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Full text of "Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. Hrsg. mit Unterstützung des Bundes und der Kantone. Bearb. von Friedrich Staub und Ludwig Tobler"

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Schweizerisches  Idiotikon. 


Wörterbuch  der  schweizerdeutschen  Sprache. 


Siebenter  Band. 


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Schweizerisches  Idiotikon. 

Wörterbuch  der  schweizerdeutschen  Sprache. 

Gesammelt  auf  Veranstaltung 

der 

Antiquarischen  Gesellschalt-  in  Zürich 

unter  Beihülfe 

aus  allen  Kreisen  des  Schweizervolkes. 

Herausgegeben  mit  nnterstfltznns  des  Bundes  und  der  Kantone. 

Begonnen 
Friedrich  Staub  und  Ludwig  Tobler. 

Siebenter  Band. 

Bearbeitet 
von 

A.  Bachmann 

und 

E.  Schwyzer,  J.  Vetsch,  0.  Gröger,  H.  Blattner,  W.  Wiget. 


3 


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Frauenfeld. 

Verlag  von  Huber  &  Co. 

1913 


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S-. 

Vgl.  au,*  Z- 


s:  I.  Interj.  1.  (lenis)  s!  gebraucht,  um  Jmd  auf- 
merksam zu  machen,  zB.  zur  Entgegennahme  einer 
vertraulichen  Mitteilung  Ap;  B;  Th;  Z.  -  2.  a)  (fortis) 
ss!  als  Drohung,  Abmahnung,  Aufforderung  zur  Ruhe 
Ap;  B;  L  (Ineichen);  Z.  —  b)  ssss!  (eine  Zeit  lang 
ausgehaltene  fortis),  gebraucht,  um  widerspenstiges 
Vieh  laufen  zu  machen  Aä;  ScHwIb.  —  II.  als  kür- 
zeste enklitische  Gestalt  1.  einzelner  Formen  a)  des 
Artikels:  's  für  ,das,  des';  s.  der.  —  b)  des  Pers.-Pron. 
der  3.  Pers.  a)  für  es;  s.  Bd  I  509/13.  -  ß)  für  (Sg. 
und  PI.)  st;  s.  si  I  und  IL  —  2.  von  als  (allen- 
falls tw.  auch  dass);  s.  Bd  I  197/200.  —  3.  von  si 
(3.  Sg.  Opt.  von  sin)  in  der  kath.  Grussformel  g'lobt-s' 
Jesus  (Jesis)  Christ  Gl;  S;  W;  vgl.  noch  Jesus  (Bd 
III  71).  —  Vgl.  Em  I  (Bd  I  513);  zu  II  auch  Gr.  WB. 
VIII   1577. 


Sa,  se,  si,  so,  sn. 

Vgl.   auch   die   Gruppen  «-<■*,   s-Ä,   «•/.   8-n,   *-/<•. 

sa:  1.  im  Anzählreim  unter  Enoll  (Bd  III  740); 
ribedi-rabedi  (Bd  VI  12);  Ural,  noch  weiterhin.  — 
2.  a)  ,sa,  sa',  Antreiberuf  für  ein  Pferd:  ,Das  Ross 
ist  ferig,  es  ist  gschwind.  Sa,  sa!  hui  Ross.  nun  mach 
dich  fort.'  Stettler  1606.  —  b)  i  sa!  Ausruf  der  Ver- 
wunderung GrP]\  (Schwzd.).  —  c)  e  nü  sassä!  UGösch. 
1)  Jauchzer  beim  Tanzen.  —  2)  etwa  =  , also  gut!'  und 
gebraucht,  wenn  nach  langem  Feilschen  der  Eine  dem 
Andern  die  Ware  zu  dem  vorgeschlagenen  Preise  über- 
lässt.  —  d)  hei-ssa!  s.  unter  e  (sonst  kaum  volkstüm- 
lich). Hei-sa-sa-sa-hei  s.  Bd  II  852  o.  —  e)  liop-sa! 
wie  nhd.  Heissa  h.,  sechs  Wuche"  drei  Tag,  hei"s 
.  Schätzeli  nie  g'ha"  [usw.],  Kindervers,  auch  als  An- 
zählreim Z.  Hopsa!  sagt  Einer,  dem  ein  Rülps  oder 
auch  ein  lauter  Wind  entfährt  Th.  Häufiger  in  der 
Erweiterung  hopsassä;  s.  schon  Bd  II  1494  (auch  Ap: 
GWb.;  Th).  's  ist  Nünt  als  Dideldum  und  H.  g'si", 
von  Leuten,  die  lustig  lebten  und  dabei  ihr  Vermögen 
durchbrachten  ThMü.;  Syn.  uf  alle"  Bäume"  Chilbi. 
Mit-eme"  Meiteli  h.,  in  einer  Aa  Variaute  des  Rigi- 
liedes.  H.  Büseli,  mi"s  Schätzeli  häd  Chrüseli  L. 
S.  noch  ApVL.  1903,  17/8.  108/9  (wo  auch  die  Form 
hopsissä).  Der  Ma"  jutzget  a"mel  ned  hoj}sasa  L.  — 
f)  e(n)  Tüsig-  (auch  Tansig-  Th)  sassa  B;  Th  (-a).  en 
Tüsigs  Sassa  Z,  das  in  die  MA.  umgesetzte  Tausend- 
sassa.  —   Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1577;   Schill.  2  II  197. 

se,  se',  se2,  sä:  1.  Interj.  zur  Erregung  der  Auf- 
merksamkeit, a)  se  Aa;  Bs;  B;  L  (in  E.  si?  wie  Se2"); 
GA.,Rh.,  T.:  ScHÜa.;  Schw;  S;  Th  tw.  (so  Mü.,  aber 

Schweiz.  Idiotikon  VU.. 


zB.se  dö);  Uw;  U;  Z;  „allg.\  se  Bs;  GT.  tw.;  Th  tw. 
(so  Hw.),  PI.  (seltener)  send  AABr.;  Z,  sent  Bs  (Seiler), 
set  S,  seit  S  (Joach.):  a)  abwehrend,  abmahnend,  zu- 
rechtweisend. =  he!  „gib  Acht!"  passauf!  Aa;  Bs;  B; 
L;  G;  ScuHa.;  Schw;  S;  Th;  Uw;  U;  Z;  „allg."  Se 
du!  wenn  man  zB.  von  Jmd  gestossen,  getreten,  ge- 
plagt wird  Aa;  Bs;  B;  Th;  Z.  Du  se!  LNeud.  Se  du, 
lo"-mich  gö"!  Aa:  BHk.  Se  du,  wa'  machst  dö?  ThMü. 
Se,  dier  du!  B.  Se,  de  trickst -mi'h  a'  fast! _U.  Se, 
Nazi,  du  Tschalpi.  du  trampisch-mer  jo  uf  d'  Ägersten- 
auge"!  S.  Se  (bzw.se),  gang  e"weg  (gang-mer  us  Weg)! 
Bs;  B;  Th.  Se,  la"-mi'"  <jw> !  B;  Z.  Ja  set,  göt,  was 
isch  Das?  zu  einem  Aufbegehrenden.  JReinh.  1907.  Se, 
nid  tfso  füll  Aa;  B;  U;  Z.  Se  (bzw.  se).  wa'  isch  da' 
(wa'  gilt  's  dö)?  zu  lärmenden  Kindern,  unruhigem 
Vieh  Th.  Se,  wo  brennt  's?  zu  einem  Eiligen,  ebd.  Oft 
auch  wiederholt.  Se,  se!  (was  giH  's  da?)  Aa;  Bs;  B; 
L;  SchwE.;  UwE.;  Z.  Se,  se,  bis  nüd  seltse" !  ebd.  Se, 
se,  wo  wo'ttst  ane"?  zB.  zu  einem  kleinen  Kinde,  das 
wegläuft,  ebd.  Mit  Zusätzen.  Se  auch!  Aa;  L;  Schw 
Nuol.;  Z  (Spillm.).  Se  (in  Th  se)  da  (dö)'.  Aa:  B: 
L;  G;  Schw;  Th;  Uw;  U:  Z,  zB.  auch  zu  einem  Stück 
Zugvieh,  das  über  die  Stränge  tritt  Th.  .[Schalksnarr 
zum  Erznarren:]  Ich  radt,  du  lassest  mich  zefriden 
...  Pack  dich  hinweck,  tuo  dich  trollen!  Seh  da, 
muoss  dir  schlon  die  wollen?  Mach  dich  von  hinnen 
flucks  undbhendt!'  VBoltz  1551.  Sc  dert!  Zuruf  zB. 
an  Kinder,  die  in  einiger  Entfernung  Unfug  treiben 
Aa;  Z.  Im  gleichen  S.:  Se  ir  dei  (oder  dei  ir)\  ZW. 
Sc  nu!  nu  se!  Aa;  Z  (Spillm.).  Se  no!  höre  auf,  lass 
mich  GT.  —  g)  auffordernd  i.  S.  von  wohlan!  lass 
sehn!  „allons  donc!"  bes.  vor  Imp.-  und  (auffordern- 
den) Fragesätzen  Aa;  Bs;  B;  Schw;  S:  Th;  Ndw;  U; 
Z;  „allg."  Se  (se),  t«*  ml'-di'*  (noch)  e"chli"  üsbwrste*, 
abbutze"!  Aa;  Th;  Z.  ,Seh,  Christen,  du  weisst,  wie 
ich  das  Drehen  und  Dreissen  hasse;  seh,  mach  dich 
zweg,  mach  dass  du  fortkommst!'  Gotth.  Se,  Ma"", 
der  liest  dusse"  g'icüss  nu'h  me!  Schw  Fasn.  1896.  Se 
se!  zeige  doch!  Z  (Spillm.).  Sc?  wie?  (=  zeige!),  ebd. 
,Saul  [zu  Merob,  die  sich  einen  Krieger  zum  Gemahl 
wünscht]:  Seh  tochter.  das  verheiss  ich  dir.'  VBowz 
1554.  Vor  Imp.  Se,  lueg!  Aa:  Z.  Se,  la"-mi"'  e"mäl 
luege"!  ZDättl.  Se,  gang  jetzt  SL,  Se,  facl 
I  a"!  Ndw.  Se,  chomm  (efnöl)!  Aa:  Bs;  '/..  Sc  (se),  hilf- 
mer  erweng !  Tb.  Se  (se),  trink(e«d  <'■''.'  ebd.  Chari.si: 
probier's!  SchwE.  (Gedieh!  I.  &  lost  äumis!  .horch, 
ich  will  dir  Etwas  sagen'  BHk.  Seh  du,  chomm.  hilf! 
Dietsch  1844.  2  Bire»,  ■  Öpfel,  5  Zwetschge«  derbi: 
seh.    rechne"  's,    mir,  vü  cha""  Das  si".-1 

JStöoklik  1902.  .Johannes  behandelte  Uli  wie  einen 
alten  Kameraden  und  sagte  ihm  alle  Augenblicke: 
Seh  suf!  seh  friss!'  Gotth.    ,Se,  komm!  rief  die  Frau, 


Sa,  se,  si, 


und  halte  mit,  du  hast  doch  nichts  zu  tun  daheim.' 
ebd.  ,Seh,  kömit,  kömit  doch!'  ebd.  ,Jakobli  sollte 
essen  und  trinken  und  Anne  Bäbi  sagte:  Seh  nimm, 
nimm  o  einist  recht!'  ebd.  ,Seh  Bauer,  mist,  bschütt, 
mach  dornig  Wedele",  hundert  es  Tags.'  ebd.  ,Seh 
mach  us,  mer  wei"  fürt!'  ebd.  Set  Sun,  so  trinket 
auch  e"chli"!  Xen.  helv.  (SKienb.,  NA.).  , Seiht,  Manne", 
nehmet aucl1!'  Joach.1881.  , Seiht,  so  chömruet  jetz  ine"!' 
ebd.  Muetter,  seh,  nimm  d'  Börste"!  befiehlt  der  Sohn. 
JReinh.  1904.  Seh  säht  [also  das  gleiche  W.  zweimal 
in  verschiedener  Bed.;  s.  unter  2],  tuet  nit  eso,  nes 
NidelzelÜi  für  de"  Durst,  seh,  nähmet  ei"s!  ebd.  1905. 
Alle  se,  mach  der  Zeis  füre"!  ebd.  1907.  Säg,  was 
bist  du  für  Einer,  se!  Schw  Fasn.  1896.  ,Se,  gib  mir 
am  [!]  blaphart  haruss!'  1478,  Z  RB.  ,Seh,  Balthasar, 
du  diener  myn,  nym  dissen  sack!'  SBirk  1535.  ,Mil- 
kom  [ein  Teufel]:  Wie  ist  im  [dem  ,Mamon',  der  sich 
über  Leibschmerzen  beklagt]  nun  der  atem  so  kurz! 
sä,  Moloch,  gib  im  von  der  würz!'  JMürer  1565.  ,Es 
türst  mich  ja,  es  glaubts  kein  Mann.  See,  Bueb,  setz 
mir  das  Schrepfhorn  an!'  JMahler  1674.  ,Seh  du, 
schenk  mir  auw  noch  Eins  yn!'  JCWeissenb.  1702. 
S.  noch  blasen  (Bd  V  143).  Die  folgenden  Belege 
können  auch  zu  2  gehören,  lassen  sich  aber  alle  auch 
unter  Voraussetzung  von  Bed.  laß  verstehen.  ,Seh 
fryhett,  nimm  diss  schenke  hin!'  HBüll.  1533.  ,Lais: 
Ich  wil  von  dir  ungfatzet  sin.  Syra,  Syra,  seh!  nim 
dahin  den  rock  zuo  pfand,  ob  wir  vilicht  das  unser  bräch- 
tind  vom  bösswicht!'  GBinder  1535.  ,[Der  verlorene 
Sohn  zum  Wirt:]  Seh,  nimm  hin  dises  geltli  bar  und 
luog,  dass  du  mir  bringest  har  fröwli,  senger  und 
saitenspil!'  Salat  1537.  ,Sara  [zu  Agar]:  Wie  staast 
du,  was  besinst  dich  lang?  Sä,  nimm  in  hin  [näml. 
Abraham]!'  Haberer  1562.  ,Seh,  schryber,  lis'don  brief 
in  yl!'  Wagn.  1581.  ,Seli,  Bueb,  ghalt  wider  schnell 
die  Speis!'  Mvricaüs  1630.  Im  (auffordernden,  un- 
willigen) Fragesatz.  Se,  was  liest?  ,lass  sehen,  was 
du  hast!'  Aa;  B;  Z.  Se,  tcas  sägi"d  ier?  U.  Sei,  cha""st 
Das  mache"?  SchwE.  Se,  wie  cha"sch-es?  zB.  ein 
Kinderverschen  Aa;  B;  ZStdt.  Se,  wie  bald  bist  wider 
da?  zu  einem  Kinde,  das  mit  einem  Auftrag  ausgeschickt 
wird  ZStdt.  Se,  wo  weit-er  üs?  S.  Se,  Frau,  hasch  nanig 
üsg'cholderet?  Z.  Se,  bist  (no'h  nid)  bald  fertig?  Aa;  B; 
Th.  Sei,  cha""  da  Nieinert  Das  mache"?  SchwE.  Se, 
cha""(-mer)  Nieinert  helfe"?  Z.  Se,  chunnst  (chöme"d-er) 
(acht)  bald?  sagt  unwillig  ein  Wartender  Aa;  B;  Th;  Z. 
Se,  chond-er  acht  noch  nit  bald  mit  dem  Most  dö?  Aa 
Jon.  Send!  wer  kennt  das  Vögeli,  es  düfelsnetts!  ... 
Gälet!  es  het  's  Keine'  erröte".  EMey.  1833.  , Jetzt 
möchte  ich  doch  wissen,  wer  der  Spitzbube  ist!  Seh! 
wem  ist  die  Flasche?  Da  blieb  es  stille  ringsum.' 
Gotth.  Se  du,  tvas  chost-dieh  di"  Geiss  [näml.  eine 
Kuh]?  LTagbl.  1899.  Se,  muess-me"-dieh  acht  noch 
ufeHräge"?  ein  Mädchen,  das  zum  Tanz  gebeten  wird. 
JReinh.  1907.  ,A.:  Ich  wett  wol  kennen  d' Ursach 
sagen  ...  B:  Sag  anen,  se,  wict  gschickten  bist!' 
Com.  Beati.  ,Da  ist  er,  hie.  See,  wer  will  dran?' 
JMahler  1674.  ,[,Witzbütel'  zur  .Germania':]  Es  nem- 
men  zuo  frönde  Geberden  . . .  Nit  gleichets  meh  dem 
Schweizerland,  all  Schand  und  Laster  nänd  ob  Hand, 
gib  mir  druf  Bscheid,  seh,  was  wit  sagen?'  1733,  L 
Spiel.  An  den  Sprechenden  gerichtet,  als  Aufforderung 
an  sich  selbst,  nachzudenken;  in  Fragesätzen,  die  eine 
gespannte  Erwartung,  Neugier  ausdrücken;  etwa  zu 
verdeutlichen  durch  ,ich  will  sehen,  bin  begierig'  AaL. 


(FOschw.);  GA.,  T.;  SchwE.,  Ma.;  Z  (auch  die  oben- 
stehenden Beispiele  aus  ZStdt  können  so  empfunden 
werden).  Se,  wie  chunnt  acht  Das  na'*  use"?  Se,  wie 
isch-es  acht  gestert  g'gange"?  zB.  bei  einer  Abstim- 
mung ZStdt.  Sei,  wie  chönnt-men  iez  Das  mache"? 
oder:  wie  chönnt-men  iez  Das  mache",  sei?  SchwE.; 
entsprechend  in  Z.  Se,  mag-er-en  acht?  oder:  se,  welker 
wird  acht  Meister.?  sagt  etwa  ein  Zuschauer  bei  einem 
Ringkampf  zu  sich  selbst  oder  zu  einem  andern  Zu- 
schauer ZStdt;  in  AaBi\;  B;  SchwE.  können  die  ent- 
sprechenden Wendungen  nur  als  Aufforderung  an  die 
Ringenden  verstanden  werden,  was  auch  in  ZStdt 
möglich  ist.  A.,  der  einen  Ausgang  vorhat,  zum  Ab- 
schied: Se  "'"'  bald  chum-ic*  wider?  B.:  Jo,  chumm 
bald  GT.  ,Seh,  wie  geht's  mir  wohl  bis  am  Morgen?' 
UBrägg.  ,Seh!  ist  Das  nüd  mügli«'1'?'  PHeng.  1836. 
Se,  was  für  es  Liedli  chönnt  's  jetzt  auch  a"stimme"  ? 
ein  Frauchen  vor  dem  Gefängniss.  FOschw.  1895.  ,S  ä 
hu':  s.  hu  II  (Bd  II  861).  Mit  nu«.  Se  nu"  Aa; 
BHk.,  nu"  se  L;  Schw;  ZO.  Se  nu",  stand  einist  üf! 
Aa.  ,Se  nu",  chömed  einist!  nun  dann,  kommt  doch 
einmal'  BHk.  Nu"  se,  was  saist  jetz  du  auch  zu  Dem? 
Bed,  »"*  will  lose",  was  use"  chömm.  Stutz.  Nif  se! 
sg  tue" -mer  über  Die  e"s  Chliseli  b' richte",  und  Das 
tüe"-mer.  Schw  Fasn.  1883.  Viell.  erst  auf  der  ähnl. 
Verbindung  von  nu"  und  so  (s.  d.)  beruhend:  Si  nu" 
so  de""!  wohlan,  so  sei  es  denn  einmal!  (scherzh.)  Aa 
Leer.  Se  se-nu"-se  dann!  mach  e'möle"!  ZRuss.  Sei 
nüd!  , wohlan  nicht',  ,sieh  [ob]  nicht',  an  eine  zweite 
Person  gerichtete  Bekräftigung.  Dir  sclüouhn-ich  der 
Grind  schou"  nuc"  z'säme",  sei  nüd!  SchwE.  (Lienert). 
Das  grind-i'"  glich  nuch  durchhe",  sei  nüd!  ebd.  Nei", 
Herre"sünli,  du  muest  's  Bauele"tüfeli  nüd  ha",  und 
ioäiiH-ich  muess  kaput  gö"  —  um  kei"s  Geld,  mi"s  wird  's 
und  se  nüd!  MLien.  1891.  [Pfarrer  zum  Sennen:] 
Ghaust  die  Fäkri  mit-der  schleike",  wänn-d'-si  wottst, 
ich  mein,  si  lauft-der  wie-n-es  Geissli  nache",  se  nid? 
G'seh  ja  scho",  es  giH  es  Eöchsig.  ebd.  1896.  —  b)  in 
alter  fester  Verbindung  mit  n  u.  a)  sene"  SchwE. 
(seine"),  Ib.  (aber  sene"dä),  sene",  senne"  Ap  (-e2-)  H., 
IL:  Gr( 'hur,  Pr.  (-e1-),  lt  Vassali;  GA.  {säne",  ä  über- 
offen), Buchs,  Gib.,  Rag.,  Rh.,  T.,  Wb.;  Th  (-e1-),  sine", 
sinne"  (i<e  vor  Nasal)  Gl;  GFs,  G.  (Zahner),  Sa.,  Wb. 
—  PI.  (in  Bed.  2)  sinet  Gl  lt  Leuzinger:  1)  abwehrend, 
he  da!  Ap;  Gl;  G;  Schw.  Sina,  cha""st  nid  Acht  g'e"! 
GSa.  Sinne",  sinne",  Herr  freie''  Bheizier,  e'sau  cha""  's 
nummer  furtgü"!  Postheiri  1869  (GSa.).  Sine".  Muetter. 
du  muest  jetz  nüd  g'ad  es  G' sieht  mache",  a's  ic'e  wänn- 
d'  Bolle"  schnitzle"  tätist,  me"  wird  auch  nuch  törfe" 
si"  Meini"g  säge".  CStrkiff  1906.  S.  du  (dö)!  Gl;  G; 
SchwE.,  Ib.  Sina  (da),  la(ss)-mich  gü"!  Gl  (bei  St.2 
ist  das  aus  Schuler  übernommene  Beispiel  irrtümlich 
mit  der  Ortsangabe  Ap  versehen);  GFs.  Senedä,  du 
tüsigs  Lecker!  schmiil'elet  dernärh  der  Pfarrer;  z'mitzt 
im  Dorf  ist  Das  nit  brficKli'"!  näml.  ein  Mädchen  zu 
küssen.  MLien.  1896.  —  2)  auffordernd,  wohlan,  ,lass 
sehen'  Ap;  Gr;  G;  SchwE.;  Th.  Sinne",  mer  wind 
gü"!  GFs.  Bei  Imp.  Seine"  da,  ir  Ledige",  dr%"  use"! 
zum  Tanze  SchwE.  Säne",  gang  e"iceg,  ,so  geh  doch 
weg'!  GA.  Sinne',  gang  lueg!  GFs.  Sine",  zeig  her! 
GSa.  Sinnä,  Petrus,  seit  due  der  Herr,  gib  dem  Hans 
3  Grosche",  sä  chan"-er  e"  cherni"s  Brout  ge"  houle" ! 
GSa.  (Albrecht,  Geschichte  vom  Spielhans).  S.  noch 
rutschen  (Bd  VI  1857).  ,Na  sena,  ghend  üch  aber  all, 
das  Unglück  grad  alls   uf  mich    fall!'    JMahl.  1674. 


,Sehnä,  fang-  an!'  JCWeissenb.  1702.  Vor  Fragesatz. 
,Säne",  was  hast?  lass  sehen,  was  du  da  hast'  GA. 
Senne",  was  giH  's?  Gr  (Killias).  ,Senna,  kannst  du 
das?  lass  sehen,  ob  du  das  kannst'  GiiChur.  Sinne", 
chunnst-e"moul?  GFs.  ,Senä,  was  kaust  Lustigs  brin- 
gen?' JCWeissenb.  1702.  ,A.:  Es  ghört  ein  Trunk  uff 
guten  Bitzen.  B.:  Sehnä,  tut  sEster  no  meh  schwitzen?' 
ebd.  An  den  Sprechenden  selbst  gerichtet  Ap;  Gl; 
G;  SchwE.  ,Senne",  länd-s'?  lass  sehen,  zerbrechen 
sie?'  ApSchön.  (Dan.).  Säne"  (verstärkt:  säne"  nu 
säne"),  seit-er  's?  ich  bin  begierig,  ob  er  es  über  sich 
bringt,  wagt,  es  zu  sagen  GA.  Der  Bauer,  der  mit 
all  seinem  Fluchen  seine  Ochsen  nicht  von  der  Stelle 
bringt,  fragt  sich,  ob  es  dem  Pfarrer,  der  herankommt, 
mit  Beten  gelingen  werde:  Sene",  bringt-er-s'  fürsich 
z' gö"?  SchwE.  (Gedicht).  Sine",  sine"?  Gl.  Sine",  wie 
chunnt  Das  use"?  ebd.  Sine",  wie  lang  gät  Das  noch? 
ebd.  [Der  bei  einer  Sennhütte  abgewiesene  fahrende 
Schüler  geht  zu  einer  andern  und  denkt:]  Sine", 
gebend - s' - mer  da  auch  Nut?  Gl  Gem.  (Sage).  [Das 
Mädchen]  hät-mich  mit  sine"  grossen  Auge"  immer  e'so 
g'spässig  a"g'gugget,  dass-ich  ha"  müesse"  a"ni"  [an- 
nehmen], es  meini  allweg:  sine",  was  Dumms  macht 
iez  da""  der  Heiri  wider?  CStreipp  1899.  Ich  ha" 
'tänggt:  sine",  sine",  we  gut  's?  ebd.  1902.  Neuerdings 
mit  nu  verbunden.  Sina  nu  chunnt-er?  wir  wollen 
nun  sehen,  ob  er  kommt  G  (Zahner).  Säne"  nu  säne", 
wie  chunnt  's  nueh  use"?  ich  bin  sehr  begierig  (will 
gerne  sehen),  wie  Das  noch  herauskommt  GA.  Nu 
sine"!  Gl.  Der  Geisser  giH  umme":  Sig 's  jetz  dem 
Herrgott  lieb  oder  leid,  se  witt-ich  übere".  Der  Pur 
tankt:  Nu  sine"!  und  lueget-em  zue,  wie-n-er  schwimmt. 
Gl  Gem.  (Sage).  Sene"  nüd? !  wie  se  nüd  (s.  oben  aß 
zu  Ende)  SchwE.  Du  wem-mer  scho"  ufe"  cho",  sei(ne") 
nüd!  Analog  wie  la"  g'se  (s.  unten  da)  entsteht  la" 
senne",  worin  senne"  als  Inf.  functioniert;  nicht  zu- 
treffend Bd  III  1398  u.  La"  senne"!  ,lass  sehen'  GrL.. 
Pr.  L.  s.,  magst  über  der  Zu"  springe"?  GrPi\  Wenn- 
er us-aem  Maie"säss  z'rugg  sind,  wül-ich-dich  b'höre"  in 
Demm,  was  [d'J  g' lernet  liest  [im  Katechismus  usw.] ;  la" 
senne",  mi"  Bueb,  e"  wiete"  Fürruck  bis  dar  z'  mache" 
chunnst!  Scbwzd.  (GrPi\).  —  ß)  sele"  A?(-e2-;  in  V.  die 
allein  geltende  Form,  sonst,  wenigstens  tw.,  neben  si'2- 
ne");  GRMai.;  G  tw.;  TH(so  Egn.,  -e-'-),  he2le"  ApV.  1)  ab- 
wehrend. Sele"  (wie)!  sele"  du  (od.  s.  dö,  dei)\  ApV. 
(zB.  wenn  man  gestossen,  gezupft  wird).  Sele"  dö! 
GRh.  —  2)  auffordernd.  ,Sela,  mer  wand  luege",  nun 
lasset  uns  sehen'  Ap  (TTobler).  Sele",  ich  will-der 
e"chli"  helfe"!  ApV.  Bei  Imp.  Sele"  geb,  gang,  nemm, 
mach  e"chli" !  ebd.  Sele",  zäg  e"möl!  gib  her,  lass 
sehen!  TijEgn.  Mache'd,  Göfe",  sela  mache"d!  Ap 
.(Dekl.).  Vor  Fragesatz.  Sele",  ge''d  's-es  näbe"  [dass  du 
kommst]?  ApV.  Sele",  wie  bald  chöst  wider?  ApV.;  Th. 
An  den  Sprechenden  selbst  gerichtet.  Sele"  (wie),  chöd- 
er?  ich  will  gerne  sehen,  ob  er  kommt  ApV.  Sele"  (wie), 
wa'  isch  morn  för  Wetter?  ebd.  A.:  Sele",  (wie)  bald 
chomm-i'h  wider  ?  B. :  Jo,  sele"  (wie) ;  oder  A. :  Sele",  (wie) 
bald  chöst  wider?  B.:  Jo,  sele"  (wie)  ApV.;  vgl.  Sp.  4. 
—  y)  s»2  (s-  die  Anm.),  gleichbed.  mit  sine\'  (s.  unter  a) 
Gl:  1) abwehrend.  Si,  las'-mich  gü"!  —  2)  auffordernd. 
Si,  zeig-mer's!  zeig's  doch,  lass  sehn  GlMoII.  Wuelfeil 
cha""-me"  's  [den  Glarnerthee]  bi-mer  chaufe",  nem-mer 
auck  es  Päckli,  sl!  CZwicky  1901  (Gl).  —  8)  sin  (,das 
i  nicht  sehr  lang')  GRNuf.  1)  abwehrend.  S.  cha""st- 
mi'"  nie  la"  sl"!    S.  bist  (doch)  en  Wuest!  —  2)  schlies- 


send,  folgernd:  gewiss.  S.hend-s'  Neues  [Etwas]  ver- 
gesse", sagt  Einer,  der  von  einer  Gesellschaft,  die 
bereits  weggegangen  war,  Jmd  zurückkommen  sieht. 
Sin  hen-s"  ne"  g'seh".  —  3)  sieh!  Syn.  hest.  S.  hest- 
mi°h  halt  g'ergeret.  —  c)  mit  wie  verbunden,  das  gew. 
den  Ton  auf  sich  zieht  (s.  die  Anm.).  1)  sewie  GT.; 
SchwE.,  sewie  (wohl  meist  -e'-)  BsL.;  G  (Firm.);  Z 
Bttl.,  Dättl.,  Stdt  (alt),  Wth.  (alt),  säwie  Bs  (BMeyer), 
seine  (wohl  meist  -e'-)  GT.  (LSrägger);  ScHStdt,  St.;  Tu 
Berg,  Homburg,  Tag. ;  Z  (so  Bül.,  Dättl.,  Marth.,  0.,  Stdt, 
W.,  Wl.,  Wth.),  säbie  Sca  (Kirchh.) ;  m  und  uTu,  sabie  Sch 
(allg.);  THDiess.,  Hw.,Mü.,Täg.;  ZMarth.,Rafz,  Rhein., 
durch  Anlehnung  an  hü,  ä  noch  stärker  entstellt  he'bie 
Sch;  ZW.,  häbie  Sch  (Kirchh.),  habie  ThHw.,  Mü., 
Steckb.;  ZEafz,  Stli.,  ebie  ZO.  (Hürlimann),  äbie  Sch 
(Pletscher),  abie  ScHBuch,Ha.;  THErm.,Fr.,  Pl.se&iena! 
Sch  —  2)  sen(n)e"wie  GßChur;  GBuchs,  Rh.,  T., 
Wb.  (sinne"wie),W.;  ThMü.  (seltener);  ZDättl.,  sene"6ie 
Sch  (vereinzelt);  oTh,  Berg,  Fr.,  Hw.  (se'-),  Mü.,  auch 
ItPup.;  Z  (lt  Spillm.  und  nach  anderer  Angabe  se'-). 
hene"bie  oTh  —  3)  sele" wie  Ap  (se2-);  Gl  (St.b);  GRh., 
Wb.  (selten);  ScnSt.  (se1-);  ZStdt,  sele"bie  oTh,  Diess., 
Egn.  ('se2-,),  Hw.  (se2-),  hele"wie  ApV.  (neben  s-):  1)  ab- 
wehrend Ap;  Gl  (St.b);  GBuchs,  Rh.,  T.,  W.;  See;  ZO. 
(Hürlimann),  W.  Sela  wie!  lass  mich  gehen!  ,sela  wie, 
lom-mich  gö"!  lass  mich  gehen!'  Ap  (TTobler).  — 
2)  auffordernd,  ,lass  sehen'!  Ap;  BsL.;  GRChur;  GWb., 
W.;  Sch;  SchwE.;  Th;  Z.  Sebiend  Si!  Sch.  [Bursche, 
der  seine  Kameraden  auffordern  will,  einem  kranken 
Bauern  das  Gras  zu  mähen  und  das  Korn  zu  schnei- 
den: wir  wollen  sehen]  wie 's  acht  e'  mähe"  war  a" 
su-re"  Nacht  und  öppe"  Haber  z'  schnide".  Seh  wie! 
Dö  gab  's  jo  Mäder  und  es  (/-'schnitt,  schier  grosser 
a's  im  Chatze"rütihof.  Stütz.  Säbie,  ehr  Hehre'  [ihr 
Herren],  no"*  Ä"s  [näml.  ein  Lied]!  AHälder  1838/9. 
Sabie.  mer  wend  i"he",  i0*  will-der  en  guete"  Schoppe" 
zale"!  Schwzo.  (ScHBargen).  Sellebie,  Lisebeth  oder 
Amerei,  wersch  goppel  auch  cho"!  Schwz.  Frauenh. 
1902  (oTh).  Mit  Imp.  Sebie',  heb  ane" !  lass  sehen, 
halte  mir  stille!  ZW.  Sene"bie  (hene"bie),  chom  e"möl! 
oTh.  Sabie  (sene"bie,  sele"wie),  zäg-mer's  e"möl!  ThHw., 
Mü.  Aber  seh  wie,  so  sag-is  [uns],  wie  Alles  noch  witer 
isch  'gange".  KR Hagenb.  18(33.  ,Sennabie!  Du  herziges 
Wickelkind,  nimm  einmal  ein  A"rung  und  gump  zum 
Bett  raus!'  Th  Ztg  1896.  Äbie,  Bäsi  Babettli,  spinn 
au'h  e"  Höckli!  APletscher  1902.  ,[Eva  zu  Adam  im 
Paradies:]  Sena  wie,  beiss  au  a  Fetza  davon!'  TTobler 
(aus  einer  Quelle  von  1800;  Schweiz.?).  S.  noch  brin- 
gen (Bd  V  696);  Rdb  (Bd  VI  20).  Vor  Fragesätzen. 
Se(ne")bie  (hene"bie),  wa'  hast  dö?  Th:  ZDättl.  Sene"bie 
(hene"bie),  magst  Da"  g'lupfe"?  ebd.  Sabie,  chonnst  du 
obere"  [zB.  über  einen  Graben]?  ThMü.  Sewie,  wie 
stät  's?  ZBül.  Ach,  Liseli,  ich  hett  t"  Bitt!  Brav,  brav, 
min  Hans,  sewie  wa' ivitt?  Firm.  (G).  Sabie,  was  Hem- 
mer für  e"  G'schmäus  [mit  Bezug  auf  die  gefangenen 
Fische]?  SWixz  (SuSt,).  Abie.  wer  min  Eu'h  rötet  de" 
scÄö»JBafe«Z«'erst?ONi8ELil896(THErm.).  S.nochiVier- 
Bräten(Bd  V875).  An  den  Sprechenden  selbst  gerichtet 
Ap;  GRh.,  T.,  Wb.;  THEgn.,  Mü.;  ZAuss.,  W.  Sabie, 
nie  chunnt's  ächtno'1'  use"?  ThMü.  Se3le"bie.  wer'C'fil/- 
mer  fertig  bis  z'  Obe"d?  TuEgn.,  Hw.  Als  Bekräftigung 
SchwE.;  vgl.  se  nüd  (Sp.  !)■  Da"  wem-mer  [wollen 
wir] g'chöirig  rerbaitele",  sei  wie!  Bursche,  der  ein  Adler- 
nest ausnehmen  will:  Der  [der  Adler]  muess-mer  dra", 
seh   wie!   SchwE.  (Gedicht  von  Ochsner).    —    d)   mit 


Sl,  so, 


formeller  Angleichung  ans  Vb  sehen,  a)  G'se!  B;  an- 
scheinend als  Imp.  von  gesehen  empfunden.  1)  auf- 
fordernd, wohlan!  G'seh,  Hansli,  chum  o  [auch]  zuehe" 
da,  du  hest  doch  no"1  nid  g 'gisse"!  CWälti  1848.  G'seh, 
mach,  das'-mer  hei'"  chöme"!  B  Hink.  Bot  1872.  Gseh, 
gib  Antwort!  v  Alken  1897.  —  2)  sieh!  Müetti,  chum 
g'seh,  wel'h  e"  schöni  Ghue  ich  g'chauft  hu"!  B  Hink. 
Bot  1806.  Formell  (aber  nicht  semasiologisch)  voll- 
ständige Anlehnung  an  sehen  zeigt  die  Verbindung 
la"-g'se;  s.  Bd  III  1398  u.  und  gesehen.  —  ß)  sehe", 
tische"  GaHe.,  Pr.  Sähe",  Eriste".  was  d' für  Neuig- 
keite"  käst!  Schwzd.  (GrPi-.).  S.,  was  ä"  kamst!  »in 
Mai.  S.,  wie  wird  Das  gö"!  ebd.  S.,  wie  leit  's  en 
Sehne  ab !  GitHe.  (Däri.).  In  Verbindung  mit  wie.  Seche" 
wie,  zeig  was  [d']  ha"' st ^  S.w.,  was  tuest,  was  machst 
dö?  —  2.  a)  se1  Ap  (in  der  Kdspr.  de'  de'):  Bs;  GlH.,  K. : 
GrL.,  vPr.;  GRh.  (Mooser),  Sa.,Wb.,  lt  Zahner;  Scb;  Tb 
Hw.,  Mü.;  ZMarth..  sä  (gew.s„<)  Aa (tw.se*)  Bi\,  F.,  Ke., 
Leer.,  St.,  Zein.;  B;  FSs.;  GrHc.  (se-).  Nuf..  iPr.,  Ths; 
LE..  G.;  l'Al.  (.sir):  GA..Fs,  Ta.,  T..  VV.:  Schw,  so  F.: 
SL.,  Thierst.;  TB.;  Ndw;  UwE  :  U:  W;  /(überwiegend; 
se'),  PI.  send  Ap;  Gr  vPr.;  Lj  GSa.,  Wb.;  TbHw.  (-¥■), 
sent  Bs  (Seiler,  lt  Spreng  send),  sänd  AaBi\  (neben  se*nd), 
Leer.;  BBrisl.;  GlH.  K  :  LE.;  GTa.,  T.;  Scb;  SchwE. 
(selnd  wie  he'nd,  we?nä);  Ndw:  UwE.:  ü;  Z  (in  Stdt 
se'nd).  sänt  L,  satt  B;  GuNnf.;  S;  W.  sät  BBrisl.;  S, 
säd  GitFeist.  säit  LE.,  satted  PA1.  —  he'  ApV.  (zu 
Bd  II  850):  da  (nimm)!  die  Handlung  des  Darreichens 
begleitend  Aa:  Ap:  Bs:  B;  FSs.;  Gl;  Gr;  L;  PAL; 
G;  Sch;  Scbw:  S;  TB.;  Tb;  Uw;  W;  Z;  wohl  allg. 
„Sä!  nimm!  nimm's  hin,  wenn  Jemandem  Etwas  an- 
geboten wird  ...  Es  ist  das  tiens  der  Franzosen.  Säit, 
send  oder  sänd,  tenez,  wenn  man  Jemandem  Etwas 
gibt,  allg."  ,Sä!  aeeipe!  sät!  aeeipite!'  Id.  B.  Bas 
Messer  ist  di"s,  se!  GrPi\  Send,  Das  ist  üwers!  ebd. 
De'  ist  tifig,  we""-me"  seit  se  A  a  .  We""-me"  zu  dir  nw  seit 
sä,  so  bist  (du)  z' finde"  7..  Er  hört's  besser,  we""-mer 
zu-n-em  seit  sä,  als  irc""-mer  Öppis  von-em  leo'tl  ZO. 
Wann  's  heisst  sä,  dünn  g'hört-er  guet!  ZW.  Sä-n- 
iez!  Z.  Er  müend  's  g'wüss  ne"  [das  Geld].  Nu  send, 
na  send,  er  müend!  Stdtz.  ,[A.  sagt  aus,  dass  B.]  zuo 
des  von  Kam  bank  kam  und  warft'  4  d.  in  das  brett, 
sprach:  se,  dass  dir  das  der  tiifel  übel  vergelt,  dass 
du  mir  als  lang  hast  gebeited.'  1422,  Z  KB.  ,Min  ben- 
äht zu  Einsideln  gebe  im  [für  einen  Dienst]  10  ß  und 
rette  zu  im:  sind  [!]  und  vertrinkent  die!'  1465,  ebd. 
,Do  Meridianna  gsach  ülliffler  fallen,  do  lachet  sy  ein 
wenig  und  fieng  im  sin  pfert  und  bracht  im  daz  und 
sprach  zuo  im:  Herr  Olliffier,  send,  sitzen  wider  uf!' 
Morgant  1530.  ,[Narr  zu  Johannes,  dem  er  ins  Ge- 
fängniss  Speise  bringt:]  Sab,  Hanso,  sah.  ich  bring 
dir  z  fressen!'  Aal  1549.  ,Nun  sendt,  das  ist  ein 
guoten  alten  [näml.  Wein]!'  ebd.  ,So  sa  [!],  i  will  dir 
halbs  [nämlich  die  halbe  Wurst]  verehren.-  Spichtig 
1658.  Mit  Acc.  Se  de"  Nüggi!  zu  einem  schreienden 
Kinde  Aa.  Sät  noeh  grad  es  chlVs  Tri"chgeltli  BR. 
Sä  en  Öpfel!  GFs.  Sri  d'  Hand,  eeco  la  manu:  satted 
d'sG'eld,  prendete  il  danaro  PAL  Säsus!  nimm  es  W. 
Müs,  Müs,  sä  de"  Za".  gim-mer  en  andere"  Za"  und 
e"  goldi"s  Chetteli  dra"  ZRegensb.,  W.;  vgl.  Bd  IV 
475  u.  Frau:  Cha""st-mer  e"chli"  Ghriesiwasser  ge"? 
Meili:  Hätt's  seliier  vergesse",  se  noh,  was-ich  liä". 
Stutz.  .A.  rette:  se  ein  angster!  Den  neme  er  [B.].' 
1463,  Z  KB.  ,[Die  Witwe]  sass  by  im  allein  in  der 
stuben    schwetzend,   da    bot   er   iren    ein   ringli   und 


sprach:  se  den  gmahelring  da!  Den  nam  sy  gern  und 
jach:  was  sol  ich  dir  gen?  Er  sprach:  was  du  wilt. 
Also  gab  sy  im  ein  briefli,  darinn  was  ein  halber  ducat, 
und  jach:  se  du,  das  het  mir  min  man  selig  gen  zuo 
einem  bittpfening.'  1525/7,  Z  Ehegerichtsbücher;  in 
der  gegnerischen  Aussage:  ,se  hin,  das  ist  der  ring.' 
,So  sä  hiemit  das  buoch,  darinn  findst  gschriben 
stau,  wie  du  din  laben  solt  anfan.'  GBinder  1535. 
.Gnädiger  her,  send  d  Schlüssel  hie  und  bhaltends 
by  euch  biss  morn  früe.'  SBirk  1535.  ,Kumm,  rumm 
uf,  schilt  bar,  locherlin,  byss  har,  sess  sess  [nimm's; 
vgl.  unter  2  a],  kumm  bätzlin!'  zu  einem  Hunde. 
RSchjiid  1579.  ,Ä,  sä  den  Spiegel;  Lieber,  lueg!' 
Com.  Beati.  ,Se  noch  Eins!  aeeipe  denuo.'  Pied.  1662. 
In  der  Wendung  ,se  min  trüw'!  =  da  mein  Wort 
darauf;  schon  mhd.  (,set  mine  triuwe!-  Walther  74,  27); 
s.  auch  unter  ,se  hin.'  ,Do  bot  im  der  Z.  sin  band 
und  sprach:  Nu  se  dir  min  trüw,  wo  ich  sy  vormals 
einest  geschlagen  hab,  das  ich  sy  nu  zechen  malen 
darumb  schlachen  wil.'  1434,  Z  RB.  ,Da  hatt  der 
Nesen  sin  band  frevenlich  uff  und  rett  also:  se  min 
trüw,  wo  du  gast,  da  ich  bin,  so  wil  ich  dir  din  hals 
abstechen  oder  du  muost  mir  es  tuon.'  1453,  ebd. 
Mit  Imp.  Se  nemm  (nimm) 's  (doch)!  Ap;  Tb.  Säit 
näit!  LE.  Sänd,  sind  nit  so  schlich  und  nend  's!  L. 
Se  trink!  Ap;  Tb.  Se,  mV  Beppeli,  trink!  sagt  die 
Mutter,  indem  sie  ihrem  Knaben  eine  Tasse  Kaffee 
aufstellt  Bs  (Hagenb.).  Sä  süff,  G'mein(d)rät!  L  (In- 
ei.-hen):  Z:  vgl.  Bd  VI  1591.  A.:  Sah.  nimm 's  du 
noch !  B.:  Nei",  ieh  nimme"  's  nit;  sä  dö,  ich  maf>  nit 
trinke1.  JEeinh.  1907.  Du,  Vik,  sä  lue»,  lis  dö!  ebd. 
Sä,  Jelli.  nimm  du  Ei"s  da  us  aem  Dorfgutterli ! 
Baum..  1908  (BGr.).  Chitmm  se'  (sä) !  Aa;  Ap;  B;  L; 
Tb;  Z  und  weiterhin.  Chom  sä,  du  hübschi,  du  fini! 
Graf,  dem  Mädchen  seinen  Ring  bietend.  ALGassm. 
1906  (L  Fischb.).  Chomm  weiälieh  se  (sä)!  oder  w.  eh. 
s.!  zu  kleinen  Kindern,  indem  man  ihnen  einen  locken- 
den Gegenstand  entgegenstreckt  (wenn  sie  zB.  gehn 
lernen  sollen),  auch  zu  jungen  Haustieren  (Füllen, 
Kalb),  die  man  herbeilocken  will  (s.  unter  b)  Tu;  Z. 
Ähnlich  g'schivind  chomm  se!  Tb.  Meist  ironisch  als 
Abfertigung:  (Jo  od.  aber)  g'schirind  chumm  (chomm) 
se'  (se2)!  da  kannst  du  lange  warten!  AaBt.;  TbHw., 
Mü.;  Z.  Übh.  als  Zurückweisung  einer  von  Andern 
ausgesprochenen  oder  auch  selbst  gehegten  Erwartung, 
Annahme.  A.:  Du  hast  doch  gwüss  e"  schö"  Trinkgelt 
übereho"?  B.:  Jo,  g'schw.  eh.  s.!  Tb.  I'k  hett  g 'glaubt, 
er  wurd  nöchge".  Jo,  g'schw.  eh.  s.  [da  habe  ich  mich 
schön  verrechnet  |!  ebd.;  ähnlich  Z.  Die  ä.  Belege  mit 
Imp.  lassen  sich  von  denen  unter  1  a  ß  (s.  d.)  nicht 
scharf  scheiden.  .Köchin:  Sä,  Levi,  friss  die  tigen 
wurst,  ich  sag  dir  zuo,  sy  bringt  dir  durst.-  Rüef  1540. 
,Büt  mir  dyn  hand,  sä.  steck  in  [den  Ring]  an.'  JMureb 
1560.  ,Sätt!  da  näht.-  B  (Wolt.  Jüngl.  1780).  S.  noch 
bass  (Bd  IV  1650).  ,Se  (sä)  hab!'  ,Als  er  in  [den 
Scharfrichter]  geslagen  habe,  so  habe  er  gerett:  se, 
die  streich  hab  von  des  wegen,  den  du  hür  verbrantest, 
das  er  nit  getan  hab  und  ob  Gott  wil,  es  sich  niemer 
erfinden  söl.'  1451,  Z  RB.  ,Wirt  [zum  ,wirtsbuob']: 
Nun  beit,  se,  heb  den  öring  z'lon!'  HsRMan.  ,Sä, 
hab  dir  da  den  stoss  mit  den  füessen,  aeeipe  calcem.' 
Mal.,  ,see  oder  hab  . . .'  Fuis.  S.  noch  haben  (Bd  II 
874>  ,Se  trink!'  ,N.  habe  im  das  [Glas]  botten  und 
gerett:  se  und  trink  die  stallung  ab!'  1453,  Z  RB. 
.Redte  der  A.  zu  dem  B.:  Se  trink!'  1473,  ebd.    ,Rebman 


Sa,  se,  91,  so,  su 


Chrisostomus  Trubenhirs:  Gott  gsegnes  üch  gsellen, 
was  ists,  wie  wie?  Heini  Frefenrotzig:  Ei,  nüt  dann 
guots;  send,  trinkend  hie!  ...  R.:  (iott  dank  üch,  was 
guoten  wins  ist  das!'  HsRMan.  Se  (sä)  dö  hast!  PI. 
send  (sänd)  dö  händ-er!  da,  da  hast  du  (habt  ihr)  Aa; 
Ap;  Bs;  Gr;  Sch;  S;  Th:  Z.  Sänd-Si  dö  händ-Si! 
Aa.  S.  da  hesch-(e)s!  B;  G;  Th;  Z.  Send  du  hasch! 
GSa.  (scherzh.).  S.  dö  hest  en  Öpfel,  es  Stuck  Brät!  ua. 
Aa;  Bs;  GitPr.;  Soa;  S;  Tu;  Z.  Sä,  Elisi,  da  hest  o«* 
en  Bitz!  BGr.  (Bärnd.  1908).  Su  sä  da  hest  es  Fränkli! 
ebd.  Sät,  Muetter,  dö  heit-er  euers  Bettli!  S.  Sah 
dö  hesch  e"  Hellerli.  kauf  drum,  tcas-de  witt!  Bs,  sät 
da  heit-der  Chrützerli!  B,  in  einem  Spiel;  s.  ABrenner 
1857,  22;  GZür.  1902,  151.  S.  noch  Biessen  (Bd  IV 
1704);  Zwei-Bäppler  (Bd  VI  1181).  ,Er  cha'"'  (fad 
säge":  Mül,  was  witt?  Schnorre",  se  dö  hesch!  es  mag 
seinen  Gaumen  gelüsten,  was  es  will,  so  steht  es  ihm 
zu  Gebote'  Ap  (TTobler).  Ir  hind  's  dou  jinne"  [im 
Himmel]  bigopp  a's  nie  d'  Vöugel  im  Hampfsüme"  und 
dörfe"d  nu'  säge"  ,TäIler'  oder:  ,Mül,  was  wi'tt,  se, 
Schnorre",  dou  hasch  [s'J  !•  Propuet  1855  (GSa.).  Se  dö 
nimm !  Ap ;  Sch  ;  Th.  Sä  da  sin  sswe  Franken!  BR.  Satt, 
sagte  sie  zu  Anna,  da  sl"-si  [die  zwei  Theater-Billete], 
MWald.  1884.  S.  da  (dö)!  wohl  allg.;  in  Studenten- 
kreisen etwa  auch  als  scherzh.  Formel  beim  Zu- 
trinken Z.  Sä  du  da!  sät  (ir)  da!  GrNui".  Sä-s  da! 
Z.  Send  da  e"  Bire"!  GWb.  Sänd  dö  euers  Brot! 
AALeer.  Sä  dö  ne"  Bitz  Brot!  SL.  ,Seh  da,  nimm, 
Uli,  zwei  Neutaler!'  Gotth.  A.:  Z' erst  wein-mer  Euers 
Wort.  B.:  So  satt  dö!  und  streckt-ne"  d'  Hand.  JReinh. 
1901.  ,Da  langte  das  Mädchen  in  den  Pumper  und 
drückte  mir  einen  Fünrliber  in  die  Hand  und  sagte: 
Sä  da  und  jetzt  chumm  [ins  Wirtshaus]!'  Ndw  Kai. 
1906.  Sä  da  verstät-me"  ender  als  gib  her  da!  ZBül. 
Ei"s  Sä-dö  ist  besser  ah  hundert  Helf-ich-Gott!  L  (In- 
eichen). (Ei"'m)  de"  Sä -da  mache",  von  Einem,  für 
den  das  Schlechteste  gut  genug  ist,  der  sich  mit  dem 
Schlechtesten  begnügen  muss  Z  (Spillm.).  ,Do  [bei 
einem  Streit  über  den  Einsatz  beim  Kegelschieben] 
sprach  N.  zuo  dem  Tugginer:  sä  da  minen  kugelhuot, 
macht  du  es  nüt  lassen  guot  sin.'  1380,  Z  RB.  ,Da  die 
ürten  angeleit  wart,  gieng  der  St.  zuo  H.  über  sin  tisch 
und  sprach:  lieh  mir  15  dn.  Da  sprach  er:  se  da  min 
huod!  den  wil  ich  dir  liehen.  Das  wolt  der  St.  nit 
tuon  und  wolt  numen,  dass  er  im  gelt  liehen  [solle], 
das  wolt  aber  H.  nit  tuon.'  1427,  ebd.  ,Do  zuckte 
N.  die  [geliehene]  kappen  ab  sinem  houpt  und  würfle 
im  die  in  den  dreck  und  rette  zuo  im:  se  duo  din 
kappen  und  geh  Gott  dir  und  der  kappen  das  vallend 
übel!'  1452,  ebd.  Wer  gewöhnliche  Geldschuld  ein- 
treiben will,  hat  sich  an  den  Ratschreiber  zu  wenden, 
er  soll  sprechen:  ,der  ist  mir  so  vil  oder  so  vil 
schuldig,  send  da  ein  angster!'  Der  Ratschreiber 
schreibt  die  Schuld  in  sein  Buch.  1520,  Z  (Zt'sR.). 
.Send  do  den  mantel!'  Zielt  1521.  ,Se,  Heiny.  da  6 
klonen!'  1536,  L.  ,Sä  da,  iss  das  imberwürzlin,  dass 
dir  vor  angst  nit  entwüsch  ein  fürzlin.'  Aal  1549. 
Auch  umgekehrt:  Da,  sä!  (gibt  ihr  den  Schlüssel). 
OvGreyerz.  ,Se  hin.'  , Sprach  der  A.  zuo  dem  B.:  se 
hin  die  kuglen  und  wal  selber!  Dass  dir  Gott  das 
vallend  übel  gäbe,  du  verhiter  schulderer!'  1424,  Z 
RB.  ,[A.  zu  B.:]  Wilt  du  sweren,  dass  der  stein  uff 
dem  quatwor  gelegen  ist?  Do  sprach  B.:  Nein,  ich 
wil  nit  sweren  umb  kein  gelt;  wilt  aber  du  sweren, 
so  se  hin   ein  Schilling  haller   und   swer   du!'    1132, 


ebd.  ,[N.  sei  zu  seinem  Bäcker  gekommen]  in  die 
brotlouben,  brecht  im  1  brot  und  sprach:  se  hin  die 
brot  wider!  du  hast  mir  minem  knaben  also  lieblos 
brot  geben,  das  dir  das  der  tüfel  vergelte.'  1434,  ebd. 
.Do  warff  er  [ein  Bäckermeister  einem  andernj  den 
Schlüssel  in  sin  brottiscli  und  Sprech:  sehin  und  be- 
schlüss  [die  Brotlaube]  oder  du  beschlüss  nit,  weders 
du  wellist.'  1435,  ebd.  ,Der  T.  [gab]  im  die  brieff 
und  sprach:  sehin!  du  hast  kuntschaft  gnuog.'  1465, 
Zellw.  Urk.  ,Se  hin  daz  gelt!'  1481,  Z  RB.  .Duochman 
[reicht  dem  einkaufenden  Knecht  das  Tuch]:  See  hin! 
dass  sii"  Gott  walt!-  Fastn.  XV.  ,Se  hin  die  jüp  und 
bätler  schüssel."  Geng.  Gm.  ,Sä  hin  den  brief,  gib 
mir  min  gelt!'  NMan.  ,A1so  büdt  im  die  jungkfrouw 
ein  kränz,  sprechende:  See  hin,  du  stolzer  Jüngling 
fyu!'  JKolross  1532.  ,Jetz  kummend  har,  ir  trüwen 
knecht  [die  Liktoren],  send  hin  die  byel,  bschir- 
mends  recht!'  HBull.  1533.  ,Seh  hin  fünff  krönen  one 
geferd!'  GBinder  1535  (noch  mehrfach).  , Köchin:  Ir 
sind  doch  warlich  untrüw  lüt,  keiner  mir  nun  ein 
trünklin  büt.  Äser:  Sä  hin,  du  sack,  du  schantlichs 
wyb,  luog,  dass  kein  tröpfli  drinnen  blyb!'  Rdef  1540. 
,Se  hin!  will  dirs  in  d  hand  verheissen  (versprechen)', 
die  Vertreter  der  Kantone  Bern  und  Schwyz  zu  Bru- 
der Klaus.  VBoltz  1551.  ,Se  hin  dein  stab!'  GGotth. 
1599.  ,Pur  (bibit):  's  ist  guot;  sä  hin!  hab  trun- 
ken gnuog,  ist  besser  dan  der  Wasserkruog.'  Com. 
Beati.  ,M.:  Zween  Pfennig  gib  ...  A.:  Sähin!  ich  hab 
mee  in  der  Taschen.'  1616,  L  Spiel.  Mit  abstr.  Obj. 
,[A.  erklärt  dem  B.:]  Ich  stan  nit  mit  dir  in  stallung. 
Da  vorderte  der  B.  stallung  an  in  und  erwuste  in  by 
der  hand,  spreche:  hast  du  nit  stallung  geben,  so  gib 
mir  stallung!  Da  slüege  er  in  mit  der  funst  und 
redte:  so  se  hin  stallung!  das  dich  box  bluot  sehend!' 
1463,  Z  RB.  ,[Ein  Reiter,  der  von  einem  Fussgänger 
gehöhnt  wird,  zu  diesem:]  Sähin  min  trüw!  so  bald  ich 
von  dem  ross  kum,  ich  wil  dir  darumb  ein  schlappen 
setzen.'  1486,  ebd.  ,Se  hin  da.'  , Sehin  da,  grechtig- 
keit,  dyn  schwert!'  VBoltz  1551.  ,Sä  hin  da,  bhend, 
gsell  Astaroth !  mit  disem  du  hie  spalten  sott  den 
ruggen  wol  solt  du  im  fägen  mit  disem  bösen  hell- 
sehen dägen.'  Meinrad  1576.  —  b)  als  Lockruf  bes. 
für  Rindvieh  (Kühe,  Rinder,  Kälber),  auch  für  Pferde 
und  Schmalvieh  (Ziegen,  Schafe);  man  streckt  dabei 
den  Tieren  Salz,  einen  Wisch  Gras  oä.  hin  oder  stellt 
sich  doch  so.  Sä/SThierst. (zur  Ziege),  Chüeli (chumm) 
sä!  Schw,  sä-sä(-sä)!  AaBi\  (ssä-ssä!);  BG.,  Si.:  FSs.; 
GFs;  SL.;  U,  o-sä-sä-sä!  oder  o-sse-sse-sse !  BS i.,  ü-ssä- 
ssä!  B  (Zyro),  ü-ssä-ssä,  ho  Lobe" !  SchwE.,  i^säf-sä)! 
u-sä(-sä)!  (ä  bald  breit,  bald  enger)  S  (zu  Schafen, 
Ziegen),  ho  sä-ssä!  SL.  (Kuh,  Ochs),  hoi  hoi  Chüe 
Chile  se-se!  GFs,  hob  hob  sä-sä!  BZweis.  (zu  Kühen), 
Höpi  (HiVpi),  sä-ssä-ssä!  BE.  (ebenso),  G'ii  • 
ssä  (chumm  sä-sä)!  ebd.  (zu  Ziegen),  chomm  se  (bzw. 
o*ttm»!Sä,).'AAZeii].;GRh.;  SL.(zu  Pferden):  Tb,  chomm 
se-sese(-se) !  TbHw.,  chumm  sse-sse-sse!  BSi.,  chumm 
sä-sä-(-sä,  -sä)!  AALeer.  (für  sämtliche  grössern  Haus- 
tiere); BG.,  R.:  GT.;  UwE.;  ZO.,  chöm  chöm  ssä-ssii-ssii ! 
sä  chöm!  BG.  Höh!  Sä!  Sii!  Höh!  Lot  süferli  cho! 
Sg  alli  vom  Bahre?  So  icei  mer  denn  fahre;  die  grosse 
gah  scho.  Kühreihen  1813.  Hu.  lii!  Geissli,  ho,  sä! 
IRöthelin  1882.  Hii  schon,  hiissässä,  liebs  Chutii.  bisch 
so  guet,  chumm  sässii.  chumm  iceidlich,  schöns  Chueli, 
chumm!  JBeihh.  1907.  S.  noch  hö  (Bd  II  858).  — 
c)  , Sä-sä   machen',    einem   Kinde   die  Rute  geben   B 


11 


Sa,  se,  si,  so, 


(vRütte).    Sä-sä  n.:  Rute  in  der  Kdspr.  B.    TFe""-d' 
»n'd  folgisch,  su  itbcrchunsch  d's  S.  B  (Zyro). 

Got.  rat  (auch  in  der  Verbindung  eai  nu),  anihd.  se,  ahd. 
gew.  in  der  Verbindung  senu  seno  (auch  senu  nu,  seno  nu). 
sinu,  rino,  sine,  as.  si»»;  vgl.  Gr.  WB.  IX  2769/71  und  üe 
dort  verzeichnete  Lit.,  wozu  noch  Martin-Lienh.  II  314; 
Unger-Khull  588;  Brugmaira,  Abh.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss. 
XXII.  VI  28.  62  (mit  Lit,);  Fiek  *  III  421.  Das  W.  ist 
auf  unserni  Gebiete  wie  tw.  auch  anderwärts  in  zwei  WW. 
auseinandergefallen:  se  mit  Bedd.,  welche  der  ahd.  ,ecce' 
nahe  stehn,  und  sf,  sa,  ,da  (nimm)';  auch  wo,  wie  in  Bs 
tw.;  ThHw..  lautliche  Differenzierung  nicht  eingetreten  ist, 
werden  1  und  2  als  verschiedene  WW.  empfunden.  An  eine 
Trennung  beider  ist  nicht  zu  denken,  obsehon  die  Lautver- 
hältnisse  der  Erklärung  Schwierigkeiten  bereiten.  Die  Kür- 
zung des  Vocals  (wohl  zuerst  in  Verbindungen  wie  se  nu, 
se  da  eingetreten)  ist  auch  schwäb.  und  preuss.  und  sicher 
sehr  alt;  in  senu  war  sie  jedenfalls  schon  ahd.,  wie  die  Nbf. 
«in«  zeigt,  die  auf  senu  beruht  (wenn  nicht  Einfluss  des  Imp. 
nh  im  Spiele  ist;  s.  u.).  Für  die  Öffnung  des  Vocals  (unter  1 
nur  in  den  Verbindungen  unter  1  b,  überwiegend  unter  21 
kann  der  Nasal  in  der  Verbindung  se  nu  verantwortlich  ge- 
macht werden;  von  der  Verbindung  aus  konnte  sich  die  Öff- 
nung auf's  einfache  W.  tibertragen.  In  einzelnen  MAA. 
konnte  zudem  die  Pluralisierung  send  lautlich  zu  sänd 
werden,  so  hat  Gl  st'  :  scend;  dem  Voc.  des  Plurals  konnte 
der  des  Sg.  ganz  oder  tw.  angeglichen  werden  (es  ist  viell. 
daran  zu  erinnern,  das  der  PI.  nur  in  Bed.  2  allg.  ver- 
breitet und  einigermassen  häufig  ist).  Doch  '  ist  dieser 
Weg  nicht  für  alle  MAA.  gangbar,  und  zudem  ist  mit  Aus- 
gleichungen zu  rechnen.  So  hat  Z  nicht  s*?nd.  sondern  si'nd; 
es  müsste  also  zunächst  "se'  durch  den  Einfluss  von  'Beend 
(aus  'send)  zu  si2  (warum  aber  nicht  zu  "e£>)  und  dann  wieder 
'scend  unter  dem  Einfluss  von  si2  zu  se2nd  geworden  sein  (wie 
se'nd  für  seßnd  nach  si'  in  ThHw.).  Man  mag  diese  Annahmen 
unwahrsch.  findeu;  sicher  ist,  dass  Z  se'nd  und  ei2nd  keine 
lautgesetzlichen  Formen  sind.  In  AaBr.  udE.  braucht  man 
für  se-  nicht  auf  sand  zu  rekurrieren,  da  dort  für  g!  übh. 
i2  gilt.  Viell.  ist  aber  auf  eine  allseitige  Erklärung  der 
Entwicklung  sä  (se2)  <  se'  von  vorneherein  zu  verzichten, 
da  Wörtchen  dieser  Art  oft  eine  Sonderbehandlung  aufweisen, 
die  sich  weiter  nicht  erklären  lässt.  Bed.  2  dürfte  von  den 
imperat.  Verbindungen  unter  laß  ausgehen,  wofür  auch  die 
Unmöglichkeit  spricht,  in  der  ä.  Spr.  (und  auch  noch  in  mo- 
derner Dialektliteratur  ohne  consequente  Orthographie)  laß 
und  Entsprechendes  unter  2  glatt  zu  scheiden.  Die  Plu- 
ralisierung deiktischer  Partikeln  mit  verbaler  Kraft  (»et, 
sent  schon  nihd.)  hat  eine  Keihe  von  Parallelen;  vgl.  zB. 
griech.  ■rij:-riJT6,  slav.  na :  nate  und  schon  die  Aum.  zu  gelt 
(Bd  II  277);  hei  (ebd.  852);  in  ZMartb.,  doch  mehr  scherzh., 
ein  PI.  hüned  zu  hü  (Bd  II  861);  nu«e<  (Sp.  26).  Für  die 
Pluralisierung  vou  se,  sä  sind  tw.  känd  uä.  (dahin. der  ganz 
singulare  Fall  sebiend  unter  1  c),  tw.  net,  niüt  .nehmt'  uä.  mass- 
gebend gewesen;  sutted  PA1.  beruht  auf  "satt  mit  nochmals  an- 
getretener Personalendung  -ed,  wie  das  bayr.  «e(tcrf(Schm.  2  II 
201).  Zur  Ersetzung  von  s-  durch  h-  unter  1  b  ß,  1  c,  und  2; 
vgl.  ho  S  (Bd  II 858),  hiest,  hiend  für  siehst,  siehnd  und  RBrandst. 
1883,  50.  Während  dadurch  se  völlig  interjekt.  wurde,  ist 
anderseits  das  Bedürfuiss  zu  beobachten,  das  W.  an  ein  Vb 
anzulehnen,  und  zwar  an  sehen  (s.  bes.  1  d);  schon  bei  Notker 
steht  neben  sino  auch  sih  nv(h),  und  so  erklärt  sich  auch 
die  in  älterer  und  neuerer  Zeit  häufige  Schreibung  ,seh', 
wie  auch  die  Def.  ,lass  sehn'  für  Bed.  1;  vgl.  noch:  ,Sä 
statt  nimm;  seh  statt  lass  sehn.'  JCSchweizer  1820.  Die 
zweisilbige  Form  unter  1  d  ß  wird  an  sene"  (unter  1  b  es) 
anzuknüpfen  sein.  Zu  einem  andern  Ergebniss  bat  das  gleiche 
Bestreben  geführt  in  bad.zö  wie,  zei  wie,  verschriftdeutscht 
,zeige  wie'  (Alem.  1843).  Es  sei  noch  bemerkt,  dass  in  der 
Sprache  der  Gebildeten  se  und  se  (sä)  nicht  häufig  sind ;  se  1 
wird  übh.  nur  im  Verkehr  mit  Tiefer-  oder  Gleichstehnden 
gebraucht.  Tw.  (so  bes.  in  Ap)  ist  das  einfache  *>  /  durch 
die  Verbindungen  völlig  verdrängt;  bemerkenswert  ist  ferner, 
dass  diese  fast  nur   (nord)ostschweiz.  sind.     Zu   1  b  a  spec. 


vgl.  die  an  der  Spitze  mitgeteilten  ahd.  Formen,  die  ihnen 
zugrunde  liegen.  Des  selben  Ursprungs  ist  wohl  auch  Gl 
sr  (unter  1  b  f)  <  "sen  (wie  ebd.  zun'  >  zn-en.  mi2  <  'men) 
<  sein»,  ebenso  sin  unter  1  b  8.  Zu  1  bß:  Der  Ersatz  von 
>i  durch  l  fand  vielleicht  zuerst  in  sene"wie  (~^>  sele"wie)  statt 
(in  schwachtoniger  Stellung?),  und  daraus  wurde  erst  sele" 
(statt  sent")  gekürzt.  Sele"  ist  kaum  lediglich  eine  lautliche 
Spielform  von  sene".  Unrichtig  über  sele"  Bd  III  1398  und 
Anni.  Zu  1  c.  Gew.  ruht  der  Haupttou  auf  icie,  so  sabte, 
sebte  Seh:  Tb;  Z,  habie  ZRafz,  doch  in  Ap  auch  seh"wie 
(unwillig  uud  heftig  auch  sele"trle),  iu  Tb  auch  s(ne"bie.  Wohl 
lediglich  auf  Konstruktion  beruhen  Dänikers  Angaben  sowie 
und  bie.  Vgl.  auch  asa  wie  unter  also  1  c  (Bd  I  201).  Die 
Vielgestaltigkeit  des  auf  s-  folgenden  Vocals  hängt  tw.  mit 
der  Vortonigkeit  zs„  zum  Übergang  von  w  iu  b  vgl.  die  Anm. 
zu  6a  (Bd  IV  895).  Zu  2  b.  Rufe  wie  sa,  sü  legen  den 
Gedanken  nahe,  sä  als  Lockruf  sei  etymologisch  verschieden  ; 
doch  ist  die  Anuahme  unnötig,  wenn  auch  zuzugeben  ist, 
dass  sä  als  Lockruf  tw.  nicht  mehr  in  der  eig.  Bed.  em- 
pfunden und  daher  auch  lautlich  frei  behandelt  wird.  Zu 
2  c  vgl.  das  ,von  Aufnmnterungsmittelu  wie  Stock,  Säbel, 
Peitsche'  gebrauchte  Sasä  in.  (Schm.  2II  197). 

Se   s.  Sew. 

per-se  s.  Bd  IV  1599. 

se  se,  vor  Vocal  sgn-:  schwachtonige  Form  1.  a)  für 
si;  s.  si  I  und  IL  —  b)  für  sin  (s.  Bd  I  509).  —  c)  für 
es  vor  s-  Ap;  L;  Th;  Z.  Het-se-sich  g'haue"?  das 
Mädchen  Ap.  Wie-se-sich  mit  der  ZU  all  ändere"  cha""! 
ebd.  (HKFrick).  S.  noch  rüwen  (Bd  VI  1884).  — 
2.  für  so;  s.  d. 

g"-se  s.  ge-segnen. 

Sei  (in  der  Alpwirtschaft),  Seien  (Saien)  (ein 
Kleiderstoff)  s.  unter  s-j. 

sei.  Im  Anzählreim  Enerli  senerli  siggerli  sei,  ripeti, 
tipeti,  knoll  Gl. 

si  I,  si  I:  Pron.  3.  Pers.  Sg.  fem.  Formen.  1)  be- 
tont. Nom.  Acc.  si',  si2  (se')  Aa;  Ap  (auch  si');  Bs; 
B;  Gb  (tw.  si);  L;  PA1.  (nur  als  Nom.):  G:  U;  W  (si); 
Z,  si  ThHw.,  sä  Gr  (sei),  ltTsch.;  GTam.;  UwE.,  sija, 
lt  LTobler  sija  BGr.,  G.  (nur  als  Acc),  Hk.,  0. (LTobler) ; 
PA1.  (nur  als  Acc),  Jija  Gr;  W' (LTobler),  sei(j)e,  -a 
AALeer.  (nur  als  Acc);  BE.,  G.,  Neu.,  Stdt;  LE.,  seu 
ApBühler  (nach  einer  Angabe),  Gen.  ira  B;  PA].;  W, 
Dat.  ire,  -a  s.  Bd  I  411.  —  2)  unbetont.  Nom.  Acc. 
st  Aa;  Ap  (si2);  B;  Gr;  L;  G;  Th;  Uw;  W  (si);  Z, 
se  als  Nom.,  wenn  noch  ein  enklitisches  Pron.  folgt 
nur  vor  si  Sg.  (dagegen  si-s'  =  sie  sie  PI.)  und  si'h 
Aa;  Ap;  Th;  Z,  Se,  vor  Voc.  Sen  als  Acc  B;  LE 
PAL  (sa);  S;  W  (sa),  s'  (wohl  nur  enklitisch,  zT.  Mos 
vor  einem  weitem  Enklitikon,  bes.  wenn  dieses  voc, 
anlautet)  Aa;  Ap;  GRPr.,  Rh.  (s);  Th;  Ndw;  Z,  Gen 
—  Dat.  ere,  -a  (in  B;  PAL;  W  auch  ra,  re)  s.  Bd  I 
406.  Zum  Gebrauch.-  1.  Pers. -Pron.  3.  Pers.  Sg.  fem 
allg.  (tw.  dafür  es  s.  Bd  I  510).  Si  chunnt;  chunnt-si? 
B;  Z,  aber:  ich  ha"-si g'seh"  Th;  Z,  ich  ha"-se  g'seh" 
Sei  ist  hei'"  chu"  GTam.  We""-me"  en  einzigs  Wort 
davu"  seit,  sei  s&tte-ne"  ne"  [heiraten],  so  tuet-si 
fürchtig  leid  drab  Gr  (Tsch.).  Es  isch  für  seie  so 
guet  a's  für  mich  B.  Ich  ha"  seie  u'"'  Fritze"  vo"  Chlin 
üf  b'chennt.  B  Hink.  Bot  188G.  Seje  gang  's  ja  de"" 
Nüt  me  a",  wenn  sie  gestorben  sei.  RvTavel  1904. 
Es  isch-mer  Eint  a"'treit  und  ich  ha"-Set  noeh  nie  g'seh". 
Schild  1885.  G'seht-se-mieh  acht  nid?  Aa;  B.  Hät- 
se-si  [zB.  die  Haube]  uff?  Aa;  Ar:  B;  Th;  Z.  Hät-s%-si'h 
g'freut?  ebd.  Wenn-s'  göd  . . .  Ap.  G'sehts'-mich  acht 
nüd?    Z    (doch   jünger   si).     [Knabe:]    He,    d'  Gotte" 


II 


chunnt,  siist  scho"  dö!  Jetzt  bringt-s'-mer  d'  Helseten 
u"d  Chrö"1!  Stütz  1841.  Alles  lät-se-sich  g'falle".  Usteki. 
Du  bisch  (si  ischj-si,  die  Person  im  Spiele,  an  welche 
die  Reihe  kommt,  die  zB.  zu  fangen  hat  Bs.  Vgl.  das 
Ballspiel  Zieh-si  unter  ziehen.  Si  nimmt-si'*  iren  a" 
BG.  Spec.  a)  wie  er  (Bd  I  401)  als  Anrede  BsStdt 
(an  Leute  untergeordneten  Standes),  in  Frauenklöstern 
(so  in  UwSa.),  zB.  will-si  so  guet  si"?  Vgl.:  ,Ihr  fürst- 
lich Gnaden,  weil  Sey  von  Gott  allda  erwehlt,  be- 
kümmer  sich  nicht  also  fast!'  JMahl.  1620.  —  b)  in 
der  betonten  Form,  abs.  oder  als  Subst,  die  Ehefrau, 
Hausmutter  Aa;  Bs;  B;  Gr;  G;  üw;  W;  Z.  Sei? 
(selber)  het-mir  's  g'seit  BE.  .Weibchen  eines  Vogels" 
Ap  (in  präd.  Stellung).     S.  noch  er  (Bd  1  400/1).  — 

2.  Refl.-Pron.  der  3.  Pers.  Sg.  fem.,  oft  durch  selb  ver- 
deutlicht. Im  Dat.  wohl  allg.,  doch  tw.  (jünger)  nur 
noch  nach  Präp.  fest  (so  B;  Z  tw.).  Si  hett-ere"  möge" 
's  Hör  üszere"  Z.  Schi  häd  ira  selbs  Das  z  Leid  gitä" 
W.  Si  hat  's  [zB.  das  Geld]  mit-ere"  g'nä".  So  in  der 
ä.  Spr.  (neben  ,sich'  für  den  Acc).  ,[Die  Krähe,  die 
dem  Habicht  die  Eier  gestohlen  hat,  wird  erfahren] 
daz  si  ir  selber  hat  bereit  kumer,  not  und  erebeit.' 
Boner.  ,Sy  ist  hüt  nit  by  iren  selbs.'  LLav.  1583. 
S.  noch  Brägi  (Bd  V  527);  bringen  (ebd.  694).  Auch 
im  Acc.  sei(j)e,  nach  Präp.  B;  S.  [Die  hl.  Mutter 
Gottes  hatte]  ke"s  Bett  für  sege  u"d  nit  e"mal  e"  Korb 
für  ire"s  lieb  King.  Gotth.  ,Ich  habe  das  Kaffeekännli 
wohl  gesehen,  wo  si  drinn  Kaffee  gekochet  hat  für 
seye.'  's  Ammei  fragt  nöch  der  TJrti  vo"  dene"  Lüte" 
[die  sie  bewirtet  hatte],  für  seien  und  's  Ross  im  Stall. 
Schild  1885. 

Die  Erörterung  des  Verhältnisses  unserer  Formen  zu 
denen  der  ä.  Spr.  gehört  in  die  Grammatik;  vgl.  vorläufig 
PSuter  1901  §  146;  Zfhdllaa.  V  542;  JVetsch  1909  §§  88. 
106.  121;  EWipf  1909  §§  214.  138,  zum  Ganzen  auch  Gr. 
WB.  X  1,  759  ff.  Au  Formen  der  ä.  Spr.  seien  noch  genannt: 
,sihe'  (Nora.),  um  1700,  ThTän.  Chr.;  s'  (Acc).  HBull.  1533 
I wiederholt).  Zu  1  b  vgl.:  , Jakob  Fryg,  sus  genannt  syniaun.' 
1558,  ZGriin. 

si  II,  si  II:  Pron.  3.  Pers.  PL  Formen.  1)  be- 
tont. Nom.  Acc.  si',  si*  (se'J  Aa;  Ap  (jünger);  B;  Gr 
(tw.  si);  L;  PAL  (im  Fem.  auch  siju,  im  Acc.  aus- 
schliesslich); G;  W  (Si);  Z,  si  TaHw.,  sei  UwE.,  seyV 
als  Acc.  AALeer.;  B  (so  E.),  in  G.  si'jje ;  LE.,  sü  ApA. 
(auch  sü);  GGr.,  ,0.',  seit  ApI.  (nach  TTobler  auch  als 
Höflichkeitsform),  veraltend  in  Bühl.,  Gais,  Teuf.,  Gen. 
mv  (in  BE.;  PAL;  W  iro)  s.  Bd  I  411/2,  Dat.  ine" 
Aa;  Ap;  B;  L;  PAL  (ini");  G;  Th;  W;  Z  —  2)  un- 
betont. Nom.  Acc.  si  Aa:  B;  Gr  (tw.  st);  L;  G  (auch 
Gr.);  Th;  Uw;  W  (si);  Z,  sü  Ap  (allg.),  -se  als  Nom., 
wenn  noch  ein  enklitisches  Pronomen  folgt  B,  nur 
vor  si,  sich  Aa;  Ap;  GSa.;  Th;  Z,  s>-,  s<-n  als  Acc. 
B;  LE.;  S,  su  (nur  als  fem.)  PAL,  s'  (wohl  nur  en- 
klitisch) Aa;  Ap  (nach  TTobler  auch  in  der  Anrede); 
Gr  (tw.  ?);  LE.;  PAL;  G;  Scbw;  S;  Th  (Acc,  als 
Nom.  tw.  nur  vor  oder  nach  einem  andern  Enklitikon); 
Nnw;  W  ($);  Z,  jg  nach  s  und  s  (zB.  häsch-%s  =  hast  du 
sie)  Ap;  Th;  Z,  Gen.  <?$,  iro  (in  BE.  auch  rf,  in  PAL; 
WVt.  auch  ro,  ru)  s.  Bd  I  406,  Dat.  en?  Aa;  Ap;  Th: 
Z,   ms  B;  PAL  (ni);  W.     Zum  Gebrauch.     1.  Pron. 

3.  Pers.  PL  Si  chömer(d)  B;  Z;  chöme"-si?  B,  chö- 
me»d-s'?  THtw.;  Z.  I«*  ha'-s?  g'seh"  B,  »•*  ha"^ 
g'seh"  Th;  Z.  Wenn  dass-si  inzühe-  chun  [ins  neue 
Haus],  wüssen  sü  selber  no°h  nid  GGr.  Si  hege  für 
seye"  selber  zluege",  es  lueg  o  [auch]  Niemerer  für  sege. 


(ioTTH.  7 /«'"-«<- hi r'  ...  B,  händ-s'-mich  ...  Aa;  Tu:  7.. 
Händ-si-s  ...  (haben  sie  es  und  sie  sie  PL),  dagegen 
händ-s^-si  ...  (haben  sie  sich  und  sie  sie  Sg.)  Th;  Z. 
Versteck-se  wol  [die  Eier]  oder  wenn  Das  nit  cha""st,  so 
lw-a%  da.  Gotth.  Spec.  a)  man.  Si  säge"(d).  man  sagt 
Aa;  Bs;  Th;  Wund  sonst.  Si  verteile"  hit 's  Schueler- 
tuech  icider  Bs  (Gedicht).  Schi  gänd,  schetz-ieh,  hir  nid 
z'  Ei"sidlu",  dies  Jahr  veranstaltet  man,  wie  ich  glaube, 
keine  Wallfahrt  nach  E.  W.  —  b)  als  Anrede,  Sie,  wor- 
über das  Meiste  schon  Bd  I  406/7  beigebracht  ist. 
Wönd-S'nüd?  wollen  Sie  nicht  (und:  wollen  sie  nicht)? 
Ap  (TTobler);  dafür  wänd-Si  nid  (-Ü-)?  kk;  Tu:  Z.  Di- 
be"d-Si  wol.  ir  Herre"!  Z  und  sonst;  oft  wird  auch  eine 
Mehrheit  von  Personen,  die  man  einzeln  mit  Sie  anredet, 
kurzweg  mit  der  2.  Pers.  PL  angeredet.  Der  (unwill- 
kürliche) Wechsel  zw.  den  verschiedenen  Anredeformen 
wirkt  komisch  und  ist  als  Zielscheibe  des  Volkswitzes 
beliebt;  vgl.  auch  unter  Pfarrer  (Bd  V  1170).  ,Ist 
an  E.  W.  mein  frundtlich  pit,  Sy  wellen  sollichs  von 
wegen  meiner  mitverwandten  und  mein  günstlich  an- 
nemen.'  1547,  GScherrer  1859  (Brief  aus  TnArb.). 
,Diewyl  uns  schwärlich  fallen  wollen,  in  diser  Sach 
ohne  E.  G.  [der  Regierung  zu  Luzern]  Erwüssen  zu 
handien,  habend  wir  Sy  dessen  berichten  wollen,  [damit] 
Sy  sich  hierüber  beraten.'  1610,  LWill.  .[Bischof  zum 
König:]  Dann  ich  Sie  dis  vergwüssen  kann,  und  wo  Ihr 
nit  ablasse"  wend  ...'  JMahl.  1620.  In  CMeyers  Wid- 
mung zum  Totentanz  1650  wechselt  ,Sie'  mit  ,Euch, 
Euer.'  ,Diss  erzehle  ich  E.  E.  W.  W.  nicht  nur,  dass 
Sie  sehen  [usw.].'  JRüedlinger  1666.  ,Man  sieht  wohl, 
dass  Ihr  fürstl.  Gn.  mit  wichtigeren  Geschäften  be- 
laden, dass  Sie  nit  wissen,  was  Sie  für  Volk  oder 
Burger  in  Ihrer  Statt  haben.'  S  Kai.  1712.  Im  Tellen- 
spiel  von  1775  redet  Wolfram  den  Gessler  in  der 
Regel  mit  .Ihr',  ein  Mal  mit  ,Sie'  an.  —  2.  als  RefL- 
Pron.  B  (im  Acc.  bloss  nach  Präp.);  W  (bloss  als 
Dat.).  I"si  Purst  heind  ine'  selbs  g'lert  d's  Härli  z' 
machu",  uns.ere  Kinder  lernten  sich  selbst  kämmen  W. 
,Sie  müsse"  für  seye  luege".'  Gotth.  ,Si  müsse11  zu 
ihne"  selber  luege0.'  ebd.  .Andere  lernend  inen  förch- 
ten  und  sich  vor  dem  hüeten.'  OWerdm.  1564;  ,lehrnen 
sich.'  Herborn  1587.  .[Brautpaare]  die  oft  nicht  ein 
Hallerswert  hinter  ihnen  wüssend.'  1692,  HMorf  1896. 
, [Leute]  die  böse  Schwur  an  ihnen  haben,  die  sie  an 
sich  selbs  wüssen  und  doch  nicht  darvor  sind.'  FWvss 
1697. 

Vgl.  die  Anm.  zu  *t  I.  Diphthongierte  Formen  begegneu 
wiederholt  schon  in  der  ä.  Spr.,  so  ,sey'  (Nom.).  GrU.  LB.; 
GGotth.  1619  (wiederholt);   ,sei.'   1733,   L  Spiel  (oft). 

sie»  Aa  (selten);  W;  Z  (so  Marth.,  O.),  seie"  I  B 
(Volksztg  1899),  sie"  ApH.,  L,  M.,  size"  Aa;  Bs;  Z 
(wohl  jünger):  mit  Sie  anreden;  in  Aa  (auf  dem  Lande); 
Th  und  sonst  dafür  pher  Si  rede".  Dänlc.  de?  Töre"- 
bueb  hät-mieh  g'siet  und  mir  sind  doch  mit-enand  i" 
d'  Schuel!  ZMarth.  ■  .Er  siezet  die  Lakayen!'  Sintem. 
1759.  —  Bei  Gr.  WB.  X  1,  963   nur  .siezeu.' 

si  III,  si  III.  Nur  in  Verbindung  mit  ja,  nei" : 
a)  ja,  nei"  si,  Ausruf  des  (unwilligen)  Erstaunens  Gr 
Chur,  He.,Pr.  (Ja)  si!  Gatti-g  hed  (?..  aber  Das  hed 
leei"  G.  GrCIiui-,  He.  Nei"  si,  luegend  a'so,  e"  ganzi 
Schwetti  hed-er  [das  Wiegenkind |  u-iderum  g' machet ! 
Schwzd.  (GrPt.).  S.  noch  nein  (Bd  IV  760).  —  b)  ja 
si  chruna  BFrut.,  ja  si  g'wiiss  (auch  jassi  g'?rüz>)  BSi. 
(Zyro),  bei  Gott,  wahrlich!  Ja  si  chruna  ist  d'  Milch 
gliangni!  BFrut. 


16 


Die  Analogie  von  neini,  nciner  usw.  (Bd  IV  759)  uuil 
von  (alt)frz.  Bejahungs-  und  Verneinungsforiiielu  wie  o  je, 
ne  je  und  bes.  o  i{,  neu  il,  auch  schon  lat.  non  tlle,  lässt  iu 
st  das  Pron.  «f  (/  und  II)  erkennen. 

si  IV  s'i  s.  hex  (Bd  II  1829).  —  Vgl.  »cAi? 
si  V.    In  der  Verbindung  ah  si  si!  ja  U.   —  Wohl 
das  it.  Ki. 

si  s.  auch  sich,  sin. 

sie  <tr  (Amstein);  GO.  (in  der  Verbindung  siemal); 
SchwE.;  W,  si  VI  GSev.:  1.  zuweilen,  hie  und  da 
GO.,  Sev.;  SchwE.  Si  arbeit-i<''  bi  dem  Für  GSev. 
A.:  Sind-er  schint 's  bim  N.  Chindsmagd?  H.:  Si 
etsche"  wol.  ebd.  Auch  es  Heidelschuiggli  sie  tuet  mit 
si"'m  Hüs  e"  Beis.  MLien.  1906.  S.  noch  Bd  VI 
809  u.  —  2.  ehemals  Gr  (Amstein).  —  Gekürzt  aus  ?«-,> 
(Bd  I  21). 

sö  (bzw.  söf,  sou  usw.),  in  Tu  (so  Hw.)  nur  wenn 
alleinstehend,  sonst  auch  betont  sö,  unbetont  sö  Aa; 
Ap;  BSigr.;  Gl;  SchwE.;  Th;  Z,  su  B  (so  in  Biel,  Br., 
im  0.  vor  Voc.  auch  sun),  noch  mehr  abgeschwächt 
(tw.  nur  in  bestimmten  Verbindungen)  se,  vor  Voc. 
sen  Aa;  Ap:  Bs:  BE.,Gr.:  Gl;  L;  G;  Schw;  Th;  üw; 
Zg;  Z,  Dim.  söli,  auch  söneli,  söseli  (s.  unten  AI  b  a): 
wie  nhd.  A.  als  rein  adv.  Wort-  oder  Satzbestimmung. 
In  Bed.  1 — 4,  auch  6  steht  in  der  lebenden  MA.  da- 
neben das  vollere  esö  (s.  al-sö),  das  tw.  (oft  nur  dem 
Rythmus  zu  liebe,  öfter  ohne  ersichtlichen  Grund)  be- 
vorzugt wird.  1.  in  der  (auf  die)  Weise  (unter  den 
Umständen),  in  dem  Grade;  meist  als  Hinweis  auf  etw. 
durch  die  Situation  Gegebenes  (zT.  noch  mit  entspre- 
chender Gebärde)  oder  in  der  Rede  Vorangegangenes, 
seltener  auf  etw.  Folgendes;  im  Gegs.  zu  asj  auf  das 
dem  Sprechenden  nahe  Liegende  deutend  (s.  also  Bd 
I  200).  a)  bei  Verben.  Mach  (e)so'.  wobei  man  dem 
Angeredeten  eine  Gebärde  vormacht.  Vexierfrage  unter 
Kindern:  Cha""st  du  Södä  mache"?  (das  fragende  Kind 
versteht  sö  da,  indem  es  dabei  unvermerkt  eine  Gebärde 
macht,  zB.  den  Daumen  emporstreckt)  ZStdt.  I'"  weit 
nid  so  und  (oder  Aa)  so  mache"  (von  einer  Handdrehung 
begleitet),  Ausdr.  der  Gleichgültigkeit  Aa  ;  Th.  »So  chann- 
ich  's  auch  (noch)!  spöttisch  zu  Jmd,  der  eine  Aufgabe 
schlecht  gelöst  hat  Aa;  Th;  Z.  Jo,  grad  (e)so  (macht- 
me"  's),  no  [nur]  ganz  änderst  ThMü.  (scherzh.).  lch 
chome"  (gange")  grad  so  (mit),  wie  ich  geh  und  stehe, 
ohnemich  zuvor  umzuziehen  Th;  s.  noch  unter  6  b  8. 
Das,-i'h  sä  mues'  säge",  Entschuldigung  eines  derben 
Ausdrucks  Aa;  Th;  Z  (auch  das'-ich  mues'  sö  sage"). 
Er  ist  e"  Chalb,  das,-ich  sö  m.  s.  Sö  z'  säge",  sozusagen, 
wie  nhd.  ,So  zu  reden';  s.  Bd  VI  555.  Sö  will-ich's 
ha".  Sö  gät  's  nüd,  cha""'s  nüd  witer  gü".  Sö  gät  % 
we""-me"  nüd  üfpasset,  zB.  zu  Einem,  der  aus  Unvor- 
sichtigkeit einen  Fehltritt  getan  hat.  Unbetont.  Der 
Alt  het  nahcg'giget,  nie  's  öppe"  so  geit,  wenn  a"  Wiber 
d'  Hose"  träge".  AHeimann  1899.  Auf  die  Frage,  wie 
es  einer  gewissen  Familie  zuletzt  noch  ergangen  sei, 
erfolgt  die  Antwort:  No",  we  's  dann  öppe"  so  göt, 
wann  Ka'"s  will  schaffe":  verlumpet  sind-si!  Th.  's  isch 
g'gange",  wie  's  öppe"  so  gät  Z.  We  's  denn  ädr  so 
i/nil.  wenn  Ztoä  denand  gern  hend  Ap.  We-s'  denn 
äde  sotönd,  zB.  zimpferliche  Frauenzimmer  Ap;  ähn- 
lich Th.  Eine  Verschiebung  der  urspr.  Satzgliederung 
scheint  in  Fällen  wie  den  folgenden  vorzuliegen.  So 
i"  der  Täubi  seit-me"  halt  Mängs,   100  Eine"  nachher 


röut  Ap;  Tn:  Z.  So  i"  der  Gschirindi  han-ich  nid  dra" 
'tankt,  ebd.  So  's  erst  Mol  cha""-men  nid  vil  säge" 
[wenn  die  Leistung  nicht  ganz  vollkommen  ist],  ebd. 
's  Marianneli  het-si'h  nit  g'wüsst  z' helfe",  so  i"  der 
Chlemmi.  JReinh.  1901  (S).  Bei  sin.  Söisch(-es)!  So 
isch  ['s]  und  nid  änderst !  Aa  ;  Th.  Es  ist  iez  (ejsö,  lässt 
sich  nicht  mehr  ändern,  's  ist  halt  sö,  stöt  's  am 
Schue'hüs  z'  Lustdorf  THWein.  Ja  (jö),  sö  (isch- es 
recht  oä.)!  Ausdruck  der  Bestätigung,  Zustimmung. 
Es  ist-mer  iez  sö,  kommt  mir  jetzt  so  vor  Z.  ,[In 
einer  kleinen  Meinungsverschiedenheit  habe  auf  die 
Vorstellungen  des  Vaters  hin]  der  Sohn  gsagt:  Ü  so 
sygs,  der  Vatter  hinwiderumb  ouch:  so  sygs,  das  also 
die  Kind  ime  in  allem  gwillfahret.'  1636,  Z.  Auf 
einen  ganzen  Satz  bezogen;  vgl.  B  1 — 3.  Ieh  ha"  no''' 
sibe"  Mal  müessen  Üskunft  ge",  und  sö  bin-ich  (halt) 
z'  spöt  cho"  Aa;  Th;  Z.  Er  mag  nit  schaffe",  und  so 
ist-er  halt  chrank  Aa.  Eine  Reihe  von  angeführten 
Tatsachen,  Gründen  zsfassend:  Sö  ist-er  (isch-es)  halt 
<ler;ue  cho"  (das1...),  sö  isch-es  halt  all  nie  bergab 
g'gange"  mitem  usw.  Wie  nhd.  beispielsweise,  unter 
Anderm:  Er  ist  en  schlechte"  Kärli,  sö  hat -er  e"möl 
(Das  und  Das  verübt)  Th;  Z.  Wiederholt:  s.  riten 
(Bd  VI  1672).  Nit  so!  nit  so!  nit  so!  so  so  so  so 
so  ja  so  isch 's  recht!  B;  ZTu.:  im  ABC-Liedchen: 
s.  Rtiet  (Bd  VI  1819).  Sö  und  sö.  in  der  und  der 
Weise,  dergleichen  AALeer.;  B;  Tu;  ZO.  Sö  und 
sö  isch  ['s],  Me"  chan"-em  lang  säge",  es  sei  iez 
e"mäl  sö  und  sö,  er  iccftt  doch  eisster  Recht  ha".  De" 
Tokter  hett  Ei"'m  aiich  törfe"  säge",  es  stönd  sö  und  sö 
mit  r!cm  Vatter.  Cha""st  jetz  lang  säge",  sö  und  sö 
sei's  g'gange";  's  globt-dcr  's  kei"  Mensch  Ap;  Th.  Sö 
und  sö  e"dii"  Weg  isch  ['s].  Stutz.  Schwig  -  mer  doch 
mit  di"'m  G'stürm!  rief  das  Müetti.  Die  ganzi  ZU 
chunnst  geng  mit  der  Stadt,  dert  sig  's  sö  und  sö. 
CWeibel  1885.  Gleichbed.  ,also  und  so'  Bd  I  200.  Sö 
oder  sö  (oder  änderst).  Mir  isch  ['s]  glich,  sö  oder  sö. 
Et"  Weg  mues' ['s]  jiz  gä",  sö  oder  sö!  B.  Es  mües' 
gö",  so  oder  änderst  Tu.  Sö-wi  (in  Ap;  Ol;  ti;  Th 
we')-sö  (x-i  neben  *""),  unter  allen  Umstünden,  jeden- 
falls, ohnehin,  wohl  allg.  Ranne" d  doch  nüd  eso,  mer 
chöme"d  sö-wi-sö  z'  spul  '.  Mir  hiind  g'nueg,  i'h  mag 
sö-wi-sö  nüd  vil.  Das  ist  sö-tei-sö  nüd  war.  Auch  als 
übermütige  Bejahung  (einem  Höherstehenden  gegen- 
über nicht  gebraucht)  Ap;  Z;  hier  nur  mit  der  Be- 
tonung "*";  in  der  Z  Wochenchr.  1907,  S.  192/3  als 
Sprachdummheit  bekämpft.  A.:  Chunnst  mit?  B. :  Sö- 
wi-sö!  Ironisch  auf  einen  Spott,  eine  Scherzrede: 
Sc'b  s6-ivie-sö  Ap.  ,Sus(t)  oder  so',  so  oder  so.  ,[N. 
und  seine  Frau  Vrene  verzichten  auf  das  Erbe]  so 
die  vorgenanten  Vrenen  dekeines  weges  angevallen 
was  oder  noch  angevallen  möcht  sin  von  Cuonzen 
Krämer,  irem  vatter,  in  dekeinen  weg  sust  oder  so.' 
1376,  AaB.  Urk.  ,Dass  ir  [die  Empfänger  des  Acht- 
briefes] den  N.  nicht  enthaltend  noch  gestattend  sus 
noch  so  in  dehein  wise.'  1391,  Z.  ,Suss  oder  so  in  . 
dehein  wise.'  1401,  Z  Ratserkenntniss.  ,[Die  Eidge- 
nossen versprechen,  den  Feinden  des  Herzogs  von 
Mailand  in  keiner  Weise  Vorschub  zu  leisten]  heim- 
lich noch  offenlich,  süss  noch  so,  noch  mit  deheiner  ge- 
suochter  geverde.'  1426,  Absch.;  in  der  gleichen  Urk. 
an  anderer  Stelle  ,sust  noch  so.'  Auf  etw.  Folgendes 
hinweisend,  folgendermassen.  Sö  isch-es  g'gange",  Be- 
ginn einer  Erzählung,  Darlegung.  I'h  hän  's  iez  sö, 
gedenke  Folgendes   zu   tun   Ap;  Z.     Die  Sach  ist  so, 


17 


Sa,  se.  si,  sö,  Sil 


damit  verhält  es  sich  fulgenderniassen  Tu.  Wie  ma- 
chi"d's  denn  die  Pure"?  Sö  machind-si's:  si  laufi"d 
der  Acker  uf  ond  ab  [usw.].  ApVL.  1003;  aus  einem 
verhreiteten  Necklied.  ,So  ist  dis  die  ussre  zerung, 
alz  die  burger  geritten  hant',  Überschrift.  1380,  ß 
StRechn.  ,So  haben  wir  sider  dem  vorgnanten  zile 
zuo  der  burger  banden  emphangen  und  ingenomen  von 
sturen  .  .  .'  1382,  ebd.  , Hieruf  wir  uns  der  waarheit 
nit  beschemen  wellen,  die  zuo  eröffnen.  So  hat  es  die 
gstalt...'  1531,  Absch.  ,So  bezügt  nämlich  und  erst- 
lich PMoser,  undervogt  zuo  Malters  ...'  1551,  L  Hexen- 
proz.  ,Unter  dieser  Bedingung',  in  Beteuerungen.  .Pi- 
latus: Sint  willechome,  ir  herren,  mir.  Selflu  [=,so  helf 
iu';  ähnlich  auch  sonst  mhd.]  Gott,  nu  sagent  ir,  waz 
[usw.].'  ÄiMuri  Ostersp.  Anf.  XIII.  ,Das  mir  Gott  so  wol 
helff  oder  ich  seige  nit  fromm,  ich  seie  nit  ein  bider- 
mann.  nit  ein  guot  gesell,  nit  eeren  wärdt,  ita  me  dii 
beneament.'  Fris.;  Mal.  ,So  sterb  ich,  moriar.  Iurandi 
verbum.'  ebd.  (die  gleichen  Wendungen  mit  ,also').  — 
b)  mit  ständiger  Ellipse  eines  Verbs  o)  mit  nachdrück- 
licher Aussage-  oder  Befehlsbetonung.  Sö!  anzeigend, 
zB.  wenn  man  Einem  etwas  Verlangtes  hinreicht  Z. 
So!  in  B  auch  so  so!  anfeuernd;  eig.  wohl=  so  ist's 
recht!  Sossosssosssö!  zueche",  zueche",  zueche"!  Zu- 
ruf an  den  Zeiger,  der  einen  Zweckschuss  zu  zeigen 
hat.  JRoos  1892:  vgl.  ase!  ase!  (Bd  I  200).  Unter- 
brechend: So,  iez  gän-ich  aber!  sagt  zB.  ein  Besuch. 
So,  iez  isch-es  dann  g'nneg!  (drohend).  So,  wänd-er 
nanig  [noch  nicht]  bald  cho"?  Tadelnd,  missbilligend. 
Sö(-sö)!  ich  säg -es  (dem  VatterJ,  Das  säg-ich!  So 
(auch  so  so,  in  Ap  sössö),  was  best  du  'tä*  fa"g'stelHJ! 
So!  jeti  tttesch-es  loider!  So,  dö  häm-mer  's  iez 
[die  Bescherung]!  ,Chrüeg  und  tischtuoch  stiess  sei 
umb.  So  sau,  so  sau  so,  sprach  her  Ochsenchroph 
aldo.  Wiss,  dein  schimph  mir  nicht  behagt.'  Ring. 
So!  gut  so,  das  wäre  erledigt!  So  iez!  W.  Guet  so! 
bei  Empfang  eines  Auftrags.  Entgegennahme  eines 
Rapportes.  So  so,  iez  isch  ['s]  scho"  wider  guet,  Mutter, 
ihrem  Kinde  über  eine  schmerzende  Stelle  streichend 
Tu:  /,.  So  so.  iez  tuest-du  scho"  schlöffe",  nachdem  die 
Mutter  dem  Kinde  das  Bettchen  zurechtgemacht  hat. 
ebd.  Im  gleichen  S.  auch  etwa  sbseli.  ebd.  Verbreiteter 
ist  das  Dim.  söli  (gew .  sali  söli)  Aa;  Ap;  B;  Gl;  GrTIis; 
L;  GSa.;  Sch;  Th;  Ndw;  Z,  douli  SchwE.  (Lienert), 
söneli  BsStdt,  zunächst  zu  ganz  kleinen  Kindern,  die 
man  zurecht  macht,  beruhigt:  bes.  auch  im  Wiegen- 
lied. Soli  (söli).  lieber  Tröli  ZKn..  g.  s..  AnkeHroli  Z 
Russ.,  s.  (s.  s.J,  's  Chindli  (mi"s  Büebli,  's  Jdkobli  oä.) 
ist  en  Tröli  Th:  Z,  s.  s.  s.  so,  's  Meiteli  ist  en  Trölitrö 
ZZel).  S.,  s-,  s.,  schlaf  ml"s  Chindli  wöli!  Z.  S.  s. 
bäte"!  ZWildb.,  s.  s.  heie"!  L  (Bd  VI  149  u.).  S.  s. 
Poppüi,  ich  mach  der  Milch  und  Broggili!  GSa.  (AfV.). 
Poppt  söli  schlaf!  GrTIis.  S.  s.  Wiege"stöss,  über  's 
Jär  ist  's  Chindli  gross!  ZF.,  Wald.  ,S'.  s.  Chindeli, 
mach  (schissj-mer  nüd  i"  's  Windelt  (s.  s.  Bäbeli.  mach- 
mer  nüd  i"  's  Wägeli)!  Z.  Doudouli  douli,  Chindeli! 
MLiesert  1906  (SchwE.).  Douli  doidi,  Chindli,  dusse" 
gout  es  Windli!  ebd.  S.  s.  Buebeli  (Chindli)  so  (s.  s. 
s.sö),  schliefist  du.  wie  wär-i''1  frö  oä.  Z.  S.  s.  so! 
S.  s.  so!  S.  s.  Meitili!  S.  s.  so!  ScHSchl.  (EStoll  1907). 
S.  noch  Ruew  (Bd  VI  1893).  Abi.  sölele",  ein  kleines 
Kind  beruhigen,  indem  man  es  schaukelt  und  söli  söli 
dazu  singt:  Du.  cha""st-ne"  [den  kleinen  Jungen]  gwüss 
guet  g' schweige",  muesch-ne"  nw  e"chlei"  s.  CStreiff 
1904  (GlJI.).  Auch  sonst  in  gemütlicher,  familiärer 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Sprache.  Söli  (in  Bs  söneli)!  sagt  etwa  ein  Krämer, 
indem  er  dem  Kunden  die  Waren  überreicht  Aa;  Th; 
Z,  einem  (Einkäufe  besorgenden)  Kinde  eine  Kleinig- 
keit schenkt  BsStdt.  Soli!  bei  Erledigung  einer  Arbeit 
Ap;  Bs;  B;  Th;  Z  (in  Russ.  mit  dem  scherzh.  Zusatz 
AnkfPtröli).  Soli,  dö  war  d's  Albu7».  HDietzi  1900. 
Söli,  sessa!  JReinh.  1907.  S.  so!  ebd.  —  ß)  mit  ver- 
schieden abgestuftem  Frageton.  So?  als  Ausdruck 
des  Erstaunens,  der  Verwunderung,  wirklich  V  ist's 
möglich?  So.  dr"  Weg  fstöt  die  Such)?!  So,  ist  Da1 
d<!"  Weg  g'meint?  So!  u"d  du  gloubsch  Das?  B.  S.  noch 
also  (Bd  1  200).  Etwas  schwächer:  So,  bist  ait'h  wider 
da?  So,  sind-er  auch  e"chli"  i"  der  Stadt'  So.  Jdkeb 
(wa' machst)?  vertrauliche  Anrede  Ap.  So  du!  Kind, 
das  einem  andern  begegnet,  ebd.  Sou.  sou,  Rouseli! 
Neckerei  auf  die  Bewohner  von  GSaL.  Sösö  odei 
sosö?!  Ausdruck  der  Verwunderung,  auch  der  höf- 
lichen Ablehnung.  Söfsö),  (grad)  ase?  Sosö,  dere"weg 
(göt  's.  stöt  's)?  Tu.  So  so.  du  machst  Dere"  [Derglei- 
chen]! AaBi\  Ich  ha"  nuch  e"  Flasche"  Most  und 
Chds  und  Brut  üfg'stellt.  Underdesse"  ist  d'  VrVne" 
i"  d'  Stube"  chu"  und  seit:  So,  so,  wird  dö  esö  g'hüset 
und  z'mitzt  im  Tag  g'lüselet!  CStreiff  (GlM.).  ,Die 
Gefechtswirkung  der  neuen  Patrone  soll  einfach  ver- 
nichtend sein:  Sooselisosso  so!'  BVolksztg  1903.  Durch 
so  so,  vereinzelt  auch  sossossossö,  bezeugt  der  Zuhörer 
während  einer  Erzählung  öfter  seine  Aufmerksam- 
keit, auch  nur  aus  Höflichkeit  ZAuss.,  W.  D'  Schwöster 
wo'tt-mer  's  chlage",  ö gschuderihü !  Trer  heb-si  g' schlage", 
aha  sosö!  Schwöster,  tuen  du  nüd  esö,  ö  gschuderihü ! 
Mine  macht-mer  's  auck  esö,  aha  sosö!  ZW.  A  so! 
Gl,  ö  so!  W,  Ausruf  der  Verwunderung.  Ja  so!  Th, 
ja  so!  Aa;  Ap;  B;  SchwE.;  S:  Z,  Ausruf  bei  einer 
plötzlich  aufsteigenden  Erinnerung,  Erkenntniss.  Ja 
so,  göd's  de"  se?b  Weg?  Aa.  Ja  so.  du  bisch- es?  i''' 
httl-dieh  fast  nid  g'chennt  Tu.  Ja  so.  Das  hätt-ieh 
iez  bald  vergesse".  H  Blattner  1902.  Ja  so.  sagte 
kleinlaut  die  Marei  und  trollte  sich  in  die  Küche. 
Aa  Tagbl.  1899.  Oft  verst.  ja  so  bigott!  Th.  Ja  so  b.. 
dö  hösst's  ufpasst!  A.:  Hest-du  Das  worin**  selb 
g' macht?  Du  bist  glich  en  Erzkärli!  B.:  Ja  so!  (mit 
steigendem  Ton  =  Das  will  ich  meinen!)  Ap;  ähnlich  Z. 
Jö  so!  einer  dem  Hörer  unangenehmen  Mitteilung 
(zB.  jö  so,  jetz  wasch  's)  oder  einer  Witzrede  ange- 
hängt (hier  um  den  .trockenen  Ton'  und  dadurch  die 
Wirkung  noch  zu  verstärken,  vgl.  zB.  AfV.  VIII  10. 
12);  wenn  Einer  Etw.  erzählt,  sagt  der  Hörer,  um 
seine  Teilnahme  kund  zu  tun,  hie  und  da  jö  so  oder 
me  a'sebe";  sitzen  oder  liegen  Mehrere  ohne  Gespräch 
herum,  so  sagt  bald  der  Eine,  bald  der  Andere,  ohne 
sich  auf  irgend  Etw.  zu  beziehen,  jö  so;  ebenfalls  als 
bedeutungslose  Floskel  in  jö  so,  lebi"d  wol  met-enand! 
Jö  so,  denn  gön-ich!  Ap.  Wie  (bzw.  we)  so?  wie  nhd. 
—  y)  und  so  witer,  wie  nhd.;  besser  mundartlich  und 
Sö  (und  so),  und  so  weiter,  und  dergleichen  Ap;  Th; 
Z.  Er  hed  g'sdd,  me"  sfftt  halt  denand  au'h  e"chli" 
me  möge"  vc'träge"  ond  sö!  Ap.  [Es  kommt  etwa  vor] 
dass  d'  Buebe"  de"  Chinde"  Nut  wand  ge"  und  säge" d: 
Si  gönd  und  bind  eus  stö".  mir  müend  dö  werchen  und 
sö.  Stütz.  Weusche"  darf-me"  spät  und  fruc.  ntf  Der- 
stöt-si'k  was  und  wie.  Nüd  um  Hüffe"  Geld  und  sö, 
nur  um  erlick  durehhe"  z  cho".  ebd.  Sö'tt-er  wrrche". 
sä  lueget-er,  u-o  d'  Vögel  ume"flüge"t  und  so  und  .«» 
ebd.  Me"  trib-di:h.  jifänd-di'k  us  und  ,v«  und  «■  ebd. 
|  Eine  Magd  erzählt,  wie  sie  ihre  drei  Herrinnen  ge- 


L'H 


schölten  haben:]  Was-ic*  so  z' rede"  t/'ha"  hei"  mit 
dem  Ghnecht?  Ich  werd  e"  rechti  s»"  und  so  und  so. 
ebd.  —  c)  bei  Adj.  und  Adv.  Mit  Emphase.  Wie 
gross  ist  's  Ghindli?  So  gross!  mit  einer  die  Grösse 
andeutenden  Gebärde.  Was,  so  tür?  erstaunte  Ant- 
wort auf  eine  Preisangabe.  Ohne  Emphase.  Wie  cha""- 
men  uii''1  iqijiis  so  Tuvims  säge"  (neben  öppis  si  Tumms)! 
Tue  nüd  so  tumm!  So  geschwind  gät's  nüd.  Das 
macht-mieh  se  hässig.  KdMey.  1844.  Grad  so  guet;  s. 
Bd  VI  505  u.  I°"  isse"  (nime")  Das  g(r)ad  so  gern. 
,[N.  habe]  gerett,  mir  band  dannacht  offentürig  herren, 
das  sy  so  stett  uff  irem  glouben  beharren.'  152S.  Z 
RB.  .Gleich  oder  eben  so  teuwr,  tantidem.'  Fris.; 
Mal.  Soweit  in  diesen  Beispielen  Ellipse  eines  Ver- 
gleichungsgliedes vorliegt,  gehören  sie  eigentlich  unter 
6  b.  So  vil;  5.  Bd  I  776/7.  So  u-it.  's  war  so  wit 
Alls  i"  der  Or''ni"g,  aber  ...  Er  war  so  wit  (e")ke'n 
leide''  Purst,  's  war  so  Kit  kehl  schlechte''  Chauf.  aber . . . 
S.  auch  nu  (Bd  IV  630).  Daneben  f  so  (aus  in  so?)  wit. 
's  isch-mer  ;  so  wit  glich.  Das  Ems  hat  >;  so  wit  ken 
Name".  ,Nach  0  Ur  Hesse  es  [ein  Gewitter]  nach,  da 
hatten  wir  auch  vil  Wasser,  aber  es  tat  in  so  weit 
keinen  Schaden.'  1778,  aZoll.  1899.  Wiederholt:  So 
und  so  lang  (warte").  So  und  so  vil.  —  d)  so  e(i)n. 
PI.  so  (selten  auch  als  Sg.),  solch  (ein),  derartig. 
In  AaF.;  Ndw  als  einheitliches  Adj.  empfunden,  zu 
dem  ein  Nom.  Acc.  Sg.  fem.  soni  gebildet  wird  (doch 
Dat.  so-n-ere"),  in  Ndw  auch  PI.  soni  (Dat.  sone"). 
a)  Sg.  adj.  so(-n-)e(n),  so(-n-)e(s)  (Dat.  ra.  und  n.  so- 
me(ne,".  f.  so-n-ere"  oä.)  Aa:  Ap:  Bs:  B:  G:  Th;  W:  Z. 
Zunächst  nach  mit  Adj.  So(-n-)efn)  grosse  Ma"", 
gueter  Tüfel.  So-mefne)"  riche"  Kärli  tuet  Da'  [diese 
finanzielle  Einbusse]  Nüt.  Aber  icie  cha""-men  au'h 
so-n-e"  tummi  Bäbe"  si"!  Th.  , Hören,  lieben  burger, 
wie  Christus  uns  so  einen  vätterlichen  trost  gibt!' 
Geng.  S.  noch  6  a.  Ohne  Adj.  So(-n-)e(n)  Bueb. 
Maitli  Bs.  So(-n-)e(n)  Ma""  Aa:  Ap:  Th:  Z.  Wi' 
isch-es  Eine"  (zB.  ein  Bräutigam)?  's  ist  ä  [auch]  so 
en  Zwöübeinige*  Aa.  So  en  N.  [Einer,  der  so  reich, 
stark,  gesund  usw.  ist  wie  N.]  hat  guet  rede" :  so-mefne)" 
N.  macht  Das  Nät.  Emphatisch  :  So  (in  Aa  si)  (-n-)e(n) 
Ma"".  Purst;  sä(-n-)e"  Machenschaft  (han-ieh  nüd 
bald  g'seh'').  ,Mit  so  einem  Bein  blieb  ich  unten  im 
Tale.'  SGessner.  Mit  altertümlicher  Wortstellung: 
,lch  förcht.  ward  fast  vergeben  laufen,  kein  Hofstatt 
mehr  finden  zu  kaufen,  so  ist  ein  Ziehen  in  die  [neue] 
Statt.'  Mtricaüs  1630.  Bei  präp.  Verbindung  kann  so 
auch  vor  die  Präp.  treten.  Mit  so-mefne)"  Ifer  und 
so  mit-emen  Ifer.  [D's  B3si]  het-sech  och  so  vomene" 
nütnutzige"  Student  lo"  flattiere".  OvGreyerz  (BStdt). 
So  imene"  Zug  inne".  in  einer  solchen  Wirtschaft  drin. 
JReinh.  (S).  Wer  wett  so  amene"  Ghröttli  Täubi  ha"! 
AHeimann  1899  (B).  Ein  mundartliches  i"  so-mene" 
Witter  wird  schriftd.  wiedergegeben  durch  ,in  solchem 
in  einem  Wetter.'  1657.  Bauernchr.  Subst.  so  Ein(e'), 
ein  Solcher  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Th;  Z.  So  Ein  fundist 
no'h  uf  dem  Nö'hmärH,  zu  einem  Mädchen,  das  eine 
schlechte  Partie  macht  Aa.  So  Eine"  förchten-ieh 
Nüt  B.  Emphatisch.  Ist  Das  si  Einer?  ein  so  schlech- 
ter, gemeiner  Mensch.  Mit  si  Einere»  wett-ich  Nüt 
z'  tue"  ha".  Mit  pleonastisch  wiederholtem  Artikel; 
vgl.  auch  also.  E"  so-n-e"  Vatter,  e"  soni  Muetter,  es 
so-n-es  Chend  (neben  eso  es  Ghend)  AaF.  Eei"  so 
e(i)n.  Mach  doch  kain  so-n-e"  (tumms)  G'sicht!  Tu;  Z. 
Ph  macht  fco'"  so  Ann  [zum  Mann],  sagt  ein  .Mädchen 


Th.  Ja.  Vn".  du  hast  doch  gwüss  en  tollne"  Chnab: 
ml"  L'ebtig  hän-i"''  kei"  so  eine"  g'seh".  Stutz.  —  ß)  PI. 
so.  gleichbed.  mit  sonig,  settig.  doch  nur  adj.  Aa:  Bs: 
B;  S;  Th;  Z.  So  Lät  meine" (d)  .. .,  Leute  der  Art 
Aa:  Bs:  B:  Th:  Z.  So  Bliebe"  Aa;  Bs:  Th.  Er  hed 
Sträl  fäl  ond  Schuehbendel  ond  Säjifen  ond  so  Zug 
(Sache")  Ap;  ähnlich  Th.  p.  mit  so  Sache"  Th.  Mir 
bräche"  keine  so  Hämische"  me  BsStdt.  Mit  so  Gi- 
danke"  bin-i'h  i"g'schlofe"  Bs.  Schwig  vo"  so  Sache"! 
Stütz.  Ja.  du  wirst  litege",  wenn  d'  so  Sache"  g' sehst. 
ebd.  Böse",  Pantöffeli.  Chettcbluemen  und  so  War. 
ebd.  's  Ärgsten  [ist]  ,lass-es  bi  so  Finke"  auch  Bere- 
lutzti'.  Sturmchöpfhet.  Schild.  So  Tüpflischisser  cheu"- 
mer  Nät  bräche"  da  obe".  AHeimann  1899.  Occa- 
sionell  =  so  viel  Ap;  Z.  Wo-n-ich  so  Lät  g'sehe"  ha" 
dei  stö",  bin-ich  au°h  g' gange"  gi"  luege".  Gemeinde- 
ammann: 's  ist  recht,  dass-ich  so  Lät  a"tnff'e"  dö.  Scftt 
ebe"  nW  e"s  Bit:li  Geld  i"zieh".  Stütz.  —  f)  sä  als  Sg. 
Zunächst  als  Neutr.  Sg.  und  zwar  im  Abhängigkeits- 
verhältniss  zu  Öppis.  Nät.  P''  ha"  noch  Nüt  (e)sä 
g'seh".  g'hört  Aa;  Bs:  B;  Th:  Z.  Was  wurd-me"  säge", 
wenn  nöeh  ü-sem  Tod  wegen  Öppis  so  d'  Chapeziner 
uff  dem  Acher  dö  müesste"  cho"  spreche".  Schild.  At- 
tributiv. &i  Öppis,  so  Etwas  Aa;  B;  Th;  Z.  Nei"  au">, 
sä  Öppis!  wie  kann  nur  so  Etwas  geschehn  !  Söircg. 
auf  solche,  diese  Weise,  so  ApH.,  I.,  K.  (selten),  M. 
Mach  's  söweg,  nüd  aseweg,  mache  es  auf  diese,  nicht 
auf  jene  Weise.  Das  cha""-men  öppe"  danken,  äass- 
men  uff  so  Wis  und  Weg  glic,'-ne"  starchi  Hüshalti"g 
het.  Schild.  Was  strichsch  denn  am-mer  auch  verlii. 
du  Bisi  du,  und  machsch  miau?  De  muesch  doch  kei" 
so  Fegnest  si" !  Bs  (ThMey.-Mer.).  —  2.  abs.  steigernd, 
(so)sehr.  a)  mit  Emphase.  Es  hät-mich  so  g' freut, 
hät-mer  s<i  leid  'tä".  Es  war  so  schon  g'si",  wann... 
Ph  ha"  's  sä  guet  g'mänt  Th.  's  ist-mer  gwüss  sä  nid 
recht  g'si"!  angelegentliche  Entschuldigung  Aa.  Er 
ist  doch  si  wunderlige' !  B.  Si  ist  si(-n-)e"  gueti!  Bs; 
B:  Z.  S.  noch  rüwig  2  (Bd  VI  1889).  So  ril;  s.  Bd  I 
776.  —  I))  unbetont.  Mit  Xeg.  Das  ist  nüd  so  schlimm, 
nüd  so  übel!  's  ist  nid  so  iclt  bis  uf  N.  ,[Ich] 
hab  auch  nit  so  ungstalten  lyb.'  VBoltz1551.  .Lie- 
ber, stell  dich  nit  so  lätz,  ne  sa;vi  tantopere.'  Fris.; 
Mal.  ,Dann  je  reiner  die  Materi  [zur  Destillation], 
je  reiner  auch  der  Liquor  oder  das  Öle  daraus  gehet 
und  wird  das  under  Gefäss  nicht  so  voll  Wusts  und 
Abfameten.-  JJNcscheler  1608.  So  gar  (gär)  1)  ganz 
und  gar;  nur  neg.  Er  ist  so  gär  nüdhüsH'*  Ap.  Er 
hat  so  gär  fca'"  Lebe"  Th.  '.s  macht  auch  so  gär  ka'" 
Gatti"g  Th;  Z.  S.  auch  Mal.  375J.  Nüd  so  gar  (gär). 
nicht  eben  sehr.  —  2)  wie  nhd.  sogar,  wohl  allg. :  s. 
auch  Bd  II  397.  Noch  so;  s.  schon  Bd  IV  642.  Dazu: 
Das  ist-em  «dc*  so  recht  g'si",  er  war  damit  ganz  zu- 
frieden, Das  passte  ihm  gerade.  [N.  mietete  ein  Haus 
ausserhalb  der  Stadt]  und  isch  mit  sine"  beide"  Töch- 
tere"  dert  use"  'züglet.  Dene"  Töchtere"  isch-es  no'" 
so  recht  g'si"  und  si  hätte"  d's  Landlebe"  g'chüstet  wie 
nid  grad  Öpper.  BvTavel  1904.  Noch  so  gern!  =  recht 
gern,  Antwort  auf  eine  Bitte,  einen  Befehl  B;  Th;  Z. 
/'•''  chome".  er  nimmt  's  noch  so  gern.  ,So  bald',  als- 
bald. ,Er  [der  Hund]  hat  das  B.ech  nie  gesehen  und 
jagt  es  doch  von  C  gegen  B  und,  wofern  der  Hund 
nicht  gar  ein  Nar  ist,  niemal  von  C  gegen  A,  weil  er  so 
bald  weiss,  dass  es  von  C  gegen  A  die  Rückfeerte  ist.' 
vor  1744.  Brief  des  Z  Fabeldichters  und  Malers  LMeyer 
von   Knonau.      Wol  so  bald;  s.  Bd  IV  1196.     Se  wol. 


21 


Sa, 


22 


0  </»  lieber,  guete'  31"".  hett's  mina  Bränzfass  auch  esö! 
Ach,  wie  loär's-iner  dann  se  wol,  würd's,  wie  du,  all 
Monetvoll!  ZB.  Sewol!  ganz  so,  jawohl,  Bestätigung 
einer  Aussage  ZO.:  s.  noch  wol.  ,0  wie  ist  es  so  wol 
thon,  o  Jas  ist  rächt,  o  factum  bene!'  Fris.;  Mal.  — 
3.  (mit  Satzton)  ohnehin  Aa;  B;  GT.:  SchwE.;  Th;  Syn. 
sö-wie-sö  (oben  unter  1  a).  I"'  gö"  wider  [sagt  Einer. 
in  eine  Versammlung  eintretend],  's  sind  sä  g'nueg 
Jjit  do.  's  wird  sä  Nüt  iis-im  B.  's  mues'  sä  Alls 
dür^e*,  su  wei-mer  nid  spare",  ebd.  Chliner,  hol  du 
yW*  en  Schübel  Napf  vom  Cheller  uff!  lch  uifftt's  e" 
Bitzli  noch  verlese";  denn  mir  chönt  ies  so  noch  nüd 
gär  esse".  JJRütl.  ,Ich  solle  das  Bett  doch  in  der 
Stube  aufmachen,  den  Webstuhl  brauche  ich  so  jetzt 
nicht.-  Gotth.  [Mann  zur  eifrig  sprechenden  Frau] 
Nw  fest  am  Stecke",  chunnst  su"st  z'  churz,  hast  hüt 
g»»si  so  nüd  g'redt.  [Frau:]  Juso,  sott  me" üppe"  nuch 
's  Mid  zueha"?  MLien.  1889.  So  scho" :  Er  ist  su  scho" 
g 'straft  gnueg.  —  4.  einschränkend,  eine  Unsicherheit, 
Annäherung  bezeichnend;  eig.  als  vorläufiger  Hinweis 
auf  einen  Tatbestand,  für  den  man  nach  einem  be- 
stimmten Ausdruck  sucht.  I'h  bi"  (do)  wo0*  so  e(n) 
Bueb  g'sl"  (vo"  sechs,  sibe"  Jöre").  etwa  noch  mit  einer 
die  ungefähre  Grösse  andeutenden  Handbewegung. 
Bas  ist  so  e"  Sach  (sind  so  Sache");  s.  Sach.  So(-n-)en 
Art  [so  etwas  wie]  Chüechli  B;  Th.  So-n-e"  solche'-; 
s.  Bd  IV  1906.  So  settig  G'späss  BE.  Es  ist  so  esö 
ZF.  's  isch  so  gräus  (graue')  Zug  g'si"  B;  Th.  's  ist- 
mer  so  ardlich,  so  g'spässig.  ich  fühle  mich  nicht  recht 
wohl  Ar:  B;  Th;  Z.  Öppis  so  Hecht  eine",  so  halbbat  zig 
säge"  Aa.  Ei"smöls  sä  [s.  5]  göt  dann  so  es  Tatschen 
a".  Stutz.  I"  ha"  so  e"  Stechen  uf  der  Brust,  's  gut-em 
nid  em  beste",  wa'-me"  so  hört  (oder  sät)  Th;  ähnlich  Z 
und  sonst.  So  nöch  und  nöch  (näch  di  näeh  B),  so  Ei"s 
noch  dem  Andere".  .[Woraus]  sich  so  nach  und  nach  die 
Wurzel  und  der  Stengel  und  anmit  die  ganze  Pflanze 
entwickelt,'  AHöpfn.  17S8  (JXSchnider).  Nu",  nume" 
so.  Er  macht  Allz  nume"  so  halb,  so  lamaTschig  B. 
's  [eine  Äusserung]  ist-mer  nor  so  use"g'fare"  Tu.  Zur 
Not.  's  göt  so  a".  's  hat  so  g'langet;  's  hat 's  so  'tän 
("tue").  Es  chönnt's  so  tue".  Stütz.  No'*  so,  noch  eben 
(so).  Bis  iez  isch- es  noch  (nach)  so  g 'gange",  zB.  ge- 
sundheitlich, ökonomisch  Aa;  Ap;  Th;  Z.  Bi  mir 
isch-es  [was  die  Aufführung  in  der  Schule  betrifft] 
noch  so  g'gange".  GStücki  1897.  ,Wer  im  Zürcher 
Oberland  von  einem  Gütchen,  wo  man  eine  Kuh  som- 
mern und  wintern  kann,  nur  40  fl.  Zinsen  muss,  der 
kann  noch  so  bestehen.'  SSchinz  1818.  So-sö,  meist 
erweitert  so-sö  la-lä!  zur  Not  befriedigend,  leidlich 
Aa;  Ap;  Bs;  B  (la-lä);  Th;  Z;  vgl.  Gr.  WB.  VI  3.  A.: 
Wiegeit  's?  B.:  So-sö;  ich  will  nid  ('hinge"  u'"'  cha""  nid 
rüeme"  B.  Auch  attrib.:  Es  sind  so-sö  Litt,  sie  sind 
nicht  ganz  schlecht,  aber  auch  nicht  ganz  zuverlässig 
ÄALeer.  Etwa,  ungefähr.  Wie  ist  's  Wasser?  so  lau 
(läj)  Aa;  Ap:  Th:  Z.  Was-ich  noeh  nüd  erfare"  ha", 
doch  glich  debl  so  säge"  cha"".  Lenggenh.  1830.  Bei 
Mass-  und  Zahlbegriffen.  E"  Wegge"  so  vo"  fwfzeh" 
Pfund  Bs  (Seiler).  So  um  (die)  vier  Franken  umme" 
Aa:  Ap:  B;  Th:  Z.  So  um  die  Vieri  umme".  Er  ist 
so  um  die  Vierzgi  ume",  wärt  so  in'n  Vierzge"  si"  Tu. 
So  fast  a'se  gross  wie  . .  .  NBöscn  1892.  —  5.  eine 
Situation  aufnehmend,  zsfassend.  a)  nach  einer  an 
der  Spitze  des  Satzes  stehenden  adv.  Bestimmung  vor 
dem  Verb.  E"möl  se  chunnt-er  hei'"  L.  Und  dö  so  (oder 
se)  sät-er ...  Th;  ZSth.  (bes.  überlegend,  in  der  Erzäh- 


lung stockend).  Du  sä  g'sehn-ich  dann,  dass  's  31  "Her- 
manne" sind.  Stutz;  weitre  Belege  s.  unter  4  und  ii  b  5. 
Lang  se  stande"-si  dort.  Breitenst.  GlVh  se  sV'-si  denn 
cho"  cho-  lauffe".  ebd.  Für  Das  so  hätt-er  nit  brüche" 
's  Geld  go"  :'  vertue"  in  der  Stadt,  ebd.  Brüche"  se  tue"- 
mer-e"  nüd.  LSteineh  1879.  ,I)enne  an  dem  vierden 
tage  so  zarte  man  10  lb  7  ß.<  1378,  B  StRechn.;  neben: 
,Uenne  des  andern  tages  (an  dem  dritten  tage)  zart 
man  . . .'  ebd.  ,Wol  so  sye  der  X.  an  ir  herberg  kö- 
rnen.' 1448,  Z  RB.  ,Ouch  hernach  so  vint  man  von 
stük  zuo  stük  gemalet  des  lieben  herren  St  Meinratz 
leben.'  Meinr.  14b'4.  ,Doch  so  ist  Nüsse  in  disen  din- 
gen gerettet  und  alle  sin  [Karls  von  Burgund]  huoten 
davor  verbrant.'  1475,  Bs  Chr.  ,Doch  so  möchtend  si 
[die  nachburen  und  bysessen |  in  dem  fryen  bad  den 
selben  zapfen  in  zimlikeit  zucken,  damit  das  selb  fry 
bad  nach  notturft  wasser  hette.'  1512,  AaB.  StR.  ,Ein 
künig,  der  die  armen  rieht  und  des  dürftigen  not  an- 
sieht, in  ewigkeit  so  bstat  syn  tron.'  Eckst.  1526 
(Rychst.).  .Hierum  so  bitt  ich  öch  um  Gottes  willen.' 
Zwingli  (ähnlich  oft).  .Doch  so  wurdens  [die  einer 
ital.  Gräfin  weggenommenen  Kinder]  durch  d  Eid- 
gnossen  der  kläglichen  muoter  wider  zuo  banden  ge- 
bracht.' Ansh.  ,Dann  ye  so  stadt  dein  radtschlag  in 
keines  menschen  gwalt.'  1530,  Tob.  ,Morn  so  wirt 
man  üch  antwurt  geben.'  Haimoksk.  1531.  ,Nach  guot 
und  gelt  so  ist  uns  gach.'  Aal  1549.  Jetzun.l  so  dun- 
dert  ess.'  VBoi/rz  1551.  ,Es  ist  villicht  ein  falscher 
won  [die  Flammen schrift  an  der  Wand],  villicht  so 
ist's  vom  liecht  der  schatt.'  JMurer  1559.  ,Der  krank- 
heit  halb  so  bin  ich  gesund.'  Fris.  1574.  ,Mit  Dank 
so  nimm  ich  Alles  an.'  GGotth.  1619.  .Viertens  so  ist 
das  End  und  der  Zweck  der  reformierten  Religion  der 
Beschaffenheit,  dass  [usw.].'  Hott.  1647;  neben:  ,Zum 
anderen  hat  ...,  Drittens  hat...'  ebd.  ,üann  so  ist 
die  Steur  für  sie  reicher  Leuten  Schuldigkeit.-  GMi  i.i  er 
1657.  S.  noch  hören  (Bd  II  1573):  Profezl  (Bd  V  505); 
nf-recht  (Bd  VI  219):  Rugg  (ebd.  786).  —  b)  wie  nhd. 
zur  Einführung  des  Nachsatzes,  wohl  allg.  Wenn  t' 
no°h  Öppis  wottst,  so  tue  's  Mül  uf  und  säg  's.  We"" 
's-der  recht  ist,  su  wei"-mer  gä"  B;  ähnlich  auch  sonst. 
Wan  d'  nid  willt  sto».  so  gang,  se  non  vuoi  stare,  va 

PA1.   Wänn-t'  chunnst,  sen-  (so)  isch-mer  recht  Z.    Wi 

du  z'fride"  bisch,  su  si"-mer's  o  [auch].  Gotth.  .Denket 
über  myni  Wort  nah,  su  werdet  'r  finde",  dass  ich  recht 
ha",  oder  faret  so  fürt,  so  werdet  'r  us  Schade"  klug 
werde".'  ebd.  Laufst  nit.  sä  gilt  's  nit.  Prophet  1855 
(GSa.).  !<*  will  mache",  sä  chumm-ich  vorwärts!  ebd.; 
Z  (fürsich).  Auch  nach  (vollständigem  oder  elliptischem) 
Hauptsatz  in  Geltung  eines  Nbsatzes.  's  dritt  Böckli 
hed  's  am  Llbli  g'ha",  sä  föhd  das  Narrli  auc"  <rli<>' 
a",  am  Bädli  Chüder  z'  spinne".  PHeng.  1836.  .Noch 
eine  Viertelstunde,  so  hätten  die  Leute  mit  Feuer  zu 
tun  gehabt.'  Gotth.  Abweichend  vom  Nhd.  auch  nach 
Objektsatz,  wenn  derselbe  einen  Bedingungssatz  ver- 
tritt; wohl  durch  Kreuzung  der  beiden  Ausdrucks- 
weisen. Was  me"  nüd  cha"".  so  (se)  cha""-me"  nüd  Z. 
S.  noch  blasen  (Bd  V  141).  Mit  eigentümlicher  Stellung. 
.Wenn  mir  auch  am  Werchtag  manchmal  die  blutti 
Fersere"  füre"chunt,  jo  frylich,  su  wenn  der  Sundi- 
chunt,  han  i  doch  de°°  ganzi  Strumpf  a"z'lege".'  Gotth. 
Zur  Einleitung  eines  Zwischensatzes:  .Sehr  verehrter 
Herr',  sen  isch's  drinn  [in  einem  Briefe!  g'stande"  - 
Hrkitenst.  ,Ich  han  geredt,  din  wib  sig  ein  huor.  und 
sy  ist  ouch  eine,    und  du  muost  dir  es  sagen   lassen. 


23 


Sa,  se.  si.  so, 


und  daz  das  war  sig,  so  hat  din  wib  noch  ein  man 
zuo  dir.-  147."],  Z  BB.  .[Eine  Magd  missgönnt  der 
andern  ihr  Botenbrot  und  tadelt  sie:]  Gott  gab  was 
sy  zuo  schaffen  hab,  so  lats  sys  ligen,  louft  darab 
und  richtet  uss  unverhollen,  das  ir  doch  nit  ist  be- 
follen.'  Haberer  1502.  .Da  wo  ich  Einen  mit  berür 
[mit  einer  Salbe],  so  wachst  ihm  an  dein  Ort  ein  Bart.- 
Spichtig  1658.  .Habind  ihre  Gschwöstert  oder  ander 
I.eut  darwider  etwas  gredt,  so  vermög  sie  sich  nüd.' 
1705,  In.  .Anbelangende  zweitens  unsere  Angehörige 
auf  der  Landschaft,  so  sollen  sie  sich,  falls  sie  Gift 
benötigt  wären,  bei  unsem  jeden  Orts  verordneten 
Pfarrern  hierum  anmelden.'  1777.  Z  Ges.  1779.  Eigen- 
tümlich nach  negativem  Vordersatz:  .Da  selbst  auch 
in  den  hülen  wonen  die  äffen,  also  das  kein  loch  ist, 
so  wonet  des  selbigen  tiers  ein  anzal  darinnen.'  Tierb. 
1563;  nhd.  es  wohnt...:  im  lat.  Original:  ,ubi  simia- 
rum  populus  montis  cavernas  et  omnia  foramina  in- 
colit.'  In  gleicher  Verwendung  und  so  Aa:  Ap:  Th;  Z: 
vgl.  und  7  (Bd  I  320).  Wenn  d'-mi"*  brückst,  und 
so  channst  rüeffe"  Aa.  Ich  mag  ine"schlagt  .  no-n-i"1' 
will,  und  so  isch  ['s]  hol.  beim  Einschlagen  eines  Na- 
gels TiiFr.  Söw-mer  «de  z'  0be"t  lxf"  cho".  ond  so 
ist  jedi  Gäss  von-em  selb  ond  asa  muetters'ele'el'ä"  wider 
i"  trcn  stall  g schwänzlet.  ATobler  1901/2.  .Fremder: 
Ist  es  wahr,  dass  die  Appenzeller  blind  auf  die  Welt 
kommen?  Appenzeller:  Jo  de""  frili'''  isch -es  war; 
wenn-s'  aber  denn  e'ninl  g'sirlind.  ond  so  stchi"tl-s'  eso 
e"  Böufkaib.  wie  Er  ä"s  sönd,  dorch  de"  tickst  Till 
dör'H".  ebd.  1902.  —  c)  zur  Bekräftigung  einer  Aus- 
sage wird  dieselbe  oder  doch  ein  Teil  (bes.  das  Verb) 
mit  vorangestelltem  so  (se)  wiederholt  oder  durch  Das 
(in  ähnlichem  S.  wie  in  andern  MAA.  sc'b)  mit  folgen- 
dem so  (se)  (mit  oder  ohne  Verb)  aufgenommen  SchwE. 
Er  cha""  Das  nüd  mache",  sc  chann-er  's.  Jetz  gön- 
jci.  „j-  .te  Märcht,  se  gön-ich,  und  chaufen  Öppis  und 
se  chauf-i'h;  da""  laufi"*,  wän"-irh  's  ha",  se  lauf-ieh, 
föhn  öppis  Anders  a".  se  föhn-ieh  usw.  (Reimerei  von 
Ochsner),  's  cha""  cho"  jetz,  was  nw  will,  se  cha"", 
se  tue's  e"wcg  dann  and  se  tue  's!  ebd.  Frttgwd  nn" 
der  Wildrer  Boni,  ob's  nid  ase  sig,  sen  ob  's.  MLien. 
1896.  Mit  Das,  gew.  Das  *j.  Was  wem-mer  jetze" 
mache",  tas?  wend  bette",  recht  tue"  und  se  Das,  Gott 
helft  üs  der  Not,  se  Das!  was  nützt  lärs  Junten",  se 
was?  Ochsxer.  Miststbck  g'seht-me"  neimc"  au'h  wenig 
vor  de"  Hüsere"  und  Das  se  g'seht-me".  Es  Cliilche"- 
g'liit  händ-s'  z'  Münche"  kei"s  so  schons  wie  bi  ü"s,  im 
Kunträri,  es  ist  wie  wenn  e"  Chupfergelte"  ane"  schlieg 
und  Das  se  isch.  Ich  hüröteti  a"  diner  Stell  und  Das 
se  Mröteti.  Lienert  1888.  [Es]  brücht-sich  Keine"  z' 
freue",  er  sig  der  Hans  im  Gluck.  iiihI  wänn-er  all 
Winkel  voll  Goldduble"  hat,  Das  sc  wänn-er.  ebd.  Si 
bringe"t-i"s  a"[e"d  Maitli  us  ''em  Wältschland,  wann 
mir  scho"  so  eil  einige  hend,  Das-se  wann.  ebd.  Ja, 
die  heitre"  treit  üch  sicher,  brächt  bloss  Dürft  [Wage- 
mut], Das  se  brächt  's.  ebd.  1896.  —  6.  als  Hinweis 
auf  etwas  in  der  Rede  Folgendes,  auch  Vorangehendes. 
a)  auf  einen  , Folgesatz.'  ,Doch  wer  das  erste  Mal 
ungehorsam  ist  und  das  ander  Mal  wider  ermahnet 
und  beruft  wird  und  nur  dann  gehorsam  ist,  so  haben 
wir  so  einen  guten  Gott,  er  wil  mit  uns  zu  friden 
sein.'  FWvss  1672.  Ich  war  gern  noch  länger  'Mibe", 
so  guet  hat  's  mer  g' falle".  Meist  in  der  Form  ,so  — 
dass.-  Er  ist  (e)so  im  Ifer  g'si",  dass...  Er  hat  (e)so 
wüest  'in",  dass  ...    .Sin  knächt  hab  im  geseit,  er  ge- 


nanter Jos  mache  sinem  meister  so  wüeste  arbeit, 
das  inn  wunder  näm,  wer  im  die  abkouffe.'  1485,  Z 
BB.  .Ich  hab  gester  gehört,  wie  dass  so  mit  grossem 
ernst  die  heilig  göttlich  gschrift  der  götzen  und  bilden 
halb  harfür  getragen  ist,  dass  ich  grosse  freud  darab 
empfangen  hab.-  Zwingli.  ,Dennocht  so  sind  der  kibig 
nid  und  der  nidig  kib  so  toub  und  blind,  dass  si  weder 
er.  glowen  noch  pflicht  weder  bedenken  noch  gesehen.' 
Ansh.  , Eines  dings  so  begirig  sein,  dass  einer  möcht 
taub  werden,  ad  insaniam  coneupiscere.'  Fris.  :  Mal. 
—  b)  in  correlativen  Verbindungen  (wobei  auch  das 
eine  Glied  fehlen  kann;  s.  unter  1  c):  tw.  der  kon- 
junktionalen  Verwendung  nahestehend,  a)  so  —  so. 
l)  =  so  —  als,  wie.  Wenn  de  Sterne"berg  sä  ruh  wack 
war,  so  hoch  er  ist,  dann  icov'-er  glitzere"!  Stütz. 
.Wer  mohti  so  her  sin.  so  God  selbe.'  XII.\  Wack. 
1876.  ,Die  Kilch  Zürich  [bat  sich]  der  Ceremonien 
entsehüttet  und  sich  zuo  alter  Einfalte  gehalten:  dess- 
halben  sy  die  erstgemelte  Stuck  so  mit  wenig  Umb- 
ständen  und  Anhängen  beladen,  so  mit  wenigen  sy 
immer  haben  mögen  ussgerichtet  werden.'  Z  Lit.  1644. 
.So  vil  —  so',  so  viel  —  als.  .Daz  man  den  höven 
beiden  so  vil  hohes  lassen  sol,  so  si  notdürftig  sint.' 
1345,  Z  Urk.  —  2)  zum  Ausdruck  eines  gegensätz- 
lichen Verhältnisses.  So  flissig  der  Eint  ist.  so  fül  ist 
der  Ander  Aa  ;  B.  So  g'schit-er  ist.  so  tumm  tuet-er.  ebd. 
So  g'schld-er  ist,  so  (se)  bös  ist-er  auch  Z.  So  lieb-mer 
de"  N.  ist.  so  z' wider  isch- mer  de'  Jung.  ebd.  So 
schlecht  das'-er-mer  's  g' macht  hed,  so  han-ich  jez  glich 
Verbärmst  met-em  Ap.  So  gern  [ich]  -em  g'holfe"  hett. 
so  isch  ['s] -mer  halt  e"fange"  z' vil  worde"  Th.  In 
ä.  Spr.  können  beide  Sätze  Hauptsätze  sein:  s.  zB. 
rumörisch  (Bd  VI  930).  —  3)  je  —  desto;  vgl.  r,.  .So 
hoher  berg,  so  tiefer  tal;  so  hoher  er,  so  tiefer  val.' 
Boxer.  —  4)  sowohl  —  als  auch.  .Wiewol  sin  m[aje- 
stä]t  so  mundlich  so  schriftlich  sich  gegen  uns  er- 
botten  hat.'  1521,  Strickler.  Etw.  beförderlichst  ,so 
tag  so  nacht-  den  Obern  melden.  1529/31,  ebd.  (noch 
mehrfach).  .[Die  Güter  des  Castellans  von  Musso]  so 
in  Lecke  so  in  Muss.'  1531,  Absch.  ,[Die  Füsse  des 
Affen]  die  schier  einer  band  gleich  und  gleich  so  hand 
so  füess  sind.'  Tierb.  1563.  ,Der  biber  ist  ein  tier, 
das  so  auff  dem  land  so  im  wasser  labt.'  ebd.  ,So 
männlin  so  weiblin  unter  den  esslen.'  ebd.  ,Wer 
immer  ihr  auch  seit,  so  hohe  Standsverweser  so  Völker 
der  Gemein.-  R  und  CMever  1650.  ,So  Tags  so  Nachts.' 
1676,  ScHEatsverordn.;  1715,  Bs  Folizeiordn.  —  5)  zur 
Verbindung  zweier  Hauptsätze,  die  in  einem  tem- 
poralen Verhältnis.?  stehen:  wie  —  so;  s.  Österen  (Bd 
I  582).  —  ß)  so  -  a(l)s  (dafür  in  Th  tw.:  ZO.,  W.  das'), 
wie  nhd.  ,so  -  als';  s.  schon  unter  als  (Bd  I  197).  So 
steht  1)  gew.  vor  Adj.  oder  Adv.  Er  ist  so  gross  a's 
(das-)  si(nj  Vatter  Aa;  Ap;  B;  ZO.,  W.  Do  achteti 
7iii"s  Lebe"  gwiiss  sä  wenig  a's  das  Föckli  Bairle"  dö. 
Stutz.  Öppis  chönne",  wüsse"  so  guet  a's  (das')  Eine"  Aa  : 
Ap;  B;  Schw;  Th.  Ich  weiss  se  guet  a's  Eine"!  MLien. 
,[Die  Gotteshausleute  verwüsteten  dem  Abt  von  St 
Gallen]  was  sin  und  der  sinen  was,  wol  so  vast,  als 
er  vorhin  den  gottshusslüten  getan  hat.'  Äg.Tschbdi. 
,Er  ist  mir  so  glych  als  ich  mir  selbs,  tarn  consimilis 
est  atque  ego;  ich  bin  so  wol  ein  mensch  als  du,  tarn 
ego  homo  sum  quam  tu.-  Fris.;  Mal.  ,Ist  eine  An- 
zeig, dass  die  Bauren  der  allem  Zeiten  immer  so  kluge 
Leute  gewesen  als  die  heutigen.'  Sererh.  1742.  So 
guet  (das°)  ich  ha"  chbn"e"  Ap;  Th.    So  cila(ljs  Ap;  PA1. 


25 


SO,    SU 


26 


(,tanto  quanto'),  se  vil  a's  SciiHa.  ,So  lang,  so  lange 
zeit,  landiu.  So  lang  wirt  sein  lob  wären,  als  man 
von  römischen  taaten  sagen  wirt.'  Fris.;  Mal.  So 
lang  als,  ,tanto  tempo  che'  l'Al.  So  lang  (a's  bzw. 
das')  i'h  weis'  Aa;  Ap;  B;  Tu:  Z.  ,Bis  und  so  lang 
(als)':  s.  bis  (Bd  IV  1099/1700).  So  bald  a(l)s  Aa; 
Ap;  B;  PAL  (,tosto  che'):  für  die  ä.  Spr.  s.  Morgant 
1530,  103a;  Mal.  375  d.  So  band  a's;  e.  be-händ  (Bd  II 
1408).  —  2)  vor  Sahst.  Chumm,  bürst-en  [den  Tisch] 
ab,  sä  ZU  a's  d'  hast,  so  (viel)  Zeit  als  du  hast,  soweit 
die  Zeit  reicht.  Stutz  1811.  —  y)  >als(°) —  so',  =  so  — 
als.  ,Also  manegen  sun,  so  der  hat.  also  manegerj  sun 
cronet  er  ouch.'  XII.,  Wack.  1876;  vgl.:  .alsolich  so 
er  ist.'  ebd.  ,Wer  inrent  dien  zile[n]  sesshaftig  ist. 
der  sol  ze  allen  offenen  gedingen  ze  Malters  sin  und 
darnach  alz  dike,  so  er  ansprechig  wirt.'  LMalt.  Oft'n. 

—  8)  so  —  wie:  1)  wie  nhd.  's  ist  nüd  so  bös,  wie  me" 
z'erst  g'meint  hat.  So  g'schid  nie  du  (bist),  bin-ich 
OM-*  »o«*.  S.  noch  Büch-Bütii  (Bd  IV  1913).  So  wie 
du  chann-ich  's  au'1'  nu'h.  /•''  ehome*  (fad  so.  we-n-fr* 
bi",  zB.  im  Arbeitsanzug.  ,Sö,  wie-n-i'1'  bt".  muesch- 
mieU  ha",  talem  qualem'  B.  So,  wie-n-ich  stände"  «'"' 
gange",  darf  ich-mich  i"  der  Gesellschaft  nid  zeige",  ebd. 
So  wie  =  so  Etwas  wie.  E"möl  sä  [s.  5]  bringen  dann 
ine  [ihrer]  Vier  so  wie-n-e"  grössi  grössi  Muelte"  mit 
vier  Beine",   wie  's   Wirts  Bansen   eini  händ.    Stütz. 

—  2)  sowohl  —  als  auch,  's  hat  jedi  ZU  so  Schlimms 
wie  Guets  SchScIiI.  —  s)  so  =  wie.  I'hha"'s  (/'macht. 
so  (se)  guet  i'h  cha"".  lch  chome".  so  bald  ich  cha"". 
,So  fast  ich  mag,  quantum  queo.'  Fkis.  ;  Mal.  ,So 
erst',  sobald.  ,So  erst  der  houptman  das  erfaren  und 
solichs  uns  in  yl  zuogeschriben,  haben  wir  ilents 
unser  ratsbotschaft  abgefergget.'  1531,  Absch.  So  f'err; 
s.  BdI912.  914  (dazu  die  Stelle  unter  Scherer-Brief 
Bd  V  484).  Beispiele  für  konjunktionelles  ,so  vil,  so 
verr,  so  wit'  bei  Mal.  376.  Elliptisch.  Se  wol  [so 
wahr]  en  Gott  im  Himmel  lebt!  Beteurung  Z  (Spill- 
mann). Ebenso:  So  wör  !»»  dö  bi"!  Aa;  Ap;  Th,  da 
stä"!  B.  —  £)  so  =  als,  wie,  nach  Komp.  und  Superl. 
Me  Brüd,  so  was-ne  geid.  mehr  Brot  als  ihnen  gehört' 
PRi.  (Sehott  1842).  ,Uaz  si  daz  ouch  utf  daz  aller- 
kürzist  tetind,  so  si  möchtind.'  1428,  Z  StB.  —  7j)  ,so' 
=  je  (bei  Komp.);  vgl.  6<*3  und  s.  noch  ie  (Bd  I  21). 
, Solch  stempenien  merend  die  eer  des  götlichen 
wortes,  des  sig  so  vil  des  [desto]  clärer  und  grösser 
wirt,  so  mee  es  widerstand  hat.'  Zwingli.  ,Wo  vil 
richtumb,  pomp  und  bracht  und  deren  ding  mehr,  von 
welchen  sich  die  weit,  so  solche  ding  hat,  dest  säliger 
schetzt,  so  es  mehr  ir  verderbung  und  Verblendung.' 
F  Schulordn.  1577.  —  B.  als  coordinie rende  Konj. 
1.  in  diesem  Falle,  dann.  ,[N.  solle  helfen]  das  die 
hoptlüt  zuhar  kämint,  so  wöltend  sy  inn  [Herzog 
Sforza]  inen  geben.'  1500,  Zeli.w.  (Trk.  ,Da  wäre  flissig 
fürzeluogen,  dass  die  frömden  herren  nit  eins  wurdid, 
so  gab  es  vil  und  feissen  speck  in  d  rüeben,  zuge  strit- 
bar,  erfaren  lüt.'  Ansh.  ,[Zwei  Herren  von  Sax  streiten 
ich;  da  habe  der  junge  den  alten]  by  den  achslen 
genommen  und  erschüttet;  habe  der  herr  gsagt:  Will 
sich  myn  vetter  setzen?  der  jung  geantwort,  er  müesste 
staan,  so  gangs  ime  inn  die  füess.'  1596,  Z  (Akten  der 
Herrschaft  Sax).  ,Der  dritt  Knecht  Kaguelis  zur  bösen 
Magd  Athalia:  Stost  aber  z  schwetzen,  Klapertäsch  V 
Gang  für  dich,  das  Schwenkbecki  wesch.  Sy  werden 
sich  bald  setzen  z  Tisch,  so  manglets  dann  an  Wasser 
frisch,  dann  sind  die  Trinkgschürr  noch  nit  gschwenkt.' 


GGotth.  1619.  —  2.  dann,  da,  temporal.  ,N.  sprach: 
ich  will  üch  fürgan  [vor  Gericht  und  zwar  ungeboten], 
wenn  ir  wend,  on  niuni,  so  han  ich  anders  ze  schaffent.' 
1167,  Z  KB.  ,Jetz  kommend  die  engel,  so  dondret  ess, 
und  nemmends  vier  klagpersonen  ...'  VBoltz  1551  (sze- 
nische Bemerkung).  ,L>en  26  hornungs  spaziert  [ich] 
hinus  mit  eim.  So  sich  ich  Etwas  von  fer  dohar  kom- 
men, und  zuo  allem,  alss  wir  uns  zesamen  necherten, 
war  es  der  Antony.'  FPlatter  1612  (Boos).  , So  dann'; 
s.  Bott  (Bd  IV  1894);  Biet  (Bd  VI  1731).  —  3.  also, 
folgernd  (gew.  nicht  im  Anschluss  an  etw.  sprachlich 
Ausgedrücktes,  sondern  aus  der  Situation  heraus);  tw. 
A  5  nahestehend.  Jo  nu",  sn  ehann-rm  ja.  so  chöm-mer 
jogo"!  Ap;  Tu;  Z.  So  hettist  Das  vorher  g' seit.  ebd.  So, 
so  isch  f'sj  Nät.  sagt  etwa  ein  Hausierer,  der  abziehn 
muss,  ohne  ein  Geschäft  gemacht  zu  haben  ZStdt. 
So  gout  's  jez,  schätz-ich,  dou  in'n  Himmel  vffi".  Pro- 
phet 1855  (GSa.).  ,Christenliche  Ordnung  der  Küchen 
zu  Oberglatt  den  h.  Touff  betreffendt.  So  bringt  die 
Gotten  in  Begleitung  einer  Dienstmagt  das  Kind  in 
das  Pfarrhuss.'  1637,  HDiener  1863.  Bes.  vor  Imp. 
(auch  Konj.).  So  (su,  se)  chumm,  gib,  mach  e"mäl! 
A.:  Wenn  's-mer  nid  g' fallt,  so  gon-ich.  B. :  So  gang, 
i<>>  hebe"-dieh  nid.  A.:  Ich  ha"  Nut  g'funde".  B.:  So 
lueg  en  anders  Mal  besser.  ,G'hörst  denn  nichts,  wenn 
man  ruft?  sagte  Joggeli.  Ich  habe  nichts  gehört.  — 
Su  los  es  andermal  und  chumm  nimm  das  Ross.- 
Gottu.  ,Babe  [eine  Bettlerin]:  Mer  gond  de"  gllchlig 
Weg.  Mutter  (unwillig):  Sä-n-allo,  Bäbe",  marsch 
und  rod  di  füle"  Bii"  und  schlirp-mer  nüd  äso.  Stütz. 
Sä  tröst-e"  Gott,  er  het  ai  [auch]  griseli'h  miesse"  lide", 
von  einem  Verstorbenen,  übw  Blätter  1900.  [Es]  rüeft: 
Sä  chönd  ietz  mit-enand!  MLien.  1903.  Se  lauf  go" 
Band  haue"!  brummtet  der  Ödel.  JEoos  1907.  S.  noch 
pfüslen  (Bd  V  1192).  ,Ä  wass,  mein  Elss,  se  zelss 
miers  anen.'  Com.  Beati.  In  Verbindung  mit  andern 
Partikeln,  bzw.  Interj.  a)  mit  ei.  Ei  sä  b'hüet-i"s ! 
Ausruf  der  Verwunderung  GWb.  Ei  sä  lad  ab!  Pro- 
phet 1855  (GSa.).  [Witwe  M.  berichtet  von  ihrer 
neuen  Heirat,  worauf  N. :]  Ei  so  weusch  i  dir  au  vil 
Glück!  Bantli  1656.  —  ß)  mit  nu  (in  Th  no>).  Nu 
se  (no2  so  Th)  chumm!  „VO";  Gl;  Th.  Nu  se  sei's- 
mer!  Ausdr.  des  Erstaunens  GRHe.  Isoliert  nttSj  (auch 
no'-so,  -sr,  nussa,  nossa;  s.  Bd  IV  630)  Aa;  Ap;  „VO"; 
Gl;  Gr;  LG.;  G;  Th;  Zg;  Z,  nun  so,  nun  also,  wohlan, 
meinetwegen.  A.:  G'ad  en  änztes  Wort,  Herr  Land  - 
amma".    B.:  Noso!  wa'  wänd-er?  A.:  Gold.  ATobler 

1905.  Nuse,   Buebe"!  gand   uf  d'  Scheiche"!   MLien. 

1906.  Pluralisiert.  [Madleni:]  Kum,  min  Jogli,  erzell 
eus  gär,  wies  mit  der  Schlacht  zletst  abgloffa  sige. 
[Jogli:]  Nuset,  Mütterli,  üch  zlieb  ...  will  ichs  eba 
erzella.  Göldi  1712.  Nuset,  so  will  ich  mich  fürest  hi" 
hüete",  dass  ich  mich  nüd  cerschnäpfe".  ebd.  He  nu  se. 
He  no  se,  Tante"  Sara,  se  ivill-i6''  aueH  so  frei  si"  [zu 
nehmen].  APletscher  1902.  Henuse,  Gottsname",  sc 
(hoiiu-d!  MLien.  1906.  So  nuse  AaWoIiL,  se  nuse  GlH., 
es  sei  so,  gut!  Jäsenuse.  gut!  GlM.  ./.,  so  cliw-me"  's 
ja  wäge".  ('Streife  1899.  (So)  nu  se  (auch  su)  de"",  nun 
also  AaWoIiL;  Bfde"");  SchwE.;  UwE.  Nusu  de"",  Adie 
wol  unterdesse"!  Gotth.  S.  noch  reden  (Bd  VI  809). 
,Je  nun  so  dann.'  ,Tut  er  dann  nicht  darum,  je  nun 
sodann,  so  haben  wir  doch  das  Unsere  getan.'  Gotth. 
He  nu  so  de""  (auch  U),  he  so  (se)  nu  so  (se)  de"" 
(auch  B;  L;  Schw;  Ndw,  in  B  de"")  s.  Bd  11  850; 
vgl.  auch  se  (Sp.  4).    Eh  nu  so  ja  de""!  Titel.  B  Hink. 


•27 


Bot  1848;  s.  auch  unter  ja  (Bd  III  1).  Jo  so  nu  so 
denn  GWe.  Bo  so  nu;  s.  Bd  IV  630.  —  4.  ebenso. 
femer,  auch.  .Item  er  [Karl  der  Kühne]  hatt  sin 
schlangenbuchserj  by  ime,  so  hattend  sich  unser  stryt- 
buchsen  gefürdret,  dass  sy  ouch  by  uns  wärent;  hant- 
buchsenschützeii  hatt  er  und  wir  ouch.'  1476,  Bs  Chr. 
,Dem  herzogen  sind  erslagen  [NN.].  So  ist  der  basthart 
von  Burgund  durch  ein  schenket  geschossen.'  ebd.: 
auch  II  371,6.  415,3.  432,  33.  ,So  sygent  in  siner 
gselschaft  [usw.]',  Fortführung  eines  Geständnisses. 
1549,  L  Hexenproz.  ,Es  habent  wol  etliche  von  disen 
händlen  [der  Reformationsgeschichte]  geschriben,  so 
wirt  noch  von  etlichen  davon  geredt.'  HBull.  1572. 
,N.  redet  mit  mier,  ich  solt  in  hebreisch  leren.  Ich 
entschuldiget  mich,  ich  könd  wenig,  so  hätte  ich  nit 
wyll.'  ThPlatter  1572.  .[Es  hiess]  ich  hette  gseit, 
ich  mechte  nit  in  die  abgöttery;  so  fresse  ich  fleisch 
an  verbotnen  tagen.'  ebd.  ,[Aeneas.  die  Trojaner  zur 
Abweisung  der  griech.  Gesandtschaft,  welche  Helena 
zurückfordert,  mahnend:]  Dörfent  wir  unser  statt  nicht 
trauwen?  s  ist  doch  jetzt  zmal  kein  festre  bawen;  so 
ist  Hector,  der  tapfer  held.'  GGotth.  1599.  .Im  Hus 
band  sei  gar  Niemands  fanden,  so  liand  wir  kein 
Mensch  gspürt  auch  dunden.'  ebd.  1019.  S.  noch 
Zunft-Brueder  (Bd  V  423).  —  5.  öfter  gegensatzlich: 
doch,  aber,  dagegen;  tw.  klingt  die  Vergleichung  noch 
durch.  .Also  sprach  der  N.:  min  Hans,  habest  du  ge- 
wunnen,  das  gehalt;  ich  hab  ouch  dik  gewunnen.  so 
hab  ich  jetz  verlorn,  da  ist  nit  not  umb.'  1410,  Z  RB. 
,Die  vorgenant  vogty  hat  iren  aignen  stock  und  galgen, 
und  der  selb  galg  sol  stan  an  dem  Kessbach  uff  dem 
rain,  so  soll  der  stock  sten  in  der  wyss  genant  die 
Stockwyss.'  TuEggen  Offn.  ,Rette  derH.:  werlich,  ich 
geh  üch  es  gern,  so  hab  ich  es  nit.'  1452,  Z  KB.  ,Den 
selben  tyrannen  [den  Türken]  solt  er  [Karl  der  Kühne] 
helfen  vertriben,  so  liebt  im  by  den  Lamparter  ze 
bliben.'  1475,  Bs  Chr.  .[Dem  vor  Grandson  gefangenen 
Brandolf  von  Stein  droht  ein  burgundischer  Ritter:] 
helft"  er  nit,  dass  man  dass  schloss  uffgebe,  so  wolle 
er  hin  dafür  henken.  Da  het  der  guot  man  getan  als 
einer,  der  dass  leben  gern  behüeb,  und  hat  dess  be- 
gert;  so  band  die  andern  gesellen  dass  nit  wollen  tuon.' 
1476,  ebd.  ,N.  habe  gerett,  er  wände,  wenn  Wald- 
man  tod  were,  so  sölte  es  als  [Alles]  guot  werden 
oder  sin,  so  duechte  inn  ...  es  wäre  böser  dann  vor,' 
um  1490,  ZRB.  ,Du  wiest[!],  das  ich  niemant  hau, 
weder  ein  arme  muotter,  die  hulff  mir  gern,  lieber 
Got,  so  het  sy  es  mit.'  1518,  Z  Brief.  ,Dess  möchte 
ich  vil  gschriften  harfür  bringen;  so  ists  nit  not:  es 
begibt  sich  im  handel.'  Zwingli.  ,Hie  söltist  du  an- 
partyisch  geschriben  haben ;  so  hast  alle  untrüw  ge- 
brucht.'  Salat.  .Ich  wond,  er  hett  ein  dorn  im  fuoss, 
so  tet  ers  trutzlich  wagen.'  1535,  LTobler.  VL.  ,Sy 
ist  gwaltig,  so  bin  ich  schlecht,  sy  rych  und  ich  ein 
knecht.  wiewol  ich  etwan  ouch  fry  was.-  Ruef  1540. 
.Ich  luogin  dwyte  nach  und  ferr;  so  gsen  ich  nüt  ligen 
noch  ston.'  ebd.  1550.  .Der  Stamler  gad  zuo  der  Rhe- 
torica,  will  reden;  so  kan  ers  kümerlich  herusser  brin- 
gen.' YBoi.tz  1551  (noch  oft).  ,Du  sottst  heim  zuo  dein 
schafen  gon,  so  stastu  hie  zgienen  und  zgatfen.'  ebd. 
1554.  .In  solcher  zit  ward  Glaris  lutherisch.  Die  wol- 
tent  die  vier  Ort  überfallen,  so  ward  inen  der  schnee  zu 
tief.'  1559,  Baüerxcbr.  ,Der  dicke  ist  50  schuoch,  und 
alls  von  guoten  bachnen  steinen,  so  ist  ir  höhe  un- 
gefar  200  schuoch.'  JMurer  1559.    ,Du  bist  nun  rych, 


mi  hin  ich  arm.-  ebd.  1560.  .So  kumpt  der  tink  mit 
synem  pink,  tuot  singen  und  pausieren,  so  tuot  die 
fuch  mit  irem  gsehwätz  die  ander  all  fixieren.'  Vogel- 
gesang um  1560.  .Nun  ist  Ismael  der  eltest  son.  der 
billich  sollt  den  erbteil  han:  so  will  im  Sara  den  nit 
lan.'  Haberer  1560.  .Ich  [TttPlatter.  der  es  ablehnt, 
an  Stelle  eines  ihm  vorgezogenen  Mitbewerbers,  der 
ihn  verleumdet  hatte,  im  Wallis  Schulmeister  zu  wer- 
den] sagt  nein:  er  wurde  zwischend  zweien  stüelen 
nidersitzen,  so  hette  icli  [in  Basel]  ein  guoten  dienst.' 
ThPlatt.  1572.  ,lch  vermeint,  icli  solte  syn  ein  rechter 
Erb  des  Vetters  min ;  so  hat  er  Als  den  Bettleren  geben.' 
Com.  Beati.  Ih  ha  (/meint,  si  söttid  mär  ä  daheimä 
Iah;  sä  häds  notti  mal  mo<ie"  i/si/.  Gespr.  1712.  S.  noch 
Milch  (Bd  IV  199);  Reiser  (Bd  VI  1324).  In  gleicher 
Bed.  .so  doch.'  .Also  ist  es  mit  andren  clauster  er- 
gangen und  ruemend  sich  doch  darnebet  inier  der 
ihenigen  vetter  regel,  deren  namen  sy  tragen ;  so  doch, 
wo  die  selbigen  gegenwärtig,  wurdend  sy  nit  allain 
die  selbigen  regel  nit  erkennen,  sunder  sy  und  ire 
vermainte  jünger  widerfechten.'  Kessl.  Unsicher:  ,N. 
[ein  Schustergeselle]  rett:  du  solt  die  leist  nienahin 
tragen,  »an  ich  wil  dir  die  nit  liehen,  min  meister  ist 
nit  hie.  so  hat  er  mir  nu  langest  verbotten.  ich  sülle 
uieman  kein  leist  nit  liehen,  so  er  nit  hie  sig.'  1431, 
ZRB:  —  C.  als  subordinierende  Konj.  1.  wann, 
wenn,  a)  wann,  rein  temporal.  So-mu"  ist  olts,  quando 
si  e  vecchi  PA1.  ,So-n-ich  ehinii  ran  nit  sich,  tuen-ich- 
der  bringe"  an  Mikku  ran  .:ar  Burg,  quando  verrb  da 
Varallo  (o  dalle  regioni  inferiori  della  valle),  ti  reco 
un  panetto  di  fromento  di  quel  di  Borgosesia'  PA1. 
(Giord.).  .[N.  sprach:]  Lieben  gesellen,  ich  wil  üch 
das  gelt  geben,  so  ich  es  hab  . .  .  [Es  wurde  abge- 
macht] dass  ich  bezalen  solt  halbs  bar  und  das  ander 
teil,  so  ich  es  hette.'  1435.  Z  KB.  ,Du  bist  der.  der 
miiiem  vatter  in  sinem  abwesen  oder  so  er  nit  daheim 
ist,  in  sin  huss  und  hoff  gast.'  14S0.  ebd.  ,Du  trybst 
vil  ungschickter  wort...,  Gott  lone  dir  drunib  zuo 
syner  zyt,  so  nie  denn  yetz  dran  ligt.'  ÜEckst.  1526 
(Rychst.).  ,Ich  will  das  bild  all  gmachest  vertilgen, 
und  so  es  zergan  wyrt,  werdend  ir  die  ryssin  grussam 
gstalten  gsächen  füeren.'  Morgant  1530.  —  b)  zum 
bedingenden  ,wenn'  überleitend.  ,Doch  ist  das  die 
allerherrlichest  erschynung.  so  der  sun  Gottes  mensch 
wirf  OWerdm.  1552;  , da.'  Herborn  15S8.  Ja,  ye  wyter 
und  veerer  der  sun  von  synem  vatter  abtretten,  ye 
lieber  gesicht  in  der  vatter.  so  der  sun  wider  heim 
kummt'  ebd.:  ,da.'  Herborn  1588.  .Wie  sich  der  künig 
mer  fröuwet,  wenn  syne  jeger  ein  gar  grusam  wild 
tier,  weder  so  sy  ein  schlecht  gmeln  tier  gefangen.' 
ebd.;  ,als  wenn.'  Herborn  1588.  ,Derhalben  der  herr 
den  jutigeren  sein  leiden  vorgesagt,  damit,  so  sy  ge- 
sähind  in  angst  und  not  leiden,  minder  erschräckind.' 
ebd.  1564:  ,wenn.'  1587.  —  c)  bedingendes  ,wenn.' 
's  wird  gö",  so 's  Ootts  Will  isch.  Schild  (S).  ,Sü-r 
me  weld  gä".  wenn  ihr  mehr  wollt  gehir  PA1.  (Schott 
1842).  ,[N.  sprach  :]  Du  redest  wort  mit  mir,  es  möcht 
wol  usskomen:  es  wurde  darzuo  getan,  so  du  wandest, 
sin  were  vergessen.'  1459,  ZRB.  .[In  einer  Trink- 
gesellschaft sprach  N.]  es  möcht  die  ürten  machen. 
wer  wölte,  so  dehein  wirt  were.'  1473.  ebd.  ,So  das 
glück  wyder  uns  were.'  Morgant  1530.  ,So  Kain  das 
mord  hat  ton,  nit  wird  ichs  ungerochen  Ion.'  Rijef 
1550.  .St  Jacob  nennet  in  ein  todten  glouben,  so  er 
der  fruchten  manglet.'  OWerdm.  1552:  ,dem  es  an  den 


Sa, 


fruchten  mangelt.'  Herborn  1588.  ,So  du  wol  weist, 
das  ich  dich  wie  einen  leiblichen  bruoder  geliebet 
hab,  si  te  in  gormani  fratris  Ioco  dilexi.'  Fris.;  Mal. 
In  Verschränkung  mit  einem  Relativ.  ,Er  hat  ein 
Fleisch,  das  ihm  zumutet  viel  Dinge,  welchen  so  er 
nachkäme,  sich  selbs  und  seinen  Beruft'  höchlich  ent- 
gästete.'  JJBreit.  1615.  In  gleicher  Bed.  ,so  und  wenn.' 
,So  und  wenn  er  aber  by  inen  ein  ganz  huss  kouft, 
solle  dann  ein  gmeind  inne  by  inen  wonen  lassen.' 
1570,  Z  RM.  —  2.  da.  a)  rein  temporal.  ,So  bald 
wurde,  kerne  N.  mit  einer  hallenbarten,  stiesse  an  die 
tür...'  1148,  Z  RB.  ,Wer  ich  ein  verretter,  so  schlüeg 
ich  dich  iez,  so  du  kein  wer  hast.'  Morgant  1530. 
,Ich  hat  min  hoft'nung  in  dich  gsetzt,  und  nun,  so  ich 
inn  minem  alter  bin,  wvltu  mich  verlassen.'  ebd.  — 
b)  zum  causalen  ,da'  überleitend.  So-s"ic''  d's  Wetter 
so  prächtig  blitze"  tued,  eHscMüsst-er-sich,  um  de" 
MitteHag  um  .'.•,/<•//<".  Sohwzd.  (GisPr.).  —  c)  da.  weil. 
,Ich  wollt  vil  lieber  rüewig  syn;  so  ich  aber  ein 
doctor  bin,  wag  ichs  mit  eim  purenknecht.'  UEckst. 
1525  (Conc).  ,Ob  villicht  uch  iemant  wölte  bereden, 
dass,  so  der  babst  tod  wäre,  dass  ouch  der  punt  [mit 
der  Kurie]  tod  sölte  sin  ...'  Ansh.  ,Er  muoss  mechtig 
und  manlich  sin,  so  er  den  ryssen  ertödt  hat.'  Mor- 
gant 1530.  ,Gedenkend  ir,  her,  so  Karly  min  fyend 
ist.  ich  habe  darumm  verrettery  gegen  im  gebracht?' 
Haimonsk.  1531.  ,An  vogt  zuo  Inderlappen.  So  Anni 
R.  arm,  gwalt  haben,  ir  all  wuchen  ettwas  mitzuteilen, 
damit  si  nit  hunger.'  1515,  BRM.  ,So  niemant  uss 
eigner  kraft  den  handel  Christi  merken  mag,  so  leert 
uns  das  h.  vatterunser  [usw.].'  OWerdm.  1551;  ,die- 
weil.'  1588,  Herborn.  ,So,  cum:  Sonderlich  so  er  be- 
kennt, priBsertim  cum  fateatur.'  Fris.;  Mal.  .Diewyl 
brief  und  sigel  einem  pfarrer  [zu  Berg  am  Irchel]  die 
holzgrechtigkeit  zur  notturft  zuogibt.  solle  es  darby 
blyben,  und  so  aber  der  pfarrer  eben  vil  jerlichen 
brucht,  sollent  herr  Statthalter  H.  [usw.]  understaan, 
güetlich  dahin  zhandlen,  ob  dem  pfarrer  ein  anzal 
taxiert  möchte  werden.'  1586,  Z  RM.  S.  noch  Scheret* 
Brief  (Bd  V  484);  wider-reden  (Bd  VI  574).  —  d)  da 
doch,  während,  obschon,  obgleich;  auch  mit  zuge- 
fügtem .doch,  joch.'  ,Nach  der  stallung  rett  der  N.: 
ich  bin  ein  biderber  knecht,  so  du  ein  zers  keib  bist.' 
1424,  Z  RB.  ,N.  rette:  was  wilt  du  noch  daruss  ma- 
chen, so  es  joch  gesehechen  ist?'  1451,  ebd.  ,Worumb 
wirfst  du  mich,  so  ich  dir  doch  nie  leid  getan  hab?' 
Anf.  XVI.,  Z.  ,Vetter,  du  hast  unrecht,  das  du  Gan- 
nellon  die  schuld  gibst,  so  du  die  warheit  nüt  weist.- 
Morgant  1530.  .Ich  hoff,  ich  komm  bald  ab  der  not, 
so  er  muoss  hau  ein  langen  tod.'  Lief  1540.  , Fromm- 
keit, dem  dick  nüt  wirt  gschont,  so  büebery  hoch 
wirt  belont.'  ebd.  ,|  Die  Vertretung  der  Parteien  durch 
Advokaten  am  Chorgericht  wurde  abgeschafft,  in  der 
Meinung]  man  könne  ouch  die  Sachen  von  den  sechein 
gründlicher  verstaan,  so  sy  sunst  durch  die  redner 
vertungklet  werdint.'  1543,  Z  RB.  S.  noch  hofiejlich 
(Bd  II  1036).  —  3.  .allein  so',  nur  dass,  nur  insofern 
als.  ,Wir  nemind  uns  des  kriegs  nüt  an,  allein  so 
wir  beschliessend  d  statt  und  man  guot  acht  zun  toren 
hat.'  JMbrer  1559.  —  D.  als  Relativpronomen.  In 
der  lebenden  Spr.  noch  in  ein  paar  Beispielen  als  Nom. 
Acc.  (Sg.).  Vater,  gim-mer  der  Tai  vom  Guet,  so  mir 
g'hort,  Übersetzung  von  Luc.  15,  12.  Dial.  (GmT.); 
kaum  echt,  sondern  aus  der  schriftdeutschen  Bibel 
übernommen.    Ilisclti  schrecklich  Burdi.  so  d'  lle.r  uf 


■'um  G'uick  gibrungu"  hat  W  (aus  einem  Mscr.  von 
Tscheinen).  In  iL  Spr.  für  alle  Kasus  des  Sg.  und  PI. 
Nom.  Sg.  ,Mit  dem,  so  die  fladen  bnoch.'  1448,  Z  RB. 
,Zuo  der  frowen,  so  den  win  schankte.'  1465,  ebd. 
,Do  redt  R.  von  dem  läger,  so  vor  sinem  schloss 
Muntabant  lag.'  Morgant  1530.  Auch  für  ,was'  (Nom. 
oder  Acc,  auf  ein  einzelnes  \V.  oder  einen  Satz  be- 
zogen). ,[Die  Franzosen  zerstörten  den  Salzbrunnen 
der  Berner]  mit  gschüz  und  für,  so  ir  stat  und  landen 
unerträglichen  schaden  bracht.'  Ansh.  ,Grechtigkeit 
und  emans  huld  und  alles  ander,  so  soll  han  ein  eren- 
frouw,  ist  sy  nit  an.'  Haberer  1502.  ,Dises  Gemahl 
sambt  allen  anderen  sind  durchstrichen  worden  (so 
doch  schad).'  1684,  TüTän.  Chr.  Nom.  PI.  ,Den 
schützen,  so  uff  daz  schiessen  gen  Basel  waren,  an 
ir  zerung  ...'  1452.  BStRechn.  ,Alle  die,  so  sin  gebot 
nüt  tuon  werdend.'  Morgant  1530.  ,Wir  sind  es,  so 
des  Geists  beraubt  im  Erdreich  wühlen  mit  dem  Haubt.' 
Amm.  1657  (allegor.  Auslegung  eines  Bildes  von  Kin- 
dern, die  auf  dem  Kopf  stehen).  ,l)en  Diensten  oder 
Botten,  so  es  [das  Mäusegift]  abholen.'  1777,  Z  Ges. 
1779.  S.  noch  Un-Flät  (Bd  I  1226).  Acc.  Sg.  und  PI. 
.Danken  der  früntschaft,  so  ir  mir  getan  band.'  1475. 
Volksb.  ,Rengnold  zerbrach  die  gfänknus  und  nam 
N.  daruss  und  die  andren  all.  so  der  wüetrich  darin 
geleit  hat.'  Morgant  1530.  ,Den  tholchen,  so  ich  uff 
dem  ruggen  gehabt.'  1596,  GSax.  Gen.  Sg.  und  PI.: 
s.  be-rdten  (Bd  VI  1611).  , Alles  das,  so  der  mensch 
geleben  muoss',  alle  Lebensmittel.  1531,  Absch.:  so  auch 
Edlib.  (Bd  III  972).  .Wie  rauh  und  hert  wirt  Gott 
sehiahen,  so  er  nit  schonen  wirt!'  <»Werdm.  1564; 
,deren.'  Herborn  1587.  Dat.  PI.  ,[N.  habe]  nach  dem 
nachtmal  vor  sinem  hus  zweier  schwill,  so  er  zuo 
essen  geben,  mit  einem  stecken  gegomet.'  1468,  ZRB. 
Weitre  Fälle.  ,Dysser,  so  du  meinst,  er  sig  in  diner 
hilf,  ist...  diu  tödlicher  fyend.'  Morgant  1530.  ,Dis 
edel  rytter,  die  ryttend  und  sungend  in  iren  tod.  Sy 
fettend  als  die  äffen  [,le  signe'  als  ,le  singe'  ver- 
lesen!], die  da  singend  daz  jar,  so  sy  sterben  sond.- 
Haimonsk.  1531.  ,Den  tag,  so  er  läpte.'  1559,  Z.  Pleo- 
nastisch  neben  einem  andern  Relativ:  ,Item  vom  bluo- 
men  wegen,  da  eini  ein  umb  den  bluomen  ansprächen 
will,  in  wellem  zytt  so  sy  verfeit  ist,  wer  darum  richten 
sol.'  NnwLB. 

Amlul.  «5;  s.  Gr.  WB.  X  1341  ff.  Vgl.  auch  ah;  also 
(Bd  I  197/202).  Zur  Dimimiierung  vgl.  ,,  heidi  (Bd  11  S53). 
In  Zunamen.  SoTiöci  SchHa.  Der  Haneli  Söselieö  ,h:"  ist  „,ii 
S'walt  ■/■<"  in),," :  doch  ieze"  ,cor-<r  grfali'*  frö,  er  hätt  ■■ 
,„s>>   rhl,"  la"   blibe"   BE. 

al-sö,  asö  (W).  asr,  jsö:  verstärktes  so;  vgl. 
dieses  W.  A.  also,  as.  s,  Bd  I  200/202.  —  ß.  eso 
(ts<5  Tutw.),  schwächer  betont  esü  Aa;  Ap:  Bs;  B;  Gl: 
Gr;  L;  G;  Sch;  Schw;  Th;  Uw:  Zg:  Z.  1.  entspr. 
so  A  1.  Eso  dö,  auf  diese  Weise  Aa  ;  /..  a)  bei  Verben. 
Äse  gät's  nüd,  du  muest  Das  esö  mache".  Esö  jäi's 
(i"  der  Welt).  Esö  will-i''1  's  nüme'  ha".  Er  hat  's 
allen  %l  eso,  hält,  macht  es  immer  so  Ar:  Tu:  Z.  Ich  ha"  's 
gfrjad  auch  eso,  bin  auch  ganz  dieser  Meinung,  ebd. 
D'  Engeli  im  Himel  händ  Überstrümpf  a":  ich  und 
im"*  Schätzeli  wand  's  ä  [auch]  esö  ha"  Aa.  Es.ö 
g'seht-me"  Nut,  zB.  bei  schlechtem  Licht.  Esö  cha""- 
me"  r.'fride"  si".  Pressiert  's  esö?  Grussfrage  an  Vor- 
übereilende. Wohi"  äsou  in  </<"  Sprünge"?  Prophet 
1855  (GSa.).  Mi"  Frau,  di  hed-mie>'  i/schhujc".  öl 
Und   mini  macht -m er  's    au'h    eso.    ALGassmasa   1906 


Sa, 


SO.    SU 


(L);  ähnlich  ZW.     A.:    Si  händ  cfehlobe».     B.:    Wie? 

A.:  ^sö.'  (dabei  wird  B.  in  den  Arm  gezwickt).  EStoll 
1907  (Attrape).  Im  negierten  elliptischen  Verglei- 
chungssatz. Th  cha""  jo  mini  Versli  schö".  Und  ha" 
hüt  gefolgt  a's  Nüt  esö.  MPlüss  1908.  's  Christchindli 
ist  dene"  China  cho"  und  hed-ne"  Sache"  g'schleikt  wi' 
no'h  nie-n-esö  L  (Vaterland  1908).  Bei  sin.  1)  mit 
Sachsubj.,  sich  verhalten.  Wer  's  globt.  Der  meint, 
es  sei  esö  GBuchs.  's  ist  halt  esö.  's  ist  bi  Gott  esö! 
Z  (Lohbauer  1864).  Da(s)  cha""-men  esö  la"  si".  — 
2)  mit  Bat.  P.  's  ist-mer  g'ad  duch  eso,  es  kommt  mir 
genau  so  vor  Th.  Es  ist  mir  eben  au  äso,  min  guten 
alten  Heiri.  Gespr.  1712.  —  3)  mit  pers.  Subj.,  der 
Bed.  solch  sich  nähernd.  (Wie)  cha"" -tuen  auch  esö 
si"?  zB.  so  geizig,  unversöhnlich.  E"  derig  sind  all 
esö  ZHorg.  Er  ist  e"  Chue  im  Folio  und  wer  's  nüd 
qlaubt.  ist  auch  esö  Z  (Spillm.).  D'  Meüscheni  si"  i" 
dem  Älter  nid  esö  [nicht  so  flegelhaft  wie  die  Knaben]. 
OvGreterz.  Hettist  nid  e"fe"d  gere"  e"  Ma"".  BeitliY 
Nänei",  b'hüet-is  Ir,  ich  cha""  nuch  drou"  si";  will 
lieber  nueh  es  Zitli  esou  si"  SchwE.  (Wortspiel  mit  e" 
Sou);  auch  für  GSa.;  Zg  in  ähnlicher  Form  bezeugt. 
Auf  das  Subj.  bezogen  auch  bei  andern  Verben.  Wie 
söll-men  esi  (zB.  mit  Kopfweh)  chönne"  schaffe"'!'  Wie 
cha""-men  auch  esr,  (in  solchem  Aufzug)  ume"lauffen? 
Ich  g<>"  g(r)a(l cs"-  m  diesem  Anzug  Ap :  Th  ;  Z.  Was  isch 
Das  für  ne"  Manier!  Esr,  i"  d'  Stube"  :' cho" !  nämlich 
mit  den  Schlittschuhen  an  den  Füssen.  OvGreverz. 
Schwach  betont,  auf  einen  dem  Hörer  bekannten,  ge- 
läufigen Tatbestand  hinweisend.  Chöme"d  mi  eso!  zB. 
zu  Jmd,  der  eine  Zahlung  geleistet  hat  Aa:  Th;  Z.  Sitz 
nüd  eso  (ehrumm)  da!  Hör  e"mül  äf.  eso  gäg(g)e»,  eso 
mache"!  zu  einem  Kinde  Aa:  Ar:  B;  Z.  Er  rüeft-eme" 
Chnecht  und  frögt,  was  si  wol  im  lins  inne  heied. 
dass 's  eso  chide?  Übers,  von  Luc.  15,  2b\  Uial.  (GuT.). 
Händ-er  Händel  dö  inne".  dass /'sj  äso  chit?  Stütz 
(ZO.).  Grad  (nu")  csii.  nur  so  Ar:  Th;  Z.  's  rörlet 
g'ad  eso  use".  zB.  Blut  aus  einer  Wunde.  Das  regnet, 
es  tatscht  nu'  eso!  Er  ist  g falle",  es  hat  nu"  eso 
'tatscht.  Auf  das  Folgende  hinweisend:  Ich  mache"  's 
esö  [folgt  die  nähere  Angabe  des  beabsichtigten  Ver- 
fahrens]. —  1>)  mit  Ellipse  des  Verbs.  Als  Ausdruck 
der  Verwunderung:  Esö,  meinst-es  de"  Weg?  AABb. 
Wer  esö  [hat'es  gesagt,  getan,  ist  es  gewesen]?  Was  esö 
[soll  ich  tun]V  Aa;  Ap;  B;  Z.  Und  eso,  und  so  weiter, 
und  dergleichen  Tu.  Ein  alter  Mann  spricht  von  sei- 
nem Tagewerk:  Mängmö!  tuen-ich  e"weng  Holz  spalte", 
dann  mach-ich  wider  Öppis  im  Garte"  oder  ich  sitzen 
e"weng  vor  's  Häs  use"  und  eso.  —  c)  bei  Adj.  und 
Adv.  Esi  gross!  mit  hinweisender  Gebärde.  Esö  heiss 
isch-es  scho"  lang  nüm(m)er  g'si".  Eso  vil  s.  Bd  I 
776/7.  —  d)  eso  eiiln,  PI.  eso  (selten  auch  als  Sg.), 
ein  solcher,  derartig.  In  AaF.;  Ndw  Nom.  Acc.  8g. 
fem.  esoni,  in  Ndw  auch  PI.  esoni.  a)  Sg.  adj.  eso- 
(-n-)e(n),  eso(-n-)e"s  Aa;  Ap:  B:  G;  Th;  Z.  Zunächst 
noch  mit  Adj.  Eso(-n-)e(n)  tummer  Kärli;  eso(-n-)en 
nrössi  Tonnte"),  's  [das  Kälbli]  ist  eso  e"  maliö«  schö"s 
Scheggli  g'si"  ApWolfh.  (ATobler).  Muess-i'h  denn  auch 
mi"  Lebtig  si"  eso  en  g'ströfte  Ma""?  Stütz;  auch 
in  einem  aus  dem  Gedicht  von  Stutz  entstandenen 
Volkslied  ZW.  Iez  het  du  der  arm  Tropf  g'wiisst,  was 
esö,-n-e"s  wisscs  Gemschi  teert  ist.  DGe.mp.  1884.  Ohne 
Adj.  Eso  en  Ma"".  Eso  en  Heiri  [mit  Eigennamen]. 
Eso  en  Lappi  cha""-me"  nüd  bräche' !  Eso-n-en  Högge" 
[mageres  Pferd]  wett-ich  nüd  g'schänkt.   Wer  hät-dö  eso- 


n-en  Or'!ni"g  g 'macht?  Emphatisch.  Esüi-n-ien  Ma"" ! 
ein  so  hervorragender  Mann  (im  Guten  oder  Bösen). 
Subst.  eso  Einte")  usw.  —  ß)  PI.  eso.  Eso  Litt,  Suche", 
's  giH  esoLüt!  Aa;  Ap;  Th;  Z.  Mit  eso  Lüte"  eha""- 
me".  nüd  z'  g'schieri"d  cho",  mit  solchen  Leuten  kann 
man  nicht  auskommen  Ar.  —  y)  esö  als  Sg.  Nach- 
stehend. Öppis,  Nüt  esö  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Tu;  Z.  Me" 
ha""  nit  numme"  e"  G'schirr  oder  Ebbis  esö.  me"  ha,"" 
sich  auch  der  Mage"  verheie"  Bs.  Säg  auch  Nüt  esö! 
Aa.  1<*  ha"  no'h  Niit  esö  g' seh".  Ir  Mal  isch  g'gange", 
dass  Nit  esö  isch!  BsStdt.  S.  noch  rünen  (ßd  VI  1017). 
Wie  chan"-men  aurh  öppis  (Dumms)  esö  säge"!  Aa. 
Öppis  Dumms  esr, !  wie  kann  man  eine  derartige 
Dummheit  denken,  sagen,  machen!  als  Unterbrechung 
der  Rede  eines  Andern,  auch  als  Einschub  in  der 
eigenen  B.  [Hansli  spricht:]  Da  chunt  du  der  Vikari 
ii"1'  seit,  d's  Anne"  Bäbi  sig-im  im  Traum  erschine"  — 
öppis  Dumms  esö!  —  und-er  müess  zu  im  [usw.].  Gotth. 
Voranstellend.  Eso  alte"  (alts)  Zug  ist  nomine"  müme') 
vil  wert  Ap;  Th.  Eso  Lumpe" züg,  -xvar  Th.  Eso  Öpper, 
Öjipis.  Hest  aueh  scho"  eso  Öppis  g'seh"?  —  2.  entspr. 
so  A  2.  Es  wurd  (irürd)-is  esr,  (esö)  freue",  wänn-er 
chäme"d!  Chleri  würd  esö  frö  si".  wann  ...  Schwzd. 
(UrPi-.).  's  isch-mer  gwüss  es,',  nüd  recht!  Ich  hau 
esö  Chopf-,  Za"u-e;  s.  unter  ■(.  Elliptisch.  Es  tuet 
Ei"- in  in.  Nüt  esö!  Öppis  Schöns,  Nüt  esö!  Negiert. 
Nüd  eso  gar  igär)  gross.  Nor  nid  eso  gar  wüest 
'tue"!  zB.  zu  lärmenden  Kindern  Th.  Es  hät-mi,h 
noch  Nüt  eso  g' ärgeret,  g' freut  (wie  Das)!  —  3.  entspr. 
so  A3  Ap  (TTobler);  B;  LG.;  Th;  Z.  Es  ist  esö 
räch  Witter  Ap.  's  hed  esr,  scho"  z'  vil,  zB.  von  einer 
Berufsatt  Aa;  Ap;  B;  Th.  's  nützt  esr,  Nüd  LG.  Er 
ist  esr,  nit  z'fride"  Aa;  B  (dagegen:  er  ist  esö  nit 
z'fride").  —  4.  entspr.  so  A  4.  Bei  Adj.  und  Adv.  Eso 
bläu-grüens  Tuech.  's  ist  meimen)  eso  heiss  hütt.  Es 
ist-mer  eso  g'sjiässig.  Er  ist  eso  en  langsame'  Tropf  Z. 
Es  het  eso-n-en  ärigi  Chust  B.  Er  ist  eso  chli".  eso 
en  Chline",  Ticke  Ap;  B;  Th;  Z.  Er  ist  eso  e" chli"  de 
grösser  Z.  Si  händ  en  eso  e'chli"  z'w'eg  g'no"  Aa.  Es 
hat  eso  e"chli"  'tröpflet  Z.  So-n-eso  e"s  Bitzeli,  so  ein 
ganz  klein  wenig  L  (Wächter  1871).  Eso  mir  Nüt 
dir  Nüt  säg-ich  nid  jö!  Aa;  B;  Th;  Z.  Er  tuet  eso 
g'spässig  Z.  Die  [die  Mitglieder  der  antiquarischen 
Gesellschaft]  grüble"d  b'sunders  gern  im  Boden  inne" 
noch  eso  altem  Züg.  JSenn  1864.  Er  [ein  Baum]  ist 
numen  e"  Chrümbli"g  und  heldet  eso  schräg  geg-dem 
Acher  ine".  FOschw.  1895.  Jetzt  wird  euserer  Her 
e'chli"  warm  und  bitter  bimerkt-er,  wie-n-eso  inkon- 
sequent si  hütt  und  vor  Ghurzem  nüd  urteil.  Usteri. 
Vor  Subst.  I'h  han  eso  es  [eine  Art,  etwas  wie]  Stechen 
uf  der  Brust  Aa;  Ap;  B;  Th;  Z.  lch  han  eso  Chopfwe. 
ebd.  E"chli"  eso  Salz,  etwas  von  einem  Stoffe,  den 
man  am  ehesten  als  Salz  bezeichnen  könnte  Ap;  B;  Z 
(aber  auch:  ein  wenig  von  dem  bewussten,  einer  be- 
stimmten Art  Salz,  zB.  Karlsbadersalz).  Vor  Verben. 
I"'  wäss  nüd,  tvas-er  hed,  er  tued  eso  chiche"  (unge- 
fähr was  man  eh.  nennt)  Ap;  ähnlich  auch  sonst.  Si 
händ  eso  zittertet  mit  der  Stimm,  die  Sängerinnen  W;  Z. 
Er  het  numen  mW)  eso  g'lueg{e)t,  machte  nur  so  ein 
eigentümliches  Gesicht  Aa;  Ap:  Th;  Z.  's  het  nur  eso 
ziserlet,  nicht  richtig  geschneit  BsStdt.  Ich  ha"  's  nW  eso 
g'seit.  nicht  ernstgemeint  Th;  Z.  's  tod  g'ad  eso  tröpfle", 
der  zur  Neige  gehende  Wein  Ap.  S.  noch  pfnitzgen 
(Bd  V  1279;  auch  in  der  Stellung  eso  afe").  Das 
Chom,   der  Rogge"  und  Weisse",   Haber  und  Gerste" 


:::; 


su.    Sab  — sub 


wie  tuet 's  der  Wind  eso  niege*!  KdMet.  1844.  Dort 
enen  um  Bergli,  wo  der  Luft  eso  singt.  GZ«B.  1902 
(BBür.).  Zur  Not.  Es  gilt  eso,  es  macht-sich  eso.  Es  ist 
auch  eso,  passabel,  nicht  eben  zum  Rühmen  Z.  's  ist-mer 
eso,  ich  bin  mit  meinem  Befinden  so  leidlich  zufrieden 
Aa;  Z.  Ungefähr,  etwa,  bei  Zahlbegriffen.  Es  werden 
eso  20  Lit  dö  g'si"  si"  Bs.  's  sind  (öppen)  eso  50  Stuck 
Th.  D'  Kisten  ist  eso  15  Pfund  schwur  Bs;  Tu.  Eso 
geg-de"  Zwölfe"  tane").  eso  um  di  Vieri  ume"  Aa;  Ap;  B; 
Tu;  '/,.  —  5.  a)  entspr.  so  A  6  a.  Ich  bi"  eso  hungrig, 
ieh  kenne"  kein  frömdc"  Möntsch  ml!  B  (scherzh.).  Me" 
hat  chüm  chönne"  voruse",  eso  rüchs  Wetter  ixeh-es 
g'si".  Eso  —  dass.  Wo-n-e"  der  Vater  g'seh"  hed  che". 
se  hed-er-e"  eso  b'eländet,  dass-er-em  e-tgege"  g'liffe"  ist. 
Übers,  von  Luc.  15,  2d,  DiAt.  (Obw).  Eso-n-en  Lärme", 
da"-me"  si"  äge"  Wort  nümer  g'hört  Th.  Ir  hind  's 
nit  wie  der  si%  Wisstanner  [Bewohner  von  GWeiss- 
tannen],  toou  mit  si"'m  seigere"  Möstli  esou  <"  Z'fridni 
g'si"  ist.  ''ass-er  g'seit  heig  [usw.].  Prophet  1855  (GSa.). 
—  b)  eso  —  wie  (a's).  Eso  en  Lebtig  wie  de"  Lebtig  han- 
ich  miner  Lebtig  naeh  nie  erlebt  Z  (Dan.).  Eso  Einte*), 
wie  du  bist,  sö'tt  's  Mal  (b'Jhedte".  Eso  vil  wie...  s.  Bd 
1  77t",.  Nid  eso  vil  hät-er  g'ge",  we-n-ich  df>  uf  miner 
Hand  obe"  ha"  Th.  Er  hat  eso  'tä"  ('tue")  [dergleichen 
getan],  wie  wenn  . . .     Nit  eso  gross  a's  . . .  AALeer. 

Für  B  1  d  kommt  auch  Entstehung  aus  e"  so  et  lln.  tili. 
so  e(i)n  mit  pleonastisch  vortretendem  e[i]"  in  Betracht;  vgl. 
dazu  es  so-n-es  Chind  (Sp.  19  u.),  es  sövli  es  schlechte  (Bd  I 
777  o.)  und  die  geläufige  scherzh.  Verschriftdeutschung  ,ein 
so  ein.'  Durch  Mischung  von  eso  und  der  (s.  d.)  erklären 
sich  die  vereinzelten   Z  Formen  ese2  (ejsere")  Wfy. 

sö-n-ig  Aa,  sonst  sönig,  in  Ndw;  Z  auch  eßbnig: 
solch  Aa;  Bs;  Sch;  Th;  Ndw;  Z;  im  Allg.  weniger  üblich 
als  d'erig.  Syn.  unter  asig  (Bd  1 504).  Bes.  PL  Sonig  Lüt, 
Töre'buebe"  (han-ich  noch  nie,  noch  keini  g'seh".  Sonig 
(Man"e"J  giht  's  nid  vil.  Eänd-er  noch  me  sonig  (Öpfel)  ? 
Sonig,  wo  e"  wengili  me  chönne" d  weder  fü"fi  zele".  Schweiz 
1858  (Sch).  Mit  Sonige"  we>tt-i'h  Nut  z'  tue"  ha"!  Im 
Sg.  in  beschränktem  Gebrauch.  So  als  Subst.  Neutr. 
Sonigs  Sch;  Th;  Z  (doch  hier  nur  in  den  Verbindungen 
öppis,  nüt  S-s).  I'h  ico'tt  mit  S-s.  S-s  han-ich  scho"  eil 
g'seh".  Abs.  (mit  Verschweigung  des  Subst.).  Wänd-er 
s-t"  fWl"].  s-i  [Side"],  s-s  [Brot]?  fragt  etwa  der 
Händler  den  Kunden,  auf  eine  bestimmte  Sorte  des 
betr.  Stoffes  hindeutend  Th;  Z.  Doch  auch:  s-e''  Wi". 
s-s  Zug.  ebd.  Was  tcänd-Si-sich  ä  [auch]  plage"  mit 
s-em  trochnem  Zug!  LSteiner  1883.  Und  selbst:  en 
s-er  Ma"n  ThMü.  Mer  pfiffe"  uf  e"  sOuigi  Half. 
sagten  die  Abgebrannten  von  N.,  als  die  Spritzen  aus 
der  Nachbarschaft  verspätet  auf  der  Brandstätte  an- 
langten Aa. 

Das  Bedürfniss  nach  formeller  Adjektivierung  von  so, 
also  ergab  sich  bes.  beim  absoluten  Gebrauch;  dieser  Fall 
dürfte  daher   die  älteste   .Schicht  von   «onitj  bilden. 

Su  1  ni.:  Sou,  frz.  Münze  GStdt  (Keller);  s.  rot 
(Bd  VI  1749). 

Tränt-,  Tränt-.  , Einhundert  Transu  bei  sich 
hat  der  Stadler,  wie  er  ist  ins  Gfängniss  bracht,  dies 
Geld  ist  niemals  kommen  an  Tag.'  Anf.  XVIIL.  Erz. 
1856.  M.:  D'  Urta  ist  zwailf  Zürchschilli  und  drä 
Bappa.  Pf.:  Da  hast  du  ein  Träntsu,  Madleni,  gib 
mir  den  Best  uider  usa.  M.:  Hast  du  Münz,  Jogli, 
für  ein  Träntsauw?  Göldi  1712.  16  ,Transsu.'  1728, 
JGciLDi  1897  (unter  einer  von  Uw  nach  GBern.  ge- 
sandten Geldsumme). 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Sü  II  s.  Süic. 

sü:  I.  sü,  sü,  sü,  Lockruf  für  Schweine  AaBK  — 
2.  im  Anzählreim:  Ei"s,  zwöi,  drü,  Simi,  Sämi,  sü. 
UZür.  1902  (BErisw.). 

Wohl  zu  ital.  m  dei  1  reibruf  .su  (Bestia,  auff  Teutschland 
zno)!'.  an  eine  Eselin  bei  Geng.,  Bileamsesel  V.  974  (Goedeke 
336).      Vgl.  auch  Süw. 


Sab,  seb,  sib,  sob,  snb. 

Vgl.  auch  die   Gruppen   mf  ff.,   n»  ff. 

Sab  f.,  PL  -e",  Dim.  Säbli:  1.  einfassendes  Balken- 
werk an  einem  Fenster,  einer  Tür  Gl;  Syn.  Ge-räms 
(Bd  VI  958).  a)  Tür-,  Fensterpfosten  GlH..  K.  — 
b)  Dim.,  Gesimse  GlH.  Bh  ha"  J'  Schlüssel  uf  d's  Säbli 
'tue".  —  2.  auch  Dim.,  Stange  im  Vogelkäfig  GlK.  — 
Rätorom.  saba.  mm,  Türpfosten,   Schwelle,   Pfeiler. 

Fenster  Pß2ster-:  Fenstergesimse  GlH.  —  Tür-: 
Türpfosten  GlH.  , Eigentümlich  ist  diesem  Tale  [dem 
Sernftale]  die  Benennung  Tür-Sabe"  f.  [ist  PL!]  =  Tür- 
pfosten.' JHcxz.  1905. 

Sabanella:  Frauenname.  ,[N.  legt  Rechnung  ab] 
als  vogt  S.  Buchserin,  ouch  im  bysin  m.  Johannsen 
Buchsers,  predicantens  zuo  Sur,  ires  brüeders.'  1538, 
Z  Schirmbücher. 

Sabaoth.  In  der  Wendung:  .Dem  herren  s.  machen-, 
lobsingen.  ,Do  daz  die  haiigen  martrer  [Felix,  Regula 
und  Exuperancius]  erhörten,  dise  stimm  [von  oben], 
do  huoben  si  ir  ougen  uf  und  straktend  ir  hend  gegen 
dem  himel  und  machtent  dem  herren  groz  sabaoth.- 
Z  Chr.  1336/1446. 

,S.'  auch  sonst  mhd.  (Lexer  II  561),  auch  got.,  =  Zebaoth, 
griech.  2ajäacMk  Uusre  Wendung  geht  davon  aus,  dass  das 
W.  häufig  als  preisende  Anrufung  Gottes  in  geistlichen  Lob- 
gesängeu  vorkommt  (s.  zB.  Lexer  aaO.);  vgl.  etwa  .Hallelujah  !' 

„Sabattli  PL:  hohe  Halbstiefel  BBiel." 

Fr/,  mvate;  zur  weitern  Verbreitung  und  Herkunft  des 
Wortes  vgl.ZfrPh.XXVIlI  (1904)  195/7  mitßeiheftX  136/8. 

Sabu"  ra.,  PL  Sabuna:  .zoecola  di  legno  in  un 
sol  pezzo'  PAL  (Giord.). 

Aus  dem  Oberit.;  das  Stammw.  gehört  zur  gleichen  Sippe 
wie  frz.   mimte,   it.   ciabatta. 

Säbel  (scherzh.  -ul  Aa;  L;  Th;  Z)  GRRh.,  Säbel 
AaBi-.,  F.,  Leer,  (in  Bed.  1);  B;  Gl;  LB.,  G.,  Säbel' Aa 
Fri.;  Ap;  Bs;  G;  Sch;  S;  Th;  W  (Säbol,  -il) ;  Z  (ziem- 
lich allg.),  Säbel  B;UwE.(inBed.  2  c),  Sebel  AALeer. 
(in  Bed.  2  c);  B;  PPo.  (SebilJ;  Ndw,  Säbel  (neben  -</-) 
GT.,  Sebel  ZHirz.  (neben  seltene™  -ä-  in  Bed.  1),  Stdt 
(-e2-),  Sabru  PPo.  —  m.,  PL  Säbel  B;  L,  Se'bel  Aa 
Br.,  Leer.;  B,  Se'bel  Gl,  Säbel  Ap;  GT.,  Wil;  Z  tw., 
Se2bel  GRh.,  Wil;  Sch;  Th;  Z  tw.,  Sabl;,  Säble  B,  Dim. 
Säbeli  Aa  (jünger);  B;  L;  UwE.,  Se'beli  Aa;  B;  Ndw 
(■e-),  Se'beli  Gl,  Säbeli  Ap;  GT.,  Wil:  Z  tw.,  S&beli 
GRh.,  Wil;  Sch;  Th  ;  Ztw.:  1.  a)  eig..  wie  nhd.  Säbel, 
dann  übh.  von  jedem  (militärischen)  Seitengewehr 
(doch  zT.  nur  scherzh.).  wohl  allg.  T)u  hest  e"  churze" 
S.,  sagt  etwa  ein  langsäbliger  Linientrainsoldat,  auf 
das  Faschinenmesser  seines  Kameraden  vom  Armee- 
train deutend.  ,Er  war  [im  Traume]  ein  Soldat  und 
hatte  einen  Säbel.'  LReid.  Kai.  1898.  .Mach  vorwärts 
[aus  dein  Versteck  heraus]    oder   ich    hol  den  Säbel., 


:;:, 


Sab,  seb,  sib,  sob, 


vAlmen  1897.  [Die  entwaffneten  Aufständischen]  si" 
(jäng  cho"  chäre".  mi"  söll-ne"  doch  's  Füsi  oder  der 
Säbel  Urninge".  EGünter  1908.  Wo  d'  Französen  Alles 
'plünderet  g'ha"  hei",  het-mi""  Nüt  so  g'row'e"  nie  im 
Mti  si ■".-■  neu."  Ordinanzg'wer  und  de  gross  Säbel,  tco 
im  Büre"chri, y  zwe  Schueh  olts  Mess  ussen  aVbroche" 
worden  isch  und  doch  no°h-n-es  guets  Halbchlöfter 
g ■macht  het  mit  samt  dem  Hefti.  BWyss  1863.  S.  auch 
Füsi  II  (Bd  I  1085).  Insbes.  auch  vom  Offizierssäbel. 
Fr  treu  (hat)  scho"  en  Säbel,  bat  es  schon  zum  Offi- 
zier gebracht  Z  (Schoch).  S.  noch  Chue  (Bd  III  870). 
.Der  heid  zog  ein  säbell  [im  frz.  Original  eimeterre] 
uss,  der  schneid  vast  wol,  und  Ruolland  sin  guot 
schwert  Durandel.'  Morgant  1530.  ,Ein  krumber  sebel 
oder  schwärdt,  wie  der  Mercurius  bat,  harpe;  tür- 
kischer sebel,  ein  krumb  schwärdt  wie  ein  sichel, 
ensis  falcatus.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  rapier  umb  ein  sebbel 
zuo  Thun  mit  N.  vertuschet.'  1563,  B  Turmb.  ,[Im 
Zelt,  wo  der  Türke]  seinen  Säbel  abgelegt  (dann  man 
erscheinet  ohne  Säbel  in  des  Grossveziers  Gezelt),  da 
bliebe  mein  Degen  auch  zurück.'  1664,  JJRed.  ,Ein 
grosser  Säbel.'  1797,  ZTu.  Inv.  Als  behördliche  Ehren- 
gabe :  Zur  Hebung  des  Schützenwesens  führte  der 
|L|  Rat  ...  statt  der  Kleider  zuerst  im  Auf.  XVIII. 
Watten  als  Ehrengabe  ein.  Willisau  erhielt  für  die 
Amtsschiessen  3  Säbel,  für  das  grosse  Freischiesseu 
von  1710  ,1  Säbel  mit  Behenk' ;  aber  schon  1725  baten 
die  Schützen,  man  möchte  ihnen  statt  der  Säbel  ,2  Fu- 
sils  zum  Verkurzweilen  schenken.'  Gpd.  Als  Bestand- 
teil der  Amtstracht.  .[Am  Huldigungssonntag  trat 
nach  dem  Pfarrer]  der  Landvogt  vor,  ein  schöner, 
grosser  Herr,  trotz  dem  tollsten  Küher,  der  hatte 
einen  langen  Säbel  an  der  Seite  und  einen  Dreispitz 
in  der  Hand.'  Gotth.  Nach  Herrlib.  1749  (Zürcher 
Trachtenbilder)  gehörte  im  XVIII.  das  Seitengewehr 
(Degen,  Säbel)  durchaus  zur  festlichen  Tracht  der 
Vornehmen  zu  Stadt  und  Land,  einzig  Geistliche  und 
Gelehrte  giengen  unbewehrt.  Den  eigentlichen  Krumm- 
säbel trugen  bloss  die  niedern  Beamten  mit  militäri- 
schem Anstrich  (Stadtknechte  usw.).  Ein  S.  ist  das 
Hauptabzeichen  der  sog.  .Hauptmänner',  die  die  Schul- 
knaben im  W  beim  Bällu"  (s.  Bd  VI  865)  in  der  Char- 
woche  befehligen:  .Die  Ehre  der  Hauptmänner  ge- 
hörte der  ersten  Schulklasse  an.  Bei  einem  ausge- 
dienten Schweizersoldaten  einen  Waft'enrock  sammt 
Käppi  zu  erhalten,  das  gieug  an,  das  Ärgste  war,  den 
notwendigen  Säbel  aufzutreiben.  Es  gab  deren  nur 
zwei  im  Dorfe  und  Die,  die  sie  zu  leihen  bekamen, 
waren  Hauptmänner.  Was  Wunder,  wenn  schon  am 
Aschermittwoch  der  eine  oder  andere  Schlingel  einen 
Säbel,  ein  Instrument  nach  der  Form  der  Waffe  un- 
serer Landjäger,  über  die  Schuljacke  geschnallt,  den 
Dorfplatz  herabstolzierte  .  .  .  [Es]  wurde  stramme 
Instruktion  gehalten,  die  von  Jahr  zu  Jahr  über- 
lieferten Regeln  strengstens  eingeschärft  . . .  Nach  den 
Säbelschwenkungen  der  Hauptmänner  hatte  sieh  Alles 
zu  richten.  Für  jede  Übertretung  werden  eine  Tracht 
Schläge  mit  der  Breite  des  Säbels  in  Aussicht  ge- 
stellt.' W  Bote  1909  Nr  25.  ,[In  der  Fronleichnams- 
prozession geht  unter  den  kostümierten  Personen  Einer 
als]  Abraham,  ein  schwärt  oder  sebel  in  der  rechten 
und  eingluotfüwr  in  linker  handt.'  1597/1600,  ZRhein. 
Aberglaube.  Zur  Vertreibung  des  Toggeli,  wenn  Kühe 
Milch  lassen  usw.,  wird  ,ein  Säbel  in  den  Heuboden 
über  dem  Stalle  gesteckt-  B  (Zyro).    Ein  dem  Kinde 


von  dessen  Paten  angefertigtes  hölzernes  Säbelchen, 
unter  Beschwörungsworten  in  die  Wiege  gelegt,  soll 
gegen  Hexerei  schützen  BFrut. ;  vgl.  B  Kirch].  JB.  1892, 
222.  Bei  Begegnungen  mit  Geistern  einen  (geweihten) 
Säbel  bei  sich  zu  haben,  wird  von  Manchen  als  ratsam 
erachtet  W;  vgl.  W  Sagen  190.  .[Eine  alte  Frau  von 
BTrub,  die  Nachts  zwischen  11  und  12  einen  Schatz 
heben  wollte]  zirkelte  mit  einem  Säbel  einen  Kreis, 
in  welchen  sie  den  Säbel  steckte.'  Henne  1879.  RAA. 
Fin(en)  uf  (vor  Aa)  de"  S.  lade",  zum  Zweikampf 
herausfordern  Aa;  Z,  reizen,  aufziehn,  hänseln,  aufs 
Korn  nehmen  TuHw.;  Z.  Sich  Öppis  uf  de"  S.  lade". 
sich  in  eine  Verlegenheit.  Schwierigkeit  bringen  Z 
Russ.  Dö  han-i'h-mer  öppis  Schöns  uf  de"  S.  g'lade". 
eine  schöne  Suppe  eingebrockt.  Eine"  über  de"  S. 
balbiere",  zum  Narren  halten,  ebd.:  vgl.  Löffel  (Bd  III 
1152).  De"  han-i'''  schön  über  de"  S.  halbiert.  Volks- 
reime.  Heirelima""  hat  Höseli  a",  hat  's  Säbeli  ('s 
Stägli  ZWoll.)  uf  der  Site"  [usw.]  ZBül. ;  vgl.  Hanseli- 
Mann  (Bd  IV  260),  auch  Boss  2  d  (Bd  VI  1423). 
Aide  (ade),  aide.  aide.  der  Hägui  (Heiri.  JusU.  Musli, 
Müsli)  und  si"  Vre?,  si  fare"d  über  de"  Sc"',  der  Hägni 
sieht  de"  S.  (Däge"  ZStdt,  Stäfa)  äs  (der  Uecheli  zieht 
de"  Segel  fif  ZStäfa)  und  macht-si  zu-n-ere"  Fledermüs 
(und  sticht  der  Vre"  all  ludere"  äs  ZHorg.):  aide, 
aide,  aide  ZHorg.,  Mann.,  Stdt,  Stäfa.  Da  zieht  der 
Petrus  's  Sebeli  g'sclueind  und  haWt  dem  Malchus 
7'.V>  in'n  Grind  Z  (Dan.).  Min  Schatz  ist  vo"  Uri 
und  ich  us  (vo">  Tirol,  min  Schatz  hed  en  S.  und  ich 
e"  Pistöl  ZStall.  —  b)  scherzh.  oder  verächtlich  von 
einem  schlecht  schneidenden  Messer  B;  Th;  Z.  Washest 
du  da  für  en  S.  ?  En  trürige"  (missliche''),  en  schöne"  S. 
—  2.  in  mehrfacher  weitrer  Übertragung,  a)  , Säbel' 
[PI.],  die  Blätter  von  Iris  germanica  (Schwerte], 
Schwertlilie)  GRorscb.  —  b)  penis  AaF.,  Ke.  —  c)  auch 
Dim.  Säbeli  UwE.  und  lt  St.  (o<  >.),  (.leichter")  Rausch. 
Syn.  Fanen  (Bd  I  829);  Sarras;  Schtoert.  Em)  S. 
ha",  übercho",  heimbringe"  uä.,  oft  mit  verstärkendem 
Adj.  Aa;  Bs;  B;  GRNuf.;  Th;  UwE.;  Z.  Er  het  en 
(g'horige",  schöne",  eerfluechte")  S.  Aa;  J3  (lt  Imob.  ,in 
der  launigen  Sprechart  unter  dem  jungen  Volk');  Gr 
Nuf.;  Z;  s.  noch  nuefer  (Bd  IV  681).  ,[Den  vermehrten 
Weberlohn]  hatte  mein  Vater  vertrunken  und  darum 
den  tüchtigen  Säbel  heimgebracht.'  Gotth.  ,A1s  sie 
endlich  [nach  einem  tüchtig  mit  Wein  begossenen 
Handel]  aufbrachen  und  heimgiengen ,  hatte  Hans 
Jakob  einen  wackern  Säbel,  der  ihm  immer  zwischen 
die  Beine  kam.'  ebd.  Ei"em  en  S.  a"hänke"  [vgl.  Bd 
II  1459/60],  Einem  zuhalten  beim  Trinken,  ihm  einen 
Rausch  anhängen  Aa.  Nimm-di'''  in  Acht,  ''ass-der  ke" 
S.  W'hänke".  Dem  händ-si  uider  en  (nette")  S.  a"gliänkt. 
.Den  Säbel  wetzen-,  den  Rausch  ausschlafen:  .[Benebelt 
von  FPlatt'.  heimkehrende  Zurmarcher-Sennen  wurden 
vom  .Ungeheuerlein',  einem  Kobold,  von  einem  hohen 
Tannast  herunter  ausgelacht]  sie  sollten  nach  Hause 
tratschen  und  den  S.  w.'  Kfenlin  1840,  III  125.  — 
d)  von  Personen,  a)  von  männlichen.  .[Auf  Lisis  Be- 
hauptung, Hausens  Buben  machten  bei  der  häufigen 
Abwesenheit  ihres  Vaters,  was  sie  wollten,  bestätigt 
N. :]  Ja,  -das  sind  ungereimte  Säble.'  Gotth.  , Zähle 
darauf,  sagte  die  Mutter  [zur  Tochter],  es  hat  etwas 
Ungerades  gegeben  mit  Kellerjoggi  [dem  vom  Vater 
unterstützten  Freier].  Die  alte  Säble!  es  wird  Einer 
den  Andern  betrügen  wollen,  und  Jeder  wird  meinen, 
der  Andre  solle  es  nicht  merken.'  ebd.  —  ß)  von  einer 


•lab.  scb, 


Weibsperson.     E"  Säbel,   ein    böses    Weib    Gl;    Syn. 
Baschi  IV 2  (Bd  VI  1461);  .sWmvw. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1589.  Die  Sg.-Formen  mit  -ä-  (-<s-) 
siud  sicher  zT.  jung  und  auf  schriftspr.  Eintiuss  zurückzu- 
führen. Sitbru  wird  aus  den  benachbarten  piemout.  MAA. 
stammen,  wo  allerdings  nur  sa&er  bezeugt  ist.  Die  Belege 
aus  Morgant  und  JJKed.  setzen  iiuserm  W.  als  Gegs.  die 
landesüblichen  Gradkliugeu  (, Schwert,  Degen')  gegenüber, 
woraus  sich  specielle  Bez.  auf  diu  heidnischen  Krummsäbel 
ergibt.  Zu  2  d  et  vgl.  etwa  , Degen"  bei  Gr.  WB.  II  895.  Hie- 
her (?)  die  Ortsn.  , Säbel'  SXunii..  .oberer,  unterer,  roter 
Säbel  (Saber)'  BsBretzw. 

Pl8h-Sö6e2:  penis  7.  f  (bes.  studentisch).  —  Ch li- 
ehe11- .Kirchen-Säbeli':  zur  männlichen  Kirchentracht 
gehörender  Degen  Z  f.  —  Chas- Säbel:  degenförmiges 
hölzernes  Gerät  zum  Zerhauen  der  Chds- Matten,  Käse- 
brecher ß  (FAnd.  1898,  471).  Syn.  Chäs-Schw&rt, 
Sägen;  Schluck-S.  —  Läng-:  Bezeichnung  des  Land- 
jägers. Numme"  hüppeli,  warnte  diese  [die  Wirtin 
ihre  späten  Gäste],  isch-es  doch  schon  e"  guete"  Bung 
naeU  den  Elfe"  a"d  der  Längsebel  so  nit  der  Grüenst 
gege"  mich.  B  Hink.  Bot  1809;  weiterhin  noch  öfter,  und 
zwar,  wie  ein  Eigenname,  immer  ohne  Art.,  zB.:  ,Da 
knarrte  die  Falle  und  Längsebel  stand  unter  der  Türe.' 
—  Lands-g°mäud-:  der  Degen,  mit  dem  jeder 
stimmfähige  Appenzeller  an  der  Landsgemeinde  er- 
scheint Ap. 

Riter-,  Bitter-:  langer,  schwerer  Säbel,  wie  ihn 
der  gemeine  Reiter  trägt  Aa  und  wohl  allg.  .Unser 
Bruder  Veit  will  ein  Ritter  werden,  da  hat  er  keinen 
Ritter-Sabel  ...  da  holt  im  d' Mueter  d' Chüechligabel 
und  seid:  do  hesch  di°  Ritter-Sabel.'  ALGassm.  1906 
(LGettn.).    -    Vgl.   Gr.  WB.  VIII  786. 

Schleik-:  Schleppsäbel,  =  dem  Vor.,  aber  auch 
vom  leichten  Offizierssäbel  Aa.  —  Schluck-  Sä  bei: 
■■  Chäs-S.  BGr.,  Si.  ,üer  Schluck  wird  vielerorts  mit 
dem  Schluck-  oder  Zigcr- Säbel  zerschnitten.'  Bärnd. 
1908.  S.  noch  AfV.  X11I  15  f.  (mit  Abbildung).  — 
S  c  h  1  a  m  p  i  -  Säbel :  =  Schleik-  S.  A  a  .  Es  het  g'chlipperet 
. . .  wie  wenn  e"  Husar  mit  si"'m  Schi,  i"  d'  Ströss 
use"  tatscht.  AGysi  1899.  —  Schleipf-Sa6eZ:  =  dem 
Vor.  S.  Stolziere"  vie-n-e"  Soldat,  wo  's  erst  Mol  der 
Schi.  het.  JReinh.  1901.  —  Schnepfen-:  eine  Art 
Krummsäbel.  Vgl.  Schncpf.  ,Da  der  Gebrauch  auf- 
gekommen, ungewöhnliche,  schädliche  Seitengewehre 
zu  tragen,  als  sogenannte  Cutelassen,  Schnepfensäbel 
und  mächtige  Schwerter,  mit  welchen  es  sich  besser 
im  Kriege  als  in  der  Stadt  sich  zu  umgürten  schickte, 
auch  geschähe,  dass  in  Schlaghändeln,  welche  um 
diese  Zeit  [1600]  sehr  gemein  waren,  Einer  dem  An- 
dern ein  Glied  lahm  oder  vom  Leibe  gar  hinweg 
schlug,  so  ward  solche  Mordwaffen  in  der  Stadt  zu 
tragen  ernstlich  verbotten  und  allein  das  Rapier  als 
ein  schickliches  und  gewöhnliches  Bürgergewehr  zu 
tragen  erlaubt.'  Wurstisen  1779.  —  Türgge"-:  wie 
nhd.  Türkensäbel,  allg.  Gilt  als  bes.  schreckhaft.  — 
Zigei-Säbel:  =  Schluck-S.  BGr.  .In  elegant  geführten 
Hieben  zerhaud  der  degenartige  hölzerne  Z.  die  [ge- 
ronnene] Masse.'  Barnd.  1908. 

sable"  B(-ä-);  S:  Th  (-&-),  säble",  seble"  Aa;  B: 
L;  Ndw;  Z:  1.  a)  den  Säbel  schwingen,  mit  dem  Sab.'] 
fechten,  dreinhauen  B  (Zyro).  Der  Heiland  dütet  mit 
•>em  Finger  (StPeter  steckt  's  Chrüdmesser  %"):  Du 
ehaflist  ja  grad  wie  n-e"  Schinder,  drum  lass  das  Sä- 
beln si"!  AfV.  (altes  Lied  aus  AALunkh.).    Spec,  eine 


Säbelpartie  fechten.  Studentknspr.  —  b)  mit  Rich- 
tungsbestimmung, wie  nhd.:  vgl.  auch  die  Zssen. 
Bildl.:  Du  lit  e"  t<>ti  Frau,  's  nur  d's  Käteh  weuti 
Mueter  uurde",  weHH-der  [ihr,  Lärmmacher,  die  durch 
Poltern  an  der  Tür  des  Krankenzimmers  ihren  plötz- 
lichen Tod  verschuldeten]  -se  nid  wie  Türgge"  z'  Bode" 
g' säblet  hättet.  AFJeimann  1899,  z'  Bode"  g' macht.  1908. 

—  2.  übertr.  a)  wie  mit  einem  Säbel  hauen,  mit 
schneidenden  Werkzeugen  rasche,  eifrige  Bewegungen 
machen,  mühsam  (auch  ungeschickt)  schneiden  B:  1.: 
Ndw;  Z.  So  mit  der  Sense.  Es  het  Nut  g'hawe". 
i'h  ha"  nume"  so  mücssc"  sable"  BG.  [Wir  haben  das 
in  Angriff  genommene  Stück  nicht]  möge"  äbg'mäjen, 
«'"'  doch  hei"-mer  g'sablet  bis  fast  um  Einlieft  BK. 
Summer  und  Herbst  isch  c"kc'"  G'pass,  Bür  .:'  si".  de" 
ganz  lieb  länge"  g'sclduuui  l'ug  *chu  arten  und  schwitzen 
und  schuiifen  und  schien  Ins  m  ulli  stockg'schlagni  Nacht 
i"e".  JRoos  1892.  Mit  der  Schere:  Deheim  isch  Alles 
überleit  mit  Linirand  und  BoueleHuech  [zu  einer  Braut- 
aussteuer], d'  Mamma  und  d'  Jumpfer  Chlüngeler 
messe"  und  rechne"  und  säble"  und  schrämte"  i"  dem 
Zug  ume".  dass  es  Ei"  m  grüset.  RIscher  1903.  — 
b)  mit  Stöcken,  Ruten  udgl.  fuchteln  B.  —  c)  von 
der  Bewegung  der  menschlichen  Beine:  beim  Gehn 
die  Beine  auswerfen  BG.,  schnell  gehn  Aa  (Häni): 
SStarrk.  Er  chunnt  cho"  z'  sohle"  BG.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
VIII    1591:   Martin- Lienh.    11   317. 

a.b-sable"  BG.(-ä-);  Ta(ä-),  sonst  -säble",  -seble": 
a)  wie  mit  einem  Säbel  abschneiden  Aa;  B:  Ndw,  ins- 
bes.  mühsam  (weil  mit  schlecht  schneidendem  Werk- 
zeug, Sense,  Messer),  aber  auch  ungeschickt  abschnei- 
den B;  Th.  Vo"  Zuselr's  Brat  het  's  e"  Bitz  ab- 
g'säblet.  RIscher  1903.  —  b)  uneig.  Eina.,  mit  Worten 
scharf  abfertigen,  zum  Schweigen  bringen  ThMü.  De' 
hät-en  ned  übel  abg' säblet!  —  abe"-:  a)  =  dem  Vor. 
Aa;  Z  und  wohl  weiterhin.  Was  Eine'  selb  /en  Iran- 
schierg'sell  mit  si"'m  grosse"  Messer  im  Mueltschäref- 
chueche"-Lädeli  z'  Paris]  abe" säblet,  lauft-em  [bei  der 
Menge  der  Liebhaber]  under  de"  Händen  e"vcg.  AGvsi 
1881.  —  b)  uneig.  Ei"em  a.,  scharf  antworten,  tüchtig 
die  Meinung  sagen  ThMü.;  Syn.  aben-hauwen.  Der 
hät-em  ned  übel  abe"g' suhlet !  —  uber-seWe":  .über- 
säbeln,  zB.  ein  Stück  Grasland  mähen,  dreinschlagend 
wie  mit  einem  Säbel'  Ndw  (Matthys).  —  ver-:  mit 
Säbelhieben  traktieren  Z,  in  ungefüge  Stücke,  Fetzen 
zerhauen  Aa:  Ndw  (Matthys).  Hest  du  das  Brot  wider 
verseilet!  Aa.  Eine"  mit-eme"  so-n-e"  verseblete"  G'sicht, 
ein  zerschmissener  Student.  CStreiff  1902.  —  nider-: 
wie  nhd.  ,[Die  verfolgenden  Dragoner]  dräueten  die 
weiters  Fliehenden  niederzusäblen.'  Pfaffenkrieg  1712. 

—  z"-sämen-:  wie  nhd.  Aa  ;  L;  Z.  Aufgeschossenes 
Unkraut,  bes.  Brennesseln,  Disteln  udgl.,  tuet-men 
öppe"  mit  der  Sichle"  z's.  Th.  Auch  von  gierigem 
Essen  LG.;  Z;  Syn.  e's.-hauwen  (Bd  11   1-11). 

g6-seblet:  mit  einem  Säbel  (in  Bed.  2  c)  \  ersehn. 

angetrunken  UwE.  —  Eis.  be-sabeli  (Martin-Lienh.  II  :!17). 

Seblete"  f.:  .contiietus.'  Id.  B.    Säbelmensur.  Sir- 

DENTENSPR. 

sabie,  säbie,  sebie  s.   si    (Sp.  6). 

Sabilent:  ein  Fluch   Sohw.   —  Offenbar  euphera.  Kut- 

>telluu^    von    SahtrniriU  ;    s.  d. 

Sabi"  I  s.  Zapin. 

SabT":  Rufform  des  Namens  Sabinus  L  (RBrandst. 
1900). 


Sab,  seb,  sib.  sob,  sub 


in 


Sabina  GrD.  (.selten  mehr');  Scb  (ganz  selten); 
SchwW.  (selten);  WSaas  (neuer  und  selten),  Sabine"  I 
Bs;  Gl;  Zg,  Sali  II  ScnStdt;  ZO.,  auch  lt  Dan.,  Zabi 
TüFelben,  Mü..  Sdbi  Aa  (Becker);  THÜiess.,  Sitt.,  Sdbi 
n.  ÄASchneis.;  ZS.,  Dim.  Sablni  GRÜalix.  Sabineli. 
Sabintschi  Gl.  SabiK  ScHStdt,  Bina  (s.  Bd  IV  1308), 
Bini,  Blneli  Gl:  weibl.  Taufname,  Sabina.  Kalender- 
tag 27.  Okt.:  D'  Sabine"  litet  d'  Mess  i"  BsStdt.  Sa- 
bina.- 1716,  ZZoll.  .Anna  Sabina.'  1746,  ebd.  —  Ein 
andres  Bini  Bd   IV    1309. 

Sabine"  II  s.  Salbinen. 

Sabier  ScaBegg.,  Ha.,  Stdt.  Safier  ScBHa.,  Wilch. 
—  in.:  Lärm,  Spektakel,  Wirrwarr.  Was  mache'd- 
(hend-)er  (döj  für  en  S.? 

Etymologie  unklar.  Das  W.  ist  im  Aussterben  begriffen: 
als  ziemlich  häufig  wird  es  noch  angegeben  für  SchBegg. 
und   Wilch. 

sabiere":  Sabier  machen  ScHBegg.  Die  tönd 
aueh  s.,  von  streitenden,  sich  zankenden,  rumorenden 
Kindern. 

Sabot:  Sabbat.  .Man  sol  nachgan  und  richten,  als 
N.  der  jud  und  der  arzat  jud  an  ir  sabot  einander 
sluogen.'  1393,  Z  RB.  —  Mini,  auch  sonst  in  dieser  Form 
(Lexer  II   561).     Vgl.  Schabe». 

Seb:  Kurzform  für  Joseph;  s.  Bd  III  76.  Dazu 
noch:  Seb  ApI.,  Sebeli  L,  Sebel  BE.  S.  auch  Grind 
(Bd  II  760);  rinnen  2  (Bd  VI  1003).  Doppelnamen: 
Han(e)s-,  Jokeb-Seb  ScnwE.  Als  Familienn.:  ,Rudolf 
Seb  von  Switz.'  1403,  Z  BB.     S.  noch   Sepp. 

Sebe°  Selbe",  Dira.  -eli:  Kurzform  für  Josepha 
SchwE.    Mari-S.  ebd.    D'  Chuzli-S.  ebd.    S.  Seppen. 

seb  (-e'-Z),  hiApH.;  ZStdttw.  sab:  Konj.  1.  =  ob  I 
(Bd  I  53).  a)  als  ob  ZRuss.  Er  hat  'to",  seb  er  well 
gö».  Auch  a's  seb:  [Schnupfen,  dass  es  aus  der  Nase] 
wie  bi-me"  Schorrloch  halbszit  mag  tröpfle"  und  sieht, 
a's  seb-me"  us  Schlorzi  irött  chnöpfle".  NBösch  1892 
(GT.).  —  b)  ob,  vor  Fragesätzen  „Aa";  GT.;  Z  (ziem- 
lich allg.).  Er  hat  nüd  g'seit,  seb  er  im  Heimweg  nwh- 
mäl  zuecheri  ZW.  Er  hät-mich  g'fröget,  seb  ich  auch 
well  z'  MärH  ZHörnli.  „Gang,  frög-e",  seb  er  auck 
well  cho»,  geh,  frage  ihn,  ob  er  auch  kommen  wolle 
Aa."  In  Doppelfragen;  s.  geb  II  (Bd  II  66).  Wie  eb 
(s.  ob  I  Bd  I  53)  in  der  Formel  nüd  seb-me"  will  oä. 
Z,  bes.  O.  Dö  mue"-me"  lache",  nüd  seb-me"  will  Z 
Russ.  Dem  mues'-me»  folge»,  nüd  seb-me"  well  Z.  Da 
[du]  muesch-fsji  [die  Frau]  gwüss  ha",  nüd  seb  d'  wi'tt. 
Stütz,  Gem.  Me"  hat  mües'e"  Chüefleisch  ne",  nüd 
seb-me"  hat  welle"  ZBauma.  —  2.  =  ob  II,  ehe,  bevor 
ApH.;  ZBül.,  Ner.,  0.,  W.  D'  Mueter  hat  g'chochet, 
seb-ich  üfg'stande"  In"  ZHörnli.  Bette" d  auch,  seb-er 
VscHäffrd!  ZW.  Seb-i<*  Das  tue»,  se...  Z  (Spillm.). 
Gwüss,  seb-nur  de-  Tag  erwacht,  g'hört-mer  scho"  de" 
Hollehö  [den  Hahn],  dei'mul.  seb  's  nie  Zwblfl  schlackt, 
ist  er  a"  si"'m  Chrähe"  scho".  KdMey.  1844.  S.  noch 
Basilisk  (Bd  IV  1663  u.).  —  Aus  [a'Ja  eb,  ob.  also  zu- 
nächst in  Bed.  1  a.     Eine  analoge  Kürzung  unter  iü  (Sp.  15). 

seb  s.  selb. 

Sebald,  .Sebold',  ,Sibold':  männlicher  Taufnarae. 
,Der  ersam  her  Sebold  Mesner.'  1495,  AaB.  Urk.  .Se- 
bold Peyger.'  1503,  BsPratt.  ,Sybold',  Familienn.  in 
BStdt  (seit  dem  XVI.);  S<  nSt.it  (XVI.);  vgl.  Leu.  Lex. 
XVII  787/8.     In  Ortsn.    .Sebaldi'  ApG.    ,Sibold.'  ebd. 


Sebastian:  1.  a)  Name  des  Heiligen.  0  du  gueter 
Sebastian!  scherzh.  Besegnung,  zB.  zu  Kindern  i.  S. 
von:  wie  kommt  ihr  daher!  oder  was  habt  ihr  ange- 
richtet! AAAarb.  Gedächtnisstag  (wie  für  Fabian)  der 
20.  Jan.  ,Auf  Sebastian  tritt  der  Saft  in  die  Bäume.' 
Z  Kai.  1846/63,  .Fabian  Sebastian  lässt  den  Saft  in 
die  Bäume  gan'  Bs  (Linder);  BBauernkal.1854;  SchwE. 
Kal.(oJ.);  ähnlich  bei  Baumg.  und  Martin-Lienb.  Wenn 
der  San  Bistiä"  ehalt  hat,  "berchu"-wer  im  Früeli"g 
(Langst)  au'»  ehalt  Grü.  Letzter  Termin  eines  Fest- 
gebäcks; s.  Gritti-Benz  (Bd  IV  1410;  auch  AaZoQ. 
.Geben  an  sant  Cybasijons  [!]  tag.'  1401,  AaB.  Urk. 
.Geben  an  sant  Bastien  aubent.'  1507,  B.  ,Uff  sams- 
tag  nach  Samibasteiv  1535,  ScawTugg.  JzB.  Auch 
andere  Tage  werden  etwa  dem  hl.  S.  gewidmet;  so  ist 
am  1.  Mai  jedes  Jahres  die  Sebastianskapelle  von  G 
Schännis  das  Wallfahrtsziel  der  mit  Kreuz  und  Fahnen 
ausziehenden  Katholiken  von  GLNäf.  und  (»Urnen; 
früher  war  eine  jährliche  Wallfahrt  nach  Schännis  in 
Gl  allg.  Brauch  (AfV.  IV  262.  273).  Als  Lokalheiliger 
wird  S.  erwähnt  für  WV.;  ZsMenz.  und  Walchw.  (AfV. 
I  210).  Altäre  waren  ihm  geweiht:  in  der  Kirche  zu 
ZBär.  (gestiftet  1475  als  Nebenaltar),  ferner  zu  GMontl. 
(Kriess.215).  S.  als  Schützenpatron.  In  den  Schiess- 
vereinen, zu  denen  sich  seit  den  Burgunderkriegen  in 
Ndw  8 — 16jährige  Schützen  zszutun  pflegten,  trägt 
der  Helgen-Vogt  (Bd  I  706)  an  den  Festtagen  das  Bild 
des  hl.  S.,  dessen  Postamentli  zugleich  als  Kassa  dient 
zur  Aufnahme  des  Opfers  in  der  Kirche;  während  des 
Schützengottesdienstes  begibt  sich  der  Helgen-Vogt 
nach  der  Opferung  in  die  Sakristei,  stellt  sich  mit 
dem  Sämmelteller  auf  mit  der  Bitte:  Wer  dem  heilige" 
Sant  Sebastian  Eppis  opfere"  trill.  De"  meg  's  dö  drin 
ine"  legge"!  L  Schützenf.  1901;  Ähnliches  aus  L  s. 
unter  heilig  II  (Bd  II  1150  o.).  Die  Ordnung  der 
Schützengesellschaft  StS.  zu  AaB.  aus  dem  Ende  XV. 
s.  BAnz.  1897, 481/2;  s.  auch  Bruderschaft  (Bd  V  424/5.) 
,[N.  vermacht  Va  Viertel  Kernen]  an  die  bruoderschaft 
der  schützen  zuo  Baden  sant  Sebastians.'  1473,  AaB. 
Urk.;  ,Sant  Sebastyons.'  1483,  ebd.  ,Man  hat  den  hai- 
ligen  deren  ämpter  und  gescheft,  schütz  und  patro- 
cinium  zuogemessen,  die  sy  och  in  irem  leben  gebrucht 
haben  ...  die  weber  haben  zum  patron  ufgeworfen 
den  Severinum...  die  schützen  Sebastianum.'  Kessl. 
Als  Schutzheiliger  in  Kriegs-  und  Pestzeiten; 
vgl.  AfV.  III  135.  137;  W  Sagen  I2  43.  ,Wir  wünschen 
auch  zum  neuen  Jahr  den  hl.  S.,  dass  er  in  Kriegs-, 
Pest-  und  Todsgefahr  uns  mit  seiner  Fürbitt  wolle 
beistahn  [usw.].'  AaRIi.  (Neujahrslied  der  Sebastians- 
brüder); vgl.  Brugger  Tagbl.  vom  8. 1.  1908;  Augustin 
Keller,  Ged.  1889,  89  und  bes.  St  Sebastiani-Brueder 
(Bd  V  421).  S.  auch  Rochus  (Bd  VI  174).  Patron 
eines  Gebäudes.  .Gasthaus  zum  St  S.'  SchwE.  (früher 
ein  Privathaus  ,zur  Wiege',  nach  dem  Beispiel  ähn- 
licher, mit  dem  Bilde  der  betreffenden  Heiligen  ge- 
zierter Gasthäuser,  so  ,zum  St  Joseph,  zum  St  Johann', 
von  einem  Wirte  umgetauft).  ,Der  Chorhof  StS.,  St 
Sebastianshof'  (erbaut  1611,  ,an  der  Westseite  des 
Hauses  das  schön  geschnitzte  Bild  des  hl.S.').  MEbtsrh. 
1907  (LBer.).  ,Haus  zu  St  S.'  oder  ,das  Wysshaus.- 
1618,  ZlUt.  (1552  wird  eine  Kapelle  zu  StS.  erwähnt; 
vgl.  ANäf  1877,  20).  —  b)  Sebastian  ApWald  (bis- 
weilen); B  (ganz  selten);  ScßSibl.,  Sebasti  (wechselnd 
mit  Basti  und  Bast)  BO.  (Alpenr.  1827,  367/75).  Sebi 
ZKn.,    Bastian  Aa;  Ap;    BHa.  (sehr  beliebt,    früher 


Sab,  seli,  sib,  s"b,  sub 


im  ganzen  BO.  gebräuchlich),  S.  f;  ÜRC'ast.,  Malix, 
Samad.;  LNeuenk.;  ScHwIngenb.;  SBuchsiten;  TaDiess.. 
Neukirch,  Pi'yn,  Sitt.  (hie  und  da),  Bastiä"  Ap  (auch 
Dirn.  BastüMi);  TuEsch.;  WG.,  Bastiang  UAnd., 
Bast(i)  s.  o.,  Bastli  GrD.,  Malix,  Spl.,  Basehiän 
SchwE.;  ZSell.  (RBaur),  Baschzian  SchwE.,  Baschiä" 
SchSt.,  Baschiü"  (Dim.  Baschithidli  GlL.)  Gl,  Basclü" 
Ar,  „Bäscher  GrA.",  Weitres  unter  JJascÄ  (Bd  IV 
1757/8),  wozu  noch  Bauch  GRMalix,  Bäsch  AiSchi.; 
Gl,  Baschi  „B"  (lt  Becker  ehemals  häufiger  als  Ba- 
stian); „VO",  Baschli  AeSpeicher;  GRCast,  Schs;  Tb 
Sitt.  (hie  und  da),  Bäschi  Aa;  ScaStdt,  Büschel  Ndw, 
BöscfteZiJAA;  BsLang.,  Sias.;  ScaStdt  f-t'ft):  männlicher 
Tauf'n.  De  muesch  ['s]  ha",  wenn  d'  säst  Baschiä",  Be- 
dingung, welche  die  Kinder  machen,  wenn  Andere 
ihnen  Esswaren  abverlangen  8enSt.  ilfer  .scmd  woc'' 
nüd  vergrabe"  [muntert  an  der  Chübi  in  ApUrn.  ein 
Tänzer  seine  Tänzerin  auf],  ich  bi"  noci  's  Hanese" 
Uelis  Bueb  ond  du  's  Baschöne"  Bäbe".  ATobler  1890: 
s.  auch  TTobler  37  a.  's  Baschis,  Zuname  von  Fa- 
milien Aa;  L.  —  2.  appell.:  s.  Basch  2  (Bd  IV  1758). 
De  bisch  e"  (rechte'')  Basch(el)i,  eher  mit  liebkosendem 
als  tadelndem  Beigeschmack  BsStdt.  [Der  Mann  sagte 
zur  Frau  vom  stillsten  und  fleissigsten  Knecht,  wenn 
die  Andern  ihm  Streiche  spielten:]  So-n-e"  Baschi 
muess-me"  imen  iedere"  Hüs  ha",  ro"  wege"  ire""-me" 
ke'ne»  het,  sott  men-e"  selber  si".  B  Hink.  Bot  1899. 

Vereinzelt  wird  für  Gl  die  Form  Badist  angegeben,  die 
doch  sicher  zu  Baptist  (Bd  IV  1429)  gehört.  Umgekehrt 
wird  der  Zuname  's  Baschlis  (Bastlis)  ZO.  für  Baptist  iu 
Anspruch  genommen.  Ä.  Belege  für  den  (Tauf-)Namen:  ,Se- 
bastion  H.'  1499,  JGöldi  1S9T;  dafür  .Baisellion  H.'  1510, 
ebd.  ,Sebaschian  K.,  Tuebmanu.'  1611,  Bs  Stadtb.  1890. 
.Bastianus  St.'  neben  .Sebastian  G.,  Cappelvogt.'  1520,  Uw 
Beck.  .Bastian.-  XVI..  BRüd.  (Kirchenbücher,  später  nicht 
mehr);  1513,  Aush.  (.Junker  B.  von  Diesbach');  1526. 
EEgli,  Act.  (,M[agisterl  B.  [Ramsperg],  kilcher  zuo  Gossow'); 
153S,  ibsch.  (.Her  B.\  Prädikant  zu  Bern);  Kessl.  (,B.  Kretz 
von  ünderwaldeu',  Hauptmann  im  Avignonerzng  1536,  dafür 
.Bastyou.'  1528,  Gfd.  .Baschion.'  1531,  ASG.);  1547,  B  KM. 
(,Her  B.  von  Loupen');  XVII..  ThFelben  (Taufbücher,  mehr- 
fach); 1654,  AaSins.  .Bastiou.-  1474/83.  ZRB.;  1531,  Z 
Vvth.;  um  1531,  L;  1554,  B.  .Baschiou.'  1562,  Schwlugenb.; 
Ende  XVI..  SchwE.  JzB.  (neben  , Baschi.  Baschli']:  1669. 
JGöldi  1897:  , Basebon.'  XVII.,  ApWalz.;  1614,  JGöldi  1S97 
(dafür  ,Bascha.'  1588).  ,Baschen  [Noin.]  Hohl  von  Teufen.' 
1623,  KWild  1847.  .Basti.-  Kessl.  (mehrfach  als  Name  von 
Reisläufern  im  Avignouerzug  1536);  1565.  G;  XVII.,  ZHansen 
a/A.  (Kirchenbücher,  neben  , Baschi').  .Baschi.-  1569,  ZOss.: 
1583,  ZRhein.:  1594/1616,  AaSchi.  (Taufbücher):  1604. 
ZSth.;  XVII..  ThNeuk.  .Hans  Baschi  Jacober  von  üri.' 
1683,  L.  .Baschli.-  XV./XVI..  ThLangr.;  1523,  ZPfäff.: 
1526,  GGoss.(,M[agister]  Baschli.- 1:  1576.  ApHer.  .Pasehli.' 
1655,  ApOberegg.  Zum  Familienn.  ,BäschIi(n)'  vgl.  noch: 
,Hensi  Baschli-,  Gerichtsweibel  zu  GAltst.  1532,  Kriess., 
.Hans  Hammerer,  genannt  Baschli.-  1533.  ebd.  Als  Ortsn. 
,St Sebastian.'  ApG.:   I.E.;  ÜBürglen. 

Sebi  U,  Sebis  S,  Seppi(li)  Obw:  1.  Eusebius.  Als 
Name  des  Heiligen.  Heit-dir  [in  SGr.]  nid  selbmöl 
[als  in  SSelzach  die  Reformation  Eingang  fand]  fest 
am  Alte"  g'ha"  und  heil  zum  Sebis  'bettet,  Chrüz  und 
Fane"  g'no"  und  sid  mit  Gottcertroite"  Sehe''  zuc? 
Schild  1860.  Als  Taufname.  Du  cha""sch  nit  e'mfd 
''ein  Bueb.  di"em  S.,  trowe".  ebd.  187ö.  S.  noch  ratsch 
(Bd  VI  184'?).  —  2.  appell.,  Bursche,  Kerl  S.  NN 
hei"  Gümp  g'macht  [beim  Tanzen]  trotz -eme"  grosse" 
Heustüffel  und  hei" - si<*  de""  noeh  hie  und  dö  i"  de" 
Füesse"   vo"   angere"  Tänzere"   verliret;   natürlig  hei" 


die  tanzlustige"  Töehtere"  nid  dra"  g'hanget,  mit  settige" 
Sibisc"  z'  tanze".  JHofst.  1865.  Verst.  e*  Haupt- Sebis. 
Seppi(li)  nach  der  gleichlaut.  Kurzform  für  Joseph  um- 
gebildet. Vgl.  auch  Bueili  (Bd  IV  1749).  Im  SchUre^-SeUs, 
Ortsn.   S. 

Scbie  f.:  .kleiner,  aus  Stäben  gemachter,  mit  einer 
B'sc.hlacht  versehener  Schlitten,  mit  dem  vorzugsweise 
Kinder  zur  Belustigung  Schlitten  fahren;  verschieden 
von  der  dem  gleichen  Zwecke  dienenden,  aus  Brettern 
verfertigten  Grutschen  [Bd  II  830],  die  nicht  immer 
mit  Eisen  beschlagene  Kufen  hat'  GRÜe.  (Tsch.).  Syn. 
Gögel  (Bd  II  154).  —  Ohne  Zweifel  aus  dem  Rätorom., 
aber  sonst  dunkler  Herkunft.      Vgl.  Sab! 

se'bnng:  Ausrufdes  Wohlgefallens  UwSa.  Dasists.! 

Frz.  c'est  hon.  Der  Ausdruck  soll  auf  einen  nach  jahre- 
langem Aufenthalt  in  Paris  heimgekehrten  schwerhörigen 
Spengler  zurückgehn,  der  sich  in  Wirtshäusern  durch  sein 
überlaut  vorgetragenes  Kauderwelsch  bemerkbar  zu  machen 
pflegte. 

STb  PAI.;  ScHSchl.;  Th,  Sip  GrAv.,  Spl.;  WMü., 
mit  Dehnung  Si'b  Aa;  B;  L;  Ndw;  ZO.,  Si'b  Ap;  Z 
tw.  —  n.,  PI.  unver.,  in  ä.  Spr.  auch  ,siber',  Dim.  Sibli 
(meist  mit  dem  Voc.  des  Grundw.,  doch  zB.  in  BG.  Si-'bli 
neben  Si'b):  1.  Sieb  von  verschiedener  Art  (Bast-, 
Draht-,  Haarsieb  von  wechselnder  Maschenweite,  auch 
Metallsieb  mit  gelöchertem  Boden)  und  Grösse,  doch 
im  Allg.  kleiner  und  feiner  als  die  Eitere"  (Bd  VI 
1725).  aaOO.,  ,crivetto,  setaccio'  PAI.  (Giord.).  E(s) 
ßns,  reins,  Gegs.  e(s)  grobs  S.  Aa;  B;  Th;  Z.  Öppisi"'s 
S.  ine"  tue",  schütte",  mit  dem  S.  butze?,  durch  's  S. 
ab  lö".  Öppis  drü  Mal  durch  's  S.  ab  lö",  als  besondere 
Vorsichtsmassregel,  's  ist  durch  's  S.  dure"  g'gange", 
gereinigt.  Im  Vergleich.  Da"  ist  we-n-e"  S.,  von  lose 
gewobenen  oder  fadenscheinig  gewordenen  Stoffen 
TuMü.;  vgl.  Eiteren.  En  Chopf  (es  Hirni,  Gedächt- 
nissj  ha"  wie-n-e(s)  S-,  Nichts  behalten  können,  Alles 
zum  einen  Ohr  hinein  und  zum  andern  hinauslassen 
Aa;  B;  L;  Th.  .Vielleicht  werden  einige  zum  Nach- 
teil der  Wahrheit  allzu  hötfliche  Leute  ihm  [dem  Ver- 
fasser] seine  grosse  Freiheit,  mit  welcher  er  ein  Sieb 
ein  Sieb  nennet,  für  eine  schweizerische  Grobheit 
ausdeuten.'  GHeid.  1732.  ,Der  burgermeister  und  die 
rete  haut  sich  erkennet  uf  den  eit,  das  enkeiner, 
so  ze  Zürich  körbe,  zeinnen,  wannen  oder  sip  ma- 
chent,  mit  der  zimberlüten  zunft  nicht  ze  schatl'enne 
haben  süln.'  1341,  Z  StB.  ,Sib  oder  beutel,  incer- 
niculum,  cilicium  (ein  härin  kleid  auss  bockshaar 
oder  geisshaar,  ein  sib.  Fris.),  capisterium  (wann,  sib 
oder  reiferen.  Fris.),  cribrum,  excussoriuni.  rudera- 
rium.'  Mal.  , Grosse,  grobe  sib,  cribra  excussoria.- 
Fris.;  Mal.  , Wetzstein,  siber,  täler  [dürfen  nicht  auf 
der  untern  Brücke  feilgehalten  werden].'  1564,  Z  RM. 
,5  Siber.'  1627,  TüBürglen  Schlossinv.  S.  noch  Bütel 
(Bd  IV  1920);  Eiteren  (Bd  VI  1725);  Bulfer-S.  Ver- 
wendung lies  Siebs;  s.  auch  die  Zssen.  Frucht-,  Futter- 
sieb des  Landwirts  Aa  ;  B.  Binder  dem  Tennstor  hange" 
,T  Sib.  S.  auch  Rannten  (Bd  VI  971).  Sieb  des  Müllers 
Aa;  B;  Th.  ,Guoti  sib'  gehörten  zur  verordneten 
Mühlenzubehör;  s.  Bd  IV  1920.  .[Müller  und  Bauern 
sollen]  den  kernen  suber  rellen,  das  derselb  von  der 
wannen  und  dem  sib  stüb  und  werschaft  sige.'  1563, 
Z  RM.  .[Strafbar  ist  das  Feilhalten  von  Kernen  |  der 
nit  nach  der  Billigkeif  gerellet  und  von  der  Wannen 
und   Sib   suber   geraachet    were.'    1607,    Z  KB.     ,[Der 


43 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


Kornhüter  ist  verpflichtet,  das  unsaubere  Gewächs] 
durchs  Sieb  treiben  oder  rönnlen  zu  lassen.'  1741,  B 
Müllerordn.  Für  Trauben;  s.  reden  (Bd  VI  586).  Für 
Salz:  ,Ura  1  sib  zum  salz  1  p  6  h.'  1400,  Z  Fraumün- 
sterrodel. (Draht-  oder  Haarsieb)  für  Spezereien  uä. 
,[N.  gesteht:]  den  ungestossnen  saffran  habe  er  ge- 
sehmirgt  mit  boumöl  und  in  gemengt  mit  4  lott  zuckers; 
der  zucker  wölte  nit  daran  beliben,  da  slüege  er  in 
durch  ein  sib  und  nara  da  den  selben  zucker  und  tett 
in  in  den  gestossnen  saffran.'  1450,  Z  KB.  ,[Das  ge- 
schmolzene Metall  zu  einem  .welschen  virniss'  giesse] 
uf  einen  stein  und  zerrip  es  wol  und  schlahe  es  den 
durch  ein  sip  und  einen  büttel  und  lo  es  dür  werden.' 
Ktjnstb.  1474.  S.  noch  Bd  VI  585/6.  Metallsieb  zum 
Seihen  von  Flüssigkeiten.  E"  S.  braucht  man  zB.  beim 
Waschen  von  Salat  ThMü.  In  Brunnenleitungen. 
.Uenne  Heinzin  Spengler,  als  er  isnin  sibli  macht  zen 
brunnen  3  p.-  1384,  B  StRechn.  ,[Zur  Instandstellung 
eines  Brunnens  gehört  ua.]  in  der  teilstud  ein  rennen 
ald  sib,  ordenlichen  gemachet,  [damit]  kein  wuostin  die 
tüchel  kommen  möge.'  1591,  Z  RM.  Dim.  a)  trichter- 
förmiger Milchseiher  Ap:  B.  D'  Mileeh  dör'h  e"  Sibli 
dör'he"  seije".  ATobler  1901/2.  —  ß)  (gestieltes)  Tisch- 
Siebchen  (für  Milch,  Kaffee,  Thee,  Rahm);  Syn.  Sigeli. 
Solche,  die  den  Nidel  (Bd  IV  072)  nicht  lieben,  brau- 
chen das  Sibli  Aa;  Ap;  B;  Z.  Wi'tt's  Sibli?  fragt 
man  beim  Einschenken,  's  Te  durch  's  Sibli  durhen  lo" 
AaF.,  Ke.;  Z.  —  Das  Sieb  als  Werkzeug  zum  Zau- 
bern. Das  .Siebtreiben'  wird  bewerkstelligt,  indem 
zwei  Personen  an  den  Griffen  einer  mit  beiden  Spitzen 
in  die  Siebsarge  gebohrten  Schere  das  Sieb  mit  dem 
untergelegten  Daumen  der  rechten  Hand  in  die  Schwebe 
heben;  Bewegung  des  Siebes  bei  Nennung  eines  ver- 
dächtigen Namens  erweist  die  Schuld  des  Betreffenden 
Aa  (Rochh.);  vgl.  Wolf-Mannh.  IV  131:  Gr.  WB.  X 
777.  ,Ein  Werk  des  Teufels  eigen  [ist  es]  da  Etlich 
eine  Schär  darsetzen  auffein  Sieb  und  murmeln  gwüsse 
Wort:  die  Schär  durch  Satans  Trieb  indessen  auff 
dem  Gschirr  ganz  unghewr  umbrennet,  wann  Eine, 
die  nit  fromb,  mit  Nammen  wirt  genennet.'  Gwerb 
1646  (GMüller).  ,Die  Sieb-,  Zang-,  Axt-  oder  Beil 
[Bd  IV  912]-Zauberei  . ..  da  man  ein  Zang  in  zween 
Finger  nimt,  oder  ein  Axt  oder  Biel  in  einen  runden 
Pfal  schlegt,  ein  Sieb  drauf  setzt,  sonderbare  Zauber- 
wort spricht  und  die  Namen  derer,  die  in  dem  Arg- 
wohn sind,  einanderen  nach  nennet.  Wann  man  dann 
den  Namen  dessen  nennet,  der  schuldig  ist  und  Dieses 
oder  Jennes  gestohlen  hat,  so  soll  sich  das  Sieb 
schwenken  oder  wenigst  bewegen  und  zitteren,  wel- 
ches, so  es  geschieht,  von  niemand  Änderst  als  von 
dem  Teufel  selber  gewürket  wird  ...  Die  Sieb-,  Axt-, 
Schlüssel-Zauberer  .  .  .  begeren  mittelbare  Hülff  von 
dem  Teufel  selber  und  sollen  derowegen  nicht  unge- 
straft hingehen.'  Anhorn  1674.  Vgl.  noch:  .Elende 
Leut,  die  durch  Teufels  Hülff  und  Rat  verborgne 
Ding  erforschen  wollen  ...  Siebdreher,  Christall-  und 
Spiegelseher,  die  eintweder  selbst  mit  dergleichen 
Wahrsager- Kunst  umgehen  oder  aber  dergleichen 
Teufelspropheten  Glauben  geben.'  Zauberei  1704.  S. 
auch  Bd  VI  1725.  —  2.  übertr.  a)  unanmutige  Weibs- 
person. Nei".  han-i'h  wider  'denkt  [ein  Freier  vor  einer 
zwar  begüterten,  aber  laubfleckigen  und  rothaarigen 
Tochter  ausreissend]:  ieh  will  doch  lieber  es  hübsches 
Nägeli  arluege",  a's  es  vüests  Sieh.  Im  Kai.  1867.  — 
b)  ,Sibli\  Kuhname.  Zg  Ausst.  1899. 


Amhd.  »it.  »i,,;  vgl.  Gr.  WB.  X  77:);  Martin-Lienh.  II 
318.  S<H,  | statt.  -,-'-)  in  Z  beruht  auf  dem  Einfluss  der 
Schriftspr.;  vgl.  die  Anm.  zu   Rü  VI  (Bd  VI   1376). 

Asche"-:  =  Äschen-Reden  (Bd  VI  585);  s.  Haber- 
Riteren  (ebd.  1727).  —  Gatter-  Z  (Dan.,  ohne  Def.). 

—  Här  Hör-:  wie  nhd.  Tu  und  sicher  weiterhin; 
Apothekerspr.  —  Kaffe  Kafi-Sibli:  Kaffeeseiher  Ar. 

—  Kernen-:  Fruchtsieb.  .Zwoo  Wannen,  zwei  Mahl-, 
item  zwei  Kernen-  und  ein  Radtensib.-  1602,  AABb. 
(Tauschbrief).  .Mülingeschirr:  ...  Kernen-Sib  3,  Rog- 
gen-Sib  2,  Habermähl-Sib  3,  Horiss-Bütel-Sib  2,  Schei- 
nen-Sib  1.'  1659,  ScnwE.  Arch.  .Dem  N.  für  ein  Ratten- 
sib  ein  Kemensib.'  Zubers  TgB.  1676.  S.  noch  Haber- 
Riteren  (Bd  VI  1727).  —  Chom-:  =  dem  Vor.  Ndw 
(Matthys). 

Liilch-  s.  reden  (Bd  VI  585).  —  Vgl.  Sanders  II  2, 

Mal-.  .Sübmachertax:  ...  für  ein  rein  Malsüb 
2  Pfd.'  BsTaxordn.1646.  —  Milch-&>  GrAv.,  sonst 
■Sibli:  Milchseiher,  und  zwar  a)  =  Sib  1  a.  (um  die 
frischgemolkene  Milch  von  Unreinigkeiten  zu  befreien) 
B;  GrAv.  —  b)  =  Sib  1  ß,  für  Milch  Aa  ;  B.  —  (Ha- 
ber-) Mel"-  s.  Kernen- S.  —  Most-:  unter  den 
Kelterabfluss  gestellter,  aus  Weiden  geflochtener  Most- 
seiher; Syn.  Win-Ber  (Bd  IV  1458);  Ränn-Zeinen; 
Trott-S.  .Dem  Küeffer  ...  für  ein  M.  3  Batzen.'  Roed 
1734.  —  Bulfer-:  feines  Sieb  (mit  Pergamentboden). 
Apothekerspr.  ,1  bulffersibly  und  sust  1  sibly  und  3  bütel 
und  2  eren  mürsel  und  ein  isen  stössel.'  1445,  BsPfeff. 
Inv.  ,[N.  gibt  zu,  er  habe]  ermehltem  Sibmacher  et- 
welche Gizifähl   zu  Pulversiben   verkaufft.'    1713,    Z. 

—  Bütel-:  wie  nhd.  Beutelsieb.  ,Nim  Büchsenbulfer, 
stoss  Das  zu  Mel,  dass  es  durch  ein  B.  gieng.'  ZZoll. 
Arzneib.  1710.  S.  noch  Bütel  (Bd  IV  1920).  .Horiss 
[härenes]  B.';  s.  Kernen-S.  —  Rogge"-  s.  Kernen-S. 

Ratte"-:  (Staub-)Sieb  mit  kleinen  (nach  einer 
Angabe  ungefähr  3  mm  weiten,  nach  anderer  Angabe 
grössern)  Löchern  ScnSchl.,  zum  Absieben  der  Korn- 
radenkörner WMü.  S.  auch  Kernen-S.;  ferner  Haber- 
Riteren  (Bd  VI  1727).  —  Vgl.  ,Radensieb'  bei  Gr.  WB. 
VIII  48;   Martin-Lienh.  II  318. 

Sand-:  Sieb  (mit  Drahtgitter)  zum  Sieben  von 
Sand  Aa;  B;  Ndw  (Matthys)  und  wohl  weiterhin. 

Scheinen-  s.  Kmien-S.  —  Für  ,Schienen-S.',  Sieb 
mit  aus  Holzschienen  geflochtenem  Boden?  s.  Sehinen. 

Spezeri-.  .Sübmachertax:  . . .  für  ein  Specereisüb 
der  gröberen  Gattung  das  Stuckh  1  Pfd  10  ß.'  Bs 
TOrdn.  1646. 

Staub-:  sehr  engmaschiges  Sieb  AALeer.  (für  Heu- 
blumen und  Getreide);  SThierst.  Syn.  Staub-Riteren 
(Bd   VI  1727).  —  Auch  eis.   (Martin-Lienh.  II  318). 

'Ihr.  Sibli:  Theeseiher  Aa;  ß;  Z.  Es  silberigs  T. 
EGünter  1908.  .1  Te-Sibli.'  1812,  Z  Inv.  —  Trat-: 
Drahtsieb  Z  (Dan.).  —  Trott-:  =  Most-S.,  ,Gefäss, 
worein  man  den  Wein  bei  der  Kelter  ablaufen  lässt' 
(Spreng)  Bs.  —  Welle"-  Z  (Dan.,  ohne  Def.). 

sib  e"  GlH.  (in  Bed.  2  b) ;  GrAv.,  ObS.  (in  Bed.  2  a), 
Spl.;  Yk\.(sibw);  Tu:  Ndw;  WMü.,  sisbe"  Aa:  B;  Gl; 
Ndw(-i-);  Z,  sl'be"  Ap;  ZStdt  (neben  -l2-):  1.  sieben, 
durch  ein  Sieb  schlagen.  aaOO.  Du  muest  z'  hinderst 
i"  der  Höll  hind  Äsche"  s.,  böser  Wunsch  AASuhr. 
Gang  du  dem  Tüfel  ga"  Chole"  s.  (chnütsche"),  scher 
dich  zum  Teufel!  BStdt.  Von  Flüssigkeiten;  Syn. 
richten  (Bd  VI  381 ).  D'  Milch  s.  Aa  ;  GrAv.  ;  Z.  's  Kafi 
s.  Ap.    .lirandsalb:  ...  nim  Buter schmalz   1  Pfd,  darin 


45 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


seude  1  Pfd  grüne  Räkholterbery  darin,  seibe  es  | 
durch  ein  Tuch,  truk  sey  aus.'  Arzneib.  1822.  S.  noch 
bütlen  (Bd  IV  1921);  reden  (Bd  VI  585).  .(Un)gesibet.' 
,Das  Krüsch  sollen  die  Müller  wäliren,  wie  es  in 
Büttelkasten  kornpt  ungesiebet,  es  wäre  dann  Sach, 
dass  ein  Kund  dasselbig  wolte  gesiebet  haben,  ist 
ihnen  Solches  zugelassen.'  1689,  B  Müllerordn.  ,1  Irami 
Krüsch  ohngesiebet.'  1693,  ebd.  —  2.  a)  fein  schneien 
GRÜbS.  Syn.  fäuserlen  (Bd  I  1067).  , Schnee  die  Menge 
herabsiebet.'  UBrägger  1787.  —  b)  triefen,  von  durch- 
nässten  Personen,  denen  das  Wasser  aus  den  Kleidern 
läuft,  wie  aus  einem  Sieb  GlH.  Gew.  unpers. :  Es  het 
g'sibet  durch- s'  durchhe",  sie  waren  triefend  nass.  — 
Mini,   stiert  iu   Bed.  1. 

ab-:  absieben  Aa;  Th;  WMü.  Frucht  a.  Aa.  Vom 
Seihen  von  Flüssigkeiten:  .Seihe  es  [das  Hafersehleim- 
wasser] dann  ab.-  Arzxeib.  1822.  —  üs-:  aussieben. 
Chruter,  Würzen  ü.,  durch  Sieben  vom  Staube  be- 
freien. Apotbekerspr.  S.  auch  üs-rlteren  (Bd  VI  1729). 
—  dur' "'(e")-:  durchsieben.  Zucker,  Mel"  ihirhe"s., 
um  Knollenbildung  zu  vermeiden.  Küchenspr.  Auch 
von  Flüssigkeiten :  ,Nim  Buterschmalz  . .  .  und  [tue] 
darin  dei  mitler  Holderrinden  und  grüny  Rekholter- 
bery...,  sibe  es  durch.'  Arzneib.  1822.  Bildlich,  Etw. 
innerlich  gründlich  verarbeiten:  [Wenn  man  in  einer 
Ansicht  aufgewachsen  ist]  gut  's  ecktet"  lang,  bis  wen 
e"  nü"i  Meim"g  durchg'sibet  hat.  CStreiff  1902. 

Sib  er  m.:  1.  Siebmacher.  .Um  ein  riteren  vom  s.'; 
s.  Riteren  (Bd  VI  1725).  .NN.  fuoren  mit  zargen,  die 
sy  dem  s.  bringen  weiten,  das  waser  ab.'  1485,  Z  RB. 
,S.,  der  sib  und  ryteren  machet  und  bereitet,  cri- 
brarius.'  Mal.  S.  noch  die  Anm.  —  2.  SVber(li),  (Milch-, 
Thee-)Seiher  Aa. 

Zu  1  der  Familienn.  Siber  Z,  , Sieber'  WG.  Zuname  einer 
Familie  Nydegger:  d's  Sibers  Udi  BRüsch.  Die  urkundlichen 
Belege  gestatten  nicht  durchweg  sichere  Scheidung  vom 
Appell.  ,Des  Sibers  hoffstatt.'  1427,  SchwPfäff.  Offn.  ,F.s 
klagt  N.  uff  den  Siber  ...  uff  das  gienge  er  zuo  dem  Siber 
und  Sprech  zuo  im:  lieber  Siber,  du  sölt  es  nit  zürnen.' 
1450,  Z  RB.  .Bärbel  Siberiu,  Jacob  Webers  eliche  wirtin.' 
1459,  ebd.  ,Es  klagt  Hensly  Siber,  schuochniacher,  uff  Ca- 
sparen Rüsser  den  siberknecht.'  1460,  ebd.:  daneben:  .Ca- 
spar Riisser  der  Biber':  .der  genant  [Heusli]  Siber.'  ,Hans 
Wäber  der  siber.'  1482/1531,  Z;  , Hensly  Siber  weber.' 
Edlib. ;  ,Haus  Silier  vor  Ranwegertor.'  ebd.  ,Hans  Siber  de^ 
grossen  rats,  burger.'  1496,  B  (Ansh.).  .Benedict  Siber.' 
1529,  Absch.  (S).  ,Ruedi  und  Heini  den  siberen  alda.'  1547, 
ZSeeb.  ,Sieber.'  M.  XVII.,  SBib.  ,Siber.'  XVII].,  ZFIuut, 
Als   Flurn.:  .Kleelaud,   Wiesen  im  Sieber'  ZFlaach. 

siberle":  =  siben  2  a  GRObS.  Hit  het  's  doch  alli- 
wil  z'  s.  Bald  tuet 's  nw  so  s.  und  bald  falland  Flocke" 
so  gross  wie  Schntizblatze"  [Schnupftücher], 

sible»  -i3-  BStdt,  in  Ndw  sibele"  (auch  -1-): 
1.  =  siben  1.  aaOO.  Zucker  s.  ,Für  den  stein  der  nieren 
und  der  blateren  ...  söl  das  bluot  dess  hasen  sampt 
seinem  balg  ...  zuo  kleiner  äschen  gebrannt  werden, 
klein  gesiblet  und  in  ein  sauber  geschirr  behalten.' 
Tierb.  1563.  ,Die  species  aromaticae  .  . .  söllendt  uff 
das  reinest  gebulffert,  sittig  gesiblet  und  in  wol  ver- 
schlossenen büxen  .  .  .  uffbehalten  werden.'  1592,  L 
Apothekerordn.  ,Siblen.'  XVII.,  B  Arzneib.  —  2.  Be- 
zeichnung einer  im  XVI.  unter  den  Schülern  der  Stifts- 
schule zum  Grossmünster  in  Zürich  üblichen  Strafe. 
.Niemants,  der  nit  ir  gsellschaft  ist  [sollen  die  Schüler 
im  Schenkhof]  weder  mit  pritschen,  siblen  oder  an- 
dern buossen  angriffen  .  .  .  under   einanderen  mögent 


sy  zimliche  straffen  bruchen,  doch  ane  in  brunnen 
werfen  oder  siblen.'  1541,  Promptoar  der  Propstei 
(,der  schuoleren  ordinanz').  —  Mhd.  tibden;  vgl.  auch 
Gr.  WB.  X  779. 

sibe"  (bzw.  -i1-),  in  BG.  (neben  jüngerm  sibe"): 
SchKI.,  Schi,  sübe"  —  subst.  m.  sibe"  (bzw.  sübe"),  f. 
sibtU},  -|  B  (in  G.  -ü-),  sibno  W,  sonst  =  in.,  n.  sibni 
(si-beni  BsStdt)  bzw.  sübni,  in  ScHlIa.  sügni,  Dat.  sibne" : 
Zahlw.,  sieben.  1.  als  blosser  Zahlbegrilf.  (Bis  uf)  sibni 
zel(l)e".  ,[Die]  Destillation  des  aqua  vits  sol  geschehen 
so  gar  mit  einem  senften  und  linden  Fewr,  dass  einer 
möge  leichtlich  sibne  zelen,  ehe  dann  ein  Tröpflein 
Wasser  heraus  fliesse.'  JRLandenb.  1608.  ,Und  was  [im 
J.  1429]  der  keiser  zal  sibni.'  1429,  ZStB.  Eintausend 
sechshundert  drissig  und  sibne.'  1637,  AAWett,  Kloster- 
arch.  's  isch  sibni,  7  Uhr.  's  hat  sibni  g schlage".  Am 
(%m)  sibni,  um  7  Uhr.  Nä(ch)  de"  sibne",  nach  7  Uhr. 
Sibni,  i" 's  Bett  will-ich;  achti,  i" 's  Bett  mach-dich; 
nüni,  iA's  Bett  schlänig  usw.,  Erweiterung  des  Kinder- 
verses BI  I  81  u.  ZSeeb.  Wer  alli  Tag,  wann  's 
Vögeli  singt,  am  sibni  us  dem  Bettli  springt  usw.  Z 
Horg.  S.  noch  bijen  (Bd  IV  908).  ,Um  die  sibni  früe.' 
14:'.T,  Z  KB.  ,Uin  die  sibne.'  um  1532,  G  Rq.  ,Do  es 
sibne  geschlagen  hat.'  Bossh.  Chr.  .Zwüsehen  sechse 
und  sibne  am  morgen.'  1585,  B  Arch.  ,Ohngfar  wann 
die  Uhr  sibne  schlagt.'  Com.  Beati.  .Arn  Carfrytag 
facht  die  Predig  umb  sibne  an.'  ScnwE.  Kanzleikal. 
1620.  Ähnlich  noch  oft.  ,Zuo  sibnen.'  B  StR.  .Zun 
sibnen';  s.  Batz  II  (Bd  IV  1966).  Mit  angetretenem 
Subst.  ,Ze  nacht  nach  sibnen  zit.'  1439,  Z  RB.  .So- 
bald die  sibne  stund  geschlagen  haben  wirf.'  1554, 
F  StB.  Sibni  si",  7  Jahre  alt.  allg.  Das  Alter  von 
7  Jahren  gilt  als  der  Zeitpunkt,  wo  der  Mensch  an- 
fangen kann  und  soll,  seine  Vernunft  zu  brauchen. 
Er  ist  über  die  s.  Jär  (use"),  kein  Kind  mehr,  alt 
genug,  um  zu  wissen,  was  recht  ist  oder  nicht  ZLunn. 
,Er  ist  über  seine  s.  Jahr,  ephebis  iam  excessit.'  JMey. 
1677.  1692.  Er  ist  über  sibni,  er  wird  wol  wüsse". 
was  z'  tue"  ist  L.  Er  ist  (du  bist)  ja  me  a's  (ja  über) 
sibni,  damit  wird  etwa  ein  Schüchterner  bei  Tische 
zum  Zugreifen  ermuntert  Bs;  L;  Z.  ,Die  s.  ort',  die 
7  katholischen  Orte  der  13-örtigen  Eidgenossenschaft. 
.Als  sin  sun  vor  vilen  jaren  bei  Lucern  einen  tod- 
schlag begangen  und  darumbe  ...  in  den  s.  orten  ver- 
rüeft  worden.'  1569,  Z  RB.  ,Die  s.  gotshüser';  s.  be- 
rauben 2  (Bd  VI  34).  —  2.  in  besondrer,  vielfach 
symbolischer  bzw.  typischer  Bed.  a)  Biblisches,  Kirch- 
lich-Religiöses und  theologisch  Beeinflusstes.  a)  drl" 
luege"  (firha  g'sehnj  wie  die  s.  ture"  Jär  (wie  s.  türi 
Jär),  elend,  traurig,  zornig  aussebn  BE.,  G.,  Lutz. 
(Bärnd.  1904,  610),  R.,  auch  lt  Zyro;  L  (Ineichen).  — 
ß)  die  s.  Weisen.  Der  acht  vu"  s.  Wise";  s.  Bd  I  82. 
—  f)  .die  s.  (tag-)zit(en)',  die  kanonischen  Hören, 
kirchlichen  Gebetszeiten  (Matutin  s.  Metti  Bd  IV  556, 
wo  die  unrichtige  Def.  Frühmesse;  Prim  Bd  V  6(i7: 
Terz;  Sext;  Nön  vgl.  Bd  IV  763;  Vesper  Bd  I  1109; 
Komplet  Bd  III  305);  Syn.  Höressen  (Bd  II  1569); 
vgl.  auch  (Tag-JZit.  ,('andia  ist  ein  grosse  stat  ...  in 
liriechenlandt  und  redent  anders  dhein  sprach  den 
kriechisch;  man  singt  aber  in  der  statt  die  s.  zitt  wie 
hie  zelant.'  HSchürpf  1497.  .[Ein  Priester  zu  AaB. 
soll]  ainem  lütpriester  in  der  kirchen  mit  singen  und 
lesen  zuo  allen  gepürlichen  zyteu  gehorsam  syn,  in- 
sonder  ob  hienach  angesehen  wurde,  die  s.  zyt  oder 
dero  etlich  ze  singen.-  1520,  AaB.  Stil.  ,[,G\vardiknecht' 


17 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


48 


des  Papstes:]  Der  papst  hat  mir  dri  pfrüenden  geben 
...  die  verdienen  ich  mit  hallaparten;  der  kilchen  darf 
ich  nit  vast  warten:  ich  sing  die  s.  zit  bi  dem  win, 
ich  kan  ein  gewaltiger  Chorherr  sin.'  NMak.  ,1523... 
giengent  vil  colecten  und  betten  in  den  s.  tagzitten 
hin  und  ab,  die  man  vormals  als  lass  und  sang  . . . 
[1526]  wurdent  den  priestren  zum  Grossen  münster 
...  alle  gsangbüechere,  daruss  [sie]  dan  die  s.  zitt  über 
jar  sungen,  . . .  genomen  . . .,  darrait  man  kein  zit  am 
morgen  oder  am  abint  mer  singen  kont.  werder  metmen 
[1.  nietinen]  und  andre  zitt.'  Edlib.  ,Die  nüwglöubi- 
schen  zuo  Ragatz,  Meils  und  Plums  halten  den  alten 
cristen  die  pfarrhüser  . . .  vor  . . .  [Helft  mit]  dass  die 
priester,  so  mess  hend,  in  die  pfarrhüser  körnend;  dann 
sy  könnend  ire  [h]oras  und  s.  zit  in  wirtshüseren  nit 
betten.'  1532,  GSa.  Brief.  ,So  was  Hussen  meinung  . . . 
wider  orden,  wider  bicht,  wider  s.  zit,  fasten  ...'  Salat, 
Ref.-Chr.  ,A11  tag  muosst  mau  [im  Frauenkloster 
Töss]  ze  metti,  zun  s.  ziten.  die  gesungen  wurdent, 
gan  by  einer  buoss.'  Bossh.  Chr.  ,Dass  die  s.  zit,  wie 
si  di  pfaffen  tuond,  vil  zit  vergebens  bruche  und  on 
frucht  verzerre.'  Vad.  ,So  wirdt  ie  der  mensch  vil 
weniger  fromm  vor  Gott  durch  die  werk  der  mensch- 
lichen Satzungen,  nämlich  kein  pfaff  durch  sin  mäss 
han  und  s.  zyten  ...  wirdt  mögen  darmit  vor  dem  ge- 
riebt Gottes  beston.'  ÜWerdm.  1552.  ,[Der  verstorbene 
Bischof  Severin  von  Köln  sei  einem  Geistlichen  er- 
schienen und  habe  ihm  geoffenbart,  er  müsse  schwer 
büssen]  allein  darum  daz  ich  mine  s.  zyt  [1(370:  ,meine 
s.  Zeiten  oder  gesetzten  Betstunden']  nit  fiyssig  zun 
rechten  yngesetzten  stunden  gesprochen  . . .  Wenn  der 
fromm  heilig  bischof  .  . .  umb  des  willen,  dass  er 
[wegen  Amtsgeschäften]  die  s.  zyt  mit  einanderen,  nit 
zuo  gwüssen  stunden  gehaftet,  also  jämerlich  ist  ge- 
pyniget  worden,  wie  wirts  erst  denen  ergon,  die  on 
not  die  s.  zyt  on  andacht  mit  einanderen  sprechend, 
damit  sy  iren  Wollüsten  und  ytelen  dingen  dester  bass 
mögind  obligen?'  LLav.  1560.  1670.  .[Die  Schüler] 
beten]  die  s.  zit  von  der  waren  wisheit,  vom  Canisio 
geordnet:  die  vesper  und  complet  zur  vesperzit,  die 
übrigen  horas,  als  meti  und  prim,  ee  man  in  kirchen 
gadt,  terz  und  die  non  in  dem  ampt.'  F  Sehulordn. 
1577.  ,Da  [bei  den  alten  Kirchenschriftstellern]  wird 
sich  finden  ...,  dass  man  die  s.  Tagzeit  oder  horas 
canonicas  bei  Tag  und  Nacht  bette.'  Antw.  1650.  S.  noch 
Österen  (Bd  I  582);  Siben-zit-Ge-bett  (Bd  IV  1827/8); 
Wih-Brief  1  (Bd  V  493).  —  8)  (die)  Sibni  bette", 
7  Vaterunser  und  Ave  Maria;  s.  fünf  1  (Bd  I  852)  und 
AfV.  VI  38/41.  —  e)  ,die  s.  heilikeit,  sacrament.' 
,Dis  sint  die  s.  heilikeit :  touffe,  firmung,  riuwe  bihte  und 
buosse,  der  heilig  fronlichnamen  unseres  herren,  prie- 
sterlich ambacht,  die  heilige  e,  der  jüngste  touf.'  XIV.. 
Wack.  1876  (Bs).  In  Flüchen.  ,[Die  beiden  ange- 
klagten Frauen  haben]  volgente  schwüer  durchein- 
anderen  getan,  als  nämlich  Götz  himel,  tussent  Her- 
got,  siben  sacrament,  touff,  krütz,  lyden,  element.' 
1567,  ZRB.  Vgl.:  .[Einer  habe]  zu  Wyach  geschwo- 
ren: siben  tussent  Sacrament,  siben  tussent  Herrgott.' 
1604.  ebd.  —  Q  die  s.  Gaben  des  hl.  Geistes.  ,Diu 
wisheit  selbe  zimberote  ire  selber  ein  hus  uffen  sibin 
sulen  . . .  die  siben  sule  daz  sint  die  siben  gebe  des 
heiligen  geistis.'  XII.,  Wack.  1876.  Sonst  nur  noch  in 
der  7.  Strophe  des  auch  ausserhalb  der  Schweiz  weit- 
verbreiteten Liedes  von  den  12  hl.  Zahlen:  ,Guter 
Gesell,   ich  frage  dich.     Guter  Gesell,   was  fragst  du 


mich?  Guter  Gesell,  ich  frage  dich:  was  ist  das  siebte 
Stück  im  Himmel V  Siebe"  Gabe"  des  hl.  Geistes,  sechs 
Krüge  mit  rotem  Wein  schenkt  der  Herr  auf  der 
Eochzeil  zu  Canaa  ein,  fünf  Wunden  Christi,  vier 
Evangeliste",  drei  Patriarche"  Abraham  Isak  Jakobe, 
zwo  Tabele"  Mausis  [usw.]'  AaFH.;  vgl.  Rochh.  1857, 
•268,  sowie  Erk-Böhme  III  825.  —  rj)  die  s.  Worte 
Jesu  am  Kreuz  bilden  einen  Segen  gegen  bösen  Zauber 
(HZahler  1898,  109  f.);  auch  AfV.  IV  340.  —  S-)  die 
s.  Leiden,  Marter.  Vo"  s.  Lide"  nache";  s.  Bd  III 
1089.  Dazu  noch:  , Kapiteln  tat  er  ihm  [seinem  lieder- 
lichen Sohn]  von  s.  Leiden  nach,  dass  es  Einem 
dünkte,  Fritz  sollte  sich  niederlassen  bis  zu  einem 
kleinen  Höcklein.'  Gotth.  (Reinh.  1843).  Als  Fluch: 
,[Die  Verklagte  habe]  Gotts  s.  Hergott  marter  und 
ander  bösser  schwüer  getan.'  1575,  Z  RB.  —  i)  s.  Hei- 
lige. Zum  Ausruf:  Ach  Gott!  wird  etwascherzh.  hinzu- 
gesetzt ond  s.  Heiligi!  ThMü.  Von  den  verschiedenen 
Heptaden  von  Heiligen  sind  am  bekanntesten  1)  die  s. 
Schläfer  von  Ephesus  (Kalendertag  27.  Juni  oder  auch 
27.  Juli);  vgl.  Siben-  (Sibni) -Schläfer.  —  2)  die  s.  hl. 
Brüder,  Söhne  der  hl.  Felicitas  zu  Rom  (Kalendertag 
10.  Juli).  S.  die  Wetterregel  Bd  V  413;  anders:  ,Wie 
das  Wetter  am  s.  Brüder-Tag  ist,  so  soll  es  s.  Wochen 
sein'  ScHSt(Sulger);  LVolkskal.  1851.  —  x)  s.  Him- 
m  e  1.  In  alle"  s.  Himmle"  si,"  =  im  sibe"te"  H.  JAllexs- 
pacb:  s.  sibent.  —  X)  s.  Tugenden.  Dem  Oft"  s.  Tu- 
ge"de"  und  s.  U"tuge"de"  säge"  (s.  Bd  I  111),  in  ZZoll. 
dem  O.  s.  Eren  und  s.  Unere"  säge"  (a"tue"J,  zB.  du 
schönen  O.,  du  warmen  O.,  ...  du  wiiesten  O.,  du 
ehalten  O.  —  p)  die  s.  Haupt-  oder  Todsünden  als 
Figuren  in  der  Mos-Fart  (Bd  I  1035)  SchwMuo.;  s. 
Die  Schweiz  1859,  151/2.  Hieher  (vgl.  aber  auch  d): 
Wenn  Ein  es  Ei  stelt,  so  tuet-er  s.  Sünde"  BsL.  (AfV.). 
— •  v)  s.Geister.  .[Vor  Beginn  der  Schatzhebung 
hatte  die  alte  Frau]  dem  Priester  in  [L]Uffhausen 
den  Auftrag  erteilt,  in  dieser  entscheidenden  Stunde 
für  sie  gegen  die  s.  Geister,  die  erscheinen  sollten, 
zu  beten;  zu  ihrem  Schrecken  iudess  erschienen  vier- 
zehn solche.'  Henne  1879.  —  §)  s.  Teufel.  ,Sante 
Maria  Magdalena,  von  der  min  trehtin  sibin  tüvil 
virtreib.'  XII.,  Wack.  1876;  vgl.  Marc.  16,  9;  Luc.  8,  2. 
, Hierum,  frommen  Christen  und  landslüt,  tuond  um 
Gotts  willen  die  ougen  uf  und  lassend  üch  die  s.  bösen 
tüfel,  die  durch  den  Faber  handlend,  nit  in  einen 
ärgren  stand  bringen,  weder  wir  vor  gewesen  sind.' 
Zwingli.  ,Sin  [Zwingiis]  fürnemen  aber  reizt  und 
stupft  in  stetz  an  underlass,  als  dann  er,  mit  s.  tüflen 
bsässen,  kein  ruow  vor  denen  hat'  Salat,  Ref.-Chr. 
Die  Anschauung  lebt  noch  fort  in  RAA.  und  Sprww. 
Dri"  luege",  wie  loenn-me"  s.  Tüfel  im  lÄb  hett.  Rochh. 
(wohl  Aa).  Me"  schlohd  (bi  de"  Chinde")  ender  s. 
Tüfli  (lt  einer  Angabe  Tüchle)  ine"  (i"he"J,  eb  (ob)  eine" 
use"  B;  L.  Wenn-me"  ein  Tüfel  use"schloht,  schloht- 
me"  s.  ander  i"  S.  Si  schlöhnd  s.  Tüflen  i"e"  und  eine" 
use",  Eltern,  die  ein  Kind  zuviel  prügeln  ZRuss.  De" 
schloht  s.  Tüfel  i"e"  anstatt  einen  use",  von  einem 
Mann,  der  seine  Frau  prügelt  Aa.  Rösi  het  e"  Gosche", 
es  chönnti"  s.  Tüfh;  dri"  dängele",  es  g'hört  keine*  der 
anger,  von  lästiger  Redefertigkeit  B.  Ein  ausserge- 
wöhnlich  guter  Wetzstein  war  ,in's  s.  Teufels  Namen 
gehärtet.'  ALüt.  In  Flüchen:  ,Botz  s.  teuffei,  was 
ist  das!'  Holzw.  1571.  —  o)  ,die  s.  fryen  künst.' 
,N.,  meister  der  süben  fryen  künst.'  1470,  AaBi-,  StR. 
,Hettist  die   s.  fryen   künst  giert,   die   man   z'  Baris, 


Sali,  seb,  sib,  sob,  sub 


z'  Köln,  z'  Erdphurt  erfert.'  NMan.  —  u)  die  An- 
schauung von  den  7  Sinnen  des  Menschen  (Gr.  WB. 
XI  792/3)  liegt  noch  vor  in  der  Formel  s.  Seiehd 
ZW.;  s.  Sechel.  —  b)  im  öffentlichen  und  Rechtsleben. 
a)  s.  Zeugen  und  Eideshelfer.  ,Wa  siben  bidernun 
. . .  bi  iren  geswornen  eiden  sprechen,  das  inen  übel 
beschechen  sy  an  irem  vidi,  kinden  oder  an  ireni  lib 
und  guot  und  des  ...  ein  person  ziechend,  ...  das  man 
denn  zuo  der  selben  person  grifen  und  ...  richten  sol.' 
1431,  BoSi.  (ZfsR.).  .Welcher  und  welche  . . .  ir  Un- 
schuld nach  bekannter  urteil  erbütet,  wer  old  welche 
die  entsezen  wellen,  so  sy  den  eid  getan  hant,  das 
sollen  sy  tuon  mit  süben  geloubsamen  mannen.'  Seg. 
L  StR.  XV./XVI.  ,Wann  einer  den  eid  gesworen  oder 
sich  den  ze  tuonde  nach  bekannter  urteil  erbotten  hat, 
wil  jemant  den  entsezen,  der  sol  und  mus  es  tuon  mit 
süben  gloubsamen  mannen,  denen  eides  und  eren  zuo 
getruwen  sig.'  ebd.  ,0b  einer  den  eid  getan  hette  und 
jemands  denselben  des  eids  entsetzen  wölte,  das  soll 
alsdann  mit  s.  gloubsamen  mannen  beschechen.'  1568, 
AABünzen  Offn.  S.  noch  glaubsam  (Bd  II  589);  un-ver- 
sprochen;  Aeg.Tschudi  Chr.  1734, 108  (ein  Beispiel  von 
1209),  sowie  Blumer,  RG.  I  197/200.  Vgl.:  ,[In  Zukunft 
sollen  wegen  Diebstahls  2  Zeugen  genügen,  weil  oft] 
grosser  schad  den  lütten  uffgestanden  ist  von  dieb- 
stals  wegen,  das  man  doch  nit  allweg  mocht  kuntlich 
machen  mit  s.  unversprochnen  mannen.'  1416,  Schw 
LB.  7  Männer  wurden  gew.  als  Zeugen  beigezogen 
beim  peinlichen  Verhör.  ,Ouch  ist  lutter  genieret  . . . 
daz  die  s.  mann,  so  der  ammann  und  die  lantlüt  ver- 
ordnen  über  ein  jeden  gefangnen,  sollend  fragen  und 
volteren,  als  je  zu  ziten  die  notdurft  erhöuschet.'  Ndw 
LB.  ,[Der  , Fürsprech',  d.  i.  der  öffentliche  Ankläger 
im  Blutgerieht,  anerbietet  sich,  er  wolle]  des  armen 
Menschen  Vericht  mit  s.  umbardische  Mannen  er- 
weisen . . .  Darnach  forderet  der  Grossweibel  s.  Man 
[von  denen  jeder  einzelne  bezeugt]  dass  er  solche 
Vericht  selbs  uss  des  armen  Menschen  Mund  gehört 
habent  [!]  und  der  arm  Mensch  des  bekantlich  gsin 
syge.'  1641,  AaB.  StR.  S.  noch  an-richten  (Bd  VI  407) 
und  vgl.  (be-Jsibnen.  —  ß)  s.  Geschlechter  in  Uri. 
Zur  Stellung  von  Anträgen  an  die  Landsgemeinde  oder 
zur  Einberufung  einer  ausserordentlichen  Landsge- 
meinde war  das  Begehren  von  7  Männern  aus  7  ver- 
schiedenen beliebigen  Geschlechtern  notwendig  (s.  >SY- 
ben-Geschlechts-Begiiren  ßd  II  403);  oft  auch  nur  ,die 
Geschlechter'  (s.  d.),  auch  Sibeii-Ge-schlecht  (s.  d.)  ge- 
nannt. S.  Blumer,  RG.  II  1,  131 ;  Leu,  Lex.  XVIII  740. 
744.  ,Item  wir  seind  übereinkommen,  wan  s.  Mann  ein 
Landtammann  an  einer  Gmeindt  oder  vor  den  Räten 
oder  Landleuten  etwas  heissen  anbringen,  dass  er  sol- 
ches anbringen  soll;  doch  so  s.  Mann  begerten,  ihnen 
ein  Gmeindt  zuo  berüoffen,  so  soll  ein  Landtammann 
dasselbig  vor  und  ehe  an  ein  Rat  im  Boden  [s.  Boclen- 
Rüt  Bd  VI  1592]  undt  die  Landleut,  so  man  gehaben 
mag,  anbringen,  ob  man  ein  Gmeindt  berüoffen  will 
oder  nit.'  ü  LB.  (Dr  Wymann).  ,Gmeindtbegehren 
durch  s.  Gschlechter.  Als  dan  vor  dissem  etwas  Un- 
formb  in  Begehrung  einer  Gemeindt  verspührt  worden, 
ist  geordnet,  dass  es  desshalben  bei  dem  Artickel 
Landbuochs  verbleiben  solle,  im  Fahl  s.  ehrliche  Ge- 
schlechter begehrten  etwas  anzubringen,  das  solches 
vor  einem  ordentlichen  Rat  sambt  den  Landleuten 
solle  beschechen.'  U  Practicierordn.  1628/62.  ,Erst- 
lichen  werden  durch  Herrn  Landtammann  die  An- 
Schweiz. Idiotikon  VII. 


bringen  der  s.  Geschlechteren  angehört  undt  vom 
Landtschreiber  verzeichnet.  Wan  die  Begehren  der  s. 
Mann  verzeichnet  seindt,  ermahnet  Hr  Landtammann 
das  Volk  zum  Gebett ...  [dann]  werden  die  Anbringen 
der  s.  Geschlechter  . . .  abgelesen,  undt  so  nichts  dar- 
zwischen  kombt,  lasset  Hr  Landtammann  ein  Mehr 
ergehen,  ob  solche  für  die  Nachgmeindt  schlagen 
wollen',  mit  der  gleichzeitigen  Randbemerkung:  .Dieses 
geschieht  gleich  nach  abgelesnen  s.  Gschlechteren.' 
Mitte  XVIII.,  Regulativ  für  die  Landsgemeinde  (Dr 
Wymann).  Dazu  noch  folgende  Titel  aus  dem  Register 
zu  den  nicht  mehr  vorhandenen  U  Landsgeraeindepro- 
tokollen  :  ,S.  Geschlechter  mögen  wohl  ihre  Beschwer- 
den wider  die  Hausordnung  anbringen,  aber  es  solle 
darüber  ein  Unifrag  gehalten  werden,  ob  was  zu  än- 
deren.' 1665.  ,Das  die  s.  Gschlechter  an  der  Nach- 
gemeindt  persöhnlich  erscheinen  sollen.'  1724.  ,S. 
Gschlechter:  wan  dero  Begehren  gerecht,  sol  alzeit 
zuerst  gescheiden  werden.'  1765  (DrWymann).  In  der 
U  Verfassung  von  1850/1  behandeln  die  Art.  11.  37-39. 
57.  80.  87  die  damals  noch  bestehende  Institution, 
die  erst  durch  die  neue  Kantonsverfassung  vom  6.  Mai 
1888  aufgehoben  wurde  (DrWymann).  —  y)  ,Gricht 
von  sibnen  besezt  ist  genugsam.  Was  Keib,  Krieg, 
Ehr  oder  Bluot  antrifft,  solle  das  Gricht  ganz  besezt 
werden;  doch  wan  ein  Richter  selb  sibend  sitzen  mag, 
soll  man  es  für  gnugsara  besezt  sein  achten.'  GrD. 
LB.  —  8)  Behörden,  Gerichte  aus  s.  Männern, 
aa)  in  Uri.  1)  das  .Siebner-Gericht';  s.  Bd  VI  368. 
Es  bestand  noch  um  die  Mitte  des  XIX.;  s.  Art.  77 
und  78  der  U  Verfassung  von  1850/1.  —  2)  auch  für 
das  Ort-Ge-richt  (Bd  VI  347  und  351  u.)  enthält  das 
U  LB.  die  Bestimmung:  ,es  soll  ein  Richter  ...  ge- 
schickte Leüt  zu  ihme  berüoffen,  namblich  s.  Männer, 
die  des  Rats  seind'  (Art.  56).  —  3)  ,die  s.  Mannen  zu 
der  Rüss',  eine  Aufsichtsbehörde  über  Wasserverbau- 
ungen  (aufgehoben  in  der  U  Verfassung  von  1850/1, 
Art.  89).  ,Der  siben  Mannen  halber  zu  der  Rüss: 
Wir  haben  angesechen  und  geordnet,  das  nun  hinfüro, 
wo  die  s.  Mann  zu  der  Rüss  oder  zu  dem  Wasser 
kommen  und  das  Wasser,  auch  die  Wöhrinen  be- 
schauen, was  sie  dan  je  zu  Zeiten  heissen  machen, 
wo  oder  an  welchem  End,  wie  es  dan  ist,  das  soll 
man  also  machen,  und  was  sie  heissen  brechen,  das 
soll  man  auch  also  abbrechen  [usw.].'  U  LB.  (Art.  231). 
,[An  Wuhrarbeiten  von  Privaten  soll  in  Zukunft] 
nützit  mehr  aus  des  Landts  Seckel  geben  [werden], 
es  seie  dan  Sach,  wo  die  hoebe  Notdurft  erforderet 
und  die  s.  Mann,  zur  Rüss  verordnet,  daran  etwas  zu 
tuon  auff  ihr  Eidt  erkennet,  so  vill  daselbst  aus  des 
Landts  Seckel  geben  soll  werden.'  ebd.  (Art.  106).  — 
ßß)  in  Schw  ,die  Siben',  eine  dem  Landanimann  bei- 
gegebene Behörde;  so  im  XVI./XVIII.  ,Die  s.  söllent 
der  buoss  [wegen  Wildfrevel]  nachgan  und  inziechen 
zu  der  landlüten  banden.'  um  1500,  ADettling  1904. 
,Wer  also  geleidot  [gerichtlich  verklagt]  wirt,  so  sollen 
ein  ammann  und  die  s.  der  buoss  nachgan  und  in- 
ziechen.' 1515,  Schw  LB.  ,[Es  sollen  nur  noch  an 
Kirchen  und  Ratshäuser  Fenster  geschenkt  werden 
und  ausserdem]  in  erenwirtzhüser,  die  an  Strassen 
stand,  da  ein  amman  und  die  s.  duchte,  das  man  sin 
[davon]  eer  haben  mög.'  1517,  ebd.  ,Wenn  einem  ein 
urtel  vor  den  sibnen  gat  um  ein  geltschuld .. .'  1519. 
ebd.  ,60  Pfund  Lechs  . . .  diss  gab  ich  alles  [ins  Stift 
Einsiedeln]  uss  Befelch  dess  Herr  Landtanies  und  der 


51 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


52 


Sibnen,  wil  mehr  Gesandten  da  waren  als  sonsten,  in 
die  Engelwiche.'  1659,  ADettling  1904.  ,Wann  Einer 
umb  gemeine  Geldschulden  mit  dem  Anderen  streitig 
undt  . . .  ein  Gericht  verlangt  undt  zehn  Schilling  Ge- 
richtgeld erlegt,  solle  ihme  der  Landtweibel  mit  den 
Sibnen  richten,  welche  er  von  den  Bäten  (wann's  er 
fueglich  haben  mag)  nemmen  soll;  in  Abgang  deren 
aber  solle  er  gemeine  ehrliche  Landleüt  zu  sich  ziehen.' 
1756,  ScHwMa.  LB.  —  xf)  in  Uw;  s.  Bd  VI  368.  Auch 
subst.  ,die  Siben' :  ,So  einer  einem  an  sin  er  rette, 
so  mag  einer  einen  vor  den  sibenen  old  lantgricht 
annärj  ...  und  soll  man  entlich  der  urtel  vor  den 
sibnen  erwarten  und  nit  darvor  für  die  eindlif  zien.' 
Ndw  LB.  ,Vom  gricht  der  sibnen.  Wen  nun  fürhin 
vor  den  sibnen  clag  . . .  verhört  wirt,  . . .  zeigt  der 
richter  den  partien  an,  was  urtel  um  den  handel  gäben 
ist.  Wäderm  teil  die  urtel  nit  gfalt,  so  mag  ers  noch 
wol  für  die  eindliff  zien.'  ebd.  —  88)  in  Bs  ,die  Siben', 
wechselnd  mit  ,die  Sibner'  (s.  d.).  ,[Der  Mörder  wurde] 
von  den  herren  siben,  so  von  einem  ersamen  rat  zuo 
söllicher  sach  verordnet,  . . .  befragt.'  Bs  Mord  1565. 
S.  noch  Buech  3  (Bd  IV  985)  und  vgl.  Ochs  V  33/4. 
Auch  das  Kolenberger  Gericht  in  Bs  (Bd  V  1366)  war 
aus  ,s.  Priheiten'  zsgesetzt;  s.  BsRq.  I  425/6.  —  es)  s. 
Mitglieder  zählt  auch  der  Schweiz.  Bundesrat,  ebenso 
eine  Reihe  von  Kantonsregierungen  (so  von  BsStdt;  Gl; 
L;  Scaw;  Z).  —  e)  s.  Ahnen.  Bettler:  ,Ich  bin  ein 
Bättelmann  von  meinen  s.  Ahnen  und  bete  wol  ver- 
dient des  Bättelordens  Fahnen.'  GMülleb  1650.  — 
Q  s.  Nächte  als  Fristbestimmung;  s.  Nacht  4  ß  (Bd 
IV  644);  Pfand  (Bd  V  1140).  Mehrere  Belege  Arg. 
I  17.  18.  19.  20.  26  (AARheinf.  StR.  1290).  IV  326 
(1550,  AaZ.).  Dazu  noch:  ,[An  den  3  jährlichen  Ge- 
richtstagen soll  man  zuerst]  richten  umb  eigen  und 
umb  eerb,  und  sol  man  den  zuo  jeglichen  tage  nach- 
geding  geben,  sibennächtiges,  ob  es  notürftig  ist.'  1348, 
AiBremg.  —  ig)  s.  Schuh  (Fuss).  1)  s.  Schuh  im 
Geviert  als  Minimalbesitz  an  Grund  und  Boden,  der 
gewisse  Rechte  und  Pflichten  bedingt.  ,Wer  da  inn- 
rent  etters  hat  s.  schuoch  wit  für  sich  oder  hindersich, 
der  sol  bi  der  offnung  sin  vor  dem  herren,  der  Grüe- 
ningen  innhat,  oder  vor  sinem  richter,  so  man  da  ge- 
richt  hat.'  ZGrün.  Offn.  ,Wer  da  ligende  güeter  het 
in  dem  ampt  s.  schuo  wit  und  breit  [der  gehört  an 
die  2  Jahrgerichte].'  XIV.,  AaF.  ,Wer  ouch  s.  schuoch 
lang  und  breit  vällig  güeter  hat  in  disera  twing,  der 
sol  einen  val  geben  gon  Lungkbofen  in  den  kellerhof.' 
XIV.,  AALunkh.  Hofr.  ,Ze  den  vorgenanden  zwe 
ziten  ...  süln  alle  die  für  den  meyer  komeu,  die  d 
sehuoppuossen  oder  des  gotzhuses  güeter  hant,  so 
den  hof  hörent,  s.  schuoch  lang  oder  breit.'  1331, 
SchwE.  Urbar.  , Welcher  der  huoben  s.  schuoch  hat, 
den  sol  man  nit  vahen  um  einhein  buoss,  wan  man  sol 
im  trüwen.'  um  1400,  ZBass.  Offn.  ,Ein  her  söl  gebieten 
zwen  dingtag  ...  und  sond  alle  die  darzuo  gan,  die  in 
dem  hof  s.  schuo  lang  und  breit  habent.'  1427,  ScHwPfäff. 
.Wir  geben  ininen  herren  den  korherren  das  recht,  wer 
ein  erb  hat,  oder  ein  teil  eines  erbs,  das  joch  nun  s. 
schuo  breit  ist,  so  git  ie  das  eltist  einen  houptval,  das 
best  houpt,  so  er  lat.'  1430,  ZEmbr.  ,Es  söllent  ouch 
alle  die,  so  in  der  vorgenannten  waldstatt  Einsidlen 
gesessen  sind,  die  eigen  oder  erb  s.  schuoch  wyt  und 
breit  für  sich  oder  hindersich  in  derselben  waldstatt 
in  des  vorgeschriben  gotzhus  gerichten,  zwingen  und 
bennen  hä[n]t,  by  den  zweyen  jargerichten  sin.'  XVI., 


SchwE.  Hofr.  ,Es  syge  des  hofs  recht  und  alt  har- 
kommen,  das  einer  das  sin  möchte  ziechen  und  tragen, 
wohin  er  wölt,  und  einer  möchti  das  sin  hinder  einem 
zun  essen  und  dem  herrn  darby  nütz  schuldig  sin, 
alldiewyl  einer  sines  eignen  gelegnen  guots  s.  schuoch 
wyt  und  breit  im  hof  Wermentschwyl  hinder  im  lasst.' 
1508,  ZWerm.  Offn.  ,Der  herrschaft  Knonow  recht- 
same ist,  wellicher  im  verkouff  im  selbs  vorbehält  s. 
schuo  wyt  grund  und  boden,  der  und  syne  kinder  sind 
der  lybeigenschaft  underworfen.'  1564,  Z  RM.  ,Item 
und  hat  ein  herr  zu  solchen  jargrichten  zu  gebieten 
allen  denen,  so  im  hof  und  grichten  Wermetschwyl 
gesessen  sind  und  denen,  so  darin  guot  s.  schuoh  weit 
und  breit  habend  sind.'  1586,  ZWerm.  ,Ein  grichts- 
herr  zu  Wetzigkon  ald  syne  vögt  [soll]  alle  jar  zwei 
jargricht  haben  ...  und  welicher  in  den  grichten  sitzt 
und  s.  schuoch  wyt  und  breit  darinnen  hat,  der  und 
die  selben  sollend  zu  den  zwei  jargrichten  gehorsam 
syn  zu  komen.'  1590,  ZWetz.  S.  noch  tidng-hörig  (Bd 
II  1580);  breit  (Bd  V  919),  sowie  Arg.  IV  238  (um 
1400,  AAHerra.).  293  (1413,  AAMuri).  331  (1568,  Aa 
Bünzen);  Bodmer  1894,  31  (1406/91,  ZStäfa);  ZObf. 
1897,  49  (1552).  —  2)  s.  Schuh  (Fuss)  weit  gehen; 
s.  rüeffen  (Bd  VI  691  o.).  Fahrendes  Gut  konnte  jeder 
nach  Gutdünken  vermachen,  nur  musste  er  noch  fähig 
sein,  sich  ohne  Hülfe  anzukleiden  wie  zum  Kirchgang 
oder  Marktbesuch,  und  ohne  Stab  oder  Stange  s.  Fuss 
weit  vor  das  Vordach  hinauszugehen.  1406/91,  ZStäfa 
Hofrodel  (Bodmer  1894). —  »)  s.  Garben;  s.  Pfarr  III 
(Bd  V  1169).  —  i)  ,s.  mann  unrecht';  s.  Bessering  7 
(Bd  IV  1679)  und  vgl.  ün-recht  2  (Bd  VI  278).  — 
x)  Die  Helfer  bei  der  Weinlese  sollen  nicht  mit  Trau- 
ben gelöhnt  und  höchstens  mit  s.  Trauben  beschenkt 
werden.  1492,  ZEH.  (EStauber  1894).  —  c)  Aber- 
glaube. Wenn  ein  Mädchen  in  der  hl.  Nacht  (zw. 
11  und  12  Uhr)  von  s.  Brunnen  trinkt,  sieht  es  beim 
siebenten  (oder  im  Wasser  des  siebenten)  seinen  Zu- 
künftigen BGr.,  Si.;  s.  auch  Bd  ü  1149.  Ein  Ring,  der 
am  Charfreitagmorgen  zw.  12  und  1  Uhr  aus  s.  Nägeln 
vom  Sarge  einer  im  Kirchhof  verwesten  Leiche  ge- 
schmiedet wird,  schützt  gegen  Gliedersucht,  Hexen- 
schuss  und  Rheumatismus  ZMettm.;  vgl.  Chrampf-Ring 
(Bd  VI  1091).  Es  Rossise",  wa  s.  Lücher  dri"  sin,  nit 
mie'  old  minder,  in  einem  Kreuzweg  vergraben,  soll 
zaubrische  Wirkung  hervorbringen  BSa.  (DM.  VI  396). 
Mit  s.  Fledermausherzen  kann  man  sich  unsichtbar 
machen  BSi.  (DGemp.  1904);  vgl.  Bd  IV  477.  S.  noch 
Bd  V  184  (siebenblättriger  Klee).  1040  (Genuss  von 
siebenerlei  Gemüse);  ferner  AfV.  IV  324.  328.  Wenn 
s.  Blieben  in-ere"  Famili  nö'henangere"  gibore"  werde", 
so  cha""  der  sibeH  d'  Chröpf  vertribe",  wenn  er  mit  der 
Hang  drüber  stricht  S  (Schild  1881).  S.  noch  Gluxer 
(Bd  H  657;  auch  BsL.),  ferner  Hixer  (ebd.  1830),  wozu 
noch  die  Variante:  Hit-gi  Hützgi  hei  (frei),  hinächt 
chöme"d  (irer)  drei,  und  morn  am  Morge"  (z'  Nacht 
chöme"d)  (irer)  s.,  Die  (si)  händ-mer  's  Hüzgi  Hätzgi 
(hei)  vertribe"  ZEbm.,  Stall.  —  d)  in  der  Volks- 
medizin. Sibenerlei  (auch  nünerlei)  Geist,  verschieden 
zsgestelltes  Mittel  zum  Einreiben  gegen  Rheumatis- 
mus, zB.  Ameisi-,  Nerve"-,  Seife"-,  Hirschhorn-,  Rege"- 
u-urm-,  Reckholder-,  A"haltgeist  Aa.  —  e)  Wetter-  und 
andre  Bauernregeln.  Die  s.  Sonntage  nach  Ostern, 
Pfingsten;  s.  Bd  I  580.  V  1162  u.;  dazu:  ,Wenn  am 
Oster-  oder  Pfingstmontag  regnerisches  Wetter  ist,  so 
muss  es  die  s.  nächstfolgenden  Sonntage  darauf  regnen' 


53 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


ScnSt.  (Sulger).  Um  8  Tage  verschoben:  Wenn 's  am 
Dreifaltigkeits-Sunntig  [1.  Sonntag  nach  Pfingsten] 
regnet,  so  regnet  's  s.  Sunntig  na(ch)  -  enand  (hinder- 
enander)  AABb.,  Bözb.;  Bs.  Die  s.  Wochen  nach  Liecht- 
Miss;  s.  Bd  IV  449 ;  dazu  noch :  Wenn  an  der  Liechtmess 
d'  Sunn  dim  Pfarrer  uf  d'  Chanzle"  schint,  so  wird  's 
noch  s.  Wuche"  ehalt  BsL.  (Af  V.).  S.  noch  oben  unter 
at(Sp.48).  D'Riibe"händs.  Wuche"  ZU,  zum  Wachsen 
AaF„  Ke.  Pfeisten  in  Ar  [Ähren  zur  Pfingstzeit],  in 
s.  Wuche"  wage"schwär  BsL.;  vgl.  noch  Chorn-Äher 
(Bd  I  70) ;  Rannten  (Bd  VI  970).  Hie  s.  Hunger-  Wuche" 
(s.  d.),  üster-  bis  Pfingstzeit  ZZoll.,  in  BBurgd.  die 
s.  dürre"  Wuche",  in  Z  auch  die  s.  hungerstotzige" 
Wuche"  (s.  hunger-stotzig).  ,Dass  [Vorstösse  und  Rück- 
züge der  Gletscher]  geng  s.  Jär  andauern,  war  die 
erste  darüber  aufgestellte  Hypothese,  die  noch  jetzt 
um  dieser  Zahl  willen  eine  gewisse  volkstümliche 
Geltung  besitzt.'  Baknd.  1908  (BGr.).  —  f)  in  Kinder- 
und  Volksreimen,  Sprichwörtern,  Rätseln  uä.  Drü- 
mal  sibe(n)  ist  (sind)  ein-e"''-zwänzg  und  Vieri  drüf 
(sind)  e"  Chröne"  [25  Batzen],  (u"d)  wer  im  Summer 
Geisse"  het,  dp  het  im  Winter  Böne"  [s.  Bd  IV  1312] 
BE.,G.;  vgl.  LTobler,  VL.  II  231.  In  Abzählversen. 
,12  3  4  5  6  7,  eine  Frau  die  kochet  Rüben,  eine  Frau 
die  (eine  andre)  kochet  Speck,  1  2  3  und  du  musst 
wegg'  BG.;  ZStdt,  ähnlich  Bs,  ,...  Speck,  für  den  andern 
Dreck  im  Leck'  BStdt.  David  ist  in'n  Garte"  g'gange" 
und  hat  s.  Vögel  g' fange"  (oder  wie  vil  Vögel  häd  -  er 
g' fange"  0;  1  2  3  45  6  7  —  uss!  ZEbm.,  Rieht.  Wer 
will  guete"  Chueche"  bache",  der  mues'  ha"  vo"  s.  Sache": 
Eier  u"d  Schmalz,  Zucker  u"d  Salz,  Milch  u"d  Mel, 
Safferet  macht  der  Chueche"  gel  B  (GZüricher  1902); 
ähnlich  in  JBs  und  sonst;  vgl.  Chuechen  (Bd  III  131). 
In  Spottversen.  Es  hocke"  s.  Schniderne"  uf  einem 
Nädle"spitz:  merä  mä  mä  mä,  merä  mä  mä  mä,  ist 
Das  en  schmale''  Sitz!  GrTIis.  D'  Schnider  Jumpfere" 
sind  stolz  und  brutal,  's  gihd  siben  um  (für)  en  Sehilli"g, 
denn  häd-me"  na'h  a"  Wal;  die  erst  tvigt  (ist)  en  Vierli"g 
[usw.]  ZStdt;  in  ZMänn.  spec.  von  den  Üetik(om)er 
Jumpfere".  Z'  Dammerselle"  mitts  im  Dorf  isch  e" 
Meitschi-Türi;  dö  chauft-mer  um-ene"  Bire"stil  sibni 
achti  nüni.  ALGassmann  1906.  Land  üf  und  Land  ab, 
d'  Holzäpfel  sind  rund,  d'  Langnauer  hend  Bueben,  es 
sind  siben  e"kei"s  Pfund;  der  erst  wigt  en  Vierli"g 
[usw.].  ebd.  162.  S.  so  Bliebe"  stösst-men  in'n  Hose"sack, 
s.  so  Buebe"  stösst-men  in'n  Sack;  und  ivänn-si  noch  so 
chlini  si",  so  stösst-me"  noch  s.  dri"  Aa  (Dan.).  Bötgiigger, 
s.  für-e"  Chrüzer,  acht  für-ne"  Bappe",  pfiff- der  i" 
d'  Chappe",  's  düent  all  i"  d'  Hell  abe"  dappe"  AAZein.; 
anders  Bd  11.197.  VI  1177.  D'  Müendaler  [AAMönth.] 
händ  Fleisch  g' fresse",  s.  Chile  und  ein  Hage".  Hage" 
mü,  Hage"  mü!  Aa.  Es  ist  es  Meitli  enne"t  dem  Se, 
me"  seit-em  nw  Vroneggli;  es  isst  all  Wuche"  s.  Bröd 
und  nach  derzue  drü  Weggli  ZStall.  Z'  Surse  mitts 
im  Städtli  hed  Einer  Weggli  feil,  mV  Brüeder  der 
chauft  sibni  und  isst  de"  beste"  Teil.  ALGassmann  1906. 
Herguless  ond  Ribelisoppe" !  irseii  Maf't  hed  s.  Joppe": 
em  Werchtin  drei,  em  SonHiv  vier.  Herrguless!  ist  Das 
e"  Tier!  Ap  VL.  1903.  S.  Chittel  han-i'h  nid,  i<*  ha" 
numen  eine",  cha""-mi'h  nüsti  meine"  B  (GZür.  1902). 
S.  Sack  roll  alti  Wiber  (Mandli):  i<*  bi"  frö,  "as-  t«* 
kei"s  (keine")  ha".  ALGassmann  1906.  7  Jahre.  Ich 
hab  ein  Vögeli  g' fange",  drei  Tag  und  s.  Jör;  es  ist- 
mer  widerum  g'gange"  [usw.]  ZO.  (Stutz).  Eusi  Jumpfer 
Dorote  mit  ire"  lange"  Füesse"    ist  s.  Jär  im  Himel 


g'si",  hat  wider  abe"  müesse",  mit  zahlreichen  Varianten 
fast  allg.  verbreitet  (Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  G;  Scb;  Th; 
W;  Z).  ,Da  [als  die  erhoffte  Gehaltserhöhung  unter- 
blieb] konnte  man  uns  mit  Recht  singen:  Ü"si  Tante" 
Dorote  mit  iren  längen  Füessen  ist  s.  Jär  im  Himmel 
g'si",  het  wider  abe"  müesse".  Gotth.  Anneli  Susanneli, 
stand  üf  und  mach  e"  Liecht,  i'h  hören  Öppis  tram- 
pele", »«*  mein,  es  sig  e"  Dieb.  Nei"  nei",  Mamma, 
nei"  nei",  Mamma,  's  isch  nur  der  Beppeli  Meria", 
isch  s.  Jan  im  Himmel  g'si",  liet  wider  abe"  mies'e"  Bs ; 
ähnlich  BStdt  (GZür.  1902,  55);  L  (ALGassmann  1906, 
156).  Ruedi,  vertue-di'h,  mit  dine"  länge"  Beine";  isch 
s.  Jär  im  Chämi  g'hanget,  'ez  chan"-er  nümme"  geine" 
Gl.  ,Ich  und  mein  altes  Weib  hüsi"d  gar  übel,  husi"d 
scho"  s.  Jär,  hei"  noeh  kei"  Chübel.'  ALGassmann  1006. 
S.  Tage.  , Höhle  auf  der  Wiese,  s.  [sonst  drei]  Tage 
schliesse,  acht  Tage  rumpelibum,  N.  dreht  sich  um  und 
um  [usw.]'  GRThs.  Eili  eili  liss,  s.  Tag  sind  briss,  acht 
Tag  rumpelibum,  d's  Tidi  Glarner  chert-sich  um  [usw.] 
Gl.  Heile  heile  Scge",  s.  [sonst  drei;  s.  Bd  II  1145]  Tag 
Rege",  s.  Tag  Sehne,  tuet-<*em  Chindli  nümme"  we  B 
(GZür.  1902).  S.  noch  Brot  (Bd  V  942  u.).  B'hüet-i"s 
trülieh,  nei"  wie  schülich!  der  Mül'er  vo"  Bülich  hat  s. 
Sali;  die  sind  e"  Füli,  ä  b'hüet-i"s  tritli'''!  G;  Z.  Auch 
als  Trostspruch  für  kleine  Kinder:  Ä  b'hüet-i"s  trulich, 
's  ist  nüd  so  schüli'h!  de"  Mül'er  . . .,  mit  zahlreichen 
Varianten,  ebd.  Es  chunnt  en  Ma"".  er  hat  en  lange" 
Mantel  a"  und  s.  grössi  Tasche"  drin;  was  hat  acht 
au'h  der  Ma""  im  Sinn?  J<*  g'siehn-em  's  a"  den  Augen 
a",  er  fragt  de"  böse"  Buebe"  nä'*  Z  (Bölsterli).  Die 
Zahl  7  ist  auch  (statt  3)  ins  Riti-Rössli-Lied  (Bd  VI 
1423)  eingedrungen:  Biti  Riti  Rössli,  z'  Basel  isch  es 
Schlössli,  z'  Züri'h  isch  es  Tübe'hüs,  gugge"  s.  Jumpfere" 
drüs  B  (GZür.  1906,  26).  In  Schnellsprechversen;  s. 
Roggen  (Bd  VI  773);  rauw  (ebd.  1865).  7  Berge  im 
Kinderspiel:  Herreli,  ich  bi"  uf  dine"  s.  Berge"  B 
(GZür.  1902,  137).  Subst.  Der  Pumperniggel  ist  aber 
hie  (Bumpemiggel,  Habernierj,  es  trösche"d  drei  und 
wanne"d  vier  und  fare"d  s.  i"  d'  Muli  (der  hinder  häd 
es  Fülli,  der  vorder  häd  en  brüne"  Stier)  Z.  Losti", 
wem-mer  ledin  send!  es  werd-i"s  scho"  no'h  kränke", 
wenn  sibni  i"  der  Wiege"  send  ond  achti  off  de"  Bänke". 
ApVL.  1903;  ähnlich  Uw  (AfV.  XI  53).  Ü'seri  Chatz 
hat  Jungi  g'ha",  sibni  fsibe")  in-ere"  Zeine"  (Zäne"), 
der  N.  hat  mües'e"  Götti  si"  (ist  Götti  g'si")  mit  de" 
lange"  Beine"  (mit  sine"  ehrumme"  Bäne")  G;  vgl. 
Chatz  (Bd  111  584);  Pfarrer  (Bd  V  1172).  's  ist  numen 
euse  Zimerma""  mit  siner  länge"  Pfiffe",  hed  hunderttüsig 
Löchli  dra",  mit  sibne"  cha""-mer  pfiffe".  ALGassmann 
1906.  Hundertsieben.  Ü"seri  Magd  (Euseri  Frau)  hat 
g'chüechlet,  hat  hundert -sibni  [sonst  hundert-tüsi"g\ 
g'macht.  und  wem-mer  alli  esse"d  (g'gesse"  händ).  s<* 
häm-mer  Nut  mer  z'  Nacht  Gl;  Z.  Rab,  Rab,  d's 
Hüsli  isch  verbrannt,  s.  Jungi  si"  verbrannt;  Rab,  Rab, 
di"s  Hüsli  brönnt,  chumm,  mer  wei"  gu"  lösche"  mit 
107  Frösche"  B  (GZür.);  vgl.  Bd  VI  1170.  S.  noch 
C7(es«:2-.Rmsr(BdVI1090).  Sprww.  E(n)  Vatter cha"" 
s.  China  erhalte",  aber  nids.  Chind  c(n)  Vater  Aa;  B;  Z. 
E"  Mueter  bringt  ender  s.  Chind  dm-<he"  als  en  Vatter  Z. 
Rinnt  's  Wasser  über  s.  Stei".  so  is  's  süber  und  rei" 
ÖBSchad.  (JSA.);  vgl.  nünt  (Bd  IV  770);  rein  3  a  (Bd 
VI  988);  sibent.  ,Kein  Mai  währt  s.  Monate.'  Schweizer 
Bauer.  ,Ein  Weiberhaar  zieht  mehr  weder  s.  Ross.' 
Sprww.  1824.  Rätsel.  Von  den  7  Speichen  des  Spul- 
rades:   Es  sind  7  Brüederer  und  springe"d  all  enand 


55 


Seb,  seb,  sib,  sob,  sub 


56 


wo«*,  und  keine"  mag  dem andere"  näch  Z  (Dan.);  vgl. 
Bochh.  1857,  261  (Nr  486).  Bin  use"  g'gange",  bin  umme" 
komme",  s.  Lebigi  us-eme"  Töte"  g'nomme",  näml.  sieben 
Vögel  aus  einem  Nest,  das  sich  in  einem  Totenkopf 
befand  (durch  dieses  Rätsel  soll  sich  ein  zum  Tode 
Verurteilter  frei  gemacht  haben,  dem  zugestanden 
wurde,  am  Leben  zu  bleiben,  wenn  er  den  Richtern 
ein  Rätsel  stellen  könnte,  das  sie  nicht  zu  lösen  ver- 
möchten) ZLunn.;  vgl.  Rochh.  1857,  203.  Von  der 
Zwiebel:  (Es)  häd  (Öppis)  s.  Hut,  und  bisst  (frisst) 
allfi)  L&t  fd'  IM)  ThMü.;  Z;  vgl.  DM.  VI  112.  29; 
Rochh.  1857,  241.  —  g)  sehr  oft  wird  s.  typisch  für 
eine  relativ  hohe  Zahl  gebraucht.  Im  Vergleich. 
7  Regentage.  Unordentlich  gehaltene  Kühe  tropfe" 
wie-n-es  Straudach,  wo  's  s.  Tag  druf  g'regnet  het. 
Schild  1866.  E(s)  G'sicht  (G'fräs')  mache"  (schnlde") 
wie  s.  Tag  Bege"wetter  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  SL.;  Th;  Z, 
fürhar  g'sehn  (dri"ggugge",  dri"luege",  üsg'seh"  uä.)  wie 
s.  Tag  Bege"ivetter  Ap;  BG..R.,  Si.;  Z;  seltener  wie  3, 
0,  14  Tag  B.  Du  machsch-mer  neuen  es  sürs  G'sicht, 
s.  Tag  Bege"wetter  si"  Nut  dergege".  Schild  1876.  Sich 
breit  machen  wie  s.  Eier  ime"  Chratte"  GitNuf.;  vgl. 
Ei  (Bd  I  14);  Chratten  1  a  (Bd  III  871).  RAA. 
Zivüschen  s.  Ören  chon  (sin),  durch  sich  widerspre- 
chende Nachrichten,  Beobachtungen  oder  Tatsachen 
irre  geführt  werden,  so  überrascht  sein,  dass  man  sich 
zu  nichts  entschliessen  kann  BR.  Durch  7  Nebel, 
7  Zäune  sehen  uä.  Einem,  der  nicht  leicht  Etw.  be- 
greift oder  merkt,  sagt  man,  er  solle  die  Dielsdorfer 
Brille  aufsetzen,  mit  welcher  man  durch  s.  Nebel  sehe 
ZNeer.  Dürch  s.  Eäg  (Zun)  dürche"  Öppis  g'seh"  (g'höre") 
B;  vgl.  dur'1'  all  Eäg  dur'he"  (Bd  II  1067);  dür'h  nun 
Zun  dür'H"  (Bd  IV  767).  Häufig  bei  Gotth.  ,Ihre 
weissen  Hemdeärmel  am  Brunnen  sah  er  durch  s. 
Zäune  schimmern.'  ,Auf  die  Jungfrauen  [Mägde]  kann 
man  sich  nicht  mehr  verlassen,  gab  wie  man  es  ihnen 
sagt;  wenn  die  hinter  s.  Zäunen  ein  Bubenbein  sehen, 
so  bringt  man  sie  mit  keinem  Lieb  mehr  ab  Platz.' 
,Wer  d'  Sach  nicht  kennt,  sollte  meinen,  es  seien  alles 
reiche  Bauerntöchter  auf  der  Strasse  :  das  glitzert  und 
glänzt  durch  s.  Zäune  durch.'  ,Sein  Auge  spähte  nach 
den  seidenen  Zupfen,  die  blinken  konnten  durch  s. 
Zäune  hindurch.'  ,Wenn  an  einem  Orte  was  zu  fressen 
sei,  so  schmückten  sie  [die  Metzgerhunde]  es  durch 
s.  Zäune  durch.'  .Durch  s.  Wände  sehen'  (vgl.  dur'h 
nun  Mure"  Bd  IV  767):  ,Die  Mägde  grollen:  sie  [die 
Hausfrau]  sieht  durch  s.  Wände.'  EHetzel  1879.  Dur''' 
s.  Böde"  dur'he"  (abe"),  über  s.  Böde"  (ine");  s.  Bd  IV 
1026.  Dazu  noch:  Was  ich  über  's  Hani  weiss,  das 
giengt  dureh  s.  Böde".  MLien.  1906.  's  geitja  nit  dürch 
s.  Böde",  Mani,  es  geit  nit  zum  Tode".  B  Volksztg  1885. 
En  ärgere"  Fülbelz  giH  's  bim  Eid  i"  s.  Herre"  Ländere" 
nüd.  Stutz,  Gem.  ,Ein  gutes  Weinjahr  macht  s. 
schlechte  wett'  Th.  S.  Mal  verbrunne"  [usw.];  s.  Bd  V 
645  u.;  Bd  VI  1010  u.  (ähnlich  ZEgl.).  De'-  (Die)  chlrt 
(trüllet) -sich  s.  Mal  wil  du  einist  (wo  du  ei"mäl)  Aa; 
B;  Z.  ,So  für  ein  Knechtlein  möchte  Röseli  auch 
arbeiten;  hatte  es  nicht  ganz  dessen  Kraft,  so  aber 
mehr  Eifer  und  Geschick,  kehrte  sich  auch  siebenmal 
während  ein  Knechtlein  einmal.'  vAlmen  1897.  lch 
war  scho"  s.  Mal  fertig,  ungeduldiger  Zuruf  an  Jmd, 
der  mit  einer  Arbeit  nur  langsam  zustande  kommt 
Aa;  B;  Th;  Z.  Der  ist  dem  Tu  fei  sübe"  Mal  ab  dem 
Charre"  g'hit,  nid  numen  Vnist  BG.  S.  noch  so  (Sp.  16). 
Platz  für  s.  Ma"",  für  Sibe";  s.  Bd  V  256;  auch  Ap; 


BsL.  (AfV.),  auch  mit  dem  Zusatz:  es  chunnt  e"  Land- 
vogt BE.,  Stdt,  's  chunnt  e"  Mugg  Aa;  ZW.  De*  schafft 
(chlopfet  etc.)  wie  (für)  S.,  von  einem  emsigen  Ar- 
beiter Aa;  Th.  De'-  frisst  für  S.,  von  einem  Vielesser 
Aa;  Z.  De"  schafft  für  S.,  er  cha"n  aber  auch  fresse" 
für  S.  Aa.  E(n)  Busch  wie  S..  ein  starker  Rausch 
Aa;  Th.  Mit  Gen.  Da  chömen  irere"  Sibe",  eine  grosse 
Anzahl  BE.  Da  chöme"-si  dahar,  ire"  Sibe",  gleich 
rudelweise  B.  Irer  Sibe"  finde"d  Wide",  iron.,  wenn 
sich  zu  Viele  zs.  an  ein  geringfügiges  Geschäft  ma- 
chen Z.  's  ist,  wie  wenn  S.  hebti"d  und  der  Acht  nid 
we'tt  la"  gä",  wenn  es  mit  Etw.  nicht  vorwärts  gehen 
will  THDiess.  Es  b'reicht  Ei"em  S.,  auf  jeden  Heirats- 
lustigen trifft  es  7  Mädchen  Aa;  s.  auch  Buggen  (Bd 
VI  782).  S.  Boss;  s.  furt-bringen  (Bd  V  728).  E"  Trü- 
mel  [Hängemaul]  mache",  dass  s.  Hüener  drfif  z'  Sedel 
chönnte"  BE.;  vgl.  Lesp  (Bd  III  1462).  !<"•  bi"  nie 
der  ungrädist  g'si",  häd  de''  Se'b  g'seid,  wo  s.  Böger 
g'ha"  häd.  oO.;  vgl.  Hoger  (Bd  II  1085,  ebd.  Sibe"- 
högershoger).  S.  Hut;  s.  rät  (Bd  VI  1739).  ,Der  s. 
Scheiter  lange  Raintoni.'  Ndw  Kai.  1906.  Dass  Gott 
erbarm!  s. -Suppen  und  keini  warm!  Ap  (AfV.  XIII, 
138/9);  BsLie.;  Z;  Sprww.  1824;  s.  noch  Bann  5  a 
(Bd  V  1275).  S.  Chueche"  und  drü  Bröd;  s.  Bd  III 
131.  's  HüetU  uf  s.  [sonst  drei]  Schoppe"  richte". 
JReinh.  1905,  65;  vgl.  Schoppen.  Ähnlich  in  der  ä.  Spr. 
,Söllich  lüt,  so  dann  in  der  vogty  syend,  sollend  iren 
frygen  zug  haben,  also  das  sy  des  tags  zu  sibnen 
malen  [=  beliebig  oft]  uss  und  in  ziehen  mugen.'  XV., 
Tb  Beitr.  ,Es  klaget  Hans  Werdmüller  der  pfister  uff 
Uolrichen  Schönenberg,  [beim  Brettspiel  habe  Seh.] 
im  under  anderm  das  hundert  fallent  übel  und  vil 
ander  fiiech  gefluechet  und  fürer  geredt,  werint  s. 
Werdmüller  uff  einandern,  so  vertrüege  er  im  es  nie- 
mer.'  1470,  Z  RB.  ,[Ablasskrämer:]  Hie  ist  rechte  rö- 
mische guad,  die  finstu  hie  ietz  eben  und  grad,  als  eb 
du  zuo  Rom  in  s.  kilchen  wärest.'  NMan.  ,[Ein  Thur- 
gauer,  dem  gesagt  wird]  das  er  nit  gen  [Z]Weningen 
gan  noch  wandlen  sölte,  [behauptet]  er  weit  ...  zu 
Weningen  enmitten  durch  das  dorff  uffgon  ze  singen... 
er  weite  ouch  s.  myl  wegs  in  Züricher  gebiet  bi  nacht 
gon,  das  in  weder  studen  noch  stock  müesstint  irren.' 
1531,  ZRB.  JJnglücksam  (Infortunatus)  [spricht]: 
Das  walt  der  tüfel  und  syn  muoter!  es  blybt  mir  nit, 
hett  ich  s.  fuoder:  was  ich  anfach,  da  ist  kein  glück.' 
VBoltz  1551.  , [Höhnische  Herausforderung  eines 
Kriegsknechtes:]  Nun  losend,  ir  sind  äben  die,  die  s. 
[Acc]  band  ganz  unverzagt  uss  einem  lären  huss  ver- 
jagt' JMürer  1559.  N.  habe  ,übel  gefluochet  und  ge- 
schworen...: du  kätzer,  was  gheits  dich?  und  er 
weite  s.  kätzer  nit  förchten.'  1596,  Z  RB.  ,Was  zum 
Guthaben  gehörte,  hagelte  es  [Geschenke  an  einen 
Geistlichen]  aus  allen  s.  Wolken  her.'  UBrIgger  1782. 
Vgl.  auch  die  Zssen  siben-valtigen  (Bd  I  821);  S.- 
sester-Grind  (Bd  II  768);  S.-farwen-Blüemlin  (Bd  V 
73);  S.-Sprung;  S.-Sester- Stumpen;  die  Adjj.  sibe"- 
süttig  und  s.-dick  und  die  verstärkten  Schirapfww. 
S.-Hund  (Bd  n  1433);  S.-Chäpper  (Bd  III  403);  S.- 
Chätzer  (ebd.  596/7;  auch  B);  S.-Siech;  S.-Dieb.  — 
h)  seltener  wird  s.  für  eine  relativ  kleine  Zahl  ge- 
nommen, in  verächtlichem  oder  doch  spöttischem  Sinne. 
Sibe"  Sache",  wie  nhd.  wohl  allg.  Im  gleichen  S.  sibe" 
Zwätschge"  Aa;  Bs;  B;  Z.  Nimm  dini  s.  Zwätschge" 
und  gang!  Ieh  trag  mini  s.  Zwetschge"  scho"  selber. 
FOschw.-R.  1900  (Bs  MA.).    Es  isch-ere"  gloub  Angst 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sul 


worde"  um  iri  s.  Zwätschge"  [ihr  kleines  Vermögen]. 
RIscber  1903.  Doch  auch:  Nit  um  s.  (auch  hundert) 
Zwätschge",  nicht  um  Vieles,  um  keinen  Preis  BsStdt. 
In  gleicher  Bed.  nid  für  s.  Lcderüpfel  Aa.  Den  Ge- 
meinden AAÄsp,  Densbüren,  Thalh.  sagt  man  nach, 
man  sehe  dort  nur  7  .lucharten  Himmel:  Er  ist  VW 
Asp  (Täischbere",  Teilte'"),  wo-si  s.  Jwte"  Himel  hend 
Aa.  ,[Karl  der  Kühne]  der  weder  keiser,  küngen 
noch  herzogen  nützit  . . .  vermeint  zu  lassen  . . .  was 
mit  s.  schuoch  ertrichs  [dh.  im  Grabe]  zuo  ruowen 
gesäzt  und  vernüegt'  Ansh.;  vgl.  Sp.  51/2. 

Ahd.  sibun,  mhd.  «Jen,-  vgl.  Gr.  WB.  X  780/802;  Martin- 
Lienh.  II  318,  zum  Sachlichen  auch  noch  Gr  RA.  213/4; 
Mitteilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien  XXXI 
(1901)  225/74  (FvAudriau,  Die  Siebenzahl  im  Geistesleben 
der  Völker);  Herzogs  Realencyklopädie  für  prot.  Theologie 
und  Kirche  "XVIII  (1906)  310/7;  Die  Gegenwart  (Berlin) 
1880,  89/93.  Zur  Rundung  des  i  vor  Labial  vgl.  etwa  Stoß 
ApK.  für  Stifd.  S.  in  Namen.  In  Personennamen.  , Georg 
Huser,  genannt  Siben.'  1653,  AaWett.  Arch.  .Stoffel  Siben- 
haar.'  1589,  ZReutliugen.  ,Clauss  Sübeuhass',  f  1386  bei 
Sempach.  Äg.Tsehudi.  .Sibenmanu',  Familienn.  Aa  (s.  auch 
Leu,  Lex.  Suppl.  V  501).  In  Ortsnamen.  Siben- Eichen  (Nach- 
trag zu  Bd  I  72)  Aa  (1363,  AaBirm.);  1519/28,  BErl.  (s. 
BRM.  I  8.  54.  162;  Ansh.  2  IV  477  ff.;  NMan.  119.  IST. 
226);  SchwMa.  (Sibne*  urk.  ,Sibincihha.'  972  —  1018,  ,Siben- 
eichin.'  1178,  ,Siben-Eich.'  XIV./XV.;  dazu  Sibner-Bann, 
Sibnvr-Schwendi.  ebd.);  ObwK.;  ThEgn.  (urk.  ,S.-Eich.'  XVI.; 
dazu  Siben-eicher-Fild.  ebd.).  S.-EU  AaOberfi.  (I"  der  ü.  übe"). 
.Siben  Furren.'  um  1300,  BBiel.  ,Zu  den  siben  Furten  über 
die  Sensen.'  1448,  B.  ,S.-Häu'  Th.  ,S.-Hausen',  Gruppe  von 
3  Häusern  GJIuolen.  ,S.  Hengste',  Felskamm  BSigr.  ,S.- 
Juchart.'  1428,  Seh;  ZBU1.  (,In  sieben  Jucharten'),  Rafz 
(,Acker  auf  Siebenjucharten'),  Sth.  (S.-Juckert),  ,S.-Juchart- 
Äcker'  Th.  ,S. -Jungfrauen'  und  ,S.-Mannen',  Felskamm  Gl. 
,S.-Matt'  B.  ,S.-Bach'  ZKüsn.  (.Wiesen  im  S.').  ,S.-Biirnen' 
ZSth.  ,S.-Brunnen'  BoSi.  (s.  Bd  V  660  und  DGemp.  1904, 
87);  Gr;  GoT.  ,S.-Stirn'  L.  ,S.-Tal'  (doch  im  Tal  selbst  Sime"- 
Tal  gesprochen)  B(hieher?);  urk.  .Sibental.'  XIV./XVII.,  lt 
Jahn  1S57,  641  lat.  Septem  valles  1  1  7  0),  dazu  Sibe"t<der(s.L'ber- 
7tt/BdVI647),  Sibne",  Simme  f.  (Fluss)-B.  ,S.-Twing'  ZSeon, 
s.  JLüscher  1898,  12.    ,S.-Ziedern'   Aa.    ,S.-Zwiug-Steiu'  Aa. 

Sibe"  f.:  a)  ,siben  (die),  Septem.'  Mal.  —  b)  die 
Sieben  im  Kartenspiel,  spec.  die  zweithöchste  Karte 
beim  Kaiserspiel.  ,Gott  Vodä  der  neu:  Mei  Abram, 
ietz  loss!  das  ist  so  gwüss  als  Siben  und  Joss,  dei 
Sohn  ist  's  Dots  eigä,  das  wolt  dar  könnä  gschribä 
zeigä.'  Tyrolersp.  1743.  Vgl.  Jos  3  (Bd  III  74).  — 
In  der   ÄIA.   sonst  Sibni;  s.  i. 

sibe°t  (sibunt  W),  in  S  sibe"d,  auch  in  der  ä.  Spr. 
meist  ,sibend',  in  Aa;  Z  auch  sibe"tist,  in  W  sibuntost: 
wie  nhd.  Sarkasmus  eines  Bauernknechtes:  Sechs 
Tage  sollst  du  arbeiten  und  am  s-e"  de"  Bosse"  miste" 
BU.  (,zur  RA.  geworden').  Am  s-e"  Tag  mues'-Se-sich 
wise"  [muss  es  sich  mit  der  Krankheit  entscheiden], 
ieel<*ef  Weg  das'  's  göt  Aa  ;  B;  Z ;  vgl.  nünt  (Bd  IV  770). 
,An  dem  Tag,  so  ein  End-  oder  Urteilzeichen  ist  der 
Krankheit  (Crisis  genannt),  als  da  ist  der  sibend  oder 
vierzehend  Tag.'  JJNüsch.  1608.  Ist  's  Wasser  über  de" 
s-e"  Stoa",  so  ist's  wider  süber  und  roa"  GLinz,  Sennw.; 
vgl.  unter  siben  2  f  (Sp.  54  u.).  Im  s-e"  Himel;  s.  Bd  II 
1291/2  (auch  Aa;  B;  Gl).  I»  ha"  g' meint,  t<*  sei(g) 
im  s-e"  H.  Us  dem  s-e"  H.  abe"  bürde".  Im  Ausruf: 
Herrgott  im  s-e"  H.!  was  stellst  Dü-mer  hüt  wider  für 
Unglück  a"!  FMarti.  Vgl.  Röseligarte"  2,  53.  's  s. 
TünMi  i"  der  Suppe",  Bezeichnung  entfernter  Ver- 
wandtschaft ZKn.  Sonst  gew.  us  (vo")  der  s-e"  Suppen 
e(s)  Dünk(l)i   Aa;  Ap;  Bs;   B  (Bischer  1903);   G;  S; 


Tu ;  Z ;  Syn.  unter  Brock  II  (Bd  V  560).  Er  isch  us 
der  s-e"  Suppen  es  Tünkli.  Schild  1863.  Seand-er  ver- 
wandt? Jö,  vu"  der  s-e"  S.  e"  Dünki  GBern.  leh  ha" 
die  ganzi  Verwandtschaft  usuendig  g'wisst  bis  uf  's 
Dinggli  i"  der  s.  S.  Schwzd.  (Bs).  Auch  mit  Bez.  auf 
eine  Erbschaft:  Es  trifft -em  [einem  weitläufig  Ver- 
wandten] vo"  der  s-e"  S.  es  Tünkli  AaF.,  Ke.;  vgl. 
nünt  (Bd  IV  770).  Zum  sibe'te"  [Grad]  wie  d'  Schwi", 
verächtlicher  Ausdruck  für  die  Bedeutungslosigkeit 
weitläufiger  Verwandtschaft  GRFan.  (B.).  —  Subst. 
a)  m.  1)  ,[Die  Streitigkeit  zw.  Engelberg  und  Uri] 
wart  gesetzet  uf  sechs  und  uf  den  sibenden',  dh.  ein 
Schiedsgericht  von  6  Richtern  und  einem  Obmann. 
1357,  Gfd.  —  2)  der  Sibe"t  (Sibe"d  S),  in  PA1.  Sibendu, 
in  W  Sibunto,  in  WLö.  Sibinto,  der  7.  Tag  nach  dem 
Tode.  ,Zu  Lucern  wird  ein  Schultheiss  auf  St  Johannis 
Tag  zu  Weynacht  jährlich  gesetzt  ...  es  wäre  dann 
Sach,  dass  im  Regiment  der  Amtschultheiss  mit  Tod 
abgienge,  auf  welchen  Fahl  hin  gleich  nach  dem  7ten 
seines  Absterbens  ein  anderer  an  sein  Statt  erwehlet 
wird.'  SiML.-Leu.  Gew.  aber  bezieht  sich  S.  auf  die 
an  diesem  Tage  gehaltene  zweite  Seelmesse  für  den 
Verstorbenen  oder  bezeichnet  diese  Messe  selbst;  sie 
findet  oft  auch  an  einem  andern  Tag  der  ersten  Woche, 
zB.  am  nächsten  Sonntag  statt.  Kathol.  Schweiz.  ,Nach 
Umfluss  von  Siebent  und  Dreissigst  (diesen  sinnreichen 
Totenfeiern)  eines  lieben  Bruders  pilgerte  unser  Ein- 
siedler nach  dem  Wildkirchlein.'  JBRdsch  1881.  Hut 
ist  der  S.  für  de"  N.  sälig.  Ha"  iez  Stcrbchöste"  g'nueg 
[klagt  der  Vater  der  Verstorbenen],  d'  Grdb-Betteri" 
chostet,  der  Sibe"t,  der  Drissgist,  der  Töte"baum  [usw.]. 
MLien.  1899.  VorS  Tage"  ist  de  N.  g'storbe"  ...  Ge- 
ster, am  Sibe"te",  ist  d'  Chilche"  g'stacket  voll  Lüt  g'si". 
RBrandst.  (L).  Am  (näch  ''em)  S-e".  Am  Sibe"de" 
chöme"-mer  de""  nit  iife"  [sagen  nach  einer  Beerdigung 
die  entfernter  wohnenden  Verwandten],  aber  am  Driss- 
gisch.  Schild  1885.  An  den  meisten  Orten  (so  in  L; 
Uw;  U;  WLö.,  tw.  auch  in  AaF.,  Ke.)  geht  man  am 
Sibente"  noch  z'  Opfer.  Lt  Bote  der  Urschweiz  1883 
wurde  in  Schw  das  Opfergehen  in  der  Kirche  auf  4 
Tage  beschränkt:  auf  Begräbniss,  Siebenten,  Dreissig- 
sten  und  Jahrzeit.  ,Die  berren  [des  Klosters  Engel- 
berg] süllent  sibenden  und  drissigosten  began;  darum 
sol  man  inen  acht  Schilling  vier  pfennig  geben  und 
nit  nie,  man  tuo  es  denn  gern.'  1413,  Gfd.  ,Uff  sinen 
[des  Testators]  sibenden  und  drissigosten  sol  ouch 
ieklicher  caplan  messe  haben;  davon  vallet  zu  iek- 
lichem  mal  ein  müt  kernen.'  1439,  Z.  ,Wann  man  in 
den  clöstern  der  lichamen  sibenden  und  drissigesten 
begat ...'  1466,  B  PES.  ,Ich  ald  mine  helfer  oder  ver- 
wesser  sollent  ouch  yederman,  sy  syent  arm  oder  rieh, 
sine  jarzytt,  begrebt,  sibent  und  tryssgost  verkünden.' 
1519,  Schw  (Verpflichtungsbrief  des  neuen  Pfarrers 
HBöumle  von  Luzern).  ,Das  fägfür,  sibend,  drissgest 
und  jarzit  lassend  wir  bliben,  wie  bisshar  darvon  ge- 
halten; wollend  aber  niemand  zwingen,  dass  ers  glo- 
wen  und  halten  müesse.'  1525,  B  Mand.  (Ansh.).  ,Die 
armen  trostlosen  mess,  als  sie  gesehen  hat,  dass  von 
iro  gewichen  sind  ire  pundgenossen :  begrept,  dritten, 
sibenden,  drissgost,  jarzit  sampt  dem  opfer,  bisher 
darzuo  getragen  ...'  NMan.  , Einen  Sibenten  und  einen 
Dreisgest  ussrichten.'  RCvs.  ,[Zu  den  Einnahmen  der 
Geistlichen  gehören  ua.]  die  Begräbnussen,  die  Sibende, 
die  Dreissigst,  die  Stohl,  das  über  das  Grab  betten, 
segnen  und  räuchern,  das  Opfer  gehen...'   ClSchob. 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


6n 


1699.  ,[Als  Taxe  wird  festgesetzt]  an  den  Sibenten 
und  Dreissigist,  wenn  die  Orgel  geschlagen  wird,  iedes 
Mahl  10  Seh.'  1804,  LMeiersk.  (Gfd).  Amtliche  Vor- 
schriften über  Kirchen-  und  Gräberbesuch  am  Sie- 
benten. .Wenn  ain  mentsch  stierbt,  der  zuo  sinen 
tagen  komen  ist...,  da  Süllen  die  laidlüt  ...  zuo  dem 
sibenden,  drissgesten  und  jarzit  nit  me  den  selbdritt 
ze  frümen  [s.  Bd  I  1296]  gan  ...  Item  die  laidlüt 
süllen  alle  nach  ainander  gan  ze  der  begrebt,  sibenden, 
drissgest  und  jarzit  und  sol  nieman  zwischent  im  gan.' 
THDiess.  StR.  ,[Man  soll]  zuo  dem  altar  oder  über 
die  greber  nit  furer  noch  lenger  gan  denn  den  sibenden 
uss,  und  ouch  denn  darnach  allein  an  dem  abent  und 
an  dem  tag  des  drissigosten  und  nit  fürer.  Darzuo 
so  sol  ouch  enkein  frouw  sich  in  enkein  kilchen  .  . . 
stellen  zuo  danken  den  andren  froweu,  so  ir  zuo  dienst 
gand,  weder  ze  liehen,  zuo  sibenden,  ze  drissigosten 
noch  zuo  jarziten.  [Es  darf  ferner]  enkein  geselschaft 
.  . .  samenthaftlich  mit  einandren  me  über  kein  grab 
gan,  [sondern  nur]  der  alleine,  so  das  leid  angat  . .  . 
An  dem  sibenden  und  drissigosten  und  jarzitlichen 
tagen  und  abenden  so  mögend  frowen  und  man  . . . 
über  die  greber  gan.  Mit  leidigen  lüten  sollent  von 
dem  ersten  tag  hin,  den  sibenden  und  den  drissigosten 
uss,  nieman  denn  die  nächsten  fründ  und  die  nechsten 
nachgeburinen  zwo  zuo  opfer  gan.  Darzuo  so  wellen 
wir,  das  uff  dem  sibenden,  dryssigosten  und  jarzyten 
niemand  mit  den  leidlüten  von  dem  huss  zuo  der  kil- 
chen noch  von  der  kilchen  heim  gan  [soll].  Unnot- 
durftiger  cost  mit  den  kerzen,  so  uff  den  begrebten, 
sibenten,  dryssigosten  und  jarzyten  gebrucht  werden 
[wird  verboten].'  XV.,  B  StR.  S.  noch  Lib-Fall  2  (Bd 
I  742);  frommen  (ebd.  1296);  Gräbt  (Bd  II  698);  Be- 
grebt (ebd.  699);  Gräbtnuss.  (ebd.);  Cherz  (Bd  III  493); 
Propst  1  (Bd  V  775);  Sel-Ge-rät  1  a  (Bd  VI  1622/3); 
Drissgist;  Jär-Zit  und  Af  V.  VI  34.  42.  252/3.  —  b)  f., 
wahrsch.  =  siebente  Tagzeit,  Complet;  s.  siben  2  a  f. 
,Nun  hat  sy  [Acc,  die  verstorbene  Schwester  Anna  von 
Klingnau]  die  sälig  [Laien-]schwester  N.  gebetten,  das 
sy  sy  nach  irem  tod  lies  wissen,  wie  es  umb  sy  stuend; 
und  do  sy  in  der  sibenden  uff  der  kemnaten  betet 
nach  ir  gewonhait,  do  kam  sy  in  ainem  als  schönen 
liecht,  das  sy  dunkt,  hett  sy  sy  angesechen,  es  wer 
ir  tod  gesin.'  EStagel  40  (P Vetter). 

Vgl.  (bes.  auch  zu  deu  subst.  Verwendungen)  Lexer  II 
899;  Gr.  WB.  X  822  f.  Die  RA.  von  der  sibe"le"  Suppe" 
wahrsch.  eine  urspr.  scherzhafte  Entstellung  der  Rechts- 
formel von  der  siebenten  Sippe  (s.  d.).  Hieher  (?)  der  Ortsn. 
,Sibets-Egg'  Gl,  der  Personenname  ,Hans  Sibeud  der  schuoch- 
macher',  daneben  .Sibent',  .Sibett',  ,Sibit',  doch  auch  ,Zibit' 
geschrieben.   1470/83,   Z  RB.  (wahrsch.  ein  Ausländer). 

sibentlen.  In  der  Verbindung:  ,des  sibendli"s 
spilen'  für  ein  (Karten-  oder  Würfel- V)  Spiel.  XV.,  Z. 
,Es  klagt  Hans  Siber  schuomacher  uff  Andressen  Gen- 
genbach, sy  spiltind  sibendlis  mit  einandern,  also  ge- 
wunne  er  im  ein  angster  an;  da  hette  der  genant  G. 
ein  huffen  geltz  vor  im,  neme  davon  und  wurffe  inn, 
als  er  meint,  ein  angster  ...'  1459,  Z  RB.  ,Es  klagent 
NN.  uff  XX.;  sy  hettend  mit  einandern  uff  der  gerwern 
stuben  um  schlafftrunk  des  sibendlis  gespilt;  darin 
redte  inen  X.;  den  bete  der  obgenant  N.  güetlich,  das 
er  inen  nützit  darin  redte  . . .'  1462,  ebd. 

Schmid  494  bringt  aus  ä.  schw&b.  Quelle  .sibenlins  spileu 
oder  zornlins1  als  verbotenes  Spiel,  aber  ohne  weitere  Angabe. 

sibenzg,    -unzg   PPo.,    sonst   sibe"zg,    in   Sch   lt 


Kirchh.  sibc'sg,  in  BG.  (veraltend);  SenSchl.  siibe"zg: 
siebenzig.  Er  ist,  zeit  (über)  s-i,  ist  (über)  70  J.  alt. 
allg.  Er  ist  tüf  (hoch,  starchj  i"  de"  (ir(n)  S-e".  Anno 
S-i.  Der  seit-im  wider  für  s.,  .wäscht  ihm  die  Kutteln' 
AASuhr.  ,Ein  alter  Posthalter  von  siebzig  Jahr  Alter 
kam  einst  mit  2  Schimmeln  von  Russland  gefahren  (der 
wollte  ins  Himmelreich  fahren  GrTIis),  die  Schimmel, 
die  Schimmel  (die  Schimmel,  die  Lümmel)  die  waren 
so  keck  und  warfen  den  alten  Posthalter  in'n  Dreck' 
Z,  ,die  Sch.,  die  Sch.  die  laufen  im  Trab  (die  Sch., 
die  fuhren  im  feurigsten  Trab)  und  werfen  (warfen) 
den  alten  Posthalter  hinab'  GrTIis;  ZSth.  (Kinder- 
vers). ,Eine  alte  Grossmama,  die  siebzig  Jahr  im 
Himmel  war,  wollte  wieder  aus,  und  du  bist  draus' 
ZAnd.  (Abzählvers).  —  ein-und  eine.-.  Esgöts'eine- 
sibenzgen  üs,  es  geht  hoch  her  L  (vom  Kaiserspiel, 
wo  gewöhnlich  nicht  auf  71  Punkte,  sondern  nur  auf 
31  oder  51  gespielt  wird).  —  zwei-und-.  In  üwSa. 
besteht  eine  1680  gegründete  .Bruderschaft  der  72er' 
(s.  Bd  V  424)  oder  der  ,72  Kinder  Mariens',  welche 
immer  auf  die  Zahl  von  72  Mitgliedern  ergänzt  wird, 
wahrscheinlich,  um  damit  die  ersten  Glaubensboten 
[Luc.  X  1  (Vulgata)]  zu  versinnbildlichen  (Jos.Küchler). 

—  fünf-und  föufe-.  Vexierantwort  auf  die  Frage 
nach  dem  Preis  eines  Gegenstandes:  anderkalbe"  föufe- 
sibe"zg  ZGundetsw.  —  siben-und  siben$-.  We""  d' 
"ume"  Guraschi  hättisch,  . . .  su  hättisch  d'r  Schatz  scho" 
jetz  m~<  ...  sibene"dsibe"zig  [andre  Fassung  .hundert'] 
Knechte  müesste"-der-ne"  zueche"  trage".  Gotth.  De(r) 
Lunzi  (Lumpi  GBuchs)  chunnt  (.der  Wenzel  kommt' 
ZDäg.),  de(r)  L.  eh.  (,d.  W.  k.')  mit  siner  lange"  Pßffe", 
hat  s.  Löchli  drinn  (dra"),  cha""  nid  alli  griffe"  Z 
(Bölsterli),  jetz  chan"-er  numnw pßffe"  GBuchs;  ZDäg.; 
vgl.  Bd  V  1070  o.  1075  o.  ,Ich  [der  Fastnachtreiter  in 
ApUrn.]  bitte  um  eine  Worst  in  die  Hand,  die  77  mal 
um  de"  Ofen  ome"  langt.'  AfV.  S.  Narre";  s.  Rein  I 
(Bd  VI  980).  Gegen  s.  Krankheiten  werden  Segens- 
formeln gesprochen,  zB.  ,Was  hest  in  deinen  Augen, 
den  Nagel  oder  den  Fläcken  . .  .  und  die  sibenund- 
sibenzigerlei  Gesucht,  die  müssen  in  dinen  Augen  ver- 
schwinden und  vergan.'  HZahler  1898,  106  mit  Anm. ; 
zwei  weitere  ebd.  105. 107.  S.  noch  Glider-Sucht.  —  Vgl. 
MHöfler  1899,  646  f.  —  Sibenzger  m.:  a)  wer  70  Jahre 
alt  ist  Aa;  Ap;  B;  Th;  Z;  wohl  allg.  Auch  enhöche 
(höcher)  S.,  der  hoch  in  den  70  steht  Aa;  Th;  Z.  — 
b)  wer  i.  J.  1870  geboren  ist  Aa;  Ap;B;  Th;  Z  und  sonst. 

sibne":  Ausdr.  der  Rechtsspr.  1.  einen  Verbre- 
cher s.,  ihn,  bevor  das  Urteil  gesprochen  wird,  noch 
einmal  vor  7  unbescholtenen  Zeugen  sein  Vergehen 
bekennen  lassen  Schw;  Zg  (Drlthen);  vgl.  siben  2  ba. 

—  2.  einen  Toten  s.,  amtlich  (vor  7  Zeugen)  unter- 
suchen, sezieren,  um  die  Todesursache  festzustellen. 
,[1718  wurde]  dess  Jacob  Gugoltzen  verstorbene  Ehe- 
frau von  dem  Arzt  Mstr  Caspar  Bindschedler  gesibnet 
und  die  von  ihrem  unguten  Mann  durch  bekannten 
auf  sie  getanen  Mordschuz  empfangenen,  annoch  un- 
geheilten  blessure  fleissig  durchsuchet.'  1718,  Z.  — 
Vgl.  Gr.  WB.  X  804. 

be-:  =  dem  Vor.  1.  einen  Angeklagten  ,b.',  vor 
7  Zeugen  zum  Geständniss  bringen;  s.  Ochs  H  77  Anm. 
Dazu:  ,Wäre  sie  [die  Hexe  nach  der  Tortur]  noch  am 
Leben  oder  aber  besibnet,  so  wäre  sie  des  Feuers 
würdig.'  1575,  AARh.  Hexenprot.  (Rochh.,  mit  der  wohl 
ungenauen  Erklärung:  ,durch  die  7  Urteilsprecher 
schuldig   befunden').  —  2.   a)  den  Angeklagten    oder 


61 


seb,  sib,  sob,  sub 


62 


Kläger  ,b.',  durch  7  Eideshelfer  seine  Glaubwürdigkeit 
bekräftigen  lassen;  vgl.  siben  2  ba.  ,Wenn  ein  Bürger 
dem  andern  Bürger  auf  seine  Güter  drohet  und  diesem 
an  seinen  Gütern  etwas  Schade  widerfährt  ...  so  soll 
der  Droher  besiebnet  werden  [im  lat.  Text  .tenetur 
se  purgare  septima  manu'],  dass  ihm  [dem  Geschädigten] 
weder  durch  sich  selbst  noch  auf  sein  Anrät  dieser 
Schade  seye  zugefügt  worden.'  BThun  Handf.;  im  Komm. 
,das  will  sagen,  er  musste  mit  6  Zeugen  zu  ihm  schwe- 
ren, dass  ...'  —  b)  uneig.,  in  der  allit.  Formel  b'sibne1 
und  V segne*.  ,N.  lebte  des  festen  Glaubens,  es  könne 
seinem  Sohne  unmöglich  etwas  Böses  wiederfahren, 
denn  durch  sein  Gebet  habe  er  ihn  b'siebnet  und 
b'segnet  und  werde  ferner  noch  für  ihn  beten  ohne 
Unterlass.'  Stütz  B.  1852.  Vgl.:  Bhalt  di"  G'tcisse" 
rein,  's  göt  über  b'sibne"  undb'scgne".  Hebel.  —  3.  einen 
Toten  6.,  =  sibnen  2  BsTherw.  f  (Seiler).  Der  N.  ist 
b'sibnet  icorde".  Anno  1814  wurde  in  BsFrenk.  die 
Leiche  eines  Erschossenen  erst  besibnet,  dann  in  der 
Kirche  aufgeschnitten  und  dann  schnell  beerdigt  (Frei). 
1645  wurde  die  Leiche  eines  ermordeten  schwedischen 
Obersten  durch  das  Gericht  besiebnet.  Bs  Stadtbilder 
1890.  .Vorschrift,  wie  man  die  Todtgefundene  besibnen 
soll  [Überschrift].'  1750,  S  Mand.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I 
1621;   Fischer  I  918   (in  Bed.  1). 

Sibner  m.:  1.  ein  im  J.  (180)7  Geborner  Aä;  B; 
Tb;  Z  und  sonst.  —  2.  die  Sieben  im  Kartenspiel  B; 
L  (beim  Kaisern:  ,der  Siebner  kann  nur  vom  Jooss 
gestochen  werden';  vgl.  Sibe");  G  (so  in  oT.  beim  Pro- 
pere" Bd  V  772);  Tb;  Z  und  sicher  noch  weiterhin, 
doch  zT.  weniger  üblich  als  Sibni  (s.  d.).  ,Beim  Wahr- 
sagen aus  Spielkarten  bedeuten  die  Siebner  junge 
Mädchen.'  ÜGemp.  1904,  353.  —  3.  eine  Z  Münze  im 
XV.  .Züricher  sibner,  ein  geschikte  mark  ingesetzt, 
gat  uff  die  grossen  mark  105.'  1458,  L.  —  4.  Mitglied 
eines  aus  7  Männern  bestehenden  Kollegiums  (Rates, 
Gerichtes  usw.);  zunächst  als  Sg.  zum  PI.  ,die  Siben' 
(s.sibenSbf),  dann  auch  plur.  gebraucht.  ,(Ein)  sibner, 
der  siben  oberer  einer  zuo  Born,  septemvir.'  Fris.; 
Mal.  ,1)o  hat  der  bapst  sibner  oder  churfürsten  ge- 
setzt und  geordnet.'  LLav.  1587.  a)  in  U;  s.  Sibner- 
Ge-richt  (Bd  VI  368),  ferner  Sibner-Mäl  (Bd  IV  162); 
siben  (Sp.  50).  —  b)  in  Scbw.  ,[Wer  eine  Wettertanne 
beschädigt,  den  soll  man  verklagen]  einem  bannwart 
oder  dem  sibner  in  dem  viertel,  da  es  beschechen  ist.' 
1515,  Scaw  LB.  ,[Mit  dem  Einschlagen  eines  Gartens 
auf  Allraendland  soll  Einer  warten,  bis]  im  der  sibner, 
in  welichem  viertel  er  sin  begert  hat,  zeige.'  1519, 
ebd.  Verschiedene  Suter  waren  1570/1701  Siebner 
des  Viertels  ScawMuo.  (Leu,  Lex.).  ,N.,  Sibner  und 
des  Rats  lobl.  Ohrts  Schwytz.'  1672,  NSenn  1879. 
.Grabschrift  auf  die  Frau  Siebnerin  NHegner.'  PHeng. 
1836,  77.  S.  noch  Sibner-Trucken,  sowie  Leu,  Lex. 
XVI  621/3.  —  c)  in  Ndw  ,ehmals  ein  Mitglied  des 
Siebengerichts  [s.  Bd  VI  368]'  (Matthys).  —  d)  in  Bs; 
s.  Sibner- Amt  und  vgl.  dazu  Ochs  II  76  ff.;  AHeusler 
1860,  503  a;  auch  AfV.  II  283.  —  e)  in  G.  ,1m  XV. 
gab  es  in  St  Gallen  eine  besondere  Ratskommission, 
die  Siebner,  . . .  der  höchst  wahrscheinlich  die  niedere 
Gerichtsbarkeit  zukam.'  JHäne  1899, 18;  s.  noch  Sibner- 
Ge-richt  (Bd  VI  -368).  —  f)  in  GsChur.  ,Ist  von  ihr 
Weisheit  den  Herrn  Sibner  nachfolgende  Verordnung . . . 
errichtet  worden.'  1740,  GitMbl.  1896.  —  g)  spec.  Mit- 
glied des  7gliedrigen  Ausschusses  von  Schützengesell- 
schaften. «)  in  Z  seit  1553.   ,Were  der  Schützenmeister 


oder  der  sibner  deheiner  da  [auf  dem  Schiessplatz],  so 
söllent  und  mögent  die  gesellen  einen  under  inen  er- 
kiesen, der  soll  dann  alle  ding  versehen.'  1553,  Schützen- 
ordn.  .Weilen  eine  ehrsame  Schützengesellschaft  im 
Platz  eine  uralte  hochoberkeitliche  Anordnung  sey, 
...  sollen  die  jeweiligen  Schützenmeister  und  Sibnern 
fürbashin  alles  das.  was . . .  im  Schützenhaus  . . .  von  den 
Schützen  oder  andern  Personen  Fehl- und  Strafbares  be- 
gangen wird,  . . .  abzustraffen  befügt  sein.'  1695,  FMarti 
1898.  S.  noch  Ab-beiler  (Bd  IV  1166);  Bott  (Bd  IV 
1897  o.).  —  ß)  in  Sch  im  XVI. ;  s.  vor-bringen  (Bd  V  726). 
-  y)  in  ZWthur.  1842  bestand  die  Vorsteherschaft  der 
Feuerschützengesellschaft  aus  Präsident,  Rechenherr, 
Actuar,  2  Schützenmeistern  und  2  Siebnern  ohne  be- 
sondere Charge. 

Hieher  der  Ortsn.  ,das  Sibner  [Holz?]',  Wald  am  Albis 
(weil  er  urspr.   7   Nutzungsberechtigten  gehörte)? 

Sibni  n.:  1.  das  Zahlzeichen  7.  wohl  allg.  E(s) 
chrumbs  S.  —  2.  das  Jahr  1807,  1907.  An%  [anno]  S. 
's  8.  ist  e"  guets  (schlechts)  Jär  g'si"  Z.  —  3.  =  Sibner  2. 
allg.  ,Als  der  A.  mit  dem  B.  kartoti,  ...  da  hette  der 
A.  6  oberman  und  6  sibni  in  das  kartenspil  getan  und 
slüege  im  allweg  in  die  selben  zwo  karten.'  1463,  Z 
RB.  Oft  in  Zss.:  's  Böse"-,  Schilte"-,  Karö-S.  usw. 
Das  Sibni  aller  Farben  wird  oft  scherzh.  als  das  kleine 
Neil  [s.  Bd  IV  715]  bezeichnet  L;  Z.  —  4.  Scheltwort 
auf  ein  Weib  AALeer.  (H.).  —  Zu  4  vgl.  das  (unsrer  MA. 
fremde)  nhd.  ,(böse)  Sieben'  (Gr.  WB.  X  800/1). 

Sibni" g  f.:  1.  die  Zahl  7  Ndw  (lt  Matthys,  der 
auch  den  PI.  Sibnege",  das  Dim.  Sibnigli  angibt).  — 
2.  die  Sieben  im  Karten-  (bes.  Kaiser-)spiel  Uw.  Davon 
die  RA.:  Mit  (bei)  Jmd,  auch  Jmdem  hinder  d'  S.  cho". 
Mit  Jmd,  =  mit  ihm  in  Streit  geraten.  Ich  bi"  mid  im 
hinder  d'  S.  cho".  .Beim  Pfarrer  mochte  der  Chnibi- 
lunzi  nicht  nachfragen,  denn  mit  diesem  war  er  hinder 
d'  Sibni"g  gekommen,  weil  er  ihm  den  ältesten  Bub 
nicht  ein  Jahr  früher  aus  der  Schule  entlassen  wollte.' 
Obw  Blätter  1900.  Bei  Jmd,  =  bei  ihm  übel  ankommen. 
,[N.  sagte,  er]  wisse  jetzt  schon,  was  er  mit  dem  Buch 
mache,  er  nchms  halt  nicht  mehr  mit  ihm  heim;  er 
werd  freilich  bei  seiner  Frau  Liebste  nicht  wenig 
hinder  d'  Siebnig  kommen,  aber  das  mache  sich  Alles, 
es  sei  nicht  das  erste  Mal  und  werd  nicht  das  letzte  Mal 
sein.'  Ndw  Kai.  1868.  Jmdm,  =  an  ihn  geraten.  .Der 
Italiener  und  der  Preuss  werden  Pech  geben,  wenn 
es  einmal  Ernst  gilt  und  der  Korporal  ihnen  hinter 
die  Siebnig  kommt.'  OßwVolksfrd  1890.  —  Vgl.  Viering  f. 
(Bd  I  928). 

siberli  (auch  sibedi  AARein.;  Z):  Füllwort  im  An- 
zählreim; s.  ribedi-rabedi  (Bd  VI  12). 

sibert  s.  sit-her  (Bd  H  1564). 

Sibille0  Gl;  L;  Z  (in  Russ.  Sibile"),  Bille"  Gl, 
Dim.  Billi  Bs  (Seiler);  Gl,  stärker  verkl.  Billeli  Gl, 
etw.  roh  Biltschi  Ghü,f:  I.  a)  Wahrsagerin,  Zauberin 
Z.  Noch  am  Ende  des  XIX.  war  es  in  ZO.  vielfach 
Brauch,  bei  einer  S.  über  die  letzten  Zeiten  Rats  zu 
erholen.  D'  Sibille'-  Wissagi"ge"  sind  auch  in  Büchern 
(nach  Art  der  Traumbücher)  käuflich;  sie  gelten  mehr 
als  alle  andern  Weissagungen  ZO.,  Stdt.  Die  Sibyllen 
waren  als  halb  hexenhafte,  halb  mystische  Wesen 
allg.  gefürchtet  (RSchoeh).  Bes.  bekannt  war  auf  eine 
Zeit  d'  S.  von  Zl'fäff.  und  die  von  ZWald:  ,sie  ver- 
fielen in  einen  Schlafzustand  und  weissagten  dann; 
die  Leute  kamen  von  weit  her.'     Wenn-me"  Nüt  toüsst, 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


a's  was  ä"  Sybille"  g'wissaget  hat,  sä  wilsst-me"  g'nueg. 
Stutz,  Gera.  —  b)  weibl.  Taufname.  aaOO.  D' Sibille" 
gät  i"  ä"  Chil^'e"  go"  ge"  schile"  mit  der  Brülle"  Z  (Dan.). 
,Sybilla.'  1408,  S;  XVII.,  TaDiess.  (evang.  Tauf- 
buch). ,Hans  Beringer  Zybillen  Son.'  1620,  Z  (Reis- 
rodel).  —  2.  a)  ausgelassenes  Mädchen  ZStdt.  Du 
bist  e"  rechti  S.,  ein  rechter  Wildfang.  —  b)  Spiel- 
ausdruck, Trumpfsieben  im  Kaiserspiel  L;  Syn.  Bä- 
beli  4  a  (Bd  IV  916);  vgl.  Kaisersp.  6. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  709;  Martin.-Lienh.  II  318.  Hieher  mit 
Suffix  -etta:  ,[Das  Kloster  Engelberg  verleiht  Reben  usw. 
im  Gericht  Twann  am  Bielersee  uA.  dem  Tschan  Besessem 
und  Sibeletin  siner  ewirtin  von  der  Nuwenstatt ...  und  söllent 
Tschan  Besessem  und  Sibeletta  sin  ewirtin  . . .  den  halbteil 
der  selben  reben  buwen.'   1406,   Gfd. 

söber:  massig,  ordnungsgemäss,  bescheiden  Aa 
Wohl.   —  Junge  Entlehnung  aus  dem  frz.  solre. 

Silber  (bzw.  -ui-,  -ü-)  Aa;  Ap;  Bs;  B  (ira  Allg. 
jünger;  in  G.  und  sonst  -ü'-);  L;  G;  Scb;  Schw;  S 
(jünger);  Th;  Ndw;  U;  W  (jünger);  Z,  süfer  AaFiL, 
Leer.;  Bs;  B  (in  E.,  G.,  M.,  Si.  -ü1-);  FJ.  (-ü1-);  LE. 
(-Ü1-);  PPo.,  Sal.  (-Ü-);  S;  TB.  (-üi-) ;  W  (-Ü-.  -ui-), 
Comp.  gew.  mit  (in  W  auch  ohne)  Um].:  sauber. 
, Sauber,  rein,  fein,  purus,  mundus,  concinnus,  elegans 
homo,  mundulus,  nitidus.'  Mal.  1.  rein;  vgl.  rein  3 
(Bd  VI  988).  a)  äusserlich  rein,  frei  bzw.  befreit  von 
anhaftendem  Schmutz,  allg.  Vom  Körper  und  seinen 
Teilen.  Bist  noch-nid  s.?  fragt  man  einen  eifrig  sich 
Waschenden.  Vom  wüeste"  Wasser  ivird-me"  nüd  s. 
Z  und  sonst.  ,[Des  Schulmeisters  Frau  weist  ihrem 
Manne  das  Kind]  wie  sauber  es  sei.'  Gottb.  S-i  Hand, 
Füess,  Zä(nd)  usw.  E(s)  s-s  Mül,  mit  Bez.  auf  seine 
Verunreinigung  beim  Essen,  's  Mül  wird-em  fwol)  süber 
(safer  SThierst.)  Mibe",  er  wird  nicht  in  den  Fall  kom- 
men, sein  Gelüsten  zu  befriedigen  Aa;  S;  Z.  S.  noch 
Bd  IV  176  und  vgl.  blitzen  (ebd.  2014),  sowie  wischen. 
E"  s-i  Wunde",  eiterfrei.  Mit  Bez.  auf  die  Kleidung,  bes. 
von  frischer  Leibwäsche.  S-er  Plunder,  reine  Wäsche 
ThMü.  Si'h  s.  a"leg(g)e",  zu  besondern  Anlässen  oder 
nach  einer  schmutzigen  Arbeit  Aa;  Ap;  B;  Th;  Z.  ^Jo- 
seph zu  seinen  Brüdern:]  Waschend  und  sübrend  üch 
mit  flyss,  leggend  üch  an  suber  und  wyss.'  Rüef  1540. 
,Als  aber  s  kind  nun  war  verscheiden,  leit  er  [der  wäh- 
rend der  Krankheit  Leid  tragende  König  David]  sich 
wider  suber  an,  wuosch  sich,  wolt  mer  kein  truren  han.' 
JMurer  1560.  E(s)  s-s  Hämp  (Häi)i(eßi,  Höm(e)li). 
[Frau  zum  Manne:]  Sä  da  hesch  es  sufers  Hemli  u"d 
nes  g'glettets.  Gotth.;  s.  auch  ver-rümpfen  (Bd  VI  954). 
Am  Sonntag,  bei  besondern  Anlässen  mues'-men  e(s) 
s-s  H.  a"leg(g)e".  Der  leit  aueh  nid  all  Sunndig  e(s) 
s-s  H.  a",  ein  Unsäuberlicher  Aa.  Ira  Kinderlied: 
[Bas  Vögeli  uf  der  Stange",  Tanne"]  leit  es  sufers 
Hämmeli  (nes  Silbers  Hömmeli  L)  a"  und  litt  das  dreckig 
(u"d  d's  driickigr  lät  's  BInt.,  und  lüt  das  schwarz  L) 
la"  (lo"J  hange".  AfV.  (LE.);  ALGassmann  1906;  GZür. 
1902  (BInt.).  E"  s-s  H.  a»ha"  (mit  Bez.  auf  Bed.  1  d  a); 
s.  Bd  II  1298  o.  Eine  Bäuerin  lät  öppe"  schnell  e" 
s-i  Schöss  a",  um  einen  unerwarteten  Besuch  zu  em- 
pfangen Th.  S-i  Strumpf,  Schueh.  ,Ein  sauber  kleid 
und  one  maasen,  vestis  pura.'  Mal.  ,Kum  suber  bkleidt, 
nit  trib  kein  pracht,  wüest,  lychtfertig,  so  wirst  nit 
gaclit.'  Fris.  1562.  ,S.  zum  tisch  gän';  s.  üf-recht  (Bd 
VI  219).  Vom  Äussern  übh.  Bi  de"  Landarbeite" 
chann-me"  nit  geng  so  proper  u"d  sufer  si".  B  Hink.  Bot 
1865.     ,Vreneli  war  von  den  Leuten,   die,  sie  mögen 


anrühren,  was  sie  wollen,  immer  ein  sauber  und  nett 
Aussehen  haben,  während  es  hingegen  Leute  gibt, 
die,  sie  mögen  anwenden,  wie  sie  wollen,  es  nie  dahin 
bringen,  dass  zwischen  ihnen  und  einem  Ofenwisch 
ein  merklicher  Unterschied  ist.'  Gotth.  Von  allerlei 
Hausgerät.  E"  Schade"  z'  heile",  söll-me"  Dem,  wo 
dra"  lidt,  drü  Büscheli  Hör  ab  dem  Ghopf  schnide". 
das  Hör  in  es  sufers  Tüechli  binde"  und  's  in-ere" 
Nöchbersmatte"  in  e"  Widstock  grabe";  wie  das  Hör 
i"wachst,  so  heilet  der  Schade"  BsL.  (Aberglaube).  E" 
s-s  Tischtuech.  S-s  G'schirr,  s-i  Täller.  Wege"  jedem 
misrablige"  Möckeli,  wo-me"  drab  g'gesse"  het,  händ  s' 
Ei"'m  [an  der  Table  d'liöte]  d'  Täller  e"weg  g'no"  und 
süferi  der  für  ane"  g'ge".  AGvsi  1899.  ,Gib  ihnen  subre 
Teller  frisch  [befiehlt  die  Hausfrau  am  Gastmahl].' 
GGotth.  1619.  Jmponite  nitidas  quadras,  leg  darauf 
[auf  den  Teller]  hübsch  suber  teller.'  Fris.  1562.  S. 
noch  richten  (Bd  VI  385).  S-e"  Tisch  mache».  1)  eig., 
den  Tisch  reinigen  von  Speiseresten,  aufessen  Aa; 
Ap;  Z.  —  2)  übertr.,  wie  nhd.  allg.  ,Ist  das  ein  er- 
bärmliches Gesindel  hier  [schilt  der  vom  Gesinde  nicht 
ehrerbietig  genug  empfangene  Käufer  des  Talhofs], 
Gott  straf  mich,  wenn  ich  nicht  sauberen  Tisch  mache.' 
EBohny  1898.  GiH  's  e"  Streik,  so  rueft-me"  d'  Soldäte" 
her,  and  Die  mache"  s-e"  Tisch  Bs  (Schnitzelbankztg 
1903).  Spec.  in  finanziellem  Sinne.  Baar  ausbezahlen 
Bs  (Keller).  Mer  wend  (teeid)  s-e"  Tisch  mache",  die 
alte  Rechnung  abschliessen,  den  Handel  erledigen  B; 
GlMoII.;  Tb.  MitJmd:  Will-er  iez g'rad  dasind  [beginnt 
der  Totkranke  dem  Pfarrer  gegenüber  seine  Beichte], 
chönnt-ieh  au"''  mit  dem  Herrgott  s-e"  Tisch  mache",  mit 
de"  Lfite"  han-i"1  abgerechnet.  WMüller  1903.  ,S-n  Trog 
machen':  ,[In  einer  Erzählung  aus  dem  Bauernkrieg 
werden  dem  Christen  Schybi  die  Worte  in  den  Mund 
gelegt:  Lieber  als  einem  Vergleich  zuzustimmen]  hätte 
ich  allerdings  einmal  gründlich  säubern  Trog  machen 
helfen.'  Haüsprd  1882.  Vom  Haus  und  seineu  Teilen. 
Der  Stube"boden  ist  so  s.,  me"  macht  drab  esse"  Z  (Dan.). 
I"  dem  Hüs,  dere"  Stube",  Chuchi  ine"  isch-es  (nid)  s. 
O,  bi  ü"s  isch-es  sufer,  da  darf-me"  scho"  sitze".  A  Hei- 
mann 1899.  S.  auch  rätlich  (Bd  VI  1616).  Vom  Uni- 
gelände des  Hauses.p  Es  ist  dann  überall  eso  en  ebig 
sübri  Ordni"g  [in  der  Gegend  von  ZBauma],  ja,  vil 
süberer  noch  als  z'  Chalchegg  . . .  und  wüsche"d  doch 
die  se'be  Lüt  zwei,  drü  Mol  in  ei""m  Jör  um  d'  Hüser 
ume".  Stutz,  Gem.  Von  Grundstücken.  Die  Matten 
isch  s.,  gereinigt  (von  Steinen,  Zweigen)  B  (Zyro). 
Von  einer  Alpe,  im  Gegs.  zu  einem  verwilderten  Ge- 
lände W.  Ein  rechter  Landwirt  hält  Etw.  auf  einem 
süferren  Blitz.  Barnd.  1908  (BGr.).  [Nach  dem  .Fahren, 
Hacken,  Chärstlen,  Würzlen  und  Steinen'  wird  das 
Flachsland  noch  einmal  g'chärstlet  und  dann  aufgelesen] 
was  öbe"für  chimnt,  bis  das'  der  Blitz  ganz  süfer  ist. 
ebd.  1904  (BLütz.).  Von  einer  von  anhaftendem  Stroh 
usw.  gesäuberten  Hecke,  in  der  RA.:  Putz  de"  Hag, 
er  ist  nid  sufer!  Mahnung,  wenn  man  glaubt,  heimlich 
belauscht  zu  werden.  B  Hink.  Bot  1842.  En  s-e"  Se"'; 
s.  Bust  I  (Bd  VI  1528).  S.  wasche«.  Me"  cha""-si°* 
mit  dreckigem  Wasser  nit  s.  iväsche"  AaKöII.  [Das 
Marktfahrwerk  steht  bereit  vor  dem  Tenn]  so  hof- 
färtig  wie-n-es  üfg'strüssts,  süfer  g'wäschnigs  Büre"- 
meitschi,  wo-n-'cben  aueh  z'  Märet  möcht.  Scbild  1866. 
[Aus  der  Rauchkammer]  nimmsch  e"  hintere"  Hamme" 
und  wäschesch-e"  süfer,  ''ass  nit  öppe"  noch  Ruess  dra" 
hanget  BsLie.  (Meier).    Me"  sö'tt  halt  's  Chrüt  s.  wasche" 


65 


Sab,  seb,  sib,  sob,  silb 


und  i"  d'  Güllen  abe"  g'heie"  ZKuss.  ,[Der  Gläubige 
niuss]  des  bischofs  dreck  us  essicb  essen,  sin  seckel 
suber  und  rein  waschen  von  aller  siner  barschaft 
gar...'  NMiN.  S.  wüsche".  Sprw.  von  Gottes  Besen: 
s.  Besem  (Bd  IV  1067).  D'  Stuben  ist  nid  (nüd)  s. 
g'wüscht,  es  ist  ein  unerwünschter  Zuhörer  da  Aa;  Z 
(meist  unter  Weglassung  von  s.).  S.  fege";  s.  Brenten 
(Bd  V  754).  S.  (ab-)butze";  s.  Bd  IV  2015.  2018  (die 
BA.  auch  ZRuss.).  S.  reche";  s.  Bd  VI  112.  S.  mache". 
Mg.;  Syn.  butzen  2  (Bd  IV  2013).  Mache"d-er  s. 
(tüend-er  s.  mache",  sind-er  am  Silbermache")?  Gruss- 
frage an  Jmd,  der  am  Waschen,  Scheuern,  Kehren 
ist  AABr.;  Bs;  GrScIis;  Z.  ,Es  sol  ouch  menglich 
[beim  Einzug  des  Papstes  Felix  in  Basel  1440]  vor 
siner  tür  und  vor  sinem  huse  die  gassen  sufer  machen, 
grasz  zetten  und  die  Strassen  zieren.'  BsChr.  ,Mun- 
ditias  facere,  seüberen,  sauber  machen.'  Fris.  Spec, 
Essgefässe  ausputzen,  -lecken.  Se,  mach  s.  (so  giH's 
schön  Wetter)!  iss  auf!  Aa;  Ap;  B;  Z.  Jmd,  Etw.  s. 
halte",  ha".  ,Man  könne  die  Kinder  nicht  immer  sufer 
halten,  man  möge  es  machen,  wie  man  wolle  [ist 
fauler  Weiber  Ausrede].'  Gotth.  Die  Frau"  si  hed 
gar  s.  's  Hüs  SchwMuo.  (aus  einem  Neujahrswunsch). 
In  adv.  Fügung:  , Der  Pfarrer  rühmte  Mädeli  gar,  wie 
es  sauber  Hus  heig.'  Gotth.  .Die  zung  und  zän  du 
suber  halt  ...  die  zän  sollend  suber  syn  und  nit  rostig 
oder  unflätig,  dentes  sint  puri,  careant  rubigine.' 
Fris.  1562.  ,Die  zän  raatsamen  und  sauber  halten, 
fovere  deuten).'  Mal.:  vgl.  rostig  (Bd  VI  1527).  ,Man 
sol  die  schuol  suber  halten  und  alleweg,  ee  das  die 
jugent  darzuo  kompt,  usskeeren  und  wüschen.'  1594, 
L  Pestbüchlein.  ,Ein  gmeind  sol  zwen  man  verordnen, 
welliche  sorg  zuo  den  gmeinen  brunnen  habint  ...  das 
dieselben  jeder  zit  suber  gehalten  werdint.'  1596,  Z 
Wei.  Offn.  ,[Die  Wehrpflichtigen]  söllent  die  Über- 
wehren haben,  dieselben  suber  halten.-  1624,  Z  (Ler- 
menplatzordn.).  Ich  ha"  's  gern  s..  liebe  die  Reinlichkeit 
Ap;  B;  Th.  S.  ha":  [Der  Samstig]  gilt  ro"  Hüs  zue 
Hüs,  klopft  mit  ''em  Bise"'  höftig  a"  und  sait:  ich  möcht 
gern  süfer  ha" '.  FrBecker  1860.  Wie  nhd.  reinlich: 
vgl.  süberlich.  Von  Personen.  De"  Soldat  mues"  s.  si". 
Wenn-ich  scho"  dreckig  üsg'seh",  bin-ieh  doch  die  Sü- 
berst  im  ganze"  Hüs,  konstatierte  eine  aufs  Reine- 
machen erpichte  Hausmeisterin  ZStdt.  Si  [eine  Hei- 
ratskandidatin] ist  aueh  s.  und  reindlich,  g'sehd  aber 
oft  üs  wi-n-es  Schwemdli.  ALGassmann  1900.  Ne  süferi 
Frau"  schlicht  de"  Dreck  nit  AAZein.  .Saubere  junge 
Frau  empfiehlt  sich  als  Waschfrau.'  Bs  Zeitungsins. 
1909.  , Sauber  sein,  munditiam  adhibere.'  Mal.  Rein- 
lich zubereitet,  von  Speisen:  ,Sie  geben  es,  wie  sie 
es  hätten  [sagten  die  Leute,  den  Schulmeister  zum 
Essen  nötigend],  aber  es  sei  doch  Alles  sufer.'  Gotth. 
S.  choche".  anrichte";  s.  Bd  VI  17.  408.  S.  zuegä". 
Es  göt  dcrt  allweg  nid  immer  (geng)  s.  (am  suberste") 
zue,  in  einer  nachlässigen  Wirtschaft  Aa  :  B.  Joggt. 
ich  ha"  neue"  dervo"  g'hört,  es  geuig  be  euem  Chabis- 
mache"  nid  ganz  s.  zue  LH.  (Vaterland  1907).  Uneig. 
S-i  Arbeit,  bei  der  man  sich  nicht  beschmutzt  B; 
Gegs.  dreckig.  [Werden  arme  Kinder  geschult]  de"" 
chunnt  der  Höehmuet  über-se  u"d  si  wei"  nume"  suferi 
Arbeit  mache",  schliche"  Chücdreck  u"d  B'schütti,  —  mit 
ei"'m  Wort:  si  si"  für  d'  Bure"  verlöre".  AHeimann  1899. 
S-i  Zeiche";  vgl.  un-süber  (Sp.  77).  Finsterer  Widder 
wie  Skorpion  sind  süferi  Zeihen,  in  beiden  soll-mu" 
d'  Stubi  waschen.  Bärnd.  1908  (BGr.).  —  b)  in  allge- 

Schwpiz    Idiotikon  VII. 


meinerm  S.  Vom  rasierten  Gesicht  Aa:  Ap;  B;  Th;  Z. 
Iez  bist  wider  eitiist  .«.,  sagt  man  zu  einem  (selten) 
Frischrasierten.  E(s)  s-s  Chinni;  s.  Slroffel-Här  (Bd 
II  1509).  S.  ras(s)iere";  s.  (g')ras(s)iert.  Von  einer 
glatt  gemähten  Wiese  Aa;  Ap;  B;  L;  Schw;  Th;  Z.  Die 
Wis(e"),  Matt(e"J  ist  (schön)  s.  Wenn  die  Sense  nicht 
scharf  ist,  wird  's  nüd  s.  Im  Bord  nöch  isch  ['s]  halt 
nid  s.,  auf  einer  mit  der  Maschine  gemähten  Wiese. 
>S'.  mä(j)e"  1)  eig.,  glatt  mähen.  Her  hend  süber  ab- 
g'mdd  SchwMuo.  ,Alle  [Mähder]  trachten  ihre  Meister- 
schaft darin  zu  bewähren,  dass  sie  sufer  muje" ;  hinter 
sich  lassen  sie  eine  glattrasierte  Grasnarbe  ohne  er- 
höhte Streifen.'  Bärnd.  1904  (BLütz.).  Vgl.  süfer  ivie 
g'mäit,  vom  Abäsen  des  Grases  durch  die  Murmeltiere. 
ebd.  1908  (BGr.).  —  2)  übertr.,  keine  Schulden  ma- 
chen L.  S.  Wümme",  die  Trauben  von  den  Weinstöcken 
sorgfältig  ablesen  Th;  Z.  's  ist  nid  s.  g'wümmet  i" 
dem  Stuck  [Rebstück]  ine",  's  hange'd  noch  vil  Trüben 
an'n  Rebe".  Ir  Wümmer  (Chinde"),  wümme"d  s.  und 
esse"d  ke'ni  Trübe"  und  lese"d  d'  Beri  üf  (in'n  Chübel, 
Das  g' fallt  dem  Meister  nüd  übel  ZReg.)  Z.  S.  trösche", 
das  Getreide  gut  ausdreschen  Th;  Z;  s.  auch  pfleglen 
(Bd  V  1241).  ,S.  schneitlen',  glatt  entästen.  ,[Die 
Müller  sollen  beim  Holztransport  auf  der  Sihl  keinen] 
Grotzen  lenger  dann  ein  Werchschuoh  lang  inwerffen 
und  das  die  suber  geschneitlet  sygen.'  1604,  Z.  Von 
wolkenlosem  Himmel,  hellem  Wetter.  Suifers  Wetter 
W(Tscheinen).  Hit  ist  e"  süberf  Tag  WLö.  —  c)  frei  von 
ungehörigen  Beimischungen,  Zutaten,  a)  von  ge- 
siebten, erlesenen  Körner-,  Hülsenfrüchten  S-er  Söme" 
[Korn,  Weizen,  Kleesamen  usw.]  Th.  S-er  Weisse", 
Haber,  s-s  Chorn  usw.  Aa;  B;  Th  und  sonst.  .Alle  und 
jede  Müller  sollen  verbunden  sein,  dem  Kunden  über 
seinen  Lohn  auss  einzumessen:  ...  von  einem  Mass 
sauberer  alten  Wicken  ...  in  der  Mühle  an  Mahl 
2  Mass  . . .  von  einem  Mass  sauberen  Dinkel  7  Mass 
[usw.].'  1693,  B  Müllerordn.  In  (jualitätsformeln. 
,5  müt  kernen,  1  malter  haber,  alles  guots,  subers, 
wolbereits,  fründgebs  kernens  und  habers.'  1578,  Z. 
,Uss  einem  Viertel  guoten  suberen  Kernen  handt  12 
Brodt  sollen  gebachen  werden.'  1634,  ebd.  S.  noch 
mutzen  II  (BilY  öl9);  wol-be-reit  (Bd  VI  1645).  ,Rein 
und  s.';  s.  Bd  VI  985.  ,S-s  rness.'  ,Siben  malter  haber 
und  körn  guots  subers  mäss  . . .  jerlicher  gült.'  XV., 
LTannbach  Hofrecht.  ,2  mütt  körneu  guots  subers  wol- 
bereits Züricher  mess.'  1520,  Z.  ,S.  werschaft.'  .Kernen 
und  haber  an  suber  und  guoter  werschaft  [soll  den  Prä- 
dicanten  zugestellt  werden].'  1569,  Z  RM.  S.  auch  reden 
(Bd  VI  586)  und  bes.  Sib  (Sp.  42).  —  ß)  s.  Chis  (Grie"). 
ohne  Beimischung  von  Sand,  Kot  usw.  Th.  —  y)  s.  Hui:. 
astfreies  Th  (Ausdr.  der  Bauhandwerker).  —  8)  lauter, 
von  Wasser,  allg.  Bildl.  Süfers  Wasser,  die  lautere 
Wahrheit,  der  unverfälschte  Tatbestand  S.  Iez  wei"- 
mer  wüsse",  wie  's  denn  stöt,  wei"  s-s  W.  ha',  icüsse" 
wei"-mer  iez  e"möl,  was  Trumpf.  JReinh.  1905.  M—m 
s-s  (auch  lüters)  W.  V'schänke",  Einem  reinen  Wein 
einschenken,  ebd.  —  e)  rassenrein.  Nid  ganz  s.  i" 
der  Basse",  vom  Rindvieh;  s.  Bässen  I  (Bd  VI  1284). 
E"  süferi  Dübe",  eine  Taube,  die  keine  die  Gesamt- 
farbe verunstaltenden  Federn  aufweist  BsLang. (Seiler). 
—  ö  rein,  von  der  Sprache;  vgl.  Sp.  74  o.  ,Ein  guote, 
saubere  spraach,  oratio  pura.'  Fris.;  Mal.  .Die  Land- 
sprach dieses  Tals  [des  Misox]  ist  eine  ziemliche  sau- 
bere italienische  Sprach,  welche  netter  lautet  als  die 
benachbarte  Lombardische.'    Sererh.  1742.  —  d)  frei 


67 


Sab,  seb,  sib,  sob,  snb 


von  Krankheit,  körperlichen  Gebrechen  oder 
Mängeln  übb.  Von  Personen,  frei  von  Hautausschlä- 
gen, Warzen  usw.  Aa;  Ap;  B';  L;  Tu;  Z.  Es  [das  Mäd- 
chen] hat  (e")l<ei"  s-i  Hut,  ke'"s  s-s  G'sicht.  Das  ganz 
Suber,  von  drei  hübschen  Schwestern  die  raitganz  tadel- 
losem Teint.  JRoos.  Er  hed  d'  Rüd  g'ha",  aber  er  ist 
iez  wider  (ganz)  s.  Aa;  Th.  ,Man  sollte  sie  [die  Wirtin, 
die  einen)  Patrizier  freundlich  den  Arm  gegeben  hat] 
in  ein  Schwefelbad  schicken,  wo  man  die  Kräzigen 
kuriere,  damit  sie  wieder  sauber  würde.'  Gotth.  In 
der  ä.  Spr.  öfter  mit  Bez.  auf  den  Aussatz.  .[Christus 
zum  Feldsiechen:]  So  bis  gesund,  suber,  rein  und 
glatt.'  Aal  1549.  ,Uer  ussetzigkeit  suber,  rein  und 
ledig';  s.  Bd  VI  988.  S.  auch  Feld-Siecheri.  Mit  Bez. 
auf  die  Verschleimung  der  Atemwege;  s.  Un-rät  (Bd 
VI  1580).  ,Nim  vigelotten  und  mangolt,  zymmen  und 
süesholz  und  süt  dis  mit  win  . . .  und  trinke  es,  ... 
so  wirst  du  suffer  und  rein  von  allem  kodder  und 
huosten  und  von  spuwe.'  Kunstb.  1474.  Von  Pferden, 
Rindvieh,  Schweinen,  gesund,  ohne  Fehl,  's  Füchsli 
steit  [in  einer  Chuppletef  Ross  vor  dem  Wirtshause] 
zwüsche"  safere"  und  presthafte"  G'spane".  Schild  1860. 
's  Ross  war  so  wxt  safer  und  gattlig  |  beurteilt  ein 
Bauer  das  ihm  zum  Kauf  angebotene  Pferd],  ebd. 
Das  Ross  ist  safer  und  g'sung  wie-n-en  Eichle".  ebd. 
,2  Braunwallachen  . . .  kerngesund,  total  sauber  auf 
den  Beinen  [mit  tadellosem  Gangwerk |  ...  zu  ver- 
kaufen.' Z  Zeitungsins.  1909.  E"  sübere  Stier,  ohne 
Formfehler  SThierst.  ,Auf  der  Zungen  sauber',  von 
Schweinen;  s.  finnig  (Bd 1 839).  ,S-es  Fleisch.'  ,Wer 
ptinnig  Fleisch  für  sauberes  verkauft...  soll  es  dem 
Käufer  büssen  und  soll  40  Tage  durch  kein  Fleisch 
verkaufen.'  BThun  Handf.  Von  den  Fingernägeln: 
.Nachdem  die  fulen  negel  abgefallen  sind,  so  wachsent 
[unter  dem  aufgelegten  Pflaster]  suber  negel.'  Z<; 
Arzneib.  1588.  ,S.  bliben'.  von  einer  Seuche  verschont 
werden,  von  Häusern:  ,In  Pündten  [hat]  die  stärb- 
sucht  in  50  dörferen  überhandt  genomen  . . .  Uff  Davas 
sint  174  personen  gstorben  ...  von  60  hüsren  sint  18 
suber  bliben.'  Ard.  1585.  —  e)  übertr.  a)  aufs  mo- 
ralische Gebiet,  von  reinem  Gewissen,  lauterm  Cha- 
rakter, aufrichtig,  ehrlich  Aä;  Ap;  Bs;  B;  G;  S;  Schw; 
Th;  Z.  E"  Frommi,  Süfri,  Freini,  treu,  fllssig — ja, 
so  Eini  [möchte  der  Hans  wohl,  der  vom  Mädi  i"  der 
Ghrampe"  ablehnend  sagt:]  Es  ist  mir  nit  safer  g'nue«. 
es  ist  e"  füli  Schlampe",  e"  Hötsch,  macht  mime"  dampe" 
Wd  werchet  Nut  derzue.  GJKübn  1819.  Meili  [befiehlt 
der  Meister],  iez  gang-mer  gon  e"  Magd  dinge",  lueg 
aber  frei  uf  e"  süferi.  Hchild  1866.  Es  g'schidts,  Silber». 
freins,  guetherzigs  Meiteli.  JHofst.  1865.  Meist  präd. 
Der  schalkhafte  Diebsbanner  Dr  Hohl  in  ApWolfh. 
schlug  einen  schlimmen  Kunden  in  die  Flucht  mit 
den  Worten:  Wenn  Er  [Ihr]  s.  sönd,  so  ehunnt  der 
Schelm  punkt  Zivölfi,  wenn  Er  aber  nüd  s.  sönd,  so 
holt  der  Tüfel  Eu'h  punkt  Zwölfi.  ATobler  1902.  Mit 
Huffe"  Gelt  und  öni  Er  [komme  man  nicht  in  den 
Himmel,  sagt  Petrus]  . .  .  wer  ine"  well,  müess  s.  si". 
MLien.  1906.  Häufig  neg.  Die  ist  auch  nid  s.  (nüt  S-s), 
von  einer  anrüchigen  Weibsperson  Aa;  li;  Th.  Der  ist 
nit  s.,  Dem  ist  nicht  zu  trauen  Bs:  B;  Th,  ,er  hat  Un- 
löbliches, Untugenden  an  sich'  SThierst.  Ebenso:  Er 
ist  (du  bist)  allweg  (wele"weg)  auch  nid  de"  Süber(i)st; 
auch  etwa  von  Tieren,  zB.  einem  bissigen  Hunde  Aa: 
Ap:  L;  Th;  Z.  Der  N.  seig  au'h  nid  de''  Suberist  g'si". 
JRoos  1907.     Was-me"  scho"  g'hört  häd,  sönd- er  sös 


nese"  nüd  (fad  a's,  di  Subriste".  ATobler  1909.  .[Auf 
der  Tössbrücke  stehend,  angesichts  der  .muntern 
Jungfer  Töss',  dachte  ich:]  Die  Süberste  bist  du  wahr- 
scheinlich doch  nicht;  dein  ganzes  Äusseres  verrät 
ein  wildes  Wesen  und  heimliche  Tücke.'  Feierab.  1860. 
Me"  litt  wette"  säge",  es  [das  errackerte  Geld]  sig  nit 
uf  dir  siifn-sti  Art  verdienet  worde".  BWvss  1863.  Mit 
näherer  Bestimmung.  Ich  bi"  s.  um  d'  Niere"  ume", 
habe  ein  reines  Gewissen,  bin  unschuldig  GuT.  Bis 
frö,  wenn  d'  [beim  Nahen  der  Tschingge"rlter  Bd  VI 
lTn.'i  |  safere  aber  d'  Niere"  bist  BSi.  Er  ist  nid  s.  über 
(um  AaF.)  's  Nierenstück  (-stuck)  Aa:  Bs:  B;  Th  (s.  lüter 
Bd  III  1513),  über  a"  Lebere"  Bs;  B:  SL.,  ihm  ist  nicht 
zu  trauen,  er  ist  unehrlich,  schlecht.  En  V ständige" 
Lächler  ist  nüd  s.  ander  ''ein  Brüstt uech  ZRuss.  Er 
ist  nit  siifer  am  Chittel.  Schild  1863.  ,Zuo  aller  zit 
[sind  wir]  schuldig,  so  rein,  suber,  unbefleckt,  recht 
ze  leben,  als  Gott  haben  will.'  Zwingli.  ,[Gott  ge- 
bietet:] ir  sollend  heilig  sin,  dann  ich  bin  heilig,  der 
herr,  üwerGott...  ich  bin  gerecht,  rein  und  fromm, 
darum,  wollend  ir  min  gsind  sin,  müessend  ir  ouch 
rein  sin  (verstand  hie  .rein'  nit  für  eeliche  werk  voll- 
bringen, sunder  für  , suber  und  heilig').'  ÜWerdm.  1552. 
.Sich  wider  s.  und  redlich  machen';  s.  Bd  VI  579. 
Spec.  in  geschlechtlicher  Beziehung.  [Wenn  Verlobte 
am  Hochzeitstage  nicht]  noch  süferi  zum  Tirli  a"hi" 
si"  [das  Kirchhoftor  passierten],  wurde  der  Braut  d's 
Ghränzli  verboten,  wohl  gar  vom  HoiH  abhe'g'schrisse". 
BiRND.  1908  (BGr.).  ,Nit  sübener  [1.  süberer]  d'  Marei 
unter  d'  Hauben  gekommen,  ist  es  besser,  wir  haben  sie 
nicht  [im  Dorf],  Das  hätte  jedenfalls  eine  verdächtige 
tfränzlijungfern  gegeben.'  XHerzog  1863.  —  ß)  lauter, 
zuverlässig,  sicher,  von  Zuständen  im  mensch- 
lichen Leben  und  in  der  Natu  r;  gew.  mit  Neg.  Mit 
Dem  ist  nid  (nümer)  Alls  s.  Aa  ;  B;  S,  isch-es  nid  (nüme'J 
s.  Tu,  steht  es  nicht  zum  Besten,  in  gesundheitlicher, 
bes.  aber  auch  in  ökonomischer  Hinsicht.  S.  auch 
riechen  (Bd  VI  169).  Das  Ding,  die  Sach,  G'schicht 
ist  (mV  Sei)  nid  s.  Aa;  Ap;  B;  Th;  Z.  's  ist  dö  nüd 
Alls  s.  Ap:  Th.  's  ist  nid  s.,  sagt  man  auch  bei  zweifel- 
hafter Witterung,  wenn  Anzeichen  eines  bevorstehen- 
den Umschlags  auftreten  Th.  Wenn  Die  [die  grossen 
Bremsen]  albe"  so  surre",  isch  's  nit  safer.  JReinh.  1901 
(SL.).  Mit  Bez.  auf  Örtlichkeiten,  nicht  geheuer.  Dö 
isch-es  nid  s.  Aa;  Ap;  Bs;"B;  Sch;  Th;  W;  Z.  Es  ist 
neuis  nit  sufer.  Bärnd.  1904.  Es  isch  dö  neume"  Öppis 
nit  süfer  Bs.  's  isch  dort  z'  Nacht  nie  safer,  wegen 
Geisterspuks.  ebd.  Es  sei  um  die  [Nacht-]  Zit  nüd  s. 
durch  's  Holz  dure".  Feierab.  1860.  's  ist  nit  s.  dort 
obe"  [am  Randen],  dort  gastet  der  Schimmelirüter. 
Unoth  (ScHSchl.).  ,Der  Glaube  an  Gespenster  und 
Ungeheuer  und  an  Hexen  ist  [in  BRoggw.]  noch  ziem- 
lich im  Gang  ...  im  Dorf  selbst  gibt  es  noch  hie  und 
da  einen  Winkel,  ein  Gässli  oder  Stall,  wo  es  noch 
nicht  ganz  sufer  ist.'  Glur  1835.  ,Es  ist  nit  sufer  in 
üsem  Hus  [meint  eine  Frau,  der  eine  Geiss  zu  Grunde 
gegangen]!  Das  gleich  Gspengst  het  is  im  vorigen 
Jahr  o">  nes  Schaf  tödet.'  B  Hink.  Bot  1815.  —  y)  De' 
ehunnt  nit  safer  e"wegg,  ,Dem  wird  eine  Strafe  nicht 
ausbleiben'  SThierst.;  oder  =  glimpflich  (zu  3  c)?  — 
f)  gründlich  (so  dass  Nichts  zurückbleibt),  völlig, 
ganz,  durchaus,  wohl  allg.;  vgl.  auch  3a.  , Süfer  ab  den 
Matten,  süfer  ab  den  Latten',  wenn  das  Vieh  die  Herbst- 
weide rein  abätzen  kann,  wird  der  Heuboden  vor  dem 
Sommer  ebenso  rein  werden.  Sprww.1824;  s.  Bd  III  1482. 


li'.i 


Sab.  seb,  sib,  soll,  suli 


7" 


S.  iifessr",  bis  zur  Sauberkeit  der  Unterlage;  mit  aus- 
gedrücktem oder  verschwiegenem  Obj.  Er  hat  (d' 
Suppe")  s.  ufg'esse".  Kriltsuppe"  choche",  stockdick  vo" 
Broche",  fressi"d  s.  <tf.  Das  ist  aller  Wibcr  Bruch.  Firm. 
(Ap).  Im  gleichen  Sinne  s.  z'säme"bi(t,:e" ;  s.  auch  Bd  IV 
2024.  11  it  Bez.  auf  das  Au  träumen  eines  Platzes  mit  dem 
Rechen,  Besen:  (De" Dreck) s.  z'säme"butze".  's  Vech[im 
Stall]  hat  s.  üf,  wenn  Krippe  und  Barren  leer  sind  wie 
g'wüscht  Tu.  D' Chatz  het  d's  Täller  s.üsg' macht  (g'lärt) 
B.  S.  üf-,  z'sämeflese*.  Lisist-es  ä"ck  s.  üf?  zB.  zu  einem 
ährenlesenden  Kinde.  Jö,  er  briiche"d's  nidsos.z'säme"- 
z'lese",  scherzh.  zu  Jmd,  der  fallen  gelassene  Geld- 
stücke zssucht  Aa.  .[N.  zu  einem  Grempler,  der  auf 
dem  Markt  Linsen  verschüttet  hat:]  Lieber  gesell,  liss 
die  linsy  suber  uff,  lass  ir  enkeins  liggen.'  1448,  Z 
RB.  S.  üfrüme"  (mit  Öppis,  zB.  mit  einer  Speise,  dem 
Vermögen)  Th.  ,[Die  Fürstin  von  Üranie  half  den 
1513  vor  Dijon  ziehenden  Bernern]  hiess  die  iren  spis 
zuo-  und  nachfüeren,  wan  die  von  Fryburg  vordannen 
suber  ufrumten,  aber  unsuber  bezalten,  deshalb  uf 
dem  land  nüt  zuo  finden.'  Ansh.  ,Es  sollen  alle  clöster 
in  m.h.  stadt...  wenn  sy  wellind  brennholz  hauen  ... 
ainen  hau  für  sich  nemmen  und  denselben  suber  us- 
hauen,  bevor  sy  ainen  andern  antrettind.'  1527,  Sch 
Chr.  (Holzordn.).  .[Als  die  Verteidiger  der  ,Vesti'  Alt- 
Rapperswil]  darab  kamend,  ward  si  suber  geblündert, 
demnach  undergraben.  angezündt  und  uf  den  boden 
geworfen.'  HBrennw.  Chr.  ,Üie  badkasten  [in  WBrig] 
mögent  von  irer  tieften  gelegenheit  wegen  nit  wol 
sauber  ablauffen,  sonder  man  muoss  sy  ausschöpften,  so 
man  sy  sauberen  will.-  1544.  W  Blätter  1895.  ,Auf  dies 
Landmarch  [Bergell-Cläven-Plurs]  ist  im  1477  Jar  ein 
Veste  aufgebawen  worden,  die  man  folgends  also  sau- 
ber geschlissen,  dass  kein  einziges  Warzeichen  mer 
übrig  ist.'  Guler  1625.  , Etwas  s.  hinweg,  dannen 
nemen,  tuon'  uä.  ,Ein  grosser  riff  vor  sant  Jörgen 
tag  [1531]  ...  der  nam  die  nüss  «über  hinweg.'  Bossh. 
Chr.  ,N.  sol  ein  oug  [von  einem  fach  ob  der  obern 
bruggj  dannen  tuon  und  für  das  ander  oug  nit  mer 
dann  4  burdi  leggen  und  das  übrig  alles  suber  dannen 
schlissen.'  1556,  Z.  ,[Der  wahrhaft  Fromme  ist  sich 
bewusst]  Christus  hab  syn  sünd  nit  all  treit  und  also 
suber  dannen  gnommen.  sondern  wöll  er  in  himmel 
kommen,  müesse  er  den  selbs  verdienen.'  Haberer 
1562.  ,[N.  sol  die  ougen  [eines  Faches  in  der  Limmat] 
. . .  suber  hinwäg  tuon  und  rumen.'  1576,  Z.  ,I)ie 
Singenbergin  soll  den  gang  von  laden,  so  sy  im  see 
gemachet,  in  vier  tagen  suber  dannen  tuon.'  1579,  Z 
RM.  S.  noch  bruggen  (Bd  V  548);  ritten  (Bd  VI  1808). 
Etw.  s.  verlüre":  [Dem  Doktor  wird  berichtet,  dass 
N.  in  Folge  eines  Falles]  s.  de"  Verstand  verlöre"  hei". 
Stutz,  Gem.  ,Davon  [vom  Trinken]  hat  er  iez  suber 
glon.'  Funk.  1552.  ,S.  vergän'  uä.  ,Ein  bad,  darvon 
im  das  rugkenwee  suber  hynstriche,  aber  die  obere 
lärm  schlüege  im  herab  in  d  Schenkel.'  1516,  Z.  ,Dem 
David  vergieng  sein  buolen  sauber,  do  in  Absalon  aus 
dem  reich  stiess.'  OWerdm.  1564;  .vergieng  gar  sein 
buelen.-  Herborn  1587.  ,In  4  oder  9  Tagen  [nach  Ver- 
abreichung des  Mittels]  vergeht  es  ihm  sauber  [dem 
Pferde  die  Bauchstössigkeit]  und  hat  Bestand.-  Akzxeih. 
1822.  Holla,  Buebe",  iez  hat  's  [das  Spiel]  s.  g'hört: 
16  Zaler  [statt  der  nötigen  12]  stönd  am  Breit  Sciiw. 
,S.  g'legen  sin',  gänzlich  aufgehört  haben;  s.  Bd  III 
1207.  Mit  einem  Syn.  verbunden.  ,S.  und  gar  (wol).' 
[Es   wird   zur  Anzeige  gebracht]    wie    in   etwelichen 


reben  zuo  Mänidorff  die  kürling  [1.  .bürling'  Bd  II 
1586]  s.  und  gar  abgestreift!'  1527/9,  Z  RB.  ,[Nach 
beendigtem  Schiessen  soll  der  Beauftragte]  die  zünd- 
strick oder  fürseil  angends  s.  und  wol  löschen.'  1581,  Z 
(Ordn.  der  Büchsenschützen).  Auch  ,ganz  (gar)  und  s.' 
,Die  metzger  söllent  ir  gluoten,  so  sy  in  der  rnetzg 
habent,  alle  nacht,  wenn  sy  darvon  gan  wellent,  ganz 
und  suber  löschen.'  1435,  Z  StB.  ,Um  das  Jar  1290 
kamend  die  Christen  gar  und  suber  um  das  globte 
Land.'  JJRüeger.  .S.  und  glatt';  s.  Bd  II  653,  auch 
üs-riben  (Bd  VI  60).  Er  hat  's  s.  (und  glatt)  e"weg 
g'leugnet  Th.  , Glatt  und  s.':  ,1m  1526  Jahr  auf  den 
5ten,  6 ten  und  7ten  Tag  Septembris  brach  man  in 
den  drei  Pfarrkirchen  in  der  Stadt  alle  Altäre  glatt 
und  sauber  ab.'  Beitr.  1749.  Durch  ein  vorgesetztes 
Adv.  verst.  Er  hed-mer-e"  [den  Stier]  toll  s.  'zalt  ApI. 
,[Joab  zu  Absalom:]  Myn  diener  hat  mir  gen  zver- 
ston,  wie  das  N.  mir  hab  myn  saat  verbrennt  gar 
suber  ab.'  JMürer  1565.  Nid  s  .  vor  einer  Massangabe, 
nicht  völlig,  beinahe  aScHw.  Es  ist  nid  s.  en  Stund. 
Vor  Adj.  und  Adv.  AaF.;  Ap;  BGr.,  Hk.;  Gl;  PPo.; 
ScHwMa.,  Muo.:  Z.  Mer  sind  s.  g'rech  SchwMuo.  Rüef 
dem  Hanes,  soll  cho"  esse",  d'  Soppe"  wer*  süs  s.  ehalt. 
Dekl.  (Ap).  Do  cha""-me"  g'seh",  dass  Die  [eine  blöde 
Bettlerin,  die  den  Richterüeli  für  Scherenschleifers 
Bub  ansieht]  en  ganze''  Narr  und  e.  tor'chtig  ist.  Stütz, 
Gem.  Ich  bi"  de""  noch  s.  ledig,  ganz  ledig,  unbefleckt 
AaF., Ke. (Meier);  Z.  .[Früher trugen]  Hochzeiterinnen, 
die  nicht  mehr  s.  ledig  waren,  ein  Kränzchen,  das 
mehr  Grünes  als  Weisses  enthielt.'  AfV.  (AaBosw.). 
An  ü"serem  [Wuts-]Tisch  sind  öppe"  zwänzg  s.  Schumi 
Meitli  g'si",  i"  icisse"  Hemp-Ermelene"  und  schwarzi 
Länderli  [Tracht  von  ZW.].  CStre'ifp  1904.  S.  artig; 
s.  lieb-los  (Bd  III  1430).  Die  chirziste"  Tage"  [sind 
die  beste  Zeit  zum  Holzfällen],  da  ist  d's  Saß  nocU 
safer  g'rugg,  BIrhd.  1908  (BGr.).  [Das  Büchlein  sinnt 
auf  Mirakel  nur]  wann  es  muess  und  s.  uf  ke'"cm 
andre"  Fuess  im  Handel  sich  weiss  z'  b'helfe".  PHeng. 
1836.  Heid-er  der  Weg  g'funne"  safer  elleinig?  PPo. 
[Etwas]  wo-mi"  nüd  g'wüssi  hat  oder  s.  letz  verstände". 
JSenn  1864.  .[Eine  bedrängte  Familie  findet  eines 
Morgens  ihr  Wisli  von  den  hilfreichen  Nachtknaben] 
s.  ganz  abg'mähet  und  'zeit  und  g'rechet.  Stdtz,  Gem. 
S.  glatt  Z  (Dan.).  S.  mätis  [Bd  IV  580]  GNessl.  S. 
liber(e)ment(s);  s.  Bd  III  982.  S.  noch  bi  (Bd  IV  901). 
,In  drien  tagen  [nachdem  man  aufgehört  hatte,  Jetzer 
zu  martern]  waren  sine  wunden  suber  heil.'  Ansh. 
,Der  wüeterich  Manasses  ward  sauber  gestüem  und 
zam.'  OWerdm.  1564;  ,ward  fein  zara.'  Herborn  1587. 
.Er  [der  Münzmeister |  soll  ouch  die  angster,  Schilling 
und  behömsch  jeder  zytt  suber  rund  und  wol  geprägt, 
ouch  suber  wyss  gesotten  und  wol  zeichnet  machen.' 
1597,  FHaas.  ,Der  Hafner  fordert  für  den  grössern 
Stubenoffen  [im  Pfarrhaus |  ...  ganz  suber  grün  mit 
2  wyssen  Calinen  [1.  Calunen  Bd  III  197]  und  Schilt 
an  Holt,  ls  Gl.'  1648,  ZEmbr.  .Suber  meineid';  s.  Bat 
(Bd  VI  1569).  In  Verbindung  mit  Alls.  All(i) :  bei 
Nachstellung  von  s.  kann  Dieses  zT.  noch  auf  das 
Verb  oder  einen  andern  Bestandteil  des  Satzes  be- 
zogen  werden,  Alls  s.  Aa;  B;  L:  SchwMuo.;  Tb.  Er 
hat  Alls  s.  ufg'esse"  Tu.  Es  ist  Alls  s.  verfrore"  Aa 
Schi.  Er  hed  scho"  Alls  s.  g'wüssi  SchwMuo.  Der 
Tafel  hed  Alls  s.  g'no"  ''im  Job.  Lneichen  1859.  Verst. 
Alls  s.  und  rein  oder  .romanisierend'  Alls  suhera'ni 
(süferäni)  AALeer.  (H.).    Er  het  Alls  s.  und  rein  (Alls 


71 


Sab, 


ab,  sib,  sob.  sub 


süferäni)  nöchg'esse"  [weggegessen].  All  (Aa;  GA.; 
SchwE.;  Th),  AK  (AALeer.;  B)  s.,  Alle  ohne  Aus- 
nahme. Es  sägen  All  s.  's  Glich  AiSchi.  Sibe"  stei"alt 
Jumpfere",  All  s.  g'schiled.  MLien.  1906.  Alli  sufer 
hei»  'pläret,  an  einer  Beerdigung.  Gotth.  In  AaKöII., 
Schi.  Alli  sahen:  's  händ  's  iez  Alli  s-i,  es  haben  es 
[eine  ansteckende  Krankheit]  sämtliche  Kinder  (einer 
Familie).  ,Und  da  sy  [die  Belagerer]  alle  suber  hin- 
wegk  komen,  do  ward  Got  [von  den  Belagerten]  gross- 
lich  gelobet.'  Volksb.  S.  Alls  Ap;  ß  (Zyro);  Scaw; 
Th;  ZF.  S.  Alls  üfesse",  (e")wegne"  B;  Th.  S.  Alls 
wüsse",  verchaufe"  Th;  ZF.  Ich  ha"  üch  s.  Alls  erzellt. 
Tryner  1840.  S.  Allfi)  Sch;  Schw;  Th.  Den  Mäusen 
gestreutes  Gift  hat  s.  All  'butzt  Th.  Die  Chätzers- 
meitli  s.  all,  si  tuend  Ei"'m  blöiss  vertaube".  MLien. 
D'  Schweizi  lit  voll  BodeHurpe",  [ich]  tue"  s.  all  ka- 
nöindle".  ebd.  1900.  S.  noch  pfurren  (Bd  V  1179). 
S.  Nut  (Nünt,  Nüls)  Ap;  Bs  (Spreng);  B;  Gl;  G; 
Sch;  Th;  Uw;  U;  W:  Z.  I'h  wäss  s.  Nünt  vo"  Dem 
Th.  Es  werd  s.  Nünt  dross  Ap.  Er  g'siehd  s.  Nüts 
me.  ebd.  Die  Kondiktöre"  rüefe"d  Ei'"m  bigopplig  a", 
als  ob  me"  s.  Nut  tat  g'höre".  ebd.  (Gedicht).  Me" 
g'herd  suiber  Nid  (vom  Chlepfe")  Ndw.  [Ein  ab- 
schätziges Urteil  über  ein  Mädchen  lautet:  Ich  weiss, 
dass  es]  Nüts  ist,  s.  Nüts,  nebes  Griiens  uf  d'  Suppe", 
witer  uf  Gottes  Erde"  Nüts.  Henne  1867.  Ich  ha"  sufer 
Nüt  me  funde"  B  (Zyro).  Si  hat  s.  Nüt  an-ene"  [die 
Mutter  an  Kindern,  die  sich  nicht  an  ihre  Wünsche 
oder  Befehle  kehren]  GT.  [Der  Föhn  wirft  Jeden  zu 
Boden]  luegt  Silber  NU  uf  Amt  und  Stand.  Schwzd. 
(LT).  In  i"sem  eigne"  Stand  und  Land,  da  lä"-mer 
suiber  Nid  regiere".  Schwzd.  (Uw).  Begriffe"  han-ich 
s.  Nüt.  CStreiff  1899.  Vo"  Sorge"  wäss-ie''  s.  Nüt. 
Lenggenh.  1830.  über  bösi  Zite"  flueche"  nützt  kei" 
Bitzli,  s.  Nüt.  G  Kai.  1857.  [Zum  Toilettemachen  sind 
die  Modedamen  zu  brauchen]  sös  zue  s.  Nüt  me.  ebd. 
1865.  S.  noch  Gott  (Bill  511);  Butz  II  (Bd  IV  2012); 
pflätteren  (Bd  V  1264).  .Daran  ist  sauber  Nichts  ge- 
legen.' Antw.  1650.  ,Sinds  lutsch  old  weltsch  old  was 
für  Lüt,  uf  sei  verstau  mich  suber  Nüt.'  JMahl.  1674. 
,Sie  [die  Untertanen  zu  GWe.]  wollten  Alles  mit- 
einander oder  sauber  Nichts  haben.'  JPTschodi  1726. 
,Von  einem  Vergleich  sauber  Nichts  hören  wollen.' 
BsL.  Urk.  (Seiler).  Als  Verstärkung  der  Negation. 
Das  ist  s.  nüd  wör  Ap;  ZO.  Mit  Söttigem  si  stiller, 
ick  g'höre"  's  s.  nid  gere".  Schwzd.  (GrPt.).  I'h  bi" 
eswa  i"  der  GegeH  g'si"  und  hed-nier  s.  nid  g'liebet. 
GFient  1S98.  Ich  bi"  s.nümme"  müed  aScHW.  S.  und 
glatt  Nüt  (nüd)  uä.  Ap;  G;  Th;  ZO.,  auch  lt  St.  Er 
hat  s.  und  glatt  Nü(n)t  g'u-üsst  devo"  Th;  ZF.  Er 
verdient  s.  und  glatt  Nüt  GG.  Derege"  [Leuten  von 
gesuchtem  .Witz]  mag-me"  's  denn  grad  s.  ond  glatt 
nüd  vertrage".  A Torler  1902.  N.  het  s.  ond  glatt 
e"kä"  Bucht  i"  minner  Waldi"g.  ebd.  (nach  ä.  Quelle). 
So  vil  er  hei  chönne"  merke",  so  g'sech  die  Brogg  neben 
ase  grad  s.  ond  glatt  kännerc"  Appenzeller  Brogg  glich. 
ebd.  1909.  Glatt  s.  Nüt;  s.  Bd  II  653.  's  gilt  glatt 
s.  Niemer  so  wie  si  [die  Liebste  beim  Liebhaber]  Schw. 
Vo"  ihm  Allem  verstön-ich  rein  s.  NM.  L  Hauskai. 
1901.  ,Ich  sags  fürwar,  ich  kännt  fyn  suber  nit  ein 
Har,  so  hat  sich  Alles  gar  verkeert,'  JMahl.  1674. 
, Abschrift  von  einem  Originalbrief,  welcher  ...  sie 
Hindersäss  fein  sauber  Nichts  angehe.'  1760,  G  Rq. 
1903.  Hell  s.  Nüt;  s.  Bd  II  1140;  auch  hell  s.  und 
glatt  Nünt  Th.    Völlig  s.    Si  iee""-mer  völlig  s.  nid  Beis 


tue"  [gehorchen]  aScHW.  Es  ist  doch  aWh  völlig  s. 
nümme'z'  mache",  ebd.  —  2.  tadellos  nach  Aussehn, 
Beschaffenheit  oder  Ausführung;  schmuck,  hübsch, 
zierlich,  fein.  ,V"il  stolz  was  sines  [des  Hahnes  |  kambes 
schin,  sin  sporn  im  sufer  [Var.  suber]  stuonden  an.' 
Boner.  ,S.  gedüpfelt':  ,1m  Vazer  See  gibts  nebenden 
Forellen  eine  Art  kleiner  Fischen  .  .  .  sind  gestaltet 
wie  die  Forellen,  an  der  Seite  silberfarbig  und  sauber 
gedüpfelt,  haben  aber,  sonderlich  im  Frühling,  zinn- 
oberfarbene  Bäuchlein.'  Sererb.  1742.  Von  Personen. 
.Lautus  homo,  sauber,  wol  gebutzt,  wol  gerüst.  hof- 
lich, aussgestrichen  [usw.].'  Fris.  E(n)  s-e"  Purst, 
es  s-s  Pürstli  Aa;  Ap;  B;  L;  G  (Zahner);  S;  W.  Das 
ist(-mer)  es  s-s  Bürsteli,  ,ein  aufgeputztes  Bürsehchen'  B. 
E"  s-er,  g'weckte''  Purst,  es  wird  en  Oberschüeler  si" 
[tritt  aus  der  Schar  der  heimkehrenden  Schüler]. 
JRoos  1907.  Si  hätten -e"  [die  Mädchen  den  Dursli] 
gern  g'seh",  ivil  men-e"  het  dürfen  a"luege",  nes  süfers 
Bürstli  isch-er  g'si".  JReinh.  1905.  En  s-e*1  Ghnab  Z. 
&  ist-er  [der  Freier].  sefl)b  ist  wör:  hät-er  nüd  en 
dicke"  Chfrjopf  (Zopf)  usw.  Z.  Insbes.  vom  weib- 
lichen Geschlecht,  ziemlich  allg.  E"  s(-s)  Wib,  Wiber- 
volch  SonSt.  (Sulger);  Th;  Z.  E"  süferi  Eröuw,  e" 
süfers  Mensch  W  (Tseheinen).  E(s)  s-s  Meitli(Meilschi) 
Aa;  Ap;  Gl;  L;  S;  Tu;  Z.  [Die  Mutter,  ihr  neben  ihr 
her  wanderndes  Kind  betrachtend:]  E"  sübrers  Meidli 
chönnt's  doch  g'wüss  kei"x  ge" ;  es  lauft  denn  a'.sg 
grad  und  schon  devo"  wie  en  Saldöt.  Stutz,  Gem.  Eso 
en  ebig  s-s  Meidli.  ebd.  E"  s-s  Bernermeitli.  CStreiff 
(Gl).  Es  par  s-i  jungi  Meitli.  ebd.  Mer  hei  allerlei 
für  Meidli  g'ha"  im  Dorf:  richi  und  armi,  süferi  und 
wüesti,  grössi  und  chleini.  BWyss  1863.  E"  süber 
(süfers)  Chind  ThHw.;  W.  E"  s-s  Brütli  AARued. 
We""-me"  so-n-es  Jungs,  netts,  süfers  Chäferli  isch 
[schmeichelt  die  Hausiererin  der  eiteln  Magd].  AHei- 
mann  1899.  Es  bravs,  süfers  Chröttli.  ebd.  ,Sie  ist 
wenig  Saubers,  leporera  non  edit.'  Mev.  1692.  Von 
einem  hübschen  Gesicht  Aa;  Ap;  B;  L;  S;  Th;  Zg;  Z. 
Eso  e"  sübers  G'sichtli  wie  's  [arm]  Begeli  [hatte  die 
reiche  Rivalin  vielleicht  nichtj.  Z  Landbote  1885.  [Ein 
armes  Mädchen]  wo  Nüt  het  weder  öppen  es  süfers 
Schnäuggli.  JReinh.  1905.  [Das  Mädchen]  lud  es  sübers 
GPfräs'k  g'ha".  AzurGilgen.  .Blembel  Lisi,  aus  dem 
Freienamt  gebürtig,  28  Jahr  alt,  grosser  Statur,  hat 
ein  sauberes  Gesicht,  schwarze  Haar.'  1771,  Zg  Signal. 
Von  Tieren.  S-s  Tech  Ap;  vgl.  ge-rad  (Bd  VI  510), 
dazu  Schwzd.  4  a  13.  Es  süfers  Bind  W.  Von  Blumen: 
[Eine  Schauspielerin]  hat  zwei  sübri  Bosli  i"  de"  Zöpfe" 
'trat.  Stütz,  Gem.  Von  Heu;  s.  Latten  (Bd  III  1482). 
Vom  landschaftlichen  Charakter  einer  Gegend;  s.  fin 
(Bd  I  835).  Von  künstlichen  Erzeugnissen,  Leistungen 
jeder  Art.  , Glatt,  fein,  kunstreich,  glänzend',  von 
Näh-,  Schreiner-,  Drechslerarbeiten  B  (Zyro).  Das 
ist  s-i  Arbet,  s.  g'schafft,  Lobspruch  bei  Betrachtung 
irgend  eines  tadellos  gearbeiteten  handwerklichen  Er- 
zeugnisses Aa;  Ap;  B;  Th;  Z  und  sonst.  .Lauta  opera, 
kostliche,  schöne,  prachtige,  saubere  werk.'  Fris.  E"  s-s 
Heimeli,  Hüsli  Th  ;  Z.  E"  Hüsli  so  s.  wie  us-eme"  Trückli. 
KBiederm.  1889.  Es  süfers  Gadi  [Stube  im  zweiten 
Stock]  F J.  Nes  gäbigs  Hüs  . . .  macht  ne"  süferi,  recht 
fründligi  Gatti"g  . . .  vor  dem  Hüs  dure"  geit  ne"  süberi 
grau  a"g' stricheni  Laube"  . . .  der  Bode"  um  's  ganzr  Hüs 
ume"  isch  mit-ere"  süfere"  B'setzi  b'leit  ...'s  Schilr- 
w'erch  isch  ei"fach.  aber  suber.  am  Dorhöhli  vom  Tenn 
si"  allerlei  Sprüchli  . . .  Im  Hüs  inne"  flnget-er  ne"  grössi 


Sab,  seb, 


siiberi  Wonstube'.  JHopst.  1865.  .Ein  besonders  süfers 
O'liger  lässt  sich  der  Dachs  angelegen  sein.-  Bärnd. 
1908  (BGr.).  .Laute  diversari,  ein  saubere  und  lustige 
oder  herrliche  herberg  haben,  wol  tractiert  oder  ge- 
halten sein.'  Fris.  .Diese  Kirche  [von  GRZernez]  soll 
die  sauberste  unter  den  reformierten  im  Land  sein, 
das  ganze  Gewölb  ist  mit  überaus  sauberer  Stuccatur- 
arbeit  ausgeschmückt.'  Sererh.  1742.  Von  Gebrauchs- 
und Kunstgegenständen.  D'  Gotte"  hat  Werch  g' spanne" 
a"-me"  sübre",  subre"  Rad.  Stütz,  Gem.  l"ser  Ätti  hed 
apart  es  süfers  Chastelli  mid-ma  g'fergget  [auf  die 
Alp],  wa  obne"  und  unne"  chlinni  Lichleni  g'häben 
hed,  da  hed-er  d's  BrOd  inhi"  'tön.  Barnd.  1908  (BGr.). 
,[Das  Chor  der  Theodulskirche  zu  WSitten]  soll  ge- 
macht werden  mit  einem  wollgehauwnen  süberlicheii 
gewelb,  mit  inwendigen  gehauwnen  diensten  und 
schlosssteinen  von  sauberm  gestern  ...  und  soll  in  der 
capellen  gegen  mittag  ein  lettner  [gemacht  werden] 
mit  einer  sübern  durchsichtigen  leimen  mit  genau wnem 
stein.'  1514,  W  Blätter  1895  (Abschrift  von  1669).  .Sau- 
berer hausrat,  suppellex  munda.'  Mal.  .Ein  anders 
[Schreibbüchlein]  mit  1  silbersehlöslin  suber.'  vor  1578, 
B  Kunstsamml.  (Inv.  Amerbach).  .Subere  güldene  ket- 
ten'; s.  ring  (Bd  VI  1065).  Von  einem  Gebäck;  s.  Guet- 
jär-Ring  (ebd.  1090).  Von  der  Kleidung  und  Kleider- 
stoffen. Wo  's  zum  Exame"  cho"  isch,  hei"  d"  Bitre"- 
ehing  alli  auc"  iri  süferere"  Chleidli  Wg'leit.  "amen  ig 
[der  Knabe  einer  armen  Fabriklerin  |  In"  gar  schandlig 
derhar  cho".  BWvss  1863.  [Der  aus  Selkingen  stam- 
mende Pfarrer  Ritz  in  WMü.]  kleidete  sich  schon  als 
Student  in  .allersäuberste'  Stoffe.  XVIII.,  W  Blatter 
1895.  Von  Garn:  ,[Die  Webermeister  von  GStdt  be- 
schweren sich]  es  komme  kein  sauberes  Garn  mehr 
weder  auf  den  Markt  zu  Nesslau,  noch  auff  Lichten- 
steig, sondern  nur  wass  den  [ira  Land  herum  aufkau- 
fenden] Appenzellem  nit  gefallen.'  E.XVIL,  JMHin- 
gerb.  1852.  Das  ist  doch  e"  s-s  Fueder  Heu"!  tadellos 
geschichtet  und  zurechtgezupft  GlH.  Der  Gotte"  Chind 
hat  [nach  der  Erzählung  Annelis,  das  zum  ersten 
Male  brodieren  sah]  üppis  g' macht,  Das  ist  zum  Erde"- 
wunder  süber  g'si",  's  hat  g'seh"  wie  g'mölet,  aber  glich 
nur  'büezt.  Stütz,  Gem.  ,Die  verordneten  sollen  den 
metzgern  iro  gewicht  fechten  und  dann  inen  von  den 
schmiden  suber  wider  gemacht  werden.'  1567,  Z  RM. 
,S.  abgiessen.'  ,Wilss  Gott,  so  wil  ich  euch  das  rott 
sigel  . .  .  suber  von  gips  abgiessen.'  1576,  JClaoser 
an  BAmerbach.  ,Dan  ich  solche  ding  one  schaden 
suber  kan  abgiessen,  es  syend  alte  sigel  oder  pfenig, 
was  man  wil.'  ebd.  ,Der  Huppen  Bajoneten  ist  flyssige 
Achtung  zu  geben,  nämlich  ...  solle  die  Hupp  suber 
gelöth  sein.'  1708.  Z  (Kriegssachen).  ,Uf  das  süberist.' 
,Zuo  wüssen,  das  die  rät  verdingt  haben  NN.  einen 
steinernen  brunnen  by  der  schol  von  8  schalen  uf  das 
sübrist  ze  hauen.'  1585,  LBer.  S.  noch  riemen  (Bd  VI 
912).  S.  male";  s.  gattig  (Bd  II  502).  S.  schribe", 
zeichne»,  trucke"  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Z.  [Das  Wort  ,Du 
lügst  wie  gedruckt'  kam  mir  zu  Sinn]  wenn  dö  und 
dert  Ein  use"  g'ruekt  mit  sine"  Luge"  safer  druckt. 
Firm.  (Bs).  E"  s-i  Schrift,  Zeichni»g,  en  s-er  Truck 
Aa;  Ap;  B;  Th;  Z.  .Wollen  Sie  gute  Landcarten,  sau- 
bere Contrafayt,  Landschaften?'  Herklib.  1749.  Da" 
ist  s.  g'sunge",  g'spilt!  Ap;  Tb.  [Wenn  es  schon  nur 
ein  Fauzen-Liedli  war]  es  hat  doch  s.  g'chide".  Stütz, 
Gem.  Die  [ÜfmaehiJ  hat  doch  ebig  s.  g'chide".  ebd.  E" 
s-s  Lied  Ap;  Z.     D'  Grössmuetter   chann   en  ebig  s-s 


Lied.  Stutz,  Gem.  Der  Schüler  hat  si"  Sach  ganz 
8.  üfg'sät  Th.  E"  süferi  [.herrliche']  Predig  BsL. 
(Spreng).  De*  Pfarrer  hed  e"  s-i  Brei(i)  g'cha",  .eine 
vortreffliche  Predigt'  Ap  (TTobler).  ,S.  reden.'  ,Das 
by  Christo  und  sinen  jüngeren  klar  und  offenbar  was, 
das  ist  uns  tunkel  und  verborgen  . . .  Christus  [hat] 
suber  und  eigenlich  geredt  und  die  jünger  ardtlich  und 
wol  verstanden,  was  da  geredt  ward.'  Zwingli.  ,Sich 
sauberer  red  zevil  fleissen,  affeetare  eultum  effusiorem 
in  verbis.'  Fris.;  Mal.  Von  einer  Übersetzung.  .Eine 
saubere  und  so  vil  möglich  vollkommene,  dem  Original- 
text ähnliche  niderteutsche  [Bibelübersetzung.'  Hott. 
1666.  .Es  hat  sich  von  jewelten  her  erzeigt,  dass  die 
hl.  Schrift  [in  der  Übersetzung]  das  eine  Mal  besser 
und  säuberer  als  das  andere  herauss  kommen.'  ebd. 
Das  ist  (öppe"  noeh)  s.  'turnet  (g'schafft),  heisst  es  bei 
den  Turnern,  wenn  Einer  einen  s-e"  Schwung,  Hoch- 
stand usw.  macht.  Die  händ  s.  g'schafft,  Turner  zB. 
an  einem  Feste.  Auch  verst.:  Er  macht's  cheibe" 
(choge")  s.  Wie  sichs  gehört,  geziemend:  ,[Die  Be- 
diensteten sind  verpflichtet]  Jedem  nach  Standsgebühr 
sauber  ohne  Unterscheid  wohl  auf-  und  abzuwarten.' 
1600,  ZGyrenbad  (Badeordn.).  Auch  =  gehörig,  tüchtig 
in  steigerndem  S.  Es  Ei'"m  s.  säge",  ihm  gehörig  die 
Meinung  sagen,  den  Standpunkt  klar  machen  Aa.  Dem 
het-er  's  wider  einist  s.  g'seit.  Der  haud  dri  Ghärtli 
[s.  Bd  III  488]  s.  z'säme",  er  rämt  rillicht  's  ganz 
Blättli  üs,  beim  .Beteln.'  Ndw  Volksbl.  1867.  S.  noch 
be-rämen  (Bd  VI  886  u.).  —  3.  a)  (fein)  säuberlich, 
sorgfältig,  sorgsam.  Etw.  s.  z'säme"  ne",  ha",  .halten'. 
Der  hat  's  [das  Geld]  s.  z'säme"g'no"  Ap  ;  Th.  Mer  müend 
d'  ZU  s.  z'säme"ne"  (ha"),  wenn-mer  [mit  der  Arbeit] 
wand  gri°h  werde",  ebd.  ,Hans  Schnider  der  kuttler 
[habe]  mit  N.  geredt,  daz  er  mit  sinen  knechten 
schüeffe,  daz  sy  im  daz  bluot  sübrer  zesamenhieltend.' 
1467,  Z  RB.  .Dass  auch  gemeldte  Edel-  und  Gerichts- 
Herren  im  Thurgeüw  bei  den  Mülleren  unter  ihnen 
gesessen  ein  getreüw  Aufsehen  haben,  dass  sie  den 
armen  Leuten  das  Ihr  sauber  zusammenhalten  und 
gute  Wehrschaft  geben.'  1560,  Streitschrift  1713. 
,1572  ward  abermals  wenig  körn  in  allen  landen,  dess- 
halb  mänklich  das  körn  suber  zämen  hat."  ZFlaach 
Kirchenbuch.  ,|  Weitre  Bekehrungen  zum  evangelischen 
Glauben  in  GHaag  sind  zu  erwarten]  da  ich  dann 
disse  Zyt  suber  zusammenhab  und  jetzunder  in  allem 
Tuen  [bin].'  1637,  Z  (Brief  von  Vogt  Lochmann).  ,Sich 
s.  zuosammenhan',  fein  säuberlich,  hübsch  beieinander 
bleiben.  ,Dess  hand  wir  [Vogt  und  Herrschaftsleute 
von  AAAarb.]  warhaftige  kundschaft,  dass  iren  700 
[Luzerner]  bi  einandren  liggen  und  si  sich  sufer  zuo- 
sammenhand  und  da  by  einandren  verharren  tag  und 
nacht,  bis  si  sächent,  wo  hinus  diser  angefangner 
krieg  wolle.' 1531,  Strickl.  Etw.  s.  2o"  si".  E"  rechte 
31a""  lad  s.  si",  was  nid  das  Sinig  ist.  Scaw  Gespr.  Er 
hed-si  [die  Geliebte]  s.  hocke"  In"  Ar.  Ei"'m  s.  um  Weg 
[aus  dem  Wege]  gö":  [Lieber  als  mit  dem  Stifeli-BMer 
Händel  anfangen,  wollten  die  Leute]  ein  s.  um  Weg  gO". 
RMüller  1842.  —  b)  säuberlich,  behutsam,  .sachte, 
leise  (Bauernspr.)."  Von  einer  sanft  ansteigenden 
Strasse:  Sittig,  sufer  füert  die  nüwwi  AlpCsträss  .um 
Schwarzff'büel.  B  Volksztg  1900.  —  c)  artig,  höflich. 
LTobler  (oO.,  wohl  B).  .Artig,  sanft,  poliert,  wie 
von  städtischen  Süssherrchen  B."  .Meister  Cnorat 
Hofman  zoch  an  mit  gar  fuogen  subern  Worten,  das 
inen  da  nit  zimte  zuo  disputieren  [auf  der  /,  Disputation 


75 


Sab,   seli. 


il>.  snli 


76 


1523].'  Salat,  Ref.-Chr.  ,[In  der  Bekämpfung  des  Ab- 
lasshandels hatte  Luther]  schon  ergriffen  ein  waffen 
siner  wüetung  in  die  geistlich  oberkeit,  stuond  docli 
noch  suber  daran,  verbarg  den  schalk,  schreib  um 
sich  mit  überschwenklichen  gswinden  griffen  und  pra- 
tiken.'  ebd.  .Einen  s.  von  im  richten';  s.  Bd  VI  386. 
—  4.  ohne  Umstände,  Bedenken,  ohne  Weitres. 
Irgendwo  s.  abe",  ufe"  gü",  unbedenklich  Z.  S.  gän-i'1' 
da  abe",  sagte  ein  Knabe,  als  ein  anderer  bezwei- 
felte, dass  er  in  eine  Bachschlucht  hinunterklettern 
werde,  ebd.  Do  gön-irh  s.  abhi".  dürH",  nfH"  ApLb. 
S.  gast!  s.  kölsch  [holst  du]  -es!  Vater  zum  Kinde,  das 
zögert,  einen  erhaltenen  Befehl  auszuführen  Gl.  — 
5.  in  iron.  Verwendung  wie  nhd.  wohl  allg.  Vgl.  die 
Synn.  heiter  (Bd  II  1769);  nett  (Bd  IV  851);  schön.  Im 
Spiel  mit  Bed.  1  a :  Du  bist-mer  en  s-er  Chnolle"! 
Antw.:  Am  b'schissene"  Wasser  cha""-me"-sie''  nid  s. 
wasche"  Aa  (Rochh.).  S.  auch  rechen  (Bd  VI  112); 
Ge-mein-Bät  (ebd.  1591).  Es  wird  e"  suferi  Möre" 
sl",  dass  Niemere"  dervo"  säge"  darfst  [fährt  Annebäbi 
den  Jakobli  an,  als  er  ihr  von  seiner  Liebe  zu  er- 
zählen beginnt],  Gotth.  Es  wird  auch  öppis  S-s  sl"! 
sagt  man  von  einer  mit  Misstrauen  erwarteten  neuen 
Bekanntschaft,  zB.  von  der  Braut  eines  unvorteilhaft 
bekannten  Bräutigams  Aa;  Z.  Du  bisch -mer  (auch) 
e(n)  S-e<!  Aa:  Ap:  Bs:  B;  L;  Th.  De'  Pfarrer  vo" 
Wühlischwil,  das  ist  c"  S-er  g'si"  ...  e"  Schlicher  und 
e"  Hüchlcr.  JBEgli  1871.  Wol,  Das  (so  Eine)  ist  en 
s-er  Pfarrer,  Tokter  \  usw.].  Das  isch  es  lustigs  Bürschli, 
e"  sufere  Schu'meister  1  we""  's -im  der  Herr  [Pfarrer] 
"ume"  recht  g' seit  het!  Gott b.  E"  s-er  Badron  Bs.  Du 
bist-mer  (au"')  en  s-er  Heilige,  tht!  Aa;  L;  Th.  Das  [ein 
fleissiger  Kirchgänger]  ist  e"  s-er  Heilig e  g'si"!  JBEgli 
1871.  Eso-ne"  Bengel,  Dax  gab -mer  auch  e"  sübre" 
Engel!  Petrus,  dem  Hansli  den  Einlass  in  den  Himmel 
verwehrend.  Scuwzd.  (U).  Du  bisch-mer  e(n)  s-er  Gast 
Bs,  Götti  Z,  e(n)  s-er  Fink  Aa;  Ap:  B;  Th;  Z,  Vogel  Soh; 
Th;  Z.  De'  s.  Vogel  hat  's  Nest  seho"  g'rümt,  Haus- 
wirtin von  ihrem  Zimmerherrn,  einem  leichtfertigen 
Studenten.  JJRahh.  Du  bist  e"  s-s  Möbel  du,  schämst- 
di'h  nüd?  grobe  Schelte  gegenüber  einer  Frauens- 
person ZP.  Das  wird-mer  e"  sufers  Mansch,  öppe"  es 
Gurrli  sl"!  Gotth.  E(n)  s-er  Kärli,  Purst  (es  s-s 
Pürstli).  S.  auch  Bichti  (Bd  VI  463).  ,l)o  sprach  der 
A.:  so  helff  im  gots  muoter  fut  hindnan  im  loch!  ... 
Do  straft  in  ein  gesell  darumb  und  sprach,  er  wer 
ein  suber  gesell,  er  solt  sich  selb  des  überheben.' 
1409,  Z  RB.  ,Es  möchten  die  saubere  Heren  Zuger 
wider  dise  2  [wegen  betrügerischer  Verteilung  der 
französischen  Verehrgelder  angeklagten  und  gefäng- 
lich eingezogenen]  Herren  erdenkhen,  was  sie  immer 
wollten,  wurden  sie  dannoch  bei  vielen  braffen  Leuten 
ihren  guoten  Nammen  nicht  verschwerzen.'  1732,  F 
(Brief).  E(s)  s-s  Pärli  Ap;  B;  Th.  Ja,  danket  [er- 
zählt eine  Klatschbase],  du  isch  du  das  s.  Pärli  [das 
sich  mit  Küssen  begrüsste]  Hand  i"  Hand  wlter 
g'gange".  HDietzi  1900.  E"  s-s  (en  s-er)  Pack  (Bd  IV 
1103),  e»  s-i  Basse"  (Bd  VI  1284).  G'sellschaft,  War. 
(Wol)  Das  ist(-mer)  iez  e"  s-i  G'schicht  (Das)!  E" 
s-i  I"richti"g.  S.  auch  Ordning  (Bd  I  141):  Pläsi  (Bd 
V  153);  Begiering,  Busting  (Bd  VI  737.  1536).  Das 
sind  s-i  Us-sichte" !  I"  eusre"  sübre"  Zlte"  probiert-me" 
halt  eu"  alle"  Site".  Z  Sechs.  1834.  Da'  ist-mer  e"  s. 
Mo  je" !  wenn  die  Sense  nicht  schneidet  Tu.  En  asligs 
Werchli  war  doch  es  sübers   Spinne"  g'si":  wie  vili 


Chnöpf  und  Chrangel  drl" !  Firm.  (Seil w).  Das  ist  s.! 
da  stehts  gut  (iron.  Ausruf)  G;  Th.  Schlicht  Ei"'m 
das  Pack  afe"  bis  i"  d'  Chuchi  ufe"  [wird  ein  armes 
Weiblein  von  der  bärbeissigen  Köchin  angefahren]? 
Das  ist  mir  s..  Das!  FOschw.  1900.  Das  wär-mer 
(afe")  s..  we""-m<"  nid  ("mal  nie  törft  fröge" !  Beschwerde 
eines  Fragenden  über  eine  etwas  unwirsche  Antwort 
Aa;  ähnlich  aucli  sonst.  Erst  später  hend-si  's  l"g'seh" 
[die  Klienten  eines  ungetreuen  Ratgebers],  wie  s.  a'ss 
er 's  mit-ne"  g' meint  hed:  er  ist  rieh  norde",  und  si 
sind  arm  worde".  JBEgli  1871.  Dem  wird,  's  s.  göP! 
Aa;  Ap;  Th;  Z.  Das  chunnt  s.  usc",  cha""  noch  s.  use"- 
cho"!  wohl  allg.  Dert  hei'-si  blaui  Blüemli  g'no" :  Das 
wirt-ne"  sufer  use"cho"!  Bärnd.  1904  (.Rigilied');  vgl. 
die  Varr.  bei  ALGassmann  1908,  6.  57.  Do  isch  ['s]  s. 
zueg'gange"!  zB.  bei  einem  Streit,  einer  Rauferei  Aa; 
Ap  ;  Th.  Du  bist  wider  s.  umg'gange"  mit  der  Sach!  Vor- 
wurf, wenn  Etw.  verderbt,  entzwei  ist  Aa;  Ap:  B:  Th. 
,Doctor  Luther  hat  es  vil  gröber  und  ungefüeger  [als 
Melanchthon]  gemacht  und  den  abgeredten  friden  zuo 
Wartburg  nie  gehalten,  ouch  von  dem  gespräch  zuo 
Martburg  unredlich  geschriben  [folgt  ein  Beispiel]. 
Also  suber  und  gmäss  dem  Martburgischen  vertrag 
hat  Luther  geschriben  und  gehandlet.'    HBull.  1572. 

Alul.  tübar,  miri,  mhd.  süber(e),  .lim;  vgl.  Gr.  WB. 
VIII  1848/53.  Doch  wohl  alte  Entlehnung  aus  lat.  •eirtiu 
(spätlat.  auch  -ü-l,  nüchtern,  massig,  enthaltsam;  die  Bed. 
macht  keine  Schwierigkeiten,  wenn  man  annimmt,  was  sich 
mit.  den  geschichtlichen  Tatsachen  durchaus  verträgt,  dass 
das  W.  zunächst  von  innerer,  sittlicher  Reinheit  gebraucht 
und  erst  nachher  aufs  physische  Gebiet  übertragen  wurde 
(die  Bedd.  .sittlich  rein'  und  , massig  (im  Essen  und  Trinken), 
enthaltsam'  vereinigt  auch  mhd.  tausche).  Über  das  Ver- 
hältniss  der  Formen  suber  und  safer  vgl.  bes.  Idg.  Forsch. 
XIV  263.  Wo  beide  heute  neben  einander  vorkommen,  ist 
süber  überall  die  jüngere  Form.  Das  W.  ist  in  der  Form 
tchuber  (dazu  die  Abi.  tchubradad,  Reinheit,  Reinlichkeit, 
Keuschheit)  ins  Rätorom.  entlehnt  worden  (Carigiet  294; 
Carisch  145;  Couradi  198:  Pallioppi  655;  RBrandst.  1905, 
"iT);  vgl.  auch  die  Anmut,  zu  suberamint,  «öfteren,  dazu  Arch. 
glott.  VII  570.  572.  &  in  Namen.  .Subei",  Name  eines  Zucht- 
stiers. Zg  Ausstell.  1899  (UwStans),  ,Süber,  Kuhname.  ebd. 
(Schw  \nlil.  .Heinrich  Schäpi,  Suberschuoh.'  1662,  Z.  .Hein- 
rich  Suberswarz,   burger  ze  Baden.'   1412,  AaB.  Urk. 

u°-,  o"-:  Gegs.  zu  süber,  doch  in  der  lebenden  Spr. 
vielfach  in  beschränktem!  Gebrauch  (dafür  präd.  nüd 
süber).  ,Unsauber,  unflätig,  spurcus,  squalidus,  illotus, 
immundus,  impurus,  obseffinus.'  Fris.;  Mal.  1.  a)  ent- 
sprechend süber  1  a.  ,[A.  verklagt  den  B.,  er  habe  ein 
von  ihm  auf  die  Metzgbank  gelegtes  Stück  Fleisch] 
darab  uff  ein  andern  bank  schalkbarlich  geworffen  in 
sölicher  masse,  daz  ettwa  vil  überab  an  den  herd 
fiele,  daz  es  unsuber  wurde.'  1456,  Z  RB.  ,N.  [ein 
Schmiedegesell]  habe  ein  unsuber  isen  in  den  brunnen 
am  Rennweg  gestossen  und  den  damit  verunsüberet.' 
1479,  ebd.  ,U-er  wind';  s.  Bläst  (Bd  V  164).  Vom 
Abraum  aus  Grundstücken,  von  Strassenkehricht,  ekel- 
haften Abfallstoffen.  D's  U"süfer,  sammeln  auf  den 
Wiesen  PPo.;  vgl.  suberen.  ,Unsauberes  zu  Strassen 
und  Kirchwegen  tun:  Es  soll  Niemand  Unsauberes, 
es  wäre  aus  den  Gärten  oder  anderes  woher  an  kein 
Strass,  noch  Kirchweg  werfen  oder  schütten  bei  Fr. 
2—4  Buss,  wovon  halbes  dein  Kläger,  und  soll  es  der 
Ratsherr  (Strassenknecht)  in  seinen  Kosten  abschönen 
lassen.'  Ndw  Ges.  1867.  ,Was  usser  den  hüsern  de- 
wederm  icht  unsubers  geschüttet  wurde,  der  git  5  ß 
ze  buosse.'  1338,  Z  StB.  ,Nieman  sol  mist,  noch  enkein 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


unsufer  ding  [lat.  aliquas  immundicias,  frz.  d'.iutres 
immoiidices]  us  den  hüseren  legen  an  die  gassen.'  P 
Handf.  ,Es  klagt  A.  uff  B. ...  et'  wurde  von  demselben 
|auf  dem  Kirchgänge]  mit  wüestem  stinkendem  seich 
beschüttet...  getrüwet  der  genannt  A.,  B.  solle  umb 
solich  unsuber  beschüttung  uff  in  geton  gestraft  wer- 
den.' 1465,  Z  RB.  S.  noch  Güsel  3  (Bd  II  476).  Von 
der  Zubereitung  von  Speisen.  U.  macht  (giHJ  feiss, 
wer 's  nid  weiss  L  (Ineichen);  ScnSt.  (Sulger);  vgl. 
Dreck.  V.  a"richte";  s.  Bd  VI  408.  unreinlich,  von 
Personen.  Die  Bewohner  von  PAger.  Sal.  sollen  u'süferi 
ZU  sein  PPo.  Er  kond  all  eso  u.  im  Hau'  ApLb. 
Bei  Nom.  Ag.:  En  u-e  Reeher,  Mäder,  wer  nicht 
süber  rechet,  mät;  s.  Bd  VI  113.  Uneig.  U-s  Wetter, 
schmutziges  AALeer.  U"suferi  Zeiche"  B;  vgl.  süber 
(Sp.  65  u.).  Sie  sind  eine  Contraindiction  zum  Haar- 
schneiden BGr.,  G.  .Die  Jungfrau  ist  es  unsufers 
Zeihe",  in  ihm  geschnittene  Haare  werden  flugs  von 
Läusen  bevölkert.'  Barnd.  1908  (BGr.).  Uf  die  Zeiche" 
chunnt-es  a"  [bei  landwirtschaftlichen  Verrichtungen 
usw.]  ...:  Unsüferi  Zeiche"  (ß'lt-es  g'nues,  fast  ml 
ci's  süferi.  Sohwzd.  (BoAa.).  —  b)  entspr.  süber  1  c. 
Von  ungeputzteni  Getreide  und  dem  daraus  gewonne- 
nen Mehl,  ,1m  Fahl  [den  Müllern]  gar  schlecht  und 
unsauber  Getreid  zu  mahlen  anerbotten  .  .  .  sollen 
sie  befüegt  sein,  dasselbe  auszuschlagen.'  1093,  B 
Müllerordn.  ,Es  traget  sich  zum  Öfteren  zu,  dass 
unsauberer  Kernen  und  Dinkel  auf  den  Märit  gebracht 
werden,  daharo  wir  dem  Kornhüter  aufgetragen  haben 
wollend,  die  Büttinen  fleissig  zu  visitieren,  das  un- 
sauber vorkommende  Getreide  einzustellen  [usw.].' 
1741,  ebd.  .Wurden  die  Müller  feuchtes  oder  un- 
sauberes Mehl  liefern,  .  .  .  soll  das  nicht  währschaft 
befundene  Mehl  mit  Confiscation  belegt  werden/  ebd. 
Vom  Wasser,  's  Wasser  ist  u..  nie"  ka""  's  de"  Küeje" 
nöd  ge"  ApLb.  Bildl.:  ,Etlich  vermögend  über  die 
brunnen  [der  christlichen  Heilswahrheit]  nit  ze  kum- 
men,  sunder  gond  nun  an  die  bächli,  so  darus  ge- 
flossen sind,  die  aber  allweg  etwas  vermischtes  habend 
und  unsuberers  weder  die  brunnen  selbs.'  Zwingli. 
Von  Bastardtauben.  U'süferi  Hübe".  Tauben  mit  ein- 
zelnen falsch  gefärbten,  die  Hauptfarbe  verunstalten- 
den Federn  BsLang.  —  c)  entprechend  süber  1  d.  En 
u-s  G'sicht,  mit  Hautausschlag  ApLb.  Vom  Aussatz. 
,Er  [Kaiser  Tiberius]  was  unsuber  malacz.'  Volksb. 
,Nun  hatte  der  keiser  gar  ein  unsubern  gebresten  der 
ussetzikeit  . .  .  [Pilatus  macht  sich  anheischig,  dem 
kranken  Kaiser  den  Heiland  zu  senden]  im  zuo  hel- 
ffent  von  sinem  unsuberen  siechtagen.'  XV.,  ALüt. 
,Der  jung  N.  wird  in  Luzern  unsuber  gefunden  und 
kommt  zu  Zug  ins  Siechenhaus.'  1627,  Zg  Ratsprot. 
Von  Hunden,  räudig.  ,[N.  soll  dazu  verhalten  werden] 
das  er  die  unsubern  hünd  uss  der  statt  tüege.'  1568, 
Z  EM.  Von  Kröten,  deren  Haut  angeblich  Ansteckungs- 
stoffe absondert:  ,Die  unsubern  giftigen  krotten';  s. 
ratschen  (Bd  VI  1848).  Vom  Vieh,  auch  Schmalvieh, 
Pferden.  ,Wer  ouch,  das  iemman(dt)s  wurmessig  und 
(oder)  unsuber  vidi  oder  uss  orten  und  enden,  da  der 
vichtod  ist,  hette  (hielte),  dem  soll  ein  vogt  gebietten, 
das  von  anderm  vidi  ze  tuond.-  XVI.,  ZNer.;  1593,  Z 
Wäd.(Offn-).  ,Von  wegen  des  unsubern  und  finnigen  vihs 
halben  [soll  der  Käufer  innert  Monatsfrist  vom  Kaufe 
zurücktreten  können].'  1572,  SchwE.  .So  Einer  dem 
Anderen  unsuber  oder  finnig,  dessglychen  fuls  oder 
auch  sturms  Vych  kauffs-  oder  tuschswyss  hingibt,  so 


soll  er  das  [innert  8  Wochen]  widerumb  nemmen  ohne 
Widerred.'  B  GS. 1015;  s.  auch  noch  finnig  (Bd  I  839). 
.Alles  unsaubere  Geiss-  oder  Schmalvieh  soll  bei  an- 
getreüwter  Straf  Jedermann  ausmustern.'  1645,  UwE. 
TR.  (Alppolizei).  Mit  Bez.  auf  ein  .hauptmürdiges- 
Pferd;  s.  Boss  (Bd  VI  1415  o.).  Von  Häusern,  pest- 
verseucht. In  Anbetracht  der  in  Lauis  ausgebrochenen 
Pest  sollen  in  Bellenz  für  die  Säumer  an  bequemen 
Orten  besondere  .unsaubere  Wirtshäuser'  eingerichtet 
werden,  .wodurch  sie  allein  zu  passieren  haben  sollten.' 
1636,  Absch.  —  d)  entsprechend  süber  1  e.  a.)  im  mo- 
ralischen S.  E"  u-s  Müh  [Mann  zur  Frau:|  ÄV"  Wort 
us  di'"m  u-e"  Mül!  schade".  bin-i'h-mih  und  Da'  uf  der 
Stell  . . .  [von]  ere"  Frau,  wo-mi'h  uf  so-n-e"  b'schissni 
Art  hindergöt.  JJRahm  (Sch).  ,Umb  das  die  frow  mit 
irem  unsubern  mund  gar  ze  vil  getan,  solle  sy  biss 
mittwuchen  im  Wellenberg  liggen.'  1505,  Z  RM.  Un- 
flätig, unzüchtig.  .Obsccenus,  unkünsch,  unsauber, 
hüerisch.' Pris.  Vgl.:  ,Unsuberer  schantfleck',  Schimpf- 
wort für  eine  schlechte  Weibsperson.  Ende  XIV.,  Bs. 
JJ.  gän':  .Es  werend  böggen  zum  Lüden  gangen,  die 
weren  als  unsuber  gangen  mit  grossen  zersen  und 
bettend  die  zers  für  sich  gehenkt.'  1 131,  Z  RB.  Mo- 
ralisch anrüchig,  verdächtig,  unzuverlässig,  unehrlich. 
Er  ist  en  U-er,  e"  u-e*  Kärli,  dem  nicht  zu  trauen 
ist  Aa;  Ap;  B:  Z  und  wohl  weiterhin.  En  u-e'  GOf,  zu 
boshaften  Streichen  geneigt  ApLb.  En  u-i  Famili. 
ebd.  Die  schmotzi»  ond  o"süber  ond  tick  och  noch  o»- 
i/'irärli'1'  Vagabunde"war  [Gescbirrflicker  usw.]!  ATob- 
ler  1909.  ,Dem  X..  dass  er  dreimal  nach  Arth  [gehn 
musste]  wegen  der  unsuberen  Gesellen  ...  Gl.  1  ß  20. • 
1633,  ADettl.  1905.  ,Ein  unrüebiger  und  unsuberer  Irr- 
geist'; s. un-rueioig  (Bd  VI  1908).  Vom  Gewissen:  ,Dero 
gmüet  und  conscienz  unsuber  ist,  hat  es  [die  predig  von 
erkiesen  oder  underscheid  der  spysen]  nur  wild  gemacht.- 
Zwingli.  Von  Handlungen,  Geschäften  udgl.  Aa:  Ap: 
B;  Tu:  Z.  Ieh  cha""  nid  helfe",  's  tunkt -mich  Öppis 
U-s  Aa.  —  ß)  entsprechend  süber  2eß,  unsicher,  nicht 
geheuer,  bedenklich,  schlimm.  Du  isch-es  u.,  ist  Etw. 
nicht  in  Ordnung  Ap.  Wo-si  öppis  U"süfers  [Ver- 
hextes] im  Stall  g'ha"  hei",  so  hei"-si-mieh  [den  Pater  ] 
extra  us  ''em  Chlösler  g'reicht  für  's  rertribe".  Schild 
1885.  ,1m  Windspiel  [Dorfwinkel  von  BRoggw.]  sei 
immer  etwas  Unsufers.'  Glur  1835.  Im  Marti" s-Tobel 
isch-es  e"  Zit  lang  u.  g'si"  [weil  dort  mehrere  Raub- 
anfälle vorgekommen  waren]  ApLb.  Do  isch-es  u. 
düref  .:'</»".  ebd.  En  u-i  Gege"d.  ebd.  En  u-er  Weg, 
gefährlich,  schlimm  zu  gehn.  ebd.  ,Als  er  [Graf  Ru- 
dolf von  Habsburg]  über  die  Rüss  kam,  da  begegnet 
im  ein  priester  mit  dem  hochwirdigen  sacrament,  der 
wollt  einen  kranken  mentschen  versechen  ...  Nun  was 
es  fast  tüff  und  unsuber  weg.'  HBrenxw.  Chr.  Im 
G'irülk  ist  's  Wsufer,  wenn  andre  Witterung  sich  vor- 
bereitet BG.,  Si.  (Imob.).  Adv.  Das  [das  Schwingen 
bei  feindseliger  Gesinnung  der  Parteien]  von  [wäre] 
ursufer  usePchon.  Schwzd.  (BBr.).  [Bauer  zum  unwill- 
kommenen Kilter:]  G'horsch,  dass  d's  letsch  Mal  da 
g'si"  sigisch,  susch  giH's  de""  Lärme"  «'"'  du  chunnsch 
Wsufer  dervo":  der  Brunne" trog  isch  nit  wit  W"'  d' 
Mistgülle"  no'h  naher.  Gönn.  —  2.  entsprechend  sm- 
ber  2,  unschön.  ,üie  alten  Kuglen,  so  meistens  ander- 
halb lötig,  unsauber  abklummen  und  schiff,  [sind]  nicht 
der  Mühe  wert  zu  erlesen.'  1697,  Z.  —  3.  entsprechend 
süber  3,  unsäuberlich,  unzart,  grob  B;  Sch.  Einen 
,u.  wegjagen'  uä.    .Ich  habe  ihn  [den  mit  einem  Pro- 


79 


.Sab, 


Sllll 


zesse  Drohenden!  unsauber  vom  Hause  weggejagt,' 
Gottb.  ,Mach  du  dich  vom  Hause  !  [erwidert  Egli- 
hannes  die  Neckerei  des  vorbeireitenden  Felix],  sonst 
gebe  ich  dich  unsauber  weg.'  ebd.  Pack-dich  iez 
[Mädi  Lisi  aus  der  Stube  jagend],  säst  gibe"-ich-ilrh 
u"sufer  use".  ebd.  ,üas  sei  ihm  eine  unerhörte  Sache 
[sagte  das  Männchen  zu  Jakobli]  ...er  solle  machen, 
dass  er  fortkomme,  sonst  wolle  er  ihn  u°sufer  dänne" 
ge".'  ebd.  Ei"em  Wsufer  hei'"zünte"  |  heimleuchten]  B. 
,Man  solle  nur  probieren  und  den  Doctor  holen 
[schimpfte  der  Verwundete],  dem  zünde  er  unsuber 
aus  der  Hütte,  so  Einer  brauche  nicht  an  ihm  herum 
zu  metzgen.'  vAlmen  1897.  ,Hans  Joggi  griff  nach 
einem  Stock  und  sagte  [zur  zudringlichen  Besucherin], 
wenn  sie  nicht  gutwillig  gehe,  so  zeige  er  ihr  den 
Weg,  aber  unsauber.'  Gottb.  U.  mit  Ainem  verfare", 
,hart,  streng'  Scb  (Kirchh.).  ,U.  mit  einem  reden.' 
,Do  kam  der  A.  frefenlich  gelüffen  und  sprach:  du 
kyen  sun  verhita,  warumb  brichst  du  mir  minen  frid 
uff?  Do  sprach  der  A.:  ...  ich  hab  dir  nie  nüt  uff 
gebrochen  und  redest  unsuber  mit  mir.'  1390,  Z  RB. 
,Des  wüst  N.  gen  im  uff  und  redt  übel  und  unsuber 
mit  im  ...  do  sprach  er  mit  unsubern,  bösen  Worten: 
samer  box  zers,  du  muost  mir  win  bringen!  ...  daruff 
redt  der  N.  vast  übel  mit  im  mit  unsubern  Worten.' 
1414,  ebd.  , Einem  u.  schnützen'  :  ,Daruff  redt  der 
N.:  nu  bin  ich  wol  dabi  gesin,  dass  einem  urab  sölich 
red  gar  unsuber  geschnützet  wart.'  1424,  Z  RB.  .Einen 
u.  üsbutzen';  s.  Bd  IV  2022.  ,U.  den  reien  springen'; 
vgl.  Bd  VI  3.  ,[Der  Tod  ereilte  die  schwäbischen 
Fussknechte  in  der  Schlacht  bei  Frastenz]  dass  die 
lieb  heid  mocht  haben  gelacht,  alss  unsuber  man  da 
den  re[i]gen  sprang.'  1500,  NScbradin.  Auch  vom 
unsorgsamen  Umgehn  mit  Sachen.  ,[A.  zu  B.,  der  ein 
Stück  Fleisch  nachlässig  von  einer  Fleischbank  zur 
andern  wirft,  dass  es  zu  Boden  fällt :|  Warumb  würfest 
mir  es  also  unsuber  darab'r"  1456,  Z  RB.  ,Die  von 
[Z]Hochfelden  sond  in  iren  höheren  und  besonders 
mit  dem  eichinen  holz  gar  unsuber  umbgon.'  1560, 
Z  RM.  ,Weil  das  türr  [Holz|  man  stehen  lesst  und 
das  grüne  niderhaut  und  unsauber  sambt  dem  ge- 
fallenen nachen  ninibt  . . .  lindt  man,  dass  ein  Statu- 
tum  gemacht  werde.'  1707,  UwE.  Waldordn.  —  Ahd. 
unsnbar,  mini,  muüber,  -aafer.  —  Un-süberkeit  f.: 
Schmutz  aller  Art,  Abfallstoffe,  äusserlicher  oder 
innerlicher  Unrat  des  Menschen.  ,A.  ensol  noch  B. 
noch  ir  nweders  gesinde  enkein  u.  an  die  gassen 
schütten  von  wasser  noch  von  andren  dingen.'  1338, 
Z  StB.  ,Ein  knecht  sol  ouch  all  unlust  und  u.  umb 
die  beder  ligend,  von  lüten  oder  vech  kuinend,  hinweg 
vertigen.'  1506, AAB.StR.(Badknechtordn.).  .Unsauber- 
keit,  unflat  als  an  übel  gehaltnen  menschen,  wuost, 
unraat,  illuvies,  spurcitia,  purgamen,  immunditia.' 
Fris.;  Mal.  ,Auch  vertreibt  es  [ein  Heilwasser]  alle 
Unsauberkeit  in  den  Menschen,  es  seie  von  Essen  oder 
von  Trinken,  und  sie  nicht  verdauen  mögen.'  Arzneib. 
XVII. /Will.  S.  noch  reinen  (Bd  VI  991).  .Wuost 
und  u.':  s.  Blitz  (Bd  V  264).  —  2.  spec,  monatliche 
Reinigung.  ,Die  unsauberkeit  oder  der  bluom  der 
frauwen  ist  nichts  anders  denn  ein  uberfluss  der  dritten 
däuwung  und  ein  vierwöchige  reinigung  der  natur, 
heisst  zuo  Latein  menstruum.'  Ruef  1554.  —  Amhd. 
unsüler(c)heit.  —  un-suberen:  beschmutzen.  .Es  klaget 
A.  [er  habe,  von  einem  Schlaftrunk  heimkehrend,  et- 
liche Gesellen  in  seinem  Hause  gefunden,  die]  habint 


im  sine  bett  beschissen  ...  und  besunder  der  B.  sich 
daruff  gelegt  und  im  mit  sinen  füessen  daruff  gezablet 
und  im  die  mit  sinen  schuochen  geunsübret.'  1472,  Z 
RB.  ,Es  klaget  A.  der  tegk  uff  B.,  er  habe  uff  ein 
zite  mit  sinen  knechten  zum  Paradis  geteckt,  und  als 
sy  ob  dem  ymbismal  sässint.  habe  im  der  genant  B. 
ettlich  werchgeschirr  und  ouch  den  züg  mit  menschen- 
bächt  eben  vast  geunsübert  und  bestrichen  .  .  .  rette 
er,  nun  were  sölichs  nit  redlich,  welcher  eim  sin  ge- 
schirr  mit  sölichem  wuost  verunsüberte.'  1474,  ebd. 
S.  noch  Blctz  (Bd  V  264).  -  Ahd.  imwü&ctis»,  -;,,,,  mhd. 
unsubern.  —  ver-,  in  L  auch  „-unsfifere"" :  =  dem  Vor. 
,Hette  sy  den  beiz  nit  als  vast  in  iren  henden  gehept, 
so  were  er  [in  den  Kot  gefallen  und]  ganz  verunsübert 
worden.'  1453,  Z  RB.  ,Es  klagt  Anneli  Elend,  die 
Goldsknopfin  habe  es  mit  güssel  beschütt  und  im  sin 
gewand  ganz  verunsübret.'  1462,  ebd.  A.  wird  be- 
straft, weil  er  dem  B.  den  Breimehltrog  erbrochen 
und  mit  Wasser  .verunsübert'  hat.  1483,  Scb  Chr. 
,Item  ein  knecht  sol  die  beder  ietlich  wuchen  dry  tag 
weschen  ...  und  ob  etlichs  in  mittler  zit  verunsübert 
und  zuo  weschen  not  wurd,  das  sol  er  als  dann  weschen 
on  widerred.'  1506,  AaB.  StR.  ,Wo  ich  ...gnant  wasser 
nit  gfangen  leiten  und  füeren,  sonder  vermelt  höflin 
gfärlichen  verunsübern  wurd,  das  als  dann  genanter 
herr  .  .  .  gwalt  haben  sol,  tüchel,  ror  oder  kenel  wi- 
derumb  dannen  ztuond.'  1535,  Z.  .Wenn  einer  ein 
gemach  verunseuberet.  so  ist  man  von  stund  an  mit 
der  schauflen  und  bäsen  vorhanden  und  wuscht  den 
wuost  sauber  auss;  also  wirt  es  den  gottlosen  ergon.' 
LLav.  1582.  |  Ein  Nussbaumbesitzer  neben  der  Kirche 
zu  GHenau  wird  belangt]  weil  die  Bäume  die  Pro- 
zession hinderten  und  mit  ihrem  Laub  den  Kirchhof 
.verunsüberten  und  verwüsteten.'  1610,  JAHofm.  1854. 
S.  noch  un-süberen.  Bes.  .wasser,  einen  brunnen,  bach 
v.'  .Wer  die  brunnen  verunsübert  [soll  belangt  wer- 
den].' 1533,  Scb  Ratsprot.  ,So  es  sach  were,  das  ein 
man  oder  ein  frouw  in  dem  dorfbach  wüesche  oder 
den  verunsüberende  [!],  eb  das  die  sun  eines  bouins 
hoch  uff  were,  der  oder  die  salb  [!]  ist  zuo  buoss  ver- 
fallen 5  ß.'  1556/62,  ZDielsd.  Offn.  ,Aquas  spurcare, 
verwüesten,  verderben,  etwas  unflats  darein  werfen, 
trüeben,  verunseüberen.'  Fris.  , Welche  personen  si 
[die  Brunnenaufseherj  findend,  so  die  brunnen  ver- 
unsüberet  und  verwüestet ...  dieselben  sollen  si  einem 
weibel  leiden  und  angeben.'  1596,  ZWei.  Offn.  Bild- 
lich. ,|  Man  soll  aufpassen]  uff  die,  so  die  kirche  ver- 
unsüberen  und  huory  darin  dribten.'  1546,  Scb  Chr. 
,Dass  sich  einer  an  Gott  ergibt,  blybt  unvolkommen 
und  mit  vilen  bösen  zuofälen  verunsüberet  und  ver- 
wüest,'  OWerdm.  1552;  .befleckt  und  besudelt,'  Herborn 
1588.  .[Judas  Machabeus  vertrieb]  Antiochum,  der  den 
tempal  zuo  Jerusalem  verunsüberet  und  befleckt  hatt.' 
LLav.  1583.  Refl.  „sich  besudeln,  beschmutzen  L. 
Er  hat  sich  in  Sund  und  Laster  verunsüberet."  ,Wie 
die  unreinen  sich  selbs  beflecken  und  verunsäubern.' 
LLav.  1582.  —  be-:  =  dem  Vor.  ,[N.  wird  aus  der 
Stadt  verwiesen]  als  er  Götz  schultheissen  nachts  sin 
husstür  mit  mentschenbäch  beunsüberet.'  1494,  Z  RM. 
—  Auch  amhd.  —  Un-suberi  f.:  Unrat,  Schmutz. 
.Der  herre  in  dem  hove  sol  . . .  enhein  unsübri  in  den 
kilchhof  schüfen  noch  werfen.'  1302,  Z  Grossmünster- 

urb.   —   Ahd.    umüblüri. 

schmutzig-.    Der  Schmotzig-süber,  Übername  für 
Einen,   der  an  der  Wasserscheu    leidet,   ohne  gerade 


81 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


von  einem  tollen  Hunde  gebissen  zu  sein  G.  —  sträl-: 
verst.  suber  ZF.     Str-s  Zug.     S.  das  Folg. 

sträms  Stroms-:  =  dem  Vor.,  sehr  hübsch,  von 
Blumen,  Kleiderstoffen  usw.  ZO.  Strömssäbers  Tuech 
ZF.   —  Stroms-  eiiphem.   für   ttröls-. 

süberament,  süberement  Adv.:  , sauber  weg';  nach 
andrer  Angabe  Abschwächung  des  Fluches  saker(e)- 
ment  GW. 

Adv.  Weiterbildung  zu  .«/..<■  nach  Analogie  des  syn. 
liberemini  (Bd  III  982).  Rückentlehnnng  ans  ratorom.  schubra- 
m«'«  Adv.,  säuberlich,  reinlich  (Carigiet  294)  braucht  nicht 
angenommen  zu   werden. 

sübere",  sübere":  1.  sübere"  bzw.  «ufere  Aa:  B 
(in  E..  G.  -«'-);  Diäl.,  sübere»  Tb  (Pnp.)  —  intr., 
suber  (sübererj  werden.  Er  (Es)  het  g'süberet,  sagt 
man,  wenn  ein  Mensch  sich  recht  gewaschen  hat, 
wenn  eine  Matte  von  Gesträuch  gereinigt  ist,  wenn  um 
das  Haus  herum  aufgeräumt  worden  ist  B  (Zyro).  Von 
der  Gestalt  von  Menschen,  von  Wunden,  vom  Wolken- 
himmel Th  (Pup.).  —  2.  ,süberen'  tw.  in  der  ä.  Sjir.. 
in  der  lebenden  MA.  sübere"  bzw.  -t-  Aa:  Ap;  Bs;  B 
(tw.  -<>-);  GrTIis:  L;  PA1.  (süberre);  Tb;  U;  Z,  safere» 
bzw.  -i-  AAtw.;  Bstw.;  Btw.;  „L";  W:  a)  tr.  (auch 
abs.),  sftber  machen;  ,pulire,  nettare'  PA1.  (Giord.). 
Syn.  reinen  (Bd  VI  941).  ,S(e)überen,  sauber  und  rein 
machen,  reinigen,  abwüschen,  abstreichen,  durchtuon. 
purgare,  purificare,  munditias  facere,  abstergere,  feb- 
ruare,  eluere,  emaculare,  depurgare,  expurgare,  diluere, 
.  confarrire,  tergere,  excernere,  detergere,  everrere,  con- 
verrere,  emundare,  mundare,  nitidare,  verrere.'  Fris.; 
Mal.  S.  auch  brunnen  II  (Bd  V  672).  a)  von  Per- 
sonen. ,[Der  wegen  seines  eifrigen  Rossputzens  von 
Annalisi  gehöhnte  Knecht  stichelt  auf  die  Bauern- 
mädchen:] Es  soll  Dere"  ge",  wo-me°  ringer  en  Stall 
misteti,  als  so  Eins  süfereti  [worauf  Annalisi:]  ...  mit 
dem  Safere"  weiss  ich  nicht,  wer  fleissiger  ist,  öppe°  es 
Jungs  Meitschi  oder  so-n-enalter  Vetter,  wo  z'letst  z'fuler 
wird,  es  Jahrs  zweumal  es  angers  Hemmli  a°z'legge°.' 
Gottb.  ,[Der  Wundarzt  sagte  zu  Mädi,  es  sei  krank 
vor  Verdruss]  es  sei  gerade,  wie  wenn  ihm  ein  roter 
Sehneck  übers  Herz  schnaage,  es  sei  ganz  schliferig 
d'rvo".  Das  müess-me"  luege"  z' safere",  ebd.  ,Die  wyber 
habent,  als  sy  [die  Wöchnerin]  schwach  und  blöd  was, 
das  kind  gsübert.'  1552,  B  Turmb.  ,Als  einer  den  N. 
angesprochen,  das  er  gedachten  sinen  vatter  sübern 
sollte,  bette  er  dasselbig  nit  getan,  ine  also  in  allem 
wuost  ston  lassen.'  1565,  Z  RB.  S.  noch  Platz  II  (Bd 
V  256  u.).  Auch  von  innerlicher  Peinigung  (sog.  Bluts- 
reinigung) Ap:  s.  Rusting  (Bd  VI  1536).  ,Ein  kind- 
bettere  sol  sölich  fleisch  [von  Meerkrebsen]  ässen, 
spricht  Hippocrates,  damit  sy  dester  bass  geseuberet 
werde.'  Fiscbb.  1563;  vgl.  b  ß.  Uneig.  ,[Der  ist  uff 
den  sun  Gottes  nit  vertruwt]  welcher  nit  gloubt,  das 
er  uns  mit  sinem  lyb  und  bluot  erlösst  und  gesübret 
hat.'  B  Disp.  1528.  ,Gesüberet'  werden  auch  die  Seelen 
der  Abgestorbenen;  s.  Erd-Rich  (Bd  VI  156).  Einen 
s.,  von  Schulden  frei  machen  Scb  (Kirchh.).  —  ß)  von 
Sachen.  ,Dem  schmid  4  d.,  das  er  sy  [die  Axt]  ge- 
sübert  hat,  ze  trinkgelt.'  1442,  Z  RB.  .[Der  Toten- 
gräber] sol  ouch  die  stein  und  gettre  des  kilchhofs 
sübren,  es  sye  winter  oder  sumer.'  1447,  Z.  ,Es  hab 
sich  gefüegt,  das  der  A.  meittli  etwas  güsels  heruss 
uff  des  N.  holz  geschüttet  hat  . . .  gieng  die  B.  herab 
und  wolt  das  holz  subren.'  1448,  Z  RB.  .[Wir  Sünder] 
müessen  dem  Herrn  fry  stillhalten,  so  er  anfacht  das 

Schweiz.  Idlotikoo  vn. 


bös  fleisch  putzen  und  sübren.'  1531,  Gl  JB.  1893. 
,3  ß  dem  Schlosser  vom  zitli  zu  suberen.'  1532,  ScawE. 
(Ausgaben  des  Abtes).  ,Üie  zän  seöberen  mit  einem 
bein  oder  darin  grüblen,  scarificare  dentes  osse,  scal- 
pere  dentes.'  Fris.;  Mal.  ,Die  büchsen  der  specierum 
Dianyseos  ...  sol  man  sübern,  dann  sy  nüechtend.' 
1588,  L  (Apothekervisitation).  ,[Mit  frisch  behaunen 
Steinen  soll  kein  Getreide  gemahlen  werden]  es  seie 
dann  vorher  eine  gnugsame  Menge  Krüsch  durchge- 
mahlen und  darauf  hin  die  Steinen  wider  so  gesäuberet 
worden,  dass  dem  Kunden  sein  Mehl  lauter  und  rein 
zukomme.'  1771,  B  Müllerordn.  S.  auch  Füsi  II  (Bd 
I  1085);  buchen  (Bd  IV  977);  butzen  II  (ebd.  2014); 
rätlich  (Bd  VI  1616).  Von  Getreide.  ,Uas  Werffen 
der  Vasen  und  durch  die  Windtmüli  zu  süberen  ist 
Zinss-  und  Zehendenherren  der  grösste  Schad,  dann 
[ihnen]  das  Liecht  gegäben  wirf,  das  Schwär  aber 
verkauft.'  1664,  Z.  ,[Die  Müller  sollen]  unsauberes 
und  ungeputztes  Getreid  . . .  anzunehmen  nicht  schuldig 
sein,  es  seie  dann  zuvor  behörig  gesäubert  worden.' 
1771,  B  Müllerordn.  S.  noch  Rannten  (Bd  VI  970) 
und  vgl.  mutzen  II  (Bd  IV  619).  ,Wie  man  das  berg- 
grüen  süberen  sol  . . .  erlise  daz  gestein  trus,  daz  kein 
griesunge  me  darin  sy.'  Künste.  1474.  ,Wie  ein  goldt- 
schmid  die  abschabeten  in  das  schossfäl  samblet  und 
dorauss  in  die  silberbüchs  süberet  ...  also  sollend  wir 
nichts  überal  in  der  heiligen  gschrift  faren  lassen.' 
LLav.  1582.  Von  Räumlichkeiten,  Gebäuden.  Iez  wäm- 
mer  einist  s.,  sagt  man,  wenn  man  sich  entschliesst,  in 
einem  Raum  oder  auch  in  einer  Gesellschaft  gründlich 
aufzuräumen  Aa;  ähnlich  auch  sonst.  ,Das  sprachbüsli 
uf  dem  Fröschengraben  ze  süberen.'  1563,  Z;  s.  noch 
Bd  II  1731.  .Herr  buwmeister  sol  die  klein  ratstuben 
allenthalben  sübern  und  waschen  lassen  und  dann 
wider  an  mh.  kommen,  ob  man  sy  firniessen  welle.' 
1572,  Z  RM.  ,Die  kirchen  wurden  gewyssget  und  ge- 
süffret.'  XVI.,  B.  Uneig.  ,[Der  Herr]  hatt  im  fürge- 
nommen, syn  kilchen  von  allem  wüesten  kaat  ze 
sübren.'  LJud  1531.  ,Als  von  Kilchen  Süberen  und 
Reinigen  gredt  worden,  sagt  Einer,  ihn  dunke,  die 
Kilchen  werend  am  Sübersten,  wann  kein  Leut  drin 
seiend.'  Scbimpkr.  1651.  S.  auch  Ruet  (Bd  VI  1818). 
Von  Strassen  und  Plätzen.  ,Die  in  der  vorstat  von 
Arouw  süllent  gehorsam  und  gewertig  sin  iren  [der 
Obrigkeit]  gbotten  und  Ordnungen,  es  sy  mit  Strassen 
ze  süferren,  ze  varen,  wachten  [usw.].'  1441,  Aar.  StE. 
,Es  klagt  A.  uff  die  B.,  daz  er  vor  sinem  hus  gesübert 
hab,  syg  dieselb  B.  zuogefaren  und  mit  einem  bengel 
zuo  im  geworffen.'  1465,  Z  RB.  ,Es  hab  sich  begeben, 
daz  die  N.  daz  gäsly  süberte  und  wüschte,  umb  daz 
biderb  lüt  hin  und  wider  hardurch  destrer  sübrer  gon 
und  wandeln  möchten.'  1485,  ebd.  ,[Nach  baupolizei- 
licher Vorschrift  sollen  alle  14  Tage]  die  Strassen 
gesübert  werden.'  1528,  EEgli,  Act.  S.  noch  un-rein 
(Bd  VI  989).  Von  Wasserläufen  uä.  ,Der  vogt  [zu 
ZEgl.]  sol  ...  den  wyger  sübren,  das  das  wasser  sin 
usgang  uff  die  müli  haben  möge.'  1555,  Z  RM.  .Herr 
buwherr  sol  die  Limmagt  in  der  statt  durchnider  an 
beiden  pörtern  süberen.'  1577,  ebd.  S.  auch  rümen 
(Bd  VI  918),  ferner  Ruet  (ebd.  18'27)  Vom  Instand- 
stellen von  Wiesen,  Weide-  und  Waldland;  spec.  von 
der  im  Frühjahr  stattfindenden  Säuberung  der  Wiesen 
(Alpweiden)  von  Steinen,  Holz,  insbes.  auch  von  den 
Resten  des  im  Herbst  vorher  verzettelten  Dängers 
AaF..  Leer.;   BsL.:   B:   Gl:  Th;  Z;    meist  abs.     Syn. 


Sab,   seb.   sib.   sob.   sub 


blitzen  II  (Bd  IV  2013);  schönen;  steinen.  Mer  wand 
gon  sübere".  Händ-er  scho"  g'süberet?  Vgl.  auch  Süber- 
Hüf  (Bd  II  1048);  -Rechen  (Bd  VI  111);  Ab-Bichel 
(ebd.  167).  Wo  mir  cum  Siibere"  (.Reinigen  der  Alpen 
von  Steinen')  hei"'  sind.  .THefti  1905  (Gl).  .Gesäubert 
mussten  die  Alpen  von  den  Steinen  werden,  welche 
durch  die  Verwitterung  der  Felsen  von  Zeit  zu  Zeit 
auf  die  Alpweiden  fielen.'  JMHungerb.  1852.  ,[NN. 
sollen]  die  weid  sübren  unz  an  die  marcb stein.'  um 
1400,  ZPlunt.  Offn.  ,[Landanimann  Joh.vonFlüe  er- 
zählt, er  sei  einmal  mit  seinem  Vater  im  Melchtal  in 
den  Bergmatten  gewesen,  da]  wollt  sin  vater  die  dorn 
usshowen  und  die  matten  damit  sübern,  in  dem  kerne 
der  tüffel  und  würffe  sin  vater  durch  ein  dorngehürst 
ein  rein  ab.'  1488,  Obw.  ,1m  ertrich  [machten  NN. 
einen  Geldfund,  als  sie]  gewägot,  die  güeter  gesüberot.' 
1531,  Z  RB.  ,So  ...  einer  seine  güeter  selbs  nit  bauwen 
wolt,  ...  der  mag  ...  die  wisen  zue  zeunen,  seubercn 
und  heuwen  wol  verdingen.'  1544,  Streitschrift  1713. 
,Als  sy  im  herpst  ire  wissen  gesiiberet ...'  1598,  Z  RB. 
,4  Taglöhne,  die  Wiesen  zu  säubern,  ä  12  ß.'  1797, 
Z  Haush.  Von  Urbarisierungsarbeiten.  ,[Von  den  ,aus 
den  nordischen  Landen  ausgezogenen'  ersten  Ein- 
wohnern der  Schweiz  erzählt  die  Sage,  sie  hätten]  in 
der  Nachbarschaft  der  mit  ihnen  gezogenen  Tiguri- 
neren,  Tuginer  etc.  Unterschlauff  gesucht  und  die 
Talgeländ  gegen  dem  Alpgebirg  gesäuberet  und  wohn- 
bar gemacht.'  Leu,  Lex.  ,N.  hett  ein  wuostlendi  ge- 
sübert,  ist  ungefar  an  wysen  und  äcker  5  juchart.' 
Anf.  XVI.,  Z.  Oft  mit  Synn.  ,Säubern  und  schwenden.' 
JMHdngerb.  1852.  ,Reuten  und  saubren';  s.  rieten  (Bd 
VI  1737),  auch  raten  (ebd.  1808  u.).  ,Usrüten,  stocken 
und  sübren  und  steinen';  s.  üs-rüten  (ebd.  1810).  .Ru- 
ten, süberen  und  uftuon';  s.  un-ge-büwen  (Bd  IV  1957). 
Ausstocken,  durchforsten.  ,Das  Gaabholz  ...  sol  vor 
Georgentag  aus  dem  Wald  geschaft,  keineswegs  aber 
stehen  gelassen  werden,  sodann  der  abgeholzte  Platz 
ohne  Anstand  gesäuberet  und  wiederum  mit  einem 
Graben  frisch  umgeben  oder  sonsten  vor  allem  Viehe 
wohl  verwahret.'  1781,  Bs  Waldordn.  .Der  junge  Auf- 
wachs soll  ...  von  dem  schädlichen  Gesträuch  ge- 
säuberet und  erluftet  werden.'  ebd.  Vom  Beseitigen 
der  überflüssigen  Schosse  am  Weinstock  Z;  Syn.  bl- 
naugen  (Bd  l  137);  läublen  (Bd  III  958);  er-brechen  (Bd 
V  330);  ver-zwicken.  ,Vor  dem  Herbst  [soll  man  die 
Reben]  wieder  säubern.'  1593,  Z  Lehenbr.;  s.  noch 
gerten  (Bd  II  442).  ,Die  schoss  süberen';  s.  rätsamen 
(Bd  VI  1619).  Einen  Kirschbaum  s.,  die  Kirschen 
pflücken.  [Bauer,  auf  dem  höchsten  Kirschbaum  keck  in 
die  obersten  Äste  steigend:]  Ich  ha"  De-  scho"  zwanzig 
Jör  g'süberet,  noch  nie  ist-mer  es  einzigs  [ChriesiJ  dra" 
'blibe".  Dorfkal.  1859  (B,  wohl  oAa.).  —  b)  refl.  <x)  von 
Personen,  ,den  Unflat  wegfegen,  waschen'  B  (Zyro). 
Das  ist  en  dreckigi  Arbeit,  da  megen  -  mer  -  sich  ei"mel 
denn  siberren  BHa.  ,[A.  beschuldigt  den  B.,  er  habe 
sich  zu  einem  Diebstahl  seine  Abwesenheit  zu  Nutze 
gemacht]  als  er  in  den  see  gangen  wer,  sich  sibren 
wollen.'  1474,  Z  RB.  ,[Der  Tuchscherer  A.  klagt  auf 
B.,  er]  habe  ine,  als  er  geswerzet  hett,  under  sin 
antlit  gestrichen,  und  als  der  gemelt  B.  ein  tuoch  an 
der  band  hette,  neme  er  das  by  eim  ort  und  wüste 
sich  daran;  da  striche  er  im  aber  mit  der  swerzigen 
hand  under  sin  antlit,  das  er  wider  nach  dem  tuoch 
griffe  und  sich  aber  sübren  wölte.'  1475,  ebd.  Vom 
Rasieren  (vgl.  stiber  1  b):  [N.  wirft  sich  in  den  Sonn- 


tagsstaat] wo-n-er  sich  mit-eme"  Schermesser  g'sübered 
g'ha"  het  Bs  (Seiler).  Übertr.,  sich  rechtfertigen.  Iez 
tied-ech  da  siferre"!  Aufforderung,  Rechenschaft  abzu- 
legen BGr.  (Bärnd.  1908).  —  ß)  (nach  Angaben  aus 
Ap;  BoE.,  Hk.;  GRh.  anscheinend  auch  intr.)  von  Vieh, 
insbes.  von  Kühen,  in  B  lt  vRütte  auch  von  Schweinen 
und  Schafen,  spec.  „die  Nachgeburt  von  sich  geben 
Aa";  Ap;  B;  „L";  GRh.;  U;  W;  vgl.  Süberi.  Die  Kuh 
het-s"ich  nit  g'siferet:  s'i  het  d'  Richti  noch  in-ere"  WMü. 
Du  isch  allweg  Öppis  nid  g' recht  mit  der  Cime,  si  wo'tt- 
sicA  neue"  nit  safere"  B  (AvRütte).  .Wenn  eine  Kuh 
gekalbet  hat.  ...  so  soll  man  der  Kuh  eingeben,  damit 
sie  sich  besser  säubere.'  HZarler  1898.  —  y)  von 
Sachen.  ,[Dem  Schulmeister  scheint  für  ein  Kleid] 
Halblein  das  Beste  und  Kommodste :  es  süferet 
sich  immer  von  selbst.'  Gotth.  [Der  Samstag  ist  er- 
freut] wenn  er  durch  die  g'wischte"  Gasse"  göt  und 
sieht,  wie  Alles  flink  und  nett  sich  vor  de"  Hüser  g'süfret 
hei.  FrBecker  1860.  Vom  Himmel,  sich  entwölken 
Ap;  GW.;  Th;  ZW].;  Syn.  sieh  butzen  (Bd  IV  2015). 
Hut  wird  's  naeh  schön  [prophezeite  ich  am  Morgen 
eines  Regentages]  und  denket  nw,  der  Himmel  hät-sich 
g'süberet,  und  z'Abig  ...  Sunne"schin.  Sohwz.  Frauenh. 
1905(ZW1.).  Uneig.  , [Der  mit  dem  Steigerungsbeamten 
unter  einer  Decke  steckende  Kaufliebbaber  gibt  ein 
Zeichen]  wenn's  gut  ist,  und  d'  Stube"  sich  g'süferet 
het.'  Gotth.  —  un-ge-sübert.  ,Ein  stuck  u.  agstein.' 
1586,  Bs  Kunstsamml.  1907.  S.  auch  un-ge-rümt  (Bd 
VI  921). 

Zu  1.  Die  Form  suben"  lehnt  sich  an  den  Comp,  sübertr 
an.  Zu  2  vgl.  ahd.  süberen,  -..«,  inh'l.  sübern,  eiubern,  dazu 
Gr.  WB.  VIII  1857;   Martin-Lienh.  II  331/2.     Vgl.  gleichbed. 

rätoroill.    *ehul>rntr,    *rhitb.  r,jntr    mit    sehubriument,     Reinigung. 

ab-:  1.  eig.,  wie  nhd.  Vom  Reinigen  der  Wiesen  im 
Frühjahr  (s.  unter  süberen  Sp.  82  u.):  .Von  Arbeiten 
im  Merzen:  ...  Die  Wiesen  absäubern,  mit  der  Sense 
übergehen  und  hobeln,  die  Scherhauffen  davon  ab- 
stossen.'  EKönig  1706.  —  2.  uneig.,  Jmd  ohne  Um- 
stände, barsch  abweisen,  abfertigen,  abschütteln,  aus-' 
zanken,  schelten  AAFri.;  BsL.;  B.  ,[Das  Mädchen  ist 
brav]  es  ist  de""1  nit,  dass  öppen  en  Iederer  mit  ihm 
mache"  chönnt,  was  er  wett,  potz  Türk,  du  solltest 
sehen,  wie  es  sie  absüferet,  wenn  ihm  Einer  z'  nach 
chunnt,  bsungerbar  vor  de"  Lüte".'  Gotth.  ,Es  ist 
wirklich  eine  strenge  Sache,  so  abg'süfert  zu  sein  von 
Jemandem,  dem  man  das  Vertrauen  geschenkt  [wie  der 
von  seinem  Geschäftsführer  vor  die  Tür  gestellte  Hans- 
'joggi].'  ebd.  D'r  Vetter  chönn  selber  nache"schuehne" 
[erklärt  das  auf  Grund  seiner  ungenügenden  Bericht- 
erstattung gescholtene  Mädchen],  wenn  er  Ei"')»  de"" 
für  alÜ  Müej  noch  so  absüferi.  MWalden  1880.  Mit 
adv. Bestimmung.  So  u"verschanthet-er-7nic''  abg'süferet ! 
B.  ,Aber  wohl,  Der  hat  mich  schön  abg'süferet  [der 
Doktor  das  Meieli,  das  ihm  Übeln  Willen  vorhielt].' 
Gotth.  Er  isch-mv''  cho"  um  Bürg  frage",  aber  De" 
han-ieh  nit  übel  abg'süfered  BsL.  (Seiler).  S.  auch 
noch  Bäreten  (Bd  IV  1442).  Mit  einem  Vergleich. 
Dir  heit-mich  gester  abg'süferet  wie-n-e"  Schuelerbueb. 
MWalhen  1880.  ,[Gretli  dachte:]  Nicht  einmal  fragen 
dürfe  es;  sage  es  ein  Wort,  süfere  die  Mutter  es  ab  wie 
einen  Hund,  der  ob  dem  Fleische  gewesen.'  Gotth.  — 
üf-:  auf-,  herausputzen;  Syn.  äf-butzen 3  (Bd  IV  2019). 
,So  ein  ufg'setztes  und  ufg'süferets  Meitschi.'  Gottb. 
er-:  verst.  süberen,  gründlich  reinigen.  ,Erseü- 
beren,  vom  wuost  erläsen,  interpurgare.'  Fris.;  Mal. 


s.-, 


•Sali,  seb, 


»1».  sub 


36 


Von  Grundstücken.  ,NN.  habint  ein  holz  erkouft 
für  fry  ledig  eigen,  dasselbig  sy  grüt,  kollet  [Bd  III 
208]  und  ersüberet  habind.'  1534,  ZGreifensee.  ,[Die 
Bürger  von  LNeud.  verlangen,  man  solle  vom  Schwand- 
moos] dreien  oder  vieren  allwegen  ein  Stück  zusam- 
men geben,  dass  sie  es  miteinander  graben  und  er- 
sübem.'  Anf.  XVII.,  MEsterm.  1875.  Refl.:  ,Gegen 
Verunreinigung  des  Bettes  lässt  man  das  Kleine  am 
Charfreitagmorgen  beim  Zslänten  unbeschrieen  in  ein 
frisches  Grab  sich  ersäubern  (eine  dreifach  gesteigerte 
Unmöglichkeit).'  Rochh.  1857.  —  Auch  nihil. 

üs-:  bis  auf  den  Grund,  gründlich  säubern.  Me" 
hält  d'  G'mein  g'rad  einist  e"Mi"  usg'süferet  |wenn  man 
die  armen  Leute  austriebe].  EMüller  1897.  ,Gib  einer 
Geiss  Rettich  zu  essen  Tag  und  Nacht,  milch  sie  dann 
und  brauch  die  Milch,  sie  säubret  den  Magen  glat 
auss.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  ,Für  das  Kaltweh. ..so 
nämend  eine  Baumnus  und  säuberen  sei  wohl  aus... 
und  fallend  eine  Spin  und  tund  sei  in  dei  Nusschallen 
[usw.].'  Arzneib.  1822.  ,NN.  sollen,  was  an  Turm- 
mauern zerstört  worden,  widerum  ausbessern  und  den 
Dachstuhl  aussäubern.'  1647,  AaK.  Mit  Verschiebung 
des  Obj.  Die  Nir''{ieburt  üssüfere",  von  der  Kuh  nach 
dem  Kalben  BBe.  (Dan.).  ,Unbewüsst  ist  mehrsteils 
aller  alten  bistumben  urhab,  weil  anfangs  der  christ- 
lichen religion  die  heidnischen  abgöttereien  in  ländern 
nicht  einsmals  haben  aussgeseuberet  und  dem  waaren 
glouben  underworffen  werden  mögen.'  Wurstisen  1580. 
—  use"-:  säubernd  hinausbefördern.  Einstimmig use"- 
g'süferet  [wird  ein  gewesener  Sträfling  aus  einer  Ge- 
sellschaft]. EMüller  1900. 

ver-:  verst.  süberen.  I.  a)  meist  refl.  „AA"Leer.; 
Bs;  „LE.";  SL.;  Th;  U;  Zg;  Z  (so  Febr.),  doch  auch 
intr.  AaF.,  Ke.;  ApI.,  M.;  BsL.;  GLObst.;  GA.:  Tu;  Z, 
=  sfiberen  2  b  ß.  D'  Ghue  hät(-sich)  versüberet,  hät(-sich) 
noch  nüd  versilberet.  ,Wann  sich  ein  Kue  nit  ver- 
süberen  (eine  Kuh  nicht  versäubern)  wil(l):  Nimm 
[usw.].'  Arzneib.  1710.  1822.  .Versäubern.  Abgang  der 
Nachgeburt.'  Arch.  Vet.  S.  noch  Bichti  (Bd  VI  463). 
In  rohem  Scherz  auch  von  einer  Frau:  Wo  si 's  merkt, 
dass  der  Ma""  nümmer  da  ist,  steigt  sie  [eine  Kind- 
betterin]  zum  Bett  üs  —  und  hed,  der  Hagel,  bloss 
auch  versüberet  —  und  gäd  in'n  Keller  abe"  und  sauft 
das  Fässli  voll  Wi"  üs.  Wolf.  Baurengespr.  —  b)  refl. 
Bs,  intr.  AaEIit.,  von  der  Reinigung  der  Nase.  Hesch- 
dich  bald  versüferet?  Er  duet-sic''  versüfere",  ,böswillig 
von  einem  Menschen,  der  schneuzt  udgl.'  Bs  (Linder). 
Du  gibst  e"  schöner  Burst,  wenn  d'  e"mdl  versüberet 
hast,  wenn  du  eine  saubere  Nase  hast  (iron.)  AaE1h\ 
Mit  Übjektverschiebung.  säubernd  entfernen:  ,Wenn 
man  dem  habichen  das  haupt  purgieren  wil  [soll  man 
Pfeffer  usw.  pulverisieren]  ...  das  solt  du  im  seuber- 
lichen  in  die  nasen  blasen;  denn  so  stell  in  an  war- 
men Sonnenschein,  biss  dass  aller  rotz  verseuberet 
und  das  houpt  gnuogsam  davon  gereiniget  ist.'  Vohelb. 
1557.  —  c)  durch  Erbrechen  sich  reinigen.  ,So  dise 
tier  [Kröten]  in  leib  kommend,  sol  man  dem  menschen 
mit  öl  und  lauwem  wasser  zuo  hilft'  kommen,  dass  er 
stark  sich  verseubere  und  kotze.'  Tierb.  1563.  —  d)  red. 
TbHw.,  intr.  Z,  beim  Kartenspiel  sich  schlechter, 
fataler  Karten  auf  gute  Art  entledigen.  So,  iez  hctt- 
ich(-mich)  versüberet,  sagt  ein  Spieler,  der  alle  unbe- 
quemen Karten  (die  sog.  Brettli,  den  Mist)  hat  ,an- 
geben'  können  und  nun  über  lauter  gute  Stichkarten 
verfügt.  —  2.  Eine"  v.,   Jmdm   ,das  Zeit  ausputzen', 


den  Meister  zeigen,  ihn  abkanzeln  oBs  f  (Seiler).  — 
Ver-suberung  f.  ,üie  letzsten  monat  [der  Schwan- 
gerschaft] fahet  es  [das  Kind  im  Mutterleib]  ans  einen 
härm  zu  lassen  durch  die  glieder,  so  darzu  verordnet 
sind...  aber  durch  den  aftem  hat  es  kein  reinigung 
noch  verseuberung.'  Ruef  1554. 

Vgl.  Cr.  WB.  XII  1042.  1  a  auch  schwäb.  (Fischer  II 
1287)  und  eis.  (Martin-Lienh.  II  :;:J2J. 

weg-:  wegputzen.  , Den  auf  das  Fundament  [eines 
Baues]  gefallenen  Unraht  wegsäubern.'  JHFXsi  1696. 

Süberkeit  f.:  wie  nhd.  Sauberkeit;  ,pulizia'  PA1. 
(Giord.).  .Die  Sauberkeit,  reinigkeit,  lauterkeit,  mun- 
ditia,  lautitia,  mundities,  nitor,  puritas,  sinceritas.' 
Fris.;  Mal.  ,Specificum  cosmeticum  zur  Sauberkeit 
des  Leibs  [unter  den  Arcana  des  Doctors  N.  aufge- 
zählt].' 1710,  L. 

süber-lächt,  -lachtig:  hübsch  SchwE.  's  Mali- 
anneli,  es  grad  ufg'schossnigs,  süberlächts  Maitli. 
MLien.  E"  Schübel  Maitli  . . .  eini  siiberlachtiger,  wo 
ist  die  Ander,  ebd. 

Un-ge-sfiber  (ä.Spr.),  in  der  lebenden  Spr.  U(nJ- 
ge-süfer  (bzw.  -%•)  —  n.:  1.  a)  Ungeziefer  Aa;  Bs;  B; 
LG.;  S;  U.  ,U .,  Ungeziefer,  was  unrein  ist  und  un- 
rein macht,  zB.  Läuse,  Wanzen,  wovon  man  befreit 
sein  will  und  soll'  B  (Zyro).  ,Als  Ungeziefer  oder 
umgedeutet  Ung'süfer  pflegt  man  in  einem  Atem  zu 
nennen  Lüs  u"d  Flöh  u"d  Wäntele".  Bärnd.  1904.  V(f 
dem  vile"  U.,  wo  Ei"'m  d'  Hut  verstupfe"  S  (Joach.). 
Von  geflügelten  blutsaugenden  Insekten  (Bremsen 
usw.):  Wenn  de"  Morge"  früe  's  U.  wiest  tuet,  se 
giht  's  uf  de"  Nöchmittag  es  Wetter  BsL.  Vou  dem  auf 
Pflanzen  schmarotzenden  Geschmeiss.  [Die  Vögel  ma- 
chen dem  arbeitenden  Landmann  viele  Freude]  und 
putzen- em  sini  Gärten  und  Felder  vom  U"g'süfer. 
Schild  1866.  Der  Bueb  het  vo"-mene"  Bäumli  ne" 
Spinnhuppelen  übe"  g'lese",  ...  het  de"  Wurm  vom  Blatt 
ii"  Bade1  g'räert  und  isch  mit ''em  Schueh  drüf  'tram- 
pet: Sackerdie  Ung'süfer!  het-er  g'maeht.  JReinh.  1905. 
S.  noch  weg-ramisieren  (Bd  VI  896).  RA.  Der  isch 
im  Tüfel  us  •'em  Ghessi  use"  'gumpt,  wo-n-er  's  Un- 
g'süfer g'chochet  het  Bs  (ASocin  zu  Seiler):  vgl.  auch 
Pfannen  (Lid  V  1105).  Aberglaube:  Stirbt  Öpper  i"-me" 
Hüs,  wo-men  U.  het,  seil -nie"  drü  Stück  dervo"  ne" 
und  zum  Toten  i"  Töte"baum  tue",  und  's  U.  vergöt. 
Schild  1881.  ,Und  haltend  wier  im  schiff  100  lebendig 
schaft'  und  ochsen  ...  und  seltsam  fügel  und  hubtlüs. 
gwandlüs,  filzliis  und  fluch  [Flöhe]  und  des  unge- 
sübers  vil  und  wentelen.'  Stockar  1519.  , Schaben, 
würm,  flügen,  wäspen,  hummel,  motten,  käfer.  spinnen, 
höwstött'el  und  waz  solcher  kleiner  tierlinen  ist,  wach- 
sent  alle  uss  vergifter,  böser,  schädlicher  matery  und 
wuost,  und  wo  nit  die  tierly  darus  wurdind,  erwüech- 
send  uss  demselben  fulen  wuost  grosse  schädliche 
prästen  oder  gschwär,  die  den  menschen  todtind.  deren 
wirt  er  durch  daz  ungsüber  ledig  und  fry.'  LJud  1531; 
vgl.  dazu  Flöhle  (Bd  I  1183).  ,LDas  Fangen  von 
Gewild  und  Vögeln  wird  verboten  bei  5  Pfd]  zuodem 
die  vögel  die  böum  schönen  und  das  ungesüber  dannen 
nemen.'  1551,  Sch.  S.  noch  Fasel  (Bd  I  1055).  Von 
menschlichen  Schädlingen.  .[  Wir.  Schultheiss  and  Bai 
zu  Solothurn  sehen  uns  zu  erneuten  Massnahmen  ver- 
anlasst seltsamer  Reden  wegen]  von  unnützen  rot- 
tungen, hin  und  wider  passierenden  frömbden  kriegs- 
lüten,   ouch   lnördern  und  brönnern  und  starker  ryf- 


87 


Sab,  seb,  sib,  sob.  sub 


fienern  [Bd  VI  671],  huoren  und  unpresthaftigen  bätt- 
lern.  deren  das  ganz  land  voll  ist,  und  wir  gesinnot 
sind,  sölliches  ungesüber  mit  der  rüche  zuo  vertriben.' 
1582,  SWbl.  —  b)  Geister,  Gespenster  B  (LTobler). 
—  2.  Schmutz,  Unrat.  ,[Verunreinigung  des  Stadt- 
baches durch]  wüschen  waschen  und  anders  ungsübers 
in  den  bach  tuon.'  1478,  Aar.  StR.  ,[Es  wird  bei 
Busse  alle  14  Tage  Strassenreinigung  anbefohlen,  denn 
bisher  seien]  die  gassen  und  Strassen  allenthalb  in 
der  statt  mit  müst  und  anderin  ungesüber  verleit  und 
bekürabert.'  1528,  EEgli,  Act.  ,[Man  soll]  mit  dem 
N.  reden,  das  er  . . .  alles  ungesüber  uss  dem  graben 
tüege.'  1568,  Z  RM.  ,Zuogetragener  grund,  ein  ort 
oder  platz,  dahin  man  allen  wuost  oder  ungeseubers 
einer  statt  hin  tragt,  schütt  oder  füert,  ein  gemeine 
schütte,  locus  congestitius.'  Fris.;  Mal.  Bildl.  von 
moralischem  Unrat,  Greuel.  .Fallt  ouch  das  falsch 
vertruwen  in  die  lüselbycht  hin,  da  wir  vermeint 
habend,  so  wir  unser  ungsüber  der  sünd  dem  schlafen- 
den münch  in  das  or  geschleicht,  habind  wir  nach- 
lassung der  sünd  erlangt.'  Zwingli.  .Als  ich  nun 
hinein  gangen  was  [in  das  durch  Abgötterei  entweihte 
Heiligtum]  ...  da  was  ein  ungeseuber  der  bilden, 
allerlei  gewürms  und  des  vychs,  auch  allerlei  bilden 
des  hauss  Israels.'  1530/89,  Ez.;  p-axaia  ßSsXÜYuaxa. 
LXX. 

Volksetyra.  Umbildung  aus  ,Un-ge-ziber',  U"-[g'-Jzi/er  (so 
heute  ausschliesslich,  gew.  mit  -i-.'l  mit  Aulehuuug  au  süber, 
safer.  Bezeichnenderweise  ist  sie  in  der  lebenden  Spr.  (mit 
Ausnahme  von  U)  auf  das  Gebiet  beschränkt,  wo  das  Adj. 
in  der  Form  aüfer  erscheint,  während  sie  da  nicht  stattgefunden 
hat,  wo  rv.7 -/;'/"'  neben  süber  steht.  Bed.  la  ist  also  die 
ältere,  Bed.  2  erst  im  Anschluss  au  die  Hauptbed.  von  süber 
entwickelt. 

Süberer  m.  ,Ein  wüscher,  seuberer,  converritor, 
depurgator.'  Fris.;  Mal. 

Vgl.  Dr.  WB.  VIII  1853.  Als  bergmännischer  Spezial- 
ausdruck  auch  steir.  (Ünger-Khull   518). 

Süberet  m.:  ,die  Zeit,  wo  man  zB.  die  Wiesen 
von  Steinen  sübert.'  Dial.;  vgl.  süberen  (Sp.  82/3). 

Suberete",  in  „Gr  Süberte""  —  f.:  1.  Nom. 
act.,  Säuberung.  E"  Suberete"  ha",  unter  den  Be- 
amten bei  einer  Staatsumwälzung  Z  (Spillm.).  ,Leder- 
wascheten  und  Säuberten  sollen  im  hintern  Löwen- 
graben nicht  Statt  haben.'  1595,  Gfd  (L).  —  2.  concr. 
a)  Abraum  von  Wiesen,  Gartenland  usw.,  .abgefallenes 
Laub  und  Reis,  das  im  Frühling  den  Hecken  nach 
und  auf  den  Wiesen  zsgerecht  wird'  AABb.  (Frey); 
ScnSt.  (Sulger);  Syn.  Ze-sämen-Becheten.  .Soll  kein 
sog.  Säufertehäufen  verbrannt  werden.'  Bs  Waldordn. 
1814.  —  b)  Nachgeburt  der  Kühe  AABb.;  ScHSt.;  Th 
Mü.;  Z.  Syn.  Beini  3  (Bd  VI  992).  -  c)  „das  erst 
abgefallene,  meist  wurmstichige  Obst  Gr."  —  d)  ,Si- 
berte",  =  Anke"-Druese"i  [Rückstand  beim  Buttersieden] 
GrU.  (Anna  Schilling). 

In  Bed:  2  b  auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  332).  2  d  ist 
nicht  bestätigt,  übrigens  auch  durch  die  Form  auffällig,  da 
GrD.    ii   nicht  entruniiet.    • 

Süberi  Aa;  B  (Zyro,  in  G.  Sü'beri  neben  Sü'ftri); 
Gl;  Gr;  G  (allg.,  in  A.  -«-):  Tu;  Z,  Suberri  PA1. 
(Giord.),  Süferibzw.  -I-  B.(inE.-M-);  LE.;  W,  Silfri 
(bzw.  -i-)  BGr.,Si.  —  f.:  ^Sauberkeit  Aa;  Ap;  B;  Gl; 
GrD.;  PAL;  Th;  Z.  Es  ist  md  wit  her  mit  der  S.  Aa;  B; 
Z.  Es  glänzt  Alls  vor  S.,  Das  ist  e"  S.  i"  d'ere"  Stuben 
ine"!  ebd.    E"  S.  isch-es  g'sl"  [im  Haus  auf  dem  Rütli], 


es  hat  Alls  g'spieglet.  CStreiff  1904.  ,Die  sübere 
(saubere),  Sauberkeit  oder  fiätige  gfalle  dir,  puritas, 
munditise  tibi  placea(n)t.'  Fris.;  Mal.  —  2.  concr. 
a)  die  Streue,  die  man  durch  das  Sübere"  auf  den 
Wiesen  erhält  ThHw.  —  b)  die  Nachgeburt  (Mutter- 
kuchen) beim  Vieh  und  andern  Tieren  Ap;  B;  Gl; 
Gr;  LE.;  G;  Th;  W;  Z.  D'  S.  ist  no<>'  irädli''-  fuert- 
g'gange",  wenn  sich  eine  Kuh  schnell  versüberet  hat 
ApLb.  Vgl.  auch  Bärnd.  1904,  427;  1908,  337.  —  c)  erste 
Milch  einer  Kalberkuh  GWe.  (Senn-Rohrer);  Syn. 
Biest  (Bd  IV  1795).  —  Ahd.  sübn. 

Chue- Süferi:  =  dem  Vor.  2  b.  G'schliferig  wi'-n-e" 
Ch.  Barnd.  1904. 

„Stern(en)-.S'ü/eW:   1.  Sterne"- S,  Sternschnuppe. 

00.  [LE.?].  —  2.  Stern-S.,  Schäumwurm  BO." 

Zu  1  vgl.  die  RA.  vom  Schnäuzen  der  Sterne.  2  davon, 
dass  die  Schaumhüllen  der  Tierchen  vom  Volksglauben  als 
Niederschlag  der  Sterne   aufgefasst  werden?     Vgl.  das  syn. 

Iiwifjrr-Sjiäuz. 

Sübering    (bzw.  -»-),    in    LE.    „Süferi"g"    —   f.: 

1.  Nom.  act.,  Säuberung  B  (Zyro).  .Seuberung,  reini- 
gung,  (ex)purgatio,  puriricatio.'  Fris.  ;  Mal.  Spec.  von 
der  Säuberung  einer  Viehweide,  eines  Wasserlaufes. 
Als  der  Weidgang  noch  im  Gebrauch  war,  besammelte 
sich  zu  Anfang  des  Frühlings  auf  einem  bestimmten 
Punkte  der  Gemarkung  die  Gemeinde,  aus  jedem  Hause 
wenigstens  eine  Person,  zur  Säuberung  des  Weidgangs. 
Nach  Verlesung  der  einschlägigen  Verordnungen  durch 
den  Vogt  sammelte  man  Gras  und  dürres  Holz,  das 
unter  Jubel  verbrannt  wurde  SchKI.  (LTobler).  ,[Nach 
den  Bleichermeistern  an  der  Sihl,  die  wie  die  Herren 
der  Kommission  den  Bau  einer  neuen  Wühre  schon 
wegen  der  damit  verbundenen  Säuberung  des  Schiff- 
wegs für  vorteilhaft  halten,  ist  die  allgemeine  Mei- 
nung] dass,  wenn  künftighin  die  Furt  des  Wassers 
mit  mehrerer  Süberung,  weder  die  Zyt  haro  beschehen, 
in  Obacht  gezogen  werde,  dass  uff  solchen  Fahl  weder 
sy  noch  Andere  desnahen  etwas  Schadens  zu  gefahren 
haben  werdind.'  1637,  Z.  Uneig.  [Ich]  meine",  dö  [in 
einer  gewissen  Gemeinde]  hebi"d-s'  auch  S.  nötig.  Z. 
—  2.  concr.,  =  Süberi  3  b  BoE.;  GrTIis;  „LE."  —  Mhd. 
süberunye.     2  auch  eis.  (Martin-Lienh.   II  332). 

süberli(ch),  -l^ch,  -lig  (bzw.  -»-)  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
Gl;  L;  G;  S.hw;  S;  Th;  Obw;  Z,  stlf-  (bzw.  sif-) 
AaFh.;  Bs;  B;  PPo.;  S;  W:  wesentlich  wie  nhd.  säu- 
berlich. .Seüberlich,  rein(igklich),  munditer,  pure, 
laute.'  Fris.  ;  Mal.  1.  a)  =  süber  1  o,  doch  gew.  nur 
i.  S.  v.  reinlich  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  G;  Th;  W;  Z. 
Von  Personen,  bes.  weiblichen.  Sind-er  s.?  Machsch 
s.?  (AaFh.),  auch  S-,  s.?  Grussfrage  beim  Vorbeigehn 
an  waschenden,  fegenden  Personen  Aa;  Z.  Ahnlich  als 
derb-scherzhafter  Gruss:  Ä,  s.,  Dreckloch?  AaFh.  E" 
s-i  Frau  (Jumpfer,  Magd,  Chöchi").  Si  ist  nid  di 
S-(iJst.  ,Es  wäre  doch  ein  himmelweiter  Unterschied, 
eine  süferlichi  Frau  zu  bekommen  als  so  ein  Mist- 
loch, so  ein  ungewaschenes  Tier.'  Gotth.  ,Bäbi  sig 
ganz  es  Angers  als  so-n-en  Burentotsch  [rühmt  die 
Mutter]  ...  süferlig  und  arbeitsam  und  geschickt.' 
ebd.  ,0  die  armen  Heiratslustigen!  ...  sie  meinen, 
sie  nehmen  eine  ordentliche,  säuberliche  Frau  und  ist 
endlich  nichts  Anderes  denn  eine  Hotsch.'  B  Hink. 
Bot  1865.  ,Sie  war  in  Allem  sehr  siberlig  und  appe- 
titlig'  Bs  (JMähly).  Die  ist  hc<slich  und  süberli  dezue, 
Die  u-oltt-ich  [denkt  der  Freier  angesichts  der  sorg- 
fältigen Käseesserin,    welche    die. Rinde    eben    recht, 


Sab,  seb,  sib,  sob,  sub 


weder  zu  wenig,  noch  zu  viel,  abschabt],  JRoosl894; 
auch  schon  JBEgli  1871.  Si  ist  wschicklig  und  süferlig, 
empfiehlt  ein  Pfarrer  seine  Magd  BsLie.  Er  ist  s.  im 
Stall,  hält  den  Stall  sauber,  in  guter  Ordnung  Ai-Lb. 
Du  bist  gär  vil  «'  gruselig  und  söberlig  ['.]  dehäm  |  wirft 
Vetter  Tobias  dem  Ratsherrn  Christoph  ein,  der  die 
schlechte  Ordnung  im  Waisenhause  rügt].  Bürgerfr. 
1825  (äp).  S.  fderhcr)  cho",  reinlich  gekleidet  Aa; 
Ap;  S.  ,Man  sol  die  jugent  fyn  underrichten,  wie  sy 
mit  inen  selbs  süberlich  syn,  es  sye  in  kleidung  oder 
auderm  ...  in  Sonderheit  mitt  dem  entladen  des  harns 
und  lybsnottdurft.  das  sy  solches  anheimsch  verrichten 
. . .  wann  aber  zwüschen  der  schuolzyt  einem  der- 
glychen  ettwas  manglete,  sollend  die  schuolmeister 
dieselbigen  dazuo  halten,  das  sy  in  solchem  ouch  be- 
huotsam  und  süberlich  syent.-  1594,  L  Pestbüchlein. 
Von  Tieren.  D'  Chatz  ist  e(s)  s(s)  Tier(li)  Ap;  B;  Th. 
,Die  Katz  ist  vor.  aller  siner  Art  und  Natur  ein  süberlich 
hoffertig  Tier,  dannenhar  das  Sprichwort  katzenrein 
erwachsen  ist  und  uff  die  Menschen  gedüttet  würdt, 
die  sich  ouch  so  gern  mützent  und  pflanzent.'  RCvs. 
Selten  von  Sachen :  D'  Chuehi  isch  heiter  und  süberlig 
mit  Melchtre"  und  Zuber  wiss  wie  Sehne.  JHofst.  18G5. 
Adv.  »Sr.  a"richte";  s.  Rub  (Bd  VI  17).  S.  auch  rätlich 
(ebd.  1616).  S.  abbutze"  uä.  Vgl.  3a.  Woder  N.nochdem 
z'  Nacht  de"  Löffel  ableid  und  e"  noeh  süberli  am  Tisch- 
tüechli  abbutzt.  AzurGilkex  (L).  ,Den  mund  und  d  band 
wasch  süberlich,  wenn  d  gessen  hast,  gar  fiyssigklich.' 
Fris.  1562.  —  b)  in  moralischem  Sinne.  Anständig: 
,[Der  aus  Mitleid  ins  warme  Haus  aufgenommene 
Räuschling  und  seine  Begleiter  hätten]  in  sinem  cle- 
gers  huss  biss  am  morgen  verharret  und  benamen 
durch  die  nacht  nit  gar  ein  süberlichs  leben  gehept, 
sonder  wüest  gesudlet  und  gemachet.'  1534,  Z  RB. 
, Süberlich,  künschlich,  rein,  eerlich,  caste."  Fris.;  Mal. 
—  c)  gründlich,  völlig.  [Dem  durch  das  Erdbeben 
verwüsteten  Basel  zur  Verfügung  gestellte  Hilfsmann- 
schaften] hend  der  Wuest  und  der  Schutt  gar  siferlinett 
us  dem  Weg  g'rümt.  Firm.  (BsStdt).  Ei'"m  süiferlich 
glichen  PPo.  —  d)  glatt,  ohne  Anstand?  [Nach  der 
Primarschule]  chund  d'  Gwirb-  und  Fortbildi-gsschuel, 
de""  d'  Rekrfite"schuel,  und  wänn-s'  [die  jungen  Leute] 
dert  nid  säberli  mögi"d  g'schliife".  so  chund  de""  erst  nuch 
d' Sträfschuel.  Schw  Gespr.  —  2.  a)  wie  süber  2,  „sau- 
ber, nett,  schön",  hübsch,  fein  BLangn.(Däi).);  GLÜbst. 
(, immer  affektvoll  gebraucht');  W;  „allg."  ,Seuberlich, 
zierlich,  hübschlich, eigenlich,  one  fäll, eleganter,  nitide, 
polite,  emendate,  ornate.'  Fris.;  Mal.  Das  ist  doch 
e"  süberliche'  Garte"  GLÜbst.  ,[Die  Kirche  zu  St  Theo- 
dul  in  WSitten]  soll  gemacht  werden  mit  einem  wol- 
gehauwnen  süberlichen  gewelb.'  1514,  W  Blätter  (Copie 
von  1669).  Von  der  Kleidung,  äussern  Erscheinung 
von  Menschen.  ,Das  evangelium  will  sy  [die  Einig- 
käufer, Monopolpächter]  für  publikanen  usgeben,  das 
mögend  die  süberlich  zopfeten  gesellen  nit  erlyden.' 
Zwingli.  ,[Ein  Ehemann  beklagt  sich.über  seine  Frau, 
dass]  sy  synen  gar  nützit,  sonder  allein  irer  zierd  und 
becleidung  achte,  das  die  süberlich  und  wesenlich  ge- 
staltet [sye]  und  daran  alle  ding  eigenlich  und  wol 
geprissen  und  geschnüeret.'  1546,  ZRB.;  vgl.  auch 
brisen  I  (Bd  V  791).  ,Seüberlich,  kostlich  und  hurtig 
bekleidt,  laute,  candide  vestitus;  zevil  s.  oder  zekost- 
lich  bekleidt,  meer  dann  es  yenen  zieme,  mundior 
iusto  eultus;  aussgebutzt,  s.  aufgemutzt,  wol  geziert 
den  weiberen  zegefallen,  mundulus.'  Fais.:  Mal.    .Mit 


weer  und  harnest  zuo  dem  seuferlichisten  usbereitet', 
alte  Sturmordnung  Bs  (Spreng).  Von  der  Schrift:  ,[Die 
Zöglinge  der  deutschen  Schule]  soll  der  schuolmeister 
leeren  eine  fine,  guote,  dapfere  und  süberliche  schritt 
machen.'  F  Schulordn.  1577.  Vorn  sprachliehen  Aus- 
druck. ,Guot  verss  machen  und  ein  guoter  poet  sein 
ist  nit  gnuog,  seüberliche  latinische  Wörter  brauchen 
und  die  kein  figürliche  red  haben,  non  satis  est,  puris 
versum  perscribere  verbis.'  Fris.  ,Er  redt  wol  und  s., 
loquitur  laute;  s.  und  adelich  oder  artig  von  einem 
ding  reden,  geschwindigklich,  subtiliter  disserere; 
einer,  der  s.  und  eigentlich  von  einem  ding  redt,  oratione 
maxime  limatus  atque  subtilis.'  Fris.;  Mal.  Hieher (?): 
.[Wie  ein  Tropfen  Tunke  auch  bei  sofortiger  Beseitigung 
auf  dem  Tischtuch  eine  Spur  hinterlässt]  also  gibt  man 
uns  in  dem  handel  [mit  Egg  und  Faber]  nüt  so  süberlich 
noch  schynlich  für,  es  wirt  uns  etwas  müej  und  arbeit 
hinder  im  lassen.'  Zwingli  II*  498  (Seh.  u.  Seh.).  Von 
der  Lebensart:  ,Fryburg  hat  süberliche,  verständige 
und  geschickte  Männer,  sind  ein  gar  früntlich  tugent- 
lich  Volk,  Wyb  und  Mann,  gegen  Mengklichem  dienst- 
bar und  holdsälig.'  RCys.  ,[Landleute]  die  einer  solchen 
süberlichen  bürgerlichen  Manier  und  hofflicher  Sitten 
sind,  ze  Huss  und  sonst  in  allem  irem  Wäsen,  als  wären 
sy  von  allen  iren  Anen  und  Altvordern  har  vom  Adel 
oder  stattlichen  bürgerlichen  Lütten  erboren.-  ebd. 
—  b)  gehörig,  tüchtig.  Er  hät-e"  süferli  hai'"g 'schickt. 
tüchtig  abgefertigt  AaFh.  —  3.  =  süber  3;  nur  adv.  Da 
die  folgenden  Verwendungen  sich  vielfach  berühren  und 
in  einander  übergehn,  ist  eine  scharfe  Scheidung  unmög- 
lich, a)  sorgfältig,  sorgsam  Aa;  Bs;  L.  , Genau' W.  Su- 
berli hirte",  s.  tränke",  s.  fare"  icird  dem  Meistefr]  vil 
Sorgen  erspare"  L  (Ineichen).  Vgl.  Wander  IV  23.  De" 
Cliäs  süberli  schabe",  eben  recht,  nicht  zu  viel  und 
nicht  zu  wenig.  JRoos  1894.  Stich-si  [die  Leckerli] 
siberlig  üs,  de  hesch  jo-ne"  Leckerlifermli  Bs  Rezept. 
,Den  kochet  mir  [dem  Narren]  min  Gret  Rebrinde, 
die  wird  sy  wol  mit  Wasser  schmalzen  und  seuberlich 
mit  (»sehen  salzen.'  PSpicbtig  1658.  Wie  nhd.  (fein) 
säuberlich.  Gib  wie-n-i'h  fri  süberli  'tä"  ha",  was  ä" 
mich  g'heisse"  hest.  se  hättist-mer  "ume"  nie  kei"s  Gitzeli 
verert  [hält  der  Sohn  dem  Vater  vor],  Übers,  von  Luc. 
15,  29.  Dial.  (LE.).  [Während  des  Gesprächs]  hed  der 
Christeli  [auf  dem  Ofen]  zum  Schin  g'schnarchlet, 
weder  Allem  schön  süberli  abg'lost.  JBEgli  1871.  Der 
Pfarrer,  en  gueter  Herr,  hed-em  [einem  verdrehten, 
unredlichen  Gemeinderat]  schön  süberli  Alles  g'glaubt. 
ebd.  —  b)  schonend,  rücksichtsvoll,  artig,  manierlich 
Aa;  Bs;  L;  Th;  Z.  S.  mit  Er- in.  Öjipis  umgö".  ,Los, 
verfar  mir  süferli  mit  dem  Meitschi,  wenn  ich  dir 
raten  soll.'  vAlmen  1897.  ,Das  Beten  und  Lesen  sind 
[in  manchen  Häusern]  Frohndienste,  damit  Gott  nicht 
zürne...  sind  Kratzfüsse  und  Complimente,  die  man 
dein  mächtigen  Herren  macht,  damit  er  süferlich  mit 
Einem  verfahre.'  Gotth.  ,Der  König  gebot  (dem)  Joab 
und  Abisai  und  Ithai  und  sprach:  faret  (faren)  mir 
seuberlich  mit  dem  knaben  Absalom.'  1530/1707, 
II.Sam.:  .gelinde.'  1868;  ?etaao*£  u,ot  toü  naiäapiou  xoö 
'AßsacaXtop..  LXX.  -  c)  sachte,  behutsam,  vorsichtig 
Aa;  Bs;  B;  L;  S;  Z.  Nume"  (nw)  s.!  AALeer.,  Zof.: 
B;  S.  ,Mano',  sägen-ich  [zu  Einem,  der  mit  den  Fäu- 
sten licht],  ,nume"  süferlich,  's  got  nit  zum  Tode".'- 
JReixh.  1905.  Nur  süferli'*!  sagt  eine  Kranke,  wenn 
man  sie  aufhebt  und  sie  davon  Schmerzen  befürchtet 
AAZof.    Nur  hübschch'1"  still  und  süferli'''.'  empfiehlt  ein 


Ol 


Sab, 


ib,  sob,  Sllb 


Schneegansjäger  seinen  Genossen.  ALGassmanx  1908 
(SG.).  Iez  numme"  süferli  drusg'stellt  W"  üf  u"*  fürt 
gege"  d's  Wälschland  zue!  Selbstgespräcb  eines  Mannes. 
der  im  Begriffe  steht,  sich  von  seiner  Frau  weg  und 
aus  dem  Hause  zu  schleichen.  FEbers.  1897.  Dö  het 
der  Thedor  der  Möler  [einen  schwer  Verletzten]  süferli 
g'no"  wie- n -es  Chind  uf  d'  Arme"  und  isch  mit-em 
gägm-dem  Hüs  zue  ...er  treid  de"  Mann  uf  si"s  eige" 
Bett  und  leit  -  en  süferlig  ab  .  . .  und  süferli  het-er-en 
verbünde',  fest,  aas  's  nümme''  blüetet.  JReinh.  1907. 
[Im  Heuet  stellt  sich  der  Bauer  jeden  Morgen  vor  das 
Barometer]  er  döpperlet  dra",  z'erst  süferli  mit  dem 
Chnödli,  eisster  e"chlä"  checher:  De"  tuet  kei"  Wank. 
ebd.  [Wie  die  Hühner]  wenn-si  vom  Vogel  g'steukt 
g'si"  si",  nötisnö'h  süferli  irider  füre"  chöme"  us  den 
Egge"  und  luegen  und  spanifle",  eb 's  sicher  «ig:  so 
isch  's  au'h  [im  Tanzsaal,  wo  beim  Eintritt  des  Zucht- 
häuslers erst  Alles  verstummte]  lüter  irorde"  nötisnö'h. 
ebd.  1901.  So,  iez  's  Chäpseli  drüf  der  Rane"  [der 
Pistole]  süferlig  abe"!  Unterweisung  des  Knaben  beim 
Schiessen  am  Banntag.  Schwzd.  (BsLie.).  Lueg  dö  das 
Immli  nebe"  dra"  [neben  der  plump  und  derb  zu- 
fahrenden Hummel  |,  wie  süferlig  nit  füllt  's-es  a"!  Subtil 
sitzt  's  uf  der  Blueme"  Rand  ...  's  isch  niener  grob, 
potscht  nienen  a" :  manierlig,  was-me"  sage"  ka""l  Mey.- 
Mer.  1857.  ,Man  trank  ganz  süferli,  wie  es  ehrsamen 
Weibsleuten  geziemt.'  B  Hink.  Bot  1865.  ,[Der  Bauer 
vorlangt  vom  Buben,  er  solle  ihm  zutragen,  was  unter 
den  übrigen  Diensten  verhandelt  werde]  er  wolle  ihm 
dann  auch  sagen,  was  er  ihnen  sagen  solle,  öppe  dem 
Einen  hie  und  da  einen  Stich,  dem  Andern  aber  was 
Schönes;  aber  stüpf-se  geng  so  süferli  uf,  Ei°s  gege" 
d's  Angere"  ...  Der  Bube  machte  geng  süferli:  gsi 
gsü'  ebd.  1899.  , Kaufet  unter  der  Hand  süferli,  oder 
bindet  sie  [die  preiswert  scheinenden  Käse]  wenigstens 
an  [rät  ein  alter  Käsehändler].'  B  Volksztg  1902.  So 
,grob'  [wie  die  frühem  Klosterstürmer]  darf  der  heu- 
tige Freisinn  allerdings  nicht  dreinfahren  ...  Das  ,alte 
Wesen'  hat  kräftige  Fäuste  und  deshalb  muss  man 
.süberli'  vorabnehmen.  Zitputzer  1905  (L).  Jmdm  s. 
cho".  Ich  miicss  dem  Bäbeli  süferli  cho",  sü"sch  stellt  's 
de""  öppe"  grad  e"  Wasch  a"  [entschuldigt  sich  ein 
unter  der  Botmässigkeit  seiner  Haushälterin  stehender 
Junggeselle,  dass  er  nicht  gleich  als  Gastgeber  auf- 
treten kann].  RIscher  1903.  S.  luege"  uä.  ,Mädi 
meinte  [als  Annebäbi  für  den  kranken  Jakobli  zum 
Doctor  gehn  wollte],  man  solle  warten  und  süferli 
luege",  wie  es  komme,  Alles  ungereinist  zwänge  rae" 
nit.'  Gotth.  Der  Wolfcik  isch  zum  Fuettertenn  i"  und 
het  süferli  dur~h  de"  Bare"lade"  'güggelet,  wenn  der 
Thedor  im  Stal'  g'si"  isch.  JBeinh.  1907.  Süferli  lauffe" 
[mit  dem  gefüllten  Gefäss];  s.  platschen  (Bd  V  229). 
S.  mache",  tue".  [Eine  Köchin,  wenn  die  Jumpfer 
Marianne  eine  gehabt  hätte,  wäre  in  der  kleinen  Küche] 
a"  alle  Wände"  a"g'schosse",  si  [die  Jumpfer  Marianne] 
selber  het  gar  süferli  g'macht.  RIsobeb  1903.  Mach 
süferli,  Hans,  "ume"  hübschlieh,  mach,  dass  de""  morn 
0c>,  noch  hest  [mahnt  der  seinen  Kühen  das  Futter 
nicht  gönnende  Bauer  den  grasenden  Knecht].  Gotth. 
,Ich  stolperte  über  die  Schwelle  und  blötschte  an  die 
Türe;  deswegen  empfieng  mich  der  Schulmeister  nicht 
sehr  freundlich:  ein  ander  Mal  sollte  ich  etwas 
süferliger  tun,  sagte  er,  sonst  schiesse  ich  ihm  die 
Türe  ein.'  ebd.  1838;  , etwas  manierliger.'  1861.  ,Ach 
hätte    ich   auch   nur   ein   klein  Tröpflein  Branntwein 


|seufzte  Dursli],  ...  nur  um  Courage  zu  kriegen,  ich 
wollte  so  süferli  tun  wie  ein  Lamm.'  ebd.  ,Wenn  Uli 
[in  seiner  neuen  Stellung  als  Meisterknecht]  nur  im  An- 
fang recht  süferli  tue  und  suche  Boden  zu  bekommen, 
so  werde  sich  Alles  machen.'  ebd.  Si  tüen-ech  [die 
Knaben  an  der  Musterung  den  Mädchen]  all  so  arig 
Tanz  .  ..  si  Zeilen  Einem  uni  tue"  derzue  so  süferli, 
mer  lost  nit  gnue«.  Alpenr.  1813.  [N.  droht:]  Wenn 
ig  einisch  taub  bi",  so  mach-i'h  denn  nit  süferlig. 
JReixh.  1907.  ,Sübcrlich  ins  dorf,  die  puren  sind 
trunken!'  NMan.:  .hüpschlich.'  HsRMax.  1548;  vgl. 
SBrants  Narrenschiff  72,  31,  dazu  Zamckes  Commentar 
S.  413.  —  d)  bedächtig,  langsam,  ganz  allmählich  Bs; 
B;  S.  I«*  ha"-di'h  vo"  Wltem  'kennt  [erzählt  Meieli 
dem  Jakobli],  ha"  aber  lang  nit  g'wüsst,  ob  ie>'-mich 
ehünte"  will  oder  nit;  bald  bin-i'*  g'schuing  g'gange", 
bald  süferli.  Gotth.  ,Es  ist  nicht  immer  die  gleiche 
Zeit,  es  ändert,  und  da  kann  man  sich  nicht  so  gsta- 
belig  machen,  man  muss  süferli  nache",  rae"  roae 
welle"  oder  nit.'  ebd.  [Die  Hindereggler  Bauern  lieben 
den  Fortschritt  nicht]  die  trappele"  lieber  ganz  süferli 
binde"  dri".  AHeimann  11*99.  [Das  schief  geladene 
Heufuder]  het-er  [in  Gedanken]  g'seh"  so  süferli  süferli 
falle".  JReinh.  1905.  Langsam  und  süferli.  als  wie 
wenn-er  tat  e"  tnsi"gfränkigi  Banknote"  use"ne"  [öffnet 
der  Thedori  den  Brief  aus  dem  Zuchthause],  ebd.  1901. 
//".  sä,  sä,  hö,  Im!  LÖ"t[s]  süferli  cho"  [die  Kühe]! 
Si"  Alli  vom  Bare"?  So  wei"-mer  denn  fare"  [zur 
Alp]!  Kühreihen  1818.  D' Lit  lä"  ■  sich  siferli  rurahi", 
stufenweise  verlegen  sie  [von  Alplern  nach  und  nach 
zu  Städtern  werdend]  ihre  Siedlungen  aus  der  Höhe 
nach  der  Niederung.  Bärnd.  1908  (BGr.).  [Beim  Use"- 
zieh"  der  Käsemasse  aus  dem  Kessel  in  das  Tuch  fährt 
der  Käser  mit  dem  an  beiden  Enden  gehaltenen  Ohäs- 
bögli,  das  er  in  das  Tuch  gewickelt  hat,  dieses  an 
zwei  Zipfeln  erfassend]  dem  Rand  und  Boden  des 
Kessels  nach,  indes  eine  Hülfsperson,  die  zwei  andern 
Zipfel  [des  Tuches]  erfassend,  in  feiner  Fühlung  nach- 
giebt,  süferli  nahe"  lät.  Bärnd.  1904  (BLütz.).  D's 
Nerve'fieber  woftt  halt  siner  12  Wuche"  ha":  sechse 
nimmt  's  ganz  süferli  zue  u"d  sechse  nimmt  's  ab. 
CWeibel  1885.  Si  ist  süferli  schwach  worde",  eine 
Kranke  B.  Von  einer  sanft  ansteigenden  Strasse  B. 
Z'erst  geit  der  Weg  e'chli"  nidsig,  dernä'''  geit  's 
süferli  (hübschelij  uehe".  —  e)  leise,  still,  ruhig  Bs; 
B;  S;  „LE.;  Z  (Bauernspr.)."  ,Sie  [der  Bauer  und 
der  Agent  beim  Wein]  redeten  Viel  mit  einander,  aber 
süferli,  ich  [eine  am  Tisch  nebenan  ihr  Mittagbrot 
verzehrende  Frau]  konnte  Nichts  verstehen.'  Gotth. 
T'-me"  Lied,  da  muess  Ei"s  uf  's  Anger  lose",  we""  's 
schön  gä"  soll.  «'"'  mängist  muess  Ei"s  süferli  singe". 
we""  die  Angere"  am  lutiste"  mache",  ebd.  Im  StoP 
unde"  het  der  Isidör  noch  eisster  so  süferli  sine"  Chüene" 
g'sunge"  bim  Melche"  und  derzue  im  Takt  het-me"  d' 
Milch  i"  Chessel  g'höre"  fare".  JReinh.  1905.  Dö  göt 
der  N.  ine"  i"  cV'Chuchi  zum  Lisebetli,  ganz  noch  zue- 
n-em  zue,  und  süferli  seit-er  [usw.].  ebd.  1907.  ,[Die 
alte  Magd  rühmt  von  ihrem  Herrn]  von  der  ersten 
Stund  [seines  Lebens]  an  hätte  er  sie  gekannt  und 
geng  d's  Gringli  'droit,  wenn-si  g'redt  heig  oder  "ume" 
i"  d'  Stube"  cho"  sig.  u",J  gab  wie  süferlig.'  Gotth. 
Auch  sonst  in  naher  Berührung  mit  c.  [Angesichts 
des  in  Trauer  um  den  toten  Vater  versunkenen  Sohnes] 
si"-si  [die  ab-  und  zugehenden  Tagelöhner]  suferli  ab- 
'trampet,  wie  ivenn  Öpper  täti  schlafe".  JReinh.  1!hi7 


93 


Sub 


sub.    Sabj  —  subj.    Sahst— subst 


I'h  will  [um  den  im  Lehnstuhl  schlafenden  Vater  nicht 
zu  wecken  |  süf'erli  usv'diisseh".  Si'hwz.  Frauenb.  1907 
(SL.).  Mach  doch  de""  süferli,  we""  d' hei'"  chunnst! 
[ersucht  die  Frau  den  Mann,  damit  er  das  schlafende 
Kind  nicht  wecke].  Gotth.  S.  auch  Ge-räms  (Bd  VI 
958).  —  Süberli  AäWoIiL;  Scb,  Süberlig  AaF.,  Leer., 
L.  —  m.:  a)  reinlicher  Mensch  Sch.  —  b)  iron.,  un- 
sauberer Kerl,  Schlingel,  Taugenichts  AaF.  (insbes. 
von  Einem,  der  viel  mit  Dirnen  zu  schaffen  hat).  Leer. 
L.  Du  bist  (Das  ist)  e"  (ordligf,  schöne1')  S.!  Drilf 
[nachdem  er  die  Eltern  um  Ehre  und  Gut  gebracht]  hei 
de'  Siiberlig  sine"  Schulde"  de"  Rugge"  g'chert,  ist  üs  und 
drüs  und  under  die  frönde"  Soldfite".  Füschw.  1900. 
Alid.  eüberlicho  (Adv.),  mhd.  süberlich,  riuberlich,  \dv. 
-lich(en);  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1854  ff.;  Martin-Lieuh.  II  332. 
Die  b-  und/- Formen  verteilen  sieh  im  Allg.  wie  bei  süber. 
In  adv.  Verwendung  überwiegt  uVr  Ausgang  -li  gegenüber 
-lii-h,  -Hg  beim  Adj.,  was  sieh  ans  .lern  Einfluss  der  flek- 
tierten Formen  im  letzten  Falle  erklärt.  Zu  Bed.  3  vgl. 
bes.  hübschclich  (Bd  If  966/7),  kofcliek  (ebd.  1036/8).  Die 
Substantivierung  Süberli  leimt  sieb  an  die  ilim.  männlichen 
Personeuuauten  auf  -li  an,  Snh<rl>>j  au  dir  [Misniilicben  Bil- 
dungen auf  -lij  <  -ling.  Süberli  als  Familienn.  AaTeufent. 
und  weiterhin.  Der  Frau  Süberli  tri  Winterreia.  MLien.  Vgl. 
auch  Bs  Nachr.  1898  Nr  117. 

u"-:  1.  unreinlich,  unordentlich  Aa;  B;  L;  Z. 
We(nn)-si  nume"  nid  so  u.  war!  eine  Magd  Aa;  B. 
Das  ist  Keini  für  dieh  [dachte  der  Freier  angesichts 
des  Mädchens,  das  den  Käse  ungescliabt  mit  Rinde 
und  Maden  verzehrte],  Die  ist  u.  JBEgli  1871.  Kr 
isst  u.,  in  Ekel  erregender  Weise.  Bärnd.  1904.  Subst. 
En  U-er,  en  U-i,  es  U-s  Aa;  B.  , [Einer  Weibsperson 
wird  nachgesagt,  sie  sei]  eine  Unsäuberlige  und  ein 
Chosel.'  Schwz.  Unterb.  1853.  —  2.  =  un-suber  3  (Sp. 
78  u.)  Bs:  B.  Einem  u.  der  Marsch  mache",  ihm 
tüchtig  die  Meinung  sagen  und  ihn  dann  fortschicken 
Bs.  Me"  het-in  u.  üfg'no",  unfreundlich,  ebd.  So 
schon  bei  Spreng:  ,Man  hat  ihn  unsüferlich  empfan- 
gen, man  hat  ihn  ärgerlich  gezwagt.'  ,Diese  [die  Frau 
des  Gerichtssässen,  als  die  Pfarrersleute  unverhofft 
auf  Besuch  kamen  und  von  ihrem  Manne  auf  der 
Laube  empfangen  wurden]  hausierte  drinnen  [in  der 
Stube]  etwas  unsäuberlich  ...  jagte  ihre  Töchter  auf 
die  Beine  und  fluchte  dazwischen  gar  jämmerlich  auf 
das  Predicantenpack.'  Gottb.  ,Es  klaget  N.  [als  er 
Einlass  begehrte,  wie  schon  oft]  do  habe  die  genannt 
Anna  zuo  dem  balhen  [Bd  IV  1189]  ussher  gesech 
und  habe  gerett:  was  hand  ir  da  ze  schaffentY  bebent 
üch  da  dannen,  anders  ich  hilff  üch  unsuberlich 
dannen,  ir  zers  öden  buoben!'  1450,  Z  BB.  —  Un- 
siiberlig  m.:  unsauberer  Mensch  in  sittlicher  Hin- 
sicht; vgl.  oben  Suberli(g).  ,En  U.  ist  der  Kilter, 
der  gleich  sagt,  er  kaufe  die  Katze  nicht  im  Sack' 
AaF.,  Ke.(AfV.).  —  Ahd.  aneübarlih,  mbd.  umniberltehe  Adv. 
Süberli chi  -ligi  (bzw.  -ü1-),  Süf-  f.:  Reinlich- 
keit B.  Mit  der  S.  het-es-sick  Nut  z'  rüenie",  in  Bez 
auf  Reinlichkeit  ist  nicht  viel  zu  rühmen. 

Süberlichkeit,  nSüf-"  —  f.:  wie  nhd.,  „Rein- 
lichkeit, allg."  .Diese  Mädchen  gefallen  ...  wegen 
ihres  einfachen,  bescheidenen  Wesens,  besonders  wegen 
ihrer  Säuberlichkeit,  dieser  schönsten  äusserlichen 
Zierde  der  Tochter.'  B  Hink.  Bot  1865. 

Siibiast:  Ortsn.,  Giubiasco  Schw.  —  Nach  dem  voUts 
sprach!.   (D)zübiask. 


Subjekt  n.:  wie  nhd.,  von  Personen:  in  der  leb. 
MA.  nur  mit  verächtlichem  Beigeschmack  Aa;  B;  Tb; 
Z  und  sonst.  Ist  Das  es  S.!  K(s)  trfirigs,  miserabels 
(-bligs)  S.  In  ä.  Zeit  ohne  ungünstigen  Nebensinn. 
, Früher  wurden  die  Schreibergehülfen  von  ihren  Prin- 
zipalen, den  Inhabern  der  Schreibstuben,  S-e  genannt, 
jetzt  ist  der  Name  als  zu  wenig  nobel  in  Abgang  ge- 
kommen' B  (AvRütte).  Im  XVIII.  bes.  von  Pfarramts- 
kandidaten. ,3  taugliche  S-e-  will  Zürich  dem  Abt 
von  St  Gallen  zur  Wahl  stellen  hei  Erledigung  einer 
Collatur  im  obern  Rheintal.  1729,  Absib.  Zürich  soll 
disponiert  werden,  für  gewisse  Vakanzen  in  den  ge- 
meinen Herrschaften  als  evang.  Geistliche  3  S-e  von 
Glarus  in  Vorschlag  zu  bringen.  1739,  Abscb.  , Wegen 
starken  Nachwerbens  hat  der  Cardinal  über  alle  3 
vorgeschlagenen  S-e  das  Loos  gezogen  und  ist  dasselbe 
auf  mich  [Pfarrer  JKHuber]  gefallen.'  1740,  ANIf 
1863.  ,[Die  Bauern  von  GiiFuma  konnten  ihren 
Pfarrer  nicht  plötzlich  entlassen]  weile  sie  interim 
kein  anders  S.  wussten.'  Sererb.  1742. 


Substanz  f.:  wesentlicher  Inhalt,  Gehalt  einer 
Sache.  ,[Luther  am  Reichstag  zu  Worms]  hub  an  zu 
erzellen,  s.  siner  büecher  im  dafür  gehalten,  von  eim 
zum  andren,  und  was  inhalts  ...'  Salat,  Ref.-Chr.  ,Die 
es  sahend  [das  Wunder  an  der  Hochzeit  zu  Cana], 
gloubtend  bald,  die  aber  schon  im  glouben  alt,  war- 
dent  darinn  gesterket  vast:  diser  gschicht  s.  nun 
hast.'  1597,  L  Ostersp.  ,Das  Burgerrecht  uffgericht 
in  solcher  S.  ...'  RCvs. 

substanzlich:  dem  Wesen  nach.  ,Hie  [in  GT.] 
ist  ein  vesten,  satten  grund,  uff  dem  gadt  menger 
zarter  mund,  ein  usserwölte  jugendt,  s.  ziert,  ganz 
wol  gformiert  mit  adelicher  tugend.'  BGletting.  Von 
schriftlichen  und  mündlichen  Vernehmlassungen,  dem 
wesentlichen  Inhalte  nach.  ,Uff  dass  Mengklicher  sich 
darnach  dest  bass  zuo  richten  wüsse,  hahent  wir  diss 
Orts  [in  den  Kauf-  und  Waghausordnungen],  was  in 
des  Waagmeisters  Buoch  wytläufüger  begriffen,  s.  auch 
anzühen  wollen.'  1640,  Z.  ,üisen  Tag  ist  grosser  Rat 
gehalten  ...  und  was  unsere  gn.  H.  zue  der  Enderung 
verursachet  habe,  kurz  und  s.  vorgetragen.'  1654,  Bs 
Ratsb. 

Substitut,  -düt  —  m.:  1.  Stellvertreter  eines  Ge- 
richtsschreibers Aa;  Z,  auch  eines  Bezirksrichters  Z. 
Bezirksrats-,  Notariats-Kanzleischreiber  Z.  ,[Es  wird 
verfügt]  der  underschriber  müesse  den  armen  ver- 
urteilten selber  ire  vergichten  vorlesen  und  die  sache 
nicht  einem  s-en  anhenken.'  1530,  Z  RB.  ,S.,  ein 
schreiber,  der  einem  mit  schreiben  dienet  (zum  schrei- 
ben dienlich  ist),  ad  manum  (a  manu,  manibus)  servus.' 
Fris.;  Mal.  ,S.,  Untergeordneter.  S.  in  dem  Spital, 
Unterspitalschreiber.  Ratsubstitut,  Unterratschreiber.' 
Spreng.  —  2.  ,S.,  ein  underleermeister  oder  ein  pro- 
visor,  versäher  in  der  schuol,  der  under  dem  sehuol- 
meister  ist,  hypodidascalus.'   Kkis.  :   Mal. 

Ge-richts-.  ,Des  Gerichtschreibers  Substituten 
Ordnung  und  Eid:  Der  Gericht-S.  soll  dem  Schnlt- 
heissen,  dem  Gericht  und  Gerichtschreiber  getreulich 
dienen,  warten  und  gehorsam  sein.'  1719,  Bs  Gerichts- 
ordn.  -  Rät(s)-.    Aus  Auftrag  der  Rät  und  Bürger 


Sabt,  sebt,  sibt,  sobt,  subt 


bringt  der  R.  dem  Bürgermeister  Grebel  [1670]  ein 
Geldgeschenk  in  die  Bäder.  DHess  1818.  S.  noch 
Substitut  1. 


subtil  -pt-,  in  ThMü.  sitttil,  in  Obw  sutill,  in  Z« 
sudill:  1.  im  physischen  Sinne,  a)  fein,  dünn,  zart 
von  Gestalt,  Aussehn.  ,Subty],  zart,  subtilis,  tener. 
tenuis,  tenuiculus;  gar  klein,  dünn,  eng  und  subt(e)yl 
werden,  in  angustiam,  subtilitatem  tenuari;  klein, 
dünn  oder  s.  machen,  attenuare.'  Fris.  ;  Mal.  .Tobias, 
acus.  ein  langer,  raner,  tünner  meerfisch  . . .  eins  s-en 
spitzigen  Schnabels  gleich  wie  ein  alsen.'  ebd.  ,Der 
angel  wird  mit  einem  stecklin  gebunden  an  ein  suptyl 
gertlin.'  Maxcolt  1557.  S.  auch  Blech,  Pfriem  (Bd  V 
ö.  1283).  Schlank  gebaut,  von  Galeeren;  s.  Fust  II 
(Bd  I  1125);  Gale  (Bd  II  203  o.).  .Das  Männlein  [des 
Seidenspinners]  ist  s-er  und  kleiner  als  das  Weiblein.- 
EKönig  1706.  Von  zarten  Geweben  BsStdt  (Meyer). 
,S-e  leinwat';  s.  ze-sämen-brisen  (Bd  V  793  u.).  ,Die 
visch  werdend  gefangen  mit  einem  netz,  das  ist  s.' 
Mangolt  1557.  ,[Der  Kranke  legt  sich  in  die  warmen 
Treber]  in  einem  Hembd  oder  s-en  Tuch  eingewickelt.' 
EKönig  1706.  Vom  Blattgewebe.  /Die  weisse  Maul- 
beerblätter essen  sie  [die  Seidenraupen]  lieber  dann 
von  den  roten,  weilen  jene  subtiler  und  süsser  seind.' 
ebd.  Von  dünnem,  durchsichtigem  Gewölk:  ,Den  19. 
Sept.  [1730]  ist  die  Sonne  blutrot  auf-  und  unter- 
gangen, wäre  ein  refractio  radiorum  solis  in  subtilem 
Gewölk.'  KWild  1847.  Von  der  Durchsichtigkeit  eines 
Astralleibes:  ,Von  dem  lychnam  Christi  nach  siner  ur- 
stände  [lehrt  Origenes],  wie  es  ein  subtyler  geistlicher 
lyb  war  und  nit  ein  waarer  menschlicher  lyb.'  LLav. 
1577.  —  b)  insbes.  auch  von  feinen  Werkzeugen, 
feinen  Arbeiten.  ,Ein  ysener  mit  mos  gefaster  s-er 
schnidzüg.'  1586.  Bs  Kunstsamml.  1907.  .Mit  einem 
subtilen  hämerli';  s. popperlen  (Bd  IV  1421).  ,By  Uff- 
scheuffung  der  Muggen  solle  den  Loüffen,  insonder- 
heit den  s-en  und  dünnen,  so  vil  möglich  geschont 
werden.'  1708,  Z  (Kriegssachen).  ,Die  Absehen  sol- 
lend ordenlich  mitten  uf  das  [Büchsen-]Rohr  gesetzt 
sin,  ein  s.  guot  Gewind  haben.'  ebd.  ,S.  stechen'; 
s.  an-frümmen  (Bd  I  1296).  —  c)  fein  zerteilt,  von 
Stoffen.  ,[Gott]  machet  dünn  oder  s.  (imminuit,  ex- 
tenuat)  die  tropfen  wasser  und  siget  den  ragen  aus 
seinen  wulken.'  LLav.  1582.  Adv.  ,Nimm  die  Schiflin 
von  Weyerschnegen  ...  rybs  s.  und  ströuw  es  in  die 
Wunden,  es  [das  Blut]  verstaht.'  ZElgg  Arzneib.  um 
1650.  ,S.  gestossenes  Glas.'  JCSclzer  1772.  —  d)  von 
der  Stimme;  vgl.  3  b.  ,Vox  tenuata,  ein  s-e  kleine 
stimm.'  Fris.  ,[Auf  der  Fasanenbeize]  sol  man  kein 
stimm  brauchen,  allein  etwas  gereusches  .  . .  darzuo 
s.  pfeisen.'  Vogelb.  1557.  S.  noch  Röt-Brüstli  (Bd  V 
864).  —  e)  zart,  empfindlich,  von  Farben,  uneig.  auch 
von  der  Gesundheit  Bs.  —  f)  fein,  von  der  innern 
Beschaffenheit.  ,[Die  Stillader]  wirdt  darumb  ver- 
ordnet, das  sie  das  subtil  und  scharpff  blut  in  dem 
herzen  gedäuwet  zu  der  lungen  schicke  und  führe.' 
Rdef  1554.  ,Sein  [des  Reckholderberiwassers]  Kraft 
ist  fast  subtil,  öffnet  und  reinigt  die  unsauberen  Ge- 
schwär  [usw.].'  Arzneib.  XVII./XVIII.  ,Kein  besser 
Mittel  [einem  von  Schädlingen  hart  mitgenommenen 
Baum]  zu  helffen,  als  umb  den  Stammen  aufzuhacken 
und  etwan  ...  alten  s-en  Mist  darzu  zu  legen.'  EKönig 


1706.  ,Wo  sich  der  Schaum  [beim  Einschenken  in 
das  Glas]  langsam  setzet  ...  so  darf  man  nicht  viel 
Subtiles  vom  Wein  hoffen.'  ebd.  —  2.  a)  im  geistigen 
S.,  geschickt,  gescheit,  scharfsinnig.  ,[Die  Königin 
hatte  von  den  Christenfrauen]  alweg  gehört,  das  si 
gar  s.  werint  mit  werk  und  mit  andern  dingen,  und 
sunderlich  die  us  Franczoserlant.'  Volksb.  ,Ich  hab 
einen  jungen  bruder  von  acht  jaren  ...  genug  s.  des 
hirns,  in  gstalt  mich  bedünkt,  dass,  ob  man  flyss  an 
in  wollt  legen,  etwas  studierens  halben  us  im  wurd 
werden.'  1519,  U  Brief.  ,[Papst  Sixtus  IV.  hat]  sines 
s-en  Schottens  [des  Johannes  Duns  Scotus]  opinion 
mit  grossem  ablass  begabt.'  Ansh.  ,Ir  sond  üch  nüt 
verwundern,  wo  er  die  ding  nerame,  so  er  bedorft 
[Magis  zur  Wundbehandlung],  wann  er  was  der  sup- 
tillist  mentsch,  so  uff  ertrich  was.'  Haimonsk.  1531. 
.[Luther  am  Reichstag  zu  Worms]  brucht  sin  ange- 
borne  geschwindigkeit  mit  subtilen  griffen  und  über- 
springen, was  zu  melden  am  nötigsten  gsin.'  Salat, 
Ref.-Chr.  ,S.  von  sinnen,  subtyls  dings,  sagax,  in- 
dustrius,  acutus,  callidus,  gnarus,  perspicax,  prudens. 
S-er  und  geschwinder  (ein  scharpfer  s-er)  verstand, 
acutum  ingenium,  acumen  argutum.'  Fris.;  Mal.  ,[Der 
Kaiser  zu  den  Königssöhnen,  die  ihn  gesundgemacht:] 
all  meine  arzet  im  ganzen  land  haben  kein  mittel 
finden  können  [die  Krankheit  zu  vertreiben],  das  ir 
aber  mit  euwerer  subteilen  fürsichtigkeit  und  weisen 
rat  zu  wegen  gebracht.'  JWetzel  1583.  ,Den  30.  Dec. 
starb  SCastalio  ...  ein  gelehrter,  s-er  Mann.'  JGross 
1624.  Auch  im  üblen  Sinne:  listig,  verschlagen.  ,Das 
VIII  Gebot  verbietet  nicht  nur  das  grobe  Stählen,  um 
welches  ...  in  allen  Landen  Hochgricht  stehen,  sondern 
es  wird  da  auch  verbotten  das  tückische,  subtile 
Stählen.'  FWyss  1697.  Adv.  ,S.,  kunstlich,  fisierlich, 
geschwind,  spitzfündigklich,  argute,  acute;  s.  und  art- 
lich beschliessen.  sein  meinung  dermassen  scharpf 
stellen,  daz  einer  nit  bald  darwider  mag,  acute  col- 
ligere;  s.  und  kunstlich  ein  ding  erraten,  acute  et 
argute  conjicere;  s.  und  artlich  mit  einem  ding  umb- 
gon.  acute  aliquid  traetare.'  Fris.;  Mal.  —  b)  ,s-er 
underscheid,  distinetio  tenuis  et  acuta.'  ebd.  —  3.  in  bes. 
adv.  Wendungen,  a)  genau.  ,Ob  ein  yeder  [der  Schüler] 
sich  könnte  verstan  uf  die  pronunciation  und  die  s. 
merken.'  F  Schulordn.  1577.  —  b)  sorgfältig,  sorgsam, 
behutsam.  ,Nimm  [gegen  Uberröti]  Holderstrüchlin 
...und  schab  ab  suptil  die  grüenen  Rinden.'  ZElgg 
Arzneib.  um  1650.  Sudill  gä",  mache"  Zg.  Nor  e"weng 
süttil!  zu  Jrad,  der  etwas  Zartes,  Zerbrechliches  derb 
anfasst  ThMü.  Bildl. :  Mer  mond-en  s.  i-  d'  Hend  ne", 
we""-mer-e"  icend  derzue  bringe",  zB.  zur  Gewährung 
einer  Bitte,  ebd.  S.  mit  Öppis  umgö"  Bs  (Seiler),  ,1m 
Ausbutzen  und  neue  Speiss  zu  geben  pflegt  man  sehr 
subtil  mit  ihnen  [den  Seidenraupen]  umzugehen,  weilen 
sie  gar  zart  sind.'  EKönig  1706.  ,Wann  der  [Büchsen-] 
Lauff  uss  dem  Feür  gezogen  wird,  [soll  man]  mit 
selbigem  subtyl  umbgehen.'  1708,  Z  (Kriegssachen). 
Jmd  s.  [schonend,  rücksichtsvoll]  behandeln.  .Es  be- 
handelte ihn  [Reesi  den  angetrunken  heimkehrenden 
Klaus]  zu  solch  kritischen  Zeiten  lengersi  sutiller 
und  machte  ihm,  wenn  er  wieder  ganz  nüchtern  war, 
etwa  mit  guten  Worten  eine  Bemerkung.'  Obw  Blätter 
1900.  S.  noch  süberlich  Sp.  91  (Beleg  von  Mey.-Mer. 
1857).  —  c)  leise;  vgl.  1  d.  Z'  Öbe",  wo-mer  hei'" 
chömme",  seit  der  Jerme"  so  s.  zue-mer  im  Hüsgang 
[usw.].   BWyss  1863. 


Sabt—  subt.     Sach- 


sucb 


Vgl.  Lexor  II  1285.  Zur  Behandlung  Jes  innern  j><  vgl. 
Baptitt  (Bd  IV  1429).  Wie  weit  Betonung  der  1.  Silbe  gilt, 
die  auch  Hebel  kennt  (nach  dem  Vers  es  macht  '«  so  subtil 
und  so  nett  im  , Spinnlein'  zu  schliessen),  ist  aus  unseren 
Angaben  nicht  ersichtlich.  Auf  Endbetonung  weist  die  Schrei- 
bung sutill  und  bes.  die  (heute  nicht  mehr  bekannte)  Aus'spr. 
sudill  durch  die  Schwächung  von   (  >  d. 

Subtilierung  f.  , Durch  dise  letzte,  gröste  und 
höchste  erleuterung,  s.  und  reinigung  [der  Leibes- 
frucht wird]  auss  dem  natürlichen  und  lebendigen 
geist  ein  solcher  geist  geboren.'  Rüef  1554. 

subtilig,  subtilin,  subtillieh:  =  subtil.  ,Vil 
subtyliner  estlinen  wie  haar,  capillacea  conia.'  Mal. 
,Subtylich,  (subtylig),  (scharpfsinnigklich),  artlich, 
peracute,  subtiliter.'  Fris.;  Mal.  ,Suptilklichen':  .[Kai- 
ser Karls  Leichnam]  ward  beschlossen  vast  s.  und  er- 
lichen  verwart.'  Morgant  1530. 

Subtiligkeit  f.:  Scharfsinn.  ,[Die  Philosophen] 
habend  sölichs  nit  geredt  nach  irer  gwonen  subtylig- 
keit.'  LJiu  1531.  .Unsälig  sind  ...  die  irer  henden 
werk  Gott  genennt  habend,  gold,  silber  und  was 
menschliche  subteiligkeit  und  kunst  erfunden  hat: 
bildtnussen  der  tieren  [usw.].'  1530/89,  Weish.  ,Sub- 
tyligkeit,  subtilitas.'  Fris.;  Mal.  .Subteiligkeit  und 
list  des  N.,  mit  dero  er  sein  weih  betrogen.'  JWetzel 
1583. 


Sach,  sech,  sich,  socli,  such. 

Vgl.  auch  s-h. 

Sacll2  f.,  in  gewissen  Wendungen  vereinzelt  n., 
PI.  S-e",  part.  Gen.  Sacke's  äa;  B;  L;  S;  ZW.,  8achins 
W  (lt  Tscheinen;  zum  Dim.?),  Dim.  Sächli  (Dat.  PI. 
einmal  Sächlerne"  U),  in  Aa;  B;  Z  stärker  diminuiert 
Sächeli  (in  Ap;  Th  nur  als  PL),  wohl  meist  auf  Bed.4  a£ 
beschränkt  Sachi  W  (DiaL),  Sachli  B;  ScHSt.(für  heute 
abgelehnt),  Sachelli  BHk.,  R.,  Si.;  Ndw,  Sachelti  BO.: 
im  Wesentlichen  wie  nhd.  1.  als  Vorgangsbezeichnung, 
Streithandel,  a)  von  einem  Streite  mit  Worten, 
auch  von  einem  Raufhandel.  .Darnach  füegt  sich,  das 
E.  ouch  zuo  der  s.  kam  und  das  der  selb  E.  und 
er  [der  Sprechende]  die  obgenennten  dry  und  den 
Ruodolfen  mit  einander  stiltend.'  1442,  Z  RB.  ,Was 
er  in  der  s.  getan  hab,  habe  er  in  einem  scheiden 
und  umb  des  besten  willen  getan  und  nit  dem  Toni 
zuo  leid  noch  ze  viutschaft,  denn  daz  er  inn  erwust 
und  von  der  s.  zoch,  umb  daz  merer  unfrid  versehen 
wurd.'  ebd.  ,(Das  best,  böst  oä.)  zuo  einer  s.  reden.' 
,N.  sprach  in  einem  sehimpf  und  in  allem  guoten,  es 
sölte  enkeiner  nütz  böses  zuo  einer  s.  reden;  wölte 
er  nütz  guots  darzuo  tuon,  so  solte  er  das  bös  ouch 
underwegen  lassen.'  1436,  Z  RB.  ,Rett  der  G.  ouch 
zuo  der  s.  und  sprach  . ..'  1442,  ebd.  .Ich  bin  doch  ouch 
hie,  das  ich  als  wol  das  best  zuo  der  s.  rede  als  du 
oder  ein  andrer.'  ebd.  ,Wie  nun  indem  des  Teters 
Vatter  nebent  dem  Wyngarten  ufhin  kommen  und  das 
Böst  zur  S.  reden  wellen,  habe  er  Zug  abgemannet.' 
1601,  Z.  Freier:  ,Die  wyber  sollend  insonderheit  das 
best  zun  s-en  reden  und  vor  bluotvergiessen  syn',  mit 
Bez.  auf  Esther,  die  ihren  Gemahl  zur  Rache  an  den 
Judenfeinden  aufreizt.  LLav.  1583.  Auch  im  öffent- 
lichen Leben.  ,Als  nu  der  krieg  [zwischen  B  und  W] 
offen  stuond,  do  ritten  der  Eidgnossen  hotten  zuo  der 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


s.  und  bestalten  die  zuo  einem  friden  dri  wuchen  ... 
retten  [auf  einem  Tag  ,ze  Hasle']  in  die  s.  früntlich 
und  suochten  weg,  wie  die  s-e  in  früntschaft  zerteilt 
werden  möcht.'  Just.  ,Doch  so  wart  die  s-e  so  heftig, 
daz  man  sich  versach  ze  kriegen.'  ebd.  Von  einer 
Schlacht:  ,Alsus  do  werte  der  strite  [bei  Laupen]  wol 
bi  anderhalb  stunde,  e  daz  die  s.  uf  ein  end  komen  und 
gnot  erobert  were.  Do  nu  alle  s-en  [Alles]  gnot  er- 
gangen warent,  do  hies  der  houptman  daz  volk  alles 
zesamen  komen.'  Just.  ,Ane  s-e',  unstreitig.  .Der  aber 
niemer  bitten  wil,  daz  man  ime  vergebe,  alder  der  es 
nüt  von  herzen  bittet,  der  ist  a.  s.  unmezecliche  in  dem 
closter.'  Stat. der  Lazariten.  —  b)  Rechtsstreit,  Ver- 
handlung darüber,  Prozess.  Wer  hat  ä"  S.  'g(iijiinne"<' 
Ap;  Z,  auch  von  einem  Spiel  ZSth.  Da'  gab  e"  langi  S. 
ZSth.  .Also  erwand  die  s-e  der  Wallisern  halb,  won  si 
sich  uf  die  andern  Eidgnossen  Hessen  und  stärkten,  die 
sich  nach  sag  des  bundes  nit  begriffen  wolten.'  Just. 
,Der  in  der  s.  zuowider  ist',  der  Prozessgegner.  SBirk 
1532.  ,Sin  recht  und  s.  gwunnen  haben.'  B  StSatzg 
1539.  .Richter:  ...damit  das  recht  und  sin  process 
volzogen  werd  . . .  Weibel:  Fahnd  an,  herr  richter, 
immer  fort;  ich  weiss  schon,  was  zur  s-en  ghört.' 
Meinr.  1576.  ,In  die  s.  reden'  uä.  ,Da  griffe  [in  der 
Zunftversammlung]  meister  Cuonratvon  Cham  in  die  s.. 
bette  sy,  das  er  [Kläger]  im  gunde  in  die  s.  zuo  reden, 
umb  das  die  mit  früntschaft  ab  dem  weg  kerne.'  1453, 
Z  RB.  .Demnach  were  ein  tag  zuo  Baden  gehalten,  da 
werend  NN.,  die  pettend,  das  man  dem  herzogen  von 
Sovoy  vergonde,  in  die  s.  ze  reden.'  1513/5,  Absch.  (Z). 
S.  noch  reden  (Bd  VI  550).  Die  folgenden  Belege 
können  auch  zu  2  gezogen  werden.  .Heinrich  der 
Meiss  unser  burgermeister  [ist]  in  der  s.  [Streit  zw. 
den  Appenzellem  und  dem  Abt  von  St  Gallen]  zuo 
einem  gemein  man  genomen.'  1403,  Z  StB.  ,[Die  Schuld- 
nerin soll  die  Gläubigerin]  von  allem  costen  und  scha- 
den, wie  der  uff  dis  s.  gangen  ist  oder  fürer  gan  wird, 
ledigen  und  lösen.'  1475,  S  RM.  .[Einem  Pfarrer,  der 
vor  das  Th  Landgericht  zitiert  ist,  raten  seine  Herren, 
ausser  Landes  zu  gehen]  diewyl  er  im  selbs  hinder 
der  s.  entsitzt  und  guots  halber,  wenn  er  da  dannen 
zücht,  wenig  zuo  verlieren  hat.'  1566,  Z  RM.  ,Wo 
frömd  Lüt  hie  einandren  zuo  Recht  niderleitend,  so 
sol  man  inen  angentz  richten,  so  vil  sy  Tröstung 
band  um  das,  so  hie  uffglüffen  old  ufflouffen  mocht 
in  derselbigen  S.'  SohwG.  LH.  1605.  .Von  mgnH. 
Oberen  und  Väteren  beider  loblicher  Ort  Schwyz  und 
Glaruss  alss  in  der  S.  ordenlichen  Richteren.'  1635,  Z. 
—  2.  Gegenstand  des  Streites,  Prozesses,  Streitsache, 
prozessualisch  anhängige  oder  anhängig  zu  machende 
Sache,  Rechtsfall,  auch  Rechtsgeschäft  übh.;  in  ein- 
zelnen RAA.  schon  in  Bed.  3.  ,Wer  dem  andern  zuo- 
sprichet  umb  s-e,  die  vormals  ouch  vor  gerichte  ge- 
wesen und  darumbe  geurteilt  worden  ist,  der  sol  ouch 
3  Ib.  dn.  ze  besserung  verfallen  sin.'  1411,  BsLie.  Offn. 
,Es  soll  kein  leig  den  anderen  um  kein  s.  mV  fremd 
grichte  nit  laden.'  1440,  Landrecht  zw.  GT.,  Schw  und 
Gl  (Inf.  1713).  ,Ob  wer,  daz  daz  ein  söliche  s.  [An- 
stand zw.  den  Zünftern]  wer,  so  es  für  die  zwölf 
kern  und  es  nit  könden  berichten,  bedunkt  sy  dann, 
so  mag  der  houptman  die  s.  für  gemein  gesellen  brin- 
gen.' 1483,  AaB.  Urk.  ,Wo  er  des  [eines  Kaufes] 
lougenbar  were,  wölt  er  im  das  ussbringen  und  wyter 
zuo  der  s.  griffen  [rechtlich  vorgehen].'  1484,  Z  RB. 
,[Es]   sol   ein  jeder   vor   die  eindliffen    acht  Schilling 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


100 


um  ein  jede  s.  legen.'  Ndw  LB.  ,Es  begert  des  glo- 
wens  procurator  in  diser  s.  und  misshandlung.  zuo 
Losan  und  Bern  gerechtvertiget  . . .'  Ansb.  ,[Hiob :] 
Sihe,  er  [Gott]  hat  ein  s.  wider  mich  funden,  darumb 
achtet  er  mich  für  sinen  find.'  1525,  Hiob;  ,klag.'  1531; 
.anspräche.'  1548;  .ursach.'  LLav.  1582.  .Richter:  Ist 
etwas  s.  vorhanden  hie,  das  wir  zum  besten  bringen 
die.'  SBirk  1532.  ,N.  hat  darmit  fermeint,  er  solle 
lädig  aller  ansprach  und  s.  sin  und  erkent  werden. 
[Darauf  berieten  wir  Kläger  uns]  wie  wir  die  s.  wel- 
lint witer  klagen.'  UMey.  Chr.  1540/73.  ,Ein  s.,  rächts- 
handel,  rächtlich  geschäft,  causa.'  Fris.;  Mal.  (Wei- 
teres ebd.  339d/340»).  ,[N.  solle  erweiterte  Vollmacht 
bringen]  diewyl  es  alles  ein  s.  und  uss  einanderen 
flüsse.'  1569,  Z  RM.  ,So  einer  Fridt  gäben  hadt,  so 
söllendt  darnach  sine  Fründt  und  die  sich  des  Stos 
wöltent  annämen,  ouch  gägen  einem  im  Friden  sin 
um  die  selb  S.'  Ndw  LB.  1623.  ,Wir  [Richter]  band 
vermeint,  sie  sölend  uns  die  S.  vertruwen  uszesprä- 
chen.'  1641,  Zg  Tgb.  S.  noch  ver-bieten  (Bd  IV  1876). 
So  häufig  auch  im  PL,  t.  von  verschiedenen  Streit- 
sachen, t.  mit  Rücksicht  auf  die  verschiedenen  Punkte 
einer  und  derselben  Streitsache.  ,Alle  stöz  und  s-en.' 
Z  Chr.  1336/46.  .Die  s-en  setzen  und  veranlassen.' 
Justinger.  ,So  wir  alle  dry  [Schiedsrichter]  zuo  den 
s-en  sind  gesessen.'  1439,  AAWett.  .Sölich  spenn  und 
stöss  ald  ander  s-en.'  1483,  AaB.  Urk.  ,Sy  sige  mit 
irem  bruoder  s-en  wegen  nit  not  zuo  melden  zuo  ge- 
naht gegangen,  da  habe  der  selb  geredt,  werde  iro 
ein  eid  erteilt,  so  wolle  er  sy  nit  lassen  sweren,  denn 
er  wisse  s-en  uff  sy,  das  sy  des  eids  nid  genoss  sig.' 
1483,  Z  RB.  ,Was  s-en  für  die  eiudlyff  geschlagen 
wärdend,  daz  sollend  sy  us  inachen.'  Ndw  LB.  ,Diser 
S-en  halber  zuo  Ruowen  kommen.'  1029,  Ndw.  ,Wo 
sich  der  S-en  halben,  von  dernwegen  man  in  Fridt 
kommen  ist,  ferner  Span  erhüebe,  soll  es  für  ein 
Fridtbruch  gerechnet  werden.'  GrD.  LB.  S.  noch 
under  (Bd  I  325);  ver-bieten  (Bd  IV  1877);  so  (Sp.  29). 
Von  Verbindungen  seien  herausgehoben :  D'  S.  füere". 
Er  hät-em  d'  S.  guet  g'füert.  Uneig.:  .[Die  Schmeich- 
ler, welche  die  Beiträge  für  die  Badenscheuken  ein- 
ziehen] die  köntend  dermassen  die  S-en  führen,  dass 
Niemand!  gern  der  Bösst  sein  wollen.'  JJBreit.  1632. 
,Die  s.  üfgeben',  von  einer  Klage  abstehn.  .Die  Pol- 
litzin  [welche  die  Knödlin  fälschlich  des  Diebstahls 
beschuldigt  hatte]  stuond  frefenlich  an  die  tür  und  ver- 
hatt  si  und  sprach  zuo  der  Kn.:  du  kumst  dalag  uss 
der  stuben,  du  muost  mir  die  s.  ufgeben  . . .  darzuo 
verhiess  die  P.  der  Kn.  mer  dann  si  eines  halben 
jares  gedienete  mit  spinnen,  dass  si  die  s.  ufgebe.' 
1413,  Z  RB.  ,Ein  s.  üsmachen';  en  üsg'machti  S.  (auch 
übertr.)  s.  Bd  IV  45.  Dazu  noch:  ,Wär  ich  nun  ein 
klein  bass  beredt,  fürwar  ich  zuge  tag  und  nacht,  das 
d  s.  nun  wurde  ussgemacht.'  Eckst.  1526.  ,[Es  wird 
verfügt,  dass  der  Angeklagte  des  Landes  verwiesen, 
der  Kläger  die  Kosten  bezahlen]  und  alss  ein  ussge- 
machte  s.  heissen  und  syn  [solle].'  1560,  Z  RB.  ,[N. 
hat  in  einem  Prozess]  angelobt,  Alles  ein  ussge- 
machte  S.  syn  zuo  lassen  und  diser  Reden  nit  mehr 
zuo  gedenken.'  1613,  ebd.  ,Ein  s.  üfnemen  für',  uneig. 
von  der  Austragung  eines  Streites  mit  den  Waffen ; 
nach  alter  Auffassung  ist  der  Rechtsgang  nur  eine 
besondere  Form  des  Zweikampfes.  .Gedenk  dich  ze- 
weren!  Wann  ich  sag  dir  ab  uff  den  tod.  Wann  ich 
wyll  die  s.  für  Rengnolden  ufnemmen;  wann  ich  weiss, 


das  er  ein  fromer  rytter  ist.'  Morgant  1530;  vgl.  die 
Morgant-Stelle  unter  üs-machen  (Bd  IV  45).  ,D'  sach 
(und  stöss)  verrichten'  s.  Bd  VI  427.  429;  ,ein  ver- 
richte siechte  sach.'  ebd.  428.  ,Ab  der  s.  komen.' 
,[N.  aus  AaB.  erklärt]  er  zuge  den  guoten  knecht 
[seinen  Gegner,  der  keine  Vollmacht  hatte]  nit  gern 
lang  umb,  und  umb  das  man  ab  der  s.  keine,  so  . . .' 
1444,  Z  (AaB.  Urk.).  ,[Die  Zürcher  anerbieten  den 
Winterthurern  rein  sachliche  Behandlung  der  Streit- 
sache] so  kum  man  ab  der  s.'  1549,  UMey.  Chr.  ,Us  der 
s.  komen.'  ,[A.  fragte  B.]  wie  man  us  der  s.  kam,  dass 
die  schindery  ein  end  näm.'  Eckst.  1526.  Us  der  S. 
sl"  Aa;  Ap;  B;  Th;  Z;  s.  us  (Bd  I  550).  Mer  wend's 
eso  mache",  da"-n-ich  us  der  S.  bi"  Th.  Ich  tcett  lieber, 
ie*  udr  us  der  S.  Aa;  Ap;  Z.  .Nach  gelegenheit,  gestalt 
der  s.' ;  vgl.  Sp.  107  o.  ,[Wer  aus  dem  Rat  redet,  den 
sollen  wir]  by  ünsern  eiden  richten,  als  wir  uns  nach 
gelegenheit  der  s.  uff  unser  eid  erkennen.'  1401,  Z  StB. 
Einen  Spruch  fällen  ,nach  gelegenheit  aller  s-en.'  1430, 
AaB.  Urk.  ,Die  [Räte]  möchtent  darin  handeln  nach  ge- 
stalt der  s.'  1559,  Z  (AWild  1883).  ,In  Sachen  (des  A. 
gegen  B.)',  übliche  Formel  in  Gerichtsurteilen  uä.  Aa; 
Th;  Z  und  wohl  weiterhin.  Mit  Possessiv-Bestimmung. 
Si"  S.  ist  fül.  Er  hat  sl"  [suam  oder  eius]  S.  guet  g'füert. 
Dem  Ghriste"  si"  S.  ist  cor  de" gross  Bot  g'leit  u-orde",  zur 
Begnadigung.  FÜschw.  1895.  .Wser  diu  s-e  min.'  Boner. 
,Es  sol  ouch  nieman,  der  under  uns  den  vorbenemten 
stetten  und  lendern  gesessen  ist,  sin  s.  oder  ansprach 
ieman  in  dehein  wis  geben,  da  von  ieman  bekurabert 
möcht  werden.'  1370,  Absch.  ,A1s  si  daruff  beider  sit 
ir  s.  mit  vil  langen  Worten,  hie  zuo  verfassen  nit  not, 
beglimpften  ...'  1508,  Z.  ,[Der  Papst  habe]  demselben 
cardinal  geantwurt,  die  s-e  sye  sin,  er  solle  in  lassen 
machen.'  1510,  Absch.  ,[N.  habe  in  einem  Beleidigungs- 
prozesse] sin  s.  uff  ein  person,  so  vor  etwas  jaren  mit 
tod  abgangen,  züchen  wellen.'  1534,  Z  RB.  , Wollest 
[du  Christus]  uns  verträtten  vor  dinem  himmelischen 
vatter,  unsere  s-en  für  und  für  vertädingen.'  OWerum. 
1552.  Mit  Adj.  E"  füli  S.  (ha"),  bes.  von  einem 
Prozess;  in  allgemeinerer  Bed.  unter  3 aß.  , Heitere  und 
gewüsse  s.,  certissima  causa.'  Fris.;  Mal.  E"  verlor ni 
S.  ha",  auch  uneig.  .Ein  böse  s.  han',  gew.  uneig. 
.[Die  Verteidiger  des  alten  Glaubens]  wundend  sich, 
sahend  einanderen  au  glych  wie  lüt,  die  ein  böse  s. 
habend  und  gern  ein  fule  tädung  hettind.'  SHofmstr 
1526.  ,Eine  böse  s.  haben,  die  wenig  gunst  hat,  causa 
laborare.'  Mal.  Pfarrer  N.  .vertädigt  eine  böse  fule  s.' 
1594,  Z  Syn.  ,Eim  ein  böse  s.  machen'  s.  Bd  IV  1713. 
,Ein  aufrechtere  oder  bessere  s.  haben,  in  melioro 
causa  esse.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  verzwifiete  s.',  an  der 
man  verzweifelt.  , [Gegen  die  Abhaltung  eines  Reli- 
gionsgespräches  wird  geltend  gemacht]  man  soll  den 
glouben  nit  disputieren,  dann  disputieren  heiss  zwyf- 
len,  disputatio  wäre  eine  verzwyfiete  s.,  ward  von 
einem  yngeredt  übel  tütscht'  SHofmstr  1526.  Im  PI. 
Du  muest  nid  all  die  alte"  S-e"  [zunächst  von  Rechts- 
streitigkeiten] üfrüere"!  Th.  ,Es  sol  nieman  den  an- 
dern uff  frömde  gerächt  laden,  ussgelaussen  gaistlich 
s-en.'  1472,  (i  Rq.  1906.  ,[Der  Geriehtsherr]  hat  zuo 
richten  über  alle  händel  und  frevel,  buosswürdige 
s-en.'  1551,  ZGBuonas.  Gen.  abs.  ,Unverhörter  s.  ver- 
urteilt werden,  indicta  causa  damnari.'  Fris.;  Mal. 
S.  noch  ver-hören  (Bd  LI  1574).  Spec.  (tw.  Bed.  3  schon 
sehr  nahestehend)  <x)  von  Forderungen.  ,1408  er- 
huoben  sich  gross  krieg  in  Lamparten,  sonderlich  zuo 


Sacll,  sech,  sieh,  soch,  such 


Meilant  und  daselbst  in  dem  land,  von  s.  wegen,  so 
die  harren  von  Monsax  und  von  Luggerun  hattend  an 
den  mechtigen  herren  herzogen  zuo  Meilant  von  schuld, 
von  solde  und  von  anderen  s-en  wegen,  so  sy  zuo  im 
ze  sprechen  hatten.'  Just.  ,Weler  um  missgichtig  s-en 
und  schulde  pfand  nimet,  der  sol  das  pfände  ledig 
wider  keren.'  1404,  ßlnt.  ,Umb  ein  ungichtige  s. 
dheiner  dem  andern  nüdt  zuo  verbieten  hat.'  1573, 
Z  RB.  —  P)  von  einer  Abmachung.  ,Ich  will  ein 
s.  mit  dir  annemen,  daz  ist:  weder  wiltu  wider  hie 
über  kommen  oder  sol  ich  zuo  dir  kommen ?  Kumpstu 
har  übern,  so  sichern  ich  dich  vor  all  minem  volk, 
annecht  von  mir.  Oder  du  solt  mich  vor  Karlys  volk 
sichern,  so  will  ich  zuo  dir  kommen  mit  dir  stritten.' 
Haimonsk.  1531.  ,...  so  will  ich  ein  s.  mit  dir  träffen/ 
ebd.  —  y)  von  rechtlicher  Verpflichtung,  Bürgschaft;  in 
den  Verbindungen  ,in  der  s.  bliben,  sin,  us  der  s.  helfen, 
komen.'  ,[HW.  sagt  aus]  sin  vatter  sye  gegen  rah. 
den  Chorherren  sins  vettern  JStuckis  tröster  gewesen 
des  ampts  halb,  und  do  sin  vatter  sturb,  weren  er  und 
sin  bruoder  H.  und  sin  bruoder  J.  all  dry  in  der  s. 
und  erdecht  H.,  daz  er  us  der  s.  kerne.  Do  nun  sin 
bruoder  J.  wibote  und  mins  herren  stattschribers 
bäslin  genommen  hette,  hulf  der  selb  J.  [Dat.]  ouch 
uss  der  s.  und  were  er  allein  und  wölt  ouch  nit  mer 
darhinder  und  ouch  gelidiget  sin.  .  .  .  Daruf  pleib  er 
aber  ein  jar  in  der  s.'  Anf.  XVI.,  Z.  —  3.  a)  Handel 
übh.  im  öffentlichen  (so  bes.  in  der  ä.  Spr.)  und  pri- 
vaten Leben,  Vorkommniss,  Unternehmung,  Ange- 
legenheit, Geschäft,  Umstand,  Verhältniss,  Ding 
udgl.  (je  nach  dem  Zshang  auch  bestimmter  wieder- 
zugeben) ;  hie  und  da  als  collect.  Sg.  Syn.  Geschieht, 
Ding,  Zug.  ,S.  (die),  ding,  ein  yetlich  ding,  darvon 
man  redt  oder  handlet,  res,  conditio.'  Fris.;  Mal. 
(Weiteres  ebd.  339  b/c).  I'h  weiss  nüd,  was  ich  zu  der 
S.  seil  säge".  Ich  cerstö"  Nünt  i"  der  S.  Ap,  vo"  der  S. 
Aa;  Ap;  Th;  Z  usw.  Mit  so-n-ere-  S.  (mit  derige"  S-e") 
unll-ich  Nut  z'  tue"  ha",  chann-ich-mich  nüd  abg'e". 
,Fast  bei  jeder  S-e  [Geschäft]  ist  in  jedem  Hause  ein 
anderer  Brauch,  und  wenn  nicht  Alles  akkurat  diesem 
Brauch  nachgeht,  so  hat  man  nicht  den  mindesten 
Glauben  zur  S-e.'  Gotth.  [Die  Sohnsfrau,  die  fragt, 
was  sie  arbeiten  soll,  erhält  etwa  den  Bescheid:]  Mira", 
was  d'  witt,  mir  hei"  -  i"s  g'wanet  z'  werche"  u"'1  hei" 
nit  der  ZU,  enangere"  d'  Nase"  uf  d'  S.  z'  stösse",  es 
sott  cippe"  es  Nieders  g'seh",  was  e'  mache"  ist.  ebd. 
,Wele  unser  burger  ald  der  bi  uns  wonhaft  ist,  de- 
hainen  angriffe  usserrent  der  statt  mit  vangenüsse 
alder  roub  oder  brand  ald  mit  sölichen  dingen  tuot 
äne  des  rates  ze  Schafhusen  ald  des  mertail  des  rates 
willen  und  urloub,  daz  man  dem  in  der  s.,  die  er  an- 
gevangen  liet,  nichtes  sol  beholfen  sin.'  1363,  Sch  StB. 
,Wer  daz  unser  deheiner  dehein  s.,  darumb  wir  redent 
wurdin  oder  rettin,  hinus  us  ünserm  rat  ane  urlob 
brecht.'  1401,  Z  StB.  .Meinte  der  herre  von  Safoy, 
die  von  Bern  weren  schuldig  an  der  s-e  [die  Eigeu- 
leute  des  savoyischen  Vasallen  Hug  von  Mümpelgart 
hatten  dessen  Burg  Oltigen  zerstört  und  ihn  selbst 
erschlagen]  und  hetten  ouch  fürdrung  dazuo  getan. 
Dawider  die  von  Bern  sprachen,  gemeine  stat  Bern 
hetten  kein  schulde  daran  und  mit  der  s.  nützit  ze 
schaffen.'  Just.  ,[N.  führt  aus:]  Gebint  inen  [dem 
Kläger  und  andern]  die  zwen  obgenanten  [Gläubiger 
und  Schuldner]  die  s.  uff;  wie  sy  die  täding  machtint, 
da  by  woltind  sy  beliben.'  1457,  Z  RB.    ,[N.,  der  im 


Auftrag  der  Bauern  wegen  Aufhebung  eines  Jagd- 
verbotes mit  den  Herren  verhandeln  soll,  fürchtet] 
wenn  daz  mh.  nit  an  inen  weit  gefallen,  liesind  sy 
in  in  der  s.  gestecken.'  1489,  Z.  ,Doch  so  sind  ver- 
ordnet vier,  die  über  die  s.  [das  Messen  des  Hafers] 
sitzen.'  1506,  Z  RM.  ,Sy  giengent  untrüwlich  mit  der 
s.  [Auftrag  des  frz.  Königs]  um.'  1513/5,  Absch.  (Z). 
,Es  wer  ein  s.,  die  kain  fürgang  mocht  han.'  ebd. 
,Land  uns  eins  werden  der  s.  [Eheversprechen].'  1525/7, 
Z.  ,N.  were  zuo  früei  zur  s.  komen  und  in  verhindert.' 
1531,  Z  RB.  (Bestialitätsvergehn).  ,Söllich  sye  inen 
begägnet  und  habind  der  s.  [nächtliche  Lichterschei- 
nung] nit  wyters  wüssend.'  1538,  AaL.  ,[Die  Zu- 
schauer behaupten,  dass  ohne  Orientierung  über  den 
Gang  der  Handlung]  d  s.  nütt  uff  ir  ertrag  dann  grossen 
kosten,  brang,  hoffart.'  Rdef  1539.  ,Der  S-en  für- 
kommen', der  Verschwörung.  RCrs.  ,[Man  fürchtet, 
aus  dem  Streit  der  Reussanwohner]  wurde  ein  S.  ent- 
springen, das  ein  ganze  Eidtgnosschaft  hiermit  ze 
tun  überkeme.'  1605,  Z.  ,[Wenn  der  erste  Gedanke 
eines  Regierenden  ist:]  von  dieser  S.  muss  mir  Das 
und  Das  werden,  das  ist  ein  unfletig,  schädlich  Ding.' 
JJBreit.  103'2.  Uf  St  Bläsis  Tag  sig  uf  dem  Bort 
[Wirtshaus  in  LE.]  e"  S.  üfglüffe",  hei"-si  mir  g'seit, 
dert  heig  •  er  g' fresse",  zwe  hätte"  's  nit  uf-  ere"  Trag- 
bare" dänne"  dreit.  St.  1798  (Hirsmontags-Possen).  S. 
noch  Buew  (Bd  VI  1895).  Häufig  auch  hier  im  PI.  Mer 
wand  nümfme')  a"  die  S-e"  tanke".  D'ere"  (derigi)  S-e" 
machst-mer  e"keini  me!  Lo"-mich  au'h  einist  jnöt  mit 
dene"  alte"  S-e"!  Aa.  Me"  muess  de"  g'schehne"  S-e" 
z'  best  rede"  AALeer.  S.  noch  cheren  (Bd  HI  436). 
[Im  Reglement  sei  enthalten]  wer  darf  reden  und  wie 
und  hundert  Sächli.  Breitenst.  1864.  Bi  Sächlerne"  f.'J 
uo-n-ir  grad  tätet  sägt",  es  macht  [möchte] -sich  gwiss 
gar  nit,  gar  nit  vertrage",  chent  [können]  halt  die 
Stedtler  denn  en  Lärme"  ha",  dass  ich  üch  halt  g'iviss 
nit  g'nüeg  säge"  cha"",  weiss  der  Schächentaler  Joderli 
zu  berichten,  der  in  einer  Wirtschaft  zu  Luzern  wegen 
seiner  schlechten  Manieren  schlimme  Erfahrungen 
gemacht  hat.  JHüber  (U).  ,[Zwei  Männer,  die  dem 
Rate  von  Neuenburg  einen  gefälschten  Brief  vorweisen, 
erklären:]  Üwer  und  unser  herre  haltet  uns  in  vil 
s-en  ungenedenklich  . . .  Nu  soud  ir  wissen,  daz  wir 
söliche  friheit  fanden  haben,  damitte  ir  üch  wol  be- 
schirmen mügent  und  vil  s-en  [also  mit  Bezug  auf 
rechtliche  Auflagen]  und  dienstes  wol  erlassen  sint, 
damit  ir  im  beladen  sint.'  Just.;  vgl.:  ,[Der  Kommen- 
tur  des  Hauses  Bubikon  soll]  des  selben  huses  eigen 
lüt  schirmen  vor  andern  herren  und  lendern,  vor 
sturen,  diensten  und  ungewonlichen  s-en.'  1483,  ZBub. 
,Wenn  stett  und  lender  in  guotem  friden  sitzent,  das 
denn  ouch  iederman  nützet  dester  minder  sich  bewaren 
sol,  wie  die  s-en  ufstanden  und  sich  erzögen  . . .  harumb 
sin  wir  über  die  s-en  gesessen.'  1436,  ß  PES.  ,Sy 
erzaltend  ein  andren  die  s-en,  so  innen  begegnet 
waren.'  Morgant  1530.  ,Tuo  hie  als  ein  guoter  gsell 
und  zeig  mir  sölich  s-en  an',  näml.  was  der  Meister 
von  mir  will.  Rüef  1539.  ,Onangesehen  diss  Alles  so 
sind  gedachte  Herren  Vormünder,  wyl  Gelt  vorhanden 
gwesen,  uff  und  ab  geritten,  alle  S-en  mir  hinderrugks 
nach  irem,  der  Prouwen  und  der  ungetrüwen  Ampt- 
lüten  Gefallen  verhandlet,  und  ob  glichwol  die  S-en 
ertliche  Mal  mich  selbs  nit  wenig  angetroffen  habend, 
bin  ich  doch  zuo  solcher  keiner  niemaln  berüefft  wor- 
den.'   1609,  Z  (Akten  Sax).     ,Alle  unordenliche  S-en 


in:; 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


104 


im  Schwangk  gohn  lassen.'  ebd.  , Wann  ein  jeder  jetzt 
heim  kommt,  so  stele  er  sich  nur  bloss  für  sein  Silber- 
geschirr und  erinnre  sich,  woher,  von  wem,  umb  was 
S-en  ein  und  andere  Stuck  ihme  zu  Hauss  kommen.' 
1632,  JJBreit.  (gegen  die  Badenschenken).  .[Niemand 
soll  an  fremde  Gerichte  gehen]  aber  yederman  mag 
um  sin  zins  mit  allen  s-en  werben,  als  unzhar  ge- 
wonlich  ist  gewessen.'  1440,  Inf.  1713.  S.  noch  für- 
chomen  (Bd  III  278);  Büw  (Bd  VI  1876).  .Aller  s-en', 
viell.  =  in  jeder*Hinsicht,  wie  mhd.  ,[Henker  zum 
Burschen:]  Du  leckers  buob,  red  nüt  zum  [!]  s-en, 
luog,  was  d  schaffen  heigest  aller  ding;  stoss  in  die 
däschen  strick  und  ring,  was  wir  manglend  aller  s-en, 
sonst  gib  ich  dir  guot  mulwaff len.'  Meinr.  1576.  In'n 
S-e",  vgl.  Sp.  100.  I<*  7m"  Nüt  'tä"  ("tue")  in'n 
S-e"  Aa;  Ap;  Th;  Z.  's  ist  glaub  noch  Nüt  g'gange" 
in'n  S-e".  ,So  er  [der  Abt  von  Einsiedeln  wegen  des 
Pfarrers  von  Männedorf]  etwas  beschwerdnuss  [habe], 
möge  ers  mh.  wol  zuoschryben,  die  allwegen  wol 
der  gebür  nach  inn  s-en  handien.'  1575,  Z  KM.  Mit 
poss.  Bestimmung.  Si"  S.  het  Hand  und  Füess,  was 
er  (in  seiner  Rede)  vertritt  Bs;  B;  Z.  Mit  siner  S. 
nüd  fertig  tverde",  unverhältnissmässige  Zeit  für  eine 
Aufgabe  brauchen.  Si"  S.  [seine  Unterrichtsmethode] 
chont  en  Ard  fast  off 's  Glich  ushi".  ATobler  1901/2. 
Das  ist  doch  o  [auch]  d's  Tüfels  S.,  dass . . .  BE.  (Bärnd.). 
,[Ratsglieder,  die  Vasallen  eines  Herrn  sind,  haben 
sich  in  Ausstand  zu  begeben]  wenn  man  um  des  herren 
s.  redet  oder  reden  will.'  1346,  Sch  Chr.  ,Ich  hoff, 
Got  werd  uns  helfen,  dem  müessend  wir  unser  s. 
befelhen.'  Morgant  1530.  Öfter  im  PI.  Sorg  du  für 
dlni  S-e"!  ThMü.  ,[N.  sprach:]  Loss  du  hüpschen 
Hegnower,  was  sol  ich  dir  kromen,  das  du  als  vil 
guots  zuo  minen  s-en  redist?'  1450,  Z  RB.  ,[Der  1406 
tödlich  verwundete  Bischof  von  Lausanne]  lebt  den- 
noch, das  er  alle  sine  s-en  schaffet  und  vernünftiglich 
starb.'  1406,  BossH.-Goldschm.  ,[Der  Bischof  von  Lüt- 
tich bezahle  dem  Herzog  von  Burgund  Schirmgeld] 
do  sy  villicht  des  herzogen  meinung,  mit  dem  stift 
ze  Cöln  ouch  also  oder  uff  ein  grössers  sin  s.  ze  setzen, 
dem  stift  zuo  schaden  und  ganzer  verbuntnisse.'  1475, 
Bs  Chr.  ,Adillant  sprach  [zu  Roland  und  seinen  Be- 
gleitern, die  sich  als  landflüchtige  Abenteurer  vor- 
stellen] :  Ich  bin  üwer  Sachen  [!]  bekümmert.'  Morgant 
1530.  ,Wir  müessend  an  unser  s-en  tenken.'  ebd.  ,Es 
ist  im  [dem  Meister]  warlich  nieman  hold,  er  hab 
dann  von  im  galt  und  gold,  sust  schühends  alle  sine 
s-en.'  Ruef  1539.  ,Saul  [durch  Davids  Harfenspiel 
erheitert]:  Hett  ich  langst  deinen  kunschaft  ghan, 
mein  s-en  würden  besser  stan.  [David  erwidert:]  Ich 
bitt  Gott  himmels  und  erden,  das  euwer  s.  wöll  besser 
werden.'  VBoltz  1554.  ,Wie  stats  umb  üwer  huss- 
gesind,  umb  üwer  landt,  lüt,  guot  und  s-en?'  Meinr. 
1576.  S.  noch  die  Anin.  zu  be-glimpfen  (Bd  LT  628). 
In  einer  Reihe  von  mehr  oder  weniger  festen  Ver- 
bindungen, stehenden  Wendungen  sind  für  den 
Sinn  die  grammatischen  Verhältnisse  wichtig,  nach  wel- 
chen daher  im  Folgenden  gruppiert  ist.  a)  S.  mit  dem 
bestimmten  Artikel  (auch  Demonstrativ  udgl.)  oder 
Possessivpronomen;  bes.  im  Sg.;  in  W  dafür  oft  Ding. 
Mit  Artikel  usw.  Als  Nom.  D'  S.  ist  die...  (folgt 
eine  Auseinandersetzung),  ist  im  Gang,  Lauf,  ist  verbl, 
ist  wider  am  alten  Ort  (BE.),  ist  i"  der  Ordni"g  (in 
Ap;  Sch;  Th  auch  hat  O.,  beide  Wendungen  auch 
mit  dem  fakultativen  Zusatz  's  Ghind  hat  g'lachet  Th 


Esch.,  Mü.;  vgl.  Ordning  Bd  I  441),  hat  Fade",  hat 
e"  Nase"  (s.  Bd  IV  799),  stät  guet,  schlecht;  merke", 
wo  d'  S.  use"  will  uä.  So  ist  d'  S.  Wie  d'  S.  steit, 
so  der  Luft  geit,  Sprw.  B.  Auf  die  Frage,  was  der 
sich  ums  Landrecht  Bewerbende  für  eine  Konfession 
habe,  antwortete  Einer  aus  der  Menge:  Zimmermann, 
worauf  sich  der  Fragende  zufrieden  gab  mit  den  Wor- 
ten: So,  en  Zömmerma""?  jö,  denn  häd  d'  S.  Ordni"g. 
ATobler  1905.  Die  S.  freut-mi'%  (g'faüt-mer)  (nüd), 
chunnt  Ei"'m  a"  d'  Hand  ane"  uä.  E"  nigelnagelneus 
Hüsli  ond  e"  nigelnagelneus  Tach,  e"  nigelnagelneus 
Schätzen,  wie  freut-mi'>>  die  S.!  Ap  VL.  1903;  vgl.: 
.Henker  [bereit  die  abgeurteilten  Mörder  zu  empfan- 
gen]: Mich  freuwt  die  s.,  o  hurlipuss !'  Meinr.  1576. 
.Wie  mich  die  s.  ansach',  nach  meinem  Eindruck. 
SHofmstr  1526.  ,In  guoter  hoffnung,  die  s.  [das  Ehe- 
versprechen] wer  schlecht.'  1525/7,  Z.  ,Die  s.  kan 
nit  böser  werden,  dann  sy  gerad  yetz  ist,  peiore  res 
loco  non  potest  esse  quam  in  quo  nunc  sita  est.  Also 
stadt  die  s.,  in  ea  causa  res  est.  Die  s.  stadt  oben, 
salva  res  est.'  Fris.;  Mal.  ,Do  die  Vormünder  ge- 
sechen,  dass  die  S.  gefehlt,  kein  Gelt  mehr  vorhanden 
und  sy  kein  rechtmessige  Rechnung  mehr  ze  geben 
gewüsst...'  1609,  GSax.  , Warhaft,  die  S.  ist  gar  nit 
ring.'  JMahl.  1674.  Die  best  S.  si",  tverde",  von  Per- 
sonen, im  besten  Einvernehmen  leben,  ins  beste  Ein- 
vernehmen kommen  GlM.  Ich  glaube",  mit  der  ZU 
werde"d  ir  bedi  mich  die  best  S.!  CStreiff  1902.  Mir 
bedi  sind  schu"  lang  wider  die  best  S.  ebd.  1905.  Vgl.: 
[Ein  englisches  Fräulein]  und  d'  Vri2ne"  sind  fast 
immer  bi-n-enand  g'si"  und  sind  die  zwei  e"  ganz 
merggwürdegi  S.  [merkwürdig  vertraut  mit  einander] 
worde".  ebd.  1899.  Als  Acc.  D'  S.  z'  chere"  wüsse" 
(s.  Bd  HI  435/6),  ver-chere",  besser  mache",  recht  »"- 
richte",  ver-rigle"  (s.  Bd  VI  756),  a"-rüere"  (s.  ebd. 
1260),  ver-stä"  (äusserlich  und  innerlich).  Me"  mues" 
iez  d'  S.  ne",  wie  si  ist!  Me"  lueget  d'  S.  eben  o'glich 
a"  Ap.  D'  S.  orde"li'h  säge",  vorbringe",  ebd.  Ei"'m 
d'  S.  a"  d'  Hand  zieh",  dinge"  (s.  Bd  II  1386/7)  uä. 
Im  Wirtshüs  lert-me"  d'  S.  erfare",  sagt  Einer,  um 
seinen  Wirtshausbesuch  zu  bemänteln,  indem  er  an- 
nimmt, der  Hörende  verstehe  z' Acher  fare"  Bs  (Linder). 
,Die  auf  einen  gewissen  Tag  angesetzte  Einwilligung 
der  Eltern  oder  Vormünder  zur  künftigen  Ehe  und 
dahin  zielender  Vorkommnisse  heisst  man:  die  Sache 
hinübermachen.'  GLHartm.  1817.  Eim  d'  S.  vorrechne", 
den  Sachverhalt  auseinandersetzen.  Weibel  1885.  Ü"si 
Abred  soll  also  gelte",  u"a  gi*>sch-mer  es  Papirli.  weiseh, 
i'h  ha"  d'  S.  gern  g'schribe"s.  AHeimann  1899.  ,Die  s. 
angryffen',  von  einem  Religionsgespräch.  SHofmstr 
1526.  S.  noch  Basperment  (Bd  VI  1486);  ge-rüwen 
(ebd.  1888).  D'  S.  mache"  1)  ein  bestimmtes  Geschäft 
besorgen.  D's  Wirts  Tochter  z'  R.  het  d'  S.  g'macht, 
den  Brautputz  besorgt.  Gotth.  —  2)  die  regelmässigen 
Geschäfte,  bes.  die  Hausgeschäfte  besorgen  Aa;  Ap;  Bs; 
B;  L;  Th;  Z.  Alleini  chan-er  [ein  Witwer]  di"  S.  nit 
sauft  mache".  C Weibel  1885.  Die  Hausmutter  geht 
vom  Felde  hei'"  ga"  d'  S.  mache".  Es  g'hörte-sich  ender, 
dass  's  Mcitli  deheim  d'  S.  machi,  dass  d'  Bürene" 
chönnt  z'  Chü'H"  L  (JRoos).  Mit  Dat.  P. :  Si  macht- 
em  d'  S.,  zB.  eine  Schwester  ihrem  Bruder.  D'  S. 
mache"  i"  der  Schür,  im  Stal'  ZO.  Dazu:  [Ein  Mäd- 
chen] lere"  d'  S.  i"  d'  Hand  ne".  JReinh.  1903.  Hest 
d'  S.  g'macht?  bist  du  mit  deinen  Schulaufgaben,  mit 
dem,  was  du  im  Hause  zu  tun  hast,  fertig?  Ap;  Th. 


105 


Sach,  secb, 


noch,  such 


—  3)  s.  Sp.  107  u.  (Ei"'m)  d'  S.  ((/hörig)  säge"  1)  die 
Wahrheit,  die  Meinung  sagen,  den  Standpunkt  klar  ina- 
chen Aa;  Bs;  B;  Gl;  Th;  Z.  Ja  wole",  Dem  han-i'''  (ei"s) 
d'S.  g'seit!  B.  Si  hai"  enander  d'  S.  g'sait  Bs.  D's  Chop/le" 
tuet  nie  guet,  mi"  seit  d'  S.  und  dernäch  isch-es  wider 
fertig.  CStreiff  1902.  Wen"-ig  im  [Frau  dem  Manne] 
alben  e"  chh"  d'  S.  g'seit  ha",  de""  chan"-er  de""  da 
stä",  wie  wenn  es-i"s  [uns]  i"  's  Werch  g'haglet  hätt. 
Bärnd.  19iil  (BE.).  -  2)  die  Sache  darlegen;  s.  Lauben 
(Bd  III  9Ö3).  Als  Dat.  Der  S.  de"  (in  Bs  auch  en 
andere")  Böge"  ge";  s.  Bd  IV  1061.  ,Der  s.  ein  naraen 
geben',  Etw.  ausmachen,  rechtskräftig  festsetzen.  , [Ob- 
wohl N.,  der  bei  seiner  Mutter  wohnt,  verlangte]  das 
man  der  s-en  jetzt  ein  nammen  geben  [solle],  ob  er 
den  husszinss  und  was  er  darfür  zalen  solle,  so  hatt 
doch  die  muotter  nit  wellen.'  1592,  Z.  (Men  mos') 
de''  S.  e"  Bässli  a"legge"  1)  sie  bemänteln,  plausibel 
machen.  —  2)  sie  beim  rechten  Namen  nennen  ApI. 
Der  S.  de"  Gang  lä".  Der  S.  tue",  in  der  Sache  handeln, 
das  Nötige  vornehmen  W.  Wie  ist  der  S.  z' tue"? 
ebd.  ,[Nach  Abt  Kilians  Tod  beratschlagten]  die  con- 
venthern,  wie  der  s.  zuo  tuond  sige.'  Sicher  1531. 
,Der  landtrichter  und  die  richter  hand  under  einanderen 
geratschlaget,  wie  sy  der  s.  wellind  tuon.'  UMey.  Chr. 
1540/73.  ,[N.  hat  einer  Verwandten]  klagt,  wie  der 
s.  [drohende  Mussheirat  ihres  Sohnes]  ze  tuon  sige.' 
ebd.  ,[A.  sagt:]  Ich  furcht,  ich  heig  ein  unschick  an- 
gefangen, und  strackte  damit  die  hand  fürhin,  die  wer 
bluotig,  rette  er,  züg  [B.],  es  were  im  leid,  fragte 
inn,  wie  er  der  s.  tan  und  gegen  wem  das  were',  von 
einem  Rauf  handel,  nach  1590,  Z.  Auch  mit  Dat.  PL: 
,Die  von  Bern  gaben  den  Corherren  gute  Wort,  Messen 
sye  nur  heim  ziechen,  wollen  den  S-en  recht  tun.' 
RCys.  S.  noch  recht  (Bd  VI  213).  Mit  Präp.  An. 
Öppis  a"  d'  S.  tue",  Etw.  für  einen  bestimmten  Zweck 
tun,  sich  anstrengen ;  wohl  ausgehend  von  der  ähnl. 
Wendung  unter  4  a  ß.  Me"  mos'  halt  auch  e'chli"  Näbes 
a"  d'  S.  tue"!  wenn  es  vorwärts  gehen  soll  Ap.  Mit  so 
Einere" sött-me"  ehönne"  G'stät  mache"?  Nei"!  Wenn 's 
auch  noch  Öppis  wett  a"  d'  S.  [Kleidung]  tue",  he  nu,  aber 
[das  Mädchen  will  nicht].  JReinh.  1903.  Recht  a"  d'  S. 
tue";  s.  Bd  VI  215.  Vil  a"  d'  S.  tue",  von  einer  Sache 
viel  Aufhebens  machen  Aa  ;  Z.  Nit  gäng  noeh  me  a"  d'  S. 
tue"  B.  En  Pur  mue"  hütigs  Tags  vil  a"  d'  S.  tue", 
der  Bauernberuf  erfordert  viel  an  Geld  und  Mühe  Z. 
Z'  rila"d'  S.tue",  Etw.  mit  Worten  übertreiben,  heraus- 
streichen Ap;  Z,  ,von  Zänkerei  oder  Verleumdung'  Z 
(Dan.),  zu  viel  trinken  Th;  Z.  ,[Wir  Kläger  haben  uns 
mit  unsern  Beiständern  unterredet]  was  wir  wellind 
und  wie  wir  wellind  die  klag  füeren,  damit  wir  weder 
ze  fil  noch  ze  lüzel  an  die  s.  tätind.-  UMey.  Chr. 
1540/73.  ,[Die  Angeklagte  hätte]  sölliche  unchristen- 
liche  reden  wol  vermitten  und  zuvil  an  d  s.  tan.'  1577, 
Z  RM.  ,So  sich  aber  ansehen  lasst,  als  ob  dise  kü- 
nigin  zuo  vil  an  die  s.  geton',  Esther  bei  Bestrafung 
der  Feinde  der  Juden.  LLav.  1583;  vorher  gleichbed. 
,ob  Hesther  zuo  vil  geton.'  ,Villicht  tuond  dine  botten 
zvil  an  die  s.,  erzeilend  nit,  wie  es  im  grund  ergangen.' 
ebd.  1584.  Etliche  Personen  haben  in  der  Klus  ,zu 
vil  an  die  S-e  getan',  indem  sie  durchziehende  Berner 
überfielen.  1632,  Absch.  ,[N.  soll  erklären]  das  er  zuo 
vil  an  S.  don.'  Iö41,  Zg  TgB.  (Ehrverletzungsprozess). 
,Z'  Basel  war  vor  Zeiten  ein  gelehrter  Prediger,  mit 
Nammen  Herr  Fügli,  der  hat  gern  getrunken  und 
etwann  z' vil  an  d' S.  ton.'  Schimpfr.  1651.    , Damit  ich 


[Landvogt  R.]  weder  zuo  wenig  noch  zuo  vil  an  die 
S.  tue,  so  erwarte  ich  hierüber  [in  einer  Ehrschatz- 
frage] Rats  und  Bevelchs.'  1659,  Z.  ,[Die  Leibes- 
übungen sind  nützlich]  es  were  dann,  dass  man  gar 
zu  vil  oder  gar  zu  wenig  an  die  S.  tete.'  JHLav.  1668. 
, Damit  ihr  weder  zu  lützel  noch  zu  vil  an  d'  S.  tuen', 
was  das  Beten  anlangt.  FWyss  1677.  Einmal  ,an  der 
s.':  ,Üiewyl  der  weibel  mer,  weder  sich  gepürt,  an  der 
s.  ton  [mit  Reden],  soll  er  inn  Wellenberg  gleit  wer- 
den.' 1588,  ZRM.  ,An  d's.  wellen.'  ,Er  was  ir  [Su- 
sannas] buol,  der  was  ir  hold,  sumpt  sich  nit  lang, 
er  wolt  an  d  s.'  SBirk  1532.  I  n.  Er  ist  recht  i"  d'  S. 
g'gange",  Hess  mit  sich  reden  ThMü.  Er  stöt  guet  i" 
d'  S.,  lebt  sich  tapfer  in  seinen  Beruf  ein  ZSth.  ,[N. 
gesteht]  sie  haben  dem  von  Baldegg  seinen  Wein 
nehmen  wollen,  um  die  von  Frutigen  auch  in  die  S-e 
zu  bringen.'  1447,  B  Anz.  1903  (nach  einer  Copie  des 
XV1IL).  ,Nu  ratet,  wie  wir  in  die  s.  komint,  das  sy 
mit  früntschaft  betragen  werde',  sagt  ein  Mann,  dessen 
Verlobte  nachträglich  die  Heirat  verweigert.  1453, 
Z  RB.  ,Dis  [eine  Gehaltsaufbesserung]  nett  herr  abt 
[von  St  Blasien]  uns  zuo  eren  und  gefallen  geton,  süst 
meinte  er,  er  were  nit  so  wit  in  die  s.  gangen.'  1524,  Z. 
,Sich  in  d'  s.  rüsten'  s.  Bd  VI  1542.  fNüdJ  us  der  S. 
cho",  (nicht)  ,draus  kommen',  verstehen;  s.  schon  Bd  I 
550.  Dur*h  d'  S.  fare",  drein  fahren,  mit  der  Sache 
umgehen  SchwMuo.;  vgl.  4  a.  Wer  e'so  dureh  d'  S.  fart, 
muess  z'  arme"  Tage"  cho".  Zue.  Sich  zur  S.  (oder 
derzue)  ha",  fleissig,  ununterbrochen  an  der  Arbeit 
stehen  B.  ,Anne  Bäbi  sagte  manchmal,  für  so  nes 
Jungs  sei  es  [Meyeli]  bsungerbar  es  flyssiges  umi  heig 
sich  zur  S.'  Gotth.  ,Zun  s-en  reden';  s.  den  Beleg  aus 
Meinr.  1576  auf  Sp.  103.  ,Zur  s.  (zuo  den  s-en)  sehen, 
luogen.'  ,[Die  Streitenden  seien  so  zahlreich  gewesen] 
daz  er  si  nit  ze  nemen  wisse,  und  wellen  mh.  nit  bas 
zur  s.  sehen,  so  welle  er  nit  me  frid  nemen,  dann  er 
well  sin  hend  ganz  bhan.'  XV.,  Z.  ,[N.  rief:]  Haltend 
frid  gegen  anandern  und  versamlend  ain  gmaind  und 
luogend  zuo  den  s-en!'  Vad.  Zur  S.  (oder  derzue) 
tue".  ZB.  einer  Krankheit  vorbeugen  Aa;  B;  S;  Th;  Z. 
Me"  so'tt  zur  rechte"  ZU  zur  S.  tue".  Ich  tvill  iez  scho" 
zur  S.  tue",  für  Abhilfe  sorgen.  Er  hat  z'  vil  zor  S. 
'tu",  sich  zu  stark  dafür  ins  Zeug  gelegt;  zu  viel  ge- 
redet ThMü.  Daß)  tuet  Nü(n)t  zur  S.  Ap;  B;  Th;  Z. 
.[GvonRaron  mahnte  die  Berner]  daz  si  von  ir  eren 
wegen  nit  enberen  konden,  si  musten  zu  der  s.  tuon.' 
Just.  ,Ward  durch  dieselben  potten  geratschlaget, 
dass  guot  werre  zuo  der  s.  zu  tuond.'  Waldh.  Aufl. 
1489.  ,Als  die  andern  zwen  gmach  zur  s.  getan  und 
nit  gefridt  habent.'  1523/6,  Z  RB.  ,[N.  erklärt]  er 
hette  vermeint,  die  herren  hettind  -anders  zuo  der  s. 
ton.'  SHofmstr  1526.  ,Wir  fürchtend,  er  [ein  Kan- 
didat für  eine  Professur]  bring  sin  luterischen  geist 
mit  im  und  werde  uns  nüwe  unruow  anrichten, 
darum  wir  gern  bi  ziten  zur  s.  tetind.'  1519.  B  Brief. 
,N.  ward  für  rät  und  burger  bschickt,  das  er  zuo 
liederlich  zur  s.  ton,  und  were  sin  schier  vom  ampt 
kon.-  JHaller  1550/73.  ,N.  solle  förderlichen  zur 
s-en  tuon,  das  das  alt  pfarrhuss  gebuwen  [werde].' 
1573,  Z.  ,Tuot  er  [Agamemnon  aufgefordert  die  Chry- 
seis  zurückzugeben]  zur  s.,  wies  sich  gebürt,  sein 
ehr  und  gwalt  ihm  glassen  wirt.'  GGotth.  1599.  ,Bessre 
dich  [Zürich]  und  tu  zun  S-en  bei  noch  ofner  Gnaden- 
tür.' JWSimler  1652.  S.  noch  Lauf  (Bd  III  1112). 
Der  S.  näch  (näche".  Däniker  oO.),  nach  der  Sachlage 


107 


Sacll,  sech,  sich,  soch,  such 


108 


zu  urteilen,  verhältmssniässig  B;  W;  Z.  D'  Sunne" 
schint  hänen  der  S.  nä'h  noch  lang  BHa.  Du  liest  us 
dl""r  Ghue  der  S.  >u(ch  me  g'löst,  wan  ich  us  mi"'rren 
BR.  D's  Türr  ist  der  S.  näch  d's  WolfeilU.  ebd.  Der 
S.  «(>'■  hat  der  Mesmer  vo"  Wile"  me  Lö"  weder  de* 
vo"  Stamme"  ZSth.  ,Nach  gelegenheit,  gestalt  der  s.', 
den  Umständen  nach.  ,[Wir  haben]  unsern  orden  nach 
gelegenheit  der  s.  wol  (und  als  vil  uns  Got  gnad  ver- 
lychen)  recht  gehalten.'  1529,  Bs  Chr.  ,Nach  gelägen- 
heit  oder  nach  gestalt  der  s.  hets  nit  mögen  bass 
aussgericht  werden,  dann  es  beschallen  ist,  e  re  nata 
melius  fieri  haud  potuit  quam  factum  est.'  Fris.;  Mal. 
,[Der  Zins  einer  Stiftung  wird  geäufnet  und  zu  Zu- 
lagen verwendet]  eim  fünf,  dem  andern  zehen  [Kro- 
nen], mehr  oder  minder,  nachdem  der  armen  wenig 
oder  vil,  und  nachdem  lang  gsammlet  worden  oder 
nit  und  derhalben  wenig  oder  vil  gelts  fürstendig 
nach  gstalt  der  s.'  F  Schulordn.1577.  Mit  Possessiv; 
vgl.  Sp.  103.  Das  ist  (tank)  m'i"  SJ  geht  dich  nichts 
an.  Das  isch  nid  min  S.,  gehört  nicht  in  meine  Kom- 
petenz, ich  bin  nicht  dafür  verantwortlich,  Das  geht 
mich  nichts  an.  Das  ist  st1  S.,  fällt  ihm  zur  Last, 
dafür  hat  er  zu  sorgen;  in  öl  ,Das  ist  etw.  Anderes.' 
,Es  ist  dein  s.,  der  handel  trifft  dich  an,  res  tua 
agitur.'  Fris.;  Mal.  Ü"seri  S.  int  Nütz,  unsere  Unter- 
nehmung ist  verfehlt  Ai>.  Di(ni)  S.  ist  Nüt  (Nütz), 
aus  deinen  Absichten  wird  nichts,  du  bemühst  dich 
umsonst  Ap;  Th;  Z.  Vgl.:  ,[N.  habe]  geredt,  ir 
s.  sölte  also  nüt;  dann  was  einer  riete,  das  würde 
dem  Schaffner  glich  geseit.'  1525,  Z.  Als  weiter  ge- 
fasste  Personalbezeichnung,  die  Person  und  was  zu 
ihr  gehört;  vgl.  lat.  res  mea  für  ego.  Mi"  S.  ist 
nümme''  vil,  meine  Arbeitskraft  ist  dahin  Z.  Mi"  S. 
ist  Nüt  (Nünt)  me,  mit  miner  S.  isch  [  's]  Nüt  (Nünt) 
me",  meine  Kräfte  nehmen  ab  Ap;  G;  Th;  Z.  Mit 
miner  S.  göt  's  halt  ''im  End  zue  ZSth.  Es  gi2t  öppe" 
s'End  mit  si'"r  S.  BG.  Si"  S.  (si"s  Sächli)  mache"  1)  die 
einem  zukommende  Arbeit,  seine  Pflicht,  was  in  seinen 
Kräften  steht,  tun.  wohl  allg. ;  vgl.  Sp.  104  u.  Mach  es 
Nieders  si"  S.!  AaF.,  Ke.  Ich  bigeru  mini  S.  z'  machu" 
[und  nicht  mehr]  W.  Mer  händ  euseri  S.  g'macht,  sagt, 
wer  befriedigt  auf  eine  Leistung  zurückblickt  Z.  Mit 
einem  befriedigten :  Ich  ha"  mi"  S.  g'macht  zieht  sich 
zurück,  wer  als  Pächter,  als  Tauner,  als  Knecht  auf 
einen  grünen  Zweig  gelangt  ist  und  nun  im  Stöckli 
noeh  anderthalbe"  guete"  Tag  wott  ha".  Barnd.  1904. 
Du  hesch  di"  S.  g'macht!  Abfertigung  für  Einen,  der 
mehr  zu  essen,  zu  trinken,  sich  zu  belustigen  ver- 
langt Bs  (Seiler).  Auch  ein  guter  Zuchtstier  macht 
si"  S.  B.  Wer  schafft,  der  schloß  vo"  selber  i";  und 
mier  händ  ü"ser  Sächli  g'macht.  Schwzd.  (GT.).  Mer 
[wir]  andere"  hend  auch  ü"seri  S.  g'macht,  bei  einem 
Konzert.  ATobler  1901/2.  Ich  w'erH  wele"weg  e"möl 
mi"  Sächli  mit  dem  Mül  off  der  Welt  mache",  hiess 
es  von  einem  Knaben  mit  einer  schönen  Singstimme, 
ebd.  S.  noch  pfiffelen  (Bd  V  1068);  Regula  (Bd  VI 
742).  ,Memineris  te  tibi  proximum  esse,  mach  din 
sächlin,  quicquid  alii  dicant  aut  faciant  Germani.' 
1553,  ThPlatter  Br.  —  2)  in  Aa;  W  auch  d'  S.  mache", 
in  Aa;  L  auch  si"s  Sächli  m.,  die  Sakramente  em- 
pfangen (beichten  und  kommunizieren),  bes.  sich  zum 
Tode  vorbereiten  kath.  Aa;  L;  Scbw;  U;  W.  Der 
darf  d'  S.  mache",  wird  kaum  davonkommen  Aa.  .Schon 
krank  lief  er  [der  sich  vor  der  Pest  geflüchtet  hatte] 
nach  Ernen,  um  seine  S.  zu  machen,  und  starb  beim 


Betreten  des  Dorfes.'  W  Sag.  —  3)  verhüllend.  Seine 
Notdurft  verrichten  BSL;  Z.  In  obscönem  S. :  ,Jacobs- 
bruedeiin:  Mit  vylen  ich  in  wollust  leben...  Drumb 
hab  ich  gnon  ein  solchen  man,  den  ich  sünst  nit  wett 
sechen  an,  nun  dass  er  myn  deckmantel  syg  und  ich 
myn  sechly  mache  fryg.'  VBoltz  1551.  St"  Sächli 
verrichte".  [Es  ist]  wider  im  Hüs  inne"  g'si"  und  het 
si"  Sächli  [die  Hausgeschäfte]  verrichtet.  Breitenst. 
,Sin  sächli  schaffen',  für  seinen  Vorteil  sorgen.  ,Wen 
die  tütschen  fürsten  in  Orient  zuo  krieg  zugend,  kon- 
tend  die  bäpst  in  occident  ir  sächli  schaffen.'  HBull. 
Tig.  Si"S.tüe"  Aa;  Ap;  B;  L;  Th;  ZO.  [Frau  zum 
Mann:]  Leg-dich  nu"  a",  mer  wend  z'  Chil'he",  und 
mach-mich  nüd  taub  oder  potz  Tüfel  wille" !  Ich  hän 
jetzt  'bettet  und  mi"  S.  'tö".  Stütz.  Jo,  wer  si"  S.  mit 
Freude"  tuet,  Dem  schmeckt  si"s  Esse"  frilich  guet. 
Schwzd.  (GT.).  Ick  cha""  mit  guetem  G'ivüsse"  säge", 
ich  heig  mi"  S.  'tö",  indem  ich  an  einem  Wohltätig- 
keitsfeste viel  Geld  ausgegeben  habe.  BMohr  1909. 
Si"  S.  lere",  chsnne",  bes.  von  Schülern  Aa;  Ap;  B; 
Th;  Z.  Gang  i"  d'  Schuel  und  ler(n)  di"  SJ  in  einem 
Kinderreim  Aa;  Ap;B;  Th;  Z.  Er  cha""  si"  S.,  von  einem 
Schüler.  ,Petrus:  Ich  weiss  wol,  was  ich  ye  hab  tan, 
ich  weiss  min  s.  wol  wie  und  wenn.'  NMan.  Si"  S. 
säge"  oä.,  seine  Meinung  Aa;  Ap;  Th;  Z.  So,  iezhan- 
i'h  mi"  S.  g'seit.  Er  seid  si"  S.  so  trochen  ane"  Z, 
frisch  use"  Ap.  Der  hat  si"s  Sächli  guet  (schlecht) 
a"'bröcht.  ebd.  .[Wenn  Einer]  gesel  werden  wölt  und 
aber  in  unsser  geselschaft  ein  gesel  wer,  der  dem- 
selben gesellen  wyderwertig  wer,  so  sol  er  dem  houpt- 
man  und  den  gesellen  erscheinen,  waz  syn  s.  syg.' 
1483,  AaB.  Urk.  Si»  S.  tanke",  sich  (bei  Etw.)  das  Sei- 
nige denken,  seine  eigenen  Gedanken  machen,  wohl  allg. 
Ich  bi"  dö  iriter  g' schiegget,  ha"  debi  mi"  Sächli  Henkt 
Ap.  I'h  ha"  g'lachet  uf  de"  Stockzäne"  und  mi"  S. 
'dankt.  JReinh.  1903.  Scherzh.  Ich  ha" 's  ivie  der  Bett- 
schisser,  ie"  tanke"  mi"  S.  Z.  Si"  S.  oben  in'n  Arm 
tribe"  s.  Bd  I  50.  Zu  siner  S.  luege".  Lueg  zu  diner 
S.  (in  BsStdt;  ZW.  auch  zu  dV'm  S.),  sieh  für  dich, 
mische  dich  nicht  in  fremde  Angelegenheiten;  Syn. 
lueg  zu  Di"'m  Bs.  Was  stöst  du  dö,  du  Mülaff?  gang 
heim  und  lueg  zue  diner  SJ  XIX.,  L  (Hausinschrift). 
[Mägde,  die  es  nicht  gern  sehen,  wenn  der  Herr  sie 
beaufsichtigt,  sagen  etwa:]  Lueg  er  zu  si"'r  S.,  er  het 
g'nue*>  z'  luege".  JReinh.  1903.  Insbes.  aa)  von  einem 
Anliegen,  Gesuch  B.  Was  isch  di"  S. ?  Säg  jiz  di" 
SJ  ,Was  rüefstu  du  mir,  was  ist  die  s.  ?'  VBoltz  1554. 
,Wie  ist  die  s.  [um  deretwillen  ihr  kommt],  das  zei- 
gend an.'  Meinr.  1576.  —  ßß)  von  der  Schuldigkeit 
bzw.  Forderung;  ,merces,  debitum.'  Id.  B.  Was  ist 
(macht)  mi"  S.?  was  bin  ich  schuldig?  Aa;  Ap;  B;  Gr; 
L;  Th;  Z.  ,Was  ist  di"  S.?  quid  tibi  debeo?'  Id.  B. 
Was  bin-ich  schuldig?  Säget  [Doktor],  was  eui  S.  ist. 
Gotth.  D'  S.  mache",  die  Rechnung,  Konto  Ap  (TTob- 
ler).  —  yt)  *n  (wer,  auch  d)  S.  ha",  verhüllend  von 
den  Katamenien  Aa;  Bs;  Z;  wohl  auch  weiterhin. 
Iri  (si",  d)  S.  nüd  i"  der  Ordni"g  ha".  „S-en,  men- 
strua  foeminea."  St.8  —  88)  vom  körperlichen  Be- 
finden. Vgl.:  Die  S.  stät  bös!  mit  Bez.  auf  eine 
Krankheit.  ,Mh.  habend  sich  bekennt,  ein  dienstmagt, 
so  irer  Vernunft  und  synnen  beroupt  ist.  in  den  spittal 
in  die  samlung  an  ein  ysen  zeleggen  und  sy  allda  zuo 
irer  notturft  mit  muoss  und  brot  spysen  ze  lassen, 
unz  ir  s.  besser  wirt.'  1540,  Z  RB.  ,Syn  s.  bösserete 
sich  ie  lenger  ie  meer,  also  das  im  der  harn  gestüende.' 


109 


Sach,  sech,  sich,  socli,  such 


LH 


1546,  Z. —  es)  vom  Beruf,  Gewerbe  in  der  Wendung 
siner  (der)  S.  nä'hgä"  uä.  Aa;  Bs;  B  (.negotia  sua  cu- 
rare.' Id.) ;  Th  ;  Z.  Er  hat  doch  na"''  immer  chönne"  siner 
S.  nä'hgä",  auch  luege"  (Aa).  Er  [ein  Landarzt]  isch 
siner  S.  nöchg' gange"  trutz  inte"  Junge".  Breitenst. 
,[Man  solle]  verschaffen,  damit  er  fürohin  sölicher  und 
anderer  handlungen  müessig  stände  und  siner  s.  der 
arzny  warte  und  acht  habe.'  1516,  ASvz.  —  ££)  PL,  von 
(kaufmännischen)  Geschäften;  vgl.:  Der  So"  ma- 
chud  guet  S-e",  il  figlio  fa  buoni  affari  PA1.  ,[N.  hätte] 
seine  S-en  besser  nit  angestellt,  dann  dass  sein  Haab 
und  Gut  zum  Uffahl  kommen.'  1623,  Gl.  Under  sine" 
S-e"  stä",  zahlungsunfähig  sein,  mehr  Passiven  als 
Aktiven  haben  BO.  (so  Frut.,  Meir.).  ,[N.  sei]  um  sein 
ganzes  Vermögen  gebracht,  ja  unter  seinen  S-en  ge- 
standen.' BFrut.  Zeitgsnachricht.  Vgl.:  ,Der  rat  miner 
Schwester  ist  ursacb,  daz  ich  under  allen  minen  ge- 
schaffen bin.'  Morgant  1530:  frz.  ,au  dessous  de  tous 
mes  affaires.'  —  yjk])  PI.,  verhüllend:  ,Die  s-en  [leibliche 
Notdurft]  über  die  statt  verhalten.'  1594,LPestbüchlein; 
vgl.  Sp.  103  o. —  ß)  mit  dem  un  bestimmten  Artikel 
oder  unbestimmtem  Pronomen  im  Sg.  (im  PI.  ohne  Ar- 
tikel). ,Umb  kein  s.',  um  keinen  Preis,  durchaus  nicht. 
.Er  [Kaiser  Maximilian]  wolt  umb  kein  s.  lan,  biss  er 
erholt  die  keiserlich  krön.'  JLenz  um  1500.  ,Dan  Zü- 
rich um  kein  s.  in  franzesischen  pund  wolt  gon.'  Ansh. 
,Nun  gang  [Bote  an  den  Reichstag]  das  der  boden 
krach,  fyr  nun  nit  umb  kein  s.'  Eckst.  1526  (Rychst.). 
, Barbali:  Gott  geb,  wie  man  tue  oder  was  man  mach: 
ins  closter  kumui  ich  nit  um  kein  s.!'  NMan.  ,Ach, 
sagt  Rengnold,  ich  tuons  um  kein  s.  nüt.'  Haimonsk. 
1531.  Mit  Adj.  (Es,  Bas  ist)  en  alti  S.  (Es,  Das 
ist)  en  armi  S.;  s.  Bd  I  454.  ,[N.  habe  gesprochen:] 
es  nimpt  einer  14  eimer  wins  von  eim  schiff  in  vier- 
zechen tagen  zuo  Ion,  das  ist  ein  arme  s.'  1445,  Z  RB. 
,Es  wäre  ein  arme  s.,  so  ein  sünder  bättote,  fastote, 
gebe  almuosen  etc.,  das  im  das  nit  sin  sölte  verdienst- 
lich gegen  Gott.'  B  Disp.  1528.  Das  ist  e"  füli  S.,  ein 
unlauterer  Handel  Aa:  Z.  ,[N.  wirft  den  Vertretern 
des  Herzogs  von  Burgund  vor]  sy  giengen  mit  fulen 
s-en  um  und  schüeffen  dem  herzogen  also  sin  s-en  nünt.' 
1513/5,  ABscH.(aus  einem  Verhör);  vgl.:  ,|N.  sagte]  das 
der  vogt  wol  richter  finden  werde,  die  im  syne  fulen 
s-en  beschirmind.'  1573,  Z  RM.  .Ruolland  lopt  unsern 
heren,  das  sy  also  uss  einer  frömden  s.  entrunnen 
warend.'  Morgant  1530.  (Das  ist,  war)  e"  (un)g'freuti 
S.  ,Ein  guote  s.  han':  1)  ,N.  habe  anfangen  reden, 
wir  netten  jetz  ein  guoti  s.  [gewonnenes  Spiel],  wenn 
wir  ein  s.  [Auflehnung  gegen  die  Übrigkeit]  für  die 
band  nämmind.'  1525,  Z.  —  2)  ,A.  1548  iar  ist  gwässen 
ein  solcher  trochner  herbst,  das  schier  alle  brünnen 
und  bäch  sind  ferschwunden  von  grosser  düre  wägen. 
Do  hett  man  müessen  ze  mülli  faren  gen  Döss  uss 
der  statt  und  ab  der  landschaft  allenthalben,  das  der 
müller  ein  guot  s.  [gute  Losung]  het  ghept.'  UMey.  Chr. 
1540/73.  ,Die  von  Wallis  [wollten]  sich  keiner  glicher 
s-en  lassen  underwisen',  sich  nicht  auf  Vergleichs- 
verhandlungen einlassen.  Just.  .Unglimpflich  s-en'  s. 
für-chomen  (Bd  III  278).  En  abg'charteti  S.  Z.  E" 
rercherti  S.  En  a"gleiti  S.  s.  Bd  III  1181  (auch  schon 
1467,  ZRB.;  1529,  Absch.).  E"  letzt  S.  D's  Häxe"- 
werch  si  gär  e"  rerborgni  S.  Schwzd.  (GrPi\).  's  ist 
e"  bosi  S.  (zB.  um  g'fdlti  Cliind,  oder  wenn  der  Ma"" 
süß).  ,[N.  sagt  aus]  als  die  obgemelt  erwerbung  sye 
beschehen,    fragte  B.,   es   were  im  noch  ein  blindi  s. 


[dunkel,  unklar],  er  wolt  gern  wissen,  was  man  im 
zuo  gedachter  dochter  wollt  geben.'  1508,  Z.  Es  isch 
he"  rechti  S.,  ist  wie  verhext,  will  nicht  recht  von 
Statten  gehen  GSa.  ,Gang  mit  mir  heim,  der  knecht 
lit  da  heim,  der  seit  dir  ouch  wol,  dass  ich  recht  s-en 
triben',  eine  ehrbare  Frau  bin.  1430,  Z  RB.  ,Mit 
(uf-)  rechten  s-en  umbgän'  s.  Bd  VI  207.  221.  En 
abg'redti  S.  E"  verruckti  S.  ,Üie  [Beschwerde-]Puncten 
seind  zum  Teil  so  von  geringen  S-en,  die  die  Oberkeit 
ihnen  gern  gutwillig  zulasset.'  1653,  LH.  Manifest  (im 
Übergang  zu  Bed.  3  b).  E"  gWoW'eni  S.  s.  Bd  VI  1886. 
,Nun  wolhin!  dis  ist  ein  geschehni  s.'  das  Heiratsver- 
sprechen ist  gegeben.  1453,  Z  RB.  Das  ist.  war  e» 
schöni  S.!  Du  redst  da  vo"  schöne"  S-e"  [aber  die 
Verhältnisse  liegen  anders].  CWeibel  1885.  , [Reng- 
nold dankt  für  eine  Gelegenheit,  seine  Tapferkeit  zu 
beweisen:]  Ach,  her  gott,  gelopt  sigest  du,  daz  du 
mir  ein  so  schönne  s.  vergunnen  hast.'  Haimonsk.  1531. 
E"  verschleikti  (verschleipfti)  S.,  von  einer  verschlepp- 
ten Krankheit.  [Mutter  zu  den  Heiratspläne  schmieden- 
den Töchtern:]  Me"  het  lötzel  z' schaffi"d  ond  lötzel 
z'  essi"d,  ond  denn  noeh  äsen  öberspölt  S-en  im  Grend 
ha"!  Schwzd.  (ApL).  E"tummiS.  Tummi  S-e"  a"stelle". 
,Es  sind  diser  Tagen  vil  unfrüntliche  Reden  und  zum 
Teil  tetliche  S-en  fürgangen.'  1621,  Z  (Akten  Sax).  E" 
merkicürdigi  S.;  s. 'Sp.  104.  .Gerne  rede  von  inen  hören 
und  kein  zimlich  s-en  an  inen  erwinden  lassen.'  Just. 
E"  verzivickti  S.  Es  ist  e"  verzwankti  S.,  meint-sfij.  ich 
han  e"  Schinne"  [Holzsplitter]  im  Tumme".  Scnwzn.  (Gr 
Pr.).  Mit  dem  Vb  sin.  Es  ist  e"  Säch,  ein  schwieriger 
Fall,  eine  schlimme  Geschichte  Ap;  Th;  Z;  Syn.Meining. 
's  ist  e"  S.  mit  dir!  zB.  als  Klage  eines  Vaters  über 
seinen  ungeratenen  Sohn  Zu.  ,Ist's  einmal  bitter  im 
Herzen,  wird  Alles  bitter,  was  drein  und  draus  kommt, 
. . .  Da  ist  dann  eine  S-e  dabei  zu  sein,  dass  böser 
Nichts  ist  auf  Erden.'  Gotth.  Da'  ist  e"  S.  i"  dem 
Ghallere"  hinne":  d"  Geisse"  händ  's  Gltäppeli  um- 
g'schliicket,  Neckerei  auf  ÄAKallern  im  F.  (AfV.).  Das 
war  e"  S.!  .meinst  du  etwa,  Das  wäre  zu  viel  ver- 
langt? Das  darf  man  dir  wohl  zumuten.'  GuChur. 
Das  mues'  e"  S.  si"  i"  dem  Zürich  inne"!  mit  Bez.  auf 
die  Landesausstellung  und  die  deshalb  sich  ansam- 
melnde Volksmenge.  ESohönenb.  Das  sind  Sache" : 
1)  Das  sind  Sach'Hs,  Das  ist  so,  hat  seine  Richtigkeit, 
ist  natürlich  W  (Tscheinen).  Das  sind  S-e".  Das  ver- 
steht sich  von  selbst,  ich  begreife  wohl,  natürlich  ist 
es  so,  wahr  Ap;  B;  GTa.;  Tb;  Z.  Der  Chran:  wird  halt 
letz  [wenn  man  halb  im  Schlafe  webt],  se'b  sind  S-e". 
NBösch  1892.  Das  sim-mer  S-e",  Das  versteht  sich 
von  selbst  ÄALeer.  —  2)  beschwichtigend,  ein  weiteres 
Eingehen  ablehnend  Aa;  B;  Gr;  Z.  A.:  Er  kett-mi* 
nüd  'brächt  efso  a"z'fare".  B.:  Das  sind  S-e",  we"  ist 
nüd  immer  glich  gurt  iifg'leit  ZStdt.  [Anneli,  das  von 
seinem  Besuch  in  der  Stadt  erzählt,  wird  vom  Vater 
getadelt,  weil  es  aus  Unkenntniss  mit  Kaffee  Gesund- 
heit trank.  Mutter,  unterbrechend :]  Ä.  Das  sind  S-e", 
far  du  fnrt,  se'b  far!  Stutz.  —  3)  (.Tu).  Da(s)  sind 
S-e",  bedenkliche,  nicht  leicht  zu  nehmende  Z.  Auch 
elliptisch:  (Ja,)  S-e".  Das  sind  S-e"  tri-  halb  Öpfel! 
von  auf  den  Schein  gebauten  Häusern,  nur  scheinbar 
glücklichen,  geordneten  (Ehe-,  Familien-)  Verhält- 
nissen, von  zweifelhaften  Unternehmungen  AASuhrent, 
Das  ist  du°*  e"  S.,  Das  dö!  l»as  ist  doch  auch  etwas 
Wichtiges  AaF..  Ke.  Das  wird  iez  au"*  <•"  Säch  si  . 
ivänn-d'  e'mal  de"   Verein  usshi.it '.   Pas  hat  doch  nichts 


111 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


112 


zu  sagen  Z.  Das  ist-mer  auch  ne"  S.!  zB.  zu  Einem, 
der  unwillig,  ungeschickt  an  seine  Arbeit  geht  L. 
's  isch  ämmig  auch  e"  Stich!  ein  sonderbarer,  fataler 
Umstand  ZF.  's  ist  doch  au"''  e"  Sdch,  das'-er  nie 
cha""  rieht  tue" .'  Tb ;  ZO.  's  ist  doch  au"*  e"  Sdch,  dass-si 
nüd  g'siinder  ist!  ebd.  Das  ist-mer  doch  o"ch  ne"  Sdch! 
,eine  fatale  Geschichte,  ich  weiss  nicht,  was  ich  dazu 
sagen  soll'  B.  Da1  sim-mer  auch  S-e",  Da1!  Th.  Das 
sind  ä  [auch]  Sdche"!  was  muss  man  hören!  Aa;  Z. 
's  ist  grad  e"  Sdch!  nicht  leicht  zu  nehmen,  nicht 
wenig  Ap;  GrPt.;  GT.  [Der  Alp]  het-mi'1'  Hruggt, 
''ass  ['s]  grad  e"  Sdch  g'sl"  ist  GT.  (NSenn).  [Abgenom- 
men hat  das  Schwein]  in  de"  letste"  zwei  Tage",  es  ist 
grad  e"  Sdch.  Schwzd.  (GtiPr.).  's  ist  grad  e"  S.,  we-n-er 
tued,  ein  Zorniger  Ap.  's  ist  doch  auch  (gradi  e"  Sdch 
met-em,  zB.  mit  einem  unfolgsamen  Kinde  Ap;  Th;  Z. 
S.  noch  Bd  VI  509.  Das  (oder  's)  ist  (halt)  so  (e'so, 
eben  e'so)  (n)e"  Sdch!  noch  nicht  klar  und  eindeutig, 
noch  zweifelhaft,  noch  zu  überlegen,  aufzuhellen,  Das 
hat  noch  einen  Haken,  ich  kann  nicht  unbedingt  ein- 
verstanden sein,  zusagen  Aa;  Ap;  B;  Gr;  Th ;  Z.  Das 
sind  (halt  Alles)  so  Sdche"  (Sächli),  heikle  Angelegen- 
heiten Aa;  Ap;  Th;  Z.  [N.,  ein  Unterstützungsgesuch 
beantwortend:]  Ach  min  Gott!  Das  sind  halt  ehe"  so 
S-e"!  Aber  säg  auch,  wem  muest  das  Geld  denn  g'e"? 
Stutz.  Da(s)  (oder  's)  ist  (war)  (en)kih'  S.!  1)  Das  hat 
(hätte)  Nichts  zu  sagen,  zu  bedeuten,  es  liegt  (läge) 
Nichts  daran  Aa;  L;  Th;  Z.  's  ist  ke"  S.,  wän"-er  schu" 
nüd  President  giH,  oder  wän"-er-si  [die  Geliebte]  schu" 
nüd  überchunnt  ZO.  B.  [zu  A.,  der  sich  wegen  einer 
verspäteten  Zahlung  entschuldigt  hat]:  Ja,  'sistkei"  S-, 
mer  nend  's  jo  jetzig  noch.  Stütz.  [Wir]  wand  d'  Lüt 
lo"  belle",  's  ist  ke"  S.,  und  d'  Hund  de""  rede"  lo". 
Ineichen  1859.  Gleichbed.:  Da'  hat  e"ka"  S.  ZStb. 
—  2)  Das  ist  e"ke"  S.l  so  geht  es  nicht,  die  Arbeit 
ist  nicht  richtig  angefasst  Z.  E"  S.  ge",  absetze". 
E,  Das  giH  iez  awh  ne"  S.!  beschwichtigend  L.  Das 
häd  aueh  nes  Zug  ond  ne"  S.  abg'setzt,  wo  si  Das 
verno"  händ.  ebd.  E"  S.  ha".  Si  hend  e"  S.  g'cha", 
,sie  haben  einen  Lärm  gehabt  oder  sie  hatten  eine 
Freude'  Sch  (Kirchh.).  E"  S.  ha"  mit  Etw.,  Jmd,  viel 
Wesens,  Aufhebens  machen,  viel  auf  Jmd  halten, 
Jmd  zuvorkommend  behandeln  B;  Gr;  L;  S;  Th;  Z. 
Die  händ  e"  S.  mit  enand  (g'ha") !  von  Verliebten. 
Die  händ  (auch)  e(n  ebigi,  heillosigi)  S.  de(r)mit  Z. 
Er  hed  en  grüsigi  S.  mid-ere"  Gr.  Die  gueti  Frau 
ist  g'schivind  uf-mich  zue  cho"  und  het-mer  d'  Hand 
'drückt  und  e"  S.  mit-mer  g'ha",  i'h  bi"  ganz  rot  worde". 
Schwz.  Frauexh.  1907  (S).  Nes  G'scWs'  ond  ne"  S. 
ha"  L.  Us  iedem  Bitzeli  nes  Zug  ond  ne"  S.  mache". 
ebd.  ,Ein  s.  ein  s.  sin  län',  Etw.  auf  sich  beruhen 
lassen.  ,Wenn  ich  [Hiob]  gleich  von  inen  [den  Wai- 
sen] beleidiget  bin  worden,  hab  ich  doch  nit  auf  sy 
getrungen,  sonder  ein  s.  lassen  ein  s.  sein.'  LLav. 
1582.  S.  noch  Bed  (Bd  VI  528).  Auch  ausser  der 
Verbindung  mit  sin  erscheint  der  meist  stark  betonte 
PI.  Sdche"  prägnant  für  eigentümliche,  merkwürdige 
Dinge.  Da(s)  giH  glich  (od.  auch}  glich  au'h)  S.!  Du 
machst  (seist,  weist)  (glich)  au'h  (od.amel  auch)  (Chrotle"-) 
S-e"!  D<i  g'hört-me"  S-e"!  Die  häm-mer  S-e"  g'seit! 
auch  von  beleidigenden  Äusserungen  uä.  Hast  welle" 
S-e"  mache"?  dumme  Streiche  ZO.  Die  mache"d  glich 
auch  S-en  i"  der  Stadt!  Stütz.  Es  ist  ganz  mergg- 
würdig,  was  si  z'  Züri*  für  S-e"  mache"d.  CStreipf 
1898  (GlM.).     En  Zug  und  S-e"  hed-er  [der  dumme 


August  im  Zirkus]  derther  'bröcht,  da"-m-me"  vor 
Lache"  fast  's  Büchwe  übercho"  hed.  AToblek  1901/2; 
vgl.  unter  4  b.  S.  noch  Namen  (Bd  IV  722).  Ja  S-e"! 
ei  was!  Gl.  —  y)  ohne  Artikel  (ausser  fy  nur  Sg.). 
aa)  ,es  ist  (wird)  s.',  es  liegt  der  Fall  vor,  tritt  ein. 
,Es  ensol  ouch  enmag  unserer  diewederer  nfheben 
oder  abenemmen  dheinen  teil  sins  harnasch  noch  an- 
ders dartuon,  doch  behalten,  ob  es  s.  wirt,  dbein  ding, 
so  unser  ietweder  unerfolget  hette  ze  ebenende.'  1428, 
Bs  Chr.  (Übersetzung  der  Kampf  bedingungen  eines 
fahrenden  Ritters).  Bes.  oft  ,(es)  ist  (war)  s.  dass...' 
,Ist  S.,  dass...,  wenn,  doch  etw.  selten.  Ist  S.,  dass  der 
Pfarrer  wider  so  predige"  tued,  wenn  der  Pfarrer  . . .' 
Ap  (TTobler).  Es  war  denn  S.,  dass  ...  Gr.  Mit 
Anpassung  an  den  Gebrauch  des  Artikels  in  der  Jün- 
gern Spr. :  Isch  e"  S.,  dass-mieh  der  Tod  ergrift,  so 
ioeckt-mich  Christus  im  Himmelrich.  Bs  Reime.  Sehr 
häufig  in  der  Spr.  des  XV./XVIL;  zB.:  ,Der  herzog 
von  Lothoringen  rytet  zum  küng  und  hat  geredt,  er 
wolle  so  vil  schaffen,  dass  der  küng  dem  bund  hilff 
tüege;  were  aber  s.,  dass  er  nit  mocht  schaffen,  so 
woll  er  sieb  doch  nit  scheiden  vom  bund.'  1475,  Bs 
Chr.  , Wurde  es  s.,  das  man  die  herrschaft  Kempten 
erkouffti,  so  . . .'  1478,  Z.  ,Ist  dann  s.,  daz  ..."  1483, 
AaB.  Urk.  ,Ob  es  s.  were,  daz  wir  tallüt  etliche  jar 
kein  lehenkue  trübent'  1498,  Gfd.  (Alpstreitigkeiten 
zw.  UUrs.  und  W).  ,Item  und  wäre  joch  s.,  daz  .. .' 
Edlib.  , Barbali  [zur  Mutter,  die  es  ins  Kloster  schicken 
will]:  Ich  wils  [das  ,euangelibuoch']  dis  jars  vorhin 
durchlesen,  üch  denn  ein  guote  antwurt  geben,  ist  s., 
dass  wir  das  jar  erleben.'  NMan.  ,0b  s.  were,  das 
er  wider  kemm.'  Moroant  1530.  ,Wenn  schon  s.  were, 
das  sy  wider  kemme.'  ebd.  ,[Ein  Wiedertäufer  zitiert:] 
Niemand  kumpt  zuo  mir,  es  seigi  denn  s.,  der  vatter 
zieh  in  dann  zuo  mir.'  1530,  EEoli,  Akten;  nach  Joh. 
6,  44,  wo  in  der  Z  Bib.  1530  ,es  sei  dann,  dass  ...' 
,Nisi,  es  sei  denn  s.,  dass...;  si  est  ut  velit,  ist  es  s., 
dass  er  wil.'  Fris.  ,Es  soll  auch  diese  erkanntnuss 
von  keiner  bitt  wegen  nimmer  abgelassen  werden, 
es  were  dann  s.,  das  sich  ihren  einer  in  solcher  mass 
darinn  verantworten  wurd  [usw.].'  Würstisen  1580; 
ähnlich  1654,  Absch.;  Rhag.  1676;  1703,  Z.  ,Wärs  S., 
dass  man  wolt  auffstehn,  so  tu  das  Silbergeschirr  ver- 
sorgen.' Laz.  1663.  ,Wäre  es  aber  S.,  dass  eine  Kuh 
gar  über  die  Zeit  trüge,  so  ...'  EKönig  1706.  S.  noch 
frevlen  (Bd  I  1288).  —  ßß)  mit  Adj.  Guet  S.  ha",  es 
gut,  leicht  haben  B;  W;  s.  Gauchlichi  (Bd  II  108); 
guet  (ebd.  537),  anderswo  nur  noch  im  Liedchen  unter 
Bach  (Bd  IV  948).  Vgl.  ,ein  guot  s.  han'  unter  3  a  ß. 
Läri  S.,  ,etw.  Leeres.'  Er  traue  dem  Wetter  nicht, 
dem  Aussehen  nach  si  's  me  u's  nw  läri  S.  Schwzd. 
(Gr).  —  YT)  'm  Gen.  abs.  U"verrich(te)ter  Sach(e") 
hei'"  müesse"  uä.  Bs(Breitenst);  B;  Th.  .Ungeordneter 
s.  (für  ein  slos  lauffen).'  DSchill.  B.  .Unabgeseiter 
s-en  (angriffen).'  ebd.  ,Unwiderseiter  s-en  (innämen).' 
1419,  Z  StB.  ,Unversächner  s.'  Rüef  1558  (,unwussend 
u.  s.');  1582,  Z  RM.  (,u.  s.  und  unbedacht  beschechen'). 
.Ungeschickter  s.  (sich  sümen,  komen).'  1442,  Z;  nach 
1480,  ebd.;  1494,  G  (,u.  s.,  nit  das  inn  jemant  belont 
oder  beschickt  hab,  uss  siner  aigen  bewegnuss  und 
uss  pflichten  sins  ampts').  ,Unverdienter  s.  (entsetzen, 
die  proviant  abschlahen).'  1529,  Bs;  HBull.  1572.  ,Un- 
gewarnoter,  -eter  s.  (sich  üfmachen,  stechen,  innemen 
ua.).'  Z  Chr.  1336/1446  (,u.  s.  und  unwiderseit'):  1 174. 
ZRB.;  Ansh.;  1556,  BTurmb.;  Haberer  1562.     ,Un- 


11". 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


11: 


wissender  s.  (überfallen,  schlahen  uii.).'  Jdst.;  1431, 
Z  RB. ;  Ansh.,  gehäuft  ,ungewarnoter  unwissender 
s-en  (vom  leben  zuo  dem  tod  bringen).'  1436,  Z  RB. 
Bes.  oft  ung 'schaffter  (ung' Schaffner)  S.  (wider  furtgä" 
uä.)  Z  (so  O.f,  lt  Spillm.).  .Ungeschaffter  sach(en) 
abziehn,  wider  heim  komen'  uä.  VTschudi  1533;  JHal- 
ler  1550/73:  Schimpfr.  1(551  (PL);  Sprecher  1672  (lat. 
infecta  re);  JEEscher  1092.  ,Wir  haben  ungeschaffter 
s-en  die  quartier  zum  nachtleger  eingenomen.'  1590, 
Bs  JB.  1885  (Söldnerbrief).  ,Sy  (eine  Hexe)  habe  ein 
stuck  brot  by  iro  gehept,  dasselbig  er  [der  Böse]  sy 
gheissen  von  iren  leggen,  daz  sy  nit  getan,  also  das 
er  ungeschaffter  s-en  von  iren  müessen.'  1597,  Z  RB. 
, Manchen  wirffts  [das  Bad  Pfäfers]  auss  ungschaffter 
Sach',  ohne  Heilung.  HRRebm.  1620.  Mit  veränderter 
Auffassung:  ,Ohn  gschafft  der  S-en  (abziehen).'  XVII. 
(LTobler  ohne  Beleg);  vgl.  nhd.  .während  des  Krieges' 
aus  älterem  .währendes  Krieges.'  Mid  ung' Schaffner  S. 
BR.  Nach  dem  Vorbild  solcher  Wendungen  entstand 
aus  ,ungefert'  (Bd  I  880)  ,ungeferter  sach(en)'  1)  un- 
versehens, ohne  dass  man  sich  vorsehen  kann.  ,[Den 
Glarnern  und  Schwyzern  wird  vorgeworfen,  sie  hätten 
der  Gräfin  von  Toggenburg  die  Ihren]  unwüssender, 
ungewarneter  und  ungeferter  s.  zuo  ewigen  landtlüten 
genommen.'  1417,  Inf.  1713.  —  2)  unversehens,  zu- 
fällig. ,[Er  sei]  ungeferter  s-en  darzuo  kommen',  zu 
einem  Frevel  an  einem  Nussbaum.  1586,  ZFlaach. 
,[Er  sei]  ungeferter  s-en  alda  [in  einer  Scheune,  die 
vom  Blitz  getroffen  wurde]  gewesen.'  1587,  Z  RB.  — 
b)  Ursache,  Veranlassung,  Grund;  bes.  in  der 
Verbindung  ,von  s.'  ,Der  hof  ze  Schennis  der  giltet 
jerglich  ze  zinse  130  schaf;  der  gant  7  schaf  abe 
von  s-e,  das  das  wasser,  das  heisset  du  Linte,  hat 
der  acker  so  vil  dan(n)an  gefüeret,  da  von  7  schaf 
giengen  ze  zinse.'  HU.  ,Wein  sich  du  hant  wandlot 
von  keiner  s-e.'  1304,  FRB.;  lat.  ,cum  manum  ulla 
de  causa  mutari  contigerit.'  ,Swenne  das  geschiht, 
das  der  selbe  weg  von  alter  ald  von  wetter  ald  von 
deheiner  slaht  s-e  nider  vallet.'  1305,  Z.  /Diu  sach 
sins  smerzen.'  Boner.  ,Also  N.  von  etwas  s.  wegen' 
in  dem  turn  lag.'  1371,  Z  StB.  ,Waz  die  s-e  ir  [der 
Annagnaken]  zuokunft  were,  daz  ist  ...'  Just.  ,Von  s. 
wegen,  von  s.  daz.'  ebd.  ,Do  wurdent  der  viant  wol 
sechzig  erslagen.  Der  biliben  sechs  und  drissig  uf 
der  wal  bi  uns  tot;  die  andren  fuorten  si  wund  mit 
inen  hain,  die  aber  der  selben  s.  sturbent.'  XV.,  Z 
Chr.  ,Das  ich  von  rechter  redlicher  schuld  und  sach 
schuldig  bin  32  pfund.'  1425,  AaB.  Urk.  ,So  kumpt 
der  streit  von  menger  s.  .  . .  Die  s.  der  s-en  ist  vil 
wol  fünferlei.'  Ring.  ,Ich  hab  ein  zwifel,  du  werist 
ein  s.  daran  [an  meiner  Fehlgeburt]  gesin  mit  dinem 
grossen  schalk.'  1454,  Z  RB.  ,Ob  es  sich  füegti,  das 
nit  gnuog  werint  im  gericht,  es  wer,  das  etlich  von 
früntschaft  oder  von  argkwons  wegen  dannen  getan 
wurden  oder  das  ir  sovil  gen  enandern  partyig  und 
sächer  werint,  oder  andrer  s-en  halb . . .'  1469,  GBurgau. 
,Da  er  mich  gefragt  hat,  wie  das  kome,  das  so  wenig 
gesellen  alda  sigint,  da  ich  im  antwurt,  es  schüeffe 
s.  [das  hätte  seinen  Grund].'  1471,  Z  RB.  .Redlich 
(elich)  sach(en)  fürziechen.'  um  1510,  Aar.  StR.  ,Mag 
denn  der  zug  den  wagen  uff  den  brittern  geziechen, 
das  die  hindern  reder  stand  uff  dem  brätt,  da  die 
vordem  stünden,  so  ist  das  höw  dess  meyers;  were 
aber,  das  das  nit  beschech,  durch  was  s.  und  hindernus 
das  were,   so  hat  der  meyer  uff  dasselb  jar  das  höw 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


verloren.'  1538,  ZHegi.  S.  noch  Chib-Baum  (Bd  IV 
1239);  Ur-Sachl.  ,Äne  s.',  ohne  Grund.  ,Der  ahtode 
tag  unseres  herrin  geburte  unde  sin  besnidunge  cho- 
min  zesamine  an  disin  heiligin  tag  niuwet  ane  s-e.' 
XII.,  Wack.  1876.  —  4.  konkret,  a)  als  kollektiver 
Sg.,  die  Gegenstände,  Ware,  um  die  es  sich  im  ein- 
zelnen Falle  handelt.  Nu,  »j  chumm  mit  dl'-m  &., 
mit  deinen  Habseligkeiten  ZW.  's  ist  schad  um  ä"  S., 
zB.  um  die  Rohstoffe,  die  man  zu  Etw.  (zB.  einem 
missratenen  Backwerk,  Kleid)  gebraucht  hat.  D'  S. 
(slni  S.J  la"  ligfyje",  was  zu  einer  Arbeit  nötig  ist  Aa; 
B;  Z.  Ei""m  d'  S.  abn'e",  was  er  trägt.  Mu"  mues' 
d'  S.  chaufe",  wenn  's  wolfel  ist,  we""-mu"  's  scho"  nid 
manglet  BE.  Lueg-mer  nid  alewil  i"  d'  S.!  in  die 
Karten  ZSth.  Er  hat  d'  S.  (si"  S.J  i(nj  der  Or"ni"g,  Klei- 
der, Hauswesen,  Ökonomie  Aa;  Bs;  B;  Th;  Z.  ,Jakobli 
[hatte]  den  glücklichen  Gedanken ,  die  Mutter  zu 
bitten,  sie  möchte  kommen  und  d'S.  [den  Hochzeitsstaat 
der  Schwiegertochter]  gschaue",  sie  werde  dann  sehen, 
dass  d'  S.  recht  sei.'  Gottb.  Mi"  S.  [Kleid]  schickti-si''' 
dir  nüt,  amene"  sellige"  Mägerli"g.  ebd.  ,Die  S-e  an- 
greifen', Besitz  ergreifen,  auch  mit  Bez.  auf  unbe- 
wegliche Sachen,  zB.  eine  gekaufte  Waldparzelle 
(indem  man  etwa  einige  Bäume  schlagen  lässt).  Ndw 
Ges.  1868.  Die  händ  auch  ne"  S.  [Hausrat  usw.]  im 
Hüs  inne",  Alls  vom  Feinste"!  L.  ,Dass  Hauss  zum 
Tach  mit  Leut  und  S.  Gott  wohl  bewach.'  1691,  ZHirs. 
Hausinschr.  a)  von  Pflanzen,  Kulturen,  land- 
wirtschaftlichen Erzeugnissen  Aa;  BsL.;  B;  S;  Th;  Z. 
,üie  Lindi  nach  dem  Regen  tuet  der  S.  wider  guet' 
BsL.  Wenn  d'  S.  am  unwertesten  isch,  se  söll-me"-sen 
am  werteste"  ha",  ebd.  Wenn  no'h  en  warme'  Hege" 
chäm,  der  wörd  d'  8.  g'scMcind  use"lopfe"  ThMü.  Si" 
S.  stöt  guet  ZSth.  Wenn  d'  S.  rlf  isch,  gib-der  de"" 
Chirsi  und  par  Öpfel,  für  eine  Gefälligkeit.  Schild 
1876.  Es  isch  dach  gäiig  guet,  wenn-me"  d'  S.  nit  grad 
giht,   wenn   der   Pris   auch  im   Hick  oben  isch.   ebd. 

—  ß)  von  Verkaufs  waren;  von  Lebensmitteln. 
D'  S.  recht,  billig  ge",  von  einem  Krämer,  Wirt  Aa: 
Ap;  Bs;  B;  Th;  Z.  Englisch,  schottisch  muess-me" 
lere",  will-me"  zu  de"  Liite"  g'höre";  wer  nüd  englisch, 
schottisch  cha"",  bringt  si"s  Sächli  niene"  a"  ZStall. 
D'  S.  a"  der  Hand  ha"  s.  Bd  II  1381.  D'  S.  an'n 
Ma"n  bringe"  s.  Bd  IV  240.  Ich  mach-Ene"  d'  S. 
paräd,  das  Frühstück  THFr.  Du  muest  nid  a"  der  S. 
spare",  zB.  die  Butter  beim  Kochen  Aa  :  ZSth.  D'  S. 
war  recht  (war  dra"),  aber  es  macht  e"ke'"  Gatti"g,  von 
einer  unordentlichen  Köchin  Z.  Z'  eil  a"  d'  S.  tue",  zu 
viel  Gewürz  oä.  Th;  vgl.  Sp.  105.  Frilvh  het  d'  S.  kei" 
B'schuss  g'hO";  men  isch  mueht  blibe"  derhi,  uenn-men 
Einem  nit  Hufen  ufg 'stellt  het.  Schild  1876.  Mir 
hand  's  und  vermögen  's,  d'  S.  ist  dö.  APletscher 
1902;  ähnl.  Th;  Z.  ,Z'  viel  ist  nicht  an  die  S-e  getan, 
öppe  so  unvernünftig  Anken  oder  Schmatz  ist  nicht 
daran,  sondern  ebenrecht.'  Gotth.  Si(ni)  S.  recht  ha", 
den  Lebensunterhalt,  die  Beköstigung:  s.  Bd  VI  202. 

—  y)  (mit  Poss.-Pron.)  vom  Anteil,  der  Einem  zu- 
kommt. Jedem  si"  S.  ge";  si"  S.  ha".  Ich  ha"  mi" 
S„  habe  meinen  Anteil,  was  mir  gehört,  erhalten,  bin 
damit  zufrieden.  Hast  di"  S.?  Da  hasch  (du)  di"  S. 
Mit  Chäs  u"d  Brot  het-me"  fei"  e"chli"  si"  S.  g'ha" 
BE.  (Bärnd.).  So,  jes  hait-der  euer  S..'  Lebensmittel, 
Backwerk,  Futter  (beim  Vieh)  Bs.  D'  Chüe  hand  ire 
S.,  das  für  sie  bestimmte  Futter  Aa  ;  Th.  Der  richtige 
Bauer  wo'tt  nüt  Ungrechts,  aber  er  wo'tt  si"  S.  Bärnd. 


115 


Sach,  sech.  sich,  soch,  such 


116 


1904  (BE.).  Zu  siner  (si"'re")  S.  (zur  S.J  eho".  Er 
ist  ämel  zu  siner  S.  eho",  ist  also  nicht  zu  bedauern  Z. 
Gim-mer,  Vatter.  mi"  S.  jetz  üse"  (Gl),  Vater,  g'em-mer 
ir  mi"  S.  uise"  (Obw),  Atta,  ieh  wollt  mi"  S.  usi  ha" 
(BHk.).  Dial.  (Übersetzung  von  Luc.  15,  12).  [Auf 
dem  SchulausÜug  haben  die  Erwachsenen]  Kaffi,  %"■ 
g'sclienkt  und  Chüechli  verteilt  und  jedem  si"  S.  g'ge". 
Breitenst.  Nu"  z'fride"!  du  muest  dl"  Sächli  glich 
noch  ha"  und 's  Kamerädli  lide" !  Mädchen,  das  einen 
Igel  mitbringt,  zum  eifersüchtigen  Kätzchen.  Junge 
Welt  1889.  —  S)  si"  S.  mache",  seinen  Gewinn  davon- 
tragen, ein  Geschäft  machen.  ,So  schnarrte  einst  die 
Hausfrau  eines  liederlichen  Beckers  ihn  an:  Stiendisch 
früeher  üf  und  biechist  güeters  Bröd,  so  miechist  di" 
S.  au'h  besser.'  Dial.  ,Under  den  münchen  und  pfaffen, 
die  durch  erschynungen  der  seelen  und  anders  ir 
sächli  machtind.'  LLav.  1569;  ,die  sich  durch  falsche 
Erscheinungen  der  Geistern  bereichen.'  1670.  ,Der 
sich  so  in  die  Zeit  wusste  zu  schicken,  der  konnte  sein 
Sächlein  wol  machen.'  1623,  Bs  (Seiler).  —  e)  eher  zu 
Sp.  104  u.  , Einem  sin  sächli  machen'  [=  es  ihm  besor- 
gen] s.  er-beren  (Bd  IV  1460);  vgl.:  's  Sächli  mache", 
Einen  zurechtweisen,  meistern,  phys.  und  mor.  L  (In- 
eichen). —  Q  vom  Eigentum,  bes.  vom  landwirt- 
schaftlichen Besitz,  Vermögen,  Mittel  (,opes.'  Id.  B). 
allg.  Mit  Possessiv-Bestimmung  oder  bestimmtem  Ar- 
tikel. Ach,  wie  schivaeh  ist  Bettelma""s  S.!  Th  (Lied- 
chen von  der  Hochzeit  des  B.).  Er  hat  si"  S.  (d'  S. 
mitsamt  dem  Blueme")  verchauft  Th;  Z.  Er  ist  uf  si"'r 
S.,  lebt  aus  seinem  Vermögen,  arbeitet  nicht  mehr  W. 
Uf  si"  S.  gä".  ebd.  Er  hat  si"  S.  am-ene"  chlinen 
Ort  ZO.  Si"  S.,  mehrfach  in  den  Übersetzungen  von 
Luc.  15,  12  ff.  Dial.;  ,sein  guot.'  1530;  gr.  tyjv  oüaiav, 
tdv  ߣov.  ,Ich  [Doktor]  will  nichts,  brauchet  eure  S-e 
für  die  Frau,  das  ist  nötiger.'  Gotth.  ,N.  verstosst 
seine  Kinder,  aus  Geiz,  damit  er  die  S-e  allein  fressen 
könne.'  1860,  Tscheinen  TgB.  (W).  ,Der  Matter  Pfarrer 
soll  den  St  Niklasern  [die  ihn  zum  Pfarrer  wählen 
wollten]  kurz  abschlägige  Antwort  gegeben  haben:  er 
wolle  lieber  auf  seine  S-e  gehen,  als  Pfarrer  in  St 
Nikiaus  werden.' 1862,  ebd.  A.:  Und  ü"si  S?  B:  Die 
isch  richtig  stübis  und  rübis  de"  Gläubigere"  zueg'heit. 
FOschw.  1895.  [Das  Dienstmädchen  arbeitet  und  spart] 
wie  wenn  's  si"  S.  war.  JReinh.  1903.  Nach  einem  alten 
Erfahrungssatz  sagt  ein  Knecht  bis  nach  zwei  Dienst- 
jahren dem  Meister  si"  S.,  bis  zu  7jähriger  Dienstzeit 
ü"si  S.  und  schliesslich  mi"  S.  BArno.  1904  (BE.). 
S.  noch  ligen  (Bd  III  1204).  ,[Man  soll  in  Erfahrung 
bringen]  was  dieselbig  sondersiechin  für  fründt  habe, 
ob  sy  rych  ald  wie  ir  s.  stände.'  1568,  Z  EM.  Z<* 
wird  miner  S.  ivol  no'h  mües'e"  nöch  springe"  l  sagt  etwa 
Einer,  der  Ausgeliehenes  lange  nicht  zurückerhält 
BsL.  ,Er  wirt  si"  S.  nit  der  Chatz  g'e",  proprium 
commodum  non  negliget,  qua?stum  non  contemnendum 
inde  auferet.'  Id.  B.  Er  hat  si"  S.  recht  Sch;  Th;  Z, 
im  Beine"  (Bd  VI  988),  am  Schirme"  (B),  im  Trockne" 
(Trochne")  Ap;  B;  Gl;  Z.  Er  nimmt  si"  S.  z'säme" 
1)  er  packt  seine  Ware  zs.  —  2)  ist  mit  seinen  Um- 
ständen zufrieden,  wenn  er  die  unerquickliche  Lage 
Anderer  bedenkt  ZO.  Er  het  si"  S.  mit  guete"  Zende" 
g'gesse",  hat  in  jungen  Jahren  sein  Vermögen  aufge- 
zehrt BSi.  Um  d'  S.  eho".  Mit  frei  si"  (LG.).  mit 
der  Gidult  (Z)  chunt-men  um  d'  S.  Wenn  der  Unggle" 
das  Wisse"  b'halte"  hätt,  wäre"-mer  i"  dene"  Fdljöre" 
ä  [auch]  um  di  halb  S.  eho".  HBlattner  1902.    (Ei"'m) 


zu  siner  S.,  zur  S.  achte"  (s.  Bd  I  80),  luege"  uä.  Hü- 
tigs  Tags  muess  Einer  zu  siner  S.  luege"  Aa;  Ap;  Th. 
's  lät  si'h  hüt  z'  Tag  zu  si'"r  S.  luege",  we""-me"  will 
dur'''  d'  Welt  eho"  B  (Zyro).  ,Es  lät-si'>>  Sorg  ha"  zu 
sV'r  S.,  quilibet  facultatibus  suis  prospiciat.'  Id.  B. 
Lueg  zor  S.,  vertrau  uf  Gott,  Das  wart-dich  vor  Schade" 
ond  Not.  1858,  Th  Ztg  1902  (Kalenderspr.).  St  [die 
Schwiegermutter]  meint  's  doch  grüslich  guet  mit-ech 
u""  luegt-ech  guet  zur  S.  CWeibel  1888.  S.  noch  räss 
(Bd  VI  1273).  Mit  Adj.  uiid  unbestimmtem  Artikel. 
En  ordeHichi,  grüsegi  (Gr),  hübschi(ebä.),  schöni,  tolli 
(B)  S.  (ha").  Er  het  en  hübsche  S.  g'erbt  Gr.  Schin  Ätti 
hed  d's  Lobd  g'han.  er  hei  en  ordeHichi  S.  mit  Eren 
z'sämmeng' stolen.  GFient  1898  (GRPr.).  So-n-e"  Sdch, 
vier  Boss  und  e"  Stall  voll  Rau"tv'eh.  JReinh.  1901. 
S.  noch  recht  (Bd  VI  206).  Ohne  Attribut  oder  Artikel. 
Lue',  de  bisch  iez  sechszehni,  de  muesch  iez  für  dich 
selber  sorge",  me  hend  nid  z'vil  S.  RBrandst.  1889  (L). 
Dim.  Sachi  W  (Dial.),  Sächli  BE.,  Gr.,  Si. ;  SchSL; 
(Sulger;  für  heute  abgelehnt),  Sachelflß  BHk.,  R.; 
Ndw,  Sächli  Aa;  Ap;  BsL.;  BStdt;  L;  üw;  Z,  Sächeli 
AALeer.,  von  einem  kleine(re)n  Vermögen,  auch  als 
gemütlicher  Ausdruck  für  Vermögen  übh.  Us  dem 
Bächli  irird  e"  Bach,  us  dem  Sächli  wird  e"  S.  BStdt; 
L;  Z;  vgl.  Buns  (Bd  VI  1144).  Er  hat  si"s  Sächli  Z. 
Zenem  Sächli  chon,  si"s  Sächli  verteile"  BGr.  (Bärnd.). 
Si"  Vatter  isch  g'storbe",  si"  Muetter  isch  död,  si" 
Sächli  verdorpe"  und  's  Chind  in  der  Not.  Breitenst. 
,Ob  er  meine,  Eltern  und  Schwiegereltern  werden  mit 
ihrem  Sächlein,  das  sie  saujer  erhaust  haben,  einstehen 
und  seine  Torheiten  bezahlen  wollen?'  ebd.  1868. 
,Man  müsse  es  sich  schier  am  Maul  absparen,  bis 
man  sein  Sacheli  nur  versteuert  und  verzinset  habe.' 
Ndw  Kai.  1902.  S.  noch  ge-recht  (Bd  VI  228);  er-raxen 
(ebd.  1912).  E(s)schö(n)s  (Ap;  Bs;  ScHSt.),  stifs,  tolls 
(B)  jS'.  ,So  verschleuderst  du  dein  schönes  Sächlein, 
wo  dein  Atti  selig  und  ich  so  mühsam  errungen  haben.' 
Breitenst.  —  nj)  auch  Dim.,  euphem.,  Genitalien  (klei- 
nerer Knaben)  Z;  Syn.  Wärli.  —  *)  Ieh  ha"  d'  S.! 
oder  nur  S.!  im  Spiel  mit  Schnellkügelcheu:  ich  habe 
wieder  die  Anzahl  Schusser,  mit  der  ich  das  Spiel 
begonnen  habe,  habe  weder  gewonnen  noch  verloren 
BsLie.  Vgl.:  Ich  ha"  mi"  S.  wider,  habe  wieder  was 
vorher,  bei  irgend  einem  Spiel  Th.  —  b)  PI.,  allerlei 
einzelne  konkrete  Gegenstände,  Habseligkei- 
ten. Was  liggcd  da  wider  für  S-e"  umenand?  Packe'd 
euri  S-e"  z'sämme"!  Gib-mer  die  Sachleni!  BSi.  Er 
het  Sorg  zue  sine"  S-e".  Ein  Kind  zeigt  dem  andern 
sini  S-e",  Spielsachen.  Da  hat  's  schöni  S-e",  von 
Schmuck-,  Spielsachen.  Du  hest  dö  schöni  Sächeli!  zu 
einem  Kinde  Ap;  Th.  Me"  hat  ebe"  an'n  chline"  S-e" 
Freud,  we""-me"  noch  Chind  ist,  ironisch  zu  Erwach- 
senen, die  sich  mit  Kleinigkeiten  abgeben  SciiHa. 
S.  noch  recht  (Bd  VI  202);  siben  (Sp.  56).  ,Sobald  er  [der 
kleine  Besenhändler]  heim  kam  und  seine  S-en  geschermt 
hatte.'  Gotth.  .Betrieben  von  allen  Seiten,  ohne  Geld, 
ohne  S-en,  ohne  Gottes  Glück  und  Segen,  so  ist  der 
Mensch  doch  wirklich  mehr  als  arm.'  ebd.  [N.  erzählt] 
Geld  müess-er  g'ha"  ha",  de'  frönd  Mansch,  brezis  wie 
Heu,  und  Chleider  und  S-e"  zum  Verwundere".  FOschw. 
1898.  [Das  Mädchen  hat  der  Kranken]  nid  g'nue>  gueti 
Sächeli  chönne"  zueche"bringe".  RIscher  1903.  Zug  und 
S-e",  von  allerlei  Waren,  Vorräten  (Hausrat,  Kleidern 
usw.)Aa:Ap;B;  L:  Sch;Scbw;  Th;  W;  Z,  bes.  auch  vom 
Vorrat  an  Lebensmitteln  Aa  :  Schw  :  Th.  Chline,  du  hest 


11 1 


Sacll,  sech,  sich,  soch,  such 


ä  [auch]  Z.  und  6'..'  eine  Masse  Spielzeug  Aa;  Ap;  Z. 
Hast  g'seh"  dei,  gell,  Die  händ  Z.  und  S.!  Zu.  [Für 
die  internierten  Franzosen]  allerlei  Z.  und  S.  und  Geld 
z'säm)iie"stüre".  JBEgli  1871.  Mir  händ  jo  Zugs  und 
Sache"  sauft  g'nueg  i"  Hüs  und  Stall.  MLien.  D'  Josefi 
hed  [im  Landesmuseum  zu  Zürich]  nid  chönne"  be- 
griffe", wie  dö  Z.  und  S.  umenand  g'hanget  ist,  die-mer 
deheime"  i"  der  Schütti  in  en  Eggen  i"e"  g'heit  hätt. 
WMüllerIOOS.  S-e",  in  Aa;  B;  L;  S;  Th;  10.,  W.  S-e-s 
g'nueg;  so  schon  Bd  IV  698/9.  Hür  häm-mer  e"möl 
S-e"  g.,  von  Feldfrüchten,  Obst,  Wein  Z.  Da  hat  's 
S.  g.,  in  einem  reichen  Bauernhaus.  Der  het  S.  g., 
ist  reich.  Jc*  ha"  da  S.  g.,  zB.  Mehl  zum  Kuchen, 
Tuch  für  den  Schneider.  Ich  g'seh"  S.  g.,  zum  Essen. 
Su  het  er  S.  g.,  Var.  des  Volksreims  unter  Acher  (Bd 
I  66)  B  (GZür.  1902).  ,Statt  Geld  und  Sachen  genug, 
statt  Gottes  Glück  und  Segen  hatten  sie  bald  gar  nichts 
mehr  als  Gottes  Hand  schwer  auf  ihren  Häuptern.' 
Gotth.  Er  hat  Zug  und  S-e"s  g'nueg  AaF.,  Ke.,  Leer. 
S-en  asse  [assez],  es  ist  genug  da  Bs.  ,[Bei  der  ver- 
schwenderischen Wirtschaft  wurden]  doch  keine  not- 
wendige S-en  bezalt.'  1609,  Z  (Akten  Sax).  ,[Ein  Irr- 
sinniger hat]  vill  Fenster  und  Wappen  wie  ouch  ander 
Gschirr  und  S-en  zerschlagen  und  brochen.'  1636,  Z. 
Gegenstände,  Materien  in  literarischem  S.  , Inhalt  der 
S-en,  so  in  dissem  Spihl  begriffen  seind.'  Spichtig  1658. 
.Denkwürdige  S-en.'  Mscr.  von  Fr  Haffner  (XVIL). 
,Die  Schreibart  [gewisser  Historiker  ist]  allzu  niedrig 
und  allzu  trocken  und  erhöhet  die  S-en  nicht  nach 
ihrer  Würdigkeit.'  Lauff.  1736.  Auch  von  literarischen 
Arbeiten,  's  hat  e"  par  gueti  S-e"  (dine"),  in  einem 
Buche,  einer  Zeitschrift.  —  5.  a)  Art,  Sorte;  nur  in 
der  Wendung  e"  schiini  S.  Häeiier,  =  etwas  Schönes  L 
Triengen;  vgl.  Bd  II  1372.  's  ist  e"  seh.  S.  H.  [kommt 
ihm  zu  gut],  dass  De"  het  chönnen  erbe",  's  war  ne" 
seh.  S.  H.,  wenn  ...  Jo  (mol  [=wol]),  ne"  seh.  S.  H.! 
Zurückweisung  einer  falschen,  auffälligen  Behauptung. 
—  \>)  als  Quantitätsbezeichnung.  E"  S.  Lüt,  eine 
Menge  Volk  L  (Ineichen).  Das  sind  e"  S.  Buebe" 
g'si"!  Das  war  eine  (grosse)  Schar  Knaben  GA.  A.: 
Es  hat  g'uüss  allerhand  doujoube"  [näml.  im  Himmel]? 
B.:  Jou  e"  meine idi  S.  Tilrgge".  Amerikaner,  Grieche" 
und  segär  noch  Heide".  Prophet  1855  (GSa.). 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1592  ff.;  Martin-Lienh.  II  318/9  (ebd. 
320  der  Gen.  Sache"s  als  Subst.  n.).  In  ä.  Spr.  vereinzelt 
die  seeundäre  Form  , sacht.'  Edlib. ;  Meinr.  1576;  vgl.  dazu 
zB.  Fleisch,  mit  Anm.  (Bd  I  1221).  Hingewiesen  sei  auch 
auf  den  Dat.  Sg.  ,s-en'  in  Belegen  von  1573,  Z,  aus  Meinr. 
1576;  RCys.;  JWSimler  1652;  jetzt  als  PI.  gefasst  in  den 
Verbiuduugen  auf  Sp.  103.  Der  Übergang  ius  neutr.  Ge- 
schlecht, der  anderwärts  in  weitem  Umf'auge  vorkommt  (Gr. 
WB.  aaO.),  begegnet  bei  uns  mir  vereinzelt;  s.  Sp.  104.  108. 
114  ;  vgl.  War  als  n.  und  frz.  quelqne  chose,  rien  als  m.,  Hai.  il 
eotto  ,Das.'  Die  Bedd.  zeigen  mannigfache  Übergänge;  1  ist 
viell.  '  ist  seeundär  aus  2  entwickelt;  5  a  beruht  wohl  nur  auf 
Kontamination  zw.  Dan  ist  e"  schoni  S.  und  Das  ist  en  (eignij 
An  Hüener;  5  b  viell.  durch  Vereinfachung  einer  adj.  Ver- 
bindung zB.  "e"  grössi  S.\  vgl.  griech.  XP^^«-  Sache,  Menge 
(bes.  mit  Quantitätsadj.),  doch  auch  Litenei  (Bd  III  1499).  In 
Ortsnamen.  , S. -acher.'  1335.  üwE.  Sächlü-Acher  ZStb.  Viel!. 
hieher    auch    der    Familienname  .Sächler.'    1458,   AaB.  Urk. 

E-:  Eheunterricht  mit  Eheversprechen  vor  dem 
Pfarrer  U.  Einen  alten  Schw  Beleg  s.  unter  Morgen- 
Gab  (Bd  11  55). 

U"-:  Ungelegenheit,  lästiger  oder  trauriger  Zu- 
stand   Z;    zB.  von  Krankheit,     's  ist   doch  en  U.  mit 


der  N.,  sie  macht  immer  zu  schaffen.  Das  ist  gar 
kei"  so  en  U.,  gar  Nichts  so  Unangenehmes  ZMönch. 
—  Daraus  eutstellt   Ur-Sach  :'. 

Ere"-:  Ehrensache.     Das  ist  en  E.  fiir-en. 

Ur- :  1.  =  Sach  3  b.  's  mag  Hecht  en  U.  si",  se  frisst 
de  Wolf  e"  Schöf  ScHSt.  (Sulger).  Kei"  U.!  1)  ste- 
hende Antwort  auf  die  landläufige  Verabschiedung. 
Adiewol,  zürne" d  NM!  ZW.  —  2)  bitte!  Ablehnung 
einer  Dankesbezeugung  Gl;  ZW.  ,U-en,  durch  die  si 
[die  Eidgenossen]  nie  lob,  er  und  guots  hättid  mögen 
gwinnen,  den  der  onmächtig  git  hätte  mögen  erdenken.' 
Ansh.  ,Ist  noch  nie  unss  [Klosterbrüdern]  mit  eim 
einziehen  wort  endeckt  u.,  wie  oder  warumb  wir  solche 
trostlosse  gefengnuss  verschüldiget  haben.'  1529,  Bs 
Chr.  ,U.  diss  artikels',  nachher  nur  ,u.',  als  Ein- 
leitung der  Begründungen  der  einzelnen  Artikel. 
Zwingli.  ,Mit  gerechter  u.  [verloren  die  Griechen  ihr 
Reich  an  die  Franken].'  Morgant  1530.  ,Die  u-en, 
warum  wir  einen  gemeinen  tag  usgeschriben,  erzelen.' 
1531,  Abscb.  Einen  ,mit  beweglichen  u-en  bereden.' 
Vad.  ,U.,  von  wölcher  oder  durch  wölehe  etwas  ge- 
schieht, causa,  ratio,  occasio.'  Fris.;  Mal.  (mehr  ebd. 
477/8).  ,Der  U.  fragende.'  RCys.  (Br.).  Eine  .erheb- 
liche U-e.'  1637,  JGöldi  1897.  .Dises  Mitleiden  [mit 
den  Unbekehrten]  ist  die  rechte  Beweg-  und  Tring- 
ursach  zu  einer  emsigen  Sorgfalt  vor  ihre  Bekehrung.' 
JJUlr.  1718.  In  bestimmten  Wendungen.  ,U.  finden.' 
,Rat  ich  [euch,  König  Johann],  daz  ir  etwas  u-en 
findend,  durch  die  ir  Rengnold  Karly  übergeben  mö- 
gend.' Haimonsk.  1531 ;  frz.  ,occasion.'  ,Magis  fand  u., 
daz  er  hin  in  [in  den  Palast]  kam.'  ebd. ;  frz.  .maniere.' 
,U.  geben',  auch  =  sich  verantworten.  ,Darumb  erbüt 
ich  mich  u-en,  red  und  antwurt  ze  geben.'  Zwingli. 
,[Ich  will  in  meinem  Werke]  den  nissigen  witer  zuo 
suochen  u.  und  ainlaitung  geben.'  Kessl.  ,Das  der 
tätter  habe  sicheren  zuogang  und  sicher  gleit  zum 
rächten,  u.  ze  gäben  des  entlibten.'  UMet.  Chr.  1540/73. 
,U.  geben  über  einen':  ,Pylatus  wüst  wol,  das  er  übel 
an  im  [Jesus]  getan  hatte,  wann  er  gab  u.  über  in 
[war  Schuld  an  seinem  Tode].'  XV.,  Pilatüslegende 
(Ev.  Nicodemi).  Ei"'m  U.  ge"  zu  Öppis  Aa;  Th;  Z  und 
weiterhin.  ,Nun  möcht  uch  alsand  wunder  nen,  was 
inen  [den  Dichtern]  hette  u.  gen,  solche  spil  ald  kurz- 
wyl  zdichten.'  Ruef  1539.  ,Eine  u.  fürgeben':  .[Schü- 
ler, die  den  Unterricht  versäumen,  sollen  dafür  nicht 
eher  gestraft  werden]  man  habe  dann  ires  abwäsens 
sach  von  denen  erkundigt,  die  si  angandt,  us  was  u. 
si  usbliben.  Und  wo  die  eine  u.  fürgäben  . .  .•  F 
Schulordn.  1577.  U.  ha".  Er  het  ehe'"  U.  hö(n)  z'  si" 
Aa;  B;  Th;  Z.  Der  het  (mV  Sei)  alli  U.  (derzue) ! 
auch  iron.  ebd.  ,Ist  dann  sach,  daz  den  houppiuan 
und  die  gesellen  bedunken  mag,  daz  es  [die  Miss- 
liebigkeit  eines  zur  Aufnahme  in  die  Schützengesell- 
schaft Angemeldeten]  ein  redlich  u.  hab,  so  sol  man 
in  nit  enpfachen.'  1483,  AaB.  ,|Man  soll  N.]  des  tod- 
slags  halb  an  dem,  den  er  by  sinem  cewib  fanden 
hat,  unbekümbert  lassen,  so  er  doch  u.  und  fuog  ge- 
hebt hat.'  1485,  Z.  ,Als  die  Juden  erforscht  wurdend, 
was  u.  sy  wider  in  [Christus]  hättind,  zugend  sy  nüt 
harfür  dann  ir  eigen  muotwillen.'  Zwingli.  .Wenn 
einer  einem  feiend  ist,  so  suocht  er  etwan  klein  an- 
sprachen an  in,  er  mag  Hecht  ein  u.  haben,  er  straft 
in.  wir  sagend:  er  bricht  ein  u.  ab  dem  nechstcr 
zäun.'  LLav.  1582;  nach  Hiob  38,  10.  .|  Durcli  das 
Verbot,  fremde  Weine  einzuführen,  werden]  die  Bürger 


11!' 


Sarll. 


•eh. 


soch,  such 


die  U.  haben,  ihre  Beben  zue  verbesseren.'  1663,  AaB. 
StR.  ,U.  nemen.'  ,[Der  aus  Italien  zurückberufene 
Herzog  Heinrich  solle]  ain  u.  nemen,  wie  er  könde, 
damit  er  mit  fuog  in  Tütschland  kerne.'  Vad.  ,So 
haben  wir  nit  unzeitige  U.  genomen,  unsere  christliche 
Mandata  zu  erneuweren.'  G  Mand.  1611.  ,Dardurch 
sye  [der  Landrat]  U.  genommen,  auf  inne  zuo  pro- 
cessieren.'  1669,  ADettl.  1905.  ,U.  suochen.'  ,Vil 
fürwort  und  u-en  suochen.'  1499,  Calvenf.  1899.  ,Un- 
zimlich  u-en  suochen.'  DSchill.  B.  ,Syne  u-en  und 
Verantwortung  dartuon.'  1565,  Z  EM.  ,Din  vatter 
tragt  u.  an  der  Schlacht  und  des  bluotvergiessens.' 
1565,  Z.  ,U.  sin'  1)  von  Sachen.  ,Gefalt  [es]  den 
eiteren  nüt,  sig  es  nüt  u.',  so  soll  es  nicht  gelten. 
Lind.,  Wthurer  Chr.  (Geilfus).  ,Das  ist  die  u.,  in  ea 
causa  res  est.'  Fris.;  Mal.  —  2)  von  Personen.  ,Ist 
die  erst  u.  des  selben  [Streites]  gwäsen  junker  Hans 
von  G.'  UMey.  Chr.  1540/73.  ,Der  ein  u.  oder  urhab 
ist  eines  leids  und  schmerzens,  author  doloris  alieuius.' 
Fris.;  Mal.  ,Zuo  Basel  schluege  das  wätter  in  pulver- 
turm,  da  ward  unverschämt  geredt,  desse  werent  die 
evangelischen  und  ire  leer  ein  u.'  Ansh.  (nach  Stett- 
iers Kopie).  , [Warne  mich,  dass  mich  der  störrige 
Esel]  nit  zuo  huffen  ryt  und  du  ein  u.  syest  drumm, 
wenn  ich  kam  von  dim  bruoder  umm.' •Haberer  1562. 
Adv.  Gen.  ,[Der  Kaiser]  reit  gon  Dietrichbern,  der 
u.  und  fürnemens,  mit  gmeinen  Eidgnossen  zehandlen.' 
Ansh.  ,[Wir  beabsichtigen]  unsere  1er  in  einen  kurzen 
heitern  begriff  zuo  bringen,  keiner  andern  u.  dann 
dass  wir  auch  wie  andere  kyrehen  uns  erklärind.' 
IL  helv.  Conf.  1566/1644;  lat.  piaeclaro  aliorum  lidelium 
exemplo  excitati.  ,A.  1468  macht  Milhausen  pindt- 
nuss  mit  Bern  und  Sollenturn,  der  u-en:  HKlee  hat 
ansprach  an  die  statt  gesuocht  [usw.].'  ARyfp  1597. 
Mit  Präp.  ,Ane  u.'  Zwingli  (,sich  on  u.  verärgren'); 
1521,  Absch.  (,ane  not  und  zimliche  u.');  1529,  Bs  Chr. 
(,on  unsere  schuld  und  alle  andere  angezeigte  u.'). 
,Umb  u..  dass...'  1488,  Z  RM.  ,U.  halb,  dass...' 
1467,  ZRB.;  1469,  UUrs.  (,ursachalb  d.'  und  ,ur- 
sächalbd.');  1475,  Bs  Chr.:  149!»,  Calvenf.  1899  (,u-en 
h.  d.').  ,Von  ettlicher  u.  wegen.'  UMey.  Chr.  1540/73. 
Us  U.  desse",  wegen  dessen  AALeer.  ,Uss  der  u.,  dass ...' 
1499,  Calvenf.  1899;  NMan.  (,uss  u.  d.');  Ruef  1539, 
,uss  was  u.'  1510,  Absch.;  F  Schulordn.  1577,  ,us  ob- 
erzelten u-en.'  F  Schulordn.  1577,  ,uss  wichtigen  U-en.' 
RCys.  Prägnant  ,uss  u.',  mit  (gutem)  Grunde:  ,Ja 
one  dise  tier  hettend  sy  mögen  auss  u.  umbbracht 
werden.'  1530.  1707,  Weish.;  önö  xrjs  SixTj?  duoxS-ävTEg. 
LXX.  Durch  Kürzung  u.  desse"  1)  deshalb  Z  (veraltend, 
so  O.,  W.);  vgl.  nhd.  ,kraft,  laut.'  Das  ist  iez  g'scheh" 
u.  d.,  dass  du  nüd  cho"  bist.  Dan.  ,[Das  provisorische 
Schulhaas]  lag  ziemlich  fern  vom  Schulhausplatze  ab; 
u.  d.  gingen  wol  3  Wochen  hin,  bevor  der  Herr  Lehrer 
zu  sehen  gieng,  welch  eine  Novität  daselbst  zu  Stande 
kommen  sollte.'  Stütz  (B.).  —  2)  auch  zur  Einführung 
einer  Begründung,  =  denn:  Si  sind  an  Allem  d'  Schuld, 
u.  d.  si  geh'nd  's  der  Bürsami  eso  a".  Wolf,  Rel. 
Gespr.  (Anf.  XIX.).  ,U.'.  elliptisch  1)  als  Einführung 
einer  Begründung;  oft  durch  ,denn'  oder,  wenn  eine 
Konj.  (bes.  ,dass')  darauf  folgt,  durch  ,weil'  wieder- 
zugeben. .[Herzog  Karl  war]  uss  dem  leger  zuo  Granse 
geruckt,  dass  do  wyter  begriffen  hat  denn  Solotorn 
die  statt,  und  werent  joch  die  hüser  by  einander,  die 
gar  wyt  von  einander  sind,  u.  dass  er  moss  und  allerlei 
zu  hilf  hat  genommen.'    1476,  Bs  Chr.     ,U.,  dass  wir 


pluot  vergiessend:  tätind  dgmeind,  was  wir  Messend, 
villicht  vergussend  wir  nit  pluot.'  Eckst.  1525.  ,[Das 
Ergebniss  des  Religionsgespräches]  werd  doch  nit 
gelten :  u.  es  sygind  rychstag  vorhanden,  item  con- 
cilia,  in  denen  man  sich  entschliessen  werde.'  SHof- 
mstr  1526.  ,Es  ist  ghein  anderer  trost  noch  hilf  dann 
er  [Christus].  U.  Ps.  VI  7 :  Gott  hat  in  gesetzt  ein 
herren  über  alle  werk  siner  händen.'  Zwingli.  ,Du  [La- 
mech]  bist  ein  bschwärd  im  ganzen  land,  u.du  zwingst 
die  menschen  d  sünden  [=  z'sünden].'  HvRüte  1546. 
.[Die  Kaiserlichen  konnten  ohne  Widerstand  Konstanz 
einnehmen]  u.  wan  sy  haftend  im  vordrigen  scharmuz 
die  besten  burger  verloren.'  1548,  UMey.  Chr.  ,Gottes 
gesatz  verdampf  uns  allsammen.  U.  es  spricht  Gott...' 
OWerdm.  1552;  ,denn  es  spricht  G.'  Herborn  1588. 
,[Die  Toggenburger  und  Thurgauer,  die  nach  Winter- 
thur  auf  den  Markt  kommen]  tribend  das  guot  uff  mit 
irem  fürkauffen,  das  den  burgern  zuo  ziten  nüt  mag 
werden.  Dan  u.,  sy  gend  drum,  was  man  innen  zuo- 
muotet  [weil  die  Münze  bei  ihnen  niedrigem  Kurs 
hat].'  1572,  UMey.  Chr.  .Sie  seigind  die  witzigisten 
Leut  und  Undertonen,  so  d'  Herren  von  Zürich  habind; 
u.  sie  seigind  ...'  Schimpfr.  1651.  Ebenso  im  PI.  ,u-en.' 
,Otilia  Z.  [hat]  gar  nach  by  zweien  jaren  in  abwesen 
ires  mans  sich  enthalten,  u-en  er  sy  nit  wil  tolen.' 
1544,  L  Hexenproz.  Ähnlich  Lind.  Wthurer  Chr.;  ApI. 
LB.  1585/1828.  —  2)  auch  als  Einleitung  einer  Folge: 
,[Man  fand  den  Brief  nicht]  u.  man  versach  sich,  er 
hätt  in  mit  im  hinweg  [auf  die  Reise  genommen].' 
1509,  L.  ,Das  u.',  deshalb.  ,Das  aber  Christus  sig 
das  einig  houpt,  das  gib  ich  noch  nit  nach,  und  das 
u.,  das  das  wort...'  Zwingli  (B  Disp.  1528);  vgl.:  ,Uud 
ist  das  disse  u.  gsin,  dass...'  UMey.  Chr.  1540/73. 
Entsprechend  ,was  u.',  weshalb.  .[Abraham  zu  Sarah:] 
Sag  an,  was  u.  kurapst  du  zuo  mir?'  Haberer  1562. 
,[Es  wird  beschlossen]  N.  ze  fragen,  was  u-en  er 
[dem  Pfarrer  die  Getreide-Abgabe]  nit  witer  geben 
welle.'  1581,  Z  RM.  -  2.  =  Un-S.  Z  (so  Russ.,  Schö- 
nenb.).  I"  d'  U.  ine"  cho",  von  einem  liederlichen 
Haushalt  ZSchönenb.  's  ist  doch  en  U.!  ZRuss.  Das 
ist  doch  auch  en  U.  mit  dir,  mit  dem  Mäntsch!  be- 
denklich, Schlimmes  befürchten  lassend,  zB.  wegen 
schlechter  Führung,  Trägheit.  Da'  ist  en  (ebigi)  U.l 
Ausdruck  des  Bedauerns  Z  (Dan.).  —  Mhd.  Ursache  f. 
Der  präpositionsähnliche  Gebrauch  auch  bei  Schul.  2  II  210. 
Vgl.  auch  Martiu-Lienh.  II  319.  —  ur-sache°:  1.  tr. 
a)  mit  Acc.  P.,  veranlassen,  (an)reizen,  provozieren 
(,zuo,  in',  ,zuo'  mit  Inf.  oder  ,dass'-Satz).  ,[Wir]  er- 
kennen und  sprechen,  das  der  obgenant  H.  von  Ü.  so 
vil  geursachet  worden  sye,  das  wir  in  umb  das,  als 
er  den  selben  vom  leben  zuo  dem  tod  bracht  hat,  nit 
büessen  noch  straffen  können.'  1480,  Z  RB.  ,Wan  die 
genant  Schwarzin  in  also  darzuo  merklich  geursacht 
habe.'  1483,  ebd.;  ähnlich  noch  mehrfach.  ,[Wir  Klo- 
sterbrüder wollten]  fast  gern  hie  blyben,  wo  wir 
darzuo  [zur  Auswanderung]  nit  merklichen  geursachet 
wurden.'  1509,  Bs  Chr.  ,[Der  Papst  habe]  erzelt,  was 
in  geursacht  hab,  das  breve  usgen  ze  lassen.'  1510, 
Abscb.  .Dardurcli  hätte  der  küng  den  bapst  geursachet 
in  sölichen  krieglichen  handel.'  1521,  ebd.  ,In  das 
feld  und  gegenwärtigen  krieg  geursacht  und  zwungen.' 
1522,  Strickler.  ,Sölichs  mich  geursacht  und  bewegt, 
allen  handel  zuo  beschryben.'  1523,  Zwingli.  ,Die 
dritt  ursach,  so  mich  ursachet  die  mess  ein  opfer  syn, 
ist  die  . . .'  Z  Disp.  1523.    .Geursachet  werden,  dass  . . .' 


12] 


Sacli. 


;b,  sich ,  soch,  such 


Ansh.;  SHofmstr  1526.  ,Ich  habe  auch  keinen  anhang 
böser  buoben,  die  mich  ursachind  zuo  spülen.'  HBüll. 
1527.  ,Ir  band  mich  geursacht,  üch  übel  zetrüwen.' 
Morgant  1530.  .[Gegen  Luther  gieng  ein  Mandat  aus] 
das  in  (als  die  widerpart  verhofft)  zuorugg  triben  solt, 
damit  sy  geursachet  [womit  sie  veranlasst  worden 
wären,  Anlass  gefunden  hätten]  wider  in  ze  handien 
als  wider  ainen  ungehorsamen  ussbliber.'  Kessl.  ,[N. 
habe]  sy  geschlagen  und  sy  geursachot  also  das  sy 
[ihm]  sin  huss  anzünt.'  1549,  L  Hexenproz.  S.  noch 
Rick  (Bd  VI  815).  Auch  ohne  ausdrückliche  Angabe 
des  Zweckes  oder  Ergebnisses.  ,[Der  Papst  habe]  den 
küng  geursachet  mit  verrätery  und  mit  kriegsüebung 
überzogen.'  1521,  Aissch.  ,Ich  [Landvogt  von  Diesbach] 
füeg  euwer  gnaden  zuo  wüssen,  dass  sich  abermals 
ein  ufruor  erhebt  hat  zwüschen  den  euweren  zuo  Or- 
bach, antreffent  das  wort  Gotts,  in  der  massen,  das 
die,  so  uf  dem  wort  Gotts  sind,  geursachet  [die  Heraus- 
geforderten] xin  sind.'  1532,  Absch.  ,Es  wäre  dan 
sach,  dass  der,  so  einen  entlibt  bete,  von  dem  ent- 
libten  geursachet  wäre  und  sich  leibs  und  leben 
müessen  erwehren...'  ApI.  LB.  1585/1828.  —  b)  mit 
Acc.  S.,  verursachen.  ,Als  dan  grosse  zweiung  in 
der  weit  ist  von  wegen  des  christlichen  glaubens  und 

doch  geursachet  wurdt  durch  liederlich  unnütz  lüt ' 

1527,  W  Blätter.  —  2.  refl.,  veranlasst  werden,  ent- 
stehen, sich  zutragen,  ,0b  ufflöff,  wie  sich  das  ur- 
sachotti,  in  der  statt  geschechen,  wurdent  wir  grosser 
sorg  vertragen.'  nach  1481,  G  (Rorschacher  Kloster- 
projekt). ,Damit  [mit  der  Abschlachtung  der  Bauern- 
hunde] sich  der  anvang  der  handlung  begäben  und 
geursachet  hat.'  Waldm.  Aufl.  1489.  —  un-ge-ur- 
s  ach  et.  .Also  zuge  er  sy  mit  sinem  eignen  gewalt 
one  iren  gunst,  willen  und  aller  Worten  und  gebärden 
u.  [ohne  dadurch  veranlasst  zu  sein]  hin  uss  der  stuben 
in  die  kammer.'  1481,  Z  RB.  —  Mhd.  selten;  das  W. 
scheint  vorwiegend  Schweiz.  —  ver-:  =  dem  Vor.  1  a. 
.Also  ward  der  from  keiser  [dem  die  eidgen.  Soldner 
drausliefen]  klagbar  verursacht  und  genöt,  mit  vast 
merklicher  kostens  und  arbeit  Verlust  uss  Lamparten 
ouch  mit  allem  sinem  züg  abzeziehen.'  Ansh.  ,Darumb 
wir  bewägt  und  . . .  verursachet  sind,  mit  inen  in  so- 
lich  burgk-  und  landtreebt  ze  gan.'  1529/33,  W  Blätter 
(Bündniss  zw.  W  und  den  VII  kath.  Orten).  ,[Darum] 
bin  ich  nothalben  verursacht,  das  ich  ein  kurzen 
bricht  hub  gruacht.'  Rdef  1539.  ,[Erasrnus  hat]  den 
Luther  und  ander  selbst  durch  sin  schriben  zuo  dem 
iren  verursachet'  Kessl.  ,Harumb  ich  [Landvogt] 
verursachet  bin,  kundtschaft  uffzenemen.'  1543,  L 
Hexenproz.  ,In  disem  jar  [1238]  ward  im  ganzen  Italia 
gross  krieg,  dess  urhaber  und  anfenger  bapst  Gregori 
was;  wiewol  die  chronikschriber  dem  bapst  zuolegend, 
dass  er  verursachet  worden  si.'  Väd.  ,Ich  [Gott]  will 
niemermeer  erschlan  alls  lebendigs,  wie  ich  yetz  tan, 
verursacht  durchs  menschen  bossheit.'  HvRote  1546. 
,Waz  ine  verursachet,  den  N.  zu  berechtigen.'  1563, 
B  Turmb.  ,[Wir]  werden  trengender  notturft  halb 
unserer  eeren  verursachet,  sölich  Verunglimpfungen 
abzuoleinen.'  HBdll.  1572.  ,Es  kan  niemand  lougnen 
dann  das  sy  [die  botten  Davids]  Nabal  gröblich  ver- 
ursachet hat.'  LLav.  1584.  .Das  verursachet  die  Mil- 
hauser  ire  pundtsgnossen  ernstlicher  zuo  manen.'  ARyff 
1597.  .Zudem  so  hat  es  mich  auch  verursacht  und 
bewegt  das  Exempel  viller  hocherleuchten  Scribenten, 
dass  hingeworfne  Sehreibsandt  ufzuheben.'  RCys.  ,[Dies 


Alles  den  Rat]  als  ein  christenliche  Oberkeit  billiclien 
verursachet  Nachtrachtens  ze  haben  ...'  1607,  B  Mand. 
.Also  dass  1.  gmeine  drei  Pündt  eine  schwere  Buoss 
hieruff  [auf  leichtfertiges  Duell]  zu  setzen  verursacht 
worden.'  GrD.  LB.  , Joseph  [zu  den  hl.  drei  Königen]: 
Mich  wundret,  was  euch  verursach,  an  disem  Hüttlin 
anzuklopfen.'  PSpichtig  1658.  .Habend  sei  [bairische 
Hexen  und  Zauberer]  bekänt,  dass  etliche  aus  ihnen 
einem  Fürnämben  vom  Adel  vil  und  manches  Mal  an 
seinem  Vych  zuo  schaden  verursachet  [worden  seien, 
näml.  vom  Teufel?]  und  versucht  habend,  aber  aus 
Kraft  eines  Pfennigs,  so  im  Sehloss  verborgen,  solches 
zuo  tun  niemalen  vermögt.'  um  1664,  ADettl.  1905. 
S.  noch  rekursieren  (BA  VI  813). —  un-ver-ursachet. 
,[Es]  habent  etlich  Zuger  einen  biderman  uss  Züricher 
piet  fräventlichen,  aller  dingen  u.,  geschelmt,  ketzert ...' 
1531,  Absch.  —  Ur-sächer,  dafür  1518,  Z  (neben 
,-ä-');  1530,  Absch.;  GGotth.  1599  (neben  ,-ä-');  GrKI. 
LB.  , Ursacher'  —  m.,  .Ursächerin.'  Morgant  1530; 
.Spreng  —  f.:  Urheber(in),  Anstifter(in).  ,[Der  Ange- 
klagte war]  sölichs  dings  alles  [Streit  mit  Totschlag] 
ein  ursacher.'  1518,  Z;  neben  ,ursächer.'  ,An  solichem 
todschlag  und  uffruor  anfenger  und  ursacher  sin.'  1530, 
Absch.  .Man  sol  Got  danken,  der  ist  u.  und  nüt  ich.'  Mor- 
gant  1530  (noch  oft).  ,Sy  ist  ursächerin  gsin,  daz  Thu- 
ring  erlösst  ward.'  ebd.  .Üwers  Schadens  u.'  Haimonsk. 
1531.  ,U.,  der  etwas  zum  ersten  hat  gemacht  oder  erfun- 
den, author,  conditor,  creator;  der  u.,  der  einen  anderen 
etwas  ze  tuon  sterkt  oder  ermanet,  author  audendi.' 
Fris.;  Mal.  ,Diewil  er  ein  u.  diss  leidigen  bandel 
gsin  ist.'  1571,  UMev.  Chr.  , Ursacher  sie  [die  Götter] 
dess  bösen  seindt,  dess  guoten  auch  ich  wol  befindt.' 
GGotth.  1599.  .Ursacher  oder  Redliführer.'  GrKI.  LB. 
,[Das  Gericht  soll  entscheiden]  wer  an  solchen  Brün- 
sten der  grösste  U.  oder  wer  schuldig  seie,  Schaden 
abzutragen.'  U  LB.  ,[Der  Teufel  ist]  alles  Bösen  in 
der  ganzen  Welt  U.,  Stifter  und  Treiber.'  FWvss  1677. 
,Der  Satan  der  U.  und  das  Haubtrad  ist,  die  Menschen 
aber  blosse  Instrument,  der  Teufel  der  Agent,  die 
Menschen  der  Patient.'  AKlingl.  1691.  ,Ursächer(inn), 
Urheber(inn),  Anstifter(inn).  Wenn  man  je  Ursachen  für 
verursachen  sagen  dürfte  und  ein  Nennwort  daher  leiten 
wollte,  so  müsste  es  doch  heissen:  der  Ursacher  und  die 
Ursacherinn.'  Spreng.  —  ursächig.  , [Es  wurde]  geredt, 
der  landtvogt  were  mit  siner  offnen  wüssenhaften  ty- 
ranny  u.  an  disem  grossen  ufflouff.'  HBull.  1572.  —  be- 
ur sechigen:  =  ver-ursachen.  ,Dardurch  sy  b-et  wor- 
den, grichts  und  rechts  mit  inen  zu  pflegen.'  1573,  ZWth. 

Ver-:  Veranlassung,  Ursache.  .Ich  bitt  dich,  tuo 
mir  jeehen,  was  ist  dem  für  komen  nach,  das  also  [als 
bedrohliches  Vorzeichen]  us  den  lüften  brach;  dann 
rnitt  [1.  ,nütt']  geschieht  on  versach.'  JLenz  um  1500. 

Auffällige  Rückbildung  zu  dem  ebenfalls  bei  Lenz  häufigen 
versacken  (Sp.  125);  diu  Annahme  eines  Fehlers  für  ,vrsach' 
=  ,ursaeh'   liegt  nahe,  ist  aber  doch  nicht  wahrscheinlich. 

G«vätter-  BoAa.,  Stdt,  G'vätterli-  Aa;  B;  Gl; 
Th;  Z:  gew.  PI.,  Spielsachen.  Syn.  G.-Rusting,  -War, 
-Züg.  Auch  verächtlich  für  Nippsachen,  Kleinigkeiten. 
—  Frävel-:  Rechtssache,  die  einen  ,Fr.'  betrifft. 
.Wann  ir  einer  |  der  Gerichtsherren]  umb  ein  fr.  ge- 
fragt wirdt .. .'  XVI..  BStB.  .[Die  Richter]  niögent 
sollich  fr-en  für  einen  rat  wysen.'  ebd. 

Guet-:  1.  Wohlleben,  -sein,  's  isch  ke,n  G.  bi  Dem 
z'  si",  zB.  eine  Frau.  Magd  bat  es  schlecht  bei  ihm 
B  (Zyro).  —  2.  PL,  gute  Dinge,  Leckerbissen.  ,  Wenn 


Sach,  sech,  sicli,  socli,  such 


124 


d'  Sach  rif  isch,  gib-der  de""  Chirsi  und  par  Öpfel,  am 
Santichlaustag  muess-der  der  Santichlaus  sturen,  auch 
muesch  es  schöns  Böckli  z'  Güetjör  ha",  z'  Ostere" 
muess-der  der  Bas  leggen  und  's  Betli  muess-der  de"" 
noeh  Chrissme"gotte"  si".'  Scho"  streckt  das  gueti\Ching 
slni  Rängli  i"  Gidanke"  nöch  alle"  dene"  Guetsachen 
üs.  Schild  1876.  —  Vgl.  yuet  Sach  ha"  (Sp.  112). 

Glaubens-:  Glaubensangelegenheit.  .[Die]  Cor- 
rectur  des  Calenders,  welche  ir  [die  Evangelischen] 
für  ein  geistliche  und  Gl.  geacht'  Gegexber.  1588/1658. 

Haupt-,  iu  Gl;  S;  Ndw  Haut-:  1.  Hauptsache, 
wohl  allg.  bekannt.  A.:  Wiegöt's?  B.:  Tanke",  vier 
sind  g'sund.  A.:  Ba(s)  ist  d'  H.  ,Es  wolle  nicht 
sagen,  dass  es  einen  jeden  Schnürfii  möchte  oder  so 
einen  alten  Zatteri,  aber  d'  H.  sei  doch  immer,  dass 
man  z' fresse"  hätte.'  Gotth.  —  2.  Hauptbeschäftigung; 
s.  Ur-laub  (Bd  III  960).  —  hauptsächlich  -t°*; 
1.  Adj.,  die  Hauptsachen  heraushebend,  summarisch. 
.Neben  haubtsächlicher  Erzehlung,  was  sich  bis  da- 
hero  verloffen.'  Gegenber.  1658.  —  2.  Adv.  In  erster 
Linie,  hervorragend.  ,[Man]  solte  zuvor  die  jenige 
vor  gemeinen  Orten  rechtfertigen,  welche  nicht,  wie 
Obr.  Zweyer,  nur  in  blossem  Verdacht,  sondern  offen- 
bar und  wissentlich,  in  vergangenen  Actionen  h.  ge- 
mangelt hatten.'  Gegenber.  1658.  Namentlich,  wie 
nhd.     Er   hat  h.   Wise".     Auch  Gl  Volksgespr.  1834. 

—  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,   626/7. 

Herre"-:  herrschaftliches  (Wohl-)Leben.  Nur  im 
Volksreim:  Gueten  Äbe"d  (bzw.  Öbe"d,  ÄbigJ,  Vreneli, 
g'gesse"  han-ich  Böneli  (dafür  in  Ztw.,  so  W.:  Freu- 
dich,  Hänsli  (oder  BüebKJ,  freu-di"''!  g'gesse"  hä"-mer 
beidij,  'trunke"  han-iöh  (hä"-mer)  us(s)  dem  Bach,  ist 
Da(s)  nüd  (nid)  e"  H.?  BStdt;  ScHTha.;  Z,  ist  Das 
nid  e"  schöni  Sach?  ZW.,  Das  ist  euseri  besti  Sach  Z 
(Dan.).  —  Höseler-:  PI.,  Stümperei.  [Ein  zu  rasch 
erlerntes  Handwerk]  sig  Öppis  und  Nut,  Nüt  und 
wider  Mit,  H-e".  JReinh.  1905.  —  Juff-:  PI.,  Scherze, 
Ulkereien.  .[Niemand  solle]  den  andern  beremen, 
noch  in  die  brunnen  tragen,  mit  einander  stechen 
noch  der  gleich  j-en  pflegen.'  1476,  Bs  (AfV.).  — 
Kriegs-:  PI.,  als  Archivbezeichnung.  XVIII.,  Z.  — 
Chrotte»-:  PI.,  eigentümliche  Dinge;  s.  Sach  3  a  ß 
(Sp.  111  u.).  —  Leb-.  PI.  Nur  im  Eätsel:  ,Die  G'hör- 
haltg  üf  und  mid  Lebsaeha  ab.;?  dh.  die  Haar-Halde 
hinauf  und  mit  lebendigen  Sachen  herunter  (Kamm, 
Kopf  und  Läuse)' GrAv.  (B.).  —  Guet-le'be"-:  gew. 
PL,  Kinderspielsachen  BsStdt  \.    Spil  mit  dine"  G-e" ! 

—  Lumpe»-:  PI.,  nichtsnutziges  Zeug  Bs;  Th;  ZSth., 
doch  selten.  Syn.  L.-Züg.  .[Es]  hab  sein  Modelgraber 
dazu  [zur  Schatzgräberei]  Anlass  geben,  weil  er  der- 
gleichen Bücher  gehebt  und  ein  Glass,  darin  sie,  wenn 
sie  ein  Spruch  gesprochen,  den  Schatz  gesehen;  er 
hab  aber  nichts  darin  sehen  können,  desswegen  ge- 
sagt, es  sei  Lumpensach  und  das  Glass  zum  Fenster 
hinauss  geworffen.'  1727,  Bs  (Af  V.). —  Land-:  Staats- 
angelegenheit Ap  (TTobler).  —  Lappi-:  PL,  dummes 
Zeug  Gl  (Streiff).  Gang-mer  e'iceg  mit  söttige"  tumme" 
L-e"!  —  Mode"-:  Modesache.  —  Manne"  Manno-, 
-u-:  1.  Sache,  Pflicht  des  Mannes,  spec.  Ehemanns 
WVt.  Das  ist  M.,  von  einer  Arbeit.  —  2.  Vermögen 
des  Ehemanns,  ebd.  Uf  der  M.  lebe".  —  Kauf- 
manns-: PL.  kaufmännische  Angelegenheiten.  .Ver- 
schlossene Briefe  sind  Sendschreiben,  Policeyf-]  und 
K-en  etc.  ansehend.'  BThun  Handf.  (Kommentar).  — 
G"-meind(s)-:    Sache,  Angelegenheit  der  Gemeinde 


Th.  Da'  göt-mi'*  Nünt  a",  da"  ist  G.  .Gemeindssachen.' 
1670,  GRq.  II  556.  —  Baumer-Märkt-  s.  Bd  IV 
109.  —  Nebe"(d)-:  Nebensache,  wohl  allg.  's  Gelt 
ist-mer  N.  —  Fast-nacht-:  PL,  Fastnachtgebräuche. 
,[Es]  soll  sich  jedermann  der  mummereien,  des  brä- 
inens,  sudlens  und  molens  am  aschermittwoch  und 
aller  andern  dergleichen  fastnachtspiele  und  -Sachen 
enthalten.'  1599,  Bs  (JWHess  1905).  —  Nifeli-: 
etwas  Winziges,  schwer  Erkennbares  Z  (Dan.).  — 
Marie"-:  PL,  Possen.  Hend  en  rechte  Si""  bi  der 
Ärbet  ond  betti"d  ond  werchi"d  ond  lönd-mer  derligi 
N-e"  [Heiratspläne]  blibe".  Schwzd.  (ApL).  N-e"  (Herr 
Haup'me")!  Abfertigung  einer  törichten  Bitte,  Ein- 
rede Tb;  ZO.  —  Natur-.    Jo  N,  natürlich!  ThHw. 

—  Not-:  dringliche  Angelegenheit  ZW.  's  isch  ke'" 
N,  mer  chönne"d  's  auch  uni  g'mache"  (oder :  's  isch 
morn  nach  früe  g'nuegj.  ,Von  min  und  miner  erben 
n-en  wegen.'  1465,  Gfd  (Landrecht  RMöttelis  mit  Uw). 

—  Schueler-buebe"-:  PL,  (angelernte)  Afterweis- 
heit. ,Es  sind  alles  nur  Sch-en,  was  die  Geistlichen 
darüber  [über  den  Teufel]  wissen.'  HPest.  —  Polizi-: 
PL,  Staatsangelegenheiten;  s.  Eauf-manns-S.  —  Pu- 
re»-: Bauernsache, -prlicht.  FAnd.  1898  (Gl).  —  Par- 
tikular-: PL,  Privatangelegenheiten.  ,Es  soll  um 
Particular-  oder  Tagmannssachen  keine  Gemeinde 
ohne  Begrüssung  des  Landvogts  oder  des  Untervogts 
gehalten  werden.'  1772,  Absch.  (GG.).  —  Buessen-: 
PL.  (Gerichtsverhandlungen  über)  busswürdige  Ver- 
gehen. ,[Die  Thurtaler  sollen]  zusagen,  das  sie  den 
Hofamman  in  denen  B-en  änderst  nicht  dan  aus  be- 
gründten  Ursachen  ausstellen  [zum  Ausstand  veran- 
lassen] werden.' 1732,  GRq.  1906.  —  Privat-:  Privat- 
angelegenheit. Auch  schon  Gegenber.  1658.  —  Recht-: 
=  Sachlb.  ,Nach  getaner  glüpt  und  r.  isterkent.'  1530/3, 
Z.  ,In  Gricht-  und  Rechtsachen.'  1678,  U  LB.  Auch  bei 
Maal.  327  d.  —  Ge-richt(s)-:  =  dem  Vor.;  s.  d.  und 
äs-machen  (Bd  IV  45).  —  Religiöns-.  ,Wolte  man 
daraus  eine  Religiöns-  und  gemeine  Sach  machen 
[usw.].'  Gegenber.  1658.    S.  noch  britchen  (Bd  V  358). 

Sibe"-:  PL,  Habseligkeiten.  Nimm  dini  S-e" 
z'säme"!  zB.  von  Spielsachen.  —  Vgl.  siben  (Sp.  56  u.) 
und  Gr.  WB.  X  1,   S16/7;   Martin-Lienh.  II  319. 

Süw-,  Süiv-,  Sou-,  Söu-:  gew.  PL,  unsaubere  Ange- 
legenheiten, Schweinereien.  Selbe  Guggisberger  het 
g 'seit,  wo-n-er  ttrge"  Sausache"  vor  G' rieht  het  mües'e":  Ir 
Herre",  's  isch  e"  loüesti  G' Schicht;  's  isch  besser,  wenn- 
me"  nit  vil  dervo"  seit  Bs  (Linder).  —  Schuel-  Aä;  Ap; 
B,  Schueler-  Th  ;  Z:  als  coli.  Sg.  oder  PL,  die  von 
den  Kindern  für  die  Schule  gebrauchten  Gegenstände 
(Tafel,  Heft,  Federschachtel  udgl.).  —  Scheit-:  In- 
juriensache. ,Was  Scheltung-Buessen  anlanget,  sollen 
dieselben  gleich  alsobald  by  Erörterung  der  Seh. 
taxiert  werden.'  1653/4,  Absch.  , Schmach-  oder  Seh.' 
1687,  AaK.  StR.  ,Da  ein  Richter  in  schwärer  Seh. 
umb  LTrtel  angefragt  wird.'  XVII.,  G  Rq.  —  Schleck-: 
Leckerbissen  BGadm.    PL  Schl-e",  Zuckerzeug  BsStdt. 

—  Schmach-:  =  Schelt-S.;  s.  d.  .In  Schm-en,  Schelt- 
worten und  anderm.'  1653,  BsL.  —  Ge-schmack-: 
Geschmacksache.  Da(s)  ist  G.  —  Storri-:  gericht- 
licher Handel,  der  eine  ,St.',  öffentliche  Ruhestörung 
betrifft.  1660,  Absch.  VI  1,  1201.  —  Tüfels-:  im 
Sprüchlein  unter  RÖsti  (Bd  VI  1524).  -  Tat-:  Tat- 
sache. Da(s)ist  T.  —  Tr8l-:  Prozess.  Den  Gemeinden 
des  Amtes  Grandson,  die  zur  Einschränkung  des  Bettels 
einen    eigenen  Polizeirat   errichten   wollen,    wird    in- 


1  •_'.-> 


Sacli,  secli,  sich,  soch,  such 


126 


sinniert,  dass  sie  sich  zur  Verhütung  der  Armut  nicht 
zu  leicht  ,in  Tröllsachen  einfiechten.'  1715,  Absch.  — 
Trempel-:  PI.,  Kleinigkeiten.  Ob  T-e"  es  chibigs 
G'sichtli  mache-.  PHeng.  1836  (ScHwMa.).  —  Wiber-: 
weibliche  Angelegenheit,  Arbeit  Z.  A  pa,  Das  ist 
W.,  Das  gät-mi°h  (-di'h)  Nüt  a" !  —  Tag-wans 
, Tagmanns-':  PI.,  Angelegenheiten,  die  den  ,T.',  die 
Bürgergemeinde,  angehn;  s.  Partikular- S. —  Werb-: 
PI.,  Werbeangelegenheiten.  1810,  JLüscber  1898.  — 
G°-werb-:  PL,  Handel  und  Wandel;  s.  recht  (Bd  VI 
268).  —  Wurst-:  PL,  Wurstwaren  Z. 

Wider- sach  m,:  Gegner  a)  im  Kampf.  ,Also 
wartot  er  [der  von  Stretlingen]  sines  w-en  so  lange 
unz  daz  er  entslief."  Just.  .Der  freidig  ritter  sin  w.' 
ebd.  —  b)  vor  Gericht.  ,Sol  ouch  des  [Ausfertigung 
des  Urteils]  die  kleger  und  die  w-en  benüegen.'  1377, 
Sch  StB.  ,[N.  sprach]  er  weit  sin  [eines  Briefes]  nüt 
wer  sin,  won  si  [die  Klägerin]  hett  ir  w.  rechtloss 
gelassen,  des  weit  er  wer  sin.'  1379,  Z  RB.  ,Were  ye- 
mand  gehorsam  für  gericht  komen  und  onerloupt  des 
schultheissen  oder  sins  w-en  dennen  gienge.'  1457,  Bs 
Rq.   —   Ahd.    widersacho,   mhd.   wideraache. 

sache",  Ptc.  ,-et':  1.  Etw.  .s.',  einen  Rechtsstreit 
um  Etw.  beginnen,  es  vor  den  Richter  bringen.  ,So 
her  W.  hindenan  an  sinem  huse  in  dem  nüwen  weg 
holz  hat  ligent,  als  er  es  da  wol  mag  han,  das  sol 
her  H.  nüt  zürnen  noch  s.  ane  geferde.'  1381,  L.  — 
2.  verursachen,  veranlassen.  ,Wer  den  anderen  ze 
tode  Schlacht  oder  sachet,  da  gat  bar  gegen  bar, 
wie  ioch  der  tode  geliget.'  BsLie.  Offn.  —  3.  refl.,  = 
ur-sachen  2  (Sp.  121).  ,Von  der  stöss,  krieg,  schaden 
und  sachen  wegen,  so  sich  gesachet,  verloffen  und 
ergangen  ha[n]t.'  1407,  G  (Vad.).  .[H  von  Breiten- 
landenberg  lässt  den  Verlust  seines  .Siegels  gerichtlich 
beglaubigen]  ob  sich  her  nach  von  der  Verlust  des 
insigels  wegen  ichtz  machti  ald  sachoti.'  1432,  ZWthur. 
,A11  ander  sachen  [Kosten]  wegen,  wie  sich  die  unzhar 
herloffen  und  gesachet  hetten.'  1436,  AaB.  Urk.  ,Sich 
füegen,  s.  und  handeln;  sich  s.  und  machen.'  ebd. 
, Weiher  band  clagen  sich  sachendt.'  1469,  GBurgau 
Offn.  .Giengen  ouch  hie  nach  under  den  benempten 
mitgülten  ainer  oder  mer  von  tod  ab,  füeren  vom  land 
oder  wie  sich  sachte,  das  sy  ze  mitgülten  unnütz 
wurden.'  Ende  XV.,  G.  .Aller  unwill,  so  sich  durch 
disen  handel  begeben,  verloffen  und  gesachet  hat.' 
Ende  XV.,  Z  (Waldmannscher  Spruch).  ,Sich  s.  und 
machen.'  1500,  Z.  -  Mhd.  sachen;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII 
1601/2. 

a"-:  1.  a)  „mit  rauhen  Worten  anfahren  BO.",  .an- 
fallen, überfallen,  um  Streit  anzufangen  oder  auch 
mit  Wort  und  Tat  sich  zu  rächen'  BR.  Der  het-nen 
nid  hübschlich  ang'sachet  una  im  g'seit,  dass- er  jetz 
zale"  soll  BR.  Der  het-mi"h  ang'sachet  und  g'meint, 
ich  heig  im  d'  Üpfel  g'no".  ebd.  —  b)  befallen,  an- 
fechten, zB.  von  einer  Krankheit  BSi.  (Imobersteg). 
Was  Sachet  dich  an?  Was  het-nen  ang'sachet?  — 
2.  , Einen  für  Etw.  «.,  zu  Etw.  reizen,  locken,  auf- 
fordern, zum  Zanken,  Stehlen'  BHk..  _0."  Syn.  an- 
ranzen (Bd  VI  1160). 

ver-:  1.  tr.,  veranlassen,  ins  Werk  setzen.  ,Von 
einer  püntnuss  ich  dir  sag,  die  sich  im  rieh  tett  ma- 
chen:  keiser  Fridrich  tet  das  v.'  JLenz  um  1500.  ,Do 
das  alles  was  gemacht,  nach  notdurft  wol  versacht 
[da  kam   eine  Verräterei  zu  Tage].'   ebd.  —  2.  refl., 


=  be-sachen  2?  ,In  dem  hetten  sich  versacht  die  von 
Costenz  und  betracht,  wie  sy  kernen  in  Switzer  bunt.' 
JLenz  um  1500.  ,Der  kung  hat  sich  versachet  mit- 
sampt  den  [!]  heiligen  rych,  ein  punt  hat  er  gemachet.- 
ebd.  —  Mlid.  tw.  m  andern  Bedd.;  1  auch  bei  Fischer  II 
1-284.      Vgl.    Ver-mch  (Sp.  122). 

be-  b'sache":  1.  überlegen  BHk..  „überlegen,  be- 
denken BO.",  [erwägen,  betrachten,  in  Acht  nehmen 
BHk.  (St.b).  Ich  ha"  's  nid  b'sachet,  ich  habe  es  nicht 
in  Acht  genommen.  Vorsorge  treffen:  ,Also  ward  man 
fachen  an  zuo  graben  und  zuo  machen,  das  geschütz 
zu  grechen  und  bsachen,  wie  man  die  graben  möcht 
füllen.-  JLenz  um  1500.  —  2.  refl.,  sich  vorsehn, 
rüsten  (bes.  kriegerisch).  ,lch  riet  dem  edlen  fürsten 
guot  und  den  Eidgnossen  wolgemuot,  dass  si  sich 
tetent  b.  und  zugent  im  [dem  Herzog  von  Burgund] 
hin  in  sin  land.'  Veit  Weber.  ,Si  [die  Mailänder]  be- 
gondend  sich  b.  mit  werhaftiger  band.'  1478,  LTobler. 
VL.  ,Ich  merk,  es  wölt  sich  machen,  das  sich  der 
adel  tet  b.;  villicht  sy  das  übel  verdross,  das  verbrent 
waren  ire  schloss.'  JLenz  um  1500.  ,Ward  yederman 
[von  den  vor  Dornach  ziehenden  Landsknechten]  sich 
b.,  wa  er  sin  hutten  were  machen.'  ebd.  .Volbock 
ein  tüffel:  Herr  Belial,  wie  gfallt  dir  swesen,  das  mir 
so  vil  gest  zammen  lesen?  Din  rych,  das  will  sich 
wol  b.  [versehen,  versorgen],  man  bdörft  wol  dhell 
wyter  zmachen.'  VBoltz  1551.  —  Mhd.  bemchen;  vgl. 
auch  Gr.  WB.  II  1539;  Fischer  I  885. 

Sachner  m.:  Gerichtspartei.  1322,  UUrs.  (Gfd  25, 
318);  daneben  ,secher.' 

Sachung  f.  ,In  s.  dass',  in  Anbetracht  dessen, 
dass  . . .  .Derselben  [der  eidgenössischen  Gesandten] 
ouch  vast  ward  von  der  gemeind  geschonet,  in  s.  dass 
niemans  mocht  verstan,  einicherlei  unfrüntlich  für- 
uämens  gegen  inen  mit  Worten  und  geberden  zuo 
üeben.'  Waldm.  Adfl.  1489.  —  Mhd.  mchwnge,  Klage, 
Prozess. 

sächenlich:  der  Sache,  den  Umständen  ange- 
messen, sachgemäss.  .Were  abir,  das  einen  man,  der 
danne  die  stat  versworn  hat,  solich  sach  angienge, 
das  man  sin  in  der  stat  ze  not  bedörfte,  ald  ob  er 
sin  selbe  ze  rechter  not  bedörfte  alt  ze[!]  sinerr  fründe 
wegen,  dem  mag  der  rat  wol  die  stat  erlouben,  so  es 
im  für  geleit  wirt,  ob  es  den  meren  teil  under  in  uf 
ir  eit  also  sechelich  und  also  notdürftig  dunket.'  Anf. 
XIV.,   Z  StB.   —   Vgl.   mhd.  eaehenhehe,   dramatice. 

Sächer,  vereinzelt  auch  , sacher'  —  m.:  1.  a)  Geg- 
ner, Widerpart  (in  einem  Wortstreit  oder  Rauf  handel. 
Kampfe).  Oft  mit  ,recht'  (in  Bed.  3  b  Bd  VI  207), 
,selb';  im  PL  häufiger  für  beide  Gegner  als  für  eine 
Mehrzahl  von  Gegnern  auf  der  einen  Seite.  ,Were,  das 
der  selben  siner  fründen  [einer]  dem,  der  also  getrost 
hat,  dar  nach  von  der  selben  sach  und  stosses  wegen 
ützit  täte,  der  soll  trostung  gebrochen  han  und  dar- 
nach zuo  glicher  wise  leisten,  als  ob  es  der  s.  selber 
getan  hätte.'  XIV./XV.,  B  StR.  ,Es  klagent  NN.  uff 
NN.1,  dass  si  mit  gewaffenter  band  über  si  trungen, 
als  si  mit  dien  Meyern  stöss  hatten,  und  inen  wirser 
tatend  dann  die  sächer.'  1404,  Z  RB.  ,Ob  och  ain 
zerwurfnuss  beschäch,  wenn  denn  den  rechten  s-n 
frid  gebotten  wirdt,  so  sond  dann  alle  ir  fnind  von 
baiden  tailen  frid  halten.-  1462,  G  Rq.  1908  (GSteinach  ; 
so  noch  wiederholt  in  G  Offn.  des  XV./XVI.J.  .Zugend 
die  von  Zürich  durch  Bligistorff  und  brantend  daz  den 


127 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


von  Zug;  daz  nun  die  von  Zug  gar  frömd  nam  und 
ein  grosser  unwil  under  innen  ward,  und  flelend  zu  den 
von  Switz  und  wurdend  zum  teil  ouch  secher.'  Edlib. 
.[Der  mit  Strassburg  im  Streit  liegende  H.  verhaftete 
drei  Edelleute  von  Str.]  in  der  statt  Zürich  zum  rechten, 
den  der  ein  under  innen  ein  rechter  s.  [näml.  Bürger 
von  Str.]  wass.'  ebd.  ,Wo  frid  gemacht  wirt  und  die 
sächer  gern  früntschaft  haben  und  den  frid  abtrinken 
weiten,  das  mögen  si  wol  tuon.'  1519,  Kriess.  ,Die 
kriegslüt,  so  by  Rengnold  waren  [warfen  sich  auf  die 
Feinde],  also  daz  in  kurzer  zit  der  mererteil  der  s-n 
ertödt  wurden.'  Morgant  1530.  ,Welicher  auch  des 
andern  ...  wartete  und  mit  g«waffneter  band  angriffe 
und  aber  der,  so  angriffen,  gern  frid  hielte  und  sich 
gegen  dem  s.  sines  lybs  und  lebens  erweren  müeste  ...' 
1545,  Absch.  ,In  einer  yetlichen  Tröstung  sind  zu 
beiden  Teilen  die  rächten  Sächer  begriffen  und  jet- 
weders  Fründtschaft.'  GrD.  LB.  S.  noch  ver-richten 
(Bd  VI  428).  —  b)  Gegner  vor  Gericht,  Gegenpartei ; 
oft  im  PI.  (wie  unter  a).  ,Swas  tagen  im  genomen 
sint  oder  noch  von  dien  schidlüten  gegeben  werdent, 
die  son  die  sechir  leisten.'  1315,  Gfd  (Friedebrief  zw. 
Gl  und  U).  ,Wes  sich  dann  der  richter  und  die  vier 
fiirsprechen,  oder  der  merteil  under  in  erkennent,  des 
sol  die  sächer  ze  beiden  siten  wol  benüegen.'  1336/60, 
Z  StB.  ,Wer  aber,  daz  hie  gericht  und  zwo  urteillen 
hie  stössig  wurdin,  het  da  ein  s.  ein  ingesessnen 
gnossen  zu  sim  fiirsprechen,  so  mag  er  sin  urttel  wol 
zien  für  die  fögt.'  1340/80,  LW.  (Seg.).  ,[Auch  für 
Ratsmitglieder  besteht  der  Zeugnisszwang,  ohne  Aus- 
flüchte] darumb,  daz  der  s.  nit  gesumet  werde.'  1378, 
Sch  StB.  ,[Man  soll  in  einem  Handelsprozess]  minem 
[eines  in  Biel  verbürgerten  Lombarden]  eide  gelouben, 
es  were  denne,  das  der  sacher  kuntlich  gemachen 
möchte,  daz  das  war  were,  alz  er  spreche.'  1397,  BBiel. 
,Die  urteil,  die  da  [während  des  Maiendings]  stössig 
werdent,  sol  man  ziechen  für  einen  herren  oder  dem 
er  es  empfilchet  ane  der  secher  schaden.'  XIV.,  Aä 
Lunkh.  Hofr.  ,Er  [der  Ammann]  sol  richten  umb  erb 
und  umb  aigen  und  änderst  nieman,  es  gang  denn  mit 
der  sächer  willen  zuo.'  1420,  GOUzw.  Offn.  ,Umb  des 
willen,  so  man  sachen  nachgatt,  ob  man  die  secher 
verhören  solle  oder  nit  oder  ob  ein  s.  uff  den  andern 
nüt  seiti,  ob  man  darumb  richten  welle  oder  nit:  man 
sol  keinen  s.  verhören  in  einem  nachgan;  aber  in 
einer  klag,  da  einer  an  des  andern  eid  züget,  mag 
man  wol  ein  s.  verhörren.'  1431,  Z  StB.  ,Wem  offen 
tag  verkünt  wirt  und  er  in  uberset,  der  ist  dem  s. 
vervallen  sach  und  ansprach.'  LBür.  AB.  1455;  vgl. 
vorher:  ,Wenn  einer  dem  andern  fürbütet  und  wedra 
nüt  am  rechten  ist,  der  ist  dem  andren  vervallen  sin 
gewanlichen  kosten.'  ebd.  ,Was  clagt  old  geleidet 
wird  und  sich  die  secher  [nachher  ,die  partyen']  rich- 
ten, was  darumb  recht  ist.'  L  StB.  um  1480.  ,[Die 
Strassburger]  sind  die  gewessen,  die  unss  [die  Zür- 
cher] unverschult  vor  üch  unssren  lieben  und  ge- 
trüwen  Eignossen  verklagt  hand  und  machent  sich 
gegen  unss  selbs  secher.'  Edlib.  ,Wenn  sy  [die  Ge- 
schworenen] zusamen  komen,  so  sy  secher  gegen  ein 
ander  hand,  so  sond  sy  innen  richten.'  ObwLB.;  vgl.: 
,Wan  die  fünfzechen  richtend  und  nit  gegensecher 
hand,  wer  der  ist,  der  den  für  ein  amman  und  die 
fünfzechen  kund  und  sin  sach  öffnet,  ist  den  sin  gegen- 
sächer  im  dorf,  so  sol  man  im  fürcher  gebieten,  das 
er  sinem  s.  zuo  dem  rechten  stand.'  ebd.    ,[Nach  dem 


Zeugenverhör-soll  man]  die  sächer  bed  heissen  abstan, 
und  den  zeigt  der  richter  den  partien  an,  was  urtel, 
um  den  handel  gäben  ist.'  1563,  Ndw  LB.  ,Die  erste 
und  nächste  Zuflucht  [im  Purgationsverfahren]  ist, 
wann  der  vervellt  ungehorsam  s.,  kläger  oder  Ver- 
sprecher für  gericht  erschynt  der  zyt  und  wyl  das 
gericht  nach  gegebner  urteil  noch  sitzt.'  XVI.,  F  StB.; 
frz.  ,1a  partie  condampnee,  soit  acteur  ou  ree.'  ge- 
hört einer  [der  Richter]  eins  S-s  Haussfrauwen  zuo 
biss  an  dass  ander  Glidt,  so  soll  er  auch  in  dess  Sa- 
chen nit  Urtel  geben.'  1611,  BsL.  .Welcher  Person 
also  fürgebotten  wird  und  nit  erscheint,  es  seie  Kund- 
schaft oder  S.  [usw.].'  ULB.  ,Wer  der  S-en  zeigen 
kan,  das  der  S.,  seine  Kinder  oder  Kindskinder  dem 
Richter,  seinen  Kindern  oder  Kindskindern  verwant, 
solle  derselbe  auszustehen  schuldig  sein.'  1678,  ebd. 
,Im  Fahl  es  sich  trüge,  dass  ein  Kundschaft  sich 
gegen  einem  S.,  die  dann  zu  mahl  gegen  einem  im 
Rechten  stehen,  würde  parteyisch  machen  [usw.].' 
1717.  ApA.  LB.  S.  noch  so  (Sp.  29).  Auch  die  beid- 
seitigen Kontrahenten  bei  einem  Vertrag:  ,Den  ehe- 
gemächten  und  s-en,  so  also  geschäft  und  gemächt 
tuon  wollen.'  1542,  Th  Rq.  In  weiterem  S.  umfasst  .s.' 
nicht  nur  den  eigentlichen  Widerpart,  sondern  auch  die 
hinter  ihm  stehenden  Verwandten  und  Freunde,  seine 
Partei,  übh.  wer  an  einer  Gerichtssache  beteiligt  ist. 
,Wir  die  vorgnanten  sächer',  näml.  die  Verwandtschaft 
eines  ertränkten  Diebes,  die  schwört,  sich  nicht  rächen 
zu  wollen.  1429,  AaB.  Urk.  ,[An  die  Urkunde  wird 
das  Siegel  des  Abtes  von  St  Gallen  gehängt]  won  er 
überhand  dess  gerichts  ist  und  der  getnelt  junkher 
RGiel  ain  s.  der  sach.'  1451,  G  Rq.  1906.  Bes.  häufig 
in  der  Wendung  .(einer  sach,  in  einer  sach)  s.  sin', 
Partei  sein,  beteiligt  sein,  in  der  Einrede  der  Partei- 
lichkeit zur  Rückweisung  von  Zeugen.  Richtern.  1 )  von 
Zeugen.  ,N.  meinet,  er  [ein  Zeuge]  sye  ein  s.'  1422, 
Z  RB.  ,So  N.  sine  mitvischgesellen  und  in  der  sache 
s-e  zuo  zugin  gestelt  hat,  uns  zuo  schaden  und  im 
zenutz,  hoffen  wir,  das  die  darumb  nit  sagen  söllint, 
die  wile  sy  doch  selbs  s-e  sind  und  sy  die  sache  als 
selbsächere  berüert.'  1471,  ebd.  ,Das  übrig  siner  klag 
zuget  er  [Ch.,  der  gegen  St.  klagt]  an  R.  und  G. 
[Augenzeugen],  wie  wol  villicht  der  selb  St.  uff  die 
beid  och  geklagt  hab  und  sy  damit  uss  gevarliehkeit 
und  listen  och  understand  zuo  sächern  zu  machen, 
damit  sy  im  in  diser  klag  zügniss  umb  warheit  ver- 
spert  werden  sölten.'  1482,  ebd.  ,[Wenn  Einer  Etwas 
gegen  des  Landes  Nutzen  oder  Ehre  getan  hat]  und 
dry  onverlümpt  man,  so  der  sach  nüt  saicher  sind, 
über  in  sagend  und  darum  schweren  törend,  so  sol 
aldan  derselbig  von  dem  ratt  und  gricht  sin.'  XV./XVL, 
Ap  LB.  ,[Das  Zeugniss  von  Angehörigen  der  Land- 
schaft Lenzburg  habe  keine  Beweiskraft,  weil  sie  mit 
der  Stadt  ,eins'  seien]  und  desshalb  alls  für  secherr 
zuo  achten  weren.'  1516,  AaSuIit.  ,[Die  Tagsatzungs- 
boten  sollen  die  Sache  des  Ammanns  von  Au  unter- 
suchen] da  sin  Widersacher  sin  kuntschaft  für  sächer 
haben  will.'  1522,  Absch.  S.  noch  recht  (BdVI207  u.; 
Beleg  von  1472).  —  2)  vom  Richter.  ,[URösch  ver- 
wahrt sich  gegenüber  der  Stadt  St  Gallen,  die  sich 
beklagt,  dass  er  drei  ihrer  Ausburger  gefangen  ge- 
setzt habe,  ohne  sie  vor  dem  städtischen  Gerichte  zu 
beklagen]  das  er  ir  [der  ihm  Ungehorsamen]  iegklichen 
darumb  berechtigen  sölte  vor  denen,  die  ouch  dariiin 
secher    sin   möchtint   oder   secher   werint.'    1461,   G. 


129 


Sacli,  sech,  sicli ,  socli. 


l.'lu 


,[K.  protestiert  gegen  eine  über  ihn  verhängte  Busse:] 
Schultheiss  und  rätt  die  habind  inn  verklagt  uss  nid 
und  hass  und  sigind  salb  sächer.'  1513,  ZBül.  ,Selbs 
s.  und  richter  sin,  das  ist  hert  und  unlidenlich  zuo 
tragen.'  1531,  Absch.  (in  einer  Beschwerde  der  VO 
gegen  Z).  ,Die  von  Swiz  [boten]  recht  uff  gemein 
Eignossen  nach  der  pünten  sag;  also  meintend  die 
von  Zürich,  inen  were  vormals  ein  sölich  unglich  recht 
da  selbs  ergangen,  das  si  es  diser  zit  nüt  köndind  uff 
nemen,  wan  si  alle  secher  werind.'  HBrennw.  Ohr. 
, Unser  doctor  Andres  ist  so  gerechter  dingen,  das  er 
will,  das  man  ein  partygisch  gericht  besetze,  in  allein 
und  die  sinen  vor  dem  selbigen  gericht  verhöre,  und 
will  also  s.  und  sprächer  oder  richter  (wie  die  bäpst 
in  conciliis)  mit  einanderen  syn,  und  das  so  vil  meer 
ist  ouch  unser  fürspräch.'  Siml.  1576.  ,Die  Obrigkeit 
sei  selbst  in  diesem  Handel  mitbegriffen,  könne  also 
nicht  zugleich  S.  und  Richter  sein.'  Laiiffer  1736/9. 
S.  noch  Sach  (Sp.  113).  Uneig.  ,ein  s.  sin',  beteiligt 
sein,  auch  von  einem  privaten  Geldgeschäft;  s.  ver- 
bitschieren  (Bd  IV  1932),  wo  es  sich  jedoch  um  das 
eigene  Vermögen  handelt,  dessen  Hälfte  dem  Schwie- 
gersohn versprochen  ist.  Spec.  a)  vom  Kläger.  ,Item 
sol  ein  vogt  [zu  Thalwil]  richten  umb  die  frefni,  da  ist 
du  buoss  den  s-n  9  ß  d.  und  dem  vogt  27  ß  d.  Und 
du  gross  buoss  ist  dien  s-n  9  [pfund]  d.  und  dem  vogt 
27  [pfund]  d.,  das  ist  heimsuochi,  marchstein  ze  ruken 
und  eid  schelten.'  1385,  Z  StB.  .Wer  ouch  hussuochen 
tuot  oder  hertvellig  macht,  der  ist  verfallen  ein  pfunt 
7  ß  ze  buoss  und  ouch  dem  s.  so  vil.'  XIV.,  AALunkh. 
Hofr.  ,[Wer  gegen  Jmdn  ohne  Grund  ehrenrührige 
Äusserungen  tut]  ist  verfallen  dem  s.  3  lib.  und  dem 
amman  driveltig  buoss.'  Zg  StB.  1432.  Ähnlich  1455, 
LBür.  AR,  (ZfsR.  V  b,  108/9);  1456,  Ndw  (ebd.  VI  b, 
119).  ,Nimet  yeman  dem  andern  sin  obs  uss  sinem 
garten  nachtes,  der  getätter  sol  das  der  herrschaft 
und  dem  s.  yeglichem  bessern.'  1457,  BoSi.  Landrecht. 
,So  verr  man  inen  [den  Eidgenossen,  die  einem  Be- 
amten des  Abtes  von  Kempten,  dem  sein  Recht  ver- 
weigert wurde,  zu  Hilfe  ziehn]  iren  kosten  abzetragen 
bewilgen  weit  und  daran  sin,  dass  dem  s.  recht  ergan 
möcht,  so  weitend  si  früntlich  ziechen.'  Vad.  ,So  die 
frevel  und  buosswürdig  Sachen  durch  die  sächer  oder 
den  grichtschryber  am  rechten  geclagt.'  B  StSatzg. 
,Wenn  ein  undervogt  einen  angit,  so  ist  er  nit  schuldig, 
einen  ze  bekundschaften  oder  eim  ein  s.  dar  ze  stellen.' 
1527,  AAMeienberg.  ,Die  so  mh.  beschicken  uff  verleiden 
ettlicher  suppenässer,  [denen  soll  man]  einen  sacher  an- 
gen.'  1531,  B  RM.  ,Was  buossen  nit  under  eis  land- 
amans  jar  verleidet  werdent,  es  sig  fridprüch  . . .,  soll  hin 
und  anwäg  sin  und  der  s.  dhein  ansprach  um  sin  teil  buos 
nithan.'  1545,  Ndw  LB.  [JMötteli,  wegen  Misshandlung 
der  Bauern  angeklagt]  habe  einen  ,S.'  verlangt  und  sei 
von  Ort  zu  Ort  geritten,  worauf  die  Bauern  von  Pfyn 
sich  als  Sächer  gestellt.  1547,  Absch.  ,Wer  dem  anderen 
sin  leechen  beschwärt,  der  soll  den  s.  wider  in  gewärb 
[=  gewer]  setzen.'  XVI.,  ZBonst.  Offn.;  neben  ,cleger.' 
Vom  Kläger  im  Schuldprozess,  Gläubiger.  ,Der  Schuld- 
ner [soll]  dem  s.  pfand  geben  für  sin  schuld;  mager 
der  s.  der  buoss  nit  emberen,  sol  er  den  Schuldner 
darumb  beklagen;  hat  er  [der  Schuldner]  huss  und 
hof,  sol  man  das  dem  s.  zuo  pfand  geben,  hat  er  aber 
das  nit,  sol  er  der  s.  den  Schuldner  von  der  statt  mit 
recht  klagen.'  1535,  BTh.  StR.  ,Wo  er  [der  Schuldner] 
uff  Recht  die  Sach  weite  verziechen  und  sy  die  Schetzer 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


oder  Secher  zuo  Schaden  kernen  ...'  SchwG.  LB.  1605. 
—  ß)  vom  Angeklagten.  ,Wenne  ein  richter  umb 
das  bluot  richtet  und  man  einen  s.  rüefet  ze  ant- 
wurten  einem  kläger  . . .  gat  denne  der  secher  an  daz 
gericht...'  XIV.,  Arg.  (Richtung  des  Freiamts).  ,Wa 
ieman  claget  umb  Sachen  oder  gelüpt,  die  vormals 
beschechen  sint,  e  der  s.,  uff  den  man  denn  claget, 
burger  worden  ist  und  der  selb  s.  denn  der  ansprach 
lougnet...'  XIV.,  B  StR.  ,Diewyl  der  s.  [vorher:  ,der 
anklagt']  sich  selbs  ergeben.'  1543,  Absch.  (G).  ,Citare 
reum,  dem  s.  rüeffen  oder  dem  der  anspraach  hat.' 
Pris.;  Mal.  S.  noch  ab-red  (Bd  VI  542).  Vom  An- 
geklagten im  Schuldprozess,  Schuldner.  ,Wa  ein  s. 
dem  cleger  einr  schuld  oder  kouffes  vergichtig  was, 
das  er  ouch  denn  den  cleger  bezalen  müeste.'  XIV., 
B  StR.  (noch  mehrfach).  ,Wann  er  [der  Gläubiger] 
sömliches  [Pfänder]  verkaufft,  dass  er  es  dem  s.  zu 
wüssen  tüei.'  1535,  BTh.  StR.  ,Wellicher  an  einen 
ansprachen  hat,  der  soll  einem  weibel  befelchen,  den- 
selben für  gricht  ze  komen  fürzepietten  und,  wil  der 
s.  antwurt  geben,  clagen.'  B  StSatzg.  ,[Wer  aus  dem 
Dorf  wegzieht  und  von  Jmd  Etw.  zu  fordern  hat,  soll 
nicht  an  fremde  Gerichte  gehn,  sondern]  den  s.  da- 
selbsten  im  gericht  umb  solich  zuosprüch  fürnemen.' 
1543,  G  Rq.  1903  (GZuckenr.).  —  2.  a)  Urheber,  Täter 
(eines  Vergehens),  übh.  Schuldiger,  Delinquent. 
Syn.  Ge-tcUer.  ,[Wer  Einem,  dem  ,gebotten  wird,  inn 
zuo  ligen,  es  sy  umb  wundaten  oder  umb  ander  sachen', 
Vorschub  leistet]  der  oder  die  sollent  sin  in  der  selben 
buosse  und  sol  man  si  förderlich  mit  dem  s.  von  der 
statt  wisen.'  XIV.,  B  StR.;  nachher  ,der  getäter.'  .[Bei 
fahrlässiger  Brandstiftung]  sol  man  den  s.  ze  stund 
wisen  uss  ze  sweren,  unz  er  das  gelt  bezalt.'  1406, 
ebd.;  s.  noch  ebd.  32.  51  (in  der  spätem  Redaktion 
dieser  Stelle  in  der  B  StSatzg  von  1539  steht  statt  ,der 
s.'  erklärend  ,der  s.  oder  getäter',  sonst  immer  ge- 
täter.' ,Item  welher  ein  gotshusmann  von  St  Gallen 
liplos  tuot,  ist  die  buos  50  lib.  d.  und  von  aim  an- 
dern, der  in  dem  gericht  liplos  getan  wurd,  ist  die 
buos  25  lib.  d.,  und  glichwol  so  sol  sich  der  s.  mit 
den  fründen  setzen.'  1467,  G  Rq.  1903;  so  noch  öfter  in 
G  Offn.  des  XV./XVI.,s.  ebd.  411.  525.  621. 168.  365. 417 ; 
auch  ZfsR.  I  b,  94  (THKessw.).  ,Wen  ainer  ainen  liblos 
tuot,  mag  man  den  s.  begryffen,  so  rieht  man  bar  gegen 
bar.'  1471,  GTa.  ,Ich  Uoli  Kym,  leider  ein  s.  diser 
sache  [Diebstahl]  und  wir  obgenanten  Hans  K.,  Ruedi 
sin  sun,  Heini  K.  ir  vetter  und  RBirmistorff,  bürgen 
diser  sache.'  1433,  AaB.  Urk.  ,[Wir  Verschworenen 
weigern  uns]  uns  ze  nemen  oder  in  geschrift  ze  gebint 
als  cleger,  secher  oder  setzer  der  ingelegten  artikel.' 
1491.  G  (JHäne  1899);  vgl.  Vad.  II  373.  ,Wir  [Zür- 
cher] habend  mit  dem  landvogt  wellen  nachfrag  haben, 
ob  wir  die  rechten  sächer  sölicher  unfuog  zuo  Ittingen 
möchtind  finden,  hat  der  landvogt  uns  nit  wellen 
helfen,  sunder  vermeint,  man  sölte  mit  den  panern 
suochen  und  strafen  und  mit  roub  und  brand  messen. 
[Wir  wollen  die  Schuldigen  strafen]  aber  die,  so  dem 
offnen  stürm  sind  nachgeloffen,  dero  vil  nit  habend  ge- 
wüsst,  warumb  der  stürm  besehenen  ist,  wüssend  wir 
nit  ze  strafen.'  1525,  Absch.;  mit  Bezug  auf  den  selben 
Handel  ,die  rechten  sächer  und  getäter.'  um  1526, 
Strickler.  ,Die  sächer',  von  Plünderern.  Ansh.  ,Die 
von  Stein  und  Stamheim  wurdent  umb  ein  grosse  zal 
gelts  gestraft,  als  ob  sy  sächer  wärind.'  Bossh.  Chr. 
.Wie  dann  die  biderwen  lüt  von  Dietiken,  so  des  altar- 


131 


Sach,  sech,  sich,  soch, 


sturms  halb  nähermalen  in  gefänkniss  kommen,  jetz 
uf  ein  trostung  der  meinung,  dass  man  villicht  mittler 
zyt  uf  die  sach  kommen  und  ein  s.  finden  werde,  ledig 
gelassen  worden  und  der  wirt  von  Dietikon  je  daruf 
beharret,  dass  er  diser  sach  gar  unschuldig  sige  [usw.].' 
1532,  Strickl.  ,Der  s.  [Totschläger]  wych  Tom  land.' 
Val.Tschüdi  1533.  ,Der  recht  s.,  wellicher  nararalich 
des  anlaasses  schuld  trage.'  1545,  Z  RB.  ,[Nach  dem 
Rorschacher  Klosterbruch  bat  Abt  Ulrich  Bosch  die 
Schirmorte]  dass  man  im  zuo  recht  weit  verholfen 
sin  und  darzuo  die  sächer  vermögen,  dass  im  abtrag 
gescheeh  und  gestraft  wurdend.'  Vad.  ,[Agnes  von 
Ungarn  begabte  die  Klöster  Königsfelden  und  Töss] 
mit  dem  guot,  so  si  den  friheren  von  Wart  und  anderen 
sächeren  genomen  hat.'  HBrennw.  Chr.  .Herzog  Hans 
und  die  andern  secher  [verloren  ihre  Güter].'  ebd. 
,Von  holzhowens  wegen  ist  die  buoss  von  ainem  Stum- 
pen in  unser  von  Wartensee  wald  ain  pfund  pfening, 
und  sol  darzuo  den  schaden  abtragen  nach  unserm 
willen,  oder  wo  der  s.  damit  beschwert  were,  nach 
aines  vogts  ze  Roschach  erlüterung.'  1569,  G  Rq.  1903. 
,[Zwei  Basler  Studenten  waren  nach  dem  Elsass  ent- 
führt worden;  die  dortige  Regierung  wird  aufgefordert] 
die  sächer  denen  von  Basel  zun»  rechten  zuo  halten.' 
Wurstisen  1580.  ,[Die  beiden  nächsten  Anstösser 
sollen  das  Stück  des  Efadens,  dessen  ünterhaltungs- 
pfiicht  umstritten  wird]  zünen,  dass  kein  klag  darum 
kom,  und  mögint  si  aber  woll  ein  s.  [den  Schuldigen, 
Verantwortlichen]  darum  suochen.'  1595,  AaJoh.  Dorf- 
buch. .Wellicher  disser  Artikel  einen  oder  mer  Über- 
sech, der  sol  darumb  mit  Recht  gestraft  werden.  Es 
sol  ouch  ein  Alpmeister  Sorg  han  und  die  Sächer  und 
Übertreter  für  ein  Recht  stellen.'  1612,  G  Rq.  1906 
(Alpsatzung  von  Alt-St  Johann).  S.  noch  recht  (Bd  VI 
207  u.;  Beleg  von  1525).  ,S.  sin  an'  einem  Vergehn. 
,[N.  bestreitet]  das  er  an  sölichem  todschlag  ain  sacher 
sin  solt.'  1530,  Z.  ,[Die  Verwandten  eines  Getöteten] 
hand  mit  disser  klag  fermeint  disse  drig  personen 
alle  sächer  an  dessen  todschlag  ze  sin.'  UMev.  Chr. 
1540/73.  —  b)  Veranlasser,  Anstifter,  Rädels- 
führer; von  a  nicht  streng  zu  scheiden.  ,[Wer  einen 
Bürger  bedroht,  darf  festgenommen  werden]  und  sol 
ouch  damit  enhain  buosse  verschulden  weder  der 
sacher  noch  der  helfer,  wie  vil  ir  ist.'  1374,  Sch  StB. 
,Man  sol  nachgan  und  richten,  als  etlich  sniderknecht 
hie  in  unser  statt  ander  sniderknecht  geschetzt  hant 
und  mit  ir  stehen  ze  gericht  sint  gesessen,  und  sunder- 
lich  sint  dis  die  sächer  und  houptherren  . . .'  1393,  Z  RB. 
Das  Schiedsgericht  bejaht  die  Frage,  ob  die  drei  Län- 
der U,  Schw  und  Uw  ,sullent  secher  sin  oder  nit,  als 
von  der  von  Weggis,  von  Gersau  und  von  Vitznow 
wegen';  denn  die  Boten  der  drei  Länder  ,sint  offenlich 
gichtig  gesin,  das  sy  den  von  Weggis  verbotten  haben, 
das  sy  die  eide  nit  mit  uns  ernüwern  sollen  in  unser 
statt.'  1430,  L  (Seg.).  ,[Zwingli,  grundlos  gottesläster- 
licher Reden  angeklagt,  verlangt  eine  Untersuchung] 
denn  ich  wol  gedenken  mag,  dass  der  sölchs  hat 
gdören  reden,  sinen  ansager  wüsse  zeigen,  damit  man 
hinder  die  oder  den  s.  käme.'  1523,  Zwingli.  ,Es  sind 
dri  reisgsellen  zuom  lütpriester  [eines  Dorfes  der 
Herrschaft  Schenkenberg]  kommen  und  hond  von  im 
begert  das  heilig  sacrament  zuo  enpfahen;  das  er  inen 
uss  vorcht  vorgangner  tröwung,  sunderlich  so  der  s. 
mit  sweren  flüechen  getan,  hat  geben.  Ist  der  s.  an- 
gends  krank  worden.'  Ansh.     ,Die  von  Grasburg  und 


Gugisperg  [sollen]  allen  schaden  und  zerung,  zuo 
Murten  getan,  bezalen,  ersetzen  und  widerkeren  und 
darzuo  si,  die  täter  und  anwiser,  witer  straf  um  ge- 
tanen fräfel  erwarten.  Doch  inen  zuo  recht  die  sächer 
vorbehalten.'  ebd.  ,Die  clöster  [waren]  alles  unrats 
selbs  secher  und  urhaber.'  Vad.  ,Und  nam  also  die 
aufruorische  pündtnus  ir  ende  und  ward  den  sechern 
und  Urhebern  disses  Übels  ir  guoter  Ion.'  ebd.  — 
3.  in  religiös-moral.  S.,  Sünder.  ,Wir  sind  von  natur 
har  alle  sammen  Adams  sün  und  stond  an  der  über- 
tretenden party  und  mag  gheiner  der  natur  halb  nüt 
guotes  noch  versüenlichs  weder  für  sich  noch  für  ander : 
denn  wir  sind  all  sächer.'  Zwingli;  in  der  lat.  Über- 
setzung: omnes  nos  eiusdem  peccati  et  sceleris  rei 
esse  deprehendiraur;  vorher:  ,Von  der  geburt  har  sind 
wir  alle  sünder.' 

Ahd.  aachari,  mhd.  sacher.  secher;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII 
1602/3.  Viel],  nicht  sowohl  verbale  Abi.  (von  saehen),  son- 
dern denom.  (von  Sach);  doch  könnte  sachari  auch  an  Stelle 
eines  altern  "socio  (mhd.  Bache;  vgl.  Wider-Sach  Sp.  125) 
getreten  sein.  Die  umgelautete  Form  überwiegt  auch  in  den 
Zssen  bedeutend;  vgl.  auch  Ur-sächer  (Sp.  122).  Syn.  in  Bed. 
1  a  und  b  ist  Part  S  (Bd  IV  1617).  Bed.  3  kann  von  1  oder  2 
ausgehn. 

Vor-:  der  in  erster  Linie  Angeklagte  (bzw.  An- 
zuklagende), Klagbare,  Schuldige.  Die  Zürcher  er- 
klären Glarus,  dass  sie  dessen  ,Vorsächer'  und  Mit- 
haften seien,  Glarus  also  ohne  sie  zum  Recht  zu 
stehen  nicht  schuldig  sei.  1530,  Absch. 

Gegen-:  a)  =  Sächer  1  a.  , Were  ouch,  daz  ieman 
in  einem  frid  ze  dem  andern  spreche  frevenlich:  raör- 
der,  ketzer  etc.,  sont  herumbe  umb  die  vorgenanten 
Scheltwort  die  sechzig  leiden  und  daz  dem  lantrichter 
sagen,  ob  es  der  gegensacher  nit  selber  leiden  noch 
sagen  will.'  1413,  Absch.  (Vertrag  zw.  Schw  und  U). 
.Wenn  einer  frid  gibt  und  er  denn  nach  dem  friden 
zu  sinem  g.  spricht  [usw.].'  1441,  L  Ratsprot.  ,[N. 
habe  erklärt]  dass  sich  die  vergangene  sach  zwü- 
schen  im  und  sinem  g.  dermassen  zuo  besserung  ge- 
schickt habe,  das  sy  wol  mit  einander  eins  und  ze- 
friden  [seien].'  1550,  Z  RB.  ,Ouch  wan  Einer  den 
Anderen  angrifft,  und  der  G.  sich  wört,  gibt  auch  der 
Anfänger  beide  Buossen.'  L  Ans.  .Die  Gallier,  wann 
sie  an  Streit  gehen,  seind  sie  halb  nackend  .  .  .  also 
das  sie  nicht  allein  eine  abscheuliche  Forcht,  sonderen 
auch  ein  Mirakel  ihren  G-en  gebähren.'  Äg.Tschudi, 
Gallia.  —  b)  =  Sächer  1  b.  .Wellicher  den  andern  für 
uns  har  in  unser  statt  gan  Bern  taget  und  daselbst 
siner  ansprach  halb  unrecht  gewinnet,  der  sol  sinen 
g.  von  allen  costen  wysen.'  1457,  BoSi.  .[Ich  ver- 
pflichte mich  für  mich  und  meine  Erben,  mich  zu 
einer  gerichtlichen  Verhandlung  zu  stellen]  an  statt 
und  ende,  da  unser  gegensecher  selben  nit  richter 
weren.'  1465,  Gfd  (Landrecht  RMöttelis  mit  U).  ,[Die 
Priester  sollen]  von  iederman  recht  nemen  in  unserem 
lande  und  also  sol  ein  yeklicher  priester  in  unserem 
land  nemen  zwen  biderb  mann  und  sin  g.  zwen,  und 
sol  ein  ainan  allwegen  der  fünft  sin.'  Gl  LB.  ,[Die 
Leute  von  Hasli,  welche  die  Hülfe  der  Urkantone 
gegen  ihre  Herren,  die  Berner,  angerufen  haben,  er- 
klären] es  sie  ouch  nit  gewonlich,  dass  einer  uf  sinen 
g.  zur  lütrung  und  urteil  kome.'  Ansh.  .Wellichem 
daz  recht  ze  bruchen  erloupt  wirt,  da  sol  derselbig 
siner  widerpart  lassen  fürpietten  und,  so  der  g.  nit 
mit  antwurt  begegnet,    ein  ussclegt  uff  inne  bgeren.' 


1.;;; 


Sacb,  sech,  sich,  soch,  such 


134 


B  StSatzg.  ,Ani  dritten  tädingstag  soll  der  kläger 
synem  g.,  der  an  den  vorgehenden  tagen  nit  geant- 
wüitet,  zum  dritten  mal  rüefen  lassen.'  XVI.,  FStB.; 
frz.  ,1'acteur  faira  deraander  sa  contrepart.'  ,So  dan  in 
Rechtshändlen  G-en  und  Kundschaften  geboten  wird  ...' 
U  LB.  , Wer  syn  G.,  mit  dem  er  am  Rächten  ze  tun 
ghan,  angriff...'  1622,  AaBt.  StR.  , Wann  Einer,  dem 
es  für  das  Gericht  fürtaget  ist  und  daselbst  berech- 
tiget wird,  an  seinem  G.  auch  etwas  anzusprechen 
hätte,  so  solle  er  ihme  dadurch  aucli  fürtagen  eines 
Widerrechtens  zu  sein.'  Ndw  LB.  1867  (älteres  Gesetz). 
S.  noch  Sächer  (Sp.  127).  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  2252. 
Haupt-:  1.  Hauptgegner,  der  die  führende  Rolle 
spielt,  Hauptbeteiligter,  a)  bei  kriegerischen  Unter- 
nehmungen. ,Als  wir  gemeldteil  Eidtgenossen  alle  von 
stetten  und  lendern  als  helffer  und  unser  helffer  und 
helffershelffer  der  von  Schaffhusen  als  h-n  zuo  uns 
verbunden  sint,  von  irer  ermanung  wegen  uns  für  die 
Waldshuot  gelegert  haben  . . .'  1468,  Absch.  (Friede  von 
Waldshut  zw.  Üesterreich  und  den  Eidgenossen);  ,die 
houptsecher  dis  kriegs,  nämlichen  die  von  Schaff- 
husen.' DSchill.  B.  ,[Die  Eidgenossen  erklären]  daz 
ye  die  Eidgenossen  als  houptsecher  den  krieg  nit  niei- 
nent  in  die  hand  zenemen  noch  das  zetuonde  schuldig 
sin,  diewyl  und  doch  der  herzog  von  Burgund  uns 
nit,  sunder  den  herzog  von  Österlich  angriffen  hat, 
der  billich  als  ein  h.  sich  des  kriegs  anneme.'  1474, 
Absch.  .[Die  Vermittlungsversuche  der  Herzogin  von 
Savoyen  in  den  Burgunderkriegen]  schluogen  die  Eid- 
gnossen  ab  in  der  gestalt:  der  krieg  were  nit  ir  und 
si  werent  nun  helfer  und  si  möcht  die  sach  werben 
an  die  houptsecher.'  1475,  Z  Chr.  ,Die  herzogen  Sig- 
mund von  Österrich  als  h.  und  Reinhart  von  Lut- 
ringen  als  siger  [wollten]  am  nächsten  zuogrifen  und 
teil  haben  [an  den  burgundischen  Ländern].'  Ansh. 
,[Die  Eidgenossen  ohne  Bern  und  Solothurn  beschlies- 
sen]  einen  eignen  zug  wider  underlassne  [früher  ver- 
schonte] platz,  insunders  für  die  hoptsächer  zuo  Über- 
lingen, da  vil  des  punds  anwält  und  richsfürsten  lagen, 
zuo  volziehen.'  ebd.  —  b)  vor  Gericht.  ,Wir  die  obge- 
nenten  RRichiner  und  HSchmid  houptsächer,  HZimber- 
man  [usw.]  helffere  verjechend  einer  ganzen  warheit 
alles  das,  so  von  uns  an  disera  brieff  geschriben  statt.' 
1449,  Z.  ,[Die  Eidgenossen  beschliessen,  an  die  Ba- 
dener Disputation  ausser  den  Vertretern  der  katho- 
lischen Kirche]  fürnemlich  alle  Luterschen  predicanten, 
und  zuovor  als  hoptsächern  den  Zwingli  mit  sinen 
anhängern  ze  berüefen.'  Ansh.  ,Bapst:  Und  wer  sind 
aber  unser  mess  widersecher?  Cardinal:  Es  ist  das 
nachtmal  Christi  der  h.  und  sine  bistender  die,  so  den 
christentouf  entpfangen  habend.  B.:  Und  wer  ist  aber 
für  ein  richter  angerüeft?'  NMän.  ,[Im  Streit  um 
einen  Zins  an  die  Frühmesse  haben  die  Bauern]  sich 
genzlich  resolviert,  so  wol  diejenigen,  so  jetzmalen 
die  pfand  inhond,  als  auch  der  Hensil,  der  recht  h. 
selbs,  das  sy  den  brief  in  allen  puncten  und  articlen 
ganz  kreftig  guot  heissen  und  erkennen  wellend.'  1597, 
GBern.  —  2.  Haupturheber,  -schuldiger,  Rädelsführer. 
Der  Rat  glaubte  in  ASpengler  den  .rechten  h.'  des 
Aufruhrs  zu  erkennen.  1491,  G.  ,Ich  N.,  rechter  h. 
und  handtätter,  tuon  kund  mit  dissein  brieff,  [dass] 
ich  den  N.  mit  miner  eignen  hand  leider  erschlagen 
und  von  sinem  leben  zu  dem  tod  bracht  han.'  1521, 
ZReg.  ,Was  den  götzen  bishar  geopfert  ist,  als  kinds- 
wiegen,  krucken  und  wächsin  arm,  schenke!  und  ander 


figuren,  sol  alles  zuo  einer  gallren  oder  sulz  gemachet 
werden,  damit  ich  [die  Messe]  als  der  h.  und  sie  alle 
als  mitfrücht  samenthaft  seligklich  abscheidind.'  NMan. 
(Testament  der  Messe).  ,[Von  den  genannten  Wieder- 
täufern soll  jeder]  1  march  silbers  bar  geben  und  uss- 
richten  und  N.  als  der  h.,  princibat  und  füerer  zwy- 
fache  buoss.'  1527/9,  Z  RB.  ,Das  in  den  fünf  orten 
die  hoptsecher  und  ussteiler  der  pensionen  an  lyb 
und  guot  gestraft  werdind.'  Zwingli.  ,Dass  man  die 
münch,  die  in  gedachtes  kloster  [St  Gallen,  das  Zwingli 
aufzuheben  rät]  gewidmet  sind,  erlich  ir  leben  lang 
versehen  und  güetlich  abrichten  sol,  soferr  sy  in 
gheiner  untrüwen  pratik  hoptsächer  gewesen.'  ebd. 
,[N.  sei]  ein  rechter  h.  und  redlifüerer  sollichs  Han- 
delns [der  Wiedertäuferei]  gewesen.'  1530,  Z  RB.  ,Jo- 
nathas  ward  der  verrädterey  und  anschlags  innen  und 
ergreift' fünftzig  fürnemmer  hauptsächer  auss  inen  und 
liess  sy  all  töden.'  1530/1638,  Z  Bib.;  ä.%b  -ccöv  äp/r)- 
Yöiv  tSjs  xoouaj.  LXX.  ,Es  wurden  in  allen  landen  fil 
[Brandstifter]  gefangen,  die  verjachen  alle  glich,  wie 
sy  gelt  daruif  empfangen  hetten.  Und  kund  man  doch 
von  allen  nit  erfarren,  wer  der  recht  h.,  der  sy  be- 
stellt hette,  were.'  1540,  Bs  Chr.  ,[Es]  warend  aber 
nit  über  zechen  man,  die  hoptsächer  und  rädlifüerer 
und  des  haimlichesten  vertruwens  gegen  ainandren 
warend  und  ouch  ander  lüten  den  puntsaid  gabend.' 
Vad.  ,6  man  als  erkondet  und  wissentlich  hoptsecher.' 
ebd.  .Denselben  Zwingli  wirt  man  zu  siner  zit  an- 
nemen  und  uffüeren  mit  siner  history  bis  schier  zu 
end  der  ganzen  beschribung  und  nun  also  fürfaren 
zu  den  anderen  h-en  und  irrmeistern.'  Salat,  Ref.-Chr. 
.Princeps  atque  architectus,  der  fürnämst  urhaber  und 
erfinder,  der  rächt  h.'  Fris.;  Mal.  ,Die  vier  münch 
und  hauptsecher  disser  wunderbarliehen  history.'  XVI., 
Siml.  Urk.  1757.  ,Die  rächten  redlifürer  oder  haupt- 
sächer dises  spils  [Spukes]  warend  NN.'  LLav.  1569 ; 
.die  Haubtsächer  in  diser  Trageedi.'  1670.  —  Haupt- 
sachen n  f.:  Hauptanstifterin.  , [Es]  was  dises  [Mord-] 
anschlags  h.  graf  Diethelms  frow.'  Vad.  —  Vgl.  Gr. 
WB.  IV  2,   626/7. 

Mit-:  Mitglied  der  selben  Gerichtspartei,  Mitbe- 
teiligter. Ansh.  V  342.  343  (in  den  entsprechenden 
Akten  .mitverhafte');  1530,  Absch.  IV  1  b,  830.  -  Bei 
Gr.  WB.  VI  2364  ein  Beleg  aus  Äg.Tschudi. 

Recht-:  eigentlicher  Gegner  (vor  Gericht).  ,In 
einer  jetlichen  Tröstung  sind  zu  beiden  Teilen  die 
rächten  Sächer  begriffen  und  jetweders  Fründtschaft 
und  Anhenger,  sobald  sy  verneinend,  dass  die  Rächt- 
sächer  vertröstet  band.'  GrD.  LB.  —  Viel),  mir  Fehler 
für  das  unmittelbar  vorhergehende  ,die  rächten  Sächer.' 

Selb-:  wer  in  eigener  Sache  und  Person  vor  Ge- 
richt auftritt.  .Wenn  man  frid  macht,  der  sol  ge- 
halten werden  von  geschwistergiten  kinden,  recht 
schwäger  und  von  den  näher  fründen  als  von  den 
selbsächer.'  1519,  Kriess.  Wenn  die  Gesandten  mit 
dem  Herrn  von  Geroldseck  als  dem  eigentlichen  ,s.' 
gütlich  handeln,  so  werde  man  gerne  Boten  dazu  ver- 
ordnen. 1528,  Z  (Absch.).  S.  noch  Sächer  1  a  (Sp.  128). 
—   Vgl.   Gr.  WB.  X  1,  489. 

Wider-:  Widersacher,  Gegner,  a)  in  einem  Wort- 
streit, Raufhandel,  Kampf.  .Wer  den  andern  lempt, 
houwt  oder  sticht,  sol  ein  trostung  geben  umb  den 
schaden,  so  er  sinem  Widersacher  tan  hat.'  Zg  StB.  1432. 
,[Die]  so  sich  wider  uns,  ain  erbern  clainen  und  grossen 
rat,  partyet  und  zuo  w-n  gestelt  hand.'  1491,  G  Rats- 


Sach,  sech,  sich,  soch, 


sehreiben.  ,In  dem  sal  des  pallasts  fleng  ein  herter 
stryt  an  zwuschend  den  zwei  rissen;  wenn  Morgant 
sin  w.  mit  sinem  kallen  erreicht,  so  macht  er  in 
zittren.'  Morgant  1530.  , Welcher  den  Angriff  täte  und 
dan  also  sein  W.  nit  bluotriss  machte  . . .'  ü  LB.  ,[Wer 
die  Tröstung  bricht]  ist  dieselbige  Buoss  verfallen 
und  mer,  so  vil  ein  Gricht  erkennen  tete,  und  allwegen 
einem  Jetlichen  seine  Rächte  vorbehalten  gegen  seinen 
[1.  -m]  W.'  GrD.  LB.  S.  noch  Praktik  (Bd  V  568);  Eich- 
ung (Bd  VI  476);  rüeren  (ebd.  1254).  —  b)  im  Spiel. 
,Es  klaget  M.  uff  T.,  der  selb  T.,  er  und  ander  habint 
eins  mals  mit  einandern  gekeisret,  wurde  im  [dem 
M.]  der  obrist  keiser,  dem  leite  er  ein  potte  und 
fragte  sin  widersecher,  ob  sy  sölichs  halten  woltent' 
1481,  Z  RB.  —  c)  vor  Gericht,  ,Der  bemelt  B.,  sin 
w.'  1471,  Z  RB.  ,Uff  den  bestimpten  tag  kamment  min 
heren  von  Zürich,  dessgelich  kamment  ouch  unssre 
Widersacher  die  von  Strassburg.'  Edlib.  ,Es  sol  E. 
usbringen,  das  S.  ein  dieb  und  schelm  sye,  und  wenn 
si  [E.]  solich  usbringen  tuon  wil,  sol  si  irem  w. 
darzuo  verkünden.'  1508,  Z  RB.  ,Wil  der  ansprecher 
syn  recht  bejagen,  ist  er  befuegt,  dem  Widersacher  uf 
einen  gerichtstag  fürbieten  zelassen.'  XVI.,  F  StB.; 
frz.  ,sa  contrepart.'  ,Wann  einer  einem  andern  ein 
offnen  tag  verkünt  und  vor  gricht  nit  erschynt  und 
sin  w.  aber  da  ist,  sol  alldan  derselb  von  synem 
gegenteil  dere  sach  mit  urteil  ledig  erkennt  werden.' 
Zg  StB.  1566.  ,Ex  diverso  agere,  sich  zuo  einem  w. 
machen  und  wider  einem  im  rächten  reden.'  Fris. 
S.  noch  Ge-richt  (Bd  VI  332);  (Haupt-)  Sächer  (Sp.  133). 
—  d)  im  Streite  um  Meinungen,  Anschauungen.  ,Also 
wirt  uss  disen  worten  Christi  glych  als  wol  erhalten, 
das  den  jüngeren  das  bluot  des  testaments  nit  ggeben 
worden  ist,  als  vast  die  widersecher  [Lutheraner]  da- 
mit uff  das  lyblich  bluot  tringen  wellend.'  Zwingli. 
,Ob  glych  unsere  Widersacher  von  einer  gegenwirtig- 
keit  des  lybs  Christi  redend.'  1575,  Z.  ,Ab  solcher 
institution  und  underwisung  [im  Katechismus]  soll 
sich  drumb  niemand  verwundern,  als  wan  si  nüw 
wäre  und  wirs  von  unsern  Widersacher  [den  Prote- 
stanten] gelernt.'  F  Schulordn.  1577.  S.  noch  ver-pläm- 
peren  (Bd  V  101).  —  e)  Widersacher,  Feind  übh. 
,Wie  wir  vergeben  unseren  Schuldneren.  Wer  sind 
da  unsere  Schuldner?  Unsere  Schuldner  sind  da  un- 
sere Beleidiger,  die  uns  entweders  mit  Worten  oder 
mit  Werken  oder  mit  beidensaraen,  mit  Worten  und 
mit  Werken,  auf  die  oder  auf  dise  Weis,  beleidiget 
haben  und  also  unsere  Widersacher  sind.'  FWtss  1677. 
,Stil  schwigen  ist  jetz  die  gröste  Kunst  . . .  Leicht 
kanst  etwas  schwätzen,  dass  dich  tuot  grüwen;  ess 
sint  Widtersächer,  die  über  dich  schreien  und  zei- 
gens  glich  der  Oberkeit  an.'  1772,  LMei.  (Schülerheft). 
Mhd.  widenacher,  -secher.  Die  umlautlose  Form,  die  im 
Nhd.  herrscht,  erscheint  in  unsern  Quellen  nur  vereinzelt 
(XV.,  ApLB.;  XVI.,  F  StB.),  dann  auch  bei  Spreng:  ,Der 
"Widersacher,  adversarius,  und  die  Widersacher,  adversarii.' 
Das  W.  hat  die  ältere  Bildung  Wider-Sach  (Sp.  125)  verdrängt. 

Sächlete",  lt  Dan.  (für  GRHe.  udE.V)  S-ti  —  f.: 
allerlei  Sachen,  Kleinigkeiten  GrPi.;  Z.  Syn.  Stümp- 
leten.  Es  chan"  eso  en  S.  ge",  zB.  unvorhergesehene 
Hindernisse  Z  (Spillmann). 

Wider-sächlich-keit  f.:  PL,  Widerwärtigkeiten. 
.Widersägkhlichkaiten.'  1650,  PFopfa  1864,  296. 
be-sächnen.     ,So  bekenn  ich,  das  ich  [Rud.  von 


Habsburg]  besechnot  bin  mit  ainem  apt  von  St  Gallen 
und  ich  im  dienstes  pflichtig  bin.'   Z  Chr.  1336/1446. 

Sacharias  Sachereis  SchScIiI.,  Stdt,  Sachreis  Sca 
(ohne  nähere  Angabe),  Zach  GT.:  Zacharias. 

Auch  die  Seh  Form  dürfte  auf  die  griech.  Transscription 
Zaxapia?)  nicht  auf  das  hebr.  Sacharja  (dies  erst  in  neuern 
Bibelübersetzungen,  so  in  der  Z  Bib.  von  1868)  zurückgehn; 
«-  für  z-  entweder  nach  der  neugriech.,  noch  im  16.  Jahrh. 
geltenden  gelehrten  Ausspr.  des  griech.  £,  oder  lediglich  laut- 
liche Schwächung  des  Anlauts  der  nebentonigen  Silbe;  der 
Accent  scheint  nämlich  auf  der  Endsilbe  zu  liegen.  Zur  Be- 
handlung von  -las  vgl.  Leies  (Bd  III  950),   Mias  (Bd  IV  15). 

Sachi  BE.,  Säch,  Sächeli  Gl:  Isaak. 

Sech  I  (Sech2  ScHRüdl.;  ThHw.,  Mü.;  ZSth.,  mit 
Dehnung  und  -ch>  Aa;  Bs;  B;  S;  Z),  in  GRObS.  (be- 
stätigt) ;  SchScIü.  (heute  abgelehnt)  Zech  —  n.,  PI. 
unver.:  1.  a)  messerförmiges  Eisen  am  Pfluge,  das  den 
Erdboden  aufschneidet  Aa;  Bs;  B;  Gr  (so  ObS.);  G 
oRh.  (auch  bei  Steinm.  1804);  Sch  (nach  einer  Angabe 
am  Baslerpflug);  S;  Tb;  Z.  ,[Der  Pflug  besteht  ua.] 
aus  dem  Sech,  welches  die  aufgebrochene  Erde  ab- 
schneidet.' JRCramer  1774.  Das  S.  ist  durch  einen 
Holzkeil  (Sech-Bissen  Bd  IV  1698,  -Weggen)  im  Sech- 
Loch  (Bd  III  1038)  des  Pflugbaums  befestigt  und  nach 
vorn  abwärts  gegen  die  äussere  (dem  noch  ungepflügten 
Teile  des  Ackers  zugewandte)  Kante  der  Pflugschar 
gerichtet;  nach  jedem  Wenden  des  Pfluges  wird  es 
durch  Verstellen  des  Keils  wieder  in  diese  Lage  ge- 
bracht. Vgl.  S.-Isen  (Bd  I  544)  und  dazu:  .Jedesmal, 
wan  eine  Furche  gefaren  ist,  [muss  mau]  das  vordere 
Eisen,  das  Sägeisen  genant,  von  einer  Seite  zu  der 
andern  wenden.'  Andre.e  1763,  310  (Auskunft  eines 
Baslers  über  den  Schweizerpflug).  S.  die  Abbildungen 
bei  APletscher  1908,28;  Bärnd.  1904, 103;  Tschudi,  LB. 
1863, 72  ff.,  ferner  HSchinz  1847, 36  und  bes.  ZAnl.  1772, 
S.  16.  21.  36/7  mit  Abbildung  im  Anhang.  Tw.  kommen 
(so  in  Aa;  BMad.;  L;  Z;  vgl.  auch  Schwz.  Landw. 
Ztschr.  1900,  999)  zwei  Sech  vor,  von  denen  das  vordere 
den  Rasen  zerschneidet,  während  das  hintere  tiefer 
greift.  Von  gleicher  Form  wie  beim  alten  Pfluge  (vgl. 
Bd  V  1243)  ist  das  S.  beim  neuern  Scharnierpflug, 
wesentlich  anders  dagegen  beim  Selbsthalterpflug;  s. 
Bärnd  1904,  100/101.  Beim  ganz  hölzernen  ,etrus- 
kischen'  oder  ,tuskischen'  Pflug  in  den  Gebirgsgegen- 
den von  Gr  soll  nach  FAnd.  1898,  22  auch  das  S.  von 
Holz  sein.  In  ScHSchl.  wurde  bei  der  (um  1840  er- 
folgten) Einführung  des  Schaufelpfluges,  der  kein  iS. 
hatte,  die  Bezeichnung  übertragen  auf  den  so  ziemlich 
an  der  gleichen  Stelle  im  Grendel  befestigten  und  mit 
einer  Vorrichtung  zum  höher  oder  tiefer  Schrauben 
versehenen  Eisenstab,  der  jeweils  beim  Wenden  des 
Pfluges  mit  einem  Haken  in  die  nach  oben  gerichtete 
(das  S.  ersetzende)  Seitenfläche  der  Schaufel  einge- 
hängt wurde,  um  deren  Umkippen  beim  Pflügen  zu 
verhindern.  RA.  ,Es  haut  wie  ein  S.\  scherzh.  von 
einem  stumpfen  Messer  ScHSchl.  ,Er  spielt  die  rotte 
[der  Feinde],  sam  daz  sech  die  schollen  uf  dem  acker.' 
KvWürzburg.  ,Säch,  dentile  [!].'  üwE.  Voc.  ,Karst, 
swert,  säch  und  ring  [vgl. , Sechring'  Gr.  WB.  IX  2774]., 
1402,  Z  RB.  (Verzeichniss  von  Pfändern).  ,Dass  er 
und  ander  sin  nachgeburen  ir  pfluogschier  verlieren 
und  inen  gestoln  werd  ...  N.  hett  ein  säch  verlorn, 
das  wer  im  verstoln.'  1413,  ebd.  ,[A.  habe  dem  B.] 
von  Wermentswile  ein  pfluogisen,   ein  wegensen,  ein 


137 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


sech  und  ein  isin  pfluogzoum  verstollen  und  das  dem 
schmid  zuo  Madentswil  zuo  verkouffen  geben.'  1459, 
ebd.  ,1  allten  pfluog  beschlagen  on  säch  und  wägessen.' 
1515,  BsPfeff.  Schlossinv.  ,Der  pur,  der  das  pfluog- 
isen  und  säch  kouft  hat.'  LJüd  1531.  ,Die  wunden, 
die  iren  [der  Erde]  mit  houwen,  kersten,  mässeren 
und  sächen  gestochen  und  gehouwen  werdend.'  ebd. 
,Als  N.s  pfluog  uf  dem  acher  gstanden  und  niemant 
darby  gsyn,  habe  sy  das  sech  davon  gnomen  und  das- 
selbe™ schmid  verkouft.'  1557,  B  Turmb.  ,Das  säch, 
ist  ein  teil  am  pfluog,  culter,  dentale.'  Fris.;  Mal. 
,Als  . . .  daselbs  ein  pfluog  gestanden,  [habe]  er  den 
wägissen  und  säch  mit  einem  biel  darvon  abgeschla- 
gen . . .  das  säch  und  wägiss  einem  schmid  von  Baden 
jedes  pfund  umb  ein  krüzer  zuo  kouffen  geben.'  1572, 
ZRB.;  ähnlich  1602,  ebd.  ,Die  Scharen,  dieweil  sie 
ungleich,  verkauft  man  beim  Gewicht,  das  Pfd  per 
3  ß,  Sech,  das  Pfd  per  1  ß  8  d.'  Bs  Taxordn.  1646  (,Der 
Isenhändlern  Tax').  , Schar  und  Sech  [kosten  zs.] 
2  Pfd.'  ebd.  (,Huofschmidf).  ,Das  Sech,  Pfluegmesser, 
dentale,  culter  aratri.'  Red.  1662.  , Dentale,  die  Pflug- 
sege,  das  Sech.'  Denzl.  1677.  1716.     ,1  Säch  gemacht 

I  ß.'  1759,  ÄAOLnnkh.  ,Für  ein  Pflugmesser,  für  einen 
Pflugschar  (nostr.  Säch  und  Wägissen),  für  eine  Sichel 
gibt  man  keinen  Zoll.'  1779,  BThun  Handf.;  im  lat. 
Original:  pro  cultro,  pro  vomere.  ,1  aufgerüsteter 
Pflug  samt  Zon  und  Säch.'  1784,  BLütz.  (Inv.).  ,S. 
in  S.',  vom  Pflügen  zweier  zsstossender  Äcker  in  der 
selben  Richtung;  auch  bei  Martin-Li'enh.  II  320.  ,Nach 
Gallus-Tag  soll  Niemand  mehr  erlaubt  sein,  auf  des 
Anderen  Anwander,  so  angesäet,  hinaus  zu  fahren,  auch 
nicht  der  Länge  nach  S.  in  S.,  sondern  er  soll  auf 
seinem  Land  umkehren.'  Bs  Gescheidsordn.  1770.  Im 
Gegs.  dazu  ,s.  gegen  s.'  ,Wo  man  inschlot  von  den 
feldern  und  da  gat  s.  gegen  s.,  so  soll  man  [dazwischen] 
ligen  lassen  siben  schuoch.'  AAMeienb.  Amtsr.  1527 
(Arg.  IX  98).  .Nach  sant  Michelstag  soll  uff  die  twer- 
acher  niemand  trätten  und  acht  tag  darnach  s.  gegen 
s.  und  nit  länger.'  ebd.  Häufig  von  Dieben  als  Brech- 
eisen benutzt.  ,So  hat  N.  veriechen,  daz  er  die  kil- 
chen  mit  einem  sech  ufgebrochen  und  uss  einem  casten 
20  pfd  d.  verstoln  hab.'  1440,  Z  RB.  ,Als  N.  under- 
standen  hat,  einen  stock  by  sant  Lienhart  zuo  Schaf- 
husen  mit  einem  säch  ufzebrechen.'  1500,  ebd.  ,N. 
kouft  schwebelholzli  und  nam  eim  puren  ein  sech  us 
dem  pfluog  und  sillnschnüer  und  ein  murhamer  [um 
nachher  einzubrechen].'  Auf.  XVI.,  HBrennw.  ,Er  habe 
us  einem  trog,  den  er  mit  einem  säch  hinder  ufgwägt, 
drü  hemder  gstolen.'  1561,  B  Turmb.  ,[N.  habe]  mit 
einem  säch  den  tisch  darinen  ufgwägen.'  1568,  ZRB. 
,[NN.  haben]  nachts  uss  einem  Keller,  daryn  sy  mit 
einem  Sech  durch  die  Mur  gebrochen,  10  Brot  ver- 
untrüwet.'  1610,  ebd.  In  abergläubischer  Verwen- 
dung. Leuten,  denen  wegen  Verhexung  das  Buttern 
nicht  geriet,  wurde  von  einem  Wunderdoktor  geraten, 
st  sölli"  es  S.  (ßüejig  mache"  un'1  i"  d'  Niclle"  stecke",  das 
ward  de""  der  verfluechte"  Häx  d'  LÖti  scho"  üftue". 
Barnd.  1904.  Wenn  e"  Midi  verhäxet  isch,  lauft  's 
Mülirad  z'rugg;  de""  sell-men  es  fürigs  S.  a"  Mülistuel 
ha",  was  d'  Häx  brönnt  und  üstribt.  Schild  1863;  s. 
auch  Alpenr.  1861?,  144/5.  —  b)  Dim.,  =  Gertel  1  (Bd 

II  443).  ,1  yseni  schufel,  7  sechli  oder  gertel,  8  axsen.' 
1515,  BsPfeff.  Schlossinv.  Eher  aber  blosse  Verschrei- 
bung  für  ,sechsli'  (s.  Sachs).  —  2.  übertr.,  Schimpf- 
wort (auf  Weibspersonen?)  ZKn.     En  alts  S. 


Amhd.  sech  n. ;  nächst  verwandt  mit  Suhlen.  Vgl.  Gr. 
WB.  IX  2772  ff.,  dazu  noch  Martin-Lienh.  II  320.  Der  An). 
Z-  kaau  vom  PI.  d'  Sieh  ausgegangen  sein,  wobei  an  das  Vor- 
kommen von  Pflügen  mit  2  Sechen  zu  erinnern  ist,  das 
freilich  für  Seh  nicht  bezeugt,  für  GrObS.  direkt  bestritten 
wird;  für  den  letztern  Ort  bietet  sich  denn  auch  die  näher 
liegende  Erklärung  durch  Anschmelzung  des  neutr.  Art.  d't. 

Pflueg-:  =  Stich  1  a.  ,Als  Sanger  in  Jerusalem 
richter  war,  der  da  mit  einem  pfluogseche  500  man 
erschluog,  ist  gesin  [vor]  der  gepurt  Chr.  1364  jar.' 
Brennw.  Chr.  ,Die  Pflugschar  mit  der  Pflugsache, 
indem  sie  die  Erde  under  sich  zerschneidt,  machet 
eine  Furchen  oder  Pflugsstrich.'  Spleiss  1667. 

Das  Fem.  auch  sonst  und.  alt  bezeugt  (s.  Gr.  WB.  IX 
2773);   -a-  Druckfehler? 

ein-,  zwei-sechig.  ,2  Pflüge  (zweisächig),  1  ditto 
einsächig.'  L  Kantonsbl.  1849  (Steigerungsanzeige). 

Sech  II.  ,In  weinseliger  Aufregung  versucht  der 
Mathys,  einen  Jauchzer  loszulassen,  der  jedoch  nicht 
als  besonders  gelungen  zu  bezeichnen  ist.  Mathi/s, 
du  hesch-ne"  Chäfer  im  Säch!  neckt  das  Mariann.' 
Joach.  1881,  76.     Syn.  e"  Chrott  im  Hals. 

Ganz  unklar.  Ein  Zshang  mit  Sech  I  lässt  sich  nicht 
herstellen.  In  S  will  man  übrigens  von  der  RA.  heute  nichts 
mehr   wissen. 

Sechel  -c2-  AaB.,  Br.  (allg.),  Seichel  I  Aa  um  K. 
(Dr  Jucker);  ZW.f  f-e'i-,;  —  m.:  Verstand.  aaOO.  Der 
het  kei"  S.!  Ai.Br.;  ZW.  Du  hast  doch  gar  kä'n  S. ! 
ZW.  .Wenig  S.  haben'  Aa  um  K.  Du  bist  glaub  nit 
bim  S.!  AAßr.    Nimm  aueh  dini  sibe"  S.  z'säme" !  ZW. 

Aus  dem  Judendeutsch:  hebr.  stehet,  Einsicht,  Verstand 
(vgl.  Ave-Lallemant  IV  468).  Über  die  weitre  Verbreitung 
des   W.  in  deutschen  MAA.  s.  Gr.  WB.  IX  27  74. 

Seich  (bzw.  -«-,  -ä-,  -»*-),  in  B  tw.  (nicht  in  G., 
Lutz,  und  lt  Zyro);  GrLuz.  Seik/  —  m.:  1.  a)  als  Vor- 
gangsbezeichnung (das  Harnen)  in  dem  Krankheits- 
namen ,der  kalte  S.';  s.  Bd  III  240  und  vgl.  Gr.  WB. 
X  1, 166;  MHöfler  1899,  636.  —  b)  als  Stoffbezeichnung. 
Harn  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gb;  L;  G;  S;  Th;  Uw;  Zg;  Z; 
überall  der  derbste  Ausdr.  dafür  (s.  Bruns  I  Bd  V 
769)  und  daher  bes.  (zT.  so  in  ÄAFri.;  BG.;  GrLuz. 
nur)  von  Tieren.  .Der  s.,  brünzel,  urina.'  Mal.  S. auch 
Reib  (Bd  VI  13);  seichen.  .Einen  mit  s.  beschütten', 
eine  in  ä.  Zeit  oft  bezeugte  Unfläterei.  ,Dass  iro  etlich 
vor  herr  ütten  im  Tor  hus  sungen ;  also  sprach  der 
Heidelberg  obnan  herus,  dass  si  da  dannen  giengen 
singen  oder  er  beschütte  si  mit  s.'  1420,  Z  RB.  ,N.  habe 
in  ein  glass  geseicht  und  butte  im  ze  trinkent,  wölt 
er  nit  tuon;  also  butte  er  sineiri  gesellen  ze  trinkent, 
der  wölt  ouch  nit  trinken;  do  schütte  er  im  den  se[i]ch 
in  sin  antlitt;  rette  sin  gesell,  worumb  hast  du  mich 
beschüt?  ...  Do  rette  der  B.,  warum  hastu  inn  mit 
seich  beschütt?'  1453,  ebd.  .Schutte  er  ein  wenig 
wins,  so  in  einem  glas  vor  im  uff  dem  tisch  stüende, 
hinder  sich  und  träffe  damit  den  N.,  von  dein  gerett 
wurde,  nun  hette  er  inn  mit  win  beschitt,  so  wölte 
er  inn  mit  wasser  beschitten;  demnach  by  einer  halben 
stund  worden,  begebe  sich,  das  er  mit  stinkendem 
wasser  oder  s.  beschütt  wurd,  als  er  die  stegen  ab 
gan  wölt,  vast  und  grob.'  1475,  ebd.  .[Narr:]  Wann 
man  schon  ettlich  mit  s.  bschüt,  noch  lond  sie  von 
der  gouchmat  nit.'  Geng.  Gm.  S.  noch  un-siiber  (Sp.  77). 
Zur  Heilwirkung  des  Urins  vgl.  seichen,  ferner  HZahler 
1898,  82.  Der  S.  zur  Diagnose;  s.  ATobler  1909,  45. 
,[l)er  Wunderdoktor  |  warf  vil  selzner  Worten  yn,  den 


Sacb, 


ii,  sich,  socb,  such 


140 


s.  im  glas  welzt  har  und  hin.'  Funk.  1552.  RAA.  (So 
warm)  nie  S.,  von  Badewasser,  schlechtem  Brunnen- 
wasser, auch  andern  Getränken  Aa;  Ap;  Th;  vgl. 
seich-warm.  Das  Wasser  ist  wie  S.,  lauwarm  Th. 
Einem  de"  S.  (er-  Z)  lätere",  ihn  hernehmen,  zur  Ver- 
antwortung ziehn  Aa;  Th;  Z;  vgl.  Brünzel  (Bd  V  770). 
Dem  han-ieh  de"  S.  g'lüteret!  Bi  Ziten  us  dem  S., 
derb  für  ,aus  dem  Bette',  früh  aufstehen  BLütz.;  vgl. 
seichen.  Im  sibe'He"  S.  ligge",  verächtlich  von  Lang- 
schläfern Aa;  Sch;  Th;  Z.  De"  lit  no'h  (od.  scho"J  im 
s.  S.,  in  ZO.  auch  mit  euphem.  Weglassung  des  Subst. : 
er  lit  scho"  im  sibe"te".  ,Botz  s. !'  Fluch;  s.  Bd  IV 
1996  u.  ,Solt  er  [der  Papst]  sin  der  glöubigen  houpt? 
Botzseich,  ich  hab  es  nie  ggloupt.'  Eckst.  1525.  , Hen- 
kers buob  [zum  Nachrichter,  der  Johannes  im  Turm 
enthaupten  will]:  Dir  ist  der  turn  zeng  an  dem  ort, 
du  kanst  nit  tuon  ain  rechten  straich.  Botz  kotigen 
mist  und  stinkenden  saich!  do  mag  sich  grüeren  nit 
ein  mauss.'  Aal  1549.  Auch  für  ,das  [auf  einmal] 
Geharnte  (am  Boden,  im  Topf)'  B  (Zyro).  Typisch 
für  etw.  Wertloses.  Kan  S.  wert  si",  von  Personen 
und  Sachen  ApLb.;  ThMü.  Da'  ganz  G'schzvätz  ist 
kan  S.  wert  ThMü.  , Einen  s.  umb  einen  gen',  Nichts 
auf  ihn  geben.  ,Wor  für  hat  er  [Hans  Waldmann] 
sich  selber?  Wir  haltend  nüt  uff  inn  und  wir  schissint 
uff  inn  und  wir  gebint  ein  s.  umb  inn.'  1467,  Z  RB. 
S.  noch  seichen  II.  Als  Verstärkung  von  ,nütz':  ,Kan 
er  mich  nit  min  harnesch  lassen  tragen,  des  zers  fut 
tüfels  namen,  und  sunderbar  einer,  den  es  ein  zers 
fut  s.  nütz  angat'  1422,  Z  RB.  Vgl.  dazu:  ,[Der  Be- 
klagte] redte,  es  gienge  inn  doch  siner  muotter  s.  nit 
an;  redte  er  [der  Kläger],  es  gienge  inn  ouch  an  [usw.].' 
1471,  ebd.  —  2.  übertr.,  fades,  leeres  Geschwätz  Aa; 
Bs;  B;  Th;  Z,  bes.  in  der  Schüler-  und  Studentenspr. 
Ist  Das  en  S.!  Da'  ist  Säch,  wa'-t'  säst  ThMü.  S. 
schwätze"  (burschikos  verzapfe")  Aa  ;  Th.  Wie  cha(nn)st 
au'*  so  S.  schwätze"!  Der  schwätzt  doch  immer  de" 
glich  S.!  —  3.  Schimpfw.,    homo   abjectus   B  (Zyro). 

Amhd.  seich;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  166  f.;  Martin-Lienh.  II 
320.  Bemerkenswert  ist  die  geringere  Verbreitimg  der  Form 
mit  k%  als  beim   Vb  seichen   (s.  d.). 

Esels-:  Harn  des  Esels;  im  Kdlied:  Heidelberi- 
stüde"  gend  de"  Chinde"  z'  süge"  und  de"  Buebe"  Wi" 
und  Fleisch  und  de"  Chinde"  süre"  stiren  E.,  mit  Ver- 
tauschung von  Chinde"  und  Buebe",  je  nachdem  es 
von  Knaben  oder  Mädchen  (Chinde")  gesungen  wird 
Zum  Wth.;  vgl.  Boss-S.  —  Chue-:  Kuhharn.  Wetz- 
stein, wenn  er  zu  hert  ist,  leg  in  über  Nacht  in  Essig 
oder  Kuhseich,  so  wirt  er  zügig  und  gut.'  ZElgg 
Arzneib.  um  1650.  —  Chalt-:  Krankheitsname:  s. 
Seich  1  a  und  Gr.  WB.  V  93.  ,[Das  Lostorfer  Wasser] 
ist  ein  herrliche  Chur  für  die  Nierenkrankheit,  Kalt- 
seich, Stein  [usw.].'  FrHaffner  1666.  S.  noch  brunzen 
(Bd  V  769,  wo  , kaltseich'  zu  schreiben  ist);  brün- 
zelen  II  (ebd.  771  u.). 

Chatze"-:  1.  Harn  der  Katze.  —  2.  Pflanzenname. 
Blaues  Sperrkraut,  Poremonium  caerul.  GoT.,  ,ein  im 
Garten  gezogenes  Pflänzchen'  Zu.  (das  selbe?).  Nach 
einer  Angabe  von  Dan.  (für  Z  oder  B?)  =  Chatzen- 
Bisem  1  (Bd  IV  1701;  vgl.  Bed.  2).  —  chatze"  (in 
Gl  nach  einer  Angabe  chatz-) -seichele",  in  AALeer.; 
Gl;  L  -seikxele"  (bzw.  -£-):  nach  dem  Harn  von  Katzen, 
oder  diesem  ähnlich  riechen  AALeer.;  Ap;  Gl;  L;  Z. 
Es  ch-let.  —  Chatze"-seich(e)ler  G  (-ä-,  Umlaut 
von  ä  <  ei);    Sch    (nach    einer   Angabe   -«-,    nach 


andern,  so  für  St.,  -ö-);  ThHw.  (-ä-);  Z,  -seik/eler 
Aa;  L  —  m.:  (gew.  PI.)  1.  Bezeichnung  der  moschus- 
artig riechenden  Muskatellertrauben.  aaüO.,  in  L  (lt 
Schiirmann)  auch  von  dem  daraus  bereiteten  Wein. 
Nach  einer  vereinzelten  (kaum  richtigen)  Angabe  in 
Z  auch  von  den  Gutedeltrauben.  —  2.  Chatze'sächeler, 
,eine.Art  Johannisbeeren' (oO.,  Sch?);  wohl  die  schwarze 
J.  —  Vgl.  Gr.  WB.  V  300. 

Bett-Seifc:  Kellerassel  B  (Dan.). 

Das  Syn.  B.-Seicher(in)  legt  die  Annahme  eines  alten 
Nom.  ag.  zu  seichen  nahe  (ahd.  ' seicch[i]o).  Nach  Gr.  WB.  I 
1739  (unter  ,Bettseicher')  hat  die  Assel  diesen  Namen  von 
ihrer  harntreibenden  Kraft;  Dänikers  Angabe  , Volksmittel 
gegen  Bettnässen'  beruht  offenbar  auf  einem  Missverständniss. 

Ross-:  Pferdeharn  Aa;  Z.  Heuberistüde"  gent  de" 
Steimere"  z'  süge",  gent  de"  Biedere"  Wi"  und  Fleisch 
und  de"  Bachsere"  B.  ZRegensd.;  vgl.  Esels-S.  ,Sie 
nambt  ihren  eignen  landtwein  rosseich.'  1593,  Zg  Chr. 
(CSuter). 

Sü"-Säeh  Th;  ZMarth.,  Süw-  BR.  (-SeikX);  Sch 
(-Säch);  SchwE.;  ZBenk.,  Sau"-  Aa;  Bs;  L;  Z:  1.  Harn 
des  Schweines ;  spec.  (mit  dem  unbest.  Art.)  die  vom 
stossweisen  Harnlassen  des  Schweines  während  des 
Gehens  auf  dem  Boden  entstehende  unregelmässig  ge- 
wundene (zickzackförmige)  und  fortwährend  unter- 
brochene Spur  Aa;  Bs;  BR.;  L;  Sch;  Th;  Z;  vgl.: 
,Portuosa  urina,  krumm  herauss  fliessende,  wie  ein 
sauw  gewont  ist.'  Fris.  Daher  in  derb  tadelndem 
Vergleich  von  einer  ungehörigen  krummen  Linie  oder 
Richtung,  zB.  beim  Pflügen,  Eggen,  Fahren  und  Gehn, 
beim  Schneiden  von  Tuch,  auch  von  einer  Grenze, 
einem  Graben,  Wege,  die  krumm,  in  unregelmässigem 
Zickzack  verlaufen.  aaOO.  Chrumm  wie  en  S.  Das 
isch  so  grad  (ist  e"  Gredi  ThMü.)  wie-n-e"  S.  Bs.  E" 
Furehe"  wie-n-e"  S.  ZBenk.  Da' ist  en  S.!  von  krum- 
men Furchen  Th.  D'  Sträss  macht  e"  S.  L  (Ineichen). 
Far  auch  grad  zue,  mach  ka'"  so-n-en  S. !  Th.  Laufe" 
wie-n-en  S.  Aa.  Iez  laufe'd-er  wider  so  chrumb  wie- 
n-en  S.!  Instruktor  zu  Kadetten  AAÄar.  Ein  diese 
RA.  immer  im  Munde  führender  Instruktor  erhielt 
davon  den  Namen  der  S.  ebd.  Süseiksivis,  im  Zick- 
zack BR  —  2.  rohes  Schimpfwort  SchwE.  —  Auch 
bair.  ,Sausaich',  geschlängelte  Linie  (Schm.  *  II  212).  — 
suw-seich:  Adj.,  ,lau  wie  Schweinekost;  Syn.  süw- 
läw'  (Bd  III  1538)  SchwE.  (ältere  Angabe,  für  heute 
abgelehnt).  —  Gewiss  nur  präd.,  viel),  blosses  Missver- 
ständniss der  Wendung  Das  ist  S.  —  Süw  Sau-  S  eiche  te" 
AAFri.,  -Seik/ete"  B  —  f.:  wie  S.-Seich  tadelnd  von 
Etw.,  das  in  ungehörigen,  unschönen  Krümmen  ver- 
läuft, zB.  von  einer  Naht,  einem  Wege,  insbes.  von 
Ackerfurchen  AAFri.;  B,  übh.  von  unordentlicher, 
liederlicher  Feldarbeit  B,  von  Etw.,  das  ohne  Ordnung 
durcheinander  liegt  AAFri.  Dos  ist  e"  rechti  S.! 
Schneidermeister  zum  Lehrling:  Lueg,  was-d' da  aber 
für  ne"  Tonners  S.  g'macht  hest!  B. 

Spinne"-:  dummes  Zeug,  Aufschnitt  GlScIiw.  Das 
ist  Sp.—  Stiere"-:  derbes  Kraftwort  Gl  (Potz  St.!); 
Z,  nach  Spillm.  Schimpfwort.     (En)  St.! 

Ge-seich,  in  BG.,  Si.  G'-stfk  —  n.:  1.  abstr.,  das 
häutige  unartige  Harnlassen  eines  Kindes  BG.,  Si. 
(Imob.);  Ndw  (Matthys).  —  2.  konkr.,  das  so  Ge- 
harnte, hier  und  dort  auf  dem  (Zimmer-)Boden  zer- 
streut BG.,  Si.  (DGemp.).  G'sehst,  wettigs  G'si2k  da 
am  Boden  ist!  Gang,  wusch  das  G's.  üf!  Bildl.  Das 
ist  nummen  es  G's.!  tadelnd,  von  einem  allzudünnen 


1 1I 


Such,  sech,  sich,  socli,  such 


Gewebe,  einer  solchen  Nähterei,  auch  einer  gar  zu 
dünnen  Bestreuung  (zB.  Aussaat)-  BSi.  (DGemp.).  — 
Vgl.   Gr.  WB.  IV  1,  4023. 

Seichel  II  m.:  1.  Urin  Gl;  ZO.  (seltener  in  der 
Kdspr.,  ,halb  euphem.').  —  2.  „membrum  virile"  (oO.). 

seichele"  Ap  (-/'-  neben  -%'-);  Bs;  BSi.  (sl-hele", 
lt  Imob.);  GoT.  (-/*-);  Ndw  (Matthys):  U  (Müller); 
Z  (meist  -/'-,  so  Russ.,  Stdt),  sächele"  (mit  üml.  von 
ö<«;  „Sch";  Th;  ZSth.  (-%*-),  seikyele"  bzw.  -h- 
ÄABr.,  F.,  Ke.,  Leer.;  BBr.,  G.  (-V-),  Si.  (-V-),  Th.,  auch 
lt  Zyro;  Gl;  L;  Schw;  Ndw  (Matthys);  UwE.;  U 
(Müller);  W,  „-ch-,  -k-  VO;  Gl:  Z"  (St.1),  „allg." 
(St.2) :  1.  gew.  unpers.,  nach  Harn  riechen.  aaOO.  Es 
(Das)  s-et  doch  a«"*  i"  der  Stube"  (ine")!  Ex  s-et  doch 
au'h  gar  erschröckli'h !  —  2.  Dim.  zu  seichen  BTh.; 
s.  richten  (Bd  VI  381). 

1  auch  bair.  (Schm.  2  II  212).  Zu  -*•/-  neben  -%-  vgl. 
seichen  mit  Anm.  Der  Gewährsmann  für  ü  (entruudende 
MA.!)  schreibt  eeukele",  -ch-,  ebenso   Seucher  für  Seicher. 

Seichel  er  m.:  1.  Rebensorte  S;  vgl.  Chatzen- 
Seicheler  1  (Sp.  140  o.).  —  2.  der  Sakeler,  's  Seikelers, 
Übername  einer  Familie  SchwE. 

Seiche-,  in  LE.  Seik/e"  —  f.:  vulva  LE.  Verst. 
HäxeT-S.  (vgl.  Bd  II  1826),  Schimpfname  für  ein 
Frauenzimmer:  En  Chatze"dregg,  du  H.  jez  häb-mer 
ä"s  Mül  zue!  GBuchs.  —  In  andrer  Bed.  bei  Gr.  WB. 
X  1,  167. 

Hunds-:  Pflanzenname,  wilde  Kresse,  Lepidium 
iberis  B  (Zyro);  üurh.  (oO.). 

Nach  Perger  50  pflegen  die  Hunde  die  Pflanze  wegen 
ihres  scharfen,  harntreibenden  Geruches  anzupissen;  vgl. 
auch  Gr.  WB.  IV  2,  1930  und  Pritzel-Jessen  208,  ferner 
Seich-Chrüt  (Bd  III  907),  -Bluem  (Bd  V  86),  Bett-Seicher  S. 
Eis.   Hundeseich,    ein    kleiner   Waldschwamm    (Martin-Lienh. 


II  320),  dial.  frz.  piche  de  eh 
X  37,  wo  noch  Weiteres). 

Milch-:  eine  Kuh,  die 
gibt  BLütz.     E"  rechti  M. 

seiche"    (bzw.  -ä-,  -ä-, 


Morchel    (ZfrPh.  Beiheft 
»gewöhnlich  viel  Milch 


a    (in    Leer. 

neben  -j-)\  Ap  (-x*-  neben  -x'-);  Bs  (-x*-);  BBr.  (-x'-)- 
Mai.  (-x'-),  in  E.,  G.  neben  -ky_-;  Gl  (-xO:  Gr;  L;  G  (in 
T.  -x1-);  Sch  (-x2-);  Schw;  S;  Th  (in  Hw.,  Mü. -x'-); 
Zg;  Z  (in  Russ.,  Stdt  -XS  in  Sth.  -x2-),  sei(j)e"  (doch 
ausl.  und  vor  Kons,  ch)  AALeer. ;  L  (Ineichen);  ZRicht, 
Zoll,  f  (neben  -ch-),  seik^e"  (bzw.  -V-)  BE.,  G.,  M.,  Si., 
,U.',  auch  lt  Zyro;  FJ.;  GRPr.;  W,  se'kxe"  PPo.; 
TB.;  WMü.  —  3.  Sg.  Pries,  und  Ptc.  -t,  in  GRNuf. 
-et:  1.  Harn  lassen,  bes.  (in  AaFH.;  GrLuz.  nur)  von 
Tieren,  mehr  oder  weniger  derb  auch  von  Menschen. 
aaOO.  Vgl.  bislen  I  (Bd  IV  1701),  brunzen,  brün- 
zelen  II  (Bd  V  769.  771),  rossen  3  (Bd  VI  1411),  wo 
auch  ä.  Belege  für  unser  W.  Herr  Lerer,  tar-ich  gi" 
säche"?  od.  H  L.,  i'h  mos'  gi"  8.!  rufen  etwa  Schüler 
der  untersten  Klassen  Ap;  vgl.  brünzelen  IL  Jetz 
icend-mer  noch  o"zünnde"  und  denn  s.  und  denn  z' weg ! 
soll  der  Bewohner  von  GSax  sagen,  wenn  er  zu 
Bette  geht  GBuchs  (Neckrede).  S.  auch  Hund  (Bd 
II  1422  o.).  In  ä.  Zeit  noch  als  unverfänglicher  Ausdr. 
,Von  offentür:  wit,  daz  einer  muos  seicken,  wie  dick 
du  wilt,  so  nim  . . .'  Kunstb.  1474.  ,Als  sy  die  stägen 
ab  kement,  rette  er,  er  weite  über  das  hüsslin  und 
das  wasser  abslachen;  da  der  HBlüwel  tratzlichen 
rette:  samer  gotz  switz!  so  wölte  er  och  gan  s.;  also 
giengent  sy  beid  HMeyer  und  Wernly  alle  mit  ein- 
andern  hinin,  das  wasser  abzuoslachen.'    1482,  Z  RB. 


,N.  schlüege  mit  der  funst  uff  den  tisch  und  spreche: 
somer  botz  wunden!  ich  wills  segen;  es  sind  iro  etlich, 
die  sehyssent  und  seichent  uff  des  Franzossen  guott 
[drastisch  für:  leben  davon;  zu  ,uf'  vgl.  leben  üf  Bd 
1116,  sin  üf  Sp.  115]  und  wellent  uns  ein  kleins  oder 
arms  söldli  verbieten  zuo  nemmen.'  1522/4,  Z.  ,Wie 
dass  zuo  Uostenz  von  unserm  predikanten,  meister 
Uolrich  Zwingli,  geredt  syg,  dass  er  nüwlich  by  uns 
offenlich  von  dem  heiigen  sacrament  des  zarten  fron- 
lichnams  und  heiigen  bluots  unsres  erlösers  solle  ge- 
prediget und  gesagt  haben  dise  wort:  wölicher  sölicher 
spys  vil  niesse  oder  esse,  der  sehyss  dest  me,  und 
wölicher  des  tranks  vil  trinke,  der  seich  dest  me.' 
1523.  Strickl.  (Beschwerdebrief  von  Z  an  Konstanz): 
vgl.  dazu  Zwingliana  I  8  ff.,  Zwingli  (Egli-Finsler)  I 
570  ff.  I"  's  Bett,  d'  Hose",  ä"  Juppe"  s.  Wer  bisst 
und  chretzt,  Der  seicht  i"  's  Bett,  zu  Kindern,  die 
gleich  kratzen  und  beissen  Tn;  ZO.,  Wl.  .Welche  den 
harn  nit  verhalten  mögend  oder  sunst  in  das  bett 
seichend,  denen  sol  das  hasenhirne  in  wein  ze  trinken 
gäben  werden.'  Tierb.  1563.  ,Er  seicht  ins  Bett,  so 
er  schlaft.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  Er  hat  fast  i" 
d'  Böse"  g'sächt,  vor  Ungeduld  Th.  Si  häet  vor  Erger 
fast  i"  d'  Juppe"  g'soncht  GBern.  Der  Vit  hat  i"  d' 
Hose"  g' seicht!  sagen  die  Weinbauern  ärgerlich,  wenn 
es  am  St  Vitustage  regnet,  da  dies  für  Wochen  nasse 
Witterung,  also  eine  schlechte  Blütezeit  bedeutet  Z 
Flaach;  vgl.  Vit  (Bd  I  1134)  und  seichen  2.  Wenn  's 
Vreni  i"  's  Glosehli  seicht  [wenn  es  am  Verenentag  reg- 
net], so  gibts  schlechtes  Wetter  BMad.  S.  noch  Ge-bür 
(Bd  IV  1515;  in  Aa  übh.,  auch  in  LG.).  Ei"'m  [An- 
dern] i"  d'  Schueh  s.,  bildl.  in  der  RA.:  Der  het  dem 
Letze"  (GRh.:  S),  dem  Rechte"  (L)  i"  d'  Schueh  g' seicht! 
ist  (mit  seinen  Streichen)  an  den  Unrichtigen  geraten 
(Der  wird  ihm  schon  den  Meister  zeigen);  vgl.  brün- 
zelen II  (Bd  V  771).  's  Anneli  vo"  Nefte"bach  hat 
e"mal  e"  Wäe"  g'macht,  öni  Milch  und  iini  Teigg,  hat 
e"mäl  i"  d'  Pfanne"  g' seicht  ZWth.  's  tuet-em  wol,  w'e 
der  Mar,  we""-si  i"  Bach  seicht,  RA.  AASuhr.;  s.  auch 
Mar  II  (Bd  IV  377).  Wenn-me"  i"  's  lauffe"d  Wasser 
sacht,  so  mag-me"  's  Wasser  [den  Urin]  nomme"  b'häbe" 
Ap  (ATobler  1905).  Ein  schlimmes  Zeichen  des  Alters 
ist,  tvenn-me"  nimme*  cha""  über  d'  Schueh  übere"  s. 
BsPratt.  Wenn-me" -si'h  g'schnette"  hed,  so  mos'-mer 
gad  wädlich  dröber  abe"  s.  Ap;  vgl.  brünzelen  II  (Bd 
V  771).  Die  Abfertigung  unter  Schueh-Leist  (Bd  III 
1469)  in  AaF.,  Ke.  auch  etwa  mit  dem  Zusatz:  dröber 
abe"  g'schissen  und  g'seicht.  Jetz  seicht-mer  der  Chätzer 
noch  a"  Bode"!  ruft  die  betrunkene  Bäurin,  als  sie 
mit  der  Bürste  statt  der  Katze  die  Essigflasche  auf 
dem  Ofen  trifft  und  der  Essig  herunterläuft.  Gotth. 
Dra"  (in  AaF.,  Ke.  Dran  a")  s.;  s.  Un-Chrüt  (Bd  III 
887).  S.  noch  Bd  II  1421/2,  ferner  Ap  VL.  1903,  14 
(Strophe  11).  ,Dass  NN.  [nachts]  ir  uff  ir  hussellen 
schissen  und  scheichten  [!],  dass  es  in  ir  hus  ran.' 
1398,  Z  RB.  ,Dass  da  etwer  vrefenlich  under  einer 
beyen  gestanden  ist  und  da  uff  die  [unten  durchziehen- 
den] erbern  lüt  geseicht  hat  ...  [N.  gesteht]  dass  sin 
knab,  ist  villicht  bi  nun  jar  alt,  usser  sinem  hus  herab 
hat  geseicht.'  1412,  ebd.  ,Dass  iro  etlich  ze  dem 
Guldin  hörn  ze  nacht  ässen  und  dass  da  für  die  tür 
uff  den  estrich  geseicht  wart.'  1424,  ebd.  .[Ehemann 
zu  Circe:]  Nun  mach  uss  mir  recht,  was  du  wilt... 
soltst  du  mir  schon  in  d  oren  s..  daran  lyt  mir  worlich 
ganz  nüt.'    Geng.  Gm.     .Noch  ist  ein  ander  nation... 


143 


Sach, 


tl,  sich,  soch, 


II! 


die  bindend  degen  binden  uf,  dass  in  kein  hund  riit 
sekhe  druf.'  HsRMan.  ,Wo  der  fuchs  hin  seicht,  da 
wirt  das  ort  unfruchtbar,  wachst  kein  kraut  mer.' 
Txerb.  1563.  ,[Die  Murmeltiere]  befleckend  oder  be- 
scheissend  inen  selber  ire  näster  mit  irem  kadt  oder 
dräck  gar  nit,  sonder  gond  alle  zeit  an  ein  ort,  an 
welches  sy  ir  kadt  von  inen  werffend  und  seichend.' 
ebd.  ,Die  unvernünftigen  Hund  seichen  s.  v.  am  aller- 
liebsten an  die  allerweissesten  Wände  oder  Mauren.' 
JJUlr.  1718.  ,Du  wirst  beim  Eid  peitscht  wie-n-en 
Hund,  wenn  er  i  d'  Stube°  seicht.'  Wolf.  Rel.  Gespr. 
,An  einen  s.'  ,Er  [der  verarmte  Jüngling]  was  so 
unwerd  alle  stund,  dass  an  in  seichtend  ouch  die 
hund.'  Salat  1537.  S.  noch  Bd  II  1422  (Beleg  aus 
JMurer  1560)  und  vgl.  an-seichen.  Bot  s..  Blut  harnen; 
vgl.  rät  (Sp.  1745).  Chostez  [s.  Chost  I  Bd  III  545/6] 
tuet-me"  im  Wi"  süde"  und  dem  Veh  Vge",  wenn-d-s' 
röt  seichi"d  ScnwMuo.  ,Wenn  die  Ochsen  Blut  harnen 
oder  seichen.'  GitChur  Schreibkai.  1712.  Schlim  s., 
Schleim  lösen  im  Urin.  Er  mues'  vil  Schlim  säche" 
GTa.  Öl  s.,  in  der  Drohung  (der  Nachtbuben):  I°h 
schlah"-dich,  bis-d'  Öl  stichst!  ZZoll.f;  vgl.  unter  Öl 
(Bd  I  181),  ferner  eis.  Ölseicher,  jähzorniger  Mensch 
(Martin-Lienh.  II  321).  Ggugg,  wettigi  Schwetti  hed 
der  Hund  da  g'si2kt!  BSi.  Das  chann-ich  besser  in'n 
Sehne  s.,  als-es  'zeichnet  isch  BsL.;  vgl.  brünzelen  II. 
Auch  von  der  Kröte,  den  sog.  Urin  von  sich  spritzen ; 
vgl.  an-seichen.  ,So  die  krotten  zuo  zorn  bewegt, 
lassend  sy  von  inen  lauffen  ein  füchtigkeit,  welches 
die  unseren  nennend  seichen,  so  doch  dise  tier  kein 
seich,  kein  blateren  oder  gschirr,  so  zuo  dem  harn 
dienend,  habend.'  Tierb.  1563.  —  2.  übertr.  von  Wasser, 
auch  andern  Flüssigkeiten.  In  schwachem,  aber  un- 
unterbrochenem Strahle(herab-,  heraus-)fliesseii,  fallen, 
zB.  von  Wasser  aus  nassen  Kleidungsstücken,  nasser 
Wäsche  B;  vgl.  seich-nass  (Bd  IV  793),  ver-seichen  2. 
, Langsam  heruntertröpfeln',  wie  der  Regen  durch  ein 
schlechtes  Dach  B  (Zyro),  durchsickern  AiLeer.  (H.). 
Von  lecken  Gelassen,  Wasserleitungen  uä.,  rinnen 
Th;  Z.  D'  Tachtraufi,  's  Gülle" fass  seicht.  Bes.  auch 
als  ärgerlicher  Ausdr.  für  stark,  anhaltend  regnen  Aa; 
Ap;  Bs;  B;  Th:  Z.  Syn.  brunzen  2  (Bd  V  770);  stallen; 
vgl.  Ge-ivetti- Seicher.  Meist  unpers.  Es  seicht  gang 
e'sö!  's  seicht  doch  hüt  de"  ganz  Tag,  es  wo'tt  de" 
ganz  Tag  s.  Es  seicht  scho"  wider,  's  chunnt  scho" 
wider  go"  s.!  Auch:  Der  Hege"  chonnt  wider  cho"  s. 
ThMü.  Vom  Nebel,  ,wenn  er  späut,  täuerlet'  B  (Zyro). 
D'r  Nebel  seicht,  ,es  regnet  vom  Nebel'  BSchw.  (vRütte). 
— ■  ge-seicht.  ,Grunzelet  gseichte  Fläsch',  verächtl. 
von  einem  alten  Weibe;  s.  Hell-Bigel  (Bd  VI  751). 

Amhi.  seichen  uns  nri.'mik(lc)  Jan.  Vgl.  Gr.  WB.X  1,  168  f., 
dazu  noch  Martin-Lienh.  II  320.  Zum  Nebeneinander  von 
~X(X)~  nni  -ty-  TS]-  die  Annini.  zn  Heiken  I  (Bd  V  59),  rauhen 
(Bd  VI  799).  Wie  flächen  :flök/en  (Bd  I  1160)  zu  fliehe«, 
zöchen  :  zok%en  (mit  auffälligem  -ö-  statt  -äu-)  zu  ziehen  lehren, 
könnte  das  W.  urspr.  Causativ  zu  sihen  (s.  d.)  sein,  doch  ist  das 
Verhältniss  der  Gutturale  unklar.  Aber  in  der  auch  ander- 
wärts bezeugten  Bed.  2  einen  Rest  der  urspr.  allgemeinern 
Bed.  sehn  zu  wollen,  geht  nicht  an,  weil  das  W.  in  ä.  Zeit 
ausschliesslich  in  Bed.  1  vorkommt;  auch  wird  2  wohl  allg. 
als  Übertragung  von  1  gefühlt.  Dass  die  Stufe  -/,/-  früher 
weiter  verbreitet  war,  zeigt  seik/elen  (seik/elen  neben  seiften 
gilt  heute  zB.  in  Aa;  BBr.;  G1K.;  Ndw);  nmsomehr  fällt  auf, 
dass  die  /.--Form  in  der  ä.  Spr.  nur  einmal  begegnet.  Zur 
Form  8ei(j)t„  vgl.  reifjjen  unter  reichen  (Bd  VI  138),  Zei(j)en 
unter  Zeichen. 


umhar-  umhaseikxu":  zum  Vor.  2.  Es  tuet  so  u., 
es  gibt  hie  und  da  einen  Spritzregen  W. 

a°-,  in  B;  GRSchs  -kx-.  in  L  (Ineichen)  -sei(j)e": 
1.  anpissen  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  L;  Sch;  Th;  üw;  Z. 
Syn.  an-brunzen,  -brünz(e)len  (Bd  V  770/1);  -stallen. 
Er  hed-mich  a'g'seicht,  verklagt  ein  Knabe  den  andern. 
.Der  Hunden  Art  ist,  die  weissesten  Mauren  s.  v.  an- 
zusäichen.'  JJUlr.  1727.  Zu  der  RA.  unter  Bund 
(Bd  II  1422)  vgl.  noch:  Es  seicht-e"  jede  Hund  a", 
es  würd-e"  der  Hund  a.  L  (Ineichen).  Wenn  Ei"'n 
e"  Fledtrmüs  a"seicht,  so  werd-mer  rüdig  AaF.,  Ke.. 
se  göd  Ei'"m's  Hör  üs  AAEhr.;  vgl.  Fleder-Müs  (Bd 
IV  477).  Von  andern  Tieren,  die  (angeblich)  eine 
scharfe  Flüssigkeit  ausspritzen.  So  von  Kröten;  vgl. 
seichen  1  (zu  Ende),  sowie  Chrott  (Bd  III  877).  's  hed- 
mich  e"  Chrott  a"g'seicht  Aa;  Ap;  Th;  Z.  [D'J  Täpe", 
die,  wie-me"  dick  g'hört  hed,  Ei'"m  g'ere"  a"saikend. 
Schwzd.  (GRSchs).  S.  auch  rüdig  (Bd  VI  624).  Von 
Ameisen  mit  Bez.  auf  das  Ausspritzen  der  Ameisen- 
säure AAEhr.  (,beissen  und  einen  stechenden  Saft  in 
die  Wunde  fliessen  lassen');  SThierst.  D'  Hambizgi 
händ-s'  [die  dunkelgefärbten  Ostereier]  a"g'seicht,  wenn 
sie  infolge  der  entfärbenden  Wirkung  der  Ameisensäure 
hell  punktiert  erscheinen  ZF.  Auch  von  der  Spinne: 
Es  ist  vergiß,  wann  Eim  d'  Spinne"  a"seiche"d  Gl. 
Einen  mit  Lippenausschlägen  Behafteten  hed  e"  Spinne" 
a"g'seicht.  Barxd.  1908  (BGr.).  —  2.  uneig.  a)  Einen 
a.,  mit  fadem,  langweiligem  Geschwätz  belästigen,  an- 
öden Aa;  Bs.  Stundenlang  han-ich-mich  mies'e"  vo" 
dem  langwilige"  Kätzer  a.  lö"  und  ha"  nit  derfe"  muxe" 
Bs.  —  b)  unpers.  mit  Acc.  P.,  nicht  gut  gehn,  Miss- 
geschick haben.  Es  seicht-mich  a",  hat  mich  a"g'seicht, 
ich  bin  unglücklich  gewesen  bei  einer  Sache  ZfSpillm.). 
Es  seicht -mich  das  Jär  auch  a"  uf  e"  leidi  Art,  von 
allerlei  Missgeschick  im  Geschäftsbetrieb  ZGeroldsw. 
(Dan.).  —  a"-ge-seicht.  In  der  RA.:  Er  schämet-sich 
w'e  en  a"g'sächte''  Hund  Sch,  er  ist  wie  en  a"g'sdchter 
H.  Sprww.  1869.  E"  a"g'sächter  Hund,  ein  überall 
verachteter  Mensch  Sch  (Kirchh.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  I 
459;  Schm.  2  II  212;   Fischer  I  260;   Martin-Lienh.  II  321. 

usse"-:  ungehöriger  Weise  herausfliessen,  -rinnen, 
von  Wasser,  's  Wasser  hed  gar  en  Trib:  wenn-me" 
nüd  recht  vermacht,  so  seicht  's  usse".  Wolf,  Rel.  Gespr. 

ver-,  in  B;  S  (nach  vereinzelter  Angabe)  -kx-: 
1.  a)  durch  Pissen  verunreinigen,  verderben  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  S;  Th;  Uw;  Z.  Syn.  ver-brunzen,  -brünz(e)len 
(Bd  V  770/1).  D'  Hose",  's  Bett  v.  Nachlässige  Mütter 
verwenden  die  , verseichte'  Windel  so  lange,  bis  sie 
an  alle"  vier  Zöpfe"  verseicht  ist  AaF.,  Ke.  (AfV.).  — 
b)  pissend  entfernen.  Uneig.:  ,Lern  das  dyn  suber 
zämen  han,  verseichs  nit  alles  an  die  wend!'  Rüef 
1540.  —  2.  intr.,  vertropfen,  von  Wäsche  udgl.  BE. 
Aus  dem  Wasser  gezogene  Wäsche  wird  aufgehängt  oder 
auf  die  Wösch-Bere"  (s.  Bd  IV  1480)  gelegt  zum  Ver- 
seike",  bis  sie  verseikt  hei;  die  in  ein  Tuch  gefasste 
Käsemasse  wird  mittels  der  Aufzugsvorrichtung  über 
den  Kessel  empor  gehoben,  damit  sie  verseiki.  Der 
Strumpf  het  verseikt.  Der  Parisöl  voruse"  stelle"  zum 
V.  —  Verseicher  m.  ,Gots  v.',  Schimpfwort.  XV., 
Bs.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XII  1266;  Fischer  II  1333;  Martin- 
Lienh.  II   321. 

b«-,  in  BG.,  Si.:  PAL;  W  -kx-:  1.  tr.  a)  eig.,  be- 
pissen. ,Den  igel  keert  er  [der  Fuchs]  sattlich  umb 
und  beseicht  im  den  köpf,  von  welchem  er  dann  er- 
stickt.'   Tierb.  1563.     ,So   die   hund   dem  fuchs  nach 


145 


Sach,  sech,  sicli,  soch,  such 


sind,  so  beseicht  er  seinen  schwänz  und  schwingt  den 
für  und  für  den  hunden  durch  die  schneuggen.'  ebd. 
,Urina  conspergere,  beseichen,  mit  kammerlaugen  be- 
schütten.' Denzl.  1677.  1716.  Von  Kröten.  ,Wer  von 
Kraaten  bseicht  wirt.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  ,Man 
giebt  vor,  dass.  wann  die  Kröten  jemanden  beseichen, 
so  entsteht  eine  Röte  und  schmerzhafte  Ausschlechte 
an  der  Haut.'  XVIII..  Bkief  LZelhvegers.  Von  Ameisen 
BG„  Si.  D'  Amblsss(en)i  hi2"-mieh  b'siskt.  —  b)  uneig., 
betrügen;  nur  in  Verbindung  mit  dem  syn.  beschissen. 
,Die  böäswilligen  Papisten  undPensiöner  seifend  [nach 
den  Niederlagen  der  Evangelischen]:  ...  pfaff  hie, 
pfaff  dort;  die  papistischen  pfaffen  band  uns  bschissen, 
die  aber  beseichend  uns;  das  als  band  wir  von  dem 
neuwen  glauben:  wunden  hie,  wunden  dort!'  LJin 
1574.  .Unsere  alte  pfaffen  haben  uns  beschissen,  die 
neuen  aber  bescheissen  und  beseichen  uns.'  LLav. 
1587.  ,Verfüerer  und  betrieger,  die  dich  (mit  Urlaub) 
bescheissen  und  beseichen.'  ebd.  —  2.  refl.,  Harn 
lassen  (müssen);  vgl.  das  parallele  sich  beschissen.  ,Er 
horte  wol,  daz  der  R.  zuo  dem  Clauss  rette,  dass  er 
von  im  gienge,  er  stiesse  inn  anders,  dass  er  sich  be- 
seichte, und  da  er  also  darluogte,  so  habe  der  R.  den 
Clauss  nidergeslagen.'  1450,  Z  RB.  , Trinken,  dass  ir 
üch  mochtind  bseichen.'  Eckst.  1525.  ,Dass  sich  Eine 
bseich:  Nimm  gedeerte  Ameisseneyer,  pülvers,  gibs 
Einer  darab  zu  trinken,  sy  muss  sich  bes.'  ZElgg 
Arzneib.  um  1650.  —  3.  ,piovigginare'  PAL  (Giord.).  — 
be-seicht:  a)  Adj.,  ungeschlacht,  schlimm  Ndw  (Mat- 
thys).  —  b)  verstärkendes  Adv.,  gar  sehr  L;  Ndw 
(Matthys).  B's.  gross  Ndw.  Der  seil  b's.  e"  VliebW 
Ma""  i"  si"'m  Ländli  sl",  will-er  eso-n-es  tolls  Üss'ehe" 
heig  und  mit  de"  Litte"  gar  niderträchtig  sich  abgeb  L. 

—  hase"-b°-seich  t:  von  den  weissen  , Zürichtrau-. 
ben',  wenn  sie  von  der  Sonne  bräunlich  angelaufen 
und  fast  ausgereift  sind  ZZoll.;  vgl.  Hasen- Brünzler 
mit  Anm.  (Bd  V  771).  Die  Trübe"  sind  ja  scho"  h. 
-    Vgl.   Gr.  WB.  I  1612:   Schm.  2  II  212  ;   Fischer  1911. 

Bett-seichen  n.  , Für  das  B.:  Nimm  Geissdreek, 
den  brenn  zu  Bulver  und  dann  das  in  einem  Becher 
mit  Wasser  getrunken ;  bruch  es  etlich  Mahl,  es  be- 
stallt.' ZElgg  Arzneib.  um  1650;  s.  auch  Geiss-Blatt 
(Bd  V  183). 

seiche"  II:  Jmd  gegenüber  das  verächtliche  Wort 
, Seich'  gebrauchen.  ,Daruff  er  zuo  im  [dem  N.]  rette, 
es  müeste  villicht  einer  [meint  damit  den  N.]  tuon, 
des  er  mit  recht  underwist  wurde;  uff  das  der  N.  rette, 
er  gebe  ein  s.  darumb;  daruff  er  im  antwurtte,  er 
törfte  nützit  mit  im  seichen,  er  gäbe  als  wenig  ein  seich 
umb  inn,  als  er.'  1482,  Z  RB.  —  Abi.  von  Seich;  vgl. 
huerenZ  (Bd  II  1590);  mörderen  2,  blieben  2  b  (Bd  IV  399. 
946),  tchelmen  uä. 

Seicher  (in  BSi.,  auch  lt  Zyro  -k%-)  —  m.,  -eri"  f. 
Ap;  Ndw:  1.  Einer,  der  (Eine,  die)  den  Harn  nicht 
halten  kann,  ins  Bett,  in  die  Hosen  pisst  Aa;  Ap;  B; 
Th;  Uw;  Z,    ,ein    nach   Urin    riechender  Mensch'    U. 

—  2.  mehr  oder  weniger  verächtliche  Bezeichnung 
eines  jungen  Menschen,  auch  einer  Mannsperson  übh. 
Ap  (auch  für  Weibspersonen);  Tb  (grüner  Junge);  Uw; 
U.  Syn.  Seich-Bueb  (Bd  IV  940).  In  BSi.  scherzh. 
als  Kosename.  Du  S.!  Chumm,  du  S.l  ,komm,  lieber 
Junge' (Imob.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  XI,  169;  Schm.  Ml  212: 
Martiu-Lieuh.   11   321. 

Hag-:  verächtliche  Bezeichnung  für  einen  Schill- 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


meister  Sch;  Z(Dän.),  für  einen  das  Land  durchstreifen- 
den Commis,  Anrüster  uä.  (derber  als  Steckli- Springer) 
ZB.  —  Audi  eis.  (Martin-Lienh.  II  321). 

Hose"-  (in  ZS.  -Scier  im  Kdvers):  Einer,  der 
(noch)  in  die  Hosen  pisst;  auch  verächtlich  für  einen 
grünen  Jungen,  Schwächling  Ap;  Th;  Uw;  Z.  Vgl. 
H.-Schisser.  Heier,  Beier,  Hose"seier,  gi''-mer  um  en 
Batzen  Eier,  Spottreim  der  Kinder  ZS.  —  Mure"-: 
Spottname  der  Städter  in  der  Umgebung  von  BsStdt 
(Linder),  der  Stadtfrauen  bei  der  Landbevölkerung 
(M.-Seichere")  S,  nach  einer  Angabe  auch  der  übenden 
Trommler,  die  sich  ausserhalb  der  Stadt  ,an  den  Stadt- 
mauern herumdrücken'  Bs. 

Bett-  m.,  -eri"  f.:  1.  ■  Seicher  fi"),  in  B  -k%-,  in 
AaF.,  Ke.,  Leer.;  L  -Seifjjcr  (neben  -ch-),  Bettnüsser(in) 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  Sch;  Th;  Uw;  Z.  Er  sött-sich 
schäme"  wie-n-en  B.  ScnSt.  (Sulger).  D'  Bettseijer 
müend  im  Bett  ligge",  bis  's  troch  ist  Aa.  [Mutter  zum 
Kind:]  Hest  üsg'schlöffe»?  [Kind:]  Nei"!  [Mutter:] 
Worumm  de""  ned!  [Kind:]  He,  d'  Bettseier  schlöffi'd 
jo  üs!  AaF.,  Ke.  (Duhäsches  wie)  d'  Bettseicher,  die 
händ  alliwll  recht  Z  (Spillm.);  wohl,  weil  B.  immer 
tausend  Ausreden  und  Entschuldigungen  für  ihre 
Schwäche  vorbringen.  Zu  Weihnachten  wird  für  die 
, Bettseiher'  gebetet;  Eltern  ersuchen  etwa  den  Pfarrer, 
ihre  mit  diesem  Gebrechen  behafteten  Kinder  in  die 
allgemeine  Fürbitte  einzuschliessen,  was  meist  mit 
den  Worten  geschieht:  ,Mit  gewissen  Bresten  behaftete 
Personen  empfehlen  sich  euer  Lieb  und  Andacht!' 
An  dieser  Schwäche  leidende  Erwachsene  stürzen 
während  des  nächtlichen  Gottesdienstes  verkleidet  in 
dem  betreffenden  Momente  unter  die  Kirchentüre  und 
bitten  mit  lauter  Stimme,  dass  auch  der  armen  B. 
gedacht  werde  Lf  (JBEgli);  Ähnliches  bei  FrStirni- 
mann  1900,  78.  Als  Typus  eines  schwächlichen  Men- 
schen :  's  Zischgeli  hei  grad  g'stampfet  [als  man  mir 
das  Lockenhaar  abgeschnitten]  ond  g'säd,  i'h  g'sech 
grad  noch  amene"  Bettsächer  gleich!  HKFriik  1900. 
Wie  (Hose"-) Seicher  in  allgemeinem)  verächtlichen  S., 
als  Schimpfw.  aaOO.  So-n-en  B.  sott  's  Mül  b'halte"! 
Th.  —  2.  B.-Seicher  L;  SOlt.,  Öns.;  Zg,  -Seikxer  B, 
-Seier  L  (Ineichen),  „-Seyer,  -Seiker  B;  VO."  —  m., 
-Sächeri"  f.  Sch:  =  B.-Seik  (s.  Sp.  140).  Syn.  Cheller- 
Guegfen)  (Bd  II  162).  ,Der  Wandesel  (liettseicher), 
der  an  den  feuchten  Mauren  anklebet.'  Spleiss  1667. 

—  3.  (B.-Sächeri",  -SächerliJ  Pflanzenn.,  Buschwindrös- 
chen, Anem.  nem.  GStdt.  Vgl.  Hunds-Seichen  (Sp.  142). 

Vgl.  Gr.  WB.  I  1739:  Schm.  *  II  212;  Fischei  I  975; 
Martin-Lienh.  II  821,  Bowie  B.-Seicherm. 

Blinde"-  Sucher:  Blindschleiche  Sch  (Kirchh.).  — 
Entstellt  aus  BUnden-Schlicher. 

Sehne"'-:  =  Schn.-Brunzer  (Bd  V  770)  Bs  (Seiler). 
Er  hel-dieh  für  e"  Nar'e"  biss  dort  use".   de1    Sehn  ' 

—  Stub  en-Seic7ter  Z,  -Seieri"  AaF.,  Ke.:  Einer,  der 
(Eine,  die)  den  Stubenboden  benetzt.  —  G'-wgtti-: 
der  Westwind,  der  stets  Regen  bringt  und  die  Holz- 
wände  (s.  Ge-wett)   nässt   SchwE.     Vgl.  Seich- Wind. 

Bett- Seichere"  f.:  1.  =  Bett-Seicher  :  „Scb 
f-ä-J";  Zg.  —  2.  (B.-Sächere")  =  Bett-Seicher  3  G 
Goss.,  Stdt,  Ta.,  We.  (-ei-). 

Seichete"  (in  W  -k%-)  f.:  1.  urinatio  Bs.  —  2.  von 
anhaltendem  ausgiebigem  (in  /<».  leichtem)  Regen, 
ausrinnendem  Wasser  Tu:  /.(>.  Spritzregen  W;  Syn. 
Sprützeten.  Es  lät  nummu"  so  e"  S.  In"  falbe,  es 
fällt  nur  hie  und  da  ein  Spr. 

in 


117 


Sach,  sech,  sich,  socb,  such 


148 


sich:  seicht.  Bildl.:  ,Die  danzumal  getouft  wurden, 
waren  gar  seich  im  glouben,  als  sich  wol  eräuget  zuo 
der  zitt  der  anfächtung.'  1525,  Siml.  Urk.  (Oecolampad). 

Auch  bei  Fischart  (Gr.  WB.  X  1,  167).  Aus  sieht  mit 
Schwund  des  (,  wie  eia  solches  umgekehrt  gern  an  aus],  ch 
antritt:   Tgl.   zB.   fach   und  Facht  II  (Bd   I   637.   660). 

sich  1)  betont  meist  sich  (in  GrAv.,  Obs.,  Rh.,  S., 
sG.,Val.,V.;  W  s-,  in  Aa;  B;  Z  tw.  -P-),  si'h  Ap;  GlK.; 
GrCIi.,  He.  —  2)  unbetont  sich  BStdt  (auch  sech);  W 
LS.  (&-);  ZStdt  (seltener)  und  sonst  unter  schriftspr. 
Einfluss,  im  Übrigen  gew.  sich  (in  GnaaüO.;  W  s-, 
so  auch  in  Ar;  B  enklitisch  nach  r :  het-er-sich ...  neben 
weniger  echtem  het-er-si(h ;  in  Quellen  aus  Ap  und  oTh 
auch  se  geschrieben),  se  AALeer.  (doch  nur  vor  einer 
weitern  schwachtonigen  Silbe:  's  mag-s^-n-erträge" ! 
dagegen  's  mag-si  nid  ertrage"):  refl.  Pron.  Mit  Bez. 
auf  seine  Stellung  herrscht  im  Allg.  Übereinstim- 
mung mit  der  Schriftspr.  Bei  grader  Wortstellung 
schliesst  es  sich  an  das  Vb  fln.  an,  auch  in  Fällen 
wie  er  hät-sich  scho"  g'wüsst  z'  chere"  oder  selbst  er 
hät-sich  versproche"  z'  bessere"  (wofür  freilich  eher  er 
hat  versproche",  er  wellsi"*  b.,  während  er  hat  ver- 
sproche" sieh  z'  b.  als  schriftspr.  empfunden  wird);  vgl. 
auch:  ,Es  ist  sich  gar  böss  an  üch  z'  ryben.'  VBoltz 
1551.  Sonst  tritt  das  Refl.  hinter  das  Subj.,  sofern 
dieses  durch  ein  unbetontes  Pron.  ausgedrückt  ist 
(hät-er-si'h  g'freut?  Das'-er-sich  nid  schämet!):  ist  es 
dagegen  ein  Subst.,  geht  das  Refl.  voran  (hät-sieh  der 
Vatter  g'freut?);  Schwanken  herrscht  bei  anderm  be- 
tonten Subj.  (Das'-si'h  De*  oder  Das'  De'-sich  nid 
schämet!).  Beim  Zstreffen  mit  einem  enklitischen  Dat. 
steht  das  Refl.  im  Gegs.  zur  Schriftspr.  an  zweiter 
Stelle:  D'  Chranket  hät-em  (od.  -ere")-si'h  uf  d'  Brust 
g' schlage".  Vgl.  zur  Stellung  und  Beziehung  des  Refl. 
auch  be-reiten  1  b  (Bd  VI  1644),  ferner  gauchen  2  (Bd 
II  106),  praktizieren  2  a  (Bd  V  574).  Nicht  aus- 
gedrückt wird  das  refl.  Obj.  1)  beim  subst.  Inf. 
Ich  bi"  grad  am  A"lege"  g'si",  war  eben  mit  dem  An- 
kleiden beschäftigt,  S.  auch  fürchten  1  a  (Bd  I  993); 
Belege  aus  der  ä.  Spr.  zB.  unter  glichsen  (Bd  II  603); 
ver-luegen3  (Bd  111  122s).  Im  Gen.,  ohne  Art.:  Da 
giH's  Nut  B'sinne"s!  da  gibt  es  kein  Besinnen  B. 
S.  noch  er-bieten  (Bd  IV  1870).  Auch  beim  eig.  Inf., 
wenn  er  Suuj.  des  Satzes  ist  (doch  nur  in  erstarrten 
Wendungen  wie  selber  rüeme"  stinkt  uä.),  nach  ze  in 
der  Verbindung  Einfe")  z'  fürch(t)e"  mache"  (s.  Bd  I 
993),  im  Ausruf,  Befehl  (Wol,  hett  g 'meint,  fürch(t)e"! 
Nüd  verrode"!  s.  Bd  VI  620/1).  —  2)  beim  Ptc.  Perf. 
im  Befehl:  Nur  fnume")  nid  lang  b'sunne"  (b'sinnet)! 
S.  auch  ringglen  II  2  a  (Bd  VI  1128).  Ebenso  in 
attrib.  Gebrauch:  ,Zum  Sibenten  ist  der  Lichnam  nit 
wie  der  selbst  Entlybten  unnatürlich  schwer  [usw.].' 
1611,  Z.  Verschleppung  des  Refl.  auch  in  diese  Stel- 
lung ist  selten:  , Wegen  sich  ander  ihnen  erhepten 
Streitigkeiten.'  1661,  AABr.  StR.  Bedeutung.  1.  refl. 
Acc.  der  3.  Person,  allg.  ,Sich  (selbs),  se  (ipsum).' 
Fris.;  Mal.  An  Stelle  des  Refl.  tritt  der  Acc.  des 
anaphorischen  Pron.  er  usw.  (unpers.  Ein'"):  1)  als 
Obj.  des  Verbums,  sofern  auf  dem  Obj.  der  Nachdruck 
liegt  (gew.  durch  selber  verstärkt):  Er  het  in  selber 
b' schisse"  =  er  hat  sich  selbst  (keinen  Andern)  be- 
trugen, dagegen  er  het-sich  s.  b'sch.  =  er  selb.st  hat  s. 
b.  B;  anderwärts  in  beiden  Fällen  sifch).  —  2)  ver- 
breiteter, doch  keineswegs  ausschliesslich,  nach  Präp., 
s.  auch   er  (Bd  I  400);    si  I  und  II  (Sp.  13/4).     Er 


lebt  ganz  für  in,  's  lebt  ganz  für  ins,  si  lebt  für  si  Bs. 
Er  macht  für  in;  s.  Bd  IV  31.  Der  biegt  scho"  für 
in  selber  Aa;  s.  auch  Bd  III  1223.  Er  ist  süst  für  in 
selber  g'si",  hat  für  sich  selber  Haushalt  geführt. 
BIrnd.  1904.  ,Sie  habe  im  Anfang  auch  geraeint,  mit 
den  Leuten  Gemeinschaft  zu  machen;  allein  sie  sei 
bald  froh  gewesen,  für  seye  selber  z' si".'  Gotth.;  ,für 
sich  selber.'  1861.  Si  müesse"  für  seie  luege".  ebd.  Er 
het  für  in  es  nü"s  Hm  'büen  GiiTschapp.  (Tsch.).  Er 
blinzlet  füren  selber  mit  ei""m  Aug.  JReinh.  1907  (SL.). 
Es  het  für  i"s  selber  g' seit  [usw.]  B.  Er  ist  taub  über 
in  selber,  ebd.  Schi  ergeret-si''1  (sich)  über  si  (sie)  selb 
Gr  (Tsch.).  Das  tet-er  nid  über-ne"  (ihn)  ne".  ebd. 
Schi  hed  Niema'H  um-se  (sie)  um.  ebd.  Schi  sind  dür 
si  selb  d'  Wille"  um  d's  Vermöge"  cho".  ebd.  Du  ist-er 
in  in  (od.  -en)  selber  g'gange"  [oä.],  Übers,  von  Luc- 
15,17.  Dial.  (AAAar.,  Zof.;  BBolt.,  Langn.,  Stdt;  GT.). 
Daneben  häufiger  (zT.  ausschliesslich)  mit  sich.  Für 
sifch)  (selber)  si";  s.  Bd  I  956.  .Will  Jemand,  Sohn 
oder  Tochter,  ausser  dem  Kreise  der  Familie  für  sich 
allein  das  Ürtirecht  geniessen,  so  müssen  sie  24 — 25 
Jahre  alt  sein,  eine  eigene  oder  gemietete  Wohnung 
und  eigen  Feuer  und  Licht  besitzen  . . .  Das  heisst 
man  denn:  für  sich  selber  sein  oder  auf  der  Genoss- 
same sitzen.'  Uw  Gem.  Für  (zue)  sifch)  (selber)  luege"; 
s.  Bd  III  1223/4.  .Meinem  Vater  kam  es  nicht  in  den 
Sinn,  Etwas  für  sich  [ein  eigenes  Geschäft]  anzu- 
fangen.' Gotth.  Er  (si)  hat  's  für  sich  'tue",  formelh. 
von  Etw.,  das  man  nicht  billigen  kann,  selbst  nicht 
würde  getan  haben  GSev.;  vgl.:  ,üaz  were  unrecht 
[was  N.  getan.;  zu  seiner  Entschuldigung  wird  be- 
merkt] es  were  in  geheissen,  und  er  hette  es  nit  für 
sich  selbs  getan.'  1476,  Z  RB.  Etw.  vor-si'h.  für-üi'* 
ne";  s.  Bd  IV  730.  Für-si'h  ane";  s.  Bd  I  952.  De" 
Mal  hed -er  nur  so  still  für  sich  her  g'giged  L.  Es 
Jungs  Chi  oster  fräuli  biegt  vor-si'1'  i"  Sand.  MLien. 
1906.  Drüf  ist-er  i(n)-si°h  selber  (i"-sich  selbst  GStdt. 
i"-si'h  selb  GRh.,  i"-si'h  selbs  WV.)  g'gange"  AaF.;  Ap; 
Gl;  GoRh.,  Stdt;  Schw;  TuBisch.;  Uw;  WV.,  het-er 
in-sich  g'schlage"  (GrPi\,  Rh.),  Übers,  von  Luc.  15,  17. 
Dial.  [Der  Vater  hat  den  verlornen  Sohn]  a"-si'h 
zueche"  'drickt  u"d  e"  g'schmutzet,  Übers,  von  Luc.  15, 
20.  ebd.  (Obw).  Me"  het  auch  gern  Öpper  umsich  (sonst 
in  B  um  Ein'")  ume",  wo  's  Ei'"m  cha"".  AHeimann 
1899.  In  der  ä.  Spr.  nur  mit  sich.  ,Crist  chom  her 
nider,  daz  er  an  sich  name  unsir  mennischeit.'  XLL, 
Wack.  1876.  ,N.  hab  sy  frävenlich  erwist  und  ge- 
schlagen ...  das  sy  umb  sich  selbs  nützit  mer  wiste.' 
1468,  Z  RB.  ,[N.  soll  dafür  sorgen]  das  all  tag  ein 
mäss  gehalten  werde,  es  sye  durch  sich  oder  ander.' 
1523,  BRM.  ,In  sich  selbs  gon  und  betrachten,  seinem 
ampt  nachsinnen,  advocare  animum  ad  se  ipsum.'  Mal. 
,[Die  Reuss]  nimbt  auch  andere  Bach  undt  gefliessendte 
Wasser  in  sich.'  RCys.  ,Man  findt  Leute  ...  die  schwee- 
ren  und  es  an  sich  selbs  nicht  wüssen,  sonst  sie  es 
villeicht  nicht  teten.'  FWtss  1697.  ,Es  habe  so  vil 
nicht  auf  sich,  . . .  um  sich  eine  neue  Obligation  zu 
machen  oder  eine  alte  ab  sich  zu  laden.'  JJUlr.  1718. 
,Weil  es  nicht  geferget,  soll  N.  den  Kauf  an  sich 
nemen  [das  Verkaufte  zurücknehmen].'  1730,  AATäg. 
Gerichtsb.  Über  die  hieher  gehörigen,  zu  Adverbien 
erstarrten  Verbindungen  s.  die  Zssen.  —  Hinsichtlich 
des  Gebrauchs  der  refl.  Verben  geht  die  MA.  im  Allg. 
mit  der  Schriftspr.  einig.  Eine  zT.  eigenartige  Aus- 
bildung hat  der  unpers.  Typus   erfahren.     So   ist  er, 


149 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


von  der  medialen  Bed.  ausgehend,  in  beschränktem 
Umfang  zum  Ausdr.  des  Passivs  geworden.  Es  sö'tte- 
si°k  da  emmäl  g' hörig  rümmen,  da  sollte  einmal  ge- 
hörig geräumt  werden.  GFient  1808  (GrPi\).  Das 
cha""-sieh  abhoblen,  kann  abgehobelt  werden,  kann 
man  a.  BHa.  Bus  seit-si  o'h,  sagt  man  auch.  ebd. 
,N.  hed  sin  Heimen  verkauft,  gids  Hans  Schicker  um 
2030  gl.  bar  Gäld;  was  daruf  standi,  säl  sich  am  Kauf 
abziehn;  was  für  Gült  daruf  standi,  säl  sich  lür  dri 
Plännig  nur  zwei  abziehn.'  1641,  Zg  TgB.  (Zg  Neuj. 
1890).  Mit  gänzlichem  Fehlen  des  Subj.  (wohl  davon 
ausgegangen,  dass  's  s'ic''  bzw.  's  sick  hinter  gewissen 
Konsonanten  zu  sick  bzw.  sich  wurde):  Da  tned-si''' 
albig  z'  lütschel,  da  tut  man  immer  zu  wenig.  GFient 
1898  (GrPi\).  So  gar  friie  steid-me"  am.  Morge"t  nid 
üf,  b' sunders  am  Sunntig  nid,  wil-sich  denn  doch  gern 
en  Bitz  üsruebct,  weil  man  dann  doch  gerne  £tw.  aus- 
ruht, ebd.  We""-sich  tä  nehi"  geid,  su  g'seht-sich  i"  d's 
Entlibuech,  =  it.  ,quando  si  va  lassü,  si  vede  nell  E.' 
BHa.  (FStaub).  Bei  zahlreichen  unpers.  refl.  Verben 
denominativen  Ursprungs  ist  das  Gefühl  für  den  Zshang 
zwischen  Verbalbegriff  und  entsprechendem  Nominal- 
begriff noch  recht  lebendig:  Es  facht- sick,  =  es  hed 
d'  Facht  (Bd  I  662);  es  förmt-si">  nüt  (ebd.  1016);  es 
het-sich  g'guggeret  =  ist  zu  Gugger  geworden  (Bd  11 
190);  es  wird-sich  scho"  gatti"ge"  =  e"  Gatü"g  annehmen 
(ebd.  1016);  es  järet-,  järt-sich,  =  ist  ein  Jahr  her  (Bd 
111  ti6);  es  wird-si°h  no'h  müse",  =  wird  noeh  Müs  ha" 
(Bd  IV  480)  uam.  Nach  derartigen  Mustern  kann  nun 
zu  irgend  einem  Nominalbegriff  ein  unpers.  refl.  Ver- 
bum  gebildet  werden.  Schon  in  alter  Zeit;  s.  mägen 
(Bd  IV  98)  und  vgl.  schehnlen.  Was-sich  zweiet,  das 
drittet-sick.  Augenblicksbildungen  dieser  Art  sind 
(in  Aä;  B  und  wohl  weiterhin)  in  unbeschränkter 
Zahl  möglich.  General  oder  Korporal,  es  alet-sich  ömel, 
ich  weiss  nicht  mehr,  wars  ein  General  oder  ein  Kor- 
poral, wenigstens  war  es  etwas,  dessen  Bezeichnung 
auf  -al  ausgeht.  Er  het  3  Buebe",  Hans,  Hans  Jakob, 
Hans  Ueli,  das  hanset-sich  ei"s.  Bes.  üblich  in  Sätzen 
vom  Typus:  Es  spilt-sick  dö  nüt,  hier  wird  nicht  ge- 
spielt (i.  S.  von:  darf  nicht  g.  w.)  AALeer.  Das  rapplet- 
si'h  da  mit,  da  wird  nicht  mit  Rappen  (sondern  mit 
Franken)  bezahlt  B.  A.  ruft:  Hans!  B.:  Es  hanset- 
sich  da  mit,  es  ist  kein  Hans  da.  ebd.  A.:  Du  Löl! 
B. :  Das  lölet-sick  da  nüt,  du  hast  mich  nicht  Löl  zu 
schelten,  ebd.  A.:  Sol'-ick  ga"  d' Pfei"ster  reiche*? 
B. :  Das  pfei"steret-sick  da  nüt.  das  ist  jetzt  nicht  das 
Nötigste,  dass  du  die  Fenster  holst,  ebd.  —  2.  in 
nicht  wenigen  Fällen  geht  ein  heute  als  Refl.  em- 
pfundenes si  auf  urspr.  sin  (Gen.  Sg.  Neutr.  des  Pron. 
der  3.  Person)  zurück.  De'"isch-schi  /"<  ist-sij  guet 
(ebig)  sicher,  das"  ...  Th  ;  Z.  Er  mag-si  nid  e"tg'elte" ; 
s.  Bd  II  279.    Hieher  wohl  auch  (doch  vgl.  Gr.  WB. 

I  109):  Er  acht(et)-si  (Bd  I  80);  vgl.:  ,Ich  acht  sy 
nit,  wo  man  sich  stütz.'  UEckst.  Dazu  der  Spitzname: 
Hans-acht-si-nüt  (Bd  I  81;  s.  die  Anm.  zu  Gilt-mir- 
glich  Bd  II  600);  ,Daniel  Achtzinit,'  1504,  Z  Glücks- 
hafenrodel. Gew.  in  unpers.  Wendungen.  Es  ist-si 
nüd  z'  tue"  Gl.    Es  het-si  d'  Frag,  e"  Meini'g;  s.  Bd 

II  878.  Es  fdlt-si  nüd;  s.  Bd  I  768.  Es  manglet-si 
(desse")  Nüt;  s.  Bd  IV  328.  Es  (Das)  brücht-si 
(desse")  nüd  (Nüt);  s.  Bd  V  359.  Es  ist-si  nötig;  s. 
Bd  IV  861.     Es  mag-si  (nüd)  lide",   (v)erlide"  (s.  Bd 

III  1089.  1091),  (Verträge".  Es  ist-si  nid  (nüd)  der 
wert,  ist  nicht  der  Mühe  wert  (davon  zu  reden,  sich 


damit  zu  beschäftigen  usw.).  wohl  allg.  Iron. :  Das 
iriir-si  der  wert!  Auch  pers.:  D'  Mailänder  Töchtere" 
sind-si  e  der  wert  g'si",  e"chli"  i"  der  Nechi  z  schaue". 
CStreiff  i!>02.  Dass  dieses  si  wirklich  als  Refl.  em- 
pfunden wird,  geht  einerseits  aus  der  nicht  seltenen 
Schreibung  ,sich'  hervor  (,Mädi  war  sich  zufrieden.' 
B  Hink.  Bot  1813;  weitre  Beispiele  unter  falen  Bd  I 
769,  haben  Bd  II  878,  ge-rüwen  Bd  VI  1886),  ander- 
seits daraus,  dass  bei  den  pers.  Wendungen  in  den 
übrigen  Personen  mich,  dich  usw.  dafür  eintritt:  I'1' 
U"-mi'k  fest  überzügt,  dass...  OvGreterz  1900.  Bist-di'h 
guet  (lang)  sicher  Th  ;  Z.  Entsprechendes  bei  ur-bietig  1 
(Bd  IV  1881);  r&tig,  rüw,  ge-rüwen,  rüwig  ( Bd  VI 
1627.  1880.  1886.  I8s9)  ua.  Zwar  auch  noch:  I'*  bi"-si 
nümme"  wert,  dl"  Sun  z'  heisse",  Übers,  von  Luc.  15, 
21.  Dial.  (BSigr.).  Und  so  in  der  ä.  Spr.  .Gewiss  du 
sie  nicht  entgelten  sollt.'  GGotth.  1599.  ,Wil  ir  sy 
bed  wol  zfriden  sind.'  ebd.  1619.  S.  auch  oben  den 
Beleg  aus  UEckst.  —  3.  refl.  Hat,  der  3.  Person.  Der 
echten  MA.  eig.  fremd,  die  dafür  wie  die  ä.  Sprache 
den  Dat.  des  anaphorischen  Pron.  (beim  Subj.  ,man' 
Ei"m)  verwendet.  Zu  den  bereits  Bd  I  400.  511/2 
und  Sp.  13/4  gegebenen  Beispielen  hier  noch  einige 
Nachträge.  Als  Obj.  beim  Vb.  Er  fürcht-em,  si  furcht- 
ere";  s.  Bd  I  993.  Er  hät-em  nid  'trau(e)t,  scho"  wider 
z'  cho"  Th.  Sie  händ-ene"-'s  no"  l"'bildet.  ebd.  Er 
chann-em  selber  nüd  heiße".  Er  hät-em  (si  hat- ere") 
selber  welle"  's  Lebe"  n'e".  Nach  Piäp.  Das  dm""  Evs 
ab  im  selber  abne"  Gr.  Si  mag  fast  nümme''  uf-ere" 
se/b-si"  [sich  auf  ihren  Füssen  halten],  ebd.  D'  Chüe 
hent  Nui  nie  für-ne"  [in  der  Krippe]  GrAv.  's  cha"" 
Kein  NvJ.  mit-em  [ins  Grab]  ne".  Si  händ  vil  Gelt 
bl-n-ene".  Er  (si)  ist  wider  zue-n-em  (-ere")  selber  cho*. 
S.  noch  an,  vor  (Bd  1  251.  927);  Tsch.  309.  Daneben 
dringt,  bes.  in  Wendungen,  die  auch  der  Schril'tspr. 
angehören,  mehr  und  mehr  si(ch)  ein.  1)  als  Obj.  bei 
Verben.  Er  fürcht-sich,  weiss-si'h  nit  z'  helfe",  giH-sick 
Müe  (s.  auch  arbeiten  Bd  I  420),  het-sirh  's  Lebe"  g'no", 
bildet-sich  l",  traut-si'''  nüd,  certrlbt-xi'h  d'  Zlt  mit.... 
bricht-sieh  d'  Sach  am  Mül  ab,  lauft-si'h  schier  d'  Bei" 
ab,  nimmt  si'h  vor  uam.  Mini  Meitscheni  hnttt-'-tirh 
nie  so  Öppis  getrout.  OvGreyerz  1898.  Sich  es  Weggli 
chauffe",  in  einem  Kinderverse;  s.  Brugij  (Bd  V541). 
Gelegentlich  auch  schon  in  der  ä.  Spr.  .Sich  selbs 
pfänden',  ohne  Beiziehung  der  Behörde  eine  Pfändung 
vornehmen.  ,[A.  hat  dem  B.]  sin  hüetli  ab  dem  köpf 
genommen  und  sich  selbs  pfendt.'  1524,  Z;  s.  noch 
pfänden  (Bd  V  114S  u.).  .Folgendes  habend  sich  die 
Frauen  untereinander  verteilt.'  1690,  Z  Teilr.  8.  noch 
borgen  (Bd  IV  1575).  —  2)  nach  Präp.  Uf-si'"  ha"; 
s.  Bd  I  116u.  Es  ist  iez  uff-si'1"  selber,  sie  sorgt 
allein,  selbständig  für  ihren  Lebensunterhalt,  wohnt 
und  arbeitet  auf  eigene  Rechnung  Z  (Spillm.,  Dan.). 
In-sic!l  ha";  s.  Bd  I  115.  Dazu  noch:  Si  lul  's  in-si**, 
ist  (ausserehlich)  schwanger  Bs  (Linder).  Er  het  's 
in-si'h,  meint,  mehr  zu  wissen  als  Andere,  ebd.  ,Die 
Langelen  habe  es  in  sieh  [als  Schlachtfeld  zu  dienen, 
meinte  der  Schulmeister  von  AaB.üdz.  17:>9  angesichts 
eines  in  der  Bünz  ausgeladenen  französischen  Ponton- 
trains]; es  sei  nun  schon  zwei  mal  [1656  und  1712] 
auf  derselben  geschlagen  worden,  und  was  sich  ge- 
zweiet,  werde  sich  dritten  müssen.'  JFrei  1897.  Der 
Edelma""  hed  oc*  iröl'e"  wüsse",  was  d'  Red  in-sich  hei. 
was  der  Sinn  der  Rede  sei  ApWalz.  (TTobl.).  S.  auch 
Brief  (Bi  V  439  o.).    !V'-siv''  (Gegs.  gäge»-8V*J  steche", 


151 


Sach,  sech,  sich,  soch, 


beim  Nähen  Z.  li'as  der  Bock  van-sich  weiss,  das 
meint-er  van  der  Geiss  W  (Sprw.).  No'h  vil  Jör  vor- 
si"'  ha"  Z.  Si  chönd  da""  cor-sich  selber  us-enand. 
MLiex.  189J :  sonst  vor  (ron)-em  s.  (Bd  I  927).  Bi-sich 
selber  si".  bei  Sinnen  Th.  Due  rüeft-er  Oan  [einen 
Knecht]  zue-si'*,  Übers,  von  Luc.  15,26.  Dial.  (GoRh.; 
An  züe-n-em  GmT.).  ,Weil  dises  Osterlam  nicht  kan 
gegessen  werden  ohne  bittern  Saussen  und  Kräuter, 
so  schlucket  der  Gläubige  dise  freudig  zu  sich.'  JJUlr. 
1718.  Vgl.  slm.  —  4.  refl.  Acc.  auch  für  die  1.  und 
2.  Person.  Als  Obj.  zu  Verben  BHa.  I<*  han-si'1' 
g'hüwen,  mir  hei"-sich  g'frewt,  heid  ir-siclt  g'frewt? 
frewst  du-sich?  (,aber  nicht:  du  freivst-si'1").  Gang 
leg-sich!  zum  Hunde.  Sonst  nur  vereinzelt.  Einen  U 
Beleg  (für  die  1.P1.)  s.  unter  ver-blauderen  3  (Bd  V  20). 
. . .  wo-sich  mirAlli  [wir  Alle]  schäme"  müesste"d.  CStreiff 
(GlM.).  S.  auch  Bd  II  1225  u.  (Beleg  von  1474).  Nach 
Präp.  All  Tag  e"  Ferlisuppen  und  e"  Türgge"malunz 
und  dinn  chiemtend-cr  [würdet  ihr]  vunzi  [<Z  vun-sich] 
selber  zam.  Proph.  1855  (GSa.).  .Stich  ihn  [den  Haft] 
nicht  krumm  noch  zu  sich,  er  schlitzt  dir  sonst  aus.' 
FWürz  1612.     S.  noch  die  Zssen. 

Weitres  zur  Form  s.  bei  den  Zssen.  Die  Form  ,si',  ,sy' 
für  ,sich',  welche  die  Unideutung  von  ,si'  f<«snj  ermög- 
lichte (s.  2),  findet  sich  nicht  selten  schon  in  alten  Quellen, 
so  zB.  1476,  BEM.;  Kessl. ;  Ruef  1550.  Die  Verwendung 
von  sich  für  den  Dat.  ist  auch  schon  mhd.  nicht  ganz  selten 
bezeugt  (Mhd.  WB.  II2  291/2).  Die  Ausbreitung  des  Refl. 
Pron.  auf  die  1.  Pers.  PI.  kommt  in  verschiedenen  Gegenden 
des  deutschen  Sprachgebietes  vor;  s.  ausser  Gr.  WB.  X  1, 
710  und  Erdmaun-Mensing  II  143  namentlich  HSchucrrardt, 
Slawo-deutsches  und  Slawo-italienisches  (Graz  1884)  105/10, 
auch   ATobler,   Vermischte  Beitr.   zur   frz.  Gramm,  III l  126. 

ab-si"*:  abwärts  ApLb.;  Sch;  Schw;  Th;  ZW1. 
Syn.  ab  II 1  (Bd  I  29);  nid- sich,  's  göt  a.  (mit-em, 
bildl.).  E  wie  gäch  uf'e"!  me"  darf  schier  nid  a.  luege"! 
L  Tagbl.  1899.  I"  d's  Gaster  a.  cham-mer  gugge" 
[vom  , Bügel'  aus].  Schwzd.  (Schw).  Mit  dem  Gegs. 
obsich:  Lieber  lh  Stund  absich  als  obsich.  vom  Thurgau 
weg  als  nach  dem  Thurgau  zu,  auch  mit  Bezug  auf 
etw.  Widriges    übh.    ZOss.   —   Vgl.  die  Anm.  zam  Folg. 

ob-sich  BSi.,  obsi'h  Aa  (in  Seet.  obse'h);  Ap  (in  H. 
obse*);  Bs;  BBe.,  Br.,  Frauenk.,  Gr.,  G.,  Ha.,  Lutz.;  PO. 
(,obzich<);  Gl;  Gr  (so  Chur);  L;  GT.,  Wb.;  Sch;  S; 
Th;  Obw;  Z,  obsich  GrD.  (nach  einer  Angabe  öftst"*), 
Nuf.,  übS.;  W,  obsig  B  um  Aarb.,  oAa.,  Be.,  Burgd., 
GoLlb.,  G.,  Leiss.,  Lutz.,  Sa.  (Gatschet),  Si.,  auch  schon 
Id.  B;  GSev.,  W.;  S,  osich  BoSi.;  PA1.  (ousich),  osich 
BFrut,  Sa.,  osich  W  (lt  Tscheinen  ö-),  osig  BFrut.,  Sa. 
(nach  einer  Angabe  ff-),  oSi.,  ösig  W  (so  Saas,  lt  Tschei- 
nen): 1.  nach  oben,  aufwärts  (auch  nur  schräg  auf- 
wärts), allg.  ,Obsig,  sursum.'  Id.  B.  ,Sursum,  über- 
sieh, o.'  Fris.;  Mal.  ,0.,  über  sich.'  Zschokke  1797. 
,Nach  Westen'  S.  Bei  Verben  (nicht  selten  mit  aus- 
gedrücktem Gegs.  under-,  nid-sich  s.  Sp.  154/6).  0. 
sich  bewegen.  Und  d'  Bäum  [von  der  Eisenbahn 
aus  gesehen],  die  alt  und  junge"  si"  alli  o.  g'sprunge" 
Bs  (HKunz).  Und  ivie-n-e"  Pßl  du  o.  schüsst  der 
Läufer  [wie  er  sah,  dass  er  sich  verschlafen  hatte]. 
CZwicky  1901.  0.  aste";  s.  Bd  I  576.  .Rengnold  reit 
ein  wenig  o.'  Haimonsk.  1531.  ,[Man  misst  den  Zehn- 
ten-]Most  bei  allem  Jäss  und  continuierlichem  starkem 
Treiben  und  o.  Tringen,  dass,  wann  man  dem  Mass 
nit  etwas  zugebe,  unmöglich  were,  dass  man  [db.  der 
Amtmann]  bestehen  möchte.'  XYIL,  ZKüsn.  , [Am  Meer 
bei  Montpellier]   sachen   wir  ...  in  einer  Matten  ein 


Loch,  dorus  gwellet  ein  Wasser  o.,  als  wenn  es  sutte.' 
FPlatt.  1612  (Boos).  ,Dann  der  Berg  Palascus  seine 
Füss  in  der  Adden  netzet  und  sich  von  derselbigen 
also  gech  o.  schwinget'  Guler  1616.  ,Wenn  man  dem 
Berg  nach  ferner  hinein  und  etwas  o.  kombt.'  ebd. 
,Da  hören  wir,  was  der  Sünden  Art  ist:  sie  fechten 
o.,  sie  steigen  und  kommen  für  Gott  und  schreien  gen 
Himmel.'  FWyss  1672.  S.  noch  fechten  2  (Bd  I  644): 
pßadern  (Bd  V  1218).  0.  ere"  Th,  o.  0'  Acher  fare» 
AABr.  und  sonst,  mit  dem  Pflügen  des  Ackers  oben 
beginnen  (was  nur  bei  massig  geneigten  Ackern  mög- 
lich ist),  so  dass  die  Erde  nach  oben  umgewendet 
wird;  Gegs.  nid-sich  ere",  z"  Acher  fare".  ,Einen  Acker 
obsich  fahren,  dh.  so  pflügen,  dass  die  Erde  der  ersten 
Furche  (Furfälli)  dem  Nachbar  zufällt;  so  beim 
leichten  Pflügen,  wie  zB.  für  Erdäpfel,  Roggen  und 
beim  Strüchen;  der  Acker  wird  nidsich  gefahren  beim 
Tiefpflügen;  die  Furfälli  legt  sich  dann  auf  den  eigenen 
Acker'  ÄABb.  (FStaub);  im  Widerspruch  dazu  steht 
die  ebenfalls  nicht  ganz  klare  Angabe  unter  Vor-Fälli 
(Bd  I  761).  ,Wie  wir  uff  hüt  0.  gefaren,  haben  wir 
den  figend  an  etlichen  orten  vertriben.'  1531,  Strickler. 
,0.  faren,  in  die  höhe  erhebt  sein,  ferri  sublime.'  Mal. 
,Der  wyss  heid  Plato  vermeint,  die  herrlichen  und 
adelichen  seelen  farind  0.,  als  die  reiner  seyend;  die 
anderen  aber,  die  trag  und  von  fleischlichen  Wollüsten 
befleckt  syend,  wandlind  hieniden  umbhin  by  den 
greberen.'  LLav.  1569;  ,in  die  Höhe.'  1670.  .Durch 
disen  obern  Loufen  da  louft  und  flüst  der  Rhin  gar 
ungestümmigklich  ...  dermassen,  dass  kein  Schiff  dar- 
durch  dem  Wasser  nach,  vil  minder  0.  . . .  faren  kan.' 
JJRüeger.  0.  gä",  bergauf,  bergwärts  gehn.  allg., 
, sursum  tendere.'  Id.  B.  Er  ist  0.  g'gange".  Es  gät 
(gäch,  räss,  starch,  stotzig,  streng)  o.  Vom  Steigen 
der  Kulminationspunkte  des  Mondes:  O.-gänt,  Zeit, 
während  deren  die  Kulminationshöhe  des  Mondes  zu- 
nimmt, also  von  der  südlichen  bis  zur  nördlichen 
Mondwende,  im  Kalender  durch  das  Zeichen  Q  an- 
gedeutet, 's  ist  O.-gänt.  Im  O.-gänt.  Weiteres  Bd 
II  33,  wo  aber  die  Definition  unrichtig  ist.  Heute 
scheint  der  Ausdruck  meist  (so  in  Aa;  Gr;  Th;  Z) 
irrtümlich  auf  die  Phase  des  zunehmenden  Mondes 
bezogen  zu  werden,  wohl  meist,  weil  das  Zeichen  Q 
demjenigen  des  ersten  Viertels  ähnlich  ist.  Daher 
(vgl  Haft  76  6  Bd  II  1035):  Im  O.-Häftli,  während 
der  Zeit,  da  der  Mond  im  aufsteigenden  Knoten  ist 
(Gegs.  Nid-sich-Häftli).  ,Wenn  Einer  nicht  weiss 
...  soll  er  ...  die  Gülle  im  Nidsich-  oder  Obsich-Häftli 
usfüehre"  ...  so  heisst  es  überall:  frög  den  Post- 
halter.'  XHerz.  1862.  Zum  Volksglauben  s.  nament- 
lich noch  Tsch.  509.  0.  laufe".  D's  Tanzen  un* 
obsich  z'  Wffe"  vergVt  von  -  im  selber,  Sprw.  B  Si. 
Der  Si"  lauft  0.!  .Ausruf  des  Staunens  und  Spassrede' 
Bs;  vgl.  Bin  (Bd  VI  994).  De'-  Ri»  würd  ener  0.  lauffe" 
Sch  (Sulger).  ,Er  meint,  de''  Ri"  lauffi  o.,  es  sei  ein 
ungewöhnliches  Ding.'  ebd.  .[Es  ist  recht]  so  ir  dann 
wend  verhüten  d' sünd  ...  doch  man  das  mittel  halten 
sol,  der  jugent  kurzwyl  nit  versperen  ald  z' hert  sy 
halten,  d' fröüwd  in  weren;  den  fluss  dem  wasser 
muoss  man  lan,  das  für  sich,  nit  mag  ob  sich  gan.' 
Rüef  1538.  ,Und  ist  ein  schädlich  ding,  wo  einer  sich 
dermassen  ersetzt  [so  hartnäckig  auf  seiner  Meinung 
beharrt],  daz  der  bach  im  muoss  0.  lauffen,  die  sonn 
lätz  gon,  allein  dass  sin  compass  rächt  gange.'  LLav. 
1583.  ,Er  ist  so  einfaltig,  dass  man  ihn  könnte  über- 


153 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


IM 


reden,  der  Bach  laufte  o.'  Denzl.  1677.  1710.  S.  noch 
Räw  II 1  a  (Bd  VI  1877)  und  vgl.  auch  es  regnet  o. 
(ebd.  729  u.).  Pleonastisch  bei  ,o.  steigen'  oä.  ,Scan- 
dere,  steigen,  aufsteigen,  o.  steigen.'  Fris.;  Mal.  , Durch 
trüebsal  einton  und  geängstet,  erhebt  sich  [das  mensch- 
liche Gemüt]  o.  zuo  Gott  im  hiinmel.'  üWerdm.  1504 ; 
.erhebt  sich  zuo  Gott.'  Herborn  1587;  ähnlich  noch 
mehrfach.  ,So  das  bluot  o.  stygt  in  das  houpt.'  Zu 
Arzneib.  1588.  S.  noch  Empörmg,  er-bören  (Bd  IV 
1510).  Umgekehrt  erhalten  andere  Verben  erst  durch 
o.  die  Bed.  der  Aufwärtsbewegung.  ,[Sich?]  obsig 
lä",  ascendere  in  altuin,  de  tumore  dicitur.'  Li.  B; 
vgl.  nid-sieh.  ,0.  rüchen'  s.  Bd  VI  170.  ,Obschieh  er- 
taube", aufwärts  durchgehen,  aufwärts  scheu  werden, 
von  einem  Zugtier'  GrD.  (B.).  Oha,  Paleder  (oha, 
Tonders  Choge")'.  du  wirst  nid  o.  ertaube"  welle"?  halt, 
dummes  Vieh  (Aas)!  wirst  doch  nicht  aufwärts  durch- 
gehen wollen?  ebd.  Übertr.  von  einem  Menschen,  der 
aufwärts  schnell  geht.  ebd.  Die  ganzi  Jagd  tuet-sich  o. 
zieh".  HNvd.  1895.  [Im  Frühling,  wenn  der  Bauer  das 
Heu  im  Tale  fast  aufgebraucht  hat]  su  heisst  's  den" 
mid  dem  G'vichtli  o.  ziglen  in  d's  Vorsassli  uf  d's 
Griene".  Bärnd.  1908.  Mit  Ellipse  eines  Bewegungs- 
verbs. 0.  si".  D'  Schaf  sl"  uider  o.,  sind  wieder  ge- 
stiegen B.  Mues'-es  hat  noch  o.  si"?  freundliche  Frage 
an  einen  Bergansteigenden  Th.  0.  welle",  chönne", 
möge",  törfe".  Weld-er  o.?  Grussfrage  GrD.  Gott- 
willehe", guele"  Fründ,  will-men  o.?  Proph.  1855  (GSa.). 
Er  ma>  fast  gar  nümmc  o.  B.  Der  Motz  het  nid 
g'wissd,  warum  er  jetz  a'sö  o.  sol'.  Bärnd.  1908.  Ganz 
selten  bezeichnet  o.  nicht  sowohl  die  Richtung  als 
das  Ziel  der  Bewegung,  wofür  gew.  uf-hin,  -her.  Er 
ist  obsi(g)  g' gange",  ist  hinaufgegangen  (ins  Zimmer, 
auf  den  Berg  usw.);  osi(g)  wird  im  Gegs.  zu  dem  stets 
ganz  allgemeinen  a"  d's  ober  Ort  (Bd  I  480)  auch  mit 
Bezug  auf  einen  bestimmten  Ort  gebraucht  BSa. 
(vEütte).  Einer  Sache  o.  g'cho"  möge",  ihr  Meister 
werden.  Drum  [weil  er  es  stei>iigs  herz  hat]  isch-er 
au0*  nid  z'weg,  de"  Ma""  ...  Es  drückt  -  e"  de"t,  es 
drückt- e"  dö,  und  mag  dem  doch  nid  o.  g'cho".  JRö- 
thelin  1882.  (Jmd,  Etw.)  o.  bewegen.  Im  Spätsummer 
ist  er  nüd  z'  fül  g'si",  der  Schlitte"  o.  z'  träge"  und  er 
hat  für  nen  schü"s  Stüggli  Gelt  Wildheu  us  de"  HO- 
chene"  abe"  'brächt.  CStreiff  1908.  Der  Pris  o.  trucke"; 
s.  Bd  VI  1063  o.  ,Propulsus,  ut:  flumina  propulsa 
cruore,  hindersichtriben  oder  obsichtriben  und  ge- 
schwelt; die  fänle  o.  heben  oder  in  die  höhe  und 
lassen  fliegen,  attollere  signa.'  Fris.;  Mal.  , [Der  erst 
Narr:]  Meins  bleibens  auch  nicht  mehr  hie  ist;  sie 
[die  Griechen]  möchten  uns  erwitschen  auch  und  o. 
schicken  in  dem  rauch  [auch  uns  verbrennen].'  GGottb. 
1599.  ,Die  Gräblein  [in  den  Weinbergen]  sollen  . . . 
eines  Schuhs  breit...  gemacht  und  der  Grund  o.  ge- 
zogen werden,  damit  man  hernach  das  Gräblein  desto 
kommlicher  damit  wiederum  zufüllen  könne.-  E König 
1706.  ,[Die  Liebe  Gottes]  die  bei  ihnen  solcher  Ge- 
stalten überhand  nimet  und  alles  o.  treibet,  dass  sie 
mit  der  Braut  im  Hohenlied  ausruffen:  mein  Geliebter 
ist  mein  und  ich  bin  sein.'  JJUlr.  1718.  In  Aus- 
drücken für  erbrechen;  s.  auch  weiter  unten.  (E)s 
ist  o.  g'gange",  er  hat  sich  erbrochen  Ap;  Bs;  Th;  ZF. 
Es  chunnt  Alls  wider  o.  Aa;  Ap;  B;  GW.;  Th.  ,[Eine 
Seekranke:]  es  sei  ihr  so  übel  zum  Sterben,  und  es 
dünke  sie,  das  Unterste  wolle  o-g  kommen.'  Schweizer 
Bauer  1898  (S).     O.  erbreche"  (ZWettsw.),  ge"  (ZO.), 


schlucke"  (LE.  Hirsmontagbrief,  bei  St.  1798),  sich  er- 
brechen. ,Ein  jeglich  tier,  das  nit  wider  o.  töwet, 
daz  sol  euch  unrein  sein.'  1530/1,  III.  Mos. ;  .wider- 
kewet.'  Luther;  vgl.  übersieh.  Vgl.  auch  die  Zssen 
O.-Laxiering  (Bd  III  1546);  -Purgaz  (Bd  IV  1587). 
Bei  Richtungs  verben.  Er  hed  d'  Bei"  o.  g'ha",  wo- 
n-er  z'  Himel  g'faren  ist,  euphemistisch  von  einem 
Verdammten  L.  Mer  wönd  o.  habe",  aufwärts  halten 
Ap;  ähnlich  allg.  O.  stä".  Es  tüecht-mich,  d' Tischbei" 
hätte"-sieh  sollen  o.  chere",  vor  schmerzlich  entrüstetem 
Staunen  B  (Friedli).  G'glöggleti  Raschelt,  wo  o.  stö"  B 
(Dan.).  Der  Preusse"könig  droit  de"  Schnauz  o.,  ist 
bös  MgtP  Neuenbürg.  APletscheh  1902.  ,Ich  hab  all 
min  laben  laug  nie  so  grosse  forcht  gehept,  wann  alle 
härer  gand  mir  obsich.'  Haimonsk.  1531.  ,üoch  haben 
sie  dem  Bären  gelassen  [im  Wappen]  ein  o.  gehnde 
weisse  Straassen.'  Myricäus  1630.  ,Eiu  Holz  oder 
Träm,  das  o.  stat,  und  noch  eins  dornebend  dem  an- 
deren gleich  ...'  Schimpfr.  1051.  ,Wir  wollen  Augen, 
Hand  und  Herzen  o.  wenden.'  JMüll.  1665.  Die  N., 
welche  als  Hexe  verdächtigt  wird,  habe  einmal  nicht 
aus  der  Kirche  gehen  können,  weil  bei  der  Türe  der 
Besen  ,z'hinderfür  und  obsi'  gestanden  sei.  1737, 
ADettling  1905.  ,Bei  allem  Versetzen  solle  man  Sorg 
tragen,  dass  die  Äuglein  o.  kommen,  welches  oft 
schwer  zu  erkennen  ist.'  JCSclzer  1772.  Vgl.  auch 
die  Zssen  O.-Fünfer  (Bd  I  854);  Obsig-Näsli,  aufge- 
stülptes Naschen  ZUst.  (Dan.);  O.-Schnorren.  S.  noch 
ragen  (BdWI  718):  Ruet  (ebd.  1831).  O.  luege",  nach 
oben  schauen,  allg.  Wann  d'  Lüt  a"statt  immer  o. 
auch  es  Bitzeli  abe"  luege"  würde"d!  CStreiff  1901. 
Lueg  nW  e'chli"  o.  und  mach  gügge"gügge"hü,  denn 
machst  brezls  urie  de"  Güggel  am  Morgen  am  drü  Z 
Wthur.  O.  g'lüssele",  von  der  Sonne;  s.  ge-lüssen  (Bd 
III  1456,  wo  statt  ösig  zu  lesen  ist  osig).  O.  güggle", 
scherzl],  für  schlafen  Z Wangen.  ,Nunn  begab  es  sich 
eines  tags,  das  er  [Karl]  reit  und  luogen  wott,  wie 
man  sich  zuo  Muntabant  hielte.  Und  luoget  o.  und 
gsach,  daz  nüt  ein  mentsch  uff  den  muren  was.'  Hai- 
monsk. 1531.  ,Das  darumb  der  mensch  o.  sähe,  sonn 
und  mon,  keim  eer  verjähe.'  Ruef  1550.  ,Er  habe, 
als  der  weibel  in  von  andrer  ungschickter  reden  wegen, 
die  er  stätz  prucht,  mit  Worten  gstraft,  o.  gsechen 
und  gredt:  herr,  kum  und  leck  mich.'  B  TB.  1552. 
,Aufluogen,  aufsehen,  o.  sehen,  suspicere;  das  o.-luogen, 
suspectus  (aspectu  et  suspectu  refulgens,  so  man  o. 
in  luft  luogt);  o.  luogen,  die  äugen  oder  gesicht  auf- 
heben, oculos  attollere.'  Fris.;  Mal.  Mit  ausge- 
drücktem Gegs.  nid-sich:  1)  in  loser  Verbindung. 
Gegenüberstellung.  Wenn  's  o.  so  ring  gieng  iri  nid- 
si(g) !  Nidsifg)  ist  's  nit  e"  Stund,  o.  aber  e"  gueti  B. 
Er  [ein  Bergsteiger]  het  teeder  o.  no'h  nidsi(g)  chönne" 
(törfe")  B.  Nidschi'''  hei  f  und  alli  Heiligt"  und  o. 
numniu"  Einer,  Sprw.  \V :  ähnlich  Sprww.  1869,  130. 
O.  (nidsich)  rüme"  s.  Bd  VI  917.  Regel  für  die  Be- 
handlung eines  Pferdes:  Nidsi'*  jag-tni'*  nit.  o.  rit- 
mi'h  nit,  ebens  Wegs  mach  mit-mer,  was  d'  wi'tt.  Bärnd. 
1901;  vgl.  Boss  1  b  (Bd  VI  1410).  Wetterregeln. 
Wen"  d'  Wettergüege"  [Bd  II  163]  für  nidschi'*  gänd, 
se  wetteret  's  der  ganz  Tag;  jez  icen"-sch'  o.  gand.  se 
lüteret's  GRValz.  Schlechtes  Wetter  gibts,  wenn  d' 
Rege"molcheni  nidsich  ggräggen :  ggrägge"-s'  o.,  suehunnd 
's  umhi"  gued.  Bärm>.  1908.  Vgl.:  .Wenn  die  tuben 
yetz  o.,  denn  nidsich  fliegend,  bedeutet  diss  kelte  und 
ragen.'  Vogelb.  1557.     Nid-si''1   [landabwärts]   wie  en 


ir>;. 


Sacb,  sech,  sich,  soch,  such 


15Ü 


Schinhuet,  o.  wie  en  Wullhuet,  dann  ist  's  Wetter  guet 
ZEbm.  Rätsel,  's  isch  Öppis  i»  der  Höchi  und  wachst 
nidsi'h,  b'hebt  de"  Chopf  nidsich  und  chert  d'  Würze" 
o.  Aa  (Eiszapfen).  Lär  gönd-s'  ine",  voll  gönd-s'  use". 
ei"s  frisst  o.,  's  ander  nidsich.  ebd.  (Bohrer  und  Hobel). 
Es  frisst  nidschich  und  schisst  o.  GrD.  (Bohrer).  ,Iteni 
ze  meyen  und  ze  herpst  uff  du  ersten  geruht,  ist 
dann  das  der  vogt  ob  sich  wil,  so  sol  im  der  weibel 
volgen  unz  zuo  dem  dorff  uss;  wil  er  nid  sich,  so  sol 
er  im  volgen  unz  zuo  dem  dorff  uss  und  nüt  ferrer.' 
um  1400  (?),  ZBass.  Offn.  ,So  Zürich  nit  wölte  nidsich, 
so  wölte  Bern  nit  o.  ziehen.'  Ansh.  , [Aussage  eines 
Landstreichers:]  Er  habe  ein  schilt  und  ein  niurkellen 
darinn  an  die  bildhüser  und  schüren  mit  kolen,  kryden 
oder  rötelstein  gemacht  [um  seinen  Genossen  Zeichen 
zu  geben].  War  er  o.  gangen,  macht  er  ein  strich  o., 
gieng  er  abhin,  macht  er  ein  strich  nidt  sich.'  1528, 
ZWtb.  (Kriminalakten).  ,[N.  sagt,  es]  syge  im  nytt 
anzeigendt  [!],  dass  er  das  wasser  in  dem  acher  han 
müesse  und  darin  louffen  solle,  und  lige  der  acher 
ob  dem  wasser  und  nytt  darunder,  und  er  meine  wol, 
es  syge  statt-  und  lantzrecht,  dass  man  ein  wasser 
nytzich  richten  solle  und  nyd  o.'  1543,  ZBül.  , Einer 
ist  o.,  der  ander  nidsich  glautfen,  gnad  und  abloss 
siner  sünden  zuo  erwerben.'  LLav.  1569.  ,[Beim  Schrei- 
ben soll  man  auf  die  Proportion  der  Buchstaben  ach- 
ten] dise  meinung  hat  es  auch  mit  den  linien  und 
langlechtigen  buchstaben,  deren  etlich  o.  fürgand, 
etlich  nidsich  under  die  lini.'  F  Schulordn.  1577.  .Un- 
sere Augen  nicht  allein  nidsich  auff  die  Erden  zu 
werffen,  sondern  auch  o.  gegen  dem  Himmel  zu  wenden.- 
JMüll.  1665.  ,Es  ist  in  diser  Gegend  oftmahlen  lustig 
zu  sehen,  wie  auf  dem  See  die  Schiffe  in  vollem  Lauft' 
zu  einer  Zeit  gegen  und  neben  einander  vorbei  seglen ; 
wann  aber  die  einte  Partei  ein  wenig  bas  obsich,  die 
andere  aber  nidsich  bis  zu  dem  Rossbach  kommet, 
müssen  alsdann  beide  Teile  wegen  starken  Gegen- 
winds die  Segel  widerum  abhin  lassen.'  JEschkr  1692. 
S.  noch  ring  (Bd  VI  1003);  ritten  (ebd.  1808);  innert- 
sich.  —  2)  in  enger  Verbindung,  o.  und  (oder)  nidsi1*. 
In  der  leb.  MA.  bes.  häufig  in  Ausdrücken  für  Er- 
brechen und  Durchfall.  Er  mues*  Alls  grad  wider 
herge",  o.  und  n.  Aa;  Z.  O.  und  n.  isch-es  g'gange". 
,allg.'  Es  göt  (Alls)  o.  und  n.  bi-n-im  Aa;  Bs;  Sch. 
Es  ist  o.  und  n.  vun-em;  er  hat  o.  und  n.  g'gi"  Gr 
(Tsch.).  ,[Der  Koch  des  französischen  Gesandten  soll 
gesagt  haben,  wenn  er  bei  dem  Auflauf  gewesen  wäre, 
so  hätte  er]  dene"  Krützsackere"  welle"  e"  Marmelade" 
a"richte",  dass  si  längs  Stück  nit  g'wiisst  hätte",  well-si 
o.  oder  nidsig.  Gotth.  's  nimmt-en  nidsicH  und  o.,  er  muss 
erbrechen  und  hat  Durchfall  Sch  (Sulger);  Z  (LTobler). 
Er  het  mües'e"  o.  und  nidsich  (l")rie",  hat  Brech-  und 
Abführmittel  einnehmen  müssen  Z  (auch  ltDän.);  vgl. 
Sp.  153  u.  ,[üer  Lisibueb  hatte  den  Advokaten,  den  er 
als  Herr  Dokter  hatte  anreden  hören,  um  eine  La- 
xieri"g  ersucht;  dieser]  machte  seinem  Patienten  klar, 
dass  er  nicht  einer  von  denen  sei,  welche  o.  und  nid- 
sich  die  Leute  unter  den  Boden  bringen.'  Obw  Blätter 
1899.  An  einer  Landsgemeinde  in  Altdorf  standen 
sich  bei  der  Wahl  des  Landesphysikus  zwei  Bewerber 
gegenüber,  ein  studierter  Arzt  und  der  Scharfrichter 
von  Uri.  Um  dem  Arzte  zum  Siege  zu  verhelfen, 
richtete  der  Landammann  an  die  Landsgemeinde  die 
Witzfrage:  Stimmt  ihr  Demjenigen,  der  hinderst''1  und 
firsich  gi''d  oder  Dem,  der  öbsi'h  und  nidsich  gif'd?  AfV. 


,Er  soll  das  schwyn  lassen  loufen  weder  es  will,  o. 
oder  nidsich.'  ZBrütt.  Offn.  ,Auch  alle  dieweil  sy  [die 
Schiffleute]  uff  dem  geferdt  sein,  usswendig  der  statt, 
o.  oder  nidsich,  so  sollen  sy  in  gemeinschaft  zeren.' 
1401,  JVetter  1864.  ,N.  d[icit]  dass  er  ze  Basserstorff 
und  da  umb  in  den  dörffern  der  gesellen  knecht  was 
und  wandlot  mit  inen  o.  und  nidsich.'  1412,  Z  RB. 
.Welcher  burger  unser  statt  wil  faren  sin  kouffs  old 
ander  siner  gescheften  halb,  es  sei  o.  old  nid  sich, 
das  der  uff  sin  recht  varen  mag.'  um  1480,  L  StR. 
,Es  regnet ...  so  bharlich,  dass  die  wasser  aufgiengend, 
dass  niemand  durch  das  dorf  noch  nidtsich  noch  o. 
wandlen  mocht.'  Val.Tschddi  1533.  ,0.  und  nidsich, 
sursum  deorsum.'  Pris.;  Mal.  ,Der  Gatter  solle... 
hinweg  getan  werden,  damit  das  Vieh  o.  und  nidsich 
synen  ...  Durchgang  haben  möge.'  1660,  aZoll.  1899. 
,Beinebets  berichte  den  Herren,  dass  euwer  Churer- 
bot,  Corode  genannt,  vil  Ohngelegenheiten  in  nidsich 
und  o.  gehnden  Schriben  verursachet.'  1672,  Gl  Brief. 
,Wo  wilt  du  hin?  wilt  du  deine  Seele  o.  oder  nidsich 
schicken?'  JMeyer  1694.  Ähnlich  mit  undersich.  dar- 
nach soll  man  sy  [Hühnerhöfe]  mit  blätteren  abteilen, 
die  o.  vier  und  undersich  siben  schuoch  frei  habind.' 
Vogelb.  1557.  ,Darz wüschen  sitzt  Magdalena  trurig 
by  irem  spil,  süfzet,  sinnt,  sieht  ein  wyl  o.,  dann 
undersich.' RCys. (Bühnenanweisung).  ,Was  überbleibt 
vom  Huss  Juda,  wirdt  füiter  wurzlen  über  sich  [). 
, undersich'],  o.  Frucht  tragen  felligklich.'  GGotth. 
1619.  Neben  einer  andern  Ortsangabe;  bes.  häufig 
in  Grenzbestimmungen.  ,Von  dem  selben  brunnen  o. 
die  schlechti  durch  den  grünt  uff  unz  . . .'  1336/1437,  B 
Ratsurk.  ,Das  rieft  stosst  . . .  opsich  an  den  weg  zur 
schürtannen.'  1510,  GUzn.;  vgl.  ebd.:  ,Ain  riett  ... 
stosst  uffhin  an  Störis  guott.'  ,[Im  April]  komen 
noch  groser  werme  und  schönner  tag  schnei  und  grosz 
ryffen  mit  grimer  kelte  und  gefrist,  dasz  alle  reben 
um  Basel,  im  Elsetz,  Briszgouw,  Sungow  nydsich  und 
o.  erfruren  wit  und  breidt.'  1538,  Bs  Chr.  ,In  allen 
landen,  do  reben  gepflanzt  woren,  o.  und  nydsich,  im 
Elsasz  und  allendthalben.'  1539,  ebd.  ,In  dem  1541. 
jor  kam  ein  groser  sterben  in  allem  dütschen  landt 
nydsich  und  o.  und  ouch  an  etlichen  ortten  im  Welsch- 
landt,  im  nydren  und  obren  Elsasz.'  ebd.  ,[Die  Grenze 
verläuft]  dem  Aawasser  nach  uffhin  ...  und  o.  an  die 
hechen  flue  ...'  1568,  AKüchler  1895.  .[Eine  Hofstatt] 
stost  nitsich  an  die  Landstrass,  einhalb  an  die  Schür- 
matt,  o.  an  Büel,  andersits  an  daz  Bächli.'  1616,  Uw 
Sachs.  ,Am  15.  Mai  fiel  in  und  umb  Basel,  o.  biss  an 
obern  undnideren  Hauwenstein  .. .  nitsich  fast  in  ganz 
Teutschland  ein  mechtiger  Reiff.'  1635,  Bs  TB.  1862. 
, Raben,  stossen  o.  an...,  nidsich  an...'  1672,  aZoll. 
1899.  ,Das  Füri  stosset  nid  sich  an  das  Awasser,  o. 
an  Gerschni,  für  sich  an  langen  Zug,  hinder  sich  an 
Löuwibach.'  1678,  UwE.  (ZfsR.).  ,Im  übrigen  ist  der 
Marsch  o.  gegen  Toggenburg  gegangen.'  Pfaffenkrieg 
1712.  ,30  Klafter  von  der  Schattorfer  Bruggen  o. 
Schattorfer  seits  solle  die  oberkeitliche  Wöhri  gemacht 
und  erhalten  werden.'  1769/82,  U.  ,Wir  stiegen  eine 
Stunde  in  gerader  Richtung  o.  über  Klippen  und  Gras- 
schnüre.' 1782,  oO.  0.  üf  s.  Bd  I  122;  auch  SchSL 
(Sulger).  's  Wetter  het  o.  üf  Alles  verschlage".  ,Und 
ist  also  ein  (,an')  ganzer  landssturm  ussgangen  o.  uff 
in  das  Thurgö(w)  und  nidt  sich  (,nider  sich')  ab  in 
unser  (,der  von  Zürich')  land(t)schaft.'  Z  Verantw. 
1525;    Kessl.     ,Die  secktrager   sollen   ein  schiff  nach 


Km 


Sacb,  such,  sich,  soch,  such 


dem  anderen  o.  nf  fertigen.'  1581,  Z  Zollbuch.  ".  ufe" 
fuehe",  -hin),  in  die  Höhe  B;  F.  Est  chunnt-mer  afe" 
uf  den  Atem  o.  uehi"  BG.  ,0.  anffhin,  in  die  höhe, 
sursum  versuiu  aut  versus.'  Fris.;  Mal.  ,Nach  o.': 
.[Der  Geist  Christi]  ist  ...  ein  Feur,  das  jederzeit 
nach  o.  helltet'  JJUlr.  1718;  ähnlich  ebd.  113.  Mit 
Akk.  der  Erstreekung  (wie  .bergauf',  ,den  Berg  hinauf'). 
,Die  gesellschaft  der  schLflüttenzunft  in  unser  statt,  so 
das  wasser  o.  varent.'  1433,  Z  StB.  ,Ich  bin  so  hurtig 
und  behend,  das  ich  gern  o.  lütt'  die  wend.'  VBoltz 
1551.  S.  noch  Bis  (Bd  IV  1683).  Mit  Massangabe: 
,Wie  weit  wollt  ihr  die  Statt  o.  han?'  Myricäus  1630; 
vgl.  recht  (Bd  VI  214).  —  2.  Obsi<h  f.  AaF.  (Hürbin), 
n.  AaWoIiI.,  Brechmittel  AaF.  (Hürbin),  Wohl.;  Gl; 
ZWthur. 

Vgl.  Gr.  WK.  VII  1048,  dazu  Martin-Lieuh.  II  322.  Da 
ul:  den  Dat.  verlangt,  kann  die  Verbinduug  mit  dem  acc. 
si(eh)  nicht  urspr.,  sondern  muss  eine  Analogiebildung  nach 
Fällen  wie  über-,  für-ri(ch)  usw.  sein,  in  denen  ri(ch)  für 
das  Sprachgefühl  zu  einer  Art  richtungsbestimmenden  Suffixes 
geworden  war;  Entsprechendes  gilt  von  ab-suh,  n,n-u,l,  ua. 
Die  Form  obzi'*  viel],  in  Analogie  zu  (freilich  für  F  nicht 
belegtem)  füretsich,  hindert»ich,  nebe"lsich.  Zu  dem  auffälligen 
osich  usw.  vgl.  die  ähnliche  Behandlung  des  6  in  ob-hin  (Bd 
II  1323)  und  ab-hin  (ebd.  1319/21).  2  ist  Abkürzung  aus 
O.-Puryaz,  das  n.   nach   Mitlei,    Trank  udgl. 

über-ob-si"*:  das  unterste  zuoberst  ZDättl.  Er 
hat  Alls  überobsich  g'macht,  in  Unordnung  gebracht. 
—  embr-osi>:  hinauf  BAd.  (KWMüller  1848).  Embrin 
i"  Grund  ist  nät  [nicht]  e"  Stund,  e.  aber  en  gueti. 

under-  (unter-,  unner-J ob -sich  Aa  (in  Zein.  umdr- 
obsi''');  Bs  (nach  einer  Angabe  umdrobsich) ;  G;  Scb; 
Schw;  Tb;  Z,  -sig  BsL.;  B  (Id.  B);  S  (in  G.  auch 
untersobsig),  z'under-ob-sich  Aa;  Ap;  Bs;  B;  GRHe. 
(Tsch.  311);  G;  Schw;  Th;  Uw;  U;  Z,  -»«*  Gr;  W, 
vereinzelt  auch  (mehr  scherzh.V)  in  Tu;  Z,  -sig 
BsBub.;  GBuchs,  We.:  Adv.  und  präd.  Adj.  1.  eig., 
das  untere  nach  oben  gekehrt,  allg. ;  von  Sachen  (zB. 
von  Gelassen)  und  Personen  (kopfüber).  (Z'j  u.  falle", 
tröle"  (s.  Eis  III 3  Bd  VI  1357),  g'hie"  (s.  Ge-rechtig- 
keit  7  a  Bd  VI  234),  chere",  mache"  (s.  Gallen-Chratten 
Bd  1H  874),  rüere",  stelle",  werffe";  ligge",  si",  stä"; 
ha",  hebe",  verkehrt  in  der  Hand  halten.  Er  macht 
Alls  fz'J  u.,  drunter  und  drüber.  Früecher  hei"-si-em 
's  Garte"hägli  fast  u.  g'macht  teege"  sine"  Chapezinerle" . 
BWvss  1863.  Wo  nu  die  Stadt  [Basel  infolge  des 
Erdbebens]  z'u.  isch  g'lege".  Firm.  ,Er  hab  ein  wyss 
krüz  ingehan,  das  des  herzogen  [von  Savoyen]  zeichen 
sig,  und  heig  das  u.  kert,  domit  er  den  herzog  und 
sin  wapen  geschmächt'  1529,  Strickl.  ,[N.  habe]  die 
überigen  fünft'  [gestohlenen  Käse]  an  der  Schifflendy 
under  ein  vass,  das  u.  gestanden,  verborgen.'  1561, 
Z  RB.  .Evertere,  u.  keeren,  unibwerft'en;  inversus,  u. 
gekeert,  umbkeert,  lätz;  omnia  miscere,  alles  u.  kee- 
ren; vertere  crateras,  u.  keeren.'  Fris.;  Mal.  ,[Ein 
Durstiger  wünscht,  dass  Einer]  mir  ein  stifel  voll 
jetzt  brächt;  wollt  ihn  fein  u.  kehren.'  GGotth.  1599. 
,Die  Arzet,  damit  si  den  [vergifteten]  Keiser  bi  dem 
Leben  erhalten  möchtind,  bruchtend  si  die  usser- 
sten  Mittel,  staltend  in  undersobsich  uf  den  Kopf  und 
reiztend  in  zum  Erbrechen.'  JJRüeger  1606.  ,Es  er- 
huob  sich  ein  sölich  Gelöüff  in  der  Statt  . . .  dass  man 
oftermals  vermeint  hat,  es  well  Alls  u.  gan.'  1607,  Ard. 
1572/1614.  ,[Nach  der  Villmerger  Schlacht  fanden 
die  Sieger]  alle  die  übrigen  Stuck,  welche  unter  ob 
sich  geworfen  waren  und  die  Räder  davon  gezogen ...' 


1656,  Arg.  ,1128  kehrte  ein  Erdbidem  ...  vil  Dörtt'er 
u.'  FrHaffner  1666.  —  2.  übertr.  a)  von  verdorbenen 
Getränken.  Der  Wi"  ist  it.  g'heit,  Essig  geworden 
Sch;  Z.  D'  Milch  isch-mer  z'u.  g'heit,  sauer  geworden 
Z.  —  b)  von  Personen  a)  fallit  W;  Z.  Das  macht 
Kei"s  z'u.,  das  bringt  Niemand  in  Konkurs,  kostet 
kein  Kapital  Z  (Dan.).  '/,'  u.  ga",  in  Konkurs  oder 
übh.  in  schlimme  Verhältnisse  geraten  W.  Uf  sottigi 
Art  müos'  d's  Hüs  z'u.  gä".  —  ß)  mit  einander  z'u. 
cho",  uneins  werden  URealp.  —  y)  verwirrt,  verstört, 
verrückt  Ap;  Bs;  Sch;  Z.  (Z')u.si",  icerde",  Jmd  (z'Ju. 
mache"  uä.  D'  Liebi  hät-en  u.  g'macht  ScHSt.  (Sulger). 
,Das  Bünddelibäbeli,  die  alte  Näherin,  klagte  etwa 
genug,  die  Leute  machten  es  fast  u.  mit  ihrem  Tribe- 
lieren.'  Breitenst.  1860.  Auch  adj.:  En  underobsigi, 
,eine  umgekehrte'  S  (Dan.).  —  Vgl.  z  under-oben  (Bd  I 
50);  Under-ßtr  (ebd.  963/5),  sowie  Martiu-Lienh.  I  1.  II 
322.     Das  innere  »  durch  Apokope  aus  -si'1'. 

dur^-ob-si"*:  =  durch -üf  (Bd  I  122)  Gl.  Vum 
Banhof  z'  Glaris  bin-i0''  gleitig  d.  CStreiff  1907. 

under-üb-sic*:  =  under-ob-sich  ThHw.  —  Kreuzung 
von   under-ub-eich   mit  under-iiber-ei'h. 

üb  er  (bzw.  ö-,  i-)-si'h,  in  Atöbe(rjsieh,  in  GBem.M&e"'- 
sieh:  gerade  aufwärts,  nach  oben;  also  in  engerer  Bed. 
als  ob-sich  (über  den  Bed.-Unterschied  s.  auch  TTobler 
344  a).  Wer  ü.  haut,  dem  falle"d  SpÖ"  i"  d'  Auge", 
Sprw.,  lehne  dich  gegen  Mächtige  nicht  auf  ScHSt. 
(Sulger).  ,[Wer  nicht  die  hl.  Schrift  studiert,  dem] 
hilft  es  nüt,  ob  du  schon  tusend  büecher  schribist; 
dann  ob  du  glych  vil  menschlicher  leer  härfür  bringst, 
wirst  du  nüt  anders  tuon  dann  ü.  gegen  dem  himel 
spüwen:  dann  es  wirt  alles  wider  uff  dich  Valien.' 
Zwingli.  ,Das  für,  wo  es  nit  mit  dem  luft  ...  läbendig 
gemacht  wurde,  möchte  es  ü.  nit  flacken  noch  be- 
wegt werden.'  LJdi>  1531.  ,Die  tier  die  fallend  nider 
uff  vier  füess;  der  mensch  aber  Staat  ü.  ufgerichtet 
uff  zweyen  ...'  ebd.  ,So  es  [das  Kamel]  widertöuwet 
ü.,  und  aber  den  fuoss  nit  ganz  spaltet,  sol  es  euch 
unrein  sein.'  1530/48,  III.  Mos.;  vgl.  obsich.  .[Jesus:]- 
doch  wird  ich  ouch  vom  tod  erston  und  ü.  gen  himel 
gnon.'  Funk.  1552.  .Doch  zoch  ich  mich  wider  ü.  von 
einer  würzen  zuo  der  andren.'  ThPlatter  1572.  .Doch 
gehet  hiemit  der  böse  geschmack  u.  hinweg.'  HPant. 
1578.  ,[Die]  metallische  art  in  disen  wassern  ...  wirt 
durch  das  fewr  und  das  u.  dempffen  verzeret.'  ebd. 
, [Endlich  sahen  wir  noch  einen  andern  ,züsler  oder 
füvvrigen  mann']  der  erbran  gächling  uff  mit  dem 
grössten  füwr.  Bald  fuor  er  ü.  in  den  luft  mit  krum- 
mem schwung  wie  die  rasen,  bald  Hess  er  sich  wider 
hinab.'  RCvs.  ,Diss  Ländlein  erzeucht  sich  von  des 
Sees  Bortgeländ  lieblich  ü.  biss  in  die  höchsten  Spitzen 
des  Gebirgs.'  Gdler  1616.  ,Mein  Geist  in  Frewd  er- 
schwinge sich  zum  höchsten  Gott  ganz  u.'  1622,  GRPr. 
Lied.  ,Was  man  in  der  Kuchen  brennen  will,  muss 
Alles  von  der  Tiefe  bei  der  Seiten  des  Bergs  u. 
auf  Rossen  gesauinet  werden.1  Guler  1625.  ,Je  mehr 
man  ihn  [den  Palmenbaum]  beschwärt,  je  mehr  er  ü. 
truckt.'  F Wyss  1677.  .Diesen  Saamen  ...  steckt  man 
in  ein  gutes  mürbes  . . .  Erdrich  ...  3  Zoll  tieff,  der 
Spitz  sol  ü.  sehen.'  JCSulzer  1772.  ,[Es  werden  ver- 
boten |  alle  Spitze  von  Leinwand  und  Seiden  ...  Nur 
allein  mögen  die  Weibspersonen  ihren  Kopfgerust  mit 
einem  weissfädenen  Spitz,  und  ohne  dass  von  dem 
Spitz  etwas  herunter  hange  oder  ü.  hinauf  geheftet 
seye,  einfach  besetzen.'  1779.  Z  Mand.  S.  noch  Blatt  4  m 


I.MI 


Sach,  sech,  sich,  socli,  such 


Bd  V  181);  Broder  (ebd.  410);  riechenäb  (Bd  VI  170); 
richten  7  b  (ebd.  394);  Buet  (ebd.  1818  o.).  übersi'h 
laxiere",  ü.  ne",  ein  Brechmittel  einnehmen;  s.  Bd  III 
1546  und  vgl.  Bd  IV  726.  ,Um  diese  Zeit  gieng  ein 
grosser  Knollen  verstocktes  Blut  ü.  von  ihm.'  1756, 
Z  Nachr.  In  Verbindung  mit  ,umb-,  under-sich.'  .Urab- 
und  übersieb.'  .Das  haupt  mit  einem  schlechten, 
schwarzen,  umb-  und  übersieb  gelitzten  käppiein  be- 
deckt.' 1544,  Gfd.  Under-sich  (nid-sich)  und  ü.  1)  in 
loser  Gegenüberstellung.  ,Stoss  den  Hals  des  Gefesses 
in  das  Mundloch  des  anderen  Gefesses,  als  dass  das 
Gefess,  darin  die  Rosen  sind,  übersieh  sehe,  das  ander 
undersich.'  JELandenb.  1608.  ,[Der  an  der  Wut  er- 
krankte Hund]  lasst  Kopf,  Ohr  und  Schwanz  sinken; 
das  letztere  fallt  besonders  in  die  Augen,  weil  bei 
gesunden  Hunden  der  Schwanz  allezeit  ü.  gekrümmt 
ist;  hier  hingegen  sich  zwischen  die  hintern  Schenkel 
nidsich  biegt.'  1783,  Z  Mand.  ,Stells  14  Tag  an  die 
Sonnen,  und  wanns  die  Sonn  ü.  treibt,  so  trucks  mit 
einem  Stäcklein  under  sich.'  altes  Arzneib.  ,Den  Wasen 
umgekehrt,  das  Gras  unter  sich  und  die  Erde  über- 
seich.' 1825,  HZabler  1898.  —  2)  in  engerer  Ver- 
bindung. Es  ist  Alls  undersich  und  ü.  g'chert  GF.,  G. 
[Der  verlorne  Sohn]  seit:  wie  Mänge';  die  bi  ml'"m 
Vater  uff'  de"  Tagme"  gend,  händ  untersich  und  ibersich 
g'nuio*>.  Dial.  (Ndw).  Under-  und  übersi'h,  Alles  durch- 
einander U.  ,Dass  auch  in  der  Polizei  und  weltlichen 
Regierung  keine  Justitia  gehalten,  sonder  Alles  über- 
und  undersich  gange.'  Gr  Ber.  1621.  ,Muss  unsere 
Regierung  auf  einmal  unter-  und  übersieh  geworfen, 
wenn  nicht  ganz  vernichtet  werden?'  1764,  L  (Rats- 
rede). Häufig  von  Durchfall  und  Erbrechen.  Er  löt 
ü.  und  undersich  lo"  gö".  allg.  Der  Dolter  hät-em  e" 
schärft  Guttere"  g'g'e",  si  hät-e"  undeschi  und  übe'schi 
g'no"  GBern.  Der  Dokter  het-em  undersich  und  ü.  g'gi" 
GF.,G.   —   Vgl.   Martin-Lienb.  I  9.   II  322. 

under-  (unter-,  unner-J  über -sich  Sch;  Z  (Spillm.), 
■s"ich  Ap  (auch  unders-);  G  (so  T.,  in  Rh.  unders-), 
z'  under -über-si°h  G  (so  W.),  -st«*  Ap;  GA.,Ta.  fz' un- 
ders-), We.;  niTH  (auch  z' unders-);  ZO.:  =  (z)under-ob- 
sich.  Etw.  (z)  u.  mache",  chere",  stelle"  uä.  Du  machst 
jo  Alls  iz)  u.  So  en  Schitss-chopf  rieht  bim  Hagel  Alls 
z'u.ZÜ.  hmlz'u.  schlah".  ebd.  Etw.  (zB.  eine  Tanse) 
u.  träge".  ,Man  stellt  den  Besen  unter  übersieh,  von 
wegen  der  Hexen.'  Sprww.  1824.  ,[N.  von  Affoltern 
habe]  als  verschiner  tagen  der  ein  münsterturm  allhie 
uss  verhengknuss  Gottes  verbrunnen,  . . .  geredt,  das 
ime  nit  leid,  das  der  selbig  turn  verbrunnen,  sonders 
er  weite,  das  das  münster  gar  verbrunnen  und  die 
statt  under  übersieh  kert  were.'  1572,  Z  RB.  ,Petrus 
ist  u.  an  ein  erütz  gnaglet.'  LLav.  1577 ;  ähnlich  J Wirz 
1650.  ,Wenn  es  sich  ansehen  lasst.  als  ob  es  alles  u. 
gon  müess,  sollend  wir  uns  darmit  trösten,  dass  Gott 
selbs  unser  schutzherr  ist.'  ebd.  1582;  ähnlich  1583. 
,N.  habe  ein  wösch  helffen  u.  werften  und  von  söl- 
licheni  blunder  12  lynlachen  ...  verstollen.'  1596,  Z 
RB.  , Kehr  das  Glas  u.'  JRLandenb.  1608.  ,Und  gieng 
im  ganzen  Herzogtumb  Alles  unter  übersieb.'  Gcler 
1616.  , Eigner  Nutz,  innerlicher  Zwytracht  ...  ver- 
wirrend und  kberend  u.  alle  Rych.'  Helmlin  1623. 
,[Es  wird  gefragt]  was  er  für  ein  Ursach  fürgewent, 
das  er  den  Tisch  sambd  den  Spyssen  u.  gekehrt.' 
1636,  Z.  ,[Die  plündernden  Soldaten  haben]  alles  u. 
geworfen,  Kästen  ungeschlagen  . . .'  1656,  Z.  ,Wäre 
es   ein  Wunder,   wann  Gott  der  Herr   schon    langest 


uns  u.  gekehrt  hätte'?'  JMüller  1666.  ,Gott  ist  . . . 
umgeben  mit  vil  tausend  Englen,  deren  einer  allein 
gnugsam  were,  ein  ganzes  Land  u.  zu  kehren.'  FWyss 
1677.  .Andere  ziehen  ihn  [den  ,Werz  oder  Kohl']  aus 
und  stürzen  ihn  u.  auf  die  Hausdächer.'  EKönig  1706. 
.Gehet  in  der  Welt  Alles  gleichsam  u.,  fangen  Berg 
an  weichen  und  Hügel  wanken  ...'  JJUlr.  1718;  noch 
mehrfach.  ,Da  tut  ein  jeder,  was  er  will,  bis  es  zu- 
letst  Alles  unter  über  sich  geht.'  Lindinner  1733. 
.Man  stecket  einen  Stecken  in  die  Erde,  halb  Schuh 
hoch  darüber;  deckt  man  ein  Gefäss  unter  übersieh, 
dass  sein  Rand  nahe  an  die  Erden  komme,  so  ver- 
sanden die  Nacht  durch  sich  sehr  viele  [Erdflöhe]  in 
den  Topf.'  JCSdlzer  1772.  S.  noch  Be-ruef  2  (Bd  VI 
688).  —  dar-über-si'c/j.  Drundersi'''  und  drübersich 
kommen  LSemp. 

uf-sich:  =  ob-sich.  's  Här  muoss  [nach  der  neuen 
Mode]  ufsich  stä",  wie  d'  Federen  am  Güggelhanen. 
LE.  Hirsmontagspruch. 

ufet-sic*:  aufwärts  B  (Dan.).  —  Vgl.  fönt-tich  mit 
Aum. 

umb-sicÄ:  ringsum,  im  Umfang.  .Die  sul  ist  so 
gross  u.,  das  ein  man  sy  nit  mag  umbfachen.'  Hs 
Schürpp  1497.  .Paryss  wie  wydt  das  u.  ist,  das  sag 
ich  euch  on  argen  list.'  Bletz  1536.  .Dactylis,  Wein- 
reben eines  fingers  gross  u.'  Fris.  .Der  Kessel  haltet 
obenher  im  Zirkel  20  Spannen  u.'  HPant.  1578.  S.  noch 
zer-kerfen  (Bd  III  460);  über-sich.  —  a'-si'";  das 
Ruder,  Steuer  an  sich,  gegen  sicli  ziehend,  stossend, 
dann  auch  geradezu  für  links,  Ausdruck  der  Fischer 
und  Schiffer  auf  dem  Rhein  und  Bodensee  Sch;  Tb. 
Gegs.  von-sich;  vgl.  hast,  hott  (Bd  II  1766.  1771).  Heb 
a.!  ScnSt.  (Sulger).  Der  Würt,  e"  schnagers,  runzeligs 
Manndli,  mit-eme"  richtige"  Stür  im  G'sicht  [gemeint 
ist  die  Nase],  won-er  vu"sich  und  a.  tuet  drucke"  g'ad 
wie  der  Schiffme",  aber  a"statt  am  Schunbel  mit-eme" 
Brise"  im  Tüme".  ONäg.  1898  (G.).  Denn  [zum  Ein- 
ziehn  des  Netzes]  heisst  's:  Alli  Manne"  her!  acht 
vu"sich  und  grad  soi>el  a.  risse'd  uf  bede"  Siten  am 
Tuech,  so  vil  si  nu"  Chraft 'händ.  ebd.  —  innent-stc* 
L  (Nachr.  1865),  in  AAZein.,  lt  Hürbin;  B  innert-,  in 
BGr.  indert-:  einwärts.  Die  Suppe  habe  gemacht,  dass 
zum  Glück  Alles  obsig  cho"  sig;  hätt  's  es  nidsig  'tribe", 
so  dass  die  ganzi  Chrankheit  hätt  dür'h-se  dürche" 
müesse",  es  hätt  vil  z'  bös  chönne"  gä",  es  hätt-sech  i. 
ganz  chönne"  füle".  B  Sonntagspost  1868.  Nicht  lange, 
so  dreht  sich  die  innder  Tir  indertsich,  die  üsser  ussert- 
sich  üf.  Bärnd.  1908  (BGr.).  Einen  Ast  i.  gege"-m  Stamm 
absage"  L  Nachr.  1865. 

u  n  d e  r - si'h,  in  Ndw  undirsi''',  in  Ap  onde(r)-,  in 
GBern.  undersieh,  in  PPo.  untersich:  abwärts,  nach 
unten  Aa ;  Ap;  GuChur;  PPo.;  GBern.;  ScHSt.;NDw; 
Z  (Dan.).  A.:  Du  tuest  ja  nach  wachse".  B.:  Ja,  u. 
icie  de''  Chiieschwanz.  Daniker.  ,Lege  den  Verwundten 
statt  und  henk  nicht  unter  sich  das  Glied,  daran  er 
wund  ist,  es  geschwilt  im  sonst.'  FWürz  1612.  ,üie 
andern  zween  Finger,  so  die  letzten  an  der  Hand,  die 
neigt  er  [der  Schwörende]  unter  sich.'  1613,  JLüscber 
1898.  .Alsbald  senket  sich  das  Tal  gehe  [jäh]  unter- 
sich.' Guler  1616;  .undersich.'  ebd.  1625.  .[Die  Melone] 
stecket  das  spitzige  Teil  des  Kerns  u.'  EKönig  1706. 
S.  noch  Butz  (Bd  IV  2005);  Chnaben-Brünzel  (Bd  V 
770);  ob-,  über-sich.  ,Ondersich  luege",  abwärts  (gleich- 
sam unterlings)  sehn  (wenn  man  nicht  aufschauen 
darf)'   Ap  (TTobler).     .Sächt  u.,    nit   sacht    so    ferr 


Sach,  sech,  sich,  socli,  such 


Daniel  im  Baalstcmpel  zum  König  und  seinen  Be- 
gleitern. SBirk  1535.  ,Die  heiden  sagend,  darunib 
sähe  der  mensch  nit  u.  wie  das  vych,  sonder  Gott 
habe  in  darumb  auffgericbt,  dass  er  den  himmel  und 
das  gestirn  beschouwe.'  LLav.  1582.  Von  Durchfall, 
unwillkürlicher  Entleerung  bei  Sehwächezuständen; 
vgl.  übersieh.  U.  laxiere";  s.  Bd  III  1546.  Alls  u. 
mache"  Z.  Es  ned  [nimmt]-ew  onde(r)sirh  Ap;  GBern. 
Es  ist -ein  Alles  u.  g'  gange"  GitChur.  (Alls)  u.  gä"  lä" 
Aa;  GRÜhur;  GMs;  Ndw;  Z.  ,So  man  den  Unrat  s. 
h.  undersich  lauffen  lasst.'  Hauptweh  1690.  S.  noch 
Bläst  (Bd  V  104).  Anders:  ,Man  vermeint  [bei  einem 
Erdbeben],  es  wurde  Alles  untersieb,  gan.'  1621,  Ndw. 
,U.  müessen':  ,Gibs  [einen  Trank]  dem  Kind  zu  trin- 
ken, so  steigt  ihm  kein  Wurm  auf,  sie  müssen  alle  u.' 
Arzneib.  XVIII.  ,U.  tretten,  werfen.'  ,[Die  Zürcher 
Heiligen  rieten  dem  Volk]  das  si  die  üppigen  abgött 
u.  trätint  und  den  gewaren  Gott  allein  anbettotind.' 
Z  Chr.  XV.  ,Do  schlüege  inn  der  N.  und  wurffe  inn 
u.'  1453,  ZRB.  Neben  einer  andern  Richtungsbestim- 
mung. Untersi'''  i"  d's  Berggüet  PPo.  In  der  Graf- 
schalt Toggenburg  und  bei  andern  Nachbarn  (,under 
sich  ab')  sei  diese  Freiheit  auch.  1525,  Absoh.  ,Das 
Gewachs  mit  einem  Stuck  Späck  oder  Schweinenfett 
unter  sich  herab  drei  oder  vier  MaJil  überfahren.' 
HZahler  1898.  — dar-under  drundersich;  s.  dar-über- 
sich.  —   Vgl.   Martiu-Lienh.  II  322. 

ussert-:  nach  aussen  BGr.;  s.  innert-sich.  —  vo°-, 
in  Sch;  THErm.  vu"-:  von  sich  weg.  1)  als  Gegs.  zu 
an-sich,  auch  in  der  Bed.  rechts  Sch;  Tu  am  Rhein 
und  Bodensee.  —  2)  nach  rechts,  Zuruf  an  das  Vieh 
beim  Pflügen  THKressibuch;  Gegs.  her. 

iüv-sich  PGr.  (firsich),  -sich  BSi.;  Gr  (Tsch.),  für- 
sich  bzw.  för-,  fir-  Aa;  Bs;  B  tw.,  so  auch  Sa.;  L; 
Sch;  SchwE.;  S;  Tutw.;  UwE.;  Obw;  U;  Z  (über- 
wiegend), -sich  Ap  (auch  fösi);  BSi.;  Gl;  GRMai.,  sG.; 
GA.,  Rorsch.,  SaL.,  oT.  (fürs'e),  Wb.,  W.,  lt  Zahner; 
iuTh,  Mü.;  ZO.,  Sth.  (neben  -rs-),  fürsig  BsL.,  -sig  GWe.; 
W  (fir-):  1.  vorwärts,  räumlich  und  zeitlich  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  PGr.;  G;  Sch;  Schw;  S;  Th;  Uw; 
LT;  Z.  Heß),  f.  e"chlei"!  antreibend  zu  Menschen  oder 
Vieh  Aa  ;  Th.  F. !  rüeft  dö  der  Vatter,  und  höre"d  iez  üf 
mit  dem  Schwätze"!  Müll.,  Jugendschr.  (Z).  Se,  f.! 
händjetz  nid  noch  lang  Mülaffe"  feil!  JRoos  1892.  Mit 
Bewegungsverben  (tw.  in  übertr.  Bed.).  F.  falle" 
1)  eig.  Gr;  GA.;  UwE.  —  2)  uneig.,  von  Erbschaften. 
,Es  erbend  die  nächsten  fründ,  das  erb  falle  hinder- 
sich  oder  f.  oder  näbent  sich.'  1534,  BHa.  ,Das  das 
Gut  allzeit  auf  die  descendente  Linien,  das  ist  f.  fallen 
solle  und  nicht  hindersich.'  Gr  Erbrecht  1831.  F.  fare". 
Mer  wend  nock  Ctcen'g  f.  fare"  [mit  dem  Wagen,  Vieh] 
Th.  Far  mit  den  Oxe"  noch  e"  Tritt  f.!  Gr.  F.  gä" 
s.  Bd  II  33.  Dazu:  1)  eig.;  auch  Aa;  Gr;  Schw;  Th;  Z. 
Jetzt  isch-es  im  Galopp  f.  g'gange"  Aa  (FOschw.). 
Wie-n-er  f.  gout,  se  schiesst -er  an  e"  lange"  Drout. 
MLien.  1906.  ,Daruff  antwurtent  iro  der  G.  und  sin 
wip  gar  nützit,  swigent  und  giengent  damit  f.'  1434, 
Z  RB.  (ähnlich  noch  mehrfach).  ,Redlich  f.  gon,  eilents 
gon,  gradum  proferre;  seinen  wäg  f.  gon,  pergere  iter.' 
Fris.;  Mal.  , Lasst  di  fänli  hurtig  f.  gan!'  Madritiana 
1581.  —  2)  uneig.,  bes.  von  den  ökon.  Verhältnissen; 
auch  Aa;  Ap;  Gl;  L;  Th.  Drum  suech  du  dir  [Sohn]  e" 
settigs  Wib,  das  munter  ist  a"  Sei  und  Lib,  das  's 
Büre"ieirche"  wol  verstät,  dann  lueg,  tvie  's  all  Jär 
fürsich  gut  Z  um  Wth.    ,Es  gat  die  sach  nit  f.,  beeret 

Schweiz   Idiotikon  VII. 


causa,  non  progreditur.'  HBüll.  1558.  ,Wir  lernend, 
wie  gottlosen  lüten  ire  Sachen  nit  allwägen  f.  gan- 
gind.'  LLav.  1583.  F.  cho",  gew.  uneig.,  mit  einer 
Arbeit,  ökonomisch,  in  seiner  Laufbahn  Aa;  Ap;  B; 
Gl;  GrsG.;  L;  GA.;  Tu;  Z.  Esij  chöme"d-mer  nüd  f. ! 
Ermunterung  zur  Eile  beim  Gehen,  bei  einer  Arbeit. 
Will  de"  Fade"  nüd  verzerre",  keini  Masche"  falle"  lä". 
su"st  chünnt-ich  gar  nüd  f.  cho",  beim  Stricken  ZStdt. 
Me"  sü'tt  doch  o'H  all  Jör  e"werig  försich  cho"  ThMü. 
Mit  Zirlimirlimache"  chunt-mer  nüd  f.,  Spnv.  Z. 
,Bei  diesen  Umständen  konnte  ein  Mann  bei  Bewer- 
bung der  Güter,  auch  wenn  er  solche  mit  Fremden 
bearbeiten  musste,  f.  kommen.'  AHöpfn.  1788.  F. 
bringe"  s.  Bd  V  730/1.  ,F.  lauften':  , Daran  sich  N. 
[gemahnt  Halt  zu  machen]  nit  kert  und  iemerdar  f. 
lüfte.'  1469,  Z  RB.  F.  rite"  s.  Bd  VI  1668.  ,Der  gebe 
im  [einem  Reiter]  zuo  antwurt,  das  er  f.  ritte  in  ein 
kuofud.'  1459,  Z  RB.  , Darum  wollen  wir  zwar  nicht 
zurück  reiten,  sondern  die  Pferde  umwenden  und  vor 
sich  reiten.'  GHeid.  1732.  ,F.  schiessen':  ,Macht  euch 
fertig  mit  dem  Fürtritt  im  Gang  gliderwyss  z' laden, 
lasst  die  Musqueten  fürsieb  schiessen,  unter  der  Zünd- 
pfannen fasst  die  Musqueten,  hebt  die  Musqueten  ab 
der  Achsel.'  JHLav.  1659.  ,F.  ziehn.'  ,Als  der  herzog 
weich,  do  zoch  der  küng  von  Frankrich  f.'  1499,  Bs 
Chr.  So  auch  bei  Ansh.  Öppis  f.  zieh"  in  eig.  Bed.  Z. 
Elliptisch:  Me"  muess  eisster  f.  %"  der  Welt  SL.  Mit 
andern  Vben.  F.  hüse"  (Bd  II  1744),  f.  lä"  Z  (Dan.), 
fe»  Chue  e"weng)  f.  ne"  ScHHa.;  Th;  s.  auch  Bd  IV  730. 
.Schwarze  härlin  f.  gekeert,'  Vogelb.  1557.  .Schön  und 
f.  gerichtet  streuss.'  ebd.  ,F.  senken,  fürauss  senken, 
proclinare.'  Fris.;  Mal.  ,Mit  halben  Reyen  rechts 
doppelt  euwer  Glider  f.!'  militär.  Kommando.  JHLav. 

1643.  ,Dise  [die  7.  March]  zeigt  f.  auf  die  8.  March.' 

1644,  ZSchwam.  ,Der  9te  Marchstein  zeiget  strags  f.' 
1692,  Z.  ,Wann  die  Hennen  f.  scharren,  ad  Calendas 
Grsecas,  nunquam.'  Met.  1692;  auch  Sprww.  1824.  S. 
noch  holden  (Bd  II  1180);  rucken  (Bd  VI  850).  F. 
luege"  1)  eig.,  vorwärts  schauen  Id.  B  (,videre  qu;e  ad 
pedes  sunt');  G  (Zahner);  Th;  Z.  Hettist  f.  g'lueget, 
so  wärist  nid  umg'lieit  ZDättl.  ,In  dem  luoget  er  f. 
und  ersach  den  künig  Johans.'  Haijionsk.  1531.  ,Ir 
Esels-Grinden,  lugend  f.  gegen  mir',  ermahnte  1632 
der  Pfarrer  zu  BW'yn.  einige  unaufmerksame  Kirchen- 
besucher. Ev.  Schulblatt  1899.  —  2)  uneig.;  s.  Bd  111 
1222.  Es  löt-si'h  f.  luege"  G  T.,  lt  Zahner.  ,Uns  ist  not 
f.  zuo  luogen.'  1531,  Absch.  ,[N.,  der  ein  Mandat  betr. 
Kornkauf  nicht  befolgt  hat]  solle  fürhin  die  ougen 
bass  uftuon  und  f.  luogen.'  15S5,  Z.  F.  tänlc.  .Wenn 
man  f.  denken  (die  Zukunft  voraussehen)  könnte'  1  . 
,Dass  du  auch  bedenkest  f.  und  nit  lebist  in  Sicher- 
heit.' JDenzl.  1631.  F.  mache-  s.  Bd  IV  32/3  (auch  Aa). 
Dazu:  1)  Etw.  (zB.  Geld)  hervormachen  ZBauma.  Mach 
försicb!  —  2)  weiter-,  fortfahren.  ,0.  [sagt  aus],  dass 
si  beid  mit  einander  karteten,  do  hiesch  der  E.  dem 
H.  1  plaphart,  do  rett  der:  mach  nun  f.,  so  gib  ich 
dir  eins  mit  dem  andern.'  1112,  Z  RB.  ,F.  machen,  yferäg 
arbeiten,  attente  laborare.'  Fms.:  Mal.  , Kr  machet  sin 
ding  f.'  LLav.  1569;  .fuhr  in  seiner  Arbeit  fort.1  1670. 
So  auch  sonst  =  weiter,  in  zeitlichem  S.  ,1'n.l  do  si  [die 
Berner]  die  joche  gesluogen  uf  der  [1.  dem?  den?] 
halbteil  der  Aren,  do  wolt  der  graf  von  Kyburg  nit. 
daz  si  fürer  sluogen  . . .  [aber  die  Berner]  sluogen  die 
bruggen  f.  und  buwten,  so  si  best  mochten.'  Just.  .X. 
spilte  f.  und  wurffe  [seines  Gegners]  schanz  zwurent 

11 


1<;:: 


Sacli,  sech,  sich,  soch,  such 


164 


oder  dristunt.'  1463,  Z  EB.  ,N.  luogt  nit  näbend  sich, 
sonder  schreib  f.'  LLav.  1569;  ,liesse  nicht  ab  vom 
Schreiben.'  1670.  ,Saul  scheusst  nach  David,  der 
weicht  auf  ein  seit  und  schlecht  f.  [die  Harfe].'  Holzw. 
1571.  ,Wo  Einer  anfacht  mäjen,  da  soll  er  f.  mäjen 
und  nit  hin  und  wider  schnitzen.'  U  LB.  1609/1793. 
S.  noch  Bd  II  888  u.  (Beleg  von  1330),  wo  ,für  sich 
haben'  =  weiter  (an  unserm  Standpunkt)  festhalten  zu 
fassen  ist.  Mit  ausgedrücktem  Gegs.  hinder-sich; 
vgl.  auch  Rugg  (Bd  VI  790).  1)  in  loserer  Verbindung, 
Gegenüberstellung.  Wenn  's  nid  f.  göt,  göt  's  hin- 
der(t)-sich  Aa;  Th;  Z.  ,  Wenn 's  nomine''  försich  göd, 
so  göd  's  hendersich.  Allerdings,  es  gibt  keinen  Still- 
stand; entweder  vor-  oder  rückwärts  muss  es.  Be- 
herzigen diess  unsere  ehrenwerten  Stabilen'  Ap  (TTob- 
ler).  Chind,  lueg  fürsich  in  der  Chüche",  nit  hinderst'* ! 
GSa.  S.  noch  hindersich-gän  (Bd  II  33):  bringen  (Bd 
V  731).  ,[Es  ist  bei  der  ärztlichen  Behandlung]  all 
Tag  eher  hingerzi''1  gange"  als  f.'  Gotth.  Der  Tambür- 
major,  wo  so  guet  a's  tvie  f.  cha""  hindertsi'h  lanffe". 
Breitenst.  ,Waz  och  dinkel  in  disem  meigerzehenten 
wirf,  den  sol  ein  keller  samnen,  und  sol  man  davon 
geben,  als  mennigem  hotten  er  daruf  het,  ieklichem 
ze  nacht  ein  garben  f.  stüzzen,  die  anderen  hinder  sich., 
LEmmen  Hofrecht.  ,[N.  sagt  aus]  do  si  den  Kupfersmit 
gefangen  hatten,  do  rett  er  als  hinder  sich;  do  sprach 
mh.  burgermeister:  gang  f.  und  lass  din  tröwen  sin.' 
1396,  Z  RB.  ,Aber  disem  verketten  tüfel  misszetuon, 
was  nütset  ze  vi],  so  ver  im  das  erschroklich  gericht 
Gots  zuo  merer  schand  und  straf  verhängt,  und  dennocht 
sines  muotwillens  so  gebunden  und  onmächtig,  dass 
er  weder  stil  ston  noch  hindersieh  gon  kan  noch  mag 
und  ie  mer  er  f.  flehtet,  ie  tüfer  er  sich  verstökt  und 
ie  näher  zuo  sinem  versinken  zahlet.'  Ansh.  ,Ich  hab 
etwan  an  inen  [einer  Vogelart]  ganz  ungleiche  bein 
gesehen,  also  daz  eins  f.,  das  ander  hindersich  ge- 
wachsen was.'  Vogelb.  1557.  ,Man  muss  etwa  wie  der 
Seiler  f.  drehen  und  hinder  sich  gehen.'  Met.  1692. 
,Ein  stettiges  Pferd  wird  von  vielen  Sporrenstreichen 
nur  desto  weniger  f.,  desto  mehr  hindersich  gehen.' 
SHott.  1702.  ,Der  Kutscher  muss  sein  Vieh  um  an- 
derthalb Häuser  hinter  sich  und  wider  vorsieh  treiben.' 
Sintem.  1759.  S.  noch  oben  (zu  Anfang),  sowie  bogen 
(Bd  IV  1069);  all-be-reit  (Bd  VI  1637).  —  2)  in  engerer 
Verbindung.  Eig.  Die  göt  hindertsich  und  f.,  scherzh. 
von  einer  Uhr  Aa.  Fasch  nie  hindertsi'*  cho"  weder  f., 
in  einem  Gedränge.  JReinh.  1904.  Nit  (nüd)h.  und  n.  f. 
chönne",  zB.  auf  einem  gefährlichen  Wege  Aa;  Ap;  BsL.; 
Gl;  Tb;  Z;  auch  schon  bei  Hosp.  ,Ich  konnte  weder 
f.  noch  hintersieb  kommen.'  UBrägoer.  Jetz,  Chind,  wo- 
n-aus?  Linggs  oder  rechts,  hinderst"''  oder  fürsi'h? 
Stutz.  Das'-men  aber  dörte"  [am  Scbweizertor]  hofelich 
hindersi'h  und  fürsich  cha"",  ist  e"  Cheibe"  Lugt.  Schwzd. 
(GrPi\).  Es  will  nid  hintersig  und  nit  fürsig  BsL. 
Lueg  fürsich  und  hinderst"'",  pass  auf  und  sperre  die 
Augen  auf!  GW.  Mir  händ  fürsi'h  und  hindersi'h 
g'lueget  und  üf passet  wie  d'  Spärbel.  CStreiff  1900. 
.Planeten  lauften  ungeleich,  hinder-  und  fürsich,  stark 
und  weich.'  HRRebm.  1620.  ,Wie  aber  gegenwärtige 
Ordnung  allein  für-  und  nicht  hindersich  sihet...' 
1728,  B.  .Andere  haben  die  Gewohnheit,  dass  sie  im 
Reden  den  Kopf  f.  und  den  Kopf  hindersich  strecken.' 
HKeller  1729.  ,7  schuoh  wit  (breit)  f.  oder  hinder- 
sich' uä.,  häufige  Rechtsformel;  s.  Sp.  51/2.  Uneig. 
[Verschiedene    Weinsorten    in    einem    Weinkeller  der 


Reihe  nach]  h.  ond  f.  probiere"  ScaHa.  Öppis  h.  und 
f.  chönne",  Etw.  völlig  los  haben,  bes.  von  auswendig 
Gelerntem  Aa;  Ap;  GW.;  S;  Th;  Z.  Er  cha""  's  h.  und 
f.  tvie  's  Unservatter  GW.  [In  der  alten  Schule]  het- 
me"  's  Name"büechli  und  's  Chinge"lerbüechli  hingersi'h 
und  f.  uswendig  g'lert.  Schild.  ,H.  und  f.  denken, 
gerade  wie  im  Homer,  Vergangenheit  und  Zukunft  vor 
Augen  haben'  Th  (An.);  darnach  St.»  Vgl.:  ,Mehr 
fürsich  als  hintersich  denken.'  Grimm  1786.  Er  weiss 
nit  hindersi'h  und  fürstch,  weiss  nicht  wo  aus  GW.;  Tb. 
So  han-i'h  i"  dem  Fach  gar  weder  hindersich  noch 
fürs"ich  g'wüsst.  Gl  Volksgespr.  Dazu:  ,Mit  Ville  der 
Kindern  weder  hinder-  noch  fürsich  wüssen.'  1692,  Z. 
.Jetzt  bin  ich  in  einem  Stand,  dass  ich  noch  hinder- 
sich noch  fürsich  weiss.'  Zu  Gespr.  über  die  Irrlehre 
1747.  Anders:  , Alles  wissen,  lt.  und  f.'  L.  ,Du  sollst 
am  End  der  Jahren  mit  deinem  Angsicht  in  zwen 
Weg  fahren:  hindersich  auff  abgloffne  Weg  und  f.' 
Mal.  1616.  ,Die  Spitzfündigesten,  welche  den  Lauf 
der  Fixsternen  hindersich  und  f.  ausszurechnen  wüs- 
sen.' JMüll.  1665.  ,Ein  Jeder  nemme  heut  das  Wört- 
lein ewig,  ewig  für  sich,  studiere  ob  demselben  und 
erwege  es  in  seinem  Herzen,  wie  er  kan  und  mag, 
hindersich  und  f.'  FWyss  1675.  ,Die  armen  Menschen 
sorgen  hindersich,  f.  und  auf  alle  Seiten  hinaus.'  JJUlr. 
1727.  .Hinter  sich  und  f.  zählen.'  HPest.  E"  hönde*- 
sich-ond-försi?h-lse"ba"charte",  scherzh.  für  Retourbillet. 
ATobler  1905  (Ap).  Neben  anderer  Richtungs- 
bestimmung. ,Wir  sun  stras  und  weg  han  über  die 
ebni  f.  die  richti  in  den  Fürwalt  us.'  1.  Hälfte  XIV., 
AABremg.  StR.  ,Die  strass  f.  unz  an  das  estdürly.' 
1409,  Schw  LB.  .Dise  [die  9.  March]  zeigt  wyter  das 
Holz  f.  hinab  auf  die  zechend  March.'  1644,  ZSchwam. 
.Die  guten  Leut  [von  THGottl.]  mussten  zuschanen, 
wie  ihre  Heuser  mit  aller  übrigen  Haab  nach  und 
nach  f.  in  das  Wasser  sanken.'  1692,  Bauernchr.  ,Vom 
Aawasser,  wo  die  gröste  Russ  in  die  [!]  See  gehet,  für 
sich  aushin  150  Klafter.'  XVIII.,  Nnw  LB.  (nach  einem 
Obw  Landsgemeindebeschluss  von  1483,  wo  aber  dafür 
,150  klafter  für  uss  in  den  see').  S.  noch  ob-sich  (Sp. 
156).  ,F.  an.'  ,Da  sy  assend,  vieng  der  Brennkatz  in 
an  umbtribeu;  also  batt  er  inn,  das  er  von  sölichem 
Hesse,  er  wölte  doch  von  im  ouch  nit  liden,  das  er 
inn  umtribe;  an  sölichs  kert  er  sich  nützit,  denn  er 
treib  in  f.  an  umb.'  1442,  Z  RB.  ,F.  (hin)üss  sweren.' 
,[A.  sagt  aus,  dass  B.]  swuor  bogs  gesniat  f.  us.'  1384, 
Z  RB.  ,üaz  er  raesser  zukt  und  swuor  bogs  zers  und 
bogs  füdloch  f.  us.'  ebd.  ,[N.  sagt  aus,  dass]  er  von 
dem  roten  Michel  horte,  dass  der  swüere  f.  us  samer 
box  hirne.'  1424,  ebd.  ,[N.  habe]  ettwemenig  mal  f. 
hinuss  gesworn  gotz  wunden  [usw.].'  1477,  ebd.  — 
2.  unverzüglich,  ohne  Aufenthalt,  Aufschub,  sofort. 
.[Verspätetes  Erscheinen  im  Rat  wird  nur  durch  Kir- 
chenbesuch entschuldigt]  gat  er  [der  Ratsherr]  denne 
v.  dannan  zem  rate  ane  geverde,  so  verschult  er  en- 
kein  einung.'  äLRB.  ,Swer  dehein  visch  bringet,  der 
sol  niene  uslan  und  f.  an  den  markt  tragen  ane  ge- 
verde.' ebd.;  vgl.  dazu  die  Stelle  unter  bergen  II  1 
(Bd  IV  1571).  ,Do  sprach  der  G.  [der  Einem  Geld 
schuldete]:  Ich  han  ietz  nüt,  ich  will  aber  f.  luogen, 
dass  ich  dich  bezal.'  1386,  Z  RB.  (bis  zum  2.  Drittel 
XV.  noch  sehr  oft  in  dieser  Quelle,  bei  den  verschie- 
densten Vben  wie  ,gän,  komen,  heimtragen;  bezalen, 
ingewinnen;  merken,  berichten,  reden,  sagen,  sprechen' 
ua.).    ,N.  sties  einen  spies  inn  in  [einen  Andern],  dass 


165 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


nienian  nit  anders  wisset,  won  dass  er  sin  f.  sturb.' 
1394,  ebd.  ,N.  zoch  f.  sinen  mantel  ab  und  leit  den 
uff  ein  bank.'  1400,  ebd.  ,Do  Hess  er  inn  f.  [los],  bei 
einem  Raufbandel.  1411,  ebd.  ,[Es  wird  ausgemacht, 
dass  A.]  bezaln  solt  uff  pfingsten;  bi  der  riclitung 
beleih  B.,  wie  wol  er  sin  Ion  gern  f.  hett  gehept.  Do 
nu  pfingsten  kam  und  darnach  14  tag  wart,  dennocht 
was  im  sin  gelt  und  Ion  nit  worden.'  1415,  ebd.  ,1398 
ward  das  alt  rathus  abgebrochen  und  fieng  man  f.  das 
nüw  rathus  an  ze  buwen.'  Z  Chr.  XV.  (noch  mehrfach; 
so  unter  ver-blüejen  Bd  V  53).  ,F.  wart  der  N.  hbnn 
und  tobet  und  swuor  vast.'  1421,  Z  RB.  ,[N.  solle] 
urfech  sweren  . . .  und  f.  von  Baden  scheiden  und 
niemer  nacher  komen.'  1429,  AaB.  Urk.  ,N  vordert 
stallung  an  dem  von  Lengnow,  die  gab  er  im  f.'  1435, 
Z  RB.  ,[Der  Perser  Ismahel  Sophi]  hat  ein  treffenliche 
herschaft  an  sich  gebracht,  also  dass  ouch  die  mächtigen 
Türk  und  Soldan  ein  gross  entsitzen  ab  im  hattend  ge- 
wonnen: liess  doch  f.  ab,  also  dass  ouch  das  von  im 
erschollen  gschrei  abliess.'  Ansh.  Neben  anderer  Zeit- 
bestimmung. ,F.  nach  der  stallung.'  1409,  Z  RB.  .Dar- 
nach f.  wartet  der  S.  der  T.  und  sluog  si.'  1423,  ebd. 
,Also  darnach  f.,  mehr  dann  in  eim  halben  tag,  do 
geswulle  ir  ira  kind  zwüschent  hutt  und  fleisch.'  1454, 
L  Hexenprozessakten.  ,Also  wurde  si  darnach  f.  voll 
eissen.'  ebd.  —  3.  in  der  Verbindung  ,gerad  f.  (und 
gar)',  ganz  und  gar,  prorsus.  ,Nec  dependes  nee  pro- 
pendes,  quin  malus  nequamque  sis,  du  bist  gerad  f. 
und  gar  ein  buob.'  Fris.;  ,du  bist  grad-f.  ein  Schelm.' 
Denzl.  1677.  1716.  —  4.  fürsich  BSi.,  füriig'  W,  doch 
(bald),  denn,  Ausdruck  der  Ungeduld  BSi.,  lt  Imober- 
steg  auch  W  (,nur  in  gesteigertem  Affekt  üblich'). 
Chann-ich  Das  de""  f.  net  büre"?  kann  ich  denn  Das 
nicht  lupfen?  BSi.  Mag-ich  de""  f.  net  da  use"?  mag 
ich  denn  nicht  bald  heraus?  ebd.  Chemme"-si  f.  net 
glich?  kommen  sie  denn  nicht  bald?  ebd.  Du  hest- 
mer  jitz  afe"  f.  Das  eil  g'nueg  fürg'ha"!  ebd.  Ja 
min  f.!  sagt  zB.  eine  Frau,  wenn  ihr  das  Haspeln 
nicht  rasch  genug  von  Statten  geht,  indem  die  Fäden 
sich  verwirren,  ebd.  —  5.  firsig,  beinahe,  fast  W  (lt 
St.»,  Tscheinen).  Ich  bi"  f.  z'  spät  cho".  Er  wär  f. 
umbri  g'chit,  wäre  fast  hinunter  gefallen.  —  6.  in  den 
RAA.  ,Das  ist  fürsi,  Das  ist  für  ihn,  dh.  erfreulich, 
angenehm;  Der  oder  Die  sind  fürsi,  sind  ihm  gewogen, 
halten  mit  ihm,  stimmen  für  ihn  usw.'  UwE.  — 
hinder-f  ü  r-si"*,  in  BsStdt  einmal  h.-firsis:  l.  =  hinder- 
für  II  (Bd  1963).  Ich  kann  das  Unservater  hinder- 
firsis.  Bs  Nachr.  1883.  -  2.  =  h.-für3  Bs;  Sulger  (,pra- 
posterus').  , Hinderfürsich,  praepostere.'  Fris.;  Mal. 
Subst.  , Hinderfürsich,  der  alles  h.  tuot,  prseposterus.' 
ebd.  —  S.  =  h.-für  i  Bs.  Sag,  wird-me"  nit  schier 
hinterßrsich !  EKron  1867.  —  durch-für  fir-sich:  nach 
vorn   hin  UI. 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  1  a,  816/8;  Fischer  II  1874.  Über 
,vorsich.'  Sintern.  1759  s.  Bd  I  962  fror«'*  Bd  IV  730  ist 
getrennt  zu  lesen  vor  si1*),  zu  hinderfirti»  vgl.  füri*  (Bd  I 
969).  In  i.Spr.  ist  die  Erstarrung  noch  nicht  fest;  vgl.: 
,Mach  für  dich.'  1527,  EEgli,  Acten;  ,gang  für  dich.'  Ruef 
1550.  Fürsi'1',  Spitzname  eines  Mannes,  der  stets  das  W.  /. 
im  Munde  führt,  ein  schweizerischer  Marschall  Vorwärts 
AaF.,  Ke.  Bed.  6  von  fürsich  kaum  hieher;  vgl.  für  I  A  0 
(Bd  I  955/6).  Das  zweimal  im  Prophet  1855  begegnende 
r"iirii  =  wann  ich  (GSa.)  steht  nicht  für  füriichieh,  sondern 
für  fürt  i<h;  fürs  kaum  gleich  dem  konjunktionalen  für  (Bd 
I  957)  +  e»,  eiue  Erstarrung  wie  icäns  =  wenn  +  es,  sondern 
=  fürst  (Bd  I    1026). 


füret-si<*  B  (so  oAa.,  Be.),  füreri-  B  (so  E.):  =  für- 
sich 1.  Er  het-sich  füretsi'h,  neigt  den  Oberleib  nach 
vorn.  Irh  cha""  weder  füretsich  noeh  hindertsich.  Fürert- 
sich  bringe"  wie  für-bringen  (Bd  V  731).  , Keine  Schul- 
jugend der  ganzen  Gemeinde  konnte  die  Fragen  des 
Heidelberger  hingerzi  und  fürezi  wie  die  seinige.'  B 
Sonntagspost  1869.  S.  noch  das  Folg.  —  Vgl.  die  Aum. 
zu  fün(r)t-hin   (Bd   11    134  7). 

vordert-sr*  BGr.,  fürdert-  BE.:  =  fürsich  1.  Der 
Gletscher  geid  v.  und  geid  umhi"  z'rugg.  Uak.nd.  1908. 
D'  Hörner  si"  vorderzi  'drüit,  an  der  verhexten  Ziege. 
B  Hink.  Bot  1873;  gleich  nachher  fürezi.  —  Vgl.  für- 
der(t)-kin   (Bd    II    1347). 

hinder-  (bzw.  hinger-,  hinner-Jsich  Gr  (hindersich 
neben  -ieh)  He.,  sG.;  W  (hinder-,  hinner  sich  neben  -ichJ, 
■si'"  (in  Aa Wohl.;  Z  tw.  -ssi'")  AaKöII.,  Leer.,  Wohl.;  Bs; 
L;  G  (vereinzelt);  Sch;  Schw;  S;  Th;  Uw;  Z  (so  Dättl., 
Stdt,  Zoll.),  -»•*  (tw.,  sicher  in  Ap;  GlII.,  K.:  GStdt;  Z 
Mann,  -ist'«*)  Aa  Wühl.;  Ap  (hende(rjii'*  K.,  U.,hönde(rJ- 
st'1'  iL.  1..  iL);  Gl:  GRHe.,  sG.;  GA.,  Bern.  (heandisich), 
F.,Nessl.  (hinderte*),  Rorsch.,  SaL.,  Stdt,  Wb.,  W.:  m 
und  oTh;  W;  ZMänn.,  0.,  Schön.,  Sth.  (neben  -rs-),  -sig 
BsL.;  GBuchs  (hinner sig),  hindertsirh  AAAar.,  Fri.  (lt 
Hürbin  hintertsi'h),  Ku.,  Leer.,  Rudert,  Schi.,  St.,  Suh- 
rent;  Bs;  BoAa.,  E.,  Gr.,  L.,  R.;  L;  S;  U,  hindertsig 
BsL.  (so  Wint),  hindern  GRValz.  (lt  Tsch.,  nach 
neuerer  Angabe  hindersieh):  rückwärts,  zurück.  aaOO.; 
in  der  leb.  MA.  tw.  vor  ze-rugg  (Bd  VI  790/1)  zurück- 
weichend und  nur  noch  in  bestimmten  Verbindungen 
lebendig,  oft  in  Verbindung  mit  dem  Gegs.  für-sich 
(Sp.  163/4),  auch  mit  den  Synn.  ze-rugg.  wider,  a)  räum- 
lich (oder  in  nahestehenden  Übertragungen).  Rück- 
wärts, in  umgekehrter  Richtung,  zB.  talauswärts'  W. 
,H.,  retro,  retrorsus,  (re)cessim,  post,  rursus,  pessum.' 
Fris.;  Mal.  (mehr  ebd.  223"/ 224»).  In  Verbindung 
mit  anderer  Richtungsbestimmung.  ,[Eine  Hofstatt 
stösst]  uffin  an  Klaus  von  Flüe  hofstatt,  h.  an  den 
Ranft,  nüdent  dür  an  das  guot  ira  Wyler.'  1467,  Obw. 
,Acht  tag  vor  der  gmeind  geschach  ein  schädlicher 
brand  am  Enetberg  und  verbrann  vil  walds  biss  h. 
auff  das  stöckli  gar  nach.'  1526,  Val.Tschüdi  1533. 
, [Quartiermeister  N.  erhält]  das  Gebiet  zwischen  Zü- 
richsee und  Sihl  bis  zur  Rapperswiler  Brücke  und  von 
Hirzel  hinter  sich  bis  gegen  Einsiedeln.'  1619,  Z 
(GJPeter  1907).  S.  noch  ob-sich  (Sp.  156).  In  engerer 
Verbindung  mit  Verben.  H.  sich  bewegen.  ,Er 
muost  wider  h.  jagen  in  die  statt  gen  Bischofzeil.' 
Ap  Krieg  1405.  ,[l)ie  Walliser  sind  ihren  Gegnern] 
nachgeillet  wider  h.  biss  in  den  spittel  uff  St  Bern- 
hartsberg.'  1476,  Bs  Chr.  ,[Wir  Basler  Gesandten  mel- 
den, dass]  wir  hand  wellen  wider  h.  riten  gon  Loden 
[Lodi].'  1521,  Strickler.  ,H.  riten.'  oft  in  Haimossk. 
1531.  ,Wie  ich  gen  Hengst  hin  uff  komen  bin.  ist  das 
dorf  voller  Agenden  gsin,  das  ich  wider  h.  entwers 
in  berg  ins  holz  komen  [bin].'  1531,  EEgli,  AR.  ,Und 
da  sy  biss  gar  nach  haruff  kommen,  spreche  sy,  sy 
hett  ir  kleidung  vergässen,  lüff  wider  h.'  1538/40,  Z 
Ehegerichtsakten.  ,Sich  h.  zurück  ein  wenig  re- 
ferieren müssen.'  Gr  Handl.  1622.  ,So  du  gleich  ein 
Glied  mit  Gewalt  streckest  oder  krümmest,  so  bleibt 
es  nicht,  wie  du  es  machest,  sonder  es  lauft  wider  h., 
wann  du  nachlassest.-  FWürz  1Ö34.  So  auch  zB.  bei 
machen  (BdIV34;  Bed.  b);  rucken  (Bd  V]  845),  rüm- 
pfen (ebd.  953),  rinnen  (ebd.  1001),  stän,  trucken,  treuen, 
wichen,  ziehen,  eufen.    ,H.  fallen'   1)  mit  pers.  Subj. 


[67 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


und  Gen.  S.,  zurückgehen,  widerrufen.  ,Er  ist  etlicher 
stucken  wider  h.  gfallen  und  glougnet.'  ÜMey.  Chr. 
1540/73.  —  2)  mit  Sachsubj.,  im  Handel  nnd  Wandel, 
Erbrecht.  .[Unter  gewissen  Bedingungen  sollen]  dise 
800  Gulden  widerumb  h.  an  sin,  des  N.  natürliche 
Erben  fallen.'  1600,  LRB.;  s.  noch  fallen  (Bd  I  749) 
und  vgl.  für-sich  (Sp.  161).  ,Die  Pferdt,  welche  über 
den  Albiss,  Hauwenstein  und  Gotthard  gegen  Frömbden 
oder  Heimbschen  verkaufft  werden,  fallen  nit  mehr 
h.'  LStU.  1706/65;  neben  ,zuruckfallen.'  ,H.  faren' 
1)  eig.  ,Nun  fahr  du  wider  h.',  kehre  um!  GGotth. 
1619.  —  2)  uneig.  ,So  wir  h.  farend  gschwind  uf 
unser  altvorderen  zyt  . . .',  einen  Rückblick  werfen. 
Rüef  1540.  ,H.  gän';  s.  Bd  II  3S/4.  ,H.  gönd,  re- 
cessim.'  Fris.;  Mal.  Mit  Gen.  S.,  Etw.  widerrufen;  s. 
ab-red  (Bd  VI  541);  Büw  (ebd.  1879).  Dazu:  .Wegen 
H.-Gehns  umb  Koss  und  Vieh  [Rückgängigmachen 
eines  Kaufes  wegen  Hauptmängel].'  L  StR.  1706/65. 
Elliptisch.  ,Apage,  non  placet  me  hoc  noctis  esse 
Plaut.,  nein,  nein,  h.  da!'  Fris.  Von  wirtschaftlichem, 
gesundheitlichem,  intellektuellem,  moralischem  Krebs- 
gang; vgl.  ß.  H.  gä"  Aa;  Ap;  Bs;  Gr;  G;  Schw;  S; 
Th;  Ndw;  W;  Z.  Gew.  unpers.  's  gät  h.  (mit-em). 
Doch  auch  mit  Sach-Subj.  Sechs  mol  sechs  isch  sechs- 
e"d-drissig,  und  der  Ma""  isch  noch  so  fllssig  und  si" 
Frau  isch  liederlig,  so  göt  Alles  h.  Bs;  ähnlich  Sch;  Z. 
Si"  Sach  gät  h.  Schi"  Hüshalti"g  ist-mu  kinnersieh 
g'gangu"  W.  Au'h  d'  Sännfchilbi  u-o'tt  h.  gö".  Schw 
Fasn.  1898.  ,Wo  man  's  Gbett  tuet  underlan,  da  pflegt's 
Alls  h.  zu  gan.'  Myricäcs  1630.  , Meine  Sachen  geben 
h.,  res  mes  pessum  eunt.'  Hosp.  S.  noch  Mugg  (Bd 
VI  791:  ,zuo  rucken  und  h.').  Mit  pers.  Subj.  Oösch 
nebetsi''1,  göt  's  nit  grad  äs;  gösch  hinger tsieh,  isch  's 
bald  mit-der  üs.  Hanggi  1893  (S).  H.  cho"  Ap;  Gl; 
Gr;  Th;  Z;  St.*,  h.  mache"  (s.  Bd  IV  33  in  Bed.  a; 
auch  B;  S),  h.  hüse"  (s.  Bd  II  1744;  auch  Aa;  B;  G; 
Z;  St.2).  H.  rvachse",  von  Pflanzen,  Kindern,  die  (an- 
fangs rasch  wachsen  und  dann)  im  Wachstum  stehen 
bleiben  Aa  (Hürbin);  Bs;  L.  Er  wachst  hintertsi'h 
wie-n-e"  Chräbs  Aa  (Hürbin),  wie-n-e"  Chüesclnvanz  Bs 
(Seiler).  (Jnid,  Etw.)  h.  bewegen.  Würze"  z'  ver- 
tribe",  söll-me"  so  mänge"  dumpf  an  es  Schnüerli  ma- 
che", so  mängi  Warzen  a's-me"  het  und  das  Schnüerli 
öni  z'rugg  z"  luege"  über  die  linggi  Achsle"  üs  hindertsi'1' 
werfe"  BsL.  (AfV.);  vgl.:  ,Zur  Heilung  der  Räude 
wirft  man  zuweilen  ein  Stück  Holz  hinter  sich,  ohne 
ihm  nachzusehen.'  HZahler  1898.  ,H.  geben:'  , Welche 
Gülten  man  wieder  hinter  sich  geben  mag  und  wann.' 
Ndw  LB.  (älteres  Gesetz).  H.  lege"  1)  zurücklegen, 
aufsparen.  ,Solomon  sagt  am  13.  Prov.:  dess  Sünders 
oder  lasterhaften  guot  wirdt  behalten  und  h.  gelegt 
dem  gerächten.'  LLav.  1583.  ,Leg  oft  ein  wenig  h., 
ob's  schon  nicht  viel,  darnach  nicht  sich.'  Lindinner 
1733.  —  2)  I°h  ha"  's  82st  Jär  hinderst  gleit,  ja, 
's  guetet  nit  BWilderswil.  ,H.  nenien',  zurücknehmen 
1)  eig.;  s.  Fäl-Vich  (Bd  I  648).  —  2)  ökonomisch 
zurückbringen.  ,Die  botten  von  der  statt  ze  Arouw 
[erklären]:  als  si  leider  mit  sturen  vast  beladen  sin 
und  ouch  ir  statt  h.  nein...'  1441,  Aar.  StR.  ^.brin- 
gen'; s.  Bd  V  731/2.  Scherzh.  es  h.  bringe",  ökonomisch 
zurückkommen  Ap  (HKFrick).  S.  auch  zB.  bei  setzen, 
schaffen,  schicken,  stellen,  stössen,  triben,  trunken,  wisen, 
ziehen.  ,H.  (sich)  wenden'  uä.  ,Uft'  das  erleinte  N. 
sich  h.  an  die  wand  und  sluog  sin  hand  under  sin 
uochsen.'  1463,  Z.    ,So  wir  ...  uns  von  fürgenomenem 


weg  wider  h.  keren  müesstint.'  1531,  Strickler  (B). 
,H.  biegen,  recurvare;  h.  binden,  revincire.'  Fris.; 
Mal.  ,Der  Nachrichter  solle  innen  die  Hend  h.  bin- 
den.' 1646,  ZWäd.  , Sie  selber  hat  ihn  [den  Leutnant] 
gefürchtet,  wenn  er  den  Kopf  etwas  mehr  als  gewohnt 
hinter  sich  gerichtet  und  etwas  mehr  als  gewohnt  die 
Augen  aufgetan.'  HPest.  1787.  ,H.  griffen,  langen.' 
,Wöltend  sy  [die  Gegner  der  symbolischen  Auslegung 
der  Passah-  und  Abendmahlsformel]  aber  sagen:  das 
osterlamb  ist  ein  fest,  so  volgt  aber  zuo  eim,  daz  wir 
h.  langen  müessend,  wess  doch  das  osterlamb  ein  fest 
sye;  so  kummend  wir  aber  uff  das  überschryten  und 
ist  aber  das  lamb  ein  bedütnus  des  erstlichen  über- 
schrytens.'  Zwingli.  ,Loste  er  [der  Gläubiger  aus  den 
Pfändern]  für,  sol  er  billich  hinus  gen;  löst  er  hinder, 
mag  er  ouch  h.  umb  mer  pfand  griffen.'  XVI.,  ÄABr. 
StR.  ,[Das  Geburtsjahr  Christi  ist  fehlerhaft]  weil 
die  Jahrzal  Christi  nit  grad  anfangs  entstanden 
und  man  so  weit  wider  h.  greiffen  müssen.'  Goler 
1616.  H.  ha",  hebe"  1)  eig.  vom  Zugvieh,  Wagen 
Th;  ZStall.  —  2)  zurückhalten  mit  den  Ausgaben, 
mit  der  Arbeit,  ebd.  Ich  mues'  all  hendersich  hebe", 
d'  Frau  ond  d'  Chend  uänd-mer  z"  vi!  bräche"  ThMü. 
Wenn-d'  denn  e"mäl  e"  Frau  bist.  cha""st  denn  auch 
e"chh"  h  ha",  dich  schonen  ZStall.  ,H.  halten';  s.  Bd 
II  1210/1.  Dazu:  1)  Jmd  zurückhalten.  ,Do  warent 
endlich  gesellen  mit  hantbüchsen,  von  denen  wurdent 
si  [die  üesterreicher  vor  Mühlhausen]  h.  enthalten.' 
DSchill.  B.  ,A.  zukte  sin  messer  und  trunge  gen  im, 
also  hette  inn  B.  gern  h.  gehaben,  da  mocht  ers  nit 
getuon.'  1455,  Z  RB.  ,Die  Venedyger  heind  zwo  ge- 
rüst  galen  gehept,  damit  sy  den  Türggen  lauge  zyt 
h.  gehept  heind.'  HSchürpf  1497.  ,So  einer  an  im 
selbs  die  art  weisst,  so  sol  er  sich  hüeten  und  sich 
h.  halten.'  LLav.  1583.  —  2)  Etw.  zurückbehalten, 
aufsparen.  ,Man  soll  die  frucht,  was  geliggen  und 
blyben  mag,  wol  h.  heben  und  behalten,  aber  die  wyn 
nach  und  nach  ufftuon  und  verschänken.'  1541,  Z  RB. 
,Disen  Trost  behalte  h.,  es  komt  ein  Zeit,  da  man  dess 
manglet.'  FWvss  1677.  S.  noch  Pfragni  (Bd  V  1283). 
Vgl.  auch  h.-schütten,  schiahn.  ,H.  schriben.'  ,Hagen- 
bach  schribt  h.  [näml.  seinen  Anhängern],  er  wells 
ein  büt  gewinnen.'  1474,  LTobler,  VL.  ,Sy  hetten  uff 
unser  pitt  iren  herrn  und  obern  h.  geschriben  in  guoter 
hoffnung,  es  wurde  ain  antwurt  komen.'  1490,  G.  Spec. 
(vom  Vor.  nicht  scharf  zu  trennen):  a)  zurückgewendet 
(Etw.  tun)  1)  mit  Bez.  aufs  Subj.  Vora"  schloht  der 
alt  Schaub  si"  langsam  Dräppli  a",  hinde"drl"  kunnt 
der  Joggeb  mit  ,!em  Besi  ...  ,lch  bi"  bi  Gott  frö,  dass- 
mer  bald  deheime"  sind',  rieft  hindertsi'h  der  alt 
Schaub  ...  Schwzd.  (Bs).  H.  luege"  uä.,  zurückschauen. 
, Darum  möcht  ich  nicht  hindersi  lotzen',  es  ist  mir 
nicht  der  Mühe  wert  W.  De"  Mülleren  ires  Här  luegt 
hindertsich,  ,weil  sie  die  Arme  oft  in  diebischer  Ab- 
sicht ins  Mehl  stdssen'  AASuhrent.  S.  noch  bräunen 
(Bd  V  622).  ,Als  Rengnold  sin  bruoder  Richart  be- 
klagt, do  gsach  er  h.  und  gsach  sine  zwen  bruodern 
sigloss  zuo  im  kommen.'  Haimonsk.  1531.  , Schau  nit 
h.!'  JMahl.  1620.  .Legst  deine  Hand  an  Pflug,  so  sihe 
nicht  h.'  Denzl.  1077.  1716;  s.  noch  haben  (Bd  II  879  u.) 
und  h.-sehen.  —  2)  mit  Bez.  aufs  Obj.  ,Es  sollen  ver- 
botten  werden  die  kurzen  kleider,  ouch  die  swert, 
tegen  und  messer  mit  ganzen  scheiden  zuo  tragen  und 
die  gevärlich  nit  zuo  entblössen,  darzuo  spiess  und  bal- 
barten  zuo  tragen  wie  von  alter  bar,  das  sy  die  spitz 


It-.il 


Sacb,  sech,  sich,  soch,  such 


170 


h.  tragen.'  1492,  Z  RM.  -  ß)  rücklings,  den  Rücken 
voran,  verkehrt,  aa)  eig.  H.  gä"  (wie  der  Krebs, 
Seiler;  s.  schon  Bd  II  33/4),  lauffe",  falle",  [in  einem 
Wagen]  fare",  sitze"  uii.  E"  par  Schritt  h.  gä".  Nüd 
gern  h.  fare",  sitze",  zB.  auf  der  Eisenbahn.  A.  zu 
B.,  der  mit  seinem  Fuhrwerk  zurückkehrt:  Bö,  höd- 
Er  tcider  om'kirt?  B.  (scherzt.):  Jö,  war  halt  "üd 
guet  hendersi''1  fare"  g'sl"!  THEgn.  B.  d'  Stegen  ab 
g'heie",  bürzle";  h.  use"  g'heie",  flüge";  Eine"  h.  über- 
schlah"  uä.  ,[Wir  Bauern  wollen  die  Zürcher]  alle 
hintersicb  in  die  Rcuss  sprengen  und  ersäufen.'  ADiet- 
helm  1897.  Er  muess-sic''  dri"  erg'e",  und  wenn-er  hin- 
dertsig  d'  Wand  uffspringt!  Bs  (Seiler).  ,[Der  Tanz 
der  Klause]  besteht  in  einem  charakteristischen  Hin- 
und  Herhüpfen,  bei  dem  besonders  das  Rückwärts- 
gehen oder  -springen  auffällt.  Jeder  Klaus  muss  gut 
,rückwärtsklausen'  können,  wenn  er  gefallen  will.  Hat 
doch  am  letzten  Silvester  ein  altes  Mütterchen  über 
einen  Klaus  folgendes  Urteil  gesprochen:  A"glät  ist-er 
g'seP,  's  ist  e"  wöri  Freud  g'se",  ond  höndersich  het-er 
chönne"  chlause",  i'h  hett  möge"  bläre".'  AfV.  (ApUrn.). 
I'"  ha"  [infolge  des  Schlages]  lüt  üfbrüelet  und  bi" 
hindertsi'h  i"  d'  Lüt  i"e"  g'stürchlet.  AGysi  1899  (Aa). 
,[N.  habe  sie  gestossen]  dass  sy  h.  die  stegen  ab  viele.' 
1478,  ZRB.  ,[Der  Enthauptete]  fiel  h.,  mit  dem  An- 
gsieht gen  Himmel  sechende.'  1607,  Ard.  Trapp 
hingersi'h!  Scbwitzerisch  Exercitium  XVIII.  ,H.  an 
ruggen,  zuo  rugg  fallen';  s.  ent-gän  (Bd  II  23);  Ruggen 
(Bd  VI  786),  ,rügglingen  h.  halden';  s.  Bd  H  1176. 
Hieher:  Sich  hindertsich  drüs  mache",  (auf  unfeine, 
hinterlistige  Art)  zurücktreten,  sich  einer  Verpflich- 
tung entziehen.  Das  ist  es  bravs  Wittfraueli!  We""  's 
im  da  scho"  chll"  z'  scherbis  [schief]  gegangen  ist  u"'' 
d'  Lüt  ieze"  drüber  lache",  das'  im  de''  dick  Wittli"g 
im  Guggernest  si'h  hindertsi'k  drus  g'macht  het,  so 
isch-im  Das  numen  e"  gueti  Ler  g'sV.  Barnh.  1904 
(BE.).  Vgl.:  ,[Uli  will  nach  dem  Hornussen  mit  den 
Bewohnern  des  Nachbardorfes  nicht  zum  Trinken  mit- 
gehn.]  Aber  da  sagte  man  ihm,  ob  man  ihn  hinter 
sich  daraus  lassen  wolle!  Er  hätte  es  verspielen  helfen, 
er  müsse  jetzt  auch  zahlen  helfen  und  mit  den  Andern 
halten,  es  möge  kommen,  was  da  wolle.'  Gotth. 
Volkskundliches.  Das  Rückwärtsgehen  ist  bedeu- 
tungsvoll; es  erscheint  1)  als  Erschwerung,  Demüti- 
gung. H.  uf  Rom  (gä",  lauffe",  rite",  welle");  s.  Bd 
VI  912/3;  auch  Bs;  SctiSt.;  ZZell.  Dazu:  Er  het-mer 
versproche",  hindersieh  uf  Rom  z'  gü",  etw.  Unmög- 
liches G  (Zahner).  Nicht  mehr  verstanden  und  daher 
verändert:  .Geschriebenes  lese  ich  ohnehin  in  die 
Länge  nicht  gerne,  und  wenn  es  danii  noch  schlecht 
Geschriebenes  ist,  wie  die  Advokaten  meist  es  treiben, 
dann  wollte  ich  lieber  dreimal  hinterzi  um  Burdlef 
ume  laufe  als  drei  Prozeduren  lesen.'  Gotth.  Br.  Ender 
lauf- ig  hindertsi''1  uf  Bern  ufe",  weder  a's-en  nime" 
[heirate].  JReinb.  1907.  Ich  gär  nüd  gern  hindersich 
zur  Tür  üs,  mache  nicht  gern  Komplimente  Z  (LTobler). 
B.  zur  Tür  öüse"  müsse",  , eines  Unrechtes,  einer  Un- 
wahrheit recht  eklatant  überwiesen  werden,  sich  be- 
schämt ergeben  müssen'  UwE.  Vgl.  auch:  , Damit  satzt 
er  inn  [Roland  den  König  Johannes]  uf  ein  pfert  und 
Hess  im  die  ougen  verbinden  und  satztend  inn  h.  uff 
ein  pfert.'  Haimonsk.  1531;  dazu  Gr.  RA. '722/3.  — 
2)  im  Aberglauben;  s.  schon  unter  h.-gän  (Bd  II  34). 
Binecht  isch-mer  im  Traum  der  alt  Schttelmeister,  ml" 
Schrcechervatter,  vorcho"  und  het-mer  geng  'dütet,  im 


nahe"z'chon,  und  due  isch-er  langsam  hingertsi'1'  us  der 
Stube"  g'gange".  MWalo.  1880.  B.  d'  Stube"  (de" 
TschüepeHade"  BE.)  wüsche",  beim  Eheorakel  in  der 
heiligen  (AaKu.;  BE.)  oder  Andreasnacht  AaKu.;  BE.: 
Z;  vgl.  Bd  I  313.  Dann  hät-er  [der  Vater]  es  Fürli 
g'machet,  und  wil  's  am  stärkste"  'brennt  hat,  ist-er 
sibe"  Mol  h.  über  's  Fürli  g'gumpet  und  hat  debi  die 
drei  höchste"  Name"  g'rüeft,  um  Hexen  zu  bannen. 
Feierab.  1860  (Th).  Vgl.  auch  h.-werfen  (Sp.  167). 
Verbindung  mit  dem  Teufel.  Du  tauest  nid  hinderst'1' 
gä",  sus  tuest  dem  Tüfel  d's  Wasser  trage"  GRHe.,  sG. 
(Tsch.).  Wä""-me"  hinderst  lauffi,  lauff-mer  dem  Tüfel 
zue,  sagen  etwa  Kinder  ZF.  S.  noch  Statt-Pflütz  (Bd 
V  1268).  ,Ara  mittwochen,  wann  man  non  oder  mitag 
lütet,  sol  man  sy  [die  Hexe]  h.  an  die  frag  füeren.' 
um  1562,  L  Turmb.  Der  Nachrichter  soll  sie  ,vor  dem 
Turn  h.  in  ein  Bänen  oldt  Charen'  setzen,  auf  die 
gewöhnliche  Richtstätte  führen  [usw.].  1660,  Zg;  auch 
1665.  —  ßß)  verkehrt,  umgekehrt  in  übertr.  S.  B.gä". 
D'  Vr  gät  hinderst'',  geht  zu  langsam,  geht  nach  GA. 
(doch  wohl  hieher).  ,H.  gon,  daz  ist  lätz  gon  und  nit 
wol  ansschlahen,  ex  transverso  cedere.'  Fris.;  Mal. 
,Die  Buchs  ist  h.  abgegangen,  spes  ine  frustrata  est, 
res  non  ex  sententia  successit,  captantes  capti  sumus.' 
Denzl.  1677.  1716.  B.  rede";  s.  Bd  VI  548.  H.  lese" 
1)  , Versus  cancrini,  Verss,  die  man  h.  lisst.'  Denzl. 
1677. 1716.  ,Das  Vatterunser  h.  betten,  preces  fundere 
prieposteras.'-  Mey.  1692.  —  2)  seine  Worte  zurück- 
nehmen, revocieren  Aa;  Ap;  G;  in  GBern.  gleichbed. 
heandersi'h  be"tte".  B.  schribe",  ,vor  dem  Vermittler- 
amt Satisfaktion  machen'  ['?]  G.  ,Ironia,  ein  lätze  red, 
so  man  h.  meint,  das  ist  widerspils  dann  man  sagt, 
verstadt.'  Fris.  ,H.  verstau.'  ,So  verstast  du  es  h.: 
us  dem  geist  für  im  geist,  in  des  menschen  geist; 
so  heisst  es:  us  dem  geist,  das  ist  us  Gottes  geist.' 
Zwingli.  Elliptisch  in  der  Abweisungsformel  ,ja  h.'; 
vgl.  die  syn.  ja,  we""-me"  h.  (hin''e"J  a"fangt,  umg'ehert 
ist  auch  g'fare".  , Lieber  ja,  ä  ja  h.,  spottwort,  ita 
vero,  sane  vero,  scilicet'  Fris.;  Mal.  ,[A.:  Es]  kann 
diser  wol  unschuldig  syn.  B.:  Ja  h.,  wie  ich  ver- 
nimm.' Com.  Beati.  , [Hanna  spöttisch  zu  Tobias:]  Die 
Todtnen  [die  er  begraben]  werden  mich  und  dich  er- 
halten jetzt,  jo  h.!'  GGotth.  1619.  ,Du  führst  ein 
züchtig  Leben,  ja  h.  sag  ich,  wann  deine  feine  Züchte, 
dein  Tun  ruchbarlich.'  Wahrs.  1675.  ,Wann  man  beim 
Evangelio  führt  ein  unevangelisch  Leben,  so  hat  das 
Evangelium  bei  der  Welt  das  Glück,  dass  es  das  Bad 
austragen  muss;  sind  das,  sagt  man,  die  Frucht  des 
neuen  Evangeliums?  Es  muss  ein  guter  Baum  sein, 
der  so  schöne  Frucht  tragt,  ja  h.!'  FWyss  1677.  ,Ja 
h.,  scilicet  ita  est  ut  dicis;  nempe  ita  se  res  habet; 
pra;clarus  es  si  diis  placet;  er  ist  willkommen  ja  h., 
formosus  est  in  ostio.'  Hosp.  ,Ja  hintersicb,  wie  die 
Bauren  die  Spiess  tragen,  scilicet  si  coelitibus  placet.' 
Mey.  1692.  ,Amicus  ut  oleum  plantis,  er  ist  mein 
Freund,  ja  h.'  Denzl.  1716;  ,er  ist  mein  ärgster  Feind.' 
1677.  Binnersig  im  Grinn  si",  irrsinnig  GBuchs.  — 
YY)  Bindersi<h  m.  =  B.-Jass  (Bd  III  70)  Z;  Syn. 
Verruckt  (Bd  VI  858).  —  b)  zeitlich.  H.  tankt"  (s. 
Sp.  164)  uä.  ,Luogend  um  üch,  frummen  Eidgnossen! 
Hand  üch  die  päpst  und  bischof  und  legaten  und  car- 
dinal  nit  arbeit  gnuog  zuogerüst?  Denkend  h.!- 
Zwingli.  ,Dann  es  leider  dahin  kommen,  das  man 
schon  inn  gemeinen  reden  ...  Gottes  wunden,  lyden, 
bluot  [usw.]  one  schäm  und  hindersichdenken,  ja  one 


Sach,  sech,  sich,  soeh,  such 


17  2 


alle  straaf  und  widerred  geprucht.'  1534,  Z  Syn.  ,Vor 
sechzig  und  mer  jaren  h.  ze  zellen.'  ZElgg  Herrschaftsr. 
1535.  ,Ein  jeder  mensch  gange  in  sich  selbs,  sinne 
h.,  was  er  bishar  mit  sinem  leben  ussgericht.'  Gualth. 
1552.  ,Dem  ist  das  sein  verstolen,  den  hat  der  hagel 
gschlagen,  so  hat  er  h.  gedacht,  wie  es  Joben  er- 
gangen, und  hat  es  dester  williger  auf  sich  genommen.' 
LLav.  1582.  ,[Die  VOrte  hoffen,  dass  man  den  Aarauer 
Frieden  nicht]  hinter  sich  verstehen  wolle',  rückwir- 
kend. 1719,  Abscb.  —  um-hinder-sich:  .indietro' 
PA1.  (Giord.).  U.  gö",  ho"  (ritenere),  schicke",  springe". 
Vgl.  em-  III  (Bd  I  221).  —  fer-hinder-sich:  rück- 
wärts W;  s.  Bd  I  912. 

Vgl.  Gr.  VfB.  IV  2,  1493/5;  Martin-Lienh.  II  321.  Zu 
hindertti"*  vgl.  hindert  (Bd  II  1413),  auch  före(r)t-,  vordert- 
aich.  Die  gelegentlich  (meist  neben  hinder-)  auftretende 
Schreibnug  hinter-  beruht  sicher  in  den  meisten  Fällen  auf 
Eiutluss  der  Schriftform  (so  in  Angaben  aus  Bs;  SchSt. : 
Ndw;  U);  für  AaFri.  scheint  allerdings-»«-  sicher  zu  stehn 
(assim.  Einfluss  des  die  folgende  Silbe  beginnenden  -(«-?;. 
Eigentümlich  ist  die  Form  hindert,  zu  der  fürs  keine  Ana- 
logie bietet,  wenn  die  unter  für-aich  (Sp.  1G5  u.)  vorgetragene 
Erklärung  richtig  ist.  Die  Z  Bibelübersetzungen  ersetzen 
wiederholt  Luthers  ,enhinden'  oder  .zurück'  durch  ,h.'  (HBy- 
land  1903,  37.  75).  In  einem  Liede  über  die  Fehde  von 
Bern  und  Biel  mit  dem  Bischof  von  Basel  1386  heisst  dieser 
mit  Bezug  auf  seinen  Treubruch  ,bischof  H.'    LTobler,  VL. 

nebe°t  (lt  St.8  nebe")-sich,  in  GRPr.  -si'h:  seitwärts, 
bei  Seite,  neben  ans  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  Sch; 
„Schw";  Th;  „Uw";  U;  Zg;  Z.  Knabe  zum  Lehrer, 
der  ihn  an  den  Haaren  zupft:  Nidsieh  und  nebe"lsich 
cha""st,  aber  obsich  hör!  (ab-  und  seitwärts  solle  er 
nur  ziehn,  aber  nicht  aufwärts)  Gr  (Tsch.).  ,[Wenn 
ein  Kranker]  nicht  mehr  arbeitete  und  nebetzi  lag, 
so  sagte  er,  das  sei  nur  Fantast  und  Fulkeit.'  Gotth. 
,[Es  komme  kein  Limmatfischer  dem  andern]  uff  dem 
grund  nidsich  näher  dann  drü  klafter  und  nebendsich 
uff  ein  klafter.'  1336,  Z  StB.  (Abschr.  um  1500).  Vgl.: 
,Zwo  juchart,  an  der  fatt  gelegen,  stossen  oben  an 
der  Löwin  güetter,  unden  uf  Hans  Huobers  wiss,  ne- 
bentsich  an  die  eefatt ...  mer  ein  halb  juchart,  nebent- 
sich  an  disen  zweien  jucharten  ...  gelegen.'  1579,  Th 
Kümra.  (G  Abtsurk.).  ,N.  ritte  nebent  sich  und  redte  . . .' 
1459,  Z  RB.  ,A.  redte  zuo  dem  selben  B.,  daz  er  das 
holz  [womit  er  die  Gasse  versperrt  hatte]  an  wenig 
nebenzich  ruckte,  daz  er  hinab  faren  möchte.'  1485, 
ebd.;  s.  noch  rucken  2  (Bd  VI  849  u.).  ,Er  fuort  in 
nebentzich  an  ein  ort.'  Ziely  1521.  ,Mit  welchem 
[Feind]  d  Eidgnossen  vermeinten  ze  schlahen;  do  weich 
er  nebensich.'  Ansh.  ,Kum  nebendsich  an  dises  ort.' 
Aal  1549.  ,Näbendsich  oder  besunderbar  bauwen,  als 
so  man  ein  anstoss  macht,  distruere.'  Mal.  , Krümben, 
näbendsich  bücken,  depravare.'  ebd.  ,Wen  ich  den 
stall  uff  datt  und  nit  glich  näbend  sich  sprang,  stiessen 
mich  die  geiss  nider.'  ThPlatter  1572.  ,Neben  sich 
mit  kleinen  Leuten,  nanus  cum  sis  cede."  JMey.  1692. 
S.  noch  0rl3  (Bd  I  482);  Privat  (Bd  V  433:  .nebsich'). 
In  einigen  häufigem  Verbindungen.  N.  gä"  Bs;  B; 
L;  Sch;  „Vw";  Zg.  ,Ruben  gat  näbentsich.'  Ruef 
1540.  ,So  sich  füegte,  das  A.  etwan  an  Strassen  ... 
dem  B.  begegnete,  sölte  er  im  nebentsich  uss  dem 
wäg  zegand  und  zewychen  schuldig  sin.'  1540,  Z  RB. 
,Der  Nachrichter  gieng  einmal  näbet  sich  und  wollts 
blyben  lassen.'  1607,  Ard.  S.  noch  hinder-sich  (Sp. 
167).  In  der  lebenden  Spr.  bes.  euphem.  (s.  Bd  II  34, 
auch  für  B;  „Vw"  bezeugt);   nach  einem  Hilfsvb  oft 


mit  Weglassung  von  gä":  Wart,  i'h  mues'  hurti"  e"chli" 
nebe"tsich  B,  ich  seftt  nebe"tsi'h  L.  S.  noch  ab-nemen  1 3  c 
(Bd  IV  734).  ,Sich  n.  keren.'  ,Sin  Schwester  nam 
inn  by  der  band  und  wott  inn  umfachen  ...  Aber  der 
kunig  ...  kart  sich  nebend  sich  und  sagt...'  Haimonsk. 
1531;  so  noch  öfter.  ,Sy  aber  seit  nüt,  dann  sy  kart 
sich  nebentsich  und  lachete.'  1541/3,  Z  Ehegerichts- 
prot.  So  auch  n.  stän,  tretten;  s.  d.  Etw.  ,n.  legen.' 
.Was  die  frouw  zuo  dem  man  gebracht  und  ererpt 
hat...  das  soll  näbent  sich  gleit  werden.'  1446/1553, 
Z  Gerichtsb.  ,Um  zu  geniessen  jener  höchsten  und 
seligsten  Freuden  und  Wollüsten,  die  Gott  allen,  die 
ihne  lieben,  droben  in  dem  Himmel  neben  sich  geleget 
hat.'  HBcll.  ,Was  er  [der  Knecht  im  ,kalchhus']  im 
innemen  des  zügs  nit  werschaft  syn  befindet,  das  soll 
...  nebent  sich  gelegt  werden.'  1584,  Z.  ,Was  zu  Ver- 
besserung des  Haus,  ...  zu  Räbstecken  und  der  Zü- 
nung  dugenlich,  [soll  Jeder]  von  gedachtem  ihnen  zu- 
geteilten Holz  nebent  sich  legen.'  1671,  Hotz  1865. 
,Du  hast  dises  Gut  als  einen  köstlichen  Schatz  neben 
sich  geleget.'  JJUlr.  1718.  Entsprechend  n.  setzen, 
stellen,  tuen;  's.  d.  N.  luege"  GRFan.  ,In  dem  luoget 
er  nebend  sich  und  ersach  N.'  Haimonsk.  1531.  ,Luog 
uff  die  hend  und  gaff  nit  näbend  sich!'  Fris.  1562. 
S.  noch  für -sich  (Sp.  161).  N.  mache",  betrügen, 
stehlen,  veruntreuen  Bs;  B;  FMu.  N.  rede",  übertr., 
im  Fieber  verwirrt  reden,  von  Kranken  L;  vgl.  nebe"t- 
use"-rede"  (Bd  II  1342).  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  493. 

nid-si'c7&  tw.  in  Gr;  W,  -sich  Aa;  Ap  (tw.  nedsi"'', 
-se<h);  Bs;  B;  Gl;  GRÜhur,  He.;  GA.,  T.  (in  Nessl.  -se"*), 
Wb.;  Schw;  Th;  Uw;  Z,  -fi«»  Gr;  PAL;  W,  -sig  B 
(häufiger  als -st''1);  GW.;  S:  1.  Adv.  a)  abwärts,  wohl 
allg.  .Nidsich,  deorsum,  pessum.'  Fris.;  Mal.  (Weitres 
ebd.  306d).  Oft  mit  ausgedrücktem  Gegs.  ob-sich  (s. 
Sp.  154/6).  Dur^ab  isch-es  n.;  s.  Bd  I  32.  N.  helfend 
all(i)  Heilige"  Gr;  vgl.  Sp.  154.  Holz,  Steine  und 
Wasser  hend  d's  Recht  n.,  dürfen  auch  durch  Güter 
Anderer  abwärts  befördert  und  geleitet  werden  Gr 
(Tsch.).  Weil  die  Seebuben  am  rechten  Ufer  viel 
Wasser  aus  dem  See  schöpfen,  damit  ihr  Wein  nicht 
gar  so  sauer  werde,  deshalb  halte  [neige  sich]  der 
See  und  komme  man  n.  schneller  vorwärts,  weshalb 
man  in  kürzerer  Zeit  vom  linken  Ufer  hinüber  ge- 
lange als  umgekehrt.  Ndw  Kai.  1899.  .Basel,  Schaff- 
hausen und  andere  Orte,  deren  Angehörige  n.  handeln 
[rheinabwärts  Handel  treiben].'  1533,  Abscb.  ,Ein  ox 
mit  n.  gekrümmten  hörueren.-  1599,  Ard.  ,[Der  Teil 
des  Rheintals,  der]  von  Sarischem  Gebiet  sich  n., 
Mitternacht  zu,  bis  gen  Stad  erstreckt.'  Gcler  1616. 
,N.  gegen  Abend.'  ebd.  ,Von  Roncaglia  kombt-  man 
etwas  n.  gen  Clivium.'  ebd.  ,[Man  soll]  den  Hals  n. 
streichen  mit  Speichel.'  altes  Arzneib.  ,Rindermarg 
in  warmen  Wein  verlasen,  die  Beine  mit  nitzsich  ge- 
waschen.' ZHorg.  Zauberb.  In  engerer  Verbindung 
mit  Verben.  N.  gä";  s.  Bd  II  34;  =  zu  Bette  gehn 
THMü.f  ,[Es  wird  geklagt,  dass  die  Trompeter]  zuo 
zyten,  so  die  schiff  nitsich  giengint,  wie  sy  aber  söltint, 
nit  pliessint.'  1545,  Z  RB.  N.-gänt  vom  Monde,  Gegs. 
Obsieh-gänt  (s.  Sp.  152).  ,Gut  purgieren  ist  im  Scor- 
pion,  wenn  der  Mond  n.  geht.'  B  Hink.  Bot  1718. 
's  isch  n-.  g' gange";  's  göt  Alles  n.  bl-n-im,  er  hat 
Durchfall,  kann  das  Wasser  nicht  halten  Bs.  Daher: 
n.  laxiere"  (in  UwE.  n.  ne")  =  undersi'h -l.  (Bd  1U 
1546);  vgl.  N.-Purgaz  (Bd  IV  1587).  Es  gät  n.  mit 
im,  im  G'schäft,  mit  sine"  Ghrefte"  Aa;  Gr;  Z.  N.  fare" 


17:! 


Sach,  sech,  sich,  socli,  such 


174 


uä.  (allg-.);  vom  Pflügen  s.  ob-sich  (Sp.  152).  Wenn-si 
[Lawinen]  nizzi  [!]  fari"d  wie-n-e"  Hitdeich.  MLien. 
1891.  ,Der  keiser  fuor  widern,  gen  Trier.'  DSchill.  B. 
S.  noch  Spann-Chetten  (Bd  III  507).  ,Dass  d'  Eid- 
gnossen  von  Dornach  n.  verrückt  warend.'  Ansh.  ,A1s 
ich  krank  heimkam,  bin  wieder  nidsi  geritten  . . .,  des- 
gleichen ein  Ritt  zum  Bischof  von  Konstanz.'  1569,  L. 
,Die  Berner  . . .  zugend  uss  dem  läger  nitsich  gägen 
Bremgarten  in  das  Fryampt  ab.'  HBull.  1572.  ,Wann 
die  Sonn  am  höchsten,  so  ist  sy  dem  N.-stygen  am 
nächsten.'  JJBreit.  1613/43.  ,Sind  auch  ...  da  Rüffinen 
kommen,  aber  n.  geschlagen.'  1618,  Sprecher  1672. 
,Wil  die  Berg  seer  stotzig  sindt,  der  Schnee  grad  all- 
zeit nitzich  tringt.'  Com.  Beati.  ,N.  fallen';  s.  rümpfen 
(Bd  VI  952),  rasen  (ebd.  1281).  's  Holz  n.  g'heie". 
Bäume  am  Abhang  so  fällen,  dass  sie  vom  Stocke 
abwärts  zu  liegen  kommen  ZU.  N.  hange":  's  [Luft- 
ballon] y'seht  wie-n-e"  Pumperchrusle"  üs,  wo  umg'chert 
nizzi  [!]  hanged.  MLien.  19u6.  ,[Ein  an  der  Lungen- 
sucht erkranktes]  Stück  Vieh  hat  den  Kopf  n.  hängen 
lassen.'  1769,  KHapser  1895.  N.  chere"  B.  Ü"si  alti 
graui  Chatz  isch  so  g'schid  und  witzig,  we""-si  d' 
Stegen  ufe"  geit,  so  chert-si  d's  Stili  nidsig  [oä.]  B;  L. 
,Do  gieng  er  wider  uffher  uff  die  gassen  ...,  karte 
widerumb  nitzich.'  1453,  Z  RB.  ,N.  wachsen.'  Der 
Bruch  (Bd  V  341)  wax*  n.  BGr.  (Bärnd.  1908).  JV. 
wachse"  wie-n-en  Chüeschtcanz,  wie-n-en  Bäbe" 'schwänz, 
von  Kindern,  die  im  Wachstum  zurückbleiben,  auch 
von  alten  Leuten,  etwa  mit  der  Erklärung:  unne" 
lauf-ieh  's  an'n  Füessen  ab,  und  obe"  bisse"d-mer  's  d' 
Lüs  ab  Z.  ,Nidsig  lä",  detumescere,  demittere.'  Id.  B. 
N.  luege»;  s.  Bristen  2  c  (Bd  V  842).  ,[Das  Bild  des 
hl.  Petrus  auf  einem  Banner]  mit  ernstlichem  gnädigen 
angesicht  n.  anschowend  das  glöubig  volk.'  Ansh.  ,Die 
Züricher  haben  das  geschüz  uf  einem  erhöchten  aker 
bi  dem  closter,  so  nidt  sich  oder  abwärts  gegen  den 
fünf  Orten  gesehen,  gestelt'  1583,  RCys.  .Lassetuns 
mit  dem  armen  Zoller  niedsich  schauen,  von  fehr  us 
stehen  und  sprechen  ...'  JJUlr.  1733.  Neben  anderer 
Ortsangabe  (s.  auch  Sp.  172),  bes.  in  Grenzbestim- 
mungen. N.  in'n  Htmel,  in  die  Hölle  Z.  ,[N.  verkauft 
die  Fisehenzen  und  Fache]  von  der  roten  giessen  n. 
in  see.'  1271,  HTürler  1895.  ,Die  bleichin  ...  stost 
oben  an  die  strass  und  nitsich  an  die  Birsich.'  1475/80, 
Bs  Chr.  ,Von  disem  frid  wider  nitzich  bis  an  Metel- 
bach.'  XVI.,  ZBergOfl'n.  ,Ie  an  dem  dritten  jar,  so... 
die  brach  ist  und  uslit,  so  sol  es  zwüschmetf!]  dem 
selbigen  hus  und  der  fülle  [aufgefüllte  Stelle]  nitsich 
an  der  strass  gelegen  frig  offen  sin.'  1534,  GRorsch. 
Wegordnung;  kaum  zu  b.  , Stost  an  die  müli  a  [Aa],  nit- 
sich an  derö  von  Schmäriken  riet.'  1510,  GUzn.  ,Die 
undrest  rüty  stost  einhalben  an  d  gass,  usy  an  das 
Aawasser,  nütsich  an  dallmendt.'  1565,  Nnw  Beitr. 
S.  noch  gegen  (Bd  II  141);  Schmier -Richti  (Bd  VI  464); 
ob-sich  (Sp.  156).  In  Verbindung  mit  andern  Advv. 
,Nidsigab  gä",  descendere.'  Id.  B.  's  setzt  a"  n.  ab, 
es  fängt  gegen  Westen  an  Wolkenlagen  zu  bilden, 
als  Vorbote  von  Regen  ZO.  Im  Eiholz,  nitzig  ab  und 
der  Ar  nöch.  Schild  1873.  .[Der  Münzbezirk  der  Z  Abtei 
Fraumünster  gilt]  nidsich  ab  unz  an  Howenstein.' 
XIII.  /  XIV.,  Z  Urk.  ,[Da]  bekeme  inen  ein  pur  mit 
einem  starchen  münch,  hinder  dem  dise  N.  nitsichab 
und  für  sy  geritten.'  1541/3,  Z  Gerichtsprot.  ,N.  stellt 
sein  Ross  hinderfür  in  Stahl,  den  Rucken  gegen  dem 
Baren  und  den  Kopf  n.  ab.'  Schimpfr.  1651.   N.  abe", 


tiefer  hinunter  im  Tale  Z  (Dan.).  .Überhaupt  gibt  es 
nicht  viel  Wein,  besonders  am  See;  nidsich  herab 
steht  es  besser.'  Z  Brief  1810  (Dan.).  .Wanne  etlich 
der  obgemelten  vischer  von  Zurzach  .  .  .  n.  abhin 
fuorend  zwüschend  den  obgemelten  zilern  . . .'  1443, 
Arg.  ,N.  abhin,  deorsum  versuni.' Fris.;  Mal.  ,N.hin.' 
,NN.  vermeinend,  so  der  Brunnen  an  diese  Stelle  ge- 
macht würde,  so  werde  das  Wasser,  so  von  dem 
Brunnen  komme,  ihnen  in  der  Gass  n.  hin  Schaden 
tun.'  1541,  aZoll.  1899.  Für  nids'ich:  Me"  hed  für 
nidsi'h  durch  de"  Sehne  z'  watte"  grad  recht  g'nueg,  und 
obsf''  probierti  [ich]  's  nid  Gr  (Tsch.).  Für  nidsi'''  gän 
s.  Sp.  154.  Mit  Acc.  des  Raumes.  ,7  ß  6  d.  Hans  Kristen 
trinkgält,  als  er  schiessbrief  daz  land  nitsich  truog.' 
1503,  Z  Seckelmeisterrechn.  , Morgens  frieg  satzt  er 
sich  in  ein  schüff,  fuor  den  Rhin  n.  noch  Strassburg.' 
1582,  BsChr.  —  b)  unten.  Nidsich,  unten  PAL;  daher 
van  n.  cho"  s.  so  G  1  a  (Sp.  28).  —  2.  Nidsi*  f.  AaF.. 
n.  AaWoIiI.,  Abführmittel;  Gegs.  Ob-sich. 

Vgl.  Gr.  WB.  VII  741  (wo  noch  mehr  Schweiz.  Belege); 
Martin-Lieuh.  II  322  (unter  ob-nich).  Eigentümlich  definiert 
Zsehokke  1797  :  ,Nidnch,  uuter,  auch  hinter  sich.'  Zu  1  h  vgl. 
hie  für   hier   und   hieher,    wä  für   wo  und  wohin  in  PPo.;  W. 

nider-si0*:  abwärts  GW.  ,Nidersich.'  ABütelrock 
1682/1712. 

e"-tweret-si«*  Gl  (so  H„  K.);  GMs,  Rh.,  Sa.;  ü, 
de"tweretsich  Ap  ;  GNessL,  Wb.,  dertiv-  Gl;  GG.;  ScbwE. 
(dertioertsi),  de"zweretsich  GNessL,  derzw-  GWall. : 
quer,  in  schiefer  Richtung.  Er  hat  e"  Tips,  er  göt 
ganz  e"tw.  GRh.  Er  li"t  dertw.  Gl.  —  umgebildet  aus 
(d)e"-twgr*is ;  s.  d. 

wider-»0*;  rückwärts  GrCIiut.     W.  gö". 

ab-wert(s)-st'''  „abwärtsi:  hinabwärts."  St.2  — 
ine°-  ine"wertsi:  einwärts  ScHwBrunn.  's  [Wetter-] 
Fändli  luogt  inaivärtsi.  Dial.  —  fürhen-  füre"wertsi: 
vorwärts  ZKn.  —  nachhen-  nacheHcertsi  SchwE., 
nache"ticertsi  Zg:  nachher.  Es  Glöggli  tönt  z'erst 
e'chli"  wit  e"weg  . . .,  und  n.  'e  lenger  i"  nöcher.  MLien. 
1891.  Due  se  isch  ['s]  halt  n.  lösg'gange".  ebd.  — 
her-:  her,  in  der  Richtung  auf  den  Sprechenden. 
,Gang  zuo  Karly  und  sag  im,  das  er  harwertzich  luoge, 
so  wirt  er  mich  schantlichen  gsächen  erhäneken.'  Hai- 
monsk.  1531.  ,Horsum  pergunt,  sy  kommend  härwert- 
sich  gegen  uns.'  Fris. 

Wie  füru>lrt(»)-hin  (Bd  II  1360)  zeigt,  kommen  für  diese 
Bildungen  auch  Zssen  mit  -hin  in  Betracht. 

sichrer,  in  Ap  (ausser  K.);  GT.  -ch'-:  im  Wesent- 
lichen wie  nhd.  1.  a)  sorglos,  unbesorgt.  , Ruhig, 
sorglos,  wie  wenn  mir  nichts  Schlimmes  widerfahren 
könnte'  B  (Zyro).  ,Re  placida  atque  otiosa,  on  forcht, 
still  oder  s.'  Fris.;  Mal.  ,S.  und  sorglos  sein,  securo 
et  tranquillo  animo  esse,  vitam  securam  agere.  Er 
ist  nirgend  s.,  perpetuis  illce  mentis  sibi  conscise  sti- 
mulis  agitatur.'  Hosp.  —  b)  in  Sicherheit  befind- 
lich, geschützt  vor  Gefahr,  Schaden,  Verlust  uä. 
ot)  von  Personen.  Meinst,  du  seiest  dert  s.?  We"" 
d' Bettler  z'  Bure"  werde",  su  ist  der  Tii/el  nit  «,  HSi. ; 
vgl.  Bettler  (Bd  IV  1837).  Unter  der  Herrschaft  der 
französischen  Volksbefreier  müsstest  du  .deine  Buben 
in  Krieg  schicken  und  deine  Meitscheni  wären  auch 
niener  s.'  Gotth.  ,Do  si  [die  brandschatzenden  .Eng- 
länder'] koment  gen  Frowenbrunnen  in  daz  closter 
und  gar  s.  wollen  sin  und  sich  uz  gezugent  und  ir 
ruowe  wolten  hau.'  Z  Chr.  1336/1446.  .[Die  Schwä- 
gerin] sy  ira  so  ghass  und  fygend,  das  sy  by  ira  nit 


175 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


176 


s.  sye.'  1538/40,  Z  Ehegerichtsprot.  ,S.  sein,  in  tuto 
esse;  s.  und  vor  gfaar  wol  bewaret,  tutus.'  Fris.; 
Mal.;  ähnlich  Hosp.  ,Dass  das  Erdtrich  wytt  und 
breit  erbidme  und  sy  selbs  gedunke,  dass  sy  in  iren 
Schüwren  und  Alphüsern  nitt  s.  syen.'  ECys.  ,[Der 
Fährmann]  soll  zu  allen  Zeiten  ein  wohlbestelltes  und 
gezimmerendes  Schifflein  mit  aller  Zugehörde  halten, 
damit  jeder  mäniglich  s.  und  ohne  Gefahr  hin  und 
her  über  die  Thur  könne  geführet  werden.'  1766,  G 
Zuckenr.  S.  vor  Jmd.  's  ist  NiemerßJ  s.  vor-em,  zB. 
vor  einem  übermütigen  Burschen.  ,N.  drowt  und 
fluochet  im  vast,  daz  er  lange  zit  in  vorchten  stuond 
und  nit  s.  vor  im  was.'  TiiDiess.  StR.  ,[Gessler  zu 
Teil:]  Ich  will  dich  füeren  lassen  an  ein  ort  und  alda 
inlegen  ...  damit  ich  vor  dir  s.  sig.'  Äg.Tschudi,  Chr. 
,Es  ist  niemand  vor  ihm  s.,  vituperationem  eius  evi- 
tare  atque  effugere  potest  nemo.'  Hosp.  S.  noch  unten. 
S.  vor  Etw.  Mer  sind  da  s.  vor  äem  Hege".  ,S.  vor 
wind  und  blaast,  securus  ab  afflatu;  vor  hitz  s.  und 
behüet,  tutus  a  calore.'  Fris.;  Mal.  ,Es  ist  vordem 
Unglück  niemand  s.,  fortuns  casum  quis  prsestabit'?' 
Hosp.  S.  noch  Ruew  (Bd  VI  1891).  .Einer  Sache 
halb(er)  s.'  ,üarum  ist  gericht,  das  er  N.s  seligen 
kinden  geben  sol  200  guldin  in  jars  frist  und  er  des 
mordes  halb  vor  den  kinden  und  den  fründen  s.  sin.' 
1467,  Z  BB.  .Certus  sum  ex  hoc  metu,  ich  bin  der 
forcht  halber  s.,  ich  förcht  mir  desshalben  nützid 
mer.'  Fris.  ;  Mal.  .Rechenherren  sollend  beradtschla- 
gen,  ob  tuonlich  syn  welle,  füier  denen,  so  schulden 
halber  nit  s.,  sonders  abträtten  müessend,  gleit  zuo 
bewilligen  sygen.'  1581,  Z  RM.  Mit  Gen.  der  Be- 
ziehung. Da  ist-me"  ja  's  Lebe's  nüd  s.!  wohl  allg. 
,Es  ist  solicher  guoter  frid  zuo  ring  umb  uns,  das 
dehain  biderman  uss  tar  und  nieman  waist  libs  und 
guots  s.  zuo  sin.'  1481,  Gr  Schreiben.  ,N.  sy  [vor 
seiner  Frau]  weder  lybs  noch  lebens  s.'  1530/3,  Z  Ehe- 
gericht. .[Landvogt  zu  Teil:]  ...  du  sollt  dins  lebens 
s.  sin.'  Äg.Tschudi,  Chr.  , Einen  s.  sagen,  schweren',  in 
der  Rechtsspr.,  ihm  (eidlich)  Sicherheit  des  Lebens, 
Gutes  usw.  verbürgen.  ,Man  sol  richten,  als  min  herr 
der  burgerraeister  under  der  rät  ougen  mit  dem  jungen 
Füeslin  redte,  das  er  stallung  für  sich  und  all  die 
sinen  gebi  und  Heinin  Schifin  s.  seitti;  des  wölt  er 
nüt  tuon.'  1384,  Z  RB.  .[Abgesandte  des  Rates]  redtent 
mit  im  [Junker  Molle],  das  er  von  sinem  zorn  Hesse 
und  die  sach  in  guotem  Hesse  anstan  unz  an  ain  recht 
und  die  ünsern  unz  an  das  recht  s.  saite.  Dar  uff 
antwurt  er  in,  er  wölte  sich  dar  umb  bedenken;  do 
redten  si  mit  im,  daz  er  denn  die  ünsern  s.  saite  uff 
das  bedenken;  dar  uff  antwurt  er  in  aber,  er  wölte 
sich  dar  umb  ouch  bedenken  . . .  Also  wissen  wir  nit, 
ob  die  ünsern  s.  sind  oder  nit.'  THDiess.  StR.  .[Wir] 
baten  in  [Junker  Molle]  ernstlich,  den  Juden  s.  ze- 
sagen;  das  wolt  er  nit  tuon,  und  stat  die  sach  noch 
hüt  by  tag  also,  daz  er  uns  nit  antwurt  darumb  wil 
geben  und  ouch  den  Juden  nit  s.  noch  unsicher  sagen 
wil.'  ebd.  ,Wer  derselben  gottshuslüt  den  andern  nit 
s.  sagen  wil,  mit  den  sol  der  aman  reden,  das  er  den  s. 
sage;  wölt  aber  derselb  das  nit  tuon,  so  mag  der  aman 
denselben  ungehorsamen  dem  apt  antwurten,  er  well 
denn  vertrösten  den  uff  recht  s.  ze  sagen.'  Anf.  XV., 
Zellw.  Urk.  ,N.  [der  seinen  Angreifer  unter  sich  ge- 
bracht hat]  sprach:  ich  lass  inn  nit  uf,  er  sag  mich 
dann  s. ;  do  sprach  er:  du  bist  s.  libs  und  guots;.  also 
Hess   er  inn  uf.'    1427,   Z  RB.     .Über   das,    als   etlich 


gesellen  mit  im  retten,  inen  were  fürkomen,  das  N. 
vor  im  nit  s.  were,  das  do  er  inn  s.  seit  und  zuo  inen 
sprach,  er  begerte  im  nützit  ze  tuond  und  wiste  ouch 
nützit  mit  im  ze  schaffen  haben  dann  liebs  und  guots, 
über  sölich  sichrung  hat  er  inn  angriffen  und  inn  un- 
geseiter  sach  gewundet.'  1438,  ebd.  ,Es  klagt  V.  von 
Goldbach,  der  HHerr  habe  tröwlich  wort  und  geberd 
gegen  im  und  hinder  im  gerett  und  ussgestossen,  das  er 
sich  sines  libes  und  lebens  vor  im  entsetzen  müeste: 
also  sye  er  für  iren  vogt,  den  Gumpost,  kert,  habe  inn 
angerüeft,  mit  dem  gen.  Herren  ze  verschaffent,  inn 
ze  sichrent;  also  habe  der  Gumpost  [dem]  C.  bevolhen, 
mit  dem  H.  ze  verschaffent,  inn  s.  ze  swerent  ...  da 
wölte  der  H.  nit  sweren  ,..  rette  sovil  tröwlicher 
worten,  das  den  C.  bedüechte  nottdurftig  ze  sinde 
zwüschent  inen  stallung  ze  nement  ...  die  wölt  er  im 
nit  geben.'  1457,  ebd.  ,Ob  ainer  den  andern  nit  s. 
sagen  wölt,  so  sol  ain  aman,  waibel  oder  ain  andrer, 
der  das  gepütt,  mit  hilft' andrer  gottshuslütten  zuo  im 
gryffen  und  in  in  das  gericht  füeren  und  nach  er- 
kanntnuss  ains  gerichts  straffen  und  in  nichts  dest- 
minder  darzuo  halten,  das  er  sicherhait  geb.'  1471, 
GTa.  Offn.  Mit  nähern  Bestimmungen.  ,Ouch  sind 
die  selben  kammer  reben  ledig  und  los,  daz  kein  stür 
noch  kein  zins  dar  ab  gan  sol  nu  noch  hienach,  und 
•sol  der  Orab  [der  Verkäufer]  dez  den  N.  [Käufer]  s. 
sagen  und  machen  nu  und  hienach  für  sich  und  sin 
erben.'  1376,  ZMänn.  ,Dass  der  N.  den  Schürman, 
sin  sun  und  alle  die  sinen  für  wort  und  für  werk 
luter  s.  sagen  sol  und  enkein  vergangen  sach  gen  inen 
nicht  ze  äfern  noch  ze  anden  und  genzlich  unbeküm- 
bert  ze  lassen.'  1424,  Z  RB.  .Schadens  s.  sagen,  einem 
für  schaden  guot  sein  oder  für  schaden  trostung  gäben, 
damni  infecti  promittere.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Trost- 
Brief  (Bd  V  491).  .Einen  s.  tuon,  halten'  (mit  Gen. 
der  Beziehung).  ,Des  selben  rechtes  und  der  selbun 
Hebi  tuon  wir  si  [die  Äbtissin]  mit  disem  briefe  s.' 
1302,  ÄABremg.  StR.  ,Aber  sullen  wir  die  kouflüt  und 
die  koufmanschatz  fürer  s.  halten  libs  und  guots.' 
1397,  Absch.  Eine"  [für  eine  Forderung]  s.  stelle", 
durch  Bürgschaft  oder  Unterpfand,  wohl  allg.  ,An 
einem  s.  sin:'  ,Wär  ouch,  das  dekeiner  von  Rieden 
mines  herren  des  probstes  hulde  verlüri,  den  mag  er 
vachen,  ob  er  nit  trostung  hat;  mag  aber  er  vertrösten, 
so  sol  er  in  nit  fachen,  und  sol  enkein  Rieder  den 
andern  helfen  vachen,  es  war  denn  also,  das  er  als 
lieh  [spätere  Red.  ,lycht']  an  sim  selber  wer,  daz  man 
an  im  nit  s.  war.'  XV.,  ZAlbisr.  S.  noch  Bed.  4  zu 
Anfang.  —  ß)  von  Sachen.  S.  ist  s.,  sagt  man  etwa, 
wenn  man  das  Haus  auch  während  einer  kurzen  Ab- 
wesenheit schliesst,  wenn  man  eine  Wertsendung  ein- 
schreiben lässt;  vgl.  besser  (Bd  IV  1671  o.).  Dö  isch-es 
e'"mel  auch  s.,  von  Etw.,  das  man  gut  versteckt,  's  ist 
Nü(n)t  ml  s.  (uf  dem  Feld) ;  s.  auch  Näch-ge-bür  (Bd 
IV  1519).  Das  isch  s.  wi"  d'  Chienholzmatti,  RA.  aus 
alter  Zeit,  da  sich  die  Wiesen  bei  Kienholz  noch  durch 
Sicherheit  vor  Bergsturz  und  Überschwemmung  aus- 
zeichneten; jetzt  sind  sie  gänzlich  mit  Schutt  über- 
führt BHa.  ,[Die  Fischer  beklagen  sich  über  den] 
grossen  Schaden  wegen  denen  Öfteren,  so  sich  in  so 
gar  grosser  Anzahl  finden,  das  weder  Fisch  noch  Ge- 
schir  nichts  mehr  sichers.'  1797,  Z.  's  ist  gar  Nüt 
me  s.  vor-em,  vor  einem  diebischen  Menschen.  ,Dass 
nützit  vor  iren  s.  gewäsen,  sonder  alles  [Obst,  Holz 
usw.]  verstollen,  was  sy  ankommen  mögen.'  1575  Z  RB. 


Sach,   sei:h.   sich. 


such 


17- 


, Zuvor  war  er  ein  lasterhafter  Mensch,  vor  dem  nüt 
s.  war,  weder  in  Holz  noch  in  Feld.'  1634,  '/,.  In  der 
Rechtsspr.  (s.  unter  a):  's  Wiberguet  s.  stelle",  das 
Frauengut  rechtlich  unantastbar  machen,  wohl  allg. 
Attrib.,  ungestört:  , Sichere  ruow  und  underleibung, 
requies  certa  laborum.'  Fris.;  Mal.  Subst.  Den 
Landmann  haben  die  Wechselfälle  des  Natur-  und 
Menschenlebens  den  Satz  gelehrt:  Der  Mensch  heil 
d's  Leben  nid  g'choifds  u"d  d's  Glich  nid  g'ehoifds 
u"d  Sichers  chan"  U"sichers  werden.  Bärnd.  1908  (BGr.). 
,Der  sicher  durch  Unsicherheit  lat,  daz  wirf  im  dicke 
leit.'  Boner  (Fabel  vom  Hunde  mit  dem  Fleischstück); 
dazu  in  einer  Hs.:  ,Die  gittikeit  den  hunt  bezwang,  daz 
er  sinen  schaden  rang  und  umb  das  sicher  kam,  da  er 
wolt  das  unsicher  han.'  —  2.  a)  Sicherheit  gewäh- 
rend, gefahrlos,  zuverlässig,  von  Örtlichkeiten,  Zu- 
ständen, Handlungen,  's  ist  de"t  nüd  s. ;  de"  se'b  Weg  ist 
nüd  s.  Es  isch  so  s.  wie  uf  dem  Glärnisch  obe"  —  wie 
imen  Ofe".  Sprww.  18ü9.  ,Wir  [von  B  und  W]  sind 
uberein  komen,  das  wir  die  Strasse  über  den  berg  ze 
Hasle  s.  sullen  haben,  und  sullen  wir  von  Beine  nüt 
mit  reise  über  den  berg  ziehen,  von  wem  wir  gemant 
wurden,  noch  wir  von  Wallis  hinüber,  und  sol  die 
Sicherheit  weren  zechen  jar.'  1397,  Absch.  ,Helffent 
mir  gott  bitten  über  alle,  so  steg  und  weg  besserind, 
das  sy  siger  [!]  steg  und  weg  zuo  ewiger  säligkait 
finden.'  XV.,  GT.  (Gebet  des  Pfarrers).  ,S-e  ort,  da 
kein  gefaar  nit  ist,  loca  casuum  secura;  sichere  und 
guote  straass  oder  wäg,  iter  inoffensum,  certior  trans- 
itus.'  Fris.;  Mal.  ,Diewyl  N.  alhie  schulden  wegen 
dheinn  sicheren  pläz,  so  söllind  die  schwäger  [seiner 
Frau]  jerlichen  15  pfd  biss  uff  syn  widerankunft  zuo 
erhaltung  der  kindern  zuostellen.'  1583,  Z  RM.  ,S-e 
hand  und  gewalt';  vgl.  Bd  LT  1388  u.  ,[NN.  sollen  den 
Berechtigten  den  Zins]  gen  Brugg  in  die  stat  oder  ein 
mil  wegs  davon,  wahin  die  köuffer  wölten,  in  ir  schi- 
cher  [!]  hand  und  gwalt  antworten  und  geweren.' 
1493,  AaB.  Urk.,  ,zuo  iren  s-n  banden  und  gewalt  oder 
ein  mil  wegs  ringswis  umb  von  Wisendangen,  wohin 
sy  wend,  bezalen  und  usrichten.'  1523,  ZHegi.  ,So 
ist  aber  gmeiner  oberkeit  der  sicherest  schirm:  veste 
trüwe,  einhellikeit  in  rat  und  tat  [usw.].'  Ansh.  ,S-er 
radt,  gwarsam,  consilium  tutum.'  Fris.;  Mal.  , Sieher 
Gleit  geben,  praestarc  alicui  securum  iter.'  Hosp.  Nu- 
mero (Nummere")  S.;  vgl.  Wander  IV  550.  I"  's  N. 
S.  cho",  im  N.  S.  si",  hinter  Schloss  und  Riegel  Aa; 
Ap;  B;  L;  Th;  Z.  Er  spilt  's  N.  S.  L  (Ineichen). 
31er  wand  lieber  's  Sicherer  spile",  zB.  lieber  den  uns 
bekannten  (als  einen  unbekannten,  wenn  auch  nähern) 
Weg  gehn,  oder:  bei  zweifelhafter  Witterung  die 
Wäsche  lieber  nicht  aufhängen  usw.  Z.  —  b)  zuver- 
lässig, treu,  von  Personen  B  (Zyro).  ,Fidelis,  trüw, 
s.,  aufrecht.'  Fris.;  Mal.  En  s-er  Chund  Ap;  Th;  Z;  oft 
in  scherzh. -ironischem  S.,  zB.  von  einem  Bettler,  der 
mit  unfehlbarer  Sicherheit  immer  wieder  vorspricht 
Th.  Subst.,  en  Sicherer,  Einer,  dem  man  vertrauen 
darf,  vor  dem  alle  Sachen  (Esswaren  usw.)  sicher  sind, 
der  Wort  hält,  pünktlich  bezahlt  usw.  Aa;  Ap;  B;  Z. 
Bes.  von  einem  Bürgen:  Bas  ist  (ganz)  en  Sichere! 
ebd.  —  3.  ohne  Fehlen  oder  Wanken,  vom  mensch- 
lichen Können,  Tun.  wohl  allg.,  doch  zumeist  als 
schriftspr.  empfunden.  S.  zile",  schiesse".  Auch:  Er 
het  en  s-e"  Schutz,  schiesst  sicher  AaBi-.  E"  s-i  Hand; 
en  s-er  Gang.  —  4.  ohne  Zweifel,  gewiss.  Zunächst 
einige  Fälle,  die  1  b  noch  nahe  stehn  und  den  Über- 
Schweiz. Idiotikon  VII. 


gang  zu  unsrer  Bed.  bilden.  So  die  formelhafte  Wen- 
dung er  ist  (in  Th;  Z  auch  ist-sich  aus  st";  s.  Sp.  149), 
du  bist  (in  Th;  Z  auch  bist  äich)  güet  (wofür  seltener 
w6l,  hing)  s.  =  er  braucht  (du  brauchst)  keine  Sorge 
zu  haben,  kann(st)  dessen  ganz  gewiss  sein...  Aa; 
Ap;  Gl;  Gr;  Th;  Z;  vgl.:  ,l)u  bist  wol  s.,  frustra  id 
metuis,  suspicaris,  nihil  ex  eo  periculi.'  Hosp.  Er  ist 
(-sich)  güet  (wol,  hing)  s.,  icK  halte"  nüd  a"  an-em  (ich 
säge"  hei"  Wort  nie  zue-n-em,  ich  chum-em  nütne''  i"  's 
Hüs  ine"  oä.).  Der  ist  güet  s.,  ich  gibe"  d's  Hüs  nit 
Gr.  Häufiger  in  2.  Person.  Du  bist  (-dieh)  güet  s. 
(auch  du  cha""st  güet  s.  si"  Gl),  's  nimmt-dich  Niemer 
(ich  chume"  nüd  oä.).  Du  bist  guet  s.,  was  mir  da 
mit-enand  redi"d,  schlnft  in  Boden.  Wolf,  Dreierw. 
Jö,  dö  bist-du  hing  s.!  Aa;  ZO.  Seltener  in  1.  Person: 
Ich  0i"(-mich)  güet  s.,  Der  chunnt  nümerl  Th.  Mit 
dass-Satz :  Bist(-elich)  güet  s..  (d)as'-ich  hüt  nüd  chume" 
Gl;  Th.  ,[Ein  Bräutigam  ermahnt  seine  Braut]  das 
sy  sich  wol  umbseche,  das  nit  etwa  der  vater  oder 
der  bruoder  ein  missvallen  drab  [an  ihrer  Verlobung] 
habint;  seite  sy:  du  bist  woll  s.,  das  sy  nüt  segend.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  Vgl.  ferner:  I^  bi"  nüd  s., 
dass  's  [zB.  eine  Krankheit]  nüd  wider  chunnt.  Ich 
will  s.  sl"  (dass  's  nüd  verlöre"  göt),  Begründung, 
warum  man  eine  Wertsendung  einschreiben  lässt.  .  W i  1 
der  mönsch  s.  sin,  das  er  in  den  siechtagen  nit  valle, 
su  soll  er  neraen  bugga  [usw.]  und  ein  trank  machen 
und  sol  das  trinken  nun  tag  nüechterlingen,  so  belibet 
er  s.  an  den  siechtagen.'  Ende  XIV.,  B.  Men  ist  nie 
s.,  wänn's  chunnt  [zB.  ein  Gewitter],  lösgät  [ein  Streit, 
Krieg].  Eindeutig  hieher:  Ich  bi"  (ganz)  s.,  dass 's 
(nüd)  soist;  tarst  s.  si",  das'-ieh  chume"  usw.  ,Bis  s.',  for- 
melhaft eingeschoben,  =  sicherlich,  gewiss.  ,Do  sprach 
N.  zuo  im:  du  hast  mir  ein  ros  uss  den  henden  gekouft, 
bis  s.,  ich  wil  dir  ouch  einen  semlichen  dienst  [iron.] 
tuon.'  1427,  Z  RB.  .Denn  wirst  du  dich  bissicher 
schämen.'  Jerem.  1530/1 ;  fehlt  1548  ff.  ,Du  wilt  biss- 
sicher dem  raaten,  der  mangel  an  wyssheit  hat.'  Hiob 
1531/96;  .freilich.'  1638.  .Zugeschweigen  deren  [Prä- 
dikanten],  die  sich  bei  papistischen  Collatoren  er- 
botten  ...  nichts  zu  predigen,  das  der  catholischen  Re- 
ligion (bis  sicher !)  dienen  möchte  zum  Abbruch.' 
JJBreit.  1631.  S.  noch  plärren  (Bd  V  138).  I'h  bi" 
nüd  s.,  öb-er  chunnt.  Ieh  bi"  nüme"  s.,  wenn  's  g'si" 
ist.  .Ich  bin  nicht  s.,  wann  er  kommt,  in  singula  eum 
momenta  prsstolamur.'  Hosp.  Ich  bi"  miner  Sach  s.. 
weiss  es  ganz  bestimmt.  ,Do  diz  dröun  [der  Mutter, 
sie  wolle  das  schreiende  Kind  dem  Wolfe  geben]  vor 
der  tür  der  wolf  erhört,  er  wand  des  kindes  s.  wesen 
[und  wartete  stundenlang,  bis  die  Mutter  ihm  das 
Kind  vorwerfe].'  Boner.  Mit  unpers.  Subj.  Das  ist  so 
s.  als  (das)  Öppis  (Näbes),  oder  wie  (dass)  ewei  mal 
zwei  vier  (ist).  Se'b  ist  e"möl  (ämel)  s.  (Dem  glaub-i"- 
Nütme,  Dem  gön-ich  nümer  i"'s  Hüs  ine"  oä.)  Aa:  Ar: 
Th;  Z.  Attrib.  (En)  s-er  B'richt;  e(s)  s-s  Zeiche".  Adv. 
/■•'■  weiss- es  s.,  glaub  's  s.  Er  chunnt  (gut.  lue!  's)  s. 
s.  auch  rüwig  (Bd  VI  1889).  Als  Beteurung.  wohl 
allg.  (Ganz)  sicher  (isch-es  ivär) !  's  ist  s.  nüd  recht! 
.Wer  kunst  und  wisheit  haben  sol,  sicher,  der  muoz 
arbeit  han.'  Boner.  .[An  St  Verenentag]  wend  wir 
dich  s.  heinnen;  dises  hat  sy  geloubt.'  1525/7,  Z  Ehe- 
gericht. .Sicher,  es  ist  im  also,  verum.'  Fris.;  Mal. 
Verstärkt:  S.  und  heilig  Ap;  Th;  Z.  D'  Berner  chönd 
dorther  [am  Schützenfest];  hende"füre"  springt  en  Bär. 
s.    und  h.   <"'   lehti.js    Tier  Ai\      Auch   .«.   und  ii'ieiiss   7 . 


>;ieli.  seeh.  sicli. 


Ahd.  tihhür(i)-ur-or-ar.  nihil,  sicher;  entlehnt  ans  lat. 
securus;  Tgl.  Gr.  WB.  X  1,  717  ff.  1  a  ist  mit  Rücksicht  auf 
die  Bed.  des  lat.  W.  au  die  Spitze  gestellt;  fand,  was  nicht 
unwahrsch.  ist.  die  Entlehuung  durch  die  Rechtssprache 
statt,  so  hat  sich  diese  Bed.  aus  1  b  entwickelt.  Für  den 
anderwärts  (s.  Gr.  WB.)  bezeugten  Übergang  in  pronom. 
Bed.  (wie  bei  .gewiss',  lat.  certus,  frz.  certain)  bietet  sich  unr 
ein  kaum  als  Schweiz,  anzusprechender  Beleg  im  Tyrolersp. 
1743:  ,Interludinm:  Ein  sicherer  Bischof  von  Stühliugeu 
baadet  sich  in  einem  Weinwarm  und  leget  zugleich  allen 
Schlehenstauden  die  hailig  Schrift  aus.' 

u(n)-,  o"-:  1.  Gegs.  zu  sicher  lb,  von  Personen 
und  Sachen.  ,U.,  der  nit  sicher  ist,  intutus.'  Fris.; 
Mal.  S.  noch  sicher  lba.  und  ß.  —  2.  Gegs.  zu  sicher 2. 
a)  von  Örtlichkeiten,  zB.  von  einem  Wege,  Walde  Ap; 
Th;W;Z.  Bert  (dur'H")  iseh-es  u.  .Unsichere  straassen 
von  wägen  der  kriegsleuten  und  röuberen,  itinera  in- 
fecta;  der  Römer  land  ist  u.  und  gefaarlich  zewandlen 
von  wägen  der  feind,  die  da  umbhinschweiffend,  ager 
Eomanus  infestus.'  Fris.;  Mal.  ,Ettlich  bildend  der 
Wellt  für,  Schwytzerland  sye  ein  lutre  wilde  grusame 
Wüeste,  unwägsam,  u.,  ein  vermaledyet  Land.'  BCvs. 
,Es  seie  in  dem  daselbstigen  Pfarrbaus  [zu  THAad.] 
auf  dem  oberen  Boden  Gespenster  halber  ohnsicher 
und  seie  dessnahen  [der  Amtmann]  gezwungen  worden, 
eine  neue  Gastkammer  unten  machen  zu  lassen.'  XVIII., 
Z.  .[Durch  Verfaulen  des  Gebälks]  sei  der  Eingang  als 
Gebrauch  der  Sacristei  als  auch  der  Zugang  in  den  Tum 
u.  geworden.'  Erde  XVIII.,  Z.  Auch  vom  Wetter,  wohl 
allg.  's  ist  hüt  u.  —  b)  von  Personen.  ,U„  treuwloss, 
der  nüt  haltet,  intidus.'  Fris.;  Mal.  Er  ist  en  u-er  Kärli 
(Pürstel),  en  U-er  Ap;  B.  Im  phys.  Sinne:  .Der  Sohn 
des  Hauses  schlief  mit  dem  alten  Manne  in  einer 
Kammer,  da  man  ihn  nicht  gern  allein  schlafen  liess. 
Alte  Leute  sind  u.,  sagt  das  Sprüchwort.'  EScheitlin 
1828.  —  3.  ungewiss,  wohl  allg.  's  ist  (ganz)  u.  (ob 
er  chunntj.  —  ver-un -sicheren:  unsicher  machen. 
.Wie  wol  das  ganz  Welschland  mit  krieg  von  den 
Franzosen  verunsicheret,  dennocht  30,800  bilger  [in 
Eom]  sind  verzeichnet  worden.'  Ansh.  —  U"-sichri  f.: 
Unsicherheit.  .Gefahr'  W.  —  Un  -  Sicherheit  f. 
Eechtlosigkeit,  Acht:  ,0b  er  [der  Totschläger]  zum 
dritten  landtag  und  letsten  ruoff  nit  erschint,  sich 
zeverantwurten,  so  soll  er  dannothin  erkennt  werden 
von  fryd  in  unfryden  und  von  Sicherheit  in  u..  also 
.  daz  des  todtscblegers  Ivb  des  lybloss  getonen  fründen 
genzlich  erloupt  sye.'  B  StSatzg  1539.  Ungewisser 
Zustand;  s.  den  Beleg  aus  Boner  unter  sicher  i  6  ß. 
sichere":  sicher  machen;  der  lebenden  Spr.  wohl 
nur  als  Lehnw.  aus  der  Schriftspr.  bekannt.  ,S.,  ver- 
sicheren, certificare,  ratificare,  firmare.'  Mal.  1.  a)  mit 
Acc.  P.,  Jmd  Sicherheit  gewähren  oder  versprechen. 
,Es  warent  etlich  heren  und  edellüte  in  das  slos 
Granson  an  der  flucht  gewichen  und  geflochen,  die 
begerten  uf  gnade  mit  den  houptlüten  zuo  reden,  und 
nach  irem  verhören  wurdent  si  gesichert  .. .  Als  aber 
die  von  Bern  und  Friburg  die  iren  an  den  bömen  zuo 
Granson  so  iemerlich  sachen  hangen,  do  wolten  si  di 
im  slos  überein  nit  s.  noch  leben  lassen.'  DSchill.  B. 
,Wie  die  von  Switz  gesichrut  wurden  von  den  Züricher 
[Titel].  Also  wurdend  min  heren  zuo  rat,  dennen  von 
Switz  dissen  handel  [mit  Wädenswil  und  Richterswil 
wegen  Steuerverweigerung]  ouch  zuo  verkünden... 
und  ward  innen  mer  geseitt,  daz  man  die  ungehor- 
samen lüt  von  Wedyschwyl  und  Eichtyschwyl  weite 
l;  darumm,  ob  sy  etwaz  vernäraend,  so  söltend 


sy  sicher  sin  iren  lips  und  guots  und  sich  der  sachen 
ganz  nüd  bekümbren.'  Edlib.  S.  noch  Sp.  176  (Beleg 
von  1457).  ,Des  lebens  s.':  ,[Landvogt:]  Ich  hab  dich 
dins  lebens  gesichert,  das  will  ich  dir  halten.'  Ag. 
Tschtoi,  Cbr.  Aber  auch  .des  töds  s.':  .Der  herzog 
sprach:  Wolluff,  ir  heren,  fand  [fangt]  inn!  Wann  er 
muos  nüt  gesichert  werden  des  todts.'  Haimonsk.  1531. 
—  b)  mit  Acc.  S.  Frauengut  ,s.',  sicher  stellen.  ,Wir 
habend  den  Ehewyberen  den  halben  Teil  des  Guts, 
so  sy  in  Ehestüwrs  wyss  ihren  Ehemannen  zubrin- 
gend, also  gefristet  und  gesicheret,  das  nit  allein  der 
Ehemann  kein  Eecht  haben  soll,  dasselbig  an  dem 
Hauptgut  zeverbruchen  [usw.].'  BGS.  1615.  —  c)  abs., 
das  Gewehr  durch  Entspannen  der  Schlagfeder  vor  dem 
Losgehn  sichern.  Militärspr.  .Sichern!'  Kommando. 
De''  hat  nüd  g'sicheret!  —  2.  für  Etw.  bürgen,  gut- 
stehn.  ,Wo  der  küng  —  wie  si  im  nit  trüwten  [zu- 
trauten], doch  nicht  sicherten  —  wider  ein  stat  Bern 
etwas  muotwillens  fürnäme,  so  weltids  tuon  als  biderb 
lüt.'  Ansh.  —  3.  mit  Acc.  P.,  ,gewiss  machen',  ver- 
sichern. ,EengnoId  sprach  zuo  Ollifier:  ...  ich  bit 
dich,  daz  du  das  essen  zuorüstest  zum  kostlichesten 
[usw.].  Ich  sichern  dich,  sprach  Ollyfier,  daz  ich  allen 
flyss  ankeren  wyll.'  Morgant  1530. 

Ahd.  tihhorön,  mhd.  »icher(e)n.  Unbekannter  Herkunft 
ist  ,sicher(e)n'  =  kochen  in  der  Gaunerspr.  (lt  ALUtolf)  und 
Gr  Kesslerspr.  (Jörger  1905);  auch  bei  Ave-Lallement  IV  219. 

ver-:  im  Wesentlichen  =  sicheren.  ,V.,  Versiche- 
rung gäben,  prsestare  securitatem.  reddere  securum, 
(con)stabilire,  (con)firmare,  cavere,  afferre  fiduciam.' 
Fris.:  Mal.  1.  a)  mit  Acc.  P.,  =  sicheren  1  a.  .Also 
kamen  si  [der  Kläger  und  der  Beklagte  M.]  mit  red 
aneinander,  das  die  gesellen  den  M.  und  inn  von  ein- 
ander stiessen  und  ze  beiden  siten  trostung  namen, 
und  nachdem  als  der  M.  trostung  geben  hatt,  do 
stiessen  inn  die  gesellen  die  stegen  ab  und  heften 
gern  gesehen,  dass  er  sin  gemach  gehept  hette;  do 
sprach  er  aber  frevenlich:  sammer  box  jamer,  es  wirt 
niemer  so  wol  versichert]  noch  vertröst,  wir  raüessen 
enander  dar  umb  zerhyen!'  1427,  Z  EB.  .Einen  darzuo 
halten,  das  er  in  versichere,  cavere.'  Fris.;  Mal.  ,Ich 
bin  von  ihm  versicheret,  cautum  mihi  est  ab  illo.' 
Hosr.  Mit  Gen.  der  Beziehung.  ,[Tell:]  Wolan,  herr, 
sidmalen  ir  mich  mins  lebens  versichert  habend,  so 
will  ich  üch  die  grundlich  warheit  sagen.'  Äg.Tschüdi, 
Chr.  .Damit  N.  wie  ouch  syne  Gespanen  diss  erlich 
Diensts  versicheret  und  das  sy  jetz  nach  abgetaner 
Gysselschaft  dess  Gysslens  halb  nit  verdacht,  ange- 
tastet, noch  verschmecht  werdindt,  habend  wir  einem 
jeden  derselben  besonder  Schutz  und  Schirm  ...  zuo- 
gesagt  und  versprochen.'  1614,  B  (.Der  Zuopotten 
Schirmbrieff').  ,V.  vor':  .Vor  den  wiselen  werdend 
sy  [die  Tauben]  versicheret,  so  man...'  Vogelb.  1557. 
Bes.  von  der  Sicherstellung  einer  Schuldforderung. 
,V.  mit':  .[Die  Schuldner  geloben,  die  Stadt  Zürich, 
welche  für  sie  bürgt]  ze  besorgen  und  ze  versicherren 
mit  b riefen,  mit  bürgen  und  gyseln',  sowie  mit  Unter- 
pfändern. 1358,  Z.  ,V.  um':  ,[N.  kaufte  eine  Hofstatt 
um  18  Pfd]  daran  bezalte  er  im  [dem  Verkäufer]  15 
pfd  und  umb  die  übrigen  3  pfd  versicherte  er  inn 
wider  uff  die  selben  hofstatt  umb  3  fiertel  kernen- 
gelts.'  Ende  XV.,  ZBül.  .Namlich  so  habe  der  küng 
...  an  der  summ,  so  er  uns  Eidgnossen  schuldig  ...  in 
disem  jar  ze  bezalen  verordnet  600,000  franken  und 
in  [den  Gesandten]  darum   versichert   und  gwüss  ge- 


181 


Sach,  sech,  sich, 


182 


macht,  dass  um  die  summ  da  kein  abgang  noch  mangel 
sin  soll.'  1527,  Absch.  ,[Dass  er,  Hans  von  Breiten- 
landenberg]  dieselben  sin  lieb  elich  hussfrow  umb  ir 
haimstür  und  Widerlegung  uff  sin  schloss  Braiten- 
landenberg  .  .  .  nach  lut  der  hyratsrottel  verwyssen, 
versichert  und  versorgt  hab.'  1534,  GAbtsurk.:  s. 
unter  b.  , Einen  v.  oder  Versicherung  gäben  umb  ent- 
lihen  galt,  pecuniara  alicui  cavere;  einen  umb  die 
ganz  summ  v.,  summam  cavere  alicui.'  Fris.;  Mal. 
,N.  solle  schuldig  sin,  dieselben  lOOguldin  dem  gsellen 
an  ein  gsetzte  gült  ze  stellen,  ie  sover  das  er  inne 
darumb  v.  könne  und  möge,  das  er  dess  synen  gwüss 
und  habent  syge.-  1572,  Z  RM.  ,Wellicher  an  ein 
Summa  Gälts  oder  anders,  so  mit  Urteil  und  Rächt 
hinder  den  Richter  gelegt  worden,  Rächt  zuo  haben 
vermeint,  der  soll  es  ouch  mit  Urteil  und  Rächt  hinder 
dem  Richter  dannen  züclien,  so  ferr,  das  er  den  Richter 
darumb  gnuogsamlich  versichere,  damit,  wan  hernach 
etwar  käme,  der  besser  Rächt  darzuo  gewunne,  der- 
selbig  dem  synen  wüsse  zuozekommen.'  1622,  AaBi\ 
StR.  .Um  geliehenes  Gelt  v.,  cavere  alicui  per  satis- 
dationem.'  Hosp.  Übergehend  in  die  Bed.  Einem  Etw. 
verbürgen,  garantieren.  ,[Prau  N.  erklärt,  auf  ihre 
Ansprüche  an  einen  ihr  vermachten  ,winkel  im  huss' 
zu  Gunsten  der  Käufer  des  Hauses  zu  verzichten] 
so  bald  ouch  ich  um  einen  andren  winkel  oder  andre 
herberg  versicheret  wirf  1565,  THNeunf.  So  auch 
mit  Gen.:  , Einen  der  freiheit  v.,  confirmare  aliquem 
libertati.'  Fris.;  Mal.;  Hosp.  Mit  ,ze'  und  Inf.:  ,[Der  ' 
auf  dem  Heimwege  befindliche  Gesandte  von  Venedig] 
ward  zuo  Kuom  vom  lang  Ruodolf  von  Pargel  nider- 
geworfen,  aber  angends  uf  sin  anrüefen  von  Eidgnossen 
ledig  gelassen  und  heim  zefaren  versicheret.'  Ansh. 
—  b)  mit  Acc.  S.  ,Meine  güeter  sind  versicheret, 
cautum  est  rebus  meis.'  Fris.;  Mal.  's  Wlberguet  v., 
sicher  stellen  Aa;  Z  und  wohl  weiterhin;  s.  auch 
Wxber-giiets- Versichering.  Zinsen  ,v.'  .Welcher  synen 
[Zins]  nit  ablösen  wölte,  sol  solches  mit  Gülten  und 
Bürgen  versichert  werden  . . .  was  aber  Kernen  Gelt 
Zins  ist,  da  etlich  von  Hüsern  geben  und  kein  Ver- 
sicherung darumb  ist,  so  solle  dasselbig  ouch  abglösst 
werden;  wellicher  aber  synen  nit  ablösen  will,  der  sol 
anstatt  eines  Mut  Kernens  umb  ein  Gl.  Versicherung 
uffrichten.  Zum  andern,  dass  etlich  sind,  die  ver- 
zinsen und  aber  die  Underpfeuder  nit  bsitzen,  sollend 
sy  ouch  Versicherung  darumb  tuon:  wo  aber  einer 
ein  Stuck  bsitzt  und  andere  Pfender  ouch  darmit  ver- 
schriben  sind,  söllends  ouch  anderwerts  v.,  es  were 
dan,  daz  der  ander  syn  Stuck  guotwillig  hinder  dem 
andern  stan  Hesse.'  1601,  Aar.  StR.  Ein  Gebiet  ,v.', 
gegen  Kriegsgefahr:  ,Schickent  die  7  alten  regierenden 
Ort  im  Thurgöüw  iedes  Ort  3  Gsante  ins  Thurgöüw, 
ze  besichtigen,  wie  es  versicheret  seige  oder  werden 
könne.'  1628,  Z  Schreiben.  Etw.  fest  macheu;  vgl.: 
,stabilire,  bestäten,  befesten  und  etwas  v.'  Fris.  Von 
Baulichkeiten  uä.  ,Hr  Buwmeister  soll  die  Schatz- 
khamer  lassen  v.,  wo  von  Nöten.'  Anf.  XVII.,  Obw. 
, Damit  die  Erden  von  dem  Rampar  nit  in  den  Graben 
reisse,  [soll  man]  Weiden  darin  pflanzen  und  wo  maus 
vonnöten  [erachtet],  zue  mehrerer  Versicherung  mit 
Weidenfasinen  die  ausgeworfne  Erden  v.'  1655,  GR. 
(Befestigungsplan).  ,Anno  1489  ward  das  klein  Pulver- 
türnlin  in  der  Vorstadt  an  der  Ringmauren  gebawen, 
wie  auch  der  Turn  am  äusseren  Wassertor  versicheret.' 
FrHaffn.  1666.     ,Item  das  Chor    undcrhalb  dem  Ge- 


weih mit  Banden  um  und  um  von  frischen  Benderen, 
die  Muren  zue  v.,  woll  solle  gebunden  werden.'  1672. 
UwBegg.  ,Sollen  alle  Arbeitsleut,  die  unter  den  Lau- 
ben Löcher  graben,  da  Jemand  fallen  und  sich  ver- 
letzen könnte,  eher  sie  von  der  Arbeit  gehen,  die 
Lauben  zu  beiden  Seiten  schuldig  sein  zu  sperren  und 
auch  hoch  genug  zu  v.'  B  Polizeiregl.  1748.  Mit  ab.^tr. 
Obj.,  festmachen,  festlegen,  bestätigen,  bekräftigen. 
,Wan  diu  menschlich  krankheit  ist  so  snel  ze  kriege, 
da  von  manig  übel  mag  ufstan,  und  diu  behügde  der 
liuten  von  naturlichem  gebresten  ist  so  unwirig  und 
so  kurz,  da  von  manont  uns  die  wisen  unde  lerend, 
das  wir  stetiu  recht  und  ufgesatztiu  gedinge  mit  schrift 
also  versicherren  und  bestricken,  das  dar  nach  weder 
krieg  noch  misshelli  müge  gevallen.'  1301,  AAAar. 
(Eingang  des  StR.).  ,Wann  guot,  nutz  und  notturftig 
ist,  das  man  der  sachen,  die  dann  langwirig  ...  sin 
sollend,  mit  briefs  handvesti  versorge,  versichere  und 
bestättige  für  künftige  infäl,  darumb  so  öffnend  wir 
[usw.].'  1440,  GT.  Rq.  ,Wiewol  mine  lieben  herren 
von  Zürich  keiner  disputation  meer  bedürfend  . . . 
zwyfel  ich  doch  nit,  sy  werdind  sich  hierin,  so  feer 
die  sach  in  ireni  bywesen  statthaftlieh  versichret  und 
beratschlagt  wirf,  ganz  guotwillig  und  gebürlich  hal- 
ten.' 1526,  Zwingli  (Schreiben  an  die  XII  Orte  wegen 
der  nach  Baden  angesetzten  Disputation).  .Unser 
pündtnuss  [mit  Gott]  ist  allein  am  erütz  versichret 
worden  nach  dem  ewigen  rat  Gottes  [usw.].'  B  Disp. 
1528.  Mit  Dat.  P.  ,[Fugger  zu  ThPlatter:]  Bistu 
aber  gwiss  ein  Schwitzer,  so  will  ich  dich  uffnämen 
für  min  sun,  will  dier  das  v.  vor  dem  ral  hie  zuo 
Prässien.'  ThPlatter  1572.  —  c)  spec,  wie  nhd.,  sich 
durch  bestimmte  regelmässige  Geldleistungen  (Prä- 
mienzahlung) Ersafz  für  Beschädigung  oder  Verlust 
von  Etw.  sichern,  allg.  (modern),  's  Hüs,  d'  Frucht, 
sich  v.  (länJ.  's  Hüs  ist  hoch  versicheret.  Sind-si  [Ab- 
gebrannte] versicheret  g'sl"?  —  2.  innerlich  sicher 
(sorglos,  ruhig),  gewiss  machen.  Mit  Acc.  (P.).  ,Der 
Prinz  von  Oranie  und  die  Burgunner  . . .  entschuldi- 
getend  sich  zuo  Bern,  das  gschütz,  so  wider  iren 
herren  sölte  gebrucht  werden,  durch  ire  land  nit  gan 
zelassen.  Und  wie  wol  der  herzog  von  Saffoy,  als  ein 
fürst  des  Römischen  richs,  desglichen  tat.  so  ward  er 
doch  durch  sine  nachpuren  und  pundgnossen,  den 
küng  und  d'Eidgnossen,  versicheret,  [so]  dass  ers  spat 
gon  liess.'  Ansh.  , Pfarrer  von  Saut  Gallen  [Anhänger 
der  Tcanssubstantiationslehre]:  ...  Das  dise  wort  [Jesu 
bei  der  Einsetzung  des  Abendmahls]  den  sinn  und 
verstand  nit  haben  mögind,  begären  wir  dargegen 
gschriftliche  underrichtung,  die  uns  von  sölichem  ver- 
stand in  unsere  gewüssne  versichren  möge,  dann  der 
Herr  mit  sölichen  worten,  Trinkend,  das  ussgeteilet 
hat,  so  er  darnach  am  erütz  vergossen  hat...  Stüende 
hie  in  den  worten  des  nachtmals:  es  ist  ein  zeichen 
des  testaments  oder  bluots,  so  möcht  ich  an  disem 
ort  versichret  sin.  So  aber  stadt  hall,  on  alle  uss- 
legung:  das  ist  min  bluot  des  nüwen  testaments  und 
nit  ein  bedütung.  Herr  doctor,  so  ist  unsere  gewüssne 
Doch  nit  versichret,  einen  andren  verstand  zuoze- 
lassen  ...  [Öcolampadius:]  ...  Myn  herr  pfarrer  sag 
här,  was  er  nempt  das  niiw  testament,  damit  die  con- 
scienz  versichert  werden;  dann  so  er  den  klaren  spruch 
also  verdunklet  mit  siner  unbewerten  usslegung,  so 
wirt  er  sin  cooscienz  nit  v..  noch  keines.'  BDisp 
1528.    .Einen  v.  oder  ur""te   hoffnung  gäben,  tiduciam 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


addere  alicui  rei,  tiduciam  afferre;  sicli  v.  und  ein  herz 
fassen,  atfirmare  se  animo.'  Fris.;  Mal.  ,Ich  versichere 
dich,  promitto,  confirrao  ac  recipio  hoc  futurum;  ita 
statue,  sie  habeto,  hoc  tibi  velim  persuadeas.'  Hosp. 
Mit  Gen.  ,Matriraonii  certa,  sy  ist  der  ee  versicheret.' 
Fris.  ,Er  hat  mich  seiner  Liebe  versicheret,  sui  in 
me  amoris  fidem  mihi  abunde  fecit,  de  eius  in  nie 
animo  satis  sum  securus.'  Hosp.  Mit  abh.  Satz.  ,Sin 
glori  und  er  versichret  uns,  dass  ouch  wir  zuo  siner 
glori  und  eer  kömmind...  Uns  vertröste  und  versichre 
die  urstände  des  lychnams  Christi,  dass  ouch  unsere 
lychnam  werdind  uferston;  dann  uferstanden  versichret 
er  uns  zur  erständnuss.'  Zwingli.  ,Consul  certissimus, 
der  gewüss  ist  und  versicheret,  dass  er  burgermeister 
werde.'  Fris.  ,Tch  bin  versicheret,  dass  etc.,  explo- 
ratum  mihi,  certum,  persuasissimum,  speetatum  id 
mihi  est.'  Hosp.  Mit  Dat.  P.  und  Acc.  S.;  s.  rüwig 
Bd  VI  1889  (doch  ist  die  Fügung  so  gut  wie  die  voran- 
gegangene mit  Acc.  P.  der  echten  MA.  fremd).  —  Ptc. 
versicheret:  1.  fest  gemacht,  befestigt.  ,Härggis 
ist  eine  kleine  Landstelle  mit  einer  Wehre  oder  v-en 
Schifflände.'  üw  Gem.  S.  auch  Port  II  (Bd  IV  1631). 
—  2.  ,Fidus  animus,  ein  versicheret  vertröst  gmüet, 
das  nichts  förcht;  futuri  certus,  der  eigentlich  weisst, 
wie  es  gon  wirt,  oder  dess  künftigen  versicheret  und 
gewüss.'  Fris.  ,Gwüss  und  versicheret,  certus  et  con- 
flrmatus,  affirmatus,  securus,  firmus;  wol  versicheret, 
confldenter.'  Fris.:  Mal.  Als  Beteurung:  ,Wo  bleibet 
denn  der  Vorteil,  den  wir  mit  unserer  Beisteuer  an  die 
Lehrgelder  dem  Vaterlande  zu  verschaffen  gedenken? 
Versichert  ist  dise  Mildgabe  ärger  als  hingeworfen.' 
Sintem.  1759.  —  Versicheri°g,  ,-ung'  f.:  Verbalabstr. 
zu  versicheren.  ,V„  vergwüssung,  stabilimen,  afflrmatio, 
cautio,  stabilimentum,  confirmatio,  confirmitas,  confiden- 
tia,  securitas,  fidelitas,  fidentia.'  Fris.;  Mal.  1.  Siche- 
rung, Sicherstellung.  ,Zuo  v.  der  glassehyben';  s.  Run- 
dell (B&V  11044).  Insbes.von  rechtlicher  Sicherstellung 
(durch  Unterpfand,  Bürgschaft,  schriftliche  oder  münd- 
liche Verpflichtung);  auch  Das,  was  zur  Sicherstellung 
dient.  ,Ein  amtlich  verschriebenes,  aber  in  den  Händen 
habendes  Pfand'  Ndw  (Matthys).  ,Zum  dritten  so  be- 
gerids  [die  Mönche],  inhalt  bäbstlicher  commission, 
uf  guote  v.  uss  ir  gefängnüs  gelediget  werden.'  Ansh. 
,Wellicher  zuo  siner  notturft  galt  uffnirapt  und  darumb 
v.  muos  tuon,  der  sol  ligende  güeter  zuo  underpfand 
inseezen.'  1513,  ÄABr.  StR.  ,V.  für  auft'genommen  galt, 
peeuniarum  cautiones;  v.  (oder  bürgen)  umb  .etwas 
nemmen,  satis  aeeipere;  ein  v.  von  einem  erforderen, 
cavere;  man  hat  darumb  v.  gäben,  cautum  est;  ge- 
gäbne  v.  oder  trostung,  satisdatio;  v.  gäben,  persön- 
lich oder  in  eigner  gestalt  zuo  erscheinen,  cavere  ca- 
pite.'  Fris.;  Mal.  (Weitres  ebd.  431  a  und  b).  ,Wenn 
der  Bitzingern  gfründten  einer  für  sy  v.  gibt  .  .  . 
wellent  myn  herren  bewilligen,  das  iren  von  irera  guot 
100  pfd  usshin  werdint,  ire  schulden  darmit  zuo  be- 
zalen.'  1573,  Z  RM.  ,Das  hinfürter  khain  burger  uf 
khain  guet  .  . .  weder  wenig  noch  vil  ane  vorwüssen 
und  bewilligung  vogt  und  raten  uffnemen  solle,  und 
da  solliches  hinderrugs  vogts  und  raten  fürgienge,  das 
darumben  nit  allain  khain  fertigung  und  v.  gemacht, 
sondern  [die  Beteiligten  auch  noch  bestraft  werden 
sollen].'  1585,  AAKlingn.  ,In  Bedenken,  dass  die  Under- 
pfand nit  der  hingerichten  Persohn  [die  den  Schuld- 
brief besitzt]  Eigentumb  und  Zuegehörd  gewesen, 
sonder  allein  V.'  1610,  Abscb.    ,Das  sy  zuo  gebürlicher 


V.  uff  die  hundert  Gulden  Bürgschaft  gäbind  und 
stellindt.'  1614,  B.  ,Wan  es  allein  umb  V.  restierenden 
Kaufschillings  zue  tuen,  muoss  nit  gefertiget,  sonder 
der  Kouf  einfaltig  zue  Kreften  erkent  werden.'  XVII., 
GT.  (G  Rq.  II  658).  —  2.  ,Dess  gemüets  v.,  confirmatio 
animi.'  Fris.;  Mal.  —  Wiber-guets-:  Sicherstellung 
des  Frauenguts,  auch  das  dazu  dienende  Objekt  Z. 
.Gesetz  betreffend  die  Weibergutsversicherungen  von 
Ehemännern  auf  ihre  Häuser  und  Güter  [Titel]  . . . 
Wenn  ein  Ehemann  durch  ein  besonderes  Instrument 
das  Vermögen  seiner  Frau  ganz  oder  zum  Teil  auf 
seine  Güter  würde  versichern  lassen,  so  soll  eine 
solche  so  genannte  W.  weder  versetzt  noch  verkauft 
oder  auf  irgend  eine  Weise  veräussert  werden  mögen.' 
ZGes.  1811.  —  Lebens-:  Zusicherung  des  Lebens. 
,[N.  wird  denen  von  Freiburg]  doch  uf  lebensver- 
sicherung,  in  ewig  gvängnüss  übergeben.'  Ansh.  In 
der  nhd.  Bed.  allg.  bekannt.  —  Versichern  uss  f.: 
=  Versichering  1.  ,[Der  frz.  Gesandte]  werde  mit  allem 
flyss  arbeiten,  damit  im  die  andern  300,000  franken 
[die  der  König  noch  dieses  Jahr  an  die  Eidgenossen 
zu  bezahlen  versprochen]  ouch  zuo  sinen  handen  kö- 
rnen, als  er  ouch  dess  gnuogsam  v.  hab.'  1527,  Absch. 
Von  einer  Urfehde:  ,üise  urfechtung  und  versicher- 
nüss,  als  da  vor  gemeldet  und  geschriben  statt,  ist 
beschehen  und  vollefüert  vor  eim  ganzen  rät  und  den 
vierzigen  ze  Baden.'  1445,  AaB.  (Urfehdebrief).  Be- 
stätigung, Bekräftigung:  ,Und  des  alles  ze  wärem 
offem  urkünd,  versichernüss  und  ganzer  stätikeit  so  hab 
ich  obgenanter  B.  [der  Urfehde  geschworen]  erbetten 
den  N.,  vogt  zuo  Baden,  das  er  sin  eigen  insigel  für 
mich  hett  getan  henken  an  disen  brief.'  ebd. 

be-sicheren:  (rechtlich)  sicher  stellen.  , Wellt 
yemand  meer  in  die  vorgeschribne  richtung  kommen, 
der  sol  uns  ouch  b.  und  vertrösten  in  allen  weg  und 
mit  allem  recht,  als  ouch  die  vorgeschribnen  lender.' 
1339,  Absch.  (Friedensvertrag).   —   Auch  sonst  mhd. 

zue-:  wie  nhd.,  bes.  in  rechtlichem  Sinne  B;  Th  ; 
Z  und  sonst;  doch  mehr  der  Kanzleispr.  angehörig. 
Der  Frau  Alles  z.,  spec.  vor  Konkurs  an  sie  abtreten 
Z  (Spillm.);  Syn.  ver-schriben. 

Sicherer,  , Sicher'  —  m.:  wahrsch.  =  Vierer  1  (Bd 
I  923).  ,In  Streits-  und  Rechtssachen  sich  haltend 
entzwüschentNN.  und  Interessierte  als  Gerichtsburger, 
Kläger  an  einem,  gegen  und  wider  die  Dorfsgenossen 
zue  Niderbeuren,  als  NN.,  sambt  beeden  Sichern  von 
Niderbeuren,  Beklagt  und  Verantwurter  am  andern 
Teil...'  1781,  GRq. 

Mhd.  sichercere,  Vormund.  Nach  G  Rq.  I  572  wurden 
zwei  , Vierer'  aus  dem  Dorfe  Niederbüren  und  zwei  von  den 
dazu  gehörigen  Höfeu  gewählt;  sie  hatten  über  die  Sicherheit 
von  Weg  und  Steg,  Feuerstätten  usw.  zu  wachen.  Die  Form 
.Sicher'  ist  offenbar  eine  im  Volksmund  entstandene  dissim. 
Vereinfachung  vou  , Sicherer.'  Sie  erscheint  auch  im  Fami- 
lien!]. ,Sicher.'  XV.  /  XVI.,  ThBisch.;  dagegen  ,Bertschi 
Sichrer.'   1.  H.  XV.,  ZElgg. 

Sicherheit  f.:  Abstr.  zu  sicher;  im  Ganzen  nur 
wenig  volkstümlich.  1.  entspr.  sicher  1  a.  ,S.,  securitas, 
confidentia.'  Fris.;  Mal.  —  2.  entspr.  sicher  1b,  von 
Personen  und  Sachen.  ,Herr  N.  als  einem  burger  ist 
bewilliget,  diewyl  er  uf  der  pfruond  von  vilfaltigen 
ufsatzes  wegen  wenig  frist  und  Sicherheit  meer  sich 
zuo  versehen  hatt,  das  er  mit  wyb  und  kinden  alher 
züchen  und  wonnen  möge.'  1579,  Z  RM.  Örtlich  ge- 
wendet: D'  Sach  isch  i"  der  S.,  bis  nume"  rüewig!  B 


185 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


186 


(Zyro).  Insbes.  als  Rechtswort;  vgl.  Versichering  1, 
Siehering,  a)  rechtliche  Gewähr  für  Leib  und  Gut; 
s.  Unsicherheit  (Sp.  179)  und  vgl.  Frid  (Bd  I  1278). 
,S.  geben';  s.  Sp.  176  (Beleg  von  1471).  ,S.  nemen.' 
,Ob  ein  burger  ein  frömden  hetti  gezogen  von  schuld 
wegen  zuo  gericht,  der  richter  sol  in  sechs  wochen 
behalten  ...  nach  weihen  tagen  der  richter,  wenn  im 
dry  Schilling-  werdent  geben,  wider  umb  gebe  den 
Schuldner  dem  glöber,  docli  genomen  guot  s.,  daz  er 
im  nüczit  böss  zuozieche.'  Ende  XIV.  oder  Auf.  XV., 
Aar.  StR.;  dafür  in  einer  Jüngern  Redaktion  von  ca 
1510:  ,Das  der  burger  dem  richter  trostung  gebe,  das 
er  dem  ussman  nichts  Übels  düeg.'  , Weite  sich  der 
N.  nützit  daran  keren  und  trunge  allwegen  uff  inn; 
do  wüst  ein  ander  gesell  in  dem  schiff  uff  und  nam 
s.  von  im,  das  es  do  zemal  vertragen  wurd.'  1450,  Z 
RB.  —  b)  Sicherstellung  einer  Schuldt'orderung,  auch 
das  Unterpfand,  die  Hypothek  selbst  Aa.  E"  gueti  S. 
,Die  [Schuld]  wolle  er  mit  landleutigem  Zins  ver- 
zinsen ...  und  zue  gueter  S.  und  rechter  Underpfand 
wolle  er  ihme  hiemit  vor  offnem  Rechten  ein  Schein 
underschreiben  lassen.'  XVII.,  GT.  Rq.  S.  leiste",  ge", 
eine  Forderung  hypothekarisch  sicher  stellen,  wohl 
allg.  Was  gist  für  S.?  ,[Wenn  der  Kläger]  wil  ge- 
horsam sin  umb  den  costen,  der  da  louffen  wurde  in 
der  sach  des  geistlichen  gerichtes  ...  und  ouch  denn 
sölich  s.  git  umb  den  costen,  der  s.  sich  unsren  rat 
benüegt,  das  wir  denn  die  sach  des  geistlichen  ge- 
richtes in  die  hand  sollent  nemen.'  XV.,  BStR.  — 
C)  gegenseitige  Sicherstellung  Mehrerer,  Bündniss, 
Vertrag.  ,NN.,  vögete  von  Rotenburg,  der  rat  und  du 
menigi  der  burger  von  Lucerren  mit  geswornem  eide 
han  entrennet  und  abegelazen  alle  s.  [,oranem  con- 
federationem'],  swie  si  dar  komen  waz  beidenthalb  ze 
Lucerren  in  dem  kriege  ...  ob  dehein  unser  burger 
hinnan  vür  werbe  old  mache  dehein  solich  übelliche 
s.  [,aliquam  huiuscemodi  conspirationem  malitiosam'], 
daz  er  daz  besseren  sol  mit  cehen  marchen  silbers  ... 
Wirt  aber  ieman  geleidet  umbe  die  s.  [,super  tali  con- 
tractu'] und  er  sin  unschulde  dar  umbe  hütet,  der  sol 
sich  entslahen  an  den  heiligen  mit  siben  geloubsamen 
mannen.'  1'252,  L  (Friede  zw.  L  und  den  Vögten  von 
R.).  ,Swer  dehein  s.  ald  dehein  teil  machet  ald  mit 
eiden  sich  bindet  zem  andern,  dem  sol  man  sin  beste 
hus  nider  werfen  und  sol  10  mark  ze  buoze  geben 
der  stat.'  Z  RBr.  ,Ouch  ist  des  gesworn  gemeinlich 
von  in  [den  Bürgern  von  Bs]  allen,  daz  ir  dekeine 
niemer  süllent  zuo  einander  gesweren  noch  s.  ge- 
machen denne  vor  uns  [dem  Bischof],  dem  vogte  und 
dem  rate  [usw.].'  1337,  Bs.  Von  einem  Kaufvertrag: 
,Das  disü  sicchirheit  state  belibe,  so  henchit  der  rat 
von  der  minrrun  Basil  ir  ingisigil  an  disin  briet  zi 
gizüge.'  1^85,  Bs.  —  d)  rechtliche  Gewähr  irgend 
einer  Art.  ,Das  ich  gezüge  wil  sin  der  fronen  von 
Clingental  mit  aller  der  s.,  so  sü  yemer  bedürfent, 
das  aller  der  walt  und  alles  das  guott,  das  ich  innen 
han  gegeben,  vriliche  und  lideckliche  iren  ist.'  1284, 
Bs.  ,Zuo  stäter  (merer)  s.',  formelhaft  in  Urkunden. 
,.  .  .  und  herüber  zuo  einer  steter  s.  und  vergicht  so 
henken  wir  NN.  unser  insigell  an  disen  offnen  brieff, 
der  geben  ward  [usw.].'  1339,  Absch.  ,Dez  [Geschwor- 
nen]  ze  merer  s.  und  gezügnüsse  so  hant  wir  alle 
unsere  ingesigele  gehengkt  an  disen  brief.'  1368,  Bs 
ÜB.  ,Dess  alles  zuo  ainera  wäret»,  vesten,  ewigen 
Urkunde    so   haben    wir  NN.  unsere   insigel   an  disen 


brief  gehenkt  und  zuo  merer  s.  so  habend  wir  hierzuo 
erbätten  die  edlen  NN.,  das  sy  ire  insigil  ouch  zuo 
den  unsern  hand  gehenkt  an  disen  brief...  Und  zuo 
noch  merer  kraft  und  s.  so  habend  wir  ouch  ge- 
pätten  . . .  das  die  iro  baider  lender  [Schw  und  Gl] 
gemaine  insigel  zuo  den  unsern  hand  gehenkt.'  1440, 
GT.  Rq.  —  3.  entspr.  sicher  2;  s.  Sp.  177  (Beleg  von 
1397).  —  4.  entspr.  sicher  4.    ,S.,  certitudo.'  Mal. 

Sicheri"g,  ,-ung'  f.:  wesentlich  =  Versichering 
(Sp.  183/4).  Schutz  von  Leib  und  Gut.  ,[N.  habe]  sich 
so  stolz,  frannschmuot,  bossfertig  und  unerträglich 
gehalten,  das  niemand  by  ald  nebent  im  schirm  noch 
s.  gefiept,  glych  als  ein  wüettends  tyer,  das  weder 
synn  noch  Vernunft  hat.'  1546,  Z  RB.  ,S.  bieten  gegen': 
,Uff  hütt  ist  Thöni  Stossen  fründen  s.  gebotten  gegen 
Löwenberg,  des  todschlags  halb  an  im  begangen.' 
1484,  Z  RM.  S.  noch  Sp.  175/6  (Beleg  von  1438).  Bürg- 
schaft, Kaution:  ,N.,  ires  klosters  präsident,  begert 
Inhalt  häbstliclier  commission,  sine  gefangnen  brüeder 
uf  tuonde  s.  uss  der  weltlichen  glängnüs  und  band 
zeledigen.'  Ansii.  Zusicherung:  ,Dass  er  [Luther]  s. 
gebe,  von  allem  dem  abzeston,  darvon  die  heilig  kilch 
betrüept  möchte  werden.'  Ansh. 

sicherle":  .(mit  haben)  ungewiss  sein,  zweifeln, 
Bedenken  tragen;  gleichsam  in  der  Wahl  schwanken, 
welches  das  Sichere  (Gewisse)  sei'  Ap  (TTobler). 

sicherlich(en):  Adv.  a)  ohne  Gefahr,  getrost. 
,üas  man  si  [die  Mühlhauser]  solt  lassen  bliben  bi ... 
ir  merkten  und  aller  ander  Sachen  und  s-en  zuo  ein- 
ander!) wandlen.'  DSchill.  B.  ,Fidenter,  s.,  trüwlich, 
dapferlich.'  Fris.;  Weitres  bei  Mal.  373b.  —  b)  fest, 
zuverlässig.  ,[Ein  Wahnsinniger,  der  seinen  Vater 
umgebracht,  soll]  s.  und  ewigklicb  ingemuret  werden.' 
1556,  B  RM.  ,Wann  solcher  Gestalten  die  Einschlag 
gemacht  und  s.  eingefristet  worden.'  AaB.  Holzordn. 
1752.  —  c)  ,S.,  (gwüsslich),  on  zweifei,  haud  dubie, 
affirmate,  fldeliter.'  Fris.;  Mal. 

Sichern  uss  f.:  Rechtsschutz;  s.  Friung  2  (Bd  I 
1270). 

Sichle"  f-x%  in  Ap  auch  -%'■),  in  PAL;  W  Sichja 
—  PI.  unver.,  Dim.  Sichelt  (in  VV  Sichilti),  Sichsle" 
BsB.;  SThierst.  (in  Bed.  2a)  —  f.:  1.  wie  nhd.  Sichel. 
wohl  allg.  (doch  s.  Ratzen  2  b  Bd  VI  1919).  .Habent 
sich  die  burger  erkennt  von  der  sichlen  wegen,  als 
die  schmid  meintend,  si  solltind  die  veil  haben  und  an- 
ders niemand,  darwider  aber  etlich  unser  burger  redtend, 
sichlen  werint  von  alterhar  allwegen  fryg  gewessen, 
das  die  jederman  veil  mochte  haben,  allso  das  sichlen 
fry  solltend  sin  und  die  jederman,  wer  wil,  uf  den 
frytag  und  alle  merktag  wol  feil  mag  haben,  von  den 
schmiden  unbekümbert.'  1436,  Z.  ,Die  sichel  oder 
sichle»,  falx.'  Fris.:  Mal.  ,[N.  habe]  zuo  Berken  ein 
sichlen  gnomen  und  die  verschänkt.'  1583,  Z  HB.  S. 
auch  Schivert-Brand  (Bd  V  681).  Im  Vergleich.  Grad 
(üs)  wie-n-e"  S.;  s.  Bd  I  557  (auch  Bs;  GBer».).  VI  498 
(auch  Th,  doch  nicht  nur  von  krummen  Beinen).  Bei" 
ha"  xoie  Sichle"  Aa;  Z.  , Krumb  wie  ein  sichel,  fal- 
catus.'  Fris.;  Mal.  .Einen  Vogel,  dessen  Schnabel 
wie  rni  S;iges  oder  Sichel  gekrümbt.  ist  schwärer  ge- 
wesen als  der  Vogel  selber.'  JLCys.  1661.  Im  Volks- 
reim. Micheli  mit -dem  (chrumme")  Sicheli,  göt  t"  ä" 
Em  und  schnidt  nid  gern  und  nimmt  de"  Lö"  und 
lauft  derw  und  löt  de"  Hur  im  Acher  stö"  Z:  ähnlich 
Scu  (s.Michael  Bd  IV  60  und  EStoll  1907,  59).   S.  auch 


IST 


Sach,  sech,  sich,  socli,  such 


Rugg  (Bd  VI  781).  Was  hilft-mer  das  Dengle",  wenn 
d'  S.  nüd  haut,  was  hilft-mer  das  Liebe",  wenn  's 
Schätzli  nüd  glaubt?  ZStall.  Verwendung.  Früher 
das  ausschliessliche  Werkzeug  zum  Schneiden  des  Ge- 
treides, musste  die  S.  im  letzten  Jahrhundert  der 
Sense  weichen,  nur  in  (hochgelegenen)  Kleinbetrieben 
(so  zB.  in  AABötzb.;  BGr.;  WBinn,  Vt.)  wird  sie  noch 
in  alter  Weise  verwendet;  aber  überall  dient  sie  noch 
etwa  zum  .Grasen',  zum  Abschneiden  von  Futter  an 
Waldrändern,  mit  Gebüsch  bewachsenen  Halden  und 
aus  Hecken,  wo  die  Sense  nicht  gut  zu  gebrauchen 
ist;  vgl.  grasen  2  (Bd  II  797);  chrüten  1  a  (Bd  III  916): 
ritzen  12  (Bd  VI  19-29);  sichlen.  .Noch  vor  1830 
schnitten  die  Bauern  das  Korn  meist  mit  der  S.,  nicht 
mit  der  Sense'  B  (Zyro).  ,Soll  der  Landwirt  zum 
Schneiden  die  S.  oder  die  Sense  nehmen?  Diese  Frage 
wiederholt  man  sich  in  der  östlichen  Schweiz,  wo  die 
alte  S.  noch  in  so  grosser  Verehrung  steht,  neuer- 
dings immer  lebhafter.  Im  Kanton  Bern  und  im  Schwa- 
benland braucht  man  seit  hundert  Jahren  die  Sense. 
Zum  Ersten  lässt  sich  mit  der  Sense  dreimal  so  viel 
ausrichten  als  mit  der  S.  [usw.].'  Tschudi,  LB.  1863, 
164.  .Die  sog.  Sommerfrucht,  Gerste  und  Hafer,  wird 
meistens  mit  der  Sense,  die  Winterfrucht  dagegen, 
Weizen,  Roggen  und  Korn,  noch  immer  mit  der  S. 
geschnitten.'  WSenn  1870  (Z).  Bevor  man  das  Mähen 
des  Getreides  mit  der  Sense  kannte,  kamen  jeweilen 
Scharen  von  , Wäldern'  (Leute  ab  dem  Schwarzwald), 
um  das  Getreide  mit  der  S.  schneiden  zu  helfen;  ge- 
wöhnlich bestand  eine  Schar  aus  2—6  Frauen  und 
einem  Manne,  der  die  Aufgabe  hatte,  die  Sicheln  von 
Zeit  zu  Zeit  zu  dengeln  und  zu  wetzen  BsL.  (AfV.). 
Die  fremden  Schnitter  brachten  ihre  eigenen  Sicheln 
mit  Aa;  S;  vgl.  JHofst.  1865  III  3  und  die  Anm.  zu 
Sichel-Lösi  (Bd  III  1444/5).  Der  jüngste  oder  der  zu- 
letzt in  Arbeit  getretene  Schnitter  musste  den  übrigen 
täglich  die  Sicheln  auf  das  Feld  tragen  Zf;  vgl.  S.- 
Schit.  Wo-men  au'*  gegangen  ist,  hai"  d'  Sichle" 
g'chlinglet  im  Chornfeld.  Breitenst.  1863.  ,Die  s-en 
brauchen,  das  körn  abschnyden,  supponere  falcem 
aristis.'  Fris.;  Mal.  Der  grosse  Zehnt  von  Dem,  was 
man  mit  der  S.  schneidet  und  an  die  Weiden  [1.  Widen] 
bindet.  XV./XVL,  L  (Seg.).  ,Wo  NN.  in  iro  wisen 
körn,  haber,  ärps,  hyrs,  venich,  garsten  oder  anders 
derglich,  so  man  mit  der  s-en  schniden  war,  buwtint, 
da  sölti  der  zechend  gemelter  siner  pfruond  zuoge- 
hören  und  dienen.'  1500,  Z.  ,Was  die  s.  schnidet'; 
,Was  zuoOttenbachgesäit  wurde  und  die  sichel  schnytte, 
es  were  uff  ehofstetten  oder  andern  enden,  da  soltind 
ein  bropst  und  capitel  irs  stifts  zween  teil  zuo  zechen- 
den nemmen.'  1495,  Z.  ,Die  Sichel  anschlagen  (,zu 
schneiden.'  Hosp.),  mittere  falcem  in  messem.'  Denzl. 
1677.  1716;  Hosp.  Im  gleichen  S. :  .Demnach  wir  hören 
müssen,  wie  dass  an  meisten  Orten,  ehe  und  bevor 
die  Früchte  zu  ihrer  rechten  vollkommenen  Zeitigung 
gekommen,  die  Sichel  in  das  Feld  geschlagen  worden 
...unser  Befehl  dahin  gehet,  dass  Niemand  mehr  für 
sich  selbst  und  eigenen  Gewalts  in  das  Feld  mit 
Schneiden  einzufallen  befügt.'  Z  Mand.  1705.  ,Die  S. 
in  fremde  Ernd  schicken,  legen'  oä.,  ernten  wollen, 
wo  man  nicht  gesät  hat,  sich  in  andrer  Leute  Ange- 
legenheiten mischen;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  713;  Wander 
IV  549.  ,Es  seye  denn,  dass  irgend  ein  büecherreuber 
(wie  deren  etlich  hin  und  wider  gefunden  werden,  so 
inen  kein  conscienz  machen,  ire  s-en  in  frembde  ernd 


zuschicken  und  da  sie  nichts  geseet  haben  zuschneiden 
und  also  iren  nutz  mit  ander  leuten  schaden  zufür- 
. leren)  mir  mein  arbeit,  dem  trucker  aber  sein  ange- 
wendten  kosten  abstäle  und  diesen  oder  folgende  teil 
ohne  unser  wüssen  und  willen  nachtrucke.'  JWetzel 
1583.  ,Indeme  die  Obrigkeit  gestehet,  die  Sichel  in 
frömde  Ernd  gelegt  und  gesprochen  zu  haben,  wo  sie 
nit  hätte  sollen.'  1729,  Zg.  Zu  einem  Collisionsfalle 
zw.  der  Obrigkeit  zu  Appenzell  und  der  Curie  von 
Konstanz  i.  J.  1637  wird  in  dem  Suterischen  Con- 
ferenzbuch  (um  1720)  von  jener  gesagt:  .Wollend  MH. 
ihre  Sichel  in  frömbden  Kornakher  und  Erndschnitt 
gebrauchen.'  ,Der  s.  nach  geben',  vom  Getreidezehnten : 
,Von  des  übrigen  zehenden  und  güetter  wegen,  die 
jetzmal  der  sichel  nach  geben  hand,  die  irriger  gewesen 
sind,  denn  die  wingewächs.'  1449,  Z  Urbar.  (Alls) 
bis  uf  d'  S-en  (ane")  üfne"  (üfbinde"),  Alles,  was  ge- 
schnitten wurde,  noch  am  gleichen  Tage  in  Garben 
binden  und  heimführen  ZSth.,  Ust.  In  der  Verbindung 
,S.  und  (oder)  Segens'  geht  jene  auf  das  Schneiden 
von  Getreide,  diese  von  Gras  (doch  s.  friden  3  b  Bd  I 
1284 ;  rupfen  1  a  Bd  VI  1204).  ,[Auf  Heu  und  Getreide 
darf  der  ,Schätzschilling'  erst  gelegt  werden,  wenn  sie 
eingebracht  sind.]  Auf  Baum-  und  allerhand  Boden- 
früchten, die  nit  unter  die  Sichel  oder  Segesen  fallen, 
solle  der  Schätzschilling  ohne  Bedingnus  gelegt  werden 
mögen.'  1769,  SohwKü.  LB.  .Mit  s.  und  segens.'  ,Das 
der  brüel,  bi  dem  dort  Aadorf  gelegen,  ein  rechter 
fridhag  ist,  und  sol  ein  keller  ze  A.  den  efrid  allweg 
inhaben  ...  Ein  keller  sol  ouch  dorinn  niemand  scha- 
den tuon,  was  denn  jedermann  dorinn  hatt,  und  sol 
einem  als  wol  behüett  [sin],  als  het  ers  in  synem  köl- 
garten,  unz  an  St  Michaels  aabend,  und  was  ouch  dann 
einer  mit  s.  und  sägesen  dorus  nit  bringen  mag,  das 
sol  dann  eines  kellers  syn.'  1469,  TnAad.  Offn.  (Schau- 
berg). ,Der,  so  über  ätter  hinin  wirbt,  sol  sollichs 
tuon  mit  gewettnem  veech  und  mit  verbundnem  sak, 
desglichen  mit  der  s-en  und  segissen  und  si  [die  llol- 
leute]  darnach  ungesumpt  lassen.'  1475,  ZWetz.  , [Einen 
Hof]  mit  gewettnem  veche,  mit  s-en  und  der  segissen 
nutzen,  bruchen  und  niessen.'  ebd.  .Was  ouch  ieman, 
der  ussernthalb  den  ethern  gesessen  ist,  in  dem  bann 
ze  Rieden  hat,  das  sol  er  dannen  ziechen  mit  der 
sichel  und  mit  der  segens  und  söl  nach  dem  mal  nütz 
ze  Rieden  ze  schaffen  han.'  XV.,  ZAlbisr.  Offn.  ,Das 
N.  sine  güeter,  wan  er  mit  der  s-en  und  seggisen  darab 
kombt,  offen  sin  und  hüben  lasse,  damit  und  sin  wider- 
partye  mit  irem  vidi  auch  daruf  zuo  wun  und  weid 
faren  mögen.'  1538,  JHdber  1878.  S.  noch  grasen  (Bd 
II  798  o.).  ,(Vor  und)  nach  S.  und  S.',  (vor  und)  nach 
der  Getreide-  und  Gras-  (Heu-  oder  Emd-)Ernte.  Die 
von  Bernang  und  Lustnau  sollen  Wunn  und  Weid 
auch  in  den  Eigengütern  ,vor  und  nach  der  segens 
und  sichel'  nutzen,  wie  von  Alter  her.  1518,  HWartm. 
1887.  ,Dass  N.  güeter  ingeschlagen,  die  vorher  zur 
brach,  auch  nach  sichel  und  sägis  ussglägen  syen.' 
1548,  THPfin.  .Dieselben  wisen  oder  ackher  sollen 
allweg  zuo  den  nützen  ain  ingeschlagen  guot  beliben 
und  nach  der  s-en  und  säggiss,  wie  landtsbrüchig, 
wider  ussgelait  weiden  und  die  Hugelschofer  wider 
wie  von  alter  her  trib  und  trait  [!]  haben.'  1568,  Th. 
Den  ihm  zugehörigen,  aber  bisher  zu  Gunsten  der 
beiden  Gemeinden  Widnau  und  Haslach  .vor  und  nach 
S-en  und  Segesen'  trattpflichtigen  Spitzacker.  1607, 
HWartm.  1887.     S.  noch  Merzen- Recht   (Bd  VI  294). 


189 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


190 


Aberglaube.  Eine  noch  überall  verbreitete  Meinung 
ist,  dass  die  S.  nicht  mehr  schneide,  wenn  man  dem 
Wetzer  für  seine  Arbeit  jeweilen  danke  Z.  Hebt  ein 
Windstoss  bereits  ausgebreitetes  Getreide  in  die  Höhe, 
so  wird  er  mit  dem  Zuruf  beschworen:  ,Alte  Hexe! 
werft  ihr  die  S.  nach!'  ebd.;  vgl.  dazu  Winds-Brüt 
(Bd  V  1001).  Der  Sichelwurf  zur  Bestimmung  des 
Weiderechtes  der  Hühner;  vgl.  dazu  Gr.  RA.  *  87  f. 
,Der  müller  ze  Uzwil  sol  uf  den  flrst  uff  der  müli 
stan  und  ain  or  in  sin  band  nemen  und  den  andren 
arm  zwischent  dem  hopt  und  dem  arm  durchin  stossen 
und  ain  s-en  in  die  selben  hand  nemen,  und  wie  ver 
er  die  s-en  wirft,  also  ver  sond  sine  hüener  gan  und 
nit  fürbas.'  1420,  GOberuzw.  Offn.  ,Wellicher  ain  hus 
usserhalb  der  vier  etteren  der  dörfferen  hette,  des- 
selbigcn  hüener  sollend  nit  verer  nach  wytter  gwallt 
haben  vom  hus  zegon,  dann  so  wyt  und  ver  die  frow, 
so  im  seihigen  hus  wonet,  wann  sy  da  mitten  uffem 
tacli  utt'em  virscht  statt,  mit  ainer  s-en,  bim  spitz  mit 
der  lenken  hand  gfasset,  under  dem  rechten  bain 
werffen  mag,  darmit  und  dardurch  ouch  niemandts 
kain  schaden  beschechen  tue.'  um  1500,  GSehwarzenb. 
Offn.  ,Wo  recht,  alt  eehoffstett  sind,  der  mag  die 
hüener  gan  lassen  wie  von  alterhar,  ungefarlich;  wo 
aber  nit  alt  hofstett  sind  und  ainer  by  demselben 
huss  hüener  haben  wil,  der  sol  die  hüener  nit  witter 
uff  ander  lüt  gan  lassen,  dann  sover  das  die  frow  uff 
des  huss  first  stan  und  ain  sichel  in  die  lenggen  hand 
nemen  und  sover  sy  dann  mit  derselben  hand  werfen 
mag,  so  wit  mögen  die  hüener  gon  und  nit  witer.' 
1515,  GKirchb.  Offn.  ,Es  sol  ouch  ein  wyrtt  nitt  m  er 
haben  dan  ein  hängst  am  baren,  ein  katzen  und  einn 
gugel,  und  sol  der  wyrtt  uff  der  fyrst  stan  und  sol 
einn  s-en  in  der  lyngen  hand  nemen  und  so  fer  er 
die  s-en  werffen  mag,  also  wytt  sol  synn  gugel  rächt 
haben  zuo  weidt  gann  ungevorlich.'  1550/62,  ZDielsd. 
Offn.  Die  &  als  Emblem  des  Todes:  ,Der  Tod  hat  kein 
Gesatz;  sein  Sichel,  Sägeisen  ist  unparteiisch,  erwütscht 
den  König  so  wol  als  den  Armen.'  FWvss  1673.  — 
2.  übertr.  auf  Dinge  von  ähnlicher  Form,  a)  sichel- 
förmige Schwanzfeder  des  Hahns  SNA.,  Thierst.  - 
b)  PL,  krumme  Beine  Aa;  Bs;  B.  Lueg.  wie  hed  das 
China  Sichle"!  ,Ein  halbverrückter  Schneider,  dem 
noch  früh  genug  der  Schlotter  in  seine  dünnen  Schnei- 
dersicheln fahren  wird.'  JLeuenb.  1899  (B).  Spitzname 
eines  Mannes  mit  solchen  Beinen  BsStdt.  —  c)  Mond- 
sichel (selten;  dafür  meist  's  erst,  's  letst  Viertel).  Syn. 
Batzen  2b  (Bd  VI  1919). 

Ahd.  sihhila,  mhd.  sichel;  altes  Lehnw.  aus  lat.  secula. 
Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  713  f.:  Martin-Lienh.  II  322.  Unsre  Be- 
lege aus  ilem  XV.  /  XVI.  bieten  im  Dat.  Aec.  Sg.  .sichlen' 
neben  ,sichel';  der  der  heutigen  Form  entsprechende  Nom. 
Sg.  ,Sichlen'  findet  sich  eiuzig  bei  Mai.  Sichele"  (auch  eis.) 
beruht  auf  Kreuzung  mit  dem  für  die  gleiche  Gegend  be- 
zeugten Sächeli  (Dim.  zu  Suche;  s.  d.) ;  für  BsL.  wird  die 
Ausspr.  -che-  angegeben  (uebeü  im»",  wachsen,  Büx,  Büchse), 
doch  auch  Sächeli  neben  Säxli.  —  S.  in  Namen.  Als  Haus- 
name: ,Das  hus  zuo  der  Sichlen  an  dem  Binderniarkt.'  1104, 
ZStdt,  ,des  windenmachers  zer  Sichlen  wil..'  1449,  Z  KB.  In 
der  Toponomastik.  , Sichlen'  BSigr.  (sichelförmige  Einsenkung, 
gebildet  durch  die  beiden  Bergspitzen  .Bnrsf  und  .Scheibe'). 
,Sichli'  G  (Kurfirsten).  .Sichel-Kamm'  G  (Kurfirsten;  mit 
sichelförmiger  Schichtenlagerung),  ,-Lauenen'  BL.,  , -Stein' 
GStMargr.   (Bergrücken). 

Tangel-:  Sichel  mit  glatter  Schneide,  welche  ge- 
dengelt wird  Z  (am  Bachtel);  Gegs.  zum  Folg. 


Za°a-;  Sichel  mit  feingezähnter  Schneide,  welche 
geschliffen  werden  muss;  sie  soll  besser  schneiden  als 
die  Tangel-S.  Z  (am  Bachtel)  f.  —  Vgl.  dazu  den  Eigenn. 
.Suhl,  ntzui.-  1389,  BTellb.,  zur  Verbreitung  der  gezähnten 
Sichel   Globus   1901,   181  ff. 

sichle":  1.  mit  der  Sichel  (ab)schneiden  L;  S;  ü 
(Gras).  Vgl.  chrütenla  (Bd  LH  916),  ritzen  1 2  (Bd 
VI  1929).  Mir  sichle",  bis-i"s  d'  Sunne"  brennt  L 
(Schnitterlied).  Der  Grossbauer  sieht,  *ass  er  hm- bim 
Mäje"  ...mit  glich  vil  Arbeiteren  e"  volli  Werchwuche" 
ender  fertig  isch,  a's  angeri  Jör  bim  Sichle".  Schild 
1866.  .Niemand  soll  an  Orten,  wo  das  Rindvieh  hin- 
kommen kann,  Bergfutter  mähen  oder  sicheln  dürfen.' 
1854,  BEngstlenalp  (Alpregl.).  Die  Alpbücher  sagen, 
es  dürfe  weder  auf  der  March,  noch  die  Weide  hinab 
.geheuet  noch  gesichelt'  werden,  ausser  in  den  Gräben 
[usw.].  XVIII.,  Ndw.  —  2.  die  Beine  beim  Gehn  nach 
auswärts  schlenkern,  wie  Plattfüssige  tun  Bs  (Seiler); 
vgl.  chnüwlen  2  (Bd  III  777).  —  3.  die  Sichlete"  (s.  d.) 
abhalten.  Nur  dann  hält  man  eine  solche  Sichlete", 
wenn  Alles  gut  geht,  so  dass  der  Bauer  sagen  kann: 
So,  ietz  vermeu  [vermögen]-mer  's  e"chli"  z'  s.  B  (N.  ZZtg 
1892). 

ab-:  =  dem  Vor.  1  B;  Th.  ,Die  von  der  Kleeseide 
befallenen  Stellen  des  Kleefeldes  sind  abzusicheln.' 
B  Volksztg  1908.  , Alles  Gras  wird  Höw,  wenn's  im 
Sommer  abgesichlet  [Var.  ,abgemähet']  und  dürr  wird.' 

AKoRNHOFFER    1656. 

Sichler  m.:  1.  Sichelschmied.  ,Gresli  der  s.'  1389, 
B  Tellb.;  dafür  ein  ander  Mal  ,der  sliffer.'  -  2.  Vogel- 
name. ,Von  einem  wältsehen  vogel,  s.  oder  sägyser 
genennt,  falcinellus  [Titel].  Etliche  vögel  haben  als 
ein  sichlen  gstaltete  schnäbel,  welche...  nidsich  ge- 
bogen sind,  als  dess  brachvogels  und  s-s,  welcher 
dann  von  der  gstalt  seines  Schnabels  den  namen  über- 
kommen.' Vogelb.  1557.  —  Vgl.  (zu  1  und  2)  Gr.  WB. 
X  1,   737. 

gesichlet:  sichelförmig.  G's-i  Bei"  B.  —  Abi. 
von   Sichlen. 

Sichlete"  f.:  1.  so  viel  man  mit  der  Sichel  auf 
ein  Mal  abschneidet  Z  (Spillm.);  Syn.  Hampflen  (Bd 
II  13H3  o.).  E"  S.  Rogge".  —  2.  =  Sichel- Henki,  -Hen- 
keten  (Bd  II  1465/6,  wo  weitre  Synn.)  Aa  (vereinzelte 
Angabe);  BU.  (lt  Imob.  ,im  0.  gänzlich  unbekannt'): 
L;  S;  ZFeuerth.,  Kn.,  auch  lt  Spillm.  ,Die  Sichelten 
ist  einer  der  Haupttage  im  Baurenleben.  Einem  armen 
Tauner  und  seinem  Weibe  ist  eine  Sichelten,  an  der 
Wein,  zwei-  oder  dreier  Gatti"g  Fleisch  und  Küchleni 
genug  sind,  wirklich  ein  Tag  aus  dem  tausendjährigen 
Reich.'  Gotth.  ,Zur  Zeit  der  ländlichen  Feste,  Sich- 
leten,  Fasnacht,  kamen  die  Bettler  in  Scharen,  Küchli 
zu  betteln.'  ebd.  ,Nach  der  Ernt  musste  Niggel,  wie 
allerwärta  im  Emmental  Brauch,  seinen  Knechten  und 
Taunern,  männlich  und  weiblich,  eine  Freude  gönnen, 
die  übliche  S.  geben,  wenn  er  nicht  als  ein  total  ein- 
gefleischter Batzenklemmer  landauf  landab  in  Verruf 
kommen  wollte.'  BLangn.  Kai.  1891.  ,Die  Russen 
rüsten  drauf  los  wie  eine  Berner  Bäurin  auf  die  S.' 
Bauernst.  1904.  [Der  Geiger]  lauft  mit  *m  bin"  Möge" 
und  mit  länge"  Schritte"  im  Weierhof  ;ne,  wo  d'  S. 
g'firet  wird  und  just  grad  's  Sichletenesse"  ufern  Tisch 
steit.  Hausfrd  1886.  Mir  hei"  im  Buechiberg  a"  der 
S-en  eisster  'tanzet;  dort  isch  's  so  der  Bruch.  Schub 
1866.      lch   bi"    hön,    wüM-i'*   hei"  Bleie"   ha"    und    die 


191 


Sach,  secb,  sich,  socb, 


Andere"  och  nid,  a"  der  S.  Joacb.  1881.  Einen  Beleg 
aus  dem  XVII.  s.  unter  Pflegleten  (Bd  V  1242).  Zu 
den  unter  Siehel-Löseten  (Bd  III  1444)  und  unter  den 
andern  Synn.  angeführten  Gebräuchen  vgl.  noch  Gottli. 
III,  3.  Kap.:  VIII  288  ff.;  Schild  1866, 134  ff.;  Joach.  1881. 
46  ff.  1898  (Saalh.)  43  ff;  Hausfrd  1886,  284  f.;  N.  ZZtg 
1892  (Beilage  Nr  227);    Schweizer-Bauer  1907,  67/8. 

Auch  eis.  (Martm-Lienh.  II  322).  Ortsn.:  ,SichIeten-Hof 
AaMunclnv. 

siech:  1.  Adj.  a)  vom  Menschen.  <x)  krank  PAger, 
AI.  (,ammalato'  Giord.,  daneben  chrank,  ,malato'),  Mac, 
Po.,  auch  lt  Schott;  TB.  (,krank'  nicht  gebräuchlich), 
sonst  heute  wie  nhd.  nicht  mehr  von  einer  bestimmten, 
akuten  Krankheit  (wofür  chrank  Bd  III  833),  sondern 
in  engerm  S.  mit  Bez.  auf  ein  langwieriges,  schlei- 
chendes Leiden  AiLeer.  f  (Hunz.);  B  (Zyro);  FJ.;  Gl 
(Leuzinger,  heute  abgelehnt);  Lf;  GWh.;  Ndw  (Mat- 
thys:  ,mit  unheilbarer  Krankheit  behaftet');  ZO., 
Russ.f  In  den  ä.  Belegen  nicht  durchweg  sicher  von 
Y  zu  scheiden.  ,Ein  siecher  Mensch'  ü  (Dr  Müller). 
,So  sol  ouch  nieman  deheinen  swalen  vachn  ...  es 
were  dann,  das  einer  die  in  sinem  hus  essen,  einem 
siechen  menschen  ald  einer  tragenden  frouwen  geben 
wölt.'  1428,  ZGreif.  (Fischerordn.);  wiederholt  1559. 
Er  ist  s-er  TB.  Er  ist  afe"  ganz  s.  ZO.  ,In  der  va- 
sten,  do  er  s.  waz  gewesen.'  XIII. /XIV.,  LPiathausen. 
Es  wäre  denn  einer  ,s.'  oder  landesabwesend.  1375, 
Sch  Chr.  ,Er  was  schier  immerdar  s.  und  übel  uf;  das 
machet,  das  er  keine  Libserben  überkam.'  JJRüeger 
1606.  S.  werde"  (cho").  Er  wird  alle  Tag  siecher  FJ. 
Du  schleckist,  bis  [d]  s.  chunst.  ebd.  ,Were,  das  de- 
heinr  der  unsren  s.  wurde  oder  ze  bett  kerne  oder 
gevangen  wurd,  den  sol  nieman  in  sinem  huse  über- 
vallen  umb  geltschuld.'  X1V./XV.,  B  StB.  ,Wenn  es 
me  ze  schulden  kunt,  das  man  oder  fraw  so  s.  wer- 
dent,  daz  si  nit  für  gericht.komen  mögent.'  1419,  LEB. 
(Seg.).  ,Hört  man  den  tonner  [im  August],  so  werdent 
vil  lütt  s.'  Kunstb.  1474.  Sprw.  , Böser  gselschaft  der 
mann  s.  wirt,  das  er  zuoletst  mit  schänden  stirbt' 
GBixder  1535.  ,Züch  dine  kind  von  böser  gsellschaft 
und  gspilsehaft,  als  von  dem  grösten  verderben.  Ge- 
denk, wie  man  sagt :  Böser  gsellschaft  wirdt  der  mann 
s.'  HBull.  1540;  auch  bei  LLav.  1582.  ,Bi  Bösen  wird 
man  s.'  JWSimler  1652.  ,Die  Alten  hatten  darvon 
ihre  Sprüchlein,  als:  Wer  mit  Harz  umgehe,  dem  kläbe 
es  an  Händen;  item:  Böser  Gesellschaft  werde  der 
Mann  s.'  FWvss  1675.  ,S.  ligen.'  ,Als  N.  ze  Solotern 
s.  lag  und  da  begraben  wart.'  1383,  B  StP.echn.  ,Hiessen 
min  herren  bruoder  Hansen  geben  2  fuoder  holz,  als 
er  s.  lag.'  1443,  ebd.  ,N.  lag  by  dem  ferren  sant  Jacob 
[Santiago  de  Compostella]  s.  34  wochen,  das  im  nie- 
mand möcht  wider  gehelffen,  byss  das  er  sich  verhiess 
zes  bruoder  Claussen  grab.'  1488,  UwSachs.  Kirchen- 
buch. .Akeiner,  der  in  sim  bett  s.  lit,  mag  an  siner 
erben  hand  yernant  nützig  geben  dann  5  Schilling  oder 
dero  wert.'  um  1510,  Aar.  StR.  ,(Auch)  in  dem  (disem, 
gleichem)  spital  s.  ligen',  eig.  an  dieser  (der  selben) 
Krankheit  leiden,  uneig.  das  Selbe  durchmachen  müs- 
sen, an  der  selben  Schwäche  leiden,  den  gleichen 
Fehler  machen;  Syn.  im  glicher  Spital  chrank  si".  Vgl. 
auch  Spital.  , Warum  mag  unser  oberster  priester  ein 
mitleiden  haben  mit  uns  eilenden  leuten  '?  Darum,  das 
er  selbs  auch  versuocht  und  den  höchsten  schmerzen 
erlitten  hat.  Die  erfarung  mit  stimpt:  Welche  auch 
in  dem  spital  s.  gelägen,    haben   mer   mitleidens  und 


sind  derhalben  geneigter  zehelffen.'  OWermi.  1564; 
,die,  so  selbst  im  sp.  mit  gelegen  seind.'  Herborn  1587. 
.Der  vatter  Feristeni  kont  wol  abnemmen,  dass  die 
krankheit  seines  sohns  kein  andern  Ursprung  hatte 
denn  die  grosse  und  einbrünstige  liebe,  die  er  gegen 
Giulla  trug,  geht  von  stund  an  zu  irem  vatter,  findet 
die  tochter,  gleich  seinem  söhn,  in  einem  spital  (wie 
man  spricht)  s.  und  krank  ligen.'  JWetzel  1583. 
.[Pamphila  zu  Helena,  die  ihre  Liebe  zu  Paris  ge- 
standen hat:]  Es  will  fürwar  schier  dünken  mich,  er 
[Paris]  lig  auch  in  dem  spittal  s.'  GGotth.  1599.  ,Doch 
so  ligen  nit  allein  die  Eidgnossen,  sondern  auch  an- 
dere Nationen  und  Länder  mehr  in  disem  Spital  s. 
[fröhnen  dem  Geiz  und  Eigennutz].'  BCys.  ,Er  ist 
ihren  also  hold,  ich  mein,  wie  oft  siss  haben  wolt, 
dass  er  si  solt  umfan  und  küssen,  er  tets  ghorsamlich 
und  gefiissen.  Wass  meinst,  wie  ist  die  Brut  beschaffen  ? 
Es  will  fürwahr  schier  dünken  mich,  s  lig  auch  in 
disem  Spitel  s.,  ich  mein,  sy  werds  ihms  nie  abschla- 
gen.' Com.  Beati.  ,Ein  schwere  Sund  ist,  wann  man 
in  göttlichen  Dingen  ganz  law,  wo  nicht  gar  erkaltet 
ist  ...  Ligen  wir  nicht  auch  in  disem  Spital  s.'t  oder 
wo  ist  unser  gebührender  Eifer?'  JMüller  1665.  ,[Ti- 
motheus  solle]  die  da  öffentlich  sündigen,  öffentlich 
straffen  zu  dem  End,  damit  auch  andere,  die  vielleicht 
in  gleichem  Spital  s.  ligen,  sich  förchten  lernen.' 
FWtss  1670.  ,Der  leidig  Satan  durch  falsche  Lehrer 
bildet  ihn  [Gott]  ganz  änderst  für,  dardurch  der  Namm 
Gottes  entheiliget  wird.  In  disem  Spital  ligen  s.  die 
Heiden:  da  Gott  einig  ist,  haben  sie  dargegen  ihnen 
selbs  etlich  tausend  Götter  erdichtet.'  ebd.  1677.  In 
Verbindung  mit  , krank'  oder  andern  synn.  Ausdrücken  ; 
s.  im  Vor.  den  Beleg  von  1583.  ,Were  aber,  daz  der- 
selben zwölfer  deheiner  iemer  sieche  oder  bresthaft 
wurde,  daz  er  nüt  (giselschaft)  leisten  möchte.'  1368, 
Bs  ÜB.  ,Morbidus,  s.,  krank,  ungesund  und  zuo  krank- 
heit geneigt,  für  und  für  siechig.'  Fris.;  Mal.  ,Am 
Freitag  solle  man  die  jungen  Kinder  nicht  baden, 
dann  darab  werden  sie  s.  und  undrüehaft.-  Gwerb  1646. 
Mit  dem  Gegs.  ,gesund.'  ,Het  ein  burger  guot  ge- 
wunnen  mit  sünden  und  wil  er  daz  bessern  oder  setzen 
etzwie,  mag  er  vrilicu  tuon  sieche  und  gesunte  [sive 
fuerit  in  sanitate,  sive  in  infirmitate].'  F  Handf.  ,Wir 
gebent  ietwederm  ein  pfruond  in  dem  selben  spital 
sinen  leptagen  ze  habent  durch  us,  gesunt  und  s.' 
1113,  AaB.  Urk.  ,Min  herren  habent  AMeyenburgerin 
in  iren  spital  ze  einer  pfrüenderin  ufgenomen  und 
söllent  sy  bis  zuo  end  ir  wile  darin  haben  gesund 
und  s.'  1484,  AaB.  Gerichtsb.  ,In  sye  ouch  die  pesten- 
lenz  angestossen,  da  habe  er  in  usgestossen  und  in 
den  spital  getan,  über  daz  sin  verdingbrief  wiste, 
daz  er  in  gesund  und  s.  haben  sölt.'  1488,  ebd.  ,Unser 
ding  ist:  hüt  gsund,  morn  s.,  heut  frölich,  morn 
traurig  [usw.].'  OWerdm.  1564;  ,krank.'  Herborn  1587. 
S.  auch  siechlich.  —  ß)  ,mit  Ausschlag  behaftet'  U 
(Dr  Müller);  s.  die  Anm.  —  y)  aussätzig.  äSpr.  (doch 
s.  2af).  Zum  Sachlichen  vgl.  Messm.  1828,  3ff.;  Bs 
Neuj.  1843;  BsXIV.  72  ff;  Gfd  XVI,  187/247;  ASG.XV 
182/219  (,f)ie  Siechenhäuser  in  der  Schweiz');  Sonn- 
tagspost 1869,  773;  KHowald  1872,  44;  Sch  Beitr. 
1874,  1  ff.;  Imob.  1878,  178ff;  Seiler  273/4;  Liebenau 
1881,  17;  UNeuj.  1897,  27ff;  JLüscher  1898,  227ff; 
ZWtburNeuj.  H.  1901;  FBühler  ,Der  Aussatz  in  der 
Schweiz'  (Zürich  1902).  ferner  die  Zssen.  Ausge- 
schlossen wurden  vom  Apothekergewerbe  alle,  die  s. 


nach,  sech,  sich,  socli,  such 


IM 


(aussätzig)  sind  oder  einmal  s.  waren.  1350/1430,  Bs 
(TGeering  1886).     Häufig  .die  s-en  lüt.'     ,[An  meiner 
Jahrzeit  soll  man  geben]  ainen  schillinch  den  siechen 
lüten  an  das  velt  und  ainen  schillinch  den  dürftigen 
in  dem  spital.'    1308,   Sch;   vgl.  feld-s.     ,Dien   siehen 
lütten  an  der  Sil.'  1384,  Z  RB.    ,Man  tuod  menlichem 
ze  wissen,  als  N.  lang  zit  der  dürftigen  sant  Lasures 
an  der  Sile  Zürich  ze  sant  Jacob  pflegere  gewesen  ist, 
daz  do  der  vorgenant  N.  gereit  und  gerechnot  hat  vor 
erbern  lüten   und  ouch  vor  den  vorgenanten  siechen 
lüten.'  1392,  Z  StB.  —  b)  von  Tieren,  krank  TB.,  spec. 
an  Durchfall  leidend  „Gl;  Schw",  von  Kälbern  ZFehr., 
von  Kühen  U,    von  jungen  Schweinen  ZZoll.     ,Swer 
deheins    sieches  ve   in   die   almeinde    tribet,   der  git 
10  ß  ane  gnade  von  ieglichem  houpte.'  äL  RB.     ,Von 
einem  wigen,  der  was  s.'   Boner   (Titel  einer  Fabel). 
,Von    siechem   vech    [Titel].'   XV./XVI.,   Ap  LB.     Die 
Schweine  werden  bei  dieser  Nahrung   , desto  weniger 
krank  oder   s.'    EKönig  1706.     Als    besondrer  Währ- 
schaftsmangel:    ,Wann   ein   verkauft   und   für  grecht 
oder  gesund  angegebenes  Rindvieh  presthaft  zumalen 
des  Kaufs  gewesen  erfunden  wurde,  als  zaunbrechend, 
leibzeigend,  ohngerecht  am  Flamen,   zungensaugend, 
milchaufhebend,  umgehnd,  zahnlos,  haarfressend,  hin- 
fallend, s.,  solle  der  Verkäufer  schuldig  sein,  sollich 
Vieh  wieder  zu  nehmen.'    1654,   GüPr.  LB.;    in   einer 
spätem  Redaktion  von  1766  dafür  ,siechtig.'  —  c)  .sie- 
ches Zug',  von  kranken  Säften  im  Körper:  ,Dem  Men- 
schen  wird   durch   gedachte  Mittel  das  böse  Geblüte 
und  sieche  Zeugabgezäpfet  und  abgeschrepfet.'  Sintem. 
1759.  —  d)  übertr.,   s.  brünne",   von   einem   schwach 
brennenden  Lichtlein  :  's  Öilläinpeli,  wie  brünnt  's  se  s. 
—  verdräcled  isch  ['s]  vom  Mugge"g' schlüech.  MLien. 
1906  (individuell?).  —  2.  S übst.  m.  Siech  I  (in  Sch -x8), 
Pl.-e":  a)imeig.  S.  a)  Kranker  ScH(Kirchh.);  TB.,  spec. 
langsam  hinsiechender  Mensch  GWb.,  .allmählich  ab- 
schwächendes Geschöpf'  ZO.     En  arme"  S.  sagt  man 
zB.  noch  von  einem  Schwindsüchtigen,  ohne  dass  der 
Begriff  , krank'  (noch  ein  Schimpf;  vgl.  b)  darin  liegt, 
als  reiner  Ausdruck  des  Mitleids,    etwa:    ein   traurig 
elender  Mensch  AABr.  D'  Mueter  Gottus  hat  di  Siechu" 
g'nert,   die   Kranken  geheilt  TB.  (JJDickenm.  1906). 
,Swenne  der  lütpriester  ze  der  probstei  oder   sin  ge- 
selle  mit  unsers  Herren    fronlichamen  gant   ze   dien 
s-en,  inrent  der  stat  oder  usserent.'  1305,  Z.    ,[Wenn 
ein  Kranker   ein  Testament   machen   will,    soll  man] 
von  dem  rate  zwene  oder  drie   zuo   dem  s-en  senden 
und   den    besehen;    ist  denne   der  s-e   mit  gesuchten 
oder   mit  andern  werenden  gebresten  und  siechtagen 
begriffen  und  wol  bi  sinen  sinen,  das  man  denne  ein 
gerichte  für  das  hus  machen  sol.'  1390,  BsRq.;    vgl. 
zur  Sache  Bd  VI  337  u.    ,Als  in  vergangener  zite  ge- 
schehen  ist,    so   sich  iemand  ze  bette  geleit  hat  und 
man   seite,   das  der  des  legers  sterbende  wurde,  das 
denne  ettliche,  den  er  schuldig  was,  zuo  einem  ampt- 
manne   gieng[en]    und   dem  gelt  [s.  Gebot-Gelt  Bd  II 
259]  gab[en]  vorhin,  eb  der  s.  gestarbe  [1.  gesturbe ?] . . .' 
1406,  ebd.  I  85.     ,[Die  in  das  Spital  aufgenommenen 
Pfründer   verpflichten    sich]   einem    spitelmeister   ge- 
horsam ze  sind,  ietwederm  ze  tuond  und  ze  schatlent 
nach  sinen  statten  bescheidenlich,  s-en  ze  hebent  und 
legent,   die  toten  in  ze  büetzent  [usw.].'    1413,  AaB. 
,Gott  tet  mänig  grosses  zeichen,  blinden  gesechent... 
gehörent  die  touben   und  gerecht  die  lamen,   gesund 
die  s-en.-  Z  Chr.  XV.     ,Ist  der  schad  sorgsam,   so  sol 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


man  den  frevler  behalten,  unz  dass  man  sieht,  ob  der 
siech  genesen  wolle  oder  nit.'  um  1464.  GRf'hur  Zunft- 
ordn.    ,Wann  ein  priester  die  lütt  mit  dem  wirdigen 
sacrament  bewart  und  der  priester  old  ander  lüt  den 
s-en  fragen  umb  schulden  . . .  und  was  dann  der  siech 
dem  priester  seit  [usw.].'  L  StR.  um  1480.    ,So  einem 
Kranknen  die  Red  bestadt:  Nimm  Polleyen,  stoss  ihn 
in  Essig,  hebs  dem  Siechen  also  warm  für  die  Nasen 
[usw.].'  ZElggArzneib.  um  1650.   S.  noch  Hanf-Risten 
(Bd  VI  1515).    Sprw.    ,Wen[=man]  sprichet:  Do  der 
s.  genas,  do  was  er,  der  er  ouch  e  was.'  Boner.    .Man 
spricht   gmeinlich:    Wenn   der   s.   gnisst,    so    wirt   er 
böser,  dann  er  vor  gsin.'  Güaltb.  1584.    Dim.    ,So  wil 
den  predicanten  gefallen,  [dass  man]  so  oft  man  den 
tisch  des  Herren  halt,  allen  kranken  unser  kilchhören 
das  hochwirdig  sacrament  in  die  hüser  bringen  soll.. . 
und  das  der  caplon   im   spital   das  selbig  gegen   den 
siechlinen  mit  allem  fliss  und  ernst  vollbringe.'  Kessl. 
Dem  Spital  und  den  armen  Kranken  (,siechlin').  1529, 
Absch.  (G).  —  ß)  ,mit  Ausschlag    behafteter   Mensch' 
LT  (Dr  Müller).  —  f)  Aussätziger  „L";  Ndw  (.obgleich 
man  den  Aussatz  nicht  kennt'  Matthys),  ,der  im  Sie- 
chenhaus ist'  Sch  (Kirchh.).  Vgl.  Chind  2  a  (Bd  III  341). 
auch   Guet-lut-Hüs  (Bd  II  1717).     Vom  XIV./XVHI. 
häufig,    meist   im    PI.    .die    siechen',    doch    auch   ,ein 
siech.'    ,Von  der  hofstatt,  da  der  s-en  kilchen  uf  stat' 
HU.  (ZWth.).    ,Den  armen  s-en.'  1328,  BsL.    ,Sichen 
uss   ze  tribende  2  pfd.'    1430,    Bs  (Löhne  der  Stadt- 
beamten).   ,An  der  bruoderkilwin  sollen  die  s-en  (so 
sy  kummen)  wie  von  alter  har  gehalten  werden.'  1524, 
Sch  Bettlerordn.     Den  9.  Oktober   bestellte  man  ,die 
S-en  zuo  beschowen'  NN.  1532,  Sch  Chr.  Dem  Siechen- 
haus ist  ein  Bett  geschenkt  worden  ,zur  beherbergung 
von  wandernden  s-en.'   1541,  B  (Messm.  1828).     ,Das 
abergläubisch  Brodt  tragen  zun  S-en,  verlorne  Sachen 
widrumb  zu  überkommen.'  1.  H.  XVII.,  B;   s.  Messm. 
1828,  21.    ,Von  Angesicht  düpflet  weis  schier  wie  ein 
Siech.'  Z  Mand.  1698.    ,Ein  kleines  Gebäude,  welches 
ein  Edelmann,  so  aus  den  Creuzzügen  mit  der  Malzey 
behaftet,   als  ein  Sieche  sich  hatte  hinsetzen  lassen.' 
Wdkstisen  1772.     ,In    dem    15ten   Jahrhundert   über- 
gab   N.    den    Siehen    an    der    Birse    [eine    Spende].' 
ebd.  1779.    S.  auch  Siechen-Hüs  (Bd  II  1725);  Chlaffen 
1  c  (Bd  III  626).     ,Ein   kranker  s.'     ,Wenn  ein  s.  in 
dem    hus   krank   wirt.'    um  1450,    ZWth.   (ürdn.   des 
Sondersiechenhauses).    ,Wer  ouch  sach,  das  ein  arms 
kind  in   das  huss   zuo   gast  kam   und   mit   krankheit 
beladen  würde  sölicher  mass,   das  dasselb  s.  nit  mer 
riten,  gan   oder  wandlen  möchte,   so  soll  der  ptläger 
desselben  kranken  kinds  barschaft  zuo  handen  nämen 
. . .  allsdan   soll  man   sölich   krank  siechen  mit  aller 
notturftiger  pfläg  versächen,  alls  lang,  biss  er  [!]  wi- 
derum  zuo  gesontheit  komen   ist,   namentlich  so  ver- 
mügenlich,  das  er  riten,  gan  oder  wandlen  mag:  dess- 
halb  soll  ouch  den  frömden  kinden.  gsonden  und  sie- 
chen, die  ze  pflägen  on  iren  kosten,    ein  eigne  junk- 
frou  gehalten  werden.'  1528,  ebd.  —  b)  rohes  Schimpf- 
und  Kraftwort,  auf  Menschen,  auch  Tiere  und  Sachen 
angewendet,  im  Allg.  noch  derber  als  Cheib  und  Chog 
(Bd  III  101/2.  184)   Aa;    Ap;   Bs;    B;  Gl;  Gr:  L:  G: 
Seil:   Schw;   Th:   Uw;   U;    W;   Z.  in  GkAv.:  TB.  unbe- 
kannt.   Nach  einzelnen  Angaben  spec.  von  einem  ge- 
riebenen, bösartigen,  gefährlichen,  auch  hartnäckigen 
Menschen,  Schuft,  Lump.    Der  oder  Du  S.l  auch  mit 
emphatisch    verstärktem    Anlaut    Ssiech!     E  du    S.! 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


,spasshafter,  aber  roher  Zuruf'  L  f.  Dem  S.  tvil'-ich 
scho"  säge"  (tue"  defür,  wil'-ich 's  Vtränke"  usw.)!  Ich 
bin  düreh  d'  Stegen  üf  getrampet  [auf  die  Rednerbühne]. 
se  springt-mer  deren  e"  S.  näh  und  freget,  was-ich  da 
ohne"  welli.  GFient  1898.  Wo-n-ieh  du  zumene"  Tum 
chume",  g'hÖren-ich  e"  Güggel  chräije";  ick  luege"  «*"' 
g'seh"  de"  S.  dert  uf-emen  Sinzeli  obe"  stä".  Dorfkal. 
1864.  De"  Vormittag  ist-mer  mi"s  Brönzgütterli  ver- 
heit;  es  reut-mich  no'h,  de'-  S.!  ebd.  1868.  De  S.  wott 
nid  tauffe"'.  von  einer  Maschine,  die  allen  Bemühungen 
zum  Trotz  den  Dienst  versagt  Ap;  Th.  S.  auch  rüchelen 
(Bd  VI  192).  ,Gott  Vodä  [zu  dem  auf  seine  Frage 
nach  Sant  Michel  nur  mit  .ja,  ja,  ja'  antwortenden 
Cherubindle]:  Jäses,  was  ist  das  für  ä  Hundsfüderey  V 
Da  Bub  wird  gwüss  ä  Stumm  sey.  Ih  will  nit  dih, 
du  S. !  sonder  Sant  Michel.'  Tyrolersp.  17-13.  Mit 
näher  bestimmendem  Adj.  E(n)  schlechte.  <i[<Ut<'. 
glatte",  falsche',  tumme,  gitige  S.  Die  i"fame"  Sieche"! 
GrPi\  En  lame''  &'..'  von  einem  langsam  Arbeitenden 
Aa;  Th;  Z.  E"  kurjöse  S.  Mit  rein  verstärkendem 
Adj.  oder  Subst.  Du  verdammte,  verfluechte,  ver- 
brannte" S.!  Du  u"g'fiderete  S.!  Gl.  Läsch-ne"  [den 
in  den  Bärengraben  gefallenen  Hut]  hogge",  du  u.  S.! 
[zum  Bären].  CStreiff  1902.  En  Ghrüz-,  Malefiz-S. 
Th;  ZSth.  En  Galiotte"-S.,  stärkste  Verwünschung 
ThHw.  Sibe"-S.  Ap;  B;  G.  [Bauer :]  Wa-  für  en  Siech 
hed-mi'''  vechlagt?  [Polizeikommissär:]  Der  Verzeiger 
ist  kein  Siech,  sondern  ein  Ehrenmann.  [Bauer:]  Der, 
wo-mich  verchlagt  hed,  ist  kann  Siech,  aber  en  Sibe"s. 
ist-er!  ATobler  1905.  Ick  ha"-se  fern  och  dinne"  [Erd- 
flöhe im  Flachs]  g'ha",  di  Ssackermente",  die  Ssibe"- 
sieche",  die  tüsigs  Disen  und  Arne".  Bärnd.  1904.  Mil- 
liontes. Th;  ZF.  Sterne"-S.  Ap;  Th;  Z.  Iez  chunnd 
der  Donders-S.  noch  nid!  GrPi\  Cheibe"-,  Huere"-, 
Galge"-S.  Ap;  Th;  Z.  In  Ap  auch  Flüge"-,  Galizi-, 
Wetter-,  Pflumme"-,  Zweschge"-,  Heubire"-S.  Chnol- 
le"-S.,  Übername  eines  Mannes,  der  dieses  Kraftwort 
immer  im  Munde  führte  ZHott.  Wie  Cheib  und  ;'i. 
Schimpfwörter  (s.  Bd  III  102)  im  Gen.  Sieche"  in  ver- 
wünschender Bed.  andern  Subst.  vorgesetzt.  Th.  Da' 
ist  e"  S.-Fare",  zB.  auf  einer  schlechten  Strasse.  En 
S.-Acker,  der  schwer  zu  pflügen  ist.  E"  S.-Arbet,  e" 
S.-Züg;  en  S.-Kärli.  Mehr  abstr.,  auf  allerlei  Gegen- 
stände und  Verhältnisse  bezogen,  als  Ausruf  des  Är- 
gers, Zornes,  zB.  bei  einer  schlimmen  Nachricht,  bei- 
einem  Missgeschick  Ap;  Th;  ZO.  Du  (verdammte')  S.! 
Wie  der  zahme  Fink  in  das  Glas  des  Pfarrers  pfützt, 
ruft  die  eifersüchtige  Köchin:  Siech!  0  blinde  Her! 
e"  Cheib  darf  Das!  icenn's  Euserein  so  miech?  Ineichen 
1859.  Das  ist  en  S.!  eine  schwierige,  vertrackte  Sache, 
mit  Bez.  auf  Arbeiten,  Aufgaben,  die  fast  unausführ- 
bar, auf  Zustände  und  Verhältnisse,  die  kaum  zu  er- 
tragen sind  Ap;  B;  GGrb.;  Th.  's  ist  en  S.,  dö  ufe" 
[eine  steile  Strasse  hinauf]  z'  fare".  Dö  isch  ['s]  en 
S.  zfum)  mäje",  an  einer  steilen  Halde  oder  wenn 
Steine  oder  Maulwurfshaufen  in  der  Wiese  sind.  De" 
ganz  Tag  fast  ;'  töd  zcerehe"  ond  fast  Nänt  z'  fresse" 
ist  halt  en  S.!  Ap.  Auch:  De  Acker  ist  en  S.  zom 
ere"  [pflügen]  Th.  De  Weg  (dei  ufH")  ist  en  S.,  sehr 
schlecht,  schwierig  zu  gehen  Ap;  GGrb.;  Th;  ZO.  E" 
derigs  Lebe"  ist  en  S.!  klagt  ein  schlecht  gehaltener 
Knecht  Ap.  He  z'  S.!  .Schwur  und  Ausruf  AALeer. 
(H.);  vgl.  Bd  II  850.  Wie  Cheib,  Chog,  Besti  (Bd  IV 
1792)  uä.  auch  als  derber  Ausdr.  der  Anerkennung, 
selbst  Bewunderung  für  einen  durchtriebenen,  ausser- 


ordentlich gewandten,  geschickten  Menschen,  dem  nicht 
leicht  Einer  in  Etw.  gleich-  oder  beikommt  Aa;  Ap; 
B:  G;  Th;  Z.  Er  ist  en  S.  (i"  Dem)!  En  starche, 
g'sehide,  schlaue  S.  Er  ist  en  S.  mit  Dreck  üflese", 
ein  geriebener  Bursche  AaBi-.  Auch  en  Welt(s)-S.  Th, 
Galge"-S.  Ap;  Th.  Sibe"-S.  Ap.  Wie(-n-Jen  S.,  rein 
verstärkend,  überaus  gut,  stark,  schnell,  laut  usw.  Aa: 
Ap:  B;  Th;  Z.  De  cha""  chlettere"  (springe"  usw.) 
ic.  e.  S. .'  lch  bi"  g'loffe"  u:  e.  S. !  's  hed  g'chlepft  u:  e. 
S.!  De  verstöt  si"  Sach  iv.  e.  S.!  Er  [der  Erzürnte, 
Betrunkene]  hed  'tue"  w.  e.  S.!  En  ganze  S.  voll,  eine 
Menge  ThHw.;  s.  Hund  (Bd  II  1427/8).  De  Hund 
hat  en  ganze"  S.  voll  Flöh.  Vgl.  noch  siech en-mässig 
(Bd  IV  442). 

AM.  siuh,  sioh,  mhd.  siech;  subst.  mhd.  sieche  nif.  (vgl. 
dazu  chrank  mit  Auui.  Bd  III  833/4).  Von  der  nach  alt- 
oberd.  Regel  (Braune  §  47)  zu  erwartenden  Form  mit  u  bzw. 
äu,  ei  (vgl.  die  Verhältnisse  bei  tief)  findet  sich  auffälliger- 
weise auch  in  der  ä.  Spr.  keine  Spur  mehr.  Zu  Inf.  Im 
XVIII.  ist  der  Aussatz  iu  der  Schweiz  erloschen  (die  An- 
gaben für  die  lebende  MA.  von  St.  und  Kirchh.  stammen 
aus  dem  Anf.  XIX.);  über  einen  noch  heute  im  W  vorhan- 
denen kleiueu  Lepraherd  s.  Correspondeiizblatt  für  Schweizer 
Ärzte  1907,  2  ff.  ±2  ff.  341  ff.  606  ff.  Früher  wurden  auch 
andere  ansteckende  Krankheiten  mit  Hautausschlag  (bes.  die 
Syphilis)  als  Aussatz  angesehn  (vgl.  1  a  ß)  und  die  damit  Be- 
hafteten in  den  Siechenhäusern  abgesondert;  s.  MHeyne,  HA. 
III  151/2  und  vgl.  den  Beleg  aus  Parac.  unter  feld-s.  — 
-  1>  geht  unmittelbar  auf  die  spec.  Bed.  2ay  zurück;  vgl. 
dazu  ßld-s.  s.  Vgl.  zum  Ganzen  Gr.  WB.  X  1,  838  ff.,  dazu 
Martin-Lienh.  II  322.  ferner  MHöfler  18U9,  647  (auch  zu 
den  folg.  Zssen),  sowie  die  Sippen  muhen  I,  Such.  Sucht.  — 
.f.  in  Namen.  ,Joggli,  genannt  Siechenjoggli,  ein  Schwab 
[vagiert  in  der  Schweiz].'  Z  Mand.  1698.  Öfter  in  Orts-  und 
Flurnamen;  ineist  für  Orte,  wo  uder  in  deren  Nähe  ein 
Sieebenhaus  stand  (vgl.  dazu  bes.  ASG.  XV  202/219)  oder 
die  zu  einem  solchen  gehörten.  ,(Ober-)Siechen'  BE.  ,Siech- 
Rnti'  GPfäf.  ,Siechen-Äckerlr  GStdt.  .-Feld'  BWaldan. 
, -Garten' BsPratt.;  1495,  ZStdt.  , -Graben'  BStdt  (Imob.  1878, 
180/1).  ,-Holz'  Aa;  Bs,  ,-Hölzli'  BE.;  ZFlurl.  ,-Haus'  B 
(öfter);  Schw.  ,-Moos'  SBettl.  ,-Matt*  B;  1444,  UwEmB, 
JzB.  (,by  sant  Jakob  in  der  siechen  matten'),  ,-Mätteli'  m 
Zweis.;  S;  UAltd.  (vgl.  U  Neuj.  1897,  28.  30).  ,-Bach'  BLy. 
(Heimwesen) j  Schw;  Sf;  Zg.  ,-Boden'  B.  ,-Buck'  Aa.  ,-Bilss 
GAltst.  ,-Brüggli'  ThArb.  , -Brunnen'  AaSchenk.  (JJBäbled 
1889,  19).  ,-Rain'  Th.  ,-Strasse.'  1441,  AaAar.  (Fusspfad)r 
,-Weid'  BDiemt.  .-Wald.'  1857/65,  Ndw.  ,-WisIi'  ZWth.. 
(vgl.    ZWth.  Neuj.  B.  1909,  65). 

ander-:  aussätzig.  .Den  sundersiechen  ein  sehyn 
umb  die  alte  Ordnung,  daz  sy  gwalt,  die  ze  pfenden, 
so  nitt  u.'  1553,  BRM.;  vgl.  zur  Sache  unter  sunder-s. 
Sp.201  den  Beleg  von  1535,  sowie  Chlaffen lc(Billl62ti). 
Sonst  nur  subst.  ,[N.  vergabt]  zuo  Nutz  der  armen 
U-en  Zug  seine  zwei  Matten.'  1522,  Zg  JzB.  ,Danne 
hat  gebracht,  so  ich  vom  ganzen  jar  den  armen  u-en 
geben  jedem  ein  driling,  nemlich  34  mass  win.'  1530/1, 
AABiberstein.  ,Den  u-en  10  pfd  zuo  stür  und  vol- 
füerung  irs  buws.-  1539,  B  BM.  ,Dem  u-en  von  S.Gallen 
ein  mantel.'  1549,  ebd.  ,Dem  u-en  von  Burgdorff  ein 
gülden  an  ein  badenfart'  1550,  ebd.  ,N.  umb  ein 
sattel,  so  er  einem  u-en  geben.  3  pfd.'  1556,  B  Staats- 
rechn.  ,Zu  Basel  prediget  einer  den  U-en.'  Schimpfr. 
1651.  Der  ,Untersieche'  N.  von  Aarau  verliebte  sich 
in  eine  aussätzige  Willisauerin.  1699,  LWill.  ,Üer 
Vogtskiudern,  Kirchen,  obrigkeitliche,  auch  Spital- 
und  Untersiechen  Hauptgutmittel...  sind  dem  Laub- 
riss  nicht  unterworfen.'  XVIIL,  Ndw. 

Sonst  nirgends  bezeugt.     In  den  B  RM.  des  XVI.  wechselt 


Such,  seih,  sich. 


Jas  W.  fortwährend  mit  dem  syn.  ,sundersiech 
sogar  in  einem  und  dem  selben  Eintrag  (s.  oben  den  Beleg 
von  lö.Mi):  immerhin  seheint  (nach  HTürler)  die  Form  ,u.' 
eine  Eigentümlichkeit  einzelner  Schreiber  zu  sein.  Der  Grund 
der  Benennung  ist  unklar.  Liegt  eine  euphemistische  Ent- 
stellung von  .sundersiech'  vor,  wobei  der  von  ALUtolf  (Gfd 
16,  246  Anni.)  geltend  gemachte  Umstand,  dass  die  Siechen- 
häuser gewöhnlich  [aber  keineswegs  allg. !]  nördlich  und 
stromabwärts  von  den  Ortschaften"  lair-n.  mitgewirkt  haben 
könnte?  Geographisch  war  das  W.  nach  unsern  Belegen  auf 
das  (alte)   B  Gebiet  und  die  innere  Schweiz  beschränkt. 

Fal-  f-e'-J  m.:  kranke  Nuss  mit  schwarzem  Kern 
TsMamm.,  Steckb.,  auch  etwa  von  einem  unfrucht- 
baren Baume  ZSteckb.  Da'  ist  en  F.  Nach  einer 
Angabe  auch  adj . :  e"  f-i  Nuss. 

Eine  Bildung  wie  B'schue-Hund,  Lüg-Cheib,  also  zu  fälen; 
vgl.  u]iält,'r  Siech,  Schimpfw.  auf  missratene  Menschen,  Tiere, 
auch  Bäume  udgl.  Th.  Der  adj.  Gebrauch  (wenn  richtig)  ist 
jedenfalls  sekuudär.  Eiuc  ältere,  nicht  ganz  zuverlässige 
Angabe  lautet  felUiech ;  s.  auch   feU-s.  S  b. 

feld-siech:  1.  a)  aussätzig.  Adj.,  meist  präd. 
.Sunderlich  hat  sy  sich  [der  Pflege]  aines  menschen  an- 
genomen,  der  was  als  ungestalt,  das  man  in  zech,  er 
wer  feltziech.'  EStagel.  .Der  achteste  siechtag  ist  misel- 
süchtig  oder  v.'  XIV.,  Bs  RB.  (ASG.  XV  189).  ,Den 
armen  veltsiehen  lüten  ze  sant  Jacob  an  der  Sil  vor 
unser  statt  [Zürich]  gelegen.'  1399.  Gfd.  .[Arzt  und 
Scherer  mussten  schwören]  einen  yeglichen  belümbpten 
menschen,  by  uns  wonende  oder  die  von  andern  enden 
her  zuo  uns  geschickt  werden  und  geschuldiget  wor- 
den sind,  ussetzig  oder  velts.  sin,  zuo  versuochen.' 
XV.,  Bs.  ,Vil  sind  lam,  f.,  tottb  und  blind/  Aal  1549. 
,Leprosus,  aussetzig,  välds.,  malzig.'  Fris.  ,[Die  Vier- 
teilung Zwingiis]  der  naebrichter  von  Luzern  mitt 
vil  schantlichen  Worten  volstrackt  und  under  anderem, 
wie  er  imm  sin  lyb  uffschneid,  sprach:  es  habend 
ettlich  den  Zwyngli  zygen,  er  sye  fälds.;  ich  aber  hab 
nitt  gesundem  lyb  gesähen.'  HBull.  1572.  Subst., 
, Aussätziger.'  Sülger  (gewiss  nach  ä.  Quelle).  ,Du 
kommst  wie  der  Feldsiech  im  Herbst.'  Sprww.  1824; 
weil  die  F-en  sich  im  Herbst  bettelnd  den  Dörfern  und 
Städten  näherten  ?  ,Den  armen  veitsiechen,  die  uffen  der 
Staige  sitzent  bi  Schafusen.'  1318,  Sch.  Eine  Frau  wird 
zur  Verbannung  verurteilt  ,umb  daz  si  zuo  den  veit- 
siechen gatv  1361,  Bs.  ,Das  NN.  über  in  lüften,  do  er 
den  armen  v-en  trasch,  und  in  do  in  der  schür  schluo- 
gen  und  wundoten.'  1384,  Z  RB.  Vor  dem  Rat  ^er- 
rechnet N.,  vogt  der  veitsiechen,  umb  die  zins,  nutz 
undgült  derselben  veitsiechen  [usw.].'  1406,  BStRechn. 
,Was  lones  die  meister,  die  veitsiechen  versuochend, 
nemen  sölleut.'  1434,  B  StR.  Dass  man  ,ussrichten 
sol  den  armen  bettligringen  Zürich  im  spital  und 
denen,  so  man  nempt  die  arme  kind,  2  pfd  pfening 
und  den  armen  veitsiechen  an  der  Spanweid  1  pfunt,' 
1438,  Z.  ,Als  uf  ein  zit  den  armen  feltsiechen  zuo 
Keiserstuol  ir  hus  verbrunnen  ist.'  1471,  AaB.  Urb. 
.Das  die  f-en  zum  feldsiechenhuss  ira  höw  zuo  holzen 
han  sond.'  1496,  Ndw.  Da  aus  dem  freien  Herumgehen 
der  F-en  merklicher  Schaden  erwächst,  so  soll  man 
die  fremden  F-en  aus  der  Eidgenossenschaft  fortweisen, 
die  einheimischen  aber  soll  jedes  Ort  zu  Hause  be- 
halten und  nicht  umher  ziehen  lassen.  1496,  Aesch.; 
später  mehrmals  wiederholt.  ,Die  im  [Christus]  nach- 
gand,  hinkend  und  kriechen,  die  armen  blinden  und 
feltsiechen.'  NMan.  ,üis  jämerliche  krankheit  [die 
iranzesischen  platern']  ein  so  fremd,  grusam  angsicht 


|  hat,  dass  si  ouch  die  schuhen  v-en  schüchtend;  [man] 
muost  ir  eigne,  sundre  veldhütten  machen  ...  Ansb. 
,l)er  väldsiech,  leprosus,  klaft'er.  klaffenmann  [s.  Bd  IV 
265  u.].'  Fris.:  Mal.  ,A1s  wier  schier  gan  Minchen 
kamen,  was  zuo  spat,  das  wier  nit  in  die  Stadt  moch- 
tend,  miesstend  by  den  f-en  Übernacht  sin.'  ThI'latter 
1572.  Noch  1705,  ZWth.;  s.  Geschirr.  S.  auch  Bristen 
(BdV838);  rot :  (Bd  VI  1758);  süber  (Sp.  67);  sunder-s. 
.Ein  französisch  f.',  Syphilitischer.  ,Also  ist  die  tinetur 
in  ein  franzosisch  f-en  komen.-  Parac.  ;  vgl.  Franzosen- 
Such.  Den  Übergang  zu  Bed.  2  illustrieren  folgende 
Belege:  ,Daruff  er  iro  antwurte,  sy  luge  als  ein  diebin 
und  sy  were  ussetziger  denn  kein  veitsiech,  und  «an 
iro  solichs  ir  er  swarlich  berüere...'  1472,  Z  RB.  ,[Sie] 
hüebe  ir  an  zuo  fluohen  in  ir  feltziehen  antlitt,  das 
sy  och  bette  ...  wann  söliche  wort  iro  ir  er  berüeren 
und  sich  mit  warheit  nit  erfind,  daz  sy  sich  mit  ir 
fromkeit  einer  huoren  verglich,  och  daz  sy  feltziech 
sig.'  1486,  ebd.  , Sagte  M.,  er  hette  einen  oder  zwen 
guot  fründ,  ee  er  wolt,  daz  die  ouch  in  spylen,  die 
er  gern  hette,  werent,  ee  weit  er,  daz  er  veitsiech 
were;  daruff  der  [Frauen-] wirt  sagte:  ich  weit,  daz 
du  feltziech  werist;  damit  sehlüege  M.  im  mit  der 
band  ins  antlit.'  1507,  Z.  ,[N.  habe  gesagt]  sy  [seine 
Frau]  und  ir  vatter  und  der  brüeder  syent  alle  veldts.' 
1541/3,  Z  Ehegerichtsakten.  N.  habe  ,by  nächtlicher 
wyl  mit  gwalt  inn  syn  huss  wellen  und  inne  under- 
vogt  und  alle  die,  so  darinn  gewesen,  feldsiechen  ge- 
schulten.' 1575,  ZRM.    S.  auch  Bristen  (Bd  V  838). 

—  b)  scherzh.  übertr.,  untüchtig  zum  Militärdienst  Z. 

—  2.  Schimpfw.  a)  =  Siech  2  c  Aa;  Ar-;  Bs;  Lf;  S; 
Tb;  Z.  Der  (Du)  F.!  Ir  F-e"!  Du  F.  du!  .spass- 
häfter,  aber  roher  Zuruf'  L  f.  Du  ebige'  F..'  Ver- 
wünschung. Sprww.  1869.  S.  auch  un-richtig  (Bd  VI 
473).  ,Wie  ein  F.'  =  wie  en  Siech  (Sp.  196)  als  Ausdr. 
der  Anerkennung:  ,Der  Toni  kleffelt  wie  ein  F.',  aus 
einem  Ort  der  innern  Schweiz  aufgezeichnete  Äusse- 
rung eines  Knaben  (Schweiz  1897,  553,  dazu  AfV.  III 
57);  eig.  eine  Erinnerung  an  die  Siechenklapper  der 
altern  Zeit  (vgl.  Chlaffen  1  c  Bd  III  626,  sowie  den 
Beleg  aus  Fris.;  Mal.  unter  1  a).  —  b)  =  Fäl-S.  Th 
Steckb.  —  Feld-siecheri  f.:  Aussatz.  , Demnach  N. 
sich  menklichen  für  veldtsiech  ussgeben  und  benannt- 
lichen  under  söllichem  sehyn  wol  by  dry  jaren  lang 
im  land  umb  das  allmuossen  herumb  gefaren,  und  aber 
sich  jetz  an  der  schow  heiter  erfunden,  dass  er  söl- 
lichen  gebrestens  der  malatzyg  oder  veldtsiechery  gar 
nit  bedeckt,  sonder  derohalb  ganz  rein  und  suber  ist.' 
1536,  Z  RB.  —  Feld-sieclü  f.:  =  dem  Vor.  ,Lepra 
(elephantia),  aussatz,  malzey,  väldsieche.'  Fris.;  Mal.; 
darnach  Denzl.  1677.  1716. 

Mhd.  oaltsiech;  im  /',,',/  i  (Bd  I  806).  Vgl.  Gr.  \VB.  III 
1489.  1486  (.Feldmensch');  Fischei  11  1042/3.  S.  auch 
die  Anm.  zu  sunder-B.  .Im  Feldsiech',  Acker  ZWies.  ,Iu  [I.] 
Sehwarzenbach  gab  es  einen  Feldsiecheubruuueu.'  MEsterm. 
1882. 

galle"-:  von  Kühen,  an  Durchfall  und  innerm 
Brand  leidend,  so  dass  sie  nicht  mehr  gesund  werden 
U;  vgl.  das  Folg. 

gras-:  an  Durchfall  leidend,  vom  Vieh,  wenn  es 
im  Frühling  Blätter  der  Herbstzeitlose  gefressen  hat 
Gl  (<  'Streift'),  .krank  in  den  Verdauungsorganen,  wobei 
die  Milch  gallicht  schmeckt-  tiisPr.  .Eine  Krankheit, 
von  der  unser  Viehstand  hauptsächlich  auf  der  Früh- 
lingsweide betroffen  wird,  ist  das  Trüben  (Grassiech  | . . . 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


Während  die  einen  der  Wolfsmilch  schuld  geben, 
finden  die  andern,  dass  der  Salpeter,  den  die  Rufen 
bringen,  die  Ursache  sei,  und  neuerdings  will  man  den 
Zäch  [Zecke]  als  Urheber  entdeckt  haben'  Gr  (Der 
freie  Rätier  1909).  —  Gras-siechi  Gl,  „-Sieche, 
-Seuche"  —  f.:  Durchfall  des  Rindviehs  Gl  (selten), 
„besonders  im  Frühjahr  beim  Übergang  vom  gedörrten 
Futter  zum  Grüufutter  Ap;  LE.;  Z",  .gewöhnlich  von 
überflüssigem  kaltem  Trinken  herrührend.'  Steinm. 
1802,  81/2  (Gl). 

chalber-:  =  ch.-räss  (Bd  VI  1279)  GiiPr.  — 
chnS"-:  gebrechlich  Z  (vereinzelte  Angabe).  Subst.. 
Schimpfname  Ap:  Gl  (auch  Chneuw-J,  spec.  auf  einen 
Katholiken  (wohl  vom  knieenden  Beten)  ZZoll.  Mer 
u-end  dene"  Chneu"siechen  schu"  zeige",  wer  Meister  ist. 
CStreiff  1907. 

leber-:  leberkrank.  ,L.,  lebersüchtig,  hepaticus.' 
Fris.;  Mal.  Subst.:  .Ann  rechten  arm  gebunden, 
gneerend  sy  [,Schwalbensteine']  die  läbersiechen.' 
Vogelb.   1557.   —  Auch  bei   Gr.  WB.  VI  463. 

lung(g)en-:  lungenkrank.  .Lungens.,  lungen- 
süchtig, peripneumonicus;  er  ist  gar  L,  pulmo  totus 
afficitur.'  Fris.;  Mal.  Von  lungenkrankem  Vieh  her- 
rührend: ,Was  aber  prästhaft  Fleisch,  so  finnig  oder 
lunggens.  were,  sollend  ihr  [Metzger]  dasselb  wohl- 
feiler schätzen.'  XVIII.,  ZEmbr.  —  Mhd.  lungesiech;  vgl. 
auch   Gr.   WB.   VI   1305. 

nabel-.  Davon  Nabel-Siechi,  lt  Obw  Blätter 
1899,  33/4  -Siechigi  —  f.:  Nabelentzündung  bei  Käl- 
bern gleich  nach  der  Geburt  Obw. 

raagen-:  magenkrank.  ,M.,  der  einen  bösen  magen 
hat,  stomachicus.'  Fris.;  Mal.  Subst.:  ,1m  Fidrisser 
Tale  ist  ein  Saurbrunnen,  den  Maagensiechen,  Engbrü- 
stigen, Gallsücht[ig]en  ganz  heilsamb.'  Sprecher  1672. 

man  man-:  mondsüchtig  Bs (Spreng).  —  Mhd.  man- 
siech;  ahd.   mänodsioh  (Graff  VI   139). 

mueter-:  gebärmutterkrank.  ,Alvinus,  muoters., 
bauchsiech,  der  vil  bauchwees  hat.'  Fris.;  Mal.  — 
Vgl.    Gr.  WB.  VI   2827. 

buch-,  auch  ,-siechig.'  .Bauchs,  (-siechig.  Fris.). 
der  den  bauchlauff  (durchlauff.  Fris.)  hat  oder  die 
ruor,  lientericus.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  binderen  3  (Bd 
V  31)  und  das  Vor. 

parlis  ,pärli-,  perlen-':  paralytisch,  gichtkrank, 
(vom  Schlage)  gelähmt.  .[Hauptmann  von  Capernaum:] 
Herr,  min  knecht  ist  pärlis.  und  hat  grosse  pyn.'  1524, 
Matth.,  .pärlens.'  1530,  ,hat  in  der  tropf  geschlagen.' 
1589/96,  ,ligt  guotschlägig.'  1638,  ,ligt  tropfschlägig.' 
1691/1707,  .liegt  an  der  Gicht.'  1868;  Luther:  ,gicht- 
brüchig';  griech.  TtapaÄoTi'/.ög.  ,Herman  Contract  [ist] 
von  Jugend  an  von  allen  gelidern  ein  schwach,  zittrig 
und  perlisiech  mentsch  gwesen.'  Vad.  ,[Abt  Huld- 
reich V.]  ward  zuo  aussgang  seines  leichtferigen  lebens 
contract  oder  perlisiech  und  fuor  schnell  darvon.'  ebd. 
,Die  lamen  und  perlysiechen  Glieder.'  JRLandenb. 
1608.  .Perlens.,  schlagflüssig,. paralyticus.'  XVII.,  Bs 
(Spreng).  Subst.  ,Do  brachtend  sy  zuo  im  einen 
pärlisiechen,  der  lag  ufif  eim  bett.  [Jesus]  sprach  zuo 
dem  pärlisiechen.'  1524,  Matth.,  ,pärlensiechen.'  1530, 
.tropfschlegigen.'  1589/96.  1691/1707,  .Guotschlägigen.' 
1638,  ,Schlaffflüssigen.'  1868;  Luther:  .Gichtbrüchigen'; 
griech.  jtapaXuxixöv.  ,Zuo  dem  perlisiechen  sprach  [Je- 
sus]: sönd  nit  mer.'  Vad.  (nach  Jon.  V.).  Auch  .pärle- 
siecher':  .Paralyticus,  erlämbt,  vom  guot  oder  tropf 
geschlagen,  bettriss  oder  p.'  Fris.;  Mal. 


Vgl.  Purtü  (Bd  IV  1591/2).  P.-Suchi.  .Ferlisiech'  bei 
Vad.  in  Götzingers  Ausg.  (wie  bei  Wolfg.  Fechter)  beruht 
auf  einem   Lesefehler. 

bett-:  bettlägerig.  ,Wen  die  zwen  Zurzichmärkt 
sind,  wer  vor  dem  huss  uff  dem  gsess  sitzt,  die  sönd 
das  gällt  teillen  mit  denen,  die  da  b.  sind.'  1528,  Z 
Wth.  (Ordn.  der  Sondersiechen).  —  Schon  amhd. 

Bettel-Siech.  ,Die  Aussätzigen  waren  amtlich 
auf  den  Strassenbettel  angewiesen  und  hiessen  daher 
auch  Bettelsiechen.'  Sonntagspost  1869  (Rochh.). 

Siben-Siech  s.  Sp.  195.  196. 

sunder-:  aussätzig.  Sulger  (wohl  aus  ä.  Quelle). 
Als  (meist  präd.)  Adj.  ,Wänn  ein  mann  s.  wirt,  hat 
er  dann  ein  eelich  wyb,  so  soll  man  dieselben  syn 
eeliche  wirtin  ussrichten  umb  ir  heimstür  . . .  glycher- 
wys,  als  ob  der  man  von  tods  wegen  were  abgangen.' 
1460/1553.  Z ;  so  noch  Z  Erbrecht  1831 :  ,Wann  ein  Mann 
sonders,  wird,  also  dass  er  unter  ehrlichen  Leuten  nicht 
mehr  zu  dulden,  soll  sein  Eheweib  . . .  ausgerichtet 
werden  nicht  änderst,  als  wenn  der  Mann  wirklich  ge- 
storben wäre;  in  der  Meinung,  dass  es  der  Erbschaft 
halber,  wann  eine  Frau  sonders,  wurde,  eine  gleiche 
Beschaffenheit  haben  soll';  vgl.  Bluntschli,  RG.2I448. 
N.  vergabt  den  .armen  s-en  lüten  des  huses  an  der 
Klos'  einen  jährlichen  Bodenzins.  1478,  AaRIi.  ,N., 
so  ain  tochter  hat,  die  sonders,  ist.'  1515,  ScHRatsprot. 
,Als  die  scherrer  dry  personen  im  spital  beschowet, 
ob  si  s.  sigint.'  1549,  ebd.  ,Dass  man  N.s  frouw  mit 
einem  leuffer  gen  Zürich  schicken  söl,  sy  daselbst 
dem  pruch  nach  besichtigen  lassen,  ob  sy  sonders, 
syge  oder  nit.'  1553,  URM.;  vgl.  UNeuj.  1897,  29. 
.N.s  sondersieche  hussfrowen  in  das  siechenhuss  ze 
Huttwyl  ze  schaffen.'  1557,  B  RM.  Man  solle  N.  be- 
sichtigen, ,ob  er  sonders,  oder  nit.  [Er  wird]  der 
maletzyg  halb  ledig  erkendt  und  ganz  rein  erfunden.' 
1589,  Z  RM.  S.  noch  Hüs-ge-recMigkeit  (Bd  VI  235). 
Subst.  m.,  Aussätziger  Ap(TTobler);  L  (Ineichen); 
Sch  (Stickelb.  1889),  doch  überall  f.  Witwe  N.  ver- 
macht ,den  armen  und  elenden  s-en  des  huses  von 
Berne,  nssert  der  ringmuren  enet  der  Aaren  gelegen,' 
4  Schill.  Pfenn.  1322,  B.  ,N.  habe  by  einem  jar  ein 
maletzenklaffen  by  im  getragen  und  damit  gegutzet 
und  den  lüten  das  ir  abgetrogen  und  abgenomen  in 
meinung,  als  ob  er  ein  s.  were.'  1468,  Z  RB.  ,Als 
bisher  der  frömden  und  heinischen  s-en  halb  mengerley 
klagten  an  uns  gelanget,  also  dass  biderber  lüt  von 
inen  beschwärt  sind  worden,  desshalb  haben  wir  an- 
gesehen, dass  die  frömden  s-en,  es  seyen  frouwen  oder 
mann,  in  unserm  huss  nit  fürer  denn  ein  tag  und 
nacht  herberg  sollen  haben.'  1499,  Messm.  1828  (B 
Sondersiechenordn.).  ,Wir  wollen  auch  nit,  dass  die 
s-en  in  unserm  huss  dhein  spyl  mit  karten  oder  würfel 
üeben  und  bruchen  und  dazuo  aller  unzimlichen  Worten 
und  werk  müessig  gehen  sollen,  und  damit  auch  un- 
fuog  geniitten  beliben,  so  sollen  die  frouwen  an  einem 
sundern  tisch  sitzen,  es  wären  denn  elütt.  die  mögen 
bey  einanderen  ungesündert  beliben.  als  die  billigkeit 
erfordert.'  ebd.  ,N.,  welicher  für  ein  s-en  geschowet 
und  dargeben  und  wil  aber  die  lütt  nit  miden,  sunder 
so  gat  er  über  die  brunnen  und  ander  ort  und  tröwt 
denen  huss  und  hoff  zuo  verbrennen,  die  in  vertriben.' 
1507,  BRM.  I  358/9:  ebd.  noch  zahlreiche  weitere 
Belege  von  1491—1564.  ,Alss  der  N.,  ein  sonders, 
zuo  S.  Jacob,  ein  eelich  wib  gnomen,  kind  überkomen, 
desshalb  dass  huss  verwurkt,  jedoch  uf  anrüeffen  sins 


Sach,  sech,  sich,  socb,  such 


brüeders  habent  min  herren  verwilget,  dass  man  im 
uff  zwei  jar  sin  zinss  nachvolgen  lasse,  villieht  mag 
er,  sin  frow  oder  kind  in  mittler  zyt  sterben.'  1523/6, 
Z  KB.  ,Kein  sonders.,  er  syg  landsfrömd,  umbsäss 
oder  haimsch,  sol  hie  zuo  Schaffhnsen  umziehen  bett- 
len.'  1524,  Soh  Bettlerordn.  ,üass  die  usslendigen  s-en 
in  das  hus  am  Linsibüchel  inkerend  und  alda  mit 
spis  und  herbarg  übernaeht  gehalten  sollend  werden.- 
Kessl.  ,[Es  wurde  beschlossen]  die,  so  den  sonders-en 
uff  der  Staig  [am  Bartholomäustag]  ze  tanz  gemachet 
band,  darumb  anzesprechen.'  1544,  Sch  Chr.  ,Dass 
man  der  sonders-en  junkfrow  [Angestellte  im  Siechen- 
haus; s.  den  Beleg  von  1528  unter  siech  äay],  so 
schwanger,  von  wegen  ir  gemeinen  huory,  deren  sy 
sich  prucht.  söl  vom  land  verwysen.'  1555,  U  Bats- 
beschl.  ,Der  s.,  leprosus.'  Mal.  .Bingens  halben  umb 
nüwen  jars  tag  sollen  fürthin  du  sonders-en  stillstan 
und  allein  wie  sonst  höüschen  umb  das  nüw  jaar.' 
1592,  Ndw.  ,Dann  nit  allein  der  Nachrichter  und 
sine  Knecht,  sonder  auch  die  Sonders-en  sampt  andern 
Spittalknechten  und  Lumpengesind  sich  [unter  die 
Maskierten]  yngemischt.'  BCvs.  ,Dass  fürohin  dass- 
jenige  Gelt,  so  den  armen  Sonders-en  zum  guten  Jahr 
oder  sonst  gesteurt  und  verehrt  worden,  nicht  mehr 
under  sie  ins  Gemein  und  gleich  ausgeteilt  werden 
solle,  in  Betrachtung,  dass  solches  von  etlichen  und 
dem  mehreren  Teil  liederlich  verprasset  und  versoffen 
worden,  sondern  dass  fürohin  solch  verehrt  Gelt  von 
dem  Siechenpfleger  nach  Notdurft  den  Dürftigen  solle 
verschaffet  werden.'  1632,  ApA.  LB.  1747.  Die  Son- 
ders-en mussten  in  einem  besonderen  Häuschen  dem 
Gottesdienste  beiwohnen.  1684,  UwSa.(AKüchler  1895). 
.Gottsgaben  in  gemeinen  Armenleuten  oder  Sonders-en 
Sekel.'  ApA.  LB.  1747.  .Lieber  sollte  man  sie  [un- 
reinliche Leute]  zu  den  Sonders-en  sperren  als  zu 
einer  Ehe  einlassen.'  Sintem.  1759.  S.  noch  Wlh- 
Brief(Bi  V  494);  Gotts-Pfännmg  (ebd.  1122).  Neben 
,veldsiech':  ,Den  s-en  einen  brieff,  sy  für  bevolchen 
han  fürer,  die  sich  ussgen  für  veldsiech  und  aber  nitt' 
sind,  venclich  annen  und  rah.  überschicken,  sy  zuo 
straffen.'  1535,  B  EM.  Sundersiechin  f.  ,Diser 
armen  s.  3  pfd  ussem  almuosen.'  1530,  B  KM.  , Einer 
sonders,  von  Lenzburg  ein  wiflingmantel.'  1553,  ebd. 
,Diser  sonders,  von  Signouw  1  guldi  an  ein  badenfart 
ze  stür.'  1564,  ebd.;  noch  öfter.  ,Als  min  bruoder 
HGassman,  der  sondersiech  an  der  Spannweid,  über 
und  wider  ersternampts  huses  an  der  Spannweid  Satzung 
zur  ee  griffen  und  sich  nämlich  mit  AHeisserin,  auch 
ein  sondersiechin  in  gemeltem  hus,  solicher  gstalt  in- 
gelassen und  versprochen  .  .  .'  1575,  Z.  S.  auch  Sach 
(Sp.  115).  —  Sundersiechtum  m.:  Aussatz.  ,N.  von 
Wedischwyl  und  die  Affeltrangerin,  so  beide  einandern 
in  dem  siechenhuss  an  der  Spannweid,  daselbs  sy 
bissher  uss  gnaden  enthalten  worden,  eelich  genom- 
men, söllent  uss  dem  huss  getaan  . . .  werden,  dann 
iren  deweders  mit  dem  sondersiechtumb  behaft  ist.' 
1568,  ZEM.  ,Die,  so  man  dess  verargwönniten  sonder- 
siechtumbs  halber  ie  zuo  zyten  beschouwet,  soll  hin- 
füro  in  dem  stübli  zaberist  uff  dem  rathuss  besehenen 
und  nit  mer  weder  in  der  grossen  burger-  noch  dem 
wächterstübli.'  ebd.  ,Wan  die  von  der  statt  Lenzburg 
sovyl  der  armen  sondersiechtunis  presthaften  lüten 
sollten  in  irem  kosten  erhalten.'  1573,  AaL.  StE.  S. 
auch   Unschuld- Brief  (Bd  V  483). 

Jlhd.  »ujHferaiecA/   vgl.   Gr.  WB.  X  1,   1586.      In   unsern 


lit.  Quellen  tritt  das  W.  im  Allg.  später  auf  als  das  syn. 
,feld-siech',  das  bis  in  die  2.  Hälfte  des  XV.  (mit  Ausnahme 
eines  B  Belegs  von  1322)  allein  herrscht;  von  da  an  weicht 
es  vor  ,s.'  zurück  und  verschwindet  seit  dem  XVI.  (iu  Z 
später  als   iu  B)  aus  der   Überlieferung. 

töd-:  todkrank.  ,Also  ward  künig  Günther  ver- 
gift,  daz  er  geschwal  und  ain  krank  t.  man  ward  an 
dem  lib.'  Z  Chr.  1336/1446;  gleich  nachher  ,uf  den 
tod  siech.'  ,Do  der  N.  t.  lag.'  1398,  ZRB.;  ähnlich 
1434,   ebd.   —  Auch   bei    Lexer   II    1476. 

weid-:  von  einem  mit  Abmagerung  und  Durchfall 
(Blutharnen)  verbundenen  Schwächezustand  des  Viehs; 
vgl.  gras-s.  Vieh,  welches  in  den  Stauden  ,im  grünen 
Hag'  bei  [GR]Trimmis  weidet,  wird  ,w.'  FGStebler, 
AW.  ,In  einem  einzigen  Dorfe  ist  dem  Verfasser 
versichert  worden,  dass,  wenn  im  Frühjahr  auf  der 
Weide  die  Kühe  zu  viel  Buchenlaub  geniessen,  sie 
zwar  sehr  reichlich  Milch  geben,  aber  dann  leicht 
von  einer  Krankheit  befallen  werden,  die  der  [B]  Ober- 
länder mit  dem  Namen  w.  bezeichnet,  und  die  sich 
durch  Abnahme  der  Kräfte  und  der  Milch  äussere, 
aber  nicht  gefährlich  sei.'  Kasth.  1825;  vgl.  auch  ebd. 
1828,  27.  „Ein  krankhafter  Zustand  der  Kühe,  wel- 
cher entsteht,  wenn  auf  einer  gemeinschaftlichen  Alp 
ein  Senn  [dem  Vieh]  etwas  anderes  denn  pures  Salz, 
zB.  Kleie,  zerriebene  Kräuter,  zu  lecken  gibt  (was 
zumal  im  Ktn  Bern  streng  verboten  ist).  Die  Kühe 
anderer  Sennen,  die  nicht  von  diesem  Gelecke  be- 
kommen, riechen  das  auf  der  Alp  oder  in  den  Ställen; 
sie  lassen  die  Ohren  hängen,  sehen  traurig  vor  sich 
hin,  werden  ungefrässig,  nehmen  zusehends  an  Fleisch 
ab  und  geben  immer  weniger  und  schlechtere  Milch 
BO.;  LE."  (St.2).  Vgl.  auch  Weid-siech-Chrüt  (Bd  UI 
907).—  Weid-siechi  f.:  „Durchfall  beim  Vieh  Ap; 
GEh.»,  We.  und  ümg.  (Steinm.  1804). 

wind-:  empfänglich  für  Erkältungen,  von  Men- 
schen und  Tieren  GRSchs.   E"  w-er  Ma"n;  es  w-s  Bind. 

wasser-:  1.  wassersüchtig.  ,Wem  der  buch  blat 
ist  und  w.  ist.'  Kukstb.  1474.  —  2.  von  Pflanzen, 
.serbend,  kränkelnd  von  zu  grosser  Nässe'  SchSL 
(Sulger).  —  Schon  amhd.  (Graff  VI  138/9;  Lexer  III  713). 

Siech  II  m.  Der  fallend  S.,  =  ,St  Valentins  Siech- 
tag' W;  s.  fallen  6  (Bd  II  751/2),  Valentin  2  mit  Anm. 
(ebd.   765).    -    Abk.   aus  Siech-Tag;  s.  d. 

sieche":    siech    sein    oder    werden,    hinsiechen. 

a)  von  Menschen  B(Zyro);  Syn.  siirb(l)en.  ,Die  mich 
pingend,  mine  vigende,  sind  gesiechet  [.infirmati  sunt'] 
und  sind  gefallen.'  um  1400,  Psalmfragm.  .Diewyl 
er  dannocht  so  lang  gesiechet  hat.'  1550,  Z.  Auch 
bei  Vad.;    s.   brüstig  I,   Über -brüstig  (Bd  V  861).  — 

b)  von  Tieren.  ,Wer  vech  hat,  das  pristig  ist  am 
schellmen,  das  der  selb  dann  sin  vech  uö'  dem  sinen 
hab  . .  .  und  wann  13  wuchen  hin  gonnd,  daz  im  in 
dem  zitt  kain  vech  stirbt  nach  siechet,  so  mag  er 
darnach  zuo  alp  und  waid  faren  als  ain  ander  landt- 
man.'  XV./XVL,  Ap  LB.  —  Ahd.  «ieÄAeti,  -.  n,  -,„,,  mhd. 
necken. 

umen-:  1.  verächtlich  für  kränkeln,  arbeitsunfähig 
herumsitzen  AAFri.  (Hürbin).  —  2.  =  haglcn  4  (s.  Bd 
II  1077)  ZStdt  (unter  Schuljungen).  Uüt  si^-mer  et"« 
ume'g' siechet!  —  er-siehu":  krank  werden  PPo. 

ver-:  immer  kränker  werden,  so  dass  keine  HofV- 
DUDg  auf  Besserung  mehr  vorhanden  ist  AAFri.  (Hür- 
bin); Ndw  (lt  Matthys  mit  .sein').  Gang  ».  —  ver- 
siechet: durch  und  durch  krank.    .Hiute  hat  diu  vir- 


Sacli, 


sich,  soch.  such 


204 


siechitu  mennisgheit  inphangin  daz  ewige  heil.'  Ende 
XII.,  Wack.  1876  (Sernio  in  nativitate  domini).  ,So 
du  [Dr.  Eck]  nun  so  unbrüederlich  hinder  mir  für- 
gedichen  bist,  wirt  offenbar,  dass  kein  gottshuld  noch 
forcht  in  dir  ist;  denn  die,  so  gottes  sind,  habend 
grossen  schmerzen  mit  iren  glidern,  die  so  seer,  als 
du  mir  zuogibst,  versiechet  sind.'  Zwingli.  Einen 
weitern  Schweiz.  Beleg  s.  Gr.  WB.  XII  1314.  —  Audi 
bei  Lexer  III  227. 

Siechi  f.:  eine  Viehkrankheit,  „das  Blntharnen 
Ap;  GRh."  (St.2);  auch  Arch.  Vet.  1820.  .Die  Blut- 
seuche, die  Sieche,  das  Blutharnen  befällt  das  Vieh 
besonders,  wenn  es  in  waldigen  und  gesträuchereichen 
Gegenden  weidet;  das  Vieh  wird  davon  immer  magerer, 
und  meistens  ist  diese  Krankheit  tötlieh.'  Steinm.  1802, 
81  (Gl);  vgl.  auch  Alp.  1806,  151.  ,Die  kleine  Gen- 
tiana,  dem  Vych  für  die  Sieche,  die  Sennen  nennends 
Giftwurz  und  Schelmenkrut.'  BCvs. 

Jüngere  Abstraktbildung  zu  »/«•/>,  die  ursprünglicbe 
lautges.  Form  wäre  Süchi  (s.  Such  mit  Anm.).  Vgl.  Gr.  WB. 
X  1,   846. 

siech  ig:  ,mit  unheilbarer  Krankheit  behaftet' 
Nnw  (Matthys).  .Valetudinarius,  s.,  siechtägig,  für 
und  für  krank  oder  bauwfellig.'  Fris.;  Mal.;  s.  auch 
siech  (Sp.  192).  Von  Fleisch:  .Pfinnig,  faul,  siechig, 
angesteckt  Fleisch.'  BThun  Handf. 

Siechigi  f.  s.  nabel-siech. 

siechlich:  krankhaft,  kränklich.  ,Man  gicht,  mir 
si  nicht  als  ernstlich  we  nach  ir  . . .  ich  si  gesunt:  ich 
wser  vil  siech  und  s.  var  [aussehend],  tset  mir  so  gar 
we  minne  bant.'  Hadl.  —  Vgl.  Lexer  II  909/10. 

Siech  li"g  m.:  1.  kränklicher  Mensch  Ap.  Wo- 
n-ich  om  's  Egg  umme"  gö",  so  stöt  der  Siechli"g,  de'' 
mager,  bläch  Haschier  grad  cor-mer  zuetie".  1S32,  Ar 
(ATobler  1897).  —  2.  Schimpfname  Ap;  L  (RBrandA. 
1883);  ü. 

Siechtum  m.  n.:  Krankheit,  Siechtum.  Syn.  Siech- 
Tag.  ,[N.  erhält  einen  Bettelbrief]  als  mit  dem  schweren 
siechtum  des  lieben  heiligen  himmelsfürsten  St  Va- 
lendinus  beschwert.'  1490,  B.  ,Der  siechtum  [die  Pest 
im  J.  1348]  was  als  unrein,  welcher  mensch  damit 
versert  ward,  der  lebt  nit  länger  dann  an  dritten  tag  . . . 
Man  trank  nachwerts  regenwasscr  und  uss  den  grossen 
wasserflüssen,  do  liess  der  s.  nach.'  Ag.  Tschudi,  Chr. 
,Das  heilsame  Badwasser,  so  den  podagrämischen,  un- 
fruchtbaren kalten  Weiberen  und  anderen  von  Feuchte 
und  Kälte  herlangenden  Siechtumben  trefflich  nutz- 
lich und  gesund  sein  geachtet  wird.'  Sprecher  1672. 
.Kommt  dieses  Siechtum  [das  fallende  Weh]  von  Zau- 
berei oder  Erschrecken  her.'  XVI1L,  UwK.  (Recept). 
Vom  Aussatz:  ,NN.,  geschworne  schouwer  und  er- 
kunder dero,  so  des  s-s  beladen.'  1491,  B. 

soche"  I:  „mit  haben,  (Intensiv  von)  siechen  Gl" 
(heute  abgelehnt).  —  Mbd.  «.„/„,,  .•  im  Ablautverhältniss 
zur  vor.  Sippe.  Über  die  weitere  Verbreituug  des  W.  s.  Gr. 
WB.  X  1,   1388/9. 

sÖche"  II:  unpers.,  „veränderliches  Wetter  machen, 
bald  mit  Regen,  bald  mit  Sonnenschein  wechseln  W" 
(St.2),  .anhaltend  regnen,  feucht  sein'  W  (Pfarrer  Ho- 
sennen);  s.  Sochi. 

Vgl.  ächerm  ii tut  siu-l, ...  ferner  .versnehern'.  =  versiegen, 
einsickern  bei  Hebel  (FrBeuker  1S60,  21p.  349),  hess. 
.sockern'  (Vilmar  387),  .söckeru,  sückcnr  (Stieler),  =  sickern. 


söch2eren:  unpers.,  zucken,  von  Schmerzen  B. 
's  socheret-mer  im  Finger  (beim  Wurm),  i"  de"  Zände". 

—  Vgl.  das    svn.   fächeren  .3.    sowie    bair.  sochezen    (Schm.  2 
II  215). 

söch2etschu"1:  =  sochen  II,  von  veränderlichem 
Wetter,  ,wenn  es  nicht  weiss,  was  es  machen  soll' 
WVt.    Es  tüod  eso  s. 

Söchi  f.:  „veränderliches  Wetter  W"  (St.a),  .an- 
haltend feuchte  Witterung'  W  (Pfarrer  Hosennen). 
Wenn  es  lange  regnerisch  und  neblig  ist,  so  sochet  's 
oder  giH  's  e"  S. 

söchle":  (auch  umme"-s.)  in  Flüssigem  oder  Brei- 
igem (unordentlich)  herumhantieren,  -wühlen,  pant- 
schen GBuchs.  Die  Göfe"  soehlen  in  Allem  hin.  Beim 
Waschen  und  bei  jeder  nassen  Arbeit,  ebd.  Auch: 
d'  Wasch  umme"s.  ,In  nassen  Strümpfen  und  Schuhen 
herumlaufen'  GO.  (für  Sa.  abgelehnt).  Auch  von  un- 
gehöriger Behandlung  einer  offenen  Wunde:  Muesch 
nu"  nid  dra"  ummCs..  denn  guetet  's  vil  g'schwimier 
GBuchs. 

Söchlete"-  f.:  Pantscherei  GBuchs.  Isch  Das  en 
S. !    Mer  hän"  hüt  d'  Senchtete",  Das  giH  e"  S. ! 

Such  (bzw.  -i-)  f.  —  PI.  -e»  (AALeer.):  Seuche, 
doch  nicht  echt  mundartlich;  vgl.  die  syn.  Bristen  lc 
(Bd  V  838/9),  Sucht.  Verbreitet  (so  Aa;  Ap;  B;  G; 
Tb;  Z)  für  ansteckende  Krankheiten  beim  Rindvieh, 
spec.  für  die  (Mül-  und)  Chläwe"- Such,  ,Maul-  und 
Klauenseuche.'  Er  hed  d' S.  im  Stall,  uf  der  Alp. 
,Was  bei  stark  ansteckenden  [Vieh-] Seuchen  zu  be- 
obachten sei.'  Z  Mand.  1751.  ,Dass  die  in  unserem 
Land  herumschleichenden  [Vieh-]  Seuchen  entweder  in 
einer  Lungen-  oder  der  Milzsucht  bestehen.'  Z  Anl. 
1760.  Vgl.  die  , Abhandlung  von  der  Viehseuche, 
auf  hohen  Befehl  verfasst  und  zum  Besten  des 
Landes  bekannt  gemacht.'  Bern  1773.  Seltener  bei 
andern  Haustieren  und  beim  Menschen  Aa;  B.  Zweu 
Chinder,  die  auch  die  S.  [dh.  die  Pest]  g'ha"  hend  Aa 
Zof.  (Firm.).  , Kurze  Beschreibung  der  ansteckenden 
Seuche  der  Pest.'  JMuralt  1721  (Titel).  ,Die  Seuch, 
wovon  die  Menschen  fallen,  oder  fallende  Sucht  [Epi- 
lepsie].' AKvburz  1754.  Bei  Kulturgewächsen  (bes. 
Kartoffeln)  BGr.,  Lutz.  (Bärnd.).  Gage"  <T  Sich  am 
türhaßiste"  ist  unter  den  Kartoffelsorten  der  Irlender. 
Bärnd.  1908.  Übertr.;  vgl.  Sucht  2.  War  isch 's  [dass 
viele  Berner  den  Franzosen  zujubeln]  und  schlimm 
auch!  Aber  hie  bi  ü"s  chunnt  die  S.  nid  üf!  AHeimann 
Ismo.  ,])ie  häufigen  Wassersuchten,  Gliedersuchten, 
die  Nerven-Krankheiten  ...  fallende  Sucht,  die  Schwer- 
muten, Taubsuchten  [usw.]  sind  traurige  Früchte  von 
der  entsetzlichen  Seuche  des  Missbrauchs  der  ge- 
brannten Wasser.'  1768,  Z  Ges. 

Das  W.  ist  uns  erst  durch  die  Schriftspr.  zugekommen, 
wie  es  denn  in  den  obd.  J1AA.  ilbli.  nicht  volkstümlich  ist;  die 
echte  ma.  Form  müsste  (entspr.  dem  ahd.  riuhhi)  Süchi  lauten. 
Wenn  für  Th :  Z  auch  Mul-  und  ChlawPsüchi  (neben  -»ii.A.J 
bezeugt,  ist,  so  ist  dies  lediglich  eine  Vermuudartlichung  der 
schriftspr.  Form  unter  dem  Einfluss  der  zahlreichen  Fem.- 
Abstr.  auf  -i. 

Franz «isen-:  Syphilis.  ,Der  Schorbock,  die  Fran- 
zosenseuch,  der  Aussaz.'  Spleiss  1667.  —  Gras-:  = 
Gr.-Siechi  (s.  Sp.  199).  Arch.  Vet.  1820;  St.  - 
Hueren-:  Syphilis.  .Franzosensucht  oder  Hueren- 
seuche,  lues  venerea,  morbus  gallicus.'  JMuralt  1092. 

—  Homungs-:  Männertollheit.  ,Von  der  Flora  [Titel]. 
Flora,  wie  die  Leute  sagen,  lebt  in  ungesunder  Eh; 


Sach,  sech, 


soch,  such 


denn  sie  hat  die  Hornungsseuche,  das  verhasste 
Wechselwell.'  JGrob  1678.  —  Lunge"-:  Lungen- 
entzündung (mit  Brustwassersucht)  beim  Rindvieh; 
vgl.  MHöfler  1899,  642,  ferner  JWirth  1863,  108  ff. 
,Wie  die  Lungenseuche  unter  dem  Hornvieh  zu  er- 
kennen und  zu  heilen  seye.'  Z  Mand.  1751.  Für  Rind- 
vieh zählt  die  Schweiz  zu  den  Gewährsmängeln 
.Lungensucht  (Tuberkulose),  Lungenseuche  und  Ab- 
zehrung.' FAnd.  1898.  —  Mül-:  „Zungenkrebs,  eine 
Krankheit  des  Rindviehs"  (St.'2). 

Bü"BaM-:  =  'sJSöt(BdVI  1745)  Gl  (Steinm.  1802, 
80).  -  Zu  Bün-  i:  „  (Bd  IV  1948),  weil  die  Tiere  Blut 
misten. 

Bluet-:  =  Siechi(Sy.  208)  Gl  (Steinm.  1802);  „Gr" 
(St.1). —  Schert-.  ,l)ie  Schertseuehe  wird  daran  er- 
kennet, wann  das  Rindvieh  nicht  fressen  wil,  der 
Schweiffauch  ganz  welk  und  unempfindlich  ist;  wann 
diese  überhand  nimmet,  schlaget  es  den  Ochsen  in 
die  Beine,  werden,  wie  man  zu  sagen  pfleget,  schlee- 
bäuchig,  oder,  deutlicher  zu  sagen,  sie  ziehen  kurzen 
Ahtem,  es  fället  ihnen  der  Leib  in  den  Seiten  ein 
und  fallen  endlich  umb.'  EKönig  1706,  747/8.  — 
Weid-:  =  W.-Siechi  (Sp.202)  „BSa.";  Arch.  Vet.  1820. 

üs-,  durch-süche".  Wenn  der  Bauer  krankes 
Vieh  hat,  so  ergibt  er  sich  in  das  Missgeschick  mit 
den  Worten:  ,Man  kann  nichts  machen;  das  Vieh  muss 
einmal  durehsücht  oder  üsg'siicht  sein',  dh.  eine  Seuche 
durchgemacht  haben  Z. 

Sfich2el  m.,  PI.  Süchlv:  „Grobian,  wie  ein  glimpfiges 
Schimpfwort  für  Sauhund  B",  roher,  unmanierlicher 
(unflätiger)  Kerl,  Bengel,  Flegel,  Lümmel,  zT.  mit  dem 
Nbbegriff  der  Verschlagenheit  AAAar.,Br.,Kulmert.;  B; 
FMu.,  unfreundlicher,  mürrischer  Mensch'  Aa  (Heim). 
Er  ist  e"  (grobe)  S.  Auch:  Si  ist  en  S.  Aa  (Heim). 
E"  settige"  S.  wei"-mer  doch  nid  under-i"s  dole"  B 
(vRütte).  We""-me"  z  Schuel  geit,  su  mues'-men  öppen 
alben  einisch  e"  chli"  drV'schlah",  süsch  hei"  die  angere" 
Süchten  ersch  hei"  Respekt  vor  Ei"'m.  Loosli  1910.  Du 
Chätzers  S.,  geisch-mer-se  [die  Apfel]  giing  ga"  ache"- 
schlah"!  ebd.  Sid  so  guet  [und  schaut  nach  dem  Knaben], 
süsch  stellt-i"s  der  S.  noch  öpptis  Ungrads  a"!  MWalden 
1884.  Di  dumme"  Hund  hei"  nid  abg'ge",  bis  der  arm 
Wadi  am  Bajonnet  vomene"  S.  vo"  wältsche"  Soldat 
'zahlet  het.  RvTavel  1904.  ,Er  hätte  seinen  unge- 
schlachten S.  von  Sohn  zerschlagen  können.'  B  Dorf- 
kai.  1867.  —   Wohl  zur  folg.  Sippe. 

Un-:  verstärktes  Suchet  ,Der  U.  von  zärtlichem 
Ehegemachel  [der  seine  Frau  verwundet  hatte]  kam 
in  den  Wurmkessel.'  B  Volksztg  1905. 

Mueter-  Sücheli:  Muttersöhnchen  BHerz.  (Dan.). 

Ge-süchel  n.:  das  Tun,  Benehmen  eines  , Stichels' 
B  (vRütte).     S.  Süchleten. 

süchle":  sich  als  ,Süchel'  benehmen  B  (vRütte, 
Zyro).  We""  du  so  s.  wo'tsch,  su  g'hei-dich!  Was 
süchlisch  da  uidcr  einisch.  du   irüestc  Suchet! 

Süchle te"  f.:  =  Ge-süchel  B  (vRütte).  J«*  begere" 
notti  so  en  settigi  S.  nieme  z'  erlebe";  du  wasch  ja. 
wi-n-ich  das  G'süchel  überhaupt  hasse"! 

sueh2ere°,  in  BSi.  (Imob.)  süchre":  1.  (mit  „sein 
und  haben")  sickern,  langsam  und  tropfenweise  aus- 
treten (lassen),  von  Flüssigkeiten,  spec.  Wasser  (zB. 
wenn  man  auf  Moorboden  tritt),  vom  AusHuss  einer 
Wunde  „B"E.,G.,  R.,  Si.,  auch  lt  Zyro;  ÜRNuf.;  häufig 


mit  Richtungsadv.  Es  tuet  s.;  es  tuet  (od.  Da  tuet 
Wasser)  üsse",  fürcher  s.  GRNuf.  D'  Fistel  sücheret 
B  (St.b).     Si"s  bös  Bei"  ma"-n-im  geng  g's.   B.    — 

2.  Schall w.,  von  dem  Geräusch,  das  eine  in  einem 
halb  verstopften  Rohr  oä.  hin  und  her  getriebene 
Flüssigkeit  hervorbringt,  so  in  einem  Pfeifenrohr 
SchwE.  (Lienert),  von  dem  Geräusch  in  der  Nase  beim 
starken  Tabakschnupfen,  ebd.  (Ochsner).  Eine  Pfeife 
sücheret,  wenn  sie  nicht  gut  zieht.  Los  auch,  n-ie 
süchered  i"  Dem  si"  Pfiffe";  ich  meine"  schier  gar,  Der 
putzt-si  's  ganz   üsländig   Jour    üs    nie.    MLien.   — 

3.  =  soeheren  (Sp.  204)  B.   's  sücheret-mer  i"  d<-  Zändt  . 

Vgl.  die  Grup] icheh  II      :;  gehl    um  dem  in  ,sickern' 

liegeuden  Begriff  des  Intermittierenden  aus.  Zu  1  riell.  der 
Flurn.  i"  der  s„,l,-:,,"  ziiiet.,  .ein  Jucherten  (Aeherfeldt) 
in  der  S-en.'   1653. 

Such  er  e"  f. :  starke  Schnupferin  SchwE.  (Ochsner). 

urflen-sficliei,e" :  matt  herumschleichen,  wenn  eine 
Krankheit  im  Anzüge  ist  Z  (vereinzelte  Angabe).  — 
Verwandt  mit  lochen  I  (Sp.  203)   und  riech. 

Suech  (-üo-  W)  m.:  das  Suchen,  a)  in  der  Ver- 
bindung Appas  im  S.  ha",  nach  Etwas  eifrig,  überall 
suchen  W.  Ich  ha"  mi"s  Mässer  im  S.  Der  Hirt  hat 
as  Fär'Hi,  as  Tschüti  [Schaf]  im  S.  —  b)  spec.  als 
Rechtsw.,  Untersuchung,  gerichtliche  Nachforschung. 
,Wan  der  Richter  sein  Fleiss  im  Suech  etwas  Dieb- 
stalls angewendt.'  1418  (Copie  Ende  XVIL),  W  Blätter. 
Die  Schuldigen  im  letzten  Aufruhr  haben  an  die  ge- 
meinen Kosten  500  Kronen  nebst  allen  Kosten  des 
,Suchs'  zu  bezahlen  . . .  Dann  soll  der  ,Such'  . .  .  fort- 
gesetzt werden  . . .  Die  Ergebnisse  dieses  ,Suchs'  . . . 
sind  uns  nicht  mehr  erhalten.  .1550,  ebd.  ,Süech 
machen  üf  Jmden:  ,Das  du  [der  Vogt  von  Regens- 
berg] uff  sy  [eine  des  Landes  Verwiesene]  dyn  flyssige 
Syäch  [!]  machest  und  wo  du  sy  . . .  betretten,  uns  die- 
selbigegfengklich  zuebringeu  lassist.'  1603,  ZRegensb. 
—   Mhd.  suoch;  vgl.  Schin.  a  II  215. 

An-:  Ansuchen,  Bitte.  ,Ir  haben  ir  [der  Eid- 
genossen] vordrungen  und  ansuoch  . . .  verstanden.' 
1483,  B(an  F).  .Mit  a.  und  fründlicher  bitt,  dass...' 
1529,  Absch.  (B). 

Vgl.  Gr.  WB.  I  494.  Von  an-nuchm  rnckgebildet  wie 
die  meisten  folg.  WW.  von  den  entsprechenden  verbalen 
Zssen. 

ünder-:  Untersuchung  Aa;  Ap;  Gl:  G;  Th;  U; 
Z.  Bes.  von  gerichtlicher  Untersuchung.  Es  hat  en 
U.  g'ge".  Ist  der  U.  scho"  durche"?  Oft  in  der  Gerichts- 
and Zeitungsspr. :  ,Es  trat  ein  Untersuch  ein;  die  Sache 
kam  zum  U.,  wurde  den  NN.  zum  U.  übergeben'  uä. 
So  auch  in  der  ä.  Gesetzessprache:  ,Von  dem  Vor- 
untersuch; von  dem  besonderen  Criminaluntersuch.' 
G  Strafgesetzbuch  1807,  ,von  dem  Voruntersuche;  der 
Hauptuntersuch.'  ApA. Strafgesetz  1859  (Prof.  Zürcher). 
Auch  der  Lehrer  stellt  bei  einem  Streich  der  Schüler 
en  strenge"  U.  a"  AaEIh-.  (Frei).  —  Vgl.  Sanders,  Erg.- 
WB.   54-2. 

Er-:  1.  Nachforschung.  Untersuchung.  ,[Dei  Bat 
von  Bern]  tat  hierum  mit  vil  kosten  und  müeg  so 
ernstlichen  e.,  dass  [die  Schuldigen  gefunden  wurden].' 
Ansh.  —  2.  Forderung,  Anspruch.  .Wir  haben  in 
üwerm  schriben  eins  nachgriflgen  gesuochs  ...  gemerkt 
und  darab  nit  wenig  bedurens  empfangen,  da  wir  uf 
üwern  gefarlichen  e.  und  misstruwen  uns  hiemit  wellen 
mit  warheit  verantwurt  [haben  |/  1527,  Absch.  (L  an  Z). 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


,Dass  man  einanderen  auffrechtlich  und  schlechtlich 
ohn  alle  Fürwort,  E.,  Eintrag  und  Widerred  des  Rech- 
ten gestehen  solle.'  1657,  Bs  (Gerichtsurteil). 

Ur-:  =  dem  Vor.  2.  ,üise  buntnuss  ewenklich  ze 
halten  ...  äne  alle  andern  ursüech  und  geverde.'  1423, 
Absch.  ,Dehein  teil  [soll  in  Zukunft]  den  andern 
uiemermer  witer  ersuochen,  hekümbern  noch  ervor- 
dern  ...  an  allen  verrein  ursuoch  und  geverde.'  1484, 
DSchill.  B. 

Bei  Lexer  II  2013  in  andern  Bedd.  Das  W.  bewahrt 
(wie  .Urteil'  neben  ,erteilen')  die  urspr.  Form  nominaler 
Zss.,  während  ,ersuoch'  vom  Vb  , ersuochen'  aus  neugebildet 
ist;  vgl.  mhd.  unt/anc  änjihane :  nhd.  .Empfaug' zu  , empfangen.' 
Ver-:  a)  abstr.,  wie  nhd.  allg.  E(n)  V.  mache" 
(mit  Etw.,  Einem).  —  b)  konkr.,  Kostprobe  von  einer 
Speise  ScHwBrunn.;  Z.  ,Wenn  die  Kilbi  nahet,  so 
soll  ein  jeweiliger  Meitlivogt  nit  unterlassen,  am  Vor- 
abend zu  den  Kilbitöchtern  zu  gehen  und  sie  zu  er- 
mahnen, dass  sie  sich  mit  Krapfen  und  Küchlenen. 
Zigerkügelene"  und  Melnüsslene"  wohl  versehen  und 
auch  dem  Meitlivogt  einen  V.  davon  geben'  ScHwBrunn. 
Dafür  das  Dim.  es  Versüechli  Z,  Versüecheli  B.  lch 
cha""-der  nüd  vil  ge",  's  ist  nu"  es  V.  Z.  Verbreiteter 
Versuecherli  (s.  Ver-suecher  2).  —  Für-:  =  Vor-,  Für- 
Chauf  (Bd  III  16(5)  SchSi.  (Sulger).  Scherzh.  übertr.: 
Er  ist  uf  dem  F.,  streicht  den  Mädchen  nach  (Syn. 
gät  uf  de"  Strich),  ebd.;  auch  Sprww.  1869,  101. 

Heim-:  Besuch.  ,[Ein  Mandat  gebietet]  der  ärger- 
lich und  seelengefahrlichen  Heimbsüech  und  An- 
schowung  des  päpstischen  Götzendiensts  sich  gänzlich 
zu  müessigen  und  zu  enthalten.'  1663,  Sch  Chr.  Spec. 
Hausfriedensbruch;  s.  frid-brech  2  (Bd  V  314). 

Nach-,  bei  Mal.  f.:  ,indagatio,  indago,  in-,  con- 
quisitio,  qusestio;  fieissige  n.,  pervestigatio.'  Mal.  Ge- 
richtliche Verfolgung.  .Unser  lüt,  wib  und  man,  süllen 
ouch  ein  fryen  zug  haben  ...  von  uns,  unsern  erben 
und  nachkomenden  ungesumpt,  ungestraft  und  äne 
allen  n.,  eigenschaft  [usw.].'  1439,  G  Bq.  (Freiheits- 
brief); vgl.  ebd.  II  271.  406.  ,[Dem  Gläubiger]  soll 
zum  Schuldner  der  n.  behalten  sin,  also  das  er  mag 
pfand  verkouffen,  unz  das  er  sin  schuld  gelöst  hat,' 
1487,  G  Bq. 

B*-:  1.  a)  Besuch,  wie  nhd.  wohl  allg.;  oft  Dim. 
Jmdm  en  B's.,  e(s)  B'süechli  mache".  Bei  Jmdm  uf 
B's.,  z'  B's.  si".  B's.  ha",  Jmd  zu  Besuch  bei  sich 
haben.  Pers.  en  B's.,  es  B'süechli.  's  isch  B's.  cho". 
Eitses  B'süechli  ist  scho"  wider  fürt.  Tanke"  für  's 
B'süechli,  Formel  der  Verabschiedung;  iron.  auch  an- 
gewendet, wenn  Einer  die  Gastgeber  stundenlang  ge- 
langweilt hat  Z.  Durch  verschiedene  Anzeichen  wird 
ein  Besuch  im  voraus  angekündigt,  so  wenn  der  Feder- 
halter beim  Fallen  im  Boden  aufrecht  stecken  bleibt 
ZO.,  S.,  wenn  beim  Einbrocken  das  ganze  Stück  Brot 
in  die  Tasse  fällt,  ebd.,  wenn  sich  am  Licht  ver- 
kohlter Docht  bildet  (s.  Gast  lbt  Bd  II  483/4),  und 
zwar  werter  Besuch,  wenn  er  leicht  abfällt,  andern- 
falls unwerter  BSi.  (DGemp.  1904),  wenn  sich  die 
Katze  sorgfältig  putzt;  vgl.  Chatz  lea  (Bd  III  588) 
und  s.  noch  AfV.  XH  151  (BsL.).  214  (Sch).  -  b)  übertr., 
B's.  (auch  e"  Bäsi  uf  B's.,  Visite")  ha",  übercho",  die 
Katamenien  Z  (Dan.).  —  2.  von  zugelaufenen  fremden 
Schafen;  vgl.  Be-suech- Schaf.  ,Die  aber  nit  ab  dem 
Besuech  gelöst  [vom  Besitzer  abgeholt]  werden,  mö- 
gend die  Weibel  schären,  die  Wullen  aber  sambt  des 
Schafs  Zeichen  an  ein  besonderig  Ort  tun  ...'    1675, 


BEschi  Landrecht  (ZfsR.  IX  b  97).  —  3.  Forderung, 
Anspruch.  ,Ob  sich  machen  würde,  das  wir  von  Solo- 
tern  . . .  solicher  [der  Stadt  Bern  geleisteten]  eiden 
und  gehorsami  halp  ...  ervordret  wurdent,  das  denn 
uns  dieselben  u.  gn.  herrn  von  Bern  solichs  b-s  halp 
gegen  denselben  von  Solotern  vertretten  . . .  sollend.' 
1464,  Aar.  StR.;  ebenso  in  der  entspr.  B  Urkunde: 
, solicher  Sachen  und  b-s  halp.'  ,[Bern  sei  willens] 
sölich  meinung  und  b.  eins  tags  gen  Basel  an  si  [die 
Eidgenossen]  zuo  bringen.'  1476,  Ochsenb.  1876.  ,Also 
sollend  die  partyen  [nach  ergangenem  Schiedspruch] 
ane  witeren  b.  und  appellieren  beliben.'  1531,  Aar. 
StR.  —  4.  Zins.  Syn.  Ge-suech.  ,[6t  Gallen  schuldet 
der]  Judith  Jüdinen  14  pfund  pzuoch  [!]  von  den  58 
guldinen  ain  jar  und  4  wuchen  ...  die  14  pfd  den. 
sol  ich  [Seckelmeister]  och  rechnen  von  dem  besuoch.' 
1409,  W  EGELIN  1844.  —  4  auch  sonst  mhd.  (Lexer  I  231). 
Ge-suech  m.  n.,  Ge-süech  n.:  1.  abstr.  ,Das  ge- 
süech,  das  suochen,  quiestio,  conquisitio.'  Fris.;  Mal. 
a)  G'suech  n.  BsL.;  B;  Z,  G'süech  n.  AaF.;  Gl;  ,L; 
Zg'  (St.b);  ZO.  (nur  so),  Sth.  (selten),  das  Suchen,  ins- 
bes.  hastiges,  lästiges  Suchen,  , Sucherei.'  Da  han-ich 
fin  es  G's.  a"g'stellt,  lange  suchen  müssen  BBolt,  Das 
G's.  [die  Sucherei,  das  vergebliche  Suchen]  ist-mer 
verleidet  Aa.  Das  ist-mer  ä"eH  es  ebigs  G's. !  AaF.  Du 
hast  hüt  doch  en  ebigs  G's.!  Z.  Was  hait-der  au'h 
für  e"  G's.  der  ganz  Öbe"d?  Bs  (Seiler),  's  si"d  vil 
Fraue"  vom  Land  dö  g 'standen  und  hai"d-der  e"  G'suechs 
g'ha",  dass  der  Her  Wunderli  schier  hätt  möge"  um-se- 
n-e"  Narr  ge".  Breitenst.  1863.  —  b)  übertr.  a.)  das 
Suchen,  Streben  nach  Etw.;  nur  mit  ungünstigem 
Nbsinne.  Mit  obj.  Gen.:  ,l)ie  eltesten  erman  ich:  wei- 
dend die  härd  Christi  ...  nit  auss  schantliches  gewüns 
gesüech,  sonder  auss  geneigtem  gemüet.'  1530,  I.Petri; 
,aus  schändlicher  Gewinnsucht.'  1808;  u.7]5e  ociaxpoxep- 
äffis.  ,Dan  söllicher  gesellen  vermeinter  verstand  alles 
besudlet  und  mit  dem  gsuoch  eigens  und,  wie  der 
apostel  redt,  schantlichs  gwöns  verherget  ist.'  Vad. 
Spec.  G'süech  n.,  in  der  ä.  Spr.  auch  .gesuoch'  m.  (so 
bei  Vad.,  sonst  ist  das  Geschl.  nicht  erkennbar),  unred- 
liche, bes.  eigennützige,  gewinnsüchtige  Absichten,  Ma- 
chenschaften, Kniffe,  .unerlaubte  Kunstgriffe  in  Handel 
und  Wandel'  ScuSt.  (Sulger),  feindseliges  Vorgehen 
in  Worten  und  Handlungen,  um  Jmd  Etw.  anzuhaben' 
B,  ,captio,  lis  captiosa.'  Id.  B,  ,List  im  Fragen,  um 
Jmd  zu  einem  Misstritt  zu  verleiten,  damit  man  ihn 
fassen  kann'  B  (Zyro).  Häufig  in  der  Spr.  des  XV./ 
XVIII.  ,Als  dann  ettwas  verrückter  zit  in  ettlichen 
unsern  landen  mengerley  gewerbs  kouffmanschaft  und 
gesuoch  mit  salz,  isen,  Stachel  . . .  getriben,  dadurch 
unser  statt  Bern  ...  an  zollen,  geleiten,  wuch-  und 
jarmärkten  merklich  abgang  zuogefüegt.'  1467,  B  StR. 
,Dise  ganz  weltlichen  händel  [hohe  Zinsen,  ungerechte 
Kriege,  schlechte  Münzen,  neue  Zölle  usw.]  hab  ich. 
müessen  anzeigen,  damit  ir  sehind,  dass  man  an  üwe- 
rcm  gsüech  üweren  gyt  verstände.'  Zwlngli.  ,Sich, 
wohin  man  kumt,  wenn  man  sich  mit  menschlicher 
Vernunft,  Worten  und  gsüech  wider  die  hellen  warheit 
stellt.'  ebd.  ,Das  [eine  gegnerische  Auslegung  der  hl. 
Schrift]  sagend  wir,  das  das  ein  gesuoch  ist.'  B  Disp. 
1528,  139b.  .Hiebei  aber  [zB.  I.  Kor.  9]  wil  der  apostel, 
dass  die  leere  und  das  gebät  rein,  on  allen  gesuoch, 
predigt  und  gefüert  werde.'  Vad.  ,Die  fürnemsten, 
ouch  der  merteil  des  kleinen  rats  . . .  fiengend  an  mit 
allen  gesuochen  ze  suochen  . . .  irer  stat  predicanten 


Sach,  sech,  sich,  soch,  snch 


zuo  vertriben.'  Ansh.  .[Papst  Innocenz  111.]  hielt  sich 
in  dem  sinem  vorfaren  glich,  dass  er  mit  allem  gsuoch 
uss  der  kilchen  schätz  sine  kinder  ...  rieh  und  gwaltig 
machte.'  ebd.  ,Diss  versigleten  abscheids  [dass  Bern 
beim  alten  Glauben  bleiben  wolle]  wurden  die  VII  ort 
vast  hoch  erfrüwt;  aber  die  fiöud,  mit  vil  menschlichs 
gsnochs  erobret.  ward  bald  unikert  und  verbitret.' 
ebd.  ,N.  habe  mit  wyn  gälten  kouft  und  denselben 
vil  höcher  angeschlagen,  dann  er  aber  werdt  gewesen 
...  diewyl  myne  herren  angelangt,  das  er  ...  manigerley 
söllicher  gsuochen  fürneme,  so  ...'  1540,  Z  RB.  Nach- 
dem etlich  burger,  so  den  frömbden  gelten  sollen, 
vermeint,  das  dieselben  sy  urnb  ir  schuldt  an  rat 
schryben  müessten,  so  aber  söllichs  ein  gesüech  und 
nüwerung  [wäre]  ...'  1546,  Z.  , Man  streue  ihnen  [den 
kath.  Orten]  täglich  neue  Gesuch  in  den  Weg.'  1639, 
Absch.  .[Bei  jeder  Appellation  einer  Prozesspartei] 
soll  examiniert  werden,  ob  es  von  neuen  Gründen  und 
Rechton  . . .  oder  nur  von  tröllsüchtigen  Gestiechs 
wegen  bescheche.'  SMütach  1709.  Einem  Arzt,  der 
sich  gegen  die  Abschaffung  der  ärztlichen  Hausapo- 
theken wehrt,  wird  vorgehalten,  er  habe  ,gar  grosse 
Sorgfalt  uf  die  Apotheken,  aber  nur  um  sein  Gesüech 
zu  vermänteln.'  1741,  L  (BReber  1898/9).  In  Verbin- 
dung mit  Synn.  ,In  disem  beschach  abermals  allerlei 
gsuech  und  böss  gefärd  im  körn-  und  winzehenden  ... 
nämlich  gab  N.  für  zehenden  alten  essichten  win, 
. . .  etlich  namend  oben  das  tünnest  uss  den  zenden- 
standen  . . .'  15'25,  Hotz  1865.  ,Beid  klein  und  gross 
zechenden  von  allen  fruchten  und  gewachsen  der  böu- 
men,  reben  und  des  ertrichs  [sollen]  one  alle  gefar 
und  abbruch  wie  von  alter  har  ...geben  und  bezalt, 
ouch  gar  kein  gferd,  gesüech,  arglist,  untrüw  oder 
ander  falsch  betrüg  gebrucht  ...  werden.'  1530,  Absch. 
(Z).  Beide  Parteien  sollen  ,all  fünd,  gesüech,  gefärd 
und  fürzug  ganz  hindan  setzen.'  1532,  Absch.  (B).  ,[Eine 
Frau  gesteht  einen  Ehebruch,  nur  um  ihren  Mann  los 
zu  werden.]  Als  nun  die  eerichter  vermarktend,  das 
söliche  clag  ein  unbegrünte  erdichte  vinanz  und  gfar- 
lich  gsuech  zur  Scheidung  was  ...'  1538/40,  Z  Ehege- 
richt. ,[Die  Berner  haben]  sid  dem  [15]31.  jare  vil 
me  fünd  und  gsüechs  brucht  dann  kein  ander  ort,  mit 
unzallich  vil  mandaten  und  gschriften,  gar  noch  alle 
manat  ein  mal.'  Salat,  Ref.-Chr.  .[Fürköuffer:]  Wer 
kan  die  renk  und  gsuech  all  segen,  die  wir  mit  wuo- 
chery  hend  pflegen?'  Aal  1549.  .Demnach  von  den 
pfistern  ...  mit  ufkouffen  ...  vil  eigennütziger  gefaren, 
gesüech  und  Vorteils  gebrucht  worden.'  1573,  Z  Rats- 
erkenntniss.  ,[Man  soll  den  Zehnten-]Väsen  nit  mehr 
werften,  auch  durch  die  Windtmüli  sübern,  wylen 
dardurch  allerlei  Gsuech  und  Vorteil  gebrucht  wirt...' 
1664,  Z.  ,Da  [bei  den  Gewerbs-  und  Handelsleuten] 
der  Ränken,  der  Gsüechen,  der  Vörtlen  so  vil  sind, 
dass  sie  niemand  ergründen  kan.'  PWvss  1697.  ,üie 
Diener  der  Kirchen  ...  sollen  alles  Gwerben,  Tauschen, 
Märkten,  und  was  wenig  oder  vil  auf  Wucher,  Geiz, 
eigennützige  Vorteil  und  Gesüeche  gedeutet  werden  ... 
mag,  mit  höchstem  Fleiss  meiden.'  Z  Kirchenordn. 
1711,  erneuert  1758.  S.  noch  Finanz,  Finanzen  (Bd 
I  837/8).  ,B8s  g.'  ,Wir  habent  zuo  vermydung  ge- 
verden  und  böser  gsuochen  ...geordnet  [dass  die  bei 
einer  Änderung  der  Gerichtssatzung  schon  schweben- 
den Prozesse  nach  der  alten  Satzung  erledigt  werden].' 
B  Stadtsatzung  1539.  ,[Den  Grüningern]  soll  diss 
unser   gnad  . . .  unabbrüchlich   syn,   all  geferd,   böse 


gsuech  und  arglist  hierinn  ussgesetzt  .  . .'  1541.  Z. 
,0  wie  vil  sind  deren,  die  ...  andern  Leuten  das 
Ihren  nemmen  durch  List,  Betrug,  Finanz,  böse  Ge- 
süech .. !'  FWyss  1677.  ,Nachdeme  sich  Leut  unter- 
standen, dergleichen  Heurat  zu  tractieren  und  zu  ma- 
chen, in  welchen  die  Eiteren  von  der  Erbschaft  ihrer 
elleleiblichen  Kinderen  aussgeschlossen  werden  ..., 
derohalben,  solchem  bösen  Gesüech  fürterhin  vorzu- 
kommen ...'  1721,  G  Erbrecht.  .Eigen(nützig)  g.' 
,Von  eignem  gsuoch  und  guots  wegen  der  geistlich  ge- 
nanten .. .'  1529,  BsMand.  .[Zürich  habe]  derglych 
gottlosen  unbillichen  briefen  und  Verschiebungen  zuo 
merklichem  naebteil  unsers  zytlichen  guots  und  eigen- 
nützigen gesüechs  vil  abgetan.'  1529,  Absch.  ,Wiewol 
wir  vermeindt,  wir  betten  alle  eigennützigen  gsuech 
und  finanzen  mit  kouffen  und  anleggen  der  gülten 
durch  unsere  ussgangnen  mandat abgestellt...'  1567,  Z. 
,[Der  Vogt  soll  dem  Bischof  die  Einkünfte  aus  der 
Vogtei]  an  sauberm,  wolberaitem  und  angenemen  Kauf- 
mannsguet  in  der  Werung,  wie  es  järlich  verfeilt,  one 
allen  sein  aigen  Gesüech,  Vortel  und  Gewünn  ein- 
planen ...'  1605,  AAKlingn.  StR.  (Copie).  ..Nicht  we- 
niger verbieten  wir  allen  ungezimmenden  Wucher  und 
eigennützige  [, eigennütziges'.  1699]  Gesüech,  sonder- 
lich bei  Denen,  welchen  Wullen,  Seiden  ald  Anders  zu 
arbeiten  vertrauet  wird.'  1692.  1699,  Z  Mand.  .Vor- 
teilig, vorteilhaftig  g.'  ,Zur  Abstellung  der  unbillichen 
vorteiligen  gesüechen,  es  sye  in  usslyhen,  kouffen  und 
verkouffen  ...:  [Man  soll]  von  disen  unbillichen  ge- 
verden,  bösen  kouffen  und  gesüechen  abston  und  die 
frücht  zu  feilem  markt  und  kouff  kommen  lassen.' 
XVI.,  Z.  ,Uns  ist  fürkommen,  was  massen  etliche  der 
unsern  im  Ambt  Uowissen  uss  vorteiligem  Gesuoch  ... 
im  Klegköw  die  Vile  schlechten  Wyns  ufkauffend  ..." 
1623,  Z.  .Es  ist  meniglich  bewusst,  das  Spil'en  ein 
ungöttlich,  vorteilig  und  brüederlicher  Liebe  ungemäss 
Gesüech  ist,  dem  Nächsten  das  Syn  abzugwünnen.' 
1628,  B  Mand.,  ebenso  1667.  1716.  ,Zu  Vermeidung 
alles  vorteilhaftigen  Gesüechs  und  Betrugs  [soll]  die 
Zellung  der  [Zehnten-]Garben  zu  End  des  Ackers 
angehebt  ...  werden.'  1717,  Z  Mand.,  erneuert  1757. 
.Zins-Verschreibungen  ...  sollen  ohne  Gefehrd  und  vor- 
teilig Gesüech  gefertiget  werden.'  Sch  Auffahlsordn. 
1743.  .[Der  Rat  habe]  vernehmen  müssen,  dass...  der 
höchst  schädliche  Auf-  und  Vorkauf  auf  Wucher... 
je  mehr  und  mehr  zunehme  .  .  .  derowegen  wir  uns 
verpflichtet  befunden,  diser  Ungebühr  und  vorteil- 
haftigem Gesüech  ernstlich  . . .  abzuhelfen.'  1757,  Z 
Ges.  —  ß)  Begehren.  ,Ein  g.  tuon.'  ,[Der  Leutpriester 
von  ZFäll.  fordert  ein  gewisses  Recht  bei  der  Er- 
hebung des  Zehntens]  darwider  NN.  vermeintend,  herr 
lüppriester  tete  sölichen  gesuoch  unbillich.'  1517.  Z. 
,Diewil  unser  Eidgnossen  etliche  ort,  uns  im  glouben 
widerig,  vil  und  mancherlei  gesüech  getan,  uns.  die 
altglöubigen  ort,  dahin  zu  bringen,  dass  wir  uns  dero 
von  Constanz  und  Strassburg  anneinen  . . .'  1548, 
Absch.  S.  auch  Er-saech  2.  In  der  nhd.  Bed.  (als 
G'sttech  n.)  allg.  bekannt  und  gebraucht,  aber  nicht 
volkstümlich.  —  c)  Unterhandlung;  vgl.ahd.yisuöft- 
hida,  discussio.  ,[Den  Reitern  Hans  vRechbeigs  wird 
vorgeworfen]  das  sy  solichs  [den  Überfall  auf  Rhein- 
felden]  unbillich  getan  haben  in  seinlichem  gesuoche 
und  tedinge,  so  unser  her  von  Basel  .  .  .  mit  in  von 
unsern  [der  Rheinfelder]  wegen  furgenoinmen  hettent 
und  noch  nit  abgeschlagen  noch  zu  ende  bracht  wer. 


Schweiz.  Idlotlko 


VII. 


211 


Sach,  sech,  sich,  soch.  such 


212 


1448,  Bs  Chr.  —  2.  was  gesucht  wird,  a)  Erwerb, 
Gewinn.  Hieher  (wenn  nicht  eher  zu  lb):  .Christus 
leert  die  wolf  an  irera  gesuoch  erkennen;  so  sehe  ein 
ieder,  was  sy  [die  Bischöfe]  suochend,  so  findt  er,  dass 
sy  schon  den  grösseren  teil  aller  rychtagen  und  wol- 
lusts  ...  funden  habend.'  Zwinöli;  nach  Matth.  VII  16: 
&nb  täv  xapitöv  aö-cmv  kKifvüiasaS-z  aüxoüg.  —  V)  spec. 
Kapitalzins.  ,Swenne  wir  danne  von  ir  dekeinem 
oder  von  ir  gewüssen  hotten  werden  gemant,  so  suln 
wir  uns  antwurten  in  recht  gyselschaft  und  da  leisten 
als  lange  in  offner  wirte  hiiser,  unz  das  houptguot 
und  gesuoch,  ob  es  umb  gesuoch  genomen  ist,  allenk- 
lich  werden  gericht.'  1323,  Z.  ,[Das  Darlehen  soll] 
sin  ane  gesuoch  unz  uf  den  selben  tag.  Von  dannen 
hin  [zahlt  der  Schuldner]  uf  ieklich  phunt  . . .  zwei 
phening  ze  gewonlichera  gesuoche  . . .  unz  das  wir  si 
gewern  des  selben  houbtguotes  und  gesuoches.'  1361, 
L;  ähnlich  1371,  ebd.  ,Sol  von  dannanthin  uff  ieglich 
pfunt  wuchenklichs  gan  zwene  phenninge  ze  gesuoche 
...  Wir  verbindent  harumbe  umb  houptguot,  gesuoch. 
schaden  und  bruch  . . .  alle  unser  lüte  und  güeter  ze 
rechtem  pfände.'  1384,  B.  ,Was  wir  briefen  oder  phen- 
dern  inne  hant,  die  sind  wir  nüt  gebunden  wider  ze 
gebende  jemand,  unz  das  uns  houptguot  und  gesuoch 
wirt  vergolten.'  1397,  BBiel  (JSG.).  ,Sol  wüchenklich 
uff  jedes  pfund  insunders  . . .  zwen  Züricher  pfening 
ze  gesuoch  und  gewin  gan  ...  unz  uff  die  stund,  daz 
si  hoptguots,  gesuochs  und  alles  kosten  und  schaden 
gar  und  ganz  . . .  bezalt  sind.'  1439,  Z.  ,[Würden 
Schuldbriefe  und  Pfänder  in  einem  halben  Jahre  nicht 
ausgelöst]  so  sölte  Schmoll  .lud  gwalt  han,  den  ge- 
suoch nach  anzal  darvon  ze  nemen.'  Vad.  —  3.  Ort,  wo 
Etw.  gesucht  wird.  Spec.  Fundstelle  in  einem  Berg- 
werk; s.  den  Beleg  von  1521  unter  Berg-Richter  (Bd 
VI  457),  wo  die  Lesung  ,mur  gsüech'  der  Absch.  nach 
Ausweis  der  L  Hdschr.  in  ,nüw  gsüech'  zu  bessern  ist. 

Es  liegen  zwei  verschiedene  Bildungen  vor,  die  sich 
zT.  schon  früh  gemischt  haben:  1)  ein  Mask.  ahd.  gisuoh, 
mhd.  gesuoch  (Graft"  VI  85;  Lexer  I  937),  eine  coli.  Zss.  mit 
Suech  (Sp.  206),  und  2)  eine  neutr.  Coll.-Bildung  zu  suechen 
(ahd.  •güuohhi);  vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4272  ff.  In  den  ä. 
Quellen  sind  die  beiden  nicht  auseinander  zu  halten,  soweit 
nicht  das  Geschlecht  oder  der  nur  2  zukommende  (analogische) 
Umlaut  im  Sg.  den  Weg  weist  (wobei  noch  die  Schwierigkeit 
sicherer  Unterscheidung  von  üe  und  uo  in  den  ä.  Hand- 
schriften und  Drucken  zu  berücksichtigen  ist).  Rochh.  ver- 
zeichnet einen  (heute  nicht  mehr  bekaunten)  Ortsu.  G'aüech 
auf  der  Allmende  von  AaSchj.;  zu   3? 

Selbs-Ge-suech:  Eigennutz,  Selbstsucht;  vgl. 
das  Vor.  1  h.  .Fliegenschmeiss  des  S-s.'  SLütz  1736. 
—  Bei  Gr.  WB.  X  1,   435   ,Selbgesuch.' 

be-suech  „besuch:  was  stark  gesucht  wird,  rar, 
selten  VO."  —  Obwohl  in  beideu  Bearbeitungen  St.'s  ste- 
hend, doch  wohl  Fehler  für  b'eüech;   vgl.  ge-süech,  be-süech(t). 

sueche",  in  Ap  (vorwiegend);  GT.;  THKessw.;  Z 
Marth.,  Sth.,  W.tw.  -ch2-,  sonst  -ch>-  (in  BGr.,  G.,  Si.;  Gr 
zwischen  Vokalen  -h(h)-),  3.  Sg.  Praes.  Ind.  und  Ptc.  -t 
(in  GitVal.  -et):  1.  wie  nhd.,  eig.  und  uneig.  allg.  ,S., 
quaärere,  (in)vestigare,  qmeritare,  indagare.'  Fris.;  Mal. 
a)  mit  Acc.  P.  oder  S.  Schätzeli,  du  chlini  Chrott, 
wie  bist  du  so  wit  unde";  ha*-dich  die  ganzi  Nacht 
gesuecht  und  ha"-dieh  niener  g'funde"  Z  Stall.  Im  Wald 
stöt  e"  Bueche"  und  du  cha""sch-mich  s.,  im  Wald  stöt 
e"  Tanne"  und  du  cha""sch-mie''  fange",  Anzählreim 
GBuchs.  Suech-der  en  andere"  Nar'!  Abfertigung  Aa; 
Z;  vgl.  Bd  IV  778.    ,Die  für  zuo  bringen  und  zuo  s., 


so  von  hossheit  von  der  stat  wichent.'  XIII.  /  XIV., 
B  StR.  (Titel).  ,Die  vier  venre  [sollen  ein  jeder]  in 
sim  vierteil  in  unser  stat  Bern  umbgan  solliche  per- 
sonen  ernstlichen  s.,  und  wa  sie  die  vindent  also  in 
uneelichem  leben  sitzen,  die  angendes  von  einander 
wisen.'  XV./XVI.,  ebd.  Öppis  s.  wie-n-e"  Gfljuf  (s. 
Bd  II  607,  auch  Th;  Z),  wie-n-e(n)  Gufe"chnopf  Aa; 
B;  Th;  Z.  Was  suechst?  de"  Tag  oder  d'  Nacht? 
Frage  an  Jmd,  der  Etw.  angestrengt  sucht,  herum- 
stöbert ZZoll.;  vgl.  Bd  IV  643.  (Go")  Beris.;  s.  auch 
Bd  IV  1449.  06s  s.  (auch  1718,  ThHw.  Arch.).  Füeteri 
s.,  in  der  Nase  grübeln  GBuchs.  Föufer  s.,  immer  den 
Kopf  hängen  ZHorg.  Z'letst  mues'-men  e"  Ding  dö  s., 
uv  's  ist  L  (Ineichen).  Suchspiele.  ,Gufen  s.';  s.  Z  TB. 
1879,  100.  Bürste"  s.  s.  Bd  IV  1009;  ähnlich  in  Gr; 
Z:  die  Bürste  wird  von  den  Spielenden  hinten  herum 
gegeben  und  der  in  der  Mitte  stehende  Sucher  ge- 
legentlich auf  dem  Rücken  gebürstet.  Pßffeli  s.;  s.  Bd 
V  1070.  Schüehli  s.;  s.  Schueh.  ,üen  Batzen  s.'  WG. 
(FGStebler  1903,  108).  Lirum  larum  Krumliz,  suech 
e"  Jedes  en  andere"  Sitz,  Pfändspiel  mit  Sitzwechsel 
Th  (AfV.).  ,Den  wäg  mit  den  henden  s.,  also  im  gou 
anhintapen,  iter  csecum  explorare.'  Fris.;  Mal.  ,[A. 
wird  wegen  Schmähung  gebüsst,  weil  er]  geredt,  B. 
[sei]  in  syner  rechnung  verirret  glych  wie  der  metzger, 
so  der  kuo  die  blätteren  im  köpf  vornen  gesuocht, 
dann  er  mynen  herren  400  guldin  schuldig  worden,  die 
er  inen  noch  verzinsen  müesse,  halte  es  nit  änderst  dann 
wenn  ers  gstolen  hette.'  1579,  ZEM.;  auch  ein  Zweiter 
wird  wegen  der  selben  Äusserung  gebüsst.  ,(Etw.)  hinder 
einem  s.';  vgl.  5.  , Adelheit  E.,  des  schniders  eliche  wirtin 
habe  uff  mich  klagt,  das  ich  geredt  haben  solle,  . . .  der 
hinder  der  selben  schniderin  suochte,  man  funde  noch 
mer  ...  und  ich  wölte  gern,  daz  min  herreu  ein  hussuo- 
chen  allenthalben  tettent,  so  fundent  sy  villicht  noch 
mer.'  1470,  Z  BB.  Es  ist  Nüt  hinder-em  z'  s.;  s.  Bd  II 
1414  (auch  Aa).  Etw.  nüd  hinder  Ei"'m  s.,  es  ihm  nicht 
zutrauen,  im  schlimmen  und  im  guten  Sinne  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Th;  (Jw;  Z;  s.  noch  Bd  II  1414.  Me"  hett 
Das  nüd  hinder-em  g'suecht.  Hesch  du  Das  chönne"? 
ich  hett  Das  nüd  hinder-der  g'suecht.  ,Der  pfarrer  zuo 
sant  Martin  ...  bewärt  sin  schlussred  mit  vil  gschriften 
so  grüntlich  und  wol,  daz  ich  mich  syn  verwundret; 
hett  es  ouch  nit  hinder  im  gesuocht.'  SHofmstr  1526. 
Etw.  durch  Zauberei  ausfindig  machen.  Wasser  s.; 
s.  Hasel-nuss-Bueten  (Bd  VI  1836).  D's  Nachtvolch  s., 
durch  Manipulationen  mit  einem  Tuch  und  2  Messern 
herausbringen,  wo  das  Totenvolk  nächtige  BGr.;  s. 
Bärnd.  1908,  559.  ,[Der  Obervogt  von  Greifensee  lässt 
Klage  vorbringen]  wie  dass  der  A.  und  ander  by  ein- 
andern  by  dem  win  gesyn,  und  wurdi  da  win  verschütt 
und  redti  einer:  der  wyn  ist  durch  daz  tischlachen 
nider.  Uff  daz  selbig  hetti  A.  ein  hächer  mit  win  ge- 
nommen und  sprach,  er  wölti  ein  bösswicht  s.;  er 
hetti  allwegen  gehört,  wo  der  win  durch  den  tisch 
giengi,  da  wäri  ein  bösswicht;  und  schütti  den  win 
für  die  gesellen  und  für  B.,  mit  dem  er  in  friden  was. 
[A.  will  sich  ausreden]  er  hetti  söllichs  in  keim  argem 
nit  geton.'  1504,  ZGreif.  ,5  büechli  von  der  alchamy, 
schätz  und  güeter  s.'  1562,  Inv.  des  HsSalat.  Uneig., 
zT.  in  die  Bed.  .erstreben,  begehren'  übergehend; 
vgl.  Ge-suech  lb.  Me"  mues"  de"  Morge"  [Morgens  früh] 
de"  Taglö"  s.  Z.  ,l)as  unser  pfiffer  und  spillüt  ouch 
anderswa  hin  . . .  gaben  ze  suochend  fuorend.'  1425, 
B  StR.     ,[Glarus    beklagt   sich    über   das   Verbot,    in 


21 :: 


Sacli,  sech,  sicli,  soch,  such 


Zürich]  todte  Geissen  zum  Verkauf  zu  bringen.  Nun 
mögen  wir  nit  bergen,  dass  uns  wegen  Derjenigen, 
die  ihr  Stückli  Brot  mit  Ehren  suchen  [dieses  Verbot 
ungerecht  scheint].'  1718,  Gl.  Mer  mues'  der  Obig 
am  Morqe"  s.  Aa,  am  Morge"  de"  Firäbig  s.  Z,  de" 
FirObe'd  früe  s.  SchScIiI.  (auch  mit  dem  Zusatz  -'  (ll>c"d 
chunnt  A'""m  d'  Nacht  uf  de"  Hals),  man  muss  morgens 
früh  fieissig  sein,  dann  kann  man  auch  zeitig  Feier- 
abend machen.  Anders:  Er  isch  go"  de"  Füröbe"d  s., 
von  einem  Arbeiter,  der  ohne  Grund  von  der  Arbeit 
weggelaufen  ist  BsL.  Ga"  de"  Morge"  (oder  more")  s., 
schlafen  gehn;  s.  Bd  IV  404.  419.  ,Luft  s.',  das  Weite 
suchen :  ,Wyl  der  Theter  nit  meer  inhanden,  sonder 
Luft  gesucht  heige.'  1632,  Z.  .Etwarmit  schlaaff  s., 
somnum  qua>rere  in  re  aliqua;  etwarzuo  mittel  und 
wäg  s.,  affectare  viam  ad  aliquid;  seinen  nutz  s.  und 
dem  selbigen  nachstellen,  utilitates  sequi;  fröud  und 
tust  s.,  voluptatem  captare;  radt  s.,  radt  begären, 
consilium  quaerere.'  Fris.;  Mal.  (Weitres  ebd.  396  c/d). 
,Sy  werdint  sich  in  sollichem  fal  nit  wytern  rat  s.' 
1587,  Z  Schreiben.  Die  Ehre  ,s.':  ,N.  ist  wider  be- 
gnadet und  ime  das  Weher  [die  Wehr]  widerumb  zuo- 
gestelt,  die  Eer  aber  mag  er  s.,  wo  er  die  ze  finden 
vermeint.'  1608,  Z  RB.  Credit  s.;  s.  Bd  III  786/7. 
,Friden  s.':  ,Frowe  Agnese,  kungin  ze  Ungern  ...  tet 
ir  erber  botschaft  gen  Berne  und  bat,  daz  man  ir 
aber  gönnen  wölte,  zwüschent  inen  [den  Bernern]  und 
den  von  Friburg  friden  ze  s.  und  luter  richtung  ze 
machen.'  Jüst.  Ähnlich  ,die  Fründlichkeit  s.  zwü- 
schent...'; s.  Bd  1  1307.  , Rachen  s.'  Ansh.  .Sitenmalen 
diss  [ein  Totschlag]  ein  mutwillige  unredliche  Tadt 
sye,  derentwegen  er  ...  die  Raach  s.  müsse  und 
werde...'  1626,  Z.  ,Ruggen  s.';  s.  Bd  VI  784/5.  ,(Das) 
recht  s.';  s.  ebd.  253/4  (auch  B  StSatzg.  1539).  Händel, 
Strlt  s.  Es  s.,  Etw.  (bes.  Streit)  provozieren  AALeer.; 
Bs.  Er  suecht  's,  het  's  g'suecht.  —  b)  abs.  bzw.  intr. 
Beim  Versteckensspiel  muss  Eines  s.  Eiche",  Biteche", 
Tanne",  und  du  muest  fange";  Eiche",  Tanne",  Bueche", 
und  du  muest  s.,  Anzählreim  ZWald.  Der  Hund 
suecht,  zB.  von  einem  Jagdhunde.  Suech  (verlöre")! 
Aufforderung  an  den  Hund,  Verlornes  oder  Verstecktes 
zu  suchen  oder  die  Witterung  eines  Tieres  zu  fassen 
Aa;  B;  Th;  Z  und  weiterhin,  's  Chalb  suecht,  an  der 
Kuh  nach  Milch  AALeer.  (H.).  ,Wär  nit  suocht,  der 
findet  nüt.'  GBinder  1535;  GGotth.  1619.  ,Suochen,  da 
nüt  ist,  sein  arbeit  verlieren,  piscari  in  aere.'  Mal. 
Von  Einem,  der  infolge  Alterns  mehr  und  mehr  eine 
vornübergebeugte  Haltung  annimmt,  heisst  es:  er  fäht 
a"  s.  [,dh.  wo  sie  ihn  hinlegen,  bestatten  werden']  L; 
vgl.  Herd  s.  (Bd  II  1597).  Unpers.  Es  suecht,  beim 
Bauchgrimmen,  Laxieren  Z  (Spillm.).  Es  suecht  iez 
halt  in-em  ine",  von  einer  Arznei  Z  (Dan.),  's  suecht 
im  ganze"  Lib  umenand,  von  einem  Abführmittel  Z 
Russ.  , Einem  genau  s.'  1)  mit  einer  'scharfen  Unter- 
suchung zu  Leibe  gehn.  ,Wiewol  er  [der  Beklagte], 
wo  man  im  so  genow  s.  wölt,  villicht  nit  so  ganz  ge- 
ladt [!]  und  gnuogsam  verantwurten  möcht . . .  wöltend 
mine  herren  recht  das  besser  glouben,  in  also  yetz 
güetigklich  hinfaren  lassen.'  1527/9,  Z  RB.  —  2)  un- 
eig.,  Einem  nahe  gehn.  ,0  ir  alle,  die  hie  fürgond, 
sehauwend  und  luogend,  ob  doch  yemant  sei,  dem  der 
schmerz(en)  so  gna(u)w  suoch(e)  als  mir.'  1531/89, 
Klagel.  I  12.  Im  gleichen  S.:  , Einem  nach  zum  herzen 
s.';  vgl.  näch-suechen.  ,Josua  zerreiss  sine  kleider, 
bezüget   damit,   das   es   im   in  trüwen  leid  were  und 


nach  znm  herzen  suochte.'  LLav.  1583.  —  2.  a)  durch- 
suchen, erforschen.  ,[Wir,  die  VII  Orte,  verleihen] 
allen  denen  ...  so  in  diss  bergwerk  gangen  sind  und 
noch  gan  wurdent  ...  das  gebirg  und  bergwerk  in  der 
grafschaft  Salgans  gelegen  ...  also  dass  sy  solichs 
nach  bergwerksrecht  s.,  buwen,  nutzen  und  messen 
sollen  und  mögen.'  1521,  Absch.;  nachher  abs.:  ,darmit 
sy  dester  bas  an  denen  orten  des  gebirgs  buwen  und 
s.  mögen';  ,darmit  die,  so  diss  bergwerk  entpfangen 
haben,  dester  fiyssiger  und  begiriger  arbeiten,  suochen 
und  werken'  usw.  —  b)  uneig.,  untersuchen,  verhan- 
deln; vgl.  Ge-suech  1  c.  ,Also  nach  vil  gesuochten 
Sachen  und  arbeiten  [in  dem  Streit  zwischen  dem  Bi- 
schof von  ('hur  und  dem  Grafen  von  Toggenburg]  ist 
uns  wol  von  unsern  botten,  die  dann  zwischent  dis 
sachen  geritten  sind,  ze  erkennen  geben  manigerlei 
sachen  und  stuken,  so  gesuocht  und  geworben  sind, 
sunder  ein  nottel  [usw.].'  1420,  Z  StB.  U  132  (Z  an 
den  Bischof).  —  3.  auf-,  besuchen,  a)  mit  Acc.  P. 
,[Drei  Grafen  von  Habsburg  verpflichten  sich:]  so  mag 
unser  einer...  wol  dannan  riten,  unser  friund  s.  und 
in  [ihnen,  sc.  den  Zürchern]  ze  friund  gewinnen.' 
1352,  ALechner  1906.  ,Es  ist  ouch  alle  unsre  tag 
unser  will  .  . .  gewesen,  daz  ir  uns  mit  üwer  frünt- 
licher  zuokunft  suochtind,  als  daz  hüt  beschechen  ist.' 
1487,  Edlib.  (Begrüssung  der  Zürcher  durch  den  Urner 
Landammann  an  der  Kirchweih  zu  UAltd.).  ,Etlich 
hebammen  lassend  sich  umb  mieten  und  gaben  willen 
ouch  also  s.  und  überloufen.'  Ruep  1554.  —  b)  mit 
örtl.  Obj.  Einen  Markt  ,s.'  ,[Herzog  Rudolf  bewilligt 
der  Stadt  Baden  zwei  neue  Jahrmärkte  und]  gebieten 
wir  üch  allen  unsern  getruwen  undertanen  ...  daz  ir 
die  selben  zwen  jarmerkt  suochent  und  üebent.'  1363, 
AaB.  StR.  ,Das  in  allen  unsern  landen  und  gebieten 
. . .  kein  wuchen-  noch  jarmarkt  gehalten,  gesuocht, 
gebrucht  [werde],  sunder  wellen  wir,  das  solich  ob- 
gemelt  koufmanschaft  allein  in  unser  statt  Bern  und 
unsern  slossen  . . .  verkouft  . . .  und  uff  irn  markten 
von  den  uff  dem  land  gesuocht...  werde.'  1467,  B  StR. 
.Einen  tag  s.'  ,[Der  Klägerin  wurde]  ein  früntlicher 
tag  für  min  herrn  Custor  zum  Grossen  münster  ge- 
setzt, dahin  sy  ouch  kam  und  den  tag  suochte.'  1451, 
Z  RB.  ,[A.  klagt,  der  Bürgermeister  habe  ihm  und 
dem  B.]  einen  tag  gesetzt,  den  er  gesuocht  und  ge- 
wartet hab  und  der  obgnent  B.  nit.'  1469,  ebd.  ,[Der 
Bischof  habe]  die  unsern  geordnet,  den  selben  tag 
zuo  s.'  1476,  Bs  Chr.  ,So  aber  herr  abbt  den  andern 
und  letsten  tag  nit  gsuocht,  ...  ist  erkennt,  dass  die 
sach  iezmal  stil  stan  müess.'  1523/6,  Z  RB.  ,Den  rät 
s.':  ,Das  ein  schulthes  und  alle,  so  unsers  kleinen 
räts  sind,  ob  der  oder  die,  so  söllichs  gebotten  wirdt, 
anheimbsch  sind,  an  alles  hindern  ...  den  rät  s.  sollend." 
1467,  B  StR.  ,Die  ahnend  s.'  ,Do  man  die  ahnend 
suoch[t],  zart  [man]  1  Ib.  8  g.'  1377,  B  Stadtrechn. 
,Item  süllent  die,  so  unsers  guotes  pflegent  ...  unz  ze 
disen  pfingsten  unser  almende  s.  und  von  disshin  also 
jerlichs.-  XV.,  B  StR.  171.  —  4.  a)  Jmd  feindlich  an- 
gehn  (auch  nur  mit  Worten);  bes.  in  rechtlichem  S. 
von  der  sog.  Heimsuchung.  ,Wer  ouch  dehein  burger 
in  sinem  eigenem  huse  old  hofstat  frevenlich  nachtes 
old  tages  suochet  oder  dar  gat . . .  (fernere  quesierit  mit 
invaserit ...).'  B  Handf.;  wiederholt  in  der  B  Stadtsatzg 
von  1539:  ,Wär  iemants  in  sinem  huss  suocht:  war 
einen  in  sinem  eignen  huss  nachts  oder  tags  freven- 
lich suocht  oder  anfalt,  waz  denn  der,  so  also  daheim 


215 


Sach,  sech,  sich,  soch,  snch 


216 


gsuocht  und  angfallen  würt,  ime  Übels  tuot,  darumb 
soll  er  niemants  ze  antwurten  haben.  Mag  aber  oder 
will  der  gesuocht  die  schmach  nit  rechen  [so  tritt 
gerichtliches  Verfahren  ein].'  ,Were  ouch,  das  ein 
ussburger  einen  indem  ...  als  vil anreizte  und  suochte. 
daz  er  von  siner  eren  wegen  nit  möcht  entberen,  er 
müeste  sich  weren  ...'  XV.,  B  StR.  ,Es  klaget  A.  uf 
B.,  dass  der  selb  B.  zuo  im  für  sin  gaden  kam  und 
sprach  zuo  im,  er  wer  im  schuldig...  daruf  antwurt 
im  A.:  darumb  hab  ich  dir  nun  tag  gedienet.  Daruf 
sprach  der  B.  frefenlich  zuo  dem  A.:  du  lügst  ...  Won 
der  B.  den  A.  in  sinem  gaden  gesuocht  und  in  mit 
sinen  bösen  Worten  angelassen  hat,  getrüwet  der  A., 
der  B.  süll  inn  entschadgen.'  1412,  Z  RB.  ,Welicher 
den  andern  an  sinen  werken  . . .  mit  gewapneter  band 
verdachtlich  suochet...'  BoSi.  Landrecht  1457.  ,[A. 
hat  sich  gegenüber  B.,  mit  dem  er  ,in  Frieden  steht', 
einen  anzüglichen  Scherz  erlaubt  und  wird  verklagt. 
Der  Kläger]  meinti,  wenn  einer  mit  eim  in  friden 
stüendi,  das  dann  einer  ein  nütz  also  in  bösswichts 
wys  s.  sölt.'  1504,  ZGreifens.  ,Von  wägen  das  er 
sy  gfarlich  gsuocht,  sol  er  ir  2  pfd  costen  gen.'  1541, 
Z  Ehegericht.  .Welcher  den  andern  zu  Hus  oder  zu 
Hof  oder  an  seinem  Werk  suochte  frefentlich,  der 
verfalt  dem  Landt  umb  5  Pfd  Pfennig.'  GrD.  LB. 
Redinger  sagte,  ,er  wolle  ihn  [den  Pfarrer  von  Die- 
tikon]  ga*  s.'  1655,  Zoll.  1905;  er  überfällt  ihn  dann 
mit  iL'  Musketieren  in  seinem  Hause  und  nimmt  ihn 
gefangen.  S.  noch  Zins-Bank  (Bd  IV  1389).  Auch 
von  kriegerischem  Angriff.  .[Die  Walliser  haben]  mit 
ir  macht  die  vyend  gesuocht  und  einen  mannlichen 
angriff  getan.'  1476,  Brief  des  Bischofs  von  Sitten. 
,Den  feind  im  läger  oder  in  der  schanz  s.,  inferre 
praliurn  in  castra.'  Mal.  Uneig.  wie  nhd.  heimsuchen: 
, [Salat  bittet  nach  Luzern  zurückkehren  zu  dürfen] 
damit  ich  nit  nochmals  (wie  mich  die  gros  türe  zwingt 
und  suocht,  die  ouch  die  schuolen  zuo  nüt  macht) 
muoss  an  d  hand  nen,  des  ich  mich  bishar  gewert  und 
erwert  hab  [näml.  zu  den  Reformierten  überzutreten].' 
1545,  Brief  Salats.  —  b)  Jmd  rechtlich  belangen,  ge- 
richtlich verfolgen  Aä;  L;  Z  (s.  rechtlich  2  b  Bd  VI 
318),  , Einem  eine  rechtliche  Aufforderung  zu  Schaden- 
ersatz zukommen  lassen'  AALeer.  (H.).  Du  cha""-me" 
denn  Eine"  go"  ge"  s.!  wenn  man  nicht  weiss,  wohin 
er  sich  gewendet  hat  Aa.  Mit  den  Worten:  Si  sölle"- 
mict  cho"  ge"  s.!  bestreitet  man  etwa  die  Berechtigung 
einer  Forderung,  ebd.  ,Ouch  hant  si  [des  Bischofs 
Dienstmannen]  daz  recht,  ...  swa  ieman  in  ir  hus  ent- 
rinnet, den  sol  nieman  soechenf!].'  Wack.  DR.  ,N.  ward 
durch  ein  gefälschten  brief  gesuocht,  davon  er  sich... 
muost  rechtlich  entschüten.'  Ansh.  ,Hüet  dich,  dass 
ich  dich  nit  müesse  s.,  cave  inquisitioni  ne  mihi  sis.' 
Mal.  Mit  Ortsangabe.  Me"  muess  Eine"  s.,  wo  er 
Für  und  Liecht  b'sitzt  L  (Iueichen).  ,[Wer  das  Winter- 
thurer  Bürgerrecht  aufgab,  musste  schwören]  das  er 
die  statt  nienan  anders  solle  s.  dan  for  unseren  heren 
burgermeister  und  rate  der  stat  Zürich,  und  unser 
burger  nienan  anders  dan  alhie  zu  Winterthur  vor 
einem  schultheissen  und  rat.'  1559,  ZWth.  ,[Ein  Gläu- 
biger des  Lutz  Fry  habe  5  Fässer  Salz,  die  der 
Schuldner  an  die  Stadt  Schaffhausen  schickte]  zuo 
sinen  banden  genommen;  ...  min  hcrren  sollen  mit 
ime  verschaffen,  das  er  das  salz  angentz  harschicke 
und  den  Fryen  suoche,  da  er  gsessen  sige.'  1567,  Z 
RM.    .Soll  ein  yeder  gsuocht  wärden,  wo  er  sesshaft 


ist.'  1582,  Ard.  Eine"  um  Öppis  s.  Z;  Synn.  s.  unter 
Ge-richt  (Bd  VI  339).  Wart,  i'h  will-di'h  scho"  na'h 
drum  sueche"!  ZO.  ,Sy  sollend  den  selben  N.  [den 
Schuldigen]  darumb  s.;  es  were  nit  billich,  das  andere 
dessen  sölten  entgelten.'  Rainsp.  1553.  , Kostung  ist 
yedem  15  krönen  ufglegt  zuo  bezalen;  doch  ist  inen 
vorbehalten,  das  sy  ir  gmeinden  darumb  s.  mögent.' 
1572,  Gr.  ,Der  Schneider  solle  das  Mentsch  [seine 
Braut,  die  ihn  verleumdet  hatte]  darum  s.,  als  die 
erste  Aussag,  in  Zeit  6  Wochen.'  1730,  ZcBaar.  ,Habt 
ihr  eine  Ansprache  an  sie,  so  suchet  mich  [ihren  Vor- 
mund] darum.'  Sintem.  1759.  Im  gleichen  S.  Eine" 
für  Öppis  (vor  G'richt)  s.  Z.  Auch  ,über  Etw.':  Die 
Gemeinde  Hünenberg  anerbot  ,aus  freiem  gutem  Wil- 
le[n]  und  Respect'  750  Gl.  der  Stadt  an  die  erlittenen 
Prozesskosten  zu  bezahlen,  und  verlangte  eine  Rats- 
erkenntniss,  ,dass  man  sie  künftig  darüber  nicht  mehr 
s.  welle.'  1703,  Stadlin  1819.  —  5.  mit  Acc.  S.,  recht- 
lich fordern,  eintreiben.  ,Buossen  und  einung  s.  Und 
sollent  sweren  unser  Schultheis,  unser  zuchtmeister 
[usw.]  all  buossen  und  einunge  ungevarliehen  vertigen, 
so  in  unser  stat  beschechent  . . .  Weren  aber  si  ze 
trege  und  nit  suochten,  daz  sol  inen  schaden  an  iren 
eiden.'  XIV./XV.,  B  StR.  ,Der  Wirt  . . .  sucht  sein 
Schuld,  da  hilft  kein  Huld  ...  bis  Alls  bezahlt.'  JC 
Weissenb.  1678.  ,Was  zu  notwendiger  Erhalt-  und 
Verbesserung  der  Gebäuden  .  . .  verwendet  werden 
müssen,  soll  auf  dieseren  Stucken  wieder  gesucht  . . . 
werden.'  Sch  Auffahlsordn.  1743.  1773.  .Pfand  s.';  s. 
Bd  V  1139.  ,(Den)  Bluomen  s.',  für  verfallenen  Gülten- 
zins das  Pfandrecht  auf  den  Bluemen  [s.  Bd  V  66 
unter  ß]  geltend  machen  Ndw;  Syn.  uf  de"  Blueme" 
griffe".  ,Das  Recht  des  Blumensuchens  . . .  war  ein 
sehr  weitgehendes,  indem  es  (in  unserm  Lande)  überall 
geltend  gemacht  werden  konnte,  wo  immer  Blumen 
oder  Vieh,  so  ihn  genossen,  sich  befand,  gleichviel 
durch  welches  Rechtsgeschäft  der  nunmehrige  Eigen- 
tümer des  Blumens  resp.  Viehes  in  dessen  Besitz  ge- 
kommen war,  und  gleichviel  ob  er  die  betr.  Sache 
schon  bezahlt  hatte  oder  nicht.  Anderseits  war  man 
über  den  eigentlichen  Charakter  des  Blumensuchens 
als  Geltendmachung  eines  Pfandrechtes  hinausgegan- 
gen, indem  man  vom  Blumennutzer  resp.  Inhaber  des 
betr.  Viehes  Ersatz  des  Blumens  verlangen  konnte, 
wenn  er  nicht  mehr  im  Besitze  des  Pfandes  war.' 
Ndw  Volksbl.  1887  Nr  49.  .Behufs  des  Blumensuchens 
ist  der  fallit  gewordene  Unterpfandbesitzer  verpflichtet 
. . .  in  Treuen  anzugeben,  wer  auf  dem  betr.  Unter- 
pfande  ...  Blumen  genossen  habe  und  zu  welchen  ver- 
tragsmässigen  Bedingungen.'  Ndw  Ges.  1867.  Die  Gült, 
auf  welche  hin  der  Gläubiger  den  Blumen  sucht,  heisst 
, blumensuchende  Gült',  zB.:  ,Ist  das  fragliche  Vieh 
geschlachtet  worden  oder  sonst  zu  gründe  gegangen 
oder  ausser  den  herw artigen  Kanton  veräussert  wor- 
den, so  haftet  der  blumensuchenden  Gült  der  letzte 
herwärtige  Besitzer  des  fraglichen  Viehs  für  den  Be- 
trag des  betr.  vom  letzteren  genossenen  Blumens.- 
NdwGcs.  1867.  Vgl.  noch  Bluemen- Suecher.  Erweitert: 
, Etw.  an  Jmd  s.';  vgl.  an-suechen.  ,[Die  Stadt  könne] 
semlich  buw  und  ander  iren  costen  ane  hilff  nit  ab- 
getragen noch  usgerichten,  die  si  ouch  an  die  iren  s. 
und  ervordren  müessen.'  1440,  Aar.  StR.  ,N.  hab  der 
Oberhuserin  [einer  Hexe]  empotten,  widerfar  im  ützit, 
daz  woll  er  an  sy  s.'  1500,  L.  ,Es  an  einen  s.', 
ihn  herausfordern.  1539,  BsRq.;  s.  Bd  V  695  und  vgl. 


217 


Sacli,  sech,  sich,  soch,  such 


'21  - 


oben  1  a  zu  Ende.  Auch  ausserhalb  der  rechtlichen 
Sphäre  in  abgeschwächtem  S.,  Einen  um  Etw.  angehn: 
,Der  N.  bette  mer  denn  einest  an  inn  geworben  und 
gesuocht,  sin  swester  zenäment,  und  were  im  oft  und 
dick  darumb  nachgangen.'  1478,  Z  RB.  —  6.  nutzen; 
vgl.  Ge-suech  2.  ,Sy  hetten  ettliche  güetter  ussert 
irem  zwing  und  bann  liggen,  daruf  sy  weid  suochten 
...  gctruwten,  das  sy  als  nachpuren  den  weidgang 
wie  von  alters  har  zuosammen  s.  solten.'  1555,  Z 
Rheinau.  —  Sueche"  n.  E"  Saeche"s  ha",  ein  Ge- 
suche Bs;  vgl.  unter  Ge-suech  1  a.  ,Ich  suoch  dich  eins 
suochens,  te  ipsum  quaerito.'  Fris. ;  Mal.  —  g°-suecht: 
\.  =  bi-gert  (Bd  II  403)  Aa;  B;  Th;  Z.  Vgl.  ge-süech(t). 
Frischi  Eier  sind  iez  g's.,  e(n)  g's-er  Artikel.  E"  g's-i 
Sach.  Seltener  auch  von  Personen  :  E(n)  g's-er  Tokter, 
Fürsprech  usw.  —  2.  in  der  Rechtsformel  ,gesuocht  und 
ungesuocht'  in  alten  Urkunden  über  Tradition  von 
Grund  und  Boden,  =  alles  Erworbene,  bereits  Vorhan- 
dene an  Besitz  und  Rechten  und  was  in  Zukunft  etwa 
noch  als  dazu  gehörig  sich  erweisen  sollte;  vgl.  Fi- 
scher III  569,  sowie  he-,  er-suecht.  Subst.  ,[Dem  A. 
soll  in  der  Teilung  zufallen]  swaz  enend  Ryns  ist . . .  an 
lüten  und  an  guot,  gesuochz  und  ungesuochz.'  1342, 
ChKind  1882.  ,Darzuo  habent  wir  inen  für  recht  aigen 
geben  .  . .  allü  die  ligendü  und  varendü  güeter,  ge- 
suochz und  ungesuochz,  was  wir  iez  habent  oder  noch 
gcwunnent.'  1383,  Rätia  1863.  ,[Die  Grafen  von  Wer- 
denberg verpfänden  Zwingenstein  und  Lustenau]  mit 
aller  zuogehörd  ...  ob  erd  und  under  erd,  gesuoch[t]s 
und  ungesuoch[t]s,  wie  das  alles  genant  ist,  nüzid 
ussgenomen.'  1395,  Zellw.  Urk.  Adj.  ,[Das  Gottes- 
haus Pfäfers  verkauft  einen  Hof]  mit  güetern  . . .  und 
mit  aller  frihait,  ehafti  und  rechtung,  so  zuo  dem  hof 
gehört,  g-en  und  u-en.'  1378,  Seq.  RG.  ,Mit  allen  g-en 
und  u-en,  mit  allen  funden  und  unfunden  dingen.' 
1411,  B  (JSG.  XXI  330);  ebenso  XI1I./XV.,  BDiesb. 
(ASG.  XIII  101).  —  3.  s.  suechen  2  h. 

Amhd.  suochen.  Dazu  der  Flurn.  .Such  den  Morgeu'  Aa 
Mand.  (JJBäbler   1889,  37). 

ab-:  1.  ein  Gebiet  a.,  wie  nhd.;  zB.  von  Beeren-, 
Kristallsuchern,  Hausierern  usw.  Aa;  Ap;  B;  Th;  W;  Z; 
wohl  allg.  —  2.  eine  Untersuchung,  Verhandlung  zu 
Ende  führen;  vgl.  suechen  2b.  ,lr  [der  Bischof  von 
(Jhur,  der  von  Zürich  Beistand  gegen  den  Grafen  von 
Toggcuburg  verlangt  hatte]  ziechent  über  den  ege- 
nannten  von  Toggenburg  . . .  nach  abgesuochten  und 
angeseiten  Sachen.'  1420,  Z  StB.  II  13.'!. 

üf-:  1.  suchend  auflesen.  , Soll  sich  Niemandt  in 
der  Ernt  . . .  unterfangen,  in  die  Halmen  zu  fahren 
oder  darin  zu  hüeten,  vill  weniger  die  Eheren  u.' 
1718,  THHw.Arch.  —  2.  wie  nhd.  allg.  bekannt,  aber 
nicht  eig.  volkstümlich.  —  3.  =  suechen  ib.  Junker 
Tsciudi  von  Gräplang  habe  behauptet,  nur  unmittel- 
bar vor  dem  Syndicate  und  nicht  for  dem  Landvogtei- 
arnte  ,aufgesucht'  werden  zu  müssen.  1730,  Absch.  — 
Zu   3   vgl.   Fischer   I   427. 

a"-:  Jmd  angehn  (um  Etw.).  a)  feindlich.  We'm 
d'r  Alt  d'r  e"'b'chunnt  u"d  di'h  a"suecht,  su  triff- e" 
numen  mit  dem  Stecke",  bis-er  schwigt.  Gotth.  —  b)  im 
rechtlichen  S.  ,Uf  den  vierden  ougst  wurdens  [die 
vier  Dominikaner  im  Jetzerprozess]  für  recht  gestelt 
und  von  des  glowens  procurator  zur  frag  [Verhör] 
angesuocht.'  Ansh.  ,A.  umb  räch[t],  postulare  Judicium.' 
Mal.  Einen  weitem  Bei.  s.  Bd  VI  254.  Spec,  Jmd 
gerichtlich  belangen  Aa;  B.    .Ihretwegen  könnten  wir 


alles  [Erbe]  nehmen;  aber  wenn  wir  noch  mehr  von 
ihnen  wollten,  so  könnten  wir  sie  a.'  Gottb.  , Einen 
der  ee  halb  a.'  1541,  Z  Ehegericht.  ,Heuw  kauffen:  wie 
vill  Einer  möge  angesuocht  werden,  der  Heuw  auf 
einem  Guot  kauft  old  mit  seinem  Vüch  etzet,  darab  an- 
noch  Züns  zu  bezahlen.'  1734,  U. —  c)  bittend  AALeer. 
(H.);  B  (Zyro).  In  der  ä.  Spr.  häufig,  auch  in  den 
Verbindungen  , einen  bitlich  a..  einen  a.  und  bitten 
(bgtten),  a.  und  begrüessen.'  ,Der  N.  soll  sines  brue- 
ders  frowen  die  kind  abnemen  . . .  und  so  er  andere 
geschwistergit  oder  fründ  hat,  die  im  hieryn  beholfen 
sin  sollen,  soll  er  die  selbigen  darumb  a.  oder  mit 
potten  oder  recht  dazuo  halten.'  1555,  Z  RM.  ,Zur 
Erlangung  söllicher  Vogteien  und  Embtern  [darf 
Keiner]  den  anderen  weder  für  sich  selbs  a.  und  hätten, 
noch  von  synetwegen  ansprechen  und  bitten  lassen.' 
1628,  ZPraktizierordn.  Mit  verschwiegenem  Obj.:  ,Wo 
die  vereinung,  wie  sin  küngliche  majestat  vil  jar  an- 
gesuocht und  nie  bezogen,  ufgericht  wäre  worden  ...' 
Ansh.—  Mit  Acc.S.  (wohl  nur  individuelle  Übertragung): 
,[Als  das  ,bligin  schwert'  gegen  die  Reformation  nichts 
ausrichtete]  ist  das  isne  [Schwert]  vast  tür  angesuocht 
worden  vom  ganzen  babstuom.'  Ansh.  —  An-sueche° 
n.:  wie  nhd.  Es  A.  (an  Öpper)  ha"  B;  Z.  Si  hat  es 
A.  übercho",  einen  Heiratsantrag  Z  (Dan.).  ,[1512  wur- 
den die  Eidgenossen  durch  den  Besuch  vieler  hoher 
Gesandtschaften  beehrt,  und  zwar]  unerpetten,  sunder 
selbs  ansuochens.'  Ansh.  ,Uf  ir  vil  ainsuochen  und 
bigeren.'  Sicher  1531.  ,Frids-ansuochen.'  Ansh.;  s. 
bringen  (Bd  V  695).  —  An-suechung  f.:  =  dem  Vor. 
,A.  tun.'  1742,  aZoll.  1899. 

under-:  wie  nhd.  allg.  —  Under-suechi"g  f.: 
wie  nhd.;  dafür  besser  ma.   Under-suech  m. 

er-:  ,hin  und  här  suochen,  disquirere,  examinare, 
scrutari,  (per-)vestigare.'  Fris.;  Mal.  1.  heraussuchen, 
ausfindig  machen.  ,Üer  herr  hat  im  einen  man  er- 
suocht  nach  seinem  herzen.'  1530,  I.  Sah.;  auch  bei 
Luther.  ,C'hristoffel  Colom,  der  sich  in  den  dienst 
der  künigen  in  Hispanien  begeben,  neuwe  inslen  zu  e.' 
Tierb.  1563.  Mit  abstr.  Obj.;  vgl.  2  b.  ,Um  der  war- 
heit  willen,  die  wir  ersuochen.'  Zwingli.  ,Einsi  ge- 
schieht e.  und  ergründen,  ein  nachfrag  haben,  genus 
alieuius  excutere;  einsi  rat  und  meinung  fleissig  e. 
und  nahen  fragen,  consilium  alieuius  exquirere.'  Fris.; 
Mal.  MitNbsatz:  /Unser  Schultheis,  grossweibel  [usw.] 
sollent  eigentlich  erfaren,  nachfragen  und  e.,  wo 
iemants  von  unser  statt  faren  wurde  von  bossheiten  ... 
wegen.'  B  StSatzg.  1539;  in  der  ä.  Fassung:  ,süllent 
sweren  zuo  suochenne  und  eigenlich  zuo  ervarende  ..." 
—  2.  a)  durchsuchen,  im  phys.  Sinne.  Von  Personen 
W.  Der  Polizeidiener  ersüoeht  den  Verhafteten,  um 
ihm  alle  verdächtigen  Gegenstände  abzunehmen.  S. 
auch  Lieh  (Bd  III  1013).  ,Die  Wegmann  kremerin 
sprech  zuo  ir:  gib  her  mir  das  halsmentelli.  Do  sprach 
si:  ich  han  sin  nüt  ...  trettend  dar  hin  und  ersuo- 
chend  mich.  Do  vand  si  nützit  bi  ir.'  1390,  Z  RB. 
.Wenn  man  si  [die  Hexe]  vachen  wolle,  soll  man  sy 
angends  e.,  büchsen  und  anders  von  ire  nemen.'  um 
1450,  L.  ,Cuonrat  Zweck  hat  mir  45  stuck  gold  en- 
tragen;  darum  bitt  ich,  das  ir  den  Zwecken  uff  ein 
ort  nen  und  ir  im  das  gelt  wellend  nen  zuo  üwern 
banden  und  ir  in  welend  e.  in  dem  huot  und  in  den 
andren  kleideren;  won  fürwar  er  hats.'  1490,  Z.  ,lre 
wib  sind  in  der  schlacht  nachhin  zogen  und  haben 
fründ    und   tieml,   wass   umkommen  und  nidergefallen 


Sach,  sech,  sich,  socb,  such 


22o 


wass,  usszogen  und  ersuocht.'  1499,  Calvenf.  1899; 
s.  noch  ebd.  II  48  (um  1640).  ,Nun  aber  habend  sy 
den  Esau  ganz  und  gar  ersuocht  und  seine  verborgne 
schätz  herfür  ggraben.'  1580,  Obadja.  ,Die  botten 
und  briefftrager  niderlegen  und  e.,  scrutari  tabellarios.- 
Fris.;  Mal.  (Weitres  ebd.  118  c).  .Sogar  haben  sie 
[die  Plünderer]  Weiber  und  Kinder  ersuocht,  in  Mei-. 
nung  etwas  bei  ihnen  noch  zu  finden.'  1656,  AAVillm. 
S.  noch  ent-bläjen  (Bd  V  52).  Von  Tieren :  ,In  etlichen 
inslen  sollend  sy  [die  Mäuse]  das  gold  kiflen,  auss 
der  ursach  aufgeschnitten  und  ersuocht  werden.'  Tierb. 
1563.  Von  Sachen  W.  Ich  ha"  du"  ganzu"  Spicher 
ersuocht.  Der  Dieb  het  alli  Trickiltini  [Schubladen] 
ersuocht,  durchg'müsot  —  aber  figga!  Das  het-mu's 
no'h  grad  firglia"  [es  war  umsonst].  Ieh  han-mu  [ihm] 
alli  Seck  ersuocht  und  Nix  g'fundti".  ,Den  stal  weit 
ich  suber  wüschen  ...  den  mist  e.  überall  ...  ob  ich 
es  [das  Geld]  ienen  können  finden.'  Fastn.  XV.  ,Daz 
von  disshin  ein  ieklicher  der  unsern,  der  einem  ver- 
lorn hat,  der  des  argwenig  ist  daz  er  das  gelt  also 
bi  im  trage,  umb  daz  man  im  das  nit  muge  ingewinnen, 
dem  selbigen  argwenigen  ...  wo  er  den  ergriffet,  mit 
einem  rätsknecht  sin  täschen  und  sin  seckel  wol  mug 
e.,  und  was  er  darinne  findet  von  gelt  . . .,  daz  er  daz 
wol  nemmen  mag,  untz  daz  er  sinere  schuld  von  im 
bezalt  wirf  1417,  Z  StB.  ,NN.  syent  inen  in  ire  be- 
slossne  gemach  gegangen,  über  daz  und  sy  nit  an- 
heimsch  gewesen  syent,  und  inen  die  selben  ire  ge- 
mach ersuocht.'  1457,  Z  RB.  , Laban  ersuocht  die 
ganzen  hütten  und  tand  nichts.'  1530,  I.  Mos.;  .durch- 
sucht.' 1667.  , Liberi  zuo  SGallen  ward  ersuocht  [Rand- 
titel zu  der  Stelle:]  . . .  kam  ain  secretary  von  Florenz, 
hiess  Poggius,  alhar  und  durchsuocht  die  librari  und 
nam  mit  im  uss  bewilgung  des  abts  ...  gar  vil  schöner 
büecher.'  Vad.  ,Gond  hin  mit  üwern  warfen  bhend, 
ersuochend  alle  ort  und  end.'  Ursina  1581.  ,1559 
schickt  man  Schlosser  und  Zimmerleut  ...  uf  ire 
Heuser,  alle  Ghalter  aufzebrechen  und  Schriften  und 
Biecher  ze  e.'  FPlatter  1612  (Fechter).  ,Herodes : 
All  Winkel  durch  das  Judenland  e.  raus  d'  Soldaten- 
hand,' PSpichtig  1658.  —  b)  uneig.,  durch-,  unter- 
suchen, erforschen.  .Alle  kinder,  so  von  den  schälken 
geboren  werdend,  sind  zeugen  der  schalkheit  irer 
vätteren,  so  mans  ersuocht.'  1530/1707,  Weish.;  £v  ££e- 
Taouep  atJTÖiv.  LXX.  ,[Gott]  wird  euwere  werk  e.  und 
euwere  gedanken  erfüntelen.'  ebd.  ,Das  ist  rechter 
kronik  inhalt...  in  kurzen  Worten  von  dem  heiligen 
Job  [VIII 8]  anzeigt,  sprechend:  frag  die  alten  gschlecht 
und  ersuoch  [£§ixv£aaov]  flissig  der  väter  gedächtnüs.' 
Ansh.  ,Uss  ansehen  der  heilig  gehaltenen  [Fasten-]zit, 
da  menglichs  fromkeit,  gwissne  .  .  .  durch  ängstige 
bicht  und  erschreklich  Sakrament  am  höchsten  er- 
suocht ward  ...'  ebd.  .Ein  Schuldner  e.  und  erkun- 
digen, ob  er  zuo  bezalen  habe,  excutere  debitorem.' 
Fris.;  Mal.  Geschriebenes  bzw.  Gedrucktes  auf  seinen 
Inhalt  ,e.',  bes.  von  der  hl.  Schrift.  , Ersuochend  die 
gschrift,  dann  ir  meinend,  ir  habind  das  laben  drinnen.' 
1530,  Joh.;  ipsoväxe  tas  "cpatpas.  ,[Durch  Luther  wur- 
den] unsere  fürgesetzten  bewegt,  die  waren  hailigen 
gschrift  zuo  e.'  Kessl.  .[Die  Sch  Eherichter]  habint 
die  Batzungen  darumb  ersuocht  und  nüt,  das  disen 
artikel  berüert,  mögen  befinden.'  1541,  Z  Ehegericht. 
,Der  hl.  Lucas  Act.  17,  11  schreibet  heiter  und  klar, 
sie  haben  die  Schriften  täglich  ersucht,  ob  diese  Ding 
sich  also  hielten.'  ClSchob.  1699.    Von  grammatischer 


Untersuchung:  ,[Die  Schüler  sollen]  alle  wörtlin  e. 
nach  der  grammatik.'  F  Schulordn.  1577.  —  c)  spec. 
als    Ausdr.    der    Gerichtsspr.,     (peinlich)    verhören. 

wurden  etlich  personen  darumb  gevangen  und  in 

mengen  weg  ersuocht,  und  mocht  man  doch  uf  keinen 
rechten  grund  komen.'  DSchill.  B.  ,Uf  beschehnen 
[Wetter-] schaden  die  hexen  ersuocht  und  von  inen 
bekannt . . .'  Ansh.  ,Der  hauptman  sagt,  das  man  in 
[Paulus]  mit  ruoten  schlahen  und  e.  sölte,  das  er 
wüsste,  um  welcher  ursach  willen  sy  [die  Juden]  also 
über  in  schreuwind.'  1530,  Apostelg.;  p.dati£i.v  ävexd- 
£sa9-ai.  ,[Die  V  Orte  haben]  fromm  biderb  lüt  zuo 
Luzern  ...  in  gfangenschaft  geworfen,  allda  als  umb 
verrätery  ersuocht  und  jämerlich  gemartert.'  1531, 
Absch.  (Z);  ebenso  bei  HBull.  1532  (Salat  236).  ,Als 
sy  zuo  Baden  etlich  tag  gefangen  gelegen,  sind  sy 
wider  ersuocht  und  . . .  zuo  dem  tod  verurtailt.'  Kessl. 
.Das  man  die  zwöy  meitli  und  den  man  ouch  ersuoche 
und  erfrage,  wie  . . .'  1551,  B  Turmb.  ,Zuo  straaff 
e.,  erfaren,  qu*rere.'  Fris.;  Mal.  ,Er  sey  achtmal 
mit  der  Marter  ersuecht  worden.'  1655,  Schw.  ,Der 
selbe  wolle,  ob  er  gleich  mit  der  Marter  ersucht 
worden,  ganz  keine  Verbrechen  ...  geständig  sein.' 
1678,  ZAnd.  —  d)  auf  die  Probe  stellen,  prüfen. 
.Bruoder  Klaus  ist  [wegen  seiner  Enthaltung  von  aller 
Speise]  zum  dickerfn]  mal  ersuocht  worden  von  einem 
bischoff  von  Costenz  und  andern,  aber  allweg  on  allen 
trug  funden  worden.'  1530/40,  JSG.  -  3.  auf-,  be- 
suchen. .Nachdem  als  sy  vil  stett  ersuocht  haftend.' 
KSailer  1460.  ,Dise  verschriben  stett  hat  Steffan 
Kapfmann  all  selbst  persönlich  ersuocht.'  Kapfmann 
1491.     ,Wann    sy   die  stett  e.  wolt  am  Ölberg.'   ebd. 

—  4.  a)  kriegerisch  angreifen.  ,[Die  Basler  vor  Heri- 
court  wurden]  von  den  vigenden  nie  angerennet  noch 
ersuocht,  denn  daz  drye  der  unsern  . . .  gefangen  wur- 
den!' 1425,  Bs  Chr.  —  b)  gerichtlich  belangen,  Jrnd 
den  Prozess  machen.  ,Mit  recht,  rechtlichen  e.'  ,[Die 
Parteien  haben]  einandern  vor  . . .  den  vierzigen  zuo 
Baden  rechtlichen  ersuocht  und  fürgenommen.'  1523, 
Strickler.  ,Ob  sondrig  personen  vermeintind,  dass 
inen  by  den  fällen  mer  abgenommen  wäre,  dann  die 
vertrag  uswysend...  darumb  soll  denselben  personen 
ir  recht  vorbehalten  sin  gegen  herrn  abt,  sin  gnad 
mit  recht  darumb  zuo  e.'  1525,  Absch.  (G).  Ohne  art- 
bestimmenden Zusatz.  .[Ich,  der  Angeklagte,  habe 
das  Gefundene]  minem  meister  . . .  gezöigt  und  daby 
geseit,  wie  und  wa  ich  das  funden  gefiept  und  daran 
nützit  verswigen  . . .  desshalb  ich  nit  hoff  mir  das 
fürer  uffgehebt  noch  ich  darumb  von  iemant  ersuocht 
werden  sölte.'  1473,  Z  RB.  ,[1496  vertrieben  die  Wal- 
liser ihren  Bischof]  von  vil  seltsamer  Ursachen  wegen, 
under  andern)  dass  er  ...  sine  undertanen  um  miss- 
taten uss  der  sacramentlichen  bicht  ersuocht,  ouch  an 
Hb  und  guot  strafte.'  Ansh.  ,[A.  bestreitet,  der  B.  die 
Ehe  versprochen  zu  haben]  zuodem  was  der  handel 
wol  5  jar  angstanden,  ...  das  sy  in  nit  ersuocht.'  1541, 
Z  Ehegericht.  .Also  dass  die  Sächer  einanderen  im 
Vatterland  zu  e.  vermeinten.'  L  Ans.  .Wurde  Einem 
durch  Solches  Schaden  zuogefüegt,  der  mag  ihn 
e.  nach  den  Landträchten  ohne  Geferdt.'  GrD.  LB. 
.Wer  wider  obgemelte  Punkte  handelt,  soll  als  ein 
Untreuer  ersucht  und  abbestraft  werden.'  1732,  WLeuk. 

—  c)  übergehend  in  die  allgemeinere  Bed.  behelligen, 
belästigen.  ,Sy  vermainten,  das  man  inen  schaden 
[-Ersatz]  schuldig  wäre;  jedoch  so  wöltend  sy  ...  iren 


221 


Sach,  sech,  sich,  socli,  such 


222 


gnädigen  herm  darurab  nit  e.'  1470,  Gßq.  .Der  selben 
drü  stuck  hat  min  gnediger  her  die  von  Flawil  . . . 
erlassen,  also  daz  sin  gnad  si  von  sölicher  dry  stucken 
wegen  niemer  mer  e.  noch  erlangen  [werde].'  1512, 
GT.  ßq.  ,Das  dewedry  party  die  andern  ...  zu  keinen 
künftigen  zyten  keineswegs  soll  e.,  betrüeben  noch 
anlangen.'  1516,  Absch.;  bei  Ryff,  Chr.  nach  einer 
andern  Copie  ,harsuochen.'  ,[Graf  Hans  von  Rappers- 
wil]  vorschreib  sich,  dass  er  die  statt  Zürich  von 
wägen  des  im  zuogefüegten  Schadens  nimmer  ineer  e. 
wolle.'  HBull.  Tig.  Bes.  in  der  Verbindung  , Einen 
nit  witer  e.'  ,Wenn  sy  im  die  tuond  [dem  Vogt  die 
Eide  leisten],  so  sol  er  sy  wyter  nit  e.  noch  trengen.' 
1467,  GRq.  ,[Wir  haben  vom  Bischof  verlangt]  uns  by 
unsern  und  unser  vorderen  herkommen,  friheitten  ... 
on  witer  e.  und  intrag  ruewclich  bliben  ze  lassen.' 
1477,  Bs  Chr.  ,[Die  Prozessierenden]  sollend  einandern 
deshalb  witer  und  ferer  nit  e.,  sonders  jeder  teil  sinen 
costen  an  im  selbs  haben.'  1527/9,  Z  RB.  ,Und  also 
ersass  der  gwaltig  strit  [bei  Fornovo  1495],  so  über 
ein  stund  hat  geweret,  dass  kein  teil  den  anderen 
witer  ersuocht.'  Ansh.  ,Ein  iewesender  Amptmann 
solle  die  Dorflüt  inskünftig  wegen  des  Dorfwaldes  nit 
weiters  e.  noch  molestieren.'  nach  1684,  Jenzer  1869. 
Übh.  Einen  anfechten,  plagen,  hernehmen.  ,Wie 
Christus  zuo  Petro  sprach:  nimm  war!  der  tüfel  hat 
üch  ersuocht,  dass  er  üch  rytrete  wie  den  weizen.' 
Zwingli.  ,Da  ist  er  [Jetzer]  vom  erdichten  geist  erst 
grülich  ersuocht  und  marterlich  geheiligt  worden.' 
Ansh.;  nachher  ,grülich  angefochten.'  ,Wo  die  gott- 
losen hoch  hinauf  kommend,  werdend  die  menschen 
ersuocht.'  1548/1667,  Prov.;  aievouai  SCxaioi.  LXX. 
,Wär  wüsste  des  Abrahams  glouben  und  standhafte, 
wenn  in  Gott  nit  durch  so  vilfaltige  trüebsalen  er- 
suocht und  erfaren  hette?'  Gualth.  1555.  Von  einer 
Arznei:  ,So  es  den  Patienten  nicht  recht  angreift 
und  ersucht,  magst  es  3  ander  Tag  auch  brauchen.' 
JRLandenb.  1608.  —  d)  fordernd  oder  bittend  angehn. 
,Als  man  die  widergetouften  mit  sollichem  gebott  [die 
Stadtkirche  zu  besuchen]  ersuochet,  ergrimtend  sy.' 
Ke3sl.  ,[Es  gebe  viele  Bürger,  die]  under  gar  keinem 
Haubtmann  noch  Rittmeister  begriffen,  da  sie,  wann 
sie  von  einem  Haubtmann  ersucht  werden,  fürgebind, 
seyind  under  einer  Compagnie  zu  Pferdt  oder  der- 
gleichen.' 1670,  Z  Kriegssachen.  ,Um  (in  B  lt  Zyro 
für)  Etw.  e.'',  wie  nhd.  allg.,  aber  nicht  volkstümlich. 
Da  ir  von  der  Eidgnossen  botten  dickermals  umb 
abstellung  der  schmächlichen  und  verletzlichen  büe- 
cher  und  usgiessungen  gebetten  und  ersuocht.'  1527, 
Absch.  (L  an  Z).  —  5.  mit  Acc.  S.,  (rechtlich)  fordern. 
.Pfand  ald  pfennig  mit  recht  e.';  s.  Bd  V  1115.  Aufs 
religiöse  Gebiet  übertr.  ,So  ist  eines  ieden  predgers 
amt,  dass  er  den  lastren  widerston  sol  . . .  oder  aber 
das  bluot  der  umkummenden  wird  ersuochet  von  sinen 
händen.'  Zwingli.  ,Wie  Christus  geredt  hat,  soll  der 
verkünder  des  worts  Gottes  nüt  verschwygen;  denn 
us  welches  verschwygen  die  schäfli  verirrt  umkämind, 
von  des  hand  wurde  ir  bluot  ersuocht.'  ebd.  ,Gott 
wirt  unser  bluot  und  kestigung  von  unseren  feinden 
wol  forderen  und  e.'  1530,  Judith;  ,an  . . .'  1707.  ,Gott 
wird  sin  zorn  in  die  eitern  senden,  e.  die  seelen  [der 
schlecht  erzogenen  Kinder]  us  iren  henden.'  »Salat  1537. 
—  er-suecht:  adj.  Ptc,  entsprechend  den  Bedd.  des 
Verbs.  Ausgesucht:  ,[lhr  mögt  das  Geld]  so  von  Un- 
sicherheit wegen  der  Strassen  üch  nit  hat  mögen  zuo- 


geschickt  werden,  durch  etliche  e-e  weg  zuo  üwern 
banden  bringen.'  Ansh.  (der  Papst  an  B).  Durch-, 
untersucht:  ,Das  jhenige,  so  ich  innerhalb  zehen  jaren 
auss  unzalbarlich  viel  e-en  instrumenten,  büechern, 
schritten  ...  mit  warheit  bejagen  mögen.'  Würstisen 
1580.  In  der  Formel  ,e.  und  unersuocht'  =  ge-suecht  2 
(Sp.  217).  ,Gächtlingen  ward  875  mit ...  Sturen,  Brü- 
chen und  Zinsen,  Ersuochtem  und  Unersuochtem  ... 
dem  Closter  Rhinow  vergäbet.'  JJRüeger  1606.  — 
un-ersuecht:  unangefochten,  unbehelligt;  oft  mit 
Gen.  der  Beziehung.  .[Zürich  soll]  dem  landvogt 
sichern  wandel  in  ir  statt . . .  wider  uftuon  und  wandlen 
lassen  ungefecht  und  onersuocht  aller  ergangen  sachen.' 
1525,  Absch.  ,Was  gnotes  jemand  ...  unangesprochen 
und  u.  einicher  rechten  besessen  ...'  1545,  ebd.  ,U. 
bliben.'  ,Hr  Conrad  Swend  [soll]  Herren  Abt  zuo 
Stein  beholfen  sind  gegen  den  küngelichen  raten, 
damit  er  u.  blibe.'  1492,  Z  RM.  .Kein  glid  blybt  [bei 
dem  Mode  gewordenen  gotteslästerlichen  Fluchen] 
Christo  onersuocht,  es  wirt  insunders  im  damit  gfluocht' 
Eckst.  1526.  .Dass  der  zechent,  der  caplanipfruond 
zuo  Winfelden  zuodienend,  harin  [mit  Steuern  an  die 
Kosten  der  Pfarrpfründe]  u.  und  unbeschwert  bliben 
soll.'  1530,  Absch.  ,U.  werden' :  .Das  weder  ietz  noch 
hernach  kain  span  noch  stos  wurde  und  man  zuo 
beiden  tailen  ruowig  und  sölicher  nüwerung  halb  u. 
werde.'  Rainsp.  1553.  ,U.  lassen.'  ,Er  getruwte,  sy 
sölte  inn  u.  und  by  sinem  zins  nach  des  briefs  sag 
beliben  lassen.'  1448,  AaB.  Urk.  ,So  begerend  wir  nüt 
anders,  den  daz  man  uns  beliben  lasse  bin  unser  statt 
altera  harkommen,  ouch  u.,  als  wir  vom  anfang  der 
blinden  beliben  sind.'  Edlib.  ,[L  begehrt,  dass  Z  und  B] 
si  sölichs  anzugs  rüewig  und  u.  wöllent  lassen.'  1529, 
Absch.  ,[N.  steuert  eine  Tochter  aus]  also  und  der 
meinig,  dass  sy  sol  demnach  ire  brüeder  in  eigen  und 
lengüetern  u.  lassen  nach  sinem  abgang,  sunder  sich 
ires  erbteils  lassen  vernüegen.'  1553,  MEsterm.  1882. 
,Wie  sy  [auf  der  Badener  Tagsatzung  1524]  im  [Vogt 
Wirth]  anhuobend  ouch  das  abtuon  der  bildem  und 
andere  fragen  den  glouben  belangend  fürhalten,  sprach 
einer  der  ratsbotten  von  Zürith:  trüwen  lieben  Eid- 
gnossen, das  ist  uns  nit  zuogesagt,  sunder  das  man 
dise  gefangnen  des  gloubens  halben  wölte  u.  lassen 
und  alein  fragen  von  dem  [Ittinger]  stürm.'  HBlll. 
1572.  .[Käufer  und  Verkäufer]  sollen  dann  im  üb- 
rigen einander  fürohin  u.  und  zufriden  lassen.'  ApI. 
LB.  ,In  Strit  und  Rechtsachen  entzwüschent  A.  und 
B.  von  wegen  ein  salvi  veni  Kuo  ist  ...  erkannt, 
sie  sollen  enander  u.  Ion.'  1780,  Rüdliger  IST.".. 
Eine  Tat  ,u.  lassen',  ungeahndet:  ,Dan  man  sich  wol 
verseehen  han  solt,  dass  unser  Aidgnossen  . . .  söliche 
tat  koum  onersuocht  wurden  lassen.'  Vad.  —  Einmal 
mit  starker  Bildung:  ,Diewyl  man  dess  vertrost  was,  man 
wurde  ein  gestift  by  aller  hab  und  guot  unersuochen  lassen.' 
XVI.,  Z.  —  , Ersuecher  m.:  perquisitor,  scrutator,  in- 
quisitor,  (conquisitor).'  Fris.;Mal. —  Ersuechungf. 
,E.,  erforschung,  examen,  inquisitio,  serutatio.  scruti- 
nium;  ein  fleissigee.,  disquisitio.'  Fris.;  Mal.  1.  Durch-, 
Untersuchung.  .Sine  [Hagenbachs]  diener  haben  vil 
Üppigkeit  mit  e-en  und  uffschnidungen  der  secken  be- 
gangen.' 1474,  Bs  Chr.  .Derhalb  in  allen  orten  und 
zuogewanten  der  Eidgnoschaft  vil  e.  beschach,  etlich 
zuo  tagen  ...  benämpt,  etlich  gfänklich  gehalten,  etlich 
pinlich  erfraget.'  Ansh.  —  2.  gerichtliche  Verfolgung. 
,Als   sich   vor  etwas  zites  irrungen,   e-en,  stösse  und 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


224 


spenne  erhept  band  zwüschent  ...'  1477,  Gfd.  ,Hiemit 
[soll]  aller  span,  e.  und  ansprach  hingelegt  ...  sin.' 
Ansb.  —  3.  Ersuchen.  ,So  darurab  von  unseren  lieben 
Eidtgnossen  von  Lucern  e.  an  uns  beschicht ...'  1517, 
ALechner  1906.     S.  noch  bittlich  (Bd  IV  1853). 

ab-er-:  gründlich  durchsuchen.  ,[Wir  haben] 
kein  Mensch  dorinn  [im  Hause]  nit  funden,  's  Gmach 
abersuecht  oben  und  unden.'  GGotth.  1619.  —  Us- 
er-: auserwählen.  ,Ich  hab  die  wyshait  lieb  gehept 
und  hab  sy  ussersuocht  von  miner  jugent.'  Hören 
1476.  _  üs-:  wie  nhd.  aussuchen  Aa;  B;  Th;  Z. 
's  ist  scho"  Alls  üsg'suecht  [die  besten  Stücke  sind 
schon  fort],  klagt  etwa  eine  Frau  beim  Einkaufen. 
,Karly  Hess  [unter  den  Gefallenen]  die  kristen  under 
den  beiden  uss  suochen,  das  man  innen  grebtnus  gebe.' 
Morgant  1530.  —  use°-:  (aus  einem  Haufen  oä.) 
heraussuchen  Aa;  Ap;  B;  Th;  Z. 

ver-:  ,erfaren,  anfachten,  periclitari,  tentare,  ex- 
perimentum  capere,  experimenta  agere,  attentare,  fa- 
cere  periculum,  experiri,  pertentare.'  Fris.;  Mal. 
1.  Jmd  angehn.  a)  feindlich,  angreifen.  ,[Wir  lagen 
gegen  den  Herzog  zu  Felde]  16  tag  und  nacht,  daz 
die  figint  alle  tag  zuo  uns  koment  und  mit  uns  schal- 
müzten  und  uns  dicke  versuochten  und  hertenclichen 
angriffent.'  Z  Chr.  1336/1446.  —  b)  bittend,  ersuchen 
Ap.  Ieh  mächt  de"  Hop'me"  v.,  minn  AHrag  Mn  Nach- 
trag z'  nen  ond  i"  's  Mer.  ATobler  1909.  —  2.  pein- 
lich verhören.  ,Geben  8  pfd  6  ß  um  arme  Leute  zu  v.' 
1487,  Bs  (Ochs  V  57).  —  3.  untersuchen,  prüfen,  pro- 
bieren, a) Personen,  a)  von  ärztlicher  Untersuchung; 
spec.  von  der  amtlichen  Untersuchung  Aussatzverdäch- 
tiger. Syn.  besehen,  -schäumen.  , [Auf  die  Bitte  des  Rates 
von  Baden  haben  Stadtarzt  und  Scherer  von  Basel] 
den  A.  von  obern  Baden  besehen  und  versuocht  [und 
ihn  für  aussätzig  erklärt.  Es  wird  beschlossen,  ihn] 
anderwerbe  ze  versuochende,  ob  er  des  siechtagen  der 
ussetzigkeit  uf  dise  zyte  schuldig  sie  oder  nit ...  und 
durch  merer  Sicherheit  willen  noch  zwen  meistere  sche- 
rer hantwerkes  zuo  inen  ze  nemende  und  die  by  der 
versuochung  by  inen  ze  habende.'  1427,  AaB.  Urk.  In 
den  BStadtrechn.il  (1433/45)  erscheinen  regelmässig 
Ausgaben  an  Ärzte  für  .arme  mönschen  [oä.]  ze  v.'; 
1434  wird  verfügt,  ,daz  die  meister,  so  die  erberen 
lüt,  die  an  der  ussetzige  geschuldiget  werdent,  ver- 
suochend  ...  nit  mer  denn  drü  pfunt  pfenigen  ze  lone 
nemen  sollent'  B  StR.  ,[A.  behauptet,  B.  sei  aus- 
sätzig] und  ich  wil  den  Ion  von  im  gen,  das  man  in 
versuoch,  und  ist  ers  nit,  wil  ich  der  straff  erwarten 
...  schickend  in  min  herren  gen  Costenz  und  lassent 
in  v.,  so  wil  ich  in  minen  costen  dar  riten.'  1453,  Z 
RB.  ,[Eine  Frau]  die  des  ussatzes  halb  etwa  dick 
versuocht.'  1541,  Z  Ehegericht.  S.  noch  Unschuld- 
Brief  (BdV483);  Schön-Brief  (ebd.);  un-rein  (Bd  VI 
990);  Un-reinigkeit  (ebd.).  Zu  anderm  Zwecke:  ,Die 
gesellen  rettind,  der  Vitt  möchte  nütz;  also  rette  er 
[der  Kläger]  zuo  im:  Vitt,  du  solt  tuon  als  Petter 
Kopf:  lass  dich  in  ein  standen  setzen  und  lass  dich 
v.,  so  weist  man,  ob  du  macht  oder  nit;  antwurtte  im 
der  genant  Vitt,  er  sölte  in  ob  sinem  wib  lassen  v.' 
1457,  ZRB.  Tiere:  ,Man  sol  inen  [den  Gänsen]  nit 
gstatten,  dass  sy  ausswendig  des  hofs  legind,  sunder 
so  man  sieht,  dass  sy  einen  sitz  suochend,  sol  man 
sy  nidertrucken  und  v.;  dann  so  die  zeit  hie  ist,  so 
greift  man  das  ei  mit  dem  finger,  das  ligt  inen  aller- 
vorderst  im  legdarm.'  Vogelb.  1557.  —  ß)  prüfen,  auf 


die  Probe  stellen  B  (Zyro).  Mit  Bez.  auf  Verhalten, 
Charakter,  Kenntnisse.  N.  wird  von  einer  Trinkge- 
sellschaft zum  Fass  geschickt,  um  nachzusehen,  wie 
viel  ihnen  aufgeschrieben  sei;  er  berichtet  ,9'/2  köpf 
wins;  rettend  sy,  sy  hettint  vor  zwen  dahin  geschickt 
gehept  und  die  nit  mer  dann  von  9  köpfen  geseit; 
denen  er  güetlich  antwurte,  so  sy  also  vor  dahin  ge- 
schickt hettint,  was  sy  im  denn  das  ouch  ze  empfelhen 
wöltent;  es  were  glich,  als  ob  sy  in  darin  v.  wöltent.' 
1477,  Z  RB.  ,[Vor  der  Aufnahme  ins  Bürgerrecht] 
soll  einer  versuocht  werden,  ob  er  sich  halte  in  jars 
frist  . . .  denn  so  mögend  ein  vogt  und  rät  in  zuo 
einem  burger  annämen.'  um  1500,  AAKlingn.  StR.  ,Er 
wer  in  eins  nachpuren  hus  komen  und  ira  der  be- 
schlan'ung  angemuotet;  das  schlüeg  sy  im  mit  ruchen 
Worten  ab  und  rette:  worfür  siest  mich  an?  ...  Do 
seite  er:  tuo  nit  so  letz,  ich  han  dich  nun  wellen  also 
v.'  1538,  Z  Ehegericht.  ,Ad  lectionem  theologicam  [den 
Professor]  a  Rümlang  v.;  nit  bestätgen.'  1548,  B  RM. 

—  Y)  ln  der  kirchlichen  Spr.  uneig.  von  göttlichen 
Prüfungen;  s.  siech  (Sp.  191  u.),  sowie  Ver-suechniss. 

—  8)  refl.,  sich  (,an,  mit,  gegen'  Jmd)  im  Kampfe 
messen.  ,So  will  ich  mich  an  inen  v.'  Morgant  1530. 
,Ich  bin  in  diss  land  kommen,  daz  ich  mich  mit  üch 
versuoch  im  hämisch.'  ebd.  ,Du  muost  dich  gegen 
Rengnolden  v.'  Haimonsk.  1531.  ,Die  jungen  werdend 
all  frölich  sin  sich  ze  v.'  ebd.  —  b)  Sachen.  ZB.  eine 
neue  Orgel;  s.  ge-recht  (Bd  VI  225  u.).  Zehntenkorn: 
,So  die  väsen  ungevarlich  getröschen,  das  sy  dann 
versuocht  und  dem  selben  nach  also  genommen  wer- 
den.' 1495,  Z  RM.  Einen  Schlüssel,  ein  Kleidungs- 
stück ,v.',  probieren.  ,Metzi  Kolerin  gieng  in  der  N. 
hus,  besuocht  den  Schlüssel,  ob  er  die  schloss  noch 
uff  tat,  kam  widerumb  zuo  dem  N.,  seit  im,  sy  hett 
den  Schlüssel  versuocht,  der  tat  uff.'  1440,  Z  RB.  ,Also 
giengent  ein  schnider  und  ein  weber  vor  inen;  hette 
der  schnider  zwen  holzschuoch  an,  die  enpfielent  im 
me  denn  einest;  also  rette  der  Hügli  in  schimpfswise, 
ich  sölt  die  holzschuoch  ouch  v.,  ob  sy  mir  eben 
weren.'  1453,  ebd.  ,Es  klagt  A.  uf  B.,  er  hette  sinem 
wib  ein  rock  gemachet,  und  da  er  ira  den  rock  ver- 
suochte,  bette  er  sy  [um  baldige  Bezahlung].'  1456,  ebd. 
Insbes.  a)  Münzen,  Silber,  Gold  prüfen.  ,Swenne 
und  swie  dicke  und  swelre  stunde  der  bischof  wil,  so 
sol  er  die  münze  versuechen  ...  Der  scholteizze  sol 
cripfen  bereiter  phenninge  ein  hant  vol  . . .  und  ver- 
suechen [!]  vor  dem  bischofe  . . .  ze  wage  mit  gelöte 
und  ouch  ze  vüre  . . .  Zem  vüre  sol  man  ouch  die 
phenninge  versuechen  ...'  um  1270,  Bs  Rq.  I  8/9.  ,Do 
man  die  münz  versuocht,  zart  man  2  lib.'  1375,  B 
StRechn.  ,Ob  dekein  der  vorgeschriben  münzen  ge- 
macht werden,  die  dann  . . .  ze  Hecht  were,  als  man 
die  versuocht . . .'  1425,  Absch.  ,[Auf  die  Versicherung, 
das  zum  Kauf  angebotene  Silber  sei  ,guot  und  ge- 
recht'] hat  der  münzmeister  gefraget,  wer  es  versuocht 
hab;  hat  der  [Verkäufer]  gerett:  der  N.  [ein  Gold- 
schmied] hat  es  versuocht;  ...  sprach  der  münzmeister: 
hat  der  N.  das  versuocht,  so  hab  ich  es  doch  nit  recht 
funden.'  1430,  Z  RB.  ,Win  in  die  münz,  als  man  die 
münz  versuocht,  18  ß.'  1436,  B  StRechn.  S.  noch  malen 
12  (Bd  IV  152);  Pfänning  (Bd  V  1110).  —  ß)  .Soll  man 
alle  gewicht  und  die  wagen  fechten  und  v.'  1480,  L 
RB.  —  y)  Speisen,  Getränke  v.,  kosten  Aa;  Bs;  B; 
„VO";  Gl;  Gr;  L;  S;  Th;  Z;  Synn.  choren  (Bd  III 
446);   chusten  (ebd.  555);  probieren  (Bd  V  305).    Da 


225 


Sach,  secli,  sich,  soch,  such 


2-.'.; 


hast  es  Möckli  zum  v.  De"  Wi"  v.  Versuech  das  Most 
dö;  gell,  da'  ist  guet!  AaF.  Hesch  versuecht,  ist  ä" 
Suppe"  g'salzni  g'nueg?  BSi.  Wie  isch-es  du  [beim 
Schnapsbrennen]  g' gange"?  Fr  het  geng  versuecht  u"11 
versuecht,  derbi  isch-er  volle  worde".  CWeibel  1885. 
S.  noch  Pfarrer  (Bd  V  1173;  ähnlich  ZAnd.,  Marth., 
Ölungen).  .[Eine  Wirtin  kauft  Wein  mit  Vorbehalt] 
off  iren  mann  hin,  wann  er  den  win  versuoch  und 
wie  ald  ob  er  im  gefalle,  so  solle  und  müesse  es  ein 
kouff  sin.'  1542,  ZFlaach.  ,So  die  von  Zolliken  nüt, 
wie  aber  bilich,  den  [Wein-]zeenden  gäben  oder  mit 
dem  v.  des  sassers  ald  anderen  missbrüchen  ...  für- 
faren.'  1560,  aZoll.  1899.  ,V.,  küsten  als  speiss  und 
trank,  (de)gustare,  sapere,  (de)libare;  bloss  v.  and  mit 
den  läfzen  anrüeren,  libare;  den  wein  v.  und  schetzen, 
censuram  vini  facere.'  Fris.  ;  Mal.  ,Die  Speise  v., 
eibos  delibare.'  Hosp.  , Darnach  musts  v.,  ob  das  Wasser 
nach  gesalzen  seye.'  Z  Kochb.  XVIII.  Wänd-er  tvider 
uss  dem  hindern  Fass  oder  wänd-er  jetz  a  Mass  uss 
dem  vordem  Fass  a'  i\?  ...  Versuoehet  jetz  da  da. 
Göldi  1712.  Schmecken:  ,Dis  sint  die  5  sinne:  ge- 
siebt, gehörde,  gesmak  [Geruch],  v.  mit  dem  munde  und 
berüerde.'  XIV.,  Bs  (Wack.  1876);  vgl.  Bed.  4.  Über- 
gehend in  die  Bed.  ein  Weniges  geuiessen.  Dem 
säge"  mir  nid  g'gesse":  Bas  isch  nume"  versuecht!  zu 
einem  Gaste,  der  wenig  isst  Aa;  Z.  Fr  hat 's  blas'  ä  [auch] 
versuecht,  zB.  ein  Kranker  seine  Mahlzeit  Z.  Ich  ha" 
scho"  lang  kä"  Chäs  me  versuecht,  de  Toktcr  hät-mer- 
e"  verbotte".  ebd.  ,Es  hat  sicli  wol  gen,  do  guet  fründ 
und  gesellen  zuo  mir  körnen  sind,  do  band  si  ouch 
mit  mir  versuocht  [näml.  Fleisch  in  der  Fastenzeit].' 
1522,  Verteidigungsschrift  ChrFroschauers.  Fr  häd 
us  siner  Kuchi  kein  einziga  Bissa,  no  us  sim  Keller 
kein  einziga  Tropfa  nie  versuecht,  sonder  häd  die  ganze 
Nacht  duri  g'fastet.  AKornhoffer  1656.  ,Hand  ir  dann 
schon  so  veil  Tag  kein  Spys  versuocht?'  JMahl.  1674. 
Ich  [habe]  seit  hüt  a  Mora  früh  . . .  Nüd  versuocht. 
Göldi  1712;  so  noch  heute.  —  c)  mit  abstr.  übj.  ,üas 
rächt  v.,  dem  rächten  nachgon,  ius  experiri;  ein  gängle 
v.,  certamen  experiri.'  Fris.;  Mal.  , Sin  heil,  glück  v.' 
,Also  neme  es  [Nesly  Ambüel]  ein  kanten  und  hiesse 
inn  mit  im  gan;  also  gienge  er  mit  im  in  den  keller, 
da  habe  er  das  liecht  ablassen  und  weite  sin  heil  an 
im  versuocht  haben  . . .  Also  warte  es  sich,  da  Hesse 
er  darvon  und  tätte  im  nützit.'  1455,  Z  RB.  ,N.  gab 
sin  antwort,  er  lougnete  der  byligung  nit,  syge  aber 
der  maassen  darzuo  gereizt  worden,  das  im  das  ein 
schand  gwesen,  so  er  nit  sin  heil  versuocht  hette.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Sein  heil  oder  glück  v.,  aleam 
omnem  iacere.'  Fris.;  Mal.  ,I)ie  leer  bloss  ein  wenig 
v.,  leviter  attingere  studia.'  ebd.  —  d)  mit  abh.  Satze. 
,NN.  söllent  darby  sin,  wann  der  herr  von  Einsidlen 
von  den  gotzhuslüten  den  eid  zu  Erlibach  innimpt 
und  ouch  v.,  das  inen  der  eid  nach  miner  herren  bruch 
gegeben  und  die  heiligen  darinn  niendert  benempt 
werdint.'  1569,  Z  EM.  Weitres  bei  Mal.  433  c/d.  — 
4.  schmecken,  =  ,den  Geschmack  von  Etw.  in  einer 
Speise  finden'  BHk.,  .spüren,  merken'  BBe.  Me"  ver- 
suecht der  Zucker  drinne"  [zB.  in  einem  Getränk]  BHk. 
—  Eigentümlich:  ,[Es]  habend  sich  die  uff  Geiss  anders- 
wobar  unib  einen  Seelsorger  versnoben  wollen.'  158S,  Ap  JB. 
1898  (Brief  des  Pfarrers  von  Herisau);  verlesen  für  ,ver- 
sechen'  (s.  ver-athen)  ?  vgl.  aber  die  ganz  parallele  Wendung 
unter  be-mechen  i  b.  —  Versuechen  n.  ,Da  sprach  der 
A.:  es  ist  als  vil  hinder  mir  als  hinder  dir;  da  sprach 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


der  B.,  das  läge  an  einem  v.'  1425,  Z  RB.  .Dem  N. 
nochmal  ein  v.,  ob  es  etwas  fruchtbars  gefunden  möchte 
werden;  wo  nitt,  har,  die  pfruend  uffgeben.'  1  •'>::•_'.  I: 
RM.  ,N.,  dem  messerschmid,  welliches  hantwerch  er 
lybs  bresten  halb  nit  mer  triben  mag,  ist  uff  v.  hin 
bewilliget,  das  er  alhie  schuol  halten  möge.'  1563,  Z 
RM.  —  ver-suecht:  erfahren,  erprobt.  ,V.,  erfaren, 
periclitatus.'  Fris.;  Mal.  ,Er  ist  ein  versuchter  Mann.' 
Hosp.  .War  alles  wackere  junge  Bursch  und  ein  wohl- 
versuchtes und  abgerichtes  Volk.'  1635,  K  Wild  1847. 
S.  noch  un-ge-bachen  (Bd  IV  959).  —  un-:  =  un-er- 
suecht  (S[>.  222).  .Deshalb  von  uns  [den  Bernern]  un- 
bekümbeit  und  u.'  1476,  Aar.  StR.  ,NN.  sollen  von 
tinsern  lantvögten  ...  u.  und  unangefochten  blyben.' 
1568,  Th.  —  Ver-suecher  m.:  1.  pers.  a)  amtlicher 
Münzprüfer;  Syn.  Probierer  1  a  (Bd  V  365).  ,Dera 
münzmeister  ...  den  v-n  und  dem  goldschmid  ...'  1425, 
Absch.  ,Es  ist  ouch  berett,  ...  daz  wir  mit  unsern 
v-n  verschaffen  sullen,  daz  die  selben  versuocher  einem 
unserm  münzmeister  nit  mer  geltes  ...  versuochen 
sullen  zu  einem  mal  dann  50  march,  oder  54  march 
by  dem  meisten,  aber  darunder  mag  man  ...  wol  ver- 
suochen.' ebd.  Auch  1482,  B.  ,Eim  v.  sol  er  [der 
Münzmeister]  geben  sin  Ion  . . .  und  die  versuoch- 
körner  sol  eins  gehören  Sant  Leodegarem  unserm 
patron  und  das  ander  körn  dem  v.'  1495,  L  (Sog.). 
S.  noch  malen  12  (Bd  IV  152);  ge-recht  (Bd  VI  225). 

—  b)  wer  Etw.  kostet,  sich  damit  abgibt;  nur  in 
Spottnamen.  Äntlibuecher,  Brödversuecher,  Bere"bisser, 
Hose"schisser  L;  vgl.  AfV.  VII  273.  Gülle"versuecher, 
Übername  der  Riesbacher  Z  (heute  dafür  Gülle" würm); 
vgl.  aZoll.  1899,  450.  —  2.  Versuecherli  B;  „Gl";  Gk; 
L;  „S;  Vw;  Zg";  Z  lt  Spillm.,  Versuecherli  Aa;  Z, 
=  Ver-suech  b  (Sp.  207);  Syn.  Probiererli  (Bd  V  306). 
,Im  Engadin  besteht  die  schöne  Sitte,  wonach  sehr 
viele  ...  wenn  sie  für  ihren  Privatgebrauch  schlachten, 
Verwandten,  Freunden  etc.  eine  Portion  frischen  Flei- 
sches, das  Versuecherli,  in  die  Häuser  tragen  oder 
schicken.'  Tscb.  Übertr.,  Probestück  B.  .Drauf  los, 
ihr  Emmenthaler  Schwinger!  Wollen  heut  den  Zür- 
cher Herrlein  ein  Versucherli  geben  von  Bernerfäu- 
sten.'  ADiethelm  1897.  —  M  ü  n  z  - :  =  Ver-suecher  1  a. 
,Den  münzversuoehern  den  win,  tuot  des  halben  jars 
IIb.  11  ß.'  1443,  BStRechn.;  ebenso  1444,  ebd.  — Ver- 
suechniss,  ,-nuss'  f.:  1.  Versuchung,  Prüfung.  ,Item 
er  [der  hl.  Geist]  wirt  auch  geben,  das  ich  mit  freiem 
geniüet  möge  verachten  alle  anfächtung,  versuochnus, 
kerker...'  JStümpf  1541.  .[Christus]  ist  in  all  wyss 
und  wäg  wie  wir  arme  menschen  versuocht  worden, 
damit  wir  wüsstind,  dass  er  mit  uns  in  unseren  ver- 
suochnussen  ein  mitlyden  haben  wurde.'  Güalth.  1555. 

—  2.  Geschraacksinn.  ,Der  spiritus  in  den  äugen  gibt 
das  gesicht,  der  in  der  nasen  den  geschmack,  in  der 
zungen  die  versuochnis.'  ASitz  1576.  —  Ver-sue- 
chung  f.  ,V.,  experientia,  experimentum.  tentatio.' 
Fris.;  Mal.  ,V.,  eigentlich  ob  ein  ding  bitter,  säur 
oder  süess  seie,  gustatus,  gustatio,  sapor.'  ebd.  S.  auch 
ver-suechen  3  aa.  (Sp.  223). 

für-.  Dazu  Für-suecher  m.  ,F.  waren  Leute, 
welche  [vor  der  Jagd]  die  Spuren  des  Wildes  aufzu- 
suchen hatten  und  überhaupt  bei  den  Jagden  behilf- 
lich sein  mussten.'  Brodbeck,  Gesch.  der  Stadt  Liestal 
170.  —  Vgl.  .vorsuchen'  (auch  , Vorsuche')  als  Jägerausdr. 
bei  Adelung  IV   1305;   Fischer   11    1619. 

füre"-:    hervorsuchen    Aa;    Ap;    B;    Th;    Z  und 


2L'7 


Sach,  sech,  sich,  soch,  such 


weiterhin.  I'h  will  's  denn  f.,  bis  d*  tvider  chunnst. 
,[Nach  dem  Einsturz  des  Luzerner  Zeughauses  musste 
man  die  Büchsen  usw.]  uss  dem  wasser  [der  Reuss] 
fürhinsuochen.'  UMet.  Chr.  1540/73. 

heim-:  1.  (in  freundlicher  Absicht)  besuchen  PAL; 
W.  ,Wie  sich  uff  ein  zite  gefüegt,  das  NN.  den  A. 
als  iren  guoten  fründ  heimgesuocht  haben.'  1468,  Z 
EB.  .Christus  spricht  Matth.  XXV.,  dass  die  in  nit 
in  dem  armen  gespyst,  getränkt,  zeherberg  genommen, 
bekleidet,  heimgesuocht  . . .  habend,  in  das  ewig  für 
verfluocht  werdend.'  Zwingli;  ,besuochet.'  1530,  Matth. 
,Wie  der  weibel  den  vogt  h.  soll.  [Er  soll]  all  tag 
zwei  mal  zum  scbloss  ald  zum  vogt  kommen,  ob  sin 
der  selb  begeren  wurde,  und  denne  soll  im  der  vogt 
ein  suppen  zegeben  schuldig  sin.'  1534,  ZAnd.  Herr- 
schaftsr. ,[Pfarrer  N.  habe  sich  während  der  Pestzeit] 
wohl  gehalten,  arm  und  rieh  heimgesuocht,  auch  flissig 
uf  den  berg  und  umligendi  höfen  gangen.'  1561/5, 
aZoll.  1899.  ,Eamus  visere,  wir  wollend  in  gon  h.; 
revise  nos  aliquando,  suoch  uns  etwan  heim;  revise 
ad  me,  heimsuoch  mich  einmal;  clinicus,  ein  arzet, 
der  die  bettrisen  arznet  und  sy  heimsuocht.'  Fris.; 
Mal.  ,N.  ist  hie  abgstigen  und  sin  alt  Quartier  heimb- 
gsuocht.'  1622,  Bs  JB.  1888.  ,Nochber  Jockele,  het  ich 
wissen  von  dir  so  eigentliche  Ding  zu  erfaren,  war 
längsten  zu  dir  zehuss  koo  und  dich  heimgsucht.' 
Kunkelstübe  1655.  ,[Es  soll]  sonderlich  auf  diejenigen 
genaue  Achtung  gegeben  . . .  werden,  welche  nur  um 
Lusts  und  Heimsuchens  willen  auf  die  Sonntag  sich 
dahin  [nach  Baden]  begeben.'  1680,  Z  Mand.,  so  noch 
1723.  ,Gott  Vodä  der  alt:  grüess  mer  Sant  Margret! 
St  Michel:  tue  sie  auch  heimsuechä,  sie  backet  morn, 
es  gibt  ä  Kuechä.'  Tyrolersp.  1743.  ,Erst  vorrig  ist 
der  Kr.  mit  sim  Schwager  . . .  inä  gongä;  dank,  si 
wärdid  dar  Hr  K.  heimsuechä  tcellä.'  Talhochz.  1781. 
Vom  Besucli  von  Wallfahrtsorten  und  Kirchen.  , Allen, 
die  heimsuochend  unser  gotzhuss  mit  andacht...'  1337, 
AWild  1883.  ,Er  were  ein  wirt  und  metzger,  und 
kernen  vil  biderber  lüten,  frömbd  und  heimsch,  zuo 
im,  so  da  heimsuochtind  die  wirdigen  muoter  sant 
Anna.'  1486,  ZSth.  ,Die  wirdig  muoter  Gottes  magt 
Mariam,  dero  walstatt  ze  den  Einsidlen  er  ein  lange 
zit  jarlieh  geheimsuocht.'  1534,  Äg.Tschudi.  ,Die  rö- 
mische bischöf  [haben]  angesechen,  das  man  solle  und 
möge  der  abgestorbnen  haiigen  gräber  h.'  Kessl.  S. 
noch  rlten  (Bd  VI  1669  o.).  —  2.  feindlich  heimsuchen; 
oft  mit  verdeutlichender  Bestimmung.  ,Swa  dekein 
burger  den  andern  alt  sin  gesinde  oder  sin  geste  vre- 
fenlich  ...  heime  suochet  mit  gewafenter  haut  ...  der 
git  der  stat  ze  buosse  zehen  march.'  Z  RBr.  ,Swela 
burger  hie  den  andern  frävelich  haimsuochet,  der  git 
der  stat  ze  buosse  zehen  phunt.'  Sch  StB.  XIV.  ,l>as 
all  ir  buossen  ntit  hoher  sigint  denn  dry  Schilling, 
usgesetzt  h.  under  eins  ruossigen  rafen,  herdfellig 
machen,  bluotruns  machen...'  1439,  ZMönch.  ,Die 
vier  ungericht,  das  sind  nachtschach,  h.,  notzucht  und 
fridprech  wunden.'  1459,  JGöldi  1897;  vgl.  Heimsuech 
(Sp.  207).  ,Wer  . . .  den  andren  heimsuocht  mit  ge- 
waffneter  hand  ...'  1484,  Schw  Rq.  S.  noch  Rafen  (Bd 
VI  635).  —  Heim-suechi  f.:  zum  Vor.  2;  s.  Blunier 
RG.  I  159.  413/5.  ,Von  h-i.  Da  ein  burger  den  andern 
burger  heimsuochet  mit  schaden,  der  git  eine  marche, 
äne  schaden  ein  halbe  march.  Da  ein  burger  den 
andern  heimsuochet  mit  gewafenter  hant,  das  stat  nah 
der  wunden.    Geschult  es  äne  wafen  und  äne  schaden, 


gebe  aine  marche  Silbers  ze  buoze  und  sol  zwene 
manode  von  der  stat  sin.  Und  ist  das  ain  h-i,  der 
den  andern  vrävellichen  überj_die  swelle  aide  in  das 
hus  jaget  aide  suochet  aide  der  an  sine  türe  vrävel- 
lichen bozot,  wirfet  und  stozet  aide  der  in  beschultet 
in  sinem  huse  ald  der  in  vrävellichen  herus  vorderot.' 
Sch  RBr.  1291.  Ähnlich  im  ZRBr.;  dazu  noch:  ,Von 
h-i  mit  brande,  mit  roube,  boume  ald  reben  abslahenne: 
swel  burger  den  andern  burger  brennet,  roubet,  boume 
ald  reban  abe  slat  ane  recht,  da  sol  man  ...  dem  rate 
geben  zwo  march...'  ebd.  ,Wer  och  dem  andern 
frävelich  an  sin  hus  ald  darin  wirffet  oder  schüsset, 
der  sol  och  ain  h-i  besseren  an  allen  stucken.'  Sch 
StB.  XIV.  ,Item  der  nachtschach  und  h-e  ist  die 
höchste  buoss,  minera  herren  9  pfunt  und  dem  kleger 
3  lib.«  XV.,  Z  (ZfsR.).  ,Wer  ...  den  andern  fräfen- 
lichen  heimsuocht  innret  dry  fuessen  vor  siner  tür 
sines  husses,  der  hat  verschult  ein  h-i  und  sol  die 
buessen  mit  3  pfunden  dem  kleger.'  1483,  ZBül.  StR. 
(Schaubg);  ebenso  1531,  ZWth.  ,Wer  den  andren  uff, 
under  oder  in  dem  sinen  ald  indert  drien  füessen  vor 
siner  hustür  in  zorn  frävenlich  heimsuocht  ald  über- 
louft,  der  ist  ..  verfallen  ein  h-e  18  pfund.'  ZElgg 
Herrschaftsr.  1535.  S.  noch  Sp.  129.  —  Heim-sue- 
chungf.:  Besuch.  ,H.  der  kranken.'  1529,  Bs  (Ochs). 
—  Vgl.   Gr.   WB.   IV  2,   882/3. 

hüs-:  =  heim-suechen  •>.  ,Wer  h.  tuot  . . .  der  ist 
verfallen  1  pfunt  7  Schilling  ze  buoss.'  XIV.,  AALunkh. 
Hofr.  Von  amtlicher  Haussuchung:  ,ein  h.  tuon';  s. 
suechenla  (Sp.  212).  —  Hüs-suechi  f.:  Haussuchung 
AALeer.  (H.).  Die  Diebin  vergrub  das  Gestohlene, 
als  der  Weibel  eine  ,h-i'  veranstaltete.  1465,  L.  ,In 
disen  gefaren  unrüewigen  zyten  ward  mancherlei 
Zürich  geredt,  und  warend  ettliche  der  raten,  die  nit 
gross  gefallen  haftend  am  göttlichen  wort  . . .  dardurch 
ein  ersammer  rat  verursacht  ward,  ein  h-i  zuo  tuon, 
zuo  erfaren,  wemm  . . .  zuo  vertruwen  were  oder  nit.' 
HBull.  1572.—  Hüs-Sueching  f.:  =  dem  Vor.  Sch 
(Joh.  Meyer  1866).  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  691. 

nach  (hin)-:  1.  ,Dem  gspor  nachgon  oder  nachs., 
fieissigklich  und  gnaw  erforschen  und  suochen,  in- 
dagare;  nachs.,  biss  einer  findt,  pervestigare.'  Fris.; 
Mal.  Spec,  Nachlese  halten.  ,Das  nachs.,  nachwüm- 
men  oder  nachläsen  der  trauben,  raceraatio.'  Fris.; 
Mal.  ,Als  er  sy  bette,  das  sy  suber  wümen  weiten, 
geben  sy  zu  antwurt:  so  wir  es  jetzt  alls  abhüwen, 
so  betten  wir  nützit  nachzus.'  XVI.,  ZKüsn.  ,Soll 
Keiner  dem  Andern  nach  dem  Wimmeln  vor  Umfluss 
14  Tage  in  seinen  Reben  nachsuchen.'  GWbl.  1798. 
S.  noch  nachhin-süechlen.  —  2.  mit  Dat.  P.  a)  (im 
Kampfe)  scharf  zusetzen.  ,Daruf  ilt  inen  der  her- 
schaft volk  zuo  Bremgarten  nach  . . .  griffend  si  an, 
suochtend  inen  so  nach,  das  si  um  hilf  schruwend.' 
HBrennw.  Chr.  —  b)  näCe"J-,  no*(e")-s.,  innerlich 
zusetzen,  zu  Herzen  gehen,  zu  denken  geben  Sch; 
Th;  Z.  Das  Unglück  suecht  stärcher  Ei"'m  nä'h. 
JMUsteri.  Meist  unpers.  Es  (Da')  suecht-mer  näch. 
's  het-im  fürchtig  nb'hg 'suecht.  Das  suecht-em  iez  alli- 
wil  näe".  , Hierum  ist  an  üwer  wysheit  min  ...  ernst- 
lich bitt,  die  welle  sich  nit  lassen  beduren,  ob  der 
handel  [die  Untersuchung  wegen  einer  in  Konstanz 
umgehenden  Verleumdung  Zwingiis]  einem  glych  träf- 
fenlich  geachten  nachsuochen  wurde.'  1523,  Zwingli 
an  Konstanz.  ,Die  liebe  suocht  mir  nach,  appetit  nie 
amor;   aculeatum,   das  ...   dem    herzen    nachsuocht.' 


i,  sech,  sich,  soch,  such 


Fris.;  Mal.  , Liebe  Kinder,  ihr  Bässli  und  Vetterli, 
ihr  sind  uns  lieb  von  euweren  lieben  Eiteren  wegen 
und  hat  uns  nachgesucht  zu  verneininen,  wie  man 
mit  euch  unigange.'  1634,  JJBreit.  —  ,Näch-suecher 
m.:  indagator.'  Fris.  —  Nach-suechung  f.  ,Die 
heil,  römische  Inquisition  oder  N.  der  Ketzereien.' 
1661,  ADettling  1905.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  144. 

be:  1.  a)  suchen  nach  Etw.  Uneig.  ,Sine  narung 
b.';  s.  näch-kommen  1  (Bd  III  281).  ,Das  recht  b.',  = 
,das  r.  suechen'  (Sp.  213).  ,Wo  er  die  ansprach  nit 
vermeint  zu  erlassen,  dass  er  alhar  kommen  und  das 
r.  b.  mag.'  1532,  Strickler;  vgl.  Be-suechiny  1.  — 
b)  ,sich  um  Etw.  b.',  für  sich  nach  Etw.  suchen,  sich 
nach  Etw.  unisehn.  ,Als  man  sinen  fürstlichen  gnaden 
geschriben,  das  sy  umb  gschickt  gleert  menner  und 
professores  sich  b.  und  zu  Roschach  ein  hoche  schuol 
uffrichten  sollten  ...'  1551,  G.  —  2.  wie  nhd.  besuchen, 
allg.,  doch  wohl  nicht  überall  echt  volkstümlich;  vgl. 
auch  heims.  1.  Spec.  .einer  Person  den  Hof  machen' 
B  (Zyro),  ,mit  Dirnen  verkehren.'  ebd.  ,Vast  b.,  cele- 
brare;  ein  ort  vil  und  dick  b.,  locum  aliquem  fre- 
quentare.'  Fris.;  Mal.  Hilfsbedürftige  ,b.';  s.  auch 
heim-s.  1.  ,Darzuo  sollen  NN.  jetz  angentz  die  drü 
kind  b.  und  Iren,  der  muoter,  l/s  gl.  inn  seckel 
geben.'  1571,  Z  RM.  Oft  .einen  Tag  b.'  ,[Auch  einer 
zweiten  Vorladung  vor  Gericht]  soll  aber  einer  ge- 
horsamb  sein  und  den  selben  Tag  b.  Welcher  das 
nit  täte  und  solchen  Rechtstag  nit  besuochte  . . .'  ü 
LB.  Inspicieren  (vgl.  Bed.  4):  ,Ein  weibel  zuo  Schwa- 
mendingen  sol  der  pursame  behulfen  sin  . . .  ire  samen 
in  dem  fäld  und  die  eefaden  und  zun  zuo  b.  und  wo 
er  funde  das  inen  schädlich  sin  möchte,  inen  das 
selbige  anzezeigen.'  XVI.,  Hotz  1865.  Von  gericht- 
lichem Augenschein:  ,[I)ie  Schiedsrichter  sollen]  beder 
teil  stöss,  red  und  widerred  verhören  und  die  stöss 
b.'  AaB.  Urk.  1490.  —  3.  a)  mit  Acc.  P.,  Jmd  angehn. 
<x)  feindlich,  =  heim-suechen  2;  s.  Bd  VI  636  (Beleg 
von  1525).  Sonst  nur  von  kriegerischem  Angriff.  ,Wir 
sind  gan  Hessigen  zuo  zogen,  als  uns  ist  ze  wüssen 
ton,  dass  600  knecht  da  sollen  ligen,  die  b.'  1499, 
Dornach  1899.  ,Ich  bin  all  min  tag  nie  keins  maus 
zag  gsin,  darum  ich  hüt  der  erst  die  figend  b.  will.' 
HBrennw.  Chr.  ,Sitmal  ir  uns  schryben,  ine  uf  dem 
synen  nit  zuo  überziehen  ...  sind  wir  rätig  worden, 
den  künig  uf  dem  synen  nienen  ze  b.'  1521,  Absch. 
,Wir  vermeintend  nüt  gwüssers  dann  dass  wir  von 
dem  hufen,  so  in  der  statt  Heiland  lyt,  sölltend  an- 
gerennt  und  besuocht  werden  . . .  Wiewol  von  unsren 
Agenden  täglich  uns  getröut  und  enbotten  wirf,  wie 
sy  ...  uns  im  feld  zuo  b.  in  willen,  ist  sölichs  doch 
nie  von  inen  beschechen.'  1522,  Strickl.  ,[Im  Kriegs- 
fall soll  für  die  Zürcher  und  Konstanzer]  gemeldt 
schloss  Twiel  unser  offen  hus  sin  und  wir  . . .  unsere 
figend  von  disem  hus  zuo  b.  und  zuo  beschädigen 
guot  fuog,  recht  und  macht  haben.'  1529,  Abscb.  ,Den 
figend  uff  das  emstlichost  ze  b.  in  willens.'  1531, 
Strickler;  ebd.  noch  öfter.  Auch  bei  Ansh.  ,Den 
feind  nit  wollen  b.  oder  angreiften,  bellum  ducere.' 
Mal.  —  ß)  gerichtlich  belangen.  ,Ob  zwüschen 
sundrigen  personell  . . .  spän,  stöss  und  ansprach  er- 
wüechsen,  soll  der  kleger  dem  antwurter  nachfolgen 
und  in  vor  sinem  ordenlichen  richter  b.  und  anlangen.' 
1526,  Absch.  ,Sy  mögent  wol  vor  iren  grichten  ein- 
ander b.'  1541,  Z  Ehegericht.  ,Min  herren  wellent, 
das  N.  synes  brueders  suns  kinder  zuo  synen  banden 


nemmen,  und  wer  er  vermeint  im  die  zu  erzüchen 
schuldig  syge,  die  mag  er  darumb  b.  und  anlangen.' 
1566,  Z  RM.  ,Wenn  eis  nicht  täte,  würde  man  in  darum 
b.'  1585/1600,  ORingholz  1908.  .Soll  er  in  b.,  do  er 
gesessen.'  LAns.  .[Entgegen  der  landläufigen  Meinung, 
dass  wer  gegen  seinen  Willen  Etw.  beschädigt]  umb 
den  Schaden  möchte  besuecht  werden,  ist  angenommen 
worden:  solle  der  hieran  nit  Schuld  haben,  auch 
desentwillen  nit  angehalten  noch  besuecht  werden.' 
1675,  Schw  LB.  .Man  wurde  Einen  noch  weiter  nach 
Richter  und  Grichtserkantnuss  b.  und  straffen.'  Gr 
VDörf.  LS.  1692.  Oft  ,mit  (dem)  recht(en),  rechtlich(en) 
b.'  ,Soll  der  ansprecher  in  mit  recht  b.  und  sich  des 
rechten  benüegen  lassen.'  1538,  ZRegensb.  ,Es  ver- 
niögind  die  pünd,  das  menklich  den  andern  an  orten 
und  enden,  da  der  Schuldner  sesshaft,  mit  dem  rechten 
b.  soll.'  1559,  Gl.  ,Diewyl  sich  ...  erfunden,  das  ein 
fuorman  von  Schaffhusen  inne  ein  dieben  geschulten  ... 
so  solle  er  den  selbigen  in  den  nechsten  dryg  vier- 
zechen tagen  hierumb  rechtlich  b.  und  die  red  ab  im 
tuon.'  1563,  ZRM.  ....  solle  der  Ansprächer  den  An- 
gesprochenen mit  dem  Recht  under  dem  Richter,  alwo 
er,  Angesprochne,  sesshaft,  zu  b.  schuldig  sein.'  1637, 
U  LB.  .Einen  güet-  old  rechtlich  b.'  ebd.  S.  noch 
Bischt  (Bd  VI  264).  —  y)  bittend  angehn,  ersuchen. 
,L)ass  sy  in  ein  jeder  kilchhöre  den  widertouf  an- 
hebend one  verwilligung  oder  b.  der  gmeind.'  Zwingli. 
.[Zürich  schickte  überall  hin  Prädikanten]  uss  b.  der 
kilchhörinen.'  Sicher  1531.  ,[Die  eidg.  Gesandten 
baten  den  Papst]  wegen  der  zweien  stäten  Parm  und 
Plesens,  die  dem  jungen  herzogen  inzegeben;  hat  sin 
heilikeit  geantwort  ...  der  herzog  besuoch  in  doch 
nit  darum.'  Ansh.  —  b)  mit  Acc.  S.  ,Etw.  an  einen 
b.',  gerichtlich  fordern,  ihn  darum  belangen.  ,[Nach 
einem  Wortwechsel]  rett  der  Widler:  ich  mein,  dich 
bisse  nieswas.  Do  sprach  der  Bachs:  bisst  üch  gen 
mir  ützit,  oder  gebrist  üch  nieswas  an  mich,  das 
mögend  ir  an  mich  b.'  1444,  Z  RB.  In  allgemeinem)  S.: 
,. . .  band  also  an  beid  teil  so  ernstlieh  besuocht,  das 
sy  uns  sölicher  stöss  getruwind.'  1439/1500,  ÄAWett. 
—  4.  a)  durch-,  untersuchen.  ,Das  si  den  N.  eigen- 
lich  besehen  und  besuocht  habent  und  das  sy  in  aber 
ussetzig  funden  habent.'  1427,  AaB.  StR.  ,Den  Boden 
ganz  und  gar  b.  lassen.'  JLCys.  1661  (nach  Fischb. 
1563,  wo  ,ersuochen').  Uneig.  ,Hand  die  burger  den 
raten  enpfolhen  ze  b.  von  der  Juden  wegen,  die  gern 
in  unser  statt  zühen  wölten,  was  die  unsern  herren 
geben  oder  tuon  wellen.'  1424,  Z  StB.  ,A.  hab  sinem 
knecht  bevolhen  zu  dem  B.  ze  kerent  und  ze  be- 
suochent,  ob  er  [ein  Dritter]  im  das  (gelt)  geben  hett.' 
1483,  ZRB.  Probieren:  ,Ist,  dass  der  Engelhart  und 
sin  mitgesellen  die  [beanstandete]  gloggen  in  irem 
costen  uff  den  turn  ziehen  wellent,  die  ze  b.,  das 
man  inen  des  wol  gunne.'  1433,  Z  StB.;  vorher:  ,ver- 
suochen.'  —  b)  versuchen.  ,In  vergangnen  tagen  sind 
mengerlei  mittein,  die  zu  disen  dingen  forderlich  sin 
möchten,  besuocht.'  1473,  DSchill.  B.  Mit  abh.  Satze. 
,Min  herren  von  Bern  sullen  ...  understan  und  b.. 
sölich  irrung  in  aller  güete  zu  richten.'  1476,  Absch. 
Im  XV.  häufig  ,b.,  ob  ...';  zB. :  ,[Schwyz  soll]  noch 
botten  schiken  gen  Bern,  ze  b.,  ob  man  noch  die  sache 
deheines  weges  kunne  gestillen.'  1419,  Z  StB.  ,Die 
gesellen  woltend  b.,  ob  sy  sölich  stöss  betragen  möch- 
tind.'  Mio,  ZRB.  ,[Der  Plalzgraf  hatte]  gar  mechjtig 
botschaft  geschiben,  daz  si  besuochtend,  ob  die  krieg 


2:11 


Sach,  sech,  sich,  socli,  such 


in  der  güete  hingelegt  werden  möchtent.'  Ed'lib.  —  be- 
suecht:  1.  gesucht,  selten,  rar  UwE.    Syn.  be-süech(t). 

—  2.  in  der  Formel  ,besuochts  und  unbesuochts';  Tgl. 
ge-suecht  2  (Sp.  217),  er-sueeht  (Sp.  222).  ,[N.  verkauft 
einen  Hof]  mit  allen  nützen,  rechten  und  zuogehörden, 
es  sy  benempt  oder  unbenempt,  b-s  oder  u-s  . . .'  1412, 
AaB.  Urk.  ,Mit  benemptem  uud  unbenemptem,  b-em 
und  u-em.'  1413,  Th.  ,Es  sy  funden  oder  unfunden, 
b-z  und  u-z  . . .'  1568,  ZWäd.  —  un-:  =  un-ersuecht 
(Sp.  222).  .Also  sind  wir  derselben  nacht  in  sin  Wagen- 
burg geruckt  und  haben  die  bis  an  den  vierden  tag 
unbestritten  und  unbesuocht  ingehept.'  1476,  Bs  Chr. 

—  Be-suechi"g,  ,-ung'  f.:  1.  /Dem  N.  [soll]  die  Bat- 
stuben nit  änderst  mehr  als  zu  Bes.  des  Rechtens 
zu  besuchen  erlaubt  sein.'  1764,  U  Landsgemeinde- 
beschluss;  vgl.  be-suechen  1.  —  2.  Besuch  S.  Uf  B'sue- 
chi"g,  auf  Besuch.  ,Alle  Gelegenheit,  so  an  Bes.  der 
Kinderlehren  verhinderlich  sein  möchten.'  1650,  U  LB. 
,Die  Bes.  und  der  Gebrauch  diser  Bedern.'  1652, 
Ev.  Scbulbl.  1899.  ,Farläsigkeit ...  in  Bes.  des  Gottes- 
worts.' Bs  Mord  1665.  ,Die  jungen  Knaben  [sollen] 
der  ehrlichen  Übungen,  guten  Künsten  und  Wissen- 
schaften, Bes.  der  Canzleien  sich  befleissen.'  Z  Prädi- 
kantenordn.  1758.  , Unser  Frauen  Bes.',  Mariie  Heim- 
suchung. XV.,  Z.  —  Hüs-B'-suechifn)g:  1.  Haus- 
besuch durch  geistliche  oder  andere  Amtspersonen 
zum  Zwecke  der  Volkszählung  Ap  (TTobl.  280; 
JJSchläpfer  1839,  7).  Auch  1754,  AAKe.;  Z  Prädi- 
kantenordn.  1758.  —  2.  .obrigkeitliche  Durchsuchung 
des  Hauses'  ScHSt.  (Sulger);  Th.  H.  tue".  —  Vgl.  Gr. 
WB.   II   1688/9;  Schm.a  II  215;  Fischer  I  943. 

hinde  r-sich-:  rückwärts  nachforschen.  ,[Dic 
Bäte  entschlossen  sich  zur  Musterung  in  den  einzelnen 
Zünften,  weil]  man  im  h.,  ouch  by  den  eltisten  rats- 
fründen  und  andern  burgern  . . .  erfunden  hat,  das  in 
menscbengedechtnus  kein  gemeine  musterung  nie  ge- 
halten.' 1540,  Bs  Chr.  S.  noch  probieren  (Bd  V  305). 
—  ze-samen-,  z'säme"-:  wie  nhd.  allg.  ,So  hab  sy 
doch  über  söllichs  alle  ire  kleider  zusamengsuocht . .. 
und  syge  hinweg  glüffen.'  1538/40,  Z  Ehegericht,  ün- 
eig.  ,Das  N.  söllicher  Sachen  müessig  gange,  dann  wo 
er  mer  käme,  wurde  man  das  jetzig  und  dasselbig  zes.' 
1527/9,  ZKB.  .Diewyl  er  hübsch  Guet  verlassen, 
[soll]  Herr  Spendherr  in  Rechnig  allen  sinetwegen  er- 
litnen  Kosten  am  Almuossen  zes.  und  rechnen,  sel- 
bigen ...  die  Erben  halb  zallen.'  1618,  L  Ratsprot.  — 
durch-  untrennb.:  wie  nhd.  allg.  Ich  ha"  Alls,  alli  Sech 
dur'Huecht,  nach  Etw.  Vermisstem.  S.  noch  sibne» 
(Sp.  60).  Uneig.  von  Krankheiten,  ,1m  Bretigöüw  hat 
dise  krankheit  [die  Pest]  alle  alpen  durchsuocht.'  Ard. 
1572/1614.  ,In  Scharns  sturbent  [an  der  Pest]  700 
personen ;  durchsuocht  alle  dörfer  usgenomen  eins.'  ebd. 

z  u  e  - :  mit  Dat.  P.,  Jmdem  Etw.  anhaben,  ihn  wegen 
Etw.  belangen,  zur  Rechenschaft  ziehn.  ,Ob  wir  inen 
darumb  furbas  ützit  wölten  z.  . . .  das  wir  inen  vor 
wiilten  darumb  erberlich  sagen.'  1428,  Z  StB.  ,[Unter- 
walden  halte]  den,  der  es  geton  hab,  für  ein  redlichen 
guoten  Eidgnossen,  und  wenn  er  by  inen  wäre,  wurde 
im  nüt  arg  zuogesuocht.'  1524,  Absch.  ,Daz  unser 
lieb  alt  Eidgnossen  um  solichen  Unwillen  üch  weder 
jetz  noch  hienach  . . .  nützit  arges  noch  widrigs  z. 
sollen.'  1531,  ebd.  ,Ob  uns  ...  etwas  unfrüntlichs  von 
jemandem  gewaltiger  wyss  zuogesuocht  werden  wölte, 
dass  ir  dann  . . .  uns  hilflich  syn  wellint.'  1531,  ebd.  (Z). 
,Ob  man  mir  wett  am  lib  wider  sin  geheiss  etwas  z.' 


1532,  Strickl.  ,[Dem,  der  einen  Ehebrecher  tötet] 
wird  nüt  um  syn  todschlag  zuogesuocht.'  HBdll.  1540. 
So  noch  häufig  im  XVI./XV1I.;  vereinzelt  auch  noch 
im  XVIII.:  ,[Sie  sollen]  nacher  Hause  kommen,  wo 
ihnen  ihres  Fehlers  halben  nichts  zugesucht . . .  werden 
solle.'  Z  Mand.  1772.  ,An  Jmd':  ,So  wir  nit  allen 
sünden  weerend,  wird  Gott  es  an  uns  z.'  OWerdm. 
1552;  ,an  uns  suchen  und  strafen.'  Herborn  1588.  — 
Zue-Suechung  f.:  Versuchung  im  biblischen  S. 
Mehrfach  bei  JJUlr.  1718. 

Suecher  in.:  1.  a)  von  Personen.  .Kostlich  und 
ernstlich,  aber  vergeblich  suochen  eins  Salzbrunnen: 
...  do  aber  die  schlechten  suocher  nüt  konten  fin- 
den . . .'  Ansh.  Uneig.  ,Der  cardinal  von  Sitten,  als 
ein  Eidgnos  und  einer  Eidgnoschaft  lob  und  er  s.' 
ebd.  ,S.,  indagator,  inquisitor;  suocherin,  indagatrix:' 
Fris.;  Mal.  —  b)  von  Jagdhunden.  En  gueter  S.  allg. 
(Jägerspr.).  ,Zu  verkaufen  eine  4  Jahre  alte  Lauf- 
hündin, unermüdlicher  Sucher.'  BVolksztg  1903.  — 
2.  Dim.,  Sonde  der  Ärzte.  Syn.  Süechel.  .Süecherle, 
wundeisele,  wie  es  die  wundarzet  brauchend,  specil- 
lum.'  Fris.;  Mal.  , Kleine  eiserne  Instrumentlein,  so 
vom  Suechen  das  Suecherlin  genennet.'  FWürz  1612. 
1634  (öfter). 

Für-:  Feuerwächter.  ,3  fürsuocher  tags,  2  f. 
nachts.'  1446,  AABrugg  StR.  (unter  den  städtischen 
Ämtern).  —  Lüng-:  wer  gesenkten  Kopfes  einher- 
geht, Duckmäuser  L;  vgl.  die  Scherzfrage  suechst 
Lüng?  (Bd  HI  1296).  ,Wenn  wir  [Luzernerinnen] 
dann  einmal  ernstlich  ans  Heiraten  denken,  wollen 
wir  keinen  Lüngsucher  und  auch  keinen  Sternen- 
gucker; für  solche  würden  wir  nicht  nach  Michaels- 
kreuz, ja  nicht  einmal  ins  Schützenkäppeli  wallfahrten ; 
unsere  Zukünftigen  müssen  herzhaft  gradaus  schauen.' 
L  Landbote  1876.  — •  Blueme"-:  wer  ,den  Blumen 
sucht'  (s.  Sp.  216).  , Blumennutzer,  die  gegenüber  dem 
Bl.  Verlurste  erleiden,  können  dieselben  als  laufende 
Forderung  an  der  Masse  des  fallitgewordenen  Unter- 
pfandbesitzers geltend  machen.'  Ndw  Ges.  1867.  — 
Hinder-säss-:  Beamter,  der  den  ,Hindersässen' 
nachzugehn  hat?  ,Rechenherren  sollen  die  verzeich- 
nuss  der  hindersessen  ...  und  die  nüwen  und  alten 
Ordnungen  der  hindersessen  halb  in  bysin  der  ver- 
ordneten hindersess-suocheren  für  sich  nemmen.'  1590, 
ZRM.—  Sträle»-:  Kristallsucher  U  Urs.  —  Tun kel-: 
Finsterling  Ap;  s.  HKFrick  1900,  24.  —  Winkel-. 
,Winkelsuocherin.'XV.,BsSchimpfw.(ZfdW.VlII163). 
—  Wasser-:  Quellensucher  Z;  Syn.  W.- Schmecker. 
,Wassersuocher,  aquarum  indagator.'  Fris.;  Mal. 

Wiber-Suechetm.:  Brautschau  BLütz.  (Gotth.); 
s.  Bärnd.  1904,  555. 

Suechete"  f.:  das  Suchen,  bes.  von  lästigem, 
mühsamem  Suchen  Ap;  BGr.  (uf  a"  Heicsuecheta  gä". 
BiRND.   1908,  25(i);  Th;  Ndw;  W  (SüochetaJ;  Z. 

Suechi  f.:  Suche  Aa;  Ap;  B;  Gl;  Gk;  Th;  Z. 
Uf  d'  S.  gä«;  uf  der  S.  si".  Uf  der  S.  Mibe",  weiter 
suchen  Gl.  E"  S.  ha",  auch  von  mühsamem  Suchen 
BBolt,  auch  lt  Zyro.  Ich  will  de""  e"  S.  ha"  «•"'  biege", 
ob  r''  's  finde".  Ich  han  e"  S.  g'ha",  bis  ich  's  g'funde"  ha". 
Hüs-:  Haussuchung.  ,Es  folgt  bald  ein  ernstliche 
hussuoche  und  durchluffman  vilen  bürgeren  ire  hüser.' 
HBull.,  Tig.  ,Als  einsmals  ein  hussuoche  by  inen 
beschähen  ...'  Mal.  1593. 

Land-.     Bei  Gelegenheit  der  kürzlich  vorgenom- 


Sach,  secli,  sicli,  soch,  such 


'.'::i 


menen  ,landsuochi'  nach  den  Brennern  und  Feuer- 
einlegern hatte  A.  den  B.  der  Urheberschaft  verdach- 
tigt. 1524,  EEgli,  Act.  —  Vgl.  ,Lanusuchung'  bei  Gr. 
WB.  VI   145. 

Platz-:  das  Suchen  nach  einer  Anstellung  als 
Dienstbote  B;  Z.     Uf  der  PI.  si",  uf  d'  PI.  gä». 

suechig  süechig:  1.  act.  a)  forschend,  neugierig 
mTH.  —  b)  wählerisch  in  den  .Speisen  Z.  —  2.  pass., 
gesucht,  begehrt,  selten  ZS.,  Sth.  Der  guet  Wi"  ist  hur 
süechig.   Maitli,  wo  uf  ''em  Land  wand  schaffe",  sind  s. 

ge-suechig  Z  (Schulthess),  g' süechig  B;  Z:  I.  act. 
a)  =  dem  Vor.  1  a,  , neugierig'  Z  (Schulthess).  ,[Eras- 
mus,  vom  Bs  Rate  um  ein  Gutachten  über  Censur, 
Fasten  und  Priesterehe  ersucht,  möchte  gerne  dieses 
Ansuchen  ablehnen]  erstlich  dieweil  ich  nur  ein  gast 
bin  ...  und  keiner  in  frömden  oberkeiten  zuoviel 
gesüechig  sein  soll.'  Wurstisen  1580.  —  b)  eigen- 
nützig, habsüchtig,  in  kleinlicher  Weise  auf  materiellen 
Gewinn  bedacht  B;  Z.  En  G'süechige'',  ein  Geiziger 
ZBuss.  Ich  chönnt  eso  g'süechige"  Litte"  recht  e"  G'hessni 
werde";  chü""nd  's  ächtert  au'h  nüd  g'nueg  über?  ich 
meine"  aber,  es  sei  kä"  Sege"  debei  ZO.  ,Die  50  Rappen, 
welche  der  Kondukteur  von  Passagieren  ohne  Billet 
verlangen  muss,  haben  "schon  sehr  viel  böses  Blut 
verursacht  ...  gewöhnlich  kann  man  bei  derartigen 
Ereignissen  die  Behauptung  hören,  dass  die  Bundes- 
bahnen vil  g'süchiger  seien  als  die  Privatbahnen.' 
B  Volksztg  1908.  ,Mit  einichem  bättlen,  gylen  oder 
gsüechtgem  [1.  -chigem]  abmärzlen.'  Vad.  ,Die  closter- 
leut  sind  beschuldigt  worden,  wie  sie  ...  den  claren 
verstand  der  Worten  Christi  [Matth.  19,  29],  mit  Ver- 
achtung der  vätter  ausslegung,  auf  gesüechigen  ver- 
stand abzogen.'  ebd.  ,[Dass  die  Geistlichen]  den  arg- 
won  turpis  lucri,  gesuochigs  [1.  -üe-V]  gwöns  oder 
nutzes,  geschweigeu  die  tat  keins  wegs  bei  inen  finden 
liessend.'  ebd.  —  c)  händelsüchtig,  rechthaberisch  ZS., 
Stdt.  Du  bist  ä  [auch]  g's.  hüt!  ,Bit  ich  dich  um 
Gotes  wilen,  du  wellist  ...  bekennen,  dass  üwer  [der 
Widertäufer]  fümemen  nünt  anders  sin  wil  dan  ain 
gsüechiger  zangg.'  Vau.  III  488.  S.  auch  ur-bietig  2 
(Bd  IV  1881).  -  d)  ,von  einem  Witwer'  Z(Spillm.); 
wohl  =  wählerisch.  —  e)  ,in  gesegneten  Umständen' 
Z(Spillm.),  bezieht  sich  wohl  auf  seltsame  Essgelüste? 

—  2.  pass.,  =  suechig  2  „VO";  Z  (für  ZO.  abgelehnt). 
,Der  win  ist  diss  jars  [1530]  so  tür  und  gesuoehig 
gesin,  das  man  von  Rinfelden,  Ellgen  ...  win  hat 
gekouft.'  Bossh.  Chr.  ,Das  höw  was  gesüechig  in  allen 
landen.'  ebd.  , Alles  ässig  ding  was  tür  und  vast  ge- 
süechig.' Äg.Tscbddi,  Chr.  ,Annona  pretium  ...  non 
habet,  ist  nit  gsüechig  oder  teur.'  Fris.  ,. . .  ist  gsüechig 
zum  salben,  expetitur  unguentis  radix  asphalati.'  Mal. 
,Weil  sie  [die  Knechte]  g'süechig,  fordern  die  Dienst- 
knecht übermässigen  Lohn.'  1695,  Z.  —  G'süechigi 
f.:  Gewinnsucht  ZO.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV   I,  4284. 

eigen -ge - s. :  =ge-suechig  Ib.  ,Von  dem  vertrüwen 
und  eigengesüechigem  annemmen  der  [guten]  werken 
warnet  und  bedröwt  uns  alle  gschrift.'  BDisp.  1528. 
,Wir  begertend  des  von  herzen,  dass  ...  alle  auf- 
geblasne  trennung,  so  sich  selbs  von  der  gemeinsame 
aller  frommen  Christen  auf  ein  ort  gezogen  und  eigen- 
gesüechig  gemacht  hat,  ...  aufgehept  wurde.'  Vad. 
,[Die  StGaller  hatten  Ulrich  Rösch]  kennen  gelernt 
und  sin  aigengsuechiggeschwindigkaiten  erfaren.'  ebd. 

—  un-ge-s.:  Ggsatz  zu  ge-suechig  2.     ,Iacent  pretia 


prsediorum,  die  güeter  sind  unwerd,  gebend  nichts, 
habend  kein  frag  noch  kein  kauff,  sind  ungsüechig.' 
Fris.  —  näch  iiöch-g"- süechig ;  .nachsuchend';  eine 
Sache  sehr  genau  nehmend,  bes.  sein  Interesse,  seinen 
Vorteil  wahrend  bis  in  Kleinigkeiten  L.  Vgl.  näch- 
süechig. 

h an Ael- süechig :  streitsüchtig  UwE.  —  chli°- 
süechig :  „Adj.  und  Adv.,  wer  an  Kleinigkeiten  iiängt, 
kleinliche  Dinge  liebt  B;  L."  —  nä(ch)  n<Yh-,  na'hen- 
süechig,  in  AaWoIiI.  auch  -isch:  wer  sehr  genau  nach- 
sucht, nachforscht,  nach  allem  stöbert  ÄABr.,  F.,  Leer.; 
Ap;  BHk.;  „Vw",  peinlich  genau  AaWoIiI.,  an  Kleinig- 
keiten hängend,  kleinliche  Dinge  hervorgrübelnd  ApI., 
M.  (TTobler).  Spec.  a)  wer  neugierig,  zudringlich 
Andere  durch  Fragen  belästigt  Z.  —  b)  im  materiellen 
S.,  eigennützig,  habgierig,  interessiert  bis  auf  die  ge- 
ringste Kleinigkeit  Aa;  L;  G;  Tu;  UwE.;  ZBenken,  0. 
(bes.  beim  Eintreiben  von  Forderungen);  „allg."  Er 
ist  ä  [auch]  gar  e(n)  Nöchsüechiger !  Rappe"spalter  trifft- 
me"  überaV  a";  aber  so  ne"  nächsücchige"  Sakarament, 
wie  du  Eine  bist,  isch-mer  doch  noch  nie  i"  d'  Hand 
g'röte"  L.  ,[Der  Lehrer]  machte  sie  erwerbsam,  damit 
sie  nicht  nachsüchig  sein  müssten.'  HPeSt.  —  c)  in 
geistigem  S.,  , Einer,  der  an  Allem  grübelt  und  zwei- 
felt, mystisch  (bauernphilosophisch)  angehaucht  ist, 
krankhaft  forscht,  wenn  er  Etwas  nicht  mit  Händen 
greifen  kann,  der  Anlage  zu  gemütlicher  Belastung, 
Schwärmerei  hat'  TuArbon. 

g°-nauw-,  g'näu" -süechig :  (zu)  streng  nachfor- 
schend, spec.  bei  Andern  die  kleinsten  Fehler  auf- 
suchend BHk.,  Herz.  ,[Da  die  Berner]  wie  ir  dann 
wissent,  allweg  in  Sachen,  darin  sy  nit  lustig,  gnew- 
süechig  sind  [so  verlangen  sie  nochmalige  Prüfung 
der  Angelegenheit].'  1529,  Z  (Strickler  II  292).  — 
Genau-süechigkeit  f.  ,[Die  Bestimmung,  dass 
wegen  einzelner  ungültiger  Punkte  das  ganze  Testa- 
ment ungültig  sein  soll,  habe]  vielfaltige  Getröhl  und 
G-en  nachgezogen,  sodass  bald  kein  Testament  ohn- 
angefochten  verblieben.'  1691,  B  Mand. 

be-suechig  W  C-üo-,  neben  -ie-J,  -süechig  B;  FMu.; 
L;  Uw  (-ie-J;  „Vw";  W  (-ie-J;  Zg;  Z:  gesucht,  be- 
gehrt, selten,  teuer.  aaOO.  a)  von  Handels-,  Markt- 
waren. B-er  Most  Z  (Spillm.).  Der  Anke",  guets 
Holz,  Heu"  [usw.]  sind  b.  D'  Chäst  si"  selbzit,  im 
Aberelle",  scho"  chli"  b.  g'si".  EGünter  1908.  ,Wer 
[im  Mai]  noch  schönes  Spätobst  im  Keller  hat,  wird 
bald  herausfinden,  dass  dasselbe  je  länger  je  b-er 
wird.'  Schweizer  Bauer  1902.  ,Wenn  man  es  nur  ge- 
wusst  hätte,  wie  es  gienge,  so  hätte  man  etwas  An- 
deres auf  den  Markt  gebracht,  das  b'süchiger  gewesen 
als  der  Anken,  den  man  gehabt.'  Gotth.  D's  Fueter 
ist  rar  und  Milch  wärli'''  oeh  je  länger  je  b-er.  B 
Hink.  Bot  1777.  Mi"  het-mer  g'seit,  d'  Hüener  u" ■>  d' 
Häneli  sigi"  nö'h  nie  so  b'süehig  g'si".  ebd.  1815.  Von 
Wild.  [Durch  das  Treiben  eines  leidenschaftlichen 
Gemsjägers]  si"  di  Tieri  näch  u""  näch  so  Vsüechigi 
worde",  wie  bin  den  arme"  Lüte"  im  U'gste"  der  Schmutz. 
DGemp.  1884.  Bes.  von  der  War,  dii.  Marktvieh  B. 
Hüt  isch  d'War  uf  "em  Märit  Vsungerbar  b.  g'si"  B. 
,Uli  begann  zu  ahnden,  dass  die  Ware  besonders  b'süe- 
chig  sei.'  Gotth.;  .gesucht.'  1850.  , Hörte  er,  dass  man 
an  einem  Ort  einen  alten  .lud  gesehen,  SO  sagte  er, 
d'War  wird  b.  und  fäh  afe"  a"  zieh",  er  müess  pres- 
siere" mit  ''em  Mäste".  N.  B  Kai.  1842.  Mit  Bez.  auf 
den  Geldmarkt.     ,Darch  dieses  Milliardengeschäft  [die 


Sach,  sech,  sieh,  soch,  such 


236 


Eisenbahnverstaatlichung]  wird  das  Geld  so  b'süechig, 
dass  naturgemäss  auch  der  ...  Zins  steigen  musste.' 
B  Volksztg  1899.  —  b)  seltener  von  Personen,  Eigen- 
schaften. , Fritz  suchte  sich  eine  andere  Tänzerin,  die 
damals  zwar  etwas  bsüechiger  waren  als  heutzutage, 
wo  sie  dutzendweise  unbegehrt  den  Wänden  nach 
stehen.'  Hausfrd  1881.  ,Weil  durch  die  grossartig 
betriebene  Bauerei  auch  das  Fuhrwesen  in  ...  Blüte 
steht,  sind  die  Fuhrleute  ein  bsüchiger  Artikel  ge- 
worden; das  merken  sie  wohl  und  verlangen  deshalb 
auch  höhere  Löhne.'  B  Volksztg  1907.  Die  Mutter 
will  es  dene"  Bure"  zeige",  wie  miner  Meitscheni  [durch 
städtische  Heirat]  Glück  mache" ;  für  s'  chärstle"  u"" 
Mist  z'  schore"  wärc-si  guet  g'nueg,  für  Das  wäre"-si 
b.  Spinnet.     Fromkeit  ist  b'siechig  Ndw. 

Suechi"g  GrD.,  Pr.,  Süechi"g.  Id.  B,  ,suochung.' 
äSpr.  —  f.:  1.  das  Suchen.  aaOü.  ,E"  S.  a'stelle", 
perquirere.'  Id.  B.  ,S.,  das  suochen,  qusesitus.'  Mal. 
,[N.  in  Bichterswil  soll]  herrn  buwmeister  Brunnern 
die  angel,  so  man  ime  zur  s.  S3rnes  ertrunkenen  suns 
geliehen,  wider  zuostellen.'  1570,  Z  RM.  —  2.  For- 
derung. ,Ouch  hat  der  kung  dem  legaten  erzalt  das 
unbillich  fürnemmen  des  burgundischen  herzogen,  ouch 
bösslistig  s.  und  pratick,  so  er  an  die  ...  herren  ge- 
suocht  hat.'  1476,  Bs  Chr.  —  Mhd.  moekunge. 

Frid-:  Friedensbestrebung.  Ansh.4II97.  —  Pfand-: 
Pfandforderung.  ,An  wellichem  die  ordenliche  pf.  umb 
gichtig  schulden  beschicht,  der  sol  die  pfand  nit  we- 
ren,  sonders  ghorsam  sin.'  B  StSatzg  1539;  ähnlich 
1622,  AABr.  StR.  —  Weg-.  ,Diewil  NN.  in  w.  güet- 
licher  mitel  an  ein  rat  zu  Baden  ...  langen  lassen  ...' 
1494,  AaB.  ürk. 

Suechli  m.:  Hundename.  1504,  Z.  Vgl.  Suecherlb. 
ge-süech,  g'süecht:  1.  g'süech,  sparsam,  keine  Er- 
werbsgelegenheit unbenutzt  lassend,  nicht  leicht  zu 
befriedigen,  auch  zanksüchtig  AAFri.  —  2.  g'süech  Aa; 
„VO";  L  (St.b),  g'süecht  GRPr.;  Sch;  ZSth.,  =  ge- 
suechig  2.  G'süechi  War,  die  viel  Absatz  findet  Aa; 
L  (St.b).  's  Geld  ist  g'süechts  bi-n-ünsch,  wir  haben 
wenig  Geld  im  Vorrat  GRPr.  Da'  ist  en  g'süechter 
Artikel  ZSth.  's  hat  da'  Jör  nid  vil  Öpfel  g'gi",  si 
sind  g'süecht  Sch.  Dere"  Fraue"  sind  g'süecht,  wo 
schö",  rieh  und  brat-  mitenand  sind.  ebd.  En  erlichc 
Müller  (Advokat)  ist  en  g'süechter  Artikel,  ebd.  — 
G'süecht  durch  Kontamination  aus  g'süech  und  g'süecht. 
nach- g'süech:  ,=  chlin-süechig'  Th  (Anon.). 
näch-süech:  empfindlich;  vgl.  näch-suechen  2  b . 
,Die  Berner  warend  mit  vilen  dingen  gar  seltzam  und 
nachsüech  . . .  und  alles,  das  man  handlet  und  tedt, 
meintend  si,  von  iren  wegen  und  inen  zuowider  für- 
gnan  syn.'  Salat,  Ref.  Chr.  368. 

be-süech  b'süecht:  =  ge-süech  2  GO.,  Wb.  —  Vgl. 
be-suech  mit  Anm.  (Sp.  211)  und  die  Aum.  zu  ge-süech. 

Süechel  m.:  =  Suecher2.  ,S.  oder  spattel,  scheuffele 
von  eisen  oder  holz,  wie  es  die  apotecker  (oder  schärer) 
br(a)uehen,  spatha.  S.  oder  wundeisen,  zuo  erfaren, 
wie  tieff  die  wunden  seie,  specium.'  Fris.;  Mal. 
nach  »iö^-süecherisch:  eigennützig  GW. 
süechle":  Dim.  zu  suechen.  a)  eig.,  sorgfältig 
suchen  ScaSt.;  Th;  Z  (zB.  Beeren,  seltene  Blumen 
usw.).  Am  frühen  Morgen  des  Samstags  nach  dem 
Ustermärkt  rennt  die  junge  Welt  mit  Windlichtern 
unter  alle  Stände  go"  s.;  denn  was  unter  den  Tischen 
liegt,  gehört  nach  altem  Brauch  ihr.  Z  Chr.  1902.    Die 


Leute  von  ZSth.  seien  vor  dem  andern  Mittag  von 
Ittingen  weggezogen,  mit  Ausnahme  von  einigen  Un- 
gehorsamen, die  dort  ,gesüechlet'  haben,  wie  es  solche 
überall  gebe.  1525,  Absch.  Spec,  Nachlese  halten; 
so  auf  den  Kartoffeläckern  ZSth.,  nach  der  Obsternte 
Gr.  Wenn  d'  Küe  us  der  Alp  kämmend,  darf-ma"  in 
d'  Bongert  ga"  s.  GRChur  (Killias).  Insbes.  aber  im 
Weinberg  nach  beendigter  Weinlese  nach  vergessenen 
Trauben  suchen  Sch;  Tb;  Z.  Synn.  (n)etzlen  (Bd  I 
629.  Bd  IV  887),  näch(hin) -lesen,  miamlen  (Bd  IV  15), 
rapp(l)en  (Bd  VI  1185/6),  näch-suechen.  An  den  inei- 
sten Orten  nach  dem  Schluss  der  Weinlese  allg.  er- 
laubt, doch  tun  es  meist  nur  die  Kinder.  ,Das  Be- 
treten der  Weinberge,  auch  das  Sücheln  bis  nach 
gänzlich  beendigter  Weinlese  ist  allen  Unberechtigten 
untersagt.'  ZKüsn.;  ebenso  1909,  ZZoll.  ,Wenn  du 
deinen  weinberg  geläsen  hast,  so  solt  du  nit  her- 
nach genaw  süechlin:  es  sol  des  frömbdlingen,  des 
weisen  und  der  witwen  sein.'  1530,  V.  Mos. ;  ,genauw 
ufiäsen.'  1525;  , nächsuchen.'  1667.  Früher  war  das  S. 
in  Sch  und  Z  ganz  verboten.  ,Als  unzhar  unsern  bur- 
gern und  andern  lüten  vil  schaden  ist  ufgestanden 
darumb  . . .  daz  man  in  dien  räben  süechlet,  daruinb 
so  haben  wir  uns  erkennet:  wer  ouch  hinnanhin  iemer 
in  dien  reben  süechlet,  es  si  vor  dem  winmat,  in  dem 
winmat  oder  nach  dem  winmat,  da  sol  ieklicher  ein 
halb  march  Silbers  ze  buoss  geben.'  1385  (?),  Z  StB. 
I  283;  erneuert  im  XV.  mit  der  Überschr.:  ,Wie  es 
um  den  win,  umb  süechlen  . . .  besetzet  ist.'  ,Man 
sol  nachgan  und  richten,  als  der  einöugg  snider,  sin 
wip  und  sine  kind  giengen  süechlen,  do  der  luter  win 
dannocht  stuond.'  1390,  Z  RB.  ,Man  sol  nachgan  und 
richten,  als  man  win  süechlin  verbotten  bat,  dass  do 
etlich  von  obern  Meilan  gesüechlet  hant,  dass  inen 
vern  wol  drizehen  eimer  wines  wurden;  so  syen  ouch 
hür  etlichen  zwelf  eimer  wins  worden.  N.  seit,  dass 
etlich  vern  gesüechelt  hettin,  dass  si  ob  12  pfd  ab 
dem  win  losten.'  1400,  Z  RB.  Es  soll  auch  niemand 
dem  andern  in  seinen  Reben  sücheln.  1505,  Sch  Chr. 
In  einzelnen  Gemeinden  ist  es  auch  heute  untersagt, 
so  in  ZSth.  ,Das  sog.  Sücheln  wird  hiemit  allen  Un- 
berechtigten unter  Androhung  von  Poli^eibusse  bis 
auf  15  Fr.  strengstens  untersagt.'  1901,  ZZoll.;  ebenso 
ZNeft.  1904.  —  b)  uneig.,  in  geringschätzigem  S.  ,Als 
er  [MLuther]  vil  gefüntelet,  süechlet,  rüpflet  und 
zenzlet,  umb  den  bry  gieng  . . .'  Salat,  Ref.-Chr. 

näcb-,  nöch-,  nächhin-,  nöche"-:  „wiederholt  nach- 
suchen, allg."  Spec.  =  süechlen,  Nachlese  halten  beim 
Obst  Gr(s.  Bühler  1381),  im  Weinberg  Sch;  Z.  ,Uas 
wümlen  zuo  verbieten  biss  suntag  nach  Galli,  ouch 
das  nachsüechlen.'  1488,  Z  RM.  Das  Nachsücheln  in 
den  Reben  um  1  M.  Silber  verboten.  1493,  Sch  Chr. 
,So  man  nachsüechlet,  so  der  wümmet  auss  ist'  1530, 
Jes.;  ,nachlieset.'  1868.  ,Der  nach  dem  herbst  nach- 
süechlet.' 1530,  Sir.  ,Got  hat  es  im  alten  testament 
[V.  Mos.  24,  21]  nit  one  ursach  angesähen,  das  man  ... 
im  herpst  die  wingärten  nit  gnaw  wümlen,  dessglychen 
überal  nüt  nachsüechlen  sölte,  sunder  semlichs  alles 
den  armen  im  land  volgen  lassen.'  Güalth.  1559;  nach 
der  selben  Bibelstelle  auch  bei  LLav.  1582.  .Weder 
jung  noch  alte  personen  [sollen]  nit  nachin  süechlen 
bis  allerding  usgang  herpstes.'  1590,  AAWett.  Arch., 
,das  weder  Jung  noch  Alt  nahin  suechind.'  1601,  ebd. 
Das  Nachsüchlen  soll  den  Fremden  nicht  gestattet, 
sondern  gänzlich  und  bei  der  Busse  von  3  fl.  verboten 


237 


Sach— -sneh.    Sachs  —  suchs 


sein.  1653,  Ap  JB.  1856.  ,Der  Räbman  herbstet  (wim- 
let),  da  das  Nachsüechlen  den  armen  (Leutlinen)  über- 
lassen.' Spleiss  1667.  .Racematio,  das  Nachsüechlen 
im  Herbst.'  Denzl.  1677.  , Summa  20  Eimer,  also  1 
Eimer  mehr,  wyl  etlich  Köpf  Träst  dazu  gekommen 
vom  Roten  nachsüechlen.'  1706,  ZZoll.  Herbstrodel. 
,Das  Nachsücheln  wird  bis  nach  gänzlich  beendigter 
Weinlese  strengstens  untersagt.'  ZNeft.  1901.  S.  noch 
Herbst4  (Bd  II  1594).  —  „Näch-Süechler(in)  m. 
(f.):  wer  nächsüechlet  Sch;  Z." 

Süechler  m.:  wer  kleinlich  auf  seinen  Vorteil 
erpicht  ist  ZRuss.,  W.,  ,Übervorteiler'  ZWth. 

Snechel:  Vorname  ZBenken. 

Lt  Bd  I  183  =  Ulrich,  nach  einer  andern  (wohl  richtigen) 
Angabe  =  Hans  üechcl,  wozu  Z  Sudi  =  Mues-Ucli  (Bd  I  185) 
zu  vergleichen  ist;  vgl.  auch  Süeri.  Eine  andre  Erklärung 
Bd   I    184. 


Sachs      suchs. 

Sachs  I  n.,  in  der  lebenden  Ma.  nur  Dim.  Sächsli 
(in  BsB.  -.i'-):  Messer,  spec.  Hiebmesser  der  Holzhauer 
BsL.;  BBrisl.;  S.  Vgl.  das  syn.  Ax  2  mit  Anm.  (Bd 
1618/9);  Gertell  (Bd  II  443).  .Schleiffertax:  ...  von 
einem  Beiel  4  d.,  item  von  einem  Sächslin  10  d.'  Bs 
Taxordn.  1646.  S.  auch  Sech  1  b  (Sp.  137).  Gerät  der 
Fischer  .(?):  ,[A.  wird  zu  2  Mark  Busse  verfällt]  als 
er  dem  B.  die  netz  uss  der  weid  hat  tan,  und  er  und 
B.  daruff  zuo  einandern  mit  Sachsen  und  steinen  ge- 
worffen  hand.'  1514,  Z  RB. 

Amhd.  sahs,  nihd.  auch  sehadln.  Das  Dim.  ist  in  der  selben 
spec.  Bed.  von  altersher  auch  im  benachbarten  Badischen 
und  Elsässischen  bezeugt  und  dort  ebf.  noch  heute  lebendig 
(Martin-Lienh.  II  324).  Vgl.  noch  die  Anm.  zu  Sichlen 
(Sp.  189). 

Schar-  Sach  ScHSt.  (Sulger,  wohl  nach  lit.  Quelle), 
.Schar-  (auch  , Schär-)  sach(s),  -sack'  —  m.  (n.):  Scher- 
messer, , Rasiermesser'  (Sulger).  Syn.  Scher -Messer 
(Bd  IV  463).  ,Die  herren,  die  priester,  die  evangelier . . . 
und  die  die  erste  wihi  hant,  die  sun  erberlich  und 
geisliche  an  iren  blattan  und  an  ir  hare  besnitten  sin 
und  sulen  die  berte  schern  mit  scharsahsen  dur  des 
araptes  willen.'  Stat.  der  Lazariten.  , Scharsach',  unter 
Pfändern.  1414,  Z  RB.  ,Da  redte  er  [Scherer  A.  zu 
B.,  einem  harrenden  Kunden,  der  sich  unverschämt 
benimmt]  er  sölte  hinuss  gan  und  nit  mer  in  den 
gaden  komeD,  dann  er  brechte  in  umb  sin  künden, 
und  stryche  damit  den  scharsack  uff  dem  riemen  .  . . 
redte  der  B.  zuo  im:  Gott  geb  dir  daz  fallent  übel!  ... 
und  schlüege  in  damit  mit  einem  küssin  uff  den  arm, 
das  in  der  scharsack  in  einen  sinen  finger  wundete 
und  damit  empfiele  und  im  zwüschent  den  fiessen  in 
der  tily  gesteckte;  da  lognet  der  A.  nit,  er  wurde 
erzürnt  und  . . .  zuckte  den  scharsack  uss  der  tily  und 
würfle  in  damit.  [B.  gesteht,  den  A.  geschlagen  zu 
haben]  das  im  der  scharsack  empriele;  denselben  schar- 
sack der  A.  von  der  erde  uffhüebe  und  im  den  binden 
in  sinen  ruggen  wurffe,  daz  er  im  darin  gestekoti.' 
1471,  ebd.  , Scharsack.'  1476,  Beuterodel  von  Grandson. 
,[Als  A.]  den  win  in  die  [von  B.  zur  Verfügung  ge- 
stellten silbernen]  becher  schankte,  da  seche  er,  das 
ein  scharsack  in  einem  blawen  schilt  an  dem  boden 
were;  darumb  er  inn  [den  B.]  fragte,  wes  die  becher 
werent,   und  der  im  antwurte,   sy  werint  sin  und  er 


hette  die  von  einem  scherer  von  Louffenburg  kouft, 
als  der  verbrunnen  wer.'  1478,  Z  RB.  ,Von  des  schliffens 
wegen  ist  uffgesetzt,  das  dehain  maister  scherer  ald 
bader  dehainem,  der  uff  dem  land  bad  haut  ald  haben 
wil,  dehainen  scharsack  noch  ysen  schliffen  noch 
wetzen  sol.'  1483,  G.  ,Leng  scharpfzen,  die  hüwend 
als  ein  scharsach.'  Zielv  1521.  ,Znr  selben  zeit  wirdt 
der  Herr  mit  dem  scharsach,  das  er  ennet  wassers 
här  bsölden  wirdt,  nämlich  mit  dem  assyrischen  künig, 
schären  das  haar  am  haupt  und  füessen  und  den  bart 
gar.'  1530/1548,  Jes.;  .scharsach.'  1589;  ,Sche(e)r- 
messer.'  1683/1868;  so  auch  Luther;  iv  x<J>  gup$.  LXX. 
,Von  dem  meerschersack  oder  Wetzstein,  Novacula, 
ein  sältzamer  frömbder  meerflsch  ...  an  der  gestalt 
einem  schärsack  oder  stein,  darauff  man  solche  scher- 
pfet,  vast  änlich.'  Fischb.  1563.  .Warzen  abgehawen 
mit  einem  Scharsack  oder  Schärmesser.'  JRLandenb. 
1608. 

Amhd.  scar(a)sah(s),  schar-,  sehersach (s) ;  vgl.  Gr.  WB. 
VIII  2220/1,  zur  Sache  Heyne  HA.  III  77  ff.  Der  Schwund 
des  ausl.  »  wohl  dissim.,  die  (anscheinend  sonst  nicht  vor- 
kommende) Form  mit  ck  viell.  durch  volksetym.  Anlehnung 
an  .S'aeA-  (etwa  im  Gedanken  an  das  Futteral,  in  dem  das 
Messer  aufbewahrt  wurde?).  Das  llasc.  auch  anderwärts 
(Schm.  8II  447). 

Sachs  II  m.:  Sachse.  Als  Zuname  (auch  für  Einen, 
der  in  Sachsen  lange  in  Arbeit  stand;  vgl.  Pariser 
Bd  IV  1445)  bes.  noch  in  Handwerkerkreisen  üblich. 
Im  Kdld:  We""-si  [die  Kinder]  grösser  wachse",  su 
rlte-si  m  di  Sachse-.  GZür.  1902  (BDärst.);  vgl 
Sachsen. 

In  Z  und  weiterhin,  auch  wo  vhs  sonst  nicht  zu  x  ge- 
worden ist,  oft  Sax  als  Nachahmung  der  reichsdeutschen 
Ausspr.  Zu  der  (gelehrten)  Tradition  von  der  Einwanderung 
bzw.  Verpflanzung  von  Sachsen  in  die  ürschweiz  vgl.  Leu, 
Lex.  XVI  5.  568;  ASG.  IV  94  ff.  Schon  früh  begegnet  .Sachs' 
(tlect.  .Sachsen')  als  Familienn.,  so  um  1387,  AaF.  (.Bürgin 
Sachsen,  den  Sachsen  vou  Wigwil.'  ASG.);  1470,  ZRB.  (..liirg 
Sachsen  hus');  1526,  AaJIeieub.  (.Hans  Sachsen');  1531,  Zg; 
!654,  AaF.;  XVIII.,  AaK.  (Leu,  Lex.  Suppl.  V  243).  Nicht 
hieher  der  Familienn.  , Sachser'  (1526,  GrChur;  1595,  Aa 
Sarin.;  XVII.,  Bs),  der  blosse  Sehreibung  für  .Saxer'  ist  uud 
zum  Ortsn.  ,Sax'  gehört. 

Angel-  Sachse",  auch  Ängel-Sächser:  drei  sa- 
genhafte Pilger,  die  auf  der  Rückkehr  von  einer  Wall- 
fahrt nach  Einsiedeln  bei  AABüelisacker  ermordet 
worden,  aber  mit  den  Köpfen  auf  den  Händen  noch 
bis  AASarm.  gewandert  sein  sollen.  Ein  Gemälde  in 
der  ihnen  erbauten  Gedäclitniskapelle,  das  die  Frevel- 
tat darstellte,  trug  die  Inschrift:  ,Drey  Bilger  sind 
alhier  zu  todt  erschlagen  zu  Sarmistorff  ligen  sie  be- 
graben, auss  Saxen  sind  sie  harkomen,  darum  tued 
man  sie  Engel-Saxen  nännen.'  Bauernregel:  Wenn 
ä"  Ängelsächser  an  irem  Namme"stag  [8.  Januar]  ires 
Grab  nid  sunne"  chönni"d,  se  chan"-me"  au'1'  i"  der 
Arn  d' Garbe"  nid  sunne".  Näheres  bei  Koch li.  1856 
II  282'6;  s.  auch  AfV.  IV  230.  —  ingebäduer  wohl 
nach  , Engelländer.' 

Sachse":  Ländername,  wie  nhd.  Im  Kniereiter- 
liedchen:  We(nn)-si  noch  chli"  wachse",  ritc"-si  uf  S. 
(Aa),  ga*  S.  (GZür.  1902,  32),  bis  nach  S.  (Bs  Reime 
9);  vgl.  riten  (Bd  VI  1672  u.).  .Einer  von  S-en',  ein 
Wildfremder.  ,S\vie  billieh  es  ist  [dass  die  Kinder 
ihre  Eltern  ehren],  so  siht  man  doch  ze  menger  vrist, 
das  alte  veter  und  muotren  sint  gar  unwert:  swenne 
.He  kint  vaste  beginnent  wahsen,  si  sähen  einen  von 


Sachs,  sechs,  sichs,  sochs,  suchs 


240 


Sahscn  in  ir  huse  gerner  vil,  denn  vater  oder  muoter.' 
Schachzabelb.  ,Durch  Alamannien  hinab  in  Saxen.' 
Äg.Tscbcdi,  Chr.  Im  XVI.  öfter  als  Heimat  Luthers 
erwähnt. 

Auch  im  Afrz.  erscheint  Suisne  (Sachse)  als  Typus  eines 
wildfremden  Menschen;  vgl.  im  Übrigen  Gr.  WB.  VIII  1605. 
Zu  dem  Reim  , wachsen  :  Sachsen'   vgl.  auch  Wander  111  1SOÖ. 

sächsisch.  S-i  (Wunder-)  Erde',  Übers,  der 
pharmaceut.  Bezeichnung  Terra  Saxonica  (T.  miracu- 
losa  Saxonia?)  für  die  früher  als  Schwabenkäfermittel 
beliebte  Bleiglätte,  Lithargyi(i)um,  Plumbum  oxy- 
datum  semivitreum.  Apothekerspr.  ,Der  sachsisch 
Luter.'  Ansh. 

sechs  bzw.  sex  (in  PPo.,  Sah;  ü;  W  seks),  in  GRh. 
se'x,  subst.  n.  -i,  Dat.  -e":  Zahlw.  Er  ist  S-i,  6  Jahre 
alt.  .Mittlerweile  war  ich  S-e  alt  geworden  und  folg- 
lich reif  für  die  Alltagschule.'  Lohbader  1864.  's  ist 
S-i,  6  Uhr.  Am  (%m,)  S-i,  um  6  Uhr.  Guet  Nacht  am 
S-i!  s.  Bd  I  852.  S.  noch  fünferlen  (Bd  I  854).  Sprw.: 
Was-men  am  Morgen  am  S-i  tued,  chunnd  Ei"'m  e'  Nacht 
am  Nüni  e'  guet  B;  ZRuss.,  Zoll.  S-i  Ute»;  s.  Bd  III 
1507.  ,Der  [der  neu  eingetretene  Knecht]  solle  sich 
in  Acht  nehmen,  wenn  er  hier  wolle  S-e  läuten  hören 
(im  Winter  läutet  es  Abends  um  3,  im  Sommer  um 
6  Uhr).'  Gotth.  Über  das  Sechsilüte"  in  ZStdt  s.  Bd 
HI  1511/2.  Mit  Art.:  Um  die  S-i  ume";  nä'*  de"  S-e». 
,Ze  somerzyt  umb  die  viere  und  im  winter  umb  die 
s-i.'  G  Küchenordn.  XV.  An"o  S-i,  im  Jahre... 6.  Oft 
in  Datierungen;  zB.:  ,1m  jar  tusent  fünfhundert  fünf- 
zig und  s-y.'  ÄABr.  StR.  Z'  S-e"  dreschen  Aa;  B;  Th, 
chaisere"  (Bd  III  514/5)  L.  Z'  S-e"  hoch  marschiere". 
So,  chöm'"e"d-er  grad  z'  S-e"  hoch?  wenn  ein  halbes 
Dutzend  mit  einander  anrückt  Aa.  ,Die  Compagnie 
solle  zu  S-en  hoch  gestellt  werden.'  1713,  Z.  Kinder- 
reime. S.  mal  s.  ist  sechs-e"d-drissg,  sevil  a's  ü'sers 
Chätzli  schisst  SchwE.,  friss,  was  eusers  Ch.  seh.  Z, 
und  du  muest  ha",  was  's  Ch.  seh.  Th;  Z,  beit,  bis 
d's  Junkers  Chatze"  seh.  Gr.  ,S.  mal  zwei  ist  zwölf, 
hinter  dem  Gewölb  sitzet  eine  Maus  und  die  muss 
heraus',  Anzählreim  Sch  (Unoth).  S.  Öpfel,  drei  sür 
und  drei  süess:  d'  Zeini"ger  Chnabe"  hei"11  alli  chrumb 
Füess  AaFh.  Schnellsprechvers:  ,Zu  Blaubeuren  lie- 
gen s.  blaue  Beile'  ZWald.  ,Botz  fünf  unden  [für  ,f. 
wunden']  und  s.  oben!'  Fluch.  Rcef  1538.  1539  (zwei- 
mal). S.  Schueh  under  "em  Bode"  sl",  begraben  sein 
Aa;  B;  Z.  Der  het-sich  erst  still,  wenn- er  s.  Schueh 
under  •'em  Boden  ist  Aa.  Ungereinisch  het-er  a"fah" 
iifbegere":  ...  we""  numen  ü"serenein  s.  Schueh  ungerem 
Bode"  war!  mi"  war  de""  dene"  Tonners  Githüng  ab 
Weg.  Loosli  1910.  Die  s.  Werke  der  Barmherzigkeit. 
,Daz  wir  kurzliche  ruoren  [berühren,  aufzählen]  diu 
s.  werch,  diu  zuo  der  erbarmunge  horent:  diu  maget 
Sancta  Maria  . . .  geherbergote  den  allerhohesten  Got 
in  die  tougini  ir  libes  [usw.].'  1172/1200,  Wack.  1876. 
,lch  Anna  Seilerin  ...  [habe]  dur  daz,  daz  du  s.  werche 
der  erbarmherzigkeit  dester  bas  erfüllet  werden  ...ge- 
stifteinen ewigen  spitale.'  1354,  Imob.  1878.  In  Frist- 
bestimmungen. S.  Wochen  dauert  die  besondere  Für- 
sorge für  eine  Wöchnerin  (s.  Bd  IV  1817.  1819);  s. 
Wochen  lang  soll  eine  solche  nach  dem  Tode  zur 
Pflege  des  Kindes  zurückkommen;  s.  ebd.  1821  und 
AfV.  XII  154  (BsL.);  Messik.  1909,  191.  Über  die  s. 
Wochen  nach  der  Hochzeit  vgl.  Sechs-  Wucheten.  ,S. 
Wochen  und  drei  Tage'  als  Rechtsfrist.    ,[Der  Grund- 


besitz des  A.  wird  von  den  Gläubigern]  von  der  gelt- 
schuld wegen  beklegt  und  stuond  ouch  also  in  des 
gerichtes  gewalt  dry  tag  und  s.  wuchen,  als  recht  ist.' 
1406,  Z.  ,Ligende  pfand  sönd  ston  dri  tag  und  s.  wu- 
chen und  die  farenden  acht  tag.'  1527,  AAMeienb. 
.Sunst  umb  all  ander  geltschulden  sollent  die  gepottnen 
pfand  anstan  s.  wuchen  und  dry  tag.'  B  StSatzg  1539. 
Die  selbe  Zeitangabe  auch  in  Kinderversen;  s.  sa  (Sp.  1) 
und  Ap  VL.  1903,  108.  S.  auch  Sp.  216.  ,Die  sechs', 
eine  Behörde  von  6  Mitgliedern  (vgl.  Sechser  lb),  so 
im  XVI.,  AaF.  (Arg.  IX  86  ff.);  XVII.,  AaL.  (StR. 
355/6),  auch  in  Z:  ,der  s-en  ratschlagung  [Überschrift 
eines  Mandates].'  1472.  Im  alten  Bs  die  Zunftvor- 
stände und  als  solche  Mitglieder  des  Grossen  Üates; 
s.  Ochs  I  353.  II  122;  AHeusler  1860,  124.  376.  382. 
,Man  soll  auch  wissen,  dass  alle  die  becherer,  die  den 
wynlüten  becher  gent  . . .  dass  dise  sont  geloben  dem 
raeister  vor  den  sechsen  . . .  der  zunft  gehorsam  ze 
sinde.'  XIV.,  Bs  JB.  1888.  ,Mit  erkanntniss  nüwer  und 
alter  sechsen  aller  zünften  ze  Basel.'  1410,  Bs  Chr. 
,Ob  man  die  [dem  Bischof  zu  gebende]  antwurt  an 
alt  und  nüw  sechs  bringen  ...  ob  man  die  antwurt 
in  bywesen  der  sechs  geben  wöll  oder  nit.'  1476,  ebd. 
S.  noch  räw  (Bd  VI  1864). 

Die  Form  «■'/.■.<  in  GRh.  (statt  t?a,  wie  für  a  dort  zu 
erwarten  wäre)  beruht  auf  sekundärem  Um!,  von  s  >  e  in 
den  flect.  Formen  abd.  m.  f.  tshsi,  n.  sehsiu  (vgl.  die  Aom. 
zu  Pftrnch  lid  V  11831;  Analoges  s.  unter  zehen.  Ä.  Belege 
für  die  Form  ,sex':  XVI.,  GT.  (Rüdliger  1875);  FPlatter 
1612;  1625/9,  Gr;  1659,  UAttingh.  -  S.  in  Flurnamen. 
,S.-Äckerli'  TbEgn.;  ,zu  Sechsäckeren.'  1697.  .Bauplatz  in 
S.-Jucharten.'  Z  Amtsbl.  1901  (ZSchwam.).  ,S.-Jucharten- 
Matten'  B. 

Sechser  m.:  1.  von  Personen,  a)  ein  im  Jahre 
...6  Gebomer.  wohl  allg.  —  b)  Mitglied  einer  sechs- 
gliedrigen  Behörde  (s.  unter  sechs);  so  im  XVI.,  AaF. 
(Arg.  IX  86  ff.;  ZfsR.  18,  22),  im  XV./XVII.,  LWill. 
(ZfsR.  V  b  93.  99.  100;  JSG.  XIX  112  uö.;  Gfd  58,  141. 
145),  im  XVIII.,  Th.  In  ZStdt  seit  dem  XIV.  die  Mit- 
glieder der  jedes  halbe  Jahr  wechselnden  Abordnungen 
der  einzelnen  Zünfte  in  den  Grossen  Rat;  s.  OFecht 
1909,  61,  sowie  Zwölfer.  ,Die  Zunftmeister  beid  nüw 
und  alt  und  ir  sechser  der  gremperzunft.'  1371,  Z  StB. 
,Es  wurde  auf  E.  E.  Zunft  zu  Schmieden  zu  einem  S. 
erwehlt  N.'  Z  Nachr.  1756.  Ebenso  in  BsStdt;  s.  die 
unter  sechs  angeführte  Lit.,  dazu  Leu,  Lex.  Suppl.  V 
477,  einen  Beleg  von  1521,  wo  ,die  sechser'  mit  ,die 
sechs'  wechselt,  bei  Strickler  I  56/7.  Auch  in  ScHStdt. 
,UfF  die  zyt  erwältend  mich  min  zunftgeselen  zum 
oberesten  s.  und  muest  in  grosen  rat  gon  und  ans 
fogtgericht,'  HsStockar  1520/9;  s.  auch  die  Anm.  ebd. 
S.  240.  ,N.  soll  sich  in  monats  frist  der  libaigenschaft 
ledig  machen;  so  er  das  nit  täte,  soll  ain  ander  s.  an 
sin  statt  erweit  werden.'  1532,  Sch  Chr.  Vorstand 
der  Standschützen  AaBt.  —  c)  die  6  Seelsorgeprie- 
ster (Pfarrer  und  5  Pfarrhelfer),  spec.  die  2  Pfarr- 
helfer bei  St  Oswald  und  die  2  an  U.  L.  Fr.-Kapelle 
Zg  f.  —  2.  von  Sachen,  a)  Spielkarte  mit  6  Zeichen 
Aa;  B;  L;  G;  Th;  Z;  zT.  seltener  als  Sechsi  n.  B' 
Sechser  e"weglegge",  e"wegtue",  bei  gewissen  Spielen 
als  nicht  zum  Spiel  gehörig  ausschiessen  Aa;  Th;  Z. 
S.  noch  rauben  1  a  (Bd  VI  33).  —  b)  kleine  Münze  Ap 
(TTobler  419  a);  Bs;  L  (schon  1416);  Z  (seit  1504;  s. 
Leu,  Lex.  XVII  2);  überall  f.  Ich  hä"  kei"  Geld  und  sett 
doch  ä'  MärH,  ieh  sett  dem  Schätzeli  chröme":  um  en 


241 


Sachs  — suchs.  Sachst  — suchst.  Sacht  — sucht 


U'l 


S.  GüfeH,  um  eti  S.  Nödeli ...  ZÖ.    S.  noch  Bapp  II 

(Bd  VI  1175u.:  der  selbe  Vers  auch  als  Nachahmung 
des  Walzertaktes  ZZoll.).  ,Daz  man  ...  einen  guoten 
s.  für  6  den.  neramen  sol.'  1418,  Z  StB.  .Du  gebt  ein 
bösen  s.  an  die  Ortin,  er  gilt  nu  4  den.-  1436,  Z  Uli 
.Ein  Basler  s.  für  3  angster.-  1476,  Absch.  .Basel  s.. 
die  meilendischen  s.  und  die  kaiser  krützer  ein  für 
6  hlr.'  1496,  FHaas;  ebenso  1504,  Absch.  ,Er  habe 
oueli  iro  3  s.  also  uff  die  ee  geben.'  1533/8,  Z  Ehe- 
gerieht.  .Do  wet  er  im  [dem  Mädchen]  ein  cronen  gen. 
die  wots  nit  ...  demnach  gab  er  ira  ein  s.'  1538/40, 
ebd.  .Über  die  sächser.  so  man  den  bettlern  gibt. 
söllent  die  rechenherren  beratschlagen.  Underzwü- 
schent  soll  [man]  den  frömbden,  so  [welchen]  in  einem 
monat  der  s.  worden,  nit  ee  und  mer  geben,  sonders 
sy  abwissen.'  1564.  Z  K.M.  .Wie  bisshar  der  oberbettel- 
vogt  den  armen  lüten  sechser  durch  Gottes  willen 
geben,  habent  myn  herren,  in  ansehen  das  süllig  gelt 
nun  eilendem  volk  wirf,  fryg  abgestrickt,  das  sy  nit 
mer  geben  werden  söllint.'  1565,  ebd.  ,Hienebent 
[habe]  ein  spittalmeistei  ...  so  er  villichter  nitt  wol 
frömbder  Schnitter  ankommen  möchte,  mit  den  selben 
ires  taglons  halb,  es  syge  umb  ein  sechserli  oder 
mehr,  zu  überkommen.'  1589,  Z  Spitalakten.  ,1  S.  = 
3  Hlr.'  1622,  Z  Münztarif.  ,Den  S.  [Mühle-Jfmbgelt.- 
1629,  Z.  ,1  gevierter  alter  Sächser.-  1606.  Z.  Äussert 
den  Schilling-  und  Sechser-Brütlenen  sind  alle  andere 
Arten  von  kleinem  Gebäch  ...  untersagt.-  1770,  Z. 
S.  noch  Chrth-Blappart  (Bd  V  133);  Pfänning  (ehd. 
1110);  Bapp  II  (Bd  VI  1174).  —  c)  Schalteinrichtung, 
durch  welche  die  Fäden  beim  Weben  geteilt  werden 
ApWaldst.f  (beute  dafür  das  feinere  Blatt 4  e  Bd  V  181). 

Vgl.  Gr.  WB.  IX  -2 7 S i!  3  :  Schm.  II2  -21S  (in  Bed.  '2  1.): 
Martin-Lienh.  11  324  (in  Bed.  1  b);  Unger-Khull  5S9  (in 
Bed.  1  b)  und  ebd.  Sechserl  für  eine  kleine  Münze  —  In 
Namen.  .Jos  S.'  142ö.  Z  RB.  .X..  genannt  der  Sechser- 
schön  [1613  in  Ut  hingerichtet].'  1620,  ZEB 
GKappel  (oT.);  .der  grosse  S.\  Berguame  GFs  (Leu,  J.ex. 
XV11    -2). 

Etsch-:  Münze.  ,E..  einen  für  fünfthalben  Schil- 
ling.' 1504,  Absch.  —  Vgl  I    III  944). 

Kirchen-:  Beamte  der  Kirchgemeinde.  XVIII., 
SchwWoIL;  s.  üs-halte>i  3  (Bd  II  1232). 

Sechsets:  Sechsdreschertakt  Z.  .Meistens  wurde 
ein  Sechsets  oder  Achtets  gedroschen.'  ZBrütten  Chr. 
1902.  Xm  dem  jungen  Anfänger  das  schwere  Werk 
zu  erleichtern  und  ihn  im  Rhythmus  und  Humor  zu 
erhalten,  wird  ihm  der  appetitliche  Sechsdreschertakt 
—  Sechsez  oder  Sechste  genannt  —  vorgesprochen: 
gute  feisse  Suppe!  Speck  und  Opfelstückli.-  WSknn 
1870;  im  ZO;  Tickt  ticki  Suppe«,  Speck  und  Opfel- 
stückli. -  Bildung  unklar.     Vgl.  Jiüuberels  (Bd  VI   36|V 

Sechsi  n.:  1.  das  Zahlzeichen  6;  s.  fünf  (Bd  I 
853  o.).  —  2.  Spielkarte.  =  Sechser  2a.  allg.  's  (Schelle'-, 
Trumpf-  usw\>  Sechsi.  ,N.  leit  zwei  sechse  ...  also 
sprechen  die  andern,  was  er  der  zwei  sechsen  uff  den 
tisch  wölte.'  1486,  Z  RB. 

Dazu  der  t'bernanie:  ,N.  von  Ulm,  genannt  Scliellen- 
sechse',    156S  als  Mordbrenner   hingerichtet.    KWiM    1S4  7. 

Züric1'-:  Z Briefmarke  aus  den  Jahren  1843/9,  mit 
einer  grossen  6  als  Wertstempel  Z. 

Sechsi»g:  1.  f.  die  Zahl  6  Npw  (Matthys).  — 
2.  m.  (?),  die  6  Augen  am  Würfel.  Das  Spiel  mit  dem 
Eini"ij.  Zweiji'g,  Dreiji-g,   Vieri"//,  Fifi,"g  und  Sexi"(i 

Schweiz.  Idiotikon  TU.. 


des  Würfels.  Barxd.  1908,  612  (BGr.).  —  ?( 
(Bd   1   924),   Sibnma  (Sp.  62). 

Basel-,  Basler-Sechslingm.:  Mass  für  Flüssig- 
keiten. .Ein  Basel  s.  oder  vierteil  einer  Strassburger 
ma<s  [Milch].'  Tierb.  1563.  .Aus  einem  halben  Basler 
s.  . . .  oder  einem  Augspurger  quartlin  weins.'  ebd. 
—  Mhd.  »thstlinc;  vgl.  Gr.  WB.  IX  2786 

sechsnist:  6  mal  Aa;  L.  De-  Frau:  isch  s.  im 
Tag  zue-H-cm  abe"  g'sprunge".  Scawzn.  (L).  —  Vgl. 
mental  (Bd    1   :i-2:,). 

Sichsl  e  d  s.  Stehlen  (Sp.  186). 


sechst  sechs-t,  in  Aa  auch  sechstist,  in  W  auch 
sechstost:  sechst.  &  sechste"  (ZO.),  zum  sechste*  (Th; 
ZSth.) trasche*.  Vgl.  Sechsets.  .R[eci|ie]  frisch  Brunnen- 
wasser 1  sechsterteil.'  Arzneir.  XVII .  ( XVIII.  ,[N. 
klagt,  es  sei  ihm  von  der  Landschreiberei]  der  sechste 
Pfennig  [vom  Erbe  seiner  Frau]  zurückbehalten  wor- 
den, [da  doch]  von  uns  zu  gewohnlichem  Abzug  ein 
mehreres  nicht  dann  der  zehende  Pfenning  gerechnet 
und  angefordert  werie.-  L639,  See;  vgl.  Bd  V  1112/3 
Selb  s.  ,Bern  beschreib  harzuo  ir  nächst  umsässend 
amptlüt,  salb  sechst.-  Ansh. 

Sechster  m.:  Sester  (Gefäss).  ,Da  zuckte  der  A. 
ein  s.  und  verwisse  im  sölichs;  da  zuckte  der  B.  sinen 
tagen  und  stäche  inn  damit.'  1465,  Z  RB.  —  Vgl. 
und    Gr.  WB.  IX  J7-->2  :). 


sacht  — sucht. 

sacht  AALeer.  (H.),  saehti  AALeer.(H.);  Z,  sacht- 
ltch  Z,  sachteli  A.A.:  wie  nhd.  sachte.  SachteU,  s.!  Aa. 
S.  gä",  lauffe",  rede";  d'  Tür  s.  suemache*;  Eine"  s. 
fitere"  [zB.  einen  Kranken],  s.  stapfe*  usw. 

Big.  nd.  Form  für  hd.  sanft  (s.  d.).  Das  durch  die 
Schriftspr.  vermittelte  W.  i*t  auch  fürs  Kl-a<s  als  ma.  be- 
zeugt I  Martin-Lienh.  II  3-25).  Saehti  ist  Vermundartlichung 
von   scln-iftd.   .sachte.' 

Secht  I  m.  ApH.;  GlK.;  GT.,  ohne  Gescblechts- 
ang  GrI  Vaz;  GStdt  f-e-J,  Sechte"  Aa  (Rochh.).  m. 
GG.,  f.  Gl:  1.  (grosse)  Wäsche  (mit  Aschenlauge) 
GL;-GR.UVaz;  GG.,  Stdt.  T.;  auch  in  concr.  S.  ,die 
zum  Trocknen  aufgehängte  Wäsche'  GT..  .das  Weiss- 
zeug, bei  Wäscherinnen'  ApH.  (TTobler).  En  grosse 
S-.  .viel  Wäsche,  viel  zu  waschen'  GT.  ,Der  seehten. 
die  wösch.  lixivium.'  Mal.  .Es  ist  dir  gangen  wie 
Jener,  die  wolt  ein  Wusch  oder  Secht  machen;  sie 
hatte  schon  ein  Zuber,  kalt  und  warm  Wasser,  ein 
Kessel,  Schüeffy,  Gelten,  Seipfen  und  Wüscheren  — 
doch  fehlt  es  ihro  am  Plunder.-  Scbihppr.  1651.  J.otura. 
ein  Wösch,  Seehten.'  Dlxzl.  1677.  1716.  —  2.  .Seiher 
(Küchengerät)'  Aa  (Rochh.).  —  Zu  -2  vgl.  Müch-Stcita, 

sechte"  (in  GA  -e!-,  in  GBuchs  -<.M.  :'•.  Sg.  Prses. 
und  I'tc.  -et:  1,  (durcb)seihen.  eine  Flüssigkeit  (*B. 
Milch)  durch  ein  Tuch  oder  Sieb  laufen  lassen  Bs;  G. 
,Das  sechte  sauber  und  rein  ab  durch  ein  Tuch.' 
FWi'nz  1034  (öfter,  auch  gesebr.  ,söchten',  daneben 
.seichten';  8.  Sichten).  .Zertreibet  einen  gebrennten 
angenetzten  Ziegelstein,  secht  ihn  durch  ein  Sieb.- 
!'  KöHIG  1  i  06  |  5fter,  daneben  auch  Reichten'),  .('ernere. 


248 


Sacht,  seclit,  sieht,  socht, 


cht 


214 


absonderen,  sieben,  s.'  Denzl.  1716.  Ubertr;  von  einem 
Trinker:  ,Er  het  sehn"  mänge"  [Saum]  durch  de"  Lumpe" 
g'sechtet,  durch  sich  laufen  lassen'  Bs  (Spreng).  — 
2.  a)  Asche  auslaugen  (s.  Ascher  1 1  Bd  I  566)  und  die 
schmutzige  Wäsche  damit  (wiederholt)  übergiessen, 
darin  einweichen,  „die  Wäsche  laugen"  AaF.;  Ap; 
„VO":  Gl;  GSa.,  „Sax",  T.,  Wb.;  Sch;  ScbwE.;  Th; 
UwE.;  U;  Zg;  Z,  waschen,  (grosse)  Wäsche  halten  Gl 
(Leuzinger);  GA„  oT.,  Wl.  .Wenn  Eine  kann  ein 
Mehlinus  machen,  eine  Wasch  s.  und  kneten,  so  dari 
sie  einen  Mann  nehmen.'  Sprww.  1824.  D'  Kostüm 
vo"  dene"  Dame"  heiiß'Hl  üsg'seh",  als  wenn-si  g'sechtet 
u-orde"  wäri'd.  EMohr  1909.  ,[Die  Wäscherinnen 
sollen]  denen  lüten,  so  die  blättern  hand,  ir  häss  nit 
under  dem  andern  s.  und  waschen.'  1496,  SeH  Chr. 
,Wöschen,  die  in  hüsseren  gesechtet  werden.'  1554, 
Sch  Ratsprot.  ,. . .  bis  man  endlich  sie  [von  einem 
Blutregen  rot  gefärbte  Tücher]  wieder  frisch  gewal- 
chet  und  gesechtet,  da  seyen  sie  wieder  ganz  weiss 
worden.'  Z  Nachr.  1755.  ,Den  29.  Okt.  haben  wir  die 
Wösch  eingeschlagen,  den  31.  gesechtet  und  geseipfet, 
den  1.  Nov.  ausgewaschen.'  1763,  ZZoll.  Haush.  Häu- 
figer abs.  He,  ff  sichtet  hed-si  gester  z'  Nacht  und  hüt 
i"  aller  Früeni  scho"  die  schmutzig  Laugen  itsc'g'lö". 
WMüller  1906.  S.  auch  Äschen  (Bd  I  565). '  ,Es 
habe  sich  begeben,  das  sin  wib  hab  wellen  s.  und 
weschen.'  um  1473,  Z  RB.  ,1  pfd  bar  [zahlt]  Andli 
Fröwler,  umb  das  es  an  einem  sontag  in  synern  hus 
gesechdet  hat.'  1535,  Z.  S.  noch  buchen  (Bd  IV  977). 
Feuerpolizeiliche  Vorschriften  und  Verbote.  , Witter 
so  lassen  unser  herren  verbieten,  das  niemans  mer 
in  der  statt  inn  hüsern  seechten  .  . .  sol.'  XV.,  Z. 
,Es  sol  ouch  fürbaz  nieman  nachts  an  der  strass  noch 
by  dem  sew  nit  s.  und  sunderlich,  so  es  als  vast 
wäyt.'  1435,  Z  StB.  ,Das  nieman,  wer  der  ist,  in 
keinem  huse  nit  s.  sol.'  um  1460,  Z  Mand.  ,Das  nie- 
man  ...  im  huss  s.  soll:  ...  verbotten,  das  nieman  im 
dorf  zu  kilchgass  in  sinem  huss  kein  uffgeschlagne 
wösch  s.  soll,  sunder  söllent  damit  zu  den  wösch- 
hilssern,  die  darzuo  gemacht  sind.'  1529,  Schw  LB. 
Jtem  wer  an  der  stattmur  sechtet.  es  sye,  wo  es  welle, 
der  ist  verfallen  umb  5  ß  haller.'  um  1520,  AaB.  StR. 
, Alles  S.  und  Wüschen  in  den  Kuchenen  soll  von 
nun  an  des  gänzlichen  aberkennt  und  verbotten  sein.' 
1765,  Z  Mand.  .Es  ist  das  Ratschen  in  den  Dörfern 
und  das  Söchten  in  den  Häusern  abgeschlagen .  bei 
3  Gl.  Buss.'  179(1/1821,  UwLung.  Scherzh.  von  der 
Behandlung  der  Seelen  im  Fegfeuer:  ,War  kummt  der 
tüfel  mit  der  äschenV  er  seechtet  denn  all  münch 
damit  und  badetzt[!],  das  der  ritt  schütt.'  UEckst.  1525 
(Conc).  —  b)  insbes.  auch  von  der  ähnlichen  Be- 
handlung frisch  gesponnenen  Garns  Aa;  Th;  Z.  ,Pür 
12  pfd  gesechtets  Reistegarn  5  fl.  18  ß.'  1690,  Zubers 
TgB.  ,Solle  der  Stattknecht  auf  künftigen  Sonntag 
auch  abruefen,  daz  mgH.  das  Wöschen  und  Garn  s.  in 
Heüseren  bei  Straf  1  Pfd  Haller  verbieten  lassend.' 
1721,  AaK.  StR,  ,Das  Garn  [muss]  endlich  gesechtet 
und  geweben  werden.'  JCNägeli  1738.  ,36  Strängen 
ungesechtet  Garn.'  1797,  ZTu.  Inv.  .Empfangen  den 
14.  April  [Garn]  roh  20  Pfd,  gesechtet  15  Pfd.'  1843, 
Z.  S.  noch  rossen  (Bd  VI  1411);  Under-rüttel  (ebd. 
1800).  —  3.  vom  Vor.  übertr.  a)  im  Nassen  arbeiten; 
nasse,  kotige  Arbeit  verrichten,  wobei  man  durchnässt 
und  besudelt  wird  Uw.  —  b)  durch  viel  Flüssigkeit 
gleichs.  auslaugen.     , Bevor   das   letzte  Kräftlein   aus 


dem  gemähten  Grase  gesechtet  war,  trat  selten  bessere 
Witterung  ein.'  JSenn  (ZO.). 

Ahd.  'sehtön  zu  eilten;  zur  weitem  Verbreitung  der  Sippe 
vgl.  Gr.  WB.  IX  2795/8,  dazu  uoch  Unger-Khull  588.  Be- 
merkenswert ist  das  geogr.  Verhältniss  zu  dem  syn.  buchen  II 
(Bd  IV  97*7):  der  ganze  Westen  und  der  Süden  (W,  P  und 
Gr),  also  die  an  rom.  Gebiet  angrenzenden  Kantone  kennen 
nur  buchen,  der  Nordosten  (Sch;  uTh;  Z)  und  die  Urschweiz 
nur  sichten,  während  für  das  übrige  Gebiet  beide  bezeugt 
sind,   ohne  dass   die  Verteilung  im    Einzelnen  genauer  zu   be- 

sti i'  ii    w&re.     Ist  buchen,  das  zwar  auch   urspr.  gern),  ist, 

alte  Küekcutlehming  aus  dem  Rom.  (eiue  jüngere  s.  unter  biiyen 
Bd  IV  1071)?  Aber  der  Umstand,  dass  buchen  früher  bei 
uns  weiter  verbreitet  war  (s.  Bd  IV  977  den  Z  Beleg  von 
1571),  spricht  für  jüngeres  Ein-  und  Vordringen  \"n  sichten 
aiii  seine   Kosten.     Vgl.  auch  sichten. 

ab-:  .abseihen,  transfundere'  Bs  (Spreng),  „ab- 
laugen"; übertr.  vom  Thee,  wenn  man  immer  wieder 
frisches  Wasser  aufgiesst,  so  dass  er  zuletzt  ganz 
schwach  wird  „Sch."  —  umen-:  ,herumsudeln'  Ndw 
(Matthys).  —  under-:  Wäsche  unvollkommen  laugen, 
,wenn  die  Lauge  auf  dem  einen  Teil  der  Wäsche  zu 
dick  liegt,  so  dass  sie  nicht  durchlaufen  kann'  Sch 
(Kirchh.),  darnach  bei  St.  —  üs-:  1.  eig.,  auslaugen 
AaWoIiI.  Bes.  im  Ptc,  verwaschen,  vom  Waschen 
(Sechten)  verblichen  oder  fadenscheinig  Aa;  G;  Th; 
Uw;  Z.  Di  LiHache"  sind  e"fängs  blöd  und  üsg'sechtet 
AaWoIiI.  Der  Chlaisli  ist  [so  bleich]  geworden  wie- 
n-e"  uisg'sechteti  Handzwächele".  Oisw  Blätter  1900.  — 
2.  uneig..  den  Magen  ü.,  durch  Arzneien  TH(Pup.);  Z. 
En  üsg'sechteter  Mage".  Vom  Erdboden  infolge  zu 
häufigen  Regens:  Der  Boden  ist  ganz  üsg'sechtet  ScnSt. 
(Sulger).  Ausgemergelt:  En  üsg'sechtet s  Männdli 
Gl  (Leuzinger).  —  ver-:  1.  eig.,  Wäsche  durch  zu 
starke  Lauge  (auch  durch  ungleichmässiges  Sechten 
UwE.)  verderben  ScnSt.;  Th;  Uw,  „wenn  die  Wäsche 
von  der  Lauge  nicht  ganz  berührt  und  daher  an  einigen 
Stellen  fleckig  wird."  —  2.  uneig.  a)  durchnässen, 
durch  zu  grosse  Mengen  von  Flüssigkeit  verderben, 
zB.  den  Magen  durch  zu  häutiges  Theetrinken,  den 
Erdboden  durch  zu  reichliches  Begiessen  oder  auch 
durch  Regen,  das  gemähte  Heu  durch  länger  dauern- 
den Regen,  ebenso  von  Kleidern  Aa;  Sch;  Th;  Z. 
Versuchtet  [durchnässt]  ltät's-i"s  ganz  manäd.  beim 
Fischen.  SWinz.  De''  Boden  ist  ganz  versuchtet  ScHSt. 
(Sulger).  —  b)  ,verschlemmen,  verdeinmen,  versechten, 
verzächen,  verlappen,  verprassen,  (ab-,  ob-) ligurire.' 
Mal.  —  c)  Ptc:  De  Jungherr  häd  vo"  Paris  e"  ver- 
suchtet O'sicht  hei'"'bröcht,  ist  ausgemergelt,  „selbst  mit 
Flecken  im  Gesicht"  zurückgekommen  Th  (Anon.);  St.3 

Sechter  m.:  1.  pers.,  =  (Gam-)Bücher  (Bd  IV  977) 
Aa;  Z  (Dan.).  ,NN.,  Garnsechters.'  AaWoIiI.  Mitt.  1902. 

—  2.  von  Sachen.  a.)  =  Büch-,  Secht-Ofen  (Bd  I  112) 
ZPfung.  —  b)  der  Korb  unter  dem  Druckbett  der 
alten  Trotten  ScHHa.f  ,Für  2  neuwe  Zechter  in  das 
Trüel  3  Btz.'  Rced  1725.  —  c)  Brause  an  der  Giess- 
kanne  Bs.  —  (1)  meist  Dim.  Sechterli,  Milch-  oder 
Theesieb  Bs.    Syn.  Sib(li)  (Sp.  43);  Sige(li);  Siene(li). 

—  Zum  Anl.   X-  vgl.   die  Anm.   zu    Sech   (Sp.  138). 

Milch-:  Milchseiher.    ,Für  einen  M.'  Bs  Tu.  1646. 

Sechtere",  amtlich  ,Sichter(e)n':  Name  des  Exer- 
zierplatzes bei  BsLie. 

S.M-hteri»,  lt  Stutz  (ZO.)  -ere"  —  f.:  Wäscherin, 
die  das  Süchte"  („die  Lauge  sowohl  als  die  Wäsche") 
besorgt  „VO;  Gl";  G„Sax";  Sch;  Schw;  Th;  U;  Zg;  Z. 
Wie  's  der  Secht're"  g' gangen  ist.    Stütz  1860.     ,Uer 


Sacht,  secht,  siebt,  socht,  sucht 


Sechterin  1  fl.,  jeder  Wäscherin  34  ß.'  1803,  aZoll. 
1899. 

Sechtete-  f.:  1.  Laugenwäsche  Th;  Uw;  U;  Z. 
,Die  sechteten,  wösch,  lixivium.'  Mal.  —  2.  eine  Ar- 
beit, bei  der  viel  Wasser  verschüttet  und  Alles  nass 
wird  Tu;  UwE.     Da'  ist  e"  S.! 

Sechti  (-e»-GA.)  f.:  1.  a)  =  dem  Vor.  1  GA.j  Nd\i  : 
UwE.  —  b)  uneig.,  kotige  Arbeit  UwE.  —  2.  =  Secht- 
Hüs  (Bd  II  1725)  Ndw  (Matthys).  Syn.  Büchi.  Als 
Hausn.  XVIII.,  AABr. 

sechtig:  an  Durchfall  leidend,  vom  Rindvieh  GWb. 

Sechti°g  f.:  =  Sechti  1  a  Xdw  (Matthys).  Syn. 
Büching. 

Secht  II  s.  Sei. 

Se'chter  m.:  Sester  (Mass  für  Wein,  auch  Mass- 
gefäss).  An  Wein  8  Mütt  10  .Sechter.'  1513,  Absch. 
(öfter  in  der  selben  Quelle).  —  Vgl.  Sechster,  Sester  und 
Gr.  WB.  IX  2796/7. 

Sicht  se'icht  Z  (Spillm.):  sehr  feucht,  nass,  ,so  dass 
man  gern  einsinkt',  vom  Erdboden,  bes.  Wiesen.  E" 
s-i  Wis.  ,An  den  wigern,  an  welichen  die  bech,  so 
hinden  darin  fliessend,  erstlich  den  nächsten  hoden 
sieht  machend,  darnach  einen  wasen  bringend  und 
zuoletzst  ertrich  machend,  da  vor  wasser  was.-  Yai>. 
II  433. 

Mhd.  sihUj  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  170/3.  Der  Diphthong 
und  das  seltene  Vorkommen  ^irc-hen  lin  Kntl.lmuug;  immer- 
hin fällt  die  Form  des  Diphth.  auf,  sowie  auch  dass  Vad. 
und  Spillm.  das  Wort  in  der  selbeD,  vom  Mhd.  und  von  der 
Schriftspr.  abweichenden  lund  wohl  aurli  ursprünglichem) 
Bcd.  belegen.     Vgl.  Hch  (Sp.  147). 

sichte":  =  sichten  1.  ,Wenn  es  gesotten  ist,  so 
seichte  es  durch  ein  reines  Tuch.'  FWürz  1634.  Auch 
bei  EKönig  1706;  s.  Sp.  242  u. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  173.  Das  W.  beruht  auf  junger 
Kontamination   von  neckten   und  xihen   (Hijeni ;   vgl.   das   Folg. 

Milch-Sich te°  f.:  Milchseihe.  Ja,  meinte  Marei. 
Die  het  e"  schont  Hüshalti"g!  Si  heig  jo  der  Magd 
befole",  de"  Salat  mit  Seife"  und  der  Bürste"  z'  iväsche" 
und  d'  Fleischsuppe"  dur'h  e"  Milchseichte"  z'  richte"! 
Bauernkal.  1886  (B).  —  Vgl.  Secht  I  S.  Zum  Diphthong 
vgl.  oben  unter  sieht. 

Sichter  m.:  Gerät  zum  Durchseihen;  vgl.  Sechter 
2  d.  ,[Das  Schmalz]  so  es  zergangen,  durch  ein 
seygehter  [!]  lauften  lassen.'  Tierb.  1563. 

.Auch  bei  Gr.  WB.  X  1,  173.  Die  Schreibung  ist  für  die 
Anlehnung  an  *it/en  bemerkenswert. 

Sicht  f. :  „Aussehn,  Physiognomie  L."  Syn. Gesicht. 

Amhd.  siht  f.,  Sehn,  Anblick.  In  der  uhd.  Bed.  ist  das 
W.  auch  bekannt  und  gebraucht,  aber  nicht  volkstümlich.  — 
Zu  den  folgenden  Zsseu  vgl.  die  entsprechenden  Zssen  mit 
mhen. 

Ab-:  1.  Ausblick,  Hinblick.  ,Das  auf  dem  Achen- 
berg  bei  Zurzach  stehende  Wachtfeuer  hat  seine  A-en 
hauptsächlich  obsich  . .  .  Das  Wachtfeuer  [auf  dem 
Lägernberg]  hat  sein  A.  auf  das  Wachtfeuer  auf  der 
Rheinflue  [usw.].'  1743,  Z  (Kriegssachen).  Vgl.  Ab- 
sichts-Tüchel.  Uneig.  .Historische  und  critische  Bei- 
träge zu  der  Historie  der  Eidsgenossen  .  . .  vor- 
nehmlich mit  A.  auf  das  grosse  Werk  Hin  JLauffers 
zusammengetragen.'  Beitr.  1739  (Titel).  Schlechte 
Aussichten  in  A.  des  Gewerbes.'  UBfägg.  1787.  .Einem 
in  aller  A.  [in  jeder  Hinsicht]  das  Gleichgewicht  hal- 
ten.4 ebd.  A-e"  ha"  (uf  Etw.,  bes.  auch  auf  ein  Mäd- 


chen) Aa;  Ap;  Tu;  Z.  Hast  A-e"?  nimmst  du  es 
ernst?  wird  ein  Liechter  [Bd  III  1056]  gefragt  ZO. 
—  2.  Zielvorrichtung  auf  dem  Büchsenlauf  (der  alten 
Standstutzen)  LHa.;  Schw;  Xdw;  USil.;  W;  Zg;  Z; 
Syn.  Ghorn  3  (Bd  III  470).  Dö  [an  einem  Ausschiesset 
Ende  der  50er  Jahre  des  vor.  Jhdts  in  LHa.]  stand 
lüter  Standstutzer  i"  dene"  Ladbänke"  .. .  mit  schied re», 
Schnure" ncliii ggige*  Läuft  •  und  tauf,  tauf  Hsg' schweifte" 
Cholbe"chappe",  d'  A-e"  händ  natürUch  «o«*  Nüd  PO" 
Metre"  g'wüsst :  uf  einer  Site"  dra"  hed  's  g'heisse" 
3-3-  WO  Schritt  usw.,  und  icenn's  guet  hed  welle",  so 
sind  uf  der  andere"  Site"  d'  Schueh  a"g'ge"  g'si".  Roos 
1908.  , Tugend  und  Frömmigkeit  ist  jedem  Stande, 
Amte  und  Bestimmung  so  nützlich  als  eine  A.  auf 
dem  Rohre,  womit  man  zum  Ziele  schiesst.'  Iniieri:. 
1  826.  Über  d'  A.  üs  g'seh",  beim  Schiessen  über  Visier 
und  Korn  das  Ziel  ins  Auge  fassen  W.  Man  unter- 
schied .beschlossene'  und  , offene  A-en';  vgl.:  ,üas  Vi- 
sier war  ein  Röhrchen  [vorn  auf  dem  Lauf]  oder  ein 
kleiner  Aufsatz  mit  einem  Einschnitt.'  FMarti  1898. 
Bei  den  Schützen  des  XVII.  und  XVIII.  waren  , Büchsen 
mit  Schnapper  und  offener  A.'  in  Gebrauch.  AKüchler 
1895.  ,I)ie  Stecher  und  Streiblein  und  beschlossenen 
A-en  auf  allen  Schiessrohren'  abgeschafft.  1727,  Ndw. 
Beim  Zürcher  Freischiessen  von  1807  war  Vorschrift, 
von  freier  Hand  zu  schiessen  ,mit  Füsischlössern, 
offenen  A-en,   Stecher   und  Schneller.'    FMarti  1898. 

Die  von  1  ausgehende  nhd.  Bed.  .Vorsatz'  ist  (von  der 
Spr.  der  Gebildeten  aus)  im  Begriffe  volkstümlich  zu  werden; 
zB.  mit  -1.  (auch  ah*i.-htli'h)  statt  mit  Flut,  ixtra  (Bd  1 
1210/1.   624),   d'  A.   ha"  statt   im   Si(tm)   ha». 

Ob-:  Aufsicht,  Obhut.  .Gewisse  Briefkünstler 
prangen  noch  mit  der  Redensart:  Gottes  O.  herzlich 
empfohlen.'  Spreng.  Häufig  im  XVII./XV1II.  .Was 
äussert  denen  4  Landgrichten  und  dem  Stattgricht  ist, 
wollend  wir  die  0.  denen  iewesenden  Oberamptleuten 
in  ihren  Ampteren  überlassen  haben.'  1717/25,  B  Jäger- 
ordn.  , Unter  0.  und  Anführung  eines  Knechts.'  1730, 
BSpvri  1871.  ,Die  0.  (eines  Dinges,  über  Etw.)  halten, 
haben,  nehmen.'  ,Den  Salzhandel  betreffend  ...  so 
soll  dann  auch  jederweilen  die  0.  gehalten  werden, 
das  mit  dem  Salz  kein  Betrug  vorgange  und  jedes 
Mass  sein  ordentliche  Gewicht  halte.'  1665,  U  LB. 
(Abschr.  von  1793).  ,Dass  der  Bauherr  dessen  [der 
Einziehung  der  langen  vorsehiessenden  Dächer]  die 
0.  halten  ...tühe.'  1723,  B  Feuerordn.  .Er  [der  Stifts- 
pdeger  zu  GAltst]  solle  ouch  die  0.  über  die  Gebäuw 
sowohl  im  Pfarr-  alss  Frauwenhof  haben.1  lTön.  G. 
.1  »en  Herren  Vorgesetzten,  so  über  die  ganze  Öffnung 
[des  Seegrabens]  die  0.  nehmen  werden.'  1769,  TuHw. 
Arch.  ,Wer  die  0.  habe  über  Häuser  und  Gädraer: 
Es  sollen  «lie  Ratsfreund  in  allen  Ürtenen  ein  treues 
Aufsehen  haben,  wo  an  Häusern,  Gädmer  oder  sonsten 
etwas  Mangels.'  Ndw  LB.  1867  (älteres  Gesetz).  Ohne 
Art.  ,0.  halten'  ScuSt.  (für  heute  abgelehnt).  0  bal 
ten,  wie  die  Gewehre  beschaffen  .seien.-  1693,  Ndw. 
Oft  mit  Adj.  , Allen  Gemeintsführerh  [wird]  anbe- 
fohlen, über  dise  Sach  und  bevorstehende  Gl 
nauwe  0.  und  wachsames  Attg  zu  haben.'  1718,  ThHw. 
Arch.  ,Auf  welches  die  Bahnwarten  gute  0.  haben 
sollen.'  1731,  UwE.  TR.  .Die  Freund  [sollen  den 
Waisenkindern]  alle  Nacht  die  Herberg  zu  geben, 
fleissige  0.  dem  zu  haben,  dass  sie  im  catholiscben 
Glauben  unterwisen  ...  werden,  schuldig  sein.'  1736, 
ebd.  (Waisenordn.).    .Worauf  die  Commandanten  . . . 


247 


Sacht,  secht,  sieht,  socht,  sucht 


248 


strenge  0.  halten  sollen.'  1764,  B  Kriegsordn.  Acht- 
samkeit: ,Dise  [Arcana]  sein  sonderbare,  mit  genauer 
0.  und  Kunst  erfundene  und  ausgearbeitete  Mittel.' 
1740,  L.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  1118/9. 

Üf-:  wie  nhd.  Aufsicht;  aus  der  Schriftspr.  mehr 
und  mehr  auch  in  die  MA.  eindringend.  In  der  ä.  Spr. 
seit  dem  XVII.  ,U.  (Aufs.)  haben'  auf  Etw.;  zB.  1655, 
Z;  Hosr.  ,Fürtrag  der  Dienern  der  Küchen  und 
Schulen  vor  Rat  und  Burgeren:  ...  das  Busswerk,  auch 
andere  U.  in  eusseren  Ämbteren  zu  vertrauwen  recht 
frommen,  redlichen  Männeren.'  1664,  Z.  ,[üie  richtige 
Befestigung  der  ,Mugg'  auf  den  Gewehrläufen]  soll 
guter  Uffsicht  anheim  gestellt  sin.'  1708,  Z  (Kriegs- 
sachen). —  Tjf-sichter  m.:  Aufsichtsbeamter  S.  ,Für 
diesen  Lagerzins  [der  im  Landhaus  gelagerten  Waren] 
soll  der  Stadtrat  einen  eigenen  Aufs,  bestellen,  wel- 
cher während  der  Zeit,  wann  das  Landhaus  offen  ist, 
auf  die  darin  befindlichen  Waaren  wachen  soll.'  S 
Kaufhausordn.  1815.  .Bau-  und  Strassen-Unteraufs.' 
1822,  S  Adressb.  Vgl.  Üf-sichter-Bueb,  ein  vom  Lehrer 
zum  Aufpasser  über  seine  Mitschüler  bestellter  Knabe. 
Joach.  1892,  9. 

An-:  das  Anblicken.  ,Vor  der  anesiht  des  almahtigin 
gotes.'  XII.,  Wack.  1876.  .[Menschen  und  Engel  haben 
die  Jungfrau  Maria]  nu  lange  anegeschouwot  mit  vir- 
wizzer  anesihte.'  ebd.;  noch  öfter.  —  In  der  nhd.  Bed. 
.Meinung'  allg.,  aber  als  fremd  gefühlt. 

Üs-:  1.  Ausschau.  ,[L)er  Posten  auf  einer  Hoch- 
wacht soll]  auf  die  andere  Hochwachten  U.  halten...' 
1703,  Z  (Ordonnanz  der  Hochwachten).  —  2.  wie  nhd. 
Aussicht,  allg.  E"  schönt  Ü-,  auf  einer  Höhe.  ,(Zur) 
frohe(n)  Auss.',  beliebte  Bezeichnung  von  Aussichts- 
punkten bzw.  der  darauf  erbauten  Wirtshäuser  Ap; 
G;  Tu;  Z.  Vgl.  auch  Cs-sichts-Tüchel.  Uneig.  lY-e") 
ha",  zB.  eine  Stelle  zu  bekommen.  Öppis  in  U.  ha". 
—  3.Aussehn  ÄAStaud.;  Ap;  BSi.;  UwE.;  Z.  Er  hat 
e"(kei")  gueti  U.,  sieht  gut  (schlecht)  aus  ÄAStaud.;  Z. 
Der  Ü.  nachen  (a"),  seinem  Aussehen,  auch  seinen 
Gesichtszügen  nach  Ap;  Dan.  (oO.).  Es  händ  Alli  so 
en  l'.,  so  en  eigni,  besondere,  auffallende  Gesichts- 
züge ZHed.  E"  bleichi  V.  üwE.  —  3  auch  Schwab. 
(Fischer  I  521).  —  Zirkel-:  Rundsicht.  .Panorama 
oder  Zirkel-Aussicht  vom  Rigiberg.'  L  Intelligenzbl. 
1818.  —  üs-sichtig:  aussichtsreich.  En  ü-e  Gegni 
GLÜbst.  —  Us-sichtler  m.:  „Liebhaber  schöner 
Aussichten  L." 

Zue-ver-:  1.  wie  nhd.  .Wider  sein  Z.  [Erwarten]'; 
s.  un-gerad  (Bd  VI  512).  In  der  lebenden  Volksspr. 
nur  iron.  mit  Bez.  auf  einen  trostlosen,  greulichen 
Anblick,  Zustand  oder  Vorgang.  Da(sJ  ist  fmerj  e"  ZA 
zB.  angesichts  einer  Unordnung  Aa;  Ap;  B;  Sch;  Th; 
Z.  Wie  ist  Daß)  e"  Z.  g'si"!  ein  Spektakel  Z.  Was 
isch  Das  och  für-n-e"  Z.  g'si"  i"  dem  arme"  Hüsli 
inne"!  B.  ,[Lisi  dachte,  als  es  im  anvertrauten  Haus- 
wesen auf  Schritt  und  Tritt  Schmutz  und  Unordnung 
traf:]  wenn  Hans  wüsste,  was  allenthalben  für  eine 
Z.  sei,  ...  er  hätte  ihm  kaum  alle  Schlüssel  über- 
geben.' Gottii.  ,Mädi  hatte  Schadenfreude  [über  die 
wenig  Vertrauen  erweckenden  neuen  Dienstboten]  und 
sagte:  Das  werde  eine  Z.  geben,  dass  man  vor  Zorn 
nicht  mehr  werde  die  Augen  auftun  mögen.'  ebd.  Aber 
Marei,  ivas  isch  Das  für-n-e"  Z.,  dass  der  Fleisch- 
hafe"  lasch  überlauffe"!  B.  S.  auch  Missi  (Bd  IV  467). 
Mit  Adj.  Da'  'schf-mer)  e"  schöni  (heiteri,  netti)  ZA 
da   stehts    schön,    das    sind  ja   nette   Zustände,    Aus 


sichten  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Th;  Z.  Wie  Das  auch  lüftet,  ei 
b'hüet-i"s"!  Das  gebe-mer  noch  e"  hübschi  Z.,  tvenn  der 
Alpstei"  a"füengi  z'  brülle"  [ein  sicheres  Zeichen  na- 
henden Unwetters]!  MKuoni  1886/7  (GrScIis).  .Das 
ist  nun  wirklich  eine  heitere  Z.  [dass  1906  laut  ar- 
gentinischer Statistik  für  2,412,250  Fr.  Schweizerkäse 
in  Argentinien  eingeführt  wurden,  laut  Schweiz.  Sta- 
tistik aber  nur  für  602,895]!'  B  Volksztg  1908.  Hättet- 
ir  die  Z.  g'seh"!  die  Unordnung  hättet  ihr  sehn  müssen 
Aa;  Z.  ,So  ung'rimti  Ross  habe  ich  noch  nie  im 
Stall  gehabt  [sagte  der  Bauer  zu  Resli,  der  nun  im 
Stall  nachsah]!  Dort  standen  Knechte  mit  Stecken 
und  Geiseln  im  Gang,  seine  [Reslis]  Rosse  waren  in 
der  Krippe  oben,  des  Bauern  Rosse  hatte  man  ge- 
flüchtet. Als  er  [Resli]  die  Z.  sah,  hiess  er  sie  alle 
hinausgehen  und  fleug  mit  seinen  Rossen  zu  reden 
an.'  Gotth.  —  2.  Einsehen,  Nachsicht.  Einem  .alles 
recht,  ellü  gnade  und  ellü  z.  versagen';  s.  Bd  VI  257. 
,[ Joseph  zum  König:]  Min  vatter  ist  hie  mit  wyb  und 
kind,  deren  77  sind,  die  band  mich  all  zum  höchsten 
hätten,  ich  söl  zun  üwren  gnaden  trätten,  inen  danken 
der  trüwen  pflicht  und  hätten,  dass  ein  zuoversicht 
zuo  irer  armuot  wolle  han.'  Rüef  1540.  ,Gott  redt 
mit  im  selb  alleinig  im  himmel:  ...  [wenn  die  Mensch- 
heit innert  120  Jahren  nicht  besser  wird]  so  wil  ich 
warlich  zgrund  all  richten  on  alle  gnad  und  zuover- 
sichten  alle  menschen  durch  min  urteil.'  ebd.  1550. 
—  2,  wie  es  scheint,  nur  Schweiz.  —  zuo- ver-sichtig: 
Zuversicht  gewährend.  Ansh.  * III  51. 

Vor-:  wie  nhd.  allg.  Voraussicht:  Werke"  V.hed, 
hed  Nächsicht,  dh.  das  Nachsehen  L  (Ineichen).  Von 
göttlicher  Voraussicht,  Vorsehung:  Hat 's  acht  d'  V. 
beschlösse",  dass-ieh  [Das]  ha"  müesse"  g'seh"?  SchwE. 
(Ochsner).  Auch  bei  Stutz,  Gem.  Neben  .Weisheit' 
als  bürgermeisterlicher  Titel.  ,[1729  beschloss  man 
das  Musik]mahl  zu  feiern,  wenn  Ihr  Excellenz,  Vor- 
sicht Weisheit  Herr  Doktor  J.  U.  P.,  Reichsvogt  Chri- 
stoph von  Hochreutiner  wieder  anwesend  sein  werden.' 
PScheitlin  1837.  —  Un-.  ,Den  Gruss  aus  Unvorsicht 
vergessen.'  1811,  Z  Brief. 

Nach-:  1.  s.  Vorsicht.  —  2.  das  Nachsehn  =  Be- 
aufsichtigung, Prüfung;  nur  in  der  RA.  N.  Hebe", 
scharfe  Aufsicht  üben,  streng,  scharf  nachsehn,  unter- 
suchen BSa.  Wenn  du  nit  recht  Fliss  liest,  so  mtiess- 
ieh  denn  N.  Hebe",  wenn  du  hinfort  nicht  regelmässig 
die  Schule  besuchst,  so  muss  ich  dann  strenge  Auf- 
sicht üben  oder  es  strenge  ahnden  (AvRütte).  Auch 
mit  Bez.  auf  das  eigene  Tun:  Üeb  denn  N.,  dass  de  's 
recht  machist,  siehe  zu,  dass  du  die  Arbeit  gut  ma- 
chest, ebd.  —   Vgl.  Gr.   WB.  VII   124. 

Rück-.  I"derB.,  Hinsicht  Ni>w  (Mattltys).  Sonst 
wie  nhd.,  aber  nicht  volkstümlich. 

G«-sicht  I  f.  n.  (s.  Anm.):  1.  a)  von  der  Tätig- 
keit (oft  mit  Bez.  auf  die  obj.  Möglichkeit)  des 
Sehens;  in  der  lebenden  Spr.  nur  noch  in  einzelnen 
formelhaften  Wendungen,  a)  im  Allg.  ,üis  [die  bil- 
ligen Getreidepreise  von  1278]  han  ich  darumb  ge- 
schriben,  das  ichs  weiss  von  g.  und  von  gehörde,  das 
es  alles  geschechen  ist  under  küng  Euodolfs  ziten.' 
Z  Chr.  XV.  ,Ein  ietliche  zügsami  mag  man  wisen  mit 
zwöien  erbren  von  g.  und  von  gehörd  [omne  testi- 
monium  duobus  idoneis  testibus  est  producendum,  et 
hoc  de  visu  et  auditu].'  XIH./XV.,  AABremg.  StR.  ,Ein 
ietlich  zügniss  ist  mit  zweien  unversprochnen  ze  be- 
wisen,    und   das  von  g.  und  gehörd.'    um  1510,    Aar. 


Sacht,  seclit,  sieht,  socht,  sucht 


StR.;  in  der  Redaktion  vor  1309:  ,die  da  sagen  (von) 
hören  und  von  sehen.'  —  ß)  Blick(e),  die  auf  Etw. 
gerichteten  Augen.  ,Der  gelust  der  gerot  und  wirt 
ouch  gegerot  niut  eine  mit  heinlichen  willen,  sunder 
ouch  mit  der  gesich.'  Stät.  der  Lazariten.  Mit  Adj. 
.So  sich  die  unkiuschen  herzen  einander  ougent  mit 
vleischlicher  gesich...  so  Muhet  die  kiuschokeit  von 
den  sitten.'  ehd.  ,(Ein)  schiessende  g.,  äugen,  die 
ring  und  leichtlieh  hin  und  här  luogend,  faciles, 
emissitii  oculi;  (ein)  stäte  g.,  das  stät  anluogen  oder 
ansähen,  obtutus.'  ebd.  Mit  Richtungsangabe.  ,Gottes 
g.  luogt  uf  die  armen,  das  er  sich  irer  mög  erbarmen.' 
Eckst.  1525.  ,Die  g.  gät'  irgendwohin.  ,Wo  g.  hin- 
gadt,  soltdu  dhend  han  [bei  Tische],  quoeunque  manus. 
huc  tibi  luraen  eat.'  Fris.  1562.  ,Ein  fänster  (tach- 
loch)  machen  oder  einhinbrächen,  dass  die  g.  einhin- 
gange,  fenestrare.'  Fris.;  Mal.;  vgl.  Bed.  4.  ,G.  auf 
einen  werften,  auf  einen  die  äugen  schiessen,  conjicere 
oculos  in  aliquem;  die  g.  keeren  oder  wenden,  etwan 
hinwenden,  etwan  hinsahen,  einen  vast  gnodt  ansähen 
oder  g.  gestracks  gegen  eim  richten,  contorquere  as- 
pectum,  dirigere  visus  aliquo,  ad  aliquem;  die  g.  von 
einem  (ding  ab)wenden,  vertere  (dejicere)  oculos  ab 
aliquo  (ab  aliqua  re);  einem  der  g.  nit  gunnen,  den 
rucken  und  das  angesicht  von  eim  wenden,  aversari 
aliquem;  g.  nidsich  gegen  der  ärden  gehenkt,  fixi 
solo  oculi.'  ebd.  (Weitres  bei  Mal.  174/5).  Hieher  auch 
(vgl.  Bd  II  908  o.,  aber  auch  unten  y  und  1  b):  , Etwan 
verhaltet  Gott  der  Herr  den  vervolgeten  [1.  ,-eren'] 
ir  g.,  das  sy  die  nit  kennend,  die  sy  fahen  sollend, 
wie  man  ein  history  vom  Heliseo  und  vom  Athanasio 
liset.'  LLav.  1577.  Vom  Gegenstand,  auf  den  der  Blick 
gerichtet  ist:  ,Die  g.  betriegen,  wenn  ein  ding  so  klein 
ist,  das  man  es  kaum  sähen  mag,  fallere  visum.'  Fris.; 
Mal.  —  In  Verbindung  mit  lokalen  Präp.  , Einen 
ab  der  g.  verlieren,  exuere  aspectum  alieuius;  evanuit, 
ist  ab  der  g.  verschwunden;  sich  verbergen  und  ab 
den  äugen  machen  seines  herren,  seinem  herren  ab 
der  g.  gon,  ex  conspectu  heri  sui  se  abdere;  lieber, 
gang  mir  nit  ab  der  g.  oder  ab  den  ougen,  ne  sub- 
trahe  te  nostro  aspectu.'  Fris.;  Mal.  ,[Der  Sperber] 
tot  diu  kint  [der  Nachtigall]  an  ir  g.'  Boner.  ,An 
die  g.  stellen,  sähen  lassen,  in  aspectum  lucemque 
proferre.'  Fris.;  Mal.  , Einem  in  das  g.  kommen': 
,Do  sy  [Jonathan  und  sein  Waffenträger]  nun  der 
Philisteren  halt  (Besatzung)  beide  in  (da)s  g.  kamen(d).' 
1530/1868,  I.  Sam.  ,In  einem  Ougenblick  sachend  wir 
inne  [einen  feurigen  Mann]  faren  wie  ein  Pfyl  vom 
Armbrust  an  das  Gelend  zuo  Kirsyten,  da  er  gar 
schnell  anlanget  und  noch  lang  in  unserm  G.  bran.' 
ECys.  (Br.).  .Etw.  im  G.  haben':  ,üas  viert  Wort- 
zeichen am  Bachtel  . . .  hat  in  dem  G.  vier  Quartier 
des  Lands  . . .  Der  Lägerberg  hat  im  G.  vier  Quartier 
und  die  Grafschafft  Baden.'  1620,  Z  (JHallers  Defen- 
sional).  ,Etw.  in  das  G.  bringen:'  ,Es  wollen  auch 
Etliche,  dass  sie  den  Bodensee  sehen  mögend  [vom 
Rigikulm];  hiebei  dann  wol  abzunemmen,  was  auf 
diser  Höhe  für  ein  gross  Geländt  in  das  G.  zu  bringen 
seie.'  JLCys.  1661.  , Einen  von  eines  g.  nemen';  s. 
Bd  VI  258.  .Alles,  das  man  sähen  mag  oder  was  für 
die  g.  kumpt,  qua;  cadunt  sub  aspectum.'  Fris.;  Mal. 
S.  auch  er-li'ieii  (Bd  III  1211).  Ei"'m  z~  G.  eho",  wie 
nhd.  Ar;  B;' Z,  Eint"  z' G.  übercho"  Ar;  B;  Gl;  Th; 
Z.  Ich  hait-e"  scho"  lanij  nümer  z'  G.  übercho".  ,Zuo 
der  aller  g-e  wart  unser  herre  Crist  für  unsir  sunde 


an  daz  cruce  gehenchit.'  XII.,  Wack.  1876.  ,üf  15  tag 
Jenner  hab  ich  mich  dem  künig  und  conetabel  zuo 
g.  gestellt,  habent  mich  wol  gesehen,  hab  aber  mit 
inen  nit  mögen  zuo  red  komen.'  Rainsp.  1553.  , Einem 
zuo  der  g.  wol  gelägen,  conspieuus  alieui.'  Fris.;  Mal. 
Z'  G'sichts,  vor  Augen  Aa  (Jägerspr.).  Er  het-e"  z' 
G-s  use"g'no",  -(/stocke",  der  Hund  einen  Hasen.  — 
Y)  Anblick  von  Etw.;  das  Obj.  der  Wahrnehmung 
steht  im  Gen.  ,[Zwinglis  Gegner  in  der  Abendmahls- 
lehre behaupten]  die  lyblich  gegenwürtigkeit  des  lych- 
nams  Christi  sye  uns  nit  genommen,  sunder  allein  die 
g.  und  empfindnuss.'  Zwingli;  vgl.  dazu  den  Zwingli- 
beleg  Bd  V  321  u.  .[Schwangere  sollen  sich  in  der 
ersten  Zeit  hüten  vor]  scheusslichen  bildnissen  und 
g-en  armer  leute  oder  besonderer  tieren.'  Rdef  1554. 
.Beraubt  sein  der  g.  seiner  bürgeren,  carere  aspectu 
civium.'  Fris.;  Mal.  .Wüsset  ihr  [die  ihr  euch  erst 
auf  dem  letzten  Krankenbette  zu  bekehren  gedenkt], 
wie  euch  dannzumal  just  wird  zu  Mut  sein  und  ob 
nicht  . . .  das  G.  euerer  bald  verlierenden  Weiber(en), 
Kindei(en),  Verwandten,  Bekannten  und  andere  der- 
gleichen Zufäll(e)  euch  an  diesen  Buss-  und  Bekeh- 
rungsgeschäften verhinderen  werden?'  JJUlr.  1718/33. 
S.  noch  Be-rüerd  (Bd  VI  1269).  ,Die  g.  verlieren.' 
.Rengnold  reit  [von  Anthea  weg]  in  die  stat  so  ganz 
entzunt  in  ir  liebe,  das  er  all  sin  wandel  verlor,  so 
bald  er  die  gs.  verloren  hat,  und  och  all  sin  sterki.' 
Mobgant  1530.  , Anthea  zerrant  ir  sper  im  ertrich, 
also  daz  die  stuck  inn  luft  sprutztend  so  hoch,  daz 
man  die  g.  darab  verlor.'  ebd.  Auch  von  prüfender 
Betrachtung.  ,Ich  kan  [spricht  der  zum  Richter 
berufene  Fuchs]  die  Sachen  gerichten  nicht  nach  iuwer 
rede  wan  nach  g.:  ir  sult  mich  beide  lazen  sehen, 
wie  der  sache  si  besehenen.'  Boner.  ,[Dass  Sach- 
verständige] die  alten  mur  besechen  und  geschowen 
sond,  ob  man  daruff  gebuwen  und  gerauren  süll  und 
getürr  . . .  und  wer,  daz  si  sich  erkanden  nach  der 
mur  g.,  daz  man  wol  daruff  gebuwen  möeht,  so  sond 
wir  die  mure  ufmachen.'  1410,  AaB.  Urk.  —  8)  freier 
Ausblick,  Aussicht;  vgl.  4.  Du  bisch-mer  im  G.,  du 
machst  mir  dunkel,  geh  mir  aus  dem  Licht  GA.  ,N.  sol  in 
dem  obern  teil  des  garten  nüzunt  buwen  noch  machen, 
das  demselben  hus  schedlich  sie  an  g.  oder  an  deheinen 
dingen.'  1351,  L;  ähnlich  1390,  Z.  ,Es  klagt  A.  uff  B.. 
es  hab  sich  gefüegt,  das  im  der  benant  B.  etlichen 
buw  an  sin  hus  für  sine  kelrfinster  gelegt  . . .  [und 
dann  gleich  zur  Mistgabel  gegriffen]  da  er  in  frünt- 
lichen  dannen  zuo  tuond,  wann  der  in  an  der  g.  irrte, 
gebetten.'  1467,  Z  RB.  ,[Eine  Giftmischerin  und  Hexe 
soll  ,vermuret'  werden]  also  daz  sy  sunn  und  mon 
lebend  niemer  mer  beschine,  und  kein  g.  in  noch  us 
haben,  dann  oben  ein  löchly,  da  der  tuust  etwaz  von 
ir  gon  . . .  möge.'  1487,  Z  RB.  ,[Die  Karthäuser  erhalten 
nach  dem  Umbau  ihres  Klosters  die  Erlaubniss  zum 
Abbruch  des  ,Kämynturns',  der]  an  der  g.  des  nüwen 
büws  verhinderlich  gewesen,  wa  der  steiul  bliben  sin 
solt.'  1507,  Bs  Chr.  .[Während  des  Jetzerhandels]  hat 
der  priol  im  selbs  ein  eigen  nüw  stüble  gebuwen  ussert 
des  convents  behusung,  da  er  und  sine  gesellen  on 
irrung  des  convents  zuo  allen  sachen  und  besonder 
zuom  tor  mochten  g.  und  wandel  haben,  wer  inen 
gefiel  uss-  und  inlassen.'  Axsn.  ,G„  aussgesicht,  pro- 
spectus.'  Fris.;  Mal.  .Die  g.  versehiahen';  vgl.  die 
entsprechende  Wendung  unter  4.  ,.lch,  Rüedger  Ma- 
nesse  ritter,  burger  Zürich,  vergich  oft'enlich,  als  mir 


Sacht,  secht,  sieht,  sucht,  sucht 


L'Mi 


von  meister  Ruodolfs  des  arzates  huse  ...  die  g.  an 
miner  stuben  ...  verslagen  was  mit  gezimber  uff  dem 
stalle  . . .  das  mir  da  derselb  from  vest  man  die  gnade 
getan  hat  . . .  das  er  das  selb  gezimber,  das  mir  die 
g.  verslagen  hette,  abgebrochen  hat  unz  under  die 
pfenster  derselben  miner  stuben.'  1360,  Z.  , Einem  mit 
bauwen  die  g.  verschlahen.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  uber- 
büicen  (BdIV  1958).  Vom  Gesichtsfeld:  ,So  hell  und 
klarlich  [werde  er  kommen,  verheisst  Jesus  den  Jün- 
gern] als  der  blitz,  der  eines  ougenblicks  also  den 
ganzen  kreis  unserer  g.  erfülle.'  Zwixgli.  —  b)  in  BBe., 
G.,  Ha.;  Gl;  GrD.,  Pr.;  Sch;  W  f.,  in  Aa;  Bs;  B  (bei 
Gotth.,  Ischer  1903)  Z;  n.,  von  der  Fähigkeit  des 
Sehens,  Gesichtssinn,  Sehvermögen.  ,Die  reinigung 
des  ussetzigen  und  die  g.  der  blinden  was  nit  ein  un- 
empflntlich  ding,  sunder  sy  empfundend  irer  gesund- 
heit,  die  sy  selbs  wesenlich  haftend.'  Zwingli.  ,Das 
aug  oder  die  g.  ist  vil  lieblicher,  geschwinder  und 
schnäller,  dann  alle  sinn,  sensus  videndi  acerrimus.' 
Fris.;  Mal.  .Nachdem  und  ich  sähen  oder  mit  der 
g.  merken  mag,  ut  ego  oculis  rationem  capio.'  ebd. 
G.  und  G'hör,  die  beiden  Hauptsinne.  Wenn  nume" 
's  G'hör  guet  blibt  und  's  G.  MPlüss  1908.  ,Gehörd 
ist  ein  macht  [=  ein  Vermögen],  dessglychen  ouch  die 
g.'  LJüd  1531.  ,Die  ein  böse  g.  oder  ghörd  habend, 
bildend  inen  ding  yn,  daran  nichts  ist.'  LLav.  1569; 
,ein  blödes  G.'  1670.  .Einer  kompt  [in  Folge  der 
Pest]  uinb  die  G.,  der  Ander  uiub  die  Ghörd.'  JJBreit. 
1629.  ,Sein  Ghör  und  G.  war  hin.'  Pfaffenkr.  1712. 
S.  noch  Ge-hord  1  (Bd  II  1602),  ferner  Büerung  (Bd  VI 
1269);  versuechen  Sp.  225/6.  Mit  Adj.  E"  gueti  (BBe.; 
Gl;  GrD.),  ßni  (BHa.)  G.  uä.  Er  hat  hei"  gueti  G.  m\, 
sieht  nicht  mehr  gut  Gl.  Auch  ohne  Art:  Er  het  gueti 
(schlecht:)  G.  BG.  .[Adam  zum  Luchs:]  Von  wägen 
diner  scharpfen  g.  solt  heissen  luchs  gwüss  sicherlich.' 
Ruef  1550.  ,Die  tunklen  äugen  mit  adlergallen  be- 
strichen, macht  ein  seer  scharpfe  g.'  Vogelb.  1557. 
,Sy  [die  Geissen]  sollend  bei  der  nacht  äben  so  wol 
ein  scharpfe  g.  haben  als  by  tag.'  Tierb.  1563.  ,Ein 
scharpfe  g.,  visus  acer.'  Fris.  ,Ein  scharpf,  ein  guot 
g.'  ZGArzneib.  1588.  ,Ein  lutter  g.,  das  man  bi 
tag  die  sternen  im  himel  gsicht.'  ebd.  ,Er  hat 
ein  gut  G.,  oculorum  lumine  euneta  collustrat  [usw.].' 
Hosp.  S.  auch  Chatzen-Chopf  (Bd  III  413).  ,Die 
recht  g.';  s.  Schnew-Blendi  (Bd  V  109).  Schwächt  G. 
GrD.,  churzi  G.  B;  GrD.;  WVt.  Er  hed  e"  nöehs  G., 
von  einem  Kurzsichtigen  Ar.  ,Eine  kurze,  dunkle 
oder  blöde,  schwache  oder  zarte,  abnemmende  g.. 
hebes  oculus,  visus,  liebes  acies  oculorum,  caligo, 
marcens  visus.'  Fris.;  Mal.  ,Der  ein  böse  g.  hat  und 
darumb  blinzlen  muoss,  damit  er  dester  bass  die  g. 
zusammen  halte  und  sähe,  blinzaug,  ein  wenig  blind, 
lusciolus,  caeculus.'  Mal.;  s.  auch  blinzlächt  (Bd  V 
125).  ,Wenn  einer  ein  böse  oder  blöde  g.  hat,  so 
sieht  er  eins  für  das  ander  an.'  LLav.  1569.  , Thymian 
stärket  das  blöde  G.'  E  König  1706.  ,[Eine  Frau  von 
62  Jahren]  gutschlägigen  Leibs  und  schwachen  G-s, 
auch  zimlich  gehörlos.-  1730,  Z.  .Mindergsichts',  präd., 
von  mangelhafter  Sehkraft:  ,M.,  die  augenspiegel  oder 
brillen  brauchend,  myopes.'  Fris.;  Mal.  Pflege  des 
G-s.  [Die  Grossniutter]  chöititti  nilmme''  dro"  si"  [ohne 
Schnupftabak]  va"  wege"  der  G.  und  dem  Gnäbse". 
Schwzd.  (GrScIis).  ,Dis  (rebewasser)  ist  guot  zuo  der 
g.'  Kunstb.  1174.  ,Senickelesche  ...  dem  houpt  und 
der  g.  guot'   ebd.     ,Der    Alantweiu    stärket  das   G.; 


der  Anis  bessert  das  G.'  EKönig  1706.  Schwächung, 
Verlust  des  G-s.  B'  G.  het-im  'bdset  BG.  ,[Der  alte 
Schulmeister  antwortet,  es  gehe  ihm]  im  Ganzen  wohl, 
doch  böse  ihm  's  G.  afe"  starch.'  Gotth.  Er  war  noch 
guet  z'  weg,  nume"  's  G.  het  gar  abg'no",  von  einem 
alten  Manne  Aa;  Z.  ,N.,  so  etwas  mangels  an  der  g. 
und  der  Vernunft  hat,  sol  in  spital  genommen  werden.' 
1556,  Z  RM.  , Hebetat  visus  meeror,  schwecht  und 
verderbt  die  g. ;  wie  die  g.  abnam,  visu  marcente.' 
Fris.;  Mal.  Um'sG.  cho",  zB.  infolge  einer  Krank- 
heit, eines  Unfalls  Aa;  Z.  ,Ein  Poet  habe  in  einer 
seiner  Tragödien  wollen  einfüeren  auss  H.Schrift 
etliche  Wort,  darüber  er  ums  G.  kommen,  iedoch 
nachdeme  er  [Gott  den  Herrn]  umb  Verzeihung  ge- 
betten,  seie  er  widerumb  sehend  worden.'  Bedenken 
1624.  ,Um  das  G.  kommen,  lumina  oculorum  amittere, 
oculorum  sensu  orbari;  luminibus  capi.'  Hosp.  ,Die 
g.  verlieren',  aspectum  amittere.'  Fris.;  Mal.  ,[Wer 
am  1.  Jan.  zu  Ader  lässt]  verleurt  das  G.  in  dem  Jar.' 
XVII.,  G.  .Einen  des  g-s  berauben'  uä.  ,Do  nun  der 
hailig  gaistlich  sant  Nögger  also  alt  wart,  das  er  von 
elti  beraubet  ward  siner  g.'  XV.,  Notkerlbgende. 
,Diewil  N.  siner  g.  beroubt  [war].'  1543,  Z  EB.  .Blind 
machen,  umb  die  g.  bringen,  der  g.  berauben,  blenden, 
caecitatem  inferre,  (ob)c*care,  oblimare.'  Fris.;  Mal. 
,Es  seie  nicht  genug,  dass  man  ihme  [einem  Erblin- 
deten] das  G.  genommen.'  1719,  Bs.  Von  vorüber- 
gehenden Störungen  des  Sehvermögens.  Es  het-mer 
d'  G.  g'no"  BBe.  (Dan.).  [Dem  Müller]  Jos  hed  's  [der 
Goldglanz]  fast  die  G.  g'nun.  Schwzd.  (GrScIi.).  B' 
Statue"  sehint  eso  hell  drüf  [auf  die  Felsen],  dass 
Ainem  fast  d'  G.  vergät.  Schwzd.  (GrScIis).  ,N.  habe 
in  in  sin  antlit  geschlagen,  das  im  die  g.  vergienge.' 
1472,  Z  RB.  ,Do  ist  er  [Myconius  bei  der  Terenz- 
lectüre]  oft  mit  mier  umbgangen,  das  min  hembdlin 
nass  ist  worden,  io  ouch  die  g.  ist  vergangen  und 
doch  nie  kein  streich  gen,  den  einest  mit  der  lätzen 
band  an  baggen.'  ThPlatt.  1572.  ,Das  G.  vergehet 
mir,  caligant  oculi,  tenebr»  oboriuntur.'  Hosp.  ,Bci 
einem  diesem  [Gletscherspält  der  ,Sehaschaplana'],  in 
welchen  die  Sonne  hineinglänzete,  legte  ich  mich  auf 
den  Bauch  und  schaute  in  die  Tiefe  hinab,  bis  mit 
das  G.  vergieng,  konnte  doch  den  Grund  des  abyssi 
mit  dem  G.  nicht  erreichen.'  Sererh.  1742.  S.  noch 
Bd  VI  469.  ,G.  blenden,  perstringere  visum.'  Fris.  ; 
Mal.  ,[Tertullianus  sagt]  es  seie  dem  tüfel  nit  schwär 
die  usseren  äugen  zuo  betriegen,  die  wyl  er  auch  die 
inner  g.  verblenden  möge.'  LLav.  1569;  ,die  Augen 
des  Leibs  zu  verblenden,  weil  ihm  nichts  Leichters 
ist,  als  die  Augen  des  Gemüts  und  Verstands  zu  ver- 
dunkeln.' 1670.  Es  het-em  uf's  G.  (uf  d'  G.J  g' schlage?1, 
die  Krankheit  (auch  ein  blendender  Glanz  usw.)  hat 
seine  Augen  in  Mitleidenschaft  gezogen  Aa;  BG.  Ähn- 
lich: Es  ist-em  uf's  G.  g'fare"  ZMarth.  Gegs.  ,wider- 
um  zur  g.  kommen'  uä.  ,[N.  erzählt]  sine  ougeu  syend 
ime  by  39  jaren  verfinstert  gwäsen,  darnach  sye  er 
zuo  einer  äbtissin  kommen,  die  hab  im  dermassen  mit 
der  hilf  Gottes  gholfen,  das  er  widerum  zur  g.,  doch 
umb  eins  oug  kommen.'  1561,  B  Turmb.  , Man  spricht 
auch,  dass  diser  vögel  [der  Widehopf]  im  alter  erblinde, 
das  aber  im  die  jungen  seine  äugen  mit  einem  sonder- 
lichen kraut  bestreichend,  davon  im  sein  g.  widerumb 
komme.'  Vogelb.  1557.  Bildl. :  , Hie  sind  etlich,  denen 
die  [durch  menschliche  Lehren  für  das  Gotteswort  blind 
gemachte]  g.  für  uud  für  wider  wirf  Zwingli.    Vom 


■J.v: 


.Sacht,  secht,  sieht,  söcht,  sucht 


25 1 


Ahnungsvermögen.  ,Ich  [der  arme  Kaspcrli]  weiss 
von  meinem  Vater  sei.  ganz  sicher,  das  der  Grossvater 
das  sog.  ,G.'  hatte  und  es  fast  immer  vorherschaute, 
wenn  in  der  Umgegne  Jemand  sterben  musste.'  Reitb. 
1843  (Gl).     S.  noch  Fraufasten -Chind  (Bd  III  344). 

—  2.  was  gesehn  wird;  spec.  seltsame,  wunderbare 
Erscheinung.  ,Ich  wil  besehen  dis(ses)  gross(e)  g., 
warum  der  pusch  nit  verbrünne.'  1530/1707,  II.  Mos.; 
tö  Epa^a.  LXX.  Bes.  a)  am  Himmel.  , Fürige  g.  zuo 
Lucern  und  Zug.'  Kessl.2419  (Randbemerkung),  dem- 
nach so  haben  wir  ewer  schoben  sampt  der  copy  und 
gemäl  der  seltsamen  g.  bi  uns  ersechen  verstanden 
und  wil  uns  üwer  meinung  ouch  gefallen,  dieselbig 
on  alle  usslegung  allein  mit  der  waren  geschieht  und 
anzeigung  in  truck  uss  ze  gon  lassen  . . .  deshalb  wir 
dann  uff  hütt  die  unseren,  so  diser  g.  teilhaftig  und 
gnoss  worden,  zuo  banden  genommen  und  sy  bi  ir 
eidtpflicht  deshalb  verhört,  die  uns  dann  anzeigt  haben, 
wie  irs  in  den  bigelegten  copyen  und  gemälden  be- 
finden werden,  und  so  es  üch  wie  uns  für  guot  gfallen 
wolte,  dise  g-en  in  truck  ze  gon  lassen,  das  es  doch 
nach  disen  unseren  copyen  und  gemälden  beschehe.' 
1547,  Gl  an  Z.  ,Es  sind  mengerlei  g-en  am  himmel 
(vil  seltsamer  fhüriner  g-en)  gesähen  worden.'  JHaller 
1550/73.  ,Man  sach  zuo  angändem  Merzen  den  himmel 
brünnen  und  andere  g-en  am  himmel.'  1571,  HBüll. 
D.;  ,ein  wunderbar  g.'  ebd.  1572.  .Ein  seltsame  g. 
am  himel.'  Ard.  1593.  ,In  dem  wärenden  osterspil  diss 
jars  [1531]  hat  die  gnad  Gottes  sich  ougenschynlich 
erzeigt  durch  ein  g.,  das  nämlich  gotsälige  personen 
am  himmel  gesehen  die  bildtnuss  der  hochgelopten 
himmelkönigin  Marne  mit  irem  lieben  kindlin  am  arm.' 
RCvs.  (Br.).  ,Anno  1612  sähe  man  in  der  Nacht  ein 
G.  am  Himmel  wie  ein  streitend  Heer.'  BBisch.  1  •  *■  S 2 . 

—  b)  Traumgesieht,  Vision  BSi.  (n.).  Er  het  es  G.  (es 
G'spest.  es  Ciig'hth:  en  Gi2stJ  g'seh».  ,[Der  hl.  Lazarus] 
erschein  in  einer  gesieh  dem  kunige.'  Stat.  der  Laza- 
riten.  ,Ain  Schwester  sait  uns  ain  g..  die  ir  ...  in 
ainem  trom  erzaiget  ward.'  EStagel.  .Cornelius,  ein 
hauptmann  ...  der  sach  in  einem  g.  offenbarlich  umb 
die  9.  stund  einen  engel  Gottes  zuo  im  hinein  gon... 
als  er  aber  sich  in  im  selbs  bekümmeret,  was  dise  g. 
wäre,  die  er  gesehen  hatt  ...'  1530/89,  Apostelg.;  ,was 
doch  dises  Ges.  were.'  1683/1712.  ,Die  ding,  die  innert 
dem  menschen  sind,  nämlich  die  gedanken,  tröum, 
g-en,  erscheinungen  . . .  [geschehen  nicht  ohne  Ur- 
sache].' LJüd  1531.  ,Ein  g.  (g-en).  einbildung,  erschei- 
nung,  gestalt,  fantasei,  die  ei(ne)m  im  schlaaff  (ze 
nacht  in  dem  träum)  fürkumpt,  träum,  zuofal  eines 
gedankens,  visum,  visus,  visio,  quietis  nocturna?  imago 
(iinagines).'  Fris.;  Mal.  ,Dine  [eines  Betrunkenen] 
äugen  werdend  frömbde  sähen,  verstand:  g-en,  und 
seltsame  erschynungen.'  LLa,v.  1569;  , verstehe:  fremde 
G-er.'  1670.  ,[N.  habe]  ein  grosse  und  erschrocken- 
liche  g.  gehebt.'  ebd.;  ,ein  grosses  und  erschrock- 
liches  G.'  1670.  S.  auch  Ge-hörd  2  (Bd  II  1602); 
Bröggeri  (Bd  V  537).  Auch  von  phantastischen  Vor- 
stellungen: ,Die  vom  bapst  gesended  werden,  louffend 
glych,  als  wärind  sy  von  dem  herren  Gott  gesended; 
aber  sy  redend  nttt  dann  g-en  und  meinungen  ires 
herzen.'  Zwingli.  —  3.  in  GrA.,  D.;  W  f.,  sonst  n. 
(PI.  -er,  selten  unver.),  I>im.  -li:  a)  Gesicht.  Antlitz, 
heute  wohl  allg.;  vgl.  indessen  Antlit  (Bd  I  350). 
Zum  l'bergang  von  der  Bed.  , Augen'  (s.  oben  laß) 
vgl.  noch:   ,Die  ougen  oder  g.  aufheben';  s.  Sp.  154. 


,üo  ret  sy  [bei  einer  Konfrontation  vor  Gericht]  frö- 
lich  und  mit  ufgehepter  g.,  ir  sag  wer  war  und  nit 
ein  spot.'  1538/4(1,  Z.  Ebenso:  Ei»m  i"  's  G.  luege", 
frei  ins  Auge  sehn  Aa;  Ap;  B;  Th:  Z.  Auch  mit 
Dat.  S.;  s.  Bd  VI  210.  Dagegen:  Ei"m  i"'s  ff.  [Antlitz] 
lache",  lüge".  Fi"'m  i"  d's  G.  spätre"  BSi.  Ei"'m 
Öppis  i"  's  G.  rüere"  (s.  Bd  II  1761  Anm.),  bengle"  (s. 
Bd  IV  1374),  werffe«  (s.  Her  I  Bd  II  1521).  De" 
schwarze"  Chatze"  sell-me"  z"  Nacht  us  ''em  Weg  gö", 
säst  springe"-si  Efrtn  in'sG.  BsL.  Ei"m  Öppis  i" 'x 
G.  (i"e"J,  under  's  G.  (ZStall.,  W.)  säge",  rund  heraus, 
unumwunden  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Th;  Z.  Ich  säg-em  's 
i"  's  G.  i"e",  was  er  ist.  ,Unter  das  Ges.  Etwas  sagen, 
in  faciem  dicere;  intrepide,  aperte  simpliciter  profiteri: 
dieere,  quod  res  est.'  Hosp.  S.  noch  Most  (Bd  IV  541). 
I"  's  G.  (i"e")  flattiert-er  de"  Lüte"  und  hinfdjen  ume" 
macht-er  si  üs  Aa;  Ap  und  sonst.  Sind-er  bös  im  G.V 
höhnt  ein  Bursche  ein  schmollendes  Mädchen.  JJRahm. 
Dö  isch  's  im  Lisebet  dnrch  's  G.  üf  g'fare",  wie  wenn 
es  grosses  Für  a"' gange"  war  in- cm  inne",  von  der 
Zornröte.  JReinb.  1907.  Mit ''em  ganze"  (auch  über  's 
ganz  Z)  G.  lache"  Aa;  Ap;  Tu;  Z,  oft  mit  dem  Zusatz 
icie-n-en  Laubchäfer  (s.  Bd  III  162;  auch  Aa;  Z). 
Einem  Andern  wie  us  "em  G.  g'schnitte",  auffallend 
ähnlich  Aa;  B;  Gl;  Th;  Z;  vgl.  Bd  I  134  u.  ,D's  G. 
chere",  faciem  obvertere.'  Id.  B.  Wäst  die  rechte" 
Spruch  [wird  eine  Wahrsagerin  ängstlich  von  ihrer 
Kollegin  gefragt]?  Wäst,  we""-me"  verieret  bemene" 
Wörtli,  so  gang  's  A'"'m  gar  bös,  icäst,  's  G.  chömm 
Aixtm  hinne"  here".  APletscher  1902.  ,Wenn  dudein 
Volk  mit  dem  G.  zur  rechten  oder  linken  Hand  wen- 
dest, so  machest  alsdann  aus  den  Glideren  Rotten.' 
Kriegsb.  1644.  Über  die  Nase  als  (wesentlicher)  Be- 
standteil des  Gesichts  s.  Bd  IV  794.  797.  Wer  sich 
d'  Nasen  abhaut,  g'schändt-sich  's  G.  THErm.  Jö,  du 
bist  aueh  en  Dichter  wie  der  Arsch  onder  de"  G'sichter 
GStdt  f  (HWartmann).  Schoni  G'sichter  händ  eil 
Richter  ScHSt.  (Sulger).  Wenn-er  numen  es  anders  G. 
hält!  von  Einem,  der  einen  Schönheitsfehler  od.  einen 
unsympathischen  Gesichtsausdruck  (s.  b)  hat  Aa  und 
sonst.  Er  het  es  <?.,  me"  chönnt  Hör  druff  setze". 
d'  Löcher  wäre"  g'macht  und  der  Mist  drin,  mit  Bez. 
auf  unsaubere  Blattern  S;  vgl.  auch  Tirggeli-Model 
(Bd  IV  86).  Er  hed  es  G.  wie  en  Trlieja  [Öse  in 
Form  eines  Schiffchens],  ein  gar  schmales  Gesicht  mit 
spitzem  und  vorstehendem  Kinn  GrD.  (B.).  S.  auch 
noch  brunzen  (Bd  V  770);  ferner  ver-sechtet  (Sp.  244). 
Das  Dim.  spec.  von  einem  anmutigen,  hübschen  Ge- 
sicht. Die  het  e(s)  G'sichtli,  es  ist  e"  Freud  z'  luege" 
Aa;  Ap;  B;  Tb.  E"  b'schisse"s  G-li,  ein  verschmitztes 
und  dabei  niedliches  Gesicht  Sch.  Es  sübers  G-li;  s. 
Sp.  72.  En  netls,  schÖns  G-li;  s.  auch  Larven  2  (Bd 
III  1381).  Oft  hon.  Wär-i"*  nid  e"  schÖns  Maitli, 
wenn's  G-li  nid  war,  helt-ich  nid  e"  schÖns  Hälsli, 
wenn  's  Chröpfli  nid  mir?  ZWülfl.  —  b)  insbes.  (und 
schon  älter  bezeugt  als  a)  vom  Gesichtsausdruck, 
vom  stehenden  sowohl  als  namentlich  vom  veränder- 
lichen, momentanen;  Miene,  allg.:  von  a  nicht  immer 
scharf  zu  trennen.  Ei'"m  Öppis  [Charakter,  Gedanken, 
Stimmung]  am  G.  a"  (if)seh".  Dan  g'seht-men  am  G. 
a",  was-er  (icas  mit-cmj  ist.  .Man  sieht  im  an  der  g. 
an,  dass  seine  wort  waar  sind,  sein  g.  stimpt  wol  mit 
seinen  Worten,  consentit  vultus  cum  oratione.'  Fris.: 
Mal.  ,Man  sihet  ihm  im  G.  an,  dass  er  ein  schlechter 
Gesell    ist,    furor   proditur   vultu,    in    fronte   eius  in- 


Sacht,  secht,  sieht,  socht,  sucht 


scriptum  est,  quid  animo  tegat;  habitu  oris  hominis 
ille  nequam  speciem  praehet;  in  eius  oculis  perfidia 
eminet;  prorsus  in  eius  facie  vultuque  vecordia  inest.' 
Hosp.  's  G.  g'fallt-mer  nid:  Dem  ist  nid  z' traue"  Th. 
,Trau  keinem  G.,  bis  du's  kennst!'  NowKal.  1906.  Mit 
Adj.  ,Seittenmal  (sitmals)  die  töchteren  Zion  hoch- 
müetig  sind  worden  und  trättend  härein  mit  aufge- 
recktem hals  und  mit  falscher  schamperer  g.'  1530/89, 
Jes.;  ,mit  falschem  Angesicht.'  1683/1707;  Iv  vsöu.aaiv 
099-aXtiöv.  LXX.;  vgl.:  ,ein  schampar  und  anreizig 
angesicht,  lubricus  vultus.'  Fris.;  Mal.  ,Schälbe  g., 
torvus  visus;  ein  rauche  und  grobe  g.  oder  angsicht, 
vultus  acer.'  Fris.;  Mal.  ,Die  Gallier...  haben  eine 
scharpfe,  grausam  schelbe  G.'  Äg.Tschddi,  Gallia.  ,So 
ire  [der  Gallier]  Eheweiber  darbei  seind,  helffen  sie 
haderen,  haben  ein  rohe  grawe  G.,  entblössen  ihre 
schneeweisse  Annen  bis  an  Ellenbogen,  machen  Faust 
und  grissgrannen  mit  denen  Zähnen.'  ebd.  S.  noch 
un-guet  3  (Bd  II  545);  gc-boget  (Bd  IV  1069);  räuwisch 
(BdVI  1871/2).  Bes.  in  Verbindung  mit  mache". 
E(s)  früntlich(s),  bös(es),  sür(s)  G.  mache"  uä.  Aa;  Ap; 
Bs;  Th;  WVisp  (en  besi  G.J;  Z;  wohl  allg.  Er  hui  en 
grüsami  erschröcka"lichi  G.  g'machet,  vor  Zorn,  Arger, 
Überraschung  GrD.  (B.).  Indess  de  Ma"n  Ei"$  singt 
und  lacht,  si"s  Wib  es  chlbigs  G-li  macht.  PHeng. 
1836.  S.  noch  grün  (Bd  II  749).  Häufig  mit  einem 
Vergleich.  E(s)  G.  mache"  wie  drei  (sibe",  cierzehe) 
Tag  Regenwetter  (s.  Sp.  55),  wie  di  tür(i)  ZU  (selber) 
Aa;  Bs;  B;  Te,  wie  die  sibe"  iure"  (wie  s.  türi)  Jär 
B  (,dcs  Pharao'  Bgd.;  vgl.  Sp.  46  u.),  wi(e)  's  sibe"- 
zechner  Jär  [1817]  Z,  wie  Türi  und  Hunger  ZRuss., 
wie  der  Bür,  wenn-er  zinse"  mues'  BsMutt.,  wie-n-e" 
laufedi  Schuld  (vgl.  Bd  III  1125)  ZWetz.,  wie-n-e" 
verhockete  Strumpf  LSurs.,  wie-n-e"  vertreltni  Band- 
zäne"  ThMü.,  wie  Milch  und  Habermel"'  ZStemenb. 
(LTobler),  wie-n-e"  türri  Bir,  von  einem  Mägerli 
(vgl.  auch  Bd  IV  1483).  ebd.,  wie-n-en  Räbe"-Bögg 
(Bd  IV  1084,  aber  wohl  mit  Bez.  auf  das  G.  einer 
zur  Laterne  ausgehöhlten  Bäb).  S.  noch  Burdi  (Bd 
IV  1542  u.);  Basilisk  (ebd.  1663).  Wil  d'  immer  e>so 
cholderist  und  es  G.  machst,  wie  wenn  d'  e"  Hampfle" 
Laubchäfer  verschluggt  hettist.  CStreiff  1898.  Der 
hat  es  G.  g'machet,  we  wenn-er  e"  halbe"  Liter  Ingeri 
verschluggt  hett.  ebd.  1903.  De(r)  macht  e"  G.,  wie 
wann -er  dem  Herrgott  der  Essech  üsg'soffe"  hett  Z, 
wie  wänn-er  dem  Petrus  der  Essig  verschütt  hett  ZGoss., 
nie  wenn-er  's  ganz  Jör  müesst  esselige"  Most  trinke" 
ThMü.,  wie  wänn-er  sür  Bäbe"  g'gesse"  hett  ZRuss.,  wie- 
n-e"  verheiti  Essigguttere"  Z(LTobler),  wie-n-esüberloffe"s 
Sürchrütständeli.  oO.  (LTobler).  S.  noch  Sür-Ampferen 
(Bd  I  240,  auch  Th);  Erbselen  (ebd.  433);  fernerig 
(ebd.  1019/20);  Milch  (Bd  IV  199);  Sür-Bibel  (Bd  VI 
51).  Hieher  auch  der  Vergleich  mit  dem  unangenehme 
Dämpfe  einatmenden  Seifensieder:  Es  G.  mache"  wie 
e"  Seife" sieder,  ein  sehr  böses  G.  GrV.(B.).  Wenn  er 
es  G.  miech  icie-n-e"  Chatz,  wenn  's  donneret,  und 
Auge"  wie  Pfluegs-Bedli,  ich  tdt-em  glich  der  Schwung 
a"biete".  Schild  1876.  Er  macht  e"  G.  wie-n-e"  Chatz, 
wänn-si  gäge"  de"  Biswind  schisst  Z  (Dan.);  vgl.  Bd 
III  585;  drin-luegen  (ebd.  1227).  Er  macht  es  G., 
wie-n-e"  a"g'gableter  Fuchs  AASuhr,  ,wie  der  Fuchs, 
wenn  er  im  Hintern  flohnt.'  Sprww.  1824.  Mehr  von 
einer  einfältigen  als  einer  verdriesslichen  Miene:  Er 
macht  e(s)  G.  wie-n-en  rasierte'  Äff  ZWetz.  (LTobler), 
wi-n-en  Osterochs  B  (GZür.),    ,wie   eine  Kuh  auf  ein 


Erdbeere.'  Sprww.  1824,  ,wie  Der  [steinerne  Widder 
zu  Scb]  am  Rathaus',  von  einem  weinerlichen  und 
einfältigen  Gesicht,  ebd.  Prägn.,  e(s)  G.  (auch  G-er  B; 
Ndw:  U;  Z)  mache",  missmutig  das  Gesicht  verziehen, 
eine  Schmollmiene  aufsetzen;  s.  Bd  IV  21,  auch  Aa; 
Ar;  1!  (.vultum  suum  mutare,  limis  oculis  inspicere 
aliquem.'  Id.  B);  Uw;  U;  W;  wohl  allg.  Vgl.  die  (viel- 
fach auch  in  den  Erweiterungen)  synn.  RAA.  unter 
Aug  (Bd  I  123);  Ge-fräss  (ebd.  1318);  Grind  (Bd  II 
762);  Chojjf  (Bd  III  410):  Mauggeren  (Bd  IV  121); 
Mül  (ebd.  174).  Die  händ  G'sicht  g'macht!  Ap:  Z. 
Der  het  es  G.  (Auge")  g'macht!  der  war  nicht  übel  er- 
schrocken, erzürnt  Aa;  Z.  We""-men  e"chli"  Öppis  seit, 
macht-er  e(s)  G's.  Du  machst  (iez)  wider  (e"  Mal)  e(s) 
G.!  Me"  mues'  nid  grad  e(s)  G.  mache".  Mach  nüd 
e"  derigs  (eso-n-e")  G.!  Lueg,  wel'H  G-er  machi"d 
Die!  Ndw.  Ei'"m  e(s)  G.  (ane")  mache",  auch  e(s)  G. 
an  Eine"  ane"  (od.  h'ere")  mache"  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Tb; 
W;  Z;  s.  Bd  IV  21  u.  We""-d'  nid  teilt  wie  si,  da  ma- 
chund-s'-der  an  G.  WVisp.  D'  Madie  maint,  wil  si  's 
Geld  nit  glich  biko"  het,  si  krieg  's  nit,  macht-mer  e" 
Cr.,  nai",  und  was  erst  fir  e"  G. !  's  ist  e"  G'fräs'  g'si", 
darf-ich  wol  sage"!  und  giH-mer  Tag  und  Nacht  kai" 
guet  Wertli.  Schwzd.  (Bs).  Du  sö!ttist-di'h  schämen, 
Ei"'m  so-n-es  G.  ane"  z'  mache"  Aa.  Er  macht  e" 
schülichs  G.  a"  mic*  ane".  Sid  e"  par  Tage"  macht-er 
e(s)  G.  a"  mich  ane",  wi-wen"-er-mich  we'tt  fresse"  Aa;  Ap. 
E(s)  G.,  G-er  schnide"  Bs;  B;  S;  Th;  Uw;  W.  Nei", 
wie  der  Tifel  G-er  g'schnitte"  het  und  Bockspring  Hier 
Bockspring  macht  vor  Freid  [nach  Erbauung  der  Teu- 
felsbrücke, in  Erwartung  des  ersten  ihm  verfallenen 
Passanten.  Zu  guter  Letzt  bekommt  er  bloss  einen 
Ziegenbock  statt  eines  Menschen].  Jetzt  settet-ir  de" 
schwarz  Ma""  g'seh"!  wie  De"  nit  teüesti  G-er  schnide" 
tuet  und  schimpft  und  speizt!  Ndw  Kai.  1906  (U). 
Ei"'m  e"  (böses)  Gr.,  G-er  schnide",  Fratzen  Bs  (Seiler). 
Ic*  ha"  dem  Gödi  Zeiche"  g'macht  und  G-er  g'schnitte", 
zur  Verständigung.  RIscher  1903  (B).  's  G.  verzieh" 
Aa;  Ap;  B,  verzere"  ZRuss.  —  c)  uneig.  vom  Drein- 
sehn,  Aussehn  von  Dingen,  Vorgängen  usw.  Was 
macht  der  Himmel  ('s  Wetter)  für  e(s)  G.?  B;  Th;  Z. 
Gew.  mit  allg.  Subj.  (Das,  es,  d'  Sach).  Was  miech 
Das  für  es  G.,  wenn-ich  scho"  am  erste"  Tag  de"  Lö" 
heitschti!  oO.  (FStaub).  Daß)  macht  kei"  guets  G., 
nimmt  sich  nicht  gut  aus  Th;  Z.  Das  macht  iez 
frilich  e."  wüests  G.  ZF.  Das  (Die  Sach)  macht  iez(t) 
e"  (ganz)  ander  (sj  G.  B;  SchSL;  Th.  Dann  macht  di 
ganz  Sach  en  ander(s)  (?.,  chunnt  en  ander(s)  G.  über 
Th:  Z.  ,Heutzutag  hat  es  [das  Badeleben]  sich  ganz 
veränderet,  die  Sachen  haben  ein  ander  G.  genommen: 
vor  100  und  mehr  Jahren  hat  man  zu  Baden  etwan 
40  Bäder  gezehlet,  zu  dieser  unser  Zeit  aber  zehlt 
man  derselben  über  die  Hindert.'  SHott.  1702.  Prägn. 
Das  macht  iez  es  G.!  Das  ist  jetzt  was  Anderes,  Bes- 
seres, Das  ist  jetzt  der  Berücksichtigung,  der  Aner- 
kennung wert  ZO.  Eben  esö  Öppis,  Das  macht  iez 
au'h  es  G.!  eben  so  was  darf  sich  auch  sehen  lassen, 
sieht  nach  Etwas  aus.  ebd.  Das  macht  es  G.,  Das 
will  Etw.  heissen  ZLunn.  Das  het  e"  G.!  Schwierig- 
keiten :  vgl.  Sprww.  1869,  93,  sowie  Ast  (Bd  I  573  u.). 
's  het  e"  G.,  so  vil  Chind  z'  erhalte"  (so  oil  Müler  dia->'e" 
z' bringe")  SoaSt.  (Sulger).  —  4.  (kleine)  Lichtöff- 
nung, „Fenster  GT.",  ,Licht,  lumen,  in  der  Baukunst, 
zB.  ein  Fenster'  ScHSt.  (Sulger).  Syn.  Liecht  5  (Bd 
III  1052/3);   vgl.  Ge-sicht-Pfenster  (Bd  V  1165).     Er 


257 


Sacht,  secht,  sieht,  socht,  sucht 


2.V 


hat  dö  e"  G.  use"breche"  18"  SceSt.  (Sulger).  ,Die  G-er 
und  Läden  [eines  Schuppens].'  HBossn.  LölO.  In  der 
ä.  Spr.  oft  neben  .venster'  und  andern  Synn.  ,Und  sol 
daz  vorgenande  hus  der  herren  von  Buobikon  [in  der 
Brunngasse]  enkein  g.  in  den  vorgenanden  hof  der 
vrowen  von  Tösse  han,  wan  die  g.  der  drye  stuben 
und  2  venster  sun  sin  under  dien  drin  stuben  und 
enkeins  rae.'  1307,  ZStdt.  ,[NN.  verkaufen  ihr  Haus 
und  Hofstatt  . . .]  mit  der  g.  der  venster  und  der  ge- 
wer gegen  des  Meissen  garten.'  1345,  ebd.  ,NN.  sollent 
kein  Hecht,  pfenster  oder  g.  usser  und  von  der  em- 
phangen  hofstatt  haben,  machen  oder  buwen.'  1403, 
Bs.  ,[Die  Frauen  zu  StVerenen  werden  klagbar  gegen 
das  benachbarte  Predigerkloster]  die  herren  und  brüe- 
der  betten  uff  irem  kilchhof  gross  lindenböm  ston, 
die  irem  gotshus  zuo  StVerenen  an  iren  fächern,  ouch 
g-en  und  luftbalhen,  in  källem  und  andern  orten 
schaden  täten  .  .  .  begerten,  dass  sy  sölich  lindenböm 
hin  und  ab  tuon  Hessen  ...  dawider  die  herren  ver- 
meinten ...  an  andern  orten  und  enden  stüenden  ouch 
uft'  den  kilchhofen  lindenböm,  das  bescheche  darumb, 
das  der  guot  gschmack  von  den  linden  den  bösen 
gschmack  vom  kilchhof  übertreffen  und  vertriben  sölt. 
die  böm  stüenden  och  uff  des  bredigerclosters  grund 
und  in  sölicher  wyte,  das  sy  [die  Frauen  zu  StVerenen] 
billich  sölicher  anfechtung  gesehwigen  heften,  so  be- 
dörftind  och  gotshüser  nit  vil  g-en  gegen  der  weit.' 
1496,  ZStdt.  ,Gemelt  unser  Aidgnossen  [von  Gl  und  Z] 
sollend  uns  [Denen  von  G]  wäg  und  steg  zuo  gemelten 
behusungen  geben  und  an  g-en  oder  anderen  dingen 
in  kainen  weg  verbuwen.'  Kessl.;  vgl.  auch  Absch. 
IV  1  b  748.  ,Es  habent  NN.  sich  erklegt,  wie  inen 
derselb  herr  underschryber  nebent  dem  Sternen  mit 
einem  ingfangnen  gattern  ires  gadens  g.  verschlagen.' 
1541,  Z  RB.  .[Gegen  1  Gl.  jährlichen  Zinses  erhält 
N.  die  Erlaubniss]  ein  g.  oder  luftloch  in  der  Brüm- 
sinen  garten  zu  machen.'  1557,  JJRüeger.  .[Weder 
N.  noch  seine  Nachkommen  sollen]  in  dieselbig  prefet 
gar  dheine  g-en  vor  gegen  der  NN.  hüser  inhrechen 
noch,  machen,  sonder  dieselben  g-en  allein  uff  den 
nebentsyten  gegen  synem  hus  haben.'  1562,  Z.  ,[Die 
Witwe  eines  Steinmetzen  soll  Gesellen  halten  dürfen] 
auch  G-en,  Mundlöcher  und  andere  derglychen  kleine 
Arbeit  machen.'  1603,  Z  Ratsentsch.  ,Kein  Zimber- 
mann,  Murer  ald  Steinmetz  solle  fürohin  befuogt  syn, 
wyter  ald  höcher  ze  faren  oder  merere  G-en  inhin  ze 
setzen  [als  vorher  amtlich  bewilligt  worden].'  1609, 
Z  Bauordn.  ,Das  sölich  Liecht  ald  G.  in  der  Höhe 
fünfthalben  Werchschuch  und  dritthalben  Werch- 
schuch  in  der  Breite  und  Mehreres  nit  sye.'  1612,  Z. 
,[Frau  N.  will  ihr  Haus  mit  einem  ,Gugenhürli'  ver- 
sehen, was  zB.  dem  Haus  ,zum  Steinbock']  die  G-en 
verschlage.'  1621,  Z.  ,Nachdem  ich  ein  Spinnstuben 
in  myner  Behussung  ze  buwen  angehebt  und  in  sel- 
bigem Buw  drü  nüwe  G-er  ynhin  zu  brächen  Vor- 
habens.' 1624,  ebd.  ,G-en  hauen.'  1640,  ebd.  ,So 
bald  man  nun  ein  Regiment  nach  dem  anderen  in  die 
Quartier  einführt,  so  laufft  ein  Jeder  hin  Holz  und 
Stroh  zu  holen,  damit  sie  ihre  Hütten  machen  . . . 
Vor  disen  Hütten  werden  Bänklein  gemachet  und  in 
die  Hütten  kleine  G-er.'  Kriegsb.  1644.  ,Es  wurde 
beliebt,  dass  in  dem  undern  Laden  ein  Türgericht 
und  in  dem  obern  Laden  ein  doppelt  G.  solle  gesetzt 
werden  mit  einem  eisernen  Gitter  . . .  dass  die  Ein- 
fassung der  G-er  einem  andern  Handwerker  solle  über- 
Schweiz. Idiotikon  VII. 


tragen  werden.'  1751,  Sch.  ,4  lange  Umhang  samt 
Kränzen  von  weisser  Leinwat  vor  4  G-er.'  1766,  Inv. 
des  Schlosses  TiiGündelhart.  Von  der  Einfassung 
eines  ,G-s':  [Beim  Neubau  des  Pfarrhauses  zu  TnAad. 
kam  zur  Verwendung:]  ein  Fuder  .steinerne  G-er'  aus 
dem  Kratz  in  Zürich.  1649,  JNater  1898.  —  5.  Flanke 
eines  Bollwerks.  .[Vom  Endpunkt  der  Afterstreich 
ausgehende]  Linien,  welche  mit  der  Streichwehr  oder 
Flank  den  Winkel  der  Schulteren  machen,  doch  nur 
von  der  Streichwehr  zum  bestrichnen  Winkel  sichtig, 
die  werden  Stirnen  und  G-er  der  Bollwerken  genannt.' 
Kriegsb.  1644,  3  ff. 

Amhd.  gesiht  f.,  nihd.  (md.)  auch  geaihtc  a.  in  Bed.  1 
und  2  (selten  3);  vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4087/99;  Fischer  III 
524/7.  In  unsern  ä.  Quellen  (mit  Ausnahme  der  Bibel  von 
1530!)  erscheint  nur  das  Fem.  bis  um  die  Wende  des  XVI.. 
vereinzelt  auch  noch  länger  (JJBreit.  1C29;  1640,  /.  Ver- 
ordnung), seit  Ende  XV.  mit  dem  PI.  .gesiebten'  (nur  selten, 
so  einmal  bei  Kessl.,  noch  .gesicht');  vom  XVII.  an  herrscht, 
wohl  unter  dem  Eiufiuss  der  Sehriftspr.,  das  Neutr.  (PI. 
meist  .gesichter').  Zu  2  vgl.  Ge-tcAicht,  zum  Ganzen  An- 
.,■,!„. 

Ab-  f.,  im  XVIII.  auch  n.:  =  Absicht  2  (Sp.  246) 
Ni>w  (Matthys).  ,Hat  was  gfehlt  [an  der  Aufführung] 
tuns  verzeihen;  dann  was  ist,  dem  Nichts  gefehlt? 
Mancher  Schütz  nicht  kann  erreichen,  wo  sein  A. 
hingestellt.'  JCWeissenb.  1702.  ,Oft'ene,  beschlossene 
A.'  .Schneller,  beschlossne  A.,  Stellstrübli,  auch  Ku- 
geln mit  Zapfen'  sollen  rund  abgeschlagen  sein.  1713, 
FwSa.  Schützenordn.  .Jeder  Schütze  soll  mit  einer 
offenen  A.  schiessen,  und  so  Einer  mit  einer  be- 
schlossnen  schiessen  würde,  solle  selbiger  Schuss 
Nichts  gelten.'  1719,  Zg  Schützenordn.  ,Das  Rohr  soll 
mit  einem  Füsischloss  und  offenem  A.  versehen  sein.' 
1786,  ebd.  —  Sonst  nicht  belegt. 

Affe°-  n.:  1.  schnöde  Bezeichnung  einer  Person, 
spec.  eines  modesüchtigen,  gezierten  Mädchens  Bs;  Z. 
Syn.  Äff  (Bd  1  99).  .Vergiss  mein  nicht,  du  A.!'  Z. 
Dim.:  Wie  Menge?  liebt  e"  dummi  Gans,  's  ei'fältigst 
Ä-lil  PHeng.  1836  (ScHwMa.).  —  2.  Dim.,  Pflanzenn., 
Insektenständel,  Fliegen-,  Spinnenorchis,  Ophrys  mus- 
cif.  (myodes),  aranif.  (arachnites)  GStdt  (Wartm.  1874) 
Z  (Hürlim.).  Syn.  A.-Bröggli  (Bd  V  534).  -  1  auch 
bei  Gr.  WB.  I   183;   Fischer  I   109. 

Ampel eD-:  „spottende  Bezeichnung  einer  vor 
Staunen  oder  Betroffensein  dumm  aussehenden  Phy- 
siognomie" Z.  —  Vgl.  Amptlen  3  (Bd  I  239).  dazu  Fischer 
I    168. 

Sür-ampelen-  GuMai.,  -ampfele"-  B  (Kosmopolit 
1782):  saure  Miene  (wie  nach  dem  Genuss  von  Sauer- 
ampfer). Syn.  Sür-hampflen-G.  Was  Bc'-mer  nit  für 
es  S.  wird  mache"!  Kosmopolit  1782. 

A(n)-  (in  GnChu.r;  WVt.  Ar,-)  n.,  in  der  ä.  Spr, 
auch  f.:  1.  a)  =  Gesicht  1  a  ß  (Sp.  249/50).  .Etlicher  a. 
fliehen,  inen  nit  an  die  äugen  gon,  fugere  conspectum 
aliquorum.'  Fris.;  Mal.  Meist  in  Verbindung  mit 
Präp.  .[HMüliman  klagt]  N.  habe  im  sinen  oter-  oder 
fogelhund  in  a.  sines  gemelten  Mülimans  ganz  lani 
gehowen.'  1487,  Z  RB.  ,In  a.  der  statt,  in  oppidi 
conspectu.'  Fris.;  Mal.  ,Dera  fyend  in  sin  a.  stan, 
in  kreftig  schlon  und  vertriben.'  VBoltz  1551.  .Einem 
einen  under  sin  a.  stellen.'  XVI.,  Z;  neben  , under 
sine  ougen.'  Jmd  angreifen  .fein  grad  under  das  a.'; 
s.  Bd  VI  469.  .[Ich,  Kain]  wird  mich  für  (vor)  deinem 
a.  verbergen.'    1530/1707,   I.  Mos.     .Vor,    dem  a.  oder 


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Sacht,  secht,  sieht,  socht,  sucht 


in  gegen  wirtikeit,  in  aspectu.'  Fbis.;  Mal.  ,Zuo  a. 
kommen';  s.  ur-pflichts  (Bd  V  1217).  A(n)rf sieht (s) 
der  Auge"  s.  Bd  I  1350.  , Angsicht  diser  gezogen 
ougen.'  1544,  L  Hexenproz.  ,[Die  Hexe]  verschlüffe 
a.  irer  beiden  ougen  in  dem  gestüd.'  ebd.  —  b)  =  Ge- 
sicht la f.  ,Das  er  [Gott]  mich  hail  ...  nach  disem 
leben  mit  der  a.  siner  gtienliche.'  1487/8,  GGebete. 
, [Erschrecken]  von  schüzlicher  a.  der  täfeln.'  ebd.  ,Er 
[der  klägliche  Heimzug  der  Eidgenossen  aus  dem  Mai- 
ländischen 1524]  was  ein  so  jämerliche  a.,  dass  ieder- 
man  sagt,  si  wurde  ein  wizgung  und  Warnung  sin.' 
Ansh.;  vgl.  2  c.  S.  noch  Bd  VI  376  u.  —  2.  a)  =  Ge- 
sicht 3  a,  Angesicht.  Me"  muess-sich  schemme"  in  d's 
Herz  und  A.  inhi"  GrCIiut  (Killias).  Hibsch,  leid  va" 
A.  W.  ,Über  sölich  sin  zimlich  antwurt  hab  N.  in 
mit  einem  kerzenstock  im  in  sin  a.  geworfen,  also  das 
er  davon  bluotruns  worden  sye.'  1484,  Z  RB.  ,N.  hat 
sin  a.  verbutzt  mit  dem  mantel  und  ist  für  uns  gangen.' 
Anf.  XVI.,  Z;  s.  noch  Bd  IV  2010  o.  .[Joseph  zu 
seinen  Brüdern:]  Ir  sollen(d)  mein  a.  nit  sehen,  es  sei 
denn  euwer  (jüngster)  brüeder  mit  euch.'  1525/1707, 
I.  Mos.  ,Mose  verdackt  (verdeckt,  verhüllet)  sein  a.' 
1525/1707,  Exod.  ,Das  a.  oder  antlit,  facies;  eim  von 
a.  gleich  sehen,  referre  vultum  alieuius;  er  entfärbt 
sich,  sein  a.  wirt  im  rot,  immutat  vultum;  wol  zer- 
hacket a.,  voll  anmäleren,  cicatricosa  facies;  ein  dürr 
und  mager  angesichtle,  vulticulus.'  Fris.;  Mal.  (Wei- 
tres  ebd.  21  b).  ,Das  haupt  sampt  ganzem  a.,  harr 
und  bart.'  1578,  RCvs.  .Ziginer  warsagen  von  henden 
und  a.  [aus  den  Linien  der  Hände  und  des  Gesichts].' 
ebd.  (Br.).  ,Von  brästen  der  ougen,  a.,  nasen,  mund: 
...  legs  [ein  Pflaster]  usswendig  über  die  ougen  ... 
nimpt  alle  bösse  hitzige  gschwulst  und  röte  der  a-en.' 
Zu  Arzneib.  1588.  ,Es  kam  auch  ein  solcher  Hagel 
mit  schiblechten  Steinen,  etliche  wie  Hüenereier,  etliche 
wie  A-er.'  JGross  1624.  ,N.  ...  ein  stark  düpflets 
A.,  grossen  Mund  . . .  Sein  Weib  . . .  weiss  und  wol- 
gefarbtes  A-s.  Des  N.  Schwieger  ...  ziemlich  runzelt 
langlechten  A-s.'  Z  Nachr.  1754  (Signalement).  — 
b)  =  Ge-sicht  3b.  ,Die  Gallier  seind  auch  unwürscher, 
trutzlicher  red  und  fröhlicher  a.'  Ag.Tscbddi,  Gallia. 
,A.,  weiss,  bärd  und  gstalt  des  a-s,  vultus;  ein  boss- 
haft, trutzlich,  ernsthaft,  unerschrocken,  fridlich,  frö- 
lich  und  muotig  a.'  Fris.;  Mal.  —  c)  =  Ge-sicht  3c, 
Aussehn,  Gestalt;  .forma.'  Fris.;  Mal.  ,Dis  jämerliche 
krankheit  [der  frz.  Blattern]  ein  so  fremd  grusam  a. 
hat,  dass  sich  ira  kein  gelerter  arzet  wolt  oder  dürft 
annemen.'  Ansh.  —  3.  künstlerische  Darstellung  eines 
Angesichts.  .Ein  a.  oder  abcontrafehung  (abgestalt) 
nach  eines  andern,  effigies;  einsi  a.  in  ein  guldinen 
ring  machen  oder  graben,  complecti  effigiem  alieuius 
in  auro.'  Fris.;  Mal.  a)  Kopf-Porträt  (zum  Unter- 
schied von  einem  Halb-  oder  Ganz -Porträt).  .[Brief 
IOlausers  an  seinen  Bruder]  des  holbeinische[n]  a-s 
halb.'  1578,  Bs  Kunstsamml.  1907.  .[HBock  an  BAmer- 
bach:]  Die  2  a-er  sindt  nit  holbeinisch,  auch  ists 
nichts  guots.'  ebd.  —  b)  auch  Dim.,  Porträtmedaille 
in  beliebiger  plastischer  Masse,  oder  dann  graviert 
oder  geschnitten  (Camee).  .Leimen  a.  1.'  vor  1578, 
Bs  Kunstsamml.  1907.  .Tütsche  a.,  mannen,  bly,  5, 
wiber  3.'  ebd.  Jtalianisch  mannen  a.,  bly,  14;  kupfer, 
5,  wiber  a.,  bly,  8;  kupfer  2.'  ebd.  .Sechzehen  ant- 
gsicht  in  papir  [.von  der  Matrize  über  Papier  ins 
Wachs  gedrückt'  Prof.  Ganz],  1586,  ebd.  Dim.  ,Schwe- 
belene  [in  Schwefel   gegossene]  a-lin  4;   cristalin  [in 


Krystall  gegrabene]  a-lin  1.'  vor  1578,  ebd.  ,2  conter- 
fet  ...  2  andgsichtlin.'  1586,  ebd.  —  Mhd.  angesiht  f., 
angesihtt  n.,  Anblicken,  Anblick,  Antlitz,  Aussehn.  Die 
Schreibungen  ,and-,  ant-'  (unter  3  b)  beruhn  auf  graphischer 
Anlehnung  an  , Antlitz.'  —  Augen-:  nur  adv.  mit  Gen. 
=  vor  Jmdes  Augen.  ,[Die  Bürger  von  Zürich]  namend 
etwe  mengen  mit  gewalt  usserm  rate  und  leitent  sy 
ogenangesichte  [!]  der  erbern  stett  boten  in  den  turn.' 
Fründ  1446,  178.  —  Vgl.  ,angesicht(s)  der  Augen'  unter  An- 
gesicht 1  a.  Die  Bildung  ist  viell.  nur  individuell.  —  Bög- 
gen-: =  B.-Antlit  (Bd  I  350).  ,[N.  wurde  gefangen 
gesetzt,  als  er]  verschines  Hornungs  by  nächtlicher 
Wyl  in  frömbder  Bekleidung  mit  einer  Näbelkappen 
und  einem  B.  oder  mascara  vermacht...  alhar  in  die 
Statt  kommen.'  1604,  Z  RB. 

Gumpist  -  öpfel -G.:  gerunzelte,  verdriessliche 
Miene;  vgl.  e"  Glicht  mache"  wie-n-e"  Gumpistöpfel, 
ein  faltiges,  runzliges  G.,  bes.  von  Frauenspersonen 
BsBinn.  Wenn  Das  je  e'"möle"  cf  Schicht  [dass  ein 
alter  Basler  von  seinen  Geldsäcken  weg  ins  Freie  geht], 
macht-er e"  Gumbistäpfehfs.  Hindern.  —  Herd-epfel-: 
aufgedunsenes,  fettes  Gesicht  GRÜbS.  (B.).  —  Sür- 
erbselen-:  saure  Miene  Z;  vgl.  Erbselen  (Bd  I  433). 
—  Esau-:  haariges  Gesicht  (wie  es  altern  Personen 
eigen  ist).  ,[Mein  Kamerad  empfahl  mir]  eine  gewisse, 
schon  ziemlich  ältliche  Tochter  zur  Frau  . . .  machte 
gar  viel  Rühmens  von  diesem  E.'  UBrägger  1789; 
nachher  ist  von  ihrem  , Haargesicht'  die  Rede. 

Üs-:  1.  =  Ge-sicht  lat;  s.  Sp.  250.  ,Eim  die  ausg. 
verschlahen  (-schlagen)  oder  nemmen,  prospectum 
impedire.'  Fris.;  Mal.  ,[Der  Rotzberg]  hat  sein  schöne 
u.  über  alles  uss  zuo  allen  vier  winden.'  RCvs. 
, Wunder  ists  ze  sagen,  wie  lustig  es  ist  allda  [auf 
der  Rigi]  und  besonder  uf  dem  Cuonen  von  einer 
schönen  u.  one  einiche  Verhinderung.'  ebd.  —  2.  .Ein 
ausg.  oder  warte(n),  das  ist  ein  ort,  darauss  man  etwas 
ausspähet,  conspicitium.'  Fris.;  Mal.  —  3.  =  Ge-sicht  4. 
,Die  zwai  gehüs  ...  mit  allen  iren  becircen,  rechten, 
ehalten,  u-en,  begriffen,  fachen  [usw.].'  Kessl.  ,N.  solle 
sölliche  [ihm  in  der  Wand  des  Nachbarhauses  ver- 
stattete] Beien  ald  U.  mit  4  yssinen  Sprenzlen  ver- 
machen.'  1612,   Z.  —  Sonst  nicht  bezeugt. 

Füdlich-  B;  ZKüsn.,  Blutt-füdle"'-  L:  vollständig 
rasiertes  (bezw.  bartloses)  G.,  auch  der  Träger  eines 
solchen.  —  Müs- falle"-:  verdrossene  Miene.  [Babel, 
eintretend,  zu  zwei  in  Geldsorgen  bei  einander  sitzenden 
Burschen:]  Wie  machet-ir  M-erl  ...  Was  Ghätzers 
händ-er  auch?  Stütz,  Gem.  —  Fßle"-:  schorfiges  Ge- 
sicht Z;  vgl.  Fell  6  (Bd  I  771).  Syn.  Rufen-G.  — 
Für-:  Feuererscheinung  am  Himmel.  Syn.  Fftr-Ge- 
schicht.  ,Fewrges-er  im  Luft  [zu  Basel  beobachtet] 
gleich  einem  langen  schiessenden  Strohm  oder  flie- 
genden Flammen.'  JGross  1624.  —  Faste"-:  miss- 
mutiges, finsteres  Gesicht  W.  —  F rnn-faste11-,  in 
L;  Z  Frau-f.:  =  dem  Vor.;  vgl.  Bd  I  1114.  Fr-er  (auch 
bloss  Fraufaste")  sind-er!  zu  Leuten,  welche  unge- 
gründete Besorgniss  hegen,  die  unzeitigen,  unpassenden 
Erinnerer  spielen,  eine  Sache  aufs  Dümmste  an  die 
Hand  nehmen  Z  (Dan.).  .[Satirische  Beschreibung 
eines  zürcherischen  Diogenes:]  ein  Fronfasteng.,  das 
zu  Allem  scheel  sieht ...  und  dessen  verzerrter  Mund 
und  über  Vervorteilung  klagender  Blick  bei  jedem 
Glas  Wein,  das  der  Nachbar  trinkt,  um  den  einge- 
tunkten Bissen  zu  flehen  scheint'  Schweiz.  Sammler 
1780.  —  Laub-flecke"-:  sommersprossiges  Gesicht 


-_'<;i 


Sacht,  secht,  sieht,  socht,  sucht 


2  f.  2 


Aa;  B;  Gl;  vgl.  Laub-Fleckei>  (Bd  I  1189).  D's  Presi- 
dente"  Fritz,  wo  ich  i"  der  Schuel  schu"  nie  ha"  möge" 
wege"d  si"'m  L.  JHefti  1905.  —  Jung-frauen  Jung- 
fere"-,  Jumpfere"  -  G 'sichth ':  1.  a)  spöttisch  von  einem 
bartlosen,  zarten  Jünglingsgesicht  ZO.  —  b)  .Eine 
Kuh  mit  verhältnissmässig  kleinem,  dazu  schmal  und 
fein  geschnittenem  Kopf  und  demgemäss  gebautem 
Gesicht  hat  dem  Emmentaler  es  J.'  Barnd.  1904,  284; 
dem  Guggisberger  luegt-si  dri"  wi-n-es  MVdschi  oder 
hat  gar  es  Grindli  wi-n-e"  Köchziter«  (Friedli).  — 
2.  Prlanzenname.  a)  Schönaug,  Calliopsis  bicolor 
(t'alliopsis,  Coreopsis  tinetoria)  Aa;  Ai'Lb.;  Lj  G; 
Nuw;  ZZoll.  Syn.  Studenten  -  BÖsli  2  (ßd  VI  1402, 
auch  Ar-  Lb).  —  b)  Gaillardia  pieta  ZDüb.  —  c)  Stief- 
mütterchen, Viola  tricolor  ScHwMa.  —  d)  Boretsch, 
Borago  offic.  GoT.  —  e)  Gretchen  im  Busch,  Nigella 
damascena  SNA. —  Fratze"-:  verzerrtes,  hässliches 
Gesicht  ÄAZein.  ,Hi  ...  faciem,  Maulumque  remon- 
strant,  immane  zännunt  oribus  ...  Qui  peius  poterit 
Fr.  machere,  portat  risum.'  Uw  ruacar.  Ged.  XVIII. 

Bass-gige"-:  in  der  RA.  ,ein  rechtes  Bassgeigen-G. 
ziehen,  seine  Miene  vor  Schmerz  und  Unzufrieden- 
heit verziehen.'  ZO.  (JSenn).  —  Galge"-:  wie  nhd. 
Aa;  B;  ScHSt.;  Z.  Ret  Dir  es  G.!  ein  unanmutiger 
Kerl  Aa.  Dir  möcht-i'h  mit -eme"  Geisle"stecke"  e" 
Schmarre"  schlah",  so  läng  a's  di"s  G.!  AHeimann 
1899.  De  Tod  hat  doch  e"  G.  [findet  selbst  der  Toten 
gräber]!  SWinz.  —  Gräbli-:  ein  Gesicht  voll  Puinzeln 
(Gräbli).  Wo  's  Vreni  gleitig  der  Schurz  üfe"  nimmt 
[um  die  Tränen  abzuwischen]  . . .  dö  isch's  i"  dem 
Gr.  vom  Egerchiugerfraueli  lebig  wordc"  [vor  Mitleid], 
wie  wenn  d'  Sunne"  über-n-es  g'hogerigs,  magers  Acherli 
göt.  JReinh.  1905.  —  Sür-hebel-:  =  Sür-ampelen-G. 
AASubr.  Was  machst  aueh  so-n-es  bidänkligs  S.?  GiH's 
Anke"milch  oder  Rege"wetter?  Hausfrd  1887/8  (JHun- 
ziker).  —  Sür-hampfle"-:  =  dem  Vor.  Z.  Es  S. 
mache". —  Här-  s.  Esau-G. —  Sür-chabis-:  =  Sßr- 
ampelen-G.  B  (Dan.). —  Chilche"  Chile"-:  feierliche 
Miene,  wie  die  eines  Kirchgängers  Aa;  Z.  Worum 
maclist  eso  es  Ch.?  zu  einem  sehr  ernsthaft  Drein- 
blickenden  Aa.  Es  Ch.  mache",  übel  angebrachte 
Frömmigkeit  spiegeln  (FStaub).  —  Chäs-:  von  kränk- 
lich bleicher  Gesichtsfarbe.  oO.  (FStaub).  Synn.  unter 
Grüen-Fink  2  (Bd  I  867). 

Chatze--:  Pflanzenn.,  .=  Luegen  4  a  (Bd  III  1229) 
B  (Durh.).  Auch  bei  Glur  1835.  Weitre  Synn.  s.  unter 
Euren  II  (Bd  III  1379/80).  —  Vgl.  Gr.  WB.  V  295. 

Chlaus-  s.  die  Anm.  zu  Narren-Antlit  (Bd  I  350). 

—  Lieb-G'sichtli:  Pflanzenn.,  Stiefmütterchen,  Pen- 
see, Viola  tricolor  eultiv.  Z.  Syn.  Dänkeli.  —  Laf  fe°-: 
Faschingslarve-GA.  —  Lafter-:  =  dem  Vor.  ZSth.  — 
Luft-:  =  Ge-sicht  2  a,  Meteor.  Syn.  Luft- Geschieht. 
,Von  dem  gros.sen  Feur-Meteoro  oder  Luftzeichen,  so 
den  22.  IL  1719  gesehen  worden:  ...  dieses  L.  haben 
Montanarius  [uam.]  unter  dem  Titel  einer  fliegenden 
Flamme  oder  Fackel  beschrieben.'  JJScheüchzer  1746. 

—  Lampele"-:  Hängegesicht  Nnw  (Matthys).  — 
Larve--  B;  Z  (-/f-,lt Dän.Larpfe"-):  =  Laffen-G.  Jetzt 
sieht  man  [im  Gegs.  zum  vermummungsfrohen  Einst 
am  Bertelistag]  auf  der  Strasse  kaum  noch  ein  L., 
dh.  Buben  mit  Masken.'  ZSth.  Chr.  Begieren  ist  im 
[dem  Regenten,  der  Nichts  um  das  Volk  sich  schert] 
bloss  es  listigs  Spil  u"d  aölig  Spiler  trage"  L-er:  De" 
het  es  ifrigs  Hirte"g'sün  u"d  Der  ne"  Lämmerchopf 
zum  Schin.    ScuÄFEKscuEin  1831.   —   Litz-:    weiner- 


liches Gesicht,  „das  sich  zum  Weinen  oder  Heulen 
verzieht  Sgh"  (Kirchh.).  —  Muffi-:  Mopsgesicht  B„0." 

Mil(e)ch-:  1.  wie  nhd.  Bs;  Tb;  Z  und  weiterhin, 
tw.  aber  bloss  als  nhd.  Entlehnung.  —  2.  von  Ge- 
sundheit strotzendes  Gesicht,  dem  man  den  reichlichen 
Milchgenuss  ansieht  BE.  ,Ein  dralles  Bübchen,  dessen 
M.  den  auf  15  Rappen  heruntergesetzten  Literpreis 
[der  Milch]  ohne  Ziffern  zu  lesen  gibt.'  Bärnd.  1904 
(BLütz.).  —  Zu  1  vgl.  Gr.  WB.  VI  2193;  Martin-Lienh. 
II  325. 

Mämmi-:  hübsches,  aber  unbedeutendes  Gesicht, 
Puppengesicht.  Es  [das  Gesicht  eines  Mädchens]  isch 
e"chli"  es  M.  mit  runde"  Auge".  HDietzi  1904.  — 
Voll- man-,  -mö"-:  rundes,  volles  Gesicht  Aa;  Ar; 
B;  Th;  Z.  ,[Das  vierschrötige  Oberbergmädchen]  das 
V.'  Joach.  1898.  —  Muni-:  düsteres,  böses  Gesicht 
G  (Zahner);  Z;  vgl.  Muni  I  (Bd  IV  316).  Er  macht 
e"  M.  (auch  nur  e"  Muni)  G  (Zahner).  —  Münch 
Mönch-:  Mönchsgesicht  Z  (ACorrodi).  —  Mi  Ich - 
uiues-:  von  einer  blassen  und  schwachen  Person  GW. 
—  Maschgele"-:  ,Lärvchen,  feines  Gesicht.'  Zedi, 
die  in  d's  hübsch  M.ganz  vernarret  worden  ist.  Schwzd. 
(GrPt.).  —  Mueter-:  anheimelndes  Gesicht,  ,von 
Kühen  mit  munterm,  freundlichem  Blick'  (Prof. 
Zangger);  vgl.  Jung-frauen-G.  lb.  Das  M.  eines  Zucht- 
stiers Z  (Dan.).  —  GrGss-rnueter-:  überlegene 
Miene  nach  Art  einer  erfahrenen  Grossmutter.  ,[Ein 
Teil  meiner  frühern  Parteifreunde]  machten  ein  Gr. 
und  sprachen:  Siehe,  von  dem  Allem  verstehst  du 
leider  Nichts!'  Gottb.  Br.  —  Nebe"-.  ,Die  näben(d)- 
gesicht,  schiessende  äugen,  die  allwägen  etwas  an- 
luogend,  wohin  sy  (sich)  keerend,  oculi  sequaces.' 
Fris.;  Mal.  —  Nidle--:  =  Milch-mues-G.  ScnwMa. 
Bas  sind  nüd  N-er  [an  der  Wäggitaler-Aa]!  das  ist 
e"  Schlag  vo"  March  und  Ise".  Scbwzd.  —  Babi-: 
=  Mämmi-G.,  von  einem  wohlgeformten,  rotbackigen, 
daneben  geistlosen  Gesicht  B;  Z  (Dan.).  —  Tocke"- 
Bäbi-  Z  (Spillm.),  -Bäbeli-  TnEsch.:  Puppengesicht. 

Füdlich-Bagge°-:  =  Füdli^-G.  Z.  -  Vgl.  Arsch- 
baclcen-G.  (Martin-Lienh.  II  325). 

BÖgge0-:  =  Laffen-G.  Was  's  dö  für  Sache"  hat 
[in  den  städtischen  Schaufenstern]!  ...Büecher,  Brülle", 
B-er,  Schinhüet  und  Stifel  [usw.].  Stutz,  Gem.  — 
Pappe"-:  glattes,  zartes  Gesichtlein  ScnSt.  (Sulger). 
Er  hat  e"  recht  P-li,  von  einem  unbärtigen  jungen 
Herrchen.  —  Grab  -  better-:  Leichenbittermiene. 
Das  ist  neime"  auch  e"  g'spässige'  Müchi:  luege"d  nw 
das  Gr.  a",  wou  Der  macht!  MLien.  (ScbwE.).  — 
Butze"-:  =  Böggen-G.  Scb  (auch  lt  Kirchh.):  „Vw; 
Z",ltSt.2  „allg."  —  Blöder-:  aufgedunsenes  Gesicht 
ZFehr.,  W.,  Wila.  —  Blagg-:  „verdriessliches,  weiner- 
liches" Gesicht  Ap  (TTobler);  Scb  (Kirchh.);  St.  — 
Blani  Bloni-:  =  Voll-män-G.  ZLunn.  —  Bluntschli- 
BHk.,  „Bluntschel-  BO.;  Vw":  rundliches,  .dickes, 
aufgedunsenes"  Gesicht.  —  Plätter-:  breites,  dum- 
mes Gesicht.  .Manches  [auf  Hanslis  Auserwählte  nei- 
dische] Mädchen  dachte,  wenn  es  geglaubt,  dem  pres- 
siere es,  so  hätte  es  ihm  schon  in  den  Weg  kommen 
wollen,  dass  er  das  PI.  nicht  mit  dem  Kücken  ange- 
sehen.' Gottb.  —  Blatt-:  bartloses  Gesicht.  Von 
einer  bartlosen  Maske:  Maschgrate"  gihl  's  von  aller 
Art  [an  der  Fastnacht]:  es  Bl.  und  en  Chüderbart 
[usw.].  Schild  1860.  —  Brieggi-:  weinerliches  Ge- 
sicht B;  ScbwMuo.;  Z.  -  Brille»  Brülle"-:  bebrilltes 
Gesicht.     G'icundrige  Br-er.  AGysi  1899.  —  Pfüsi-; 


IV,:; 


Sacht,  secht,  sieht,  socht,  sucht 


rundes,  volles,  aufgetriebenes  Gesicht  aScHW;  S.  Wie 
der  Mön  der  Erde"  vor  der  Sunne"  steit  [bei  der 
Sonnenflnsterniss],  so  steit  au'k  d'  Erden  dem  Mön 
dervor  [bei  der  Mondfinsterniss]  und  spieglet  ires  feisteri 
Pf.  in-em  ab.  Schild  1876.  —  Rabe"-:  saure,  ver- 
driessliche  Miene  ApK.  —  Sür-räbisser-:  =  dem 
Vor.  Z  (FStaub). 

Rufe"-  Th,  Rufe"-  Aa,  Bife"-  Aa;  Z:  schorfiges 
Gesicht.  ,Was  antritt  die  Hautschäden,  Hauptansprung, 
Rüffengesichte  und  bösen  Grind.'  JMuralt  1689.  ,In 
Rüfengesichteren,  bösen  Köpfen,  Grinden.'  ebd.  1697. 
—  Auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  325). 

Räggele"-:  =  Böggen-G.,  auch  sonst  ein  unschönes, 
,leides'  Gesicht  Gl.  —  Rutz-:  Rotzgesicht  ScHHa.; 
s.  Butzli  (Bd  VI  1935). 

Milch-suppe"-:  =  Milch-G.  1  Aa ;  L  (auch  Ton  ei- 
nem Kinde);  GG.;  Th;  Z.  —  Auch els.{Martin-Lienh. II 325). 

Schill-:  missgünstige  Miene.  [Das  Glück  verteilt 
seine  Gunst  nach  unberechenbarer  Laune]  giH  's  auch 
nuch  se  vil  Vergü"st  und  Sch-er  SchwE.  (Ochsner).  — 
Sc  hl  ich  ti-:  fahles  Gesicht  GG.  —  Si>eck-:  =  Muffi-G: 
, Manche  Mutter  erwartet  einen  Ausbund  von  Schön- 
heit an  ihrer  Tochter  und  am  Ende  hat  sie  ein  trief- 
äugig, krummbeinig  Sp.'  Gotth. 

Tüiels-G'sichtli:  Pfianzenn.  1.  Alpenglöcklein, 
Soldanella  alp.  LW.;  SchwKü.,Muo.;  auch  lt  FGStebler 
1899,  96.  —  2.  =  Affen- Ge- sieht  2  THMamm.  — 
3.  Ehrenpreis,  Veronica  Chamiedrys.  ZüProgr.  1882/3. 

1  .wegen  der  schwärzlichen  Glücklein'  (Rlüner).  2  auch 
eis.  (Martiu-Lienb.  II   325). 

Kar-fri-tags  -tigs-:  =  Grab-bctter-G.  aScHW.  — 
Auch  eis.  (Martin-Lieuh.  II   325). 

Sunn-tag  -tig-,  -dig-:  sonntägliches  Gesicht  Aa. 
Du  machst  näumen  e"l-e'"s  S-,  sagt  man  zu  Einem, 
der  am  Sonntag  verdrossen  dreinschaut.  Mi"  Arsch 
gäb-em  [einem  abstossend  Hässlichen?]  es  Sunntig-G. 
(Rochh.).   —  Auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  325). 

Tanggel-:  ein  Gesicht  wie  ein  tangger  [s.  d.] 
Kuchen.  Ich  hätt  och  nid  Fröid  am  Ursula,  wenn-ich 
[heiratsfähiger]  Herr  war;  si's  bleiche  T.  manet-nti'* 
geng  an-e"  Geiss-chäs.  RIscher  1903.  —  Doppel-. 
.Der  Sarganser  kennt,  wie  der  Schottländer,  das  D., 
dh.  ein  nachts  zum  Fenster  hereinschauendes  ge- 
spenstiges Gesieht,  das  Dem  gleicht,  der  es  erblickt, 
und  dessen  baldigen  Tod  andeutet.'  AfV.  (GSa.).  — 
Durch-:  Durchblick.  ,Durchgsicht,  transpectus.' 
Fris.;  Mal.  ,Wo  der  jeger  in  dem,  dass  er  naher 
steigt,  so  glatt  und  äben  sich  an  den  felsen  helt,  dass 
im  [dem  Steinbock]  auch  ganz  kein  d.  mag  werden, 
so  bleibt  das  tier  still  ston  und  wird  also  eintwäders 
gefangen  oder  getödt.'  Tierb.  1563.  —  Tirggeli-: 
bleiches,  kleines,  ausdrucksloses  Gesicht,  hauptsäch- 
lich von  einem  Manne  Z.  —  Dürr-wäld(l)er-:  ver- 
schmitztes Gesicht  wie  das  eines  .Dürrwäldlers'  [der 
Leute  aus  GG.,  Sa.;  ScHwMa.]  GNessl.  S.  auch  golig 
(Bd  II  216).  —  Wunder-.  ,Ein  W.  in  der  Luft:  Den 
28.  Sept.  1575  an  St  Michaelsabend  hat  man  nachfol- 
gendes Wunderzeichen  weit  und  breit  gesehen,  nem- 
lich  nicht  anders,  als  wenn  zwei  Heerzeuge  einander 
angriffen  .  . .  Diese  Geschieht  hat  zweifelsohn  selt- 
same Gedanken  bei  den  Zuschauern  erwecket...  Ich 
meinerseits  will  allen  ihre  Vorsagungsfreude  gerne 
lassen,  aber  auch  die  Freiheit  nehmen  zu  sagen,  dass 
diese  Feur-Geschicht  mir  als  ganz  natürlich  vorkommt.' 
.TJScheuchzer  1746.  —  Regenwetter-:  griesgrämige 


Miene.  Der  Dorli,  das  isch  e"  Burscht,  isch  gäng 
hel'üf ...  Wer  het-en  einisch  g'seh"  mit-eme"  R.?  JReinh. 
1907  (SL.).    [Ob  die  Kinder]  hei"  B-li  mache'd.  Frdl. 

Sl  IMMEN    (Z). 

sichtbar,  in  Aa  lt  Hürbin  1896  auch  sichtbar: 
wie  nhd.,  doch  nicht  volkstümlich.  ,Als  s)T  also  war- 
tote, kerne  Schmid  selig  und  in  dem  ir  elicher  man 
HHuober  och  daher  gegangen,  die  wurdint  einander  s. 
und  hüwen  einandern.'  1485,  ZRB.  ,S.,  das  man  sähen 
mag,  visibilis,  conspieuus.'  Fris.;  Mal.  S.  auch  uns. 
Prägnant,  in  die  Augen  fallend:  ,Ein  s-e  schöne,  ve- 
nustas  conspicua.'  Fris.;  Mal.  .Sichtbarer,  speetabilis; 
die  magere  hat  die  gleich  grösser  und  s-er  gemacht, 
articulos  auxerat  macies.'  ebd.  —  ,sichtbarlich: 
aperte,  dilueide;  s.  unsinnig  sein,  apertissime  insanire.' 
ebd.  Auch  bei  Zwingli.  ,S.  [deutlich]  ze  sechen.'  RCts. 

un-an-:  unansehnlich.  ,Ein  unansichtbarer  Grau- 
roek,  in  welchem  ein  kernhafter  Bidermann  stecket.' 
Sixtem.  1759. 

un-:  wie  nhd.  ,Der  u.  lychnam  ist  nüts  anders 
dann  der  sichtbar  lychnam  unseren  ougen  entzogen.' 
Zwingli.  ,U-er  Schaden',  ganz  allmählich,  unmerklich 
eintretender.  ,1812  verfügte  der  Landrat,  dass  von 
jedem  Klft.  Holz,  so  durchs  Aawasser  geflösst  werde, 
für  die  obrigkeitlichen  Wuhren  3  Angster  bezogen 
werden  sollen.  Man  fragt  sich  mit  Recht,  warum  die 
übrigen  Wuhreigentümer  für  den  sog.  u-en  Schaden 
nicht  auch  eine  Gebühr  sollten  beziehen  können'?' 
Ndw  Ges.  1868.  ,Etw.  u.  [=  leer]  machen';  s.  Fleisch- 
Asien  (Bd  I  506).  ,Sich  u.  machen'  1)  eig.;  Mittel 
dazu  s.  unter  siben  (Sp.  52),  schwarz.  ,[Der  Wieder- 
täufer] kondt  nicht  erwüschet  werden,  in  massen  das 
die  leut  ein  wohn  entptiengen,  er  köndte  sich  u.  ma- 
chen.' Wurstisen  1580.  —  2)  sich  aus  dem  Staube 
machen:  ,Als  er  aber  gsechen,  wie  es  damit  beschaffen, 
habe  er  sich  als  bald  u.  gemachet.'  1619,  Z.  —  LTn- 
sichtbarkeit  f.  Zwingli.  —  un-sichtbarlich. 
Öfter  bei  Zwingli.     ,U-er  wys.'  RCys. 

durch-,  in  ZZol\.  durchsichper:  durchsichtig.  ,Dises 
vogels  kropf  haut  [ist]  gleich  als  perment  d.'  Vogelb. 
1557. 

be-sichten:  besichtigen.  , Wenn  man  jemand  das 
Stipendium  ordinari*  zuosagen  will  . . .  denn  soll  ein 
knab  alhar  persönlich  für  die  schuolherren  gestellt 
werden,  zum  teil  sin  wäsen,  gestalt,  ingenium  zuer- 
kunden und  zub.'  B  Schulordn.  1548.  —  Schon  spätmhd.; 
vgl.  auch   Gr.  WB.  I  1620. 

Ge-sichti  f.  oder  Pl.(?):  =  Gesicht  lb,  Sehver- 
mögen BE.  (Loosli  1910);  Gl  f  (jetzt  eher  G'sicht  f.'). 
Er  uberchöm  eso  churzi  G'sichti  u"d  mangleti  bald  e" 
Spiegel  z'  ha".  Loosli  1910.  Joggeli  heig  e'chli"  churzi 
G'sichti  un''  er  chönni  mängisch  nid  grad  em  bäste" 
ungerscheide",  was  sini  und  angere"  Litte"  Sach  sig.  ebd. 

sichtig:  1.  sichtbar.  ,S.  sin,  werden.'  ,Hebe  es 
gegen  der  werme  oder  dem  füre,  so  würt  die  geschrift  s.' 
Kunstb.  1474.  ,Und  Hess  Simon  das  grab  ...  hoch  auf- 
bauwen,  das  es  allenthalb  s.  was.'  1530/48,  I.  Mark.; 
.durchsichtig.'  1667/1707.  ,[Der  Komet]  was  s.  biss 
zwüschend  nünen  und  zechnen.'  Vau.  ,Sond  bi  Wil- 
lisow  6  man  am  himel  sin  gsehen  worden,  die  5  ganz 
schinbar.  aber  einer  tunkel,  nit  wol  s.'  Salat.  ,[Die 
Steinböcke]  nemmend  war,  ob  inen  ein  schrunden  zwü- 
schend dem  jeger  und  felsen  möge  s.  werden.'  Tierb. 
1563.    S.  noch  Eon  (Bd  Vi  1013);  Gesicht  5  (Sp.  258). 


205 


Sucht,  steht,  sieht,  sucht,  sucht 


Prägn.,  in  ilie  Augen  fallend.  ,S.,  als  rot  und  der  glei- 
chen, conspieuus;  vast  s.,  wol  anzesähen  und  zuo  ver- 
wunderen, prospieuus.'  Fris.;  Mal.  Weithin  sichtbar : 
,Ein  s.  ort,  das  der  gesicht  wol  ligt,  das  man  weit  oder 
von  vern  uss  und  allenthalben  wol  sieht,  oculatissimus 
locus.'  ebd.  Adv..  deutlich.  Wie  s.  vnm  anderen  Ufer 
d'  Hiiser  Ei"m  winke"d.  ONie.  1898.  .[Eine  alte  Öff- 
nung] er  uns  dann  zebesichtigen  und  zehören  fürleit, 
etliche  Wörter  verblichen  und  mit  tinten,  so  daruf 
geschüt,  vertunklet  worden,  dass  die  böss  und  nit  bim 
sichtigosten  ze  Hissen  werind.'  1538,  Z.  —  2.  sehend, 
ansichtig.  ,S.  werden',  meist  mit  Gen.  ,In  dem  do 
hatt  der  A.  ein  bymesser  heimlich  ussgezogen,  des 
ward  der  B.  s.  und  gewar.'  1436,  Z  RB.  ,Als  die  im 
here  der  [Feinde]  s.  worden.'  NRüsca.  ,Uie  fürsten 
wurden  ir  [der  Eidgenossen]  s.,  stuonden  von  iren 
pferden  und  rüstend  sich  zum  strit.'  Bossh.  Chr.  ,Als 
er  ir  [der  Männer]  s.  worden.'  1551,  B  Turmb.  ,Man 
sol  war  nenimen,  dass  sy  [die  Kehe]  des  jegers  nit 
s.  werdind.'  Tierb.  1563.  Schon  früher  bezeugt,  wenn 
auch  seltener,  ist  der  Acc.  ,Do  si  die  [Feinde]  s. 
wurdent.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Wer  in  [den  Flüchtigen] 
s.  werd,  daz  der  uff  in  schryen  sol  [usw.].'  1436,  SchwG. 
Hofr.  ,Do  er  si  [die  Hexe]  s.  ward,  do  tett  er  die 
milch  bald  ab  dem  für.'  1462,  Z  RB.  .Alsbald  man 
den  vigend  s.  ward.'  Äg.Tschüdi.  .Das  [was]  die  vyend 
s.  wurdint.'  GWil  CB.  —  3.  von  klarem  Wetter, 
klarer  Fernsicht  LEigental;  Obw.  Syn.  gesichtig.  's  ist 
s.  Obw.  —  sichtige":  sich  aufhellen,  vom  Wetter 
GSev.  Es  sichtiget.  —  sichtiglich.  ,Man  stiess  das 
krütz  an  allen  orten  in  das  wasser  [die  Linth];  do 
sach  man  sichtenklich,  das  das  wasser  begond  vallen 
und  swinen.'  Z  Chr.  XV.  —  Mhd.  sihtec  iu  Bed.  1  und  '2; 
vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  74  7   (wo  weitre  Schweiz.  Belege). 

über-:  von  verschiedenen  Abnormitäten  des  Ge- 
sichtssinnes. .Defioculus,  einöug,  der  ein  böss  gesicht 
hat,  ü.'  Fris.;  ,ü.  der  ein  böss  gesicht  hat,  defioculus, 
nyetilops;  übersinnig[!],  ü.,  nyctalops.'  Mal.  a)  schie- 
lend. Einen  Beleg  von  1523  s.  unter  glunen  (Bd  II 
631).  ,Bistu  greulich  und  abscheuhlich,  lahm  und 
krum,  taub  und  tum,  ü.,  sonst  nicht  richtig,  wol- 
gemut,  Geld  inachts  gut.'  Jährl.  Hausrat  1723  (JJFäsi). 
.Ein  ü-er  Schiller,  un  louche.'  DeLaCour  1736.  ,Ma- 
rian,  von  kurzer  Statur  und  vollkommnem,  jedoch 
etwas  ü-es  Angesichts.'  Z  Nachr.  1754.  ,Die  ü-e  Ni- 
blinde,  vor  deren  gorgonischen  Blicken  man  erstarren 
möchte.'  Sintem.  1759.  S.  auch  Glarr-Aug  (Bd  I  136). 
—  b)  kurzsichtig  GnRh.;  Sch  (Kirchh.).  ,Mit  halb 
verschlossnen  Augen  und  nur  die  nahegeruckten  Ding 
die  Sachen  (in  der  Nähe  sehend)  ü.'  Spleiss  1667. 
,Myops,  ü.'  Vestib.  1692.  —  c)  weitsichtig  Ndw;  nach 
Angabe  eines  Bs  Augenarztes  heute  allg,  oft  auch 
von  der  Alterssichtigkeit.  —  Übersichtige  f.:  zum 
Vor.  a  oder  b.  ,Das  hirn  [von  einem  Kauz]  zuo 
einem  augensälblin  genützt,  ist  guot  wider  die  ü.' 
Vogelb.  1557.  ,Die  ü.,  übersinnige,  noetilupa,  sed 
barbare.'  Mal. 

Mhd.  überaihtec  in  Bed.  a,  ebenso  eis.  (Martin-Lienh.  II 
325).     Vgl.    auch    MHöBer   1899,    646,    sowie    das    entspr. 


llg. 


üf-:  aufmerksam.  ,Was  noch  weiter  fürkonvmen 
möchte,  wird  des  aufs-en  Lesers  Verstand  keine  Be- 
schwerde machen  [Bemerkung  zum  Druckfehlerver- 
zeichniss].'  Spleiss  1667.   —   Vgl.  Gr.  WB.  I  739. 

an-:  1.  a)  sichtbar,  vor  Augen.    ,[Uie  Eidgenossen 


legten  ihr  Geschütz]  stil  uf  den  Geissberg  gegen  Co- 
stenz  und  verordnetend  darhinder  einen  hufen  wol- 
mögender  knechten,  dass,  wenn  sich  der  römisch  kiing 
heruss  Hesse,  si  nach  dem  abschuz  hinden  in  vielen, 
der  stat  und  den  vienden  mit  gschüz  zuotrungid,  und 
aber  der  ander  vorm  wald  a.  mit  guoter  Ordnung  dviend 
hantlich  enpfienge.'  Axsh.  21I  219.  —  b)  prägn.,  an- 
sehnlich, a)  von  Personen.  Eig.,  vom  Äussern. 
,[Leo  X.]  von  person  und  gstalt  ein  vast  a-er,  schöner 
man.'  Ansh.  ,Osias,  Zacharias  [usw.]  alls  jüdisch,  ie 
seltzamer,  ie  a-er,  und  einer  nit  wie  der  ander.'  1545/83, 
L  Bühnenrodel  (Bekleidung).  ,A.,  speetabilis,  eins 
herrlichen  ansähens;  sich  mit  etwas  kleidung  prachtig 
und  a.  machen,  habitu  aliquo  se  augustiorem  facere.' 
Fris.;  Mal.  ,Nun  sich,  wie  bistu  [David]  nun  [mit 
Bogen  und  Gürtel]  sovil  a-er  dan  voren!'  Holzw. 
1571.  ,N.  trat  etwan  als  ein  baur,  bissweilen  als  ein 
geistlicher  [auf].  Doch  wann  er  under  den  seinen 
war,  hielt  er  sich  herrlich  und  a.'  Wurstisen  1580. 
Uneig.,  ansehnlich,  angesehn.  ,Uns  mügend  wir  [in 
der  Stadt]  vil  bass  erheben,  all  unsre  gschlecht  a. 
machen.'  Ruef  1550.  ,Homo  magna  existimationis,  ein 
wolgeachter  und  a-er  mensch;  deducere  ad  senem,  zuo 
einem  a-en  und  verrüempten  mann  füeren;  sui  muni- 
cipii  facile  primus,  der  aller  fürnemst  und  a-est  von 
seiner  statt.'  Fris.;  Mal.  .Johannes  der  töuffer,  siner 
leer  und  läbens  halb  so  a.,  das  in  die  geleerten  gern 
für  den  Messiam  angenommen.'  JWolf  1561.  ,N.  ist 
zuo  Rom  von  wegen  syner  üebung  im  spilen  also  a. 
worden,  dass  ...'  Holzw.  1571.  ,Der  Mönchen  stamme, 
welcher  etwan  in  und  umb  Basel  sehr  a.  gewesen.' 
Wurstisen  1580.  .Fürnemm  und  a.  leut.'  LLav.  1582. 
,Wir  konntend  by  der  guoten  kleidung  gar  lychtlich 
sehen,  dass  es  gar  fürtreffen  liehe  a-e  adelspersonen 
gsin  sind.'  Jos.Mal.  1593.  ,Fürneme,  statliche  und 
wolhabende,  riche  und  a-e  Lüt.'  JJRüeger  1606.  ,Vil 
junge,  a-e,  erfahrene,  wolgereisste  Burger.'  FWyss 
1673.  .Eine  a-e  Bottschaft',  aus  vornehmen  Leuten 
bestehend.  Wurstisen  1765.  —  ß)  von  Sachen.  Eig. 
,Nachdem  sie  ir  kilchen  . . .  mit  einem  nüwen  gloken- 
turn  a-er  gemachet  hättend.'  1498,  aZoll.  1899.  ,In 
betrachten,  das,  so  etwas  mer  wäder  allein  die  blos  mur 
da  stau,  die  statt  vyl  zierlicher  und  a-er  sin  ...  wirf, 
so  habent  mine  herren  erkennt,  im  vorgemelten  egg 
...  ein  weri  und  halben  turn  ze  buwen.'  1541,  Z  RB. 
,Ein  hüpsch,  a.  werk,  opus  spectabile.'  Fris.;  Mal. 
,Ich  kauft  ein  Ross  .  .  .  war  zimlich  stark  und  guot, 
auch  a.'  FPlatter  1612.  ,Die  Seck  [Baumwolle,  wie- 
wohl zT.  verdorben,  seien  doch]  vil  a-er  gsyn  dann  die, 
so  noch  alhio  im  Kauffhuss  liggend  [von  denen  vorher 
gesagt  ist,  dass  sie  ,ussenhar  ganz  verfulet  und  sich 
der  Mehrteil  derselben  wie  Papier  verzeeren  lassen']. • 
16*3,  Z.  Von  einer  Münze;  s.  Bd  V  129  (wo  die  Z 
Hdschr.  ,merer'  statt  ,werder'  liest).  Uneig.  ,Als 
dann  üwere  eersame  wysheit  uns  in  angang  des 
a-en,    treffenlichen    und    christenlichen    handeis    zuo 


|n,i 


identen    und   schidlüten    verordnet  und  bestimmt 


hat.'  152.",,  Z  Disp.  (Joach.  Watt).  .Unser  herrligkeit 
und  gwalt  ist  a.  vor  manigfalt.'  SBikk  1532.  .Was 
sunst  mentschlieher  leeren  und  Satzungen  sind,  sy 
syen  wie  schön,  hübsch,  a.  und  lang  gebrucht  sy 
iemer  wellen.'  1536,  Absch.  (Confessionsformel).  ,[Die 
Äbte]  erfundend  vilerlai  bitt.  fasten  und  unzalichen 
ceremonien  und  nüwen  gottsdiensten,  die  von  den  pap- 
sten   approbiert,    bestet  und   mitt  grossein  aplas  der 


267 


Sacht,  secht,  sieht,  socht,  sucht 


268 


Sünden  dem  volk  a.  und  verkotflich  gemacht.'  Kessl. 
,üie  stimm  macht  die  redreiche  vil  a-er  und  ange- 
nemer  oder  werder,  eloquentiam  vox  maxime  commen- 
dat;  mit  a-en  Worten  ein  ding  erzellen,  weisslich, 
dapferlich,  ernstlich,  waarhaftigklich,  graviter  narrare 
res  gestas.'  Fris.;  Mal.  ,Die  klag  was  so  a.,  das  ouch 
die  herren  deputaten  mit  zuo  schatten  muossten  han.' 
ThPlatter1572.  —  2.  wie  nhd.  ansichtig.  ,A.  weiden', 
mit  Acc.  oder  Gen.  ,Der  ber  ward  in  [Karlus]  a.  und 
lüf  in  an.'  Volksb.  ,A1s  sy  [die  Feinde]  einandern  a. 
wurden.'  DSchill.  B.  ,So  er  des  heiligen  Tuochs  a. 
wurd.'  RCvs.  —   Ahd.  anasihtiy,  mhd.  an(e)uhtec. 

uii-:  1.  unsichtbar  PA1.  (Giord.).  ,Der  N.  [den 
mit  er  einem  Wurfe  getroffen]  sye  im  u.  gewesen.' 
1471,  Z  EB.  ,[Lucifer  zu  Teufeln:]  Ir  dry  müend  (ich 
mit  üwer  gstalt  u.  machen.'  JMurer  1559.  Auch  in 
einer  W  Besegnung  des  XVI./XVII.  Undeutlich:  Das 
Siegel  an  der  Urkunde  sei  ,u.  und  verblichen  worden.' 
1442,  AaMuh.  —  2.  Gegs.  zu  sichtig  3.  ,Bei  u-em 
Wetter',  Nebel,  Schneegestöber.  Gesetz  über  die  Schiff- 
fahrtauf  dem  Zürichsee  1899.  —  Unsichtigkeit  f.: 
Unfähigkeit  zu  sehen.  .Denselben  sin  fründ  der  N. 
fridlich  in  sin  antlit  geschlagen  hett,  das  er  nützit 
mer  domalen  gesehen,  noch  sich  von  siner  u.  wegen 
gen  im  geweren  möcht.'  1472,  ZRB.  —  Jihd.  ansäUec 
in  Bed.  1. 

für-:  vorsichtig  BG.f;  ScHÜa.;  Ndw  ("fir-J.  In  der 
ä.  Spr.  voraussehend,  umsichtig,  klug.  ,F.,  der  künf- 
tige ding  versähen  kann  und  sich  darnach  hüeten, 
providens,  cireunspectus,  providus;  f.  und  bericht,  ein 
ding  weisslich  zeverwalten,  prudens  administrandi.' 
Fris.;  Mal.  (Weitres  ebd.  150  b).  ,Die  kinder  diser 
wält  sind  f-er  dann  die  kinder  dess  liechts  in  irem 
gschlächt:  jäne  lautt'end  mit  verhengtem  zäum  zum 
bösen,  dise  muoss  man  zuo  guotem  yemerdar  tryben.' 
LLav.  1583;  nach  Luc.  XVI  8  (in  der  Bibel  1530  ff. 
dafür  .klüger', griech.cppoviu.(ixepot).  ,F.,  verständig,  ocu- 
latus  ad  omnia,  vir  summa  prudentia;  f.  fahren,  caute, 
cautissime  agere.'  Hosp.  Oft  als  ehrendes  Attrib., 
bes.  in  der  Anrede  an  Höherstehende,  Behörden;  zB.: 
,Den  ersamen,  f-en,  wisen  burgermeister  und  rott  der 
statt  Basel.'  1474,  Bs.  .Den  f-en,  wysen  N.,  der  zit 
landamman  zuo  Ure.-  1491,  U.  ,Den  edlen,  strengen, 
frommen,  vesten,  f-en,  ersamen  und  wysen  hern  schult- 
hes  und  rat  der  stat  Bern.'  1538,  AaL.  .Der  edel,  f. 
und  wyss  Hr  Landtvogt  N.'  1628,  Ndw.  ,...  fümemme, 
f-e,  hoch-  und  wohlweise,  gnädige  Herren  und  Väter.' 
1724,  ZEH.  (Bittschrift).  S.  noch  fromm  (Bd  I  1295) 
und  vgl.:  ,F.  ist  heut  zu  Tage  nur  eine  kanzlei- 
mässige  Benennung  gestrenger,  ehrsamer  und  weiser 
Herren  und  Niemand  gedenket  mehr  so  christlich  von 
dem  Frauenzimmer,  dass  man  solchem  den  gleichen 
Ehrentitel  beilegen  sollte.  Vormals  aber  hätte  es  ein 
Mittelmann  vor  den  Ehgaumern  zu  verantworten  ge- 
habt, wenn  er  seinem  Weibe  nicht  zugeschrieben 
hätte:  Der  f-en  und  tugendsamen  Frauen  N.,  wohn- 
haft zu  B.,  meinem  lieben  Ehgemahl.'  Sintem.  1759. 
—  Mhd.  vürsihtec.  Heute  wohl  allg.  cvr-eichtig  iu  der  spec. 
nhd.  Bed.  —  Für-sichtigkeit  f.:  Voraussicht,  Für- 
sorge, Umsicht.  .Fürsehung  in  der  türe,  sei  und 
libs  halb  geton  [Titel].  Als  nun  Got  dise  und 
andre  land  mit  harter  türe  zuo  friden,  besserung 
und  f.  treib  ...  darnach  zu  ersatzung  mangels  fürge- 
sehen, uss  iren  landeu  kein  körn  zuo  verkoufen  . ..' 
Ansh.     ,Ob  semlich  unsere  flintschaft  und  vereinung 


üch  guot  sin  bedunkt,  als  wir  hoffen  und  glouben 
durch  üwer  f.  solle  geurteilet  werden...'  ebd.  (der 
frz.  König  an  die  Eidgenossen).  ,F.  ist  ein  kraft  und 
fügend,  die  ding,  die  man  erkennt  und  weisst,  zuo 
würken,  usszetragen  und  ze  ordnen.'  LJud  1531.  .Die 
f.,  fürsorg,  Providentia.'  Fris.;  Mal.  ,RPlanta  ist 
[seiner]  trew,  dapferkeit,  mannlicher  f.  und  allerlei 
fügenden  halb  fürtreffenliehen  berüempt.'  Ard.  1598: 
,F.  in  kriegsgeschäften.'  ebd.  S.  noch  subtil  (Sp.  96). 
Bes.  von  der  göttlichen  Vorsehung.  ,By  regierung  des 
allerhailigosten  . . .  hern  Pauls,  von  göttlicher  f.  bap- 
stes  des  andern.'  1468,  AaB.  Urk.  ,Das  die  göttlich 
f.  nit  allein  die  ding,  so  der  seelen,  sunder  ouch  die 
ding,  so  dem  lyb  notwendig  sind,  fürsicht,  fürordnet 
und  bescheert.'  Zwingli.  ,Daz  büechlin  von  der  f. 
Gottes.'  L.Iod  1531.  .[Streit  in  Genf  über  den]  artikel 
der  ewigen  waal  Gottes  und  siner  f.'  LLav.  1576.  ,Es 
ward  aber  dise  tat  durch  Schickung  göttlicher  f.  ge- 
otfenbaret.'  RCvs.  ■ —  Un-:  Unbedachtsamkeit,  Sorg- 
losigkeit; s.  für-bringen  (Bd  V  726);  In-brünstigkeit 
(ebd.  749  u.).  —  Win-.  Iron.:  .Der  Schmähworte  hal- 
bes, welche  er  wieder  die  Hochlöbl.  Orte  der  Eids- 
genossenschaft ausgegossen  . . .  wollte  er  untertänigst 
gebeten  haben,  ihre  Gn.  Str.  wollten  solches  der  Wein- 
Fürsichtigkeit,  ja  der  unbesonnenen  Trunkenheit  zu- 
messen,sonst  wüsste  er  bei  der  Wahrheit  von  den  Herren 
Eidsgenossen  nichts  anders  als  alles  Gutes  zu  sagen.' 
Beitr.  1739.  —  für-sichtiglich:  =  für-sichtig.  ,Da 
ward  ein  wiser  rat  der  stat  Bern  f.  bewögt,  in  so  schwe- 
rer, ungehörter  sach  nit  an  des  ordens  Visitation  sich 
ze  benüegen.'  Ansh.  ,F.,  mit  weitem  umsähen  oder  für- 
sich  sähen,  Üeissigklich,  providenter,  provide,  consulte, 
caute;  ein  sach  f.  und  wolbedacht  verhandlen,  caute 
et  cogitate  rem  traetare.'  Fris.;  Mal.  Der  Landvogt  sei 
.ufrichtig,  ehrlich,  f.,  fridsam,  fründt-  und  nachbarlich' 
gegen  die  Untertanen  gewesen.  1611,  AKüchler  1895. 
g'-:  l.  was  (leicht)  gesehen  werden  kann,  sichtbar. 
,Gott  well  den  unsern  geben  kraft,  sterk  und  macht, 
dass  si  fürwerthin  allen  iren  finden,  ges.  und  unge- 
sichtig,  überwintniss  geben.'  Stretl.  Chr.  (Schlussatz). 
Von  einer  Anhöhe:  .Die  in  der  statt  [Zürich]  wapp- 
notend  knaben,  man  und  tochteren,  zugend  mit  denen 
in  der  statt  umb  mit  pfifen  und  trumen  und  zuoletzt 
inachtend  si  ein  redli  mit  disem  volk  uf  dem  [Linden-] 
hof,  der  hoch  und  ganz  ges.  was.  Das  nun  der  [die 
Stadt  belagernde]  küng  selbs  und  die  sinen  gesechen 
mochtind,  schatztend  es  für  ein  sollich  volk  [usw.].' 
HBrennw.  Chr.  —  2.  a)  so,  dass  man  gut,  weit  sehen 
kann;  „hell  GT.",  klar,  ,sichtsam'  Gl,  .durchsichtig' 
GW.  a)  eig.  Klar,  vom  Wetter  GT.  Von  der  Tages- 
helle Ap;  GA.,  T.  Es  ist  dusse"  scho"  g.  Sobald  's 
am  Morge"  g.  ist,  stön-ich  üf  Ap  (TTobler).  Wo  ich 
erwachen,  isch  ['s]  schu"  g.  und  hell  bis  under  's  Dach 
ufe"  g'si".  JJRütl.  Der  Sehne  giH  g.,  vermehrt  die 
Helligkeit,  zB.  zur  Arbeit  GT.  Auch  von  einem  hellen 
Zimmer  Ap;  Gl.  Das  ist  e"  g-i  Stöbe"  Ap  (TTobler). 
„Von  einer  Brille  GT."  Von  (Stellen  mit)  schwindel- 
erregendem Ausblick  Gl;  GT.  ,Babcli  wurde  es 
schwindlig  auf  so  g-en  Stellen  und  es  traute  sich 
daher  nie  [auf  den  Säntis]  hinauf.'  III.  Kal.  1851  (GT.). 
—  ß)  uneig.  Klar,  von  einer  Rechnung(sstellung);  in 
der  Verbindung  richtig  und  g.  Ap;  Gl;  Th  (Pup.). 
Syn.  besichtig.  Eichtigi  und  g-i  Rechni"g,  ,im  Kanzlei- 
stil' Ap  (TTobler).  Die  Landsgemeinderechnung  r. 
ond  g.  fende"  ApI.    .Eine  Rechnung  als  richtige  und 


260 


Sacht,  secht,  sieht,  soeht,  sucht 


g-c  der  Gemeinde  zur  Genehmigung  empfehlen'  Gl. 
Vgl.  auch  gar  (Bd  II  398  o.).  Neben  andern  Adj.: 
Der  Pfleger  solle  stets  seiner  Obrigkeit  ,gute,  ehr- 
liche, redliche  und  g-e  Rechnung'  zu  geben  vermögen. 
1660,  JBRdscb  1881  (Ap).  Von  einer  Zeugenaussage: 
,G.  und  gute  Zügnus.'  ApA.  Mand.  1607.  —  b)  hell, 
glänzend,  von  einem  gefegten  Panzer;  s.  rollen  (Bd 
VI  875).  Hellfarbig,  zB.  von  einem  Kleide  ApSchön., 
vom  Rindvieh  GaStJoh.  —  3.  von  Personen,  a)  gut, 
schnell,  scharf  sehend,  beobachtend  GF.,  G.,  W.  — 
b)  klug,  geschickt,  wem  nicht  leicht  Etw.  entgeht, 
«nicht  leicht  zu  betrügen"  GA.,  „G.u,  T.  E"  g-s 
Possli  GT.  Er  ist  e»  G'sichtege-  GA.  —  ge-sichtigen: 
1.  =  sichtigen  (Sp.  265)  GSev.  —  2.  heller  (Ap),  .weisser' 
(GaStJoh.)  werden.  —  ge-sichtiglich:  sichtbar. 
.Wände  wir  nu  des  giewis  sin,  daz  wir  sant  ime  [Chri- 
stus] in  dirre  weite  gesihtikliche  nehein  wesin  habin 
mugin,  von  diu  suln  wir  gahon  ...  daz  wir  in  ewig- 
liche sehen  in  sime  riebe.'  Ende  XII.,  Wack.  1876,  7. 
,Also  wart  er  gesichteklich  und  offenbar  gemartret.' 
Ende  XIV.,  ebd.  ,Gib  uns  frid  und  hail,  legg  uns  ab 
alle  gesichtenklichen  vigenden!'  Hören  1476. 

Mtad.  gesihtecflich,  -Julie).  Zur  Bed.-Entw.  vgl.  heiler  (Bd 
II    1768),   Wer  (Bd  III   1513). 

an-ge-:  =  an-sichtig  1  b  a.  Eig.  ,Darzuo  so  syen 
da  zemal  unangsichtig  und  unwerlich  knecht;  [der 
Hauptmann]  hat  uns  also  gebeten  ze  verschaffen  . . . 
dass  an  deren  statt  redlich,  angsichtig  lüt  dar  gefer- 
tiget werden.'  1445,  B.  Uneig.  ,Der  a.,  wolgeborn 
herr,  her  Cuonrat  von  Stretlingen.'  Stretl.  Chr.  .Allen 
fürsten  und  herren  was  er  a.'  ebd.  —  un-  s.  das  Vor. 
—   Mhd.  angesihtecliche,   sichtbar,  deutlich. 

un-ge-:  unsichtbar.  ,Die  stimme,  die  waz  unge- 
sichtig.'  1377,  Nicl.  v.  Basel.  ,Do  sprach  die  u-e 
stimme.'  ebd.     S.  auch  ge-sichtig  1. 

churz-:  wie  nhd.  wohl  allg.  —  be-:  =  ge-sichtig 
2 a  ß.  Di  Herre"  Bötshere"  hend  a"  dere"  Setzi"9  d' 
Bödsrechni"g  g'nau  dörchhin  g'no"  ond  Alls  met-enand 
richti"  ond  b'sichti'  fonde".  ATobler  1909  (Ap). 

blöd-:  schwachsichtig.  ,Der  bei  dem  Liecht  nicht 
sihet  und  dunkle  Augen  hat  [heisst]  bl.'  Spleiss  1667. 
,Lusciosus,  bl.'  Vestib.  1 692.  ,[Schulkinder  sollen  nicht] 
die  Augen  zu  nahe  auf  das  Papier  halten,  wodurch 
sie  leicht  bl.  werden  können.'  Z  Schulordn.  1781.  — 
Vgl.  Gr.  WB.  II   142. 

rege"-:  nach  Regen  aussehend,  's  Wetter  ist  r-er 
Art  UwSachs.  (Dan.).  —  selb(s)-:  mit  eigenen  Augen 
sehend,  als  Augenzeuge.  ,Wie  uns  das  geben  habend 
die,  so  von  anfang  selbsichtig  und  diener  dess  worts 
gewesen  sind.'  1530,  Luc;  ,selbs- sichtig.'  1531/48; 
griech.  aöiöiruai. 

durch-  Aa;  Th;  ZStdt,  dur'h-  ApK.;  B,  dürch- 
(bzw. -ö-)  ApH.,  I.,  M.;  B:  1.  a)  wie  nhd.  durchsichtig. 
aaOO.  Gang-mer  US  Weg,  de  bist  nid  d.  B;  Z.  ,Der 
paradyssvogel  . . .  mit  langlechten  flüglen,  welche  ganz 
ran  und  durchs,  sind.'  Vouelb.  1557.  ,Perlucidus, 
durchheiter,  d„  vast  klar  und  lauter,  also  dass  man 
dardurch  sieht;  illustris,  vast  heiter,  scheinbar,  d., 
durchleuchtig.'  Fris.;  Mal.  Durchbrochen:  ,Der  lett- 
ner  sol  ouch  mit  dursichtigen  simpsen  an  beden  sitten 
gemacht  werden.'  1514,  AAZof.  (Bauvertrag).  —  b)  in 
die  Augen  fallend,  strahlend.  ,Von  güetty  d.',  Übers, 
von  ,bonitate  conspieuus.'  KSailer  1460.  —  2.  wer 
Alles  durchschaut  oder  durchspäht,  scharfsichtig  Ap 
(TTobler);  ZO. 


Amhd.  in  Bed.  1  und  2;  vgl.  auch  Gr.  WB.  II  1684;  Fi- 
scher II  491.  Die  Form  durch-  deutet  auf  schriftspr.  F.influss. 
wunder-:  wunderbar  anzusehn.  ,[Am  3ten  Schö- 
pfungstage  war  schon]  angeschwengert  die  Erden  mit 
Getreidt  und  Fruchtbarkeit  . . .  w.  als  [Alles]  tat 
scheinen,  angewürzt  die  Specirei  [usw.].'  JCWeissexb. 
1678.  —  wit-:  weitsichtig,  wohl  allg. 

wetter-:  =  regen-s.  Nnw  (Matthys).  —  wetter- 
sichtege":  .immer  regnerischer  aussehen.'  ebd. 

be-sichtigen:  wie  nhd.,  in  Augenschein  nehmen, 
untersuchen.  Das  abgebrannte  Dorf  bisichtigun  WLö. 
,Besunder  so  hat  sich  unser  heilig  vater  uf  das  bol- 
werk  uss  dem  palast  tragen  lassen,  uns  [die  eidg.  Ge- 
sandten] zuo  b.  und  bäbstlichen  segen  zegeben.'  Ansh. 
.Den  venner  und  seckelmeister,  das  si  b.,  wie  die 
grebnus  zun  predigern  ze  machen.'  1534,  B  RM.  ,B., 
eigentlich  und  allenthalben  besähen,  dispicere,  con- 
templari,  inspicere,  explorare  [usw.];  ein  ding  wol 
lassen  b.,  oculis  vulgi  aliquid  contreetandum  per- 
mittere.'  Fris.;  Mal.  ,2  büechly  vom  harnb.  und  eins 
vom  bluotb.'  1562,  Inv.  des  HsSalat.  Der  Landvogt 
habe  sie  [die  Leute  von  THNnf.]  ,in  iren  harnasch 
und  gweren  besichtiget.'  1569,  Z  RM.  ,Sy  hand  die 
ussgeschmeizte  materi  besichtiget  und  dieselbig  funden 
alls  ein  gestocket  oder  gerunnen  bluott  glych  einer 
sulz.'  RCvs.  ,Die  Fürstaten  b.'  1797,  AAOLunkh. 
Bes.  auch  in  der  Gerichtsspr.,  ein  Streitobjekt,  einen 
Streithandel  ,b.'  ,[NN.  wurden  verordnet]  den  Jätzer 
und  sinen  handel  ze  b.  und  zuo  verhören.'  Ansh. 
,Darumb  wir  uff  hüttigen  tag  angeregten  span  und 
stoss  aigenlich  besichtiget.'  1550,  TuWarth  Arch.  ,Ein 
rächtsbandel  wider  b.,  recognoscere  causam.'  Fris.; 
Mal.  ,Hand  sich  mine  herren  erkent,  das  man  soll 
uff  den  span  gan  und  mass  und  unmass  gegen  ein- 
andern  b.,  wo  der  feil  sige  . . .  Wie  man  nun  uff  den 
span  kumen  und  den  handel  besichtiget  hett  ...'  1570, 
UMet.  Chr.  Von  körperlicher  Untersuchung.  ,Eine 
Person  zu  b.  und  zu  probieren  30  ß.'  1542,  B  (Taxen 
für  den  Scharfrichter).  ,Die  doctores,  als  sy  in  an- 
fangs besichtigot,  habent  sy  im  anzeigt,  er  hätt  ein 
böse  krankheit.'  1552,  B  Turrab.  ,N.  b. ;  so  er  fran- 
zösisch [dh.  syphilitisch],  in  die  Sandtfluo.'  1555,  BRM. 
,Dise  frowen  der  malatzye  b.  lassen.'  1558,  ebd.  .Zalt 
Her  Dochter  ab  Iberg  . . .  auch  den  Balbirern  ein 
Trunk,  dass  sei  die  Gfangne  underscheidenlich  be- 
sichtiget, ob  manss  dorterieren  khönne.'  1664,  Scbw 
(ADettl.  1905).  Eigentümlich  ,sich  b.  in':  ,Diewil  der 
handel  ganz  finster  ist  und  nit  wol  ze  ferstan,  hett 
man  den  handel  allen  den  4  mannen  entpfollen,  sich 
darin  zuo  b.,  wellen  rächt  und  unrächt  hab.'  1563, 
UMey.  Chr.  —  Besichtigung  f.  ,Nach  eigentlichem 
undergang,  b.  und  erturen  ir  notwendigen  spänen.' 
1553,  Aar.  StR.  ,B.,  contemplatio.'  Fris.;  Mal.  ,Der 
Steckporischen  hämisch  und  gewer  b.  halb.'  1569,  Z 
RM.  —  Der  heutigen  Spr.  nur  als  schriftspr.  Lehnw.  bekannt. 

sichtlich:  .sichtbar,  hell  (von  der  Luft).'  oO. 
Vgl.  (ge-)sichtig  (Sp.  265.  268).  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  753. 

u"-:  unsichtbar,  unversehens  eintretend.  ,0  herr, 
lös  uns  von  dem  gewalt  und  unsichtlichen  tod!'  Hören 
1476;  lat.  ,a  subitanea  et  improvisa  morte.'  Nicht  in 
die  Augen  fallend  TaSee  (Dan.). 

un-ver-:  unversehens.  .Nachdem  man  des  tags  vil 
und  mengerlay  sait  und  man  etwas  erschrocken  was, 
das  sich  die  ding  so  gähs  und  u.  erhaben  ...'  GWil  CB. 


'-'71 


Sacht,  secht,  sieht,  socht,  sucht 


272 


.Nachdem  man  besorgen  müest,  das  die  biderben  lilt  us 
dem  undern  Thurgöw  . . .  villicht  möchtint  us  der  statt 
Costenz  gächlingen  und  u.  überylt  werden.'  ebd. 
Ge-sicht  II  s.  Gesucht  2  (Sp.  288). 

Sucht  (Z-  s.  die  Anm.)  f.,  PI.  in  der  lebenden  Spr. 
kaum  gebr.,  in  GitVal.  (nach  vereinzelter  Angabe, 
heute  abgelehnt);  Ndw  (lt  Matthys)  Suchte" :  1.  Krank- 
heit; doch  (meist  auch  schon  in  der  ä.  Spr.)  nur  noch 
von  besondern  oder  einer  besondern  Art  von  Krank- 
heiten, a)  bei  Menschen.  Schwer  heilbare  Krank- 
heit (nach  älterer  Angabe  Nervenfieber)  GRVal.,  hitziges 
Fieber  Gr,  Gliedersucht,  Rheumatismen  BSi.  (Imob.). 
Vielfach  nur  noch  in  Zssen  (s.  d.).  ,Febris,  ritte  vel 
s.;  ephimera,  einstages  s.;  febris  continua,  ein  s.'  Voc. 
opt.;  s.  auch  Ritt  III  (Bd  VI  1722).  ,[N.  hat  sich 
stark  erbrechen  müssen  und  glaubt  vergiftet  zu  sein ; 
da  sagt  sein  Weib:]  Es  ist  nüt,  er  hat  ein  s.  und  er 
weis  nit,  was  er  redet'  1424,  Z  RB.  ,[Agar:]  0  wee, 
dass  ich  min  kind  ye  hab  gsee;  war  ich  darfür  an 
einer  s.  glägen,  da  ich  gbar  dise  frucht.'  Haberer 
1562.  .Doch  starb  der  herzog  einer  s.  des  15.  Junii.' 
1569,  HBüll.  D.  ,Als  es  one  nachlassung  der  schmer- 
zen über  den  neunten  tag  kommen,  darzuo  erst  haupt- 
wee  mit  einem  koder  angangen,  und  er  befände,  das 
ihm  diese  suchte  zum  abscheid  dienen  wolte  . . .'  Wurst- 
isen  1580.  ,Die  Buggel  ist  gut  den  Frauwen  zu  ihr 
S.,  die  da  heisst  Menstrum.  Wan  die  S.  zu  lang  ist, 
so  brauch  dess  weissen  Bügel  [!]  Bletter,  gesotten  in 
Wein  oder  Wasser.'  XVIII.,  BSi.  (HZahler  1898).  Insbes. 
epidemische  Krankheit,  „Seuche"  AALeer.;  „VO: 
Gl"H.;  PAL;  GWb.;  „Scb"  (Kirchh.);  S;  TB.;  mTn; 
W;  „Z;"  in  der  ä.  Zeit  häufig  von  der  Pest.  Es  ist 
e"  S.  um-andre"  W.  ,Die  Mutter  spürt  halt  das  feuchte 
Winterwetter  und  die  herrschende  S.'  Joach.  1898. 
,Deranach  kam  ein  unerkante  s.,  genämt  die  brüne, 
under  der  Eidgnossen  knecht  im  veld.'  Ansh.  ,üie  s., 
gemeine  plag,  allerlei  krankheit,  so  gemeinlich  über 
leut  und  vych  aussgadt,  lues,  morbus;  die  s.,  pestis.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Üb  dieses  [das  Erdbeben]  die  ursach 
des  allgemeinen  landtsterbens  gewesen,  will  ich  nicht 
disputieren;  allein  ist  bekannt,  das  diese  suchte  schon 
im  jar  darvor  eingerissen.'  Wcrstisen  1580.  ,[3000 
Personen  hat]  Gott  durch  dise  s.  [die  Pest]  in  dem 
jar  abgefordret.'  1581,  Ard.  Weil  da,  wo  gute  Ord- 
nung gehalten  wird,  ,die  s.  nit  so  streng  angryft.' 
1611,  Abscb.  ,Die  Tischmacher  sollend  die  Toten 
darein  [in  den  Sarg]  leggen,  es  were  dann  Sach,  dass 
ein  S.  usgienge.'  1646,  AaB.  StK.  Im  Wechsel  oder 
in  Verbindung  mit  Synn.  ,Das  du  dich  nit  förchtest 
vor  der  pestilenz,  die  im  finsteren  schleicht,  vor  der  s., 
die  im  mittag  verderbt.'  1530,  Psalm;  , Seuche.'  Luther. 
Dass  die  Jünger  ,heiletind  allerlei  sucht  und  allerlei 
krankheiten.'  1530,  Matth.;  , Seuche.'  Luther;  griech. 
Ttäaavvöoov Kai itäaav p.aXax(av.  ,Man  hieltauch  domalen 
[zur  Zeit  des  Sempacherkrieges]  Sachen  für  Zuoreden, 
die  man  jetziger  Zyt  nitt  darfür  hallt  noch  straft,  alls 
da  die  Allten  etwan  einem  ein  S.  oder  Krankheit  ge- 
wünscht oder  einen  Lug  oder  Trutz  wort.'  RCvs.  Krank- 
heiten und  Suchten  halb  der  Mehrteil  abgestorben.' 
ebd.  ,Dass  böse  Dämpf  aussgangen  von  der  Erden 
und  Pestilenz  und  Suchten  verursachen.'  JZiegl.  1647. 
,Gott  ruft  uns  zur  Buss  etwan  durch  Süchten  und 
Krankheiten.'  JMüll.  1665.  In  Verbindung  mit  einem 
Adj.  t.  in   allg.  charakterisierender  Bed.,   t.   zur  Be- 


zeichnung bestimmter  Krankheiten.  ,Diss  herpsts  ist 
ein  gemeine  s.  von  pfnüsel  und  huosten  das  ganz 
land  der  merteil  alle  menschen  durgangen,  man  nampts 
das  hüenerwee.'  JHaller  1550/73.  ,Böse  (besi)  S.' 
W.  ,Der  Herr  wirt  von  dir  tuon  alle  krankheit  und 
wirt  die  bösen  suchten  der  Egypter  keine  über  dich 
füeren.'  1530. 1548,  V.  Mos.;  .sachten.'  1531 ;  .Seuchen.' 
1667.  ,  Alles  Gespenst  und  böse  Suchten  uss  den  Hüsern 
und  vom  Vych  vertryben.'  KCys.  ,Sie  soll  ir  Kuni- 
bernuss  izt  bi  Sit  legen,  maazzen  die  Patientin  wieder 
us  der  bösen  S.  werd  erston.'  1622,  BsFamilienchr. 
,Vom  Hunger,  Krieg  und  bösen  Suchten  verderbt.' 
Z  Mand.  1647.  .Leidige  S.'  .Disere  leidige  s.  und 
grausambes  sterben  [die  Pest].'  2.  H.  XVI.,  GMosn. 
Die  .leidige  S.  der  Pest.'  1634,  Absch.  ,Es  sind  A°  1635 
an  der  leidigen  S.  in  die  150  an  jungen  und  alten 
Personen  in  Gott  selig  entschlaffen.'  1637.  Z.  ,Schwere 
S.'  .Auch  Pestilenz  und  Süchten  schwer  [folgen  auf 
ein  Erdbeben].'  HRRebm.  1620.  .Dieser  schwären,  ab- 
scheulichen und  unheilsammen  S.  [Aussatz].'  BChorg. 
1667.  ,Dass  so  ein  harte,  gähe  s.  uf  der  strass  under 
si  [die  Söldner  im  Novarazug]  komen,  dass  von  12000 
kum  der  dritteil  überbliben,  so  ellendlich  im  Meien 
lieimkamend,  dass  man  si  mit  leitrenstrowägen,  siech, 
sterbend  und  tod  under  enandren,  ab  der  strass  in- 
fuort.'  Ansh.  .Geschwinde  (schnelle)  s.'  .Wann 
geschwinde  suchten  und  krankheiten  einreissen  sol- 
tend,  wie  sie  dann  zuo  denselbigen  [den  Geistlichen] 
zuoflucht  nemmen  woltend?'  BossH.-Uoldschm.  ,[Gott 
danken]  für  die  abgenommnen  schnellen  Suchten  und 
Sterbensläuff.'  Z  Lit.  1644.  ,Tödtliche  s.  oder  ver- 
derblicher schaden,  capitalis  pestis.'  Fris.;  Mal.  .Ver- 
gifte (giftige)  S.'  .Sei  gleich  pestilenz  ein  erbliche 
vergifte  s.'  OWekdm.  1564.  .Ordnung  für  die  schuolen 
in  pestilenzischen  zytten.  Wie  sich  die  schuolmeister 
mitt  der  jugent  verhalten  sollent,  damitt  solche  ver- 
gifte s.  nitt  so  bald  under  sy  komme.'  1594,  L  Pest- 
büchl.  , Pestilenz  und  giftige  Suchten.'  FWyss  1672. 
Pestilenz(ial)ische  S.'  ,Es  hat  dise  ansteckende 
pestilenzische  s.  gedauert  etliche  jar.'  2.  H.  XVI.,  G 
Mosn.  ,Da  pestilenzische  sucht  umbgiengen.'  Würst- 
isen  1580.  ,[Die  Südgrenze  gesperrt]  aus  Ursachen 
grassierender  pestilenzischer  s.  in  unsern  landen.' 
1588,  ScbwE.  Arch.  ,Wäre  es  sach,  das  die  pesti- 
lenzische s.  under  die  schüeler  käme.'  1594,  L  Pest- 
büchl.  ,In  eines  rychen  Pfisters  Hus  zuo  Halden- 
stein hat  sich  erhebt  die  abschüchlich  pestilenzisch 
S.'  1611,  Ard.  .Doch  solle  sich  solches  [die  fest- 
gesetzte Ärztetaxe]  nicht  in  pestilenzialischen  und 
contagiosen  Süchten  verstehen,  sondern  von  allein 
ordinari  Krankheiten.'  1645,  B.  ,Pestilenzialische 
Suchten.'  AKlingler  1691.  Dass  die  ganze  Eidgenos- 
senschaft von  dem  Sanitätstribunal  zu  Mailand  wegen 
Verdachts  ,der  pestilenzialischen  S.'  in  Bando  genom- 
men worden  ist.  1731,  Absch.  S.  noch  pestilcnzisch 
(Bd  IV  1792).  , Heisse  (hitzende,  brennende)  S.',  von 
Fieberkrankheiten.  , Ampferwasser  ist  guot  getrunken 
für  den  turst  in  heissen  suchten  und  in  dem  ritten, 
wan  es  vertribt  die  gilwe.'  Schw  Arzneib.  XV.  ,Ist 
das  bluot  brun  und  schwarz,  daz  bezeichnet  hitzende 
s.  und  grint  und  kratzen.'  Künste.  1474.  ,Vor  hunger 
sollend  sy  verschweigen,  und  verzeert  werden  von 
brennender  s.  und  von  bitterem  gift.'  1548/1707, 
V.  Mos.;  ,vom  feber  und  von  bittern  suchten.'  1530/1; 
,von  brennender  Seuche  und  von  bitterer  Pest.'  1868. 


Sarllt. 


tat,  socht,  sacht 


274 


.Die  (liin)fallcnd  S.',  Epilepsie.  .Ist  Jemand  mit 
der  fallenden  S.  behaftet,  so  soll  man  der  Leiche 
seiner  Mutter  ein  von  dem  Kranken  getragenes  Hemd 
in  den  Sarg  legen'  ScuStdt  (Unoth  1868).  , Gegen  die 
fallende  S.  trinke  man  Blut  von  einem  mit  dem  Schwerte 
Hingerichteten.'  ebd.  .Ein  wasser  für  die  vallen(d) 
s.'  Ki:nstb.  1-174.  ,Pür  die  fallent  s.'  ZoArzncib.  1588. 
.Liudenblüetwasser  ist  denen  ein  sonderliche  Arznei, 
so  mit  dem  Stein  und  der  fallenden  S.  behaft  sind.' 
J.INüsch.  1608  (häufig,  auch  ,die  hinfallend  S.');  ähnlich 
Ahzneii:.  XVll./XVlII.  ,Dem  mit  der  fallenden  S.  be- 
hafteten Sohn,  welchen  Schulmeister  N.  zu  Dübendorf 
mit  Lachsnen  zu  curieren  vermeint.'  1062,  ZDüb.  ,Die 
fallend  S.  (das  bös  Weh).'  Spleiss  1667.  ,Alle  Welt  inuss 
bekennen,  dass  der  Mond  und  dessen  Veränderung  in 
vielen  Gschöpften  auf  Erden  seine  Würkung  habe,  als 
nemlich  ...  in  underschiedlichen  Krankheiten,  fürnem- 
lich  in  der  hinfallenden  S.'  Anhorn  1674.  .Fallende  S., 
Epilepsia.'  JMitrai.t  1692,  245  f.  ,[Der  Adlerstein]  ist 
gut  zu  der  hinfallenden  S.'  XVIII.,  HZahler  1898.  S. 
noch  Französen-Lämi  (Bd  III  1265);  Mai-Bhiem  (Bd  V 
82);  Such  (Sp.  204).  ,üie  schwinend  S.-,  Schwind- 
sucht; s.  Schwill- S.  .Wellicher  (trank)  imme  zuo  ge- 
sundtheit  und  verlassung  der  schwynenden  s.  gedient.' 
1582,  ZKB.;  vorher  ,sch\vynung.'  .[Dieses  Wasser]  ver- 
treibt die  Malzey,  Schweinendsucht  [!],  Schlag  [usw.].' 
JRLani.enb.  1608.  S.  auch  Ettiken  (Bd  I  600).  ,Der 
erste  siechtag  ist  ein  durchspitzige  suchte  [Spitz- 
pocken], als  mit  den  hüllen  loufft.'  XIV..  Bs  (Ochs  II 
452).  .Warend  ouch  vergangner  jaren  wunderbarlich 
suchten  von  den  kriegsleuten  auss  Langbarden  und 
Westfrankreich  in  Teutschland  bracht  worden,  die 
man  die  weltschen  suchten  hiess  und  eins  von  dem 
andern  annomen;  sobald  man  den  huosten  überkam. 
so  was  es  geschechen,  und  sturbend  die  leut  gänd 
und  stand  und  sitzend  gächlich  an  dem  huosten.'  Vad. 
,Die  schlaaffend  s.,  ist  ein  krankheit,  da  einen  stäts 
schlaaffert,  kumpt  auss  müessiggon,  veternus.'  Fris.; 
Mal.;  vgl.  Schläf-S.  Es  sollen  in  den  Spital  ,keine 
erbliche  Krankheiten  und  abscheuliche  Sucht,  als  da 
sind  die  Pestilenz,  der  LTssatz,  die  venerische  S. 
oder  französische  Krankheit  [Syphilis]  udgl.  zu  kurieren 
kommen.'  1645,  Imob.  1878.  —  b)  bei  Tieren.  .Tier- 
seuche' F.  a)  beim  Kindvieh.  (Maul-  und)  Klauen- 
seuche Gl;  Schw;  WZerm.:  Syn.  Brüsten  (Bd  V  838/9); 
Stich  (Sp.  204).  Ü"si  Chue  hed  ä"  S.,  sie  hed  hüt 
g'nägget  SchwMuo.  .Zuo  Veihüetung  der  S.  solle  man 
in  allen  Ställen  mit  Wachholderholz  [usw.]  einen 
starken  Kauch  machen.'  1792,  ThHw.  Arch.  .Wen  die 
Lungenfäuli  oder  S.  in  einem  Ohrt  grasiert,  so  ist  ein 
gutes  Mitel  für  das  gesunde  Vieh...  so  wird  solches 
Vieh  von  solcher  S.  nicht  angesteckt  werden.'  1.  H. 
XIX..  ZHorg.  (Zauberbuch).  ,BÖse  S.':  ,Wen  man  an 
einem  Sambstag  nach  Vesper  dem  Vehe  nit  zläken 
gäbe,  so  seig  es  gut  für  dass  Boss,  dass  keinem  keiss 
Vehe  ab  oder  under  gang  der  bösen  S.'  XVIH.,  HZahler 
1898.  —  ß)  =  Gälti  2  (Bd  II  238)  Gr  (Tsch.).  von 
Ziegen  Gl  (Steimn.  1802;  darnach  bei  St.  und  FAnd. 
1898).  Syn.  auch  Müch-Bresten  (Bd  V  846).  —  y)  hei 
Schweinen,  =  Flug  3  Gr  (s.  Bd  I  1180),  =  Eöt-Lauf  1  a 
(Bd  III  1119)  AaF.,  Ke.;  Th.  D'  Söüfe")  händ  d' S. 
—  8)  Magen -Darmkatarrh  bei  jungen  Hunden  Aa; 
Ai'(TTobler);  Bs;  B-  S;  Tb;  Z,  auch  bei  Katzen  Aa; 
Bs;  B;  Th;  Z.  Nach  dem  Volksglauben  bekommt  die 
Krankheit  jeder  Hund:  Het-er  d'  S.  scho"  g'ha"?  wird 

Schweiz.  Tillntlknn  Vit. 


beim  Ankauf  eines  Hundes  gefragt.  Gegc"  d'  S.  bi  de" 
Hänge"  isch  ['s]  guet,  wenn-men-en  (all  Tag)  es  geh 
Wiäli  um  ''<■"  Ilnls  hingt  S  (Schild).  —  2.  a)  hettige 
Begierde,  Leidenschaft,  (schlimmer)  Hang,  (üble)  Ge- 
wohnheit Aa;  Ap;  Bs;  B:  Gl:  Gb;  L;  Sch;  S;  Th;  Uw; 
Z.  Vgl.  zum  Übergang  von  1:  Di'  [Freier]  hat  halt 
a"g'setzt  a"-mi'h  n-ie-n-e"  S.;  di>  gib-em  z'  letst  's  Jöuort. 
Stütz,  Gem.  's  ist  <"  ganzi,  e"  niiri  (:n-n-ere"  nitre") 
S.  wordef  (bi-n-em).  Dir  hed  e"  iciesti  S.  an-em  Nnw 
(Matthys).  Das  ist(-mer)  duck  e"  Clieibc.  •"  rerflitechti. 
e"  verdammti  S.  (das  Lüge"  oä.)!  Er  [der  Mann,  der 
sich  abarbeiten  muss]  isch  jo  Einer  wie-n-e"  'lud  vor 
Eländi;  bringsch-e*  no'h  i"  Herd  mit  di'"r  S.  [die 
Madame  zu  spielen].  JReinh.  1907.  .Darum  billich 
wider  dise  schändliche  S.  [das  gewinnsüchtige  teure 
Spielen]  ein  feuriger  Eifer  ab  allen  Canzlen  erzeiget 
wirt.'  AKlingl.  1688.  's  ist  jezt  reehU  S.  dersue,  es 
ist  eine  allgemeine  Begierde  darnach  (St.'1).  Er  het 
d'  S.  z'rede"  (z'bifele".  z'  spile")  GRVal.  „Der  Hans 
hat  die  dwnmi  S.geng  .'lache  B;  L."  Di  verdammti 
S.,  sich  wolle"  füre"  :'  drücke".  Loosli  1910.  Er  het 
die  tvüesti  S,  all  Nacht  im  Wirtshüs  z'  hockt"  Bs 
(Seiler).  Er  hat  e"  S.  z' lüge"  ZSchwerz.  Er  het  eii 
wiiesti  S.  an-em,  immer  a"  de"  Negle"  z'  chafle"  AALeer. 
(H.).  Es  ist  afen  e"  niiri  S.  vo"-der,  immer  z' meine", 
du  werdisi  b'schisse"  AaBi-.  —  b)  .Plage'  Sch  (Kirchh.). 
„Es  ist  eine  S.  um  dich,  du  quälst  stets  Jemanden 
G",  mit  der  eigentümlichen,  offenbar  im  Hinblick  auf 
a  zurechtgemachten  Def.:  „üble  Gewohnheit,  Andere 
zu  plagen."  —  3.  ,füle  S.',  Schimpfw.  auf  eine  Weibs- 
person. ,[Magd  zu  Sarali,  die  ihr  Faulheit  vorgeworfen 
hat:]  Du  fule  S.,  was  klapperist?  ..."   GGotth.  1619. 

Amhd.  suht;  dazu   die  etym.   verwandten  Bildungen  *<'. <■/». 

eochen  I.   Such,    m-aücheren   (Sp.  191.  '202.  '204.  206)   und 

Sucht.  Im  PI.  begegnet  die  alte  starke  Form  .sucht'  mehr- 
fach noch  im  XVI.  und  reicht  vereinzelt  bis  ins  XVII.  (noch 
1645,  B),  sonst  gilt  seit  dem  XVI.  .suchten'  neben  seltenerem 
.Süchten'  (in  nichtdiphthongierenden  Quellen  könnte  übrigens 
hinter  .Süchten'  auch  der  PI.  von  .sucht'  =  mini,  eiuehede 
stecken).  Vad.  bietet  einmal  beide  Formen  im  selben  Satz 
(wenn  nicht  ein  Fehler  anzunehmen  ist),  das  Tierbuch  1563 
.erbsuchten'  neben  .erbsücht.'  Zu  Bed.  1  wie  auch  zu  den 
folg.  Zssen  ist  insbes.  MHofler  1899,  700  ff.  zu  vergleichen. 
In  Bed.  1  (1>)  kommt  das  W.  meist  nur  noch  iu  der  Formel 
./  X.  A.i"  vnr.  wo  ■/'  N.  vom  Sprachgefühl  vielfach  (so  in 
Th;  ZO..  Sth.)  als  d'  Zucht  verstanden  wird  (ein  Zshang  mit 
Bed.  2,  wo  auch  noch  die  Verbindung  e"  .S\  üblich  ist,  wird 
nicht  mehr  gefühlt);  ein  Gewährsmann  aus  SchwMuo.  schreibt 
b'  Sucht  Im";  Anderseits  liegt  in  Bed.  3  eine  Entstellung 
aus  .Zucht'  (s.  d.)  vor,  sei  es  dass  von  der  Bed.  .vagina' 
(vgl.  dazu  Vich-S.  8)  oder  von  nihd.  zuht  .Junges,  Kind, 
Frucht'  (Zu.htji,  Mädchen  W)  anszugehn  ist;  vgl.  auch  .Sucht  2' 
bei  Schm.2II  220.  Zu  2  1)  vgl.  Martin-Lienb.  II  326,  sowie 
die  Synn.    Blay  (Bd   V   33),    Straff. 

Ifer-:  a)  „Grollsucht  B;  VO;  S;"  vgl.  Ifer  (Bd  I 
109).  —  b)  wie  nhd.  Eifersucht,  wohl  zieml.  allg.: 
doch  vgl.  Schahm. 

Ägli-:  =  Ägkn  II 2  (Bd  I  131).  .Mit  disen  Kreu- 
tren  ich  vertreib  die  Wasserkalber  aus  dem  Leib,  die 
Ägli-,  Ehr-  undt  Lumpensucht  [ruft  eine  Krämerin 
aus].'  PSpichtig  1658.  —  .Egelsucht'  bL'i  Sohafen  (MHöfler 
1899,   703). 

Ak-:  Keifsucht  Aa.  —  Amtli-:  Amtcrsucht  Aa: 
B;  L;  Z.  Vor  der  Ä.  ergriß  's  Vermöge"  d!  Flucht. 
Roos  1907.  .Weil  ich  in  meiner  X.  erst  durch  den 
Tod  mich  zum  Rücktritt  bewegen  liess.'  WSagen.  — 
Kr-  I:    Ehrsucht  PA1.  (Giord.)    und   auch  sonst  ver- 


Sacht,  secht.  siebt,  socht,  sticht 


breitet,  aber  kaum  recht  volkstümlich,  so  wenig  wie 
Er-Giz  (s.  Bd  II  506).  , Welche  diener  ...  nüt  uss 
eer-,  zangk-  und  klappersucht  [das  göttliche  Wort 
durchforschen].'  HBill.  1572.  ,Der  Barmherzige  weiss 
Nichts  von  Wollust,  E„  Geldgeiz  etc.'  JJUlr.  1727. 
S.  auch  Ägli-S.  —  Kr-  II  s.  Terr-S. 

Erb-:  ansteckende  Krankheit,  Seuche.  Spreng  (s. 
butzen-fül  Bd  I  789).  ,Die  e.,  erbliche  krankheit,  con- 
tagium.'  Fris.;  Mal.  .Erbsuchten,  so  dise  tier  [Ochs 
und  Kuh]  anstosst,  sind  pestilenz,  feuchte  oder  trockne, 
glidsucht,  das  grien  [usw.],  malezei,  taubsneht.  Dise 
genante  krankheiten  sind  allsamen  erbsücht;  so  sy 
eins  under  der  hiird  angestossen,  so  verderbend  sy 
ein  ganze  härd.'  Tierb.  1563.  .Greiffe  die  e.  [die  Pest] 
dermassen  um  sich,  das,  welcher  irgent  jetz  einen  auff 
der  gassen  frisch  und  gesund  gesehen,  nach  wenig 
stunden  vergraben  läge.'  Wvrstisen  1580.  , Pestilen- 
zische E.'  1628,  Absch.  Wegen  der  hie  und  da  ein- 
gerissenen ,E.'  Vorkehrungen  zu  treffen,  damit  keine 
Sperrung  des  Handels  erfolge.  1634,  ebd.  Dass  im 
Berner  Gebiet  die  ,E.'  ausgebrochen  sei.  1660,  ebd. 
S.  noch  gäeh  (Bd  II  09);  crb-süehtig.  Uneig.  von  der 
Erbsünde  :  ,Dieweil  er  [Jesus]  kommen  ist  zu  reinigen 
unsere  menschliche  angeborne  unreinigkeit,  so  hat  er 
je  müessen  unserer  e.  ledig  und  loss  sein.'  HBull. 
1597.  —  Vgl.  MHöfler  1899,  703:  Gr.  WB.  III  741: 
Fischer   II   769. 

TJs-:  „Durchfall,  Diarrhoe  BSa."  —  Ahd.  »j§««At, 
dysenteria  (Graff  VI  141).  Vgl.  auch  MHöfler  1899,  701, 
ferner  ,aussuchten'   bei   Fischer  I   5'2S. 

Vieh-:  1.  Viehseuche.  ,Viehsucht,'  1766,  AATäg. 
,Recept  wider  die  leidige  einreissende  Viehs.'  1792, 
ThHw.  Arch.  S.  auch  Menschen-S.  —  2.  s.  V.-Zucht. 
—  Fall-:  =  fallemh  Sucht  (Sp.  273)  Aa;  B;  GRVal.; 
SBell.;  TbMü.;  W  (Tscheinen);  Z;  dafür  zT.  (so  in 
B;  Th;  Z)  echter  und  häufiger  's  (falle"d)  We.  Auch 
beim  Rindvieh:  s.  JWirth  1863,  86  f.  —  Feld-.  ,Die 
F.  oder  Malzei  . . .  den  Aussatz  oder  die  F.'  JJNüsch. 
1608.    Vgl.  feld-siech  (Sp.  197/8). 

Jen-'  Ven-,  Vieri-  BSa.,  Vein-  PAL,  Ve1-  BG.: 
Pocken  (sowohl  die  Pockenkrankheit  als  die  Schutz- 
pocken) BG.,  „Kinderpocken"  BSa.,  ,morbilli'  PAL 
(Giord.).  Er  lief  d'  V.  BG.  Eim  d'  V.  ge",  die  Schutz- 
pocken einimpfen,  ebd.  Der  Dokter  het-mer  d'  V.  </<jr". 
Ich  ha"  m¥"m  Blieb  la"  d'  V.  ge". 

Vgl.  BesucKt-gruebig  (Bd  II  691),  wo  aber  (mit  St.)  vens- 
zu  lesen  ist:  Viensucht-Grueben  für  Pockennarben  lebt  heute 
noch  in  BSa.  Yien-  und  Vein-  weisen  nach  den  örtlichen 
Lautgesetzeu  auf  eine  Gruudf.  Yen-,  auf  die  wohl  auch  Ve- 
zurückgeben  kann,  zumal  wenn,  wie  angegeben  wird,  aber 
freilich  sehr  merkwürdig  ist,  in  BG.  der  Ton  auf  der 
•2.  Silbe  liegt  (in  BSa.  ist  die  1.  Silbe  betont).  Wahrsch. 
besteht  Zshaug  mit  dem  syn.  Visen  (Bd  I  1151),  das  aber 
auch  etym.  unklar  ist  (die  aaO.  gegebene  Erklärung  be- 
friedigt nicht).  An  Ve-Sucht  .Viehsucht'  zu  denken,  was 
sachlich  nahe  läge,  verbietet  sich  aus  lautlichen  Gründen 
(woher  das  «.').  St.  I  363  meint:  „Vermutlich  von  .Venus- 
sucht' [vgl.  dazu  MHöfler  1899,  765/6]  durch  eine  Ver- 
wechslung von  In  veroh  und  peilte  veröle."  Xaeh  der  geogr. 
Verbreitung  des  W.  ist  am  ehesten  ein  rom.  Etymon  zu 
vermuten. 

Fön-:  krankhafter  Zustand  des  Menschen  bei 
Föhnwetter  (Missbehagen,  Unaufgelegtheit  zu  Arbeit 
und  Vergnügen,  Ermattung  und  Schläfrigkeit)  U(Bärnd. 
1908,  116);  in  ÜAltd.  unbekannt.  —  Französen- 
s.  Huereii-Sitclt  (Sp.  204).  —  Fress-:  Fressgier.    Syn. 


Ettiken  (Bd  I  599ff.).  ,Waun  der  Magen  mehr  als 
zu  viel  Nahrung  begehrt,  so  ist  es  die  Fr.'  Spleiss 
1667.  ,Fr.,  Farnes  canina.  Ist  eine  stäte  und  uner- 
sättliche Begierde  zu  essen.'  JMuralt  1692,  342.  — 
Gift-:  =  .vergifte,  giftige  Sucht'  (s.  Sp.  272i;  vgl. 
MHöfler  1899,  706.    ,Eine  verborgne  G.'  Spleiss  1667. 

Gall(en)-:  von  der  Galle  herrührende  Krankheit. 
,Die  alt  Margret  ist  krank  gewesen  an  der  Gallens. 
und  im  obern  Stüblin  glegen.'  1622,  Bs  Familienchr. 
,Wann  die  Gall  das  Blut  ansteket,  so  machet  sie  einen 
gelbsüchtig  (nenilich  durch  die  gelbe  oder  schwarze 
Galls.),  dünnleibig,  schwindsüchtig.'  Spleis>  1H67.  — 
Vgl.   Gr.   WB.    IV   1,    1192.  1198. 

Gelt-:  Geldgier  L  (Ineichen);  Now(Matthys);  selten 
auch  sonst.  Er  lidfejt  a"  der  G.  ,So  er  [der  Schiffer] 
auff  einem  holz  fart,  rüeft  er  vil  ein  schwechers  holz 
[ein  Götzenbild]  umb  hilf  an,  das  g.  und  geit  erfun- 
den.' 1530,  Weish.;  Spegij  7iopiou.(öv.  .[Frissdengwin :] 
Disen  warf  ich  an  ein  fuoss,  dass  er  die  g.  hat  ererbt.' 
HsRMak.  1548, 847  (unklar;  Wortspiel  mit  .Gelbsucht'?). 
,Bos  in  lingua,  er  hat  g.,  sein  zungen  ist  an  ein  gul- 
dine  ketten  geschmidet,  es  ligt  im  ein  Jochimstaler 
auf  der  zungen:  ein  gemein  sprüchwort  wider  die,  die 
nit  dörffend  die  warheit  sagen,  von  wägen  das  man 
inen  zeschweigen  galt  hat  geben.'  Fris.;  Mal.  ,Wo 
ein  Oberer  ein  Christ  und  die  Undertanen  ebenmässig 
sind  Christen  und  dennoch  von  der  schnöden  G.  be- 
fleckt ist,  das  er  Glicht  und  Recht  umb  Gelt  ver- 
kauft.' DHess  1818  (aus  einer  Predigt  von  JJBreit. 
1632).  —  Vgl.   Gr.  WB.  IV   1,   2923/4:   Fischer  III  277/8. 

Gel"  Gel-,  Gelb-:  a)  wie  nhd.  Gelbsucht  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Gr;  G:  Sch;  S;  Th;  Z;  wohl  allg.  Ei-m  (fast) 
d'  G.  a"hänl;e",  indem  man  ihn  ärgert,  erzürnt  Z.  Fast 
d'  G.  übercho"  vor  Vertruss.  ebd.  ,Die  gäls.,  morbus 
regius,  aurigo,  icteros,  arcatus  morbus.'  Fris.;  Mal. 
,[Eiu  Trank  ua.  für]  gelsucht,  huosten,  Wassersucht.' 
Zg  Arzneib.  1588.  .Allerlei  fieber,  gels.  und  Wasser- 
sucht.' HPaht.  1578  (öfter).  ,Wer  lasst  am  driten  Tag 
Brachmon,  der  gewint  den  Sehwindel  oder  Gels.'  XVII., 
G  (Aderlassregeln).  , Milz-Krankheiten,  Gelbs.,  Undäu- 
ligkeit  [usw.].'  JJScheichzer  1706/46.  S.  noch  Blouig- 
keit  (Bd  V  106).  ,Schwarze  G.'  .[Gestorben:]  Vater 
Imthurn,  da  er  etlich  Jahr  mit  der  schwarzen  Gäls. 
behaftet  gewesen.  ChrWaldkirch  an  der  schwarzen 
Gäls.  und  Geschwulst,  war  nur  14  Tag  lang  krank.' 
Imthirx.  .Mein.  ,In  der  Schwarzen  Gelbs.  (Icterus 
niger)  ist  die  äusserliche  Gestalt  der  Haut  schwärzer 
an"  der  Färb  [usw.].'  JMüralt  1692,  378  f.  Zahlreich 
sind  die  Volksmittel  (vorwiegend  Sympathiemittel) 
gegen  die  G.  Wenn,  me"  d'  G.  het.  sell-me"  drei  L&8 
esse",  das  hilft  Schild  1873  (S),  Gegen  die  G.  soll 
man  Hafergrütze  (Mues)  betteln  und  rückwärts  ohne 
zu  danken  fortgehen  ScHSt.,  einer  Nachbarin  heimlich 
den  Abwaschlumpen  aus  der  Küche  stehlen  ZRuss., 
von  einem  Frachtwagen  einen  Schmierkübel  stehlen 
und  hineinblicken.  JXPfstfer  1848  (ä.  Zauberbuch). 
Gage"  d'  G.  sell-me"  nun  Zinggli  Chnoblech  an  e"  Fade" 
:irh"  und-se  so  a"hänken.  rlass-si  i"  's  Herzgriiebli  chö- 
me":  de""  sell-men  am  erste"  Tag  es  Vaterunser  betten 
und  bis  zum  nünte"  Tag  all  Tag  ei"s  me.  de""  wider 
nun  Tug  lang  all  Tag  «"«  weniger.  Bis  zu  der  Z\t 
verde"  die  Chnoblechziniigli  gel  und  d'  G.  eergeit.  Scnan 
1863  (S);  ähnlich,  aber  einfacher  in  BsL.' (AfV.  XII 
153).  Man  nehme  25  Knoblauchzwiebeln,  zerstosse 
sie,    nähe   den  Knoblauch    ohne  Knoten    in   ein  vier- 


S.tclll, 


jlit.  sieht,  socht,  sucht 


27- 


eckiges  Säckchen  ein,  das  auch  ohne  Knoten  genäht 
ist,  und  trage  ihn  14  Tage  unter  dem  Hemd  auf  der 
Brust  ZBucha/I.  Man  hänge  das  Gelbe  von  sieben  Eiern 
um  den  Hals  ScHSt.  Eine  gelbe  (in  SchSL  weisse) 
Rübe,  in  deren  ausgehöhltes  Innere  der  Kranke  sein 
Wasser  gelöst  hat,  wird  ins  Kamin  gehängt;  wenn  sie 
austrocknet  (das  Wasser  verdunstet),  so  vergeht  die 
G.  BsL.;  ScuSt.:  S  (Schild  1863);  ZStdt  f.  Me"  soll 
Habermd  in  en  Täller  tue",  drin  i"e"  briinzle"  und  de" 
Ührde"  ane"stelle" ;  sobald  die  Vögel  deu  Brei  fressen, 
vergeht  das  Übel  ZRuss.  Man  löst  sein  Wasser  in 
einen  ,Wuluengstenhaufeir  [Haufen  der  Waldameise] 
hinein  vor  Sonnenaufgang,  und  die  Krankheit  ver- 
schwindet ZHorgen.  S.  auch  GMw-suckt-Chrüi  (IM 
III  907);  dazu:  ,Hest  die  gels.,  so  bad  fast  ab  schell- 
krud.'  Künstb.  1474.  , Dieses  Wasser  vertreibt  die 
Wassersucht  und  die  Gels.'  JRLandenb.  1608  (häufig), 
,üas  Goldöl  vertreibt  die  Gelbs.,  mit  Geisblatwasser 
oder  Geisschotten  eingetruuken.'  JJNüsch.  1608  (häu- 
fig). ,Ein  träffenlich  Purgiertrank  für  das  Quartan- 
fleber,  Waser-  oder  Gelbsucht,  Geschwulst  [usw.]: 
Nimb  Senetbletter,  schwarze  Christwurzen  . . .'  XVII., 
Scaw  (ADettl.  1905,  44).  ,Für  die  gäls.:  Nimb  ein 
Magen  von  einem  schwarzen  Huen  und  machs  zu 
Pulffer  und  trink  in  Wein,  so  gat  sie  von  dir.'  XVII., 
HZahler  1898.  ,Wider  die  Gelbs.:  Das  Weisse  von 
Gäusedreck  pulveriziert,  ein  Drachmain  weissen  Wein 
getan  und  morgen  nüchter  getrunken.'  Kinstb.  XVIII. 
,Für  Gäls.  nim  Holderrinden  und  Nagelkrut  und  Geiss- 
milch und  nüchter  getrunken  . . .  die  Galle  geht  von  dir. 
du  siehst  es  im  Stulgang,  das  du  dich  verwunderest.' 
Arzneib.  1822.  S.  noch  raspe/i  2  (Bd  VI  1483)  und  vgl. 
JMuralt  1692,  377  f.  Segen:  , Für  die  Gelbs.  Dreimal 
gesprochen:  Wasser,  las  dich  nicht  fliesen,  denn  du 
wollest  mir  7  und  70erlei  büsen,  und  dann  die  3  höch- 
sten Namen'  ZHorgen  (ä.  Zauberbuch).  —  b)  Krankheit 
der  Seidenraupe,  wobei  sich  zuerst  um  die  Atmungs- 
öffnungen  herum  gelbe  Flecken  bilden;  allmählich 
nimmt  der  ganze  Körper  diese  Farbe  an  und  schwillt 
auf.  Republikaner-Kal.  1854,  35.  —  c)  Krankheit  der 
Bäume,  deren  Blätter  zu  früh  gelb  werden :  ,Die  Gelbs, 
der  Bäume  entspringet,  wann  durch  den  Spatten  die 
Wurzel  verletzet  oder  von  den  Mäusen  und  Maul- 
würffen  beschädiget  wird.'  EKönh;   1706. 

Ahd.  yelaeuht,  mhd.  yehuhl ;  vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  1, 
SS88/9   (auch  zu   b);   Fischer  III   2«U. 

Gleich-  (in  Ap  Gldch-J:  Gliedersucht,  Gelenk- 
rheumatismus, Gicht  „Aa;"  Ap;  Bs  (auch  bei  Spreng); 
„B;"  Gl;  GA.  (,der  hitzige  Gelenkrheumatismus'); 
ScHSt.;  Tb;  Z.  Er  heig  e"  fürchtegi  Gl.  CStreiff  1905. 
,Ward  begraben  N.,  hatte  23  Jahr  die  Gl.  und  hat 
9  Jahr  nie  mehr  mögen  in  die  Kirchen  kommen.'  1658, 
ZKlot.  ,Es  sollen  Diejenige,  welche  der  so  gen.  Milze- 
sucht,  dem  Nieren-  oder  Blasenstein,  Gl.  unterworfen 
sein,  sich  vor  unserm  neuen  Wein,  den  wir  gemeinig- 
lich Suser  nennen,  hüten.'  JJScheichzer  1706.  Volks- 
mittel. ,G1.,  wann  die  Gleich  knorret  und  knöpfet 
worden,  heilt  zerstossen  Küh-  und  Widdergallen'  Aa 
Br.  (undatiertes  Mscr.).  ,Für  dei  Gl.  ein  gutes  Mitel: 
Man  tut  ein  Laden  in  ein  Ofen,  worinnen  man  Brot 
gehachen  hat,  wann  er  nicht  mehr  bränt;  dan  tut 
man  Küssy  auf  dei  Läden,  zeid  sich  aus  und  get  in 
den  Ofen  und  schweizst[!]  braf.'  Arzneib.  1822.  S. 
auch  ratzen  (Bd  VI  1917).  Spec.  vom  akuten  Gelenk- 
lheumatismus  BE.   (nach  Bärnd.  1904,  442  z.  U.  von 


der  Glider-S).  ,Zu  wissen,  dass  das  Podagram  in 
einem  Gleich  allezeit  verbleibet  und  derowegen  Ar- 
thritis fixa  genennet  wird,  die  Gl.  aber  weichend  ist 
von  einem  Geleich  in  das  andere  und  derowegen  vaga 
genennet  wird.'  JMuralt  1092,  772.  ,Das  Podagram 
ist  entweder  nur  lauffend  oder  fix;  jenes  wird  GL, 
dieses  aber  das  Zipperlein  geheissen.'  ebd.  399.  Dafür 
äi  fliege"d  Gl.  Z  (s.  auch  AfV.  V  189),  .fahrende  Gl.': 
,Die,  welche  mit  der  sog.  fahrenden  Gl.  behaftet,  bei 
denen  die  böse  Materi  noch  im  Geblüt  vagiert  und 
bald  in  dem,  bald  in  einem  anderen  Glied  Schmerzen 
verursachet.'  JJScheichzer  1708.  , Kalte  Gl.',  ohne 
Fieber.  ,üas  Öle  oder  die  Feisste  von  einer  Gans 
ist  sehr  dienstlich  wider  die  kalt  Gl.  und  die  kalten 
Gesucht  in  den  Glidern.'  JJNüsch.  1608. 

Glid-  Ar;  BHa.;  L;  Tu,  Glider- Aa;  B;  F;  GTa.; 
U;  WVt.;  Z,  in  der  ä.  Spr.  auch  Lid-:  a)  =  dem  Vor.; 
nach  DrMüller  (U)  =  Rheum.  artic.  und  Arthritis. 
Der  AU  hed  Gl.  BHa.  Man  sagt,  es  gebe  77  (FMii.l, 
78  (BG.)  Arten  von  Gl.  ,Artetica,  lids.;  podagra, 
fuoslids.;  ciragra,  hantlids.;  ciatica,  lids.  in  der  huft.' 
Voc.  opt.  ,[Der  Abt]  ward  seines  leibs  halb  ouch 
schadhaft:  etlich  meintend,  es  were  die  lids.;  doktor 
S.  aber  liess  sich  merken,  dass  es  die  blaterlemmi 
were.'  Vad.  S.  auch  Such  (Sp.  204).  Früher  bereiteten 
auch  die  Tierärzte  Pflaster  gegen  die  Gl.  AaF.,  Ke. 
,Ein  gut  Öl  zu  allen  Nerven  und  Gelenken,  für  das 
Hüftweh,  Zipperlein,  Podagram  und  für  alle  Glids.  in 
gemein.'  JJNüsch.  1608.  ,Für  das  Schwynen  oder 
Glidts.:  Schüss  im  Maijo  einen  Gugouw,  verbrenn  den 
selben...'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  .Römischer  Wer- 
muht  verhütet  das  Podagra  und  die  Glieders.'  E  König 
1706.  ,Das  Brigger-Bad  curiert  die  Räudigen,  Maltzigen 
und  Wassersüchtigen,  den  Krampf,  das  Zitteren  der 
Glieder  und  die  Glieders.,  wird  dessentwegen  das 
Glieder-Bad  genannt,'  1715,  W  Blätter.  ,Nimra  Reh- 
farn, Edelsalbinen,  Wermuot  [usw.];  morgens  und 
abends  ein  Glas  voll  warm  getrunken  und  darauf  ge- 
schwitzt, nimmt  alle  Glieders.  hinweg.'  XVIII. ,  UwK. 
S.  auch  siben  (Sp.  52).  Di  fliege(h)d(i)  Gl.  der  akute 
Gelenkt heumatismus  Aa;  B.  , Kalte  Gl.':  , Das  Eschen- 
holzöle ist  ein  fürtreffliche  Arznei  wider  die  kalte 
Glieds.'  JJNüsch.  1608.  —  b)  beim  Rindvieh.  ,Die 
lids.  oder  pestilenz,  so  sy  [das  Rindvieh]  zuo  zeiten 
an  vorderen  füessen,  zuo  Zeiten  an  hinderen  hinkend, 
so  doch  ire  klawen  gesund,  on  allen  prästen  gesehen 
werdend.'  Tierb.  1563;  s.  auch  Erb-S.  —  Amhd.  lidteuht. 
Grimm-.  , Grimm-  und  Krampfsucht,  colica  bi- 
liosa  cum  malignitate;  ein  heftiges  Schneiden,  Reissen 
und  Grimmen  des  Leibs  mit  zufallendem  Zucken, 
Krumpfen  [!]  und  Zittern  aller  Glieder.'  JMuralt  1692, 
416ff.  —  Holz-:  Krankheit  der  Ziegen,  die  entsteht, 
wenn  sie  zu  viel  Baum-  oder  Gesträuchriude  fressen; 
die  Haare  stehen  ihnen  am  Kopf  in  die  Höhe  und  die 
Fresslust  vergeht  ihnen,  weswegen  sie  weniger  Milch 
geben  Ap  (Steinm.  1804).  —  Händel-:  Streit-,  Zank- 
sucht Aa;  Ap;  B;  Tu;   Z. 

Haupt-:  eine  Kopfkrankheit.  „HimwutLE."  .Es 
was  auch  bei  uns  ein  böse  h.,  die  vil  niderlegt:  doch  stur- 
bend  wenig  daran.'  Val.Tsohodi  1533.  ,In  einer  kranc- 
heit  des  hauptwees,  die  man  nempt  die  h.'  UMey.  Chr. 
1540/73.  ,H.,  darvoii  einem  das  haar  aussfalt,  alopecia.' 
Fris.;  Mal.  ,Us  dem  kalten,  füechten  Watter  würt 
volgen  schwere  Pestilenz,  Hopts.,  Schwindel.  Halswe 
[usw.].'  1606,  Ann.    .11.  "'Irr  lliniwut,  Phrenitis.    [st 


Sacht,  secht,  sieht,  sucht,  sucht 


2s  n 


eine  Entzündung  des  Hirns  und  der  Hirnhäuten,  mit 
einem  hitzigen  Fieber,  stäter  Aberwitz  und  beschwär- 
lichem  Wachen  vergesellschaftet.'  JMuralt  1692,  488. 
,1m  Hornung  grasiert  die  Haubts.  je  lenger  je  mehr: 
es  ligen  in  unserer  Gemeind  sehr  ville  krank  daran, 
jedoch  sterben  nicht  der  6te  Teil  deren,  die  es  an- 
greift. Diese  Krankheit  fangt  gewonlich  mit  einem 
Frost  und  dan  mit  einer  Matigkeit  in  allen  Glideren 
au,  daruf  komt  Haubtweh,  Verruckung  der  Sinnen 
und  vil  Schlafen;  auf  das  Schlafen  änderet  es  sich, 
entweder  zur  Genesung  oder  zum  Sterben.  Ist  es  zum 
Sterben,  so  geht  die  Krankheit  erst  recht  an;  etlichen 
kommt  ein  Fleckfieber  darzu,  etlichen  Gichter.  Vorigs 
Jahr  sind  ville  Kinder  gestorben,  jetz  aber  keine, 
sondern  nur  Leut  von  mittelmässigem  Alter.'  1772, 
UBrägger  Tgb.  S.  auch  Schlaf- S.  —  Mhd.  houbetsuht; 
vgl.  auch  Gr.  IVB.  IV  2,  634;   MHöfler   1899,   707. 

Hirn-:  Gehirnkrankheit.  ,Feür  die  h.  [Titel].  Das 
hirn  schwinet,  taubsucht,  monsüchtig.  Ittem  wan  dem 
menschen  daz  hirn  schwinet  ...  der  esse  morgen  und 
abendt  nüechter  roggen-  und  gerstenmäl,  zuo  zeiten 
habermäl,  etwan  mit  geismilch  gesotten  ...  dasdröchnet 
das  hirn.'  Zg  Arzneib.  1588.  —  Schou  mhd.:  vgl.  auch 
Gr.  \VB.  IV  2.    1562. 

J ägi  Jegi- :  =  Ge-jäg  b  (Bd  III  19).  St.  —  .0  h  ü  e - : 
stultitia.'  Id.  B. 

Chol-:  Halsentzündung.  Syn.  Brüni  (Bd  V  651). 
,Für  käls.  und  gesehwulne[n]  hals.'  Zg  Arzneib.  1588. 
,Kähls.,  Angina.  Ist  eine  Entzündung  des  Luftröhr- 
haupts und  des  Rachens.'  JMuralt  1692,  543.  Beim 
Vieh:  , Gesägen  ich  ditz  Vee  ...  vor  dem  Keiben  und 
Schellmen,  ouch  vor  der  Kalls,  und  Lungensucht.' 
XVI./XV1L,  WG.  (Betruf).  —  Alid.  chtlamht,  mhd.  Meuht; 
s.  auch   Gr.  WB.  V  400. 

Chalber-,  in  ApK.  Kelber-:  1.  gefährliche  Er- 
krankung der  Kühe  nach  dem  Kalben:  ,Gebärmutter- 
entzündung'  (TTobler),  „Gallen-  oder  Entzündungs- 
fieber, das  entsteht,  wenn  die  Kuh  in  Zorn  gerät,  weil 
man  ihr  das  Junge  weggenommen  hat"  Ap  (auch 
St.);  „G";  Z,  .Gallenfieber  der  Kühe'  S.  ,Die  K.,  die 
an  fremden  Orten  selten  ist,  herrscht  hier  ziemlich 
allgemein;  es  ist  eine  Art  Fieber,  welches  entsteht, 
wenn  man  einer  Kuh,  bald  nachdem  sie  gekalbet,  all- 
zukaltes oder  zu  viel  Wasser  zu  trinken  giebt,  oder 
wenn  sie  in  einen  heftigen  Zorn  gerät,  worauf  der 
Magenfalt  zu  brennen  anfangt,  wie  es  in  der  Sprache 
der  Bauern  heisst.'  Steinm.  1804  (Ap).  —  2.  „in  moral. 
S.,  plumpes,  ungeschliffenes  Benehmen  VO."  —  Ch  üp-: 
Schmollsucht.  ,Was  hülfen  ihm  Schönheit  und  Geld 
[einer  Frau],  wenn  Zanksucht  dabei  sei  und  Kups. 
und  wie  die  Suchten  alle  heissen  mögen?  Ein  zank- 
süchtig Mädchen  gebe  eine  alte  Hexe,  einem  kup- 
süchtigen  saure  alle  Milch  im  Keller.'  Gotth.  — 
Chlapper-:  Schwatz-,  Klatschsucht;  s.  Er-S.  (Sp. 
275  o.).  -  Chläwe»-:  Klauenseuche.  OüwSa.  1902.  — 
Chrampf-  s.  Grimm- S.  ,Wie  hat  man  sich  bei  ein- 
fallenden Gichten  und  Kr.  zu  verhalten  V  JMuralt 
1692,  293. 

Leber-:  Krankheit  der  Leber.  ,Celsus  lobt  zuo 
der  1.  taubenläberen.'  Vogelb.  1557.  .Von  der  1.  und 
ein  füli  und  brästhaftige  laberen.  Den  [!J  lebersüch- 
tigen ist  am  besten,  das  er  uss  einem  abhöuwenen 
becher  trinke  [usw.].'  Zg  Arzneib.  1588.  Dieses  Wasser 
.vertreibt  das  Milzweh  und  die  L.'  JJNüsch.  1608.  — 
Vgl.   Gr.   WB.   VI   464. 


Lid-  s.  Glid-S.  —  Leger-:  Kriegstyphus,  un- 
garisches Fieber.  .Dises  Hauptwehe  ...  ist  von  der 
gewohnten  Lägers.  ...  in  etwas  underscheiden.'  Haupt- 
weh  1690.  ,Wie  die  Lägers.  sich  bei  uns  alle  Jahr 
gegen  dem  Frühling  in  etwas  gereget.'  ebd.  , Fieber, 
so  hitzig  und  ansteckend,  oder  Lägers.,  fehris  hun- 
garica,  maligna.  Diese  ansteckende  L.  ist  eine  giftige 
innerliche  Entzündung  in  einigen  Teilen  des  Leibs 
einnistende  . . .'  JMuralt  1692,  263  ff.  ,Wer  die  wenigen 
Personen  gewesen  seien,  die  im  J.  1703  zu  Bonstetten 
an  der  Lagers,  gestorben  sind;  [die  Arzte  haben] 
durch  ihre  Geschicklichkeit  und  unermüdeten  Fleiss 
von  124  Angesteckten  118  gerettet.'  Merkw.  1802. 
Ein  .Tractat  von  der  L.  (Schaffhausen  1675/86)'  wird 
erwähnt  bei  Leu,  Lex.  XVI  658.  -  Leck-,  in  ZKn. 
G'-leck-:  Sucht  des  Rindviehs,  überall  (bes.  an 
Kalkwänden)  zu  lecken  Ap;  Z.  Syn.  Schleck-S.  Vgl. 
JWirth  1863,  146  ff.,  Schweizer  Bauer  1895,  69  fl., 
Schweiz.  Landw.  Ztschr.  1900,  1001  f.  und  s.  Bein- 
Mürwi  (Bd  IV  430/1).  Die  Chue  hat  d'  L  ,  si  hät-mer 
fast  di  ganz  Chripf  und  d'  Stalhcänd  g'fresse"  ZO. 
, Unter  dem  Viehe  verspürte  man  [1817]  die  L.,  eine 
Sucht,  die  sehr  oft  in  unserer  Gegend  vorkömmt.' 
JJSchlapfer  1839  (Ar).  Als  Gegenmittel  gibt  man  den 
Kühen  Bei"mel  (Bd  IV  221)  als  Gleck  ZO.;  s.  auch 
Räch-Bulfer  (Bd  IV  1207).  Uneig.  von  Menschen: 
E"  nnii  L.  ha"  nach  Öppis,  eine  starke  Begierde  ZZell. 

Lumpe"-  s.  Ägli-S. 

Nach  MHölIer  1S99,  710  ,eine  chronisch  verlaufende 
Krankheit,  bei  der  es  kaum  der  Mühe  wert  erscheint,  sich 
ärztlich  behandeln  zu  lassen.' 

Lunge--,  in  Bs  (Spreng);  Gl  (Steinm.  1802);  Ndw 
(Matthys);  Uürs.  Lungge"-:  1.  Lungenschwindsucht. 
Syn.  Schwin-S.  a)  beim  Menschen  Bs  (Spreng);  Ndw 
(Matthys);  UUrs.  Schwlnigi  L.  sagte  einmal  eine 
Frau  in  BG.  für  Lungenschwindsucht.  ,Für  den  huo- 
sten  und  1.'  Zg  Arzneib.  1588.  Das  Urdorfer  Wasser 
war  gut  gegen  Nervenschwäche,  , Schwein-  und  Lun- 
gensucht [usw.].'  XYL/XVIL,  FZoll.  1905.  ,Wann  die 
Abtrieffung  (Hauptfluss)  die  Lungen  versehret  und  ein 
eiteriges  Ausspeuen  darbei  ist,  machet  die  L.'  Spleiss 
1667.  ,L.  oder  Schwindsucht,  Phthisis.  Ist  ein  Ge- 
schwär  der  Lungen  mit  der  Beschwerlichkeit  und  Ge- 
schwindigkeit zu  atmen,  mit  eiterigem,  bald  blutigem 
Ausswurf,  mit  Hitzen  und  einem  Fieber  in  gewissen 
Teilen  vergesellschaftet.'  JMuralt  1692,  652  ff.  ,Stein- 
leberkraut  tut  Wunder  in  Anfang  der  L.'  EKönig  1706. 
,Für  die  Lungen-  und  Schweinsucht'  wird  ein  aus 
,Bosshuben,  Iselikraut,  Brunnenkressich,  Grundräbli' 
gebranntes  Wasser  empfohlen.  aArzneib.  —  b)  bei 
Tieren  Gl;  vgl.  JWirth  1863,  117  ff.  ,Die  LuDggens. 
ist  zweierlei  Art,  teils  die  schwarze,  dürre  oder 
trockene,  und  die  weisse  oder  nasse;  bei  der  erstem 
haben  die  Kühe  in  der  Lunge  schwarze  Verhärtungen 
wie  gedörrte  Birnen,  bei  der  letztem  ist  die  Lunge 
mit  einem  zähen  Schleim  umgeben  . .  .  Die  Bauern 
behaupten,  die  dürre  L.  entstehe  aus  einem  hitzigen 
Geblüte,  die  nasse  hingegen  durch  ungesunde  Lüfte, 
schädlichen  Mehltau,  unreine  Getränke  udgl.'  Steinm. 
1802  (Gl).  ,Die  Krankheit  besteht  in  einer  formal  L.. 
worauf  ein  Bläterlin  mit  gelbem  Wasser  a  potiori  ge- 
funden wird,  ungemein  erblich.'  1750,  Schw  (ORing- 
holz  1908).  ,Dass  man  das  ausgehungerte  Vieh  so 
frühe  auf  die  Weide  treibt,  wo  es  mit  dem  schlechten, 
halb  verfaulten  Futter  den  Saamen  zu  allerhand  Krank- 


Sacht,  secht, 


■ht. 


cht,  sucht 


•J-J 


heiten,  sonderlich  der  L..  in  sich  .schlucket.'  Z  Aul. 
17GU.  ,Dissers  Veich  versägnen  ich  für  die  Fiiülle  .  . . 
für  den  Källensiechtag,  für  die  L.  [usw.].'  XVIII., 
HZahler  1898.  ,Von  der  L.  der  Schaafe.'  Arzneib. 
1822.  S.  aucli  Brüsten  (Bd  V  839);  (Lungen-) Such 
(Sp.  204/5);  Ch'el-S.  —  2.  Lungenentzündung-.  , Die  1., 
entzündung  der  lungen,  peripneumonia,  pneumoniae 
Fris.;   Mal.    —   Vgl.   Gr.   WB.   VI   1305. 

Ge-lust-.  .Concupiscentia,  G.,  Begierd  des  Guten 
und  Bösen.'  Denzl.  1677.  1716.  —  Magen-.  ,Diss 
sehmalz  nimpt  das  handgsüchtc,  zitteren,  erfrieren, 
podagran,  m.,  tropfschlegige  [usw.].'  Vogei.b.  1557.  — 
Milz-,  in  F.T.;  Ndw  (Matthys)  Mihi-:  Milzkrankheit 
FJ.;  Ndw.  a)  bei  Menschen.  ,Das  Eschinholzöle  ist 
ein  herrliche  Arznei  denen  Personen,  so  mit  der  Milzs. 
geplagt  sein.-  JJNüscb.  1608.  ,Eine  fruchtbare  Gebär- 
muter  des  unmenschlichen  Selbstmords  ist  auch  der 
Morbus  Hypochondriacus,  die  Mikes.,  welche  von 
merkliehen  Verstopfungen  .  .  .  und  verderbtem  Milz 
herrühret.'  AKlingler  1691.  ,Melancholei  und  Milzs., 
melancholia  hypochondriaca.  Ist  der  erste  Grad  des 
Scharbocks.-  JMüralt  1692,  693.  S.  auch  Gleich-S.  — 
b)  bei  Haustieren;  vgl.  M.-Brand  (Bd  V  680).  ,Der 
Vieh-Prästen  ist  innerlich  und  wird  genennet  die 
Milzs.  und  das  heimliche  Geblüt  [usw.].'  EKönig  1706. 
.Für  die  Milzs.  [bei  den  Schweinen].'  ebd.  S.  auch 
Such  (Sp.  204). 

Man-:  Mondsucht.  Die  Affen  ,sind  bei  abnemmen- 
dem  mon  und  in  dem  neüwen  traurig,  im  zuonemmen- 
den  und  vollmon  ganz  frölich  .  .  .  andere  wollen,  es 
widerfare  dise  mons.  allein  deryenigen  art  der  äffen, 
die  da  beschwanzet  ist.-  Tierh.  156."..  —  Vgl.  Gr.  WB. 
VI    2512. 

Manne"-  ScHSt.  (Sulger),  Manns-  B  (Zyro): 
Männertollheit.  —  Menschen-,  ,Auf  die  Viehsucht 
und  wann  die  Hunde  rasend  werden,  folget  oft  eine 
M.'  EKönig  1706. 

Mosel-,  Musel-:  (eine  Art)  Aussatz.  .Dieses 
Wasser  heilet  kreftigklich  den  Aussatz,  Sehlag,  Mosels., 
so  man  Morpheam  nennet,  und  andere  Bresten  mehr.' 
JRLandenb.  1608.  ,Ein  Wasser  wider  allen  Aussatz, 
Räude  und  Krätze,  heilet  die  Fistlen,  Mosels.,  spitzig 
und  umbsich  fressende  Baud  [usw.].'  JJNüsch.  1608. 
.Weisse  M.',  mit  pigmentlosen  Flecken:  ,[Des  Adlers] 
gall  mit  honig  genützt  heilet  die  weisse  museis.  und 
den  aussatz.'  Vogelb.  1557. 

Entstellt  aus  ,Misel-S.',  dem  alleu  Nauien  des  Aussatzes, 
durch  volksetvni.  Anlehnung  au  .1/as  bzw.  Mo8(en)  (Bd  IV 
434)  uud  Musel  (Bd  IV  483/4).  Vgl.  Gr.  WB.  VI  2257 
(wo  ähnliche  Entstellungen). 

Gc-meister-:  ,imperiositas.-  Id.  B. 

Nier-.  ,Die  niers.  oder  pestilenz,  so  sy  [die  Kühe] 
in  hinderen  teilen  müed,  lam  und  an  den  hauffen 
schmerzen  habend.'  Tierb.  1563.  -  Bei  Gr.  WB.  VII 
834;   MHöfter    1899,   713  =  Nephritis. 

Nerve"-:  Typhus  W  (Tscheinens  Tgb.).  —  N ä  u  s - : 
„Schleck-  oder  Lecksucht,  ein  Krankheitszustand  des 
Viehes  Ap;  GRh.;  Z"  (St.2).  —  Pär'li-:  Paralysis;  vgl. 
parlis- siech  (Sp.  199).  ,Paralysi,  Alamannis  Pärlys. 
inde  dedueta  voce.'  Goldast.  .[Das  Öl]  nimpt  auch 
hinweg  den  Krampf  und  die  Perlis.  oder  Lame,  damit 
gesalbet,  als  warm  mans  erleiden  mag.'  JRLandenb.  160*. 
—  Bleich-  (bzw.  -ä-,  -ä-):  wie  nhd.  Aa;  Ap;  B;  Tu; 
W;  Z  ;  wohl  allg.  Die  blüe(n)d(i)  BL.  mit  roten  Wangen 
verbunden  B;   Z.     Als  Heilmittel  gilt  ua.  ein  Aufguss 


v.iii  Kraut  und  Blüten  des  Johanniskrautes  (Hyperi- 
cum perforatum).  AfV.  .Gegen  die  Bl.  eines  Kindes 
wird  ein  Ei  im  Urin  des  Kindes  gesotten,  nachher 
das  selbe  in  einen  Wohlheisthaufen  gesteckt,  worauf 
das  Übel  verschwindet  ZO.  (HMessikommer  1909). 
, Wieder  die  Bl.  der[!]  Frauenzimmers:  Frühe  Mor- 
gens vor  der  Sonen  Aufgang  ein  einen  Garten  oder 
auf  eine  schöne  grüne  Weisen  gegangen,  einen  grosen 
grünen  Wasen  ausgestochen,  den  Urin  in  das  Loch 
gelasen,  den  Wasen  umgekehrt,  das  Gras  unter  sich 
und  die  Erde  über  seich,  fein  eingelegt  und  wohl  zn- 
getrukt.'  Auf.  XIX.,  BSi.  (HZahler  1898).  —  Blä- 
t(e)r(e")-,  „Blatter-':  a)  „Kinderblattern-  Bd..  wilde 
Blattern  BHaslib.  —  b)  =  Bläteren  2  b  p  (Bd  V  204) 
Es  hatte  das  Blatternhaus  seinen  eigenen  Arzt,  ,Blat- 
ternschärer'  (,Arzet  der  Blatters.').  XVII.,  Imob.  1878. 

—  Brech-.  .Cholera  oder  Br.  Ist  eine  Gallenkrank- 
heif,  so  dieselbe  stäts  übersieh  und  undersich  vom 
Menschen  bricht.1  JMdralt  1692,  200/1.  —  Brüel-: 
=  Stier-S.  (s.  d.),  insofern  sie  sich  in  fortwährendem 
Brüllen  nach  dem  Stier  äussert  Ap;  St.  —  Rauk-. 
Er  het  d'  B  ,  von  einem  leidenschaftlichen  Raucher  Aa. 

Kipp-,  in  B;  F  Büpp-,  in  AaFH.  (s.  u.)  Bippli-: 
Rhachitis,  wobei  an  den  Rippen  skrophulöse  Anschwel- 
lungen entstehen  „Aa"  ;  Ap;  B;  F;  „VO;  Gl;  Z"  (auch 
Dan.).  .Den  Kinderen,  welche  die  Riebs.  oder  den 
Etticken  haben.'  JMuralt  1715;  s.  Ettiken  (Bd  I  600). 
.Die  Ripps.  oder  Rbeticken,  Auszehrungen  .  .  .  [bei 
Kindern,  die  gebrannte  Wasser  zu  trinken  bekommen].' 
1768,  Z  Ges.  ,Wie  man  uuterwachsene  Kinder  und 
wenn  sie  auch  noch  die  Riebs.  und  den  Retikon  haben, 
vollkommen  heilen  kan'  ZHorgen  (ä.  Zauberbuch);  s. 
AfV.  II  261.  Einem  gewöhnlichen  Bauern  an  der 
Lenk  wurden  oftmals  Kinder  gebracht,  welche  die  ,R.' 
hatten.  Er  legte  sie  nackt  in  die  dritte  Krippe  des 
Stalles,  Hess  sie  vom  Vieh  anschnaufen  oder  belecken 
unter  gewissen  Besprechungsformeln;  nach  wieder- 
holter derartiger  Cur,  die  streng  an  gewisse  Zeiten 
gebunden  war,  kamen  sie  gesund  wieder  zum  Vor- 
schein. EBuss  1881;  vgl.  auch  Bärnd.  1908,422,  ferner 
ripp-süchtig .  Bippli-  Chrüt,  Aehillea  millef.,  Mittel 
gegen  die  Bippli-S.  Aa  (Wolf-Mannh.  IV  Ihn).  Be- 
schwörungsformeln. .Ripplis.  im  Unterwachs  rib  dem 
Chind  vom  Herz  ewegg,  wie  du  aus  dem  Kripplein 
gehst  vom  Jesuskindlein'  AAFri.  (ebd.).  .Guten  Tag, 
Freitag,  nimm  mir  und  meinem  Kind  die  77  Plagen 
ab  und  meinem  Kind  die  Ripps.'  Thellung  1867,  19  (B). 

-  Vgl.   Gr.    WB.    VIII    1036. 

Riet-;  eine  Art  Malaria  (Fieberfrost,  Erbrechen, 
grosse  Schwäche,  Kopfweh),  die  Einen  auf  dem  Riet 
befällt  (angeblich  bei  Dunst  aus  den  Kanälen,  bei 
Nebel);  sie  dauert  1 — 2  Tage,  hinterlässt  aber  keine 
Immunität  GRh.  —  Rot-:  Masern  Aa;  Bs;  Gl;  GrAi 
GA.,  Sa.:  TB.;  Ndw  (,Art  Scharlachkrankheit,  besser 
Maserkrankheit';  vgl.  u.);  W,  .Röteln'  Bs  (Linder); 
GrD..  .die  Röteln  oder  die  Masern,  je  nachdem  der 
Ausschlag  ist  Ap;  Gl;  Gr;  L;  GRh.;  Sch;  Zg'  (St.*), 
.Seharlachtieber'  GW.,  „Masern,  Scharlach."  St.s(oO.), 
,Masern,  Röteln  und  Scharlach'  Z  (vgl.  KdMeyer- 
Ahrens,  Der  Stich.  Zürich  1848,  S.  64),  Vgl.  Rötelen  II 
(Bd  VI  1778),  auch  Schweizerb.  1807,  81  3  (wo  die 
Ausdrücke  .Röteln'  und  ,Rotsucht'  wechseln).  ,Die 
kind  hatten  die  r.  wundervil  in  disem  monat  [April].' 
L569,  Tgb.  WSchodolers  des  Jungem.  .Die  Kindts- 
blotteren  hab  ich  gehapt  gar  jung,  auch  buhlt  hernoeb 


2s:' 


Sacht,  secht,  sieht,  sucht,  sucht 


2*1 


die  E.'  l'l'i.Aiii.K  1612.  ,Die  Durchschlacht  (Kinds- 
blatern)  und  R.  [ist  eine  Eiterung]  allenthalben.' 
Spleiss  1667.  ,[Die  Schüler  sind]  durch  Krankheit, 
i;  ,  Kinderblattern  [usw.]  an  dem  Schulgehen  verhin- 
dert worden.'  1672,  AaK.  (ZObf.  1897).  ,[N.s]  Kind 
starli  an  der  R.  mit  etwas  Haubtwehe.'  1696,  ZZoll. 
P.  auch  Chinden-Bläteren  (Bd  V  207);  rät  (Bd  VI  1745). 
-  SSrb-:  das  Hinsiechen;  s.  Megeri  1  (Bd  IV  103). 

Sü"   Sau-:  Nesselsucht,  Urticaria  ZrS. 

U.i.i    i L'rwissen   Ähnlichkeit  mit   Sui-Iit  l  l>  y  (Sp. 

278  u.)V  Nach  Gr.  WB.  Vlll  1937  auch  bei  HSachs,  aber  in 
unsicherer   Bed. 

Schlaf-:  Schlafsucht,  als  Krankheit.  ,Letargus, 
slafsuht.'  Voo.  opt.  ,Die  seh].,  ein  krankheit,  da  einer 
yemerdar  schlaall't  und  aller  vergangner  dingen  ver- 
gisst,  ein  gfarliche  hauptsucht,  yemerdar  mit  sehlaaffen, 
lethargus,  lethargia;  die  sohl,  haben,  pati  soporem.' 
Fris.;  Mai,.  ,Bie  Schlaaffs.,  Lethargus  genennt.'  JRLan- 
denb.  1608;  JJNüscn.  1608.  .Kein  oder  gar  weniger 
Schlaff  ist  die  SehlalVlosigkeit:  gar  zustät  aneinander 
die  Schi.'  Spleiss  1607.  ,Schl.,  Lethargus.  Ist  ein 
schvrärer  Schlaff,  welcher  von  der  Uuempfindliehkeit 
und  Starrung  der  Geisteren  wenig  unterschieden.' 
JMiralt  1692.  s:;;i  it.  Bildl.  bei  HPest.  (s.  Gr.  WB.  IX 
309/10).—  Schleck- Aa;  S  (Schild  1866);  Schweizeb 
Bauer  1895,  SchlScker-  SNA.;  An.n.  Vet.  1820: 
1.  =  Uck-S.  a  (Sp.  280).  aaOO.  —  2.  Naschsucht  der 
Kinder  Aa. 

Schwm-,  nach  Spillmann  (Z)  Sehu-i"-:  1.  Schwind- 
sucht, l'hthisis  Z  (so  O.,  S.).  Syn.  Us-Zering.  Dan 
g'sehd-me"  d'  Schwins.  a"  vo"  intern  scho*.  HNäg.  1842. 
.Vf.  du  g'sehsl  au"*  dri"!  Haut  d'  Schwins.?  Stutz, 
Gem.  Di  fliegend  (Z  lt  Spillm.),  galoppiere"d  (ZO.) 
Sehw.  .Die  schwyns.,  der  schweinend  siechtag,  die 
schwynend  sucht,  von  wöleher  ein  mensch  von  tag 
zuo  tag  abnimbt  und  ausszeert,  phthisis.'  Fris.;  Mal. 
.Niclaus  Schwab,  ein  in  Anno  1626  berühmter  Segner 
in  der  Land-Grafschaft  Turgäw,  segnete  an  Leuten, 
Ross  und  Vieh  die  Schweins.;  der  starb  aber  endtlieh 
mit  grossen  Schmerzen,  langsam  ausseihend,  eben  an 
der  Sehweins.-  Anhorn  1674.  ,N.  war  allzeit  schlechten 
Leibs,  starb  an  der  Schweins.'  1696,  ZZoll.  ,Maras- 
modes  febris,  eine  Gattung  Schweins.'  Denzl.  1716. 
S.  auch  Ettikex  (Bd  1  600);  Lungen-S.  (Sp.  280).  - 
•>.  Abmagerung  eines  Gliedes  Bs  (Spreng). 

JIM.  s„;„s,,h, :  vgl.  auch  ür.  WB.  IX  2454.  Bei  JRLan- 
denb.  1608,  JJNOsch!  L608  und  Denzl.  1666.  1716  wechselt 
.Schweins.'  mit  .Schwinds.',  bei  SHott.  1702,139  findet  sich 
ilie    Kontauiinatiniisl' i    .SchwcimK' 

Schwind-:  I.  =  dem  Vor  1.  verbreitet,  aber  (we- 
nigstens zT.)  modern.  Vgl.  hluetig  (Bd  V  223).  Di 
galoppierend  Schw.  Aa;  Tu;  Z.  In  ä.Spr.bei  JRLandenb. 
1608;  JJNüsch.  1608;  Denzl.  1666.1716  (s.  die  Anm. 
zum  Vor.);  Aüütelrock  1682/1712;  JMuralt  1692  (s. 
Lungen-S.);  JCNäg.  1788;  Gr  Samml.  1782  (s.  Sand- 
Blacken  Bdl  56/7).  Uneig.  .sind  wir  nicht  meistens 
geistliche  Slägerlinge  und  Serblinge?  Luget  nicht 
die  geistliche  Zehr-  und  Schw.  den  .Meisten  gleichsam 
herauss  zu  den  Augen?'  JJÜlr.  1718.  Oft  von  einem 
magern  Geldbeutel  Aa;  Ar:  B;  B:  Tu;  Z  und  sonst. 
Mi«  Qeltseckel  hat  d' Schw.  —  2.  Schwindelanfälle. 
1827,  BEggiw.;  vgl.  Bärnd.  1904,  442.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
3chwind(o])sncht'  beiMHäfler  1899,  715. 

SpSck-:  Krankheit  der  Seidenraupe,  hei  welcher 
der  Leib  weisse  Flecken   bekommt   und   aufgedunsen 


wird  wie  von  der  Wassersucht;  die  Raupe  endet  mit 
Zerplatzen.  Republikaxer-Kal.  1854,  35.  —  Spil-: 
Spielleidenschaft  Ap;  B;  L;  S.  , Spills.,  die  einen  nahen 
zeucht  und  reizt,  alea  blanda.'  Mal.  Gage"  d'  Sp. 
sell-me"  Säumilch  trinke".  Schild  1881.  Es  ist  d'  Sp. 
drin,  sagt  man,  wenn  eine  Karte  verkehrt  im  Spiele 
steckt  L.  —  Stier-:  wie  nbd.;  s.  Bräulerin  (Bd  V 
584)  und  vgl.  JWirth  1863,  175.  314;  MHörler  1899, 
716/7.  -  Sterb-,  Sterbens-:  tödliche  Seuche,  Pest. 
,1mm  anfang  des  jars  fieng  an  der  starben  inwurzlen 
und  spreittet  sich  us,  dergstallt,  dass  in  Pündten  dis 
stärbs.  inn  50  dörferen  überhaudt  genommen.'  15S5, 
Arh.  ,Ihr  grimm  und  zorn  üebt  sie  [Diana]  so  sehr  mit 
sterbenss.  im  ganzen  heer.'  GGotth.  1599.  ,In  solcher 
Gfahr  die  Sterbenss.  [die  Pest]  sich  mehrt.'  JDenzl. 
1631.  .Wegen  bewusster  in  der  Nachburschaft  vast 
aller  Orten  ynryssenden  leidigen  Sterbenss.'  Z  Bettel- 
ordn.  1634.     .Contagion  oder  Sterbs.'  1667,  Absch. 

Sterz-.  Chdrer  Schreibkai.  1712. 

Nach  MHöfler  1899,  716  eine  Krankheit  des  Rindviehs, 
wobei  der  Schweif  oder  Sterz  des  Tieres  weich  und  welk  wird. 

Taub-:  1.  Sinnlosigkeit,  (Anfall  von)  Geistes- 
störung (mit  Wüten  verbunden),  Tobsucht;  v Tollwut, 
besonders  als  Krankheit."  St.2  ,Kam  ein  groser  ster- 
ben mit  grosem  hauptwe,  das  die  lüt  in  grose  d. 
fiellen.'  1517,  Ryff,  Chr.  ,Das  [sie]  zuo  zyten  gar 
toub  werde,  das  zuo  besorgen  sye,  si  töde  sich  selbs 
ettwan  in  einem  widermuot  und  t.'  1530/:'.,  Z  Ehe- 
gericht. Wenn  N.  auch  vor  1—2  Jahren  eine  ,T.' 
gehabt  (was  auch  manchem  andern  Biedermann 
schon  begegnet),  so  sei  er  doch  jetzt  bekanntlich 
bei  guter  Vernunft.  1535,  Absch.  ,Die  t.  oder  aber- 
witz.-  Voselb.  1557.  ,T.,  das  wüeten,  die  unsinnig- 
keit, vesania,  phrenitis,  insania,  rabies,  furor,  phre- 
nesis.'  Fris.;  Mal.  ,Diewyl  die  personen,  so  man  im 
spital  an  yssen  legt,  sich  für  und  für  daruss  ledig 
machend,  ist  den  herren  pflegern  ...  gwalt  geben,  das 
sy  im  spital  ein  stübly  oder  zwei,  darinne  solliche 
personen,  so  nit  gar  mit  der  t.  behaft  und  aber  nit 
ledig  umbher  zewandlen  lassen  sind,  enthalten  werden 
mögint,  lassen  ze  buwen.'  1570,  Z  RM.  ,Die  alten 
habend  nit  vergäbens  gesagt,  der  zorn  sye  ein  kurze 
t.  oder  unsinnigkeit.'  LLav.  1583.  .Welcher,  so  er  den 
wyn  mydet  oder  in  zimligkeit  trinkt,  nüt  bösser  t. 
und  unsinnige,  sonder  noch  eben  guotter  Vernunft  ist.' 
1583,  Gl.  Der  Trank  ,hat  so  grosse  tugent,  nämlich 
für  die  grosse  t.,  hirnwüete,  allerlei  houptwee  [usw.].' 
Zg  Arzneib.  1588.  ,Seltzame  Zufäl  von  T-en,  als  ob 
die  Lüt  besessen  wärent.'  RCys.  ,T.  benemmen  und 
Vernunft  widerbringen.'  JRLandenb.  1608  (häutig); 
ähnlich  öfter  bei  JJNüsch.  1608.  .[Eine  Dienstmagd] 
mit  einer  erschrocklichen  T.,  S.  Vitz-Tanz  genandt, 
behaftet.'  JGross  1624;  darnach  bei  Wurstisen  1779. 
,Die  Aberwiz  samt  einem  Fieber  ist  eine  Schwermut, 
samt  einem  Wüten  die  T.'  Spleiss  1667.  ,Von  Denen, 
die  sich  erdichter  T.  und  Unsiunigkeit  gebrauchen.' 
B  Chorg.  1667.  .Stürben  im  Zürichgebiet  vil  Volk  . . . 
in  einer  abscheulichen  Krankheit,  lufend  herum  wie 
das  tolle  Vieh  in  der  T.  mit  Schweren,  Fluchen  und 
Gotteslästerer-  1668,  Baier.nchr.  .Furor,  Unsinnig- 
keit, T.,  das  Wüten;  splendida  bilis,  T.;  ira  furor 
brevis,  der  Zorn  ist  ein  kurze  T.'  Denzl.  1677.  1716. 
.Selbstmord  eintweders  aus  T.,  Wahnsinnigkeit  [usw.].' 
AKlingl.  1691.  ,T.,  Mania.  Ist  eine  Verwirrung  ohne 
Fieber  mit  Wüten  und  Toben.'  JMiralt  1692,  897  11 


Sacht,  secht,  sieht,  socht,  «licht 


- 


S.  auch  Such  (Sp.  204),  Erb-,  Hirn-S.     Bei  Schafen: 

.Verruckung  der  Sinnen  oder  die  1.  bekommen  die 
Schafe  in  Jen  heissen  Handstagen.'  E  K 
Uneig.  Von  der  Ekstase  weissagender  Personen.  .Vor 
zyten  warend  zuo  Delphis  und  anderen  orten  oracula. 
da  die  bilder  den  lüten  antwort  gabend:  jetz  nach- 
dem Christas  der  wält  allenthalben  geprediget  wirt, 
so  hat  die  t.  ufgehört.'  LLav.  1569.  .Ihr  t.  ist  ihr 
j  Kassandra]  aber  kon.'  GGotth.  1599.  Von  Aufrührern  : 
.Die  T.  der  rebellischen  Landleuten  und  Undertaneu 
der  christlichen  Obrigkeiten.-  1653,  Bs  (AHensl.  1854); 
Vgl.  brüelen  (Bd  V 590 o.).  Torheit.  Unvernunft.  ,Dass 
sich  wol  zuo  verwunderen  ist  ab  deren  nnbesinten 
torheit  und  t..  die  noch  ...  vil  hie  uff  erden  verrichten 
wollend,  wenn  sy  sich  yetzund  uff  die  straass  den 
Tod]  rüsten  söltend.'  Gialth.  1584.  .Heinrich  Bnllinger 
hat  dise  Historien  40  Jahr  zosamengetragen  und  erst 
unlang  vor  syneru  Tod  an  den  Tag  kommen  lassen: 
darum  es  ein  grosse  Vermessenheit  und  T.  wäre,  wann 
Jemandts  darinn  etwas  zeenderen  oder  zeverbesseren 
understehen  wurde.'  1619,  Mise.  T.  (JHGrob).  —  2.  Ge- 
hörlosigkeit. Verstocktheit.  ,Wie.  wolten  wir  ab  allen 
Jisen  Stimmen  [Gottes]  nichts  geben  V  Lieber  zu  grund 
gehen  als  uns  besseren?  0  dieser  T.!  Wer  hette  uns 
also  verzauberet':"  JMüllbr  1665.  .l>as  Gewissen  der 
meisten  [unserer  Leute]  schlafet  und  hat  Jie  '!'.:  es 
ist  tod  und  abgebrennet.  Gott  mag  ruffen,  der  Leu 
brulen,  seine  Diener  schreyen,  so  ist  keine  Regung 
noch  geistliehe  Empfindlichkeit  zu  spühren.'  JJUlr. 
1718.—  lind,  toupmht.  Vgl.  MHöfler  1899,  71G.  auch  Gr. 
WB.  XI   180;   Fischer  II   105. 

Dieb-:  .rapacitä   PAL  (GiorJ.). 

Tob-:  =  Taub-S  1.  ,Mania,  schoromia  [1.  scotomia], 
t.-  Voc.  opt.  .T.,  unsynnigkeit  und  derglychen.'  1541/3, 
Z  Ehegericht.  —  Mhd.  t6bamht;  vgl.  auch  Gr.  WB.  \1  531. 

Tüfel(s)-:  a)  Krankheit,  die  dem  Besessensein 
durch  den  Teufel  zugeschrieben  wird;  vgl.  Bf  Höfler 
1899,  717.  ,Disses  Prästen  beschwerreu  ich  oder  auch 
die  Teuffelss.,  ich  beschwerren  dich  bei  den  heiligen 
vier  Evangelisten  [usw.].'  XVIIL,  HZahler  1898,  103/4 
(Viehsegen).  —  b)  überlr.,  teuflische  Lust,  Bosheit. 
Syn.  T.-Sücktigi.  Ie*  £a"  sither  nie  me,  sig  's  us 
Tüfels.  oder  teil  i'1'  tcicirsch  bi"  g'si",  me  es  Tier  'plaget. 
Loosli  1910  (B).  Ausgelassenheit,  Übermut ;  vgl.  .den 
Teufel  im  Leibe  haben,  tun  wie  besessen.'  E"  so-n-e" 
Tüfels.  isch  über-mi"*  cho",  ich  hätt  möge"  lachen  uberlüt, 
wie  Eine'',  wo  imene"  schlaue"  .lud  vertu-iüscht  isch. 
JReinh.  1903  (S).  Denn  isch  en  fast  e>  Tüfels.  a"cho": 
es  het  en  g'juckt  im  Arm  und  i"  de"  Beine",  het  use" 
welle",  das"-er  dem  Vreni  [beim  Heuladen]  mit  '<em 
Mrclle"baum  frei  hert  a"  d'  Rüppi  g'faren  isch.  eb  J.  1905. 

Terr  Ter-,  in  S  auch  Er- II:  Darrsucht  S;  TiiSee; 
Ndw  (, Zehrfieber');  U.  Syn.  Ab-.  Üs-Terring.  De 
Fress-Etticher  [s.  Bd  I  600/1],  welcher  in  T.  (, Blut- 
vertrocknen') ausarte  TiiSee  (Dan.).  ,Ein  Wasser,  die 
aussgernärgelte  Dörre  und  mit  der  Dörrs.  oder  Schwind- 
sucht beladenen  Personen  damit  zu  erquicken  und  zu 
Leibe  und  Sterke  zu  bringen.'  JJNüsch.  1608.  ,Die 
Geissmilch  ist  in  Jer  GlieJerkrankheit,  Dörrs.  etc. 
eine  herrliche  Arznei.'  EKönig  1706.  .Äbschweinung 
und  Dörrs.'  Z  Nachr.  1756.  —  terr-süchtele":  an 
Jer  T.  leiden  U. 

Vgl.  MHüfler  1899,  703.  Er,,  durch  falsche  Auflösung 
von    Tim.   <■<(■  Den.)   in    ('  &■».;  vgl.    Bwch-mhlacht 


Dürr-        lern  Vor.  1  (Ineichen),  Syn.  Ab-  Türritig. 

—  Vgl.   MB 

1"  r ."■  1  - :  Handel-.  Prozessiersucht.  Der  Landmann 
der  Alt-St Gallischen  Landschaft  .ist  nicht  - 
Tbnrganer  und  Bheinthaler  zur  fr.  ireneigt.'  O]  Hirt». 
Abgang  unsres  Feldbaues  kommt  na.  her] 
von  der  so  tief  eingewnrzleten  Tr.,  da  man  sich  in 
lel  einmischet  und  darbei  wie  Gottes  und 
seines  Gewüssens,  also  auch  seines  ehrlichen  Boruffs 
vergisset,  von  welchem  Übel  öfters  halbe  Gemeinden 
angestecket  sind.'  JCNlo.1738.  -  Wiber-:  Weiber- 
tollheit B  (Zyro).  -  Welt-:  Weltlast.  JJUlb.1733; 
s.  Bd  I   <■■<  l  \\  ni'l-:  krankhafte  Ansammlung  von 

Winden  im  Körper:  vgl,  MHöfler  1899,  719.  ,W  . 
Tympanites.  Ist  eine  Gattung  von  Wassersucht,  von 
Winden  mit  etwas  Feuchtigkeit  vermischt  entstanden.' 
JMüralt  1692,  951;  auch  1697,  223.  Line  Krankheit 
der  Fische:  .Pos  Winters  wird  der  Barsch  öfters  mit 
der  W.  befallen:  der  Leib  erscheint  nämlich  aufge- 
trieben und  aus  dem  .Mumie  tritt  eine  kielförmige 
Blase  '  GLHartm.  1827.  —  Wund-.  ,Es  sind  dreierlei 
Art  der  W  .  die  einem  Verwundten  zustellen  mögen  ... 
die   Wundfrost   [s.    Bd   1    1336]    ...   der   Schauder   oder 

Wandgallen  [s.  Bd  II  205]  ...  das  Zocken  oder  die 
Unruh  [s.  Bd  VI  1896].'  FWürz  1612,  539ff.;  vgl, 
&f Höfler  1899,  7 in. 

Wasser-:  1.  als  Krankheit,  wie  nhd.  wohl  allg. 
Unterschieden  als  Hier*-,  Buch-,  Brust-  IT..  vgl.  BIHöflei 
1899,  717.  .Tdropisis,  w.;  tinpanites,  aschites,  liitzig 
w.-  Voc.  OPT.  .Die  w..  das  nasser  zwüschend  Heisch, 
aqua  intercus,  hydrops,  aquosns  languor;  w.,  dardureb 
der  bauch  geschwilt  oder  rumplet  gleich  wie  ein  trum- 
men.  tympanites.'  Fris.;  Mai..  .Wann  die  Lebei 
wasserechtig  Blut  zwischen  Haut  und  Fleisch  zeuget, 
so  vvirdt  es  die  W.'  Splbiss  1667.  ,W..  Hydrops 
Brustw.,  Hydrops  pectoris.'  JMuralt  1692,  948.  195, 
S.  auch  BlonigJcät  (Bd  V  106);  Oelw-S.  Auch  bei 
den  Haustieren:  vgl.  JWirth  1863,  195 ff.  und  3.  An- 
bruch 36  (Bd  V  371),  Ein  Mittel  gegen  die  W.  ist 
Heiden  schwumm-Chrül  [s.  Bd  Hl  ''II  |  ZO.  Lilien- 
wasser .ist  für  die  muoter  guott  und  für  die  »  Kunstb 
1171.  .Römischer  Wermuht  verhütet  die  W.'  EKömo 
17(16.  S.  auch  Bdb  (Bd  VI  16);  GSlw-S.  und  die  Re- 
gister zu  JRLandenb.  1608;  JJNüsch.  1608.  Segen 
gegen  W.:  .Wasser,  lass  dich  nicht  Biessen,  denn  du 
wollest  mir  siebenzigerlei  büssen'  Aa  (Rochh.);  vgl. 
Sp.  277.  —  2.  Wassergier:  s.  Schwind- S  Ib.  Schon 
aiulul. 

Zank-:  Zanklust:  -.  Er-,  Chilp-S.  (Sp.  275  o.  279), 

—  Zwäng-:  Sucht,  Vlies  nach  einem  Kopfe  durch- 
zusetzen. ,Es  ist  nichts  schlimmer,  als  wenn  man 
mit  einem  ungeduldigen  Wesen  da  drein  fahren  will. 
wo  man  gar  kein  Recht  dazu  hat;  was  man  tut,  wird 
bös  ausgelegt,  als  Zw.  oder  Eigennutz,  wie  gut  nun 
es  auch  gemeint  haben   mag.'  GoTTH, 

(I  -sucht  (bzw.  -i  )  n.  Ar;  Bs;  Gl;  (ii(l>..  Mai.. 
Xuf.  (nur  in  Bed.  3),  l'r..;  G;  Sch;  Tu:  Z,  PL  unver. 
(JkI'i  :  Sch;  Tb;  '/,,  -er  AiZein.;  ir;  Ba  (auch  II 
Spreng);  ScerNnk.;  Th  :  Z  (vor«  iegend),  -•"  Us  |  s.  Anm.i. 
(1-süchti  n.  auBr.,  F.,  Kc,  Leer.,  St  ;  BE..G  ,M.,0 

SohwE.  (MLien.  t! S    Ndw  (Kai.  1901);  I  «  l   .   f 

BoAä.,  F..  G.,  Soh«  .   S,    ohne   Gi   cblo<  tri  lang.    B8i 

(Imob.),  PI.  unver.  AABr.,  F.,  Ke.,  Leer. ;   BE.;  S  (Dat, 

JReinh    1901 1:  UwE.,   „Cfsücht,  G'süchi 


2^7 


Sacht,  secht,  sieht,  socht,  sucht 


Süchti  n.  allg.",  ,8üchti,  G'süchti  n,  L;  Schw;  Zg' 
(St.b):  1.  häutig  (in  AAÜein.;  Bs  lt  Seiler  nur)  im 
coli.  PI.,  langwierige  Krankheit,  Siechtum,  zumal  ein 
chronischer  Rheumatismus  Ar  (TTobler),  .irgend  eine 
Krankheit,  insbes.  rheumatischer  Schmerz,  _der  sich 
andauernd  in  einem  Körperteil  festgesetzt  hat'  UwE., 
Rheumatismen.  aaüO.  (ohne  GrNui.):  lt  St.  „allg." 
,Als  sein  Vater  einem  schlimmen  G'süchti  eilig.'  New 
Kai.  1901.  F(s)  G.,  G'sücht(-i,  -er.  -e")  (in,  Arm,  i" 
de"  Beine")  ha".  Ich  ha"  derer  G'sücht,  si  fare"d-mer 
all  um-enantl  Tu.  ,Er  sei  krank  und  habe  grausame 
G'süchti.'  Gotth.  Ich  ha"  Mit  aber  mi"s  G'süchti,  ai .' 
•  u!  M  Walden  1880.  Ein  Anzeichen  von  Regen  ist  es, 
iioin-  ine"  wider  G'süchte"  het  ßsL.  Es  het-in  der 
Dolier  icege"  sine"  G'süchten  in  's  Bad  g'schickt. 
Breitenst.  1863.  Ich  sitze"  i"  mine"  Endifinke"  (wege" 
d'r  G'sücht i)  bim  Ofe"  und  lo"-mer  's  lo"  wol  si". 
Schwz.  Frafenheim  1904  (SL.).  's  Bäbimüetti  het  afen 
all  Tag  erger  'gruggset  wege"  sine"  dunderschiessige" 
G'suchliuc"  i"  de"  Beine"  und  im  Rügge".  JReinh.  1901. 
Wenn  d'  Frau  Amtmännin  öjijh  n  in  irer  Ach  den  es 
G'sücht  Md.  Usteri.  ,Es  kam  mir  in  den  Ann  fast 
wie  ein  G'süchti,  ich  müsste  dich  anrühren,  dich  um 
ein  Müntschi  fragen.'  Gotth.  S.auch  Rugg  (Bd  VI  781): 
sibenzg  (Sp.  00)  und  vgl.  dazu  die  entsprechende  Angabe 
unter  Glid-S.  Volksmedizin.  Wenn-me"  G'süchte" 
het.  söll-me"  Durteldübe"  zueche"due" ,  si  zieije"  d' 
G'süchten  a"  Bs  (Seiler);  auch  S  (Schild  1803).  .Ätere"- 
hämp  [vgl.  Näter-Eemd  Bd  II  1300]  aufzulegen  ist 
gut  gegen  Gesuchter'  ZBass.  Tannzäpfe"  sige"  guet 
gäge"  G'süchti,  ivenn-me"-se  i"  Franzbrannte"wi"  i"- 
leggi.  Schwz.  Ffacenb.  1907  (SL.).  Gäge"  d'  G'süchti: 
Wenn -nie"  hingersich  zume"  Grabe"  geit,  wo  Chrebst" 
si",  mit  der  lingge"  Hang  eine"  nimmt,  ab  alle"  zehe" 
Negle"  vo"  de"  Fingeren  und  Zeche"  schabt,  das  Ab- 
g'schabte  mit-eme"  Büschel/  eigenem  Hur  in-es  Bündeli 
tuet,  das  Bündeli  ''ein  Ghrebs  uff  <'e"  Rügge"  hingt  und- 
er  wider  hit  gön,  so  wird -er  absterbe"  und  wie  der 
Chrebs  abstirbt,  vergöt  au'h  d'  G'süchti.  Schild  1863. 
E"  Ghrott  lebendig  in-es  Zwilchseclii  g'ttäit  und  so 
lang  uff  der  Brust  a'g'hänkt,  bis-si  abstut.  isch  guet 
gäge"  G'süchti.  ebd.  Vgl.  auch  Ge- sticht i-Bu ml  (Bd 
IV  1332);  Ge-süchter-Ben (ebd.  1472);  Ochsengrozium- 
Pflaster  (Bd  V  1261).  ,Dis  liden  was  ain  als  starkes 
ungewonliches  gesucht,  das  alle  ire  gelider  davon 
zerschütet  wurdent.'  EStagel.  ,Begunde  er  [Gott]  ir 
söllich  gebresten  zuo  bringen,  das  sy  von  gesuchten 
dik  gar  schwärlich  gepinget  ward  in  iren  gelidern.' 
ebd.  ,Für  gesückti[!]:  Sant  Johanskrud  wasser  ist 
guot  für  all  gesückt,  der  sich  do  mit  weschset  [!].' 
Kunstb.  1474.  ,Ain  rugkenwe  zuo  etlichen  zyten;  ob 
es  ain  gsücht  sye,  mag  ich  nit  wissen.'  1534,  GScherrer 
1859.  ,N.  der  gsüchti  helfen.'  1546,  BRM.  ,Für  das 
gsüchte  der  henden  ...  für  das  gesucht  und  düss  der 
füessen  und  Schenkel.'  Vogelb.  1557.  ,Das  gesuchte, 
podagra.  läme,  kratupf,  morbus  articularis;  gesuchte 
oder  krankheit  der  gleichen,  wo  die  seigind,  als  das 
zipperle  in  den  henden,  in  den  füessen  das  podagra 
genant,  artuum  dolor.'  Fris.  ;  Mal.  ,Die  krankheiten 
und  gesuchte  kommend  nit  ongferd  über  die  menschen.' 
LLav.  1582.  ,Für  allerlei  gesucht  und  gezicht  im 
rügen,  henden  und  füessen,  der  beineu  und  huften  ... 
Für  das  gesucht  in  den  glyderen  und  gleichen  an 
allem  üb.'  Zc,  Arzneib.  1588.  ,Der  wegrich  züchet  uss 
die  gesucht.'  ebd.    ,So  die  gesucht  under  die  zuugen 


kompt  [!].'  ebd.  .Durch  einen  hitzigen  cholerischen 
Fluss  oder  Gesuchte,  so  Einem  etwan  in  ein  Glied 
oder  Gläich  fallen  kann.'  FWürz  1634.  ,l>er  stirbt 
durch  einen  Schlag  und  diser  durch  die  Pein  lang- 
wirigen  Gesüchts.'  GMüller  1650.  ,Für  das  Gsücht.' 
Z  Elgg  Arzneib.  um  1650.  ,30.  Tag  [im  Neumond]  ist 
biiss,  verursachet  dir  Geschwär,  Eissen  und  Gesuchte.' 
Schreiukal.  1766.  ,Für  die  Gsüchte  der  Gliederen.' 
XVIII.,  BSi.  (HZahler  1898).  Wenn  einer  ,ein  Ge- 
sucht in  eim  Knü  hat.'  Arzneib.  1822.  S.  noch  Ross- 
Bar  (Bd  IV  1432);  Briutzel  (Bd  V  770);  Über-RÖti 
(Bd  VI  1783);  siech  (Sp.  193).  Beschwörungsformel: 
,Vor  die  Gesuchte:  Gesuchte  ich  vertreiben  dich  aus 
dem  Marg  ein  das  Bein,  aus  dem  Bein  in  das  Fleisch, 
aus  dem  Fleisch  ein  die  Haut,  aus  der  Haut  ein  einen 
finstren  Wald,  da  sollen  sei  warten  beis  an  den  jüng- 
sten Tag,  in  den  3  höchsten  Nahmen,  Amen,  und  das 
3  Mahl  machen.'  Anf.  XIX.,  BSi.  (HZahler  1898). 
Bosi  G'sücht  (ha")  ThMü.  ,üer  selb  sich  übel  der 
beinen  ghept  und  anzeigt,  er  hat  böse  gsüchte.'  1552. 
BTurmb.  ,Auch  bringet  das  dem  Leib  kalte,  böse 
Gesucht,  so  eins  sein  Lebenlang  mit  ihm  tragen  muss.' 
FWürz  1634.  S.  noch  Brot  (Bd  V  948).  E"  ehalt* 
G.,  ,Gliederreissen  (von  Erkältung)'  Ap  (TTobler);  vgl. 
Chalt-(Ge-)sücltt.  ,Für  daz  kalt  g.'  Künstb.  1474.  ,Salb 
die  kalten  gesucht  damit,  es  nimpt  die  weetagen.'  Zg 
Arzneib.  1588.  ,Diser  Wein  heilet  alle  kalte  Gesucht 
der  Gliederen.'  JRLandenb.  1608;  JJNüsch.  1608. 
,H  e  i  s  s  e  s  g.':  ,Zuo  dem  heissen  g.  [nimm]  rot  schneggen 
und  leg  sy  in  salz,  so  werdent  sy  zuo  wasser  und  mit 
dem  wasser  bestrich  den  presten.'  Kunstb.  1474.  ,I)as 
schlaffent  g.':  ,Für  das  schlaffent gsücht,  unentpfint- 
lichkeit  der  öderen  und  glyderen.'  Zc;  Arzneib.  1588. 
— -  2.  ,wyss  G.',  weisser  Fluss  der  Frauen.  ,Wyder 
das  wiss  Gesicht  [!]  oder  die  wysse  Krankheit  der 
Wyberen  sol  man,  nachdem  der  Lib  burgiert  ist,  Prüw 
trinken  von  breitem  Wägerich.'  ZZoll.  Arzneib.  XVIII. 
—  3.  eine  alte,  offene  und  niessende  oder  nässende 
(aber  nicht  eiternde)  Wunde,  auch  die  herausfliessende 
Flüssigkeit  GRNuf.  (Trepp).     Vgl.  süchtig. 

Mhd.  (jemhte  u.,  Krauklieit,  rheumatisches  Übel;  vgl. 
auch  Gr.  WB.  IV  1,  4286  ff.  (wo  noch  weitre  Schweiz.  Be- 
lege); Fischer  III  570  und  MHöJer  1899,  708.  719.  Der 
mhd.  Form  entspricht  uuser  G'sücht  n.  (ein  von  St.  daneben 
angegebenes  G'sücht  n.  ist  von  nirgendher  bestätigt  uud 
wohl  blosser  Fehler):  dazu  die  Plurale  G'sücht(er),  G'süchti 
(auch  Kunstb.  1474;  1546,  BRM.:  zur  Bildung  vgl.  die 
Anm.  Bd  IV  IS  12)  und  G'süchte"  (uach  Seiler  in  und  um 
BsStdt  ausschliesslich).  (Isiuhti  f.  ist  sing,  verstandener 
PI.,  ebenso  G'ti'fht!  n.,  wenn  dies  nicht  vielmehr  als  (bei 
Krankheitsnamen  beliebte)  euphemistische  Dim. -Bildung  auf- 
zufassen ist  (vgl.  Süchti) ;  auffällig  erscheint,  dass  ein  (neuer) 
PI.  G'siichteni  zum  Neutr.,  ß'süchtine"  zum  Fem.  ausser  bei 
JReinh.  1903  nirgends  belegt  ist.  Ähnliche  Verhältnisse  s. 
unter  Gicht  V  Sb  (Bd  II  113);  vgl.  zum  Formalen  auch  die 
Audi.  Bd  VI  274/5.  Einmal  begegnet  im  Kunstb.  1474  die 
an  skeh  angelehnte  Form  ,gesiecht':  .Schluttenwasser  ist 
guot  für  g.'  Bei  2  ist  die  Schreibung  mit  -i-  weiter  verbreitet 
(vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  40H9:  Fischer  und  Höfler  aaO.) ;  es 
scheint  eiue  Anlehnung  an  .Gesicht'  im  Spiele  zu  sein,  die 
sich  daraus  erklärt,  dass  der  weisse  Fluss  häufig  als  Begleit- 
erscheinung der  Bleichsucht  auftritt. 

Huft-G.:  Ischias.  ,Das  huftgsücht,  ischias  und 
ischiadis.'  Fris.;  Mal.  .Dieses  [Bad]  wird  gebraucht 
nur  für  die  Sciati[c]i  oder  Hüftgesüchte.'  Sererh.  1742. 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4888o.  IV  i.  1872  (.Hüftsuchf), 
sowie  MHöfler   1899,   708. 


289 


■acht. 


-i  II  <-lt  t 


Hand-:  Gicht  in  den  Händen:  vgl.  MHöflet  1899, 
707.  ,Diss  schmalz  nimpt  die  weetagen  der  nerven 
und  das  handgesucht.'  Vogelb.  1557.  S.  auch  Mafien- 
Sucht  (Sp.  281).  —  Vgl.  auch   Gr.   WB.   IV  2,   391. 

Kalt-.  .Deflnxio,  Kaltgesicht  (im  2.  Teil:  -gesucht).' 
Denzl.  1716.  —  Ge-stirn-:  Krankheit,  die  dem  Ein- 
fluss  der  Gestirne  zugeschrieben  wird:  vgl.  Män-Sucht. 
.Spicanardenöl  mit  jungen  eselsbrunz  vermischt  und 
denen  angestrichen,  so  von  gstirngsüchten  erlambt  oder 
verdorren.'  Tierb.  1563;  bei  KGesn.:  .sideratis  urina 
pulli  asinini  ...  prodesse  dicitur.' 

Kalt-Sücht:  =  ehalt  Gesucht  (Sp.  288)  .Für  ein 
K.  am  Leib  [Titel].  Schmiere  [mit  der  angegebenen 
Salbe]  das  Glied,  so  dir  wehtut,  fürwärtz  und  nicht 
hindersich.'  Arzneib.  XV1I./XV11I.  -  Fehler  für  ,Kalt- 
gsücht'  (s.  d.)?  Oder  ist  ein  nihil.  " (kalt)aühte  n.  anzusetzen V 
Tüfel-Süehteli  f.:  Teufelei  B.  Vgl.  Tüfel-Sucht, 
■süchtigi.  .Viele  [Dienstboten]  essen  und  trinken  da 
[beim  Abschiedsmahle]  noch  zum  Platzen,  um  die 
alten  Meisterleute  zu  ärgern,  und  leben  doch  am  besten 
am  Gedanken,  wie  zornig  sie  ihre  Meisterleute  ver- 
lassen. Das  ist  auch  ein  wüst  Zeichen  der  verkehrten 
Natur  der  Menschen,  eine  wahre  Teufelsüchtelei.' 
Gottb. 

suchten.  Nur  als  subst.  Inf.  in  copul.  Verbindung 
mit  dem  Syn.  .Sehnen.'  ,Der  hl.  Geist  löschet  das 
ungeduldige  S.  und  Sehnen  der  Seelen.'  JJUlk.  1718. 
.Dieses  Sahnen  und  S.  ihrer  Seelen  wird  seliger  Weise 
gestillet  werden.'  ebd.  1727. 

Die  Verbindung  scheint  auf  einer  Art  Auflösung  oder 
Zcrdehnung  der  Zs.  .Sehnsucht'  zu  beruhen;  vgl.  die  Anm. 
Bd  V  863.  Sehm.2  II  220  belegt  ein  Vb  .suchten',  siech  sein. 
Süchti  n.:  =  Ge-sücht  1  L,  auch  bei  St.  und  St.b; 
s.  Sp.  287  o.  Es  S.  üflese*.  Ml"s  S.  han-i'''  fern  bi 
ü"sem  Üsmarsch  üfg'lise"  (ERöthelin).  ,Für  sückti  [!]. 
Nim  bugelinsomen,  nesslensomen  und  spichen weglich [!] 
und  stos  daz  alles  zuosamen  und  mische  daz  mit 
essich  und  bind  daz  über  die  knüsüchti.'  Kdnstb.  1 171. 
Hirn,  zu  Sucht;  vgl.  die  Anm.  zu  Ge-sücht.  , Süchti'  im 
Kunstb.  konnte  auch  PI.  eines  mhd.  Uiihte  n.  sein;  s.  die 
Anm.  zu    Kalt-Siu-ht. 

Chnü"'-  s.  das  Vor. 

süchtig  (bzw.  -i-):  1.  zu  Sucht  1.  a)  mit  lang- 
wieriger, auszehrender  Krankheit  behaftet  Ndw  (Mat- 
thys).  ,S.,  bauwfellig,  krankheiten  underworffen,  de- 
bilis,  valetudinarius.'  Mal;  bei  Fris.  , siechig'  (s.  Sp 
203).  Entzündet,  , schlimm',  von  einer  Wunde;  vgl. 
Ge-sücht  3.  Bei  offenen  Wunden  wende  man  ja  nicht 
etwa  die  unverdünnte  Arnieatinktur  an,  denn  dadurch 
würde  die  Wunde  ,s.'  und  der  Schmerz  erhöht  werden. 
Alpenp.  1872.  —  b)  ,S.,  pestilenzisch,  das  ein  ursach 
der  pestilenz  (sucht)  ist  oder  die  pestilenz  bringt, 
pestilens.'  Fris.;  Mal.  Sja.ge-süchtig.  —  2.  zu  Sucht 2, 
gierig  nach  Etw.,  nach  einer  gewissen  Speise  lüstern 
B  (Zyro).  ,S.  im  Fragen  zB.,  wenn  Einer  gleichs.  eine 
Sucht  an  sich  hat,  unnütze  Fragen  zu  tun'  ScHSt. 
(Sulger).  —  3.  Adv.,  „über  die  Massen,  leidenschaft- 
lich B;  L",  heftig  AALeer.,  „ungemein,  sehr"  B  („in 
der  niedrigen  Sprechart",  ,a  rusticis'  St.1').  .Wiiklich, 
recht  sehr.'  Zschokke  1797.  S.  we  tue";  s.  Ritschgi 
(Bd  VI  1863).  's  hel-mich  gar  s.  'bisse"  AALeer.  „S. 
schön,  guet  B."  Züseli  muess  gueti  Geissmilch  ha",  s. 
gueti.  MWalden  1884.  Si  heige"  Fleisch  z'  hri'is  g'ha", 
es  heig-si  gar  s.  guet  'dücht.  N.  B  Kai.  1848.  Wil-er 
sichtig  nvl  teird  ha"  chennen  schwätzen,  su  tvird-er-'i 

Schweiz    Idiotikon  VII. 


warms  g'nue*  zueche"  g'leid  han.  Gespr  \<i$  (BHa.). 
,S.  viel' War'  B.  ,h"s  hält  e"  tolli  Lerere"  g'ge"  W " 
hätt  s.  Geldchöwne"  verdiene«.  MWaldb»  L884.  Verst. 
veneänt  s.  B.  Das  tuet  r.  s.  ive.  Das  Chueli  het-iuer 
v.  s.  (guet)  if  falle".  Es  het-mi'h  r.  s.  g'ruwe*,  das'  ... 
Mhd.  sühtei  in  Bed,  1:  vgl.  auch  Schöpf  727:  Sauders 
II  1267;  Gr.  WB.  X  I.  751  (unter  .sichtig').  Nicht  ganz 
klar  ist  Sulgers  Angabc:  .r.  rjlu,  .7,f«„,  -hiuj,  vertrackt.'  —  Hie 
folgenden  Zss.  sind  Ab),  von  entsprechenden  Zssen  mit  Sucht 
oder  können  doch  als  solche  betrachtet  werden  ;  da  aber  die 
Grundwörter  zT.  fehlen,  sind  der  Übersichtlichkeit  halber 
auch  die  mit  belegtem  Grundw.  nicht  an  dieses  angeschlossen, 
sondern  mit  den  übrigen  zsgenonimen. 

ifer-:  eifersüchtig,  wohl  zieml.  allg.  Syn.  schalu- 
slisch.  —  alp-;  =  weid-siech  (Sp.  202).  ,An  innern 
Krankheiten,  wie  hartnäckigem  Durchfall,  leiden  be- 
sonders bledi  Tiere,  welche  wenig  Strapazen  und 
extreme  Temperaturen  aushalten  und  leicht  in  dieser 
oder  jener  Weise  alpsichtig  werden,  so  besonders  die 
weissen  Kühe'  BGr.  (Bärnd.  1908).  —  ämtli-:  ämter- 
süchtig B.  —  er-:  wie  nhd.  D  l'farrere"  ist  gar  e. 
g'si".  Schwzd.  (BE.).  —  erb-:  ansteckend,  von  Krank- 
heiten. ,Als  etliche  schaden,  die  doch  nit  e.,  mit  werme 
und  schweiss  müessen  gearznet  werden,  darzuo  ein 
sonderbar  stübli  gebuwen  und  zuogerüst  worden, 
sollend  die  schärer  sich  beflyssen,  dass  niemand,  so 
mit  franzosen  oder  dergl.  erbsueht  behaft,  in  sölich 
stübli  ufgenommen  werde.'  1592,  Imob.  1878. 

ge-,  in  ZU.  g'süehtrig:  I.  =  süchtig  1  a,  mit  einer 
Sucht  behaftet,  siech,  krank.  .Morbidum  corpus,  ein 
ungesunder  oder  ges-er  leib.'  Fris.  ,Abhauwen  und 
aussreuten  alles,  so  verderblich  und  ges.  ist,  amputare 
quiequid  est  pestiferum.'  Mal.  ,Söliebs  fleisch  [ist] 
auch  blöden,  gs-en,  schwachen  leuten  zur  gsundtheit 
dienlich.'  Tierb.  1563.  Mit  Rheumatismen  behaftet 
GSev.;  ZO.;  vgl.  Ge-sücht  1.  Eu  g's-er  Ma"",  e"  g's-s 
Mansch  GSev.  ,G'süchtrige  Fräulein'  ZO.  (JSenn). 
.Legs  also  heiss  über  die  knüw,  gleich  und  ges-e 
glyder.'  Zg  Arzneib.  1588.  .Brauch  das  Öl,  die  ges-en 
Glider  darmit  zu  schmiren.-  JRLandenb.  1608;  auch 
bei  JJNüsch.  1608.  S.  noch  blöd  (Bd  V  LT.).  —  2.  un- 
gesund, von  Speise  und  Trank;  vgl.  süchtig  Ib.  ,So 
ein  wunder  man  an  ein  wirt  zuo  ligen  bekent  wirt, 
der  selb  der  sol  essen  und  trinken,  so  nit  ges.  ist.' 
LE.Landr.  1491.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4289.  <."*,..*,,„, 
schliesst  sich  an   den   PI.    G'iüchter  au. 

gicht-:  als  Glosse  zu  Luthers  .gichtprüchig.' 
APetri  1523.  —  geld-:  geldgierig  Ndw  (Matthys); 
St.  —  gel™-,  gelb-.  ,Gäls.,  die  die  gälsucht  ha- 
bend, feile  (bile)  suffusi,  icterici,  arcuati.'  Fris.; 
Mal.  Auch  Arzneib.  XV1I./XVI1I.  (,gelbs.').  ,Das  Bad- 
wasser seie  gut  den  Gel-,  Wasser-  und  Schweinsüch- 
tigen.'  JJScheuchzer  1708;  .Schwindsüchtigen.'  1746. 
S.  noch  Gallen-Sucht  (Sp.  276).  —  heim-gart  heu- 
gert-:  .leidenschaftlich  für  den  lleiigert  [s.  Heim-Garten 
Bd  II  434]  eingenommen'  Gr(Tsc1i.).  Syn.  hengert-lös 
(Bd  III  1430).  —  git-:  habsüchtig.  .Vorteilige  ge- 
süech  und  gefärden,  so  durch  gytsüchtige,  eigen- 
nützige gemüet  brneht.'  1519,  Z  Mand.  —  gleich-: 
gliedersüchtig  GA.  E"  gher  Purst.  ,N.  war  vi]  .Tahr 
lang  elend,  gl.'  1702,  ZZoll.  (Totenbuch).  .[Durch  das 
Bad  können  geheilt  werden]  etwan  auch  die  Gl-en.' 
JJScheuchzer  1707.  —  glid-  Ar,  glider-  B,  ,lid-.- 
äSpr.:  =  dem  Vor.  ,Gl-er  Art.  der  Arthritis  unter- 
worfen'  Ap  (TTobler).  Hat  einer  einen  glieders-en 
Arm,    so    vergeht  sein  Leiden  sogleich,    wenn  er  ihn 


201 


Sacht,  secht.  sieht,  sncht.  sucht 


einer  sterbenden  Person  unter  den  Kopf  schiebt  und 
sie  darauf  sterben  lässt.  DGemp.  1904  (BSL).  , Kräm- 
pfigen, lids-en,  huftsüchtigen,  döuwlosen  ...  leuten  ist 
guot  die  bibergeile.'  Tierb.  1563.  .Den  Glieds-en.' 
EKönig  1700.  —  huft-:  .Der  lendewee  (lendiwee. 
Fris.)  hat,  ischiadicus.'  Fris.;  Mal.    S.  auch  das  Vor. 

—  hagel-.  , Die  Hagelsüchtige',  Xantippe.  UBräguer 
1777.  -  händel-:  wie  nhd.  Aa;  Ap;  B;  Tb;  Uw;  Z. 
Der  Toni  isch  ...  e"  h-e'  Ma"",  cha""  's  Stichle"  und 
cha""  's  Schimpfe",  cha-"  's  Föppele"  nüd  lö".  Ndw 
Volksbl.  1896.  —  „haupt-:  hirnwütig  LE."  —  „räts- 
herre"-:  voll  Begierde  nach  einer  Ratsherrenstelle." 

00.  —  herrsch-  Ndw;  St.  —  chüe-:  „Adj.  und  Adv., 
ungesittet,  plump  VO",  ,stultus.'  Id.  B.  —  chel-:  mit 
der  Chel- Sucht  (s.d.)  behaftet.  ,So  ein  Pferd  kehl- 
sichtig oder  rotzig  ist.'  Boss-  und  Bindarznei  1718.  — 
chalber-:  I.  von  Kühen,  ander  <  'halber-Sucht  (s.  d.) 
leidend  Ap  (auch  lt  St.);  „G."  —  2.  von  Menschen, 
„plump,  ungeschliffen  VO",  ,sehr  roh'  L  (Schürmann). 

—  chirbi-:  keifsüchtig.  ,Wir  Hühner-  und  Küngo- 
logen  sind  halt  ein  wenig  k.,  Mancher  hat  etwas  aus- 
zusetzen, ohne  dass  ers  besser  machen  kann,  Mancher 
aber  hat  auch  seine  eigenen  Meinungen.'  Geflügelhof 
1900.  -  leb  er-:  leberkrank  Aa;  B;  L;  St.  Wenn 
si  d'  Meitscheni  ...  I.  oder  bleichsüchtig  g' macht  hei", 
de""  solle"  mir-se  z  ueg  doktere".  UvGreyerz  1897. 
,L-e  Mädchen  meinen,  es  fehle  ihnen  auf  dem  Herz.' 
Gotth.  Belege  aus  der  ä.  Spr.  s.  unter  leber-siech  (Sp. 
199);  Leber-Sucht  (Sp.  279).  —  lieb-:  liebesüchtig. 
.Endlich  waren  noch  alle  [Knechte  und  Mägde]  1.  und 
eifersüchtig.'  Gotth.;  .liebes.'  1861.  —  lid-  s.  glid-s. 

—  leck-:    an  der  Leck- Sucht  leidend.     Die  Kuh  ist 

1.  und  e"  Strieleri".  Stütz,  Gem.  —  lam-:  gelähmt. 
,Anna  Treyer  besichtigen  lassen,  ob  si  1.;  so  si  dann 
toubsüchtig,  solle  sich  lassen  arznen.'  1555,  B  EM. 
.Einem  Paralitischen  oder  L-en.'  JJNüsch.  1608.  — 
lunge"-,  lungge"-  Bs  (Spreng),  einmal  ,lung-'  (sonst 
.lungen-').  EKönig  1706  (s.  rotzig  Bd  VI  1932) :  schwind- 
süchtig. ,L.,  pulmonarius.'  Fris.;  Mal.;  s.  auch  l.- 
sieeh  (Sp.  199).  .Ich  sähe  wol,  das  der  guote  herr 
1.'  HPant.  1578.  .Den  Phtisicia  und  L-en  oder  Schwein- 
süchtigen, so  das  Abnemmen  am  Leib  haben.'  ebd. 
,Der  L-en  und  Ussorenden.'  1645,  Imob.  1878.  .Den 
Schwind-  und  Lungensüchtigen.'  EKönig  1706.  Auch 
1800,  Z.  Von  Tieren:  .Wann  ein  Kindvieh  1.  wird, 
stark  hustet  und  schwär  atmet.'  EKönig  1706.  — 
magen-:  magenleidend.  .[Dieser  Trank]  ist  guot  für 
die  m-en  und  lungensüchtigen.'  Zg  Arzneib.  1588.  — 
milz-:  milzkrank.  .Milzens.,  dem  das  milze  wee  tuot, 
splen(et)icus,  lienicus,  lienosus.'  Fris.;  Mal.  ,Milzs.' 
Zg  Arzneib.  1588;  EKönig  1706.  ,Milz-süchtigkeit' f. ; 
s.  Bristen  (Bd  V  837). 

mä"-  BGr.  (Bärnd.  1908,  138),  mön-  „Aa;"  TJÜrs., 
mö"-  Ap:  Tb,  mü"-  Gl,  mönd-  Aa;  S;  Z:  1.  a)  =  mönig  3 
(Bd  IV  238),  von  Menschen,  die  zur  Zeit  des  Voll- 
monds geistig  gestört  oder  auch  nur  ungewöhnlich 
erregt,  gehässig  sind,  nicht  schlafen  können,  selbst 
nachtwandeln.  aaOO.  Bist,  mein-ieh,  m  ?  sagt  man 
etwa  zu  Jmd,  der  recht  gehässig  ist  ZrS.  Bis  nüd 
z'  friner  mit  der  Vrl-ne"  [warnt  Heiri  Jenni  scherzh. 
einen  Bekannten],  sust  chännt-i'h  am  Änd  nach  ifer- 
süchtig  werde".  [Worauf  Vrene:]  Säg  du  g'ad  m., 
Heiri,  Das  chännt-der  nuch  ender  passiere".  CStreiff 
1902.  Ungetaufte  Kinder,  dem  Mondschein  ausgesetzt, 
werden  m.    DGemp.  1901  (BSi.).     ,Die  besässnen,   die 


mons-en  und  die  der  schlag  hatt  getroffen.'  1530, 
Matth.;  griech.  asXrjViatouivoos.  .Mons.,  mönig,  taub 
oder  sonst  krank,  desse  krankheit  wachst  und  schweint 
gleich  wie  der  mon,  lunaticus.'  Frip.;  Mal.  .[Dieser 
Wein]  ist  denen  nutz  und  gut  ...  so  mons.  und  un- 
sinnig sein.'  JRLandenb.  1608.  Bei  AKlingler  1688 
.mondsichtig.'  .Der  nions-e  Knab,  der  etwan  von  dem 
Teufel  mit  entsetzlichem  Schäumen  und  Kirren  ist 
zu  Boden  geworfen  worden.'  JJUlr.  1718.  S.  noch 
Hirn-Sucht  (Sp.  279).  —  b)  von  Hunden,  welche  den 
Mond    anbellen    Aa;  Gl;  Z.    —   2.    .teilweise    blind.' 


Arch.  Vet. 
von  Äpfeln 
Die    Umii.    ai 
<ufd-«. 

misel-, 
die  man  vo 


1820;    vgl.   mönig  5  a.   —   3.  =  mönig  ö  h. 
„Aa";   SL.    -    Vgl.  anch  das  syn.  man-schlnig. 

f  .sichtig'   kehrt  auch   sonst  wieder:    s.  bhiel-, 


10 sei-:  aussätzig.  .Die  misilsuhtigen, 
dere  menigi  sunderot  und  sol  sunderon.' 
XII.,  Wack.  1876.  .Misels.'  XIV.,  Bs;  s.  Sp.  197.  ,Das 
Öle,  so  darvon  fleusst,  tu  bebalten  und  schmirbe  die 
mosels-en  Örter  darmit.'  JJNüsch.  1608.  —  Mbd.  mluU, 

mwel-,    masehühtec. 

ge-meister-:  =  ge-meisteret  (Bd  IV  537).  In.  B. 
-  buebe"-:  =  bueberig  (Bd  IV  947)  „VO;  S."  - 
bleich-:  wie  nhd.  —  bläter(en)-:  mit  der  Bläter- 
Sucht  (in  Bed.  b)  behaftet.  ,üisen  armen  mönschen 
von  Genouw,  so  er  blaterns.,  in  die  Sandfluo  nemen, 
arznen.'  1561,  BRM.  ,Lüt,  mit  der  Plag  der  bössen 
Blatteren  oder  Franzosen  behaftet  ...  blatters-e  Lüt.' 
LAns. 

bluet-:  blutgierig.  .Pluotsichtige  tyrannen.'  Ansh. 
.Wider  pluotsichtige  pünd,  krieg  und  pensionen.'  ebd. 
S.  noch  Ge-fert  4  (Bd  I  1040).  —  Auch  bei  Gr.  WB.  II  194. 

plätzli-:  nach  einer  einträglichen  Stelle  begierig. 
St.  —  räch-,  roch-:  rachsüchtig,  verbreitet,  doch 
nicht  volkstümlich.  —  ripp-,  in  B  rüpp-:  rhachitisch 
„AaF.";  Ap;  B;  „VO;  Gl"Sc1iw.;  U  (,abgezehrt');  „Z." 
Rüpps-i  Kinder  soll  man  am  Karfreitag  Morgen  unter 
Besegnungen  in  die  Pferdekrippe  legen.  Bärnd.  1904; 
vgl.  Ripp -Sucht  (Sp.  282).  —  schifer-:  unwirsch, 
gehässig;  vgl.  , Schiefer  2,  schieferig  2'  bei  Gr.  WB. 
IX  1.  5.  Da  der  Prälat  von  StUrban  hinsichtlich  der 
Clausur  der  thurgauischen  Frauenklöster,  ungeachtet 
sie  durch  päpstliches  Privilegium  von  der  Clausur 
befieit  sind,  seine  , schiffersüchtigen'  und  eigensinnigen 
Behauptungen  nicht  aufgeben  will,  wird  der  Nuntius 
ersucht,  denselben  zur  Ruhe  zu  verweisen.  1671, 
Absch.  —  schenk-:  auf  Beschenkung  erpicht,  be- 
stechlich. .Die  richter  sollen  nit  seh.  sein  und  sich 
mit  gelt  bestechen  lassen.'  ApI.  LB.  1585.  —  .schlaf-: 
lethargicus,  veternosus.'  Fris.;  Mal.  —  seh w in-: 
schwindsüchtig.  .Schweins.  Personen.'  JJNüsch.  1608. 
S.  auch  gehc-s.  —  schwind-:  =  dem  Vor.  ziemlich  allg. 
.Schw.  auf  der  Brust  und  kybig  im  Gesicht',  vom 
Schulmeister.  Gotth.  Wenn  man  morgens  früh  in  den 
Brunnen  spuckt  und  der  Speichel  sinkt  zu  Boden,  so 
ist  man  schu:  BBelp  (AfV.).  S.  auch  hingen -s.  — 
taub-  (tü*b-  BG.):  a)  mit  der  ,Taub-Sucbt'  behaftet, 
eig.  und  uneig.  äSpr.  So  1555,  BRM.;  s.  lam-süchtig. 
.[Die  aufrührerischen  Untertanen  haben]  vast  täub- 
sichtiger [!]  weiss  ...  die  Waffen  ergriffen.'  LE.  Mani- 
fest 1653.  ,Der  t.  clausig  Narr  [Bruder  Klaus].'  JMahi.. 
1674.  ,T-e  pestilenz':  .Die  t.  pestilenz  (oder  malitz), 
welche  sy  [die  Rinder]  dess  sinns  beroubt,  dass  sy 
weder  gehörend  noch  gesehend,  von  welcher  krank- 
heit  sy   gächlingen  sterbend.'    Tiere.  1503.  --  b)  zu 


it,  sieht,  socht,  suclil 


lang  anhaltendem  Hass  und  Groll  geneigt,  dann  auch: 
leicht  in  Wut  geratend,  jähzornig  B.  Wewn-i'h  nume" 
driif  cho"  chönnt,  woher  d's  Deli  so-n-es  üfbrüsisches, 
t-s  Wcse"  het.  RIscher  1908.  Der  Schüelmeister  ist 
o'h  e"  toibsichtege'  Narr  BHa.  Mi"  cha""  (lenke",  ivie 
das  t.  Sabineli  'tu-  het;  mi"  het  'glaubt,  si  erstick  vor 
Zorn.  Gotth.  Von  einem  Pferde:  , Nachdem  er  ein 
Paar  Mal  ausgeschlagen,  zottelte  endlich  Kohli  t. 
seines  Weges.'  Gotth.  —  tob-:  wie  nhd.  Aa;  Ap:  B; 
Tu;  Z.  —  tadel-  s.  üs-richtig  4  (Bd  VI  425). 

tüt'el-:  a)  vom  Teufel  besessen.  Jesus  ...  reiniget 
den  teufelsüchtigen.'  1531,  Luc.  —  b)  uneig.,  wie  vom 
Teufel  besessen,  nur  auf  das  Böse  bedacht,  von  arg- 
listiger Bosheit,  teuflisch  B;  ScuwE.  .Wenn  es  sich 
um  Batzen  handelt,  werden  auch  die  frömmsten  Hel- 
vetier  bös  und  (.'  Badernst.  1903.  E"  t-i  Surrfliege" 
isch  dem  Eätsherr  a"  d'  Nase"  g'sehosse"  [und  weckte 
ihn].  RvTavel  1901.  Der  schwarz  Strubelchopf  mit 
sine"  t-e"  Auge".  Lienert  1899.  ,Es  werden  [unter 
den  Weibern]  sein  leibhaftige  Ebenbilder  der  Eva, 
vielleicht  noch  t-er  als  sie  und  im  Stande,  nicht  bloss 
das  Paradies  zu  vergiännen,  sondern  ganze  Länder.' 
Gotth.  ,Es  ist  doch  allweg  immer  ein  Mensch,  wenn  's 
schon  ein  Schneider  ist  und  noch  dazu  so  ein  bos- 
hafter und  t-er.'  ebd.  ,Es  hätte  nicht  geglaubt,  dass 
die  Leute  so  t.  lügen  könnten.'  ebd.  [Eine  Frau 
äussert  St.  gegenüber  die  Besorgniss,  dass  ihr  Mann 
einem  gewissen  Seh.  ein  Leid  antun  werde]  Des  St. 
der  frowen  antwürtte,  warumb  wolt  er  in  erstechen? 
er  hett  doch  kein  recht  zuo  im.  Redte  die  frow  aber: 
ich  furcht,  er  erstech  in,  dann  er  ist  tüffelsichtig.' 
1468,  Z  RB.  ,Nun  sehet,  wie  frefel  die  leute  [Wieder- 
täufer] sind  und  teufelsichtig,  dass  sie  weder  er  noch 
eid  achten,  sondern  allein  ire  dolle  köpf  und  falsche 
meinung.'  1526,  Beitr.  1741/53  (Pfarrer  Rollenbutz  an 
Rud.  Binder).  ,Dem  t-en  täufer  Görg  . . .  uf  Orn.'  1594, 
ZHinw.  ,Den  Tag  waren  sie  voll  undt  toll,  die  Nacht 
mutwellig  [!]  undt  sonst  all  wegen  teuffelsichtig.'  RCys. 
,Dass  nach  gehaltenen  Colloquien  und  Concilien  die 
Gemüter  der  Irrenden  vil  hässiger,  verbitterter  und 
teufels-er  worden,  als  sie  zuvor  nie  gewesen  sind.' 
1618,  Scb  (Mise.  T.).  , Ein  teuflisch  Laster,  ein  teufel- 
s-es  Verleumden.'  FWvss  1697.  Von  Wucherzinsen: 
,Wenn  der  guldin  der  wuchen  zween  pfenning  treit  . . . 
so  erlouft  sich  die  schuld  alles  zinses  von  den  20 
guldinen  in  20  jaren  51,854  guldin.  Sömlich  zinss 
sind  t.  und  die  den  nächsten  gar  umbbringend.  Sölich 
sind  ouch  nit  christenlich,  werdend  ouch  von  uns  als 
wuocherisch,  jüdisch  und  t.  verdampf.'  HBull.  1531. 
—  e)  Adv.,  =  süchtig  2  b  BG.,  Si.  (Imob.).  Syn.  t.-lös 
(Bd  III  1434).  Das  het-mer  gar  t.  we  'tä"  oder  het- 
mi'h  1.  guet  'tüecht  BG.  Das  ist  jitz  t.  zei's  Fleisch. 
ebd.  —  Tufel-süchtigi  —  f.:  teuflische,  arglistige 
Bosheit,  Streit-,  Ränkesucht  B;  Obw.  Er  tued's  us 
lüter  T.  ,Der  Streit  wäre  somit  entschieden  gewesen  ... 
aber  den  Exratsherr  stupfte  die  Difelsichtigi  gegen 
den  N.  und  er  hoffte  auch,  dass  [bei  einer  Fortsetzung 
des  Handels]  für  seine  einstigen  Kollegen  einige 
kräftige  Sprüchlein  abfallen.'  Obw  Blätter  1899.  ,Es 
gibt  Naturen,  die  für  das  Böse,  was  in  ihnen  steckt, 
einen  Abieiter  haben  müssen;  das  ist  die  teuflische 
Lust  am  Leid  Anderer,  die  der  gesunde  Volksverstand 
mit  dem  Namen  T.  gebrandmarkt  hat.'  B  Hink.  Bot 
1871.  ,Der  Kropfhans  war  ein  Original  von  Geiz  und 
Tüfelsichtigi.'   Dorfkal.  1870.     ,1m  Hause  hatte  nun 


die  Mutter  Niemand,  mit  dem  sie  gegen  das  Andere 
sich  verschwören  konnte;  sie  versuchte  es  bei  mir, 
aber  sicher  nicht  aus  Bosheit  oder  Tüfelsüchtige, 
sondern  aus  reiner  Gewohnheit.'  Gotth.  -  Und.  in 
Bed.  a.     Zur   Form  -nichtig  vgl.  diu  Ann),  zu   man-». 

dumpel-:  wirr  (,dumm')  im  Kopfe  L.  Lärmi"d 
auch  nid  so,  der  mache"t-mich  sust  gar<z  d.  Ieh  ha"  so 
lang  g'lese",  bis-ieh  ganz  d.  g'sl"  bi".  —  terr-  ,dörr-': 
an  der  Darrsucht  leidend.  ,Die  Geilen  von  denen  ge- 
schnittenen Hauen  seind  denen  Kraftlosen,  Dörrsüch- 
tigen und  Abnemmenden  gesund.'  EKönig  1706.  ,Er 
ist  als  ein  verschezter  Hekticus  (Dörrsüchtiger)  ins 
Bad  gereiset.'  JJScheuchzer  1708.  —  tröl-:  händel-, 
prozessiersüchtig  B  (veraltend).  ,Die  tröllsichtigen 
Persohnen,  sonderlich  die,  so  ihren  Rechten  nicht  wohl 
trawen  dörffen.'  Heut.  1658.  S.  auch  un-richtig  (Bd  VI 
473),  Ge-suech  (Sp.  209).  —  wib-.  , Begären  sich  zuo 
verheuren,  weibs.  sein,  cupere  nuptias.'  Fris.;  Mal. 
—  „wul'  ''-:  mit  Halsweh  behaftet  Z."  —  wi"-:  dem 
Weingenuss  ergeben,  trunksüchtig.  Ihr  Priester  sollt 
,nit  wyns.,  hädrig,  schandtlichs  gewüns  beging  sin.' 
B  Disp.  1528.  Der  Pfarrer  von  Elsau  sei  ,wins.' 
Anf.  XVI.,  Z.  ,Priester  sollen  nit  weins.  sein.'  1667, 
Bib.  (.Zeiger1).  S.  noch  Bolderer  (Bd  IV  1204).  ,W-e 
lästerung',  in  der  Trunkenheit  getan.  ,Dass  einer  bim 
vollen  trunk  under  andren  gotslästerungen  schwuor: 
er  weite,  dass  Gott  an  eim  galgen  hienge,  wan  er  in 
künftigem  jar  den  winwachs  nit  wol  geraten  liesse. 
Der  frefnen,  winsüchtigen  lästrung  halb  zuo  Bern 
gvänglich  gehalten...'  Ansh.  —  ge-winn-.  ,Das  ge- 
wünnsüchtige  teure  Spilen.'  AKlingl.  1688;  gleich 
nachher  .gewünnsichtige.'  —  wunder-:  gleichs.  nach 
Wundern  verlangend,  für  solche  günstig.  .Ward  Sant 
Batten  gebein  uss  sinem  wilden  drackenloch  in  das 
zam  kloster  geliert  und  bewaret,  nüwe  abgötteri  zuo 
verkomen,  so  an  einer  wundersichtigen  wilde  vil  jar 
mit  grossem,  aber  S.  Batten  ganz  unglichem  pfaffen- 
lust  und  gwin  volbracht.' Ansh. —  wasser-:  La)  wie 
nhd.  wohl  allg.  ,W.,  hydropicus.'  Fris.;  Mal.  ,Kropf- 
schlegige,  W-e  [usw.].'  1645,  Imob.  1878.  Das  Brigger 
Bad  .curiert  die  Räudigen,  Maltzigen  und  W-en.'  1715, 
W  Blätter.  ,W-e  pestilenz':  ,Die  w-e  pestilenz  [der 
Rinder]  so  ein  böser  fluss  und  feuchtigkeit  an  man- 
cherlei orten  heraussbricht  und  under  die  haut  hüsst.' 
Tierb.  1563.  —  b)  von  krankhaftem  Verlangen  nach 
Wasser.  .Dargegen  tringend  inn  [den  Balam]  syn  be- 
gird  und  gyt,  umb  den  es  ist  wie  umb  ein  w-en,  ye 
mee  der  trinkt,  ye  mee  in  dürstet.-  LJtjd  1531.  — 
2.  a)  von  Wasser  durchtränkt,  durchweicht,  unfest, 
vom  Erdreich  GuTschapp.  —  b)  „dnrehwässert,  von 
leblosen  Dingen,  zB.  Holz,  Früchten  VO",  von  Holz, 
Erdäpfeln  usw.  Ndw  (Matthys),  von  Äpfeln,  Birnen, 
Kohlrabi,  Bohnen  Z;  Syn.  män-s.  3;  wässerig.  ,Die 
räben  sind  auch  gsin,  als  ob  sy  w.  sigind.'  UMey.  Chr. 
1540/73.  —  zwifel-:  zu  Zweifeln  geneigt  ÄAAar., 
Rued.  Aber  los,  seit 's  Bäbi,  du  seUsch-mer  du  .Sarin", 
es  chönnt  Eim  noch  zw.  mache".  AGysi  1899. 

Sucht  f.:  Seuche.  ,Die  Seuchten  heilen.-  Amiorn 
1605.  .Passzedel,  dass  er  von  gesunden  und  mit  der 
Seuchte  gar  nicht  befleckten  oder  verdechtigen  Orten 
herkommen.'  Z  Mand.  1607.  ,Was  der  Lugengeist  in 
währenden  Seuchten  ausgesprengt,  als  wann  uns  von 
den  schwären  Seuchten  änderst  nicht  dann  durch  die 
Annemmung  des  Papistischen  Glaubens  geholfen  wor- 


Sacht  — sucht.     Sachzg- 


chzg.    Sad  —  sud 


den.'  JMüller  1073.  ,Dass  bei  aufgehendem  Hunds- 
stern gern  hizige  Fieber  entstehen  und  wann  irgend 
an  eim  Ort  pestilenzialische  Seuchten  grassieren, 
solche  dannzmahlen  am  heftigsten  wüten.'  Anhorn 
1674.     S.  noch  Schulden-Bresten  (Bd  V  846). 

Mhd.  siuchedej  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  699  und  MHöfler  1S99, 
610  ff.  Das  späte  Auftreten  des  W.  in  unsern  Quellen,  das 
äen  Verdacht  '1er  Entlehnung  aus  der  Schriftspr.  wecken 
könnte,  ist  viel],  nur  scheinbar;  s.  die  Anm.  zu  Sucht  (Sp.274). 

Land-:  Landseuche,  epidemische  Krankheit.  .An- 
dere Krankheiten  sind  langwirig,  als  die  Schwindsucht 
u.s.  f.,  andere  anstekende,  alss  ein  jede  Landsüchte.' 
Spleiss  1667.  —  Da  Spleiss  sonst  die  nhd.  Diphthonge  hat, 
ist  die   Form   .-suchte'  auffällig. 

Mer-:  Meerseuche.  ,Als  Georg  Stahel  von  Arau 
lange  Zeit  unterschiedliche  Kriegsdienste  (zu  Wasser 
und  Land)  versehen,  fügte  sich  das  Schicksal,  dass 
er  sich  nicht  änderst  von  einer  ansteckenden  Meer- 
Seucht  ...  zu  retten  wüste,  als  durch  ein  Gelübd  zur 
Einsidlischen  Hülfmutter.-  1752,  ScbwE.  Chr. 

Brust-.  ,Für  die  Brustseucht  und  Magenfelle 
[folgt  das  Rezept].'  Arznbib.  XVII./XVIII. 

Vgl.  .Brustsuchf  (Schwindsucht)  hei  Gr.  WB.  II  451; 
MHöfler  1S99,  703:  .Brustseuche'  (ansteckende  Pferdekrank- 
heit) bei   MHöfler   1899,   641. 

Sterbens-.  ,Was  Gestalt  die  höchst  schädliche 
Contagion  oder  Sterbensseuchte  durch  den  Zusammen- 
wandel eingerissen  und  zugenommen  ...  Der  Contagion 
oder  St,  halben  inficierte  Orte.'  Z  Mand.  1667. 


se'chzg,  Otd.  sechzgist,  -osi:._Zahlw.  .Unsere  Bauern 
hoffen  [1860],  es  werde  wieder  kommen,  was  vor  100 
Jahren. war:  Alles  in  Hülle  und  Fülle  wie  in  den 
s-er  Jahren.  Diese  sprüchwörtliche  Bezeichnung  der 
Fruchtbarkeit  des  Jahres  1760  und  seiner  Nachfolger 
ist  in  diesen  Tagen  der  Erinnerung  wieder  frisch  auf- 
gelebt.' Pdp.  (Th  Beitr.).  Sechzgi  SV  1)  60  Jahre  alt, 
allg.  —  2)  des  Todes  sein  ThHw.  Wenn  t'  uf  de" 
Botnm  ufe"  gast,  bist  Sechzgi.  Öfter  erscheint  ein  Rat 
von  60  Mitgliedern,  so  in  AaB.  (StR.  176;  Arg.180); 
in  B  (s.  das  Register  zum  StR.);  in  Obw  (s.  Obw  Gbl. 
1901,40);  lt  Rochh.  auch  in  Ap  (seit  1408);  Gl  (seit 
dem  XV.);  Scbw  (seit  1373);  U  (seit  1412). 

f  ü "  f -  e  »  d  -  s  e  c  h  z  g.  An"o  (Im)  F-i,  im  Jahr  1865, 
durch  seinen  Wein  berühmt.  Daher  Fü"f-e"d-sechzger, 
Wein  aus  diesem  Jahre  Aa:  Tu;  Z.  De1'  F.  hat  Mänge" 
möge"  ('tödtj.  Hür  chöiuit's  wider  e"mol  en  F.  ge"! 
bei  Aussichten  auf  ein  gutes  Weinjahr. 

sechs-e  =  d-sechzg.  Dazu  sechs-e^-sechzgerle",  ein 
Kartenspiel:  wer  zuerst  66  und  mehr  hat,  gewinnt 
ZSth.  (selten  mehr  gespielt). 

Sechzger  m.;  1.  wer  im  Jahr  1860  geboren  oder 
60  (zwischen  60  und  70)  Jahre  alt  ist  (en  höche''  S.J  Aa; 
Th:  Z  und  sonst.  —  2.  Mitglied  eines  Rates  der  Sech- 
zig, so  in  B  (Ansh. 2 III  465);  U  (LB.  1633.  1645/1723). 

Epfel-:  Apfelwein.  Wenn  der  Papa  meint,  der 
saure  Ä.,  wo-mer  uf  unserem  Güetli  g'herbstet  händ, 
sollte  mir  wie  Nektar  schmecken  ...  JM.ehly  (Bs). 

SeJtzger  eig.  (schlechter)  Wein  die  Mass  zu  60  Rp.  oder 
vom  Jahre  60  (vgl.  Gr.  WB.  IX  2803)?  Eis.  Brunnen-, 
Schepfen-SSchziger  bei    Martin-Lienh.   II   324/5. 

sechzgnist:  60  mal  L. 


s.iil.  seil,  sid,  so<l.  snd. 

Vgl.  auch  die  Gruppe  mt  usw. 

sällere"  (nur  in  ver-s.),  sadere"  f-erren  BHa.): 
I.  zerstreuen  BHa.  Tüon  doch  nid  eso  s.!  —  2.  tropfen- 
weise fallen,  sickern,  vom  Regen,  vom  Inhalt  eines 
rinnenden  Fasses  ZS.,  auch  lt  Spillm.  Syn.  seiferen. 
.Mit  Kraft  nebenhin  fliessen'  ZLunn.  —  3.  a)  rasch 
laufen,  trippeln,  von  kleinen  Kindern  und  Erwach- 
senen ZO.  — ■  b)  von  einem  hinuntersausenden  Schlit- 
ten ZrS.  Das  het  g'säderet!  La"  s.,  beim  Schlitten- 
fahren dem  Schlitten  vollen  Lauf  lassen  BG.;  Z. 
Las' -es  la"  s  !  auch  in  übertr.  S.,  =  lass  der  Sache 
ihren  Lauf.  —  Vgl.  zaderen,  zatteren  und  ihre  Sippe,  zu  2 
auch  soderen,   zu    3    haderen  II  (Bd   II    9S3),    sowie   särren. 

use"-:  heraussickern,  aus  einem  rinnenden  Fasse 
ZrS.  —  ver-sadere"  BHa.,  -säd(e)ren  BGt,  Sigr.: 
1.  (unordentlich)  verstreuen  BHa.  Du  tüostja  Alls  v.! 
—  2.  versickern  BSigr.  Das  Wasser  versäderet  im  Erd- 
hoden. —  3.  .allmählich  verderben.'  ebd.  Das  Obst 
versäderet  an  den  Bäumen.  —  z  e  r -  säd(e)re".  Nur  im 
Ptc.  Zersäderred  dehar  chun,  am  Tisch  sitzen,  zer- 
streut, mit  grossen  Zwischenräumen  zwischen  den 
Einzelnen  BHa.  Von  Herden  BGr.  ,Der  Geis'hirt 
kann  unmöglich  seine  zersädreten  Trüppchen  immer 
mit  einander  überwachen.'  Bärnd.  1908.  .Zersädret  [in 
lose  Rudel  zerstreut]  treiben  die  Schafe  sich  in  den 
entlegensten  Einöden  umher.'  ebd.     Syn.  ver-zütteret. 

„Sädel  m.:  Fleck,  der  durch  sädlen  (s.  d.)  ver- 
ursacht wird  Scbw;  Zg"  (St.- . 

Ge-säder  n.:  Unordnung  BHa.  Mach  nid  eso  es 
ff..'    Du  machst  ja  es  G.  wie  d'  Henni. 

Sädere-  f.:  Ohrfeige  BG.  Die  Alti  het  es  Rüngli 
tschäderet,  bis-si  e"  S.  erwütscht  het  vam  Alte"  ... 
A.  hi2gi  ö~ch  ne"  S.  erwütscht,  nachdem  er  dem  B.  e" 
Watsche"  het  la"  flädere".  Bauernst.  1900  (BG.). 

sädle":  tropfenweise  fallen  ZS.,  „Flüssigkeiten 
aus  dem  Mund  auf  die  Kleider  triefen  lassen  Scbw; 
Zg"  (St.2). 

ver-:  1.  verstreuen,  umher  streuen  GG.;  ScbwE., 
verschütten  ZSchwerz.  —  2.  sudeln,  versudeln  SchwE. 

Sädlete"  f.:  zerstreute  Dinge,  kleine  Münzen 
usw.  G  (Zahner). 

Saili:  Taufn.,  Adam  SMelt.  —  Wohl  aus  [H„„jt  Adi 
(s.  Bd   I   90);   vgl  Suechel  mit  Anm.   (Sp.  237). 

Sadrach:  1.  Taufn.  ,S.  Thomann',  ein  gelehrter 
Theologe.  Ende  XVI.  (so  1574),  ZStdt.  -  2.  Sädrach 
(lt  Dan.  Sä-)  m.,  Scheltwort  für  einen  wilden,  zornigen 
Menschen,  Wüterich  B  (vWyss);  Z,  böses  Weib  Z 
(Dan.).  Du  S.!  Z.  So  schon  bei  UHegner.  Auch  als 
Ausruf  ärgerlicher  Überraschung:  .s'..'  Z  (individuell?). 

Name  eines  der  drei  Mäuner  im  Feuerofen  (Dan.  I  7). 
2  cuphem.  für  Satan  (unter  Einftuss  von  Urach);  so  auch 
ausserschweiz.  (Wand>  III  1825;   Gr.  WB.  VIII  1629). 

.Sedell  Aa;Bs;B:  Gl;  Gr  (einmal  Z-;  s.Hüener-S.); 
L:  PAL  (SeduIJ;  GWb.;  Schw;  S;  TB.;  Uw;  U;  W 
(Sedul,  -il,  in  Salg.  -e-J;  Zg;  Z,  Settel  GrNuI'.;  Z  (-c- 
s.  Anm.)  —  m.  (PI.  Sedia  BR,;  TB.,  sonst  meist  un- 
ver.),  in  PAL;  W  n.,  Dim.  Sedeli:  1.  a)  in  Bs;  B;  S; 
Ndw;  Z  mehr  oder  minder  häutig  auch  Dim.,  Sitz- 
stange für  Hühner,  Tauben  usw.,  auch  im  Vogelkäfig. 
aaOO.  Syn.  Seigel  Die  (Wacht)  b'schliesst  alli  Obe"'! 
's  Tor,  wenn  d'  Hüener  uf  <>em  S.  sind.  Hixperm. 
X>'  Hüener  hocl;e"d  scho"  uf  <'em  S.   ZO.     Si  hocke'd 


l':>- 


wie  d'  Wiener  uf  ''em  S.,  so  unbeweglich  Z,  so  dicht 
beisammen  ZStdt  (I>r  vMuralt,  mit  der  Form  Settel). 
.Eine  ausgelaufene  Stube,  in  der  die  Goven  auf  allen 
Stabellen  und  Bänken  herum  hocken  wie  die  Hühner 
auf  den  Sedein.'  MLien.  1898.  Wie-n-e"  Gügger  uf 
sV"m  Sedeli,  we'tt  chüderlen-ich  mi"'m  Mädeli.  JCOtt 
1864.  Im  PI.  Min  Vogel  sitzt  nie  uf  d'  Sedeli  BsStdt. 
Hesch-em  [dem  Vogel]  d'  Sedeli  'butzt?  ebd.  ,Sädel, 
sitz,  da  sich  die  vögel  setzend,  sedile  avium;  den 
hüeneren  sädel  machen,  construere  cubilia  gallinarum.' 
Fris.;  Mal.  ,In  der  Nacht  kam  ...  ein  grausamer 
Ardbidem,  dass  ...  die  Hüener  mit  irem  Geschrei  ab 
iren  Sädlen  fielen.'  1610,  Badernohr.  ,Der  Sedel, 
Hüenerrick,  sedile  gallinarum,  pertica.'  Red.  1662. 
,Der  han  uf  dem  s.'  in  der  Bechtsspr.;  zur  Sache  vgl. 
Wack.  1874,  78.  ,Weler  ouch  stirbet  uf  des  gotshus 
güeter  von  Zürich,  von  dem  sol  min  herr  nemen  das 
best  houpt,  das  er  hat  lebents,  und  hat  er  anders  nüt, 
so  sol  er  nemen  den  han  uf  dem  sädel  [andre  Hs. 
, sedel']  oder  die  katzen  bi  dem  für,  ob  er  wil.'  XIV., 
ZMeil.  Offn.  ,[Wer  in  seinem  Hause  tätlich  angegriffen 
wird,  dem]  mag  sein  Haussgesind,  ob  er  eins  hat,  Ge- 
zcug  sein  in  dieser  Sach.  Hat  er  aber  nit  Haussge- 
sindt  und  hat  uff  die  Zeit  einen  Hundt  in  seinem 
Hauss  gehept  . . .  den  mag  er  nemmen  an  ein  Seil  und 
drei  Halm  von  seinem  Tach  [als  Zeugen]  . . .  Hat  er 
aber  uff  die  Zeit  keinen  Hundt,  sonder  ein  Katzen 
hiuder  der  Herdtstatt  oder  einen  Hanen  uff  dem  Sädel, 
er  nimpt  eins  under  den  zweien,  welches  er  will,  an 
den  Arm  und  drei  Halm  von  seinem  Tach  . . .'  1611, 
BsEq.;  nach  Ochs  ÜI  186  ähnlich  schon  Anf.  XV. 
Z'S.  (in  TB.  mit  Dat.  PI.  «'  Sedlu-J  gä>;  von  Hühnern 
usw.,  sich  zur  Nachtruhe  auf  den  S.  setzen  Aa;  B; 
Gr;  TB.;  ZO.,  scherzh.  auch  =  schlafen  gehn,  von 
Menschen  B.  ,Ein  Huhn  nach  dem  andern  geht  z'  S.' 
Gotth.  ,Die  Hühner  würden  gemeint  haben,  es  sei 
schon  Zeit  z'  S.  zu  gehen.'  ebd.  Wenn  d'  Henni  friej 
zy  S.  gän,  gibts  schlechtes  Wetter  BGr.  (Bärnd.  1908, 
155);  ähnlich  ZU.  Anderwärts  gilt  das  Gegenteil: 
Wenn  d'  Henne"  am  ÄbeH  nid  z'  S.  welle"  (wend),  so 
chunnt's  leid  (leid  Weiter)  GrD.  (B.),  Schud.  ,Röseli 
glaubte,  das  Wetter  wolle  ändern,  die  Fische  sprängen 
im  Bache  und  die  Hühner  hätten  lange  nicht  z'  S. 
wollen.'  vAlmen  1897.  Eine  andre  Wetterregel  unter 
Begen  (Bd  VI  725).  Mit  de"  Hüenere"  z'  S.  gä";  s.  Bd 
II  1371  (auch  AaKöII.).  S.  noch  siben  2  g  (Sp.  56). 
Z'  S.  fliege".  Der  Hatte  si  uff  e"  Latten  uff  g' flöge" 
z'  S,  Bühler  (GrV.,  ,die  Bremer  Stadtmusikanten'). 
,Wir  wüssten  nüt  vom  rechten  grund  [des  Glaubens], 
auch  weder  nüw  noch  wädel,  vil  minder  dann  der 
han  die  stund,  wenn  er  solt  fliegen  z'sädel.'  1550,  Z 
Lied.  Z'  S.  si"  B  (scherzh.  auch  von  Menschen);  Gr. 
D'  Henne"  sind  afa  lengste"  z'  S.,  mer  wend  auch  ga" 
ligge".  Scbwzd.  (GRPr.).  ,Die  Krähen  waren  längst 
z'  S.,  wenn  die  auseinandergiengen.'  Gotth.  Epper 
z'  S.  trlben,  zur  Ruhe  bringen,  ihm  den  Meister  zeigen 
BR.  (eig.  von  widerspenstigen  Hühnern).  In  weitern 
übertr.  RAA.  ,[Für  Menelik  ist  der  Verzicht  seiner 
Gemahlin  auf  den  Tron  immerhin]  noch  angenehmer, 
als  wenn  sie  ihn  vom  Tron  gejagt  hätte,  dann  selber 
auf  den  S.  geflattert  wäre.'  B  Volksztg  1907.  .Die 
Wahlen  haben  gezeigt,  dass  die  sog.  Demokraten, 
welche  Ausgangs  der  70er  Jahre  Hahn  oben  im  Kratten 
waren,  um  viele  Sädel  heruntergepurzelt  sind.'  ebd. 
1902.    , Einen  auf  den  S.  setzen',  zu  Amt  und  Würden 


berufen,  ebd.  1901.  Uf  Hm  S.  obe"  si"  (sitze"),  hoch 
in  Ehren  und  Ansehn  stehn,  vornehm  sein  (oder  auch 
nur  sich  dafür  halten)  Ndw;  UwE.  Ab  ''etn  S.  appef 
g'heie",  an  Ansehn  usw.  verlieren  S;  UwE.  Er  isch 
ab  ''em  höche"  S.  abe"g'heit,  arm  geworden  S.  .[Ulrich 
Rösch]  hett  keinen  nebend  im  liden  mögen,  der  mer 
gwalts  gehebt  hott,  nachdem  und  er  abt  Caspar  ouch 
ab  dem  sädel  gstossen  [zum  Rücktritt  gezwungen] 
hatt.'  Vad.  Auch  sonst  in  freierm  Gebrauch.  , Einen 
eigenen  Reiz  mag  zwar  für  Viele  auch  das  Nomaden- 
wesen der  unstäten  heutigen  Zeit  an  sich  haben ; 
lustig  mag  es  sein,  wie  das  Vöglein  in  den  Zweigen 
sich  bald  auf  diesen,  bald  auf  jenen  S.  zu  setzen  ...' 
Breitenst.  1868.  Wo-n-ieh  . . .  uf  der  Gade"stege"  hocke" 
. . .  seit  d?  Muetter :  Mach  jetz,  •'ass  d'  vo"  selbem  S. 
abe"  chunnst.  BWvss  1863  (S).  Vom  erhöhten  Sitz 
der  Musikanten:  Wie-n-er  Das  seit,  so  föht  d'  Müsig 
a"  uf  Hm  S.  obe" :  hutüta  bum  bum  bum.  JReinh.  1904 
(SL.).  Vom  Sitz  am  Webstuhl  S;  s.  prästieren  (Bd  V 
835).  Er  hocket  uf  Hm  S.,  auf  dem  Abtritt  AaF.,  Ke. 
Stigeli  Stegeli  ab  ''em  Sedeli!  Spiel  auf  einem  sog. 
Leiterwagen:  Eins  der  Mitspielenden  läuft  aussen 
herum  und  sucht  die  oben  Stehenden  zu  berühren; 
wer  sich  berühren  lässt,  muss  seine  Stelle  einnehmen 
S;  vgl.  sediert.  —  b)  Käfig  S  (vereinzelte  Angabe). — 
C)  Wohnung,  Aufenthaltsort  BR.  —  2.  Leitersprosse 
Bs;  Gl.  Syn.  Seigel;  Spettel.  —  3.  festgetretener 
schmaler  und  erhöhter  Weg  im  Schnee  in  den  Bergen 
GrL.     Syn.  Räf  I  (Bd  VI  633/4). 

Ahd.  »Idol,  uihd.  sedel  m.  n.,  Sitz  (Sessel,  Sattel),  Ruhe- 
sitz, Wohn-,  Landsitz;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1628.  IX  2806/7, 
dazu  Martin-Lienh.  II  326.  Das  -tt-  in  OrNuf.  stammt  aus 
dem  Dat.  PI.  oder  eher  noch  aus  dem  Vb;  in  dem  vereinzelt 
für  ZStdt  angegebenen  Settel  dürfte,  wenn  nicht  ein  blosser 
Irrtum  vorliegt,  Vermischung  mit  Spettel  im  Spiele  sein. 
Die  unter  la  in  RAA.  und  sonst  hervortretende  allgemeinere 
Verwendung  des  W.  knüpft  (viell.  mit  Ausnahme  des  Vadian- 
beleges)  kaum  au  die  weitere  altdeutsche  Bed.  an,  sondern 
es  handelt  sich  dabei,  wie  auch  das  Sprachgefühl  es  auffasst, 
um  jüngere  Übertragung  von  der  Bed.  Hübnerstange  aus. 
Auch  ]  b  und  c  gehn  davon  aus,  ebenso  2,  wählend  aller- 
dings 3  deutlich  auf  die  Vorstellung  eiuer  Bank  oä.  zurück- 
weist. Vgl.  Sidel  und  seine  Sippe.  —  Häufig  ist  S.  in  Lokal- 
uamen,  denen  zT.  ebf.  jetzt  abgekommene  Bedd.  des  W.  zu 
gründe  liegen  werden.  ,(Im,  auf  dem)  S.',  meist  mehrfach  iu 
Aa;  Ap;  B;  Gl;  Gr;  L;  G;  Schw;  Tb;  üw;  Z.  ,5  Jucherten 
im  Sedel.'  1653,  AaWett.  Arch.  .Ober-,  Unter-'  Aa;  Ow. 
,Armen-'  ZMarth.  (.Reben  im  A.'  Z  Anitsbl.  1904).  .Vorder-' 
ZBär.  .Gross-'  L.  .Hinter-'  GT. :  ZBär.  (auch  .im  hintern 
S.').  .Klein-'  L.  .Mittler-'  L;  ZBär.  .Rüben-'  Uw.  .Schwein-' 
XVIII.  /  XIX.,  LHerg.  .Wolfet-'  (aus  .Wolfrats-')  ZStern. 
(HMeyer  1849,  83).  ,S.-Egg'  GHemb.;  Tb.  ,-Bach'  B  (schon 
im  XVI.):  L.  ,-Buck'  Z.  ,-Berg'  6.  ,-Stutz'  GWattw. 
,-Weid'  L.  ,-Wald'  L;  Uw.  Vgl.  auch  die  Ann),  zu  Segel. 
Abi.  .Sedler-Hölzli,  -Bühl'  Tb.  .Sädleren'  f.  Schw  (ADeltl. 
1905,  76).  Unsicher  siud  folg.  Personennamen.  ,.lo>.  Würga- 
sedel.'  1539,  ThManneubacb.  ,Hanss  Sedel  Berger.'  1609. 
GT.  Rq.  255. 

Vogel-:  =  Sedel  1  a.  .Sedile  avium,  vogelsädel 
(-sedel).'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677.  -  Hane"-:  =  Sg- 
del  1  a.  Uneig. :  ,Jetzer  sache  seine  verbutzte  Vätter 
ab  ihrem  Hanensädel  steigen.'  Stettler  Chr.;  ,ab  irem 
hanbom.'  Ansh.  —  Henne"-,  Henna"-:  Sedella 
GrRIi.;  W  (n.). 

Hüener-,  in  ScuSchl.  Hur-  (nasaliert):  =  Sedella 
Aa;  SchScIiI.  (auch  Hühnerstall).  .Sedile,  stuol,  huen- 
rensedel.'  Voc.  oi>t.  .VV'ir  stiegen  hinauf  bis  zur  Furka. 
Maschun    genannt,    welches   romansche   Wort   so   viel 


299 


Sau,  seil,  sid,  sod,  sud 


300 


heisst  wie  Hühnerzadel.'  Gr  Sammler  1781,  38  (Pfr 
Catani).  S.  auch  Hüener-Riek  (Bd  VI  818).  Als  Fluch; 
s.  JBotz  (Bd  IV  1998). 

-Zadel  Schreibung  für  -Zedel;  der  An).  Z-  ist  wohl  von 
irrtümlicher  Auflösung  der  häufigen  Verbindung  z  Sedel 
i  ausgegangen  oder  von  d'sS-,  vorausgesetzt,  dass 
das  W.  auch  in  Gr  als  Neutr.  vorkam  (vgl.  dazu  die  Anm. 
zu  Sich  Sp.  13S):  vgl.  aber  auch  Zeiget  für  S-.  Öfter  als 
Ortsn.  B  (.Dein  uffem  Hüenersädel  ein  venster.'  1533,  B 
KM.):  L  (Einkünfte  ,in  parochia  Littowa  [Littau  bei  Luzern]: 
de  bouo  hüenrsedel  sol.  6.'  1314,  Gfd:  drei  Höfe  zum 
Hühnersedel  iu  der  Pfarrei  Wangen  lt  Seg.  EG.  I  617); 
SchBuch;  Schw;  ThSteckb.  (BSer-S.);  U;  Z  (mehrfach: 
.acher  im   Hüencrsedel/    löö'J,   ZAud.). 

Spatze0-.  , Schön  macht  sich  das  ...  Stangenwerk 
[der  elektrischen  Bahn  Burgdort'-Thun]  mit  seinen 
Spatzensädeln  gerade  nicht.'  BVolksztg  1899. 

Ge-sedel  n.:  Ruhesitz  der  Vogel,  übertr.  Nacht- 
lager BM.,  R.  —  Mhd.  gesedele  n..  Sitz,  Wohnsitz,  An- 
siedelung. 

Sedele-  Sedier  f.:  1.  Hühnerstange  GMs.  —  2.  pri- 
mitiver Durchlass  durch  einen  Zaun,  bestehend  aus 
1— ei  Querstangen,  die  in  Seitenpfosten  eingelassen 
und  beweglich  sind.  ebd.     Syn.  Sidel  3. 

Stdk"  (neben  ti'tth"  Vb)  weist  durch  deu  gedehnten  Stamm- 
vokal und  das  erhaltene  d  auf  junge  Synkope  des  Mittel- 
vokals.   Hieher   die  Flurn.   .Obere  Sädle,  Sädleboden'  GMs. 

Hüener-Sedele":    Ortsn.,    Wald    bei  BSchangn. 

sedle"  Aa;  Bs;  B  (in  Br.  im  Kindervers  seddien); 
Gl;  GRChur,  D.,  Mai.,  Pr.,  Seh.,  Spl.,  Ths;  GW1.;  S; 
TB.;  WBinn  (neben  -U-;  s.  ab-s.);  ZO.,  setOe"  Gr 
Chur,  auch  lt  Killias,  Nuf.;  GMs,  W.:  1.  intr.  und  refl. 
a)  von  Hühnern,  Vögeln,  sich  auf  den  Sedel  setzen 
Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  GMs,  Wl.;  S;  ZO.  D'  Hüener 
sind  scho"  go"  s.  ZO.,  händ  scho"  g'settlet  GMs.  Die 
Vögel  sedlend  auf  den  Bäumen  GRChur.  S.  auch 
Lesp  (Bd  III  1462).  Si  sa  Henneli,  am  Morge"  friei 
im  Tänneli,  es  grigelled,  es  grägelled,  hopsassa,  es 
sädelled  BBr.  (GZür.  1902).  ,Sädlen,  sich  auf  den  sädel 
niderlassen,  considere.'  Mal.  Häufiger  refl.  Z' Nacht 
sedlet-es  [das  zahme  Rotbrüstchen]  -sieh  nebe"  nwh. 
RMbter  1833.  ,An[no]  1485  ist  eine  solche  Finsternuss 
an  der  Sonnen  gewesen,  dass  man  sähe  die  Hüener, 
wie  bei  anbrechender  Nacht,  sich  sädelen.'  FrHaffner 
1666.  ,Auch  sind  [im  April  1595]  in  dem  Schnee  die 
Vögel  huffewiss  aben  in  die  Tiefe  gfloge  und  habend 
sich  in  deu  Hüsern  und  Ställen  zu  den  Hühnern  ge- 
sedlet.'  1734,  Gr  (Bund  1899,  77).  Davon  Henne"  s., 
ein  Kinderspiel:  die  Mitspielenden  setzen  sich  bis  auf 
Eines  auf  die  eine  Leiter  eines  Wagens  und  strecken 
die  Füsse  hinter  sich  zwischen  den  Sprossen  durch, 
Eines  streckt  seine  Füsse  durch  die  andre  Leiter; 
gelingt  es  ihm,  Eines  der  ,Sädlenden'  mit  dem  Fusse 
zu  berühren,  so  muss  dasselbe  seine  Rolle  über- 
nehmen GRChur;  dafür  in  GW.  (Wage")  s.;  vgl.  Se- 
del 1  a  (Sp.  298).  Sprw.  Buch  g'sedlul,  teiff  g'gaglut 
TB.  Wohl  immer  mit  scherzh.  Beiklang  auch  sonst 
von  Menschen,  sich  (behaglich,  umständlich)  hinsetzen, 
lagern,  niederlassen  (ebf.  meist  refl.)  Bs;  B;  GrD., 
Mai.,  Rh.,  Ths;  S.  Wo  im"-mer-i"s  s  ?  Bs  (Seiler). 
Mer  hein-i"s  du  g' sedle t  B;  Gr.  Si  hei"-sech  am  Fen- 
ster üf  de"  alte"  schöne"  Stroustüele"  g'sedlet.  RIscher 
1903  (noch  öfter).  ,Bald  haben  sich  die  Kinder  [in  der 
Schule]  g'sedlet:  Schwz.  Lehrerinnenztg  1905  (BE.). 
.Sobald  die  Frau  Landvögtin  sich  gesädelt  hatte  und  die 


Lismetcn  im  Gang  waren,  fragte  ich  . . .'  Gotth.  ,Sie 
sädelten  sich  um  den  Kamin,  brannten  die  Pfeifen  an, 
machten  es  sich  recht  behaglich.'  ebd.  Hest-di'*  gU°* 
g'sedlet?  ungeduldige  Frage  an  Jmd,  der  lange  nicht 
Platz  nimmt  BG.  Chommed-er-n-i  [euch]  nid  z  s.? 
GrD.  (Bühlcr).  We""-d'r  uch  einist  deu"  eppa  g'sedlet 
hätti'd,  su  chönnten-m'r  de""  Epjjis  a"fäh"  mid  an- 
andren b'richten  BR.  Sich  ansiedeln,  sesshaft  werden 
Bs;  B;  S.  Der  Grüsel  dö  [der  Zwingherr],  uo-si'''  im 
Schloss  dö  obe"  g'sedlet  het.  Schild  1860.  Er  het  nit 
chönne"  s.,  von  Jmd,  dem  es  nicht  gelungen  ist,  sich 
zu  halten,  festzusetzen  Bs.  Übertr.  (sich  setzen  und) 
ruhig  werden,  von  lärmenden  Kindern:  Wenn-dtr-eeh 
iez(e")  de""  nid  gl\'h  s.  weit,  so  chumen-ich  mit  der 
Ruete"  BE.  Von  aufgeregten  Menschen,  sich  beruhigen 
BLütz.  (Bärnd.  1904,  171).  —  b)  mit  Richtungsbe- 
stimmung, irgendwohin  fallen  Gr  (wohl  auch  nur 
scherzh.);  vgl.  ab-s.  Syn.  seglen.  Bist  z'  Bode" g'settlet? 
GRNuf.  D's  Näni  spert  d'  Stube"tür  offe",  dass  das 
Dussnig  [das  draussen  im  Dunkeln  Stehende]  nid  in 
d'  Chellertolle"  ab  sedti.  Schwzd.  (GrScIis).  —  2.  tr., 
setzen,  einen  Sitz  anweisen.  ,Die  Lehrerin  beginnt 
die  Kinder  zu  s.'  Schwz.  Lehrerinnenztg  1905.  Zum 
unruhigen  Kinde:  J'h  will  dich  bald  ei"s  s.!  BBr. 

Mhd.  rtdelen  intr.  und  tr. :  vgl.  Gr.  WB.  IX  2807.  Zu 
eetüen  vgl.  zB.  roltlen  II  mit  Anm.  (Bd  VI  1794/5);  das 
Schwanken  zwischen  settlen  und  sedlen  beruht  auf  dem  Eiu- 
fluss  des  Subst.   Sidel. 

ab-  sedle",  -s'ettle":  hinunterfallen  WBinn  (scherzh.) ; 
vgl.  sedlen  1  b.  Er  ist  abg'scttlet.  Gib  acht,  su"st 
sedlest  da""  ab!  —  üf-:  =  sedlen  1  a,  von  Hühnern 
Aa;  GW1.  Üfg'sedleti  Hüener  Aa.  —  a"-:  sich  nieder- 
setzen, ansiedeln  BBe.,  Ha. 

Sedel  II  Sedu  in.:  Aufsatz  BStdt  (Schülerspr.). 
Mer  hei"  hüt  e"  S.;  hesch  du  d'r  S.  fertig?  —  Im  .UV. 
VI    159   irrtümlich  Sid«. 

sede°  (-e'J:  üppiges  Getreide  oben  abschneiden, 
damit  es  nicht  zu  schwer  werde  und  zur  Erde  sinke 
BsThenv.,  auch  lt  Seiler. 

Dafür  sonst  .schröpfen',  auch  .(ab)serben'  (Gr.  WB.  IX 
1769.  X  1.  ti-21),  .grasen-  (Sanders  I  618).  Das  W.  stammt 
wohl  aus  der  roui.  Nachbarschaft.  Liegt  vielleicht  eine  Patois- 
form  für  "»eetar«  (dauph..  lyoun.  seita  sägen)  abschneideu. 
zu   gründe'/ 

Sedezli  n.:  Sedezbuch  Sch  lt  Kirchh. 

Sedie"  f.?  ,[Es  darf]  weder  Tags  noch  Nachts  im 
Schlitten  noch  in  Sedien  im  Advent  und  Fasten  ge- 
fahren werden.'  1750,  L  Mand.  (Gfd  32,  255). 

Wohl  aus  it.  tedia.  Ist  eine  Art  Schlitten  gemeint  (vgl. 
Sewel-SchUUen)  ?  Und  sollte  am  Ende  das  rätselhafte  &6»e 
(Sp.  4'2|   für   Sedie  stehen? 

seid  [dort]  s.  seid. 

sid  usw.  [seit]  s.  Sit. 

Sidacher  -ocher  ScHSt.,  Siedacher (Öpfel)  Th: 
Apfelsorte. 

Sidel  (vereinzelt  im  XVII.),  Sidele"  Aa;  Gl;  LE.: 
l'Al.  (Sidüia ItGioiä.,  1.  Sidilla? ') ;  GoT.;  Tu;  Z.  Sidle" 
GuPr.,  lt  Klotz;  GStdt  (Wegelin)  —  f.,  Dim.  Sideli 
B(Zyro):  1.  a)  Sitzgerät  von  verschiedener  Form  und 
Grösse,  o)  (altmodischer)  Stuhl,  Sessel,  meist  mit 
vier  schräg  nach  auswärts  gestellten  Beinen,  die  in 
das  flache  Sitzbrett  eingezapft  sind,  und  mit  (herz- 
förmig oä.)  durchbrochener  (in  Aa  lt  Rochh.  ohne) 
Kücklehne  Aa:  Gl  (Syn.  Stdbettm,  unterschieden  von 


::ul 


302 


Sfcttdund  Sessel);  GrPi-.;  USt.lt  (.Stabelle,  auch  Stuhl'), 
oT.;  „'IVDiess.  (.alter  Stuhl1),  Kr.  (.Sessel,  verschieden 
von  Stabelle');  Z  (Syn.  Sehab'eUen,  St-).  E"  hei"  einzigi 
S.  ist  lar  g'sl",  uf  dem  Rue'-bett  isch-es  g'sl"  we  in-ere" 
Hürbi.  CStreiff  1904;  s.  auch  ranschen  (Bd  VI  1156). 
D's  Anneli  [soll]  S.  ab  der  Schlafgade'chammer  abi" 
hole".  Gl  Volksgespr.  1830.  Vo"  dene"  Bürdete"  Holz, 
der  S.  öni  en  Rugge",  dem  rerluttrele"  Tisch  . . .  und 
was  siist  noch  da  ist  [auf  dem  Dachboden].  Usteri. 
Das  Storchenegg-Anneli  nennt  auch  die  Polstersessel 
in  der  Stadt  S.:  Bö  stellt-s'  [die  Gotte"  in  der  Stadt] 
-wer  dann  e"  S.  zum  Tisch  ...  du,  wo-n-i'*  dünn  ah- 
g'sesse"  bi",  wenn-i'h  nüd  g'meint  g'ha"  ha",  ich  sei  irin 
Lüfte'  ...  [es  war  so]  grüsam,  grüsam  lind,  vil  linder 
noch  a's  uff-mc"  Hufe"  Mies.  Stutz,  Gem.  Für  Stühle 
der  beschriebenen  Art  bis  in  die  neuere  Zeit  auch 
noch  in  der  Schriftspr.  gebräuchlich,  so  in  Gantaus- 
schreibungen, in  Museumskatalogen  usw.  (doch  häu- 
figer .Stabelle').  Da  solche  Stühle  nach  dem  Zeugniss 
von  Antiquaren  erst  in  der  1.  Hälfte  des  XVII.  auf- 
gekommen sind,  bezeichnet  das  W.  in  den  frühem 
(und  möglicherweise  auch  noch  in  spätem)  Belegen 
ein  Sitzgerät  von  andrer  Form,  ohne  dass  sich  Näheres 
darüber  feststellen  lässt;  zT.  kann  auch  ß  gemeint 
sein.  Vgl.  die  Zssen.  .Ist  erkennt,  das  nun  hinfür 
ein  jeder  burgerraeister  an  sinem  geordneten  sitz  und 
nit  mer  hie  niden  uf  der  sidlen  sitzen  solle.'  1505, 
Z  EM.  ,[Zwingli  studierte]  nit,  wie  sunst  menigklich, 
sitzend  und  by  der  wärme,  sunder  allweng  darzuo 
gestanden,  Iainende  über  ain  sideln  in  einer  besun- 
deren,  uningefüreten  stuben  . . .'  Kessl.  ,N.  schluog 
mit  letzer  Hand  tröwens  wis  uf  die  sideln  und  redt  . . .' 
ebd.  .Ein  sidelen  uff  der  louben.'  1571,  Z  Inv.  ,Habe 
der  selbe  einen  Stoss  ...  bekommen,  dass  er  über 
z'  Sidelen  [1.  d'  S-]  ab  gefallen  syge.'  1623,  Z.  ,6  Si- 
delen im  Stübli.'  1673,  ZHerrlib.  Kaufbr.  ,1  Sidelen 
samt  Küssi.'  1714,  ZInv.  ,1  Sidel(l)en.'  1790,  ZOttikon 
(zweimal).  ,2  Sidele.'  1793,  ZTu.  Inv.  ,1  Siedelen.' 
1797,  ebd.  ,S.'  neben  .Bank.'  ,Um  6  nüw  sidalen, 
zwen  tisch,  2  stüel,  bank  und  bankkestli.'  1577,  L. 
,Da  sei  sie  auf  der  Sidelen  und  er  auf  der  Bank  ge- 
wesen.' 1750,  Gl  JB.  Neben  andern  Bezeichnungen 
von  Sitzgeräten.  .Ein  sessel  ...  ein  sidlen.'  XIV., 
ZAnd.  Offn.;  s.  Bd  V  1100  o.  ,Sedile,  sitz,  stuol,  eässel, 
sidlen.'  Fris.  ,Die  sidlen,  stuol  mit  einer  lienen,  sedile.' 
Mal.  ,[Dem  Tischmacher  für]  buffet,  sidelen,  stüel.' 
1573,  B.  .Sedile,  Sitz,  Sidel  [fehlt  1716],  Sessel.' 
Denzl.  1677.  .Die  Sidelen,  Sessel  ...  in  der  Stuben.' 
1703,  Z.  ,1  Sidelen,  1  Stuhl.'  1710,  ZEmbr.  Inv. 
,4  lange  Tische,  7  lange  Stuhl,  12  Sidelen.'  1787,  Z 
Eüschl.  (Inv.  des  Gesellenhauses).  , Tische,  Stühle 
und  Sidelen  im  Gmeindhaus.'  1820,  ZZoll.  .Grosse, 
kleine  S.'  ,7  Sidelen,  3  kleine  Sidelen,  6  Stabellen  ... 
4  Sessel.'  1609,  Z  Inv.  .Zwo  gross  Sidelen.'  1618,  ebd. 
,1  kleine  und  1  grosse  Sidelen.'  1625,  ebd.  Dim. 
Sideli.  kleiner  angenehmer  Sitz  übh.  B  (Zyro).  , Sidel 
f.,  Sidelin  n..  Shabelle,  sedile,  sedes,  scabellum.'  Red. 
1656.  ,Ein  Dutzend  Sideli.' 1660,  ZWth.Inv.  Unklar: 
,10  aufgerüstete  Better,  1  Tisch.  8  krumme  Stuhl,  ein 
dito  ohne  Sidelin,  eine  Bücherstande...'  1035,  Ölh.1840, 
99  (Hausrat  eines  Gasthofes).  —  ß)  Bank  mit  Rück- 
lehne (,panca  a  schienale')  PA1.  (Giord.)  Mehr  oder 
weniger  lange,  schmale  Truhe,  die  zugleich  als  Sitz- 
gerät und  als  Behälter  für  Gewand  usw.  diente.  .Ein 
beschlossne  sidelen.'  um  1550,  Z  Stliii inbiicher.    .Ein 


sidelen,  darinri  allerlei  werchtäglich  gwan.i.'  1571. 
ZInv.  .Lange  Sidelen.'  1627,  Tu  Inv.  —  y)  beson- 
dere Verwendungen.  Im  Kirchendienst.  .[Eine  Tösser 
Schwester  sieht  im  Traum]  das  gar  fll  heren  in  den 
kor  giengent.  ...  under  den  allen  ain  gar  erwirdiger 
her,  der  was  angelait  als  ain  bischof  . . .  und  do  sy 
alle  für  den  altar  koment,  do  gieng  der  selb  herr  für 
die  sidelen  ston  .  . .'  EStagel.  ,Ouch  wurden  uss 
beiden  sacrastyen  hinweg  trägen  und  sygristencamer 
allerlei  trögen,  allmerginen,  cäspli,  sidelen,  trucken.' 
1525,  Z.  .Dem  dischmacher  vom  predigstuol  in  der 
kilchen  uf  der  Nydeck  und  die  sidelen  ze  machen.' 
1566,  B.  Richterstuhl  oder  -bank:  ,Es  bat  ouch  N.. 
daz  man  kein  urteil  sprechi  ...  als  lang  unz  die 
sidenlen  in  dem  kelnhof  mit  frigen  richteren  besetzt 
wurdint.'  1427,  Arg.  —  8)  uneig.  für  den  Inhaber 
einer  S.  .[Gebüsst  wird]  wer  nicht  nach  dem  . . .  Rang 
hervortrittet  und  balotirt.  Die  Ordnung  dabei  ist 
folgende:  es  fangen  die  Siedelen  in  abwechselnder 
Ordnung  an,  und  zwar  jeweilen  mit  dem  Heimlicher, 
hernach  die  privilegirten  Amtleute  [usw.].'  BBussen- 
ordn.  1793.  —  b)  „Bank  oder  Gestelle  in  den  Küchen, 
worauf  die  Wasserbehälter,  öfter  auch  die  gewaschenen 
Küchengeräte  stehen  LE";  irrtümlich  auch  für  „Gl." 

■2.  auch  Dim.,  =  Sedel  la  (Sp.  296),  Sedelen  1  (Sp. 
299),  .Vorrichtung  im  Käfig  für  Vögel,  Hühner'  B 
(Zyro).  —  3.  =  Si/delen  2,  ,1'bergang  in  den  Zäunen, 
treppenartig  aus  Prügeln  gemacht'  Gr  (Klotz).  — 
4.  Wohnsitz,  Aufenthaltsort.  .Ihr  Bürger  auf  der 
Alpen  Sideln,  ihr  Küher  glänzend  von  den  Niedeln  . . .' 
Sintemal  1759. 

Ahd.  ridü(l)a,  tnhd.  sidel(e)j  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  Sflo/3. 
dazu  Unger-Khull  595.  Vgl.  Sfdel  und  seine  Sippe.  Der 
Ausgang  -ele"  neben  -l>"  spiegelt  das  Nebeneinander  von  ahd. 
-illa  «  -lj-)  und  -iln  (<  -K-)  wieder.  —  S.  in  Ortsnamen. 
,In  den  Sidelen',  Kastell  bei  AaZ.  ,Hob-Sidele\  auch  ,-Sigele' 
(vgl.  AY'»,y."  <  -tidh«  und  die  Ann),  zu  Seyel)  ZKloten 
(HMeyer  1849,  82/3).  .Laud-Sidle"'  ThAu  b/Fisch.  .Sidel- 
(Rot-)Horn,  -Graf  B;  W.  .Sidelen-Gletscher.  -Bach,  -Brigg, 
-Sattel,  -Stock'   ü. 

Arm-:  Sidele"  mit  Armlehnen.  ,2  Armsidelen.' 
1715,  ZInv. 

Stabellen-.  ,10  Stabellensideli.'  1618,  Z.  —  Auch 
Sidelen-Stdbmen   (s.  d.). 

Stuel-.  ,Um  3  stuolsydelen  1  gl.'  1592,  L  Stifts- 
rechn.   —   Auch  Sidelen^Stuel  (s.  d.). 

An-sidel  n.  (V):  Wohnsitz.  ,Ist  desselben  man- 
sleggen  [dessen  Haus  nach  dem  Gesetz  verbrochen' 
werden  müsste]  hus  ald  ouch  sin  a.  siner  muoter  lib- 
gedinge  ald  sus  gemeine  mit  bruoderen  . . .  das  sol  das 
hus  nit  fristen,  ist  das  der  manslegge  wonende  ist 
gewesen  da  inne,  do  er  die  manslaht  begieng.'  Z  RBr.; 
nachher  ,hus  (,undl  später  eingeflickt)  hofstat.' 

Ahd.  (öfter  bei  N.itker)  anondüi,  -swfefc  n..  mhd.  ansidel 
m.  n.,  Sitz.  Wohnsitz:  vgl.  Gr.  WB.  1  162;  Sehm. 2  11  u'ili : 
Fischer  II   257. 

Ein-sidel  in.:  Einsiedler.  ,Heremita,  einsidelle: 
anacoreta,  einsidel.'  Voc.  oi-r.  ,Der  sadig  man  Paulus, 
der  erst  ainsidel.'  Z  Chr.  1336/1446.  .Sind  sy  [die 
Abte]  nit  manch?  was  heisst  monachus?  ein  einsüdel. 
Sich,  was  hübscher  einsüdlen  sind  sy!'  Zwingli;  ebd. 
noch  öfter  in  dieser  Form.  .Die  erste  und  eltiste 
mönch  sind  die  einsidel  gewesen.'  Vad. ;  ebd.  noch 
oft,  auch  in  der  dialektgeniässen  Form  , ansidel.'  ,Zwen 
waldbrüeder  oder  einsidel,  so  in  diser  gegne  wonetend.' 
HBrennw.  Chr.     ,So    ist   daz  auch  nit  zeloben.    wenn 


303 


Saii.  sed,  sid.  soil, 


einer  von  der  weit  Hieben  wil  an  einöde  ort,  wie  die 
einsydel  vor  zeiten  guoter  meinung  getan.'  LLav.  1582. 
Auch  bei  ECys.;  s.  Bd  V  415.  ,Sin  wittwen  [ist]  ... 
anderen  geistlichen  clussnerinnen  und  einsidlen  glich 
worden  und  [hat]  derhalben  ein  eigne  cluss  und  bet- 
hüsslin  gebuwen.  darin  si  ir  leben  verschlissen.' 
JJRüeger  1606.  —  Ahd.  eimtidilo  swm.,  mhd.  einaidel(e) 
swstm.;   vgl.   Gr.  WB.  III   295,  sowie  Ein-aidltr  II. 

Ein-sid(e)len,  heute  meist  Ei'"s)dle"  (Ei"sidlu" 
W),  N-  GoT.,  Ei"sigle"  (bzw.  1-,  Ä-)  Ap;  GBerg; 
Sca;  Th;  ZO.,  Eisele"  (s.  Bd  I  532)  L;  ScHwArth, 
Ma.;  S;  Zg,  Neisele«  s.  Bd  IV  814  (auch  PPo.;  GA.; 
TB.):  Einsiedeln,  der  bekannte  Wallfahrtsort.  Vgl. 
,Einsidel(n)fart',  Wallfahrt  nach  E.  1466,  AaBi\  StR, 
,Wir  wand  schwigen  vo  dem  Handel  [der  Reformation] 
reden;  sust  müssen  wir's  eusem  Pfaffen  lichten,  und 
dann  müsst  i  no  in  mitten  alten  Tagen  uf  Erbsen  gä 
Eiselex  hoppen  oder  ein  andere  schwere  Straff'  usstah.' 
Gespr.  1712.  Uf  Ei"sidle"  verspreche",  eine  Wallfahrt 
dahin  geloben  Aa:  L;  W.  Er  het's  'tröffe"  wie 's  Anni 
uf  N eisele",  sagt  man,  wenn  Jmd  auch  gar  zur  Unzeit 
kommt  LSemp.  Spiel:  ,Wir  wollen,  wir  wollen  nach 
Einsiedeln  gehn,  wenn  nur  kein  Räuber  kommt'  ZWald. 

—  Aus  ,ze  den  (zeu)  Einsid(e)len',  Dat.  PI.  des  Vor.:  vgl. 
lat.  Monasterinm  Eremitarum.  frz.  Notre  Dame  des  Ermites. 
In  der  ä.  Spr.  (seit  1073)  meist  ,Einsid(e)l(l)en.'  , Emsigein' 
it  Arg.  IX  58  auch  oberschwäb.;  .Ainsiglen.-  1588,  Z  Auz. 
1891;  vgl.  dazu  den  Ortsu.  ,Einsigeli'  ApH.  und  Landsideling 
mit  Anm.  Über  die  Form  mit  anl.  AT-  s.  Bd  IV  814;  ,fro 
Anna  von  Neisidellou.'  XIII./XIV.,  USeed.  JzB.;  ,iste  über 
est  monasterii  in  Neiusidellen  sive  loci  Uereraitarum.*  XIII. / 
XIV.,  SchwE.;  .monasterii  de  Neinsedellum.'  1309,  Gfd; 
noch  oft  in  Urkunden  des  XIV.  (ORingholz  1888,  174); 
.Neisidlen'  auch  bei  HBrennw.  Chr.  Aus  Verschiebung  des 
Nebentons  auf  die  3.  Silbe  und  Reduktion  der  unbetonten 
Mittelsilbe  (mit  Assim.  von  -<ll-  >  1(1))  erklärt  sich  .Eiselen' 
(so  schon  im  XIII.:  auch  1G37,  Obw)  bzw.  ,X-\  —  Ei"- 
sidler  I,  daneben  in  Ap;  ScHÜa.;  Th:  ZBüT.,  Wila 
Ei"- (A"-,  <>"-,  A"-J  sigler  m.,  -eri",  -ere"  f.:  1.  wer  aus 
Einsiedeln  stammt.  In  ZRüml.  besteht  eine  , Ein- 
siedlerkorporation', welche  mit  früherem  Güterbesitz 
des  Stiftes  Einsiedeln  in  der  Gemeinde  zshangen  soll. 

—  2.  nach  Einsiedeln  wallfahrender  Pilger,  allg.  In 
ScBHa.,  wo  die  Pilger  aus  dem  Schwabenlaud  früher 
scharenweise  durchkamen,  gibt  es  einen  Asigler-  Weg. 
,Da  es  die  auf  beiden  Seiten  des  Zürichsees  wohnende 
Landleute  nicht  verdauen  konnten,  dass  die  den  See 
hinauffahrenden  Pilger  (sonst  auch  Einsiedler  ge- 
nennt) .  . .  ihren  Rosenkranz  . . .  überlaut  beteten.' 
vMoos  1775.  Früher,  als  die  E.  noch  in  grossen 
Scharen  zu  Fuss  das  Land  durchzogen,  riefen  ihnen 
die  Kinder  nach :  Ei"sidler  (Äsidlere",  A.  SchKI.J,  wa(s) 
träge"d-er  hei'"  (Wa'  bringe"d  d'  E.  hei'"  ScHStJ?  Läri 
Seck  und  müedi  Bei"  oä.  Aa;  Sch;  Th;  Z.  , Willkomm 
wider  nach  Hauss  mit  eueren  lären  Secklen  und  müden 
Beinen!'  zu  Einsiedler  Pilgern.  Goliath  1741.  — 
3.  Pferd  aus  Einsiedeln  oder  übh.  aus  dem  Ktn  Schwyz 
BLütz.  (Bärnd.  1904,  262).  —  Vgl.  Fischer  II  647.  Zu  1 
der  Familienn.  ,Nei(u)sidel(l)eiv  XIV.,  Z;  .Kourad  der  Nein- 
sideller.'   1332,   GPfäf.     S.  auch   Gfd  23,   304. 

Sid(e)ler  m.    Nur  als  Personen-  bzw.  Familienn. 

—  Im  XIII./XIV.  ein  paarmal  noch  in  dreisilbiger  Form: 
, Albertus  (dictus)  Sideler  faber.'  XIII.,  Bs,  , Eberlinus  Si- 
deler  [Bauer].'  ebd.  (ASocin  1903,  531);  ,Johans  Sideler' 
des  Rates.  1328,  L  (dafür  ,Sidler.'  1330).  Sonst  immer 
,Sidler,  Sydler'    Aa  (1386,    Zof.;    ,des  Sydlers  guot.'  XIV., 


Zuf.;  ,der  Sydler  v.m  Wettiugen.'  1  161,  AaB.);  L  (XIV. /XV. : 
s.auch  Leu,  Lex.  XVII  102);  GSt.dt  (,der  Sidler.-  um  1400, 
Vad.);  Schw  (Anf.  XVII.);  Z  (oft  im  XV.,  s.  auch  Leu,  Lex. 
XVII  102;  ,dry  Sidler  von  Heslibach.'  14+0;  1531,  Mettm.: 
1572,  Grün.:  ,Hans  Rutschmann  gen.  Sydler.'  1701).  Eig. 
.Verfertiger  von  Sidein,  Sesselmacker'  (vgl.  sfdela-re  bei  Lex. 
II  843),  also  Abi.  von  Sldcl.'  Gegen  Herleituug  von  sid(e)lei; 
colonns  (Abi.  zum  Vb  sidtlen)  spricht,  dass  diese  Bildung  in 
a.  Zeit  nur  spärlich  (Gr.  WB.  X  1,  884),  bei  uns  sonst  gar 
nicht  belegt  ist.  Andern  Ursprungs  ist  der  seit  dem  XVI. 
bezeugte  Zuger  FN.  .Sidler'  (gespr.  Sidler;  nach  Leu.  Lex. 
XVII  36  .Seidler,  Sidler,  auch  Sydler');  vgl.  dazu  den  Zg 
Ortsn.  .Seidelbach',  sowie  ,Sfdler  m.,  häufiger  Lokalname  für 
an  der  Sonnenseite  gelegene  Halden'  AaLeer.  (H.);  Entstellung 
aus  Zidler  (s.  d.)V  Inwieweit  auch  die  früher  angeführten 
Namensformeu  hierher  zu  ziehen  sind,  ist  nicht  zu  ent- 
scheiden.    .Sidleren',  Hof  LSemp. 

Üs-sid(e)ling  m. :  Einer,  der  anderswohin  steuer- 
und  gerichtspfiiehtig  ist,  als  wo  er  wohnt.  .Der  nieyer 
sol  von  den  schuopposseren  dhein  val  höuschen  . . . 
und  von  den  eignen,  genent  ussidling,  und  nit  höf 
oder  güeter  hand,  sol  er  ouch  nüt  für  den  val  [ver- 
langen].' 1273,  Z  Fraumünster  Urbar.  .Alle  die  lüte, 
die  zinshaft  guot  hant  von  dem  gozhus  in  beiden 
hoven,  sun  gan  vor  des  gothuses  richter  ...  Die  an- 
dern ussidelinge  [die  also  nicht  in  einem  der  Gottes- 
haushöfe wohnen]  sullen  ze  zwein  gedingen  in  deme 
jare  gan  . . .'  1279,  Seg.  RG.  I  77;  vgl.  auch  ebd.  75. 
.Von  den  vellen  der  ussidelinge  sol  der  keiner  han 
wat  und  waffen.'  1296,  THEsch.  Offn.  (ZfsR.  I  83). 
.Die  lüte,  die  in  den  vorgenanten  dörfern  gesessen 
sint,  und  ein  teil  ussidellinge,  die  anderswa  gesessen 
sint,  hant  gegeben  . . .'  HU.  .Die  lüte,  die  in  den  vor- 
genanten dörfern  gesessen  sint,  si  sien  der  herschaft 
eigen,  gotzhuslüte  oder  ussidelinge,  die  mit  einanderen 
stürent  . . .'  ebd.  ,Die  lüte  der  vorgenanten  dörfer  und 
ussidelinge,  die  in  den  andern  dörfern  gesessen  sint...' 
ebd.  ,Die  lüte  des  selben  dorfes  [Oberhasli]  und  ander 
ussidelinge,  die  gesessen  sint  ze  Adlinkon,  ze  Walta...' 
ebd.  .Die  ussidelinge,  die  ze  Zollinkon  gesessen  sint 
und  gegen  Grüeningen  horent,  hant  geben  . .  .  Die 
ander  ussidelinge  bi  demsewe  hant  geben  ze  stiure  . . .' 
ebd.  Noch  oft  in  dieser  Quelle;  so  zB.  I  115.  119 
(mit  Anm.).  120.  124.  205.  228  (mit  Anm.).    250. 

Dafür  in  badischen  Quellen  ,Us-sidel'  m.;  s.  ALBuickh. 
1860,   238;  HU.   I   65.     S.  auch    Ue-Schidting. 

Land-sid(e)ling,  ,-sigling':  ein  im  Lande  An- 
sässiger. ,Do  fuor  sin  fater  dara  unde  ward  dar  lant- 
sideltng  [aecola  fuit].  Die  alten  lantsidelinga,  die 
eigenes  landes  sint,  die  heizent  indigene,  die  enderske 
sint,  daz  chit  andereswannan  chomene,  die  heizzent 
alienigeue,  advene,  aecole,  incole.'  Notker  (Ps.  104,  23). 
In  der  spätem  Rechtsspr.  (in  der  Form  .Landsigling') 
spec.  für  einen  aus  der  Fremde  Zugezogenen,  an  seinem 
Wohnort  nicht  Heimatberechtigten.  .Ist  ouch,  das  ein 
landsigling  gen  Basserstorff  zücht  und  da  abstürbet 
ane  liberben  ...  so  erbt  in  ein  herr;  hat  er  aber  künd, 
so  nimpt  der  herr  sin  val,  als  ouch  gewonlich  ist,  und 
erbend  die  künd  das  ander.  Aber  hat  ein  herr  das 
recht,  waz  lediger  künden  ze  Basserstorff  abgat,  die 
mag  ouch  ein  herr  erben  und  Valien,  als  umb  die 
landsigling  da  vor  geschriben  stat,  und  scelent  ouch 
die  landsigling  und  die  ledigen  künd  gehorsam  sin 
und  mit  allen  sachen  dienen  alz  ander  gotzhuslüt.' 
Ende  XIV.,  ZBass.  Offn.;  darnach  auch  ZKloten  Offn. 
,Der  landsiglingen  [im  Thurgau]  halb,   die  nit  erben 


Sad,  sed,  sid,  sod,  sud 


hau,  spreclient  wir:  welliche  landsigling  nit  erben 
band,  das  unser  gnädiger  herr  [der  Abt  von  St  Gallen] 
.  .  .  von  denselbigen  vasnachtliennen  und  den  vall 
neraen  und  die  landgrafschaft  darnach  dieselbigen 
erben  und  erbschaft  inbringen  und  zu  ir  banden 
ziehen  muge.'  1501,  Absch. 

.Laudsideling'  auch  bei  Oberlin  871  (ohue  Beleg).  Zu  der 
Form  mit  g  vgl.  l.'insühhn  und  die  Aum.  zu  Scyrt .-  tir.  •,■/././,/ 
siedeln  (Schöpf  074).  Einmal  ,landtseg(e)liug'  (<^sed(eiliny) : 
, Kinder,  die  in  den  hochen  gerichten  zuo  Eglisow  von  lantsege- 
lingen  oder  von  paucharten  geboren  wurden,  ob  die  nit  eiDs 
herren  zno  Eglisow  libeigen  wereu  . .  .  Wann  ein  lantsegliug 
gen  Eglisow  kerne...'  146S,  Urteilsbricf  des  Heinrich  von 
Jestetten  (Z  Staatsarcb.).  Eine  weitre  im  XV./XVI.  häufige 
Entstellung  des  etym.  undurchsichtig  gewordenen  Wortes  s. 
unter    Land-Zügling. 

sidle":  sich  zur  Ruhe  begeben  Ap. 

Ei°-sidler  II  in.:  1.  wie  nhd.  Einsiedler,  allg. 
bekannt,  doch  wenig  volkstümlich;  verbreiteter  ist  das 
syn.  (Wald-)  Brueder  (Bd  V  415.  422).  Modern  auch 
für  Einen,  der  die  Einsamkeit  sucht  Z.  —  2.  übertr. 
a)  einzeln  lebender  Wildeber  S;  s.  Eingänger  (Bd  II 
358).  -   b)  Fündling.  oO.  (FStaub). 

Unklar:  ,Swa  ein  mau  . . .  by  der  ungenossami  stirbst  uff 
des  gottshus  guot,  allda  er  einsidler  [kaum:  ein  sidler]  ist, 
ald  uff  siuem  rächten  eigen,  ald  uff  sinem  lehen,  ald  ze 
wäglosi  sitzet,  da  sol  das  gottshus  nemen  die  zwene  teile.' 
1296,  ThEsch.  Offn.  (ZfsR.  I  83;  späte  schlechte  Kopie  des 
verlornen   Originals). 

Side",  in  Aä  tw.;  ApL,  M.;  B  tw.;  G  tw.;  Zg  (Dan.); 
Z  tw.  Side"  f.:  1.  Seide,  allg.  ,Sericum,  sid.'  Voc.  oft. 
,Seiden,  sericum  (bombyx).'  Fris.;  Mal.  S.,  Fade", 
Fingerlmet,  stirbt  der  Bär,  so  geit  's  nid  guet  [usw.] 
B  (GZür.  1902).  S.,  Fade",  Benedikt,  mach  nit  i"  's 
Bett  und  verschwätz-dich  nit!  Z  (wohl  nur  ein  Spott- 
vers auf  den  Namen  Benedikt).  In  Varianten  zu  dem 
Reim  I"  der  Chröne"  (Bd  III  1598  u.):  Messer,  Gable", 
S.,Fade":  schöni  Jumpfere",  wüesti  Chnabe"  oä.  Sch; 
Z.  Sprw. :  ,Von  einer  Jungfrau  Seiden  kaufen.' 
Sprww.  1824,  195;  Sinn?  S.  spinnen.  S.  spinnt  eine 
der  drei  Jungfrauen  im  Eiti-Rössli-Lied;  s.  GZür. 
1906.  Bildl.  1)  feine  Arbeit  verrichten.  ,Entzwiscbent 
spunne  Marius  gegen  den  Cimbern  kein  S-en,  deren 
er  in  einer  Schlacht  bei  200  Tausent  auffem  Platz 
erlegt.'  FrHaffner  1666.  —  2)  Der  cha""  S.  spinne", 
■wird  reich,  macht  sein  Glück  G.  Meist  neg.  Er  spinnt 
hei"  S.  (derbl),  macht  schlechte  Geschäfte,  hat  Ver- 
luste, hebt  wenig  Ehre  auf  B;  ScuSt.  (Sulger);  Z. 
Er  wird  debi  kei"  S.  spinne",  Nichts  gewinnen  Z. 
, Seide  hatte  er  indessen  dort  nicht  gesponnen,  er  hatte 
zu  wohl  gelebt.'  Gotth.  ,Auf  einem  dazu  noch  in 
Pacht  genommenen  Zugut  wurde  auch  nicht  viel  Seide 
gesponnen.'  ebd.  ,NN.  hatten  sogar  den  Arzt  bezahlt, 
der  zwar  während  dieser  Zeit  [einer  Krankheit  im 
Dorfe]  weder  Seide  spann  noch  Geld  gewann,  desto 
mehr  aber  Liebe  und  Achtung.'  ebd.  ,[N.,  ein  Ver- 
lagsbuchhändler] ging  nicht  mit  der  nötigen  Ruhe  und 
Umsicht  vor  ...  wie  er  denn  beispielsweise  bei  seinen 
Städtebildern  keine  Seide  spann.'  Z  Post  1909.  ,S. 
kämblen':  ,MMatthysin  von  Wiedikon,  kämbiet  s-en.' 
1637,  ZStdt.  S.  winde"  Aa;  Z.  S.  webe"  Aa;  Ap;  Z 
(häufiger  Sidi"s  webe").  S.  webe"  bomm-pomm-pomm, 
wiederholt  von  Kindern  gesprochen,  während  sie  mit 
den  Armen  und  Händen  eine  Hin-  und  Herbewegung 
machen  (auch  ein  Stück  Tuch  hin-  und  herziehn),  wie. 
beim  Weben  ApWald.     In  gesetzlichen  Vorschriften; 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


s.  auch  die  in  der  Aum.  angeführte  Lit.  ,Das  enhein 
Cauwertschin,  Jude  noch  Judenne  ald  ieman,  die 
Pfenninge  umb  gesuoch  lihent,  von  niemanne  ver- 
pfenden  sol  enhein  sidun,  du  ein  march  wigt  ald 
drunder,  gescheiden  noch  ungescheiden,  an  spuolon, 
an  spillon  noh  an  werpfon.  Swer  es  darüber  tuot, 
der  sol  si  wider  geben  ane  schaden.'  Z  RBr.;  s.  noch 
ebd.  Art.  44/9  (ASG.  V  249/5"),  ferner  Rüben  (Bd  VI 
75).  ,Das  nieman  weder  gewunden  noch  gespunnen 
s-en  kouffen  sol  an  spülen  noch  an  spuolen,  und  darzuo 
sol  nieman  enkein  ander  s-en  kouffen  under  einem 
vierdung,  und  swer  dis  brichet  und  die  s-en  her  über 
kouffet  ald  verkouffet,  der  sol  5  ß  ze  buosse  geben.' 
13::«;,  Z  StB.  1  87  mit  Anm.  .[Abgaben  des  Zwischen- 
handels:] Von  s-en,  die  man  hie  verkouft  und  ver- 
werket, git  ietweder  teil  von  der  mark  1  d.'  Ende 
XIV.,  ebd.  .Klein  ungelt  [Bd  II  241  u]  :  ...  von  sidinen 
tuochen  und  von  geferwter  s-en  ie  daz  pfunt  2  d.'  Ende 
XIV..  ebd.  I  250  mit  Anm.;  s.  noch  Ge-siiech  (Sp.  210). 
Stück  Seidenstoff:  ,Etlich  s-en.'  1489,  Z  luv.  In  Ver- 
gleichen und  RAA.,  worin  sich  die  Wertschätzung  der 
Seide  als  feiner,  kostbarer  Stoff  ausdrückt.  Faden 
wie  S.  so  rein  g'spunne"  B  (Zyro).  Wol  zeh'"möl 
licchter,  zeh'"»wl  g'schwinder  ist  mi"s  Weberschifli 
durch  de"  Zettel  g'fare",  und  Tuech  hat  's  g'ge",  a's 
wenn  's  vo"  S.  war.  Stütz,  Gem.  's  göt  wie  S.,  gebt 
leicht  aus  der  Hand  Zu.  Wetter  wie  S.:  E"  rüchi, 
regnerischi  Woche"  ist  dor°he"  ef  gange",  aber  deför  ist 
am  Sonntig  drüf  Wetter  g'si"  wie  S.  Dorfkal.  1889 
(Th).  Du  bist  dank  nid  vo"  S.!  zu  einer  Zierpuppe 
Aa.  ,Treit  es  [das  Erdreich  bei  uns]  nit  zimmet, 
iraber,  malwasi,  nägelin,  s-en  und  söliche  wyberschleck, 
so  treit  es  anken,  astrenzen,  milch  .  . .  landtuoch.' 
Zwingli.  Verwendung.  Seidenfaden  zum  Nähen 
usw.;  vgl.  Siden-Näjer  (Bd  IV  712;  auch  1467,  Z  RB.). 
,Hüet,  so  mit  s-en  genaiget  sind.'  1431,  Z  StB.  ,[Der 
Schiedspruch  wurde  seiner  Länge  wegen]  von  dry 
hüten  berment  geschriben,  die  zesamen  gelimbt  und 
ouch  uff  einandern  darzuo  mit  schnüeren  von  blawer 
siden  gestrickt.'  1441,  BSchiedspr.  ,Ein  liembd,  so  mit 
syden  genäyt.'  1546,  B  Turmb.  Seidenstoff.  ,N.  habe 
ich  geben  umb  s-en  zuo  den  baneren  6  Ib.'  1443,  B 
StRechn.;  auch  1446,  ebd.  ,Dass  aber  kein  ussere 
zierd  mit  s-en,  gold  und  silber,  gemäld,  gschnitztem 
und  ergrabnem  werk  in  irer  kilchen  ist,  kommt  daher, 
dass  es  die  alt  kilch  ...  verworffen  bat.'  1535,  Z  (Vor- 
wort zur  Z  Lit.  1644).  ,Es  ist  ouch  hie  kein  under- 
scheid;  er  [der  Mensch]  sig  gsin  inn  s-en  oder  zwilhen 
bekleidt,  darum  bekleidend  die  sei  mit  ganzem  tlis, 
der  üb  der  ist  der  wurmen  spis.'  1535,  Zg  Neuj.  1900 
(Inschrift  der  Beinhauskapelle  bei  StOs'wald).  .Seri- 
catus,  in  s-en  bekleidet.'  Fris.;  Mal.  Oft  in  der  allit. 
Verbindung  S.  und  Samet  (seltener,  wie  in  der  Schrift- 
spr.,  Samet  und  S.).  Si  chunnt  e"fange"  (e'fängs)  i" 
S-en  und  Samet  (derher).  S-en  und  Summet  mach!  '.< 
Meitschi  finer,  aber  im  Alter  de"  Gülte"stock  vhliner. 
JRoos  1907.  Unter  Sammet  und  S-e"  lige".d  die  meiste" 
Lide"  AAEhr.  (Lehrer  Frei).  ,Mit  Sammet  und  S-en 
tüot-sich  's  Weibervolk  zieren,  wenn  si  scho"  kei" 
ganzen  Hemblistock  bei"  und  d'  Schnob  müossen  zäru- 
inenschiiüoreii.'  LE.  Hirsmontagbrief.  ,Bruoder  Claus 
[zu  den  Eidgenossen]:  Uwrer  vätter  band  ir  vergessen 
...  demüetig  kleider  truogends  an.  jetz  muoss  man  vyl 
der  wölffreck  han  ...  zerhauwen  hosen  und  wammiss: 
blibt   n üt  ganz,    weder  siden  noch  samits  ...  wän  ir 


::07 


Sad,  sed,  sid.  sod, 


ussrytten  uff  tagen,  rauoss  yeder  sydue  kleider  tragen.' 
VBoltz  1551.  ,Da  wir  frörade  wyn  und  andere  schlack, 
item  s-en,  sammat  und  anders  haben  wollend.'  LLav. 
1583.  .Nicht  allzyt  sind  die  Wege  guet,  die  sich  der 
Mensch  hier  wählen  tuet;  er  will  uffSammt  und  Syden 
gohn  und  nur  uff  grüenen  Matten  stohu.'  Stütz  (aus 
einem  alten  Andachtsbuch).  Als  Fluch :  ,Botz  seiden  und 
sammat!'  Schertw.  um  1579.  —  2.  übertr.  a)  ,Schleim- 
fäden  im  Brunnenwasser:  Das  Wasser  tuet  S.  zieh"' 
Zg  (Dan.);  vgl.  Chrottm-S.  —  b)  Kleeseide,  Filzkraut, 
Cuscuta  europrea  AäF.,  Leer.,  auch  lt  Mühlberg:  L 
(Ineichen);  Z  Anl.  1776. 

Ahd.  sida,  mhd.  «irfc;  vgl.  Gr.  VVB.  X  1,  174/7.  dazn 
Martin-Lienli.  II  327.  Zur  Geschichte  der  Seideniudustrie 
in  Bs  (seit  dem  XV.)  vgl.  TGeering  1886,  Register  S.  646: 
in  Uw  AKüchler  1805,  61;  in  ZStdt  ABiirkli  1877  und  1884, 
dazu  die  Register  der  ZStB.;  in  ZWth.  Troll  1848,  94.  An 
(missglückte)  Versuche  mit  dem  Anbau  von  Maulbeerbäumen 
zur  Seidenzucht  erinnern  die  Ortsnamen  ,Siden-Baum'  Ap 
(vgl.  dazu  GRüsch  in  den  Verhandlungen  der  stgalliseh- 
appenz.  gemeinnützigen  Gesellschaft  1845,  209/22);  GWe. 
(Häusergruppe),  ,-Berg'  BMuri,  NMuhlern;  LHochd.  (Leu, 
Lex.  XVII   35):  G;   S   (vgl.   GL.  V  487).     Sonstige  Nameu. 

a)  Personenn.  ,Siden-Faden.'  XIII. /XIV.,  Schw;  XIII./XV., 
Z.  ,-Man.'  1277.  BsMutt.  ,-Meyer.'  1440,  Z.  .-Müller' 
(s.  Bd  IV  186).  1412,  L.  ,üoctor  Sidenschwänzli',  Theologie- 
professor. 1523,  Bs  (Strickler  I  208).  SUle'-Toni.  Spitz- 
name  AaF.  (S.  hed-mer-em  tfteid,  wü-er  '«  immer  em  g'schtcullc" 
„',,.-»    Ud,    inV    de"   Kr.nüj    r„"    /V»r".    W.Müller    1903).    - 

b)  Lokaln.  ,Siden-Fadeu'  Zg:  s.  auch  Bd  I  674.  ,-Hof  Bs; 
ZStdt  (s.  Vög.-Nüsch.  I   611/4).     ,-Gass'  ZMeilen,  Stdt. 

Filiseil-:  Floretseide.  ,An  l*/s  Pfd  Filisell-Syden 
das  Pfd  zu  3  Gl.'  1605,  Z.  -  lt.  filutäkr,  frz.  floodk. 

Floret-,  in  Z  lt  Dan.  Frolet-:  =  dem  Vor.  ,Zu 
wissen,  dass,  wann  das  Abwinden  eines  Häussleins  zu 
End  gehet,  dannoch  allezeit  etwas  übrig  bleibet,  das 
nicht  kann  abgehaspelt  werden,  welches  dann  die  sog. 
Floret-Seide...abgibet.'  EKönig  1706,920.  —  floret- 
sidi",  in  ZZoll.  auch  fläret-:  aus  Fl.  gemacht,  bes. 
von  Strümpfen.  ,Um  ein  Par  mussgtfarw  floretseide 
Strumpf  4  fl.  24  ß.'  1690,  Zubers  Tgb.  ,Einem  Püntner 
gab  ich  für  ein  Par  fein  schwarz  seide  Mailänder 
Strumpf  ein  Par  modenfarb  floretseide  Strumpf.'  ebd. 
1692.  ,1  Paar  floretseide  Strumpf  1  fl.  20  ß.'  1763, 
Z  Haush.  ,Zwei  Paar  floretseidene  Strümpfe.'  Z  Inv. 
1789.  Seherzh.  werden  die  Ziegen  [wegen  ihrer  langen 
Haare?]  floretseidene  Kühe  genannt;  zB.  A.:  Händ-Ir 
au'h  Chüe?     B.:   Ja,  fläretsidi"  ZZoll.  (Bruppacher). 

Fiat-,  Flad-.  ,Des  herzogen  [Karl]  gezelt  war 
innwendig  von  sammat,  ausswendig  von  flatseiden  ge- 
macht,' Wvrstisen  1580.  ,Fladseiden.'  1640,  L.  -  Aus 
it.  iih,i„:  vgl.   Füadi  (Bd   I   778). 

Galet-:  Floretseide  B.  Vgl.  Chüder-S.  —  Ital. 
gcäeta,   robe  Seide. 

Gr  ob-  :=  Siden  2  b.  , Auf  Klee-  und  Luzernefeldern 
macht  sich  Klee-  und  Grobseide  deutlich  bemerkbar.' 
Bauernst.  —  Chüder-:  =  Galet-S.  ,Der  Sammet  von 
Kuder-Seiden  oder  Galette.'  1767,  B  Kleiderordn.  — 
Karmesin-.  ,Ein  Schnüerlein  von  roter  Kermen- 
seinterf!]- Seiden.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  —  Chle- 
s.  Grob-S.  —  Chrotte"-:  =  Siden  2  a,  die  grünen 
Algen  in  Quellen  und  Brunnentrögen  GRPani.  — 
Lind-:  =  lindi  Side"  (Bd  III  1316)  ZBauma.  —  Man- 
gasin-.  1571,  Z.  —  Nädli°g-:  abgeschnittene  kurze 
Seidenfäden,  aus  der  Zwirnerei  gekauft  Z  (Dan.).  — 
Nä(j)-:  Nähseide  Z.  ,9  pfd  5  ß  6d  umb  ariss  schärfer 
naysiden.    32  ß  umb  taffatschnüer,  naysiden  zum  paner 


und  zum  krüz  und  vom  kästen  zu  rüsten.'  1511,  Z 
Anz.  1907.  ,Negsyden.'  1531,  ScHwMitt.  1901.  S.  noch 
Stepp-Siden.  —  Brunne"-:  =  Siden 2a  BGr.;  GrIiPt. 
—  Gold-gespuust-.  ,Von  Trame,  Filadi,  Organzin, 
Gohlgespunstseiden  ...Stäpp-  und  Nähseiden,  welche 
allhier  aus  rauher  Seiden  gemachet  wird,  soll  ein 
jeder  Bürger,  der  sie  also  machen  lasst,  von  jedem 
Centner  2  Gulden  Fabrikzoll  ...  bezahlen'  1711,  Z 
Ges.   1757. 

Stumpe"-:  Abfallseide,  zu  Garn  verarbeitet  Z.  — 
stumpe°-sidi".  En  st-ene''  Bock  Z  (Dan.).  St-eni 
Strumpf  wurden  in  ZW.  noch  in  den  1850er  Jahren 
getiagen,  bes.  am  Sonntag. 

Stepp-:  dicker  Seidenfaden  Z.  ,Neyg- und  stepp- 
syden  57/8  pfd.'  1571,  Z  Inv.  —  Strängli-:  in  kleine 
Strängen  gedrehte  Seide  Tn;  Z.  —  Damast-.  .Damasch- 
siden  9  ein  ...  zuo  einem  messgewand.'  Ansh.  —  Trog-: 
=  Siden  2  a,  in  Brunnentrögen  B.  Ihr  Vorkommen 
gilt  als  Zeichen  von  recht  gutem  Trinkwasser.  — 
Wurm-.  ,Bombycinus,  das  aus  wurmseiden  gemacht 
ist.'  Fris.  ,Man  muoss  fleissig  acht  haben,  dass,  nach- 
dem der  falk  mit  rollten  töuwigen  speisen  geätzt  ist, 
im  zum  wenigesten  auff  den  abend,  so  du  morgens 
beizen  will,  ein  gwell  von  wurmseiden  oder  faderen  ge- 
bist,' Vogelb.  1557.  —  Wasser-:  =  Siden2a  GrD.,  Kl. 

Sidere":  Pflanzenn.,  Hasenklee,  Alchem.  vulg.  et 
alp.  Alp.  1806,  132;  (darnach?)  FAnd.  1897,  234. 

Das  syn.  Stden-Chle  (Bd  III  609)  beweist  die  Zugehörig- 
keit zu  unserer  Gruppe. 

Sidi  n.:   Kuhname  Ndw. 

sidig(-i'-  AAtw.;  ApI.,M.;  Btw.;  Gtw.;  Ztw.)ÄA; 
ApH.,  I.,  M.  tw.;  Bs;  B;  L;  S;  Z,  sidi"  Aa;  Ap  (sidi«, 
sidis,  aber  sideger  usw.)  M.  tw.,  V.;  Gl;  G;  Sch;  Schw; 
Th;  W;  Z:  1.  seiden,  von  Seide.  Sidifgjs  Zug.  E(s) 
sidi(g)s  Halstuech  (Halsband  BG.)  sidigi  (sideni) 
Strumpf.  Mer  hend  kei"s  eigins  Hüs  no'h  Heim,  ich 
ha"  keis  sidi"s  G'wand;  mi"  Sächli,  die  par  Hüdeli, 
die  träg-i"'1  a"  der  Hand.  MLienert.  's  Meieli  ...  im 
Merinojüppli,  im  sidigt"  TscMpli  [B  Tracht].  FOschw. 
Bolka,  Bolka,  Lederhosen  a",  sidigi  Strumpf  und  Chue- 
dreck  dra" !  Aa.  Ha"  g'meint,  ich  heig  e"  sidige"  Bock, 
Jets  han-ich  mimen  e"  Bupfirock.  ALGassmann  1906. 
Tanz  mit  mir,  tanz  mit  mir,  i'h  han  e"  sidige"  Hömmli- 
stl'h  d"  gi'sch  nid  nöck,  du  gibsch  nid  nöch,  bis-e'h-n-e" 
de""  noch  füre"  lö".  ebd.  D'  Fischbacher  Meitli  hend 
sidige  Schcube",  iceleicelebizbambom!  nur  ''as'-se-si 
chönne"  dcne"  Bliebe"  zeige",  welewelebizbambom !  ebd. 
Me"  chönnt  meine",  du  wdrist  sidig!  Aa;  s.  die  entspr. 
RA.  unter  Siden.  In  der  ä.  Spr.  fast  nur  ,sidin.'  ,Die 
hurgermeister  und  der  rat  hant  drye  einunge  über 
sidin  antwerk  genomen.'  XIV.,  Z  (Beitr.  1739).  ,Denne 
kostend  die  sidin  schnüer,  so  da  komen  sind  an  des 
küngs  von  Frankrich  brief  3  Ib.  3  ß  9  d.'  1452,  B 
StRechn.  ,5  par  sidiner  ermly.'  1469,  Troll.  ,Daz 
leder  ...het  einen  siden  schyn.'  Kunstb.  1474.  , Ein  sidin 
rock,  (wambisch,  hrusttuoch,  göller,  rosszügel);  sidin 
bendel.'  1476,  Gfü  (Burgunderbeute).  ,2  sidy  bendel, 
2  sidiny  fiögerly,  2  sidy  seckel.'  Ende  XV.,  Z  Inv.  ,N. 
het  gen  [an  eine  neue  Pfründe]  1  sydiss  tüechli.'  1520, 
UwBeck.  ,Disen  [eidg.]  boten  schikt  der  babst  siner 
garden  hoptman  ...  cngegen  gon  Florenz,  dass  er  iedem 
ein  sidin  rok  da  schankte,  damit,  so  si  schlecht  nach 
irs  lands  siten  bekleidt  kämind,  dass  si  nit  vom  sidinen 
römschen  hofgsind  . . .  verspotet  wurdid.'  Ansh.     ,[N. 


lad, 


1,  sid,  sod,  sud 


310 


klagt,  dass  seine  Frau]  zu  Baden  im  wirtzhnss  bar- 
hopt,  mit  enplecktem  herz  und  einer  sydenen  schnuor 
am  halls,  wie  ein  andre  gemeine  metz,  gesessen.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Sericus,  seidin,  von  seiden  ge- 
macht.' Fris.;  Mal.  .Niderländisehen  sydenen  Burat.' 
1620/40,  L  (RBrandst.  1900).  ,Umb  seidene  Schnüer  an 
obgemelte  Instrumenta  [Schirmbriefe]  nach  Zürich  dem 
Passamenter  Gl.  27  ß  30.'  1673,  Z  (Kriegssachen). 
, Denen  gemeinen  Bürger-  und  Handwerksleüten,  auch 
dero  Frawen,  ist  aller  seidene  Zeug  ...  seidene  Hent- 
schen  und  der  gleichen  zu  tragen  verbotten,  vorbe- 
halten den  Männern  die  seidene  Strumpf  und  für  dero 
Töchter  en  die  Käpli  von  Seiden.'  1696,  L.  ,1  rot  und 
schwarzer  siden  Aris,  1  schwarzer  siden  Aris.'  1700, 
ZInv.  , Ist  aller  ellenbreiter  seidener  Zeug,  so  auffs 
Höchste  dreissig  Batzen  die  Ell  nicht  übersteiget,  zu 
tragen  hiemit  zugelassen.'  1728,  B.  Beide  Bildungen 
neben  einander:  ,Eine  wird  verklagt,  weil  sie  zu  hohe 
Schuhe  getragen  und  auch  köstliche  Kleider,  seidnen 
Schürz  und  seidig  Binden.'  An  f.  XVIII.,  BLauenen. 
Halb-,  ganz-sidig  (Aa;  B),  -sidi"  Aa;  Gl;  Th;  W;  Z, 
wiss-,  schwarz-,  gel^-s.  usw.  ebd.  ,Borabycinum,  sidin; 
semisericum,  halbsidin  ;  olosericum,garsidin.'  Voc.  opt. 
.Schwarz  sidi  schnüer.'  1505,  Z.  Subst.  Sidifgjs,  Sei- 
denzeug. S-s  webe".  Sidi"s  webe",  Samet  webe",  mit 
''ein  Schiffli  hin  und  her,  mit  dem  Sehiffli  üf,  Wiege n- 
liedchen  Z.  —  2.  übertr.  a)  en  Sidige''  (Sidener),  Sei- 
denfabrikant Aa;  Z  und  weiterhin.  Spöttisch  sagt 
man  etwa  von  einem  Geschniegelten,  den  Herrn  Spie- 
lenden, er  sei  nur  en  Halbsidene''  Z.  —  b)  sideni  Ar- 
muet,  glänzendes  Elend',  Armut  unter  dem  Schein 
von  Wohlhabenheit  versteckt  ZHinw.  —  c)  sidig,  fein, 
zart,  von  Personen  B.  ,Die  Töchter  dort  seien  ihm 
alle  zu  bauelig  gewesen.  Er  handle  zwar  mit  Baum- 
wolle, aber  das  müsse  er  sagen:  die  Töchter  habe  er 
lieber  sidig  als  bauelig.'  Gotth.  Zart,  nur  sanfte  Be- 
rührung vertragend,  verzärtelt  AALeer.;  B.  Adv.,  zart, 
sachte,  glimpflich,  vorsichtig  B.  Sidig  tue".  Si  cha"" 
schröcke"Uch  s.  tue",  ungemein  höflich.  ,Den  Frauen 
können  wir  nicht  seiden  genug  tun.'  Gotth.  ,Sie 
wussten,  je  seidener  und  zufriedener  sie  täten,  desto 
weniger  nehme  man  sich  vor  ihnen  in  Acht.'  ebd. 
Mi"  mues'  s.  mit-im  umgä",  er  icird  grad  höner.  Öpper 
s.  a"rüere".  Bi  Öpperem  s.  trappe"  [auftreten].  S. 
dure"schlüffe"  BLütz.  (Bärnd.  1904,  377). 

Amhd.  eidin.  Einmal  in  besonderm  Fall  die  Form  Nei- 
dern': ,Die  Mägd  und  ihres  gleichen  [sollen  sich  enthalten] 
der  halb  seidern-  und  Wienerueu  Fürgiirtliuen  .  . .'  ItiSO, 
ZMand.;  sonst  ebd.  .seidenen.'  Au  , sidig'  angelehnt  ,bome- 
sydig'  für  .bomesynig'  [s.  Bd  IV  1258  u.].  1620/40,  L. 
Sidig-Chlaus,  Spitzname.  L  Kantonsbl.  1805,  254.  ,Berchtold 
den  Sidin,  Peters  seligen  sun  von  Krepsingen.'  1309,  f. 
Eschenb. 

sider(t)  s.  sit-hir  (Bd  II  1564). 

Sidewang:  , [Einer?]  vom  alten  Regiment'  BsStdt 
(Meyer).  —  Frz.  ci-devant.  Auch  eis.  (Martiu-Lienh.  II  327). 

Sidian  (Si'diän  Ap;  Sch;  Tu;  Z.  Sidjan  S,  für 
BsStdt  einmal  Sidean  geschr.)  m.,  PI.  Sidiäne"  Ap; 
Th;  Z:  Schimpf-  und  Scheltw.  Bs;  B;  S  (nach  Hänggi 
für  unartige  Knaben),  insbes.  durchtriebener,  abge- 
feimter, verfluchter  Kerl  (verwünschend,  aber  auch 
anerkennend)  Aa;  Ap;  B;  GWL,  We.;  Sch;  Tu;  Z,  ver- 
leumderischer, boshafter  Mensch  Bs;  Z,  Trunkenbold, 
Strolch,  schlechter  Kerl  Bs.  Vgl.  Siech  (Sp.  194/6), 
Satan.    Du  S.!  halb  zornige,  halb  scherzhafte  Schelte 


BE.  Der  Cheibe"  S.!  Der  weiss  d'  Sach  a"z'stüle". 
Bärnd.  1904.  Das  isch  e"  S.!  Aa;  S,  auch  en  Sidians- 
Cheib!  Th.  Die  Galge"-Choge"-Güeterjude"  sö'lt-me" 
gär  nümmer  i"  's  Dorf  me"  lo";  me"  chönnt  fast  vm'ne". 
die  Sidiane"  schmecki"d  's,  wenn  nö'me"  en  arms  Bürli 
i"  der  Chrott  ist.  GOtt  1895,  Enn  vo"  de"  böseste" 
Sidiane"  ist  scho"  der  Abt  Cuno  g'se".  Schweizerm. 
1891  (Ap).  Wie  en  S.,  =  wie  en  Siech  (Sp.  196).  Der 
Bach  . . .  hedg'räschet  und  gelöset  wie  e"  S.  GFient  1898. 
Auch  bei  Martin-Lienh.  II  327,  wo  (wie  von  einem 
nnsrer  S  Gewährsmänner)  wohl  mit  Recht  frz.  citoyen  als 
Ursprung  des  W.  vermutet  wird.     Vgl.   Süian. 

Sldiem.:  Cylinderhut  BsStdt,  auch  bei  Seiler  325. 
—   Wohl   eine  burschikose  Abi.  von  Siden,  mit  frz.  Endung. 

sidig  (seither)  s.  sit-her  (Bd  II  1564.  1566). 

Sidonia  Donia:  weibl.  Taufname  GrD. 

lind- sied  „-süd:  Adj.  und  Adv.,  was  sich  leicht 
sieden  lässt.  Phys.  von  dünnschaligen  Eiern.  Mora- 
lisch von  Menschen,  die  Nichts  ertragen  mögen,  weich- 
lich, verhätschelt  LE."  (St.2). 

siede"  Bs;  B;  GRTschapp.,  V.;  S;  W,  sude"  (bzw. 
-i-)  Aa;  Ap;  BGr.,  lt  Zyro;  Gl;  GaPr.;  L;  G;  Sch; 
Schw;  Th;  Uw  (in  E. -OT-);  U;  Zg;  Z  —  3.  Sg.  Prajs. 
Ind.  südet  (-%-)  B  (in  Si.  auch  siedet);  LReiden,  südt 
Aa;  Ap;  Gl;  SchwE.;  Th;  Z,  Kond.  sutt  AAF.,Leer.; 
ZKn.,  sutti  BSi.,  südti  Aa  tw.;  Gl;  ZRicht.,  siedoti  W, 
Ptc.  g'sotte":  sieden,  allg.  (doch  s.  die  Anm.).  1.  intr. 
, Sieden  (süden),  süttig  heiss  sein,  infervescere,  fervere, 
(e)bullire,  infervere;  sieden  oder  süden,  das  es  über- 
lauft, effervere;  ze  s.  machen,  süttig  heiss  machen, 
defervefacere;  das  sieden,  strodlen  oder  aufwallen, 
ebullitio.'  Fris.;  Mal.  a)  zunächst  von  Flüssigkeiten, 
's  Wasser,  d'  Milch  süd(e)t.  ,Der  Senn  auf  hoher  Alp 
kann  ...  beobachten,  wie  flugs -mu  d's  Wasser  sided 
und  brusled  und  doch  d'  Hif'epfla  mid  allem  G'wald 
nid  wei"  linden  u"d  zerspringen  wie  unten  im  Tal.' 
BSrnp.  1908.  ,Wie  vast  die  (milch)  sod  ob  dem  für, 
so  lüff  si  nit  über.'  1462,  Z.  S.  auch  Sp.  152  o.  Von 
kochendem  Leim  (Sprw.);  s.  Lim  (Bd  III  1268).  S. 
noch  pfisen  (Bd  V  1185).  Mit  Richtungsbestimmung 
(mit  Bez.  auf  das  Aufwallen,  -steigen  siedender  Flüssig- 
keit); vgl.  über-,  üf-,  usen-s.  's  südt  überuse",  über  den 
Rand  des  Gefässes  hinaus  Ap;  Th.  Wcmi-der's  Webeli 
im  Cher  [Keller]  onne"  o/f  ä"möl  ve'taubet  ond  d' 
Schlichti  öberüs  sildt ...  ATobler  1909,  47.  .Wann  das 
Schmalz  übersieh  siedt,  so  wirf  eine  Handvoll  Salz  dar- 
ein.' Z  Arzneib.  Bildl.:  ,Elisi  redete,  bis  der  Trinettedas 
Gift  im  Herzen  siedete  bis  in  den  Kopf  hinauf.'  Gotth. 
Auch  von  Dem,  was  in  Wasser  usw.  gekocht  wird. 
Das  (Fleisch)  cha""  lang  s.,  bis-es  lind  wird.  Jungs 
Fleisch  und  alts  Fleisch  tien  nid  z'säme"  s.,  Alt  und 
Jung  passen  nicht  zusammen  BGr.  (Bärnd.  1908).  's  südt 
wi-n-e"  Wasch,  kocht  stark  AaF.  S.  auch  Hafen  (Bd 
II  1009).  Etw.  ,s.  lassen'  1)  eig.;  s.  ver-blatteren  (Bd 
V  210).  —  2)  uneig.,  es  geschehn  lassen,  untätig 
zusehn.  ,[Herzog  Sigmund  von  Oesterreich,  welcher 
Elsass,  Breisgau  etc.  an  Karl  den  Kühnen  versetzt 
hatte]  nam  sine  Land  widerum  in  sinen  Gwalt  und 
verbündet  sich  mit  den  benachbarten  Bischofen,  Herren 
und  Stetten  wie  ouch  mit  den  Eidgnossen;  denn  er 
gar  wol  wusst,  dass  Herzog  Carle  nit  also  wurde  Süden 
lassen,  wie  ouch  geschehen:  denn  es  gschahend  drei 
gross  Schlachten  mit  Herzog  Carle  und  den  Verbün- 
deten.' JJRüeger.        b)  in  mehrfacher  Übertragung. 


Sad,  sed,   sid,  sod,  sud 


a)  von  Trauben,  jungem  Wein,  Most,  gären  Aa;  Th;  W 
Mü.;  Z.  Da'  Most  südt  scho"  starch  mTH.  ,Der  Sauser 
gibt  einen  weissen  Schaum  in  der  Flasche:  er  fangt 
a"  s.'  HMessikommer  1909.  —  ß)  unpers.,  von  heftigen 
Leidenschaften,  bes.  Zorn  Aa;  Ap;  Ndw;  Z.  Es  südt 
in-em  ine",  ,1m  Veri  sott  und  kochte  es  wie  in  einem 
Kessel,  er  war  voll  bis  ans  Halszäpfli.'  Ndw  Kai.  1901. 

—  Y)  von  brennendem  Schmerzgefühl.  .Etliche  Tage 
lang  fühlt  ich  von  dieser  Partie  keinerlei  Ungemach ; 
aber  mit  eins  flengen  meine  Füss  zu  s.  an,  als  wenn 
man  sie  in  einem  Kessel  kochte.'  UBrägger.  — 
8)  , flüssig  sein,  an  flüssigen  Hautausschlägen  leiden, 
Pusteln  und  Schorf  im  Gesichte  haben'  Schw;  Zg: 
ZWäd.    Auch  von  allzu  häufiger  Menstruation  ScbwE. 

—  2.  tr.  a)  Etw.  sieden  machen,  durch  Sieden  zube- 
reiten, zurichten.  , Wasser  s.'  s.  Proporz  (Bd  V  774); 
in  der  lebenden  Spr.  dafür  eher  süttigs  Wasser  mache". 
a)  insbes.  von  Getränken,  Speisen  uä.  ,S.,  kochen, 
(e)lixare;  defervefactum  in  vino,  in  wein  gesotten.' 
Fris.  ;  Mai.  Das  mrd-si'*  wise"  (zeigt-sich  erst)  im  S., 
von  ungewissen  Dingen,  Erwartungen  L;  Z.  Das  ist 
nit  i"  si"*m  Hafe"  g'sotte",  Das  hat  er  nicht  selbst  er- 
dacht GRNuf.;  vgl.  Bd  II  1009.  Milch  s.  (neben  erwelle") 
Ap;  Tb;  Z.  Ond  hemmer  auch  ke'"  Wi"  ond  Most,  e" 
Mülchli  ist  g' schwind  g'sotte"  ApVL.  1903.  ,N.  tätte 
die  milch  in  ein  kessi  und  sod  sy.'  1462,  Z.  Butter 
s ,  häutiger  i"-,  üs-s.  Miner  Mueter  Tante"  Gotte"  hat 
en  Vierling  Anke"  g'sotte";  isch-si  nüd  e"  Tüsigs  Wlb, 
dass-si  so  vil  Anke"  südt?  Sch;  Z;  ähnlich  GrD.  Eier 
s.  allg.  Min  Vatter  hat  g'seit,  »•*  soll  's  Ghindli  go" 
wiege",  er  well-mer  denn  zwei  Eier  s.;  jetz  südt-er  mer 
zwei  und  frisst-mer  ei"s:  welcher  Tu  fei  w&tt  wiege"  um 
es  einzigs  Ei!  ZWth.;  ähnlich  Ap;  Sch;  ZStdt,  Stall. 
Mueter,  lue»  dö,  's  ist  en  Bue1'  dö,  's  ist  der  Hippe"- 
meier;  Mueter,  süd-em  Eier;  Mueter,  süd-em  e"  Worst, 
's  ist  en  freie1'  Porst.  Ap  VL.  1903.  Jetz  mues'-es  e"mäl 
uf  de"  Rigi  si";  gang,  Mueter,  pack-mer  Schübli"g  i". 
süd  Eier  na'''  und  tue-s'  derzue  . .  .  Z  (Bölsterli). 
S.  noch  brännen  (Bd  V  621  u.).  , Demnach  begebe  sich, 
dass  die  hirtly  halmeier  ässen  weiten  und  suttind  die 
in  des  N.  huss.'  1487,  Z  RB.  Herdöpfel  (die  ganzen, 
ungeschälten  Kartoffeln)  s.  In  Schw  gilt  Eine  erst 
dann  als  rechte  Köchin,  wenn  sie  ua.  einen  Erdapfel 
schmackhaft  zu  sieden  versteht.  Chrüt  s.  Chrüt,  du 
bist  im  Wasser  g'sotte",  der  Anke"hafe"  het-sich  vor 
dir  verschloffe" ;  du  channst-mich  a"luege",  so  grüen  a's 
d'  wi'tt,  ich  friss-dich,  nein  's  der  Tüfel,  nit  AARein. 
S.  noch  Gumpist  (Bd  II  317).  Rabe"  s.  1)  eig.;  heute 
etwa  fürs  Vieh.  ,Sy  hant  in  die  selben  [gestohlenen] 
reben  gesechen  siedan,  won  sy  sin  nechsten  nachburen 
wärent.'  1465,  Z  RB.  —  2)  (in  ZO.  auch  Herdöpfel  s.) 
schnarchen;  s.  Bd  VI  18  (auch  L).  —  3)  Name  eines 
Kinderspiels.  .Die  Kinder  (Rabe")  kauern  am  Boden, 
die  Mutter  tupft  sie  mit  dem  Daumen  auf  den  Rücken, 
um  zu  sehen,  ob  sie  lind  seien.  Dann  sagt  sie  etwa: 
Nei",  Das  ist  iez  t"  z&chi,  die  ist  nach  lang  nüd  lind, 
oder:  Die  ist  glvh  [lind],  aber  iez  näeh  nüd.  Wenn  eine 
als  weich  genug  erkannt  wird,  gibt  sie  ihr  einen  Stoss, 
dass  sie  hinfällt.  Die  Rabe"  rufen:  Mueter.  ich  bi" 
lind,  ich  süde"  scho"  lang,  ich  rerplädere"  iez  denn  vor 
IÄndi'  Z  iGZür.);  vgl.  die  Spiele  Bd  VI  19/20.  Böne», 
Ärbse"  s.,  zu  Chost  (Bd  III  547).  Einer,  die  im  Pen- 
sionat kochen  gelernt  hatte,  wird  nachgesagt,  si  hei 
d'  Kafiböne"  wel'e"  s.  und  hei-sich  g 'wunderet,  wo-si 
gär  nid  heiji"d  wel'e"  lind  werde"  Th.     Fleisch  uä.  s. 


Ich  mues'  wider  e"mol  Fleisch  s.,  dass  's  en  ordlechi 
Suppe"  gi%  sagt  etwa  eine  Hausfrau.  E(n)  Hamfmie" 
s.,  zu  einem  festlichen  Anlass,  zB.  einem  Taufi-Möl. 
S.  auch  Bd  II  1270.  .[Die  Kuttler  verpflichten  sich] 
was  sy  kutlen  und  anders  biss  uff  den  dornstag  ge- 
sotten habint,  das  wellent  sy  desselben  dornstags  ver- 
kouffen  [und  nicht  später].'  1480,  Z  RB.  .Die  kutler 
mögent  an  der  kilbe  ire  kutlen  an  offnem  blatz  feil 
haben  und  süden,  luogen,  wer  inen  die  abkouffe.'  1558, 
Z  RM.  ,Die  kuttler  sollend  uss  dem  brunnen  ze  usserist 
am  Rennwäg  ...  dhein  wasser  ussherschöpfen,  sonders 
. . .  was  sy  zu  sieden  haben,  darzu  sollend  sy  ab  der 
rören  ...  das  wasser  nemmen.'  1580,  ebd.  Schnegge" 
(Z  lt  Dan.),  Eure"  (ScHSt.  lt  Sulger)  s.,  ohne  Ursache 
in  einem  fort  mit  langweilig  singendem  Tone  weinen; 
nach  dem  Geräusch,  das  sich  beim  Sieden  von  Deckel- 
schnecken bzw.  beim  Aussieden  von  Butter  hören 
lässt.  S.  noch  Pfannen  (Bd  V  1105).  Häufig  in  Re- 
zepten. ,Süt  daz  mit  einer  starken  lougen.'  Kdnstb. 
1474.  ,Setz  es  über  das  feür  und  sied  es,  biss  das 
verschaumbt;  nimm  tormentill  und  seüd  die  in  guotem 
wein,  darnach  seud  das  körn  ouch  darin.  Nimm  ger- 
sten  und  ...  bilsensaamen  und  seüd  es  alles  under 
ein  anderen  ...  seud  das  vast  wol  in  einem  pfänlin.' 
Mangolt  1557.  ,Süde  ritterspörly  in  wasser.'  Zg  Arz- 
neib.  1588.  S.  auch  rot  (Bd  VI  1747).  S.  und  brüten 
s.  Bd  V  878/9.  Dazu  noch:  D'  [F  ehr-]  Alterfer  Chrüt- 
balle"  [s.  Chrüt-Ballen  2  Bd  IV  1151]  lönd-sich  Alles 
g'falle":  s-en  und  schnitzle"  und  brate"  und  alles  same" 
ZRuss.  .Demnach  tribend  si  alles  fech  . . .  zuosamen, 
fuortend  es  gen  Bern,  mezgotend  disen  roub  in  der 
Bredier  bomgarten,  sutend  und  brietend.'  HBrennw. 
Chr.  ,1685  verordnete  der  Rat  von  Zürich,  dass  im 
Gesellenhaus  Riesbach  ...  Nichts  als  Wein,  Brod  und 
Käse  verabreicht  werden  dürfe;  dagegen  möge  man 
darin  bei  Hochzeiten  und  Gemeindeversammlungen 
wohl  sieden  und  braten  lassen.'  ZNeumünster  Chr. 
1889.  S.  und  backe"  (wohl  nur  dem  Reim  zuliebe  st. 
brate"):  ,1h  will  dar  ä  Zedel  machä  [das  Versprechen 
schriftlich  geben],  da  kanstä  hernach  meinthalb  siedä 
oder  bachä.'  Tyrolersp.  1743.  Mit  präd.  Zusatz  :  Etw. 
lind,  (Eier)  hert  s.  —  ß)  von  andern  Dingen.  Haber 
s.:  der  Hafer  wurde  gesotten  und  dann  gedörrt,  ehe 
man  ihn  zur  Mühle  brachte  Z.  Als  Name  eines  Spiels; 
s.  Bunt-Rei  (Bd  VI  8).  D'  Wasch  s.  Th.  Garn  s.  Ap; 
Th;  ZO.  (bes.  risti"s  Garn,  damit  es  sich  leichter  ver- 
weben lasse).  ,Je  mehr  die  Weiber  lügen,  wenn  sie 
Garn  sieden,  desto  weisser  wird  es.'  Pftffer  1848; 
Ammann  1850.  .Soll  alles  Bauchen  und  Garn  sieden 
in  den  Kuchenen  oder  anders  dergleichen  grosses 
Feur  gänzlich  verbotten  sein.'  GrTIis  Feuerordn.,  er- 
neuert 1767  und  im  XIX.  S.  noch  buchen  (Bd  IV  977). 
,Tuoch  s.';  s.  Presten  (Bd  V  841).  Münzen  ,weiss 
sieden.'  ,2  halb  Zürichbatzen  wyss  gsotten.'  1595,  Z. 
,[Dem  L  Münzmeister  wird  befohlen,  dass  er  die  Mün- 
zen] wol  wyss  siede,  dass  sy  nit  so  bald  root  werdent.' 
1597,  FHaas.  .Fertig  bis  auf  das  Weiss-sieden';  s.  Bd 
I  1040/1.  Holz  s.,  um  es  biegsam  zu  machen  Th. 
,1  pfd  dem  N.  umb  loug  ze  den  büchsen  [Geschützen] 
klotz  ze  sieden.'  1416,  Z  Seckelmeisterrechn.  —  y)  mit 
pers.  Obj.  .[Man  wird  einen  des  Landes  verwiesenen 
Falschmünzer]  wo  er  harnach  drin  ergriffen  wirf,  in 
öl  sieden.'  1552,  BTurmb.;  vgl.  ver-sieden.  .Wann 
man  in  glych  schund  und  süt,  so  künd  er  doch  gar 
nichts  darmit.'  Funk.  1552.    Scherzh.:  N.  ist  und  blibt 


313 


Sad,  sed,  sid,  sod,  sud 


314 


e"  Spränzel  [mager],  und  we""-men-e"  imene"  Anke"stock 
täts.  L. —  b)  Etw.  durch  Sieden  herstellen.  ,Beder  s.'; 
s.  Cavig  (Bd  III  159).  ,[l)ie  Kranke]  söt  ein  starken 
bri.'  Boneb.  ,Salz  s.';  s.  Sieden.  ,Met  s.';  s.  Bd  IV  554. 
,Als  die  kramer  bissbar  den  matt  nachts  gsotten,  wellent 
min  herren  das  selb  gar  nit  mer  gehept  haben,  sonder 
so  sy  den  Süden  wellen,  sollen  sy  das  tags  ussrichten.' 
1568,  ZRM.;  ähnlich  1569,  ebd.  .Salpeters.';  s.  Sal- 
peter. ,Pechsieden,  Käsräufen  und  Harzen  auf  der 
Allmend  ist  verboten.'  ZGÄg.  Allmendordn.  1834.  .Ha- 
gel s.',  von  Hexen;  s.  Hagel  (Bd  II  1075);  Buet  (Bd 
VI  1829).  —  siedend.  .Siedende,  vast  heiss,  fervens.' 
Fris.;  Mal.  ,S.  heisse  Reben  [Rüben].'  1701,  Z.  S. 
auch  Hasel-Ruet  (Bd  VI  1834).  In  der  MA.  dafür 
siedig,  sättig.  —  g°-sotte°:  a)  entspr.  sieden  2  a  a 
G'sottne''  Anke",  im  Gegs.  zum  frische"  oder  süessc". 
G'sotte"  (g'sottni)  H'erdöpfel,  im  Gegs.  zu  den  'brätne" ; 
syn.  geschwellt.  Si  händ  i"  se'ber  HüshalWg  Nut  weder 
g'sotte"  H'erdöpfel,  von  armseliger  Lebensführung. 
(Hert  oder  weich,  lind,  in  B  dünn)  g'sottni  Eier;  s. 
noch  lind  (Bd  111  1316).  Muetter,  geb-em  en  Zweier 
zu  de"  g'sottne"  Eier.  Ap  VL.  1903.  G'sotte"s  Fleisch, 
oft  nur  G'sotte"s.  En  g'sottner  Ghrebs;  s.  Bd  VI 
1743  u.  .Storch,  Storch,  Langebein,  nimm  mich  üf  und 
träg-mich  heim  ...  gib -mer  Strumpf  und  Schüehli, 
g'sottni  Wurst  und  'brätni  Fisch,  Alles,  was-d'  mer 
schuldig  bist'  GrTIis.  .Gesotten  zitlos  solt  du  essen.' 
Künstb.  1474.  ,Der  meyer  [von  Neerach]  sol  den  hun- 
den  [des  Landgrafen  v.  Kyburg]  geben  ein  wolgesotnen 
hirs.'  Z  Kyb.  Urb.  (Kopie  von  1485).  ,Etlich  gesellen  ha- 
bent  uff  Seldnower  kilwy  den  frowen  von  Seldnow  ...  us 
einem  kleinen  feslin  gesottnen  win  getrunken  und  den 
nit  ...  bezalt.'  1485,  ZRB. ;  vgl.  in-sieden.  ,1  fessli 
mit  gsottnem  win.'  1515,  Bs  Inv.  ,A. :  Kunnn,  du 
muost  mit  mir  ufhin  gan,  wir  wend  ein  gsottne  suppen 
han.  B.:  Din  frow  wurd  hön  und  übel  zfriden,  sölt  si 
dir  erst  ein  suppen  schmiden  [!].'  HsRMan.  1548.  ,Uem 
N.  habe  er  etwan  gesotten  fleisch  ...  gnomen.'  1556, 
B  Turmb.  ,N.  habe  darzuo  ein  kübel  voll  gsotten 
biren  ...  verstollen.'  1587,  Z  KB.  .Die  Türken  essen 
das  Gebratens  erst,  gesotten  Fleisch  hernach.'  JJRkd. 
(Zoll.  1905).  ,[Die  Pfründer  in  der  Spanweid  beklagen 
sich,  an  einem  .Fleischtag'  habe]  das  ganze  Haussvolk 
von  427s  Pfd  Fleisch  zu  Mittag  und  zu  Nacht  die  Brüh 
darvon;  ist  wie  bloss  gesotten  Wasser.'  XV1L,  Z.  G's. 
und  'brate"  s.  Bd  V  880.  ,Zuo  Winterthur  do  hab  ich  in 
ouch  gfragt,  ob  er  nit  mit  ir  welle  hus  han;  do  spreche 
er,  er  wütte  iren  nit  weder  gsotten  noch  blatten.' 
1533,  Z  Ehegericht;  ähnlich  1541/3,  ebd.  Anders  Bd 
VI  1586.  Wenn  Ändert  glich  auch  'Bröte"s  und  G'sotte"s 
vollüf  hend  . . .  Bs  (Firm.).  ,NN.  sollen  ...  jeglichem 
ein  Mal,  Gesottenes  und  Gebratenes,  neuen  und  alten 
Wein  ...  geben.'  1426,  EStauber  1894.  Die  Herre", 
die  neme"d  -  sich  nüd  in  Acht,  si  neme"d  in  [den 
Dieb,  der  sie  bestechen  will]  'bunden  und  g'fange", 
si  stel'e"d-em  G'sutti"s  und  Biäti"s  üf,  si  lönd  im  ma- 
chen es  neus  Par  Schueh,  er  soll  mit  lauffe"  dem 
Galge"  zue.  Z  Volksl.  (Dan.).  En  Hertg'sottne;  Einer, 
auf  den  Nichts  Eindruck  macht  Th;  Syn.  en  11"- 
g'söde1'.  —  b)  entspr.  sieden  2  aß.  .Ein  guot  gesotten 
dinten.'  ebd.  .Diewyl  in  gemeiner  Statt  Münz  vor- 
handen ...  281  an  wyss  gesottnen  Schillingblatten.' 
1626,  Z.  ,Ein  Vortuch  und  Halstuch  von  schwarz 
gesoteneni  Flohr  mit  Spitzen  '■>  iL'  1743,  Z  Inv.  — 
c)  adv.     Es    regnet   hüte"  g'sotten    warm.    UBragukk 


1783.  —  u"-:  wie  nhd.,  doch  selten  (dafür  räir  2  n 
Bd  VI  1864).  En  u"g'sottner  Kerli,  .den  man  seiner 
Grobheit  wegen  zu  wenigen  Dingen  brauchen  kann' 
Sch  (Kirchh.). 

Mhd.  Heden;  »gl.  Gr.  WH.  X  1,  867/80.  Die  Form 
surfe"  beruht  auf  Verallgemeinerung  des  Vokals  des  Sj.'.  Präs. 
Ind.  In  SRiedh.  soll  unser  W.  unbekannt  nnd  nur  .koeben' 
üblich  sein;  auch  in  BG.  ist  ».  ungebräuchlich  und  nur  das 
l'ti.    Prset.  etwas  häufiger. 

ab-:  tr..  wie  nhd.  Gerste"  a .,  zB.  zu  einem  Trank 
für  Pferde  Th.  .Abgesotten  visch.'  XV.,  GKüchenordn. 
.Wenn  man  ...  Rüben  im  Was>er  absiedet  ...  Ab- 
gesottene Ochsenlebern...  Das  siede  man  zusammen 
im  Bier  oder  Wein  ab.'  EKönig  1706;  noch  öfter.  — 
über-:  1.  intr.,  siedend  überwallen.  .Wann  Gott  das 
Feuer  der  Anfechtungen  unter  uns  schürget,  dann 
übersieden  unsere  Herzen.'  JJUlr.  1718.  —  2.  tr. 
a)  leicht  sieden.  .Alles  [Material  zu  Leberwürsten] 
zuvor  ein  wenig  in  Wasser  übersotten,  dann  durch 
einander  klein  gehacket.'   EKöSIg'1706.  —  b)  zu  lange 

sieden.     Sönd  ler  e"fangen  e"  ticki  Blulten"  ler 

versprützi"d  jo  fast  e"fange",  wie  en  öbcrsottni  Ajijic"- 
zellerworst,  Frau  Landamme".  ATobler  1909  (indivi- 
duell?). —  üf-:  intr.  a)  wie  nhd.,  zB.  von  der  Milch 
Ar;  ZO.  ,Nimni  Ziegelmehl,  Glass,  ungelöster  Kalch, 
Gybsstaub  in  einem  küpfernen  Kesse,  dass  es  3mal 
aufsiedt,'  Arzneib.  XVJI./ XVIII.  Bild!.,  aufwallen, 
auffahren:  Ü.  wie-n-e"  Miledh  oder  Mil^chsoppe"  Ap 
(TTobler).  -  b)  beim  Kochen  bersten,  von  Kartoffeln, 
Hülsenfrüchten  Ap  (TTobler).  —  i"-:  einsieden,  ein- 
kochen, a)  intr.  .Wann  man  die  Specereyen  mit  dem 
Most  siedet  so  lang,  biss  er  einsiedet  auff  den  dritten 
Teil.'  JRLandenb.  1608;  noch  oft.  .Lass  diese  Laugen 
ob  einem  kleinen  Fewr  biss  aufs  Halbe  einsieden.' 
FWürz  1634.  -  b)  tr.  Anke"  (Schmalz)  %.,  Butter 
einkochen  Aa;  Ar:  Gr  ;  Th;  Z.  Syn.  üs-s.  S.  zue-ent- 
bielen  (Bd  IV  1869).  Bire"saf1,  Wi"  i,  zu  Latwerge 
Tu.  .Gewümraet  ca  170  Eimer.  1  Eimer  rekapitu- 
lierter oder  eingesottener  ligt  in  eim  Rapiserfässli 
ganz  süess.'  1705,  aZoll.  1899. 

er-:  völlig  sieden,  aussieden;  s.  Not  (Bd  IV  856  n.). 

—    Alld.    arniodan. 

üs-:  tr.  a)  aussieden.  Am  Morgc"  cluhet  de""  der 
Chlaus,  it"'1  ist  der  Chäs  üsg'soltc",  so  macht-me"  noch 
e"  Zigergaus  u'"1  zieht-ne"  us  der  Schotte"  BE.  Anke, 
Schmalz  ü.  Aa;  Ap;  Sch;  Th;  Z;  Syn.  üs-lässen  (Bd 
III  1408).  Mäni"d-Er  en  Ard.  Er  wrl'id-inich  [den  man 
in  ein  heisses  Gemach  gebracht  hat]  ü.  wie  Schwi"- 
schmalz?  Ap  Kai.  1908  (ATobler).  Die  Turmuhr  von  Z 
überglatt  wurde  unzählige  Male  .ausgesotten.'  HDiener 
1863.  —  b)  durch  Sieden  erschöpfen.  .Ist  jetz  mehr 
als  30  Jahr  das  Salpetersieden  in  euerm  Land  (Zürich) 
underlassen  worden.  Weilen  nun  das  Land  Glaruss, 
Toggenburg,  Gaster,  Pündten  die  Zeit  haro,  als  der 
Salpeter  in  gar  hochem  Preiss  gestigen,  ganz  ernst  und 
ausgesotten  worden,  so  melden  sich  underschiedliche 
Sieder  bei  uns  an  . . .'  1652,  Z.  —  use"-  intr.:  1.  über 
den  Rand  der  Pfanne  hinaus  kochen.  zB.  von  .Milch. 
Suppe  Schw;  Z.  Helt-i'h's  nn"  nüd  so  la"  merke",  wie- 
n-er  mir  im  Herzt"  lit! . . .  Weder  eha'nst  däm  's  Pfändli 
tecke",  wenn's-der  ebe"  use"südt.  MLien.  190o".  —  2.  tro- 
pfenweise unter  Bildung  von  Bläschen  und  mit  leisem 
Zischen  austreten,  von  Flüssigkeiten  zB.  aus  einem 
Fasse  Th.  Es  südt  oll  e*v>eng  ust"  bim  [Fass-] Türli. 
's  Wasser  südt  use",  beim  Erhitzen  von  grünein  Holz 


Sad,  sed,  sid.  sod,  sud 


316 


ver-:  1.  intr.  a)  siedend  gar  werden.  ,Seud  das 
huon  vast  wol  . . .  und  wann  das  huon  verseudt,  so  . . .' 
Manoolt  1557.  —  b)  infolge  zu  starken  Siedens  ver- 
derben Aa:  Ap;  Th:  Z.  Nimm  's  vom  Für,  sust 
versüdfejt  's  ganz.  —  2.  tr.  a)  ,V.,  defervere,  defer- 
vescere.'  Mal.  Einen  Leichnam  ,v.';  vgl.  zur  Sache 
Gr.  WB.  X  1  876  u.  ,Sin  [toten]  bruoder  Rapote  und 
die  andern  edlen  hiess  Karlus  fersieden  und  daz  ge- 
bein  in  rnarmalsteinnin  sark  legen  und  sant  daz  in 
daz  niünster  ze  Sant  Romanen.'  Volksb.  Einen  ,(in  öl) 
v.',  als  Strafe.  ,A.  sprach  frevenlich  zuo  B.,  er  bette 
zuo  Ulm  geworben,  dass  man  in  billich  in  ein  kessel 
sölt  setzen  und  versieden.'  1400,  Z  RB.  ,Wie...Da- 
cianus  den  edlen  ritter  in  zwein  reder  flacht,  die  im 
sinen  lib  ganz  verschnitten,  und  in  darnach  versod  in 
einem  kessel.'  Volksb.  ,Wie  die  seligen  heiligen  in 
öl  versotten  wurdent.'  HBrennw.  Chr.  ,Das  ich  üch 
in  grosse  kessel  voll  öls  wil  setzen  und  darin  v.  wil.' 
ebd.  ,[Es  wäre  recht]  wenn  ir  . .  .  den  falschen  münzer 
in  öl  versuttind,  dass  ers  ie  hat  gdören  underston  ze 
fälschen.'  Zwingli.  ,[Die  Märtyrer  wurden  ua.]  gepfält. 
gespisst,  in  süttigem  öl  versotten,  bly  über  sy  ab- 
geschüttet ...'  LLav.  1577.  S.  noch  pfetzen  (Bd  V 
1206).  —  b)  zu  stark  sieden.  ,Die  spise  er  d6  gar 
versöt,  daz  da  nicht  wan  ein  brüege  wart.'  Boner. 
In  der  lebenden  Spr.  bes.  im  Ptc.  versotte",  zu  Brei 
zerkocht,  zerplatzt,  von  Kartoffeln  usw. ;  vgl.  Bläder  1  a 
(Bd  V  16).  's  ist  Alls  versotte".  Gige"  glge"  notte", 
d'  Chinde"  sind  versotte",  d'  Bliebe"  sind  ho"*  ganz,  der 
Schlosser  häd  en  Sehranz  Z  (mit  Variationen).  ,Ein 
ganz  gelber  alter  und  fast  versoffener  Speck.'  Würz 
1612.  —  Mhd.  versieden  nur  tr.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  XII 
1314  ff. 

ge-:  durch  Sieden  gar  werden.  Bildl.:  ,Das  ge- 
schach  als  inhart  3  wuchen,  dass  die  frummen  biderben 
lüten  [die  von  den  Türken  belagerten  Wiener]  . . . 
wenig  hilf  und  zuozugs  hatten:  doch  nach  langen 
[l.-era]  gesieden,  zech  zech  giengs,  do  zuchend  etlich 
richstet  och  henab  [ihnen  zu  Hilfe].'  Sicher  1531,  248. 

Das  (je-  ist  freilich  auffällig",  man  würde  einfaches  , sieden' 
erwarten.     Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,   1106. 

be-.  ,Er  ist  ganz  änderst  b'sotte"  g'sl",  hat  eine 
ganz  andre  Gesinnung  an  den  Tag  gelegt  als  früher' 
Z  (Spillm.).  —  Der  Einsender  bezeichnet  die  Angabe  selbst 
als  unsicher. 

zer-:  wie  nhd.  ,Zersüde  darin  dry  oder  4  alom 
ald  salvandri  byss  ganz  verbrunen  zersotten  ist.'  Zg 
Arzneib.  1588.    ,Zersottener  Weinstein.'  EKönig  1706. 

Siede",  ,Süde"'  f.:  einmaliges  Sieden;  auch  was 
auf  ein  mal  gesotten  wird;  Syn.  Sutt.  , [Der  bernische 
Brunnenmeister]  hat  uss  6V2  som  wasser  in  10  stunden 
3  Bernmäss  salz  gsoten,  item  uss  35  züberen  wassers 
in  3  sieden  12  Burentrutermäss  salz.'  Ansh.  Jede 
Stund  war  mir  eine  Sude  Garn  trocken.'  UBrägger 
1783.   —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  839. 

Sied  er,  Süder  m.:  1.  Einer,  der  sich  mit  dem 
Sieden  von  Etw.  abgibt;  s.  äs-sieden  b  —  2.  Sieder, 
eine  Traubenkrankheit,  =  Bräter  (Bd  V  885)  BT  wann. 

Unglich-  Unglig-Süder:  händelsüchtiger  Mensch 
ApH.,  I.  (TTobler).  Syn.  U. -Macher  (Bd  IV  50/51), 
-Stifter.  —  A.nkea- Süder.  Schicitzt"  wie-n-en  A.  Z 
(Dan.).  —  Garn-.  ,Hand-  und  Jacquardweber,  Blatt- 
macher ...  Garnsieder  und  Zettler  ..."  JMHungerb. 
1852. 

Hagel-.    ,Da  were  zuo  Merspurg  ein  gros  hagel- 


siedrin,  die  hies  Else  Schiesserin.-  um  1450,  L.  Als 
Schimpfw.  , [Kriegsknecht  zu  Christus:]  Du  h.,  gang 
für  dich!'  L  Ostersp.  (RBrandst.  1886).  ,Ihre  [der  röm. 
Kirche]  Mordioschreier,  H.  und  Feuerblaser,  die  so 
geheissene  Jesuiten.'  JJUlr.  1727.  —  Vgl.  sieden  2  1, 
(Sp.  313   0.)   und   Gr.  WB.  IV  2,    148. 

Hün&li- Süder:  wer  zur  Gewinnung  des  Fettes 
tote  Hunde  auslaugt;  bildl.  für  einen  Mann  von  ge- 
ringem Gewerbe,  elender  Schlucker,  kleinlicher  Mensch 
AAWohl. 

Lim-:  wie  nhd.  Leimsieder,  langsamer,  energie- 
loser Mensch  Bs(ASocin);  B  (so  G.).  Syn.  Limerer 
(Bd  III  1269). 

Sonst  meist  in  der  schriftd.  Form  Leim- Sieder,  in  Bs 
lt  Seiler  Laim-S.,  in  ApK.;  ThMü.  Lam-Süder,  mit  sinn- 
loser Umdeutung  auf  Leim  (Läm),  Lehm;  in  ApLb. ;  Th 
weiterhin  an  ,lahm'  angelehnt. 

Lungge"-Swrter:  Übername  der  Bewohner  von 
ZZoll. 

,Weil  sie,  allzugrosser  Häuslichkeit  bezichtigt,  öfters  nach 
der  Stadt  giengen,  um  Lunge  und  andres  geringes  Fleisch 
f/.««;/;;."  im./  G'ehrös)  für  den  Hausbedarf  einzukaufen,  um 
daraus  l.un,,,,. "- .1/«™  [s.  Bd  IV  493]  zu  bereiten.'  aZoll. 
1899,   450;    ebd.  eine   andre    poetisch    ausgeschmückte    Er- 


L-4i 


163. 


Lüre°-  (G'lüre"-  idTh)  Säder:  a)  wer  ohne  Ursache 
in  einem  fort  weint  SchSL  (Sulger);  vgl.  sieden  2  a. 
—  b)  langsamer,  langweiliger  Mensch  iuTh,  Hw.;  Z 
Auss.  Du  bist  en  rechte''  L.l  —  Biren-,  ,In  der 
zwüschend  Junker  JPeyer  und  Hans  Schenken  Biren- 
süder  haltenden  Spennigkeit  . ..'  1637,  Sch  Ratsprot. 
Vgl.  ge-sotten  a.  (Sp.  313)  und  Biren- Süderich.  — 
Blütschi-gMer:  dummer  unpraktischer  Mensch  Z 
Wila.  —  Se"le°- Süder:  , Spottname  eines  Mannes,  der 
zu  abergläubischen  Zwecken  Totenschädel  aussott; 
der  Name  gieng  auf  seine  Nachkommen  über,  und  sie 
können  sich  desselben  heute  noch  nicht  entledigen 
L  (Schürmann).  —  Salpeter-.  ,N.  der  Salpetersüder.' 
1623,  ZStdt  (Totenbuch).  ,N.,  seiner  llandtierung  ein 
Sallbetersieder.'  1763,  GGrabs.  ,N.  von  [B]Reichen- 
bach,  Salpetersieder,  habe  den  Insurgentenzug  mit- 
gemacht. Urteil:  heimgelassen,  der  Salpetersiederei 
obzuliegen.'  1799,  JvWeissenflvh. 

Seipfe"-  fäu-,  -ä)  Aa;  Th;  Z,  Seiffe"-  B;  Gr: 
Seifensieder.  ,N.,  an  Seupfäsüder  von  Beruf.'  Lohbauer 
1864.  ,Do  kam  ich  ...  zuo  eim  seiffensieder.'  ThPlatter 
1572.  ,I)ie  toggenburgischen  Handwerker:  Säger, 
Saifensieder,  Sailer,  Sattler  ...'  JMHüngerb.  1852.  Jez 
geit-mer  e"  S.  iif,  geht  mir  ein  Licht  auf  B;  Z:  vgl. 
Kluge  1895,  125/6.  S.  auch  Gesicht  (Sp.  255).  —  De' 
Sapfe*eüder,  Zuname   ThHw. 

Schlangen-Siederin  f.:  eine  Hexe.  ,Item  ussgen 
3ß  eim  Wallen  [Wälscben],  hat  die  schlangensiedery 
ghulffen  fan.'  1577,  ADettl.  1905.  —  Schnegge"-: 
Schimpfw.  U.  Doch  Jeregott!  bim  selbe"  Schnider,  dem 
gottvergessne"  Schnegge"sider  [meinem  Lehrmeister], 
da  isch['s]-mer  erst  erschrecllich  g'gange"  U  (Schwzd.); 
nach  neuerer  Erkundigung  nur  individuell.  —  Tutel 
Tifeli-Sider:  Übername  UAnd.  —  Trönzi-:  =  Lüren- 
S.  b  Ap  Lb.     Du  bist  en  rechte'-  Tr.! 

siederle"  GRTschapp.;  W:  intr.,  schwach  kochen. 
Syn.  süderlen,  sütterlen.   Es  darf  blösserli  siederlu"  W. 

Siedete"  Südete"  f-oi-  UwE.)  f.:  so  viel  als  man 
auf  einmal  siedet  Ap;  UwE.  (auch  Dim.  es  Soidetli); 
Z.    E"  S.  Herdüpfel,  Fleisch  usw. 

Anke"-.  D'  A.  ha",  am  Buttersieden  sein  Z  (FOtt). 


;|7 


Sad,  seil,  sid.  sod,  sud 


318 


siedig  Bs.  sonst  südig:  1.  siedend  (heiss)  I!s;  GFs, 
Grabs,  Ms:  mTii.  Syn.  süttig.  Die  südig  Schotte"  G 
Grabs.  &  esse"  GMs.  .Siediges  Wasser.'  EKömig  1706; 
Z  Kochb.  XVIII.  —  2.  leicht  zu  sieden  ScbwE. 

g'-südi'1:  =  dem  Vor.  2  ApLb. 

Blackte°-Siedi°g  f.:  Ort,  wo  die  Blockten  (Bd 
V  55)  gebrüht  werden  GiiGlar.  Syn.  Blackten  Brüeji 
(Bd  V  557). 

siedlen  ,südlen:  ein  wenig  süden,  suffervere;  an- 
fallen südlen,  suffervefieri.'  Fris.  :  Mal. 

Ha  in  in  er- Siede"  f.:  Raupe  WBinn.  Syn.  Blädi 
(PI.  Bindini)  WV.  —    Worttrennung  richtig? 

Soll.  Dim.  5ödft  (s.  unter  3c)  in.:  1.  als  Vorgangs- 
bezeichnung.  a)  das  Sieden  Bs  (Spreng).  —  b)  Sod- 
brennen. ,Der  karpl'enstein  widerstelt  dem  sod  oder 
sodt  oder  herzwasser.'  Fiscub.  1563.  ,Für  den  Sod: 
[Nimm]  Enzian  und  köuws  ein  wenig  und  spöüz  den 
Speichel  hinab,  söliches  vertreibt  den  S.  von  Herzen.' 
ZElgg  Arzneib.  um  1650;  einen  zweiten  Beleg  s.  Bd 
III  274.  .Plethora  urit  me,  der  S.  plaget  mich.'  Denzl. 
1677.  1716.  ,Wann  in  dem  Magen  allerhand  hitzige 
Speisen  . . .  enthalten,  so  steigen  solche  in  allem  Jäsen 
zugleich  übersieh  hiuauff  . . .  und  verursachet  also  den 
Affect,  welcher  von  solchem  Sieden  her  der  S.  ge- 
nennet wird.'  JMukalt  1692.  .Die  ensserste  Rind  an 
den  Kesten  mit  so  vill  Rapontica  ...  nimt  den  S.  des 
Magens.'  S  Kai.  1726.  .Bald  plaget  dich  [den  Müssig- 
gänger]  ein  Magenkrampf  und  bald  ein  schlimmer  S.' 
UBragger  1779.  .Trag  u  lermänigen  am  Hals  gegen 
den  brennenden  Sood.'  Auf.  XIX.,  Barnd.  1904.  Örtlich 
gewendet  (?):  .Schmerzen  des  sods  oder  magenmunds.' 
Parac.  —  2.  was  gesotten  wird,  Gemüse;  vgl.  Ge-söd 
]b  (Sp. 319).  ,Bei  einer  neuen  Austeilung  von  .Ländern' 
wurde  verordnet,  dass  diese  ,auf  ewige  Zeiten'  nur. 
zur  Anpflanzung  des  sog.  Sodes,  dh.  von  Gemüse,  ver- 
wendet werden  dürften.'  1790,  ORingb.  1908.  —  3.  ört- 
lich, a)  vom  Höllenpfuhl,  wo  Schwefel  und  Pech  siedet. 
,Du  [Christus]  getste  die  gotheit  uns  lassen  von  dem 
tode,  von  der  helle  sode.'  Anf.  XIII.,  AaMuh  üstersp. 
,Hilf  uns,  daz  uns  der  sot  der  helle  iht  slinde  in 
wernder  not!'  RvEjis.  —  b)  mit  Wasser  gefüllte  Ver- 
tiefung im  Erdboden,  Tümpel.  ,[N.  sei  verhaftet  wor- 
den] von  deswegen,  als  er  in  dem  s.  by  der  Glatt 
solle  gevischet  haben.'  1418,  ZEgl.;  nachher  ,der  sod.' 
,So  zinsent  die  flscher  von  Althen  einer  gemeind  von 
Flaach  von  wegen  einer  flschenzen,  die  also  lyt  in  der 
alten  Thur  ald  in  denen  söden.'  1555,  ZFlaach.  — 
C)  Söd,  PI.  Söd  Aa;  B,  Dim.  Södli  BTh.  (Zyro);  S, 
(ausgemauerte)  Cisterne,  Sod-,  „Ziehbrunnen"  Aa;  B; 
PPo.;  S;  Ndw;  Z.  Syn.  Söd-Brunnen  (Bd  V  669). 
Früher  zog  man  das  Wasser  in  einem  Kübel  an  lan- 
gem Seile  auf,  später  mittels  einer  wageälinlichen 
Vorrichtung  [beschrieben  unter  Galg-Brunnen  Bd  V 
666],  jetzt  durch  ein  Pumpwerk  (Donat-Meier).  [Sie] 
springe"  ...  i"  ä"  Hof  stet  üse"  zum  S.  JHofst.  1865.  Si 
göi"  zum  Södli  zue,  und  Ei"s  zieht  dem  Andere"  Wasser, 
und  si  trinken  ab  der  Bore"  bis  g'nue".  Joach.  1883. 
Der  Sigrist  het  si"s  Geld  i"  S.  aben  a"  Dünkel  'bunge", 
,Jass  die  Drucke"  [die  plündernden  Franzosen]  emel 
nit  drüber  chömme".  BWyss  1863.  S.  noch  Bärnd. 
1904,  41.  ,Wan  dirre  brunne  [eine  Quelle  ,in  den 
reben  an  der  Mülihalden'  in  ZOberstr.]  den  Prediem 
geben  wart  ...  mit  dem  gedinge,  daz  si  den  Zubern 
oder  swelhe  danne  uf  den  vorgenanden  unsers  gotzhus 


reben  an  Mülihalden  sitzeilt,  ein  söt  uf  drin  gnote 
machen  solten  ...  da  die  selben  bulüte  und  ir  vehe 
wasser  nemen  zuo  ir  notdurften  ...  [Die  Prediger 
kaufen  sich  von  der  Verpflichtung  los;  die  Lehens- 
leute] hant  für  den  vorgenanden  söt,  den  in  [ihnen] 
die  Predier  . . .  machen  solten  . . .  empfangen  14  pfd  . . . 
und  hant  sich  verzigen  . . .  aller  anspräche,  die  si  nach 
dem  vorgenanden  sode  . . .  möchten  gewinnen.'  1331,  Z. 
,Vil  tiefe  söde  grabent  si  da  uf  den  velden  an  den 
steten,  swa  si  keines  wassers  versehent  sich,  und  zie- 
hents  uf  gar  kündeklich  mit  redern  . . .'  Scbacbzabelb. 
,Putcus,  sod.'  Vor.  opt.  ,[Der  Bruder,  dem  in  der  Tei- 
lung das  Haus  zufällt]  sol  einen  weg  machen  von  dem 
tülle  harus  gegen  dem  sode  uf  das  gemein  . . .  Der  s. 
und  das  tor  bi  dem  sode  ...  süllent  ouch  gemein  sin, 
und  süllent  ouch  bede  gemeinlich  den  s.  versehen,  als 
im  notdurftig  ist.'  1357,  AAAarb.  ,Umb  ein  kötti  in 
den  s.  ze  Thun  und  um  ander  ding  3  Ib.  8  ß.'  1433, 
BStRechn.  ,Denne  N.  und  sinem  bruoder,  als  si  an 
dem  s.  uff  dem  kilchof  gewerchet  hant,  das  sich  ge- 
bürt  22  Ib.'  1441,  ebd.  ,[In  der  Wüste]  da  was  ein 
arms  södle,  und  da  benachteten  wir  und  trunken.' 
Stulz  1519.  ,Wie  ein  sod  sein  wasser  quilt,  also  quilt 
dise  statt  yr  schalkheit.'  1530,  Jer.;  Wxxofr  I.XX. 
, Trink  wasser  aus  deinen  eignen  söden.'  1560,  Prov.; 
,auss  deiner  gruoben.'  1530;  inb  offiv  tppsd-nüv  titjy^s- 
LXX.  ,Ductarius  funis,  ein  seil  durch  ein  wellen  ge- 
zogen, als  ...  an  den  söden  .  .  .  Canalitium  aurum, 
gold,  das  auss  den  söden  kompt.'  Fris.;  Mal.  ,[Ich] 
macht  ouch  glich,  nachdem  ich  die  hüser  koufft  hatt, 
minen  sod  [Randtitel  ,sodbrunnen'];  der  kostet  mich 
an  das  essen  uff  die  100  guldin.'  TbPlatter  1572. 
N.  hält  um  Brunnendünkel  an  bei  der  Stift,  ,wihl  nur 
ein  schlecht  Södlin  daselbst,  die  Priester  zu  selbigem 
Wasser  in  die  Celebration  wenig  Lust  haben.'  1601, 
MEsterm.  1875.  ,'s  Abwasser  und  stinkende  Söd  meid, 
auch  die  falschen  Lehren  schnöd.'  Embl.  1622.  ,Puteus, 
S.,  Sodbrunnen.'  Denzl.  1666.  1716.  In  Verbindung 
oder  wechselnd  mit  Synn.,  bes.  mit  .Brunnen.'  ,Ao 
1318  sind  vast  all  Juden  verbrent  worden  allenthalb, 
uss  ursach  das  sy  den  Cristen  die  brünnen  und  söd 
vergiftet  hatten.'  Bs  Chr.  ,Item  ouch  hat  Mötteli  ... 
einen  zistern  oder  s.  zuogericht  mit  einem  rad  und 
kettinen  und  ein  muren  und  ein  gehuss  darüber.'  1468, 
Gfd.  ,[N.  testiert  ein  Haus]  darzuo  die  nutzung  und 
gebruch  des  wygers  und  des  sodes  daselbs  in  gemein 
mit  dem,  der  die  matte  inhat.'  nach  1474,  MEsterm. 
19d7.  , Am  s.,  unserem  brunnen,  verbuwen  .. .'  1520/5, 
Z  Anz.  1890.  .Die  bronnen,  söd  und  teich  sind  rein.' 
1530,  III.  Mos.;  Xdx-xos.  LXX.  ,Wo  brünnli  warent 
luter  rein,  da  mag  man  yetz  nit  finden  söd.'  HvRüte 
1546.  ,Das  erdbidem  hette  ...  in  die  brunnen  und 
söd  . . .  dise  Verunreinigung  ingegossen.'  Äg.Tscbcdi 
Chr.  ,Man  beschloss  [während  einer  Epidemie]  an 
vilen  enden  die  brunnen  und  söd,  gebraucht  sich  allein 
des  fliessenden  und  regenwassers.'  Würstisen  1580. 
,Ein  Gleiches  ist  auch  bei  Brünnen,  Söden  und  an- 
deren Wassern  zu  beobachten.'  B  Kriegsordn.  1764. 
S.  noch  Galg-Brunnen  (Bd  V  666).  .Einen  s.  rümen' 
uä.  ,Den  s.  in  der  bürg  ze  Thuno  ze  rumenne  2  Ib.' 
1377,  BStRechn.  .Den  s.  an  der  Herrengasse  ze  wa- 
schend.' 1452,  ebd.  ,Es  ist  ouch  ein  ganze  not,  den 
s.  in  der  vestin  [Joignie]  ze  rumen,  das  man  wasser 
daselbs  gehaben  mög.1  117ö.  B  Anz.  1909.  ,In  einen 
s.  werfen.'   ,Do  hiess  der  keiser,  das  man  sin  [SGeorgs] 


:;1m 


1,  sed,  sid. 


sud 


fleisch  und  sin  gebein  in  ein  s.  würff.'  Volkse.  ,Er 
[Joseph]  wirdt  in  den  s.  geworffen,  wider  haruss  ge- 
zogen ...'  LJdd  1530.  ,Kuben  sprach:  ...  wir  wend 
in  [Joseph]  warfen  in  ein  s.'  BGlett.;  vgl.:  ,Die  12 
sün,  die  sond  den  s.  rüsten  zum  Joseph.'  L  Bühnenr. 
1545/83.  Im  Bilde.  ,Die  Rede  soll  ...  ein  lebendiger 
Quell  sein  und  nicht  ein  Sood  [1861  .Ziehbrunnen'], 
wo  man  mühselig  ziehen  muss,  ehe  es  Wasser  giebt.' 
Gotth.  ,Sy  haben  mich  verlassen,  den  bronnen  des 
lebendigen  wassers,  und  habend  in  selbs  graben  zer- 
brochen söd,  die  wasser  nit  halten  mögend.'  Zwingli 
(nach  Jerem.  2,  13);  ,das  sy  inen  söd  grüebiud,  ja 
verworffne  und  zerbrochne  söd,  die  kein  wasser  ha- 
bend.' 1530;  ebenso  bei  OWerdm.  1552. 

Mini,  eöt,  -des  in  Bed.  1  und  3;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1394/7 
(wo  die  wortgesehichtliche  Bemerkuug  unter  5  zu  berichtigen 
ist):  dazu  Martin-Lienh.  II  328.  Unsicherheit  in  Bez.  auf 
die  Auslautstufe  verrät  die  Schreibung  ,sodt'  im  Fischh. 
(s.  oben  unter  1  b)  und  bei  EKö'uig  1706  (, wider  den  Sodt 
und  hitzige  Zufalle  des  Magens')  neben  ,Sot'  (,Stein  und 
Sot  zu  vertreiben.'  ebd.).  Zu  1  b  vgl.  noch  MHöfler  1899, 
655/6,  zu  3  b  das  syn.  Sutten.  Vgl.  auch  Süd.  —  Häufig 
in  Ortsnamen  ,(Im)  S.'  Aa  (vgl.:  ,im  Sodt.'  1653,  AaWett. 
Aren.);  Bs;  B;  G:  Zg;  Z  (mehrfach;  am  bekanntesten  Söd 
bei  Adlisw.)  ,Zum  dürren  Sod'  BsStdt  (schon  1318;  dazu  der 
FN.  ,ze(ui)  Sode  (ad  Puteum)'  XIII.;  s.  ASoein  1903,  391). 
In  Zssen.  ,Hägli-S.'  Aa.  ,S.-Ägerteu'  Bs.  , -Acker'  Bs;  B. 
,-Flüh'B.  .-Hof  AaOberkuhu:  ZAdlisw.  .-Halde' Bs.  ,-Haus' 
l'w.  ,-Bach'F;L.  ,-Beig,  -Brunnen, -Beben'  Z.  .-Ried' Zg. 
.-Steg'   Gl.     ,-V¥ies(eu)'  Z. 

Gülle"-:  Pumpe,  womit  die  Jauche  aus  dem  Be- 
hälter in  das  Jauchefass  gepumpt  wird  B.  Syn.  G.- 
Pumpen  (Bd  IV  1266).  ,1  Jauchesood  mit  Aufsatz' 
BSumisw.  (wohl  Zeitungsins.).  Vgl.  söden  2  a.  — 
Magen-:  =  <Sö</  Ib.  ,Magenbl;'ihung,  stoniachi  inflatio, 
item  M.,  ardor  ventriculi.'  JMdrält  1692.  ,Die  Mon- 
milch  dient  in  dem  M.,  dessen  Ursach  herrühret  von 
scharfetzenden  ...  Feuchtigkeiten.'  JJScheucbzer  1707. 

—  Beschütti-:  =  Gülk"-S.  B.  —  Wurm-:  Absud 
von  Kräutern  als  Heilmittel  gegen  Würmer?  ,Wiltu 
die  wärme  in  dem  lib  des  menschen  vertriben,  ...  so 
rfeeipe]  wurrüesot,  den  tuo  in  ein  warme  milch  und 
rfeeipe]  ein  wurzel  heisset  calamus  ...'  Kunstb.  1474. 

G«-s6d  BBe.,  Gr.,  „O.  (G'sod)- ,  R,,  G'-söd  Ap; 
B  (in  Bed.  1  b);  Gl;  Grü.  (PL  G'sodi);  „G"F.,  G.,  Ta., 
oT.,Wb.;  „Scb;  Z"  —  n.,  Dim.  G'södliB'R.:  1.  a)  Speise, 
die  sich  leicht  sieden  lässt  Ap;  Gl;  Sch;  Z.  —  b)  was 
zum  Sieden  bestimmt  ist,  Gemüse  usw.  (daher  der 
.G'södmarkt,  -handel')  B  (vereinzelte  Angabe).  Spec. 
a)  Gerste  und  Hülsenfrüchte  (gedörrte  Bohnen,  Erb- 
sen u.dgl.)  für  Suppen  ApI.,  H.,  M.;  GrD.;  „G"  aaOO. 
Syn.  Ge-choch  2  c  (Bd  III  126);  Chost  3  (ebd.  547). 
D's  G's.  ist  noeh  nid  g'sotte"  GrD.  (B.).  ,Mehl-,  Mues- 
und  Gesödhandlung'  G.  .Wenn  die  Wildhauser  auch 
etwas  Weniges  Gerste  ...  anpflanzen,  so  geschieht  es 
nur,  um  für  ein  paar  Monate  diese  Frucht  unter  dem 
Gesöde  geniessen  zu  können.'  JFFranz  1819.  Gersten- 
suppe mit  Bohnen  GF.,  G.,  oT.;  Syn.  G' söd -Suppen. 

—  ß)  (auch  Dim.  BR.)  „gekochtes  Mengsei  von  Garten- 
gewächsen für  Schweine",  Schweinefutter  (Kartoffeln, 
Rüben,  Kraut)  BBe.,  Gr.  (auch  Siw-G's.),  Hk.,  „0.", 
R.  D's  G's.  über  [im  Kessel  über  dem  Feuer]  ha". 
Nass  ivie-n-es  G's.,  ganz  durchnässt  BR.;  vgl.  2  b.  Bei 
EKöuig  1706  (in  der  Form  ,Gesöd')  auch  für  gesottenes 
Viehfutter;  s.  Bierzel  (Bd  VI  1269).  —  c)  verächtlich 
für  ein  geringes  Gericht  Gl  (Leuzinger).     Wässerige 


fade  Speise  BR,  —  2.  in  übertr.  Bedd.  a)  Durch- 
einander GoT.  —  b)  Strassenkot  BGr.  Auch  in  der 
Zss.  Sehne -G's.;  s.  Bärnd.  1908,  90/1.  —  c)  ,Gsöd', 
von  schwüler,  dumpfiger  Luft?  s.  Ge-brüet  2  (Bd  V 
1011).  —  d)  Gesinde],  liederliches,  gemeines  Volk. 
,Got  damit  der  narr  und  das  ander  gsöd  alls  hinweg.' 
Salat  1537.  ,Der  wirt  kumpt  mit  dem  gsödli  [den 
Musikanten]  zum  tisch.'  ebd.  —  Vgl.  Ge-sSd  und  Gr. 
WB.  IV  1,   4626/7. 

ge-södelen  g'södellen:  nach  Gsöd  (in  Bed.  1  c) 
schmecken,  einen  wässerigen  faden  Geschmack  haben 
BR. 

Süd(e-)  m.V  f.'?:  Rasenstück.  ,Die  [Feld-]Kuchen 
werden  zu  allerhinderst  ein  gute  Distanz  von  dem 
Quartier  gemachet  und  das  Dach  mit  Grasböschen  oder 
breiten  Sooden  wegen  Bewahrung  des  Fewrs  gedecket.' 
Kriegsb.  1644.  1667.  —  Kaum  ein  Schweiz.  Wort;  vgl. 
Gr.  WB.  X  1,   1398. 

süde"  I:  1.  soudu",  Grünzeug  für  das  Vieh  ab- 
hrühn  (scottar  erbaggi  per  gli  animali)  PA1.  (Giord.). 

—  2.  a)  aus  einem  Sodbrunnen  Wasser  schöpfen  oder 
pumpen  AAAarb.;  B.  Ei"'m  uf  de"  Chopf  s.,  den 
Wasserstrahl  des  Ziehbrunnens  auf  Jmdes  Kopf  rich- 
ten B  (Dan.).  Pumpen  übh.,  zB.  an  der  Feuerspritze, 
Jauchepumpe  B.  B'schütti  s.  Bildl.  von  einem  Pre- 
diger ,im  Tränenloch  s.',  von  einer  , rührseligen,  müh- 
sam auf  Schluchzen  und  Weinen  abzweckenden  An- 
sprache' (Bärnd.  1904):  ,N.  brauchte  keine  Künste, 
er  heizte  weder  die  Hölle  noch  öffnete  er  den  Himmel, 
er  sodete  nicht  im  Tränenloch,  er  grub  nicht  Gräber  . . .' 
Gotth.  —  b)  uneig.,  beständig  Luft  die  Nase  hinauf- 
ziehn,  um  sich  bildenden  oder  schon  gebildeten  Rotz 
zurückzuhalten,  ,eine  gewisse  unschöne,  ziehende  Art 
des  Nasenschnäuzens  (Zyro)'  B.  Syn.  schnupfen.  Von 
einem  Weinenden:  ,Der  Bub  [der  zu  spät  in  die  Schule 
kommt]  sodel'  BE.  —  3.  salbadern,  (mit  Reden)  lang- 
weilen  B.  —   Mhd.  sceden  ähnlich   wie   1. 

a--:  mit  Acc.  P.,  , anöden'  BStdt  (Schülerspr.).  — 
ge-:  s.  ge-söden. 

Soder  m.     Nur   als  Zuname  bzw.  Familienname. 

—  .Dietrich  der  S.'  1309,  Zg.  .Nicli  S.'  1389,  BTellb. 
,Zum  Soder'  [1.  ,Sode'V],  FamilienD.  XIII..  B  (Leu,  Lex.  XVII 
250).     Weitres  bei  ASoein   1903,  391. 

söd  „söd,  g'söd:  leicht  zu  sieden",  was  in  kurzer 
Zeit  gar  wird,  von  Fleisch,  Gemüse  Ap;  Z;  „beinahe 
allg."     Söds  Fläsch  Ap. 

u»-,  o"-,  in  B  tw.  mit  dem  Ton  auf  der  2.  Silbe: 
1.  Gegs.  zum  Vor.,  zB.  von  Erbsen,  Bohnen  Ap;  Z 
RümL,  Zoll.  S.  auch  ge-söd  1.  ,Ungesotten,  nicht 
kräftig  genug'  Z  (DrJucker).     , Unschmackhaft  Ap  Id. 

—  2.  übertr.  a)  Adj.  a)  „von  Menschen,  die  man 
nach  dem  Sprich worte  weder  sieden  noch  braten  kann, 
nicht  umgänglich,  ungesellig,  mürrisch",  widerwärtig, 
unwirsch,  grob,  wüst;  von  bleibender  Eigenschaft  wie 
auch  von  vorübergehndem  Zustande:  übler  Laune, 
missmutig,  zornig  Aa;  Ap;  BsL.;  B;  Gl  (auch  unartig, 
böse);  L;  GRh.,  T.  (auch  reizbar,  bösartig),  lt  Zahner; 
Sohw;  S;  Uw  (.unwillig,  unartig,  bes.  von  Kindern' 
ltMatthys);  U  (.ungeduldig');  Z;  „beinahe  allg."  En 
u-er  Kärli,  en  u-er  Purst  uä.  N.  isch  en  u-e''  Kärli 
mit  Suffe",  Fluechen  iV">  Wüesttne"  all  Weg  B  (vRütte). 
Da1 'sch  iez  en  u-er  Hagel!  Aa:  Z.  Er  het  e"  grobe", 
u-e"  Ma""  zum  Vatter  g'ha".  N.  Z  Ztg  1895  (AaL.). 
Jetzt  lief  dem  Veri  das  Gallenhäfeli  über,   er  wurde 


321 


1.    SOll,    suil 


useil,  schlug  mit  der  Faust  auf  den  Tiscli  and  schi  i'1 
Ndw  Kai.  1901.  ,Am  Ende  darf  man  die  dräckigen 
Pfiasterbuben  und  u-en  Messerlinge  nicht  einmal  mein 
Tschinggen  benamsen  .  . .'  BVolksztg  1903.  S.  auch 
cer-be- reichen  (Bd  VI  152);  Gassen-Rüh  (ebd.  883). 
,Die  altgläubigen  ...  warent  gar  u.,  dass  die  nüw- 
glöubigen  ...  so  frevenlichen  fürs  land  hinus  woltend 
zogen  sin.-  Äg.Tschüdi  (Helv.  1826).  .Wann  ein  Prä- 
dikant  aus  dem  oder  disem  Kloster  empfacht  seine 
Pfrundfrücht  und  folgen ds  ab  dem  Viertel  etwann  ein 
oder  zwei  Batzen  weniger  löst,  weder  er  vernihmt, 
dass  obbemeldter  Herren  Prälaten  Beamtete  gelöst 
haben  ab  ihrem  Viertel,  gestracks  u.  wird  und  tröut, 
Solches  zu  klagen  seinen  Herren  von  Zürich  . . .'  1638, 
JJBreit.  1613/43.  ,Etwan  stellt  er  [Christus]  sich 
als  u.  und  verdrützig,  wie  gegen  dem  cananeischen 
Weib.'  FWyss  1650/3.  ,Der  widerspennige  Müller  in 
der  Riedtmülli,  so  gen  Dynhart  pfarrgenössig  . . .  ist, 
welcher  sieh  über  alle  Massen  spröd  und  u.  gegen  mir 
gestellt  und  nebent  dem,  dass  er  mich  einen  Knopf 
geheissen,  in  die  ...  Wort  ausgebrochen  . . .'  1655. 
ZAndelf.  ,Sehr  usöd  und  stürmisch.''UßnA.;ciER  1785. 
Wild,  ungeberdig,  unbändig,  ausgelassen  B:  L;  S;  Z. 
D'  Meitscheni  si"  ?"  dem  Alter  no**  eil  «-er.  Ov'Greyerz. 
Es  u-s  Christi  sigi  's  g'sin  im  Bälde"  [Klettern].  DGemp. 
1904.  Subst.  En  TJ-er  Ap:  B:  Z.  Du  bist  doch  eit 
U-er!  Er  ist  en  U-er,  uen"-cr  abehunnt  B.  In  älterer 
Substantivierung  en  U"söcl  Aa;  Z  (in  Zell  es  (/.), 
widerwärtiger,  grober,  wüster  Mensch,  mit  dem  man 
nicht  umgehn  kann ;  oft  auch  nur  als  leichteres  Schimpf- 
oder Scheltw.,  zB.  gegenüber  übermütigen,  ausgelas- 
senen Burschen,  ungeberdigen  Kindern.  Er  ist  halt 
en  U.,  ein  ,Knot'  ZO.  Du  bist  en  richte  U.:  mi"  cha"" 
auch  gar  Nüd  mit-der  a"fäh"!  Bis  auch  nüd  so  en  U.! 
Dir  U.!  von  einem  Schreihals.  CBiedermann  1893. 
Ähnlich:  Ja,  rüef  du  nu'\  du  U. !  ACorhoui.  S.  auch 
Gabriel  (Bd  II  62).  Den  0"sÖde"  ha»,  übler  Laune, 
mürrisch  sein  Ap  (TTobler).  Auch  von  Tieren.  Un- 
ruhig, störrisch,  vom  Vieh  UwE.  Si  seid,  dass  dir 
Hund  en  u-er  Kärli  seig,  wo  ire?  chüm  tat  folge". 
Schwzd.  (L).  Von  menschlichen  Reden  und  Mei- 
nungen Z.  Das  ist  Öppis  U"söds:  U"söders  cha""- 
mC-si'''  nid  tanke".  Si  hat  in  Ei'"ni  fürt  g'schicätzt. 
NM  als  U"sÖds.  Doch  drüf  der  Hans  [bei  Anlass 
schlimmer  Prophezeiungen  seiner  Frau  wegen  eines 
Kometen]:  Mi"  liebi  Frau,  fast  al'iwil  händ-er  's  so,  ir 
Wiberrölcher ;  glaube"d  au'h,  was  U"söds  nw  mag  cho". 
OHaggehmacher  (Z).  —  ß)  unreinlich  L  (Schürmann). 
—  f)  ungesund,  mit  Ausschlag  behaftet  L;  GT.  Bist 
aurh  es  U-s,  hest  immer  Blbeli  im  G'sicht  L.  En  u-er 
Kärli,  ein  ungesunder  GT.  S.  auch  die  Stelle  aus 
ÜBrägger  1783  unter  Fluss  (Bd  I  1216).  -  b)  Adv. 
U.  tue",  sich  unsanft,  unwirsch  benehmen  LG.,  un- 
geberdig tun,  schrecklich  wüten  B.  Er  het  gar  u.  'tä". 
U"d  du,  Frisching  [belehrt  der  als  Regisseur  amtende 
Schulmeister],  du  muesch  nid  eso  u.  tue";  daich,  du 
bisch  eso-ne"  Tlchi  und  e"  Träppeler  ...  [Frisching:] 
He.  Öpper  mues1  daich  e"chli"  Lebe"  dri"  bringe"! 
Loosli  1910.  Übergehend  in  bloss  steigernde  Bed., 
gewaltig,  schrecklich,  über  die  Massen,  „sehr"  B;  L 
(Vaterland  1907);  S.  „Gar  u.  fluchen;  [Einen]  u.  ab- 
dröschen B."  Er  het-ne"  gar  u.  ab' prüglet  B.  Er 
mag  u.  esse",  werche".  ebd.  Der  Ödi  heil  it.  mücssc" 
werche",  ''as'-si-nc"  nid  ab  ''em  Heimetli  'tribe"  hei". 
Vaterland  1907.  Di"  Backen  isch  u.  g'schvwlle"  B. 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Uni  lisch  dwh  ii.  n"lidig.  ebd.  Die  Kinder  tun  u. 
wüest,  machen  einen  schrecklichen  Lärm.  ebd.  's  isch 
ii.  wüeste'  Weg.  ebd.  II.  für,  unverschämt  teuer  B 
Stdt.  1<"  ha"  uf  der  Reis  u.  oil  Geld  'brückt  B.  Di"s 
schiessig  Lotto  nimmt  scho"  ii.  vil  fürt.  M  Walde«  1884. 
—  U"-s6di  bzw.  -sedi  f.:  Abstr.  zu  un-söd  (in 
Bed.  2aa)  Ndw  (Matthys);  Z.  Schon  bei  HBull.: 
s.  Rüchi  (Bd  VI  209  q.). 

g«-söd,  in  BBe.  -Ö-:  I.  ■- söd  (s.d.)  Sca;  Tu;  Z. 
G'södi  Ärbsfe"),  Böne",  Rabe"  usw.  Bönlima"":  Ghau- 
fe"d  g'södi  Böne"!  ...  's  war  Öppis  wert,  war  mänge? 
Chopf  nüd  gar  so  hert  ...  so  g'surrig  Manne",  u"söd 
Fraue",  die  chan"-men  alle"thalbe"  g'sehaice".  . . .  Und 
legg-ne"  d'  Hand  grad  ander  d'  Füess,  wie  W'söd  Böne" 
schiiurre'd-s'  z'säme". .  .  Die  dörfti"d  sich  es  Bispil  n'e" 
a"  miue"  g'söde"  Bonlene".  KWetli.  .Coctivus,  gesöd, 
das  sich  gern  lasst  sieden  oder  kochen  . . .  coctibilis, 
gesöd,  bald  gekochet  und  leichtlich  töuwt.'  Fris.; 
Mal.  .Coctivus,  das  sich  gern  kochen  lasst,  gesöd.' 
Üenzl.  1716.  ,Die  Reben  waren  in  dissem  Jahre  [1789] 
gesöd  und  sind  bald  gelind  und  gesotten  worden.' 
Maag  1787/95.  .Reben:  die  waren  [1790]  gross,  auch 
das  Rebkraut,  und  gab  vill,  sind  aber  nicht  so  gesöd.' 
ebd.  Weich  gesotten  GTa.;  ZO.  De  Berg-Jörrli  hät- 
der  Challs  und  Worms.  G'söds  und  Ung'sods  dur'h- 
enand  g'esse".  JSenn  1864.  Weich,  von  zartem  Salat, 
,teiggen'  Birnen  Zu.  —  2.  gesund,  von  Menschen  BBe. 
Er  isch  g'soder.   —   Zur    Kürze   in   BBe.   vgl.   die  Anm.   zu 

u"-,  o"-:  1.  =  un-söd  1  GTa.;  See;  Tb;  Z.  ,Un- 
schmackhaft'  G.  .Ateramna,  Gemüss,  das  ungesöd.' 
Denzl.  1716.  —  2.  a)  =  un-söd  2  a  a.  ÄAHold.;  BM., 
oSi.;  L;  G;  Tu;  Z  (nach  einer  Angabe  in  ZF. 
dafür  u"söd  zum  U.  von  u"g'söd  in  Bed.  1).  En  u-er 
Mensch.  Da'  ist  en  o-er  Kärli  da"  dö  Tu;  ZSth.  Da- 
ist en  U-e'',  Nichts  macht  Eindruck  auf  ihn  Th.  — 
b)  auch  von  schlechtem  Wetter  G.  Von  einer  wilden 
Gebirgsgegend:  Me"  secht,  dass  das  [Walliser-] Voll; 
schaffe"  mue"  i"  sine"  u-er-  Täler  inner-.  Schwz.  Fa- 
milienztg  1898  (G).  —  c)  Gegs.  zu  ge-söd2  BBe.  Er 
isch  u"g'sÖder,  ungesund. 

Södi  f.:  in  der  Verbindung  c"  S.  ha",  zu  viel  ge- 
trunken haben  ScHSchl.  (scherzh.),  Di'  hat  e"  rechti 
S.!  einen  tüchtigen  Rausch.  —  Abstr.  zu  «5./. 

södig:=  söd  Gl;  Scew.     S-s  Fleisch. 

u--:  1.  Gegs.  zum  Vor.  Gl.  —  2.  uneig.,  =  un- 
söd  2  aa  Gl;  GWb.  Es  u-s  Manndli,  ui  Lüt.  Der 
Mani  [der  männliche  Bär  im  Bärengraben  zu  Bern] 
sig  der  Hüsher,  und  da  müess  ehe"  d'  Frau  umle" 
dure",  und  ich  [Heiri  Jenni]  ha"  'tänggt,  da  sig  's  [bei 
mir  daheim]  im  Sunne'brii/  uimfchiii.  nu»  :'as'  d'  VrVne* 
nüd  grad  eso  wsodegi  sig  wie  der  Bir.  CStreiff  1902. 

Un-södigkeit  f.:  =  Un-södi.  [Der  Verlust  des 
Vaters]  het  eige"tlig  der  HüshaUi"g  wem«  Schade" 
'brächt;  denn  Alls,  was  ml"  Muettervon-em  :'  g'niesse" 
g'ha"  het  ...  das  si"  die  verlöcherete"  Hose"  g'si",  die 
durnige"  Strumpf,  die  verschmushte"  Hönv'li.  abg'seh" 
vo"  dem  Chachelizüg.  wo-n-er  dann  und  wann  i"  si" -r 
U.  a"  d'  Wand  g'rüert  het.  Joacii.  I  -  9  ! 

Sud  m.:  =  Söd  3  c  (Sp.  317)  BBr.  (PSchild). 

An   tin  Ablautsverliältniss   /u  S,.,l   lässt  sich  für  die  ganz 

vereinzelte    Form    (das    übrige   Hasletal    bat    ebf.   -r,-)    nicht 

denken,  auch   die  Annahme  sekundärer  Kürzung   ist   bei  dem 

angel  sicherer  Parallelen  aus  aer  Brienzer  HA.  unw&hrsch. 

21 


Sad,  sed,  sid,  soll,  sud 


324 


Stamm»  die  Kürz.-  vir]].  aus  .Irr  Zss.  SM-lh-unnen,  w.i  sie 
nach   einem    bekannten   Gesetze  eiugetreteu   wäre? 

G'-söd  BBr.,Gt.,  G'sö2d  (mit  sekundärer  Dehnung) 
Ap  — n.:  1.  a,)  =  Ge-södlb$  (Sp.  319),  Schweinefutter 
BBr.,  Gt.  —  l>)  Hühnerbrei  ApH.,  M.  (TTobler).  — 
2.  übertr.  a)  =  Ge-söd  2  b,  Strassenkot  Ap.  Wen*-i'h 
g'wösst  hett,  dass's  eso  e"  G's.  hett,  helt-r''  <l  Steffi 
a'g'läd  ApGais.  —  b)  unangenehme  Geschichte.  Ver- 
legenheit ApGais.  Urnäsch.  Er  ist  in  e"  schö"s  G's 
i"e"  cho"!  Dö  het-er  wider  e"  schö"s  G's.  a"g'richt.  — 
C)  pers.,  langsamer,  linkischer  Mensch,  Phlegmatiker. 
Bist  doch  e"  G's. !  du  bist  lauter  Phlegma  ApM. 
(TTobler).  —  Vgl.  auch   Ge-»6tt. 

ge-söden  BBe.,  Br.,  Gr.,  Gt.,  sonst  ohne  Quantitäts- 
angabe: „den  Schweinen  G'sod  sieden"  BBe.,  Br.,  Gr., 
Gt.,  Hk.,  „0.",  R.  Oft  auch  für  das  Kochen  der  Wäsche 
BBe.;  vgl.:  Der  G'södofen  ...  ist  nid  nummen  gäbige'' 
fir  de"  Siwwe"  z'  g'söden;  der  verstelld  Ei""m  grad  es 
Wäschhüs.  Barnd.  1908.  Spöttisch  vom  Kochen  mensch- 
licher Nahrung  BGr.:  s.  das  Folg. 

In  BBe.,  Gr.  steht  g'tüden  neben  G'söd.  Auch  für  BHk., 
„0.",  R.  hat  die  Kürze  als  wahrsch.  zu  gelten.  Sie  ist  aber 
viel],  erst  sekundär  im  2  silbigen  W.  eingetreten;  vg].  die 
Angabe  aus  BBe.  unter  (un-)ysöd  (Sp.  322). 

G'-söde"  -a  f.,  G'sodi  m.  (auch  Drecl:-G'södi,  PI. 
-g'södi"ga):  unordentliche  Köchin  bzw.  Koch  BGr. 
Der  tued  attweg  d'  Her''epfla  churze"wegg  in  G'söd- 
hafen  old  i"  d's  G'södchessi  ...  u"d  läd-si  denn  da  eso 
umha  g'söden;  ja  ja,  er  g'söded-si  nummen,  der  G'södi, 
was  er  ist!  Barnd.  1908. 

Södere"  f.:  das  Wasser  im  Brunnentrog  ScHwMa. 
(Lehrer  Frei). 

södere",  in  ZGlattf.  (1t  Spillmann)  in  Bed.  2  b 
auch  södere":  1.  tr.,  geringe  Dinge,  schmutzige  Lum- 
pen, Schweinefutter  udgl.  sieden  Ndw  (Matthys).  Spei- 
sen wässerig  und  gehaltlos  bereiten  BE.  (Bämd.  1904, 
37).  ,Ebenso  schulgerecht,  regelmässig  [wie  bei  Hofe] 
schlürfte  Bürger  und  Bauer  sein  lang  gesodertes, 
kraftloses  Geschlampe.'  ADennl.  1817.  —  2.  intr. 
a)  hörbar,  „heftig"  sieden  ÄASeengen;  BE.,  O.  (Zyro); 
L;  S;  Uw;  „Zc.;  Z"Glattf.  Nimm  d' Milch  ab  der 
Chunst,  g'hörst  nid,  wie-si  soderet?  L.  Im  Söihafe" 
soderet  's  und  ploderet  's  BE.    D'  Herdöpfel  södere"  S. 

—  b)  ,mit  kaum  hörbarem  Sprudeln  durchsickern, 
vom  Quellwasser'  AALeer.,  (mit  Geräusch)  heraus- 
sickern, -fiiessen  ZGlattf.    Syn.  usen-säderen  (Sp.  296). 

—  c)  unter  Bildung  kleiner  Bläschen  mit  Geräusch 
eintrocknen  SRech.  —  d)  =  sücheren  2  (Sp.  20(3),  von 
der  Tabakpfeife  BE.  Paff!  paff!  paff!  i"  der  Pfiffe" 
het-es  a"fahn  s.,  «'"'  näch ■  dis - näch  het  der  Hanes  di 
schönste"  Stockwulche"  drüs  'zöge".  Loosli  1910.  — 
Vgl.    süderen,   fiüderen, 

ver-sodere'  BE.;  UwE.,  -södere"  BBe.  (Dan.): 
a)  tr.,  Fleisch  zu  stark,  zu  hart  kochen  BBe.  (Dan.  sagt 
, braten'),  zu  stark  sieden,  zB.  Speisen,  so  dass  sie  zu 
weich,  zu  breiig  werden  UwE.  —  b)  intr.;  s.  branden  2 
(Bd  V  684). 

gc-söderen:  ,sieden'  BHa. 

SödereteB  f.:  a)  das  Geräusch  des  starken  Sie- 
dens  UwE.  —  b)  concr.,  etw.  nicht  sorgfältig  Ge- 
kochtes BE. 

S.1d(e)rich,  -ech  —  m.:  Mastfutter  für  die 
Schweine,  aus  gekochtem  Kraut,  Kartoffeln  usw.  Bü. 
(Zyro),  Si.  (auch  ltlmob.);  „L;  Zg;  Z."  [Der  verlorne 
Sohn]  hätti  gi-re"  si"  Buch  möge"  fülle"  mit  S-,  wo  d' 


Schwein  fresse".  Dial.  (BSi.  um  Bolt.).  Übh.  ein  Ge- 
köch  an  viel  Brühe  B  (Zyro).   —   Vgl.  Süderich,  Sotterich. 

söderiche"  sodr-:  den  Kohl  abblättern,  um 
Schweinefutter  zu  gewinnen  BSi.  (Imob.). 

sä  dien:  tr.,  im  Kot  herumziehen,  besudeln.  ,N. 
d[icit],  dass  der  Hofman  und  der  Gon  mit  einander 
kriegten;  des  wurffen  HHofmans  gesellen  den  Gon  an 
der  gassen  in  das  kat  und  sodleten  und  sluogen  . . .' 
1398,  Z  EB.  ,A.  rette  zuo  iro:  ...  ich  und  du  müessent 
einandern  noch  in  dem  dreck  unib  sodlen.'  1475,  ebd. 
Mit  eigentümlicher  Richtungskonstruktion :  ,1ns  kat 
gesodlet  und  geworden.'  XV.,  L  (RBrandst.  1890,  17). 

-  Vgl.   sudlen. 

Soderi  m.:  alter,  griesgrämiger,  unausstehlicher 
Mann  Bs.     Syn.   Un-sod  (Sp.  321);  Süderi. 

soderle":  intr.,  Dim.  zu  söderen  2  a,  „ein  wenig 
sieden"  ÄASeengen,  Wohl.;  B  (Zyro);  BsL.;  „L;  Zg; 
Z"rS.;  vgl.  süderlen.  Auch  vom  Knistern  siedender 
Butter  SOlten;  s.  br  anseien  i  (Bd  V  740  u.). 

Sü'da  (-ä  Z),  Söde"  f.:  Soda  Aa;  Tb;  Z.  Ein  Wort- 
spiel mit  so  da  s.  Sp.  15. 

Hund-Sö1deD  (so  auch  ThHw.,  Mü.)  s.  Hunds- 
Hoden  (Bd  II  994). 

soden  II.  ,Und  sol  man  ouch  du  hüser  [vor  der 
Stadt]  tekken  mit  ziegeln  oder  mit  schoubon,  die  mit 
laim  gesodet  sint'  XIV.,  Sch  StB.  (Alem.  V  25). 

Es  kann  kaum  etwas  Andres  als  ein  Bestreichen  der 
Strohbünde  mit  Lehm  gemeint  sein  (vgl.  dazu  Heyne  HA.  I 
169),  so  dass  man  an  nähere  Beziehung  zu  mdlen  denken 
möchte,  wenn  dies  hiebt  ausschliesslich  in  ungünstigem,  ver- 
ächtlichem  Sinn  gebraucht  würde. 

Sodler  (■'>--)  m. :  ein  Schulkind,  welches  nicht  mit 
den  übrigen  aus  der  Schule  entlassen  wird  ApWalz. 
(TTobler).  —  Vgl.  Sudler? 

Süd  (bzw.  -«-"-,  -o'-)  m.:  1.  das  Sieden;  s.  brocken 2  a 
(Bd  V  562).  Uneig.,  ,im  Sud  sein,  im  Sieden,  von 
hitzigen  Jünglingen  und  Jungfrauen'  SchwE. (Ochsner). 

—  2.  was  auf  einmal  gesotten  wird,  zB.  von  Hafer 
(vgl.  sieden  Sp.  312)  Z;  bes.  auch  bei  Metzgern  und 
Bierbrauern  G;  Th;  Z  und  wohl  noch  weiterhin.  Ge- 
sottene Masse  ZKn.  Brühe  BE.  —  3.  Regenschauer  G. 
Es  g&t  näbe"  eu  S.;  es  chonnt  weder  en  S.  —  Vgl.  das 
(in  allen  drei  Bedd.)  syn.  Sutt. 

Südel  (bzw.  -o'-),  in  AABr.;  B;  Ztw.  Sudel  (s. 
Bed.  1  d  und  2)  —  m.,  PI.  (in  Bed.  1  e)  mit  Uml.  Ap; 
Th,  Dim.  Südeli  (in  Bed.  2)  GStdt;  Z,  Sudelti  (in 
Bed.  1  e)  GrD.:  1.  a)  Jauche  GF.;  vgl.  S.-Chastc", 
Jauchebebälter.  ebd.,  -Brenten  (Bd  V  759).  —  b)  (un- 
willkommener) Regen  Th;  vgl.  S.- Wetter.  Der  Under- 
luft  göt,  's  giH  S.  Der  Luft  bringt  S.;  vgl.  S.-Luft 
(Bd  111  1160;  auch  GSev.).  —  c)  allerlei  Abraum  Z; 
vgl.  S-Bennen  (Bd  IV  1291).  —  d)  Anzug,  wie  man 
ihn  zu  schmutziger  Arbeit  trag! ;  vgl.  Chuchi-S.  1.  Im 
S.  (nach  einer  Angabe  Südel)  si",  in  den  Arbeitsklei- 
dern stecken  Z.  Wohl  hieher  (eher  als  zu  einer  abstr. 
Bed.  .schmutzige,  geringe  Arbeit'):  .[Bruder  des  ver- 
lornen Sohnes:]  Min  vater  ...  lat  mich  bi  arbeit 
klawen  spitzen  und  stecken  im  sudel  früe  und  spat... 
ist  das  der  Ion  um  min  arbeit,  so  han  ichs  nit  fast 
wol  angleit.'  Salat  1537  V.  2518;  vorher  war  davon 
die  Rede,  dass  der  heimgekehrte  Sohn  vom  Vater 
.kleider,  ring,  schuoch'  bekommen  habe.  —  e)  un- 
schön und  flüchtig  aufs  Papier    geworfene  vorläufige 


Sad,  sed,  sid,  sod,  sud 


.;■-••. 


Aufzeichnung,  Kladde,  Entwurf,  zB.  für  einen  Brief, 
Aufsatz  Aa;  Ap;  Bs;  GrD.  (auch  Dira.),  Ths;  „L" ; 
G;  Sch;  Th;  Z.  Auch  .Schmierheft'  GrD.  (B.);  vgl. 
S.-Buech  (Bd  IV  993).  E(n)  S.  mache",  öppis  uf  e" 
S.  macht"  AaF.  Etw.  blas'  e"fange"  im  S.  ha".  Im 
S.  han-ich  der  Üfsatz  fertig,  sagt  ein  Schüler.  , Meine 
Lieben!  ihr  müsst  mir  verzeihen,  wenn  ich  in  meinen 
Briefen  etwa  allzulange  von  einer  Sache  rede,  und 
ihr  müsst  bedenken,  dass  ich  keinen  sog.  Sudel  mache 
. . .  das  ist  hierzulande  nicht  der  Brauch.'  Lohbauer 
1804.  —  f)  schnell  zubereitete  Torte  nach  einfachem 
Rezept  ZZoll.  Syn.  S.-Turten.  —  2.  (in  AABr.;  B; 
Z  tw.  Südel)  pers.,  Sudler  AALeer.,  Einer,  der  sich 
besudelt  AABr.,  unreinliche  Person  ZLunn.,  Stdt  (Dr 
Fahrner),  geringe,  schlecht  gekleidete  Person  Sch 
(Kirchh.).  's  Müeti  tuet-mi'1'  chibe":  Luege"d  doch  de" 
Südel  [, sudelige  Weibsperson']  a" .'  Da  channst  di- 
heime"  blibe",  tci'lt  nüd  sörger  ha".  Usteri  1853.  ,Es 
klagt  Hans  Thorman  der  maler  uff  Jörgen  Almergöw, 
der  selb  A.  habe  im  sin  wib  mit  mengerlei  bössen 
worten  misshandlet,  und  das  er  zuo  ira  redte:  du 
wüester  sudel,  das  dich  das  vallend  übel  in  den  buch 
angang!-  1457,  Z  RB.  Spcc.  geringe  Küchenmagd  B 
(.sordidissima  serva.'  Id.  B);  Z;  vgl.  S.-Maitli,  -Bueb 
(Bd  IV  81.  940).  Jmd  dt"  Sudel  (Sudel)  mache",  ge- 
ringe Dienste  verrichten  Z;  Syn.  de"  Hund,  Budel 
mache"  (Bd  II  1424.  IV  1034);  vgl.  auch  Fuess-, 
Chuchi-S.  i'.  ,Doch  sol  ein  mann  einem  wyb  ouch  nit 
zuo  vil  zuomuoten,  sy  nit  für  ein  südel  halten  ...  ob 
sy  sieh  glych  zuo  allen  sinen  diensten  entbütet.'  LLav. 
1584.  Dim.  Siideli,  unreinliche,  unordentliche  Person 
Z  (Dan.),  nachlässiger  Mensch  GStdt.  S.  auch  das 
altbernische  Lied  vom  Siideli  [Aschenbrödel]  bei 
LToblerVL.I  112/5;  eine  Stelle  daraus  Bd  VI  1308  o. 
—  3.  Sudel  m.,  Kuhname  BHa. 

Vgl.  Sanders  II  1260.  Zur  Form  mit  -,.-  »gl.  mdlen 
neben  sudlen.  Die  pers.  Bed.  auch  schon  nilul.  (Lexer  II 
1286). 

Fuess-Südel:  verachtete  Magd.  ,Hatt  die  guot 
frouw  [Abigail]  nitt  sunst  crütz  und  lydens  gnuog, 
das  sy  by  einem  solchen  menschen  ire  lieben  tag  ver- 
schlissen muosst  und  im  darzuo  unwerd  und  sin  f. 
sin.'  LLav.  1584.  ,Es  habe  Gott,  als  er  dem  Adam 
ein  wyb  erschaffen,  siner  rippen  eins  genommen  und 
sy  daruss  gestaltet;  er  habe  sy  nit  von  Messen  ge- 
nommen, dass  sy  der  mann  nit  verschupfte  und  für 
ein  f.  hielte.'  ebd.  —  Vgl.  Schuth-Butz  (Bd  IV  2012), 
mich   midien  2  b  (Sp.  328). 

, Koch -Südel:  küchenbuoben,  discipuli  coquorum.' 
Fris.;  Mal. 

Chuchi-SwieZ  Th,  -Südel  ZStdt:  1.  Kleid,  das 
man  zur  Küchenarbeit  trägt  ZStdt  (ältere  Angabe). 
Lueg-mich  nüd  a",  «<*  bi"  nur  im  Ch.  —  2.  Person, 
die  die  niedrigsten  Dienste  in  der  Küche  zu  besorgen 
hat  Th.  Syn.  Chuchi-Butz  (Bd  IV  2012).  ,Hiltprand 
Stuolgang  [zu  Barbali,  welches  häusliche  Arbeit  über 
das  klösterliche  Leben  stellt]:  Hei,  dass  dich  Gott  als 
kucbisüdels  straf!'  NMan.  ,Der  bapst  stalt  einem 
yeden  stalbuoben,  kuppler,  kuchesüdel  und  kriegs- 
gurgel  ein  pfarr  zuo.'  HBull.  1531. 

Chvüt-Südel:  , etwas  Geringes'  S  (Dan.). 

G«-südel  Aa;  B;  Th;  Z,  O'südel  Aa;  B;  GrPi'.; 
GT.;  Schw;  öZ  —  n.:  Gesudel,  Sudelei,  abstr.  und 
concr.  aaüO.  Von  unordentlicher,  flüchtiger  Schrift, 
Schreibarbeit    Aa;    Tu;    Z.     Das    G's.    cha""   ja    kc'" 


Mensch  lese".  Schlechte  Arbeit  übh.,  Unordnung, 
Durcheinander  öZ.  Verschüttetes  Wasser  um  die  Ge- 
schirre herum  B.  ,Man  kan  auch  under  dises  Gerüste 
[worauf  die  frischen  Käse  liegen]  innenher  etliche 
leere  Fässer  stellen,  gerad  under  die  Käse;  so  tropfet 
...die  übrige  Feuchtigkeit  ...  hinein  und  wird  kein 
Brudel  noch  Gesudel  auf  den  Boden  gemacht.'  EKönig 
170ö.  Kehricht,  Abfälle  (zB.  von  Holz)  GT.;  öZ.  Ge- 
sindel  öZ.   —   Vgl.   Gr.  WB.   IV  1,   4289. 

sud(e)lächtig:  sudelig,  schmutzig.  .Exsordes- 
cere,  unflätig  werden,  sich  besudlen,  wüest  und  sud- 
lächtig  sein.'  Fris.;  Mal.  , Ich  beschwere  mich  keiner 
Arbeit,  wie  hart,  wie  schwer,  wie  sudelechtig  sie 
immer  sei.'  JWirz  1650. 

südere-  Gl  (Rochh.);  W  (in  Bed.  2  a  a),  sonst 
süd(e)ren  (bzw.-!-):  1.  tr.,  , durch  schwaches  Feuer 
langsam  zum  Kochen  bringen'  BBrisl.  Vgl.  cer-s.  1. 
—  2.  intr.  a)  mit  Sachsubj.  oder  unpers.  a)  =  sodereit. „' a 
(Sp.  323),  mit  hörbarem  Geräusch  sieden  L  (s.  auch 
flüderen  Bd  I  1175),  Blasen  werfen  beim  Sieden  Aa 
Wohl  :  W,  schwach  sieden  Ap;  Bs;  B;  W,  sieden  übh. 
GlK.(W.).  Demuesch-es  nur  noch sola" s.i" der Pfannen 
inne"  LG.  Auch  vorn  Geräusch,  welches  entsteht,  wenn 
nur  noch  wenig  Wasser  in  der  Pfanne  kocht :  Es  süderct 
nur  nochi"  de  Pfannen  inne",  tch  glaube",  tl'  lit:ppire"brün- 
ne"  bald  a".  ebd.  —  $)  =  söderen2b,  (mit  leisem  Geräusch) 
sickern  AALeer.;  BSi.  (Imob.);  GW1.;  W,  ,voll  Wasser 
sein,  so  dass  es  herausspritzt,  wenn  man  auftritt'  BSi. 
(Imob.).  —  i)  =  söderen2  d  Aa;  B.  Es  süderet  in-ere" 
Pfiffe"  inn,  wenn  beim  Ziehen  der  Tabaksaft  ein  bro- 
delndes Geräusch  macht  Aa;  B.  Von  Wasser,  das  in 
einer  Röhre  .brandet'  Gl  (Rochh.).  Auch  vom  müh- 
samen, röchelnden  Atmen  eines  Schwerkranken:  Es 
sidrot  grad  esö  in-im  W;  Syn.  charren  II  (Bd  III 
428).  —  6)  nicht  sehr  stark,  aber  anhaltend  regnen 
(so  dass  die  Wege  unangenehm  zu  betreten  sind); 
auch  vom  Tauwetter  AaWoIiI.  ;  B  (nach  einer  Angabe 
.scherzweise').  Syn.  sudlen.  Es  süderet  geng  noch  a" 
Ei'"  m  fürt  H.  Es  süderet  aber  es  par  Tag,  wie  wenn  's 
nie  nie  guete"  -we'tt.  ebd.  —  b), mit  pers.  Subj.  ^un- 
ordentlich mit  Wasser  oder  andern  Flüssigkeiten  han- 
tieren, sie  verschütten,  sich  dabei  besudeln  AAAar.; 
BsLang.  (schwächer  als pfletschen  BdV  1260);  B(,aquam 
traetare.'  Id.  B);  „L";  S;  TH(Pup.):  W;  „Zg;  Z.»  Was 
süderist  da?  B.  Gib  doch  acht!  litt",  wie-de  süderisch! 
ebd.  Lue?,  tote  d'  g'süderet  liest!  ebd.  Geifern,  von 
kleinen  Kindern  BsLang.  Unordentlich  schlürfend, 
unreinlich  essen  („bes.  saftige,  flüssige  Speisen")  und 
trinken  „L";  S;  UwE.:  W;  „Zg;  Z."  „Langsam  essen 
W*  (nicht  bestätigt).  —  ß)  derb  verächtlich  für  weinen 
ß.  La"  g'seh",  Marie!  die  ganzi  Nacht  wei"-mer  doch 
nit  da  z'säme"sitze"  und  südere" ;  zell,  was  hesch?  Isch 
d's  Buebi  chrank  oder  het's-der  süsch  Öppis  g'ge"? 

MWALDEN  1884.  —  Vgl.  suttemi,  siittenn,  zur  Bed.  auch 
melieren  (Sp.  205/61,   saferen. 

um  en -südere":  von  Wasser,  ohne  Leitung  aus- 
einanderfliessen,  stagnieren  FMu.  —  an-sidenen.  Eine 
Speise  mit  Cliäsmilch  a.,  anfeuchten,  anrühren  BGr.; 
s.  Bärnd.  1908,  503.  —  \xsea-südere":  (mit  Geräusch) 
heraussickern,  -fliessen,  zB.  aus  einem  Loch  in  einer 
Röhre,  über  den  Rand  des  Kochtopfs  Aa;  B;  L;  W. 
Auch  von  gärendem  Most:  De1  Most  süderet  BWÜSChe" 
de"  Tilgen  use"  L.  \  ,-v -siiden" :  1.  zerkochen,  durch 
ZU  langes  Kochen  verderben  S.    [Bei  den  ersten  Koch- 


327 


Sad,  sed, 


versuchen]  isch  Alls  no"*  halb  rau  g'si" oder  süst  ver- 
süderet  oder  versolze".  Joach.  1881.  Übergehend  in 
die  Bed.  , verschleudern,  vergeuden.'  's  isch  Sund  und 
Schad  um  das  Zug,  's  isch  nur  versüderet  worde"  LG. 
Dann  übh.  von  Nahrungsmitteln,  Düngmitteln  usw.: 
schlecht,  unzweckmässig  verbrauchen,  ebd.  —  2.  (Was- 
ser usw.)  ungehörig  verschütten  (und  dadurch  an 
Kleidern  oder  auf  dem  Boden  Flecken  verursachen)  ß. 
D's  Mareili  hat  beim  Wasserholen  im  Gang  'pletschet 
und  Alls  versüderet  BE.  Ich  hasse"  doch,  ivenn-me" 
d'  Milch  so  versüderet,  wo-men  so  tür  :ale"  muess. 
Übertr.  von  Triefaugen  B.  ,Des  Keller -Joggis  ver- 
süderete  Augen.' Gotth.  — 3.  beschmutzen,  beschmieren 
L.  Bios'  hät-mer-der  Öppis  i"  cV  Hand  g'ge",  so  hast 
scho"  Alls  mit  versüderet.    Er  versüderet  auch  gar  Alls. 

südle"  (bzw.-o'-)  Aa:  Ar-;  B;  „F";  Gl;  Gr;  L;  G; 
Sch;  Schw;  Tb;  Uw;  W;  Zg;  Z;  „allg.",  suttle"  PPo.; 
GSa.,  Wb.,  We.;  TB.;  (J;  WMü.,  südle"  (in  Bed.  1  a  a 
und  b)  ÄAHold.,  St.;  B:  1.  intr.  a)  mit  pers.  Subj. 
a)  beim  Kochen,  Essen  usw.  unsäuberlich  sein,  ver- 
schütten (nach  einer  B  Angabe:  ,Etw.  unsäuberlich 
tun,  bes.  von  der  Köchin'),  im  Schmutz  herumhan- 
tieren, mit  Wasser  oder  andern  Flüssigkeiten  unordent- 
lich umgehn  und  sich  dabei  beschmutzen  bzw.  nass 
machen  Aa;  B  (.squalidas  res  tractare.'  Id.  B);  Gl; 
Gr;  L;  PPo.;  G;  Sch;  Schw;  Th;  W;  Zg;  Z.  Mutter 
zum  essenden  Kinde:  Tue-mer  nüd  s  !  G.  Tuest  wider 
s.,  du  Hä,re"-Schicinli  du!  (iaThs.  In  der  Erde"  s. 
GRHeinzenb.  ,Das  Kind  war  bald  beim  Brunnen,  bald 
heim  Weiher;  denn  südle"  und  dräckele°  ist  allen 
Kindern  angetan.'  Gotth.  Einen  ä.  Beleg  (von  1534) 
s.  Sp.  89.  Spec,  mit  Zurücktreten  des  tadelnden 
Nbsinnes  (eig.  wohl  scherzh.):  Kleinigkeiten  waschen, 
zB.  Nastücher,  Strümpfe  ÄASt.  Was  hest  z'  südle"? 
fragt  ein  Vorübergehender.  Übh.  unordentlich  mit 
Etw.  umgehn,  genden;  so  von  einem  Knecht,  der  das 
Heu  im  Viehstall  herumliegen  lässt,  auch  vom  Vieh, 
wenn  es  das  Heu  aus  dem  Barmen  wirft  und  auf  den 
Boden  streut  GrTIis;  vgl.  ver-s.,  Sudlerin.  —  ß)  von 
Kühen,  eine  zähe,  schmutzige  Flüssigkeit  entleeren, 
ein  Anzeichen  ihrer  Trächtigkeit,  des  baldigen  Kal- 
bens LV.;  „ScHwMa."  —  y)  unordentlich,  obenhin 
arbeiten,  pfuschen  ,Gl;  L;  Sch;  Zg'  (St.b);  W;  Z. 
Insbes.  unordentlich  schreiben,  , schmieren'  B;  Gr;  G; 
Th;  Z;  wohl  zieml.  allg.  Flecke"  hei"-mer  g' macht  i" 
d'  Hefter,  g'sudlet  oder  g'schmiert  e"chli".  GStucki  1897. 
Mit  scherzh.  Ironie  für  schreiben  übh.:  ,Ich  mein, 
das  sige  gsudlet  ein  mall  gnuog.'  1554,  ThPlatter,  Br.; 
ähnl.  noch  heute.  —  8)  , langsam  tun,  sich  saumselig  be- 
wegen' W.  —  I))  unpers.,  von  unwillkommnem  (ausgie- 
bigem, anhaltendem)  Regen  BGerz.,  lt  Zyro;  GRMai., 
Pr.;  L;  G;  Schw;  Th;  Uw:  U,  insbes.  „wenn  Schnee 
und  Eegen  durcheinander  fällt"  Ap;  BHa. ;  Th;  „allg.", 
von  ganz  leichtem,  feinem  Regen  TB.  Es  chuiint  cho" 
(go")  s.  Es  sudlet  bis  hined  wider,  es  gibt  bis  auf 
den  Abend  wieder  schlechtes  Wetter  SchwMuo.  Das 
ist  doch  afig  äuch  Wetter:  es  het  di  ganz  Nacht  g' sattlet 
und  wie  mit  Zibere"  inne"g'lest  Ü.  Es  sudlet  doch 
auch  grüselich !  nei",  %"  de"  Pfliider  tramp-ich  nid  ine"!  L. 
Es  regnet,  schneit  und  sudlet,  als  müesst  der  Winter 
cho".  G  Volksbl.  1902.  S.  und  hudle"  L;  s.  Bd  II  1003. 
S.  noch  üs-büchen  2  b  (Bd  IV  977).  Auf  politische 
Verhältnisse  übertr.:  ,In  der  Wetterecke  Europas,  den 
Balkanstaaten,  sudelt  es  wieder  einmal  ganz  bedenk- 


lich.' Bauernst.  1901.  —  2.  tr.  a)  Jind  besudeln,  im 
Schmutz  herumziehn.  ,Do  rett  der  Stuky:  Samir  box 
luss,  ich  wil  dich  schlahen,  tretten  und  sudlen,  das 
nieuen  kein  tarm  in  dir  belibt.'  1437,  Z  RB.  S.  auch 
den  Beleg  von  1599  Bd  VI  886.  —  b)  uneig.,  Jmd 
herumziehn,  verächtlich  bebandeln,  (mit  Worten)  be-  . 
schimpfen,  „verächtlich  machen,  ihm  derbe  Vorwürfe 
tun  F."  Vgl.  umen-s.  ,Es  klagt  Elsbeth,  des  N.  eliche 
wirtin,  ...  uff  meister  Kambiin  ...  als  sy  under  Heiny 
Werders  hus  kerne,  stüende  ir  meister  Kanibly  an  den 
weg  und  südlote  sy;  da  ist  sy  nit  logenbar,  als  er 
sy  . . .  do  südlote,  sy  wurde  erzürnt  und  redte  zuo  im, 
wann  er  dann  redte,  daz  sy  sin  huor  were,  so  were 
er  ein  schein)  . . .'  1483,  Z  RB.  ,üu  sudlest  mich  wie 
ein  äschensack  und  lügst  mich  an,  du  hellischer  track!' 
HBull.  1533.  ,Ein  christlicher  eeman  [soll]  sin  wyb 
nit  fuossen,  südlen  und  nienerfür  haben  darumb  das 
sy  etwan  unbericht  .. .  ist.'  ebd.  1540.  ,[Agar:]  Drumb 
uns  nieman  balgen  soll,  sudlen  ...  glych  wie  ein  suw 
ein  bettelsack.'  Haberer  1562.  ,Hin  und  wider  s.', 
etwa  =  an  der  Nase  herumführen.  .Alldiewyl  die  päp- 
stischen pfaffen  ir  geplärr  usrichtend,  und  wellen  vil 
gelts  mit  gylen  zemmenbringen  . . .  und  sudlend  das 
volk  hin  und  wider  mit  härinem  gewand,  barfuoss  und 
messhalten.'  Zwingli.  —  3.  refl.,  ,sich  südle",  conspur- 
care  se.'  Id.  B.  .Solche  schwyn  . ..  müendt  sich  sudlen 
in  dreck  und  kodt.'  VBoltz   1551. 

Mhd.  melden.  Zu  den  Formen  mit  -((-  vgl.  zB.  «edlen 
(Sp.  299/300).  Die  etym.  Beziehung  zu  sieden  tritt  ander- 
wärts noch  deutlicher  hervor;  vgl.  bair.  sudeln,  kochen,  meist 
in  verächtl.  Sinne  (Schm.  2 II  229),  tir.  sudeln,  sigeln  f< sudeln), 
auskochen,  eine  Garküche  halten  (Schöpf  674.  727).  Ebd. 
auch  die  Bed.  .langsam  tun,  womit  nicht  vorwärts  kommen'; 
s.  oben  1  a  8.     Dazu  ,Siidelbach',   Lokaln.  LE.;  s.  Bd  IV  952. 

wc"-,  ,umb(her)--:  a)  im  Schmutze  herumziehn 
G;  Th;  Z.  , Elsbeth  Rosenstilin  erwuschte  inn  [einen 
schüttelnden  Knaben]  by  dem  bar,  zuge  inn  also  url 
dem  schlittly  und  im  sehne  umb  . . .  [Des  Knaben 
Vater]  redte  zu  ir,  warumb  sy  im  den  knaben  also 
umbsudlote.'  1484,  Z  RB.    S.  noch  Gums  (Bd  II  321). 

—  b)  uneig.,  herumziehen,  hinhalten:  ,Als  Einer  durch 
den  keiserlichen  Zahlmeister  mit  ausstehendem  Sold 
lang  aufgehalten  und  umgesudelt  ward,  erzürnete  er 
sich  sehr...'  S  Kai.  1708.  —  Omme»-Sodler  m.: 
leichtsinniger  Mensch  ApI.  Minn  Schatz  ist  en  Schri- 
ner,  en  Brettlihobler,  en  Mätlifexierer,  en  Omme"sodier. 
ApVL.  1903,  33.   -   Vgl.  Gr.  WB.  IV  2.  1183. 

a"- sudle":  ein  frischgewaschenes  Kleidungsstück, 
ein  sauberes  Gerät  usw.  anbrauchen,  ohne  Not  zu 
brauchen  anfangen  Ap;  B;  Th;  Z;  Synn.  s.  unter  an- 
füeren  (Bd  I  979).  En  (es)  Täller,  e"  Scrwiette",  e(s) 
Nästuech,  e(s)  Hämp  usw.  a.  —  ine" -sudle".  Nur  in 
der  Bauernregel,  man  müsse  dt"  Haber  %.,  dh.  bei 
nassem  Boden  säen,  im  Gegs.  zum  Roggen  (s.  inen- 
rudlen  Bd  VI  026)  Aa;  Z;  Syn.  inen-hudlen  (Bd  II 
1003).  —  undere°-s«d/e":  =  dem  Vor.  Tu;  Z.  De" 
Rogge"  undere"-g 'strudlet,  's  Chorn  undere"-if  sudlet  Z 
(Spillm.);  s.  noch  underen -rodlen  (Bd  VI  621).  De" 
Weize"  mues'-men  undere"-s.  ZW1.  —  üb- südle".  Das 
Wetter  tuet  de"  Brächet  ü.,  das  schlechte  Wetter  wird 
den  ganzen  Brachmonat  hindurch  dauern  BBe.  (Dan.). 

—  vev-sudle":  a)  verschmieren,  beschmutzen  (auch 
refl.)  Aa;  Ap:  Bs;  B;  G;  Tu;  Z.  Ein  Blatt  Papier,  eine 
Zeichnung,  ein  Bild  v..  wie  es  Kinder  tun.  De'  Nach- 
her schimpft  und  lamentiert,   [die  Stare]  chosli"d  und 


Sad, 


'1,  sid,  soil,  sud 


nrsmllr'il  Alls.  WMüller  1906.  ,Non  maeules,  du 
solt  nit  bschyssen,  versudlen  oder  verwüesten.'  Fris. 
1562.  Etw.  unvorsichtig  verschütten,  bes.  beim  Essen 
GG.,  in  GlH.  nur  von  trockener  Masse  (von  flüssiger 
eer-hire") :  Der  Bueb  het  d's  Salz  versudlet  (aber  d'  Milch 
verlört).  —  b)  Etw.  verderben,  verschwenden  Aa;  Gl; 
GrD.  (,sein  Vermögen  verplärnpern.'  Bühler),  1'hs;  G; 
Z.  Me"  mues'  NM  v.  GF.  Der  Knecht  versudlet  das 
Heu,  wenn  er  es  im  Stall  usw.  verstreut  GkTIis. 
Bapir  v.  Wege"  dem  Handel  ist  eil  Tinte"  versudlet 
worde"  GF.  —  h'-sudle":  wie  nhd.  B(be-!J:  ,Gl;  L:  Soh; 
Zg'  (St.b);  Z.  ,N.  habe  die  Wunden  angerührt,  welche 
drüber  blutig  worden  so  gar,  dass  er  die  Hand  be- 
sudlet und  selbige  wüschen  müessen.'  1692,  Z.  dem- 
nach sie,  die  Eidgnossen,  ihre  Hände  hinfüro  nicht 
mehr  mit  eignem  Blut  besudlen,  sondern  solches  nicht 
anders  als  wider  ihre  allgemeine  Feind  vergiessen.' 
Pfaffenxr.  1712.  So  noch  öfter;  s.  auch  Sp.  208.  In 
unverfänglichem  S.  für  benetzen,  begiessen;  s.  Agen- 
tur 2  (Bd  1  103).  ,Mit  Worten  b.':  ,N.  hat  in  der 
Völlerei  den  Abraham  Landert  ...  mit  Scheltworten 
besudlet.'  1778,  Z;  vgl.  sudlen  2  b.  Auch  refl.  aaOO. 
,Wie  sy  in  Huwligraben  komen,  sye  sy  gfallen  und 
hab  sich  bsudlet.'  1551,  B  Turmb.  Übertr.,  sich  einen 
Bausch  antrinken  ß  (vRütte).  Was  soll-me"  für  en 
Bespekt  ha"  vor  Ei"'m,  wosich  all  Tag  besudlet?  Gang 
mir-a" ;  aber  dass-du-di'h  nit  Wider  besudlisch! 

Sudle"  f.:  unordentliche,  unsäuberliche  Weibs- 
person B:  W.  Dirne:  Wil  er  [der  verlorne  Sohn]  st« 
Güot  mit  Sudlen  (Schleipfen)  verbrächt  het  . .  ,  Übers. 
von  Luc.  15,  30.  Dial.  (BGt.). 

Südler(i-)  bzw.  Su'd-,  Satt-  m.  (f.):  1.  a)  un- 
säuberlicher  Mensch,  Schmierfink  Aa;  Th;  Z.  .Sordi- 
dulum,  ein  unflätle,  suppenwüestle,  oder  sudlerle, 
muselseüwle.'  Fris.;  Mal.  Von  Leuten,  die  die  öffent- 
lichen Brunnen  verunreinigen.  Anf.  XVIII.,  ZElgg 
(KHauser  1895,  423).  -  b)  Verschwender(in)  GrTIis. 
Si  ka""  nit  spare",  es  ist  en  armi  Sudleri".  —  c)  wer 
unordentlich,  fluchtig  arbeitet,  Pfuscher  WMü.  Stüm- 
per; s.  Bd  I  1001  o.  (aus  HBull.  1540).  Bes.  auch 
Einer,  der  schlecht  schreibt  oder  malt,  .schmiert'  Ap; 
Th;  Z.  .Sudler,  schlächter  maier,  der  nichts  dann 
sudelwerk  malet,  als  die  baurenstuben  ...  narrenheussle 
und  dergleichen,  rhyparographus.'  Fris.;  Mal.  — 
d)  wer  bei  der  Arbeit  langsam  ist,  damit  nicht  vor- 
wärts, zu  Ende  kommt;  zB.  von  einem  Geistlichen, 
der  mit  der  Messe  nicht  fertig  wird  WMü.  Das  ist 
e"  Sattler,  er  rieht  nit.  -  2.  ,S.,  haussknächt,  so  man 
zuo  den  aller  verachtesten  werken  braucht,  media- 
stinus.'  Fris.;  Mal.     Vgl.  Sudel  2. 

Vgl.  Schm.  SII  229;  Schöpf  727/S.  074  (.Sigler');  San- 
ders II  1269.  Als  Persoueun.:  .Sy  essint  milch  in  der  Sud- 
leriu   hos.'   1457,   Z  RB. 

Sudleri,  -ei  f.:  Sudelei,  bes.  schlechtes  Ge- 
schreibsel Z.  ,Sudlerei,  inquinamentum,  labes,  macula: 
mit  s.  umbgon,    versari  in  sordida  arte.'    Fris.;  Mal. 

Südlete"  f.:  1.  =  Sudel  1  a  (Sp.  324)  GF.  - 
2.  =  dem  Vor.  Ap;  Bs;  B;  Gr;  Th;  Z. 

Südli  (-«-  GSa.)  m.:  Sudler,  Schmierfink  Ap;  B; 
G;  Th;  Z. 

sudele":  Dim.  zu  sudlen.  In  Wasser  spielen  und 
sich  dabei  nass  machen,  von  Kindern  B.  S.  und  rhu 
chele",  von  Kindern,  welche  Küche  machen  AALeer.  — 
Das  W.  hat  als  Dim.  wohlwollenden,  entschuldigenden  Nbsinu. 


Sudele"  „Süddele"  f:   sudelige  Weibsperson  Gr." 

G"-süder  n.:  a)  verschüttete  Flüssigkeit,  davon 
entstandne  nasse  Stelle  AALeer.;  B;  L.  Lueg  au'h,  wi' 
d'  neu  G's.  g' macht  hast  mit  der  Suppe"!  LG.  Auch  von 
festen  Dingen:  Er  het-mer  mit  ''em  Mel  if  de"  ganze" 
Chuchi  omen  es  G's.  g'macht.  ebd.  —  b)  von  schlech- 
tem Kaffee:  Gester  het -er  numen  es  halbwarms  G's. 
übercho".  RIscher  1903.  —  g"-sü  deren:  ein  Ge-süder 
(in  Bed.  a)  machen,  Wasser  verschütten  BR. 

Südere"  (Siderren  BBr.)  f.:  a)  Pfütze,  Lache  (zB. 
von  Regenwasser),  morastige,  sumpfige  Stelle  im  Bo- 
den, „Fenn,  sumpfiges  Land  Aa";  ApWalz.;  B  (ver- 
breitet; .volutabrum.'  Id.  B);  „L."  Auch  bei  Zschokke 
1797  (für  BHa.).  Syn.  Sütteren.  RA.  Es  ist,  a's  d'  Zen 
standi"d  i"  der  S.,  von  Zahnschmerzen,  wobei  die 
Zähne  wackelnd,  lose  sind  ApWalz.  (TTobler).  — 
b)  (dünne,  fade)  Brühe,  Suppe  „Aa":  B;  „L."  Auch 
bei  Zschokke  1797  (für  BHa.).  —  c)  „Schwenkwasser 
Aa;  B;  L."  --  Zn  a  der  Ortsn.  Süden»,  ,Südern'  B  (mehr- 
fach);  „LE." 

Milch- Südere"  f.:  gute  Milchkuh  SL.  Au'h  biegt- 
er  im  Chüestall  [beim  Milchmessen]  de"  Chnechten 
uff  d'  Fingere  . . .  und  dankt,  wenn  er  scho"  Chile  heig, 
wo  Milchsüdere"  sige",  mach  's  doch  dürck  's  Jör  es 
Siimmli  üs.  Schild  1876,90.  —  Dazu  die  Kuhnamen  ,Milch- 
siderin.'   1719,  S;  ,M01chsttderli.'    1718,   ebd. 

Süw  Sou- Südere" :  eklig  behandelte  Flüssigkeit, 
spec.  gepantschter  Wein  BE.  ,Lasst  Wein  kommen, 
aber  vom  besten;  ich  glaube,  sie  haben  in  dem  v— Nest 
nur  Sausüdere".'  Gotth.  —  Eig.  wohl  .flüssiges  Schweine- 
futter.' 

S  üderete",  in  W  „Sidreta"  f.:  I.  abstr.,  unordent- 
liches Hantieren  mit  Flüssigkeiten,  Verschütten  der- 
selben B,  unreinliche  Art  zu  essen  UwE.  —  2.  concr. 
a)  das  beim  Sieden  Übergeflossene,  verschüttetes  Was- 
ser und  die  dadurch  verursachte  Verunreinigung, 
Lache,  „Pfütze"  AaWoIiI.;  B;  „W,  sumpfige  Stelle  B; 
LE."  ,Eine  Flut  der  Zerknirschung,  gegen  welche 
die  Sündflut  nur  eine  Süderete"  war.'  Gotth.  Un- 
appetitliche Brühe,  Gemisch  von  Flüssigkeiten,  Sauce 
im  verächtl.  Sinne  AaWoIiI.;  B.  —  b)  übertr.,  Ge- 
schwätz AAWohl.  In  e"  S.  cho",  in  eine  unangenehme 
Geschichte  verflochten  werden,  in  ein  missliebiges 
Gerede  kommen,  woraus  Verlegenheiten  und  Nachteil 
erwachsen  können  GT. 

Suderi  I  m.:  1.  wer  mit  Flüssigkeiten  unordent- 
lich umgeht,  sie  verschüttet,  unreinlich  isst  oBs;  L 
(St.b);  S;  Th  (Pup.);  UwE.;  Zg  (St.").  Du  bist  e"  S. 
und  e"  Pflüderi  SBib.  Übh.  unordentlicher  Mensch  L. 
Er  ist  auch  gar  ne"  S.,  er  hät-ne"  's  Mel  zu  de"  Bar- 
schlauffen  i"  g'g'c".  —  2.  a)  Schwätzer,  Blagueur  Aa 
Wohl.  —  b)  Schimpfn.  lür  einen  griesgrämigen,  wider- 
wärtigen Menschen  Ap:  GRh.,  für  einen  hässlichen, 
bes.  rothaarigen  Menschen  Ap  (St.b).  En  seltsner,  leide' 
S.  Du  röte  Suderi  [!|  Ap  (St.1').  Vgl.  dazu  den  Spott- 
reim  (aus  GBem.)  Bd  VI  1738.     Syn.  Söderi. 

Suderi  II  f.:  Brühe.  Sauce  AaBi.,  F.:  L.  l'h  ha" 
gern  eil  S.,  sagt,  wer  sich  gehörig  Sauce  herauslöffelt 
Aa.  S.  noch  Ei  (Bd  I  13).  Oft  in  verächtlichem  S., 
zB.  von  einer  nachlässig  gekochten  Suppe  I,.  Wenn 
eso  e"  Schlamp  's  Chuchircgimrul  fitert,  so  gi'i  's  nur 
eso-n-e"  S.,  es  wchüstigs  G'schUimp.  Das  isch  jo  ke'" 
Suppe",   das    isch   mir  S..'   LG.     Auch   von  flüssigem 


Sad  —  Süd.     Saf  —  s 


:;::2 


Strassenkot  LCi.:  Syn.  P/lüder  (Bd  V  1220).  Das  üt 
awh-n-e"  S.! 

Süderich,  -ech  m.:  1.  „Siderech,  Ruckstand  beim 
Buttersieden."  oO.  —  2.  Süder^ch,  Söd-,  verdriess- 
licher,  widerwärtiger  Mensch,  ,ein  Missgestimmter, 
der  Alles  empfindlich  auslegt  und  ansieht'  GStdt.  Der 
Vater  gab  dem  Süderech  [dem  Knaben,  der  sein  Brü- 
derchen verklagt]  einen  Flätterli"g  GStdt  (Scheitlin). 

Bire"-,  Zwetschge"-.  oO.  und  Bed.,  wohl  eine 
Art  Birnen-  bzw.  Zwetechgenkompot. 

suderle"  (bzw.  -ö'-):  Dim.  zu  suderen,  süderen 
(Sp.  320),  ein  wenig  sieden,  brodeln  Ap;  Bs;  Gl;  L. 
Es  hat  e"  prächtegi  Verdämpfete"  i"  der  Ghuehi  usse" 
g'süderlet.  CStreiff  1907.  Gib  Acht,  d'  Milch  süderlet 
scho"  Ti.  Für  nid  so  starch,  lass  ['s]  lon  s.;  merhänd 
jo  Nüd  z'  pressiere",  ebd.     Vgl.  süderlen. 

i"-:  =  in-sieden  Scbw.  D'  Siqjjie"  si</  ganz  i"g'sü- 
dcrlet.  Schw  Ztg  1909. 

Sude"  (-&-  Th)  m.:  Süden  als  Himmelsrichtung, 
verbreitet,  doch  wenig  volkstümlich  (dafür  Mitt-Tag). 
Im  Wortspiel  mit  süde",  sieden :  Was  ist  für  en  Under- 
schid  zwüsche"t  der  Sunnfe")  und  ere"  Wurst?  Antw.: 
D'  Sunnfe")  gut  im  Osten  üf  und  d'  Wurst  im  Süde"  Z. 
Sonne"halb  und  nordshalb  ond  S.  de" mitten  inne",  ond 
wenn  minn  Schatz  en  Anderi  lied,  so  wer<'-ich  's  wider 
inne".  Ar  VL.  1903. 

Dazu  junge  Flurnamen :  ,Süd-Aiker'  ZUiet.,  ,-Zelg'  Th. 
Schon  älter  iu  , Südwind' ;  s.  Fön  (Bd  I  813).  Die  eigent- 
liche mundartgemässe  Form  noch  mehrfach  in  Zssen  mit 
Sund-,    Sünder-. 

b*-südn  en  s.  zügnen. 


Saf,  sef,  sif,  sof,  snf  bzw.  saff  usw. 

Vgl.    «,,,/    „sw. 

Saf,  G'-saf,  g'-sa/ig,  saferen  s.  Saft  usw. 

Saferi  L,  Saffe'ri  AaF.,  entstellt  Seüferi  SchwE.: 
männl.  Taufname,  Xaver.  —  Vgl.  Martin-Lienh.  II  328. 

savi.  Im  Abzählvers:  Eggis,  beggix,  böne"  steck  i"s, 
sivi,  s.,  supf  und  du  bleibst  [l]  mss.'  ZU. 

.Sauna:  Taufn.,  Sabina.  1399,  ZTöss.  ,Zuo  Sahnen 
ir  tochter.'  ebd.   —   Vgl.  Sp.  39. 

Saliondli  n.:  Stiefmütterchen,  Viola  tricolor  Aa 
Leer.,  Zuzg.  —  Aus  's  AoiönK  (Bd  I  105);  vgl.  auch  Violen 
(ebd.  633). 

Sa£fer-:  entstellt  aus  Sacker-  in  (du)  S-dies  (-BuebJ 
SchwE.,  (e  duij  S-linti  Oßw(Sa.  1902),  S-lot  GSa.  (Pro- 
phet); S(Hausfrd).  S-ment  Aa  ;  GT.  (Saffre"ment),  S-most 
Gr;  S  (Safer-),  S-stränz  Schw  (Fasn.  1865),  Beteu- 
rungen ;  s.  Sackerment.  ,Thusent  safframent !'  1585,  L. 
,Getts  Safferment!'  JMahler  1620.  ,Der  Junker,  wel- 
cher ein  rechter  Flucher  war,  spracli :  Bei  dem  tausent 
Saffer...'  S  Kai.  1714.  Abi.  safferlostig.  vermaledeit 
GRPr.  D's  s.  Manne'  'volch.  Schwzd.  (GiiPr).  —  In  der 
Form  zafernumt   auch   im   Rät,;   s.   RBi'audst.  1905,  54. 

Säfflor  m.:  (Blüten  der)  Färberdistel,  Carthamus 
tinet.,  wilder,  deutscher  Safran,  Surrogat  des  Safrans 
(s.  Saffran  2).  ,In  dem  [S.-] Knopfe  zeitiget  sich  ein 
ablanger,    weisser,    in    Wollen    umschlossner   Saame; 


er  wird  in  die  Gärten  gesäyet.'  JMuralt  1715.  ,S. 
oder  wilder  Safran  . . .  eine  Gattung  Distel  . . .  deren 
Saamen  wird  jährlich  im  Frühling  im  Vollmond  in 
die  Erden  gesteckt.'  JCSulzer  1772.  Verwendung. 
Als  Färbemittel.  .Bevor  man  die  Anilinfarben  hatte, 
war  S.  der  hauptsächlichste  Farbstoff  zur  Erzeugung 
von  Rosatönen'  (Angabe  eines  modernen  Färbers); 
über  S.-Einfuhr  und  Verwendung  des  S.-Rots  vgl. 
JJSiegfried  1840,  186.  ,Er  [der  S.]  soll  wie  Spanisch- 
rot gebraucht,  auch  von  den  Federschmückern,  Fär- 
bern u.a.  zum  Färben  gesucht  werden.'  EKönig  1706. 
Als  Heilmittel.  S. -Samen,  Seinen  Carthami,  galt  der 
ä.  Medizin  (in  Emulsion  und  als  Sirup)  als  stuhl-  und 
harntreibendes  Mittel.  ,ln  der  Arzneikunst  wird  der 
[S.-]Samen  mehr  als  die  Blume  genutzet.'  EKönig  1706. 
,S.  dienet  wider  das  Grimmen,  reiniget  Brust  und 
Lungen,  auss  seinem  Saamen  wird  die  in  den  Apo- 
theken bekannte  Safflorlatwerge  (Diacarthamum)  be- 
reitet, die  den  Wassersüchtigen  dienlich,  wann  sie 
recht  gemachet  wird.  Wann  dieser  Saame  zerstossen 
und  in  Fleischbrühen  eingegeben  wird,  führet  er  die 
kalten  Flüsse  und  den  zähen  Schleim  ab.'  JMuralt 
1715. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1635,  zur  Sache  Leuuis,  PH.  728. 
Zu  wirtschaftlicher  Bed.  scheint  die  Kultur  in  unserm  Ge- 
biete nie  gediehen  zu  sein,  trotz  naheliegender  Beispiele  (in 
TLocarnof;  ,im  Elsass  und  am  Rhein.'  FA'öuig  1706,  583; 
insbes.  auch  auf  der  Insel  Reichenau;  vgl.  Abhandlungen 
der  ökonomischen  und  gemeinnütz.  Gesellsch.  in  Bern  1760, 
28.   1762,   167/8). 

saffo.  ,S  .'  fo!  fo!  c;a  faux,  auf  falscher  Fährte  der 
Hunde.'  Jagerspr.  (zunächst  S). 

Savöi  Saffeu  Aa  (Schulm.  1887),  Safoie"  B  (ge- 
bildet, noch  gebildeter  Satcoie");  Z,  Saffoie"  Aa;  B 
(volkstümlich);  Th,  Saffeue"  LEb.  —  n.:  Savoyen.  Von 
eus  ist-er  [ein  Stiefbruder  meines  Vaters]  i"  d'  Mur- 
geten  ufe"  cho",  vo"  dert  i"  's  Wältschland  und  später 
i"  's  Saffeu  in  e"  Glashütte".  Aa  Schulm.  1887.  —  ,Zuo 
dem  grafen  von  Savoy.'  1376,  B  StRechn.  .(Etliche  von) 
Sofouge.'  Edlib.  , Savoy.'  Ansh.  .Sophoi.'  Vad.  .Saphoy.' 
Tierb.  1563.  ,Saffoy.'  HBull.  1572.  ,Savoy'  und  .Savoyen.' 
Leu,  Lex.  —  Savoier  m.:  1.  Bewohner  von  Savoyen. 
Saffauer,  Zuname,  von  einer  Frau  her,  die  aus  Sa- 
voyen gebürtig  war  SchwE.  Als  Tuchhändler.  ,Es 
giengen  darum  eine  Menge  der  ältesten  besten  Bauem- 
Haushaltungen  zu  Grunde,  weil  sie  auf  ihren  Höfen  in 
den  Baumwollspinner-Leichtsinn  hineinsetzten,  Kaffee 
und  Zucker  brauchten,  bei  den  Savoyern  Tuchkonto 
aufschreiben  Hessen  und  sich  nicht  mehr  mit  dem, 
was  ihnen  wuchs,  begnügten.'  HPest.  1783.  Vgl.:  ,Der 
erste,  der  in  unserm  Dorf  ein  Scharlachwams  und 
Savoyertuch  zum  Kittel  trug,  war  Hummel.'  ebd. 
,2  Sauoyer  tischdüecher.'  AaB.  Schlossinv.  1551.  Als 
Landstreicher;  s.  Chessler  (Bd  III  522).  Noch  im  XIX. 
waren  bei  uns  auch  die  mit  ihren  Murmeltieren  umher- 
ziehenden Savoyardenknaben  bekannt.  —  2.  savoyische 
Münzsorte.  ,Item  enend  dem  Gotthart  sol  man  ime 
[dem  Verstorbenen]  item  bargelt  XI  rinsch  gülden, 
sint  der  kinder  allein,  und  XXI  würf  an  hellenischen, 
mit  IUI  zeit  und  III  behemsch  und  XVII  würf  an 
alten  saffoyem  und  frowlem.'  1422,  L.  ,Als  die  Wib- 
lispurger,  ouch  die  Safoyer  mit  der  leiter  und  die 
Walliser  fünfer  vormals  abgestimpt  sind,  daby  sol  es 
aber  der  selbigen  fünfer  halb  beliben.'  1468.  Z  Münz- 
mand.  —    savoiisch.     Er   ist   im    Safföischen    inne" 


Saf,  sef,  sit,  sof,  suf 


;::i 


</'si"  Z.  .In  unserem  verschinen  sauoyschen  kriegs- 
zug.'  1591,  AaL.  StK, 

Vgl.  noch  die  Formen  ,S:itl'mi^er.  S;cI1'usit,  Soffuger. 
Soffoer.'  Edlib.;  ,(uss  eim)  Zafoierkrieg.'  ThPlatter  1572. 
Zu  '2  vgl.  Revue  suisse  de  numismatique  II  215  ff.,  bes.  230. 

Säffran  Aa;  Bs  (lt  Dan.);  W;  Z  und  weiterhin  (in 
der  Spr.  der  Gebildeten),  Saffere»  Aa  (Miihlb.);  BsStdt; 
L  (ERöthelin);  ZS.,  Saffre"  BsL.  (lt  Seiler),  Saffer  U 
(Dr  Müller),  Saff(e)ret  Aa«.;  Ap  (auch  Gs-  lt  TTobler); 
B;  GSev.;  Sca  (Kirchh.),  St.,  Saffert  GT.  (NBöseh); 
Obw  (Volksfrd  1885),  Saffet  L  (Ineichen)  —  m.  (s.  die 
Anm.):  1.  oi'tizineller  Safran,  Crocus  sat.,  Herbst-S. 
(zum  U.  von  den  verschiedenen  Arten  des  Frühlings- 
Safrans;  vgl.  Heg.  1840,  40),  bzw.  bloss  dessen  als 
Gewürz,  Heil-  und  Färbemittel  dienende  Narben. 
,üer  s.,  crocum,  -us;  die  satferbluom,  flores  croci.' 
Fris.;  Mal.  .Der  8.  . . .  auss  einer  süssen  Zwiebel  ... 
eine  einige  Blume,  in  deren  Mitten  feuerrote,  oblange, 
gar  wol  riechende  Fäden  oder  Blättleiu  darz wischen 
schimmeren.'  JMpralt  1715,  81/2.  Anbau.  Früher 
von  grosser  wirtschaftlicher  Bed.,  ist  die  S. -Kultur 
heute  bis  auf  wenige  Reste  verschwunden.  ,Der  S. 
ist  auch  dieses  Jahr  [1909]  in  hier  gepflogen  worden 
wie  alle  frühern  Jahre,  und  doch  gabs  eine  ausser- 
ordentliche Missemte'  WMund  (PSupersaxo).  S.  als 
Nebennutzung  unter  dem  Koggen :  ,Wenu  das  Acker- 
land umgebrochen  wird,  so  werden  alle  Samenzwie- 
beln, welche  obenauf  gekommen  sind,  sorgfältig  wieder 
in  den  Boden  gesteckt;  erst  hernach  wird  der  P.oggen 
gesät.  Im  Herbst  werden  dann  die  zwischen  der  kei- 
menden Roggensaat  hervorblühenden  Safranpflanzen 
genutzt.'  ebd.  (Stebler).  Über  weitre  Kulturen  in  W 
(wo  zB.  in  der  Kantonshauptstadt  die  Apotheker  immer 
noch  ihren  Selbstbedarf  bauen)  vgl.  Heg.  1840,4 1 ;  Schwz. 
Wochenschr.  für  Chemie  und  Pharm.  1901  Nr  26.  29. 
1908  Nr  14;  Corr.-Bl.  für  Schweizer  Ärzte  1900  Nr  24. 
,Die  S.-Kultur  [im  W]  ...  ein  Rest  aus  dem  Mittel- 
alter, namentlich  um  Naters  . . .  Um  Sitten  [ist  der  S.] 
völlig  verwildert  auf  den  Felsen  zu  treffen,  wo  er 
spät  im  Oktober  seine  schöne  violette  Blüte  mit  der 
langen,  roten,  dreigeteilten  Narbe'  öffnet.'  HChrisi 
1882.  Eine  ennetbirgische  Pflanzstätte  neuern  Da- 
tums ist  TFaido.  Zu  Anfang  des  XV.  befassten  sich 
in  Bs  viele  Leute,  ,edel  und  undel',  mit  dem  Safran- 
bau, und  der  Rat  suchte  durch  ein  Samen[-Zwiebeln]- 
Ausfuhrverbot  den  viel  verheissenden  Betrieb  mög- 
lichst zu  lokalisieren;  vgl.  TGeering  1880,  238/9;  Ochs 
III  189.  Zum  Walliser-S.  im  XVI  vgl.:  ,Crocus  . . . 
optimus  colitur  apud  Vallesianos  nostros  circa  Sedu- 
num  et  venditur  vicinis.'  Gesn.  1561.  Dem  XVIII.  galt 
der  S.  nur  mehr  als  Gartenpflanze.  ,Von  Blumen- 
gärten . . .  Nicht  zu  übergehen  der  S.  Selbiger  nun 
wird  wie  ander  Zwibelgewächse  geptianzet.  Je  weiter 
die  [nach  Prof.  Hartwich  ,mit  ihrem  Menstruum  den 
feinen  Duft  beeinträchtigenden']  Weiber  darvon  sind, 
je  lieber  ers  hat.'  EKönig  1706.  Hienach,  mit  einigem 
Missverständniss:  ,S.,  Crocus,  von  allerhand  Farben, 
liebet  fetten  und  starken  Grund  und  guten  Sonnen- 
schein ...  Je  weiter  das  Weibervolch  darvon  [von  den 
Zwiebeln]  weg  ist,  je  lieber  wachsen  sie!'  JCSulzer 
1772.  Als  Heilmittel  für  Mensch  und  Vieh.  In 
Pulvermischungen,  in  2  pfd  kintbetternpulfer  sol 
man  nemen  ...  1  settit  macis  und  4  lod  saffrant  iram- 
ferar[?]  oder  der  als  guot  sy.'  1431,  B  PES.  (Pulver- 
und  Spezereiordn.).     .Item  daz  guot  bulffer,  daz  man 


neinpt  kindbetterpulver,  sol  man  also  machen:  1  pfd 
imber...  und  1  lot  s.'  1483,  LEB.;  wonach  die  Def. 
IM  IV  1_'07  o.  zu  berichtigen  ist.  Vgl.  auch  TGeering 
1886,  241.  In  Mixturen.  ,Ein  Mittel  für  den  Hu- 
sten: Nemt  2  Handvol  Rekholterschöslin,  3  Doldlin 
Salbeinen  und  in  [=  ein]  Mas  Wasser  ...  und  hernach 
für  in  Bazen  S.,  in  Lot  gelautreten  Salpeter  darein 
tun  und  morgens  und  abendes  in  Glas  darvon  trin- 
ken.' HZahler  1898.  ,Lege  4  blüemlin  safferen  in 
essich  ...  und  las  daz  darin  weichen.'  Kdnstk.  1474. 
.Kernenkrüsch  in  hunigwasser  ...  mit  ...  macis,  s., 
impar  zuobereit,  machet  liechtlichen  athinan.'  Zi;  Arz- 
neib.  1588  (ähnlich  noch  ö.).  ,Ein  träffenlich  Purgier- 
trank ...  ist  auch  gut  für  die  Malefiz:  Nimb  [ua.]  Saffer 
Quintli  1  oder  >/2.'  XVII.,  ADettl.  1905.  .Seine  [des 
S-s]  Kräften  sind  so  fürtrefflich  und  vielfältig,  dass  er 
vor  ein  Gewürz  der  Weisen,  König  der  Vegetabilien, 
ja  gar  vor  ein  Panacee  wil  gehalten  werden.  Sonder- 
bar ist  er  wegen  seiner  auflösenden,  stillenden  und 
balsamischen  Natur  dem  Herzen  . . .  der  Lungen  . . . 
der  Leber  und  Mutter  zu  eröffnen  und  das  Blut  zu 
verdünneren  sehr  dienlich,  dahero  in  Ohnmächten, 
Keichen,  Gelbsucht,  Verstopfung  der  Weiberblumen 
sehr  bequem.'  EKönig  1706.  .[Gegen  das  Verwerfen 
der  Kühe]  so  nemme  man  Zwiebelscheltl'en,  ein  guten 
Teil  Polei  und  ganzen  S.,  das  siede  man  zusammen 
im  Bier  oder  Wein  ab.'  ebd.  .Trank,  durch  ein  Träch- 
terlein  [dem  milzsüchtigen  Vieh]  in  die  Nasen  zu 
schütten:  Nim  ...  Myrrhen  und  S.  jedes  1  Lot  pul- 
verisiert ...  mit  etlich  Glas  voll  Essig  vermischet  . 
[Andere  Vorschrift:]  Nim  ein  Quärtlein  voll  Essig, 
S.  ein  Messerspitz  voll  [usw.].'  ebd.  .Seine  [des  Sa- 
frans] Kraft  ist:  zu  öffnen  und  zu  verteilen,  das 
Herz  zu  stärken,  das  Blut  zu  reinigen,  allerlei  Gat- 
tung Gift  zu  vertreiben,  den  Ausswurff  zu  beförderen, 
den  Harn  und  die  Monatblum  der  Weiberen  fortzu- 
führen. Allzu  viel  S.  brauchen  sowol  als  stets  daran 
zu  riechen  verursachet  Hauptschmerzen.  Auch  bringet 
den  Tod,  wann  man  2  Quintlein  schwer  von  den 
Saffianzwiebelen  einnimmet,'  JMuralt  1715.  S.  noch 
laugen  S  b  (Bd  III  1328);  rächig  (Bd  VI  92);  röt  (ebd. 
1746).  In  Pflastern  [noch  heute;  vgl.  Ochseng roeium- 
Pflaster  Bd  V  1261],  Salben,  Aufschlägen.  ,Wiltu  ma- 
chen ein  pflaster  heisset  obsetecium,  so  nim  ...  mirren 
[und  andere  Harze,  setze  das  in  einem  Kesselein  über 
das  Feuer]  daz  es  zergange,  und  habe  denne  einen 
ribstein  und  daruffe  gestossen  saffrans  11  lott  und 
zügk  die  stucke  uss  dem  kessel  uff  den  stein,  so  sy 
zerfliessen  wellen,  und  ber  es  uff  dem  steine  [mit 
Baumöl],  unz  daz  der  saffrat  alle1'  darin  kome  . . .  bei- 
den saffrat  allen  darin  und  mach  es  denne  zu  knollen 
. . .  lass  es  [in  kaltem  Wasser]  erstarchen,  so  ist  daz 
pflaster  bereit  zuo  allen  geliden,  die  wund  oder  ge- 
bresthaftig  sint,  und  zuo  allen  beinbrüchen.'  XV./XVL. 
G.  .Crocinum,  ein  salb,  darein  s.  gadt,  oder  auss 
saffranöl  gemachet.'  Fris.  ,Salb  auss  gestossnem  s. 
gemachet  oder  auss  saffrantruosen,  crocomagma.'  Mal. 
,Salb  zuo  den  Brüsten:  ...  [Nimm]  gostossnen  Saffrat 
und  neu  Weissbrot  [usw.].''  Arzneib.  XVII./XV1II. 
.Äusserlich  wird  er  [der  8.]  in  Aufschlägen,  zu  er- 
weichen und  Eiter  zu  machen  gebraucht,  und  ist  das 
Emplastrum  oxyeroceum  daher  berühmt  und  bekandt... 
Ist  in  allen  Contusionen  über  alle  Pflaster,  auch  in 
Huftschmerzen  trefflich.'  EKönig  1706.  Aberglaube: 
.Übermässig    gebraucht    [kann    der    S.]    Blutstür/.ung 


335 


Saf.  sef,  sif,  sof,  suf 


336 


verursachen,  ja  durch  seine  ölichte  und  zum  Teil  nar- 
kotische Teile  trunken  und  gar  närrisch  machen,  wie 
dann  . . .  auch  zu  Basel  in  Acht  genommen  worden, 
dass  durch  vielen  Gebrauch  des  S-s  ein  übernatür- 
liches Lachen  entstanden,  indeme  die  Geister  dadurch 
zu  vil  dissipiert  werden,  ja  sollen  auch  die  Pferde, 
so  den  S.  tragen,  davon  unkräftig  werden.'  ebd.  Als 
Würze  alt  beliebt  (vgl.  ,safran-,  saffargesehmack. 
odores  croeei.'  Mal.)  und  von  der  Bauernküche  (in 
B;  S;  W)  heute  noch  bevorzugt.  ,Noeh  heute  spielt 
das  narkotische  Gewürz  eine  Kollo  in  der  Kochkunst 
des  Wallisers,  und  Niemand  darf  sich  wundern,  wenn 
im  Hause  des  Bauern  Braten  und  Backwerk  oder  gar 
der  Milchbrei  von  S.  gelb  und  duftend  zu  Tische  kommt.' 
HChkist.  1882.  ,Am  Voresse1  [Bd  I  526]  von  Schaf- 
fleisch  oder  Hirn  darf  der  Safferet  ebenso  wenig  fehlen, 
wie  an  der  vorausgehenden  Fleischsuppe.'  Bärnd.  1004 
(BLütz.).  ,Wie  ein  Voressen  ohne  Safferet  [kommt 
den  Leuten  Ehre  ohne  Geld  vor].'  Gotth.  Br.  ,[Am 
Kilbitag  gibt  es  ua.:]  ein  saftiges  obligates  Voressen 
mit  einer  gehörigen  Dosis  Saffret.'  JHofst.  1865.  [Wird 
die  Triefnase  einer  schnupfenden  Köchin  nicht  abge- 
wischt] mit  der  Schös'  oder  Juppe",  chö'"""!nd  denn 
die  Tröpfli  ah  Safert  a"  d'  Sappe"-  N  Bosch  1892  (GT.). 
, Häufig  werden  sie  [die  Narben  von  Crocus  sat.]  auch 
in  Suppen  getan.'  Heg.  1840.  S.  noch  Bd  II  291.  Am 
sog.  Weinwarm.  We""-mu"  u-il',  cha""-mu"  [bei  Herstel- 
lung eines  Wärmli  oder  Weinwarms]  och  eppas  Safferets 
dra»  tue".  Bärnd.  1908  (BGr.);  vgl.:  , Beide  Götteni 
sassen  draussen  in  der  äussern  Stube  hinter  dem  dam- 
pfenden Weinwarm,  dieser  altertümlichen,  aber  guten 
Bernersuppe,  bestehend  aus  Wein,  geröstetem  Brod. 
Eiern,  Zucker,  Zimmet  und  S.,  diesem  eben  so  alter- 
tümlichen Gewürze,  das  an  einem  Kindstaufschmaus 
in  der  Suppe,  im  Voressen,  im  süssen  Thee  vorkommen 
muss.'  Gotth.  ,[Vettergötti  zum  Kindbettimann:]  Nach 
dem  Weinwarm  zu  schliessen,  gönne  er  es  ihnen  [das 
Essen  der  Taufgesellschaft],  daran  sei  Nichts  gespart, 
man  merke,  dass  er  seinen  zwölfmässigen  Sack  letzten 
Dienstag  dem  Boten  mit  nach  Bern  gegeben,  um  ihm 
Safran  zu  bringen.  Als  sie  nicht  wussten,  was  der 
Vetter  damit  meine,  sagte  er:  Letzthin  habe  sein 
Nachbar  Kindbetti  haben  müssen,  da  habe  er  dem 
Boten  einen  grossen  Sack  mitgegeben  und  6  Kreuzer 
mit  dem  Auftrage,  er  solle  ihm  doch  in  diesem  Sacke 
für  6  Kr.  von  dem  gelben  Pulver  bringen,  ein  Mass 
oder  anderthalbes,  von  dem  man  an  den  Kindstaufen 
in  Allem  haben  müsse,  seine  Weiber  wollten  es  einmal 
so  haben.'  ebd.  Unter  den  Luxusartikeln  einer  ver- 
schwenderischen Generation  aufgezählt.  .[Alter  Eid- 
genoss  zum  jungen,  die  Hoffart  der  neuen  Zeit  der 
einstigen  Einfachheit  gegenüberstellend:]  Bin  üch  ein 
kosten  der  spezery  von  s.,  zimmot  und  ouch  muscheat, 
syden,  thamast  und  sammat;  das  was  bi  uns  in  schlech- 
ter acht.'  HsKMan.  Immerhin  war  der  S.  längst  ge- 
bräuchlich: ,Iteui  daz  spisbulffer  sol  man  also  machen: 
ytem  Vs  pfund  imber,  Vs  pfd  pfeffer,  2  lot  muschatnus 
und  1  lot  s.'  1483,  L  RB.;  s.  noch  Spis-Bulfer  (Bd  IV 
12(i7)  und  vgl.  auch  TGeering  1886,  240;  ferner 
,gilwter  milchbri'  (Bd  V  1035),  heute  gehver  Bappen 
(Bd  II  291).  .[Mb.  haben  NN.  zur  Zubereitung  der 
Jugendfestspeisen]  geheissen  ze  kauffen:  ...  Spezery 
an  imber  3  pfd,  ...  an  pfäffer  2  pfd,  an  muskatnus 
1  pfd,  an  saffer  1  pfd  [usw.].'  1551,  Aar.  RM.  ,Pfäffer 
und  saffer  mach  zuo  pulver;  diss  wirft'  in  den  hafen, 


darin  das  hüenlin  gesotten  ist...  tue  sy  [die  jungen 
hüenlin]  in  einen  hafen,  geuss  wein  und  rleischbrüeien 
daran,  ein  wenig  salz  und  saffer.'  Vogelb.  1557.  ,Ein 
Aal  zu  kochen:  [Tu  in  den  Sud  ua.]  ein  wenig  Honig 
oder  Zucker  und  Safferen,  bis  er  gälb  ist.'  Z  Kochb. 
XVIII./XIX.  Als  blosses  Färbemittel.  Zur  Erzeu- 
gung der  , Eierfarbe'  eines  Teiges.  ,Die  Mitschun  oder 
das  G'vatterbröd  [=  GöM-Bröt  Bd  V  960]  ...  ist  durch 
Zusatz  von  reichlich  S.  goldgelb  gefärbt  und  schaut  aus, 
als  ob  es  der  reinste  Ankenweggen  wäre.'  FGStfblek 
1907  (WLö).  Im  Volksreim.  S.  macht  de"  Chiurhe" 
(ä"  Chiiechli  ZWila,  die  Chugele"  ZS.)  gel"-,  s.  noch 
siben  (Sp.  53,  auch  bei  EStoll  1907,  57;  Seiler  247);  in 
ZS.  als  Kniereiterliedchen:  man  patscht  dem  Kleinen 
die  Händchen  nach  dem  Takte  zs.  und  beim  letzten 
Satze  hebt  man  ihm  beide  Armchen  in  die  Höhe. 
Safrangelb  ist  eine  besondere  (auch  Färbungen  an- 
derer Herkunft  kennzeichnende)  Nuance;  s.  Bd  II  294. 
.[Der  Vater  des  Brautführers  Hess  diesem]  eine  nagel- 
neue saffretfarbene  Kutte  machen,  womit  er  an  der 
Hochzeit  paradieren  sollte  ...  Potz  tausend!  was  mach- 
ten die  Hochzeitleut  für  Augen,  als  er  in  der  neuen 
Saffretkutte  ankam!'  B  Hink.  Bot  1817;  zum  hohen 
Alter  safranfarbener  Festkleider  vgl.  Corr.-Bl.  für 
Schweizer  Arzte  1900  Nr  24.  ,Saffrangäl,  gäl  wie  s., 
croceus,  crocinus,  crocatus.'  Fris.  ;  Mal.  ,[Das  Balsam- 
wasser erster  Destillation  ist  lauter]  das  ander  [die 
2te  Fraktion]  ist  safferfarb.'  JRLandenb.  1608.  Als 
Malerfarbe.  ,Dem  Apotegker  umb  Fingold,  Spangrün, 
Blywyss,  Zinober,  Saffret,  Firnis,  Gomi,  Linöl  u.  a. 
Farben  mehr,  so  er  bisshär  dem  Maler,  welcher  die 
Statt  abconterfeten  soll,  gäben  hat,  zalt  41  Pfd  7  ß 
8  d.'  1606,  B  StRechn.  Wert  des  S.  Heute  kostet  1  Ko 
(>vozu  über  100,000  Blüten  nötig  sind)  ca  100  Fr.  In 
WMund  heisst  es:  ,Der  S.  wird  mit  Silber  aufgewogen' 
(PSupersaxo).  Zur  frühern  Schätzung  vgl.:  ,Croci 
granum  1  20  ß',  Apothekertaxe.  1577,  L:  Z.  Die 
Grösse  des  Pfundes  war  bei  diesem  Handel  bes.  wichtig: 
,N.  hab  s.  kouft,  denselben  s.  wolt  im  Simon  nit  geben 
dann  32  [statt  36]  lot  für  1  pfd.'  1425,  ZRB.;  vgl. 
Pfund  (Bd  V  1153).  Eine  Folge  des  hohen  Preis- 
standes waren  läufige  Verfälschungen,  denen  obrig- 
keitlich nach  Kiäften  zu  wehren  gesucht  wurde;  vgl. 
TGeering  1886,  238;  Ochs  III  189.  .Unser  kremer, 
die  specie  und  pulfer  veil  hant,  sont  alle  jar  zwurent 
sweren,  daz  si  guot  gerecht  pulver  machent  . . .  s.  und 
nüt  anders  sollen  si  darin  tuon.  Item  fraget  si  iemant, 
waz  in  ieklichem  pulfer  sie,  daz  sont  si  sagen  bi  dem 
eid  . . .  si  sont  kein  bulfer  verwen  denn  mit  trochnem 
s.  Disen  eid  hant  getan  NN.  [8  Namen].'  1418,  L  Rß. 
,Zuo  der  statt  handen  hab  ich,  der  sekelmeister,  em- 
pfangen: ...  denne  von  des  saffranz  wegen,  darumb 
Negelli  von  Costenz  der  koufman  [als  Fälscher  V]  vom 
leben  getan  ist,  5  pfd  14  ß  über  das,  so  er  vor  gewert 
hat.'  1452,  B  StRechn.  ,[Mh.  bringen  in  Erfahrung] 
wie  die  frömbden  kremer,  es  sygend  Tütsch  oder 
Weltsch,  vylerlei  faltsch  und  betrug  mit  dem  saffren 
und  bulver  bruchind  ...  [Es  wird  festgesetzt]  das  man 
fürbashin  hie  in  der  statt  in  dem  bulverstampf  end- 
heinem  des  mischlons  anders  gestatten  noch  zuolassen 
solle,  dann  ...  safflor  anstatt  des  saffren,  doch  allweg 
under  ein  halb  lot  safflor  ein  settit  guoten  saffren... 
Anders  solle  es  der  Stampfer  ald  müller  nit  lassen 
zuosammensetzen  noch  vermischen  und  sonderlich  ouch 
niemandem  hinfür  kein  ...  brennts  brot  noch  anderes. 


337 


Saf,  sef,  sif,  sof,  suf 


:;;:- 


wie  das  naraen  hab,  keineswegs  stossen  noch  durch 
syn  wyb  ald  gesind  gestossen  werden  gestatten.' 
1545,  Z  RB.;  s.  noch  Bis  III  (Bd  VI  1334)  und  vgl. 
auch  Absch.  IV  1  d,  599.  609.  ,Der  rechte  und  wahre 
S.  [wird]  öfters  mit  dem  sog.  Safflor  oder  wilden  S.  ver- 
fälschet.' EKönig  1706.  Über  eine  harmlose  Safran- 
nachahmung  Haushaltung  spielender  Kinder  vgl. Rochh. 
1857,  453  und  die  Anm.  zu  ge-vätterlen  (Bd  I  1131). 
Als  Kostbarkeit  Gegenstand  räuberischer  und  nament- 
lich diebischer  Gelüste.  ,Man  sol  nachgan  und  rich- 
ten, als  Rolmans  sun  sinem  vatter  s.  genomen  hat 
und  im  den  etlich  abgekouft  band  . . .  [Der  Dieb  ge- 
steht] er  habe  sinem  vatter  by  2  pfd  s.  genomen,  des 
habe  er  dem  N.  ein  vierling  umb  3  pfd  zuo  koffen 
geben,  aber  habe  er  dem  N.  by  einem  halben  vierling 
zuo  koffen  geben,  er  wisse  aber  nit,  wie  tfir  . . .  Dar- 
nach gebe  er  NN.  ...  10  lot  umb  2  pfd  ...  1  lot  umb 
10  ß  ...  1  lot  umb  8ß.'  1457,  Z  RB.  ,[Ein  Dieb  ge- 
steht ua.  gestohlen  zu  haben:]  zuo  Baden  ein  wenig 
saffret.'  1551,  B  Turmb.  Über  den  sog.  S.-Krieg  von 
1374  (Fehde  wegen  Wegnahme  eines  mit  mehrern 
Zentnern  S.  von  Lyon  kommenden  Basler  Warenzuges) 
vgl.  ürkundio  I  233;  TGeering  1886,  237.  S.  als  wert- 
volles Geschenk.  ,Als  ich  denn  andre  vergangnen  jaurre 
etlich  üwers  rautz  menigfaltiggebruchtinminen  Sachen 
gehebt  hab,  denselben  ich  dester  furo  ain  ciain  miner 
kofmanschafte  des  safrans  zuo  ainem  guotten  jaurre 
...  im  allerbesten  gesant  hab.'  1471,  Gfd  (Schreiben 
RMöttelis  an  L).  Wichtiger  Handelsartikel,  Zölle 
usw.  ,Von  eim  Zentner  s.  2  gl.  [Zoll].'  um  1400,  Aar. 
StR.  ,1  centner  satfrat  2  d.  [Zoll].'  1435,  B  Tellb. 
,1  zentner  s.  1  gl,  tuot  1  ball  l'/s  Zentner.'  ebd.  ,Von 
des  zols  wegen  uff  unser  brugg,  was  ein  iegklich 
ding  ze  zoll  git,  als  das  von  alter  har  kommen  ist: 
...  1  zentner  s.  git  7s  gl.  und  3  alt  blaphart.'  um 
1460,  AABr.  StR.  Geleitsherren  und  Zollner  sollen 
keinen  Fuhrmann  passieren  lassen  vor  Erlegung  des 
Geleitsgeldes,  ausgenommen  beim  Verführen  von  S., 
für  den  die  Kaufleute  besondere  Scheine  geben  sol- 
len. 1584,  Absch.  ,Von  einer  ballen  s.  ein  halben 
guoten  guldi  also  par  oder  brief  von  dem  kaufherrn 
ze  erlegen.'  1595,  AaL.  StR.  (erneuerter  Zollrodel). 
,Von  denjenigen  Waaren  und  Güetern,  so  in  fremder 
Personen  Namen  auf  durchgehenden  Maultieren,  Saum- 
rossen und  Wagenlästen  durch  unsere  Stadt  unent- 
laden  geführet  werden,  soll  der  Ein-  und  Auszoll  sein 
nemlich :  Vom  Sammet  . . .  Item  Specerei,  S.  udgl.,  von 
jedem  Centner  8  ß.'  1725,  Z  Zollordn.  ,Der  Zollner 
soll  nehmen:  ...  von  1  Centner  S.  1  Pfd.'  1730,  AaB. 
StR.  Zur  Erhebung  von  Wag-  und  Mass-Gebühren 
vgl.  TGeering  1886,  239;  Ochs  III  189.  Der  S.-Import 
in  handelspolitischen  Unterhandlungen:  ,In  der  zeit 
hab  ich  wol  zwo  stund  mit  dem  bischof  geredt... 
des  saffrats  halben,  so  uss  Hispania  kompt  und  zuo 
Tolosa  durchgat,  da  man  dann  daselbst  zuo  Tolosa 
uf  den  saffrat  5  pro  100  gesetzt  hat,  und  dann  der- 
selbig  saffrat,  so  zuo  Lyon  och  durchgat,  4  vom 
hundert  geben  und  ufgesetzt  ist.  Also  gab  mir  be- 
melter  bischof  von  Orliens  zuo  antwort:  sy  betten  im 
rat  darumb  gestritten,  was  zuo  Tolosa  durcbgieng,  das 
keine  nit  gen  Lion.  Do  sait  ich :  . . .  diser  saffrat  kumpt 
aller  gen  Lion  ...  Und  das  im  also  sye,  so  sind  unser 
kouflüt  etlich  von  St  Gallen,  die  husieren  zuo  Sara- 
gossa und  Barsolona,  och  zuo  Tolosa  und  zuo  Lyon, 
band  aigen  eseltriber;  die  ladents  in  Hispania  und  ist 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


ir  gelegenhait,  an  denen  orten  zuo  faren.  Wenn  sy 
gen  Lyon  koment,  so  ladents  denn  dieselben  esel 
wider  mit  tatschen  güetern  in  Hispanien.  Darumb, 
her,  zürnent  nünt!  ir  sind  im  unrecht  daran  ...  Er 
schrai  lut  und  ich  eben  als  lut.'  Rainsp.  1553.  Auch 
der  Kleinhandel  war  unter  Umständen  von  allgemeiner 
Tragweite.  ,Des  kleinen  gelts  halb  . . .  wurdend  4  weg 
fonden,  mit  denen  man  den  überschwal  des  klainen 
gelts  schwainen  möchte  ...  [ua.]  dass  man  wol  ouch 
in  deren  kromer  und  kouflüten  hüser  schiken  möcht, 
die  den  Walhen  imber  und  s.  ain[s]  guldins  türer  um 
klain  gelt,  dan  um  gross  gelt  gabend  und  also  vil 
guots  mit  dem  klainen  gelt  gewönnind,  und  si  bim 
aid  haissen  das  klain  gelt  harfür  tragen  ...  dan  diss 
lüt  brachtend  uns  durch  die  landstrichenden  kromer 
die  grossen  summa  klain  gelts  in  unser  stat.'  Vad. 
Organisation  des  S.-Handels.  Unterdrückung  fremder 
Konkurrenz:  ,Ob  ein  frömbder  kramer  safarn  [!] 
brechte,  der  mag  einen  tag  veil  haben,  wenn  er  kompt, 
und  ouch  nit  mehr.'  1524,  AaB.  StR.  Etwas  weniger 
streng  war  man  in  L;  vgl.  Seg.  RG.  II  384  Anm.  Han- 
delsgesellschaften. , Bruderschaft  des  hl.  Kreuzes 
zu  Luzem,  der  Krämer  Gesellschaft  genannt  zu  dem  S.', 
seit  der  Mitte  XV.;  vgl.  Seg.  RG.  II  370;  FHaas  1909, 
5/6.  Zur  Entstehung  der  S.-Zunft  in  Basel  vgl.  TGee- 
ring 1886,  239,  zur  Entwicklung  in  Zürich  Vög.-Nüsch. 
II  395.  ,[Die  Zunft  zur  Saffren  beklagt  sich,  dass  die 
1520  gegründete  .Gesellschaft-,  obwohl  ihr,  wie  den 
fremden  Kaufleuten,  nur  der  Engroshandel  ,minder 
nit  dann  bi  dem  vierling  eines  Zentners'  gestattet 
worden  sei,  die  Specereien  auch  detailliere  und  so  die 
Zunft  ,mit  der  zit  ze  nuten  bringe',  worauf  die  .Ge- 
sellschaft' anbringt,  sie  habe]  allerlei  bi  dem  vierling 
samentlieh  gewegen,  dann  nit  möglich  wäre,  s.,  zimmet, 
muschget,  nägeli,  cardimömli  und  derglich  costliehe 
specery  jede  by  dem  vierling  usszewegen.'  1522,  Z. 
.Alle  Kauf-,  Waat-  und  Tuech-lut  . . .  desglychen  Krä- 
mer, Seckler,  Nadler,  Passamenter,  Gürtler,  Stell- 
macher, Bürstenbinder  (Hosenstricker)  und  Andere, 
so  in  diese  Zunft  zum  (,zun'  1711,  ,zurf  1725)  S.  die- 
nent,  söllent  von  allen  Wahren  ...  den  gewöhnlichen 
Pfundtzoll  von  jedem  Guldin  Wärt  hinhalten  und  in 
ihre  Zollbüchsen  stossen.'  1639/1725,  Z  Zollordn.  In 
Bs  uinfasste  die  S.-Zunft  20  Handwerke;  vgl.  TGeering 
1886, 128.  Die  Zunft  in  rein  geselliger  Hinsicht.  ,Der 
Vorstand  E.  E.  Zunft  zu  Safram  hat  in  seiner  Sitzung 
vom  10.  Nov.  [1909]  folgende  Vergabungen  zu  wol- 
tätigen  und  gemeinnützigen  Zwecken  beschlossen: 
...an  bedürftige  Zunftangehörige  und  Witwen  der- 
selben 400  Fr.;  zur  Prämierung  von  Arbeitern  zu  S. 
zünftiger  Gewerbe  für  langjährige  treue  Dienste  beim 
gleichen  Meister  300  Fr.'  Bs  Nachr.  ,Uff  diser  gsell- 
schaftstuben  zum  S.  [Hess  sich  der  Fritschi  alljährlich 
zur  Fastnachtzeit  finden  und  bedachte  auch  diese  Ge- 
sellschaft testamentarisch,  welche  Stiftung  so  Anklang 
fand]  dass  nit  nur  ein  gsellschaft  zum  Saffian  oder 
Fritschi,  sonder  ein  ersamer  rat,  auch  ein  gmeine 
burgerschaft  sich  der  Sachen  und  des  fests  angnommen.' 
RCys.  (Br.) ;  vgl.  hiezu  die  Anm.  zu  Fritscli  ( Bd  1  13  12  3) 
und  bes.  FHaas  1909,  49  ff.  —  2.  .wilder  S.'  a)  =  (eine 
Art)  Safflor  (s.  Sp.  331/2).  ,Cnicus,  zweierlei  kraut,  eins 
wirf  gineinlich  genennt  wilder  s.  oder  florsaffer,  das 
ander  wilder  kardabenedict  oder  wilder  väldsaffran.' 
Vris.  .Wilder  s.,  cnicos.'  Mal.  .Wilder  s.,  atractylis 
(ein  gattung  eines  distels,  tragt  knöpf  mit  gälen  bluo- 


Saf,  sef,  sif,  sof,  suf 


men,  ein  törnkraut  mit  bluotigem  saft).'  Fris.;  Mal. 
,Den  Namen  des  wilden  Saffrans  [hat  der  Safflor] 
bekommen,  weilen  er  die  Speisen  und  andere  Sachen 
auch  also  färbet,  ob  er  schon  so  aromatisch  nicht  ist 
wie  der  rechte  S.'  EKönig  1706.  —  b)  Herbstzeitlose, 
Colchic.  aut.  ,Unter  die  schädlichen  Giftpflanzen  ge- 
hört die  Herbstzeitlose,  Colchicum  autumnale,  welche 
auch  Zeitblume,  nackte  Jungfer,  wilder  S.  [auf  Grund 
der  crocnsähnlichen  Blüte,  viell.  auch  mit  Bez.  auf 
die  Färbekraft  der  Blätter:  ,zum  Gelbfärben  der  Oster- 
eier häufig  gesammelt'  GGoss.,  Stdt,  Ta.;  s.  BWartm. 
1874,  26  und  vgl.  TGeering  1886,  238],  Hundshoden 
etc.  genannt  wird.'  Scbw  Wbl.  1819. 

Amhd.  saf(f)(a)ran,  auch  schon  taffrat,  -et  (ZfdW.  VI  194  : 
Lexer  II  569)';  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1635;  Martin-Lieuh. 
II  332.  Für  den  Rückgang  des  Schweiz.  Safranbaus  mögen 
neben  den  höhern  Laudpi  eisen  und  Arbeitslöhnen  der  neuern 
Zeit  (zur  sprichwörtlichen  Unrentabilität  vgl.  Bridel  1866, 
342)  auch  häufige  Pilzkraukheiten  der  Zwiebel  (vgl.  Revue 
historique  vaudoise  1893  Nr.  6;  Schwz.  Wochenschr.  für 
Chemie  und  Pharm.  1901,  316),  verantwortlich  zu  machen 
sein,  eher  als  umstrittene  klimatische  Wandlungen:  ,Dank 
dem  mildern  Klima  des  Mittelalters  gedieh  in  Basel ...  S.  von 
vorzüglicher  Qualität.'  TGeering  18S6,  238;  vgl.  dazu  HChrist 
1882,  421.  Immerhin  ist  südliches  Klima  dem  S.  zuträg- 
licher: ,Es  mag  ihn  [den  S.]  zwar  pflanzen,  wer  da  wil,  in 
unseren  Landen  ist  er  bis  dato  wegen  rauhen  Lüften  wenig 
zur  Zeitigung  kommen.'  EKönig  1706,  581.  Zur  Einfuhr 
(seit  den  Kreuzziigen)  vgl.  Schwz.  Wocheuschr.  für  Chemie 
und  Pharm.  1901,  347  und  nam.  1903,  466  (Prof.  Hart- 
wich); TGeering  1886.  237.  Als  Name  der  Znnft  und  des 
Zunfthauses  jetzt  gew.  f.  (Abk.  für  S.-Zunft,  -Stube"):  D'  (üf 
der)  Safere"  BsStdt;  ZStdt  (vgl.  Vög.-NUsch.  I  199/202). 
<T  Safran  LStdt.  Dagegen  zum  Saffret,  Hausn.  SchStdt,  und 
so  auch  in  der  ä.  Spr. :  ,zuo  (dem)  Saf(f)ran  (Saffrat).' 
XV./XVI.,  Z  RB.  (sehr  häufig).  ,Zum  Saffren  uff  der  kremer 
Stuben.'  Edlib.  ,[Seifen-]ledlin  bim  Saffran.'  FPlatter  1612. 
Vgl. :  , Zunft  zum  saffrenkrämer.'  Edlib.  In  Orts-  und  Flur- 
namen. ,Safranvorsass',  zerstreute  Häuser  BLauenen.  Sa/er- 
garte", Flurn.  ZReg.  (.weg  durch  des  N.  saffargarten.'  1598): 
Saferettjarte"   ZSth. 

FSld-.  .Wilder  väldsaffran,  cnicos.'  Mal.;  s.  auch 
Sp.  338  u.  —  Flor-:  =  dem  Vor.  .Florsaffran,  cnicos, 
ein  kraut.'  Mal.;  s.  auch  Sp.  338  u. 

Wise"-:  =  Saffran  2b.  Hegetschw.  (AvEütte).  - 
Auch  bei  Pritzel-Jessen   106. 

saffere".  Nur  im  Ptc.  (Mit  Safran)  gelb  gefärbt. 
,Gäl  oder  gesaffert  brot  oder  haussbrot,  luteus  panis.' 
Fris.  .Gesäfferet  [!],  gäl  wie  saffran,  crocatus.'  Mal. 
—  In  der  Bed.   ,mit  Safran  bestreuen'  bei  Schni.  2  II   229. 

saufe",  Ptc.  g'säuft:  einen  Schuh  voll  Wasser  her- 
ausziehn  Ta  Weinf.,  von  der  Schulj  ugend  gebraucht  beim 
Überschreiten  des  (dann  wasserarmen)  Dorfbaches  im 
Sommer  und  beim  sog.  Is-schimmelfare"  im  Winter,  das 
darin  besteht,  auf  bachab wärts  treibenden  Eisstücken 
mit  Stöcken  anstatt  des  (Schiffer-)  Stachels  im  Dorf- 
bach zu  fahren.  Tritt  ein  Knabe  ins  Wasser,  erschallt 
der  Ruf:  Der  N.  het  g  säuft!  gegen  welchen  er  sich 
mit  den  Worten:  Nä",  ich  ha"  ned  g'säuft  verteidigt. 

Amhd.  soufen,  eintauchen,  versenken;  vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1882/3.  Der  Uml.  ist  analogisch  eingetreten  wie  auch  sonst 
bei  Yl.en  mit  ausgesprochen  fakt.  Bed.  Die  lautgesetzliche 
Form  erscheint  bei  Hebel:  Wo  '.<  Imli  *\ni  Sti/el  chauft,  im 
Blueme"schöss  H"  Chijpfli  sauft  [eintaucht].      AI.   VIII  92. 

er-:  ertränken.  E"  Müs  [usw.]  e.  Den  Kalk  beim 
Löschen  e.,  allzuviel  Wasser  zugiessen.  oO.  Besser 
e"  Bühel  verbrennt  e's  en  Tole"  ersäuft,  für  den  Land- 


mann ist  im  Sommer  anhaltende  Hitze  besser  als  an- 
haltender Regen  GRValz.  's  hat  Alles  ersäuft,  zB.  im 
Garten  Z.  S.  noch  hinder-sich  (Sp.  169).  ,1583  wird 
NN.  von  Disentis  wegen  Diebstehlen,  Beutelschniden 
und  Beiwohnung  eines  Mordes  verurteilet,  in  dem 
Läuffer  ersäuftet  zu  werden.'  KWild  1847  (G).  ,[Der 
Ermordeten  wurde]  die  vena  cana  ufgeschnitten  und 
Jas  Blutkästli  dardurch  mit  Blut  inmassen  erfühlt, 
das  es  ihr  Herz  erseuff  [corrigiert:  ersteckt]  haben 
müssen.'  1636,  Z.  Refl.  Er  het-sich  ersäuft  Aa;  Th; 
Z.  ,1575  ist  der  schultheiss  L.  in  einem  wasserbad 
ertrunken,  andere  sagen,  er  habe  sich  selbs  ersäuftet.' 
(JMet.  Chr.  1540/73.  ,[Es  wurde  vermutet,  dass  Panner- 
herr  L.]  sich  möcht  ersäufft  haben.'  1747,  Gl  JB. 
Uneig.  im  Wortspiel  mit  ,widertouffen':  ,Gott  welle  alle 
christlichen  gemainden  vor  diser  sect  bewaren;  dann 
wir  nit  on  grosse  arbait  und  nachtail  des  evangelions 
erfaren  habend,  nit  allain  haissen  und  sin  an  [=  ein] 
widertoufen,  sunder  ain  widerersoufen  der  gewissnen.' 
Kessl. ;  vgl.:  ,Do  sy  nit  nier  möchtend  widertoufer 
sin,  wurden  sy  widerersoufer,  ertranktend  die  armen 
gwissnen.'  ebd.  —   Wider-er-sanffer  m.  s.  das  Vor. 

ver-:  =  dem  Vor.  En  Hund,  e"  Chatz  v.  Er  hed- 
sich  versäuft  AaF.;  Z.  Heilsarme  hat  Las  und  Floh, 
versäuffed-s'  auch  im  Züri'He!  EStoll  1907  (ScHTha.). 
,Mnssten  sich  die  Feind  selbst  fällen  in  die  Grub,  die 
sie  gemacht,  und  zugleich  den  Teich  aufschwellen, 
darinn  sie  den  Bahr  [Bern]  gedacht  zu  v.'  Pfafpenkr. 
1712.  ,[Die  christlichen  Märtyrer  werden]  ...  ent- 
haubtet,  aufgehenket,  geräderet,  lebendig  verbrennet, 
versäuffet,  den  reissenden  Tieren  vorgeworffen  . . .' 
JJUlrich  1718.  Von  Pflanzen:  Si  si»d  versäuft,  zu 
reichlich    begossen   und  dadurch  verderbt  worden  Z. 

b"-säuffe":  Einen  betrunken  machen  GrA.,  Cazis, 
Ths.   —  Vgl.  noch  besauft  mit  Aum. 

Sef:  Koseform  für  Joseph.  ,Der  gross  Seph,  der 
Schwabensepli  genannt.'  1766,  Z  Mand.  —  Vgl.  Sil 
(Sp.  39);  Schm.  2  II   231   (.Seff'). 

Sefa,  -e"  Ap,  Seffe"  GRh.  —  f.:  weibl.  Taufname, 
Josepha(-ine).  Mini  Sefen  ond  zwe  Buebe",  mV 
Schöppli  Vieh  debi,  seu  sönd-mer  g'wöss  di  Lübste", 
's  ehönnt  g'ad  nüd  saferer  sl".  Ap  VL.  1903.  In  zsge- 
setzten  Namen:  Katharina-,  Mari-,  Baba-,  Zischga- 
Sefa  ApI.  —  Vgl.  Sofft. 

Sef  fei  SchwE.,  Seffi  AaJoh.  —  m.:  Joseph. 

sevel,  sevli(g)  s.  so-vil  (Bd  I  776). 

.Sefel:  treck.'  Bettl.  —  ,sefelen:  scheisseu.'  Bettl. 
—  be-:  1.  ,bescheissen',  anschmieren,  betrügen.  ,Das 
XXVI.  capitel  sagt  von  schwigern,  die  besöfflen  alle 
menschen  gern,  bestrichen  mit  rossdreck  bein,  arm 
und  hend  [usw.].'  Bettl.  ,Ein  anders  hüerli:  Ich  wölt 
in  [den  verlornen  Sohn]  bseflen  und  schniden  das 
schmer,  als  wenn  er  an  eim  schlechten  jarmerkt  wer.' 
Salat  1537.  —  2.  ;pse'f'le",  Einen  bemeistern,  nach 
seinem  Sinne  zwingen'  Uw  (Prof.  Rohrer).  —  Be- 
seffler  m.:  Betrüger.  ,Hie  kumpt  ein  farender 
schuoler,  der  siben  frien  künst  ein  meister  und  der 
nutzen  [Bauern]  ein  b.'  Bettl. 

Rotwelsch  (urspr.  chaldäiseh);  s.  Gr.  WB.  X  1.  80 
(.Sefel' i.  I  1609  (.besehein,  besefeln,  Besebler');  vgl.  ,sevel- 
boss'  in  der  Anm.  zu  Boss  (Bd  IV  1728).  feiner  die  Gruppe 
Seifd   bei   Martiu-Lienh.  II   329. 

Sefer  in.:  eine  Art  Bettler.  ,Sefer.  Item  es  sint 
ouch  etlich,  die  strichen!  salb  an,  heissetabent.'  1430/4, 


:ill 


•sat.  sei, 


1',  sof,  su 


342 


BsChr.  111  501.  ,Daz  XX.  capitel  sagt  von  seffern. 
Die  selben  sich  duont  salben  an  irem  üb  an  allen 
enden,  die  lüt  die  duont  sie  also  blenden.'  Bettl. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  81.  Das  im  Chald.  zur  Wurzel  ge- 
hörende l  vuu  Se/d  usw.  wurde  als  ableitend  gefasst  und 
von  dem    so   abstrahierten  sc/-  ein   neues  Nom.  ag.  gebildet. 

se-'fene",  Cond.  sefeneti:  (sich)  schnell  hin  und  her 
bewegen  SchwMuo.  (.selten  und  meist  scherzh.').  Eine 
Säge  zB.  tuet  nw  e'so  s.,  ,wenn  sie  nicht  recht  schneidet 
und  darum  beim  Gebrauch  hin  und  her  schwingt.' 
Auch  von  Personen:  Tuend  recht  sage"  und  nid  eben 
e'so  s.!  zieht  die  Säge  gehörig  und  nicht  so  übereilt 
hin  und  her. 

Erinnert  au  Afen  (s.  d.),  doch  ist  das  lautliche  Verhält- 
niss  Dicht  klar.  Nach  einer  Auskunft  aus  Schwyz  soll  das  W. 
sa/ene"  lauten  und  , planlos  herumschneiden'  bedeuten.  Ein 
Einsender  denkt  an  Abi.   von  Sefi,  ,eig.   S.   schneiden.1 

Seferastas,  -es,  Safrastes,  Frastes:  Theophrastus 
(Paracelsus),  früher  als  Hexenmeister  und  Zauberer 
bekannt  ScHwE.f. 

Vgl.  Baster  (Bd  VI  1504).  s  ist  wohl  durch  die  bis  ins 
XVI.  in  den  gelehrten  Schulen  übliche  Aussprache  von 
3-  =  engl,  th  veranlasst. 

Severiu  I  m.:  Sovereign,  engl.  Goldstück.  ,Ein 
Mahler  will  ich  werden!  Rief  Friz  und  sprang  vom 
Tisch.  Der  schwänzelt  auf  der  Erden  wie  in  dem 
Bach  der  Fisch,  tindt  Honig  wie  die  Biene  und  sam- 
melt S-e  für  einen  kleinen  Wisch.'  Usteri.  —  Bei  Gr. 
WB.  X   I,   708  aus  Frisch. 

Severiuus  Sch  (sehr  selten);  SchwE.;  THSitt.,  5c- 
verin  II  Aa;  BLaufent.;  SchwW.  (selten);  Zg,  Severi" 
Aa;  SchwE.;  W,  Sever,  Dim.  Severli  L,  Sevi  AASchneis. 
(unter  Kindern):  männl.  Taufname,  Severin(us).  ,23. Ok- 
tober: StSeverin.  Kirchweih  auf  demGubel,  verbunden 
mit  Schlachtfeier  (Niederlage  der  Protestanten  gegen 
Chr.lthen  von  Ägeri  am  24.  X.  1531).'  AfV.  ,Die  weber 
habend  zum  patron  ufgeworfen  den  Severinum,  weber 
und  bischof.'  Kessl.   —   Vgl.  Sehm.'II  231. 

Se'f'i,  in  Ndw;  U  Sefi,  in  AaWoIiI.  Efi,  in  GWb. 
Sebi  —  m.  AALeer.;  Ap;  „Gl;  Gr;"  L;  GSa.,  Wb.; 
Ndw;  Zu.,  W.,  n.  Ap;  Bs  (Seiler);  GRPr.;  ThMü., 
Sefina  f.,  PI.  Sefine  WVt.:  1.  a)  Sade-,  Sevebaum, 
Juniperus  Sabina  Aa;  Bs;  B;  VU;  „Gl;  GR"Pr., 
Trimm.;  GRh.,  Sa.,  S.,  T.,  Wb.,  We.:  Sch:  Scbw;  W; 
ZO.,  W.  Syn.  Lebens-Baum  2,  S.-Baum  (Bd  IV  1240. 
1245).  In  Gärten  (als  Zierstrauch)  und  Hecken  ge- 
zogen, oft  auch  verwildert.  ,Acht  leichte  Säulen,  mit 
abwechselnden  Laubschnüren  von  Aebach,  Sephi  und 
Epheu  umwunden,  erhoben  sich  in  einem  länglichen 
Säulengang  über  das  kleine  Denkmal.'  Schweizerb. 
1805  (Schilderung  des  Vereinigungsfestes  zu  Obw). 
Häufig  in  der  Volksmedizin  AaWoIiI.,  bes.  als  Abortiv- 
mittel AALeer.;  Bs  (Seiler).  ,Es  entstehen  auch  zu- 
weilen Vergiftungen  durch  den  Gebrauch  des  Auf- 
gusses oder  Extraktes  des  Sadebaums,  S.,  der  hin  und 
wieder  in  Gärten  gezogen  und  als  starkes  Purgiermittel 
gebraucht  wird.'  HSchinz  1842.  ,Gegen  Hautausschlag 
dient  das  SefinWöl.  Grüne  junge  Zweige  des  Sefi- 
strauchs,  in  den  Strohsack  gelegt,  sind  gut  gegen 
Wanzen.'  FGStebler  1901  (WVt.).  ,S.',  als  Ingrediens 
des  zum  Einreiben  bestimmten  .Gliedergeistes'  von 
KNLang.  1717,  L  (Gfd).  Im  Volksglauben;  bes.  als 
Bestandteil  des  Balmens  (Bd  IV  1217),  aber  auch 
sonst;  s.  Buchs  (ebd.  999);   Wih-Brunuen  (Bd  V  671). 


Sefine,  unter  die  Streu  gemischt,  heilen  die  krummen 
Beine  von  Schweinen  WVt.  .Palmen,  Seve  und  Äpfel, 
am  Palmsonntag  in  der  Kirche  gesegnet,  vertreiben 
Hexereien  und  das  Ungewitter.'  Amm.  1850.  ,Seven- 
baum.  In  dessen  Nähe  gedeiht  der  Birnbaum  nicht 
[wegen  eines  auf  jenem  wachsenden  Pilzes;  s.  Leunis 
1885,  192].  Keine  Palme  wurde  zur  Palmenweihe 
gebracht,  ohne  dass  ein  S.-Sclwss  drin  gewesen  wäre. 
Fast  in  jedem  Garten  war  S.  vorhanden.  Dirnen 
tragen  S.  bei  sich,  um  nicht  unglücklich  zu  werden.' 
ALüt.  (LWill.).  .Item  man  mag  sy  [die  Hexe]  wo] 
bröukhen  mit  disen  stucken:  seffy  uss  den  balmen, 
rot  bugkelen  und  wurmut.'  1502,  ADettl.  1905.  .Arn 
Palm-Sontag  nach  der  Predig  segnet  man  die  Palmen 
und  reicht  jeder  Priester  ein  Schössli  Seffi  vor  dem 
Altar,  darnach  ein  Canzler  und  Kämerlig;  dannethin 
gat  man  mit  der  Procession  durch  den  Crützgang  biss 
widerumb  in  Chorr.'  SchwE.  Kanzleikai.  1020.  Vgl.: 
, Einen  S.-Baum  im  Garten  darf  man  nicht  üsdue", 
sonst  stirbt  Jemand  im  Hause'  Bs  (Seiler).  —  b)  Zwerg- 
wachholder,  Juniperus  nana.  FGStebler  1899,  51.  — 
c)  gemeiner  Lebensbaum,  Thuja  occident.  B  (S.-Baum 
lt  Durh.);  GRCont.,  Schs,  Trimm.;  mTn,  Mü.  Als 
Abortivmittel  GRCont.  —  2.  a)  („wilder")  S.,  „Tamarix 
Germanica  Gl;  Gr",  deutsche  Tamariske,  Myricaria 
Germanica  GrScIis,  Trimm.  —  b)  (v>ilder  LReid.;  GT. 
tw.;  ScHwMa.)  S.,  gemeine  Besenheide,  Calluna  (Erica) 
vulg.  Ap;  GRMai.;  LReid.;  GGoss.,  Rh.,  S.,  Stdt,  Ta.. 
T.,  We.;  ScHwMa.;  mTn,  Mü.;  ZO.  Synn.  unter 
Brüsch2a  (Bd  V  828).  Kalenderspruch:  Der  S.  blüet 
wit  usi",  es  ge'd  en  strenge"  Wenter  oder  es  g&d  en 
späte"  Früeli"g  Ap(TTubler);  ähnlich  GMarb.  Zum 
Reinigen  der  Milchgeschirre  gebraucht  Ap.  S.-Bode", 
Heideland  Ap. 

Ahd.  svvin,  seoina  (s.  ZfdW.  VI  195),  aus  lat.  (herba) 
Sabina;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1592.  1634.  IX  2772.  X  1,  80/1. 
707;  Martin-Lieuh.  II  328.  Die  WForni  setzt  kaum  ahd. 
sevina  fort,  sondern  ist  vom  PI.  Sefine  aus  neu  gebildet. 
Zum  inl.  /  vgl.  Taferen,  Taflen;  die  vereinzelte  Form  mit  b 
fallt  auf,  wiewohl  sie  auch  anderswo  verbreitet  ist.  Das 
Masc.  stellte  sich  unter  dem  Einfluss  von  S.-Baum  ein,  das 
Neutr.,  indem  Sefi  mit  den  Dim.  auf  -i  auf  eine  Linie  rückte; 
indem  ('s)  Sefi  als  's  Efi  empfunden  wurde,  eutstaud  die 
Form  Efi,  die  nach  Ausweis  von  Efi-Palme"  (Bd  IV  1218) 
weiter  verbreitet  ist.  Zum  Volksglauben  unter  1  a  vgl.  Alem. 
I  197.  In  Bed.  2  a  und  b  galt  zuuächst  nur  die  Verbindung 
tcüder  S.  In  Ortsnamen  (wohl  meist  in  Bed.  1  a).  Sefi,  Sevi 
Ap;  G;  Seil,  S.-Horn,  -Birg  G,  -Weid  Th.  Uf  Sefine' ,  -ene", 
Alp  BL.  (.hundert  küeberg  am  Sevina.'  Ansh.);  dazu  ,Sefinen- 
Alp,  -Fall,  -Furgge,  -Lütschine,  -Tal.' 

Garte11-:  a)  =  Sefi  1  a  B;  Durh.  ,Drei  Bröcklein 
Brod,  drei  Stücklein  Kohle  und  drei  Büschelchen  zer- 
hackte Gartensefi  in  ein  Läppchen  gewickelt,  an  einem 
Kommunionstag  in  die  Kirche  getragen  und  hierauf 
an  den  Leib  gehängt,  sichern  vor  Hexerei  und  Zauber- 
schaden' BoAa.;  LE.  (Wolf-Mannh.).  —  b)  =  Sefi  lb 
GGoss.,  Stdt,  Ta.  Warzen,  welche  mit  den  zerquetschten 
Blättern  eingerieben  werden,  sollen  verschwinden.  — 
Chli"-:  =  Sefi  2b  SchwG. 

Sand-:  1.  =  Sefi  1  a  GrPi\  -  2.  =  Sefi  2a  „Gr": 
GoRh.  —  St. 's  Form  „Sandeeux  f."  innss  auf  einem  Ver- 
sehen  beruhen. 

Seiffe"  usw.  s.  Scipfe"  usw. 

Seifer  „B"Br.;  „L"  (auch  St.1):  W;  „Zg"  (auch 
St.b);  „Z",  Säufer  (-öi-  bzw.  -ü-'-J  B  —  in.:  aus  dem 
Munde   (von    Kindern,    Lireisen)    tliessender  Speichel, 


3-4 :1 


f,  sef,  sif, 


341 


Geifer,  „eine  Art  Schaum,  der  aus  dem  Munde  trieft." 
aaOO.     Auch:  ,zähe  Flüssigkeit-  L;  Zg  (St.b). 

Ahd.  seifar,  mhd.  seiver  m.,  spuma;  vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
195;  dazu  die  ablautenden  Bildungen  , Seife',  Siekerwasser, 
.Seifel',  .siefern'  (ebd.  X   1,   190.  885). 

Guggüser-  G'-säufer  n.:  Kuckucksspeichel  (s.  Gr. 
WB.  V  2529)  „BO."  Syn.  Gugger-Spüw.  —  Chrotte"- 
G's.:  =  dem  Vor.  „BO." 

seif  er  e"  AaBo.,  Wohl,  (neben  -äu-),  Zein.;  Bs 
(Spreng);  „B";  L;  THFr.;  Ndw;  UwE.;  U;  „Zg"  (auch 
St.b);  „Z",  säufere",  söifere"  bzw.  -ü'-  Aa;  ApH.,  M. 
(in  K.  zäufere"):  BsL.;  B;  F;  GWe.;  SchwE.;  Z,  seif- 
ten BBr.,  seifru"  PAL;  W,  säufre"  Bß.  (säufren),  Si. 
(sxVfre"  neben  safere"),  Ptc.  -et:  1.  a)  hervor-,  durch- 
sickern, tropfenweise  austreten  (von  einer  Flüssigkeit 
aus  einem  geschlossenen  Baum)  bzw.  eine  Flüssig- 
keit so  austreten  lassen  Aa;  Ap;  Bs;  L;  GWe.;  Ndw; 
U;  Z,  doch  tw.  nur  in  bestimmten  Verwendungen.  Von 
fliessenden  Wunden,  Geschwüren  Aa;  Ap;  „B;  L";  Ndw; 
UwE.;  „Zg;  Z"0.,  W.,  Wl.  's  Bluet  säuferet  us  der 
Wunde"  ZW1.  De'  Schade"  söiferet  ZO.  ,Z>'  Fistel, 
ne"  offne''  Schade"  seiferet  L;  Zg'  (St.b).  ,0b  es  were, 
dass  die  Wunde  nicht  mehr  bluten  tete  oder  nur  ein 
wenig  seifferte,  so  bedarfstu  keiner  Blutstillung.' 
FWürz  1612.  Daher  auch  von  Personen:  mit  fliessen- 
dem  Hautausschlag  behaftet  sein  U.  Von  fiiessenden 
Augen  GWe.,  Ohren  Ndw.  Von  angeschnittenen  Pflan- 
zen ZO.,  auch  lt  Spillm.  Von  einer  Ghrotte"-Bluem: 
Si  seuferet,  macht  chlebrig  Hemd  und  rvüesti  Flecke" 
dra".  WMüller  1906.  Von  zerspaltenen  oder  .ver- 
wundeten' Käsen,  aus  denen  Salzwasser  rinnt  UwE. 
Von  Pflaumen  Ndw.  Von  der  Schnecke:  De'Schnegg 
säuferet  Z  (Dan.).  Mit  Geräuschvorstellung,  von 
Flüssigkeiten,  die  mit  feinem  (zischendem)  Geräusche 
tropfenweise  austreten  Aa;  Bs  (schon  lt  Spreng);  B; 
L;  GWe.;  ScnwE.;  Z.  Syn.  schweissen.  Lue!1,  wie 's 
dert  us  dem  Fässli  use"  seiferet!  Me"  muess  dö  nac- 
hlege", sust  lauft  am  Änd  noch  Alles  use"  L.  De" 
Wi"  säuferet  us  dem  Häni  ZW1.  Das  Fass,  Fässli 
säuferet  Z.  Auch  von  dem  Geräusch  in  einer  Pfeife, 
in  der  sich  viel  Muni-Hung  angesammelt  hat  Aa. 
Das  säuferet  wider  i"  diner  Pfiffen  inn!  —  b)  aus  dem 
Nebel  heraus  schwach  regnen  B.  Du  cha""sch  glaub  der 
Parisol  deheim  lä",  es  seuferet  nume"  so.  ,(Das)  feucht 
wätter  vor  und  nach  rägenwätter,  wenn  es  tropfet, 
wenn  es  nichts  tuot  dann  söuf(f)eren,  söuf("f)erwätter, 
substillum.'  Fris.;  Mal.  —  2.  a)  Speichel  aus  dem 
Munde  fliessen  lassen,  geifern,  bes.  von  Kindern,  die 
Zähne  bekommen,  und  zahnlosen  Greisen  AABremg. ; 
B;  F;  L;  PAL;  THFr.;  Ndw;  UwE.;  W;  „Zg"  (auch 
lt  St.b);  „Z."  Du  söuferisch!  tadelnd  zu  einem  Kinde. 
Ieh  glaub  ämel,  das  Ching  well  scho"  a"fah"  zande", 
es  seuferet  der  ganz  Tag  B.  Ü"si  Chatz  föhd  a" 
zum  Mül  üs  s.,  si  ist  afe"  u"süberli'h,  mer  müend-si 
e"weg  tue"  L.  , Seiferen,  gäiferen,  salivare,  spumare.' 
Red.  1662.  —  b)  unordentlich  essen,  so  dass  das  Kleid 
mit  flüssiger  Speise  beschmutzt  wird  B  (vßütte), 
, schweinisch  trinken.'  Id.  B  (späterer  Eintrag).  Gha""sch 
doch  nit  besser  Sorg  ha"!  lue'1,  wie-de  wider  seuferisch ! 
B(vRütte).  —  c)  unter  Geifern  weinen  BSi.  —  d)  „heftig 
zürnen,  so  dass  gleichsam  Seifer  herausfliesst  B;  L; 
Zg;  Z." 

Nur  das  Vb  bei  Martin- Lienh.  II  329.  Vgl.  saferen, 
sfi/i  ren,  zur  Bed.  auch  süeheren  (Sp.  205/6),  anderen  wideren 
(Sp.  326). 


abe"-:  herabträufeln  AaWoIiI.  —  über-:  begei- 
fern, zB.  ein  Tuch  B(Zyro). —  use"-:  heraus-,  her- 
vorsickern AaWoM.  ;  ScawE.;  Z.  .Nachdem  du  in 
[nach  dem  Schnitt]  ein  Weil  hast  verschmirzen  und 
ruhen  lassen  und  kein  Blut  mehr  aussen  seiferet,  so 
magst  du  in  verbinden.'  FWürz  1012. 

Seifcre-  SaifraPkl,  Seifer i  I,  Seifri  BGr.;  FJ. 
(,-eu-')  —  f.:  a)  =  Seifer  FJ.;  PAL  —  b)  Tabaksaft  in 
der  Tabakpfeife  BGr.  Eine  Kälte,  wa  dem  Tubäckler 
d'  Seifri  im  Bisser  g'frird.  Barnd.  1908.  —  Saifra  kennte 
urspr.  PI.  von  Seifer  (ahd.   seif(a)ra)  gewesen  sein. 

Seiferete"  f.:  1.  Nom.  actionis  zu  seiferen  1  und  2 
UwE.  —  2.  das  Herausgesickerte,  zB.  an  der  Ver- 
bindungsstelle zw.  Ofenrohr  und  Kamin  Z. 

S  e  i  f e  r  i  II  (bzw.  -äu-),  in  BBr.  Seifri  —  m. :  Geiferer 
(im  eig.  S.)  BBr.,  G.,  O.  (Zyro);  L;  UwE.  En  alte'; 
rechte  S.  B;  L. 

seif  er  ig:  geifernd  UwE.  S.  noch  Garn-Löffel  (Bd 
HI  1155;  .saufrig'  der  Quelle  ist  Druckfehler  für 
.säufrig'). 

seiferle"  L,  säuferle"  ÄAWohl.;  TnErm.;  Z:  Dim. 
zu  seiferen.  1.  a)  heraussickern  (aus  einem  Fass) 
AaWoIiI.;  L  (Ineichen);  Z.  —  b)  fein  regnen  AaWoIiI.; 
TeErm.  's  söuferlet  nur  (göd  bald  corübere").  —  2.  gei- 
fern L  (Ineichen). 

Seifri°g  Seifrig  —  m.:  =  Seiferi II  W(Tscheinen). 

Seifer li"g  -äu-  m.,  PI.  -hg«  BR.:  1.  =  Seifer 
BR.  -  2.  =  Seifer-Lätsch  (Bd  III  1532)  BG. 

1  eig.  wohl  so  viel  Spoichel,  als  auf  einmal  ausfliegst; 
vgl.    Geiferling  (Bd   II    129);   Chöderling  (Bd   III    151). 

siffe":  auf  dem  Eise  schleifen.  —  Siffi  f.:  Eis- 
bahn.  OÜ.   —  Vgl.   zlfen. 

stfe"  (bzw.  -e'-):  (oft  umme"-s.)  sich  rutschend  (auf 
seinem  Sitze)  hin  und  her  bewegen  ApV.;  GWidn. 
Ein  kleines  Kind  sefet  auf  der  Bank  hinterm  Tisch; 
die  Mutter  verweist  es  ihm  etwa  mit  den  Worten: 
Ka""st  nüd  rüebig  si",  muest  al'ewil  umme"  s.!  Oder 
man  sagt  etwa  zu  einem  unruhigen  Nachbarn  am 
Wirtstisch :  Hast  all  e"  S.,  ka""st  nüd  still  setze"  [sitzen] ! 
—  Vgl.  das  Vor.  und  bes.  ,siffeln'  2  bei  Gr.  WB.  X  1,  963, 
auch  sefenen  (Sp.  341). 

ab-:  (Kleider)  abreiben,  durch  Reibung  abnutzen 
ApV.  D'  Hose",  d'  Ermel  send  scho"  ganz  abg'sefet 
(versefet).  —  ver-:  =  dem  Vor.  ApV.;  GWidn.,  Rh. 
Kleider  werden  am  Gesäss  und  an  den  Ärmeln  ver- 
sefet GWidn. 

siflen  s.  pßsen  (Bd  V  1184).  —  Aus  Red.,  also  nicht 
sicher  Schweiz.     Vgl.   Gr.  WB.  X  1,  963. 

Si'ffong  m.:  mit  Ausflusshahn  versehene  Flasche 
kohlensauren  Wassers  Aa;  Z  und  sonst  (modern).  Ich 
nimen  en  S.,  ha"  en   S.  g'ha",   Gast  zum  Wirte.  — 

Frz.   sijJion   m. 

SiVffa  n.:  (vornehmer  Ausdruck  für)  Kanapee  Aa; 
Ap;  B;  Th;  Z  (tw.  -Ö-). 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1750.  Anf.  XIX.  war  der  Ausdruck 
im  ZO.  (und  wohl  auch  anderwärts)  noch  unbekannt;  vgl.: 
Si  händ  dem    Ding  g seit   Schhfka  oder   was  <fso.   Stutz. 

sovel,  sövel,  sövli(g)  s.  so-vil  (Bd  I  776). 

soveränisch:  souverän.  ,Die  Eidtgnosschaft  als 
ein  freier  soverainischer  Stand.'  Replica  1691.  —  Vgl. 
Gr.  WB.  X   1,   1822. 


Saf,  sef,  sif,  sof,  saf 


Söfft:  weibl.  Taufname  (vielfach,  in  den  dim.  Formen 
immer  n.).  1.  Sofft,  -i,  in  Gl  (lt  Schüler)  Zofft  [<d'S.J, 
in  GRRh.  Sofia,  Dim.  Söffeli  Aa;  Bs;  B,  Söffi  (etw. 
bäurisch  und  geringschätzig)  Aa;  Bs;  B;  F;  Gl;  Z, 
Söffet  m.  (derb  familiär)  AaBi-.,  Sophie  AaF.;  ApA.: 
Bs;  B;  Gl;  GRRh.;  Tu;  W;  Ze;  Z.  Jetz  sö'tt  Alles 
modisch  st",  Luis  oder  gar  Sofft.  B  hink.  Bot  1858. 
,Dem  bescheiden  man  Johans  Elfinger  burger  Zürich 
und  Saphien  siner  elichen  wirtinne.'  1358,  Z.  —  2.  Sofi 
AaF.,  Söffeli  (Dim.)  ThHw.,  Josephine.  —  Vgl.  Figgen 
IV  (Bd  I  715);  ferner  Martin-Lienh.  II  329. 

Soffinel  m.:  Sophie  (familiär  für  erwachsene  Mäd- 
chen dieses  Namens)  SchwE. 

Soffine»  LE.,  Dim.  SCffini  LE.,  Reid.:  Josephine. 

Ge-söff  s.  Ge-süff. 

süferea  TuSteckb.,  söferle"  Ta  (lt  Sulger);  a)  =  sei- 
feren  1  a  (Sp.  343)  Th  (lt  Sulger).  —  b)  =  seiferen  1  b 
TaSteckb.,  auch  lt  Sulger.     Es  söferet  wider. 

Das  lautliche  Verhältuiss  sowohl  zu  seiferen  (säuferen), 
als  /ai  (dem  sonst  für  Th  fast  ausschliesslich  bezeugten)  süferen 
ist  unklar. 

Suff  (-Ü-)  ra.:  ,unmässiger  Trunk'  W.  Syn.  Laff  II 
(Bd  III  1106).  ,Amystis,  ein  starker  Trunk  in  einem 
Atem,  ein  Kuhsauff,  ein  Sauft';  amystide  bibere,  trinken 
wie  ein  Kuh.'  Denzl.  1677.  1716.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1875    und  Suff. 

C  h  u  e  -  s.  das  Vor. 

Vil-Süff  m.:  Säufer.  .Also  ein  Vilsauff  fragt 
einen  Wirt,  was  er  geben  muss,  so  er  ihm  gnug 
z' trinken  geben  wöll.'  Schimpfr.  1651  (vorher  eine 
Anekdote  von  einem  .Vilfrass').  —  Augenblieksbildung 
nach    VU-främ  (Bd  I   1317). 

Sü  f  f  e"  I,  Süfe"  f. :  schlürfbare  Flüssigkeit.  1.  Suppe, 
Brühe.  ,Waz  dez  übrigen  wirt,  über  daz  so  hie  ge- 
ordent  ist,  damit  sol  man  in  der  regelvasten  den 
vastenden  swestren  alle  tag  machen  entweder  ein 
muos  alder  ein  suffen  mit  eigern.'  1351,  Z.  —  2.  Käse- 
milch nach  Entnahme  des  Ziegers  GRNuf.,  V.  (heiss 
gemacht);  GMs,  die  gesottene,  nach  Abschöpfung  des 
Vorbruchs  geschiedene  ,Sirte'  Schw,  , süsse  Molken' 
GO.,  .süsse  Schotte  ohne  Zieger'  GT.,  , Molke'  Gl, 
.Schotte'  GSa.,  .Schotte  (Molke)  mit  Zieger'  Gl,  auch 
lt  Rochh.;  GO.,  Wb.,  auch  lt  Zahner.  Geronnene, 
saure  Milch  GLNäf.;  GFs,  Sa.,  ,durch  Milchsäure  ge- 
schiedene Milch'  Gl.  .Milch  mit  Sauer  geschieden, 
wacker  Zieger  darein'  GT.  .Mischung  von  ganzer 
Milch  und  heissem  Zieger'  GrPp.  .Bei  den  Hirten, 
das  Gemenge  von  Vorbroch  und  unabgerahmter  Milch. 
Doch  ist  man  mit  diesem  Begriffe  nicht  so  strenge 
und  man  versteht  es  wohl  auch,  wenn  man  die  bei  der 
zweimaligen  Scheidung  erhaltenen  lockern  käsichten 
Teile  (Zieger),  mit  Milch  verbunden,  S.  nennt.  Die 
S.  ist  eine  köstliche  Speise,  und  die  Hirten  finden  in 
derselben  reichlichen  Ersatz  für  die  Quodlibetgerichte, 
welche  die  leckern  Gaumen  der  Köchinnen  unten  am 
Berge  bereiten'  Ap(TTobler).  Vgl.  Molchen  3  (Bd  IV 
208),  Süffi,  Sirten,  Schotten,  Doppel.  Blmet-i  [euch] 
Gott,  seigeri  Siifen  und  q'mördti  Hiethirdopfili!  Prophet 
1855  (GSa.).  [Der  Bursche  auf  der  Alp  hat  seiner 
Mutter]  e"  strigelsüri  S.  in-re"  dreckige"  Multle"  für- 
g'stellt  GFs  (Sage).  ,Item  zuo  Lüdhättingen  einem 
sennen  ouch  ein  brot  verstolen  und  etliche  suffen 
gessen.'    1572,    Z  RB.     ,Er   [ein    107-jähriger  Bauers- 


mann aus  Emmen]  sagt  ouch,  zuo  der  zyt  syner  jugent 
wüsste  das  puwrsvolk  vast  wenig  von  wyn.  und  so 
sy  ir  järliche  kilchwychefröwd  hetten,  hette  man  durch 
ein  tenn  hinweg  mit  laden  getischet,  mit  anken-  und 
zigerböcken,  honig,  brot,  suffen,  milch  und  gar  kein 
wyn.  Das  hielte  man  für  vil  und  ein  köstliche  trac- 
tation.'  1596,  RCvs.  (Br.).  ,Ganze  S.'  ,Zu  einer  gan- 
zen S-en  nimmt  man  gute  Milch  und  scheidet  sie  mit 
ein  wenig  Etscher  oder  Sauer.  Diess  ist  auch  im 
Sommer  eine  gewöhnliche  Nachtspeise  der  Talbewoh- 
ner.' Steinm.  1802  (Gl).  Lt  FAnd.  1898,  487  auch  in 
U:  .ganzer  ['?]  Suffen.' 

Mhd.  aü/e  f.  in  Bed.  1  ;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1876/7. 
Bed.  2  findet  sich  als  züfa  im   Ital.  des  obern  'i'essins. 

Ch äs-.  ,Wenn  der  Käs  nun  fertig  ist,  wird  die 
im  Kessel  zurückgebliebene  Käsesyrte  oder  Käswasser 
wiederum  übers  Feuer  gezogen,  ein  paar  Mal  gerührt 
und  noch  von  dem  verhärteten  zurückgebliebenen 
Zieger  gereinigt,  der  sich  zu  Boden  setzt  und  den 
man  Gysel  heisst ;  darauf  wird  kalte  blaue  Milch  darein 
geschüttet,  alles  warm  gemacht,  mit  Etscher  noch 
einmal  geschieden,  und  wenn  dieses  hinlänglich  erfolgt 
ist,  mit  Käseschotten  oder  Käsesuffen  benennt,  und 
teils  von  den  Älplern  als  etwas  trefflich  Schmackhaftes 
und  Gesundes  geesseu  und  getrunken,  teils  den  Säuen 
vorgeschüttet.'  Steinm.  1802  (Gl).  —  Raum  Bomm-: 
statt  mit  Milch  mit  Rahm  bereitete  Suffe"  ApI.  (TTob- 
ler).  —  Ziger-:  .geronnene  Käsemilch'  U  (FAnd. 
1898). 

süffe",  bzw. -ü-, -vi-, -ü-,  -öü-,  in  GNessl.  und  ander- 
wärts süfe",  2.  3.  Sg.  Pries.  süff(i)s(t)  soft.  hup.  süff  (in 
AaBt.;  BE.,  G.,  M.  süf),  Cond.  suff  (bzw.  -o'-)  Aa;  Bs; 
BGoldb.  (süf);  U;  W;  ZKn.,  süff  BGoldh.,  Kön.,  suffi 
BG.(auch  süffi),  Si.,  süfti  Aa;  BM.,Stdt;  W  (süfti);  Z, 
süffe",  siffer  BO.  (Zyro),  vgl.  noch  unter  2aa.  —  Ptc. 
g'soffe"  Aa:  Ap;  Bs;  BU.;  Soh;  Schw;  Th:  Z,  g'suffe"  Bü. 
(tw.  -Ü-);  GrPt.;  PPo.;  UwE.;  U;  W,  g'süft  BsStdt : 
1.  a)  schlürfen,  ,1m  trinken,  so  läppet  und  sauft  der 
bär  nit  wie  ein  ander  tier,  sonder,  wie  in  die  speiss, 
beisst  er  in  das  wasser.'  Tierb.  1563;  lat.  ursi  bibendo 
nee  lambunt  nee  sorbent  ut  cetera;  animantes.  — 
b)  mit  dem  Löffel  ausessen,  auslöffeln,  Rahm,  Milch, 
Süffe",  Suppe  (aus  einer  gemeinsamen  Schüssel)  BO.; 
FJ.;  GrPi-.;  Uw;  W.  Vgl.  FAnd.  1898,  487.  ,Weit-er 
s.  ol  aber  treihe",  placetne  ore  ad  vas  applicato  an 
cochleari  bibere  V  Id.  B.  [die  Definitionen  sind  ver- 
tauscht]; ,s.  alieubi  de  fluido  dicitur.  i|uod  cochleari 
ori  ingeritur.'  ebd.  ,,D'  Milch  isch  >toch  z'  heiss  zum 
Trthen,  mier  wei"-si  s.  BO.;  Obw."  ,Der  Küher  süß 
mit  dem  Löffel,  die  Kuh  tricht'  B  (LTobler).  ,Da  [am 
Chruchtele"sonntag]  gibt  es  zum  ersten  e"  chräftigi 
Püre"süppa,  nicht  Sago  noch  Maggi,  sondern  <"  Süppq, 
die  Jederma""  süfe"  cha""'  WG.  (Vaterland  1902).  ,Auf 
der  Alp  angekommen,  holt  der  Senn  zwei  Gelten  voll 
Zigersuifi,  das  ist  süsse  Käsmilch  mit  darin  .schwim- 
menden Ziegerbrocken.  Die  Bauern  platzieren  sich  im 
Freien  auf  den  einbeinigen  Melkstühlen  um  dieses 
Mahl,  nehmen  ihre  Löffel  aus  der  Tasche  und  greifen 
zu.  Mit  der  höflichen  Einladung  Smfet  Kumme*!  er- 
sucht man  auch  mich,  tapfer  zuzugreifen.4  FGStebler 
1903  (WG.).  —  c)  eine  Flüssigkeit  ,in  sich  s.\  gleichs, 
einschlürfen,  aufsaugen;  von  porösen  Stoffen.  .Lasse 
es  stehen,  bis  das  Pulver  das  Scheidwasser  wol  inn 
sich  gesoffen  hat.'  JJNüsoh.  1608.  —  2.  trinken,  a)  als 


347 


Saf, 


unverfänglicher  Ausdr.  a)  von  Menschen;  bes. 
Milch  s.  Bü.;  PPo.;  TB.;  U;  W,  in  Ndw;  UwE. 
nam.  vom  Trinken  der  Käsemilch  (Süffi),  auch  mit 
verschwiegenem  Obj.  ,1m  Oberland  sagt  man  von 
Menschen,  sie  saufen  oder  süfen,  und  vom  Vieh,  es 
trinkt:  eine  Verkehrung  in  der  edleren  und  unedleren 
Wortbedeutung,  welche  man  öfter  auch  bei  andern 
Worten  in  einzelnen  deutschen  Mundarten  wahrnehmen 
wird.'  JRWtss  1817;  so  noch  später  zB.  für  BSa.,  Si. 
bezeugt.  .Davon  [von  Buddel]  ist  wohl  budle"  (im 
Lauterbrunner  Tal)  gebildet,  d.  i.  aus  einem  grossen 
Gefäss  oder  viel  trinken,  während  süfe"  wenig  oder 
aus  einem  kleinen  Gefäss  trinken  heisst.'  KWMüller 
1848.  Us  *em  Volli-G'schirr  Milch  süffe»  PPo.  leg 
hem-mer  Ei"s  g'suffe"!  WLö.  Wasser  s.  e's  wie-n-e" 
Cime  Ndw  (Matthys).  Ein  vom  Pfarrer  zu  Mittag  ge- 
ladenes recht  nettes  Fraueli,  dem  es  zu  lange  dauerte, 
die  ihm  ungewohnte  Suppe  mit  dem  Löffel  zu  essen, 
setzte  kurzweg  den  Teller  an  den  Mund  und  erklärte: 
Ieh  will  die  Suppen  grad  eins  süffen!  BHa.  Z'  s.  höm- 
mer  noch  Ntid,  Senn  zu  den  frühen  Wanderern,  die 
Milch  trinken  wollen.  JRöthelin  1894.  Weist,  i<*  bi" 
vo"  u"g' segnete"  Liten  har,  u-a  daheimmen  nie  gued  u'"' 
g'nueg  z'  essen  und  z'  süffen  kein.  Bärnd.  1908  (BGr.). 
S.  noch  Bott  III  (Bd  IV  190(3).  ,Dar  nach  so  mach 
sich  ieder  man  auf  und  leg  sein  härnäsch  an  und 
segen  sich,  er  sauff  ein  äy,  dreu  ald  viereu  oder  zwai, 
mit  einem  glass  von  guotem  wein,  das  hilft  im  zuo 
den  nöten  sein.'  King.  ,So  sy  [tinea  aquatica]  mit  dem 
wasser  gesoffen  werdend,  bringend  sy  den  menschen 
auch  in  die  gefaar  des  todts,  also  dass  sich  der  bauch 
erhebt  und  geschwillt.'  Fischb.  1563.  ,Die  Persen  ha- 
bend den  bruch  gehebt,  dass  sy  die  wyber  zuo  denen 
gastmaalen,  in  welchen  sy  dapfer  habend  wollen  s., 
nit  gelassen  haben.'  LLav.  1583.  ,Du  findst  einen,  der 
sin  wyb  hinder  dem  wyn  oder  dass  er  zuo  s.  habe, 
nit  nun  ander  sähen  lasst  wie  diser  künig  [Ahasverus], 
sonder  zuo  unkünschheit  feil  bietet.'  ebd.  ,Alss  ich  um 
in  [einen  Badenden]  her  schwura,  huob  er  mir  die  Fies, 
dass  ich  undergieng  und  sof  ein  guoten  teil  gesalzen 
Wassers.'  FPlatter  1612  (Boos).  ,N.  hat  mehr  sauffen 
mögen  als  sonst  kein  Mensch.'  Sprecher  1672.  ,Es 
wird  gelesen  von  Archia  dem  Lacedemonier  König, 
indem  er  auss  seinem  Becher  gesoffen  under  seiner 
frölichen  Bursch,  dass  ihme  Einer  ein  Schreiben  ge- 
liferet  habe.'  Evang.  Bott  1681.  Im  Jahre  1731  er- 
hielt der  Buchdrucker  Gessner,  welcher  die  Lob 
sehen  Psalmen  neu  herausgeben  wollte,  vom  E 
torenkollegium  auf  seine  Anfrage,  ob  er  den  alten 
Reim  nach  Psalm  78,  65  ,und  Einer,  der  des  Weins 
vil  hat  gesoffen'  behalten  oder  eine  andere  Übersetzung 
gebrauchen  solle,  die  Antwort,  ,weil  diese  Redensart 
hart  töne  und  also  von  Gott  zu  reden  Anstoss  geben 
möchte,  solle  anstatt  dieser  die  Übersetzung  Herrn 
Zunftmeister  Holzhalben  seligen  eingerückt  werden.' 
Seitdem  lautete  diese  Stelle  in  Übereinstimmung  mit 
der  verbesserten  Übersetzung  vom  Jahre  1704:  ,Gleich 
wie  ein  Held,  der  von  dem  Wein  erfreuet.'  HWeber 
1866;  ,wie  ein  starker,  der  vom  wein  jauchzet.'  1530, 
Ps.  S.  noch  rauhen  (Bd  VI  798).  — '  ß)  von  Tieren. 
's  Veh  süft,  d'  Mansche"  trinke"  Aa;  Tb;  Z  und  weiter- 
bin. E"  Chue  (en  Stier)  hört  üf  s.,  wenn-si  (er)  g'nueg 
hat,  aber  d'  Lüt  ned  (die  fange"d  denn  erst  recht  a") 
ThMü.  D'  Auge"  verträije"  wi'-n-es  Huen,  wenn  es 
Anke"milch  süß  BE.    S.  noch  Brem  (Bd  V  605);  Boren 


(Bd  VI  1240);  Ge-mein(d)-Bät  (ebd.  1591;  auch  Aa 
Leer.).  ,Eine  im  Zürcher  Dialekt  geschriebene  scherz- 
hafte Leichpredigt  bedient  sich  der  Formel:  un  hauet 
dem  guota  Samethansa  a  Schlapp  dur  de  Hals,  dass 
a  Kuo  hed  uss  der  Wunda  suffa  ehönna.'  Gr.  RA.  *  I 
132.  —  b)  als  tadelnder  oder  niedriger  Ausdr. 
a)  verächtl.  mit  Bez.  auf  ein  schlechtes  Getränk.  Wie 
cha""-men  auch  derigs  Zug  s.,  das'-i'h  so  muess  säge"! 
Tb;  Z.  ,Er  schenkt  Anderen  Wein,  er  saufet  Most, 
schneidt  Anderen  ein  um  gringen  Lohn  und  lasst 
sein  Früchten  überstohn.'  JCWeissenb.  1681.  Tinte" 
g' söffe"  ha",  nicht  recht  bei  Sinnen  gewesen  sein  Aa; 
Ap;  Bs;  B;  Th;  Z.  Da  müesst  Einer  Tinte"  g'soffe"  ha", 
wänn-er  Das  tat!  —  ß)  burschikos,  derb,  bäu- 
risch für  trinken  übh.  Süf,  so  chunnst  zue  Chleidere"! 
scherzh.  Aufforderung  zum  Trinken  AaKöII.  ,Es 
[meine  Frau,  die  auf  Borg  zu  essen  holen  musste] 
klagte  mir  nicht,  es  sagte  mir  nicht:  Du  cha""sch  o 
[auch]  einisch  gä",  es  tuet-der  's  sauft,  du  frissisch  u"d 
sußsch  so  vil  derro"  a's  ich.  Gotth.  [Knabe,  der  15 
Rappen  zu  wenig  hat,  um  die  Mixtur  bezahlen  zu 
können:]  Herr  Tokter,  chönnti"d-er  nüd  grad  wädlich 
für  lö  Rappe"  dross  s.?  ATobler  1902.  S.  noch  chle- 
pfen  (Bd  III  673);  Boss  (Bd  VI  1416);  se  (Sp.  2.  8). 
Z's.  zale"  (nicht  z' trinke")  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Th;  W; 
Z;  s.  auch  Bach  (Bd  IV  949).  ,Er  müsse  [beim  Mi- 
litär] nur  's  Geld  nicht  sparen,  den  Instruktoren  brav 
z'  s.  zahlen,  so  könne  ihm  nichts  geschehen.'  XHerz. 
1862.  ,[Der  junge  Herr  von  Sax  sei]  in  der  stuben 
hin  und  wider  gangen  und  gsagt:  Gots  sacrament, 
suffend  weidlich,  singend  und  sind  ouch  guoter  din- 
gen.' 1596,  GSax.  ,Sauff-Lied.  So  setzet  euch  nider, 
ihr  lustige  Brüder,  und  sauffen  doch  wider:  gesoffen 
muss  sein.'  JCWeissenb.  1702,  82/3.  ,[Die  Soldaten] 
schemten  sich  nicht,  dem  Haubtman  Michel  den  Wein, 
welchen  sei  nicht  saufen  mochten,  in  Keller  laufen 
zu  lassen.'  JvWeissenflüh  1792/1821.  S.  noch  Ranzen 
(Bd  VI  1162);  Bör  (ebd.  1228).  Es  Bitzli  s.;  s.  ver- 
rödelen  (Bd  VI  622).  Wasser,  Wi"  [usw.]  s.  Der  Loch- 
bueb  kommt  an  einen  Brunnen,  an  dem  Frauen  Salat 
waschen;  da  er  trinken  möchte,  sagt  er:  Wasser  8.1 
Die  Frauen  pumpen  ihm  Wasser,  er  trinkt  aus  der 
hohlen  Hand  und  geht  mit  einem  g'soffe"!  davon  GWe. 
Worum  süffit-der  's?  antwortete  ein  Brauer,  als  die 
Gäste  sich  über  sein  schlechtes  Bier  beklagten  BWorb. 
Sitze"d-Si,  hocke"d-Si,  neme"d-Si  Platz,  süffe"d  (trin- 
ke"d)-Si  eusere"  Kafisatz  ZStdt,  Wila.  ,Als  der  Pfarrer 
in  Urnäsch  die  Branntweinsäufer  bestrafte,  meinte 
Einer:  Das  göd-mich  Nütz  a";  ieh  süffe"  grad  Wermuet, 
kä"  Branz.'  ATobler  1905.  S.  noch  Branz  (Bd  V  762); 
Reb  (Bd  VI  40).  Er  meint,  er  heig  alli  Wisheit  allei" 
g'soffe"  (g 'schluckt)  B;  vgl.  fressen  (Bd  I  1322).  Du 
bist  unter  de"  Naplere"  [Soldaten  in  neapolit.  Diensten] 
g'si"  u'"'  f Drehtisch  Niemere"  mit  sust,  wen"  d'  Guraschi 
i"  Llb  g'soffe"  hesch.  Gotth.  Esse"  und  s.  Öppis  Guets 
z'  esse"  und  z'  s.  g'nueg  [was  will  man  mehr?]  Aa. 
Ü"si  Muetter  het  mängisch  g'seit:  Ungerschribet  ömmel 
nie  Nut,  und  wenn-ech  Einer  z'  esse"  und  s.  zalt,  denn 
erst  recht  nit.  JReinb.  1907.  D'  Nebel  wei"  i"  Se  abe" 
ga"  s.,  sagt  man  etwa  scherzh  ,  wenn  sie,  anstatt  auf- 
zusteigen, sich  in  die  Tiefe  hinunterlassen,  ein  An- 
zeichen von  Regen  LRothenb.  —  f)  unmässig  trin- 
ken, saufen,  wohl  allg.  (auch  BHk.,Si.;  PAL;  Uw;  W 
usw.,  wo  die  unverfängliche  Bed.  noch  vorkommt). 
, Sauffen,    congraecari,  potare,  commessari,  pergracari 


Saf,  sef,  sif,  aof,  snf 


350 


totos  dies  potare,  sich  lullen,  sauften,  voll  werden.' 
Fbis.;  Mal.  Ja,  grüselich  isch  so  es  Lebe",  de-  Ma"" 
go"  s  en  und  d'  Frau  webe".  Volksbühne  1898  (Z). 
0  nei",  o  nei",  du  Trötlistecher !  süfsch  de"  ganz  Tag 
us  dem  Becher,  Abweisung  des  Schusters  in  der  Wer- 
bung der  Berufe.  ALGassm.  1906.  Aber  Chlaisli  stiess 
das  Glas  weg,  er  heig  jetz  ab  ''ein  Hund  Hur  ubercho", 
slner  Lebtig  suiff-er  Ni'me-.  ÜBwBlätter  1900.  Wernüd 
mag  s.,  De"  schlöhd-me"  ober  de"  Hüffe"  ond  schlöhd-e" 
d'  Stegen  ab  (me"  schleikt-e"  d'  St.  üf  und  ab  ZStall.), 
bis-er  wider  s.  mag  Tu;  ZStall.  Der  cha""  s.,  me" 
mue"-n-em  de"  Finger  ned  ge"!  oder  Dem  mue"-me" 
de"  Finger  ned  ge",  er  süft  söss!  ThMü.  (dem  Kalbe, 
das  Milch  aus  dem  Kübel  saufen  lernen  soll,  steckt  man 
anfangs  den  Finger  ins  Maul).  S.  noch  Sach  (8p.  109). 
Fälledri  und  Falledrä!  's  Chüeffers  Frau  muess  g'soffe" 
ha",  Falledrä  und  Fälledri!  's  Chüeffers  Frau  ist  volle- 
Wi"  ZStall.  's  [unpers.]  hat  mües'e"  g'soffe"  si"  Ap; 
Th;  Z.  Er  süß,  ist  ein  Säufer,  ebd.  ,Er  suft  und 
senkt  sy  [seine  Frau].'  1533/8,  Z  Ehegericht.  S. 
icie-n-e"  Füllt  (Bd  I  795;  auch  Aa;  Tb),  e"  Chue  (Bd 
HI  91;  auch  Aa),  e"(s)  Boss  (Bd  VI  1415/6),  e"  Batz 
(ebd.  1914);  wie-n-e"  Grösse'  (s.  Pfuder  Bd  V  1055), 
e"  Häx  W,  e"  Bi"-Bueb  (Bd  IV  939),  ,wie  ein  ballen- 
binder.'  XVI.,  L  Spiel,  wie  (en)  Bürstt"binder  (Bd  IV 
1354,  auch  wie  d'  B.  BsL.);  wie-n-e"(s)  Doch  (Bd 
III  1017,  in  Ap;  GWe.  auch  A-sch-Loch):  vgl.  auch 
Binz  (Bd  IV  1411).  S.  wi'  büchu"  (s.  Bd  IV  977)  W. 
Albig  ist  me-  Wi"  chon,  g'suffen  hei"-mer  scho"  wie  d' 
Wüest.  GFient  1898  (GrPi\).  Mit  Adv.  Si  hei"  nit 
lüderli'''  g'soffe"  AAZein.  Lestli'h  (Bd  III  1465)  s.  Hie 
und  da  hält  ein  Hausvater  darauf,  dass  der  Bub  brav 
s.  möge  Th.  S.  noch  Bank  (Bd  VI  1134).  Mit  Acc. 
De  soffist  e"  ganzi  Melchtere"  voll  AaF.  Eus(er)i  Magd 
(Ghatz  Aa)  und  's  Here"  Magd  (Chatz),  (es)  ist  eini 
was  di  ander;  eus(er)i  süß  (frisst,  schisst)  en  Chübel 
voll  und  's  Here"  ander(t)halbe"  Aa  ;  Z.  En  Busch  s. 
s.  Bd  VI  1472.  Sich  toll  und  voll,  z'  Tod,  z'  arme" 
Tage"  s.  Si  süffe"d-sich  al'i  Woche"  toll  ond  schisse"d 
d'  Hose"  g'stecket  voll.  Ap  VL.  1903.  Si"''  bläd  s.;  s.  Bd 
V  51.  ,Nun  forcht  sich  der  herr  gar  übel  [vor  der 
Pest];  drumb  souff  er  sich  alle  tag  voll,  das  er  dester 
minder  dran  gedächte.'  ThI'latter  1572.  ,Zuo  Chur 
starb  in  siner  Besti  Stattfendrich  ABawier,  ein  schöner 
Man;  soll  sich  zuo  Tod  gsoffen  han;  stoss  dich  dran, 
Wyb  und  Man,  er  hats  nit  gfangen  an,  es  habents 
ieren  vil  getan.'  1613,  Ardüser.  ,Wie  hast  du  dich 
unlängst  so  voll  tun  s.'  1667,  Bodmer  1894  (Pasquill 
auf  einen  Pfarrer).  S.  noch  Bott  (Bd  IV  1883).  Mit 
Wörtern  der  gleichen  Sphäre.  Fresse"  und  s.  Mi" 
Schatz  isch  e"  Bäcker,  er  cha""  Mütschli  mache",  fresse" 
und  s.  und  Schulde"  mache"  Z.  Anneli,  wo  bist  gester 
g'si"?  Hinder  dem  Hüs  im  Güetli.  We-  ist  aber  bei- 
der g'si"?  De'  im  gröne"  Hüetli.  Was  hät-er  aber 
bei-der  Hö"?  Hat  g'soffen  und  g'fresse"  und  's  Gelt 
vertö"  Z;  ähnlich  Ap.  Er  [mein  Mann]  frisst  und  süft, 
so  vil  er  mag,  und  ich  mues'  nie  Nut  ha",  ebd.  Im 
Underland  hat  's  auch  guet  Lüt:  si  fresse"d,  si  süffe"d, 
si  zale"d  Nut  ZFlurl.  Ein  Sprw.  s.  unter  fressen  (Bd 
I  1321).  ,Alle  Tage  fressen,  saufen,  spielen.'  JJUlr. 
1733.  ,[Ein  Wirt  habe]  die  Leut  eingezogen  und  ihnen 
auf  Borgen  zu  fressen  und  zu  saufen  gegeben.'  1763, 
Z.  Dui  Schlari,  hed  's  [das  Wildweib  zum  Wildmann] 
g'seid,  teas  hest  eppe"  dert  z'  tio"  ?  dank  trumpfe"  und 
suiffe"  und  ume"bl agiere" !  Uw.  Im  'ne"  schlechte"  Pintli 


het-er  no'*  mit  andere"  Kumpane"  si:h>i:lvh  g'suffe". 
g'spili  und  (ffluechet.  Dekl.  (BHk.).  Die  [Kamedi-] 
Meitli  händ  a"g'fange"  s.  und  büdere",  et  ist  e"  Freud 
g'si".  CStreifp  1907.  So-n-en  üs'dienete-  Soldat  het  e" 
bösi  Lebtig:  schaffe"  chann-er  furo"  niimme-  me-  u"d 
de""  fäht-er  a"fah"  s-en  »'"'  liederlig  tue"  u"d  z'letscht 
am  Änd  mues'  d'  G'mein  zueche".  Loosli  1910.  S.  noch 
Pracht  (Bd  V  33h);  räss  (Bd  VI  1273).  Scherzh.  un- 
pers. Do  cha""-me"  nw  ane"hebe",  so  süß  's!  zu  Jmd, 
der  ein  Glas  Wasser  usw.  nur  so  hinunterstürzt  ZWald. 

—  Süffe"  n.:  das  Saufen.  Das  Gheibe"  S.,  das  unselige 
Laster  des  Saufens  Aa;  Ap;  Th;  Z.  Sich  ganz  i"'s  S. 
i(n)e"  hl",  ganz  i"  's  S.  i(n)e"  cho".  ebd.  Er  trinkt  nümmer, 
sit  's  S.  üfcho"  ist,  Volkswitz  ZHombr.  Eim  's  S.  für- 
ha"  Aa:  '/,.  D'  Biehemer  händ  der  Heiri  Meria"  g'wält, 
wil-er  nie"  e"  S.  [Saufgelage]  g'zalt  het  BsStdt.  ,I)a 
huob  sich  in  beiden  klöstern  ein  solich  zuolauffen, 
fressen,  s.,  toben,  wüeten,  sehryen,  koten  . . .'  1525, 
ZUst.  Neuj.  1869  (Plünderung  von  Rüti).  ,Da  ist  dann 
buolen,  spilen,  sauffen  [usw.].'  HBull.  1527  (Mise.  T.). 
,Das  unbillich  s.  und  die  überflüssigen  ungewonlicheii 
ürtinen  abstellen.'  1527/9,  Z  RB.  , Wenns  mit  s.  war 
usgricht  und  schlafen,  so  fund  man  im  rych  ganz 
keinen,  der  dir  war  gelych.'  Piüef  1540.  ,[N.  solle] 
dess  suffens  und  unmessigen  wesens  abstan.'  1541/3, 
Z  Ehegerichtsprot.  ,Bibacitas,  weinsucht,  das  über- 
schwenklich  trinken  und  s.'  Fkis.  ,Sicfa  vor  dem  grewen- 
lichen  s.  und  zuotrinken  hüeten.'  LLav.  1583.  , Huren, 
sauffen,  spilen,  schweren  tuot  bass  dann  mess  und 
predig  hören.'  GGotth.  1599.  ,Was  an  einem  jeden 
Werktage  Sund  were,  als  Fressen,  Sauffen,  Spilen, 
Tanzen  und  noch  Argers,  das  wird  am  meisten  getriben 
am  Sonntag.'  FWvss  1697.  S.  noch  er-bören  (Bd  IV 
151n).  —  Voll-:  Völlerei.  ,Von  wegen  synes  lieder- 
lichen husshaltens  und  volsuffens.'  1554,  Z  RM.  — 
Win-.  ,Ich  hatt  des  Weinsuffens  nit  gewont.' FPlatter 
1612.  Klagen  wegen  ,des  Weinsauffens.'  Ende  XVIII., 
HMorf  1896.  —  ge-soffe°  bzw.  g'suffe":  betrunken 
AaF.,  Ke.;  BsL.;  BO.;  PPo.;  ThMü.;  U:  W;  Z  (Spillm.). 
Er  ist  g'soffe"  (g'suffne).  En  G'soffiie'  (G'suffne"). 
Es  ist-mer,  a's  wenn  ich  g'suff'Ws  war,  ich  bin  betäubt 
W.  Ieh  will  nimer,  ich  chuinu"  siisch  g'suffws.  ebd. 
G'suffe"  wie  es  Schwin.  ebd.  De-  Chräzerlihans  ist 
g'soffe",  der  Töneli  cha""  nüd  stä",  de-  Seppeli  se'tt-me" 
chräze",  cha""  selber  niimme-  gä"  Z  (Spillm.).  Wenn 
d'  Lüt  g'soffe"  si",  föht  's  Veh  a"  lauffe",  Sprw.  BsL. 

—  Ge-suffni  f.:  Betrunkenheit  W.  In  der  G.,  ran 
G.  Etw.  tun. 

Mhd.  süfen,  schlürfen,  trinken,  intr.  in  einer  Flüssigkeit 
versinken  (s.  die  Zsseu) ;  vgl.  Gr.  VVB.  VIII  1877/82,  dazu 
Martiu-Lienh.  II  329.  Die  Form  süßen,  die  nicht  überall 
lautliche  Entwicklung  von  süffen  sein  kann  (vgl.  bes.  Zyros 
Angabe  siffen),  beruht  auf  Angleichung  an  die  bei  den  andern 
auf  Labial  oder  Guttural  ausgehnden  Verben  der  Klasse 
herrschende  Prsesensgestalt  (tchlnffen  usw.).  Das  Eindringen 
des  u  ins  Ptc.  findet  sich  ancii  bei  fliehen  (Bd  I  1182; 
t)fluht"  auch  BBr.),  sagen.  Eine  schwache  Form  s.  auch  unter 
üh.  2  b  ß  und  Y  lassen  sich  nicht  immer  mit  Sicherheit 
scheiden.    Vgl.  noch  muffen   tSp.  339).   Snff,   Suppen,  tupfen. 

ab-:  Einem  Getränk  abnehmen,  -kaufen  und  trin- 
ken; vom  Gast  mit  Bez.  auf  den  Wirt.  Vgl.  cn-wig-s. 
Lim  [Wirte]  süff-ieh  kau  Schoppe"  me-  ab  Tu.  .Kr  hab 
ihro  ihr  Weinlein  allzeit  abgesoffen  rcv.;  wann  er  sie 
für  nichts  Gutes  gehalten,  warumb  er  ihro  nicht 
I  müssig  gegangen';"  1701,  Z.  .Annchens  Stiefätti  war 
ein  leichtsinniger  Brenzwirt;  ihm  galta  gleichviel,  wer 


Saf,  sef,  sif,  sof,  snf 


kam  und  ihm  sein  Brenz  absoff.'  ÜBrägger.  —  ab- 
ge-soffe":  durch  Alkoholgenuss  entnervt  Aa;  Ap; 
Bs;  Th;  Z.  En  abg'soffne  Kärli.  -  Bei"  Gr.  WB.  I  91 
in  andern  Bedd. 

abe°-:  1.  (Ei"'m)  e"  Tügen  a.,  von  Gästen,  so  viel 
trinken,  dass  der  Wein  im  Fass  um  eine  Daube  tiefer 
steht  Aa;  Z.  —  2.  Einen  a.,  ihn  trinkend  überwinden. 
Stddentenspr.  und  sonst. 

über-,  aber-  (untrennb.):  refl.,  sich  übertrinken. 
,Das  U.  [bei  Pferden]  ist  sorglich  zu  verhüten,  wenn 
nötig,  mit  halbmagischen  Mitteln.'  Bärnd.  1904  (BE.). 
,Nimm  eine  Schlangenzungen,  die  da  lebendig  aus  der 
Schlangen  gerissen,  flechte  sie  in  eine  Geisel;  so  lange 
du  dieselbe  über  dem  Pferde  im  Wasser  schweben 
lässt,  so  übersäuft  sichs  nicht  und  hätte  es  in  drei 
Tagen  nicht  gesoffen.'  AfV.  (altes  Arzneib.  aus  BE.). 
,Die,  so  znacht  nach  den  nünen  Schlaftrunk  tuond, 
ouch  die  da  zuotrinken  und  sich  übersuffen,  [soll  man] 
umb  10  pfd  straffen.'  HBull.  1572.  —  Über-süffer 
m. :  Tier,  das  gewohnt  ist  zu  viel  zu  saufen.  FGSteb- 
ler,  AW. 

üf-.  En  Ürti  ü.,  im  Wirtshaus  schuldig  werden 
Z  (Spillm.).  —  ume"-:  von  einer  Wirtschaft  zur  an- 
dern ziehn.  wohl  allg. 

an-:  a)  einen  vollen  Humpen,  Becher  a.,  den 
ersten  Trunk  daraus  tun.  Stddentenspr.  und  sonst.  — 
b)  d'  Nase"  wider  (schön)  a.,  durch  Trinken  bewirken, 
dass  sie  sich  rötlich  färbt.  Stodentenspr.  Ähnlich: 
einen  Schmiss  a.,  durch  Tr.  bewirken,  dass  die  Narbe 
deutlich  sichtbar  bleibt,  ebd.  Vgl.  an-rauchen  b  (Bd 
VI  100).  —  a°-g6-soffen:  (derb  für)  angetrunken, 
verbreitet.  —  A°-süffet  m.:  Feier  zur  Eröffnung 
einer  Schenkwirtschaft,  wobei  der  Wirt  den  Gästen 
ein  Quantum  Wein  zn  spendieren  pflegt  B.  Bei  Gotth. 
ein  PI.  auf  ,-en'  (infolge  Vermischung  mit  dem  Fem. 
auf  ,-eten'):  .Gelegenheiten  zum  Hudeln  wie  Nieder- 
singeten,  An-  und  Aussaufeten,  Schiesseten,  Kegelten 
und  das  wieder  einreissende  Tschämeln,  Abendsitze, 
die  gefährlichste  aller  Unsitten,  Springeten  usw.'  ,Ob 
man  die  Ansufeten  zu  den  gewöhnlichen  oder  ausser- 
gewöhnlichen  Sonntagen  rechnet,  weiss  ich  nicht'; 
gleich  nachher  die  PI.  ,Niedersinget,  Eiltet,  Springet.' 

in-:  einschlürfen,  trinken.  Me"  weiss  nid  recht, 
hät-si  [eine  kranke  Kuh]  Etsches  Vg'suffe"  oder  i"- 
g' fresse"  oder  ischi  [ist  sie]  etsche"  gär  noch  verhauet. 
Schwzd.  (GRPr.).  S.  noch  ver-gaumen  (Bd  II  303).  — 
er-:  intr.,  ertrinken,  von  Tieren,  derb  auch  von 
Menschen  B;  GrPi\;  Schw;  Z  und  weiterhin;  doch 
verbreiteter  ver-s.  Auch  noch  unverfänglich:  ,Zu  Tod 
ersoffen'  W  Grabschrift.  We"n  d' nume"  ersufisch  u"'' 
^vüsstisch  de"",  wi'  's  Ei"'m  im  Dreck  isch.  Gotth. 
,Sie  hätten  noch  andere  Sachen  zu  machen  als  das 
[Schul-] Haus  decken  zu  lassen,  und  ersoffen  sei  noch 
Niemand  darin.'  ebd.  ,Die  Kirche  [von  Hasle  bei 
Burgdorf]  steht  in  einem  wasserreichen  Grunde;  daher 
die  spöttische  Rede  des  Volks  kommt,  dass  hier  die 
Toten  zweimal  sterben,  indem  sie  noch  im  Grabe  er- 
saufen müssen.'  Jahn  1857.  Im  Spiel  mit  süffen  2b y: 
Scho"  Mänger  ist  im  Wirtsims  imie"  ersöffe"  Z Wettschw. 
,Er  wäre  demnach  im  wasser  ersoffen.'  1534,Äg.Tschudi. 
,Maxentius  ist  in  der  Tiber  als  ein  anderer  Pharao 
ersoffen.'  JDachs  1712.  ,Ein  Mann  sprang  in  die  See 
hinaus,  man  konnte  ihn  nicht  retten,  so  musste  man 
ihn  ersauffen  lassen.'  Z  Nachr.  1754.  Mit  Dat.:  ,Ich 
mein  nit,  dass  er  [ein  Bettler]  werdt  ertrinken  [unter- 


gehen]; dan  Nüdt  ersufft  dem  Galgen  baldt  [wer  zum 
Galgen  geboren  ist,  entgeht  ihm  nicht].'  Com.  Beati; 
vgl.:  ,Was  hängen  soll,  ersäuft  nicht.'  Sprww.  1824. 
Auch  von  Gebäuden.  ,Am  4.  Meyen  sind  zuo  Marti- 
nach in  Wallis  vil  100  Hüser  sampt  Leut  und  Vech 
ersoffen.'  1595,  Ard.  Von  Pflanzen  Z.  Wenn  der 
Regen  anhält,  ersüß  z'  letst  noch  Alles.  I"  de"  Wise" 
ist  Alles  ersöffe".  —  er-sof  fen.  ,In  Etw.  e.  sin',  uneig., 
(einem  Laster)  ganz  und  gar  ergeben  sein.  ,Sy  [junge 
Zürcher,  die  sich  um  das  Amt  eines  Ammanns  der 
Frau  von  Schännis  bewerben]  sind  im  Zwinglischen 
evangelio  gar  ersoffen,  schlacbend  irem  vatter  seligen 
nit  nach.'  1568,  Äg.Tschudi  (Brief).  ,Die  letste  Welt 
ist  so  gar  in  dem  Bösen  ersoffen,  dass  sie  vast  nichts 
mehr  achtet,  geb  was  man  singt  und  sagt.'  JMüll. 
1665.  ,Auch  eine  nicht  geringe  Zahl  hiesiger  Burgern 
und  Einsassen  [sind]  in  diesem  Unwesen  [dem  .Tabak- 
Trinken']  dermassen  ersoffen,  dass  sie  die  Pfeife  immer- 
fort an  ihrem  stinkenden  Mund  haben.'  1685,  Sch  Chr. 
.Manasses,  König  in  Juda,  war  ein  sehr  böser  Mensch, 
nicht  nur  in  der  Abgötterei  ersoffen,  sonder  auch  mit 
anderen  Greulen  und  Blutschulden  beladen.'  JMey. 
1694.  ,Zu  diser  letsten  verböserten  Zeit,  bei  diser  in 
allem  Unrecht  ersoffnen  Welt.'  FWyss  1697.  S.  noch 
rumörisch  (Bd  VI  930). 

üs-:  austrinken,  von  Tieren,  derb  auch  von  Men- 
schen, allg.  Wenn's  Chalb  fisg'soffe"  het,  so  g'heit's 
der  Chübel  um,  mit  Bez.  auf  unanständiges  Betragen 
bei  Tisch  AaKöII.  De"  Wi",  's  Glas,  's  Fass  ü.  S. 
noch  ver-süberen  (Sp.  85);  Ge-sicht  (Sp.  255).  ,Was 
einest  was  myner  süwen  trank,  das  suft  [!]  ich  us, 
schoch  [scheute]  nit  den  gstank.'  Ruef  1540.  , [Stadt- 
knecht N.  habe]  vor  völli  zum  Schwert  wyn  in  die 
[latwergen-]büchsen  gescliütt  und  den  ussgesoffen.' 
1545,  Z  RB.  ,Ich  suff  in  [den  Stauf]  biss  an  boden 
us.'  JMurer  1559.  ,Wers  ussuft,  findt  bim  künig 
gunst,'  bei  Belsazars  Mahl.  ebd.  , Tuend  redlich  bscheid, 
sufends  gar  us,  dass  keiner  mer  wüsse  syn  hus  old 
wo  er  mög  daheimen  syn.'  RSchmid  1579.  ,Sie  [die 
Berner]  zugen  e  klei  bass  ufen  im  Tieferter  Müller 
fürs  Hus,  das  Fleisch  hends  im  weg  gfressen,  de  Wi 
liends  ihm  gsoffen  us.'  Vilm.  Lied  1656  (Arg.).  — 
Sü'f-üsm.:  Trunkenbold  B(MWalden);  L;  ZW.  Auch 
bei  Gr.  WB.  VIII  1876.  —  Üs-süffet  m.:  Abschieds- 
feier eines  Wirtes  B;  vgl.  An-süffet. 

ver-:  1.  tr.  a)  ,in  sich  v.',  völlig  in  sich  schlürfen, 
einsaugen.  .  ,Das  wasser,  wo  möchte  es  sich  on  luft 
hin  tryben  und  welzen?  wie  möchte  es  die  gumpen 
in  sich  v.  und  wider  haruss  giessen?'  LJud  1530;  lat. 
qui  gurgites  sorberet  atque  removeret.  —  b)  (Geld 
udgl.)  vertrinken,  wohl  allg.  Er  hat  Alls  versöffe", 
au'h  de"  Verstand.  Sprw.:  Wenn  der  Wi"  wolfeil  ist, 
so  versüß  der  arm  Ma""  si"s  Hüsli  AASt.,  wenn  der 
Wi"  türer  ist,  su  versüß  der  Bür  d'  Chue,  u"d  wenn-er 
wolßHe'  ist,  noch  d's  Chalb  derzue  BSi.;  s.  auch  Bd 
III  89.  Es  Schöppli  Wi",  es  Schöppli  Wi"!  das  Geldli 
muess  versöffe"  si"  Z.  S.  noch  Hanseli-Mann  (Bd  IV 
260)  mit  Nachtrag  unter  Boss  (Bd  VI  1423).  Ond  hütt 
nüd  hd'"  ond  morn  nüd  hä"',  es  gebd  e"  chorzi  Woche", 
ond  wenn  de  Sönti?  oberen  ist,  so  ist  das  Geld  ver- 
söffe". Ap  VL.  1903.  ,Ums  Geld  ein  gutes  Kleid  ge- 
kauft, ist  besser,  als  wenn  maus  versaufft.'  Bärnd. 
1904  (BE.;  ältere  Hausinschrift).  Der  Güggel  will  nid 
chräie",  mer  wein-em  der  Hals  umträie",  mer  ivein-e" 
g'e"  für  Wi",   er  muess  versöffe"  si".   GZür.  1906  (Bs 


353 


Saf,  sef,  sif,  sof,  snf 


354 


Kaiserangst).     ,[N.  sprach:]    Was   beiden   meistern  in 
ir  seekel  wirf,  daz  versuffent  sy  und  die  zwölhV  1456, 
Z  RB.    ,Icli  möcht  aber  gedenken,  die  wil  du  des  gelts 
so  dick  verlougnet  hast,  du  wöltest  es  heimlich  frässen 
und  v.  hinder  den  gesellen.'  1472,  ebd.     ,Das  sy  das 
almuossen,   so   mh.   und  biderb   lüt   inen    mitteilend, 
hinderm  wyn   von   einer  mitternacht   zur  andern  un- 
nützlieh   und   liederlich    versufend    und   verprassend, 
wyb  und  kind  daheimen   ungeässen    sitzen   laand 
1550,  ebd.    ,Was  inen  [den  Gassenwächtern]  von  bür- 
geren  zum  guoten  jar   wirt,   das    söllent   sy   nit  mit 
einanderen  v.,  sonders  daheim  mit  iren  wyb  und  kin- 
den    verbruchen.'    1586,   ebd.     ,So   d  Man    versuffend 
allen  Fluoch,  Wyb  und  Kind  neytt  [näht]  am  Hunger- 
tuoch.'    XVII.,   L  Spiel.     /Den   2   Dorfmeiern    [von  Z 
Ottenb.  hat  man]  ihr  Rechnung  nit  abnemmen  wollen, 
sondern  ihnen  auferlegt,    eine  Specification  dess  ver- 
soffenen Gelts  aufzusetzen.'    1692,  HMorf  1896.     ,Es 
soll  auch  kein  Soldat  weder  Gewehr,   Munition  noch 
Kleider  im  Feld  oder  sonsten  wegwerffen,  versetzen, 
verkauften,    verspielen,    versauffen    noch    mutwilliger 
Weiss   verderben   oder  verwahrlosen.'   B  Artikelbrief 
1711.    .Herr  Hauptmann  N.  fl.  39.    Ist  mit  Nichts  be- 
zahlt,   weilen    obiger    N.    Alles    versoffen    und    nach 
seinem  Tod  Niemand  bezahlt  worden.'  1742,  Bs  Stadtb. 
189n    (Wirtsrechnung).     S.   noch    Brett   (Bd  V   896); 
durchhi n -richten,  richtig  (Bd  VI  444.  465);  sunder-siech 
(Sp.  201).     ,V.    und    vertrinken.'     ,Wenn    er    ettwas 
gwünne,   so   gange   er    gan  Zürich  und  körne  nit  nie 
nein,  biss  das  ers  alles  versoffen  und  vertrunken  hab.' 
1530/33,  Z  Ehegericht.     ,Zuodem  habe  sy  better  und 
anderen  hussrat  versoffen  und  liederlich  vertrunken.' 
1538/40,  ebd.  —  c)  reff,  sich  betrinken  W.  —  2.  intr., 
ertrinken;  vgl.  er-s.    a)  eig.,  von  Lebewesen;  mit  Bez. 
auf  Menschen  als  derb  gefühlt  und  durch  vertrinken 
ersetzt.    Im    Spiel   mit  Bed.  1 :    Zorn  Ve"'sftffe"  g'nueg 
(Wein  odgl.  gibt's  hier),    Bezeichnung  einer  grossen 
Menge    von    trinkbaren    Flüssigkeiten    Ap.     Wenn  's 
uiirklicl'  mos'  versöffe"  si",  isch  mir  grad  lieber,  's  g' schick 
bim  W\"!  meint  der  Appenzeller,  der  es  ablehnt,  den 
gefrorenen    Zürichsee    zu    betreten.    Z  Eiszeitg  1891. 
,Wenn   das  Kalb   versoffen   ist,   deckt  der  Bauer  den 
Jauchekasten  zu.'   G  Kai.  1865  (Bauernspruch);   auch 
bei   Tschudi   LB.  1863.     S.   noch    Müli-Bad   (Bd  VI 
490;   auch  Sch).     ,[Die   in  einen  Brunnen  gefallenen 
Knaben]    band    grusamlich    gschruwen    und   meinten 
ze  v.'  1622,  BsJB.  1888.     ,Der  alte  Adam  muss  ver- 
sauffen in  dem  roten  Meer  des  Bluts  des  Herren  Jesu 
Christi.'    JJUlr.    1718.  —  b)   von   Kulturland,    Feld- 
früchten, durch  zu  grosse  Nässe  verderben.    Wenn  's 
noch  lang  eso  regnet,  versüß  jo  Alls  Th.    Bauernspruch: 
Zwä  Mol  lieber  verbrennt  als  versöffe"  ThHw.;  s.  noch 
ver-brinnen  (Bd  V  645);  siben  (Sp.  55);  , zehnmal'  (statt 
sibe"    Mal).    Sprww.    1824.     Vgl.    auch    umen-ckomen 
(Bd  III   273).     ,Es    war    auch    ein   grosser    Teil    der 
Acker  nass,  wesswegen  über  den  Winter  viel  Saamen 
zu  Grunde  gegangen  und  versoffen  ist.'  1793,  Th  (Ap 
Kai.  1860).  —  c)  von  einer  Deckfarbe,  die  in  der  zu 
flüssigen  Grundfarbe  untergeht  Z  (Dan.),    's  Goldver- 
süft-der,  wann  d'  de"  Grund  e'  nass  hast.  —  (1)  vom 
Nebel,   der    sich   auf  den   See    niedersenkt    und   ver- 
schwindet Zeig.;  ZS.     Wann  der  Nibel  im  Se  versüft, 
so  giH  's  Rege"  Z.    Für  Zg  vgl.  AfV.  I  120.  —  e)  fast 
v.  in  einem  zu  weiten,  zu  grossen  Kleidungsstück  Aa; 
Ap;  Th;  Z.    Er  het  allweg  im  Vatter  sini  Hosen  a",  er 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


versüß  jo  fast  drin.  —  ver-soffe",  in  BG.;  U;  W 
eersuffe":  a)  dem  Tiunke  ergeben,  dadurch  herabge- 
kommen, verbreitet.  En  versoffne"  Hund,  Kärli;  e" 
versoffe"s  Lueder.  E"  versoffni  Frisslös,  wer  Alles 
verfrisst  und  versäuft  AaF.  Ähnlich  en  versoffne: 
Fressnarr  G;  Z.  Dui  alte"  Lump,  versuffnC  Trog!  V. 
Zimbermannli .  Z,  du  versoffe"s  Lueder!  Und  wärm 
d'  mer  ivider  b' söffe"  bist,  so  säg-ich  's  diner  Mueter 
ZZoll.  ,Wyl  si  so  gar  unmässig,  versoffen  sind  und 
fräsig.'  1604,  Ard.  (Gedicht).  ,[Frau  zum  Mann:]  Dein 
Mul  schmatzt  dir  nur  stets  vom  Wein;  wie  kannst 
so  gar  versoffen  sein!'  GGotth.  1619.  .Etliche  Müessi- 
genger  und  versoffne  liederliche  Gsellen.'  Mitte  XVII.. 
ApI.  ,Du  versoffen  Lusch,  Trüll,  Peck;  du  Tirn,  v. 
Täsch,  Erzhur.'  1682,  ZWth.  Spieler,  liederliche  und 
.versoffene'  Hausväter  wurden  bald  an  die  Stud  er- 
kennt, bald  in  holländische  Dienste  spediert.  XVIII., 
Ndw  Beitr.  1890.  ,Die  Pannerherrin  habe  dann  und 
wann  zu  ihm  gesagt,  warum  er  eine  so  alte  und  ver- 
soffene Frau  genommen  habe.'  vor  1750,  Gl  JB.  (Ver- 
hör). S.  noch  Un-Flüt  (Bd  I  1226);  äs-rissen  (Bd  VI 
1352).  Übertr.  auf  ein  ganzes  Land.  ,Diese  schäd- 
liche, schändliche  Gewohnheit  [des  Gesundheittrin- 
kens] ist  zu  uns  kommen  aus  dem  unglückhaften,  ver- 
soffenen Deutschland.'  1636,  Troll  1844  (ZWth.).  Mit 
Abstr.  .[Man]  soll  den  predicanten  uff  Burg  mit  allem 
ernst  vermanen  sins  liederlichen  und  versoffnen  We- 
sens abzeston.'  1561,  Z  RM.  ,Ein  leichtfertig,  ver- 
soffen, ärgerlich  Leben  führen.'  1728,  G  (KWild  1847). 
—  h)  von  Kulturland,  das  bei  grosser  Nässe  das 
Wasser  nicht  mehr  schluckt  AABb.;  L;  Th  und  sonst. 
,Die  Bauern  sind  nicht  Liebhaber  von  versoffenem 
Land,  wo  nichts  wächst,  wo  es  nichts  gibt.'  XHerz. 
1863.  —  c)  ,in  Etw.  versoffen  sin'  =  ,in  Etw.  er- 
soffen sin'  (Sp.  352).  ,Des  ist  kein  zwyfel,  es  ist  kein 
suffer  nie  so  trunken,  kein  wollüstler  nie  in  Wollüsten 
also  versoffen  gsin  ...  der  nit  etwa  in  synem  wollust, 
in  synem  muotwillen  müed  und  verdrützig  worden 
sye.'  LJüd  1530.  ,[Der  Kleiderluxus  beweist]  wie  es 
bei  den  Meisten  unter  uns  bestellet  seie  mit  dem  Inner- 
lichen, wie  ihre  Herzen  gewiss  angefüllet  seien  mit 
Stolz,  wie  sie  so  gar  versoffen  und  vertieftet  in  der 
Welt  und  ihren  Lüsten.'  JJUlr.  1733.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
XII   10t3:   Fischer  II   1288. 

mit-.    Mitg'loffe",  mitg'soffe",  mitg'stole"  (dafür  in 
B  mif tröffe"),  mity'hänkt.  Sprw.  BsL.;  B  (Zyro). 

be-.  Nur  Ptc.  b'-soffe"  (b'suffe"  Gr;  Ndw):  1.  schwer 
betrunken,  allg.  Er  ist  flät  b'suffner  Ndw,  b'söffner 
nützt  Nüt  Z.  En  B'soffne''  =  en  Büschma""  (Bd  IV 
277).  Drei  sind,  die  rede"  war:  es  ühind,  e"  B'soffner 
und  e"  Narr  L  (Ineichen).  Wenn  mini  Frau  besoffen 
ist,  so  weiss-ich,  was  i'h  tue"  [usw.].  ALGassm.  1906 
(LLuthem).  S.  noch  Ge-bür  (Bd  IV  1515).  .Gleich 
wie  die  Weinscheuchen  einen  scharfsinnigen  Verstand 
haben,  also  machet  die  Unsinnigkeit  die  Besoffnen 
tumm.'  Spleiss  1667.  Tue"  wie  b'soffe".  Wie  b.  re- 
seniere".  Alpenb.  1827.  —  2.  durchnässt.  ,Wenne  och 
daz  körn  grech  wirt,  so  sol  es  der  keller  antworten 
zuo  dem  hemscher  [?],  da  sol  es  nemen  der  vert 
und  sol  es  in  den  hof  füeren.  Wirt  daz  besoffen  ald 
wie  ime  beschult,  damit  hat  der  keller  nüt  ze  schaffent.' 
LEimnen  Hofr.  —  B'-süffni  f.:  schwere  Betrunken- 
heit GrD.  In  der  B's.  hed  der  Narr  d's  Geld  zum 
i  Fenster  üs  g'hid.  —  Ahd.  büüftm,  aemergere,.  mhd.  btta/m, 


m-.ni!., 


23 


355 


Saf,  sef,  sif,  sof,  snf 


e°weg-:  wegtrinken  Ar;  B;  Th;  Z.  Einem  Wirte 
alles  Bier  e.  —  zue-:  drauf  los  saufen;  s.  räch  (Bd 
VI  91). 

Süffer  m.,  -eri"  f.,  in  GrD.  auch  Dim.  Süfferli: 
Säufer(in).  wohl  allg.  Du  bist  en  unige*  S.  Dial. 
D'  Tür  ist  e"  Fressen"  ond  cl'  Egg  e"  S-i",  dh.  wenn 
man  in  den  Waldungen  an  der  Thur  arbeiten  muss, 
gibts  viel  Hunger  und  bei  der  Arbeit  in  den  Wäldern 
am  südlichen  Abhang  des  »Seerückens  bekommt  man 
viel  Durst  ThMü.  We""-me"  S-e"  seit,  wo  der  Wi" 
guet  ist,  so  isch's  bald  üs.  B  Hink.  Bot  1811.  Er  ist 
zivör  kei"  S.  und  kei"  Spiler,  weder  noch  schier  öppis 
Schlimmere :  ne"  Hans  Önesorge".  L  Nachr.  1865.  Ebegi 
Freud  ond  Säligkeit  ond  's  Jot/geli  ist  en  S. :  's  Chösseli 
ist  öberabH"  g'cheit  ond  's  Fräuli  lit  ame"  Hüfte",  Ap 
VL.  1903.  S.  noch  Cime  (Bd  111  87).  ,A11  suffer,  spiler, 
huorer,  bluotvergiesser.'  B  Disp.  1528.  ,Sauffer,  der 
mit  trinken  nit  zuo  erfüllen  ist,  inexplebilis  potu;  ein 
grosser  sautfer,  schlucker,  bibax,  potator.'  Fris.;  Mal. 
,Von  eim  grossen  Sauffer  [sagt  man]:  Er  ist  ein  guter 
philussuffus.'  Schimpfr.  1651.  Im  Jahr  1 671  ward  ver- 
ordnet, dass  in  den  Wirtshäusern  nachts  um  9  Uhr 
,die  Suffer  und  Spieler'  aufhören.  Gfd  (LSemp.).  ,An 
ein  Saufer  [Widmung].'  JCWeissenb.  1681.  S.  noch 
Rassler  (Bd  VI  1283);  Rössler  (ebd.  1441);  ver-süffen. 

—   Vgl.   Gr.   WB.  VIII    1883. 

Büren-.  ,Die  rechten  burenfresser  und  -sufer',  der 
schwäbische  Adel,  der  die  Bauern  aufzufressen  und 
aufzusaufen  drohte.  Ansu.  —  Branz-  s.  Brächet  (Bd 
V  312). 

Sund-:  Schimpfw.  XV.,  Bs.  —  Vgl.  ,lasterfresser.' 
ebd.;  .siindeiii-sser.'  Blasph.  acc. 

Wasser-:  Pflanzenn.  a)  Spierstaude,  Spiraea,  die 
als  Topfpflanze  viel  Wasser  braucht  ZW.  —  b)  Dim., 
eine  Art  Balsaminen,  die  in  Wasser  gestellt  Würzel- 
chen treiben,  wachsen  und  stark  blühen  AALeibst. 

Süfferi  GrsG.,  -ei  Aa;  Ap;  GaChnr;  Th;  Z  f.: 
Sauferei.  —  Bei  Gr.  WB.  VIII   1S83. 

Süffet  m.:   Saufgelage.  Dial. 

Süffete"  f.:  1.  a)  das  Rahmessen,  als  Vorgang 
FJ.  Nä'h  der  S.  muess-me"  nid  lue"  FJ.  Alpfest,  an 
dem  allerlei  Milchspeisen,  bes.  auch  Suifti  (s.  b),  ge- 
nossen werden  WMü.,  Reck.  (FGStebler  1903,  82/3).  — 
b)  wohl  =  Süffi  1.  .Käsbraten  mit  Wein  oder  Suifeta  mit 
Weissbrot'  wird  dem  armen  Sünder  als  letzte  Gnade 
angeboten.  Jegerlehner  (W).  —  2.  =  Süffet  Bs;  B; 
ScnHa.;  W;  Z;  Dial.  Ein  kompleter  Fräss  mit  S. 
ScaHa.    E"  S.  a"stelle"  B. 

Süffi  (in  ThHw.  Süffi)  f.,  in  BHa.  (lt  Zyro);  Gr 
('hur,  D.  n.:  1.  zum  Sieden  gebrachte  Käsemilch 
fSirte",  nach  Entnahme  des  Käses)  BHa.,  0.;  Uw;  Syn. 
frischt  Milch  (Bd  I  1331).  Molken,  Schotte  Gl  (nach 
Ausscheidung  des  Käses  mit  Lab  und  des  Ziegers  mit 
Etscher);  ThHw.;  ZMonch.,  0.  tw.  .Käsemilch  oder 
Magermilch  oder  beides  vermengt'  BBr.  Zum  Schei- 
den gebrachte  warme  Käsemilch,  Molken  mit  Zieger 
BHk.,Ha.(Zyro);  GrD.,  L.,Pr„  Seh.;  L;  GA.,lt  Zahner; 
Schw;  W.  „Nachmolken  mit  Zieger  vermischt,  allg., 
wobei  so  verfahren  wird:  sobald  der  Älpler  die  Käs- 
bullern aus  dem  Kessel  herausgenommen  hat,  schiebt 
er  denselben  wieder  über  ein  starkes  Feuer;  dann, 
wenn  er  den  Kessel  vom  Feuer  weggestossen  und 
diese  ziegerichte  Substanz  mit  dem  Käsebrecher  schnell 
gequirlet  hat,  giesst  er  ein  neues  Acidum,  d.  i.  Sauer, 


Sür  genannt,  hinein,  vermittelst  dessen  eine  neue 
Scheidung  vor  sich  geht.  In  diesem  Zustande  durch 
einander  heisst  der  Inbegriff  der  Materie  S.,  wobei 
der  dichtere  Teil  Ziger,  der  dünne  aber  Schotte"  ge- 
nannt wird"  (St.2).  Vgl.  auch  Vor-bruch  2  a  (Bd  V 
372/3);  Brusel  (ebd.  814/5);  Süffen  I(Sp.345);  FGSteb- 
ler, AW.  127.  Eine  beliebte  Speise  (im  W  ,das  täg- 
liche Mittag-  und  Abendmahl')  der  Älpler;  vgl.  die 
begeisterte  Schilderung  der  Obwaldner  S.  bei  WSenn 
1871,  130.  ,Nebst  dem  Kaffee  ist  die  Söüffi  das  be- 
liebteste und  fast  ausschliessliche  Getränke  des  ge- 
meinen Volkes'  UwE.  Im  Unterland  wird  dagegen  die 
S.  nur  als  Schweinetränke  verwendet.  S.  und  ka1" 
Ziger  dri",  sprichwörtliche  Bezeichnung  einer  sehr 
magern  Kost  GA.  Wenn  's  ke<"  Zigermilch  cha"n  si", 
se  bitt-ich  um  Gottsiville"  um  es  Chacheli  S.;  ich  han 
im  Säckli  noch-n-es  Stückli  Bröd,  das  länget!  L  (ERö- 
thelin).  Hend-er  Durst?  Wend-er  e"chli"  S.?  I'h 
cha""-si  fürheiss  us  "em  Chessi  use"  schöpfe",  ebd. 
Ganq  schepf  d'  Süfi  ap  und  stell  es  Halbmuttli  voll  uf 
den  Ofe"  zum  Z'nacht!  U.  Ich  han  e"  grosse"  S.- Durst, 
es  ist  mir  e>so  troche"!  Kuhreihen  Ap  (Steinm.  1804); 
BHa.  (FAnd.  1898).  Mir  hend  e"kei"s  Bränz  und  hend 
e"kei"  Wi",  aber  frischt  Suifti  und  Scheidziger  dri"  Uw 
(Wildmanns-Gruss).  Mer  [die  Schweizer]  sind  e"chli" 
rerchert,  händ  's  vo"  de"  Franke"  g'lert;  und  Milch 
und  S.  sind-is  z'  schlecht  und  Fleisch  und  Fisch  grad 
ebe"  recht.  JBHäffl.  1813.  .Punkt  11  Uhr  läutete  die 
Bäuerin  zum  Mittagstisch.  Da  erschien  zuerst  eine 
aus  dürrem  Fleisch  gekochte  Suppe  auf  der  Tafel, 
Meister  und  Gesinde  assen  sie  mit  langstieligen  Löffeln 
aus  der  Schüssel.  Nach  dieser  mit  Gemüse  und  Brot- 
einlage versehenen  Labung  reichte  eine  Magd  die 
hölzernen  Teller  herum.  Auf  diese  legte  der  Bauer 
dürres  Kuhfleisch  und  etwas  Speck.  Sauerkraut,  ge- 
bratene Kartoffeln  und  gesottene  Rüben  vervollstän- 
digten mit  ihren  gewaltigen  Portionen  dieses  Fleisch- 
gericht. Zum  Schlüsse  marschierte  ein  Gefäss  mit 
der  weltbekannten  S.  auf  den  Plan,  und  die  Mahlzeit 
hatte  ihr  Ende'  (nach  einem  Gr  Haushaltungsbuch 
von  1829).  .Die  das  ganze  Jahr  ohne  Extra-Zufälle 
kein  Brot  haben,  sondern  nur  Erdäpfel  schinden  und 
S.  (gescheidene  Milch)  essen,  leben  byhots  schmal 
genug.'  Inderb.  1831.  .Fleisch  und  Zugemüse  schlugen 
ihm  besser  an  als  Suiffi  und  Herdäpfel,  auch  die 
bessere  Kleidung  machte  das  Meitschi  zweg.'  Ndw 
Kai.  1894.  Si  sind  jo  mit-enand  im  gliche"  Hüs  üf- 
g'wachse",  hend  us  ei"em  Mutteli  d'  S.  g'löfflet  und  us 
ei"rm  Chacheli  Kaffee  'trnnke".  MLien.  ,üer  Äpfel- 
schnitz ist  ein  gutes  Gemüse  und  während  dem  Heuen 
hat  vor  Altem  der  gebackene  Äpfelschnitz  viel  ge- 
golten. Er  ist  chustig  und  macht  nicht  Durst.  Unsere 
Mostmägen  von  heute  wollen  ihn  allerdings  nicht 
mehr  so  gut  erleiden.  Aber  wir  sollten  eben  nicht 
mehr  so  viele  Mostmägen,  sondern  mehr  Suifi-  und 
Schnitzmägen  haben.'  Obw  Blätter  1900.  Es  hed-mer 
niener  'diened  sant  Brätis,  Geld  und  Wi",  will  lieber  bi 
Ziger  und  Suifti.  deheime"  im  Lendli  si".  Obw  Volksfrd 
19i)L'.  S.  noch  anlaugnen  (Bd  III  1172);  büchlen  (Bd 
IV  980);  borgen  (ebd.  1575);  Anken-Bettler  (ebd.  1838); 
Brechen  (Bd  V  315).  ,By  käss  und  guoter  suffe  z  Becken- 
ried hielten  sy  ein  tag.'  Lied.  .Serum  casei  id  est  a 
caseo  separato  reliquum,  suffy.'  Gesn.  1555.  .Die  sufy, 
zigerbrüeyen  auff  den  sennhöfen,  serum  lactis.'  Mal. 
(bei   Fris.:    , serum,   schotten').     ,[N.   habe]    in    einer 


Saf,  sef,  sit',  sof,  suf 


sennti  im  Wägental  kess  und  brot  genommen  und  s. 
getrunken.'  1586,  Z  RB.  .Uffdern  Menzingerberg  bim 
Gugel  habe  er  uss  einer  hütten  uss  dem  lad  ein  nüwen 
kess  verstollen,  welchen  sy  geässen  und  daselbst  s. 
getrunken.'  1587,  ebd.  ,Zuo  Tallwyl  am  berg  habind 
sy  ein  muttli  voll  s.  ussgeässen  und  ein  ankenballen 
verstollen.'  ebd.  ,Item  dass  auch  er  [der  Senn]  und 
der  kleine  Senn  die  Suri  sauber  zusammenhalten,  damit 
man  nicht  Milch  darunter  tun  müsse,  und  fleissig  in 
das  Gotteshaus  schicken.'  Ende  XVI.,  ScHwE.(ORingh. 
1908).  ,D'  Nidlen  git  Anken,  die  Milch  Käss  und  noch 
vill  Züger  sies  und  räss.  Die  S.  den  guot  zässen 
ist,  die  Schotten  man  den  Süwen  rist.'  Com.  Beati. 
,l>ie  Molken,  Schotten,  Sauffe,  serum  lactis,  schistum.' 
Red.  1662.  , Suffe,  Schotten,  serum  lactis.'  Denzl.  1677. 
1716.  .Schotten  und  S.'  ABütelrock  1682/1712.  Liebi 
Zuhörer,  nur  a  ainzigs  Tröpfli  fo  der  himmlischa  S., 
teer  ist  jetzt  aber  so  witzig  und  bringt  mers  uff  [d'J 
Gsundheit  üsers  verstorbne/,  Her  Hans  Rapieri,  i  ivil  im 
fo  Herza  gern  Bschäidt  tuo.  Rapieri  1700.  ,llir  [der 
Nonnen  im  neu  aufgebauten  Kloster  zu  UAttinghausen] 
ganze  Habschaft  bestuondt  in  2  Kuolin,  darvon  sie  ihr 
Mittag-  und  Nachtmal  die  Milch  geniessten,  nemlich 
für  Muoss  oder  Supen  hatten  sey  die  Sirten  mit  etlich 
wenig  Brodtbrocklin,  die  2te  Trecht  war  die  S.,  die 
3te  die  Schotten  oder  etwas  von  Garten-  oder  übs- 
gewäx  oder  ein  Stücklein  magern  Käss.'  Gfd  (Kloster- 
chronik, im  XVIII.  nach  altern  Aufzeichnungen  ver- 
fasst).  .[Der  Sennen]  gens  inimica  brodo  nee  bratene 
vescitur  Hasen,  sed  farcit  Bauchum  cum  Sufi,  Ziger 
et  Anken.'  Uw  macar.  Ged.  XVIII.  ,In  der  Sirpen  ge- 
schihet  [nach  Zusatz  von  Sauertrank]  widrum  eine 
neue  Scheidung  der  flüssigeren  Teilen  von  den  festeren 
und  heissen  jene  Schotten,  dise  aber  Ziger,  beide 
unter  einander  S.'  JJScheuchzer  1706.  ,[Die  Hexe  und 
ihre  Schwestern]  kamen  einmal  miteinander  von  Ein- 
siedeln und  haben  in  der  Alpfahrt  Holz  S.  getrunken.' 
1753,  ADettl.  1905  (Zeugenaussage).  ,Er  [ein  Tessiner] 
brachte  uns  eine  Brenten  voll  Schotten  oder,  wie  sie 
die  Berg-Leut  nennen,  Sauffe,  welche  wir  mit  Lust 
getrunken.'  Th  Beitr.  (,Das  mühsam  gesuchte  Brodt.' 
1775).  ,[Die]  neue  Scheidung  [des  Ziegers  wird]  ver- 
mittelst in  die  Sirte  geschütteter  alter  Schotten  oder 
sogeheissenem  Sauer  bewirket.  In  diesem  Zustande 
nun  untereinander  heisset  die  Materie  S.  und  der 
dicke  Teil  davon  ist  eben  der  Ziger,  der  dünne  aber 
die  Schotten  oder  rechte  Molken:  ein  in  seiner  Art 
ziemlich  starkes  Acidum  oder  Säure,  obwohl  so  frisch 
noch  versüsset.'  JXSchmd.  1782.  , Einige  vermischen 
den  Ziger  mit  der  Sirte,  andre  mit  seiner  eigenen 
Lymphe,  der  Schotten;  diese  und  jene  heissen  ihre 
Mischung  S.'  Beitr.  1785.  S.  noch  Buch  (Bd  IV  973). 
Grieni  Suiffi,  =  S.,  die  zu  sehr  vom  Käse  und  Ziegerstoff 
entblösst  ist,  fast  wie  Schotte  aussieht  Nnw  (Matth.). 
Unter  den  drei  Arten  von  S.  (weisser,  grüner,  blauer), 
unter  denen  in  einer  Sago  bei  Reith.  1843,  47  der 
Hirtenknabe  wählen  muss,  ist  die  grüne  die  glück- 
bringende. Magen  Suiffi  gibt  es  bei  der  Herstellung 
von  Magerkäse  Ndw  (Matth.).  —  2.  pers.,  nur  in  der 
Verbindung  e"  (od.  du)  g'felligi  S.  von  Jmd,  der  Glück 
hat,  zB.  eine  Erbschaft  gemacht  hat  Z<; ;  vgl.  ge- 
feilig 6  (Bd  I  763).  ,Sie  [eine  Bauernmagd]  besass 
eine  für  ihren  Stand  staunenswerte  Menge  von  Leinen- 
zeug und  Kleidern;  sie  war  halt,  wie  man  so  sagt, 
e"  g'felligi  S.'  Bond  1897  (S.). 


Das  auffällige  Sü/fi  iu  ThHw.  stimmt  wohl  vun  Bernern', 
welche  die  dortige  Käserei  betrieben,  and  gehört  zu  tüffen 
(s.  süßen  Sp.  346);  freilich  ist  die  Form  aus  B  selbst  nicht 
bezeugt.  Zum  Übergang  ius  Neutr.  vgl.  Sefi  (Sp.  341). 
Spreugs  Angabe  ,Sufy,  Ziegerbrühe'  geht  auf  Mal.  zurück; 
der  selbe  Sachverhalt  unter  raw«*»  (Bd  VI  95G).  2  wohl 
nur  eupheiu.  für  das  gleichbed.  t*  rffdliyi  Sa". 

Oben -ab-:  =  Vor-bruch  2  a  (Bd  V  372)  WMü., 
Reck.  —  Geis»-:  S.  von  Ziegenmilch.  Es  Brentli  mit 
G.,  luegi"d  dö,  träd-er  für  's  z'  Mittag  uf  dem  Buggel 
nö'h.  IRöthelin  1894.  —  Oh  äs-.  ,Uie  Suffl  ist  die 
nach  der  Käsenthebung  über  dem  Feuer  erwallte 
Milch  und  ein  gesundes,  wohlfeiles  Getränk.  Die 
Schotte  ist  derjenige  Milchstoff,  welchen  die  Deutschen 
Molke  nennen;  allein  sie  ist  nicht  bloss  mit  Weinessig 
gebrochene  Milch,  sondern  mit  Milchessig,  dem  soge- 
nannten Trank,  gebrochene  Kässufti  und  ein  gesundes, 
reinigendes  Getränk,  besonders  für  Kranke.'  Uw  Gem. 
—  Milch-.  .Vorbruch  ist  die  durch  Temperatur- 
wechsel von  selbst  bewirkte  feine  Ziegerausscheidung 
der  wallenden  M.'  Uw  Gem.  —  Bruch-:  S.  mit  Vor- 
bruch. Mer  heud  brav  Br.  z'  Matze"  g'ha",  und  Das 
mag  Ei""m  eisster  noch  e"chli"  ertha"  Uw  (Wildmannli- 
spruch  1840).  —  Ziger-:  zum  Scheiden  gebrachte 
Käsemilch,  auf  der  dann  Ziegerbrocken  schwimmen, 
Gemisch  von  Käsemilch  und  Zieger  Uw;  U;  W;  vgl. 
U  Gem.  57;  FGStebler  190.3,  83.  S.  noch  süffen  (Sp.346). 

Süffli  Süfti  m.:  wer  gern  trinkt;  mildernde  Be- 
zeichnung eines  Trinkers.  Dial. 

süffele"  Aa;  L  (ERöthelin);  Schw;  Th;  Z;  Dial. 
(süfele"),  süffle"  Ap;  B;  GRPr.;  GT.,  Ptc.  -et:  (auch 
ume"-süffele"  Schw)  ein  wenig  trinken,  gern  ins  Gläs- 
chen gucken,  als  mildernder  Ausdr.  Er  tued  gern 
e"chli"  s.  Ja,  s'e'b  ist  Kör,  süße"  tued  de"  Tokter  e" 
Betzeli;  aber  glich  ist-er  en  öberspölt  guetey  Brakelikuss. 
ATobler  1905.  Süße"  ond  spile".  ebd.  1909.  —  Vgl. 
Martin-Lienh.  II  331. 

Süffeler  L;  Z,  Süßer  Ap  —  m.:  Trinker,  spec. 
Branntweintrinker  L.  E"  rechte  S.  Ich  b'chönne"-si 
afe",  d'  Süffeler,  's  sind  alli  glich,  's  besseret-si'h  Keine. 

süfferle":  schlürfend  trinken,  von  einem  kleinen 
Kinde  aus  der  Saugflasche.  AGysi  1899  (Aa). 

Süffli°g  .Säufling'  in.:  Säufer;  s.  Büttin  (Bd  IV 
1912). 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1885.  ,SUfling'  (iu  der  Stelle:  Pfarrer 
N.  sei  ein  ,s,'  1595,  JNater  1S98)  kann  auch  zu  Süffling 
gehören. 

Suffe"  II,  in  GRÜbS.  Süf'e"  f.:  Johannisbeere  Gr 
Nuf.,  ObS.,  S.,  SpL,  V. 

Eins  mit  tirol.  Zau/en,  PI.,  Johannisbeeren,  das  Schöpf 
82G  aus  Weitental  (Kreis  Brixeu)  anfuhrt.  Weitre  sichere 
Beziehungen  fehlen. 

Suff  m.,  PI.  (selten)  mit  Uml.:  1.  a)  das  Saufen; 
gew.  Sauferei,  Trinkgelage  Bs  (Spreng);  B  (Zyro);  L; 
G;  ScH(APletschcrl902,  37);  ScuwE.;  S ;  TiiTäg.  En 
S.  ha"  ScuwE.  ,Der  Übereggseüne  hatte  ihnen  [den 
Burschen]  einen  gewaltigen  S.  versprochen. •  Joach. 
1898.  , Wie  darfst  du  deinen  Bruder,  teufelisches  Weib, 
bei  dem  S.  und  Gefress  hereinhauen,  ihn  verleumden 
und  ausmachen,  als  wenn  er  nicht  in  einen  Schuhe 
hinein  gut  genug?'  AKlingl.  1702.  —  b)  ,was  man  auf 
einmal  trinkt',  Schluck  BSi.  ,Unmässiger  Trunk'  \V; 
Syn.  Suff  (Sp.  345).  ,Win  d'Saracen  nit  trinkent  von 
Machumets  gebot,  wo  's  in  aber  tindent,  dö  tillent  sy 
sich  vol,  von  einem  s.  sy  trunken  send  und  werdent 


:;-,:> 


Saf-suf.    Saft— suft 


360 


ganz  hirnschellig,  beraubet  irer  sinn.-  Faber  1557. 
,So  trink  auf  d'  Freud  ein  guten  S.!'  JMahl.  1620. 
,S.,  haustus;  in  einem  s.,  amystide.'  Denzl.  1677.  1716. 

—  2.  derber  Ausdruck  für  Bausch  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L; 
Th;  Z.  Er  hat  acht  Suff  i"  der  Wucher,  am  Sunntig 
swe.  Kr  ist  fast  all  im  Soff  Ar.  Öppis  im  S.  tue" 
Aa;  Th;  Z.  ,Er  verkauft  seine  Haut  in  dem  Söffe', 
nimmt  Handgeld  für  fremde  Dienste.  Sintem.  1759. 

Hunds-.  ,Ebriolus,  zimlich  trunken,  der  einen 
H.  bat.'  Denzl.  1677.  1716. 

Chiie-.  ,Er  sauft  wie  eine  Kuh  oder  tut  Küh- 
Büffe.'  Spbww.  1824;  vgl.  Ch.-Süff  (Sp.  345).  —  Vgl. 
Schul.'  II  831. 

Ge-süff,  inBGoldb.  G'süf,  in  S  (JReinh.);  UwE. 
G'süf,   in    Bs   (neben   -ü-);   GRMai.   und   sonst  G'söff 

—  n.:  1.  das  Saufen,  Sauferei  Bs  (schon  lt  Ochs); 
Schw;  Zg;  St.2  —  2.  Getränk  BSi.;  FJ.;  Gr,  meist 
als  roher  oder  verächtlicher  Ausdruck  (für  ein  schlech- 
tes oder  absonderliches  Getränk)  Aa:  Ar;  Bs;  B;  Gl; 
Gr;  Sch;  Schw;  S;  Th;  Uw;  Zg;  Z.  Gem-mer  es  Cha- 
cheli  G's.,  eine  Tasse  Milch,  Suppe,  Schotte  F.  Jetzt 
schlagt  d's  G's.  ab  (TifJ,  sagt  man,  wenn  ein  Sauf- 
bruder gestorben  ist;  von  Most,  Wein.  Branntwein  Gr. 
Es  G's ,  me"  het  's  chüm  chönne"  trinke",  könnte  auch 
das  feinste  Dämchen  von  einem  schlechten  Kaffee 
sagen  Aa.  ,[Die  Schulmeisterin  trank  nicht  von  dem 
Kirschwasser]  weil  sie  sagte,  das  sei  ein  abscheulich 
G's.'  Gotth.  Mer  hind  en  guete"  Wl",  und  's  isch 
besser,  me"  trink  nid  allerlei  G'söff  durchenand.  Scuwzd. 
(GRMai.).  Du  bist  en  Usbund!  magst  zwü"  Fertli 
trage" :  dl"  Wartsack  uf  dem  Eügg,  di"s  G's.  im  Mage". 
ebd.  (BSi.).  Nimm  du  das  G's.  selber,  cha""  süsch 
schnitze",  Meister  zum  Mädchen,  das  ihm  Thee  bringt. 
JReinh.  1903.  Ir  wlnele'd  ja  all  dri,  we  wän"-er  im 
G's.  inne"  q'lege"  ieäre"d!  CStreiff  1904.  S.  auch  Pack 
(Bd  IV  1103). 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  11-27.  4289.  Die  Form  mit  -.-  (so 
weit  Dicht,  wie  zB.  in  Ap,  lautges.  Vertretung  für  G'süff 
vorliegt)  scheint  bei  uns  wenigstens  nicht  überall  boden- 
ständig zu  sein;  bei  Fischer  III  570  erscheint  sie  übh.  nicht. 

Lüre"-:  erbärmliches  Getränk  BsStdt.  —  Tral- 
hiri-:  =  dem  Vor.  Aa. 

Süffel  m.,  PI.  Süfflf  B;  U:  Saufbruder  Aa;  Ar: 
B;  L  (nach  einer  Angabe  jung);  G;  S;  Th;  U;  Z; 
bes.  auch  studentisch.  Si  hei"  's  Geld  verchlepft  wie 
liederliche  Süffle  Postheiri  1866  (B).  .Meine  Schöppli 
schlachtete  ich  gleichwohl  ab.  Ich  musste  dies  aber 
meistens  daheim  tun  . . .  Meine  Gattin  titulirte  mich 
gelegentlich  als  einen  stillen  S.'  Addricb  1877. 

süffelen:  =  s*/Fefen(Sp.358)  B.  —  Auch  eis.  (Martin- 
Lienh.  II   331). 

süffig,  inAAF.;  Z  (neben  svffig)  g'süffig:  1.  trink- 
lustig, nicht  wählerisch  im  Trinken,  von  Kälbern  L 
(ERöthelin);  Z.  S-i  Tränkchälbli  het 's  Mit  hübschi 
uf  dem  ZistigmärH  g'ha",  si  sind  abg'gange"  wie  's 
Biswetter  L.  S.  noch  Gemeind-Rät  (Bd  VI  1591). 
—  2.  angenehm,  leicht  zu  trinken,  von  Wein,  auch 
Most,  Bier  Aa:  Ap;  Bs;  B;  L;  G;  Th;  Z.  E" (g')süffigs 
Wifnßi,  Tröpfli.  G'end  bigopp  Achti"g,  dass-er  nid 
z'  rcl  co"  der  Sorte"  verwütschi"d,  es  ist  verflixt  es  s-s 
Mämmeli,  macht  aber  de"  Chnü'rbrecher  icie  der  Häftli- 
macher  [scherzh.  für  Neftenbacher]  L  (ERöthelin). 
.Trinkt!  Unser  Wein  [vom  ZS.]  ist  s.  und  gesund.' 
CFMeyek.     ,Der    Sauser    war    1822    so   gut    und    s., 


dass  man  sogar  in  Bendlikon  [dessen  saurer  Wein 
berüchtigt  ist]  Berauschte  sah.'  Stauber  1894.  ,Die 
guten,  recht  s-en  spanischen  Weine.'  B  Volksztg  1907. 
—   Vgl.  Sanders  II    1113. 

Süffling,  in  Ap  Süffli"'  (bzw.  -ö'-),  lt  Spreng  auch 
Söffli"g  —  m.:  Säufer  Aa;  Ap;  Bs;  Th.  ,Die  wüsten  Süff- 
linge,  sind  sie  denn  schon  wieder  durstig:"  Breitenst. 
E"  Nutnutz  und  e"  S ,  reo  Hab  und  Guet  verprasset 
het  mit  Wi"  und  Wibere".  FÜschw.  —  Vgl.  Sanders  II 
1113   und  Süffling  (Sp.  358J. 

süfer  usw.,   Un-ge-süfer  s.  Silber  (Sp.  63 ff.). 

Snfferte  f.:  eine  Abgabe  von  Edellehen.  ,Dass  N. 
entweder  das  [Edel-]Lehen  aufgeben  oder  aber  die  S. 
geben  soll.'  1558,  Abscb.  (Vogtei  Grandson). 

Auch  in  der  Form  ,souferte.'  Absch.  IV  2,  1387  (neben 
,assoufertation').  1409.  Zu  mlat.  »ufferta  (hommagii),  Auf- 
schub des  Lehenseides  bzw.  eine  dafür  entrichtete  Abgabe; 
vgl.   Ducange  VI   427  a  (Syn.  tußerentia.   ebd.   426  b). 

Süfflet  m.:  Klappverdeck  einer  Kutsche.  ,Zum 
Kauf:  Ein  wohl  conditionirter  Diable  zu  4  Plätzen 
mit  einem  Soufflet.'  Ende  XVIII.,  S  Wbl.  ,Ein  leichtes 
Gefährt  mit  einem  Soufflet.'  ebd.  —  Frz.  wu/fei  m. 

siiPene":  a)  wimmern,  stossweise  still  schluchzen, 
von  den  weinerlichen  Klagetönen  und  Stosseufzern 
bei  grossem  Schmerz;  kläglich,  aber  nur  leise  weinen, 
„vor  Weinen  schluchzen"  BBe.,  Hk.,  nO.",  R.,  Si.  Syn. 
sünen,  sürmen.  Was  liest  z'  s.,  het-der  Öpper  Öppis 
'tä"?  zu  einem  Kinde  BSi.  —  b)  „vor  Frost  schau- 
dern BO.\  Si.,  weinerlich  schlottern,  wenn  man  zB. 
aus  kaltem  Wasser  gezogen  wird  BumThun. 

Zu  einer  germ.  Wz.  auf,  Nbform  zu  «117,  (wozu  eüffen)  und 
wie  dies  wahrsch.  onomatopoet.  Ursprungs  (eig.  den  Atem 
hörbar  einziehn,  schlürfen).  Vgl.  bair.  süfeln,  schltirfeD 
(Schm.  2  II  231),  ags.  senjinn,  meng).  »<>}<},en,  nengl.  sob,  seufzen, 
schluchzen,  ferner  süf-ten,  -z:n,  sowie  snferen.  Weitres  bei 
Fick   Vergl.   WB.  *  III   445. 

er-siffinu,  Ptc.  -ot:  (nach  längerm  Weinen)  auf- 
seufzen WBürchenudE.;  s.  pugetschen  (Bd  IV  1071). 
—   Das  Doppel-/  wohl  nur  Bezeichnung  der  Vokalkürze. 

süfere°,  in  ScnSchl.,  St.  (neben  safere")  süferle": 
1.  schlürfend  trinken  SchwE.  Syn.  surften,  sürpflen. 
Lose"d,  wie  Der  sufered!  wie-n-es  chll"s  Chind,  's  ist 
au'h  es  Lose"!  's  war  mein  nötig,  i"  Dem  es  Speuz- 
trückli  a"  's  Mal  z'  hänke".  Süfere"  auch  nüd  a'sr, 
du  Süferi  du!  —  2.  a)  =  seiferen  1  a  (Sp.  343),  zB. 
von  Gefässen  ScHHa.,  St.;  ThHw.  Syn.  auch  saferen 
(Sp.  345).  —  b)  =  seiferen  1  b  SchScIiI.,  St. 
Vgl.  die  Anm.  zu  tnifenen. 

üs-:  ausschlürfen  SchwE.  Biddchtig  süferet-er  si"s 
Schwarz  [den  schwarzen  Kaffee]  ils  bis  uf  de"  letste" 
Tropfe".  MLien.1891. 

Süferi  m.:  wer  die  Gewohnheit  hat  zu  schlürfen 
SchwE.;  s.  saferen  1. 


Saft -su«. 

Vgl.   auch   maß   usw. 

Saft,  in  AALeer.  Saft  und  (in  Bed.  2  a  8)  Säf  — 
n.  AaF.,  Leer,  (nur  in  Bed.  2  a  8);  BE.,  Gr.,  G.,  Si.,  auch 
lt  AvRütte  und  Zyro;  GrA.;  Ndw;  Dial.,  m.  (s.  Anm.) 
Aa;  Ar;  Bs;  B:  PAL;  G;  Th;  Ndw;  Z,  PI.  Saft,  in 
AALeer.;  Th  tw.  Seft,  in  ä.  Spr.  auch  ,Säfter',  Dim. 
Säftli:    wesentlich   wie  nhd.    ziemlich  allg.     , Liquor, 


Saft,  seit,  sift,  soft,  suft 


s..  füclite,  güssig  ding;  succus,  s.,  natürliche  füchtig- 
keit;  acinosus,  voll  s.'  Fris.  ;  Mal.  ,Der  (das)  S.,  succus, 
liquor.'RED.  10(32.  1.  aldie  in  einem  festen  (organischen) 
Korper  entwickelte,  ihn  durchdringende  Flüssigkeit. 
D'  Frucht  könnt  ka"  S.  über,  heisst  es  in  einem  trocke- 
nen Sommer  ApLb.  Im  Obst.  Die  Bire"  hed  vil  S.  Ap; 
Tu.  Die  Öpfel  sind  ganz  üs'tröchnet,  si  händ  ka"  S. 
(ka"  Säftli)  mer  Th.  De"  S.  üstrucke",  aus  einer  Frucht. 
Du  wottst  iez  au* gar  alli Säftli  use"trucke",  zu  Einem, 
der  Obst-  oder  Weintrester  bis  auf  den  letzten  Tropfen 
auspresst  Th.  Im  Fleisch.  Da"  ist  iez  troche"  Fleisch, 
's  hat  ka"  Säftli  Th.  Der  S.  [zB.  von  Speck]  ist-em 
zu  de"  Müleggen  üs  g'louffe"  LTriengen.  ,Wer  ver- 
wundt  ist,  der  tryb  den  S.  daruss.'  um  1650,  ZGreifens. 
Arzneib.  -  b)  insbes.  als  der  für  Leben  und  Wachs- 
tum wesentliche  Bestandteil,  a)  in  Pflanzen.  D' 
Mistle"  süge"d  al'e"  S.  (al'i  Säftli)  use"  [aus  den  Bäu- 
men] Th.  Der  Baum  het  e'ke'"  S.  mer  B.  Bauern- 
regel: A"  Fabian  und  Sebastian  das  S.  im  Holz  föhd 
z'  stige"  a"  AaF.;  s.  auch  Sp.  40,  sowie:  ,Wie  dann 
die  Naturalisten  sagen,  dass  umb  St  Fabiani  und 
Sebastiani  ...  der  S.  schon  in  Bäumen  sei.'  EKönic. 
1706.  S.  noch  süber  (Sp.  70).  ,Cruditas  arborum,  wenn 
die  böum  von  wägen  überachtiger  füchte  ir  s.  nit 
haben  mögen,  umb  das  die  matery  zetünn  ist;  lach- 
rymationum  salivae,  das  trieffend  s.  der  bäumen,  das 
gumrni.'  Fris.  ,üie  schoss  am  stammen  [des  Kokos- 
nussbaumes]  zwicken  sy  [die  Calcuttier]  in  der  mittle 
ab  und  ritzen  sy  mit  einer  waffen,  morgens  und  abents, 
giessen  weiss  nit  was  feüchtigkeit  darein.  Die  selb 
zeucht  denn  das  s.  des  baums  ansich,  und  tropfet  in 
darzuo  verordnete  geschirr;  den  selben  s.  distillieren 
sy  by  dem  fheür.'  Tierb.  1563;  in  den  Ausgg.  Heidel- 
berg 1606  und  Frankfurt  1669  immer  m.  Vgl.  Bir- 
chen-S.  ,Mit  dieser  Art  zu  zweigen  hat  es  ein  gleiche 
Beschaffenheit  . . .  dann  die  Röhrlein  oder  Pfeitflein 
auch  alsbald  an  dem  Ort,  da  man  sie  uberkompt, 
müssen  eingesteckt  sein,  sonst  werden  sie  welk  und 
verlieren  ihres  S.,  dass  sie  nachwärts  das  ander  nicht 
mehr  annemmen  mögen.'  Rhag.  1639,  .ihren  S.'  EKönig 
1706.  ,üises  aufsteigende  Wasser,  wie  auch  die  Spiri- 
tus, trocknen  sich  algemach  also  auff,  dass  sie  nach 
des  subtilisten  Teils  Aussriechung  per  insensibilem 
transpirationem  ein  dickes  S.  zu  Formierung  der 
Blätter  hinderlassen  und  zu  den  Früchten.'  JZiegler 
1647;  an  andrer  Stelle  m.  ,Hat  nit  das  Schoss  das  S. 
der  Räb?  Das  Zweig  hat  es  nit  das  S.  des  Stocks?' 
FWvss  1650/3.  .Keines  S.  von  Beümen  schwitzet...' 
JCWeissenb.  1678.  ,Das  ßändlein  [womit  man  das 
Pfropfreis  festbindet]  soll  nicht  zu  hart  angezogen 
sein,  sonst  wurde  es  das  S.  verhinderen.'  EKönig  1706. 
S.  noch  Buet  (Bd  VI  1817).  Im  Bilde:  ,So  wirst  du 
auch  aus  ihrne  [Christo],  als  der  wahren  Weinreb  und 
Baum  des  Lebens  vermittlest  deines  Glaubens  herauss- 
zeuhen  und  heraussaugen  das  geistliche  S.  des  ewigen 
Lebens.'  JJUlr.  1718;  vgl.  Lebens-S.  und  s.  noch 
Bollen  (BdIV  1172).  In'n  (i"'s)  S.  cho"  Aa;  Ar:  B; 
Th;  Z,  wohl  noch  weiterhin.  We"n  d'  Bäum  i"  (i"  d's) 
S.  chöme",  darf-me"-se  nimmer  umhawe"  B  (vRütte). 
hn  S.  (si")  Ar;  B;  Th;  Z  1)  eig.  Von  Pflanzen. 
Wenn  d'  Bäum  im  S.  sind,  soll  man  sie  nicht  ver- 
setzen. D' Bömm  sind  im  zweite"  S.  Th;  s.  August-S. 
Im  S.  gefälltes  Holz  wird  g'spridels  oder  grau  g'jlcckets. 
BXrno.  1908  (BGr.).  S.  noch  Phäpen  (Bd  IV  1418): 
Ffiffen(-Ruet)  (Bd  V   1069.    VI  1837).     ,Nimb    eichis 


Laub,  wils  im  S.  ist  [usw.],  so  züchts  das  Malefitz 
gwiss  aus  durch  ganze  Haut...'  XV1L,  ADettl.  1905. 
,[Die  Holzberechtigten  sollen]  dem  tanninen  Holz, 
weil  es  im  S.  ist,  im  Hauwen  verschonen.'  1672, 
NSenn  1879.  .Sonst  da  man  sie  [die  Reben]  im  Xeu- 
mon  oder  im  S.  bauen  [würde],  sie  leichtlich  faulen 
würden.'  EKönig  1706.  —  2)  übertr.  Gib  Acht,  's  Messer 
isch  scharpf  und  d'  Finger  si"  im  S.!  warnend  zu  einem 
mit  einem  Messer  Hantierenden  S  (Schild).  Er  isch 
nach  im  S.,  noch  jugendfrisch,  zB.  von  einem  Greise, 
der  nochmals  heiratet  Aa;  Z;  vgl.  f-  Die  [ein  ge- 
schlechtsreifes Mädchen]  ist  im  S.  LE.  Im  S.,  ,im 
Zug,  im  Reinen'  Gl.  —  ß)  auch  von  den  nährenden 
Säften  des  Erdbodens:  Der  [zB.  ein  knauseriger 
Pächter]  säit  all  a"  und  Mint  nie  ond  süget  de" 
Boden  ü$,  bis  al'i  Seft  (Säftli)  duse"  send  ThMü. 
—  f)  im  menschlichen  Körper.  Er  [ein  alter 
Mann]  hat  ka"  Säftli  mer  Th.  's  würt-em  's  Säftli 
wol  ne",  von  Einem,  der  eine  kräftige  Frau  heiratet 
ZSth.  Er  hat  kani  guete"  (oder  g'sunde")  Seft 
nie',  von  einem  Kränkelnden  Th;  dafür  häufiger 
ka"  guet  (g'sund)  Bluet.  Di  giftige"  Seft  use"zühe", 
durch  Aderlass,  Schröpfen,  ebd.  Alli  guele"  Säftli 
verrauke";  s.  Bd  VI  799.  Bildl.:  ,In  Wahrheit  auch  der 
allergottseligest  Mensch  hie  auf  Erden  ist  wie  ein 
dürrer  Baum  gegen  dem  S.,  das  er  in  jener  Welt  in 
allen  seinen  äusseren  und  inneren  Kräften  empfinden 
wird.'  FWvss  1673.  —  c)  formelhaft:  Kei"  S.  und  kei" 
Chraft  (od.  k.  Chr.  und  k.  S.;  auch  dim.  Th;  Z)  ha", 
wie  nhd.,  von  Menschen,  dann  auch  von  Fleisch, 
Speisen  übh.,  von  einer  Rede  uä.  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
Th;  Z.  Dere"  Stäblij ucker  ond  Halbherrli  ond  Fossli 
öni  S.  ond  Chraft.  ATobler  1909.  Ke"  Säftli  und 
ke"  Mächtli  ha";  s.  Bd  IV  65.  —  2.  die  aus  einem 
(organischen)  Körper  durch  Auspressen,  Destillation 
usw.  gewonnene  Flüssigkeit;  bes.  zu  Heilzwecken, 
auch  als  Nähr-  oder  Genussmittel  verwendet,  a)  aus 
Pflanzen.  ,[Zu  verkaufen:]  Eine  Press,  in  Form  einer 
Trotten,  allerhand  Säfter  und  Kräuter  zu  drucken.' 
Z  Donnerstagsbl.  1787.  a)  aus  Stengeln,  Blättern, 
Wurzeln,  Blüten.  Vgl.  Wasser.  , Stampfe  die  [allerlei 
Kräuter]  in  ein  stampfe  und  enpfach  daz  s.  von  den 
krüteren  in  einen  schönen  kessel.'  G  Recepte  XV. 
,Ir  wollend  nit  von  dornen  trüben  noch  von  den 
distlen  fygen  kluben,  von  rösslinen  sugen  schädlichs 
s.,  wie  d'  spinn  dann  tuot,  das  gift  druss  macht.'  Ruef 
1550.  ,Oppianus  sagt,  dass  sy  [die  Schwalben]  diss 
[Schell-]  kraut  mit  dem  schnabel  abbeissind  und  inen 
[ihren  anfangs  blinden  Jungen]  das  s.  [lat.  liquorem] 
davon  in  die  äugen  trieffind.'  Vögele.  1557;  in  der 
Frankfurter  Ausg.  1600  immer  m.  ,Nimm  wermuot 
oder  das  s.  davon,'  gegen  die  Läuse  des  Habichts,  ebd. 
,Stoss  wegrychbletter  mit  wasser  und  drink  das  s.' 
Zg  Arzneib.  1588.  ,Für  die  würm  in  oren  rfecipe] 
den  s.  von  nussbaumen  würzen.'  ebd.  ,Ein  Wasser 
für  allerhand  Wunden:  Nemmet  des  S-s  [lat.  succi] 
von  Odermennig,  Nachtschatten  und  Wegerich  [usw.].- 
JJNüsch.  1608.  ,Daz  es  verbotten  sige  Jedermann, 
mit  geheimen  Mitteln,  als  da  sind  Säften,  Salben  und 
Arzeneien,  Handel  ze  triben.'  1622,  Bs  Familienchr. 
,Pas  S.  [von  ,Isset'-Kraut]  daryn  getropft,  vertrybt  das 
Bissen  und  Jucken  der  Augen.'  um  1650,  ZGreifens. 
Arzneib.  ,[Der  Mundfäule]  zu  widerstehen  nimt  man 
den  S.  von  Rüben  in  Wasser  gekocht  und  ausgetruckt.' 
JMüralt   1689.     ,Nim   Fünffingerkraut,    das  S.  davon 


Saft,  seft,  sift,  soft,  suft 


in  den  Mund  getan,  so  heilet  es  [Zahnschmerzen].' 
Arzneib.  1822.  S.  noch  Gablen  (Bd  II  58);  Holder- 
Binden  (Bd  VI  1039);  Bös  (ebd.  1387);  Stein-Büt  (ebd. 
1799).  In  Zssen;  s.  auch  unten.  Aus  der  heutigen 
Spr.,  meist  nach  Ang.  von  Apothekern:  Alant-,  Syrup. 
althsea  [1.  Syr.  Elenii]  Z  (Vogel).  ,Rams- federen-' 
W  (Tscheinen).  Wi-  (B),  Wei-  (Aa)  fecke"-,  Mellago 
Taraxaci.  Bippli-chrüt-  Z;  dafür  bei  EKönig  1706; 
Arzneib.  1822  Spitzwegerich-.'  Pinsel-,  Mel  rosat. 
Aa  ;  B.  Ffir-blueme"-,  Flor,  papav.  Rhoead.  Z  (Vogel). 
Häli-blueme";  =  Wi-fecken-S.  B.  BÖrli-,  =  dem  Vor.  B. 
,Neslen-,  wegrieh-  [gegen  Spinnenbiss],  wermuot-  [gegen 
Magenleiden].'  Kunstb.  1474.  , Holderrinden-.'  1552, 
BTurmb.;  s.  Bd  VI  1039.  .Balsambaum-.'  Mal.;  s. 
Bd  IV  1243.  ,Hüenerdarm-.'  Tierb.  1563.  ,Agrimonia- 
[,für  das  wild  für'],  atich-  [=  Akten-,  ua.  gegen  Geistes- 
krankheiten], epfon-  [gegen  triefende  Augen],  origam- 
[gegen  Warzen],  garbi-  [ebso],  holder-  uss  der  würzen- 
rinden [gegen  Wassersucht],  [h]upfen-  [s.  Hopfen  Bd 
II  1492],  bugelenkrut-  [s.  Buggelen  II  Bd  IV  1091], 
violen-  und  louch-  [gegen  Nasenbluten],  rote  münzen- 
[gegen  Flüsse],  bibernel-  [für  offne  Geschwüre],  car- 
dobenedict-  [gegen  rote  Augen],  zydelbast-  [s.  Sidel- 
Bast  Bd  IV  1781],  prionia-,  rutten-,  salbin-  [gegen 
Gliedersucht],  hanfsamen-  [,für  übel  hören'],  ritter- 
spörli-  [gegen  geschwollne  Augen],  anthorn-  [1.  ,an- 
dorn-,'  ua.  gegen  Herzklopfen],  unser  frouwen  distel- 
[gegen  Geschwüre],  wägrich-  [zum  Gurgeln],  ibisch- 
würz-,  husswürz-  [gegen  gerötete  Augen],  rot  mangelt- 
wurz-,  redichwürz-  [ua.  ,für  übel  hören'],  schelwürz-, 
zibalen-  [gegen  Übelhörigkeit],  centuria-  [gegen  Fieber].' 
Zg  Arzneib.  1588.  .Ebhöuw-,  weiss  und  schwarz  Bilsen- 
kraut-, Schelkraut-,  Bürzeln-  und  Lattich-,  Petterlin-, 
Seeblumen-,  Rauten-,  Schirling-,  Augentrost-.'  JJNüsch. 
1608.  .Christwurzen-,  Niesswurzen-.'  JRLandenb.  1008. 
,Veiel-  und  Rosen-.'  1668,  ZUster;  s.  Für-Bluemen 
(Bd  V  72).  , Krausenmünz-  [s.  Fenkel-S.  Sp.  365],  ,das 
bleiche  Rosen-  [als  laxierendes  Mittel],  Wermut-.' 
JMüralt  1689.  1697.  1712.  .Gauchheil-  [gegen  die 
Räude;  s.  Bd  VI  623],  Baldirian-  [s.  Bd  VI  1197], 
Beterlin-  [s.  Burt  Bd  IV  1634].'  ZZoll.  Arzneib.  1710. 
,Schellwurz-  [gegen  den  ,WolP  am  Bein],  Papelbaum- 
[s.  Älber-Bross  Bd  V  861].'  Arzneib.  XVII./XVIII. 
,Nesselwurzen-.'  Anf.  XIX.,  BSi.  Arzneib.;  s.  Blatt 
(Bd  V  182).  ,Schelkraut-  [gegen  triefende  Augen], 
eichenes  Laub-  [gegen  ,Agerstenaugen'],  Kno[b]lach- 
[gegen  die  Läuse  am  Vieh  und  als  Haarmittel]  Schäl- 
würz-.' Arzneib.  1822.  Vom  Bienenhonig:  ,Die  Immen 
ihres  süsse  S.  von  Blumen  zsammen  führen.'  JCWeis- 
senb.  1681;  vgl.:  ,Nun  sollen  wir  in  dise  unsere  zer- 
brüchliche  Geschirr  [die  sterblichen  Körper]  legen 
das  S.  und  süsse  Honig  der  Fürsehung  Gottes.' 
JHotz  1673.  —  g)  aus  Früchten.  .Zwinge  das  s. 
uss  der  kürpsen  und  gybs  im  [dem  an  ,hytz  der 
lungen  und.  laberen'  Leidenden]  zuo  trinken.'  Zg 
Arzneib.  1588.  .Nimm  [ua.]  des  S-s  von  aller  wol- 
geschmacksten,  süssesten  Öpflen',  gegen  pestilenzische 
Fieber.  JJNüsch.  1608.  ,Nim  von  3  frischen  Lemonen 
das  S.,'  für  ein  .Mandelmüessli.'  Z  Kochb.  XVIU./XIX. 
S.  noch  räw  (Bd  VL1866).  In  Zssen.  Spitz-beri- 
[s.  Bd  IV  1473]  Z  (Vogel).  Buess-sprütz-beri-,  Succ. 
berberid.  Z  (Vogel);  Syn.  Erbselen-S.  .Granatöpfel-, 
räbschnitz-  [ua.  gegen  Gefrorne].'  Zg  Arzneib.  1588. 
.Thebaischer  Mag-  [opii  Thebaici,  Schlafmittel].' 
JJNüsch.  1608.    .Limonen-  [ua.  gegen  den  Grind  der 


Kinder].'  JMuralt  1689.  ,Brustbeerli-  [s.  Bd  IV  1471].' 
Arzneib.  XVII./XVIII.  .Weisser  Ölmag-.'  Z  Mand. 
1783.  Bes.  vom  Saft  der  Trauben.  ,[Der  König]  zeigt 
den  elephanten  den  s.  von  roten  trauben  und  maul- 
berinen,  si  zestreiten  anzereizen.'  1529/31.  1597.  1860, 
I.  Makk.;  ,das  s.'  1548/89.  1638/1817;  afu-a.  LXX.  ,Das 
s.,  der  lieblich  wyn,  by  disem  sol  man  frölich  syn.' 
JMurer  1559.  ,Den  S-e  mit  der  Quell  ich  [Wirt] 
künstlich  tauft  und  mischet;  durch  welchen  Diebes- 
griff  ich  grosses  Gelt  erfischet.'  R  und  CMey.  1650. 
,[Es  gab  dies  Jahr]  viel  und  süsse  Trauben,  auss 
welchen  wir  ein  kostlich  S.  gemachet.'  JMüll.  1665. 
S.  noch  Most  (Bd  IV  541);  Butten  I  (ebd.  1910).  — 
Y)  spec.  für  Obstwein,  gew.  (z.U.  von  Most  Bd  IV 
541)  ohne  Wasserzusatz  Ap;  G  (nicht  O.):  Tu;  Z. 
S.  mache".  Es  ist  halt  S.,  nid  bloss  A"g'machter  [Most] 
ThHw.;  ZSth.  De«  S.  breche";  s.  Bd  V  319.  S.  auch 
rnschen  (Bd  VI  1474).  En  richtige''  Turgäuer  S. 
ONIgeli  1896.  , Apfelmost  von  puren  Äpfeln  wird  bei 
uns  nicht  viel,  ausgenommen  in  sehr'  obstreichen 
Jahren,  gemacht;  von  Äpfeln  bekommt  man  ungefähr 
ein  Dritteil  weniger  S.  als  von  den  Birnen.'  Steinm. 
1804.  ,Ein  besserer  Most  ist  der  sogenannte  S.,  der 
[neben  Birnsaft]  einen  Dritteil  oder  die  Hälfte  Apfel- 
saft, gewöhnlich  vom  Fraurotocherapfel,  enthält  mit 
einem  Zehnteile  Wasser.'  Th  Gem.  ,Dass  auch  im 
mittlem  Th  [vor  1850]  bei  der  Arbeit  und  im  Hause 
viel  getrunken  wurde,  ist  begreiflich,  konnte  man  doch 
das  Obst,  welches  nicht  roh  gegessen  oder  gedörrt 
wurde,  nicht  anders  als  zu  ,Saff  und  Most  verwen- 
den.' Tu  Beitr.  ,Most  und  S.  sind  im  Rössle  in  der 
Langgass,  Eimerweise  billig  zu  haben.'  G  Wochenbl. 
1835  (27.  VIII).  Vgl.:  ,Er  [der  Kokosnussbaum]  gibt 
auch  ...  ein  trank  an  statt  des  weins,  sunst  s.  oder 
raost  [aus  der  Nuss],  öl  und  zucker.'  Tierb.  1563.  — 
8)  eingedickter  Fruchtsaft  (Birnen-,  Trauben-,  Kir- 
schensaft) AALeer.;  Ap;  BE.,  Gr.,  M.,  lt  Zyro;  Gl. 
Syn.  Hunig  2  (Bd  II  1368);  Latwäri  (Bd  III  1486). 
Usse"  tvil  mu"  's  [das  Chirsmues]  machd,  g'hid-mu"  en 
Bitz  Speck  i"  d's  S ,  dass  's  nid  anheihi.  Bärnd.  (BGr.). 
Vgl.  Saft-Brüt  (Bd  V  1001).  Über  die  Herstellung 
.von  gesottenem  [Birnen-]S.'  s.  EKönig  1706,486.  — 
s)  Säftli,  abführender  Syrup  für  Säuglinge,  Syr.  Rhei, 
Syr.  mannatus  Aa;  Ap;  Bs;  L;  U;  Z.  Man  glaubt  oder 
glaubte  die  neugebornen  Kinder  reinigen,  den  schäd- 
lichen Mueter-Züg  entfernen  zu  müssen.  Vgl.  Chinds-, 
Manna-S.  und  JMuralt  1697,  243.  Zorn  Tokter  gon 
e"  Säftli  hole"  ZSth.  —  b)  aus  tierischen  Stoffen. 
, Darnach  sol  man  die  [eine  ausgenommene  Gans,  ge- 
füllt mit  Katzenfleisch,  Schweinefett,  Bohnen  etc.] 
braaten,  aber  nit  essen:  ein  geschirr  sol  darunder 
gestelt  und  darein  das  aussgetröuft  s.  [lat.  liquor] 
gesamlet  werden.  Die  glider  damit  bestrichen,  nimpt 
alle  gsüchte  hinweg.'  Vogelb.  1557.  Dazu:  ,Regen- 
würmen-S.  [gegen  geschwollene  Kniee].'  Zg  Arzneib. 
1588.  ,Krebs-S.';  s.  Brüni  (Bd  V  651).  —  c)  von 
mineralischen  Säften;  s.  Erde"-,  Berg-S.  , Es  wird 
kaum  geschehen  werden,  dass  sie  [die  Ärzte]  sich  ver- 
bunden halten,  keine  Materialien  von  den  Materialisten, 
keine  distillierten  Wässer  von  den  Brenneren,  keine 
Säfte  von  Meggen,  kein  Süesmandelöhl  von  den  Kloster- 
frauen zu  erkaufen.'  1740,  L  (Reber  1898/9);  über 
das  .Gesundbad'  in  LMeggen  s.  Leu  Lex.  XIII  12.  — 
3.  Flüssigkeit  in  weitem  S.  ,[Die  Märtyrer  wurden] 
in    heissem  Öl  oder  Blei    zu   Stucken   versotten  oder 


365 


Saft.  soft.  silt.  soft,  suft 


ihnen  Jise  tödliche  Säfter  in  die  Leiber  hineingegossen.' 
JJUlr.  1718.  ,[Das  Brot  wird]  in  dem  Magen  auf  eine 
allen  Menschen  unnachahmliche  Art  in  ein  milch- 
weisses  S.,  in  den  Aderen  in  ein  purpurrotes  Blut. 
endlich  in  Beine  [usw.]  verwandlet.'  JCNls.  1738. 

Amhd.  mf  (-ffes),  spätmhd.  auch  suft  n.;  vgl.  Gr.  WB. 
VIII  1638,  dazu  Martin-Lienh.  II  332.'  .Saff'  (woraus  Säf 
wie  Ref  aus  Reff  Bd  VI  64+  mit  Anm.;  zur  einstigen  Ver- 
breitung der  Form  vgl.  Lila-S.,  ferner  Ge-saft,  saferen,  saftig) 
noch  mehrfach  im  Zg  Arzueib.  1538,  auch  wechselnd  mit 
,Saft.'  Zum  Autritt  des  t  vgl.  Huff  (Bd  II  1052).  Das 
Masc.  erscheint  zuerst  im  Tierb.  1563,  wechselnd  mit  dem 
Neutr.  bei  JJNüsch.  1608,  ebenso  im  Zg  Arzueib.  1588, 
wo  das  W.  mehrmals  auch  als  Fem.  gebraucht  ist,  zT.  neben 
dem  Masc:  , Druck  den  s.  [aus  Kräutern]  wol  uss  und  siitz 
es  [!]  mit  dem  öl  wachs  torpenti  so  laug,  byss  die  s.  in 
gesüden  [!]  ist.'  ,FUr  übel  hören  r[ecipe]  gundwurz  [usw.], 
den  s.  darvon  . . .  von  disen  krüteren  nime  die  s.'  Das  Masc. 
in  der  heutigen  Spr.  sicher  zT.  unter  schriftspr.  Einfluss. 
Zu   lhY  vgl.  auch   MHöfler   1899,   536. 

August-:  der  zweite  Safttrieb  der  Bäume.  E König 
1706,208;  vgl.  unter  Saft  lba.  —  Apotheker-:  bei 
den  Apothekern  käuflicher  Heilsaft.  ,Sie  [Aloe  vulg.] 
hat  bei  uns  kein  solche  Bitterigkeit,  als  im  Orient, 
da  man  den  bekandten  A.  darauss  bereitet.'  EKönig 
1706.  —  Epfel-  bzw.  Öpfel-:  =  Saft2af,  aus  Äpfeln 
ApH,  L,  M.;  B;  Th;  Z.  ,üer  Apfelsaft,  den  man  bis- 
weilen durch  Sieden  etwas  eindickt,  immer  aber  in 
einem  Fasse  gähren  lässt.  Dieses  Getränk  ist  sehr 
geistreich.'  TTobler.  ,Der  reine  Apfelsaft  kommt,  wenn 
er  einige  Jahre  alt  ist,  an  Geschmack  und  Geist  dem 
Wein  nahe,  übertrifft  ihn  oft.'  Tu  Gem.  Thurgauer, 
die  Waadtländer-Wein  zu  trinken  bekommen,  meinen, 
es  sei  en  alte"  Ö.  ONageli  1896.  —  Erbsele"-  B, 
Erbseli-  Z  (Vogel):  Succus  berberid.  S.  auch  Für- 
Bluemen  (Bd  V  73,  wo  , Erbselensaft'  zu  lesen).  Auch 
als  geringschätzige  Bezeichnung  für  sehr  sauren 
Wein  Z. 

Erd-  s.  Saft  2  c.  .Nutzen  und  Schaden  der  Bäu- 
men, Studen,  Kräuteren  und  Schwämmen  und  aller- 
hand Erden,  Erdesäfter,  Sälzeren,  Sand  und  Steinen.' 
KNLang.    Vgl.  Berg-S.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  III  779. 

Viol(eB)-  Veieli-  AA(Apothekerspr.):  aus  Veilchen- 
blumenblättern bereiteter  Syrup.  ,Viöll-S.  zu  machen 
zu  einen  [!]  Lot  Bletli  2  Lot  Wasser  sütig  doran 
geschüt  [usw.].'  Z  Kochb.  XVIIL/XIX.  S.  noch  Für- 
Bluemen  (Bd  V  72),  sowie  Sp.  363.  —  Fenchel-:  aus 
Fenchel  gewonnener  Saft.  Syn.  F.-  Wasser.  ,Fänkels. 
mit  win  gesotten  und  getrunken,  ist  guot  den  wasser- 
süchtigen.' Zg  Arzneib.  1588.  ,Nimm  Fenkels.  [zu  ei- 
nem Augenwasser].'  JJNüsch,  1608.  ,Du  solt  dir  nicht 
fürchten,  dass  solche  Salia  volatilia  denen  Kindern 
schädlich  oder  doch  zu  schärft7  seien,  weil  selbige  nur 
bei  Tropfen  oder  im  Krausenmünz-  und  Fenchels, 
müssen  eingenommen  werden.'  J  Muralt  1689.  — 
Süess-holz-:  wie  nhd.  verbreitet,  doch  nicht  überall 
volkstümlich;  dafür  Stimm-Harz  (Bd  II  1655),  Beren- 
Dreck:  S.  auch  Brust-Ber  (Bd  IV  1471).  —  Sant- 
Johanns  Santihans-:  Johannisbeerwein  Bs  (Seiler). 
Syn.  Johannis-berli-Wln.  Bei  HPant.  1578,  102  dafür 
,StJohannstreubelnsaft.'  -  Chinds-Säftli:  =  Saft2ae. 
Rochh.  1857,  282;  vgl.  dazu  Mannh.  1858,  311  Anm.  2. 
—  Chirsi  Chriesi-:  Kirschlatwerge  Bs  (Seiler);  Gl. 
Syn.  Ch.-Hunig,  -Mues  (Bd  IV  492).  ,Der  eingedickte 
Kirschens.  befördert  den  Stuhlgang,  aber  nicht  bei  allen 
Leuten.'  TTobler  1844.  —  Chütte(ne)--:   Quitten- 


syrup.  ,Man  soll  im  [gegen  .Bauchlaut'j  auch  roten 
wein  stechten  und  mit  küttens.  vermischen.'  HPant. 
1578.  S.  noch  Brust-Ber  (Bd  IV  1471).  -  Lebens-. 
,Gleichwie  die  Rebschoss  . . .  auss  der  Wurzel  des 
Weinstocks  ohne  Unterlass  in  sich  saugen  den  nötigen 
L.,  so  saugt  auch  der  Gläubige  kraft  der  geistlichen 
Vereinigung,  in  deren  er  mit  Jesu  stehet,  auss  sel- 
bigem beständig  in  sich  das  edle  geistliche  L.  des 
Heil.  Geistes.'  JJUlr.  1733;  wiederholt.  —  ,Leck-: 
Latwerge,  linetus,  eclegma.'  Reo.  1662. 

LUa-Säftli,  in  B  (Limit)  -Säftli:  =  Violen-S.  Aa, 
, Linetus  liliacus'  B  (Apotheker  Lindt). 

Säftli  für  -Saßi  (Dim.  zu  Saf,  welche  Form,  uuter  Saß 
für  AaLeer.  bezeugt,  also  auch  für  B  anzusetzen  ist)  mit 
einem  von  Saß  bezogeneu  f. 

Brust-  und  Lunge"-:  Liquor  [Syrupus?]  Hol- 
land, opt,  Z  (Vogel).  —  Maie"-:  Baumsaft  im  Mai; 
vgl.  August-S.  ,Das  edel  Meiens.'  S  Meienlied  1669. 
,Der  fruchtbar  Meiens.'  ebd.  —  Manna-,  in  ZSth. 
-Säftli:  =  Saft  2az  Z.  —  Ner-:  Nährsaft,  a)  der 
Pflanzen.  ,Das  Miltau,  Meeltau  oder  Honigtau  ist 
ein  durch  die  Sonnen-Hitz  und  vorhergehende  Regen 
aufgelöstes,  ausgekochtes  und  durch  die  äusserste 
Röhrlein  gewisser  Pflanzen  fliessendes  N.'  JCNäi;. 
1738;  daneben  in  gleichem  S.  ,Nahrung(s)-S.'  —  b)  der 
Tiere;  s.  Buggel  II  (Bd  IV  1087).  —  Pariser  B-: 
Syrup.  antiscorbut.  Paris.  Z  (Vogel).  —  Hind-ber 
Imperi-  Vw  (Rhiner),  Hüntele"-  ZSth.,  Hümi>ele"-  Th 
Hw.,  Ente"-ber-  Ap:  Himbeersyrup.  Ich  för  mich  war  jetz 
ebe"  der  A"sicht,  das'-mer  bis  ane"  met  ü"sere"  Tökter 
ond  Hebamme"  ond  met  Gottes  Hilf  ond  E.  noch  äde" 
ebe"  sed  Jör  ond  Tag  guet  g'fare"  sönd.  ATobler  1909. 

—  Bire--:  a)  =  Saft  2  a  r,  aus  Birnen  Ap;  L;  Th;Z; 
je  nach  der  Sorte  unterschieden  zB.  als  Wi"-bire"- (Th), 
Längler-  (Ap;  Th),  Teilers-  (ZSth.)  S.  ,Ein  zum  Drit- 
teile oder  zur  Hälfte  bei  langsamem  Feuer  eingekochter 
Birnsaft,  gesottener  Most,  mundet,  einige  Jahre  alt, 
wie  südlicher  Wein  und  wird  wirklich  nicht  selten 
zur  Bereitung  eines  künstlichen  Malaga  verwendet.' 
Th  Gem.  —  b)  Birnlatwerge,  mit  Zucker  eingekochter 
Saft  aus  (gekochten,  in  neuerer  Zeit  rohen)  Birnen, 
.welcher,  wie  das  Chirs-Mues,  auf  dem  Lande  den 
Honig  vertritt  und  auf  Butterschnitten  oder  geschälte 
Kartoffeln  gestrichen  wird,  auch  zum  Anstreichen  der 
Weggli  usw.  dient  (mit  Zucker)'  B.  ,Auch  der  zu  Lat- 
werge eingedickte  Birnsaft  ist  zum  Handelsartikel  ge- 
worden.' Th  Gem.  S.  noch  Öpfel-Bri  (Bd  V  1035).  -r 
Birche"-:  Birkensaft,  im  Frühjahr  aus  den  ange- 
bohrten Stämmchen  abgezogen  oder  auch  (nach  HMessi- 
kommer  1909,  174)  durch  Sieden  junger  Birkenzweige 
gewonnen  ZO.  .Birkensafts  Tugend.'  EKönig  1706 
(Register;  im  Text  dafür  nur  ,Birkenwasser,  als  eine 
herrliche  Arznei  für  das  Griess,  Lungen  zu  eröffnen, 
Geblüt  zu  reinigen').  Vgl.  Birchen- Ge-saft.  Nach 
Messikommer  aaO.  als  Haarwasser  verwendet  (?).  — 
Berg-.  .Welche  sind  BergsäfteV  Qui  sunt  minerales 
succi?  Salz,  Alaun,  Schwefel  [usw.].'  Red.  1662.  Vgl. 
Saft  2  c.  —  Perl-.  ,Dass  die  kleinsten  Schuppen  des 
Sandfelchen,  wie  Wartmann  [wo?]  angab,  nach  Frank- 
reich geschickt  werden,  um  den  P.  für  die  Glasperlen 
daraus  zu  bereiten,  dem  war  nie  so.'  GLHartm.  1827. 

—  Pfiffe0-:  =  Tubak-S.  GSa.  —  Rebe"-:  wie  nhd. 
nur  in  gehobener  Rede.  O  du  edler  R.,  wie  stärkst 
du  mini  Glider;  und  tro  der  Dreck  am  fußten  ist, 
do  setzest  du  mich  nitler  ZI'uss.  (Lied).    ,[Die  gottlosen 


::i;7 


Saft,  seft.  sift.  soft,  suft 


Kricgsleute]  sagen,  die  kirchen  geb  kein  kraft,  aber 
das  gute  r.'  GGotth.  1599.  ,Für  einen  Gesunden  ist 
nichts  besser  noch  gesünder  als  das  edle  R.,  wann 
dasselbe  bescheidenlich  und  an  ordinarie  Mittag-  und 
Nacht-Mahlzeiten  gebraucht  wird.'  SHott.  1702;  nach- 
her immer  ,Wein.'  , Saufleisch  sollst  du  nicht  gemessen 
ohne  guten  R.'  GHeid.  1732  (Gedicht).  S.  noch  Bläg 
(BdV33).  —  Rät(er)ich-:  Rettigsaft.  .Etlich  neni- 
mend  rein  gepulvert  pertrumwurzel  mit  rätichs.  [um 
das  Gefieder  des  Habichts  von  Schaben  oder  Motten 
zu  säubern].'  Vogelb.  1557.  ,Damit  aber  die  übrige 
scharffzehe  Säure  resolviert  werde,  ist  . . .  gar  gut  . . . 
Retichs,  mit  Zucker  temperiert,  so  zwar  nicht  gar 
annemmlich  ist:  darum  kan  man  Retich  verschneiden, 
mit  Zucker  ansprengen,  und  den  Saft  darvon  zum  Ge- 
brauch abschütten.'  JMüralt  1689.  ,Retrichs.  [als  Be- 
standteil eines  Kropfmittels].'  Anf.  XIX.,  BSi.  Arzneib. 
(HZahler  1898).  —  Für-stei"-:  fingierter  Name  eines 
Syrups,  den  zu  kaufen  man  am  1.  April  Kinder  in  die 
Apotheke  schickt  ZZoll.  —  Tubak-:  die  beim  Tabak- 
rauchen auf  dem  Grund  der  Pfeife  sich  ansammelnde 
Flüssigkeit  Aa;  B;  Tb;  Z  und  wohl  weiterhin.  Als 
Mittel  gegen  Blattläuse  und  den  falschen  Mehltau 
verwendet.  Hegge'dörn  u'"'  Tubaks.  giH  e"  gueti  Süsse"; 
wenn  de  witt  i"  Chuchischaft,  chann-der  o"ch  chli" 
mache".  B  Nachtspruch.  —  Zwätschge"-:  Zwetsch- 
genlatwerge Gl. 

Ge-saft  Ar-;  ßs  (Spreng);  U,  G'-saff  G'säf  Aa 
Bez.  Rh.;  BsDiegten,  Oberd.;  LH.;  SG.f  —  n.,  in  Ai>; 
BsDiegten;  SG.f  m.,  Dim.  G'säftli  Ap:  1.  a)=  Saftla. 
Von  Früchten:  Die  Bire"  het  vil  G's.  AABez.  Rh.; 
BsL.  Von  Fleisch.  ,Alt  geisfleisch  ist  eins  bösen, 
argen,  ressen,  stinkenden  ges-s.'  Tierb.  1563.  ,[Fuchs- 
fleisch]  ist  hitzig,  schlymerig,  harter  töuwung,  eins 
bösen  und  argen  ges-s.'  ebd.;  ,eine  böse  und  arge 
Feuchtigkeit.'  Frankfurt  1669.  ,[Der  meerschersaek] 
hat  ein  zart,  gesund,  murb  fleisch,  eines  guoten  ges-s.' 
Fischb.  1563:  ebenso  Frankfurt  1598.  ,[Die  laichen- 
den Sahnen]  sindt  nicht  mehr  so  lieblich  und  eines 
argen  Ges-s.'  JLCys.  1661  (nach  Tierb.  1563,  wo  ,safts'). 
—  b)  =  Saft  1  b.  In  Pflanzen :  Iez  si"  d'  WVde"  im  G's. 
BsDiegten,  Oberd.  Im  menschlichen  Körper:  ,Sein  [des 
Sägefisches]  fleisch  sol  ein  guot  ges.  und  geblüet  ge- 
bären.' Fischb.  1563.  —  2.  =  Saft  2  a.  .Gatbanum  vel 
galbanus,  xa^P«'")i  ein  ges.  in  der  arznei.'  Gesn.  1542. 
,Herculeum,  von  welchem  der  gs.  in  apotecken  opo- 
panax  genennt  wirf  Fris.  ,[Würmer  beim  Hunde] 
sollend  mit  ges.  von  pfersichlaub  vertriben  werden.' 
Tierb.  1563.  ,Ein  Gseft  für  den  Huosten  ...'  um  1650, 
ZG  reif.  Arzneib.  Spec.  a)  Obstmost,  auch  reiner  Obst- 
wein, ohne  Beimengung  von  Wasser  Ap  (TTobler).  — 
b)  Zuckersaft,  ebd.;  s.  Hindber-G's.  —  c)  Dim.,  bes. 
der  abführende  Lecksaft  der  Kinder  ApI.,  K,  M.  (TTob- 
ler). —  3.  a)  ,das  Leiden  an  einer  fliessenden  Krankheit, 
auch  an  starkem  Monatsfluss'  U(DrMüller).  Vgl.  sie- 
den lb  5  (Sp.  311).  —  b)  das  unordentliche  Umgehen 
mit  einer  Flüssigkeit,  ebd.  Die  dadurch  entstehende 
Verunreinigung,  Geschmier:  Uf  dem  Tisch  isch  es  G's. 
LH.  -  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  3782,  dazu  Martin-Lienli.  II 
332.     3   ist  Abstraktbildung  zu   m/len. 

E  p  f  e  1  Öpfil- :  =  Epfel-Saft  (Sp. 365)  ApK. (TTobler). 

Birche"  „Buche"-:  Birkensaft  Ap."  ,Der  Birken- 
saft (Bilchag'saft)  ist  ein  mildes  Getränke  und  wird 
von  auszehrenden  Leuten  getrunken.'  TTobler  1844. 
Weitres  bei  TTobler  52  b. 


Hind-ber  Hnnte"-ber- :  Himbcersyrup  ApI.,  K.,  M. 
(TTobler). 

un-g"-saft:  derb,  wüst  GRPr.,  .abgeschmackt' 
GrA.  Es  Wib  wieenu-s  Mannsbild  GrA.  Der  chan" 
nid  a7iderist  a's  u.  tue"  GRPr. 

G'suft  entw.  alte  Adjektivbildung  zu  Saß  (vgl.  dazu  Gr. 
WB.  IV  1,  1611/2),  oder  aber  Ptc.  von  mhd.  »<■/->„  i  >.  -.,,/,„ 
(s.  die  Anm.  zum  Folg.);  „„-  verstärkend  (Bd  I  297/8).  Vgl. 
>mßig  2. 

safte0,  in  BGr.  auch  saffe"  —  3.  Sg.  Prses.  und 
Ptc.  -et:  1.  Saft  enthalten  und  von  sich  geben,  so  von 
einer  teiggen  Birne  B;  L;  UwE.,  „einen  Saft  von  sich 
lassen,  schmierig  sein."  RA.  Es  hed-em  recht  i"  de" 
Mülegge"  g' saftet,  er  schmunzelte  vor  Vergnügen  L. 
Ausfliessen,  bei  einer  Hautkrankheit  U.  Es  saffet 
(safted)  im  Sumpf  [beim  Auftreten]  BGr.  (Bärnd.  1908). 
Durchsickern,  herausschweissen  L;  Syn.  seiferen  (Sp. 
343).  —  2.  mit  pers.  Subj.  a)  aus  Kirschen,  Him- 
beeren usw.  Saft  (i.  S.  von  2  a  8)  bereiten  GlK.  — 
b)  „die  Rinde  eines  Baumes  schälen,  wenn  sie  noch 
im  Saft  ist."  —  c)  unordentlich  mit  einer  saftigen 
Frucht,  Substanz  umgehn,  sich  damit  beschmutzen 
Ndw;  U.  Das  ühind  safted  mit  der  Bire".  „Mit  den 
Füssen  in  einer  weichen,  klebrigen  Masse  umher- 
treten." —  (1)  mühsam  arbeiten,  körperlich  wie  geistig 
UwE.,  eine  Arbeit  oder  Last  nicht  oder  fast  nicht  zu 
bewältigen  vermögen  ScawBib.  Er  hat  lang  dran 
ume"  g'saftet,  bis-er's  fertig  'brächt  hat  UwE. 

Mhd.  ,../,/,  (saßen),  intr.  saftig  sein  oder  werden,  tr. 
(auch  seffen?)  mit  Saft  versehn,  saftig  machen.  Vgl.  auch 
Gr.  WB.'  VIII  1634/5  (,saffen').  1641  (.saften'),  ferner  mfzaen. 

ab-:  prügeln  BInt.  —  a"-:  mit  Saft  versehn.  ,Jetz 
[am  3.  Tag  der  Weltschöpfung]  vorwitzig  herfür  gaffet 
von  der  Erden  Grass  und  Kraut,  und  wardt  Alles  an- 
gesaftet, grüen  bekleidt  mit  zarter  Haut.'  JCWeissenb. 
1678.  —  üs-.  Nur  im  Ptc.  üsg'saftet,  ausgemergelt. 
.Darum  spielst  du  so  zeisigwohlauf  die  Geige,  alter 
ausgesafteter  Kuppler!'  MLienert. 

safere":  „Saft  durch  Quetschen  von  sich  geben 
Schw;  Zg."  Heraussickern,  von  Flüssigkeiten  aus 
einem  nicht  völlig  schliessenden  Behälter,  zB.  aus 
einem  Fasse,  Petroleum  aus  der  Lampe  ScHwBib.; 
dafür  jetzt  häufiger  säuferen  (s.  seiferen  Sp.  343).  — 
Weist  ebf.  auf  Sa/1  aus  Soff  (s.  die  Anm.  zu  Saß)  zurück. 

Saftete"  f.:  mühsame  Arbeit  UwE. —  lasaßenSd. 

Ge-safti  m.  s.  Xaver. 

saftig  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  GRPr.;  L;  G;  Tu;  Z,  g"- 
saftigAAFri.;  Bs  (auch  lt  Spreng);  GRPr.:  L;  S;  ZSth. 
(selten),  g'säfig  BsL.  (in  Allschw.  -«-);  LH.;  S  (sel- 
tener), g'seftig  BsStdt  (neben  -a-;  s.  unter  2):  saftig. 
.Succosus,  s.,  voll  saft;  insuccare,  befüchten,  s.  ma- 
chen, netzen,  in  saft  stossen.'  Fris.;  Mal.  1.  a)  entspr. 
Saftla.  Von  Früchten,  Fleisch  usw.  D' Bire"  sind 
(g'Js.  (g'säfig  BsL.);  e"  (g'Js-i  Bir(e")  So  s.  wie-n-e" 
Anke"bire"  g'seht  noch  [trotz  seines  Alters]  das  Tüsigs 
Wibli  üs.  JCOtt  1864.  E"  (g')s.  Stuck  Fleisch.  Übertr. 
von  feuchtglänzenden  Augen  (vgl.  mhd.  diu  ougen 
saften.  Mhd.  WB.  II  2,  13):  ,Dann  wusste  es  [Stüdi] 
mir  mit  seinen  s-en  blauen  Augen  so  anzüglich  un- 
tere" zu  guggen,  dass  es  mir  den  ganzen  Tag  wohl 
tat  und  mir  den  Schlaf  nahm.'  Gotth.  —  b)  entspr. 
Saft  1  b.  Von  Pflanzen.  D'  WVde"  si"  scho"  g'säfig, 
im  Saft  BsL.  ,Wenn  sein  [des  Feigenbaums]  zweig 
ietz  ges.  wirt.'  1529/30,  Mattb.;  .saftig.'  1531/97.  1817, 
,zart.'    1638/1772;    &naX4;.      .Succosior    über    [Bast] 


369 


Saft  — snft.    Safz-snfz 


370 


arboris,  vil  s-er.'  Fris.  Im  Bilde:  .Da  [im  Jenseits] 
wirstu  als  ein  Schoss  am  Kebstock  Christo  voller 
Augen  sein,  als  ein  Feigenbaum  im  Paradeiss  Gottes 
voller  Bollen,  Alles  in  dir  s.  und  truckend  werden.' 
FWvss  1073.  Vom  menschlichen  Körper.  Es  s-s 
[geschlechtsreifes]  Meüli  LE.  —  c)  zu  Ge-saft  3  b, 
schmierig  LH.  Der  Tisch  isch  g'säfig.  Du  isch-es  s., 
auf  einer  vom  Regen  aufgeweichten,  kotigen  Strasse 
Th.  —  2.  übertr.,  kräftig,  stark;  oft  subst.  a)  im 
körperlichen  S.,  von  Personen  und  Sachen.  Da3  ist 
noch  en  S-er  (auch  etwa  e"  S-i),  ein  starker,  korpu- 
lenter Mann  (Frau)  ZSth.  Er  [ein  Baum  beim  Fäl- 
len] g'heit  noeh  nid  um,  er  hat  noch-n-en  s-i  Bode"- 
würze",  ebd.  Dem  han-ic'1  e"  s-i  Schneballe"  a"  d' 
Chnoden  ane"  g'icorffe".  ebd.  E"  s-i  Ladi"g,  ein  tüch- 
tiges Fuder,  ebd.  —  b)  von  Zuständen,  Handlungen. 
E(n)  s-er  Busch  LG.;  ZSth.  Bes.  von  Schlägen  Aa; 
Ap;  Bs;  Gl;  L;  G;  Th  ;  Z.  E-  s-i  Orfige"  (Örsingele" 
Gl).  aaOO.  E"  g's-er  (auch  gseftige')  Watsch  BsStdt. 
Dem  han-ich  e"  Orfige"  g'längt,  so  g's.,  dass-em  d'  Öre" 
gwüss  iez  noch  surre"  AAZein.  De'  Träijer - Micheli 
hat  gester  e"  par  s-i  Flärren  übercho"  i"  der  Schuel 
ZSth.  Ei"'m  e"  S-i  (G'säßgi  BsL.),  e(s)  S-s  ge"  (länge", 
hau"e")  De''  het  e"  G'seftigi  biko"!  Dem  han'-i'''  e"  bar 
G'seftigi  g'steckt!  BsStdt.  Ich  han-em  e"  S-e"  üfg'messe" 
(abg' streckt)  LTriengen.  Adv.  's  mues'-ene"  g' falle"  ha" : 
's  späuzt  Alles  i"  d'  Hand,  und  dann  chlöpfe"d-s' 
[klatschen  sie  Beifall]  s.  drüf  lös.  ÜNägeli  1898.  G's. 
mues'  's  g'gange"  si",  im  Kriege.  Vaterland  1877  (L). 

—  c)  spec.  von  Äusserungen  in  Wort  und  Schrift. 
E"  g'saftegi  Hisiori,  eine  spassige,  wunderliche,  auch 
gehaltvolle  Geschichte  GRPr.  (Ulrich).  Ätti,  was  hest 
Lustigs?  ...  ,Wünderlet-dich  chlei":1'  Ei,  pitti.  säg 's! 
gwüsser  a's  nid  gi''d  's  e"  g's-i  Historri;  ich  g'höre"  Derre" 
so  gere".  MKuoni  1S86/7.  Derb,  ,gesalzen,  gepfeffert' 
(auch  CrPt.).  E"  s-er  Lug,  auch  pers.  gewendet:  Du 
bist  e"  S-er,  zu  Einem,  der  etwas  recht  Unwahrschein- 
liches behauptet  LTriengen.  E"  s-i  Rechni"g  Aa;  Gl; 
Z.  De"  Schuellerer  hat  dem  Fritz  alltceg  en  s-e"  Brief 
mit  hä">  g'ge"  ZSth.  E"  g'säfigi  Bredig  BsL.  ,Wie  sehr 
auch  der  Fried  ziehen  mochte  vorn  und  das  Bäbi 
stossen  hinten  und  den  ganzen  Tag  eins  dem  andern 
hüoh!  zurief  und  manchmal  noch  ein  s-er  Wörtlein 
gab  nach  Fuhnuannsbrauch  . . .'  Breitenst.  1860.  Von 
schmutzigen  Reden,  Zoten.  Das  ist  e(n)  S-er  Aa;  Bs; 
L;  Th;  Z.  E(n)  S-e"  (v)erzelle".  Das  isch  e"  weni(g) 
z' g's.  g'si"  Bs.   Das  ist  wol  [=  zu]  g's.  g'redt  Bs  (Spreng). 

—  3.  bim  Saftig!  Schwur.  JSenn  (ZO.). 

Mild,  saffec  (seffec),  sußic  in  Bed.  la  und  b;  vgl.  Gr. 
WB.  IV  1,  37S2  (,gesaftig').  VIII  1642  (.saftig');  dazu  Martin- 
Lienh.  II  332.  G'saßg  geht  von  Saf  (s.  die  Aom.  zu  Saft) 
aus  und  ist  ein  weitrer  Beweis  für  die  einstige  giössere 
Verbreitung  dieser  Form.  3  euphem.  für  Sakerment;  vgl. 
Safer  (Sp.  331). 

säftle":  sich  mit  Saft  (in  Bed.  2  a  r)  gütlich 
tun  Th. 

b(e)-sauft:  niedergeschlagen,  gedrückt;  auch  von 
körperlicher  Mattigkeit.  ,Ich  förcht  allein  meinen 
herren  den  künig,  der  euch  euwer  speiss  und  trank 
bestimpt  hat,  das  er  uit  villeicht  etwan  euwere  ange- 
sicht  besichtige,  das  sy  bsoufter  sygind  weder  andrer 
knaben,  die  euwers  alters  sind.'  1529/31,  Dan.  I  10; 
in  den  spätem  Ausgaben  mit  andrer  Übors.;  jämmer- 
licher.' Luther;  ta  itpigoMta  6u.ffiv  axuS-piond.  LXX.  ,lre 
mägdt  werdend  hin  getüeret,  besauft,  und  seui'tzend  in 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


iren  herzen  wie  die  tauben.'  1529/31,  N'ahi m  [18;  in 
den  spätem  Ausgaben  wie  bei  den  LXX  keine  Ent- 
sprechung. ,Si  kement  von  einer  Schlacht,  so  bluotig 
und  bsouft  [.bsoufen.1  spätere  Abschr.],  gestochen  und 
gschlagen;  eilender  lüt  sach  ich  nie  all  min  tagen.' 
Salat.  ,UThoma,  der  weibel,  bezüget,  wie  uff  ein  zyt 
der  Greten  gänslin  das  dorff  uff  kement,  und  das  letst 
were  also  bsouft  und  möcht  nitt  nachher  kon  und 
stürbe.'  15-14,  L  Hexenproz.  ,Sömliche  meinung  gefiel 
dem  meerteil  [der  Zürcher  vor  der  Schlacht  bei  Kappel  | 
wol,  doch  warend  sy  meerteils  trurig  und  besouft.' 
HBull.  1572. 

Gewiss  nichts  Andres  als  das  Ptc.  zu  mhd.  besoufen,  ein- 
tauchen, versenken  (vgl.  bc-säuffen  Sp.  340).  Zur  Übertr. 
vgl.  etwa  die  nhd.  RA.   vom  begossenen  Pudel. 

sifte":  sieben  ZKn.  (Dan.).  —  Die  hd.  Form  des 
urspr.  ml.  sichten;   vgl.  Gr.  WB.  X   1.    744/5. 

Soft:  Bett,  Lager  Gr  Kesslerspr.  (JJörger  1905). 
S.  das  Syn.  Sanft. 

stifte":  seufzen.  ,Ich  siufte  ser  und  minnenkliche, 
und  wandelt  sich  min  sta'tiu  var,  swenn  ich  si  sich 
so  wunnen  riche  und  si  min  nimt  so  kleinen  war.' 
Hadl.  —  er-:  erseufzen.  ,Des  ersiufte  ich  also  dicke 
nach  dir  minnenkliche.'  ebd.  —  Ältere  Form  für  tüfz(g)m 
(s.  d.);   vgl.   Gr.  WB.  X,  1,   700. 


Safz(g)  —  sufz(g). 

safzge"  „L",  säfzge"  ScHwBib.,  E.:  Saft,  übh. 
eine  (dicke)  Flüssigkeit  (auf  hörbare  Weise)  austreten 
lassen.  „Der  Apfel  safzget  durch  den  Sack,  der  Saft 
des  Apfels  dringt  durch  denselben.  Die  Schuhe  safz- 
gen,  Kot  und  Wasser  iiiessen  aus  und  ein.  Es  ist  so 
schmutzig  auf  der  Strasse,  dass  es  safzget,  d.  i.  dass 
man  im  Zutreten  einen  platschenden  Ton  hört  L." 
Geifer,  Speichel  von  sich  lassen,  wie  die  Kühe  etwa 
tun  SohwE.,  auch  vom  Menschen  beim  Kauen  ScHwBib. 

Mhd.  'saffezen  ('saffezen),  Iotens.  zu  saff'en;  vgl.  saferen 
Sp.  368.  Bair.  saffezen  (Schm.  2  II  229),  eis.  säfzen  (Martin- 
Lienh.  II  332);  vgl.  auch  süfzgen  3. 

sefzg:  von  Kühen,  die  sehr  leicht  zu  melken  sind 
GRNuf.;    Gegs.  zai  [zähe].     Diese  Kuh   ist  s.,  en  s-i. 

Die  Bed.  weist  auf  Zslumg  mit  mhd.  senfte,  leicht,  au- 
genehm (s.  sanft).  Auch  der  Vokal  wurde  sich  ohue  Weitrcs 
dazu  fügen,  aber  die  aus!.  Konsonanz  ist  unklar.  Darf  eiue 
lautl.  Kutwicklung  von  'sefty  (=  mhd.  setiftec)  >  sefzg  an- 
genommen  werden? 

Sufz(g)  Süfz  B;  SchSL  (Sulger),  Söfzg  GRNuf., 
Sefzg  GRÜbS.  —  m.:  Seufzer.  Ist  Das  widerum  en  S.! 
GRNuf.  En  S.  ablö"  (ScHSt.),  la'  gä"  (B),  einen  Seufzer 
ausstossen. 

Jüngere  Neubildung  vom  Vb  aus;  vgl.  Grochs  (Bd  II 
702),  Beist,  Bist  (Bd  IV  1793/4)  uam.  Zu  den  Gr  Formen 
s.  die  Aüni.  zu  süfzgen. 

Vr-sifz:  =  dem  Vor.  PA1.  (Giord.). 

Süfz(g)e(n),  ,Sünfz(g)e(n)' —  in.:  a)  (hörbarer) 
Atemzug,  bes.  eines  Sterbenden.  ,Biss  an  letsten 
seufzen  oder  an  letsten  zug,  usque  ad  extremum  spiri- 
tum.'  Fris.;  Mal.  ,Er  ist  schon  allerdingen  todt,  kein 
Seufzgen  er  mehr  von  ihm  lodt.'  GGotth.  1619.  — 
b)  wie  nhd.  Seufzer;  in  der  theologischen  Spr.  auch 
für  ein  kurzes  Gebet.  ,Der  sünfze,  suspirium,  sus- 
piratus:    der  (ein)  seufzen,   suspiratio,  suspirium,  ge- 


371 


Safz,  setz,  sifz,  sofz,  snfz 


mit us  '  Fris.;  Mal.  .Gemitus,  ein  Seufzen  ;  suspirium, 
ein  Seufzen,  kurzer  Atem.'  Denzl.  1716  (,das  Seufzen, 
Seufzer.'  1666).  ,Und  ist  vor  sinem  [Gottes]  an- 
gsicht  ein  jeder  süfzen  und  trähen  ein  gnuogsam  und 
kreftig  gebätt.'  Güalth.  1559;  anderwärts  ,sünfzen.' 
,Nereides,  meerfröwle  ...  so  sy  sterben  wollend,  nach 
menschlicher  art,  so  sollend  grausame  seufzen,  achzgen 
und  heulen  von  inen  gehört  werden.'  Fischb.  1563; 
.gannitum  tristem.'  ,[Tobias:]  Also  band  ihr  mein  Klag 
verstanden,  wo  meine  Seufzgen  kommen  her.'  GGotth. 
1619;  vorher:  .gar  manchen  tieften  Seufzger  schwer.' 
,Die  Süfzen  der  Stillen  im  Land  hast  angenommen, 
dem  Land  zu  verschonen.'  Z  Lit.  1644  (Dankgebet  für 
Abwendung  eines  Krieges).  .Allein  aus  nüchteren 
Herzen  fahren  angenäme  Seufzen  gegen  Gott  iu  den 
Himmel.'  JRHopmstr  1645.  ,Ein  eingründiger  Seufzen 
und  gläubiges  Gebätt.'  Gwerb  1646.  ,Die  Seufzen  der 
Bedrängten.'  FWyss  1653.  ,Gott  erhöret  die  Seufzen 
der  Israeliten.'  1667,  II.  Mos.  ,Das  Gespenst  Hesse 
sich  . .  .  mit  unbekannten  traurigen  Seufzen  hören.' 
LLav.  1670.  .Einen  s.  hin'  uä.  ,0  Karly,  wie  vyl 
sünfzen  wirstu  lassen  und  trehen  uss  den  ougen  ...' 
Morgant  1530.  ,Wie  er  sölichs  geredt,  hat  er  einen 
sünfzen  glassen,  sam  er  sich  wenig  guotz  verseche.' 
Vad.  S.  auch  Bd  III  1395  o.  .Erhöre,  o  Gott  und 
Vatter,  die  Seufzen,  welche  wir  ...  vor  dir  ausschütten!' 
JMüller  1665.  ,0  wie  werden  desshalb  so  viel  tau- 
send Seelen  ihre  andächtigen  Seufzen  ...  ausgiessen!' 
FWvss  1672.  .Ausstossen  die  bitterste  Klagten  und 
Seufzen.'  JJUlr.  1718.  .Einem  einen  S.  üspressen.' 
,Kan  dir  Das  [die  Verstellung  der  Menschen]  aus- 
pressen den  Seufzen  Davids  am  Psalm  12 :  hilft',  Herr . . .' 
JMüller  1605.  ,Wie  unzahlbare  Seufzen  und  Gebätter 
[ihm,  HchBullinger,  die  Angelegenheiten  auswärtiger 
Kirchen]  aussgepresset.'  Mise.  T.  1722.  Oft  .ein  grös- 
ser, tiefer,  schwerer  S.'  .Daruf  [als  der  thurg.  Land- 
vogt Amberg  die  Zürcher  im  Hinblick  auf  den  Ittinger- 
handel  Diebe  nannte]  Hesse  herr  Caspar  Göldli  ein 
grossen  süfzen  und  redte:  das  müesse  Gott  erbarmen  ...' 
1524,  Strickl.  .Anthea  Hess  gros  sünfzen  ab  Reng- 
nolden  hinscheiden,  aber  er  Hess  nach  vyl  grösser.' 
Morgant  1530.  .[Ruolland]  luoget  damit  an  sinn  sytten 
und  hat  sin  schwert  nüt,  darumm  er  ein  grossen 
sünfzen  Hess.'  Haimonsk.  1531 ;  noch  mehrfach.  .Zwing- 
Hus  hat  ...  die  predicanten  .  .  zuo  hochem  fliss  und 
ernst  ermanet  . . .  also  das  vil  der  predicanten  nit  on 
tiefe  sünfzen  [von  der  Synode]  abgeschaiden  sind.' 
Kessl.  ,Ein(en)  grossen  (tiefen)  seufzen  lassen  (nem- 
men),  einen  seufzen  tieft'  unden  reichen  (oder  nemmen), 
eingründigklieh  seufzen,  ducere  gemitus  irno  de  pec- 
tore,  alto  de  corde  gemitus  petere  [usw.].'  Fris.;  Mal. 
,Im  Rynthal  ...  hat  einist  Hr  Walser  den  Passion  in 
3  Stunden  aussglegt;  da  die  erst  Stund  aben,  stat  der 
Fürnemsten  Einer  uff  und  meint,  es  werd  us  syn;  als 
es  aber  nach  nienen  am  End  war,  sitzt  er  wider  nider 
und  lasst  einen  schwären  Süfzen:  lThä!'  Schimpfr.  1651. 
Mhd.  ritt/»  sw.  m.;  vgl.  auch  Gr.  \VB.  X  1,  700/1.  Zur 
Bildung  vgl.  Rüu>  II  (Bd  VI  1877/80).  Die  Schreibung 
.süufze(n)'  erklärt  sich  wie  .funst'  für  .fftst'  (Bd  I  1124 
Anm.).  .künsch"  uä.  Die  alte  Form  des  Nom.  Sg.  erscheint 
nur  noch  bei  Fris.;  Mal.  uebeu  ,-eu',  die  weuigeu  sonstigen 
Belege  zeigen  ausschliesslich  ,-en';  eiu  Gen.  auf  ,-ens'  bei 
JMüller  1673  (.Die  Betrachtung  des  eingründigen  Seufzens, 
den  wir  ...  in  den  Himmel  schicken  sollen').  Über  Be- 
rührungen mit  dem  subst.  Inf.  des  Ybs  s.  d.  Vgl.  auch 
S„/:,r.     -     In   Namen.      .Zum    Seufz(g)eu'   (ma.   zum   Sifzytr). 


ehemalige  Herrentrinkstube  in  Basel:  nach  Ochsens  Vermu- 
tung und  einem  unkontrollierbaren  Exzerpt  Dänikers  schou 
um  die  Mitte  des  XIII.  .Zum  Siftzen,  die  man  nennt  die 
Nidere  Stuben.'  1413,  Bs  Ratserk.  , Da  luotteud  min  herreu 
von  Basel  die  unsreu  | Zürcher]  mit  inen  zuo  nachtesseu 
zum  Stiffzen  uff  der  heren  stuben.'  1503,  Edlib.  ,652  Pfd 
verschenkt,  verritten,  vertaget,  Lohnross  und  zum  Seufzen 
verzehrt,  als  man  den  Bund  erneuert.'  1507,  Ochs.  ,Zum 
Seufzgen.'  Bs  Chr.  1779.  Näheres  s.  Ochs  I  329.  II  104/5. 
VI  180;  BsStadtb.  1890,  149/51;  Bs  Ohr.  IV  78  Anm.  1. 
Auch  in  Zürich  gab  es  im  XV.  eine  Trinkstube  .zum  S-en': 
,Daz  NN.  mit  einandern  uff  der  gesellen  Stuben,  genant  zum 
Sünftzen,  in  stöss  komen  syent.'  1457,  ZRB.  Nach  Marmor, 
Topngr.  von  Konstanz  311  hiess  auch  in  Lindau  das  Innungs- 
haus  der  Geschlechter  ,zum  Siufzen.'  Woher  die  Benennung V 
Zss.:  .Die  Süfztmatta'  (Just.  50),  .Sünfzmatten'  (Äg.Tschndi 
Chr.  I  287),  .Sunftmatf  (JCYVeissenb.  1702,  106),  .Seufzer- 
oder Sünfz-Matt'  (Leu,  Lex.  XII  109),  Matte  an  der  Rhone 
WLeuk,  wo  1318  eine  blutige  Schlacht  stattfand  (heute  .Sust- 
matteu');  vgl.  die  .Seufzer-Matte'  bei  ZGreif.  (Bd  V  222  Anm.). 

Bueler-.  ,Ein  buolerseufzen  lassen,  mit  seufzen 
anzeigen,  dass  einer  ein  buoler  ist,  calorem  arcanum 
suspirare.'  Fris.;  Mal.  —  Ruck-:  Stosseufzer.  ,kn 
seinem  letsten  Ruckseufzen  [letzter  Seufzer  eines  Ster- 
benden].' 1609,  Bs  Statut. 

süfz(g)ensw/>e"  (bzw.  -%-)  SchScIiI.  (SPletscher); 
WMü.,  süße"  GRVal.  (nach  neuerer  Angabe  süfsge"), 
süfzge"  (bzw.  -«-)  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr  (auch  Nuf.); 
L;  G;  Schw;  S;  Tb;  Uw;  ü;  Z,  söfzge»  GRHint,  Nuf., 
sefzge"  GrNuL,  ObS.,  3.  Sg.  Prae*.  und  Ptc.  -et:  1.  vom 
Menschen,  a)  vom  unwillkürlichen  schlürfenden  Ein- 
ziehn  der  Luft,  so  beim  Eintritt  in  kaltes  Wasser  Th. 
—  b)  wie  nhd.  seufzen.  aaOO.  's  Meieli  het-eue"  trürig 
nöche"g'luegt  und  derzite  g'süfzget.  FOschw.  1905.  Es 
süfzget  Eis,  wie  wenn 's  von-ere"  Gräbt  hei"'chäm. 
JReinii.  1905.  0  heie".  so  seit-si  und  süfzget  und 
chunnt  's  Wasser  schier  in  d'  Augen  über.  Breitenst. 
1861.  .Was  sufzist  lang?  ietz  für  dich  gang!'  Nachbar 
zum  verlornen  Sohn,  der  sich  schämt,  wieder  vor 
seinen  Vater  zu  treten.  GBinder  1535.  .Seufzen,  als 
von  kumber,  gemere,  suspirare,  ducere  suspiria,  in- 
gemiscere.'  Fris.;  Mal.  Bei  schwerer  Arbeit,  unter 
einer  Last.  Tue"  auch  nid  eso  beiste"  und  s.  wege" 
dem  Bitzeli!  zu  Einem,  der  sich  bei  einer  leichten 
Arbeit  anstellt,  als  ob  er  sich  übertun  müsste  Aa. 
.Ein  überträffenliche  lestige  bürde,  under  dero  er 
sünfzet.'  HBüll.  1544.  ,[Die  Seufzer  der  von  grossen 
Schmerzen  geplagten  Kranken  sind]  nit  ein  ungedult, 
es  ist  inen  als  wenig  nachteilig  an  irem  heil,  als  einem 
holzsehyter,  der  da  süfzet,  wenn  er  ein  streich  mit 
der  achs  tuot,  oder  sunst  einem,  der  under  einem 
schwären  last  süfzet.'  LLav.  1577.  Bildl.:  .Wir  hebend 
denn  söliche  schick  an  ...  und  truckend  und  tringend 
die  gschrift,  dass  sy  sünfzen  möchte.'  Zwingli.  Von 
Gebetsseufzern.  .Ich  kann  nicht  mehr  beten,  ich  kann 
nur  seufzgen,  sagt  der  Kranke,  der  aus  Leibesschwach- 
heit oder  wegen  Schmerzen  nicht  aus  einem  Andachts- 
buch lesen  oder  ein  auswendig  gelerntes  Gebet  her- 
sagen kann  und  dann  nur  in  Gedanken  fleht,  wie  es 
ihm  sein  Herz  eingibt'  Z  (Fäsi).  Und  icenn-ich  [die 
von  Sorgen  gequälte  Mutter]  bette"  will,  sä  chan"- 
i'h  's  nüd:  i'h  mues'  uw  süfzge",  jömere",  es  druckt-mich 
uf  dem  Herz.  Stütz,  Gem.  Mit  nähern  Bestimmungen. 
.Tief  s.'  S;  Z  und  sonst.  Bleich  inch-es  worde"  wie-ne" 
Tod,  es  süfzget  teuf,  und  d'  Hand  het  'zitteret.  JReinh. 
1904.  0  jö,  seit-si  drüf  und  het  hellüf  g'süfzget  .. . 
BWvss  1863.    Er  [am  Grabe  seiner  Frau]  süfzget  les: 


Safz,  setz,  sifz,  sofz,  snfz 


Du  liebe-  Gott!  o  hol  mi'h  doch  g'ad  au'1'!  Dekl.  (ApJ.). 
,Auss  grund  des  herzens  seufzgen,  ducere  suspiria  ab 
imo  pectore.'  Fris.;  Mal.  ,Um  Etw.  s.':  .Solisten  seye 
ihnen  [den  Rapperswilern]  nüt  umb  kriegen,  sonder 
süfzind  umb  Erhaltung  des  lieben  Fridens.'  1682, 
Brief  von  Amtmann  Waser  zu  Rüti.  , Wider  Jmd  s.' 
.Seufzend  nit  wider  einander,  lieben  brüeder,  auff  das 
ir  nit  verdampt  werdind.'  1530,  Jac.;  u.7]  oxeva^Te  xax' 
äXWjXtuv.  ,Wir  sollend  auch  nit  nun  wider  unsere 
brüeder  nit  süfzen,  sunder  auch  wider  unsers  glau- 
bens  fyend  nit.'  LLav.  1577.  Verbunden  oder  wech- 
selnd mit  Ausdrücken  der  selben  Bed.-Sphäre.  S.  und 
griiie"  BsL.  (Dekl.).  's  het  g'süfzget  und  'briegget  L. 
Die  beide"  Franc"  hand  bitterlich  g'süfzct  und  g'weferet. 
SPletscher  1903.  Das  isch  es  trürigs  z'  Nachtesse"  uf 
''ein  Hubel  hinecht;  mi"  g'hört  Nüt  weder  nie  u"d  minger 
versteckts  Schnupfen  u"<i  Süfzge".  Loosli  1910.  ,In 
dem  so  vacht  N.  an  weinen,  schnupften  und  sünfzen.' 
Ansh.  ,[ Jesus  zur  trauernden  Schwester  des  Lazarus:] 
Was  sünfzest,  trurst  und  weinst  so  vast?'  Fdnk.  1552. 
.[Kranke]  die  da  süfzend,  achzgend  und  von  grossem 
schmerzen  und  weetagen  grochsend.'  LLav.  1577.  ,Die 
Stoici  habend  vermeint,  ein  dapfer  mann  solle  ...  nit 
sünfzen,  weinen, achzgen.' ebd.  1582.  ,Es  milteret  einem 
den  schmerzen,  wenn  er  seufzet  und  schreyet.'  ebd.  — 
2.  von  Vögeln,  bes.  Tauben.  .Die  turteltaub  wirt  also 
von  irer  stimm  här  genennt;  dann  sy  seufzget  vil  mer 
in  irem  gsang  als  vast  auch  andere  tauben.'  Vogelb. 
1557;  .süfzet.'  1581;  .seufzet.'  Frankf.  1600.  .Vordem 
flug  wigt  der  vogel  [die  Wasserkrähe]  sich  selber  stäts 
wie  der  eissvogel  und  seufzget  auch  in  seinem  flug.' 
ebd.  Vgl.:  ,Ein  kranker  Ezechias  [kann]  mit  seinem 
Mund  wie  eine  Daub  seufzen.'  JJUlr.  1718;  dazu  Sp. 
369/70.  —  3.  von  Flüssigkeiten,  unter  dem  Tritt  oder 
Druck  hörbar  herausdringen  GSa.  Be  ü"s  nide"  [im 
Sarganserland]  isch  ['s]  sus  äffe"  nass  g'nueg  ...  und 
sä  lang  's  e"kei"  Rl"-Korrägziö"  gi'i,  süfzget  's  Ü"serci"'m 
nach  lang  bis  über  d'  Schnell,  üs.  Prophet  1855.  S.  vor 
Schmützigi.  von  einer  Blutwurst;  s.  Bülzen  (Bd  IV 
1228).—  Süfzen  n.  ,Mits.';  von  ,Süfzge(n)'  m.  (Sp. 
370)  nicht  immer  sicher  zu  unterscheiden.  ,[Der  Sub- 
prior,  Schaffner  . . .]  kusten  si  [Jetzers  Wunden]  mit 
grossem  verwundren  und  mit  andächtigem  sünfzen.' 
Ansh.  .Testari  dolores  gemitu,  seinen  kumber  und 
trauren  erzeigen  mit  seufzen.'  Fris.;  Mal.  , Er  sprach 
...  mit  herzlichem  seufzen  ..."  Wurstisen  1580. 

Mhd.  siufzen  neben  (älter m)  stuften  (s.  süßen  Sp.  370); 
vgl.  Gr.  WB.  X  1,  701/4.  707  (,seunfzen'),  dazu  Schm.  2  II 
231;  Martin-Lienh.  II  333,  zur  Etym.  auch  süfenen  (Sp.  360) 
und  .seuften'  (Gr.  WB.  X  1,  700).  Über  die  alte  und  häufige 
Schreibung  ,sünfz(g)en'  s.  die  Anni.  zu  Süfzge(n)  m.  Unklar 
sind  die  Gr  Formen  mit  S-  -e-  (st.  -ü-  bzw.  -*-).  Die  An- 
nahme einer  Grundf.  «in/-  (vgl.  dazu  h*  Bd  III  1422,  Tnfd 
bei  Vetsch  1910,  78)  löst  die  Schwierigkeit  nicht,  da  für 
die  betr.  MAA.  auch  in  diesem  Fall  -ü-  (-1-)  zu  erwarten 
wäre  wie  zB.  in  ßtf  (fif)  aus  fünf.  Auffällig  ist  auch  das 
Auftreten  der  e-Form  (allerdings  neben  -o-)  in  dem  sonst 
nicht  entrundenden  Nuf.  Auf  das  einmal  Morgant  1530,  307 
geschriebene  , seufzen'  (neben  , sünfzen',  .sünfzer')  ist  jeden- 
falls kein  Gewicht  zu  legen.  Zu  «üfzyen  für  süfzen  vgl. 
befz(g)en  (Bd  IV  1050)  und  zahlreiche  w'eitre  Parallelen  bei 
Schall  Wörtern;  ihren  Ausgang  haben  diese  Doppelformen  ge- 
nommen von  Fällen  wie  schmatzgen neben  schmatzen  <^»mackezen, 
wo  sich  -zg-  durch  Metathese  aus  -kz-  entwickelt  hat.  Bed.  3 
auch  ausserschweiz. ;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  704;  Martin-Lienh. 
II  332    (sifzen);  zur   Bed.   vgl.  safzgen  (Sp.  370),   logge». 

er-:    (auf)seufzen.     ,[Als    Albanus    die    Veronica 


fragte]  wo  er  Jhesum  den  arzat  sölte  finden,  und  was 
mannes  er  were,  do  ersüfzet  sy  sere  und  sprach  . . .' 
XV.,  Ev.  Nicodemi.  ,Es  hat  doch  der  heilig  prophet 
verkündt:  sobald  du  ersünfzest  über  din  sünd,  so  will 
Gott  ir  niemer  gedenken.'  NMan.  ,Darumb  erseufze, 
o  menschensun,  das  dir  die  lenden  krachend,  und  er- 
seufz bitterlich  vor  inen.  Und  so  sy  sagen  werdend: 
warumb  erseufzest  du?  so  sprich  . . .'  1530,  Ezech. 
,Zuo  dem  allem  bringt  semliche  unmaass  und  pracht 
der  kleideren  allerlei  Unwillens  by  den  armen,  welche 
oft  in  iren  herzen  ersüfzend  ...  wenn  sy  dich  sähend 
einen  solchen  Unkosten  ...  anwenden.'  Gualth.  1559. 
, Erseufzen,  meerere,  con-,  ingeraere.'  Fris.:  Mal.;  s. 
noch  braschlen  (Bd  V  819)  und  die  Anm.  ,So  sind 
nun  ir  auch  dultig  ...  ersüfzend  nit  wider  einandern.' 
LLav.  1577;  s.  auch  Bd  VI  473.  ,Daruf  der  alt  mann 
ersüfzet  und  gesprochen :  warum  bin  ich  nit  ouch  mit 
inen  [den  ermordeten  Christen]  in  minem  alter  hin- 
gerichtet worden?'  JJRCeger  1606.  Mit  refl.  Dat.: 
.David  erzellet  hin  und  har  in  Psalmen  sin  arbeit- 
säligkeit  und  eilend,  wie  er  im  selber  ersüfzet  und 
geweinet  habe.'  LLav.  1577.  —  Er-süfzung  f.:  Seuf- 
zer. .Was  sind  diss  träher  und  weinen?  worzuo  dienent 
diss  ersünfzungen?'  1518,  Z  (Übers,  einer  lat.  Leichen- 
rede). 

Mhd.  erriufzen;  ersiufzunge.  Bei  Fris.;  Mal.  auch  ,er- 
süfzigen'  (,Solum  ingemuit,  die  erd  hat  erseufziget;  taurus 
ingemit  aratro  depresso,  der  stier  erseufziget  von  arbeit  und 
vom  schwären  joch'),  doch  wohl  nur  eine  falsche  Verschrift- 
sprachlichung  von  gespr.  er-süfzyen,  das  als  Abi.  auf  ,-igen' 
aufgefasst  wurde;  doch  vgl.  Gr.  WB.  X  1,   706/7. 

herz-.  Nur  im  Ptc.  , herzseufzend':  ,Was  dann 
den  Wunsch  antrifft,  welchen  die  Kirch  Gottes  allhie 
tut,  da  ist  derselbe  herzseufzend  mit  einem  zweifachen 
Ach:  Ach,  ach,  spricht  sie.'  FWvss  1672.  —  Auch  bei 
Gr.  WB.  IV  2.    1261. 

sei-:  tief  aufseufzen.  .Derlei  [wovor  Eheleute  sich 
zu  hüten  haben]  sind:...zuo  allen  tanzen  louffen... 
wenig  by  huss  und  heim  blyben,  nienan  lenger  wyl 
haben  dann  daheim,  daheim  murren,  kyflen  und  seel- 
sünfzen.'  HBull.  1540.  Von  Geistern;  s.  rüspelen  b 
(Bd  VI  1495). 

Süfzer  BHa.  (JvWeissenfluh),  Süfzger  Aa;  Bs 
(auch  bei  Spreng);  B;  G;  Schw;  S;  Th;  Z,  Siifsger 
GRVal.  —  m. :  1.  als  Nomen  ag.,  wer  oft  und  viel 
seufzt  Bs.  —  2.  als  Nomen  act.,  wie  nhd.  aaOO.  E(n) 
S.  (abßä".  Si  händ  schwäri  Süfzger  g'lö"  ZPfungen. 
,Do  Meridianna  Ruollanden  gsach,  do  Hess  sy  ein 
grossen  sünfzer.'  Morgant  1530.  S.  noch  Süfzgen  (Sp. 
371).  Von  kurzen  Gebeten.  ,Mit  einem  dankbaren 
Süfzer  für  Gottes  Schuz  [nach  überstandener  Gefahr].' 
JvWeissenfluh  1850/1.  ,Nachmitag  [soll  ein  Schüler 
beten]  den  Glauben  und  ein  anderer  die  kurzen 
Seufzer:  Unsere  Hülf  stehet  [im  Namen  des  Herrn  usw.; 
s.  Psalm  124].'  1737,  ApHeid.  Schulordn.  (MRohner 
1867). 

Vgl.  Gr.  WB.  X  I,  704.  Das  W.  hat  in  Bed.  2  das  ältere 
Süfz(g)e"  m.  in  der  MA.  völlig  verdrängt.  Über  sein  Vor- 
kommen in  Namen   s.  die  Anm.   Sp.  371/2. 

Süfz(e)ri°g  m.:  Seufzer.  Er  [der  von  Familien- 
sorgen geplagte  Hausvater]  lät  e"  schwäre"  S.  ab.  Gl 
Nachr.  1901. 

Eine  (il  eigentümliche  Bildung,  eig.  zu  Vben  auf  -ere" 
gehörig  |  //<  /> ri"y.  Janchzor,  zu  hiiere"  Bd  II  854;  vgl.  auch 
Püngyering  Bd  IV  1380),  dann  auf  daneben  stehende  Vben 
auf    •"  bezogen,  so  dass  -.ri"jr  als  Suffix  gefühlt  wurde;  vgl. 


Nag,  sog, 


SM?,   sug 


./«(■*;.  /<"../  Jauch/er,  <h,,tzeriny,  Kiatzwuude,  BSggeri"y, 
Schrei  in  den  tiefern  Tonlagen,  zu  juchze",  chretze",  bögge"; 
alle  in  Gl. 

Siifzi  S«/fe0«  —  m.:  =  Süfeerl  Bs;  B;  Z. 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug. 

Vgl.   auch  mgg   usw. 

Sag  I  Säg,  in  SchwE.  Säg  —  f.:  1.  das  Reden, 
Rede,  Ausspruch,  Behauptung,  Aussage,  a)  im  allg. 
Es  ist  eso  e"  S.,  Redeweise,  Art  zu  reden.  Dan.  [Wenn 
die  der  Hexerei  Angeklagten  unter  Anrufung  der 
höchsten  Namen  um  Gnade  baten]  ist  (V  S.  g'gange" 
[=  sagte  man,  hiess  es]:  Eben  esö  tuend  d'  Häxe"  [usw.] 
Schwzd.  (GrPi\).  ,Swie  m[an]  arbeit  in  erne  hat,  doch 
hat  man  da  fraglichen  muot;  gerne  pfligt  man  da  so 
loser  sage;  wan  dar  komt  so  mang  stolztt  dirn  und 
knappe.'  Hadl.  ,Ich  schick  uwern  gnoden  hie  ein 
geschrift  einer  s.,  so  ein  priester  zu  Munpolgart  ge- 
sagt hat.'  1476,  Bs  Chr.  (Brief)-  ,Er  horte  wol  von 
der  frowen,  daz  sy  spreche:  ist  min  mann  nit  ein  narr, 
daz  er  daz  büechli  nimpt  für  4  guldin,  es  mag  die  doch 
nit  ustrageu;  und  solicher  sagen  habent  sy  sterkung 
getan.'  1483,  AaB.  ,Nach  Arnos  des  propheten  s.,  als 
er  an  dem  achtenden  spricht'  1521,  Schade  1863.  ,[N. 
habe]  Sässlers  jungkfrow  das  scbäppeli  oder  kränzli 
ab  dem  houpt  gerissen  mit  der  s.,  das  sys  nit  tragen 
sölte,  dann  sy  byn  schaafhirten  gelegen  were.'  1535, 
Z  RB.  ,Ich  Gott  der  dsonn  nach  miner  s.  [nach  mei- 
nem Wort;  vgl.  Gen.  1,  14  ff.]  verordnet  hab  zum 
heitren  tag.'  Ruef  1550.  ,Ex  aliis  cognoscere  aliquem, 
auss  anderer  s.  oder  auss  hörsag  einen  kennen.'  Fris. 
,Uf  eines  alten,  armen,  unbesindten  Mans  S.'  eine 
Beleidigung  verbreiten.  1600,  Z  RB.  , Wer  wölte  inen 
[den  bösen  Geistern]  losen  oder  sich  an  derselben  s. 
keeren.'  LLav.  1569;  , ihren  Worten  glauben.'  1670. 
,Dieweil  man  dann  ganz  Jar  und  Tag  die  Bösen  mahnt 
durch  Bitt  und  S.'  JMabl.  1620.  S.  noch  chlapperen 
(Bd  III  663);  Bott  (Bd  IV  1892).  Mit  dem  Nbsinn 
des  Haltlosen,  Unbegründeten  (vgl.  unter  2).  A.,  dem 
man  eine  Behauptung,  ein  Versprechen,  eine  Prophe- 
zeiung usw.  des  B.  mitteilt,  sagt  verächtlich:  's  ist 
halt  auch  eso  e»S,  dh.  es  steckt  Nichts  dahinter,  ist 
blosses  Gerede  von  ihm  ZW.  .Bringt  ers  nit  dar 
[einen  Ehebruch],  soll  sin  red  ein  s.  sin;  wann  ers 
aber  bewysen  mag,  so  wirt  billich  disen  zweien,  der 
frowen  und  wer  desshalb  straffwirdig  ist,  ir  Ion.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  —  b)  spec.  als  Rechtsw.  <x)  ge- 
richtliche Aussage,  bes.  Zeugenaussage.  ,[Wird  der 
flüchtige  Verbrecher  ergriffen]  sol  man  die  kuntschaft 
und  s.  darlegen,  inn  ouch  fragen  und  dann  von  im 
richten.'  1422,  Z  StB.  ,Der  dryer  [der  3  Genannten] 
s.  lit  an  einem  bricf  besigelt  bi  diser  klag.'  1422, 
Z  RB.  ,[N.  sagt  aus]  als  HW.  in  siner  s.  seit.'  1437, 
ebd.  ,[Die  Zeugen]  schwuorent  alle  jeklicher  be- 
sunder  eide  liplich  zuo  Gott  und  den  heiligen,  das  sin 
s.  ein  warheit  were.'  1439,  AABremg.  StR.  ,Dise  ir 
obgenanti  s.,  so  ieglicher  insonders  geseit  hat.'  1444, 
AaB.  Urk.  ,Des  alten  Hanss  in  der  Hab  und  des 
Schmids  s-en  stant  in  dem  vordrigen  nachgan.'  1460, 
Z  RB.  ,N.  hofft  nit,  daz  im  sin  [des  angebotenen 
Zeugen]  s.  weder  schad  noch  guot  sin  soll,  dann 
er  den  Br.  [die  Gegenpartei]  so  nach  ankere  von  sipp- 


schaft  wegen,  daz  er  inn  nach  der  statt  Zürich  recht 
ze  rechen  hab.'  1475,  ebd.  ,[N.  erklärt]  das  er  dis  s. 
nieman  zuo  lieb  noch  zuo  leid  getan.'  1490,  AaB.  Urk. 
,Uff  desselben  [des  Verhörten]  red  und  s.'  1492,  BLaup. 
,Doch  so  sölte  denen  von  Niderbüren  ir  inred  zuo  der 
erber  lüt  s.  behalten  sin.'  1500,  G  Rq.  ,[Das  Mädchen] 
ernstlich  ermant  die  warheit  zuo  sagen  und  gefraget 
uff  des  ansprechers  s.,  redt...'  1525/7,  Z  Ehegericht. 
.[Ich,  Zeuge,  bitte,  man]  wolle  an  miner  warhaftigen 
s.  mich  plyben  lassen  [und  nicht  foltern].'  1529,  Z. 
,üen  todschleger  sol  man  töden  nach  der  s.  der  zeugen.' 
1530/48,  III.  Mos.;  ,aussag.'  1667.  ,Din  s.  könd  ich 
nüt  wol  urteilen,  wann  du  redst  allein:  man  muoss 
alle  teil  verhören.'  Morgant  1530.  ,üiss  ist  schulthes 
Müllers  s.  gsin  vor  bed  raten.'  1563,  UMey.  Chr. 
, Endet  darrait  syn  s.',  nämlich  der  Zeuge.  1596,  Z; 
die  gleiche  Formel  1641,  AATäg.;  1648,  ScnwMa.; 
1705,  Bs.  ,So  erkent  der  Fürsprech,  dass  ein  jeder 
sin  8.  behalden  solle  Niemant  weder  zu  Lieb  noch 
zuo  Leid,  by  sinem  Eid.'  1641,  AaB.  StR.  S.  noch 
ge-hillen  (Bd  II  1153).  —  ß)  übertr.  auf  geschrie- 
bene, urkundliche  Zeugnisse;  nur  formelhaft.  ,Nach 
siner  brief  s.'  1325,  Arg.  ,Nach  unser  houbtbriefe 
s-e  und  als  diser  brief  wiset.'  1390,  Gfd.  ,Si  wölten 
dem  jungen  E.  nüt  geben;  si  werin  im  ouch  nüt  ge- 
bunden nach  des  briefes  s.'  1399,  Z  StB.  So  oder 
ähnlich  häufig  im  XIV./XVL;  s.  noch  Bündung  (Bd  IV 
1368);  Frid-,  Über-kommnuss-,  Münz-,  Satz-,  Will-, 
Zunft-Brief  (Bd  V  453.  460.  468.  482.  494.  498);  Recht 
(Bd  VI  252);  Näch-Ge-richt  (ebd.  365);  un-er-suecht 
(Sp.  222).  Auch  später  noch.  ,üie  grünen  Häge  sollen 
nach  S.  der  alten  Ordnung  also  eingerichtet  werden.' 
BsGescheidsordn.  1770.  .Nach  S-e  der  Waldordnung.' 
Bs  Holzordn.  1828.  ,Nach  S-e  des  Gesetzes',  Schweiz. 
Amtssprache.  ASocin.  Erweitert.  ,In  kraft  und  s. 
irer  geschwornen  pünden,  so  wollen  sie  die  8  ort... 
geraanet  haben.'  Ansh.  ,Nach  lut  und  s.  (des  ab- 
scheids,  des  evangeliums,  der  selbigen  brieff).'  Ansh. 
Salat;  s.  noch  Bichting-,  Ver-wlsings-Brief  (Bd  V  479. 
496);  Bapp  (Bd  VI  1169).  ,Lut  und  s.  eines  urteil- 
brieffs.'  1538/40,  Z  Ehegerichtsprot.;  s.  noch  An-lass- 
Brief  (Bd  V  464).  —  2.  Gerede,  Gerücht.  Uf  ämol 
hat 's  g'hässe",  de''  Br.  well  fürt  i"  frendi  Denst ;  si" 
Mueter  und  's  Orele"  Trili  sind  ab  der  S.  nid  wenig 
verschrocke",  aber  wör  isch  [' s]  g'sl".  SPletscher  1903. 
,Ein  s.,  ein  gemeine  red,  sy  seie  guot  oder  böss,  fama, 
narratio;  s.,  wie  man  gemeinlich  sagt,  ut  fama  est; 
mancherlei  s.  aussbringen,  allenthalben  aussspreiten, 
aussgiessen,  varios  rumores  serere.'  Fris.;  Mal. 
S.  noch  Mummel  (Bd  IV  228);  Gassen -Bed  (Bd  VI 
536).  In  bestimmten  Wendungen.  Es  göt  d'  S.  Aa; 
Z  und  weiterhin,  's  ist  d'  Säg  SchwE.,  ,es  geht  die 
Sage',  es  heisst,  man  sagt.  .Geschossen  ward  [in  der 
Schlacht  bei  Frastenz]  ganz  grusam,  ein  klapf  über 
den  anderen  kam:  biff  baff!  als  gemeinlich  die  s.  stadt, 
welcher  die  krieg  ie  gebrucht  bat,  ist  als  sorgklich 
nie  worden  ersechen,  als  an  dem  end  ist  beschechen.' 
NSchrauin.     ,Do    kerne   die  s.,    einer  were  wund  und 

wölte  sterben.'  1515,  Z.    ,[Es]  wäre  die  s '   Ansh. 

.[Wir  wollen]  üch  gern  anzöugt  haben,  wie  ein  s. 
under  uns,  dass...'  1531,  Strickler.  ,Es  [ein  lieder- 
liches Weibsbild]  und  der  A.  syend  in  sim  [einer 
Drittperson]  hus  bi  einandren  uffenthalten,  darvon 
noch  sunst  ouch  ein  s.  ist.'  1533/8.  Z  Ehegerichtsprot. 
,Da  sig  die  sag,  wie  bruoder  Klaus  von  Underwalden 


877 


Nag,  seg,  sig,  sog,  sug 


378 


wider  kau  und  zuo  einer  frowen,  die  in  bruoder 
Klousen  herberig  woni,  der  selben  by  nacht  erschinen 
und  iren  anzeigt,  das  sy  sägy,  das  sy  den  hiterisclien 
glouben  usrütind.'  1501,  Gl.  ,Es  ist  die  s.  oder  das 
geschrey,  rumor  est  vel  erat.'  Fris.;  Mal.  .Es  hat 
sich  ein  s.  zuotragen,  surrcxit  fama.'  ebd.  ,Die  ge- 
mein s.'  ,N.  sye  tod,  als  die  gemein  s.  sye.'  147b', 
BsChr.;  die  gleiche  Wendung  1493,  Z;  bei  HBull. 
1533;  RCys.;  1601,  Uw  (,der  gemeinen  s.  nach');  s. 
noch  Pfärd  (Bd  V  1181);  An-say  IL  .Gemeine  s.  und 
red,  opinio;  nach  gemeiner  s.  oder  gemeinem  geschrey, 
communi  fama  atque  sermone;  ein  heitere  und  ge- 
wüsse  s.,  rumor  celebris;  omnium  sermone  celebratum 
est,  es  ist  ein  heitere  und  gewüsse  s.,  es  sagt  alle  wält 
darvon.'  Fris.;  Mal.  Mit  Betonung  des  Unsichern, 
Unverbürgten.  Es  ist  auc''  eso  e"  S.,  man  sagt,  erzählt 
sich  freilich  so  (aber  sicher  ist  es  nicht)  Aa;  B.  Da' 
ist  e"  S.,  Ablehnung  zB.  eines  boshaften  Geschicht- 
chens Sch.  In  der  nhd.  Bed.  bekannt  und  gebraucht, 
aber  nicht  recht  volkstümlich,  's  ist  en  alti  S.,  uf  dem 
Bück  oben  sei  e"mol  e"  Schloss  g'stande"  usw.  Th  und 
ähnlich  sonst.  ,Es  ist  ein  alte  s.  gewäsen,  narravit  anti- 
quitas.'  Fris.;  Mal.  S.  auch  Schin-Mann  (Bd  IV  278). 
Ahd.  saga,  mhd.  mg(e)  f.;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  11144/7, 
dazu  Martin-Lienh.  II  333.  Die  Form  ,sage'  (als  Gen.)  auch 
1493,  AaB.  Urk.  Einmal  eine  Form  mit  angetretenem  t: 
, die  gemeinen  sagt.'  1476,  Bs  Chr.  (F  Brief);  an  mhd.  segede 
ist  nicht  zu  denken.  ,Des  narren  s.'  1530,  Sir.;  dagegen: 
,Die  rede  des  narren.'  Luther.  Der  präpositionsartige  Ge- 
brauch (unter  1  b  ß)  erscheint  nur  in  Verbindung  mit  ,lut' 
und  ist  wohl  dadurch  veranlasst;  vgl.  auch  Besag;  Vrsaeh 
(Sp.  119). 

Ab-  f.,  in  ä.  Spr.  auch  m.:  Absage.  Es  ist  en 
(na'*  kei")  A.  cho",  zB.  auf  eine  Einladung,  Werbung. 
Dem  seit-men  (e'"mel  au'h)  en  AA  eine  unzweideutige 
Äusserung  des  Niehtwollens  Aa.  Fehde-Erklärung. 
,A.  ze  kriegen,  armorum,  belli  denuntiatio.'  Fris.; 
Mal.  ,Die  A.  geben  oder  schicken,  den  Krieg  ankün- 
den, bellum  vel  hostilitatem  denunciare.'  Hosp.  ,Die 
Lüste  und  Sünden  bereuen  und  ihnen  den  Krieg  an- 
künden und  den  A.  geben.'  JJUlr.  1727.  S.  noch  A.- 
Brief (Bd  V  480). 

Vgl.  Gr.  WB.  I  92  (f.);  Fischer  I  55  (m.).  —  Diese  und 
die  folgenden  Zssen  siud  meist  von  den  entsprechenden  Verben 
aus  gebildet;  die  Masculina  zeigen  den  Typus  von  mhd.  be- 
suoch  m.  uä.  (tw.  in  seiner  Jüngern  Ausgestaltung;  vgl.  Wil- 
manns2II   188/9). 

TJf-:  Aufkündigung.  ,Die  u.  der  pündten  muoss 
darumb  geschehen,  dass  sy  uns  [die  Schwyzer  die 
Zürcher]  in  kraft  derselben  zuo  recht  nit  manen  kön- 
nent.'  1529,  Z.  .Die  aufsag,  eiuratio.'  Fris.;  Mal.  — 
Vgl.  Sanders  II   S36. 

An-  I:  Anzeige,  Angabe.  ,Nach  a.  irer  kronik.' 
Ansh.1;  in  der  2.  Aufl.  nach  der  andern  bessern  Über- 
lieferung ,nach  anzeig  ir  kronik.'  ,Die  a.,  anzeigung, 
verkündung,  nuntiatio.'  Fris.;  Mal.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I 
432;  Sanders  II   836.     S.  auch   unter  An-my  11. 

Üs-:  Aussage;  s.  Hasel-Ruet  (Bd  VI  1835);  sue- 
ehen  (Sp.  216  o);  Sag.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  943;  Sanders 
II  836. 

Ver-  m.:  1.  abschlägiger  Bescheid.  ,[Meridianna 
zu  Olliffier,  der  seine  Liebe  bisher  noch  nicht  mit 
Worten  geäussert  hat:]  Ich  weiss  nüt,  ob  ir  den  falt- 
schen  v.  entsitzen;  aber  ich  tuon  üch  zuo  wüssen, 
daz  ich  üch  so  lieb  hab,  das  kein  ding  nüt  ist.  wenn 
ir  das  von  mir  begertcn,   das  ich  üch  daz  nüt  gebe.' 


Morc.ant  1530;  frz.  rcfus.  ,Der  künig  enbüt  üch  [Astolf 
und  seinem  Wirte],  das  bed  von  stund  an  mit  mir 
kommend,  das  ir  gestraft  werdind  um  den  v.,  so  im 
von  üch  geschächen  ist,  und  um  die  gros  nachred,  so 
du  von  im  geredt  hast.'  ebd.;  frz.  refus.  —  2.  Ver- 
leumdung, üble  Nachrede.  ,[Die  Nonnen  des  Katha- 
rinenklosters  haben  sich  bei  den  Eidgenossen  über  die 
St  Galler  beklagt]  darumb  zwungentz  [die  St  Galler] 
ainen  convent  gmainen  Aidgnossen  schriben  und  si, 
die  von  StGallen,  des  v-es  entschlahen.'  Sicher  1531. 
—  Wie  es  scheint,   nur  Schweiz. 

Vor-  I.  ,Die  v.,  praedictio,  pradictutn,  das  vor- 
sagen.' Fris.;  Mal. 

Hör-:  Hörensagen.  ,Wo  Sachen  einer  vernem,  so 
unser  statt  schaden  bringen  und  schedlich  sin  möchte, 
das  mag  einer  wol  uff  h.  leiden  und  sunst  nit.'  L  StR. 
um  1480.  ,0b  dem  schultheissen  der  freuel  ondis  für- 
kem  von  h.'  AaB.  StB.  (jüngere  Redaktion).  ,[N.,  ver- 
leumderischer Reden  angeklagt,  verteidigt  sich]  das 
er  das  uss  hörchsag[V]  geredt  habe.'  1533,  Z  RB.  ,Die 
h.,  auditum;  auss  h.  sagen,  audito  nunciare;  geur- 
teilt werden  nach  h.,  exigi  aure;  ich  weiss  nüt  dann 
von  h.,  nihil  praeter  auditum  habeo;  verston  oder 
wüssen  durch  h.,  fama  et  auditione  accipere.'  Fris.; 
Mal.  .[Leute]  die  vil  ding  allein  uss  h.  gmäldet  ha- 
bend.' LLav.  1569;  ,auss  den  Erzellungen  anderer 
Leuten.'  1670.  .Wenn  einer  ein  ding  nit  nun  auss  h. 
hat,  sonder  mit  seinen  äugen  sieht.'  ebd.  1582.  ,Uff 
ein  argwon  oder  h.  hin.'  ebd.  1583. 

Änhd.  bei  Gr.  WB.  IV '2,  1833;  ma.  nur  (G^hÖrP-aäg?  a. 
(s.  d.).  Die  Lesung  ,hö'rchsag',  die  auf  Anlehnung  au  (das  bei 
uns  freilich  nicht  heimische)  , horchen'  beruhen  müsste,  ist 
unsicher;  vgl.  das  auffällige  ,hürissagen'  unter  Hörensagen  n. 
Kundschaft(s)-  I:  Zeugenaussage.  ,In  der  K. 
hat  es  sich  erfunden,  das  R.  den  Lantvogt  W.  ein 
Metzgerhund  gschulten.'  1641,  Zr,  TgB.  .Beschliesst 
damit  die  K.'  1648,  ADettl.  1905.  .Ihre  K.  tun.'  1687, 
AaK.  StR.  —  Manne"-.  , Augustin  Huober  und  Bar- 
bara Wichtlerin  sind  abermals  erschinen  und  öffnet 
sy,  wie  ira  nechermals  schriftliche  und  muntliche 
kundtschaft,  das  er  ira  die  ee  zuogseit  hette,  erkennt 
were;  [doch  wurde]  an  genempter  kundtschaft  anders 
nit  funden,  denn  das  es  alles  wybersag  und  nit  ein 
mannensag  gewäsen,  diewyl  sy  ir  sag  mit  zweien 
bidermannen  nit  knntlich  gemacht.'  1538/40,  Z  Ehe- 
gerichtsprot.  —  Mär-.  .Mendaciuin,  lug,  ein  eitele 
red,  m.'  Fris.;  Mal. 

Be-:  Ausweis,  Zeugniss.  ,Uss  b.',  nach  Massgabe, 
in  Anbetracht.  ,[Euere  Nachrichten  über  die  Unruhen 
zu  Zürich  und  Luzern]  habend  wir  verstanden  und 
darab  merklich  erschrecken  empfangen  uss  b.  des,  so 
fürer  dadurch  in  unser  loblichen  Eidtgnosschaft  möchte 
zu  ergrung  und  unkomlikeit  entstan.'  1489,  B  Brief 
(Waldm.-Auflauf).  ,Nach  b.'  ,N.  b.  der  briefen.'  1475, 
Bs  Chr.  ,N.  b.  der  Satzung.'  B  StSatzg  1539.  ,N.  b.  heil. 
Schrift  erneueret  er  [der  Wein]  des  Menschen  Gestalt 
und  macht  sein  Angesicht  glänzender  denn  Ol.'  1078, 
Sch  (Danksagung  für  den  von  der  Obrigkeit  gespen- 
deten Hochzeitswein).  S.  noch  Chmtf-Bricf  (IU  V  459). 
,B.',  laut,  nach  Massgabe.  ,B.  gegenwärtigen  Artikels 
versprechen  die  vertragende  Teil...'  Replica  1691.  S. 
noch  probieren  (Bd  V  305). 

Mhd.  und  änhd.  teaagM  in  gleicher  Verwendung  (Lexer 
I  200  ßr.  WB.  I  153'.»:  Sanders  11  836;  Fischer  I  885). 
Das  W.  wird  von  den  Wörterbüchern  als  f.  angesetzt;  es  kann 


Sag,  seg,  s^r-  s"f.p.  sug 


:-;xn 


bei    uns,    ebenso    gut    in.    sein,    wie 
Zum    präpositionsähnl.   Gebrauch    vgl. 


aber,  wenigstei 
Ver-sag  zeigen, 
mit  Ann). 

Wiber-  s.  Mannen-Sag. 

Wider-:  Widerrede.  ,[Der  Abt  macht  geltend]  das 
dieselben  in  der  fryen  weibelbuob  gesessen  schuldig 
sigen  und  ouch  bisshar  on  w.  geben  habendt  vier- 
zechenthalb  pfund  pfening  vogtstür.'  1527,  GDeg.  ,Die 
w.,  contradictio,  oppositum.'  Fris.;  Mal.  —  Mhd.  iMer- 
«zg,    f. 

Zue-  f.,  in  ä.  Spr.  auch  m. :  Zusage.  Es  ist  nach 
kei"  Zuesäg  cho"  (modern).  ,[N.  habe]  sölichen  ge- 
heiss  und  z.  inen  getan.'  1490,  Z  EM.  ,[Es  soll]  bi 
dem  z.,  den  mh.  den  frowen  von  K.  hievor  geton 
habent,  bliben.'  1519,  EEgli,  Akten.  , Darum  ist 
not,  das  man  ein  oberkeit  hab  und  iedermann  sinen 
z.  und  pflicht  halte.'  Zwingli.  ,Und  also  mit  söm- 
licher  handlung  brachten  si  [die  frz.  Gesandten]  zuo- 
wägen,  dass  die  nun  ort,  so  dem  römschen  küng 
on  fürwort  hattend  den  Romzug  zetuon  zuogesagt, 
fürwort  irem  z.  anhankten  und  dass  die  gmeinen 
knecht  dem  [frz.]  küng  zuoliefen.'  Ansh.  ,Unserm  z. 
nach.'  1530,  Th.  ,Micli  dunkt,  ich  were  wirdig  zeschäl- 
ten,  wenn  ich  also  min  trüw  und  z-en  breche.'  Morgant 
1530;  oder  Inf.?  .Hältst  du  mir  din  z-en,  so  will 
ich  dir  die  minn  ouch  halten.'  Haimonsk.  1531.  .[Man] 
hofft  aber,  er  solle  syner  contiens  [conscientia]  rumen 
und  ja  syn  z.  leisten  und  erstatten.'  1511/3,  Z  Ehe- 
gerichtsprot.  ,Die  z.,  verheissung,  pollicitatio  [usw.].' 
Fris.  ;  Mal.  (Weitres  ebd.  530  a/b).  ,Das  ist  ein  schand 
bei  allen  lüten,  das  grosse  künig  ...  so  wenig  schonen 
iren  eren  und  ir  z-en  nit  steht  halten.'  Holzw.  1571. 
S.  noch  Bi-Bricf  (Bd  V  469). 

Mhd.  motagt  f.  (Lexer  III  1195;  ein  Beleg),  entsprechend 
uhd.  (Sanders  II  836).  Das  m.  noch  mehrfach  in  der  Z  Rechts- 
spr.  der  1.  H.  XVI.;  einmal  deutlich  f.:  ,lut  her  z.'  1538/40. 

Sag  II  m.:  Sprecher;  nur  in  Zss. 

Ahd.  wäre  mgo  (nur  in  Zssen) ;  mhd.  tage,  Erzähler  (ver- 
einzelt). Sag  II  und  Zssen  werden  etwa  seit  dem  XVI.  von 
Sager  und  Zssen  verdrängt;  Mal.  verzeichnet  Sag  II  und 
Zssen  nicht  mehr. 

An-  II,  in  Bed.  2  A"säg:  1.  Gewährsmann,  -person 
für  eine  Äusserung  (nur  in  gerichtlichem  S.).  ,1m 
habe  sölichs  Anna  sines  jungher  Brunnen  junpfrowen  [!] 
geseit,  die  neme  er  für  sin  a-en.'  1445,  Z  EB.  ,Der 
selb  sin  a.  [soll]  an  des  Schmids  statt  stan  und  inn  ver- 
tretten.'  ebd.  ,Wo  einer  innerthalb  obgeschrybner  zyt 
[der  Appellationsfrist  von  14  Tagen]  sin  verwegne 
kundtschaft,  vor-  oder  a-en  oder  ander  nit  bejagt, 
alldann  soll  sin  gegensecher  sin  recht  und  sach  gwun- 
nen  haben.'  B  StSatzg  1539.  , Sinen  a-en  nemmen,  sa- 
gen, wissen,  zeigen.'  ,üo  man  inn  fragt,  wer  es  im 
geseit  hette,  do  kund  er  sinen  a-en  nicht  gesagen.' 
1404,  Z  RB.  ,Also  kunt  er  sin  a-en  nicht  genemen.' 
ebd.  ,Da  rett  er,  er  wölte  ein  sölichs  reden,  denn  er 
wissete  sin  a-en  wol.'  1442,  ebd.  ,Ich  [habe]  solche 
wort  nit  uf  hören  sagen  geschriben,  sunder  ufgwüss 
kundtuon  fürnemer  lüten.  Nun  weisst  üwer  wysheit 
wol,  dass  in  den  dingen  gefarlich  ist,  sinen  a-en  zuo 
zeigen.'  Zwingli.  S.  noch  Sächer  (Sp.  131).  Bes.  häufig 
, sinen  (den)  a-en  stellen',  auch  .darstellen.'  ,[N.  soll] 
sweren,  daz  er  die  red  erlogen  hab  oder  er  mög  sin 
a-en  st.  in  14  tag.'  1424,  LEB.  ,Ob  es  notdurftig 
wurde,  sin  a-en  herumb  ze  stellend.'  1437,  Z  EB. 
,Wiit  es  notdurftig,  so  wil  ich  min  a-en  darst.'    ebd. 


,Mag  Verena  Jägerin  in  einem  manot  kuntlich  machen 
oder  iren  a-en  st.,  das  N.  ein  dieb  sye,  so  . . .'  1459, 
ebd.  ,[Es  war  mir  nicht  möglich]  kuntschaft  zuo  prin- 
gen  und  min  a-en  zuo  st.'  1489,  G.  ,[Etw.]  fürbringen 
oder  den  a-en  st.'  1511,  Z  EB.  ,Es  wäre  ein  gassen- 
red,  aber  er  wüsse  schlechtlich  dheinen  a-en  ze  st., 
dann  allein  dass  es  ein  gmeine  red  gsin  sye.'  1522, 
EEgli,  Akten.  .Üaruff  N.  synen  a-en  den  gedachten 
V.  gestellt.'  1600,  Z  EB.  S.  noch  bringen  (Bd  V  698). 
,Siu(en)  gichtigen  a-en  st.'  1470,  Z  EB.  (und  so  noch 
wiederholt  in  der  Z  Eechtsspr.  des  XV./XVI.),  ,darst.' 
1531,  Z  Greif.  , Einen  zuo  sinem  a-en  st.':  , Anna  des 
Vietzen  junpfrow  stelt  zuo  irem  a-en  Ittly,  herr  Hansen 
Vietzen  tochter.'  1445,  Z  EB.  (noch  wiederholt).  Nicht 
mehr  verstanden  und  als  fem.  gefasst:  ,Wann  ein  Per- 
son die  ander  an  Ehren  schiltet  und  angryft,  es  seie 
Wyb  oder  Mann,  so  soll  er  oder  sy  die  A.  stellen 
oder  die  Entschlahung  tun.'  ZGrün.  AB.  1668;  in  der 
Redaktion  von  1601:  ,Sin  sag  erwissen  oder  ansag 
stellen.'  —  2.  A"säg,  wer  beim  Kartenspiel  zuerst  die 
Erklärung  abgeben  muss,  ob  er  im  betreffenden  Gange 
mitspiele  oder  nicht  ApWolfh.     Da  bist  A.l 

Ahd.  'una-sago  (belegt  ist  nur  die  jüngere  Bildung  anu- 
eagari,  impugnator).  Ausserhalb  unsres  Gebietes  scheint  das 
W.  nur  bei  Schm.  2  II  234  bezeugt  zu  sein.  2  ist  junge 
Bildung  von  der  ma.  Form  des  Vbs  aus. 

Vor-  II:  =  dem  Vor.  1,  eig.  wer  vor  (zeitlich!) 
Einem  Etw.  gesagt  hat.  ,Der  [welcher  wegen  Be- 
schimpfung Zwingiis  angeklagt  war]  nampt  zuo  einem 
v.  WSalern  zuo  Soloturn,  den  er  zuo  recht  nit  har 
vermocht.'  Ansh.  ,Wellicher  vor  gericht  an  kundtschaft 
oder  v-en  dinget.'  B  StSatzg  1539;  s.  schon  unter  An- 
sag (Sp.  379).  Der  verleumdete  Prädikant  forderte 
ihn  auf,  seinen  .Vorsäg'  zu  nennen.  XVII.,  BLauenen 
Chorgerichtsmanual.  —  krahäaforasago,  vorsage  nur  =  pro- 
pheta,  pradicator. 

Kundschaft-  II:  Zeuge.  ,Den  K-en  ihr  Lohn.' 
1724,  AATäg.  Gerichtsb. 

Wis-:  Prophet  (des  AT.).  ,Daz  die  wissagin  ge- 
sprochin  haut.'  XII.,  Wack.  1876.  ,Durch  den  munt 
des  wissagin.'  ebd.  ,Die  flüech,  die  in  der  gesetzt 
Moysi  und  der  wisagen  geschrift  sind.'  1414,  ZWth. 
EB.  ,Diss  wort  prophet  ist  nit  hebräisch,  sunder  grie- 
chisch und  kumpt  von  vorsagen  har  und  heisst  eigent- 
lich einen  vorsager,  den  wir  einen  wyssagen  nennend, 
der  künftige  ding,  vor  und  sy  beschechind,  seit.'  Zwingli. 

—    Mhd.  icl*(*l'<gi,   injiL'clfiltrt  aus  alnl.  uißago;  vgl.  uit-xagat. 

Gc-sag  FJ.  (-&-),  sonst  G'säg  (■&-)  —  u.:  Ge- 
rede, Gerücht  Aa;  B;  FJ.;  GrPi\;  G;  Uw;  Z;  allg. 
Das  ist  nu"  efso  es  G's.,  nu"  e"  lärs  G's.  Das  ist-mer 
au*''  es  G's.!  AaF.  Das  G's.  ist  g'si"  . . .  Z.  Es  ist  es 
G's.  dervo"  GEag.  Es  gät  es  G's.  umme"  ZDätt.  Es 
geit  efso-n-es  G's.  ander  de"  Lüte"  BHk.  's  gäd  ['s] 
G's.,  de  wöllisch  male"  [heiraten;  s.  Bd  III  56]  FJ. 
Es  gät  im  ganze"  G's.  ume",  man  redet  überall  davon 

ZElsau.     Nach  si"'m  G's Z.     S.  auch  üs-gän  (Bd 

11  25).  Mer  wäre"d  in  e"  grüsamigs  G's.  i"e  chu". 
Stutz.  So  chö"  mer  [kommen  wir]  um  d'  Sach  und  in 
e"  Hunds-G's.  ebd.  Vu"  mir  mitess-mer  wäger  kei"  G's. 
e'so  ha"!  KdMet.  1844.  Da  giH  's  wider  im  Dorf  e" 
munters  G's.  und  Verhandle".  ESchönenb.  —  Vgl.  Gr. 
WB.  IV  lb,  37S3;    Fischer   III  439. 


sage" 


B.,  Stdt;  BWatt.;  SL.,  säge(n)  bzw. 
-e2-  Aa;  Ap;  m,oBsL.;  B;  F;  Gl;  Gr;  L;  PAL  (sägi"), 
Gr.,  Po.;  G;  Sch;  Souw;  S;  Th;  Uw;  U;   W  (-e;,  tw. 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


auch  -u",  in  Lö.  lt  Dia],  sägin);  Zu ;  Z,  mit  Dehnung  Aa 
tw.  (so  Br.,  F.,  doch  im  Imp.  auch  sdg,  in  Leer,  neben  -d-) ; 
m,  oBsL.;  BU.  (nur  im  Imp.  unter  1  e  y);  Uk< -hur,  Ths; 
Ltw.;  S;  U;  Z  tw.  (so  S.,  doch  neben  -«-),  1.  Sg.  1.  2. 
3.  PI.  Ind.  Präs.,  Conj.  Praes..  Imp.  sag(e")  bzw.  sä^fe^ 
usw.,  2.  3.  Sg.  Ind.  Praes.  (auch  wo  sage"  gilt)  seist 
(seis(s)).  seit  (seid)  bzw.  -i2-,  -d-,  -ä-  usw.,  in  ApK.: 
GAltst.,  Eichb.  -e'i-,  in  GRh.  -e-  (wie  bei  lege",  träge"; 
dagegen  Mätli  bzw.  Moatli),  Cond.  serti  (bzw.  -»*-  usw.) 
Aa;  BR.,  Si.,  lt  Kuhn,  Zyro;  GlK.;  Sch;  Ndw;  Z,  sieg 
ÄALeer.  (selten  neben  seiti) ;  BBgd.,  E.,  Stdt,  in  Goldb., 
M.  daneben  seift ;  S,  siegt  BoAa.,  Si.  (Zyro),  U.,  stieg, 
süeg  Ap,  Ptc.  g'seit  usw.  mit  dem  selben  Voc.  wie  in 
der  2.  3.  Sg.  Ind.  Praes.  (g'set  auch  in  TuGottl.,  Tag.): 
1.  sagen,  von  irgend  einer  (mündlichen,  uneig.  auch 
schriftlichen)  Äusserung,  Mitteilung  mit  Rücksicht 
auf  deren  Inhalt;  nicht  selten  als  Ersatz  für  treffen- 
dem Ausdruck  wie  behaupten,  vorgeben,  darlegen, 
erzählen,  einschärfen  uva.  ,S.,  erzellen,  narrare,  de- 
narrare, enarrare,  renarrare,  commemorare,  nuncu- 
pare,  perccnsere,  proferre,  referre,  dicere,  praedicere, 
eloqui,  enuntiare,  fabulari,  autumare,  citare.'  Fris.; 
Mal.  ,Man  sagt,  fama  est;  sy  sagend,  memorant,  di- 
cunt,  ferunt.'  ebd.  Als  erklärender  Inf.  (wobei  ein 
beim  regierenden  Ausdruck  stehendes  Obj.  oder  Subj. 
infolge  Verschiebung  der  syntaktischen  Gliederung 
vom  Sprachgefühl  als  Obj.  zu  s.  gefasst  wird;  vgl.  lay). 
Etw.  finde"  z'  sägi",  rimproverare  PAL;  vgl.  it.  trova 
sempre  da  ridire,  frz.  il  trouve  toujours  ä  redire.  Dd 
ist  Nüt  z'  s.,  einzuwenden,  's  ist  nid  zom  s.,  nicht 
zu  sagen,  unbeschreiblich  Ar;  Th  und  sonst.  E"  Fraid 
isch  's  halt  g'si",  nit  zuem  s.,  eine  unbeschreibliche 
Freude  Bs.  Öppis,  Nüt  z' 8.  (in  ZW.  z' zage")  ha", 
wie  nhd.  Wenn-t'  [=du]  Öppis  z'  säge"  hescli,  zu  er- 
widern, einen  Auftrag  auszurichten.  Du  hast  da  Nüt 
z'  s. !  a)  der  Inhalt  der  Mitteilung,  Äusserung  wird 
ausgedrückt  (die  Person,  an  die  sie  gerichtet  ist,  er- 
scheint im  Dat.):  a)  durch  direkte  Rede.  De'  Se'b 
(od.  Einer)  hed  g'seit  ...  (auch  mit  indirekter  Rede), 
Einführung  eines  Sprichwortes;  s.  auch  ander  (Bd  I 
303).  Mit  den  Worten:  Die  Alle"  händ  ami"  g'seit  ..., 
leiten  ältere  Leute  gerne  einen  Ausspruch,  eine  Bauern- 
regel udgl.  ein.  S.  noch  meinen  (Bd  IV  309).  Was 
nützt  das  Sorge"?  siH-er  albe".  Dorpkal.  1871.  Holle 
holle,  so  säge"d  de"  Volle":  g'nueg  ist  g'nueg,  hat  de 
Giger  g'giget.  EStoll  1907  (8ch).  ,Er  möchte  s. :  was 
hab  ich  denn  geton'r1  diceret:  quid  feci'r"  Fris.;  Mal. 
Ich  s-je",  s-g(en)-ich  oä.,  direkter  Rede  ein-  oder  bei- 
gefügt 1)  um  einem  Befehl,  einer  Behauptung  Nach- 
druck zu  geben.  Gang  abe",  säg-i'h!  Ich  säg-der  ('s), 
lö" -mer  da' Chind  go" .'  Ap;  Tu.  Lueg,  Mätli,  i'h  säg- 
der,  's  Wasser  ist-em  über  d'  Bagge"  abe"  'trölet  Z.  Es 
wundervolls  Bugge,  e"  Pracht,  sägen-ig-ech.  OvGreyerz 
1898.  ,Dieweil,  säge  ich,  solcher  gestalt...;  diss  alles, 
säge  ich,  wollet  ihr  . . .'  1599,  L  (BReber).  S.  noch 
Pfarrer  (Bd  V  1171);  ratschen  (Bd  VI  1848  o.).  - 
2)  (ieh)  säge",  (han-i'h  g'seit,  seit-er),  in  die  Erzählung 
eingeschoben,  um  die  Aufmerksamkeit  eines  unauf- 
merksamen Zuhörers  zu  erregen  Aa;  Ap;  TbHw.;  Z. 
—  3)  nach  Anführung  einer  direkten  Rede  in  der  Er- 
zählung. ,Gang  nummen  und  sag  im,  ieh  seig  jetzt  nit 
deheim  und  er  mecht  doch  gietigst  en  andere"  Tag  ko"% 
sagen-ich,  han-ich  g'sait.  Breitenst.  (BsStdt).  Da'  göt 
(auch  indir.  gäng)-mirh  Nüt  a",  säg  ich  (han-ich  g'seit), 
und  bi"  g' gange".  —  4)  ,sage  (ich)',  auch  ,will  s.',  be- 


richtigend. , Sicht  Alles  einer  Ruptur  glych,  umb  so 
vill  mehr,  wylen  der  Tagen  oder  sage  ich  zu  Nacht 
ein  Cometstern  mit  3  Kriegsspiessen  directe  ob  Glarus 
stehende  gesehen.'  1662,  Gl.  , Beide  Herren  Häubter, 
Burgermeister  will  ich  s.  und  übrige  Häubter.'  1665,  Z. 
.Abraham:  Wer  muess  auch  dem  Isaac  d'  Eisen  ab- 
fbjrechä,  will  sagä,  wer  müess  am  zttesprechä?-  Tv- 
rolersi\  17-13.  , Eier-Milch  zu  inachen,  sage  zu  bachen.' 
Z  Kochb.  XVIII./X1X.  ,Wo  die  abgestorbene  Person 
allein  Stiefbruder  oder  Stiefbruders  Kind  oder  sage 
ich  gar  keine  Erben  hinter  ihm  verliesse.'  Z  Erbr. 
1831.  S.  müesse",  zugeben,  gestehn  müssen.  Du  muest 
doch  selber  s.:  e'so  gut  's  nüd.  Da  mues'-ich  (denn 
doch)  s. :  ...  .Traurig  erklärte  die  Greisin:  Da  muss- 
ich  doch  sage",  so  het-mer  's  noch  Niemer  g' macht'.'  Sch 
Pilger  1894.  ,Los,  dsi  muess -ter  siege":  dsi  hat  den 
Atto  zi-er  d  gloat,  hör  mich  an,  sie  [die  Mutter]  muss 
dir  sagen:  sie  hat  den  Vater  zu  ihr  auch  gelassen' 
PGr.  (Sella).  Die  direkte  Rede  kann  auch  nur  aus 
einem  abgekürzten  Satz,  einer  Wortgruppe  oder  einem 
einzelnen  Wort  bestehen  und  wird  in  diesem  Falle 
nicht  mehr  scharf  als  solche  empfunden,  sondern 
nähert  sich  in  der  Auffassung  den  Fällen  unter  s. 
,/'*  wil  säge"  zwöümal  .so  ml,  non  nimium  dixero,  si 
dicam  duplum  eius.'  Id.  B.  Säg  (lieber)  grad  Wsi"g! 
ironische  Ablehnung  einer  Schätzung  odgl.  Aa;  Ap; 
B;  Tb;  Z.  «Tb,  me"  sät  denn  no"  [nur]  Täller,  denn 
hät-me"  Fleisch!  Abweisung  eines  unbescheidenen  od. 
unerfüllbaren  Wunsches  Th;  ZSth.  S.  noch  Behüetis- 
keit  (Bd  II  1797).  (Ei"'m)  guete"  Tag,  gueten  Äbe"(d), 
guet  Nacht  (s.  Bd  IV  643),  (Gott-)grüez-ich,  Adie, 
pitt-ich,  tanke"  s.  Vatter  u"'!  Mueter  lönd-der  oc*  ne" 
guete"  Tag  s.  w"rf  dd  heigisch  Nenis.  Gotth.  Sust 
seit-me"  g.  T.  [usw.],  zu  einem  Kinde,  das  den 
Gruss  vergisst.  Tüsi"g  Brüedere"  bi-n-enand  und 
sägi"d  nüd  e"mäl  Gott-grüez-i  zu-n-enand  ZLunn. 
(Rätsel  von  den  Ziegeln  auf  dem  Dache).  Wenn 
ml(ni)  Muetter  kei"  (ka")  Kaffi  me  macht,  so  schnüer 
i'h  ml"  Bünteli  (so  nim-ich  min  Bündel)  und  säge"  guet 
Nacht  GWe.;  Sch  (EStoll  1907).  Sägi  Alegru,  dire 
addio  PAL  (Giord.).  Uneig.:  guet  Nacht  s.,  den  Ab- 
schied geben,  zB.  der  Medizin  ScuS'-.  Ja,  nei"  s.  Sagt 
nd,  negare,  ricusare  PAL  (Giord.).  Me"  hat  nu"  na'h 
chönne"  ja  (und  Arne")  s.,  war  vor  eine  vollendete 
Tatsache  gestellt.  Nüt  g'seit  ist  jö  g'seit  Aa.  ,Wenn 
ir  minen  begeren  zuo  der  ee,  so  sägen  ja;  do  jach 
sy  ja.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Derselbig  seiti  zuo  ir: 
sag  nun  jaa,  er  [der  dich  zur  Ehe  willj  hat  guot  huss 
und  heim.'  1538/40,  ebd.  ,Sagt  einer  ja,  so  sag  ich 
auch  ja,  sagt  einer  nein,  so  sag  ich  auch  nein,  negat 
quis?  nego,  ait?  aio.'  Fris.;  Mal.  Wer  A  seit,  mues' 
aw1'  B  säge",  nach  der  schriftd.  RA.  Vgl.  2  a.  — 
ß)  durch  indirekte  Rede  oder  Nebensatz.  Lustig 
ist  mi"(s)  Elsi,  wenn-i'H  säg,  ich  well-si,  lustig  ist  ml"(s) 
Elsi  nüd,  wenn-i'h  säg,  ieh  well-si  nüd  Gl;  Z  (Dan.).  Säg, 
i<*  lös'-e"  grüeze"!  Schi  heind  g'seit  [man  sagt,  es  heisst], 
gester  si  en  grüsam grössi  Lauerte"  i"  Flüela  apper  GrD. 
Ich  ha"-mer  la"  säge",  er  tvell . . .,  ich  habe  gehört  B;  Tb  ; 
Z.  ,famam  aeeepi.'  Id.  B.  Ich  ha"-mer  mües'e"  la"  s.,  ... 
Ich  seiti  lieber  a's  nit,  es  war  e"  Pilger  do't  vorn. 
Prophet  1855  (GSa.).  S.  noch  ge-fallen  (Bd  I  757). 
,Ich  han  mir  müessen  lassen  segen,  ich  habe  schuld 
an  dynen  taten,  dass  du  so  übel  sygest  graten.'  GBinher 
1535.  ,Wann  er  d  kind  leere  betten,  sege  sy,  er  sye 
voll.'  1541/2,  Z  Ehegericht.     ,Gang,  seg,  der  bot  hab 


383 


Sag.  seg,  sig,  sog,  sug 


sich  bschissen.'  HsRMan.  ,Man  sagt,  er  werde  yetz 
heirakoinruen,  dicitur  is  venturus  nunc  peregre.'  Fris.; 
Mal.  S.  noch  Muschgeteller  (Bd  IV  508).  Durch  ,dass-' 
Satz  f  der  MA.  nicht  recht  geläufig.  ,Sag  nit,  das  es  mei- 
ner liederligkeit  schuld  seie,  neque  mihi  negligentiaro 
velim  ascribas;  sagst  du,  dass  du  es  meinist?  opinor 
narras?'  Fris.;  Mal.  ,Doch  wel  er  nit  sogen,  das  ers 
nit  uf  sin  Zit  der  Gmeind  auch  klagen  wel.'  1641, 
Zg  TgB.  ,Also  wird  ja  auch  kein  einziger  Mensch 
also  passioniert  sein,  welcher  zusagen  sich  unterfangen 
würde  dörffen,  dass  unsere  Bündtnussen  mehr  als  de- 
fensiv sein  können.'  Anti-C'ompatriot  1691.  Relativ- 
oder abh.  Fragesatz.  Du  cha""st  s.,  was  a"  ui'tt  (od. 
säg,  was  d'  wi'ttj,  i'h  tue"  's  nid  oä.  I«*  (Me"J  mag  s., 
was-ich  (me")  will,  's  hilft  Alls  Nüt.  Säg-me",  was-tne" 
well,  i'*  gange"  B;  Z.  Ich  bin  e"  chlises  Chläusli 
(Böggli)  und  (oder  »«*)  säge",  was  ich  cha"",  gem-mer 
aii''1  en  Batze"  (Föufer),  so  chan"ich  icider  gä"  ZO., 
Wth.  S.  noch  Blatten  (Bd  V  192);  Brösem  (ebd.  804). 
,Also  ist  nu  (verschriben  und)  geseit,  von  welchen 
küngen  und  in  welichen  ziten  die  mere  statt  Zürich 
ouch  gestiftet  was.'  Z  Chr.  XV.  ,Umb  daz  wir  dem 
priester  kunnen  gesagen,  was  üwer  meinung  sy.'  1427, 
Gl  Urk.  ,N.  rette,  er  müeste  im  segen,  wer  rette,  das 
sin  frow  nit  by  im  sin  wolt.'  1482,  Z  RB.  ,[Es  soll] 
inen  zuo  beiden  siten  geseit  werden,  was  inen  ge- 
höre.' 1530,  B  EM.  ,S.  das  einem  gefalt,  aures  capere; 
s.  oder  anzeigen,  umb  wölche  zeit  es  seie  oder  was 
es  geschlagen  hab,  horam  nuntiare.'  Fris.;  Mal.  Das 
selbe  mit  Adv.  E"  Höttli  stöt,  ich  säg  nüd  wo.  Reith. 
1846.  I<*  chann  auch  säge"  wie  alt,  uneig.,  =  weiss  meine 
ehelichen  Pflichten  zu  erfüllen  Bs;  vgl.  auch  üf-s.  I'h 
will- der  scho"  säge"  tvie  alt,  wie  tilr  d'  Ell,  was  der 
Anke"  gilt,  wo  d'  Chatz  im  Heu'0  lid,  ico  durche"  ua. 
(Aa;  Th;  Z  und  weiterhin),  toie  Diz  und  wie  Das  W, 
=  will  dir  den  Standpunkt  klar  machen.  Ja,  Derrn 
hätt-i''1  g'seid,  wie  tür  u"d  wie  spät!  Bärnd.  1908  (BGr.) ; 
ähnlich  BG.  S.  noch  Land  (Bd  III  1298);  Bartolomäus 
(Bd  IV  1626;  auch  GWe.).  ,N.  ist  komen  für  offen  rat 
und  offnot  und  seit  uns  da,  wie  daz  er  sin  insigel  ver- 
loren hette.'  1302,  ZWth.  Ratsprot.  , Er  verhoffe,  das 
sy  [die  Klägerin]  solle  usslassen  und  s.,  wie  und  was  er 
mit  ir  ghandlet  oder  verheissen  habe.'  1533/8,  Z  Ehe- 
gericht. ,S.,  wie  einer  heisse  oder  was  sein  namm  ist, 
appellare.'  Fris.;  Mal.  ,Wolan,  nun  los  und  lass  dir 
sägen,  woran  dio  sach  notti  sei  glegen.'  Myricäcs  1630. 
Mit  abh.  Befehlssatz  übergehend  in  die  Bed.  heissen, 
befehlen.  (Gang)  sägfem),  er  soll  .  . .  Mini  Mueter 
hed  g'säd,  ich  soll  's  Chindli  wiege",  dö  han-i'h  verstände", 
i<*>  soll  d'  Buebe"  liebe".  ApVI,.  1903.  D' Mueter  het 
g'seit,  ich  soll  d'  Meitli  lo"  gö",  dö  han-i'1'  verstände",  soll 
nöcher  zuegö"  Aa.  Cham  Cheiser  Bone"parti,  brächt 
Gelt  ganz  Hütte"  mit:  He,  so  seit-ich,  das' -er  warti, 
ich  geb-im  mi"s  Schätzeli  »it.  GJKuhn.  S.  noch  Ein 
(Bd  VI  995).  —  y)  durch  den  Acc.  eines  Pron.  oder 
pronom.  Wortes  oder  eines  Wortes  von  ähnlicher  allg. 
Bed.  Öppis  s.  Göb  (vor)  ich  Öppis  säge"  [bevor  ich 
mich  dazu  —  zustimmend  —  äussere],  muess  . . .,  Ein- 
leitung einer  conditio  sine  qua  non  B;  Z.  Er  hett 
gern  (noeh)  Ö.  g'seit.  Schier  (Bald)  hett-ich  Ö.  g'seit! 
etw.  für  dich  Unangenehmes,  was  ich  lieber  ver- 
schweigen will.  A.:  Ja,  wäscht-me"  dann  bi  euch  kei[' 
Böden  uf?  B.:  I"  Storchenegg?  Wol!  Hä"  schier  Ö. 
g'sait.  Stutz,  's  ist  bald  Öppis  g'seit!  ,du  hast  gut 
sagen'  ZO.     Säg  au'h  nid  so  öppis  (Öppis  e'sö) !     So 


Öppis  sieg  's  jitz  niimme''.  RIscher  1903.  Die  Herre" 
würde"  mer  tippe"  uf  d'  Ore"  ge",  wenn-i'h  öppis  L'etzes 
sieg.  MWalden  1884.  .Vermeint,  wan  man  den  H. 
fragte,  er  wurde  etwas  mer  segen.'  1551,  L.  ,Auss 
verren  landen  här  etwas  nenws  s.  oder  verkünden, 
annuntiare  e  longinquo.'  Fris.;  Mal.  Mit  Dat.  Ich 
will-der  Öppis  s.,  Einleitung  (bes.  auch  nachdrückliche 
Ankündigung)  einer  Mitteilung.  Ich  teil'  Ine"  Etwes  s., 
Einleitung  einer  Mitteilung,  Frage  (auch  der  kleinsten) 
Bs  Stdt.  Hesch  nid  'däicht,  i'1'  heig-der  Neids  z'  s.,  u"'! 
hesch-mer  nit  chönne"  nach  cho"?  Gotth.;  vgl.  zu  diesem 
und  dem  folgenden  Beleg  Sp.  381  in.  [Nicht  das  Richtige 
ist  ein  Maskenball]  amene"  fremden  Ort,  wo  me"  kei" 
Sei  und  l:ei"  Mensch  könnt  und  Ei"'m  Niemer  Öppis 
z'  s.  weiss,  vom  Necken  der  Masken.  RMohr  1909  (L). 
,N.  hiesch  mih  abhar  kon,  er  müesst  mir  nöwes  segen.' 
Salat.  , Einem  etwas  s.  oder  kundttuon,  afferre  ad 
aliquem.'  Fris.;  Mal.  Vgl.  auch  Lendi  (Bd  III  1314). 
Nüt  s ,  schweigen,  sich  einer  Bemerkung,  Einwendung 
enthalten.  Seisch  N.?  zu  einem  Kinde,  das  zu  danken 
vergisst.  Sag-mer  [dat.  ethicus]  N ,  bleibe  mir  mit 
solchen  Behauptungen  vom  Leibe!  Muetter,  säg-mer 
N.!  ebig  bravi  Lut  trifft -mer  gwüss  dö  innen  [in 
Zürich]  «'.  KuMet.  1844.  Ich  ha(n)  N.  g'seit,  Nichts 
verraten  oder  zur  Sache  geschwiegen.  7'*  säge"  N, 
's  ist  Tinte"  g'si",  Ablehnung  einer  unangenehmen 
Auskunft  Aa.  Der  Vatter,  Lerer  seit  N,  wird  Nichts 
dagegen  haben.  Wen"-ieh  jung  bi",  bin-ich  lustig,  isch's 
Tanze"  ml"  Freud;  wen"-ic''  alt  bi",  icill-ich  frö  si", 
trenn  Nemert  Nünt  seit.  EStoll  1907  (ScüSt.).  S.  noch 
sieher  (Sp.  178;  Beleg  von  1541/3).  Nilt  me  s.  Iez 
säg-i'h  (aber  au'h)  N.  me  (-me);  s.  Bd  IV  365  (auch 
Aa;  B).  Gel',  du  darfst  N.  m.  säge"!  Aa.  Ja,  wenn 
Niemer  N.  m.  seit!  ironische  Abfertigung  eines  Bitten- 
den Z.  Nüt  s.  chönne",  kein  Urteil  abgeben,  Nichts 
prophezeien  können.  Ich  cha""  (chönnt)  N.  s.,  ent- 
halte mich  eines  Urteils.  De  cha""st  N.  (gwüss  ken 
Bitze")  s.,  du  weisst  nicht,  wie's  kommen  wird,  die 
Sache  kann  ganz  anders  herauskommen,  als  du  er- 
wartest ZO.  Me"  cha""  N.  s.  [die  Forderung  ist  nicht 
zu  hoch]  Th;  Z.  Nüt  s.  welle".  I'"  we'lt  (na'h)  Nüt  s., 
wänn-si  ä  [auch]  singe"  chönnt,  aber  chräe"  tuet-si  Z ; 
ähnlich  A a  ;  A p ;  B ;  Th.  I(ch)  will  (ico'tt)  (dann  od.  dann 
aber)  N.  g'seit  ha",  Formel,  mit  der  man  sich  bei  Ver- 
breitung eines  (böswilligen)  Gerüchtes  salviert.  Mit 
Dat.  Er  hat  Niemertem  N.  g'seit  Du  wür(d)ist-em 
(nie)  N.  säge",  brächtest  es  nicht  über  dich,  ihn  zu 
tadeln  Ar;  Z.  Sich  N.  s.  lä",  sich  nicht  berichten 
lassen.  Das  (od.  Se'b).  Da(s)  säg-ich  aurh,  Das  will 
ich  meinen  Aa;  Bs;  Th;  Z.  So  (od.  Wart),  Das  säg- 
ich  ('ein  Vatter,  der  Mueter).  '$  nächst  Mol  verwütsche"d- 
er-mieh  nümm,  Das  cha""-ech  [kann  ich  euch]  s.  Aa; 
ähnlich  auch  sonst.  Da'  säg-der:  wänn-t'-mer  leider 
eso  chunnst,  dann  göt  's  änderst  Ap;  Th.  Ich  lö"-mer  Das 
nid  zwöumöl  s.,  tue  es  gleich;  (drohend)  verbitte  mir 
das.  S.  rAch  bar  (Bd  IV  1434).  ,Wölt  ouch  ein  lenherr 
einem  leman  den  hoff  nach  den  dry  jaren  nit  mer  lassen, 
so  sol  er  im  das  ouch  s.  uff  StMartis  tag.'  1440,  Z 
StB.  ,Wär  sagt  das?  quis  id  ait?'  Fris;  Mal.  ,Das 
ists,  das  ich  dir  s.  wolt,  nit  mer  weiss  ich  dir  zes., 
das  seie  dir  gnuog  gesagt,  dixi  Phormio.'  ebd.  Was. 
Als  direktes  Interrogativ.  Was  seit  acht  de"  Vatter 
(Nei",  wa'  würt  de"  V.  s.  Th),  wänn-er  Da(s)  g'hört  ?  Was 
suegist  iez  du,  wenn-d'-mich  wärist?  Ap.  Was  het-er 
[der  Sohn  zum  Heiratsprojekt]   g'si't?  fragte  Hansli. 


Sag.  seg,  sig,  sog,  sug 


[Dessen  Frau  antwortet:]  Was  het-er  g'si't!  icas  het- 
er  g'si't!  Los,  jetz  schwig-mer!  Gotth.  ,Wenn  wir 
etwas  fanden,  das  Nachbarsleuten  gehörte,  so  mussten 
wir  es  alsobald  zurückgeben.  Was  (laichst  och?  we""- 
si's  chennti",  icas  siege'-si  o'h?'  ebd.  Wa(s)  han-i'h 
(/'seit?  als  Einschärfung  eines  Befehls,  statt  einer 
Wiederholung  Aa;  Ap;  Th;  Z.  Was  will-me"  (cha""- 
me)  (da)  s.!  was  will  man  dagegen  einwenden,  man 
muss  sich  fügen.  Ja,  was  wottst  (da)  s.  (es  ist  scho" 
vil  böser  g'si").  Nei",  was  säged-er  auchI  wirklich? 
Zu.;  vgl.:  ,Was  sagst?  ist  ein  red  einer  Verwunderung 
und  mit  einer  frag,  als  ob  einer  sprach:  du  sagst  mir 
[dat.  eth.]  wunderbare  ding,  quid  narras?'  Fris.;  Mal. 
Wa(s)  du  nid  (nüd)  seist!  Ausdruck  höchster  Ver- 
wunderung; s.  auch  ä  (Bd  I  4).  E,  was  ir  nid  säge"! 
es  wird  ä  [auch]  nid  sl"!  HBlattner  1902.  Was  ich 
nit  sag,  föht  der  Vatter  nit  wo0*  a"  drummle"!  EHetzel 
1885.  Wa(s)  wottst  ä"*  (o'h)  du  s.!  du  zahlst  ja  Nichts 
daran,  du  verstehst  ja  Nichts.  Im  Nbsatz.  Ich  macht 
0ch  n0A  höre",  was  di  Ene"  siiegi"d.  ATobler  1909. 
Was-me"  s.  ha"",  steigernd,  überaus,  äusserst  BsStdt. 
Es  ist  Wetter,  ivirklig,  was-me"  s.  ha"".  Er  isch  mit 
ai"'m  Wort,  was-me"  s.  ha"",  e"  glichlige,  nit  nur  e" 
brave  Ma"".  MEV.-Mer.  Aber  was-ich  ha"  welle"  s.  ..., 
Einleitungsformel  für  eine  Mitteilung  Aa;  Ap;  B;  Th'; 
Z.  Was  ich  s.  wo'tt  —  cha""sch-du-mer  s.,  wen"-er  ume" 
chunnt?  B.  ,Was  liest  du  hie  ze  losen,  was  wir  segend!' 
1447,  Z  RB.  ,Ua  jach  er:  du  ghörscht  wol,  was  ich  seg.' 
1533/8,  Z  Ehegericht.  Mit  Dat.  Du  muest  au'h  tue", 
was-mer-der  seit,  aufträgt.  ,Was  sait-i"s  acht  Ü"ser 
[unser  Pfarrer  am  Bettag],  der  wird  wieder  ein  Fuder 
abladen.'  Gotth.  Wa  chüst  hat?  wa  woltist  hin?  Was 
hei"-s'-der  g'seid,  was  seihst  s.?  usw.,  scherzh.  Er- 
kundigungsformel. Barnd.  1908  (BGr.).  ,Ghörst  nit, 
was  ich  dir  sag.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  Vil  s.  uä. 
Er  seit  vif,  wenn  der  Tag  lang  ist.  Er  seit  nit  vil 
um-en(e")  Chrüzer,  Batze"  Aa;  GW.;  Z.  Me"  cha"" 
nid  vil  s.,  gegen  die  Forderung  einwenden  Ap;  Th;  Z. 
Wege"  Dem  cha""-men  öppe"  nüd  vil  s.,  einwenden, 
vorwerfen  UwE.  Du  liest  g'nueg  g'säd,  fast  etw.  zu 
viel,  fast  mehr  als  erlaubt  ist  Ap.  Di.''  seit  auch  einist 
Deren  und  einist  Disere"!  Aa.  Schisägunt  Allerlei,  .er- 
zählen sehr  Vieles'  W  (Tscheinen).  Z'  Lieb  u"d  z'  LVd 
würdt  Alz  g'si't,  Alles  kommt  schliesslich  aus  BSi.; 
ebenso  Obw.  ,Er  wurd  ein  anders  sagen,  quod  si  sciret, 
esset  alia  oratio.'  Fris.;  Mal.  Etw.  z'  s.  ha",  s.  welle" 
mit  Sachsubj.,  bedeuten  (auch  PAL).  Was  wott  o"'k 
Das  s.?  zB.  von  einer  Schrift,  Sache,  die  man  nicht 
versteht  B.  Was  tvo'tt  echt  de  Komet  s.?  ebd. 
Das  wo'tt  Öppis  s.,  wen"  e"  Ma"",  wie  er  isch,  hone 
wird.  ebd.  Das  hat  Nüt  (nüd  vil)  z' s.!  Was  di 
G'schichtli  US  mine"  Buebejäre"  si",  su  mues,-ich  s., 
das'  die  meiste"  tcär  si".  Das  wott  s..  si  sigi"  passiert. 
Loosli  1910.  Das  wo'tt  für-n-es  settigs  Fraueli  ganz 
tippis  Angers  s.  weder  öppe"  für-n-e"  Frau  Brofesseren 
i"  der  Stadt,  ebd.  Auch  mit  indir.  Rede  an  Stelle 
des  allg.  Acc:  Das'-mer  mini  Glidli  so  we  tue,  wo'tt 
s,  's  well  ander  Wetter  ge  B.  Vgl.:  ,Waz  ist  daz 
geseit?'  was  soll  dies  bedeuten,  heissen !  Ausruf  des 
Erstaunens.  Boner  71,  22.  94,  39.  —  8)  durch  es. 
1)  bestimmtes  (gew.  anaphorisches)  es.  Mue"-n-ieh  's 
s.?  scherzh.  Drohung,  bes.  gegenüber  Kindern  Tu 
Mü.  Säg  's  no'h  einist!  Drohung  Aa.  Säg  's  selber! 
bestätige  es  selbst,  zuf  Bekräftigung  einer  Behaup- 
tung Z.     Säg 's,   sünsch  giH's-der  e"  Chropf!  B;  Z. 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


So  nur  i'*  's  säg!  Beteurung  (an  eine  Behauptung  an- 
gehängt) Ap;  Z.  Si  säge"d  's,  man  sagt  es,  es  wird  so 
sein,  als  Ausdruck  der  Zustimmung  Aa;  Th;  USchäch.; 
Z.  Güggereggü,  de"  Morgen  am  Drü,  d'  Henne"  hat 
g'lät,  de'  '  Güggel  hat 's  g'sät  Tu;  äluü.Av.  Wortspielend: 
Er  seit 's  amel,  wenn-er  lügt  Z;  ähnlich  Aa;  Th  und 
sonst.  IcH  mues"-(e)s  (selber)  s.,  er  düret-mich  Ap;  B; 
Th;  Z;  vgl.:  ,Ich  cha"" 's  s.,  er  düret-mich,  ut  verum 
fatear,  miseret  me  eius.'  Id.  ß.  Me"  tar  's  fast  nid 
(g')s.,  etw.  so  Abscheuliches  AaScIh.;  Ar;  Th.  leh  ha" 
'tänggt,  ich  well  's  chu"  gu"  s.,  mit  Bez.  auf  eine  wag- 
halsige Kletterei.  JHefti  1905.  S.  noch  hissen  (Bd 
III  1398).  Ich  chönnt  's  nid  s  ,  weiss  keinen  (sichern) 
Bescheid  Ap;  Th;  Z.  I«*  chönnt  's  nüd  s ,  wie  ...  ZU. 
(hervorhebend,  steigernd).  Der  Esel  treu  's  und  weiss 
's  ned,  er  ist  en  Narr  und  seit  's  ned,  wird  gespottet, 
wenn  einem  Kinde  hinterrücks  Etw.  angehängt  oder 
angeklebt  worden  ist  AaF.;  ähnlich  ZReg.,  Schwam. 
,Da  er  geredt  hat,  ob  sy  in  zur  ee  wette,  sprech  sy : 
ja,  du  seist  es  glich  von  mir;  sprech  er:  Ich  wils  in  zwei 
jaren  nit  sagen.'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,lst  es  waar? 
sagst  du  es?  ain,  aisne?  es  sind,  die  es  sagend  und 
schreibend,  authores  sunt;  man  sagts,  man  redt  also, 
aiunt;  ich  darffs  nit  s.,  religio  est  mihi;  ich  habs  nie 
gehört  s.,  nunquam  audivi  dicere;  man  mags  kaum  s., 
es  ist  nit  zes.,  dici  vix  potest.'  Fris.;  Mal.  S.  noch 
glichsen  (Bd  II  603).  Mit  Dat.  Säg-mer's  dann!  er- 
innere mich  dann  daran;  auch  ein  Schüler  zu  einem 
Kameraden,  der  ihm  im  gegebenen  Fall  eine  Antwort 
einblasen  soll  Z.  ,I°h  säg-der  's,  dico,  non  dicam  am- 
plius.'  Id.  B.  I'h  cha""  der  's  schö"  s.,  nach  oder  vor 
einer  Mitteilung,  zur  Bekräftigung.  S.  noch  Finger  (Bd 
I  864);  Mueter  (Bd  IV  589;  vgl.  GrössMueter.  ebd. 
592);  beiten  (ebd.  1846).  ,Gang  hein  und  heis  din 
muoter  selbs  zuo  mir  komen,  ich  darf  es  ir  selbs  ouch 
gesegen.'  1487,  Z  RB.  .Beitend  hie  uff  disem  weg, 
biss  ichs  daheim  dem  vatter  seg.'  GBinder  1535.  ,Nu 
segends  uns.'  Aal  1549.  ,Sag  ichs  dir  oder  nit?  hörst 
du  es  oder  nit?  red  ich  mit  dir  oder  nit?  tibi  ego 
dico  an  non?'  Fris.;  Mal.  ,Wilt  du  mirs  s.  oder  nit? 
dicisne  an  non?'  ebd.  ,Lass  dir  gerad  sein,  es  seie 
mir  schon  gesagt,  ich  weiss  schon,  was  du  sagen  wilt.' 
ebd.  ,Ich  will  dirs  sägen.'  Stettler  1606.  Han-ich  's 
nid  (nüd)  g'seit  (es  chömm  efso)?  vorausgesagt.  — 
2)  unbestimmtes  es  (ohne  scharfe  Scheidung  von  1). 
Mi"  seit  's  de"  Müllere"  zwürig,  brave"  Litte"  isch  's 
einisch  g'nuen  B  (Zyro).  In-ere"  Muli  sät-me"  's  zwä 
Mol  ond  de"  Narre"  drü  Möl  ThMü.  Es  Ei'"m  s., 
Einem  die  Meinung  sagen,  den  Standpunkt  klar  ma- 
chen, wohl  allg.  Wart,  ich  säg-der  's  iez  denn,  ,bald 
werde  ich  anders  mit  dir  reden'  GA.  Dem  han-ich  's 
(aber  au"h)  g'seit!  lch  will-em's  aber  awh  $.!  S. 
De  [der  Pfarrer]  hat  's  de"  Spüren  und  de"  Süffre" 
g'sait.  Stitz.  .[HBarthloine  und  HGumpost  sind  an- 
geklagt, weil  sie]  an  dem  vischmarkt  nachtes  stuonden 
und  übel  mit  den  wechtern  retten.  [N.  sagt  aus]  daz 
der  G.  zuo  dem  Holeweg  sprach,  in  möcht  erbitten  [?], 
er  slüeg  in  über  den  köpf,  und  daz  der  B.  sprach,  er 
wölt  im  es  morn  gesagen.'  1382,  Z  RB.  Mit  Adv.  I<>> 
han-em's  tütsch  (g'nueg)  g'seit  AaF.;  Th.  Es  Ei"'m 
g'hörig,  recht  s.  Aa;  Ap;  Th;  Z.  Säg-em's  nW  recht! 
Ja,  sä'g-em's  recht!  ironisch  1)  zu  Einem,  der  seinem 
Unmut  über  ein  versagendes  Werkzeug,  eine  ver- 
sagende Einrichtung  Luft  macht  Z.  —  2)  =  nimm 
dich  selber  an  der  Nase!  AaBi\    Es  Ei"' in  s.  chönne, 


387 


Nag.  seg,  sig,  sog,  sug 


einem  eine  Sache  begreiflich  zu  machen  verstehn  Th; 
Z.  Er  cha""  's  eso  guet  (od.  troche")  s.,  zB.  Witze  Ar. 
Er  sait  's  wie-n-e"  Pfar'er,  kann  gut  reden,  Etw.  gut 
erklären  Bs.  —  e)  durch  den  Acc.  eines  Sach-Subst. 
,Ein  sag  s.'  s.  Sp.  375.  Du  seist  auch  Sache",  Zug! 
Er  lu'it'la"  Wort,  ka"  Wörtli g'seit,  geschwiegen,  Nichts 
verraten  Th.  Du  hettist-mer  au'h  törfe"  e"fs)  Wörtli  s. ! 
Kei"s  Wörtli  sieg-der  mir,  wenn  du  das  Geheimniss 
ausbrächtest.  Gotth.  ,Etwan  ein  guot  wort  s.,  etwas 
billichs  und  guots  reden,  lequi  bonique  parteni  aliquam 
dicere.'  Fris.;  Mal.  Er  brückt  nit  hinder  d'  Öre" 
z'  grifft",  für  ne"  Lugi  z'  s.  BSi.  , Einen  lug  (ein  luge) 
sagen,  leugen,  falsum  dicere  (proloqui  mendacium); 
gross  lugen  s.,  dapfer  liegen.'  Fris.;  Mal.  ,üie  war- 
heit  s.'  ebd.;  s.  noch  ehalt  (Bd  III  239);  Sag  I  (Sp. 
376).  Mit  Dat.  1)  eig.  ,Ich  wil  dir  bi  Gott  die  war- 
heit  sägen.'  um  1560,  Z.  —  2)  den  Standpunkt  klar 
machen  Aa;  Ap;  Th;  Z.  Im  gleichen  S.  ,wär  s.';  nur 
noch  neg.  ,Wer  auch  schlechtlich  zuo  jemand  spri- 
chet,  du  saist  nit  wäre,  der  git  ein  pfund.'  1363,  Sch 
Chr.  ,Wenn  du  es  redest,  so  seistu  nit  war.'  1430, 
Z  RB.  (an  andrer  Stelle  ,so  seist  du,  das  nit  war  ist' 

1469,  ebd.).  ,Wer  es  reit,  der  seit  nit  war;  do  rett 
der  Kilchman:  es  ist  war  und  muos  sich  erfinden;  do 
hies  in  HMüller  aber  ze  dryen  malen  nit  war  s.'  1432, 
ebd.    ,Da  habe  inn  der  U.  zwey  mal  unwar  s.  heissen.' 

1470,  ebd.  Si"  Meini"g,  Sach  (s.  Sp.  105)  s.  ,Sein 
meinung  s.,  sententiam  afferre;  du  sagst  ein  guote 
freundtliche  meinung,  bene  atque  amice  dicis.'  Fris.; 
Mal.  Ei"'m  d'  Meini"g  (Bd  IV  312;  vgl.  auch  Buess 
Bd  VI  1454;  gleichbed.  de"  Kabilantis  GrNui.),  d(e") 
B'rieht  (Bd  VI  323;  auch  Aa)  s.  Dank  s.  Aa;  Ar;  B; 
I.  (Gassm.  1906);  Tu;  WLö.;  Fris.;  Mal.;  vgl.  dank-s. 
(l'h)  säg(e")  D.  Säg  D.,  vom  Ofe"  bis  zomm  Bank, 
vom  Bank  bis  zor  Tor,  geb-der  Nütz  de'för  Ap  (scherz- 
hafter Dank).  A.,  ein  Gerät,  das  er  sich  hatte  leihen 
lassen,  zurückbringend:  I<*  säg  D.  B.:  Wa>  Dank? 
zwanzg  Rappe"  chost  's  TiiMü.  (Anekdote).  Mit  Dat. 
Ich  säg-der  Dank!  Ap;  Th.  I'h  säg-mu  Bidank!  PPo. 
Gott  Lob  und  Dank  s.,  wenn  's  übere"  [überstanden]  ist 
Aa.  Herr  Gott,  mer  säge"d-der  Lob  und  Dank  für 
dini  guete"  Spis  und  Trank,  Tischgebet  ZFehr.,  O. 
Das  (g')signi  uns  der  güetig  Gott,  der  alle  Ding  er- 
schaffe" hat,  im  sei  Lob,  Er,  Pris  und  Dank  geseit 
von  jetzt  (nun)  an  bis  in  (alli)  Ewigkeit!  Arne",  ebd. 
,Gieng  uns  glücklich,  Gott  dem  allmechtigen  sy  lob 
und  dank  geseit!'  1199,  Calvenf.  1899.  ,Die  storken 
klopfend  mit  irem  schnabel  und  mit  dem  selbigen 
geton  verkündend  sy  den  sommer,  grüezend  damit 
iren  eegmahel  und  sagend  Gott  lob  und  dank.'  Vogelb. 
1557.  ,Er  hat  dir  gegen  mir  grossen  dank  gesagt, 
mirificas  apud  ine  tibi  gratias  egit;  er  sagt  dir  hohen 
dank  darumb,  omnino  agit  tibi  gratias.'  Fris.;  Mal. 
Selten  freier  mit  einem  Subst.  konkretem  Inhalts, 
angeben,  nennen;  s.  blüg  (Bd  V  40).  Ei'"m  de"  Name" 
(nüdj  s.  (chönne"),  Jmd  (nicht)  beim  Namen  nennen 
(können).  Er  hät-mer  de"  Name"  g'seit,  auch  seinen 
eignen  oder  den  eines  Dritten.  Ei'um  Name"  s.,  geben: 
Er  [ein  Knabe]  lueget  eisig  de"  Sterne"  zue,  seit-ene" 
Name",  me"  muess  schier  lache"  drab.  Stütz.  Ei"'m 
alli  Laster,  a.  (Erde"-,  Gotts-,  Gotts-Erde"-) Schand, 
a.  Wüesti,  a.  wüeste"  Wörter,  die  verflüechtiste"  Sache" 
s.,  Einen  mit  Schmähungen  überschütten.  Dö  hat  der 
Uechel  denn  a"g 'fange"  flueche"  und  g'wüss  dem  Fräuli 
[seiner    Frau]    alli   Laster  g'sait.    Stütz.     Er  het-em 


allerlei  Sunntigswörter  g'sait,  ieh  mecht  nit  der  zeh'Hi 
Teil  widerhole"  Bs.  Mein  Mann  ist  wieder  gesund,  er 
häd-vier  scho"  wider  al'i  Wüesti  g'säd  Ap  (ATobler 
1905).  Einem  alli  wüesti  Zal  s.  BSi.  (Osenbr.  W.). 
S.  noch  siben  (Sp.  48).  —  Q  durch  ein  Adv.  So  het-er 
g'siH,  nach  direkter  Rede.  HNvd.;  s.  auch  Butz  1 2 
(Bd  VI  1933).  Wie  seit-me"?  zu  einem  Kinde,  das  zu 
danken  vergisst  Ap;  B;  Th;  Z.  Gib  wie-n-i'h  (Bs,  od. 
was-i'h  Bs;  B;  Z)  sag,  ungeachtet  meiner  Einsprache. 
,Wie  sy  sagend,  ut  perhibent,  ferunt;  wie  man  sagt, 
ut  aiunt.'  Fris.;  Mal.  , Andreas:  [Ich]  verlass  auch 
Schiff  und  Gschir  bereit,  ganz  willig,  wie  min  bruoder 
gseidt.'  1616,  L  Spiel.  ,Ich  gib  dir  sie  [die  zu  ver- 
kaufende Ware],  wie  d' seist.  Schlag  ein  geschwind!' 
Mvricäus  1630.  Dem  han-ich  IVd  g'seit  B  (vRütte). 
Ei"'m  nüd  schü"  s.,  Einen  mit  ehrenrührigen  Wor- 
ten anfahren  Gl.  Miner  [Mann]  wurd-mer  schon  s. 
Loosli  1910.  Es  sig  d's  erst  Mal  g'si",  wo-si  [die 
Eheleute]  enangere"  o  [auch]  so  recht  g'seit  heige". 
Gotth.  .Müsste  es  [wenn  ein  Ehemann  von  Krankheit 
heinigesucht  würde]  allweg  durch  wyber  zuogangen 
[sin],  so  müesste  maniger  biderben  frowen  übel  geseit 
sin.'  1546,  Z.  Ei"'m  (cheibe"mässig ,  vaterländisch) 
teilest  sage"  (in  BStdt  auch  wü'est  s.),  schelten.  Säget- 
em  wüest  und  speuet-en  a"  und  g'heiet-em  Hampfeie" 
Bossmist  a" !  BStdt.  ,Man  verwahrloste  mich  [den 
Verdingknaben],  dafür  sagte  man  mir  wüst.'  Gotth. 
Me"  soll  es  guets  Bassiermesser  und  e"  gueti  Ür  nit 
verchaufe",  e"  gueti  Frau  nit  taub  mache"  und  imene" 
G'meindröt  nit  ivüest  s.  Dorpkal.  1896.  Mit  stellver- 
tretendem Nbsatz.  Si  het-im  g'seid,  dass 's  'tropfet 
het  AALeer.  ,[Der  mit  der  Prüfung  der  Vogtkinder- 
rechnung Beauftragte]  sol  an  helgen  schweifen,  dem 
salben  trülych  nachzuogan  und  nach  dem  die  räch- 
neten  ist,  sol  är  den  lantlütten  sägen.'  Ndw  LB.  — 
rj)  durch  Acc.  P.  oder  S.  und  präd.  Adj.  Einen  (od.  Etw.) 
, ledig  s.'  ,E  daz  si  unser  herre  der  keiser  mit  sinem 
brieve  der  zwenzig  hundert  guldin  gänzlich  ledig  seit.' 
1337,  Z.  ,Gand  mit  mir  zuo  meister  O.;  sagt  er  mir 
denn  das  hus  ledig,  so  wil  ich  üch  die  [die  umstrit- 
tenen 10  Gulden]  vil  lieber  geben  denn  im.'  1471,  Z 
RB.;  vorher:  .einalen  er  ira  sölich  huse  ledgotte  und 
loste.'  ,Wie  wir  dann  in  des  ganz  quit,  frei,  ledig 
und  loss  sagen.'  1596,  ThHw.  Arch.  ,So  zell,  sag  und 
lassen  ich  ...  myne  drei  lieben  Brüeder  ganz  fryg, 
quit.  ledig  und  los.'  1613,  Z.  Einen  (od.  Etw.)  .sicher  s.' 
s.  Sp.  176.  Eine"  töd  s.  Me"  hät-e"  scho"  e"  par  Mal 
töd  g'seit.  ,[Ich  bin]  in  grosser  krankheit  gelegen,  in 
der  zit  man  mich  oftermolen  dodt  gesagt.'  XVI.,  ARyff. 
—  9-)  durch  Acc.  S.  mit  hinzutretender  präpos.  Be- 
stimmung. Öppis  über  Eine"  s.,  Übles  von  ihm 
reden  Aa;  Ap;  B  (/licere  aliquid  gravius  in  aliquem.' 
Id.  B);  Th;  Z.  Wer  näehmäl  (e)so  Öppis  über  mich 
seit,  Der  cha""  dann  luege"  (wie's-em  gut)!  Er  hat 
Nilt  me  vo"  dere"  Sach,  von-em  g'seit.  ,[Der  vorgeb- 
liche Diebesfinder]  swuor  ein  eid  ze  den  heiigen,  nieman 
nüt  mer  von  sölichen  Sachen  ze  sagen  an  des  burger- 
meisters  und  des  rates  urlop.'  1398,  Z  StB.  ,[Es  war] 
ein  semlich  gross  ungestim  wätter  von  donderen  und 
plizgen,  das  nüt  darvon  ze  sagen  ist.'  UMey.  Chr.  1540/73. 
,Von  einem  ding  vil  mer  sagen  dann  es  aber  an  im  selbs 
ist,  in  maius  aliquid  vulgare.'  Fris.;  Mal.  S.  noch 
Sp.  386  (Beleg  von  1533/8).  Wa(s)  seist  du  zu  der 
Sach,  od.  derzue?  was  hältst  du  davon?  Wa(s)  wett-fc* 
derzues.!  was  gibt's  da  noch  einzuwenden  Th;  Z.    Zo 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


de"  g'schehne"  Sache"  soll- nie"  's  Guet  s.  Apl.  U"" 
de""  weiss-ich  nit,  was  Rosettli  derzue  sieg.  B  Hink.  Bot 
1882.  Du,  was  seisch  jetz  du  derzue,  isch  Das  t"  Luchs 
g'si"?  Schild  1889.  Nume»  eso  zueluegen  u"d  zalen 
u"d  zu  Allem  z'säme"  Nät  z'  s.  ha".  Loosli  1910.  ,Wie 
man  irs  [Unzucht]  für[g]halten,  habe  sy  nüt  können 
darzuo  s.  dann:  worunib  hat  ers  von  mir  gseit:" 
1541/3,  Z  Ehegericht.  Was  hät-er  uf  Das  (drüf)  abe" 
g'seit?  Ap;  Th;  Z.  ,Drüf  s.,  respondere.'  Id.  B.  I«* 
ha"  Nüt  drüf  g'seit,  erwidert  B;  Th;  Z.  —  :)  der 
Inhalt  ausgedrückt  durch  blosses  vo"  (mit  Dat.  S. 
od.  P.),  auch  ,umb.'  Vgl.  3d.  .Einem  darunib  erber- 
lich  s.';  s.  zue-sueehen  (8p.  231).  Me"  seit  vu"  der 
Fasnacht,  bis-si  chunnt  Z.  Vo"  Glück  s.  chönne",  wie 
nhd.  wohl  allg.  S.  noch  süber  (Sp.  75).  ,Dar  uff  rett  der 
G.:  was  seistuV  seist  ncisswas  von  mir?  do  sprach 
der  K.:  ja,  ich  sagen  von  dir.'  1436,  Z  RB.  ,lch  will 
dir  segen  von  dem  zyl.'  Leih  und  Skble.  ,An  einem 
hochzit  bim  schlafftrunk  [hätten  teilgenommen]  vil 
junger  gsellen,  die  fiengind  an  von  hochziten  s.'  1541/3, 
Z  Ehegericht.  ,Man  sagt  von  dir,  sermo  est  de  te; 
von  was  weiberen  sagst  du?  quas  mulieres  narrasV 
Fris.;  Mal.  S.  noch  Chue-Brütigam  (Bd  V  1005);  reden 
(Bd  VI  549).  Mit  Adv.  ,Wie  dan  von  disen  dingen 
hernach  an  sinem  ort  wirt  eigentlicher  gesagt  werden.' 
Ansh.  ,Von  dieser  stat  wird  völliger  gesagt  hernach 
im  10.  buoch.'  Stumpf.  ,Von  deren  jetlichs  Ursprung 
und  harkommen  ich  hienach  insonders  segen  wirt.' 
HBrexnw.  Chr.  ,[Ich  habe]  inen  darumb  den  10.  nit 
geschänkt  und  alliklich  nachglaan,  wie  ietz  etlich  dar- 
von  sagent.'  1584,  Z.  —  x)  durch  relatives  wo  (mit 
dem  Werte  von  vo"  mit  Relativpron.).  Der  (der  Glich) 
vv-n-i'''  g'seit  ha",  Der  (Nämliche),  von  dem  ich  gespro- 
chen habe  Aa;  Ar;  Th;  Z.  Dcr  Patentämtler  vo"  Bern, 
de''  Solokalatzer,  ivo-n-ich  vorhi"  g'seid  ha",  chunt  mtt-i"s. 
L  Tagbl.  1899.  —  b)  an  Stelle  des  blossen  Dat.  P.  tritt 
zue  mit  Dat.  So  überwiegend  bei  den  Übersetzern 
von  Luc.  XV  18  in  der  Dial.  Säg  dann  zum  X,  irh 
lös'-e*  (-si,  -es)  grüeze",  und  wänn-er  (-si,  's)  en  Schranz 
hei,  sell-er  C-s','s)  -e"  büeze"  ZF.;  ähnlich  auch  sonst. 
Und  wenn  die  Wiber  wäsche"d,  so  gut  das  Plauderen  a", 
seit  Eini  zue  der  Andere",  si  heig  de"  brävner  Ma" 
ZSchlatt.  Er  seit  Nüt  mer  zue-mer,  weil  er  mir  zürnt. 
Dui  hesch  ganz  recht,  seid-er  zum  Melk.  Ndw  Vbl.  189t!. 
S.  noch  Näch-Bür  (Bd  IV  1518);  Brösem  (Bd  V  804: 
1866,  Ap).  ,[Das  Mädchen]  hat  zuo  im  geseit,  wenn 
er  redte,  das  ir  muoter  ein  huor  sy,  so  sy  er  ein 
schelm.'  1487,  Z  RB.  Auch  ,mit  einem  s.'  ,Er  hat 
mit  mir  des  selben  stucks  halb  so  vil  gesait,  das  ich 
im  ganz  vertrüwte.'  1489,  G  (Brief  eines  Mönchs  an 
den  Abt).  Jockle  versucht  den  Butsch  und  sät  mit  ihm 
selbs:  Diss  ist  mir  ein  räser  Krätzer.  Kunkelstube  1655. 
—  c)  öfter  liegt  der  Nachdruck  auf  einem  zutretenden 
(von  dem  unter  a  behandelten  verschiedenen)  Adv. 
oder  Adverbiale.  Säg  's  recht  (zB.  wenn-d'  Brot  wi'ttj! 
drücke  dich  deutlich  aus  Aa;  Ap;  Bs;  Th;  Z.  Säg 's 
recht!  zu  Jmd,  dessen  Aussage  man  nicht  traut:  sprich 
die  Wahrheit  Z.  Se'b  säst-du  recht!  was  du  sagst,  ist 
■wahr  ApI.  Du  darfsch  doch  offe"  s.,  was  dich  so  trürig 
macht.  Schweiz  1903  (Bs).  ,Mit  lauter  stimm  etwas 
sagen,  aliquid  clamare;  bei  guoter  treuw  s.,  bona  fide 
dicere;  in  einem  ernst  s.,  sedulo  dicere.'  Fris.;  Mal. 
Einem  etw.  ,(eins  und)  gnuog  s.'  mehrfach  im  XVI.,  Z; 
zB. :  ,Und  ist  im  vor  rat  gn.  gseit,  hinfür  söllichs  nit 
mer  zuo  tuon',   falsches  Zeugnis  abzulegen.    1523/26, 


Z  RB.  ,NN.  ist  eins  und  gn.  geseit,  das  sy  rüewig 
sygint  und  sölicher  spätzlinen  und  watzens  müessig 
standint.'  1535,  ebd.  ,Und  sol  im  dannethin  mfeisterj 
FWalder  eins  und  gn.  sagen,  sich  hinfür  besser  dann 
unzhar  gegen  siner  frowen  ze  schicken.'  1559,  Z  RM. 
(Einem)  Etw.  nid  g'nueg  chönne"  s.  Er  hat  nid  g'nüeg 
chönne"  s.,  we  schö"  das'  's  g'si"  sä.  ,Do  fieng  es 
grusamlichen  an,  als  ich  üch  nit  gnuog  s.  kann,  ze 
regnen  schwebel  [usw.] .'  Haberer  1562.  Ei"'m  Öppis 
mündli'"  s.  Aa;  Th;  Z.  Ich  chan"-cm  's  jo  de""  m.  s.,  dh. 
ich  brauche  ihm  nicht  zu  schreiben.  ,Si  [die  Luzerner  | 
heften  dem  von  Grüenenberg  . . .  selbs  mündlich  ge- 
seit, weit  er  inen  den  nüwen  zoll  ze  Rotenburg  nit 
abtuon,  so  weltind  si  in  selbs  danne  tuon.'  Äg.Tschi  di 
Chr.  Dafür  auch  ,mit  dem  munde  s.':  ,[N.,  von  einer 
Nachbarin  versehentlich  mit  Wasser  begossen,  beklagt 
sich:]  Mochtest  mir  nit  mit  dem  mund  segen,  dass 
ich  dannen  gieng,  denn  dass  du  mich  mit  wasser  be- 
schütten muestestV  1425,  Z  RB.  Einem  Etw.  i"  's 
G'sicht  (i"en)  s.  (s.  Sp.  254)  uä.  ,Man  getörste  dem  H. 
in  sin  zen  gesegen ,  dass  er  hin  verhitlich  stach.' 
1394,  Z  RB.  ,[Man  habe]  im  vor  rät  und  burgern 
und  allen  nachpuren  alles,  so  obstat,  zum  allerträffen- 
lichsten  under  sin  andtlit  sagen  lassen.'  1534,  ebd. 
So  öppis  seit-me(n  Ei-mJ  doch  nüd  vor  alle"  Lüte"! 
,Zwen  bider  man,  die  das  sehend  oder  hörend  und 
ouch  das  vor  dem  herren  gesagen  konnent.'  1439,  Z 
Mönch.  ,Er  habe  ouch  in  der  selben  stund  vor 
meistern  und  gesellen  dem  Kr.  gesagt,  das  er  sölichs 
darumb  geredt  habe.'  1461,  Z  RB.  Etw.  ,uss  dem  rät 
s.';  s.  Bd  VI  1568.  ,Es  einem  zum  hüs  s.';  s.  Bd  II 
1702.  ,Wo  sind  ir  nun  mit  der  weltwisheit?  Ich 
mein,  es  si  üch  zum  hus  gseit.'  NMan.  ,Es  kumpt 
da  einr  der  nassen  knaben,  dem  solt  mans  auch  zuom 
hus  sagen.'  VBoltz  1551.  ,Ich  muoss  üchs  wüester  zuo 
hus  s.:  glyssner  soll  man  mit  geisslen  schlagen.'  ebd. 
Einem  Etw.  z' Glaub  (in  Ap  lt  HKFrick  z'  GlobtJ  s.: 
s.  Bd  II  586.  —  d)  in  gewissen  Fällen  ergibt  sich  der 
Inhalt  des  Sagens  lediglich  aus  der  Satzbetonung 
oder  aus  dem  Zshang  (wobei  öfter  eine  direkte  Rede, 
es,  ein  Nbsatz  vorschwebt),  cc)  aus  der  Satzbetonung. 
Ich  hän-em  g'seit,  ich!  ZU.  Si  händ  enemä  glich 
auch  g'seit!  ebd.;  entsprechend  Aa.  Vgl.  laä  od.  s. 
—  g)  aus  dem  Zusammenhang.  Du  brückst  im'  _-'.«., 
nämlich  wie  du  es  wünschest  uä.  Z.  Jo,  jo,  me"  sät 
(denn)  no",  Abweisungeines  unbescheidenen  Hegehrens 
Tu;  vgl.  1  aa.  Ich  (Me")  cha""  nid  me  weder  s.  (zB. 
dass  er  Dies  oder  Jenes  tun,  fleissig  sein  solle)  Tu;  Z. 
Ich  chönnt,  möcht  nüd  s.,  nämlich  dass  das  Gegenteil 
der  Fall  sei,  ich  könnte,  möchte  Nichts  einwenden 
Aa;  Ap;  B;  Th;  Z.  A.:  Hest  Schmerze"?  B.:  Ich  chönnt 
nid  e"möl  s.,  nicht  eben  starke.  Ph  chönnt  nid  s.'; 
's  hät-mer  g' falle"  Ap;  Th.  Si  sind  recht  g'si"  gegen  öus, 
ich  möcht  nüd  s.  Z  (Dan.).  Das  ist  schön,  ich  möcht 
nüd  s.,  ,nämlich  nei",  ironisch'  Z  (Spillm.).  's  Dinge" 
händ-s'  (od.  sind-s')  schüli'"  nötig,  de't  möcht -ich  iez 
nüd  (ml.  Nüt;  vgl.  1  a  f)  säge"  Z  (Dan.).  I'h  cha""  nüd 
s.,  nämlich  wie  gut,  schön  Etw.  ist,  steigernd  =  besser, 
schöner  als  ich  sagen  kann.  Hür  sind-s'  [die  Kar- 
toffeln] g'röten,  i'h  cha""  nüd  s.:  si  vcrflädere"d  ganz, 
wä""-me"-s'  en  Augenblick  lenger  ob  löt  weder  dass 's 
nötig  ist.  .ISinn  1864  (ZO.).  CIIö.)  de  cha""st  dünn 
s.  <J«'[dört]!  du  hast  leicht  urteilen,  das  Gleiche  könnte 
dir  auch  zustossen  ZU.  Dö  cha"n-me(r)  lang  (ga") 
s.,   er   tuet  's   nüd   Ap;    B;    Th;    Z.     Me"   cha""    lang 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


;;;»2 


s.,  alls  S.  nützt  NiU  B.  Aber  auch  mit  Inhaltsangabe: 
Ieh  chann  lang  s.,  er  soll  gä",  er  gut  nüd  uä.  S.  auch 
lang  (Bd  III  1324).  (Jo,)  du  hast  guet  s.,  hast  gut 
reden  Aa;  Ap;  B;  Tb;  Z  (auch:  du  cha""st  wol  s.J ;  s. 
auch  guet  (Bd  II  539).  Jö,  du  seist  (-mer,  dat.  eth.) 
wol  (cha""st  wol  s.J!  du  hast  gut  reden  (an  meiner 
Stelle  würdest  du  auch  nicht  anders  handeln)  Aa; 
Ap;  Tu;  Z.  Vgl.:  ,Eubulus:  Wir  werdend  etwas 
guots  noch  hüt  von  im  [dem  verlorenen  Sohne]  ver- 
nän,  drumb  furcht  dir  nüt!  Pelargus  [der  Vater]: 
Du  seist  mir  wol!  Ja,  wenn  ich  sin  vergessen  könd 
im  herzen  min.'  GBinder  1535.  Auch:  Du  säst- mer 
wol,  es  macht  Nüt,  aber  ...  Th;  Z.  ,[N.,  das  Ehe- 
versprechen zu  geben  aufgefordert]  jach  nüdt  denn: 
ich  wil  dir  s  best  tuon,  tuo  mirs  ouch,  und  verbot 
iren  nienen  ze  segen.'  1525/30,  Z  Ehegericht.  —  e)  be- 
stimmte Verbalformen  formelhaft  gebraucht.  <x)  ich 
säg!  BsStdt,  (nei")  du  seist  au'h!  ZO.,  hait-er  [habt  ihr] 
g'sait?  BsL.,  ist 's  möglich  V  Ausruf  des  (ungläubigen) 
Erstaunens  über  eine  Mitteilung;  vgl.  meinen  (Bd  IV 
310).  —  ß)  (nei".)  sägmen  (od.  -mer)  au'1'!  Äusserung 
des  Erstaunens,  auch  des  Schreckens  Z.  Der  [durch] 
Tüsig  Gotts  Wille",  säg -mer  au'h,  wa'  ist  au'h  Da'? 
Übersetzung  von  Luc.  XV  26.  Dial.  (Z  Ott).  —  y)  der 
Irap.  säg,  PI.  säge"d  (usw.).  Als  Einführung  eines 
unabhängigen  wirklichen  Fragesatzes;  s.  se  (Sp.  3: 
Schw  Fasn.).  Se  (nu)  säg,  was  hast  (heschj!  Aa;  Ap;  B; 
Th;  Z.  Säg,  chunnst  mit?  Tu.  Säg,  wottsch-du-mer 
das  Buech  e"tlehne"?  B;  ähnlich  Z.  S.  noch  ge-rad 
(Bd  VI  504).  ,Segend,  was  ist  üwer  begär,  das  ir  so 
ylentz  kommend  härV  Kuef  1540.  ,Sag,  wo  sind  die 
anderen,  cedo  alios.'  Fris.;  Mal.  Als  Ausdruck  der 
Verwunderung,  gew.  einen  Ausruf  oder  eine  rhetorische 
Frage  einführend.  Aber  säg  ä  [auch],  Das  send  doch 
o"verschant  Lüt!  AaF.  Nei",  säg(e"d)  auch,  eso  Öppis! 
Th;  Z.  Es  Süserfändli  wo'tt-i'1'  ha",  ich  chaufe"  vd- 
licht  zwei,  denn  far-ieh  wie-n-en  Ere"ma""  recht  frÖUeh 
mit  durchhei'" ;  doch  Mänge"  ladt,  o  säg  wie  tumm! 
es  Fueder  schnell "i'h  schwär  [usw.].  HBrandenb.  (Zu.). 
Vor-mer  zue  stöd  eusen  Ödel,  hed  e"  brünnigi  Cherzen 
i"  de''  Hand  —  säg  du,  Trinel,  e"  brünnigi  Cherze",  t" 
Cherze",  g'hörst,  der  Ödel!  JBoos  1907  (L).  S.  noch 
legen  (Bd  111  1175);  Regula  (Bd  VI  742).  Als  Auf- 
forderung, sich  (zB.  über  einen  Vorschlag)  auszuspre- 
chen. Se,  säg  iez  einist!  Aa.  Wottsch  nit  mit-mer  cho" 
tanze",  nes  Stündli  . ..?  Se,  säg !  Ich  wett-der  's  nie 
vergesse"!  JReinh.  1904.  Als  Aufforderung  zur  Auf- 
merksamkeit, =  hör  mal,  denk  mal,  dis  donc  Bs;  B 
(sehr  häufig  einen  zweiten  Imp.  einleitend);  Z.  Säg, 
e'sö  cha""  's  nüd  gä"  B.  Säg,  dert  chunnt  e"  Schöner 
BBe.  Ich  gänen  iez,  säge"d.  ebd.  Säget,  Attu  ....'  BSi. 
Mädi,  säg!  für  iez!  B.  Säg  lös,  Öppis  e'sö  ico'tt-i'h 
de""  nümmer  g'höre" !  ebd.  Säg  lös,  's  war  jitz  gnue'J ! 
ebd.  Sägit  losit,  wen"  über ■chumen-i'1'  acht  mini  Schueh? 
ebd.  Säg,  Schuelinspektor!  tönt  es  etwa  dem  Seh.  in 
ländlichen  Schulkommissionen  entgegen.  B  Schulbl. 
1900.  Säg,  Früeli"g,  los,  e"  Grüselbist!  B  Heim  1900. 
S.  noch  räss  (Bd  VI  1277).  He  säg,  Elseli!  du  liest 
nadisch  es  fuls  MuH  B  bist.  Kai.  1777.  Säg,  Christen, 
häb-mer  doch  e"  wem?  die  Stieren!  Wolt.  Jüngl.  Auch 
mit  beigefügtem  pers.  Pron.  Säg  du!  B  (säg-dü,  auch 
PI.  säget-i'er);  Z.  Säg  du!  e'sö  geit's  nid!  B.  Du, 
säg!  Aa;  BsL.;  B;  Th.  Du  säg,  wem-mer  [wollen 
wir]  gö"?  Sagen-Si!  BsStdt.  Als  Spitzname:  Frau 
Sage"-Si.  ebd.    Säg  du  du,  ist  Das  möglich  V!   WBinn. 


Säg  ebe";  s.  Bd  I  44  (auch  PAL).  —  2.  (vom  Nhd.  ab- 
weichende) Specialisierungen  von  1.  a)  mit  Acc. 
der  Benennung  (eig.  Voc.)  und  Dat.  P.  (S.),  nennen, 
heissen  (doch  bei  Personen,  Tieren  meist  nicht  vom 
Individualnamen,  nur  vom  Gattungs-  oder  einem  Kose-, 
Zu-,  Schimpfnamen  usw.).  wohl  allg.;  in  ä.  Spr.  da- 
für auch  sprechen';  vgl.  1  a  a.  Ei"'m  ir,  du,  Chalb, 
Lumpe"- Mentsch  [usw.]  s.  Si  säge"d  (denand  od.  zu-n- 
enandj  scho"  du,  von  Verliebten,  sie  sind  schon  ziem- 
lich intim.  Er  het-mer  Lugi  g'seit  Bs.  Si  säge"  dem 
Votier  Trätti  BG.  Ich  wi*s°  nid,  wi-n-es  hVsst,  me"  siH- 
im  nume"  d's  Gradrechterli.  ebd.  Ja,  danket,  me"  het  dem 
Vetter,  dem  Herr  Oberist,  nume"  der  Gäuggel g'seit.  Bari 
1883.  Me"  seit  Düne"  [Vögeln,  Blumen]  bi  aus  H'ere"- 
vögel,  Tänkeli.  Dem  sist-men  och  g'fluechet,  Das  ist  doch 
mal  geflucht,  dass  es  den  Namen  verdient  BG.  Dem 
sät-me"  nümer  g'spasset,  Dem  sät-me"  g'loge"  Tu;  Z. 
S.  noch  ge-rad  (Bd  VI  507).  ,ümb  des  willen,  die 
wil  man  also  alwegen  daselbs  gelendot,  hat  man  es 
genant  Amstad.'  Etterlin;  dafür:  .darum  man  im 
Amstad  geseit  hat.'  HBrennw.  ,Der  vatter  und  die 
schwiger  [hätten  sie,  die  Schwiegertochter]  nid  ge- 
dulden [wollen],  sonder  hieltind  sy  wie  ein  vich, 
seitind  ira  merch  und  loss,  ouch  andere  fuli  wort.' 
1538/40,  Z  Ehegericht.  ,[N.  droht,  er]  welle  ouch  das 
kind  uffwysen;  so  es  zuo  sinen  tagen  kerne,  müesse 
es  iro  nit  muoter  s.'  1541/3,  ebd.  , Vatter  und  muoter 
[des  Mädchens,  das  der  Kläger  zur  Ehe  anspricht, 
hätten]  im  z  werchen  gen  und  im  sun  gseit'  ebd. 
,[Sie]  sagint  iro,  wie  man  da  oben  den  gemeinen 
metzen  sage,  hüenerclaus.'  ebd.  ,Adam  zuo  der  tuben: 
Von  dyner  senft  und  tilgend  wegen  muoss  man  dir 
tub  allwegen  sägen.'  Rief  1550.  ,NSuter,  schmidt  zu 
Entlibuocb,  habe  dem  HrSchorno  von  Schwyz  schor- 
buob  in  der  kirchen  gesagt.'  1563,  L.  ,Spitzhösler 
sagen  die  Schweizerbauern  den  Herren.'  HPest.  1781. 
,Und  vor  alle  diese  Taten  sagt  man  ihm  getreuer 
Knecht.'  HGWipf  (um  1805).  S.  noch  Chabis-Chopf 
(Bd  III 412).  Mit  Wiederholung  des  gleichen  Ausdrucks. 
,Wohl  gibt  es  hie  und  da  einen  Menschen,  der  dem 
Unrecht  Unrecht  sagt,  wo  er  es  findet.'  Gotth.  S. 
noch  Bueb  (Bd  IV  928).  RAA.  und  Sprww.  Dem 
seit-men  Ir,  Das  ist  etwas  Gutes,  Rechtes,  Etw.  aus 
der  alten  Zeit  ZHorg.  Das  (Der,  Die)  seit  dir  nit 
Herr,  passt  nicht  zu  dir,  ist  zu  gut  (hoch,  schön)  für 
dich  B.  Me"  darf  si"em  Heu"'  Strau"'  s.  ScHSt.  (Sulgcr). 
,Es  gibt  strube  Dächer,  es  ist  Einem  wohl  darunter, 
wenn  nämlich  biederherzige  Menschen  darunter  her- 
vor einem  die  Hand  längen,  und  es  gibt  nagelneue 
Schieferdächer,  die  verflucht  haltbar  sein  sollen, 
strenge  Winter  ausgenommen,  und  es  wird  Einem 
darunter,  dass  man  dem  Teufel  Götti  sagen  möchte, 
wenn  die  Leute  eben  auch  halb  und  halb  sind,  alle 
Laster  haben,  aber  schöne  nagelneue  Worte  dazu.' 
Gotth.  S.  auch  Blösch(en)  (Bd  V  161.  162;  entspre- 
chend mit  Fleck  in  AaKöII.).  Mit  Adv.  an  Stelle  des 
Acc;  vgl.  1  a  £.  Wie  seit-me"  Dem?  wie  heisst  dieser 
Gegenstand  (,<juo  modo  hoc  denominatur.'  Id.  B);  auch 
mit  dem  Zusatz  da  =  in  der  Sprache  dieser  Gegend. 
A.:  Wie  sait-men  Euch  sust?  B.:  1^  bi"  der  N.  BsL. 
Von  Chappel  isch  au'h  Eint''  cho",  ich  weiss  gar  nit, 
wi'-s'-em  säge"  S  (Wildsaulied).  Mir  säge"d  Dem  nüd 
so,  änderst.  ,Man  hat  ihm  so  kurios  gesagt,  dass  ich 
den  Namen  wieder  vergessen  habe.'  Ndw  Kai.  1874. 
,Der  schriber:   sag   an,   du  gsell,    wie  seit  man  dir?' 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


NMan.  ,[Ihre  Schwiegermutter  weise  die  Kinder  auf] 
das  sy  iro  sagint  huor  und  brekin;  wann  dann  sy  zun 
kinden  sage,  worumb  sy  ir  also  sagind,  so  sagind  sy 
fry  heiter  die  grossmuoter.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  Si 
Nama  ist  mir  ussgfalla.  I  weiss  nüma  recht,  wie  ma 
im  seit.  Er  häd  mins  Bhalts  villa  gär  ei  Najna  gha 
wie  min  Atti,  der  Bandli  seel.  Göldi  1712.  ,Ich  weiss 
nicht,  wie  man  diesem  Schmutz  [näml.  Pomade]  sagt; 
aber  das  weiss  ich,  dass  er  mir  gestern  hässlich  in 
die  Nase  gestunken  hat,'  1779,  Z  TB.  1881  (.Sonntag- 
abend-Gespräch zw.  zween  Bauren').  Mit  Ortsadv. 
statt  des  Dat.  in  der  ständigen  Frage  des  Wanderers: 
Wie  seit-me"  (od.  -meniez)  da?  wie  heisst  diese  Örtlich- 
keit Aa;  Ap;  Th;  Z.  Gleichbed.:  Wi siH-men-imhie?  BG. 
—  b)  als  Rechtswort;  vgl.  Sag  I  (Sp.  375).  a)  mit  pers. 
Subj.,  (vor  Gericht)  aussagen,  zeugen.  Mit  Inhalts- 
angabe (den  Übergang  von  1  a  zu  2  b  illustrierend). 
,Hat  man  zwen  bider  man,  die  das  sehend  oder  hörend 
[es  handelt  sich  um  Testieren  auf  dem  Todbette]  und 
ouch  das  vor  dem  herren  gesagen  kounent,  als  recht 
ist  in  dem  hoff,  so  sol  der  herr  das  glouben.'  1439, 
Z  Mönch.  ,Uff  zinstag  den  fünfzächenden  tag  Üctobris 
a.  1538  hand  zöget  und  gseit  all  einmündig  und  jeder 
insonders  ...  wie  noch  volget:  ...'  AaL.  ,RRebman 
von  Stäfen  seitt,  siny  frow  were  ze  Hecht  in  HWyli- 
mans  huss  und  lege  er  uff  der  gutschen  [usw.].' 
1530/3,  Z  Ehegericht;  ähnlich  oft.  S.  noch  Sag  1  b  (Sp. 
375).  .Kundschaft  s.',  Zeugniss  ablegen.  ,Ob  desshalb 
kuntschaft  gebotten  wurde,  mögen  och  die  nachpuren 
wol  darumb  kuntschaft  geben  und  sagen.'  1490,  G. 
,Zeugnuss  oder  kundtschaft  sagen,  testimonium  di- 
cere.'  Fris.;  Mal.  ,Niemandt  [ist]  schuldig,  ussert 
unser  Landt  gen  Kundtschaft  sagen.'  1617,  Gl.  , Recht 
[adv.]  s.':  , Sittenmal  die  Anna  R.  dem  Andresen  St. 
der  ee  nit  gichtig  und  niemand  darby  gsin,  auch  nüdt 
args  da  vergangen,  ist  die  genannt  A.  R.  von  ge- 
nieltem  A.  S.  der  ee  halb  gescheiden  und  ledig  ge- 
sprochen uff  ir  sei  hin :  hat  sy  recht  gseitt,  so  hat 
sy  recht  erlanget'  1533/38,  Z  Ehegericht;  die  selbe 
Formel  ebd.  auch  sonst.  ,S.  über  einen.'  .Hans  Wald- 
raan  [habe]  geredt,  er  [der  Kläger]  sye  ein  meineider 
sigelbrüchiger  man,  der  nit  wirdig  sye,  das  er  über 
in  sagen  solle.'  1469,  Z  RB.  S.  noch  Sächer  (Sp.  128). 
Etw.  ,s.  üf  einen.'  .Was  werden  wir  denken,  so  wir 
nit  dörend  hoffen,  das  uns  Christus  liesse  by  dem 
blyben,  das  er  nüt  uff  uns  seite,  sunder  ein  grosser 
teil  sind  der  schuld.  Darum  sollent  wir  sehen,  das 
wir  uns  bessrind.'  Zwingli  2I  1 86.  ,S.  umb  etw.'  .[Zwei 
Spieler  wurden]  mit  einandern  stössig,  also  daz  jet- 
wedrer  das  gelt  gewunnen  weit  haben;  also  rette  er: 
lieben  gesellen,  lassent  das  gelt  ligen  und  lassent  die 
gesellen  darumb  sagen.'  1453,  Z  RB.  ,[A.  habe  B.]  mit 
recht  vor  einem  schultheissen  fürgenomen,  also  das 
C.  und  D.  umb  die  sach  s.  soltend.'  1462,  ebd.  Abs. 
,Si  werind  so  nach  gfründt,  das  si  billich  still  stüendint 
und  nit  sagen  söltind.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Dasminem 
gn.  herren  solte  fürkommen  sin,  so  wann  einer  dem 
andren  uf  eerrüeiig  Handlungen  ein  öffentlichen  wider- 
ruof  tuot,  das  derselbig  nüt  dester  minder  zuo  kunt- 
schaft geboten  und  im  [1.  in?]  vor  dem  rechten  sagen 
lat,  welches  wider  alles  [!]  form  des  rechten  ist.' 
1557,  G  Rq.  1906  (Beschwerden  des  Abtes  gegen  Alt 
StJohann).  —  ß)  mit  Sachsubj.,  von  urkundlichem 
Zeugnis;  vgl.  Sag  Ilb$  (Sp.  376).  , Es  wer  dann,  daz  si 
offen  besigelt  brief  zougtin  und  für  die  rät  brächten, 


die  wistin  und  seitin,  daz  si  zuo  der  vorgeseiten  weid 
recht  hettin.'  1376,  Z  StB.  S.  noch  Bück  (Bd  IV  1139); 
Maien-Bodel  (Bd  VI  609).  —  c)  hersagen,  rezitieren ; 
Syn.üf-s.  Mit  Inhaltsangabe;  vgl.  las.  Si"  Sprüchli  s.; 
s.  üf-richten  (Bd  VI  400).  ,Vers  sagen,  carmina  dicere.' 
Fkis.;  Mal.  .Auswendig  s.';  s.  Chinden-Be-richt  (Bd 
VI  325).  Abs.  [Was  Einen  stark  beschäftigt,  lässt 
sich  nicht  leicht  verbergen ;  sie  wisse]  doch  no'k  wol, 
dass,  ivenn-men  als  Chind  i"  der  Chil'he"  sägi,  Ei'"m 
der  Hauptpunkte"  [des  Katechismus]  auch  eisstert  -wider 
i"  's  Mül  chöm.  Usteri.  ,Auf  die  nechst  einstehende 
Fasnacht  die  Eltern  vermanen,  die  Kinder,  so  neu  in 
der  Kirchen  sagen  sollen,  dem  Schulmeister  anzugeben.' 
1691,  aZoll.  1899.  —  d)  Jmd  Fehde  ansagen.  ,[N. 
hat  das  Burgrecht,  das  er  10  Jahre  zu  halten  gelobt 
hat]  mit  sinem  brieff  uffgesant  und  uns  damit  ein 
vindschaft  geseit.'  1444,  Z  RB.  —  e)  mit  Adverbiale 
(Zweck-,  Zeit-,  Ortsbestimmung)  und  Dat.  P.,  bieten; 
sich  an  1  a  l,  anschliessend.  .Sagen,  bieten,  zB.  in 
den  Rat  s.,  an  die  Leiche  s.'  ScHSt.  (Ei"'m)  a"  's 
Leid  s.  Th;  Z;  s.  Bd  III  1083.  „Zur  Leiche  s.",  zum 
Begräbnis  laden  „Z"  (St.2j.  [Die  Richter  des  Dorfes 
zum  zu  spät  kommenden  Kollegen:]  Häd-me"-der  nüd 
uf  die  Näni  g'seit?  jetzt  isch  's  ja  bald  Zechnil  Ustert. 
,An  eine  Leich  s.,  funus  indicare.'  Hosp.  1683.  ,Ob 
gleich  dem  Herren  auch  zue  Zeiten  in  dass  ein  und 
ander  Pott  gesagt  worden.'  1693,  Z.  S.  noch  Bott  (Bd 
IV  1896).  —  3.  ohne  Rücksicht  auf  den  Inhalt, 
lediglich  von  der  Ausübung  der  Sprechtätigkeit  oder 
von  der  äussern  Form  der  Rede;  im  allg.  durch  nhd. 
reden,  sprechen  wiederzugeben,  a)  mit  direkter  Rede, 
etw.  Vorgesprochenes  nachsprechen.  Ein  Kind  for- 
dert ein  anderes  auf:  Sag  Fade"zeindli!  Leistet  es 
dieser  Aufforderung  Folge,  spottet  das  erste:  Hast 
Dreck  am  Beindli  Z.  Ebenso:  Säg  Mittwuche"!  — 
Streck  d'  Nasen  i"  d'  Tischtrucke"  Th;  Z.  S.  noch  Pfaff 
(Bd  V  1058;  in  ZMarth.  Brütschi -Pfa ff).  —  b)  (ein 
Wort,  einen  Ausdruck)  gebrauchen.  Das  sieg-ich  o 
[auch]  B.  Ich  seiti  Da'  nie  AaF.;  Z.  Das  säge"d-mir 
nüd  {chönnte"d-mir  nüd  s.),  diese  Wendung  ist  uns 
unbekannt,  widerspricht  dem  Gebrauch  unsrer  Mundart. 
Mit  Adv.:  So  säge"d  mir  [wir]  auch.  Hieher :~Z'  säge" 
(bei  St.  zage")  Aa;  Ap  (z'sägi"d);  BsL.;  B;  „F";  S; 
Z,  z'  säge"s  B,  so  zu  sagen,  „schier,  fast."  Er  ist  z's. 
nie  deheim  Aa.  's  ist  z's.  Nüt  vo"  Sehne  B.  Wer 
Das  nid  weis;  Der  folg  mi"em  Bot,  er  findt's  jo  uf 
"em  Land,  verwütscht  Gott  z'  sägen  uf  der  Tot  [Tat] 
mit  Segen  i"  der  Hand.  JBHaffl.  1801/13;  bei  Steinm. 
1802  nach  einer  handschriftlichen  Vorlage  d'  sägen. 
Du  häst-mich  z'  säge"  nie  betrüebt.  Stutz,  's  erst 
Mol,  wo-n-ieh  dervo"  g'redt  ha",  het-er  z' säge"  Nüt 
ume" g'ge".  HBlattner  1902.  Wie  Chindschöpf,  z' säge", 
si"-si  [die  Kohlköpfe]  g'si".  JReinii.  1905.  Es  cha""- 
mer  's  Niem  wie  schöni  Lüt,  dorüber  göt-mer  z'  säge" 
Nüt.  MPlüss  1908.  Z' Nacht  g'esse"  han-i"'  z' säge"s 
Nüt,  es  het-mi'>>  g'worget  im  Hals.  RIscher  1903.  I°h 
bi"  vier  Tag  lang  z'  säge"s  vo"  Sinn  g'si".  Loosli  1910. 
Mit  Adv.;  s.  so  (Sp.  15).  ,Mit  sampt  dem  heidnischen 
(aber  doch  also[z]sagen  christlichen)  poeten  Phocillide.' 
F  Schulordn.  1577.  Wie-me"  seit,  sozusagen,  nahezu 
GRPr.  Vo"  wegen  tveil  diser  mi"  So",  den -mer  für 
tötne"  g'häben  hei",  ist,  wie-me"  säge"  ma",  icider  lebende'' 
worden,  Übersetzung  von  Luc.  XV  24.  Dial.  (BBolt.). 
,Im  Chreutz,  wie  man  sagt,  sterben  und  verderben 
[müssen].'   1633,   G  Sax.     S.   noch   siech  (Sp.  191).  — 


8ag,  seg,  sig,  sug,  su»' 


c)  (einen  Laut,  ein  Wort)  (aus)sprechen,  gew.  mit 
chönne".  Er  cha""  der  r  ('s  rj  nüd  s.  Ap;  B;  Th;  Z. 
Er  cha""  nümm(c')  Bäbi  s.,  vor  Betrunkenheit  B.  Das 
Chind  cha""  nocl'  Nüt  s.  Aa;  B.  Es  seit  nach  Nüt  Z. 
Chan"  Nüt  tage",  ha"  läng  Tang  u"d  ne"  längt  Tange". 
Verspottung  eines  Menschen  mit  schwerer  Zunge  B 
Münch.  (G  Zur.  1902).  -  d)  abs.  (ohne  Acc),  reden, 
sprechen.  ,Lä"  säge",  ad  iniurias  obmutescere.'  Id.  B. 
Blosse,  inhaltlose  Worte  machen:  ,Von  dem  kummt 
die  Sicherheit  unsers  geists  har,  dass  wir  sün  Gottes 
sygend,  nit  von  dem  sagenden  achselvierer.-  Zwingli; 
in  der  lat.  Übersetzung:  ,non  ab  absolutore  [am  Band: 
achselvierer]  hoc,  qui  verba  nuda  obmurmurat.'  Zue 
Einem  s.,  zu  Einem  sprechen,  mit  Einem  reden,  bes. 
um  ihn  an  Etw.  zu  erinnern  oder  zurechtzuweisen 
BUr.,  R.  Wen"  ich  's  cergesse"  seit,  si<  säg  den"  grad 
zue-mer  BR.  Du  cha""st  grad,  we""-t'  wilt,  chon  gan 
zue-mer  sägen,  su  chumen-ich  mit-der.  ebd.  We""  's  den" 
Zit  ist  un'!  i'h  schlaffen  seit,  su  säg  den"  zue-mer.  ebd. 
Wa-n-en  Tschuppen  Chind  sin,  heisst's  mengist  zun-en 
sägen,  für-si  in  Egi : '  hau,  zusprechen,  mit  ihnen  reden 
=  ihnen  den  Standpunkt  klar  machen,  ebd.  .Gleich- 
wohl redet  es  ihm  [das  Gletscherbächlein  dem  in  die 
Gletscherspalte  Gefallenen]  freundlich  zu,  es  seid  zue- 
mmuS  Barnd.  1908  (BGr.).  Wol,  da  hätt-i'1'  due-mäl 
anders  zue-r-i  [der  Magd]  g'seid!  Ich  hätt-ra  fir  ei"s 
und  alli  g'seid:  Das  cha""  i"  d'  Barr  a'sö  nid  gan.  ebd. 
.Übel  s.':  , Einer  wuscht  an  einem  kostlichen  Mantel 
d' Schuh;  als  er  drüberhin  bschälkt  worden,  hat  er 
gantwortet:  Solt  ich  30  fl.  umb  einen  Mantel  geben 
und  nit  dörffen  d' Schuh  dran  wüschen,  das  wer  mir  [dat. 
eth.]  übel  gsagt.'  Schimpfr.  1051;  vgl.  oben  Sp.  388. 
—  e)  (Etw.)  z'sämme"  s.  1)  mit  einander  einige  Worte 
wechseln,  sich  (ein  wenig)  unterhalten  BBrS.,  Gr.  ,1m 
Oberland  grüsst  man  nur  früh  morgens  und  abends 
spät,  sonst  seit-men  Öppis  z'sämme",  zB.  Wä  üs? 
Flissig?  usw.'  BBrS.  Wenn  iru  drl  bi-u-enandre"  stän 
und  Eppits  z'säme"  sägen.  Barnd.  1908  (BGr.).  Si  kein 
hibschellich,  hibschellieh  g'machd  und  Nid  z'säme"  g'seid, 
fir  das'-er  Nid  merki.  ebd.  Das  gibd  es  Z'säme"sägen 
mit  dem  Bixencholben,  zw.  dem  Jäger  und  dem  schein- 
toten Fuchs,  ebd.  —  2)  Etw.  gemeinsam  besprechen, 
beraten  BG.,  Hk.  Was  W-si  acht  z'säme-  z's.  ?  BG.  — 
4.  (in  Bed.  1 — 3)  in  formelhaften  Verbindungen 
oder  Antithesen,  für  welche  gew.  der  Klang,  doch  auch 
die  Bed.  massgebend  ist.  oc)  das  Vb  s.  wiederholt.  Säg 
(nu'J,  i(ch)  heb  's  (hei  's)  g'seit,  Versicherungsformel 
Sch  (HBühl  1834);  GSa.;  Th;  Z.  's  wird-der  gwüss 
en  rechte  Kerli,  wirsch-es  g'seh";  säg,  ich  hei 's  g'seit! 
Stütz.  Säg,  ich  hei  's  g'seit,  es  sei  bim  Eid  nüd  war! 
ebd.  SägeH  nur,  ich  heig  's  g'seit.  Prophet  1855  (GSa.). 
(Heiri)  gang  säg  dem  Heiri,  der  Heiri  soll  (seil)  (djem 
Heiri  säge",  de  Heiri  soll  (seil)  hei'"  cho"  gen  esse"  (cho" 
esse"  cho"  ZWth.,  hei"'cho",  's  Chrüt  werdi  sust  dreck- 
chalt.  Dan.)  ZReg.,  W.,  Wth.,  lt  Dan.  mit  der  Einleitung: 
Der  Heiri  hat  zum  Heiri  g'seit.  S.  schon  oben  1  a  a  y 
(Sp.  381  u.  385).  —  ß)  im  Spiel  mit  den  mundartl. 
Formen  von  nhd.  , sägen.'  Säg  zum  Säger,  er  soll  eusi 
Dann  säge",  Schnellsprechvers  oBsL.  (dafür  im  untern 
Kantonsteil:  sag  zum  Säger,  er  seil  eusi  Dann  säge"). 
D'  Basler  säge"  Säge"  und  d'  Berner  säge"  Säge"  Bs 
Stdt.  Reichsdeutscher:  Was  hat  er  g'sagt?  Was  hat 
er  g'sagt?  Schweizer:  Holz.  Holz,  Holz!  ZZoll.  Mut- 
ter: Hä,  was  saist?  Professor:  Wie,  was  sägen  Sie? 
Mutter:  Ich  sage"  Nüd;  min  Ma"",  de  Chuerli,  sagt 


röttanni"s,  förhi"s  und  icisstanni"s  Holz,  halt,  toas ['s] 
so  giH  und  was-me"  hat  z'  versagen  und  z'  verschiten 
uf  de"  Winter.  Stütz.  Manchenorts  sind  die  beiden 
Vben  in  einzelnen  Formen  lautlich  zsgefallen,  was  für 
die  Nachbarn  (so  für  die  Appenzeller  gegenüber  den 
StGallern)  Grund  zur  Neckerei  abgibt.  Erstes  Kind: 
So,  ich  säg-es  [näml.  dem  Vater,  der  Mutter]!  Zweites 
Kind:  Und  ich  tue 's  spalte"  Sch;  Th;  ZSth.  A.:  I* 
säg  's!  B.:  Ieh  gang  's  gi"  schitt(lje"  GStdt.  A.:  Ich 
säg-es  dem  Vatter.  B. :  Ond  ich  schitte"  's  der  Muetter 
Ap.  —  y)  alliterierend  mit  singe".  Säge"  wie  singe" 
und  singe"  wie  g'seit,  und  ie  minder  i°h  springe",  dess 
besser  es  geit  S.  Ond  sagen  ist  nüd  singe"  ond  fechten 
ist  nüd  springe".  Ap  VL.  1903  (Brautlied  von  1827). 
, Singen  und  s.'  oä.;  oft  ironisch.  ,[Ich  beteure]  dass 
ich  von  denen  Sachen,  so  ich  denn  geschuldiget  bin, 
nützit  weiss  zuo  singen  nach  zuo  s.,  und  bin  ir  ganz 
unschuldig.'  1453,  BsL.  ÜB.  ,[Niemand]  betrachtet 
mer  den  gemeinen  man  noch  die  gerechtigkeit,  wie  vil 
man  den  fürgesetzten  singt  oder  seit,  die  ze  schirmen 
oder  ze  handhaben.'  NSchradin  1499.  ,[Es  sei  unter 
ihnen  Keiner]  der  das  göttlich  wort  verachteti  und 
das  nit  also  gern  hörti  singen  und  s.  als  ire  herren 
von  Zürich.'  1529,  Strickler.  ,Man  habe  mit  im  [dem 
Beklagten]  geredt,  gesungen  oder  gesagt,  was  man 
wollte,  so  habe  es  alles  nünz  geholfen.'  1532,  Sch. 
,üu  last  dirs  nit  zuo  herzen  gan,  ich  sing,  ich  sag 
glych,  was  ich  well.'  GBinder  1535.  ,Die  engel  hu- 
fend  muostend  es  den  hirten  uf  dem  feld  singen  und 
s.'  Kessl.  ,Sy  müessent  sich  ouch  dryn  ergeben, 
da  hilft  weder  s.  noch  singen.'  HvRüte  1546.  .Da- 
hin wirst  du  mich  gar  nit  bringen,  da  hilft  kein  s. 
noch  kein  singen.'  JMurer  1575.  ,[Die  Welt]  meint, 
was  man  von  Gott  sag  old  sing,  das  seige"  nur  er- 
dachte Ding.'  Myricaus  1630.  .Grosser  Neid  und  Hass 
regiert  bei  vielen  Leuten:  singe  und  sage  man  von 
der  Liebe,  was  man  immer  wolle.'  FWyss  1672.  S. 
noch  reden  (Bd  VI  554);  ersoffen  (Sp.  352).  .Einen 
singen  und  (oder)  s.  län',  sich  nicht  um  einen  küm- 
mern. .Köchin :  Das  [die  Aufträge  meines  Herrn] 
mocht  ich  nit  als  zwägen  bringen;  er  [mein  Mann, 
der  Koch]  lasst  mich  wol  s.  und  singen;  ich  gloub, 
dass  er  im  käller  sitz  und  sich  nüechter  nun  wol 
usspitz.'  Rüef  1540.  .[Erster  Pharisäer:]  Noch  will 
uns  der  [Christus]  untöubt  nit  lan.  [Zweiter  Ph.:] 
Ich  lass  in  singen  oder  segen,  syn  schwätzen  kümbert 
mich  nit  vil.'  Aal  1549.  —  8)  im  Reim  mit  Regen 
(s.  Bd  VI  724;  auch  BGr.),  Stegen,  trägen  ua.;  s.  auch 
in  der  Anm.  A.:  Was  soll-ich  denn  s.?  B.:  He,  der 
Wind  chömm  vor  "em  Rege"!  Abfertigung  BsL.  Ich 
mues'  (will) -der  Öppis  s.  von-ere(n)  alte"  Stege",  voti- 
ere" Chatz  und  von-ere"  Müs  und  iez  ist  mi"  (od.  alli) 
Predig  üs  Z.  Hüeneli  uf  der  Siege"  und  's  Güggeli  uf 
dem  Mist,  es  cha""-mer  Niemer  s.,  wer  mi"s  Schätzeli 
ist.  ALGassm.  1906  (L).  Mer  mues'  (od.  Und)  d'  Lüt 
lo"  s.  [vgl.  3  d]  und  d'  Chue  lo"  träge",  so  (od.  de"") 
giH's  Chalber  AaF.;  s.  auch  Burdi  (Bd  IV  1543); 
Sesseli.  Vgl.:  Mir  u-ei"  d'  Lüt  la"  säge"  und  d'  Gans 
la"  gagge",  Sprw.  Schweiz  1858.  Erstes  Kind:  Wa' 
seist?  Zweites  Kind:  Hast  e"  Nase"  wie-n-e"  Schueh- 
leist  AaF.  ,Was  wird  nicht  Alles  g'seit  und  'treit!' 
Ndw  Kai.  1887.  Im  Nachtwächterruf  brauchen  dem 
Reim  auf  g'schlage"  zu  Liebe  auch  MAA.,  in  denen 
die  umgelautete  Form  gilt,  die  Form  sage"  (so  Sch; 
Te;  UUrs.;  Z,  doch  auch  säge :  g'schlage"  Uürs.).  — 


197 


Sag,  seg,  sig, 


SM« 


e)  mit  Rücksicht  auf  die  Bed.  Neben  reden  (s.  Bd  VI 
545),  .sprechen.'  Was  machst,  wenn-d'  Ni'it  tuest,  oder 
was  seist,  wenn-d'  Nüd  redst?  Nachtsi'hucu  (B).  .[Herr 
WvStretlingen,  sieh  vor  dem  Kreuzzug  von  seinem 
Volke  verabschiedend]  viengaberan  zu  s.und  sprach: ...' 
Stretl. Chr.;  nhd.:  ,tiengan  zu  sprechen  und  sagte.'  ,[Es 
klagen  NN.,  dass]  der  selb  R.  von  inen  offenlich  ge- 
rett  und  geseit  hat,  sy  beid  syent  [usw.].'  1438,  Z  RB. 
,Man  sage  und  spräche,  sy  lerind  und  wisind  uns  uff 
ferzihung  und  fergebung,  auch  nachlassung.'  1549, 
UMey.  Chr.  S.  auch  oben  1  b  (Sp.  389),  ferner  Segen 
(Beleg  aus  B  Turmb.  1552).  Neben  andern  Verbalbe- 
griffen.  Danke1  darf-me"  's,  nutne"  nid  s.  Aa.  /'*  säge" 
nüd,  was  i'h  tenk  Ap.  Me"  muess  nid  Alls  s.,  wo-me" 
iveiss  Aa;  B;  Z.  S.und  mache"  sind  ziceierlei  L  (In- 
eichen), 's  ist  besser  s.  weder  mache".  oO.  Es  lät-sich 
Alles  s.,  aber  nid  Alles  tue"  B;  vgl.:  's  ist  gliehner 
g'seit  weder  'tä"  Z.  Eher  Alles  esse"  als  Alles  s.  Z 
Wangen.  —  Sage",  Säge"  n.:  das  Sagen,  Rede(n). 
Da(s)  ist  e(S)  Cheibe"  S..  von  einem  schwer  aussprech- 
baren Wort,  Ausdruck,  aber  auch  vom  Inhalt,  von 
einer  gewagten  Äusserung  Aa;  Th.  Als  e"  tomms 
Ghoge"  S.  wird  vom  Volk  eine  mundartliche  Aus- 
drucksweise im  Vergleich  mit  der  schriftsprachlichen 
bezeichnet  oTh.  Es  leids  S.  W.  Das  ist  e"  trürigs 
S.  rume"  Su"  gägen  e"  Muetter  Z.  E"  strölis  S.  Das 
vomene"  g'schide"  Ma"",  wie  en  Tokler  sc"  sö'tt.  ATobl. 
1902.  S.  noch  all  (Bd  I  168);  ver-ruckt  (Bd  VI  857); 
sagen  (Sp.  391  o.).  Si"em  S.  näch  wär-er  b'sunderbar 
g'schickt  B  (Zyro).  Allem  S.  näch  soll  's  schön  si". 
ebd.  ,Der  Lilte"  S.  näch,  si  verum  est  quod  fama 
spargitur.'  Id.  B.  An  Euerm  S-en  a"  wird  g'lumpet 
dö  wie  dert.  Stütz.  ,AIs  der  B.  gevangen  und  hinge- 
füert  sye  by  Alten-Landenberg  uf  der  [der  beiden 
Genannten]  sagen.'  1428,  Z  StB.  ,Hely,  ein  gsatzpriester : 
An  inen  [meinen  missratenen  Söhnen]  half  kein  straff 
noch  sagen  (:  erschlagen).'  VBoltz  1551.  .Sagen  eins 
sagens  [adv.  Gen.],  oft  und  dick  oder  allenthalben 
sagen,  dictitare,  clamitare.'  Fris.;  Mal.  —  Chilch- 
gang-.  ,Doch  alles  dies  liisst  sich  ertragen  ehr  als 
des  Weibes  Ch.'  FSchödler;  s.  unter  Ch.-Sagerin.  — 
Höre--,  G'hore"-,  ,hör-.'  ä.Spr.:  =  Hör-Sag  (Sp. 378). 
Vom  Höre1-  (S;  Th;  Z),  G'hore"-  (B;  Z)  säge"  lert-me" 
lüge".  ,Dass  ich  rede,  dass  mir  das  wissend  sye,  das 
tuon  ich  nit;  won  ich  weiss  es  ouch  nit,  won  dass  ich 
das  vom  h.  gerett  hab.'  1437,  Z  RB.  ,Man  sol  nieman 
daz  sin  abkennen  uf  h.'  1466,  G  Rq.  1903.  , Die  andren 
zügen  und  kuntschafter  habind  allein  uf  hörissagen  [!] 
geredt.'  1525,  ebd.  ,Uurch  h.,  auditione,  ex  auditu.' 
Fris.;  Mal.  ,[N.  sagt]  das  imme  z wahren  von  der 
Houbtsach  ützits  bewusst,  dann  allein  vom  H.'  1636,  Z. 
, Damit  wo  Bricht  manglet,  selbiges  nicht  auss  ein- 
faltigem H.,  sonder  mit  gutem  Fundament  möge  erteilt 
weiden.' Hott.  1666.  —  Wunder-;  vgl.  ,wunderseger, 
miridicus'  (Lexer  111  993).  ,Ferner  verbieten  wir  alles 
Ernsts  alles  Wahrsagen,  Beschwöhren,  Wundersagen, 
Segnen  und  andere  Lachsnereien.'  Z  Mand.  1785.  — 
g*-seit:  gesagt.  Ghurz  g'sagt  [!],  wie  nhd.  Sch  Gespr. 
1838.  G'seit  tvie  'denkt,  parenthetisch.  Und  hesch  der 
Muetter  —  g'seit  wie  'denkt  —  sogar  im  Chib  d's  fül 
Mal  a"g'henkt.  Schwzd.  (U).  Selb  isch  jetz  g's.,  Das 
ist  sicher  S  (Joach.).  Das  ist  auch  nur  g's.  Z,  no"  so 
g's.  Th,  nicht  sicher,  verbürgt;  vgl.  Sag  I  (Sp.  375). 
Das  (Es)  ist  nüd  g's.  (dass  . .  .),  es  ist  nicht  gesagt,  = 
nicht  bestimmt,  sicher,  ausgemacht,  notwendig  Ap;  B; 


Th;  Z  und  weiterhin.  Es  ist  auc,i  gm  nüd  g's.,  näml. 
dass  Das  so  sein  müsse,  ebd.  's  ist  nid  g's.,  dass  du 
Alls  mües'ist  wüsse",  zu  einem  Neugierigen.  Es  ist 
nüd  g's.,  dass-men  alli  Bitzli  us  der  G'schrift  müess 
verstö".  Stutz.  Subst.  Das  ist  nes  G'seitnigs,  eine 
blosse  Ausrede  LSemp.;  zur  Form  vgl.  'bleiktnig  (Bd 
V  61)  Spec.  a)  befohlen,  eingeschärft.  ,Dem  kuster 
ist  ouch  güseit,  das  ein  genandes  wingelt  sülle  in  die 
kustrie  von  guetern,  du  zu  Elsasse  ligent,  an  den 
oppherwin,  der  er  git  in  dem  gotzhuse  ze  Lucerron 
zu  allen  messen.'  1312,  Gfd.  ,Und  welcher  hat  den 
besten  wyn,  der  schenk  mir  in  den  becher  yn!  Das 
syg  üch  allen  zsamen  gseit.'  Laz.  1529.  —  b)  genannt, 
erwähnt;  auch  von  Personen;  s.  Recht  (Bd  VI  244); 
Bätscherin  (ebd.  1853).  So  häufig  in  den  Zssen  ,e-  (XV., 
AaB.;  Z),  vil-(1529,  Absch.),  vor-  (XIV./XV.,  F;  Z; 
s.  auch  Büw  Bd  IV  1917;  auch  ,vorseit':  ,ües  vorseiten 
akkers.'  1313,  Z;  ,Heinr.  der  vorseite.'  1318,  Gl  ürk.), 
dick-  (1471.  1637,  Z)  geseit'  ,So  g.',  sogenannt.  ,üer 
Urheber  diser  so  gesagten  Beantwortung.'  Replica 
1691.  —  un-ge-seit:  ohne  Fehde  anzusagen  (auch 
bei  blossen  Raufhändeln);  gew.  mit  Syn.  verbunden. 
,N.  habe  inn  damit  u.  und  unbewart  in  sin  antlit  ge- 
slagen.'  1465,  Z  RB.  Im  abs.  Gen.  ,U-er  sach';  s.  Sp. 
113.  ,N.  hett  inn  gern  sin  libs  und  lebens  entsetzt, 
u-er  und  ungewarnotter  sach.'  1440,  Z  RB.  ,[Die  Eid- 
genossen fürchten]  ob  sich  dann  zwüschend  deheim 
der  iren  und  den  von  Rapperswyl  ütz  macheti,  das 
die  herschaft  und  sy  sprechen  möchtent,  es  wäre  u-er 
sach  beschechen,  und  sis  damit  nit  verklagen  noch 
verunglimpfen  möchtint  noch  köntint,  darumb  sy  der 
herschaft  von  Üsterrich  und  den  von  Zürich  abseifen 
mit  zwei  brieffen.'  Fbünh  1446.  ,N.  habe  sinen  tegen 
zuckt  und  habe  inn  damit  hinderwertlingen  u-er  sach 
gestochen.'  1453,  Z  RB.  .Ungesagter  ding.'  1471,  ebd. 
—  hoch-.  ,[Mit]  geschriftlicher  Danksagung  in  bester 
Form  an  hochgesagte  beide  Herren  Prälaten.'    RCys. 

Vgl.  im  Allg.  Gr.  WB.  VIII  1650ff.    Die  Zorückführung 

auf  ahd.  sagen  wird  durch  deu  Ausgang  -e'  W  tw.  (so  Vt.), 
-i(n)  PAI.;  WLö.  verbürgt.  Von  BsB.,  Stdt  und  einigen 
vereinzelten  Punkten  abgeseho,  herrscht  bei  uns  durchaus 
die  Form  mit  U ml.,  die  schon  in  der  ä.  Spr.  vielfach  be- 
zeugt ist;  vgl.  noch  ,segen.'  XIII.,  UwE.Benedictinerr.  (durch- 
gehend); 1394,  ZRB. ;  1468,  UwSa.  (Weisses  Buch).  Die 
Qual,  des  sekundären  Umlauts  wird,  ausser  durch  die  lebende 
MA.,  durch  ä.Reime  gesichert,  zB.  ,segen:  wegen.'  Keller, 
Fasn.  (,Der  kluge  Knecht');  Ruef  1550,  :  .vertragen.'  Aal 
1549;  vgl.  auch  ,sägen:  gegen'  [d.i.  ,gägen'].  Haberer  1562; 
1733,  L  Spiel.  Eine  Zsstellung  andrer  en-Verben  mit  sek. 
Um],  bei  JVetsch  1910  §  49  e;  zur  Erklärung  vgl.  Beitr.  28, 
260  ff.  Die  Dehnung  in  s%  BU.  (s.  1  e  y)  ist  als  emphatisch 
zu  betrachten;  vgl.  das  genau  entsprechende  /••.■  (:/<>-■•  n  Bd 
III  1447);  auch  an  den  Orten,  wo  in  allen  oder  doch  einer 
Reihe  von  «-Formen  Schwanken  zw.  Länge  und  Kürze  herrscht, 
wird  wenigstens  der  Gebrauch  der  Doppelformen  tw.  durch 
Emphase  und  satzrhythmische  Bedingungen  geregelt.  Be- 
merkenswert ist,  dass  in  ein  paar  nö.  Grenzbezirkeu  der 
Voc.  der  kontrahierten  Formen  (2.  3.  Sg.  Ind.  Pries,  und  Ptc. 
Pr,-et.)  im  Gegensatz  zum  ganzen  übrigen  Gebiet  und  auch  im 
Gegensatz  zu  dem  ebf.  auf  Kontraktion  beruhenden  mhd. 
'  »ii  itltn  nicht  zu  der  Vertretung  von  altem  ei  stimmt  (entspr. 
bei  , legen',  .tragen');  über  analoge  Verhältnisse  im  angren- 
zenden Vorarlberg  s.  Perathoner,  Voc.  einiger  MAA.  Vorarl- 
bergs 1883,  25;  vgl.  auch  Fischer,  Geogr.  der  Schwab.  MA. 
1895,47.  Einzeln.:  a.  Formen:  3.  Sg.  Ind.  Präs.  ,sied'  [1. 
.seid'].  Zwingli  (Brief);  ,sat.'  Th  Kunkelstabe  1655,  3.  PI. 
PrKt.  .seidend.'  1529,  II  (der  Verf.  schreibt  sehr  unortho- 
graphisch);  neben  sehr  baldigem  .geseit'   erscheint  ,g(e)sagt.' 


309 


Nag.  seg.  sitr.  sog,  sug 


Kiii 


1-161.  1523/6,  Z  KB.  und  gelegentlich  aiitli  soust.  Zur  allg. 
Def.  uuter  1  vgi.  OvGreyerz  1900,  163/4.  In  der  Z  Bibel 
begegnet  wiederholt  ,(es  einem)  s.'  gegenüber  .ansagen'  bei 
Luther  (HByland  1903,  29).  Zw.  den  elliptischen  Verwen- 
dungen unter  1  d  und  3  d  lässt  sich  keine  scharfe  Grenze 
ziehn.  Die  Schreibung  säje"  unter  3  b  zeigt,  dass  die  Ver- 
bindung im  Sprachgefühl  tw.  nicht  mehr  auf  unser  Vb  be- 
zogen wird. 

ab-:  im  Wesentlichen  wie  nhd.,  (mündlich  oder 
schriftlich)  erklären,  dass  Etw.  nicht  oder  nicht  mehr 
sei  oder  sein  solle,  ahbestellen,  aufkünden,  wider- 
rufen, absprechen,  wohl  allg.  a)  mit  blossem  Acc.  S. 
(P.;  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Th;  Uw;  Z.  Es  Fest,  e"  (G'meinds-) 
Versammli"g  a.  D's  Lisebetli  [eine  Näherin]  soll  alli 
Stören  a.  KIscher  1903.  L>'  Chile  a.,  die  Anmeldung 
einer  bestimmten  Anzahl  Kühe  auf  die  Weide  zurück- 
ziehn  Ff.  D'  Näeri"  (gew.  jedoch  der  N.)  a.  ZW. 
,Die  wile  derselbe  frid  [zw.  L  und  dem  von  Neuen- 
stein] weret  und  enwederthalb  abgeseit  ist.'  1357, 
Gfd;  vgl.  Cf.  ,Einen  koufa.';  s.  Bd  VI  1021  o.,  ferner 
zue-s.  Mit  Synn.  wie  .absprechen,  abtuon.'  ,Item  als 
etzlich  lüte  sprachent,  daz  ein  ieclicher,  so  getröstet 
hette,  die  trostung  wol  absprechen  und  absagen  möcht, 
da  haben  wir  gesetzet,  die  trostung  sol  stet  und  vest 
beliben  und  mag  noch  ensol  die  nieman  a.;  were  aber, 
das  deheinr  die  trostung  abseite  und  an  ieman  de- 
heinen  frevel  tete,  der  sol  darumb  gebüesset  werden 
als  ein  trostungbrecher.'  XIV.,  B  StR.  ,Ob  wir  die 
lantrecht  ufgeben  und  absagen  wölten,  das  wir  das  wol 
tuon  mögen.'  1465,  Gfd.  ,[Wenn]  ein  schultbess  und 
rat  bedunken  wölt,  das  es  [eine  Leistung]  dem  gotzhuss 
schädlich  sin  wölt,  so  mögind  sy  das  widerum  abtuon 
und  a.'  um  1510,  Aar.  StR.  Einer  Sache  entsagen. 
,Wer  du  bist,  der  du  wilt  absegen  dinen  eignen  willon, 
ze  dienon  unsirm  herrin  Christo.'  UwE.  Benedictinerr. 
XIII.  ,Du  muest  mir  [dat.  ethicus]  die  strähligen 
Gwünderbüecher  [die  Belletristik]  absagen.'  UBrAgger 
1777.  —  b)  mit  hinzutretendem  Dat.  P.  Ei"'m  [dem 
Lieferanten]  d' Milch  a.  B;  GWe.;  ZRuss.  Jeklicher, 
der  einen  umbe  sin  schulde  usjaget,  mag  demselben 
die  leistung  abesagen  [erklären,  dass  er  darauf  ver- 
zichte] und  uf  sin  guot  faren,  doch  also,  daz  solich 
abesagen  in  dem  monat,  als  er  leisten  sol  und  leistet 
nit,  beschehen  sol.'  1433,  Bs  Rq.  ,Gefielind  im  die  3 
klafter  nit  [vereinbart  A.  mit  B.],  so  sölte  er  im  das 
sagen  ...  demnach,  als  demselbigen  A.  sölichs  niemand 
abseite  und  die  zit,  so  er  im  das  zesagent  bestimpt 
hett,  verschinen  was,  habe  er  die  klafter  demselben 
gepracht.'  1480,  Z  RB.  ,Wenn  mh.  von  Ure  mir  [einem 
Geistlichen]  die  pfruond  absagen,  so  sol  und  wil  ich 
darvon  stan  ane  alles  verziecheu.'  1499,  Gfd.  , Einem 
ein  [veh]graeind  a.';  s.  Bd  IV  303  o.  Spec.  a)  Ei"'m 
's  Leben  (lt  Dan.  auch  de"  Tod)  a.,  Einem  (Kranken) 
das  Leben  absprechen  Z.  Se  glaubst  den))  würMi°h, 
dass  de'  Schüdereuel  dir 's  Leben  abg'sait  hei?  Feierab. 
1860  (Th).  —  ß)  abschlagen,  verweigern  B;  Z.  Los, 
Schulmeister  [sagt  der  zu  Gevatter  gebetene  Statt- 
halter], wil  du's  bisch,  so  wül-der's  wol  verrichte", 
ame"  Angere"  sieg-ieh  's  ab.  Gotth.  S.  noch  ratsch  (Bd 
VI  1842).  —  c)  mit  blossem  Dat.  P.  <x)  Jmd  abbe- 
stellen Aa;  Ap;  Bs;  B;  F;  S;  Z.  Dem  Hoher  [oder 
irgend  einem  andern  auf  eine  bestimmte  Zeit  be- 
stellten Arbeiter]  a.  Aa;  B;  F.  —  ß)  ein  Dienstver- 
hältniss  oä.  auf  künden  Aa;  B;  F;  S.  Der  Chnecht 
het  ''em  Meister  abg'seit,  nid  umg'chert  Aa.    [Die  Gotte 


beklagte  sich  bitter  über  den  kostspieligen  Knecht  | 
aber  a.  het-si  halt  doch  ''im  Fridel  nit  dörfe".  JReinh. 
1901.  's  ist  halt  doch  letz  g'gange",  ''ass  ä"  Landlüt  [an- 
statt die  Umzüge  beizubehalten  wie  die  Städter]  dem 
Sant  Nikiaus  abg'seit  hei".  BWyss  1863.  ,Wenn  ain 
lehenherr  ainen  buwmann  nit  mer  haben  weit,  so  mag 
er  im  absagen  zwüschen  St  Gallen-  und  St  Martinstag.' 
1471,  JGöldi  1897.  S.  noch  rund  (Bd  VI  1041).  Oft 
mit  Bez.  auf  ein  Liebesverhältniss.  Si  hed-em  abg'seit, 
ein  Mädchen  seinem  Liebhaber  AaP.;  Ap;  ZRuss. 
Z'erst  günd-er  iez  dem  Didi  ga"  o.  uf-ene"  fini  Art, 
zu  einem  Bräutigam.  CStreiff  1907  (GlM.).  Ich  säg- 
dir  nid  ab  und  säg-dir  nid  zue!  im  Volkslied  Ap  (VL. 
1903);  LNeb.  (ALGassm  1906).  Auch  von  der  Ab- 
weisung eines  Bewerbers;  vgl.  b  ja:  ,Ich  [der  Schul- 
meister] chönnt  ja  uslese"  unter  den  schönsten  und 
reichsten  Meitschene"  [sagte  Mädeli],  es  düch  's,  es 
sö"t-mer  Kei"s  chönne"  a.'  Gotth.  Mit  dass-Satz  (wohl 
infolge  Kontamination  mit  säge",  dass  ...):  Fort  miti 
[euch]!  rief  man  einem  Bettler  hinunter,  worauf  dieser: 
Guet  so,  Herr  Südsherr!  Grad  ha"-der  a.  wel'e",  das'- 
ich  nie  me  chbmm.  ATobler  1902.  —  y)  das  Friedens- 
verhältniss  aufkünden  (vgl.  ,den  frid  a.'  unter  a), 
Fehde  ansagen.  äSpr.  ,Si  sölten  wüssen,  daz  der  herr 
von  Meilant  sin  slos  Belenz  gern  wider  hette  [sagten 
die  mailändischen  Boten  zu  Denen  von  U  und  Uw 
1408],  und  schieden  also  von  dannen  und  meintend 
inen  damit  abgeseit  haben.'  Just.  ,Dis  [dass  B  den 
Mülhausern  gegen  Oesterreich  Zuzug  leiste]  verna- 
ment  die  andern  Eidgnossen  und  seitend  von  stund 
an  der  herschaft  [Oesterreich]  ouch  ab.'  DSchill.  B. 
,N.  sagte  dem  Bürgermeister,  einer  Gemeinde,  allen 
Zünften,  dem  Leutpriester,  Helfer  und  der  ganzen 
Stadt  ab.'  1521,  Sch  Chr.  ,Also  Seiten  die  9  mann 
[ihres  Glaubens  wegen  vertriebene  Bürger  von  S]  et- 
lichen, so  sy  mit  schmachworten  verletzten,  ab  und 
wurden  etlich  übel  von  inen  geschlagen.'  1535/6,  Bs 
Chr.  ,A.,  ein  krieg  anzeigen,  eim  (dem  feind,  heiter 
und  öffentlich)  a.,  mit  im  ze  kriegen,  sich  ein  feind 
erklären  und  öffentlich  anzeigen,  Widerlegung  des  zuo- 
gefüegten  Schadens  öffentlich  erforderen,  bellum,  in- 
imicitias  indicere,  denuntiare,  clarigare.'  Fris.;  Mal. 
S.  noch  un-ge-scit  (Sp.  398).  Auch  mit  näherer  Bestim- 
mung: Einem  ,an  lib  und  guot  a.'  (s.  Bd  VI  1759  o.),  ,uff 
den  töd  a.'  (Sp.  99  u.).  Bildl:  ,Den  Lasteren,  der  Welt 
a.,  nuncium  remittere  vitiis,  eluere  animi  sordes,  rebus 
humanis  valedicere,  rerum  humanarum  cura  se  expli- 
care.'  Hosp.  —  d)  abs.  Er  [ein  bestellter  Arbeiter]  hat 
abg'seit,  la"  a.  —  Ab-sagen  n.:  Kündigung,  Wider- 
ruf. ,Von  der  spillüten  wegen  ...  dieselbigen  sind  des 
[Brücken-]zolls  lidig  und  fry  uff  der  bürgeren  widerruoff 
unda.'  um  1530,  Aar.  StR.  ,Das  a.  tuon',  bei  einem  Kauf- 
geschäft; s.Bd  VI  1021  o.  Fehde-Erklärung.  .[A.hatden 
B.  verwundet]  mortlich  ane  alles  a.'  1383,  Z  RB.  .Ge- 
denk an  das  a.  vom  aman  von  Appenzell  und  den  von 
St  Gallen  vor  dem  sloss  Roschach.'  nach  1489,  G  (Ver- 
zeichniss  des  dem  Gotteshause  zugefügten  Schadens). 
—  ab-ge-seit.  Nun  Mol  ab-  ist  zehe"  Mol  üfg'seid, 
9  Mal  ,nein'  (des  Mädchens  bei  der  Liebeswerbung) 
heisst  10  Mal  ,ja'  (,Wenn  auch  ein  Mädchen  den  ihm 
nachziehenden  Knaben  gar  nicht  mochte,  weder  z' 
Faste"  noch  z'  Flre",  und  auf  seine  Anfrage  immer 
,nein'  sagte,  sie  kamen  am  Ende  doch  noch  zusammen') 
AaWoIiI.  (Donat-Meier).  Dril  Mol  a.  ist  erst  recht 
zueg'seü   ScHSt.  (Sulger);  Z.     .Drei  mal  abgesagt  ist 


401 


Sag,  sei,',  sig-,  sog,  sug 


402 


immer  zugesagt.'  AHuc,«enbkr<;er  1910.  ,Ein  a-er  find') 
der  Einem  abgesagt  hat,  ein  erklärter  Feind.  ,<jotz 
abgesagt  find.'  Bs  Schimpfw.  XV.  .Abgesagter  feind, 
ein  feind  seiner  herren,  perduellis.'  Fris.;  Mal.  — 
un-:  ohne  Fehde  anzusagen;  oft  mit  Synn.  ,Die  von 
Appenzell  [zogen]  haimlich,  hinderruggs,  unabgesait 
und  unbewart  aller  eren  mit  1500  mann  gewaffnet 
hinab  gen  Borschach  in  das  nüw  gotshus.'  1489,  G. 
,Der  franzesisch  bot  klagt,  wie  die  dri  länder  im  zug 
[von  1510]  alwegen  fürgeschossen,  unabgesagt  sich 
eben  ruch  erzeigt  haben.'  Ansh.  ,Uff  ein  zyt  kam  im 
[dem  Hiob]  leidige  bottschaft,  wie  sine  nachpuren  un- 
abgesagt und  unversächlingen  ein  ynfal  getan.'  LLäv. 
1577.  ,Dass  sy  unabgseit  und  unbewart  iren  eeren, 
on  alle  ursach  in  das  sein  kriegischer  weis  gfallen.' 
ebd.  1582.  ,Cesar  hat  die  Deutschen  als  unsere  [der 
Helvetier]  Bundesgenossen  unabgesagt  angegrifen.' 
JvWeissenfluh  1792/1821.  ,U-er  sach,  dingen.'  ,Da 
graff  Ruodolf  von  Kyburg  [uA.]  unser  statt  unwisent- 
licher  und  onabgesagter  dingen  überfallen  wolten  han.' 
E.  XIV.,  S  (Inschrift  am  St  Ursusmünster;  nach  Fr 
Haffn.  1666).  ,Des  herzogen  von  Üesterrich  volk  ... 
verwüestetend  inen  [den  Mülhausern]  ir  reben  und  was 
si  funden,  alles  unabgeseiter  sach.'  DScbill.  B.  — 
Ab-sager  m.  [Etliche  Burger  von  S  seien]  im  Land 
herumgezogen,  haben  etliche  Priester  beschimpft,  ihnen 
den  Tod  angedroht  und  sich  geäussert,  die  Messprie- 
ster müssten  wieder  von  allen  Pfründen  weichen,  wo 
früher  Prädicanten  gewesen.  Da  Solches  unerhört 
sei,  so  stelle  nun  Solothurn  die  dringende  Bitte,  dass 
man  diesen  ,A-n'  keinen  Aufenthalt  gestatte,  sondern 
gemäss  den  Bünden  mit  denselben  handle.  1534,  Absch. 

—  Ab-sagungf.:  .denuntiatio.'  Fris.;  Mal.  S.  noch 
Veh-Oe-memd  (Bd  IV  303);  Parzifal  (ebd.  1638). 

Vgl.  Gr.  WB.  I  93,  dazu  Fischer  I  55/6;  Martin-Lienh. 
II  334;  zu   Ahsager  Scbm.2  II  '233. 

oben-abe"-:  herunterkanzeln  ZO.  Er  hät-em 
recht  o.-g'seit.  ,Ich  in  der  Täube  in  die  Kammer  einen, 
schränzen  ihm  das  Gläsli  aus  der  Hand  und  hab  ihm 
halt  oben  aben  gesait,  was  mir  ist  in  Sinn  kommen.- 
Stütz. 

über-  (über-  Xow;  UwE.):  1.  eine  Lektion,  um 
sie  sich  einzuprägen,  (wiederholt)  für  sich  hersagen 
GLMoll.f,  Obst.  Du  mmsch-es  mich  mängmäl  ü.,  bis 
d's  cha""st.  —  2.  mit  Dat.  P.,  beim  Handel  unwahre 
Angaben  machen,  dh.  Fehler  und  Mängel  der  Ware 
verheimlichen  oder  verkleinern,  Vorzüge  zu  hoch  an- 
geben UwE.  (Vogel;  nach  neuerer  Angabe  anscheinend 
auch  mit  Acc.  S.),  ,zu  viel  sagen'  Nuw  (Matthys). 
Einen  alten  Beleg  (,in  etw.  ü.')  s.  Be-rugg  (Bd  VI  794). 

—  3.  mit  Acc.  P.  (und  Gen.  S.  oder  ,über,  umb'  Etw.) 
als  Rechtswort  der  ä.  Spr.  a)  durch  Zeugnissabgabe 
(wobei  in  gewissen  Fällen  auch  ein  Zeuge  genügen 
kann)  überführen;  oft  im  Passiv.  ,Swer  des  rates 
mit  zwein  geloubsamen  mannen  mit  geswornen  eiden 
überseit  wird,  das  er  von  iemanne  miete  habe  em- 
pfangen ald  genamzot,  der  sol  ein  jar  von  der  stat  sin.' 
Z  RBr.  ,Swele  des  [der  Beihülfe  zur  Umgeldhinter- 
ziehung]  ubersait  wirt,  als  recht  ist,  der  sol  der  statt 
ze  buosse  geben  20  pfd.'  1335,  Sch  StB.  ,Wer  daz 
sich  ...  befund  von  ieman,  wer  des  mordes  [des  Ein- 
falls Derer  von  Uw  in  LE.]  antrager  gewesen  wer 
oder  daz  überfüeren  in  daz  laut  getan  het  und  des 
mit  zwein  mannen  überseit  wird',  den  sollen  sie 
als    Feind   betrachten.    1382,  ASG.     ,Wär  daz    unser 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


burger  ainer  also  [vor  fremden  Gerichten]  ze  schaffen! 
nett  und  ain  ander  unser  burger  wider  in  stuend,  so 
ist  er  [der  als  Gegner  auftretende]  vervallen  darumb 
ze  bessrung  . .  .  und  mag  in  darumb  unser  burger 
ainer,  weler  in  des  [seines  feindseligen  Verhaltens 
einem  Mitbürger  gegenüber]  ermant  hett,  u..  wenn  er 
darumb  tuot,  daz  reht  ist.'  THÜiess.  StR.  ,Wer  dehain 
grozz  freveli  verschult...  und  wer,  daz  ainer  dez  nit 
gichtig  wer,  so  er  darumb  angesprochen  wurd,  den 
sol  noch  mag  kain  ainiger  u.,  wann  das  man  in  denn 
wisen  sol,  als  recht  ist.'  1400,  Sch  StB.;  ähnlich  1431, 
ebd.  (Alem.  VI  236).  ,N.  ist  umb  den  frevel  als  verr 
übersagt,  dass  er  schuldig  und  buoswürdig  ist.'  1424, 
Z  RB.  ,Des  brotes,  das  die  pfister  für  usschützling 
oder  missbach  schetzend,  [sollen  sie]  niemant  ntitzit 
ze  kofen  geben,  und  welicher  darüber  überseit  würd, 
der  sol  darum  an  sinen  eren  und  guot  gestraft  werden.' 
1461,  AABr.  StR.  ,[Der  Bäcker]  sol  nit  bachen  mit 
hopfen;  wa  er  aber  des  überseit  wurd,  sol  er  geben 
10  ß.'  1402,  ZBül.  ,Will  der  angeklagt  der  Unzucht 
nit  gestan,  so  sol  in  ein  einiger  nit  ü.'  1515,  Bs  Rq. 
,Wie  vil  zeugen  einen  ü.  mögend.'  1531,  V.  Mos. 
(Überschr.).  .Welicher  nun  fürohin  sich  ü.  Iasst  mit 
mündlicher  oder  geschribner  kundschaft,  das  derselbig 
minen  herren  solle  3  pfd  zuo  einung  vervallen  sin.' 
1559,  Aar.  StR.  ,Ü.  und  bewisen.'  ,Were  daz  einer 
des  mit  zwein  mannen  überseit  und  bewiset  wird,  der 
sol  an  gnad  ein  verzalter,  verteilter  man  sin.'  1381 
ASG.  —  b)  förmlich  verpflichten;  öfter  refl.  ,Ich 
Gret  von  Eptingen  han  den  frowen  von  Englaberg 
disen  offenen  brief  versigelt  gegeben,  mich  und  alle 
min  erben  aller  vorgeseiten  dingen  [einer  Schenkung] 
zuo  übersagende.'  1391,  GIfd.  ,Wir,  burgermeister  und 
der  rate  zuo  Basel  [haben]  unsser  stete  gross  inge- 
sigel  ...  haran  gehenkt,  uns,  unsser  nachkomen,  alle 
unsser  bürgere  und  die  unssern  aller  vorgeschoben 
dingen  zuo  übersagende.'  E.  XIV.,  Bs  Rq.  .[Weil  Die 
von  Baden  früher  einmal  Einen,  der  ,nit  ander  ir  statt, 
sunder  under  des  schultheissen  insigel'  Geleit  hatte, 
ertränkt  haben]  darumb  so  wölte  ich  [uf]  solich  ge- 
leite, daz  uff  des  schultheissen  insigel  zuo  ü.  ge- 
stellet waz,  nit  komen  und  mines  lcbens  von  in  sicher 
sin.'  1434,  AaB.  Urk.  ,Und  mich  selbs  zuo  ü.  aller 
vorgeschribner  dingen,  so  hab  ich  erbetten  den  vogt 
ze  Baden,  das  er  sin  insigel  für  mich  offenlich  hat 
getan  henken  an  disen  brieff'  1447,  ebd.  ,Des  alles 
[geschworner  Urfehde]  zuo  warem  urkund  so  hab  ich 
rnyn  eigen  ingesigel  offenlich  gehenkt  an  disen  brieff, 
mich  aller  davor  geschriben  sachen  damit  wissentlich 
zuo  ü.'  1475,  Bs  Chr.  ,Wir  loben  [diesen  Spruch  und 
Vertrag]  vest  und  stät  zuo  halten  und  uns  des  alles 
zuo  bezügen  und  zuo  ü.'  1549,  AaK.  StR.  —  über- 
seit: überführt.  ,Ein  u-ediebin';  s.  Breckin  (BdV  558). 

Auch  nihd.  (iu  Bed.  2  und  3);  vgl.  auch  Schm.  8  II 
234.  Zu  1  vgl.  .überlesen'  (auch  Schweiz.),  zu  '2  und  3  die 
Anm.  zu   über  (Bd  I   59/60). 

üf-:  1.  Einem  Etw.  ».,  .spottweise  in  die  Schuhe 
schieben-  GrA.  (FStaub).  Syn.  üf-reden  Sb  (Bd  VI 
559).  —  2.  mit  Acc.  S.  (und  Dat.  P.),  auch  mit  blossem 
Dat.  oder  abs.  a)  ein  Vertragsverhältniss  aufkündigen 
Aa;  Bs;  B  (.renuntiare.'  Id.  B);  Gl;  Gr;  Th;  Z.  Syn. 
ab-s.  Mir  si"  nümer  z'säme"  üs-cho",  W"1  da  han-ig-im 
halt  üfg'seit  B.  Bi  dem  G'schmürzel  [karge  Behandlung] 
woftt-ich  nit  blibe",  lieber  sägen -ich  üf,  sagt  zB.  ein 
Knecht,  ebd.    Er  chönn-en"  [der  Braut]  nümme'   ü. 


.(o:: 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


!o| 


BsLie.  .Es  Hüs  ü.,  raandare  alicui,  ut  tempore  statuto 
e  domo  conducticia  migret.'  Id.  B;  d' B'hüsi"g  ü.,  die 
Wohnung  aufkündigen  B  (Zyro).  , .. .  dessglich  ein 
frow,  die  ouch  weder  man  noch  kind  hat,  die  min 
eigen  sind,  die  mögen  für  verbannen  gericht  gon  und 
dasselb  eroffnen  und  dem  vogt  vier  pfennig  geben  und 
den  eid  damit  u.  und  lidig  sin  irs  aweg  ziehens.'  1503, 
BsBq.  ,Ist  ouch  erkennt,  das  die  sekler  nach  allen 
denen,  so  der  statt  gedmer  inhaben,  schicken,  inen 
die  u.,  und  dheinem  dheinen  mer  zu  liehen,  er  gebe 
dann  darumb  tröstung.'  1527/29,  Z.  ,[N.  hat]  iren 
Sohn,  so  jetz  in  dem  17.  Jar  syn  seil,  angestiftet,  dass 
er  die  Vormuntschaft  u.  solle.'  1609,  Z.  ,Welicher 
Teil  aber  dem  andern  disen  Dienst  aufsagen  wolte,  der 
solle  es  allweg  ein  ganz  halb  Jahr  darvor  tun.'  1733, 
G  Rq.  1906.  ,Männeren  und  Weiberen,  so  ehmahlen 
in  dem  allhiesigen  Aufenthalt  gewesen,  denen  aber 
solcher  aufgesagt  und  sie  fortgewiesen  worden.'  1779, 
Bs.  ,Beinebens  wurden  von  hiesigem  Gotteshaus  dem 
N.  100  fl.  und  dem  S.  40  fl.  Kapital  auf  verflossenen 
Martini  aufgesagt.'  17S4,  Z.  —  b)  aufgeben,  verzichten 
auf.  ,Zum  vierten  habent  wir  hiemit  genuogsamlich 
verwilliget,  dass  die  unsern  oberste  und  houptlüt  alle 
ire  ansprach  der  sachen  halb  gegen  bapstl.  ht  und 
dem  hl.  stuol  wol  übergeben  und  allenklich  u.  söllent 
und  mögent  ...  jedoch  inen  hiemit  ir  ansprach  gegen 
der  cron  Frankrich  ...  allenklichen  vorbehalten.'  1594, 
Seg.  1882  (L).  .[Bischof  U.  von  Degerfelden]  ist  acht 
Jahr  zu  Chur  gesessen  und  hat  im  1182.  Jahr  das 
Bistumb  auffgesagt  und  ihm  allein  die  Abtei  St  Gallen 
vorbehalten,  darzu  ihn  genötiget  Pabst  Alexander  der 
III.,  welcher  in  einem  Synodo  zu  Rom  versampt  er- 
kennt, dass  keiner  zugleich  zwo  Prselaturen  besitze, 
sonder  die  ein  oder  andere  auffsagte.'  Sprecher  1672. 
,[Wer  eine  Erbschaft  angetreten  hat,  dem  steht]  nicht 
mehr  frei,  solche  wiederum  aufzusagen.'  Z  Erbr.  1831. 
—  C)  ablehnen.  ,Da  war  ich  aber  beruft  gen  Basel  zu 
St  Leonhard,  daselbst  Kirchherr  zu  sein;  er  [Zwingli] 
aber  wolt  von  mir  nicht  ablassen:  ich  solt  Basel  aufs. 
und  abschlagen  und  sein  Helffer  sein.'  GStabelix  1559 
(Mise.  Tig.  1723).  ,[Wir  Schiedsrichter  haben]  auch 
nach  vil  angewender  Mühe  und  Arbeit  bei  den  Par- 
teien so  vil  erhalten,  dass  sie  uns  ihr  Streitigkeit  des 
obangedeuten  Inzuggelts  halben  in  die  Gütigkeit,  doch 
zu  offner  Hand  aufzusagen  und  abschlagen  [unter 
Vorbehalt,  den  Spruch  abzulehnen]  vertrauet  und 
übergeben  haben.'  1651,  G  Rq.  1903.  -  3.  a)  (aus- 
wendig Gelerntes)  hersagen,  rezitieren  (in  der  Kirche, 
Schule)  Aa;  Ap;  Bs;  B  (auch  Id.  B);  Gr;  G;  Th;  Uw; 
W;  Z;  „allg."  Syn.  betten  3  (Bd  IV  1831).  Der  Geliert, 
d'  Frage"  ü.  B  (Zyro).  Schi  miessunt  no'h  d's  Kanisi 
ü.  W.  S.  noch  Maschgen  (Bd  IV  508).  I»»  säg-der 
üf,  was  d' "umme"  wi'tt,  zum  Christkind.  MPlüss  1908. 
E"  längi  Stämperete"  il.,  auf  der  Bühne.  Loosli  1910. 
,l)em  schuolmeister  die  letzgen  aufsagen,  dietata  red- 
dere  magistro.'  Fris.;  Mal.  Häufiger  abs.  De"  nächst 
Sinintig  nnirs'ir''  i"  der  Chinderler  ü.  Z;  ähnlich  Ap; 
Bs ;  Th.  Us  ''ein  Verstand  ü.,  =  üs-leggen  ( Bd  IV  1 187)  Z. 
Kmnit  nit  iber  acht  Tag  . . .  d'  Ordnig  wider  an  in 
zuem  Ü.?  Bs  (Firm.).  ,Der  Schulmeister  hatte  ge- 
meint, das  Kind  zu  schonen,  gemeint,  wenn  es  aufs, 
müsste,  so  könnte  ihm  die  Schule  erleiden.'  Gotth. 
,N.,  17  Jahre  alt,  kann  den  Catechismus,  hat  auch  in 
den  Zeugnussen  aufgesagt,  bestehet  wohl.'  1695,  aZoll. 
1899.    ,In  den  Mittagspredigen  solle  man  den  Kindern 


den  vordersten  Bank  zum  Aufsagen  ledig  lassen.'  1698, 
ebd.  ,Und  dann  sollen  sie  [die  Schüler]  an  eim  Sontag 
oder  Feirtag  in  die  Kirche  gehen  und  darin  ofentlich 
vor  der  ganzen  Gemeinde  aus  ihrem  Catechismo  und 
Fragstückli  aufsagen.'  1737,  MRohner  1867.  ,Vatter, 
ich  hab  jetzt  brav  ufgseit  [in  der  Kinderlehre].'  AKy- 
burz  1753.  —  b)  übertr.  a)  dem  Lehrer  einstudierte 
Musik  vorspielen  B  (Seminarspr.).  —  ß)  beichten,  be- 
kennen Th;  Z  (Spillmann).  Di"  wem-mer  scho"  leren 
ü.;  Syn.  betten  leren.  Er  wird  vor  dem  G Wicht  scho"  ii. 
Z  (Spillmann).  —  y)  in  obseönem  S.,  coneumbere  cum 
aliqua  Aa;  ApLI«.;  GrD.;  LMalr.;  Z  (Spillmann).  Einer 
Ä'"s  ü.  ApLb.  De''  muess  siner  Frau  g'hörig  ü.;  si 
ist  nid  z'fride",  wenn  -  er- [er]  e"  nid  all  Nacht  üfseid; 
Der  nitreid  's  U.  nid  LMalt.  Der  muess  si"s  Sprüchli 
[dh.  was  er  ,kann']  allweg  (au'h)  mängist  ü.,  höhnische 
Anzüglichkeit  auf  den  schlecht  aussehenden  Mann 
einer  von  Gesundheit  strotzenden  Frau  Aa.  Er  isch 
in  alle"  Vereine"  g'sl",  het  g'herig  Hrunke"  und  het  gar 
streng  mies'e"  's  Abc  uffs.;  darum  isch,-er  jetz  so  schlecht 
z'weg  Bs.  —  4.  .sillabare,  insegnar  a  leggere'  PA1.  — 
5.  mit  Dat.  P.,  derb  die  Meinung  sagen  ApK.;  GF., 
Ta.,  T.;  ThHw.,  Mü„  ,reprehendere.' Id.  B.  .Elisabeth 
hat  freilich  der  Bettlerin  etwas  stark  aufgesagt  und 
mehr  mit  Unwillen,  als  mit  Sanftmut,'  TTobler  1844. 
—  6.  .aufschreien'  BHa.  S.  Bd  IV  178.  —  7.  zustim- 
men ;  s.  ab-s.  (Sp.  314).  —  Üf-sägetm.:  Schulexamen 
Bü.  Da  chief-i'1'  noeh  grad  ender  bin  Gräbelwibline", 
wa  am  Ü.  feil  heina,  a'so  en  Ggräbelher  old  es  Ggrähel- 
wlbli.  Barnd.  1908  (BGr.).  —  Üf-sagete°  f.:  das  Auf- 
sagen in  der  Schule.  .Welche  [Schüler]  aber  das 
Fragstückli  und  den  Catechismi  [!]  schon  perfect  und 
ohne  Anstoss  auss  können,  die  sollen  dafür  die  Zeug- 
nussen lehrnen;  am  Nachmittag  aber  sollen  sie  ein 
Mahl  Brief  lesen  und  für  [an  Stelle]  die  einte  Auf- 
sageten  schreiben.'  1737,  MRohner  1867.  — ■  Üf-sa- 
gung  f.:  =  dem  Vor.  ,Wie  sich  beid,  die  schuolmei- 
ster mit  ervorderung  und  die  schuoler  mit  u.  der 
letzgen  halten  sollen.'  F  Schulordn.  1577.  ,Von  der 
recitation  und  u.  der  knaben.'  ebd. 

Sind.  n/Mjra  in  Bed.  2;  auch  in  Bed.  3  (frühuhd.)  bei 
Gr.  WB.  1717;  Sanders  II  839.  4  viell.  weil  der  Lehrer 
das  zu  Lernende  vorspricht;  5  geht  von  3  aus  nach  Schwab. 
,den  Leuten  ihre  Fehler  herzählen'  (Fischer  I  411),  steir. 
,Etw.  warnend  einprägen'  (Unger-Khnll  40);  vgl.  auch  lich- 
ten 3  (Bd  IV  1010).  6  zeigt  eine  sonst  unerhörte  Bed.  des 
Vbs  tagen;  '  ist  auf  die  RA.  beschränkt  und  nach  dem 
Gegs.  «t-8.  gebildet. 

üm-:  =  um-Wrfm(BdIV1867)  Ta;Z,  spec.  zu  einem 
Begräbniss  „VO;  Gl";  Th;  ZO.  „Zur  Leiche  um- 
sägen,  zur  Leichenbegleitung  bitten."  Wenn  ein  Bauer 
ein  Stück  Vieh  schlachtet,  löt-er  u.,  me"  chönn  Fleisch 
ha"  bi-n-em  Th;  ZO.  Fleisch  u.  ZZoll.  Wenn  eine 
Gemeindeversammlung,  besonders  eine  ausserordent- 
liche, aus  Mangel  an  Zeit  nicht  durch  die  Zeitung 
veröffentlicht  werden  kann,  lot-si  der  Presidänt  u.  ZO. 
.Welicher  hinder  dem  schützenmeister  ein  solch  nebend- 
schiessen  und  schebeten  ansechen,  ussrüeffen  ald  umb- 
sagen  Hesse,  derselbig  solle  2  pfd  10  ß,  und  der  stuben- 
knecht,  so  das  schiessen  usrüefte  oder  umbsagte,  1  pfd 
5ß  zu  rechter  buoss  ...  verfallen  sin.'  1520/1600,  Z. 
,Wan  die  meister  ein  pott  einem  jeden  zu  haus  und  hoff 
umbsagen,  und  welcher  frävenlichen  ungehorsam  ist 
und  nit  erscheindt,  verfalt  der  gesellschaft  6  pfenig 
stebler.'   l.Vi'i,  AiLauf.  Metzgcrordn. ;    s.  auch  Bd  IV 


405 


Sag,  seg, 


1896.  ,Die  wachten  u.';  s.  Um-gang  (Bd  II  342).  — 
Um-säger  ra.:  a)  .Ausrufer,  von  Haus  zu  Haus  oder 
auf  öffentlichen  Plätzen'  Z  f  (Dr  Jucker).  —  b)  Lei- 
chenbitter Tu.  ,War  Jemand  gestorben,  so  wurde  in 
weitere  Ferne  ein  U.  ausgesandt,  um  die  Leute  a" 
d'  Lieh  z'  lade".'  AfV.  Er  ist  wie-n-en  U.  (en  U-i"J, 
von  Einem,  der  in  den  Häusern  mit  Neuigkeiten 
hausiert  ThMü.  —  Um-sägeriQ  f.:  Leichenbitterin 
„Gl";  L;  Scuw;  Tu;  „Uw;  U."  Syn.  Chileh-gang- 
Sagerin.  ,Die  Bekanntmachung  eines  Begräbnisses  be- 
sorgte die  U.,  meistens  eine  ältere  arme  Person.  Sie 
musste  in  der  ganzen  Gemeinde  von  Haus  zu  Haus 
gehen  und  Tag  und  Stunde  des  Begräbnisses  bekannt 
machen.  Dafür  bestand  eine  allgemein  gebrauchte 
Formel,  welche  so  lautete:  „NN.  in  N.  lassen  bitten, 
Ihr  möchtet  mit  ihrem  verstorbenen  Vater  (Mutter, 
Bruder,  Sohn  etc.)  künftigen  (irgend  ein  Wochentag 
mit  Ausnahme  des  Sonntags)  zur  Kirche  kommen." 
Dafür  bekam  die  Frau  ein  Geschenk,  entweder  an 
Geld  oder  an  Brot,  und  sie  machte  dabei  oft  einen 
guten  Taglohn.  Auswärts  wurden  besondere  Boten 
geschickt.'  Th  Beitr.  Aha,  d'  U-  chund,  wer  isch  acht 
g'storbe"'^  Umsagerin  (tritt  auf  und  schellt):  Moni  i" 
Hofz'  Chil'he",  mit  dem  Herr  Anton  Seim.  RMohr  1909. 
Die   U.  sagt  auch  die  Betzeiten  an  SchwE. 

um(m)en-  (bzw.  umhi"-)\  1.  a)  =  um-s.  Aa;B;Uw; 
Z,  bes.  zu  einem  Begräbniss  (gew.  abs.)  Aa;  Ap;  Gl; 
Z.  D'  Lieh  u.;  s.  Bd  III  1014.  Z'  Guntelinge"  sät  der 
Wächter  d'  Licht  ume"  Z  Sth.  Was  machst  auch  für 
nes  G'sicht?  me"  meinti,  du  müesstist  en-eren  achztj- 
järige"  Millionäri"  gu"  w..'  CStreiff  190b'  (GlM.). 
Zum  Läuten  braucht  es  in  AaJoh.  ihrer  Drei:  Eine'' 
muess  de"  Tum  hebe",  Eine"  muess  lüte"  und  de  Dritt 
muess  's  im  Dorf  go"  gen  u.,  si  lüti"d.  AfV.  (Ortsneckerei). 
Der  Wächter  hed  hott  Fleisch  ume"g'seid  AaF.  .Jeder 
Meister  soll,  nachdem  das  Brot  umhin  gesagt  ist,  die 
Geldbeilen  bezeichnen.'  1713,  Hofhstr  1866.  —  b)  Etw. 
.herumsagen',  durch  Geschwätz  verbreiten  Ap.  Syn. 
it.-tragen.  En  derege"  Zug  göd-men  e" fange"  gi"  omme" 
säge".  ATobler  1909.  —  c)  sich  (plaudernd)  herum- 
treiben. Syn.  u.-schellen.  Nach  ''em  Z'  mittag  han-ich 
mit  de"  Wälschlandmanne"  uss  ''em  grosse"  und  uss 
''em  chline"  Tal  e"  chlei"  ummeg'seit,  we  's  e"  dem  Tag 
[am  GhlausmärH]  e>so  fast  Alls  im  Bruch  hat.  CStreiff 
1904  (GlM.).  —  2.  zurückberichten,  -melden,  von 
Schwätzereien  B,  ,audita  referre'  Id.  B.  Er  het-im  här- 
chli"  Alls  wider  ume"g'seit.  —  Um(m)e"-säger  m., 
-sägeri"  f.:  1.  a)  m.,  öffentlicher  Ausrufer,  der  mit 
einer  Glocke  im  Dorf  herumgieng  und  auf  den  Plätzen 
läutete,  um  dann  Schlachtfleisch,  Ganten,  den  Mai- 
käferfang usw.  anzusagen  ZMarth.  —  b)  Leichen- 
bitter(in)  Ap  (Ommisäger);  Gl;  GT.;  Th;  ZLimm.,  Wl. 
—  2.  männliche  bzw.  weibliche  Klatschbase  GlM. 
D'  Ochse"wirti"  ...  das  ist  en  Umme'sägeri"  nie  kei" 
zweiti  im  Ländli  inne".  CStreiff  1901.  Mi"  sö'tt  e" 
Schuelrät  vor-emc"  so-n-e"  Umme"säger  [näral.  einem 
Briefträger]  nüd  kumprimiere".  ebd.  1904. 

an-:  I.  ansagen  Ndw  (Matthys).  a)  ,Sag  an,  du 
Johannes!'  sprich  WLö.  —  b)  anzeigen.  D'  Freud 
(Bd  I  1275),  d'  Lieh  (Bd  111  1014)  a.  uä.  Amene"  Tag, 
wo-me"  nach  enand  [im  Pfarrhaus]  drei  Liehe"  a"g'seit 
het.  RIscher  1903.  Ei"em  d'  ZU  a.,  ,die  Zeit  wün- 
schen': Bin-ich  am  Öbe"d  hei"  und  hed-mer  der  Bürge" 
über  's  Wasser  i"e"  manierlick  gueten  übe"'1  g'wunke", 
so  han-e'''-ne"  sür  a"g'luegt  und  han-em  übere"  g'rüeft : 


Häb-dich  still,  du  alter  Cham,  de  seist- mer  jo  d'  ZU 
doch  nur  a",  ''as'-i''1  wider  mues-  hei"'  go"  Bröd  etse* 
hütt  urie  gester  und  so  's  ganz  Jör  L  (RBrandst.).  ,Ein 
ietlicher,  der  den  teil  [Gütertransport  über  den 
GotthardJ  füerren  wil,  der  sol  in  ansegen,  wenn  man 
ein  anian  setz.'  1521,  UUrs.  ,Der  künig  sol  seinen 
knechten  den  träum  ansägen,  so  wollend  wir  in  auss- 
iegen.' 1529,  Dan.;  äm*YY£iXov.  LXX.  S.  noch  ab-suechen 
(Sp.  217);  sagen  (Sp.  392  u.).  (Bevorstehendes)  an- 
kündigen UwE.;  ZW.  Mücnd-s'  mer  acht  de"  Tod  a.? 
fragt  ein  Kranker,  wenn  er  Krähen  vor  dem  Hause 
krächzen  hört  ZW.  's  Bott  a.;  s.  Bd  IV  1895/6.  Uf 
di  Feufi  het  der  Amme"  eini  [näml.  eine  Sitzung]  lo" 
a.  HBlattner  1902.  Für  ''e"  Dunstig  em  zechni  hätn- 
mer  bim  Herr  Pfarrer  d's  Chihhe"höchsct  a"y'seit  g'cha". 
CStreiff  (GlM.).  E"  G'mand  a.  Tu.  Der  Weibel 
bezog  1  Mass  Wein  und  1  Pfund  Brot,  ,weil  er  hat 
müssen  die  Gemeind  a.,  als  der  Wächter  betrunken 
war.'  1790,  EStaüber  1894.  Mit  Dat.  P.  und  Terminbe- 
stimmung, ohne  Acc;  s.  Bott-Meister  (Bd  IV  521).  — 
2.  zusagen.  Abs.,  .sagen,  dass  man  annehme,  kommen 
werde  udgl.'  B  (Zyro).  ,.  . .  band  sich  da  der  vor- 
genanten stett  botten  . . .  diser  nachgesehribenen  stuck 
sampt  einander  vereint  und  geeint,  doch  uff  ein  wi- 
derbringen jegklicher  statt  hindersich  an  sin  herren 
und  fründ,  von  denen  er  gesant  ist,  umb  ein  wol- 
gefallen  und  ansägen.'  1417,  Abscii.  .Item  und  ist, 
daz  die  stett  darumb  uff  Sant  Gallen  tag  ansagent, 
sont  si  dise  stuck  getrüwlich  sampt  einander  halten 
bis  zu  wienachten  nechst  künftig  und  dannan  hin  fünf 
jar  die  nechsten  nach  einander  ze  zellend  angefarlich.- 
ebd.  ,[üie  Aarauer]  habent  uns  [den  Bernern]  fünf 
jar  nechst  nach  einander  zuo-  und  angeseit,  den 
'angster  ze  geben.'  1449,  Aar.  StR,  —  3.  mit  Acc.  P., 
anklagen,  beschuldigen.  .Einen  valschlich  a.'  Boner. 
,Einen  nit  war  (unwär)  a.'  oft  im  XIV./XV.;  zB.:  ,N. 
rett  das  mit  vil  erbern  lüten;  darumb  er  aber  si  nit 
war  anseit,  won  si  mit  der  sach  nüt  ze  schaffen  batt.' 
1398,  Z  RB.  ,Da  sprach  der  H.:  ich  han  es  nit  getan 
und  seist  mich  nit  war  an.'  1427,  ebd.  .Als  ich  in 
der  fürsichtigen,  wysen  eins  schultheissen  und  rauts 
ze  Baden  gevanknüss  komen  und  zuo  Baden  in  irem 
turn  gelegen  bin  von  ettlicher  schalkbarer  und  un- 
züchtiger worten  wegen,  so  ich  leider  inen  in  miner 
Unwissenheit  zuogeredt  hab,  die  inen  denn  hertenclich 
und  vast  swär  gewesen  wären,  wäre  dem  also  an  im 
selbs  gewesen,  das  nu  nit  ist,  und  ich  sy  unwor  an- 
geseit habe  etc.,  dar  umb  . . .'  1445,  AaB.  Urk.  ,Sy 
redte,  er  sölte  es  nit  reden,  er  seitte  sy  unwar  an.' 
1470,  Z  RB.  S.  noch  Brot  (Bd  V  947);  zue-reden 
(Bd  VI  575).  ,Einen  unrecht  a.':  ,LStollo  [klagt]  uff 
HWeber,  das  der  vor  beiden  raten  von  im  rett,  er 
hett  Kaiman  dem  Juden  ein  las  gelihen  ...  und  seite 
damit  den  Stollen  unrecht  an  vor  unsern  herren  den 
raten.'  1379,  Z  RB.  Mit  doppeltem  Acc:  ,Es  sol  herr 
Hans  Müller,  lüppriester  zuo  Wangen,  fürbringen  in 
manots  frist  ...  das  der  helfer  zuo  Kloten  inn  dryg 
keiben-  oder  schelmenlug  angeseit,  dessglich  sinen 
undertanen  zuo  Kloten  wol  bi  tusent  lugen  dartan  hab.' 
1523/6,  ZRB.  —  An-sagerm.:  =  ^«-sa.'/  // (Sp.  379). 
FrMüller  hat  den  BBuri  von  Bern  als  seinen  ,a.'  ge- 
nannt. 1513,  Absch.  .Gichtiger  a.'  XVI.,  Güberr.  Arch. 
,Der  Pfarrer  [der  einen  Wirt  an  den  Pranger  stellte] 
bestand  darauf,  dass  er  seine  Klag  auf  den  Wirt  mit 
Kundschaft    erweisen    wolle.     Der    Wirt    wollte    den 


407 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


lo.- 


Herrn  Pfarrer  fahren  lassen  und  drang  auf  den  A., 
um  solchen  rechtlich  aufzusuchen.'  1734,  GWalser 
1829.  ,Von  A.  stellen.'  Ndw  LB.  (älteres  Gesetz).  S. 
noch  ent-reden  (Bd  VI  561);  Sucher  (Sp.  131).  —  Mhd. 
analagen   in  Bed.  1  a,    2   und   3    (auch    mit    doppeltem   Acc). 

i°-:  einreden,  einflüstern  Aä;  Uw.  Si  händem's 
V'g'seid.  D'  Frau  mues'-em  Alls  i.,  einem  unselbstän- 
digen Manne  Aa.  —  l°-säger  m. :  Ohrenbläser  Ndw 
(Matthys). 

So  (neben  andern  Bedd.)  auch  bei  Fischer  II  635;  Sanders 
II  839;   in  andrer  Bed.  bei  Gr.  WB.  III  262;  Schm.'ll  234. 

under-:  1.  a)  Einem  Etw.  (nachdrücklich)  mit- 
teilen, einscliärfen.  ,Vogt  von  Knonow  schryben,  das 
er  sambt  dem  predicanten  des  landschrybers  frouw 
beschicken,  iren  mit  ernst  u.,  das  sy  wie  andere 
christenlüt  die  ordenlichen  predigen  in  der  kilchen 
besuochen,  dann  man  ir  ungehorsam  ussblyben  . . . 
nitt  wyter  gestattne.'  1587,  Z  RM.  S.  noch  Bd  IV 
1841  o.  —  b)  Einem  Etw.  (ermahnend)  vorhalten,  ver- 
weisen. ,Sine  [des  Pfarrers  von  Wylen]  underton 
klagend  ab  im,  klagend,  er  sig  nit  gsprech,  hab  aber 
ein  böss  wyb.  Hat  man  im  undersait  [eine  Rüge  er- 
teilt].' 1530,  EEgli  AR.  ,Es  sol  ein  wyb  irem  man 
sine  mengel  u.  und  in  warnen,  das  er  im  selbst  vor 
schaden  sye.'  LLav.  1584.  .Christus  schlagt  kein  Blatt 
für  den  Mund,  sonder  undersagt  einem  Jeden,  was  er 
verschuldet.'  AKungler  1688.  , Hm  Joh.  Meier,  Pfarrer 
am  Rechtobel,  ward  undersagt,  das  er  ohne  Befragung 
des  Decani  . . .  eine  Orgel  in  die  Kirche  seines  Orts 
angeschafft.'  1720,  ApJB.  —  2.  untersagen,  verbieten 
AaF.;  Th;  Ndw  (Matthys);  Z  und  wohl  auch  sonst, 
doch  kaum  volkstümlich.  .Den  9.  Jänner  [1559]  wirt 
denen  stattknechten  in  gemein  ihr  liederlich  leben 
und  trunkenheit  bei  verlurst  des  dienstes  undersaget.' 
KWlLD   1847.    —   In  beiden   Bedd.  auch  mhd. 

ent-,  in  l'Al.  unt-sägi:  1.  mit  Acc.  P.,  anklagen. 
Syn.  ans.  S.  ,Were,  das  von  disshin  jeman  dehein 
klegt  vor  uns  täte  von  deheinem  unserm  vogt  oder 
unsem  amptlüten,  daz  wir  da  ouch  die  selben  vögt 
und  amptlüt,  von  denen  also  geklegt  wirt,  ouch  süllen 
dawider  verhören,  umb  daz  biderb  lüte  dester  minder 
an  schuld  eutseit  werden.'  1426,  Z  StB.  —  2.  a)  refl. 
(mit  Gen.  S.  oder  P.)  o)  .ricredersi'  PA1.  (Giord.); 
wohl  =  eine  Behauptung,  ein  Versprechen  zurück- 
nehmen (it.  disdirsi,  frz.  se  didirc).  —  ß)  gerichtlich, 
sich  von  einer  Anklage  frei  machen;  bes.  in  der  Ver- 
bindung ,sich  mit  sinem  eid  e.',  einen  Reinigungseid 
ablegen.  Syn.  sich  ent-reden  (Bd  VI  562).  ,Mag  es 
aber  der  sächer  nit  bewisen,  so  mag  sich  einr  des 
mit  sinem  eid  entsagen.'  AABremg.  StR.  um  1258.  ,Und 
welicher  gnoss  denne  ze  mal  nit  in  dem  kilchof  ist, 
so  man  die  gloggen  dristund  lütet  und  der  vogt  ze 
gericht  siezet,  der  ist  dem  vogt  drye  Schilling  ver- 
fallen ze  buoss,  er  mög  sich  denne  mit  sinem  eid 
entsagen,  daz  er  es  nit  wüste  noch  vernomen  hette.' 
XIV.,  AALunkh.  Hofr.  —  y)  sich  lossagen,  abwenden. 
,WieV  woltend  ir  [der  Bruder  des  verlornen  Sohnes] 
von  einsy  wegen  üch  [andre  Hdschr.  ,ouch']  üwers 
vatters  gar  entsegen?'  GBinder  1535.  —  8)  übh.  sich 
frei  machen,  sich  (er)wehren  (auch  tätlich).  .[N.  sei] 
zuo  im  komen  und  habe  inn  frävenlieh  angefallen  und 
im  in  sinen  hals  und  gurglen  gegriffen,  und  als  sy 
vor  allwegen  guot  gesellen  gesin  werint,  wonde  er  in 
schimpf  und  allem  guottem  das  von  im  bescheche, 
und  des  zuo  widergeltung  und  sich  sin  damit  ze  ent- 


sagent,  schlüege  er  inn  mit  sinem  hemd,  so  er  in 
den  henden  hett.'  1474,  Z  RB;  wiederholt.  .Also  hat 
Christus  ein  obergheit  nit  wellen  erzürnen,  sunder  ee 
tuon,  des  er  sich  hätt  mögen  entsagen.'  Zwixgli 
(Erörterung  von  Matth.  XVII  24);  in  der  lat.  Über- 
setzung: ,Eam  ergo  Christi  vidimus  modestiam  fuisse, 
ut  vel  inujuis  exaetionibus  potius  sese  opprimi  passus 
sit,  quam  ut  magistratus  iram  in  sese  provocare  vo- 
luerit.'  .Den  [den  Klosterschüler  Graf  Victor]  hasset 
der  [Abt]  Cralon  ...  und  straft  in  mermalen;  des  sich 
aber  Victor  entsagt  und  von  im  ongestraft  sein  wolt, 
wusst  ouch  seinen  anhang grosser  fründen  und  vil  gunsts 
an  des  königs  hof.'  Vad.  .[Die  Bauern  hatten  während 
des  Krieges  beim  Feldbau  Waffen  bei  sich]  damit  si  sich 
im  fall  des  vigends  mit  zuosamenloufen  und  sturmschla- 
chen  dester  komlicher  entsagen  möchtend.'  ebd.  ,Herr 
Eberhard  aber  von  Aspermont  ward  gstochen,  wie  er 
sich  ensagen  weit,  dass  er  sein  bald  starb.'  ebd.  ,[Die 
Glarner]  band  die  schloss,  so  im  land  lagend,  zerstört, 
den  adel  vertriben,  sich  der  herrschaft  und  des  bösen 
gewalts  sidhar  entseit.'  HBrennw.  Chr.  ,An.  1520  auf 
einen  Abend  in  Zürich  kamen  gute  günstige  Burger 
zu  uns,  sprechende:  Habt  ihr  gut  Rigel  an  eueren 
Haustüren?  Da  wir  sprachen:  Gut,  ja;  sprachen  sie: 
So  seit  hinnacht  wachmünderig,  ihr  habt  Leut,  die 
auch  auf  sie  [?]  sehen,  sie  möchten  aber  spat  kommen, 
dass  ihr  euch  ein  Weil  entsagen  könten.'  GStähelin 
1559  (Mise.  Tig.  1723).  -  s)  sich  (einer  Pflicht)  ent- 
ziehen, zB.  dem  Besuch  einer  Sitzung,  Messe.  ,Ist  aber, 
das  die  nüne  bi  dem  eide  dunket,  das  die  dri  ald  ir 
deheinr  mit  vare  sich  entseit  haben  [böswillig  die 
Sitzung  versäumt  haben],  die  sun  die  nüne  uf  ir  eit 
ze  buosse  setzen.'  Z  RBr.  ,Weler  och  unser  herren  von 
muotwillen  sich  der  messe  des  tages  entsaget,  den  sol 
ein  brobst  unsers  gotzhus  kastagen  und  stratfen,  als  in 
zitlich  dunket.'  1342,  Z.  —  b)  intr.,  wie  nhd.,  ,rinun- 
ziare,  diffidare'  PA1.  (Giord.).  Einen  Beleg  von  1778 
s.  Bd  IV  1891.  —  un-ent-seit:  =  vmr(ab-)ge-seit  (Sp. 
401).  ,Als  er  [der  Kläger]  vor  der  Haustüre  sein 
Messer  habe  um  sich  gürten  wollen,  sei  N.  hinten 
zugekommen  und  habe  ihn  in  seinen  Arm  gehauen, 
ohne  dass  er  wisse  warum  (unwyssender  und  unent- 
saiter  dinge);  denn  bisher  hätten  sie  nur  Liebs  und 
Guts  miteinander  gehabt.'  1468,  JGölui  1897.  .Her- 
nach volgt  der  schad,  och  die  zergenknis,  so  minem 
gnedigen  herren  von  Sant  Gallen  von  denen  von  Sant 
Gallen  und  Appenzell  uff  zinstag  nechst  nach  Sant 
Jacobs  tag  anno  1489  zugefügt  und  über  alle  recht- 
pott  und  unentsagt  allen  eren  gesehechen,  und  och 
über  alle  ermanung  der  püntnüs  der  Eidgnossen  pund.' 
GMitt. 

Ahd.  inttagen,  defendere,  diffidere,  denegare,  renuntiare, 
anathematizare,  excusare,  mhd.  entmrjen  in  Bed.  2  und  in  der 
bei  uns  nur  im  Ptc.  belegten,  mit  2  zsgehürentien  Bed.  Fehde 
ansagen:  ähnlich  wie  mhd.  bei  Fischer  II  736;  die  nhd.  Bed. 
(Gr.  WB.  III  591/3;  Sanders  II  839)  ist  uns  (abgesehen  von 
den  Spuren    nnter  2  b)  fremd.     Bed.  1    sonst   nicht  belegt. 

er-:  (Etw.)  genau  sagen,  vollständig  auf-,  erzählen, 
„sagen,  erzählen,  was  man  weiss,  bis  auf  die  gering- 
fügigsten Umstände"  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  „L";  Scbw; 
S;  Tb;  „Zg;  Z"0.f,  W.  „Er  hed  Alls  erseid."  Fast 
nur  in  neg.  Sätzen,  's  ist  nid  (nüdj  z'  e.  (ersägi"d), 
es  gibt  dafür  nicht  Worte  genug.  Me"  eha"" 's  nit  e., 
so  schon  isch's  dort  obe"  BsL.  Was-ieh  ha"  müesse" 
dure- mache",  's  ist  nid  z' e.'.  BoAa.    V"$ri  Grabkapell 


109 


Sag,  seg,  sig,  sog, 


IM 


zeiget,  was  kei"s  Wort  erseit,  im  tt'möl  us  alte"  yniwe" 
Zite".  Schwzd.  (Schw).  Was  der  Brief  de"  Ehre"  für 
Freud  (/'macht  het,  isch  nit  z'  e.  BWvss  1863.  Was-er 
a"  Holz  zueche"  g'füert  hat,  ist  nüd  e'  e.  g'si".  CStreiff 
11>0S  (GlM.).  ,Kein  mensch  kans  gnuogsam  als  [den 
weiblichen  Kleiderluxus]  e.'  Aal  1549.  Bell.  „Er  hed- 
sic*  ganz  erseid  L;  Zg;  Z";  wohl  =  hat  sich  volls'ändig 
ausgesprochen,  Alles  gesagt,  was  er  wusste.  —  er- 
seit: besagt,  erwähnt.  ,Die  mit  solchen  [Patenten] 
versehene  Juden  sollen  demnach  ersagte  Patenten  .. . 
den  Auffseheren  oder  Unterbearateten  vorweisen.'  S 
Judensch.  1787. 

Gleichbed.  ahd.  (anagta)  und  eis.  (Marti n-Lienh.  II  331), 
in  der  Bed.  des  Ftc.  bei  Gr.  WB.  III  918. 

us-:  1.  a)  als  Rechtswort.  <x)  vom  Pachter,  das  Urteil 
aussprechen.  ,So  haben  wir  des  alle  drye  uf  den  eid 
einhelleklich  erkennet  und  usgseit ...'  1332,  '/..  —  ß)  von 
Zeugen,  aussagen  GA.;  Now  (Matthys).  —  b)  Etw. 
ausschwatzen,  ausbringen  Gl;  GA.  'J'örfe"d  da  [in  einen 
.nur  für  Herren'  bestimmten  Automaten]  d'  Füre"  au'* 
hiege"?  Ja  frili'1',  aber  ir  müeiid  Nut  ü.  CStreiff  1900 
(GlM.).  Ahs.  So,  iez  will-ich  ü.  oÖ.  ,Ob  hinfür  jemand 
des  deinen  oder  grossen  rates  us  seite,  das  man  dem 
nachgan,  und  so  das  erfunden  und  kuntlich,  daz  der 
selb  inmassen  gestraft  werd,  damit  er  daz  nachmals 
nit  mer  tüege.'  1511,  Z  RM.  —  2.  Etw.  zu  Ende  sagen 
B  (Zyro).  —  Üs-säger  m.:  wer  Etw.  (ein  Geheimniss, 
üble  Nachrede)  einem  Andern  hinterbringt  Gl. 

Iu  Bed.  1  bei  Gr.  WB.  I  943,  auch  in  bei  uns  nicht 
belegten  Bodd.  bei  Sanders  II  839;  Schm.2Il  233/4;  Fi- 
scher I   50-2. 

use"-,  ,ushin-',  ,usher-':  Etw.  frei  heraussagen, 
wohl  allg.,  ,aperte  loqui.'  Id.  B.  Da  bin-i'*  nid  ver- 
lege", Das  chan"-ich  üch  grad  u.  ScHwFasn.  1898. 
Hclb-mich  doch  nid  esö,  säg  lieber  d'  Sach  grad  use"! 
B.  Los,  Herr  Pfar-er,  Das  mties"-ieh  jitze"  grad  it.: 
ich  hätt  g 'meint,  du  haitisch  mi  Gloube"  weder  "umen 
esövli.  Loosli  1910.  Etw.  patsch  üsse"s.  W.  Näbes 
uff  de"  hdtere"  Tatsch  u.,  ohue  Scheu  ans  Licht  ziehn. 
ATobler  1905  (Ap).  S.  noch  Vhropf  (Bd  III  847; 
ähnlich  Bs  und  weiterhin);  ye-rad(M  VI  502);  ratsch 
(ebd.  1842).  ,Hetten  sy  uns  es  nur  usher  gseit,  dass 
sy  uns  nit  helfen,  so  hetten  wir  doch  anderschwo 
hilf  können  suochen.'  1540,  Absch.  ,[A.  habe]  fryg 
für  sich  usshin  geseit,  N.  hette  ein  merchen  gehygt, 
darumb  weite  er  im  grad  selbs  den  grind  abhowen.' 
1542,  Z  RB.  ,üie  puren  hands  uns  ushin  gsagt,  wir 
sidlind  unseren  weibel  nen,  wellind  sy  iren  hirten  neu.' 
1563,  Hotz  1865.  —  Vgl.  .hinaus-,  heraussagen'  bei  Gr. 
WB.  IV  2.   1398.  1042;    Martin-Lieuh.  II  334. 

ver-:  1.  a)  versagen,  abschlagen,  verweigern. 
.Versagen,  etwas  zetuon  abschlahen,  negare,  abnegare, 
alicui  de  re  aliqua  abnuere.'  Fris.;  Mal.  a)  mit  Acc. 
(auch  Gen.)  S.  (und  Dat.  P.),  auch  mit  blossem  Dat. 
Er  cha""  si"em  Mül  Nütv.,  ,er  hat  nicht  soviel  Selbst- 
beherrschung, um  sich  des  Kaufens,  Zugreifens  zu 
enthalten,  er  ist  leckerhaft'  B  (Zyro).  ,N.  hat  ver- 
jeehen,  das  er  der  wirtin  zuo  Klingnow,  als  sy  im 
win  ...  verseife,  getröwt  hab,  in  ein  vass,  darin  win 
were,  zc  schissen.'  1462,  Z  EB.  ,Wer  es,  das  er  das 
halbteil  sins  kungrichs  gefordert,  er  wolt  es  im  nit 
verseif  haben.'  1477,  Bs  Chr.  .Natura  negavit  mihi 
formarn,  hat  mir  die  hüpsche  versagt  oder  hat  mich 
nit  begäbet.'  Fris.  ,Gott  hat  im  sine  gaben  nit  ver- 
seif, es  mag  noch  ein  frommer  priester  uss  im  werden.' 


ThPlatter  1572.  ,[Die  Jungfrau  Maria,  von  ihrer 
Schwester  Salome  ersucht,  bei  Hochzeitszurüstungen 
mitzuhelfen:]  Wiewol  ich  mich  nit  belad  der  weit 
gescheit  ...  so  kann  ich  doch  von  fründtschaft  wegen, 
dir  zuo  lieb,  ein  solches  nit  versegen.'  1597,  L  Spiel; 
,wie  wol  das  wider  min  Eigenschaft  ...  kan  ich  ein 
solche  Pit  dir  nit  versagen.'  1616,  ebd.  S.  noch  Nacht- 
Herberig  (Bd  IV  1569);  Chind-Bett  (ebd.  1817);  Brö- 
sem  (Bd  V  803).  ,Es  Einem  v.',  Einem  die  Liebes- 
gunst vorenthalten.  .[Einen  8  Tage  vergrabenen  Hahn 
untersuchend]  findest  ein  Stein  im  Kopf  ...  so  du 
ihn  bei  dir  hast,  so  mag's  dir  Keine  versagen.'  AfV. 
(BE.);  s.  auch  brüwen  (Bd  V  1036  o.).  In  der  Rechts- 
spr.;  vgl.  auch  untere.  ,Swaz  wines  verkouffet  wirt 
ze  Basil  ...  daz  git  dem  bischove  ein  halp  fierteil 
wins;  der  daz  verseif,  der  büezzet  3  pfunt.'  Wack.  DU. 
,Eine  buoze  v.'  Z  RBr.  .üb  ieman  den  zehenden  nit 
weite,  wie  billich  ist,  geben,  sonder  versagen  oder 
hierin  gevärde  oder  betrug  tuon  weite...'  1540,  Z. 
,Das  ungelt  v.';  s.  Bd  II  242.  ,Urloub  v.';  s.  Höch- 
fart  (Bd  I  1033).  .Pfand  v.';  s.  Bd  V  1139.  ,Welicher 
ainem  Statthalter  pfand  versait  um  gichtige  schuld, 
der  sol  gestraft  werden  umb  6  ß.'  1472,  GBurgau  Offn. 
.Welcher  dem  Vogt,  Amptman  oder  Waibel  um  richtig 
Schulden  Pfand  versagt,  dem  mag  man  es  ...  bis  an 
10  Pfd  pieten.'  1609,  GFlaw.  Offn.  (erneuert).  , Einem 
recht  v.';  s.  Bd  VI  257  u.  ,(Einem)  frid  v.';  s.  Bd  I 
1278.  Dazu:  ,Der  alt  einungbrief  um  fryd  ufneinen 
und  ob  ieman  fryd  verseife.'  1401,  Scuw  LB.  , Weiher 
frid  versait  und  den  nit  geben  wil,  ist  die  buoss  5  pfd.' 
1487,  JGöldi  1897.  ,Dem  N.  friden  versagt  [und  mit 
einem  Stein  nach  ihm  geworfen,  Busse  12  Mk].'  1517/8, 
ZStäfa.  Jnnemen  von  buossen:  6  pfd,  Junker  von  Al- 
tiken  hat  friden  versagt.'  1546,  ZAnd.  S.  noch  Bott  IIa 
(Bd  IV  1892);  Frid-bruch  (Bd  V  373).  So  oft  als 
subst.  Inf.  ,Fridbruch,  fridversagen,  übereren,  über- 
mäyen  [usw.].'  1498,  ZGrün.  ,Wer  fridt  verseif,  der 
soll  zuo  buoss  verfallen  sin  5  gl.  on  gnad,  und  söl- 
liches  fridtversagen  möcht  so  gröblich  beschechen, 
der  wurd  höher  gestraft,  je  nach  gestalt  der  sach.' 
1509,  Th.  ,Ein  fridversagen  ist  vor  landgricht  ge- 
straft umb  10  pfd.'  1543,  GT.  Rq.  ,10  pfd  für  ein 
fridversagen  also  bar  zuo  buoss.'  1565.  Z  KM.  ,1'ff 
Fridenversagen  und  Fridbrüch  soll  die  Buoss  syn 
50  Pfd.'  1660,  Z  Statute.  Gleichbed.:  ,[N.  wird  ge- 
büsst]  in  pfd  von  stallung  v.'  1411,  Z  RB.  Mit  Inf.: 
[Kilter  zum  Mädchen,  das  nicht  Bescheid  geben 
will:]  Versag  's  nit,  mit -mer  z'  reden;  ich  bin  des 
riehen  Herrn  Nötigers  Son.  B  Nachtspruch.  Mit  Synn. 
.Mehr  so  wirdt  versait  und  verbotten  Jetzigen  und 
den  Nachkümligen,  dass  Niemants  ferthin  auf  Son- 
tagen  zu  wesseren  fürnehme  Mattlandt  oder  anders 
Erdrich  by  3  Pfd  Buess.'  1418,  WBrig  (Copie  des 
XV1L).  ,[Wir]  wellen(d)  üch  [Z  den  VO]  die  pro- 
f(i)and,  fryen  merkt  und  feilen  kouf  hiemit  abge- 
strickt und  verseit  (abgestrickt,  verspert,  versagt  und 
verlegt)  haben.'  1531,  Absch.  ,Eim  ein  ding  guot 
rund  abschlahen  und  v.,  prsecise  negare  alicui.'  Fris. 
Mit  Gen.  S.  ,[Unsre  Pflegebefohlenen  haben  von  uns] 
mengerhand  begärt,  des  wir  in  ouch  zuo  guoter  maus 
nie  werset  [1.  verseit]  haben.'  um  1469,  Gfd  (Schrei- 
ben von  R  und  LMötteli).  Mit  blassem  Dat.:  .Maria 
Gottes  muoter  gib  uns  frid  und  geleit!  diu  liebes 
kind  ich  meine,  das  keinem  nie  verseit.'  1468,  Liei>. 
—  ß)  ohne  Acc,  uneig.,  den  Dienst,  die  Wirkung  ver- 


411 


Sag,  seg. 


sog,  sug 


412 


sagen;  gew.  mit  Sachsubj.  ,Uer  Käst  hat  ihre  kein 
Mol  versait';  s.  Bd  VI  1498.  's  Geld  hed-em  verseit 
ArLb.  Da  häd  min  Witz  verseid,  zB.  ein  Rätsel  zu 
lösen  Z.  Sini  Chreft  (Ar;  Th),  sini  List  und  Kniff 
(GWb.)  händ-em  verseit.  [Das  Krähen]  tönt  nüd  leid, 
bis  dö  dem  Giiggel  d'  Stimm  vcrsaid.  ESobönkhbkrgkk 
(Z).  Bes.  von  einem  Sehuss  bzw.  Gewehr  AaF.;  B 
(Zyro);  GWb.;  Z.  ,Verseije"  [s.  Anm.],  de  sclopeto 
dicitur,  cum  pulvis  pyreus  extus  iniiammatus  interi- 
orem  non  accendit.'  Id.  B.  .Jenem  hat  der  Schutz 
versagt.'  JHGrob  1(503.  Unpers.  Es  hät-mer  verseil 
1)  von  einem  Sehuss  Z.  —  2)  es  ist  missglückt  B 
(Zyro;  vgl.  ,verseije",  scopum  non  attingere.'  Id.  B); 
Z.  Vgl.  ferner  pfupfen  1  a  a.  (Bd  V  1166);  rat- 
schen 1  a  [>  (Bd  VI  1847).  .Wann  es  Sach  wäre,  dass 
Einem  zum  3.  Mal  verseite,  soll  dessen  Sehuss  un- 
gültig sin.'  1719,  ZoSchützenordn.  Auch;  Ein  Pferd 
verseit,  zB.  vor  einem  Hinderniss.  Reiterspr.  Von 
Personen:  Er  hed  verseit,  hat  sein  Ziel  nicht  erreicht 
ApLb.  —  b)  ablehnen,  zurückweisen.  Er  ist  doch 
alliicil  g'sund  g'si",  er  het  nie  ke'"s  Esse"  (oder  ke'"s 
Moli  Esse")  verseit  ZO.,  W.  Auch  vom  g'frässe"  Vieh ; 
Nie  keins  Fresse"  v.  ebd.  Unpers.  gewendet:  Es  ver- 
seid(t)-em  ke'"s  Esse"  (oder  e"ke'"s  Möl  Esse"),  er  hat 
nie  Mangel  an  Esslust  ZBauma,  oGlattal.  Mit  Acc.  P. : 
, [König  Borgas  zu  Rengnold  und  seinen  Gefährten,  die, 
von  Karl  aus  Frankreich  vertrieben,  ihm  ihre  Dienste 
anbieten:]  Ir  heren,  ir  sind  nüt  lüt,  die  man  versagen 
sol;  ich  verheissen  üch  ...  das  ich  üch  beschirmen 
wil.'  Haimonsk.  1531 ;  frz.  refuser.  — ■  c)  (ver)leugncn; 
verheimlichen.  ,[Wirt  zum  Wiesel:]  Du  hast  verheent 
min  vleisch,  min  brot  ...  Daz  kont  diu  wisel  nicht 
versagen.'  Boner.  .Darnach  füegt  sich,  das  die  N. 
gross  würst  gemachet  hatt,  die  si  vor  ir  man  wolt 
verseit  haben.'  1421,  Z  RB.  ,Da  wurde  der  A.  gefragt, 
ob  er  daz  [tüeehl}*]  hette;  der  verseitte  das;  da  rette 
B.  zuo  dem  A.:  du  hast  es!  und  zuckte  im  das  usser 
sinem  buossen.'  1466,  ebd.  Mit  Acc.  P.  ,[Die  Verena 
öffnete  die  Haustür  und  fragte  den  N.  unwirsch  nach 
seinem  Begehr]  darzuo  er  antwurt  gab,  er  suochte  sin 
wib,  die  da  innen  were;  da  redte  sy,  die  were  nit  da; 
da  redte  er,  er  hette  doch  die  da  innen  gehört  und 
sy  were  da;  da  spräche  sy  ...  er  luge  als  ein  schelm, 
und  als  sy  im  sin  wib  mit  . . .  soliehen  schalkbären 
worten  versagen  wölt . . .  wurde  er  dardurch  . . .  bewegt, 
sy  umb  solichs  ze  straffent.'  1484,  Z  RB.  Von  der 
Hinterziehung  einer  Steuer.  ,S\vele  dehain  vass  ver- 
sait, daz  er  es  also  nit  sinnet  oder  schätzet,  der  git 
ze  buosse  1  pfd.'  XIV.,  Sch  StB.  ,N.  hatt  gesworen, 
getrüwen  dienst  und  sunderlich  ob  ieman  ützit  [vom 
Weinzehnten]  verseite  ald  neme,  dass  er  das  sagen 
aölt,'  1391,  Z  RB.  S.  noch  Bruch  (Bd  V  347).  — 
2.  =  absagen  c  f  (Sp.  400).  ,Wer  einem  Burger  verseite, 
der  soll  niemer  mehr  in  die  Statt  kommen,  biss  dass 
er  sich  mit  dem,  dem  er  verseit  hatt  .  . .  gerichtet.' 
1352,  BBiel  (Mus.  1793).  ,Ich  versag  dem  bösen  geist 
und  allem  sinem  ynkuchen.'  OWerdm.  1551;  ,widcr- 
sage.'  Herborn  1588.  —  3.  mit  Acc.  P.,  böswillig  an- 
klagen, verleumden.  ,[Die  Angeklagte  behauptet,  NN.] 
habend  sy  in  sölicher  mäss  verseit  . . .  daz  sich  so- 
lichs mit  warheit  uff  sy  niemer  erfinden  solle.'  1435, 
Z  RB.  ,[Ich]  vernim  für  und  für,  wie  in  vil  weg  ich 
versagt  bin,  als  ich  vermain,  unbillich.'  1490,  G.  ,Und 
als  si  [Hus  und  Hieronymus]  bi  den  doctorn  ...  grossen 
hass  haftend  und  von  vil  lüten  merklich  versait  wor- 


den warend,  ward  mau  rätig,  dass  man  si  als  kätzer 
solte  vergoumen.'  Vad.  ,Wölicher  rede,  das  sy  sich 
nit  redlich  und  also,  wie  N.  sy  verseit,  ghalten  habe, 
der  luge.'  um  1540,  Z  Ehegericht.  .Einen  gegen  einem 
v.'  ,Sy  hab  N.  und  sin  wibe  also  gegen  einander  mit 
unwarhaften  Worten  verseit,  das  ...  er  sy  [der  Mann 
die  Frau]  darumb  ussgestossen  hat.'  1473,  Z  RB.  ,NN. 
sollen  nachgehen,  wer  M.  UZwinglin  gegen  unseren 
Eidsgenossen  verseit  habe.'  1523,  Z  Ratserk.  (Beitr. 
1742).  ,[Der  Hauptmann  des  angeblich  zuchtlosen 
Winterthurer  Kontingents  an  den  heimischen  Rat:] 
Die  sach  stadt  wol  umb  uns  und  ist  nit  so  bös,  als 
wir  gegen  üch  verseit  sind.'  1531,  Bossh.  Chr.  .[Pfle- 
ger URösch  versichert  1460  Die  von  Ap  schriftlich 
seines  besten  Willens]  dan  er  wol  merken  köud,  das 
er  von  denen  von  SGallen  gegen  inen  versait  were.' 
Vad.  .Villicht  hat  dich  diser  nit  beleidiget,  ist  gegen 
dir  verseit  [soll  eine  rechte  Frau  ihren  aufgebrachten 
Mann  zu  beschwichtigen  suchen].'  LLav.  1583.  Mit 
Synn.  ,Es  klagt  A.  uff  B.,  das  derselb  B.  in  gegen 
frommen,  biderben  lüten  verlogen  und  versagt  solle 
haben.'  1483,  Z  RB.  ,Mir  zwifelt  nit,  ir  [Eidgenossen] 
haben  in  guottem  wüssen,  wie  ich  in  dem  schwären 
handel  . . .  mergklich  und  gross  versagt  und  verun- 
glimpfet worden  bin.'  1490,  G;  s.  auch  üs-giessen  (Bd 
II  469).  ,[Dass  NN.  wegen  ihres  intimen  Verkehrs 
mit  den  Eidgenossen]  versagt  und  ouch  merklichen 
verlündet  wurden,  daz  waz  nun  ein  sach.'  Edlib.  ,[Die 
Strassburger  haben  uns  Zürcher]  vor  üch  unssren 
lieben  und  getrüwen  Eignossen  verklagt  und  versagt 
in  mengen  weg,  deren  doch  sich  enkeins  mit  der  war- 
heit uff  uns  niemer  erfinden  sol.'  ebd.  .Gott  erbarms, 
dass  ich  [der  Pfarrer  von  ZHombr.]  gegen  üch,  minen 
herren,  also  elentklich  vertreit  und  verseit  bin!'  1525, 
EEgli,  Acten.  ,An  dem  tag  lag,  das  durch  in  [den 
Abt  Kuno]  Sant  Gallen  und  Appenzell  gegen  aller 
herschaft,  ouch  gegen  dem  römschen  küng  Ruoprechten 
versait  und  uf  das  ruchest  verunglimpft  und  verlogen 
worden  was.'  Vad.  ,Herodes  ward  versagt,  vorm  keiser 
Caio  [Caligula]  z  Rom  verklagt.'  Aal  1549.  S.  auch 
hinder-reden  (Bd  VI  566).  Subst.  Inf.  ,N.  uf  siner 
misgünstigen  versagen  in  die  hohen  des  richs  acht 
geton.'  Ansh.  ,Dise  handlung  des  genannten  HSeholzers 
und  sin  gefärlich  versagen  hat  uns  beducht  des  turns 
und  straff  wol  werdt  sin.'  1530/33,  Z  Ehegericht.  — 
4.  a)  Etw.  rechtsverbindlich  erklären,  bestätigen  ? 
Vgl.  verseif  2.  ,[A.  lehnt  bei  einer  Grenzbereinigung 
das  Zeugniss  des  .Vierers'  B.  ab:]  er  getrüwete  nit,  daz 
im  der  B.  üz  darumb  sagen  sölte,  oder  daz  er  im 
schad  oder  guot  sin  sölt,  dann  er  hette  vor  ziten  ge- 
sworn  von  marchen  wegen  und  hette  die  verseit,  und 
da  er  da  vor  unser  herren  käme,  da  lougnote  er  des.' 
1422,  Z  RB.;  oder  zu  1  c?  —  b)  abs.,  Etw.  eingestehn, 
ein  Geheimniss  verraten  GRPr.;  GWb.  Er  hed  ver- 
seit (-d).  S.  auch  bringen  (Bd  V  700).  —  ver-seit: 
1.  zu  ver-s.  1  a.  ,Via  negata,  abgeschlagen,  versagt.' 
Fris.  Dazu('?):  Wiese,  genannt  die  , verseif  Wiese. 
1424/1509,  JGöldi  1897.  —  2.  ,ein  verseit  lehen', 
nach  Lehensrecht  zuerkanntes.  ,Ich,  der  Schade  von 
Kyburg,  künde,  daz  ich  ein  anspräche  hatte  gegen 
Herrn  Heinriche  von  Raprechswyle  umb  den  zehenden 
ze  Basseistorf,  und  wurden  ouch  uns  beiden  herumb 
tage  gegeben  für  den  erbern  man  herrn  Gerhart  von 
Tuffen,  wan  ouch  wir  beide  des  zehenden  ze  lehen 
jachen  ...  und  offent  ich,  daz  der  zehende  ein  v.  lehen 


Sag.  Beg,  sig,  sog,  sug 


li 


were  und  mich  ze  rechte  solte  angehören,  wan  er 
were  mich  von  minem  vatter  seligen  angevallen  nach 
lehens  rechte,  und  bat  herumb  gerichtes  ...  Do  swuor 
her  Heinrich  von  Raprechswyle  ...  daz  er  den  vor- 
genanden  zehenden  in  rechter  lehensgewer  unange- 
sprochen  hette  geliebt  ein  jar  und  dri  tage  und  sechs 
woehen  und  me  [durch  welche  Feststellung  der  Ky- 
burger  zum  formlichen  Verzicht  genötigt  ist].'  1319,  Z. 
Notorisch:  ,Du  verseita  schelm!'  1377,  Z  RB.  ,Du 
bist  joch  ein  verseita  dieb.'  ebd.  —  Ver-sager  m.: 
1.  Versager,  Schuss,  der  versagt  Aa  und  weiterhin. 
Uf  drei  Schütz  zwe  Versager,  bei  mangelhafter  Ent- 
zündungs-,  Schlagvorriehtung.  —  2.  Verleumder.  ,Als 
ein  untrüwer  [bin  ich,  der  graf  Gannellon,  der  all  sin 
laben  lang  dem  kaiser  Karly  wol  . . .  gedienet]  durch 
zuotragung  etlicher  zenzlern  und  Versager  ab  sinem 
hat' verbaut.'  Morc.ant  1530.  —  Ver-sagung  f.:  Ver- 
weigerung. ,Daz  N.  umb  sölich  tägengriff  und  v.  der 
stallung  gebüesset  werden  solle.'  1465,  Z  RB.  ,Wenn 
ein  frömbder...  mit  v.  und  fridbrechens  buosswirdig 
wirt,  dieselben  sollen  zwifach  gestraft  werden.'  1539, 
Bs  Rq.  ,V.,  negatio.'  Mal.  —  Ver-segd  , verseid' 
f.  (?):  Feindschaft,  Unfriede.  ,Da  die  A.  ir  [der  B.] 
dehein  antwürt  geben  hatt  und  ir  sweig  umb  des 
willen,  dass  sy  mit  ira  nit  in  verseid  und  krieg  kern.' 
1427,  ZRB. 

Ahd.  ßrsagen;  mild,  versagen,  versageu ,  (ver)leugneu, 
ent-,  absagen,  verleumden,  zu  Ende  sagen;  vgl.  Gr.  WB.  XII 
1031  ff;  Schm.  2  II  234;  Fischer  II  1285;  Martin-Lienh.  II 
334.  Lias  bei  Fischer  abgedruckte  Schelmeuliedchen  ist 
auch  uns  aus  GRh.  überliefert,  aber  mit  dem  dritten  Vers: 
jetz  chan"-icit  's  »Od  verzage",  was  offenbar  Missverständniss  ist 
für  schwäb.  versagt!'  =  zu  Ende  sagen,  also  ein  Beweis,  dass 
das  Liedchen  bei  uns  importiert  ist.  Der  Inf.  vereeije*  unter 
laß  steht  trotz  eis.  's  he'  geeicht  (Martin- Lieuh.' II  320) 
nicht  für  ver-seiche"  (Sp.  144),  sondern  beruht  auf  falscher 
Rekonstruktion  von  der  in  dieser  Bed.  fast  allein  vorkom- 
menden Form  verseif  (3.  Sg.  Pras.  und  Ptc.)  aus  (vgl.  die 
Anm.  zu  chiden  II  Bd  III  150),  was  übrigeDS  der  Verf.  des 
Id.  B  selbst  durch  ein  beigesetztes  Fragezeichen  andeutet. 
Zu   dem  Abstr.  ,verseid'  vgl.  mhd.  segede  f.   (Lexer  II  845). 

vor-:  1.  vorhersagen,  a)  zum  voraus  sagen.  ,Wend 
ir  [ein  Liebespaar]  einandren,  so  sagend  ja,  ich  wil 
üch  aber  v.,  der  HPfeninger  [der  Liebhaber]  ist  mir 
lieb,  soltend  ir  einandren  nachwerts  verachten.'  1530/3, 
Z  Ehegericht.  ,Es  mag  ouch  ein  jegklicher,  dem  ein 
anderer  ein  schuld  schuldig  und  pflichtig  wirt,  dem 
selben  sinem  Schuldner  vorsagen,  wenn  er  ime  dieselb 
schuld  ...  uff  ein  bestimpt  zyl  nit  bezalte  und  aber 
desselben  ufzugs  zuo  schaden  kommen  wurde,  so  müesse 
er  im  denselben  schaden  ...  abtragen.'  1543,  B;  im 
Aar.  StR.  207  steht  ,versagen.'  Wan  ä  Seen  auss  ist, 
so  wird  är  [der  Spielleiter]  drummä  und  alzeit  >:., 
icass  werd  kommä.  Tyrolersp.  1743.  —  b)  Zukünftiges 
vorhersagen.  ,Er  [ein  Sohn]  weinte  und  sprach:  Vater, 
verzeihet  mir,  das  Unglück  habe  ich  um  euch  ver- 
dient; ihr  habts  mir  vorgesagt.'  Inderm.  1826.  ,Der 
same  begunde  bluoien  ...  an  den  chunphtigin  genadon, 
die  die  wissagin  vore  sageton.'  XII.,  Wack.  1876. 
,Üis  [den  Ausgang  der  Schlacht  bei  Laupen]  hatt  der 
graf  von  Nidouw  dem  herzogen  vor  geseit,  do  er 
sprach,  man  durchhuwe  liechter  so  vil  stacheis  den 
die  von  Bern.'  1415,  Z  Chr.;  in  einer  andern  Version 
.vorhin  geseit.'  .[Die  Vorsehung  hat  es  so  eingerichtet, 
dass]  die  sternensäher  künftige  übel  und  schaden  vor- 
sagen möchtind.'  LJud  1530.    .Vorsagen,  vorhinsagen 


weissagen,  etwas  anzeigen,  ee  und  es  vorhanden  seie, 
pra'dicere,  prsnunciare.  Mein  gmüet  sagt  mir  etwaz 
böses  vor,  mein  herz  sagt  mir  mit  guots.'  Fris.;  Mal. 

—  2.  Einem  Etw.  vorsprechen,  damit  er  es  nachsage 
Aa;  B;  Tu;  Z;  wohl  allg.  Wie  mängs  Mol  mue"- 
der's  no'h  r.,  bis  d's  cha""st?  S.  auch  näch-s.  — 
Vor-sager  m.:  1.  =  Vor-sag  (Sp.  379/80).  .Welcher 
anfangs  nit  mit  vorbehält  redt,  er  habe  das,  so  er 
redt,  von  einem  andern  gehört  sagen  ...  der  hat  nit 
an  einen  v.  zu  dingen,  so  er  aber  mit  solchen  für- 
worten  geredt,  so  mag  er  den  ansager  stellen  . . .  und 
dann,  wann  der  v.  erscheint,  ledig  dannen  gähn.'  üsenbr. 
1860  (Landschaftsordn.  von  BE.).  .[Die  Berner  ver- 
langen in  einer  Ehrverletzungsklage  von  den  Frei- 
burgern,  dass  ihr]  durch  üwer  potteu  ...  einen  oder 
mer  vorsäger  alhar  stellen.'  1532,  B.  .Welcher  vor 
Glicht  an  Kundtschaft  oder  Vorsäger  dinget  oder  sonst 
Jemandts  zu  bejagen  sich  verwigt,  der  soll  innert 
disen  Zilen  und  Tagen  die  Sach  volnzüchen.'  BGS. 
1615.  ,Wann  der,  den  man  zu  einer  Kundschaft  oder 
V.  stellen  wolte,  im  Stattgricht  ist,  so  hat  er  Zihl 
drei  Tag.'  ebd.  1721.  —  2.  ,V.,  pramuntius.'  Fris.: 
Mal.  —  Vor-sagerin  f.:  Wahrsagerin,  Hexe.  .Dann 
er  [Saul]  war  ein  verworffener  König  ...  teils,  dass 
er  das  Wort  des  Herren  nicht  gehalten,  teils  auch, 
dass  er  die  V.  oder  Hex  zu  Endor  Rats  gefragt  hat.' 
AKlingler  1691.  —  Voi  -sagung  f.:  1.  Prophezeiung. 
,V.,  prascita,  Weissagung  künftiger  dingen,  praesagium: 
die  Weissagungen  oder  v-en  der  propheten,  vatuni 
oracula.'  Fris.;  Mal.  ,Der  Messias,  auff  den  man  von 
anfang  der  wält  gewartet  hat,  welchen  alle  v-en  der 
propheten  verkündt  und  verheissen  habend.'  IL  Helv. 
Conp.   1566.   —    2.  das  Vorsprechen;   s.  Bd  IV  1827. 

—  Mhd.  vorsagen. 

vor-hin-  s.  vor-s.  Ib.  —  here°-:  hersagen.  Das 
het-er  g'icüsst  und  het  's  dütlig  here"i,'xeit.  JReinh. 
1905  (S). 

näch-,  nöch-,  na(eh)e°-,  no(ch)e"-:  I.  Vorgesagtes 
nachsprechen,  bes.  zur  Einübung,  von  Kindern  Aa  : 
Bs;  B;  Gl;  Th:  Z  und  sonst.  Sabie,  cha""st  Da'  nöchs.: 
Hender  's  Henkers  Han"isse"  Hüs  hängend  hundert 
Hondshüt?  ThMü.  En  a"g'lerter  oder  nache"g'seiter 
Satz.  RvTavel  1910.  S.  noch  hotten  II  (Bd  IV  1904). 
a)  von  (autoritativ)  vorgesagten  Behauptungen,  Be- 
dingungen, zustimmen,  einwilligen.  ,Er  fieng  eigene 
[Prozesse]  an  mit  Jedem,  der  nicht  nachsagen  wollte, 
was  er  vorsagte.'  Gotth.  ,Wenn  du  willst,  so  sagen 
die  Andern  Alles  nach.  ...  und  wenn  du  nicht  dem 
Vater  Alles  nachsagst,  so  bindet  er  auf  und  macht  es 
mit  Kellerjoggi  richtig.'  ebd.  —  b)  Gehörtes  weiter  er- 
zählen Aa  ;  B;  Th  :  Z.  I*  ha"  's  selber  g' sehe",  i<*  mue"  's 
Niemer(d)em  n.  Th.  Bes.  von  Verleumdungen.  Me" 
mnes'  nid  Alls  n.  Vom  Nahi"säge"  lert-me"  liige".  B 
Volksztg  1901.  ,Ich  geschwyg,  das  es  [ein  redlich 
Gemüt,  dem  eine  Lüge  entschlüpft  ist]  nit  übel  cr- 
schräcken  sölte  und  sich  schämen,  wann  es  markte, 
das  es  sich  lychter  und  lügenhafter  red  fiisse,  es  wäre 
daz  es  selber  erdächte  oder  andren  nachseite.'  Zwinoli. 

—  2.  (näeh-,  nö^-s.J  Einem  Etw.  (Nachteiliges)  nach- 
sagen Aa;  Ar;  B;  Gl:  Tb  und  sonst.  !'•  uo'tt-mer  nid 
In"  it..  i'h  sig  c"  Gltige"  B    Da'  nur'-mer  nid  n.  lo"  Th. 

—  3.  (nache"-s.)  Abbitte  leisten  GLÜbst.  ,Wer  den 
Andern  wegen  ehrverletzenden  Reden  oder  anehrlichen 
Worten  vor  dem  Richter  beim  Eid  entschlagen  oder 
entschuldigen    muss,    soll    gebüsst    werden  wie  folgt: 


U5 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


416 


Auf  die  gelindeste  Art  nachsagen  zahlt  keine  Buss. 
Wer  auf  die  mittelste  Art  n.  rauss,  verfallt  in  1  Krone 
Buss.  Wer  auf  die  schärfste  Art  n.  muss,  verfällt  in 
2  Kronen  Buss.'  Gl  LB.  1835. 

Vgl.  Gr.  WB.  VII  108.  Die  uns  eigentümliche  Bed.  3 
ist  eine  Spezialisierung  von  1 :  der  Verurteilte  musste  die 
Abbitte,  die  ihm  vorgesagt  wurde,  nachsprechen. 

be-  b'säge"  GüPr.:  1.  a)  mit  Acc.  S.,  bestätigen, 
bekräftigen.  ,[N.  bittet]  sölich  sin  clag  im  ze  ver- 
gunnent  mit  dem  eide  ze  bestetten  und  ze  b.'  1482, 
Z  RB.  —  b)  mit  Acc.  P.  und  Gen.  S.,  Einen  einer 
Sache  versichern,  sich  Einem  zu  Etw.  rechtskräftig 
verpflichten.  ,Und  des  zuo  warem  und  ewigem  urkund 
so  haben  wir  unser  aigen  insigel  offenlich  an  diser 
brief  zwen  glich  lutend  gehenkt,  unser  heren  und 
obern  des  zuo  besagende,  und  doch  uns  und  unser 
erben  on  schaden  ...  Und  des  zuo  zugnuss  und  Siche- 
rung habent  wir  mit  ernst  erbetten  die  erbern  NX., 
das  si  alle  drig  ire  insigel  und  aller  obgeschribner 
ding  zuo  besagende,  offenlich  hieran  gehenkt  haben.' 
1490,  G  (Eid  der  Gotteshausleute  vor  den  Schieds- 
richtern der  Schirmorte).  —  2.  überreden  GrPi\  Z'erst 
hed-s"  Nüd  derva"  wellen  . . .  Endli*''  hed-si-sich  läm  [!] 
b'sägen...  GFient  1898.  Enili'h  lä"-mich  denn  b'sägen 
und  mache" -mich  uf  d'  Lappe",  ebd.  —  3.  anklagen. 
.Wenn  du  in  dem  capitel  umb  etwas  gestraffet  oder 
besaget  wirst,  des  du  schuldig  bist,  so  vergich  din 
schuld  demueteclich.'  1425,  G  Hdschr.  (Spiegel  der 
geistlichen  Zucht).  ,Hüet  dich,  das  du  dich  in  diner 
bicht  nit  ytelich  lobest.  Alzo  wa  du  dich  von  ainer 
sünd  besagest,  das  du  denn  etwas  dazuo  legest.' 
ebd.  —  4.  refi.  mit  Gen.  S.,  verzichten  V  ,Dann  wir 
[UvHohensax]  uns  der  und  aller  anderer  bebelff  ganz 
und  gar  für  uns,  unser  erben  und  nachkommen,  In- 
haber des  schlosses  Vorstegg,  besagt  und  entzigen, 
besagen  auch  und  entzihen  uns  genzlich  hiemit  in 
kraft  ditz  brieffs.'  1513,  GSennw.  Stiftungsurkunde 
(Copie  v.  1595). —  Be-sagerin  f.:  Anklägerin.  ,Gott 
selber,  unser  lichter,  sieht  uns,  so  sieht  uns  och  unser 
aigen  gewissin,  die  ain  gezügerin  und  ain  b.  ist  alles 
des,  daz  wir  tuond.'  1425,  G  Hdschr.  (Spiegel  der  geist- 
lichen Zucht).  —  Vgl.  Lexer  I  200/1;  Gr.  WB.I  1539/40; 
Schm.  2  II  234;   Fischer  I  886. 

dank-:  danken.  , Darum  ich  Gott  danksagen  um 
din  zuokunft.'  Morgant1530.  , Des  ich  dir  danksagen.' 
ebd.  So  mehrfach  auch  Haimonsk.1531.  —  Wirkliche  Zss. 
beweisen  die  Belege  nicht;  vgl.  Fischer  II  52.  —  Dank- 
saging,  ,-ung'  f.:  Dankabstattung.  a)  Dankgebet. 
,Gebätt,  fürbitt  und  d.'  1530/1868,  I.  Tim.;  s&xapiartas; 
so  noch  wiederholt  in  der  Bib.,  wie  bei  Luther.  ,Form 
der  D.  nach  gehaltenem  heiligem  Abendmal.'  ApA. 
Kirchenordn.  1659;  sie  beginnt:  .Lasset  uns  Gott  loben 
und  danksagen.'  —  ß)  offizielle  Dankabstattung  an  die 
Obrigkeit.  ,Diser  [der  Ammann]  hat  gar  kein  Bevelch, 
dann  allein  das  man  ime  die  Eer  antuot  und  inne 
ouch  zuo  den  nüwerwüllten  klein  und  grossen  Räten 
im  Umbzug  durch  die  Statt  und  im  Imbismal  zuo 
irem  Tisch  nimpt,  ouch  sinen  in  den  Schenkinen 
und  D-en  uff  den  Stuben  nach  den  Räten  gedenkt, 
darumb  er  ouch  etwas  Kostens  hat,  guoten  Gesellen 
Etwas  zuo  verzeeren  ze  geben.'  RCvs.  (Br.).  —  y)  an 
einer  Hochzeit.  ,[Nach  der  Hochzeitsordnung  von 
1611  sollten  die  Gäste  das  Mittagessen  im  Wirtshaus 
nach  dem  Gottesdienst  selbst  bezahlen]  hingegen 
soll  der  Hochziter  in   der  D.   anzeigen,    was   er   den 


Gästen  ans  Nachtmal  old  Wi"wann  sturen  welle,  aber 
nicht  über  Gl.  30.'  Ndw  Beitr.  1884.  ,Zu  besseren 
Nachricht,  das,  wan  in  das  Künftig  widerumb  solt  ein 
Hochzeit  gehalten  werden,  so  sol  geordnet  werden,  das 
lengst  umb  1 1  Uhr  die  Hochzeitgest  am  Disch  an  ge- 
sessen, dar  nach  sol  man  sich  fürderen  mit  dem  Vor- 
essen und  andern  Speisen  aufzutragen,  also  das  um 
zweü  Uhr  der  Bratis  auf  dem  Disch  ist.  und  so  bald 
Dises  vorüber,  sol  die  Frauw  gälbe  [s.  Bd  I  1242. 
II  292]  anfangen  die  Schnupftüöcher  und  Meyen  auss- 
zuteilen,  underwilen  solen  die  Küochli  und  Nachdisch 
von  Zuckerzeug  und  Anderem  bereitet  und  geschwind 
aufgestellt  werden.  Darauf  sol  die  D.  beschehen;  wan 
Dises  Alles  vorbei,  mag  man  den  Ausszug  tuon  nach 
des  Hochzeiters  Befelch.'  1749,  LMei.  —  8)  Dankab- 
stattung der  Leidtragenden  in  der  Zeitung  bei  einem 
Todesfall,  allg. 

wider-:  1.  a)  Einem  Etw.  abschlagen.  ,Umbe  das 
Huober  von  Mettmenstetten  in  dem  wirtshus  zu  Knonow 
in  einer  offnen  ürten  herrn  vogt  Puren  mermalen  au- 
gredt  und  ime  zuogernuotet,  das  er  imme  einen  be- 
scheid  tuon  und  er  herr  vogt  ime  solliches  mit  fründt- 
lichen  Worten  widersagt  . . .'  1582,  Z  RM.  —  b)  =  ab-s. 
c  y  (Sp.  400).  ,Dis  sint  die  unser  statt  widerseiten 
von  der  cawerschin  wegen,  über  daz  si  selber  ver- 
gichtig sint  gesin,  daz  inen  die  cawerschin  nützit  ver- 
heissen  hatten.'  um  1370,  Z  StB.  ,Man  sol  nachgan 
und  richten,  als  NN.  dien  von  Wintertur  widerseit 
hant  von  des  Schindlers  wegen  von  Glarus  an  unser 
herren  der  raten  urloup.'  1391,  Z  RB.  ,[Zeuge  sagt 
aus]  der  selb  knecht  sprach,  die  von  Switz  hettin 
dien  von  Costenz  nicht  widerseit  und  haben  si  er- 
ntürdet.'  1403,  ebd.  ,Graf  Gerhard  von  Vallendis, 
der  den  von  Bern  des  ersten  widerseite  und  ir  lüte 
und  ir  guot  schedigot  mit  roub  und  mit  brand.'  Jdst. 
,Dis  sind  die  herren,  die  widersaiten  den  von  Zürich 
und  ir  helfer  [Titel].'  Z  Chr.  XV.  ,[Die  Berner]  wider- 
seitten  dem  herzogen  und  denen  von  Fryburg  und 
griffent  den  krieg  manlichen  an.'  Etterun.  Auch  bei 
Äg.Tschudi.  S.  noch  Reis  (Bd  VI  1293).  Im  Privat- 
leben. ,Wer  vatter  und  muotter  widerseit,  hatt  wenig 
glück  in  diser  zyt.'  Meinrad  1576.  Einem  ,an  lib 
und  guot  w.':  ,Man  sol  nachgan  und  richten,  als 
HWitellikon  sol  gerett  haben,  müesse  er  von  der  getat 
wegen  vor  der  statt  sin,  so  welle  er  minem  herren 
Meisen  widersagen  an  lip  und  an  guot,  und  wurde  im 
min  herr  Meis,  er  wölte  im  tuon,  als  er  CMaler  getan 
hat.'  1425,  Z  RB.  S.  noch  Recht  (Bd  VI  251).  Kirch- 
lich, dem  Teufel  w.  „  W.,  Feindschaft,  Fehde  an- 
kündigen ...  ein  Wort,  welches  die  uralte  und  noch 
jetzo  übliche  Fragi'ormel  bei  der  Taufe:  Widersagst 
du  dem  bösen  Feind  V  deutlich  und  gut  erklärt."  St.2; 
so  noch  kath.  Schweiz.  , Widerseist  du  dem  tüffel?  Und 
allen  sinen  werken?  Und  allen  sinen  gezierden?' 
LJm>  (,Eine  kurze  und  gemeine  Form  für  die  schwach- 
gleubigen  Kinder  zutauffen');  auch  bei  Luther  ,Wie  man 
..  .taufen  soll.'  .Widersagstu  dem  tüfel?  Allen  seinen 
werkenV  Der  weltlichen  yppigkeit'r"  1526,  Bs  (,Form 
und  gstalt,  wie  der  kindertouf  [ua.]  jetz  zuo  Basel  von 
etlichen  predicanten  gehalten  werden').  , Widersag  dem 
teufel.'  LLav.  1582.  —  2.  entsagen,  verzichten.  ,Auch 
widersagen  ich  aller  der  sache  und  allem  rechte  geis- 
lichem und  weltlichem  und  werken  und  worten,  da  mit 
ich  bükrenken  mochtu,  geswechen  altz  [=  ald]  zedrennen 
bi  tel  aide  mit  allem,  swas  hie  vor  gesehriben  stat.' 


117 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


11- 


1297,  Gfd  (LBerom.).  ,So  loben  wir  unverscheiden- 
lich  mit  ganzer  trüwe  recht  wem  zu  sine  diz  selben 
koufes,  und  widersag  ich  an  miner  und  an  miner 
inuoter  stat  ...  allem  rechte,  Worten  und  werchen, 
damit  dirre  kouf  gekrenket  möchti  werden.'  1299,  ebd. 
(LReiden).  ,Hiena  so  forschot  man  in  [den  in  den 
Orden  Eintretenden],  ob  er  ein  zit  welle  hau  vor  hin 
ze  versuochenne  den  orden,  und  widerseit  dem  zil 
denne  alder  darna  und  tuot  zehant  gehorsami  und 
wirt  angeleit.  von  der  stunde  an  so  ist  (er)  dem  ordene 
ewicliche  iemer  nie  gebunden.'  Stat.  der  Lazariten. 
—  wider-seit:  =  ab-gc-seit  (Sp.  401).  ,W-er  viend', 
abgesagter  Feind.  ,Daz  verdros  die  von  Bern,  daz  si 
[die  Luzerner]  die  knecht  für  morder  usklagten,  die  nit 
anders  getan  hatten,  dene  iren  offen  w-en  vigent  er- 
stochen hatten.'  Just.  ,Do  kamen  unser  tötlichen  w-en 
vigent  früe  vor  tag  umb  mettizit  mit  macht.'  1445, 
AaB.  (Mscr.).  S.  noch  Rad  (Bd  VI  481).  —  un-:  = 
un-ge-seit  (Sp.  S98).  ,Dise  vorgeschribenen  alle  wolten 
also  nachtes  bi  scblaufender  zit  unwiderseit  ingenomen 
han  die  statt  zuo  Zürich  [1350].'  Z  Chr.  1336/1446; 
, wolten  u.  ermordet  han  KBrun  ...;  wolten  uns  u. 
übel  getan  hau.'  Z  Chr.  XV.  (Parallelbericht).  ,Als 
NN.  etwe  til  zites  in  vanggnüs.se  gelegen  sint  von 
unredlicher  sach  wegen,  als  si  N.  u.  und  aune  recht 
wolten  haben  gevangen.'  1393,  Z  StB.  ,Also  daz  . . . 
die  grafen  von  Kyburg  mit  iren  diener  und  heifern 
ritten  nachtes  u.  für  die  stat  Solotem  und  wolten  die 
mortlich  und  böslich  überfallen.'  Jist.;  vgl.  dazu  Bs 
Chr.  V  63/4;  Z  Chr.  XV.,  87.  ,U-er  sach  zuoschub 
tuon'  (1416,  ZStB.);  Einen  ,u-er  sachen  niderwerffen' 
(1417,  ebd.),  ,u-er  ding  wunden'  (1409,  ebd.),  , wider 
er  und  wider  recht,  u-er  dingen  fähn'  (Z  Chr.  XV.); 
s.  auch  Sp.  112.  —  Vgl.  Lexer  III  851,  auch  Sanders 
II  841. 

her- wider-:  =  dem  Vor.  1  b.  ,Dis  sind  die  fürsten 
und  der  herren  namen,  die  herwidersait  hatten  und 
sich  mit  ir  selbs  lib  für  unser  statt  Zürich  gelait 
hattent.'  Z  Chr.  XV. 

war-,  vor-:  wahrsagen,  wohl  allg.  E"  Lebchüechli- 
frau,  wo  cha""  w.  Fritschi  1900  (L).  [Rösili:]  Da- 
Blüemli  mo"-mer  's  säge"  [oh  er  mich  liebt].  Di  erste" 
Blüemli  sägi"d  war.  APletscher  1902.  ,Waarsagen, 
divinare.' Fris.:  Mal.  Subst.  's  Keisere"  ond's  Charte"- 
schlage"  ond  's  W.  ond  übe"  d'  Merwacht  verstönd-er 
[der  Hauptmann]  denn  wie  wlt  ond  brät  kein  Ziceiter. 
ATohler  1909.  ,Das  sich  mengklich  söllicher  sägen, 
warsagens,  zauberens  und  anderer  verbottner  unnatür- 
licher abergläubigen  stucken  und  sachen  entzühe.' 
XVI.,  Z.  ,Es  ist  in  vergangnen  Zytten  vil  Dings  und 
Wäsens  in  disen  Landen  gewesen,  noch  by  Zytten 
miner  jungen  Tagen  und  Gedächtnuss,  das  der  gmein 
Pöffel  und  einfältig  ungeleert  Volk  sich  mit  vil  selt- 
zamen  aberglöubischen  Sachen.  Fablen,  Beschwörun- 
gen, Ynbildungen  und  Berednussen  von  wunderbar- 
lichen  Nachtgespensten ,  Seelengespräch,  Herdmän- 
linen,  Heiden-  oder  Ziginerwarsagen,  Versägnen  äffen, 
bereden  und  betören  lassen.'  RCys.  (Br.);  vgl.  An- 
ge-sicht  (Sp.  259).  ,Die  mit  W.,  Beschweren,  Wund- 
sägen, Waffenverbinden,  Segneryen  und  derglychen 
Betriegeryen  umbgahn.'  B  Mand.  1028/67.  —  Wär- 
sager  (bzw. -ä-)  m.,  -ere",  -eri"  f.:  Wahrsager(in). 
Beckibüezer,  Tächlißicker,  Wärsäger,  Charte"sch!ager. 
ATohler  1909.  ,Um  so  plumper,  roher  und  unver- 
schämter macht  sich  breit  das  Kleingewerbe  der  Wahr- 

Schweiz.  Idiotlkou  VII. 


sager  und  Wärsägere",  die  es  beid  Weg  können,  die 
Sache  im  Wasser  und  in  den  Karten  sehen.'  Barnd. 
1904  (BE.).  ,  Auf  die  Sinzenmatt,  eine  grosse  Gemeinde- 
wiese des  Aargauer  Dorfes  Gansingen  im  Fricktale, 
kam  früher  in  regelmässigen  Zeitfristen  ein  Zug  von 
vierzig  Wahrsagern  und  Wahrsagerinnen  durch  die 
Wälder  des  Mettauer-  und  Gansingertales  gewandert, 
um  dort  unter  einer  Eiche  zu  lagern.  Alle  waren  weiss 
gekleidet  und  trugen  Stricke  und  Ketten  um  den  Hals.' 
Henne  1879,  588.  ,Die,  es  were  wyb  oder  man,  so  inen, 
den  sägneren  und  warsageren.  heimlich  oder  öffentlich 
nachlauffend,  ...  [sollen]  zechen  pfund  zuo  buoss  ver- 
fallen syn.'  XVI.,  Z.  ,Der  waarsager,  divinus,  augur, 
fatiloquus,  hariolus,  vates,  mantes.'  Fris.;  Mal.  ,Zum 
sibenden  sol  auch  under  dir  nicht  funden  werden  ein 
W.  Das  sind  solche  Leut,  wie  das  hebreische  Wort 
im  Text  zugibt,  welche  den  Teufel  fraagen,  wie  es 
ihnen  oder  ander  Leuten  ergehen  werde,  was  für 
Weiber  oder  Männer,  auch  was  für  Glück  sie  darbei 
haben  werden.'  Gweris  1646,  17.  Übh.  für  Einen,  der 
Etw.  vorhersagt:  ,N.  rette,  der  tüffel  sölte  den  w. 
nemmen',  nämlich  Den,  der  den  Ausgang  des  Spiels 
vorhersagte.  1479,  Z  RB.  —  War-sagung  f.  ,Die 
w.,  divinatio.'  Fris.;  Mal.  (Weitres  ebd.  479  a/b).  S. 
auch  Glücks-Rad  (Bd  VI  488). 

In  andrer  Beil.  die  lose  Verbindung  ,wär  sagen'  Sp.  387. 
,Warseger.'    1553,    BTuruib. 

wis-:  weissagen.  , Weissagen,  erradten,  künftige 
ding  sagen,  vaticinari,  prophetare  [usw.].'  Fris.;  Mal. 
,Die  wysagend  gschrift',  die  Propheten  des  AT.  ZWth. 
StB.  S.  noch  vors.  (Sp.  414).  —  Wis-sager(in)  m. 
(f.).  .Weissager,  waarsager,  prophet,  vates,  propheta 
[usw.];  Weissagerin,  eine,  so  künftige  ding  anzeigt, 
prophetissa.'  Fris.;  Mal.  —  Wis-sagung  f.  ,Die 
Weissagung,  prophecei,  vaticinatio  [usw.].'  Fris.;  Mal. 
,N.  habe  in  einem  Buch  der  Sybilla  Wyssagung 
glessen.'  1036,  Z.     S.  noch   Vor-sagung  (Sp.  414). 

Vgl.  Wis-m,j  mit  Aura.  (Sp.  SSO).  Den  Anschluss  an 
tagen  beweisen  Formen  wie  ,wyssgsaget.'  1  •"» '2 -2 ,  NMau.; 
,wysseit.'  1522,  Zwingli;  Eckst.  1526;  ,gwysseit.'  Rucf  1540, 
mit  Trennung  .sagt  weiss.'  1531,  ZBil).;  ,sie  understond  von 
zukünftigen  dingen  wyss  zu  sagen.'  LLav.  1569;  .zu  weis- 
sagen.'   1670. 

zue-:  1,  a)  mitteilen,  Weisung  geben  (mit  abh. 
Befehlssatz).  ,Dann  so  hat  man  angesechen  und  zuo- 
geseit,  so  dick  und  wenn  es  nu  von  dishin  zuo  schul- 
den kumpt,  das  wir  uff  die  vyend  zuo  veld  ziehen, 
das  denn  iederman,  so  im  veld  ist  ...  den  eidt  tuon 
und  schweren  sollen,  den  die  von  Lutzern  und  ander 
Eitgnosen  bitz  har  geschworen  hand.'  1476,  Bs  Chr. 
(ähnlich  noch  ein  zweites  Mal).  Auch  mit  Dat.;  s. 
Mnstering-Rodel  (Bd  VI  010)  —  b)  Einem  Fehde  ,z.', 
ansagen.  Dabei  erklären  die  Boten  von  Bern  und 
Luzern  neuerdings,  wenn  die  andern  Orte  von  den 
offenbaren  Ränken  des  Kardinals  [von  Sitten]  noch 
nicht  überzeugt  sein  sollten,  so  werden  wenigstens 
sie,  beide  Städte,  seiner  Person  Fehde  und  Feind- 
schaft ,zuosagen.'  1521,  Abs.  u.  —  2.  zusprechen,  zu- 
erkennen. Im  Rechtsleben,  so  bei  Versteigerungen: 
Der  Aiker  ist  (*em  N.)  sueg'sät,  dem  Meistbietenden 
zugesprochen  Th.  Der  N.  [der  seine  Güter  auf  frei- 
willige Versteigerung  brachte]  hat  blas-  dt  g'ringc" 
Stuckt  zueg's'ä  und  's  H,,hl  |die  ertragfälligen  Grund- 
stücke] hat  er  Alls  dbg' sät.  ebd.  Bei  Vergebung  öffent- 
licher Arbeiten :  einem  Handwerker,  der  eine  Hingabe 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


gemacht  hat,  eine  Arbeit  e.  B.  Vgl.  Zuesäg-Nacht 
(Bd  IV  058).  Uneig.:  /Verena  B.  von  Zug  [sei]  lange 
jar  hie  in  unser  statt  gewesen  und  allhie  biderben 
lüten  vorgegangen  und  [habe]  sich  so  erberlich  ge- 
halten, das  menglich  iro  des  lob  und  ere  zuosag.' 
1401,  Z  RB.  —  3.  a)  eine  bindende  Zusage,  Zusiche- 
rung geben,  verheisseu,  versprechen  Aa;  Ap;  B;  Ndw; 
Z  und  weiterhin;  auch  zB.  ,eine  Lieferung  od.  Dienst- 
leistung abschliessen,  sich  binden'  B  (Zyro).  Er  hat 
zueg'seit,  war  mit  dem  Vorschlag  einverstanden.  ,Zuo- 
sagen,  verheissen,  promittere,  condicere,  conspondere. 
Ich  muoss  zuosagen,  habeo  pollicere.'  Fris.;  Mal. 
(Weitres  ebd.  530").  S.  auch  Pfand  (Bd  V  1137). 
.(Einem)  etw.  z.'  ,Also  wart  inen  [den  Schaffhausern] 
von  allen  Eidgnossen  hilflicher  trost  libs  und  guots 
zuogeseit.'  DSchill.  B.  ,Inen  syent  von  den  Pünten 
sechzig  ross  zuogeseit.'  1499,  Calvenf.  1899  (Brief). 
,[Uie  Klägerin]  vermeint  hiemit,  er  solle  ira  halten 
und  leisten,  was  er  ira  zuogseit'  1541/3,  Z  Ehegericht. 
,Sinen  zuogseiten  warten  [=  Worten]  nach.'  1541/3, 
ebd.  ,Den  grund  der  rechten  säligkeit,  die  Gott  im 
anfang  zuo  hat  gseit  dem  Adam  und  menschlichem 
gschlächt.'  Ruef  1550.  ,Eim  nun  zevil  z.,  largis  pro- 
missis  onerare  pectora  alicuius.'  Fris.  ;  Mal.  S.  noch 
Milch-Miet  (Bd  IV  566);  Beit  (ebd.  1845);  Pflicht  (Bd 
V  1213);  un-er-suecht  (Sp.  222).  MitNbsatz,  indirekter 
Rede,  Inf.  ,Als  er  [der  Gegner]  im  das  zegebent  ie 
nit  z.  und  ouch  nit  pfand  geben  wölte.'  1473,  Z  RB. 
,Er  hette  im  zuogesagt  dryerlei  zuo  leren  und  in  drü 
jaren  nit  mer  dann  eines  fürgeben  und  underwisen.' 
1488,  AaB.  Gerichtsb.  , Lieben  herren,  da  bitt  ich  üoh, 
dass  ier  inen  ain  andern  hoptman  schicken,  nachdem 
und  sy  mir  zuogesagt  hond,  dass  ich  nit  lenger  be- 
liben  söl  dann  den  monat.'  1499,  Calvenf.  1899.  ,Die 
nun  ort,  so  dem  ramschen  küng  on  fürwort  hattend 
den  Romzug  zetuon  zuogesagt'  Ansh.  ,Die  N.  hette 
imm  vil  zuogseit,  im  und  den  kinden,  dero  er  6  hette, 
das  best  ze  tuond.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Syt  das  ich 
üch  hie  funden  hab,  so  sag  ich  üch  zuo,  das  ich 
mit  üch  in  Prankrich  wyll.'  Morgant  1530.  ,[Magis:] 
Ich  seit  üch  gestert  zuo,  ich  wett  nüt  hinweg  on 
urlob.'  Haimonsk.  1531.  ,Eim  verheissen  und  zuosagen 
mit  im  zuo  ässen,  es  seie  zuo  imbiss  oder  zuo  nacht, 
condicere  alicui,  condicere  ccenam  alicui.'  Fris.;  Mal. 
S.  noch  Ge-richt  (Bd  VI  328);  ans.  (Sp.  406).  Mit 
blossem  Dat. ;  s.  Picht  (Bd  VI  258  u.).  Bes.  das  Ja- 
wort geben  AaF.;  Ap;  B.  Si  hed-em  zaeg'seit.  Den 
Abschluss  der  .Bekanntschaft'  bildet  die  Verlobung 
oder  der  Tag,  an  dem  das  Mädchen  muess  z.  AfV. 
(AaF.).  S.  noch  ab-s.  (Sp.  400).  ,[Der  unsichere  Lieb- 
haber] gienge  erst  nach  der  vassnacht  einmal  hinuff 
zuo  Hecht,  do  spreche  es  [das  Mädchen]:  weist,  was 
du  zuo  Dübendorf  mit  mer  greth  hast?  do  spreche 
er:  jaa  wol,  und  bethe  es  umb  die  ee;  do  wölte  es 
im  nüt  eigenlichs  zuosagen.'  1538/40,  Z  Ehegericht. 
Öfter  im  subst.  Inf.,  Zusage,  Versprechen.  ,Irem  ge- 
loben und  z.  nachkommen.'  1517,  B.  ,Ein  Übertretung 
des  z-s  und  uwerer  trüw.'  Ansh.  ,[Sy]  ermanet  inn 
des  trostlichen  z-s  und  verheissens,  so  er  ir  zuogseit 
hette.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Irem  z.  fürbas  gnuog 
tuon.'  1531,  Strickler.  Für  ,z.'  bei  OWerdm.  1564 
,verheissung'  Heiborn  1587.  ,Er  habe  ein  markt  ge- 
troffen mit  N.  auf  z.  und  abschlagen.'  1577,  SchwE. 
Arch.  S.  noch  Zue-sag  (Sp.  379).  —  b)  versichern. 
.Darumm   sag  ich   üch  zuo:   wenn  Machmet  kommen 


wer  uns  inn  söllicher  gestalt  zefachen,  und  wir  macht 
gehept  hettend,  so  hettend  wir  inn  ertödt,'  Morgant 
1530.  ,Ich  sagen  dir  zuo,  das  es  mir  übel  mysfalt.' 
ebd.  S.  noch  se  (Sp.  8).  —  c)  , einen  friden  z.',  schlies- 
sen.  ,[Saget  euerm  Herrn]  das  ich  den  friden  halten 
well,  der  einest  zwüschend  im  und  mir  zuogesagt 
ward.'  Morgant  1530;  wiederholt.  —  4.  ansprechen, 
zuträglich  sein  Aa;  B;  Th  und  sonst,  aber  meist  nicht 
echt  ma.,  doch  in  ZO.  ,ganz  volkstümlich.'  Das  seit- 
mer  nit  zue,  spricht  mich  nicht  an,  ist  mir  nicht  zu- 
träglich, gesund  B  (Zyro).  —  Zue-sager  m.:  wer 
Etw.  zusagt.  ,Fuor  der  belle  [s.  Bd  IV  1155]  mit 
dem  kronensak  von  ort  zuo  ort  und  erschütt  den  sak 
dermaussen,  dass  im  der  merteil  ort,  wider  getanen 
abscheid,  ire  knecht  zuosagten  und  loufen  Hessen... 
harzuo  wol  half,  dass  der  sak  etlich  zuosager  und 
durch-dfiiiger-seher  daheim  bass  grüest,  denn  vil,  so 
da  uss  ir  hut  dran  wagten.' Ansh.  —  Zue-sagung  f.: 
Zusage,  Versprechen.  ,Wo  die  z.  beschicht ...'  1475, 
Bs  Chr.  ,Uff  z.  unser  herren,  daz  er  libs  und  lebens 
desshalb  gesichert  sin  soll.'  1502,  Z  RM.  ,Z.  tuon.' 
Ansh.  ,Sin  z.  feltschen.'  Morgant  1530.  ,Do  vergass 
der  herzog  Beffes  nüt  siner  z.,  so  er  tan  hatt.'  Hai- 
monsk. 1531.  ,Von  der  elichen  z.  wegen.'  1533/8,  Z 
Ehegericht.  ,Sin  z.  erstatten.'  1541/3,  ebd.  S.  noch 
üf-reehi  (Bd  VI  221);  Be-rät  (ebd.  1592).  Im  PI.  ,Er 
hett  Karly  etwaz  z-en  getan.'  Morgant  1530.  (Zuge- 
sagte) Bedingungen:  ,Sy  erzalt  im  [Anthea  ihrem 
Vater],  wie  sy  mit  dem  graf  Rengnolden  mornendes 
stritten  sott  und  uff  waz  z-en.'  ebd.  —  Vgl.  Lexer  III 
1185/6. 

Sage"  Säge"  I  f.:  Mundwerk.  Au*''  der  N.  hat 
müesse"  si"  S.  dri"  hängge"  und  seit  . . .  CStreiff  1902 
(GlM.).  —  Jung-o  Bilduug,  die  sich  zu  Say  I  (Sp.  375)  ver- 
hält wie  Hede"  :  lied  (Bd  VI   521.   544). 

Säger  I  m.  ,Narrator,  zeller,  s.,  der  etwas  sagt 
oder  erzelt.'  Fris.;  Mal.  a)  Urheber  oder  Verbreiter 
eines  Geredes.  Vgl.  An-,  Vor-sag  (Sp.  379/80).  ,Hette 
aber  der  abziecher  (oder  hinderreder)  sölichs  von  di- 
sem  gesait,  das  im  über  an  not  wer  ze  wiszen,  so 
soltu  im  sagen,  waz  von  im  gesait  sy;  aber  den  s. 
soltu  im  nit  melden.'  1425,  G  Waldregel.  , Hielt  sich 
ein  stoss,  dass  die  von  Solaturn  hattend  PRorman 
pinlich  ersuocht  eines  kezerischen  lümbden,  durch  in 
uf  PHeryn  ussgebracht  ...  Also  ward  der  unschuldig 
säger  [1.  Aufl.:  sager]  gelämpt  und  der  falschen  kunt- 
schaft  verlümbdt,  unss  dass  der  schuldig  täter  . . .  zuo 
Bern  gericht  ward.'  Ansh.  —  b)  wahrsch.  =  Um-Sägerl 
(Sp.  405).  Am  15.  Jänner  1649  erschien  Schulmeister 
Pfleger  [zu  LWill.]  vor  Rat  und  klagte,  neben  ihm 
wolle  auch  ,der  Orgelist  und  Sager  allhie'  Schule 
halten,  wodurch  die  seinige  Schaden  leide.  Gfd. 

Chilch-gang-Sdsrer  „Z"rS.,  -Sägeri"  Z  (auch  lt 
St.):  Leichenbitter(in).  Syn.  Chilchen-,  Llch(t)-La- 
der(in)(Bi  III  1063/4);  Vm-Säyer(in)  (Sp.  405).  ,Die 
Einladungsformel  der  Ch.  lautete:  NN.  lönd  bette", 
das'  tnoru  e'"  Morgen  am  Zehni  au"*  Öpper  mit  N. 
selig  z'  Chilche"  chöm;  bei  Verwandten  und  nahen 
Freunden  wurde  noch  hinzugefügt:  Er  sölle"d  dann 
au'h  i"  's  Hüs  cho"  [vgl.  Leid  Bd  III  1083].  Früher 
beschenkte  man  die  Ch.  mit  einem  Stück  Bauernbrot, 
und  die  Gabe  pflegte  so  reichlich  auszufallen,  dass 
die  Ch.  oft  drei-  und  viermal  heimgehn  musste,  um 
die  Schürze,  in  der  sie  das  Brot  trug,  zu  leereu'  ZPfäff. 


121 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


122 


Hieuiit  [sollen  in  Pestzeiten]  die  Kirchgangsageren 
abgeschafft    werden,    weil   sie    vil   Leute    beflecken.' 

JHLav.  1(368.    ,Als  am  6.  Mey  mein  1.  Vatter  sei.  zuo 

Zürich  zur  Erden  bestattet  worden,  hab  ich  [ua.]  bahr 
aussgeben  und  bezahlt:  Der  Kilchgangsageren  1  fl.  7  p.' 

Zubers  TgB.  1693.  .Bald  nach  dem  Abschied  [=  Hin- 
schied]   wird    die    Leichenbitterinn    oder    Kirchgang- 

Sagerinn  gerufen  und  zu  ihrer  Verwandtschaft  umher- 
geschickt, die  Trauer  anzukünden  . . .  Des  Tages  vor 
der  Begräbniss  sagt  die  Leichenbitterinn  aus  der  Stadt 
in  denen  Vorstädten  an  den  Kirchgang.  Am  Begräb- 
niss-Tage selbst  fängt  sie  des  Morgens  frühe  an  und 
wird  ungefähren  um  2  Uhren  des  Nachmittags  fertig. 
Noch  eine  andere  Kirchgangsagerinn  ist  von  der  Zunft 
des  Verstorbenen  bestellt,  dessen  Mitzünfter  an  die 
Leiche  zu  bitten.  Die  Einladungsformel  ist:  Abends 
um  4  Uhr  wird  man  den  N.  oder  die  N.  oder  dem 
N.  seine  Frau,  Sohn,  Tochter  etc.  zur  Kirche  tragen. 
Auf  der  Landschaft  geschieht  die  Einladung  zum 
Leichen-Begleite  Tags  vorher  durch  ein  Kind  oder  ein 
andere  gemeine  Person.'  Herrlib.  1750.  ,Eine  Kirch- 
gang- oder  Begräbnuss-sagerin,  une  Pleureuse  ou 
Femme  qui  annonce  les  enterremens  par  la  Ville'  in 
ihrer  Tracht  abgebildet  bei  Herrlib.,  Zürcherische 
Kleidertrachten  1749.  .Klageausbruch  meines  Zart- 
gefühls und  meiner  Ohren,  beleidigt  durch  die  Todten- 
rufcrin  vulgo  Ohilchgangsägeri  in  Zürich.'  FSchödler 
1834  (Buchtitel);  vgl.  ebd.:  ,So  ruft  es  plötzlich  vor 
der  Türe:  Z'  Abig  —  um  diä  vier-re';  dazu  vMoos 
1778/80  II  10.  S.  auch  Lieh  (Bd  III  1014),  Liehen- 
Säger  (in),  Stachen.  —  Begräbnuss  -  Sagerin  s. 
Ch ilch -gang- Säger.  —  C  h  i  1  c  h  e "  -  Säger :  =  Chilch-gang- 
Säger  ZO.  —  Kundschaft-Sager:  =  K.-Sag  II  (Sp. 
380).  ,Sind  die  k-er  vor  der  statt  gesessen,  so  soll 
der,  so  sy  gestellt  hat,  jedem  des  tags  geben  von  Sant 
Jürgen  tag  bis  uff  Sant  Martis  tag  4  p  und  von  Sant 
Martis  tag  biss  wyder  uf  Sant  Jörgen  tag  3  p.'  1544, 
Z  RB.  , Wenn  man  nu  hinfür  kuntschaft  innemen  und 
verhören  wil  ...  so  sollent  die  k-er  usgestelt  und  einer 
nach  dem  andern  in  gegenwärtigkeit  beider  partyen 
verhört  werden,  und  weliche  also  verhört  werden,  der 
oder  dieselben  sollen  in  der  stuben  hüben,  untzit  das 
die  k-er  all  verhört  werden.'  um  1544,  AaB.  StR.  , Was 
eines  k-s  belonung.  Welicher  den  andern  zu  kund- 
schafte stellt  und  an  in  dinget,  soll  demselben  k.  eine 
zimliche  zerung  und  darzuo  sovil  zum  taglon,  als  es 
der  selben  zyt  einem  taglöner  ze  Ion  giltet,  gäben  und 
ussrichten.'  1545,  Absch.  ,Was  eines  k-s  belonung.' 
1595,  AaF.  AR.  ,Dass  [10  ß]  soll  dann  der  K.  für 
synen  Taglohn,  auch  für  Spyss  und  Trank  haben.' 
1668,  ZGrün.  AR,  .[Es]  halt  der  Amen  den  Zeugen 
oder  K-n  den  Aid  vor  also  und  mit  derglichen  Worten  ... 
Darauf  halt  der  Amen  den  K-n  den  Grichtstab  vor, 
und  der  K.  grift  mit  den  3  Eidfingern  an  den  Stab.' 
1732,  GNiederwil  Gerichtsordn.  —  Liehe"-,  Licht- 
(ZSth.)  Sägerfi-J:  =  Chilch-gang-Säger(in)  Th;  Z.  ,Die 
L.  ist  eine  Nachbarin  oder  weite  Verwandte,  gewöhn- 
lich eine  ärmere  Frau.  Früher  bekam  sie  in  jedem 
Hause  ein  Stück  Brot,  das  sie  in  einem  eigens  dazu 
mitgebrachten  Seekli  heimtrug.  Oft  hatte  sie  in  diesem 
noch  ein  kleineres  Seekli  für  allfällige  Gaben  an  Mehl, 
wie  sie  etwa  in  der  Mühle  oder  Bäckerei  gespendet 
wurden.  Heutzutage  gibt  man  ihr  gewöhnlich  ein 
Geldstück,  früher  1  —  2  Kreuzer  oder  1  Batzen,  jetzt 
meist  einen   Fünfer,   Zehner   oder  Zwanziger.     Diese 


Gaben  nimmt  sie  oft  erst  nach  langem  Weigern:  Ja 
nei",  lönd  's  nor  si"!  was  aber  nie  ernst  gemeint  ist. 
Oft  plaudert  sie  noch  lange  über  vielerlei,  was  zu 
ihrem  eigentlichen  Auftrage  sehr  wenig  passt.  Die 
Einladungsformel  ist:  NN.  lös'e"d-i€l'  grüeze"  und  er 
sölind  auch  so  guet  si"  und  ''em  N.  cho"  di  letst  Er 
bewise",  morn  z'  Mittag  em  Äs  [Eins]'  ZSth.  .Nach 
alter  Übung  [bis  um  1853]  erbaten  sich  die  nächsten 
Hinterlassenen  eines  Verstorbenen  durch  sog.  Chilche"- 
lader  oder  , Leichensager'  am  Tage  vor  der  Beerdigung 
bei  sämtlichen  Familien  der  Gemeinde,  ausnahms- 
weise noch  bei  solchen  der  benachbarten  Gemeinden, 
die  Teilnahme  mindestens  eines  Gliedes  an  den  Be- 
erdigungsfeierlichkeiten. In  dieses  Geschäft  teilten 
sich  in  der  Regel  vier  Nachbarn,  die  dann  auch  zu- 
gleich als  Träger  fungierten.  Jeder  übernahm  einen 
bestimmten  , Strich'  oder  Kreis  der  Gemeinde  ...  Mor- 
gens 7  oder  8  Uhr  begaben  sich  die  Leichensager  in 
schwarzer  Kleidung  ins  Trauerhaus  ...  Alsdann  gieng 
jeder  Leichensager,  mit  einem  schwarzen,  sog.  Kirchen- 
laderstock  (C\ul'he"st'eeke")  versehen,  seinem  .Striche' 
nach.  Von  Haus  zu  Haus  mittelst  desselben  an  die 
Fenster  oder  Haustüren  anklopfend,  meist  aber  unter 
die  Stubentüre  tretend,  hatte  er  den  Hausbewohnern 
zu  sagen :  NN.  lönd  bette",  dass  morn  um  Z'ehni  au'* 
Öpper  mit  em  N.  sälig  z'  Chilehe"  cho"  möchti,  oder 
kürzer:  Es  soll  auch  morn  um  Zehni  Öpper  mit  em 
N.  z'  ChiW'e"  cho".  Nicht  selten  wurden  die  Kirchen- 
lader mit  einem  Glas  Wein  oder  Most  oder  wohl  auch 
etwa  mit  einem  Mittagsmahl  traktiert.  Abends  kehrten 
sie  müde  ins  Trauerhaus  zurück,  wo  ein  einfaches 
Nachtessen  ihrer  harrte.'  JHKägi  1867.  D'  L-i"  göt 
ume"  ZSth.  Er  (si)  lueget  dri  wie-n-e(n)  Liehe"  Säger  (i") 
TnMü.t  —  Leid-:  =  dem  Vor.;  s.  Leid-Model  (Bd 
VI  6(19). 

Losi-:  Nachtwächter  „Bs";  TuMü.;  „UUrs.  —  Als 
vom  Rufe  eines  Nachtwächters:  Imut,   was  ioiK-t°*  tagen." 

Mari-:  ,wer  betrüglich  erfundene  Geschichten  auf- 
bringt oder  verbreitet.'  RCys.  (Br.).  —  „Skalette"- 
Sägerin:  Leichenbitterin  Gr."  —  Spruch-Saurer: 
Spielführer  und  Redner  am  , Hauss-Abend'  (s.  Haus 
Bd  II  1680)  ZF.  —  Wacht-.  ,Die  Wachtherren  ... 
haben  ihren  eignen  Schreiber,  auch  einen  Wachtsager, 
welcher  den  Herren  und  Burgeren  anzeigen  solle,  an 
welchem  könftige  Nacht  die  Ronde  und  Wacht;  Diser 
wird  von  den  Wacbtherren  gesendet,  ohne  Under- 
scheid  zu  allen  Denjenigen,  welche  die  Ordnung  triff.' 
JEEscher  1692.  , Wachtsager  [Titel].  Dieser  Dienst 
wurde  Au.  1655  angeordnet,  und  ist  ein  Lehen  der 
Wachtherren.  Seine  Pflicht  ist,  Herren  Stadthaupt- 
manns  Befehl  abzuwarten,  dessgleichen  von  Zünften 
zu  Zünften  auf  die  Wacht  zusagen,  auch  den  Ronde- 
rlerren alle  Nacht  das  Wort  zubringen,  und  sie  neben 
zwei  Wächteren  im  Ronde  gehen  zubegleiten.'  Mem. 
Tig.  174-_'.  ,Mr.  Hs  Jakob  Keller,  der  Wachtsager.' 
Iü7ii,  Z  Totenbücher.  S.  noch  Wacht-Herr  (Bd  II  1518;. 
—  Win-:  =  Win-Büeffer  (Bd  VI  713).  ,Man  soll  auch 
wyssen,  dass  kein  Wynknecht  noch  Wynsager  ze 
keiner  Bahre  soll  kommen  barfuss,  noch  barachenkel, 
in  dem  Hemde;  wer  es  aber  darüber  täte,  der  bessert 
der  Zunft  1  Pfund  Wachs  und  dem  Meister  5  p.'  1:155. 
BsZunftordn.  (Bs  JB.  1888,  176). 

ab-saglich  -säglich :  Adj.  und  Adv.,  ansäglich, 
ungemein,  sehr  UwE.  Syn.  ab-ge-saget  (unter  ab- 
sagen II).  —  uii-:   unsäglich,  unsagbar,  a)  Adj.    ,[Die 


123 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


124 


N.]  pfleg  solicher  huory,  daz  es  unsäglich  ist.'  1384, 
Z  RB.  ,N.  sluog  si  als  übel,  dass  es  unsäglich  ist,' 
1386,  ebd.  ,Ein  sölich  gewesser,  dass  es  unsegliche 
flüey  und  stein  zuo  Waberen  . . .  den  berg  ab  trib.' 
JHaller  1550/73.  ,Ob  wir  schon  mit  unsäglichen 
sünden  beschwärt  und  beladen.'  OWerdm.  1551;  .un- 
säglichen." Herborn  1588.  .Unsäglich,  unaussprechen- 
lich,  inenarrabilis.  Unsäglich  ding,  das  so  gross  und 
schändtlich  ist,  das  man  es  nun  nit  darff  sagen,  in- 
iändus.  Unsäglich  ding,  darvon  man  nun  nit  sagen 
oder  reden  sol,  von  wägen  der  schand,  nefandus.  Un- 
sägliche schand,  unerhörte  schand  oder  sünd,  nefas.' 
Fris.;  Mal.  ,Der  unsägliche  gross  Schnee,  so  diss 
Jahr  gefallen.'  vor  1744,  Gr  Chr.  S.  noch  Putsch  VII 
(Bd  IV  1936);  Plutz  (Bd  V  297);  rüvxn  (Bd  VI  1882). 

—  b)  Adv.  .[Die  Heiltümer  wurden]  zertreten,  ver- 
brent  und  unsäglich  grösslich  verspottet.'  1529,  G 
(Klageschrift).  —  ver-:  feindlich?  Vgl.  rer-sai/eii  2 
(Sp.  411).  ,Als  man  zalt  1374,  do  kament  die  Engen- 
lender  mit  grossem  verseglichen  volch  in  dise  landt 
über  das  Elsäsbirg.'  1560,  üwEmm.  JzB.  (Ndw  Beitr. 
VII  21).  —  wider-.  , Ein  w-er  krieg',  dem  eine  regel- 
rechte Kriegserklärung  vorangegangen  ist;  vgl.  wider- 
sagen  (Sp.  416).  ,Ouch  söllent  uns  die  obgenanten  unser 
lieben  herren  von  Berne  und  von  Solottren  in  allen 
ünsern  nöten  und  kriegen  beholfen  und  beraten  sin 
wider  menglichem  als  den  iren,  doch  daz  wir  keinen 
offennen,  tötlichen  und  widersaglichen  krieg,  dadurch 
land  und  lüt  verwüest  möchte  werden,  anvachen  sollen 
noch  enwellen  ane  der  jctzgenanten  unser  gnedigen 
herren  von  Berne  und  Solottren  raut  und  wüssent. 
Üb  aber  unser  gemeinen  statt  . . .  ieman  angriffe  mit 
roub,  brand  oder  desglichen  Sachen  und  wir  dem  nach 
iltin,  angriffin  oder  straftin  ...  sol  uns  vorbehebt  sin 
ane  geverde.'  1415,  Aar.  StR. 

Ge-sag  II  (■(!-)  n.:  coli.,  Sägespäne  GrRIi.  Syn. 
Sageten.  Von  kurzem  Emd  sagt  man,  es  sei  so  churzes 
wie  G's.  GRNuf. 

Sage"  II,   Säge"   (s.  die   Anm.);    Sagi,    Sägi  I 

—  f.:  1.  Sf(<7e»GLGl.,K.;GA.;SeHwSchw.;  Zg  (selten); 
ZBül.,  Dickbuch,  Elgg  (neben  -ä-),  Hettl.,  Rafz,  Seuz., 
Säge"  (bzw.  -a  W)  Aa  (allg.);  BsL.;  BBr.,  E„  Gr..  Hk„ 
R.,  Si.,  auch  lt  Zyro  (doch  Sägi  in  Hand-,  Wäld-S.); 
GR(allg.);  LE.,G.;  P  (in  Mac.-«);  GEsch.,  Pfäf.,  Rag., 
Sa.,  OTerzen,  Wl.;  ScHBuchb.,  Rudi.;  ScuwE.;  SBalsth.. 
Dorn.,  Olt.,  WA.;  Ndw;  UwE.;  U;  W  (allg.);  Zg  (selten 
-«-);  ZB.,  Dättl.,  Kn.,  Limm.,  0.,  Russ.,  S.,  Stdt,  Uit,, 
W.,  Wila,  Söge"  SBb.,  oL.,  PI.  unver.,  in  BGr.,  Si. 
(Imob.)  Sägi,  Dim.  -U  AaF.,  Ke.  (SMeier);  BE.,  R.,  Si., 
auch  ltZyro;  Gl;  L;  Ndw  (Matthys);  UUrs.,  mit  Urol. 
GSa.,  -eli  AaBi\,  F.,  Ke.  (SMeier);  GlGI.;  ZKn.,  S. 
(auch  Kü.),  Uit.,  mit  Uml.  ZKü.,  0.,  Russ.,  Stdt,  Uit,  in 
ZWila  (nach  einer  Angabe  0.)  Sägeli  (aber  Säge"),  -ili 
Ndw  (Matthys),  mit  Uml.  ZRafz,  Sägi  PAger,  Mac; 
W  —  Säge"  (bzw.  -e2-)  Ar;  GF.,  T.;  Sch  (allg.  ausser 
Buchb.,  Rüdl.,  auch  lt  St.);  Tu  (allg.);  Z Benken, 
Feuerth.,  Marth.,  Sth.,  Trüll.,  Se',:ge"  GRh.,  Säge" 
(bzw. -e*-)  BsB.,  Stdt;  GBuchs,  Garns,  Sev.,  PI.  unver., 
Dim.  -U  Ap;  ScHBegg.,  -eli  Ar;  Th;  ZSth.,  -ili  ZBenken, 
Marth.,  Trüll.  —  Sägi  Aa  um  Br.  (neben  -e");  BG., 
auch  bei  OvGreyerz  1900;  L  (selten);  SL.  (JReinh.), 
Stdt,  Sägi  SoL.,  PI.  Sägine'  BG.;  SL.  (JReinh.),  in 
SStdt  Säge",  Dim.  Sägli  (bzw.  -ö-)  BG.;  SL.  —  Sägi 
L  (ERöthelin);  SThierst.:  Säge  (als  Werkzeug).    Die 


einzelnen  Teile  sind  's  Blatt  (Bd  V  181),  daran  d'  Chrön 
(Bd  III  829)  oder  d'  Zä(nä);  am  G'stell  (in  L  dafür 
Bätne"  f.)  die  beiden  Arm(e")  (in  Aa  Spannhölzer,  lt 
Hürbin  Hörndli),  der  sie  auseinandersperrende  Steg 
und  d'  Schmier  (oder  d'  Seite")  mit  dem  Spanner, 
Sjmnn-Holz  (Bd  II  1261),  -Schit,  Schlüssel,  Wirbel; 
die  beiden  Griff  oder  Chnöpf  (Bd  III  747),  Hörnli 
(Aa),  Zapfen,  auch  Hefti  (Bd  II  1064;  die  Bewohner 
von  GWeesen  haben  den  Übernamen  Sage"hefti).  D'  S. 
(A"  der  S.)  zieh"  1)  eig.  An  sehr  dicken  Stämmen 
wird  auf  beiden  Seiten  inhi"  g'chlaffed,  um  d'  Sage" 
Chemie"  z'  ziehn.  Bärxd.  1908  (BGr.).  —  2)  bildl., 
schnarchen:  Er  ist  bi  diner  Erzelli"g  l"g'nuckt ;  lm<c"d 
nur,  wie-n-er  a"  der  Säge"  zücht.  ONäg.  1896  (THEriu.). 
I)'  S.  .spanne",  lös  (lugg)  lä",  vor,  bzw.  nach  dem  Ge- 
brauch. D'  S.  chrone"  (s.  Bd  III  830),  zäne"  (s.  d.). 
D'  S.  fi(e)le";  übertr.  vom  Geschrei  des  Esels  (s.  fielen 
Bd  I  779),  vom  Paarungsruf  der  Spiegelmeise,  Parus 
major  (die  daher  Sage"fleler  heisst  ZS.,  Stdt,  W.).  D'  S. 
richte"  (s.  Bd  VI  383)  oder  spciche"  (s.  d.),  auch  der 
S.  Weg  ge".  D'  S.  het  nid  Weg  gnue(g),  me"  su'tt-ere" 
me-  Weg  ge"  Aa;  Th.  D'  S.  üsbreche"  (s.  Wald-S.) 
BGr.;  W.  ,N.  empfiehlt  sich  zum  Ausbrechen,  Krönen, 
Richten  und  Feilen  von  Wald-,  Spann-  und  Metzger- 
sägen.' \V  Bote  1909.  ,Serra,  saga.'  Voo.  opt.  ,[N.  hat 
gestohlen  ua.]  ein  biel  und  ein  segli.'  1431,  ZliB. 
,N.  habe  da  ein  sagen,  die  sin  were,  funden.'  1463, 
ebd.  ,N.  hat  [aus  der  Burgunderbeute]  kouft  1  sagen 
für  3  sch.'  1476,  B.  ,Der  gedacht  N.  fuor  mit  sinem 
karen  im  an  das  holz,  darinn  er  die  sagen  bette,  und 
als  er  besorgte,  daz  er  im  die  sagen  oder  anders  zer- 
füere,  erwuste  er  im  das  ross  by  dem  zom.'  14S5, 
Z  RB.  ,[Bei  diesem  Baum]  hond  die  Juden  Ysayam 
den  propheten  mit  einer  sagen  von  ein  andern  gesagt.' 
HSchürpf  1497.  .Sagen,  neper  [usw.]  und  anders  werch- 
zügs  ein  guott  teil.'  1492/1504,  ZKappel  (Klosterinv.). 
,1  pfd  dem  N.  umm  ein  bielg  [1.  -y]  und  ein  sagen.' 
1521,  ZWth.  ,Jacobus  [soll  haben]  ein  sagen.'  L 
Bühnenr.  1545/83.  ,Serra,  ein  säge  oder  sagen ;  serrula, 
das  sägle;  centrum,  ein  heiter  ast  in  einem  holz,  so 
dem  schreiuer  oder  tischmacher  die  sagen  verhönt.' 
Fris.;  Mal.  .Welche  des  künigs  tiergarten  vorstuon- 
dend,  die  schrotetend  inen  [den  Hirschen]  ire  hörn 
ab  mit  einer  sagen.'  Tierb.  1563.  ,Als  er  uff  ein  zyt 
[dem  N.]  ein  sagen  abentlent  und  er  dieselbig  im  holz 
ligen  lassen,  were  St.  dahin  kommen  und  die  sagen 
genommen.'  1569,  Z  RM.  .Nach  der  Sägen  soll  der 
Stock  [auf  den  gepfropft  werden  soll]  fleissig  und 
säuberlich  mit  einem  scharpfen  Messer  glatt  be- 
schnitten werden,  dann  es  sonst  der  Sagen  [dem  Säge- 
schnitt] nach  schwärlich  überwallen  wurde.'  Rhag. 
1650.  ,5  Ib.  6  ß  zalte  ich  Meister  N.  dem  Sagenschmid 
für  das  er  denen,  die  mynen  Herren  das  Holz  ufge- 
machet,  von  3  Jaren  naher  die  Sagen  gefylet  und 
verbesseret.'  1670,  Hotz  1865.  S.  noch  Bissen  II  (Bd 
IV  1697).  Im  Vergleich.  Ein  schartiges  Messer  ist 
wie-n-e"  S.  B;  Z;  vgl.  sagen.  Wie-n-e"  S.  fühlt  sich 
bei  der  l'Ajährigen  Gemse  die  Zahnreihe  des  Unter- 
kiefers an  BGr.  (Bärnd.  1908).  .Lange,  schmale  blätter, 
wie  ein  sagen  gekerft,'  KGessn.  1542.  .[Dieser  Fisch] 
hat  scharpfe,  herte,  dreyegächte  zän  zuo  beiden  seifen 
als  ein  sagen.'  FisctiB.  1563.  RAA.  .Mit  der  S.  auf 
dem  Ast  sein';  vgl.  unter  Ast  2  (Bd  I  573).  .[Mutter 
zum  Sohne,  der  von  zwei  Mädchen,  die  sie  ihm  em- 
pfiehlt,   obschon   er   nur  wenig  an  ihnen  auszusetzen 


125 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


420 


weiss,  Nichts  wissen  will:]  Gelt,  jetz  hab  ich  dich, 
du  Schlauer,  und  bin  auf  den  bohlen  Zahn  gekommen 
[näml.  darauf,  dass  dir  eine  Andre  im  Kopfe  steckt]... 
Gelt,  Bisch,  jetzt  sind  wir  mit  der  Säge  recht  auf  dem 
Aste?  Heb  aber  nur  fest,  wir  wollen  schon  drüber 
hinaus.  Ich  kenne  das  ein  wenig.  Bisch  sagte  jedoch 
kein  Wort  . . .  Die  Mutter  aber  hielt  fest  und  fuhr 
fort...-  Henne  1867.  (Ö,  auch  e)  du  oerfluechti  (od. 
verdannnti,  rerbrännti,  verruckti)  Säge"  (Z),  Sägi  (Aa; 
BZweis.,  vereinzelt  auch  Z)!  derber,  auch  nur  scherzh. 
Ausruf  des  Ärgers  (zB.  über  ein  Missgeschick),  der 
Entrüstung,  aber  auch  der  Überraschung,  Verwunde- 
rung. Du  verdammti  S.!  iez  han-ich  d'  Tinte"  statt 
dem  Streu'Sand  uf  de"  Brief  ane"g'lärt  ZStdt.  Auch 
pers.  gewendet,  als  direkte  Anrede  an  einen  unge- 
schickten Arbeiter  ZO.,  auch  lt  Dan.  Du  tiniimi  S. 
(du)'.  ,du  dummer  Mensch'  ZF.  Vgl.  3.  —  2.  Säge" 
GlGI.;  ScbwScIiw.;  Zg,  Säge"  (bzw.  -a)  BGr.  (in  Zssen 
Sägi);  Gr  (allg.);  L£.,  G.  (lt  Schümann  seltener  als 
Sägi);  PPo.;  GSa.,  OTerzen,  Wl.;  SohwE.;  SDorn.; 
Ni.w  (Matthys);  üwE.;  Uürs.;  W  (allg.);  Zg  (neben 
Sägi);  ZO.  (Schoch),  Wila  (neben  Sägi),  Söge"  SoL., 
Säge»  (bzw.  -e»-)  Ap;  GT.  (seltener  Sägi);  Th  tw. 
(s.  u.),  Se-nge"  GRh.,  PL  unver.,  in  SDorn.  -ene",  Dim. 
Se'gli  Ap(TTobler)  —  Sägi  GlK.;  SoHwtw.;  ZElgg 
(neben -Ö-),  Flaach,  Rafz,  Sägi  Aa  (allg.) ;  BsL.;  BBr., 
E.,  Gr.  (in  Zssen),  G.,  K.,  Si..U.;  LG.:  GPfäf.,  Rag.;  S 
Balsth.,  L.  (JReinh.),  Olt,  Stdt,  WA.;  U;  Zg  (neben 
-e") ;  ZB.,  Dättl.,  Dornt.,  Kn.,  Limm.,  S.,  W.,  Wila  (neben 
-e"),  Sögi  SBb.,  oL.,  Sägi  (bzw.  -e--)  GEngelb.,  Rhein- 
eck, Rorsch.,  Stdt,  T.  (seltener  als  -e"),  Uzw.;  Sch;  Th 
(doch  in  Amr.  daneben  bisweilen,  in  Altish.,  Hugelsh., 
Schönh.,  Weinf.  ebenso  häutig,  in  Balt.  ,und  gegen  Arb. 
hin'  häufiger  -e");  ZElgg  (neben  -n-),  Feuerth.,  Hagenb.. 
Marth.,Sth.,Trüll.,  Ses,;giGRh.,  Sägibzv/.-i2-BsB.,StAt; 
GBuchs,  Garns;  SThierst,;  ZDürnt.  (neben -«-),  Russ., 
PL  -ine"  BG.,  U.;  SBb.;  Z  (Schwz.  Frauenheim  1899), 
■ene"  GlK.;  LTriengen;  SBalsth.,  Olt.,  Stdt,  Thierst., 
WA.;  Th;  Z,  -eni  BSi.  (Iraob.),  Dim.  -eli  LTriengen: 
mechanische  Säge,  Sägemühle.  Sag(i)-,  Sägholz  (s. 
Bd  II  1256)  uf,  i"  d'  S.  tue"  (fäere",  fergge").  Me" 
se't  de"  Quien  uf  d'  Sägi  tue"!  heftige  Verwünschung 
L;  nach  Schürmann  erschien  nach  dem  zweiten  Frei- 
scharenzug 1845  in  dein  sog.  , roten  Büchlein'  auch  ein 
Bild,  wie  ein  Freischärler  von  Landstürmern  mit  einer 
Waldsäge  mitten  entzwei  gesägt  wird.  D'  S.  lauft 
fgät,  ist  im  Gang),  stät  (still);  d'  S.  a"lä".  S.  auch 
plttschen  (Bd  V  320  u.).  Gew.  war  und  ist  vielfach 
jetzt  noch  (vgl.  zB.  FGStebler  1907,  57)  die  S.  mit 
einer  Mühle  (auch  mit  einer  Stampft)  verbunden.  Da 
und  dort  stehn  die  Mühlengebäude  noch,  aber  nur  die 
S.  wird  noch  betrieben  Z  (RSchoch).  , Unser  hofstat, 
da  du  ober  sege  zenren  Basel  uf  stat.'  1289,  Bs  ÜB. 
(daneben  ,müli').  ,Das  die  münche  an  Otenbach  von 
der  sagen  wegen  mit  der  zünfte  nicht  ze  schaffenne 
haben  süln,  wan  alleine  mit  einem  pfenning  ze  der 
fronvasten  ze  dienenne.'  1340,  Z  StB.  .Mülinen  und 
sagen.'  An  f.  XV.,  B  StR.  ,[Dem  N.]  als  er  die  sagen 
verdinget  hatt  ze  machen  umb  80  guldin.'  1437,  B 
StRechn.  ,Denen  von  Ligerz  dry  eichen  bi  den  sagen 
zuo  gönnen,  damit  si  ir  glocken  mögen  hänken.'  1481, 
B  RM.  ,Das  Lehen  der  Mühle,  Bläuwe,  Saage  und 
Stampfi  zu  Thun.'  1501,  Gfo.  (B).  ,Item  ein  stucki 
lit  unden  im  wingarten  ob  der  sagen,  stosst  fürhar 
an  den  bach  und  an  dem  bach  hin  und  ushin   bis  an 


die  sagen.'  1515,  AaF.  ,Ist  erkent,  das  N.  allein  die 
sagen  in  der  Breiti  solle  und  möge  buwen  und  sunst 
weder  sterapfel  noch  anders,  dann  das  allein  zuo  einer 
sagen  gehört,  machen.'  1523,  Z  RB.  Lohn  ,von  5  sag- 
böumen  us  dem  wald  an  die  sagen  ze  füeren.'  1540, 
ZGiün.  Amtsrechn.  ,Ein  zedel  an  nachschouer  umb 
holz  zur  kilchen...,  so  nüt  an  dersagefn]  oder  im  werch- 
hoff  vorhanden,  so  dazuo  dienstlich  ist.'  1559,  B  RM. 
,Ein  summa  windtürrer  trämlen  an  d  sagen  füeren 
lassen.'  1564,  ebd.  ,Es  soll  Niemand  keine  Badstuben, 
Müllinen,  Segen,  Stempf,  Plüwel,  Sehleiffinen  [usw.] 
brauchen  und  bawen  ohne  Erlaubnuss  der  ordenlichen 
Oberkeit.'  1609,  GFlaw.  Offn.  ,Auch  befindet  sich  in 
disem  Dorff  Sax  ein  Mülli  an  dem  Berg  und  ein  Sagi 
in  dem  Dorff;  jenne  gehört  der  Obrigkeit  und  wird 
einem  Bauren  um  jährlichen  Zins  verlihen,  dise  aber 
gehört  einem  Bauren  eigentümlich.'  CThomann  1741. 
,Des  N.  Kinderen  ist  erlaubt  worden,  dass  sie  ihr 
Haus,  Saagen  und  Mätteli  und  Mihle  an  einen  Fröm- 
den  verkaufen  mögen.'  1772,  U  LB.  ,Die  Kengel, 
welche  das  Wasser  von  der  Saagi  zur  Mülli  führen.' 
1781,  ZKapp.  S.  noch  Sag-Chnütschi  (Bd  III  774); 
Laden  II  (ebd.  1064);  Sag-Baum  (Bd  IV  1245),  -Bloch 
(Bd  V  13);  Blüwel,  Blüwen,  Blüm  (ebd.  248/9.  253, 
wo  viele  Belege);  Bännlen  (ebd.  970);  Mülli-Gerüst 
(Bd  VI  1541).  —  3.  Sägi,  ,eine  unendlich  langweilige 
Person,  die  immer  wieder  aufs  Gleiche  zurückkommt' 
B  (der  selbe  Gewährsmann  gibt  die  Form  Sägi  für 
,Säge'  an).     Du  alti  Säge"!  altes  Weib  AaF.,  Ke. 

Ahd.  mga,  &ga;  mhd.  tage,  sege  in  Bed.  1  und  2;  vgl. 
Gr.  IVB.  VIII  1647  f.  Dass  die  beiden  Formen  im  Ablauts- 
verhältniss  stehn.  wird  durch  &  bzw.  .-■-'<,  (=  germ.  <?,  gegen- 
über £  für  Sekundäruni].)  in  Ap;  GRh.,  T.;  oTh  erwiesen; 
auf  dem  übrigen  Teil  des  zshängenden  nö.  Gebietes  mit  ä 
bzw.  e2  sind  germ.  e  uud  Sekundäruinl.  lautlich  zsgefallen. 
In  der  ä.  Spr.  ist  e  (seltener  ä)  bezeugt  1284.  1515,  Bs; 
1340,  ZBass.  (,Segenbach');  1468.  1485,  G;  in  der  Z  Bibel 
von  1530  und  bei  Mal.  und  Rhag.  steht  ä  neben  a.  Was 
die  Form  mit  a  betrifft,  so  beruht  sie  auf  dem  nördlichen 
Gebiet  (Aa;  Bs;  nB;  LG.;  GO.;  Sch;  SohwE.;  S;  Zg  tw. ; 
Z  tw.),  wo  altes  ö  als  0-  ö!  erscheinen  müsste,  sicher  auf 
sekundärer  Dehnung.  Inwieweit  dies  auch  für  den  Süden 
gilt,  wo  altes  a  und  sekundär  gedehntes  rf  gleich  lauten, 
ist  nicht  sicher  auszumachen;  doch  legt  wenigstens  für  das 
Walsergebiet  der  Umstand,  dass  hier  Dehnuug  in  offener 
Silbe  im  Allg.  nicht  eingetreten  ist,  die  Annahme  einer 
dritten  Ablautform  mit  altem  a  nahe  (vgl.  auch  PSchild  1891, 
89).  Die  6- Form  in  SBb.,  L.  (die  Grenze  gegen  das  ö-Ge- 
bict  verläuft  w.  von  Lommiswil,  dann  r.  der  Aare  zw.  Lohn 
und  Luterkofen  hindurch  nach  Süden)  geht  kaum  auf  altes 
ä  zurück,  sondern  zeigt  wahrsch.  eine  lokale  Eutwicklungs- 
form  von  gedehntem  ä;  vgl.  unter  Rad  (Bd  VI  470).  Sagi 
usw.  (auch  eis.;  s.  Martiu-Lienh.  II  336)  ist  eine  verhältniss- 
mässig  junge  Abstraktbilduug  zum  Vb,  offenbar  unter  dem 
Einfluss  von  Muli,  Stampfi,  Blüwi  uä.,  wofür  die  fast  aus- 
schliessliche Beschränkung  auf  Bed.  2  bezeichnend  ist.  Um 
MAA.  v.inAp:  Gr:  Uw;W  ist  die  Bildung  fremd,  wahrend 
sie  in  Aa;  Bs;  B:  Sch:  S;  Th;  Z  für  2  fast  oder  ganz  allein 
herrscht,  in  den  übrigen  Kantonen  |z.  T.  am  selben  Orte) 
neben  -e"  vorkommt.  Auffallend  ist  ERöthelius  Angabe  s,, ,, 
für  Bed.  1  (neben  Sagi  für  Bed.  2);  in  ZKuss.  gilt  Sägi  fül 
Bed.  2  neben  Sayi"  in  Bed.  1  und  dein  Vb  sage".  Nur  einmal 
belegt  ist  einsilbiger  Nom.:  ,Sag,  bart  und  aebs.'  1423,  Z 
KU.  (Pfandverzeichniss).  Zu  3  (auch  eis.)  vgl.  gleichbed.  frz. 
scie;  die  Übertragung  gebt  aus  von  dem  eintönigen  Geräusch 
der  gleichmässig  sieb  niederholenden  Bewegung.  —  N.  in 
Namen.     Us  ,Säge'   wurde  spöttisch  der  Neubau  eines  Scbnl- 

haus.  ,   ii.n- 1 ■   seiner  lulin   bezeichnet.  .1  büscher   I  ''t 

In  Fluni,  allg.     Zu   1  :    ,Sagi-Zahn'   li.     Sonst   wohl   i ier   zu 


Sag,  seg,  sig, 


r.  SUS 


,os 


Bed.  2;  die  Formen  sind  die  unter  2  angeführten  (dazu 
,Saagen,  Saga'  F;  in  Z  auch  Säyi"  liehen  Säyi  für  das 
Appellativ).  ,Haus  Kramers  frow  an  der  Sagen,  so  jetz  am 
Spitz  zhus  ist..'  1541/3,  Z.  ,MFührer  an  der  Sagen.'  1730, 
ZgBaar.  Iu  Zssen,  auch  attrib.  Verbindungen.  1)  als  2.  Glied: 
,Ober(e)-S.'  Aa;  B;  L;  S;  Zg.  ,Alt(e)-'  B;  L.  .Inner-'  L. 
,Unter(e)-'  Bs;  B;  L.  .Arben-'  üw.  ,Arni-'  B.  ,Ausser-'  L. 
.Vorder(e)-'  G;  S.  , Gummen-'  B.  , Grosse-'  Ap.  ,Hof-'  L. 
.Halt-'  Zg.  ,Hinter(e)-'  L;  G;  S.  ,Horn-',  Sagemühle  an  der 
Töss  (fforn-Sägi)  ZZell.  .Kanzel-'  L.  .Laden-'  L.  ,Lang-'  L. 
, Murren-'  B.  ,Matt-'  L.  ,Nen-'  L.  ,Bretschen-'  L.  ,Kied-' 
Schw.  ,Rhein-'  Tb..  .Studen-'  B.  ,Stalden-'  L.  .Stein-'  S. 
,TaI-'  BLütz.  .Wind-'  B.  —  2)  als  1.  Glied:  ,S. -Acher'  B;  Z. 
,-Egg'  Schw.  , -Ahnend'  L.  .-Fall'  (Wasserfall  bei  einer  Säge) 
BSi.  ,-Feld'  S.  ,-Gut'  S.  , -Graben'  S.  , -Grund'  B.  ,-Hnbel' 
B,  ,-Hübeli'  LLittau  (Leu,  Lex.).  ,-Hof  Aa;  Gl:  L;  Th. 
,-Holz-  Ap  (,Seg-');  Th.  ,-Hüsli'  L.  ,-Hauw'  Th.  ,-Kopf  Aa. 
,-Loch'  L.  ,-Maad'  B.  ,-MUhle  (-MUH)'  AaElf.  (auch  Leu, 
Lex.);  BRoggenb.;  LMenznau,  Rusw.  (auch  Leu,  Lex.);  GFIaw. 
,-Moos'  B,  ,-Müösli'  L.  ,-Matt(eu)'  B;  L;  Schw;  S;  üw;  Zg, 
,-Mätteli  (-Mattli)'  B;  L;  Schw;  Zg.  ,-Bach'  Ap;  B;  Gr; 
L;  G(,der  Segenbach.'  1732,  Kriess.);  Schw;  S;  Zg;  Z  (,ub 
dem  Segenbach.'  um  1340,  Bass.).  , -Boden'  B;  F;  G.  , -Bün- 
den' B.  ,-Berg'  B;  Z,  ,-Bergli'  B.  ,-Platz'  ZHorgen.  ,-Brncke' 
Zg.  ,-Ried'  üw,  ,-Riedli'  BRüschegg.  ,-Rain'  B;  L;  G;  S;  Z. 
.-Sitz-  üw.  ,-Stich'  S.  ,-Stöckli'  L.  ,-Huf-statf  üwBiir.  ,-Stutz' 
B.  ,-Tobel'  Ap;  G:  Z  (Sage'tdbel).  ,-Tal'  Th.  ,-Dorf  Uw. 
,-Weier'  B.  ,-Weid(li)'  B;  Schw;  S.  ,Sag-Wald' Bs.  .Sagen- 
Werdly.'  1457,  Z.  ,S.-Wis'  ZSth.  Dim.  Ap  (,Segli',  mit  den 
Zsseu  ,-Bach,  -Weid');  B  (.Sägli-Hüsei');  L  (,Sageli',  mit 
den  Zssen  ,-Bach,  -Boden,  -Wald',  ,T\vereuegg-Sägli');  S 
f.Sagli');  W  (,(Im)  Sagi').  FN.  .Segemanu.'  1678,  Bs  (Leu, 
Lex.).     ,Hans  Segmüller,  der  weber.'   1465,   Z  RB. 

•  Ise"-:  Säge  für  Eisen,  mit  einem  Bogen  zum 
Spannen  oder  mit  sehr  breitem  Blatt,  dessen  Rücken 
versteift  ist  Aa;  Ap  und  sonst.  —  Ast-:  Baumsäge 
mit  eisernem  Bügel  zum  Spannen,  oder  auf  beiden 
Seiten  gezahntes  Sägeblatt  mit  Handgriff  L  (Schür- 
mann). —  Falz-:  Säge  zum  Einsägen  von  Falzen  L 
(Schürmann).  Syn.  Nuet-S.  —  Furnier-:  wie  nhd. 
Schreinerspr.;  nach  Hürbin  (Aa)  15  cm  langes,  schma- 
les Sägeblatt,  dessen  Rücken  ganz  in  einen  Holzgriff 
gefasst  ist;  vgl.  Grät-S.  1. 

Füst-:  längste  Art  der  gewöhnlichen  Handsägen 
mit  Gestell,  grob  gezahnt,  dazu  verwendet,  Bretter 
der  Länge  nach  durchzusägen  Aa  (Hürbin);  Ar;  B; 
Scuw.  —  füst-sagen:  ein  Brett  der  Länge  nach 
durchsägen,  indem  man  die  Säge,  deren  Blatt  zum 
Gestell  rechtwinklig  steht,  mit  beiden  Händen  (Fäusten) 
am  selben  Griffe  fasst  und  senkrecht  führt  Aa;  Syn. 
füsten  6  (Bd  I  1124).  —  Das  Subst  auch  nhd.;  vgl.  bes. 
Martin-Lienh.  II  335. 

Flader-:  a)  =  Fräsen  2  (Bd  I  1320).  .Auch  ge- 
sägte Bretter,  Gypsplatten,  Geigenbrettchen  und  Flader 
für  Ebenisten  werden  weit  ins  Ausland  verführt;  zur 
Schneidung  solcher  Bretter  sind  an  vielen  Orten  Säge- 
mühlen, in  Altdorf,  an  der  Isleten  und  am  Bolzbach 
auch  wohleingerichtete  Schnellsägen  und  scheiben- 
förmige Fladersägen  (Fraisen)  angebracht.'  U  Gem. 
1834.  —  b)  grosse  Säge  (nur  wenig  kleiner  als  das 
Sägeblatt  der  Sägemühle),  mit  der  auf  einem  beson- 
dern Gerüste  Baumstämme  der  Länge  nach  zersägt 
werden  (wie  es  auf  Bergen  oder  Alpen  geschieht); 
ein  (auf  dem  Gerüst  stehender)  Mann  zieht  die  Säge 
nach  oben,  ein  anderer  (gew.  zwei)  nach  unten  Scbw 
Muo.  —  Fleisch- Sägli:  Säge  des  Metzgers  UUrs. 
Vgl.  Metzger-S.  —  Franzose"-:  Säge  mit  grober 
Zähnung  BLütz,  —  Gni'ppe"-:    Waldsäge  mit  nach 


unten  gebogener  Schneide  (vgl.  Gnip  Bd  II  669)  BLütz. 
Syn.  Büch-S.  —  Gras-:  =  Zand- Sichten  (Sp.  190)? 
,Ain  grassagen,  2  karst,  1  spat  [usw.].'  1469,  ZWth. 
luv.  (Troll  1844,  8). 

Grat-:  a)  Säge  zum  Einschneiden  der  schrägen 
Seiten  eines  ,Grates'  Aa  und  weiterhin;  vgl.  gräten  2 
(Bd  II  822)  und  die  Beschreibung  (mit  Figur)  bei 
Mothes  *  II  519.  —  b)  ,eine  Eisensäge  der  Schlosser'  Z. 

—  1   auch  eis.  (Martin-Lienh.   II   335). 

Holz-:  (grosse)  Waldsäge  zum  Um-  und  Zersägen 
von  Baumstämmen  Ap;  GLÜbst.;  Zu.,  Rafz,  Russ. 
,9  Holzsagen,  gross  und  klein,  4  Spansagen,  1  Loch- 
Sagen.'  1550,  SchwE.  Arch.  (,Werkleutenzeug').  ,1  Holz- 
und  1  Handsagen.'  1600,  Z  Inv.  —  Hand-:  wie  nhd., 
von  Hand  geführte  gewöhnliche  Säge  mit  Gestell  Aa; 
B(ltZyro-Säji);  S;  Th;  Z;  wohl  zieml.  allg.  ,1  Hand- 
sagen.' ZZoll.  Inv.  .Handsagen,  Holzkettenen,  Spalt- 
sage [usw.].'  1793,  ZHutz.  Inv.  .Zwei  Waldsagen,  zwei 
Handsagen,  vier  Axen  [usw.].'  1818,  ZüUÄg.  S.  noch 
das  Vor.  -  Heu"-:  =  H.- Messer  (Bd  IV  461)  ZAnd. 

—  Chuchi-:  kleine  Küchensäge,  nur  aus  Blatt  und 
Griff  bestehend  L(Schürmann). —  .Korpel-,  Koppel-' 
Z  (Spillm.):  Kurbelsäge;  Sägewerk,  bei  dem,  im  Gegs. 
zur  altern  Schlegel-S.  (s.  d.),  eine  unten  am  Gatter 
angebrachte,  durch  den  Wendeibaura  in  Umdrehung 
versetzte  Kurbel  sowohl  die  Aufwärts-  als  Abwärts- 
bewegung der  Säge  bewirkte  (FStaub).   Vgl.  Wirbel- S. 

Chlob-  Chlopf-  Aa  (Hürbin),  ,Klup-Säge.'  Z 
Amtsbl.  1847,  ,Klupf-Sage.'  1837,  ZInv.:  grosse  Säge 
mit  Rahmen  und  rechtwinklig  dazu  gestelltem  Blatte, 
die  von  zwei  Arbeitern  in  senkrechter  Richtung  ge- 
führt wird  und  dazu  dient,  dünne  Stämmchen  (zB. 
für  Leiterbäume)  der  Länge  nach  zu  zersägen  Aa 
(Hürbin).     Vgl.  Schlitz-S. 

Vgl.  ,Klob(en)säge'  bei  Mothes  *  111  191 ;  Gr.  WB.  V  1220; 
Martin-Lienh.  II  335.  Unsre  Formen  sind  volksetyni.  Ent- 
stellungen des  zu  gründe    liegenden   Chlub-  (gespr.   CMop-)S. 

Chreis-:  wie  nhd.  L;  Z,  dafür  verbreiteter  Zir- 
kular-S. 

Laub-:  1.  nur  Dim.  (in  B;  Z  mit  Uml.  im  Gegs. 
zum  gewöhnlichen  Dim.),  Laubsäge  der  Knaben  Aa; 
Ar;  B;  Th;  Z  und  weiterhin.  —  2.  eine  Art  Sage- 
mühle; s.  Werch-Bibi  (Bd  VI  68).  —  laub-sägele" 
(■ä-,  -c*-J,  in  BG.  lü-bsäi/le" :  Laubsägearbeiten  machen 
Aa;  Ap;  B;   Z. 

Loch-:  auch  Dim.,  wie  nhd.  Aa;  Ap;  B;  Gl; 
Schw;  Th;  Uw;  U;  Z;  wohl  allg.  Vgl.  Fuchs- Schwanz. 
.Lochsagen'  unter  Werkmeistersgeschirr.  1659,  Schw 
Pfäff.Schlossinv.  S.  auch  Holz-S.  —  Listea-:  =  Grät-S. 
Ap.  —  Müli-:  Sägemühle.  Untersuche  bezüglich  der 
.Mühlesägen  und  anderer  Geschirre',  welche  die  Land- 
leute ohne  Erlaubniss  der  Obrigkeiten  bauen.  1584, 
Abscb.  —  Ein-mann-:  etwa  Im  langes,  starkes 
Sägeblatt  nach  Art  des  .Fuchsschwanzes',  wird  von 
1  Mann  geführt  und  ersetzt  tw.  die  Waldsäge  Schw. 

—  G6-meind(s)-:  der  Gemeinde  gehörige  Sägemühle. 
.Habt  ihr  nicht  auch  Gemeindssagen  und  Gemeinds- 
schlegel udgl.,  warum  dann  keine  zum  Brandlöschen 
dienlichen  Maschinen?'  Rinhgli  1736.  Spec.  von  deren 
Sägeblatt:  ,16  ß  von  der  Gmeindsagen  zu  fielen.'  1760, 
ZZoll.  Gemeinderechn.  ,1  Pfd  6  ß  von  der  Gemeind- 
sagen und  Teuchelnepper  zu  fielen.'  1781,  ebd.  — 
Mer-:  Fischname.  ,[Scolopax]  von  dem  spitz,  so  er 
hinden  ausshär  streckt  in  gestalt  einer  sagen,  meer- 
sagen oder  sagfisch  genent.'  Fischh.1503. — -Metzger-: 


Sag,  seg,  sig, 


sug 


430 


Säge  des  Metzgers  L  (Schürmann);  W  (s.  unter  Sagen  1). 

—  ,Nagel-Sage.'  1837,  Z  Inv.;  =  Eisensäge  zum  Ab- 
sägen von  Nägeln?  —  Nuet-:  =  Falz-S.  L  (Schür- 
mann). —  Btch-:  =  Gmppen-S.  L  (Schürmann).  Man 
unterscheidet  die  Tiroler  B.  mit  geradem,  die  fran- 
zösisch   B.  mit    nach    unten    ausgebogenem   Rücken. 

—  Böge"-:  meist  Diru.,  kleine  Säge  mit  Spannbügel 
zum  Absägen  von  Baumästen  B;  PAger;  Z;  Syn. 
Baum-,  Zwi-S.  Die  Knaben  ziehen  mit  Gertel  und 
Boge"sägli  in  den  Wald,  um  Äste  für  das  F.astnacht- 
feuer  zu  holen  BoAa.  (Bund  1909).  —  Bock-:  Gestell- 
säge mit  schief  gegeneinander  sich  neigenden  Armen, 
so  dass  sich  das  Ganze  mehr  der  Form  eines  Dreiecks 
als  eines  Rechtecks  nähert,  zum  Zersägen  von  Brenn- 
holz auf  dem   (Sag-)Bock  verwendet   GitSeew.;  GSa. 

—  Baum-,  Bomm-:  meist  Dim.,  =  Bogen-S.  Aa;  Ap; 
B;  L;  G;  Th;  Z.  —  Bein-:  Knochensäge.  ,1  Bein- 
sagen mit  2  Blatt.'  171-1,  Z  (Hinterlassenschaft  eines 
,Balbierers').  —  Band-:  wie  nhd.  L;  Z  und  sonst.  — 
Bund-,  in  Ap  Bond-:  Säge  des  Zimmermanns  von 
der  Form  der  Waldsäge,  mit  gerader  Schneide  Schw, 
mit  ganz  schwach  gebogener  Schneide,  beim  Abbinde" 
(vgl.  Bund  2  Bd  IV  1355)  verwendet  Ap  (in  den  1860er 
Jahren  eingeführt);  nach  einer  Angabe  (wahrseh.  für 
Z)  die  gewöhnliche  Spannsäge,  nur  mit  feinern  und 
gar  nicht  oder  nur  wenig  gespreizten  Zähnen,  da  der 
Zimmermann  damit  sowohl  Lang-  als  Querholz  schnei- 
det. ,1  Bundsiige.'  Z  Amtsbl.  1808  (ZSchwam.).  — 
L  euwen-blatt-:  Säge  mit  einem  Löwen  als  Fabrik- 
marke auf  dem  Blatte.  Bärnd.  1904.  —  Brabänder-: 
=  französischi  Büch-S.  (s.d.)  L  (Schürmann).  —  Bret- 
ter-: Sägemühle.  Z'  Griesse"bcrg  ist  e"  Brettersäge", 
dö  neme"d  Guetnacht  die  Fuchs  und  Hase"  Th  (Orts- 
neckerei). —  Reb-:  Dim.,  =  Bogen-S.,  in  den  Reben 
verwendet  Th;  ZRafz. 

Ab -setz-:  auch  Dim.,  mittelgrosse  Gestellsäge 
mit  breitem,  feingezahntem  Blatt,  dazu  geeignet,  genau 
dem  Strich  nnch  zu  sägen  (so  besonders  beim  Absetzen; 
s.d.)  Aa;   Ap;  BLütz.  —  Auch  hei   Mothes  4  I  23. 

Schiter-:  die  gewöhnliche  Gestellsäge  für  Brenn- 
holz Ap,  in  GRSeew.  =  Bock-S.  —  Schlegel- Sägi: 
Sägewerk  älterer  Konstruktion,  bei  dem  der  Sägegatter 
mittels  eines  am  Wellbaum  befestigten  Hebels  (Schle- 
gel Z),  , Wirbels'  (U),  , eines  oder  zweier  Hölzer,  die 
den  Wellbaum  durchsetzten  und  beidseitig  als  Zapfen 
oder  SchlegU  hervorragten'  (BGr.),  bei  jeder  Um- 
drehung des  Wasserrades  gehoben  wurde,  um  dann 
vermöge  seiner,  oft  durch  ein  angehängtes  Gewicht  er- 
höhten Schwere  wieder  herunterzufallen  BGr.(Friedli); 
L;  SchwE.;  U;  Z  (FStaub);  in  ZO.  hiess  das  am  Sage"- 
Stuel  aufgehängte  Gewicht  Schlegel  (s.  Sagen- Schlegel) 
und  stand  nach  einer  Angabe  mit  dem  Wellbaum  in 
Verbindung  (?).  Vgl.  Korpel-,  Wirbel-S.,  auch  Schlegel- 
Öli  (Bd  I  182).  ,Uen  Wirbelsagen,  die  in  der  Regel 
mit  Zirkel-  oder  Zirkelärsagen  (Fräsen)  bereichert 
sind,  stand  bis  vor  kurzem  noch  eine  Schi,  mid  numme" 
zwe  Lüftren  [s.  lüften  2  Bd  III  1101]  gegenüber.' 
Barnd.  1908  (BGr.).  Ein  junger  Witzbold  schrieb  nach 
einigem  Aufenthalt  in  der  französischen  Schweiz  nach 
Hause,  er  chenn  jetz  a"fe"  französisch  wie  d'  Schi, 
endert  Scheitegg.  ebd.  (mit  Bez.  auf  die  .Gemächlich- 
keit', mit  der  die  Schi,  arbeitet). 

Schlitz- :  ziemlich  feingezahnte  Gestellsäge,  womit 
Latten  oder  Bretter  der  Länge  nach  zersägt  werden 
(zB.  für  Leisten);   das  Blatt   steht   rechtwinklig  zum 


Gestell  und  ist  uf  de"  Stöss  g'filet  (Ap),  da  der  Arbeiter 
die  Säge  senkrecht  führt  Aa;  Ap;  Z  und  weiterhin. 
Vgl.  Chlob-S.  und  schlitzen.  —  Auch  bei  Martin-Lienh. 
II   3:!5;    Mothes  «IV   89. 

Zue-schnid-:  Säge  des  Schreiners  zum  Zuschnei- 
den, in  der  Form  =  dem  Vor.  Aa.  —  Auch  bei  Martin- 
Lienh.  II  335. 

Schräge--  ApH.,  Wald,  Schräg-  ApM.,  in  K. 
Schrat-:  =  Chlob-S.;  ,eine  sehr  grosse  Säge,  welche 
das  Mittel  zwischen  einer  Spannsäge  und  einer  Säge 
der  Schneidemühle  hält'  ApH.,  K.,  Wald,  in  ApM.  ,eine 
etwas  kleinere  Säge  zum  völlig  senkrecht  Sägen, 
deren  Blatt  auswärts  gekehrt  ist'  (also  wohl  eine 
Gestellsäge;  vgl.  Füst-S.).  TTobler.  —  schrage"- 
(ApH.),  schräg-  (ApM.),  schrat-  (ApK.)  se2ge":  mit  der 
Sehr,  sägen  (TTobler).  —  Zur  Form  S,-hn,t-  vgl.  JVetsch 
1910,  29. 

Schrot-:  Waldsäge  zum  Zersägen  von  Baum- 
stämmen (vgl.  schroten)  GSa.,  Säge,  womit  der  Schreiner 
ein  Stück  Holz  der  Länge  nach  zerschneidet  AALeer. 
(H.).  .Schrotsagen,  grosse  sagen,  runcina.'  Mal.;  vgl. 
dazu:  .Runcina,  ein  grosser  hobel,  nit  ein  grosse 
sagen,  wie  etlich  meinend.'  Fris.  —  Vgl.  Mothes  4 IV 
162:   Gr.  WB.  IX    1795/6. 

Schröter-:  , Zugsäge  zum  Durchschneiden  von 
Steinplatten'  GRPr.  —  Schwibele"-:  =  Holz-S.  Gl 
Obst. 

Schweif-  (-«-  Ap):  auch  Dim.,  kleine  Gestellsäge 
mit  ganz  schmalem  Blatt,  womit  Holzstücke  geschweift 
(bogenförmig)  ausgeschnitten  werden  Aa;  Ap;  L;  Schw; 
Z  und  sonst.     .Grosse  Schweifsage.'  1837,  Z  Inv. 

Vgl.  Gr.  WB.  IX  2421;  Martin-Lienh.  II  3:!:,:  Motbes 
4IV  175. 

Spalt-:  =  Chlob-S.  Aa;  Z.  ,1  Spaltsage.'  1790,  Z, 
Hutz.  luv.  .Ein  Waldsagen  und  ein  Spaltsagen.'  1803, 
ZZoll. Pfandbuch.  S.  noch  Hand-S.  —  spalt-sagen: 
Balken  (Trämel)  von  Hand  zersägen  BBe.  —  Vgl.  Gr. 
WB.  X  1860. 

Spann-  BHk.;  GrAv.,  L.,  Pr.,  Spa-  „B;L";  GSev.: 
Schw,  Spä-  Ap(St.b);  Gl;  ,LE.;  GT.'  (St.1'),  Spä-  Ap; 
BGr.,  G.,  R.;  UwE.;  W,  Spar-  L;  SchwG.,  Seewe  n 
auch  lt  Bote  der  Urschweiz  (neben  .Spann-');  Th:  Ndw 
(Matthys);  Uürs.:  1.  wie  nhd.,  die  gewöhnliche  Hand- 
säge mit  Gestell  zum  Spannen.  aaOO.  ,2  Sparrsägen.' 
1800,  LEtt.  Gantrodel.  ,Wald-  und  Spannsägen.'  1800/7, 
L  Gantrödel.  S.  auch  Sagen  1  (Sp.  424).  ,2  gross  waldt- 
sägen,  1  spansägen.'  1515,  BsPfeff.  Schlossinv.  ,1  span- 
sagen uff  der  louben.'  1571,  Z  Inv.  ,Grosse  Spann- 
sagen.' 1659,  SchwE.  Arch.  ,I)aruff  habe  er  ihr  mit 
dem  Spannseglin  drei  Streichlein  über  die  Lendi  ge- 
geben.' 1687,  ZSth.  , Einem  Breissgäuer  zalt  ich  für 
ein  Spannsagen  9  g.'  1070,  Zubers  Tgb.  —  2.  übertr., 
magere  Manns-  oder  Frauensperson  Gl.  Fressend  ir 
wege"  nunc",  bis-er  versprütze"d;  cmäl  da  der  Spa*n- 
sage"  tuet  's  g'wüss  guet,  icänn-s'  zumene"  Chöstli 
chunnt.  CStreiff  1907. 

Vgl.  Gr.  WB.X  1,  1913;  Schm.sII  672;  Mothes'  IV  226. 
Die  Entstellung  Spar-  ist  trotz  Ap  s„,^ul.  Saustal]  tiä.  kaum 
rein  lautlicher  Natur.  Ein  Gl  Einsender  denkt  au  Sp«". 
Span,  weil  früher  die  Abfälle  vom  Zimmerholz  mit  einer 
fernen  Säge  zerkleinert  worden  seien,  und  bringt  Red.  ■_' 
damit  in   Zshang. 

Spitz-:  Säge  von  der  Form  der  Loch-S.  .hie 
[blossgelegte]  Wurzeln  mit  einer  Spitzsägen  genau  bei 
dem  Stamm  abgeschnitten.'  E König  1700.  —  Auch  bei 
Mothes  4  IV  238. 


131 


Sag,  seg, 


SOg,     SUjr 


432 


Dampf-,  Tampf-Sagi,  -Sägi:  Dampfsäge  Aa;  B; 
L;  Th;  Z  und  weiterhin.  —  Tiroller-:  =  Büch-S. 
(s.d.)  Ap;  ZO.  —  Trämel-:  Sägemühle  Schw.  Er 
schnarchtet  wie-n-e"  Tr.  MLienert  1891.  's  hed-mer 
im  Chopf  inne"  g'chröset,  ä's  wie  zeche"  Trämmelsage", 
wo  Tag  und  Nacht  schaffi"d.  ebd. 

Wald-,  in  AABr.  (neben  -e"),  Rued.;  B  (lt  Zyro); 
S  (JReinh.,  neben  -e»)  -Sägi:  =  Holg-S.  Aa;  B;  L;  P 
Mac;  GSa.;  Scb;  Schw;  S;  Th;  Uw;  U;  W;  Z.  Syn. 
W.-Rüggen  (Bd  VI  776).  ,Der  Sagenfieler  von  Leuk 
fordert  in  Grächen  für  eine  Waldsage  zu  fielen  und 
zu  durchmeisseln  1.20'  W  (TgB.  von  Tseheinen);  s. 
auch  Sagen  1  (Sp.  424).  Amerilanlschi  W.  B;  L.  ,üie 
gebräuchlichsten  Waldsagi  sind  nunmehr  amerika- 
nischu";  man  schätzt  immer  noch  unter  den  altein- 
heimischen so  gut  wie  unter  jenen  die  Wolfzandsage" 
mit  der  Krönung  [VJVJV^.  die  Säge  mit  den  Dreiecks- 
zähnen und  die  Stock zandsage"  mit  der  Krönung 
_M_|^l  .'  Bärnd.  1908  (BGr.).  Schnarchte"  wie-n-e" 
W.  AiKued.;  SL.  (JReinh.).  ,5  ß  von  der  Waldsagen 
widerumb  ze  fylen.'  1670,  Hotz  1865;  s.  auch  chrönen 
(Bd  III  830).  ,Für  ein  Waldsagen  27s  fl.'  1679,  Zu- 
bers Tgb.  ,N.,  mit  demme  er  [ein  Schmied]  handle  mit 
Waldsagen  und  anderem  Geschir.'  1682,  Z.  .Ein  Walt- 
sagen gemacht  3  Gl.'  1759,  AAOLunkh.  (Tgb.  eines 
Schmiedes).  S.  auch  Hand-,  Spalt-,  Spann-S.  —  Auch 
bei  (ir.  WB.  XIII  1188;  Mothes  *  IV  442. 

Wirbel-Sägi  (in  ZO.  auch  -e"):  Sägemühle  neuerer 
Konstruktion,  bei  der  ein  am  Wellbaum  angebrachtes 
Excenter  (Kurbel,  Wirbel)  die  Auf-  und  Abwärtsbe- 
wegung der  Säge  bewirkt  BGr.:  L;  Schw;  U;  ZO. 
S.  Schlegel- S.  und  vgl.  Korpel-S.  Gel',  wie  das  schnurrt 
uf  der  W.  und  uf  der  Fräsi!  L.  —  Wasser-:  1.  Säge- 
mühle Gi.Obst.  Dazu  (V):  Sigi,  siigi,  Wassersägi,  chunnt 
c"  Wolf  u"<*  bisst-di'h,  Spruch  beim  Fingerspiel:  man 
streicht  mit  den  Zeigefingern  abwechselnd  an  der 
Tischkante  auf  und  ab  und  streckt  zum  Schluss  eine 
Hand  gegen  das  Kind  aus.  GZür.  1902,  23  (BStdt). 
,Allernechst  bei  Heiden  sendt  ...  ein  Schmiten,  ein 
Wasserschlify,  zwo  Wassersegen...'  1051,  ArHeid. 
,Nachdeme  NX.  zu  Obermeilen  beim  Bach  nit  allein 
ein  Wasserrad,  welliches  ein  Ziggerrybi  tryben,  son- 
dern auch  ein  Wassersagen  und  Stampf  daran  machen 
[lassen  wollten].'  1678,  Z.  ,[N.  erhielt  bei  einem 
Tausch]  ein  Behusung  . ..  sambt  einer  W-en  und  darzu 
das  Sagengeschir.'  1751,  AAULunkh.  ,[N.  verkauft] 
die  W-en  im  Dorf.'  1754,  ebd.  —  2.  Säge  zum  Ge- 
brauch im  Wasser V  ,Vogt  zuo  Eglisouw  soll  die  beid 
bresthaften  pfyler  an  der  bruggen  . . .  rüsten  und  die 
zwon  schwirren,  so  abbrochen,  mit  der  wassersagen 
hinweg  tuon.  Glychergstalt  soll  vogt  zuo  Andeltingen 
by  der  bruggen  daselbst  in  der  Thur  die  alten  und 
unnüzen  schwirren  ouch  absagen.'  1580,  Z  EM.  ,Sover 
aber  N.  [Käufer  von  Land  und  einer  Fischenz  in 
der  Limmat]  die  wassersagen,  steinhaggen,  das  garn 
und  schwirysen  haben  wolte,  sollte  er  soliche  stück 
mit  zehen  pfunden  zelösen  schuldig  sin.'  1589,  Z; 
nachher  nochmals  ,das  garn,  steinhaggen,  w-en  und 
schwirysen.'  ,Item  2  guot  Wassersagen  und  ein  Manglet- 
Spännen.'  1604,  SchwE.  Arch.  (unter  Gegenständen,  die 
beim  Kauf  einer  Sägemühle  mit  übernommen  werden). 
—  Ge-wett-  BHk.,  „Ge-wetti-:  kleinere  Baum-  oder 
Schrotsäge  BO.",  .kleinere  Waldsäge  z.U.  von  Spann-S.' 
BHk.  —  Zi\ünder- Sägi:  =  Wirbel-S,   BG.  (Friedli). 


—  Stock-,  Wolf-zand-;  s.  Wald-S.  —  Zirkular- 
s.  Chreis-S. 

Zwi-  BR.;  ZBenken,  sonst  Zwei-:  gew.  Dim.,  = 
Bogen-,  Baum-S.,  beim  Pfropfen  (s.  zwieu)  verwendet 
Aa;  B;  L;  S;  Z.  Ne*  Taitntschuppeli,  wo's  [das  fre- 
velnde Mädchen]  mit  ''ein  Zweisagli  umg' macht  het. 
JReinh.  1901.  ,Das  alte  Wesen  [am  Rebstock]  haut 
man  mit  einem  scharffen  Garten-Beihel  ab  oder  säget 
es  ab  mit  einer  guten  Zweigsäge.'  EKönig  1706;  vgl. 
ebd.:  ,Die  Instrument  zum  Zweigen  sind:  ...  Zwei 
Säglein,  eines  zu  den  grossen  und  eines  zu  den  kleinen 
Stämmen;  die  müssen  gar  schärft"  sein,  dass  sie  fein 
glatt  hindurch  schneiden  und  die  Rinde  im  wenigsten 
nicht  geschändet  werde.'  —  ,Zwig-'  bei  Martin-Lienh. 
II  335. 

säge"  II  Gl,  säge"  Aa;  BsL.;  B;  Gr;  L;  GSa.; 
S;  Uw;  U;  W  (tw.  -u"):  ZB.,  Dättl.  Kn.,  Limm.,  O., 
Boss.,  S.,  W.,  sr,ge"  SBb.,  oL.,  säge"  II  (bzw.  -e*-)  Ap; 
GF.,  T.;  Seil;  Tb;  ZAuss.,  Sth.,  se2..ge"  GRh.,  säge" 
(bzw.  -e*-)  BsL.,  Stdt;  GBuchs;  SThierst,  3.  Sg.  Pras. 
und  Ptc.  -et  Aa;  Ap;  B;  Gr;  G;  Th;  Z,  -t  AaKöII.; 
Bs;  BLütz.;  L;  SchwE.;  S;  Ndw  (Matthys);  UwE. ;  U: 
sägen,  a)  eig.  Der  Christe"  het  [im  Zuchthaus]  druf 
lös  g'saget  und  g'hoblet,  flissiger  weder  nie.  FOschw. 
(AaL.).  Zwei  Bauernsöhne,  die  am  Mittag  mit  sauber 
geleertem  Znüniseckli  heimkehren,  geben  auf  die  Frage, 
ob  sie  mit  Sägen  (mit  der  Waldsage")  fertig  seien, 
zur  Antwort:  Nei",  mir  hei"  nid  chönne"  s.!  Warum 
nid?  He,  mir  sind  bed  glich  starch  g'si"!  B  Volksztg 
1902.  Ein  Sohn,  der  aus  der  Fremde  heimkam,  sagte 
zum  Vater:  ,So,  Vater,  jetzt  musst  du's  gut  haben! 
Musst  jetzt  bloss  noch  obsich  sägen  und  obsich  stem- 
men [beides  sehr  beschwerliche  Arbeiten]'  ZRafz. 
S.  auch  sefenen  (Sp.  341).  Gel',  du  denkst  au"1',  so 
lang-me"  sagi,  geb  's  Mel!  Z  (oO.).  In  der  Sägemühle. 
I«*  sog  für  Arm  und  au'h  für  Rieh,  i<><  sog  für  Alli 
z'sämme"  glich.  Schild  (Lied  vom  Sögerchnecht).  In 
einer  Sägemühle  bei  Luzern  wurde  1877  an  das  Säg- 
holz geschrieben:  ,Das  Sagerläbe"  hed  Gott  gegäbe"; 
aber  das  Sagen  bei  Nacht  hei  der  Tüfel  erdacht.' 
, Müllers  eid,  der  da  saget:  Item  es  sol  N.,  der  unser 
statt  saget,  schweren,  unser  statt  nutz  und  ere  ze 
fürdern  ...  und  nieman  kein  boum  noch  holz  ze  geben 
an  eins  bumeisters  willen  und  wissen.'  XV.,  ZStB.; 
vgl.  (Stadt-) Sager.  , Serrare  (secare),  sägen  oder  sagen ; 
serratus,  gesäg(e)t  oder  gesagen  [!].'  Fris.;  Mal.  ,[Der 
Käufer  der  Sägemühle]  solle  ein  Gottshauss  mit  Sagen 
nit  höcher  halten  dann  ein  Schnitz,  es  seien  klein 
oder  gross  Tremmel,  umb  2  Lucerner  ß,  und  soll  ein 
Gottshaus  jeder  Zeit  für  ander  Leut  trewlich  fertigen 
und  ordenlich  sagen.'  1607,  SchwE.  Arch.  S.  und 
schiten.  Du  Tüsigs  Annebäbeli  muest  och  en  Ma""  ha", 
zum  Schitte",  zum  S.,  zum  Wasser  hole"  GBuchs  (Spinn- 
stubenvers). S.  auch  riten  (Bd  VI  1665).  ,Es  klaget 
HRott  der  holztregel  uff  meister  Felix  Fryen  den 
schnider,  er  habe  holz  zuo  dem  Rüden  getragen,  das 
gehowen  hettint  der  Schön  [uA.];  da  habe  sich  be- 
geben, das  der  meister  Felix  ouch  für  den  Rüden 
komen  sye,  da  redte  der  Schön,  ir  gundent  uns  nit 
als  wol,  üwer  holz  ze  schrottent,  als  den  Walchen, 
wir  müesstent  es  gesaget  han.  Da  redte  meister  Fry, 
er  gunde  den  frömden  des  Ions  bas  denn  inen.'  1472, 
Z  RB.  Holz  8.  Sovel  sägen4<*:  lieber  willig  es  Chläfter 
Holz  sagen  und  hou're"  und  noch  uf  ''en  Esterig  trage" 


433 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


[als  Das  noch  einmal  durchmachen].  KIsciiek  1903. 
,Es  niugent  die  müller,  die  holz  sagend,  wol  holz 
sagen,  koffen  und  verkoft'en  ungcvarlich  und  damit  in 
der  müller  zunft  sin  und  mit  der  zimberlüt  zunft  nütz 
ze  schaffent  haben.'  1431,  Z  StB.  .Weite  der  N.  das 
holz  nu  sagen  und  lasen  hinweg  füeren.'  1480,  Z  RB. 
,N.  dem  müller  von  jedem  schnitz  schiffholz  zu  sagen 
6  ß.'  1574,  Z  RM.  S.  auch  ab-sagen.  , Sagbäum  s.'; 
s.  Sager  (Sp.  43(3).  Es  Ditschi  s.  W  (fscheinen). 
Fladers.  ScbwMuo.;  s.  Flader  (Bd  I  1169  o.)  und  vgl. 
Flader-Sagen.  E"  ganze"  Tag  lang  Flader  s.  chan" 
Ei"'m  nu"  fri  artig  üsnüechtere".  Auch  mit  effiziertem 
Obj.  Lade" {Bretter]  s.  Aa;  B.  Chlötzli  s.,  zB.  durch 
Zersägen  einer  Stange,  Latte  Aa;  Ap.  ,13  ß  4  d.  dem 
N.  von  klotz  sagen  [für  die  Geschütze].'  1410,  Z  Seckel- 
meisterrechn.  Dafür  mit  ,ze':  ,Daz  selb  holz  aber  wir 
nu  ze  laden  heissen  haben  sagen.'  1408,  Z  StB.  Vom 
Zersägen  eines  Menschen  als  Strafe.  ,Do  sy  mit  im 
uf  den  bergkamend,  do  leittend  sy  den  wirdigen  ritter 
nider  und  sagtend  do  sin  manlichen  ritterlichen  üb 
in  vier  teill  und  wurffend  da  ein  ietlich  teil  an  ein 
ort  dess  berges.'  Volksb.  ,Wer  gangen  war  uff  den 
platz  [wo  der  Tempel  Salomons  stand],  dem  hätt  nie- 
nian  mögen  hälffen ;  er  war  in  der  weichy  ab  ein 
andern  gesaget  worden.'  HSchirpf  1497.  RAA.  I" 
d'  Wade"  s.,  wohl  mit  Dat.  P.,  zu  Gevatter  bitten  Aa 
Wohl.  (Donat-Meier).  In  (en)  Ast  (i"  d'  Est)  s. ;  s. 
Bd  I  573.  Dazu  noch :  Er  het  in'n  letzen  Ast  g'se2get 
ApLb.  Nämt-me"  nu"  der  allrebest  [Schreiner  zum 
Mann],  so  sagt[i]-me"  nu"  ganz  g'uiss  i"  d'  Ast,  müesst 
g'wiss  nu"  Hobelspan  z'letst  choche".  JWipfli  (ü). 
,Ich  will  jetzt  nichts  mehr  sagen,  ich  könnte  in  einen 
Ast  sagen',  sagte  einmal  ein  Pfarrer  in  einer  Leichen- 
rede B.  Über  das  beliebte  Wortspiel  mit  den  mundartl. 
Formen  von  nhd.  , sagen'  s.  bes.  Sp.  395/6  und  vgl. 
noch:  Zwöu  Mal  g'sagt  gend  [zuerst  Bretter,  dann] 
Latte"!  Spott  auf  einen  Pfarrer,  der  auf  der  Kanzel 
immer  die  Wendung  ,ich  sage,  ich  sage'  brauchte 
AATäg.  —  Refl.,  sich  mit  der  Säge  verwunden  Aa;  Tu. 
DP  het-sich  wüest  (in'n  Finger)  g'saget.  —  b)  mühsam 
schneiden,  mit  einem  schlechten  Messer  Tb;  W;  vgl. 
Sagen  (Sp.  424  u.)  und  ab-s.  b.  Du  sägist  auch  a"  dem 
Brot  ume"!  Ein  schartiges  Messer  sägt  statt  zu 
schneiden.  Bärnd.  1904.  —  ge-saget:  adj.  Ptc.  [Bei 
dem  Klosterbruch  in  Rorschach  sind]  verprennt  ob 
tusent  gesagoter  latten.'  nach  1489,  G  Chr.  ,Ein  ge- 
saget stuben',  Stube  mit  Bretterverschalung?  ,Des 
ersten  sol  im  [seinem  Lehenmann]  gen  der  spital  60  pfd 
an  ein  behusung,  ein  gesaget  stuben  und  20  stumpen 
am  Zürichsee  ouch  ze  hilft'.'  1446,  Z  Spitalurk. 

Ahil.  mtgün,  Htgt>n  (in  Zssen  auch  -oi);  mini,  mgev,  segen 
(Lexer  II  847);  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1660,  dazu  Hartin-Lienb. 
II   335,  zum   Vokalisnms  die  Anm.  zu  Sagen. 

ab-  II:  absägen,  allg.  a)  eig.  a)  Obj.  ist  das  durch 
Sägen  Entfernte.  E(s)  Stuck  a.,  von  einem  Balken, 
Brette  usw.  En  Ast  a.  Mier  chunnd  d'  Regieri"g 
vor  wie  dei  Biire"tna"",  tco  uf-eme"  Ast  g'hocket  ist, 
der  Ast  innet-sich  gegem  Stamm  i"e"  abg'sagt  hed  und 
am  End  mit-em  abe"kät  ist.  L  Nachr.  1865.  Sieh  der 
Ast  a.,  den  Rückzug  abschneiden  Gl.  De''  het-sich 
o"'h  der  Ast  undrem  Hinderen  abg'säget!  sein  Glück 
zerstört  B  (Zyro).  .Einen  bäum  a.,  desecare  arborem 
serra.'  Fris.;  Mal.  Eine  Brücke  a.,  im  Kriege:  ,[Uns 
Rapperswilern  ist  zu  Ohren  gekommen  |  das  fendli  soll 
mit  sampt  den  Toggenburgem  und  die  [ ! J  im  Gastel  uf 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


uns  ziechen  und  uns  die  brugg  a.'  1531,  Absch.  RA.: 
.4»»  grbb(e)ren  Ort  abg'sag(e)t(f)  si(n),  ein  unge- 
schlachter Keil,  Grobian  sein  B  (s.  BdI483u.);  Syn. 
vom  undere"  Blöchli  si"  (Bd  V  9).  (D) er  ist  halt  fo"'V 
am  gröberen  Ort  abg'sag(e)t(er).  —  ß)  Obj.  ist  das 
durch  Absägen  Verkürzte.  En  Stecke",  e"  Stangfe") 
e"chli"  a.  Wenn  d'  ZemmerhU  Bandholz  abse2gi"d, 
bis  's  nomine''  mag  g'lange".  HKFrick  1900.  .Hette 
der  N.  das  gesly  mit  einem  holz,  daz  er  sagte,  über- 
legt, daz  er  nit  hinab  faren  könde.  [Auf  die  Auffor- 
derung] daz  er  das  holz  an  wenig  nebenzich  ruckte... 
der  selb  N.  antwurte,  er  müeste  beiten,  bis  er  das 
holz  absagte.'  1485,  Z  RB.  ,Plagam  levare  vel  inseetas 
partes  de  arbore,  den  zwystock  seuberen  an  dem  ort, 
da  er  abgesaget  ist.'  Fris.  .Erkundigen,  wie  der  zuo 
Brütten,  so  syn  eewyb  uff  einer  lätteren  [!]  mit  ab- 
sagen umbs  leben  bringen  wellen,  in  selbiger  sach 
umbgangen.'  1590,  Z  RM.  ,Wie  und  wo  sie  [die  zu 
pfropfenden  Stämmchen]  sollen  abgesaget  werden 
[Randtitel]  ...  die  grossen  etwas  höher,  die  kleinen 
aber  nider  sollen  abgesaget  werden  . . .  Wann  man  den 
Pfianzstock  absäget,  soll  es  nit  gar  durch  besehe- 
nen.' Riiag.  1650.  Der  Kuhhirt  erhielt  2  Mass  Wein, 
weil  er  dem  Vieh  die  Hörner  abgesägt.  1774,  ZEH. 
(EStauber  1894);  vgl.  Horn-Butzer  (Bd  IV  2025). 
RAA.  Drü  (in  GWe.  Zwei)  Mal  abg'säget  (bzw.  -ä-) 
und  (all  oder  doch)  no'h  z'  churz;  s.  churz  (Bd  III 
496;  auch  Aa;  Ap;  B;  Gl).  Churz  a.,  =  eh.  ab-binden 
(Bd  IV  1346):  Wo  der  Fritz  sich  noch  nid  het  wolle" 
dri"  erge",  het  du  Joggeli  churz  abg'säget  u"''  het  g'seit: 
Item,  g'handlet  isch  g'handlet.  Loosli  1910.  S.  noch 
unter  dem  Ptc  —  b)  scherzh.,  (Brot  udgl.)  mit  einem 
schlechten  Messer  mühsam  abschneiden  Tu;  Z;  vgl. 
Brot  (Bd  V  945).  SyD.  ab-sablen  (Sp.  38).  —  ab- 
gesag(e)t,  -g'sägCeß.  a)  Adj.  A-i  Stumpe"  [Horn- 
stümpfe];  s.  Horn-Butzer  (Bd  IV  2025).  En  a-P  Rock, 
Mannsrock  ohne  Schösse,  nur  aus  der  G'stalt  be- 
stehend BR.  A-t(i)  (in  Aa  auch  abg'sagtni)  Hose", 
Kniehosen  Aa;  Ap  (.Stutzhosen.'  TTobler);  BOSi.  (alt- 
modische Hosen  bis  zum  Knie  reichend,  wo  sie  in  die 
Strümpfe  gestossen  werden);  S  (JHofst.);  Ndw  (.nur 
bis  über  die  Kniee');  in  AaFh.  nach  Hürbin  [gewiss 
jünger]  für  zu  kurze  Hosen,  so  dass  die  Strümpfe 
hervorschauen.  I'h  g' seh" •  dich  noch,  du  guetP  alte'' 
Gritti  Manz  [ein  Bauer]  . .  .  i'h  g'seh"  noch  dl"  alt- 
cätterischi  Chleidertracht,  dini  churze",  abg'sagte"  halb- 
linige"  Hose"  mit-ere"  Zilete"  Chnöpf  uf  der  Site",  dini 
schöne"  wisse"  Strumpf  [usw.].  JHofst.  1865.  Dass 
d'  Studente"  bi-n-im  [dem  weltlichen  Rektor]  zehe"möl 
mir  lere",  a's  bi  dene"  Esiwiter  mit  länge"  schivarze" 
Chutte",  abg'sagte"  Hose"  und  Dreiröre"hüet.  ebd.  .[Der 
Kaplan]  wandelte  in  seinen  kurzen,  schwarzseidenen 
Beinkleidern  (.abgesägte  Hosen'  nannte  sie  der  Lunzi) 
hinab  zur  Aare.'  Schweiz.  Baiternkal.  1886  (FrRödiger). 
.Gehören  denn  die  einträglichen  Stellen  den  reichen 
Käuzen  mit  den  abgesägten  Hosen ?  ...  Ist  es  besser, 
Reiche  zu  bereichern,  als  einen  gemeinen  Mann  zum 
Herrn  zu  machen?'  sprach  Anton  Suter,  der  arme 
Badewirt  von  ApGonten,  der  auf  diese  Worte  hin  1760 
zum  rheintalischen  Landvogt  gewählt  wurde.  Ver- 
breiteter heute  noch  in  der  RA.:  mit  a-f  Hose"  (hei1") 
gä",  abzieh"  (mües'e")  uä.,  unverrichteter  Dinge,  mit 
Schimpf  und  Schande  abzielm  (müssen)  Aa;  Bs;Gl;Sch; 
S  (.wenn  Einer  in  ostentativer  und  prätentiöser  Weise 
auftritt  und  gehörig  abgefertigt  wird.'  Schild);  TuDiess. 


t35 


^ag,  seg. 


?.  s«g 


i:;r, 


Gang  hei'"  (oder  Iez  channst  gö")  mit  dine"  dbg'sagete" 
(oder  abg'sagtne")  Hose"!  AABr.  Gang  du  nor  hei" 
mit  dlnen  a-e"  Hose"!  THÜiess.  Er  göt  mit  sine"  ab- 
g'sagete"  Hose",  ,wenn  Jrad  den  Kurzem  gezogen  hat' 
AaFh.  (Hurbin).  Jets  het-er  [der  Abgewiesene]  kenne" 
gö"  mit  abg'sägte"  Hose",  der  stolz  Her.  WvGessler. 
Se  kan"-er  [der  abgewiesene  Freier]  mit  abg'sägte" 
Hose"  amenen  anderen  Ort  sl"  Glick  probiere".  Brei- 
tenst.  1863.  Bis  i"  fünf  Minute"  isch  d'  Wal  dusse", 
und  denn  Kammer  's  g"unne",  und  ir  chönnet  mit  db- 
g'sagete" Hose"  heißlaufe",  Mutter  zum  Freier,  dem 
sie  die  Tochter  versprochen  hat  nur  für  den  Fall, 
dass  ihr  Mann  bei  der  Wahl  des  Gemeindeammanns 
unterliege.  HFleiner  1900.  ,Der  Marschierer  hatte 
kein  Herz,  den  Davonlaufenden  zu  verfolgen,  und 
Landvogt  nebst  Polizei  zogen  endlich  mit  abgesägten 
Hosen  von  dannen.'  CSchneider  1886.  Daher:  D'  Hose" 
sind-em  abg'saget  (-g'sogt)  worde",  er  wurde  (unver- 
richteter  Sache)  heimgeschickt  Gl;  S.  Er  het  welle" 
G'meinröt  tcerde",  aber  d'  Hose"  sin-em  abg'sogt  worde". 
Schild.  Es  a-s  Lündli,  ein  sehr  kleiner  Lohn  Gl. 
Si"s  Hushaltegli  bi-mene"  dbg'sagete"  Lündli  durehe"- 
bringe".     Du  abg'sagede''  Siech!   Schelte    Bs  (Seiler). 

—  b)  verstärkendes  Adv.,  sehr  (nach  neuerer  Angabe 
nicht  häufig).  Syn.  ab-säglich  (Sp.  422  u.).  En  abg'saget 
schuf»  Bredig  Gl. 

Die  RA.  von  den  abg'eagele"  Hose"  auch  eis.  (Martin- 
Lienh.  I  381.  II  335/6);  vgl.  auch  Fischer  I  56.  Sie  dürfte 
in  eine  Zeit  zuriickgehn,  da  (enge)  Kniehosen  charakteristi- 
scher Bestandteil  der  Herrentracht  waren  (vgl.  bes.  den  Ap 
Beleg  von  1760  und  Bd  II  1691  o.),  und  eig.  auf  einen 
Vornehmen  gemünzt  sein,  dessen  anmassendes  Auftreten  oder 
Unterfangen  mit  schimpflichem   Rückzug  endet. 

abe°-  (Ap;  Th),  appe"-  (Ndw),  ahe"-  (BGr.,  G.): 
heruntersägen.    Di  türren  Est  [von  einem  Baume]  a. 

—  üf-,  uf-  II:  ein  bestimmtes  Quantuni  Brennholz 
fertig  sägen  Aa;  Ap;  B;  Ndw;  Z.  ,[Die  Strasse  vor 
dem  Hause  darf  nicht  verlegt  werden.]  Doch  wan  einer 
oder  mer  holz  us  dem  wald  füeren  lassend,  das  mag 
jeder  für  sin  hus  legen  und  dan  in  14  tagen  die  nech- 
sten  ufsegen  und  schiten  lassen,  gefärd  hierin  ver- 
miten.'  1534,  G  Wegordn.  —  i"-:  mit  der  Säge  einen 
Einschnitt  machen  Aa;  B;  Ndw.  Muest  dö  noch  chli" 
i.  Aa.  Jnsegen,  insecare.'  Red.  1656.  Ein  Holzstück  i. 
Aa;  B.  Die  Balken  werden  verg'wetted,  indem  man 
sie  an  den  Fügungsstellen  chlaffed,  um  halbe  Holz- 
stärke i"saged.  Barnd.  1908.  —  under-  II:  auf  der 
untern  Seite  einsägen,  zB.  einen  Balken,  damit  er 
leicht  breche,  wenn  Lasten  darauf  kommen  Ndw  (Mat- 
thys).  ,Die  Brugk  aber  durch  die  Landtleut  mit  Listen 
zuvor  verborgenlich  undersaget,  desshalb  sye  mit  den 
Funden  lychtlich  zerbrochen  undt  ihren  ein  grosse 
Anzahl  in  dem  Wasser  ertrenkt.'  RCvs.  —  üs-  II: 
(her)aussägen.  Der  Stiel  des  ,Haslirechens'  wird  aus 
Ahorn-  oder  Kirschbaumholz  üsg'saged.  Bärnd.  1908 
(BGr.).  ,Es  hab  sich  begeben,  das  sy  [Fischer]  zuo 
see  wölten  irem  gewerb  nach  varen;  da  hette  inen 
der  N.  ir  schiff,  das  sy  darzuo  bruchen  sölten,  be- 
slossen,  inen  unwissent  und  über  das  sy  nichzit  mit 
im  ze  schaffen  hetten,  das  sy  sölich  ir  schiff  ussagen 
müestent.'  1480,  Z  RB.  —  use°-  II:  =  dem  Vor.  Aa; 
Ap;  B;  Tb;  Z.  Ein  Stück  aus  einem  Brette,  auch 
ein  Loch  u.  —  ver-  II:  zersägen  Aa;  Ap;  B;  Th;  Ndw; 
Z.  V.  und  verschite"  Ap  (ATobl.  1909);  Z  (s.  Sp.  195/6). 
Chride"    v.,    scherzh.,    einen    leisen    Wind    streichen 


lassen  ZZoll.f  S.  auch  Bigel  (Bd  VI  749).  -  dur"'- 
Gl;  Z,  dur'"e°-  Aa;  Th;  Z,  dür'H"-  Ap;  B:  durch- 
sägen. Der  ei"  Ast  hät-me"  mües'e"  ganz  d.  CStreiff 
1908.  —  zer-:  =  dem  Vor.  N.  hat  ,den  glocheten 
wuoiboum  ...  zersaget  und  zersehyttet.'  1568,  ZUM. 
S.  auch  Bissen  II  (Bd  IV  1697).  Menschen  ,z.',  als 
Strafe.  ,[Der  Kaiser]  hiess  zehand  den  wirdigen  ritter 
nemen  und  uff  ein  hohen  berg  füeren  und  in  z.  in 
vier  stuck.'  Volksb.  ,Jesajas  ist  von  sinem  vetteren, 
dem  künig  Manasse,  zersaget  worden.'  LLav.  1577. 
Adj.  Ptc,  sägeförmig:  ,Ir  schnabel  ...  hat  zersäget 
zän,   rauch  und  hindersich  gekrümbt.'    Vogelb.  1557. 

Säger  II  Gl,  Säger  Aa;  BsL.;  B;  GRÜbS.,  Pr.,  Ths, 
V.;  L;  S;  Uw;  Z,  Söger  SBb.,  oL.,  Säger  (bzw.  -e*-) 
Ap;  GT.;  Scb;  Th,  Säger  BsB.,  Stdt  —  m.:  1.  Säge- 
müller. aaOO.  Sägeri",  die  Frau  eines  solchen  L; 
Ndw;  Z.  Herr  Säger  wurde  in  einer  Wirtschaft  zu  Z 
Albisr.  der  Inhaber  der  dortigen  Säge  angeredet  (aus 
Unkenntniss  des  Familiennamens).  S.  auch  Sp.  395  u. 
,JSchädlers  und  HOchsners  Sageren  Rodel,  wie  ihnen 
die  Sagen  und  was  darin  eingewisen  worden.'  1604, 
SouwE.  Arch.  ,Kunrat  Müller  der  S.  soll  die  Blüwi 
bei  siner  Sagen  wider  rüsten.'  1621,  Z.  Anstellungs- 
verhältnisse. Der  S.  macht  vomene"  niedere"  Sehnett 
e"  Batze"  AaF.,  Ke.  ,Der  Sager  soll  vom  Schnitt  nem- 
men  von  der  Obrikeit  '/s  Batzen,  von  den  Bürgern 
1  Batzen,  hingegen  niemals  keine  Schwarten  ynbe- 
halten,  sonder  das  Holz  alles  volgen  lassen;  von  den 
Bauern  aber  mag  er  wol  ein  Schwarten  nemmen  und 
umb  den  Lohn  [sich]  mit  ihnen  vergleichen.  Hin- 
gegen wollend  ihme  m.  H.  fürderhin  die  Sage  und 
Sagenblatt  [in  Stand  halten],  es  seie  dan  Sach,  dass 
er  den  Bauern  solche  grobe  Hölzer  sagen  würde,  dass 
dardurch  das  Blatt  verderben  würde.'  1650,  AaB.  RM. 
,Dein  Sager  N.  haben  m.  H.  die  neue  Sage  verliehen 
dergestalten :  dass  er  daruff  ohne  Zins  sitzen  solle, 
dass  er  von  miner  Herren  Höheren  mehr  nit  nemmen 
solle  als  vom  Schnitt  Va  Batzen  und  von  Bürgern 
1  Batzen,  darvon  er  auch  keine  Schwarten  nemmen 
solle  ...  das  Hauss,  desgleichen  auch  das  Sagenblatt 
und  die  Sage  . . .  soll  er  in  seinen  eigenen  Kosten 
erhalten.'  1656,  ebd.  ,Der  Sager  Elsinger  an  der  Sil 
solle  anstatt  der  bissharo  gehabten  nun  Halleren  von 
unsers  Bauwambts  wegen  von  jedem  Schnitz  sowol  von 
grossen  als  kleinen  Bäumen  einen  halben  Batzen  zuo 
Lohn  haben.'  1676,  Z  (Seckelamt).  , Sager  an  der 
oberen  Sihl  [unter  .Bürgerliche  Dienst'].  Ist  ein  Lehen 
der  Herren  Rechenherren.  Sein  Pflicht  ist,  die  ober- 
keitlichen  Sagbäum  ins  Bauamt  zusagen  um  einen 
billichen  Preiss,  und  so  deren  keine  wären,  mag  er 
vor  sich  oder  ander  Leut  sagen.  Hat  auch  einen 
eignen  Zug,  das  Herrenholz  ab  der  Sihl  zuführen.' 
Mem.  Tig.  1742.  S.  noch  Baum  (Bd  IV  1232);  Biber 
(Bd  VI  63).  —  2.  ein  Spielzeug  für  reifere  Kinder: 
.Eine  geschnitzte  Figur  mit  Säge  wird  mit  einem  Ge- 
wicht (einer  Kartoffel)  so  ausbalanciert,  dass  dieselbe 
minutenlang  eine  sägende  Bewegung  macht  —  ein  per- 
petuum  mobile'  WLö.;  s.  die  Abbildung  bei  FGStebler 
1907,  127. 

Ahd.  sagari,  etgari ;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1661;  Martin- 
Lienh.  II  336.  In  Personennamen;  vgl.  aber  auch  Sp.  420. 
'»  Sägers  Durs.  Schild  1863.  D'  Sögerhere"  SOberd.  Säger- 
Xiggeli  (-Hans.  -Hein),  Dorfuamen.  1833,  Bs.  Familienn. 
Aa  (Sager;  schon  1414/1649,  Bremg. :  XV./XVL,  Zof.);  Bs 
(.Heinrich  der  seger.'  1284/9:   .Chuonrat  der  sager.   daneben 


Sag,  seg,  sig, 


sug 


.Chüeuci  Sager.'  1329,  Lang.:  .Seger.'  1491/1500;  ,zum 
Segerhof'  nebeD  .Seebacherhof.'  XVIII.;  vgl.  Bs  Stadtb.  1890, 
89  ff.);  B  (XV.,  Sigr.;  1402/1612.  Stdt,  bei  Leu,  Lex.  XVI 
1/2  ,Saager';  Auf.  XVI.,  Unterseen);  Gr  (1.  H.  XVI.:  ,Seger' 
uud  .Säger';  s.  auch  Leu,  Lex.  XVII  27);  L  (XIV..  Semp.; 
XV./XVI.,  Stdt;  1477/1589,  Will.);  G  (1426:  .Säger');  S 
(XV./XVI.;  vgl.  Leu,  Lex.  XVI  18);  Zg  (1388) ;  Z  (XIV./XVI. : 
, Sager',  1527:  .Seger').  ,Sagerin':  .Verena  S.,  Hansen  Röisten 
sei.  eliche  wirtin.'  1448,  ZStdt;  ,die  S.'  (vorher  .Verena 
Holzeriu,  Hansen  Sagers  des  pflsters  eliche  wirtin').  1475,  ebd. 
Im  Dim.  Nei"  wägtrW*,  nei"  wägerli'h,  '»  iseh  nvf"  der  Vetter 
Sägerli,  er  will  zum  Anneli  z  Liecht,  Schluss  des  Volksreims 
Anneli  Zumnneli  ...  (s.  Sp.  54  o.)  ZRhein.  Hieher  (?) :  ,Es 
klagt  N.  uff  das  Sagerly  und  das  Giggerly,  des  Aberlis 
kneclit...'  1460,  ZRB.;  ,da  were  Sagerly  Schmid  och  da, 
kartotind  mit  einander  . . .  und  hettind  N.  und  Sagerly  das 
spil  mit  einandern  .. .'  1463.  ebd.  .Sagerli",  Kuhuame.  1655, 
Schw.  , Säger',  Fluni.  B  (mehrfach);  in  Zssen:  ,-Hüsli'  L, 
.-Lehn'  BWaltersw.,  ,-Müli'  (s.  Bd  IV  190),  ,-Matteu,  -Mättli' 
BDiemt.;   L. 

Chümi-:  wohl  s.  v.  a.  Chümi-Spaller  (s.d.);  vgl. 
Bd  III  294  und  das  Folg.    Ja,  du  bist  en  Ch.!  ZF. 

Als  Beiname:  .JBernhard,  alt  Bahnwärter,  Kümisagers. 
von  und  im   Oberfeld-Wiilflingen.'   Z  Amtsbl.  1883. 

Chride"-:  Geizhals  AaF.,  Ke.  —  Stadt-:  städ- 
tisches Amt.  1830,  ZStdt  (Dan.);  s.  unter  Sager. 

Sagete"  fä-J  f.:  =  Ge-sag  (Sp.  423)  GrV.;  PA1. 
(.Sagata,  segatura.'  Giord.),  Mac.  (Sögeta);  Schw;  W 
Ernen;  ZS. 

sägächt:  sägeförmig.  , [Dieser  Wasservogel]  hat 
einen  starken  s-en  schnabel.'  Vogelb.  1557. 

sägele"  (-&•)'•  Dim.  zu  sagen,  sägen;  in  dein  Neck- 
reim unter  regenlen  (Bd  VI  728  u.). 

Säget(e"),  ,-end':  Bezeichnung  von  Grundstücken. 
,Itora,  an  des  Schützen  ort,  da  sol  ain  efaden  gon  an 
des  Ganzen  agker  ob  dem  segenden,  und  dannen  sol 
dan  ain  efaden  gon  unz  an  des  Ganzen  segenden.  Und 
an  des  pfaffen  segenden  sol  ain  veldzun  gon  unz  uff 
schalmenhalden.  Und  von  des  pfaffen  segenden  und 
der  wiswand  sol  ain  efaden  sin  unz  an  des  Erzingers 
wingarten.  Item  an  des  pfaffen  segenden  sol  ain  hurd 
sin  ...  Item  es  sol  ain  espan  sin  by  dem  vallentor 
an  des  pfaffen  segenden.'  1433,  ScuBuchb.-Rüdl.  Meier- 
rodel (Erneuerung  eines  ä.  Rodels). 

Heute  noch  verbreiteter  Fluni.,  gew.  in  der  Form  ,(im) 
Säget'  (seltener  mit  ,-e-'),  auch  .Sägeten'  AaLeer.  (,das', 
auch  ,der  Säget',  nach  andrer  Angabe  , Sägeten'),  Mellst.,  Zof. 
(schon  1499:  ,ab  der  Stritmatteu  im  Seget',  nachher  ,im 
Segot');  BBelp  (auch  bei  Leu,  Lex.),  Jeg.,  Neu.,  Oberbipp, 
Utt.;  FTaf.;  LAItbüron,  Will,  (schon  im  XV.:  ,ab  der  Matten 
im  Seget');  GMosn.  (.Sägeten');  SÄderm.,  Günsb.,  Liissl.;  Th 
Ami.;  ZAff.  b/Z.  (im  Säget,  seltener  i"  der  Sägete"),  Freienst. 
(.Wiesen  im  S.'),  NHasli,  Oberwil  b/Nür.,  Uster  (.Streueland 
und  Torf  im  S.').  Zssen.  ,Säget-Acker'  ZAff.  b/Z.,  ,-Graben' 
AaAtt.,  ,-Matten'  AaLeer.,  ,-Wies'  ZAff.  b/Z.  ,Sägeten-Bach' 
ZAff.  b/Z.  (gespr.  Sägede"-,  im  Z  Amtsbl.  1903  , Segenden-'), 
,-Zelg'  ZWit.  Hieher  auch:  ,1m  seyenten  [I.  segenten]  acker 
zuo  Wasserstelz  2'/2  juch.,  ruch.'  1531,  Strickler  (Pfruud- 
rodel  von  AaKais.).  Unsicher:  1"  der  Ahnägete"  ZDürnt.  Vgl. 
noch:  ,Segeten',  Dorf  bei  Waldshut,  urk.  (1570)  .Sagenden'; 
ferner  Bück,  Oberd.  Flurn.  225.  Für  die  Etym.  empfiehlt 
sich  von  Seiten  der  Bed.  Anknüpfung  an  nilat.  migala  (taieada), 
das  als  Bezeichnung  eines  Ackermasses  in  G  Abteiurkunden 
des  VIII.  erscheint:  vgl.  Wartmanu  I  33:  in  quisqua  sicioue 
saigate  uiia  ares  et  hoc  medas  . . .  (761)  und  ebd.  I  112: 
terra...  ad  pertica  mensurata  saicadas  XXIII  (788);  viel!, 
zum  Miiuznamen  saiga  (DuCaugo  VI  30),  also  eig.  =  Grund- 
stück im  Wert  einer  taigaf  Die  lautliche  Unregelmässig- 
keit   (Entwicklung    von    ahd.    'seigüt(a)  >   eäg-    bzw.    ae2g-) 


Messe  sich  durch  Reduktion  der  Tonsilbe  unmittelbar  vor 
nebentoniger  Bildungssilbe  erklären  (vgl.  RBrandst.  1890, 
62),  ähnlich  wie  die  Kürzung  in  Uänet,  M6net  <  mänöt  (Bd 
IV  236);  die  reduzierte  Form  konnte  um  so  eher  allg.  durch- 
dringen, als  es  sich  um  ein  gänzlich  isoliertes  W.  handelte. 
Zu  der  irrtümlich  rekonstruierenden  Schreibung  .segend' 
vgl.  Analoges  unter  Heimal  (Bd  II  1283/4),  Heuet  (ebd.  1821). 

Sägi  II  s.  Zögt. 

Sang,  in  Bed.  1  auch  „Saugg"  —  m.:  I.  „Zitze  des 
Schweines  LE."  ,Sög,  Sügelin,  uter.'  Bed.  1656.  — 
2.  Saft  in  den  Bäumen  BS.  (Zyro). 

Mhd.  muc,  -gen  m.,  Saft;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1886, 
sowie  absaugen  2.  1  auch  bei  Martin-Lienh.  II  336.  Zur 
Schreibung  bei   Ked.  vgl.  ebd.  ,6g',  Auge. 

sauge"  Aa;  Ap;  Gl;  G  (im  Eh. -ö-);  Sch;  Tu;  Z, 
säuge"  bzw.  -ai-  Bs,  saugge"  SchwG.,  säutjge"  bzw. 
-öü-,  -üs-,  -ai-  usw.  B (in  G.,  Si. -Ä2-);  Gn.lg., ObS., Pr.,  Ths, 
Val.;  LE.;  PAL;  Ndw;  ü;  W,  3.  Sg.  Pras.  und  Ptc. 
tw.  -t  (so  Aa;  Gr;  Z  tw.),  tw.  -et  (so  BE.;  Gl;  Th; 
Ztw.):  säugen.  1.  eig.,  vom  S.  mit  der  Muttermilch. 
,Söugen,  zesaugen  gäben,  wirt  eigentlich  von  muoteren 
geredt,  lacto;  das  säugt  oder  zesaugen  gibt,  lactans.' 
Fris.;  Mal.  ,Lactare,  saugen  (1716:  säugen),  zu  sau- 
gen geben.'  Denzl.  1677.  1716.  a)  vom  Menschen  ApK.  ; 
BsL.;  B;  Gl;  GRPr.,  Ths;  U;  W,  sonst  (zT.  auch 
aaOU.)  heute  als  derb  empfunden  und  daher  unge- 
bräuchlich dafür  (z  süije",  z'  trinke")  ge",  d'  Brust,  's 
Büppi  ge",  ,stüle".'  's  Chind  s.  ,Der  wart  giesougit  [!] 
unde  geborn  vone  einer  magide  sanetae  Mariun.'  E.  XII., 
Wack.  1876.  ,Nun  bat  der  küng  und  die  küngin, 
daz  si  ir  sunes  [des  Prinzen  Florus]  enp[f]leg  als  ir 
tüchter  mit  spisen,  mit  baden,  won  allein,  daz  si  es 
nit  sougte,  daz  nüt  cristiner  milch  in  ess  kern.'  Volksb. 
,0b  ouch  ieman  dem  andern  junge  kind  verdinget,  die 
noch  sugend,  das  wollend  wir  von  disshin  für  lidlon 
halten,  also  das  die  frow,  die  das  kind  söyget,  darumb 
iren  Ion  alls  für  lidlon  beziechen  . . .  mag.'  L  StR.  um 
1480.  .Warum  bin  ich  mit  brüsten  gesöuget?'  Hiob; 
i'va  xt  ds  [iaatoug  sS-^aoa.  LXX.  ,Die  Ordnung  und 
letster  will  der  mesz,  so  da  die  ganz  pfaffheit  ge- 
söygt,  erneert  und  beschirmet  hat  wie  ein  muoter  ein 
kind  [Titel].'  NMan.  ,Dess  nachrichters  kind  zesöu- 
gen  ...  2  pfd.'  1538,  B  (AFluri  1894).  ,Als  sy  [meine 
Mutter]  minen  gnäsen  was,  band  iren  die  brist  we 
tan,  das  sy  mich  nit  hat  mögen  seigen.'  ThPlatter 
1572.  ,Frouwen  milch,  die  ein  knäbly  sougt.'  Zg 
Arzneib.  1588.  ,Im  letsten  [täfelin]  ein  fraw  sougt  ir 
kind.'  1586,  Bs  Kunstsamml.  1907.  ,Eva,  so  ein  kind 
seygt.'  ebd.  .Saugen  ein  kind,  ubera  alicui  offerre.' 
Hosp.  .Milch  von  einer  Frouwen,  die  einen  Knaben 
saugt.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  .Allwo  er  [Moses  im  Nil] 
von  der  Tochter  Pharaons  . .  .  aufgefangen  und  von 
deren  seiner  eigenen  Muter,  wie  wol  unwüssend  dessen, 
zu  saugen  übergeben  worden.'  JJUlr.  1718.  S.  noch 
Breckin  I  (Bd  V  558);  rätsamen  (Bd  VI  1618)  und 
vgl.  Bd  IV  1821.  Häufig  abs.  Va"  Säugge"  cho"  lä"- 
mieh  nid  [sagt  eine  Mutter],  s«  lang  das"  e"  Christe"- 
müglikeit  ist.  Schwzd.  (GRPr.).  Wibc  völeher,  die,  wil- 
nC  d'  Milch  brist,  nid  säugge"  chönnd.  ebd.  ,Wenn  's 
e"  kly"  z'  mache"  ist,  so  müsse"  m'r  Alle  säuge"  [sagt 
eine  Hebamme],  und  wenn  Eini  nit  will,  su  isch  das 
"urae"  Meisterlosigi.  Mi"  cha°"  wohl  Milch  ygüdere", 
aber  es  ist  doch  nit  die  rechte,  und  die  armen  Kinder 
dauern  mich,  si  werden  nie  nüt  gerechts,  öppe  wie 
die  angere",    wo   ooh  g'soge"  hei",    wie  's  öppe"  üblig 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


440 


u°d  brüchlig  isch.'  Gottb.  ,Mädeli  säugte  eben,  so 
dass  ich  zum  Fensterchen  heraus  Bescheid  geben 
wollte.'  ebd.  ,[Mosis  Schwester  zur  Tochter  Pharaos:] 
Sol  ich  der  hebreischen  weiber  einer  rüeffen,  die  do 
söuge,  daz  sy  dir  das  kindlin  söuge?'  1530,  Exod.  — 
b)  von  Tieren,  an  den  Zitzen  saugen  lassen  Ap;  Gl; 
Gr.  Au*'1  d'  Färlimüeter  b'härend-sich  gere",  sobald-s" 
di  Junge"  nilmme'  säuggend.  Tsch.  ,Die  kalber  saugen, 
subraittere  vitulos.'  Mal.  ,Paris  von  Troia  sei  von 
einer  bärin  gesaugt  worden.'  Tierh.  1563.  ,Die  hind 
saugend  ire  jungen  nit  lang.'  LLav.  1572.  ,Cyrus 
ward  seiner  Mutter  braubt,  an  dero  Statt  von  Hündin 
g'saugt.'  JCWeissenb.  170'2.  Abs.:  ,Das  auter  tuot 
inen  [den  Eselinnen]  nach  dem  werffen  gar  wee,  dess- 
halben  sy  über  sechs  monat  nit  saugend.'  Tierb.  1563. 
—  2.  bes.  Kälber  künstlich  säugen,  mit  Milch  aufziehn, 
mästen  Ar;  B;  Gr;  Sch;  Th;  Z  und  weiterhin.  Man 
zwängt  den  Kopf  des  Kalbes  in  den  Chalber-  (Saug-, 
Sug-jChübel  (Bd  111  113)  und  legt  ihm  zwei  Finger 
ins  Maul,  zwischen  denen  hindurch  es  die  Milch  ein- 
saugt (so  Ap;  Schw;  Tu;  Z);  über  ein  andres  Verfahren 
s.  Bärnd.  1908,  338  und  vgl.  Chalber- Eimer  1  (Bd  I 
221).  Chalber,  Chälbli  s.  Mülchörb  häm-mer  g'nueg 
i"  der  Schur,  und  Chalber  sauge"d-mer  keini  hür,  sagt 
eine  Frau  zum  Zeine"man",  der  ihr  Stiere"chrätte"  und 
Chalberchiibel  zum  Kauf  anbietet.  Sohwzd.(Z).  Chönnd- 
er-mer  nüd  e"chli"  Milch  ge"  ?  Antw. :  31er  müend  selber 
chauffe";  mer  müend  vier  Chalber  s.  und  die  süffe"d  weiss 
wie  vil  ZO.  ,Mach  mir  die  kelber  guot,  das  ist  sovil  ge- 
redt, das  er  imswol  solle  sougen.'  1579,  Zellw.  Urk.  111  c 
121/7.  Auch  Färlis.  ß;  ZRafz.  Abs.  Saitge"d-er,  oder 
gönd-er  t"  d'  Hütte"?  zieht  ihr  mit  eurer  Milch  Mast- 
kälber auf  oder  tragt  ihr  die  Milch  in  die  Sennhütte? 
ZFehr.  Was  mache"d-er  mit  der  Milch?  fragt  man 
einen  Bauern;  Antw.:  Mer  tuend  s.  ZO.  —  3.  übertr. 

a)  grossziehen.  .[Pharisäer,  als  er  hört,  dass  andre 
Pharisäer  dem  Johannes  zulaufen  und  sich  von  ihm 
taufen  lassen:]  Der  tüffel  will  sin  Unglück  sougen 
[:  lougnen].  Ir  phariseer  solten  das  uffglöuff  des  volks 
verhüeten  bass;  so  sind  ir  selbs  der  närrschen  gsellen, 
die    uff   uns    Unglück   stiften    wollen.'    Aal  1519.  — 

b)  hinhalten,  necken.  ,Wie  magst  du  mich  nun  so  lang 
seugen  [:  erzeugen]?-  GBim>er  1535,  719;  Var.  .brögen' 
(s.  Bd  V  535  u.).  Vgl.  umhin-s.  —  saugend:  1.  säu- 
gend, von  Müttern.  ,Das  sünfzen  der  saugenden  kind- 
pettern  für  heil  und  wolfart  irer  mitglöubigen  Christen 
hat  keinen  zeitlichen  Ion.'  Vad.  ,Die  Tyrannei  der 
Körnern,  welche  weder  Schwangeren  noch  Saugenden 
verschonen  werden.'  FWtss  1655.  S.  auch  Recht  (Bd 
VI  244).  —  2.  saugend,  vom  Säugling.  ,Mit  der  flaisch- 
türe  ist  mitsampt  kommen  ir  gespil,  milchmangel,  das 
man  den  sogenden  kindli  nit  kain  nach  mag  dann  mit 
grosser  arbait  ...  darzuo  wit  geholne  milch  zuo  über- 
kommen.' Kessl.  —  g«-sauget:  aufgezogen,  von 
einem  Kalbe  Z  (Dan.). 

Mhd.  sougen,  säugen,  Faktitiv  zu  sagen,  Grdf.  'saugjan. 
Die  ninläutlose  Form  ist  lautgesetzlich;  wie  weit  es  auch 
die  umgelautete  sein  kann,  ist  fraglich:  der  Umlaut  könnte 
auch  auf  Grund  der  faktithen  Bed.  analogisch  eingetreten 
sein;  vgl.  äuggen,  bäuggen.  Die  von  zwei  Einsendern  (für 
Ap  und  Gl)  angegebene  Form  sage"  ist  eiue  falsche  Rück- 
übertragung aus  dem  Nhd.  Zur  Vermischung  mit  sagen  s. 
Gr.  WB.  VIII  1888;  Schöpf  583;  Schm.  1855,    163  b. 

ab-:  1.  a)  =  saugen  2  Ap;  Gl;  Gr;  G;  Th.  Es 
Chalb  a.,   es   an    der    Kuh  [?]   säugend  gross    ziehen 


AALeer.  (H.).  ,Hat  man  auch  in  Absäugung  der  Kälber 
dahin  Vorsehung  tun  wollen,  dass  Diejenigen,  welche 
mehr  als  zwei  Kälber  jährlich  absäugen,  schuldig  sein 
sollen,  je  das  andere  ein  Kühtsche  (Kuhkalb)  abzu- 
saugen.' 1787,  Gl  Ges.  ,Ich  kenne  solche  [in  Gl],  die 
ganze  Ställe  voll  Kühe  halten  und  dennoch  den 
Winter  durch  sehr  wenig  Butter  machen,  indem  sie 
viele  Kälber  absäugen  und  sich  dadurch  zugleich  am 
allermeisten  bereichern.'  Steinm.  1802.  ,Es  ist  ein 
Landesgesetz  [in  Ap]:  dass  der  Bauer  jedes  Kalb,  ehe 
er  es  an  den  Metzger  verkaufe,  3  Wochen  lang  mit 
ganzer  Milch  absauge.'  ebd.  1804.  Von  Menseben; 
übergehend  in  die  Bed.  nähren,  grossziehn  übh.  Der 
jung  Her,  wo-n-ü"s  da  mit  Wi"  traggtiert  hat,  hat 
üsg'sih"  w'e  Milch  und  Bluet,  mc"  hett  chänne"  meine", 
er  war  würgglicH  nW  vu"  Milch  und  Anggen  abg'saugt 
worde"  iv'e-n-ich,  aber  a"g' schlage"  hat 's -ein  besser  a's 
f  mir.  CStreiff  1903.  Er  ist  am  Weise"schüssel  ab- 
g'saugt worde"  AASt.  Auf-,  heranziehn,  ausbilden. 
[X.,  die  Iiückständigkeit  seiner  politischen  Ansichten 
erklärend:]  Mir  deheime"d  sind  ebe"  vum  Votier  eso 
abg'saugt  worde",  und  de""  gut  's  e"chlei"  lang,  bis- 
men-e"  nüi  Meini"g  durchg'sibet  hat.  CStreiff  1902. 
E"  gueti  Lera"stalt,  wo  es  Büscheli  jung  Litt  für  Rät 
und  G'richt  abg'saugt  wcrde"d  Gl.  [Klage,  dass  die 
jungen  Leute  im  eigenen  Lande  wenig  Schulbildung 
erwerben,  und  dass  man  alle  schwierigeren  Arbeiten 
fremden  Meistern  übergeben  müsse:]  Me"  soft  o»'1 
für  Söttigs  jung  Lüt  a.  Gl.  —  b)  (bes.  Kälber)  von 
der  Milch  entwöhnen  AARin.,  Umiken;  Z.  Syn.  ab- 
brechen (Bd  V  324);  an  d'  Chripf  stellen;  ent-wennen. 
,A.,  Kälber  entwöhnen,  dh.  sie  aufziehen,  sie  nicht 
als  Mastkälber  behandeln.  Man  gibt  ihnen  nur  ver- 
dünnte Milch  und  auch  diese  nur  einige  Wochen  lang; 
dafür  stellt  man  sie  gleich  an  den  Barren,  damit  sie 
bald  zu  fressen  anfangen'  Z.  ,Das  Ablactieren  oder 
Absäugen.'  JC Sülzer  1772.  Von  Menschen,  nur 
scherzh.:  Ir  sind  ja  erst  (od.  no'h  nüd  e"möl)  abg'saugt, 
sagt  man  etwa  zu  übermütigen  Knaben  ZO.  Übertr. 
, Einem  das  Trinken  abgewöhnen'  Z.  , Einen  aufs 
Trockene  setzen.'  ebd.  Der  ist  näc,'-di-n(ich  abg'sauget 
worde",  ist  verarmt  und  hat  auf  seinen  früheren  Kom- 
fort verzichten  müssen  ZBül.  .Entlassen,  fortjagen, 
zB.  von  Dienstboten'  ZW.  —  2.  okulieren.  ,Man  muss 
aber  alleraal  solche  Pfersichbäume  darzwischen  [zwi- 
schen die  Birnbäume]  pflanzen,  die  entweder  auf 
Mandeln-  oder  Pfersichstämme  oculiret  oder  abge- 
säuget  sind.'  EKönig  1706.  ,Von  den  Apricosen  sind 
die  besten,  so  auf  Mandeln  oculirt  oder  abgesäuget 
sind,  weil  sie  nicht  so  viel  ins  Holz  treiben.'  ebd.  — 
3.  mit  einem  in  die  Kufe  gestellten  Korbe  das  Abg'sauget 
(s.  nachher)  gewinnen  ZrS.;  vgl.  Saug-Chorb  (Bd  ni 
453).  Syn.  db-seigeren,  -seteeren.  —  ab-ge-saug(e)t: 
1.  adj.,  zu  absaugen  1  b.  ,Ein  entwendt  oder  abgesaugts 
färle,  nefrens.'  Fris.,  ,ein  entwehnt  abgesaugtes  Ferk- 
lein.' Denzl.  1677.  —  2.  subst.  's  Abg'sauget,  .soviel 
vom  neuen  Wein  aus  der  Stande  oben  ab  geschöpft 
wird,  bevor  er  auf  die  Kelter  kommt;  er  wird  aus 
einem  hineingestellten  Korb  geschöpft  und  gilt  als 
die  beste  Qualität'  ZS.  —  Ab-saugete"  f.:  =  dem 
Vor.  2  ZS.  —  Ab-saugung  f.:  Entwöhnung.  ,Dei 
A.  der  Kälber  sollen  [!]  geschehen  im  wachsenden 
Mond.'  Arzneib.  1822.  —  Ab-säugeri°  f.:  Mutter- 
schwein ApM.  —  Ab-säugli°g  m.:  ,ein  Kalb,  das 
man  absaugt,  gross  zieht'  ZFehr.,  O.;   Syn.  Abbruch- 


III 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


442 


Chalb  (Bd  III  219).  Scherzh.  von  Menschen;  so  sagt 
man  zu  einem  prahlerischen  Knaben,  er  sei  erst  noch 
en  A.  g'sl"  ZO. 

Zu  1  b  vgl.  Gr.  WB.  I  94;  Fischer  I  57;  Martin-Lienh. 
II  336.  2  auch  und.  (Sauders,  bei  Cr.  WB.  ,absäugeln') ; 
vgl.   .Vaug  S. 

umhin-:  hinziehen,  verschleppen;  vgl.  saugen  3b. 
, Kegenten,  die  den  Parteien  zu  keinen  schleunigen 
Hechten  hellten,  ein  Ding  lang  umhin  saugen,  wie 
sind  Die  Götter?'  FWvss  1673. 

üs-:  zu  Ende  säugen.  ,[Der  N.  wird]  die  straff 
angstellt,  unz  das  sy  ussgsougt.'  15:10,  Z  Ebegericht. 
—   Audi   bei   Gr.  WB.  I   945. 

ver-:  (die  Milch)  mit  Saugen  (in  Bed.  1  b)  auf- 
brauchen Zu.  —  durcl'-:  von  Frauen,  ein  Kind  säu- 
gen bis  zur  nächsten  Niederkunft  ZO. 

Säugele"  Säuggele"  f.:  Schwein;  Dim.  Säuggeli, 
Schweinchen,  als  liebkosende  Schelte  Z  (Rahn);  Syn. 
Süggel(i). 

Säuge"  Söuggc"  f.:  .Säugamme,  meist  Mädchen 
vom  Lande,  welche  ausserehelich  geboren  haben'  B 
(Zyro). 

Säuger  Sa'igger  m.;  Nomen  ag.  zu  saugen  Ndw 
(Matthys,  ohne  nähere  Bed.;  konstruiert?).  —  FN. 
,Hans  Söuger.'   14ö:),   B  StKechn. 

Säugere"  Saikarra  PA1.  (Giord.),  Säuggeri" 
(bzw.  -ai-,  -ei-)  GitPr.;  Ndw  (Matthys);  W  —  f.:  säu- 
gendes Weib;  .nutrice,  balia'  (Giord.).  Sott  [solche] 
Kammedene"  tuend  n"re  Säuggeri"  nid  s<;  guet.  Schwzd. 
(GRPr.).    —   Vgl.    Gr.°  WB.  VIII    1893. 

Säugerling  m.:  Sauglamm.  ,Die  lämber  werdend 
der  mererteil  vier  monat  geseügt;  werdend  zuo  der 
selbigen  zeit  genennet  seugerling.'  Tierb.  1563. 

Sängi  Säuggi  f.:  1.  Nom.  act.  zu  saugen  2  GRlg.; 
s.  er-buderen   (Bd  IV  1036).  —  2.=  Chalber -  Eimer  1 

(Bd  I   221).   ebd.    —    Seuggi,    OrtsD.   B. 

säugig  ArK.,  saiggig  Ndw  (Matthys):  leicht  zu 
säugen,     's  ist  ganz  e"  läjigs,  säugigs  Kälbli  ApK. 

Säugling  m.:  wie  nhd.  ,Es  waren  [zu  Stans 
1799]  Miettren,  welche  mit  ihren  getedeten,  noch 
blutenden  Seiglingen  vol  Verzweiflung  davon  flohen.' 
JvWeissenflub  1792/1821.  —  Die  Bildung  scheint  der 
MA.  im  Allg.  fremd  zu  sein. 

Mit-:  Milchbruder.  ,Manaen,  der  Herodessen  des 
vierers  mitsöugling  was.'  Zwingli. 

, Säugung:  lactatus.'  Fris.;  Mal. 

Segel  m.  L;  Scb;  Tb;  Uw;  U;  ZO.,  S.;  Bodensee 
(TTobler),  n.  Aa;  B;  ZStdt  und  sonst  unter  schriftspr. 
Einfluss,  PI.  unver.,  Dim.  Segeli:  wie  nhd.  Segel, 
wohl  allg.  (soweit  die  Sache  bekannt  ist).  Grosse 
viereckige  Segel  sieht  man  noch  überall  auf  Last- 
schiffen (wo  sie  indessen  auch  schon  vielfach  durch 
Motore  verdrängt  sind),  kleinere  von  verschiedener 
Form  auf  Vergnügungsbooten;  über  Fischerboote 
mit  Segel  s.  Klunzinger  1892,  109.  Vgl.  S.-Baum 
(Bd  IV  1245),  -Brett  (Bd  V  907),  -Seil,  -Stangen, 
■Tuech;  ferner  Ein-Bläwler  (Bd  V  247).  Am  ZS.  wird 
bei  den  Sportbooten  zw.  Stür-,  Gross-  und  Spitz-  oder 
Vor-S.  unterschieden.  ,Velum,  carbasus,  linteum, 
segel.'  Voc.  opt.  ,Es  sol  allen  schifflüten,  so  uff  die 
engelwiche  [nach  Einsiedeln]  faren  wellen,  [ua.]  ver- 
kündt  werden,  das  yeklich  schiff  sin  guoten  segel 
habe.'  1494,  Z  RM.  ,[Die  uns  verfolgenden  Türken] 
schiessent  fierptil  in  unsern  grossen  sägel,  das  er  gar 


verbran,  und  der  klein  s.,  das  an  beiden  nie  kein 
stuck  beleih.'  HScbürpf  1497.  ,Der  s.,  vclum;  sägel 
vol  winds,  die  guoten  nachwind  habend,  velatumida; 
den  säglen  dienlich,  velaris.'  Fris.;  Mal.  Bildl.: 
,[Adam  zum  Eichhörnchen:]  Uff  eim  holz  schiffst  nach 
den  winden,  diu  schwänz  wird  dir  den  s.  finden.'  Ruef 
1550;  vgl.:  ,Kumpt  der  aichorn  an  ein  wasser,  über 
das  er  gern  wäre,  sein  narung  zesuochen,  so  suocht 
er  ein  spänlin,  darauf  setzt  er  sich,  braucht  seinen 
schwänz  an  statt  eines  sägeis,  richtet  den  selben  nach 
dem  wind  und  schiffet  also  über  das  wasser.'  Tif.rb. 
1563;  ferner  Gr.  WB.  X  890.  ,Mit  seglen  faren':  s. 
Riemen  II  (Bd  VI  912).  ,Mit  halbem  s.  faren',  bildl., 
nicht  vorwärts  machen,  sich  unentschlossen  verhalten, 
eine  Entscheidung  hinausschieben;  vgl.  nhd.  ,mit 
vollen  Segeln.'  .[Unsere  Boten  sollen  sich]  zuo  des 
königs  botschaft  verfiegen  und  an  ir  erkunden,  ob 
uns  der  könig  die  pension  hinfüro  well  geben  . . .  und 
so  er  das  tuon  will,  dass  uns  dann  desshalb  gloub- 
licher  schin  durch  brief  und  sigel  ufgericht  und  be- 
händiget werd,  alsdann  sollen  unsere  botten  im  die 
knecht  zuosagen;  so  aber  die  botten  des  königs  mit 
halbem  s.  faren,  ein  zwyspeltige  meinung  fürhalten 
wellten,  alsdann  sollen  unsere  botten  nüt  endlichs 
zuosagen.'  1524,  Abscb.  (Bs).  ,...  damit  nit  die  sach 
uf  und  nider  getrölet  werde,  wie  mit  Strassburgischem 
burgrechten  vornacher  heschechen,  da  ire  gesandten 
uf  zweyen  darum  gehaltenen  tagen  nun  iemerdar  mit 
halbem  s.  faren  und  sich  kein[s]  satten,  daruf  biderw 
lüt  zuo  vertrösten  wäiind,  hören  oder  vernemen  lassen 
wellen.'  1529,  ebd.  (Z).  De"  S.  üfzieh"  uä.  S.  Säbel 
(Sp.  36).  Anderi  Segel  üfzieh",  wie  nhd.  andere  Saiten 
aufziehn  (und  viel!,  nur  daraus  umgebildet)  ZStdt. 
Wann  du  iez  nüd  bald  an fängst  schaffe",  so  will-i'h 
dann  anderi  S.  ü.  ,Am  zistag  . . .  zugent  wir  den 
grossen  s.  uff  und  fuorent  an  und  kament  by  guottem 
wind  in  ein  statt.'  HScbürpf  1497.  ,Do  Rengnold  uff 
dem  mer  was,  do  huob  der  pattron  den  s.  uf;  der 
wind  schluog  darinn,  und  haftend  wind  nach  wyllen 
dry  tag.'  Morgant  1530.  ,Den  sägel  aufrichten  oder 
spannen,  mit  aufgerichtem  s.  faren,  dare  vela.'  Fris.; 
Mal.;  ähnlich  Denzl.  1666.  1716.  ,Mau  muss  den  S. 
nicht  zu  hoch  spannen',  Sprw.  Sdlger.  ,Den  s.  üs- 
spreiten':  ,Wie  ein  schiffmann  seinen  sägel  niemer  so 
weit  ausspreitet,  das  er  nit  gerüst  wäre,  schnall  in 
wider  zesamenziehen,  also  ein  yeder,  dieweil  sein  sach 
noch  aufrecht  stadt,  sich  ins  widerspil  fürsähen  und 
vorrüsten  sol.'  OWerdm.  1564;  ,aussbreitet.'  Herborn 
1587.  De"  S.  luege"  lö";  s.  Bd  HI  1224.  De"  S.  a-ne", 
auf  einer  Seite  an  sich  ziehen,  umme"ne",  auf  die 
andere  Seite  nehmen  (beim  Lavieren).  Bodensee  (TTob- 
ler). Bim  Fen  da  heisst  's,  der  S.  g  schwind  und  eisster 
chere"  nach  dem  Wind.  Schwzd.  (U).  ,Lintea  conversa 
domum  dare,  den  sägel  heimwärts  richten.'  Fris.  De" 
S.  abe"  lä"  uä.  S.  Bläst  5  b  (Bd  V  167).  Peter,  Ins* 
de"  S.  abe"!  spöttischer  Zuruf,  wenn  Einer  handgreif- 
lich übertreibt  oder  lügt  Z Meilen.  Eigentümlich: 
De"  S.  ablö",  .heftig  losziehen  (mit  Worten)'  ScaSt. 
(Sulger);  Verquickung  mit  den  RAA.  unter  ab-lässen2a 
(Bd  III  1400).  ,Do  sprachent  die  [uns  verfolgenden] 
Türggen:  Sind  ir  Venediger,  so  land  die  dry  sägel 
fallen.'  HScbürpf  1497.  .Den  (die)  sägel  abhin  lassen, 
deducere  carbasa,  trahere  vela;  abgelassen  s.  und  yetz 
zuosamen  gelegt  oder  gebunden,  subdueta  vela.'  Fris.: 
Mal.     .Den  S.  abhin  lassen,  contraherc  vela.'  Denzl. 


443 


sug 


444 


1666;  .niderlassen.'  1711.  , Segel  einziehen,  hinab 
lassen,  vela  contrahere,  colligere,  legere.'  Hosp.  Im 
Bilde:  ,Wil  also  nun  mit  minem  klainen  waidschifli 
an  das  land  faren  und  minen  s.  niderlassen,  ee  mich 
die  ungestümen  wellen  disses  witschwaifen  papstischen 
mers  von  dem  gstad  abtribend.'  Kessl.  ,Wir  wollend 
yetz  tuon  als  die,  die  uff  dem  tieffen  meer  schiffend; 
so  die  des  ports  von  wytem  ansichtig  werdend,  legend 
sy  den  s.  nider  und  fassend  das  sägeltuoch  zesamen.' 
LJüd  1531.  S.  poetisch  für  .Schiff';  vgl.:  Me"  hed  wit 
oben  im  Se  es  chli"s  S'egeli  g'seh"  LStdt.  ,Ich  wünsch 
euch  guten  Wind,  damit  der  Sägel  bald  glückhaften 
Ufer  find.'  Kriegsb.  1644  (.Poetische  Trachtungen  an 
den  Herren  Autorn'). 

Ahd.  »egal,  nihil.  Hügel  m.  (das  u.  erst  seit  dem  XVI.}; 
vgl.  Gr.  WB.  X  1,  82  ff.  Als  Masc.  auch  bei  JTobler  1781. 
Segel-ßet  hiess  man  eine  alte  Frau  mit  Namen  Bei  [=  Elisa- 
beth], die  sich  mit  dem  Flicken  von  beschädigten  Segeln 
abgab  und  darin  grosse  Gewandtheit  hatte  L  (Schürmann). 
Häufig  ist  .S'.  in  Lokalnamen,  doch  liegt  wohl  meist  (in  ein- 
zelnen Fällen  direkt  nachweisbar)  lautliche  Umbildung  aus 
Sedel  vor;  s.  die  Anm.  Sp.  298  (zum  Lautl.  auch  302.  303. 
305),  sowie  HMeyer  1849.  10.  82/3;  Arg.  IX  58.  .Segel' 
AaKütt.;  BErisw.;  GGold.;  Schw;  ZHütten  (auch  bei  Leu, 
Lex.),  Weissl.  In  Zssen.  , Segel-Acker' BoAa.  ,-Au"- GHenau. 
,-Gass'  GThal  (Leu,  Lex.).  ,-Hof  (nach  Arg.  IX  58  amtlich 
.SodelhoP).  ,-Moos'  B.  ,-Berg.'  1378,  AaB.  ,-Stein.'  E.  XIV., 
AaZuf.  (,hin  an  den  S.',  Grenze  des  Meierhofs).  .(Bona  in) 
Otensegel.'  1281/1346,  ZHütten  (HMeyer  1849,  83).  Fa- 
milienn.:  ,Hans  Sumersegel.'  1446,  Z.  ,Seglen'  (bzw.  ,-ä-') 
ZMeil.  (.die  S.';  .4  Juch.  Acher  genannt  in  der  Säglen.' 
1689);  XV./XVI.,  AaDättw.  (,ze  Segeln  lit  ein  schuoppoz.' 
HU.:  ,der  Hof  Säglen.'  1415,  Arg.;  ,Hans  in  S.'  1410; 
.Uoly  Lengg  in  S.'  1454/61;  ,die  schuppess  in  S.1  145«. 
AaB.  Urk.).  ,Rot-Seglen'  Th.  .Segler',  Hof  AaB.  (Leu,  Lex.); 
,Uolrich  Segler,  burger  zo  Baden.'  1:374,  AaB.  Urk.  ,1m 
Segeler',   Fluru.  SchBuchb. 

segle",  Ptc.  -et:  I.  intr.  a)  eig.,  mit  Segeln  fahren, 
allg.  Mer  gönd  e"  Stund  go"  s.  ZS.  ,Dra"  s.,  bei 
halbem  oder  minder  Wind  segeln.'  Bodensee  (TTobler). 
.Velificare,  säglen,  das  ist,  mit  aufgerichtein  sägel 
faren;  hindersich  s.,  widerumb  hinfahren,  dare  vela 
retrorsum;  zuo  land  s.  oder  faren,  zuohin  lenden.' 
Fris.;  Mal.  .Velificare,  segeln.'  Denzl.  1677.  1716. 
Sprw.:  ,Bei  gutem  Wind  ist  gut  s.,  es  ist  gut  raten, 
wenn  es  wohl  geht.'  Sülger.  Im  Übergang  zum  Folg.: 
Jetz  stand -der  dini  Rockfecke"  grad  üf;  ich  meine", 
ml"  Six,  de  chönnist  a"föh"  s.  mit  der  Arbise"  L 
(ERöthelin).  —  b)  übertr.,  von  Personen,  a)  mehr 
oder  weniger  komischer  Ausdr.  für  schnelle,  gleitende 
Bewegung  (eilen,  fallen,  tw.  nur  Letzteres)  B;  L; 
Sih;  S;  Th;  Z;  nur  mit  Richtungsangabe  (s.  auch  die 
Zssen).  Er  ist  derhcr  g'seglet  wie  wild  (wie  wenn-er 
Für  im  Füdltch  hett)  ScHSt.  lege"  use"  zur  Hütte" 
und  obsi'''  [die  Felswand  hinauf]  segli'd  die  Sträler. 
Scbwzd.  (L).  D's  Trineli  isch  zur  Tür  üs  g'seglet  und 
d's  Amy  hindenaehe".  RIscher  1903.  Di  richere"  [Be- 
sucher des  Meilschimäret]  gö"  i"  die  erste"  Gasthof... 
u-'ere"d  dem  die  ärmere"  ei"fach  in  e"  Chellerwirtschaft 
oder  in  es  Ghüechlistübli  ine"  segle"  und  dort  iri  Por- 
tion Gaffee  und  Ghüechli  versorge".  JHofst.  1865.  ,Da 
klagt  Elisi  über  den  Wetterluft  und  segelt  wiederum 
der  Laube  zu.'  Gotth.  Er  ist  vom  (ab  dem)  Baum 
(StuelJ  dbe"  g'seglet  Aa;  S;  Tu;  Z.  —  ß)  .recht  stolz 
und  aufgeputzt  einhergehen'  Ndw  (Matthys).  —  f)  dri" 
ume"  s.,  zwecklos  herumwandern  oder  schlendern  L 
(Schürmann).  \gl.ume"-s.  —  2.  tr.,  mit  Segeln  versehen. 


,Die  schiff  rüsten  und  säglen,  auffs  meer  zefaren, 
aptare  classem  velis;  gesäglete  schiff,  die  ring  darvon 
farend  von  wägen  der  säglen,  rates  velivols.'  Fris.; 
Mal.  —  Mhd.  segeln;  vgl.  auch  »igten  II.  Nach  Angaben  für 
ZStdt  gilt  für  1  a  »Igle",  für  1  b  (wie  in  den  entsprechenden 
Zssen)    segle". 

ab-:  übertr.:  a)  sich  aus  dem  Staube  machen  L 
(Ineichen).  —  b)  derb-scherzh.  für  sterben  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  L;  Scb;  UwE.;  Z.  Syn.  ab-reisen  (Bd  VI  1315), 
-schieben,  -dämpfen.  Er  ist  abg'seglet.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
I  133.   X  1,   96;   Fischer  I   67. 

abe"-:  scherzh.,  (von  einem  Baume,  Stuhle  usw.) 
herunterfallen  Aa;  B;  Sch;  Th;  Z.  Syn.  (ab-)s'edlen 
(Sp.  300;.  Er  ist  abe" g'seglet.  Gib  acht,  dass  d'  nid 
abe"seglist!  Auch:  bei  einer  Prüfung,  Wahl  durch- 
fallen Gl;  Th;  Z.  Der  Landrät  ist  mit  sinen  A"träge" 
[an  der  Landsgemeinde]  abe'g'seglet  Gl  (CStreiff). 

nber-,  über-:  untrennb.,  das  Segel  zu  hoch  heben 
(Ndw  lt  Matthys),  zu  viel  Wind  im  Segel  fassen 
(Bodensee  lt  TTobler),  so  dass  das  Schiff  umkippt. 
—   Auch  (neben  andern  Bedd.)  bei  Sanders  II   1059. 

um-:  scherzh.  für  umfallen,  von  Personen,  seltener 
von  Gegenständen  Aa;  Th;  Z.  Mach  nit,  dass-d' 
umseglist!  Mer  sind  al'i  mitenand  umg' seglet.  — 
ume°-:  a)  mit  einem  Segelschiff  herumfahren.  — 
b)  übertr.,  herumlaufen,  von  einem  Ort  zum  andern 
eilen  ScHSt.  (Sulger).  Es  seglet  umme",  wie  de"  Tafel 
im  Sterbe"t.  ebd.  —  dur^e"-:  durchfallen,  bei  einer 
Wahl  usw.  L;  Th;  Z.  Isch-me"  vorg  schlage" ,  chunnd 
i"  d-  Wal,  isch  's  D.  doch  fatal.  L  Unterh.  1891. 

Sege°  (in  W  tw.  Sego)  m.:  im  Wesentl.  wie  nhd. 
Segen.  ,üer  s.  (ein  s.  oder  glückwunsch),  eulogia, 
benedictio.'  Fris.;  Mal.  1.  a)  als  kirchliche  Handlung, 
frommer  Brauch.  In  der  katholischen  Kirche  er- 
teilt der  Priester  den  S.,  indem  er  mit  der  Hand,  dem 
Ciborium  oder  der  Monstranz,  mit  Reliquien  usw.  das 
Zeichen  des  Kreuzes  macht  oder  durch  Handauflegung. 
,[Am  Dienstag  in  der  Kreuzwoche]  singt  man  . . .  das 
regina  cceli,  so  man  in  den  kilchoff  gat,  mit  bschlies- 
sung  der  collect  und  s.'  1588,  Schw.  Spec.  von  der 
Segensandacht  am  Abend  (gew.  Rosenkranz  mit  Er- 
teilung des  Segens  vor-  und  nachher),  kath.  Schweiz. 
In'n  S.  gä".  Hina  [heute  Abend]  isch  S.  W.  S.  für 
besondere  Zwecke  (von  b  nicht  scharf  zu  sondern); 
vgl.:  ,1m  Papstum  machen  sie  under  den  Sägen  einen 
Underscheid;  etliche,  sagen  sie,  seien  böss  und  ver- 
botten  . .  .  etliche  aber  seien  nicht  nun  gut  und  er- 
laubt, sonder  auch  ein  grosser  Gottsdienst.  Und 
under  dieselben  guten  Sägen  Zeilen  sie  das  abgöttische 
Besägnen  ihrer  Clerisei  und  Priesterei,  da  sie  auss 
einem  besonderen  Aberglauben  aller  band  Sachen 
exorcisieren  und  besägnen,  als  Balsam  und  Chrisam, 
Würzen  und  Kräuter,  Holz  und  Stein,  Brot  und  Salz, 
Wasser  und  Wein,  Kerzen  und  Öl,  Gloggen  und  Pal- 
men, Küchen  und  Capellen,  Creüz  und  Fahnen  und 
Agnus  Dei  und  was  noch  mehr,  und  das  auch  mit 
gwüssen  Charactern,  Ceremonien,  Creüzen,  Sprüchen 
und  Gebätten,  da  denn  ein  jedes  diser  Dingen  hat 
seinen  eignen  und  sonderbaren  S.'  Gwerb  1646,  72  ff. 
Von  einem  h.  Kreuztag  bis  zum  andern  (3.  Mai  bis 
14.  Sept.)  sollen  die  Geistlichen  alle  Tage  ,sant  Jo- 
hannes evangelium  und  den  s.  für  das  wetter  zu  spre- 
chen nach  altem  bruch  under  der  grossen  kirchtüren 
schuldig  sin.'  1568,  UwSa.;  vgl.  Wetter-S.     Dö  nützt 


145 


Nlg.    Seg,    Slg,     SOg. 


de"  S.  Nüt,  do  muess  Mist  zuehe"!  meinte  ein  Kpass- 
vogel,  als  man  beim  Einsegnen  der  Fluren  zu  einem 
äusserst  magern  Grundstück  kam  Aa  (Jordi).  In  der 
reformierten  Kirche  spricht  der  Geistliche  am 
Schlüsse  des  Gottesdienstes  den  S.:  ,Der  Herr  segne 
euch  und  behüte  euch  [usw.]'  oder:  ,Die  Gnade  unsres 
Herrn  Jesu  Christi  [usw.].'  Ich  bi"  (/'gange"  vor  <'em 
S.  oder  vor  der  Pfar'er  de"  S.  g'seit  hat.  ,1m  Anfang 
lassen  sie  [die  ev.  Prediger]  dem  Gebätt  und  den 
Predigen  vorgehen  disen  schönen  S.:  Gnad,  Frid  und 
Barmherzigkeit  des  allmächtigen  Gottes  seie  zu  allen 
Zeiten  mit  uns  armen  Sündren.  Amen.  Und  zu  End 
der  Predig  oder  des  Gottesdiensts  sägnen  nicht  allein 
sie  das  Volk,  sonder  sie  vermaiinen  dasselbig  auch 
zu  gleichem  S.  jhe  eins  für  das  ander  mit  denen 
Worten:  Bätten  Gott  jeder  Zeit  für  ein  anderen  [usw.].' 
Gwerb  1(546,  33  f.  ,[Den  gn.  Herren  ist  zu  Ohren  ge- 
kommen] dass  by  letster  Gsellen-Machung  eines  Schry- 
ners  . . .  ärgerliche  und  gottlose  Reden  in  der  von 
einem  Basler  Schryner-Gsellen  darby  gehaltenen  so- 
genannten Predig  getriben  worden,  als  ein  hochstraf- 
bare Verkehrung  . . .  des  Segens,  der  also  lautet  (s.  v.): 
Die  Gnad  des  Kellers,  die  Gütigkeit  des  Kochs,  ja  die 
Mitwürkung  des  Becken  seye  ietz  mit  euch  und  die 
ganze  Wuchen;  wer  das  begehrt,  spreche  Amen,  und 
dem  Verlaut  nach  solche  ärgerliche  Ding  by  andern 
Handtwerken  by  dergleichen  Ceremonien  auch  üeblich 
sein  sollen.'  1680,  Z.  Bei  der  Taufe:  ,[Der  Patin] 
ganze  Seele  senkte  sich  in  den  S.  hinein,  den  der 
Herr  [Pfarrer]  über  das  Kindlein  gab.'  Gotth.  Ausser- 
halb des  kirchlichen  Gebietes.  ,Nu  fuor  er  über  des 
meres  iluot  mit  maneger  vrouwen  segene.'  UvZazik- 
hoven.  ,Der  rechte  S.,  den  alle  Eiteren  über  ihre 
Kinder  sprechen  solten,  ist  der  . . .'  Gwerb  1646. 
Vgl.  auch  unter  den  Zssen  die  zahlreichen  frommen 
Laiensegen.  , Einem  den  s.  geben'  uä.  1)  geistlich. 
Me"  het-em  de"  letst  S.  g'g'e"  oder  er  het  de"  letst  S. 
überko",  die  letzte  Ölung  ApK.  ,Der  bischof  gab  im 
[dem  Kreuzfahrer]  sinen  s.'  Stretl.  Chr.  ,[Ablass- 
krämer:]  Darmit  [mit  Heu,  in  dem  angeblich  Christus 
gelegen]  gab  ich  den  puren  den  s.  und  gabs  den  puren 
ouch  zuo  koufen.'  NMan.  —  2)  von  Laien,  zB.  beim 
Abschied.  Auch  von  Dem,  der  sich  entfernt:  ,[Graf 
Heinrich  zu  seiner  Tochter  Elys:]  Got  füeg  dir,  was 
dir  wol  kom,  und  gang  hinuss  und  gib  uns  dinen  s.' 
Volksb.  Ironisch;  vgl.  segnen.  ,Der  bruoder  Clera- 
munt  verleich  innen  [den  fliehenden  Heiden],  wie  sy 
für  lüftend,  ein  sollichen  s.,  dass  sy  keins  andren 
torften.'  Morgant  1530;  im  Original:  ,il  leur  livroit... 
une  teile  portion.'  ,[Räuber  zum  andern,  der  nach 
einer  Waffe  verlangt:]  Nim  grad  aus  dem  hechsten 
Hag  ein  grossen  Bängel  oder  Stab,  wie  die  Hundt- 
schlager ztragen  pflögen;  mit  dem  kanst  Eim  den  S. 
gäben,  dass  er  nit  lang  mer  schnuffen  tuot.'  Com.  Beati. 
In  der  folg.  Formel  steht  ,s.'  an  Stelle  von  sonstigem 
,St  Johanns-S.'  (s.d.  und  Bd  III  31),  scheint  also  eig. 
Abschiedstrunk  zu  bedeuten:  , [Der  aus  Gnade  Freige- 
sprochene wolle]  sich  bedengken  und  mit  vyl  mindern) 
nit  mer  kommen,  dann  man  im  sunst  alts  und  nüws  ze- 
sammen  schlachen,  desglychen  den  s.  und  eerwyn  mit 
einander  geben  wurde,  inmassen  er  spüren  müesste  un- 
recht getan  haben.'  1540,  Z  BB.  —  b)  als  Zauber- 
mittel. ,[Begine  Elsli  Tribzuo:]  Ouch  kan  ich  men- 
cherlei  gbet  und  segen,  daran  die  menschen  glouben 
band:  eb  man  das  rütet  us  dem  land,  so  bin  ich  tod  und 


langest  vergraben.'  NMan.  Der  Antichrist  [dh.  die 
Päpste]  habe  jetzt  und  vil  jar  bar  die  keiscr  mit 
allerlei  künstlichen  sägen  übergweltiget.'  Ansh.  ,[Die 
Schöpfung]  bracht  er  nit  mit  künsten  zwegen,  mit 
bschweeren,  noch  keim  andren  s.;  alls  macht  ers  uss 
synr  eignen  kraft.'  Ruef  1550.  .Sollend  wir  nit  ver- 
meinen, das  uns  der  Herr  Christus  [im  Vaterunser] 
etwas  besundrer  Worten  habe  leeren  wellen,  durch 
deren  kraft  und  würkung  Gott  bewegt  und  zwungen 
werde,  uns  das  zuo  verlyhen,  das  wir  begärend,  wie 
dann  die  bschwerer  und  lachssner  von  iren  sägnen 
redend,  als  ob  etwas  besunderer  kraft  in  den  selbigen 
sye,  also  das,  wenn  sy  gesprochen  oder  an  halss  ge- 
hänkt  werdend,  sy  uns  helffen  mögind.'  Gdalth.  1559. 
.Belangende  das  abergläubige  und  verbottne  Sägnen : 
Gleich  wie  der  Zauberey  sind  vil  underschidliche 
Species  oder  Gattungen,  also  hat  jede  Gattung  ihre 
bsondere  Spruch  und  Sägen  ...  Da  setzet  man  zu- 
sammen in  einen  Spruch  und  S.  bekannte  und  unbe- 
kannte, guote  und  böse  Wort,  Characteres,  Creuz, 
Zahlen,  Zeifer,  Baro  und  Büro,  Job  und  Mauso  und 
ander  dergleichen  Mischmasch  und  Teufelswerk,  dar- 
durch  man  understehet  Krankheiten,  Leibsgeprästen 
...  zu  beschweeren,  abzuwehren  oder  zu  genehren  oder 
ander  verbotten  Ding,  Buobenstück,  Abenteur  und 
Affenspiel  durch  solcherlei  zauberisches  Beschweeren, 
Sägen-  oder  Wortsprächen  anzurichten,  zu  vertreiben 
und  zutreiben.'  Gwerb  1646;  vgl.  ebd.  61  ff.,  sowie 
Anhornl674,  782  ff.  S.  auch  wür-sagen  (Sp.  417).  et)  zu 
Heilzwecken;  vgl.  Schweiz  1865,  311/8;  HZahler 
1898,  96  ff,  ferner  AfV.  (Register).  .[Ablasskrämer:] 
Wir  gesegnend  wasser,  pier,  milch,  win,  die  aönd  guot 
für  alle  presten  sin,  rüden,  eissen,  brüch,  fei  ougen, 
lüs  und  grind,  do  lerend  wir  segen,  die  guot  darfür 
sind.'  NMan.  ,Diewyl  uss  gegebnem  bericht  der  herren 
doctoren  allhie  sich  findt,  das  N.s  arznen  des  un- 
gnannten  natürliche  mittel  und  künst  sind  ...  so  mag 
[dieser]  uss  synem  büechli  die  guoten,  natürlichen 
stuck  wol  abschryben,  aber  darnach  [soll]  das  büechli, 
dar  inne  ouch  verbotten  sägen  begriffen,  verbrendt 
werden.'  1588,  Z  RM.  ,So  gesägnen  ich  alles  ditz  vee 
vor  dem  bössen  tüffel  und  syner  kraft  und  meister- 
schaft  [usw.]:  ouch  gesägen  ich  ditz  vee  mitt  dem 
zeichen  des  heilligen  f  vor  dem  keiben  und  schellmen 
[usw.],  Diser  s.  soll  sich  drümallen  sprächen  [usw.].' 
XVI./XVIL,  WG.  (AfV.).  /Darüber  N.  uns  einfaltig 
und  rundt  bekendt,  dass  zwar  syn  Mutter  einen  S. 
gelert,  das  Wildtblut  darmit  zu  bestelen  oder  zu  ver- 
tryben,  wellicher  allso  lute:  Wildblut,  ich  segne  dich, 
du  seyest  blauw  oder  grauw,  ihr  seiend  wie  ir  wöl- 
lendt,  dass  ir  weder  gnagindt  nach  strabind,  im  Namen 
Gott  des  Vatters,  Sohns  und  heiligen  Geists,  dass  es 
ein  guote  Stund  seie  wie  die,  so  unser  lieber  Herr 
Jesus  Christ  darin  geboren  ist.'  1637,  Z.  ,Als  vil  die 
Menschen  und  Vych  Zufähl  und  Geprästen  des  Leibs 
haben  können,  so  vil  sind  auch  der  Sägen  darwider 
ersinnet.  Alss  für  Augenwee  und  Zanwee,  für  Schoss- 
und  Hauptwee,  Brand  und  kalten  Brand,  für  Wurm 
und  Ungenannten,  für  Feber  und  Rohtlauff,  für  Lame 
und  Missläme,  für  Wunden  und  Blüeten,  für  Umb- 
lauff  und  Agerstenaug,  für  Raud  und  Mager,  für 
Eticken  und  Grimmen,  und  was  sonst  dem  Menschen 
kan  zufallen,  darfür  haben  abergläubige  Leut  ihre 
Spruch  und  Sägen  erfunden,  eintweder  darüber  ze 
sprächen  oder  in  einem  Papyr  anzuhenken  . . .  Und  wie 


117 


?ag,  se£.  sig,  sog,  sug 


148 


die  Menschen  und  das  Vyeh,  die  Ross,  Rinder,  Geissen. 
Schwein  und  andere  Tier  jedes  besonder  haben  ihre 
sonderbaren  Krankheiten,  Mängel  und  Leibsgeprästen. 
also  haben  die  eilenden  Leut  auch  einem  jeden  be- 
sonder, für  jedes  sein  besonder  Anliggen,  erdichtet 
und  erfunden  seine  sonderbaren  Spruch  und  Sägen. 
Also  dass  sonderbare  Sägen  hat  der  Mensch,  sonder- 
bare das  Vych.'  Gwerb  1646,  136  ff.  ,Dass  sy  [die 
Angeklagte]  Segen  spreche  und  lachssne,  nämlich  den 
Kinden  für  den  Etticken  und  Warzen  zu  vertryben.' 
1663,  Z.  ,Hier  folget  der  gerächti  S.  dem  Vehe  für 
den  bössen  Prästen.  So  sprich  im  Namen  der  Drei- 
faltigkeit, Amen:  Disses  Veich  umbgangen  ich  im 
Namen  Gottes  [usw.].  Dissers  Veich  versägnen  ich  bei 
den  4  Evangelisten  und  bei  Johanes  dem  Täoffer  ... 
Diesers  Veich  versägnen  ich  für  die  7  Brästen  [usw.]. 
Disen  S.  sprich  zum  triften  Mahl  und  sprich  das 
Evangeli  Sant  Johanes  und  beschlüss  den  Ring  und 
gang  kreuzweiss  3  mahl  durch  dass  Veich  [usw.].' 
XVIII.,  HZabler  1898,  103/4.  ,Wan  ein  Mensch  ver- 
zaubert ...  ist,  ...  so  sprich,  wie  her  nach  stehet  (es  mus 
aber  der  mensch  nakend  vor  dem  sitzen,  der  deisen 
S.  über  ihn  sprechen  tut)  und  mit  allen  beiden  Händen 
auf  dem  Kopf  anfang  zu  sprechen  [und  fahre,  während 
du  den  Segen  sprichst,  an  der  linken  und  rechten 
Seite  hinab  bis  zu  den  Pusssohlen].'  Anf.  XIX., 
ebd.  109.  S.  auch  Magen  II  (Bd  IV  101).  Segcns- 
formeln  zum  Blutstillen  (vgl.  Bluet-S.)  s.  Schweiz  1865, 
313/4;  AfV.  II  257.  III  137.  IV  323.  VI  51.  VII  47. 
48.  52.  X  103;  Aa  TB.  1900,  107,  gegen  Wundbrand 
BdV675;  Schweiz  1865,  314;  AfV.  IV  321/2.  XII  216, 
gegen  Fieber  AfV.  IV.  323.  VII  50,  gegen  den  Wurm, 
Warzen,  Pusteln  Schweiz  1865,  314/5,  AfV.  II  280. 
X  103,  ,für  die  bösen  Lüfte',  gegen  Geschwulst  und 
Hauptweh  ALüt.  544/7  (XVI.),  zur  Entfernung  von 
Fremdkörpern  aus  dem  Fleisch,  dem  Auge  AfV.  IV 
324.  XII  152/3.  Zum  Heilsegen  für  Kinder  s.  heilen  I 
(Bd  II  1145,  auch  B;  GRh.;  Sch;  Th);  Regen  (Bd  VI 
726);  siben  (Sp.  54)  und  vgl.  GZür.  1902,  16.  —  ß)  .ge- 
froren' zu  machen;  vgl.  Bd  I  1314  und  Wund-S.  ,Für 
das  houwen  und  stechen  könn  er  nüt  anders  dann  ein 
s.,  so  in  N.  giert,  und  müesse  in  einer  an  einem  fritag 
sprechen  und  also  sagen :  Hütt  ists  fritag,  morn  ist 
der  ander  tag,  das  gott  der  sun  an  sin  heilig  krüz 
bunden  ward,  do  sine  wunden  Aussen,  die  kleinen  und 
die  grossen,  und  im  so  hert  wurden  geschlagen  und 
gestossen;  in  dem  namen  wil  ich  ufstan,  der  selb 
wölls  mit  mir  han  und  wöll  mich  bhüeten  vor  allen 
waffen  und  ysen,  das  sy  mich  nit  mögen  wäder  houwen, 
noch  schnyden,  noch  stächen  und  mir  kein  falsche 
zung  den  s.  mög  brächen,  und  darzuo  müesse  einer 
5  vatter  unser,  5  ave  maria  und  5  glouben  in  sin 
lyden  sprechen,  und  das  all  frytag.'  1552,  B  Turmb. 
,Diser  s.  dheinen  schirmen  möge,  wann  er  den  hader 
und  krieg  anfache.'  ebd.  ,0  König  der  Eern,  konie 
mit  dinem  Friden  und  sägne  mich  und  all  meinGutt... 
Ich  beschweren  Stachel  und  Eissen  und  alle  Schwan- 
kungen bei  dem  Schöbffer  aller  Dingen  ohne  das  mine, 
es  sei  dan,  dass  es  mit  Gewalt  komme  aus  meiner 
Hand  in  ein  andere,  so  muss  es  auch  in  disem  S.  sein. 
Nun  bitten  ich  Gott  den  Allmächtigen,  dass  ich  so 
wohl  gesägnet  sei  als  die  Stund,  da  Kristus  gebohren 
war  . . .  Amen.'  XV1IL,  AAGont;  s.  Aa  TB.  1900, 104  «f. 
Vgl.  bes.  noch  Gwerb  1646,  112  ff.,  sowie  AfV.  II  267. 
IV  325 ff.  340/1.  VII  52.  —  y)  gegen  Diebstahl.    ,Ein 


S.,  wan  einer  das  Sienig  verbahnen  will,  bewahren 
kan,  dass  ihm  kein  Dieb  nicht  stallen  noch  hinwäg 
tregen  kan,  so  sprich  vor  diner  Hausstüren  alle  Montag 
solcher  S.:  Ich  verbahnen  al  mein  Hab  und  Gut  durch 
alle  heiligen  götlichen  Wort  und  Wärk  vor  allen 
Dieben  ...  Zu  disem  heilligen  S.  verleihe  mir  Gott 
ein  glückhaftige  Stund  Dag  und  Nacht,  dass  mir  kein 
Dieb  von  minem  Gut  nicht  hinwegtragen  mag,  und 
muss  durch  disse  göttliche  Wort  alda  bleiben  stahn 
so  lang,  bis  ich  selber  zu  ihm  trit  und  ich  heis  ihn 
ins  Teufels  Nammen  hinwäg  gehen.  In  Nammen 
Gottes  [usw.].'  XVIII.,  AAGont.  (Aa  TB.  1900,  99  f.). 
,Das  dir  kein  Dieb  kein  Ding  aus  deinem  Wählt  kan 
und  mag  trägen.  Wenn  er  schon  ein  Bürdi  gemacht 
hätte,  dass  er  nit  köne  dan  drei  Schrit,  wan  du  dissen 
Seegen  spricht,  so  hat  es  24  Stund  Zeit.  Sprich  also 
in  Gottes  Namen:  Maria  in  der  Kindeli  [!]  lag...  der 
Dieb  muss  stil  stahn  als  ein  Stock  und  muss  mir 
zellen  alle  Stämen,  die  am  Himmel  stan  ...  so  stände 
er  mir  still  zu  einem  Pfand,  bis  ich  komme  [usw.]' 
BLütz.  (alte  Aufzeichnung);  s.  AfV.  VII  53.  ,Ein  ge- 
wüssen  S.  und  Bund  von  der  Muoter  Gottes  für  be- 
stellen für  Dieben  in  Hauss,  Wiesen,  Garten,  Holz, 
Fäld  bei  Tag  und  Nacht  für  Leib  und  Laben  [usw.].' 
ALüt.  542/4  (LWill.).  Vgl.  noch  AfV.  II  265  ff.  — 
8)  zum  Öffnen  von  Schlössern:  ,Das  man  kein  schlos 
uff  getuon  möge,  denn  mit  schlüsslen,  weder  mit  s.  noch 
mit  gespenst.'  Künstb.  1474.  —  e)  zum  Löschen  einer 
Feuersbrunst.  N.,  ein  frommer  Priester  (f  1793)  soll 
nach  dem  Volksmund  durch  seinen  S.  mit  den  Hän- 
den eine  Feuersbrunst  in  SEtzikon  gestillt  haben. 
LRSchmidlin  1895.  Vgl.  auch  Fürs-Brunst  (Bd  V  750), 
ferner  JJFrickart  1846,  167;  Aa  TB.  1900,  107;  AfV. 
XII  226/7.  —  O  gegen  das  Bellen  und  Bei s sen  eines 
Hundes:  ,So  denne  haben  böse  Leut  sonderbare  Wörter 
und  Sägen  erdacht,  dardurch  den  Hunden  ihren  Mund 
zu  stopfen,  dass  sie  weder  ballen  noch  beissen  können, 
damit  sie  also  ungehinderet  ihre  Diebstück  ins  Werk 
setzen  können.'  Gwerb  1646.  Weitre  Segensformeln, 
so  zum  Liebeszauber  s.  AfV.  VIII  65.  XII  227,  für 
sichre  Reise  ebd.  III  138.  IV  324  ff,  zum  Verkauf 
eines  Stückes  Vieh  ebd.  XII  226,  für  sichern  Schuss, 
einer  Sense  die  Schärfe  zu  nehmen  Aa  TB.  1900,  102/3. 
—  c)  geschriebener  S.,  als  Amulet  getragen;  vgl. 
Sp.  446.  ,[Bei  der  Einschiffung  für  die  Pilgerfahrt  nach 
Jerusalem  musste]  sich  jetlicher  anderswert  bekleiden 
nach  heidischem  sitten  und  müesst  jetlicher  han  einen 
s.  mit  roten  erützen.'  HScbürpf  1497.  ,[Die  am  Jetzer- 
handel beteiligten  Mönche  schwören  sich  zu]  keiner  vom 
andren  zewichen  und  ouch  von  der  sach  in  keinen  weg, 
weder  durch  eid  noch  marter,  nütset  zuo  verjähen  ... 
Und  ubern  eid  so  machet  der  suppriol  einen  s.  und 
beschwerung,  dass  si  nütset  verjähen  möchtid,  diewil 
si  den  s.  bi  inen  trüegid.'  Ansh.;  s.  auch  ebd.  III  145. 
,Es  waren  [im  babstuom]  alle  winkel  und  Strassen  ... 
vol  wunderzeichen,  gnad,  aplas,  opfer;  vol  segen,  ge- 
segnet palmen,  kerzen,  salz,  brot,  fiaden,  wasser  und 
win.'  ebd.  .Sonderlich  haben  sie  [die  Päpstler]  einen 
General-  oder  allgemeinen  S.  für  allerlei  Uniähl  und 
Zufähl,  so  dem  Menschen  an  Seel  und  Leib  begegnen 
möchten,  erfunden  ...  Diser  S.  wirt  getruckt  auff  ein 
schmal  ablang  Papeirlein  und  auff  das  genäwist  ge- 
wickelt zusammen  und  vernäet  in  Taffet  oder  Seiden 
oder  eingeschlossen  in  ein  silberin  oder  guldin  Ge- 
häusslin    und   von   den   guoten,   einfalten  Leuten   als 


449 


Sag,  seg 


sog-,  sug 


ein  sonder  kostlich  Kleinot  für  allerlei  Unglück  und 
Zufähl  gehenkt  an  ihre  Hüls.'  Gwerb  1646.  Ein  sol- 
cher S.  als  Heilmittel  gegen  Zahnschmerzen,  ebd. 
146/7.  —  2.  der  S.  Gottes  (Christi)  und  der  Heiligen; 
auch  .der  heilige  S.'  ,Iez  empfilil  ich  mi  in  de  heilig 
S.,  wo  Christus  über  die  ganze  Welt  hat  gehen',  aus 
einein  Nacht-S.  (s.  d.)  L;  eine  daran  anklingende 
Stelle  in  einem  W  Segen  aus  dem  Anf.  XVI.  (AfV. 
IV  341).  ,Nu  gisegine  mich  daz  her  cruce,  vor  mir 
si  der  gotis  segin,  mit  deine  seibin  segine,  da  mite 
dir  almehti  got  was  giseginot,  do  er  vuor  zihimile.' 
XII.,  Wack.  1876.  ,Gott  wolts  nit  als  vertragen  [was 
,Beels  pfaft'en'  taten],  es  war  nit  sin  heiiger  s.,  vil 
mer  ein  nialedy.'  BGlett.  ,Sein  Fraw  gab  ihm  durch 
Gottes  Seegen  vast  alle  Jahr  ein  Kindt.'  1643,  /.  .Ist 
der  Tisch  gerüst  zum  essen,  so  werde  des  Gebätts 
zum  Herren  nicht  vergessen:  die  Augen,  Herz  und 
Hand  erhebe  übersieh  und  um  den  S.  sein  demütig 
ihn  ansprich.'  Z  Neuj.  St.  1645.  ,Wo  des  Teufels  S. 
ist,  da  hat  Gottes  S.  kein  Platz.'  Gwerb  1646.  .An 
Gottes  S.  ist  alles  gelegen,  benedictio  domini  ditat.' 
Hosp.  ,Der  Seeger,  den  Gott  tat,  da  er  den  ersten 
Menschen  erschaffen  hat,  der  gehe  über  uns  Alle  [und] 
mich  allezeit,  der  Seegen,  den  Gott  tat,  da  er  in 
Traum  befohlen  hat,  dass  Joseph  und  Maria  mit  Jo- 
sua  [!]  in  Egipten  fliehen  solten,  der  gehe  über  mich 
allezeit  ...  ich  gehe  durch  das  Vatterland  frei,  da 
keiner  wird  beraubt,  tod  geschlagen  . . .'  AAÜLunkh. 
(ältere  Quelle).  ,Eine  Versicherung  vor  das  Schiessen, 
Hauen  und  Stechen  [Titel]  ...  So  segne  mich  heut 
das  heulige  Creuz  Christi  vor  allerlei  Waffen  ...  Nun 
segne  mich  die  heilige  Jungfrau,  sei  mir  gut  wieder  alle 
Wiederwärdigkeit;  nun  segne  mich  der  S.  des  heiligen 
Propheten  Mosen  und  Patriarchen  und  segne  mich  heit 
und  allezeit  der  gewaltige  Gott  Vater,  Sohn  und  heilige 
Geist.  Amen.'  ebd.  Formelhaft:  ,Uss  dem  S.  Gottes 
(des  Herrn).'  .Nach  dem  ich  verschinen  Sontags  [28. 
Jan.]  mit  etlichen  mynen  Amptlüten  zu  Flach  ... 
inn  der  Pfarrkilchen  nach  gehaltner  Predig  die  nüw- 
erwelten  Egaummer,  Wirt-  und  Stubenknecht  vor  einer 
ganzen  christenlichen  Gmeind  beeidiget  und  nach  ver- 
riehtem  Werk  inn  Undervogts  X.s  Huss  alda  kehrt,  da- 
selbsten  mit  einanderen  ein  Imbismahl  ussem  S.  Gottes 
genossen  ...'  1627,  Z  (Bericht  des  Vogtes).  Dass  die 
Bewohner  der  Gemeinde  bei  Aufrichtung  des  frühem 
Einzugbriefes  ,nach  kein  Gmeindgut  hatten,  hergegen 
aber  anjetzo  uss  dem  S.  des  Herren  ein  in  die  3000  fl. 
sich  belaufendes  Gmeindgut  besitzen.'  1711,  ZAnd. 
(Eingabe  des  Landvogtes  JRHess).  In  Glückwünschen. 
Ich  wö"sch-i  [euch]  Glück  ond  <len  hälig  8.!  zu  einem 
von  der  Trauung  aus  der  Kirche  kommenden  Paare 
Arl.  ,N.  wünsch  ich  Gottes  gnadreichen  S.  und  alle 
Wohlfahrt  zu  Seel  und  Leib.'  Gwerb  1646  (Vorrede). 
So  auch  im  Neujahrswunsch.  I'h  u-üiitsch-i  aueh  e" 
gnets  (glückhaftigs)  neus  Jör  (und)  das'-er  no'*  vili 
Jör  mögi"d  erlebe"  i"  gueter  G'sundhcit  und  (mit)  Gottes 
S.  (od.  mit  Gottes  Hülf  und  G.  S)  Tb;  Z;  ähnlich 
BLütz.  (Bärnd.  1904,  601).  S.  auch  freuden-rlch  (Bd 
VI  162).  Oft  in  Hausinschriften;  s.  Suterm.  1860  (bes. 
S.  13/20)  und  Aa  TB.  1900,  110 ff.  ,l)er  göttliche  S. 
erfülle  das  Haus  und  die  da  gehen  ein  und  aus.' 
Waxder.  ,Üer  göttliche  S.  vermehre  das  Haus,  ver- 
treibe, was  schädlich,  zur  Tür  hinaus.'  1705,  ZRuss. 
,Gott  wolle  dieses  Haus  beglücken,  sein  Hülf  und  rei- 
chen S.  schicken'  ZStall.  ,Ach,  grosser  Got,  las  deinen 
8ohweiz.  Idiotikon  VII. 


S.  fliessei;  in  dies  Haus  wie  der  Ragen,  mit  Wein  und 
Korn  und  allerlei  Gedreit  für  meine  Not  und  Nutz- 
barkeit', an  einem  Tennstor  BGampelen.  ,0  Her  Got, 
dieses  Haus  bewar  vor  Feuer  und  Brand  und  aler 
Gefar;  schüt  auch  deinen  S.  aus  über  Alle,  die  da 
gehen  ein  und  aus.'  17:S7,  ebd.  Auf  einer  Geldtruhe: 
,0  grosser  Gott,  gib  dinen  S.  zu  Dem,  was  man  in 
mich  wird  legen.'  1702,  Z.  Wie  tw.  schon  im  Vor., 
von  den  Wirkungen  des  göttlichen  Segens,  Glück, 
Gedeihen  (bes.  in  materieller  Hinsicht),  auch  konkr. 
von  den  äussern  Zeichen  des  Gedeihens;  vgl.:  ,Der 
S.,  darmit  Gott  seine  Creaturen  sägnet,  ist  zweierlei, 
nämlich  ein  geistlicher  S.  und  ein  leiblicher  S.'  Gwerb 
1646.  Zum  Bänkli  vor  dem  Huisli  dent  d'  Glogc/e"  us 
dem  Tal,  de""  bette' -mer  um  <'e»  S.  fir's  Huis  und  fir 
"e"  Stall  Uw  (,Des  Wildmanns  Gruss').  Wenn-der-is 
[ihr  uns]  wän<<  kei"  Mel  ge",  so  muess-ech  der  lieb 
Herr  Gott  der  S.  nc"  SFlühen  (Lied  der  zu  Mittfasten 
bettelnden  Kinder).  Die  Alten  sagten,  me"  mües'  ante- 
Mendig  am  Morge"  nüd  wüsche",  me"  tüeg  de"  S-en 
use"tvüsche"  ZRuss.  Es  lit  (ist)  kei(n)  S.  dri(n)  (debi), 
von  unrecht  erworbenem  Gute,  von  Essen,  das  nicht 
sättigt  (weil  man  vorher  nicht  gebetet  hat),  auch  von 
einer  Arbeit,  die  nicht  glücken  oder  rücken  will,  wohl 
allg.;  s.  auch  KSteiger  1839,  120/1.  ,'s  ist  kein  S.  in 
Dem,  was  man  in  den  Neid  hinein  isst.'  Sulger.  ,Es 
ist  kein  S.  in  ihm,  er  ist  unersättlich.'  ebd.;  nach('?): 
,Es  ist  kein  S.  bei  ihm,  inexplebile  est  dolium.'  Hosr. 
Zu  dem  Volksglauben,  dass  Gott  Einen  nach  dem 
Tischgebet  von  Weniger  satt  weiden  lasse,  als  sonst 
erforderlich  wäre,  vgl.  JJFrickart  1846,  163/4.  S.  noch 
Rogen  (Bd  VI  759).  Er  hed  e"  grosse"  S.  dri",  ,es 
gibt  ihm  wohl  aus'  Nnw  (Matthys).  Er  hed  e"keia  S., 
hat  kein  Glück,  besitzt  wenig,  wird  nie  satt.  ebd.  Ei- 
ltet en  guete"  S.,  er  het  g'ad  ka'n  S.  mer,  von  Einem, 
dem  Alles  glückt  bzw.  misslingt  ApLb.  Die  häd  de" 
S.,  von  Einer,  die  ausserehlich  geboren  hat  ZS.  ,]>u 
[Basel]  hättest  wenig  S.,  wenn  Plurs  nicht  war  er- 
legen.' Sprww.  1824;  erst  nach  der  Zerstörung  von 
PI.  im  J.  1618  s'oll  das  Seidengewerbe  in  Basel  auf- 
gekommen sein.  Spec.  vom  Erntesegen.  So  in  Bauern- 
regeln; s.  (Aberellen-,  CharfrUag-)Ecgen  (Bd  VI  725. 
726.  728).  ,Nach  Schnee  und  Regen  kommt  wenig  S.' 
BKöhig  1706.  Da'  ist  en  S.  (Gottes)!  Tb;  auch  iron. 
von  geringem  Ertrag.  Im  gleichen  S.:  Da'  ist  (iez) 
der  ganz  S.!  zB.  vom  Ertrag  eines  Grundstücks,  Obst- 
baumes, ebd.  Eür  hat  's  im  ganze"  Stuck  en  Chübel 
voll  Trübe"  g'ge":  en  schone''  S.!  ebd. 

Alul.  »i-i/nn,  nihil,  ».■■■./en,  kircliliehes  Lelinw.  ans  ]at.  .</.,««,«, 
eig.  das  Zeichen  des  Kreuzes;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  100  ff.  In 
der  Z  Bibel  1525/31  ist  Luthers  .Segen'  auffälliger  Weise 
fast  immer  durch  audre  Ausdrücke  (.glücklicher  wünsch, 
glück  und  heil,  gaab,  hescherung')  wiedergegeben:  s.  HByland 
1903,  62.  Unklar  ist  der  Sinn  des  W.  in  folgender  Stelle: 
,| Nachtbub  zu  dem  nicht  öffnenden  Mädchen:] ...  witers  wünsch 
i  dir  a  Kuh  zNacht  und  a  Stier  zMorgen,  und  'las-  Qber 
dich  eine  lebendige  Decke  trole,  wenn  es  din  Willen  ist; 
witers  wünsch  dir  der  S.  von  Biglen  und  a  K rat i.  voll  — 
Haseluuss.'  Nachtspruch  (B);  nach  einer  AvRütte  mitge- 
teilten, hier  aber  kaum  passenden  Vermutung  wäre  Kinem 
den  S.  von  Biglen  wünschen'  =  das  Zuchthaus  wünschen; 
BBiglen  habe  im  XVIII.  in  sehr  schlechtem  Rufe  gestanden 
und  es  seien  immer  eine  Anzahl  Leute  von  dort  im  Zucht- 
haus zu  Bern  gewesen,  wo  es  lange  •lalire  sugar  ,  m,  n  rc-n  n 
, Karren  von  Biglen'  gegeben  habe  (die  wegen  leichterer  Vei 
gehen  Eingesperrten  hatten  nämlich  die  Strassi-nreinigung  ■/» 
besorgen).     .Segenreich',   Familienn.  IhUntersee. 


IM 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


Abe°d-:  a)  Abendgebet,  -andacht.  ,Vor  dem 
Schlafengehen  ward  in  vielen  evangelischen  Häusern 
noch  der  sog.  A.  gelesen'  Th  f.  ,Die  Morgen-  und 
Abendandachten  sind  häufig  nicht  anders  als  wie  Ver- 
wahrungsformeln  angesehen.  Die  Benennung  Morgen- 
und  Abendsegen  unterhält  solche  Begriffe;  oder  viel- 
leicht ist  diese  Benennung  selbst  eine  Folge  aber- 
gläubiger Vorstellungen  vom  Zwecke  des  Gebetes  und 
dessen  Wirkung...'  JJFrickart  1846, 163.  Der  Stocker 
bettet  de"  Ö.,  eb  [ehe]-cr  göd  gi"  Streui  stele".  Ap  VL. 
1903.  —  h)  =  Ä.-Bueffb  (ßd  VI  684).  Syn.  Alp-,  St 
Johanns-S.  ,  Als  St  Jost  als  Wallfahrtsort  und  grosses 
Weideland  noch  mehr  Bedeutung  hatte,  musste  nach 
altem  Brauche  der  Waldbruder  einen  A.  ausrufen  [bis 
1844];  jeden  Abend  im  Sommer  rief  er  ein  Ave  Maria 
oder  sonst  einen  frommen  Abendwunsch  durch  ein 
Schallrohr  ...  Der  Schluss  war  gewöhnlich:  Walt 
Gott  und  Maria  üsi  herzliebi  Frau!'  Zg;  vgl.  Af V.  I 
240.  II  252.  —  Schon  mhd.;  vgl.  auch  Fischer  I  13;  Martin- 
Lienh.  II  336. 

Agathe"-:  Segen  gegen  das  Feuer;  vgl.  Bd  I  125. 
zur  Sache  auch  Segen  Ibs  (Sp.  448).  Wenn  's  e'möle" 
'brunne"  hat,  so  isch-er  [der  Pfarrer  und  Jesuit  zu 
AaWöIA.]  drümöl  z'ringsume"  wie  wüetig  um  's  Hüs 
g'loffe",  bäten  A.  herg'seit,  und  dö  isch  denn  sei''  Für 
nuch  einist  cherze"grad  i"  d'  Höchi  g'stige"  und  dernö'h 
ei"smöls  abg'lösche".  Rochh.  1856. 

Auge"-:  Segen  gegen  Augenkrankheiten.  ,Für  ein 
jeden  Zufahl  [der  Augen]  weisst  man  sein  eignen 
Sägen  zu  gebrauchen  ...  Ein  Weib  mit  eim  dergleichen 
A.,  der  in  Papjr  verzeichnet  war...'  Gwerb  1646. 
,Wunden-  und  Augensägen  gebrauchen.'  ebd.  —  Auch 
schon  mhd. 

Alp-,  auch  Alpe«-:  \.  =  Äbend-Bueffb  (Bd  VI  684). 
,üer  A.  wird  vom  jeweiligen  Alpensenn  jeden  Abend 
ins  Tal  hinabgerufen,  und  zwar  von  Alpe  zu  Alpe. 
Wenn  einmal  dieser  A.  nicht  gerufen  würde,  so  kann 
man  annehmen,  dass  der  Alpensenn  krank  geworden 
oder  verunglückt  ist,  und  die  Nachbarn  gehen  dann  auf 
die  Alp,  um  nachzuforschen,  aus  welchem  Grunde  der 
A.  unterblieb.'  OStoll  1909  (GS.).  Wie  das  Wisiglöggli 
stillnet,  leit-er  [der  Senn]  d"  Hand  a"  's  Mül  und  bettet 
über  d'  Weid  der  Alpe"sege":  Ave  Maria...  Lienert 
1896  ('s  Mirli212).  Die  älteste  Aufzeichnung  eines 
A-s  von  den  Alpen  am  Pilatus  (nach  FAnd.  1898,705 
und  FrStirnimann  1900,  45  noch  heute  gesungen,  spec. 
auf  der  Bründlenalp)  bei  Capeller  1767;  wieder  abge- 
druckt Schweiz  1864,  488;  Rochh.  1856  I  327;  WSenn 
1870,  278/9;  LTobler  VL.  I  198/9;  JSA.  32,  206.  Auf- 
zeichnungen anderer  Alpsegen  oder  Erwähnung  sol- 
cher aus  neuerer  und  neuester  Zeit  s.  ALüt.  248  (für 
Obw);  Schweiz  1864,  488  (GO.);  JSA.  IV  und  darnach 
ATobler  1890,  55/7  (Alp  Lasa  in  GSa.);  WSenn  1870, 
279  f.  (GSaL.);  DJecklin  1878,  58/9  (GVättis);  LTobler 
VL.  I  197/8  (GSa.);  FAnd.  1898,  705  ff.  (GO.;  U); 
Schweiz  1899,  509.  535/6  mit  Bild  (Urnerboden); 
Schweiz.  Musik-Ztg  1902,  42.  49  (OßwFrutt);  GBaumb. 
1903,  159  (GRh.,0.);  Badener  Volksblatt  1907,  No  42 
(OBwFrutt);  W  Sagen  2 1  117  (Evangelium  Johannis; 
vgl.  dazu  St  Johanns-S.  und  FGStebler  1901,  6);  AfV. 
I  240  (Alp  Furggelen  in  Scuw).  V  125/6  (Urnerboden); 
OStoll  1909,  83/4.  —  2.  Alpertrag  Gr  (FAnd.  1898, 
485).     Syn.  Alping  (Bd  I  196). 

1   nur  Schweiz.     Inwieweit  aher  das  W.   wirklich   volks- 


tümlich ist,  lässt  sich  den  vorliegenden  Zeugnissen  nicht 
entnehmen;  vgl.   die  Synn.  unter  Mend-Rueff. 

Uli-:  Unheil.  ,Das  zu  lange  kochende  Wasser  koche 
den  U.  ins  Haus'  BStdt  (Dan.).  —  Erden-:  irdisches 
Glück.  ,Frid  von  ussen,  Ruh  von  innen,  gesunde 
Glieder  und  gutte  Sinnen,  Himmelsfreud  und  E.  wün- 
schen ich  allwegen'  BG.  (Hausinschrift).  —  Vih-. 
,Der  Viehs,  besteht  nocli  in  den  meisten  Gegenden. 
Wird  nämlich  das  Vieh  im  Frühjahr  zum  ersten  Mal 
auf  die  Weide  gelassen,  nimmt  der  Bauer  im  Stalle 
eine  ähnliche  Segnung  vor,  wie  ehemals  beim  Pflug- 
segen [s.  d.],  unter  Anwendung  des  gleichen  Spruches 
vom  Gottessegen,  an  dem  alles  gelegen  sei.  Einzelnen 
Ortes  werden  bei  diesem  Anlasse  die  Tiere  mit  einer 
geweihten  Kerze  an  den  Laffen  gebrannt.'  GBadmb. 
1903  (G);  vgl.  Stall-S.  Margreth  Schächli  gab  fol- 
genden , Viehsegen'  an:  ,Du  Ross,  bist  du  verritten 
[usw.].'  1577,  LTurmb.  (ALüt.  544/5). 

Fluech-.  ,Zwaliren  findt  man  der  Eiteren  ... 
[welche]  ihren  Rinderen  vil  mehr  fluochen,  als  sie 
aber  sägnen  ...  Solte  es  dann  ein  Wunder  sein,  wann 
schon  Gott  der  Herr  solchen  Fl.  an  den  Rinderen 
wahr  machen  tete?'  Gwerb  1646.  —  Wohl  eine  blosse 
Augenhlickshildung. 

Gicht-:  Segen  gegen  die  Gicht.  ,[Quacksalber, 
zu  dem  der  Tod  tritt:]  O  ich  kan  mich  nimmer  regen; 
Weib,  sprich  mir  den  Gichtesägen.  Eilig,  eilig,  es  ist 
Zeit!'  GMüller  1650.  —  Gottes-  s.  (Maien-)Begen 
(Bd  VI  725.  727). 

Hüs-:  1.  Segensspruch  zum  Schutze  des  Hauses. 
,Ein  ander  [s.  Segen  Sp.  448  o.]  Haussägen,  wie  man 
einen  Dieb  banen  soll.'  XVIIL,  AAGont.  (Aa  TB.  1900, 
100).  , Katholischer  Hauss.  des  heiligen  Apostels  Ja- 
kobus', Titel  auf  einem  Foliokarton,  darunter  in  gro- 
ben Holzschnitten  die  hl.  Dreifaltigkeit  und  6  Heilige, 
dann  der  lange  Segen,  der  zB.  bei  Blitzgefahr  von 
einem  Familiengliede  vorgelesen  und  daher  auch 
Wetter- S.  genannt  wird  AaF.;  s.  AfV.  VIII  47/9. 
An  den  Haustüren  ist  ,ein  gedruckter  Zedel  in  Pla- 
catsform  angenagelt  mit  der  Aufschrift:  Geistlicher 
Haus-Segen.'  GLHartm.  1817  (GaL.).  Im  ZW1.  ein  an 
einer  Zimmertüre  aufgehängter  Papierbogen,  auf  dem 
in  der  Mitte  ein  grosses  Herz  und  drum  herum  viele 
kleine  Herzen  abgebildet  sind,  jedes  mit  einem  Bibel- 
spruch. In  Ap;  Th;  Z  und  weiterhin  übh.  ein  (gew. 
eingerahmt  in  der  Wohnstube  aufgehängter)  frommer 
Wandspruch.  —  2.  Heil,  Glück  des  Hauses.  Der  H. 
hed  vier  Stuck:  e"  gnädige"  Gott,  e"  g'snnde"  Lib,  es 
fromms  Wib  und  e"  selige"  Tod  L  (lueichen).  —  Auch 
bei  Schm.  2  II   238;   Gr.  WB.  IV  2,   689. 

St  Johann(i)s-:  1.  =  Abend- Rueff  b  (Bd  VI  684), 
dessen  Inhalt  der  Anfang  des  Ev.  Job.  bildete  WG. 
(Am-Herd);  s.  Bd  III  30/1.  De"  St  Johannsege"  bette", 
den  Alpsegen  sprechen  (Pfr  Iselin).  —  2.  Johannis- 
SchwE.,  in  der  ä.  Spr.  gew.  ,St  Johan(n)s-',  auch  ,St 
Johansen-'  (bei  AKornhotfer  1656  Samethansa-),  in  Er- 
innerung an  den  Ev.  Johannes  gesegneter  Wein;  ehedem 
bes.  zum  Abschied  getrunken,  daher  auch  Scheidetrunk 
übh.  S.  Bd  III  31/2,  wo  bereits  zahlreiche  Belege; 
dazu  die  folg.  Nachträge.  ,Ist  das  brot  der  lychnam, 
der  für  uns  hinggeben  wirt  [wie  Egg  behauptet],  so 
ist  ie  das  brot  für  uns  gekrüzget.  Daran  sich  er- 
ttndt,  dass  es  ein  anderverständige  red  ist,  als  so  man 
spricht:  Das  ist  Sant  Johanns  s.,  und  ist  aber  nit  der 
segen  Johannis,  sunder  ein  vermanung  und  ernüwrung 


453 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


454 


dess,  dass  Johannes  also  von  Gott  bewart  und  gsegnet 
was,  dass  im  die  Vergiftung  nüt  schuod.  Also  ist  das 
brot  ...  ein  vennanung  [usw.].'  Zwingli.  Als  Abgabe: 
,Und  bott  G.  dem  C.  sin  guot  zuo  Kempten  umb  800 
guldin  und  seitti,  wie  daz  er  ein  hüpscb  fryg  guot 
geben  wölt  ...  und  seiti,  es  giengi  nütz  darab,  dann 
ein  köpf  win  Sant  Johans  s.,  und  von  lechen  babi  er 
nütz  gehört  sagen,  und  syge  der  merkt  beschechen  ... 
nach  dem  merkt  seitte  G.,  es  wäry  lechen...'  1525, 
ZGreif.  ,St  J.  s.  trinken.'  ,Got  der  muss  der  ewern 
phlegen!  Trinkt  hin  Sant  Johansen  s.!  ...  Des  dank- 
tens  im  mit  herzen  gir  und  schieden  von  enander  do.' 
Ring.  ,Aber  1  Jukart  ze  dien  Tachslücher,  stosset 
an  die  Glatt,  ze  der  andern  siten  an  Hans  ßertschiner, 
ze  der  tritten  siten  an  dem  Feltmor,  der  nie  gnuog 
mocht  Sant  Johans  s.  getrinken  [!].'  Auf.  XV.,  Z  Gross- 
münsterurb.  ,üo  nu  die  mess  [für  den  am  Kreuzzuge 
teilnehmenden  Willi,  von  Stretlingen]  us  was,  do  trank 
er  Sant  Johanns  s.  und  enprieng  darnach  das  wich- 
wasser  von  dem  priester.'  Stretl.  Chr.  Entstellt:  ,Und 
öfter  mal  geschieht,  dass  unden  an  der  Stegen  noch 
Einer  trinken  will  auf  St  Johansen  Segen.'  1643,  Z. 
S.  auch  redlich  (Bd  VI  581).  .Einem  St  J.  s.  fzetrinken) 
geben,  bieten,  zuobringen'  uä.  ,N.  d[icit],  dass  er  wol 
horte  von  dem  Gödellin,  dass  er  sprach,  Bös  Heini 
hette  im  ze  essen  geben,  dass  er  sin  genuog  hette, 
und  gieng  gelich  und  leit  sich  uff  ein  bank  und  redt, 
das  man  in  nit  wol  verstuond,  was  er  redt  . . .  [Ein 
Anderer]  seit  ouch,  dass  er  von  Hansen  G.  wol  horte, 
dass  er  sprach,  Bös  Heini  Wetlich,  der  verhit  bös- 
wicht, bette  im  Sant  Julians  s.  geben,  dass  er  vörchte, 
er  müeste  sin  sterben.'  1424,  Z  RB.  ,[Er]  weite  also 
herussgangen  syn  und  wunste  den  gesellen  ein  guot 
nacht;  da  butte  im  N.  Sant  Johanns  s.;  den  trunke 
er  und  gienge  also  zuo  der  stuben  hinuss.'  1454,  ebd. 
,[In  dem  Kloster]  hörten  wir  mess  und  gab  man  uns 
bilgem  allen  Sant  Johanns  s.  uss  dem  kelch  und  be- 
falchent  uns  Gott.'  HSchürpf  1497.  ,Als  er  von  inen 
[seinen  Zechgenossen]  wellen  gan,  wöltindt  sy  im  Sant 
Johans  s.  geben;  do  wäry  nütz  im  glass;  do  sprächy 
er:  schenkent  in,  so  kan  ich  trinken.'  1520,  ZKyb. 
,[Der  Subprior  gab  Jetzer]  zuo  guoter  nacht  zetrinken 
S.  Johans  s.,  nämlich  einen  Schlaftrunk,  darab  der 
Jätzer  halb  toll  und  schläferig  ward,  legt  in  nider, 
segnet  in  mit  wihwasser  und  schied  damit  von  im.' 
Ansh.  ,Disses  ist  bei  unss  Catholischen  ein  löblicher, 
uralter  Brauch,  wann  gute  Freund  von  einander  schei- 
den, es  seie  von  einer  Zäch  oder  Mahlzeit  oder  sonst, 
das  einer  dem  anderen  zu  einem  fründlichen  Abseheid 
noch  ein  Trunk  erbiete,  under  dem  Nahmen  St  Jo- 
hannis  Seegen,  damit  ihme  der  Trunk  wohl  bekomme, 
auch  die  gute  Freundschaft  zwüschen  ihnen,  den 
Letzenden,  desto  bas  in  Gedächtnuss  erhalten  werde. 
[Dabei  wird  gesprochen:]  Ich  will  euch  St  Johannis 
Seegen  zubringen.'  RCvs.  (Br.).  , Erwin  und  StJ.  s.', 
Willkomm-  und  Abschiedstrunk  (vgl.  Segenla  zu  Ende): 
,Als  vil  iro  und  ir  mannes  gebornen  fründen  zuo  ir 
[der  Kindbetterin]  komment  und  si  gesehent,  denen 
mag  si  wol  ze  essen  und  ze  trinken  geben,  ob  si  will. 
Aber  [Andern,  die]  sy  in  der  kindbett  gesehent,  denen 
sol  man  den  erwin  und  Sant  Johans  segen  geben  und 
da  mit  enweg  lassen  gan  und  anders  nützit  ze  essen 
noch  ze  trinken  geben.'  1422,  Z  StB.  Bildl.  wie  , Einem 
den  Segen  geben'  (Sp.  445):  ,üa  sprach  BEtter  zuo 
im:  und  werist  als  gross  als  ein  hus,  du  muost  ster- 


ben, und  sluogen  inn  also  nider  in  den  graben... 
und  als  der  W.  hört  slahens  und  enweg  gieng  und 
sprach  zuo  dem  Etter:  ä  hör  slahens,  er  hat  sin  ge- 
nuog, er  ist  tod,  wir  sollen  enweg  gan,  do  sprach  der 
Etter:  nein,  er  hat  sin  noch  nit  gnuog,  ich  muos  im 
Sant  Johans  s.  geben,  das  ich  weiss,  dass  er  tod  sye, 
und  sluog  dannocht  zwen  streich.'  1425,  Z  KB.  Cneig.: 
Voll  Blueme"chelchli  stöt  hüt  d'  Weid,  si>nl  voll  Jo- 
hannissege".  Lienert  1906. 

2  mit  Bez.  darauf,  dass  der  EvaDgelist  Johannes  ver- 
gifteten Wein,  nachdem  er  ihn  gesegnet,  ohne  Schaden  ge- 
trunken habeu  soll;  vgl.  Gr.  Myth.  8I  54;  Gr.  WB.  IV  -2. 
2333/4.  X  1,  106.  Der  Ausdr.  scheint  in  den  ä.  Quellen 
graphisch  nirgends  als  Zss.  behandelt  zu  sein.  Zur  Sache 
vgl.  auch  Stephäiu-S. 

St  Katharina-:  Segen  gegen  körperliche  Ver- 
letzung; s.  ALüt.  541/2.  —  Chriesi-  s.  Chirsen  (Bd 
III  480). 

Morge"-:  Morgengebet.  De"  M.,'s  Öbe"dbct  meng 
Hüs  scho"  lang  vergesse"  hat.  APletscher  1902  (Sch); 
s.  auch  Kust  I  (Bd  VI  1527).  Am  Morgen  beim  Aus- 
gehn  zu  sprechender  Segen:  ,M.,  welcher,  wenn  man 
über  Land  geht,  sprechen  muss,  so  alsdann  den  Men- 
schen vor  allem  Unglück  bewahret  [Titel].  Heute 
will  ich  ausgehen,  wo  auch  Gott  gegangen  ist ...  o  du 
mein  lieber  Herr  Jesu  Christ,  ich  bin  eigen  dein, 
dass  mich  kein  Hund  beiss,  kein  Wolf  beiss,  kein 
Mörder  beschleig,  behüte  mich  mein  Gott  von  dem 
jähen  Tod  . . .  dass  mir  alles  und  jede  Gewehr  und 
Waffen  so  wenig  schad  [usw.]'  AAÜLunkh.  (ältere 
Quelle);  s.  AfV.  IV  324  ff.,  wo  noch  weitere  Beispiele. 
, (Einem)  den  m.  geben',  beim  Abschied  am  Morgen. 
,Der  gast  der  gap  den  m.'  KvWürzburg.  ,Si  wand  sin 
haben  ere,  das  ir  ein  got  was  bi  gelegen.  Nu  gab  er 
ir  den  in.  und  schiet  vor  dem  tage  von  ir.'  Schälu- 
zabelb.  —  Vgl.  Lexer  I  2202;  Gr.  WB.  VI  2580;  Martiu- 
Lienh.  II  337. 

Nacht-:  Gebet  um  Schutz  für  die  Nacht  L;  s. 
ALüt.  541.  —  Blatt-:  Segen  gegen  das  Blatt  (s.  Blatt  .5 
Bd  V  181/2).  .HWalders  Frau,  so  den  Bl.  über  ein 
Kälbli  gesprochen :  Brüni,  hast  du  das  Blatt,  so  weich 
ab  der  Hoffstatt;  brich,  Blatt,  brich!  Diss  hat  sie  zu 
3  Mahlen  gesprochen  und  darzu  eine  Wid  knodet 
[vgl.  Bd  III  735/6].'  1732,  ZGlattf.  (Stillstandsprot.). 
—  Bluet-:  Segen  zum  Blutstillen;  vgl.  Segen  1  b  a. 
(Sp.  446/7).  Einer,  der  an  Nasenbluten  litt,  habe  einen 
alten  , Sägner'  kommen  lassen,  der  ,habe  seine  ge- 
wöhnliche Beschweerung  oder  Versägnungen  an  die 
Hand  genommen.  Weil  aber  der  Herr  derselben  zum 
Teil  gespottet,  zum  Teil  aber  zu  Gott  innigklich  ge- 
seuffzet,  dass  er  doch  ...  disen  Zauberer  und  Sägner 
in  seiner  Kunst  zu  Spott  und  Schanden  machen  wolle, 
haben  seine  Beschweerungen  und  Bluotsägen  nichts 
würken  und  das  Blüeten,  wie  vor  oft  geschehen,  nicht 
stillen  mögen.'  Gwerb  1646;  vgl.  ebd.  68.  ,Ain  BL: 
Christus  war  geboren,  Chr.  war  verloren,  Chr.  ward 
wieder  funden:  Jesus,  stel  mir  daz  Bluot  und  lia.il  mir 
die  Wunden,  im  Namen  Gots  Vatters...'  L  Recept- 
büchlein;  s.  ALüt.  545/6  (wo  noch  zwei  weitre  Bei- 
spiele). 

Brut-.  Die  Trauung  fand  in  früherer  Zeit  an 
der  Kirchenpforte  statt  und  in  der  Kirche  nur  die 
Einsegnung  oder  der  .Brautsegen'  BsB.  (AfV.).  — 
Schou  mhd. 

Pflueg-.    .Der  Prl.,  an  dem  neben  dem  gesamten 


Sag,  seg,  sig, 


sug 


15(1 


Hausstand  des  Bauern  auch  die  Nachbarsleute  gegen- 
seitig teilnahmen:  Wenn  es  galt,  wieder  zum  ersten 
Male  im  Jahre  zu  pflügen,  besprengte  der  Bauer 
während  des  Einspannens  im  Tenn  bei  brennender 
Weih-Kerze  mit  einem  Palmsonntagzweig  den  Pflug 
mit  Weihwasser  unter  dem  Spruche:  An  Gottes  Segen 
ist  alles  gelegen.  [Die  Übrigen]  knieten  vor  dem 
Tenn  und  beteten  fünf  Vaterunser;  war  die  Segnung 
vorgenommen,  erhielt  jedes  ein  Stück  Brot,  das  an 
Ort  und  Stelle  gegessen  wurde,  und  jetzt  fuhr  das 
Gespann  zu  Acker.'  GBaumb.  1903;  vgl.  AfV.  XI  251, 
ferner  Pflueg  (Bd  V   1245). 

Stephans  Steffis-:  gesegneter  Wein,  der  den 
Gläubigen  in  den  kath.  Kirchen  am  26.  Dez.  gereicht 
wird  als  Erinnerung  an  das  Blut  des  hl.  Stephanus, 
des  ersten  Blutzeugen.'  BWyss  1863  (S).  Guet  Nacht 
allerslts!  Nöch  Wienecht,  wenn-ic*  der  St.  'trunke"  ha", 
g'se''it-ir  mieh  de""  wider!  ebd.  —  Vgl.  St  JohannU-S.  iinl 
die  Amn.    Bd    III   32. 

Stall-.  .Es  existiert  [ausser  dem  Vih-S.;  s.  d.] 
auch  noch  ein  täglicher  Stallsegen :  Im  Sarganserland 
betet  der  richtige  Bauer,  nachdem  das  Vieh  besorgt 
ist,  das  Johannes-Evangelium,  indem  er  um  den  Stall 
herumgeht;  früher  geschah  es  laut,  jetzt  leise.'  GBaumb. 
1903.  Auch  für  GS.  bezeugt:  .Sobald  der  Knecht  den 
Melkstuhl  zur  Hand  nimmt,  sagt  er  seinen  Spruch 
laut  her,  ohne  sich  um  die  allfällige  Anwesenheit 
Fremder  irgendwie  zu  kümmern.  Alten  Knechten  ist 
diese  Sitte  derart  in  Fleisch  und  Blut  übergegangen, 
dass  sie  selbst  bei  erheblichem  Schnapsrausch  nicht 
vergessen,  den  St.  herzusagen.  Ein  solcher  in  der 
Gegend  von  Emetschwil  üblicher  Spruch  lautet  wie 
folgt:  Sunt  Wendeli  und  Saut  Fridli  händ  üch  b'hüetet, 
icie-n-ich  g'seh",  händ  erhalten  i'rsers  liebi  Veh.  Drum 
frÖHeh  i"  Gottes  Name"  will-ich  z'  welche"  wider  a"fange". 
Beim  Verlassen  des  Stalles  spricht  der  Knecht:  B'hüet 
Gott  ü"sers  liebi  Vech,  dass  -  ich  's  am  Morge"  g'sund 
wderg'seeh!  Ein  Knecht,  der  diese  Sitte  vernach- 
lässigen wollte,  würde  bei  einer  strenggläubigen  Fa- 
milie nicht  lange  im  Dienste  bleiben  können.'  OStoll 
1909.  —  Dorf-.  ,Am  Sylvester  nachts  12  Uhr  musste 
der  Nachtwächter  den  D.  hersagen,  fünf-  bis  sechsmal 
nacheinander  auf  allen  grösseren  Dorfplätzen.  Jedes 
Jahr  hatte  er  einen  anderen  Spruch;  der  Oorfschul- 
meister  fertigte  ihn  an.'  Messikommer  1909  (ZO.). 

Wund-:  Segen,  den  Körper  unverwundbar  zu 
machen;  vgl.  Segen  1  l>  ß  (Sp.  147).  .Dass  sich  menigk- 
lich  solcher  Sägen,  Wahrsagen«,  Zauberens,  Lachsnens, 
Bescbwerens,  item  Wundsegens  und  Waffenverbindens 
und  anderer  unnatürlicher,  abergläubiger  Stucken  und 
Sachen  genzlich  entzüche.'  Z  Mand.  1636.  ,Man  liset, 
dass  Einem  auff  ein  Zeit  widerfahren  seie,  dass  er  ein 
solchen  vermeinten  W.  in  einem  Papyr  verzeichnet 
am  Halss  getragen  und  sich  darauff  trotzigklich  ver- 
lassen und  mit  jedem  Nechsten  gebalget,  gerauffet 
und  gesehlagen  habe,  aber  unversehenlieh  erschlagen 
worden.'  Gwerb  1646;  an  andrer  Stelle  ,Wunden-S.' 
Ein  B'segnerbuech,  das  bloss  ,die  sieben  Wort,  Wund- 
segen für  hauen,  stechen,  gfroreu  machen  udgl.  Düfels- 
künst'  enthielt.  1676,  BGr.  (Bärnd.  190S).  , Welche  mit 
Beschweeren,  Wahrsagen,  Segnereien,  Wundsegen,  ge- 
froren und  vest  machen,  Schatz  wie  auch  Alaraunen 
graben  und  dergleichen  Betriegereien  und  in  Gottes 
Wort  verbottenen  Teufelskünsten  umgangen.'  B  Mand. 
1716.  S.  noch  ge-froren  (Bd  I  131 1);  WunO-segen-Brief 


(Bd  V  480);  wär-sagen  (Sp.  417)  und  vgl.  Sehwert- 
Brief  (Bd  V  486).  -  Vgl.  Lexer  HI  1000;  Schul.  2  II  23S. 
Wih-wasser-:  Segnung  mit  Weihwasser.  ,[Die 
vermeintliche  Maria,  nachdem  sie  Jetzer  die  Wund- 
male eingeritzt]  schied  uss  fünstrer  zel  mit  w.  von 
dannen.'  Ansh.  —  Wäspe"-:  Segen  gegen  Wespen- 
stich. ,Der  Wespen  kann  man  sich  durch  gewisse 
Segensformeln,  Wespensegen  genannt,  erwehren.  Die 
Wirksamkeit  eines  solchen  erstreckt  sich  über  sämt- 
liche Wespen  des  Grundstückes,  auf  dem  er  gesprochen 
wird;  die  Insekten  werden  durch  den  Segen  ganz  matt 
und  kraftlos.  Er  lautet  [in  THRiekenb.]:  „Wispi, 
Wespi,  vergiss  deinen  Stachel,  wie  Gott  einen  Mann 
vergisst,  der  im  Rate  sitzt  und  ein  falsches  Urteil 
spricht" ;  darauf  ein  Vaterunser.  Ein  anderer  [von  Tu 
Münchw.]:  „Wispeli,  Wespeli,  ich  banne  euch  (wird 
3  mal  gesprochen)  im  Namen  unseres  Herrn  Jesus 
Christus  von  Nazareth,  der  am  heiligen  Kreuze  für 
uns  gestorben  ist."  Nach  Sonnenuntergang  soll  man 
den  Bann  wieder  lösen,  sonst  müssen  die  Wespen  zu 
gründe  gehen.  Die  Lösung  geschieht  durch  den  glei- 
chen Segen  mit  dem  Unterschied,  dass  man  an  Stelle 
des  dreimaligen  „ich  banne  euch"  die  Worte  .ich  löse 
euch"  setzt'  AfV.  I  237/8.  Vgl.  auch  Aa  TB.  1900, 
107/8;  OStoll  1909,  89/90. 

Wetter-:  Segen  zum  Schutz  gegen  Ungewitter; 
s.  Hüs-S.  In  kathol.  Gegenden  erteilt  der  Priester 
den  W.  mit  dem  Wetter-Chrüz  vom  hl.  Kreuztag  im 
Frühling  bis  zum  hl.  Kreuztag  im  Herbst  jeweilen 
nach  der  Messe  bzw.  dem  Hochamt,  in  L  bei  der  Fron- 
leichnamsprozession (nach  JRoos  werden  in  jedem 
Hause,  an  dem  die  Prozession  vorüberkommt,  Kiänz- 
chen  von  Hahnenfussblüten,  sog.  Hänifüessi,  vor  ein 
Fenster  gehängt,  gleichsam  um  den  W.  zu  empfangen); 
s.  auch  W.-Chrüz  (Bd  111  943)  und  vgl.:  ,Die  Lau- 
rentiuskapelle  in  NDwDall.  birgt  eine  kupferne  und 
vergoldete  Wettersegen-Monstranz,  wohl  Augsburger 
Arbeit  aus  der  Mitte  XVIII.'  Uw  KD.  .Primizgarben 
oder  Wettergarben  oder  das  Geld  dafür  sollen  dem 
Leutpriester  gegeben  werden  wegen  dem  W.'  1510, 
LWangen.  Böse"  W ,  Spruch  zum  Heraufbeschwören 
eines  Unwetters  :  Häx;  Häx,  alti  Häx!  Chinde"  folge" d 
iceidUch!  Dusse"  hürt-si  uf  der  Stege",  säit  e"  böise"  W. 
Lienekt  1906.  —  Vgl.  Schm.  2  II  238. 

Zauber-.  ,Zoufersägen.'  1552,  BTurmb. —  Zand-: 
am  Hals  getragener  Segen  gegen  Zahnweh.  Gwerb 
164t;  (nur  im  Register);  vgl.  ebd.  146/7,  ferner  Schweiz 
1865,  315;  HZahler  1898^  110;  AfV.  IV  323. 

segne"  (in  FO.  sine"),  Ptc.  -et  (-ot  W  tw.,  -wtPPo.): 
im  Wesentlichen  wie  nhd.  segnen.  1.  refl.,  sich  be- 
kreuzigen. ,Da  wüste  die  Z.  fräffenlich  gegen  iro  uff 
und  erwuste  sy  by  iren  henden  und  stiesse  sy  schalk- 
barlich  hinder  sich  und  segnotte  sich  vor  iro  und 
rette,  sy  were  besessen.'  1465,  Z  Rß.  ,Do  Karly  die 
gros  manheitten  ersaeh,  so  Rengnold  und  sine  bruoder 
begiengend,  do  sägnet  er  sich  von  wunder.'  Haimonsk. 
1531.  .I1"  redte  er  zuo  iren:  Elsi,  far  für,  es  ist  der 
lybhaftig  tüfel,  das  uns  nüt  gescheche,  und  segne 
dich  ...  Do  hab  sy  sich  gesegnet  und  syge  fürgfaren.' 
1539,  ZRB.  ,Wir  segnen  uns  billich  mit  henden  und 
füessen  für  solchem  tüfels  spil.'  XVI.,  GHdschr.  S.  auch 
Sp.  347.  Übh.  den  Schutz  Gottes  für  sich  anrufen. 
,Diewyl  die  guoten  engel  gar  sälten  den  menschen 
ersehynend  . . .  so  sollend  wir  uns,  wenn  wir  ufstond 


457 


Niir,  seg.  sig,  sog,  sug 


458 


und  schlaaffen  gond,  dester  flyssiger  s.,  das  ist,  in 
Gottes  gnedigen  schütz  und  schirm  trüwlich  beleihen.' 
L La v.  1569.  ,Syn  Frow  sige  mit  dar  B.  [angeblichen 
Hexe]  uss  der  Killchen  gangen,  liabe  syn  Frow  ein  nüwe 
Jüppen  anghan;  daruffdie  B.  gfragt,  ob  sy  die  Jüppen 
hie  habe  lassen  machen,  hiemit  sy  daby  gestreichlet, 
und  so  balld  sy  heimbd  kommen,  seige  ihro  mechtig 
weh  im  Ruggen  worden  und  grossen  Schmerzen  ghan, 
habe  Ostertouff  trunken  und  sich  gesegnet,  daruff 
wider  gesund  worden.'  1610,  Z.  —  2.  entspr.  Segen  1. 
,S.,  mit  worten  guots  wünschen,  benedicere.'  Mal.  ,S., 
guots  wünschen,  bene  precari.'  Hosr.  a)  als  priester- 
liehe  Handlung,  allg.  Bes.  in  der  kath.  Kirche,  auch 
mit  Bez.  auf  leblose  Gegenstände;  vgl.  dazu  Wiltners, 
Lehrbuch  der  Religion  B1V  937  ff.  ,Da  er  [Luther] 
spricht:  „Wir  müssen  das  brot  nemen  und  segnen", 
sieht  er  hinder  sich,  und  will  aber  gsehen  syn,  er 
hab  die  band  an  der  geizen;  darum  macht  er  ouch 
krumm  furchen  im  acker  gottes.  „Segnen"  redend  die 
päpstler;  von  denen  entlehnet«  Luther,  so  doch  Mat- 
thäus, Lucas  und  Paulus  EÜxapictr(oas  haben,  das  ist 
„dank  geseit"  oder  „Gott  gelobet."  Allein  Marcus  hat 
eüXoyrjaas;  welches  wort  aber  wir  vorhat  gnuog  an- 
zeigt habend  „danksagen"  heissen,  nit  „segnen",  als 
die  alten  wyber  den  ungenamten  segnend  und  die 
pfaffeu  die  fladen.  Aber  es  dient  wol  zur  sach,  „seg- 
nen"; es  soll  vermögen,  dass  man  mit  den  worten 
einer  materi  kraft  geb,  und  dem  Luther  vermögen  den 
lychnam  Christi  ins  brot  bringen.'  Zwingli.  Das 
Osterfeuer  ,s.';  s.  Bd  I  944.  ,Man  löst  (am  heiigen 
osterabend)  alle  lichter  ab  in  der  kilchen,  schlacht 
ein  nüws  für  uff  einem  fürstein  und  gabt  mit  der 
pr[oc]ession  mitt  unangezündten  kerzen  für  das  gross 
kilchentor,  das  für  zuo  s.,  und  gat  der  kilchen  3  mal 
umb  das  für  mitt  krütz  und  fan,  darnach  procediert 
der  pfarrherr  . . .  mit  rauch  und  wichwasser,  vom 
tiüwen  für  die  kerzen  anzünden  [Y]  singend  die  schuoler. 
Darnach  facht  der  diaconus  den  osterstock  an  zuo  s.' 
1588,  Scbw.  ,Die  Kohlen  des  neuen  Feuers,  das  am 
Morgen  des  Karsamstags  angezündet  und  gesegnet 
wird,  werden  gesammelt  und  zu  Hause  aufbewahrt. 
Bevor  dann  im  Frühjahr  das  Vieh  zum  erstenmal  auf 
die  Weide  getrieben  wird,  zeichnet  man  damit  ein 
Kreuz  auf  Kopf  und  Rücken.'  FGStebler  1907  (WLö.). 
,Den  touf  s.'  ,[Die  Dielsdorfer  verlangen]  die  im  stetli 
Regensperg  selten  den  touf  und  das  für  nit  da  obnen 
im  stetli  s.  lassen,  sondern  touf  und  gesegnet  für  von 
Dielstorf  als  der  rechten  pfarrkilchen  hinuf  tragen.' 
1502,  Z.  ,Am  heil,  pfingstabend  ...  segnet  man  den 
tauff  von  nüwem  an,  wie  am  heiigen  abend  zuo  osteren, 
mitt  der  letaney  wider  in  chor  und  das  ampt  anfallen 
cum  kyrie  paschalis.'  1588,  Schw.  Wasser  s.,  am  Drei- 
königstag (s.  Af  V.  IX  45/0),  in  Gl  ausserdem  am  Grün- 
donnerstag und  zu  Pfingsten  (AfV.  IV  261),  gewöhn- 
liches Weihwasser  nach  Bedarf.  ,Ain  proveid  git  in  die 
festo  pentcostis  ainzuber,  dar  in  man  das  wasser  segnet 
[Var.  ,segnot'].'  Gr  Ämterb.  Wein  s.;  vgl.  Bd  III  31 
und  St  Johanms-S.  In  AaF.  bringen  die  Leute  am 
Tage  des  Evangelisten  Johannes  in  Krügen  und  Fla- 
schen Wein  in  die  Kirche,  und  der  Priester  segnet 
denselben  beim  Muttergottesaltar;  der  gesegnete  Wein 
wird  nur  in  Notfällen,  wie  Krankheit,  getrunken,  ge- 
wisse Bauern  geben  auch  kranken  Kühen  und  Kälbern 
ein  wenig  in  die  Tränke.  In  AaBosw.  erhält  a"  S$t- 
Johanni   jeder    Kirchenbesucher    einen    Schluck    ge- 


segneten Weins.  Das  Illen-Ol  [s.  Bd  I  181]  lässt  man 
sich  vom  Geistlichen  s.,  und  zwar  vorzugsweise  in 
der  Klosterkirche  zu  Einsiedeln;  auch  Arzneien  lassen 
gewisse  Leute  s.  AaF.  ,Am  palmtag  ...  segnet  man 
den  palmen.'  1588,  Scuw.  So  noch  heute  (vgl.  zB. 
AfV.  IV  268.  IX  138);  weitere  Belege  Bd  IV  1217  und 
unter  Seß  (Sp.  342).  ,So  man  dissem  [verhexten]  Kindt 
helffen  wolle,  solle  man  us  einem  Meyen,  so  an  unser 
Lieben  Frauwen  Tag  im  Augsten  gesegnet ...  nemmen.' 
1695,  ADettl.  1905.  An  Lichtmess  werden  die  zu  gottes- 
dienstlichem und  anderm  Gebrauche  bestimmten  Ker- 
zen gesegnet  (AfV.  IX  48/9);  s.  auch  Lieeht-Mess  (Bd 
IV  448).  Betti  s.;  s.  Bd  IV  1834.  ,Wenn  die  [neue] 
Glocke  gesegnet  im  Turm  hängt  und  den  Kirchgenossen 
gefällt,  dann  erhält  der  Meister  die  Bezahlung.'  1599. 
AKüchleh  1895;  s.  auch  Gloggen- Segnung.  Salz  ,s.'; 
s.  Gwerb  1646,  73.  ,Salz  wird  am  Dreikönigs-  und 
Dreifaltigkeitsfest  gesegnet  und  im  Hause  aufbewahrt' 
AaEIii-.  .[Der  Vicar  zu  Baden  beklagt  sich:]  Ich  muss 
auch  alles  salz,  so  man  an  den  Sonntagen  segnet,  in 
die  kilchen  geben.'  1565,  ÄAWett.  Arch.  Mehl  und 
Brot  ,s.',  am  Agathentag;  s.  Ägathen-Bröt  (Bd  V  953). 
,Am  heiigen  tag  zuo  Ostern  soll  man  ...  so  das  volk 
zemen  kompt,  die  osterHaden  und  anders  s.'  1588, 
Schw;  s.  auch  oben  den  Beleg  aus  Zwingli  und  Ge- 
häck  (Bd  II  1114).  Alljährlich  zu  bestimmten  Zeiten 
werden  auf  Flurprozessionen  die  Kulturen  gesegnet; 
vgl.  Esch  II  (Bd  I  569);  SMeier,  Kulturhistorisches 
aus  dem  Kelleramt  S.  98/9.  165.  ,Dem  Her  Pfarer  für 
Spyss  und  Trankb,  wie  er  die  Reben  gesägnet  had, 
35  ß.-  1770,  AARued.  Eine  Alp  ,s.';  s.  FAnd.  1898,  710 
und  vgl.  ins.  ,Das  Alpsegnen.  In  den  ersten  Tagen 
nach  dem  Bezug  der  Alpen  steigt  der  Priester  hinauf 
und  segnet  Menschen  und  Vieh,  Haus  und  Trift.  Die 
Sennerinnen  bringen  allerlei  Gegenstände  zum  Stafel- 
kreuz,  die  in  den  Segen  miteinbezogen  werden,  wie 
Brot,  Salz,  in  Eimern  und  Flaschen  Wasser.  Auch 
Holzkohlen  werden  gesegnet;  mit  diesen  macht  man 
ein  Kreuz  auf  den  Rücken  der  Tiere  oder  gibt  sie 
zerstossen  im  G'l'eck  dem  Vieh  zu  fressen.  Das  ge- 
segnete Wasser  dient  als  Weihwasser.'  FGStebler 
1907,  78  (WLö.).  ,(Das)  Wetter  s.';  vgl.  Wetter-Segen 
(Sp.  456).  Der  Pfrundbrief  für  den  Priester  enthält 
ua.  die  Bestimmung,  ,das  er  das  wetter  s.  soll.'  1414, 
GlScIiw.  ,Der  Leutpriester  muss  das  Wetter  s.'  1458, 
L.  .Es  ist  ze  wissen,  das  man  alwegen  an  Sant  Ellisa- 
bethen  tag  sol  das  wetter  s.'  E.  XV.,  TuTän.  JzB. 
,So  vil  sind  der  gsatz  und  gpotten  [in  der  kath. 
Kirche]  ...  in  eim  jar  man  die  nit  läss,  welche  nun 
von  eier  und  käss  sagend,  wie  mans  wihen  soll  . . . 
palmen,  crisem,  öl  und  bischoff,  kilchen,  altar,  kelch, 
ouch  kilchoff,  alben,  stolen  und  huraeral,  wätter  s. 
für  hagel  und  stral  ...  das  mit  s.  als  zuogat,  wie  wol 
Got  all  ding  gsegnet  baat.'  Eckst.  1525  (Klag).  ,Uff 
des  heiligen  erütz  erfindung  abend  zuo  hör  lüten, 
darnach  alle  tag  nach  der  mese  das  wätter  s.  mitt 
dem  heiligen  sacrament  under  der  grossen  kilebtüren 
. . .  biss  uffs  heiligen  erütz  tag  am  herbst.'  1588,  Scbw. 
S.  auch  sibent  (Sp.  58  u.),  sowie  unter  c.  .  1  >ie  Hälse  s.'; 
s.  Blasius  (Bd  V  152)  und  ver-,  bes.  In  den  1810er  Jah- 
ren begaben  sich  am  Palmsonntag  die  Mütter  mit  den 
Kindern,  die  bereits  etwas  beten  konnten,  in  die  Kirche, 
wo  der  Pfarrer  sie  nach  dem  Rosenkranze  vom  Chor 
aus  segnete  AaBosw.:  s.  AfV.  IX  140.  ,Gott  s.c;  s.  Bd 
IV  21  o.  —  b)  von  Laien.    Personen  ,s.'    ,Betr äffend 


159 


Nlg.    SPS. 


sog,  sug 


460 


das  menschliche  S.,  so  geschieht  dasselbig,  da  ein 
Mensch  den  anderen  seinen  Nächsten  und  Näbetmen- 
schen  gesägnet  und  ihm  Guots  wünscht  mit  Worten  ... 
Also  sollen  s.  die  Obren  und  Fürgsetzten  ihre  Under- 
tonen  ...  die  Lehrer  ihre  Zuhörer...'  Gwerb  1646. 
,Wenn  ein  jeder  Mensch  schuldig  den  anderen  seinen 
Nebendmenschen  zes.,  so  sind  vil  mehr  schuldig  zes. 
die  Eiteren  ihre  Kinder,  dass  sie  nämlich  dieselben 
täglich,  ja  stündlich  mit  einem  gläubigen  Gebätt  dem 
lieben  Gott  in  seinen  gnedigen  Schutz  befehlen  und 
ihnen  Guots  zu  Leib  und  Seel  wünschen  sollen.'  ebd. 
In  allgemeinem!  S.  von  der  elterlichen  Fürsorge  übh.: 
,[Frau  N.  sagt  aus:  Sie,  näml.  die  der  Hexerei  ver- 
dächtigte Sädeleggerin]  kam  zuo  iren  in  ir  Huss  zuo 
irer  Sohnsfrauwen,  do  nam  sy  gedachter  Sohnsfrauwen 
ir  Kindt  uss  der  Wiegen  ...  und  bindt  es  iren  uf; 
daruf  das  Kind  stehts  eilend  worden.  Sie  die  S.  hab 
mithin  die  Lüt  gfraget,  was  ir  Kind  tüye,  sy  hab  es 
etwa  nit  recht  gsegnet.'  1646,  Z;  vgl.  unten  gesegnet  aß. 
, Einen  s.',  zum  Abschied;  Syn.  gnaden  (Bd  II  662). 
.Als  wir  sy  [die  Gesandten  der  VII  Orte]  aber  ge- 
segnet und  urlob  genommen  habend  von  wegen  dess, 
dass  sy  uns  nit  haben  wellen  zuosagen  stillzuostan 
bis  zuo  ustrag  des  rechten,  und  also  verryten  woll- 
ten .. .'  1529,  Absch.  (Schreiben  NManuels).  .Einen 
mit  trocknen  Bänglen  s.',  euphem.  für  prügeln;  s.  Bd 
IV  1370.  Sachen.  .Einem  den  trunk  s.\  wünschen, 
dass  er  Einem  wohl  bekomme;  vgl.  ge-s.  Als  Beweis, 
dass  Zwei  einander  die  Ehe  versprochen,  wird  ange- 
führt, dass  sie  , einander  die  trünk  gesägnet.'  1541/3, 
Z  Ehegericht.  Dafür  häufiger  ,es  einem  s.'  , Demnach 
bette  ers  ira  bracht  ...  do  hat  sys  im  gsägnet,  das  es 
ein  ee  syn  solle.'  ebd.  ,Hette  N.  das  glass  mit  wyn 
gnomen  und  grett:  Lieber  Schwager  Br.,  wie  dann 
wir  beid  vor  jaren  mit  einandren  in  zerwürffnus  kö- 
rnen sind,  da  bringen  ich  dirs  daruff,  das  es  alles  tod 
und  ab]sin  und  ir  [!]  keiner  dem  andren  zuo  argem  nim- 
mer mer  gedenken  solle,  sonders  hinfüro  guot  schwä- 
geren  mit  einandren  sin  wellind;  das  habe  Br.  ime 
gesägnet  und  nachtrunken.'  1581,  Z.  ,Da  [habe]  der 
N.  ein  Glass  gnommen  und  gesagt,  ich  bring  dirs, 
Schwager  Joss,  ders  ime  gsägnet  und  glachet  . . .' 
1621,  Z.  Uneig.  ,Es  ist  mir  untreulich  gesegnet  wor- 
den, funesta  mihi  ea  res  fuit.'  Hosp.  .Man  hat's  ihm 
treulich  gesegnet,  es  ist  ihm  übel  bekommen.'  Sdlger. 
S.  noch  Bd  VI  731  (wo  s.  sinnloser  Keim  auf  regnen). 

—  c)  als  Zauberhandlung.    Abs.    , Es  klaget  N 

Tegen  habe  mit  sinem  eueren  umb  ein  pfund  gewettet, 
er  künde  machen,  wenn  er  wölte,  das  er  dehein  wild- 
geprätt  vachen  möchte.  [Wie  dieser  dennoch  ein  Beh 
gefangen,  da  habe  N.  zu  T.  gesagt]  wenn  er  sinem 
etteren  das  pfund  geben  wölte,  sy  hettent  ein  rech 
gefangen  und  sin  s.  were  nützit.'  1473,  Z  RB.  ,Ettlich 
menschen  ...  land  sich  nit  wysen  vom  falschen  s.  früe 
und  spat,  das  Got  so  tür  verpotten  hat.'  BGlett.  ,Sins 
bruoders  wyb  hab  im  das  kaltwe  mit  s.  abgnon.'  1553, 
B  Tunnb.  ,[Man  soll]  denen  nachfragen,  so  . . .  mit 
lochssnen,  s.,  wallferten  und  andern  aberglöubigen 
verbottnen  stucken  umbgond.'  1593,  Z  RM.  Dass  der 
Schulmeister  ,mit  etwas  Lachsen  und  S.  umgange.' 
1662,  ZDüb.  ,Ach,  wie  vil  Leut  ...  haben  gesägnet, 
das  ist,  Sägen  über  andere  gesprochen?  Wie  vil  sind 
auch  deren,  die  sich  und  die  überigen  besägnen 
lassen...'?'  Gwerb  1646.  ,Das  S.  von  dem  Teufel 
seinen  Ursprung  hat,   und  derselbig,    wenn   er   hilft, 


gibt  auch  darzu  seinen  Sägen,  das  ist,  er  würkt  oder 
hilft  mit  oder  durch  dasselbig.'  ebd.  Warnung  ,vor 
Lachsnen  und  abergläubischem  S.'  1755,  ZGes.;  s. 
ebd.  VI  147  (1785).  Im  Chorgerichtsmanual  von  B 
Lauenen  wird  etwa  eine  Frau  ,vor  Segnerei'  oder  vor 
.abergläubischem  S.'  gewarnt.  S.  noch  lachsnen  (Bd 
III  1044).  Mit  Acc.  P.  ,Were  ein  affentürer  da  [in 
Baden],  der  spreche  zuo  im  [dem  an  Rückenweh  Lei- 
denden]: Lieber  fründ,  du  hast  vor  dinem  hus  ge- 
zimbert,  und  also  ist  ein  frouw  hindan  zuohin  gangen 
und  hat  mit  der  band  uff  das  holz  gedupft,  davon  ist 
dir  ein  span  in  din  ruggen  komen  und  der  ist  dir 
noch  darinn  . . .  und  fuort  inn  in  ein  boumgarten  und 
stalt  inn  zuo  eim  bouni  und  hiess  inn  die  recht  hand 
an  den  boum  haben  und  segnet  inn  und  spreche  do 
zuo  im:  nu  gang  heim,  du  bist  rnorn  von  mittem  tag 
genesen,  aber  diser  boum  muoss  darüber  verderben; 
also  sig  er  ouch  mornendes  genäsen  und  ouch  der 
boum  verdorben.'  1462,  ZRB.  ,In  krankheit  bschickend 
sy  [Gläubige]  nit  lachsner  über  sy,  die  sy  sägnind.' 
LLav.  1583;  s.  auch  Lächsner  (Bd  III  1045).  Ver- 
sonnen, welliche  underm  Schyn  dess  Arznens  sich 
undernememl,  an  statt  der  von  Gott  verordneten 
natürlichen  Arzneimitlen  Lüt  und  Vych  mit  allerlei 
schandlichen  und  gottslesterlichen  Worten  und  Cere- 
monien  zus.  und  zelachssnen.'  Z  Mand.  1636.  ,lhme 
[einem  Kranken]  seie  gerahten  worden,  zu  dem  N. 
zu  gehen,  der  werde  ihne  s.  und  genehren  können.' 
Gwerb  1646.  S.  auch  Ratz  I  (Bd  VI  1914).  Mit  Acc.  S. 
Eine  Krankheit  ,s.',  besprechen.  .Den  Brand  [Bd  V 
675],  die  Schweinsucht  [Sp.  283],  das  Wildbluot  [Sp. 
446],  den  Ungenannten  [oben  unter  a]  s.'  ,Bluot  und 
Wunden  s.'  Gwerb  1616.  ,Wätter  s.',  unter  ,aber- 
glöubischen  Sachen,  so  ettwan  im  Schwang  gewesen.' 
RCys.  (Br.);  vgl.  unter  a.  —  3.  entspr.  Segen  2,  von 
Gott.  Abs.;  s.  Chatzen- Gebett  {Bi  IV  1826).  Mit  Acc. 
P.  und  S.  .Darumb  werdend  ir  nit  gesegnet  sin;  denn 
David  spricht  gar  lieplich  und  fin:  also  wirt  gsegnet, 
der  da  furcht  den  herren.'  NMan.  ,Bis  von  Got  be- 
hüet  und  gesegnet!'  Abschiedsformel.  Ansh.  ,Wiewol 
Gott  die  unmündigen  kind  sägnet  und  in  siner  huot 
erhalt.'  Ruef  1554.  ,Gott  segne  dich,  quod  puras  Deus 
fortunet.'  Hosp.  ,0  König  der  Eern,  kome  mit  dinem 
Friden  und  sägne  mich  und  all  mein  Gutt.'  XVIII., 
AAGont.  (aus  einem  Wundsegen).  S.  noch  Segen  2 
(Sp.  449).  In  Hausinschriften;  vgl.  Sp.  449/50.  ,Gott 
wöl  ale  die  sägne"  fin,  die  in  däm  Hus  gan  us  und 
in.'  1655,  BWimmis.  ,Das  Haus  wolle  s.  der  grosse 
Segens-Gott  [usw.].'  1790,  Blns.  ,Gott  segne  uns  vom 
Himelrich  mit  sinen  Gaben  milteclich'  FKerz.  (auf 
einem  Tennstor).  , Segne,  Herr,  Mann,  Weib  und  Kind, 
segne  Haus  und  Hausgesind,  segne,  die  mir  sind  ver- 
wandt, anvertraut  und  sonst  bekannt'  ZAff.  Im  Tisch- 
gebet; s.  Sp.  387.  In  BMad.  schliesst  etwa  der  über 
Tisch  Betende  das  Unservater  mit  dem  Wunsche : 
Segn-i  [euch]  's  Gott  Alls  z'same"!  Gott  segn-ech  's! 
Ndw,  segn-i 's  Gott!  Aa,  auch  verkürzt  se  Gott!  Aa  ; 
S,  frommer  Gruss  an  Essende.  Häufiger  ge-s.  (s.  d.). 
Subst,  m.,  de''  Herr -segn-i,  der  mit  diesen  Worten 
beginnende  Segen  des  Pfarrers  an  die  Gemeinde  Z 
Lunn.;  vgl.  Unser-Vatter  (Bd  I  1127),  zur  Sache  Se- 
gen  (Sp.  445).  Übertr.  auf  das  Gebet,  mit  dem  die 
Gläubigen  selbst  den  Segen  Gottes  erflehen  (Der  Herr 
segne  uns  usw.) :  O  Bäbeli,  mer  wend  aueH  abenchneue" 
und  's  Unservatter  und  de"  Glaube"  und  de"  Herrsegni 


im 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


402 


bette".  Feierab.  18t>0  (JSenn).  —  gesegnet:  ,bene- 
dictus.'  Mal.  a)  entspr.  segnen  2.  n)  vom  Priester 
gesegnet.  G's-i  Sache"  Ndw  (Matthys).  ,Man  gibt 
ihnen  [den  Hirten]  aucli  ges-e  Sachen  mit  [auf  die 
gefährliche  Sommerung],  wo  inzwischen  der  Herr  Statt- 
halter sonst  dieses  Vieh  dem  lieben  Gott  empfiehlt.' 
um  1780,  Schw  (ÜRingh.  1908).  G's-i  Chole",  von  dem 
Scheiterhaufen,  auf  dem  am  Karsamstagmorgen  vor 
der  grossen  Kirchenpforte  verbrauchte  geweihte  Gegen- 
stände verbrannt  werden  SchwE.  (Lienert).  Ich  han 
e"  gansi  Witsch  g'scgnedi  Chole"  reritiitsrht,  ivo-s'  vor 
der  Chilche"  der  Judess  verbrannt  hend.  G's-s  Wasser, 
Weihwasser  PPo.;  UwE.  ,Ein  pfruonder  ze  unser 
frowen  altar  sol  ...  gan  über  der  herrschaft  greber 
mit  dein  rouchvas  und  mit  dem  ges-en  wasser.'  XV., 
LRusw.  G's-s  El  Ndw.  ,G-es  Brot';  s>.  Brät  (Bd  V 
948).  ,G-er  Win';  s.  Bitz  II  (Bd  IV  1987).  ,G-es  Salz.' 
,Nimb  ges-s  Salz  [zu  einem  Zauber].'  XVIII.,  HZahler 
1898.  ,Vor  Anwendung  der  Folter  soll  der  Gefangenen 
ges-es  Salz  gegeben  werden.'  1753,  ADettl.  1905.  S. 
noch  rosten  II  (Bd  VI  1523);  Rüt  II  (ebd.  1798). 
,G.  Bahnen';  s.  Bd  IV  1217  u.  ,G.  Kerzen';  s.  Büt  II 
(Bd  VI  1798).  ,G-e  Kräuter';  s.  Bauch  (Bd  VI  95). 
S.  ferner  Gund- Beben  (Bd  VI  43).  ,Gesegnete  an- 
gehenkte  (Bündel  und)  Zädel.'  Gwerb  1046;  vgl.  Se- 
gen 1  c  (Sp.  448).  ,So  hat  sich  auch  begeben,  dass  in 
währender  Schlacht  gar  Viel  heilige  benedicierte 
Brevia  oder  ges-e  Zädel,  so  in  Druck  ausgangen,  bei 
sich  trugen,  ob  sie  gleichwol  mit  Kugeln  getroffen 
worden,  jedoch  ganz  ohne  Schaden  durch  die  Gnad 
Gottes  und  Kraft  solcher  Zädel  erhalten  worden,  dass 
die  Kugel  entweders  in  ihren  Buosen  oder  Hosen  hin- 
unter gefallen.'  1056,  AAVilm.  JzB.  Mit  den  ges-en 
,Lundell'  [Lunte]  soll  die  der  Hexerei  Verdächtige  an 
beiden  Händen  gebrannt  werden,  auch  soll  sie  mit 
ges-en  Nadeln  oder  ,Gufen'  an  den  verdächtigen  Orten 
gestochen  und  das  Stigma  des  Teufels  gesucht  werden. 
1753,  ADettl.  1905.  ,[I)ie  Verdächtige]  wird  auf  den 
blossen  Rücken  mit  ges-en  haslenen  Zwicken  gezwickt.' 
ebd.  Subst.  ,[Sie  goss]  einige  Tropfen  Ges-es  [Weih- 
wasser] ins  Bad,  damit  der  ketzerische  Soldatengeruch 
von  ihm  weiche.'  Joach.  ,Wenn  man  in  Haus  oder 
Scheune  Glück  haben  will,  ist  vor  allem  notwendig, 
dass  man  etwas  Ges-es  hineinbauen  oder  wenigstens 
irgendwo  in  solchen  anbringen  lässt.'  JXPfvffer  1848. 

—  ß)  .Vreneli,  Hanss  Baumanns,  elend,  von  gottlosen 
Eltern  übel  gesegnetes  [verwahrlostes]  Kind',  unter 
Waisen.  1692,  ZWäd.  (Pfarrbericht);  s.  o.  unter  2  b. 

—  Y)  >g-  lur'>  (durch  Segnen)  geschützt  vor.  .Wir 
sollend  uns  unsers  wolstands,  unserer  kinden  und 
freunden  nit  überheben  ...  Es  ist  nieman,  wie  man 
gmeinlich  spricht,  für  unfal  g.'  LLav.  1582.  —  b)  bene- 
deit, von  Gott  und  Göttlichem.  ,0  Got,  ges.  sigest 
du!  Nun  gsich  ich  wol,  daz  alle  die,  so  inn  dich 
hoffend,  nüt  verlassen  werdend.'  Haimonsk.  1531.  ,Der 
ges-e  Gott  wolle  E.  Gstr.  sampt  allen  lieben  Ange- 
hörigen in  bissherigem  Sägen  und  aller  Wolfahrt  zu 
Seel  und  Leib  gnädiglich  erhalten.'  Gwerb  1646  (Vor- 
rede). ,Ich  befillen  mich  ...  in  die  grose  Kraft  des 
ges-en  Lebes  und  Dots  [Christi].'  XVIIL,  AAGont.  — 
c)  entspr.  segnen  3.  a)  , Komet  her,  ir  gesegnoten 
mins  vaters!'  Stimme  von  oben  zu  Märtyrern.  Z  Chr. 
1336/1446;  nach  Matth.  25,  34.  —  ß)  'bettet  und  g' segnet, 
von  Personen,  fromm  und  rechtschaffen  UUrs.;  vgl. 
Bd  IV  1832.  —  y)  mit   Glücksgütern   gesegnet   Ndw 


(Matthys).  —  8)  euphem.,  „ein  wenig  berauscht  L" 
(St.2).  —  e)  von  Sachen.  (Wünsch-ech)  g's-i  MÖlzit! 
zu  Essenden  Aa;  Bs.  E"  g's-s  neus  Jär;  s.  freuden- 
rich  (Bd  VI  102;  ähnlich  Ar).  Geb-i"s  Gott  en  guete>, 
glückhaftf,  g'sunde"  und  g's-e"  Tag!  Schluss  eines 
Morgengebetes  ZWald.  ,Gott  wolle  Ihr  Gnaden  Ge- 
sundheit und  ges-es  langes  Leben  ...  verleihen.'  1665, 
Z  Schreiben  (an  den  Abt  zu  St  Blasien).  -  G'-segnet 
n.:  euphemistischer  Krankheitsname,  Rotlauf,  Erysi- 
pelas;  vgl.  Schm.'II  240;  Fischer  III  517;  MHöfler 
1899,  631.  ,Eine  Arznei  für  das  Rotlauf  oder  Gs., 
kommt  von  Hitz,  und  so  es  dem  Menschen  zum  Herzen 
korat,  so  tödt  es  ihn  ...  So  dich  das  Rotlauf  oder  das 
Gs.  ankörnt,  so  streich«  [das  Wasser]  mit  einem  Fä- 
derlein an  den  Schaden,  es  seie  an  den  Füssen,  Armen 
oder  Gemachten.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  —  u°-ge- 
segnet:  , ohne  Segen' Ndw  (Matthys).  U-i  Lüt,  starke 
Esser  BGr.;  s.  süffen  (Sp.  347).  ,Ein  u-er  Mensch.' 
Stutz;  s.  un-ge-bettet  (Bd  IV  1832).  .Weil  bei  disem 
Beschweeren  und  Versägnen  zum  höchsten  beschwär- 
lich  und  gefährlich,  dass  solche  u-en  Leut  ihre  aber- 
gläubigen nichtswärten  Kunst  nicht  für  und  bei  sich 
Selbsten  behalten.'  Gwerb  1040.  ,Der  u.  Sägner.'  ebd. 
.Ein  u-er  Ort.'  ,[Die  Obrigkeit  von  Bern]  sol  gesagt 
haben:  Das  Mülilitall  [wo  sie  ein  Eisenwerk  einrich- 
tete] miesse  doch  in  der  Dat  ein  seer  u-er  Ort  sein; 
denn  ..  .  im  Mühlidall  kenne  man  mit  vielem  Gelt  im 
geringsten  nichts  ausrichten.' JvWeissenfldh  1792/1821. 
,U-e  Schlachten':  ,Ein  unmenschlicher  Selbstmörder 
ist  auch  bissweilen  die  Ungedult  in  ...  u-en,  höchst- 
schädlichen Schlachten,  Kriegen  und  Niederlagen.' 
AKlinuler  1691. 

Alul.  sZganön,  nihil.  ae~g(e)nen,  auch  Bügen  (s.  üs-s.);  vg]. 
Gr.  WB.  X  1,  118  ff.  Zu  nene"  vgl.  die  entspr.  Form  unter 
rüjneri  (Bd  VI  T'29).  Gwerb  1646,  28  leitet  das  W.  von 
, sagen'  ab.  In  den  Z  Bibeln  von  1525  und  1531  ist  Lu- 
thers , segnen'  nur  sehr  selten  übernommen  (an  einer  Stelle, 
II.  Mos.  39,  43,  mit  der  Erklärung:  ,S.  ist  loben  und  wol 
sprechen'),  einigemal  durch  ,gesegnen',  meist  aber  durch 
andre  Ausdrucke  wiedergegeben;  s.  HByland  1903,  62/3  und 
vgl.  die  Anm.  zu  Segen.  Gwerb  1646  braucht  in  Bed.  2  a 
und  c  ,s.'  neben  ,be-'  und  , versägnen'  in  regellosem  Wechsel; 
vgl.  zB.  S.  43/4.  Das  Ptc.  ge-seynet  kann  auch  zu  gts. 
gehören. 

ab-:  durch  Segensspruch  entfernen.  Jnmittels  Lab 
der  Pfaff  ihr  das  Haar  abgehauen  und  den  Wehetagen 
hiemit  abgesegnet.'  1601,  Bs. 

i°-:  einsegnen,  a)  mit  Acc.  P.  En  Pfarrer  %., 
feierlich  einsetzen  B;  Z.  ,Den  7.  Nov.  hat  man  unss 
HJUster,  Pfarrer  zu  Trüllikon,  ingesägnet.'  1053, 
Badernchr.  ,Daruf  ich  [Pfr  Wyss]  ...  von  Cappel 
hinweg  gezogen  und  glücklich  zu  Cloten  angelangt... 
und  nach  apostolischem  Bruch  mit  der  Handuflegung 
yngesegnet,'  1649,  Z.  Ein  Brautpaar  ».,  kirchlich 
trauen  B.  ,So  sie  [eine  Katholikin]  sich  mit  ihme  [einem 
Evangelischen]  ins.  lasse,  werde  man  sie  wider  nach 
Baden  füeren,  mit  Ruoten  usstrichen  und  us  dem  Land 
verwisen.'  1653,  JJRed.  (FZoll.  1905).  ,NN.  sind  zu 
Eheleuten  erkenndt  und  ihnen  auferlegt  worden  .. . 
äussert  der  Gmeind  sich  ehelich  eins,  zu  lassen.'  1079. 
Z  Ehegericht.  S.  auch  Chind-Betterin  (Bd  IV  1821); 
üs-bringen  (Bd  V  721).  Eine  Kindbetterin  ,eiu-  oder 
auss.'  1642,  GBern.;  s.  Bd  IV  1821  (Beides  gleichbed.; 
s.  üs-s.  2  und  vgl.  in-ge-s.,  sowie  Schöpf  005).  —  b)  mit 
Acc.  S.  Es  Ems  i.  B;  s.  auch  Üf-ricMi-Bed  (IM  \1 
538).    , Bevor  ein  neues  Haus  bezogen  wird,  lässt  man 


463 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


Ml 


es  vom  Priester  eins.'  FGStebler  1907  (WLö.).  De" 
Stal1,  <T  Weid  ».,  mit  Weihwasser  besprengen  Schw. 
D'  Alp  *.,  =  segnen  (Sp.  458)  GSa.;  s.  Albr.  1888,  57. 
Iri.n. :  Prügel  het's  [für  das  Pferd  bei  dem  groben 
Bauern]  wie  ehalte"  Hagel  g' regnet,  mit  Flueche"  het-mer 
g'wönli'h  d's  Heu"'  i"g's'egnet.  JWipfli  (U).  ,Den  Bart 
i.',  scherzh.  für  rasieren:  ,Ich  liess  wegschneiden  mei- 
nen Bart;  in  Frankreich  geht  es  ziemlich  hart;  die 
Leut,  so  euer  Kinn  rasieren,  zu  gleicher  Zeit  die  Haar 
frisieren,  und  es  kann  leider  oft  begegnen,  dass  wäh- 
rend euerm  Bart  Eins,  sie  eure  Haare  regalieren  mit 
artig  kleinen  Wundertieren.'  HSulzer  1830.  —  1"- 
segni"g  f.:  Akt  des  Einsegnens;  spec.  feierliche  Ein- 
setzung eines  Pfarrers  Z.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  289/90; 
Schra.  »II   239;   Fischer  II   615;   Martin-Lienh.   II   337. 

undere"-:  mit  Acc.  P.,  „bei  der  Beerdigung  eines 
Gestorbenen  die  kirchlichen  Ceremonien  vornehmen 
VO"  (St.2);  L  (Dekan   Fäsi). 

üs-:  1.  durch  einen  Segensspruch  entfernen.  ,Den 
pfil  uszesegen.  Wiltu  den  pfll  ussegen,  so  ergrieff  in 
mit  den  fingeren,  genant  golttrager,  und  sprich:  Lon- 
ginus  was  ein  jud,  L.  was  ein  ritter,  L.  stach  Got  in 
sin  rechten  sitten,  L.  nam  des  bluots  und  streich  es 
in  sine  ougen,  L.  ward  gesehend;  als  gewor  und  als 
gewiss,  als  er  sehend  wart,  als  gewor  und  gewiss  gang 
du,  pfil,  herus!  In  Gotes  »amen  amen.'  Künste.  1474. 
—  2.  eine  Wöchnerin  ü.  L;  G;  W;  s.  Chind-Betterin 
(Bd  IV  1820/1,  wo  auch  alte  Belege)  und  vgl.  die  Synn. 
füren-,  üs-ge-,  üs-be-s.,  zur  Sache  auch  Gfd  60,  55/61. 
In  WLö.  kommt  die  Wöchnerin  mit  dem  Kinde  14  Tage 
nach  der  Geburt  zum  Ü.  in  die  Kirche  (FGStebler 
1907).  Eine  Wöchnerin,  die  von  der  Alp  ins  Tal 
hinuntersteigt,  um  sich  dort  auss.  zu  lassen,  wird  von 
einem  bösen  Geiste  entführt,  der  Gewalt  über  sie  hat, 
weil  sie  sich  ohne  Begleitung  zur  Kirche  begab;  s. 
W  Sagen  *  II  125/6.  ,Du  [Ablasskrämer]  liest  mir  fern 
...ein  guldin  abgnon  drum,  dass  ich  mich  zuo  mim 
wib  hat  gleit,  do  sie  in  der  kindbette  fierzig  tag  was 
gelegen  und  eb  mirs  der  kilchherr  erloubt  mit  sini 
ussegen  ...  Mir  nit  des  segnens!  ich  begeren  sin  nüt! 
Ir  pfaffen  sind  sorgklich  und  muotwillig  lüt,  unser 
kilchherr  gesegnet  vern  eine  früe  vor  tag  us,  die 
macht  im  ein  jungen  sun,  den  bracht  man  im  zuo  hus. 
Des  segens  darf  min  wib  nüt.'  NMajj. 

Vgl.  Gr.  WB.  I  967;  Sdini.  2 II  240;  Schöpf  665 ;  Fischer 
I   514/5.     Die  Forin   , -sögen'  auch  noch  unter  ge-s. 

use"-:  1.  Einen  durch  Segnen  von  einem  Übel 
befreien.  Der  in  der  Achsel  Verhexte  tuet  de"  Pfar'er 
gräsli'*  bitte",  er  möcht-e"  b'segne",  es  tüeg-em  schiessig 
we  ...  Drüf  hed  der  Pfar''  in  use" g' segnet.  Erz.  1855 
(ScbwMuo.).  —  2.  =  üs-s.  2  Schw;  Nnw. 

ver-:  a)  =  segnen  2 a.  , Der  Priester  versegnet  mit 
den  StBlasiuskerzen  die  Hals'  aScHW  (Kyd).  ,So  hond 
die  Karthuser  die  ringle  des  predigischen  rosenkranz- 
paternosters  alle  mit  sundrem  grossem  ablass  ver- 
segnet und  gewicht,  wer  daran  rosenkränz  machte, 
dass  er  den  gewunne.'  Ansb.  Uneig.:  ,Diser  bot  [ein 
Bischof]  wäre  dem  pfalzgrafen  gern  zuo  hilf  kommen, 
wo  er  nach  siner  pratik  hätte  mögen  dis  Ordnung  [der 
Eidgenossen  gegen  das  Reislaufen]  mit  guldinem  kri- 
sum  v.'  ebd.  —  b)  =  segnen  2  c.  Abs.  ,Ein  hübsch 
nüw  lied  von  dem  v.  und  waaffen  verbinden,  so  yetz 
in  der  weit  löuffig.'  BGlett.  , Menschen,  so  der  Un- 
holdery  oder  ouch  uff  das  wenigst  der  Apostützlery, 
V.  und  fibernatürlichen  Arznens  halb,  wölliches  dann 


die  ersten  Stafflen  sind  zur  Hexery  oder  Zoubery, 
under  die  Hend  der  Gerechtigkeit  kommen.'  RCys. 
,Brast  eim  etwas  an  seinem  Lyb,  bald  sucht  er  ihm 
ein  altes  Wyb,  die  mit  V.  kundt  umbgohn  und  von 
uns  [den  Teufeln]  bstellt  war  umb  den  Lohn.'  GGotth. 
1619.  ,Zum  vierten  wirt  das  V.,  das  ist  verbottne 
Spruch  und  Wort  sprächen,  ein  Zaubery  genennt.' 
Gwerb  1646.  ,Die  Hebammen  sollen  verwarnet  werden, 
sich  allerlei  abergläubigen  Sachen  und  Ceremonien 
mit  Creuzgen,  Flissmen,  Sprechung  sonderbarer  Wör- 
teren,  V.  und  anders  dergleichen  zumüssigen.'  B  Chorg. 
1628/67.  , Fluchen,  Schweren,  Meineid  und  zauberi- 
sches V.  wollen  bald  für  keine  Sünden  mehr  gehalten 
werden.'  LGernler  1668.  S.  noch  wär-sagen  (Sp.  417). 
Mit  Acc.  S.  ,Alle  die  jar,  als  er  zuo  Kilchperg  [Pfarrer] 
were  bis  in  sin  tod,  da  slüege  der  hagel  nie,  wand  er 
könde  inn  versegenen.  Aber  nach  sim  tod  slüege  der 
hagel  ettwie  dick  da.'  um  1450,  L  Hexenproz.  ,Ich  N. 
versegnen  hüt  mit  Gottes  bluot  alle  waffen  guot,  das 
sy  Gotshelgen  wunden  an  mir  eren  und  mich  miden...' 
Anf.  XVI.,  W.  ,Ich  versegne  dich,  schooss,  ich  ver- 
segne dich,  rloss,  ich  versegne  dich  für  alle  wehtage, 
im  namen  Gott  des  vaters  . . .'  1577,  B  Turmb.  (Segens- 
spruch einer  Hebamme).  Krankheiten  ,v.'  .[Die  Pfarrer 
sollen  predigen  ua.  gegen]  alle  die,  welche  krankheiten 
der  menschen  und  dess  vychs  v.'  1531,  Bs.  Einen 
Beinschaden,  das  Tschoss  genannt,  hat  die  Angeklagte 
.versegnet',  indem  sie  Blei  zerliess,  es  in  kaltes  Wasser 
goss  und  3o  Vaterunser  und  Ave  samt  6  Glauben 
betete.  1587,  L  (ALüt.).  .Einige  Untertanen  suochen 
an  papistischen  orten  bei  den  heiligen  rat  und  hillf; 
sie  lauften,  ihre  zuofäll  und  krankheiten  v.  zu  lassen.' 
1593,  Bs.  ,Von  Zauberei,  Schwarzkünsten.  V.  der 
Krankheiten,  abergläubigen  Ceremonien  [usw.].'  B 
Chorg.  1667.  Mit  Acc.  P.  .Min  stüfsun  Jacob  kam 
uf  der  kindlin  tag  uff  eim  schütten  von  Hitzkilch,  lam; 
versegnet  in  Cristen  Kolb,  der  seit,  er  wer  verhext.' 
Salat.  NN.  wurden  gebüsst,  weil  sie  ihre  kranken 
Kinder  einer  Frau  zu  ,v.'  zugebracht  haben.  1548, 
Absch.  .Vicli  v.';  s.  Segen  (Sp.  447).  —  ver-segnet. 
[Frau,  die  wegen  einer  Feuersbrunst  aus  dem  Schlafe 
geweckt  wird:]  Chunnt-tne"  doch  e"möl  einisch  e"chli" 
vitiiger  wideren  a's  ordinäri,  so  iseh-es  aber  awh  g'wüss 
wie  verhöret  und  »..'  AGvsr  1899.  Attrib.  ,Yon  wel- 
chem beschworenen  und  v-en  Salz  die  Priester  im 
Papsttum  auch  gebrauchen  bei  Zudienung  und  Ver- 
richtung ihres  Kindertauffs;  denn  wann  der  Priester 
ein  Kind  tauffen  wil,  schiebet  er  von  disem  Salz  dem- 
selben ein  wenig  in  Mund,  nennt  das  Kind  mit  Nam- 
men  und  spricht:  Nimm  hin  das  Salz  der  Weissheit; 
das  seie  dir  ein  Versicherung  in  das  ewig  Leben. 
Amen.'  Gwerb  1646.  ,Ohne  Schewen  dergleichen  ver- 
bottne, abergläubige  Sägen  oder  v-e  Salben,  Kräutter 
und  derlei  Mittel  gebrauchen.'  ebd.  ,V-e  Krankheiten.' 
ebd.  —  Ver-segner  m.  ,Ein  Tschopp  war  der  grosse 
V.,  bei  welchem  man  sich  P.ats  erholte,  und  dieser 
hatte  einen  Schmid  aus  dem  Solothurnischen  zum 
Lehrer  gehabt.'  XVII.,  Ochs.  .Pracantator  oder  V.' 
Gwerr  1646:  öfter.  Auch  bei  TiCvs.  ■ —  Ver-segnung 
f.  ,Es  sollen  alle  V-en  beides  an  Menschen  und  Viech 
ganz  und  gar  verbotten  sein.'  1660,  GiuSchams  Land- 
schaftsbr.     S.  auch  Bluet-Segen  (Sp.  454). 

Vgl.  Gr.  WB.  XII  1236;  Fischer  II  1330.  S.  auch  die 
Ainn.   zu 

füre"-:  =  üs-s.  2  ApI.  (unter  der  Kirchentür;  vgl. 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


Chindbetterin-Tächli);  „VO."  Syn.  auch  füren-be-s. 
8.  noch  Bd  IV  1821  (.hervorsegnen').  —  In  gleicher  Bed. 
,herfürgesegueu'  bei   Schm.  »  II   240;    Gr.  WB.   IV  I,   401«. 

ge-:  wesentlich  wie  segnen.  1.  refl.,  =  segnen  1. 
Vor-ment"  Herrgottschrü:  soll-mo"  sich  g'sene"  FO.  D's 
Weib  schlahd  d'  Hand  über  <'em  Ckopf  z'senime"  und 
g'segneä-si'h.  Schwzd.  (GRSch.).  ,Do  was  mier  gar 
angst,  den  ich  forcht,  der  bär  wäri  vor  banden,  gsegnet 
mich  und  entschlieft'.'  ThPlatter  1572.  ,Do  fiengen 
wier  bed  an  schryen,  mit  den  hirtenstäklinen  werren 
und  uns  gs.,  byss  der  vogell  hinweg  noch.'  ebd.  .Sich 
g.  vor  (ab)',  übergehend  in  die  allgemeinere  Bed.: 
sich  verwahren  gegen.  ,Wer  wil  sich  gegen  solchen 
vermaledeiten  und  sogar  heimlich  einschleichenden 
teufelsbotten  [Hexen]  weeren  könden  [!]  oder  vor  inen 
gs.  oder  aber  gar  ftiechen?'  XVII.,  UwE.  TR.  ,Wir 
wollen  ab  der  Verzweiflung  das  höchste  Abscheuhen 
haben  und  uns  vor  derselbigen  treulich  ges.'  JMüller 
1666.  , Fürchtet  Gott  und  gesegnet  euch  früh  und 
späht  vor  dem  unreinen  Teufel.'  FWvss  1673.  ,Männig- 
lich  wird  sich  ab  dem  harten  Schlaff  des  capucineri- 
schen  Gewüssens  ges.  und  entsetzen.'  JHFäsi  1096. 
,l)ass  sie  [halbe  Freunde]  selbst  durch  ihre  frömmelnde 
Geschwätzigkeit  mir  mehr  schaden  als  alle  Die,  vor 
welchen  sie  sich  als  meinen  Feinden  zu  geseegnen 
gebehrden.'  JCLäv.  1784  (,An  meine  Petrinische  Ge- 
meindsgenossen'). In  Verbindung  mit  behüeten  (vgl. 
bes.):  Sich  b'h.  und  g's.,  ,sich  bekreuzen  und  segnen' 
ApI.,  ,sich  in  Gottes  Namen  bewahren'  ApH.,  K.,  M. 
(TTobler);  Z  (<.  auch  Bd  II  179(J  u.).  Er  hät-sx'*  vor 
im  b'hüet  und  gsegnet,  vor  Abscheu  ScHSt.  (Sulger). 
—  2.  a)  =  segnen  2  a.  [Weih-]  Wasser  g's.  UwE.  ,Ein 
tütsch  büechli  vom  tauffsalz  und  wassergsegnen.'  1562, 
Inv.  HsSalats.  Vgl.:  [Der  die  Nottaufe  selbst  voll- 
ziehende Vater  holt]  en  Hüsivürze",  rüstet  en  Chachle" 
voll  Wasser,  leid  (T  Würze"  drin  und  g'segnet  d's 
Wasser.  GFient  1898.  Belti  g's.;  s.  Bd  IV  1834. 
Dene",  die  vam  Papst  i"  Rom  laut  d's  Biitti  g'segnu", 
soll  's  van  ne"  arme"  Litu"  I'ranku"  regnu";  uf  alle" 
MärHu"  chönne'-s'  Narru"  finnu",  an  dene"-s"  hübschi 
Summe"  chönne"  g'winnu".  W  Narrenspruch.  .Die- 
selben krütter  [mit  denen  man  die  Hexe  beräuchert] 
sol  man  wychen  und  ges.,  wie  man  das  im  obsrquial 
findt  und  gewon  ist  ze  tund  uff  assumptionis  Maris.' 
1571,  AÜettl.  1905.  D'  Berg  g's.;  s.  Bd  IV  1552. 
,Wir  lassen  alle  Jabre  unsern  Stall  und  unsere  Matten 
ges.  und  gehen  in  den  Ramersberg  zum  Sant  Wendel, 
dass  der  1.  Gott  Glück  zum  Vieh  gebe  und  es  gesund 
erhalte.'  Obw  Volksfr.  1892.  ,St  Justus  den  Himmel 
wird  ufsperen,  zu  ges.  Hus  und  Feld.'  1697,  Schw. 
Mit  Acc.  P.:  ,[Auf  der  Glasscheibe  ist  dargestellt]  wie 
St  Oswald  mitt  dem  Bischoff  Caitanus  isst  und  ...  er 
[den  Armen]  Bladen  ab  dem  Disch  gibt;  do  gsegnet 
ine  der  selige  Bischoff,  dass  sin  recht  Hand  nit  ver- 
wist.'  1661,  Zg.  —  b)  entspr.  segnen  2  b.  Mit  Acc.  P. 
(od.  S.).  ,Und  Jacob  gesegnet  den  Pharao.'  1525, 
I.Mos.47,  7;  .danket  dem  Ph.'  1530/1;  ,segenet.'  Lu- 
ther; TjOXö-p'jasv.  LXX.  ,[Gott  zu  Moses  und  Aaron:] 
. . .  gond  hin  und  gsägnend  mich  auch.'  1530/1,  II.  Mos. 
12,  32;  .benedyend.'  1548;  .segnet.'  1667  und  bei  Lu- 
ther; eöXo-fTjoaTs.  LXX.  Spec,  (mit  einem  Segens- 
wunsch) Abschied  nehmen  von  Jmd  oder  Etw.  .Ge- 
segnet nur  für  diesen  Abend  den  Webstuhl,  löscht  die 
Lampen  bis  auf  eine  aus  und  höret  mir  zu.'  JSenn 
(Stutz  B.  1852).    .Noch  desselbigen  Vormittags  geseg- 

Schwelz.  Idiotikon  VII. 


nete  das  Geschwisterpaar  ihre  Dorfschaft  bei  Adams, 
abstrahirend  von  einem  dreitägigen  Bleiben,  das  sie 
gestern  angekündigt'  ebd.  (Schwz..  Untern.  1854).  ,[Die 
Boten  von  Z]  sassend  zuo  Flüen  zuo  schiff  und  ge- 
segnotend  die  von  Ure  und  fuorend  ...  uss  dem  land 
Urc  in  das  land  Switz  gan  Brunnen.'  Edlib.  ,Do  bc- 
ruoft  Paulus  die  jünger  zuo  im  und  gesägnet  sy  und 
gieng  auss  zereisen  in  Macedonian.'  1530,  Apostelc;.; 
.segnete.'  Luther;  äarcaraiuvo;.  S.  auch  gnaden  (Bd 
II  662  o.).  Vom  Abschiednehmen  der  Leidtragenden 
von  ihren  Verwandten  und  Bekannten;  vgl.  danken. 
.[Wir  wollen]  das  uff  dem  sibenden,  dryssigosten  und 
jarzyten  niemand  mitt  den  leidlütten  von  dem  huss 
zuo  der  killchen,  noch  von  der  killchen  heim  gan  und 
in  sölichem  einich  ges.  oder  danken  gebrucht  solle 
werden;  aber  uff  dem  tag  der  begrebt  mag  iederman 
mit  dem  andern  gan,  wie  von  alter  harkommen  und 
gebrucht  ist  ...  Das  [bei  Begräbnissen  in  Klöstern] 
allzyt  der  leidlütten  nächsten  fründ  mit  inen  zum 
alltar  und  über  die  greber,  ouch  von  der  killchen 
heim  gan  mögen,  soverr  das  in  der  killchen  das  danken 
und  ges.  abgestellt  sye.'  Anf.  XVI.,  B  StR,  Iron.  Einen 
.ausschimpfen,  schlagen'  U  (Dr  Müller).  Mit  Acc.  S. 
(oft  ,es')  und  Dat.  P.  .Einem  den  Trunk  (es)  g.';  s. 
Sp.  459.  ,Do  brachte  er  ira  eins  uff  die  ee;  do  gsäg- 
nete  sy  ims  und  trunke.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  ,In 
irem  prassen  und  schlemmen  band  sie  [die  Feinde]  s 
einandern  bracht:  Es  gilt  uf  siben  Schwizer  hin,  die 
ich  will  niderstechen,  daruf  trink  ich  den  win !  Der 
ander  tet[sV]  im  ges.  und  schwuor  bim  sacrament..., 
1569,  LTobler,  VL.  (Lied  auf  die  Schlacht  bei  Mire- 
bau).  ,Die  christliche  gute  Gewonheit,  bei  unss  Ca- 
tholischen  im  Brauch,  dass,  so  einer  dem  anderen  ein 
Trunk  zubringt,  der  ander  ihme  denselben  gesegnet 
mit  disen  Worten:  Gott  und  Maria,  sein  liebe  Mutter, 
geseegne  es  ihm!'  RCvs.  (Br.).  ,Als  er  mit  ihm  Suppen 
ass,  hat  er  ihm  den  ersten  Löffel  foll  gebracht,  als 
einen  Trunk;  der  ander  hielts  für  seltzen,  sagt,  er 
hab  gmeint,  man  bring  eim  nur  den  Wyn;  doch  so 
hat  ers  ihm  gsägnet.'  Schimpfr.  1651.  , Einem  das 
bad  g.',  eig.  vom  Badeknecht,  der  ein  gutes  Bekommen 
des  Bades  wünscht  (Gr.  WB.  IV  1,  4018);  iron.  (nach 
Sprww.  1824,  54  ,noch  jetzt  üblich')  in  der  bekannten 
Erzählung  von  Konrad  Baumgarten  und  dem  Uw  Land- 
vogt. , [Baumgarten:]  Do  gab  ich  im  warms  mit  einem 
schlag  und  gsägnet  im  mit  einer  achss  das  bad,  das 
er  da  tod  lag  in  der  standen.'  Scbadsp.  (U  Teilenspiel); 
darnach:  ,Er  nam  sin  achs,  gab  im  ein  schlag  und 
gsegnet  im  das  wasserbad,  das  er  grad  tod  bleib  in 
der  standen.'  Rpef  1538.  ,[Baumg.  sprach:]  ...  ich 
will  im  das  bad  ges.,  dass  ers  keiner  frowen  mer  tnot.' 
Äg.Tschudi  Chr.  Anders  in  der  folgenden  (offenbar 
verderbten)  Stelle:  ,In  disen  dingen  und  ziten  do  begab 
es  sich,  dass  der  landvogt  von  U.  den  fräffnen  gwalt 
mit  Küenyss  frow  ab  Altzellen  bruchen  wolt  und  in 
in  das  bad  gesägnot  mit  der  ax,  dass  der  landvogt  tod 
darin  lag,  wie  ein  schwin  ingmetzget  wass.'  CSdter 
1548.  ,Ihr  Schelm,  ihr  Dieb,  ihr  Räuberbuoben,  wills 
gs.  üch  in  helscher  Gruoben;  Gott  wird  üch  richten 
nach  üwerm  Tuon,  in  Abgrund  ihr  versinken  muond!' 
JMahl.  1674.  —  c)  entspr.  segnen  2  e.  ,Gang,  versorg 
das  Vych,  gsegnes  wol,  bett  auch  hierait,  so  schadet 
im  kein  Übel  nit.'  JMabl.  1674.  S.  auch  Ghel-Sucht 
(Sp.  279).  —  3.  a)  entspr.  segnen  3,  von  Gott.  ,Und 
Gott  sach  es  für  guot  an   und  gesegnet   sy   [die  Ge- 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


ir,s 


schöpfe].'  1525,  I.  Mos,  1,22;  ,und  begaabet  sy  reich- 
lich.' 1530;  ,segenet.'  Luther;  sü\6o[ypev.  LXX.  Sonst 
nur  in  W  u  n  sc  lifo  im  ein ;  reiche  Belege  schon  Bd  II 
512/3.  a)  mit  Acc.  P.  G'segn-i"s  Gott  uns  allisamen, 
in  Gotts  Namen,  Amen!  Aa  (Gebet  nach  dem  Essen). 
.Gesegne  uns,  der  gern  beglückt  und  Segen  uns  von 
oben  schickt,  auf  allen  unsern  Wegen  ...!'  um  1850, 
GRTschiertschen  (Hausinschrift).  ,Was  einem  Wan- 
dersmann  nur  Gutes  kann  begegnen,  mit  allen  dem 
soll  euch  des  Himmels  Gunst  ges.!'  GR.  Handwerks- 
brief. ,G'seg'n  Gott!  dachte  ich,  als  ich  den  R.  ins 
Haus  [des  erzürnten  Meisters]  treten  sah.'  Joach. 
1898.  G'segen-mer  Gott  mV  Sei  und  mV  Lib,  g's.-m. 
G.  ml"  Kamen  und  mV  Er,  g's.  m.  G.  min  Ätti  und 
mV  Mueter,  g's.-m.  G.  mV  G'schnisterti,  g's.-m.  G. 
mV  Äni  und  Ani,  g's.-m.  G.  mV  Götti  und  Gotte"  und 
alli  Verwandti  ....'  GßThs  (Gebet).  Vor  Söllechem 
well-n-Vs  b'hüete"  der  lieb  Gott  und  g's.!  Schwzd.  (Gr 
Schs).  .Sprach  der  M.  daruf  tugenlich  zuo  dem  S.: 
gang  hein,  dass  dich  Gott  gesegen !  Du  hast  hinacht 
gnuog  böser  red  und  swüeren  vollbracht.'  1403,  Z  RB. 
,Gott  erbarme  sich  unser  und  gesegne  uns.'  B  Disp. 
1528.  ,In  Gottes  nauien,  amen!  Gesegne  mich  hüt  der 
mann,  der  den  tod  am  helgen  crutz  nam,  gesegne  mich 
hüt  die  hand,  die  Got  an  das  helge  crutz  wand,  ge- 
segnen mich  hüt  die  helgen  wort,  die  der  priester 
spricht,  so  er  Got  wandlett,  und  sin  rosenfarwes 
bluot  das  sy  mir  für  all  min  fiend  guot,  amen!'  XVI., 
W  (AfV.  IV  341).  Als  Ausruf  des  Schreckens,  der 
Abwehr,  des  Erstaunens.  B'hüet-i"s  Gott  ond  g'sig(e)n- 
i"s  Gott!  Ap  (TTobler);  Z.  G'segen-Vs  der  allmächtig 
Gott!  rüefend  AUi  s'sämmen  [bei  Erwähnung  des  Teu- 
fels]. GFiest  1898.  Der  Chrank  seid,  betten  hei«  inn 
Nieme"t  g'lert.  —  No"  g'segen-i"s  Gott !  rüeft  der  Her, 
ämmel  d's  Vaterunser  werde"d -er  wenigstens  chönnen. 
ebd.  Mit  Weglassung  von  ,Gott.'  Ä  g'segen-Vs,  wie 
rill!  (weleh  Eine' !  wel'H  Töchter!)  ,oh  sieh  doch,  wie 
viel!  (welch  ein  Grosser  oder  Hübscher!  welch  ein 
Mädchen !)'  GRNuf.  (Trepp).  Ei  b'hüet-i"s  tcess  g'segen- 
i"s!  muess  Das  nid  e"  Regel  g'sV  sV!  Schwzd.  (Gr 
Seew.);  s.  auch  be-hüetcn  (Bd  II  1796).  —  ß)  mit  Acc. 
8.  (meist  es)  (und  Dat.  P.).  Kulturen  uä.  So,  jetz 
soll  's  der  lieb  Gott  g's.,  und  denn  geräte's  schön,  sagt 
die  Frau  nach  dem  Hanfsäen  GBPr.  (GFient).  S.  auch 
Mutten  IV  (Bd  IV  578).  .[Gott  wolle]  uns  vor  dem 
grössten  Übel,  der  Sundt,  bewahren  und  das  Zitliche 
[die  zeitlichen  Güter]  ges.  nach  unserer  Notdurft.' 
XVILT.,  Rüdliger  1875.  Den  Schlaf:  MVs  Bäebeli, 
g'se  Gott  dV  Schlaf.  GJKdhn.  Speis  und  Trank.  Gueten 
Abvg!  Gott  g'segn-i  [euch]  euri  Gäbe",  Gott  g'segn-i 
euer  Essen  und  Trinke"!  Enri  Sü  wird  nümmer  hinke" 
[usw.]  Z  (Wurstlied).  Gott  g'segn-i  's!  oder  umgestellt 
(auch  in  Gr;  W,  in  Bs  auch  mit  Weglassung  von 
Gott),  verkürzt  g'sey  (auch  Sch;  ThHw.,  Kressib.),  g'se 
(auch  GnHe.;  GSa.)  Gott!  Segenswunsch  an  Solche, 
die  bei  Tische  sitzen;  s.  Bd  II  512/3.  Gott  grüez-ich 
und  Gott  g'segn-i 's!  GrL.  Gueten  Öbe"d  mit-enand! 
Gott  g'segn-i 's!  Sch  Gespr.  1838.  G'seng-der  's  Gott! 
Sca  (Firm.).  G'segn-ech  's  der  lieb  Gott  und  esseft 
brav!  Gl  (Firm.).  Gott  g'segn-i 's!  oder  G'se- Gott! 
wünscht  der  zu  Anfang  oder  am  Schluss  des  Mahles 
Eintretende;  im  ersten  Falle  antwortet  man  ihm:  Er 
chönnd  mithalte"!  im  zweiten  Falle:  Tanke"!  AaF. 
G'segn-i 's  Gott!  sagt  der  in  ein  Wirtshaus  Tretende; 
dank  Gott!  sagt  er  beim  Gehn,   nachdem   er  einigen 


Gästen  aus  ihren  Gläsern  Bescheid  getan  WLö.  Jässa 
[ja  so]  g'segott,  ivinn-er  am  Esse"  sind!  Prophet  1855 
(G8a.).  He  nu",  g'segott,  wenn  de  Das  alls  abe"bri ngsch ! 
B  (AvRütte).  G'setig  Gott,  und  schlick  bis  g'nueg!  zum 
naschenden  Bienchen.  Svlo.er.  Scherzh.  erweitert: 
Gott  grüess-ech,  Gott  g'segn-ech  's,  Gott  nem-ech  's  und 
gib 's  mir!  AaBt.  G's'egn-ich's  Gott  der  Her,  spxs 
Gott,  d'  Möcke"  alli  o"  mVs  Ort!  het  selb  Büebli  g'seit. 
Breitenst.  1863.  ,Do  sprach  N. :  ...  ich  bin  zers  foller 
wins.  Do  sprach  er  [Kläger]:  so  gesegen  dir  inn  gott! 
und  wolt  damit  von  im  gan.'  1427,  Z  RB.  ,Fürtrager: 
Spyss  und  trank  das  gsägni  Gott!'  Ruef  1539.  .[Kauf- 
herr, der  Leute  beim  Mahle  trifft:]  Das  gsegn  üch 
Gott,  ir  lieben  herren!  [Judas:]  Sitzend  her!  wend 
ir  mit  uns  zerren?  [Kaufherr:]  Dank  üch  Gott,  es 
ist  nit  myn  fuog.'  ebd.  1540.  ,Hiemit  gsägn  euch  Gott 
die  Speis!-  Gebet  Christi  vor  dem  Mahle.  MStettler 
1606.  Spec.  beim  Zutrinken;  s.  auch  bringen  (Bd  V 
691/2).  ,Brins-der's,  Eisbit!  sagte  allemal  mein  Gross- 
vater,  wenn  er  bei  Tisch  sein  Weinglas  zum  Munde 
führte,  und  meine  Grossmutter  sagte  darauf:  G'segott, 
Hansjokeb!'  Sch  Ha.  f  (Neukomm).  De-  N.  hat  en 
Chäntli  volle-  WV  g'holet  und  üfg'stellt,  da"-ner  chiütn 
mit  si'"m  Gast  Gottg'segnis  trinke"  und  B'schäd  tö". 
SPletscher  1903  (SchScIiI.).  G'sundheit,  Hans!  G'seg- 
der 's  Gott,  Hans!  sagt  Einer  beim  Trünke  zu  sich 
selbst.  Henne  1874  (GSa.).  ,Demnach  bracht  ers  ira 
uff  die  ee;  do  rett  sy  aber:  Gott  gsägnen  dirs!  und 
tranks  innhar.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  ,Hettend  sy  ein 
mass  win,  hiesse  im  der  N.  ynschenken  und  brechte 
einer,  genannt  Margretha,  ein  trunk  uff  die  ee,  die 
weite  aber  nit  tringken;  do  seite  er:  Agtli,  es  gilt 
dir  den  uff  die  ee,  so  du  kein  anhang  hast;  uff  die 
selbig  red  dann  sy  getrunken  und  gseit:  das  gsegne 
uns  Gott!  Damit  habe  sy  den  becher  nebetsich 
gstellt.'  1541/3,  ebd.  ,Gott  gsegnes  üch!'  Aal  1549. 
,Prosit!  Das  gesegne  üch  Gott!'  Fris.  1562.  ,Aber 
halb  us!  gsegne  dirs  Gott!'  Haberer  1562.  ,Gseg  Gott! 
Nun  schluck  fein  ritterhaft!'  JMahl.  1620.  , Geseng 
dirs  Gott  zutausendmal!'  S  Kai.  1700.  Iron.  ,[Ruben 
zu  seinen  beim  Mahle  sitzenden  Brüdern:]  Üwer  gott, 
ir  unnützen  dämmer,  der  gsegnis  üch,  ir  vollen  schlem- 
met!' Rüek  1540.  Als  scherzh.-iron.  Ausruf:  ,[Zwei 
Bauern  Hans  und  Georg  erörtern  den  Luxus  der  jun- 
gen Z  Geistlichen;  G.  hat  eben  von  den  Hemden  ge- 
sprochen.] Ach,  fahr  doch  fort  und  lass  den  lieben 
Herren  nicht  so  lang  im  Hembdli  stehen  . . .  [mahnt 
H.,  worauf  G.:]  ,So  wollen  wir  ihm  die  Hosen  anlegen 
([Gott]  gsegne  Speis  und  Trank!).'  Z  Gespr.  1779.  Mit 
andrer  Wendung:  G.  hat  ausgerechnet,  dass  so  ein 
junger  Herr  nur  für  den  Unterhalt  seines  Kopfes  jähr- 
lich 382  fl.  brauche.  ,Das  gsegne  Gott!'  ruft  H.  ebd. 
S.  auch  pflegen  (Bd  V  1224).  —  b)  vom  Teufel,  in 
Verwünschungen.  ,Von  grossem  widermuot  und  er- 
schrecken do  mocht  der  herzog  [Karl  nach  der  Schlacht 
bei  Grandson]  in  dri  tag  und  nachten  nie  nütz  essen 
noch  trinken.  Das  inis  der  tu  fei  gesegne!'  Z  Chr.  XV. 
.[Die  Pfaffen]  fressend  alles,  das  sie  gelust,  rebhüenli 
[usw.],  das  bringt  man  inen  uf  ross  und  wägen.  Dass 
ins  der  tüfel  müesse  ge?.\'  NMan.;  s.  auch  ebd.  S.  58. 
.[Massigkeit  spricht:]  Soll  man  am  tisch  also  tuon 
pflegen?  Das  üchs  der  tütfel  müess  gesegen!'  VBoltz 
1551 ;  s.  auch  ebd.  S.  296  (,gsegen  :  underwegen').  ,[Der 
fanatische  Romelias  zum  andersdenkenden  Isachar:]  Ein 
Humel  hast  gfressen  on  Zwyffel  [vgl.  Bd  II  1296];  das 


Ih'> 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


470 


gsägne    dir    der   schwerzist    Tüffel!'    XVI. /  XVII.,    L 
Spiel. 

.Mild,  gatgenm;  vgl.  Gr.  WH.  IV  1,  4015  ff.:  Schm.  '  II 
239;  Fischer  III  515;  Martm-Lienh.  II  337.  Charakteri- 
stisch ist  das  überwiegoude  Vorkommen  der  Zss.  in  Wunsch- 
sätzen, wo  das  perfektivierende  <je-  von  Alters  her  zu  Hause 
war.      S.   auch   die   Ainn.   /u    lignen. 

i"-g°-sene":  =  in-segnen  F.  Nach  jeder  Geburt 
soll  sich  die  Frau  in  einer  Kirche  l.  la".  —  us-ge-: 
=  üs-segnen  2  W  (Tsclieinen);  s.  Sp.  463.  —  use°-ge-: 
=  dem  Vor.  AABb.  (Frei);  SFul.,  Thierst. 

nider-:  mit  Segenswünschen  niederlegen,  hon.: 
.[Wenn]  die  kinder  nach  irer  art  grynend  und  schryend, 
so  entspricht  inen  vatter  und  muoter  ouch  die  dienst 
mit  fluochen  und  schweeren,  oder  so  sy  nidergelegt 
und  ufgehebt  sollend  werden,  es  sye  tags  oder  nachts, 
so  sägnet  man  sy  aller  tüfel  naminen  nider,  im  selben 
nammen  hebt  man  sy  ouch  uf,  das  gar  unchristenlich 
ist.'  RüEF   1554.   —   Vgl.  .Schm.  '■  II   '239  u. 

b'-:  wesentl.  =  segnen.  1.  refl.,  =  segnen  1,  eig.  Nnw 
(.mit  Weihwasser  oder  sonst  das  Kreuz  über  sich  ma- 
chen, verbunden  mit  einem  Gebet  um  Segen'  Matthys) 
und  wohl  weiterhin  in  kath.  Gegenden;  uneig.  Bs;  B. 
B'segni-dith  all  Morge"!  Nuw  (Matthys).  ,So  galt  und 
gilt  zum  Teil  heute  noch  der  Glaube,  dass,  wer  sich 
am  Morgen  b'segne,  dh.  folgendes  Gebet  spreche:  Walt 
Gott  u"d  b'hüet-mer  Gott  mV  Lib  u"'>  mi"  Sei  (mi"s 
Wib  u"d  mi"  ChindJ,  min  Alt  u"d  mV  Mueter,  mV 
Brueder  u"d  mi"  Schwester,  mini  Verwandte"  u",!  mini 
Bekannte"  u"d  alli  christgläubige"  Lüt!  den  Tag  über 
vor  Unfall  sicher  sei.'  HZahler  1898  (BSi.).  ,Wer 
nie,  ohne  sich  gewaschen,  gekämmt  und  b'segnet  zu 
haben,  ausgeht,  dem  kann  kein  böser  Zauber  etwas 
anhaben.'  ebd.  ,Stell  [am  Abend]  alles  an  den  rechten 
Ort, . . .  dann  bsegne  dich  und  bet  ernsthaft:  Vater,  ver- 
gieb  mir  meine  Schulden  ...'  Gotth.  Di  Alte"  fäh"  sich 
a"fah"  b's..  beim  Herannahen  der  Geisterscbar  BSi. 
(JSchläppi).  He  nu",  so  gang:  doch  b'segne-di'h  geng 
z'erst,  so  ba¥  dass-d'  Eppis  merkist  [von  der  wilden  Jagd]. 
HNvd.  1895.  Sichb's.ab  Einem  od.  Etw.  B.  Die  Einte" 
hei"-sech  direkt  b'segnet  [bei  dem  Ansinnen,  ein  leeres 
Zimmer  für  eine  Kinderkrippe  herzugeben],  die  Andere" 
hei"  g'seit,  sie  welle"-sech  no'h  b'sinne"  drüber.  RIscher 
1903.  ,Hand  die  zwo  [Frauen]  vermeint,  essigeein  Geist 
us  dem  Grab  oder  sunst  eine  bös  Erschinung,  und 
band  gschworen  und  sich  b'segnet.'  1622,  Bs  Fami- 
lienchr.  ,[Die  Hexe  wird  gefragt:]  Weilen  der  Teuffei 
sich  bei  denen  Leuten,  bei  welchen  er  Gehör  finde, 
so  anhärig  stelle,  ob  er  niemahlen  keine  ühnzuchten 
an  sie  gesucht?  [Antw.:]  Nein,  sie  habe  sich  viel- 
mahlen  besegnet.'  1701,  Z.  ,[Dass  die  Frau  ihr  des- 
wegen] aufsetzig  geworden  sei  und  allzeit  vor  ihr  sich 
besegnet  und  ihr  Weihwasser  nachgesprützt  habe.' 
1753,  Schw  (ADettl.  1905).  ,Gang  an  einem  Freitag 
am  Morgen  freuch  vor  Saunenaufgang  und  besegne 
dich,  wann  du  aussgehest.'  Anf.  XIX.,  HZahler  1898. 
In  Verbindung  mit  b'hüete";  s.  Bd  II  1796  u.  und  vgl. 
ge  s.  Er  hät-si'h  b'hüetet  und  b'segnet  Aa;  Bs;  Z.  Bitti, 
brüchst-dich  derwege"  fdass-ic''  mir  vu"  Ziveie"  de"  Hof 
mache"  lä")  nüd  z'  b'h.  und  nüd  z'  b's.  JAllenspach. 
Er  het-si'*  b'hüetet  und  b'segnet  vor  der  trürige"  G'stalt. 
Breitenst.  1863.  Aber  händ-sieh  die  geistliche"  Herre" 
[denen  der  Vogt  unrecht  erworbenes  Gut  schenkte] 
vor  derigem  Guet  nid  öppen  aWh  b'hüetet  und  b'segnet? 
i; Miller  1842.     ,[Der  Teufel]  lasst  nicht  grad  seine 


Wolfsklawen  sehen;  die  Leut  wurden  sich  sonst  vor 
denselben  besägnen  und  hüetten.'  Gwerb  1646.  S.  noch 
Ge-vatter-Mueter  (Bd  IV  592).  —  2.  a)  =  segnen  l'  <t. 
BettflH  b's.;  s.  Bd  IV  1834.  Er  ist  Eine  g'si",  mer 
hett  g  meint,  mer  chönnt  Bettli  b's.  au-cm!  AaF.,  Ke. 
Die  Lise"pintili  [s.  Liis-Bündel  Bd  IV  1365]  werden 
in  den  Klöstern  b'segnet  Ndw  (EOdermatt  1903).  D' 
Bäum  b's.:  Früccher,  wo  si"  Frau  sälig  alben  am 
Ostersamstig  mit  ''em  Wieimsserchriiegli  sig  go"  ä"  Bäum 
b's ,  heb  's  all  Jör  Chriesi  g'ge"  und  Ghanne"bire",  a's- 
me"  z'  Liechtmes'  noch  Schnitz  heb  chönne"  ha"  dermo*; 
aber  sit  a's  Die  e"wegg  sig,  dank  niemer  mir  a"  so 
Öppis.  JReinh.  1901  (SL.).  D'Allmänd  b's.:  Das  Volk 
zieht  in  Prozession  auf  die  Allmende,  die  vom  Geist- 
lichen mit  Weihwasser  besprengt  wird  Zg.  D'  Alpe" 
b's.,  nach  der  Alpfahrt  (vgl.  Sp.  458)  UwE.  D'  Hals 
b's.  AaF.,  Ke.  (AfV.  IX  49);  vgl.  Sp.  458  u.  Eine"  b's.; 
s.  usen-s.  (Sp.  463)  und  vgl.  buti  2  (Bd  IV  1910).  S.  auch 
Segen  (Sp.  444).  —  b)  entspr.  segnen  2  b.  ,Es  war  das 
erste  Mal,  dass  sie  sich  nicht  gegenseitig  bsegneten 
mit  dem  frommen  Wunsche:  Gute  Nacht  gebe  dir 
Gott!'  Gotth.  —  c)  entspr.  segnen  2  c;  vgl.:  ,Das 
abergläubige,  abgöttische  Beschweeren  und  Bes.,  da 
man  gewüsse  Wort,  Spruch  und  Ceremonieu  erdacht, 
zusammengeschmidet,  gemachet  und  über  den  Patien- 
ten oder  Kranken  und  anderlei  Sachen  gesprochen  und 
dann  denselben  die  Kraft,  heil  und  gesund  zu  werden 
oder  das  Bös  zu  wenden  und  enden,  zugeschrieben 
hat.'  Gwerb  1646.  Krankheiten  b's.  kam  in  ZNHasli 
noch  1903  vor.  Eine"  b's.  ,[Die  Hebamme  habe  ihr 
erzählt,  das  Kind  habe  während  der  Taufe  geschrien 
und  das  bedeute,  dass  es  viel  Kreuz  und  Elend  haben 
werde]  aber  man  könne  ihm  Das  alles  abnehmen.  Ge- 
schwind solle  sie  Wein  geben,  und  während  sie,  die 
Hebamme,  Wein  trinke,  solle  sie,  die  Mutter,  eifrig 
beten  und  das  Kind  b's.  Da  hätte  die  Hebamme  drei 
Gläser  Wein  getrunken  in  den  drei  heiligen  Namen, 
und  Mädeli  dreimal  das  Unser  Vater  gebeten  und  das 
Kind  b'segnet  recht  andächtig.'  Gotth.  ,Von  dem 
abergläubigen  und  verbottnen  Leut-  und  Vych  bes.' 
Gwerb  1646  (Titel).  .Einer,  der  sich  bes.  lasst  und 
auff  des  Sägners  Befehl  gewüsse  Gebätt  spricht.'  ebd. 
,Der  Satan  hilft  gern,  damit  er  den  Segner,  item  der 
sich  bes.  lasst  und  Den,  der  einen  zum  Segner  weisst, 
in  seine  Strick  bringe.'  JJGessner  1702.  In  Verbindung 
mit  be-sibnen;  s.  Sp.  61  o.  —  3.  entspr.  segnen  3. 
B'segn  [.beschütze,  behüte']  -i"s"  der  lieb  Her!  (oder  der 
lieb  allmächtig  Her  im  Himmel  dobne")!  GrD.  (B.).  In 
Verbindung  mit  b'hüete";  s.  o.  Gott  seU-dich  devor  b'h. 
und  b's.!  Tb.  B'hüet  i"s  und  b'segn-i"s  der  Herr,  was 
sind  Das  für  schröcklige  Zeiche"!  RMüller  1842.  — 
b'-segnet.  B's-s  Wasser,  Weihwasser  L  (JRoos).  Si 
heig  no'h  e"chli"  b's-s  Illenöl  g'ha"  und  heig  's  dim  China 
[an  der  verbrannten  Stelle]  a"g'striche"  Aa  Jonen;  vgl. 
Sp.  458  o.  Bei  den  Klosterfrauen  im  Gnadental  bekam 
man  b's-i  Watte,  sie  auf  das  kranke  Auge  zu  binden 
AaF.  (AfV.).  , Durch  solche  beschworne  und  bsägnete 
Mittel  wider  Wehr  und  Waaffen  und  allerlei  Gefahr 
verhärtet  und  bevestnet,'  Gwerb  1646.  ,Bes-e  Krank- 
heiten.' ebd.  Von  Personen:  b's.  si";  s.  Johannes  (Bd 
III  31  o.).  —  Be-segner  m.  .Unsere  heutigen  Be- 
schweerer  und  Besägner.'  Gwerb  1646;  öfter.  —  Be- 
segnung  f.  ,Zum  dritten  ...  sagen  sie  fräch,  Gott 
habe  dise  Heiligung  und  Besägnung  des  Salzes  und 
das  durch  seine  Diener  gebotten.'  Gwerb  1646.   -  Mhd. 


171 


5ag,  seg,  sig,  sog,  sug 


171! 


bealyenen;    vgl.    Gr.   WB.   I   1610;    Fischer  I  910;    llartiu- 
Lieuli.   II   337. 

underen-b"-:  die  eingesargte  Leiche  unter  Ge- 
beten mit  Weihwasser  bespritzen.  Vor  der  Chilchc" 
händ-se-si  üfg' stellt  and  uf  <!e"  Pfarer  g'wartet,  bis- 
er-si  chömm  cho"  ge"  u.  Dorfkal.  1892  (Zg).  —  use"- 
be-:  =  usen-ges.  AaF.;  L  (,im  Haus  oder  in  der  Kirche' 
Ineichen);  UwE.  Die  Frau  zog  ihre  Hochzeitsschuhe 
an,  wann  si-si'*  hed  lö"  u.  AaF.(AiV-).  —  füre"-b«-: 
=  dem  Vor.  L  (Ineichen). 

Segner  m.,  ,-erin'  f.:  Segensprecher(in).  ,Omnes 
sortilegi  et  carminatrices  hominum  et  etiam  pecorum, 
alle  segner  und  segnerin,  unhulden,  zouberin,  qui 
querunt  phitonissas  pro  rebus  furatis,  servantes  som- 
nia,  fata,  dies  asgyptiacos,  et  qui  portant  literas  ad 
Collum  contra  dolorem  dentiuru  vel  oculorum  [sind  von 
der  Osterkommunion  ausgeschlossen].'  JUSürgant. 
,üass  vil  under  den  münchen  und  pfaffen  Schwarz- 
künstler, tüfelbschwerer  und  sägner  gsyn,  die  gspänst 
und  vil  wunder  und  zeichen  wol  habend  mögen  an- 
richten.' LLav.  1560.  Räuberische  Beschweerer,  Säg- 
ner und  Lochssner.'  Gwerb  1046 ;  noch  öfter.  ,N.,  ein 
vast  berümbter  S.  und  Beschwerer,  welcher  mit  seinen 
zauberischen  Segenssprüchen  die  abgöttischen  Leut 
in  Irtumb  ufhelt.'  1604,  BNid.  Kapitelsakten.  .Gotts- 
lesterer,  S.,  Teuffelsbschwerer.'  BChorg.  1667.  S.  noch 
Lächsner  (Bd  III  1045);  Brot  (Bd  V  948);  Pfnüsel  II 
(ebd.  1274);  Schivin-Sucht  (Sp.  283);  Wär-sager  (Sp. 
418);  Bluet-Segen  (Sp.  454);  be-segnen  (Sp.  470)  und 
vgl.  S.-Werch.  —  H}iA.*tgener(in);  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  127. 
Zauber-:  =  dem  Vor.  ,|Tod  zum  Quaksalber:]  . . . 
Fahrendschuler,  Jacobsstäber,  Rosenkreuzer,  Alraun- 
wieger...  Gaukler  und  Kristallenseher,  Taschenspieler, 
Stelzengeher,  Zaubersegner  und  Zigeuner  nimmer  sich 
erwehren  meiner.'  GMüller  1650. 

Segneri,  ,-ei'  f.:  das  Segensprechen,  zauberische 
Besegnen.  ,Das  schädlich  Gift  verfluochter  S-ei.' 
Gwerb  1646.  .Zauberei  und  S-ei  sind  Geschwüstrig.' 
ebd.  S.  noch  lös-buechen  {Bi  IV  991) ;  Nacht-mäl-Bröt 
(Bd  V  969);  wär-sagen  (Sp.  417);  segnen  (Sp.  460). 

sggnerisch:  zum  Besegnen  dienend.  ,Die  s-en 
Bücher  sollen  durch  die  Chorrichter  herausgefordert 
und  dem  Kleinen  Rate  übergeben  werden.'  1634,  B 
Ehegerichtssatzg.  ,Die  s-en  Zauberwort  lauten  när- 
risch und  lächerlich.'  Anhorn  1674.  ,Von  den  s-en 
Zeichen,  Zahlen  und  Schriften.'  ebd.  (Titel). 

Feld-Segni  f.:  die  Feldweihe  im  Frühling,  Seg- 
nung des  Feldes  durch  den  Geistlichen  GrV. 

Segnung  f.  .Dergleichen  Sünden  sind  die  aber- 
gläubischen Segnungen  an  Menschen  und  Vieh,  sie 
geschehen  nun  durch  Missbrauch  seines  heiligen  Wor- 
tes oder  insbesonders  durch  Aussprechung  oder  durch 
Schreiben  dess  Namens  dess  heiligen  dreieinigen 
Gottes.'  B  Mand.  1763.  S.  auch  Nacht-Mäl  (Bd  IV  161). 
Vieh-.  .Pfarrer  N.  in  Bernhardzeil  hatte  die  Vieh- 
und  Stallsegnungen  in  seiner  Gemeinde  ganz  abzu- 
schaffen gewusst,  die  sonst  im  Bezirk  Rorschach  noch 
überall  üblich  sind,  weniger  im  Bezirk  Gossau.' 
GLHartm.  1817;  vgl.  Vieh-,  Stall-Segen  (Sp.  452.  455). 
—  Glogge"-.  ,Soll  von  wägen  der  gloggensägnung 
erkent  sin,  das  iedes  gfätterte  seile  3  gl.  inbinden,  und 
soll  ieder  sin  ürte  und  zehrung  selber  zalen,  allein 
was  dem  H.  von  Engelberg  und  der  priesterschaft 
kosten   belangt  und   die,   so  müeh  und  arbeit  darmit 


handt,  verzerend,  soll  es  us  der  glocken  kosten  zalt 
werden,  sonst  die  übrigen  alles  an  inen  selbs  haben.' 
1596,  Now  Beitr.;  vgl.  segnen  (Sp.  458).  -  Stall-; 
s.  Vich-S. 

Segens  Seg.jfs)  Ar  (Dim.  -esli);  GGold.,  Goss.,  Rh. 
(■e-e-),  Rorsch.,  T.,  We.  (-S-J;  Th  tw.  (so  in  Altish.,  Bal- 
tersw.,  Hörn,  Wängi,  aber  nicht  ausschliesslich),  -is(sj 
GF.,  T.,  We.:  SchB.,  Schi.,  St.;  Th  (zieml.  allg.);  ZSth., 
Segtsse*  AaF.,  Leer.;  BBe.,  E.,  Ha.,  M.,  Stdt;  F;  Gl; 
GRAv.,D.,Mai.,Rh.,Thsf-e-;,V.;  L(allg.);  PMacf-e-;,- 
GEsch.,  Ms,  R.  (ej,  Stdt,  Ta.,  T.,  Wb.;  Schw;  S;  U  (tw. 
-e-);  Zg;  ZDättl.,  Erl.  (  e-),  Schwerz.,  -isse"  AALeer., 
Schi.;  PAger  (issuj,  Sal.;  GT.;  ScnBarg.,Ha.;  Tn  (,in 
der  Gegend  von  Fr.  und  Schönh.  bisweilen  bei  altem 
Leuten');  WMü.,  V.  (-issa);  ZFehr.,  Kn.  ( e-J,  Kü., 
Marth.,  Neer.,  O.  (aber  Dim.  -essli),  Stdt,  W.,  Zoll.,  Se- 
g%se«  AaHoW.,  auch  lt  Rochh.;  Bs  (e-J;  BBr.;  GrL., 
Mai.,  Pr.,  Rh.;  PA1.  (.SagasaJ;  GFs,  Gold.,  Rag.  (-e-J, 
Sa.,  W.;  Uw  (in  E.  -e-,  Dim.  lt  Matthys  -isli,  in  E. 
-esli),  -ise"  BGr.;  PPo.  (Segg-J;  ÜUrs.  (e-J;  WBinn; 
ZBauma,  Seg(ejrsa  GRÜbS.,  Seg$zen  BM.;  Gl  (allg.); 
GSa.  (-e-J;  SchwE.,  Ib.;  S;  ZBauma,  Rieht.,  -ize"  L 
Hütten,  Sese"  BSi.  (zT.  noch  nasaliert;  daneben  auch 
Segtsse") ;  GNHelf.  (neben  Segis)  -  f.,  PI.  -e"  (in  BG.  -i) : 
1.  Sense,  allg.;  auch  spec.  das  Eisen  der  Sense  S  (s. 
zerugg-langen  Bd  III  1335  und  vgl.  Strauw-S.);  WLö. 
und  gelegentlich  sonst  (auch  in  ä.  Belegen ;  s.  u.).  Teile 
der  S.  1)  der  Sensenstiel:  Worb  (WurbJ  oder  Schieber. 
—  2)  der  in  der  Mitte  des  Stiels  angebrachte  Griff  für 
die  rechte  Hand :  Gürben{BA II 415),  Hauchli (HäuchliJ, 
Höchli  I,  Hüchli  (Bd  II  969.  980),  Rammen  (ebd.  1270), 
Hörnli  (ebd.  1617),  Leuchli  (Bd  III  1013),  Sehwirbel, 
Wirbel.  —  3)  der  Griff  am  obern  Stielende,  für  die 
linke  Hand:  Griff,  Hauchli  (HäuchliJ,  Hammen,  Hampf- 
len  (Bd  II  1303),  Schwibel(enJ.  —  4)  das  Blatt  (Bd  V 
181)  mit  Rässi  (Bd  VI  1280)  oder  Tangel,  Buggen 
und  Spitz,  am  breitem  Ende  das  gekrümmte  Eisen 
(Hammen.  Zaum)  zum  Befestigen  des  Blattes  am  Stiel 
mittels  des  in  das  Dom-Loch  (Bd  III  1040;  auch  Aa; 
B)  gesteckten  Doms  und  der  Zwinge"  od.  des  S.-Rings 
(s.  Bd  VI  1095).  Wa  i"  'n  Üs-tage"  d's  Mal  drüber 
ferd  [das  Vieh  weidet],  da  blibd  fir  ä"  S.  nid  vil. 
Bärnd.  1908.  Mir  hei"  g'mäit  [so  eifrig],  bis  d'  Segeze" 
brandschwarz  g'si"  sl"  ...  so  sV-mer  fertig  g'si",  wo-si 
[auf  dem  Nachbargut]  no'h  chüm  recht  d'  S.  a"'brücht 
g'ha"  hei".  JReinh.  1905.  Im  Herbst  springt  fast  Alles 
mitenand  mit  Segisse"  und  Reche".  Leuthold  1895.  Er 
nennt  [nimmt]  kä"  S.  ond  kä"  Worb,  er  nennt  grad 
de"  Rechen  ond  de"  Chorb  [wenn  er  Streue  stehlen 
geht].  Ap  VL.  1903.  Der  Fritzli,  das  Muetterchätzli, 
wo  chüm  mag  e"  S.  recht  i"  d1  Hand  ni".  JHefti  1905. 
Ä"  der  S.  stä";  s.  Bd  I  251.  , Segensa,  falx.'  Voc.  oft.; 
UwE.  Voc.  ,N.  hiesch  im  gelt  urab  ein  segensen.'  1394, 
Z  RB.  ,2  segessen.'  1515,  BsPfeff.  Schlossinv.  .Die 
genant  Ita  klagt  ...  ir  man  habe  iren  ...  ein  arm  ab- 
ghowen  mit  einer  sägissen.'  1533/8,  Z  Ehegericht. 
,Ein  mäder  [habe]  ein  mordt  tan,  habe  an  ein  wysse 
güppen  mit  langen  züptlen,  das  ers  knüpfen  mog,  und 
zwilchhosen  hab  er  an,  trag  ein  sägissen  uff  dem 
rucken.'  1550,  Absch.  ,N.  habe  zu  Zurzacb  ein  fässli 
mit  sägisen  gstolen,  darus  ettwa  sechs  eim  umb  dryg 
oder  vier  batzen  verkoufft,  dessglychen  dryg  verzeert 
und  dryg  für  die  ürten  versetzt;  die  übrigen  habe  er 
im  gras  liggen  lassen.'  1551,  Z  RB.    , Die  sägisen  samt 


i;:; 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


dem  wetzstein  und  dängelgschir.'  1556,  BTunub.  ,Falx, 
ein  sichlen,  räbniässer,  sägissen;  falces  fonarise,  ein 
(die)  sägeisen;  mäyen,  das  heüw  mit  der  sägesen  ab- 
schnyden,  desecare  vel  tondere  prata.'  Fris.;  Mal.; 
s.  auch  Haber-Reff  (Bd  VI  647).  ,[N.  habe]  ein  guote 
sägissen  verstollen  und  sin  sägessen,  so  zerbrochen 
gsyn,  an  der  guoten  statt  gehenkt.'  1570,  Z  RB.  ,1m 
Utznacherland  habe  er  ein  alte  Sägesen  ab  einem 
Boum  entwendt.'  1601,  ebd.;  heute  noch  pflegt  der 
Mähder  nach  getaner  Arbeit  die  S.  etwa  an  einen 
Baumast  zu  hängen;  vgl.  dazu:  .Wenn  acher  oder 
matten  also  in  holz  wärdind,  das  man  ein  segessen 
daran  henken  kan,  und  das  nieman  anspricht  noch 
meinet,  das  dann  die  von  Rynach  das  holz  uff  sollichen 
güetern  wol  mögent  abhowen.'  1502,  MEsterm.  1 882. 
,üie  Oesterricher  fuortend  [bei  Sempach]  mit  inen  ... 
ouch  gar  vil  Mäder  mit  Sägisseu,  im  Willen,  dem 
armen  Landvolk  das  Korn  abzuoschniden.'  JJRüeger 
1606.  .Sägeisen,  Sense,  feenaria  fall.1  Red.  1662.  ,2  Sä- 
gissen samt  den  Würben.'  1665,  ZWoll.  luv.  ,Falx 
fenaria,  Segeisen  (Sägeisen).'  Denzl.  1666. 1716.  ,Die 
Fraw  bringt  [ihrem  Manne]  Sägissen  und  Schinhuot.' 
JMabl.  1674.  ,Es  ist  den  Knechten  [beim  , streunen'] 
wohl  anzudingen,  dass  sie  den  Brüsch,  Büesch  [V],  die 
Stauden  sorgfältig  abhauen  und  soweit  in  allen  Ecken 
herum  nehmen,  als  es  immer  die  Segese  erleiden  mag.' 
1775/82,  ORingholz  1908.  Eigenschaften  der  S. 
,Was  gienge  dem  Wiesenbauer  und  Wildheuer  über  eine 
gäbigi  S.!  eine,  wa-mu  [ihm]-sic''  gued  i"  ä"  Handgi'd! 
Barnd.  1908.  ,Uli  fand  keine  einzige  Segessen,  die 
sich  ihm  in  die  Hand  schickte.'  Gotth.  Im  Vergleich. 
E"  Zunge"  het  's  wi-n-e"  S.  HBlattner  1902.  ,Er  [!  ein 
wildes  Pferd]  hat  als  wol  howend  [Zähne]  als  ein 
sägess;  wann  es  ist  kein  hämisch  so  stark,  den  er 
nüt  zerstosse  mit  den  zennen.'  Morgant  1530.  ,Sy 
[Rengnold  und  seine  Gefährten]  hattend  wenig  wyder- 
stantz,  sy  schluogendz  nyder  wie  ein  sägyss  das  gras 
vor  ir.'  ebd.  .Falcatus,  krumb  wie  ein  sichel  oder 
sägeisen.'  Fris.;  Mal.  Der  Bah  ist  g'si"  w'e  vu"  alte- 
Segeze",  er  ist  gar  nie  müed  vorde".  CStreiff  1908; 
der  selbe  Vergleich  unter  Joch-Ring  (Bd  VI  1090). 
D'  S.  reise"  (Bd  VI  1308),  tängfeße",  wetze"  (s.  dd.), 
russ  macht"  (Bd  VI  1270).  Dängelhammer,  Dängel- 
stock, wenn  die  nid  mache"  scharpfi  Schneid,  kei"  S. 
dur'*  d'  Halme"  geit.  UDürrenm.  ,[Die  jungen  Ge- 
sellen, die  am  warmen  Berchtoldstag  1661  im  Rhein 
badeten]  sind  zum  Andenken  mit  Rächen  und  Gablen 
in  der  Stadt  umher  gezogen,  haben  auch  Segis  bei 
ihnen  gehabt,  habend  dieselbigen  gewetzt,  als  wan  sie 
wollten  Grass  mayen  und  es  Heüwens  Zeit  seie.'  1661, 
Bauernchr.  ,Lass  ihnen  ihre  Erquickungsstunden  also 
eingeschranket  sein,  dass  selbige  nicht  länger  währen, 
als  es  den  Kindern  notwendig  und  zur  Gesundheit 
dienstlich,  eben  wie  dem  Mäder  das  Wetzen  seiner 
Sensen  oder  Sägesen.'  Bs  evang.  Bott  1681.  Eine  gut 
geschärfte  S.  haut  icie  Gift  (s.  Bd  II  134),  wie  es 
Schwert  GlMoII.  S.  auch  mutt  (Bd  IV  571);  Perga- 
ment (ebd. 1565).  Im  Volkslied.  Was  nitzt  denn  ä,,ch 
d's  langete",  tee""  d'  S.  nit  haut  [usw.]  üürs.;  s.  auch 
Ap  VL.  1903,  33  und  vgl.  Sp.  187  o.  Im  Herbst,  du 
neme"-si  d'  Segesse"  her  und  säge",  si  welle"  ga"  mäije" 
B  (Lied  vom  Brienzer  Bürli).  So  chunnt-me"  hei"' 
[abends  von  der  Feldarbeit]:  dö  het  kei"  Veh  kei" 
Hämpfli  weder  Gras  noch  Chle  . . .  Me"  nimmt  e"  S. 
vo"  [e"  Sichle"  us  Aa;  Z]   der  Wand   und  holt  e"chli" 


im  nächste"  Land.  Tu  Bauernlied  (Schwzd.).  Sprww. 
E"  S.,  es  G'wer  und  e"  Frau  a"certrouet-mer  de""  sust 
nid  imen  ledere".  JRoos  1908.  ,Die  ros,  so  am  ersten 
und  maisten  blüet,  verschwellet  und  last  zum  ersten 
die  bletter  fallen:  ie  hücher  das  gras,  ie  neher  der 
seges.'  Kessl.  Wetterregel:  Wenn  de"  Mädere"  d' S-e" 
ob  ''im  Morgenesse"  roste",  sr  gibt  's  ander  Wetter  BsL. 
(Seiler).  RA.:  Das  ist  nur  eso  wege"  Segisse",  scherzh. 
Entstellung  für  ivege"  Se'bem,  ausweichende  Antwort 
Z  (Spillm.).  Glaube  und  Brauch.  ,Ein  Tausend- 
künstler in  LRusw.  war  im  Besitze  einer  so  guten 
Sense,  dass  er  ihr  beim  Mähen  nicht  nachzulaufen 
vermochte,  und  die  beim  Aufhängen  dicke  Eisennägel 
zerschnitt.'  ALüt.  Wunden  von  Sensen  und  Beilen 
sollen  ganz  besonders  leicht  giechtig  [entzündet,  bös- 
artig] werden.  HZahler  1898.  Bei  Gewittern  legt  der 
Hausvater  drei  Sensen,  die  Schneiden  abwärts,  vor 
dem  Hause  übereinander,  um  den  Blitzschlag  vom 
Hause  abzuhalten  ScHwlb.  (Lienert).  In  BSi.  dagegen 
wird  nach  DGemp.  1904,  359  eine  Sense  oder  ein  Beil 
mit  der  Schneide  nach  aufwärts  unter  die  Dachtraufe, 
in  L  ebenso  vors  Haus  gelegt,  dann  gehe  das  heran- 
ziehende Hagelwetter  ohne  Schaden  vorbei;  lt  L  Haus- 
kai. 1870  wird  nämlich  die  Unholdin  oder  Hexe,  die 
das  Hagelwetter  verursachte,  durch  die  aufwärts  ge- 
kehrte S.  verwundet  und  ihr  dadurch  alle  Zauberkraft 
geraubt.  Über  den  alten  Brauch  der  S.-Henki  in  Gr 
s.  Bd  II  1466  und  Schweizer  Bauer  1907,  68.  Dem 
Imb  mit  der  S.  Ute";  s.  Bd  I  234.  S.  in  formelhafter 
Verbindung  mit  , sichlen';  s.  Sp.  188.  ,Mit  s.  und  s.'; 
dazu  noch:  ,Dass  fürohin  in  dem  Holz  Mathobel  ge- 
nant . . .  weder  mit  Rossen,  Hörn-  oder  anderem  Vieh 
. . .  geetzt  solle  werden,  sonder  was  Jeder  mit  der  Sägis 
oder  Sichlen  bekommen  könnte,  mit  selbigen  er  ab- 
fahren möge  und  solle.'  1677,  GFlaw.  ,(Vor  und)  nach 
s.  und  s.';  auch  ,segens'  allein.  ,[Die  Gemeinde  GBem.] 
hat  verainbaret,  das  alle  ackher,  wisen,  bomgarten  . . . 
die  von  alter  her  zuo  dem  getratt  hörent,  vor  der 
seges  und  nach  der  seges  usslegen  sond.'  1432,  Zellw. 
Urk.  ,Wir  haben  ouch  fürbass  gesprochen  und  erkennt 
von  des  hofs  wegen  genannt  Bürisweilen,  dass  die  von 
Bernang  . . .  darauf  und  ab  ir  tratt  sollen  haben  . . . 
und  dann  die  zwei  jar  vor  und  nach  der  seges  sollen 
die  von  Bernang  die  vorgenannten  NN.  an  demselben 
guot  und  tratt  unbekümmert  ...  lassen.'  1440,  ebd. 
(tw.  modernisiert).  ,Mit  den  rietwysen,  die  man  nun 
einest  zum  jar  höwet,  ist  erkennt,  dass  man  die  selben 
vor  und  nach  der  sägis  offen  beliben  will  lan,  ire  zeit, 
wie  dass  von  alter  bar  gebrucht  ist,  nemblich  an  Sant 
Jörgen  tag  schlacht  man  die  yn,  wenn  sy  abgemäyt 
sind,  wider  uss.'  ZElgg  Herrschaftsr.  1535;  s.  auch 
JNater  1898,  375.  Der  Gebrauch  der  S.  behördlich 
eingeschränkt.  Es  wird  bei  5  Pfd  Busse  verboten, 
an  den  ,bördern'  und  in  den  Wäldern  ...  zu  heuen 
und  die  , segessen'  zu  gebrauchen.  1592,  UwSa.  ,Wer 
in  Banhölzeren  Sichlen,  Sägessen  etc.  brucht:  ...  Das 
Niemand  weder  Sichlen,  Sägessen,  Pflüeg  noch  andere 
derglychen  Ding  in  unseren  Höheren  bruchen  solle 
[bei  10  Pfd  Busse].'  B  GS.  1615.  ,Für  diss  Jahr  soll 
die  Alp  Gerschni  besetzt  werden  . . .  Item  ist  ernstlich 
verordnet  worden,  dass  Keiner  sich  understehe,  vor 
Michaelistag  einige  Segesen  auf  diser  Alp  zuo  ge- 
brauchen.' 1702,  UwE.  Vgl.:  ,N.  hat  mit  der  Sägesen 
im  jungen  Hauw  gemehet:  8ß  [Busse].'  1710,  Z.  Die 
S.  im  Betreibungsrecht:  ,[Von  der  Pfändung  sindj 


seg,  sig,  sog,  sug 


ussgcnonnuen  Sägessen,  Schällen,  Waagen,  Scliliffstein, 
Wetzstein  . . .'  GrD.  LB.  Die  S.  als  Handelsware. 
.Schynhüet,  rächen,  . . .  sägissen'  sollen  ,am  Münster- 
hoff' feilgehalten  werden.  1564,  Z  RM.  ,Der  Isenhänd- 
leren  Tax:  für  ein  Sägissen  12  ß  6  d  biss  in  13  ß  6  d.' 
Bs  TOrdn.  1646.  N.,  der  Eisenkrämer,  wurde  bestraft, 
weil  er,  anstatt  ,Trichlen  und  Segissen',  andere  Waren 
feilhielt  und  so  in  den  Handel  Anderer  eingriff.  1657, 
FHaas  1909.  Zoll.  ,100  Sägeisen,  tut  eiD  Soume 
13  st.  Ein  Schynysin,  ein  Schar,  ein  Segensen,  von 
jedem  1  d.'  XIV.,  Bs  (Ochs).  .Klein  ungelt:  ...  ein 
stürzen  segensen,  sychlen  oder  nüwer  swerten  bränd, 
hie  verkoufft  werdent,  do  git  ie  daz  pfunt  1  d.,  und 
waz  sin  durch  unser  statt  gat,  do  git  ie  der  soun  1  ß.' 
1379,  ZStB.  ,Von  100  segisen  4ß  st.'  Hü.  (AAAar.); 
ebenso  11 15,  AaB.  (Arg.).  ,1  wagen  mit  segessen  10  ß.' 
1503,  AaB.  StR.  ,Von  einer  jeden  sägissen-legelen  ... 
2  ß.'  1595,  AaL.  StR.  ,Von  einer  Sägissen  1  V[ierer].' 
B  Kauf  hansordn.  1754  (Zoll  an  den  Toren).  ,Ein  Schar- 
eisen, ein  Schieneisen,  ein(e)  Sägesen  ...  zahlt  jedes 
im  Hinaustragen  2  Pfenn.'  Bs  und  Z  Zollordn.  XVIII. 
Unter  Bedingungen  zollfrei.  ,Von  dem  kessel,  dem 
kessin,  der  phannon,  dem  wegensen,  dem  messer,  der 
sengenson  [Var.  ,segense']  gent  die  lütc  enkein  zoln. 
die  ir  flucht  in  der  stat  hant,  ob  si  si  koufent  ze  irm 
nutze;  kouffent  aber  si  si,  daz  si  si  verkouffent,  si 
gent  einen  pfenning.'  F  Handf.  1249/1410.  ,Wiewol 
die  von  Beüren  zu  Solothurn  zollpflichtig  sind,  so 
haben  doch  wir  zugelassen,  ob  dieselben  von  Beuren 
auf  unser  Jahrmärkten  oder  sonst  im  Jahr  Einer  drei 
oder  vier  Sägissen  ...  zu  seinem  Hausbrauch  wurde 
kauffen,  dass  sie  darvon  kein  Zoll  geben  sollen.'  1742, 
S(Absch.).  Die  S.  als  bäurische  Waffe.  Wo  der  Tifel 
durch  d'  Gärtem  apper  cho"  isch,  do  sind-s'  mit  S-e" 
mid-em  z'wegg  und  heind-en  in  d's  Bimndli  gesprengt 
und  heind-e"  lamme"  g'schlage"  URealp.  [Unsere  Alt- 
vordern haben  die  Freiheit  erstritten]  mit  S-e"  und 
Mistfurgge",  mit  Morge"dsterne",  Helibarde"  und  Spann- 
furgge",  churz  mit  Allem,  was  haut  und  sticht.  GFient 
1898.  D'  Liit  sind  mit  Hälibarde",  Chnüttle"  und  alte" 
Schwertere"  derdher  cho"  ..  .uf  der  Bürsami  sind  d'  S-e" 
'dängelet  worde".  MLienekt  1891.  D'  Hö'huachte"  hei" 
'brunnen,  u'">  wo-n-er  [Landvogt  Tribolet]  isch  ane" 
cho",  het-men  im  mit  Plegien  u""  S-e"  g'lüsset  ...  vo" 
allne"  Site"  het-er  nume"  noch  Mistgdblen  und  S-e" 
g'seh".  Loosli  1910.  Die  Kriegssense  als  eigentliche 
Waffe;  s.  Müller-Mothes  II  600  (mit  Abbildung).  ,Ein 
Reuter  soll  . ..  allzeit  zum  Vorraht  haben  etliche  Huff- 
eisen,  Huff-  und  ander  Nägel,  einen  Schmidshammer, 
Zangen,  Sichten,  Sägesen  [1667  .Sägeisen'],  Schuoh- 
macherahlen  ...'  Kriegsb.  1644.  1667.  Dazu  (?):  ,N.  hat 
gelöst  2  pl.  zuo  Losann  us  einer  segessen  [aus  der 
Burgunderbeute].'  1476,  B  (Z  Anz.  1900,  40).  Als  Em- 
blem des  Todes.  Wie  hat  die  fürchtig  Chnoche"g 'statt 
im  Zorn  e"  Seges  g'no"  ...  G  Kai.  1854.  ,Hiemit  flucht 
die  jungkfrouw,  so  tuot  der  Jüngling,  sam  wöll  er 
ouch  fliehen,  so  erwüstht  ihn  der  tod  mit  der  hülzinen 
sägessen.'  JKolross  1532  (Spielanweisung).  ,Mors,  todt, 
bringt  ein  sägissen,  spricht:  ...  myn  sägsen  [!]  muoss 
ich  jetzund  wetzen,  das  sy  mög  scharpf  schniden  und 
hauwen.'  VBoltz  1551;  nachher  der  Acc.  ,sägyss.' 
S.  noch  S.-Mann  2  (Bd  IV  277;  auch  Ap;  Z).  —  2.  Sä- 
gessen BsStdt,  Seg.„s(se")  ZWth.,  Säge.  —  3.  das  Stern- 
bild des  Orion.  Syn.  Himel-S.  , [Gott]  machet  den  heer- 
wagen,  die  sägeisen  und  die  gluckerin  [Bd  II  620/1] 


mit  iren  jungen.'  1560,  Asios;  dafür  , Orion.'  1531/48. 
1667.  —  4.  Segrsse",  .unterer  Teil  des  Rockes  bei  den 
Bauernfrauen'  S. 

Ahd.  'seijasna.  sügeana,  -Una,  gew.  eVgatwa,  -rnm,  -iitm; 
mhd.  trgens(e)  mit  zahlreichen  Nbformen  (Leser  11  849); 
vgl.,  bes.  auch  zu  den  Formen,  Gr.  WB.  X  1,  604  ff.  Ana- 
logien zur  laut).  Entwicklung  des  Bildungselements  bietet 
»am.  \\;«j.nnrn,  auch  die  volksetym.  Umbilduug  zu  einer  Zss. 
mit  /«<■«  findet  dort  eine  Parallele.  Das  vereinzelte  ,Sehensen' 
(ISIS.  ZgUAg.  Kauf'br.)  wird  Schreibfehler  sein;  vgl.  indessen 
Sächeze"  neben  Säg-  bei  Martin-Lienh.  II  336.  Bed.  '.'  (auch 
eis.)  beruht  auf  Vermischung  mit  dem  verwandten  eege.  Sage  ; 
nur  ist  die  —  übrigens  nicht  bestätigte  —  Form  mit  ri  für 
Bs  auffällig,  da  ,Sägc'  dort  ä  hat  (s.  Sp.  4'23).  3  auch  tir. 
(.Segues'  neben  ,Sibengestirn'  und  , Wagen'  DM.  III  462), 
steir.  (Unger-Khull  590)  und  kämt.  (Lexer  1862,  232); 
ebenso  ungar.  Ähnliches  auf  frz.  Gebiet:  Der  Gürtel  des 
Orion  heisst  in  der  Provence  ua.  mancht  defaux,  in  Chätel 
St  Denis  les  troin  faucheurs ;  verbreiteter  ist  die  Bezeichnung 
räteau,  ratetet.  4  ist  unsicher  überliefert,  und  viel!,  besser 
zu  streichen.  —  In  Namen.  Zur  .%;«",  früher  Name 
einer  bekannten  Wirtschaft  in  AaB.  (noch  bei  DHess  44), 
schon  im  XV.  (.Dem  wirt  zur  Segensen  ze  Baden  4  ß  ver- 
stoln.'  11  12.  ZliB.I;  heute  .zur  Sense'  und  auch  allg.  so 
genannt.  .Sägissen',  Hof  in  UwBegg.  (Leu,  Lex.);  vgl.:  .Ein 
Ort  heisst  au  der  Sägissen,  von  der  Gestalt,  so  das  Gebürg 
daselbsten  hat.'  RCys.  1661,  242.  .In  der  Sägissen',  Hof 
Z.Uh  b  liirm.  ,Sägis- Acker'  ZEH.  .Sägis-Hörner'  (SatjUen- 
-Horen.  Bärnd.  1908)  BO.  .Sägezeu-Matt'  SBib.  Famiüeuu. 
, Segessemann'  BSeft. ;  ,Segens-Man.'  14  05,  ,Sägis-Mann.' 
154S,  ZWth. 

G logge"-:  Sense  mit  einer  Glocke  als  Fabrik- 
marke? .Ausgaben:  1  Gloggensägesse  1  fl.  35.'  1809, 
ZStdtHaush.  —  Vgl.   Trübet-S. 

Hirael-:  =  Segens  3.  ,Narr:  Wen  ich  Himelsägesen 
gse1'  und  Alles  ist  verdeckt  mit  Sehne,  so  wird  mihi 
meinen  [1.  ,niemen']  sögen  z'  Glaub,  das  sich  Neuwer 
werd  meyen  z'  taub.'  PSpichtig  1658.  —  Das  Sternbild 
des  Orion  ist  bei  uns  iu   Winternächten  sichtbar. 

Heuw-:  Sense.  ,[Die  Walfische]  habend  lange 
streimen  oder  hörner  ob  den  äugen  ...  gemeinklich 
8  schuoch  lang,  gleich  einer  höuwsägesen.'  Fischb. 
1563.  —  Ahd.  houwiseganea.  Vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  2,  1294. 
Ma(j)-:  Sense  Ap;  GlH.;  GBuchs.  —  Auch  eis. 
(Martin-Lienh.   II   336). 

Rut-:  =  dem  Folg.  ,1  rütsegessen.'  1515,  BsPfeff. 
Schlossinv.  —  Ahd.  riuuegatua,  falcastrum. 

(Ge-)Schwänd-,  Schwant-:  grosse  Sense  zum 
.Schwenden'  BoE.  ,Das  Abschneiden  [der  Unkräuter] 
geschieht  bei  den  krautartigen  Gewächsen  mit  der 
Sense  oder  der  Sichel;  auch  kleine  Holzgewächse 
lassen  sich  mit  der  Sense  abschneiden;  man  hat  zu 
diesem  Zwecke  gewöhnlich  kurze,  aber  stark  gebaute 
Stahlsensen,  die  gut  geschliffen  und  an  einem  starken 
Worb  befestigt  werden,  die  sog.  Stauden-  oder  Seh  wendt- 
sensen;  mit  einer  solchen  Sense  ist  man  im  Stande, 
bis  fingerdicke  Stauden  abzuschneiden.'  FGStebler 
1899,  16  (mit  Abbildung).  —  Stüde"-  s.  das  Vorige. 
—  Stahel-:  Sense  aus  Stahl.  Barnd.  1904,  336.  — 
Strauw-:  zum  Schneiden  von  Häckerling  gebrauchtes 
Sensenblatt  S.  —  Trubel-:  S.  mit  einer  Traube  als 
Fabrikzeichen.  Bärnd.  1904,  336. 

Segenser  in.:  1.  Sensenschmied.  .Segenser  gent 
alle  iar  von  ie  dem  hundert  segensen  ß  V.'  1375,  Seg. 
RG.  ,Wie  vil  die  segänser  essen  haben  sollent:  . . .  das 
enkein  segenser  in  sinem  hus  ...  nie  essen  haben  sol 
denn  ein  esse  und  ein  kleins  esslin,  und  nit  nie  knech- 
ten  haben   sol  denn  drye  knechte,   also   das   er   selb 


177 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


viriile  sy,  die  werclien  zuo  den  segensen;  and  sidleiil 
von  ie  der  segensen  drye  pfening  ze  ungelt  geben, 
als  vil  si  der  machen!'  B  StR.  —  2.  Vogelname;  B. 
im  (Bd  III  951/2);  St'cWer  3  (Sp.  190). 

Beide  Bedd.  auch  bei  Gr.  IVB.  X  1.  612.  Zu  1  der  Fa- 
milienn.  ,Segesser',  gespr.  Segisser  L{.Segens(s)er.'  XIII./XVI., 
im  XV.  XVI.  auch  ,Sägens(s)er' ;  .Segesser.'  X1V./XVI..  im 
XVI.  mich  , Sagesser,  -isser,  Seggisser';  vgl.  auch  Leu,  Lex. 
XVII  •!',  :!:!.  Suppl.  V  481/2,  wo  ,Segescr,  auch  Sägiser'), 
früher  auch  in  AaMell.  (von  L  ausgegangeu ;  ,Kuodolf  Se- 
genser.'  1294,  ,R.  der  S.'  1297);  Bs  (,Chnonradus  dictus 
Segenser  de  Lindaugia,  civis  Basiliensis.'  1292;  .Johannes 
Segenser,  capellanus.'  XIII.,  bei  Leu,  Lex.  aaO.  seit  dem 
XVI.);  B  (XV./XVI.,  nach  Leu,  Lex.  aaO.;  bei  Ansh.  .Senser 
oder  Segesser');   GStdt  (XV.;   vgl.   Leu,   Lux.  aaO.). 

Se'gi  (PI.  -ine",  -ene")  Th  (Boden-  und  Untersee), 
Segine"  Segene",  Z-  AALauf.;  Bs  (dem  Rheine  nach) 
—  f.:  grosses  Zugnetz.  Syn.  Segenen-Garn  (Bd  II 
423).  In  AALauf.  ein  etwa  70  m  langes  , Ausländgarn' 
oder  Schleppnetz;  es  wird  am  einen  Ende  befestigt, 
mit  dem  andern  Ende  fahren  die  Fischer  in  einem 
Weidling  in  den  Strom  hinaus  und  wieder  in  einem 
Halbkreis  zurück;  oder  sie  bedienen  sich  zweier  Weid- 
linge  und  fahren  mit  denselben  halbkreisförmig  wieder 
ans  Ufer  (Syn.  Ise"-Garn  mit  Bez.  auf  die  zur  Be- 
schwerung unten  angehängten  Eisenklümpchen).  Bei 
den  Bs  Rheinfischern  ein  40/50  ra  langes  Netz  mit 
3  cm  weiten  Maschen,  das  bei  trübem  Wasser  zum 
Fang  von  Hechten  und  Aschen  verwendet  wird;  es 
ist  (oder  war)  in  BsStdt  Eigentum  der  Schiffergilde 
(Seiler).  Am  Boden-  und  Untersee  und  dem  dazwi- 
schen liegenden  Teil  des  Rheins:  ,Die  Segin  ist  das 
grösste  Garn,  welches  unsre  Fischer  gebrauchen;  jede 
Seite  desselben  besteht,  ohne  den  Sack,  aus  7  Stücken, 
deren  jedes  15'/4  Konstanzer  Ellen  enthält,  so  dass 
jede  Wand  10G3 U  Ellen  lang  wird;  die  Höhe  (Breite) 
enthält  32  Ellen  und  der  Sack  17  Ellen.  Dieses  Garn 
wird  nur  in  der  Tiefe  des  Sees  gesetzt  und  kann 
wegen  seiner  Schwere  nie  auf  das  Land  gezogen  wer- 
den. Man  gebraucht  es  im  Frühling  und  Herbst 
Tag  und  Nacht  zum  Fang  der  grössten  Fischarten.' 
GLHartm.  1808;  darnach  Tb  Gem.  94;  vgl.  auch  Lie- 
benau  1897,  38.  Nach  JCMörikofer  ist  die  S.  900 
Ellen  lang  und  in  der  Mitte  15  Ellen  tief,  so  dass  sie 
den  ganzen  Rhein  überspannt  und  so  tief  gründet, 
dass  sie  bis  auf  60  Fuss  in  die  Tiefe  gehen  kann; 
sie  wird  zwischen  zwei  Seilen,  den  sog.  Art  [s.  Bd 
I  388/9],  befestigt.  Über  einzelne  Teile  der  S.  s. 
noch  unter  Flossen  (Bd  I  1214);  Gupf  10  (Bd  II 
391);  Chegel  3  b  (Bd  III  180);  Bündel  1  a  ß  (Bd  IV 
1363);  Brämos  (Bd  V  607);  Sack.  In  THErmatingen 
und  Landschlacht,  früher  auch  in  Gottlieben,  spec. 
zum  Fang  der  Gangfische.  , Längst  werden  zu  Gott- 
lieben die  Gangfische  nicht  mehr,  wie  früher  zum 
Teil,  mit  der  Segi  gefangen,  sondern  allein  in  den 
Fachen.  Statt  der  Gangfischsegi  wird  dagegen  eine 
weitmaschige  Segi  gebraucht,  welche  den  ganzen  Rhein 
überspannt  und  bis  60  Fuss  in  die  Tiefe  gründet. 
Mit  dieser  Segi  wird  von  Neujahr  an  in  verschiedenen 
Zügen,  von  der  Konstanzer  Ziegelhütte  an  bis  zum 
Gottlieber  Espen,  der  Rhein  völlig  ausgefischt,  bis  er 
sich  allmälig  von  unten  und  von  oben  wieder  mit 
neuen  Fischen  speist.'  Th  Beitr.  1  4  (wo  noch  Weitres). 
,Plaga,  sagena,  segi  ald  groz  netzi.'  Voc.  opt.  ,Es  hat 
och   ain   her  von  Ow  die   rechten,   wen  er  her  kumt, 


so  sond  die,  die  spisslaib  tiemend.  ietlicher  ain  riwdei 
und  ain  wid  neinen  und  sond  aiuen  herren  vueren, 
wen  er  über  see  wil;  war  och  das  airn  [1.  ainr]  ain 
seg[i]  oder  ain  watt  aingesezt  hett  ...,  sieht  er,  das 
ain  herr  über  see  wil,  so  sol  er  uss  varen  und  soll 
ain  herren  helffen  vueren.'  XIV.,  TuErm.  Offn.  (Weist. 
I  240).  ,Ain  herr  von  Clingenberg  hat  zins  von  denen 
von  Gottlieben  järlich  vierzig  felchen  ...  und  sol  man 
sy  mit  den  seginan  ungesumpt  län  von  dem  Stainzuig 
unz  zuo  der  Gruob,  von  Sant  Martins  tag  bys  zuo 
Sant  Ottmars  tag.'  ebd.  ,Ab  der  segi  gond  ally  jar 
[von  den  13000  Gangfischen,  die  Gottliehen  jährlich 
dem  Konstanzer  Bischof  liefern  musste;  s.  Bd  1  1100] 
zehentusent  entzwüschen  dem  zwölften  tag  ze  wyhen- 
nächten  und  der  liechtmess  . . .  Item  wenn  man  daz 
selb  garn  machet  und  bessert,  so  git  man  den  knechten 
ain  halben  aimer  wins,  zwölf  brot  und  ain  halb 
schaff...'  1521,  TiiGottl.  Offn.  ,Der  herr  zuo  S.  Lnci 
fraget,  ob  ouch  Sünder  in  der  kilchen  wärind;  hie 
fieng  der  pfarrer  [Comander]  an  von  der  säginen  sagen, 
so  allerley  fisch  zuosamen  samlet;  deren  war  das  rych 
Gots  glych.'  SHofmstr  1526.  ,üas  kain  vischer  das 
ganz  jar  nit  mer  haben,  brachen  noch  füeren  sol  dann 
drüw  sail  an  ainer  segy.'  1534,  G  Rq.  (Fischerordnung 
für  den  Bodensee).  ,Der  herren  [des  Bischofs  von 
Konstanz  und  des  Abtes  von  St  Gallen]  segi  sol  zur 
wochen  zwen  tag,  uf  welichen  sy  wellen,  zogen  und 
gebrucht  werden,  der  gestalt  dass  sy  uf  jeden  tag  dry 
züg,  zwen  vormittag  und  einen  nachmittag,  tuon  sollen 
an  iren  gebürlichen  orten  und  enden  wie  von  alter 
har.'  1544,  Fiscberordn.  für  den  Bodensee  (Th  Beitr. 
34,  109).  ,[I)ie  Fischer  auf  beiden  Rheinufern  haben] 
allerlei  unzimbliche  garn,  benamptlichen  watten,  streift- 
oder  zipfelbehren,  segen,  schaffwatten  und  andere  mehr 
dergleichen  enge  verbotene  gezeug  durch  das  ganze 
jähr...  gebraucht.'  1598/1652.  Fisiherordndng;  s.  auch 
Blüemli-Ber  (Bd  IV  1457).  Übertr.  a.)  Genossenschaft 
der  Fischer,  die  zs.  eine  S.  haben  TuErm.  ,Zur  Hand- 
habung einer  S.  sind  wenigstens  4  Mann  notwendig, 
die  das  Netz  gemeinsam  erstellen  und  den  Fischfang 
in  Compagnie  betreiben;  in  Ermatingen  sind  drei  ge- 
wöhnliche Segine":  die  alt,  die  jung  und  d'  Blattner- 
Segi,  die,  anstatt  wie  früher  sich  alle  bessern  Plätze 
streitig  zu  machen  und  sich  gegenseitig  zu  befehden, 
den  Fischfang  gemeinschaftlich  betreiben.'  —  ß)  Fisch- 
zug mit  einer  S.  ebd.  (ONägeli  1898,  15.  20). 

Ahd.  alts.  seyina,  nihil,  seyen(e),  srge,  Lehnw.  aus  lat. 
m,jena;  vgl.  Gr.  WB.VIII  1648/9.  X  1,  81,  zur  Sache  bes. 
noch  Kluuziuger  1892,  197/207.  Die  laut].  Entwicklung 
entspricht  der  von  Chetii,  Cheltene"  aus  catena  (Bd  III  563). 
Das  W.  ist  bei  uns  heute  wie  nach  den  ä.  Belegen  auf  das 
Bodeusee-  und  untere  Rheingebiet  beschränkt,  mit  einziger 
Ausnahme  von  SHofmstr  1526  (Comander,  der  das  W.  dort 
gebraucht,  stammte  aus  Maienfeld).  Vgl.  auch  folgende  auf 
den  VwSee  bezügliche  Stelle  (wo  das  W.  aber  .Fischenz'  zu 
bedeuten  scheint):  ,De  tribus  piscinis  scu  sageiiis  in  M.-rli- 
schachen,  in  Tribschen  et  in  Curia  pisceB  ministrantur  . . . 
quibua  pisciuisseu  sagenis  providere  debet  contrarius  rlan-tri.- 
1307,    Gfd   (Einkünfte  des   Klosters  in    Luzern). 

Gang-fisch-:  Segi  für  den  Fang  der  Gangfische 
Th    (Boden-    und   Untersee).      ,[Die]    Gangfiächsegin 

unterscheidet  sich  von  der  vorigen  [der  gew.  Segin] 
vornehmlich  durch  noch  einmal  so  enge  Maschen,  und 
dass  sie  keinen  Sack  hat;  die  Breite  des  Garns  unter- 
setzt den  Fisch,  dass  er  sich  im  Game  und  dessen 
Bauch  selbst  fängt.    Diese  Segin  wird  zwar  vornehm- 


Sag,  seg.  sig,  sog,  sug 


lieh  gegen  die  Gangfische  gesetzt,  doch  werden  damit 
auch  Hechte,  Forellen,  Felchen  etc.  gefangen.  Un- 
gefähr um  Sommer-Johanni  wird  sie  in  den  See  ge- 
setzt und  bis  gegen  den  Winter,  wo  sich  die  Gang- 
fische verlieren,  morgens  bei  anbrechendem  Tage  und 
abends  von  4  bis  6  Uhr  gebraucht.'  GLHartm.  1808. 
S.  auch  unter  Segi.  Auch  vom  Fischfang  mit  der  G. 
(vgl.  Segi  und  Hasel-S.):  [Von  alten  Sitten,  Gewohn- 
heiten und  Redensarten  der  Fischer]  hät-sich  am  meiste'1 
noch  bi  der  G.  erhalte";  drum  wemmer  dere"  z'säme" 
e"  B'süechli  go"  mache".  ONägeli  1898.  18  Fischer, 
die  sog.  Segi-Manne"  (Bd  IV  277),  sind  dabei  beteiligt. 
Bald  nach  Martini  wird  die  G.  aus  den  einzelnen  Netz- 
stücken zsgesetzt,  probiert  (s.  chesslen  6  Bd  III  521) 
und  dann  2  bis  3  Wochen  in  der  Laichzeit  der  Gang- 
fische benützt.  Es  wird  je  abends  '/s  1  Uhr  und  nachts 
9  (oder  11)  Uhr  mit  einem  Zuge  begonnen,  bei  ganz 
guten  Aussichten  wird  oft  die  ganze  Nacht  durch  ge- 
fischt. Drei  Schiffe  sind  dazu  erforderlich:  der  Segner, 
das  Cheuffer-  und  das  Streck- Schiff  (s.  dd.).  Vgl.  Hl. 
Kai.  1853,  155  (JCMörikofer),  insbes.  aber  ONägeli, 
D'  Gangfischsegi,  e"  humoristisches  Kulturbild  us  de" 
Fu'fzgerjöre".  'Frauenfeld  1898.  —  Halde"-:  Segi, 
die  nur  an  der  ,Halde'  (s.  Halden  lb  Bd  II  1174) 
gesetzt  wird  Klunzinger  1892,  199  f.  —  Hasel-: 
grosses  (,die  ganze  Breite  des  Rheins  durchschneiden- 
des') Zugnetz  mit  engen  Maschen,  womit  neben  grös- 
sern Fischen  auch  die  kleinen  Hasel  (Bd  II  1873) 
gefangen  werden  ScHSt.  Schon  im  XVI.;  s.  Segenen- 
Garn  (Bd  II  423).  Übertr.  vom  Fischfang  mit  der  H. 
SchSI  (Sulger).  .Wenn  an  der  Haselsetzi  [1.  -segi] 
die  Fisch  in  Löchern  stecken,  so  steckt  noch  eine 
Kälte  dahinten.'  Sprww.  1824.  —  Lomm-,  ,Lomb-, 
Lumb-':  Segi,  .deren  Maschen  beim  Zuge  offen  bleiben, 
so  dass  das  Garn  sich  in  die  Tiefe  senkt.'  Bodensee 
(JCMörikofer);  Gegs.  Rack-S.  Vgl.  auch  GLHartm. 
1808,  76  (.Lomsegin'),  ferner  L.-Garn  (Bd  II  422). 
,Zum  zwainzigisten  sollen  die  lumb-  [Var.  ,lomb-']  und 
schwäbseginen,  ouch  clussgärner,  acht  tag  vor  Sant 
Jörgen  tag  biss  ussgenden  mayen  nit  uff  wysem  sand 
oder  grund,  sunder  fünf  klafter  innenthalb  der  halden 
gezogen  und  geprucht  werden,  zu  beschirmung  des 
hürlinglaichs.'  1544,  Fischerordn.  für  den  Bodensee. 
Mit  Ausnahme  des  Eglilaichs  können  die  .lombseginen' 
das  ganze  Jahr  gebraucht  werden,  ebd.  (Absch.). 

Rack-.  ,Raack-Segi[!]  heisst  diejenige  Segi,  welche 
zum  Fange  kleiner  Fische  auf  der  Fläche  gebraucht 
wird  und  beim  Ziehen  sich  straff  zszieht,  so  dass  sich 
die  Maschen  enge  schliessen  wie  eine  Wand.'  Bodensee 
(JCMörikofer);  Gegs.  Lomm-S.  ,[Bei  der  ,Waad']  blei- 
ben alle  Fäden  gespannt,  das  Netz  ist  straff  einge- 
spannt oder,  wie  man  am  Untersee  sagt,  rack  gemacht, 
daher  das  Netz  auch  Rackwatt  oder  R.  heisst.'  Klun- 
zinger 1892.  Vgl.  auch  GLHartm.  1808,  76.  Noch  als 
attrib.  Verbindung:  ,Zum  nünzechenden  sollen  die 
raggenseginen  durch  das  ganz  jar  in  der  wochen  nit 
mer  dann  dry  tag  . . .  uff  yeden  tag  mit  sechs  Zügen, 
nemlich  vier  vor  mittag  und  zwen  nach  mittag  . . . 
zogen  und  geprucht  werden.'  1544,  Fischerordn.  für 
den  Bodensee.  —  In  Th  Gem.  94  verdruckt  .Sacksegin' 
(neben  , Lomsegin'),  darnach  bei  Liebenau   1897,   38. 

Schweb-  s.  Lomm-S.  und  vgl.  Schweb-Garn  (Bd 
II  424). 

Segner  m.:  1.  (auch  grosse''  S.)  grosses  Fischer- 
schiff,  in   welchem  die  Segi  (s.  d.)  geführt  wird    Th 


Bodensee  (so  Erm.).  ZwüscheH  aem  Dorf  und  der 
Au  ...  fare'd  im  grosse"  S.  oder  im  Gundeli  umme" 
Fischer,  wo  schwemmend  und  zocke"d  ...  ONägeli  1898. 
S.  auch  rangschieren  (Bd  VI  1113).  Der  S.  wird  immer 
auf  Borg  angeschafft,  das  Geld  von  dem  Wirte,  bei 
dem  die  Segimanne" ihre  Herbergehaben,  vorgeschossen 
(Preis  ca  1000  Fr.);  er  wird  abbezahlt  aus  dem  Erlös 
der  sog.  ,Unfische',  dh.  der  grossen  Fische,  die  dem 
Zug  der  Gangfische  in  räuberischer  Absicht  folgen 
und  mitgefangen  und  an  die  Händler  verkauft  werden; 
s.  ONägeli  1898,  34.  —  2.  „Schiff  von  180  Fass  La- 
dung. Bodensee",  grosses,  breites,  aus  Eichenholz  ge- 
zimmertes Lastschiff  für  den  Getreide-  und  Salztrans- 
port von  Lindau  und  Bregenz  nach  Rorschach,  Konstanz, 
Überlingen,  Radolfzell  und  Steckborn  (Boden-  und 
Untersee),  ,das  ehemalige  grosse  Lindauer  Schiff,  bes. 
für  Steine  und  Getreide,  nur  durch  Grösse  ausge- 
zeichnet.' Nach  einer  Angabe  das  grösste  Schiff  auf 
dem  Bodensee;  dagegen:  .[Kleiner  als  die  Lädinen  und 
Halblädinen  sind]  die  Segner;  ein  S.  muss  68  Schuh 
lang  und  auf  dem  Grunde  &7s  Schuh  breit  sein,  üb- 
rigens proportionirt,  dass  man  100  Fässer  Salz  oder 
200  Malter  Korn  darin  laden  kann;  man  hat  ausser 
diesen  Schiffen  auch  noch  Halbsegner.'  GLHartm.  1808. 
.Grössere  Schiffe  haben  wie  die  Lastschiffe  oder  Segner 
des  Bodensees  ein  hohes  oblonges  Segel.'  Klunzinger 
1892;  dazu  die  Anm.:  .[Lädinen  und  Halblädinen]  sind 
fast  verschwunden  . . .  dagegen  sieht  man  noch  zahl- 
reich die  Lastschiffe  dritten  Ranges,  mit  circa  08  Fuss 
Länge,  die  Segner.' 

Auch  bei  Schmid  338;  Schm.  SII  241  für  ein  kleineres 
Lastschiff  auf  dem  Bodensee.  Bair.  (schon  mhd.)  auch  in 
pers.  Bed.;  s.   DM.  VII   109;   Lexer  II   849. 

Halb-  s.  das  Vor. 

Seigel  (-»*-  BE.,G.;  FSs.,  -ä-  ZMarth.),  in  AABb., 
F.,  Z.;  ZKn.,  Marth.,  S.,  Stdt,  tw.  auch  in  Bs;  GlH.  ; 
ZO.  Z-,  Seichel  WMü.  —  m.,  PI.  Seigk  (bzw.  -*»-) 
BE.  (Gotth.),  G.,  R.;  FSs.,  sonst  unver.,  Dim.  Sei- 
geli  BG.  (-V-);  Schw;  Ndw:  1.  Sprosse,  Stufe  einer 
Leiter,  Treppe.  ,Die  seigel  an  der  leiter  oder  stä- 
gen,  climacteres.'  Fris.;  Mal.  .Gradus,  Staffel,  Tritt, 
S.'  Denzl.  1677.  1716.  a)  Leitersprosse  Aa;  Bs;  B; 
FSs.;  Gl;  LE.,  Malt.;  GW1.;  Scaw;  S;  Uw;  U;  W 
Mü.;  Zg;  Z;  in  ZO.  im  Gegs.  zu  den  kräftigern  Spros- 
se", die  dazu  dienen,  die  Leiterbäume  an  einander 
zu  befestigen  und  der  Leiter  Halt  zu  geben  (vgl. 
unten  die  Belege  aus  AKlingler  1688).  Syn.  Sedel  2 
(Sp.  298);  Spettel;  Spränzel;  Sprotzen.  Es  sind  dö 
bäsi  Seigel  a"  der  heitere".  Er  bückt-sick  über  d'  Lei- 
teren üs,  mit  ei"em  Fuess  uf  dem  S.,  mit  dem  andere" 
i"  der  Luft.  JReinh.  1907.  [N.  zum  Wasserdoktor  M., 
der  richtig  zu  sagen  wusste,  dass  der  Patient  von 
einer  Leiter  gestürzt  sei:]  Aber  cha""sch-mer  säge", 
wie  mänge"  Seegel?  .He  he,  öppe"  acht.'  Ja,  Dokter, 
du  cha""sch  Nüt,  er  isch  vil  höher  ahhe"g'hät.  Säg, 
Bürschli,  sagte  M.  kaltblütig,  hesch-mer  alles  Wasser 
'brunge"?  fie  n%",  sagte  Bürschli.  He  nu,  sagte  M., 
die  angere"  Seegel  ai"  im  angere"  Wasser.  Gotth.  ,Die 
unmittelbar  an  den  Steg  anknüpfende  Art  des  Fuss- 
steigs  ist  die  Leitra  mit  alljährlich  erneuerten  Seiglen 
(Sprossen).'  Bärnd.  1908.  ,Darum  lug  recht  eigeli  und 
tru  keinem  Seigeli  [der  Leiter,  die  zum  Laster  führt]!' 
LKInderbitzi  18*6.  S.  noch  Bd  V  321.  ,Niti  gradibus, 
die  seigel  an  einer  leiteren  aufsteigen.'  Fris.  ,Der 
Sprensel,    Spetel,    S.,    Sprossel,    transversale   clathri, 


481 


Sag,  seg. 


sog, 


482 


scahe,  gradus.'  Red.  1662.  ,Er  [der  Teufel]  hat  dich 
auf  dem  äussersten  S.  der  Hüllen.'  JMeyer  1691. 
Mine  guten  Wort  kommen  nit  us  dein  buch  der  Bibel, 
'sondern  us  dem  Buch  der  Fabeln,  aus  dem  zwölften 
Sigel  der  Leitern  [Wortspiel  mit  Siegel].'  XVIII.,  B 
Nachtspruch.  ,Eine  Leiter  von  38  Zeiglen  von  N.  2  fl.' 
1804,  ZStdt.  An  der  Himmelsleiter.  [Pfarrer,  exa- 
minierend:] Buebli,  weist  aueh,  wie  vil  Seigel  a"  der 
Himmelsleitere"  g'sl"  sind,  wo  der  Vatter  Jakob  im 
Traum  g'seh"  hed?  [Knabe:]  Es  isch  dank  glich  wie 
rel,  er  hätt  ja  doch  nid  chönne"  dran  ufe"  chresme"  L. 
Er  [der  Verstorbene]  ist  noch  nit  ganz  just  umhi  [oben, 
im  Himmel],  es  feit  noch  grad  hunderg  Si'glt^  uf  der 
grüss<;  Li-tera.  Sciiwzn.  (FSs.).  In  der  ä.  theologischen 
Spr.  oft  symbolisch;  vgl.  c.  ,Ein  Christ  hebe  empor 
sein  Herz  zum  Herren,  so  ist  der  erste  S.  bestigen.' 
FWvss  1650.  ,Wann  du  wilt  dise  [Himmels-]Leiter 
glückhaftig  besteigen,  so  must  du  auf  dem  untersten  S. 
oder  Sprossen  anfangen.'  AKlingler  1688.  ,Ergreiffe 
...beide  Leiterlein  und  Seiten-Hölzer,  darin  die  Spros- 
sen und  Seigel  eingeschlossen.'  ebd.  ,Insonderheit 
aber  ist  Christus  in  seinem  Ampt  einer  Himmeis- 
Leiteren  gleich,  darum,  dass  in  ihm  sind  alle  Grad 
und  Seigel  von  der  Erden  biss  in  Himmel.'  ebd.  ,Ein 
schneeweisser  S.  [an  der  Himmelsleiter]  von  siebenmal 
geläutertem  Silber,  bestehend  in  der  Ähnlichkeit  des 
Lebens  und  Wandels  Christi.'  SLutz  1732.  Im  Ver- 
gleich. Bei"  wie  Seigel,  dünne  Beine  SchwE.  Dann 
auch  für  solche  Beine  selbst:  Holla,  wer  chunnt  dö 
«'  geigle"  uf  sine"  schmale"  Seigle"?  MLien.  1903.  Spec. 
von  den  Sprossen  an  der  Hühnerstiege  SohwE.  Die 
hockt  eisster  uf  de"  Seigle",  von  einem  Mädchen,  das 
immer  zu  Hause  sitzt,  ebd.  Nei",  Margret,  wie  ist-mer 
ä  [auch]  sul'hes  es  Geigle"!  Esö  es  Uuen,  so  es  Uuen 
über  all  Seigle"  [im  Keim  für  Seigel]\  zu  einem  ausge- 
lassenen Mädchen.  MLien.  1906.  In  ä.Kechtsbestimmun- 
gen  betr.  den  Hühnerzehnten;  vgl.  Leiteren-S.  ,Spre- 
chent  ouch  die  hoflüt,  si  gebint  hüenr  gen  Liebenberg, 
nempt  man  gielhüenr,  und  wenn  die  houpt  und  swanz 
habint  und  an  den  dritten  s.  fliegen  mugint  und  man 
si  dem  herren  bringt,  der  sol  si  nemen  und  nüt  ver- 
sprechen.' ZMönch.  Hofrodel  1439.  ,Itera  sol  ein  jegk- 
liche  fürstatt  ze  Wiedikon  geben  einem  vogt  von 
Zürich  ein  huon,  das  zopf  und  zagel  hat  und  von 
einem  s.  unz  uff  den  dritten  fliegen  möge.'  XV.,  ZWied. 
Offn.  ,So  gehört  im  ouch  das  zechend  hüenli  von 
einer  zucht  zuo  der  andern;  wenn  das  wirt,  das  es 
mag  an  den  dritten  s.  flügen,  so  soll  ers  einem  ab- 
nemen.'  AAWürenlos  Offn.  Auch  von  den  Sprossen 
am  Stig-Häggen  (Bd  II  1090)  Aa  (Rochh.),  an  der 
Wagenieiter  B,  an  der  Futterraufe  BG.;  SThierst.; 
vgl.:  Vergleichbar  einer  Leiter,  die  in  wagrechter 
Längsrichtung  schräg  angelehnt  ist,  deren  Sprossen 
(Seigel)  aber  sehr  nahe  beisammenstehen,  hängt  über 
der  Krippe  die  Raufe  (der  Bare").'  BXrnd.  1904.  ,Stab 
eines  Käfigs'  Bs.  —  b)  Treppenstufe.  äSpr.  ,Do  waren 
die  frowen  ze  dem  tempil  Salomonis  komen,  da  man 
uf  fünfzehn  seigel  gie.'  WvRheinau.  ,Die  B.  ist  gichtig, 
der  H.  sye  in  ir  hus  komen  eben  spatt,  habe  gelt  an 
sy  gevordert  ie  so  verr  und  so  unbescheidenlieh,  daz 
sy  inn  dry  seigel  hinder  sich  ab  stiess.'  1448,  Z  RB. 
,I»o  [beim  Grabe  der  Maria]  gat  man  ain  marmel- 
steininy  stegen  ab,  wunderbreit,  die  hatt  38  seigel.' 
Kapfmann  1491.  .Demnach  fuort  man  uns  Uli  eine 
steine  stägen  mit  vil  breitten  stafflen,  und  by  an  eine  [?] 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


uff  dem  obristen  s.,  da  sachont  wir  in  den  platz,  da 
stuond  der  tempel  Salomons  ...'  HSuiürpf  1497.  ,Ein 
stägen  uf,  ist  16  seigel  hoch.'  PFüssli  1523.  ,Do 
gienge  er  mit  im,  und  als  er  dstegen  ab  bitz  nach  an 
ein  s.  kern,  sagte  N. ...'  1534,  Z.  ,Da  funde  er  [Bruder 
Claus]  stegen,  werend  zehen  stapfei  oder  segel  hoch.' 
Salat.  Trauungen  wurden  am  Sonntag  wie  am  Don- 
nerstag vollzogen  und  zwar  ,wo  mehr  als  zwei  Eemen- 
schen  die  Trauung  begehren,  so  giebt  der  Geistliche 
sie  über  oben  im  Chor  am  langen  S.  zusammen.'  1561, 
aZoll.  1899.  ,Alss  ich  die  stegen  andraf  ...  schlipf 
ich,  fiel  und  schluog  dass  maul  uf  ein  s.  so  hart,  dass 
mir  die  zen  zwei  löcher  in  linderen  leftzen  inwendig 
schluogindt.'  TiiPlatter  1572.  ,1612  ist  der  See  uf 
den  8.  Säigel  diser  Stegen  ufgangen.'  Z  Ant.  Mitt.  ,Es 
werdent  mgH.  berichtet,  das  die  Spanner  und  auch 
die  Karren-Ziecher  im  Kauffliuss  Tuchballen,  Zwilch- 
ballen und  andere  Kaufmannsguter  und  Last  die  Stä- 
gen ab  ohne  Hand  anlegen  laufen  lassint,  dadurch 
dann  nit  nur  die  Stegen  und  Seigel  geschendt  und 
brochen,  sonders  auch  die  usser  gross  Tür  zerstossen 
und  zerworffen  werde.'  1613,  Z.  ,Alda  sy  ...  den 
Junker  Meyer  uff  dem  understen  S.  an  der  Helmhus- 
stägen  mit  dem  Houbt  liggend  fanden.'  1619,  Z.  ,Grad 
darby  syge  ein  Stägen  von  ongfahr  10  oder  12  Sag- 
ten [!].'  1624,  Z.  ,Will  man  eine  Stägen  sauber  fägen, 
so  muss  man  den  Anfang  machen  bei  dem  obersten  S.' 
JHHott.  1671.  —  e)  übertr.  wie  nhd.  Staffel,  Stufe. 
Wenn  denn  d'  Mueter  wider  g'stüpft  het,  wie  ä"  Aktie" 
stöije",  äb-si  norh  gäng  uf  ''ein  gliche"  S.  sige"  ?  JReinh. 
1901.  .Gradus,  Staffel  oder  s.  zuo  eeren.'  Fris.  ,Eine 
solche  Rechnung  ist  zur  Bekehrung  ein  gewüsser  An- 
tritt und  der  erste  S.'  JWirz  1650.  .Wegen  unserer 
beharrlicher  Unbussfertigkeit  stehet  nicht  allein  vor 
der  Tür,  sonder  allbereit  under  der  Tür,  ja  auff  dem 
understen  S.  oder  Staffel  ein  schweres  Gericht.'  JMüller 

1665.  ,I)er  ander  S.  oder  Staffel  der  Bekehrung.'  ebd. 

1666.  —  2.  Hühnerstange  L  (RBrandst.  1883,  33);  IL 
—  3.  .geschnittenes  Holz  zum  Binden  der  Heuseile' 
U  (Dr  Müller);  wohl  =  Xeitel  (Bd  VI  1658). 

Auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  337);  bei  Gr.  WB.  X  1,  197 
zu  ags.  »agd,  Knüppel,  gestellt.  Die  Form  mit  Z-  beruht 
auf  Verschmelzung  mit  dem  Art.  im  häufigen  PI.;  vgl.  die 
Aum.  zu  Sech  (Sp.  138  o.).  Zur  W  Form  Säckel  vgl.  zeigm. 
, Seigier',  Ortsu.  ,Cem  S.  ein  hofstat.'  1275,  Urbar  des 
Klosters  Rathausen  (Gfd   30,   269).  _ 

Bare"-:  Stab  an  der  Futterraufe  B.  Scherzh.  für 
Zahn:  ,Er  könne  nie  recht  lustig  sein,  wenn  er  nicht 
Einem  ...  die  Backen  tätscheln  könne,  dass  ihm  dabei 
die  Bahrenseigel  in  den  Magen  hinunterpurzelten.' 
Scnwz.  Uxterh.  (ABitter). 

Zur  Übertragung  vgl.  das  Folg.,  sowie  den  Beleg  aus 
LLav.  1582   unter  beinin  (Bd  IV   1307). 

Gatter-:  Stab  eines  Gatters.  ,Zäng  im  Maul  wie 
Gatterseigel.'  B  Nachtspruch ;  Var.  ,Gatterrigel.'  — 
Hüen(d)er-:  gew.  PL,  Sprosse  an  der  Hühnerstiege 
SchwE.  —  Leitere"-:  Leitersprosse  Obw;  s.  Bd  II 
1478  o.  ,Und  sol  man  inen  die  hüenli  abnemen,  wenn  si 
fliegen  mugen  an  den  dritten  leiterseigel.'  um  1360,  Z. 

Seigle"  -a  f.:  Leitersprosse  W.  —  Urspr.  Pl.-Form 
von   Siiyel. 

seigle":  mit  Leitersprossen  versehen  Nnw  (Mat- 
thys).  —  Wenn  nicht  bloss,-  Konstruktion  von  Matthys, 
eine  Bildung  wie  brüglen    i  (Bd   V   5S2>. 

drJss'g-,  vierz'g-seiglig  bzw.  -seiglig,  -zäglig: 


seg,  sig,  sog,  sug 


484 


a)  30,  40  Sprossen  hoch,  von  einer  Leiter  Schw;  Zg;  Z. 
Syn,  -sprämglig.  —  b)  Vieregseigliger  [seil.  TP»»],  Obst- 
wein AiFri.;  Syn.  ßfeiprf- TTi».    Wt  rce"  Flasche"  V.? 

Zu  b:  Der  Most  wird  im  Gegs.  zum  Weiü  als  in  der 
Höhe,  auf  Bäumen  wachsend  bezeichnet;  vgl.  das  syn.  Höck- 
I ■   IBJ    IV    1251). 

„Seigling  in.:  Leitersprosse  VO"  (St.-). 

Seige":  Senkung  des  Bodens  oä.  Nur  als  Flurn. 
.Seigen'  B;  ScHBarg.  (uf,  häufiger  im  Seige",  Acker- 
land, den  untersten  Teil  eines  Abhangs  bildend),  Tha. 

Ahd.  seiga  f.  (in  lalaseiga,  Talsenkung),  mhd.  seige  f.;  vgl_ 
Schm.  3 II  236.  242;  Gr.  IVB.  X  1,  19(5,   ferner  Wasaer-Seigi] 

seige-  I:  1.  seihen  GlK.  (Wint,  51,  unsicher).  — 
2.  =  seichen  (Sp.  141).  ,Ob  ein  frow  mög  kinden  oder 
nit,  so  heis  sy  uf  pappelen  seigen;  ist  den  die  papelen 
an  3  tag  noch  grüen,  so  mag  sy  wol  kinden ;  ist  aber 
sy  tür,  so  kindet  sy  nit.'  Kdnstb.  1474;  vgl.  zur  Sache 
Pappelen  II  (Bd  IV  1415). 

Anihd.  seigen,  sinken  machen;  ('aus.  zu  Hhen  tsigen).  In 
der  ;i.  Sprache  begegnet  , seigen'  in  Bed.  1  nur  in  diphthon- 
gierenden Texten,  ist  also  wohl  durchweg  als  schriftspr. 
Form  für  tagen  (s.  ahm)  zu  fassen;  dafür  spricht  auch  das 
spärliche  Vorkommen  des  Caus.  in  der  lebenden  MA.  Weitre 
Belege  zu  2  s.  Gr.  WB.  X  1,  16S  (unter  .seichen');  doch 
bleibt  unentschieden,  inwieweit  es  sich  dabei  um  blosse 
Schreibungen  für  .seichen'  handelt. 

ab-sÖY/e":  abseihen,  zB.  den  neuen  Wein  von  den 
vergornen  Trauben  ScHHa.  (Neukomm).  Vgl.  ab- 
seigeren. 

seiger,  in  ApK.;  Gtw.;  ScHHa.;  Th  (Pup.);  Z 
Benken  säger:  1.  kahnig,  Faden  ziehend,  von  ver- 
dorbenem Wein,  Most  oder  Essig,  auch  andern  abge- 
standenen Flüssigkeiten  AAZein.;  ApK.;  Bs  (Spreng); 
„L"  (St.1,  lt  St.2  oO.;  heute  für  L  abgelehnt);  G; 
ScuHa.;  ScawMuo.;  Th  (Pup.);  ü;  ZBenken,  Tösstal. 
Syn.  lind  3  c  (Bd  III  1317);  lang  1  d  (ebd.  1322). 
De'  Wi"  ist  s.;  s-er  Wi",  Essig.  S.  auch  al-sö  (Sp. 
33).  ,Guoter  win  mac  ie  so  lange  ligen,  daz  man  in 
s.  siht.'    UvSingexberg.     ,Wie   man   win   behalten  sol 

über  jar,  daz  er  nit  s.  werde.'  Kunstb.  1474 so 

wirf  der  essich  nit  s.,  ist  echter  daz  geschirre  gerecht, 
darain  der  essich  ist.'  ebd.  ,[1475]  galt  zuo  Basel .. . 
guoter  Briszgawer  ein  som  12  ß,  item  ander  win  hie 
um  von  Wil  9  ß,  item  die  andern  noch  irem  wert 
wenig,  denn  sy  worend  all  uffgangen  und  s.'  1475,  Bs 
Chr.  .Demnach  [nach  einem  Zank  mit  der  Hexe]  wurde 
inen  ein  kuo  siech  und  sölt  die  milch  gar  uüt,  dann 
sy  were  eben  wie  s-en  win.'  1544,  L  Hexenproz. 
,S.,  s-en  wein,  der  lind  ist  worden  und  zach,  vinum 
pendulum.'  Mal.  ,Dein  seigerer  und  alter  Wein.' 
UMürer  1505.  .Vor  irer  [der  Gugler  1375]  zuokunf 
hat  man  den  wein  an  etlichen  orten  schon  abgelesen; 
an  etlichen  verspätet  es  sich  der  feinden  halb  biss 
nach  wienach;  der  selbig  wein  ward  gleichwol  süess, 
aber  weiss  und  s.'  Wurstisen  1580.  .Man  sol  sich 
hüeten  vor  s-em,  abgefallenem  oder  gebroehnem  Most.' 
1594/1641,  L.  .Also  verderbet  sich  "mancher  [Patient] 
im  Trinken  mit  s-em  Wein,  zu  starkem  Wein...' 
FWürz  1612.  , Summa  er  [ein  armer  Prädikant]  könn 
mit  jenem  Wittlig  also  singen:  Ich  hab  in  meinem 
Käller  kein  seigren  broclinen  Wyn,  er  kost  mich  nit 
ein  Häller,  kein  Brot  wirt  schimmlecht  drinn  .  . .' 
Sohimpfr.  1051;  das  Lied  auch  in  Fischarts  Gargantua 
(Hallescher  Neudruck  1891,  133.  mit  dem  Anfang  ,lch 
armer  knecht  kam  selten  recht ...').    ,S.,  zähe,  lentus, 


tenax,  glutinosus.'  Red.  1662.  ,Vinum  pendulum,  sei- 
gerer) Wein.'  Denzl.  1677.  1716.  ,Wann  du  wilt  s-en 
Wein  lauter  machen:  r[ecipe]  Rosen  und  Ruten,  leg 
die  in  Wein,  so  kommt  er  wider  in  seine  Kraft  und 
gewinnt  ein  natürlichen  Cust'  Arzneib.  XVII./XVI1I. 
,S-en  Wein  frisch  zu  machen.'  ebd.  .Wider  den  s-en 
Wyn:  wirf  schwarzen  Pfeffer  gestossen  daryn,  so  falt 
er  keins  Wegs  ab;  oder  welchs  noch  besser  ist,  man 
sol  den  Wyn  ablassen.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  S.  noch 
Üf-fall  1  (Bd  I  737);  brechen  (Bd  V  322  u.);  wider- 
bringen  (ebd.  733);  ab-bräwen  (ebd.  1031).  Auch  von 
schlechter  Süffe».  Prophet  1855 ;  s.  Sp.345.  —  2.  übertr., 
von  halb  aufgeweichtem  Schnee  Th  (Pup.).  Syn. 
malzig  (Bd  IV  224).  —  3.  Spielausdruck.  .Wem  beim 
rlslen  der  Risel  in  eine  so  sichere  Lage  geraten 
war,  dass  der  Andre  ihn  nicht  bis  zu  einer  Spang  er- 
reichen zu  können  schien,  der  sagte  von  seinem  Misel: 
Er  isch-mer  säger  (.sicher')  ScHHa.f  (Neukomm);  vgl. 
Hisel.  riselen  2  b  (Bd  VI  1335). 

Mhd.  seiger  in  Bed.  1;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  199,  dazu 
Martin-Lieuh.  II  337.  3  ist  merkwürdig;  es  iiiu-s  wohl 
irgend  eine  scherzh.  Übertragung  von  1  im  Spiele  sein,  aber 
der   Zshang   ist  unklar. 

seigere"  I:  „mit  haben,  (ein  Iterativ  von)  seigen, 
d.  i.  herabfallen  in  hängenden  Tropfen  oder  in  Fäden, 
von  weich  gewordenem  oder  umgeschlagenem  Weine 
L"  (St.1,  bei  St.*  oO. ;  heute  für  L  abgelehnt);  aScuw 
(.krank  sein,  vom  Weine'),  Muo.,  sickern  L  (TTobler) 
Refl.:  .Viel  Lehmerde,  in  die  sich  oft  noch  Wasser 
seigert.'  Bärnd.  1904,  38  (aus  einer  B  Quelle  vonl827). 
—   Vgl.    Gr.  WB.  X    1.   202. 

ab-:  =  absaugen  3  (Sp.  440).  .Herrn  von  Rinow 
mandata  des  winzechendens  halb  schicken  und  darby 
den  vögten  zu  Kyburg  und  Andelfingen  schryben,  das 
sy  gepieten,  wellicher  sinen  roten  win  a.  welle,  das 
er  das  den  trottmeistern  anzeige,  damit  sy  den  zechen- 
den darvon  nemen  können.'  1572,  Z  RM.  ,[Zu]  Stamm- 
heim inn  der  kilchen  mengkliehen  warnen,  das  wyn- 
träst  nit  anfangs  inn  hüsern  abzuseigeren  und  dann 
erst  inn  die  trotten  zetragen  und  daruss  ire  künden, 
so  inen  durchs  jar  daruf  geben,  zu  zalen,  sonders  das 
träst  alles  den  nechsten  inn  die  trotten  ze  tuond  und 
daselbs  usstrucken  lassen.'  1578,  ebd.  .Wenn  herren 
apts  zu  SGallen  amptman  zu  Stammheim  in  künftigem, 
zu  widerernüwerung  des  wynzendenmandats  mit  dem 
a.,  eines  schrybens  bedörffen,  soll  im  das  hiemit  ver- 
günstiget syn.'  1588,  ebd.  .Obschon  etliche  Lüt  zun 
Zyten  die  wyssen  und  roten  Trüben  zusammen  under 
einanderen  wümmind  und  stossind  und  hernach  den 
Wyn  uss  den  Geschirren,  wie  an  etlichen  Orten  brü- 
chig, abseigerind,  so  gebind  sy  doch  dann  von  söl- 
lichem  abgeseigerten  Wyn  als  dem  Vorschutz  und 
besten  Bluomen  kheinen  Zehenden,  sonders  richtind 
hernach  den  Zehenden  erst  ab  von  dem  Wyn,  so  von 
dem  übrigen  Träst  uff  der  Trotten  ussgetruckt  wirt 
und  überblybt.'  1013,  ZKyb.  .Der  eint  und  ander, 
der  seine  Trauben,  ...  ehe  er  sie  in  die  Trotten  führte, 
in  seinem  eigenen  Hauss  abseigerete  und  dann  erst 
trucken  Hesse...'  1729,  ZEmbr.  -  Bei  Gr.  WB.  I  114 
in  andrer  Bed.   Vgl.  auch   .Abgeseiger'  Schm.  2 II  242. 

in-:  einsickern.  , . . .  wiewol  Einige  meinen,  es 
werde,  wann  er  [der  Mist]  aussgebreitet,  durch  die 
Winternässe  dessen  Kraft  der  Erden  eingeseigert  und 
solche  dadurch  ermilteret.'  EKöxig  1706. 

ver-:  versiegen.  Davon  Ver-seigerung  f.  .[Durch 


485 


Sag,  scg, 


sog,  su fr 


Cometen  werdeu  vorlierverküiulet]  ...übernatürliche 
Hitz,  Dürre,  Trockne,  Verseigerung  der  Brunnen, 
Wassern  und  daher  entstehende  Unfruchtbarkeit  . . .' 
FrHakfner  1006.  —  Vgl.  ,erseigeru'  bei  Gr.  WB.  III  982. 
X  1,   202. 

seigerig:  schleimig  ScHSt.  (Sulgev).  —  Sulger 
meint  wohl  nichts  andres  als  seiger  I. 

Wasser-Seigi  f.:  Ort,  wo  Wasser  herabrinnt  oä. 
Worstisen  1580,  28;  s.  Bims  (Bd  VI  1144).  —  Mini. 
aazzeraeige  f.;   vgl.   Sehnt.     II   236. 

seigen  II,  seigeren  II  s.  seijeii,  seijeren. 

Seiger,  auch  .Zeiger'  —  m.:  Uhr,  bes.  Turmuhr. 
.Vernüwerung  der  stundenzal  des  zaigers  am  münster- 
thurn:  Als  dann  die  buochstaben  der  XU  stunden  des 
zaigers  am  münsterthurn  von  elte  dermassen  ver- 
blichen, das  die  stunden  ...  nit  mer  wol  underscheid- 
lich  möchtend  erkennt  werden  . . .'  Kessl.  ,Sie  stehn 
nicht  auf  für  seigers  acht,'  Nussigk  1581.  ,Der  Seiger 
schlägt  schon  10  Uhr.'  1771,  Z  Brief.  ,Um  2  Uhr  ita- 
lienischen Zeigers.-  Reiümextskiher  1781. 

Mhd.  neigten;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  197  ff.  Nach  der  dort 
aufgestellten  Etym.  ist  das  W.  eins  mit  mhd.  trigare,  Wage, 
und  eig.  Benennung  d,-r  .ilti-ti  u  ginssm  Turmuhren  nach 
der  charakteristischen,  einer  Wage  ähnlichen  Unruhe  (vgl. 
.Waguhr.'  ebd.  XIII  502);  tögoort  aber  ist  nicht  zu  seigen  I, 
sinken  machen,  sondern  zu  «igen  II  (s.  seifen  und  bes.  Seijer) 
zu  stellen.  Die  Form  mit  anl.  ,Z-'  beruht  auf  Vermengung 
mit  , Zeiger',  wie  denn  umgekehrt  S.  auch  in  der  Bed.  .Uhr- 
zeiger' vorkommt  (,den  S.  an  der  Uhr  zurückschieben.' 
VMeyer   1762). 

Sig  m.:  Sieg;  nur  als  sehriftspr.  Lehnw.  (gespr. 
mit  V,  V),  der  eig.  Volksspr.  fremd,  In  der  ä.  Lit. 
allg.,  aber  ohne  Besonderheiten  in  der  Anwendung, 
so  dass  ein  paar  Belege  genügen.  ,Uer  s.  ist  nit  in 
der  vile.'  OWerum.  1564.  ,Den  s.  erlangen,  überkom- 
men, darvon  bringen,  eroberen  und  gwünnen,  con- 
sequi,  reportare,  parere,  adipisci  victoriam,  palmam 
(victoriam  ex  re  aliqua)  ferre,  potiri  hostium.'  Fris.; 
Mal.  (Weitres  ebd.  373c).  Personif.,  nach  lat.  Victoria: 
.Victoriatus,  ein  alte  gattung  einer  münz,  darauf  der 
s.  geschlagen  was.'  Fris. 

Sehr  häufig  in  Personennamen  und  davon  abgeleiteten 
Orts- und  Flurnamen,  a)  Vollnamen.  .Sigfrid':  Tau  in.  Aa; 
BKü.l.  (jung);  LBallw.,  Hochd.;  ThSitt.  (selten);  ZgStdt(Dim. 
Sigfridi),  Sifret  BSi.  (so  auch  iu  der  alteu  Pestsage  ,Syfret 
am  Ried';  dazu  auch  SifreUegg,  auf  den  Karten  ,Sifertsegg', 
Berguame;  s.  DGemp.  1884,  69.  93).  .Sigifrid."  970,  Z. 
,Sig(e)fridus.'  XIII.,  Bs.  .Sigfrid.-  XI.,  Seh  (Abt.).  .Sifrid(us), 
Sifrit.'  XIII./XIV.,  Bs.  ,Sttfrid.'  1570,  Z.  Als  Familieun. 
AaZof.  (,Sifrid.-  XVII.,  .Sigfrid.-  XVIII.;  s.  Leu,  Lex.  XVII 
105.108);  BsStdt  (.Sigefridus,  Sifridus,  Süfrede,  Sif(f)ridi.* 
XIII.,  .Sigfrid.'  XVIII.;  s.  Leu,  Lex.  XVII  108);  B  (,Sy- 
frid,  Sifrid.'  XV.,  vgl.  Leu  aaO.;  .Sigfrid.-  XVIII.,  Höchst.); 
LSemp.;  G  (XV.,  , die  Sifrid',  Plur.  Vad.II199);  Z  (in  KU., 
Wipk.  Stfrig,  's  Sifrige"  gespr..  tw.  auch  .Syfrig1  gesebr.; 
.Sigfrid.'  1390,  .Syfrid,  Sifrid.' XV./XVI.).  .Sighere':  ,Si- 
gere.'  um  950,  Z.  .Sighart':  .Sigihart.'  IX./X.,  /..  ,Sik- 
hart,  der  von  Eptingen  knecht.'  vor  1386,  ASG.  .Ir  |einer 
Hexe]  meisterin  ...  heisse  Sigliartz.'  um  1450,  L.  ,Sig(is|- 
mund':  als  Taufname.  Sigmund  BsMönch.;  LDagm.;  GBuchs 
(Rufform  Sigmä);  SchStdt;  ThSitt,  (hie  und  da);  ZgStdtudE. ; 
Z  (Spillm.),  Sigiimund  B  {„Mundi,  Mündel,  Mündi",  Letz- 
teres auch  lt  Id.  B  uud  einer  Angabe  aus  dem  XVIII.  im  Z 
Neuj.  K.  1SS9);  SchwE.  (Bnfformen  Sigmündel,  Gigmund[?]) ; 
WVt.  .Sigiimmt.'  X.,  Z  (häufig).  ,Si-,  Symundus,  Symunt.' 
XIII.,  Bs.  .Sigmund.'  1518,  Z.  Zum  Heiligennamen  '  s. 
AIV.   III   4.     ,Der  Sigmund,   den   man   für  das  kalt  wee  an- 


hielt, wie  Sigwert  geschribeu.'  Vad.  III  6H.  Als  Fluru. 
..Siegmund-  Zötw.  a/S.,  .Sigmund'  Bs;  hieher?  .Sigmar': 
im  Pflanzennameu  Sigmare-Wurz  (s.d.).  ,Siginand':  als 
Taufname.  XII.,  BMU.  (Propst).  .Signandns.'  XIII.,  Bs.  Als 
Familienn.  .Sigcnant'  Bsf,  so  im  XV.  (Leu,  Lex.  XVII  106). 
.Sigebold.'  955,  Z.  .Sigband':  Taufname.  XVI..  Gr. 
.Siegberg':  rbätisches  Adelsgeschlecht.  XIII.  XV.;  s.  Leu, 
Lex.  XVII  105/6.  ,Sig(is)-bi5rt',  bei  Vad.  ai 
.Sigisbert(us)-  SchwE.  (Rufform  Sigel);  UAud.  (Rufform  Sigie). 
,Sig(u)bertus,  Sig(e)brecht(us).'  XIII.,  Bs.  .Sigibärtli',  Taufn. 
15-29,  ZAnd.  .Sigbert,  Sigwert.'  Vad.  (Monchsuanie  um  1100); 
.Sigwert  [unter  den]  alten  teutschen  namen  ...  so  noch  inder- 
halb 350  jareu  im  Turgöuw  und  SGallen  .  . .  gar  gmein  und 
breuchig  gewesen  sind.'  ebd.  II  429.  ,Sigbot*;  ,Sigebodas.' 
1097/8,  Bs.  ,Sigbotteu  |Gen.].-  um  1200,  Zh'yb. 
XIV.,  Z  (öfter  als  Familienname;  vgl.  Leu,  Lex.  XVII  106). 
.Sigiram.'  931,  Z.  .Sigawara':  Frauenname,  um  1100,  Z. 
.Sigwart':  als  Familieun.  verbreitet;  alt  iu  BStdt,  vgl. 
Leu,  Lex.  XVII  123.  , Albrecht  S.'  1528,  Absch.  Dazu(?): 
,Sigetschwil'  GBrtinnad.,  .Sigetscbwarul'  Obn.  —  b)  Kurz- 
formen. ,S ig  (ahä.  'Sigo),  Sigg'  (ahd.  Sicco;  ISocin  1903, 
19:!):  ,Sigg',  Familieun.  Seh;  Z;  seit  XVI.  bezeugt,  .Sikko.' 
X.,  ZHöugg.  Iu  Orts-  uud  Flurnn.:  .Signau'  BE.  (vgl.  auch 
Leu,  Lex.  XVII  119  ff.);  ZHirsl.  (<"  der  Signau,  alte  Häuser; 
,N.  de  Sigenouwe.'  1-241;  ,in  Sigenau.'  1269;  ,ze  Sigenouwe.' 
1-283;  ,N.  ab  Signowe.'  1293;  vgl.  HMeyer  1849,  38). 
,Siegeu-Acl;er'  (Sigenacher)  Aa,  ,-Bach'  G,  ,-See'  Tb,  ,-Tal' 
BLandisw.;  ThPfyn.  .Siggen-Acker,  -Hölzli'  Aa,  ,-Husen' 
I.E.,  ,-Bühl'  Z,  ,-Tal'  AaB.  (,im  Siggital.'  1439),  ,-Zelg'  Z. 
Sigel  I:  Rufform  für  Sigisberl  l  o.),  Obername  für  Sieg- 
fried AaF.  (SMeier).  Sigelbenedikl,  Spitzname  eines  Mannes 
AaArni.  Als  Familienn.  BStdtt,  so  im  XVI.  (Leu,  Lex.  XVII 
106).  .Sigelinaim-,  lt  Becker  1864  seit  Ende  XIII.  beim 
Adel  [als  Vorname  |  sehr  häufig,  als  Familienn.  Mitte  XV., 
BBiel  (Leu,  Lex.  XVII  106).  ,Sigels-Rüti',  Fluni.  Z.  Vgl.  Sp. 
495  Anin.  Sig(g)i:  Sigi,  Kufname  fßr  Sigmund  BsMBnch.; 
Z  (Spillm.),  für  Sigfrid  ZStdt.  .Junker  Sigj  von  Geehtlingen.' 
1378,  AaLengn.  ,Sigi',  Familienn.  XIII.,  Bs;  XVI./XVIIL, 
Z,  ,Sige.'  XV.,  Bs.  ,Kgli  Siggis  litis.'  1448,  AaB.  .Sigines 
hovestete.'  IX.,  Z.  Iu  Flum.  ,Siggi'  Z.  ,Sig(g)is-Egg'  Th 
Tanuegg.  ,Siggi-Lo'"  ZPfäff.,  ,-Loch'  ZBriitt.  ,Siggis-Boden' 
B.  ,Siggis-R(iti'  SchwKüsn.  .(Über-,  Uuter-)Siggingen',  Dorf 
AaUutersiggenthal  (so  schon  1260;  .Sygginged.'  1354), 
.Sig(g)i°gen',  Dörfchen  LRnsw.  Sig(g)li:  .Sigilin.' 970,  Z. 
.Sickiliu.'  um  960,  ebd.  .Sicceli.'  1037,  ebd.  .Bruoder  Si- 
gelin.'  XIII.,  Bs.  ,Sigli(n).'  XIV./XV.,  Z.  Als  Familienn. 
.Siglin.'  XIII./XIV.,  Bs,  ,Sigli.'  XVI.,  B.  .Heini  Siglens- 
egger.'  1131,  Z.  In  Orts-  uud  Flurnn.:  ,Siglis-Fad'  U,  ,-Bach, 
BZäziwil,  ,-Bühl'  Aa,  ,-Berg' Bs;  BSteffisb.  ,Sigelis-Rüti'  Z. 
.Siglistorf  Aa.  .Sigliswile.'  1386,  BThunersee  (jetai  Sigris- 
wil').  ,Slz'  «  ahd.  Sigizo;  vgl.  ASocin  1903,  193):  als  Vor- 
name ,Sytz.'  1443.  GR.,  als  Familienn.  B  (,Sytz.'  1551):  G 
I.Sitz.-  XV./XVI.,  ,Svz.'  XVI..  ,Soi(t)z.'  XVI./XVIII. ;  vgl.  Leu. 
Lex.  XVII  7951;  Th  (.S.w.-  XVI.);  Z  (,Syz-  seit  dem  XVI. ; 
vgl.  Leu,  Lex.  XVII  795).  —  C)  weitre,  zT.  unsichere 
Bildungen.  ,Sig(i)ner',  Familienn.:  .Signer'  Ap  (verbreitet; 
.Sigener.'  XIV./XV.,  .Siginer.'  XV./XVI.,  .Signer'  seit  dem 
XVI;  s.auch  Leu,  Lex.  XVII  122);  Zg  (schon  im  XVI.  XVII.; 
s.  Leu  aaO.).  .Siger'  (ahd.  Sigur),  Familienn.  BStdtt,  so  im 
XV.  (Leu,  Lex.  XVII  106).  Dazu  die  Ortsnn.  .Sigers-hansen' 
ThGottl.,   ,-wil-   L  (mehrfach). 

Wasser-:  Sieg  zur  See.  .Wahrhaftige  beschry- 
bung  des  glücklichen  fröidenrychen  wasser-sigs  [1571 
bei  Lepanto],  so  die  Christenheit  erlanget  hah  an  dem 
türgischen  erbtind.'  Tqb.  WSchodelers  d.  J. 

sigbar:  sieghaft  (mhd.  sigebirre).  Dazu  .Sigbarr 
f.:  ,[Ihr  Eidgenossen  habt  zugenommen]  nüt  minder  an 
starkmüetige  und  fügenden,  dann  an  s-e  und  geschickte.- 
Türst  1496/7. 

sige"  (V,  %'),  Ftc.  -et  AaF.:  wie  nhd.  siegen,  aber 
ebenso  wenig  volkstümlich  wie  das  Subst.  (dafür  r/e 


187 


sig,  sog,  sug 


winnen,  Meister  werden).  ,S.,  den  sig  gewiinnen,  ob- 
ligen,  die  gaab  oder  abentewr  darvon  bringen,  (de-, 
e-)vincere,  palmain  ferre.'  Fris.;  Mal.  —  ge-siget: 
act.,  siegreich,  als  Sieger.  .[Der  Sultan  verheisst  die 
dem  Rengnold  gemachten  Versprechungen  zu  ehren] 
ob  sach  wer,  das  er  widerkem  gesiget.'  Morgant  1530. 

In  der  ä.  Spr.  auch  mit  st.  Ptc.  (vgl.  Gr.  WB.  X  1,  912): 
,Sid  er  [Christus]  in  der  helle  hat  gsigen,  ist  er  uff  gen 
himmel  gstigen.'  Eckst.  1525.  ,Der  alt  glaub  hat  uns  golteu 
vi],  der  new  hat  gsigeu  selten.'  1531,  Lied  auf  die  Schlacht 
von  Kappel   (Lil.). 

ab-:  abgewinnen.  , Ludwig  [der  Frankenkönig] 
ist  getouft  worden  nach  der  grossen  und  treffenlichen 
schlacht,  die  er  den  Almennem  zuo  Tolbiach  abgesiget 
und  erobert.'  Vai>.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  120;  Fischer  I  69. 

ob-:  wie  nhd.  (nach  einer  Angabe  in  ZO.  ,alt'). 
,[Die  Rätier  schlugen  sich  noch  einmal]  mit  den  Rö- 
ineren,  welche  ihnen  zuvor  obgesiget  hatten.'  Sprecher 
1701.  —  Ob-siger  m.:  Sieger.  So  bei  Wurstisen 
1580  (Gr.  WB.  VII  1120).  ,Auf  Seiten  der  O-en  [1474 
bei  Hericourt]  seind  allein  70  Mann  umbkommen.' 
FrHaffn.  1606.  ,[Der  Neid  trachtet]  wie  der  Obsieger 
von  seinem  Siege  am  wenigsten  Früchte  einernten 
möge.'  JJBodmer  1732. 

über-:  besiegen,  überwinden.  Mit  Dat.  P.  , David 
...  übersiget  den  Philistinern  allenthalb.'  1531,  II. Sam. 
(Überschr.);  .schlahet  die  Philister.'  1589.  Sonst  mit 
Acc.  ,So  wöll  uns  [Evangelischen]  der  Herr  im  himmel 
geben  kraft  und  sterke,  die  schantlichen  erzbuoben 
und  Nimroten  [die  Katholiken]  zuo  ü.'  1531,  Strickler 
(Schreiben  der  Aarburger  Herrschaftsleute  an  B).  ,Her 
Christus,  der  . . .  allen  hellischen  gwalt  überwunden 
und  übersiget  hat,  ist  unser  vorgenger.'  1536,  Absch. 
(Confessionsformel).  —  Mhd.  und  nhd.  nur  mit  Acc. 

an-:  =  dem  Vor.;  mit  Dat.,  auch  abs.  ,Der  end- 
christ  wird  den  heiligen  obligen  und  a.'  Goalth.  1540. 
,üem  tüfel  widerston,  der  weit  und  unserem  eignen 
fleisch  a.'  ebd.  1555.  ,Und  gab  Gott  gnad,  dass  die 
burger  den  mörderen  ansigetend.'  HBull.  Tig.  ,Am 
oud  wird  er  a.  alln  synen  fynden.'  Macritiana  1581. 
—  An-siger  m.  ,Die  listigen  A.  [der  Tuscier,  wohl 
merkend]  dass  sie  am  gemeinen  Volk  genug  hätten, 
das  Feld  zu  bauen,  tringeten  desshalben  heftig  auf 
den  Adel  ...  das  Land  zu  räumen.'  Sprecher  1672.  — 
Vgl.   Gr.  WB.  I    102.      S.   noch   die   Ann),  zu   an-ge-s. 

ge-:  =  sigen,  mit  Hervorhebung  der  perfektiven 
Bed.  Abs.  ,Sind  manlich  und  frölich,  lieben  Züricher! 
Müessend  wir  schon  hie  [bei  Kappel]  ainen  schweiss 
erliden,  so  werden  wir  doch  vor  Gott  ges.'  Zwingli 
(Kessl.).  ,0,  mir  ist  nun  umb  die  biderben  lüt,  so  an  der 
not  sind  [im  Kampfe  gegen  die  VOrte];  kum  ich  ainmal 
zuo  inen,  so  wil  ich  ges.  oder  sterben.'  ebd.  ,[Der 
Christen  bei  Griechisch- Weissenburg]  was  nit  halb 
als  vil,  doch  gesigtend  si  und  lagend  den  Türken  ob 
mit  der  hilf  Gottes.'  Sicher  1531.  ,Der  streit  hat 
etwas  lang  gewärt,  das  man  nit  wusst,  welcher  Ober- 
hand bette  oder  ges.  wurde,  aliquandiu  ibi  Marte 
incerto  varia  vietoria  pugnatum  fuit.'  Fris.  ,l>ie  helge 
drifaltigkeit  [haben  wir  Eidgenossen  vor  Mirebau] 
beten,  dass  si  uns  ...  verliehe  stärk  und  mannskraft, 
dass  wir  eerlich  gesigend  zuo  lob  der  Eidgnosschaft.' 
1569,  Lied.  ,Der  [auf  Alba  folgende]  commendator 
hat  vast  wenig  glucks  in  Niderland  . . .  Die  Gösen 
gsigtend.'  HBull.  D.  ,An  einem  g.':  ,Ruolland  sprach: 
Ich  gloub,  wenn  sy  [die  streitbare  Jungfrau]  fleische 


und  beine  sig  wie  wir,  so  wellend  wir  an  iren  ges., 
Morgant  1530.  ,Über  einen  g.':  ,Er  [Christus]  gesiget 
über  den  tüfel.'  OWerdm.  1552;  ,behelt  den  sig.'  Her- 
born 1588.  Einmal  mit  Acc.  P. ;  nach  ,mögen'  (vgl. 
ge-  5  Bd  II  47):  ,Damit  ir  dester  förderlicher  unsern 
fyent  ges.  möchtent.'  1531,  Strickler  (Ban  Z).  —  Mhd. 
gengen;  vgl.   Gr.  WB.  IV  1,   -Hui;, 7. 

an-ge-:  gew.  mit  Dat.  P.,  Einen  besiegen.  ,Swes 
muot  von  zorne  tobt,  das  im  der  zorn  angesigt  . . .  das 
ist  im  ein  gebreste  gros.'  Schachzabelb.  ,Küng  Ruo- 
dolf  ...gab  da  [auf  dem  Marchfelde]  dem  künge  von 
Beheim  und  allen  den  sinen  strit  und  gesigte  in  an.' 
Z  Chr.  XV.  ,Die  vigeut  gesigten  uns  gar  nichzit  an.' 
1445,  AaB.  ,[A.  weist  den  Vorwurf,  er  habe  dem 
überwundenen  B.  auch  noch  den  Seckel  geraubt,  zu- 
rück:] do  ich  im  aber  angesigen  hat  ...  wolt  ich  im 
nützit  nemen.'  1485,  Z  RB.  ,üer  bar  macht  in  [den 
Stier,  sich  an  ihn  hängend]  müed  und  gesiget  im  also 
an.'  Tierb.  1563;  wiederholt.  ,Der  Grawpüntern  ober- 
ster [hat]  mit  seinem  regiment  Pündtern  ...  dem  Scotto 
in  einem  gewaltigen  streit  angesiget.'  Ard.  1598;  wie- 
derholt. ,[Das  Heer  des  Kaisers  hat  dem]  Franzosen  in 
zwein  feldtstreiten,  erstlich  bei  Meilandt,  darnach  bei 
Pavia  angesiget.'  RCvs.  Nach  .mögen.'  ,Ich  gloub 
nüt,  das  Rengnold  dem  alten  vom  berg  a.  möge.' 
Morgant  1530.  Jetweder  [der  beiden  Bewerber  um 
den  Abtstuhl]  schankt  gaben  und  lechen,  damit  er 
sinem  widertail  a.  und  obligen  möchte.'  Vau.  ,N.  hat 
an  der  canzlen  geprediget,  die  vyend  Gots  mögen  den 
fründen  Gots  nit  a.'  HBdll.  1572.  S.  auch  bläijen  2  c 
(Bd  V  51).  Abs.:  ,[Der  Elephant,  der  im  Kampfe  mit 
einem  andern  den  Kürzern  zieht]  wirt  so  zaghaft, 
dass  er  auch  die  stimm  dess,  der  angesiget  hat,  nit 
erleiden  mag.'  Tierb.  1563. 

Mhd.  angesigen;  vgl.  Gr.  WB.  I  351;  Fischer  1  209.  Das 
Ptc.  könnte  auch  zu  an-tigen  gehören;  zur  st.  Form  vgl.  dio 
Anni.   zu   sigen. 

Siger  m.  ,Siger,  die  gesiget  und  obgelägen  sind, 
superiores,  victores.'  Fris.;  Mal. 

S  ig  fr  id:  1.  Name;  s.  die  An  in.  zu  Sig.  —  2.  Diin., 
ein  von  Pfarrer  Isaak  Siegfried  1755  verfasstes  Hand- 
buch für  den  Religionsunterricht  im  Bernbiet;  vgl. 
Gotth.  EB.  100.  ,Der  Pfarrer  sagte  ...  er  wolle  nicht, 
dass  ein  Kind  zu  rechnen  und  zu  schreiben  anfange, 
ehe  es  das  Siegfriedli  und  das  Fragenbuch  auswendig 
gelernt'  Gotth.  1838;  ,den  Katechismus.'  1861.  —  Vgl. 
zu   2   Kanisi  (Bd   III   309). 

sighaft:  a)  siegreich  (im  Einzelfall).  Präd.  ,Gott 
hat  Mosen  mit  den  sinen  s.  gemacht.'  Zwingli.  ,8. 
werden.'  ebd.;  auch  bei  RCys.  Attrib.  ,S-er  einreiter, 
triumphator;  s-er  einritt,  triumphus.'  Fris.;  Mal. 
(Weitres  ebd.  373"').  ,Das  s-e  Heer  der  franzesischen 
Reppuplic'  JvWeissenfluh  1792/1821.  Von  Prozess- 
parteien: ,Ob  etwas  kostens  und  Schadens  ie  zuo  zyten 
uf  ein  gerichtsüebung  ergon  wurd,  den  sol  der  teil, 
so  im  rechten  underligt,  dem  s-en  abzetragen  ver- 
bunden sin.'  1525,  Absch.  ,S-e  Urteil  erlangen',  Recht 
erhalten.  1622,  AiBr.  StR.  Subst.  , (Ein)  s-er  mit  dem 
stürm  (der  mit  stürm  und  streiten  eroberet,  siget  und 
gewünnet),  uberwinder,  siger,  belli  victor  [usw.];  s-e, 
uberwindere,  victrix.-  Fris.;  Mal.  ,Lauri  victrices, 
darauss  man  kränzle  machet  den  s-en.'  Fris.  —  b)  sieg- 
gewohnt. ,S.  (s-er  mensch),  der  oft  gesiget  (manchen 
sig  und  manche  abenteuwr  gewunnen  hat),  victoriosus, 


•189 


?ag,  seg,  sig,  sog,  sug 


plurimarum  palmarum  homo;  als  s.  sein  als  Hercules, 
Herculem  aeqnare  palma.'  Mal.  —  sighaftiglich. 
,S.  einreiten,  triumphare,  triumphurn  ducere,  agere.' 
Fris.;  Mal.   —   Mhd.  ngehaß;  vgl.   Gr.  WB.  X  1,   935. 

siglich.  ,Halaw,  von  Schwaben  erstürmt,  aber  s. 
erhalten  [siegreich  behauptet].'  1499,  SenNnk.  dir.  — 
Mh.l.    rigtlich;  vgl.   Gr.  WB.  X  1,   942. 

siglös:  1.  besiegt.  ,Die  schlacht  [bei  Mühldorf 
1323]  ...  in  deren  letstlich  könig  Friderich  von  Lu- 
dovico  s.  gefangen  ward.'  Wurstisen  158(1.  ,S.  werden'; 
s.  ge-rad  (Bd  VI  497).  -  2.  ,s-e  lut\  Heimatlose, 
arme  Teufel.  ,Minem  herrn  von  Losann  um  den  brief, 
daz  man  die  s-en  lüt  zur  siechen  hus  vergraben  mag, 
15  ß.'  1491,  BBielStKechn.  .Orusen  [der  Eidgenossen 
im  Hegau  1499]  ab  grosser  anzal  kinden,  wiben,  kind- 
betterin,  alten,  kranken,  s-en  lüten,  so  da  vom  fyr 
kum  nackend  im  sehne  entfliehen  oder  entflocht  moch- 
tend  werden.'  Ansh.  —  Siglösi  f.:  Niederlage.  ,Die 
s-e  kart  sich  uff  der  beiden  sytten.'  Morgant  1530. 
,Zuoletst  kam  die  s-e  uff  Ruolland,  und  kam  darzuo, 
daz  Ruolland  und  Ollyfier  abzüchen  muosstend.'  Hai- 
monsk.  1531.  .Allgemeine  landplaagen:  brand,  mord, 
s-e,  da  wir  von  unseren  feinden  gefangen  hingefüert 
werdend.'  OWerdm.  1564;  ,mord,  krieg,  Zerstreuung.' 
Herborn  1587. 

Mhd.  rig(e)lö»;  vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  942/4.  Zu  Bed.  2 
vgl.  lat.  captivus,  gefangen  >  frz.  chtlif,  armselig,  it.  cattivo, 
schlecht.     Das  Abstr.  sonst  nicht  bezeugt. 

g e  -  s  ign  e  n :  siegen.  ,üo  gesignot  herzöge  Albrecht.' 
Z  Chr.  1336/1446.  —  Vgl.  aha.  nginön. 

Signunft,  .signust'  —  f.:  Sieg.  ,Das  gross  ge- 
lüek  und  signust,  das  die  von  Bern  in  dem  krieg  [1340 
gegen  Freiburg]  hauend.'  Jüst.  ,Und  gab  Gott  den 
Aidgnossen  [bei  Sempach]  signust  und  gelück,  das  si 
den  vienden  ritterlich  obgelagen.'  Z  Chr.  XV.  .Einem 
signust  enbieten,  geben',  von  Gott.  Volksb.  ;  mehrfach. 
,Säld  und  signust.'  1481,  Gfd.  ,Nach  der  grossen  sig- 
nunft [bei  Grandson].'  DSchill.  B. 

Mini.  ng(e)nu(n)/t,  -nu(n)»l  usw.;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  915. 
Das  W.  scheint  auf  unserm  Gebiet  am  längsten  gedauert  zu 
haben. 

sig,  sigg :  Lockruf  für  Schweine  ZLimm.,  0.  Sig- 
sig-sig!  (neben  sug-sug-sug!)  ZO.  (Brunner). 

Her  Lockruf  lautet  phonetisch  genau  sik-Hfc-aigl  mit 
Wechsel  von  k-  «  g  vor  »)  und  g.  So  erklärt  sieh  das 
Nebeneinander  von  Formen  mit  -<j-  und  -gg-  iu  deu  folgenden, 
vom  Lockruf  ausgehnden  Nominalbildungen ;  ausserdem  ist 
zu  berücksichtigen,  dassdie  Uagewöhnlichkeit  der  Verbindung 
kurzer  Voc.  -f-  Lenis  in  einsilbigem  W.  (in  diesem  Fall  ist 
sonst  Dehnung  eingetreten)  leicht  dazu  verleiten  muss,  den 
Ausl.  als  Fortis  aufzufassen.  Vgl.  Ähnliches  bei  dem  syn. 
süg(g). 

Sigel  II,  Siggel  —  m.,  Sigi,  Siggi  —  n.,  Dim. 
Sigeli:  1.  Sigel  ZLimm.,  Siggel.  Arch.  vet.  1820  (wohl 
für  Z),  Sigi  ZKn.,  Schwein.  Sigeli,  junges  Schwein- 
chen (vorwiegend  in  der  Kdspr.)  ZDüb.,  Febr.,  Hed., 
Russ.,  Wangen,  W.  Sigeli  bröte" :  beim  Fingererraten 
sagt  das  die  Finger  aufhaltende  Kind  zu  seinem  falsch 
ratenden  Spielgenossen:  Häsch-es  nüd  erröte",  muest 
iiiir''miil  S.  br.;  rät  es  dann  richtig,  so  sagt  das  Erstere: 
Hesch-es  iez  erröte",  muest  nümmer  S.  br.  Messikommer 
1909  (ZO.);  vgl.  braten  (Bd  V  878);  er-räten  (Bd  VI 
1602).  —  2.  Sigel,  Schelte  auf  ein  schreiendes,  eigen- 
sinniges Kind  AALeer.,  ,böses  Kind'  Sch  (Kirchh.). 
Sigi  (nach  älterer  Angabe  Siggi),  Schelte  auf  lärmende 


oder  unreinliche  Kinder;  früher  auch  auf  Erwachsene 
angewendet,  spec.  auf  Katholiken,  ,um  deren  Rück- 
ständigkeit zu  bezeichnen'  ZKn.  Si  ist  halt  es  Siggi 
wie  di  Katolische"  al'i.  Sigeli,  kosende  Schelte  für  ein 
unsäuberliches  Kind  ZHed.,  Neer.,  Russ.  Syn.  (Süw-J 
Igel  (Bd  I  149.  150).  Du  (bist  C'J  S.!  —  Vgl.  Sug(g)d(i), 
zu   2  auch  Sigd  III  (Sp.  195  o.). 

Ge-sTg  n.:  1.  a)  Rückstand  beim  Buttersieden  GrD. 
(nach  einer  Angabe  -»-),  Glar.,  Nuf.,  ObS.,  Spl.,  Tschapp., 
V.;  PAL;  W.  Synn.  s.  unter  Anken-Feim  (Bd  I  825). 
In  W  findet  das  G's.  mannigfache  Verwendung:  es 
wird  zur  Beförderung  der  Eiterbildung  und  als  schmerz- 
linderndes Mittel  auf  eiternde  Wunden,  ,Eissen'  usw. 
gelegt;  man  mischt  es  den  Mutterschweinen  unter  die 
Nahrung  und  bes.  den  Ferkeln  unter  die  Milch,  es 
soll  die  Verdauung  befördern.  Vgl.  noch  G'sig-Pitteu 
(Bd  IV  1856),  -Brot  (Bd  V  981).  —  b)  =  .Eüderli-Zigcr 
und  Siiffi  [Sp.  355]',  d.  i.  Zieger  und  Molken  durch- 
einander, so  lange  sie  noch  warm  sind  GrD.  (B.  II  18). 
—  2.  Gesenke,  sumpfiges  Gelände.  Nur  als  Fluni. 
Im  G'sig  GSchmitter,  Widn.  (Streueland;  schon  1593 
1t  HWartm.  1887,  65/6).  .Waldung  im  Gsigg.'  Z  Amtsbl. 
1900  (ZFehr.). 

Zu  sihen  (eigen).  Vgl.  zu  1  vorarlb.  (G')nig,  auch  SchotteP- 
g'sig,  aus  dem  Schotten  durch  Sieden  gewonnene  gelblichte, 
dichte  Substanz  (Bergmann  1844,  93;  DM.  V  488),  zu  2  ahd. 
gitig  n.  lacus,  palus,  stagnum;  bair.  Gcaig,  Bergrinne,  wohin 
die  Gewässer  ablaufen  (Schm.  2  II  242,  dazu  Gr.  WB.  IV  1, 
41u7),  auch  Seigen   (Sp.  483). 

sigele":  sickern  ApH.  (TTobler). 

sigere":  =  dem  Vor.  Gl.     Syn.  seigeren  (Sp.  484). 

Sigarre"  -üre"  Aa  ;  B(4I-J;  S,  Z-  Th  ;  ZMarth.,  Sigärc" 
Aa;  Ap;  L;  S;  W,  Z-  Aa;  Ap;  B;  L;  Th;  UUrs.;  W; 
Z  (auch  Zigär),  Siggäre"  Z-  Aa,  Siggäre"  Aa;  S,  Z- 
Aa;  BBr.;  LE.;  S;  Uw  —  f.,  nach  vereinzelter  Angabe 
in  B  n.,  Dim.  -ärli,  in  W  -cm,  Schl'gäl  m.  TB.: 
Zigarre  und  zwar  bes.  die  Kopfzigarre  z.  U.  von  den 
billigen  Bouts  (Stümpe").  D'  S-en  t"weg(g)!  Offizier 
zur  Truppe,  zB.  beim  Antreten,  auf  dem  Reisemarsche. 
Militarspr.  D'  S-en  us  dem  Mül  und  d'  Absätz  z'säme" 
(auch  mit  humoristisch  sein  sollender  Vertauschung: 
d'  Absätz  us  ,!em  Mül  usw.)!  Aufforderung  zur  Ach- 
tuugsstellung.  Vereissspr.  Er  meint  awh,  urnn  Ein'e') 
underwise"  seig,  so  mües'-er  de"  ganz  Tag  d'  S.  i" 
der  Schnör'e"  ha"!  von  einem  jugendlichen  Raucher 
Aa.  Wü-ich  d'  Schnupf trucke"  nid  bi-mer  g'ha"  ha", 
so  han-ich  e"  Ziggare"  i"  's  Mül  g' 'steckt  und  druflös 
g'raukt.  L  Tagbl.  1903.  S-e"  (Z-)  rauche"  franke")  galt 
früher,  im  Gegs.  zum  Pfeifenrauchen,  als  vornehm. 
Der  Bainbür  ...  het  dö  itf  Bifel  vor  si"'r  Dochter 
[die  er  in  der  Chaise  aus  dem  Welschland  heimführt] 
ne"  Sigare"  mües'e"  rauke",  statt  der  Pfeife.  JHofst. 
1865.  [Der  Pilatus]  ist  e"  stei"richer  Ma""  ...  und 
zündt-ech  kei"s  Sigärli  a"  und  het  noch  nie  es  Schöpph 
g'ha".  JRöthelin  1882.  S.  auch  ver-rauken  (Bd  VI  799). 

Aus  frz.  cigare,  span.  rigarro  Die  Betonung  ist  im  Allg. 
11  ',  nur  iu  LE.;  UwE.;  U;  W  i;~.  Her  Aul.  S-  (auch  eis.; 
s.  Martin-Lienh.  II  337)  beruht  auf  der  frz..  der  Aul.  ."'- 
auf  der  schriftd.  Ausspr.;  möglicherweise  ist  aber  auch  falsche 
Auflösung  der  Verbindung  mit  dem  best.  An 
Spiele.  Das  deutsche  Fem.  gegenüber  dem  nun.  Mask.  (doch 
kommen  südfrz.  und  oberit.  auch  weibl.  Formen  vor)  erklärt 
sich  wohl  als  analogische  Neubildung  \>>n  dem  überwiegenden 
PI.  ans.  Schigäl  TB  stammt  ans  der  it.  Nachbarschaft  :  »gl. 
eiqala  f.  in  Savoyen,    Val  d'Aosta,    Piemont    und    im    Lom- 


19] 


feag,  seg,  sig,  sog,  sug 


bardischen,  zigdl.  in  Parma,  auch  schriftfranz.  cigalee  1730 
(Dict.  gen.).  Zur  Verschärfung  des  <j  vgl.  etwa  Baggatell  (Bd 
IV    1053);   Maggieren  (Bd   V   39). 

sigärle"  z-:  Zigarren  rauchen.  A"statt  Gülle" 
z'  träge"  cha""st  iez  z-en  und  tubäckle".  aGG.  (Z). 

Sigel  III,  ä.  auch  ,Sigill'  —  n.  ra.:  1.  in  Aa;  Ap;  Gr; 
Th;  Z  und  wohl  weiterhin  n.,  nach  Angaben  für  AaF. 
(Hürbin);  Gr  (MKlotz);  Obw;  W;  ZO.  (neben  n.),  ver- 
einzelt auch  in  der  ä.Spr.  in.,  wie  nhd.  Siegel,  a)  Gerät 
zum  Siegeln,  aus  Messing  oder  Stahl  B  (Zyro),  ,Pet- 
schier'  Now  (Matthys).  Im  Allg.  nur  von  grössern 
(amtlichen)  Siegeln  im  Gegs.  zum  kleinern  (privaten) 
Petschaft,  Petschier,  in  der  ä.  Spr.  aber  auch  gleichbed. 
mit  Diesem  gebraucht  oder  als  ,grosses  s.'  davon  unter- 
schieden; s.  unter  Petschaft,  Petschier  (Bd  IV  1931. 
1932);  Pitschierung  (ebd.  1933,  verlesen  für  .Pitschier- 
ring'V);  Petschier-Ring  (Bd  VI  1094),  sowie  unter  da 
den  Beleg  aus  Zwingli.  S.  auch  mer  (Bd  IV  363). 
Stap  und  S.,  Insignien  des  selbständigen  Kreises,  bei 
der  Eröffnung  der  Landsgemeinde  vom  Präsidenten 
(früher  Landammann)  getragen  GrAv.  Um  de"  St.  und 
S.  cho",  die  Selbständigkeit,  Autonomie  verlieren,  be- 
vogtet  werden  (von  einem  Kreis),  ebd.  ,Des  herzogen 
von  Burgun  recht  s.,  ist  guot  guldin  und  wigt  I8V2 
lott;  des  bascharts  von  Burgun  insigel,  ist  silbrin  und 
Übergült,  wigt  14  lott.'  1476,  Absch.  ,Ein  silbry  s.' 
1483,  Z  RB.  ,Es  sye  ein  altharkomner  bruch,  das  ein 
ieder,  so  grichtsschryber,  das  s.  hinder  im  habe.'  1546, 
BTurmb.  ,S.,  Butschier,  sigillum.'  Red.  1656.  Insbes. 
auch  von  einem  Siegelring.  ,[Juda  zu  Tbamar:]  Was 
wilt  du  für  ein  pfand?  Sy  antwurtet:  dein  s.  und 
dein  armzierd  und  deinen  stab.'  1530,  I.  Mos.;  ,Ring.' 
1683/1868;  töv  SaxxuXiöv  000.  LXX.  ,1m  hohen  lied  sagt 
der  brütigam  zuo  der  brut:  leg  mich  als  ein  bütschet 
in  din  herz  ...  wie  einer  ein  s.,  damit  er  ein  brieff 
oder  anders  siglet,  nit  von  hand  lasst,  sonder  an  sinem 
linger  hat,  also  halt  mich  fest,'  LLav.  1583.  ,S.  graben, 
schniden.'  ,3  ß  dem  N.  vom  s.  ze  graben.'  1503,  Z 
Praumünsterrechn.  ,Die  Steinschneider,  die  da  sigel 
grabend.'  1530,  IL  Mos.  .Ein  grossen  möschin  S.  ge- 
schnitten, ist  ze  schniden  1  Gl.  37  ß  3  d.'  1616,  UAltd. 
,Ein  grossen  silbern  S.  geschnitten,  hatt  2  Lott  l'/s  Q. 
gewogen,  tuot  das  Silber  2  Gl.,  zuo  schniden  3  Gl.' 
1617,  ebd.  —  b)  mit  spec.  Bez.  auf  das  Siegelbild. 
,[Die  von  St  Gallen  bitten,  dass  Herr  von  Fleckenstein 
eine  von  ihm  s.  Z.  als  Landvogt  zu  Baden  besiegelte 
Urkunde,  weil  die  ,prassen'  daran  etwas  beschädigt 
sei]  anderwert  besiglete.  Und  diewyl  er  aber  siderhar 
sin  s.  den  eeren  nach  geändert  . . .  were  ir  früntlich 
pitt,  inen  des  urkünd  und  schyn  ze  geben,  das  harinn 
kein  valtsch  nach  gfaar  von  sinen  herren  und  obren 
geprucht  were.  [Die  Eidgenossen  bezeugen]  das  ge- 
sagts  herr  vFl.  jetzt  angehenkt  insigel  umb  etwas 
geändert,  ist  siner  eeren  halb  beschächen.'  1556,  Absch. 
,Insigne,  insignia,  s.  und  wapen,  schilt  und  hälm.' 
Fris.;  Mal.  ,Darumb  so  haben  wir  vorhär  [vordem 
Titelblatt]  in  mitten  einer  loblichen  statt  Fryburg 
wapen  und  sigel  . . .  lassen  malen  . . .  Bi  wölcher  einer 
statt  Fryburg  [Wappen-]  schilt  es  doch  alles  nüt  ist, 
es  werd  dann  mit  dem  s.  bestätiget,  so  ein  einzige 
bürg  mit  drien  bürgen,  festinen  oder  türmen  under- 
schidlich,  doch  ye  einen  türm  höcher  dann  den  andern, 
inhaltet.'  F  Schulordn.  1577;  vgl.  die  beigegebene  Ab- 
bildung.   ,Die  bis  1798  [in  Ap]  üblichen  Sigille  kamen 


während  der  Dauer  des  helvetischen  Einheitssystems 
ganz  ausser  Übung:  statt  dem  Bären  erschien  die 
Figur  des  Wilhelm  Teil  . . .  Dem  Jahre  1803  war  es 
vorbehalten  ...  den  Bären  in  dem  Landeswappen  wieder 
empor  zu  bringen.'  JJSchläpfer  1839.  —  c)  mit  Bez. 
auf  den  Inhaber  des  Siegels  und  Siegelrechtes.  , Eigen 
s.';  s.  auch  Einsigel -Becht  (Bd  VI  299).  ,Der  selb 
aman  sol  ouch  ain  aigen  s.  han  und  brief  siglen,  die 
vor  im  kent  und  ervordret  werdent;  ob  er  aber  nit 
ain  aigen  s.  hett,  so  sol  ain  herr  abt  siglen,  von  des 
wegen  der  aman  sitzet.'  1420,  GOUzw.  Offn.  ,Wann 
ich  N.  eigen  s.  nit  han,  so  hab  ich  erbeten  ininen 
lieben  Junker  B.,  dass  er  sin  insigel  für  mich  und 
min  erben  öffentlich  gehenkt  hat  an  disen  brief.'  1423, 
EStaober  1894;  ähnlich  oft.  .Ererbtes  S.':  ,[N.  in 
Hundwil  wird  obrigkeitlich  bewilliget]  sein  ererbtes 
S.  zu  Händen  zu  nehmen  und  nach  Notdurft  zu  ge- 
brauchen, dergestalten,  dass  er  keinen  Zedel  siegle, 
es  bitten  ihn  denn  Geber  und  Nehmer  darum  oder  er 
habe  einen  Befehl  vom  regierenden  Hauptmann;  auch 
soll  er  für  rechtmässiges  Siegeln  sein  Haab  und  Gut 
vertrösten.'  1654,  Schäfer  1810.  -  d)  vom  Siegelab- 
druck (in  Wachs  od.  Siegellack).  Vgl.:  ,Das  s.  trucken 
in,  üf'  uä.  ,Wie  liechtlich  das  s.  in  das  wachs,  also  wird 
inen  [den  Knaben],  was  sie  hören,  ingetruckt.'  F  Schul- 
ordn. 1577.  Bildl:  ,Er  [Gott]  offenbart  den  Menschen  in 
die  Ohren  und  truckt  ein  S.  auf  ihre  Züchtigung.'  1683/ 
1868,  Hiob.  a)  zur  Beglaubigung  von  Urkunden, 
Briefen.  ,[Wir,  Zwingli  und  Leo  Jud,  haben]  Leons 
helffer  empfolhen,  das  er  sy  [zur  Ehe]  zemen  geben 
nach  offnem  verkünden  und  mit  eira  kundschaftbrieff 
bewaren  solle,  das  er  alles  mit  dys  geton  hat,  als 
noch  sin  sigelti  oder  bitschalt  samt  siner  eignen  hand- 
schrift  von  imm  und  uns  erkennt  wirt,  wiewol  klein- 
füeger  wys,  er  hat  nit  grosse  sigel.  Hierumm  ...  ge- 
bend wir  mit  unser  beder  bitschaft  (dann  wir  ouch 
nit  grössere  sigel  habend)  der  handlung  kundschaft ...' 
1525,  Zwingli  (Brief  an  Mühlhausen).  ,[Kläger  sei 
mit  seiner  Frau]  gan  Chur  kon,  da  wolt  man  sy  zuo 
bett  und  tisch  gescheiden  han;  do  hiesehe  man  im 
dry  guldin  umb  das  s.,  die  wolt  er  nit  gen,  und  blibe 
also  underwegen.'  1533/8,  Z  Ehegericht;  vgl.  zur  Sache 
S.-Geld  (Bd  II  263),  -Tax.  ,Koüf  umb  hofgüeter  ... 
sollend  vor  aim  hofammann  von  Sant  Gallen  gefergget 
und  verhandlet  werden  und  soll  man  im  von  dem 
leechen  ufzegeben  und  ze  empfahen  und  von  sinem 
s.,  als  dick  man  das  tuot  oder  von  im  gehept  haben 
wyl,  geben  dry  Schilling  pfening;  doch  wenn  es  sölich 
kouf  und  sachen  nit  antrifft  und  sich  etwas  zu  ver- 
sigeln gepürt,  so  soll  man  im  von  einem  anhangenden 
insigel  1  Schill,  pfen.  und  von  einem  ufgetruckten  insigel 
6  pfening  geben.'  1543,  GMuol.  Offn.  (erneuert).  ,Agere 
cum  aliquo  tabellis  obsignatis,  einen  an  seinen  Worten 
oder  brieffen  mit  seinem  s.  verpütschiert  erwüschen 
oder  fassen.'  Fris.  ,A1so  [ist]  dises  Instrument  mit 
aller  im  Eingang  benanten  Orten  Sigill  gefertiget 
worden.'  1676,  JGöldi  1897.  ,Wer  um  das  S.  anhalten 
solle  [Randtitel].  Um  die  Besiglung  [des  Schuld- 
briefes] aber  solle  der  Schuldner  in  Person,  oder 
jemand  anderer  Glaubwürdiger  in  seinem  Namen  ... 
bei  Demjenigen,  unter  welches  Innsigel  der  Brieff  g<- 
stellet,  anhalten.'  Z  Gerichtsordn.  1715.  ,Under  dem  s.'; 
vgl.  ,under  s-s  kraft'  unter  Beil-Brief  (Bd  V  471). 
.Besehenen  under  unser  der  obgemelten  landamman 
Beroldingers  [usw.],   ouch  von  bit  wegen  unser  mit- 


in:: 


N»g,    sog,    Slg,    SO?,    SUg 


dl 


gesellen  NN.,  wann  si  eigen  insigell  nit  enhatten, 
uffgedruckten  sigillen  . . .'  1490,  U  (Gfd).  .lieben  zuo 
Born  bi  S.  Peter,  unders  viscbers  s.,  uf  13.  tag  ougst...' 
Ansh.;  häufiger  , unders  viscbers  ring'  (vgl.  a).  .harumb 
ist  Ahasverus  nit  zuo  entschuldigen,  der  dem  Hanian 
den  nächsten  sinen  [Siegel-]ring  gibt  und  nit  besiebt, 
was  er  geschriben  oder  under  sinem  s.  ussgon  lasse/ 
LLav.  1583.  ,Hinder  dem  S.' :  .Hinterschriebene  Zedel : 
Jede  Art  Bedingnisse  über  Verzinsung,  Ablösung  [usw.] 
müssen  vom  betreffenden  Gemeindsschreiber  in  den 
Zedel  selbst  oder  hinter  das  S.  geschrieben  sein,  bei 
Straffe  der  Nichtanerkennung  allfälliger  Forderungen.' 
Schafer  1810  (Ap):  vgl.  hinder-schriben.  Häufig  ,das 
s.  henken  lassen,  hangen  haben  an';  vgl.  S.-Hüsli 
(Bd  II  1725),  -Büchsli  (Bd  IV  1005),  ferner  Prassen 
(Bd  V  779).  ,Zuo  lutterm  urkund  so  hab  ich  Wvon 
Diesbach,  ritter,  min  eigen  sigell  an  disen  brieff  hen- 
ken ...  lassen.'  1491,  Gfd.  ,Dises  Instrument  solle 
gelten  ...  zwüschen  den  Orten,  die  ire  Sigill  hieran 
bangen  haben...'  1076,  JGöldi  1897.  S.  auch  Sigler. 
.Anhangende  S.';  s.  auch  Schirm-Brief  (Bd  V  484). 
Im  Bilde:  , Durch  den  Nammen  Gottes  werde  ver- 
standen Gott  selbs  ...  seine  göttlichen  Wort  und  in 
denselbigen  sein  ganzer  geoffenbareter  Willen  unde 
seine  zwei  a-e  Sigel,  die  beiden  heiligen  Sacrament.' 
FWyss  1677.  ,Das  S.  ahschniden,  abziehen',  zur  Ent- 
kräftung  einer  Urkunde.  ,[Bei  der  letzten  Abzahlung 
habe  der  Gläubiger  von  dem  Schuldbrief]  das  S. 
selbs  abgschnitten,  ime  [den  Brief]  fürgeworft'en,  solle 
inne  nemmen,  er  ghöre  ime;  den  er  nach  langem 
genommen,  heim  getragen  und  dem  Knaben  in  die 
Schuol  geben.'  1615,  ZAnd.;  zur  Sache  vgl.  Bd  V  436. 
/Dem  Gült-  oder  Schuldbrief  selbs  aber  [soll]  das  S. 
abgezogen  werden.'  Z  Mand.  1694.  Abgelöste  Siegel 
schon  früh  Gegenstand  des  Sammeleifers:  .Sigelladen 
2  und  dorin  s.  114.'  vor  1578,  Bs  Kunstsamml.  1897. 
Die  Zahl  der  Siegel  einer  Urkunde  war  je  nach  den 
Umständen  sehr  verschieden ;  vgl.  die  Angaben  unter 
Under-gangs-,  Eiräts-,  Land-,  Berichts-Brief  (Bd  V 
455.  458.  463.  479  o.).  Brief  und  S.  (seltener  umge- 
stellt); s.  BdV  436/42,  ferner  Un-bill  (Bd  IV  1167); 
Wind  (Bd  V  111);  Bi-Brief  (ebd.  469u.);  üf-richten 
(Bd  VI  404);  richtig  (ebd.  467);  schnuer-richtig  (ebd. 
475);  reden  (ebd.  550  u.):  üs-rüeffen  (ebd.  702).  Mer 
blibi-d  bi  Br.  ond  S.  ATobler  1905.  ,Der  urteil  br. 
und  s.  nemen.'  1524,  Absch.  (Artikelbrief  der  3  Bünde). 
,(Nach)  lut  der  (alten)  br.  und  sigel  (siglen).'  1529/33, 
W  Blätter.  ,Wer  dan  brief  und  sigill,  auch  zedell, 
die  nach  landtrecht  aufgericht  seind,  darin  hat,  der 
soll  am  haubtguot  nit  hinder  sich  stehen,  sonder  er 
mag  bei  sigill,  brieff  und  zedell  bleiben.'  XVI.,  ApI. 
LB.  ,Diewyl  der  müller  heitere  br.  und  s.  [habe],  so 
solle  es  darby  bestan  und  blyben.'  1580,  Z  RM.  ,Daz 
Jeder  by  sinen  habenden  Br-en  und  Siglen  verblyben 
solle.'  1608,  ALechner  1906.  .Rechten,  Br-en  undt 
Siglen  ohne  Schaden.'  ebd.  .Hierumben  [begehrt  N.] 
zuor  Steuer  der  Wahrheit  Br.  und  S.,  so  ihme  zuo 
geben  erkennt  worden.'  1753,  G  Bq.  In  ähnlichen 
Verbindungen.  ,tTber  und  wider  unser  gn.  h.  bott, 
sigel  und  mandatt  [haben  die  Eifischtaler  am  Aufruhr 
teilgenommen].'  1550,  W  Blätter.  .Pfänder  und  Siegel 
empfangen,  dass...',  Etw.  verbürgt  erhalten:  , Als  die 
Gemeinde  zum  hl.  Tische  wallte  [zum  Abendmahl,  da 
fühlte  Uli]  die  Wonne,  der  Gemeinde  Christi  anzu- 
gehören und  Pf.  und  S.  zu  empfangen,  dass  auch  ihm 


seine  Sünden  vergeben  ...  und  ewiges  Leben  ...  aus 
Gnaden  geschenkt  sei.'  Gottii.  —  ß)  als  Verschluss- 
zeichen auf  Briefen  usw.  Tsch  's  S.  ganz?  Äusserung 
des  Argwohns.  (Das  ist  mir)  es  Buech  mit  sibe"  Sigle". 
wie  nhd.  (nicht  eig.  volkstümlich);  nach  Offenb.  V  1 : 
,Und  ich  sach  . . .  ein  buoch  . . .  versiglet  mit  siben 
siglen...  und  einen  enge]  predigen  mit  bäller  stimm: 
wer  ist  wirdig,  das  buoch  aufzetuon  und  seine  s.  zer- 
brechen?' 1530/1868.  .Das  zeichen  oder  s.  auffbrächen, 
etwas  verzeichnets  oder  versiglets  auftuon,  resignare.' 
Fris.;  Mal.  .Litera;  resignatu-,  aufgebrochen,  das  s. 
darab  geton,  offne  brieff.'  Fris.  Auch  als  Verschluss- 
zeichen an  Weinfässern;  s.  Win-Rüeffer  (Bd  VI  714) 
und  vgl.  ver-siglen,  Win-Sigler.  —  2.  Dim.,  Bing  als 
Ehcpfand?  Han-ich  nit  g'seit,  gib-em  's  nit?  han-ieh 
nit  g'seit,  gib-em  's  Sigeli  nit?  han-ich  nit  g'seit,  gib- 
em's  nit?  GrScIi.  (G'sätzli).  —  3.  in  mehrfachen  wei- 
tem Übertragungen,  a)  in  ZO.  n.,  in  AaF.  m.,  scherzh. 
von  gelben  Flecken  hinten  am  Hemde  AaF.;  L;  ThHw.; 
Z.  E(n)  S.  im  (am)  Hämp(li)  ha".  Hest  schtnl  's  flissig 
g'mostet  [neuen  Most  getrunken]  am  S.  a",  wo-u-i'h  hüt 
i"  d%"'m  Hbm"li  entdeckt  ha"  L  (ERöthelin).  Bidibämp, 
bidibämp,  bidibämp -bämp-bämp,  <f  He'demer  Meitli 
händ  S.  im  Hämp!  ThHw.  (Spottvers  auf  das  Nachbar- 
dorf Herdern).  —  b)  ,.n.,  Schönpflästerchen  BO."  — 
C)  m.,  Spund  oben  am  Fasse  Ar;  Gnl'i\,  Bli.  (, Zapfen 
am  Fass');  GSev.,  „Spund  als  Öffnung  und  kurzer 
Pfropf  Ap;  Gr"  ;  vgl.  S.-Loch  (Bd  III  1038);  sigel-voll 
(Bd  I  783).  Wo  hest  de"  S.?  ApOberegg.  —  d)  m.,  in 
LStdt  (nach  RBrandst.  1883)  auch  n.:  a)  die  aus 
minderwertigen  Stücken  (Eingeweide,  Knochen,  Füssen 
udgl.)  bestehende  letzte  Gewichtsergänzung,  das  Zu- 
gewicht  beim  Fleischauswägen  AABb.,  F.,  Riniken;  Ap; 
„Gl";  L;  „G";  Sch  (Kirchh.,  Sulger);  ThHw.,  Mü.; 
ZDättl  ,  auch  lt  Bahn.  Zugabe  zum  Gewicht  übh.  ApK. 
Syn.  (zT.  auch  zu  ß)  Oe-fäll  (Bd  I  745);  Ab-,  Um- 
(Un-)gänds  (Bd  II  9.  16);  In-ge-schlächt ;  In-,  üs-, 
Zue-ge-wicht.  Der  Metzger  het-mer  no'h  en  S.  dre" 
g'ge"  Ai-Her.  Gem-mer  no'h  e'chlei"  S.  dri"!  Kunde 
zum  Metzger  Th.  Er  [ein  Metzger]  gi''t  »«<■'  S.  als 
Fleisch,  ebd.  's  Fhischli  südt-me"  mit  S.  ond  met 
Chnoche".  HKFrick  1900.  Den  Metzgern  wird  em- 
pfohlen, kein  ,S.'  mehr  zum  Fleisch  auszuwägen.  1680, 
Sch  Chr.  —  ß)  was  von  einem  auf  Schlachtgewicht 
gekauften  Schlachttier  dem  Metzger  zufällt,  ohne  ge- 
wogen zu  werden  (Kopf,  Füsse,  Eingeweide  usw.) 
AaF.;  L;  Uw;  U.  .Fleisch  ohne  S.,  gediegenes  Fleisch' 
U  (Dr  Müller).  .Dieses  Stück  wiegt  ohne  S.  so  und 
so  viel.'  Metzgerspr.  Der  S.  hed  bi  dem  Haupt  nid 
guet  fisg'ge"  L.  Da'  hed  e"  schone"  S.  g'ha",  sagt  der 
Metzger  von  einem  fetten  Stück  Vieh,  .das  sich  gut 
gemetzget  hat'  AaF.  —  e)  m.  „Eingesehlächt  meton., 
Etw.,  das  Jmd  überdrüssig  und  zuwider  ist  G",  .Ein- 
gesehlächt in  moral.  Sinne'  ScHSt.  (Sulger),  lästige 
Zugabe,  die  mit  in  den  Kauf  genommen  werden  muss 
THTäg.,  etw.  Unerfreuliches  in  einem  Ganzen  Ap 
(TTobler).  Der  het  en  tüchtige"  S.  zue  sl"-m  Richtum, 
von  Einem,  der  eine  zwar  reiche,  aber  böse  Frau 
geheiratet  hat  ScHSt.  (Sulger).  Das  Hils  (Die  Hemet) 
het  en  rechte"  S.!  eine  nachteilige  Eigenschaft,  der 
nicht  abzuhelfen  ist,  zB.  wenn  die  Liegenschaft  durch 
ein  Bahngeleise  zerschnitten  ist  Arllor.  Er  hei  en  S. 
a"-sich  (trat  en  S.  mit),  's  ist -ein  en  S.  'Mibe",  ein 
Brandmal,  Makel,  zB.  von  einem,  der  im  Zuchthaus 
war.  ebd.    En  (g'waltige")  S.  devo"  träge",  .einen  Besten' 


195 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


von  einer  Krankheit,  Verletzung  ApLb.  Die  het  de" 
S.  <(»''  uberko",  von  einer  Frauensperson,  die  in 
andern  Umständen  ist.  ebd.;  vgl.  sigleu.  Das  giH-em 
der  S.  Gl  (Leuzinger),  =  den  Rest?  Ich  ha"  der  S.,  habe 
verloren  (im  Spiel)  GlKI.  Insbes.  ein  niissratenes 
Kind  einer  sonst  wackern  Familie  Ap(TTobler).  „Der 
S.  einer  Familie,  ungeratener  Person  [1.  Sohn.  ?]  der- 
selben G"  (St.'2). 

Mhd.  siyel  n.,  seltener  und  später  als  i«(</c  >.«<</.  /  (s.  u.): 
vgl.  Gr.  WB.  X  1,  895  ff.  (wo  auch  vereinzelte  Belege  für 
das  Masc),  ferner  Schm.  2  II  242  f. ;  Martin-Lienh.  II  338. 
Zum  Sachlichen  vgl.  noch  Z  Ant.  Mitt,  IX  1  (Die  Städte-  und 
Lanäessiegel  der  XIII  alten  Orte)  und  XIII  1  (Die  Siegel 
der  Hauptiirte  und  Landstädte  der  Kantone  G,  Gr,  Aa  und 
Tli).  mit  Abbildungen.  Nicht  klar  ist  die  Angabe  bei  Fris.; 
.Mal.:  .Obsignare,  mit  der  band  oder  faderen  siglen  oder  das 
s.  underschreibeu,  wie  die  notari  tuond.'  Die  «bertr.  Bedd. 
scheinen  ansserschweiz.  zu  fehlen;  doch  vgl.  zu  3  a  nd.  <S%(, 
der  grosse  Schmutzfleck  auf  dem  Ärmel  unreinlicher  Knaben, 
wenn  sie  die  Nase  nur  mit  dem  Ärmel  abwischen  (Gr.  WB. 
X  1,  903).  3  c  geht  von  1  d  ß  aus,  3  d  und  e  von  der  Bed. 
, Zugabe,  Anhängsel';  vgl.  dazu  unter  An-hang  1 1,  |Bd  II  Hill) 
den  Beleg  aus  Spleiss  1667,  sowie  An-henker  B  a  (ebd.  1464). 
Nach  einer  Angabe  wird  in  AaF.  zw.  Siyel  in  Bed.  3  d  ß  und 
I*-mgel  in  Bed.  3  d  a  unterschieden.  —  S.  in  Namen  ist  wohl 
nirgends  unser  W.  In  Flurn.  wird  meist  lautliche  Entstellung 
aus  ,sidel'  vorliegen;  vgl.  die  Anuiin.  zu  Sidcl,  Ein-xidelen. 
Land-rideling  (Sp.  302.  303.  305),  S.,,,1  (Sp.  143)  und  umge- 
kehrt ,(in)sidel'  für  .(iu)sigel'  (Lexer  I  1444.  II  914).  Ganz 
sicher  in  ,Hühner-S.'  Thkttcnh.  (JNater  1S98,  822);  wahrsch. 
aber  auch  in  , Siegel'  Aa;  ApI.  (Berg  mit  Alp,  jetzt  auch  ,der 
Alpsiegel'  genannt);  , Siegel-Acker'  FWünnenw.,  ,-Weid'  B; 
,Steinsiegelen'  ZKUml.  (Wiese).  .Sigelrih'  PN.  S89,  Z  Frau- 
münsterurk.     Sigel,   Kuhname  Obw  (selten). 

Ort-.  ,[Das  äussere  Amt  habe  beschlossen]  eine 
Depudatschaft  in  gewisse  Ort  zu  schicken  . . .  also  die 
Herren  der  Burgerschaft  gefragt,  ob  sy  mit  wollen 
oder  nit;  wo  nit,  werden  sy  hoffen  das  ürtsigill  bru- 
chen  zu  können.'  1730,  Zg  Brief  (Gfd).  —  Hemd  Hemp- 
ScuNnk.,  Hemper-  ZWyla,  Hem'Hi-  Bs:  1.  =  Sigel  3  a 
Bs;  ZWyla.  Hempers.  (vor  Euren  Kre"  z'  rede")  ZWyla. 
—  2.  scherzh.  für  den  aus  dem  Hosenschlitz  kleiner 
Knaben  etwa  zu  Tage  tretenden,  nicht  immer  ganz 
reinen  Hemdzipfel  ScuNnk.  's  ist  noch  nit  so  gar  lang, 
sid  im  der  H.  hingen  usse"  g'lampet  ist,  von  einem 
sich  überhebenden  jungen  Menschen.  —  Kanzlei-. 
.Einzugsbrief  [von  GFlaw.]  mit  unserm  [des  Abtes] 
grösseren  Canzleisigill  verwahrt.'  1766,  G  Rq.  ,2  Kanz- 
lei-Siegel ...  1  kleines  messingnes  K.'  1799,  Obw.  — 
Kapitel-.  ,Das  c.  sol  in  ein  trog  gelegt  und  darzuo 
dryg  Schlüssel  gemacht  werden  und  ein  dem  probst, 
der  ander  dem  techan  und  den  dritten  m.  h.  von  Er- 
lach haben.'  1487,  BRM.  —  Land-:  Staatssiegel  Ap. 
,In  ApA.  sind  zwei,  ein  kleines  und  grosses.  Letzteres 
verwahrt  der  Amtslandaramann  und,  um  seine  Ge- 
wissenhaftigkeit in  der  Amtsführung  mehr  zu  Gemüte 
zu  führen,  zeigt  er  an  der  ordentlichen  Landesge- 
meinde das  Staatssiegel,  wovon  er  nie  Missbrauch 
gemacht  habe.'  TTobler.  ,Lantsigel',  von  RCys.  ver- 
bessert in  ,Land-.'  XVI.,  L.  Später  auch  ,Land(e)s-.' 
,Ein  gar  altes  kupfernes  Landess.'  1799,  Obw.  ,Das 
silberne  Lands-Sanitäts-S.'  ebd.  —  Bund-  ,Pundt-'; 
s.  Dri-sigler-  Brief  (BiV  4SI).  —  Bitsch-:  Petschaft. 
,Wir  vicarius  und  der  ganz  convent  des  gotshusz  St 
Margarethen  tale  in  myndern  Basel,  Carthuser  ordens 
. . .  haben  an  disen  brieff  gedruckt  unsers  vicarien  b., 
dann  des  convent  sigel  ist  nit  in  unserem  gewalt.' 
1531,  BsChr.;  s.  die  Beschreibung  ebd.  I  536. 


Salomons-:  Maiblume,  Weisswurz,  Convallaria 
polygonatum  Aa;  B;  S  und  weiterhin,  aber  wohl  nir- 
gends volkstümlich.  Syn.  grosses  Maien-Bisli  (Bd  VI 
1332). 

Nach  DGemp.  ,der  siegelartigen  Eindrücke  auf  der  durch- 
schnittenen Wurzel  wegen',  nach  Leunis  ,weil  die  auf  dem 
Wurzelstocke  sichtbaren  Narben  der  vorjährigen  Stempel 
einem  abgedruckten  Siegel  ähneln':  s.  auch  Gr.  WB.  VIII 
1700  und  vgl.  Pritzel-Jessen  108. 

Silber-.  , Dem  Herrn  ein  grossen  S.  gemacht,  daz 
hatt  gewogen  Lott  2  Q.  3  Silber.'  1613,  UAltd.  — 
Schliss-:  Siegel  aus  Schleisse.  Ansh. '2  III  64;  an 
andrer  Stelle :  , sigel  von  reinem  schliss.'  —  Sc h  w Ins-: 
diejenigen  Teile  des  Schweines,  die  wegen  zu  grossen 
Knochengehaltes  nicht  ausgewogen  werden  können  (zB. 
Füessli,  Örli,  Schnörrli,  Schwänzli  und  Höchrugge"), 
beliebte  Wirtshausspeise,  meist  mit  Sauerkraut  ge- 
kocht und  aufgetischt  ScuNnk.;  vgl.  Sigel  3 d.  , Heute 
Abend  Schweinss.  und  Sauerkraut'  ScnStdt  (Ztgsins.). 
—  War-:  Wahrzeichen.  ,[Jetzer:]  0  Maria!  man 
wirt  mir  nit  glowen.  Do  sagt  si  zuo  im:  gib  mir  die 
rechte  band,  da  wil  ich  dir  geben  ein  semlich  war- 
sigel  und  zeichen,  desse  glichen  kein  helg  nie  so 
schillbar  hat  gehupt;  nam  im  die  hand  und  durchstach 
si  am  betstollen  mit  einem  dreiekechten  nagel.'  Ansh. 

In-sigel  /•*-  n.  m.:  1.  =  Sigel  1  und  nicht  selten 
damit  wechselnd  (s.  die  Belege  unter  Sigel).  äSpr. 
a)  entspr.  Sigel  1  a.  ,Es  sol  ein  gerichtschriber  swer- 
ren...des  schulthessen  i.  innhaben  und  damit  nützit 
ze  besigeln,  denn  das  gericht  und  urteil  gitt.'  XV., 
Z  StB.  ,Ain  aman  sol  ain  i.  zuo  dem  gericht  han  von 
einem  vogt  und  herrn  ze  Steinach.'  1462,  G  Rq.  .Des 
herzogen  recht  i.,  ist  ganz  güldin  und  wigt  bi  einem 
pfunde;  denne  des  bastarts  von  Burgunnen  i.,  ist 
silbrin  und  vergült.'  DSchill.  B.  ,An  silbergeschier: 
...so  hat  sin  i.  3  lot.'  Walmi.  Inv.  .Cicero  schrybt 
ad  Quintum  fratrem:  sin  ring  solle  nit  syn  wie  ein 
geschirr  (wöliches  man  usslyhen  kan),  sonder  ...  er 
solle  sähen,  dass  syn  ynsigel  nicht  in  ander  leuten 
händ  komme,  dann  bald  darmit  grosse  untrüw  be- 
schallen wäre.'  LLav.  1583.  Der  Verlust  eines  ,I-s' 
wird  zur  Verhütung  von  Missbrauch  amtlich  bekannt 
gegeben.  .Man  sol  wissen,  daz  Johans  von  Seon  für 
beid  rät  komen  ist  und  do  geoffenbart  und  geseit  hat, 
daz  er  an  dem  nechsten  sunnentag  nach  Sant  Martis 
tag  in  der  nacht  ze  Dietinkon  in  des  wirtes  hus  sin 
i.  verlorn  hat.'  1368,  Z  StB.  ,Wir  der  burgermeister 
und  der  rat  der  stat  Zürich  tuon  allermenlichen  ze 
wissen,  das  N.  unser  burger  für  uns  komen  ist  und 
hat  vor  uns  geoffenbart  und  geseitt,  das  er  sines 
eigennen  i-s  vermisset  uff  den  28.  tag  meyen  und  das 
er  es  also  verlorn  hat,  und  hat  ouch  dis  offnung  vor 
uns  getan  dar  umb,  ob  mit  dem  obgenanten  i.  von 
dem  vorgeschoben  tag  ützit  versigelt  wurd,  daz  das 
im  und  sinen  erben  unschedlich  sol  sin.'  1377,  ebd. 
.Vor  minen  herren  ...  hat  N.,  buwmeister,  geoffen- 
baret, das  er  uff  frytag  . . .  sin  i.,  das  silbrin  gewesen 
sye,  verloren  hab,  und  begert,  das  uff  der  statt  buoch 
ze  schribent  ...  Uff  aller  heiligen  tag  in  dem  obge- 
nanten jare  umb  mittag  hat  der  obgenant  N.  sin  i. 
in  sinem  hus  in  der  kainber,  genant  die  herren  kam- 
ber,  wider  funden.'  1463,  ebd.;  ähnlich  noch  öfter 
(s.  im  Register  unter  , Siegel').  S.  auch  sacken  (Sp. 
125):  sägen  (Sp.  383).  Amtliche  Vernichtung  eines 
Siegels:    ,N.   hat  von    unser   herren    heissens    wegen 


497 


Sag,  seg,  sig,  sog,  süg 


Conrat  Furteis  i.  für  unser  Herren  bracht,  und  die 
band  daz  ze  stund  heissen  zerslahen,  umb  daz  der 
egenant  F.,  als  der  ein  alter  blöder  man  ist,  und  sin 
erben  da  durch  nit  veruntrüwet  werden.'  1420,  Z  StB. 

—  b)  entspr.  Sigel  1  b.  ,Ain  [bischöflicher]  canzler 
bat  ain  i.  mit  ainem  adler  und  sol  und  mag  besigeln 
. . .  umb  all  weltlich  Sachen.'  Gr  Amterb.  S.  auch 
rechnen  (Bd  VI  120  o.).  Wappenbild  ttbh.  ,[Die  Appen- 
zeller beschweren  sich  über  die  Rede,  sie  hätten  bei 
Bregenz  ein  ,paner'  verloren,  es  sei  nur  ein  ,fendlin' 
gewesen.  Die  von  Bregenz]  sagend  aber,  es  syge 
deren  von  Abbencell  i.,  und  ist  wenig  underschaid, 
in  was  zeichen,  in  ainem  grosen  oder  klainen,  ires 
lands  bär  stände  . . .  Dann  den  alten  ain  glicher  ver- 
lurst  gsin  ist,  wo  sy  ir  sigelzaichen  verloren,  sy  stuon- 
dend  in  ainem  grosen  oder  klainen  veld.  Zuo  unseren 
ziten  aber,  wie  der  fendlinen  bruch  ingewachsen  ist, 
halt  man  für  gros  ain  paner  verlieren  und  für  weniger 
ain  fendlin  verlieren.'  Kessl.  ,Ob  der  Gruft  ligt  ein 
Grabstein,  dessen  I.  aber  verbliehen.'  CThomann  1741. 

—  c)  entspr.  Sigel  1  c.     , Eigen   i.'   usw. ;    s.  im  Folg. 

—  d)  entspr.  Sigel  1  d.  ,Mit  einem  i.  besiglen'  uä. 
,So  han  wir  ...  dirre  brieve  zwen  gliche  geschriben 
mit  unser  stat  insigelt[!]  besigelt  otl'enlich.'  1383,  Z. 
,Von  des  garten  wegen,  so  der  selbe  N. ...  koufte  und 
im  mit  unser  frouwen  ...  der  ebtischin  i.  verbrievet 
ist.'  1330,  Z  StB.  S.  noch  Haupt-,  Gemächts-,  Brand-, 
Gewalts-Brief  (Bd  V  458.  46b'.  475.  495).  ,Das  i.  üf, 
an,  in  einen  brief  drucken.'  ,Ze  Urkunde  diz  Spruches 
han  ich  min  i.  ze  ende  diser  geschrift  uf  disen  brief 
gedruckt.'  1374,  G  Rq.  ,[N.  soll  geredet  haben]  min 
herren  habent  ir  i.  uff  ein  ungeschribnen  brieff  ge- 
trukt  und  den  selben  brieff  der  Eidgenossen  hotten 
uffgeben  und  das  sy  den  in  das  veld  füerint  und  darin 
schribent,  was  sy  wöltent.'  1442,  Z  RB.  ,Zuo  vestem 
Urkunde  haben  wir  schidlüt  unsere  eigne  insigel  und 
bütschet  getrukt  in  diser  gschriften  zwo.'  1529,  Absch. 
.Hierumb  des  zuo  urkundt  so  hab  ich  min  aigen  i. 
offenlich  hiefür  in  den  brief  gedruckt.'  1542,  G  Rq. 
,Von  Grichts  und  erkannter  Urtel  wegen  hab  ich 
[der  Ammann]  mein  eigen  I.  öffentlich  hier  aufge- 
truckt.'  1753,  GBatz.  ,Ein  i.  (offenlich)  henken  an.' 
Aus  der  Menge  der  Belege  hier  nur  einige  wenige. 
,So  han  ich  der  obgen.  schultheiss  von  des  gerichtes 
wegen  min  eigen  i.  und,  won  es  ligend  guot  in  margtes 
recht  ze  Baden  gelegen  antriffet,  gemeiner  stat  ze 
Baden  i.  mit  urteil  offenlich  gehenket  an  disen  brief.' 
1378,  AaB.  Urk.  ,Wan  wir  eigens  isigels  [!]  nit  haben, 
so  haben  wir,  meistrin  und  der  convent  des  gotshus 
ze  Engelberg,  gebetten  unsern  geistlichen  herren... 
daz  er  sin  eigen  i.  hankti  an  disen  brief.'  1378,  Gfi>. 
,üez  ze  urkund  so  haben  wir  beid  unser  ieglicher  sin 
eigen  i.  offenlich  gehenkt  an  disen  brieff  uns  ze  ver- 
gicht  und  zügsami  diser  dingen.'  14119,  MEsterm.  1878. 
,N.  hab  zue  Einsideln  gerett:  wie  stat  es  iez  zwü- 
schend  den  von  Zürich  und  üch?  Man  seit  da 
nidan  im  land,  ir  sigind  gericht.  Also  sprech  der 
Riegger  von  Luzern:  wir  tagend  über  tag  und  machend 
brief;  ich  mein,  wir  müessind  der  tagen  eins  mit 
hallenbarten  ze  tagen  ritten  und  die  insigel  mit  hallen- 
barten  anhenken.'  1442,  Z  RB.  ,Wan  wir  aigen  i.  nit 
gebruchen,  so  haben  wir  mit  ernst  erbetten  den  er- 
samen  N.,  das  er  sin  aigen  i.  für  uns  . . .  harzuo  ge- 
hengkt  hat.'  1484,  G  Rq.  S.  noch  Teil-Brief  (Bd  V 
489);  über-sagen  (Sp.  402).     Uneig.:    ,[A.  zu  B.]  wie 

8chweiz.  Idiotikon  VII. 


kanst  du  ein  man  sin,  das  du  eim  iiuochest,  so  du 
.stallung  geben  hast?  Uff  sölichs  hat  er  [B.]  widerumb 
zuo  im  geredt:  nu  geb  dir  Gott  noch  einest  das  vallent 
übel,  du  zersbuob!  Da  redte  er  [A.]...:  lieben  ge- 
sellen, sind  mir  der  Worten  ingedenk;  dann  er  [B.] 
damit  den  i.  erst  daran  gehenkt  [die  Beleidigung  voll 
gemacht]  hat.'  1407,  Z  RB.  .(\n)hangend  i.'  .Disen 
brieff  habend  wir  [Graf  Friedrich]  besigelt  geben  mit 
unsserm  offnen  anhangenden  i.'  1429,  G  Rq.  , Bulle, 
Bull,  hangend  Eins.,  Caspel  (Capsel),  darin  das  Sigel 
verwart  wird.'  Denzl.  1677.  1716.  S.  noch  Brief  (Bd 
V436u.).  ,Under  dem  i.'  .[Es]  sye  im  ein  brief  von 
minen  herren  und  under  irem  i.  zuokommen.'  1527,  Z. 
,[Bei  Verschreibung  von  Gütern,  die  in  verschiedenen 
Gerichtskreisen  liegen]  sol  der  Brieff  ...  auch  unter 
beider  oder  mehreren  Land-  und  Obervögten  oder  Ge- 
richtsherren Einsigel  eingerichtet  werden.'  Z  Gerichts- 
ordn.  1715.  S.  noch  über-sagen  (Sp.  402).  .Keiserlich 
i.'  XV.,  Z  Chr.  ,Eptischlich  [der  Äbtissin  im  Selnau 
bei  Zürich]  i.'  1400,  AaB.  Urk.  .Äptlich  i.'  1477,  G 
Rq.,  .abteilich  I.'  1738,  ebd.  .Sowohl  mit  dem  Fischin- 
gischen  Abtei-  und  Convents-,  als  auch  ihro  hochfürst- 
lichen Gnaden  zue  St  Gallen  landsherrlichem  I.  be- 
kräftiget.' 1732,  ebd.  .Adelich  I.'  ,Dessen  zuo  warem 
Urkund  hab  ich  [Fidel  vom  Timm,  Hofammann  zu 
GWil]  mein  adelichen,  angebornen  1.  offenlich  henken 
lassen  an  disen  Brief.'  1651,  G  Rq.  .[Kaufbrief,  den 
Junker  Meiss]  mit  seinem  woladelichen  Ehren  Eins, 
bekräftiget.'  1757,  Z.  Das  ,minder,  klein  i.'  im  Gegs. 
zum  .meren,  grossen';  vgl.  Secret-I.  ,Und  herüber, 
won  dise  gesellschaft  und  einung  mit  aller  der  burger 
Zürich  gemeinem  rat  alsust  gesetzt  und  verschriben 
ist,  so  haben  wir  unser  stat  i.  das  minie  an  disen 
brief  gehenkt  offenlich.'  1336,  Z  StB.  Kauf-  und  an- 
dere Briefe  bis  auf  die  Höhe  von  20  Mk  Silber  sollen 
mit  dem  .mindern  i.',  Urkunden  grössern  Belangs  aber 
mit  dem  ,grossen  i.'  versehen  werden;  beide  sollen 
aber  gleichviel  Kraft  haben.  1403,  Sch  Chr.  ,Also 
haben  wir  im  [dem  Stadtschreiber]  sinen  Ion  geschetzt, 
den  er  von  den  briefen  nemen  sol,  die  mit  unser  statt 
merem  i.  besigelt  sind,  nach  den  summen,  als  denn 
in  den  briefen  je  geschriben  stand,  es  syend  koff brief, 
gemechtbrief,  satzbrief.'  1432,  Z  StB.  ,Eid,  so  die 
schriber  swerend:  .. .  mit  der  statt  grossem  noch  klei- 
nem i.  nüzit  ze  besiglen  ane  mh.  wissen,  willen  oder 
heissens.'  um  1500,  ebd.  ,Was  under  mh.  grossem  i. 
oder  dem  secret  wirt  besiglet  und  usgat,  das  sol  ein 
stattschryber  oder  underschryber  schriben.'  1515,  ebd. 
,Der  Statt  Basel  gross  I.'  M.  XVII.,  Bs  Kunstsamnil. 
1907.  .Heimliches  i.'  (Übers,  von  , Secret-I.'):  .Mit. 
urkund  dis  briefs  mit  unser  statt  heimlichem  i.  ze 
rugs  besigelt.'  1358,  Z  StB.  (Pergamentbriefchen  des 
Bürgermeisters  Brun  an  den  Abt  von  St  Gallen).  Das 
Fehlen  des  1-s  an  amtlichen  Schreiben  kann  nur  die 
Not  allenfalls  entschuldigen:  ,Wir  tuond  üch  ze  wissen, 
dass  die  vyent  sind  in  das  Engadin  zogen  . . .  Darum 
so  ylant  bald  und  verland  uns  nit  durch  Gottes  willen, 
und  achtend  des  i-s  nit,  es  ist  iner  not  geschriben.' 
1499,  Calvenf.  1899  (Bergün  an  die  Bundesgenossen). 
,Sin  i.  wider  nemen;  einem  sin  i.  wider  geben',  beim 
Rücktritt  von  einem  Vertrage;  s.  Man-,  Münz-Brief 
(Bd  V  467.  468).  S.  noch  Sigel-Hüs  2  (Bd  II  1725); 
Acht-,  Begnäd-Brief  (Bd  V  448.  457);  be-siglen.  In 
dieBed.  gesiegelte  Urkunde'  übergehend:  .Graf  W  von 
Montfort  und  Gemahlin  versichern  ihren  Untertanen, 


499 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


r,oii 


dass  sie  und  ihre  Rechtsnachfolger]  wer  die  sint  oder 
wie  die  genant  sint,  in  der  hende  es  [ihr  Besitz]  kö- 
rnen raöcht  von  unser  wegen  vor  tod  oder  nach  tod, 
mit  aiden  und  insiglen,  sü  söllent  und  wellent  lassen 
beliben  by  allen  vorgenenten  rehten  [usw.].'  1399,  G 
Rq.  —  e)  Siegelgebiihren.  ,Hant  sich  bed  ret  bekent 
als  von  des  i-s  wegen,  waz  davon  vallet  under  einem 
Schultheis  .  . .  daz  sol  ouch  ein  Schultheis  nemen  und 
haben  . . .  desglich  was  under  eim  Statthalter  vallet, 
das  sol  ouch  eim  Statthalter  werden  . . .'  1469,  L 
RB.  —  2.  (n.  ZKn.,  Stdt  tw.,  sonst  gew.  m.)  übertr. 
a)=  Sigel3da  AiBr.,  F.,  Hold.,  L.;  ArLb.;  Gl;  L; 
GW.;  ScBNnk.,  Schi.;  SchwE.;  Th;  Zg;  Z;  heute  fast 
nur  noch  in  Knochen  fSuppe"-Bei")  bestehend  und, 
wie  übrigens  tw.  schon  früher,  im  Gewicht  inbegriffen. 
Ir  gen,'-mer  e"möl  auch  irider  g'nueg  I.!  unzufriedene 
Hausfrau  zum  Metzger  Aa.  De''  Metzger  hat  doch 
u" oerschant  vil  I.  g'ge"!  ZDättl.  So-n-e"  Stoclc  I.?  So- 
n-e"  gross  Bä"  zomen  I.?  ThMü.  [Die  Frau  beauf- 
tragt ihren  Mann  mit  dem  Fleischeinkauf:]  So  cha""st 
selber  e"  guets  Stuck  üslese"  und  chunnst  nüd  z'  vill 
I.  über.  ACorr.  1879.  ,Nachdem  Einer  vil  Fleisch 
nimbt,  nach  dem  soll  man  I.  darzu  geben;  jedoch  soll 
sich  Lungen  und  Leberen  nit  hierzu  wägen;  was  aber 
Kopf  und  Herz  belangt,  das  mag  man  wägen  wie  von 
alter  hero.'  1620,  SchwE.  Arch.  ,Als  Einer  ein  zwar 
reich,  aber  dornebend  hässlich  und  bös  Wyb  anstellte, 
die  ihm  mächtig  ausshin  gab  und  übers  Mul  fuhr, 
vexiert  er  sich  selbs  und  sagt:  Ich  hab  vermeint,  ich 
hab  wolfeil  und  gut  Fleisch  kauft;  aber  es  ist  mir 
dornebet  gar  zu  ein  grosser  und  starker  Eins,  worden.' 
Sohimpfr.  1652.  ,Ein  jeder  Metzger  gebe  zu  einem 
guten  Stuck  Fleisch,  dabei  wohl  zu  schmausen  sei, 
auch  etwas  Einsigels.'  Goliath  1741.  ,[Das  Fleisch] 
sollen  die  Metzgermeister,  sobald  es  geschätzet  ist, 
nach  einandern  aushauen,  Niemandem  vorher  ver- 
sprechen ...  sondern  Alles  gleich,  hiermit  auch  den 
Eins,  auf  den  ganzen  Stier,  so  viel  möglieh,  unpar- 
teiisch unter  Reiche  und  Arme  austeilen  und  ver- 
kaufen.' Z  Metzgordn.  1770.  ,[Es  soll]  Jedermann  un- 
parteiisch bedient ...  der  Eins,  möglichst  gleichmässig 
verteilt,  kein  Fleisch  mit  Eins,  von  einem  andern 
Stück  Vieh  vermengt...  werden.'  ZEgl.  Metzgerordn. 
1831.  —  b)  (kleine)  Zutat,  Zugabe  übh.  ,Wenn  eine 
Reb-Rüti  (Bd  VI  1817)  weniger  als  50  Ruten  mass, 
so  wurde  dem  Betreffenden  [nutzungsberechtigten  Bür- 
ger] als  Entschädigung  noch  irgendwo  ein  entsprechen- 
des Stück  Feld-  oder  Wiesland  dazu  angewiesen;  dieses 
nannte  man  I.,  welcher  aber  bezüglich  seiner  Lage 
und  Beschaffenheit  nicht  immer  geeignet  war  [den 
Entschädigten  zu  befriedigen]'  ScHHa.  (Neukomm). 
Beigabe  zu  einer  Aussteuer,  auch  die  Mitgift  selbst 
AaWoIiI.  (Elsler).  , Zugabe  von  Fahrhabe  bei  Liegen- 
schaftskäufen' L.  [A.  kauft  von  B.]  Haus  und  Land 
um  2020  Mfünzjgl.  samt  Insigel.  [Der  Käufer  soll 
dem  Verkäufer  das  Gabenholz  führen,  wofür  20  G). 
von  der  Kaufsumme  in  Abzug  kommen.  Nun  zieht 
aber  C.  diesen  Kauf  ,mit  seinen  habenden  Rechten' 
an  sich,  worauf  ihn  A.  —  nach  ausgeführter  Holz- 
fuhr? —  auf  Rückerstattung  der  20  Gl.  verklagt.  Er- 
kenntniss:  C.  soll  die  20  Gl.  zahlen]  im  freien  Amt 
sei  allzeit  üblich  gewesen,  in  einem  ziemlichen  Kauf 
ein  billichen  Eins.,  wie  man  es  nennt,  zu  machen  ... 
[dass  nämlich]  wenn  ein  grosser  Kauf  bescb.icb.et,  man 
Etwas  für  sein  Mühewalt  einmark[t]e,  und  das  Amt- 


recht lautet  clar,  dass  der  Züger  den  Käufer  umb 
billiche  Cösten  bezahlen  solle.'  1755,  AATäg.Gerichtsb. 
,Und  geht  ihm  [dem  feurigen  Meer  der  Sonne],  sovil 
es  an  alle  Geschöpfe  sich  hingibt  und  mitteilt,  den- 
noch Nichts  ab,  worinn  diss  herrliche  Geschöpf  vor 
andern  auss  ein  Eins,  seines  göttlichen  Schöpfers  hat.' 
SScheürer,  Landtheologey ;  darnach  JCNäg.  1738.  Meist 
in  ungünstigen]  S.:  „Aullage,  Beschwerde  GT.; 
Z",  irgend  eine  an  Etw.  haftende  unangenehme  Ver- 
pflichtung, Servitut,  so  zB.  das  Nutzungs-  oder  Haus- 
recht der  Schwiegermutter,  ein  Fideikommiss  AaF. 
(Elsler),  ein  öffentlicher  Durchgang  durch  Privateigen- 
tum, ein  schlechter  Abtritt,  ein  lärmendes  Gewerbe 
in  der  Nachbarschaft  Z,  .unerwünschtes  Anhängsel' 
ZKn.,  .etwas  Unerfreuliches,  Unnützes'  ZDättl.  Es 
ist  en  I.  derbi.  Das  ist  en  I.,  ,ein  Hinderniss'  Z 
(Spillm.).  ,[Zum  Pfrundeinkommen  gehört]  hinter  dem 
Hauss  ein  schön  Stuk  Gut,  hat  zum  Eins,  den  Fuss- 
weg,  der  miten  durch  gehet  und  von  dem  Pfarrer 
unterhalten  werden  muss.'  CThomann  1741.  Auch  in 
pers.  S.,  ,die  Person,  die  den  Winkel  [s.  d.]  im  Hause 
hat'  Z  (Dan.),  ungeratenes  Kind  einer  Familie  ZDättl., 
Stdt.  De''  Bueb  ist  doch  en  böser  I.!  ZDättl.  „Unter 
mehrern  Töchtern  diejenige,  welche  der  Vater  oben- 
drein in  Kauf  geben  würde,  die  ihm  sitzen  bleibt, 
oder  auch  ein  Reisegesellschafter,  der  sich  aufge- 
drungen hat,  etwa  so,  wie  die  blinden  Passagiers  auf 
den  altdeutschen  Postwagen  Tb"  (St.2).  ,Ist  Gott 
unser  Vatter,  so  sollen  wir  ...  uns  hüten,  das  wir, 
die  wir  göttlichen  Geschlechts  sind,  dies  Geschlecht 
nienermit  entgesten.  Lieber,  wilt  ein  Kind  Gottes 
sein,  so  sei  kein  Eins,  under  den  Kinderen  Gottes! 
Welches  Geschlecht  hat  gern  ein  Masen  und  Schand- 
flecken an  ihm?'  FWyss  1677.  ,[Das  Haus  war]  eine 
wurmstichige  Rauchhütte!  Lauter  faule  Fussboden 
und  Stiegen,  ein  unerhörter  Unflat  und  Gestank  in 
allen  Gemächern!  Aber  das  Alles  war  noch  Nichts 
gegen  den  lebendigen  Eins.,  den  wir  im  Haus  haben 
mussten:  ein  abscheuliches  Bettelmensch,  das  sich 
besoff,  so  oft  es  ein  Kirchenalmosen  erhielt.'  UBrägger. 
—  i"-siglen:  ,Etw.  als  I"-sigel  [in  Bed.  2  a]  ver- 
wenden' Z  (vereinzelte  Angabe),  beseitigen,  nichtigen' 
ZKn.  (Schnebeli).  —  In-siglerm.:  Beamter,  der  das 
Siegel  führt.  ,Sigillator,  sigillifer,  i.'  Voc.  opt.  ,Her 
meister  Dietrich,  vogt,  propst  und  i.'  1471,  AaZ.  — 
In-sigleten  f.:  ,das  Unangenehme,  die  Schatten- 
seite' GW. 

Ahd.  iiuitjili  n.,  Siegel(ring),  auch  halbmondförmiger  nie- 
talleoer  Schmuck,  Münze;  mhd.  imiyel(e)  n.,  Siegel;  entspr. 
in  den  übrigen  altgerm.  Dialekten  (mit  Ausnahme  des  Got., 
wo  tigljB  n.);  vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  2142.  X  1,  895,  über  das 
etyiu.  Verhältniss  zu  Sigel  auch  Franck  1199;  Wilm.  II  239. 
, Insigel'  gibt  sich  auch  bei  uns  deutlich  als  die  ältere  Bil- 
dung zu  erkennen.  In  der  lebenden  Spr.  wird  wohl  allg. 
isigel  gespr. ;  daher  die  (auch  schon  in  ä.  Zeit  begegnende) 
Schreibung  ,Eins-'.  Das  Mask.  von  Siyel  übertr.  V  Bed.  2 
ist   wie  Siyel  3    nur   Schweiz,    bezeugt.     S.  auch    die    Anm. 

Majestät-I.:  sigillum  maiestatis.  ,[I)er  König  von 
Frankreich]  versigelt  ouch  am  ersten  denselben  ewigen 
friden  [von  1474]  mit  sinem  künglichen  m.'  DSchill.  B. 

Secret-L:  sigillum  secretum;  vgl.:  ,Im  Laufe  des 
XIV.,  wo  der  Verkehr  unter  den  verschiedenen  Städten 
und  Ländern  häufiger  wurde  und  das  Ausstellen  von 
Urkunden  sowie  der  Briefwechsel  sich  mehrten,  wurde 
von  manchen  Städten  ein  kleineres  Siegel  angewendet 


501 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


502 


und  ihm  der  Name  Sigillum  secretum  beigelegt,  mit 
welchem  hauptsächlich  Briefe  versiegelt  wurden;  ne- 
benbei diente  es  aber  auch  zur  Besiegelung  minder 
wichtiger  Dokumente  . . .'  Z  Ant.  Mitt.  IX  1,7.  , Unser 
[des  Abtes]  s.'  1480,  G  Rq.  ,Es  sye  im  des  ein  brieffe 
von  ruh.  under  irem  s.  besigelt  gegeben  worden.'  1484, 
Z  RB.  ,Des  zuo  urkünd,  ewigem  bestand  und  gwar- 
same  mit  unserm  [der  Stadt  B]  s.  verwaret.'  Ansh. 
.[Bestätigt]  mit  ü.  gn.  angehenk[t]em  s.'  F  Scbulordn. 
1577.  ,Zuo  urkund  dis  brietfs,  den  wir  mit  unser 
statt  utfgedrucktem  s.  bewart  geben  lassen.'  1589,  L 
(FHaas).  , Beide  Herren  Obervögt  . . .  ihre  eigne  an- 
erbohrne  Sekret  Ynsigel,  jedoch  Ihnen,"  Herren  Be- 
sigleren,  ohne  Schaden,  hänken  tun  an  diseren  Brieff.' 
1097,  ZAdlisw.  ,Mit  meinem  anwohnenden  Secret 
Eins,  bekrefliget.'  1743,  Z.  Auch  hier  wird  zw. 
einem  ,mereu  und  mindern  s.'  unterschieden.  ,Der 
schriber  [soll]  zuo  den  sechs  stetten  und  ouch  den 
fünf  orten,  riten  und  jedes  orts  und  lands  merer  s. 
an  die  brief  henken.'  1520,  Abscu.  S.  noch  die  Anm. 
,Seyordnung  unter  dem  Staats-S.'  1650,  THägenb.  1882. 
.Unser  [des  Abtes]  gewohnlich  Canzlei-S.'  1621/33,  G 
Rq.     .Unser  grösser  Abbatial-S.'  1738,  ebd. 

DafBr  auch  .Secret'  allein.  Der  Ausdr.  wird  stets  ge- 
trennt geschrieben  und  auch  nicht  eig.  als  Zss.  gefühlt,  was 
aus  Wendungen  wie  .üusers  rats  secret  miuder  insigel'  (144-2, 
UWil)  hervorgeht;  vgl.  auch  , under  unser  statt  secret  an- 
geheuktem  ingsigel.'   1466,  AaBr.  StK. 

In-ge-sigel  n.:  1.  a)  =  Insigel  1  a.  ,Wan  wir,  die 
tallüte  von  Urseren,  von  unser  gemeinde  i-s  nüt  en- 
han,  so  han  wir  erbetten  N.,  unseren  amman,  und  M., 
unsern  talman,  das  si  disen  brief  besigellen  mit  ir  i-n.' 
1309,  JEKopp.  ,Wan  wir  [Die  von  BG.]  eigenez  in- 
gsigelz  nit  enhein  ...  so  hein  wir  erbetten  NN.,  daz 
si  ir  ingesigelu  vur  uns  hant  gehenket  an  disen  brief.' 
1330,  B  Hink.  Bot  1897.  ,Si  hant  uns  [die  Luzerner 
dem  Entlebuch  bei  dessen  Aufnahme  in  ihr  Burgrecht] 
ouch  geordent  und  geben  ein  gemein  i.  des  landes, 
das  wir  für  dishin  also  haben  und  niessen  wellen  und 
süllen;  were  aber,  das  wir  unser  burgrecht  ufgebende 
wurdent  in  künftigen  ziten,  so  sullen  wir  inen  ouch 
das  i.  ze  stunt  wider  geben,  das  wir  es  dar  nach  für 
unsers  landes  i.  nit  me  haben  noch  niessen  süllen  in 
keinen  weg.'  1395,  L.  ,Der  stat  i.  sol  einer  dez  rates, 
an  den  die  burger  allermeist  gehellent,  hüeten  und 
sol  der  sweren  uf  den  heiligen,  daz  er  keinen  be- 
sessenen brief  besigele,  wan  mit  des  schultheissen 
rate  und  zweier  des  rates,  noch  handfesti,  noch  offennen 
brief,  wan  mit  des  schultheissen  rate  und  drier  des 
rates.'  F  Handf.  ,N.  erzelt,  daz  er  sin  i.  verlorn  hab.' 
1437,  ZStB.;  in  der  Überschrift  .insigel.'  ,Dem  N. 
von  einer  löifferbüchsen  und  von  einem  i.  ze  vergülden 
tuot  1  pfd.'  1446,  B  StRechn.  ,Und  gewan  man  [1476 
zu  Grandson]  ouch  des  bascharts  von  Burgund  guldin 
i.,  wag  3  pfd  gelts.'  BsChr.  —  b)  =  Insigel  1  d.  ,Ze 
vollem  Urkunde  ...  wart  dirre  brief  mit  unsern  [des 
Grafen  von  Froburg  etc.]  i-n  und  der  vögte  [von  Roten- 
burg] besigelt.'  1277,  L.  ,Der  minrun  Basil  ir  ingi- 
sigil  zi  gizüge  [an  den  Brief  gehängt].'  1285,  Bs  ÜB. 
,Darumbe  ...  so  henken  wir  [Schw;  U;  Z]  unsrü  in- 
gesigil  an  drie  gliche  brieve.'  1291,  Gfd.  ,3  briefe 
geliche  geschriben,  mit  ünserm  (der  stette)  i.  besigelt.' 
ZRBr.  ,Disen  brief  besigelt  mit  unser  stat  i.'  1311, 
AaB.  Urk.  ,Zuo  einem  Urkunde,  dac  es  mit  unser  gunst 
büschechen    ist,    so    henken   wir,   der   vorgünant   apt 


Walther  [von  UwE.],  unser  ingüsigel  an  disen  brief.' 
1328,  Gfd.  ,Dem  schuolmeister  umb  brief  mit  hangen- 
den ingsigel  2  pfd  18  ß  9  d.'  1376,  B  StRechn.  .[Fehde-] 
brief,  besigelt  mit  mim  Bernhart  Grats  ritters  ings.' 
1386,  ÄABremg.  ,Denne  umb  sidein  snuor  zuo  dem 
buutbrief  zuo  den  i-n.'  1441,  B  StRechn.  ,Dem  treijer 
umb  büchsli  ze  machen  an  brief  zen  i-n  117s  ß-'  1449, 
ebd.  S.  noch  Belibnust  (Bd  V  6);  (Quitt-,  Berichts-) 
Brief  (ebd.  436.  476.  478);  Sicherheit  (Sp.  185);  über- 
sagen (Sp.  402).  —  c)  Siegelgebühren.  ,Eim  vogt  ze 
Willisow,  ze  Entlibuoch  und  l.'uswil  git  man  ierlich 
18  gl.,  und  die  erschätz  ze  Willisow  in  der  statt  unz 
an  den  kilchherren  und  die  visch  und  hüener  und 
daz  ings.  gehört  alles  dem  vogt,  aber  der  fuoterhaber 
sol  unsern  herren  werden.'  1416,  L  RB. —  2.  übertr. 
auf  Etw.,  das  gleichs.  die  Vollendung  seiner  Art  dar- 
stellt. , Aller  huoren  ingesigele',  häufiger  derber 
Schimpf  auf  Frauenspersonen.  Blasph.  acc.  —  In-ge- 
sigler  m.:  =  In-sigler.  1400/1.  1402,  L  Ratsprot.  Vgl. 
Seg.  RG.  II  197. 

Vgl.  Lexer  I  1433;  Gr.  WB.  IV  2,  2115.  Einmaliges  ,in- 
gesegelen'  im  Z  RBr.  (neben  ,iugesigel')  ist  blosser  Sehreib- 
fehler. Zu  2  vgl.  die  ähnliche  Verwendung  von  .Siegel'  (Gr. 
WB.  X  1,  903),  auch  Sp.  498  o. 

sigle":  1.  mit  einem  Siegel  versehen.  ,S.,  sigillare, 
sigillum  apponere,  sigillo  rem  sive  causam  approbare, 
conflrmare.'  Fris.;  Mal.  ,S.,  ferbitschieren,  sigillare, 
obsignare.'  Red.  1656.  a)  zur  Beglaubigung;  heute 
etwa  noch  in  der  Kanzleispr.  ,Es  klaget  A.  uff  des 
B.  wib,  dass  si  vor  gericht  frefenlich  zuo  im  gerett 
hett,  er  hab  ein  brief  für  si  gesigelt,  darüber  dass 
si  in  nie  darumb  gebet[en]  und  wer  ouch  nicht  ir 
will.'  1405,  Z  RB.  ,Min  herren  habent  ein  ungeschriben 
berment  oder  pappir  gesiglet  [Var.  .besigelt']  und  das 
den  Eidgenossen  in  das  veld  geschikt.'  1442,  ebd.;  vgl. 
Insigel  (Sp.  497).  .Brief  s.:  Item  was  brieffen  den 
vogtlüten  ...  mit  recht  geben  und  erkent  werdent,  die 
alle  soll  inen  ain  jeder  vogt  on  im  schaden  versigeln, 
usgenomen  das  wachs.'  1469,  GBurgau  Offn.  .Item  von 
ainem  brief  zuoversiglen  ouch  ain  Schilling  pfening,  es 
sige  ain  vertigung  oder  ain  ander  sach;  doch  ob  er  [der 
Richter]  ainen  gwalts-  oder  sust  ainen  brief,  daran  nit 
vil  gelegen  war,  s.  wurd,  darvon  sol  man  geben  sechs 
pfening.'  1466/1502,  GBichw.  Offn.  ,Daz  man  den 
zimmerlüten  den  meyenbrief  schriben,  uffrichten  und 
s.  soll.'  1470,  LRB.  .Obsignatores,  zeugen,  so  ein 
testament  oder  erbgemächt  oder  vertrag  der  parteien 
underzeichnetend  oder  sigletend.'  Fris.  ,Eine  Gült 
auf  Stoffel  Guten  Sitz  mag  man  neuerdings  s.  . . .  weil 
das  Rümli  [Pergamentriemchen]  um  etwas  gebrochen.' 
1693,  Ndw  RB.  ,So  vil  obige  Belohnung  auf  ein  Per- 
son sich  erlauft,  als  vil  solle  für  das  Siglen  der  Zug- 
briefen (solches  gebüre  gleich  unsern  Übervögten  oder 
einem  Schultheissen)  zu  Sigelgelt  bezahlt  werden.'  Z 
Mand.  1694;  Z  Gerichtsordn.  1715;  vgl.  Sigel-Gelt  (Bd 
II  263).  S.  noch  recht  (Bd  VI  213);  Sigler.  Abs. 
.Wer  am  Stadt-  und  Vogtgericht  zusiglen  habe V  [Rand- 
titel]. An  dem  Stadtgericht  solle  ein  jeweiliger  Schuldt- 
heiss,  am  Vogtgericht  aber  der  jeweils  regierende 
Ubervogt  des  Ort,  wohin  die  besiglende  Sach  gehört, 
besiglen.'  Z  Gerichtsordn.  1715.  ,Wan  disser  Bundt 
Mengel  hette,  könte  er  die  2  Ehrenherren,  so  gesiglet, 
dessen  nit  allein  beschuldigen,  sunderen  wir  alle  wären 
dessen  Ursach.'  1730,  Zg.  Von  der  amtlichen  Ausferti- 
gung und  Besiegelung  einer  Grumlpl'andverschreibung: 


503 


Sag, 


504 


,So  künftighin  ein  h.  Oberkeit  Gefahr  rinden  möchte, 
auf  ein  old  dem  anderen  Guet  s.  zu  lassen,  so  solle 
dasselbige  Guet  . . .  durch  drei  hierzu  verständige 
Männer  gewürdiget  werden,  und  solle  alsdann  nicht 
auf  weiters  gesiglet  werden,  als  auf  zwei  Teil  laut 
der  Schätzung.'  1740,  UwE.  TR.  —  b)  zum  Verschluss. 
(Wert-)Briefe  s.  Aa;  Th;  Z;  wohl  allg.  Du  muest  de" 
Brief  noch  s.  Hast  seht)"  g'siglet?  .Den  win  s.';  s.  Cherb- 
Holz  (Bd  II  1253)  und  vgl.  Wm-Sigler.  —  2.  scherzh., 
cacare  Z.  Syn.  chanzleien  4  (Bd  III  379).  —  3.  beim 
Fleischauswägen  den  Sigel  (in  Bed.  3  d  a)  auflegen, 
der  mit  ins  Gewicht  fällt  THTäg.,  ,bei  Verteilung  von 
Fleisch  die  geringen  Stücke  verhältnissmässig  den 
bessern  zuteilen'  Th  (Pup.).  —  ge-siglet:  mit  dem 
(amtlichen)  Siegel  versehen,  's  Urtel  und  's  g'siglet 
Kodizill.  ONägeli  (THErm.).  ,Signatus,  ges.,  gezeich- 
net, verpütschiert.'  Fris.;  Mal.  ,4  mit  des  [franzö- 
sischen] Königs  Sigillgesiglete  Brieff.'  1730,  Gfd  (Zg). 
,Ges-e  (bei  Denzl.  1660  .sigelte')  Erde',  Siegelerde  (vgl. 
Gr.  WB.  X  1,  904/5).  , Zeltlein  von  g-er  Erden.'  Haupt- 
weh 1690.  ,Ist  das  Geblüt  dünn  und  hitzig,  muss  man 
es  abkühlen  und  verdicken  ...  mit  Extracto  von  jun- 
gem Eichenlaub  ...  g-er  Erden  [usw.].'  JMuralt  1697. 
, Bedienet  euch  dieses  Viehpulvers:  Eberwurz...  Se- 
venbaum,  Wachhoklerbeer,  g-er  Erde,  gelben  Schweffei 
[usw.],  eines  so  viel  als  des  andern.'  EKönig  1706. 
Uneig.:  Die  ist  au'1'  g'siglet,  von  einer  Frauensperson, 
die  in  andern  Umständen  ist  ApLb.;  vgl.  Sigel  (Sp. 
495  O.).   —  Mhd.  rigekn. 

ent-:  durch  Abschneiden  des  Siegels  eine  Urkunde 
entkräften.  , [Notiz  unten  am  Brief:]  Entsigelt  und 
durchschnitten.'  1595,  ZMeil.  , Wo  zwei  gleichlautende 
Zedel  in  der  gleichen  Lücke  stehen  . . .  werden  sie 
nach  ihrem  Datum  gewürdiget,  so  dass  der  ältere  als 
in  Kraft  erkent  und  der  neue  entsigelt  wird.'  Schafer 
1810.  .Eine  Gült  durch  die  Kanzlei  e.'  Ndw  Ges. 
1868  (öfter).  S.  noch  Zug-Brief  (Bd  V  497).  —  Ahd. 
inteigilen,   resignare  und   so  auch   bei    Gr.  WB.  III   624. 

ver-:  1.  eig.  a)  mit  Acc.  S.  ,Sigillare,  v.,  be- 
schliessen;  brief  beschliessen  und  v.,  literas  et  epi- 
stolas  obsignare.'  Fkis.;  Mal.;  s.  auch  ver-bitschieren 
(Bd  IV  1932);  üf -richten  (Bd  VI  404).  a)  entspr. 
siglen  1  a.  ,[Steuerordnung]  mit  des  abt  Cuonen  [usw.] 
anhangenden  insigeln  gefestnet,  bestätet  und  ver- 
sigelt.' 1398,  GEq.  ,Der  (brief)  ward  im  ertailt  ze 
gebent  und  das  och  ich  (stattammann  ze  Santgallen) 
den  brief  versigellen  sölti.'  1429,  ebd.  ,Da  rett  H., 
er  wölte  dem  Schm.  und  einem  jeglichen  das  best 
tuon,  der  joch  im  das  böst  täte,  wan  er  stüende  hinder 
im  umb  50  pfd  und  [Schm.]  sölte  im  darumb  ein  brieff 
geben,  der  könde  im  nit  versiglet  werden.'  1431,  Z 
RB.  ,Von  einem  brief  zuo  v.  1  ß  pfening.'  1466/1502, 
GRq.  ,[MH.  geben  Denen  von  ZGrün.]  ein  brief 
under  ir  statt  sekret  versiglet.'  1525,  Z  StB.  .Nach- 
dem dise  unsere  schulsatzungen  ...  bestätiget  und  mit 
irem  secret  versiglet...'  F  Schulordn.  1577.  S.  noch 
Petschaft  (Bd  IV  1931);  siglen.  ,V.  umb':  ,Der  selb 
amman  ...  soll  doch  deheinen  brief  v.  umb  gelegne 
güeter.'  1459,  G  Rq.  —  ß)  entspr.  siglen  1  b.  Briefe, 
Pakete  v.  Aa;  Ap;  Th;  Z;  wohl  allg.  Hest  de"  Brief 
versiglet?  Amtliche  Siegel  anlegen,  zB.  nach  dem  Tode 
eines  Erblassers.  Kanzleispr.  ,Ein  Gerichtsäss  musste 
in  seinem  Bezirke  v.,  wo  nämlich  etwas  zu  v.  war.' 
Gotth.  ,Sie  haben  mir  die  Sache  versiegelt,  die  Manne" 
hier  [die  Beamten  der  Wirtin   nach   dem  Tode   ihres 


Mannes].'  ebd.  Eine  Geldsumme  mit  seinem  ,puzet  v.'; 
s.  Petschaft  (Bd  IV  1931).  Ein  Fass  ,v.';  s.  Schenk- 
Fass  (Bd  I  1053);  Win-Büeffer  (Bd  VI  714).  Übertr. 
,70  wochen  sind  über  dein  volk  bestimpt ...  die  sünd 
ze  v.,  die  missetat  ze  versüenen  ...  das  gesicht  und 
die  propheten  ze  besiglen  (versiglen).'  1589/1707,  Dan. 
IX  24;  a-^pofyCaat.  LXX.  —  b)  ,sich  v.  umb',  sich  durch 
Brief  und  Siegel  verpflichten;  s.  üf-brechen  (Bd  V  328). 
Syn.  sich  ver-briefen  1  c  (ebd.  500).  —  2.  a)  beim 
Fleischauswägen  die  minderwertigen  Teile  eines 
Schlachttieres,  Knochen,  Eingeweide  usw.,  zur  Er- 
gänzung des  Gewichtes  (s.  Sigel  3  d  a,  Sp.  494)  ver- 
werten AaF.";  Ap;  ScHSt.;  THTäg.;  Z  (Dan.).  Ein 
Metzger,  der  das  geschickt  zu  machen  versteht,  ver- 
siglet guet  THTäg.  Es  Schäfchöpfli  v.  Z  (Dan.).  De" 
Metzgere"  wäscht -me",  seu  sötti"d  vertorste",  wenn-s' 
d'  Bäner  versigli"d  ond  's  Fläsch  tönd  venvorste". 
HKFrick  1900.  ,Zu  viel  Eingeschlächt  geben'  SchSc. 
(Sulger);  Konstr. V  .Mit  Acc.  P.,  Jmd  mit  einer  äusserst 
schlechten  Ware  begaben  Th'  (St.2).  —  b)  Das  Fleisch 
versiglet  Ei""m  Nünt,  ist  nicht  ausgiebig,  hattet  (Bd 
IV  1803),  verwiflet  Nünt  ScHSt.  (Sulger).  —  ver- 
siglet: entspr.  ver-siglen  1  a  a.  .Ein  guot  wolversigelt 
urkünd.'  1440,  Aar.  StR.  .(Offen)  v-t  brief.'  .[Sie] 
hant  uns  ouch  ganzen,  vollen,  lutren  gewalt  geben 
mit  offenen,  versigelten  briefen.'  1424,  Gl  Urk.  ,Mit 
urkund  diss  offnen  versigelten  brieffes.'  1451,  Schw 
LB.  ,Man  sol  richten  uf  versiglot  brief,  ouch  uf  gwer.' 
1466/1502,  GBichw.  üffn.  .[Dem  N.,  der  sich]  gon 
Compostel  verheissen  . . .  gab  ein  stat  Bern  einen 
ofnen,  latinischen,  v-en  brief.'  Ansh.  ,Tabellis  signatis 
mandare  aliquid,  mit  v-en  und  beschlossnen  brieffen.' 
Fris.;  Mal.  S.  noch  Brief  (Bd  V  436).  .Diss  v-en 
abscheids';  s.  Ge-suech  (Sp.  209  o.).  ,V-e  §rden',  =  ,ge- 
siglete  e.'  (Sp.  503).  .[Den  Vogel]  in  einem  hafen  von 
v-er  erden  zuo  pulffer  gebrennt...'  Vogelb.  1557.  — 
b)  entspr.  laß.  .Den  sack,  so  v.  ist,  uftuon.'  1490, 
L  RB.  , Liebe  braut,  du  bist . . .  ein  verschlossen  ge- 
quell,  ein  versigleter  brunn.'  1530.  1683/1868,  Hohe- 
lied; ,wol  bewarte  quäll  des  verschlossenen  brunnens.' 
1589.  .Obsignatus,  v.,  verwart,  verpütschiert;  habere 
aliquid  obsignatum,  etwas  als  v.  haben  und  gerad, 
als  seie  es  verpütschiert,  in  der  gedächtnuss  gefasset, 
damit  nüt  werde  vergässen.'  Fris.;  Mal.  ,Auffge- 
schriben  und  v.  guot,  als  dem  oberherren  verfallen, 
facultates  subsignata?  flsco.'  Fris.;  Mal.  —  Ver- 
siglung  f.:  .consignatio,  impressio.'  Fris.;  Mal. 

Mhd.  oeraigden;  vgl.  auch  Gr.  WB.  XII  1316;  Schm.  2 II 
243;  Fischer  II  1338.  Bed.  1  aa  und  ß  sind  in  den  ä.  Be- 
legen natürlich  nicht  immer  sicher  zu  scheiden.  2  b  knüpft 
zunächst  an  a  an;  doch  scheint  auch  der  Gedanke  an  1  aß 
von   Einfluss  gewesen  zu  sein. 

be-:  a)  =  siglen  1  a.  .Einen  brief  [uä.]  b.'  ,NN. 
huoben  mit  im  an  zuo  reden,  wenn  er  inen  den  brieft 
b.  weite;  antwurte  er,  wenn  sy  im  daz  sin,  so  sy  im 
schuldig  weren,  geben.'  1486,  Z  RB.  ,[N.  soll  dazu 
vermocht  werden,  dass  er]  den  brieff  anderwert  be- 
siglete.'  1556,  G.  ,[In  der  Frage]  ob  der  obervogt  den 
schuldbrief  b.  sölte,  ward  erkendt,  das  der  obervogt 
b.  sölte.'  1565,  Z  RM.  ,Die  beiden  vertrag,  so  vogt 
N.  der  Thur  halber  besiglet,  söllent  dannen  geton 
werden.'  1578,  ebd.  ,[Im  alten  Rom]  truogend  die 
edellüt  und  radtsherren  ring,  dass  sy  die  testament 
und  brieff  mit  besigletind.'  LLav.  1583.  Zahlreiche 
Belege  unter  Brief  mit  Zssen;  s.  auch  üf-richten  (Bd 


505 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


506 


VI  401),  ferner  In-sigel,  siglen.  Oft  abs.  ,[Es  ergab 
sich]  dass  der  A.  für  den  B.  besigelt  hatt  . . .  Der  A. 
was  auch  gichtig,  dass  inn  der  B.  urab  das  insigel 
nüt  hatt  gebetten.'  1400,  Z  RB.  ,[N.  zum  Vogt  von 
ZKn.:]  Ich  weiss  nit,  ob  ich  dich  für  ein  biderman 
sol  haben  oder  nit,  dann  ich  han  nie  besiglet  wie  du 
und  wil  dich  nit  nie  für  ein  herren  han  ...  Uf  wellichs 
iru  der  vogt  geantwurt,  er  habe  besiglet  als  ein  bider- 
man .. .'  1529,  Z  RB.  ,ß.  um':  ,Derselb  amman  sol 
umb  dehain  gelegne  güeter  nit  b.,  was  sich  angepürt 
ob  10  pfd.'  1459,  G  Rq.  ,Tuoch  b.',  mit  Siegeln  be- 
zeichnen, deren  Zahl  zugleich  seine  Güte  erkennen 
lässt;  s.  Gr.  WB.  X  1,  900;  Schm.  2II  243  und  vgl. 
Sigler.  ,Marty  Lupfer  hab  dem  N.  ein  [um  80  Fäden 
zu  schmales]  tuoch  für  kouffmans  guot  und  gerecht 
zuo  kouffent  geben,  das  er  selbs  gewebet  und  besigelt 
hab,  die  wile  er  ouch  der  dry  schouwer  einer  gewesen 
sye.'  1468,  Z  RB.  —  b)  =  siglen  Ib.  Fässer,  Wein  ,b.'; 
vgl.  Fass-Besigler,  Win-Sigler.  ,Es  sol  ouch  kein  wirt 
oder  winschenk  akein  vass  nit  in  die  keller  legen,  die 
umgelter  sigend  dann  vor  darzuo  berüoft  und  habend 
die  vass  angezeichnet  und  besiglet.'  um  1510,  Aar. 
StR.  .Wenn  der  herbst  angat,  was  nüwen  wins  ir 
[die  Wirte]  dann  nämend  an  üwer  schuld  von  üweren 
künden,  mögend  ir  in  die  keller  legen  biss  uff  Sant 
Martis  tag;  was  ir  also  darin  geleit  band,  sollend  ir 
lasen  anschriben  und  b.'  ebd.  Uneig. ;  s.  ver-sigkn  1  a  ß. 
—  be-siglet.  ,B-erbrief';  s.  Wider-Brief  (B&  V  493). 
.Über  der  Gemeind  Seon  schriftlich  von  ihnen  be- 
siglete  Bitt  habend  MH.  deroselben  zu  Erleichterung 
der  Kirchenbauumbkösten  annoch  100  Gl.  verehret.' 
1709,  AaL.  RM.  Zu  b:  ,Daz  [die  Jungfrau  Maria]  ist 
der  bronne  besigileter.'  XII.,  Wack.  1876;  vgl.  ver- 
siglet. —  Be-sigler  id.:  =  In-(ge-)sigler  (Sp.  500.  502); 
s.  Secret-Insigel  (Sp.  501).  —  Fass-:  Beamter,  der  die 
Siegelan  die  Weinfässer  legt;  vgl.  Win-Sigler.  ,Fass- 
besigeler.'  1429,  Bs.  —  Be-siglung  f.;  s.  Sigel  (Sp. 
492)  und  Sigler  a.  Siegelrecht:  ,Die  B.  solle  Denen 
von  Kaiserstuhl  wie  von  altem  haro  allein  zuständig 
sein.'  1679,  AaK.  StR.;  ähnlich  1687.  —  Ahd.  bingüen, 
mhd.  besigehn;   vgl.  auch   Gr.  WB.  I    16-21 ;    Fischer  I  918. 

Sigler  m.:  a)  =  In-(ge-)sigler  (Sp.  500.  502).  ,Bed 
rät  hant  sich  bekennt,  daz  min  herr  alt  schultheiss 
Rnst,  der  statt  s.,  und  sin  nachkomen  daz  sigel,  wann 
er  für  statt  old  von  der  statt  gat,  daz  sigel  [!]  nieman 
befelhen,  sunder  das  eim  schultheissen  old  Statthalter 
geben  und  entpfclhen,  bis  er  wider  in  statt  kumpt.' 
1472,  L  RB.  ,Von  einer  eesach  dem  s.  und  schriber 
zwen  gl.  rinscb.'  1524,  Abscb.  (Artikelbrief  der  drei 
Bünde).  .Sigler,  so  ein  erbgeraächt  oder  vertrag  zweier 
parteyen  oder  anderer  dergeleichen  Sachen  mit  irem 
angehenkten  sigel  bezeugen,  (ob)signatores.'  Fris.; 
Mal.  ,[Von  dem  ,Sigelgelt'  für  einen  ,Vertragsbrief'] 
ward  jedem  der  drygen  sigleren  geben  2  cronen.'  1559, 
Z  RM.  .Diewyl  bisshar  in  Verfertigung  und  Besig- 
lung  der  Abscheiden  uff  By-  oder  Puntstagen  durch 
die  Sigler  Unordnung  gebrucht  worden,  sollend  hinfür 
die  Sigler  uffgehebt  syn,  und  wann  ein  Hauptschryber 
dess  Orts,  da  die  Versamlung  ist,  ein  Ordination  ver- 
schryben  hat,  sol  er  sy  angents  in  gesessnem  Rat 
verlesen  und  derselben  gmäss  das  Houpt,  da  die  Ver- 
samlung ist,  siglen,  und  einen  Abscheid  zuo  siglen 
sol  von  den  Undertanen  bezalt  werden  ein  halbe 
Kronen  und  von  den  Puntslüten  sechs  Batzen.'   1602, 


Gr  LS.  1619.  ,N.,  der  S.  zu  Aschlismatt.'  1653,  LE 
,Die  Sigler  . . .  sollen  auf  nechsten  Rat  vorgestellt 
werden,  sie  um  weitleuffige  Explication  wegen  mang- 
lenden  zwei  Brieffen  zu  befragen.'  1731,  Zg.  —  b)  Tuch- 
siegler;  vgl.  be-siglen  a  (Sp.  505).  In  den  Jahren 
1479/80  kam  zu  dem  Personal,  das  sich  von  Amts 
wegen  mit  dem  Leinwandgewerbe  zu  befassen  hatte, 
ua.  ,ein  S.  in  der  Mange'  [Bd  IV  328].  JHane  1899 
(GStdt).  —  Mhd.  ngMUr  (Lexer  II  915.  Nachtr.  365); 
vgl.  auch   Gr.  WB.  X  1,   941;   Schm.  2  II   243. 

Land-:  der  das  Landessiegel  führt.  ,Der  Land- 
sigler  N.'  1653,  LE.  (Verhör). 

Dri-:    in  der  Zss.  Dri-sigler- Brief  (Bd  V  48n/l). 

Vgl.  ,Ein-,  Drei-,  Viersieglei',  mit  1,  3,  4  Siegeln  be- 
zeichnetes Tuch   (Gr.  WB.  X  I,   9(>0.  941). 

Win-:  =  Fass-Be-sigler.  Der  Weinleutenzunft  ge- 
hörten auch  an  die  Weinrufer,  die  Weinmesser  und 
die  Weinsiegier.  Allen  war  genau  ihr  Wirkungskreis 
bestimmt  ...  Die  Weinsiegier  legten  die  Siegel  an  die 
Fässer,  welche  erst  abgenommen  wurden,  wenn  das 
Fass  leer  und  das  Umgelt  bezahlt  war.  1355,  Bs  Zunft- 
ordnung. ,[Den  Besitzern  der  Herrenherberge  zu  den 
drei  Königen  wurde  bewilligt]  dass  Solche  allen  und 
jeden  Wein,  vor  und  ehnder  sie  den  in  Keller  legen, 
durch  die  verordneten  Herren  Weinsiegier  nach  der 
Ordnung  Sag  besiglen  lassen.'  1681,  Bs  Stadtb.  1890. 
S.  noch  Cherb-Hoh  (Bd  II  1253). 

„Sigel  IV  n.:  Eimer"  (St.2). 

Beruht  einzig  auf  vArx  1S10,  131,  wo  mit  ,10  Eimern 
(Siglen)  Bier'  die  Stelle  ,10  siclas  de  cervisa'  in  einer  G 
Urk.  von  847  (Wartmann  II  23)  übersetzt  ist;  zu  lat.  sida 
als  Hohlmass  vgl.   DnCange   VI  237;  s.  auch  Sichel. 

Sige(])täl  n.  LBer.,  SigeW  f.  (älter  n.)  ZKü.,  Zoll. 

(auch  -V-),  in  der  ä.  Spr.  auch  ,Sigeltor,  -olter,  -elter, 
-altar, -itor, -entor, -enter'  —  n.:  a)  Sakristei.  ,Secre- 
tarium,  sacristia,  sigeltor.'  Voc.  opt.;  von  einer  Hand 
des  XVI.  mit  dem  Zusatz  .tristkammer'  (s.  b).  ,Den 
kuster  höret  ouch  an,  zu  büsliessen  die  kilchen,  ... 
den  kor  und  das  sigoltür,  und  die  slüssel  zu  bü- 
halten.'  1311,  LStdt;  ,er  beschlüsst  ouch  die  kilchen, 
chor  und  daz  sigeltor.'  1530,  ebd.  ,Der  lüpriester 
sol  nit  us  dem  sigolter  gan  zu  sim  ampte,  e  das  con- 
titeor  in  dem  kor  werd  güsprochen.'  1312,  L.  ,Ein 
kuster  deket  ouch  das  sigaltar  und  unser  frouwen 
cappel,  und  darzuo  git  er  allen  zug,  es  syen  rafen, 
latten,  schindel  und  nagel...'  um  1400,  ebd.;  ,[der 
Küster  soll  decken  lassen]  das  sigeltor,  das  ist  die 
sacrastie.'  1562.  ,So  bald  [die  Priester]  kummend  ins 
sigental,  einer  klagt  dem  andren  syn  unfal.'  Eckst. 
1525.  ,Nach  der  Mess  satzt  man  den  Pabst  uff  ein 
ötul  zwüschend  dem  Fronaltar  und  dem  Siggental.' 
Äg.Tschddi,  Chr.  Als  Aufbewahrungsort  für  die  zum 
Gottesdienst  notwendigen  Gegenstände  (vgl.  b):  ,Das 
eim  [1.  ein]  kuster  zu  Lucerren  anhöret  zu  büsliessenne 
und  zu  bühalten  in  dem  sigolter  allen  den  hört,  so 
dis  gotzhus  zu  Lucerren  hat  an  kelchen,  an  buochen, 
messgüwande,  tepten,  wachse  kerzen  und  andern  din- 
gen, die  in  die  kilchen  hörent  . . .'  1311,  Gfd.  Im  ,S.' 
wurden  auch  etwa  Verträge  abgeschlossen  und  andre 
wichtigere  weltliche  Geschäfte  verrichtet.  ,[I»ie  Ver- 
leihung eines  Ackers  zu  LTribschen  geschieht]  in  dem 
sigenter.'  1332,  Gfd.  ,Dis  [eine  Schenkung  an  das 
Gotteshaus]  geschach  in  dem  sigentor  des  vorgenanden 


507 


seg,  sig,  sog,  sug 


gotzhuses.'  1339,  L;  ähnlich  mehrfach.  ,[Die  Auf- 
setzung einer  Pfandurkunde  geschah]  zu  Lucern  in 
des  gotzhuses  sigolter.'  1366,  Gfd;  ebenso  1378,  ebd. 
,Es  sollend  sweren  die  Zunftmeister  in  dem  sigentor 
[des  Grossmünsters],  ir  zunft  ze  verhüettend  . . .'  XV.. 
Z  StB.  S.  noch  Rani  (Bd  VI  891)  —  k)  übh.  ein 
sicherer  Raum  in  der  Kirche,  der  zur  Aufbewahrung 
von  Urkunden,  Wertsachen,  Aichmassen  usw.  dient; 
z.  T.  =  dem  Vor.,  z.  T.  auch  von  der  Sakristei  ver- 
schieden (s.  u.).  ,Der  wassersester,  der  in  dem  sigentor 
hanget  mit  wasser,  der  tuont  zwene  einen  köpf.'  1320/30, 
Z  Stiftsurb.;  ,das  erin  eimerli,  so  hanget  in  dem  sigel- 
tor,  zwirent  vol  tuot  ein  stouf  . . .'  1340/50,  ebd.  (von 
andrer  Hand).  ,[Es  soll  zurückgegeben  werden,  was 
aus]  der  kusterige,  buochkammer,  sygenter  clainot, 
heiltuome,  buoch,  hantvestinan  oder  brief  genommen 
sigen.'  1331,  Sch  (Abkommen  zw.  Abt  und  Convent 
Allerheiligen).  ,Disen  brief  vindet  man  in  dem  sigentor 
[lt  Beitr.  1739  II  128  .sigenten']  der  propstei.'  1358, 
Z  StB.  ,Um  N.s  ewig  liecht  ...  band  der  probst  und 
daz  capitel  im  einen  brieff  geben,  der  lit  in  unserm 
trog  in  dem  sigentor  bi  andern  unsern  briefen.'  1420, 
ebd.  In  LBer.  heisst  S.  noch  heute  die  Schatzkammer 
der  Stiftskirche,  worin  Briefschaften  und  der  Barschatz 
aufbewahrt  werden;  nach  MEstermann  wahrsch.  bis 
1868  im  Gewölbe,  seither  im  Erdgeschoss  des  Glocken- 
turms. Vgl.:  ,Zuo  Münster  namsend  sy  das  Sigelter 
noch  hütt  by  Tag  Sigeltal.'  RCvs.  (Br.).  ,Sol  ein 
Stempel  gemacht  und  im  Sigenthal  gehalten  werden.' 
1601,  LBer.  ,[In  Abwesenheit  des  Stiftspropstes  soll 
man]  one  sondern  schwären  Notfal  nit  über  den  Schatz 
oder  das  Sigenthal  gan.'  1687,  ebd.  In  ZKü.f,  Zoll. 
Archivraum  in  der  Kirche  zur  Aufbewahrung  von 
Wertschriften,  Schirm-,  Waisenlade.  D'  Brief  ligge"d 
i"  der  Sigete"  ZZoll.  ,Der  [Kirch-] Turm  mit  der  in 
seinem  Innern  zuunterst  vorsorglich  angebrachten 
Tristkammer  (Sigeten)  für  die  Wertsachen  und -Schrif- 
ten der  Gemeinde.'  aZoll.  1899.  ,Undervogt  N.  ver- 
spricht mit  sambtlichen  Geschwornen  von  Zollikon,  in 
Kämmen  einer  ehrsamen  Gemeind  daselbst,  umb  die 
in  ihrem  sogenannten  Sigeten  verwahrlich  ligende 
Reissgelter  Bürg  und  Zahlere  zu  sein.'  1703,  Z  Kriegs- 
sachen. 

Abd.  sigitari,  sacrariuui,  sigituri,  seeretarium  (tiraff  VI 
143  ff.);  vgl.  auch  siejindri  (ebd.  148).  Weitres  bei  Gr.  WB. 
X  1,  916  unter  .Siegental';  nach  Birl.  1890,  S2  ist  Siget(e), 
Sakristei,  auch  allgäuisch.  Zu  Grunde  liegt  lat.  seeretarium 
bzw.  '-orium  (Kontaminationsprodukt  aus  seeretarium  4-  sacra- 
torium;  vgl.  Wack.  Kl.  Sehr.  III  287.  290).  Parallelen  zur 
Behandlung  des  1.  Wertteils  s.  uuter  Sigrist,  Sekret,  zum 
Ausgang  unter  Refental,  Re/enter  (Bd  VI  6+8),  Dormental,  -er. 
Iu  der  Mittelsilbe  ist  r  auf  dissim.  Wege  t.  zu  l  gewandelt, 
t.  geschwunden  (,-en-'  ist  wie  in  ,Refental'  usw.  lediglich 
falsch  restituierende  Schreibung  für  gespr.  -{-).  Auch  das 
aus),  r  ist  tw.  verklungen  wie  in  niene  <  niener  uam.  Sigete 
ist  dann  unter  dem  Eiufluss  der  Bildungen  auf  -ete"  Fem. 
geworden;  dass  der  Gescblcchtswechsel  verhältnissmässig  jung 
ist,  lehrt  der  Beleg  von  1703.  Zur  Sache  vgl.  Trüt-Chamer 
(Bd  III  254). 

sigen,  Sigen  f.  usw.  s.  sihen  usw. 

ge-sigenen:  rerl.  mit  Gen.  S.,  Etw.  zu  seinen  Hän- 
den, in  Verwahrung  nehmen.  ,Swer  in  der  stat  an 
euch  liberben  stürbe,  da  sol  sich  der  schultheiz  und 
der  rat  dez  guotes,  so  der  lat,  gesigennen  und  es  be- 
halten jar  und  tag  [omnia  bona  debent  in  sua  custodia 
diem  et  annum  indempne  couservare],  und  kunt  inrunt 


dem  zil  dekein  rechter  erbe,   der  sol  daz  erben  und 
vrilich  besitzen.'  B  Handf.  (BStR.  22). 

Etym.  dunkel.  Eine  Vereinigung  mit  ge-signen  (Sp.  489) 
lässt  die  Bed.  nicht  zu.    Die  Lesuug  scheint  sicher  zu   sein. 

sigerli  (-i-  BDärst.,  Ebligen),  in  Gl;  GBuchs  -gg- : 
Füllwort  im  Anzählreim;  s.  knoll  (Bd  III  74"),  rt&eift- 
rabedi  (Bd  VI  12),  sei  (Sp.  12). 

Sigerstein  s.  die  Anm.  zu  Sigrist. 

siglen  II:  =  seglen  2  (Sp.  443/4).  ,Diss  [vene- 
tianische]  schiff  ...  ist  dermassen  mit  grossen  und 
witen  säglen  gsiglet  gsin,  daz  sonst  8,  wans  von  nöten 
gsin  were,  2  geben  hette;  dann  der  grost  (magistral 
genambt)  hat  3000  venetian.  elen  tuoch  ghabt.'  1583/4, 
RPfvffer  ( Jerusalemfahrt).  —  Mhd.  sigeten,  segeln  (Lcxer 
II    911);   vgl.   Gr.  WB.  X  1,  93. 

Sigewi  Siggrwi:  1.  feines  wollenes  Halbtuch  von 
der  span.  Stadt  Segovia  Z  (Dan.).  ,9  Ell  Sigovie  zu 
einem  Sommerrock,  ä  1  fl.  22  s.'  1811,  Z.  —  2.  m., 
, lange  schwarze  Strumpfkappe  mit  Troddel,  wie  sie 
die  Fuhrleute  und  Bauern  unter  dem  Hut  oder  auch 
ohne  denselben  trugen'  ZWangen,  weisse  Zipfelkappe 
ZDüb.    —    Zu   -grj-   vgl.   die  Anm.  zu   Sigarren   (Sp.  491). 

sigewii":  aus  Segovianer  Tuch  verfertigt.  Er 
[der  Pfarrer]  ist  ebe"  vom  Abdanke"  cho"  und  sieht 
jetzt  si"s  Chleid  üs,  henkt  's  in'n  Chaste"  und  schläft 
in'n  sigewiene"  Gasgeng  [.Casaquin  von  Drap  de  Se- 
govie'].  Usteri  1853. 

Signa'l  n.:  wie  nhd.  wohl  allg.  bekannt  aus  der 
Eisenbahner-  und  Militärspr.     (Es)  Signal  g'e". 

Signet  n.:  Siegel,  Petschaft.  ,Dass  vorstehente 
Abschrift  mit  dem  Original  von  Wort  zu  Wort  gleich- 
lautent  erfunden  worden,  bescheine  mit  beigetrucktem 
Canzli-Signet.  N.,  Stattschriber.'  1776,  L.  —  Mlat. 
signetum;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  965/6. 

signieren.  , [Die  Fischer  sollen  ihre  Netze]  über 
den  Modell,  so  jedem  von  seiner  Oberkeit  gegeben 
und  deren  Brandtzeichen  signiert,  stricken.'  1652,  Arg. 
S.  noch  ver-bitschieren  (Bd  IV  1932).  —  Vgl.  Gr.  WB. 
X  1,  966. 

Sigrist  (PI.  -e")  Aa;  Bs;  B;  F;  Gl;  L;  G  (Zahner); 
SL.;  Uw;  WLö.,  auch  lt  Tscheinen;  Z,  Sigerist  Aa; 
Bs;  B  (auch  Sigerisch,  in  BG.  Sige-,  Sigirist,  aber  im 
Gen.  d's  Sig.rste");  Gl  (St.b);  L  (auch  lt  St.b);  SL.; 
Uw  {Sigirist  ltMatthys);  Zg  (auch  lt  St.b);  Z  (St.b), 
Sigerst  (Sigrst)  AaF.  tw.,  Tag.;  Bs  (Breitenst.  1864); 
LWill.;  GA.,  G.;  ScbwE.;  U;  W;  Z  (so  Russ.),  Sir- 
gist  ZN.  (so  Neer.),  W.,  Sigrost  (PI.  Sigrosta)  W 
(S0  Vt.)  —  m.:  1.  =  Messmer  1  (Bd  IV  464).  aaüO.  D's 
S-e"  Fritz  B.  ,Sacrista,  sigrist,  kilch  warte.'  Voc.  opt. 
, Sigrist  oder  messmer  (kirchenhüeter),  sditimus,  aedi- 
tuus  (ad  limina  custos,  tutelarius).'  Fris.;  Mal.  ,.Edi- 
tuus,  aeditimus,  Messner,  Küster,  Sigrist.'  Denzl.  1677. 
1716.  S.  auch  richten  (Bd  VI  381  o.J.  Die  Obliegen- 
heiten des  S.  sind  bes.  das  Läuten,  die  Besorgung 
der  Kirche,  Handreichung  beim  Gottesdienst  usw.,  an 
manchen  Orten  ist  er  zugleich  Totengräber,  auch  (so 
in  ß;  Tb)  Weibel  der  Kirchenpflege  (des  Kirchge- 
meinderats). Ber  S.  hat  g'seit:  lezt  han-i'h  bigostlig 
vergesse"  z'  Mittag  z'  lüte";  wann  's  nur  a«'*  Niemer 
g'hört  hat!  Z;  so  oder  ähnlich  auch  sonst.  S.  noch 
hänken  (Bd  II  1457).  Es  schint,  in -am  Ort  si  de" 
Sigerstu"   wenig   dra"  g'legu",   ob   der   Her   [Pfarrer] 


509 


Sag,  seg,  Big,  sog,  sug 


510 


al'ei"  si"  inner  Chirchu"  anner  Altarstigu" ;  si  tient 
bim  Sega"  weder  iiieriiiiclui."  noch  schallu"  und  mei- 
nunt,  der  Her  chennti  [wenn  sie  nach  Vorschrift 
schellen  würden]  ms  Ghlupf  du"  Mwstranz  In" 
falhi"  ...  W  (aus  einem  Narrenspruch).  Auf  sein 
Amt  als  Totengräber  bezieht  sich  die  RA.:  Kr  ist  dem 
Sigrist,  auch:  er  chund  i"  d's  Sigrists  Hcfsiettli  od.  t" 
d's  Sigristweidli  fir  eins  und  alli  [mal],  =  er  muss 
sterben  BGr.  (Bärnd.  1908,  626).  Der  S.  hit  d'  Fuchs 
üs,  Schreckbild  für  die  Kinder  Gl.  Er  cha""  wol 
rede",  und  rüeme"  chann-er  wie-n-e"  S.  Huw.  Kai.  1854. 
S.  und  Pfarrer.  Sig  's  doch  g'si",  wer  's  well,  der  Pfaff 
oder  der  S..'  RA.,  wenn  man  eine  Person  nicht  erraten 
kann.  Dan.  (oO.).  S.  noch  Bd  II  1524  o.  (auch  L). 
,üiu  herschaft  sol  ze  Elvingen  einen  sigristen  setzen; 
der  sol  von  einem  lehen,  das  er  von  der  herschaft 
hat,  jerlichs  geben  der  herschaft  C  eier,  oder  für  diu 
C  eier  die  kilchen  ze  Elvingen  jerlich  besorgen  an 
win  und  an  salz.'  HU.  ,Ouch  sol  der  sigerist  des 
selben  gotzhus  die  selben  kerzen  ellü  zit,  so  es  dürftig 
ist,  machen.'  1305,  Z  Stiftsurk.  ,[N.  stiftet  eine  ewige 
Lampe  in  den  ,Ölberg'  auf  dem  Kirchhof]  die  ouch 
ein  sigerist  . . .  mit  öl  und  aller  notdurft  versechen 
sol  wie  ander  derglich  ampellen  in  der  kilchen.'  1487, 
ebd.  ,Des  sygristen  eid:  der  sygrist  sol  schweren, 
der  kilchen  nutz  und  er  ze  fürdren  . . .  und  nämlich 
die  Sakrament  und  schrinhüser,  trisskamer,  büecher, 
kelch,  kleider,  kleinoter  der  heltum  und  alle  ding  der 
kilchen  eigentlich  und  flissklich  zuo  beschliessen  und 
besunder  derselben  Schlüssel  mit  sorg  behalten  . . .  und 
allweg  flissklich  und  wol  sächen  zuo  den  glogen  und 
zitglogen,  zuo  den  mässgewanden  ...  des  gelich  das 
wachs  und  die  liechter  mit  guoten  sorgen  zuo  ver- 
sächen  und  zuo  nutz  ze  züchen  ...'  1493,  AaBj-.  StR.; 
ein  späterer  Zusatz  schreibt  ihm  noch  weitre  Pflichten 
vor,  so  in  gewissen  Fällen  Kontrolle  und  Anzeige- 
pflicht über  säumige  Priester  (s.  ebd.  84).  ,Die  wachter 
uf  dem  münsterturn  zuo  der  bropsti  sollen  schweren 
. . .  niemand  hinuff  lasen  on  der  turnherren  wyssen 
und  wyllen,  dann  allein  sigristen  und  die,  so  inen 
helfen  löten.'  XV./XVI.,  Z  StB.  .Sigerist:  sol  schwee- 
ren,  der  kilch  und  ersamen  priesterschaft  flyssig  zuo 
gewarten,  die  kilchenzierd  und  becleidung  in  eeren 
zuo  behalten  und  wol  zuo  bewaren,  ouch  wachs  und 
öl,  so  im  je  ingeantwurtet  wirt,  zum  nutzlichesten  zuo 
verbruchen,  nit  zuo  vergüden  oder  sunst  zuo  verun- 
trüwen,  dessglychen  zuo  den  gloggen  und  irer  rüstung 
ouch  guot  sorg  zehaben  ...  darneben  des  zyts  ouch 
acht  zenemmen,  dasselb  abenz  und  morgens  und  wann 
es  je  die  noturft  erfordert,  ordenlich  ze  richten  ...'  1557, 
AABremg.  StR.  ,Uf  hüt  ist  abgeraten,  daz  fürdhin  der 
sigrist  glich  nach  der  predig  am  sontag  daz,  so  ver- 
loren und  gfunden  wirt,  und  derglichen  kleinfüeg  ding 
verkünden  solle  und  nitt  der  predicant.'  1557,  B  RM. 
,Der  sigerst  sol  alweg  mit  trüwen  erfragen,  wo  kranke 
lüt,  und  dem  brediger  bi  zyten  anzeigen.'  1561,  ZZoll. 
Taufbuch.  ,Ein  Sigerist,  der  darzu  bestellt  ist,  dass 
er  der  Kirchen  abwarte  und  sie  sauber  halten  sol, 
der  sol  da  sein  Ampt  tun  und  dessen  fein  ein  Ehr, 
Lob  und  Freud  haben,  dass  er  Gott  dem  Herren  sein 
Hauss  in  einer  rechten  Ordnung  halte  und  ein  christ- 
liche Gemeind  allwegen  fein  Alles  finde,  wie  sie  es 
finden  sol.'  FWyss  1670.  , Sigrist  zum  Grossen  Mün- 
ster, ist  ein  Lehen  des  Stifts  allda;  sein  Amt  ist, 
durch  die  ganze  Wochen,  zu  allen  Predigstunden,  das 


Geläut  fleissig  zu  verrichten.  Ist  auch  verpflichtet, 
einem  Herren  Obristpfarrer  und  übrigen  Herren  der 
Stift  an  die  Hand  zu  gehen,  wo  man  seiner  nötig; 
so  ein  Convent  gehalten  wird,  soll  er  neben  dem  Pe- 
dellen fleissig  abwarten,  auch  sonderlich  in  den  Predig- 
stunden fleissig  zugegen  sein;  es  ist  ihm  auch  über- 
geben, alle  Kirchen  zu  Stadt  und  Land  mit  den  Ob- 
laten auf  die  Festtage  zu  versehen;  es  bleibts  einer 
sein  Lebtag.  Sigrist  zum  Fraumünster,  ist  ein  Lehen 
der  Rechenherren  ...  hat  auch  darneben  [neben  dem 
Kirchendienst]  den  Todtengräberdienst  zu  versehen, 
und  bleibts  einer  sein  Lebtag.  Sigrist  zu  St  Peter, 
ist  ein  Lehen  von  der  ganzen  Gemeind;  er  hat  neben 
dem  Kirchengeläut  [usw.]  auch  noch  in  Rät  und  Bur- 
ger zu  läuten  ;  er  bleibt  sein  Lebenla[n]g  am  Dienst. 
Sigrist  zum  Predigern  ist  ein  Lehen  der  Kirchen-  und 
Spitalpflegeren  daselbst  . . .  bleibts  einer  allezeit.' 
Mem.  Tig.  1742.  S.  noch  Gloggner  (Bd  II  619).  Ein- 
künfte. In  BRüsch.  erhält  der  S.  keinen  Lohn;  er 
bebaut  ein  kleines  Heimwesen,  das  der  Kirchgemeinde 
gehört,  und  geniesst  den  Nutzen  davon,  ohne  Zins 
zahlen  zu  müssen;  an  den  Abendmahlsonntagen  be- 
kommt er  1  Liter  Wein  und  die  Kruste  des  Abend- 
mahlbrotes. In  BGr.  erhielt  er  10  Kreuzer  von  jeder 
Hochzeit,  von  Fremden  mehr;  überdies  musste  jeder, 
der  eigend  Fir  u"''  Liecht  hatte,  den  Sigrist-Bätzen 
entrichten;  der  S.  war  befugt,  sin  Batzen  von  Hüs 
z'  Hüs  z'  prettendieren  als  Honorar  fir  d's  Liten  . . . 
Für  seine  Verrichtungen  als  Totengräber  wurde  er 
seit  1675  mit  ziven  Batzen  für  ein  kleines  und  drei 
für  ein  grosses  Grab  gelohnt  (bisher  bezog  er  für 
jedes  sex  Chrizer,  =  l'/a  Batzen);  dagegen  sollte  er 
,sich  armer  Leuten  Giäbtmähleren  massigen.'  Bärnd. 
1908.  ,Es  ist  ouch  zu  wüssen,  dass  die  von  Oberlnnk- 
hofen  und  die  von  Jonen  die  rechtung  gegen  einander 
hant  von  der  zeigen  wegen,  dass  deweder  teil  darin 
nit  varen  soll,  alle  die  wyl  so  da  ütz  ze  schnyden 
ist;  und  soll  ein  keller  setzen  vier  garben  uff  das  feld 
ze  hüeten  und  ze  goumen,  und  heisset  das  ein  hüeter 
[Bd  II  1797],  und  wenn  abgeschnitten  wirt,  so  sond 
denne  dieselben  garben  eins  sigristen  syn,  und  hat  im 
ouch  ein  keller  damit  gelonet.'  XIV.,  AaKc. Urbar.  ,Das 
der  sigrist  oder  sin  knecht  zuo  nieman  umb  win  süllent 
senden,  si  werden  es  dann  sunderlich  geheissen  von 
denen,  die  si  heissend  Inten;  item  wenn  der  sigrist 
einem  kind  lüted  mit  den  zwein  kleinen  glögglinen, 
der  sol  davon  sinen  alten  gewonlichen  Ion  uemen,  daz 
ist  6  den.  [usw.].'  um  1418,  Z  StB.  ,Sigrast:  1  soum 
wiss  wins  und  1  soum  rots  und  2  eimer  messwin.' 
1420,  Z  Fraumünsterrechn.  Wenn  der  Sigrist  von 
Egg  eine  Taufe  von  [Fehr-]  Altorf  in  die  Kirche  trage, 
solle  er  von  der  Frau  oder  dem  Manne,  denen  das 
Kind  gehöre,  4  Hallerwert  Brot  erhalten.  1432,  Z 
Regesten.  ,Das  man  von  ieclicher  spende,  so  unser 
gemeinde  gibet,  sol  geben  unsrem  sigristen  vier  brot, 
sinem  knecht  zwei  brot...'  B  StR.  ,Anno  1439  ord- 
neten schulthess,  rät . . .  den  sigristen  und  den  grebren 
ze  lüten  und  ze  graben  diss  nachgeschribnen  löne, 
und  sol  man  inen  darzuo  nit  me  weder  ze  essen  noch 
ze  trinken  geben:  dem  man  lütet  mit  dem  deinen 
glögglin:  ze  lüten  1  ß,  ze  graben  oueh  1  ß;  dem  man 
mit  der  nongloggen  lütet:  ze  lüten  3  ß,  ze  graben 
4  ß  . . .'  ebd.  Der  Sigrist  von  LWangen  erhält  von 
jeder  Kindbetterin  ein  Brot  oder  einen  Batzen.  Stirbt 
ein  Knecht  oder  eine  Magd,  so  erhält  er  4  Seh.  Lüter- 


511 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


lohn;  haben  die  Verstorbenen  Nichts,  so  zahlt  der 
Meister.  Für  jeden  Versehgang  gibt  man  ein  Brot. 
So  oft  ein  Bauer  eine  Jahrzeit  hält,  so  ist  er  dem 
Sigristen  Presenz  schuldig  wie  dem  Pfarrer,  und  wo 
an  einer  Hochzeit  der  Leutpriester  Gast  ist,  soll  der 
S.  auch  Gast  sein.  XVI.,  Gfd  49,  164.  ,7  ß  der  heb- 
amen  und  dem  sygerst.'  1532,  Schw  Mitt.  ,üas  ouch 
der  win,  so  zu  hoehzytlichen  tagen  inn  der  kilchen 
überblypt,  allein  dem  sigristen  und  sonst  niemandt  zu- 
gehören [solle].'  1573,  Z  KM.  ,Den  Sigeristen  soll  bei 
den  Hochzeiten  wegen  des  Leütens  lOß  bezahlt  [werden], 
bei  Kindtäuffenen  aber  sie  sich  mit  demjenigen,  was 
man  ihnen  auss  gutem  Willen  gibt,  contentiren  und 
sättigen  lassen  und  zu  Klagten  kein  Ursach  geben; 
item  so  soll  derjenige  Gulden,  so  bisshero  dem  Sige- 
risten von  einer  Begiäbnuss  bezahlt  worden,  in  zwen 
gleiche  Teil  geteilet  werden,  davon  der  halbe  dem 
Gottshauss,  der  ander  halbe  aber  dem  Sigeristen  ge- 
deien  [soll].'  Bs  TOrdn.  1646.  ,Der  Schulmeister  von 
Stallikon  ersucht  uns,  dass  wir  . . .  ihm  zu  der  Ge- 
bühr verhelfen  möchten,  die  er  ehemals  und  bis  auf 
die  Revolution  als  Sigrist  aus  dortigem  Zehnten  be- 
zogen hatte,  aber  seit  1798  ermangeln  musste,  näm- 
lich vier  Dinkelgarben  jährlich,  die  dem  Empfänger 
des  dortigen  Zehntens  zu  liefern  oblagen...'  1804,  Z 
(Erziehungsratsakten).  S.  noch  Chrüz-,  Sprütz-Gelt 
(Bd  II  254.  268);  Ghilchen-Gang  (ebd.  348  u.;  vgl. 
dazu  Lüt-Garb.  ebd.  413);  Huen  (ebd.  1371);  (Öster-, 
Grus-,  Hüs-,  Sprütz-JBröt  (Bd  V  937.  957.  960.  966. 
986),  ferner  Ndw  Ges.  1867,  169.  Wahl  des  S.  ,Wir 
geben  üch  och,  daz  wir  . . .  üch  weder  Schultheis, 
lüppriester,  schuolmeister,  sigristen,  den  rat  noch  och 
den  weibel  ...  setzen  süllen.'  BHandf.  , Schuolmeister, 
sigristen  [matricularium],  torwarten  und  weible  süln 
die  burger  von  in  selben  welen  . . .  und  setzen  und 
entsetzen.'  F  Handf.  1249/1 110.  .Ein  lüppriester  sol 
ein  sigristen  [sacristam]  nit  han  denn  mit  willen  ge- 
meiner burgren.'  1258/  Mitte  XV.,  AiBremg.  Handf.; 
die  selbe  Bestimmung  vor  1309,  AaBt.  StR.;  2.H.XIV./ 
1413,  AaL.  StR.  ,Ein  kuster  zu  Lucerren  hat  ouch 
von  alter  gewonheit,  das  er  ein  sigristen  in  dem  Hofe 
zu  Lucerren  dem  kloster  und  dem  lüpriester  und  den 
undertan  zu  Lucerren  setzet  und  absetzet  . . .  dem  er 
und  erber  lütü  getarren  [!]  gütrüwen  als  einem  erbern 
knechte.'  1311,  Gfd  19, 130/2.  ,[Der  kleine  Rat  wählte 
jährlich  kurz  nach  dem  Neujahr]  die  scharwächter, 
die  Wächter  uff  den  turn,  den  küeghirt,  den  süwhirt, 
den  sygerist,  den  waldvorster  . . .'  XVI.,  Z  Wth.  Der 
Sigerst  wurde  von  der  ganzen  Burgerschaft  gewählt. 
XVIIL,  LWill.  Das  Amt  zählt  zu  den  untersten:  ,[In 
der  päpstlichen  Bulle  vom  Juli  1520  wurden]  hoch  er- 
mant  alle  stend,  vom  meisten  bis  uff  sigristen  und  hir- 
ten  . . .'  Salat,  Ref.-Chr.  —  2.  a)  =  Messmer  2  GA.;  SL. 
Vgl.  Hemdli-S.  Er  macht-e"  zum  S.,  zieht  ihn  aus 
bis  aufs  Hemd.  Schild  1873.  —  b)  Person,  die  sich 
in  Alles  mischt  F.  —  3.  .längliche  Spanisch- Brötli 
[Bd  V  984/5]'  ZEnge  (Dan.). 

Ahd.  sigi-,  sigrriKto,  xigristo,  sigersto,  mhd.  sigrist(e),  ent- 
lehnt ans  mlat.  sacrista  (DuCange  VI  18),  wahrsch.  durch 
Vermittlung  der  Kirchenspr.  Frankreichs,  wo  sacrista  in  An- 
lehnung an  die  volksspr.  Lautentwicklung  als  'segrista  ge- 
sprochen werden  mochte  (vgl.  afrz.  segrestain  <Z  sacristanus). 
Vgl.  im  Übrigen  Gr.  WB.  X  1,  966/7  (wo  auch  noch  weitre 
Schweiz.  Belege);  dazu  Martin-Lienh.  II  338.  Anfällig  ist 
(auch  durch  den  starken  PI.)  die  W  Form  Sigrost,  die  auf 
ein  ahd.  Sig(i)rBst(o]  weist;   vgl.  das  ebenso  auffällige  ,sig- 


rast',  das  um  14-20  wiederholt  in  den  Rechnungen  der  Z 
Abtei  erscheint.  Sonst  mögen  von  ä.  Formen  (mit  Ausnahme 
des  auch  in  der  ä.  Spr.  vorherrscht-uden  .sigrist',  für  das 
weitre  Belege  unnötig  sind)  noch  aufgeführt  werden:  ,Sige- 
rist.'  vor  1309,  AaBr.  StR.;  1482,  Z  RB. ;  HBrenuw.  Chr.; 
SBirk  1535;  1590,  AaL.;  1620,  AaBr.,  ,sigerst(en).'  1558, 
ZFüll.;  1660,  Zg.  Die  in  einer  Urkunde  von  1441  (Gfd  19, 
283)  öfter  gebrauchte  Form  ,sigerstein'  (<  afrz.  segrestaiu) 
ist  wahrsch.  eis.  (wenigstens  stammt  der  Aussteller  der  Urk. 
aus  dem  Sundgau);  einen  weitein  Beleg  ans  einem  Voc.  von 
1482  s.  bei  Diefenb.  347".  Geogr.  verteilen  sich  die  Synn. 
.S'.  und  Mestshner  auf  unserm  Gebiet  so,  dass  M.  im  NO.  und 
O.  ausschliesslich  herrscht:  in  Ap;  Gr(allg.V);  G  (mit  Aus- 
nahme des  SW.);  Seh;  Th;  nöZ.  Bed.  2  a  kommt  von  dem 
weissen  Überrock,  den  der  S.  an  manchen  kathol.  Orten  bei 
seinen  gottesdienstlichen  Verrichtungen  trägt.  —  S.  in  Na- 
men. D's  Sigerste"  UHosp.,  's  Sigriste"  ZW.,  Zuname  von 
Familien,  deren  Vorfahren  einmal  das  Sigristeuamt  bekleidet 
hatten.  Als  Familienn.  (lat.  , Sacrista',  so  im  XIII. /XIV., 
L;  Z);  in  den  alten  Belegen  ist  iudesseu  die  Scheidung  vom 
Appell,  nicht  immer  sicher  durchzuführen:  AaB.  (seit  dem 
XIV.),  Klingn.  (XIII.:  .Sigriste');  Bs  (seit  dem  XIII.  als 
.Sifiistu,  Sigle)rist(e)';  vgl.  Leu,  Lex.  XVII  107);  B  (seit 
dem  XV.;  vgl.  Leu  aaO.);  Gl ;  LEschenb.  (Leu,  Suppl.  V  507), 
Stdt  (,ich  Uolin  Sygrist  von  Zetzwil,  purger  von  Luzern.' 
1388);  Seh  (Leu);  Schw  (XIV.);  SMüml.  (XIII.:  .Sigriste'); 
Uw  (schon  im  XIV.;  vgl.  Leu  aaO.  und  AKUchler  1886,  55; 
1S95,  72);  W;  Zg(Leu);  Z  (seit  dem  XIV.;  vgl.  Leu  aaO.), 
in  ZWth.  auch  ,Sigristlin'  t  (Leu).  S.  noch  Sigristin.  In 
Ortsnamen.  , Sigrist'  AaK.,  .Sigerst'  GWildh.'  .Sigiiist- 
HoP  B,  ,Sigeristen-Hof.'  ebd.  .Sigrist-Halden'  LMalt.  ,-Matt' 
Aa  (auch  .Sigristen-');  B.  , -Boden'  Zg.  .Sigristen-Weidli' B 
Zweis.  ,Sigersten-Wis.'  1637,  ZMeil.,  .Sigersteu-,  Sigristen- 
Wiesli'  Z  (mehrfach).  Vgl.  zur  Entstehung  dieser  Zssen: 
,Area  dieta  sigersteu  hofstad.'  1297,  LBer.,  ,des  sigristen 
güetly.'  1437,  AaB.,  ,ob  sigristen  acker.'  1441,  ebd.,  ,an 
des  sigristen  riet.'  1495,  G.  In  ä.  Zeit  pflegte  man  bei  der 
Bewidmung  der  Kirchen  zum  Unterhalt  des  S.  besondre 
Grundstücke  aus  dem  Pfrundgut  auszuscheiden. 

Hof-:  der  Küster  an  der  Hof  kirche  L.  —  Henr'li-, 
HömHi-:  =  Sigrist  2,  bes.  in  der  Kdspr.  AaF.,  Tag.; 
Lj  Zg.  Syn.  Hemd-Glungg  (Bd  II  634).  Ne"  Hümmli- 
sigerist  chunnd  suberli'''  durch  d'  Stegen  ab  z'  diissele". 
JEoos  1892,  57;  in  den  spätem  Ausgg.  anders.  — 
Chappeli-:  Kapellenmessdiener  GA.  —  .Kirchen-: 
le  marguiller.'  DeLaCour  1736.  —  Rütli  Ridli-:  der 
Küster  an  der  Kapelle  im  Ridli  (s.  Ritt  Bd  VI  1801) 
UwBeck. 

sigriste"  -u":  das  Amt  des  Sigristen  versehn  W 
(Tscheinen). 

Sigristin  f.:  Fem.  zu  Sigrist,  Frau  des  Sigristen. 
Öfter  im  XV.  in  den  Ausgabenverzeichnissen  der  Z 
Fraumünsterabtei;  zB.:  .Der  sigrastin  und  Frenen  ir 
tochter  18  pV  1420.  ,Der  sigristin(en)  3  ß,  huot  des 
heiigen  grabs  (durch  des  h.  grabs  huot  am  carfritag, 
sas  bi  dem  grab  am  karfritag).'  1425/42.  ,2  ß  der 
sigristin,  huot  des  altars  [am  Kirchweihfest].'  1428, 
,sass  by  dem  heltum  (huot  des  heltums  uf  Felix  und 
Regule).'  1437/41.  —  Als  Name:  ,Sig(e)ristin.'  XIII./XIV., 
Bs;  XIV.,  SMüml.;  um   1320,  ZMeil.  (,BeIa  Sigristin'). 

Sigristine":  Pflanzenn.,  Garten-Pfefferkraut,  Sat. 
hört,  WLö.  (FGStebler  1907). 

Das  W.  wird  aus  der  rom.  Nachbarschaft  stammen ;  vgl. 
gleichbed.   tess.  segriggioeura  bei   Durh.  277. 

Signna:  Frauenn.  ,S.  Iminerin,  Heinrich  Iminers 
eliche  tochter.'  1425,  ZStdt.  —  Vgl.  Schm.  2II  242. 

Sieg  n.,   PI.  Siegi:    Sieb   GRVal.  (ältere  Angabe). 
Für   die  heutige  MA.  abgelehnt:    diese   kenne   nur  Sib, 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sng 


«<•/. ",  seihen.  Die  Angabe  scheint  alier  zuverlässig 
zu  sein.  Mischbildung  aus  Sie*  <  Sihe"  (s.d.),  Mye"  und 
Ni/<  {für  die  grammatische   Form)? 

„Sog  ra.:  =  Zöch  [s.d.]  ZF.U  (St.aj.  —  Nicht  be- 
stätigt  und  auch   sonst  zweifelhaft. 

Bine"-Süg  (n.  B):  gefleckte  Taubnessel,  I.amiuni 
mac.  Aa  (Mühlberg);  B;  GG.;  Scb. 

Ali.].  binimga  (ZfdW.  III  282),  inhd.  bintttge,  nlid.  .Bienen- 
saug'  (Gr.  WB.  I  1819;  s.  auch  Fischer  I  1123),  überall  f. 
Das  1.  Glied  zeigt,  dass  das  W.  bei  uns  nicht  bodenständig 
ist  (für  , Biene'  haben  wir  nur  Bi  oder  Imb);  die  Einsender 
für  B  und  Sch  schreiben  auch  geradezu  ,-saug.'   Vgl.  das  Folg. 

Hummel-Sügele"  f.:  Arten  von  Taubnessel,  La- 
niiuin  SohKI.     Syn.  Sügeren. 

Sügeli  UwBuochs  (in  Bed.  2  b),  sonst  Sügeli  (in 
ApLb.;  Z  lt  Spillraann  auch  Z-)  —  n.:  gew.  PI. 
1.  weibliche  Brust(warze);  auch  Zitze  weiblicher  Tiere 
ApK.,  Lb.;  L;  Z.  Heide'beristüdeli  gi''d  (gänd)  de" 
Chinde"  d'  Sügeli,  und  de"  Bliebe"  Haberstrair,  b'hüet- 
dich  Gott  mi"s  Schätzen  au'h!  Z  (Spillm.),  mit  Var.; 
s.  noch  Bollen  (Bd  VI  872).  Herr  Jeses,  Herr  Jeses, 
jetz  bin-ich  e"  Brut  und  ha"  no'h  kä"  Sügeli,  ist  Alls 
noch  g'ad  Hut  Ap;  ähnlich  ZS.  Scherzh.  die  mit  einem 
Üs-hölerli  (Bd  II  1157)  herausgeschnittenen  und  ver- 
kehrt wieder  eingesetzten  halbkugeligen  Teile  eines 
Apfels  ZF.,  Bafzerf.;  Syn.  Büch-Näbeli.  —  2.  Name 
von  Pflanzen,  deren  Blüten  süssen  Saft  enthalten,  den 
Kinder  und  Bienen  daraus  saugen:  a)  Taubnessel, 
Lamium  GMarb.  —  b)  Wiesenklee,  Trif.  prat.  Ap; 
UwBuochs,  in  GRh.,  T.  röti  S.  z.  U.  von  den  wisse"  S., 
kriechender  Klee,  Trif.  rep.  —  c)  Wiesensalbei,  Salvia 
prat.  AADött.  Syn.  ImbenChrüt  (Bd  III  887).  —  d)  die 
grosse"  Sügeli,  gemeines  Immenblatt,  Melittis  nieliss. 
AaB. 

Vgl.  Sagen,  Säger  (Srtgerli,  Smjerlü,  Sügel.  Zur  Form 
mit  Z-  vgl.  die  Aum.  zu  Saget  (Sp.  482);  doch  dürfte  auch 
der   Gedanke  au  Zug.  ziehen   mitgewirkt  haben. 

Süge-  f.:  1.  a)  Warze  der  weiblichen  Brust,  auch 
die  Brust  selbst  ApH.;  ZO.  ,Si  hed  en  rechts  Par 
Süge",  magnis  gaudet  uberibus;  si  hed  nock  hei'  ,S , 
parvulas  portat  mammas'  ApH.  (TTobler).  —  b)  rund- 
licher Vorsprung  des  Brotes,  von  Kindern  gesucht 
GoT.  Syn.  Änggeli  (Bd  I  340).  —  2.  diejenige  Ziege, 
die  dem  auf  der  Hut  befindlichen  Hirten  seine  Nah- 
rung spendet  Ap  (einzelne  Angabe).  Syn.  Sügeren, 
Suggen.  —  3.  Pflanzenn.,  Wundklee,  Anthyllis  vuln. 
UwStans.     Syn.  (Hunig-) Suggen. 

Vgl.  das  Vor.  Ein  Pllanzenn.  Süge"  steckt  wohl  in  den 
Flurn.   i"  der  S.   AaAar.  (Rebhalde),   Süye"-Plünggen  UUrs. 

süge"  (bzw.  -ui-,  -ü-,  -«-),  3.  Sg.  Praes.  -t,  in  Ap; 
L;  S;  Th;  Z  tw.  -et,  Cond.  (soweit  nicht  umschrieben) 
süsg  AAÜEntf.;  Bs;  BoAa.;  GlK.;  Ndw;  U;  ZKn.,  sügi 
BG.,  Si.,  sügti  AAÜEntf.,  Rohrd.;  BoE.,  G.,  M.,  Stdt; 
Ndw;  ZS.,  sügeti  Gl,  Ptc.  g'soge"  Aa;  Ap;  Bs;  BoE., 
G.,  M.,  Stdt;  GitSch.;  LG.;  Th;  Z,  g'suge"  BBr.,  Si.; 
GrD.,  S.,Ths;  L;  Scbw;  Ndw;  ü;  WMü.,  Vf.,  g'süget 
(zT.  neben  der  st.  Form)  ÄAÜEntf.;  Ap;  Bs  (g'sügt): 
L;  GMarb.;  Tb;  Z:  im  Wesentlichen  wie  nhd.  saugen. 
allg.  1.  im  eig.  S.  .Lingere,  s.  oder  schluckten;  linc- 
tus,  das  lacken  oder  s.'  Fris.  ,Suge,  trinke,  lotsche.' 
Bed.  1656.  a)  vom  Säugling  (heute  vielfach  als  derb 
empfunden  und  daher  gemieden),  Tierjungen.  ,S.,  su- 
gere,  wirt  von  kinden  und  tierlinen  eigentlich  geredt.' 
Fris.;  Mal.  a)  abs.  D'  Chatz  löt  di  Junge"  s.  ,Die 
armen  Kinder  dauern   mich   [sagt  die  Hebamme],   si 

Sohwelz.  Idiotikon  VII. 


werden  nie  nüt  Gerechts,  öppe°  wie  die  Angere",  wo 
och  g'soge"  hei",  wie  's  öppe"  ftblig  u"'1  brüchlig  isch.' 
Gottb.;  s.  noch  ge-recht  (Bd  VI  225).  ,I)az  kint  slief, 
ez  weinde,  ez  souc'  WvRbeinau.  ,Denn  diese  gewalt 
hat  der  satan,  dass  er  die  kinder  ausswechselt  und 
einem  für  sein  kindt  einen  teuft'el  in  die  wiegen  legt, 
das  denn  nicht  gedeyet,  sonder  nur  frist  und  sauget.' 
Kcef  1554.  .Porcellus,  färle,  seuwle;  und  so  es  noch 
saugt,  ein  spanfäile.'  Tierh.  1503.  ,I)ie  lämber,  so  sy 
geboren,  sollend  die  hirten  aufrichten,  zuo  dem  uter 
stellen  und  inen  die  milch  in  iren  offnen  rächen  roel- 
chen,  damit  sy  lernind  s.'  ebd.  Ei""m  z'  s.  ge"  (dafür 
jetzt  häufiger  (z' trinke")  ge").  [Mutter  zum  Säugling:] 
Chumm,  ich  vnll-der  z'  s.  ge".  Gottb.  ,Hörte  er  mich 
in  seinem  Webkeller  [schreien],  so  kam  er  hervor 
und  ...  begehrte  mit  der  Frau  auf,  warum  sie  mir 
nicht  zu  s.  gebe.'  ebd.  Kinderverse.  Anneli  «f  (us) 
de"  Stüde"  gibd  de"  Chinde"  z'  s.  und  de"  Bliebe" 
Fleisch  und  Speck  und  de"  Chinde"  Cluitze"drick  VA)., 
S.;  s.  noch  Esel-Seich  (Sp.  139).  —  ß)  mit  Angabe, 
woran  gesogen  wird,  im  Acc.  oder  mit  ,an.'  D's  7'»/////. 
am  P.  s.;  s.  Bd  IV  1426.  Anni,  Pfanni,  Chessiboge", 
hei  hundert  Jär  am  Büppi  g'soge"  BWohlen,  hür  und 
feiig  am  Lülli  g's.  ScuwE.;  s.  noch  Bd  I  260.  ,ües- 
glich  [hat  er,  ein  Gotteslästerer]  der  brüst  gefluochet, 
die  Got  gesogen  hat.'  1528,  Z  RB.  ,An  der  brüst 
s.,  ubera  sugere.'  Fris.;  Mal.  ,Die  muoter  s.':  ,Ein 
raeitli  hat  anzeigt,  vor  10  oder  11  jaren,  als  es  ganz 
jung,  ungvarlich  6  oder  7  jar  alt  gsin  und  noch  sin 
muoter  gsogen...'  B  Turmb.  1556.  A"  der  Chalber- 
gelte"  s.,  von  Kälbern,  die  künstlich  gesäugt  werden 
(s.  saugen  2  Sp.  439).  Er  het  z'  lang  an  der  Chalber- 
gelte"  g'suge",  wohl  Spott  auf  einen  verwöhnten  oder 
unreifen  Menschen  BSi.  —  f)  Milch  s.  Ach,  es  hed 
Epper  ze  mi"'m  Mieti  g'schossen  u"d  jetz  is  's  töd  und 
ieh  ha"  kei"s  Golts-Trepfelli  Milch  mir  z' s.,  sagt  ein 
junger  Bär.  Baknd.  1908.  ,Han  ouch  sunst  nie  kein 
frowenmilch gsogen  ...  das  was  mins  ellentz  ein  anfang.' 
TbPlatter  1572;  s.  noch  Hörn  (Bd  II  1617).  —  b)  von 
sonstigem  Saugen;  in  den  selben  Fügungen  wie  unter  a. 
<x)  abs.  Gottvergesse"  züche"  ond  s.  [an  einer  Tabakpfeife]. 
ATobler  1909.  ,Die  neünaugen  geläbend  allein  des  s-s 
als  die  bluotsuger  oder  äglen.'  Fischb.  1503.  ,Für  ge- 
schwulst  der  knüwen  . . .  setze  aglen  unden  der  knüwen 
und  las  also  s.,  byss  von  fölli  selbs  abfalleut.'  Zg 
Arzneib.  1588.  —  ß)  mit  Acc.  oder  (heute  gew.)  mit  ,an.' 
D'  Schrättli  hand-e"  g'soge",  sagt  man,  wenn  man  an 
einem  Kinde  die  Brustwärzchen  entzündet  findet  ApK. 
(TTobler).  Ähnlich :  D's  Toggi  sügt  's,  hed  's  g'soge"  [das 
Kind]  GrD.  (B.).  ,Wol  band  ouch  unsere  wyber  iren 
wohn,  dass  diss  dogklin  den  sugenden  jungen  kinden 
nachts  überlegen  sye  und  sy  an  iren  brüstlinen  suge,  da- 
von inen  die  brüstlin  und  werzlin  ettwan  geschwällent.' 
RCvs.  (Br.).  Vgl.  Toggi-Sügen  (Sp.  517).  .Die  Jungen 
s.',  vom  Vieh,  gilt  als  Währschaftsmangel:  .Vieh,  so 
die  Junge  saugen  oder  zur  Gablen  schlagen,  soll  in 
erweisendem  Fall  ...  der  Verkäufer  schuldig  sein,  in 
einem  Termin  von  14  Tagen  gegen  Ersetzung  des 
Schadens  zurückzunehmen.-  GrKI.  LB.  ,Das  mül  s.'. 
derb  für  küssen :  .Darnach  hab  es  sich  begeben,  das 
sy  eines  kinds  innläge,  do  käme  die  genant  Anna 
Lapin  zuo  ir  in  ir  huss  und  fluochete  ir  den  ritten 
und  wenn  ir  meister  Binder  das  mul  gnuog  gesogen 
hefte  [usw.].'  1485,  Z  RB.  ,Die  hand  s.'  .Bist  ver- 
wägen, so  vertrauw  einem  gezämpten  bätzlin  rauw; 
88 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


saugt  er  dir  gleich  band  und  finger,  er  wirt  mer  dann 
vor  vil  grimmer.'  Tierb.  1503.  .Die  täpen  (am  täpen) 
s.'  uä.  Eig.  vom  Bären  im  Winterschlaf;  vgl.:  ,[ürsus] 
per  hyemem  in  speiseis  delitescens  solo  victitans  hu- 
more,  quem  ex  primoribus  pedibus,  tunc  intumescen- 
tibus,  exugit.'  Denzl.  1077.  1716.  Wenn  der  Bär  an 
der  Wienacht  cha""  in  der  Sunne"  ligge",  so  mues'-er 
an  der  Östere"  am  Dope"  s.  Bs  (Wetterregel).  ,Das 
aber  ein  sonders  und  von  natur  wunderbare  art  an  im 
[dem  Bären]  ist  . . .,  ist  eben  das  dappen  s.,  schlaaffen 
und  lang  verborgen  ligen.'  Tierb.  1563.  ,Darnach  so 
sitzen  sy  [die  Bären  im  Winterschlaf]  zuo  Zeiten  auf, 
saugen  die  datzen;  dann  ander  speiss  versuochen  sy 
nimmer,  biss  sy  aussgond.'  ebd.  Uneig.  vom  Menschen. 
.[Guardiknecht  zu  Johannes  im  Gefängniss:]  Nun  sitz, 
sug  dapen  wie  ein  bär,  diu  buch  ist  sust  vor  öd  und 
lär.'  Aal  1519.  Am  (Iure")  Tdpe"  s.,  Nichts  zu  essen 
und  zu  trinken  haben,  dann  übh.  leer  ausgehn,  das 
Nachsehn  haben  Aa;  Bs;  Gl;  Sch;  Th;  üw;  Zg;  Z, 
auch  mit  scherzh.  Umkehrung  am  l.  Süge"  täpe"  Z 
(Dan.),  ähnlich  AaF.,  in  ZSchwerz.  im  gleichen  S.  a" 
der  läre"  Säge"  stize"  (für  a"  der  l.  Stize"  s.);  vgl. 
dazu  Chib  und  Wind  (Bd  111  106).  Er  cha""  jetz  am 
D.  s.,  von  Einem,  der  Hab  und  Gut  vertrunken  hat 
Bs.  Wann  d'  Nut  mer  hast,  dann  cha""st  am  T.  s. 
ZZoll.  W-e""-men-em  nid  g'holf'e"  hett,  chönnt-er  iez 
am  1.  T.  s.  Th.  Wo  si"  [des  verlornen  Sohnes]  Sach 
alli  z'  Bode"  ist,  chund  e"  grüsse*  Hunger  i"'s  Land; 
dui  isch  a"-si  cho",  am  l.  D.  z'  s.  und  uff  <>em  Dätsch 
usse"  z'  stä",  Übers,  von  Luc.  15,  14.  Dial.  (Uw). 
Drum  se'tti"d  ...  d'  Beili  zu-n-ire"  Wabe"  selber  luege", 
su"st  müe"'nd  die  arme"  Tropfe"  halt  zletscht  gar  am 
l.  T.  s.  JBHaffl.  1813.  ,Da  hockt  der  Faulenzer  und 
isst  und  trinkt;  Unsereiner  kann  am  leeren  Topen  s.' 
ADietbelm1897.  Mer  wei"  denn  luege",  allweg  am  läre" 
Düme"  s.  muess  Keine'',  und  wenn-mer  ü"se"  Leche"her 
müesse"  go"  a"hau"e"  oder  si"  Tochter.  JReinh.  1907. 
, Salem  lingere,  an  den  Dappen  s.'  Met.  Hort.  1692. 
Auch:  Nichts  zu  tun  und  zu  verdienen  haben,  untätig 
dahinleben ;  ,N.  musste  . . .  sein  mit  grossen  Kosten 
erlerntes  Handwerk  niderlegen  und,  wie  man  zu  reden 
pflegt,  am  Dapen  s.'  1740,  ZWülfl.  So  auch:  ,die 
klauwen,  finger  s.'  ,Was  sollen  wir  do  heime  tuonV 
clouwen  s.,  finger  spitzen?'  fragt  der  junge  Eidgenoss 
den  alten,  der  ihn  von  fremdem  Kriegsdienst  abmahnt. 
Gengenb.  ,Wann  ich  also  daheim  solt  sitzen,  die  finger 
s.  und  nägel  spitzen.'  Zehen  Alter.  Dagegen:  am 
BäreHalpe"  s.,  aus  der  Berner  Staatskasse  sein  gutes 
Einkommen  haben  Bü.  (Zyro).  An  einer  Birne,  einem 
Stück  Zucker  s.  Und  wann  mi"s  Schätzli  en  Zucker- 
stock war,  so  ward  ftätj-ich  dra"  s.,  bis  Nüd  mer  dra" 
war  Aa;  Gl;  Z.  ,Die  Bein  mit  Zähnen  nicht  benage, 
noch,  wegen  ihres  Marks,  auf  Brot  und  Täller  schlage, 
nicht  sauge  laut  daran.'  Z  Neuj.  St.  1645  (Tischzucht). 
Eier  s,  austrinken  BBe.  , Tabak  s.',  rauchen.  1729, 
BHa.  Von  1674  an  kommen  häufig  Klagen  wegen 
Tabak  ,röuken'  oder  ,s.'  vor;  auch  wird  der  Wirt  be- 
straft, ,weil  er  Tabaksugern  Statt  und  Platz  gegeben.' 
BLauenen.  A"  der  [Tabak-]  Pfiffe",  Sigarre"  s.  D' 
Pfiffen  ist  mi"  Chalbergelte"  [s.  unter  a  ß],  ich  tagen- 
der grad  der  ganz  Tag  drand.  Schwzd.  (BSi.).  Ond 
wenn-si  denn  Firöbc"d  hcnd,  so  tiiecht-si  's  Pfiffli  guet, 
seu  süge"d  dra"  bim  Sakeremost  wie  a"-me"  Zuckerhuet. 
Ap  VL.  1903.  Er  hed  a"  der  Zigare"  g'soge"  wie  e" 
Göfli  am  Lüller.   ATobler  1909.     Er  mues"  geng  am 


Nüggel  s.,  die  Zigarre  im  Munde  haben  BG.  Kinder- 
verse. Oberbipp  und  Underbipp,  Wietlispach  und 
Wange",  schiss  in  Sack  und  sug  am  Zipfel:  gel',  i'h 
ha"-dieh  g 'fange"!  Aa.  Bueb,  de  bisch  en  armer  Tropf: 
nimm  a"  Chaiz  bim  Schwanz  und  süg  am  Zopf!  L 
(EBöthelin).  —  y)  ,(Etw.)  s.  aus',  heraussaugen.  [Wenn 
der  Most  fehlt]  de""  sügt-mer  halt  de"  MageHröst  nur 
us-men  andre"  Nuggel.  JRoos  1907.  Us  jedem  Chelchli 
het-er  [der  Schmetterling]  g'soge"  G  (Firm.).  ,Ich  bin 
ein  Flönlein  arm  und  klein,  von  Todesnot  umgäben. 
—  Du  sugst  mir  's  Bluet  us  Marg  und  Bein,  drum 
nimm  ich  dir  das  Laben.'  Anf.  XIX.,  ZStdt  (Lied  vom 
Floh).  ,Es  werde  bei  Einrichtung  dess  vorhabenden 
Monitorii  ...  verhüctet  werden,  dass  kein  Gift  darauss 
gesogen  werden  könne.'  1721,  Z.  RA.  Öppis  us  de" 
Fingere"  s.;  s.  Bd  I  862  (in  der  Bed.  .selbst  erfinden, 
erdichten'  auch  B  und  wohl  weiterhin).  Der  hei  Das 
nit  us   dem    Tümme"  g'suge"    BG.,  Si.   —    2.    uneig. 

a)  .Eine"  s.,  quotidiana  beneficia  ab  aliquo  extorquere.' 
In.  B.  An  Ei"'m  (ume")  s.,  Einen  ausbeuten,  -nützen; 
am  Volk  s.,  ,vom  Volkswohlstand  profitieren'  Ap;  Bs 
und  sonst.  Alls  wo't  a"  dere"  Kasse"  s. :  Suppena"stalt 
und  Schütze"hüs.  Schw  Fasn.  1898.  Spielausdruck: 
Welcher  von  den  3  Spielern  beim  sog.  Zugere"  (s.  d.) 
zuerst  150  Punkte  macht,  hat  gewonnen;  es  wird  aber 
weiter  gespielt,  bis  der  Sieger  A.  so  viele  Punkte 
über  150  hat,  als  B.  und  C.  zs.  darunter,  zB.  A.  160, 
B.  142,  C  148;  dann  bezahlt  B.  dem  A.  8  mal,  C. 
2  mal  den  vereinbarten  Satz.  Sobald  während  des 
Spiels  Einer  die  Punktzahl  150  überschritten  hat,  heisst 
es :  Es  silgt  e"fängs  Einer,  und  am  Schluss  im  obigen 
Falle:  A.  sügt  vum  B.  achti  und  vum  G.  zwei  Z.  — 

b)  en  Untugend,  es  Laster  erpen  und  s.,  gleichs.  mit 
der  Muttermilch  einsaugen  GrL.  (Tsch.).  Sc!b  hest-du 
noeh  nit  g'suge",  Das  bringst  du  noch  nicht  zu  Stande 
GrS.  —  sügend:  im  Säuglingsalter  stehend.  Wetn- 
me"  en  junge"  sagende"  Hund  falle"  lad,  überchund-er 
en  Chropf  Grü.  ,Bevor  du  die  3  höchsten  Namen 
sprichst:  ich  gebiete  dir  durch  die  Kraft  Gottes,  liebe 
mich,  wie  eine  Mutter  ihr  saugendes  Kind  liebt.'  AfV. 
(Liebeszauber  aus  AABb.).  .Beide  Jüngling  und  junk- 
frauwen,  die  s(a)ugenden  kinder.'  1525/30,  V.  Mos.; 
.Seuglinge.'  Luther.  S.  noch  unter  1  b  ß.  —  zun  gen-: 
ein  Währschaftsmangel  des  Rindviehs.  , Zungensau- 
gende Kühe,  welche  die  meiste  Zeit  an  der  Zunge 
saugen,  nur  für  Hungersterben  fressen  und  daher  sehr 
mager  werden.'  Steinm.  1804.  In  einer  Aufzählung 
von  ,Presten'  des  Viehs  erscheinen  Kühe  ua.  als  .zun- 
gensaugend.' 1654,  GRRq.  S.  noch  siech  1  b  (Sp.  193) 
und  vgl.  Zungen-Sngerin. 

Ahd.  tiigan,  mhd.  aügen.  st.  Vb ;  vgl.  Gr.  WB.VIII  1SS8/91 ; 
Martin-Lienh.  II  33S.  Zum  Ptc.  t/suye"  vgl.  die  Anm.  zu 
süfm  (Sp.  350).  Vgl.  auch  saugen  mit  Anm.  (Sp.  438/9). 
Hieher  der  Imp.-Name  ,Anna  Sngenfistiu',  auch  ,Sug(d)eu- 
vischin'  geschrieben.   1430/1,  ZRB.;  zu  Fiel  (Bd  I   1123). 

ab-:  ab-,  einsaugen.  [Säugende  Frau,  ihren  spek- 
takelnden Mann  zur  Ruhe  mahnend:]  Sott  Kammedene" 
tüend-ere"  Säuggeri"  nid  se  guet  und,  ivas  noch  böser 
ist,  di  Poppeni  süge"d  der  Schrecke"  mit  der  Milch 
ab.   SCHWZD.  (GRPr.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  94;   Fischet  1  f>7. 

üf-:  wie  nhd.  aufsaugen  B;  Th;  Z  und  sonst, 
.assorbire'  PAL  (Giord.). 

a°-:  ansaugen,  zB.  die  Brust  einer  Wöchnerin, 
wenn  sie  nicht  fliessen  will  B;  Z,  die  Saugflasche 
kleiner   Kinder    Th;    Z,    einen    Fasshahn    (Häni)    Z. 


517 


Sag,  seg,  sig,  sog,  sug 


518 


Tre-tli  [Bobinen]  ct.,  mit  dem  TreHU-Süger  (s.  d.)  das 
Wasser  in  die  Tr.  hineinziehn,  so  dass  sie  ganz  davon 
durchdrungen  werden  Z.  —  In  andrer  Bed.  bei  Gr.  WB. 
1   434. 

i"-:  einsaugen  B;  Th;  Z  und  sonst.  Das  trockene 
Erdreich  süg(e)t  de"  Regen  i". 

er-:  a)  aussaugen.  ,E.,  mit  saugen  erösen.'  Mal. 
Meist  uneig.  .Jüngst  habend  sy  [die  Fürsten  und 
Herren]  über  alls  die  überblibnen  buren  also  ersogen 
und  erärmet,  dass  sy  ouch  nüt  habend  ze  sturen.' 
Zwingli.  ,Ein  aussgenutzet  und  erlägen  ärdtrich,  oder 
ein  ersogner  grund,  lassa  terra.'  Fris.,  ,aussgenutzet 
und  ersogen  acker,  effueti  agri.'  Mal.  —  b)  heraus- 
saugen. Uneig.:  .Savanarola  hat  kein  Ehr  zu  Fer- 
raren  ersogen.'  JOWeissenb.  1078.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III 
951;   Fischer  II  835. 

fls-:  wie  nhd.  aussaugen,  wohl  allg.  a)  eig.  Bre- 
me"  «.;  s.  Bd  V  604.  En  Ei(er)  u.  Aa;  Ap;  Th;  Z. 
,. Jedes  Tier  entwöhnt  seine  Jungen  zu  rechter  Zeit, 
es  lässt  sich  nicht  auss.  bis  auf  das  Blut.'  Gotth. 
,Diss  geschiecht  oft,  dass  den  sechswöcherin  die  kinder 
verwechselt  werden  und  die  teufel  sich  an  ire  statt 
legen  ...  und  die  mütter  also  ausgesogen  werden,  dass 
sie  nicht  mehr  stillen  können.'  Ruef  1554.  , Einem 
Etw.  ü.'  ,Den  Leuten  schadet  er  [der  Kobold]  weiter 
nicht,  als  dass  er  den  Kühen  hier  und  da  die  Milch 
aussauget.'  Ammann  1850.  ,Der  Teufel  Jögli  habe  ihr 
[der  Hexe]  Tauf  und  Chrysam  ausgsogen,  ...  darum 
floss  kein  Blut,  wenn  sie  ...  fingertief  gestochen  wurde.' 
1667,  UUrs.  Hexenproz.  ,Dass  die  Kröten  den  Kühen 
die  Milch  nicht  aussaugen,  nimm  Wagenschmär  in 
ein  Schirblein  und  seze  es  in  den  Stall.'  aB  Arzneib. 
Ei"rm  's  Bittet  ü.  1)  eig.  ,Ich  sich  dir  nach  und  sende 
dir  nach  nun  gewere  wolffe:  drie,  die  dich  zerbyssent, 
drie,  die  dich  zerryssent,  drie,  die  dir  din  herzlich 
bluot  uss  lappent  und  sugent.'  1407,  Bs  Zauberproz. 
—  2)  bildl.,  Einen  nach  und  nach  um  Hab  und  Gut 
bringen  GT.  Dass  ihr  [Pfaffen]  fürest  hi  nümma 
könnind  asa  de  arma  Lüta  ihr  Schweiss  und  Bluot 
u.  und,  wo  ihr  öppa  a  hübsch  Stuk  Gütli,  Huss  oder 
numedi  es  hübsch  Gada  grvüsst,  an  üch  zeuchä.  Göldi 
1712.  —  b)  uneig.  Eine"  (d'  Eitere",  's  Volch)  ü.  wohl 
allg.  Die  Schehne"hind  hend  der  arm  Tifel  jetz  afet 
schier  g'vellig  üssg'suge"  U.  —  Üs-sügung  f.  ,Unge- 
farlich  im  jar  1480  ...  hatt  sich  uff  einer  allp  ...  ein 
grusamer  grosser  wurm  befunden,  wöllcher  den  guotten 
landtlütten  mitt  ussugung  der  küeyen  . . .  grossen 
schaden  getan.'  RCvs.  (Br.). 

ver-:  zersaugen  Ap;  Th  (häufiger  ver-sugglen;  s.d.); 
Z.  Die  Bire"  sind  zum  V.,  so  weich  und  saftig  Z. 
E"  Hämpfeli  dere"  farbege"  süesse"  Bumbum  zom  V. 
ATobler  1901.  Tarsch-es  nüd  verbisse",  mosch'-es  v., 
zu  einem  Kinde  Ap.     Bäre"dreck,  Zucker  v. 

Toggi-Süge"  n.  ,Das  Toggisaugen  haben  ...  sagt 
man  von  Kälbern  oder  Zicklein,  wenn  selbe  vor  der 
Zeit  ...  angeschwollene  Euter  haben,  und  Milch  be- 
kommen, aber  auch  von  Kindern,  wenn  selben  die 
Brüste  unnatürlich  anschwellen'  Gr1).(B.);  vgl.  sügen 
(Sp.  514). 

Süger,  Säger  m.,  Dim.  Sügerli,  Sügerli  n.: 
1.  a)  eig.  a)  Süger,  junges  Tier,  das  noch  gesäugt 
wird,  von  Pferden  Ap;  Gl;  Gr  (,halbjähriges  Pferd' 
Nuf.),  von  Ziegen  Ap,  von  Schweinen  GlH.  En  hü- 
riger,  en  ferndriger  S.,  ein-,  zweijähriges  Füllen  GRMai. 


—  ß)  ,die  wilden,  meist  nicht  fruchttragenden  Aste' 
Gr  (AUlrich  1897).  ,Zum  Fruehtbringen  lässt  man 
[an  den  Weinstöcken]  zwei  Schürzlig  stehen,  und  fürs 
folgende  Jahr  an  jedem  Schürzlig  zwei  Suger  mit 
zwei  Augen;  die  Suger  sollen  das  Holz  geben  zu  den 
nächstjährigen  Schürzungen'  GuHe.  —  b)  übertr.,  Wu- 
cherer GrPi-.  —  2.  a)  Süger,  ,Saugröhrchen,  welches 
in   die  Schnauze   des   Saugnapfs   gesteckt   wird'    BSi. 

—  b)  Süger  BGr.,  Si.;  GRh.,  Süger  GoT.,  Sügerli  BBe., 
Lutschbeute].  Am  Leffel  sirpflen  und  schlurpfen  und 
tschurggen  wie-n-es  Chind  am  S.  BGr.  (Bärnd.  1908).  — 
3.  I'flanzenn.  a)  Süger  LW.,  Sügerli  LW.;  GSa.,  We., 
Wil;  ScHwlb.,  Kü.,  Sügerli  Aa  (Mühlberg);  Bs;  GRh., 
Stdt,  oT.;  Th,  =  Sügeli  2  a,  und  zwar  meist  Lamium 
mac.  et  album,  spec.  (röter  Süger  LW.,  röts  Sügerli 
LW.;  ScHwlb.,  Kü.)  Lamium  mac,  in  GStdt,  oT.  unter- 
schieden als  röti  und  wissi  Sügerli.  —  b)  Süger  GRh., 
T.;  UUrs.,  Säger  ApH.,  M.  (TTobler);  GRh.,  T.,  Sü- 
gerli GRh..  T.;  ScnwScliüb.;  UUrs.,  röti  Sügerli  GuRh., 
Stdt,  oT.;  UUrs.,  =  Sügeli 2b,  Trif.  prat.  Wissi  Sügerli, 
Trif.  rep.  GoT.  —  c)  Sügerli  =  Sügeli  Sc  TnMamin.  — 
(1)  gelber  Süger  LW.,  gelbs  Sügerli  LW.;  ScHwlb.,  Kü., 
gel"i  Sügerli  Bs;  GoRh.,  gelbe  Waldnessel,  Galeobd.  lut. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1892/3;  Schm.  21I  237;  Martin-Lienh. 
II    338.     Süger  wohl   eig.   PI.-Form. 

Ameise"  Hampeissi- Sügerli :  =  Süger  3  a  (röts  H., 
Lamium  mac.)  nndSd  (gelbs  S.)  SchwG.  —  Flaschen-. 
,Ein  weinschlucker,  ein  grosser  trinker  oder  näschen- 
sauger,  multibibus.'  Fris.  .Fläschensauger,  bibax.' 
Mal.    ,Sebold  Fläschensugei",  fingierter  Name.  NMan. 

Hunig  Hung- Süger,  in  GRh.,  T.  -Süger,  in  GlS. 
Sügerli:  Pilanzenn.  a)  =  Süger  3b,  Trif.  prat.  GLFrei- 
berge,  S.;  GRh.,  T.  —  b)  röter  H.,  =  Süger  3  a,  Lamium 
mac.  ScHwTuggen.  —  c)  gelbe''  H.,  =  Süger  3  d.  ebd.  — 

Vgl.  Huniij-Sutjyen. 

C h  i n  d  e ° -  Sü ger :  Knabe,  der  den  Mädchen  nach- 
läuft, Mädchenjäger  ZZoll.  Syn.  Ch.-Sügi,  -Fützler 
(ZStdt;  s.  auch  Bd  I  1157  u.),  -Schmecker.  —  Lögeli-, 
Lögeli-:  Spitzname  der  Bewohner  von  BsFrenk.  Vgl. 
Flaschen-  S.  —  Märchen-:  qui  eunnum  equs  lingit. 
,Ist  kürzlich  gredt,  die  cappuciner  seien  merhensugei", 
in  einem  Klageartikel  gegen  die  Reformierten.  1589, 
Zellw.  Urk.  Vgl.  Märchen-Ge-hijer  (Bd  II  1111).  — 
Büppi-,  auch  -Sügerli:  wer  noch  am  Büppi  saugt 
BE.,   ,ein  Knabenschimpf'    B  (Zyro).     Syn.  Büppcler. 

Bluet-:  1.  Name  von  (auch  nur  angeblich)  blut- 
saugenden Tieren,  a)  Blutegel,  Hirudo  med.  Aa;  B; 
SL.,  Ölten;  Z;  „allg."  ,Pr  Blutsuger  a°setze-  20  ß.' 
1827,  Z  Haush.  ,Durch  ihre  Exorcismos  und  Sägen 
wollen  sie  [die  Päpstler]  beschweeren  und  verbannen 
die  vergifte  Wurm  und  Schlangen,  die  Blutsauger  und 
Ael  [usw.].'  Gwerb  1646.  —  b)  Spitzmaus,  Sorex  aran. 
Ai-H.,  I.  ,\uch  im  Appenzellerlande  herrscht  der  Irr- 
tum allgemein,  dass  die  gemeine  Spitzmaus,  der  Mütz- 
ger, den  Kühen  in  den  Bauch  krieche,  sie  am  Bauch 
und  an  dem  Euter  verwunde  und  ihnen  Blut  sauge, 
daher  nennen  sie  die  Innerrooder  Blutsauger.'  Steinm. 
1804;  darnach  bei  St.  und  TTobler.  —  c)  Luchs,  Felis 
lynx  F.  —  2.  übertr.  auf  Menschen,  a)  Wucherer, 
Erpresser,  wohl  allg.  Es  het  dort  inne"  [im  Welsch- 
land] mer  Bl.  weder  rot  Hund.  JReinh.  1905.  —  b)  Spott- 
name der  Katholiken  in  der  Reformationszeit  (wegen 
des  Pensionenwesens).  ,Das  üch  Götz  liden,  erdtrich 
und  wunden  schendt  ...  ir  Schelmen,  lantzverretter, 
diebsböswicht,  fleischverkeiffer,  bluttsüger,  ir  band  das 


Sag-sog.    Sagg-sngg 


520 


land  verkouft  und  das  kindt  in  muter  lyb.'  1550,  W 
Blätter  (,Trinkelstierkrieg').  S.  noch  Fleisch-  Ver-käufer 
(Bd  III  173).  —  3.  lange,  freihangende,  schlanke  Locke 
im  Gegs.  zu  den  ,Specklocken'  (vgl.  Bd  III  1252)  Bsf- 

Vgl.  Gr.  WB.  II  190;  Fischer  I  1234;  Martin-Lienb.  II 
33S.  Bei  2  b  könnte  auch  an  die  Messzeremonieu  gedacht 
werden;  vgl.  Gottea-Metiger  (Bd  IV  628);  jedoch  spricht  der 
Zshang  eher  für  die  im  Text  gegebene  Bed.  3  ist  von  1  a 
iihertr.;  vgl.  bair.  Schneckl.  geringelte  Haarlocke  (Schni.  2  II 
567);  zu  einem  gleichbed.  Schniegel.  eig.  Schnecke,  gehört 
nhd.  , schniegeln.' 

Stei"-:    Rossegel,    Hirudo  vorax  L  (Schürmann). 

—  Tabak-:  Raucher.  ,Sie  [die  Stillstände]  sollen 
auch  Acht  haben  auf  die  mutwilligen  Nachtvögel. 
. . .  auf  die  unguten  Tabaksauger  und  Schnupfer.' 
JHKagi  1867.  S.  noch  sügen  (Sp.  515).  —  Trätli-, 
TrÖtli-:  eine  Art  Saugpumpe,  mit  der  beim  Baumwoll- 
weben die  Luft  aus  den  Trätli  (Bobinen)  gezogen 
wird,  damit  das  Wasser,  in  welches  dieselben  gelegt 
weiden,    sie  leichter  durchdringe    Z.     Vgl.  an-sügen. 

—  Tann  -  zapfe"-:  Spitzname  der  Bewohner  der 
waldreichen  ,obern  Rode'  von  ApOberegg  bei  denen 
der  ,untern  Rode',  ebenso  der  Bewohner  von  BsReig.. 
.weil  ihr  rauhes  Land  keine  Reben  trägt'  (Becker). 
Vgl.  Tann-zapfen-Land  (Bd  III  1305).  —  „Zunge"- 
Sügeri":  Kuh,  welche  stets  an  der  Zunge  saugt.  Hie 
Kühe  fressen  lieber  nicht,  als  dass  sie  diese  üble 
Gewohnheit  unterlassen.  Sie  magern  dabei  oft  ab, 
daher  dieses  Übel  in  einigen  Gegenden  der  Schweiz  als 
Gewährsmangel  angenommen  ist."  St.2;   vgl.  Sp.  510. 

Süger e°  f.:  1.  =  Sagen  2  Ap.  —  2.  Pflanzenn. 
a)  =  Süger  3  a  Ap  (Lam.  alb.);  GNeur.;  Zg  (röti  S., 
Lam.  mac).  —  b)  gclbi  S.,  =  Süger  3  a  Schw. 

Sügi  n.:  Mundspitze  der  Saugflasche  B.  —  Dim. 
y,u   Sügen? 

Chinde°-Sügi  m.:  =  Chinden- Süger  Z  (Dan.). 

Sügle»  f.:  =  Süger  3  a  GStdt. 

Sügelm.:  1.  a)=Sügelil  Ap(TTobler).  -  b)  Lutsch- 
beutel, ebd.  —  2.  Pflanzenn.,  =  Sügeli  2  b  Ap  (TTobler). 

—  Neubildung  von  Sügeli  aus. 

sügele",  in  Gr  lt  Vassali  sügle":  Dim.  zu  sügen, 
ein  wenig,  sanft  saugen  L;  GRh.;  Dial.,  schlürfen 
Gl,  .saugen,  ablecken'  Gr  (Vassali).  Lueg  auch  ü'sers 
Meiteli  a".   wie 's  su  hübscheli*''  s.  cha""!    ERöthelin. 

Söge"  f.,  Dim.  ,Süglin':  saugendes  Lamm.  ,Was 
täglich  ich  kan  sehen  bei  meiner  Wullen-Herde  die 
Bock  und  feisse  Seügen  (so  an  der  Mutter  ligen).' 
JCWeissenb.  1078.  .Abel  hingegen  reichet  die  Seüglin 
weiss  gebleichet,  die  noch  dass  süesse  Most  von 
Muetter  Tutter  [!]  pressen.'  ebd. 

Sügler  m.:  1.  =  Sügeli  b  GT.  —  2.  =  Sügel2 
GRh.,  T. 

SÜg  neben  sügg  (s.  d.):  =  sig  (s.  Sp.  489)  ZO. 

Sügeli  Zu.,  Schwerz.,  Sügeli  Zu.:  Kosewort  für 
ein  junges  Schwein.  Vgl.  auch  Sfigeli-Hund,  eine 
gewisse  Blutwurst  ZO.  ,Sugeli,  Sugili,  Lockruf  für 
junge  Schweine.'  Fügustaller.  —  Über  das  Verhältniss 
zu  den  syn.   Formen  mit  gg    vgl.   die  Gruppe  «ig  mit  Anm. 


Sagg  —  sugg. 

Sagge«  f.:  =  Casäggen  1  a  (Bd  III  499/500),  jener 
imposante  Rock   der  alten  Männertracht  aus    selbst- 


gemachtem Tuch  mit  seiner  kurzen  Taille  und  zwei 
fürchterlich  langen,  bis  zum  Boden  herabreichenden, 
flaggenähnlichen  Fakten'  ScHHa.  (Neukomm). 

Zum  Wegfall  der  Vortonsilbe  vgl.  Nesa  mit  Anm.  (Bd 
IV  804/5).     Beruht  a  auf  Lautsubstitution   für    roman.  «.' 

Seggä'de"  f.:  Plage  GRNuf.  —  Entlehnt  in  der  lomb. 
Form  sekke-du  (zB.   in   Misox)   des  gleichbed.  it.  seccata. 

Sigge"  f.:  armselige  Hütte  AABöb.  (Hunz.). 
siegge":  seihen  ZWäd.  (Dan.).  -  Nbform  zu  aienggen 
(s.   d.). 

Sö2ggel   m.:    gelinder  Schimpfname.     En  tumme'; 

äfältiger   S.    ThIIw.    —    Vgl.   Sock,  Zoggel. 

Soggele"  s.  Sockel. 

so'ggele":  dem  Trunk  ergeben  sein  ZRuss.,  Schwerz. 
Er  söggelet  halt  auch  chli"  gern.  Wenn-er  nw  al'ewil 
e"chli"  cha""  S.  —  Vgl.  mggelen  (auch  ZRuss.),  mit  dem 
das  W.  aber  laut],  nicht  zu   vereinigen  ist. 

sügg,  in  ZRüml.  sügg:  meist  wiederholt  (chomm) 
s.  s.  (s.  ... ;  in  Z  lt  Dan.  auch  mit  verschärftem 
Anl.),  Lockruf  a)  für  Schweine  Bs;  GW.;  Sch;  Tb;  Z. 
Syn.  üss  (Bd  I  564),  has  (Bd  II  1670,  wo  weitre  Synn.). 
Subst.  n.  Sugg-sugg,  Kinderw.  für  Schwein  ThHw. 
Lueg  dö  da'  S.-s.!  —  b)  für  Schafe  GMs,  Sa. 

Ebenso  bair.  (vgl.  Schm.  2  II  223,  auch  zu  den  Abi.).  Das 
syn.  «i';(,  «i;)i/  (Sp.  489/  zeigt,  dass  die  Annahme  etym.  Zshangs 
mit  der  Sippe  von  Suggel  II  (sugg  etwa  Inip.  von  suggen, 
eig.  Kuf,  womit  man  Schweine  zur  Tränke  lockte)  nicht  not- 
wendig ist  (vgl.  auch  hess.  sich  bei  Vilmar  384,  wenn  dies 
nicht  für  «iuk  steht);  doch  haben  jedenfalls  sekundäre  Be- 
rührungen stattgefunden.  Zur  Schärfung  des  Anl.  vgl.  ee 
(Sp.  10).  Sinnlos  ist  tf.  in  dem  folgenden,  ,ein  Kauderwelsch 
darstellenden'  Spruche:  Anis  Sugg  und  Gurte",  Trutseh  ober 
und   ander   ZZoll. 

Süggel I  G;  Th;  ZBül.,  Süggel  Th;  Z,  so  Rüml. 

-  m.,  Dim.  Suggeli  Th;  ZRät.,  Wl.,  Wila  (auch  Süg- 
geli):  1.  Schwein.  aaOü.  Das  Dim.  bes.  in  der  Kdspr. 
und  als  Kosew.  für  ein  junges  Schwein.  —  2.  übertr., 
unreinlicher,  unordentlicher,  unflätiger  Mensch.  aaOO. 

—  Das   Dim.  könnte  auch  zu   Su<j<jtn,   SuggUn  gehören, 
süggele"  I   G,   süggele"   GStdt:    mit    Flüssig- 
keiten Unordnung  machen ;  unordentlich  essen. 

Siigge"  I  f.:  Schwein  Z.  Auch  Schimpfn.,  etwas 
gelinder  als  Sau.  ebd.  (Dan.). 

Süggi  I,  in  AaFH.;  Bs  Süggi  (bzw.  -t'-)  —  n.: 
1.  Lockruf  für  Schweine  Gr  (Tsch.);  junges  Schwein, 
bes.  Kdspr.  AaFH.;  Z  (Spillm.).  —  2.  unordentliches 
Kind  Bs.  Jetze"  sag-ich  aber  auch  NU  mer!  Bas 
Siki [!]  will-en  [den  Bajass,  den  es  zu  Weihnachten 
erhielt]  ja  abschlegge" !  Schwzd.  (Bs). 

Süggle"  f.:  1.  (dickes,  fettes)  Schwein  ThHw., 
Mü.  S.,  chomm!  Lockruf.  —  2.  übertr.,  schmutzige, 
unordentliche  Frauensperson    ThHw.     Du  bist  e"  S.! 

ge-sügglig:  unordentlich,  nachlässig  ThHw.  G's. 
dether  cho". 

Suggel  II,  Süggel  —  ra.,  Dim.  Süggeli:  1.  ,Das, 
woran  gesaugt  wird'  Scn  lt  Kirchh.  (Dim.).  a)  Dim., 
=  Sügeli  1  „GrA.;  L;  Zg;  Z."  —  b)  -«-  Bs;  Sch; 
Th;  „Zg;  Z",  -u-  Aa;  B;  L:  Schw,  in  Aa;  „GrA.;  L"; 
Sch;  „Zg;  Z"  auch  oder  gew.  Dim.,  Lutschbeutel. 
Jetz  hört  's  de""  doch  einist  üf,  ü"sem  Buebli  de"  S. 
i"  's   Mül  z"  stösse";   der  Lecker   hed  jo   scho"   zwöu 


521 


Sagg,  segg,  sigg,  sogg,  sugg 


Zändii  L.  Auch  scherzh.  für  Zigarre  Aa.  —  c)  Dim., 
„das  Zünglein  oben  am  Fasse,  um  Wein  heraus  zu 
suggen  GrA.;  L;  Zg;  Z",  ,das  Zünglein  oder  Nägel- 
chen oben  an  einem  Fasse,  um  Luft  zu  machen  oder 
Wein  herauszuziehn  L;  Zu'  (St.b).  —  2.  (-Ä-  ZrS., 
-ü-  bzw.  -ö'-  Aa;  Z)  wer  sugget  AALeer.  a)  Schelt- 
wort für  Knaben,  die  noch  gern  am  Saugzäpfchen 
saugen,  auch  für  solche,  die  häufig  den  Finger  in  den 
Mund  stecken,  um  daran  zu  saugen  AaF.  —  b)  Trinker 
(derb)  Z,  so  rS.  —  3.  (-ü-)  Pflanzenn.,  rote  Taub- 
nessel, Lam.  purp.  AlBözb.  —  Zu   1  c  vgl.  Züg(g)eli. 

süggele"  Bs;  Gl;  GBuchs;  Sch;  Th,  süggele" 
Aa;  B;  L;  GStdt;  Tb;  ,Zg'  (St.b);  Z:  Dim.  zu  sugg- 
(IJen.  a)  , tropfenweis  und  gleichsam  saugend  Etw. 
langsam  hineinziehn'  (St.b),  in  kleinen  Zügen  saugen 
oder  trinken,  lutschen,  von  Kindern.  aaÜO.;  zB.  vom 
Säugling,  der  im  Halbschlaf  die  Saugbewegungen  leise 
wiederholt  B.  Tuest  wider  (Zucker)  s.?  zu  einem 
Kinde  ZRuss.  Süggehst  wider  (a"  der  Zunge")?  ebd. 
,An  der  letzten  Bank  [im  Schulzimmer]  nüggelet  und 
süggelet  Eins  am  Finger.'  Scbwz.Lehrerinnenztg.  Spec, 
vermittelst  eines  Schilfröhrchens  (Börli)  den  Sauser 
aus  den  Fässern  oder  Tropf  kübeln  saugen;  beliebte 
Belustigung  der  Knaben  im  Herbst  ZFehr.,  Stdt  (hier 
besonders  beim  Schenkhof  oder  beim  Kaufhaus,  wo 
die  vom  See  ankommenden  Sauserfässer  verladen  wur- 
den); Abbildung  in  L Widmers  Bilderbuch  für  die 
Schweiz.  Jugend.  Syn.  rörlen  (Bd  VI  1241).  De"  Herbst 
händ  d'  Buebe"  brav  s.  chönne".  —  b)  (-Ü-)  übh.  in 
kleinen  Zügen,  behaglich  trinken  L;  Tb;  Z.  Vgl. 
bröselen  (Bd  V  810).  Das  ist  e"  Finschmöcker  im 
Esse"  und  Trinke",  Der  verstöd  der  Buscheli  [Beau- 
jolais]  z'  s.  L  Tagbl.  Drum  süggele'd  frölieh  nur  devo" 
[von  dem  Weine],  so  werde"d-er  zu  Chreftc"  cho". 
Müller,  Jugendschr.  Euphem.  für  zu  viel  trinken, 
dem  Trunk  ergeben  sein  Tb;  ZFehr.,  S.,  W.  Er  het 
icider  e"möl  g'süggelet  ZFehr.  Er  süggelet  gern.  Tuest 
ä  [auch]  gern  s.!  ZrS. 

ver-:  a)  zersaugen,  im  Munde  zergehn  lassen 
ScHHa.;  Th;  Z.  Da'  ist  e"  zarti  Bire",  me"  cha""-si 
grad  v.  Th;  vgl.  Süg-Bir  (Bd  IV  1494).  Und  so  gät 
die  ganz  Freud  ...so  g'schuind  verbl,  wie-men  es 
Schoggeläde"schi"imli  rersüggelet.   Schwzd.  (ZWth.).  — 

b)  vertrinken  B;  Z.  Ja,  da  cha""-me"  reider  einisch 
g'seh",  was  so  amene"  Wibli  si"s  Hüse"  nützt,  wenn  's 
de""  der  Ma""  geit  ga"  v.  Sohwz.  Frauenh.  1904. 

Süggeler  Süggeler  (bzw.  -ö'-)  —  m.:  a)  Lutscher 
AaF.    Bist  e"  rechte  S.i  scheltend  zu  einem  Knaben. 

—  b)  euphem.  für  Trinker  Z  (Spillm.). 

Sügge"  II  f.:  1.  =  Sagen  2,  Sügeren  1  (Sp.  513. 
519)  ApI.  ,Der  Hirt  legt  sich  auf  den  Boden,  milkt 
oder  drückt  die  Milch  aus  der  Zitze  sich  in  den  Mund, 
und  daneben  schmarotzt  er  etwas  Brot  und  Käse,  was 
er  bei  sich  trägt.  S.  ist  auch  der  Ruf  an  die  Ziege, 
welche  darauf  plötzlich  herbeizueilen  pflegt'  (TTobler). 

—  2.  Saugbeutel  Aa  (Rochh.).  —  3.  Pflanzenn.  a)  =  Sa- 
gen 3   ScHwIb.  —  b)  =  Sügeli  2  b   (Sp.  517).    ebd.  — 

c)  =  Sügeli  2  a  Aa  (Mühlberg).  —  d)  gel'H  S.,  =  Süger  3  d 
(Sp.  518).  ebd. 

Hummel-:  =  Suggen  3  a  ScHwGers.,  Ib.  —  H u n  i g 
Hung-:  a)  =  Suggen  3  a  LW.;  SchwE.,Kü.;  UwK.  — 
b)  =  Suggen  3  b  ScbwMuo.;  UwE.  —  c)  =  Suggen  3  c 
SchwLow.;  UwEmm.,  K.  Wissi  H.,  Lamium  album 
SchwMuo.     Der  daraus  bereitete  Thee   soll  genossen 


werden,  wem  's  Eu"'m  ab  de"  S2rise"  graset.  —  d)  gelbi 
H,  =  Suggen  3  d.  ebd.  —  Herme--:  junges  Lamm, 
das  durch  eine  Ziege  gesäugt  wird  GSev.  Vgl.  Her- 
men-Geiss,  -Gitzi  (Bd  II  462.  578). 

sügge",  3.  Sg.  Pr»s.  und  Part,  -et:  Intens,  zu 
sügen,  stark  und  wiederholt  saugen,  a)  eig.  Aa;  Bs; 
B;  GRNuf.,  Ths;  „L";  PA1.  (Giord.);  S;  „Z.;;  Z"rS., 
,sugillare.'  Id.  B.  ,Eine  Flüssigkeit  [aus  dem  Teller] 
heraussaugen,  nicht  trinken';  auch  von  Masttieren, 
die  aus  der  dargereichten,  breiartigen  Flüssigkeit  oft 
nur  das  Dünne  herausschlürfen  GRNuf.  Wie  steche" 
d'  Mugge",  sugge"  d'  Breme"!  si  plagen- Ei"em,  ''ass 
Gott  erbarm  SL.  Mit  Acc.  ,[Ich  weide  meine  Augen] 
gleich  als  auff  Sommerheiden  das  reine  Wollenvieh 
die  Kraut  und  Grässlin  suggen.'  JOWeissenb.  1678. 
Etw.  zersaugen,  im  Munde  zergehn  lassen  B.  Frau 
zur  naschhaften  Magd:  Was  machet-der  da?  Antw. : 
Täfeli  s.  GZür.  1902  (BStdt).  ,Und  wenn  das  Kind 
heimkommt  und  das  Geschäft  recht  verrichtet  hat,  so 
lobe  ich  es  und  sage  ihm:  Du  hast  ein  Täfeli  verdient, 
hast  es  auch  bereits  gesugget.'  B  Volksztg  1900.  Mi" 
Schatz  (mi"s  Chind)  isch  nid  (vo")  Zucker,  des  bin-ieh  gar 
(drum  bin-i-h  so)  frö,  süsch'  hätt-ic''-n<j  g'sugget  (g'esse", 
g' fresse",  g'schlecket),  jetz  han-ich-n<:  (han-ich  's  doch) 
mo'*.  GZür.  1902.  Gew.  an  Öppis  s.  Und  wenn  mi"s 
Schätzeli  e"  Zuckerstock  war,  so  tdt-i'h  dra"  s.  (schlecke"), 
bis  Nut  mer  dra"  war  Aa;  Z;  vgl.  sügen  (Sp.  515). 
Amene"  Schübel  Zucker  s.  B.  Bisch'  noch-n-es  Ching, 
wo  am  Mammelizapfe"  sugget?  JReinh.  1905.  Am 
(läre")  Düme"  (Talpe",  Finger)  s.;  vgl.  Sp.  514/5.  Mir 
cheu"  nit  am  Talpe"  s ,  sü"st  wird  z'letscht  e"  Kene' 
satt.  B  Volksztg  1903.  Ei"'m,  wo  fasch'  heig  müesse" 
a"  den  eigne"  Fingere"  s.,  heb-er-n-e"  Sack  Herdöpfel 
i"  Gang  gestellt.  JReinh.  1905.  An  der  Tabakpfeife 
oder  Zigarre  s.  B;  S.  .Sintemalen  ...  die  Mehrzahl 
der  männlichen  Bevölkerung  nur  zu  gerne  ein  Pfeif- 
lein schmauchet  oder  an  einem  Stinknagel  sugget,' 
B  Volksztg  1905.  .Höchstens  benutzt  er  es  [das  Volk] 
wie  eine  Cigarre  —  er  niinmts  ins  Maul  und  sugget 
daran,  bis  er  hat,  was  er  will.'  Gottb.  An  einem 
Trinkgefäss  s.,  daraus  trinken  (scherzh.)  S.  Aueh  ig 
ha"  scho"  g'sugget  am  goldige"  Becher  z'  Chlei"wange" 
[Ah.  bin  verheiratet].  BWvss  1803,  47.  Saft  us  de" 
Blüestlis.,  von  Bienen.  JHofst.  1865;  echt?  —  b)  un- 
eig.,  entsprechend  sügen  2  a.  De''  Jung,  er  sugget  am 
Alt.  JReinh.  1907.  Alles  werd  welle"  uf-ere"  [einer 
Witwe]  si"  u"d  a"-re"  s.  Gotth. 

üs-:  entspr.  üs-sügen  (Sp.  516/7)  Aa;  B;  S.  a)  eig. 
Es  Blüemli  ü.,  den  süssen  Saft  heraussaugen  AaF.;  B. 
,Dort  ramisiert  eines  [ein  Kind]  Schlüsselblümchen 
zusammen  und  sugget  ab  und  zu  ein  Blümchen  aus, 
wie  es  die  Bienchen  tun.'  Schwz.  Lehrerinnenztg  1905. 
Eier  ü.  S.  Dö  si"  die  läre*  Schale",  der  Xaveri  het 
alli  üsg'sugget.  EHänggi  1893.  —  b)  uneig.  Duchaufst 
d's  ganz  Jär  Nut  zueche",  weder  im  Früeli"g  es  par 
Fcssli  Yeps,  für  ja  emel  der  Bode"  recht  üsz's.  CWeibel 
1885.  ,Er  helfe  auch  bauen  [schrie  Einer],  "umen 
dass  der  Landvogt  sehe,  dass  er  sie  noch  lange  nicht 
ausgesugget,  dass  sie  noch  mehr  Kümi  hätten.'  Gottb. 
—  ver-:   zersaugen,  zB.  ein  Stück  Zucker  ZrS. 

Sügger,  in  GRMai.;  GMs  Sügger  —  m.,  Dim. 
Suggerli,  Süggerli:  1.  -  Suggen  1  ApI.  (TTobler).  — 
2.  a)  (auch  Dim.)  saugendes  Schaf,  Lamm  GMs,  Sa.,  W. 
Schaf  übh.   GRMai.   —  b)  Ei"sid!er  Suggerli,   Gebäck 


523 


r— sugg. 


Sah  —  suli 


r>2-l 


mit  dem  Bilde  (in  Gestalt?  vgl.  Einsidler  Bock  Bd 
IV  1126)  eines  Lamms,  das  die  Wallfahrer  von  Ein- 
siedeln mitbringen  G  (wohl  0.). 

Eisele--:  =  dem  Vor.  2  b  GMs.  Händ-er  Eisele"- 
Sügger  mit'bröcht?  fragt  man  die  heimkehrenden  Wall- 
fahrer. —  Vgh-:  Lamm,  das  mit  den  Kühen  läuft 
GMs.  Vgl.  Chue-Schäf.  —  Geiss-:  Lamm,  das  an 
einer  Ziege  saugt;  es  wird  3—4  Wochen  alt  ge- 
schlachtet und  gibt  ein  zartes,  als  Leckerbissen  ge- 
schätztes Fleisch  GMs.     Vgl.  Hermen-Suggen. 

süggere"  GS.,  süggere"  I  LE.;  GWb.:  1.  ein 
Saugschaf  aufziehn  oder  ein  Kalb  säugen  GS.,  junge 
Tiere  trinken  lehren  GWb.  Dim.  ,siiggerle",  trinken 
lassen'  Bs.  —  2.  schlürfen  LE.  (St.b). 

Süggi  II  n.:  (gew.  PI.)  Pflanzenn.  a)  =  Suggen 3 a 
UMai.  —  b)  =  Suggen  3  c  AABinn. 

Hunig  Hang-:  =  Suggen  3  b  UwLung. 

süggle°,  in  Gl  süggle":  a)  =  suggen,  wiederholt,  in 
raschen  Zügen  saugen,  zB.  von  Kälbern  am  Euter  AaB.; 
Gl;  ScBSt.;  THPr.,  Bez.  Steckb.  A"  Öp2)is  (ume"J  s. 
—  b)  behaglich  trinken  Z.  Eupliem.  für:  ein  Trinker 
sein  ZrS.     Er  sugglet  gern.   —  Vgl.  Schm. a  II  223. 

ver-:  =  ver-suggen  Tb.  Die  Biren  ist  zom  V.,  so 
weich.  Ich  han-em  [dem  Kinde]  e"chlei"  Bare" dreck 
g'ge"  zom  V. 

Süggler  ra.:  .Einer,  der  gerne  saugt'  SchSü. 
(Sulger). 

Schnaps- Süggler.  , Seine  Augen  glänzten  ver- 
klärter, als  die  des  routiniertesten  Schnapssügglers.' 
Feierab.  1860  (JSenn). 

Süggüse":  (g'el"i  S.)  Pflanzenn.,  =  Suggen  3  d 
AARin.  —  Imp.-Nauie,  eig.  »vijij  üse",   sauge  heraus? 

süggere"  II,  Dim.  süggerle"  „LE.":  ,in  kleinen,  fast 
unmerklichen  Tropfen  herausfiiessen'  (St.b),  sickern 
„LE."  (auch  St.b);  ScoSt.  (Sulger).  —  Vgl.  süeheren 
Sp.  205/6,  süderen  Sp.  326,   »üHeren. 

Ge-suegg  n.:  Abstr.  zum  Folg.  BHa.,  Ü.  Was  hescht 
eimel  o'h  fir-n-es  G's.,  dass  es  nid  vorwärts  rickt?  BHa. 

suegge"  („auch  stiege""),  3.  Sg.  Pr«s.  und  Ptc.  -et: 
(oft  timhe"-.  ume"-s.)  herumrutschen;  bei  einer  Ver- 
richtung (bes.  beim  Essen  BHa.)  langsam  sein,  tändeln 
BO.;  GßNuf.  „Umhersuegen  (an  Etw.)."  St.*  Syn. 
fieggen  (Bd  I  715),  sirmlen,  zäggen.  Auch  von  Kranken 
oder  Genesenden,   sich  mühsam  umherschleppen   BG. 

Suegge"  -a  f.  (PI.  -t)  BR.,  Sueggi  („auch  Suegi") 
m.  BO.  (PI. -«</-„..  BR.);  GRNuf.:  Kind,  das  herumrutscht; 
langsame,  träge,  auch  kränkelnde  Person. 

Sueggerli  n.:  .Jemand,  der  nicht  vom  Fleck 
kommt'  GrtNuf. 

Sueggete"  f.:    .faules  Langsamtun'  GRNuf.    En 


Sah,  seh,  sih,  soll,  suli. 


sehe"  Ap  (neben  g's-);  BsB.,  Stdt  (neben  g's-);  Gl 
(im  Inip.  unter  laa  und  nach  einer  andern  Angabe); 
GRh.,  T.  (neben  g's-);  Sch;  Th  (in  Bed.  3  in  Tag.  und 
nach  einer  andern  Angabe  auch  g's-);  Z  (in  Martli. 
udE.;  in  Dättl.,  Rafzerf.  neben  g's-),  sonst  ge-seheu: 


I.  Flexionsformen:  Inf.  (g')sche"  ApK.;  GRSeew.; 
GRh.  (-e2e-);  oTn,  Hw.,  Mü.,  (g')seche"  ApK.;  Th  um 
Arb.,  se-e"  Sch;  ThHw.;  ZMarth.,  g's*e  GLÜbbort  bei 
Lintht,  (FStaub);  GA.,  T.,  (g')sl  (bzw. -ei)  Aa;  Bs;  B 
(im  O.tw.  g'sen);  Gl  (meist  g'si2);  GRNuf.,  Pr.,  Sch. 
(g'sen);  L;  PAI  (g'sei(n));  GSa.  (g'si2);  Sch;  SchwE.; 
S;  Uw;  U;  W;  Z,  s'ene"  ScHRamsen  (gilt  als  badische 
Form),  (g')sie  Ap;  LBer.;  GKirchb.,  T.  (Wint.);  oTh, 
Ind.  Prses.  Sg.  sich  (siehe"  ApK.;  Sch  lt  JMeyer); 
siehst;  sieht  ApK.  (neben  sieche",  siechst,  siecht);  oTh 
(-e'-J,  (g')si2(ch);  (g')si2(ch)s;  (g')sicht,  (g')si't  BsSt. 
(die  Formen  mit  eh  nach  AHeusler  t),  1.  g'sehe"  GW., 
(g')sie(n)  (g')siene" ;  (g')siest,  -s;  (g'Jsiet,  -d  A  p  ;  Gl  ;  GrD., 
Pr.,Sch.;  PAI.;  GG., Rh., 'f.,  W.,  We.;  Sch  (auch  Ramsen); 
TB.;  Th;  W;  ZMarth.,  nur g'sies  Bs  lt  EKron,  nur  g'siet 
BBolt,  Sigr.,  StStepb.,  g's^;  g's«est;  g'seet  GA.,  (g')se(n), 
(g')se.ne";  (g')ses(t);  (g'Jset,  -d  Aa;  Bs;  B;  Gl;  L;  PPo.; 
GT.;  Sch;  SchwE.;  S;  Th;  W;  Ig;  Z,  PI.  sehid  ApK.; 
GRh.  (-e2%-),  sechid  ApK.,  seche"d  oTh,  g's^nd  GLÜb- 
bort b/Lintht,  g's^nd  Gl;  GA.,  (g')se'nä  ScHRamsen; 
ZMarth.,  Rafzerf.,  (g')sen(d)  usw.  Aa;  Bs;  B;  GrScIi.; 
L;  PAI.  (g'sein,  g'seid,  g'seind);  Sch;  W;  Z,  (g'Jsiend 
Ap;  GL(Volksgespr.);  LBer.;  GSa.;  Th;  W;  ZMarth., 
g'set  S  (Joach.),  g'seifjje"  BsL.  (2.  g'sei(j)et),  seihe"  BsB. 
Conj.  Prses.  (g')sech(i)  Aa:  Ap;  Gl;  GRb.  (se'ech) ; 
Th;  W;  Z,  g'sej(i)  AAÜEntf.,  Leer.;  B  (so  E.,  Gr.,  G., 
M.,  Si.,  Stdt,  in  Gr.  PI.  g'sejje»),  g'sei  BsL.  (g'sai  Lie.); 
S,  Imp.  (fast  nur  in  Bed.  laa,  sonst  durch  gugg,  bieg 
ua.  ersetzt)  (g')sich  BHa.  (auch  g'sich);  Gl;  oTh;  W, 
Cond.  (g')säch(i)  bzw.  -e2-  (tw.,  so  in  AALeer.,  OEntf., 
mit  gekürztem  Voc.)  Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  L;  GT.;  Sch; 
SchwE.;  TB.;  1n;T,,{g')säeht(i)kK0'&t\tt(g'säch(t)J;kv; 
B(Gotth.);  GrScIi.;  ThHw.  (sacht);  U;  W;  ZO.  (Stutz), 
g'sächt  GrPi-.,  (g')siech  Ap  (selten);  B,  g'sueh  Bs  (-ü'-J; 
B  (so  Be.,  E.,  G.,  Kirchb.,  M.),  g'stcchi,  -h-  BG.,  StStepb.., 
g'seti  BG.  (selten);  Schw  ;  W,  g'sieti  W  (selten),  Ptc 
g'se(h)e"  Ap;  GaL.,  Rh.,  Stdt,  uT.;  Sch;  Th  (auch  g'se2); 
ZMarth.,  g'siiche"  ApK.;  oTh,  g's^GA.,  g'se  (bzw. -ei)  Aa; 
Bs;  B;  F  (Dial.);  Gl  (meist  g'si2);  Gr  (in  Sch.  g'sen); 
L;  PAI.  (g'sei,  flekt.  mit  Rückuml.  g'soundc  usw.),  Po.; 
GSa.,  T.;  Schw;  S;  THKessw.,  Uttw.;  Obw;  U;  W;  Z, 
g'se-e"  Th  (wo'?),  g'sene"  Bs  (s.  Bed.  2  c);  ScHRamsen 
(,badisch'),  g'sie  LBer.;  GG.  —  IL  Bedeutung:  im 
Wesentl.  wie  nhd.  sehen.  .Sähen,  luogen,  videre,  cer- 
nere,  intueri,  despicere,  prospicere,  conspicari;  sehen 
und  acht  nemmen,  luogen,  videre,  conspicari,  concer- 
nere.'  Fris.;  Mal.  1.  den  Blick  (irgendwohin,  auf 
Jmdn)  gerichtet  haben  oder  richten,  a)  ohne  Obj. 
a)  wie  nhd.  schauen  BO.;  W;  sonst  nur  noch  in 
vereinzelten  Verbindungen  (s.  u.).  Syn.  guggen,  biegen, 
lotzen,  ge-schauiven.  Chum  abu"  g'schwind  gan  g'se"! 
W.  ,Gott:  Die  [Adam  und  Eva]  suoch  ich  hie  on  alls 
gefar,  ich  luog  und  sich,  ir  nimme  war  [schaue  nach 
ihnen  aus]:  so  gseen  ichs  nit;  war  sind  sy  kun?'  Rüef 
1550.  ,Mit  schälben  äugen  sähen,  schälb  und  ent- 
zwerch  sähen,  cernere  obliquis  oculis.'  Fris.;  Mal. 
,Das  ist  lustig  zu  sehen,  memoranda  est  rei  facies; 
iuvat  id  prospeetare  [usw.].'  Hosp.;  vgl.  die  syntakt. 
Bemerkung  unter  sagen  (Sp.  .">S1).  Der  Imp.  formel- 
haft. Im  Sg.:  sich  Gl,  g'sich  BHa.  (auch  g'si''');  W, 
.sieh!  lass  sehn!'  doch  abgeschwächt  zur  Erregung 
der  Aufmerksamkeit.  G'sich,  Das  ist  e'sö!  BHa.  Chum 
g'sich!  ebd.  Du  g'sich,  wa  ist  der  Kaplä"?  WLö. 
G'sich  (abu")!  erstaunter  Ausruf  des  Zuhörers  bei 
einer  Erzählung  W  (so  auch  im  Fl.  g' seil,  g'sedabu"! 


525 


ll,  sili,  soll,  suh 


520 


iez  g'set.'J.  S.  noch  Botten-Bröt  (Bd  V  978 u.).  Er 
antwortet  aber  und  seit  .:«;«  Att:  g'sich,  süvel  Jär 
dienen  ig  dir  [usw.],  Übersetzung  von  Luc.  XV  29. 
Dial.  (BGt.);  er  het-me  aber  geantwortet:  g'sich!  scho" 
so  mängs  jär  hän-i'h  dir  'dienet  [usw.].  ebd.  (WG.; 
ähnlich  WLeuk,  Lö.,  V.);  gr.  E8o&.  [Die  Riesentochter, 
die  dein  Vater  die  Bauern  in  der  Schürze  mitbringt:] 
G'sich.  welli  hibschi  Puppe"  lieii-i'''  da  enbri"  g'funnu"  ! 
W  Sagen.  .Sich,  also  ist  der  handel,  da  luog,  also 
ist  es  gangen,  ecce  rem;  sich,  er  ist  hie,  eceum  adest.' 
Fris.;  Mal.  ,Gsich,  gsich,  wie  schland  sy  [d]  türen 
zuo!'  Haberer  1562.  Erweitert.  Nasich!  was  gibt's, 
was  soll's,  was  willst  du?  Gl.  ,Da  sich,  nimb  war, 
hab  acht,  ecce  autem.'  Fris.;  Mal.  ,Sich  da,  en;  luog, 
luog  zuo,  ecce,  en.'  ebd.  Im  PI.  G'sed  dert  iifi" !  seht, 
was  Merkwürdiges  es  dort  oben  gibt  BHa.  Buebe", 
lueget  doch!  Julie!  Schöne',  früsche'',  wisser  Sehne  ist 
vom  Himmel  g' falle".  Schueh  tief  lit-er  vor  •hm  Hüs. 
War  doch  nume"  d'  Schuel  scho"  üs!  G'set!  er  lät-sich 
balle".  GJKuhn  1819.  ,Also  sechent,  lieben  guoten 
fründ  und  getrüwen  Iantlüt,  also  bitten  wir  üwer 
lieben  guoten  früntschaft  mit  allem  fliss  und  ernst, 
daz  ir  als  wol  wellent  tuon  ...'  1427,  Gl  Urk.  ,Eleazar: 
Sind  hurtig,  ir  mins  herren  [Abraham]  gsind  ...  Ge- 
send, sammer  verch  werden  ye,  er  kummt  dahar  und 
ist  schon  hie!'  Haberer  1502.  , bisser  gebort  auch  in 
euwers  Spill:  sacht,  wie  ist  im  sin  Kopf  so  schwär!' 
Com.  Beati.  ,Secht  dort!'  Stettler  1606.  ,Secht,  secht. 
der  Schölni  ...  ist  schon  im  Rhyn  ...'  1040,  Z.  S.  noch 
Brut  (Bd  V  990).  Mit  (seeundärem)  Acc.  G'send  se<b 
Wülchli!  heisst's  etwa  auf  dem  Felde  beim  Heuen, 
wenn  ein  Gewitter  im  Anzug  ist  ZO.  (HMessikomraer 
1909).  ,Sich  da  die  antwort  auf  all  dein  schreiben,  ad 
omnia  aeeipe.'  Fris.;  Mal.  Mit  Eich  t  ungsad  v.  oder 
Präp.  ,Obsich  [usw.]  s.'  ,So  kan  sie  fründtlich  lachen 
und  lieblich  umb  sich  gsehn.'  BGlett.  , Welcher  auf 
einem  schlipferigen  yss  gat,  sieht  fürsich,  das  er  nit 
falle.'  LLav.  1582.  S.  noch  hindersich-gän  (Bd  II  33); 
ob-,  under-,  fürsich  (Sp.  154.  101.  103).  Mit  Praß, 
(und  Dat.  P.).  Üf.  ,So  halt  ich  dir,  o  Herr,  fast  ob, 
du  wellest  gnedig  uff  mich  gsen.'  Meinrad  1570.  Drüf 
g's.,  Gewicht  auf  Etw.  legen  Aa;  Z.  Ich  g'si"  nit  drüf, 
zB.  eine  Quittung  für  meine  Zahlung  zu  erhalten. 
Ei"mel  wenn- er  wellti  uf  d's  Virmegen  g's....  BHa. 
,üas  (gytswort)  sieht  allein  uf  sinen  nutz  und  lasst 
um  desswillen  alle  ding  undergon;  aber  Gottes  wort 
sieht  uf  den  gemeinen  nutzen.'  Zwingli.  ,Auff  das 
end  seines  läbens  sehen  und  dem  fürsehen,  supremis 
suis  consulere;  auff  nutz  sehen  und  stellen,  utilitatem 
aueupari;  er  sieht  auff  sein  eignen  nutz,  vivit  sibi.' 
Fris.;  Mal.  , Auf  etwas  sehen,  etwas  begeren,  ambire 
aliquid;  auf  seinen  Nutz  sehen;  ich  sehe  vil  auf  dein 
Meinung;  man  sihet  vil  auf  Hab  und  Gut;  man  sol 
auf  Gott  für  Alles  auss  sehen.'  Hosp.  Um.  .(Einem) 
um  Etw.  s.',  sich  umsehen,  besorgen.  , Bittend  Gott 
on  underlass,  dass  er  üwer  oberkeit  erlüchte,  dass 
sy  üch  um  einen  getrüwen  christmässigen  verkünder 
des  evangelii  sehind.'  Zwingli.  ,Üch  fründtlich  pit- 
tende, gesagtem  Sulzer  umb  ein  behusung  zuo  Sachen  ...' 
1530,  B  Brief.  ,Die  zween,  so  jetzt  im  Rütihuss  wo- 
nend,  sollend  förderlich  umb  andere  herberg  sehen.' 
1583,  ZRM.  In.  Chumm,  mier  wei"-mu  g'rad  ei"s 
gait  über  d's  Z'morge"  loiffen  u"d-mu  e"chlin  i"  d' 
Pfanna  g's.  BIrnd.  (BGr.).  ,In  die  weite  sähen,  pro- 
spicere.'  Fris.;  Mal.     ,In  die  sach  sehen',  zur  Sache 


sehen,  eingreifen:  ,Als  dann  des  Hans  Lüpolten  Gre- 
bels  hussfrowen  hoffart  und  liederlich  husshalten  an- 
gezogen und  wüssent  ist,  das  dem  guoten  gsellen  übel 
und  schlechtlich  huss  gehalten  wirt,  sind  mh.  ver- 
ursacht, in  die  sach  zuo  sechen.'  1531,  Z  RB.  Ähn- 
lich .in  das  spil  s.'  ,Sy  möchten  uns  [die  Kaiserlichen 
den  Baslern]  noch  so  vil  ursach  geben,  wir  wurden 
anders  in  das  spil  sechen  und  gedenken,  was  ze 
handien  wäre.'  1521,  Strickler.  , Unser  herren  von 
Zürich  hand  die  grossen  pensionen  ...  abgstellt  ..., 
aber  die  kleinen  gand  noch  umb  die  wäg.  Dorum 
wäre  es  fast  not,  das  man  in  das  spil  sech  und  man 
ein  ander  regiment  setzt,  wo  nit  spiller  . . .  suffer 
wären.'  1543,  ZRüti.  ,Desshalb  die  not  erfordern  wil, 
dass  man  ernsthaft  säch  in  das  spil.'  JMürer  1559. 
, Einem  in  d  hend  s.'  beim  Arbeiten,  um  von  ihm  zu 
lernen.  ,[1567  bekam  ich  als  Lehrling  bei  einem 
Tuchherrn]  ein  gesellen,  der  mir  half  den  last  dragen. 
Do  war  ich  schon  ernört;  dan  er  muost  mir  in  dt  hend 
sechen  und  hatte  ich  schon  etwas  zuo  regieren.'  ARtff 
1592.  , [Sofern  wir]  der  warheit  in  disem  artikel  recht 
ins  angesicht  sehend.'  Zwingli.  Under;  s.  Äug  (Bd  I 
133).  Ge(ge)n;  s.  hinder-sich  (Sp.  109).  .Durch 
die  finger  s.';  ma.  durch  d' F.  luege"  (Bd  I  803).  ,Wel- 
liches  [Raufhändel  in  Wirtshäusern]  alles  dahar  konipt, 
das  wirt  und  stubenkneebt  durch  d  finger  sechend,  alle 
ding  hingan  und  ersitzen  land...'  1545,  Z  RB.  ,Der 
castellan  von  Müss  werde  uss  Meiland  mit  einem  züg 
überziehen  die  Pündter  ...,  so  wurde  könig  Ferdinand 
ziehen  uff  Zürych,  das  man  allenthalben  die  käzer 
ussnäme;  die  5  ort  aber  wurdent  durch  die  finger 
sähen  und  kein  hilft'  tuon.'  HBüll.  1572.  Dazu  das 
Subst.  ,durch-d'finger-seher'  bei  Ansh.;  s.  ver-penigen 
(Bd  IV  1288);  Zue-sager  (Sp.  420).  Zue.  G'sich  du 
z  Di"'m  und  ich  z'  Mi"'m!  WLö.;  vgl.  1  b  ß.  ,N.  wiilte 
zuo  sinen  güettern  sechen.'  1448,  Z  RB.  ,Als  N.  zuo 
Sant  Jakob  wölte,  das  er  da  den  Sweiger  von  sinen 
wegen  hätte,  das  er  sich  des  sinen  understüende  und 
im  darzuo  säche  . . .'  1401,  ebd.  ,Zuo  allen  dingen 
will  ich  gsen  mit  trüwen.'  Ruef  1550.  .[Es  soll]  im 
nechsten  synodo  an  die  predicanten  gmeinlich  ein 
ernstliche  ermannung  beschechen,  das  sy  zuo  iren 
husshaltungen  sehen  söllint.'  1592,  Z  RB.  ,Zuo  der 
burgerschaft  nachtwach,  das  die  gflyssen  gehalten 
werde,  sehen  und  umbher  gaan.'  1592,  Z  RM.  ,Er 
(der  Underkeller)  soll  auch  ...  zu  allem  Werchvolch 
sehen,  selbiges  alle  Morgen  bei  rechter  früer  Zeit  mit 
dem  Brot  fertigen,  auch  ansehen,  heissen  und  ver- 
schaffen an  die  Werk  zue  gehen.'  AaMuh  GOrdn. 
XVII.  S.  noch  Sach  (Sp.  106).  Mit  Präp.  (Adv.)  und 
verdeutlichendem  Adv.  Der  bloss  noch  als  Prokurist 
seiner  Frau  rechtskräftig  Handelnde  erklärt,  er  g'sej 
der  Mueter  zem  Gloschlischlitz  üs.  BXrnd.  1908  (BGr.). 
Da  g'send  di  seltene"  Jumpfri  oben  üs,  im  Biti-Eüssli- 
Lied  BHaslib.  S.  noch  Absicht  (Sp.  246).  .Ursel  El- 
lendin  sye  etwa  in  ir  stuben  im  errgel  [=erggel]  ge- 
standen und  habe  harüber  in  ir  stuben  gesechen  und 
inen,  so  sy  ob  tisch  sässen,  den  ritten  gefluoehet.'  1484, 
Z  RB.  Uneig.,  auch  von  Sachen:  1)  gerichtet  sein. 
In  BGr.  g'sen  die  meisten  Häuser  gäg  d'  Lütschinq 
ahhi".  Barnd.  1908.  ,[Es]  fielint  die  stüel  umb,  dass 
die  bein  obsich  sähen.'  XV.,  Z.  ,Mit  der  hofstatt,  so 
da  sieht  gegen  der  strass  gen  Birmistorf.'  1454,  AaB. 
Urk.  ,Er  gieng  an  ein  venster  inn  siner  kammer,  daz 
gsach  gegen  des  soldans  her.'  Morgant  1580.    .An  der 


.VJ7 


Sah,  seh,  sih,  soh,  suh 


528 


Schlossmuren,  welche  gegen  dem  See  sieht.'  1655,  GR 
,üie  Hochwacht  im  Schloss  Wedischwil  ward  ...  ab 
gezeichnet  in  der  oberen  Schütti  auff  einer  Beigen 
Stein,  so  gegen  der  Statt  sihet,  von  welcher  man  sihet 
die  Hochwacht  auf  dem  Uetliberg  und  Lägerberg.' 
1683,  Z.  ,[Man  soll  die  Rebstöcke]  so  an  Rainen 
etwas  undersich  hangen,  fein  säuberlich  aufrichten, 
dass  sie  obsich  sehen.'  EKönig  1706.  S.  noch  über- 
sieh (Sp.  158.  159).  —  2)  gäge"...,  dergäge"  g's.;  s. 
dar-gegen  3  (Bd  II  144)  Dazu:  Me"  chönnt  scho"  i" 
d'  Sach  i"gä",  sobald  's  öppe-  gägen  cnangere"  g'säch, 
wenn  erwartet  werden  könnte,  dass  die  beiden  Par- 
teien einander  in  billiger  Weise  entgegenkämen  B 
(vRütte).  Das  g'säch  afen  e"chlei"  dergäge",  ,Das  lässt 
sich  allfällig  hören,  ist  ein  annähernd  annehmbares 
Angebot;  da  bist  du  ungefähr  auf  der  Spur,  das  Rätsel 
zu  lösen;  damit  kämest  du  meinen  Erwartungen  oder 
Wünschen  näher.'  ebd.  Das  g'set-im  noeh  NiU  der- 
gäge", ist  noch  lange  nicht,  wie  es  sein  sollte  BG. 
—  3)  passen.  I"  's  Mess  i"e"  g's.;  s.  Bd  IV  450. 
Jo  de  frlH'*,  Das  kit  [lautet]  änderst,  aber  's  g'siet- 
mer  nüd  recht  i"  min  Chrom  i"e"  Ap.  Übel,  nüd  guet 
i"  d's  Sjril  g's.,  schlimm  aussehn,  stehn  GA.,G.  Prägn.: 
Der  (GA.),  Das  (GG.)  g'set  (g'siet)  i"  d's  Spil!  hat 
ein  schlimmes  Aussehn.  Das  g'set  iez  auch  i"  d'Welt 
i"e"!  ,so  was  ist  begehrenswert'  ZF.  Mit  zue.  lch 
siene"  trabe"  grad  nüd  zo-n-ene",  ich  cha""  nüd  tue"  im 
sü.  Bürgerfrd  1825  (Ar)  I'h  mäne"  fast,  du  sächist 
auch  besser  derzue  a's  ieh.  ebd.  ,Der  Teufel  spottet 
nur  des  Menschen  . . .  [wie  sich  daraus  ergibt]  dass 
er  dem  Menschen  zun  Zeiten  solche  Zeichen  und 
Spruch  anzuhenken  und  anzuwenden  ratet  und  gibet, 
die  nur  gar  zur  Sach  nicht  sehen  und  sich  nicht  rei- 
men wollen,  sonder  wol  contrari  und  zuwider  sein 
scheinen.'  Gwerb  1646.  Mit  abh.  Fragesatz.  Ich 
will  gan  g's.,  wä  i"si  Schiel"  sl"  W.  Ich  will  bloss 
ga"  g's.,  ob  ...  BGr.  Auch  mit  Ellipse  des  Nebensatzes: 
lch  muess  ga"  g's.,  nachsehn,  die  Sache  untersuchen  B. 
,Sich  oder  luog,  was  der  geit  vermöge  oder  zewägen 
bringe,  avaritia  vide  quid  facit.'  Fris.;  Mal.  ,Sich, 
wie  er  einbär  tritt,  vide  ut  incedit.'  ebd.  ,Ich  will 
gon  gsen,  ob  ich  doch  ienen  wasser  find.'  Haberer 
1562.  ,Sara:  Ich  muoss  gon  gsechen,  kann  nit  lan, 
ob  ich  yenen  gseche  har  gan  Abram,  myn  allerliebster 
herr.'  ebd.  ,N.  sigi  ale  Jar,  äs  lang  är  gläbt  heigi, 
ingangen  gan  gsän,  wen  der  Bruch  [das  Geröll,  das 
die  warme  Quelle  von  Weissenburg  überdeckt  hatte] 
dana  sigy.'  1600,  BSi.  (DGemp.  1904).  S.  noch  rüwen 
(Bd  VI  1884).  .Dahin  s.,  wie...',  ins  Auge  fassen, 
auf  Mittel  und  Wege  sinnen :  ,Alldeweil  der  Hochmut 
der  VOrten  von  Tag  zu  Tag  zunimbt,  derowegen  man 
dahin  sehen,  wie  denselben  ihr  Trotzen  und  Pochen 
ze  stillen.'  XVII.,  GJPeter  1907.  (Mit  Ortsbestim- 
mung) zuschauen  :  ,Nun  tribend  wier  ünsern  gewerb  . . . 
und  findend  andrer. frumen  lütten  kind,  die  uns  gelt 
gern  gäbend,  daz  wier  sy  by  uns  sähen  und  lärnen 
laussind.'  1469,  Gfd  (Möttelihandel).  —  ß)  (mit  Adv. 
oder  Vergleich)  drein-,  aus  sehn,  aa)  dreinsehn, 
blicken,  vom  Ausdruck  des  Blickes,  ,(umher)blicken, 
einherschauen'  BO.;  Syn.  drin-luegen,  es  G'sicht  ma- 
chen. Was  g'sest  e'so,  bist  eppe"  tüsber  über -mich?  BO. 
D'err  het  g'sen,  wo  der  Att  hinder  im  ist  g'standen 
und  im  uf  d'  Achsle"  'tätschlet!  ebd.  ,Darnach  do  kam 
der  Penteli  und  Uoli  Ströili  die  Kilchgassen  ab  ge- 
lüffen  mit  ir  spiessen  und  sachen  vast  übel  und  waren 


hönn.'  1394,  Z  RB.  ,üie  selb  Bosswilerin  sye  an  syn 
wip  komen  und  zuo  im  geredt:  wie  siehst  du  so  übel?- 
1464,  ebd.  ,Wie  siehst  du  aber  als  der  tüffcl!'  1472, 
ebd.  ,[Nach  einem  Scharmützel  kamen  die  Gegner 
nach  Basel]  liessend  sich  da  spisen  und  arznen,  dorf- 
tend  kein  unfuor  dan  sursehen  gegen  enander  zeigen 
noch  üeben.'  Ansh.  ,Do  hete  er  gret:  du  sitzt  da 
und  gebist  ein  guoten  götzen,  der  barmherzig  seche, 
wie  die  prediger  münch  zBern  einen  ghept  hand,  die 
man  verprennt  hat  [die  Dominikaner  im  Jetzerhandel].' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Entcrist  gset  trurig.'  1549,  L 
Spiel.  ,Vultum  contrahere,  das  angesicht  rümpfen, 
rauch  und  sauer  sehen.'  Fris.  ,So  sehet  nicht  so 
sauer,  besonder  frölich  seit.'  GMüller  1650.  S.  noch 
honlich  (Bd  II  1367);  chätzlen  (Bd  III  594);  letz  (ebd. 
1552).  —  ßß)  aussehn,  von  der  äussern  Erscheinung 
übh.;  auch  von  Sachen  Aa;  Ap;  GT.;  Schw;  ZO.;  Syn. 
üs-,  drin-Cge-Jsehen.  Gaulig  g's.  Ap.  's  Hämpli  g'set 
nuch  g'schanter  Schw.  Sind-s'  denn  d'  Schuld,  die 
arme"  China,  dass-s'  de"weg  g'send  und  der  weg  sind? 
Stütz.  Jetz  lueg  nu",  Mueter,  fast  e'so  g'set  d'  Stadt, 
näml.  wie  das  Kloster  Fischingen,  ebd.  ,Die  [welke 
Blumen]  sehend  übel,  henkend  d  oren.'  Funk.  1552. 
.Mein  lieber  Sohn,  was  ist  dir  bschehen,  erschrocken 
bist,  gar  bleich  tust  sehen.'  GGotth.  1619.  ,Dass  der 
Garten  also  sichet,  kummet  vil  vom  Gärtner  her.' 
JCWeissenb.  1701.  Gew.  mit  wie.  ,Wie  das  grass 
sieht  auff  erden  von  dem  ragen,  also  wirdt  mein  hauss 
sein  bei  Gott.'  1531,  II.  Sah.  ,Wcr  wollt  dir  sagen, 
wie  Gott  säch?'  Eckst.  1525.  ,Wie  siest,  du  wüesti 
suw!'  GBinder  1535.  ,Luog,  wie  ich  sich  [er  steht 
nackt  da]!'  ebd.  ,Als  sy  zuo  dem  werdli  kämint,  seite 
der  Oggenfuoss  zuo  im  kundschafter:  Schouw,  wie 
gsich  ich?  also  gugete  er  umbhin,  do  gseche  er  wol, 
das  er  O.  voll  küegtregk  umb  den  köpf  were.'  1535, 
Z  RB.  .Qua  facie  est  homo?  was  gestalt  ist  er?  wie 
sieht  er?'  Fris.  .Weder  Gott  noch  die  heiligen  haben 
also  gesehen,  wie  die  bilder  anzeigen.'  LLav.  1587. 
Mit  wie  und  Subst.  Er  g'sied  wie  en  Vieller  Östlig 
i"-»ie"  bläue"  Papir  inne"  od.  wie  en  nue  Schepfchöbel, 
von  einem  Blassgesicht  ApUrn.  Du  (g')siest  wie  e" 
Lieh,  wie  en  Wilder  Ap.  's  g'sied  wie  Zocker,  wie 
'trockt.  ebd.  Se'b  Hüs  g'set  e"fanigs  wie-n-e"  Laterne", 
ist  so  baufällig,  dass  man  durch  dasselbe  durchsieht 
ZF.  Ick  g'sie"  jo  au°h  nüd  wie-n-en  Her.  JMerz. 
Er  g'set  doch  au'h  uf  's  Hörli  icie  sin  Vater!  Stütz. 
,Ich  sehe  präzis  wie  ein  Pfarrer.'  ebd.  Frau:  Schlicht 
nüd  dort  öppis  Schwarzes  a"  der  Wand  nohen  uf'e"? 
Ach  min  Gott  und  Vatter!  's  g'set  schier  wie-n-e" 
Schlang!  ebd.  [Die  Herren  seien]  's  Döfels  ardli''; 
seu  sechi"d  nüd  wie  ander  Lüt.  1866,  Ap.  Tuet  [ein 
Raucher]  's  Mül  üf  nu"  grad  so  halb,  so  siet  's  wie-n-e" 
Blutterloch  uf-eren  Alp.  NBqjsch  1892.  's  ist  im  Holz 
und  fult  zue  keiner  ZU,  's  ist  im  Holz  und  g'siet  wie 
alli  Lüt,  Rätsel  vom  eingerahmten  ,Glas'  [Spiegel?]. 
Schweiz  1862  (Aa).  S.  noch  süber  (Sp.  73).  ,Ein  ki- 
chergeschlecht,  sieht  wie  ein  widerskopf.'  KGesn.  1542. 
,Wans  toll  und  voll  wider  heimkumbt,  so  gsicht  sy 
wie  ein  wüetiger  hundt.'  VBoltz  1551.  .Forma  ho- 
minum  bellua;,  sehend  oder  sind  gestaltet  wie  men- 
schen.' Fris.  .Der  ander  [von  den  beiden  Gespenster- 
erscheinungen] seie  lang  gsyn,  habe  gesähen  wie  ein 
barfuosser  münch.'  LLav.  1569;  .sei  bekleidet  gewesen.' 
1670.  ,E  wie  ein  schener  Gsell  bist  du!  gsest  grad 
wie  s  Buren  Viten  Suw.'    Com.  Beati.     ,Er   sihet  wie 


529 


Sali,  seh,  sili,  soh,  suh 


sein  Vatter,  patris  vultum  refeit;  es  sihet  wie  Silber, 
speciem  habet  argenti.'  Hosp.  1683.  ,Der  Wein  babe 
gesehen  wie  Güllen  und  geschmackt  wie  Bauch.'  1701, 
Z  (Hexerei-Akten).  ,VVann  es  anfangt  zu  tröpflen  und 
sieht  wie  Milch,  so  ist  es  recht.'  Arzxkib.  XVU./XVIII. 
S.  noch  äferen  (Bd  I  106);  rutschen  (Bd  VI  1857). 
Wie  wenn  ...:  's  (g'Jsied,  wie  nenn 's  wfft  cho"  gi" 
regne"  Ap.  S.  auch  seb  (Sp.  30).  In  ä.  Spr.  auch  mit 
,als,  sam.'  ,l)ass  er  [Dr  Egg]  mich  gselien  macht,  sam 
ich  wider  mich  selbs  geschriben  hab,  tuot  er  mir 
gwalt.'  Zwixgli.  ,Bistu  doch  nit  so  hüpscht  und  fin, 
gsichst  glich,  als  werst  ein  esel  gsin.'  VBoltz  1551. 
,Alle,  so  by  einem  tisch  sitzend,  sähind,  als  ob  s  tod 
wärind...'  LLav.  1569;  ,seien  todte  Leichnamer.'  1670. 
Mit  pleonastischem  a's>.  [Liseli:]  Wie  g'set  der  Chrieg 
au'h  a'ss,  Grossmueter?  [Grossmutter:]  Ach,  schuldig, 
schühlig!  ich  mag  nüd  rede"!  Stutz.  Aber  wie  's  bi  der 
Gotte"  a:s<  g'set!  Das  ist  e"  Hiis,  Das  ist  e"  Stube"  und 
e"  Stadt!  ebd.  Die  Modalbestimmung  in  Satzform: 
De''  Herr  [der  auf  einen  Misthaufen  gefallen  war] 
het  g'se",  Das  ist  en  grössi  Straf!  ist  ordlieh  g' flecket  g'si" 
grad  wie  mi"s  Chälbli.  Stütz.  Emphat.  auch  ohne 
nähere  Bestimmung.  Der  Ma""  g'sät!  GA.  Das  sied 
iez!  bei  gewitterdrohendem  Himmel  Ap.  Glich  (g')s.; 
s.  Bd  II  595  (in  Bed.  1)  und  2)  auch  in  Ap;  Tu). 
Dazu:  ,Es  wirdt  ouch  gemeldet,  er  [Nabal]  sye  gar 
gross  gsyn.  Da  nit  gredt  wirt  von  dem,  das  er  ein 
schwerer,  grosser,  feisster  mann  von  lyb  gsyn  (welchs 
doch  der  sach  ouch  nit  unglych  sieht,  die  wyl  er  im 
hat  lassen  wol  syn  und  sich  täglich  gemestet),  sonder 
das  er  ein  grossen  nammen  ghebt.'  LLav.  1583.  — 
h)  mit  Acc.  o)  seine  Augen  auf  Jmd  richten,  ihn 
ansehn.  Nur  in  den  Formeln  1)  ,gesach  dich  Got!' 
G.  bat  dich  durch  seinen  Blick  begnadet,  Heil  dir! 
vgl.  leesah  tich  kot,  o  te  felicem;  besah  in  got,  beatus 
homo.  Notker  (Graff  IV  147/8)  und  Gr.  WB.  IV  1  b, 
4022  u.  ,[Eine  betende  Nonne  sah,  wie]  die  sälig  s. 
Ellsy  von  Elgö  vor  dem  schönen  bild  unser  frowen 
kniiwet  und  das  ir  lib  oben  dem  gürtel  als  lutter  was 
als  ain  kristall,  und  sach  do  in  der  lutterkait  ires 
libes  ain  Hecht  ...  und  ward  ir  ze  erkennend  geben, 
das  das  ir  sei  were.  und  do  gedacht  sy:  gesach 
dich  Got,  selgy  Schwester!'  EStagel.  ,[Die  Engel]  die 
mottend  von  dem  himel  herab  zuo  mir  mit  lutter 
stimm  und  sprachent  also:  gesach  dich  Got,  hochge- 
muote  sei,  was  dir  Got  guotes  hat  geton  und  noch 
tuon  wil!'  ebd.  ,Do  ich  dis  gehört,  do  ward  min  herz 
recht  erfület  mit  fröuden  und  sprach  zuo  mir  selber: 
gesach  dich  Got!'  ebd.  ,So  sy  ainen  menschen  sach 
frölich  gebaren,  so  gedacht  sy :  gesach  dich  Got!  Es 
ist  billicb,  das  du  frölich  sigist,  won  Got  hat  dich 
darzuo  geschaffen.'  ebd.  —  2)  de(r)  Tüfel  (Tügger, 
Gugger,  Schinder)  hat  's  g'se(he)"!  od.  Das  hat  (doch 
od.  dann  doch)  de(r)  T.  g's.!  Ausruf  des  Missmuts, 
Zornes,  es  ist  (doch)  wie  verwünscht  AaBi\,  F.,  St.; 
Ap;  BsB.;  B;  Th;  Z;  eig.  vom  ,bösen  Blick'  (vgl.  Gr. 
Myth. 3  430.  1053).  De  T.  hat  's  g's.,  's  göt  Alls  letz! 
Tb.  Es  hat 's  de"  T.  g's.:  wä""-me"  pressiert  ist,  so 
göt  Alls  derzueris!  Th;  Z.  ,Wenn  Mann  und  Frau 
zusammen  plären,  so  ist  d  Sach  so  bös  nicht;  aber 
wenn  Eins  lachet  und  das  Andere  weint,  dann  hat  es 
der  Teufel  gesehen.'  Gotth.  Ede"weg  hat  's  de  Schin 
der  g's.,  so  chumm-ich  gar  nüd  drüs.  Stutz.  Es  müesst 
's  doch  de""  oiieh  grad  der  T.  g's.  ha",  wen"  Eine''  drlssg 
Jär  lang  isch  G'meinspresidäut  g'si"  un'1  im  de""  d' 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


G'setz  no'h  nid  chünts  wnre"  wi<  Schnupf.  Loosn  1910. 
Aswa  en  Tifige-  hed  gedeicht,  Dass  we'tti  grad  der 
Tügger  g'sen  han,  wenn  di  Pure"  Hecht  b'halte"  sö'ttend 
GrD.  (B.).  Jetz  inet-i'*  doch  grad,  das  's  der  Gugger 
g'säch!  SchwE.  —  ß)  auf  Etw.  schauen,  acht  haben. 
,Dann  hält  der  Geist  dem  Schubmacher  die  gebratenen 
Fersinu"  dar  und  sagte:  Sä,  wilt  dich?  Dieser  nahm 
aber  nicht  und  antwortete:  G'sich  du  d's  Dine  und 
ich  d's  Min>i,  friss  du  Di"s  und  ich  Mi"s!'  FGSteblek 
1907  (WLö.);  vgl.  die  gleichbed.  Wendung  Sp.  526. 
—  f)  Etw.  besehn,  prüfend  betrachten,  nachsehn. 
,Item  es  sond  die  herpstvaden  grech  sin  ze  Sant  Martis 
tag  und  ze  Sant  Walpurgstag  ze  holz  und  ze  veld, 
und  swanne  der  richter  sitzet  ze  ietwederm  zil,  so 
sol  er  zwen  erber  man  ussenden,  die  die  faden  ge- 
sehent.'  ZNoss.  ,Wenn  ouch  ein  bolzvorster  ein  jar 
gehüet,  so  ist  sin  zil  uss,  so  sol  und  mag  ein  meiger 
nemmen  und  gebietten  von  den  kellern  und  den  gotz- 
huslütten,  die  in  den  kelnhoff  gehörend,  weihe  er  wil 
und  als  mengen  er  wil,  doch  das  ir  ungrad  sy,  die 
hölzer  in  acht  tagen-  nach  dem  gebott  zuo  besechend, 
und  hand  sy  die  hölzer  nach  dem  gebott  in  acht  tagen 
nit  gesechen,  so  sol  es  jeklicher  hessern  mit  drig 
Schilling  hallern.'  1473/1538,  ZWies.  Offn.  .HSchmid 
seit,  der  Glaser  syg  zuo  Basserstorff  by  andern  ge- 
sellen gesessen  und  habent  da  ir  tegen  usszogen  und 
die  gesehen  und  yetlicher  gemeindt,  der  sin  weri  der 
besser.'  1480/90,  ZKyb.  ,Zum  sibenden,  das  ouch  für- 
nemmlich  der  ganz  wald  und  die  nüwen  höuw  fürhin 
allwegen,  wie  bisshar,  ingeschlagen  blyben  und  alle 
jar  zuo  usstagen  gsächen  und  versorget  werden.'  1567, 
Z  Rq.  1910.  ,In  Kraft  der  zusamenhabenden  Pündt- 
nussen,  die  doch,  so  man  sie  recht  beim  Liecht  ge- 
sehen, gar  einanderen  nit  zuwider  waren.'  Sprecher 
1672.  —  c)  in  der  Verbindung  mit  .lassen'  fliessen 
Bed.  1  und  2  zT.  ununterscheidbar  ineinander.  ,La"- 
mich  g'se",  monstra.'  Id.  B.  Lach  g'se",  dass  d'  Freid 
heigist,  Übers,  von  Luc.  XV  32.  Dial.  (Obw).  ,[Die 
Fischer]  sond  auch  einem  Herren  und  den  Frauwen 
Fisch  geben  vor  Manniglichem  und  auch  necher  und 
sollend  da  [1.  die]  haben  in  einem  Korb  ald  in  einem 
Flosschiff  und  sollend  ein  Herren  und  die  Frauwen 
lassen  gesehen.'  Ende  XV.,  AAFahr  (Copie  von  1749). 
,Do  sprach  Veronaca:  Gevallet  es  uch  wol,  ich  var 
mit  uch  ze  Rome  und  Ion  üwern  herren  diss  heiltuom 
und  diss  bilde  sechen.'  Ev.Nicodemi.  ,N.  gebe  ir  ein 
Costenzer  batzen  daruff  [auf  die  Ehe],  denselben  hat 
si  im  uff  hütt  fürghalten  und  sehen  lassen.'  1533/8, 
Z  Ehegericht.  ,Ein  ding  sehen  lassen,  in  aspectum 
lucemque  proferre.'  Fris.;  Mal.;  ähnlich  Hosp.  ,Lass 
sähen,  waz  du  verheissen  habist,  fac  sis  nunc  pro- 
missa  appareant.'  ebd.  ,Lass  sehen,  was  hinter  dir 
stecke,  fac  experimentum  artis  tua>,  ede  aliquod  pro- 
fessionis  tua;  specialen.'  Hosp.  S.  noch  Brüni  (Bd  V 
651).  Formelhaft  la"  (in  LE.  lach)  g'se",  vereinzelt 
auch  PI.  lät  g'se"  B,  la"  g'set  B  (CWeibel  1885); 
vgl.  auch  schon  Sp.  7:  1)  als  eindringliche  Auffor- 
derung AaL.  (FOschw.);  Bj  LE.;  S:  \Y :  s.  auch  Bd 
III  1398  u.  Ho  sässä,  he,  Hans  Ueli,  Ghrigul  Ueti, 
Xaveri,  l  g's.!  AfV  (Kuhreihen).  S.  noch  Präses  (IM 
V  783).  .Jüdin:  Sol  ich  dir  ein  Tauben  gän?  Eerodea 
Diener:  Lagseh,  ich  wil  schon  selber  nä.'  Spicbtio 
1658.  Gew.  vor  Imp.  L.  g's.!  pack  üs,  leit  ist  s 
g'gange"?  B  (vüütte).  Se,  attong,  V'packt!  I.  g's.,  i"che" 
'  g'stungget,  marsch!  MWalden  1880.    L.  g's.,  eher-di'" 


531 


Sah,  seh,  sih,  soh,  suh 


:.::■.' 


um!  FOschw.  1895.  S.  noch  Pflanz  (Bd  V  1252):  rucken  I 
(BdVI848).  L.  g's.  da!  B;  8.  Chasper,  se.  la"  g'si" 
dö,  tue  B' scheid!  Joaoh.  1881.  Vor  (imp.)  Fragesatz. 
[Bäuerin,  zum  Essen  rufend:]  L.  g's.,  uo>t  aber  Mem- 
mer zuehe"?  es  ehaltet  ja  Alls!  BE.  (Bärnd.  1904).  L. 
g's.,  wer  irott  de"  Bueb?  Gotth.  L.  g's.,  Alte',  warum 
chunst  hüt  so  spät?  ehd.  L.  g's.,  nie  steit  's  da  inne"? 
GWkibel  1888.  S.  noch  rucken  (Bd  VI  847).  ,Es  habe 
sich  begeben,  das  der  selb  glaser  und  HRenner  und 
raeister  HWunderlich  in  zewürfnisse  komen  syent,  die 
er  stilte  und  stallung  von  inen  allen  neme,  und  als 
sy  staUung  geben  hetten,  rette  der  Kenner:  meister 
Hans,  lassechen,  bist  als  frisch  und  bütscht  mir  die 
band,  das  stallung  ab  sy!  und  Wunderlich  sich  be- 
dacht und  rette:  ja,  ich  dar  es  wo]  tuon,  ich  furcht 
dich  nit.'  1472,  Z  RB.  Als  Selbstaufforderung  nach- 
zudenken, wie  heisst  er  nur?  oä.:  [Gotte*:]  Vom 
junge"  ...  Dings  da,  l.  g's.,  dem  Grössrät  sl'-in  Sun. 
weiss  wol.  [Pfarrer:]  Richtig,  vom  Alber'.  OvGrf.ykrz. 
—  2)  abwehrend,  he  da!  B.  L.  g's.  da,  hi'-t  Friäe"! 
hörit  üf  zangge"!  L.  g's.,  was  brüchsl-mer  da  ufmine" 
Füesse"  ume"  z'  däsele"!  Bauer  zum  Ochsen.  B  Volksztg 
1902.  L.  g's.  da!  Melker  zu  den  Kühen,  die  zudring- 
lich an  seiner  Salztasche  naschen.  Bärxd.  1908  (BGr.). 
,Sich  (g')s.  lassen.'  Er  lat-sich  nümmt"'  (g')s.  Er,  das 
Hüs  [oä.]  tarf-si'h  (g')s.  lä".  ,Es  lät-sieh  g's'e",  conspec- 
tum  hominum  meretur.'  Id.  B.  ,Er  lat  sich  niemer 
gesähen.'  DSchill.  L.  ,Niernaut  liess  sich  gsehn  noch 
hören.'  BGlett.  ,Dass  die  seelen  wider  komniind,  sich 
sähen  lassind  ...'  LLav.  1509.  ,Sich  öffentlich  sehen 
lassen,  sich  vor  allem  volk  zeigen,  se  publicare,  in 
conspectum  se  dare.'  Fris.;  Mal.;  ähnlich  bei  Hosp. 
Z'  Gwüssnes  halba  wött  ich  mich  dörffa  seha  lo,  wie 
dunkel  es  ist.  Gölim  1712.  —  2.  (fast  immer  mit  Angabe 
des  Gesehenen)  a)  mit  den  Augen  wahrnehmen, 
gewahr  werden,  erblicken;  mit  allg.  Obj.  und  negiert 
nicht  scharf  von  3  zu  trennen.  .Einem  ze  sähen  wer- 
den, in  conspectum  alieuius  venire;  yederraan  zuo 
sähen  werden,  öffentlich  vor  yederman  umbhingon, 
versari  in  theatro.'  Fris.;  Mal.  Mit  allg.  Obj.  Ju- 
pelihe  (jutelihe  ZS.,  hüpelihe  ZF.),  was  hän-ic''  g'se": 
's  Vögeli  hat  kefijs  Schnäbeli  (Schwänzli  ZF.)  nie'!  Z. 
Jupehe,  was  han-ich  g'se":  en  Enten  uf  dem  Zürichse! 
ZKü.  Jühei,  was  hän-i'*  g'sei"  z  Ospidal  a"  der  Cliilbi? 
Dö  träge"  d'  Bliebe"  d'  Maitli  hei'"  und  säge",  si  sige" 
wildi  UUrs.  .Stand  under  die  Daehtrüfi  und  schaue 
den  Mond  an  und  heb  den  Finger  auf  die  Ägersten- 
augen  und  sprich:  Was  ich  gse,  das  wachs  und  was 
ich  griffen,  das  schweint.'  Arzxeih.  1822.  , [Wahrsager :] 
Botz  angst,  was  wunders  gsen  ich  drin  [in  der  hin- 
gehaltenen Hand]!'  JMurek  1560.  S.  auch  blind  (Bd 
V  110).  All(e)s.  Mini  Muetter  Schwigermuetter  hat  en 
lauge"  Hals  (ü"seri  Muetter  Alti  mit  irem  lange"  Hals 
SceSchl.),  si  mag-e(nj  strecke",  wie  si  will,  so  g'set 
(siet  ScaSchl.)-si  doch  nid  Alls  AaOKu.;  SchScIiI.,  o  du 
liebi  süessi  Drucke"  mit  di"'m  lange"  Hals,  cha""sch-en 
strecke",  ivie  du  wi't,  de  siesch  jo  doch  nit  Alls  G. 
An-eren  Anke"balle"  und  an-ere"  Schwigermuetter  (an- 
eme"  Süniswib)  g'set -men  Alls  BE.  (Bärnd.).  Frau- 
faste"chind  g'seien  Alles  BsL.  S.  noch  Güggeler  II  (Bd 
II  195).  ,Gott  ists,  der  Alles  sieht  und  rieht.'  Sylloge 
1676;  sonst  abs.:  ,Ja,  Got  lebt,  gesiebt  und  richtet.' 
Ansh.,  ,Ob  du  gleich  Gott  nicht  siehst,  so  riebt  er 
doch,  darauf  wart  du.  Wir  sagend:  Gott  sieht  und 
rieht,  so  niemand  spricht.'  LLav.  1582.    (ijqiis.  Xul  uii. 


Achtung,  d'  Geiss  g'set  Öppis!  gib  Acht,  schau  hin 
BE.  (Bärnd.).  ,Ein  ding  gsehn  bringt  mer  dann  hören, 
selbs  krank  syn  ist  wyt  über  leeren.'  RSchmid  1579. 
Gel1,  du  hast  no'h  Nut  so  g'se"  B  (Kuhreihen);  Tu. 
So  Öj>pis  han-ich  noch  nie  g'se(he)".  Ke"s  Aug  voll 
(GA.),  ken  Stich  (Ab;  ZRuss.),  ke"  Stick(e")  (Gl;  ZW.), 
kei's  Dingfeli,  -elli)  (B;  W),  e"W"  Nase"  leng  (BG.)  g's., 
gar  nichts :  vgl.  3.  De''  g'set  nie  ifnue",  ist  ungenügsam, 
unersättlich  B.  ,Ich  gsich  kein  ding.'  Laz.  1529.  Mit 
konkr.  (pers.  oder  sächl.)  Obj.  Herzige  Schatz,  du 
Böllc"loch,  g'se"-dich  nüd,  so  schmöck-dich  dach!  ZStall., 
W.  ,So  bald  mich  dann  (oder:  das?  mich)  die  Hunde 
g'sehn,  so  tun  (oder:  da  tuen)  sie  meinem  Gspor  nach- 
gehn.'  LTobler  VL.  Moni  ist  jedes  Wegli  nass,  Alles 
lauft  uf  Steinli:  chunt  mi"  Schatz  durch  's  Dorf  durchab, 
g'sen-i'*  sini  Beinli.  AFrey  1891.  De't  obe"för  a" 
Dammerselle"  erchond-mer  Eine''  mit-eme"  Tschöpeli 
Veh:  wenn-er  nümmen  ume"chond,  so  han-ene"  's  letst 
Mol  g'se".  ALGassm.  1900.  ,[Etwas]  an  sime  antlute, 
daz  si  davor  nie  gesahin  und  ouch  darnaefh]  niemir 
gesahin.'  XII.,  Wack.  1870.  ,Auff  dem  berg,  da  der 
herr  gesähen  wirdt.'  1530,  I.  Mos.;  £v  x<ü  Spst  xOptog 
i!y{^rr  LXX.  ,[N.  sagt  aus:]  gieng  ein  vast  ticker 
roueh  uss  selbigem  husse  . . .  aber  er  gsech  kein  Ha- 
men.' 1551,  L  Hexenproz.  ,Glych  wie  einer  in  eim 
spiegel  sin  maasen  sieht'  OWerdji.  1552;  ,sihet.'  Her- 
born 1587.  , Rottmeister  [die  feindl.  Herausforderung 
beantwortend]:  Sag  an,  du  hund,  was  schwätzest  vil? 
gseest  mich,  ich  wil  dir  ston  zum  zil.'  JMirer  1559. 
,Wir  gsachen  eins  [ein  Geschütz],  war  by  48  Schuo 
lang.'  FPlatter  1612.  ,Han  ein  Reh  gesähen  uf  der 
Barburg.'  1641,  Zö  TgB.  ,Heiemit  last  ungetadlet 
meich,  beiss  auch  ich  deine  Arbeit  seich.'  1772,  BR. 
(Hausinschrift).  S.  noch  Gugger  (Bd  II  186);  Für- 
gang (ebd.  346);  Ge-häld  (ebd.  1177);  Magdalena  (Bd 
IV  118);  regelen  (Bd  VI  729).  Wolf  g'se"!  Ruf  in 
einem  Kdspiel,  ähnlich  dem  unter  Ber  (Bd  IV  1449) 
beschriebenen  B  (GZür.  1902,  140);  Z;  vgl.  Eochh. 
1857,408.549.  Fh  g'sien-dich  (od.  -i'h  =  euch)!  Formel, 
mit  der  man  sich  beim  Zutrinken  bedankt  GrPi-.;  vgl. 
schwäb.  i  b'sieh  di  bei  Fischer  I  911  o.  Häsch-mer-e" 
niener  g'se"?  ständige  Frage  eines  Suchenden.  Häsch- 
mer  mini  Geisse"  nienc"  g'se"?  fragt  ein  Hirt  das 
Moosweibchen.  Henne  1874 (S).  [Einer,  der  im  Gedränge 
seine  Liebste  verloren  hat:]  Jctz  nimm-se!  Gang,  lueg- 
ere"  nöch!  Hesch-mer-se  niene''  g'si"!  so  han-ich  g'resi- 
niert,  mit  mir  und  mit  der  ganze"  Welt.  JReinh.  1905. 
S.  noch  benglen  (Bd  IV  1375).  Die  gleiche  Wendung 
formelhaft,  oft  in  einen  andern  Satz  eingeschoben; 
auch  auf  Fem.  oder  Neutr.  bezogen  1)  schnell  wie 
der  Blitz  Aa;  Gr;  L;  S;  Z;  s.  schon  Bd  IV  701.  Er 
ist  furt  vns  gi''st  icas  hast  und  häst-mer-en  niene''  g'se"! 
ZF.  Ich  tuene",  wie-n-i'''  bi",  und  üf  und  furt  und 
dännv"  mit  und  häsch-mer-e"  niene''  g'se"!  Stütz.  Im 
Kundenänt  isch  de''  l'oneli  zum  Pfeister  üs  und  hesch- 
mer-e"  niene''  g'se"!  Schwzd.  (L).  Und  jetz  ufmöls  — 
hesch-mer-e"  niene"  g'si"  —  's  ganz  Büscheli,  dö  ne" 
Hüffc",  dort  e"  Haffe",  usenander!  vom  Umkippen  eines 
Heufuders.  JReinh.  1905.  Auch  mit  2.  PI.:  Und  springt 
halt  —  händ-er f-e"?]  nienc  g'se"  —  dö  drl"  abe"  mit- 
eme"  Mordsjuhe,  Parodie  von  Schillers  Taucher.  Gysi 
1899  (Aa).  Ähnlich:  [Sind  die  Hürlinge  entwickelt, 
so  packt  sie  der  Wandertrieb]  und  —  häst-e"  nie 
g'sehe"  —  schuimme"d-s'  devu"  a's  lustir/i  Ganqfisch. 
ONareli  1898  (TiiErm.).    [Das  Mädchen]  lät  uf  einisch 


;,:;:; 


Sah,  seil,  sih, 


534 


e"  helle"  Genta  üs  und  —  heit-der  g'se"  —  schiesst  's 
wiene"  Pfil  a"-mer  verbi.  HDietzi  1900.  Häsch-en 
(/selten  und  numme''.'  Bezeichnung  raschen  Verschwin- 
dens  ScnRamsen.  —  2)  ahweisenj,  abfertigend,  zB. 
als  Antwort  auf  einen  unbequemen  Auftrag,  ,ich  frage 
nichts  darnach'  Aa;  Gl;  GrD.,  Luz.;  I.;  GA.;  Schw; 
S;  vgl.  g'sehwind  chumm  se  (Sp.  8),  ,hastu  mein  gens 
nit  gesehen'  bei  HSachs  (Gr.  WB.  IV  1,  1261).  A.:  De 
dorftcsch-mer  es  seh&'s  Trinkgeld  gc",  du!  B.:  Häst- 
mer-e"  niene"  g'sä"?  ,oho,  da  hast  du  dich  gewaltig 
geirrt'  GA.  Hesch-mer-e"  niene''  g'se"  mit  der  holzige" 
Tuba!: pfiffe"!  LH.  Häst-mer-en  facht  ä"ch)  niene"  g'se", 
de"  tüsigs  Välädi"?  scherzh.  Abweisung  einer  Be- 
hauptung, die  man  nicht  glaubt  ZWald.  Und  erst 
cifig  ü"si  g'wönliche"  Winter  oder  iv'e-me"  seit  —  hesch- 
mer-e"  niene''  g'se"  —  si  ieerdi"d  eisster  schöner  und 
Unter,  aber  im  Summer  hem-mer  da  Sehne.  Schw  Bote. 
Liechti  Schüehli  müend  's  auch  si,  und  wdri"d-si  noch 
einisch  z  chlt":  's  Drücke"  tued-ne"  jo  nüd  we,  Meitschi, 
hesch-mer-e"  niene''  g'se".  ALGassm.  1900  (LEschenb., 
Reiden).  Auch  nur  um  auszudrücken,  dass  Etw.  eine 
überraschende,  unerwartete  Wendung  nimmt;  Syn. 
oha,  Jo  hest-mer-e"  niene''  g'se"  und  chumm  ömmel 
da""!  Ausdruck  nicht  erfüllter  Erwartung  L.  Ich 
säge",  si  eeruütschen-e"  [den  Flüchtling]  nit,  chönne" 
gu"  pfiffe"  —  hesch-mer-e"  niene''  g'se"  —  De'  isch  jet: 
scho"  uf  aem  Schiff.  JBeinh.  1905.  , Einen  davon  [von 
den  Dukaten  des  Werbeoffiziers]  sollte  mein  Vater 
bekommen,  aber  —  hesch-mer-e"  niene''  g'se"  —  der 
Lunzi  behielt  den  Dukaten  für  sich.'  Nnw  Kai.  1906. 
En  Schlingel,  wo  g'seit  hat,  der  halb  G'meindrät  sigi"d 
tummi  Cheibe",  hett  solle"  die  Sehelti"g  z'ruggne" ;  aber 
Der,  hesch-mer-n  niene''  g'se",  nimmt  die  Schelti"g  s'rugg 
und  [erklärt  vor  Gericht],  der  halb  G'meindnit  8ige»d 
C'keini  tummi  Cheibe".  CStreiff  1907.  Ähnlich:  Haste" 
g'sie",  der  sc'b  Ufa""? spöttische  Abweisung  GG.  Häst-e" 
g'se",  de"  Billeter  (scherzh.  auch  Bilc'ter)'.  Ausdruck 
der  Schadenfreude  über  eine  Täuschung,  Enttäuschung 
ZF.,  der  freudigen  Verwunderung,  zB.  eines  Spielers, 
der  wider  Erwarten  einen  guten  Zug  tut  ZS.,  W. 
Weitere  RAA.  Ich  we't  mini  Vettere"  drum  ge".  ich 
hett  mini  Base"  nie  g'se"  Z  (Dan.).  Es  gut  Menge' 
de"  Zürichse  üf  und  ab,  er  g'set  's  nüd,  es  liegt  Nichts 
daran,  wenn's  jetzt  auch  nicht  gerade  Jedem  gefällt 
ZWang.  , Sehen  die  Kartoffeln  Unkraut,  so  gehen  sie 
wieder'  SohScW.  S.  noch  Eöm  (Bd  VI  912).  's  Für 
im  Elsiss  (auch  z'  Strössburg)  g's.;  s.  Bd  I  942/3; 
ähnlich:  d' Sterne"  g's.  im  Elsass  B.  En  Chleipen 
[Ohrfeige],  dass-d'  firig  Gögen  vor  ''en  Oigen  g'sest  B 
Gadm.,  ähnlich  BG.;  s.  auch  Gueg  (Bd  II  161).  Si 
g'seche"d  vu"  lüter  Hunger  d'  Sterne"  em  blaue"  Himel. 
CStreiff  1902  (GlM.).  , Einen  hübschen  man  s.',  iro- 
nisch: ,Als  er  Schönenberg  vor  etlichen  verschinen 
tagen  dem  Bischoff  uff  sin  Bissig  pit  14  haller  an 
einer  ürten  geliehen  hette,  begebe  sich,  daz  einer 
dem  selben  Bischofen  ein  Schilling  von  höw  tragen 
geben  weite;  also  rette  HAberly  pfister  zuo  dem 
Schönenberg,  er  sölte  glich  tuon,  ob  er  den  Schilling 
für  die  14  haller  nemen  weit,  so  wurde  er  ein  hüpschen 
man  sehen;  uff  das  gienge  er  [Seh.]  in  schimpf  wis, 
griffe  gegen  dem  Schilling  glicherwis,  ob  er  den  nemen 
weit,  do  fiele  Bischof  im  in  zorns  wis  uff  sin  band, 
kratzote  inn  mit  sinen  näglen  [usw.].'  1487,  Z  RB. 
Auch  mit  etw.  erweiterter  Bed.,  Einen  sehen  und 
sprechen,  treffen,  allg.    Ieh  chann-em  's  guet  säge"  [den 


Auftrag  ausrichten],  i'h  (g')sen-e"  morn.  , Er  hätte  seinen 
Buben  schon  mehr  als  einmal  gesagt,  we""-si  öppe" 
der  Tischmacher  gscye",  su  solle"  si  ihm  säge",  er 
soll  öppe"  zu  ihm  cho".'  Gottii.  Ade  und  dank  dra", 
wenn-dich  nümmer  g'sene"  voräne".  JRoos  (L).  Mer 
(g')s-nd  (d)enand  scho"  uoch!  Drohung.  Dir  hät-mich's 
letstMälg'se(he)"!  ich  will  nichts  mehr  von  ihm  wissen. 
Me"  (g')s-t-ennie.  Worum  (g')s-t-me"-dich  au'h  nümmer, 
warum  ziehst  du  dich  so  zurück?  [Sterbende  Frau:] 
Mer  schi"d  denand  im  Himmel  wider.  [Mann :]  Mer 
händ  denand  dö  onne"  g'nueg  g's'ehe".  ATobler  1905. 
Einen  go"  g'sei,  visitare,  aller  voir  PAL  (Giord.);  W. 
Chome"d-si  [=  uns]  öich  bald  gan  g'se"!  W.  D's  Mun- 
tafu"  g'sachtist  doch  gere"  noch  e"mäl.  MKconi  (Gr 
Schs).  ,Widerumb  gon  zesehen  oder  heimzesuoeben, 
revisere.'  Fris.;  Mal.  ,Ich  nah  ihn  lang  nicht  ge- 
sehen, multoruin  dierum  intervallo  eum  non  vidi.' 
Hosp.  S.  noch  Chind-Betterin  (Bd  IV  1810);  St  Jo- 
haunis-Segen  (Sp. 453).  Von  Vorgängen,  Tatbeständen; 
vgl.  2  b.  Hast  öjipe"  <f  meint,  ich  (g')s'ech  's  nid?  Zwü- 
seheH  Für  und  (g')s-t  's  Niemer  Aa  (Rochh.);  Th, 
zicüscheH  Tag  und  g'set  's  Niemer  [sei  Etw.  geschehen] 
ZWald,  Wang.;  vgl.  Bd  I  941  u.  So  chan"-i'h  's  o"'h, 
wen"-ich  's  einist  g'se"  ha"!  leichter  Spott  auf  Einen, 
der  Etw.  ungeschickt  anpackt  B;  entsprechend  Z. 
Wer  's  nid  glaubt,  cha""  's  selber  s.  Sch  (FStaub).  Cho- 
ste"z  lit  am  Bode"-(Bodc"-Jse,  (und)  wer  's  nüd  glaubt, 
cha"" 's  selber  g's.  B;  Z.  ,Wie  viel  hast  dort  [näml. 
auf  der  Bank]?  fragte  Peter  weiter.  He,  lueg  im 
Büchlein,  denn  g'sehsch's.'  vAlmen  1S97.  ,Do  was  der 
herr  [aus  einem  Schlosse]  . ..  heimlich  dannen  gezogen 
und  hat  ouch  den  vassen  mit  dem  win  die  boden  us- 
gestossen  und  vil  swinen  in  dem  slos  ertöt,  das  man 
alles  nachmalen  vand  und  sacb.'  DSchill.  B.  ,Was 
wir  an  andern  sehen,  dem  folgen  wir  nach,  quod 
exemplo  fit,  id  iure  fieri  putamus;  non  qua  eundum 
imus,  sed  qua  itur.'  Fris.;  Mal.  Etw.  Strafbares 
sehn,  Augenzeuge  sein.  ,Dass  die  winfüerer  sollend 
schweeren,  keinen  win  uss  dem  vass  zeziehen,  ouch 
niemand  daruss  zetrinken  geben,  sunder  sich  daruss 
zetrinken  benüegen ;  und  welcher  das  übersieht,  den 
selben  für  einen  öffentlichen,  wissentlichen  dieb  ze- 
halten und  zestrafen,  desglichen  den,  so  das  gesicht 
und  nit  angibt.'  1522,  B  (Ansb.).  .Weilen  weder  meine 
noch  des  Gottshaus  Ambtleut  die  Ding  beobachten 
oder,  wann  sie  es  gleich  süehen,  doch  nit  leidend  und 
darzue  schweigend,  werde  ich  Ambts  halber  genötigt 
[selbst  einzuschreiten].'  1056,  AAWett.  Arch.  Übh. 
einen  Vorgang  mitansehn,  dabei  sein,  Etw.  erleben. 
Aber  gel',  bisch  g'gange",  ivo-d'  s  g'se"  hast!  Ablehnung 
eines  Aufschneiders  ZO.  Chli"  und  Gross,  Alls  hat  's 
welle"  s.  Schweiz  1858  (ScnSchL).  (Du)  wärst  dann 
scho"  s.,  w'e's  göt,  use"chunnt  Tu.  Werst  denn  scäo" 
g'sie"  [näml.  wie's  an  der  Landsgemeinde  geht],  geh 
rw  Acht  ond  los!  JMerz  1836  (Ar).  , Wäret  dri  monat, 
in  welchen  der  from  edel  fürst  in  grosser  angst  alle 
schmach  sehen,  hören  und  liden  muost  von  den  sinen.' 
Ansh.  ,Ir  werdends  gsehen  und  erleben.1  JMurer 
1559;  so  noch  heute  (s.  Bd  III  971:  auch  Aa).  ,[An- 
gelus:]  Ach,  wurdest,  lieber  .linglig,  gse  die  grosse 
Freidt  im  Himelrich.'  Cum.  Beati.  ,<>  was  für  grosse 
Schand  und  Wenn  muess  ich  gesehn!'  .I.Mahl.  1620. 
Ir  werdinds  g'seha,  wir  s  na  werdind  ei  Bing  a  <l 
Schnögera  lega.  Göldi  1712.  Prägnanter  Gebrauch 
1)  des  Perf.    Die  hä'"'-mic'1  g'se(he)" !  einmal  und  nicht 


53?. 


Sah,  seh,  sih,  soll,  suh 


536 


wieder  Tu;  Z.  [Wenn  du  Das  und  Das  tust]  dann  hast- 
mieh  g'sehe"  Th.  Mich  händ-ai  iez  z'  Zürich  g' s%2" !  ich  bin 
in  Z.  gewesen,  gehe  nicht  wieder  hin.  CStreiff  1898 
(GlM.).  Auch  mit  der  verdeutlichenden  Erweiterung  und 
mime;  s.  Bd  IV  754  und  vgl.  Sp.  533  o.  —  2)  des  Pass. 
,Er  wer  gern  gesehen,  conspici  ille  cupit;  in  opinionem 
gratise  libenter  irrepit.'  Hosp.  1083.  In  verschieden 
erweiterter  Fügung.  Ich  hän-in  im  Verein  nach  nie 
uss  g'se"  Z  (Spillm.).  ,Biss  dass  ich  euch  verbessert 
sihen,  wil  ich  nicht  nachlassen.'  JMüller  1665  (Chry- 
sostomus).  ,Sie  habe  niemand  mehr  umb  den  Weg 
gesehen  dann  die  Einten  in  den  Raben.'  1701,  Z.  S. 
noch  Gala  (Bd  II  201);  seiger  (Sp.  483).  Mit  Inf. 
neben  dem  Obj.  Ieh  han-en  g'se(he)"  cho".  ,1m  Sommer 
enthält  die  Alpenlut't  ein  so  ausgiebiges  Mass  von 
Feuchtigkeit,  dass  dank  demselben  mu"  d's  Chn'td 
fast  gar  g'scd  waxen.'  Bärnd.  1908  (BGr.);  ähnlich  auch 
sonst.  S.  noch  Glogg  (Bd  II  610);  riechen  (Bd  VI  169). 
, [Schuster  N.  soll  gesagt  haben]  er  habe  siner  diernen 
[Mägde]  eine  sechen  ein  par  schuoch  antragen,  die 
hette  er  sinem  wibe  gemacht,  und  die  habe  er  [ein 
Schustergeselle]  im  verstolen.'  1470,  Z  EB.  , [Zeuge 
N.]  hat  vil  meitle  sechen  uss-  und  ingan.'  1538/40, 
Z  Ehegericht.  ,Mir  ist,  ich  gsehe  kommen  so  manchen 
Herren  stolz.'  Tellenlied  1673.  Wie  er  de  Pfaffa  so 
grüseli  heig  gseha  darvo  lauffa...  Göldi  1712.  ,Da 
sprach  Sant  Peter  zu  unsern  lieben  Frauen:  ich  sich 
dert  drei  Dieben  ahen  gan  ...'  AfV.  (altes  B  Arznei- 
buch). S.  noch  so  (Sp.  28).  Mit  Acc.  des  Körperteils, 
der  Kleidung  und  Dat.  (P.).  Dem  g'set-men  auch  lieber 
de"  Buggen  als  de"  vorder  Teil,  Den  sieht  man  lieber 
gehen  als  kommen  ZW.;  s.  auch  Bd  IV  780.  Me" 
hät-eren  Alles  g'se",  pudenda  Tb;  Z.  ,Das  [von  den 
Juden  gemordete]  kind  was  funden  von  einem  knaben, 
der  was  uff  stelzen  durch  das  bächli  gangen,  wie  jung 
knaben  tuond,  do  gesach  er  dem  kind  ein  schüeli  und 
ein  schenkeli.'  Äg.Tschcdi.  Mit  Nbsatz.  Einer  Frau, 
welche  eine  im  Chrizgang  vorbeiziehende  tote  Ver- 
wandte um  Licht  bat,  wurde  ihre  Bitte  erfüllt  mit 
den  Worten :  Düw  siest  wol,  wer  t'  hast  tröffe",  sitst 
g'sächist,  wie  's  dir  gieng!  dh.  wenn  ich  nicht  zufällig 
deine  Verwandte  wäre,  müsstest  du  dein  Unterfangen 
büssen  TB.  (JDickenm.  1906).  [Leute]  wo  hend  welle" 
sehe",  tcas  göt,  und  die  hinterste"  send  uf  Tisch  und  Bank 
gestände",  nor  um  auch  Öppis  z'  g'se".  Schwzli.  (Tu). 
S.  noch  gablen  (Bd  II  60).  ,So  er  also  umb  sich  sieht, 
so  sed  er,  das  HStuder  und  der  Wettischwiler  ein- 
ander schluogent.'  1440,  Z  RB.  ,Ein  müllerkneeht 
[begann]  in  guoter  gesellschaft  zuo  reden,  er  hette  wol 
den  tag  gesehen,  siner  zwen  weitend  ein  sölichen 
hund,  als  sins  meisters  hund  were,  mit  den  zenden 
zerzert  haben.'  1486,  ebd.  ,Mein  Rat  wer,  dass  mans 
[das  Feuer]  z'ersten  recht  sollt  lassen  ankommen,  so 
säch  man  auch,  wo  man  löschen  solte.'  Schimffr.  1651. 
,Ich  wil  sehen  wie  etc.,  volo  nunc  experiri  et  reipsa 
cognoscere  quid  etc.'  Hosp.  1683.  S.  noch  bristen  (Bd 
V  848).  Jmd  gern  s.,  bes.  von  Verliebten.  Si  (g')s-nd 
(djenandgern.  Er  (bzw.  si)g'sed-si  (bzw. -en)lieberiveder 
a's-er  (bzw.  -si)  frisst  AaF.  Er  (g')s-t  d'  Meitli  e"chli" 
z'  gern.  Me"  kennt-ne"  [den  Storch]  gar  guet  überall 
und  g'siet-ne"  geren  allimäl.  CZwicky  1901.  , Einen 
gerne  sähen  oder  vast  lieben,  ferre  aliquem  in  oculis; 
etwas  ungern  sehen,  videre  quippiam  ingratum.'  Fris.; 
Mal.  ,CVatterlaus  habe  gern  hübsche  fröwlin  gsächen.' 
1584,  Z.   S.  noch  so  (Sp.  28).    Mit  Acc.  S.  Me"  (g')s-t  's 


nüd  gern,  wann...,  bes.  von  üblen  Vorzeichen  Ap;  B; 
Th;  Z.  ,Ich  sihe  das  nicht  gern,  oculi  dolent  hac  re; 
ich  hab  das  nicht  gern  gesehen,  parum  id  mihi  pro- 
batur.'  Hosp.  ,S.  können,  mögen.'  I<*  cha"n  (mag) 
Da(s)  nid  (g')s.  Er  cha""  de"  W\"  im  Glas  (di  volle" 
Gleser)  nid  g's.  Bs;  B;  Z.  Ich  chann  (mag)-en  nüd 
(nüme'J  g's.,  Ausdr.  der  Abneigung,  Verachtung  Zu. 
,So  ein  grosser  bäum,  das  in  einer  nun  gern  sähen 
möchte,  visendie  magnitudinis  arbor.'  Fris.;  Mal.  ,Das 
Psalmensingen  tut  sehr  weh,  der  Antichrist  mag  das 
nit  gseh,  er  tut  darwider  streiten.'  1712,  GT.  (,Be- 
trangtes  Toggenburg').  ,S.  wollen.'  Iez  will-ich  Gelt  s.! 
will  bezahlt  sein  Th.  Das  we,t-ich  och  g's.  (weft-i''' 
möge"  (g')s.J!  Ausruf  der  Ungläubigkeit.  Ich  weft  De" 
(möge")  (g')s.,  u-o  . . .  ,Da  vermeint  si  weite  gern  den 
sächen,  der  semlichs  von  inen  redte.'  1533/38,  Z  Ehe- 
gericht. I'h  will  ('s)  gern  (g')s.;  s.  Bd  II  426  (.licet 
dubitare,  donec  videro.'  Id.  B).  Ieh  will  gern  (g')s., 
tvie  die  Sach  (noch)  use"chunnt  Tu;  Z.  S.  auch  bringen 
(Bd  V  701).  ,[Ein  Bursche]  sprach  zuo  ir:  ich  wird 
dich  hinacht  höischen  zur  ee;  sprach  sy,  ich  wils 
gern  gsen.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  Der  gross  ruht  Zirick 
hed  im  oberä  Chalbermtittli  das  liug  Hom  abgstossä; 
der  Gorris  hed  em  's  g'spahlet,  will  gern  gsee,  wie  s 
ihm  göh.  JCWeissenb.  1673.  Mit  dem  Zusatz  seit  de 
Blind  (s.  Bd  V  110),  hat  de  Blind  g'sät  (Th;  Z). 
T''  will  gern  g's.,  nie  's  chunnt,  seit  de  Blind  und 
g'set's  nie  ZWang.  Von  bloss  vorgestelltem  Sehen; 
vgl.:  's  ist-mer,  i'h  (g')s'ech's,  iron.,  =  es  wird  wohl 
Nichts  daraus  werden  Ap;  Th;  Z.  Ich  g'se" 's  naeh, 
wennich  will,  kann  es  mir  jeden  Augenblick  noch  leb- 
haft vergegenwärtigen  Z.  Ich  ha" 's  g'se(he)"  diu".  Ich 
g'hör-eg-e"  ond  g'sien-eg-e"  zor  Stond  noch  vor-mer.  ATob- 
ler  1901/2;  eg  pleonastisch  wiederholtes  ich.  's  isch-em 
[einem  Mütterchen]  g'si",  es  g'sei  's,  wie  's  mit-em  [dem 
Sohne]  gö.  JReinh.  1904.  ,Ein  prophet,  der  künftigs 
seht  [: prophet].'  Aal  1549.  Vor,  mit  den  Augen  s.  uä. 
Ieh  g'sie  's  all  noch  vor  Auge",  etw.  Schönes  od.  Schreck- 
liches Ar.  Es  isch-em  g'si".  er  g'sei-n-e"  libhaftig  vor 
den  Auge".  JReinh.  1905.  [Er]  we't  doch  auch  nüd, 
das*  du  Eini  hürötitist,  wo  t'  nüd  magst  a"  de"  Auge" 
g'se-.  MLien.1891.  Ichha"'s  mit  eignen  Auge"  (mit  minen 
Öignu"  W)  g'se(he)".  ,N.  meint,  er  weit  die  personen, 
so  von  im  sagint,  er  gange  nit  zkilchen,  gern  under 
äugen  sechen.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  .[Falscher  Geist:] 
Ir  gsend  mit  eigner  gsicht,  das  wir  ...  sind  hotten 
[Gottes].'  HyRüte  1546.  ,Dass  wir  in  gesehind  von 
angesicht.'  OWerdm.  1552.  ,Die  schönsten  Ross,  dass 
schönste  Veh,  dass  Einer  wet  mit  Augen  gse.'  Com. 
Beati.  —  b)  (sehend)  erkennen,  einsehen.  Alhceg 
wässt  's  und  siet  's  en  Niedere.  Sch  Gespr.  1858.  Wem- 
men  e"  Bitz  Hirni  hei,  müesse-me"  Das  g's.  Schwzd. 
(GRSeew.).  .Wollend  wir  warten,  bis  Socrates,  Derno- 
critus...  etwas  wüsse,  bis  sie  es  gesähind,  betindind 
und  verstandind'r"  1560,  Z  Bib.  (Vorr.).  ,Wie  ich  dann 
sich  und  verston,  ut  multos  adverto  credidisse.'  Fris.; 
Mal.  ,Wär  wölte  nit  sähen?  cui  enim  non  appareret?' 
ebd.  Etw.  an  Etw.  erkennen.  Mer  seihe"  's  a"  de" 
Wulche",  d'  Frau  het  noni->  g'mulche",  Spruch  beim 
Eier-,  Butter-  und  Mehlsammeln  an  Mittfasten.  AfV. 
(BsB.).  De  ist  g'schid,  er  g'set  's  am  Strumpf  a", 
wenn 's  Bei"  ab  ist  Z  Wangen.  Mit  Nebensatz  (oder 
innerlich  abh.  Hauptsatz).  ,Du  wirst  hindenache"  g'se", 
das'-ich  Bicht  ha"  g'ha",  ex  eventu  consilia  mea  pon- 
derabis,  probabis.'  Id.  B;    ähnlich  wohl  allg.     Ich  se- 


;,:;T 


Sah,  seil, 


halt  scho",  Jokcb,  da"-t'  $  Alt  au'h  gern  rernütist  und 
lieber  am  Neue"  hangist.  See  Gespr.  1838.  Ich  sie  scho", 
's  nützt  Alls  Nüt  Th.  ,Es  sei  sich  aber  aucli  nicht  zu 
verwungere",  we""-rae°  g'sey,  wie  d'  Lttt  ke°  Glaube" 
meh  beige".'  Gotth.  ,Es  klagt  Jakob  Zimberman  uff 
Hansen  Zimberman,  er  sye  uff  der  bruggen  gangen 
und  habe  ein  barreit  uff  sinem  hopt  getragen,  das  im 
ein  hüpsche  frow  geben  hette;  da  sye  der  HZ.  an  inn 
komen  und  habe  zuo  im  geredt:  ich  siech  wo],  du 
macht  bass  denn  ich,  dann  man  nimpt  mir  die  barreit 
und  gipstz  dir.'  1166,  Z  RB.  ,N.  [wegen  Ehebruchs 
bestraft]  wil  sich  hinfür  dermass  besseren,  das  man 
gespüren  und  gsechen  müesse,  das  er  abgestanden 
syge.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Dann  ich  ie  lenger  ie 
mer  sich  und  erfar,  das  wir  on  in  [Gott]  nichts  ver- 
mögen.' Kessl.  , Sehen  und  erkennen,  was  uns  nutz 
und  guot  ist,  conspicere,  qua;  sint  in  rem  nostram.' 
Fris.;  Mal.  ,Man  sieht  von  stund  an,  was  die  mei- 
nung  und  der  verstand  seie.'  LLav.  1582.  ,Ich  sihe 
wol,  dass  du  meiner  vergessen,  satis  video  te  mei  esse 
oblitum.'  Hosp.  S.  noch  ver-geben  II  (Bd  II  88); 
Gül  I  (ebd.  220).  —  c)  die  2.  Sg.  Pras.  siest  (PI.  siend) 
Ap  (mit  reduziertem  Diphth.);  ThHw.  (auch  sest);  Z 
Auss.,  serst  THAltn.,  sest  AaZ.;  Z,  g'siest  bzw.  -&(&) 
Bs;  Bü.;  PAL,  g'sest  bzw.  -s(s)  Aa;  B;  Gl;  GA..  (-*-); 
ScbwE.;  Z,  als  formelhafte  Einleitung  einer  Belehrung, 
Mahnung,  Warnung,  =  liest  (Bd  II  1764).  (G')s.,  so 
göt  's,  so  cha""  's  gö"  (we""-me"  nid  Aehti"g  giHJ !  (G')s., 
eso  cha""  's  nid  gö"!  (G')s.,  ich  ha"  nid  änderst  chönne". 
Sest,  es  ist  doch  tcär!  Z  (Schulthess).  G's.,  Das  isch 
Nüt  nutz!  EKron  1867.  Weist -du  au'h,  wie-me"  d' 
Forelle"  am  beste"  föht?  [Auf  verneinende  Antwort:] 
He  s.,  me"  stellt...  Rheinschnaken  1879  (AaZ.).  Bis 
gueti!  g's.,  es  ist  mm  Hans  e"  Brief  chu".  CStreiff 
1898  (GlM.).  Doza  geH-er  zor  Antwort  ond  sät  zom 
Vater:  g'siest!  ich  diene"-der  sovel  Jör  [usw.],  Über- 
setzung von;  Lue.  XV  '29.  Dial.  (Ap);  entsprechend 
g'siest  GmT.,  siest  GoRh.,  siehst  GaL.,  Stdt,  g'sest  L 
Stdt;  Zg;  ZOtt.,  g'sesch  Bs,  g'si'st  Gl;  lueg g'sest  AABr.: 
in  andern  Übersetzungen  g'sich  (s.  Sp.  525  o.),  gugg, 
lueg,  lose"d,  g' schau;  griech.  i5oö.  Ml"  Sun,  bis  jetzig 
ouch  frei,  du  bist  aisslig  bi-mer  g'si"  und  g'sest:  Alls, 
ivas  ich  ha",  Das  ist  jo  ouch  dincr,  Übersetzung  von 
Luc.  XV  31.  ebd.  (AaF.),  g'sest,  Bueb,  du  bist  jo  bi- 
mer  einist  wie  änderst:  was  mV  ist,  ist  au'h  di".  ebd. 
(ZStdt  udE.).  ,[Das  Mädchen  habe  zu  seinem  Lieb- 
haber gesprochen:]  Sest,  Felix,  tuosts,  so  muoss  ein 
e  sin,  und  das  heig  sy  dristund  gseit,  über  das  hett 
er  mit  iren  zschaffen  ghan.'  1525/30,  Z  Ehegericht. 
Auch  Perf.  heseh  (od.  hait-der)  g'sene"  (nach  ASeiler  mit 
spasshafter  Verspottung  der  Ehässer  MA.),  hast  du 
(habt  ihr)  gesehen,  sieh  (seht)  (so  geht  es  oä.)!  Bs; 
nach  einer  Angabe  nur  g'sene"!  seht  da!  BsStdt.  Im 
PI.  Siend  (g'set,  g'send)-er !  zB.  nach  erfolgloser  War- 
nung Aa;  Ap;  B;  G;  Th;  Z.  G'send-er!  Warnungsruf,  gib 
acht!  Z  (Spillm.).  G'sed!  Ausdr.  der  Zustimmung  BHa. 
.MSchorer  [habe]  zwen  bentschen  an  sinen  henden 
gehept,  die  des  HImben  wärend,  und  offenlich  gespro- 
chen zuo  der  Elsy  Imby:  sehender,  ich  hab  die  bent- 
schen und  noch  etwas  mer,  das  wil  ich  üwern  man 
lassen  sehen,  darumb  das  er  sehe,  das  ich  üch  gehygt 
hab.'  1442,  Z  RB.  Erweitert.  Siest,  g'sest  iez(e")! 
siehst  du  jetzt  (nämlich  dass  ich  Recht  hatte)  Aa;  B; 
Th;  Z.  G'siest  dö!  g'seid  dö!  eeco!  PAL  (der  PI.  kann 
formal   auch   Imp.    sein).     (G')sest   da!    Warnungsruf 


Z  (Spillm.).  —  (1)  (nur  ä.  Spr.)  im  Passiv,  a)  schei- 
nen, ,videri.'  ,ln  dem  ouch,  da  ir  uch  darbietend 
mitler  [als  Mittler]  frid  zehandlen,  werden  ir  gsehen 
ubermietig  und  uwers  Stands  vergessen.'  Ansh.;  im 
lat.  Original  des  Briefes  videmini.  ,Wie  wol  die  selb 
tat  Dominico  klainfueg  zu  disem  handel  gesechen 
wirt,  ist  es  ja  dannocht  offenbar,  das  si  mit  den  andern 
predicanten  mer  stimpt.'  1531,  G.  .Gesehen  sin  (wer- 
den) wellen',  mit  Acc.  (,den')  oder  Gen.  (,des'),  Inf., 
vergleichendem  Adv.  oder  Satz,  dafür  angesehn  werden 
wollen.  ,Wo  er  der  ist,  den  er  sich  wil  g.  w.'  Zwingli. 
,So  sy  also  sprechend,  so  widersagend  sy  mit  der  tat 
dem  bapstuomb,  ob  sy  glych  dess  nit  wellend  g.  s.' 
ebd.  ,Sich,  in  die  ytelen  philosophy  zücht  Egg  mit 
sinem  bladren  und  will  aber  dess  nit  gsehen  syn.' 
ebd.  ,[Zwingli  erklärt,  die  Schrift  über  das  Abend- 
mahl geschrieben  zu  haben]  damit  der  gemein  ein- 
faltig Christ  die  warheit  selbs  erlernen  möcht,  so  ims 
die  ouch  das  evangelium  predgen  wellend  gsehen  syn, 
eintweders  verhaltend  oder  aber  misskeerend.'  ebd. 
,Wiewol  er  [Dr  Struss]  will  gsehen  syn,  sam  er  on 
gefärd  darüber  [über  eine  Schrift  von  Zwingli]  am 
markt  gfallen  sye.'  ebd.  S.  auch  Sp.  457.  , Welcher 
in  dises  bad  [das  Herrenbad]  will,  gibt  zuo  einzug 
zwen  doppelfierer  oder  ein  angster  und  drei  creuzer. 
Demnach  geben  sie  alle  morgens  umb  sechs  uhr  die 
suppen,  ordenlich  nach  einander,  etwann  einer  vil, 
der  ander  wenig,  nach  dem  ein  jeder  will  gesehen  sein 
[sich  ein  Ansehen  geben  will].'  HPant.  1578.  —  ß)  sich 
beziehen  (auf).  ,Wird  gesehen  auf  die  Ausjagung  des 
Cardinal  Schinners.'  Mise  Tig.  1724  (Anmerkung  des 
Herausgebers).  —  3.  sehen  können;  im  Allg.  in  den 
gleichen  Fügungen  wie  1  und  2  (doch  häufig  ohne 
Obj.)  und  davon  nicht  immer  scharf  zu  trennen.  Von 
der  subjektiven  Sehfälligkeit.  Vom  Luege"  g'set-mer 
ZHombr.  ,Ir  oug  gesehende  nicht  gesicht'  Boner. 
.[Milcom,  ein  tüfel:]  Wer  in  [den  ougenspiegel]  uf- 
setzt  und  dardurch  sieht,  gshät[!],  was  in  tusend  mylen 
bschicht.'  JMi-rer  1559.  Ieh  sie  (g'si1  usw.)  noch  öni 
Brülle".  Guet  (wol),  schlecht,  Öppis,  Nüt  (g')s.  uä. 
Er  (g')s-t  nid  guet  und  (g')hört  nid  guet  und  cha"" 
nid  weidli0"  lauffe"  Tu;  Z.  's  Hälibäbi  ist  bald  nünzgi, 
und  sid  drissg  Jöre"  cha""-me"  säge":  Es  g'set  nid  wol, 
es  g'hört  nid  wol  und  cha""  nid  weidli"''  springe". 
H  Blattner  1902.  Es  isch-em  grad  [g'si"],  a's  wie 
wenn-er  Nüt  mer  g'hörti,  Nüt  mer  g'säch.  JReinh.  1904. 
Weist,  ich  sie  (g'se(ne"))  noch  guet,  zB.  zu  einem  Kinde, 
das  hinterrücks  etwas  Ungehöriges  tut.  ,Wol  g's., 
oculis  valere;  übel  g's.,  acie  oculorum  destitutum  esse; 
Nüt  me?  g's.,  usum  oculorum  amittere.'  Id.  B.  Wenn 
der  Auerhahn  balzt,  so  g'set-er  Nüt,  Liebe  macht  blind 
ZWald.  Zo  dergliche"  Sache"  sen-ick  noeh  guet.  Sch 
Gespr.  1838.  S.  noch  Äug  (Bd  I  133.  134.  135).  ,Die 
frow  was  wol  uf  drü  jar  ganz  blind  gesin,  dass  si  nüt 
gesach.'  Stretl.  dir,  ,Es  klaget  RAltaweg  nff  den 
Birenstil,  dass  er  zu  im  sprach  frefenlich,  er  gesäch 
nüt  ze  varnde  ...  also  het  der  Birenstil  den  Altaweg 
angelogen,  won  doch  jederman  wol  sieht,  dass  er  nüt 
blind  ist  und  dass  er  gesiebt.'  1404,  Z  RB.  .Wiltu 
nachtes  also  wol  sehen  also  dages,  so  nim  tledermüss- 
bluot  und  strichs  under  din  ougen.'  Kunstb.  1474. 
,HWeber  von  Brienss  us  Bernbiet  het  sich  gelernt  an 
eim  oug,  des  er  nütz  gesach  ...  der  verhiess  sich  zuo 
bruoder  Claussen  grab  . . .  und  kam  ganz  wider  zuo 
siner  gesiebt.'  1488,  UwSachs.  Kirchenbuch.    ,[N.  will 


Sali,  seh,  sih,  soh, 


54  u 


sich  von  seiner  Frau  scheiden  lassen]  dann  er  wüsse 
nit  by  ir  husszhalten,  sy  ghöre  und  gseche  nur,  könnte 
im  nun  nit  ein  brot  verkauften.'  1541/3,  Z  Ehegericht. 
,Oculus  accr  et  acutus,  das  scharf  und  klar  sieht;  ich 
sich  auch  nit  fast  wol,  nee  oculis  prospicio  satis; 
übel  sähen,  esecultare.'  Fris.;  Mal.  ,Das  was  der 
rechten  bäpstischen  und  pfaffischen  meisterwurzen 
eine,  deren  manche  die  böpste  den  keiseren  uf  iren 
köpfen  zerknitschtend  und  inen  das  saft  in  die  äugen 
gesprützt  habend,  das  sy  nüt  gesächen.'  HBull.  Tig. 
.Scharif  sehen,  oculatum  vel  perspicaceni  esse;  er  sihet 
nicht  wol,  oculi  caligant.'  Hosp.  RAA.  's  Säuli  hat 
Nüt  g'se",  das  Schwein  ist  aus  Futtermangel  nicht 
fett  geworden  ZO.  (spielend  mit  Bed.  2  a).  Es  haut, 
was's  (g')s-t,  von  einem  stumpfen  Messer  Aa:  Ap;  Bs; 
B;  Gl;  GrD.;  Th;  Z;  s.  schon  Bd  II  1805.  Die  Suppe' 
g'sät  Nüd,  ,hat  keine  [Fett-]Augen'  GA.  ,[Koch:]  Ich 
kochen  alls  mer  [ebenso  gern]  4,  5  gericht  dann  nun  ein 
bschissne  suppen  schmal,  die  nüt  gsäch  und  kein  feisse 
hab,  kein  oug  fall  uss  zwölf  Stegen  ab.'  Haberer  1562. 
Heiter  g's.,  klar  sehn  in  einer  Sache  Bs  (Linder).  ,Nit 
heiter  sähen,  caligare.'  Fris.;  Mal.  Mit  Richtungs- 
od.  Zielbestimmung.  Er  siel  nid  bis  zor  Schibe"  hin- 
dere", ein  kurzsichtiger  Schütze  Tn.  's  ist  guet,  wä""- 
mer  au'h  e"chli"  i"  d'  Welt  i"e"  g'set,  etwas  Weltkennt- 
niss  besitzt  ZF.  Bh  ha"  scho"  lang  i"  das  Zug  i(n)e" 
g'se(he)",  diese  (schlimmen)  Verhältnisse  durchschaut 
Ap;  Th;  Z.  A.:  Ich  will  iez  aber  e"  Liecht  a"zönde" 
ond-der  <"'  Halbs  hole",  wenn-?  magst.  B.:  Jö.  i'*  mag 
alliwilig,  wie-d'  wol  wäst;  in'n  se'be"  Bot  ini"  hett-ich 
scho"  lengst  g'sehe",  Das  hätte  ich  an  deiner  Stelle  schon 
längst  vorgeschlagen  (?)  Bürgerfr.  1823  (Ap).  Wenn 
die  ganz  kleinen  Kinder  die  sog.  schlafenden  Gichter 
haben,  so  sagt  man:  Si  g'siend  in'n  Himmel  l"hi". 
AfV.  (GSa.).  S.  noch  Brett  (Bd  V  891);  siben  (Sp.  55). 
,Der  in  das  verborgen  sieht,  wirt  das  vergelten  oft'en- 
lich.'  1530,  Matth.;  griech.  6  ßXiiuov  iv  tiji  y.yj--.i}. 
, Meine  äugen  sähend  nit  wol  in  die  weite,  parum 
oculi  prospiciunt.'  Fris.;  Mal.  ,Die  heiigen  Augen, 
die  durch  den  Himel  gsend  und  gsen  mochten,  die 
sind  verspuwen  und  verbluotiget  worden,  daz  sin 
heiliges  Angesicht  gsach  als  ein  Usetziger.'  1619, 
Gfd  (.Grosses  Gebet  der  Eidgenossen').  ,(Ge)sehend; 
mit  sehenden,  gesechnen  äugen';  s.  unter  den  Ptcc. 
Uneig.,  mit  erklärendem  Inf.:  Er  g'set  Öppis  «'  ma- 
che", weiss  Etw.  anzufangen,  ist  anschicklich,  man 
muss  ihn  nicht  immer  treiben,  auf  die  Dinge  stossen  S. 
Alls  het  's  g'seit:  Der  [der  neue  Mähder]  chönn-sich 
rüere"  und  er  g'sei  Öppis  z'  mache".  JReinh.  1901.  Von 
der  durch  äussere  Umstände  bedingten  Sehmöglich- 
keit.  Vom  üetliberg  g'set-me"  de"  Bigi  schön.  Zur 
G'niegi  g's.  BGr.  We""-me"  Nüd  g'sed,  so  ist  's  Griffe" 
erlaubt  Th  (FStaub).  A"  so-me"  wisse*  G'häss  siet-men 
Alls,  jede  kleinste  Verunreinigung  Tu.  Me"  (g')s-t 
hüt  wider  fast  Nüt  zur  Arbeit,  zB.  bei  trübem  Wetter, 
schlechter  Beleuchtung.  Me"  sieht  bald  schier  NU  mer 
und  isch  a's  wie  vergrabe",  im  Winter.  JMählv  1856. 
Mung'siet  nimer  z'  li'su"  W.  Die  Techtre"  haind  g'sasse" 
bim  Liecht,  um  z' g'sein  bieze"  und  werchu"  am  Strich- 
ngtji,  per  veder  eucire  e  lavorare  al  pizzetto  PA1. 
(Giord.).  .Lauss  mir  ein  baichen  offen,  das  ich  ge- 
sehe.' 1435,  Z  RB.;  ,umb  das,  das  er  geseche  sin  brot 
inzeleggen.'  ebd.  ,Gieng  ouch  im  harnen  das  grien 
schinbarlich  von  im  [dem  durch  Anrufung  des  h.  Bru- 
ders Klaus  Geheilten],   das  man   das   eigentlich   sach 


und  greiff.'  1488,  UwSachs.  ,Was  ganz  finster,  den 
das  wir  von  dem  plitzgeu  allwegen  gesachen,  süst 
hätte  uns  der  wind  an  einen  felsen  geträgen.'  HSrni  rpf 
1497.  ,Ich  sich  schier  nichts  vor  schlaaff,  caligant 
oculi  ex  somno.'  Fris.;  Mal.  ,Nim  ein  Flädermaus 
und  leg  si  läbändig  under  ein  Stein,  lass  sie  nun  Tag 
ligen,  denn  findest  du  dreu  Steinli,  wo  sie  gelegen 
ist.  Der  erst  ist  gut,  wan  du  in  bei  dir  hast,  das  man 
dich  nit  geseht.'  AfV.  (13).  Mit  Richtungs-,  Zielbe- 
stimmungen. Wit  i"  's  Land  use"  fg'js.,  von  einem 
Berge.  ,[Die  Fenster]  lassen  selbst  ungeöffnet  deutlich 
zur  Schiben  üsi  g's.'  Bärnd.  1908.  Ieh  ha"  direkt  i" 
Frou  Sterns  Stuben  übere"  g'se".  RIscher  1903.  Ich 
traue"  nur,  so  wit  ich  sie  (g'se")  Tb;  Z.  Me"  siel  blös" 
dran  ane",  ned  drin  ine",  von  einem  gewagten  Unter- 
nehmen (Heirat,  Geschält  uä  )  ThMü.  Me"  (g')S-t  ebe" 
nüd  i"  d'  Lüt  i"c",  ihre  Gedanken  Tu:  Z.  Nie  über 
d'  Arped  use"  g's,  kein  Ende  der  Arbeit  absehen 
können  Bs  (Seiler).  Mi"  Sil,  Der  isch  afe"  so  mager, 
nie"  g'sed  bald  durch-ne"  durche"  wie  dur'h  ne"  Spinn- 
huppe* L.  S.  noch  Boden  (Bd  IV  1025);  sich  (Sp.  149); 
Seigel  (Sp.  482).  Verdeutlicht  durch  chönnen,  mögen. 
1"  Chrimpen  um  g's.  chennen  BGr.  (Bärnd.).  G'sie" 
cha""st  Nütz,  wenn  d'  bi  de"  Manne"  stöst  [an  der 
Landsgemeinde]:  niir-a"  cha""st  luege",  wo  d' i"  d'  HÖchi 
ehön-est  cho".  JMerz.  S.  noch  Basilisk  (Bd  IV  1663/4). 
Magst  de"  Baum  noch  g's.!'  IcU  mag-e(n)  grad  noeh 
(nur  gnöt  no'hJ  g's.  Meget  ier  acht  der  Herdepfelresti 
über  ,!e"  Chopf  g's..  seid  ihr  im  Stande,  sie  zu  be- 
wältigen? BHa.  Mer  händ  Arbet,  mer  möge"  nit  drüber 
use"  g's.  AaKu.  .Zuerst  sagt  knecht  Hans,  daz  er  vor 
37  jaren  zuo  Wermantschwil  gesin  und  wäry  so  klein, 
daz  er  nit  uff  den  ofenstollen  gesächen  möcht,'  1521,  Z. 
,. ..  der  guot  frumm  herr  (ich  weiss  nit,  wo  er  sitzt, 
denn  ich  kau  in  nit  gesehen).'  Zwingli.  .Was  will 
sy  dan  jehen,  wenn  sy  [die  ,Grechtikeit',  der  die 
Augen  verbunden  werden]  kein  sticken  meh  kan  gse- 
hen.'  VBoltz  1551.  ,[Die  Priester  sollen  nach  dem 
Zusammenläuten  sogleich  über  Altar  gehen]  das  einer, 
der  mit  geschaffen  beladen,  ein  mäss  gesähen  kann 
und  nit  dem  ganzen  ampt  usswarten  müessi.'  1568, 
AKüculer  1895  (UwSa.).  ,Man  kan  das  vor  dem  Staub 
nicht  sehen,  oculorum  usus  pulvis  abstulit.  rei  ad- 
spectum  adimit.'  Hosp.  —  Sehe",  G'se(n)  {G'sie)  —  n.: 
1.  a)  das  Sehn,  Anschauen,  Anblick.  Jmd  vom  (in  B 
vo"J  S.  (G's.)  kennen  Ap;  B;  Tu;  Z.  Ich  b'chönnen-e" 
nume"  vo*  G's.  BG.  Hibsch  zum  G's.  W.  Wellig  e» 
G's.!  U.  Me"  hed  fast  nid  luege"  dörfe",  es  sotts  G's. 
ist  's  g'sin.  Schwzd.  (GrScIi.).  Die  Sach  ist  schwerer 
a's  so  vom  erste"  G's.  MPlüss  1898  (BsL.).  Traum- 
gesicht: ,Alsobald  erwachet  si  und  vergach  da  offen- 
lich  vor  allen  denen,  die  do  warent,  ir  sechen  in  irem 
slaf.'  Stretl.  Chr.  Im  Dim.  in  der  Verbindung  kei" 
G'seli,  gar  Nichts  UScIiäch.  -  b)  ,ein  s.  hau  üf,  Auf- 
sicht, Obacht;  vgl.  Üf- sehen.  .[Die  Urner,  durch 
Frankreich  in  ihrer  Herrschaft  über  Bällitz  bedroht] 
mantend  uf  das  all  Eidgnossen,  ein  trüw  sechen  uf 
sie  zuo  han  nach  lut  der  bunt.'  1530/40,  JSG.  (ano- 
nyme Chronik).  —  c)  Aussehu.  Va"  G's.  soll  's  e" 
Leide''  nid  si".  Schwzd.  (GrPi\).  Lüt  [laut,  nach]  dum 
G's.  (sid  Ier  ran  Ängelland,  ist-er  cellig  chranker)  W. 
—  2.  Sehvermögen,  Gesicht.  Er  hat  e"  blöds  G'se" 
ZO.  Wie-n-e"  Kartätsche"  abg'gange"  war,  stöt-si  dö, 
icie  wenn  si  's  G'hör  und  's  G'se"  verlöre"  hält.  JReinh. 
1903  (S).  —  sehend:  1.  ,s.'  heisst  ein  Kirchenplatz, 


541 


■iah,  seh,  sili,  soll,  suli 


von  dem  aus  man  den  Pfarrer  sehen  kann;  Gegs.  blind 
(Bd  V  110).  , Ferners  gehört  dem  DHorner  ein  s. 
Mannenort  in  der  Kirch  zu  St  Peter.'  1737,  Z.  ,Samt 
zwei  s-en  Weiberörteren  im  hintern  GeÜetz.'  1739, 
ebd.  ,Haus  zur  Linden,  Neustadt:  ein  s-es  Ort,  ausser 
bei  Taufen.'  1743,  ebd.  ,Ein  s-es  Mannenort...,  ein 
s-es    Weiber-Kirchenort.'    Z  Donn.- Nachr.   1787'.    — 

2.  passiv.  ,[Der  Rat  wird  gebeten,  den]  aller  Orten 
ze  Statt  und  Land  sich  befindenden  frömbden  und 
heimbschen  täglich  vor  Ougen  sechenden  armen  Ver- 
weissten  und  glychsam  von  Hunger  verschmachteten 
und  aller  Welt  verlassnen  Weisslinen  zuehelfen.'  1G35, 
Z.  , Dabei  auch  unseren  Pfarrherren  und  Predigeren 
überlassen  wird,  die  selbs  sehende  oder  ihnen  ver- 
zeigte   Fehlbare    fürzuforderen.'    Bs  POrdn.  1715.  — 

3.  mit  Bez.  auf  die  Sehfähigkeit.  ,Was  der  kleinen 
tieren  sind,  sy  sygind  gsähend  oder  blind.'  Ruef  1550. 
,Man  sagt,  dass  diser  vogel  seine  jungen  gesehend 
gebäre.'  Vogelb.  1557.  ,lch  gsich  gsechet  meinen 
Mann.'  GGottb.  1619.  ,G(e)sehend  werden.'  , Tobias 
ward  wider  gesähend;  die  blinden  werdend  gsehend.' 
1531,  Bib.  S.  noch  Brief  (Bd  V  444);  ge-rad  (Bd  VI 
498);  üs-segnen  (Sp.  463).  ,Einen  gesehen(d)  machen.' 
.[Jesus]  der  blinden  machet  gesehent.'  Volksb.  ,Dich 
hat  er  wider  gsehen  gmacht.'  1530,  Tob.  ,Macht  ein 
blinden  gesähend.'  Froschaüer-Kal.  1552.  ,[Die  Hexe 
habe]  Bickels  kuo  erblänt,  nach  drygen  tagen  aber 
dieselb  widerumb  gesechent  gemacht.'  1592,  Z  RB. 
S.  noch  ge-Mren  (Bd  H  1575)-  ge-recht  (Bd  VI  223). 
,Mit  (ge)sehenden  angen'  uä.  ,[Es]  ist  doch  gnuog, 
daz  sy  die  lüt  mit  sechenden  äugen  woltend  blind 
machen.'  1562,  Gl.  ,Etwan  wil  einer  ein  ding  mit 
gewalt  nit  wüssen  und  ist  mit  gesähenden  ougen 
blind.'  LLav.  1584.  ,Mit  sehenden  Augen  blind  sein, 
in  sole  caligare,  in  media  luce  ctecutire.'  Hosp.  — 
übel-sehend:  schlecht  aussehend.  ,Vil  [von  den 
flüchtigen  Thurgauern]  hand  sich  selbs  an  spiessen 
und  halbarten  geletzt,  wie  ich  von  inen  selbs  gehört 
han,  als  vil  ze  Winterthur  durchgezogen,  jämerlich 
und  übelsähend.'  1531,  Bossn.  Chr.  —  ge-sehen: 
1.  passiv.  ,Gesähen,  das  man  gesähen  hat,  visus.' 
Fris.;  Mal.  .Sintemal  er  der  jüngst  und  gesehen, 
dass  [frz.  vu  que]  in  der  älter  und  stärker  bruoder 
nit  hat  in  die  lenge  heben  können  [usw.].'  1599,  L 
(BReber  1899).  —  2.  aktiv,  =  sehend  3;  vgl.  Gr.  WB. 
IV  1  b,  4022.  ,Mit  gsächnen  äugen  sind  ir  blindt.' 
VBoltz  1551.  ,Vil  sind  mit  gsächnen  äugen  blind.' 
ebd.  —  u">-.  I"*  gib-der  [für  das  Kalb]  4(1  Franke" 
Wg'sener,  ohne  es  gesehen  zu  haben  Ap;  ähnlich  Tu. 
U"g'sehc"  gi't  (mängmol)  en  Ansehe",  Sprw.  ScüSt. 
(Sulger).  Jnvisus,  ungesähen,  den  man  nit  gesähen  hat.' 
Fris.;  Mal.  —  bi-:  in  der  Nähe,  deutlich  gesehen? 
,Also  folgt,  dass,  wie  Christus  uf  sinen  tod  lebendiger 
warer  Gott,  ouch  mit  menschlicher  seel  nit  entschlafen, 
sunder  us  bygesehner  gottheit  erfröwt  ist.'  Zwingli; 
lat.  ex  deitate,  quam  clare  intuebatur. 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  1  b,  4021/3;  X  1.  129  ff.;  Fischi  i  111 
517/8;  Martin-Lienh.  II  339/40  (auch  zu  Jeu  Zssen);  AKit- 
tershaus,  Die  Ausdrucke  für  Gesiehtsenipfindungen  in  den 
altgerii).  Dialekten  1899,  13  ff.;  auch  unsere  Gruppen  Sicht 
(Sp.  245  ff.),  Sün.  Di.?  Flexion  zeigt  eine  Reihe  von  Aus- 
gleichungen.    Nur  auf  beschränktem   Gebiet  (so  tw.   in   Ap; 

Bs;   PAL;  oTh)  hat  sich  der  Wechsel   mini,  i :  .    zw.  Sg.  1 

PI.  des  Ind.  Pra-s.,  wenn  auch  z.T.  in  modifizierter  Form, 
erhalten  (zur  Brechung  von   i  vor  <h  vgl.  JVetsch  1910,  102 


und  Ahnliches  schon  bei  Xotker:  s.  Braun.-  2  123/4;  in  Bs 
ist  i-  aus  der  1.  Pers.  in  die  2.  3.  gedrungen).  Am  häutig- 
sten ist  entw.  ie  oder  e  durchgeführt:  jenes  stammt  aus  dir 
2.  3.  Pers.  Sg.  (sie«/,  siet  <  sihest,  eiltet),  dieses  aus  dem  PI. 
und  Inf.  (die  Kontraktion  von  -ehe-  hat  fast  überall  zu  eiuem 
geschlusseneu  e  geführt,  vgl.  ge-sehehtn,  7/</(Bd  II  1555):  be- 
achtenswert ist,  dass  die  subst.  Infinitive  der  Zssen  wie  Ab-, 
Uf-,  An-,  lu-nehen  usw.  und  tw.  die  Ableitungen  auf  -./-,  -lieh 
sich  überall,  wo  nicht  die  unkontrahierte  Form  (g')sehe" 
gilt,  nicht  nur  durch  das  fehlende  ge-,  sondern  auch  lautlich 
vom  Inf.  des  einfachen  Verbs  wie  der  Zssen  scharf  unter- 
scheiden —  ein  Beweis  für  ihre  schriftsprachliche  Herkunft). 
Zu  Schwund  und  Schärfung  von  intervoc.  h  vgl.  AHeusler 
L888,  7"  lt.;  JVetsch  1910,  1 65 ;  ,sechen'  nicht  selten  in 
der  ä.  Spr.;  nach  Ochs  V  73  .sprechen  jetzt  [1821]  noch 
Leute  sechen,  geschiecht  statt  sehen,  geschieht':  wenu  aber 
nach  Dial.  58  im  W  , sechen,  gechen,  stechen  anstatt  sehen, 
gehen,  stehen'  gesprochen  wird,  handelt  es  sich  dabei  deut- 
lich um  eine  (Schul- V)  Aussprache  des  Schriftdeutschen.  Die 
Seh  Form  (</';».:«."  (wohl  aus.;/')«.."  mit  hiatusfallendem  n; 
vgl.  Dat.  PI.  Chilene"  <  Chüe-e'  ,,ä.)  findet  sich  auch  im 
benachbarten  Baden  und  im  Elsass:  vgl.  auch  uuter  2  c.  Zu 
gmunder  PA1.  vgl.  a",j  h.  «■/.'  GrVal.  Au  Formen  der  ä.  Spr. 
seien  noch  angeführt:  Inf.  ,g'sen.'  JMurer  1560;  ,g'seh.'GGutth. 
1599,  Pra-s.  Ind.  Sg.  1.  ,sicb.'  1530,  Apostelgesch.:  OWerdm. 
1552  idafür  .sehe.'  Herborn  1588);  .sieben.'  1607,  Ard. (neben 
.gsich'l-  .sihe'  AKlingl.  (s.  ßlogg  Bd  II  610).  ,g(e)sich.'  ZLaz.: 
1537.  Abseh.;  Mauritiana  15S1  (neben  .gselm'l:  .gsen.'  JMurer 
l.M'.ii;  Bigandns  1579,  2. Pers.  .siehst.'  Fris.:  Mal.,  3.  .siecht.' 
1466,  ZRB.,  , sieht.'  L  StR.  um  1480;  JCWeissenb.  1702 
(neben  ,sihet'),  ,sed.'  1440.  ZRB.  (neben  .sieht').  PI.  1.  ,ge- 
sechendt.'  1572,  S  (Wbl.),  2.  .gsähend.'  JMurer  1559,  ,gseut.' 
Com.  Beati  (neben  , sacht  ihr'),  3.  .send.'  1394,  Z  RB.  2.  PI. 
Imp.  .sehent.'  Salat,  ,secht.'  JCWeissenb.  1702.  Pra-t.  .gsach.' 
1530,  Apostelgesch.,  Ptc.  ,gseen.'  Ruef  1550,  ,gse.'  Com. 
Beati  (nebeu  .gsächen').  —  Andere  formale  Erscheinungen 
stehn  in  Zshang  mit  der  Bed.  In  den  meisten  MAA.  ist 
entweder  die  Form  mit  ge-  oder  die  ohne  ge-  verallgemeinert 
(vgl.  Sp.  523);  die  Formen  ohne  ge-  gehören  in  der  Haupt- 
sache einem  auch  durch  andere  Erscheinungen  gekennzeich- 
neten geschlossenen  Gebiet  au.  Vgl.  auch  ge-horen  (Bd  II 
1574).  In  den  Übergangsgebieten  dringen  die  Formen  mit 
ge-  vor.  Reste  des  älteru  Zustandes  linden  sich  in  beiden 
Gruppen:  in  dem  ge- Gebiete  finden  sich  Formen  ohne  ge- 
sugar  in  Fällen,  in  denen  man  eher  ge-  erwartete  (in  den 
Formeln  uuter  2  c),  die  ye-losen  Dialekte  zeigen  noch  spär- 
liche Reste  der  zsgesetzten  Form  in  Bed.  3,  für  die  ge-  ge- 
geben ist  (weiter  geht  hier  nach  Fischer  noch  das  Schwab., 
das  im  Allg.  auch  sehen  bevorzugt).  Die  Verallgemeinerung 
erklärt  sich  leicht,  da  ge-  schon  in  der  ä.  Spr.  in  Bed.  3, 
aber  auch  2  überwiegt  und  auch  in  Bed.  1  möglich  ist  in 
der  Schattierung  ,deu  Blick  auf  F.tw.  richten'  (vgl.  bes.  1  b), 
während  iu  der  Schattierung  ,den  Blick  auf  Etw.  gerichtet 
haben'  die  ä.  Spr.  Formen  mit  ge-  nur  vereinzelt  und  sicher 
in  uuursprünglicher  Weise  bietet  (vgl.  bes.  die  Stellen  aus 
Ruef  1550  und  Morgant  1530  auf  Sp.  526  und  die  Fälle 
mit  ge-  auf  Sp.  528);  Bed.  1  ist  heute  nur  noch  in  Resten 
erhalten.  Der  Verlust  von  ge-  dürfte  sich  wie  in  nhd.  .sehen' 
daraus  erklären,  dass  es  wünschbar  erschien,  Prass.  (Inf.) 
und  Part,  iu  der  Form  schärfer  zu  trennen.  Noch  ein  Ge- 
fühl für  die  Bed.  von  ge-  darf  man  am  ehesten  in  Fällen 
erwarten,  wo  im  gleichen  S^itz  beide  Formen  neben  einander 
erscheinen:  das  mundartliche  Beispiel  aus  TB.  (Sp.  535)  lässt 
freilich  keinen  Unterschied  erkennen,  wahrend  die  alten 
Belege  auf  Sp.  524  u.  53S  sehr  gut  stimmen  (doch  finden  sich 
gleichzeitig  schon  sichere  Beispiele  für  bedeutungsloses  ge-). 
Der  Imp.  ist  in  den  MAA.  verloren,  welche  nur  noch  Bed. 
2  und  3  kennen,  in  denen  ein  Imp.  im  Allg.  nicht  vor- 
kommen kann.  Die  besonderen  Lautgestaltuugen  und  for- 
mellen Eigentümlichkeiten  unter  2  e  erklären  sieh  aus  dein 
formelhaften  Gebrauch  und  dessen  Betonungsverhältnissen; 
vgl.  auch  si  (Sp.  7).  Das  Moment  der  Fähigkeit.  Möglichkeit 
(Bed.  3)    ist    Lei    (ge-)sehen    (wie    bei   (ge-)hSnn)    sehr   stark 


oli,  suh 


544 


ausgeprägt;  möglich  ist  aber  diese  Schattierung  auch  bei 
andern  Verben  (auch  durativen,  zB.  laufen).  —  Mitunter  er- 
scheint , sehen'  in  schriftsprachlich  oder  halbschriftsprachlich 
abgefassten  Schriften  neuerer  Zeit  als  Ersatz  für  mundartl. 
luege";  so  zB.  ,wenn  man  in  seiner  Schul  alle  Augen  aus- 
sah.' HPest,  (vgl.  us-lue,jen2  Bd  III  12'27);  ,auf  die  Eisen 
sehen';  ,dass  noch  Vermögen  heraussah  [=  herausschaute].' 
Gotth.  (Bed.  1  ist  allerdings  wenigstens  im  BO.  noch  vor- 
handen); Belege  dieser  Art  sind  nicht  aufgenommen;  in 
welchem  Grade  die  gleiche  Erscheinung  schon  für  die  ä.  Spr. 
anzunehmen  ist,  wäre  erst  zu  untersuchen  (vgl.  noch  .durch 
die  finger  s.' :  luege"  Sp.  526).  : —  Unsicher  ist  die  Annahme, 
dass  hagsche,  Ausruf  bei  einem  Fangspiel  der  Kinder  Bs  aus 
(ieh)  ha"  g'ee"  entstanden  sei,  unklar  auch  die  Stelle:  ,Das 
es  die  schüder  sichent,  [das  ist]  gewar  werdent,  das  sint 
die  amtlüte  daselbs.'  Bs  Chr.  III  5G6  (Bericht  über  das  Rot- 
welsch).   Zu  den  folg.  Zssen  vgl.  die  entsprechenden  mit  luegen. 

ab-(g"-):  1.  a)  eine  Ortlichkeit  in  ihrer  ganzen 
Ausdehnung  in  Augenschein  nehmen,  inspizieren  (in- 
dem man  sie  abschreitet).  ,Als  der  feldherr  und  der 
houptmann  die  statt  absehend',  von  einer  Rekognos- 
zierung. JMi-rer  1559.  ,Cyri  houptman  ...:  Herr 
■Wachtmeister,  gond  ir  ouch  bhend,  verseend  s  läger  an 
yedem  end.  Wachtmeister  Cyri:  Herr  houptman,  das 
sol  flyssig  bscnähen,  ich  hab  den  platz  schon  fln  ab- 
gsähen.  Nach  notturft  dwacht  wird  gordnet  wol,  es 
weisst  schon  yeder,  war  er  sol.'  ebd.  ,Die  Sacristy 
in  selbiger  Kirchen  [sei]  also  vycht,  dass  die  Orna- 
menten darin  verfaulend,  bitten  solche  änderst  uff- 
zuführen  und  umb  Etwas  zu  erwyttern  und  zu  er- 
höhen. Hr  Spittalmeister  undt  Herr  Buwmeister  sehen 
das  Ort  ab.'  1673,  F.  —  1»)  visieren  (mit  einem  In- 
strument). ,Dioptra...  Ein  instrument  oder  richtscheit, 
damit  man  etwas  absieht.'  Fris.  (Richtig)  zielen: 
, Absähen,  den  zwack  träffen,  colliinare  [frühere  Form 
für  collineare].'  Mal.;  vgl.:  ,Collimare,  uff  ein  ding 
faaren,  in  daz  schwarz  schiessen,  den  zwack  träffen.' 
Fris.  Uneig.  (nur  im  Perf.),  es  abgesehen  haben  auf 
Ap;  B;  G;  Tb;  Z.  Er  heVsufmi(ch)  abg'se"  B.  Du 
hasch -es  schint  's  druf  abg'se(he)",  mich  s'  ergere" 
Th;  Z.  Das  ist  uf  mich  abg'se"!  gilt  mir  G;  Th.  — 
2.  a)  (Einem)  Etw.  absehen,  abgucken,  um  es  nach- 
zuahmen. ,Luog,  gsich  by  mir  die  noten  ab.'  JMurer 
1560.  ,[Die  .gemeinen  Zusätzer'  schwören  ua]  die 
Schlüssel  zen  toren  oder  heimlichen  werinen,  so  ie 
etlichen  vertruwet  und  gelassen,  f  romblich  und  er- 
barlich  ze  tragen,  die  nieraands  absächen  noch  druken 
zu  lassen.'  1589,  vRodt  1831  (B).  ,N.  habe  sin  Tochter 
geheissen  ufhören  brittlen  und  dasselbig  hinweg  tun, 
damit  er  [ein  Welscher]  dasselbig  nit  etwan  absehe.' 
1601/2,  Z.  —  b)  Einem  Etw.  a"  den  Augen  a. ;  s.  Bd 
I  135  (auch  in  Gl;  GT.).  Ir  händ  ja  ü"er  Manne" 
und  de""  mich  rar,  tco-n-ech  uf  de"  Händen  umme"- 
träge"d  und-ech  Alls  tuend,  was-[''-Jech  e"  den  Augen 
abg'send.  CStreipp  1902  (GlM.).  —  3.  Einem  hinter 
Etw.  kommen?  ,[Die  Schwarmgeister]  kämpfend  also 
an  allen  eggen,  Strassen,  lädnen,  wo  sy  es  zuo  wegen 
könnend  bringen.  Und  sieht  man  inen  das  ab  und 
weeret,  so  habent  sy  eigne  kämpf hüser.'  Zwingli  Ha 
391;  =  ,ubi  vero  se  deprehendi  et  ab  huiusmodi  rixis 
sibi  interdici  sentiunt  . . .'  (Gwalthers  Übers.).  —  Ab- 
sehe" (-u"  WVt.),  in  ThHw.  auch  -se*,  in  S  -sc",  in  ArK. 
-seche"  —  n.:  1.  das  Wegsehn,  zur  Seite-Sehn.  .Gleich 
wie  ein  Maler  vor  ihm  hat  sein  Form  und  Muster, 
auf  welches  seine  Augen  gerichtet  sind  ohn  A.',  un- 
verwandt.   Bedenken    1624.    —    2.   Absicht,    intentio. 


.Der  Zweck  vorgenommener  Handlung  ist  allerdings 
nit...,  sonder  das  A.  gehet  allein  dahin...'  Hott. 
1666.  .Das  A.  Gottes  ist,  dass  alle  einandern  dienen.' 
GMüller  1674.  .Sein  A.  [bei  einer  Kleiderverordnung 
sei]  diss  gsein...'  1688,  BReiehenb.  .Was  ist  dein 
A.?  quo  cogitationes  tu*  intenduntur'r"  Hosp.  1683. 
.[Die  Stiftung]  solle  der  überkeit  heimfallen,  in  dem 
A.,  selbige  hernacher  zu  des  Vatterlands  Ehr ...  werde 
verwaltet  werden.'  1715,  Z.  ,[Ich  schreibe]  nit  in 
dem  A.,  darmit  zu  prangen.'  1717/23,  Z  (Landvogt 
JKEscber).  ,Ihr  auch  wissen  sollt,  wie  unter  einem 
bösen  A.  ihr  eine  Brücken  über  Rhein  zu  schlagen 
euch  erkühnet.'  PTsohüdi  1726.  .Mein  auffrichtige 
Intention  und  Absächen;  aus  fridliebendtem  Absechen.' 
1731,  Schw  (Briefe).  S.  noch  Bademer-Boss  (Bd  VI 
1432).  —  3.  Richtlinie.  .[Der  neue  Waisenvater,  ein 
gewesener  Steinmetz,  solle]  wie  er  vorher  seiner  Pro- 
fession gemäss  sich  den  Maasstab,  Winkelmäss,  Blei- 
wag und  Circul  zu  seiner  Richtschnur,  Mensur  dienen 
lassen  ...  in  gleichem  die  vorgelesene  treffenliche 
Sazungen,  Gebrauch  und  Ordnungen  für  seine  veste 
und  beste  Regul  und  Leitung  halten  . . .,  damit  er  nicht 
über  die  Schnur  haue,  das  A.  verliere  oder  gar  auss 
dem  Gläiss  komme.'  1740,  Z  (BSpyri  1871).  —  4.  Visier- 
vorrichtung. ,Ein  absähen  als  an  dem  sternenläben 
[astrolabium]  und  geschütz,  dioptra.'  Mal.;  vgl.  ab- 
sehen 1  b.  a)  Visierrohr  am  Quadranten.  ,Es  ist  auch 
abgeredt  und  befohlen  worden,  das  man  uff  disen 
Hochwachten  hei  ieder  ein  sonderbare  Schyben  mit 
einem  A.  daruff  solle  ufrichten,  dardurch  zu  verhütten, 
dass  nit  etwan  durch  solche  Hochwachten  blinde 
oder  vergebene  Lährmen  verursachet  werdind.'  1659, 
Abkommen  zw.  B  und  Z.  .[Zur  Verhütung  blinden 
Lärms]  sollen  nit  nur  die  jeweilige  Schiltwächter, 
sonder  auch  ein  jeder  Wachtmeister  selbs  fleissig  mit 
hin  umbsich  sehen,  ob  er  auff  den  Hochwachten  nützid 
verspüren  könne,  und  wan  er  etwan  dergleichen  Feur- 
zeichen  sieht,  so  solle  er  das  A.  auf  den  Schyben  dahin 
richten,  und  wanns  just  der  Linien  zutrifft  und  das 
Feurzeichen  oder  Rauch  durch  das  A.  sehen  kann,  als- 
dan  solle  ers  für  eine  Loosung  halten.'  1690,  Z  ;  ähnlich 
1703.  ,Es  ist  hierüber  das  Absechen  auf  der  Scheibe 
grad  gegen  dem  Ohrt,  da  der  Rauch  aufgangen,  ge- 
richtet und  mit  einem  Mässer  ein  tieffer  Kritz  auf 
die  Schibe  zum  Zeichen  gemacht  worden.'  1695,  ebd. 
Vgl.  auch  GJPeter  1907,  49/53.  —  b)  am  Gewehr, 
Visier  Ap  (TTobler);  ScHSt;  Th;  WVt.  (jünger  als 
das  syn.  Absicht  2  Sp.  246);  ZO.,  Korn  S.  Vgl.  Für- 
sehen 2.  Über  's  A.  luege",  =  äugen  G  (Bd  I  140).  .Auf 
dem  Lauf  [des  Standstutzers],  etwa  4  Zoll  von  der 
Schwanzschraube  entfernt,  ist  ein  kleines  Gebäude 
erstellt  für  das  A.  und  den  Senkel.  Das  A.  ist  ein 
rundes  Löchlein  in  einem  metallenen  Plättchen,  wel- 
ches je  nach  der  Distanz  höher  oder  tiefer  geschraubt 
werden  kann.  Durch  Entfernung  der  obem  Hälfte 
des  Plättchens  wird  ein  offenes  A.  hergestellt,  je  nach 
dem  Bedürfniss  des  Auges.  Der  Senkel  darüber  ist 
sozusagen  ein  kleiner  Glockenschwengel,  der  zwischen 
zwei  Säulchen  hängt  und  beim  Anschlag  des  Stutzers 
spielen  muss  ...  Vorn  auf  dem  Lauf,  ein  Zoll  von  der 
Mündung  entfernt,  ist  die  Mücke  (das  Korn)  auf  einem 
verschiebbaren  Einsatz  angebracht  ...  An  Stelle  der 
offenen  Mücke  tragen  einzelne  Stutzer  eine  andere 
Vorrichtung.  Es  ist  dies  eine  2 — 3  Zoll  lange  Röhre, 
in  deren  Innerem,  im  Zentrum  des  Luftzylinders,  ein 


545 


Sah,  seh,  sih,  soh,  sui 


546 


feiner  Stecknadelkopf  angebracht  ist.  Beim  richtigen 
Anschlag  erscheint  die  Bohre  dem  Auge  des  Schützen 
als  Kreis,  dessen  Zentrum  der  Stecknadelkopf  bildet. 
A.,  Mücke  und  unterer  Rand  des  Schwarzen  in  der 
Scheibe  geben  die  Anhaltspunkte  zum  Zielen.'  ZWth. 
Schützenfest-Ztg  1895  (.Schützenbräuche  vor  50  Jah- 
ren'). ,[Verboten  werden  den  Schützen  ua]  ungewon- 
lich  Absähen.'  ChrGrob  1599.  ,Es  hat  mir  Einer  s  A. 
gschlagen,  das  tet  den  Schutz  auf  d  Seiten  tragen.' 
HHGrob16u3.  ,Ein  A. ...'  Bs  Türdn.  1640  (unter  ,Mus- 
quetenarbeit').  .Scbleipft  die  Musqueten  durch  die 
lingge  Hand  auf  bis  zum  A.!'  JHLav.  1059  (militär. 
Commando).  S.  noch  Rör  (Bd  VI  1231);  rüsten  (ebd. 
1544);  subtil  (Sp.  95).  Im  Vexierbescheid.  A.:  Was 
machst?  B.:  En  (es)  A.  uf  e"  Garte"hüsli  Sch,  uf  e" 
Chrütwd(h)e"  Z.  Bildl.:  .Summa,  die  Ehr  Gottes  und 
der  Zuhöreren  Heil  sind  das  Schwarz  in  der  Scheiben, 
darnach  ein  Prediger  sein  A.  allein  und  einzig  richten 
sol.'  FWyss  1670.  —  5.  ,Die  absähen,  pinnse  [Mauer- 
zinnen mit  Schiessluken].'  Mal.  —  Haupt-:  Haupt- 
zweck. ,l)ieser  Fehler  ist  sehr  zuwieder  dem  H.  der 
Wohlredenheit,  welches  die  Überzeugung  [der  Zu- 
hörer] ist.' HKeller  1729. —ab-ge- sehe":  1.  a)pass., 
bezweckt.  ,So  gfallet  uns,  ist  unser  Will,  der  einig 
Zweck,  abgsehen  Zihl,  dass  werd  ein  Punt.'  JCWeis- 
senb.  17n2.  —  b)  aktiv,  drüf  a.  si",  erpicht  sein  Gr 
Chnr.Pr.  Si  isch  fürchtig  drüf  abg  sehe"  GRÜhur.  Uf 
Erhüse",  uf  e"  jedes  Vörteli  dbg' sehe"  sl".  Scuwzn. 
(GrPi-.).—  2.  abg'se(h)e"(Kr;  Th),  -g'se*  (Tu),  -g'se' (Z) 
deco",  wie  nhd.  abgesehen  (aus  der  Schriftsprache). 
—  Vgl.  Gr.  WB.  I  113/4;  Sanders  II  10G2;  Fischer  I  67. 
über-sehe",  in  BHk.,  R.;  WLö.  uber-si(n):  un- 
trennb.  1.  a)  über  Etw.  hin  sehn,  überblicken,  -schauen. 
,Heiny  Kuohorn:  Do  han  ich  erst  myne  sät  all  Übersee, 
du  gsächest  nit  ein  hampfelen  schnee  mee.'  HvRüte 
1532.  ,l)ann  da  [auf  dein  Rigi]  mag  man  uss-  und 
übersehen  die  lobliche  Statt  Lucern  mit  aller  irer 
Landtschaft  [usw.].'  RCys.  (Br.).  Im  Geiste  über- 
schauen, überdenken:  ,Nach  wenig  ubersehnem  an- 
sehlag.' Ansh.  aI  260.  —  b)  lesend  durchgehn,  revi- 
dieren. ,Also  gab  er  mir  [dem  st  gallischen  Gesandten 
in  Paris]  zuor  antwurt,  sy  hetten  minen  handel  und 
papir  dem  bischof  von  Orliens  übergeben,  domit  er 
den  handel  und  absehaid  in  guote  form  stalte  und  den 
darnach  wider  für  rat  prechte  und  alda  übersehen 
wurde.'  Rainsp.  1553.  , Übersähen,  überläsen,  reviscre, 
recognoscere,  relegere.'  Fris.;  Mal.  .Oberkeitl.  Rech- 
nung soll  innert  dem  Jahr  Übersechen  und  in  2  Büe- 
cher  geschriben  [werden] '  ULB.  1609/1793.  .Ihr  Erb- 
recht zu  Übersechen,  zu  corrigieren  und  in  allem  nach 
der  Billichkeit  einzurichten.'  1680,  AaK.  StR.  ,Disere 
erneuwerten  Ordnungen  . . .  durchgehend  übersähen 
und  ryfflich  erwegen.'  1697,  Z  Rq.  1910.  S.  noch  be- 
reinigen (Bd  VI  993).  —  2.  über  Etw.  (Jmd)  hinweg 
sehn,  a)  (aus  Unachtsamkeit)  übersehn.  Ü.  ist  auch 
Co»ch)  g'spilt  ScbSL  (Sulger);  ThMü.;  Z,  verspilt  L; 
ScHSt.  (Sulger),  sich  versehn  gilt  beim  Spiel  nicht 
als  Ausrede.  LT.  ist  nüd  b'schisse",  sagt  man  beim 
Spiel  Z  (Spillmann).  U.  ist  bald  g'schehn,  ein  Ver- 
sehen kann  leicht  geschehn  BR.  S.  noch  blind  (Bd 
V  110;  auch  L).  .Übersähen,  ubergaffen,  nit  merken, 
non  (anim)advertere,  prsterire,  negligere;  ich  hab 
das  übersehen,  ist  heimlich  vor  mir  geschähen,  ich 
habs  vergässen,  prasteriit  me  ha?c  res;  seinen  vorteil 
übersähen,  deesse  occasioni.'  Fris.;  Mal.  Mit  Acc.  P.; 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


s.  für-gän  (Bd  II  29).  —  b)  (ein  Vergehen)  nachsehn. 
/;  vil  ii  verderbt  d'  Lüt  ScnSt.  (Sulger).  Mit  Ü.  und 
Überhöre"  schlage'd  d'  China  d"  Eitere",  ebd.  .über- 
sähen, indulgere,  nachlassen,  nit  achten.'  Fkis.;  Mal. 
,Man  rauoss  übersähen,  venia  sit.'  ebd.  Mit  Acc.  S. 
und  Dat.  P.  Du  liest- ere"  z'  vil  überse",  bist  gegen 
das  Mädchen  zu  nachsichtig  gewesen.  G  Kai.  1868. 
,Uff  das  rett  aber  AKeiser  zuo  im:  swig  in  tnsend 
tüfien  namen!  Söliche  schalkhaftige  wort  übersah  im 
HVink  durch  frids  und  des  besten  willen.'  1442,  Z 
RB.  ,N.  steche  inn  damit  in  sinen  arm,  das  weite  er 
im  nun  übersechen  haben.'  1452,  ebd.  ,Ieh  mag  es 
dem  lotter  und  dem  buoben  nit  übersehen.'  1468,  ebd. 
,Ie  mer  ich  im  übersieh,  ie  wirs  er  mich  handlot.' 
1483,  ebd.  .[Die  Stadt  Bern]  so  dem  küng  ze  vil  an- 
hangs  täte  und  iren  junkheren  zuo  vil  muotwillens 
übersähe.'  Ansh.  .Einem  etwas  übersähen,  die  straaff 
nachlassen,  ignoscere;  ein  schmaachwort  übersähen 
und  nachlassen,  aspera  verba  remittere  alieui.'  Fris.; 
Mal.  ,Dann  eelüt  müessend  vil  einanderen  übersähen.' 
LLav.  1583.  Mit  blossem  Dat.  P.,  Nachsicht  üben 
gegen,  schonen  BHk.  ,Er  hat  sim  eignen  sun  nit 
übersehen.'  Zwingli  (nach  Rom.  VIII  31).  .David,  so 
er  Saul  töden  mocht,  Übersicht  er  im.'  1531/48,  I.  Sam. 
(Überschrift).  ,[Der  Bruder  des  verlornen  Sohnes] 
meint,  so  ir  [der  Vater]  dem  band  übersen,  umb  sin 
guottät  syg  es  ouch  bschen.'  GBinder  1535.  ,Es  ist 
kein  mute,  wie  man  spricht,  wenn  man  dem  schelmen 
übersieht.'  Ruef  1540.  ,Eim  übersähen,  einsi  ver- 
schonen, temperare  alieui;  eines  freunds  fäl  dulden 
und  im  übersähen,  peccatis  amici  indulgere.'  Fris.; 
Mal.  Mit  Dat.  S.  .Nun  erman  ich  üch  um  Gottes 
willen,  ir  wellind  miner  unzuclit,  so  ich  villicht  brucht, 
übersehen.'  1523,  LJdd  (Z  Disp.).  .Denn  by  Gott  ist 
mir  all  min  tag  kein  so  schnöder  gedank  von  dem 
fronlychnam  und  bluot  Christi  in  minen  sinn  nie  ge- 
fallen, als  aber  etlich  band  gdören  uf  mich  reden, 
wiewol  usserhalb  der  Eidgnosschaft,  doch  unfeer;  da 
ich  aber  dem  namen  übersieh  [aus  Schonung  ver- 
schweige] von  der  frommen  bürgeren  wegen,  dass  die- 
selben nit  verdacht  werdind.'  Zwingli;  lat.  quorum 
nomini  pareimus.  ,Wer  nit  üweren  buobenstucken 
will  übersehen.'  Ruef  1540.  —  c)  ungehöriger  Weise 
nicht  beachten,  sich  verfehlen  gegen,  a)  mit  Acc.  S. 
, Einen  schimpf  ü.',  sich  darüber  hinwegsetzen.  ,Küng 
Fridrich  ward  von  Ludwigen  sampt  seinem  bruoder 
herzog  Heinrichen  ...  ledig,  doch  auf  verschreibung, 
dass  er  küng  Ludwigen  an  dem  reich  fürohin  ruewig 
und  unangefochten  weite  lassen  bleiben.  Ir  bruoder 
herzog  Lütpolt  hat  sich  irer  gefenknuss  und  dass  si 
disen  schimpf  fräfenlich  übersechen  hattend,  zuo  so 
vil  trurens  ...  angenomen,  dass  er  sein  von  sinnen 
kam.'  Vau.  Ein  Gebot  übertreten,  eine  Pflicht  ver- 
säumen. ,Als  NN.  gesworn  hatten,  enkeinen  unser 
burger  mit  dekeinen  frömden  gerichten  ufzetriben  und 
darüber  etlich  unser  burger...  ufgetriben  und  damit 
ir  eid  und  ir  ere  übersechen  hant  [usw.].'  1383,  Z 
StB.  .Welich  das  übersächen  und  nit  hielten.'  1387, 
BStR.;  ähnlich  ScHwMa.  aLB.  .Als  man  inn  weit  in 
turn  legen,  als  er  den  vischeinung  hat  übersechen.' 
1411,  Z  RB.  ,Ist  das  er  das  übersieht  [.quod  si  trans- 
greditur'],  so  hat  er  der  statt  recht  gebrochen.'  Mitte 
XV.,  AABremg.  StR.  , Weiber  das  drit  gericht  über- 
sähi,  der  ist  verfallen  clag  und  ansprach.'  1464,  SchwE. 
,Wer  aber  sölichs  übersechen  und  der  zit  und  stund. 


Sali,  seil,  sih, 


548 


wie  ob  bescheiden  ist,  sich  in  den  rat  nit  fliegen 
wurd.*  1467.  Z  StR.  .Die  von  8t  Gallen  und  die  von 
Appenzell  [haben]  das  alles  veracht  und  übersechen.' 
1485,  GMitt.  1863.  ,Die  warnung  übersächen.'  XVI., 
B  Turmb.  ,Wir  wellen  och,  das  sölich  unser  Ordnung 
. . .  stät  und  vest  gehalten  und  die  buosseu  von  den 
iibersechenden  ingezogen  werden.'  1501,  Z  Mand.  ,Ver- 
botne  zit  und  spis  übersehen.'  Ansh.  ,[Er]  übersach 
seinen  eid.'  1530/1707,  I.  Make.  ,Ob  ainicher  were, 
der  Gott  lesterte,  und  darfür  gewarnet  wardt,  das  man 
in  hiess  schweigen  und  davon  solt  ston  und  aber  das- 
selbig  ubersäch,  der  verbessert  der  gesellschaft  zwen 
Schilling.'  1533,  AALauf.  Metzgerordn.  ,0b  sölicher 
spruch  und  vertrag  von  beiden  teilen  angenommen 
und  den  übersach  und  nit  halten  wurdi,  das  der  und 
die  sälbigen  söllendt  gestraft  wärden.'  1543,  GBern. 
,Sein  schuldige  pflicht  übersähen,  officium  prodere; 
sein  anipt  übersehen  und  underlassen,  decedere  officio.' 
Fris.;  Mal.  ,Wellicher  weidman  ein  mal  von  des 
hürlingfangs  wegen  umb  den  einung  gebüesst  wird 
und  es  darüber  witer  Übersicht,  der  soll  in  Wellen- 
berg gfüert  werden.'  1575,  Z  RM.  ,Wie  die,  so  alle 
pott  übersehend,  sollent  gehorsam  gmacht  werden.' 
ZWülfl.  Herrschaftsr.  1585.  ,Was  sy  [die  Obrigkeit] 
ampts  halb  hat  übersen.'  PSchuler  1587  (Gl  JB.). 
,Zum  driten  Mal  den  Eid  überseehen.'  1603,  Ap  Ma- 
lefizb.  .Etliche  der  erschlagenen  Soldaten  [hatten] 
wenig  Zeit  zuvor  einen  Eid  abgelegt,  sie  wollen  wider 
Bünden  nicht  mehr  kriegen,  und  doch  solchen  bald 
übersahen.'  Sererh.  1742.  S.  noch  Ge-hörsami  (Bd  II 
1570);  Bott  (Bd  IV  1895);  für-brechen  (Bd  V  336); 
bräunen  (ebd.  621);  ge-rech  (Bd  VI  105);  Richting 
(ebd.  477);  Sächer  (Sp.  131);  sehen  (Sp.  534).  ,Ein 
sach  ü.':  ,1516  gieng  aiu  gschrai  uss  in  dem  gmainen 
man,  wie  die  hoptlüt  haimlich  hettent  gelt  von  dem 
Franzosen  genomen  und  hettent  och  zaichen  geben; 
wie  man  dann  gmainlieh  tuot,  so  ain  sach  übersehen 
ist  oder  wirt,  denn  so  geb  ie  ainer  dem  anderen  gern 
die  schuld.'  Sicher  1531.  Abs.,  fehlen.  ,Nabat:  Ich 
muess  jetzt  auch  bekennen  mich,  das  [=  ,das  es'?] 
jo  mein  Brueder  und  auch  ich  im  Reden  zgrob  handt 
übersehen,  doch  ists  in  gueter  Meinung  bschehen ; 
was  du  im  Besten  hast  geton,  kondten  mir  leider  nit 
verston.'  GGottu.  1619.  —  ß)  mit  Acc.  P.  ,HSchilt- 
knecht  von  Bussnang  clagt,  wie  inn  syn  eefrow  by 
16  jaren  übersächen  und  an  im  geebrächet  habe.' 
1538/40,  Z  Ehegericht;  so  ständig,  nach  biblischer 
Redeweise;  s.  brüchig  (Bd  V  379).  ,Wie  sy  inn  mit 
üppigem,  auch  schantlichem  eebruch  übersächen.'  ebd. 
,...  so  hab  sy  inn  über  die  verzychung  wyter  Über- 
seen.' 1541/3,  ebd.  ,[N.  habe]  sine  eitern  groplich 
Übersechen.'  1550,  Z  RB.  ,Dass  wir  recht  demütig 
seien,  das  lasset  uns  bezeugen  in  der  Kleidung,  in 
Ablegung  der  Hoffart,  in  dem,  dass  Keiner  den  An- 
deren stolzer  Weiss  verachte,  übersehe,  vernichtige.' 
FWyss  1072.  —  d)  refl.,  sich  versehn,  sich  beim  Sehn 
täuschen  AaF.;  Bs  (Seiler).  Ich  ha"-mich  (ganz)  übersi". 
In  ä.  Spr.  auch  sich  verfehlen,  vergehn.  ,[Als  wir  ge- 
fangen lagen]  umb  daz  wir  uns  gen  in  [den  St  Gallern] 
und  ir  aidgnossen  übersehen  und  mit  fräveler  red 
wider  si  getan  hatten  anders,  dann  wir  tuon  solten.' 
1407,  G  (Urfehde).  ,Welcher  kramer  ...  sich  uber- 
seche  an  den  obgenannten  stucken  und  nit  gehor- 
sam sin  wölty.'  1430,  L.  ,Wer  der  ist  ...  der  sich 
selbs  übersäche  und  dehein  schädlich  und  schantlich 


sachen  täte...'  1439,  S  (Wbl.  1845).  ,Als  denn  Gret, 
JUnlengen  tochter,  sich  ...  gar  träffenlichen  übersehen 
und  für  [Feuer]  geleit  hat.'  1448,  B  StR.  .Durch  welich 
obgemelt  misshandlung  ich  mich  swerlich  ubersecheu.' 
1474,  Bs  (Urfehde  eines  Münzfälschers).  ,So  ein  ge- 
richtsherr  oder  des  rats,  darzuo  all  oberkeit  . . .  sich 
in  disem  laster  [dem  Zutrinken]  Übersicht,  der  sol 
allwegen  mit  zwyfacher  peen  büessen.'  1530,  Absch. 
(Th).  ,100  pfd  bar  [soll  bezahlen]  BPur  der  pfister, 
als  er  sich  mit  sinen  kinden  in  ussgeben  des  mäls 
Übersechen  und  nämlich  das  wyss  mal  ie  zuo  ziten 
vor  dannen  genommen  und  inen  krüschmäl  gegeben.' 
1530,  Z  RB.  ,Die  personen,  so  sich  mit  dem  zechenden 
Übersechen.'  1531,  ebd.  ,Es  were  dann  sach,  dass 
einer  sich  der  fürbuossen  halb  so  vil  Übersechen 
[usw.].'  1545,  AaK.  StR.  .Welcher  sich  harin  über- 
sehen [gegen  das  Spielverbot  vergangen  hat],  soll  je 
einer  den  andern  bei  Verlierung  seines  Dienstes  an- 
geben.' AAMuriGOrdn.XVII.  .Daran  [an  einer  Schlacht 
in  Graubünden]  unser  Hauptlüt  von  Zürich  ein  Ur- 
sach gsin,  die  den  Pass  an  einem  Ort  liederlich  ver- 
wart habent  und  sich  übel  versumpf  und  übersähen.' 
1622,  Baüekncur.  ,Min  Heren  hand  erkänt,  das  er 
sich  übersähen  und  ein  grosen  Feller  begangen.'  1641, 
Zg  TgB.  ,Sich  mit  Fleischessen  zu  verpottenen  Zytten 
übersehen.'  L  Ans.  ,Wie  er  [JJRedinger]  sich  über- 
sehen, erstlichen  gegen  imme  selbs  und  dann  auch 
gegen  Gott.'  1666,  Z.  ,Dass  er  mich  als  einen  dopp- 
leten  Apostatam  aussgeruffen  hat,  hat  er  sich  über- 
sehen.' ClSchob.  1699.  ,0  möchten  wir  uns  nie  aus 
Eifer  übersehn!'  Z  Neuj.  M.  1753.  —  Über-sehen  n.: 
Übertretung,  Vergehn.  .Einen  jeden  je  nach  synem 
verhandlen  und  ü.  strafen.'  1585,  Z.  N.  hofft,  man 
werde  ihm  nach  so  langer  Zeit  dieses  ,Ü.'  [Verhältniss 
mit  einer  der  Hexerei  Angeklagten]  verzeihen.  1782, 
Gl  JB.  —  über-seh(en)-lich,  -sih(en)-lich  (sich- 
lich  BO.):  1.  „von  einem  Orte,  Tale,  das  wegen  eines 
vorliegenden  Hügels  nicht  sichtlich  ist"  BHa.,  „O.", 
Si.  —  2.  aktiv,  sich  an  Nichts  kehrend,  selbstherrlich. 
,Licentior,  ubersächlicher  und  fräffner.'  Fris.  (s.  ver- 
hängen 3  a  Bd  II  1447).  —  un-:  unübersehbar.  ,[Es 
möchte]  einen  verwunderen,  in  ainem  so  klainen  üb 
so  ainen  grossen  und  unübersechlichen  berg  kunst 
und  wishait  verschlossen  ligen',  von  Melanchthon. 
Kessl.  —  Über-seher  m.:  Übertreter  (einer  Ver- 
ordnung). ,[Die  Prädikanten  sollen  sich  dermassen 
halten]  das  mh.  nit  verursachet  werdint,  die  überseher 
irer  habenden  pfruonden  zuo  urlouben.'  1572,  Z  RM. 
,Der  Übersecher  [soll]  . . .  gebüesst  werden.'  1756, 
ScHwRq.  —  Über-sehung  f.:  ,licentia,  indulgentia, 
conniventia.'  Fris.;  Mal.  1.  Nachsicht,  Schonung. 
,Weil  du  ein  herr  aller  dingen  bist,  so  übersichstu 
auch  allen...  mit  grosser  ü.  ordnest  du  uns.'  1530/1707, 
Weish.  —  2.  Übertretung,  Vergehn.  ,Ob  sach  war, 
dass  etzlich  personen  in  diser  zyt,  eb  sy  zuo  end 
bracht  wurde,  etzlich  übersechuug  tätind...'  1529, 
Absch.  ,[N.  musste]  von  anderer  u-en  wegen  bürg- 
schaft  geben,  zu  keim  herren  zu  ziehen  on  der 
Pündten  erlaubnuss.'  Val.Tschudi  1533.  .Ubersähung, 
fäl,  delictum,  culpa  [usw.].'  Fris.;  Mal.  ,Welliche  nit 
zuo  kilchen  gangint  [die  solle  der  Vogt  zu  Grüningen 
gefangen  legen]  und  darzuo  umb  ir  ü.  5  pfd  von  irem 
guot  ze  buoss  nemmen.'  1574,  Z  RM.  .Jedermännig- 
lich  [solle]  sich  hüten  vor  Gottesvergessener  Ü.  des 
Eids.'  Z  Mand.  1755. 


550 


Mhd.   übereilten    in    allen   Bedd.      Die    Form    über-eichlich 

zeigt  socuudär  (aus  dom  Sg.  Pnes.  oder  von  Steil  her)  ein- 
gedrungenes i;  vgl.  auch  (an-)8e'h(en)lich,  un-vereielu  (antoi 
un-ver-sihen). 

über-g°-  uber-g'sci":  trennb.,  ,impedir  la  vista, 
soffrir  strabisrao'  PA1.  (Giord.).  Vgl.  über-sichtig  a 
(Sp.  265).  —  übereD-(g0-):  hinübersebn  (können). 
Ich  g'sc"  nüd  übere".  ,Wenn  an  der  Lichtmess  der 
Bär  hinübersieht  [über  rfe"  Berg  (üs)  g'sct  Bd  IV  449], 
so  muss  er  6  Wochen  in  die  Höhle'  S. 

üf-  uifg'se"  WLö.:  1.  aufblicken,  -schauen.  D's 
G'uer  versäge-mu,  und  icic-'r  uifg'seh,  so  si-mu  düz 
Tier  linder  den  Uigu"  weg  ehon.  W  Sagen  (WLö.).  ,So 
er  zuo  den  blinden  sprach:  sich  uff,  sach  er  von  stund 
an.'  Zwingli.  .Aufsehen,  suspicere.'  Fris.;  Mal.  — 
2.  aufpassen,  Acht  geben.  ,[Wir  Eidgenossen  ver- 
pflichten uns]  unserni  h.  vater  und  dem  h.  stuol  und 
römischen  kirchen  zu  behaltung  und  schirmung  fromk- 
lich  und  trüwlich  byzestan  und  uffsächen.'  1510,  Sch 
Chr.;  im  lat.  Original  ,assistemus  eorumque  conser- 
vationem  defensionemque  . . .  intendemus.'  ,[N.  »abe] 
ein  boten  gschickt,  der  uffsechen  soll,  ob  er  den  Tli 
Nidlingei  nidt  seche.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  .Alle,  die 
in  der  gmeind  gsässen  sind,  [sollen]  by  iren  eiden 
schuldig  und  verbunden  syn  ufzesächen  und  zuo  ver- 
kitteten, das  nieman  in  gemeltem  wald  schaden  tüege.' 
1567,  Z  Kq.  1910.  ,Ist  erkendt,  dass  man  eigetlich  in 
den  Fierdlen  uffsächen  solle;  wan  man  dan  etwass 
|von  den  Wölfen]  verspüre,  sol  man  es  wüssenhaft 
machen.'  1644,  ADettl.  1904  (Schw).  —  Üf-sehe"  n. 
,Das  aufsehen,  suspectus,  custodia.'  Ems.;  Mal.  1.  wie 
nhd.  Aufsehn,  nicht  volkstümlich,  am  ehesten  in  der 
Wendung:  Es  het  Ü.  g'macht,  Aufsehn  erregt  Z  und 
weiterhin.  ,Uas  ü.  han',  die  Blicke,  die  Aufmerksam- 
keit auf  sich  lenken.  ,Zuo  dem  kumpt  ouch,  das  in 
der  huory  das  ussgäben  das  höchst  ufsähen  hat  und 
diu  galt,  nit  du,  lieb  ist.'  HBüll.  1540.  .Dein  befelch 
hat  ein  grosses  aufs.,  ist  in  grosser  achtung.  magnum 
theatrum  habet  ista  provincia.'  Fms.;  Mal.  —  2.  a)  Auf- 
passen, Acht(geben);  zunächst  mit  den  Augen,  aber 
auch  übh.  .[Der  Bischof  von  Konstanz  wurde  ver- 
anlasst, Bruder  Klaus]  vor  oft  mit  meugerlei  listen 
und  u-s  versuocht,  zuo  versuochen  und  ze  bewären.' 
Ansh.  ,Mit  aufs.,  mit  fleiss  und  sorg,  vigilanter;  mit 
guotem  fleiss  und  aufs,  geschriben  sein,  sub  acumen 
styli  subire  et  succedere;  durch  aufs,  der  bürgeren 
und  treuw  der  freunden  verhüetet  werden.'  Fris.; 
Mal.  ,Wo  viel  Aufs-s,  da  ist  viel  Forcht;  wo  viel 
Forcht,  da  ist  viel  Ghorsam.'  1656,  Z  (Begründung 
der  ansehnlichen  Zahl  der  Stillständer).  S.  noch  über- 
guggen  (Bd  II  183).  Bes.  in  der  Verbindung  ,(ein)  ü. 
(auch  ,ü-s')  han'  (vereinzelt  auch  .geben,  machen,  an- 
stellen, tragen'),  oft  mit  ,üf\  auch  ,ze,  über'  oder  ab- 
hängigem Fragesatz:  1)  Achtgeben  auf,  beaufsichtigen. 
, Wohin  ouch  die  selben  uffwiggler,  hoptlüt  und  hin- 
fuerer  oder  ire  botten  komen  oder  wandlen,  uff  die 
soll  mengelich  ein  uffsechen  haben.'  1503,  Arsch. 
.Ward  ouch  dem  torwächter  under  Steinentor  ein  fron- 
vastengelt  geben,  ein  uffsechen  daruff  [auf  die  Ufer- 
befestigung] ze  haben.'  1530,  Bs  Chr.  ,Es  ist  lange 
zyt,  das  ich  des  geachtet  und  ein  uffsächen  gehept 
hab.'  Hai.monsk.1531.  .Unser  Schultheis  und  rät  [sollen] 
uffsechens  und  gwalt  haben,  einem  ieden  sin  übel . . . 
husshalten  zeweren.'  B  StSatzg  1539.  .Vorster:  Sol 
schweeren  ...  [im  Walde]  gehör  und  ufsechen  ze  haben, 


ob  jemands  schaden  zuofüegen  weite.'  1557,  AABremg. 
StE.  ,[Der  Amtmann  zu  St  Johann  soll]  ouch  zu  zyten 
ze  der  hushaltung  und  diensten  ufsechen  haben.'  1558, 
G  Kq.  19u6.  .Heimlich  lüt...  die  uff  die  übertrettenden 
u.  habind.'  1559,  Z  KM.  ,Ein  aufs,  geben,  advertere, 
advigilare  adaliquid.'  Fris.;  Mal.  ,  Du  wellist  uff  die 
jhenigen,  so  in  obgemelten  dörfern  wyn  schenkend, 
dyn  flyssige  späch  und  uffsechen  machen.'  1566,  Z. 
.Obglich  wol  ein  schuolmeister  nissig  deren  [der  Schul- 
ordnung] nachzgan  verhiesse,  ist  si°  doch  uf  ire  ver- 
heissungen  so  vil  nit  zuo  lassen,  das  man  nit  ein 
ufsechen  dörfe  uf  si  han.'  E  Schulordn.  1577.  , Seine 
[Gottes]  lieben  engel  habind  ein  aufs,  auf  Job.'  LLav. 
1582.  ,[Es]  soll  den  Ungeltern  von  wegen  des  Misch- 
maschmachens,  daruf  der  Wynrüeffer  by  synem  Eid 
U-s  haben  soll,  ein  Bkantnuss  gemachet  werden.'  1600, 
Z  KM.  .Die  sollend  ein  Uffsächen  haben  uff  Diessen- 
hoffen  und  Stein.'  1644,  GJPeter  19o7;  neben  .Acht 
haben,  Achtung  geben.'  ,Man  [wird]  U.  haben  und 
die  Ungehorsamen  straffen.'  L  Ans.  ,[Die  Frau  fragte 
mich,  ob  ich  ihrem  Schwiegersohn]  Beistand  leisten 
und  dass  ihme  sein  vätterlich  Erbgut  werden  möchte, 
Aufsehens  tragen  wollte.'  1705,  Bs  (Prozessakten). 
.Mit  Adj.  .Lieber  meister,  han  uf  diss  jorzit  ein  gross 
ufsegen.'  XV./XVI.,  Bs  Chr.  ,-Do  kam  zum  ersten  der 
H.  an  den  baren,  der  ruoft  sinen  gesellen,  sy  sölltind 
die  hetzhund  im  ablan  und  ein  trüw  ufsähen  uff  inn 
han,  dann  der  bär  syge  vorhanden.'  1532,  Bossh.  Chr. 
,Auff  den  gemeinen  nutz  ein  guot  aufs,  haben,  utili- 
tatem  reipub.  sibi  proponere.'  Fris.;  Mal.  ,[Wacht- 
türme,  in  denen  sie]  ein  kommlich  aufs,  haben  köndten.' 
Wdrstisen  1580.  .Über  die  [Personen,  welche  ,den 
Kilchgang  schlächtlich  bsuochend']  ist  ein  sonderbar 
Aufs,  angestellt.'  1638,  aZoll.  1899.  ,Der  Banwart  sol 
über  vorgesezte  Puncten  ein  genaues  Aufs,  halten.' 
1681,  G  Rq.  1903.  Oft  ,ein  flissig  (geflissen)  ü.'  ,[Man 
solle]  das  dasselb  gefördert  werde,  ein  geflyssen  uff- 
sechen tragen.'  1531,  Z  KB.  ,Fleissigs  aufs,  haben, 
aniiuum  advertere.'  Fris.;  Mal.  , Seewasser  und  Landt- 
wasser  sollen  ...  mit  zweien  Ehrenmannen  bevogtet 
werden,  welche  bei  ihren  Eiden  ein  flissig  Ufsechen 
haben  sollen.'  GrD.  LB.  ,[Der  Schaffner  soll]  zuo 
allem  Geschir  guet  Sorg  und  ein  fleissig  Aufs,  haben, 
dass  Nützit  zerbrochen  werde.'  AaMuh  GOrdn.  XVII. 
S.  noch  Bresten  (Bd  V  840).  Gehäuft:  ,Uber  das  Huss 
[usw.]  ein  guot,  getrüw  und  flissig  Ufsechen  haben.' 
GrD.  LB.  —  2)  Rücksicht  nehmen  auf.  ,Her,  hand 
nüt  ein  uff;ächen  uff  üwem  willen  und  uff  das,  das 
imm  üwer  bruodern  . ..  nüt  wend  ghorsamm  sin.'  Hai- 
monsk.  1531.  ,Ists  nit  notwendig,  das  ein  so  herrlicher, 
ansichtiger  mann,  so  ...  gegen  aller  wält  zehandlen 
befelch  hatt,  uff  der  wält  meinung  ufsähens  habe':" 
JWolf  1561.  ,Die  dry  länder  [seien  ,frye  lüt'],  die 
uss  fryem  willen  des  richs  beherrschung  angenommen 
und  allein  uff  ein  keiser  oder  künig  und  das  römisch 
rieh  und  niemand  änderst  uffsächen  zu  haben  schuldig.' 
Ag.Tschudi.  —  b)  spec.  als  staatsrechtlicher  Aus- 
druck, die  Wahrnehmung  des  gegenseitigen  Interesses 
gegenüber  äussern  und  innern  Feinden,  bes.  in  der  For- 
mel ,ein  getruw  ü.  han',  einer  Hilfs-  und  Interventions- 
bestimmung. Vgl.  (als  Übergang  von  a):  .Mit  des 
[Gottes]  hilf  und  gnaden  und  mit  des  gemeinlichen 
ufsähens- und  mit  hoffnung  des  rechten,  so  die  von 
Swytz  begerten  und  hofftend  zuo  haben,  si  die  sachen 
und  kriege  gegen   denen  von  Zürich  mannlichen  be- 


Sah,  seh,  sih,  soll,  suh 


huobend.'  Fründ  1446.  ,Des  eisten,  das  die  obgemelten 
beide  teil  [die  VII  Orte  imd  eine  Anzahl  von  bünd- 
nerischen  Territorien]  sich  in  allen  iren  Sachen,  an- 
ligen  und  gescheften  aller  früntschaft,  trüw  und  für- 
derung  gegen  einandern  halten  und  getrösten  und  ein 
getrüw  uffsechen  zuosamen  haben.'  1497,  Absch.;  vor- 
her: .Unser  altvordern  [haben]  in  allen  iren  gescheften 
...ir  getrüw  uffsecbung  yewelten  mit  einandern  ge- 
hept';  beide  Stellen  entsprechend  im  Bündniss  mit 
Chur  usw.  von  1498  (doch  steht  in  der  Entsprechung 
des  an  zweiter  Stelle  angeführten  Passus  ,ir  g.  uff- 
sechen zuo  einandern  gehept').  .Ob  ein  schneller  zuo- 
fall  uff  und  an  ein  statt  Basel  oder  die  iren  von 
yemands  mit  fräffler  getat  und  beschädiguug  erwüchse 
also  ylends,  das  solichs  an  uns  die  gemein  Eidgnos- 
schaft  stattlich  nit  mocht  gebracht  werden  und  ein 
statt  Basel  dem  zuo  widerstand  sich  erhuob  und  hin- 
zug,  so  sollen  wir  all  ein  getrüw  uffsechen  zuo  ir  und 
den  iren,  ouch  irem  land  und  luteu  haben  und,  ob  es 
not  were  oder  wurd,  ir  zuoziechen,  glicherwyse  als 
ob  wir  des  gemant  weren  oder  von  nüwem  gemant 
wurden.'  1501,  Absch.  (Baslerbund).  In  der  erneuten 
Erbvcreinung  zw.  Österreich  und  den  Eidgenossen  von 
1511  geloben  die  Eidgenossen  für  den  Kriegsfall  ,das 
wir  ...  zu  ir  maiestat  und  gnaden  unser  getrew  auf- 
sechen  haben  sollen',  die  österr.  Fürsten,  ,das  wir... 
zu  inen  ein  getrew  aufsehen  haben  sollen';  später, 
1568,  wird  gegenüber  einer  Anfrage  von  spanischer 
und  burgundischer  Seite  über  die  Tragweite  des  Aus- 
drucks .getreu  aufsehen'  in  der  Erbeinung  von  fünf 
reformierten  Orten  die  Ansicht  begründet,  dass  dar- 
unter keine  tätliche  Hilfe  verstanden  werden  könne 
(Absch.  IV  2,  410);  noch  1734  wird  von  österr.  Seite 
befremdlich  gefunden,  dass  die  Tagsatzung  das  ,treue 
Aufs.'  nicht  von  tätlicher  Hilfe  verstanden  wissen 
wolle  (Absch.  VII  1,  500).  ,Uf  disem  tag  zuo  Sitten 
sind  uns  überantwurt  üwer  [der  Vw]  brief,  uns  menig- 
faltig  anzeigend  vil  freveis  und  übermuots,  so  die 
Züricher  an  den  üwern  ...  sich  üebend,  ouch  under- 
stand  zum  missglouben  zuo  nötigen,  uns  vermanet,  um 
ein  getrüw  ufsechen  zuo  haben.'  1530,  Absch.  (W  Brief 
an  die  IV  Orte).  ,[Wir]  bittend  damit  dieselbigen,  gli- 
cher gestalt  ein  getrüw  ufsechen  uf  uns  zuo  haben,  als 
wir  des  uns  gegen  üch  ouch  erbietend  und  gänzlich  ver- 
sechend.'  ebd.  ,Ein  getreues  Aufs,  auf  Bundsfreunde 
haben  ist  eine  gewöhnliche  Formel  in  den  eidsge- 
nössischen  Bündnissen  und  Vereinigungen,  die  nach 
der  heutigen  Staatslehre  mehr  nicht  als  eine  münd- 
liche oder  papyrene  Hülfe  mit  Ratschlägen,  Für- 
schreiben ...  udgl.  bedeuten  soll  [im  Folg.  wird  diese 
Auslegung  bekämpft].'  Sintem.  1759,  299/302.  ,1m  Fall 
äusserer  oder  innerer  Gefahr  hat  jeder  Kanton  das 
Recht,  die  Mitstände  zu  getreuem  Aufsehen  aufzu- 
fordern.' Bundesyertrag  von  1815.  „Tätliche  Beihülfe, 
vorzüglich  in  derRedniss:  ein  getreues  Aufs,  haben, 
zB.  bei  einem  Canton,  wenn  etwa  wichtige  Zerwürf- 
nisse vorherrschend  sind,  ein  Wort,  das  in  den  Schweiz. 
Bündnissen  ehemals  wie  jetzt  noch  vorkömmt."  St.2 
.Eidgenössisches  Aufs,  hiess  bis  1848  die  Pflicht  der 
Kantone,  einander  zur  Hilfe  bereit  zu  sein'  (LTobler). 
,Das  mahnt  zu  eidg.  Aufs.',  noch  heute  von  kant.  Vor- 
kommnissen, die  eidg.  Einschreiten  erheischen.  —  ü  f- 
ge-sehen.  ,U.  sin',  Acht  geben.  ,Sölichs  ze  tuon  mag 
man  wol  Ursachen  fürwenden,  dass  die  zefriden  werdend, 
die  da  wüssend,  das  wir  in  den  besseren  dingen  allweg 


mee  flyssig  und  ufgesehen  sind.'  Zwingli.  .Mein  aug  sol 
in  diser  weit  auff  die  aufgsehen  sein,  die  sich  der  war- 
heit  üeissend,  daz  die  bei  mir  wonind.'  1531/48,  Ps.  ,Ja 
der  mass  hat  er  [der  Gottesfürchtige]  Gott  vor  ougen, 
also  ist  er  uff  in  uffgesähen,  das  er  ouch  syne  sünd 
...zuo  Gottes  eer  richtet.'  LJüd  1530.  —  Üf-seher 
■se2er  Ap;  Th;  Z  —  m.:  Aufseher,  zB.  in  einer  Fabrik, 
in  gewissen  Schulen  (als  Klassenamt).  E"  gueter  U. 
ist  besser  als  zehe"  füle  Arbeiter  L  (Ineichen).  .Solches 
mir  die  gmaind  üch  als  getrüwen  landman  und  uf- 
secher  [episcopus]  ze  schriben  befolhen.'  1528,  Absch. 
(der  Stadtschreiber  von  GLicht.  an  Zwingli).  ,Der 
aufs.,  episcopus,  inspector,  visor.'  Fris.;  Mal.  ,[I)er 
Weibel  soll]  alle  die,  so  der  stift  erb  oder  eigne 
güeter  verkauffend  und  veränderend,  einem  hoffmeyer 
als  einem  gemeinen  uffsecher  derselben  güeteren  an- 
zeigen.' ZAlbisr.  Offn.  15(31  (erneuert).  ,[Es  sei  von- 
nöten]  dass  man  uftVäher,  so  man  anderschwo  schuol- 
herren  nempt,  setze.'  1572,  F;  vgl.  FSchulordn.  1577, 
127.  129.  , Drüber  sind  eigente  uffsächer  bestellt  [näml. 
gewesen]',  um  über  die  Ordnung  der  gemeinschaft- 
lichen Gastereien  zweier  Dörfer  zu  wachen.  1598,  B 
Wyn.  In  der  Übersetzung  einer  lat.  Urk.  von  1345 
wird  , episcopus'  wortgetreu  durch  ,U.'  übersetzt:  ,N., 
Statthalter  des  Ufsächers  (Bischoffs)  in  Konstanz.' 
XVII.,  Z.  S.  noch  Näch-gänger  (Bd  II  360);  Schuel- 
Pfttger  (Bd  V  1237).  —  TÜtsch-schuel-.  um  1830, 
Z  (Dan.);  vgl.  Hüs-Schud.  —  Wald-:  Förster  Tu 
Steckb.  —  Wasser-:  Beamter,  der  ua.  die  See-  und 
Flussufer  zu  überwachen,  den  Wasserstand  festzu- 
stellen hatte,  um  1830,  ZStdt.  —  Zehent-:  Aufseher 
über  den  Zehnten  in  natura.  Anf.  XIX.,  Aa  Gem.  I  132. 
—  Uf-sehung  f.  ,Aufs.,  observatio,  notatio,  vigi- 
lantia.'  Fris.;  Mal.  S.  auch  Üf-sehen  2  b  (Sp.  551).  — 
Vgl.  Gr.  WB.   I    734;  Sauders  II   1063;   Fischer  I  419. 

ufen-,  in  B  ttehe"-,  in  BGr.  uehi"-g'se":  a)  =  üf-s.  1 
BGr.  ,In  altum  respicere,  oculos  tollere;  sensu  me- 
taph.,  raaiora  coneupiscere.  Er  g'sil  ult  ufen,  summas 
dignitates  affeetat.'  Id.  B;  darnach  Zyro.  —  b)  hinauf- 
sehn  können  Ar;  B;  Th;  Z  und  weiterhin.  Siest,  g'sest 
(den)  ufe«? 

um-sehe"  se":  1.  allseitig  betrachten  B,  in  der 
RA.  ,den  Schaden  umsehen',  die  Sachlage  feststellen. 
.Der  Papa  konnte  lange  warten  [auf  den  Sohn];  denn 
als  man  den  Schaden  umsah,  sass  der  Bübel  auf  einem 
Zwetschenbaum  und  hatte  den  Herrn  Papa  rein  ver- 
gessen.' Gotth.  .Nichts  war  zweg,  und  als  es  den 
Schaden  umsah,  waren  noch  keine  Schuhe  gesalbet.' 
ebd.;  so  noch  mehrfach.  ,Umbsähen,  wol  besichtigen 
und  warnemmen,  lustrare,  circumspicere,  considerare, 
oculis  obire;  alle  ding  eigentlich  u.  und  betrachten, 
omnia  circumspicere.'  Fris.;  Mal.  —  2.  refl.  a)  sich 
umschauen  BBe.,  Gr.,  G.,  Ha.  (bes.  die  Gegend  betrach- 
ten). Wa-n-er-sich  ei"s  umsen  heig,  icie  d's  Wetter  welli. 
Bärnd.  1908  (BGr.).  S.  noch  Liecht-Mess  (Bd  IV  449). 
,Sich  umbsähen  zefliehen,  explorare  fugam.'  Fris.; 
Mal.  ,Er  [Isaak  im  Spiel]  umbsicht  sich,  als  ob  inne 
wundere.'  RCys.  (Br.).  .Will  gon  dort  auf  den  Büchel 
nun,  umbsechen  mich  nach  meinem  Sohn.'  GGotth. 
1619.  ,N.  umbsicht  sich  und  sieht,  dass  Foppenhänslin 
fort  ist.'  JMahl.  1674.  Uneig.,  sich  in  Acht  nehmen, 
hüten.  ,Darumb  sich  allen  menschen  wol  ze  umbsehen 
ist',  nämlich  vor  dem  Teufel.  Zwingli.  ,Sich  wol  umb- 
sähen oder  auff  sich  selbs  wol  acht  haben,  Stadt  eim 
weisen  zuo,  se  circumspicere  prudentis  est  aliquando.' 


553 


Sali,  seil,  sil 


;,.-■  I 


Fris.;  Mal.  S.  noch  sicher  (Sp.  178).  —  b)  sich  ver- 
sehn, versorgen.  .Welliche  burger  sich  nit  mit  salz 
hettind  umbsehen.'  GWyl  CB.  ,Sich  mit  frömbder 
hilft'  umbsähen  und  umb  die  selb  luogen,  auxilia  ex- 
terna circumspicere.'  Fbis.  ;  Mal.  ,[Dcn  Leuten  von 
Zollikon  wird  die  Metzgerei  aberkannt,  sie  sollen] 
sich  allhie  in  der  metzg  ald  zuo  Küssnacht  mit  fleisch 
umbsehen.'  1572,  Z  RM.  —  Um-sehe"n.  ,üaz  umb- 
sähen allenthalben,  circumspectus.'  Fris.;  Mal.  ,1m 
Umsehen',  im  Augenblick,  ehe  man  sich's  versieht. 
,Kätheli  trug  die  Hauptlast,  hatte  Kinder  im  Umsehen.' 
Gottii.  ,1m  Sommer,  wo  Alles  versauret  im  U.'  ebd. 
,On  alles  u.\  ohne  sich  zu  besinnen,  sich  Rechenschaft 
zu  geben.  ,Wie  laider  von  vil  hundert  jaren  biss  uf 
unser  zit  on  alles  umsechen  geschechen  ist',  vom  Fest- 
halten der  grossen  Menge  an  Irrtümern.  Vad.  — 
um-sehen  Ptc:  umsichtig.  ,Dahär  die  sprüchwörter: 
Voll  land,  toll  volk;  dargegen :  Unfal  machet  weit 
umbsähen.'  OWerdm.  1564.  ,1m  schreiben  wol  um- 
sehen und  behuotsam,  in  scribendo  cautus.'  Fris.; 
Mal.  —  Um-seher  m.  ,Umbsäher,  der  hin  und  här 
luoget  oder  gaffet,  circumspectator.'  Fris.;  Mal.  — 
Um-sehung  f.  ,üie  umbsähung,  respectus,  circum- 
spectio.'  Fris.;  Mal. 

Mhd.  iimbe  sehen,  umherschaucu,  sich  unisehn.  Soweit 
ersichtlich,  ist  die  Z<s.  auch  in  unsern  ä.  Belegen  untrennbar. 

um(m)e°-g0-:  wiedersehen  B;  ,respicere,  revi- 
sere.'  Id.  B.  Mir  werde"  villeicht  nimme*  mer  uf  diser 
Welt  i"s  u.  Walters  1882.  Tue  doch  nid,  wie  wenn- 
de-ne"  nie  mer  ume"g'sächsch.  RIscher  1903. 

an-(ge-):  1.  a)  anschauen,  -blicken  BGr.;  W,  ,in- 
tueri.'  Id.  B.  Du  cliannst-mich  nit  lang  ang'se"  öni 
s'  blicke"  [mit  der  Wimper  zu  zucken]  W.  Der  Bruit 
heimu"  's  übel  uifg'non,  wenn-s  de"  Bruitigam  gar  z'  vil 
und  z'  lang  hei  ang'scn.  FGStebler  1907  (WLö.).  Mun 
g'sed  halt  den  Berg  z'crst  an  und  denn  geid-mu",  sagt 
etwa  ein  Bergführer,  wenn  man  seine  Findigkeit  in 
den  Bergen  bewundert,  Barnh.  1908  (BGr.).  ,Swer 
iemer  tuoch  ze  scherennc  gebe,  ...  swenn  ers  nemo 
von  dem  scherer  dan,  er  sehe  es  gen  dem  himel  an 
[um  einen  allfälligen  Betrug  aufzudecken].'  Schach- 
zabelb.  ,Gsich  mich  an,  sich  gegen  mir,  aspice  contra 
nie;  was  siehst  du  mich  yemerdar  oder  stäts  an,  quid 
ine  aspeetas?  Du  bist  närrischer  weder  du  anzesehen 
bist  oder  weder  du  im  gleich  bist,  pneter  speciem  stultus 
es.'  Fris.;  Mal.  ,Wenn  es  [das  Tier,  ein  Esel]  fuoter 
isst,  so  bestüend  es  siben  hungrig  man  und  gsäch  mit 
essen  keinen  an,  dass  es  verwankte  nun  ein  or,  das 
seb  [dass  es  dasselbe]  nicht  richtig  hett  enbor.'  Haberer 
1562.  .[Bettelfrau:]  Gsend  an  die  vaterlosen  Kind, 
die  noch  gar  unerzogen  sind.'  GGotth.  1619.  Eine" 
wiest  ang'scn  BGr.  ,Als  bald  ir  das  [Schweiss-]tuoch 
für  uwer  ougen  habent  und  es  andechtiklich  ansehent, 
so  werdent  ir  gesunt  von  allen  uwern  siechtagen.' 
XV.,  Ev.  Nicodemi.  ,Ich  sich  wol,  daz  du  zornig  bist 
und  mich  übel  ansiehst;  was  ist  dir  geschechen ?' 
15li3,  Z  ÜB.  ,Der  by  dir  sitzt,  nit  schelb  ansich,  din 
wyss  und  berd  bsich  eigentlich.'  Fris.  1562;  lat.  ,nec 
socium  torve  inspicias  quidve  ederit  ille  advertas :  gestus 
inspice  ssepe  tuos.'  , Einen  lieblich  ansehen,  molli 
vultu  aspicere;  einen  mit  erbärmd  oder  gnädigklich 
ansehen  und  im  helfen,  aspicere  aliquem;  Gott  sieht 
uns  gnädigklich  an,  hilft  uns  und  erbarmt  sich  unser, 
respicit  nos  Deus.'  Fris.;  Mal.  .Freundlich,  schelb, 
schärft  a.;    Gott  hat  uns  in  Gnaden  angesehen,  Deus 


nos  respexit  clementer.'  Hosi\  .Einen  nit  a.  (wellen)', 
uneig.,  verachten,  sich  nicht  an  ihn  kehren;  vgl.  2. 
,[N.  droht]  so  wölt  er  fluochen  und  si  alle  nit  an- 
sechen.'  Anf.  XVI.,  Z.  ,  Wer  int  der  pflstern  dryg  und 
nach  dryg  und  nach  dryg,  ich  sechs  dennocht  nit 
an.'  1524,  ebd.  ,Er  lyt  da  innen  ze  Müss  (meint  den 
Mathysen,  iren  eman)  und  sech  mich  nit  an  und  tuot 
ouch,  was  er  wil.'  1530/8,  Z  Ehegericht.  ,10  march  ... 
JStröwlis  sun,  als  er  über  friden  zuo  MObrist  gseit 
hat,  er  seche  in  nit  an.'  1539,  Z  RB.  ,Was  uwer  herr 
fürgnommen  hab  mit  uns  zehandlen,  lyt  nütdran: 
hie  keiner  ist,  der  inn  sech  an.'  Rüef  1539.  ,Er  sech 
weder  syn  meist  er  noch  die  von  Ober-Engstiingen  nit 
an.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  , Einen  nit  ansehen,  ver- 
achten, despicere.'  Fris.;  Mal.  ,N.  bette  sich  in  einiche 
straf  nit  begeben  wellen,  sonder  sich  mit  vil  und 
mengerlei  ungeschickten  Worten  und  mit  namen  dar- 
under  ouch,  als  ob  er  sy  [die  Pfleger  des  Grossmün- 
sterstiftes] darumb  nit  ansäche,  vermerken  lassen.' 
1503,  Z.  ,Ieh  gsäch  keinn  an  ufs  recht  ze  wysen,  der 
mir  nit  tat  den  seckel  spysen.'  Wagn.  1581.  ,Els: 
Und  will  er  [dein  Mann]  auch  gan  Bern  in  d  Statt? 
Gret:  Ey  ja,  im  Sinn  ers  freilighat.  Eis:  Und  wöttest 
dennoch  nit  mit  ihm?  Gret:  Es  ist  mir  wahrlich  nit 
im  Sinn,  gsech  ihn  nit  an.'  Myricäus  1630.  ,[Eine 
Hexe  droht:  ...]  so  wolle  sy  (ihre  Seel  verschweigende) 
die  Statt  Zürich  nit  mer  ansehen.'  1701,  Z.  Im  geistigen 
S.,  sich  vor  Augen  stellen,  vorstellen.  ,Swer  nu  erstan 
welle  vone  sinen  sundon,  der  sehe  daz  ane,  wie  unser 
herre  got  dri  totin  hiez  ufsten.'  XII.,  Wack.  1876. 
,Also  sprach  der  Zw.:  Sechend  an,  lieben  all  min 
herren,  ich  klagen  iich  . . .'  1450,  Z  RB.  S.  noch 
Red  (Bd  VI  527).  —  b)  Etw.  in  Augenschein  nehmen, 
besichtigen  ApK.  Ka""sch-es  a.,  wenn  <£'  wi't.  Siech- 
der  's  zuerst  a",  bevor  du  es  kaufst.  —  2.  in  Betracht 
ziehn,  Rücksicht  nehmen.  Ich  g'sc  bi  Dem  zwe  Frauke" 
nüd  a",  es  kommt  mir  dabei  auf  2  Fr.  nicht  an  Z 
(Spillmann).  Mit  Acc.  P.  .Schuolmeister,  sigristen, 
torwarten  und  weible  süln  die  burger  von  in  selben 
welen  und  süln  dez  den  herren  nüt  ane  sehen.'  F 
Handf.  1410;  lat.  nullo  ad  nos  respectu  habito.  .Dar- 
umb ist  von  im  nach  gnaden  und  von  siner  fründen 
wegen,  die  für  inn  ernstlich  gebetten  band  und  ouch 
darinn  angesechen  sind,  gericht.'  1447,  Z  RB.  ,Sin 
fründ  syend  in  der  sach  angesechen  und  er  habe  dero 
genossen,  anders  er  were  nach  sinem  verdienen  hert 
gestraft.'  1448,  ebd.  ,Sich  selbs  ansehen,  seinen  selbs 
sorg  tragen,  se  respicere.'  Fris.;  Mal.  ,Die  Alten 
haben  die  Richter  also  gesetzt,  dass  sie  den  Parteien 
den  Rugken  gekehrt.  Die  Person  vor  Gericht  ansehen 
ist  ein  schwäre  Sund.'  FWyss  1673.  ,Die  Person  an- 
sehen, respicere  personam,  causam  ex  viro  metiri.' 
Hosp.  Mit  abstr.  Obj.  ,Wie  wol  die  von  Arow  ...  mit 
stür  und  brüchen  ...  swärlich  beladen  sint,  so  habent 
si  doch  unser  bitt  angesähen  und  sint  uns  [finanziell] 
zuo  hilft'  komen.'  1449,  B  (Aar.  StR.).  ,Gsächend  syn 
bossheit  nüt  an,  sunders  üwere  frummkeit,'  Haimonsk. 
1531.  ,Dann  man  inn  wol  höcher  und  türer  hett 
mögen  straffen,  wo  man  nit  sin  armuot  und  kind  an- 
gesechen hette.'  1531,  Z  RB.  ,[Der  Gatte  wurde]  ernst- 
lich pätten,  er  wölte  das  best  tuon  und  ansuchen,  das 
sy  all  ir  tag  ein  froms  redlichs  fröuli  gsin  ...  und 
solte  sy  by  eeren  behaben.'  1538/40,  Z  Ehegericht. 
,Wie  hast  du  doch  so  trüwlich  angsehen  dguottat, 
die  dir  von  mir  ist  bschehen!'  Ruef  1540.    , Sein  alter 


Sah,  seil,  sili,  soll,  suh 


556 


ansehen  und  in  huot  haben,  »tatem  suam  respicere.' 
Fbis.;  Mal.  ,Der  herr  hat  angsechen  all  dyn  beger.' 
Harerer  1562.  ,Do  hand  mh.  angesähen  des  herren 
pitt,  das  man  zuo  allen  zitten  sich  früntlich  und 
nachpürlich  halti.'  1571,  ÜMey.  Chr.  —  3.  a)  Einen 
betrachten  als,  halten  für.  Ich  mag-mich  nit  drum 
ang'se"  Ion,  näml.  schlecht  zu  sein  GrCIiut,  Pr.  .Be- 
urteilen; für  Das  und  Das  ang'sin  werden,  für  Dies 
oder  Jenes  bestraft  werden'  GrPt.;  vgl.  4.  .[Agilitas:] 
Mein,  gsächst  mich  für  ein  tüpell  an,  das  ich  so  still 
sot  ynher  gan.'  VBoltz  1551.  ,Ich  gsich  üch  darfür 
allsampt  an,  es  bstüend  ein  yeder  zelien  mann.'  JMdrer 
1559.  —  b)  ,sich  a.  län',  den  Anschein  haben;  nur 
unpers.  .Sonsten  lasset  sichs  nit  ansehen,  als  ob  . . .' 
Lind.,  Wthurer  Chr.  ,[Der  kranke,  in  einer  Sänfte  in 
den  Garten  gebrachte  König]  höret  die  nachtgallen  ... 
über  die  mass  lieblich  und  frölich  singen,  also  dass 
es  sich  ansehen  Hesse,  es  were  der  könig  schon  jetz 
etwas  erquickt  und  wurde  in  kurzer  zeit  besser  wer- 
den.' JWetzel  1583.  ,Undt  liess  sich  die  Sach  an- 
sechen,  alss  ob  die  Franzosen  aus  Frankreich  selbs 
solten  vertriben  werden;  doch  versach  sich  der  Franzos 
dargegen,  so  best  er  vermocht.'  RCvs.  ,Der  Krieg 
[wurde]  so  verbittert  und  streng  fürgenommen,  dass 
es  sich  zu  dem  endtlicheu  Verderben  undt  Undergang 
beider  Teilen  ansechen  liess.'  ebd.  Mit  andrer  Fü- 
gung (vgl.  7):  ,Als  sich  die  sach  im  ansechen  will, 
so  dunki  in,  der  K.  sige  fast  notig  und  nit  so  wol- 
habig,  das  er  vil  küni  gen.'  UMey.  Chr.  1540/73.  — 
4.  Einen  strafen;  .punire.'  Id.  B;  vgl.  3  a.  In  der 
ä.  Spr.  erst  seit  XVII.  ,Man  wirdt  sie  mit  Verbietung 
der  Würtsheuseren  ansehen  und  abstraffen.'  G  Mand. 
1657.  ,[Die  Gesandten  von  Z  und  B  haben  sich]  beraten, 
mit  was  für  einer  Capitulation  die  durch  Kriegsgewalt 
an  hochermeldt  beide  Stand  gekommene  Stadt  Baden 
also  angesehen  werden  möchte  [was  für  eine  Kapitu- 
lation man  ihr  auferlegen  sollte],  dass  sie  deroselben 
gegen  sie  tragenden  genädigen  Willen  und  Milte  er- 
sehen und  sich  derselben  zue  erfreuwen  haben.'  1712, 
Absch.  ,[Die  Beamten  werden  aufgefordert]  die  Uber- 
tretter  derselben  [der  Strafgesetze  betr.  Ehebruch 
usw.]  dieser  neuen  Ordnung  nach  anzusehen.'  B  Mand. 
1712.  ,Unser  gnH.  [haben]  denselben  nebent  einer 
Geltbuss  annoch  mit  einer  jährigen  Suspension  seiner 
Zwölfer-Stell  anzusehen  nötig  erkennt.'  1713,  Z.  Wer 
mit  solchen  Münzen  Wucher  treibt,  ist  mit  ernstlicher 
Strafe  anzusehen.  1718,  Absch.  ,Die  Verbrecher  [sollen] 
an  seinem  gebührenden  Ort  angesehen  und  abgestraft 
werden.'  Z  Mand.  1718.  .Gemeine  Verbrecher,  item 
freie  Leut,  römische  Burger  dorften  nach  den  Satzungen 
der  Römeren  bei  selbigen  mit  diser  Straff  [Kreuzes- 
tod] nit  angesehen  werden.'  JJUlr.  1718.  .Dass  die 
Widerhandlende  mit  Entsatzung  ihrer  Diensten  an- 
gesehen werden  sollind.'  B  Münzmand.  1722.  .Die 
Fehlbare  [sollen]  künftigshin  empfindlich  angesehen 
werden.'  1757,  Bs  Rq.  .Widrigen  Fahls  die  säumig 
befundene  Gemeind  umb  30  Pfd  unnachlässliche  Buess 
angesehen  sein  solle.'  1759,  Z.  Zur  wissenschaftlichen 
Fortbildung  [der  Exspektanten]  war  eine  monatliche, 
seit  1779  eine  vierteljährliche  Disputation  angeordnet. 
Wenn  Einer  trotz  erhaltener  Mahnung  bei  dieser  Dis- 
putation nicht  erscheinen  würde,  ,so  behalten  sich  die 
Examinatoren  vor,  ihn  mit  einem  sonderbaren  Ernst 
anzusehen.'  GFinsler  1884.  —  5.  a)  anordnen,  be- 
stimmen, festsetzen.    Sehr  häufig  im  XV./XVIL;  zB.: 


,üie  Ordnung  und  der  watlüten  eid,  von  minen  herren 
raten  und  burgern  angesechen.'  1473,  BPES.  .Yeder- 
man  soll  gerust  sin  wider  den  herzogen  von  Burgund, 
als  die  botten  das  angesehen  band.'  1476,  Bs  Chr. 
,Von  etlicher  buossen  wegen,  die  ...  durch  ein  her- 
scbaft  von  Österrich  . . .  angesechen  worden  sind.'  1497, 
AaB.  StR.  ,Ein  tag  a.'  Edlib.  ,Es  ward  ouch  von 
Eidgnossen  angesehen,  dass  kein  frihart  und  kein  un- 
verordneter  ziehen  sölte.'  Ansh.  ,Der  predig  und  schuol 
halb  soll  [es]  bestan,  wie  her  Berchtold  das  ange- 
sechen hat.'  1528,  B.  .üiewil  die  ce  von  Got  ange- 
sechen ist  die  weit  ze  meren.'  1530/3,  Z  Ehegericht. 
,Wenn  man  yeman  zuo  fachen  ansieht  und  yeman 
darwider  handien  würdt.'  1537/44,  Schw  LB.  .Üwer 
gotzdienst  [ist]  nüw  und  onlang  von  den  menschen 
angesechen.'  Kessl.  ,[1147  wurde]  von  den  fürsten 
ein  mechtig  reis  über  mer  angesechen.'  Vad.  .Ein 
gastmal  a.'  1558,  UMey.  Chr.  .Einen  tag  ansehen  oder 
setzen  hochzeit  ze  halten  oder  sunst  andere  ding  ze- 
verwalten,  diem  nuptiis  vel  operi  dicere.'  Fris.;  Mal. 
,Ein  rennen  a.'  Tierb.  1563.  ,Es  wäre  bass  unser  fuog, 
das  fünf  classes  angesehen  möchten  werden.'  F  Schul- 
ordn.  1577.  ,Da  man  wol  weisst,  von  welchen  die 
concilia  angesähen  [worden  sind].'  LLav.  1578;  .aus- 
geschrieben.' 1670.  ,Do  sy  ein  gmeine  buossfertigkeit 
ansahend,  was  inen  Gott  gnädig.'  Gualth.  1584.  ,Und 
söllent  die  Obervögt  zuo  Birmenstorff  die  Gricht  für 
sich  selbs  nit  ansehen.'  1600,  Z  RM.  ,Ein  Gejegd, 
ein  Verrätery  a.'  RCys.  .Ein  Turnieren  a.'  JJRüe&er. 
.Ward  im  Züricher  Gebiet  die  Kriegsstür  angesehen.' 
1621,  Bauerncbr.  ,Zue  Erntzeit  so  sollen  die  Ge- 
schwornendas  Korn  beschauwen  und  mit  einer  ganzen 
Gemeind  einen  Tag  ansehen,  daran  Jeder  mag  an- 
fangen schneiden.'  Brauchb.  1671.  ,1695  hat  Gschwor- 
ner  Himmler  mit  Wachtmeister  Kienast  einen  Tausch 
angesehen  mit  einem  Weiber-Kirchenort.'  ZZoll.  Pfarr- 
prot.  , Danachen  [da  der  Bräutigam  auf  den  Tod  krank 
war]  sahen  sie  die  Copulation  in  einer  Stuben  an.' 
Sereru.  1742.  S.  noch  Chrüz-Gang  (Bd  II  349);  Glogg 
(ebd.  6lo);  ver-chürzeren  (Bd  111499);  Be-lad-niss  (ebd. 
1062);  Prass  (Bd  V  777);  E-richter  (Bd  VI  449);  Be- 
giment  (ebd.  739);  Bicggen  (ebd.  787).  ,Es  ist  ange- 
sehen ...',  festgesetzt.  ,Es  were  angesechen,  das  nützit 
vor  der  statt  beliben  sölte.'  1444,  Z  RB.  ,Uff  hütt  ist 
angesehen,  baid  tail  zu  verhören  vor  den  raten,  so 
die  glogg  XII  schlecht.'  1481,  Gr  Brief.  ,Es  was  lan- 
gest angesechen,  das  herr  burgermeister  Göldly  und 
vogt  Göldly  soltent  ertrenkt  sin.'  1482,  Z  RB.;  nach 
andrer  Aussage:  ,Daz  urteil  were  langest  gangen...' 
,[N.  habe  gesagt:]  Es  were  nit  angesechen  gen  Ein- 
sideln  ze  gon,  das  man  sölte  brudely  machen  und  also 
bögenspil  triben.'  Anf.  XVI.,  Z.  .Zuodem  syge  von 
den  Eidtgnossen  angesehen,  das  jede  oberkeit  ire 
armen  selbs  erhalten  solle.'  1572,  Z  RM.  Auch  L  Ans. 
In  Verbindung  mit  Synn.  .[Wir  haben]  dise  bruoder- 
schaft  und  geselschaft  angesechen,  funden  und  ge- 
ordnet.' 1453,  L.  ,Da  ward  vil  angesehen  und  ge- 
suocht,  aber  villichter  me  gefunden,  dan  gern  zewissen 
und  dörstig  ze  straffen',  bei  einer  gerichtlichen  Unter- 
suchung. Ansh.  ,Es  ward  ein  reisordnung  angesehen 
und  gestelt.'  ebd.  ,1552  hed  ein  ganze  gmeind  an  der 
A  angesächen  und  also  gemerret...'  Ndw  LB.  .Ein 
ordnung  ansechen,  setzen  und  machen.'  1559,  AaB. 
StR.  , Ansehen  und  ordnen,  statuere  et  decernere, 
sancire,  annotare,  constituere;  ansehen  und  bestimmen, 


557 


Sah,  seh,  sih,  soh,  suh 


558 


condicere;  ein  zeit  und  stund  setzen  und  ansehen, 
teinpus  alicui  rei  constituere.'  Ems.;  Mal.  ,So  sich 
zuotragen  wurde,  dass  tagsatzungen  in  unserm  landt 
und  gepiet  angesechen  und  beschryben  wurden...' 
1570/lt>20,  Sohw  LB.  ,A.  und  ordnen,  das...'  RCvs.; 
ZMand.  1650.  8.  noch  brittlen  (Bd  V  914);  ab-reden 
(Bd  VI  556);  zue-sagen  (Sp.  418);  sehen  (Sp.  520).  — 
b)  Etw.  anfangen,  anstellen  Gl;  GG.;  .ScHwlb.;  ZO. 
Ich  weiss  nüd,  was-ieh  will  a"g'sie"  GG.  Was  hast 
jetz  du  a'g'sit"?  tadelnd,  ebd.  Du  hast  iez  wider  öppis 
G'schids  chönnen  a"g'se"!  ironisch  ZO.  Was  wette"d 
au'''  mir  a"g'sia"  mit  düngen  Elifaiite"  [Sinunentaler 
Vieh];  die  g'chäme"d  gar  nüd  i"  ü-ser  Gäden  ine". 
CStreiff  1904  (GlM.).  Chaust  mit -nur  a"g'se",  was 
d'  nu"  magst.  Lienert  1906  (ScHwlb.).  Den  Übergang 
von  a  her  zeigt:  ,Er  hat  seine  Sach  übel  angesehen, 
rebus  suis  male  consuluit.'  Hosp.  —  c)  =  ab-(ge-)s.  1  b 
(Sp.  543).  ,Sein  Rat  ist  auf  Krieg  angesehen,  consiliura 
eius  ad  bellum  spectat.'  Hosp.  ,Es  ist  darauf  ange- 
schen, eo  tendit,  id  agit,  eo  ha?c  speetant  vel  tendunt.' 
ebd.  —  6.  betreifen,  angehn  B  (.attinere.1  Id.);  vgl. 
speetare.  regarder.  Was  die  Sach  a"g'set  ...  B.  Das 
g'sit  in  o".  ebd.  ,Ein  teil  der  gsatzen  sehend  allein 
den  inneren  menschen  an.'  Zwingli.  ,üie  kilchenge- 
präng  und  geriehtsbändel  der  Juden  habend  ufghört 
und  blybend  allein  die  gebot  Gottes,  die  ansehend 
die  eer  Gottes  und  liebe  des  nächsten.'  LJiid  (Z  Disp. 
1523);  vorher:  ,das  gsatz  Gottes,  das  die  eer  Gottes 
und  den  nutz  und  liebe  des  nächsten  betrifft,  blybt 
ewig  ston';  dagegen  in  Gualthers  Übers.:  ,dei  prse- 
cepta,  qua;  verum  dei  eultum  et  proximi  charitatein 
urgent.'  , Was  die  Pfarren  ansieht ...'  1049,  GPalfries 
Alpordn.  (Steinin.  1804).  .Unsere  Undergebene,  welche 
Diesers  ansähet.'  B  Sittenmand.  1710.  ,Uie  ersten 
Wachtmeister  sollen  ihme  [dem  Major]  von  allem, 
was  das  Regiment  ansieht,  alle  Tag  schriftlichen  Rap- 
port machen.'  B  Kriegsordn.  1764.  ,Was  dann  den 
Mehlhandel  und  -verkauf  besonders  ansiehet...'  Z 
Müllerordn.  1774.  Wie-mich  'tüecht  het,  so  hed  's  [das 
Gespräch]  neivis  Fänderg' werbs  a"g'si".  BHa.  Gespräch 
1778.  S.  noch  rapportieren  (Bd  VI  1188);  be-rüeren 
(ebd.  1266);  Kaufmanns- Sach  (Sp.  123).  —  7.  bedünken, 
scheinen,  vorkommen,  mit  Acc.  P.;  meist  unpers.  oder 
mit  Sachsubj.  ,[Es]  ist  ein  sömlicher  ungstüemer  span 
entstanden,  das  es  mich  wolt  angseen,  das  uff  den- 
selben morgen  ein  stat  und  regiment  von  Bern  zuo 
boden  gan  würde.'  ThFrukart  1470.  ,Mich  sieht  die 
gschrift  an,  als  ob  uns  das  bildwerk  in  den  geist  ge- 
zogen sye  wie  andere  ding.'  Zwingli.  .Weliches  mich 
ansieht  nit  fruchtbar  syn  so  ylends  üzid  umzestossen.' 
ebd.  .Erstlich  wil  mich  ansehen,  die  mess  sige  in 
eim  bösen  zeichen,  nemlich  im  scorpion,  entpfangen.' 
NMan.  ,Es  sieht  mich  an,  als  sei  ein  aussetzig  mal 
an  meinem  hauss.'  1531/48,  III.  Mos.;  ,es  bedunket 
mich.'  1667.  ,l)ises  wetter  sieht  mich  an,  das  es  kein 
ruow  noch  rast  wirt  han.'  Ruef  1550.  ,Und  soll  hin- 
füro  ein  burgermeister  der  bekleidung  halber  dheinen 
spillüten  tag  für  myn  herren  geben,  es  sygen  dann 
personen,  die  ein  ansehen,  das  herr  burgermeister 
vermeindt  sy  der  bekleidung  würdig  sygen.'  1589,  Z 
RM.  Mit  Adv.  ,Naeh  dem  und  mich  das  wort  an- 
sieht, so  mag  es  wol  hebreisch  syn.'  Eckst.  1525.  ,Als 
uns  die  Sachen  ansechen,  so  muoss  es  eintweders  bald 
geslagen  sin  oder  unser  fyend  understand  uns  mit 
ufzügen  die  knecht  unwillig  ze  machen.'  1531,  Strick- 


ler. ,Ob  uns  schon  die  sach  vil  anders  ansieht,  so 
wüssend  wir  denn  och  f,  das  du  [Gott|  gerächt  und  guot 
bist.'  Gualtii.  1559.  ,[Ca8sar  schlug  eine  Brücke  über 
den  Rhein]  als  wann  er  nicht  hinüber  keren  wölte,  er 
hette  sie  [die  Germanen]  dann  begweltiget;  aber  wie 
ihn  die  Sachen  ansahen,  kam  er  in  vierzehen  tagen 
wider  hinüber.'  Wurstisen  1580.  ,Wie  sehe  es  dich 
oder  mich  an,  wann  wir  an  römischen  Hoff  oder  zum 
türkischen  Reiser  gesundet  wurden,  sie  zu  straffen 
mit  ihren  Fürsten'?'  FWvss  1672.  Mit  präd.  Adj.  Es 
g'säch-mich  Hecht  a",  ,es  wäre  mir  leicht  anzugeben, 
ich  könnte  mich  leicht  entschliessen'  ScuwMuo.  ,Mit 
guetigen  Worten,  die  wir  von  notdurft  wegen  bruchen 
muessen,  also  ruch  sach  uns  die  sach  an.'  1490,  G. 
,So  übel  sehen  uns  die  Sachen  an.'  ebd.  ,Wo  unser 
lieb  Eidgnossen  von  Bern  ouch  in  die  sach  zogen 
werdend,  sieht  unser  herren  [von  Zürich]  ouch  nit  übel 
an.'  1529,  Zwingli  an  Vadian.  ,A.  für.'  Es  g'set-mic'' 
defür  a",  kommt  mir  so  vor,  dünkt  mich  ZO.  ,Und 
sieht  mich  dafür  an,  dass  diser  nam  Aaha  oder  Aach 
ein  alter  provinzischer  nam  sie  von  der  Römer  sprach 
her  aqua  gezogen.'  Vai>.  ,Es  sieht  mich  ouch  für  den 
natürlichen  sinn  an,  das...'  B  Disp.  1528  (Zwingli). 
,Die  gschrift  [in  Belsazars  Saal]  die  sieht  mich  dafür 
an,  dass  unser  keinr  sy  läsen  kann.'  JMiirer  1559. 
, Hermes:  Du  . . .  bist  auch  ein  ...  student  gsyn,  dass 
also  reden  kanst  Latin.  Bättier:  Acht  Jar  lang  oldt 
etwass  nie.  Hermes:  Du  liest  mich  wol  darfür  angse 
[bist  mir  so  vorgekommen].'  Com.  Beati.  ,So  hat  uns 
abermal  für  eine  hohe  Notdurft  angesehen,  dieses  Ge- 
schäft ...  zu  ergreifen.'  Z  Mand.  1662.  ,Wann  nun  wir 
die  Wielandin  nit  wenigen  bösen  Verdachts  geachtet, 
auch  ihre  Lybsgestalt  und  Minnen  uns  darfür  ange- 
sehen, als  habend  wir  dieselbe  in  den  nüwen  Turn 
setzen  lassen.'  1663,  Z  (Hexerei).  Oft  ,für  guot  a.'  uä. 
,Desshalb  will  uns  ganz  nit  f.  g.  ansechen,  dass  . . .' 
1526,  Absch.  ,Zuo  einem  ingang  fürgenomner  arbeit 
hat  mich  f.  g.  angesehen  ...  anzuozeigen  ...'  Ansii. 
,Es  sach  den  Darios  f.  g.  an,  das  . . .'  1531/48,  Dan.; 
.Darios  sähe  es  f.  g.  an.'  1667.  ,Was  üch  f.  g.  ansieht, 
soll  mir  billich  ouch  wol  gefallen.'  1538,  Z  Brief.  .Hat 
mich  f.  g.  angesechen  . . .'  Kessl.  .Hat  es  mich  f.  g. 
und  notwendig  angesähen,  das...'  Ghalth.  1559.  .Hat 
myn  herren  nit  f.  g.  ansehen  wellen.'  1566,  Z  RM. 
,Haud  ab  re  duxi,  es  hat  mich  nit  f.  ungschickt  an- 
gesähen.' Fris.  ,Es  hat  mich  f.  (g.  und)  fruchtbar 
angesehen  ...'  LLav.  1569/1670.  1570.  ,Das  man  fünf 
[Stipendiaten]  zumal  abfertige,  gesicht  uns  nit  f.  g. 
und  nuzlich  an.'  F  Schulordn.  1577.  , Wiewohl  . . .,  so 
hat  es  mich  doch  f.  nutz  und  g.  angesehen,  dieselben 
Wasser  hie  an  diesen  Orten  setzen  und  erzehlen.' 
JRLandenb.  1608.  ,Zuo  guotem  a.':  .Dieweil  ganz  vil 
der  büecher,  so  von  der  rossarzney  handlend,  ...ge- 
kouft  und  geläsen  werdend,  so  hat  es  uns  zuo  guotem 
angesähen,  ...  nit  weitlöufflg  von  solchen  dingen  zuo 
reden.'  Tierb.  1563.  —  8.  Einem  Etw.  ansehn,  wie 
nhd.  wohl  allg.  Er  hat  Ghriesi  g'esse",  nie"  (g')s-t-em  's 
am  Mül  a".  Me"  (g')s-t-der  's  a",  zB.  dass  du  krank 
gewesen  bist,  etw.  Unerlaubtes  getan  hast.  Uf  dem 
Stuel  isch  e"  bleicht,  mageri  Frau  g'siisst",  's  hätt  Et"1  in 
niemer  muessen  en  Eid  drüf  tue",  -'as-si  chrank  neig, 
me"  hed-ere"  's  vor-em  selber  a"g'sie".  Schwzd.  (LBer.). 
Me"  g'set  's  dem  Huet  oä.  a",  das'-er  Wümme*  neu  ist. 
Der  mänt  all,  me"  soft  em  's  uf  e"  Stund  tvit  a"sche", 
dass-er  G'mändröt  vborde"  ist  Tu.     Me"  su't-em  Alls 


559 


Sah,  seh,  sih,  soh, 


56(1 


a"g'se"!  von  einem  Empfindlichen,  der  Einem  das  Wort 
nicht  gönnt  Z.  Schümmeli,  stell- dich  1  so  g'set-me"-der 
's  Elend  nüd  a",  scherzh.  RA.,  sich  selbst  oder  einen 
Andern  aufzumuntern  ZWang.  Rüscheger  Ma""  het 
Kafei  g'cha",  nie"  g'seit-em  's  a"  de"  Schnorre"  a"  ZdJÄg. 
Mi"  Vatter  ist  e"  bravC  Ma"",  das  g'set-me"  sine" 
Bliebe"  a"  B  (Lied).  S.  noch  Äug  (Bd  I  135).  ,lch 
sihe  dir  es  wol  an,  ex  vultu  tuo  hoc  colligo;  oculi 
produnt  animum.'  Hosp.  1683.  Der  Herr  Pfarrer  häd 
grossa  Durst,  i  gsiech  ems  a.  Göldi  1712.  —  Vgl.  Gr. 
WB.  I  453/9;  Fischer  I  257/9  und  das  tw.  als  ma.  Über- 
setzung unsres  W.  auftretende  an-luegen  (Bd  III  1226/7 ).  — 
A°-se(h)e"  Ar;  ScHSt.;  Tu;  Z  (-e*-),  -se"  Ta;  ZRuss., 
-suche"  ApK.;  Bsfe-J;  B;  Ndw  —  n.:  1.  a)  Anschauen. 
,Die  Ammanin  und  der  Mokk  tribent  ein  sölich  leben 
mit  ansehen  in  der  kilchen  und  umh  und  umb  im  hus 
und  sust,  täte  ich  sölichs,  man  hette  mich  für  ein 
üppige  frowen.'  14G5,  Z  RB.  Adv.  Gen.  ,ansehens\ 
bei  Sicht  (eines  Befehls),  sofort.  .Reisverbot...  [Die 
Tagsatzung]  gebot  den  abheimschen  mit  verzichung 
verschulter  straffen  a-s  von  beden  küngen  harheim  ze 
ziehen.'  Ansb.  ,[Der  aus  Mailand  vertriebne  frz.  Statt- 
halter ersucht]  im  gelühnen  züg  a-s  zuo  des  küngs 
not  wider  ze  stellen.'  ebd.  —  b)  uneig.,  Rücksicht, 
Hinblick.  , Einem  a.  geben',  Berücksichtigung,  Gehör 
schenken:  ,Hond  im  [einem  Bittsteller]  d  Eidgnossen  in 
geraeltem  ansehen  geben,  ouch  harzuo  die  keiserlich 
botschaft,  so  zuogegen,  ankert;  aber  der  keiser  wolt 
in  nit  under  ougen  lassen  kommen  noch  hören.'  Ansb. 
.Ansehens'  mit  Gen.,  aus  Rücksicht,  im  Hinblick  auf. 
,Wir  haben  ouch  vormals,  als  er  [der  Strassburger 
RvHohenburg]  bi  uns  burgrecht  gsuocht  hat,  uwer 
lieb  ansehens,  abgewisen.'  Ansh.  .Also  erwältens  [die 
Walliser]  einen  alten,  schlechten,  podagrenischen  tuom- 
herren,  desse  anseliens,  dass  er  bischof  und  lantgraf 
Messe,  aher  si  nach  irem  gevallen  läbtid  und  regiertid.' 
ebd.  ,In  a.'  1)  in  Anbetracht.  ,In  ansechen  diser 
swären  loyff.'  1476,  Bs  Chr.  ,In  ansechen  der  er  Götz.' 
1503,  B  RM.  ,ln  ansehen  unser  der  selben  väter.' 
Ansb.  (Übersetzung  eines  herzogl.-mailändischen  Schrei- 
bens). ,0  gent  den  verderblichen]  dingen  nit  rum  ... 
in  ansehen,  wie  s  ander  lüten  gangen.'  Salat.  ,In  an- 
sechen, das  dise  sach  sy  gemeinklich  antroffen.'  1563, 
Z  Rq.  1910.  .Habent  myn  gnedig  herren  in  ansechen 
imme,  als  der  jetzt  etliche  jar  lang  in  Frankrych 
gwessen,  die  Satzung  der  bluotigen  fridbrüchen  halb 
...  unbewusst  gwessen,  das  niilter  und  besser  an  die 
band  genommen.'  1598,  Z  RB.  —  2)  in  Betreff.  .Kläg- 
den  . . .  dass  der  Knechten  und  Mägden  halb,  es  seie 
in  Ansehen  ihrer  Aufdingung,  Belohnung  oder  auch 
ihres  Abscheids,  vielerlei  Missbräuch  eingerissen.'  B 
Luxusmand.  1728.  ,Der  Mangel  war  in  Ansehen  des 
Futers  fast  allgemein.'  JvWeissenfujb  1792/1821.  — 
2.  a)  Anschein.  D's  A.  ist  da  [es  hat  den  Anschein], 
das'  's  well  Obs  ge"  B.  ,[Man  habe]  gehört,  dass  im 
Klöntal  oder  Seerüti  ein  guot  ansehen  zuo  einem 
eisenwerk  sich  verspüren  lasse.'  1571,  Gl  (Steinm. 
1802).  , Ansehen,  Schein.  Es  hat  kein  A.  der  Billich- 
keit;  es  hat  das  A.,  es  wolle  mit  uns  fehlen.'  Hosp. 
,Des  a-s',  mit  dem  Anschein.  ,Sy  syen  ouch  des  an- 
sechens  zur  kilchen  kommen,  sam  sy  der  ganz  ver- 
lassnen  wittwen  gewesen,  daz  doch  sy  nit  syen  gsin, 
und  haben  also  betrug  getan.'  B  Disp.  1528  (Zwingli; 
mit  Bez.  auf  I.  Tim.  5,  11  ff.).  Aussehn  B.  ,Er  hatt 
das  angsicht  eines  schuoehs  breit,  ougen  wie  ein  low 


mit  fräffenlichem  ansuchen.'  Mori:ant  1530.  , Sonst  so 
ist  die  Statt  ...  wol  erbuwen  und  geziert,  also  das 
sich  das  alt  Ansähen  und  der  Namen  der  hölzincn 
Statt  Lucern  gar  verendert  bat.'  RCys.  (Br.).  S.  noch 
E-Ge-richt  (Bd  VI  344).  Prägn.;  vgl.  Gatting  2  (Bd 
II  500).  Da(s)  macht  ka"  (guets)  A.,  sieht  nicht  gut 
aus  ApLb.;  Tb.  Da'  giH-der  auch  gär  ka"  A.,  zB.  am 
Sonntag  in  einem  abgetragenen  Hut  auszugehn  Tb. 
—  b)  wie  nhd.  Ansehn  Ar;  Bs;  Sch;  Tb;  Ndw;  Z.  Da' 
giht-em  scho"  e"weng  en  A.,  zB.  einem  jungen  Mann, 
wenn  er  zu  einem  kleinen  Amte  gewählt  wird,  in  den 
Augen  der  Mädchen  Th.  Er  hed  e"  guets  A.  ApK.  Mit 
scherzh.  Wortspiel:  's  A" sehe"  hat- me"  vergebe"  ScnSt. 
(Sulger).  Er  stöt  ime"  A.,  niemer  so,  ist  angesehn 
wie  kein  Zweiter  ZO.  S.  noch  un-ge  sehen  (Sp.  541). 
,Er  was  ein  man  von  hochem  ansächen.'  Morgant 
1530:  frz.  liomme  de  tres  grande  estimation.  ,Bas 
ansehen,  dignitas,  potestas,  potentia,  gravitas,  autho- 
ritas,  fides,  gratia.'  Fris.;  Mal.  (Weitres  ebd.  25  c/d). 
.Ansehen,  Würde.'  Hosp.  Auch  von  Sachen.  .[Die 
Akten  der  Luzerner  Disputation  wurden  veröffentlicht] 
mit  semlichem  ansehen  [.Erfolg1],  das  entwedere 
parti  si  hat  anders  nüt  den  ein  lose  disputation  lassen 
sin  und  bliben.'  Ansb.  ,Undervogt  zuo  Horgen  schry- 
ben,  HSuters  bussfrouwen,  so  sich  der  töufferiscben 
sect  nit  abwysen  lassen  will,  mynen  berren  gfengklich 
zuoschicken,  sonst  zuo  merem  a.  anderer  halb  soll  der 
obervogt  ime  Sutern  die  buoss  noch  anfordern,  doch 
wyl  es  syn  eewyb  betrifft,  nüdt  abnemmen.'  1585,  Z 
RM.  —  3.  Vorkehrung,  An-,  Verordnung,  Weisung, 
Beschluss;  sowohl  für  den  Vorgang  als  für  den  aus- 
gefertigten Erlass.  Häufig  im  XV./XVII1.;  zB.:  .Wir 
haben  geantwurt,  wir  wolten  dem  ansehen  der  ver- 
einung verwanten  erwarten.'  1476,  Bs  Chr.  ,Als  dan 
von  weit  an  aller  wolgeschafnen  herschaften  so  flissig 
a.  (ist),  ir  ...  lüt  [usw.]  ufzeschriben.'  Ansb.  ,Es  ka- 
mend  für  gmein  burger  die  schuomacher  und  gerwcr, 
begärend  von  inen  die  fryheit,  dass  yeder  irs  hand- 
werks  hie  sitzend  irem  ansähen  muoss  geläben.  Doruff 
inen  geantwurtet,  dass  sy  under  inen  wol  etwas  an- 
sähens  und  bekomnuss  machen  mögen,  doch  soll  darzuo 
niemans  bezwungen  werden.'  1527,  Aar.  StR.  .[Man 
soll]  es  by  miner  herren  Ordnung  und  ansechen  ge- 
strax  bliben  lassen.'  1527/9,  Z  RB.  ,Uff  Gannellons 
ansächen.'  Morgant  1530;  frz.  ä  la  postulation  de  G. 
, Sölich  und  dergleichen  geschäft,  gemächt  und  an- 
sechen, von  königen  und  keisern  bestät'  Vad.  ,Auss 
ansechen  des  keisers.'  ebd.  ,Mit  desselben  [des  Bürger- 
meisters] willen  und  ansechen.'  ebd.  .Ansehen  der 
nüwen  schuol.'  1567,  F.  , Sollich  unser  ansechen  und 
einung.'  1571,  Z  Rq.  1910.  ,Verlut  unsers  jüngst  uss- 
gangnen  Ansechens.'  B  Wuchermand.  1628.  ,Die  un- 
serem christlichen  oberkeitlichen  A.  zuwider  für- 
lauffende  Ungebüren.'  Z  Mand.  1650.  .Folgen  einige 
newe  Ansehen  und  Verordnungen.'  L  StR.  1765.  S.  noch 
gäch  (Bd  II  100);  Praktizierer  (Bd  V  578).  .Ein  a. 
tuon.'  .Tatend  wider  bäbstlicbe  pit  ein  ansehen,  dass 
man  [usw.].'  Ansb.  ,Do  hab  er  ein  ansechen  tuon 
wider  alle,  die  [usw.] '  Vad.  S.  noch  Reis  (Bd  VI 
1290);  abschupfen.  —  an-sehend:  betreffend.  .An- 
sehend das  Pflanzen  des  Holzes.'  B  Forstordn.  1725. 
.Ansebendt  ein  Tractat  de  anno  1665.'  1733,  Z.  —  a°- 
ge-se(h)e°  Ap;  L  (Ineichen):  Tb  (auch  -se"),  -se"  B  (da- 
neben durch  schriftspr.  Einfluss  -sehe",  -siehe");  Nnw; 
Z,  -siehe"  ApK.:  Bs  f-i-J,  flekt.  -sende'  GRVal.:  1.  wie 


561 


Sali,  seil,  sil 


56a 


nhd.  angesehn  Bs:  Gr;  L;  Tu;  Z  und  sonst  I«*  bin 
au'''  en  a-g' seltene''  Ma"*,  sagte  der  Schelm  auf  der 
Lasterbank  L  (Ineichen).  —  2.  vorgekehrt,  angeordnet, 
beschlossen.  , Unser  angesechen  schiessen.'  1488,  S 
Wbl.  1845.  ,üie  järlich  gestifte  und  angesechne 
fflrpit  für  die  abgestorbnen.'  Vad.  ,l)er  angesechne 
Tag  gen  Pfeffers.'  1600,  Z  EM.  ,Das  angsächen  Spiel 
halten.'  1616,  Nuw.  ,üen  zu  der  nüwangesehenen 
bürgerlichen  Liberei  gewidmeten  Platz.'  1633,  Z.  ,Die 
jetz  angeschende  [!]  und  vormals  nicht  gewesste 
Schätzung.'  1701,  ZKyb.  .Angesehene  Mordnacht  zu 
Solothurn  1382.'  Helv.  Cal.  1780.  —  3.  abs.  Ptc,  in 
Anbetracht  (frz.  vu  que);  mit  Subst.  im  Acc.  (auch 
Gen.)  oder  Dass-Satz.  .Angesehen,  dass  man  forcht...' 
1476,  Bs  Chr.  .Angesehen,  dass  er  nüt  wider  ein  Eid- 
gnoschaft  gehandlet.'  Ansh.  .Angesehen  aller  not.' 
ebd.  .Angesechen  die  gros  macht  volkf.'  Morgant  1530. 
.Angsächen,  das  sy  so  nach  gfründt  warend.'  ebd. 
(noch  oft).  .Angesechen  oberzelt  warhaiten  und  billi- 
kaiten.'  1531,  G.  .Angesechen  unser  altforderen  trüw 
und  warheit.'  1549,  UMey.  Chr.  —  un-:  abs.  Ptc. 
1.  ohne  Kücksicht  auf,  ungeachtet.  Mit  Acc.  .Doch 
wie  dem  allem,  vermeinte  er,  das  meitli  sollte  irer 
zuosag  gnuog  tuon,  unangesechen  ire  brüeder.'  1541/3, 
Z  Ehegericht.  ,Er  welle  ir  guot  bruchen,  sy  unange- 
sechen.' ebd.  .Unangesechen  sin  inred.'  1558,  Z  RM. 
Mit  Gen.  .Unangesechen  der  zedel.'  1547,  B  RM.  .Des 
unangesehen.'  1667,  II.  Mos.  Mit  Dat.:  .Dieserem 
Allem  unangesehen.'  XVIII.,  Kanzleispr.  ,U.  dass', 
obgleich.  , Unangesehen,  dass  wir  in  eigner  person  im 
schloss  waren.'  Ansh.  , Unangesehen,  das  der  Pur 
inen  ein  gut  Erbsmuss  zu  Nacht  geben  und  sy  be- 
herbergt [zündeten  sie  sein  Haus  an].'  1618,  Z  RB. 
Dafür  auch  bloss  ,u.'  ,üie  Underwaldner  sind  ein 
fründtlich,  gespräch  und  bürgerlich  Volk,  unange- 
sehen sy  in  ruchem  Gepirg  yngschlossen  und  grob 
anzesehen.'  RCys.  (Br.).  ,[Der  Meineid  hat  überhand 
genommen]  so  gar,  dass  man  diser  Sund  gleichsam 
nichts  mehr  achtet,  unangesehen  sie  die  aller  grew- 
lichste  Sund  ist.'  JJMüller  1665.  —  2.  abgesehn 
von,  ausgenommen.  ,Wo  wir  üch  in  söllichem  und 
mererm,  unangesechen  die  gerechtigkait,  wilfaren  und 
dienen    könten   und   möchten,    weiten    wir   ungespart 

sin.'    1522,    ABSCH.  —  Zu  a"tj  sende''  vgl.  <j  munde"  (Sp.  524). 

—  a"-seh(en)-lich  -senlich  B;  GRGlar.,  Trimm., 
-selich  GRUVaz,  -seli">  Z,  so  Russ.,  Seil.,  -sen(d)li(ch) 
Ndw;  ZS.,  a°-sih(en)-lich  -sihe"lich  GrL.,  -sichlich 
GrLuz.:  was  des  Ansehens  wert  ist,  in  die  Augen  fällt. 
a)  von  hübschem,  stattlichem  Äussern  Gr;  Z.  Es  ist 
nit  a.  GrL.  —  b)  angesehn.  Von  Personen.  ,Zwen  an- 
sechlig  burger,  die  der  ratsgeschlechten  warend.'  Vad. 
,Das  von  ansechlichen  und  wolgeachten  leuten  ge- 
macht, bewärt  und  angenommen  ist,  authenticus;  eines 
ansehenlicheren  meinung  volgen,  autoritatem  alicuius 
sequi.'  Fris.;  Mal.  ,Eines  ansechlichen  burgers  einige 
tochter.'  1598,  Ard.  .Ein  ansechlicher  Mann,  der 
guoten  Volg  hab,  [soll]  zu  einem  <  'ommandanten  oder 
Caporalen  verordnet  werden.'  GrD.  LB.  Junge  starke 
wolansechliche  Männer.'  ebd.  .Ansehenlicher  Mann, 
vir  conspicuus,  spectabilis,  spectatus,  splendidus,  homo 
summa;  autoritatis  vel  dignitatis.'  Hosp.  1683.  Von 
Unpersönlichem:  .Ansechlich,  eerlich  und  wolgeacht 
alter,  autoritas  senectutis.'  Fris.:  Mal.  ,Ansehlich- 
keit'  f.:  ,Als  einen  alten  Mann  (ziere  dich)  die  A.' 
Spleiss  1667.  —  c)  bedeutend  nach  Zahl  oder  Gehalt. 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


, Mit  einer  ansechenlichen  Deputatschaft  [soll  der  Land- 
ammann dem  Nuntius  entgegenziehn].'  1742,  U. 
.[Pfarrer  N.  wurde]  wegen  seinen  bekanten  wollan- 
sehnlichen Qualitäten  [Kanonikus].'  1639,  AKichler 
1895.  S.  noch  chostlich  (Bd  III  551).  Lediglich  stei- 
gernd. .[Ausbleibende  Richter  werden  entschuldigt] 
durch  erliche  und  notwendige  verhindernuss  und  an- 
sechlichen oder  vernünftigen  notzwang  oder  verschopf.' 
1418,  WBrig  (W  Blätter).  ,Kein  Bedürft  oder  ansech- 
lichen Mangel  einicher  Verbesserung   spüren.'   RCvs. 

—  Zu  a"siehlieh  vgl.  die  Anm.  zu  über-gihen.  —  nn-a"sen- 
lieh  B,  -se"lich  Z:  unansehnlich.  —  An-sSher  m..:  bei 
KSailer  1400  Übers,  von  ,inspector';  zB. :  ,Den  ogen 
des  obresten  ansechers  wol  ze  gevallen.'  —  an-sehig: 
ansehnlich.  .[Kaiser  Karl]  was  mechtig  und  stark, 
einer  ansächegen  gstalt.'  Morgant  1530.  —  An- 
sehung f.:  1.  ,in  A.',  in  Anbetracht  (dass).  ,In  A. 
deiner,  in  tui  gratiam,  pro  magnis  tuis  meritis.'  Hosp. 
,In  A.  seiner  Gelehrte  oder  seiner  Verdiensten.'  ebd. 
,In  A.  ein  trewgesinnter  Patriot  wol  weisst,  dass  [usw.].' 
Pol.Gespr.  (um  1685).  —  2.  =  Ansehen  3.  .[Wir  ge- 
horchten] wie  wol  uns  dennocht  nit  ze  verstand  geben 
wurd,  daz  das  üwer  wissheit  a.  was,  sölich  gebott  ze 
haben.'  1484,  Z  RB.  ,Uss  ansechung.'  Morgant  1530; 
frz.  ä  la  requeste.  ,By  gemelteii  Satzungen,  Ordnungen, 
artiklen  und  andern  cristenlichen  ansechungen.'  1531, 
Absch.  ,Söllich  gut  erbar  ansähungen,  Ordnungen...' 
Z  Kirchenordn.  1628. 

aneD-,    in  BGr.  anhi"-(ge-J.:    1.  hinschauen  BGr. 

—  2.  angemessen,  zuträglich  sein,  zusagen  Ap;  Th; 
Z  (Dan.).  Vgl.  sehen  (Sp.  527)  und  die  Synn.  heren-, 
ze-sämen-((je-)s.  Da'  siet-mer  nid  ane",  sagt  mir 
nicht  zu,  passt  mir  nicht  ThHw.  Es  sicht-der  ane", 
tut  dir  gut  Th.  D'  Gottere"  sied  nüd  ane",  die  Mixtur 
schlägt  nicht  an  Ap.  Sin  B'ruef  hät-em  nie  ane" 
g'se",  bekam  ihm  nicht   Z  (Dan.). 

in-(g*-):  (hin)einsehn.  I.  a)  Einsicht  nehmen  von 
Etw.  ,Er  legte  sich  auf  die  Theologie:  er  sähe  auch 
die  Kirchenväter  ein',  dh.  studierte  sie.  vMoos  1778/80. 

—  b)  Etw.  erwägen.  .Hieherum  Dominico  wol  inzuo- 
sechen  ist,  ob  er  .. .  lieber  sich  sondern  und  zwytracht 
hab  wellen  machen,  dann  das  er...'  1531,  G  (EEgli 
AR.).  —  c)  intr.,  zum  Rechten  sehn,  einschreiten. 
,Die  oberkeit  sollt  ernstlich  ynsehen  in  den  missbruch 
der  Zinsen.'  Zwingli.  ,Ein  tel  ufzeuemen  ward  [dem 
Herzog  von  Mailand]  verwilliget,  also  dass  nit,  wie 
vor  beschehen,  das  gelt  verschlagen  und  verstolen 
wurde.  Und  hierin  und  in  allen  Sachen  zehandlen 
und  inzesehen  . . .,  ward  ...  ein  botschaft  hinin  geseilt.' 
Ansh.  —  2.  zur  Einsicht,  Erkenntniss  kommen,  wohl 
allg.  (G')s-st  Bas  nüd  i"?  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  290/1; 
Fischer  II  645/6.  —  l°-se(h)e»  G;  Soh;  Tu,  -se  Th;  Z 
Russ.,  -seche"  Bs  f-e-J;  BE.;  GG.;  S  —  n.:  1.  a)  Betrach- 
tung, Prüfung,  Beaufsichtigung,  Einschreiten.  ,Das 
einsehen,  betrachtung,  inspectio,  animadversio.'  Fris.: 
Mal.  ,[Man  solle  die  Klagen  gegen  die  Tu  Prädikanten] 
an  die  Eidtgenossen  bringen,  damit  i-s  beschehe.'  1566, 
Z  RM.  ,Umb  Y.,  Hilf  undt  Reformation  ihrer  Be- 
schwärden.'  RCys.  ,1m  Fal  nit  Ynsechens  beschechen 
sölte.'  Z  Münzmand.  1620.  S.  noch  rätlich  (Bd  VI  in  17). 

—  b)  bes.  in  der  Verbindung  ,ein  i.  tuon.'  ,Kin  lleissig 
einsehen  tuon  und  auff  ein  ding  wol  achten,  intro- 
spicere  (per  translationem).'  Fris.:  Mal.  a)  (auch  es 
1.  mache"  ArLb.)  zT.  mit  Dat.  P.,  helfend  (in  der 
ä.  Spr.  auch  strafend)    einschreiten,    Vorsorge   treffen 


Sah,  seh.  sih,  soh,  suh 


564 


ApLb.;  GRh.;  ScHSt.  (Sulger).  „Aushülfe,  meistens 
in  der  RA.:  Jindin  ein  Einsehen  tun,  in  einer  Not  und 
Verlegenheit  eine  glückliche  Entwicklung  der  Um- 
stände herbeiführen  VO";  so  auch  nach  einer  weitern 
Angabe  für  Schw;  Zg.  ,Die  Herre"  söüi"d  en  I.  tue", 
dafür  wachen  und  sorgen'  SceSt.  (Sulger).  Den  Wasser- 
beschädigten sö't-men  es  1.  tö"  (mache")  ApLb.  ,Ir 
fürnemen  ist  nit  mit  mir,  sunder  hinder  mir  ze  dis- 
putieren ...  wiewol  ouch  hierin  Gott  wirt  y.  tuon.' 
Zwingli.  ,[Es  ist]  zu  besorgen,  wo  nit  ein  insechen 
getan,  das  derselb  spittal  zuo  grund  gaan  müesse.' 
1542,  Z  RB.  ,Vogt  von  Kyburg  schryben,  wie  sich 
die  im  bösen  ämptli  so  ungottsfürchtig  halten,  darumb 
er  ein  insechen  tuon  [soll].'  1559,  Z  RM.  (noch  wieder- 
holt im  XVI./XVII.).  Den  Übergang  zu  2  veranschau- 
lichen: Jnsunders  so  tat  ein  fürsichtige  stat  Bern 
notwendig  i.  uf  etliche  hantwerk,  gab  inen  bim  eid 
Ordnungen.'  Ansh.  ,1.,  erhepter  ufruor  vorzesin,  von 
kleinem  und  grossem  rat  geton.'  ebd.  ,Mh.  [sind]  ver- 
ursachet worden,  hierüber  ein  söllich  insechen  zetuon, 
das  [usw.].'  1551,  Z  RB.  S.  noch  ab-räten  (Bd  VI 
1600).  —  ß)  Rücksicht  walten  lassen,  Nachsicht  üben 
Ar;  GG.,  Rh.;  SchSt.;  Th;  Z.  Er  hät-mer  en  I. 'tue", 
zB.  seine  Forderung  ermässigt  GG.  Du  törftist-mer 
iez  dö  wol  e"weng  en  I.  tue",  zB.  die  Ware  etwas 
billiger  ablassen  (ich  habe  dir  früher  auch  einen  ent- 
sprechenden Dienst  erwiesen)  Th.  Da  tvird-me"  mües'en 
e"  I.  tue",  wird  man  nicht  zu  scharf  verfahren  dürfen. 
Der  Himel  hat  en  1.  'tue",  nicht  regnen  lassen.  ,Dann 
ich  gnoter  hoffnung  were,  die  küngk.  mt.  wurde  an 
i.  tuon  und  mir  ain  guot  antwurt  werden.'  Rainsp. 
1553.  Auch  mit  ha"  Ap;  B;  Tu.  Uie  und  da  mues'- 
nun  öppen  ou'h  es  I"seche"  ha"  ii'"1  Feufi  la"  grad  sl". 
Loosli  1910.  —  y)  „Etw.  vergelten,  gut  tun  VO", 
Vergeltung  üben  (im  Guten)  S,  eingedenk  sein,  bes. 
gegen  empfangene  Wohltaten  ApI.,  K.  (TTobler).  — 
2.  =  Ansehen  3  (Sp.  560).  .Einer  stat  Bern  i.  wider 
schweren,  grob  red  und  zuotrinken.'  Ansh.  .Notwendig 
i.  wider  reisglöuf  und  fürkouf.'  ebd.  .Ordnung  und 
Einsehen  der  Knechten  und  Mägden  halber.'  B  Luxus- 
mand.  1728.  —  3.  kleines  Geschenk,  Gratifikation. 
Tüsi"g  Pfung  bars  Gehl  müesst-der  ha",  wenn-der-mer 
wider  zum  G'sicht  verhelfet,  und  de""  amen  Inseehen, 
tippen  ame"  süessen  Anl;e"bälli  oder  an-ere"  guetg' rauhte" 
Ramme"  seil  's  den"  aueh  nit  ßlc".  Schild  1876.  — 
2  knüjift  an  1  li  a,  3  an  1  bf  an.  —  In-seher  m.  ,In- 
secher',  wörtl.  Übersetzung  von  ,episcopus.'  Vad.;  s. 
Mänggel  I  (Bd  IV  331);  neben  .aufsecher.'  , Einsäher, 
der  ein  ding  fleissig  besiebt,  animadversor.'  Fris.; 
Mal.  —  ln-sehung  f.:  =  In-sehen  1  a  und  2.  ,Türe 
und  insehung  derhalb  besehenen.'  Ansh.;  vgl.:  ,Diser 
türe  halb  . . .  fürsechung  zetuond.'  ebd.  ,Dass  darin  ein 
insechung  und  ordinanz  zuo  solicher  sehmützworten 
verhüetung  ...  gemacht  werd.'  1531,  Abs.  ii. 

dar-i"  drl"(g')-:  1.  hineinschauen,  .introspicere.' 
Id.  B.  ,Weil  man  auch  von  der  oberen  strass  hinab 
darein  sehen  und  es  wie  im  keller  tief  gelegen,  wirt 
es  [ein  Bad]  die  hell  genennet.'  HPant.  1578.  Zum 
Kochten  sehn,  einschreiten.  .[Die  Leute  der  Graf- 
schaft Baden  klagen]  daz  sy  eim  undervogt  [an  ,gwand- 
fall']  mer  geben  müessend,  denn  unserra  landvogt 
worden  wer,  mit  underteniger  beger,  wir  wültend 
darin  sehen.'  1512,  Arg.  ,Die  Sophisten  hend  Oeco- 
lampadio  ...  wellen,  dass  er  nit  lese,  verhüten,  hat 
der  rat  also   darin  gesehen,    dass   allen    Sophisten   ir 


leeturen  abgeschlagen  sind.'  1523,  Strickler.  S.  noch 
Ün-Rät  (Bd  VI  1579).  —  2.  drein-,  aussehn  Ar:  B; 
Gl;  L;  G;  Th;  Z.  Hieher  wohl:  ,Blando  vel  truci  vultu 
respicere.'  Id.  B;  doch  ist  re-  auffällig.  Du  (g')s-st 
drl"!  zB.  vor  Schmutz.  Dan  hat  dri" g'se(he)",  zB.  vom 
Wetter.  [Der  Hafer]  i/sit  z'  teil  Orte"  schüHi*  dri". 
Schwzd.  (GT.).  S.  noch  giblen  II  (Bd  II  98);  gegen 
(ebd.  143):  Armen-selen-Glger  (ebd.  152).  ,[Die  An- 
geklagte] sei  jedes  Mal,  wenn  sie  so  drein  gesehen, 
schwanger  gsin.'  1781,  Gl  JB.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  773; 
Fischer  II  72. 

under-(ge-):  mit  Dat.  P.  a)  .unter  die  Augen 
sehen',  zu  Einem  aufsehn  BGr.  [Der  schlaue  Bettler 
pariert  die  abweisende  Antwort  des  Bauern]  indem 
-er-mu  jdmmerlich  underg'sed  u"'' seid  . . .  Barnd.  1908. 
—  b)  =  chüenzlen  1  (Bd  III  380)  BR.  Die  Chind  Hein 
den  Götti  wert,  aber  er  tued  g'nueg  chüenzlen  u"d 
underg'sen,  —  c)  (einen  Kranken)  pflegen  BBr.;  Syn. 
luegen  (Bd  III  1222/3).  Der  Brueder  hed-mer  gued 
underg'sen.  —  Mhd.  undereehe«,  Vorkehrung  treffen  gegen. 
verhüten. 

er-sc"  WV.;  Zg  (Dial.),  ■g'se«  BsL.  (Plüss):  1.  a)  an- 
sichtig werden,  erblicken.  aaOO.  Wo-n-er  aber  nW* 
icit  e"wegg  g'si"  ist  und-e"  der  Vater  erse"  hed..., 
Übersetzung  von  Luc.  XV  20.  Dial.  (Zg).  #ass-?ree" 
numme"  wenig  mag  erg'se"  [von  dem  lauschigen  Plätz- 
chen aus],  isch  ebc",  was -mer  g'fallt.  MPlüss  1908. 
.Da  sige  ein  agerst  uff  einer  bigen  holz  gesessen,  zuo 
der  des  wassenbleichers  kind  mit  steinen  wurffe,  und 
als  sy  daz  ersehint,  wonde  er  die  wild  were,  und 
wurffe  mit  einem  stein  ouch  zuo  dero.'  1473,  7,  IIB. 
,Jetz  ersehend  die  brüeder  Josephen.'  Rdef  1540.  ,In 
disen  dingen  ersieht  der  her  den  pfil,  so  der  Teil  im 
goller  hat.'  HBrennw.  Chr.  .Die  stimm  [ea,  ea,  ea] 
machet,  dass  die  räbhüener  ire  köpf  niderhebend  und 
nit  ee  auffliegend,  dann  sy  disen,  so  die  stimm  braucht, 
ersehen  habend.'  Vogelb.  1557.  ,[Der  Dieb  habe]  un- 
wyt  Keisserstuel  19  Ein  Tuech  entragen  wellen,  und 
er  aber  von  einem  Puren  ersechen  worden,  der  imune 
das  Tuech  abgejagt.'  1601,  Z  RB.  .Als  mich  der  erste 
[Haiduk]  ersähe,  wolte  er  auf  mich  zuschiessen.'  1664, 
JJRed.  (Zoll.  1905).  ,So  sähe  er  eine  forchterliche 
schwarze  Katze  zu[m]  Fenster  hinein  schleiche[n], 
welche  er  grad  ersähe,  sie  käme  zu  seinem  Bette  hin 
und  wolte  hinauf.'  um  1800,  TiiEsch.  Familienbüchlein. 
S.  noch  er-rüeffen  (Bd  VI  700)  —  b)  geistig,  erkennen. 
.Perspicio,  durchhinsehen,  eigentlich  sehen  und  fleissig 
merken,  ersehen,  erkennen,  wol  besehen,  betrachten.' 
Fris.;  , ersehen,  erkennen,  perspicere.'  Mal.  —  2.  se- 
hend werden.  .Füerend  uns  ein  blinden  oder  ein  lamen 
bar  und  sage  mir  zuo  dem  selben  blinden :  Nun  re- 
spice,  ersieh.  Diss  ist  ein  wort  Christi ...'  B  Disp.  1528 
(Zwingli;  nach  Luk.  18,  42  ävdßXstJjGv;  in  den  Bibelüber- 
setzungen ,bis'  oder  .sei  sehen(d)';  got.  ussaihw).  — 
3.  durchsehn,  prüfen.  ,lst  die  sach  für  die  rechen- 
herren  gewissen,  die  alten  Ordnungen  zu  ersehen  und 
volgents  an  myn  herren  ratschlag  langen  zu  lassen.' 
1566,  Z  RM.  .Faltscher  Büochren  halben  ist  erkennt, 
dass  nemlich  in  den  Ürtenen  die  Büocher  in  des  Eind- 
lifers  Huss  sollen  tragen  werden,  alsdann  soll  salbe 
der  Pater  Guardian  samt  einem  Amtsmann  ersächen.' 
1609,  Ndw  Beitr.  1884.  —  4.  reff,  sich  umsehn,  orien- 
tieren, Einsicht  nehmen.  Zürich  wird  beauftragt,  die 
bei  ihm  liegende  Vereinung  und  die  Breven,  welche 
alle  Orte  berühren,  hervorzusuchen  und  im  Original 


565 


Sali,  seh,  sih,  soll,  suh 


oder  abschriftlich  auf  den  Tag  zu  bringen,  .damit  wir 
uns  darin  ersächen  können.'  1539,  Absch.  ,[Es]  söllent 
mh.  die  recbenherren  in  bysin  der  beiden  obervögten 
dero  von  Büelach  stattrecht,  so  in  einem  büeclili  be- 
griffen, sich  darinn  ersehen  [!]  und  ouch  der  frygcn 
zügen  halb  ratschlagen.'  1565,  Z  RM.  ,[t>ie  Klage- 
schrift sei]  mir  zuogeschickt  worden,  dass  ich  mich 
darin  erseclien  solle.'  1585,  F.  , Hieruf,  nachdem  wir 
uns  in  [eurer]  Instruction  und  bevelch  ersehen...' 
1592,  Ses.  1882.  .Taten  dem  glychen,  als  wollten  sye 
es  annemmen,  begerten  Verdank  und  etwas  Zeits,  sich 
in  den  fürgeschlagnen  Articlen  zu  erseclien.'  RCys. 
,Dann  wil  ich  den  Patrem  R.  weisen,  sich  ein  wenig 
zu  ersehen  in  einem  Büchlein  genennt  Christianismi 
degeneris  historia.'  ClSchob.  1(395.  ,Die  Rechnungen 
der  Schirmvögten  in  ihre  Häuser  schicken,  damit  sie 
sich  mit  Gelegenheit  darinn  ersehen  können.'  Z  Waisen- 
ordn.  1738.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  980/1;  Fischer  II  843; 
Martin-Lienh.  II  340. 

üs-(gc-):  1.  tr.  a)  vollständig  sehn;  s.  über-(ge-) 
sehen  (Sp.  545).  —  b)  (Etw.)  erwählen  Sch.  —  2.  aus- 
sehn, wohl  allg.  De1'  (oder  Das)  (g')s-t  üs  (das'  de" 
Tüfcl  macht  drab  grüse") !  Je,  wie  (g')s-st  du  wider 
(einist)  üs!  S.  noch  Boden  (Bd  IV  1027).  Wie  g'siend 
ier  e"  NÖbli  üs!  ATobler  1909.  Frei,  schlecht,  (nüd) 
guet  (usw.)  ü.  Das  g'such  ver/luecht  katholisch  üs. 
RvTavel  1910.  Na'!l  Nüt  ü.,  unscheinbar,  ebd.  Ü. 
wie  d'  Chat-  am  Buch  (GBuchs),  wie  de"  Lumpe"stecke" 
(ZStdtf).  tote  der  Morge"st'ern,  tvenn-er  d's  Chemi  ab 
luegt  (BE.),  nie  Türi  und  Hunger  (LForrer)  ua.;  s. 
auch  siben  (Sp.  55).  De  g'sest  jo  üs  grad  tvie-n-es 
Marterbild!  Stutz.  ,Uu  siehst  so  liebergöttig  und  ab- 
schetzig  auss,  dass  ich  steiff  dorfür  halte,  der  Job  sei 
dein  Schwager  und  der  Lazarus  dein  Bruder  gwesen.' 
Suhimpfr.  1651.  ,Der  Handel  sache  damalen  für  unss 
um  etwas  widrig  aus.'  Sererh.  1742.  ,Potz  tausend! 
gedachte  der  gestümblete  Fuchs,  wie  sihe  ich  jetzt 
auss!'  S  Kai.  1752.  ,Wer  Jesum  liebt,  hat  dort  ein 
Haus  im  Hirnel,  das  sieht  anders  aus.'  1792,  BWimrrj. 
Hausinschrift  (Af  V.).  -  Vgl.  Gr.  WB.  I  957/8 ;  Fischer  I 
515/6.  -  Üs-sg(h)e"Ai;  Ar;  Scb;  Tb;  Z,  -se»  L;  Tu; 
ZRuss.,  W.,  -siehe"  ApK.  —  n.:  1.  Ausblick,  Aussicht. 
.Dann  diss  Ort  nit  nun  siner  Gelegenheit  und  Gebüws 
halb,  sonder  ouch  von  wegen  sines  U-s  über  und  in 
die  Stat  ganz  lustig  und  lieblich  ist.'  JJRüeger.  ,Ein 
Flecken,  der  sein  Aussehen  durch  das  Veitlein  nider 
dem  Chumersee  zu  hat.'  Güler  1625.  ,D.  hat  ein  weit 
Aussehen,  sowol  das  Land  hinauf  als  das  Land  hinab.' 
ebd.  RA.  D'  Sach  hat  e"  wit  Ü.,  eine  grosse  Trag- 
weite ScaSt.  (Sulger).  —  2.  Aussehn,  wohl  allg.  Er 
hat  efsj  schlechts  U.  .Alles  lif  verwirt  auf  dem  Schür" 
herum,  die  Matrosen  ohne  Hemd  —  hat  kein  gutes 
Aussehen.'  JvWeissenfluh  1850/1.  I°h  ha"  hei"  Ussä" 
früejerer  Jör  ...  und  früejer  bin-ich  es  31eitschi  g'si" 
jo  g'wöss  wi'  Milch  und  Bluet.  ALGassm.  1906  (L); 
ich  ha"  kei"s  Ussc"  nie  vor  ''em  Jär  ZW.  (aus  dem 
ZO.  importiert).  —  üs-sehend:  1.  sichtbar.  .Ein 
zimlich  wyt  u-e  Brunst  in  HKollers  Huss.'  1668,  Z  Wth. 
Ratsprot.  —  2.  blass,  übelaussehend  GA.  (St.b). 

use"-(ge-):  1.  herausschauen.  Eig.  BG.,  O.  (,foras 
prospeetare.'  Id.  B);  W  (s.  Lüder  Bd  III  1101).  Uneig. 
Es  g'sed  Nüd  (nid  vil  derbij  use",  es  schaut  Nichts 
(nicht  viel)  dabei  heraus,  lohnt  sich  nicht  der  Mühe 
BG.,  R.  —  2.  a)  her-,  hinaussehn  (können)  Aa;  Ar; 
B;  Th;  Z.     /''''   cha""   nid   use'g'se",    ich  muess  uf  ''e" 


Stuel  stige"  Aa.  Uneig.  Jetz  wo-mer  auch  e"  Bitzeli 
usefg,sdehend  [aus  dem  ärgsten  Mangel  heran*  wären], 
mues'  Das  (zB.  eine  Krankheit)  cho"!  Z  (Uän.).  Nüd, 
nümer  (nienef  mer)  u.,  keinen  Ausweg  mehr  finden, 
verloren  sein  Ar;  Z.  —  b)  einsehn,  herausfinden 
AAÜürrenäsch ;  SOlt.  lch  han  usc'g'sc",  dass- es  Nüt 
nützt. 

ver-:  1.  a)  Etw.  voraus-,  vorsehn.  ,Der  rat  ist 
über  ein  komen,  swer  der  ist,  der  dehein  ding  tuot, 
daz  buoswirdig  ist,  sid  man  mit  elliu  ding  v.  mag, 
daz  sol  er  besseren,  als  sich  der  rat  erkennet.'  ä.  L 
RB.  Voraussehn  oder  klar,  deutlich  sehn  (vgl.  Bed.  4): 
.[Ich  HGessler  rate  euch  Luzernern]  das  ir  uch  keiner 
dinge  mer  underwindent,  unz  ir  versehent,  wie  dis 
ein  ende  neme,  das  ir  iez  under  liemlen  haut.'  um 
1332,  Widmungsscbr.  1875.  —  b)  rerl.  <x)  sich  vorsehn, 
in  Acht  nehmen.  VersV-di'h  rieht!  CLZwicky  1865 
(Gl).  Mir  g' fallt  's  gar  nüd,  was  da  d'  Herre"  wend 
[an  der  Landsgemeinde  | ;  versVnd-ech,  eb-er  Alls  a"nend. 
ebd.  ,Zuo  letst  syn  Ion  er  [Alexander  Phereus]  ouch 
enpfieng;  dann  wiewol  er  sich  versach,  syn  eigen  wyb 
in  ztod  stach.'  Eckst.  1525  (Klag).  ,[Narr,  den  Doktor 
vor  der  Venus  warnend:]  Darumb  gar  eben  dich  ver- 
sieh! ich  hab  jetz  gnuog  gewarnet  dich.'  Geng.  Gm.  — 
ß)  sich  auf  Etw.  gefasst  machen,  erwarten;  mit  Gen.  S. 
,Sich  desse"  v.,  praevidere.'  Id.  B.  I'h  ha"-mich  dessi 
ferse"  B  (Zyro).  ,Dass  nur  er  sich  ganz  und  gar  der 
sache  nit  v.  tai',  ahnungslos  zum  Gericht  komme. 
Keller,  Fastn.  (.Der  kluge  Knecht').  .Welcher  under 
üch  hätt  sich  eines  so  schönen  kronis  vom  doctor 
Balthasar  versehen?'  Zwingli.  .Ein  gross  teil  der 
Eidgnossen  und  nämlich  Zürich  [waren  so  geneigt 
zum  Abzug],  dass  d  Eidgnossen  keins  blibens  und 
ouch  der  küng  keins  Widerstands  sich  nie  versaheud.' 
Ansh.  ,[Wir  altgläubigen  Glarner  sind  bei  der  Ab- 
stimmung überrumpelt  worden]  da  wir  uns  ee  des 
tods  versechen  hettind.'  1532,  Strickler.  ,Dise  bot- 
schaft  empfieng  er  mit  grossem  verwundern,  wann  er 
sich  des  nit  versechen  hat.'  HBrennw.  Chr.  ,Ein  wun- 
den, deren  man  sich  nit  versehen  hat,  non  expeetatum 
vulnus;  ein  ding,  dess  man  sich  nit  versieht  und  das 
man  nit  vermeint  oder  warnimpt,  improvisura  et  in- 
opinatuin.'  Fris.;  Mal.  ,Do  er  in  grossen  nöten  was 
und  sich  Sterbens  versach.'  LLav.  1569;  ,ihm  der  Tod 
vor  Augen  schwebte.'  1670.  ,Man  war  ussgewintert 
und  hatt  sich  eins  Solchen  [einer  Futterteurung]  nit 
versehen.'  RCys.  (Br.).  ,Abyron  [der  ,Zoll'  zu  geben 
sich  weigert]:  Glüsts  dich  mich  zpfenden,  so  gryff 
mich  an!  versee  dich  dess:  ee  muost  mit  mir  schlan.' 
1616,  L  Spiel.  , Tobias:  Ein  Blinder  bin  ich  gangen 
auss,  jetz  gohn  ich  gsechent  wider  z  Hauss,  s  hett  ich 
mich  hüt  frühe  nit  versechen.'  GGottb.  1619.  , Hatte 
mich  des  Sommers  versehen  und  traf  Winter  an.' 
UBrägger  1788.  S.  noch  Süfz(gjen  (Sp.  371).  Mit 
Adv.  an  Stelle  des  Gen.  ,Wo  das  je  der  gstalt  nit  sin 
möchte,  als  er  sich  aber  nochmals  nit  v.  wellte.'  1529, 
Absch.  ,Sich  v.  von':  Sich  e'  [=  d's]  Schlimmste"  von 
Ki"' in  c.  pessima  qusque  expeetare  ab  aliquo.'  Id.  B. 
,Von  dem  bluomin  virsihet  man  sih  des  chumphtigin 
wuocheres.'  E.  XII. .  Wack.  1876.  ,Gegen';  s.  schon 
Bd  II  1 12.  .Unser  herren  versehend  sich  gegen  üch 
als  neu  lieben  herren  aller  früntschaft  und  gunst.' 
Zwingli.  S.  noch  Üf-sehen  (Sp.  551).  .Zun.'  .Nachdem 
wir  und  die  unsern  uns  des  zuo  inen  nit  versehen 
hattent.'    1424,   Bsl'.B.     ,N.  wonde,  er  were  also  mit 


Sab,  seh.  sih,  soh,  suh 


568 


im  gericht  und  geeint  und  sölte  sich  keins  argen  zuo 
im  mer  versechen  oder  von  im  wartent  sin.'  1466,  Z 
KB.  ,Guot  brottwürst  wil  ich  dir  auch  gän,  des  sot 
dich  gwiss  zuo  mir  versän.'  VBoltz  1551.  ,[Die  Juden 
hatten]  sich  zum  künig  solcher  grusamkeit  keins  wägs 
versähen.'  LLav.  1583.  ,Solcher  Empfindlichkeiten  bat 
sich  Paulus  zu  den  Corintheren  nit  versehen.'  F Wyss 
1670.  Mit  (auf  die  Zukunft  gelindem)  abb.  Satz  od. 
Inf.;  zu  f  überleitend.  ,Tch  verseche  mich,  dass  disse 
bredige  gar  vil  menschen  werde  befinden.'  NvBasel. 
,[N.  sagt  aus]  dass  im  der  Spänli  seit,  dass  er  gehört 
hab  sagen,  er  wer  geschetzet;  do  im  der  das  seit,  do 
verseche  er  sich  selber,  man  wurde  inn  in  den  türm 
legen,  und  das  wölt  er  lieber  vorhin  versechen  [Bed.  3  b], 
und  also  gieng  er  zu  minen  herren.'  1411,  ZRB.  ,Ich 
hette  villicht  vil  jar  mer  gelt  uss  fischen  gelöset, 
denn  ich  getan  hab,  hette  ich  mich  versechen,  das 
ich  es  [das  Schlossgut  Alt-Regensberg]  über  minen 
willen  verkouffen  gemüest  hette.'  1469,  Gfd  (Mötteli- 
handel).  ,Dorumb  man  sich  versieht,  die  keiserlich 
majestat  werd  in  dem  zug  verzihen  biss  in  die  krütz- 
woch.'  1475,  Bs  Chr.  (noch  mehrfach).  ,Uch  sy  kund, 
das  wir  uns  nit  versechen  hettind  als  lang  hie  zuo 
ligen.'  1481,  Gr  Brief.  ,Du  sollt  dich  gänzlich  zuo 
mir  v.,  das  ich  din  schryben  hätte  lassen  (als  man 
spricht)  für  oren  gon,  wenn  ich  nit  gsehen  hätte, 
dass...'  Zwingli.  .Desshalb  ich  mich  wol  versieh,  es 
gelte  ir  liegen  noch  weniger  bi  üch,  so  ir  hohes  ge- 
pöch  by  uns  dem  evangelio  nun  fürgemündet  hat.' 
ebd.  .Unser  herren  [hätten]  sich  ouch  versächen,  ir 
hätten  bas  erinnerot  und  betrachtot,  was  liebe,  leids 
[usw.]  ir  mit  uns  gelitten.'  1531,  Absch.  ,N.  sprach, 
es  [das  Mädchen]  were  vil  by  inen  gsin  und  ver- 
sechind  sich  die  sinen  wol,  es  würde  ein  ee  druss.' 
1538/40,  Z  Ehegericht.  ,Nun  hette  sich  unser  alt- 
burgermaister  von  Watt  wenig  versechen,  das  der  von 
Abbancell  sandtbotten  sich  söllicher  red  beschwert 
bettend  oder  deren  abgsin  werend.'  Kessl.  ,Es  ist 
sich  nit  zuo  v.,  das  einicher  witerer  schätz  by  Nü- 
renstorff  ze  finden  syge.'  1579,  Z  RM.  S.  noch  Mick 
(Bd  VI  815).  —  y)  erwarten,  annehmen,  vermuten, 
glauben;  auch  von  Vergangenem  od.  Gegenwärtigem. 
Mit  abh.  Satz.  ,[Den  Ertrag  der  Nussbäume  bei  der 
Kirche]  son  die  kilchmayer  bekeren  in  der  selbun 
kilchun  ze  Swarzenbach  lichtes  nutz,  als  sie  sich  ver- 
sehent  bi  ir  eren  und  ouch  bi  ir  warhait,  das  es  dem 
lichte  der  selbun  kilchun  aller  nutzberest  si.'  1336,  G. 
,[N.  sagt  aus]  dass  im  sine  schiff  genomen  werdent 
und  dass  er  si  etwen  in  des  Swenden  werd  findet,  und 
versieht  er  sich,  es  tüye  JGlenter  und  JFüetschi,  er 
weis  sin  aber  nüt  für  was.'  1391,  ZRB.  ,Also  zuo 
letst  schied  er  von  uns  gen  Costenz  und  Hess  sich  da 
absolvieren,  nam  ouch  darumb  brief;  versechen  wir 
uns  wol,  die  selb  absolucion  wis,  was  er  von  der  sach 
wegen  versprochen  hab.'  1434,  AaB.  Urk.  ,N.  habe 
inn  beschicket  und  mit  im  gerett,  er  verseche  sich, 
er  habe  nit  vil  geltz,  des  glichen  er  ouch,  und  daz 
sy  ze  gelt  komind,  das  er  denn  so  wol  tüege  und  mit 
im  her  uff  gange  ze  besechend,  ob  inen  nützit  an  die 
band  stossen  welle,  das  sy  das  nemind.'  1449,  Z  RB. 
,Ich  will  dir  anzeigen,  dass  etlich  gewesen,  die  nit 
getouft  sind  mit  dem  üsserlichen  touf  und  dennoch 
userwälte  Gottes  gewesen  sind...  Sprichst  du:  Es  ist 
sich  wol  ze  v.,  sy  sigind  touft  oder  aber  sy  sind  nit 
selig  worden.     Gnad,  herr  richter!    Zimt  mir  iez  nit 


ouch  schryen:  Es  gilt  nit  v.,  dünken,  meinen,  sunder 
wüssen.'  Zwingli.  ,So  sich  aber  ze  v.  ist,  das  er  tal- 
ame  eintweders  zersprungen  oder  aber  in  ysen  gleit 
sye.'  ebd.  ,[\Vir]  versächent  uns,  sölliche  Unbeschei- 
denheit  fürbass  solle  verhuet  werden.'  1604,  ADettl. 
1904.  S.  noch  Ur-sach  (Sp.  120).  Mit  Adv.;  .[Unsere 
Boten  haben]  etlich  unser  beschwärd  und  anligen  üch 
mit  lieblichen  und  früntlichen  Worten  (als  wir  uns 
versechen)  angezöugt.'  1531,  Absch.  —  2.  (vorsehend) 
bestimmen,  von  Gott.  ,Welicher  wolt  nit  das  heilig 
evangelium  und  den  beigen  Paulum  (so  in  Gott  zuo 
einem  prädicanten  verseben  hätte)  trüwlich  ...  ver- 
künden?' Zwingli.  —  3.  a)  (vorsehend)  sorgen  für, 
be-,  versorgen.  ,Providere,  fürsorgen,  versähen,  ver- 
sorgen; versähen,  vorsähen,  überkommen,  prospicere; 
versähen,  verwalten  und  handlcn.'  Fris.  ;  Mal.  et)  mit 
Acc.  S.  oder  P.  (und  Angabe  des  Mittels,  Zweckes). 
Sachen.  Ein  Geschäft,  eine  Arbeit  udgl.  besorgen. 
,Es  söllent  ouch  die,  so  drotten  habend  oder  wellicher 
ye  die  trotten  versieht,  ufsehen  haben,  damit  der  zehend 
...gefalle.'  XV.,  ZRhein.  .Der  kung  hatt  antwort 
geben,  dass  er  üch  rüter  schicken  wolte  in  merklicher 
zal  und  wolte  das  in  kurzem  v.'  1475,  Bs  Chr.  ,Wir 
müessend  morn  ein  suppen  han,  das  wil  ich  dich  v. 
lan.'  Badenf.  1526.  ,Man  wirdts  versähen,  es  muoss 
versähen  oder  versorget  werden,  videbitur,  curabitur; 
den  gwärb  und  handel  einer  gsellschaft  oder  gmeind 
versähen,  societatemgerere;  die  haussbaltung  versähen, 
administrare  rem  familiärem;  sein  geschäft  oder  arbeit 
aussrichten  und  versächen,  negotium  obire.'  Fris.; 
Mal.  .[Der  Stiftsverwalter]  mag  solches  wol  durch 
den  hoffmeier  versechen.'  1561,  Z  Rq.  1910.  .Die  mei- 
sten [Engadiner  zu  Venedig]  pflegen  einen  Brantwein- 
Laden  zu  v.'  Sererh.  1742.  S.  noch  ge-rech  (Bd  VI 
107).  Ein  Amt  oä.  ,v.'  1)  verwalten,  ausüben  Aa;  Ap; 
B;  Tb;  Z  und  wohl  weiterhin.  Er  cha""  die  Stell,  de" 
Poste"  guet  v.  ,Der  ammann  im  Turtal  [soll]  das  land 
im  Turtal  und  der  ammann  zuo  der  Wildenburg  das 
land  daselbs  v.  in  unserm  kosten.'  1439,  G  Rq.  1906; 
so  noch  mehrfach.  ,Die  kürchen  v.  nach  notturft', 
vom  Priester.  1481,  UUrs.  ,N.  sol  als  vorstmeister 
hinfür  den  vorst  Wald  und  andere  hölzer,  so  der 
äbtissin  zum  Frowenmünster  gewesen  sind,  v.'  1523/6, 
ZRB.  .Gott  wolt,  das  ers  [sein  Pfarramt]  wol  hett 
mögen  v.'  1528,  G.  .Einem  obervogt,  so  die  vogty 
Weningen  versycht'  1548,  Z.  ,Ein  gemein  regiment 
versähen,  in  eim  regiment  sitzen,  rempub.  gerere; 
vogteien  versähen,  verwalten  und  regieren,  provincias 
ducere;  sein  ampt  v.  und  darinn  redlich  fürfaren, 
munus  suum  tueri;  seinen  dienst  v.  und  acht  ilarauff 
haben,  officium  suum  curare;  zuo  nacht  wachen  oder 
die  nachtwacht  versähen,  vigilias  noctu  agere.'  Fris.; 
Mal.  ,Herr  N.,  so  die  dritt  letzgen  inn  der  undern 
schuol  versieht.'  1579,  Z  RM.  ,Die  jenigen,  so  weder 
zug  nach  wacht  versehend.'  1720,  Z  Rq.  1910.  Spec. 
als  Stellvertreter.  .Sidmal  der  zwei  orten  Zürich  und 
Glarus  antwurt  under  anderem  lutet,  sy  wellen  ir 
potschaft  ins  gotshus  und  (die)  landschaft  (schicken) 
und  das  regiment,  ouch  die  husshaben  zuo  Wyl  und 
allenthalben  v.  und  verordnen,  damit  der  guot  vor 
dem  bösen  geschirmbt  möge  werden,  da  vermeint  min 
gn.  herr  [der  Abt  von  St  Gallen]  nit,  dass  sy  im  da 
nützit  versähen,  sunder  sollten  sy  in  der  billigkeit 
und  dem  landsfriden  nach  widerumb  zuo  dem  sinen 
kommen  und  in  dasselb  verwalten  lassen,  achtet  ouch, 


569 


Sali,  seh,  sib,  soh,  suh 


570 


es  stand  niemands  billicher  zuo  dann  im,  und  sy  ha- 
bend in  dem  fal  gar  nützit  da  gwalt  noch  macht  zuo 
handien  und  im  also  das  sin  zuo  v.,  das  er  dann  selbs 
wol  könnte.'  1529,  Abscii.  ,Das  burgeriueisterampt 
versähen,  des  burgermeisters  Statthalter  sein,  munus 
consulis  obire;  ich  hab  im  sein  ampt  versähen,  ich 
hab  ton,  das  er  ton  solt  haben,  vicariam  ei  operam 
impendi.'  Fris.;  Mal.  ,üas  er  [der  Vogtsweibel  zu 
Hegi]  die  grichte,  so  ein  vogt  zuo  Hegi  selbs  nit  zuo- 
gegen,  versechen  [soll].'  1589,  ZHegi.  Mit  verschwie- 
genem Obj.:  Der  Geistli''',  der  letztli''1  bl-n-im  verse" 
heb.  MUsteri.  Daher  auch  mit  Acc.  P.,  Einen  im  Amt 
vertreten.  De"  Pfarrer,  de"  Hop' nie""  v.  Ar-Lb.  Ich 
mäne",  si  [die  Haushälterin]  mos*  au'h  nocH  d'  Frau  v. 
ebd.  Wodich  der  Herr  Inspekter  von  Birch  zum  erste"- 
mäl  g'achickt  häd  für  de"  Herr  Pfarrer  z'  verse",  da 
häst-di'H  z'erst  g'rangget  und  g'sperH  g'ha".  MUsteri. 
,Und  was  herr  AvonRotperg  burgermeister  und  gieng 
doch  nit  in  radt,  sunder  herr  HRott  ritter  versach 
in.'  1445,  BsChr.  ,[Pfarrer  N.]  soll...  am  amt  blei- 
ben, aber  im  ein  College  zugegeben  werden,  der  in 
mit  der  Visitation  unten  im  amt  versähe.'  1534,  Z  Syn. 
(Hess).  .Einen  anderen  versähen,  eines  anderen  ampt 
tuon,  vicem  alterius  implere.'  Fris.;  Mal.  .[Myconius 
zu  Platter:]  Lieber,  versieh  mich  etzwen,  als  wen  man 
die  lichten  messen  singt.'  ThPlatter  1572  (Boos). 
,[N.  habe]  mehrmalen  die  Präceptores  und  Professores 
versehen.'  Ende  XVIII.,  MRohner  1867.  —  2)  ein  Amt 
besetzen,  von  der  Regierung.  ,Wenn  einer  sümig  cr- 
schinnen  ...  [werden]  mh.  verursachet,  denselben  der 
vogty  zuo  entsetzen  und  die  anderwert  nach  gebür 
zuo  versechen.'  1530,  Z  RB.  .Sollte  yemands  durch 
sy  gesumpt  werden,  wurdent  mh.  ir  ampt  müessen 
versechen,  das  es  versechen  were.'  1541,  ebd.  Ahn- 
lich: ,[Gott  Vater  zu  den  Rebleuten:]  Wo  ir  üch  dess 
dann  weitend  speren  [den  Ertrag  des  Weinbergs  ab- 
zuliefern] ...,  in  ander  wäg  wurd  ich  versen  hab  und 
guot,  den  winberg  min,  und  ander  gsellen  setzen  drin.' 
Rüep  1539.  Von  Konkretem,  besorgen,  in  Stand  halten. 
,Die  (recht  landstrass)  soll  man  in  eren  halten  biss 
in  die  Ouw;  darnach  soll  sy  ein  fer  v.,  das  man  sy 
faren  mag.'  1502,  ZRq.1910.  Wer  Gebäude  (,Ge- 
zimbri')  zu  Leibding  innehat  und  nicht  .versieht'  und 
in  Ehren  hält,  der  soll  um  das  Leibding  kommen. 
1633,  JGöldi  1897.  S.  noch  Volch  (Bd  I  804).  (Mili- 
tärisch) verwahren.  ,Wa  ein  usser  einen  indren  in 
unser  stat  wundet  oder  zuo  tode  schlat,  als  balde  das 
beschicht,  so  sol  man  alle  tor  sunderlich  versechen 
und  beschliessen.'  XIV7.,  B  StR.  ,Und  kam  die  ganz 
gemeind  zusammen,  dass  der  platz  vor  dem  rathuss 
was  überstelt,  desglich  der  vischmarkt  und  das  rat- 
huss umb  und  umb  allenthalben  bestelt  und  ver- 
sächen.'  Waldm.  Aufl.  1489.  ,Mh.  habent  die  der  wacht 
erlassen,  die  die  tor  beschliessent,  damit  si  der  destbas 
erwarten  und  v.  mögint,  ob  ichtz  nachts  uferstüend.' 
1493,  G.  ,[Die  Feinde]  band  understanden  unser  wacht 
zuo  überfallen;  doch  so  sind  sy  abgezogen  ungeschafl't, 
es  was  inen  zuo  wol  versechen.'  1524,  Strickler.  ,üie 
selbe  pass  wol  v.'  Ansb.  ,Üa  hat  dieselben  strass  der 
bischof  mit  einem  bollwerch  oder  blockhus  und  lütten 
versechen.'  HBrexnw.  Chr.  ,Ein  jeden  houw  ynschla- 
chen  und  dermassen  schirmen  und  versuchen,  das 
dhein  vech  daryn  kommen  möge.'  1559,  Z  Rq.  1910. 
S.  noch  Rick  (Bd  VI  815);  absehen  (Sp.  543).  Wie 
nlid.,  mit  Etw.  versehn:  ,Sein  hauss  mit  haussradt  wol 


versähen  und  zuorüsten,  domum  instruere.'  Fris.;  .Mal. 
Lebewesen;  von  leiblicher  und  geistiger  Pflege; 
vgl.  be-räten  (Bd  VI  1611  ff.);  versorgen.  Von  Tieren. 
,Das  grosse  Schaf  hat  gelammet  und  fünfe  auf  die 
Welt  gebracht  und  die  Mutter  kann  nur  4  v.'  1816, 
JBRusch  1881.  ,Es  sol  ouch  der  meier  uff  dem  keln- 
hoff  im  [dem  Propst]  die  ross  die  selben  zit  mil  Btrow, 
hüw  und  haber  nach  notturft  versechen.'  1518,  ZEmbr. 
,Guote  sorg  zuo  dem  vych  haben,  das  vych  wol  ver- 
sächen,  curam  pecoribus  aecommodare.'  Fris.;  Mal. 
,Er  [ein  Mietknecht]  dürfte  mir  nit  mein  Ross  ver- 
sechen, ich  kenne  es  noch  selber  tuon.'  FPlatter 
1612.  S.  noch  Pfärd  (Bd  V  1181).  Von  Menschen. 
Mit  Bez.  auf  Einkünfte,  Subsistenzmittel.  ,[Die  Rott- 
weiler bitten,  man  solle]  inen  hilflich  sin,  damit  und 
si  mit  pensionen  versächen  werdent.'  1522,  Absch. 
,Es  begert  der  predicant  zuo  Gryffensee,  das  mh.  den 
zehenden  zuo  Ytzigkon,  so  bisshar  zuo  der  pfruond 
daselbs  gehört,  zuo  iren  handen  nemen  wellind  und 
inn  inn  andere  weg  bedenken  und  v.'  1563,  Z  RM. 
, Beide  Mahl  ist  der  Pfahrer  [von  der  Gemeinde,  die 
ihm  Holz  .aufmachen'  sollte]  versehen  worden,  dass 
er  genotiget  wäre,  seine  gewohnte  Schroter  widerum 
zu  gebrauchen.'  1719,  ZEmbr.  , Einen  mit  einem  ampt 
v.':  ,Mit  einem  eeren  ampt  wol  versähen  werden,  ein 
herrlich  ampt  überkommen,  honores  aeeipere.'  Fris.; 
Mal.  .Einen  v.  umb':  Die  Weinsinner  sollen  ,all 
Monat  in  all  Kehr  [Keller]  ...  gan  und  besehen,  wie 
es  um  Schengk-  und  Trinkwin  und  Niederlegung  ain 
Gestalt  hab,  und  uns  darum  getrüwlich  versechen, 
das  uns  gelang  sollichs,  so  uns  werden  soll.'  1440,  Scu 
Chr.  (Neugeborne)  Kinder,  Kranke,  Altersschwache 
,(mit  fall  und  rät  oä.)  v.';  s.  Bd  1  735;  Bd  VI  1559. 
,Ob  einer  von  Alter  nümen  möchte  werken,  so  sönd 
sy  von  ihnen  [den  Herren]  versechen  werden  mit 
Essen  und  Trinken  bis  an  den  Tod.'  AAWett.  Offn. 
(spätere  Abschrift).  .[Reiche  mögen  sich  oder  ihre 
Verwandten  im  Siechenhaus  auf  eigene  Kosten]  spisen, 
trengken,  frost  buessen  und  mit  vall  und  rat  ver- 
sechen.' 1573,  AaL.  StR.  , Vogt  zuo  Kyburg  schryben, 
mit  den  Bindern  mit  ernst  ze  reden,  das  sy  ir  alte  bassen, 
so  dhein  blatz  meer  zuo  Uri  hat,  versechind  und  iren 
dermassen  handtreichung  tüegind,  das  sy  sich  nit  inn 
bettel  begeben  müesse.'  1573,  Z  RM.  S.  noch  Pfruend 
(BdV1285).  Von  der  elterlichen  Fürsorge  übh.  ,Der 
vatter  sol  den  sun  versen  und  inn  nit  uff  den  fleisch- 
bank  gen.'  Ruef  1539.  Mit  spec.  Bez.  auf  Ausstattung 
und  Verheiratung.  ,Umb  versähung  des  kinds  möge 
der  genant,  von  Landenberg  ...  fürpringen,  das  der 
genant  Jacob  Mötili  im  verhaissen  und  zuogesagt  hab 
ain  kind  zuo  v.'  1495,  Gfd.  Ein  Kind  ,(in  die,  zuo 
der  ee)  v.'  ,Die  frow  [soll]  das  kind  by  ir  haben  und 
erziehen,  und  so  es  zuo  sinen  tagen  kompt  und  in  die 
ee  oder  sunst  versehen  wirt,  sol  die  muoter  dem  kind 
geben  150  pfd.'  1490/1518,  Z  Schirmt).  ,CFröuler  sye 
zuo  Gamps  durch  einen  priester,  der  sin  fründ  ge- 
wesen sye,  erzogen  und  zuo  der  ee  versechen  worden.' 
1502,  Z.  ,[Wenn  Eltern  oder  Vormünder]  sümig  wä- 
rind  und  ire  kind  nit  versähind  innerthalb  den  nün- 
zehen  jaren,  so  mögend  sy  darnach  sich  mit  der  hilft' 
Gotts  selbs  von  yedermann  ungehindert  und  one  alle 
entgeltnuss  verhyraten  und  versorgen.'  1535,  Z;  ähn- 
lich noch  BChorg.  1667.  Vom  Eintritt  in  den  geist- 
lichen Stand.  ,Rych  und  bettelmünch  ...  soll  man  ... 
lassen  absterben  ...  Dass  die  gytigen  bioby  sorgend. 


571 


Sali,  seil,  sih,  soll,  suh 


57  2 


sy  mögend  ire  kinder  demnach  nit  wol  v.,  ist  ouch 
umsunst,'  Zwingli.  ,Es  flengend  ouch  an  die  herren 
und  adel  im  land  ire  kind  dahin  [nach  St  Gallen]  zuo 
versechen,  darmit  si  gross  herren  sin  und  us  des 
gotshus  güetern  leben  möchtind.'  HBrennw.  Chr.  Von 
der  geistigen  Ausbildung:  ,[In  Ablehnung  des  Pro- 
jektes einer  Universität  zu  Borschach  erwarten  die 
eidg.  Gesandten]  sin  f.  gn.  [von  St  Gallen]  werde  ire 
jungen  durch  guot  geschickt  schuolmeister  inn  chri- 
stenlicher  leer  und  zucht  versächen  und  ufferziechen 
lassen.'  1551,  Absch.  Von  der  geistlichen  Fürsorge. 
,[Dem  Leutpriester  von  LButt.  wird  ein  Zehnten  von 
einem  Grundstück  angewiesen]  das  er  des  williger  die 
von  Gatwil,  so  man  sin  begeren  ist.  versehe  und  ver- 
sorge zum  leben  und  tod.'  1485,  Gfd.  ,[Die  Lenz- 
burger erhalten]  ein  eigne  pfarkilchen,  darin  si  zum 
laben  und  tod  mit  allen  pfarlichen  rechten  versechen 
möchten  werden.'  1514,  AaL.  StR.  ,[Es  wird]  den 
ussern  undertan  gewilligot,  weliche  kilcben  si  wellen 
[die  von  Staufen  oder  die  von  Lenzburg]  zuobesuochen 
und  sich  alda  versuchen  zuolassen.'  ebd.  , Weliche 
priester  nit  mess  han  und  si  [die  mit  dem  Bann  be- 
legten Appenzeller]  versechen  wollt[end],  denen  lüftend 
si  durch  ire  hüser...'  HBrennw.  Chr.  [N.  soll]  ein 
gmeind  Dorff  . . .  mit  predigen  versehen.'  158:3,  Z  KM. 
Spec,  mit  den  Sterbesakramenten  versehn  kath.  Aa 
(auch  uf  de"  Tod  ».);  Gl;  Gr;  L;  Uw.  Syn.  auch 
(ver-,  be-Jrichten  (Bd  VI  386.  430.  435);  ver-warcn.  E" 
Chrankne"  v.  Ndw.  Si  händ-e"  lö"  v.  .Einem  wird 
der  Platt'  gholet,  dass  er  ihn  v.  soll.'  Schimpfr.  1651. 
Einen  verwahren,  gefangen  setzen:  ,Ob  N.  solicher 
Worten  abred  wer,  begert  er  [der  Kläger]  zücknüss 
zuo  hören  und  inn  zuo  versechen,  das  er  nit  absweitf 
werde.'  1497,  ZKM.  —  ß)  rei'l.  .[Kaiser  Karl  IV.]  seit 
den  frid  ab,  das  der  ein  nianot  darnach  ganz  us  sin  und 
iedermann  sich  versehen  solt.'  HBrennw.  Chr.  S.  noch 
ansehen  (Sp.  555).  Von  der  Vorbereitung  auf  den  Tod: 
,Und  rueftend  die  vigend  in  die  stat  [Murten]  hinin,  si 
söltend  sich  versechen  und  bichten,  dan  uf  morn  wurd 
man  si  henken.'  Vad.  Mit  Modalbest.:  ,[Er  sei]  des  wil- 
lens, dem  künig  den  orden  widerumb  zuo  schicken  und 
sich  in  ander  wis  zuo  versächen.'  1548,  Absch.  Mit 
Ortsbest.  ,[Viele  alte  Priester  verliessen  ihre  Pfründen] 
und  blibent  bin  alten  glöben  etc.  und  versach  sieh  ein 
jede[r],  wühin  er  mocht.'  nach  1526,  Ei>lib. ;  vgl.  zur 
Richtungsbest.  oben  Z.  3.  ,[Dem  Schneider  N.  wird  die 
Niederlassung  verweigert]  diewyl  sunst  schnidern  in 
statt  und  land  gnuog  vorhanden  ...  soll  sich  sonst  ver- 
sechen, wo  er  mag.'  1557,  Z  KM.  Sieh  v.  mit  Öppis,  com- 
parare  res  necessarias.'  Id.  B.  ,So  ver  icr  üch  mit  hei- 
teren nit  versechen,  wellent  dissen  als  einen  annemen.' 
1518,  Schw  Brief  an  Zwingli.  ,Sich  mit  einem  under- 
pfand  versähen,  fiduciam  aeeipere;  sich  mit  fuoter 
auff  den  winter,  mit  notwendigen  dingen  versähen, 
providere  in  hiemes  pabulum,  rebus  necessariis;  sich 
mit  einer  herberg  oder  behausung,  mit  galt  versehen, 
domicilium,  argentum  comparare.'  Fris.;  Mal.  ,So 
möcht  es  inen  ursach  gen,  sich  ouch  mit  pündtnuss 
zuo  versen.'  1587,  Gl  JB.  Sich  .mit'  einem  Ehege- 
niahl  oder  .eelich  v.'  .Das  die  Adelheita  Kellerin... 
gern  sich  widerum  mit  einem  eelichen  husswirt  ver- 
sächen weite.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  .Deshalb  er 
sich  mit  einer  anderen  frommen  eefrouwen  wol  ver- 
sächen möge.'  ebd.  .[Er  sei]  alters  halb  der  jaren, 
das  ersieh  eelich  versechen  und  zur  husshalt  schigken 


sölte.'  1542,  ZRB.  Mit  ,umb.'  ,Sich  umb  holz  ver- 
sächen.' 1567,  Z  Rq.  1910.  S.  auch  Provisor  (Bd  V  506). 
Mit  ,näch.'  .Soll  und  mag  ietweder  teil  [die  Stadt 
Bern  und  der  Stadtarzt]  dem  andern  ein  halbes  jar 
vorhin  an  allen  zorn  absagen,  umb  deswillen  daz  sich 
ietweder  teil  in  dem  zitt,  als  dann  billich  ist,  nach 
dem  bessern  versehen  und  versorgen  möge.'  1447,  B 
PES.  ,Der  künig  versach  sieh  [nach  Vasthis  Ver- 
stossung]  glych  nach  einer  andern.'  JMurkr  1567.  — 
Y)  mit  Objektsatz:  dafür  sorgen,  dass...  aa)  positiv. 
,[Die  Aarauer  sollen]  versächen  und  verkommen  . . . 
das  [im  Falle  Schadens  durch  die  Suhr]  die  burger 
dem  geschädigoten  den  abbruch  und  schaden  ...  sollen 
ersetzen.'  1514,  B.  .Versieh  du,  das  wir  habind  \vin, 
schenk  fast  und  bis  nit  trag!'  Badenf.  1526.  .Herr 
Schalch  soll  v.,  dass  die  sul  in  das  wuor  gesetzt 
werde.'  1551,  Sch  Ratsprot.  ,Und  solle  er  hienebent 
v.,  das  er  jemanden  dheinen  schaden  zuofüege.'  1568, 
Z  RM.  .Als  wir  solches  [den  Besuch  des  Kaisers] 
verstanden,  haben  wir  gleich  angends  bei  unsern  metz- 
gem  und  fischern  versehen,  dass  sie  gnuogsam  ver- 
fasst  seien.'  HOHuber  Chr.  —  ßß)  negativ;  vgl.  b. 
,Ouch  sol  ein  ieclich  rat  Zürich  v.  . . .  das  nierpan  dis 
nuwen  d.  [diese  neuen  Pfennige]  brenne.'  1351,  Z  StB. 
,[Die  Hauplleute  der  Städter  wollen]  v.,  dass  sich 
soliche  uffruor  nit  nie  begebe.'  1475,  Bs  Chr.  dem- 
nach ist  ouch  versehen,  dass  die  zehenden  von  denen 
kilchen  nimmermee  kommen  söltind.'  Zwingli.  ,üar- 
umb  versieht  er  [Paulus]  zwürend  im  selben  capitel 
[I.  Kor.  7],  sinen  rat  solle  man  nit  ein  gebott  schetzen.' 
ebd.;  lat.  qua  de  causa  non  semel  in  eodem  capite 
rnonet,  ne...  .Als  die  türe  ouch  ein  Eidgnoschaft  be- 
schwert, liessend  gmein  Eidgnossen  v.,  dass  man  kein 
anken,  körn  und  win  usser  iren  landen  sölte  fieren.' 
Ansh.  ,So  gebieten  wir  ganz  ernstig,  dass  an  den 
Pässen  [usw.]  mit  allem  Flyss  versehen  ...  werde,  dass 
sy  fürohin  einich  frömbd  Bättelvolk  keineswegs  in  und 
durchs  Land  lassen.'  1628,  B.  —  b)  Vorsorge  treffen 
gegen  Etw.,  verhindern,  -hüten.  ,Wan  sender  smerze 
wil  min  herze  bringen  in  todes  hass;  ob  si  dass  nicht 
versieht,  uf  min  trüwe,  si  wirt  schuldig  an  mir.'  Hadl. 
,Den  gebresten  wellen  wir  versechen  und  bessren.' 
XIV'.,  BStR.  ,Daz  wir  versehen  und  fürkemen  die 
herte  und  die  strenge  des  cites  und  wir  deste  baz 
mit  fride  und  gnade  beliben  möchten.'  1315,  Absch. 
,Ze  versehen(n)e  raeren  schaden',  in  der  Eingangs- 
formel von  Urkunden.  1373.  1376,  L.  ,[Wir]  haben 
angesehen  und  betrachtet,  daz  solichs  ouch  hie  in 
unser  statt  under  uns  selbs  zuo  v.  zimlich  und  not- 
turftig  sye.'  1457,  BStR.  .Alsbald  er  solich  uffruor 
verneme,  hett  der  bischoff  [von  Genf]  sin  bogner  und 
amptlüt  dargesant  solichs  zuo  straffen  und  zuo  v.' 
1476,  Bs  Chr.  ,Ob  wassernot  zuoviele  tag  oder  nacht, 
sol  ein  vogt  zuo  Röttelen  dem  ampt  gebieten,  das  sy 
helffend  sölich  not  ze  versächen.'  um  1480,  AaK. 
,Wo  der  almächtig  Got  die  sach  nit  hätte  versehen, 
so  wäre  under  inen  ein  grosser  kummer  entstanden.' 
Ansh.  ,Kluog  und  gescheid,  allerlei  gefaar  zuo  ver- 
sähen, sagax  ad  pericula  perspicienda.  Wenns  nit  mit 
list  oder  geschwindigkeit  versähen  oder  fürkommen 
werdend,  si  non  astu  providentur.'  Fris.;  Mal.  S.  noch 
Chiibel  (Bd  111  110);  Sach  (Sp.  97).  —  c)  Einem  Etw. 
wehren.  .[Als]  er  gesechen,  das  der  Bürger  gegen 
sinem  vettern  den  zuo  schädigen  trungen  hab,  da 
lognet  er  nit,  er  hab  im  das  in  der  masse  mit  fünsten 


.-,7:1 


Sah,  seh. 


äuh 


574 


versechen,  als  er  denn  vermeine  sinem  vettern  des 
pflichtig  gewesen  sigez  1474,  Z  KB.  ,[N.  zog  vom 
Leder  und]  wölt  im  das  [eine  Schmährede|  verwissen 
haben;   also  wurde  im  das  versechen.'    1477,  ebd.  — 

4.  einsehn,  erkennen.  .[Die  Appenzeller  behaupten, 
vor  Bregenz  kein  ,paner',  sondern  nur  ein  ,fendli'  ver- 
loren zu  haben;  Kessler  weist  nach,  dass  die  dama- 
ligen Panner  nicht  grösser  waren  als  die  spätem 
.t'endli':]  Darumb  sy  kaines  ain  fendlin,  sunder  alle 
paner  genennt  band.  Über  das  alles  ist  sich  wol  ze 
versechen,  ob  sy  ir  t'endli  oder  ein  paner  in  das  veld 
tragen  habend,  in  welches  sy,  wie  all  Chroniken  mel- 
dend, mit  macht  zogen  sind  ...  [Im  Jahrzeitbuch  von 
Bregenz  beisst  es  .krieg'sfenli  oder  paner'...]  Also 
lassend  es  die  von  Breganz  järlich  verkünden  und  ist 
sy  [=  sich]  wol  ze  versechen,  warumb  sy  es  fendli 
oder  paner  genempt  etc.,  damit  sy  nit  mocbtend  mit 
Ungunst  von  den  von  Abbencell  anzogen  werden,  wo 
sy  es  allain  ain  panner  genannt   bettend.'    Kessl.  — 

5.  mit  pejorativem  ver-.  a)  .caecutire.'  Id.  B.  —  h)  Etw. 
übersehn,  nicht  beachten.  Syn. übers. 2 a(Sp. 545).  ,Es 
klaget  Felix  Üri  uff  Walthern  von  Bregenz,  der  selb 
W.  sye  also  in  sin  hus  gewandelt,  habe  mit  des  Knöilis 
sines  lemans  und  huswirts  wib  sölich  gevert  getriben, 
das  inn  beducht,  das  es  weder  sin  noch  sines  lemans 
nutz  oder  ere  were,  das  zuo  versechend.'  1446,  Z  KB. 
Übersehn  oder  falsch  sehn:  , Bewahr  dein  Ehr,  hüet 
dich  vor  Schand  ...  Wirst  du  die  Schanz  einmal  v., 
so  ist  es  umb  dein  Ehr  geschehen.'  XVII. / XVIII., 
Suterm.  1860  (Inschrift  auf  einem  Glasgemälde).  Refl., 
wie  nhd.  sich  versehn  Aa.  Spec.  von  Schwangern 
Sch  (Kirchh.);  Th;  vgl.  Rothenb.  9.  Wenn  ein  Tier 
nicht  seiner  Rasse  entsprechend  wirft,  glaubt  man, 
es  habe  sich  versehe-  Th.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XII  1236/59; 
Fischer  II  1330/3  und  vor-,  fürs.  Gelegentlich  sind  ro- 
und fürs,  vermischt  worden:  ,Meren  künftigen  schaden  ze 
verfürsehende.'  1403,  Gfd  55,  240;  ,was  wier  uns  deshalb 
zuo  iuen  filr Sechen  söllendt.'  1531,  Kef.-Arch.  II  '.'17.  Nicht 
klar  ist  die  Bedeutung  des  W.  an  folgender  Stelle:  .[Bapst:] 
USchten  wir  [die  Sache  der  Messe]  für  den  usspruch  der 
geistlichen  recht  bringen,  so  war  der  sach  geraten  und  schon 
geholfen.  [Cardinal :]  Das  ist  schon  versehen  und  ein  ver- 
lorne red,  denn  bi  dem  volk  ist  nüt  unwerders  . .  .  dann  die 
geistlichen  recht.'  NMan.  219  (Bächtold) ;  zu  3  b  oder  5  b? 
Zwei  Stelleu  aus  Zwiugli,  wi  die  Konstruktionen  ,v.  von', 
eine  Bestimmung  treffen  über,  und  .Einem  v.',  für  Einen 
sorgen,  erscheinen,  sind  wahrsch.  lateinisch  gedacht  (vgl. 
providere  de  aliqua  re,  alicui  rei):  ,Es  habend  die  alten 
väter  im  Gangrensi  concilio  versehen  von  cewyben  der  prie- 
steren,  und  stond  die  wort  des  Urteils  noch  hüt  by  tag  in 
den  päbstlichen  rechten'  (in  Gualthers  Übers.:  de  sacerdotum 
coniugio  qua?dam  a  sanetis  patribus  statuta  esse  in  Gangrensi 
concilio  legimus);  ,es  versehend  die  unvernünftigen  tier  zum 
ersten  inen  selbs';  der  Dat.  S.  unter  raten  (Bd  VI  1595) 
erklärt  sich  sicher  aus  dem  lat.  Original.  —  Ver-sehen  n.: 
1.  Erwartung,  Zuversicht;  nur  formelhaft.  ,In  ver- 
suchen, dass  dhein  unwill  da  erwachsen  nocli  [sich]  be- 
gäben sölte.'  Waldm.  Aifl.  1489.  ,In  dem  fründteid- 
gnössischen  Versechen,  ir  uns  künftiglieh  eidtgnösisch 
zuzeschryben  werdint  ohnbeschwert  syn.'  1685,  Z.  ,[Sie 
sind]  des  ohnzwyffenlichen  Versechens.'  1636,  ebd. 
.Des  V-s  leben.'  1729,  AaB.  StR.  —  2.  Besorgung. 
Eines  Amtes:  ,[N.  soll]  synes  fürnemmens  mit  dem 
v.  der  kilchen  zuo  Sulgen  abstaan,  sidtmals  er  jugent 
und  leer   halber   zum  predigamt  noch  nit  tugenlich.' 


L573,  /  KM.  Von  leiblicher  Pflege:  Knien  .mir  Ivb 
und  guot  ufnemen  und  im  sin  lebtag  versehen  tuen.' 
Zwin. .i.i.  —  3.  wie  nhd.  Versehn,  wohl  allg.  (aus  der 
Schriftspr.).  Im  V.  Gl  (CStreiff);  gew.  us  V.,  in  Z 
(lt  Dan.)  durch  Mischung  mit  un-versehe"  auch  us  <""- 
versehe".  —  ver-sehe"  bzw.  rerse" :  a)  vorgekehrt, 
festgesetzt.  .Laut  schon  versechnen  Landtrechtens.' 
1725,  Scaw  Rq.  —  b)  besorgt,  versorgt.  .Versähen,  dem 
man  fürsähung  ton  bat,  provisus;  versächne  ding  wer- 
dend ringer,  provisa  fiunt  leviora.'  Fris.;  Mal.  ,Die 
Fraw  füre  ein  ordenlich  Regiment,  halte  wol  Hauss 
und  sige  Alles,  wie  man  spricht,  wol  versechen.'  1609, 
Z.  ,Si"  Lade"  ist  mit  Allem  rersc".'  Id.  B.  Auf  Per- 
sonen bezogen.  Mer  sind  no"'  v.,  kaufen  Nichts,  zB. 
zu  einem  Hausierer.  So  Eini  nimm  [zur  Frau],  ich 
ha" -der 's  g'seit,  denn  bist  rerse"  i"  Freud  und  Leid 
ZWth.  (Lied).  ,Das  volk,  dass  sich  bereit  hatt  zuo 
ross,  ist  als  versehen,  es  sy  uf  wasser  oder  uff  land.' 
1475,  Bs  Chr.  ,[Die  Schneider  sollen]  summers  und 
winters  zyt,  wann  es  sechse  schlecht,  inn  des  künden 
hus  gan  und  biderben  löten  knecht  schigken,  damit 
sy  versechen  sygent.'  1545,  Z  RB.  ,[Der  Hofmeier] 
soll  ...  der  stift  ...  im  herbst  mit  notwendiger  und 
gnuogsammer  fuor  gespannen  stan  und  wol  versechen 
syn.'  1561,  Z  Rq.  1910.  ,JSchnewli  syge  ein  fauler 
unnützer  Tropf,  überal  nit  versechen.'  1663,  Z.  ,V. 
mit'  ,Ein  zeug  mit  körn  oder  proviandt  wol  versehen, 
copiosus  a  frumento  exercitus;  mit  radt  nit  versehen 
sein,  radtlos  werden,  consilium  amittere.'  Fris.;  Mai. 
.Nachdem  sy  [die  Gemeinde]  bisshar  mit  dheinem  yn- 
zug  [Eiuzugsrecbt]  gar  nit  versechen.'  1584,  Z  Rq. 
1910.  Mit  Ei"'m,  Öppis  (guet,  schlecht)  v.  st»,  ver- 
breitet. Mit  dem  Ross,  der  Frau  wärist  (guet)  v.  Mit 
Dem  isch  (wärj-me*  v.!  oft  ironisch.  ,Sidmalen  die 
spiess,  so  man  etwann  von  frömbden  koufft,  gar  nit 
werschaft,  sonder,  so  dieselben  ein  oder  dry  vier  jar 
ligen,  voller  Wurmstichen  sygen,  und  so  man  glych 
grossen  costen  anwenden,  man  in  zyt  der  not  damit 
nit  versechen  nach  gfasst  were  ...'  1567,  Z.  ,[ Das  ge- 
stellte Pferd  habe  allerlei  Gebrechen,  so  dass  man] 
mit  ime  nit  versechen  were.'  1622,  ebd.  Spec.  a)  ver- 
heiratet. ,Ouch  zuo  der  apostel  zyten  [sind]  söliche 
sessbafte  versah ne  pfarrer,  evangelisten,  propheten 
oder  bischof  gewesen.'  Zwingli.  ,Wann  alle  arme 
honartige  Burgerstochtem  versehen  wären,  so  hette 
diser  Streit  schon  ein  End.'  1679,  Z  Ehegericht.  — 
ß)  mit  dem  Viaticum  versehn.  ,Bin  ich  versehen  in 
die  Galeren,  Patrona  genant,  gestigen.'  GKönk;  1695. 
—  y)  wer  die  Kommunion  empfangen  hat,  erwachsen : 
Syn.  ver-waret.  ,[Die  Totengräber]  söllent  von  einem 
grossen  stein  nemen  I  pfd  und  von  einem  deinen 
stein  X  ß  und  sonst  von  einem  versächnen  mentschen 
on  ein  stein  VI  ß.'  1561,  AaB.  StR.  —  un-:  1.  a)  nicht 
vorhergesehn,  unerwartet.  , Darumb  sy  [Lucretia]  nit 
ab  unversächner  zuokunft  ires  mans  erschrack.'  HBull. 
1533.  ,So  dann  zuo  zyten  durch  die  grossen  unver- 
sechnen  wasser  das  wuor  an  der  Sil  zerbricht.'  um 
1550,  Z.  ,In  unversechner  yl.'  JHaller  1550  73;  oder 
zu  b,  =  unvorsichtig?  .Durch  list  und  unversehnen 
Überfall.'  Ard.  1598.  .Von  den  eusserlichen  Ursachen 
des  unversehenen  trocknen  kalten  Brands.'  1717,  Gfd 
(KNLang).  S.  noch  Ab-Bueff  (Bd  VI  684).  ,U-er  sach' 
(s.  Sp.  112),  .Weis'  (Amm.  1657).  .Unversehens',  in  (iL 
u"versichs «-sihe"s),  unversehens.  , Es  haben  etlich 
Sennen    ganze    Scharen    von    schwarzen    Pferden    u. 


:,-:, 


Sali,  seh,  sih,  soll,  suh 


r.Tti 


fluiden',  auf  dem  Pilatus.  RCys.  (Br.).  —  b)  act.,  ohne 
Etw.  vorherzusehn,  ohne  sicli  vorzusehn;  unbedacht. 
.üiewyl  und  sy  in  der  yl  und  unversechen  on  des 
vatters  gunst  zuosamen  gen  sind,  sind  sy  von  cin- 
andren  ledig  bekannt.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Als 
dann  Mötteli  ein  purenraeitli  umzogen  etc.,  hat  des 
pfisters  frow  unversächen  etwas  darzuo  geret,  wie  dan 
die  wyber  etwan  tuond.'  1539,  Absch.  , Unversechen 
der  zuostendigen  not  unsamenthaft  gezogen  ward', 
von  den  nach  Kappel  ziehenden  Zürchern.  Kessl. 
,Quse  necopinanti  accidunt,  mir  als  einem  unbesinnten 
und  unversächnen.'  Fris.  —  2.  nicht  besorgt,  versorgt. 
Von  einem  Amt;  s.  Bd  V  155  u.  ,[Die  Kriegsgefahr 
macht  uns  Sorge]  denn  wir  mit  körn,  salz  und  andrer 
notturftikait  ganz  unversechen  sind.'  1490,  Ap  (Brief). 
Spec.  a)  nicht  ausgestattet,  unverheiratet.  ,Er  hette 
des  N.  efrowen  noch  nie  umb  die  eigenschaft  erfordert, 
denn  sy  were  noch  bisshar  in  irs  vatters  pflicht  und 
unversechen  gewesen.'  1517,  AaB.  ,Kind,  so  noch  un- 
beraten  und  -versechen  sind.'  1519,  AaB.  StR.  — 
b)  ohne  das  Viaticüm.  ,Er  starb  ongebichtet  und  on- 
versechen,  das  man  domalen  für  gross  und  gfarlich 
hielt.'  Vad.  —  ver-seh(en)lich:  a)  von  Zukünf- 
tigem, vorauszusehn,  voraussichtlich,  wahrscheinlich. 
Präd.  ,So  wer  ouch  versähelich,  daz  der  bischof  von 
Chölln  und  ander  herren  . . .  fürer  nit  blibent.'  1424/5, 
Bs  Chr.  ,[Es]  were  versehenlich,  er  wurde  villicht 
hinnan  nach  die  schuld  usstragen.'  1440,  Z  RB.  ,Der 
tag  zuo  Friburg  würde  sich,  als  versehenlich  were, 
ein  zyt  verzihen.'  1476,  Bs  Chr.  Auch  bei  DSchill.  B. 
Als  ausweichende  Antwort,  unverbindliche  Zusage. 
,[A.]:  Ich  mein,  es  bedörff  des  nütz  [von  dir  , Stallung' 
zu  nehmen],  du  tüegist  im  [dem  N.]  nütz.  B.:  Es  ist 
versehenlich.'  1484,  Z  RB.  ,N.  seit,  hab  einer  under 
inen  es  [das  Mädchen]  gfraget,  ob  es  den  Doli  B.  zur 
ee  welle;  da  hat  es  gsprochen:  Versechenlich.  Do 
sprach  W.:  Weist,  was  versechenlich  ist?  gilt  nüdt, 
du  muost  jechen  ja.'  1530/3,  Z  Ehegericht  (ähnlich 
noch  mehrfach).  ,Versehenlich?  ironice;  certe.'  Fris.; 
Mal.  Adv.  .Kindlin,  [die]  versechenlich  und  gwüss 
in  eim  monat  oder  zweien  sterben  würden.'  B  Syn. 
1532/1775.  , Damit  zweiungen,  irrsal,  Uneinigkeiten, 
so  versehenlich  under  gemeinem  volk  daruss  erwachsen 
möchten,  vermitten  blyben.'  HBull.  1572.  —  b)  von 
Vergangenem  und  Gegenwärtigem,  wahrscheinlich,  ver- 
mutlich übh.  ,Ist  wol  versechenlich,  es  [das  Feuer] 
wurde  angestossen.'  Jdst.  ,Es  ist  ouch  versähenlich, 
dass  Judas  ouch  getouft  hab.'  1525,  Siml.  Urk.  1767 
(Bs).  ,Als  wol  versächenlich,  dass  sy  nit  mit  galt 
verfasset  syen.'  1546,  Abscb.  ,Ist  wol  versechenlich, 
er  hette  gern  etwas  mit  mir  gredt,  es  was  aber  ze- 
spat',  von  einem  Sterbenden.  WSchodolers  d.  J.  TgB. 
1566/77.  ,[Es]  ist  versehenlich  und  zuförchten,  es 
sei  ...'  Würstisen  1580.  Adv.  ,[Die  Städte  nahmen 
schwerere  Lasten  auf  sich  als  die  IV  Orte]  versehen- 
lich darum,  dass  sy  um  des  willen,  dass  sy  anfenger 
der  Eidgnoschaft  . . .,  inen  gern  solches  zuogabend.' 
1546,  ABSCn.  —  Zur  Form  mit  i  vgl.  die  Anm.  zu  übers. 
(Sp.  549).  —  ua-  verseil'*:  a)  =  un-ver-sehen  1  a ;  un- 
versehens Scaw;  Zg;  ZWila;  St.*  (oO.).  U"verseliger 
Wis  Schw;  Zg.  Eim  u.  vor  d'  Auge"  cho"  ZWila. 
,[Die  Birs  ist]  unversechenlicher  gewalt  gewachsen.' 
1529/30,  Bs  Chr.  ,So  heschicht  ouch  oft,  daz  der  tod 
unversänlich  dahär  kumpt.'  Gualther  1559.  ,Unver- 
sächenlicher   sach.'    1561,    B  Turmb.     ,ln   aller   stille 


und  unversähenlich  [rückten  die  Feinde  heran].'  LLav. 
1569.  ,[Der  König]  ist  in  ein  unversechenliche  omacht 
gevallen.'  1574,  SBrief (Widmungssehr.  1875).  .Gegen 
abend...  hat  sich  by  den  4  vennlinen  ...  ein  unver- 
sehenlicher  lermen  und  rumor  zuogetragen,  indem  die 
burger  und  inwoner  inn  Paris  dieselbigen  im  abzug 
unverselienlicli,  ungewarnter  sach  angriffen.-  1588, 
Seg.  1882.  ,üa  sye  unversechenlich  und  gäcliling  ime 
ein  Härdmännlin  hinderwerts  uff  den  Hals  gerittlingen 
gesprungen.'  RCys.  (Br.).  .Durch  schwere  Witterung 
und  unversehentlichen  Platzregen.'  1648,  OüwSachs. 
S.  noch  gäch  (Bd  II  Diu);  Schnew-Bruch  (Bd  V  376). 

—  b)  aktiv;  s.  Wund-Segen  (Sp.  455).  —  Ver-seher 
m. :  a)  Verwalter  a)  einer  Genossenschaft.  ,Sin  ge- 
sellen, die  Constavel,  so  domalen  in  dem  veld  wärent, 
[haben  ihn]  zuo  irem  hoptman  und  versecher,  inen  ir 
notdurft  zuozeschaffent,  genomen.'  1468,  Z  RB.  — 
ß)  eines  Gotteshauses,  Klosters,  Spitals.  ,[Jahrzeit  des 
Grafen  R. von Rapperswil]  der  dagewesen  ein  trüwer 
vogt  und  versecher  diss  gotshus.'  XV.,  ZUst.  JzB. 
,UKeller,  derzeit  des  Spitals  zu  St  Gallen  Pfleger  und 
V.'  1466,  JGöldi  1897.  —  b)  Verweser,  Stellvertreter; 
vgl.  Bd  V  1228.  ,Ain  vogtherr  mag  och  verbieten  an 
10  pfd  d.  in  den  gerichteu,  das  nieman  dem  andren 
sin  kind  zuo  der  e  geben,  vermehlen  sol,  weder  rat 
noch  tat  darzuo  tuon,  one  gunst,  wissen  und  willen 
vatter  und  muotter  oder  des  kindes  vögt  ald  verseher 
der  nächsten  fründen,  ob  nit  vatter  und  muotter  da 
wer.'  1466,  GNiederw.  ülfn.;  entsprechend  um  1475  in 
den  Offnungen  von  GBurgau,  Flaw.  ,[Abt  Caspar 
wurde]  der  gewalt  genomen  und  ain  versecher  und 
pfleger  geordnet  uss  dem  convent.'  1468,  Zellw.  Urk. 
,Do  was  der  obrist  houptmann  hinweg  geritten  an 
urloub  der  knechten  und  der  houptlüten  und  also 
nieman  kein  gwalt  nach  kein  versecher  gegeben.' 
1509,  LStaatsarch.  S.  noch  Provisor  (Bd  V  506); 
Substitut  (Sp.  94).  —  Amts-.  .[Der  unterste  Drittel 
des  Veitlins  hat]  zween  Amts-Verseher.'  Sprecher  1672. 

—  Markt-:  Marktaufseher.  1543,  Absch.  IV  1  d,  326. 

—  Turn-:  Verwalter  des  Wellenbergs  in  Zürich. 
XV.;  s.  Vög.-Nüsch.  237.  ,JFerr,  miner  herren  turn- 
versecher.' 1475,  Z  RB. —  un-  ver-sSh-lingen:  un- 
versehens. .[Manche]  kummend  wol  etwan  zuo  hoher 
träfflicher  rychtumb,  fallend  aber  grad  unversäch- 
lingen  herab  widerumm  in  die  dürfest  arruuot.'  HBull. 
1540.  .Wenn  ein  ding  unversächlingen  über  einen 
kompt,  erschrickt  er  vil  wirs,  weder  wenn  er  sich 
eines  dings  vorhin  versieht.'  LLav.  1583.  S.  noch  un- 
ab-ge-seit  (Sp.  401).  —  Ver-sehung  f.:  1.  zu  ver- 
sehen 1,  Voraussicht,  Zuversicht.  ,[Da  der  Kläger] 
das  alles  in  schimpfwise  uffgenommen  hab,  so  wil  er 
die  versechung  zuo  minen  herren  und  dem  rechten 
haben,  ob  umb  das  als  einen  frävel  gericht  werden, 
das  denn  der  Cleblatt  [der  Angeklagte]  und  er  nit 
umb  die  Verhandlung  straffpar  wesen  solle.'  1474,  Z 
RB.  ,On  alle  arge  v.',  ohne  etw.  Böses  zu  denken; 
s.  Nach-Bichter  (Bd  VI  456).  —  2.  zu  versehen  3, 
Vorkehrung,  Vorsorge,  Be-,  Versorgung.  ,V.,  procu- 
ratio.'  Fris,;  Mal.  ,V.  tuon.'  ,[Abt  und  Konvent  von 
Wettingen  sind  berechtigt]  in  solichem  val  darin  [bei 
Besetzung  der  Leutpriesterei  zu  Baden]  versächung 
zuo  tuond,  wie  si  des  von  alterhar  gewonot  haben.' 
1520,  AaB.  StR.  (eidg.  Schiedspruch).  ,Sitmal  die 
stand  in  diser  schweren  zweiung  so  lang  har  kein  v. 
getan.'  Ansh.  ,Wie  wol  der  fürsichtig  keiser  Maximilian 


511 


Sali,  seil,  sih,  soh, 


57-' 


kurz  vor  sinem  tod  hat  um  sinen  nachkommen  ver- 
sähung getan  ...  nüt  destminder  so  habend  sich  angends 
Werbungen  zuogetragen,  dardurch  getane  versähung 
und  ouch  nachgonde  volziehung  sölte  verhindret  sin 
worden.'  ebd.  ,Item  bevolhen,  notwendige  v.  ze  tuon', 
von  einer  Metzgerordnung,  ebd.  Amtliche  Vorkehrung, 
Erlass:  ,L)ie  bäbstliche  v.',  betr.  Stiftung  der  Pfarr- 
kirche zu  Bern.  Ansh.  ,Von  unfuorsame  diss  jars  und 
v.  gmeiner  Eidgnossen.'  ebd.  Besetzung  eines  Amtes: 
.Statlicher  buw  und  erlich  v.  der  zuchtschuol.'  ebd. 
(Titel).  (Militärische)  Ausrüstung,  Verwahrung:  ,V. 
etlicher  stäten,  schlössen  und  landgricht.'  ebd.  Vom 
Lebensunterhalt.  ,[Der  zurücktretende  Abt  von  Kappel 
erhält]  pension  und  v.  zuo  sines  lips  narrung  und  not- 
durft'  1508,  Z.  /Des  herzogen  [Sforza]  v.  halb.'  Ansh.; 
vgl.  ebd.  IV  122.  (Erziehung  und)  Ausstattung,  Ver- 
heiratung. ,Umb  versähung  des  kinds  ...'  1495,  Gm 
(Möttelihandel).  ,Berüertem  N.  [soll]  sins  suns  kind 
bliben,  und  so  es  zuo  sinen  tagen  komme,  im  ouch 
etwas  guots  zuo  elicher  versechung  erschiessen  und 
werden  lassen.'  1527/9,  Z  RB.  ,V.  für',  Verhütung. 
,Umb  versechung  willen  für  cristenliches  bluot  ver- 
giessung,  ouch  verderpliches  Schadens.'  1477,  Bs  Chr. 
(Entwurf  eines  Friedensvertrags);  dafür:  ,umb  vor- 
sehunge  willen.'  1478,  Absch.  Konkr.,  Schutzvorrich- 
tung: ,Welicher  mit  liechtren  oder  andrem  für  in 
hüsren,  stellen  oder  andren  mysslichen  orten  an  la- 
ternen  oder  andrer  guoter  versechung  gieng.'  1498, 
AABr.  StR. 

vor-(ge-).  ,Fürsähen,  vorsähen,  prospicere,  con- 
stituere,  cavere,  providere.'  Fris.;  Mal.  a)  „vorher-, 
zum  Voraus  sehn"  Gl  (Schuler);  aScHW;  Ndw  (Mat- 
thys) ;  St.2  [Ich]  han  's  Üfcho"  vo"  de"  lange"  Hose" 
durch  mV  guete"  Sörspiegel  vorg'seh".  XIX.,  ScawBr. 
(Bartlispiel).  —  b)  Vorsorge  treffen  Ndw  (Matthys). 
,Er  hatte  Kinder,  denen  er  allen  Überfiuss  in  dieser 
Welt  leicht  vorsehen  konnte.'  JJUlr.  1718.  —  Vgl. 
fürs.  Der  dem  Nhd.  entsprechende  refl.  Gebrauch  ist  nicht 
volkstümlich.  —  Vor-sehen  n.:  a)  ,des  V-s',  in  der 
Voraussicht.  ,Was  sin  [des  Schulmeisters]  Begehren 
belangt,  etwas  Erbesserung  siner  Kilchenmüe  und 
Arbeit,  soll  für  die  Kilchgenossen  . . .  kommen,  des 
Vorsächens  [dass  man]  ihn  wohl  betrachten  werde.' 
1615,  Ndw  Beitr.  1885.  —  b)  ,V.  tuon',  Vorkehrungen 
treffen.  ,[Es]  soll  ein  jede  Kilchhöri  darum  e[i]n  flissiges 
V.  tun  und  erforderliche  Verpot  machen.'  1650,  AKüch- 
ler1895.  —  Vor-sehungf.:  =  dem  Vor.  b.  ,V.  tuon.' 
,Die  gebürende  Vorsechung  tun.'  1645,  Z.  ,Die  V. 
tun,  dass  ...'  BsMand.nach  1650.    S.  auch  Ver-sehung. 

tüx-gsen  (BGr.);  s.  vor-fg'Js.  1.  a)  voraussehn. 
,Die  zängg,  die  hierin  möchtend  gesuocht  werden, 
sind  all  im  toufbuoch  fürsehen  und  verantwurtet.' 
Zwingli;  lat.  nur:  abunde  satis  confutata  sunt.  ,Bei  im 
selbs  wol  fürsähen,  colligere  animo,  providere;  durch 
etwas  gemerk  fürsähen,  coniectura  aliquid  prospicere.' 
Fris.;  Mal.  —  b)  Vorsorge  treffen,  (vor)sorgen  für. 
,Fleissigklich  fürsähen,  cautionem  et  diligentiam  ad- 
hibere.'  Fris.;  Mal.  Mit  Präp.  (für,  ,umb')  od.  ,dass.' 
Für  das  nötige  Garn  zu  Pechdrähten  haben  die  Bauers- 
leute selbst  fürg'sen.  Bärnd.  1908  (BGr.).  ,Wo  yemants 
durch  ein  härd  büfflen  reiset,  fürsehe  er  wol,  dass 
sy  nichts  rots  an  im  sehen.'  Tierb.  1563.  ,[Für  das 
künftige  Osterspiel  wird  empfohlen]  dass  man  uff  dem 
land  hin  und  wider  fürsehe  umb  schön  frawenhaai 
uf  künftig.'  1583,  L.    ,[Die  Gläubigen]  also  wachsent 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


fir  und  an,  dass  ich  der  [geistlichen]  Hirten  Mangel 
han;  darum  ich  mir  Ursachen  will  um  andere  in  kurzer 
Tl.'  Com.  Beati.  Mit  Acc.  S.  ,So  muossvon  nöten 
folgen,  das  der,  der  alle  ding  vermag  [nämlich  Gott], 
ouch  alle  ding  fürsähe  und  versorge.'  LJdd  1530;  vgl.: 
,Alle  ding  fürsicht  er  [Gott].'  Weisu.;  ,fürsihet.'  1707; 
rcavETttoy.oTtov.  LXX.  ,Wie  s  myn  [Gottes]  ratschlag  für- 
sehen hat.'  Ruef  1550.  ,Gott  hat  es  fürsähen,  pro- 
visum  a  diis  immortalibus;  im  testament  oder  gemächt 
fürsähen,  verordnen  und  fürkommen,  cavere  testa- 
mento.'  Fris.;  Mal.  ,Was  tuond  wir,  wann  wir  etwas 
ilends  müessen  usrichten?  sagen  wir  nit  [ein]  anders, 
fürsehen  ein  anders?-  F  Schulordn.  1577;  nach  Quint. : 
nonne  alia  dieimus,  alia  providemus?  Mit  Acc.  S. 
und  Dat.  P.;  s.  an-mässen  (Bd  IV  440).  Mit  Acc.  P. 
.[Sie]  rueften  uns  demüetenklich  an,  si  in  dem  zuo 
fürsächen',  nämlich  vor  Verachtung  ihrer  Gerichte. 
1488,  B.  ,Darumb  wir  üwer  lieby  bittent,  uns  darinn 
zuo  fürsechen.'  1490,  G.  Mit  Dat.  S.:  ,Dem  geraeinen 
nutz  fürsähen  und  wol  hausshalten,  publice  providere.' 
Fris.;  Mal.  S.  noch  sehen  (Sp.  525).  —  c)  Vorsorge 
treffen  gegen,  verhüten.  ,Sich  an,  was  mag  heiterers 
geredt  werden !  Er  [Paulus]  sagt,  dass  der  geist  Gottes 
ze  fürsehen  sölichs  geredt  hab.'  Zwingli;  lat.:  spiritum 
dei,  ut  hsec  tarn  iniqua  et  absurda  impiaque  dogmata 
admonitionibus  suis  prreveniret,  hsec  pradixisse  scri- 
bit.  ,[Es  sei]  zu  ersorgen,  das  er  etwa  von  dem  sinen 
zuo  armuot  kommen  möchte,  desshalb  von  nötten 
söllichs  by  zytten  durch  mine  herren  fürsechen  wurde.' 
1527/9,  Z  RB.  ,Wo  sy  nit  fürsähen  werdend  mit  list, 
si  non  astu  providentur.'  Fris.;  Mal.  —  2.  refl.  a)  sich 
vorsehen,  hüten.  .Hüetend  oder  fürsehend  üch  wol, 
was  ir  mit  disen  menschen  handlind.'  Zwingli  (nach 
Apostelgesch.  V  35;  griech.  npoodxsxe  laoiots).  ,Nit  mit 
minderem  fleiss  fürsehend  sich  die  jungen  [Rebhühner].; 
dann  wenn  sy  vermerkt,  dass  sy  ersehen  worden, 
ligend  si  an  rugken.'  Vogelb.  1557.  ,Sy  [die  alten 
Christen]  habend  sich  auch  wol  fürsehen,  dass  sy 
denen  dingen  nit  zuo  vil  glauben  gebind.'  LLav.  1569. 

—  b)  sich  gefasst  machen,  vorbereiten;  s.  Segel  (Sp. 
442).  —  Mhd.  vürsehen;  vgl.  Gr.  WB.  IV  1  a,  805  ff.;  Fi- 
scher II  1872/3,  sowie  ver-,  vor-».  Die  Zss.  ist  in  der  ä.  Spr., 
soweit  es  sich  erkenöen  lässt,  untrennb. ;  vgl.  auch  das  Ptc. 
für-sshen.  —  Für-sähen  ii.:  1.  Vorkehren,  Sorgen, 
Sorge.  ,üwer  grosmächtikeit  [hat]  nach  gwonlichem 
schnellen  f.  einen  nüwen  und  starken  züg  gerüst.' 
Ansh.  (Mailänder  Missiv  an  Bern).  ,In  sym  [Gottes] 
f.  stond  d  Sachen  all.'  Ruef  1550.  ,Es  darff  fürsähens, 
cautio  est.'  Fris.;  Mal.  —  2.  Visiervorrichtung  an 
der  Büchse;  sofern  die  Schreibung  ,fursan'  unter  Bör 
(Bd  VI  1231  u.)  als  .fürsän'  zu  lesen  ist.  Vgl.  Absehen 
(Sp.  544).  —  für-sehen.  ,Fürsähen,  das  man  für- 
sähen hat,  provisus,  prsevisus,  circuraspectus.'  Fris.; 
Mal.  Bestimmt  zu:  ,(Der  mensch)  zum  leben  und 
zur  säligkeit  erweit  und  fürsähen.'  LJun  1530.  Wohl 
versehn,  ausgestattet.  NMan.;  s.  Gr.  WB.  IV  1  a,  808. 

—  un-:  nicht  vorhergesehn.  ,Ein  unfürsehen  Jammer 
wird  über  inn  gan.'  1560,  Prov.;  ,unversehener.'  1707. 
S.  noch  Frl-Hof  (Bd  II  1026).  —  u  n- für-sehen - 
lieh:  a)  pass.,  un  vorhergesehn,  unerwartet.  ,Also 
kam  Josua  u.,  schnall  über  sy.'  1530/1,  Jos.;  ,unver- 
sähenlich.'  1548;  ,plötzlich.'  1667.  ,Er  erschrack  von 
der  schnallen  und  u-en  zuokunft  des  feinds.'  1530/48, 
II.  Makk.  ;  ,unversehenen.'  1667.  S.  noch  iti-risen  (Bd 
VI  1341).    —    b)    act.,    ohne    Etw.    vorausgesehn    zu 


579 


Sab,  seh,  sih,  soh,  suh 


r,su 


haben.  ,U.  (synet  halb)  kam  er  [Joseph]  zuo  dem 
muotwill  und  buobery  syner  bruederen.'  LJod  1530. 
—  Vgl.  ,fttrsehenlich'  bei  Gr.  WB.  IV  1  a,  808.  —  Für- 
seher(in)  m.  (f.).  ,Der  fürsäher,  consultor;  die  für- 
säherin,  consultrix.'  Fris.;  Mal.  a)  Verwalter,  Vor- 
steher. ,Dem  erwirdigen  abt  Grimaldo,  der  zuo  den- 
selben ziten  was  fürsecher  und  abt  des  gottshuss  unser 
haiigen  vatters  Sant  Gallen.'  XV.,  G  (AfV.).  —  b)  Ver- 
treter. ,[Die]  grossen  pensioner,  des  Waldraans  nach- 
komen  und  sines  fäls  fürsäher.'  Ansh.  —  Pestilenz-. 
Eine  Zuschrift  des  AMaraviglia,  mailändischen  ,P.- 
Fürsehers.'  1585,  Absch.  —  Für-sehung  f.  ,Für- 
säbung,  fürsorg,  provisio,  cautio.'  Fris.;  Mal.  a)  Vor- 
aussicht. ,Wir  Angnes  ...  abtissin  des  gotzhuses  ze 
Sekingen  tuon  kunt  . . .  daz  wir  durh  nütz  und  bes- 
serunge  unsers  gotzhuses  wol  bedahtlich  und  mit 
guoter  fursehunge  verliehen  haut...'  1340,  AaB.  Urk.; 
in  einer  andern  Urk.  ,mit  guoter  fursihtikeit.'  Von 
der  göttlichen  Vorsehung.  ,Diss  jars  erhuob  sich  under 
den  wältschen  predicanten  ein  schwere  frag  und  dis- 
putation  von  der  f.  Gottes.'  JHaller  1550/73.  ,Wann 
Alles  in  der  F.  Gottes  gehet,  dass  nichts  geschieht 
ohne  seinen  Willen  ...'  FWyss  1677.  Auch  bei  Denzl. 
1677.  1716.  —  b)  Fürsorge,  bes.  auch  obrigkeitliche; 
daher  auch  Vorkehrung,  Massnahme.  ,Das  si  sich  nu 
hinfür  aller  der  friheit,  gnad  und  fürsächung,  dero 
sich  dann  ein  ingesässner  burger  unser  statt  Bern 
gebrucht,  getrösten  sollen.'  1492,  B.  ,By  diser  für- 
sächung und  fryheit  wollen  wir  die  vermelten  von 
Lenzburg  lassen  bliben.'  1516,  AaL.  StR.  (B  Urk.). 
,Wir  tuond  kund,  das  wir  zuo  fürsächung  desselben 
[der  Zuwanderung  Fremder]  geordnet  haben...'  Anf. 
XVI.,  BStK.  .Weitere  F.  der  Kindeilehren  halb.' 
1664,  B.  S.  noch  Zue-Bott  (Bd  IV  1890).  ,F.  tuon.' 
.Dawider  [gegen  die  Giselschafteu]  zimliche  fürsechung 
zetuond.'  1499,  B.  ,Welliche  person  [kinderlos  stirbt] 
noch  auch  irs  zyttlichen  guots  halb  einiche  fürsechung 
tuot.'  BStSatzg  1539.  ,Wan  ein  Herr  verreiten  wil, 
sol  er  [der  Margstaller]  F.  tuen,  dass  die  Eoss  wol 
beschlagen  sigen.'  AAMuri  GOrdn.  XVII.  S.  noch  brin- 
gen (Bd  V  707).  Mit  Dat.  ,[Die  Lenzburger  bitten 
die  Berner]  inen  fürsächung  zetuond,  dardurch  si  zuo 
obbemelten  köufen  werden  gelassen.'  1516,  AaL.  StR. 
(B  Urk.).  ,[König  Rudolf  war]  von  ard  etwas  gitig 
und  beging  lüten  und  landen,  damit  er  sinen  kinden 
erlich  fürsechungen  tuon  mocht.'  Vad.  ,Tunt  dann 
den  Sachen  ordenliche  Fürsechung,  wass  von  Nöten.' 
RCts.  ,Sonsten  haben  sie  [die  reformierten  Soldaten] 
sich  gegen  Weib  und  Kinder  nit  gar  ungnädiglich 
erzeiget,  sonderlich  gegen  den  jungen  Kindern,  auch 
ihre  Nahrung  ihnen  zukommen  lassen  und  fleissige 
F.  getan.'  nach  1656,  Arg.  (Bericht  von  der  Schlacht 
zu  Vilmergen).  Auch  .Einem  F.  erteilen.'  1614,  B. 
,[Gott]  will,  dass  inen  [den  Armen]  fürsähung  be- 
schalle.' SHochh.  1591;  ,dass  sie  versorget  werden.' 
1693.  Übergehend  in  konkr.  Bed.  ,Uwer  schöben, 
uns  yetz  getan,  darinn  ir  etlich  fürsechung  an  körn 
und  gelt  begeren.'  1499,  Calvenf.  1899.  ,Die  täglich 
portz  oder  fürsähung,  muoss  oder  speiss  für  einen 
tag,  diurnum;  fürsähung  und  fürsorg  mit  speiss,  copia; 
fürsähung  des  salzes,  annona  salaria;  fürsähung  und 
das  järlich  einkauften  für  das  haussgesind,  penus.' 
Fris.;  Mal. 

füren-(ge-):  1.  nach  einem  Orte  vorn  sehn  können, 
wohl  allg.  —  2.  (fürhe"-,  firhe"-<fs.)  dreinsehn  BGr.,  R. 


Becht  sür,  stechig  f.  Du  g'sest  ja  firhe"  wie  das  Chueli, 
wa  es  Lanternelli  g'schlickt  hed.  Bärnd.  1908  (BGr.). 
ent-gegen-:  1.  e"tgäge"-g'se",  gleichen,  einem  Vor- 
bild nahekommen  BSi.  Das  g'set  im  noch  Nut  e.,  ist 
vom  Vorbild  noch  weit  entfernt;  zB.  im  Schreib-  od. 
Zeichenunterricht.  —  2.  widersprechen.  ,Jedermänig- 
lich  sol  sich  vor  dem,  was  ihm  übel  anständig,  auch 
aller  Zucht  und  Ehrbarkeit  entgegen  lauften  und 
sechen  mag,  vergoumen  und  verhüten.'  BMand.  1628. 

—  dar-gegen-;  s.  sehen  (Sp.  527). 

,hi"-g'se":  tenderc  aliquo,  aliquo  prospicere.'  Id.  B. 

—  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,   1475. 

hinder-:  refl.,  sich  umsehn,  zurückschauen.  ,Wann 
sie  losschiessen  wollten,  hindersahe  er  [ein  Wolf]  sich 
nur  und  schaute,  wie  das  Pulver  auf  der  Zündpfanne 
aufbrunne,  es  wäre  aber  keinem  nicht  möglich  loss- 
zuschiessen.'  Sererh.  1742. —  Hinder-sehen  n.:  in 
der  Formel  ,ön  (alles)  h.',  ohne  Rücksicht,  Bedenken, 
bedingungslos.  ,[Die  Belagerer]  loufend  on  alles  hiu- 
dersechen  an  die  Engelburg.'  HBrennw.  Chr.  ,Ich  hab 
Gott  gelopt  und  verhaisen,  wil  es  im  on  hindersechen 
laisten.'  Kessl.  , Aisdan  er  [ein  Bildschnitzer  von 
Feldkirch]  das  ganz  werk  on  alles  hindersechen  uss- 
richten  soll  und  sol  es  auch  bis  gen  Zürich  in  sinen 
kosten  verfertigen.'  1582,  AaMuiü.  —  Vgl.  hinder-sichs. 

hindereD-(g"-):  nach  hinten  sehen  können,  wohl 
allg. 

her-  GW.,  sonst  höre11-(ge-):  =  anen-fge-Jsehen  2 
(Sp.  562)  Ap;  GA.,  T.,  W.;  TiiErm.,  Pfyn;  ZO.  (jetzt 
wohl  f)-  Da'  Begeh  hat  here"g'sehe",  .wohlgetan'  Ap; 
TiiPfyn.  Dö  g'sied  's  Botze"  here" !  Ap.  Ich  gab  de"  Lüte" 
[Arzneimittel],  wie  's  herCsäch,  nöd  lüter  Süesses,  eppen 
e"mol  erber  scharpf,  dernöch  der  Omstand  war.  Bür- 
gerfr.  1823  (Ap).  Gew.  mit  Dat.  Es  siet-mer  her(e"). 
's  g'sied-em  here",  wenn-ir  an  en  strenge"  Blatz  chöd 
Ap.  Etw.,  Jmd  g'siet-mer  guet  here"  Ap.  Wirt  zur 
Wirtin:  Ja.  ja,  en  riche'' Tochterma"",  De'g'sücht-mer 
here",  Das  ist  wör.  Stutz.  Di'''  kennt -me",  d'  Mam- 
mele"  hät-der  nümme''  recht  here"  g'sehe",  hast  Heimice 
g'ha"  noch  dem  Mostchrueg,  drum  hast  du  den  strengen 
Dienst  quittiert.  ONageli  1898  (G.).  —  Anders  bei  Gr. 
WB.  IV  2,  1165. 

näch(hin)-(ge-):  1.  Cnäch-g's.J  nachschauen  BGr., 
R.  Er  ist  due  noch  mid-nen  bis  uf  d's  Hubelli  firhi"; 
und  da  hed-er-nen  nächg'sen,  bis  das'  d's  lest  Bein  ist 
vergold  g'sin.  Barnd.  1908  (BGr.).  ,Eim  nachsähen, 
als  weit  er  mag,  aspectum  alieuius  exequi.'  Fris.; 
Mal.  S.  noch  üs-sügen  (Sp.  517).  Uneig.,  einer  Sache 
nächg'sin  han,  das  Nachsehen  haben,  sie  verloren  haben 
BGr.,  R.  Wenn-mu"  Dem  einist  Eppis  g'g'e'"n  hed,  su 
hed-mu"  denn  der  Sach  nächg'sen  BR.  Kaum  gedacht, 
sank  der  Kessel  [ein  verzauberter  Schatz]  ...  u'"'  si 
hei"-mu  nä'hg'se"s  g'häben.  Barnd.  1908  (BGr.).  .[Un- 
getreue Pfarrmagd:]  Ich  nams  als  an  mit  guoten  gfer- 
den  und  liess  den  pfaft'en  nachhin  Sachen.'  Ruef  1539. 

—  2.  (Einem)  Etw.  nachsehn,  -lassen.  .Die  Buss  ist 
mit  Gnad  nachgesehen.'    1729,  ÄATäg.  Gerichtsbuch. 

—  Näch-g"-sehe°  n.:  in  der  Formel  d's  N.  ha",  das 
Nachsehn  haben  Nuw  (Matthys).  —  Nach-seliung  f. : 
Nachsicht.  Z  Mand.  1692/9.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII   121/3. 

be-:  1.  (er)sehen,  erblicken.  .[Sie  wurden  auf  dem 
Marsche]  zuo  dem  dikeren  mal  von  den  figi[n]den  be- 
sehen und  angeriten.'  HBrennw.  Chr.  S.  noch  Bär 
(Bd  IV  1431;  nachher:  ,daz  man  vom  lantgericht  mag 
dar  gesechen').  —  2.  a)  prüfend    betrachten,   besieh- 


f.sl 


Sah,  geh,  sih,  soh,  suh 


tigert,  naclisehn,  untersuchen.  ,Besäliens  wert,  das 
man  sähen  sol,  visendus;  der  besähen,  perspectus,  der 
ersähen  ist  oder  besichtiget'  Fbis.;  Mal.  Mit  abh. 
Fragesatz.  ,[Die  Genannten]  sollent  besechen  und 
warneinen,  wer  in  dem  nüwen  kornhus  zweierlei  korns 
in  einer  standen,  in  einem  sack  oder  in  einem  geschirr 
veil  habe.'  1457,  Z  EB.  ,[Es  ist]  gebürlich,  daz  man 
in  der  heiligen  gschrift  nit  gäch  uff  den  buochstaben 
valle,  sonder  allenthalb  bsehe,  was  die  gschrift  wol 
erlyden  mög.'  Zwingli.  S.  noch  versehen  (Sp.  567). 
Mit  Acc.  S.  ,Die  alten  mur  besechen  und  geschouwen, 
ob  man  darutt'gebuwen  und  gemuren  süll  und  getürr.' 
1410,  AaB.  ürk.  ,Wie  er  die  sach  besieht  und  nach- 
frag hat'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,So  ich  üwer  meinung 
bsich.'  VBoltz  1551.  ,Alle  ding  besähen,  allenthalben 
umbsich  luogen,  ducere  visus  per  omnia;  ein  ding  auf 
das  allerfieissigest  und  ernstlichest  besähen,  curiosis 
oculis  perspicere;  ein  lust  und  ein  fröud  haben  etwas 
ze  besähen,  laätitiam  oculis  capere.'  Fris.  ;  Mal.  ,Ist 
der  zeend  vor  besehen,  so  sol  man  dann  die  doruf 
senden,  die  in  dann  vormals  besehen  habend.'  1562, 
Z  Kq.  1910.  ,[Die  Genannten]  sollend  den  Kilehenturn 
zu  Rorbas  b.  und  was  daran  ze  buwen  beradtsehlagen.' 
1582,  /.  KM.  S.  noch  sehen  (Sp.  530).  Eine  Schrift 
udgl.  ,b.'  , Bsich  daz  selb  ort  wol!'  Zwingli.  [Es 
solle]  den  Prädicanten  und  Gelehrten  befohlen  werden, 
die  alten  Concilien  zu  erforschen  (.besechen')  und  eine 
.Schutzschrift  zu  verfassen.  1531,  Absoh.  ,Darvon  bsich 
das  sechzehend  Capitel  im  sibenden  Buoch.'  JJRüeuer. 
Mit  Acc.  P.  ,Veracht  mich  nit  und  die  Meinen,  besieh 
zuvor  dich  und  die  Deinen.'  1606,  Th Arb.  (Hausinschr.). 
Von  ärztlicher  Untersuchung.  ,[N.  habe  gesagt,  man] 
sehike  in  mit  mir  gen  Costenz,  so  sond  inn  die  meister 
besechen,  so  findt  sich,  das  er  malizig  ist.'  1453,  Z  RB. 
,N.  soll  besechen  werden,  und  so  er  die  franzossen 
hat,  soll  man  im  an  Ötenbach  helffen.'  1557,  Z  RM. 
Militärisch,  mustern.  ,Es  soll  etwan  ein  frag  ghalten 
werden,  ob  man  die  undertanen  uff  die  zyt,  so  sy 
einem  nüwen  vogt  schweren,  alsdann  in  hämisch  und 
geweren  besechen  wolle  oder  nit.'  1569,  Z  RM.  Von 
der  Brautschau.  ,Zum  ersten,  als  sy  bedi  einanderen 
soltend  b.,  hab  er  sich  gen  Pfungen  gfüegt  in  des 
pfarrers  hus  und  schicke  nach  iren,  sy  kam  guot- 
williklich.'  1525/7,  Z  Ehegericht  ,Uff  welliche  red  sy 
etwa  in  ein  hus  ein  tag  setzen  und  bestimmen  weiten, 
da  sy  beide  zuosamen  kommen  und  einander  be- 
sechen sölten.'  1541/3,  ebd.  —  b)  in  Betracht  ziehn, 
berücksichtigen;  s.  Busting  (Bd  VI  1533);  ans.  (Sp. 
553).  —  c)  ,b.  gegen',  vergleichen  mit.  ,Iez  wollend 
wir  unsere  zerschnyder  gegen  jenen  b.',  die  Wieder- 
täufer mit  den  Verfechtern  der  Beschneidung  im  Ur- 
christentum. Zwingli.  ,Des  nüwen  ampts  offnung,  ouch 
eins  gotzhus  Wettingen  urbar  und  gewarsaminen  gegen 
einanderen  besehen.'  1556,  Z  Rq.  1910.  Refl.,  sich 
messen  ,mit.'    ,[Amazia  von  Juda  liess  Joas  von  Israel 

sagen :]  Kumm,  lass  uns  mit  einandern  b Do  zoch 

Joas  der  küng  Israels  härauf  und  besahend  sich  mit 
einanderen  ...  Aber  Juda  ward  geschlagen.'  1530/48, 
II.  Chron.;  öcpS-ö>|j.£V  TtpoocÖTiotg  ...  oVfihjaav  äXXVp.ots. 
LXX.  —  3.  besuchen.  ,[Der  frz.  König]  danket  inen 
[den  eidg.  Gesandten]  gar  früntlich,  das  si  also  zuo 
im  komen  weren  und  in  besechen  hettent'  DSchill.  B. 
.Witter  seit  er,  als  Clas  Fründ  sye  krank  gelegen 
und  er  inn  im  leger  besechen  .. .'  1500,  L  Hexenproz. 
,Besich    uns   etwan   daheimen,    revise   nos  aliquando; 


eim  entgegen  gon  in  ze  besähen,  provisere;  einen  be- 
sähen oder  heimsuochen,  convisere,  invisere,  visitare.' 
Fris.;  Mal.  In  feindlicher  Absicht  heimsuchen;  vgl.: 
.[Renguold  zu  seinem  als  Feind  kommenden  Vater:] 
Zuo  wiennecht  und  ostern  sol  man  sin  guoten  fründ 
kommen  besächen  und  fröud  mit  im  haben;  aber  du 
tuost  das  nüt,  sunders  du  kumpst  uns  besächen  in 
grossem  krieg  und  wider  uns.'  Haimonsk.  1531.  ,Frow, 
es  ist  wor,  dass  der  kung  von  Engellandt  . . .  mit 
26000  strittbarer  man  zuo  besehen  etlich  böss  under- 
tan  des  richs  und  sind  kommen  über  das  wasser  do 
ine  biss  uff  10  kleiner  mile  zuo  besehen  den  kung 
[von  Frankreich]  und  mit  gewalt  zuo  überkommen 
sin  kungrich.'  1475,  Bs  Chr.  II  293.  —  4.  sich  umsehn, 
Umschau  halten.  .(Einem)  umb  arbeit  b.'  , [Der  Meister 
habe  zu  dem  seine  Entlassung  fordernden  Gesellen 
gesprochen]  wölte  er  im  nit  arbeiten,  so  solte  er  an 
galgen  louffen;  da  er  im  güetlich  antwurte,  er  wölt 
nit  an  galgen,  er  wölte  umb  arbeit  besechen.'  1473, 
Z  RB.  ,Es  habe  sich  begeben,  das  er  als  ein  wandren- 
der  geselle  her  gen  Zürich  komen  sig  und  in  LTempel- 
man  des  wirtes  hus  ingekert  und  nach  etlichen  ge- 
sellen nach  irs  hantwerks  gewonheit  und  harkomen 
im  umb  arbeit  zuo  besechent  gesandt  hab  . . .'  ebd. 
.[Ein  Messerschmied  habe  gesagt]  es  mög  einer  selbs 
uff  irem  handtwerch  umb  arbeit  besehen,  wenn  im 
die  xellen  nit  darumb  besehen  wellen.'  1495,  ebd. 
,Nun  hette  HWyss  einen  gesellen  des  handtwärchs 
angestellt  und  im  arbeit  geben,  welchem  die  gesellen 
nit  umb  arbeit  besächen  noch  geschenkt  hätten.'  um 
1520,  Z.  Mit  Richtungsbest:  ,Zuo  welichem  meister 
er  [der  zugewanderte  Geselle]  denn  begerte,  dahin 
sölten  sy  im  denn  besechen.'  1467,  Z.  Refl.;  s.  be- 
suechen  (Sp.  229,  wo  .besächen'  zu  lesen  ist).  —  Vgl. 
Gr.  WB.  I  1610/2;  Fischer  I  910/1.  -  Be-seher(in) 
m.  (f.).  ,Der  besäher,  die  besäherin,  contemplator, 
contemplatrix.'  Fris.;  Mal.  —  Wasser-:  Uroskop. 
,Den  harpfenschlacher  und  den  giger  noch  keinen  in 
der  musik  und  uff  den  Seiten  geüebt  lat  er  by  dir 
[der  Tod  beim  sterbenden  Grossen  dieser  Welt],  keinen 
arzet  noch  wasserbesächer,  die  durch  ir  arznye  die 
menschen  ufenthaltend.'  1488,  GHdschr.  —  B»-seheti 
f.:  (aus  Esswaren,  bes.  Backwerk  bestehendes)  Ge- 
schenk, das  die  Taufpatin  bei  ihrem  Besuche  der 
Wöchnerin  bringt  GrD.     Vgl.  Geseheten. 

in-be-:  genau  besehen.  .[Der  Arzt]  het,  wie  er 
die  vilen  garstigen  Wunden  an  der  armen  A.  inbesach, 
ein  gar  bedenklich  Gsicht  gemacht.'  1622,  Bs  Fami- 
lienchr.  —  Auch  bei  Fischer  II  590. 

ob-,  umb-,  under-,  für-sich-;  s.  (ge-Jsehen 
(Sp.  525). 

hinder-sich-:  =  hinders.  Hinnersich  g'sV,  rück- 
wärts schauen  W;  im  Aberglauben  verpönt  (Ammann 
1850,  16.  20).  .Welicher  sin  band  an  den  pfluog  legt 
und  h.  sieht,  der  ist  nit  geschickt  zuo  dem  rych 
Gottes.'  BDisp.  1528  (Luk.  IX  62;  in  der  Bibelübers. 
von  1530  ,zeruck').  S.  noch  hinder-sich  (Sp.  168  u.). 
—  Hindersich-Sehen  n.  ,One  (alles,  einich)  h.', 
ohne  Rücksicht,  Bedenken.  Bussen  ,one  H.  ynfor- 
deren.'  1639,  Z.  ,One  femers  H.'  Z  Mand.  1648.  .Ge- 
gen demselben  one  alles  H.  mit  doppelter  Straff  ver- 
faren.'  BsPolizeiordn.  1715.  .[Kriecht  oder  Magd  sollen] 
an  dem  Ort,  allwo  sie  das  erste  Haftgelt  empfangen, 
one  einich  II.  zu  bestimmter  Zeit  den  Dienst  antreten.' 


583 


Sah,  seil,  sih,  soll,  suh 


584 


1728,  B;  wiederholt  1747.  ,Kein  h.  haben',  kein  Be- 
denken, keinen  Zweifel  (V).    1521,   Absch.  IV  1  a,  112. 

ze-säme"-:  1.  a)  zusammen  (dh.  an  den  gleichen 
Ort  hin)  schauen.  ,Do  die  heiligin  engele  zesamine 
sahin  unde  vor  wundere  sprachin:  quis  est  isteV 
XII.,  Wack.  (,Sermo  de  ascensione  domini').  —  b)  zu- 
sammenstimmen, -passen  ApI.  Me"  siet  o"glich  z'semme", 
man  schaut  eine  Sache  ungleich  an.  ebd.  [Mer]  g'siend 
beid  b'sesse"  höbsch  z'semme".  AHalder  1839.  .Wollte 
Gott,  es  würde  gegenwärtig  nichts  sein,  das  noch 
schlimmer  zusammensieht  als  der  Tabakrauch  und 
mein  Husten.'  um  1800,  Gespk.  .Lieben  Eidgnossen, 
gond  in  üeh  selbs  und  bedenkend  . . .,  wie  das  zemmen 
sehe,  dass  unsere  frommen  älteren  mit  dem  papsttuom 
so  seer  beladen  gewesen  sind,  dass  sy,  wo  das  Hecht 
der  hellen  göttlichen  warheit  entdeckt  gewesen  war, 
one  zwyfel  ire  biderben  lüt  mit  solchen  beschwerden 
nit  hättind  lassen  überladen,  schinden  und  verbergen. 
Und  so  aber  iez  das  Hecht  der  warheit  so  hell  schynt, 
dass  wir  in  mitts  in  der  warheit  wider  Gott  tuon 
wölltind  und  die  rinsternuss  beschirmen.'  Zwingli. 
,So  sehen  die  Gemüter  allerseits  nicht  zusammen,  also 
das  den  Worten,  wie  guot  und  sües  die  auch  sein, 
nicht  zu  trauwen.'  1605,  GSax.  —  2.  sich  gegenseitig 
sehn  (können).  .Damit  [durch  Gespensterfurcht]  das 
volk  im  schiff  umb  etwas  unrüewig  gemacht  und  die 
schiff  lüt,  das  sy  nit  recht  zesammensechen  mögen, 
ouch  verhinderet,'  1598,  Z  RB.  (Bericht  über  einen 
Schiffbruch).  ,[Bei  Zug]  ligt  noch  ein  Höchi  nit  wyt 
von  der  ersteren,  da  man  zesammensehen  ...  kan.'  1616, 
GJPeter  1907  (V Friedrich).  ,Da  man  dan  von  einer 
Wacht  ze  der  anderen  ...  mag  z.  und  einanderen  syn 
Bystand  bringen.'  ebd.  —  In  Bed.  1  a  auch  mhd.  (Lexer 
III  109fi). 

dar-:  hinsehn;  s.  bes.  Im  B.,  im  Hinsehen,  Augen- 
blick Obw.  ,Es  habe  davon  einem  gliedersichtigen 
Färli  eingerieben  und  das  syg  im  Darseh  wieder  z'wäg 
gsy.'  Obw  Blätter  1900.  —  In  eig.  Bed.  bei  Gr.  WB.  II  790. 

durch-:  1.  hindurch  schauen.  ,D.,  entwäris  durch- 
bin luogen,  transpicere.'  Fris.;  Mal.  —  2.  schauend, 
prüfend  gehu  durch,  durchgehn.  ,Härumb  als  ich  etwo 
manche  büecher  ...  durchsehen  hab.'  Stumpf.  ,Wol 
d.  und  beschauwen,  perlegere  oculis,  perlustrare.' 
Fris.;  Mal.  .Diese  Stadt  [Basel]  konnte  ich  wegen 
meinem  kurzen  Aufenthalt  nicht  d.'  um  1780,  Z  TB. 
1900. 

durcben-,  dür'he"-(g'-)-:  hindurch  sehn  (können), 
wohl  allg.  Me"  (g'Jset  nüd  d.,  zB.  durch  ein  trübes 
Glas.  Geistig:  Ich  cha""  nid  dür'he"g'se",  durchschaue 
die  Sache  nicht  B.  Uneig.,  mit  einem  Vorrat  bis  zu 
einem  bestimmten  Zeitpunkt  reichen,  auskommen  S 
(Schild).  Am  mersten  aber  dank  a"  d'  Wegge",  dass 
bis  z'  Dreikünig  dürche"g'sesch.  Scbild.  Ig  ha"  für  Mir 
so  vil  [Kartoffeln]  i"  Gh'eller  'tön,  <'ass  ig  ganz  uner- 
schrocken esse"  darf  und  öni  schudre"  Chummer  dürchen- 
g'se".    ebd.  —  Nur  in  eig.  Bed.  bei  Gr.  WB.  IV  '2,   1413. 

wider-.  Nur  in  der  entlehnten  Formel  uf  Wider- 
se'fhje1  (-se2)! 

Dafür  auch  scherzh.  uf  Widerluege",  -;/uy;/e",  -giii/rjs(l)e". 
Eine  nia.  Entsprechung  der  uhd.   Zss.  s.  unter  ummen-s. 

zuc-:  1.  a)  zuschauen.  Eig.  G'set  im  zue!  GJKdbn 
(B).  ,Do  Anses  dissem  wunderbarlichen  stryt  gnuog 
zuogsächen  hat,  do  sprach  er...'  Haimoksk.  1531.  ,Zuo- 
sähen,  aspicere,  contemplari;  schandtlichen  dingen 
zuosähen,  daz  einer  nit  tuon  müesste  und  wol  darvor 


sein  möchte,  oculos  conscelerare.'  Fris.;  Mal.  .Was 
inen  [den  Arabern]  gflel,  stalend  sy  [den  Pilgern]  nit, 
sunders  sy  liessend  zusächen',  wie  sie  es  nahmen. 
Stockm.  1606.  Uneig.,  Jmd  gewähren,  Etw.  geschehn 
lassen.  ,Desshalb  mynen  herren  als  einer  frommen 
oberkeit  lenger  zuozesechen  nit  gemeint.'  1542,  Z 
Rß.  .Die  von  Eglisau  sollend  JRoten  von  Bülach 
uff  syn  erkouft  huss  und  güeter  umb  den  inzug  zü- 
chen  lassen  oder  sy  den  kouff  zuo  irer  statt  banden 
neramen  und  züchen,  wyl  sy  den  köuffen  und  vor- 
genden  zalungeu  eben  lang  zuogsehen  haben.'  1586, 
Z  RM.  —   b)  =  dar-gegen-ge-s.  (Sp.  527)   B  (AvRütte). 

—  2.  mit  Dat.,  sorgen  für,  besorgen,  sich  Jmdes  oder 
einer  Sache  annehmen.  Syn.  ,zuo  einem  oder  etwas 
sehen'  (Sp.  526).  ,Wer  daz  dekeiner,  an  den  die  reben 
vielen,  so  jung  wer,  daz  er  mit  im  selben  dien  reben 
nicht  möchte  zuosehen.'  1315,  ZZoll.  ,In  glycher  ge- 
stalt  sol  ouch  beschächen  und  zuogesächen  werden 
dem  spital.'  1493,  ÄABr.  StR.  ,[N.  sagt  aus]  daz  die 
reben,  so  Näf  gebuwen  habe,  ticker  und  besser  werent, 
dann  Näf  und  ouch  Junker  Batt  habent  inen  och  dar- 
nach zuogesechen,  daz  si  besser  syent.'  1502,  Z.  ,Ich 
bit  dich,  lieber  Brun,  das  du  Basiljus  zuosechest.' 
XVI.,  Bs  (BAmerbach).  ,[Da]  die  von  Zürich  gar  vil 
truck  und  drangs  von  den  von  Switz  muostend  Hden 
und  sy  villich  nüt  anders  beduuken  mocht,  den  daz 
die  andren  Eignossen  den  von  Switz  und  Glarus  alweg 
me  zuosachend  denn  in,  da  verbundent  sy  sich  mit 
der  herschaft  von  Östlich.'  Edlib.;  im  Parallelbericht: 
,Daz  alwegen  si  beducht,  daz  die  von  Schwitz  me  hilf 
und  rat  hettend  zuo  den  Eignossen  den  sy.'  ebd. 
Amhd.  nur  in  eig.  Bed.;  andre  Bedd.   bei  Sanders  II  1065. 

—  Zuo-sehen  n.:  1.  Zuschauen.  ,In  unserem  By- 
wäsen  und  Zuosächen.'  RCvs.  —  2.  Zuversicht.  .Dann 
sy  doch  ein  semlich  getrüwen  und  ganz  zuosechen 
zuo  uns  band.'  1440,  S.  —  3.  Fürsorge,  Beihilfe.  ,Das 
seiten  im  [dem  Herzog  von  Lothringen]  die  Eidgnossen 
zuo  und  sachen  an  das  trüw  zuosechen,  das  er  vor 
Murten  hat  getan  und  so  tröstlich  zuo  inen  kam.' 
1477,  Z  Chr.  Man  solle  ein  gutes  ,z.'  halten,  damit 
die  von  St  Gallen  vor  Schaden  und  Mutwillen  geschirmt 
wären.  1530,  Absch.  —  zue-seh-ling(en),  -se'ch- 
li"ge":  zusehends  Z  (Spillra.).  Z.  wachse",  abne""". 
, Lazarus:  Zuosechling  nimmt  der  wetag  zuo.'  Funk. 
1552.  —  Zue-seher(in)  m.  (f.).  .Zuosäher,  zuo- 
luoger  der  spilen  und  anderen  dergleichen  dingen, 
speetator;  zuosäherin,  speetatrix.'  Fris.;  Mal.  ,üen 
5ten  Decembris  hat  man  zum  ersten  gesehen  einen 
Cometstern,  als  wann  er  ob  der  Statt  Zürich  stunde, 
je  nachdem  der  Z.  sich  stalte.'  1664,  Z.  ,Wanns  an 
ein  Rauffen  geht,  so  steht  der  Bär  allein  und  will 
das  stolze  Zürch  dan  nur  Zusecher  sein.'  1712,  Lied. 

—  Zue-sehung  f.:  Fürsorge.  ,Es  sollen  ouch  ein 
schulthes,  ein  raut  und  ganze  gemeind  insunders  ein 
flyssig  zuosächuDg  zuo  unser  kilchen  sachen  haben, 
das  die  in  guoten  eren  . . .  behalten  wärde.'  1493,  Aa 
Br.  StR.  ,Ein  houptman  swert  . . .  dem  venly  und  ven- 
rich  mit  sampt  sinen  knechten  alle  zuosächung  und 
bystand  zetuond.'  um  1495,  ebd. 

seh(en)lich,  sih-  sichli(eh):  „Adj.  und  Adv.: 
1.  sichtlich",  (deutlich)  sichtbar  BGr.,  „O.";  W.  Sind 
die  Flecken  auf  trockener  Haut  s.,  so  ...  Bärnd.  1908. 
Ohne  sichlichi  Anstrengung,  ebd.  —  2.  klar,  ,von  der 
Luft,  wenn  die  Gegenstände  in  die  Ferne  deutlich 
sind'  BR, 


Sah,  seh,  sih,  soh,  sul 


:,-, 


Xt;\.  ah,].  A.lv.  /.,«. /,„„;„7„,  (Graft'  VI  117),  nihil,  ueheu- 
lich;  letztere  Form  auch  bei  Gr.  WB.  XI,  145.  Wegen  i  s.  die 
Aum.   zu    iiber-s.   Vgl.  auch   (ge-) sichtig  (Sp.  '-l'>4.  268). 

uu - sichli(ch) :  1.  unsichtbar  BGr.,  „0."  Die  Zwerge 
konnten  sich  u"sichlihi  machen.  BXrnd.  1908.  Adv. 
Mier  gän  jetz  grad  ei"s  ganz  WsichUchW  vor  si"s  Hüs, 
wie  we""-mer  vorbi  wellten...  ebd.  —  2.  trüb,  von 
dunstigem  Wetter  BGr.;   W. 

ge-seh(en)lingen  g'sechl-:  Adv.,  sehend,  bei  Licht 
Z  (Spillm.),  mit  offenen  Augen  ZO. 

nn-g'sechli"gc":  Adv.,  ungesehen,  im  Verborgenen 
Z  (lt  Jucker,  Spillm.).  Öppis  u.  tue".  Unbesehn  (zB. 
Etw.  kaufen)  ZHed.,  0. 

Ge-seher  m.:  Schauer,  Experte.  ,Auch  hat  er 
[der  Ammann]  zuo  bieten  an  dry  Schilling  pfenning, 
dass  jedermandt  tags  sin  väcb  versorge,  und  wer  dem 
anderen  schaden  darüber  täte  und  das  klagt  und 
kundtlich  wurde,  der  soll  dem  herren,  wie  ob  stat, 
die  buoss  verfallen  sin  und  dem  kleger  oder  secher 
ablegen  den  schaden  nach  erkandtnuss  der  g-en,  so 
baidt  tail  daran  bietendt.'  1432,  TuTannegg  und  Fi- 
schingen Offn. 

Gern-:  wer  Etw.  gern  sieht,  damit  einverstanden 
ist.  ,Wir  die  gemeinen  Eidgenossen  ...  als  liephaber 
des  fridens  und  gernsecher  der  richtungund  einung...' 
um  1474,  BsChr. 

Kristall(en)-:  wer  aus  einem  Kristall  die  Zu- 
kunft deutet.  ,Bei  den  Instrumenten  des  Satans,  Seg- 
neren, Lachsneren,  Teufelsbeschweereren,  Crystall- 
seheren  und  dergleichen  Leuten  Hilf  suchen.'  Zauberei 
1704.  S.  noch  Zauber-Segner  (Sp.  471).  —  Vgl.  Gr. 
WB.  V  24S5. 

Spiegel-:  wer  in  einem  magischen  Spiegel  (vgl. 
Gr.  WB.  X  1,  2227)  die  Zukunft  zu  schauen  vorgibt; 
s.  Sib  (Sp.  43).  —  St  fern  (en)-:  1.  a)  Sterngucker, 
Astronom,  Astrolog.  ,Nicolaus  Copernicus,  ein  Prüss 
und  fürtreffenlieher  mathematicus  und  Sternensäher.' 
JJRüeger.  ,Zwen  Sternensecher  legen  den  Sternen 
auss.'  Spichtig  1658;  an  anderer  Stelle  ,Sternensöcher.' 
S.  noch  ver-galsteren  (Bd  II  235);  balgen  (Bd  IV  1212); 
Praktik  (Bd  V  570).  —  b)  Spottname;  vgl.  St.-Gugger  2 
(Bd  II  184).  .JFrick  zimberman  von  Horgen  zuo 
HTruochser  tuochscherer  von  Zug  [der  in  der  gemein- 
samen Schlaf kammer  den  Fensterladen  öffnen  will]: 
Lieber,  lass  den  baichen  zuogetan...  L>aruff  sprach 
der  T.:  Die  sternenseher  wend  unser  herren  hie  sin! 
Uff  das  sprach  der  F.:  Ich  bin  nit  ein  sternenseher 
und  es  ist  ouch  keiner  hie.  Do  rett  der  T.:  Die  ober- 
lender  wend  uns  hie  fressen!  und  zuckt  damit  sin 
messer...'  1439,  Z  BB.  —  2.  Fischname;  s.  Himmel- 
Gugger  (Bd  II  184). 

Ge-sehete"  Gr  (lt  St.  und  einer  weitern  Angabe), 
G'seheti  GrD.  (Amstein),  L.,  Pr.,  G'secheti  GuSchnd., 
G'si'ti  GRSch.  —  f.:  1.  Besuch  bei  der  Wöchnerin  und 
dem  Neugebomen.  Zu  den  ,weserleginen'  [s.  Bd  III 
1200/01)  solle  man  hinfort  .niemans  laden  usgenomen 
die  gotten  und  die  hebamen,  desglich  zu  den  geseheten 
kain  undermal  [Z  wischenmahl  V]  geben.'  1475,  Scu  Chr. 
III  69.  —  2.  dabei  gemachtes  Geschenk.  Syn.  Be-seheti 
(Sp.  582).  ,Es  sol  ouch  hinfür  zuo  dehainer  touffi 
weder  götti  noch  gotte  mer  denn  18  pfennig  inbinden 
und  demnach  nit  mer  dehain  gesehenten  geben.'  1475, 
Sch  Chr.  III  69.  —  3.  a)  etwa  am  dritten  Sonntag  nacli 
der  (unmittelbar  nach  der  Geburt,  spätestens  am  folgen- 


den Tage,  stattfindenden)  Taufe  abgehaltenes  grosses 
Mahl,  zu  dem  Verwandte,  Freunde  und  Bekannte,  auch 
der  Pfarrer,  Arzt  und  andre  Honoratioren  eingeladen 
werden;  man  (bes.  die  Frauen)  schenkt  daraufhin  der 
Wöchnerin  bei  einem  Besuche  Esswaren  (Backwerk) 
oder  Tranksame,  auch  Geld,  zum  Mahle  bringt  fast 
jeder  Eingeladene  eine  Kanne  Wein  mit.  kath.  Gr  (lt 
Bandlin;  s.  dessen  Schilderung  bei  Reitb.  1845,  85/9), 
Sch.  (unterschieden  vom  Taufmahl,  zu  dem  nur  die 
Paten  eingeladen  werden),  „Mahlzeit  bei  einer  Wöch- 
nerin, wozu  die  Paten,  Verwandte  usw.  Beiträge  lie- 
fern Gr."  Der  erste  Kirchgang  einer  Mutter  und  das 
damit  verbundene  bescheidene  (aus  1 — 2  Glas  Wein 
und  einer  Migga  bestehende)  Mahl,  das  an  die  Paten 
und  Verwandten  verabfolgt  wird,  die  vorher  ein  kleines 
Geldgeschenk  gemacht  haben  GrL.  —  b)  Taufmahl 
GrD.,  Pr.,  nach  einer  Angabe  auch  Arosa,  vSch.  Ei 
ja,  was-ich  ha"  welle"  säge"  und  g'seid  ha",  ob  Chlevi 
bald  chemmi  va"  der  G'seheti,  an  die-s'  a's  Statthalter- 
gotten  in  d's  Dorf  i"g'lade"  worden  ist?  Scawzn.  (Gr 
Schs).  E"  Fressi"g  han  wie  a"-re"  G'seheti  und  d's 
Geld  verbauen.  GFient  1898  (GRPr.).  S.  noch  magari 
(Bd  IV  99,  wo  aber  zu  lesen  GrScIis).  .Ebenso  sind 
verboten  die  sog.  Gsähetenen  oder  Taufmähler.'  1838, 
GRPr. 

ge-sehig  SchScIiL,  g' sechig  ZKn.,  g'sejig  Ndw 
(Matthys):  1.  sehend  ScnSchl.,  gut  sehend  Nnw.  Syn. 
sehend  3  (Sp.  541).  Und  war  isch  ['s]  doch,  dass  's  [das 
blinde  Grossmütterchen]  witer  siecht  als  Vil,  wo  g'sehig 
sind.  APletscher  1902.  —  2.  sichtbar  ZKn.,  leicht, 
gut  zu  sehn  Ndw.  —  In  Bed.  1  auch  eis.  (Martin-Lienh. 
II   340)  und  schwäb.   (Fischer   III   518). 

Ge-schnli1,ge1'  -e-:  fingierter  Ortsn.  Aa  (Hürbin). 
Er  isch  nit  vo"  G's.,  sieht  Nichts  oder  nicht  gut,  will 
Nichts  sehn. 

slhe"  ApK.;  GRChur(Fient),  stcfte"  Gr,  soPr.;  Th 
Kessw.,  siehe"  ApLb.,  sihe"  ApV.  ;  ScuBegg.,  Schi.,  sie" 
oTh,  sie"  ApH.,  sei(j)e"  ApL,  M.;  GSaL.,  We.,  zeie"  ApI.  (in 
Bed.  3),  sige°Bs  (Spreng);  Gl;  GRD.,L.,Pr.,Tschapp., 
UVaz,Val.;GWb.;  Sch;  ThHw.,Mü.;  W;  ZElgg.Neer., 
0.,  Sth.,  Uhw.,  W.,  Wl„  lt  Dan.  -V-,  3.  Sg.  Ind.  Prses.  sigt 
GRL.,Val.;  ThHw.,Mü.,  siget  Z,  Ptc.  g'sige"  Bs(Spreng); 
Gl;  ÜrL.,Pi\;  ThHw.,  Mü.;  W;  Z,  g'sigel  GRVal.  (nach 
älterer  Angabe  -i-);  Z,  g'sihe"  ScHBegg.,  g'siet  ApH., 
g'seit  GMs:  1.  tr.,  wie  nhd.  seihen,  (Flüssigkeiten, 
bes.  Milch)  durch  ein  Tuch,  auch  ein  Sieb  udgl. 
fliessen  lassen  Ap;  Gl;  Gr;  GFs,  Ms,  Sa.,  We.;  Sch; 
Th  ;  ZElgg,  Neer.,  0.,  Sth.,  Uhw.,  W.,  Wl.  ,Etw.  seihen, 
sichten'  Sch  (Kirchh.).  Syn.  sihenen  (in  Z  tw.  als 
der  modernere  Ausdr.  empfunden);  vollen  (Bd  I  786). 
No(ch)-dem  McUche"  tuet-me"  d' Milcch  s.  ThHw.; 
ZSth.;  vgl.  Sig-Napf  (Bd  IV  775),  -Blitz  (Bd  V  282) 
und  s.  auch  Sib  (Sp.  43).  Me"  siget-si  ja,  sagte  eine 
Frau,  der  die  Kuh  in  die  Milch  schiss.  oO.  (LTobler); 
vgl.  unter  sihenen.  Laug(en)  mache",  Äsche"  durch  's 
Tuech  s.  ZO.  ,Sihe  es  durch  ein  tuoch.'  Kunsth.  1474; 
daneben:  ,Sige  den  lim  durch  ein  tuoch.'  ebd.  ,Die 
ir  mucken  seihend  und  kamel  verschluckend.'  1530, 
Matth.,  ,seigend,  sciget.'  1638/1746;  vgl.:  .transmisso 
camelo  culex  in  cribro  deprehenditur,  der  grosse  Irrtum 
und  Fehler  fahren  lasst  und  nur  auf  die  geringen 
achtet,  der  Mucken  seiget  und  Karneol  verschlucket, 
grosser  Heuchler.'  Denzl.  1716.  ,So  man  dann  sölicben 
harn  durch  lynin  tüechlin  syget  . . .'  Ruek  1554;  andre 


Sali,  seh,  sih,  soh,  suh 


Ausg.  , seihet.'  ,Sig  es  dur  ein  lini  tuoch  in  ein  gschir.' 
Arzneib.  1556.  .Seigen  durch  ein  sack  oder  tuoch, 
(ex-,  per-)colare,  eliquare  . . .;  das  syggeschirr  oder 
sygnapf,  dardurch  die  milch  gesygen  wirt,  colura; 
eastrare  vina  saccis,  (den  wein)  durch  ein(en)  sack 
sygen,  das(s)  er  nit  zerauch  seye;  ureteres,  sygäderle, 
die  den  harn  oder  brunz  auss  den  nieren  in  die  bla- 
teren  sygend.'  Fris.;  Mal.  ,Für  das  grien:  die  kräbs- 
schalen  fleissig  gestossen,  mit  süessera  wein  gemischt, 
durch  ein  tuoch  gesigen,  zuo  trinken  geben,  sol  wol 
helffen.'  Fischb.  1563.  ,Las  [es]  mit  dem  saft  Süden 
so  lang,  byss  der  saft  ingsotten  ist;  sy  es  durch  ein 
tuoch.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Las  (das  saft)  ersitzen  und 
syge  das  dick  darvon.'  ebd.  ,So  der  Wein  gesiget  ist.' 
JRLandenb.  1608.  ,Wachs,  durch  Haberstrouw  ge- 
sigen.' ebd.  ,Süd  dise  Stuck  in  einem  Quertlin  Wyn, 
uuJ  wenn  es  gsotten  ist,  so  syg  es  durch  ein  lynis 
Duch.'  ZElgg  Arzneib.  um  165U.  ,Siget,  gesiget,  ge- 
sienet,  saccat(us),  colatus.'  Red.  1656.  ,Die  Stuck 
darein  gerührt...  dann  sigs  durch  ein  Tuch;  wilt  es 
aber  zu  Schäden  brauchen,  so  darfst  es  nicht  zu  sigen, 
sonder  vom  Boden  aufrühren.'  Arzneib.  XVII. /Will. 
, Siege  das  Lauter  oben  ab.'  ebd.  ,Legs  [die  Fische]  in 
ein  Schüsslen  und  syge  die  Brühen  daran.'  Z  Kochb. 
XVIII.  ,Ein  köstlich  Brandsalb:  nim  Wachs,  Harz..., 
verlassen,  durch  ein  Tüehlein  geseiget...'  Arzneib. 
1822.  S.  noch  Sevi-Baum  (Bd  IV  1245);  er-beizen  (ebd. 
1'.'84).  Abs.:  , Damit  das  regenwasser  den  menschen 
kein  schaden  zuofüege,  so  gsprützt  Gott  hüpschlich  und 
syget,  also  zereden.'  LLav.  1582;  vgl.  dazu  subtil  1  c 
(Sp.  95).  —  2.  intr.,  sinken,  fallen.  ,Daz  houbet  liez 
er  sigen.'  RvEms.  Uneig.:  ,Ich  wolt  ir  mit  rede  be- 
scheiden, waz  ich  herzeklage  von  ir  trage :  ach,  min 
fröide  seic,  ich  gesweic'  HvStretlincen.  Spec.  von 
Flüssigkeiten,  tropfen,  triefen  GrL.  Es  [das  Wasser] 
ist  üs-me  g'sigen.  Sickern  Gl,  von  einem  undichten 
Gefäss  GWb.  ,One  disen  punkteD  [strenges  Verbot 
aller  ,pensionen,  mieten,  gaben,  schenkinen  aller  für- 
sten  und  herien']  soll  kein  frid  nüzid;  denn  sytenmal 
die  pensionen  ein  ursach  des  zwitrachtes  sind,  so 
wurde  es  glych  gon,  so  man  die  blyben  Hess,  als  da 
einer  das  tropfen  an  eim  fass  mit  der  hand  abstrycht 
und  aber  das  löchle,  dadurch  das  tropfen  sycht,  nit 
verstoppet.'  Zwingli.  , Seigen,  rünnen,  fluere,  liqui, 
manare,  profluere.'  Mal.  —  3.  sie"  ApH.,  zeie"  ApL, 
lt  TTobler  auch  K.,  M.,  (fein)  schlössen,  leicht  hageln. 
Es  zeiet.  ,Den  14.  dito  [April]  hat  es  in  Bergen  ge- 
schnit  und  im  Tahl  zeyet.'  1732,  ApUrn.  —  4.  .sieben', 
wohl  =  sichten  2  a  (s.  Sp.  243).  ,Anna  Jeuch  habe  in 
verbotener  Zeit  gesichet.'  GrKI.  Frevelbüchlein  1734. 

Zu  gründe  liegt  germ.  'ethwan  (mit  gramm.  Wechsel  hw  : 
<j.  «•).  woraus  einerseits  ahd.  sihan  (Ptc.  -eiwan,  -eigan,  -eikan), 
nihil.  Hhen,  anderseits  ahd.  Mgan,  nilid.  sigen,  st.  Vb,  tr. 
seihen,  intr.  sinken,  (tröpfelnd)  fallen;  vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
197.  205/7;  Martin-Lienh.  II  339,  ferner  die  verwandten 
Sippen  Secht  /,  Seigen,  ße-aig  (Sp.  242.  -183.  490),  ferneren, 
sowie  die  Anm.  Sp.  143.  In  der  lebenden  MA.  erscheinen 
ulken  und  sigen  geogr.  geschieden :  nur  sigen  hat  meist  noch 
die  alte  st.  Flexion  bewahrt,  wahrend  Hhen,  soweit  iibl).  das 
Ptc.  gebildet  wird,  schwach  gewurden  ist  (vgl.  auch  .gesucht' 
neben  .gesigen.'  Arzneib.  XVII./XVIIl.).  Zur  lau«.  Behand- 
lung der  Form  sihen  vgl.  JVetsch  1910,  S.  So.  117.  165, 
spez.  zu  der  schon  bei  Notker  bezeugten  Kürzung  des  Vokals 
Braune  §  154  Anm.  1.  Eine  dem  uhd.  ,(ver)siegeu'  (Gr. 
WB.  X  1,  915.  XII  1321)  entsprechende  Neubildung  mit 
alter   Kurze  taucht  auch  in   unsern  Quellen  des  XV., 'XVIII. 


auf;  so  das  I'ni-t.  .ersigteii(d).'  1473.  1540,  BsChr.;  Wurst- 
isen  1580,  das  Ptc.  ,(ab-,  durch-)gesiget,  ersiget'  bei  Fris.: 
JJXiisch.  1608  ;  JRLandenb.  1608  (neben  .gesigen.  (ab)seigen'), 
der  Inf.  ,(ver-)sigen.'  1667,  Jes.;  Arzneib. XVII./XVIIl.  (hier 
auch  Imp.  ,sig,  siege'  neben  Ptc.  .gesigen'):  vgl.  auch  Ptc. 
ge-eiget  nach  ä.  Angabe  aus  GrVal.  Die  von  Dan.  angegebene 
Z  Ausspr.  8i-V"  beruht  auf  dem  Einfluss  des  daneben  stehnden 
syn.  si2ben  (Sp.  44).  Ob  Bed.  3  hiehergehört,  ist  fraglich; 
vgl.  ,zeien'  bei  Schm.  8II  1070,  schwäb.  .Seien'  PI.,  kleiner 
Hagel  (Schmid  4S9).  Bed.  4  verhält  sich  zu  1  wie  sechten  I 
zu   S  (Sp.  242/3). 

ab-sige":  1.  a)  tr.,  abseihen  GrPi.;  Th;  Z.  D'Äschi 
würd  [aus  der  Lauge]  abg'sige",  bei  der  Wäsche  Gr 
Pr.  (AfV.).  ,Am  4.  tag  hat  es  sich  gesetzt;  den  sig 
es  ab,  so  hastu  guotty  tinten.'  Arzneib.  1556.  ,Sig  das 
waser  rein  ab.'  ebd.  ,Transfundere,  abgiessen,  von 
eim  in  das  ander  abschütten,  absygen.  Saceatus,  ge- 
sacket, durch  ein  sack  abg(e)sigen,  wie  die  apoteker 
den  Hypocras.'  Fris.;  Mal.  ,Nach  etlichen  Tagen  soll 
es  fein  ordenlich  und  häflich  ab  der  unreinen  Materi 
abgesigen  werden.'  JRLandenb.  1608.  ,Seige  denselben 
Essig  durch  ein  Tüchlein  ab.'  ebd.  , Demnach  so  wird 
das  Öl  fleissig  von  den  Blumen  ausgetruckt  und  ab- 
gesieget.'  ebd.  .Nim  6  mahl  so  veil  guten  Weins, 
läge  dei  Stücke  darein  ...,  lass  es  13  Tag  also  stehen; 
darnach  seige  dem  [!]  Wein  davon  rein  ab...'  Arzneib. 
1822.  —  b)  =  ob-seigeren  (Sp.  484)  Aa  (HBruppacher). 
—  2.  niederfallen,  -sinken.  ,Er  [Gott]  wirdt  auff  dem 
berg  hinnemmen  den  abgesignen  fürhang,  der  allen 
Völkern  vor  dem  angsicht  hangt.'  1530/1,  Jes.;  in 
den  spätem  Übersetzungen  nur  ,den  Vorhang.'  Flüssig- 
keiten a.  lü",  abseihen  Gl.  —  Ab-siger  m.:  Tropf- 
brett in  der  Küche  Gl.  Synn.  s.  unter  Chräzen  2 
(Bd  III  925);  Geschirr-,  Spüel-,  Ab-wäsch-Brett  (Bd  V 

908/11).   —    Vgl.    Gr.  WB.  X  1,    206;   Fischer   I    68. 

er-sige",  in  der  ä.  Spr.  auch  ,-sihen',  Ptc.  ersige": 
aus  triefend  nassem  Zustand  bis  zum  nassen  (,ohne 
Triefen'  GlK.  lt  Wint.)  trocknen  GlK.  (Wint);  GrR))., 
.langsam  auftrocknen'  GRPr.  Wäsche,  eben  aus  dem 
Brunnen  gezogen,  wird  auf  eine  Bank  gelegt  zum  E., 
.damit  das  meiste  Wasser  heraustropfe'  GüNuf.  D's 
Hns'  ersiget,  ist  ersige".  Von  verregnetem  Heu :  [Es] 
göt  noch  e"  Wil,  bis  d's  Heu  über  e"  söttegi  Taufeten 
ab  nie  ersigen  ist.  MKuoni  1884.  Versiegen,  von 
Brunnen,  Bächen  usw.  äSpr.  ,[1473]  ersigtend  die 
brunnen,  das  grosser  mangel  an  wasser  was  in  der 
statt  Basel  und  uff  dem  land.'  1473,  Bs  Chr.  ,Der 
Nilus  wird  erseihen  und  ertrocknen.'  1530,  Jes.;  ,er- 
sygen  und  ertrochnen.'  1531/1638;  , versigen  und  ver- 
trocknen.' 1667.  ,Er  wird  ...  die  meerwällen  schlauen, 
das  alle  gumpen  des  flusses  erseihend.'  1530,  Zacu.; 
,ersigind.'  1638;  .verseigen  sollen.'  1667/1707.  ,Als 
der  salzbrun  begont  ersähen  [in  '  , ersuchen-].'  Ansh. 
,Es  giengen  [in  einem  trocknen  Sommer]  ouch  gar 
vil  waser  ab  an  allen  orten,  das  die  waser  fast  klein 
wurden,  ouch  an  vil  enden  gar  ersigten,  derren  vor 
nie  keins  abgangen  wass.'  1540,  Bs  Ohr.  ,Es  ist  ein 
warmer  und  trockner  herbpst  gwässen  ...  das  etlich 
brünnen  sind  ersigen,  die  im  heissen  sommer  darvor 
nit  ersigen  sind.'  UMey.  Chr.  1540/73.  .Siccari,  vapo- 
rare,  ersygen  (,ersigen.'  Mal.),  nach  und  nach  er- 
trochen,  trocknen,,  aussderapfen;  fluvius  vivens,  ein 
stäts  rünnend  wasser,  das  nit  erseigt  und  auss- 
trochnet;  aqu«  perennes,  die  yemerdar  lauffend  oder 
erseigend.'  Fris.;  Mal.    ,[1540]  war  ein  solche 


Sah,  seh,  sill,  soh,  suh 


bestendige   dürre,    das  vil  brunncn  ersigten  und  alle 

wasser  sehr  abgiengen.'  Würstlsen  1580 dass  die 

buch  dermassen  erseigend  und  verdorrend,  dass  man 
trockens  fuoss  hindurch  kommen  mag.'  LLav.  1582. 
Bildl.:  ,[Um  1500  entstand  zu  Hailau  eine  neue  Wall- 
fahrtskirche] so  diser  und  der  glichen  an  unzal  orten 
nüwe  cisternen  [Anspielung  auf  Jerem.  II  13]  gwon- 
lich  hond  angfangen  und  sind  denn  ersügen  [in  *  ,er- 
sigen'].'  Ansh.  Übertr.:  ,Es  ist  die  liebi  gar  und  ganz 
erlöschen  und  ersigen.'  1572,  UMey.  Chr.  1540/73.  — 
er-sige°:  ,halb  getrocknet'  GlK.  (Wint.).  D'  Hembi 
sind  ersigni,  , nicht  mehr  ganz  tropfnass'  GRNuf.  Ver- 
siegt, von  Gewässern.  ,Ich  sähe  kein  wasser  im  bach, 
dann  es  war  uf  die  zeit  ersygen.'  Ept.  1460  (Gfo.). 
,üie  wasser  Nimrim  warend  ersigen.'  1548/1038,  Jes.; 
.versigen.'  1667;  .wüest.'  1530/1.  ,Exhaustus  (fons), 
siccatus,  ersigen  (,ersiget.'  Fris.),  erschöpft,  auss- 
trochnet,  aussdorret;  fontes  siccati,  torridi,  ersigne 
brunnen.'  Fris.;  Mal.  ,Ersigner  Baum,  versiegener,. 
erschöpfter  Baum'  Bs  (Spreng).  , Ersigne  brüst.'  ,0 
Herr,  du  wirst  inen  geben  unfruchtbare  leib  und  er- 
signe brüst.'  1530/89,  Hos.;  ,versigene  Brüste.'  1667. 
,Man  sagt  warhaft,  das  [während  einer  Hungersnot] 
die  hunger  sterbenden  kindlin  in  der  schoss  irer 
muotter  uss  den  ersignen  brüsten  das  rote  bluot  zwin- 
gend.' Kessl.  Von  Menschen,  a)  durch  Blutverlust 
erschöpft;  vgl.  mhd.  des  bluotes  ersigen.  , [Maria  zu 
Jesus:]  Das  (das  fünft  liden)  was,  do  du  von  dem 
krütz  genomen  wurt  und  mir  tott  ain  minen  armen 
gelait  wurt  mit  offnen  wunden;  und  ich  sach,  das  du 
so  gar  ersigen  wärt  und  ain  bluotstropf  in  dinem  Hb 
nit  me  was.'  XV.,  G  Hdschr.  (AfV).  —  ß)  gleichs.  aus- 
getrocknet, bei  starkem  Durst.  Bildl.:  ,[Wir  Eidge- 
nossen haben]  gemainclich  uns  an  die  gottlosen  krieg 
ergeben  und  der  unmassen  nach  der  fürsten  gold  ainen 
durst  empfangen,  das  wir  (laider!),  unangesechen  aller 
gerechtikait,  also  ersigen,  iedem,  wer  uns  nun  mit 
dem  schinenden  gold  ainglanz,  zuospringend.'  1526, 
Kessl.  (Vermahnung  an  die  VII  Orte).  —  y)  in  öko- 
nomischer Hinsicht  erschöpft,  verarmt.  ,Hiedurch  der 
arm  gemein  man  ...  so  hertenklich  beschwert,  ver- 
hinderet und  ersigen,  das  etliche  sagen  die  türe  kurz 
verschinen  jaren  .. .  ringer  überwunden  haben  [als  die 
jetzige].'  Kessl.  —  un-.  .Perennis  rivus,  der  für  und 
für  lauft,  oder  ein  unersigner  bach,  der  nit  auss- 
trochnet.'  Fris.;  Mal.  —  un-ersiglich.  .Manalis 
fons,  unersiglicherbrunn,  der  nit  abgadt.'  Fris.;  Mal. 

Mhd.  ersihen,  -slgen,  Ptc.  ersigen;  vgl.  Gr.  WB.  III  9S2; 
X  1,   206;   Schm.  2Il  248/0;   Fischer  II  843,   sowie  ver-s. 

üs-:  ausseihen.  ,Nimm  das  hirn  von  einem  gyren 
. . .  koch  das  in  wein  und  süessem  wasser,  und  so  du 
es  aussgesigen,  so  wirff  das  ander  hinweg;  in  der 
brüeyen  koch...'  Vogelb.  1557.  —  Vgl.  Schm. 2 II  246; 
Fischer   I   516. 

ver-st/ie"  ScHSchl.  (s.  b),  sonst  -sige",  Ptc.  ver- 
sige":  versiegen,  a)  vom  Wasser  udgl.  Ap;  Gl;  Th;  Z. 
's  Wasser  versigt,  ist  versige".  Da"  versigt  g' schwind 
wider  (ist  g'ad  wider  versige"),  da'  Bitseli  Rege"  Tu. 
,Und  was  das  erdrich  von  hitz  als  tür,  das  vil  guoter 
brunnen  verswinen,  die  vor  nie  versigen  waren.'  Z 
Chr.  XV.;  andre  Lesarten:  ,vil  guoter  brunnen  ver- 
sigen'; ,manig  guoter  brun  verseig.'  ,Das  schwärdt 
(die  Trockne)  wirdt  über  ire  wasser  kommen,  das  sj 
verseyhend.'  1530,  Jer.;  ,verseigend.'  1038;  , verseigen 
sollen.'  1667/1707.    ,Wenn  das  kind  an  den  tag  kumpt. 


versygt  dieselb  fuor  [Ernährung]  des  kinds.'  Ruef 
1554;  später  .zerrinnet.'  ,Es  versigen  [1540]  alle  bäcb 
und  brunnen,  dass  man  nienen  malen  konte.'  HOHcber, 
Chr.  .[In  einem  Urteil  über  einen  Wasserlauf  wird 
ua.  entschieden,  dass]  das  wasser  in  der  gruoben  solle 
versigen.'  1543,  ZBül. ;  vorher:  ,ein  gruob,  darin  das 
sälbig  wasser  verschwinen  solle.'  ,Man  sihet,  ob  vil- 
leicht  die  Quell  versigen.'  FWyss  1653.  ,Ein  Tröchne, 
dass  vil  Bach  und  Brünen  versigen.'  1654,  Bauernchr.; 
ähnlich  1705,  Scu  Rebbüchli.  ,[Man  soll  im  Boden 
tiefe  Löcher  machen]  weil  auf  diese  Weise  das  ste- 
hende Wasser  in  den  Sandgrund  gezogen  wird  und 
daselbst  verseiget.'  Z  Anl.  1760.  ,Man  sol  zusehen, 
dass  nicht  eher  ein  neuer  Tropfen  komme,  als  biss 
der  erste  in  die  Erden  versiegen  ist.'  JCSulzer  1772. 
S.  noch  Galg-Brunnen  (BdV666);  er-s.  Von  Tränen: 
,Auf  ihr  [der  Dichter]  Gebot  sollen  ...  die  Trähnen 
bald  aufquellen,  bald  verseigen.'  Sintem.  1759.  Oft 
bildl.  ,Die  haab  und  das  guot  der  gottlosen  werdent 
gleich  als  ein  wasserüuss  ausströcknen  und  verseihen.' 
1530/1,  Sir.;  ,versyhen.'  1548;  , versigen.'  1667.  ,Ich 
bin  barmherzig,  spricht  der  allmächtig  Herr  . . .  meine 
brunnen  lauffend  über,  und  mein  gnad  mag  nit  ver- 
seihen.'  1530/48,  IV.  Esra;  ,versyhen.'  1531;  , versigen.' 
1667.  ,Gott  lasst  nicht  nach  mit  Erhören,  ...der  Brunn 
seiner  Gnaden  verseigt  nicht.'  FWyss  1677.  ,Das  gläu- 
bige Umarmen  des  Creuzes  machet  auch  völlig  ver- 
seigen den  Fluss  unserer  unordenlichen  ...  Begirden.' 
JJUlr.  1718.  —  b)  (versihe")  spec,  aufhören  Milch 
zu  geben,  von  Kühen  SchScIiI.  E"  Chue  v.  lö",  sie 
statt  täglich  nur  alle  zwei  oder  drei  Tage  und  endlich 
gar  nicht  mehr  melken,  bei  trächtigem  Tier,  damit 
das  Kalb  desto  besser  gedeihe,  bei  unträchtigem,  damit 
es  fett  werde  zum  Sehlachten.  Mir  lond  iez  di  alt 
Chue  v.,  da"-si  noch  entcenge"  libig  und  verchäuflich 
ivürt.  ,Wenn  die  Küh  verseihen:  nimm  Scheelwurz 
mit  dem  Kraut  und  gibs  der  Kuh  zu  essen,  so  gibt 
sie  wieder  Milch.'  Anf.  XIX.,  BE.  Arzneib.  —  ver- 
sigen. ,V.,  torridus;  torridus  fons,  versiegener  Brun- 
nen.' Denzl.  1677. 1716.  ,In  dem  Grunde  schmelzt  [das 
Eis  der  Gletscher]  zu  nie  versiegnen  Quellen.'  Grimm 

1762.  S.  noch  Sp.  589.  -  Mhd.  ver-sihen,  -Hyen;  vgl.  Gr. 
WB.  XII  1267/9;  Schm.  2  II  249;  Fischer  II   1333. 

nider-:  niederfallen.  ,Do  seig  der  drang  nider 
und  starb.'  1392,  Z  RB.  ,Daz  die  vigende  von  grossen 
herten  siegen  und  stichen  vast  begonden  nidersigen 
und  hindersich  wichen,  ein  teil  zestunt  tot.'  Just.  — 

Amlul.    nidersigen. 

durc,'-seye",  Ptc.  -g'seit:  durchseihen  GMs.  ,Per- 
colare,  durchseigen.'  Fris.  ,Zerstoss  künschbaum- 
somen  und  den  weick  in  süessem  wasser,  und  so  du 
disen  durchgesigen  hast,  so  gib  in  der  tauben  ze- 
trinken.'  Vogelb.  1557.  , Druck  das  schmalz  haruss 
und  sige  es  durch.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Stosse  das  Ge- 
würz nicht  gar  zu  kleinem  Pulver,  sonder  alleine 
gröblich,  dass  es  mag  durchgesieget[!]  werden.' JJNüsch. 
1608.  ,Diss  soll  man  alles  miteinander  kochen,  durch 
ein  leinins  Tuch  durchsigen  ...'  10X2,  ORingh.  1908. 
S.  noch  purgieren  3  (Bd  IV  1587);  Sig-Blctz  (Bd  V 
282).  —  durch-gesigen.  .Eliquamen,  die  d.  feuchte.' 
Fris.;  Mal.    ,Der  durchgesiegene  Saft.'  EKönig  1706 

Sihe"  Sihe"  Ai-V.:  ScnHa.,  Schi.:  Z  (S,heli.  nach 
vereinzelter  Angabe),  Siehe"  Ai-K.:  TnKessw.  (auch 
Dim.  Sicheli),  .Siehe"  ApK.,  Sic"  Arll.,  I.,  M.  (TTobler); 


Saj  —  suj 


592 


oTh  (auch  Dim.  Sieli),  Sie"  ApH.,  Sei(j)e"  ArL,  M.;  GMs, 
Sa.  (Dim.  Seiji),  Wb.,  We.,  Sige"  GrD.,  L.,  Pr.,  S.;  Tu 
(auch  Dim.  Sigeli);  ZBenk.,  Elgg  (auch  Dim.  Sigeli),  F.f. 
Rüml.,  Sth.,  W.  —  f.:  a)  Seihe  aus  Metall  oder  Holz, 
bes.  für  Milch.  aaOÖ.;  meist  =  Sig-Napf  (Bd  IV  775), 
, feines  Sieb  oder  ein  Filtrum,  die  Milch  dadurch  zu 
reinigen'  (TTobler),  in  Gr  nach  mehrern  Angaben 
feines  Draht-  oder  Blechsieb  z.  U.  von  der  hölzernen 
Vollen  (Bd  I  786).  Dim.,  =  Kaffee-,  Theesieb  Th;  Z. 
, Hölzerne  Gelten  und  Ständer,  Milchtansen,  Sige  und 
Becken.'  Z  Amtsbl.  1867  (Gantanzeige).  ,Die  sienen 
oder  sygen,  colum,  quasillus;  die  seigen,  seiggeschirr, 
seigkorb,  seignapf,  colum  vel  cola,  qualus,  quasillus.' 
Mal.;  Fris.  hat  nur  , sienen.'  ,Seige,  Seihe,  Siene, 
colum,  qualus,  fiscus.'  Red.  1662.  —  b)  Sige",  Brause 
an  der  Giesskanne  Tu;  ZStli. 

Ahd.  Hha,  mhd.  slhe :  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  205.  Das  W. 
weicht  in  Z  den  beideu  Synn.  Sit  und  Siene'  (s.  Sihenen). 
In  Ortsn.:  , Seihen,  S.-Wald'  B;  vgl.  die  Anm.  zu  Sihenen. 
Chi  ottea- Sige"  :  =  Chrotten-Siden(ßp.3Q7)  GßPr., 
so  Fan.,  Jen.  Syn.  Ghr.-Ghrös  (Bd  III  860),  -Sigeten. 
—  Entstellt  aus  -Slde"  unter  dem  Einfluss  von  Siyeten  (s.  d.). 
Chrüt-Sfye":  grosses  küpfernes  Küchensieb,  worin 
das  gewaschene  oder  gekochte  Kraut  abtropft  Zu., 
Wth.;  vgl.  Chrüt-Sihenm,  Er  ist  z'  Fuess  g' gange" 
[ein  Spengler  auf  den  Markt],  mit-ere"  Chrnze"  am 
Buggel,  Kaffitierc",  Schüm-  und  A"richtchelle",  Träch- 
terli,  Seupfe"schüsseli,  Chrütsige"  . . .  und  derigi  Sache" 
drin.  KBiederm.  1888.  ,1  Krautsiege.'  ZSchwam. 
(Amtsbl.  1868).  —  M  i  1  c  h  -  Siehe",  -Siehe"  ApK.,  -Sige" 
iiiTh;  ZO.,Sth.,  -Sei(j)e"  GW  e.:  Milchseiher.—  Brun- 
ne"- Sige" :  =  Chrotten-Sigen  Gnlg.  (Tsch.).  —  Suppe"- 
Seifjje"-:  Suppensieb  GWe. 

sihene"  siene":  1.  tr.  „seihen,  durchseihen  Gl"; 
GRh.,  Wl.;  Scaw;  „Uw";  Z.  Mach-mer  kei"  Dreck  i" 
d'  Milch!  —  Es  ist  glich,  si  wird  ja  g'sienet  Z;  vgl. 
Sp.  586  u.  G'sieneti  Milch.  ,Gesienet,  saccatus.'  Red. 
1656.  ,Wie  man  sie  [die  Milch]  siene  und  von  aller- 
hand Unreinigkeitcn  sondere?'  JJScbeuchzer  1699; 
s.  noch  Milch- Sihenen.  ,Seine  [1.  ,siene'?]  es  durch 
ein  Tüchlein.'  Arzneib.  1822.  Übh.  für  aussondern, 
ausscheiden:  Wer  Liebi  weiss  z' verdiene"  und  selber 
liebe"  cha"",  den  soll  mi"s  Liedli  siene",  mer  wend  nur 
aslig  ha".  PHeng.  1836.  —  2.  intr.,  sickern  ZWäd. 

Die  Bildung  scheint  nur  Schweiz,  zu  sein  (vgl.  Gr.  WB. 
X  1,  962);  eis.  »nie"  (Martin-Lieuh.  II  339)  ist  wohl  anders, 
wie  sehne"  f.  sehe"  (s.  ebd.),  zu  beurteilen.  Zum  Lautlichen 
vgl.  etwa  Blei  mit  Aum.  (Bd  IV  912/3).  Vgl.  auch  siegijtn 
(Sp.  520),   sienggen. 

abe"-:  heruntersickern  ZWäd. 

Sihene"  Siene"  f.,  Diin.  Sien(d)li  Schw;  Z,  Sieneli 
Aa  (Rochh.);  Gl;  Z:  =  Sihen,  sowohl  das  Küchen-  und 
Tischgerät  (unterschieden  als  Kafi-,  The-,  Milch-Siene", 
-Sieneli),  als  auch  das  in  den  Sennereien  verwendete, 
grosse,  meist  hölzerne  Milchsieb  (Syn.  Vollen  Bd  I 
786)  Aa  (Rochh.);  GlH.,  K.,M.;  GRh.,  WL;  Schw;  Uw; 
Z  (in  der  Stdt  veraltend),  „hölzerner  Trichter  oder 
vielmehr  Seiher  Gl;  Uw;  Z."  In  Schw  und  anderswo 
wird  die  S.  von  den  Sennen  auch  als  Sprachrohr  ge- 
braucht, wenn  sie  von  einer  Anhöhe  in  die  Ferne 
rufen  oder  jodeln  wollen,  auch  zum  Rufen  des  Abend- 
segens: durch  d'  S.  d's  Avi  Maria  rüeffe";  vgl.  Abend- 
Bueff  (Bd  VI  684);  Abend-,  Alp-Segen  (Sp.  451).  .Co- 
lum, ein  syggschirr,  ein  sienen.'  Fris.;  s.  auch  Sihen. 
,Siene,   Signapf,   sinus,   sinuni.'   Red.  1656.     , Sienen.' 


1659,  ScbwE.  Inv.  S.  noch  möschig  (Bd  IV  506). 
Brause,  zB.  an  der  Giesskanne  Z.  .Deru  N.  vor  eine 
Siene  zum  Springbrunnenrohr  fi.  4.  20.'  1800,  Z  Haush. 
Durchlass  an  Wasserleitungsröhren.  ,Die  Tollen  muss 
durch  starke  Sienen  vor  Ohnrat  wohl  verwahrt  wer- 
den.' 1708,  Z.     S.  noch  Böst  (Bd  VI  1521). 

Dazu  der  Ortsn.  ,Sienen'  Gl  (auch  ,Vorder-S.');  L:  Schw; 
(auch  , Gross-,  kleine  S.'):  vgl.   die  Anm.  zu   Sihen. 

Chübel-:  hölzerner  Trichter,  durch  welchen  der 
Rahm  aus  dem  Rahmbehälter  ins  Butterfass  geschüttet 
wird   Gl  (Steinm.  1802,  128,   mit  Abbildung  S.  124). 

—  Kafi-,  meist  Dim.:  Kaffeesieb  Z.  —  Chrüt-:  = 
Chrüt-Sihen,  aus  Blech,  Email,  früher  auch  aus  Kupfer 
und  inwendig  verzinnt  Z.  ,Ein  Krautsienen.'  1788, 
ZKyb.Inv.    ,1  kupferne  Krutsienen.'  1808,  ZZoll.  Inv. 

—  Milch-:  ^=  Sihenen,  für  Milch  Gl;  Uw;  Z;  das 
Dim.  für  das  Tischgerät.  .Nachdem  der  Senn  die 
Milch  gemolken  ...,  sienet  [1746  .siebet']  er  sie  durch 
die  Folien  oder  Milchsienen,  ein  hölzernes,  oben 
weites,  unten  enges,  mit  frischem  Tannkreis  verstopftes 
Instrument,  in  das  grosse  Wellkesse.'  JJScreichzer 
1706.1746.  ,Für  Milchsiene  8  ß.'  1785,  ZStdt  Haush. 
,Ein  kupfern  Milchsienen.'  1797,  ZTu.  Inv.  —  Nidel-: 
=  Chübel-Sienen  GlS. 

Bluet-.  Nur  in  der  RA.:  D' Lebere"  ist  d' Bl.  Z. 
.Gleichwie  dem  Volke  der  Magen  die  Chuchi  und  die 
Lunge  der  Bläsbalg  ist,  so  nennt  es  auch  bildlich  die 
Leber  die  Bluelsiene",  indem  es  glaubt,  die  Leber 
habe  die  Funktion,  das  Blut  zu  reinigen'  ZZoll. 
(HBruppacher).  —  Ähnliches  bei  MHüfler   1899,  35S. 

Salat-:  Küchensieb  =  der  Chrüt-S.,  für  Salat  ver- 
wendet Aa  (Rochh.);  Z.  Vgl.  Salät-Zeinen.  —  Schütt- 
stei"-:  Sieb  am  Auslauf  des  Rinnsteines  in  der  Küche 
Z.  .Eine  küpferne  Schüttsteinsiene  20  ß.'  1808,  ZStdt 
Haush.     Auch  1837,  ZStdt  (Baurechnungen). 

Sihen  er  Siener  m.:  Milchsieb  Zu. 

Silier  Siger  m.:  Gefäss  mit  siebartigem  Boden 
GrV.  ,1  Siher',  unter  ,hölzin  Gschirr.'  1627,  Th 
Bürglen  Schlossinv.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1.   197.  207. 

Suppe"-:  =  Suppen- Sihen.  ,1  Suppensiher',  unter 
,isin  Gschirr  in  der  Kuchin.'  1627,  THBürglen  Schlossinv. 

Sihere"  f.:  Ortsn.  ,Auf  der  Seihern'  ScuwArth 
(ZfsR.  17  c,  224). 

Sihete"  Sigete"  f.:  ,was  fadenförmig,  wie  das  aus 
einem  Sieb  Fliessende,  herabhängt'  GRPr.  (Pfr  Ludwig). 

—  Viel!,  nur  aus  dem   Folg.  abstrahiert. 

Cht  otte"- Sigete"  GrPi\,  -SigetiGnSchxiA.:  =  Chrot- 
ten-Sigen (Sp.  591). 

Täpe"-  Sigeti:  =  dem  Vor.  GnSchud. 

(über-,  an-)sih(en)  lieh,  -sichlich  s.  unter 
(über-,  an-)seh(en)-lich  (Sp.  548.  561.  584/5). 

(ent-)be-siehen  s.  (ent-)be-ziehen. 


Saj,  sej,  sij,  soj,  suj. 

Vgl.  auch  die  Gruppe  sah  usw. 

Saijen,  ,Sai(en)'  f.:  eine  Art  Wollenzeug;  vgl. 
Absch.  VII  1,  1336.  ,Ein  ganz  stück  sammet  oder 
saygen.'  1595,  FHaas  1909.  .[Der  Landrat  will  dem] 
Schuolmeister  wegen  des  Üsterspiels  und  andern  3  Ellen 


Saj,  sej,  sij,  soj,  suj 


594 


Say  verehren  lassen.'  1615,  Nuw  Beitr.  ,[N.  hat  ua. 
entwendet]  5  Ein  brune  Sayen,  etliche  Büscheli  Stäpp- 
syden;  die  5  Ein  Sayen  gegen  B.  umb  3  Gulden  ver- 
kauft.' 1620,  ZRB.  ,Der  Rat  genehmigte  eine  Ord- 
nung, nach  welcher  das  Mass  der  Sayen  wenigstens 
41  Ellen  betragen  soll.'  I(i84,  ABürkli  1884,  17.  ,Die 
Scotti,  Garn,  Sayen,  Beutel  udgl.  belangend,  soll  ein 
Bürger,  der  solche  Waar  ...  in  die  Fremde  verschickt, 
von  jeder  Ballen  einen  Gulden  Zoll  geben.'  1711,  Z 
Ges.  1757.  Sayen,  baumwollene  und  leinene  Tücher 
dürfen  auf  dem  Markt  zu  Locarno  nicht  detailliert, 
sondern  nur  nach  dem  Stück  verkauft  werden.  1716, 
Absch.  .Welcher  Bürger  Scotti,  Garn,  Sayen,  Beutel 
...und  alles  Andere,  so  von  Wollen  gemacht  wird, 
fabriciert,  der  soll  von  jedem  Guldenwert  2  Hlr  . . . 
geben.'  1725,  Z  Ges.  1757. 

Mhd.  »ei,  sein  (häufiger  in  der  Weiterbildung  seit,  ahd. 
miat),  eine  Art  Zeug  (Lexer  II  853.  859;  Schm.  2II  335/6), 
zu  miat.  mt/um,  m(y)ium,  ea(y)iu  (DuCauge  VI  89),  frz.  wrie, 
woher  it.  mia  usw.  (s.  Körting  unter  "say»),  von  (kelt.-)lat. 
say  um,  saya,  eig.  Bezeichnung  eiues  Kleidungsstückes.  Über- 
warf, (Soldaten-)Mantel  usw.,  dauu  Ubertr.  auf  den  dazu 
verwendeten  Stoff.  Einen  viel),  hieher  gehörigen  Beleg  (in 
der  Form  ,seiyen')  s.  noch   unter   Brief  (Bd   V  443). 

Herren-.  ,Schneidertax :  ...item  für  ein  Par  Er- 
mel  von  Herrensagen  [1.  ,-sayen'V]  oder  anderem  Ge- 
zeug  ...  15  g.'  BsTOrdn.  1646.  ,12  Ell  der  köstlich- 
sten Herrensayen  [als  Hochzeitsgeschenk].'  1663,  Z. 
Weitere  Belege  Z  TB.  1900,264.  268.  —  Doppel-.  ,[N. 
hat]  2  ein  schwarze  doppelsayen  entragen.'  1586,  ZRB. 

Saijeten  f.:  1.  eine  Art  Zeug,  Sayette;  1t  Z  TB. 
1900,  255  früher  in  Z  fabriziert.  —  2.  daraus  ver- 
fertigtes Frauenkleid.  ,1  schwarze  Sayeten',  unter 
,Wyberkleidern.'  1669,  Z  Teilrodel.  ,1  kermesynte 
Sayeten.'  1697,  ebd.  ,Ein  fürfarb  Kleid  mit  einem 
Flohr;  ein  modenfarb  Sayeten  mit  Flohr,  vast  neuw; 
ein  grauen  [!]  Sayeteu  mit  einem  weissen  Flohr.'  1706, 
ebd.   —    Frz.  sayette,   it.   saietta. 

saijetin:  aus  Sayette.  ,1  hirzenfarbene  sayetin 
Kleidung.'  1700,  Z  Inv.  S.  noch  krön-rasin  (Bd  VI  1284). 

sii(i)je"  -«-  AAHottw.,  Leer.,  Zof.;  ApHer.,  M.,  V.; 
BsL.;  B  (ohne  Sa.,  Si.);  Gl;  „L",  so  Reiden;  GMs, 
Rh.,Sa.,uT.,  Wb.,  We.;  S;  oTh;  Ndw;  U  (ohne  And.); 
ZoMenz.,  Stdt.UÄg.,  Walchw.,  -e?-  ÄABb.,  Br.,  Rein.f; 
Sch;  TnHw.,Mü.;  WVt.;  ZSth.,Wl.,  -e*-  AaEIu.,  Fisib., 
K.,  Rein.,  Schneis.,  -e'-  BG.,  Sa.,  Si.  (seije-J;  GrL.,  Pr.; 
PA1.  (seije"),  -ä-  BsStdt  (säije");  ScHRamsen;  THFr., 
säe"  -.<?-  ApH.  (ausser  Her.),  I.;  GrAv.,  -e3-  AaF.;  Scuw 
Ma.;  UAnd.;  ZeBaar,  Cham;  ZAdl.,  Bachs,  O.,  S.,  Stdt, 
W.  (auch  -e3-),  Wei.,  8.  Sg.  Pises.  und  Ptc.  s<ejet,  g's*ejet 
BBr.;  Nuw;  U(ohne  And.),  (g')säit  AALeer.;  ApM.,  V.; 
BsL.;  Gl;  L;  GRh.,  Sa.,  uT.,  Wl.;  S;  oTu,  (g'Js&it  Aa 
Rein.f;  Sch;  TuHw.,  Mü.;  ZSth.,  Wl.,  fg'Js&it  AiEhr., 
Fisib.,  K.,  Rein.,  fg'Jse'it  BG.,  Sa.,  (g)säit  TaFr.,  (g'Jse3et 
UAnd.;  ZßCham;  ZO.,  S.,  Stdt,  W.,  (g')s«t  ApH.,  L;  Gl; 
GRAv.,Rh.;NDW;ZGMenz.,Stdt,UÄg.,Walchw.,  (g'Jset 
ScnwMa.;  W  (Ptc.  flect.  g'sätf  usw.);  ZoBaar;  ZW., 
(g')se't  GrL.,  (g'Jsed  Cg'Jseid  PAl.(Ptc.  flect.  g'sötc  usw.), 
g'sät  GRObS.:  wesentlich  wie  nhd.  säen.  1.  a)  Samen 
ausstreuen,  et)  eig.,  bes.  vom  Getreide,  allg.  Chorn, 
Haber,  Rüebli  [s.  Bd  VI  81]  usw.  s.  Blüemd  s.;  s.  Bd  V 
96  o.  Oft  abs.;  in  BE.  (Bärnd.  1904,  116)  und  weiter- 
hin spec.  von  der  Bestellung  der  Wintersaat;  vgl. 
ans.  Hur  isch  ['s]  dem  S.  schön  nö'hg' gange",  nach 
dem  S.  trat  trockenes  Wetter  ein,  so  dass  die  Schollen 
Schweiz   Ittiolikon  VII. 


zerfielen  ÄAÜmikon.  Das  S.  als  typische  Tätigkeit 
des  Bauern;  s.  Bd  IV  1514.  ,Wir  haben  ouch  gesetzet 
...  das  alle  die,  so  sitzent  uff  der  burger  güetren  ..., 
alles  ir  körn  in  unser  stat  füeren  söllent...;  doch 
mag  wol  iederman  da  ussbeheben  sin  notdurft,  so  er 
bedarff  in  sinem  huse  und  ze  sägende.'  1366,  B  StR. 
,Ouch  ist  gesetzet,  waz  guotes,  welicherlei  daz  ist,  uff 
der  zeig  an  dem  Silveld  ...  geseyet  wirt,  wenn  dann 
daz  selb  guot  abgesnitten  wirt,  so  soll  dann  die  selb 
zeig  ...  ufgetan  werden.'  1410,  Z  StB.  ,Und  wen  es 
kunt,  daz  man  da  set  haber,  körn  oder  smalsat...' 
1440/70,  AAWürenl.  ,So  hab  er  einem  uff  der  Bruggen 
. . .  ein  viertel  hanfsamen  verstoln  und  den  geseigt.' 
1479,  Z  RB.  ,Ir  werdend  umsunst  euweren  somen 
säyen.'  1525/30,  III.  Mos.  ,Vil  lüt  meinten  [1479],  sy 
möchten  nitt  seyen.'  Bossu.  Chr.  ,Item  der  eychwald 
uff  dem  Limperg  (fast  8  iuehart  gross)  ist  geseyet 
worden  in  der  wuchen  der  Lucerner  kilchwihe.'  UMey. 
Chr.  1540/73.  ,Säyen,  pflanzen,  serere  [usw.].'  Fris.; 
Mal.  (Weitres  ebd.  341  a).  ,Ein  gschickter  paursmann 
seinen  somen  nit  wirft  und  säyt  in  ein  ungebrochenen 
unaussgebutzten  acker.'  OWerdm.  1564;  , sähet.'  Her- 
born 1587.  ,Mh.  band  erkhend,  welcher  hochwald  old 
rüti  ufftuo  oder  sunst  ertrich,  denen  schenkt  man  den 
samen,  sy  sönd  aber  dry  jar  seyn,  und  wo  sy  nit  dry 
jor  seytten  ...  so  sollend  sy  der  samen...  besallen.' 
1573,  Ndw  Beitr.  1886.  ,Um  S.  Johannstag  im  summer 
fiel  ein  grosser  schnee,  der  den  hampf  also  verdarbt, 
dass  man  in  uszüchen  muost  und  andren  seien.'  1585, 
Ard.  ,[Es]  syge  im  jetzt  zuo  spadt,  er  müesse  noch 
gon  Weissen  seyen.'  1620,  Z.  , Schmalsat,  so  in  dBraach 
geseiet  wirf  1630,  ZTöss.  ,Der  Haberzehenden  werde 
von  Zeit  zu  Zeit  geschwächt,  aus  Ursachen  die  Bott- 
minger  und  Binninger  gar  viel  Muess  zu  seyen  pflegen, 
welches  sie  nicht  verzehenden.'  1665,  Bs  Rq.  ,Lieset 
saien.'  1695,  JMHungerbühler  1852.  S.  auch  Stieb 
(Bd  VI  79).  ,S.  und  büwen.'  ,Ist  erkent,  daz  sölich 
holz  ingeschlagen  soll  bliben  und  man  nützit  da  seyen 
noch  buwen,  als  min  herren  sich  hievor  ouch  erkent 
habent.'  1523/6,  Z  RB.  ,Des  Veldbuws  band  si  [die 
alten  Deutschen]  wenig  gachtet,  ussgenommen  des 
Habersäiens  und  -buwens.'  JJPiüeger  1606.  S.  noch 
Bd  IV  1955.  ,Das  säyen  und  pflanzen,  satus.'  Fris.; 
Mal.  ,S.'  und  ,mäjen  (schniden'  uä.).  Da'  'sch  öppen 
e"  manierliger  Burst,  der  b'richtet  nit  nitmme"  vo" 
Milchen  und  S.  und  Mäije".  JReinb.  1904.  G'setzt 
isch  nid  g'sätt  und  g'schnitte"  isch  nid  g'mäit,  jede 
Feldarbeit  will  gelernt  sein  Bs  (Seiler).  ,Üuch  warent 
si  [die  eingewanderten  Schweden  und  Friesen]  darnach 
zwigen,  sägen,  schniden.'  Stretl.  Chr.  In  einem  Streit 
zw.  zwei  Brüdern  wird  erkannt:  ,Was  jeder  gsägt  hat, 
sol  er  schniden  und  ein  jeder  das  im  worden  ist  und 
zuogehört,  haben.'  um  1523,  ZRB.  Sprw.:  s.  mäijen 
(Bd  IV  135).  Wer  vil  het  z'  s.,  het  o°h  vil  z'  nutje-  B 
(Zyro).  ,[Dass  sie]  wo  sy  nüt  gesäyt,  daselbs  ouch 
nützit  schnyden  wellint.'  1531,  Absch.  ,Daruui  man 
auch  mit  Wahrheit  sagen  kan,  dass  kein  Geld  besser 
angewandt  seye  als  dises  [zu  Kriegsvorbereitungen  in 
Friedenszeiten].  Das  haisst  sayen,  damit  man  ernde.' 
Mise.  Tig.  1723.  S.  noch  Narr  (Bd  IV  778).  ,S.  und 
mäjen'  bezeichnet  aber  auch  den  Gegs.  von  Feld-  und 
Wiesenbau.  ,Uf  der  selben  Juchert  soll  N.  Reben 
buwen  und  sonst  keinerlei  Frucht  pflanzen,  weder  zu 
rneyen  nach  zu  säyen.'  1695,  Z.  ,Das  er  und  sin  Erben 
...järlich  von  den  3  Juchart  in  sinem  Infang  geben 


595 


Saj,  sej,  sij,  soj,  suj 


596 


soll  15  ß,  es  werde  gesägt  oder  gemägt.'  Lindinner 
1733.  Im  Kinderlied.  Ich  han  es  Hämpfeli  Häber 
ff'sät,  wifeliwipapum;  dö  chunnd  der  Wind  und  hat  's 
'r,rn,r.  „  ,/,,'•  inpapum  ZW.;  ähnlich  GZür.  1902,  L02 
I;  ApVL.1903,12.  S.nochBm^-Bei(BdVI8). 
Rätsel:  Ne"  wisse"  Acher  acheret-me",  ne"  schwarze" 
Söme"  säijet-me",  's  lauft  Mänger  drüber,  stolpret  net 
and  weisst  nit,  was-es  isch  [Schrift].  Rochh.  1857.  Im 
Kinderspiel;  s.  Bäh  (BdVI  19).  S.  noch  Hanf-Sämen. 
Verfahren.  Me"  hat  amig  zum  S.  nöüi  Tischlache" 
und  nöil  Sack  g'no",  dass  's  eso  recht  schiiii  w"  intern 
ZO.;  vgl.  Tisch-Lachen  (Bd  III  1005).  !■*  bräche" 
Nicmert  zum  Undergö"  [s.  Bd  II  23  o.].  wenn-ich  säije", 
Ich  sihe"  scho",  wo-n-ich  dor"''e"  chomm,  auch  etwa  =  ich 
weiss  schon,  was  ich  zu  tun  habe,  brauche  keine  Be- 
lehrung ThMü.  I"  welkem  Zeiche"  liest  eigeHlig  g'säit 
[s.  nachher],  und  was  für-n-es  G'sätzli  hest-de  derzue 
g'mümelet?  Barnd.  1901.  Beim  S.  muss  es  windstill 
sein;  daher  die  RA.:  Das  ist  iezen  e'"  Stilli  g'si"!  Da 
hätt-men  oueh  chönne"  säge":  Iez  war- es  guet  Flachs 
21  s.!  Bärnd.  1904.  Während  des  Essens  sollte  nach 
guter,  alter  Sitte  Stille  herrschen,  dass-me"  chönnt 
Büeblisäme"  s.  BB.  S.  noch  Haber  (Bd  II 931).  Scherzh.: 
Iez  war 's  guet  Stock  [Wurzelstöcke]  z'  s.,  me"  wörd-s' 
och  höre"  fal'e"  ThMü.  Art  des  Säens.  ,In  Neben- 
tälern des  Simmentais  wurde  oder  wird  [zur  Erleich- 
terung des  Jätens]  das  Getreide  nicht  vertan  (breit- 
würfig  gesät),  sondern  'zillet  g'sdid  (in  Reihen)  oder 
sogar  g'setzd  (gesteckt).'  Bärnd.  1908.  Er  hat  g'mänt, 
me"  säji  de"  Chlesöme"  wie  's  Gliom,  z'  Hampfle"  uns: 
dö  ist-er  nid  e"moll  halbe"  hindere"  [ans  Ende  des 
Ackers]  cho"  ThMü.  ,Von  einanderen  säyen,  yetz  hie, 
denn  dort  ein  heüfflin,  castellatim  serere.'  Mal.  Dünn. 
dick  s.  Dünn  (nüd  dick)  g'säfyt,  übertr.  wie  nhd. 
wohl  allg.  Das  isch  Eini  [eine  Heiratskandidatin], 
wie-si  nit  dick  g'säit  si":  Feuftüsi"gi  het-si  oder  noch 
mer.  JReixh.  1905.  Im  Vergleich,  's  Ops  llt  wie  g'sä(i)t. 
nach  einem  starken  Sturme  Aa;  Th.  's  hat  z'  Hun- 
derte" wis  Hüsli  a"  dene"  Bergen  obe"  verstreut,  wie 
we""-me"-s'  g'säit  hett  ThMü.  Mit  Betonung  des  Un- 
geordneten: 's  stöt  Alls  dorchenand,  wie  wc""-me"'s 
g'säit  hett.  ebd.  Sehr  wichtig  ist  die  Zeit  der  Aus- 
saat; vgl.  dazu  EKönig  1706,  143.  .Früh  säen  [der 
Wintersaat]  hat  Gold  im  Munde.'  Gotth.  Säit-me" 
z'  gl\'h,  sell-me" 's  de"  Chinge"  nit  säge".  Schild  1873; 
zu  frühes  S.  hat  wohl  auch  einmal  eine  gute  Ernte 
zur  Folge,  meist  aber  nicht,  und  daher  soll  man  den 
Kindern  nichts  davon  sagen.  ,Es  gilt  die  Regel  [in 
ZUit.]  frühzeitig  zu  säen,  nach  dem  Sprüchwort: 
Wenn  man  einmal  in  zehn  Jahren  zu  früh  säe,  so 
soll  man  es  den  Jungen  nicht  sagen.'  HSchinz  1847. 
Wann  's  spät  S.  g'rötet,  se  seil  's  der  Vatter  im  Su" 
(de"  Chindere")  nüd  säge"  AaB.;  BsL.;  ähnlich  in  LErm. 
,Was  man  am  Morgen  sät,  geht  acht  Tage  früher  auf, 
als  was  man  am  Abend  sät'  Aa;  Z.  De"  Wässe" 
[Weizen]  tar-me"  scho"  e"weng  spöt  s.  ThMü.  Rosetti: 
Säg-mer,  liest  der  Flachs  o"ch  scho"  i"  d'  Winterfüechti 
g'säit?  Käthi:  He  frilic%!  Annebäbi:  V"1  d' Hausset 
[Hanfsaat]?  Christe":  He  däich  wie  d'  Oberländer:  i" 
der  Hnuuche"  [Karwoche],  wil  's  denn  gern  regni. 
Käthi:  Vo"  Dem  han-ich  neuwe"  nie  Nut  g'hört.  Mi" 
het  süst  gang  g'seit,  mi"  säi  's  Werch  [Hanf],  we""  's 
buechig  Laub  tüei  üstribe".  Christe":  Also  im  A" fang 
Meije".  Barnd.  1904.  Am  Hugo  [1.  April]  darf-me" 
kein  Gerste"  s.  ÄABr.,  Hottw.,  Wil.    Wenn  's  am  Vrene"tag 


I  |1.  Sept.]  regnet,  so  soll  der  Bür  der  Sack  a"hänl:e" 
und  go"  s.,  denn  's  ijiH  e"  Tröchni  BsL.;  vgl.  Verene 
(Bd  1  Ol.',).  De  ni(ii/!<ch-)iueh  s.,  wenn  de  wi't,  vor  sibe" 
Wuche"  kum-der  nit,  heisst  es  beim  Säen  der  gelben 
Rüben  BsStdt.  S.  noch  Aprillen  (Bd  1  364):  üf-gän 
(Bd  II  13;  ilie  Bauernregel  auch  BsL.);  nid-sich-gän 
(ebd.  34);  buggelen  (Bd  IV  1089);  Sueben,  Gersten-, 
Flachseren-Büebli  (Bd  VI  79.  84);  Bagel  (ebd.  716); 
Boggen  (ebd.  773):  Buti  (ebd.  1812).  ,Das  körn  seigt 
man  umb  Sant  Martins  tag  im  herpst.'  Stolz  1519. 
—  ß)  uneig.  .[Felix  und  Regula]  begonden  säyen  dem 
heideschen  volk  das  wort  des  ewigen  lebens.'  Z  Chr. 
XV.  , Möchte  aber  yemants  sagen:  wie  werdend  die 
todten  autterstonV  ...  Du  narr,  das  du  säyest,  wirt 
nit  läbendig  gemacht,  es  sterbe  dann.'  1530,  1.  Cor. 
.[Im  Jahre  1478]  was  man  kriegs  müed  worden  und 
hette  iederman  gern  von  den  fromen  und  der  erberkeit 
friden  gehebt,  wie  wol  ouch  allerlei  Volkes  und  muot- 
willer  von  Eidgnossen  und  andern  enden  dar  kanient, 
denen  frid  und  gnad  nit  liep  was  und  gern  bösen 
somen  darin  betten  geseigt,  das  es  nit  zuo  friden  were 
körnen.'  DSchilling  B.  , [Der  Verf.  wünscht  bei  Anlass 
der  Teuerung  von  1481]  das  des  verfluochten  roup- 
guotes  nierner  mer  als  vil  harkom  noch  under  from 
biderb  lüte  geseigt  werde,  dann  ich  genziclichen  glou- 
ben  wil,  das  uns  dasselb  vergift  und  dis  und  ander 
türinen  von  usgang  der  kriegen  bishar  gemachet  habe.' 
ebd.  ,Der  tüfel,  der  ein  viend  ist  aller  guoter  dingen, 
der  wolt  ouch  sinen  samen  in  dis  guottät  sägen.' 
Stretl.  Chr.  ,So  aber  zuo  disen  zyten  der  böss  viend 
sin  gift,  wie  d  schlang  im  paradeiss,  under  uns  säigt 
durch  verfüerische  pfaffen  und  münch.'  Ansh.  .Da 
werden  die  Regenten  entzündet  ....  Gerechtigkeit  ver- 
triben,  Parteilichkeit,  Factionen  geseyet.'  AKlingler 
1688.  —  b)  ein  Stück  Land  besäen.  äSpr.  ,Und  als 
der  ahnend  ...  etwe  vil  ingevangen  und  ze  buw  geleit 
und  gesäget  ist.'  1410,  Z  StB.  .Diewil  her  abt  von 
Rütty  sollich  guot  in  Bona  an  etlichen  enden  verliehe, 
das  Hesse  seyen  und  meyen  und  anders  nütze  und 
bruche  dann  von  alter  bar.'  1520,  ZBub.  ,[NN.  kla- 
gen, sie  hätten  ein  Stück  Wald  gekauft,  gerodet]  und 
grüst,  das  sy  es  söltint  säygen  ...  Wo  er  [der  Käufer] 
die  rütti  nit  dörfti  s.,  so  hett  er  sin  gelt  übel  uss- 
gäben.  [Urteil:]  Der  köufer  möge  das  holz  nit  buwen 
ald  s.'  1538,  ZGreif.  .Einen  acker  säyen,  seminare 
agrum.'  Fris.;  Mal.  ,Diewyl  die  4  jucharten  von  dem 
einen  teil  schon  verzünt  und  ingeschlagen,  sollen  und 
mögen  sy  die  eeren  und  säyen  lassen.'  1555,  Z  RM. 
,Item  die  Breiti  hat  das  Recht,  so  sie  nit  in  Brach 
und  gesäyet  ist,  dass  kein  Weg  darüber  galin  soll.' 
1697,  THNnf.  Offn.  S.  noch  rüten  (Bd  VI  1808).  ,S. 
zuo':  .Item  und  des  torvelds  und  aller  anderen  zeigen 
halb,  wen  das  selbig  zuo  haber  gesägt  ist...'  15o2,  Aar. 
StR.  —  2.  a)  (aus-)streuen  übh.  Im  Spiel  mit  Bed.  1: 
Wo'tsch-es  s.  ?  oder :  Du  muesch  's  Gelt  nid  s.,  's  wachst 
doch  nid,  scherzh.  zu  Einem,  der  Geldstücke  fallen 
lässt  Th.  Lue»,  lue»,  du  seist!  zu  Einem,  der  in  einem 
durchlöcherten  Sacke  Mehl,  Sägespäne  udgl.  trägt  BG. 
Jo,  du  nutest  iez  Alls  s.  vor  der  ane"!  tadelnd  Tu. 
Me"  hät-ene"  [einem  Hochzeitspaar]  Sprür  g'säit 
(g'streut)  vom  Bus  e"weg  bis  fast  zom  Chihche"räli, 
zum  Zeichen  des  Spottes  über  die  schwangere  Braut 
ThMü.  ,Man  sol  nachgan  und  richten,  als  des  Oken- 
fiess  sun  der  küeyen  hirt  geseit  hat,  dass  er  ein  seche 
an  dem  riet  gan  mit  einem  sak  und  dass  er  uss  dem 


Saj,  sej,  sij,  soj, 


sak  säte  uff  die  weid,  er  weis  aber  mit  was.'  1395, 
Z  RB.  .Schlag  es  [das  Pulver]  durch  ein  tüechli  und 
sey  es  in  den  schaden.'  Kunstb.  1474.  ,So  hab  sy  das 
ebgenannt  bulfer  an  irs  bruoders  suns  hocbzit  ge- 
brucht  und  gedachter  ir  stiefftochter  ...  an  ein  brüeyg 
gesäygt  und  iro  lassen  fürtragen,  damit  sy  krank 
wurde.'  1520,  Z  RB.  ,Do  das  die  Spanyer  [1548  vor 
Konstanz]  gsen  und  empfunden  [dass  sie  von  der  Stadt 
aus  beschossen  wurden],  sind  sy  liinder  sich  in  das 
closter  Pettershussen  gwichen  und  band  nach  inen 
uff  der  brugg  büchsenbulffer  geseiet;  wan  sy  inen 
nachylen  woltind,  so  band  sys  wellen  anzünden  und 
also  feibrennen.'  UMey.  Chr.  1540/73.  ,Item  silber- 
iischen  daruf  gesäyet,  tröchnet  und  heilet  die  fyg- 
blateren.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Er  [der  Teufel]  hab  iren 
[der  Hexe]  auch  Salb  und  Samraen  geben,  der  ge- 
sächen  wie  Küblinsammen,  den  sy  uf  den  Heiden  hin 
und  her  sächen  solle,  damit  das  Vycli  verderbe.'  1605, 
ADettl.  1905.  ,[Die  Hexe]  hab  ihnen  von  dem  Bulffer 
in  das  Haus  gesehet.'  ebd.  .Ehe  man  sie  [die  Zoll- 
brötli]  gebacht,  ein  wenig  Zucker  darauf  gesäyet.' 
XVII1./XIX.,  Z  Kochb.  ,Seehe  Impper  und  Pfäffer 
darauff  [auf  die  Grundellen].'  ebd.  —  b)  unpers.,  es 
sät,  wenn  beim  Melken  der  Milchstrahl  sich  zerteilt 
Gl.    Syn.  biscii  (Bd  IV  1084);  sprissen.  —  g°-sä(i)t: 

a)  angesät,  bepflanzt.  .Gesäyt  oder  gepflanzt,  satus, 
insitus.'  Mal.  ,[1567  verursachte  die  Reuss]  den  buren 
...  in  den  güeteren  an  höw  und  den  geseyten  ackeren 
grossen  schaden.' TgB.  WSchodelers  d.  J.  Subst.:  ,üie 
hoflüt  söllent  alle  tag  dem  birten  einen  zuogeben,  der 
biss  gen  mittentag  in  die  äss  mit  dem  birten  gang 
und  im  des  vichs  helfe  hüeten  vor  dem  gesäyten  oder 
das    man    mägen    will.'    1450,    Z  Fraumünsterurb.  — 

b)  (g'sät)  iron.,  .verloren'  GüObS.  (B.).  Syn.  ge-heilten 
[eig.  aufbewahrt],  ebd.  —  an-.  ,Ist  erkennt,  was 
güettern  der  gedacht  Egli  uff  sinem  hof  ungeseygt 
liggen  lassd,  sinem  vech  zuo  weid,  daz  Heinz  Pfister 
inn  uff  den  selben  stucken  und  güettern,  so  in  ess 
liggen,  ungesumpt  lassen  ...  solle.'  1507,  Z  RM.  — 
Saijung  f.  ,Säyung,  saat,  saatnen,  sementis,  semi- 
natio.'  Fris.;  Mal. 

Ahd.  scen,  mini,  toejen,  Bcem;  zum  Laut].  vgl.  mäijen, 
bäijm,  bläijen  uam.  An  ä.  Formen  seien  noch  gemiaut:  Prfflt. 
, saiten.'  HBrennw.  Chr.  I'tc.  .gesäyet.'  1410,  Z  StB.,  ,go- 
säit.'    15-24,   Z,   ,geseiet.'   1585,  Ard. 

über-:  1.  übersäen,  -streuen.  Übersatt  mitgebe1 
Rose".  RIsi'her  1903.  , Erstlich  muss  er  [der  Bischof 
bei  der  Einweihung  eines  .Tempels']  denselben  gänz- 
lich mit  Äschen  überseyen,  und  darauf  das  griechisch 
und  hebreiseh  Alphabet  schreiben.'  AKlingler  1088. 
—  2.  a)  über  die  Grenzmark  hinaus  säen.  Vgl.  über- 
mcljen  (Bd  IV  136),  wo  weitre  entspr.  Zssen.  ,Wo  einer 
den  andern  über  offen  marchen  übersaygte.'  1520,  Z. 
,Da  sich  die  von  Pfeffikon  erclagent  . . .,  daz  die  von 
Wermentschwyl  ir  brach,  so  denn  ist,  überzünent  und 
mit  schmalsat  übersäyent.'  1523/6,  Z  RB.  S.  noch 
über-ernen  (Bd  I  464).  —  b)  abs.,  den  Samen  so  aus- 
streuen, dass  gewisse  Stellen  doppelt  besät  werden  Z 
und  sonst;  s.  under-gän  (Bd  II  23  o.). 

a°-:  1.  a)  =  säijen  1  a.  wohl  allg.  Gliom,  Haber, 
Büebli,  Salät  usw.  a.  Beublueme",  Blücmd  a.;  s.  Bd 
V  79.  95/0  und  vgl.  an-blüemen  (ebd.  94).  Da  mues'- 
men  e'chlei"  Pliiemts  a.  Gl.  .Soweit  die  Gefahr  des 
Auswinterns  es  zulässt,  kann  dem  Schaden  durch  A. 
von  Roggen,    Hafer  und  Pliemd  (Heubluraen)  vorge- 


beugt werden.'  Bärnd.  1908.  Es  Bett  Sürchabis  a. 
Schwz.  Bauernkal.  1886;  vgl.  b.  Die  [eine  Frau,  bei 
der  es  keine  Magd  lange  aushält]  soft  es  Garte"bett 
voll  a.  lö",  dass-si  alle  Tag  erdünnere"  chönnt,  de"" 
wär-si  mit  Mägde"  b' stellt  für-ne"  ZU  lang.  ebd.  Die 
Wintersaat  a.;  in  diesem  Sinn  oft  abs.  Tu;  Z  und  sonst. 
Wind -er  scho"  erg'säit?  ,Taglöhne  für  Umstechen, 
A.  und  Eggen.'  Alp.  1821.  ,Es  war  viel  Mist;  viel 
Land  bedurfte  desselben:  es  war  also  viel  anzusäen.' 
Gotth.  ,Uer  N.  antwortete:  Du  bist  noch  ein  feuleren 
Dieb,  dann  du  meinem  Bruder  22  Viertel  Korn  an- 
säyen  sollen,  so  hast  du  nur  11  Viertel  angesäyet.' 
1689,  '/Wetz.  ,Auch  ist,  wann  angesayt  wird,  der 
Zehnten  zu  entrichten.'  1711,  B.  —  b)  =  säijen  1  b. 
allg.  En  Acker  a.  Wie  mängs  Bettli  hast  a"g'säit? 
,Sy  understuonden  gar  klein  stückle  güeter  anzeseyen.' 
1557,  GMarb.  ,Wellicher  ...  syn  teil  nit  ansäyen 
wurde,  da  solle  desselben  teil  .  .  .  der  gmeind  fryg 
widerumb  heimgefallen  sin.'  1503,  Z  Rq.  1910.  ,üas 
sy  von  iren  wissen  und  güeteren  zu  Wiediken  und 
im  Hard,  wann  sy  die  uf  brechend  und  ansäyend,  des 
grossen  zehendens  von  fruchten  ledig  sygend.'  1595, 
Z  RM.  ,Nun  sind  syder  alten  Mans  Gedenken  dise 
Hölzer  insonderheit  gegen  Tagelschwangen  ussgerütet 
und  angeseyget  worden.'  XVII.,  Z.  , Erstlich  ist  ein 
Jurten  angset;  wan  er  s  Lehen  wieder  uf  gid,  soll  er 
auch  ein  Jurten  ansähen.'  1641,  Zg.  ,L>a  er  [der  Acker] 
nun  angeseyet,  sei  ihm  der  N.  auf  sein  angeblümbten 
Acher  ausgefahren.'  1740,  AATäg.  Gerichtsb.  Mit 
Etw.  a.  En  Acker  mit  Esper  a.  Th.  ,[N.  habe]  etlich 
jucharten  holz  ungefraget  ussgrüt  und  mit  fruchten 
angesaygt.'  1590,  Z  RM.  ,50  Jucharten  sind  uff  der 
Allmeind  mit  Korn  und  Fänch  angesäyet.'  1620,  ZErl. 
.[Güter,  die]  by  Mentschengedechtnuss  und  ouch  zuvor 
niemalen  gebuwen  und  mit  Früchten  angeseyet  wor- 
den.' 1636,  AABirm.  S.  noch  Sech  (Sp.  137).  —  2.  derb 
für  schwängern  TiiThund.  (Dr  Vogler);  Z.  Er  hät-si 
a"g'säit;  si  ist  a'hfsäit.  —  an-ge-säit.  ,Rechenherren 
söllent  gwalt  haben,  NN.  einen  fürsatz  ze  tuond,  in 
anscblag  das  inen  die  angesäyten  fiiuht  gar  übel 
gfelt.'  1571,  ZRM.  —  A"-saijet  m.:  die  (Zeit  der) 
Aussaat.  En  schlechte''  A"säet  ZSchöffl.  —  Zu  2  vgl. 
Gr.  WB.  VIII   16:11. 

b0-:  1.  besäen.  ,Wann  aber  die  böser  als  [1.  ald] 
die  schwecher  zälg  mit  körn  besäigt  stat,  so  gebend 
sy  nun  28  mütt  kernen,  und  so  sy  mit  haber  besäigt 
stat,  geben  sy  nun  ein  malter  haber.'  um  1509,  ZRüti. 
,Herr  Amtmann  Friess  ...  schlegt  vor,  den  ahgebrand- 
ten  Plaz  mit  Eichlen  zu  beseen.'  176:'.,  Z  Kappel.  - 
2.  bestreuen  GrRIi.  ,Bsäy  ouch  wol  mit  träset  das 
(sassen  und  rysmuos),  so  schmöckt  es  inen  dester 
bass.'  Haberer  1562.  ,Das  Blech,  darauf  manns  tut 
(die  Leckerli),  muss  mann  wol  mit  Mehl  besäyen.' 
altes  Arzneib.  S.  auch  Aschen-Sack.  Spec,  es  b'säjet, 
,der  Wind  hebt  den  Schnee  vom  Erdboden  auf  und 
sät  ihn  gleichsam  aufs  Neue  aus';  es  ist  b'säjet.  der 
Boden  ist  mit  feinkörnigem  Schnee  besät  U;  vgl. 
Säijeten.  —  Be-säijung  f.  ,Besäyung  mit  wolge- 
schmackten  dingen,  conditio.'  Mal.  —  Vgl.  Fischer  1885. 

in-bc-:  hineinstreuen  GrPi\,  Rh.  Einem  ,fratten' 
Säugling  es  Migeli  Einde"staiib  und  Wiiriiiniel  ander 
d'Äremli  und zwüsche"t  di  BeintscheniVb'see:  MKdoni 
(Schwzd.).  Pte.  I"b'sät  Pazoggel,  gesottno]  Nudeln 
mit  verschiedenen  Zwischenlagen  von  geriebenem  Käse 
oiler    Zieger,     ,die    Nationalspeise     der    Rheinwahlei" 


Saj,  sej,  sij,  soj,  suj 


GrNuC    I"b'säti  Polente",  Maiskuchen  mit  Zwischen- 
lagen von  Käse.  ebd. 

ver-:  1.  a)  die  Aussaat  beenden  BGr.,  G. ;  S ;  UwE.; 
ZO.  Vgl.  ver-ämden  (Bd  I  214),  -heuwen  (Bd  II  1821). 
Er  het  scho"  verseit  BG.  ,Sie  fragten  einander,  ob 
der  Hansuli  bereits  versäet  oder  ob  der  Muttcndurs 
schon  mit  Dreschen  angefangen  habe.'  AHartm.  1855. 
,Hat  man  im  Getreidefeld  und  sonstwo  versäids,  so 
verscheucht  der  Clwrenböz  ...  unerwünschte  Gäste.' 
Barnd.  1908.  .Herbstzeit,  so  man  verseijet  hat.'  Aa 
Muri  GOrdn.  XVII.  —  b)  durch  Säen  aufbrauchen. 
,[N.  hat]  verstoln  ...  3  viertel  kernen  dem  N.,  die  hab 
er  verseigt  . . .  item  by  einem  malter  habcr  uss  des 
N.  spicher,  hab  er  verseif  1471,  Z  KB.  —  2.  refl., 
durch  Samenentwicklung  sich  ausbreiten,  wuchern. 
Syn.  sich  ver-sämen.  .Da  ein  Regen  darauf  [auf  das 
Unkraut]  kommt,  fahet  es  alsbald  wiederumb  wurzlen 
und  grünen,  nimmt  auch  nachwerts  dergestalt  zu,  dass 
es  blühet  und  Samen  trägt  und  sich  also  versäet, 
dass  er  hernach  nicht  leichtlich  ausszureuten.'  E  König 
1706.  —  3.  verstreuen  AaF.;  UwE.;  ZO.  Du  versäest 
Alles!  tadelnd  zu  einem  Mädchen,  das  aus  Unacht- 
samkeit den  Inhalt  seiner  Schürze  (zB.  Bohnen)  auf 
den  Weg  streut  ZO.  ,Es  weere  min  rat,  das  wir 
[die  Reformierten  auf  dem  Zugerberg  1531]  ...  ein 
tonen  büchsenbulfer  versaygtind,  dwil  wir  doch  on 
alle  wacht  und  fürsorg  hie  ligend.'  LBossh.  Chr.  — 
Ver-säjete°  f.:  Verstreuung  UwE. 

Mhd.  veraajen,  falsch  säen;  vgl.  Gr.  WB.  XII  1031; 
Fischer  II  1285;  Martin-Lienh.  II  341. 

vor-.  ,Item  zue  Herrlenberg  im  Zürichgebiet  habe 
sie  [die  Hexe]  ein  Kalb  verderbt,  deme  sie  Bulffer 
vorgesehet.'  1695,  GUzn.  Hexenproz.(ADettling  1905). 
Saij c ™  f.  I"  der  S.,  Name  einer  mehrere  Heim- 
wesen umfassenden  Örtlichkeit  ApUm.  Auch  bei  Leu, 
Lex.  XVI  11  (,Säen').  —  Hieher? 

Sa(i)j er  m.:  Säer,  eig.  und  bildl.  ,Sy  [die  Feinde 
Babylons]  werdend  den  säyer  von  Babel  aussreuten 
und  den,  der  in  der  ernd  die  sichlen  hat.'  1530,  Jef.; 
.Säymann.'  1667.  ,Es  kommend  die  zeit,  ...das  der 
ackerraan  den  Schnitter  und  der  trotter  den  säyer  er- 
reichen wirdt.'  1531/48,  Amos.  ,Der  somen  mitteilt 
dem  säyer,  der  wirdt  ouch  das  brot  mitteilen  zur 
spyss.'  OWerpm.  1552;  .seemann.'  Herborn  1588.  ,Sihe, 
es  gieng  ein  Säyer  aus  zu  säyen.'  1638/1707,  Matth.; 
,säyman.'  1530.  ,So  dan  nüwlich  uss  angeben  des 
seiers  aller  bösen  werken  ...  die  heilig  Römsch  Wi- 
chen mit  böser,  schädlicher  zerspaltung  ...  ser  be- 
leidiget was.'  Axsh.  ,Säyer,  pflanzer,  sator,  seminator; 
ein  säyer  alles  bösens,  seminator  omnium  malorum.' 
Mal.  —  Mhd.  nxjan,  -er;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1633.  Als 
FamilieDD.:   .Bernhart  Säyer  der  scherer.'    1487,  Z  RB. 

Irr-:  Verbreiter  von  falschen  Lehren.  , Andre 
scheltens  [die  Prediger],  als  ob  sy  nit  geschickt  und 
formlich  handient,  und  dargegen  ouch  die  andern  wi- 
derumb  die  als  irseyer,  ferfüerer  und  ettwan  ketzer 
nennent.'  Zwingli. 

Sa(i)j  et,  -d  Aa;  Bs;  B;  Sch;  Th;  Uw;  ZSth.,  Wl., 
Se2et  Z,  Säit  Ai.Bb.,  Sesit  ZElgg  —  m.:  1.  a)  Aussaat. 
aaOO.;  eines  der  vier  Hauptuerch  des  Bauern.  Bärnd. 
1904.  ,Der  paursmann,  so  gern  einen  früeyen  ^äyet 
oder  zeitliche  ernd  haben  wölt.'  Vogelb.  1557.  ,Der 
Gläubigen  Leben  ist  ein  Säyet:  säyet  er  viel  Trähnen, 
wird  er  viel  Garben  samlen.'   AKlingler  1702.     ,Mit 


dem  Feldbau  und  Säet  beschäftiget.'  FWyss  1672. 
,Von  der  durch  den  Säyet  ausgestandenen  Arbeit  bar 
[komme  der  Schmerz  im  Bein].'  Wasterking.  Proz. 
1701.  ,Dass  wir  zwar  eine  feine  Herbstwitterung  ver- 
hoifen  könten,  aber  sehr  abwechslend,  dahero  solle 
man  mit  dem  Säyet  eilen.'  S  Kai.  1757.  Z' S.  (in  Tiillw. 
nur  S.)  ere",  fare";  s.  eren  (Bd  I  404);  Verene  (ebd. 
915).  ,Die  Pflner  sollen  die  zwen  tagwen  tuon  ...  alle 
jar  uff  zwo  arden,  die  im,  dem  [Mötteli]  von  Rappen- 
stein, gefeilig  sind,  es  syge  zum  haberen,  zuo  der 
brach,  zuo  dem  falgen  oder  säyt  eeren.'  1548,  THPfyn. 

—  b)  Zeit  der  Aussaat;  von  a  nicht  scharf  zu  sondern. 
D'  Em  und  der  Emdet  und  der  S.  sind  verbig' 'gange". 
SPletscuer  1903.  Wer  im  Heuet  nid  gablet  und  i" 
der  Em  nid  zahlet  und  im  S.  nid  früe  üfstöt,  dey  soll 
gugge",  icie's-im  im  Winter  göt!  SchScIiI.  (APletsclier 
1908);  vgl.  Bd  II  60.  ,Ja,  der  Säyet  sei  gar  lustig, 
we°°-me°  zueluege"  und  de°°  's  Brod  fresse"  könne.' 
Gotth.  .Obgleich  es  im  Säet  war,  hatte  doch  der 
Grossvater  ein  Pferd  erlaubt.'  ebd.  ,Hür  im  säyet 
sye  si  mit  Hansen  Dietschi  zkilchen  gangen.'  1530/3, 
Z  Ehegericht,  ,Das  ist  geschehen  vergangenes  herpsts 
im  seyet,'  1531/3,  ebd.  ,Der  säyet,  die  rächte  zeit 
des  säyens,  sativum  tempus.  Byren,  die  biss  zum 
säyend  wärend,  sementiva  pyra.'  Mal.  ,Der  Säyend 
bald  vorbanden  ist.'  HsRRebm.  1620.  ,1m  Sehet.'  1680, 
AATäg.  Gerichtsb.    S.  noch  umen-rucken  (Bd  VI  852). 

—  2.  konkr.,  Saatfeld.  ,Wen  ich  den  die  geiss  über 
die  Visper  (ist  ein  wasser)  über  bruggen  treib,  liffen 
mier  die  ersten  in  die  säit  (in  die  korenäker).'  Th 
Platter  1572.  ,Item  es  sollen  ouch  die  undertannen 
zu  Schupfen  und  ouch  die  von  Entlibuch  ...  uf  frytag 
nach  der  uffart  mit  krüz  gan  um  die  säyet,  wie  von 
alterhar  brucht  ist.'  1584,  LSchüpfh.  (Gfd). 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1634,  dazu  Martin-Lienh.  II  341. 
Zur   Bed.-Entwickhuig   vgl.  Sät. 

Herbst-.  .Mit  dem  Herbstsäyet  beschäftiget.' 
Rhag. ;  darnach  bei  EKönig  1706. 

Säijete°f.:  Anflug  von  Schnee  Ap.  Vgl.  be-säijen, 

Sei(j)  f.  B„0.",  Sigr.,  auch  lt  Zyro,  m.  BGr.  (Alp- 
reglement), Ha.  (Alpenw.),  Sei(j)efn)  m.  BGr.,  G., 
Hk.,  Ha.  (1749),  auch  lt  Zyro:  1.  a)  Schätzung  der 
Ertragfähigkeit  einer  Alpe,  nach  dem  Futterbedarf 
bemessen,  den  eine  Kuh  zur  Sommerung  nötig  hat 
BO.  (FGStebler,  A W.),  „bestimmte  Taxe,  wie  manche 
Kuh  auf  die  Alpenweide  getrieben  werden  dürfe:  diese 
Alp  ist  40  Kühe  im  Seyen"  BHk.,  „O.",  ähnlich  Zyro; 
s.  noch  seijenäb,  ferner  Über-Satz,  Stöss.  Syn.  Ran- 
ding (Bd  VI  1024  f.).  , Alpfahrt-,  Ahnend-  oder  Sey- 
Ordnung.'  THagenb.  1882  (1650,  BSigr.).  ,Die  Sejbieher 
Grindelwalds  zeigen  seit  Jahrhunderten  den  immer 
gleichen  Sejjcn,  welcher  zB.  fir  Scheitegg  a"g'gebna 
ist  zu  365  (nämlich  Chie).'  Barnd.  1908,  314.  ,Der  in 
Grindelwald  seit  Jahrhunderten  konstante  Sej  Jen  bringt 
als  Übelstand  mit  sich,  dass  Berg  und  WintrWg  nfeht 
immer  richtig  zsstimmen;  die  Talgüter  sind  im  Laufe 
der  Zeit  im  Ertragswert  teils  gestiegen,  teils  gesunken.' 
ebd.  ,Es  ist  einleuchtend,  dass  bei  dieser  Art  Alpen 
[Alpen  ohne  Randung;  s.  Bd  VI  1024]  von  einem 
eigentlichen  Sey,  dh.  einem  bestimmten  Halt  in  Kuh- 
rechten  ausgedrückt,  nicht  die  Rede  sein  kann,  und 
wenn  wir  in  der  Folge  einen  solchen  Sey  angeben, 
so  ist  derselbe  illusorisch;  denn  er  muss  sich  nach 
dem  jährlichen  Viehstande,  der  gewintert  worden  ist 


601 


Sa.j,  sej,  sij,  soj,  suj 


<;„■> 


richten  und  kann  nach  Belieben  ausgedehnt  werden 
oder  wird  es  wenigstens.'  Alpenw.  (BHa.).  .Würde 
die  Almend  mehr  oder  weniger,  als  hier  vorgesehen, 
ertragen,  so  kann  die  Sey  nach  Proportion  gemehrt 
oder  gemindert  werden.'  1650,  BSigr.  (THagenb.  1882). 
.Nachdem  NN.  eine  scharpfe  Untersuchung  gehalten 
und  befunden  worden,  dass  sich  der  Seyen  dieser  Alp 
umb  ein  Nambhaftes  vermehret  hab,  haben  die  Alp- 
genossen  die  Alp  wiederumb  aussgekauft  . . .,  sodass 
sich  nunmehro  die  sambtlichc  Seyung  dieser  Alp  gegen- 
wärtig nicht  hoher  berindt  als  für  450  Kühe,  wie  vor 
Altem  gewesen,  solle  auch  künftighin  also  bleiben.' 
1749,  BHa.  (Alpenw.).  ,Wenn  mehr  zum  Sommern 
berechtigtes  Vieh  vorhanden  wäre,  als  der  Gesamt-Sey 
sämmtlicher  Alpen  beträgt  . . .'  BGr.  Alpreglement 
(FStaub).  — ■  b)  „Benutzung  des  Gemeingutes",  der 
Bürgeralpen  und  der  Allmende  „BO.";  auch  das  Recht 
dazu:  Er  hed  für  zwo  Chile  Seien,  =  Allmend-  oder 
Bergrecht  BO.,  auch  lt  Zyro.  ,Der  Dürftige,  welcher 
keinerlei  Vieh  auf  die  Weide  zu  schicken  vermag, 
kann  seine  Sey  verkaufen  um  eine  halbe  Krone  per 
Kuh.'  THagenb.  1882  (BSigr.).  , Ehedem  war  die  Sey, 
d.  i.  die  Benutzung  des  gemeinen  Gutes  [Allmend  und 
Gemeindealpen]  und  die  Abgaben  davon  an  die  Ge- 
meinde [BSigr.]  wohl  um  die  Hälfte  wohlfeiler.'  Alp. 
1808.  Auch  die  Abgabe,  welche  dafür  zu  bezahlen 
ist:  ,Die  Abgaben  und  Unkosten  [für  Benutzung  der 
Gemeindeschafweide]  sind  geringe;  es  wird  für  den 
ganzen  Sommer  von  Anfang  April  bis  Martini  nur 
10  Krz.  Sey  an  die  Gemeinde  bezahlt,  1  Btz.  dem 
Hirten  . . .'  Alp.  1808  (BSigr.).  —  2.  Sei  f.,  eine  engere 
Burgerkorporation,  welche  sei-genössig  ist,  dh.  am 
Sei-Gut  Teil  hat,  welches  eben  wesentlich  in  Alpen 
und  Weiden  bestand;  es  kann  noch  heutzutage  Einer 
Mitglied  der  Burgerschaft  von  Thun  werden,  ohne 
damit  auch  Sei-Genosse  zu  sein;  hiefür  muss  er  sich 
noch  besonders  einkaufen  BTliun  (Zyro);  1812  auf- 
gehoben und  in  ein  Familiengut  verwandelt,  das  in 
76  Familien-Kisten  [s.  Bd  III  543]  besteht. 

Aus  dem  Roman.;  vgl.  mlat.  sagium,  experimentum, 
exanien,  exagium  in  re  munetaria  (DuC'ange  VI  24),  it.  mggio, 
zu  lat.  exagium,  frz.  esnti  usw.  Zur  weitern  Verbreitung  der 
Sippe  im  Deutscheu  vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4023/4  (,Geseigel). 
X  1,  196  (,Seige').  Nach  St.a  wäre  in  Bed.  1  a  Seien  m.,  in 
Bed.  1  b  Sei  f.  anzusetzen. 

Vieh-:  =  Seij  1  b.  ,Die  Vych-Sey  kann  er  kaufen 
oder  nit.  Eine  ganze  V.  kostet  200  Pfd.'  BThun  Handf. 
1637.  -  Chüe-:  =  Seij  la;  s.  Ais-Berg  (Bd  IV  1557). 

seije-  I,  .seigen'  II,  Ptc.  -et:  1.  (durch  Wägen 
usw.)  prüfen,  untersuchen,  a)  Münzen  ,«.'  a)  neue 
Münzen  auf  Gewicht  und  Gehalt  piüfen;  davon  Seijer 
(s.  d.).  —  ß)  durch  Wägen  die  schweren,  vollgewich- 
tigen Münzen  heraussuchen,  um  sie  zurückzubehalten 
oder  einzuschmelzen;  mehrfach  in  Verordnungen  ver- 
boten. ,Das  nieman  dis  nuwen  d[en.]  brenne  noch 
enweg  sende  ze  brennenne,  usschiesse,  uslese  noch 
seye.'  1351,  ZStB.;  erneuert  1364.  1376  (,seije').  ,In 
dem  zit  sol  ein  jekliche  statt  mit  iren  Wechslern  und 
kouflüten  bestellen,  das  sy  keinerlei  münz,  weder 
grosse  noch  kleine,  nit  seyen,  usschiessen  noch  ver- 
füeren.'  1417,  ebd.  ,[Die  dem  Münzvertrag  beitreten- 
den Orte  sollen]  an  den  iren  bestellen  und  verkomen, 
daz  ir  keiner  semlich  münz  und  werschaft,  so  wir 
dann  machen  wurden,  nit  erschusse  noch  seyete.'  1424, 
Münzvertrag  der  VII  Orte.    S.  noch  brennen  3  g  (Bd 


V  621).  —  b)  Masse  und  Gewichte  ,s.'  ,Uenne  als  A. 
der  stat  gewichten  gegossen  und  gemacht  hat,  alz  das 
der  B.  und  C.  seigetten  3  Ib.'  1380,  B  StPiechn.  .[Dem 
N.]  alz  er  der  stat  kupphrin  mes  gemacht  hat,  da  bi 
man  andre  mess  seygen  sol,  6  Ib.  11  ß.'  ebd.  —  c)  in 
weiterm  Gebrauch.  Eine  Armbrust  ,s.';  s.  Arm-bruster 
(Bd  V  870).  ,üie  tellbüecher  s.';  s.  Bd  IV  995.  — 
2.  in  der  Land-  und  Alpwirtschaft,  von  der  Schätzung 
und  Teilung  von  Genossenschaftsrechten  B.  a) , Weide- 
rechte, Bachwässerungen  udgl.  einteilen.'  Zschokke 
1797,  505;  vgl.  Sei-Becht  (Bd  VI  299),  ferner  Sei-Zit. 

—  b)  spec,  eine  Alp  s.,  „den  Viehbesatz  einer  Alp 
ausmitteln,  eine  Alp,  bes.  ein  Gemeingut,  nach  der 
Zahl  der  Kühe  schätzen,  die  es  während  einer  be- 
stimmten Jahrszeit  ernähren  kann"  BGr.  (Bärnd.  1908, 
314),  G.,  Hk.,  „O.",  Si.;  ,seje",  definire  quot  peeudes 
quilibet  in  compascua  possit  mittere;  Sej,  talis  par- 
titio.'  Id.  ß.  So  auch  nach  AHöpfn.  1788  (III)  303/4; 
Kasth.  1829,  154;  FAnd.  1898,  643.  Synn.  s.  unter 
randen  1  a  (Bd  VI  1024),  ferner  summen.  Eine  Alp 
ist  für  so  und  so  vil  Chuerecht  g'seiet.  Di'se"  Berg  ist 
für  100  BinderswVd  g'seiet  BSi.  ,Die  Alp  ist  auf 
190  Kühe  geseyet  oder  berechnet.'  Jahn  1857.  ,In 
Oberhasle  sind  Alpen,  die  bis  auf  400  Kuhrechte  ge- 
seyt  sind.'  ZfsR.  IV  c  52,  wo  noch  Weiteres.  ,Ich  kenne 
Alpen,  die  zu  100  Kühen  geseyet  sind  und  die  wohl 
200  Rechthaber  haben,  wovon  die  einen  10  bis  20 
Kührechte,  viele  nur  eines,  viele  ein  halbes  oder  ein 
Viertels-Kührecht  .  .  .  besitzen.'  Kasth.  1829.  ,Den 
sprechendsten  Beweis,  dass  in  vorigen  Zeiten  das  [Ga- 
stern-]Tal  nicht  so  verwildert  als  jetzt  gewesen,  gibt 
die  zuverlässige  Kunde,  dass  vor  einem  Jahrhundert 
ungefähr  die  Hohwydenalp,  die  zu  den  Wiesen  von 
Gastern  gehört,  wegen  ausserordentlichen  Felsbrüchen 
um  100  Kühe  tiefer  geseyet  wurde,  mithin  in  jenen 
Zeiten  sehr  beträchtlich  an  Graswuchs  war;  nun  ist 
wegen  der  vielen  Steintrümmer  diese  Alp  ...  nur  zu 
17  Kühen  geseyet...'  Alpenr.  1812.  Eine  ,geseiete 
Alp',  Genossenschaftsalp  mit  festgesetzter  Zahl  von 
Kuhrechten  BO.  (s.  FGStebler,  AW.  37);  Syn.  ,kuege- 
rechtete  Alp'  (Bd  I  194).  Vgl.  noch  Sei- Vogt  (Bd  I 
708);  -Gelt  (Bd  II  263);  -Ge-meind,  -Meister (in)  (Bd 
IV  306.  525);  -Buech  (ebd.  993);  -Rodel  (Bd  VI  612). 

—  c)  auf  der  Alp  die  Käse  berechnen,  wie  viel  jedem 
Teilnehmer  nach  der  Zahl  der  Füsse   zukomme.    oO. 

Mhd.  seigen  in  Bed.  I;  vgl.  auch  Sohm.  2  II  2:17;  Gr. 
WB.  X  1,  197.  Zu  2  b.  In  der  Angabe  bei  Kuenlin  1832, 
2-25:  .Dieser  Berg  hat  soviel  Kinderweiden  oder  sayet  (terme 
snisse)  soviel  Riuder'  ist  die  Konstr.  kaum  richtig.  Hieher 
viel),  der  Familienu.  .Seymann.'  1563,  B  KM.  I  36.  Vgl. 
noch  seijen  II. 

„über-:  mehr  Vieh  auf  das  Gemeingut  treiben, 
als  es  zu  unterhalten  im  Stande  ist  BO.*  —  üf-. 
,Dass  der  Luchbüel  zu  denen  güeteren,  so  hinder 
Scheidegg  glegen,  ufgseyet  und  allein  von  selben  getzt 
werde.'  1559,  BGr.  Spruchbr. —  er-:  =  seijen  la.  .E< 
sol  ouch  nieman  ...  dis  vorgenant  münzen  noch  en- 
kein  ander  münz  noch  werschaft  ...  erschiessen,  er- 
seyen,  noch  dieselben  münzen  ...  in  enkein  ander 
frömd  stett  noch  land  ...  verfüeren.-  1425,  Münzvertrag. 
.Strenges  Verbot  der  Ausfuhr  und  des  Schmelzen»,  im 
Lande  der  ...  Silbermünzen:  so  viele  Stücke  Einer 
, erschossen,  erseyt'  oder  ausgeführt  hat,  so  viele  soll 
er  zu  Busse  geben.'  1487,  Seg.,  I!G. 

Seijer  m.:  zur  Prüfung  der  Münzen  (s.  seijen  1  a) 


Saj— snj.     Sak— suk 


dienende  Wage.  ,Es  söllent  alle  münzmeistere  zuo  den 
heiligen  sweren,  diz  also  ungevarlich  ze  haltende  und 
ir  knechte  ouch  darzuo  halten  ze  swerende,  die  phen- 
ning  glich  zuo  dem  seyer  ze  schrotende,  ungevarlich.' 
1387,   ABSCH.  —  Mhd.  seigare;  vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  197. 

seijere°,  .seigeren'  II:  =  seij en  1  a  ß.  ,Seygeren 
ist:  uss  der  münz  eins  Schlags  die  schweristen  uss- 
zelessen  und  die  ze  schmelzen  richten.'  1540,  Z.  ,M. 
h.  verbieten  an  lib  und  guot,  niemant  die  münz  wege 
oder  saigere  und  die  schwer  münz  darus  züche,  kürne 
oder  lasse  kürnt  werden,  ouch  die  münz  nit  hinweg 
schicke  in  der  mainung,  das  man  die  kämen  solle.' 
1553,  Sch  Ratsprot.  ,[Man  will  Luzern  und  Uri]  bitten, 
das  sy  das  seigeren  der  guoten  münz  abschaffind  und 
den  iren  nit  zuolassind,  uss  der  guoten  münz  schwe- 
chere  und  bössere  ze  machen,  sonders  ze  münzen,  das 
söllichs  den  unsem  erlidenlich  ze  nemmen  und  ze 
geben.'  1504,  Z  BM.  S.  noch  granulieren  (Bd  II  742). 
—  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  202. 

üs-:  =  dem  Vor.  .Wegen  der  Gelt-  und  anderen 
fürlauffenden  Unordnungen  ...  habent  wir  ...  befunden, 
dass  ...  dass  Ausseigeren  oder  Ausswägen  der  eidtge- 
nössischen  Dickhen  (da  sich  [?]  die  besten,  gewich- 
tigesten auslesen  und  verschickhell,  die  ringeren  und 
schlechteren  aber  in  der  Eidtgnoschaft  bleiben)  ver- 
botten  seye.'  1643,  Absch. 

Seijet  m.:=Seijla  BO.  (FGStebler,  AW.). 

Seiji-g,  .Seijung',  lt  vMülinen  in  BBe.  1777.  1812 
,Seynung'  —  f.:  =  dem  Vor.  BG.,  0.  .Die  Schätzung 
der  Alpen  nach  Kuhrechten  nennt  man  in  Uw  Be- 
stuhlung, in  Ai>  Kuhrechtang,  in  BO.  Seyung.'  HAnd. 
D97.  ,Wir  finden  da  [in  BSigr.]  folgende  Alpen  mit 
ihrer  Seyung:  Justital,  Vorderberg  26  Kühe,  Büfel 
2t!  Kühe  [usw.;  somit]  stiege  die  Seyung  sämtlicher 
Alpen   unsrer  Gemeinde   auf  499  Stücke.'    Alp.  1808. 

seije"  II,  Ptc.  -et:  ausrichten,  leisten  GrNuC  Nur 
in  einigen  bestimmten  Wendungen.  Der  mag  Äppes 
8.!  Der  kann  Etw.  leisten!  auch  iron.:  er  wird  Nichts 
oder   sehr    wenig   ausführen.     Der  het  nit  eil  g'seiet. 

Das  W.  stimmt  lautlich  mit  seijen  I  überein  (der  Voc. 
ist  der  selbe  wie  in  Meijt",  Mail,  aber  ilie  Bed.  steht  der 
Annahme  etym.  Identität  entgegen. 

seije"  III  ,scju:  amoreggiare'  PA1.  (Giord.).  [Das 
seinem  Liebhaber  ungetreue  Mädchen]  tuad  s.  mid 
ainem  ivailsche"  Murer,  fa  all' amore  con  im  muratore 
italiano.  —  Wohl  Abi.  zu  valses.  sei,  Abend;  also  eig. 
, Abends  die  Geliebte  besuchen';  vgl.  Schwab.  ,zu  Abend 
gehen'   (Fischer   I    12)    und   bes.   chilten   S   (Bd    III   215). 

e°t-seijen  ,ezeien,  Ptc.  czeied:  in  hohem  Grade 
Jmdes  Zorn  erregen,  in  leidenschaftliche  Erregtheit 
versetzen  dadurch,  dass  man  etwas  Verlangtes  ab- 
schlägt, oder  etwas  von  Einem  selbst  Verlangtes  mit 
Gewalt  durchsetzen  will'  BB. 

Es  kiinute  ebenso  gut  eni-zeijtn  zu  gründe  liegen.  Eine 
sichere  etym.  Anknüpfung  fehlt  aber  auch  in  diesem   Falle. 

(i"-)sije"  -u":  eine  reparierte  Wasserleitung  (s. 
Wasser-Fuer  Bd  I  974)  probieren,  prüfen,  ob  sie  nicht 
durchlässig  sei  WGrächen  (Tscheinen). 

Viell.  eins  mit  eihen;  zum  Lautl.  vgl.  BSG.  II  99;  gegen- 
über der  für  .seihen'  im  W  sonst  üblichen '  Analogieform 
stgu  (s.  Sp.  586)  wäre  in  dieser  spez.  Bed.  die  gesetzliche 
Präsensform  bewahrt.  Anknüpfung  an  seijen  1,  die  semasiol. 
noch   näher  läge,   verbietet  sich  aus  lautlichen   Gründen. 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk. 

Sack  I  (bzw.  -gg)  m.,  PI.  Seck  mit  primärem  Um!., 
Dim.  Säckli  Ap;  GT.;  oTh,  Säckji  PA).  (Giord.),  Sackli 
Ndw;  ÜSch.,  Sackji  PPo.;  W,  Secki  BBe.  (PI.  -eni); 
Ndw,  Seckelli  (neben  Seckli)  BBr.,  Ha.,  sonst  meist 
Seckli:  wesentlich  wie  nhd.  ,S.,  Saccus;  säckle  (neben 
.seckele'  bei  Fris.),  saeculus,  funda,  loculus,  locellus.' 
Fris.;  Mal.  I.  a)  in  der  gew.  nhd.  Bed.  allg.  .[Zoll:] 
Von  brot,  das  man  uss  unser  statt  ze  verkouffen  füert 
in  körben,  ein  pfennig,  aber  in  seken  ein  helbling.' 
Mitte  XIII. /XV.,  AABremg.  StR,  ,So  einer  anders  niht 
enmak,  er  leit  in  einen  vühten  s.,  swas  er  bi  der  wag 
verkoufen  sol',  um  das  Gewicht  zu  vergrössern.  Schach- 
zabelb.  ,N.  umb  einen  s.  zuo  briefen  und  einen  wat- 
sack ze  bessren  2  Ib.  6  ß  3  d.'  1447,  B  StRechn.  ,Ein 
schwin,  das  in  einem  s.  zuo  merkt  gefüert  und  verkoft 
wird,  2  dn.'  2.  H.  XV.,  Z  Zollordn.;  Gegs.  .das  zuo  m. 
triben  . . .  wirf.'  ,Kauffmannschatz  oder  gewärb  mit 
secken,  saccaria.'  Fris.;  Mal.  ,[N.  habe]  gredt,  K.  und 
syn  vatter  sigen  so  fnl  murer,  so  mans  hengken  weit, 
müesste  man  sy  in  ein  s.  tuon,  oder  sie  zerfielint.'  1563, 
Z  RB.  ,G.  [habe]  vom  A.  ussgeben,  er  habe  in  under  ir 
birrboum  funden,  alda  er  ein  s.  am  hals  gehept,  und  ein 
zeinen  darby  staan,  darin  er  die  birren  inen  abgelesen.' 
1571,ebd.;vgl.ies-S.  S.auch  redlich  (Bd  VI  581  o.).  Im 
Vergleich.  Da  ligge"  wie-n-en  S.,  von  Schlafenden, 
Trunkenen  Z.  .[Ein  Heide]  warf  mich  ins  schiff  wie  ain 
s.'  Stockar  1519.  Umfalle"  wie-n-en  S.  Z.  ,[N.  habe] 
den  Puren  bim  rechten  Arm  umbhin  gezogen  und 
imme  Taschen  geben,  das  er  umbgefallen  wie  ein  S.' 
1636,  Z.  Schlaffe-  wie-n-e"  S.  BStdt.  ,[N.  wird  gebüsst] 
dass  er  den  Tischmacher  N.  von  Gehrlisperg  durch 
ein  angestellte  Leiteren  gewalttätig  von  seiner  Braut 
aus  dem  Gaden  genommen,  wie  ein  S.  die  Leitet 
hinunter  getragen  und  in  den  Brunnen  geworfen.' 
17(Hi,  ZKvb.  D'  Litt  chünni"d-sie''  mengsmol  omtn- 
chere"wieenS.,  ihre  Gesinnung  völlig  ändern.  Bürgerfr. 
1825  (Ap).  Finster  wie  i"mene"  S.,  stockfinster  Aa 
Leer.;  Bs;  BG. ;  vgl.:  ,In  einem  S.  stecken,  latere  in 
tenebiis.'  Denzl.  1716.  Vorussen  isch  's  Chidnacht, 
schier  wie  imene"  S.  Breitensf.  1864.  Vgl.  auch: 
Es  ist  g'gange"  wi'  imene"  Seckli  inne",  es  gieng 
ganz  im  Geheimen  vor  sich  Aa.  Voll  wie-n-e"  S. 
BsL.;  vgl.  (sü-)sack-voll  (Bd  I  783),  sowie  ,cin  voller 
S.',  ein  Betrunkener.  Inderbitzi  1824.  S.  noch  Pfluegs- 
Ead  (BJ  VI  491).  ,Syge  er  Zug  [ein  Scherer]  er- 
schrocken, dann  die  Finger  gschwollen  gsyn  wie  Braat- 
würst,  desglychen  der  Arm  gross  wie  ein  S.,  biss 
gegen  die  Achsslen.'  1606,  Z.  In  formelhaften  copu- 
lativen  Verbindungen.  ,S.  und  Band';  s.  Bd  IV  1325. 
Dazu  noch:  ,So  bald  diss  volch  s  wort  Gottes  hört, 
ist  s.  und  b.  allsand  zerstört,'  Ruef  1538.  ,Sond  wir 
[Teufel]  umbs  land  und  huren  kun,  so  ist  zerhygt  s., 
b.  und  zum,  mit  dem  wir  sy  hand  bherschet  lang 
[Var. :  so  ist  verspilet  s.  und  b.,  darmit  wirs  hand  ge- 
fangen lang].'  ebd.  ,Er  hab  im  die  fächer  [im  Greifen- 
see] geben  für  fry  ledig  eigen  mit  s.  und  b.,  lump 
und  lemp  und  aller  zuogehördt.'  1539,  Z.  ,Den  dicken 
Pfenning  muost  ich  nän,  damit  das  ross  umb  pfiffen 
gen,  kam  hiemit  gar  umb  s.  und  b.'  Meinradsleg.  1576. 
.Gottlosigkeit  und  Sorglosigkeit,  dise  zwei  Ding  brin- 
gen ein  Volk  umb  S.  und  B.'  FWyss  1650.  S.  und 
Bändel,  Bündel;  s.  Bd  IV  1335.  1362,  sowie  unter  5. 
S.  und  Seil.     Um  S.  und  S.  chon,    um  Hab  und  Gut 


MI.", 


Sak,  sek,  sik,  sok, 


kommen  BGr.  (Bärnd.  1908).     ,Ir  achtend  nit  der  sei 

heil,  damit  verbuchend  s.  und  s.'  Eckst.  152(< ;  s.  noch 
ver-netzen  (Lid  IV  887).  ,Mit  s.  und  s.',  brutto.  .Aber 
git  er  jerlich  von  der  selben  sweig  ze  Sant  Martis 
tat;  zwei  hundert  kses,  die  oucb  wegen  sont  mit  s.  und 
mit  s.  40  ruben.'  1370,  Gfd.  ,Und  sun  die  vorgenanden 
kese  mit  seken  und  seiln  wegen  40  ruben.'  ebd.  oJ. 
,S.  und  seckel.'  ,Die,  so  sich  under  den  Christen  rüe- 
mend  apostel  syn,  als  die  hohen  bischof  und  prälaten, 
sölltind  ouch  weder  s.  nocb  s.  füeren.'  Zwingli;  vgl. 
Matt!i.  10,  9/10.  S.  und  Chiste":  Mit  Lünen  und 
Liste"  füllt-me"  S.  und  Gh.  ZVVang.  S.  und  Pack;  s. 
unter  b  £.  Mit  S.  und  P.  i"-,  üsrucke",  vom  Militär, 
in  voller  Ausrüstung.  Si  sind  fürt  mit  S.  und  P. 
Wo  si  fürt  welle"  heige"  mit  S.  und  P.  Gotth.  Das 
Liedli  meint,  mit  Rauchtabak  vertrib-me"  's  Leid  mit 
S.  und  P.  B  Volksztg  1890.  ,N.  solle  bis  morn  mit  S. 
und  P.  abzühen.'  1667,  Z.  Um  S.  und  P.  cho",  Alles 
verlieren  Ap;  G;  Tu;  Sprww.  1824;  auch  schon  bei 
Meyer,  Hort.  1077;  Hosp.;  Denzl.  1716.  .Durch  disen 
Verlurst  [sei  er]  auf  einmal  umb  S.  und  P.  kommen.' 
1714,  Z.  Einen  um  S.  und  P.  bringe"  Tu;  auch  bei 
Meyer,  Hort.  1677;  Dcnzl.  1716.  In  weitern  mehr  oder 
weniger  formelhaften  Verbindungen,  RAA.,  Sprww. 
.Man  muss  die  Säcke  nicht  mit  Seide  nähen.'  Sprww. 
1824.  ,üie  Säcke  mit  Seiden  nehen,  caput  asini  nitro 
lavare.'  Meyer  1677.  .Wende  nicht  Kosten  an  ein 
schlecht  Ding,  nähe  die  Säcke  nicht  mit  Seiden.' 
Denzl.  1716.  Frömd  Seck  biieze"  und  di  eigne"  vcrfule" 
lö".  Sdlger.  ,Er  flickt  andern  Leuten  den  S.  und  lässt 
seinen  die  Mäuse  fressen.'  Sprww.  1824.  S.  auch 
bue.:en  (Bd  IV  2030).  ,An  einem  nassen  S.  kann  man 
sich  nicht  trocknen;  an  einem  schmutzigen  S.  kann 
man  sich  nicht  sauber  waschen.'  Sprww.  1824.  Er 
suecht  de"  dritt  Zipfel  am  S.,  macht  vergebliche  und 
sinnlose  Bemühungen.  Sulger.  En  lärer  S.  stät  nüd 
Gr  (wer  nicht  gehörig  gegessen  hat,  richtet  bei  der 
Arbeit  Nichts  aus);  U;  Z  (wer  kein  Geld  in  der  Tasche 
hat.  ist  ohne  Mut  und  Zuversicht);  Sprww.  1824.  Ar- 
muet  ist  ke'"  Schand,  aber  lär  Seck  stand  nid  üf recht 
L  (Ineichen).  Es  stät  kei"  S.  umesust,  es  hat  Alles 
seinen  Grund  Gl  (Leuzinger).  l'h  bi"  g'gangc"  und 
lui"  der  S.  lu"  hange",  habe  mich  um  die  Sache  nicht 
weiter  gekümmert  G  (Zahner).  Da  bist  if  gange"  und 
hast  de"  S.  lan  hange",  das  von  dir  Erzählte  wird  wohl 
nicht  wahr  sein  Z  (Spillm.).  ,Den  S.  anheuken.'  Denzl. 
1716.  Einem  de"  S.  a"henke",  ihn  zum  Besten  haben 
ApLb.  's  muess  immer  Eine''  der  S.  träge",  der  Narr 
des  Andern  sein  AASuhr;  vgl.  Flügen-S.  Oder  heit- 
der  's  ii f  mieh  abg'seh"  g'ha",  dass  ig  hüt  soll  der  S. 
trage"?  CWeibel  1888.  Uff'  de"  S.  schloht-me"  und 
der  Esel  meint-me",  wenn  man  zB.  einem  Kinde  einen 
Vorwurf  macht,  der  der  anwesenden  Magd  gilt  S;  Z. 
S.  auch  rüchelen  (Bd  VI  192).  D'  Liebi  isch  blind,  si 
het  e"  S.  über  de"  Grind  BE.  Mit  verdrätem  (BHa.), 
vertrauern  (BGr.)  S.,  verlegen,  beschämt.  Er  ist  düo 
mit  v.  S.  zer  Stuben  üs  BHa.  Eina  üs-tüflen,  so  dass 
der  Widerpart  mit  v.  S.  davon  geht.  Barnd.  1908;  s. 
noch  ebd.  282.  De"  S.  üfha"  (-hebe"):  1)  eig.,  ihn 
offen  hinhalten,  damit  ein  Andrer  hineinschütten  kann, 
allg.  S.  Färlin  (Bd  I  921)  und  vgl.  unter  b  t.  — 
2)  uneig.,  den  Hehler  machen  AALeer.  ,Den  Dieben 
Unterschlauff  geben,  den  S.  aufheben.'  AKlingler 
1688.  Eine''  hat  g'stole"  und  der  Ander  hat  de"  S. 
üfg'hebt  Z.     De-;   reo  de"  S.  üfhet  (-hebet),    und  Der, 


u-odri"  tuet,  sind  Bnl  glich  (brar  Tu;  ZW.,  fiil  ZW].) 
AaF.,  glicht  Schelme"  UwK.,  ähnlich  S;  ZRuss.;  s. 
auch  Bd  II  894.  ,Wer  den  S.  aufhebt,  ist  so  schlimm 
als  Der,  welcher  hereinschüttet/  Sprww.  1824.  .Wel- 
cher stihlt,  und  der  den  S.  aufhebt,  ist  einer  wie  der 
ander,  ambo  fures,  et  qui  reeipit,  et  qui  furatus  est.' 
Meyer  1677;  ähnlieh  bei  Hosp.;  AKlingler  1702.  De" 
S.  ver-,  zuebinde".  Verbind  de"  S.!  Ermahnung  an 
Kinder,  es  an  dem  Genossenen  genug  sein  zu  lassen  Z. 
Me"  chann  en  S.  auch  zuebinde",  wenn-er  nüd  voll  ist 
ZW.,  es  wird  mänger  S.  verbünde",  er  ist  nüd  coli  (wo 
nüd  voll  ist)  L;  Sch  (auch  Sprww.  1824);  S;  ZWangen, 
man  braucht  nicht  allemal  satt  zu  sein.  Er  hat  Män- 
geln g'hulfe"  de"  S.  zuebinde",  er  wird -im  denn  auch 
e"mäl  zue'bunde",  hat  Manchen  verleumden  helfen,  er 
wird  auch  einmal  verleumdet  werden  ZWangen.  ,Mit 
verbundenem  s.  [von  einem  Gute  abziehn,  ein  Gut  nutzen 
uä.J',  Formel  der  ä.  Rspr.,  =  lediglich  mit  dem  Körner- 
ertrag, ohne  etw.  (Weiteres)  mitzunehmen.  .Und  ob  er 
[der  ein  Lehengut  des  Klosters  Ittingen  aufgibt]  daruf 
etwas  gepuwen  het,  es  sien  körn,  haber  oder  ander 
frücht,  und  wenn  denn  das  zitig  und  ze  schniden  ist, 
so  sol  er  das  schniden  und  füeren  uf  das  guot  ...  und 
denn  das  darnach  ze  sinen  ziten  aströschen  . . .  und 
dann  uf  dem  guot  lassen  stro,  güsel  nnd  anders  und 
mit  gewanten  körn  und  verbundein  s.  dannen  faren 
und  danenthin  das  guot  ungesumpt  und  ungeiert 
lassen.'  1431,  ThÜssI.  üffn.  ,Ist  es  [das  Korn]  kom- 
men under  die  wid  und  es  nit  an  den  samneten  lit, 
so  hört  es  ze  varendem  guot  und  hört  dan  dem  herren 
ze  Grüeningen  zuo;  der  sol  es  schaffen,  dass  es  uff 
das  guot  gefüeret  und  da  getröschen  werd,  und  es 
mit  verbunden!  s.  von  dannen  füeren  und  sol  höw 
und  strauw  uff  dem  guot  beliben  lan.'  1435,  ZBinz. 
Üffn.  ,Doch  das  der  egenannt  herr  das  selb  guot  nüssi 
mit  verbunden!  s.  und  strow  und  höw  hinder  im  lassi.' 
1439  (?),  ZMönch.  üffn.  ,Die  frow  mag  [nach  dem  Tod 
ihres  Mannes]  halben  teil  des  ligenden  guots  messen 
ze  end  ir  wil  mit  v.  s.'  ebd.  ,Die  selben  acker  mu- 
gent  sy  [Die  von  Hadlikon]  niessen  mit  v.  s.'  1480, 
ZHinw.  Üffn.  ,So  bald  der  gedacht  [Kel-]hof  ledig 
wird,  so  soll  holz,  heuw,  stro  und  bauw  nach  ge- 
meinem lantrecht  by  dem  hol'  bleiben,  und  er  (der 
keilner)  oder  seine  erben  mit  v.  s.  abzeuhen.'  1533, 
ZSchwam.  üffn.  (Schauberg);  ähnlich  1561/1691,  Z 
Albisr.  Üffn.  (Z  Rq.  I  134.  162).  S.  noch  Eiter  (Bd  I 
597  u.).  ,Den  s.  entbinden',  heraussagen,  was  man  auf 
dem  Herzen  hat,  seinen  Klagen  und  Beschwerden  Luft 
machen.  ,Wiewol  der  anlass  von  unserer  Aidgnossen 
boten  allein  um  den  span  des  fachens  halb  [der  Pfleger 
URösch  hatte  einen  Gotteshausmann  nach  der  Meinung 
der  St  Galler  widerrechtlich  gefangen  genommen]  an- 
gesetzt, fuor  der  pfieger  nünt  dester  minder  zuo,  damit 
er  den  s.  gar  entbunde,  und  überschickt  den  unsern 
vil  artikel,  um  die  und  von  dero  wegen  er  ain  stat 
zuo  St  Gallen  ouch  weite  ...  rechtferggen.'  Vau.  II  192. 
Anders  mit  Dat.  P.,  als  Drohung:  ,[Die  B  Gesandten  zu 
Basel]  vernemen  eigentlich,  das  er  [der  auf  der  Tag- 
satzung anwesende  Landvogt  Hagenbach]  hinderwerts 
tröwliche  wort  gebrucht  und  geredt  hab,  ee  si  scheiden, 
er  well  inen  den  s.  entpinden,  und  besunder  ouch  andre 
gar  wit  langende  wort.'  1470,  B  Schreiben.  ,Den  s.  üs- 
schütten'  oä.,  unverhohlen  seine  Meinung  sagen.  ,Da 
hond  wir  [die  BGesandten,  vom  Landvogtvon  Dijon  über 
die  Absichten  Berns  befragt]  harussgeschüt,  was  im  s 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


was.'  Ansh.  ,Darnach  hat  Luther  erst  sin  letste  Be- 
kantnuss  von  des  Herren  Abendtmal  an  das  Liecht 
gäben  und  in  derselben  den  S.  (wie  man  spricht)  wider 
die  Zwinglischen  gar  ussgeschütt.'  Mise.  Tig.  1722. 
Im  S.  Mibe",  unterbleiben.  ,So  dass  es  wirklich  ein 
himmelschreiendes  Unglück  für  Langental  schien,  dass 
...  die  Heldentaten  der  Einwohner,  welche  sie  im  Sinne 
gehabt,  nun  im  S.  blieben.'  Gotth.  ,Man  kann  Nichts 
aus  dem  S.  herausnehmen,  als  was  drinnen  ist.'  Sprww. 
1824.  .Es  ist  Alles  verloren,  was  man  in  alte  Säcke 
tut'  ebd.;  ähnlich  bei  Denzl.  1716  mit  der  Erkl.:  ne 
bene  merearis  de  sene.  .Zuviel  zerreisst  den  S.'  ebd.; 
s.  auch  zer-rissen  (Bd  VI  1354).  .Zuviel  geht  nicht 
in  S.'  ebd.  Das  gieng-mer  auch  in'n  S.,  gefiele  mir 
auch  THBodensee.  .Gleich  wie  mir  das  Münzweseu 
nie  in  S.  gewollt,  als  ist  es  mir  noch  stets  zuwider.' 
1626,  S  Wbl.  1846.  's  gönd  vil  Wünsch  i"  ei"  S.  L 
(Ineichen);  Sprww.  1824.  Das  isch  e"  witc  S.,  ein 
vielumfassender  Begriff  ßs  (Linder).  Z'letst  i"  S., 
z'erst  drüs,  von  Solchen,  die  zu  einer  Arbeit,  einem 
Mahl  erst  erscheinen,  nachdem  schon  damit  begonnen 
ist  L  (Ineichen).  ,Es  sucht  Keiner  den  Andern  im  S., 
er  sei  denn  zuvor  darinn  gesteckt.'  Sprww.  1824. 
Chöd  im  S.  ha",  etw.  Verborgenes  (bes.  Schlimmes) 
haben  Ap  (TTobler).  Dö  ist  Kot  im  S.,  eine  unsaubere 
Geschichte  GBem.  Die  Katze  im  S.;  s.  Bd  III  585. 
Dazu:  ,Es  seye  noch  eine  Kaz  im  S.,  man  solle  sie 
herauslassen.'  LZellweger  1747.  S.  noch  unten.  Kei" 
Ghatz  im  S.  chauffe",  wie  nhd.  zieml.  allg.  Auch  mit 
anderm  Übj.  , Einem  Andern  ist  es  [beim  Kiltgang] 
nur  um  die  Befriedigung  gewisser  Gelüste  zu  tun, 
und  er  gibt  seine  unlautern  Absichten  durch  die  RA. 
kund:  Ich  chauffe"  Nüd  i"me  S.  inn.'  ApV.  (AaE.). 
,Aber  so  einen  Mann  im  S.  kaufen,  so  einen  nehmen, 
der  nie  bei  ihnen  gelegen  hätte,  möchten  sie  nadisch 
doch  nit.'  Gotth.  Grctlt  virefaiift  Vrenellin  zwei-drimäl 
inem  S.,  ist  viel  klüger,  berechnender  BHa.  .Salbeveli 
wurde  allgemein  für  eine  Närrin  gehalten,  dass  es 
den  dummen  Jäggel  genommen  und  sich  zeitlebens  in 
den  S.  verkauft  habe.'  Schweiz  1858.  Etw.,  Jmd  im 
S.  ha",  in  sicherm  Besitz,  in  seiner  Gewalt  haben; 
vgl.  2.  ,N.  habe  in  das  Entlibuoch  geschriben  von 
der  Obrikheit;  sie  haben  jetz  die  Katz  in  dem  S.,  wellen 
sy  nur  gwaltig  verzählen  lassen.'  1653,  L  (Verhör). 
S.  auch  Ber  (Bd  IV  1448);  Boss  (Bd  VI  1414  u.).  Si 
meine"  scho"  Alls  im  S.  z'  ha",  glauben  sich  des  Sieges 
schon  sicher  B  (Zyro).  Er  hat  's  iez  na'h  nüd  im  S. 
Z  (Spillm.).  Einen  i"  S.  tue",  übervorteilen,  über- 
listen ÄALeer.;  L.  De"  steckt  euch  allz'sämen  in'n  S., 
ist  euch  (geistig)  überlegen  Th.  ,NN.  Hessen  sich 
durchaus  nicht  in  den  S.  stecken',  ins  Bockshorn 
jagen.  B  Volksztg  1907.  ,Er  lasst  sich  nicht  in  S. 
schieben.'  Sprww.  1824.  ,Wer  ie  bass  mag,  der  stosset 
den  andern  in  den  s.'  Schachzabelb.  .Ich  hab  lengest 
wol  gemerkt,  daz  ir  uns  gern  in  einen  s.  schubind.' 
1483,  Z  RB.  .Einen  in  s.  stossen,  in  culeuin  dejicere 
aliquem.'  Mal.  .Ich  mein,  der  Stärkste  wurde  bald 
Meister  werden  und  den  Schwecheren  mit  aller  seiner 
Hab  in  S.  stossen  und  verschlingen.'  AKlingler  1688. 
,In  einen  S.  schieben,  conjicere  in  mirificam  latebram.' 
Denzl.  1716.  ,Man  kan  die  Leut  in  keinen  S.  stecken, 
tantus  hominum  numerus  non  potest  constipare.'  ebd. 
.Einen  in  ein  S.  bringen',  ihn  in  einen  Hinterhalt 
locken,  in  die  Enge  treiben.  Lied  von  der  Schlacht 
b.  Tätwyl  1601.   ,Er  steckt  im  S.'  Sprww.  1824.   S.  auch 


Rick  (Bd  VI  815).  ,In  den  s.  komen':  ,Als  sy  [die 
fliehenden  Feinde  bei  Frastenz]  uns  komen  waren  in 
den  $.,  der  stier  von  Ure  treib  ein  grob  gesang.' 
NSchradin  1499.  Im  S.  si",  keinen  Ausweg  haben  Th. 
,Diewyl  die  fygend  im  s.  und  ungerüst  sind,  gäbend 
sy  guote  wort.'  HBdll.  1572.  Als  techn.  Ausdr.  bei 
gewissen  Kartenspielen.  In'n  S.  (int")  cho",  im  S.  si", 
bei  einer  Partie  so  wenig  Punkte  machen  (beim  Jass 
weniger  als  21),  dass  für  den  Betreffenden  das  Spiel 
nicht  nur  verloren  ist,  sondern  sich  um  einen  Strich 
verschlimmert  (vgl.  butzen  3  b  Bd  IV  2015/6),  was 
durch  ein  seinen  Strichen  beigekreidetes  sackähnliches 
Zeichen  (S.,  auch  Null(e"),  Herd-Öpfel  Bd  I  379  u.) 
angedeutet  wird  (en  S.  übercho")  Ap;  Gr  ;  G;  Th;  Z. 
Syn.  abe"-t/hije",  d'un''e"  si".  Duta'st  zice  botze"!  der 
Oberrichter  ist  im  S.  ATobler  1905.  Zeigt  es  sich, 
dass  ein  Spieler  schlechte  Karten  hat,  so  heisst  es 
etwa  bei  den  Andern:  De''  N.  ehunnt  (nuies1)  in'n  S..' 
Etwas  anders  beim  Properen;  s.  Bd  V  772.  Von  öko- 
nomischer Bedrängniss,  Bankrott  GT.  [Gläubiger  mit 
Bez.  auf  seine  Schuldner:]  De  frilich  müend-s'-mer  i" 
de"  S.!  Die  nim-e'''  z'weg,  das  Lumpenpack ■!  EFeurer. 
Us  ei"'m  S.  i"  der  ei"  [s.  Bd  I  270  o.]  schlüffe",  bald 
dieses,  bald  jenes  Mittel  versuchen,  um  aus  (nament- 
lich ökonomisch)  bedrängter  Lage  herauszukommen 
GoT.  .Aus  einem  S.  in  den  andern  schleufen  und  mich 
so  lange  zu  wehren  wie  möglich.'  UBrägger  1789.  Un- 
klar: ,[N.,  eines  Abends  vor  der  Stettbachin  Haus 
sitzend,  wünscht  zwei  Hinzukommenden]  einen  guotten 
abend;  also  wunstend  sy  im  ein  guoten  oder  ein  bösen  s. 
Da  sprach  er  zuo  inen:  ich  hab  üch  ein  guoten  abend 
gewünst,  so  wünschend  ir  mir  ein  s.;  wend  ir  sölichs  nit 
verguott  haben,  so  band  es  joch  wo  für  ir  wellind.'  1444, 
ZRB.  —  Dim.  .Früher  wurde  das  Seckli  im  B  Land 
an  Stelle  des  heutigen  C'ommissionskorbes  gebraucht, 
aber  nicht  so  häufig  wie  dieser  an  Hand  oder  Arm, 
sondern  mit  Vorliebe  über  den  Rücken  getragen,  so 
dass  die  Hand  nur  die  über  die  Achsel  gelegte  Schnur 
fasste'  (Friedli);  ähnlich  auch  sonst.  S.  den  Kinder- 
feim unter  Brugg  (Bd  V  541).  ,Ich  sah  [mich  als 
Schulmeister  träumend]  Kinder  Säckli  und  Guttere 
und  Körbli  in  meine  Stube  bringen  und  abstellen, 
hörte  sie  sagen:  Guete"  Tag,  Schuelmeister !  Vater  u"d 
Mueter  lönd  d'r  o'h-n-e"  guete"  Tag  säge",  u"d  da  hei- 
gisch  Neuis.'  Gorrn.  ,Wenn  er  mit  dem  Seckli  nach 
Langenthai  z'  Märt  gieng.'  Vaterland  1907.  ,Zu  den 
charakteristischen  Erscheinungen  des  Alplebens  ge- 
hörte der  Wurzelgraber  ...,  welcher  mit  ...  Seckli  und 
Hütten  ist  ga"  wirznen.'  Bärnd.  1908.  Mach  de""  's 
Bef  und  's  grüen  Säckli  parät,  das'-mer  Platz  händ 
für  's  [heimzutragende]  Geld.  WMüller  1903.  [Der 
Hafner]  het  's  selber  g'seid,  er  heig-si  [die  irdene  Kir- 
chenglocke] im  Säckli  uf  Jone"  zue  'treid  AAJon. 
(AfV.).  S.  auch  Parasol  (Bd  IV  1438).  Es  Säckli 
mache"  zum  Bäje"  ApLb.;  vgl.  Grüsch-,  Chriesi-S. 
.Gegen  Rheumatismen  ist  es  geraten,  e"  l'cbigi  Chrott 
i"mene"  Seckli  uf  der  Brust  z'  träge".'  Bärnd.  1904. 
,So  hat  der  suppriol  sinem  Jetzer  ein  krüzle  in  einem 
gelismeten  säckeli  an  hals  gehenkt',  zu  Zauberzwecken. 
Ansh.  Und  wenn-ich  e"möl  es  Manndli  ha",  so  iceiss-ich, 
was-ich  tue",  ich  binde"  's  in-es  Seckli  i"  und  hänke"  's 
überute"  Aa.  Mündaler  (Aa),  Ähri(üf)User  (Z),  was 
träge"d-er  hei'":1  Le'ri  Seckli  und  müedi  Bei";  s.  auch 
Ein-sidler  (Sp.  303).  Läri  Säckli,  müedi  Be'",  Sprw., 
ohne  Hilfsmittel  ist  man  bald  ermüdet  Ap  (TTobler). 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


's  Säckli  hat  's  Bändli  g'funde",  tröffe",  die  Rechten 
sind  zsgekominen  GG.,  T.  Ei"s  Wort  hed  's  ander 
g'ge",  und  's  Seckli  hed  's  Schnüerli  g'funde",  wie-me" 
seid.  Zo  Kai.  1881.  De  bisch -mer  glich  lieb,  wenn-t' 
mer  scho-  d'  Seckli  verlöre"  hast,  ,wenn  du  mich  auch 
beleidigt  hast'  GTa.  S.  noch  lest  (Bd  III  1468); 
Brieggen  (Bd  V  532).  —  b)  der  S.  in  einigen  bes. 
Verwendungen,  a)  Getreide-,  Mehlsack  uä.  ,Den 
S.  selbst  zur  Mühle  tragen.'  Sprww.  1824.  Bi  Dem 
[Müller]  mue"-me"  frö  si",  we""-me"  noeh  de"  S.  umen 
überchunnt  Th.  D'  Hand  vum  S. !  's  Mel  ist  verchauft. 
Sdlger.  Beck,  hcst  weder  Mel  noeh  Seck,  weder  Ross 
no'h  Föli,  göst  mit  de"  Chatze"  e'  Moli  Ap  (Firm.); 
ähnlich  Sch  (EStoll  1907,  56).  S.  auch  Gersten  (Bd 
II  430).  , Ein  s.  mit  kernen.'  1481,  Z  RB.  ,[Ein  Korn- 
dieb soll]  für  das  Kornhaus  geführt,  uff  eine  Korn- 
standen ein  Stund  lang  gstelt,  ihme  ein  S.  mit  Sprür 
uff  die  Achsel  gelegt  . . .  werden.'  1670,  ebd.  — 
ß)  Aschensack.  Einen  ,mit  dem  s.  schlahen',  alter 
Fastnachtscherz.  Ein  Bs  Erlass  von  1516  verbietet 
.allerlei  grober  hendlen,  mit  secken  slachen,  stopfen 
und  verwüsten  der  kleideren.'  ApV.  I  275;  s.  noch 
Äschen-S.  Ein  Nachklang  davon  (doch  vgl.  Meho-S.. 
sowie  Muli  mit  Anm.  Bd  IV  187/8)  noch  in  der  RA.: 
fWi'  lt  Bämd.  1904)  mit  dem  S.  g'schlage"  st",  ver- 
blendet, blind,  töricht  B  (Zyro),  ratlos,  unbeholfen 
(Bämd.  1904),  dumm,  beschränkt  sein  Aa;  B;  L;  Schw 
Ma.:  Z  (oft  mit  dem  Zusatz  e"chli");  Sprww.  1824  (,m.  d. 
S.  beschlagen').  Vgl.  Pelz-Chappen  (Bd  III  892).  Mer 
si"  doch  Beidi  mit  dem  S.  g'schlage"  g'si".  RIscber 
1903.  D'  Fraue"  deheime"  sind  natärlich  nid  eso  mit 
dem  S.  g'schlage"  g'si"  [um  nicht  hinter  die  Schliche 
der  Männer  zu  kommen].  Schwzd.  (L).  Wenn  Eine 
nid  grad  mit  dem  S.  g'schlagnen-isch  und  Öppis  weis' 
a"z'chere",  su  chiint-er  ou'h  noch  hüttigs  Tags ...  oben-üf 
umi  zu  si"'r  Sach.  Loosli  1910.  En  Bür  het  drei 
Töchtere"  g'ha",  die  si"  eppis  i2"ßltig,  u"g' schickt  g'si" 
u""  mit  dem  S.  g'schlage".  Scuwzd.  (BoSi.).  .Stultulus, 
ein  wenig  mit  dem  S.  geschlagen.'  Denzl.  1677.  1716; 
,er  ist  mit  dem  S.  geschlagen,  fatuus  est.'  ebd.  1716. 
,Wann  Franziskus  erlaubt,  die  Kleider  von  Secken  zu 
flicken  mit  dem  Segen  Gottes,  dörfte  einer  schier  ge- 
denken, er  were  selber  ein  wenig  mit  dem  S.  ge- 
schlagen gewesen.'  ClSchob.  1699.  ,Er  [Jos.  Biner, 
S.  J.]  seye  kraft  dem,  was  in  dem  ersten  Teil  seiner 
Anmerkung  zulesen,  dermassen  mit  dem  S.  geschlagen, 
dass  er  sich  weis  machen  lassen  [usw.].'  Goliath  1741. 
Gleichbed.  mit  dem  S.  tröffe"  si"  BBe.,  Hk.,  ,mente 
captus.'  Id.  B.  Ebenso:  Si  händ-em  de"  S.  a"g'rüert 
ZZoll.  —  y)  Stroh-,  Laubsack.  Hoch  ume"  'träit, 
nider  abe"  g'wäit  und  irin  S.  ifnje"  g'näit,  Rätsel  vom 
Laub  Aa  (Rochh.  1857);  ZWila.  S.  auch  Pfulwen  (Bd 
V  1099).  Willkumm,  Herr  Pfü",  in 's  Landvogts  Wald! 
. . .  der  g'lampe"t  S.  ist  äffe"  ehalt  [usw.].  JAlbrecbt 
(GSa.;  ,an  den  Bettlauber  Föhn').  I"  der  Kutsche" 
ist-n-en  S..  wo-me"  d'  Liebi  z'säme"packt,  Volksreim 
LE.  (Af  V.).  ,[Er]  begere  nit  uff  seinem  S.  zu  sterben.' 
ABütelrock  1682/1712.  —  8)  Sack,  worin  Verurteilte 
ertränkt  wurden;  vgl.  Gr.  RA.  '  696  ff.,  sowie  sacken. 
,N.  sprach,  si  wurd  niemer  als  biderb  als  sin  wip  und 
das  bewiset  sich  an  ir  vatter  wol,  der  wurd  versnit- 
lich  in  ein  s.  ertrenket.'  1383,  Z  RB.  ,Aber  klaget 
si  uf  Greten  Vogler,  dass  si  zuo  ir  sprach:  was  ma- 
chest? dir  ist  noch  lang  ein  s.  bereit,  da  du  in  hörst 
[hineingehörst].'  1384,  ebd.    ,Es  klaget  Elsi  Zörnli  uf 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Albrecht  Langenörlis  wib,  dass  die  L.  zuo  ir  sprach 
smachlich,  die  von  Thokenburg  hettin  ir  ein  s.  be- 
reit.' ebd.  .Sprach  des  N.  wib,  sy  und  ir  muoter 
werind  beid  als  bös  huoren,  dass  man  sy  in  einem  s. 
ertrenken  sölt.'  1436,  ebd.  Dazu  wohl  auch:  A.  ist 
von  seinen  Gesellen  wegen  einer  Versäumniss  gebüsst 
worden;  B.  rät  ihm,  die  Gesellschaft  aufzugeben,  ,so 
möchten  sy  hin  nit  allwegen  muossen  und  büessen; 
do  rettC. :  hettend  die  gesellen  üch  beidsampt  in  ein 
s.  verknüpft,  si  muossgetten  üch  noch  dann  nit  vast' 
1466,  ebd.  —  s)  Zaubersack.  ,[Die  Wiedertäufer  taten 
scheinbar]  wunderzeichen,  so  si  aber  nit  anders  tatend 
dann  mit  gschwindigkeit,  wie  man  uss  dem  gouggell- 
sack  pfligt  zuo  tuon'  (Randglosse:  ,wie  man  gouglet 
uss  dem  s.').  Salat,  Ref.-Chr.  ,Ein  anfang,  fürnemen 
und  gauggelstuck  uss  Zwingiis  s.'  ebd.  ,[Die  Bücher 
Luthers]  darinn  er  ...  sin  wieleffischen  und  hussischen 
s.  gar  öffnet.'  ebd.  —  £)  Sack,  worin  man  das  zum 
Unterhalt,  zur  Arbeit  usw.  Nötige  mit  sich  trägt.  So 
Proviantsack:  ,Herr  N.  gab  Schinken  und  Brod  aus 
sinem  S.  [bei  einer  Bergbesteigung].'  JvWeissenflvh 
1850/1.  Schulsack:  ,Was  dann  fürgläsen  ist  worden, 
das  man  nit  s  buoch  hinder  die  tür  werfe  oder  in  s. 
stosse,  sunder  glich  daruf  mit  sinen  gsellen  repetiere, 
damit  nüt  vergessen  werde.'  F  Schulordn.  1577.  Tor- 
nister des  Soldaten.  Militarspr.;  vgl.  Haber-S.  Wie 
Bündella«.  (Bd  IV  1363);  nur  in  RAA.  Einem  de" 
S.  vor  d'  Tür  werffe"  (rüere",  g'hije")  Aa;  Ap;  Bs;  G; 
Th;  Z;  Sprww.  1824.  Si  händ-im  de"  S.  vor  d'  Türe" 
g'heit,  plötzlich  und  barsch  aufgekündigt  AaSuIit.  .Ge- 
rade diese  Zucht  ist  Schuld  daran,  dass  die  Kinder..., 
sobald  sie  selber  verdienen  können,  den  Eltern  den  S. 
vor  die  Türe  werfen.'  Breitenst.  1860.  ,Uen  S.  einem 
lurwerffen,  amicitiam  alicui  renunciare.'  Hosp.;  Denzl. 
1716.  De"S.ume"g'heije",  unversehens  aufkündigen  Bs. 
Ei"'m  de-  S.  ge".  Gelt,  Die  het-der  der  S.  g'ge"!  UUrs. 
.Kuchibuob:  Doch  sagends  nit,  dass  ichs  gseit  han,  den 
s.  geb  er  mir  [mein  Herr,  den  ich  verraten]  von  stund  an.' 
JMürer  1565.  ,Soll  ernstlich  mit  dem  schuolmeister 
gredt  werden,  wo  er  sich  nit  anders  flysson  welle,  wer- 
dind  MH.  ime  den  s.  geben  und  sich  anders  versächen.' 
1597,  Ndw  Beitr.  1885.  .Einem  den  S.  geben,  für  die 
Tür  werfen,  amicitiam  alicui  renuntiare.'  Meyer  Hort. 
1677.  .Den  S.  empfangen':  .Darauf  haben  die  Herren 
der  Stift  von  Hrn  Bawherren  und  Herrn  Fähndrich 
W.  den  S.  empfangen.  Herr  Bawherr  tat  hinzu :  UGH. 
werden  uns  nit  ein  Heller  daran  [an  den  Münsterbau] 
gäben.'  1646,  ZStdt.  —  r|)  Geldsack,  -tasche, 
-beutel;  in  der  lebenden  Spr.  nur  noch  in  bestimmten 
Verbindungen  und  RAA.,  die  zudem  vom  Sprach- 
gefühl meist  auf  Bed.  2  bezogen  werden;  vgl.  auch 
Gelt-S.,  (Gelt-JSeckel.  ,Mir  hört  das  galt  und  der  s., 
spricht  die  huor.'  HBoll.  1540;  vgl.  vorher:  .Damit 
sy  [die  Kupplerin]  den  seckel  zum  galt  in  iro  gwalt 
bringe.'  ,Was  hat  es  disem  und  yänem  geschadt,  dass 
er  vom  evangelio  abgefallen  ?  er  hat  den  s.  und  was 
daryn  gehört,  lasst  uns  [Fromme]  arme  bättler  und 
allenthalben  unwärd  syn.'  LLav.  1577.  ,Die  frommen 
habend,  wie  wir  sagend,  den  s.  und  was  darein  erhört, 
es  gat  inen  glücklich  und  wol.'  ebd.  1582.  .Dann  die- 
wyl  er  [Haman]  wol  by  dem  künig  am  hof  was  und 
nach  by  dem  s.  sass,  wirdt  er  gesähen  haben,  dass 
er  sich  nit  versume,  wie  noch  oft  beschicht.'  ebd. 
1583.  Mit  Urem  S.  a"föhn  ist  besser  <th  mit  lärem  S. 
üfhöre"   L  (Ineichen).     .Aus    vollem   S.  geben,   plena 


611 


ek,  sik,  sok, 


612 


manu  dare.'  Denzl.  1716.  's  Mfd  nach  dem  S.  richte"; 
s.  Bd  IV  176.  A"  S.  chlopfe"  chönne*,  .Etwas  hinter 
sieh  haben,  vermögen,  bes.  durch  Geld'  S.  D'  Hand 
uf  dem  S.  b'halte",  zurückhaltend  im  Zahlen,  geizig 
sein,  vorsichtig  sein  im  Übernehmen  von  Verbindlich- 
keiten B  (vRütte).  Mi*  mues"  gäng  d'  Hand  im  S. 
ha",  stets  Ausgaben  bestreiten  B  (Zyro).  (Tief,  in  Ap 
auch  guet)  i(n)  S.  griffe"  (Ap;  Th;  Uw),  lange",  länge" 
(s.  Bd  III  1327,  auch  Aa),  recke"  (Bd  VI  806)  (müesse"), 
(viel)  Geld  ausgeben  (müssen).  Mer  händ  Alli  in  S. 
gelanget  und  cillicht  Mänge  tüfer,  als-em  dernäeh  lieb 
g'si*  ist.  Usteri  1854.  Bed  Franken  in'n  S.  ne",  sich 
auf  eine  grosse  Ausgabe  gefasst  machen  Z.  Wenn-er 
(ich)  's  nur  im  S.  hett  wie  im  Chopf,  von  Einem,  der 
grosse  Pläne,  aber  die  Mittel  dazu  nicht  hat  AAEhr. ; 
Bs;  Th;  Z Wl.;  ähnlich  Sprww.  1824.  Mi"  isch  o'"  gar 
he1"  Möntsch,  we""-me"  NtU  im  S.  het!  M Walden  (BM.). 
Und  eisster  e"  Bitzeli  lustig  si",  und  eisster  e"  B.  lache", 
und  eisster  e"  B.  Geld  im  S.,  dann  cha""-me"-sich  lustig 
mache"  Z  Stall.  Mer  sönd  halt  Appe"zeller,  's  cha"" 
gär  nüd  andest  se",  hed  Ann  im  S.  kann  Heller, 
rüeft-er  noch  glich:  juhe!  Ap  VL.  1903.  So-n-es  stolzes 
Here'söndli  hed  mit  's  Liselis  Mueter  g'redt,  und  die 
Alte"  lose"  g'wöndlich,  wenn-me"  Gelt  i"  de"  Säcke"  het. 
ALGassmann  1906.  S.  noch  Bd  VI  1177.  Na'h  Öppis 
in'n  S.  ha",  einen  Gewinn  über  die  Kosten  hinaus  Z 
(Dan.).  Was  brücht-me"  der  Profit  de"  Händler  i"  S. 
z'  jage*?  EHänggi  1893.  Erschlichener  Profit  wird  i* 
S.  g'macht.  Bärnd.  1904.  I*  si"  S.  mache";  s.  Bd  IV 
22  u.,  ,bei  Verwaltungen  Unterschlagungen  begehn' 
B  (vRütte).  [Die  Bundesbahn]  schafft  i"  eusi  Kasse", 
nid  in-e*  fremde"  S.  Aa  (Hürbin).  's  denkt  Jede  i" 
sinn  S.  Sdlger.  ,Mag  im  [dem  bestechlichen  Richter] 
von  beiden  [Parteien]  werden  gnot,  die  sache  er  me- 
iner geenden  lat,  die  wil  deweder  teil  iht  hat,  das  im 
mag  werden  in  sinen  s.'  Scbachzabelb.  ,V.  rett,  B. 
wer  nit  ein  biderb  man,  won  er  riete  allweg  in  sin 
s.'  1430,  Z  RB.;  nachher:  ,er  rate  uff  sin  nutz.' 
,[Die  Wahrheit  zum  Arglistigen:]  Du  bist  witzig  in 
dynen  s.;  vor  dyner  witz  keinr  trüeyen  mag.'  VBoltz 
1551.  ,In  sein  s.  wol  können,  callere  ad  suum  qusestum.' 
Mal.  I"  sinn  S.  hüse"  Th.  ,Aber  wenn  Eines  nach 
dem  Andern  davon  leitschet  und  in  seinen  S.  hauset..., 
dann  sind  eure  Eltern  bald  wieder,  wo  sie  angefangen 
haben.'  Onw  Blätter  1899.  ,Diewyl  sich  aber  zuge- 
tragen, dass  unser  Schwager  ...  sich  vermerken  lassen, 
als  wenn  ich  und  myn  lieber  Bruder  . . .  untrüwlich 
und  in  unseren  S.  gehusset,  hatt  uns  das  hochlichen 
beschwert.'  1604,  Z.  ,So  bald  er  ...  in  den  Ehestand 
geträten,  hat  Vater  und  Sohn  ein  andern  nit  verstohn 
können,  weil  der  Sohn  und  die  Sohnsfrau  in  ihren  S. 
hausen  wollten.'  1683,  ebd.  ,Rips  raps  in  meinen  S., 
Gott  geb,  was  mein  Nächster  hab!'  Sprww.  1824.  S. 
auch  bredigen  (Bd  V  406);  reden  (Bd  VI  553).  E(n) 
Gauch  (B),  Karr  i"  si(n)  S.  si",  ein  Narr  zu  seinem 
Vorteil  sein,  sich  dumm  stellen,  um  Etw.  zu  erlangen 
Aa;  B  (Zyros  Erklärung  ,zu  seinem  Schaden  handeln' 
mit  dem  Beispiel :  Wenn  er  weft  e"  Gouch  i"  si*  S.  si", 
su  mau-n-er,  beruht  offenbar  auf  einem  Missverständ- 
niss);  GF.;  Sch;  Th  (s.  Bd  IV  977).  En  Niedere-  ist 
en  N.  i"  sinn  S.,  .Jeder  ist  närrisch  genug,  für  seinen 
Vorteil  zu  sorgen'  Ap  (TTobler).  ,Er  ist  ein  Narr  in 
seinen  S.,  callidus  est  ad  suum  qurestum.'  Hosp.;  Denzl. 
1716.  Er  ist  für  si*  S.,  geizig  W  (Sprww.  1869).  Jede- 
schwätzt  für  sinn   S.    Ap.     Für  si(n)   S.  luege",   auf 


seinen  eigenen  Vorteil  bedacht  sein  B:  Th;  Z.  S.  noch 
Häggen  (Bd  II  1091;  für  S).  Es  gät  um  min  S.,  es 
handelt  sich  um  mein  ökonomisches  Interesse  Z  (Spill- 
mann), 's  göt  ms  mimm  S.,  auf  meine  Kosten  Th. 
Etw.  us  si"em  S.  zale",  aus  eigenen  Mitteln  bestreiten, 
bes.  Etw.,  wozu  man  rechtlich  nicht  verpflichtet  wäre 
B;  Tu;  Z.  ,Er  zahlt  (gibt)  gern  aus  anderer  Leute 
S.  (Seckel).'  Sprww.  1824.  .Von  hundert  Jahren  her 
sollte  man  Alles  gut  machen  aus  dem  eigenen  S.' 
Gotth.  —  8-)  Bettelsack.  D'  Tiroller  hend  Chröpf: 
sie  trägi"d-s'  ober  d'  Achsle"  wie  d'  Bettler  die  Seck. 
ApVL.  1903.  Mir  gönd  go"  bettle?',  sind  euser  Zwei, 
du  nimmst  de"  Bettelchorb  und  ich  de"  S.  ZThalw. 
,Si  [die  geistl.  Herren]  band  gross  pfrüenden,  rent  und 
gült,  sind  nach  allem  wollust  erfüllt:  Mund  was  magst, 
herz  was  wit?  Noch  hat  der  s.  kein  boden  nit...  Der 
gyt  hat  münch  und  nunnen  besessen,  dass  ir  s.  kein 
boden  hat.'  NMan.  , [Sarah  will,  ich,  Abraham,  solle 
dem  Ismael]  gen  ann  hals  ein  s.  und  damit  hinuss 
schicken  yn  mit  synr  muoter.'  Haberer  1562.  Dim. 
B;  Sch;  Th;  Z.  Mit  dem  Seckli  i"  der  Welt  ume" 
lauffe",  von  Haus  zu  Haus  betteln  ZHörnli.  Nimm 
's  Seckli  i"  d'  Händ  und  reis  's  ganz  Land  üs  ZWila 
(Silvesterruf).  Samichlaus,  um  Alles  wille",  tue-mer 
oc"  mi"  Seckli  fülle":  Öpfel,  Bire"  und  o'h  Nuss.  EStoll 
1907.  S.  noch  Gott  (Bd  II  512;  auch  ZStall.);  Brot 
(Bd  V  938  u.).  —  i)  Dim.,  an  einem  Stabe  befestigtes, 
trichterförmiges  Säcklein  aus  schwarzem  Tuch,  in  dem 
Sonntags  nach  dem  Gottesdienst  gew.  an  der  Kirchentür 
(doch  s.  u.)  das  Kirchenalmosen  eingesammelt  wird 
Ap;  Bs;  Sch;  Z;  vgl.  Chilchen-S.  Eine  Abbildung  bei 
CMüller  1674  Nr.  8.  .Desgleichen  all  feirtagen,  so  das 
götlich  wort  ausgeprediget,  sollend  bi  jeder  kilchentür 
mit  säcklinen  zwen  ehrsame  männer  aus  der  kilchhöri, 
von  den  fünfen  darzuo  verordnet,  gestellt  werden,  das 
almuosen  ze  samlen,  was  also  in  die  säckli  falt,  in 
stock  legen.'  1528,  JGöldi  1897.  ,Kurz  zuvor  hatte 
man  [1552]  wider  angefangen  das  allmuosen  mit  dem 
säcklin  einzusamlen.'  HOHüber,  Chr.  ,Die  Ursach, 
dass  die  Übrigen  [der  aus  Arth  Entflohenen]  hiss  dato 
Nit  begehrt,  ist,  wyl  ihnen  in  wärender  Zyt,  als  sy 
noch  im  Spittal  gsyn,  von  guttätigen  Persohnen  nam- 
hafter Posten  teils  ins  Sekli  gelegt,  teils  ihnen  selbs 
yngehendiget  worden.'  1655,  Gfd.  .[Zu  den  Kenn- 
zeichen des  Gläubigen  gehörte  es]  dass  man  auch 
etwann  zur  Kirchen  gienge  . . .  und  etliche  Schilling 
in  das  Secklin  legte.'  JJUlrich  1718.  ,Sie  [ein  altes, 
bedürftiges  Ehepaar]  erhielten  von  der  Kirche  alle 
14  Tage  ein  achtpfündiges  Brot  und  monatlich  l'/a  Pf. 
von  Kirche,  Spital  und  Säckli.'  1759,  KHacser  1895. 
,Da  das  Kupfergelt  in  Gang  gekommen,  so  wird  das 
Säckli  dergestalt  beschwärt,  dass  der  Messmer  kaum 
mehr  im  Stand  ist,  es  zu  halten,  und  in  Forcht  stehen 
muss,  zu  brechen  [!],  wodurch  Argernuss  und  auch 
Schrecken  entstehen  könnte.'  ApHeiden  Mbl.  1806. 
S.  auch  Seckli-Guet  (Bd  II  551).  's  S.  üfhebe",  in  Ap 
hebe"  (daher  Säckli-Heber  als  Bezeichnung  Desjenigen, 
der  mit  dem  S.  von  Bank  zu  Bank  gehend  die  Gaben 
einzusammeln  hatte).  Die  Verabreichung  von  Al- 
mosen, die  meistens  zum  Fenster  hinausgeworfen 
wurden,  sollte  untersagt  sein,  dafür  alle  Sonntage  ,das 
Säckli  ufgehebt'  werden.  1690,  AWild  1883.  ,[Man 
beschloss  1711  in  ZHöngg]  es  solle  wie  bisher  während 
der  Herbstzeit  das  Säckli  sonntäglich  aufgebebt  wer- 
den,  auch    sonst,    wenn  Leute   von  Condition   in   die 


613 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


614 


Kirche  kämen.'  HWeber  1899.  ,Das  Säcklein  aufheben, 
eleemosynamcolligere.'  Denzl.  1716.  ,Für  Säckleheben 
bei  der  hintern  Kirehentüre  1  fl.'  1765,  JJSchläpfer 
1839.  ,Das  Gesteurte  wird  von  den  Richtern,  welche 
das  Säckli  aufheben,  in  das  Pfarrhaus  gebracht.' 
CThoman  1741.  ,Dem  Kirchencustos  [am  Collegium  hu- 
manitatis  in  ZStdt]  lag  ob,  in  der  Kirche  das  Säckli 
aufzuheben.'  ,Das  8.  (an-)ordnen,  einführen.'  ,Slan  hat, 
damit  der  Arm  desse  geniessen  möge,  das  Säckle  ge- 
ordnet, da  man  das  Almuosen  daryn  sammlet  und  es 
demnach  zweien  Herren  des  Rats,  so  darzuo  geordnet 
. . .  überantwortet.'  JJRüeger.  , Unter  dem  31.  Okt. 
[1689]  wurde  das  Säcklein,  welches  bisher  bloss  an 
hohen  Festen  und  bei  Hochzeiten  in  den  Kirchen 
heruingeboten  worden  war,  in  allen  drei  Stadtkirehen 
auf  alle  Sonntage  angeordnet.'  Sch  Chr.  ,Anno  1667 
wurde  ...  das  Säckli  auch  auf  der  Landschaft  einge- 
führt.' Z  JfG.  1878.  Us-dem  S.  ha",  almosengenössig 
sein  Z.  —  x)  auch  Dim.,  Papierdüte  des  Krämers 
ApLb.;  Th  tw.;  Z.  —  X)  zum  Durchseihen.  ,Saccis 
vina  castrare,  durch  ein  s.  abziehen,  das  im  die  sterke 
vergang;  von  der  hepfen  durch  ein  s.  ablassen,  das 
er  milter  werde.'  Fris.  S.  auch  (ab-)sihen  (Sp.  587. 
588),  ferner  Laugen-S.  —  u.)  im  Spiel;  s.  S.-Gumpen, 
-Gumpet  (Bd  II  313/4),  -Laufen,  -Laufet  (Bd  III  1140. 
1143),  -Springet,  -Tanz.  —  c)  als  Mass.  En  S.  Cherne", 
Mel  usw.  Us  dem  Acker  hat  's  hür  10  Sech  Herdöpfel 
g'ge".  E(n)  S.  voll,  zur  Bezeichnung  einer  unbe- 
stimmten grossen  Menge.  Es  ist  besser,  en  S.  voll 
Kredit  a's  en  S.  voll  Geld  ha"  Ap  (TTobler).  ,Es  ist 
besser  ein  S.  voll  Gunst  als  ein  S.  voll  Geld.'  Sprww. 
1824.  ,Es  hat  sich  da  gezeigt,  dass  ein  Pilger  nach 
Jerusalem  einen  S.  voll  Zegina  und  einen  S.  voll  Ge- 
duld nötig  habe.'  Stock«.  1606.  S.  noch  Recht  (Bd  VI 
242).  Im  Kinderreim:  l''<  we't,  i'h  war  im  Himmel 
u"d  du  im  Paradis,  ieh  we't,  icl>  hätt  e"  Schümmel  u"d 
du-n-e"  S.  (ChopfJ  voll  Lüs.  GZür.  1902;  s.  noch  Heid- 
Ber  (Bd  IV  1465/6).  Ganz  Seck  voll  schwätze"  Z  (Spillm.). 
,So  du  ye  pfafl'en  bschirmen  witt,  lieber,  sag  an  wo- 
mitt?  Mit  römscher  gschrift,  gloub  ich  wol,  pro- 
biertest ein  ganzen  s.  vol.'  Eckst.  1526.  ,Ich  keer 
mich  nüt  an  dyn  clagen,  ob  d  glych  ein  s.  vol  tetist 
sagen.'  VBoltz  1551.  Auch  als  bestimmtes  Mass, 
bes.  für  Getreide,  auch  Mehl,  Kartoffeln.  Obst  ua.  Lt 
Heldmann  1811  in  Bs;  S  =  6520  Kubikzoll.;  vgl.  Basel-S. 
Ein  S.  Getreide  gew.  =  8  Viertel  AALeer.  (H.),  = 
10  Viertel  Ap  (TTobler;  nach  einer  Angabe  für  ApHer.f 
=  4  Viertel  =  16  Vierdi"g),  =  10  g'strieheni  Sester  Bs 
(Seiler),  =  10  Mess  F;  s.  auch  Viernzel  (Bd  I  1022). 
,10  Sack  Korn,  den  S.  zu  10  Vrtl  Zürich  Mass  ge- 
rechnet.' 1796,  ZTu.  Inv.  ,Der  Schaden  ist  in  137  Jau- 
chart Kornfeld  201  Sack  und  2  Vrtl  Kornfäsen.'  Ende 
XVIII.,  ZHegi.  1  Säckli  Korn  =  5  Viertel  Ap  (TTobler). 
Seehli,  .kleiner  Sack  von  1—3  Mass  (zB.  Mehl),  im 
Gegs.  zum  grossen,  müttigen  Sack'  B  (Zyro).  Ein  S. 
Kartoffeln  =  8  Viertel  AALeer.  (H.),  =  7  g'hüftigi  Sester 
Bs  (Seiler),  =  7  Mess  F.  ,S.,  ein  Mass  für  Erdäpfel, 
Nüsse  usw.,  =  3  Halbviertel'  Ndw  (Matthys).  ,Für 
Obst  dient  der  Kratten  [als  Mass],  deren  3  ein  Halb- 
viertel und  10  einen  S.  machen.'  UwGem.  Mehr  oder 
weniger  bestimmtes  Mass  für  Laub:  ,Es  ist  weit  grösser 
[als  das  Getreidemass],  und  man  unterscheidet  einen 
e'"schläfige"  und  zwäschläfige"S.,  d.i.  einen  Sack  für  ein 
einspänniges  oder  zweischläferiges  Bett'  Ap  (TTobler). 
Für  Kohlen;  a.Bennen  (BdIV  1290).    Für  Salz:  ,11446 


erhielt  man]  ein  Mess  oder  ein  S.  Salz  umb  fünft'  Lib. 
ald  ein  S.  Salz  um  2  Guldin  und  etwa  nächer,  zum  tü- 
risten  umb  2  Guldin  oder  umb  4  Lib.'  Äg.Tschudi  Chr.; 
vgl.  Salz-S.  Für  Wolle;  s.  Woll-S.  —  2.  Kleide r- 
tasche,  spez.  Hosentasche,  auch  Rocktasche  der 
Frauen,  allg.  Über  die  Berührungen  mit  1  b  yj  s.  d. 
Sibe"  alti  Wiber,  es  het  jedes  sibe"  Bock;  jede"  Rock  het 
sibe"  Sack;  jede"  S.  het  sibe"  Zopf;  jede  Zopf  het  sibe" 
Rappe":  Wi'  vil  gi't  da'?  Fängt  der  Gefragte  an  zu 
rechnen,  so  lacht  man  ihn  aus  als  einen,  der  den  alten 
Weibern  die  Taschen  untersucht  LE.  (Af V.).  Unger- 
wegs  isch-er  noch  einisch  abg'hocket  u"d  het  i"  de"  Secken 
ume"  g'nüschet.  Loosli  1910.  .Als  Johannes  [zur  Ab- 
fahrt bereit]  nach  allen  Säcken  griff,  fehlte  ihm  noch 
Schwamm.'  Gotth.  ,Der  Zimmermann  und  ich  fuhren 
auch  in  die  Säcke  [im  Wirtshaus,  um  zu  bezahlen].' 
ebd.  's  Gelt  brennt-in  im  S.  wie  Für,  von  einem  Ver- 
schwender BsL.  E"  (d'  BG.)  Füst  im  S.  mache"  Aa; 
B;  G;  Th;  Uw;  Z;  s.  Bd  I  1123.  Der  erst  G'schmack 
us  dem  eigne"  S.,  zu  Jmd,  der  einen  Wind  hat  fahren 
lassen,  es  aber  nicht  Wort  haben  will  GWe.;  ähnlich 
ZStdt;  Sprww.  1824.  ,Was  nit  in  Bauch  mag,  das  mag 
in  S.',  sagt  der  unbescheidene  Gast.  Schimpfr.  1651. 
,[Das  Gericht]  dessen  Bewerkstelligung  also  geschähe, 
dass  er  [der  Ammann]  ein  geschriebenes  Papeir  aus 
dem  S.  herfür  langte  und  aus  selbigem  Nachstehendes 
herlase.'  1769,  Z  Urk.  S.  auch  Her  I  (Bd  II  1521); 
Pßffen  (Bd  V  1071).  I(n)  S.  stösse",  stecke",  tue". 
,[Das  Nachtmahlbrot]  das  wohl  etwa  Einer  statt  der 
Niessung  i"  S.  z"  stössen  unternahm,  um  damit  un- 
heimli'''  Chi"sti  üsz'ieben.  Barnd.  1908.  ,Also  dass 
etliche  ander  den  Diensten,  Werchlüten  ...  nach  über 
dass  sy  genugsam  geessen  und  satt  worden  sind,  Brodt 
vom  Tisch  hinweg  nemmen,  in  ire  Seckh  und  Bussen 
verstossend,  dasselbig  dann  usserhalb  dem  Spittal 
hinweg  gebend  und  verkouffend.'  um  1620,  Z.  ,In 
seinen  S.  stossen,  ad  suum  usum  conferre.'  Denzl.  1716. 
,Er  steckt  die  Hand  in  S.'  Sprww.  1824.  S.  auch  Pßffen 
(Bd  V  1070  u.).  üneig.  Dass  der  N.  di  ganzi  ZU  het 
müessen  Orfigen  i"  si"  S.  abe"  stösse".  RvTavel  1904.  ,Ich 
hatte  Zeit  einzulenken,  meine  neue  Gelehrsamkeit  in  S. 
zu  stossen.'  Gotth.  ,Herr  Nuntius,  steckt  euren  List  in 
S.!' Pfaffenkrieg  1712.  ÖppisimS.ha"  1)  eig.  Ichha" 
kei"  Stückli  Brät  im  S.,  klagt  etwa  ein  Bettler;  s.  auch 
Bd  V  940.  D'  Anke"madl%  hat  Anken  im  S.,  si  nimmt-en 
an  Finger  und  salbet  de"  G'spass  Z  Wthur;  s.  die  B  Var. 
Bd  V  352.  Schätzeli,  hest-du  Nuss  im  S.,  ei  so  la"-mich-s' 
griffe",  will -der  de""  die  ganze  Nacht  um  's  Lädeli 
ume"  pfiffe"  BSi.  (Schweiz  1858).  Houderidou,  was 
hesch  im  S.?  H,  es  Weggli  (drei  Öpfel)  B  (GZür.  1902); 
ähnlich  Z Ebmat,  W.  (Jütelihü . . .).  Dö  won-ig  es  Dörfli 
ab  bi",  si"-mer  d'  Schuelchind  nöche"  g'sprunge"  und 
hei"  g'holeiet:  Jud,  Jud,  het  Speck  im  S.l  JReinh.  1903. 
S.  noch  Mül  (Bd  IV  177).  —  2)  in  allgemeinem)  s..  im 
Besitze  von  Etw.  sein ;  vgl.  Sp.  607.  Wenn-ich  de""  's 
Badent  im  S.  ha"  B.  De"  Töte"schi"  im  S.  ha",  dem  Tode 
verfallen  sein  Aa;  BsL.;  L;  Z;  vgl.:  Der  lauft  mit 
dem  T.  im  S.  ume".  MLienert  (SchwE.).  Bes.  d'  Hand 
ß'  Hand)  im  S.  ha".  Er  hat  de"  ganz  Tag  d'  Hand 
im  S.,  Kennzeichnung  eines  Faulenzers.  Wer  's  Stele" 
g'iconet  isch,  cha""  d'  Hand  nit  im  S.  b'halte".  JReinh. 
1905  (SL.).  .Einem  die  Hand  im  S.  erwischen',  ihn 
auf  frischer  Tat  ertappen.  Sülger;  Sprww.  1824.  ,Hie 
wölt  ich  sy  (die  widerspänigen)  gern  fragen,  wie  vil 
sy  dero  gesehen  hettind,  die  sich  da  empfunden  hettind 


tili 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


fleisch  und  bluot  essen.  Und  so  sy  sydt  dem  ynsatz 
Christi  kein  zeigen  köntind,  raüesstind  sy  ye  veriehen, 
dass  nie  gheiner  gloubt  nett;  damit  erwutschte  man 
inen  d  hand  im  s.,  nämlich  das  sy  selb  nit  gloubend, 
das  sy  da  fleisch  essind.'  Zwingli.  ,Erbiettend  sich 
dann  die  von  Luzern  ...,  sy  wellind  guott  für  in 
[ThMurner]  sin,  so  gend  sy  sich  aber  bloss  und  er- 
wischt man  inen  die  händ  im  sagk.'  1529,  Z.  — 
3.  übertr.  auf  andere  sackähnliche  Uinge.  a)  Sack 
an  der  Sackpfeife.  Wenn  der  S.  nit  voll  isch,  se  schreit-er 
nit.  Rochh.;  ähnlich  schon  im  Schachzabelb.  (s.  Bd  V 
165);  vgl.  auch:  .Wenn  die  Sackpfeiffe  nicht  voll  ist, 
so  tönt  sie  nicht.'  Sprww.  1824.  S.  noch  Bd  V  165 
(Pfaffenkrieg  1712).  —  b)  in  der  Fischerei,  sackartiger 
Ausläufer  oder  Ansatz  in  der  Mitte  eines  Zugnetzes, 
worin  die  Fische  sich  fangen  Bodensee  (nach  einer 
Angabe  ,der  mittlere  Teil  der  Segi,  welcher  sich  weit 
ausdehnt  und  in  die  Tiefe  senkt');  LSee  (.der  mittlere 
Teil  des  Netzes');  ZSee.  Syn.  Bündel  1  a  ß  (Bd  IV 
1363).  Vgl.  Sack-Garn  (Bd  II  423),  -Netz  (Bd  IV  886); 
(Gang- fisch-) Segi  (Sp.  477.  478)  und  bes.  auch  Klun- 
zinger  1892,  178/199  (mit  Abbildungen).  ,[Die  Fischer 
im  ,Niderthurgöw  sollen  beim  Fischen  in  der  Thur]  kein 
gewäben  sack  an  den  beren  noch  ouch  sunst  kain  ge- 
wäbne  tüecher  bruchen.'  1545,  ZAlt.  Urk.  ,Dass  weder 
Burger  noch  Landmann  .  . .  einig  Garn,  Neze,  Säke, 
Beeren  . . .  mit  sich  zur  See  führe.'  Z  Ges.  1757.  ,Das 
Landgarn  sollte  ohne  Säcke  gebraucht  werden,  ausser 
zum  Hürlingfang.'  Z  Fischerordn.  1809;  s.  auch  Land- 
Garn  (Bd  II  422).  —  c)  ,Der  s.,  allerlei  hültschen 
aller  körneren,  als  spreuwer  etc.,  utriculus.'  Fris. ; 
Mal.  —  d)  „Gewitterschwark.  allg."  (St.2).  Geht  die 
Sonne  in  einer  langgestreckten,  dunkeln  Wolken- 
schicht unter,  dass  ihre  Strahlen  oft  noch  fächerförmig 
im  lichtem  Gewölk  durchbrechen,  so  sagt  man:  D' 
Sunne"  göt  imene"  S.  abe"  und  zieht  Wasser  ÄAFri. 
Es  gihd  morn  Hege",  d'  Sunn  gäd  in  en  S.  [,schwarze 
Wolke']  abe"  Z.  Es  häd  en  S.  gäge"  Baden  abe"  ZiS.  — 
e)  sackartiges  Kleid(ungsstück).  Eine  Art  Mantel  aus 
grobem  Tuch:  ,So  ein  gebur  niht  anders  mak,  so  sezzet 
er  an  einen  s.  (ich  mein  ein  zwilichs  keppelin)  an  dem 
ende  ein  rotes  zipfelin.'  Schachzabelb.  ,Ein  kleid  von 
schlechtem  tuoch,  one  feit,  das  nit  uff  die  hoffart  ge- 
rüstet ist,  nemmend  wir  ouch  ein  s.'  LLav.  1583; 
vgl.  S.-Bock  (Bd  VI  838).  ,S.,  härin  Kleid,  cilicium; 
einen  S.  anlegen,  cilicium  induere.'  Denzl.  1716.  ,S. 
und  Asche',  biblisch.  ,Es  war  nur  die  Buss  Achabs, 
der  sich  zur  Zeit  der  Not  und  des  Zorns  Gottes  in 
S.  und  Aschen  gesetzt!'  AKlingler  1688.  —  f)  Sack- 
artiges in  der  Haut,  zB.  Wasser-S.  Ndw  (Matthys); 
sackartige  Geschwulst,  zB.  von  einer  stark  geschwol- 
lenen Wange  Th;  Z.  Er  hat  en  ganze"  S.  S.  noch 
Ghnüttel  (Bd  III  768  o.)  und  vgl.  sacken.  —  g)  von 
Teilen  des  menschlichen  Körpers;  vgl.  MHöfler  1899, 
534.  In  den  folgenden  RAA.  ist  wohl  eig.  die  Gallen- 
blase gemeint;  vgl.  aber  auch  Bläteren  4  a  (Bd  V  205). 
.Einem  den  S.  zerbrechen,  zerzehren',  ihn  ärgern, 
wurmen.  ,[Narr  vor  dem  Hochzeitsmahl:]  Mach  weid- 
lin  !  Es  hat  mir  schier  den  S.  zerbrochen,  dass  d  Speis 
so  lang  nit  wellen  kochen.'  Stettler  1606.  ,Disere 
Zeitung  (wie  der  Vatter  seinen  den  jüngeren  Brueder 
widerumb  zu  Gnaden  auffgenommen)  hat  ihm  den  S., 
wie  wir  im  Sprüchwort  sagen,  zerzehren  wollen;  er 
hat  gemeint,  das  bette  eben  nicht  sollen  sein.'  JWirz 
1650.     ,Das   wil   ihm   den  S.  verzehren,   tantum    non 


ilia  illi  rumpuntur,  concoquere  hoc  non  potest.'  Hosp.  ; 
ähnlich  bei  Mey.,  Hort,  1692;  Denzl.  1716.  ,Dass  under 
uns  das  hohe,  teure  und  gewünsichtige  Spilen  öffent- 
lich ohne  allen  Scheu  getriben  werde  ...  wil  ehrlichen 
Leuten  gar  den  S.,  ja  das  Herz  verzehren.'  AKlingler 
1688.  Dazu(?):  I°h  ha"  g 'meint,  ich  mües'-mer  de"  S. 
üshaue",  Ausdruck  des  Ärgers,  Erstaunens  ZElgg. 
Verächtlich  für  den  menschlichen  Leib  selbst.  Vgl.: 
,Die  seel  sprach  zu  dem  lybe:  Was  ich  dich  uff  ge- 
trybe,  so  lystu  als  ein  ander  s.,  der  weder  kan  noch 
enmag  sich  gewenden  noch  gekeren.'  Leib  und  Seele. 
,So  ist  der  alte  sach  intrennit  unsirs  irdischin  libis, 
unde  ist  der  edele  scaz  uz  genomin,  den  got  selbe 
drin  gab  ze  gehaltinne.'  Ende  XII.,  Wack.  1876.  ,Die 
wile  wir  in  deme  fulen  sacche  sin  des  fleisglichen 
gewatis,  so  muozzin  wir  iemir  mit  rüwe  sin  urabe 
unser  sunde.'  ebd.  Wi"  in'n  S.  tue",  saufen  ZRud. 
Uff  ->e"  S.  g'heije",  hinfallen,  auf  den  Hintern  fallen 
Bs;  8.  Ich  tat  nit  gern  uff'>e"  S.  fliege"  [auf  dem  Eise] 
Bs.  —  4.  Schimpfw.  auf  Weibspersonen,  Hure.  ,N. 
redt,  es  were  ein  Jud  ze  Bern  gewesen,  der  hette 
geredt,  unsre  frouw  wer  ein  s.  gesin.'  1421,  Z  RB. 
,[NN.]  luodend  sy  also  by  nacht  und  by  nebel  uss 
irem  hus,  dass  sy  und  der  klein  s.,  da  meintend  sy  ir 
töchterly,  hinab  zu  inen  kemind.'  1434,  ebd.  ,Sye  der 
N.  für  ir  huss  komen,  rette  fräffenlich  ...  zuo  iro,  als 
sy  underm  fenster  lege:  du  s.,  hett  ich  dich  hieniden, 
ich  wölt  dich  ouch  slachen.'  1464,  ebd.  ,S.,  ein  böss, 
(üppig)  weib,  scortum.'  Mal.;  Denzl.  1716.  Meist  in 
Verbindung  mit  Synn.,  attrib.  Zusätzen.  ,Die  Otten- 
huserin  an  der  Egg  hat  zuo  Hans  Scherers  jungfrow 
gesprochen  me  denn  zem  dritten  mal  nacheinander 
und  nit  in  einr  hitz,  si  sie  ein  huor  und  ein  s.  und 
aller  seken  s.'  Blasph.  Are.  ,[N.  sagt  aus]  dass  der 
Gugelberg  zu  der  Hallouwerin  rett:  du  zers  s.,  gang 
lös  din  bruoder  ab  dem  galgen!'  1429,  Z  RB.  ,Dass 
dich  das  vallend  übel  angang,  du  zers  fut  s.!  gang 
ann  galgen,  da  gehörst  ouch  hin.'  1433,  ebd.  ,Dass 
dir  Gott  das  hundert  tusend  valenfd]  übel  gebe,  du 
zerss  gehigidiger  fud  hudel  und  s.!'  1435,  ebd.;  vgl. 
Hudel-S.  ,Du  zers  öder  s.!'  1468,  ebd.  ,Du  gefügter 
swarzer  s.'  1482,  ebd.  ,[A.  klagt]  die  B.  habe  gegen 
sinem  wib  geredt,  sy  sige  ein  laff  und  ein  s.'  1483, 
ebd.  ,[Die  N.]  rete,  sy  genante  Eisin  were  ein  hüdel 
und  ein  har  verlofner  s.'  1484,  ebd.  ,Daz  dich  der 
ritt  als  hüerlis  und  s.  schüt!'  1485,  ebd.  ,Du  zers 
üppiger  böser  s.!'  ebd.  ,Die  N.  rette,  sy  gemelte  Ste- 
melin  were  ein  lung,  ein  blitzg,  ein  huor  und  als  ein 
böser  s.,  als  in  Zürich  were.'  1487,  ebd.  ,Du  s.  und 
du  balg."  1530/33,  Z  Ehegericht.  ,Und  müessend  aber 
die  grossen  göueh  vil  mit  grössern  sorgen  den  schandt- 
lichen  fasel  [ihre  unehlichen  Kinder]  erziehen  und 
dennocht  . . .  fürchten,  der  unersettig  s.  habe  noch 
nienan  kein  vernüegen.'  HBull.  1540.  ,[Potiphars 
Weib  zu  ihren  Mägden:]  Dass  üch  Gott  plag,  ir  schnö- 
den seck!'  Rdef  1543;  s.  auch  Sp.  10.  ,[N.  soll  gesagt 
haben]  das  meitli  syge  ein  öden  s.'  1541/3,  Z  Ehe- 
gericht. .Volbock,  ein  tüffel:  zloch,  zloch  mit  den 
schnöden  secken  [Kupplerin  und  Buhleriu]!'  VBoltz 
1551.  .[Haushalter  zu  seinem  Weibe:]  Du  bist  von 
art  ein  fuler  s.,  du  blybst  im  bet  biss  liechten  tag.' 
ebd.  ,Sy  fasset  die  kunst  [der  Abtreibung]  und  mit- 
teilt die  den  anderen  irs  glychen  secken  und  keibinen.' 
Rüef  1554.  ,Weil  aber  hie  [im  St  Verena-Bad]  oft 
under  den  frommen  sich  auch  vil  böser  buoben  und 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


seck  einmischen,  so  nicht  werken  mögen  [so  soll  jeder 
Arme  einen  Schein  von  seiner  Obrigkeit  mitbringen].' 
HPantal.1578.  Auch  Ditn.;  s.Un-rät{M  VI  1580).  Vgl.: 
.[Eine  Hure]  genannt  das  Sekhelli.'  1041,  Zu.  —  5.  in 
Fluchformeln,  als  euphem.  Entstellung  von  Sakra- 
ment (s.  d.).  Potz  (tüsi"g)  S.  und  Bändel!  GLKlönt. 
(auch  mit  dem  Zusatz  und  Öp feischnitz);  GrScIis;  G, 
am  Bändel!  L  (auch  am  Zopf);  Sciiw;  Sj  s.  Bd  IV 
1335.  Heilige--  Sant  Wandel,  S.  am  Bändel!  SchwE. 
(Lienert).  Potz  S.  und  Bündel!  s.  Bd  IV  1362.  S.  am 
Brentschi!  BsStdt.  Potz  iüsing  S.  coli  Ente"!  L;  Sprww. 
1869.  ,Das  üch  botz  s.  vol  enten  sehend!'  Rukf  1539 
,l)ass  üch  bock  s.  voll  enteil  schiind  !'  Wagner  1581. 
S.  noch  Ent  (Bd  I  354);  ge-Mjen  (Bd  II  1106).  ,Botz 
tusig  s.  vol  hend!'  s.  Hell-Rigel  (Bd  VI  751).  Potz 
S.  und  an  e"  Wand!  Z.  Sack  abenandre"!  SchwE. 
(Ochsner).  Potz  (E  z')  S.  voll  Taler!  BO.;  vgl.  du 
Sackme'taler  du!  euphem.  für  Sakramenter  (s.  d.)  ZStdt 
(Dan.).  Gekürzt  bim  Sack!  Ap;  L  (Ineichen).  Himmel- 
hengottsacküf!  JRoos  1892.  Euphem.  für  Sei  in  der 
Beteurung:  .Mein  S.  nicht!-  HPest. 

Alul.  nach  (PI.  aecchl,  Dim.  aecchili(n)) ;  vgl.  Gr.  WB. 
VIII  1610/7;  Martin-Lienh.  II  341/2.  Iü  BO.  lallt  das  Dim. 
tw.  mit  dem  von  Seckel  (s.  d.)  zs.  Zu  den  HAA.  and  Sprww. 
vgl.  noch  Wander  III  1807/23.  —  S.  in  Namen,  a)  in  Per- 
sonennamen. ,Hans  Springinsak,  burger  ze  Arouw.'  1392, 
UwE.  .H.Übelsak.'  1253/89,  Z.  .Wernherus  dietus  Rotte  alias 
Kifelsag.'  1284,  Bs  (ASocin  1903,  423).  ,Heiui  Ziesak.' 
1386,  Ndw;  dazu  ,Area  Ziesakinun  [Gen.  des  movierten 
Fem.].'  Anf.XIY.,  L  (Gfd  38,  23);  ebd.  S.  26:  .Area  Silber- 
Bakinun.'  .Wenii  Ptilsak  uf  Ilgow.'  1443,  Sciiw.  ,Hans  Nat- 
sacken  Haus.'  1724,  Z.  —  b)  iu  Ortsnamen  ,(Im)  S.'  Aa 
(4  mal;  .Waltber  in  dem  Sakke.'  1280,  Klingn.);  Ap  (1  mal); 
B  (8  mal;  ,an  dem  ort,  da  es  in  dem  S.  lieisst  au  der  Aren 
[wurde  Bern  gegründet].'  Brennw.  Chr.,  ,[Beru]  ist  schier 
oin  Insel,  nndt  wie  ein  S.  von  wegen  des  krummen  Lauffs 
der  Aaren.'  RCys.,  ,der  Platz,  worauf  die  Stadt  ]Bernl  erbauet 
worden,  ist  von  der  Aaren  in  Form  einer  halben  Iusul  um- 
geben und  dahero  ehmals  im  S.  geneunet  wordeu.'  vGoId- 
lia.h  1723);  Gl  (,auf  S.' ;  ,am  Fusse  des  Gläruisch  liegt 
eine  zum  Teil  ebene  Bergwiese,  umgeben  von  himmelhohen 
Bergen  und  schattigen  Wälderu,  sie  hat  den  charakteristi- 
schen Namen  S.'  HHerzog  1884);  Gr  (3  mal);  L  (3  mal); 
G  (7  mal;  .auf  dem  Gut  des  JHensel,  genannt  der  S.'  1511, 
Bern.,  ,ein  Stück  Reben  stösst  . . .  an  den  S.'  1550,  ebd.); 
Schw  (1  mal);  S  (1  mal);  Th  (2  mal);  Uw  (3  mal;  ,uff  iren 
güetern,  die  man  nempt  in  dem  S.'  1400,  Beck.,  ,der  S. 
zu  Buochs.'  1400,  Gfd,  ,super  agrum  dictum  im  S.'  XV., 
ebd.,  ,der  uuder  und  der  ober  S.'  1499,  ebd.);  U  (2  mal; 
,von  2  akkern  im  S.'  1358/70,  Bürglen);  Zg  (1  mal);  Z 
(11  mal;  ,das  holz  im  S.'  XV.,  Freienst.,  ,im  S.'  1573, 
Seh  warn.;  1688,  Seegr.,  ,der  zeenden  zuo  Rieden  facht  an 
obsich  gägen  Wiediken  am  S.  an  der  Töltschen.'  1580,  Albisr., 
,S.,  die  schmalen  relativ  tiefen,  mit  einem  Sack  verglichenen 
Altwasser  bei  Oberglatt.'  Früh  u.  Schroter  1906).  ,Secken' 
Gl.  ,Secki'  B;  Th;  Zg  (auch  ,-ä-');  ,der  wingarten  gelegeu 
ze  Baden  an  dem  Geisberg  im  Seke.'  1365,  AaB.  Urk.  .Seckli' 
G;  Th;  1601,  Uw.  Iu  Zssen.  1)  als  erstes  Glied:  ,Sack- 
Acker'  Aa  (auch  ,Seck-');  Bs;  B;  Z  (auch  ,Seck-').  ,-Egerden.' 
1480,  ZRüschl.  ,-Graben'  B.  ,-Grätli'  B.  ,-Hau'  Seh.  ,-Hof 
Schw;  Z.  ,-Hollen'  Bs.  ,-Holz'  Th;  Z  (auch  , Sack-';  ,Seck- 
holz.'  1532,  Zum.);  ,-Hölzli'  Aa.  ,-Hofstettli' Ndw.  ,-Horn' 
B;  W.  ,-Limmi'  B.  ,-Matt(en)'  S;  XV.,  L.  ,-Mos'  S.  ,-Bach' 
Z.  ,-Berg'  Gl;  S;  U;  Z.  ,-Boden'  G.  ,-Bruunen'  Z.  ,-Ried'  Z 
(auch  , Sacken-').  ,-Riiti'  G.  ,-Täli'  B.  ,-Tobel'  Z.,  -Weid'  Aa 
(,- Weiden');  B;  L;  G;  Z.  ,-Wald'  L  (,Säck-').  ,-Wiesli'  Z. 
,-Zelg'  Aa;  S  (,-Zelgli');  Z.  ,Secken-Acker' Aa,  ,Säcken-Wügli' 
Aa.  ,Secki-Acker'  Z  (.Säcki-'),  , -Felsen'  ZBauma' (,Säcki-'), 
.-Graben.'  1461,  AaBb.  Urk.,  ,-Holz'  Th,  ,-Bach'  Zg,  ,-Weid' 
Th.  ,Säcklis-Bach'  Ndw.  —  2)  als  2.  Glied:  ,Arch-'  S.  ,Eber- 


Secken'  L.  .Eschen-'  Schw.  .Heb-'  Seh;  Th  (,steg  und  weg 
durch  den  H.'  1539,  Neunf.);  7,  (,reben  im  H.'  1549,  Embr.; 
,güeterimH.'  1552,  And.df.).  .Halb-' BG.  ,Hang-' G.  ,Hung-' 
G.  ,K.iin-'  B.  ,Lischen-'  B.  ,Mett-'  G  (Hausn.).  ,Ros-'  ü. 
,Rüti-'  S.  .Schöpf-'  G.  ,Zii-'  Z.  Mit  Adj.  .Hinter-'  G,  .Ober-' 
L,  , Unter-'  Gl;  L,  .Vorder-'  G.  .Ober-,  Vorder-,  Hiuder-Secki' 
Zg.  Abi.  .Säckler'  Z.  .G'scck'  ZDet.  a/S.  (,-&-') ;  ,ein  wiss  gen. 
im  Gseck.'  1456,  AaB.;  ,eiu  mattely  im  Gseck.'  1461,  ebd. 
—   Zu   den   folg.   Zssen   vgl.   die   mit  \-.-/.--/,    Tuschen. 

Oben-abe"-:  =  O.-a.-Bieter  (Bd  IV  1882),  an 
Männerhosen.  Die  Obena''hi"seck  zum  I"stössen  von 
Nase"lumpen  und  Bollihegel.  BXrxh.  1908  (BGr.).  Oben- 
abeseck,  das  macht -sicH  g'herrschelig,  venn-me"  drV- 
längt  und  öppe"  mit  de"  Feuflibere"  chlingelet!  JReinh. 
1907.  —  Z'ibe-d-  Gl,  Z'Äben-  BR.,  Z'Öbe"d-  SL. 
(Dim.):  Säcklein,  worin  das  (der)  Z'Äbe"d  (s.  Bd  I  35) 
zur  Arbeit  aufs  Feld  usw.,  auf  eine  Reise  (BR.) 
mitgenommen  wird.  Syn.  Z'Ä.-Püntel  (BR.);  vgl. 
Z'Imbiss-S.  Der  Wildheuer  hat  si"  Schütte"  mit  Heu'c- 
gare",  Seiler  und  Zäbe"dsagg  abg'stellt.  CStreifp  1901. 
Wenn  's  am  VreneHag  regnet,  so  seil  der  Bar  's  Zobe"- 
seckli  a"  's  Chommetschit  hänken  und  Tag  und  Nacht 
z'  Acher  fare".  Schild  1863,  116.  Sj  [die  Sonne]  hänkt 
kei"s  Z'Ö.  a",  nimmt  Nut  z'  Nüni  oder  z'  Immis  und 
leitet  nit;  si  lauft  gäng  glich  druflös...  ebd.  1876.  — 
Allere"-,  Are"-:  Dim.,  Säcklein  der  Ährenleser  Th]-; 
vgl.  THBeitr.45,  81  —  Almosen-:  Dim.,  =  Sack  1  b  i. 
, Wegen  dissmahligen  teuren  und  klemmen  Zeiten  und 
daharo  vermehrten  Ausgaaben  habe  notwendig  ge- 
funden, das  Almosensäckli  auch  im  Herbst  (bishar 
geschah  dies  nur  an  Ostern,  Pfingsten,  Weihnachten 
und  den  jeweils  angeordneten  Bettagen)  dis  Jahrs 
aufzuheben.'  1690,  ZZoll.  Pfarrbuch.  ,[Es  wird  Per- 
sonen] welche  etwan  krank  werden  oder  sonst  in  Un- 
glück kommen,  auch  geholfen  auss  dem  Almosen- 
säcklein, das  man  von  Zeiten  zu  Zeiten  in  der  Kir- 
chen aufhebt.'  1692,  HMorf  1896  (ZGlattf.).  —  Ain- 
ballasch(i)  A'mbrläsfi)-  ZStdt,  W.,  Amplas'H-  ZF.: 
=  Amballasche  (Bd  I  233),  in  ZF.  zum  Verpacken  von 
Baumwollgarn  usw.  verwendet.  —  Z'Imbiss-  (Gotth.), 
Z'Im(m)is-  BE.  (auch  Gotth.),  G.;  SL.:  Dim.,  Säcklein, 
worin  der  (das)  Z'Imbiss  (s.  Imbiss  I  Bed.  2  und  3  b 
Bd  I  236/7)  mitgenommen  wird.  Me"  treit  's  Z'Nüni- 
und  's  Z'Immisseckli  mit  glich  g'freutem  G'müet  i"  's 
Feld  [wenn  man  auch  viele  Kinder  zu  ernähren  hat]. 
Schild  1860  (SL.)  ,Es  kann  mich  [die  Lehrersfrau] 
ärgern  in  den  Tod  hinein,  wenn  unsere  Kinder  so  an 
die  Kinder,  welche  während  der  Schule  hier  bleiben 
und  ihre  Zimbissäckli  auspacken,  zustehen  und  ihnen 
in  den  Mund  guggen.'  Gotth.  .Ungern  gieng  ich  nicht 
in  die  Schule  . . .  Besonders  hatte  ich  meine  Lust  an 
meinem  Zimissäckli.  Mareili  füllte  es  reichlich  mit 
Milch,  Brod  und  Äpfeln.'  ebd.  —  Herd-öpfel-:  Kar- 
toffelsack, wohl  allg.  —  Äser-:  Dim.,  Säcklein  zu- 
nächst für  Lebensmittel  BE.  Syn.  Äser  (Bd  I  506). 
Wen" -er  albe"  zum  Metzger  g' gangen  isch  mit  si"'m 
baueligenÄ.  [ein  Pfund  Fleisch  zu  kaufen].  Lousli  1910. 

Äsche"-:  1.  Aschensack.  Basel  ist  e"  schöni  Stadt, 
Liestel  isch  der  Ä.,  Sissech  isch  der  Nidle"chübel, 
Waldcburg  der  Deckel  drüber  Aa;  vgl.  die  Varr.  unter 
Bettel- S.  Er  het  e"  Hals  wie-n-en  Ä.  BsL.;  dh. 
schmutzig  (aschgrau).  Spec.  ein  mit  etwas  Asche  ge- 
füllter Sack,  den  an  der  Fastnacht  Maskierte  an  einem 
Stocke  trugen,  um  Andere  damit  zu  schlagen  und  mit 
Asche  zu  bestäuben  WLö.    , Am  Samstag  vor  der  alten 


619 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


Fasnacht  wurden  um  1  Uhr  alle  Häuser  geschlossen; 
kein  Weibsbild  durfte  auf  die  Strasse,  auch  keine 
Knaben  bis  zum  20.  Jahre,  sonst  bekamen  sie  den  Ä. 
um  den  Kopf;  vgl.  Af  V.  II 178;  FGStebler  1907, 117. 
.Bei  Maskenumzügen  war  der  Letzte  im  Zug  mit  einem 
Ä.  ausgerüstet,  womit  er  die  Kinder  und  die  Dorf- 
schönen bestäubte,  so  dass  sie  kreischend  auseinander- 
fuhren; dann  hiess  es:  sie  haben  den  Ä.  "bercho"' 
GrV.  (BSchnyder).  Ben  Ä.  "bercho",  bei  der  Braut- 
werbung abgewiesen  werden,  einen  Korb  bekommen 
GRTersn.  (B.).  ,Deren  [der  in  die  Stadt  eingedrun- 
genen aufrührerischen  Bauern]  vil  äfreten,  dass  puren- 
gspöt  und  äschensäk  an  vergangner  fasnacht  ze  vil 
verächtlich  wider  si  gebrucht.'  Ansh.  ,l)ann  die  Pa- 
pisten grad  morndes  nach  der  jungen  Fassnacht  das 
Volk  zu  der  Fasten  eingeweihet  und  sy  auch  in  der 
Kirchen  mit  Äschen  besäyet,  von  welicher  Ceremoni 
die  selbig  Mitwochen  genempt  ward  Aschermitwochen; 
wie  aber  der  Teuffei  alles  das,  dardurch  wir  zur 
Buoss  vermanet  werdend,  kan  umbkehren,  dass  es 
zum  Muotwillen  des  Fleisches  gerahtet,  also  ists  mit 
der  Äschermitwochen  auch  beschehen,  dass  hernach 
seine  Diener  auff  der  Äschermitwochen  mit  brämpten 
Angesichten,  Teuffels-  oder  Narrenkleideren  sind  umb- 
hingelauffen,  mit  Secken  vollen  Äschen  und  je  den 
nächsten  damifrgeschlagen,  aber  das  so  gar  nitdarumb, 
das  er  dardurch  züchtiget  und  gewitziget  solle  werden, 
dass  man  darfür  gehabt,  er  seye  dem  Narren,  von  dem 
er  geschlagen,  glych  worden.  Dahär  dann  das  Sprüch- 
wort erwachsen,  das,  wenn  wir  von  einem  Toren 
redend,  sagend  wir,  er  seye  mit  dem  Ä.  geschlagen.' 
Pred.  1601;  vgl.  dazu  Sack  1  b  ß  (Sp.  609).  S.  noch 
sudlen2b  (Sp.  328).  —  2.  ,ein  gebrandschatztes  Land'  U. 

Zu  1.  In  BsStdt  kauften  früher  die  Äsche"-Manne"  und 
-Fraue"  die  Holzasche  von  Haus  zu  Haus  auf  und  sammelten 
sie  in  Säcken.  Ausserschweiz.  Belege  für  das  Schlagen  mit 
Aschensäcken  (so  bei  Seb.  Braut)  s.  AfV.  I  -275  Anm.  Vgl. 
noch  Gr.  WB.  I  584;   Fischer  I  339. 

Eiter-:  sackartige  Ansammlung  von  Eiter  Ap;  Tb; 
Ndw.  —  Fgdere"-:  Dim.,  kleiner  Sack  zum  Sammeln 
zerstreuter  Flaumfedern  Bs  (Linder).  —  Feg-:  Hure; 
vgl.  Sack  4.  ,Jennis  wip  sluog  Annen  von  Hochdorf, 
und  ir  man  sprach,  si  sie  ein  böser  veges.;  Metzi  hat 
gesprochen,  Grefe  sie  ein  huor  und  ein  vegs.;  aller 
menglichs  f.;  si  sie  ein  durhit  fegsäklin.'  Blaspb.  äcc. 
.Nämlich  hat  sy  gesprochen:  der  üppig  öd  hudel  und 
f.  sitzt  mir  under  der  stegen  in  minem  zins,  das  ich 
vor  iro  weder  uff  noch  nider  komen  mag.'  1438,  Z 
EB.  Vgl.  auch:  ,Dass  der  Meig  [ein  Beruer,  der  über 
Zwingli  und  die  Zürcher  lästerte]  seite  zuo  m.  Fa- 
bian, er  sollte  mit  dem  f.  umhin  rucken  [vgl.  umen- 
rucken  2  b  Bd  VI  852]  —  meinte  mit  miner  herren 
farw.'  1522,  EEglt,  Act.  81;  vgl.  Säj-S.  —  Fige"-;  s. 
Bosselierer  (BdIV  1735;  aus  einem  antireformatorischen 
Kai.  vom  J.  1527).  —  Füll-:  Schlemmer.  Vgl.  Fress-S. 
N.  habe  gepredigt,  ,man  sollte  den  zenden  nit  in  die 
klöster  denen  füllsäcken  geben,  man  sollte  in  den  Seel- 
sorgern geben  und  den  armen.'  1526,  EEgli,  Act. 

Für-:  bei  Feuersbrünsten  von  der  Rettungsmann- 
schaft verwendeter  Sack.  .Unter  den  6  für  das  Flöeh- 
nen  bestimmten  Offiziers  stehen  12  mit  Feuersäken  ver- 
sehene Hülfsmänner  und  haben  sich  die  eint  und  andern 
in  drei  Rotten  zu  verteilen,  so  dass  die  erste  in  das 
brennende,  die  beiden  andern  aber  in  das  rechts  und 
links  zunächst  stehende  Haus  gehen.    Um  bei  diesem 


wichtigen  Punkt  der  Rettung  von  Kostbarkeiten,  Mo- 
bilien  und  übrigen  Fahrnussen  den  Unordnungen  zu 
steuern,  ist  allen  andern  Personen  das  Flöchnen  unter- 
sagt' ZStdt  Feuerordn.  1802/9;  ähnlich  1834.  ,Zwei 
Lesserbinden,  ein  Feursak.  zwei  Seckli  . . .'  1800,  Z 
Inv.  (.Verzeichniss  von  der  Lingschen').  —  In  andrer 
Bed.   bei   Adelung  II    135;   Gr.  WB.  III  1601. 

Für-:  =  Für-Fuess  3  (Bd  I  1090)  ZBass.f  (,als 
man  noch  polstrige  Strümpfe  strickte'),  Fehr.  (nach 
einer  Angabe  =  Für-Fuess  2),  Russ.,  .abgeschnittener 
Vorderfuss  eines  Strumpfes,  bei  Glatteis  über  die 
Schuhe  gezogen'  Z  (FStaub).  Syn.  F.-Sock.  —  fttr- 
säckig:  ohne  Schuhe,  bloss  in  den  Strümpfen  gehend 
ZFehr. 

Fuess-:  1.  wie  nhd.,  Wärmesack  für  die  Füsse 
Bs;  B;  L  (auch  Dim.;  s.  brändelen  Bd  V  683);  Th;  Z. 
Im  Winter  han-ich  der  Mamma  müesse"  der  Schlupf, 
der  F.  i"  d'  Ghüche"  trage".  Bari  1883.  —  2.  =  Sprütz- 
Leder  (Bd  III  1073)  Bs;  B  (s.  Bärnd.  1904,  342);  S 
(Schild);  Z.  Johannes  schlug  den  F.  zurück,  ver- 
sorgte die  Körbchen  unten  im  Gestell.'  Gotth.  , Schon 
lange  [vor  dem  Aussteigen]  hatte  die  Mutter  die  Hand 
am  F.  gehabt,  wollte  ihn  jetzt  abheben.'  ebd.  —  Zu  1 
vgl.  Gr.  WB.  IV  1,    1040;  Fischer  II    1898. 

Fisch-:  ,brotsackähnliche  Leinentasche  mit  Schnur 
zum  Umhängen,  worin  man  die  gefangenen  Fische 
trägt;  in  neuerer  Zeit  durch  umgehängte  Fischkörbe 
verdrängt'  GrD.  (B.).  ,Ein  garny  vischseckly.'  1562, 
Inv.  Hs  Salats.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  1688. 

Fueter-:  Sack  mit  Viehfutter  Th.  Der  Chnecht 
hat  de"  F.  vergesse".  ,Den  f.  büt  har,  niyn  gsell,  dass 
ich  in  disem  tier  [einem  Esel]  fürstcll  . . .  damit  es 
äss  und  gfueret  werd.'  Haberer  1562.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
IV  1,    1094/5;    Fischer   II    1904. 

Flüge"-:  aus  einem  dicken  Brett  geschnitztes, 
schaufelähnliches,  am  breitem  Teil  mit  Löchern  ver- 
sehenes Gerät,  an  dem  die  (in  die  Löcher  eingehäng- 
ten) Sicheln  morgens  aufs  Feld  (und  abends  nach 
Hause)  getragen  wurden  Z  Bez.  Uster.  Vgl.  das  Syn. 
Sichel-Schit.  Zum  Tragen  des  Fl-s  wurde  gew.  ein 
noch  unerfahrner  Schnitter  bestimmt,  der  dann  während 
des  ganzen  Tages  den  Übrigen  als  Zielscheibe  ihrer 
Neckereien  diente.  Daher:  de"  Fl.  träge"  (mües'e"), 
in  einer  Gesellschaft  die  Zielscheibe  des  Neckens  und 
Spottens  sein,  übh.  herhalten,  Spott  und  Schaden 
tragen  müssen  Z  (auch  W.).  Es  seil  en  Andre*  de" 
Fl.  träge",  ,ich  nehme  mich  der  Sache  nicht  mehr 
an'  ZWangen.  ,[Dorfwächter,  den  man  abzuhalten 
sucht,  von  einer  Polizeiübertretung  des  Gemeinde- 
präsidenten Anzeige  zu  machen:]  Verraten  wird  es 
sowieso;  dann  muss  ich  den  Fliegens.  tragen,  wenn 
ichs  nicht  anzeige,  also  mache  ich  Rapport.'  Sch  Pilger 
1895.  ,So  leide  Unrecht,  schweige  fein,  das  Schlechte 
lass  dich  nicht  viel  plagen;  du  könntest  sonst  ver- 
urteilt sein,  wie  ich  —  den  Fliegens.  zu  tragen.'  ebd. 
1885  (,vom  Fliegensack'). 

Die  Benennung  wohl  nach  einer  gewissen  Ähnlichkeit 
des  Geräts  mit  einer  Fliegeuklappe,  für  welche  selbst  der 
Ausdr.  allerdings  nicht  bezeugt  ist. 

Fl8h-.  ,Pulicosus,  voll  flöhen,  ein  fl.,  flöig.'  Fris.; 
Mal.    -   Vgl.   Gr.  WB.  III  1815,  auch  Fischer  II  1580. 

Frucht-:  Getreidesack  B;  Th  und  wohl  weiterhin. 

Fress-:  Vielfrass,  Nimmersatt  Aa;  Bs;  B;  Th;  Z; 
wohl  allg.  Von  Kindern  auch  Dim.:  Der  Männeli 
[Emanuel],   das   Fresseggli,    het  'zwängt:    Mer   Leb- 


621 


Silk, 


;k,  sik,  snk,  suk 


kuechc"!  Schwzd.  (Bs).  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  139;  Martin- 
Licnli.  II  :S42;   Fischer  II  1746;   DM.  VII   266  (Heuueberg). 
Geifer-  (-öu-J:    Wassersack  an  der  Tabakspfeife 
BE.     Syn.  Pfiffen-,  Seifer-S. 

Gauggel-:  Zaubersack  des  Gauklers.  .[Gouggler:] 
Wenn  es  an  ein  bzalen  gat,  nimm  ich  min  g.  gar  drat.' 
Rüef  1540.  S.  noch  Nädlen  (Bd  IV  666);  Sack  (Sp. 
610).  —  Schon  mhd.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  1,  1560;  Fischer 
III    100/1. 

Galle--:  t.  Dim.,  =  G.-Bläteren  (Bd  V  206)  UwE.; 
Z  (Wolf).  Züe-n-es  chlei"s  G.  ha",  beim  geringsten 
Anlass  zornig  werden  UwE.  S.  noch  über-lauffen  (Bd 
III  1128).  Übh.  Sack  mit  Galle:  ,Das  Leben  mit 
nichts,  wo  man  an  so  viel  gewöhnt  war,  muss  eine 
wahre  Hölle  sein;  es  muss  einem  zu  Mute  sein,  als 
sei  man  eingenähet  in  einen  Gallensack.'  Gotth.  — 
2.  PHanzenn.  a)  G.-Seckeli,  Perlgras,  Melica  nut. 
ScHwMa.  (Rhiner  1866).  Syn.  Lüsen-S.  —  b)  G.-Seckli, 
Zittergras,  Briza  media  ScHwMa.  (Rhiner  1866). 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  1198;  MHöfler  1899,  534/5.  -Seckeli 
riell.  zu  Sechel. 

Gelt-:  wie  nhd.  Geldsack  Aa;  Bs;  ß  (,ein  be- 
sondres Säckchen  zum  Transport  von  Geld.'  Zyro); 
Sca;  Tu;  Uw;  Z  und  weiterhin;  auch  Geldbeutel  (wofür 
sonst  gew.  G.-Seckel)  W.  E"  chlini  Frau  ist  oöh  gross, 
wenn-si  uf  dem  G.  obe"  stöt  ThMü.  Uf  si"em  G.  oben 
hocke",  von  einem  Geizigen.  [Der  alte  Basler]  ufsV'm 
G.  sitzt  so  fest,  a's  wie-n-e"  bruetig  Huen  im  Nest. 
Hinderm.  ,Die  gältseck,  läderseck,  darein  man  galt 
tuot,  sacculi  nummarii.'  Fris.;  Mal.  ,Mit  dem  g.  lüten'; 
s.  ver-geilen  (Bd  II  211).  Übertr.,  ein  Reicher,  Geld- 
protz BsB.;  B  (Zyro).  Vgl.:  Peter,  i°*  weiss  auch,  wa' 
gilt  uf  der  Welt:  en  G.  gilt  Alles,  wo  d'  Liebi  auch 
feit!  SWlNz(ScHSt.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  2919;  Martin- 
Lienh.   II  342;   Fischer  III   276. 

Tufels-Gelt-:  =  Tüfels  -  Äschen  (Bd  I  566)  Zg 
Risch.  Syn.  T.-  (Mel-,  Tabak-JSack,  -Gelt-Seckel,  Stieb- 
Seckel.  —  Ganten- Seckelli:  lästiger  Bitter  BHa.;  Syn. 
Ganten- Bein  (Bd  IV  1299);  Müedi-S.  Du  bist  es 
rechts  G.! 

Gersten-:  Dim.,  Schimpf- oder  Kosewort?  ,Habe 
dieselb  sy  beschickt,  das  sy  zuo  iren  kernen,  so  wellind 
sy  ein  köpf  win  uf  das  gerstenseckli  trinken.'  M.  XVI., 
Z  Prozessakten  (Excerpt  ohne  nähere  Angabe). 

Als  Schimpfw.  bei  Fischer  III  427 ;  vgl.  dazu  ,Gersten- 
fresser'  bei  Gr.  WB.  IV  I,  3737.   Vgl.  aber  auch  Grüsch-S.2. 

Güsel-:  mit  Haferspreu  gefüllter  Bettsack  mTa 
(Früh).     Syn.  Sprüwer-S. 

Git-:  a)  Sack  des  Habgierigen  (der  nie  voll  wird). 
,Sy  machtend  hernach  inen  kein  gwüsne,  wen  sy  dry- 
oder  vierfache  gwin  doran  hattend.  Gott  hab  lob, 
der  jungst  tag  ruckt  herzuo;  der  wird  iren  g.  und 
guotfressig  herz  füllen  und  ersettigen.'  Anf.  XVI.,  Z 
Chr.  ,Dass  üch  [Pfaffen]  der  donder  in  g.  sehend!' 
NMan.  ,Ey,  das  sy  Gott  inn  g.  sehend!  Sy  tuond 
uns  täglich  rupfen,  schinden.'  GBrün  1545.  —  b)  Geiz- 
hals Ap  (TTobler).  ,Dan  nit  die  wuocherer  und  gitsek 
in  das  rieh  der  himrael  gon  wurdend.'  Vad.  S.  auch 
bös  (Bd  IV  1706).  .Probst  Fridrich  G.',  fingierter 
Name.  NMan.  —  Mhd.  yiUac-  vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  1, 
2811.  2823. 

Gü wer-Secki:  Couvert,  Briefumschlag  BBe.  — 
Glücks-:  mit  Glücksgaben  gefüllter  Sack;  vgl. 
,Glückssäckel'  bei  Sanders  II  833.    .Zuweilen  gab  die 


Grossmama  Extrafeste:  ein  solches  war  der  Gl.  „Mor- 
gen, o  morgen  ist  der  Gl.!'  ...  Es  ist  unmöglich,  alle 
Herrlichkeiten  eines  solchen  Glückssackes  zu  be- 
schreiben. Der  Sack  war  oben  weit,  nach  unten  wie 
ein  Zuckerhut  zugespitzt  und  mit  Trottel  versehen, 
die  Öffnung  durch  einen  Fisehbeinreif  auseinander 
gehalten.  So  hieng  er  mit  Schnüren  an  der  Zimmer- 
decke. Die  Glücklichen,  welchen  ein  Griff  in  diese 
Wundertasche  vergönnt  war,  mussten  den  Tisch  er- 
klettern und  ohne  zu  sehen  den  ersten  besten  Gegen- 
stand herausholen.'  EHetzel  1879  (Bs,  aus  dem  XVIII.). 
Mit  den  Z  Schiessen  im  XV.  war  auch  ein  Glückshafen 
[vgl.  Bd  II  1012]  verbunden,  dh.  eine  Lotterie  mit 
freier  Zahl  der  einzulegenden  Lose,  die  später  in 
Form  von  .Glückssäklein'  wieder  erschienen  und  heute 
ausser  Kurs  gesetzt  sind.  Z  Neuj.  1891. 

Grüen-:  1.  spöttisch  für  einen  auf  Gemüsesamen 
Reisenden:  , Kaufe  deinen  Bedarf  [an  Gemüsesamen] 
nicht  bei  den  zungengewandten,  im  Lande  herumzigeu- 
nernden Grünsäcken.'  Schweizer  Bauer  1898  (BWatt.). 
—  2.  Bezeichnung  der  einen  Hauptperson  in  dem 
Kinderspiel  Grüen-S.  und  Mel-S.  (Z),  grüe"-  bzw.  grö"- 
sackte"  (ApEL,  K.,  M.).  Die  Hälfte  der  Spielenden 
(meist  nach  dem  Geschlecht  geschieden)  stellt  sich 
vor  der  Tür  auf;  dann  tritt  eins  ums  andere  herein 
und  sagt:  Guete"  Tag,  Gr.!  worauf  Dieser:  Was  wo't 
der  M.?  —  Es  G'spänli!  —  Was  für  ei"s?  Nun  ver- 
neigt sich  das  Eingetretene  vor  einem  der  Kinder; 
trifft  es  das  ihm  vorher  heimlich  Zugeteilte,  so  stellen 
sie  sich  als  Paar  in  eine  Reihe,  wo  nicht,  wird  es  mit 
geknoteten  Taschentüchern  hinausgejagt  Z  (RSchoch). 
Über  den  etwas  abweichenden  Verlauf  des  Spieles  in 
Ap  (wo  in  K.  statt  Mel-S.  auch  Schlepp- S.  gesagt 
wird)  s.  TTobler  238a.  263  b.  -  grüe°-säckle»  s. 
das  Vor.  2.  —  1  wäre  nach  eingeholter  Auskunft  lediglich 
eine  individuelle  Bildung. 

Grüsch-  (in  GSa.  Grüsche"-),  in  Aa;  B;  Scbw;  S 
Chrüsch-:  1.  Sack  für  oder  mit  Kleie  Aa;  B;  S;  Th 
und  sonst.  Si  hei"  [mit  dem  Einbringen  des  Heus] 
nit  dörfe"  warte"  bis  am  Händig,  süsch  hätte" -si 's 
imene"  Chr.  müesse"  z'säme"sueche".  JReinii.  1907  (SL.). 
Spec.  (gew.  Dim.),  mit  Kleie  gefülltes  Säckchen,  das 
erwärmt  zu  trockenen  Bähungen  verwendet  (zB.  gegen 
Zahnschmerzen  auf  die  Wange  gebunden)  wird  Ap; 
G8a.;  Scbw;  S;  Tb;  ZO.;  vgl.  Chriesi-S.  Gröschsäckli 
wervie"  Ap  (TTobler).  [Die  Anrede  als  Kantonsrat] 
hat -ein  immäns  wol  'tö",  wie  tvänn-s'  -em  e"  warme" 
Chrüschsack  uf  >>e"  Buch  bindte"l.  MLienert  1889.  Er 
hat  's  Chrüschsäckli  üsg'lärt,  von  Einem,  dem  der 
Strumpf  herunterhängt  Aa  (Rochh.);  vgl.  Mehv-S. 
S.  noch  ver-bräwen  (Bd  V  1032)  und  vgl.  Chrüsch- 
Büntel  (Bd  IV  1365).  —  2.  Du  liebs  Chrüschseckli, 
kosende  Anrede  an  die  Geliebte.  JRei.nh.  1901  (SL.). 

,1  alter  Krusisack'  (1S47,  ZAltst.  Gantanzeige)  scheint 
für  ,Krüsch-'  verdruckt. 

Haber-:  1.  Sack,  worin  Hafer  aufbewahrt  oder 
für  die  Pferde  mitgenommen  wird.  ,35  Habersäcke.' 
1886,  Z  (unter  der  Habe  eines  Fuhrhalters).  ,Unwit 
von  Bülach  [hat  N.]  einem  puren  ein  leren  h.  ver- 
stollen.'  1563,  Z  RB.  Volksreim:  Wenn  ieh  e"mäl  es 
Manndli  ha"  (Wenn  mini  Frau  besoffen  ist  LLuthem), 
so  weiss-ick,  was-ich  tue",  ich  steck  (schoppj  -es  (-si)  in 
e(n)  H.  und  bind-en  obe"  zue  [usw.]  Ul;  LLuthem 
(ALGassmann  1906,  145);  ZHinw.;  ähnlich  Aa;  vgl. 
Sack  (Sp.  608).  —  2.  Tornister  des  Soldaten,  auch  des 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


Wanderers,  Schülers  Aa;  Bs;  B  (,Sack  aus  Kalberfell 
zum  Tragen  auf  dem  Rücken'  Zyro);  Sch;  Tb;  Z;  St. 
Syn.  H-Banzen  (Bd  VI  1162);  vgl.  auch  Sack  (Sp. 
610).  We"n-men  de"  ff.  ableid  [dh.  mit  dem  45.  Lebens- 
jahre, wo  die  Militärpflicht  aufhört],  gät  's  hinden 
abe",  ist  der  Höhepunkt  des  Lebens  überschritten  Z 
Zoll.  Haberseck  hend  döz'möl  [in  meiner  Jugend]  grad 
d'  Bliebe"  'treu,  d'  Math"  hend  g'ad  Schueltäsche"  a" 
de"  Hand  'treit.  Wo  d'  Mätle"  später  auch  mit  Haber- 
secke" derther  cho"  sönd,  ond  so  hem-mc-s'  recht  schüli« 
üsg'lachet.  ATobler  1901/2.  Geht,  t"*  uberchume"  de"" 
OHch  e"  H.  wi'  Meijerhan$e"s  Christel i?  fragt  ein  Kind 
vor  der  Berner  Messe.  Loosli  1910.  , Einen  Stock  in 
der  Hand,  H.  auf  dem  Rücken',  von  einem  Studenten. 
Gotth.  .Nehmt  eure  Gwehr  und  Habersäck!'  zu  den 
Z  Milizen.  1784,  LTobler,  VL.;  ähnlich  1839,  ebd. 
,Auf  den  Märschen  stopfte  jeder  in  seinen  H.,  was 
er,  versteht  sich  in  Feindesland,  erhaschen  konnte.' 
UBrägger.  ,Man  nahm  Feldkessel.  Habersäck,  Patron- 
täschen  [usw.].'  1799,  aZoll.  1899.  Vgl.  auch:  ,[Üie 
Offiziere]  legten  es  deutlich  an  den  Tag,  dass  Feld- 
prediger, Gottesdienst  [usw.]  nur  für  uns  [Soldaten] 
da  seien,  damit  wir  sogenannte  Habersackpredigten  zu 
hören  bekämen.'  Gottu.  ,Des  Teufels  H.':  ,Das  Emd 
liegt  zum  grossen  Teil  noch  draussen  und  das  Ein- 
gemachte sieht  aus  wie  des  Teufels  H.'  1905,  Ztgs- 
bericht  (BSL). 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  86/7;  Mavtin-Lienh.  II  343;  Fischer 
III  1002  (nur  in  Bed.  1).  2  ist  auch  ins  Rätorom.  ge- 
drungen ;   vgl.   dazu   frz.   havresac. 

Hüben-:  1.  Sack  mit  Sturmhauben  V  ,N.  umb  einen 
h.,  so  er  in  der  burger  dienst  verlor,  1  Ib.'  1383,  B 
StRechn.  —  2.  ,Teil  des  Ochsenmagens'  Bs  (Becker). 

Ein  zweiter,  ebf.  nicht  sicher  zu  deutender  Beleg  für  1 
bei  Mone,  Zeitschr.  XVII  436  (1403,  Augsburg).  Zu  2  vgl. 
, Haube'  2  bei  MHöfier  1899,  221.  , Haubensack'  als  Fa- 
milieun.   Uw;   Z. 

Hudel-,  Hüdel-Seckli:  leichtes  Scheltw.  für  kleine 
Mädchen  (vgl.  Hudel  3,  Hudeli  II 1  Bd  II  997.  993/9), 
in  dem  Kinderreim  unter  Bock  I  (Bd  VI  826;  auch 
Sch  und  ähnlich  Bs  Reime  11).  Schimpfw.  für  eine 
Frauensperson:  ,Sy  habe  geredt,  sy  sye  ein  öider 
hüdelsack  und  huor.'  1470,  Z  RB.  —  Hunds-hude-- 
Seck:  =  Hunds-Hoden  1  (s.  Bd  II  994)  ScbwMuo.  — 
Be-haltins-:  Papiersack,  in  den  der  Gast  (bei  einer 
Hochzeit)  Süssigkeiten  einpackt,  um  sie  nach  Hause 
zu  nehmen  oder  zu  schicken  Bs  (Dan.). 

A"-hänk-:  von  Frauen  unter  dem  Rock  getragene, 
um  den  Leib  gegürtete  Tasche  Ap  (TTobler);  Z,  so  O. 
Syn.  Leck-Täschen.  , Seiben  Anhenksek.'  1789,  Z  Inv. 
(,Verzeichnis  der  Brüsten  und  Leibli  und  Anhenk- 
seken').  Auch  sonst  in  ä.  Invv.  —  Vgl.  Martin-Lienh. 
II  342. 

Haupteto"  Höptete"-  ApI.,  M.,  Höppete"-  ApK.; 
GrCIiui-,  !>.;  G;  Th  (so  Fr.,  Hw.,  Mü.,  Steckb.,  lt  Dan. 
Hopperte"-),  Höppeti-  GRChur,  Mai.,  Pr.,  Hobete"-  ApK., 
Haite"-  Ndw,  Höite"-  UR.:  =  Haupt-Lauber  (Bd  III 
957),  in  Gr;  Th  vielfach  mit  Stroh,  in  GT.;  Th  auch 
mit  Spreu  gefüllt.  —  Har-.  ,Ein  Flotz  von  ganzen 
Tannen  und  Haarsäken  gemachet  . . .  Darauf!'  ein 
Böhler,  der  50  Pfd  Stein  schiesst.'  1695,  Z  (Kriegs- 
sachen). 

Huere°-:  =  Sack  4  ZSth.f  ,[Schlemmer,  die  ge- 
tötete Temperantia  umtanzend:]  Jetz  schwyg,  du 
grosser  h.'  VBoltz  1551.    ,Succuba,  H.,  Schleppsack.' 


Denzl.  1077.  1716.  S.  noch  Schlep2)-S.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
IV  2,  1964. 

Hose"-:  Hosentasche,  allg.  All  d'  Hand  im  H. 
ha",  ume"stä"  mit  de"  Hände"  im  H,  von  einem 
Faulenzer.  Sind  auch  so  guet  und  tüe"-mer-e"  selber 
in'n  H!  sagte  ein  Faulenzer,  dem  man  —  als  Be- 
lohnung für  seine  Faulheit  —  einen  Franken  hin- 
streckte. Z  Disteli-Kal.  1897.  Etw.  (zB.  einen  Weg, 
Ort)  so  gut  kennen  wie  (a's)  sifn)  ff.;  sich  irgendwo 
so  gut  auskennen,  zurechtfinden  wie  i"  si"'m  (eigne") 
ff.  Ap;  Bs;  B;  GrPiv,  Th;  Z.  S.  auch  Chündi  (Bd 
IH  360).  Er  het  's  Herz  i"  ff.  lo"  falle"  BsL.  Vor 
de"  Fromme"  mue"-me"  d'  Hose"seck  zuebende"  ThMü. 
Ei"'m  de"  ff.  füettere",  ihn  mit  Geldmitteln  versorgen 
BoAa.(FAnd.) ;  vgl.  dazu  ,neue  Hose"sackfüetteri  holen', 
sich  wieder  mit  Geld  versehen.  B  Volksztg  1907,  ferner 
füeteren  (Bd  I  1139).  ,Ich  bitte  um  eine  Worst... 
nicht  zu  klein  ond  nicht  zu  gross,  dass  sie  dem  Fass- 
nachtsnarren nicht  den  H.  verstosst'  ApUrn.  (Spruch 
des  Fastnachtreiters).  Abraham  und  Isack  sitze"  z'sä- 
men  im  ff.  BStdt  (GZür.  1902,  unter  .Spottversen  und 
Gassenrufen').  S.  noch  Füst  (Bd  I  1123);  raxen  (Bd 
VI  1912).  ,Zu  Luzern  [habe]  sy  [eine  Dirne]  einem 
Burger,  so  by  iro  uff  der  Strass  gelegen,  ein  Goldt- 
stück  .. .  ussem  Hosenseckli  genommen.'  1612,  Z  RB. 
,[Der  Elephant]  war  auch  dergestalten  zahm,  dass  er 
den  Zuschauern  mit  dem  Rüssel  in  die  Hosen-  und 
Weibersäck  langte,  Speise  aus  selbigen  herausnahm 
und  ass.'  1693,  KWild  1847.  N.  wird  gebüsst,  weil 
er  ,in  der  Kirch  mit  der  ohngelöschten  Tabackpfeifen 
den  H.  angezündt.'  1725,  ZKyb.  Fürst  Barth  [soll 
zum  Schwören]  sini  3  Finger  i  Hosäsack  steckä.  1829, 
Schw  Bartlispiel.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1842;  Martin- 
Lienh.  II  343. 

Heu"-.  An  Felsgehängen  verwendet  man  , Heu- 
säcke' aus  Hanfgeflecht.  Beim  Füllen  steht  ein  Mann 
in  dem  Sack  und  packt  das  Heu  fest  ein,  während  ein 
Anderer  ihm  dasselbe  reicht.  Nachdem  der  Sack  ge- 
lullt ist,  wird  er  über  den  Hang  hinuntergeworfen. 
FGStebler,  AW.    -   Als   Fluni.   B. 

Junte"-:  Tasche  im  Unterrock  BoAa.  (vRütte). 
—  Juppe"-  Ap  (auch  -o-);  GrScIis;  Th,  Jüppe"- 
Aa;  Sch;  Z,  Jippe"-  Aa;  BsL;  S:  (in  GrScIis  auch 
Dira.)  Tasche  im  Weiberrock  (vgl.  Bd  III  53).  WH 
es  Chrömli?  V'licht  han-ig  Öppis  im  J.,  zu  einem 
Kinde.  EHänggi  (S).  's  Bäbi  het  d'  Schnupftabakdöse" 
in'n  J.  g'stösse"  BsLie.  ,Es  ging  eine  scherzhafte 
Rede,  der  Braut  sei  von  all  den  Talern  schier  der  J. 
abgerissen  worden.'  APletscher  (SchScIiL).  Bi  der 
ZU  isch  's  Chind  im  Mueterlib  und  der  Öpfeliceggen 
im  J.  nümmer  sicher.  Joach.  1881.  .Während  Andere 
[beim  Leichenschmaus]  Speck  und  Voressen  in  ihre 
benasten  Nastücher  packen  und,  wenn  es  Männer  oder 
Bursche  sind,  in  die  Kuttentäschen,  wenn  es  Weiber 
sind,  in  ihre  Jepensäcke  [!]  stossen,  dass  es  ihnen 
über  die  Beine  abläuft  aus  den  Säcken.'  Gotth.  S. 
noch  Hegel-Patsch  (Bd  IV  1926),  ferner  die  Kinder- 
reime unter  Brot  (Bd  V  950)  und  Banzen  I  (Bd  VI 
1161),  auch  Ap  VL.  1903,  37.  —  Jett-:  grosser  Sack 
für  das  Unkraut,  beim  Jäten  umgehängt  Bs.  Syn. 
Wuest-S.  Er  het  e"  Mage"  wie-n-e"  J.  BsL.  ,Und 
wenn  sie  auch  einen  Gehlsäckel  hätten  wie  ein  Jäts. 
•:o  gross,  so  würde  das  Geld  nicht  langen.'  Breitenst. 


Kafi-,  in 


G  auch  Chaffi-  (s.  Bd  VI  212  u.):  in  die 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


Kaffeekanne  gehängtes  Tuchfilter  G;  Tu;  Z.  -  Auch 
bei   Gr.  WB.  V  23. 

Chole"-,  in  BE.  Chol-:  Kohlensack.  S.  rollö  (Bd 
VI  880).  Schwarz  wie-n-e"  Gh.,  zB.  von  einem  Hemde 
BE.  Chämi'ßger,  Schlüsselträger,  schnewiss,  chol- 
schwarz  wie-n-en  alte1'  Cholisack  [!]  Z  (Bölsterli).  — 
Vgl.  ßr.  WB.  V  1589. 

Chalber-:  Gebärmutter  der  Kuh  ApH.,  L,  M. 
(TTobler);  GRPr.  Syn.  Ber-S.  -  ChiD"e°-  Z,  Chir- 
che"-  GStdt:  nur  Dim.,  =  Sack  1  b  i  (Sp.  612).  ,An  die 
Stelle  des  Ablasskastens  trat  in  den  Kirchen  der 
Opferstock  und  seit  dem  Jahre  1558  das  sog.  Kirchen- 
säckli  zu  Gunsten  der  Armen.'  Z  JfG.  1878.  S.  noch 
Blatten  4  c  (Bd  V  193)  und  vgl.  auch  KHauser  1895, 
307.  —  Kamille",  Ch-,  in  Z  auch  Gharm-:  Dim.,  mit 
aufgewärmten  Kamillenblüten  gefülltes  Säcklein,  das 
gegen  Kolik,  Unterleibs-,  Augenentzündungen  usw. 
aufgelegt  wird  Gl;  Z.  —  Chümi"-:  scherzh.  für 
Geldsack;  vgl.  Chümmel  3  (Bd  III  295).  's  Schanettli 
weiss-es  halt,  wie-me"  derher  muess  cho",  das'  d'  Lüt 
g'seh",  die  het  e"kei"  läre"  Ch.  JReinh.  1903.  —  Ohind-: 
Bettsack  für  ein  Kind;  vgl.:  ,Die  Bäuerinnen  stecken 
ihre  Kinder  mit  der  untern  Hälfte  des  Korpers  in 
einen  Sack,  binden  diesen  über  dem  Bauch  zu  und  legen 
ihre  Sprösslinge  so  ins  Bett.  Am  Morgen  wird  der 
Sack  nach  Art  des  Kübelsystems  weggenommen  und 
abends  wieder  angebracht'  ZNeer.  (Dan.).  ,Zu  Ötwyl 
1  Kindtsack  und  4  Bz.  entwendt.'  1614,  Z  RB.  - 
Chopf-:  dem  Pferde  unters  Maul  gehängter  Kutter- 
sack BE. 

Cherne"-:  Körnersack.  Dim.:  Nimm  dort  's 
Cherne" säckli,  dass  [d'J  de"  Hüenere"  cha""sch  streue". 
Schweiz.  Frauenh.  190b'  (SL.).  ,[N.  habe]  ein  leeren 
kemensaek  verstollen.'  1580,  Z  RB.  —  Vgl.  .Kerusack' 
bei  Gr.  WB.  V  610. 

Chorn-:  1.  Getreidesack  BsL.;  Tu;  Z  und 
weiterhin.  Er  het  e"  Mage"  wie-ti-e"  Ch.  BsL.  ,Zuo 
Oberwyl  unter  von  Bassel  habe  er  ...  ein  leren  zwil- 
chinen k.  entragen,  daruf  etliche  necht  gelegen  und 
darnach  denselben  umb  nun  batzen  verkouft.'  1579, 
Z  RB.  ,[N.  habe]  ein  leren  k.  verstollen.'  1580,  ebd. 
—  2.  Pelleisen  ApWolfh.  (Dan.). 

1  auch  bei  Gr.  WB.  V  1830.  2  wohl  bloss  scherzh.  für 
Baber-S.     Als  Fluru.   B. 

Kessler-:  Sack  mit  dem  Handwerkszeug  eines 
Kesslers.  ,Sin  [eines  gefangenen  Kesslers]  spiess  und 
k.  ligge  zuo  Soloturn.'  1551,  B  Turmb.  —  Kät-:  ver- 
ächtliche Bezeichnung  des  menschlichen  Leibes;  vgl. 
Sp.  616.  Belege  aus  NvBasel  bei  Gr.  WB.  V  1898. 
Spec.  vom  Papste:  ,Min  hoffnung  ist  in  dich  [Christus] 
gesetzt  und  nit  in  den  k.,  der  stirbt  als  ich.'  NMan. 
Vgl.  noch  Maden-S.  —  Chittel-:  =  Juppen-S.  B. 
.Endlich  kam  eine  Frau  daher  getrippelt,  die  Hände 
in  den  Kittelsäcken.'  Gotth.  ,Anne  Bäbi  packte  rasch 
seine  Herrlichkeiten  in  seine  weiten  Kittelsäcke,  wo 
nötigenfalls  in  jedem  eine  Mass  Wein  und  eine  fünf- 
batzige  Zupfe  Platz  gehabt  hätte.'  ebd.  ,Eisi  hatte 
seine  Kittelsäcke  [am  Leichenmahl]  mit  Fleisch  und 
Käse  ausgespickt,'  CWeibel  1885.  —  Chutte"-:  Rock- 
tasche B;  vgl.  Chatten  1  a  (Bd  III  573).  Demo«*  het-er 
i"  Ch.  g'längt  u"d  het  e"  Pfiffe"  füre"g'no".  Loosli  1910. 

Chuttle"-:  Viehmagen  AaF.  (SMeier).  ,An  den 
drei  hohen  Festtagen  hat  Jedes  [jeder  Insasse  des 
Waisenhauses]  1  Pfd  Fleisch;  an  der  Kilbi  haben  sie 
alle   gemeinlich   an  Gelt   für  Kuttelsäck  1  Pfd  16  ß.' 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


2.  H.  XVIII.,  ZWth.  —  Auch  bei  Martm-Lienh.  II  343 
(für   Bauchl. 

Chlüb-:  Sack,  in  den  man  die  abgeklaubten  Reb- 
sehosse  legt  Z;  s.  chlüben  1  a  (Bd  III  616).  Syn. 
Brech-S.  Auch  für  Unkraut  verwendet  (vgl.  Jett-, 
Wuest-S.):  ,[Wir  Buhen,  meinte  die  Base]  könnten 
die  Haueli  [kleine  Hacken]  und  Klübsäcke  nehmen 
und  Wust  austun  in  den  lieben.'  Reith.  1847  (ZS.). 
RA.:  E"  Galle"  ha"  wie-n-en  Chi.,  .langmütig  sein'  Z; 
vgl.  Gallen-S.  (Sp.  621).  Wä""-me"  dö  nüd  müesst 
bös  werde",  so  müesst-men  e"  Galle"  ha"  wie-n-en  Chi. 

—  Chlämmerli-:  Sack  für  die  Wäscheklammern   B. 

—  Chlupperli-  Ap,  Chlüppli-  Z:  =  dem  Vor.  — 
Kriegs-:  Tornister.  ,Der  Kr.  soll  von  Läder  sein 
und  gross,  damit  man  vil  Proviant,  item  Pulver, 
Lunden  und  Hembder  darein  tun  und  vor  dem  Wasser 
bewahren  möge.'  Kkiec.sb.  1644.  —  Kronen-:  Geld- 
sack der  fremden  Mächte  (bes.  Frankreichs),  aus  dem 
die  Pensionsgelder  an  die  Eidgenossen  ausgerichtet 
wurden;  vgl.  Krönen- Fresser  (Bd  I  1327).  Öfter  bei 
Ansh.;  so  in  den  Wendungen:  ,den  Kr.  entbinden' 
[s.  Bd  IV  1351  u.],  ,erschütten'  (Ansh.  II  287),  ,dem 
kr.  ins  mul  griffen'  (IV  177);  s.  noch  ebd.  II  285. 
111  208.  —  Chriesi-:=C/w.-iIf(i««(BdIV266)  ApLb. 
(Dim.);  ThMü.;  Z,  auch  Dim.  Das  ist-em  dann  en 
Chr.  uf  de"  Buch,  das  wird  ihm  gut  tun,  ihn  freuen 
Z  (JRRahn);  vgl.  Grüsch-S.  (Sp.  622). 

Chrüter-:  Dim..  Säcklein  mit  Heilkräutern,  wohl 
um  den  Hals  gehängt.  Es  Chr.  dem  Chind  wegem 
schwere"  Zane".  1825,  Z  (Dan.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  V  21 17. 

Laub-:  1.  mit  Buchenlaub  gefüllter  Bettsack  (statt 
der  Matratze)  Aa;Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr  (in  Nuf.  mit  Mais- 
blättern gefüllt,  die  man  im  Domleschg  kaufte  und  Laub 
nannte)  ;L;G;Schw;Th;W;Zg;Z;  vgl.  Laub  ( Bd  III 
955  o.),  ferner  Bett-,  Mais-bletter-,  Sprüwer-,  Strauiv-S. 
De"  L.  chere",  rode".  Ein  Pfarrer  fragte  ein  Kind: 
.Kannst  du  betten?'  worauf  mit  weinerlicher  Stimme  die 
Antwort:  Nei",  ich  cha""  de"  L.  nachnig  el'ei"  chere"  Z. 
,Die  Alte  schüttelte  einen  L.  auf  dem  Ofen  zurecht,  hiess 
mich  darauf  liegen.'  Gotth.  Im  [dem]  L.  sich  befelche", 
zu  Bette  gehn  L.  Gang  hua'",  es  döfst  de"  L.\  zu  einem 
Jungen,  den  man  Nachts  spät  noch  auf  der  Strasse 
trifft  GBern.  Weist,  dl"  L.  ist  halt  z'  rüch  für  ne"  so  es 
fins  Taschi!  zu  einem  Liebhaber,  der  vor  einem  .Fei- 
nem' zurückstehen  muss.  MLienert  1891.  Was  sind 
ier  so  früe  üf  go"  schmide"?  Hed  der  L.  g'runne"  und 
händ-er  müesse"  go"  gen  e"  Zapfe"  dri  mache"?  stüpft 
de*  N.  de"  Schmid.  JRoos  19U7.  Von  Einem,  der 
tüchtig  zu  Nacht  gegessen  hat,  heisst  es,  er  werde 
gewiss  nicht  durch  den  L.  ab  fallen  Z ;  s.  auch  Blödi 
(Bd  V  27)  und  vgl.  Bett-Gatter  (Bd  II  497).  's  wird  's 
woll  tue"  bis  am  Morge" ;  d,-  wirst  nüd  de"  L.  ab  falle" ! 
fertigt  man  Kinder  ab,  die  vor  dem  Schlafengehen 
noch  um  Speise  oder  Trank  bitten  ZZell.  Sie  solle 
essen,  dass-si  nüd  durch  (über)  de"  L.  abe"  fallt  Z 
(Dan.).  Wenn  Kinder  Erwachsene  bei  der  Arbeit 
fragen:  Was  machst  du  dou?  so  antwortet  man 
scherzh.:  E"  Stil  an  e"  L.l  GSa.  Vgl.  unter  Absehen 
(Sp.  545);  Strauic-S.  Du  machst  e"  Stil  an-e"  L., 
tust  etwas  Unnötiges,  Verkehrtes  GlMoII.  Im  Ver- 
gleich. Er  hat  en  Mage"  wie-n-en  LI  ein  Vielesser 
ThMü.  En  Buch,  wie-n-en  L.  se  gross.  Stütz  1841. 
E"  G'wüsse"  ha"  wie  en  L.,  ein  schlechtes  Gewissen 
(,das  stets  nachgibt')  haben  Aa  (Rochb.);  Ap  (T.). 
Rätsel  vom  L.:  Höchgibore",  niderg'wäit,  under  dem 
10 


t.-.'JT 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


H2S 


Füdlich  z'säme-g'ndit!  ZWth.;  vgl.  unter  Sack  lb  r 
(Sp.  609).  ,Ein  grossen  1.'  1380,  Z  EB.  ,In  N.'s  hus 
ingewunnen  2  spanbett,  2  loubseck,  2  bett.'  1423,  ebd. 
,26  Lobseck,  sint  5  pfunt  und  4  ß  d.  wert.'  1434,  AaB. 
luv.  ,4  loubseck.'  1469,  ZWth.Inv.  ,4  ß  vom  1.  zuo 
machen  in  die  trotten.'  1516,  Z  Fraumünsterrodel;  für 
die  Lagerstatt  der  Angestellten?  ,20  ein  duoch  zuo 
lobsecken.'  1533,  SchwE.  ,[Es  war  meiner  Frau] 
stäter  bruch  und  lobliche  gwonheit,  by  schönem  wetter 
und  nächtlicher  wyl  den  mon  und  das  gestirn  fiyssig 
zu  besehen  und  dann  zu  sprechen:  Ist  dann  der  1.  so 
schön,  wie  schön  und  lieblich  wird  dann  syn  die  bett- 
statt  selbst  im  himelrych!'  JMal.  1593.  ,Laub  für 
einen  L.  1  fl.  ...  ein  Laubküssi  und  L.  zu  füllen  1  fl.' 
1764,  Z  Haush.  .Zwei  Laubseck  samt  Pfülmen.'  18u0, 
Z  Inv.  S.  noch  Über-,  Gütschen-,  Spann-Bett  (Bd  IV 
1812.  1813.  1815);  Ge-mächts-Brief  (Bd  V  467);  Pful- 
wen  (ebd.  1100);  rüsten  (Bd  VI  1548  o.).  Gelegentlich 
auch  zu  Anderm  verwendet:  .Nach  sinem  [des  Klä- 
gers] bedunken  swunge  er  [der  Müller]  under  die 
sprür  zuo  vil  voller  vesen  und  hüebe  die  sprür  uff, 
tätte  die  in  einen  lobsack,  der  were  als  swer,  daz  sy  den 
nit  getragen  möchtind.'  1465,  Z  RB.  —  2.  pers.?  Vgl. 
Schlepp-S.  2  b.  Wenn  Kinder,  um  mit  einem  Anliegen 
durchzudringen,  sich  auf  das  Beispiel  Andrer  berufen: 
Ander  Lüt  (ändert  Chinderj  hind  's,  tuend  's  auch  oä., 
so  antwortet  man  ihnen  etwa:  Ander  Lüt  sind  Laub- 
sägg;  das  Kind  erwidert  gew.:  Ich  will  aucl'  einer  si" 
und  erhält  dann  in  der  Regel  das  Erbetene  GSa.  (AfV.). 
Vgl.  Gr.  WB.  VI  29S/9.  Als  Übern.  SchwE.  Als  Fluni. 
L;  ZHagenb.  (im  L.),  Sth. 

Gütschen-Laub-:  Laubsack  für  eine  Gütsche" 
(s.  Bd  II  563/4,  Bed.  1).  ,1  bettloubs.  und  1  gütschen 
und  1  g.  und  ein  gutschenküsy  . . .'  1559,  Schw.  — 
Haupt-  Haut-Laub-:  =  Haupteten-S.  L  (Schurmann). 
,Drei  Laubsäck,  zehn  Leintücher,  drei  Hautlaubsäck, 
drei  Haubtküsse  . . .'  1818,  ZoüÄg.  (Kaufbrief).  Mit 
dem  (dreimal)  im  Takte  wiederholten  Wort  ahmt  man 
den  Trommelmarsch  zur  Sammlung  nach  L.  —  Bett- 
Laub-  s.  Gütschen-Laub- S.  —  Lieb-.  ,Die  Sacculi 
amoris  oder  Liebsäcklein  sind  auch  gemein,  welche 
nicht  ohne  Zauberei  gemacht,  von  leichtvertigen  Vett- 
len  under  der  linken  Achslen  so  lang  getragen  werden, 
biss  sie  bei  ihnen  von  ihrem  Leib  erwarmen;  so  bald 
sie  erwarmen,  hat  der  Bezauberte,  in  dessen  Nammen 
das  Säcklein  gemachet  worden,  keine  Ruhe,  sonder 
muss  reiten,  rennen  und  lauffen,  biss  er  zu  dem 
schönen  Venusbild  komt,  desselbigen  Willen  zu  voll- 
bringen.' Anhorn  1674. 

Leder-:  Ledertasche.  ,Gib  mir  ein  läders.  und 
grossen  huot  und  ein  wol  beschlagnen  pylgrestab.' 
Haimonsk.  1531.  ,l)er  läders.,  ein  fäl  in  sacks  weiss 
zesammengenäyet,  culeus,  follis;  lädersäckle,  ein  li- 
derins  säckle.'  Fris.  ;  Mal.  ,Ein  nüwen  läders.'  1562, 
Inv.  HsSalats.  ,Ich  fand  im  ufgetonen  1.  ganz  un- 
versert  all  min  brief  und  büecher.'  JMal.  1593.  ,[Jung 
Tobias  zur  Sara:]  Dass  Lederseckli  ...  die  [Fisch-] 
Gallen  hab  ich  ton  darein  in  einem  stürzen  Bixli  fein, 
das  gib  mir...  [Sara:]  Dass  Läderseckli  allbereit  die 
Magd  dort  im  Kissziechlin  treit.'  GGotth.  1619.  S.  noch 
Brueder-Rock  (Bd   VI  835).  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI  496. 

Ledi-:  1.  Getreidesack,  der  eine  Ledi  (s.  Bd  III 
1075.  Bed.  1  c  y)  fasst  GStdt  (.schwerer  Sack'),  T.;  hiTh 
(.Maltersack  ä  4  Viertel).  —  2.  Dim.,  Provianttasche 
der  Säumer,  welche  am  Past  (s.  Bd  IV  1778  o.)  hängt 


BG.,  Schw.     , Christen    kramte   aus   einem   Ledisäckli 
eine  Büchse  mit  Kaffee  hervor.'  HNvn.  1890. 

Laug(en)-:  Sack  zum  Durchseihen  (von  Lauge). 
,Güss  es  [die  Mischung  des  ,Lutertrankes']  denne 
durch  ein  klein  lougenseckli,  so  liest  du  ein  herren- 
trank.'  Kcnstb.  1474.  ,Ein  lougsag  und  ein  sester 
eschen.'  XV  /XVL,  Bauschenkengedicht.  , [Die  Begleiter 
des  Papstes]  hand  grossen  fliss,  dass  ieder  ein  be- 
sondre kappen  hab,  der  ein  in  lougsacks  wis  hinden 
ab,  der  ander  wie  ein  pfannenstil.'  NMan.  , Saccus 
nivarius,  ein  schneesack,  bei  den  alten  wie  ein  lau- 
gens.,  darein  sy  ein  wenig  schnee  legtend  (welchen 
sy  in  den  källeren  behieltend  biss  in  den  summer) 
und  gussend  oder  schüttend  den  wein  dardurch,  das 
sy  gar  ein  kalten  trunk  möchtend  haben,  gleich  wie 
die  apotecker  den  hypocras  oder  claret  durch  ein 
sack  giessend.'  Fris.  ,Das  es  nüt  dann  gmeine  krüter 
in  einem  lougenseckli  ze  bruchen  gewesen.'  1588,  Z 
(Prozess  betr.  Abtreibung).  —  Auch  bei  Gr.  WB.  VI  340. 
Luge"-,  Lüge"-:  Sack  voll  Lügen.  .Seinen  Lü- 
gens.  leeren';  s.  plärren  (Bd  V  138).  Pers.:  Du  bisch 
e"  rechte'  LugCS.  UUrs.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI   1282. 

Ge-l6ck-:  lederne  Salztasche  des  Hirten  (vgl.  Ge- 
leck 2  Bd  III  1245)  BSi.  (Imob.);  W.  Syn.  Salz-S. 
,Auf  der  Schulter  trägt  das  Vehrobjerli  [eine  gespen- 
stische Gestalt]  einen  gelullten  G'l.  [Es]  reicht  den  gie- 
rigen Kühen  mit  voller  Hand  aus  seinem  G'l.'  W  Sagen. 
Lumpen-.  ,Botz  1.',  Fluch;  s.  Sack-Pßffen  (Bd 
V   1074).  —  Als  Flurn.   AaWohl. 

Lupp-:  Säcklein,  worin  das  Lupp  (vgl.  Bd  III 
996  u.)  in  die  Milch  gehängt  wird  ScHwMa.  —  Les-: 
beim  Pflücken  von  Obst  umgehängter  Sack,  dessen 
Öffnung  mit  einem  Stäbchen  aufgesperrt  ist,  zur  Auf- 
nahme der  gepflückten  Früchte  ThMü.  Syn.  Ge- 
winn(er)-S.  Vgl.  zur  Sache:  ,[N.  bringt  vor]  wie  das 
sin  schwecher  inn  uff  ein  öpfelbom  geschickt  habe 
darab  öpfel  zu  lessen  ...  er  habe  einen  sack  an  den 
hals  gelegt  und  sige  uff  den  öpfelbom  gestigen  . . .' 
1518,  ZStäfa.  —  Löse- -Seckli:  Pflanzenn..  =  L.- 
Bündel 2  (Bd  IV  1365)  LW.  (Rhiner).  Syn.  Flöh-, 
Wäntelen-Gras  (Bd  II  793.  797);  Gallen-S.  (Sp.  621). 
Lische"-:  mit  Lisch  (vgl.  Bd  III  1459)  gefüllter 
Bettsack.  ,Der  Hirt  legte  sich  auf  seinen  L.  und 
träumte.'  B  Volksztg  1898.  —  Als  Flurn.  B. 

Laster-:  .lasterhaftes  Weib  L;  Zg'  (St.b).  ,Wol 
wett  ich  künden  das  [Geld]  verzeeren,  zwen  laster- 
seck  druss  ouch  erneeren.'  Rüef  1550.  ,Der  1.,  con- 
scelerata  mulier.'  Fris.;  Mal.  —  Als  Name  einer  Manns- 
person: ,I)en  dritten  nenipt  man   L.'  King. 

G"-lust-:  auch  Dim.,  Schelte  auf  Menschen  (bes. 
Kinder),  auch  Tiere,  die  nach  allerlei  gelüstet.  Der 
alt  G'L,  von  einer  genäschigen  Ziege.  SGfeller  1911 
(BE.).  —  Lüten-:  Sack  für  die  Laute  (Gr.  WB.  VI 
377).    Als  Personenn.  1407,  Wegelin  1844,  111. 

Made"-:  verächtlich  für  den  menschlichen  Leib 
(der  den  Würmern  anheimfällt);  vgl.  Chät-S.  .Das 
war  ein  schmach  göttlicher  majestat,  dass  ir  ein  armen 
m.  und  unflat  [dh.  den  Papst]  weltind  setzen  glich 
neben  gott.'  NMan.  .Was  ist  der  mensch  anders  dann 
ein  m.,  ein  regenwurm?'  LLav.  1582.  .Wollt  stellen 
nach  Gut  und  Gelt,  dormit  er  mecht  in  diser  Welt 
seim  M.  uswarten  frei  mit  Sufen,  Fressen,  Büberei.' 
GGotth.  1619.  ,Der  Leib,  dein  M.,  dem  du  jetz  pflä- 
gest.'  JRHofmstr  1645.  Inmossa  mir  sina  [des  im 
Kriege  gefallenen   Bantle]    verblichena  M.  ganz   zer- 


Sak,  sek,  sik,  sok, 


hacket  vor  eusera  Auga  händ.  AKornhoffer  1056. 1679. 
,lst  nicht  oft  das  mehr  wert,  womit  sich  der  und  dieser 
stinkende  M.  auffmutzt,  als  das,  so  sie  zeigen  könnten 
in  ihren  Säcken  und  Kisten?'  JMülleb  1661.  .Unsere 
Leiber,  wiewohl  sie  arme,  eilende  Madensäcke  sind.' 
FWyss  1697.  ,Wann  ein  Weib  mehr  Witz  im  kleinen 
Zehen  hat,  als  er  im  ganzen  M.,  heisst's  doch  ge- 
horchen.' UBRiGGER   1780.   —   Vgl.   Hr.  WB.  VI    1427/8. 

Müedi-  (-ie-J:  unwillige  Bezeichnung  einer  Person, 
die  fortwährend  müedet  (s.  müeden  2  Bd  IV  91).  Syn. 
Ganten-S.  ,Das  Babeli  fing  an,  gegen  die  Hausfrau 
zu  schnauzen  und  zu  schnerzen,  sagte,  sie  sei  ein  M., 
und  man  könne  ihr  nichts  z' lieb  machen.'  Ndw  Kai. 
1904. 

Müli-,  in  S  Z'Müli-:  Sack,  worin  das  Getreide 
zur  Mühle  gebracht  wird  ZO.,  ,ein  Kornsack,  der  sich 
durch  Stärke  und  hübsche  Malerei  (Wappen,  Namen- 
verschlingungen)  vor  andern  auszeichnet  und  von  den 
Bauern  regelmässig  gebraucht  wird,  um  darin  dem 
Müller,  wenn  er  in  die  Cher  [Bd  III  431]  fährt,  ein 
Z'Müli  [Bd  IV  188]  aufzuladen;  in  der  Regel  ist  auch 
ein  ebenso  eleganter  Mehlsack  dabei'  S.  Auch  in  an- 
derer Verwendung:  Der  Sigerst  nimmt  e"  Z'M.  und 
packt  die  Brödli  [s.  Schneggen-Bröt  1  Bd  IV  984]  t». 
Schild  1860.  —  ,Mül!isack',  Hausn.   1820,  ZStdt. 

Milch-:  1.  Euter.  FAnd.  1898,  463  (ohne  nähere 
Ortsangabe).  —  2.  weibliche  Brust.  ,Es  zogen  drei 
Studenten  über  eine  Brücke,  da  begegnete  ihnen 
Frau  Nönnino-Nonne  ...  sie  fragten  Frau  Nonnino  bei 
den  Brüsten  an:  Frau  Nonnino,  wie  heisst  man  Das? 
Das  heisst  man  Milchsack  Milchsack  ...  Oratio  Omni- 
bus...' W  (Spottvesper).  ,Ouch  tragend  sy  usgscbnitten 
rock,  dass  man  inen  sieht  die  milchseck.'  UEckst.  — 
Anders  bei  Lexer  I  2138. 

Malter-:  wie  nhd.  B;  Tb  und  wohl  weiterhin. 
S.  auch  Bafzer-Feld  (Bd  VI  715).  .Het  ich  alles  guotes 
einen  m.'  Schwz.  MS.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI  1512. 

Mel"-:  1.  a)  Mehlsack.  allg.  Wüst  du  de"  Pflueg 
recht  ume"z'füere",  wird  's  dl"  Wib  im  M.  spüre"  Tb 
(Kalenderspruch  zum  Herbstmonat).  ,Die  Bunawerin 
habe  einen  M.  gevordert  und  letz  gemacht,  demnach 
selbigen  ob  einem  Für  gewermt  und  beröugkt,  habe 
[der  Gelähmte]  mit  Arm  und  Schengklen  doryn  müessen 
schlüffen,  sige  nit  ein  Stund  verloffen,  habe  widerumb 
können  gan  und  gsund  worden.'  1610,  Z  Hexenproz. 
,Der  Ankenhaffen  ist  nidt  schwer,  der  Mails,  ist  auch 
ssuber  lehr,  mit  Schulden  bin  ich  überlaten  ...'  1772, 
LMei.  (Schreibhefte).  RAA.  En  M.  of  der  Zunge" 
ha",  undeutlich  sprechen  ApStein  (T.);  Z  (s.  Bd  IV 
217).  Er  isch  mit  dem  M.  g'schlage"  S  (Schild  1863), 
vom  M.  tröffe"  ApHeid.,  der  M.  het-en  e"chli"  tröffe" 
ApSchön.,  er  ist  (ein  wenig)  beschränkten  Geistes; 
vgl.  Sack  1  b  ß  (Sp.  609).  Auf  die  Frage :  Was  machst? 
antwortet  man  scherzb.  abfertigend:  E(s)  Handhebi 
an  en  M.  Bs;  Z;  vgl.  Laub-S.  (Sp.  626).  .Zur  Zeit 
des  Schwabenkrieges  wären  die  Schweizer  über  einen 
solchen  Vorfall  durchaus  nicht  erchlüpft  .  . .  Heute 
liegen  allerdings  die  Mehlsäcke  anders  auf  der  Diele 
und  der  Bundesrat  wird  sich  schon  beeilen,  dem  be- 
leidigten Michel  volle  Satisfaktion  zu  gewähren.'  B 
Volksztg  1907.  Im  Vergleich.  Von  einem  Bienenstich 
g' schwölle"  werde"  wie-n-en  M.  ZWettsw.  Dähocke", 
umfalle"  wie-n-en  (nasse)  M.,  von  plumpen,  schwer- 
fälligen Menschen  Z.  [Das  im  Wein  steckende  Teufel- 
chen] biegt  Ei""m   gern  uf  d'  Site"  chrumm  und  keil 


Ei""m  wie-n-e"  M.  um.  Hinderm.  , Dicke,  unbewegliche 
Figuren  vergleicht  man  mit  einem  M.'  BE.  (HHaldi- 
mann).  Im  Rätsel  von  der  Menschengestalt  für  den 
Bauch;  s.  Brämen  II  (Bd  V  600).  —  b)  Dim.,  Säck- 
lein mit  bzw.  für  Mehl  für  den  Küchengebrauch,  wohl 
allg.  Du  hest  's  Melsäckli  üxg'WJrt.  zu  Jmd,  dem  der 
Strumpf  herunterhängt  Aa;  vgl.  Grüsch-S.  ,2  Mel- 
seckli.'  1799,  AAjonen.  —  2.  pers.  Bezeichnung  einer 
gutmütigen,  beschränkten  Person  L.  Als  Anrede  im 
Spiel;  s.  Grüen-S.  2.  —  Schon  mhd.;  vgl.  auch  Gr.  WB. 
VI  1869.     Als  Flurn.  Thj  .Malaecken'  LPfaffn. 

Tufels-Melw-,  in  Aa;  L  tw.  Dim.:  Pflanzenn. 
a)  in  Aa  tw.;  L  tw.  (so  Menzb.);  Ndw  (d'Js  Tilfels 
M.  (Meiseck  L  tw.),  in  Bs  lt  Seiler  der  Düfel  im 
Melseckli,=  T.-Gelt-S.  (Sp.  621),  Lycop.  AALeer.,  auch 
lt  Rochh.;  L;  GSa.;  ScuwMa.;  Ndw.  —  b)  auch  's 
Tüfels  Melseckli,  Pfennigkraut,  Thlaspi  arv.  und  per- 
fol.  L  (Schürmann).  -  Munizi6ns- Seckli:  zur  Aus- 
rüstung gehöriges  Sarklein  für  die  Munition.  Mili- 
tXrspr.  —  Münch(en)-:  Pfaffenhurc.  ,[N.  habe]  zuo 
ira  gerett,  sy  were  ein  har  verlüffner  zers  münchsak, 
das  rett  er  ira  me  dann  über  20  mal  zuo  ...  er  sprach 
zuo  ira:  du  zers  har  verlüffner  münchasak,  gang  und 
löss  din  bruoder  an  dem  galgen.'   1429,  Z  RB. 

Mantel-:  1.  wie  nhd.  Vgl.  Wät-S.,  ferner:  ,Die 
verschiedenen  Effekten  waren,  je  nach  deren  Natur, 
in  sog.  Watschger  oder  Mantelsäcke,  in  Waatsäcke 
oder  in  Kisten  [usw.]  verpackt.'  vRodt  1831  (für  das 
XV.).  ,Der  Weibel  ist  von  Haus  in  einem  blauwen 
Mantel  mit  einem  M.  zu  Pferdt  fortgereist.'  1730,  Zg 
Baar.  —  2.  Manteltasche,  wohl  allg.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
VI   1614. 

Maroden-:  Sack  eines  Marodeurs.  Einen  M.,  der 
aber  zur  Montur  gar  nicht  passte,  hatte  ihm  [einem 
ermordeten  Fremden]  der  Mörder  wahrscheinlich  um- 
gelegt. 1698,  JNater  1898.  —  Märzen-:  wohl  = 
Hueren-S.  ,Hui  M.!<  Fluch.  JMahl.  1620.  -  Mär(k)t- 
Seckli:  Säcklein  der  marktbesuchenden  Bauern  B; 
ZSth.  (.zuweilen  für  Zwerch-S.';  s.  d.).  Vgl.  Sp.  608. 
, Derlei  Leute  sassen  einige  in  der  Gaststube,  hatten 
ihre  halben  Schöpplein  vor  sich,  ihre  Körbchen  oder 
Märtsäcklein  neben  sich  und  verhandelten  den  Märit.' 

GOTTH. 

Marter-:  =  Sack  lbi  (Sp.  609/10).  ,M.,  euleus.' 
Voe.  opt.  (,de  punientibus  et  puniendis  et  penis  se- 
eundum  leges').  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI  1686. 

Fast-mues  Fasmis-:  Sack  für  Fast- Mues  (Bd  IV 
491).  Als  Übername  ScnwE.;  , vom  Grossvater,  einem 
Vielfrass.  her.'  —  Chirs-mD.es-:  zur  Bereitung  von 
Chirs-Mues  [Kirschenlatwerge]  verwendeter  Sack  BGr. 
Mu"  wärmed  d'  Chirsi  in  der  Pfannen  u"d  tued-su  in 
de"  Ch.,  wa  en  El'e"  lenge'  u"d  obennahe"  en  Halbel'en 
breite'  u"d  unne"  spitze''  ist.  Mu"  hed-ne"  friejer  o'h 
'brücht  fir  d's  Hung  us  ae"  Wabe"  z'  ziehn.  Barnd. 
1908,504(mit  Abbildung).  — Mist-:  Schimpfw.  .[Narr 
zu  seinem  Herrn:]  Du  wilt  immer  Alles  allein  fressen 
...  biss  dich  einmal  der  Teuffel  führt  hin,  Füllbauch, 
M.,  Säwraagen  ...'  Laz.  1663  (fehlt  1529).  —  Miet-: 
=  Ge-leck-S.  BR. 

Nacht-:  1.  in  Gl  auch  Dim.,  Reisesack  (spec.  für 
das  Nachtzeug)  Bsf;  B;  Gl;  Th;  Z.  Mi"  'blüemlete  N. 
CStreiff  (Gl).  [Mann  zur  Frau  vor  einer  kleinen 
Reise :]  Pagg  du  das  brodiert  Nachtseggli!  öppis  Wänigs 
werde"-mer  für  dri,  vier  Tag  doch  müesse"  mitni".  ebd. 
,Er  sah   [beim  Erwachen]   keinen  N.,   in  welchem  er 


631 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


sorgfältigst  seinen  Toilettenapparat  mitgenommen.' 
Gotth.  ,Ich  legte  mich  [auf  meiner  Wanderung  in 
Amerika]  auf  meinen  N.  und  träumte  von  der  Heimat.' 
Lohbaüer  1864.  —  2.  Dim.,  =  Nacht-Figgi  (Bd  I  713) 
ZZoll.  (HBruppaclier).  Syn.  N.-Seckel.  Es  N.  ge".  — 
1  auch  bei  Sauders  II  83'2. 

Nagel-:  lederner  Sack  für  Nägel?  ,Ein  N.  2  Ib. 
10  ß.'  BsTOrdn.  1646  (,Fuhr-Arbeit'  des  Sattlers).  — 
Z'Nüni-:  1.  Dim.,  Säcklein,  worin  der  (das)  Z'Nüni 
(Bd  IV  767  u.)  mitgenommen  wird  B;  S.  Der  Dursli 
isch  's  Wegli  ab  cho"  mit  si"'m  Z'n.  am  Buggel.  JReinh. 
1905.  S.  noch  sagen  II  (Sp.  43'2);  Z'Ivibiss-S.  (Sp. 
618).  _  2.  Pflanzenn.,  =  (Gelt-)  Seckeli-Chrüt  (Bd  III 
907)  GlH.     Syn.  Gelt-Seckel. 

Nuss-:  mit  Nüssen  gefüllter  Sack,  wohl  allg.  Dö 
hocke"  ivie-n-e"  N.  L.  ,l)er  Junge  verlor  [durch  eine 
Ohrfeige]  das  Gleichgewicht  und  fiel  wie  ein  N.  ins 
Gras'  L.  Ich  schlahn-ech  fd'  Grinde,  die  bei  den  Haaren 
ergriffenen  Köpfe)  z'säme"  wie  d'  Nusseek !  Drohung 
BE.  Klagt  die  Mutter  über  die  Kinder,  so  schläht-se 
der  Vater  im  Zorn  z'säme'1  wie  d'  N.  ebd.  Er  het-se 
z'säme"g' schlage"  wie  d'  N.,  .durchgeprügelt'  S.  S.  auch 
chnütschen  (Bd  III  772);  benglen  (Bd  IV  1374).  — 
Vgl.   Gr.  WB.  VII    1019. 

Bi- Seckli:  .Halbsäcklein'  F;  vgl.  Bi-Seckel. 

Buech-:  Buchtasche.  ,[Pfaff,  am  Baalsessen:]  Ich 
bin  voll  von  dem  guoten  gschmack;  frouw,  stoss  mir 
das  in  myn  b,,  gryf  mir  in  ermel  wol  dohinden,  du 
wirst  ein  zinne  fläschen  finden,  die  füll  mir  voll  us 
disem  kruog.'  JMurer  1559.  —  Auch  bei  Lexer  I  387. 
Nachtr.  112;   Gr.  WB.  II  47«   (zum   Umhängen). 

Büchse"-:  Sack  für  die  Büchse;  übertr.  grobes 
Hosenbein.  .[Bauer  Hänsseli,  auf  der  Suche  nach  einem 
modernen  Schneider:]  Wot  auch  der  hübschen  Hosen 
han,  mirs  hie  kein  Sehnider  machen  kan.  Die  Mähren 
[s.  Märch  .5  Bd  IV  394]  Büchsen  Seck  sind  nüt,  wils 
auch  frei  han  wie  ander  Lüt...'  1733,  L  Spiel  (Gfd 
93,  158).  —  Büffel-:  Kamisoltasche  BsL.  De"  Nase"- 
lumpe"  in'n  B.  due".  —  Bä(j)-:  Dim.,  zum  Erwärmen 
kranker  Körperteile  aufgelegtes  heisses  Säcklein;  vgl. 
Grüsch-,  Chriesi-S.  ,Fomentum,  Bäh(e)säcklein  (Behe- 
säcklein),  Alles,  darmit  man  den  Leib  erwärmt  (das 
man  über  ein  Glied  schlägt).'  Denzl.  1666.  1677.  1716. 
.Aussenher  werden  auf  den  Leib  gelegt  die  Überschlag 
und  Salben  ...  auf  die  Zän  das  Zanpulfer,  auf  den 
Bauch  die  ßähsäcklein.'  Si-leiss  1667.  —  Polente"-: 
Sack  für  Mais.     Der  hat  es  G'wissu«  wie  e"  P.  WV. 

Bulfer-:  1.  a)  Sack  für  Gewürz  und  andre  ge- 
mahlene Verkaufswaren.  ,[I)ie  Feinde  Basels]  tröw- 
tend  den  guoten  burgern,  wie  si  die  statt  überfallen  und 
die  bulferseck  erschütten  wolltind.'  HBrennw.,  Chr.; 
s.  auch  Hilty  1891,  112.  Dazu  Pulfer-Seck,  Spitzname 
der  Bewohner  von  Grossbasel  im  Munde  der  Klein- 
basler,  ,weil  dort  mehr  Pulverläden  sind,  Kaufmann- 
schaft getrieben  wird'  (Anon.  ad  St.).  —  b)  für  Arznei- 
pulver. ,Den  14.  septembris  litte  ich  grossen  Schmer- 
zen im  Aug,  wegen  dass  mir  der  Lois  Apotekergsel 
ein  P.  zuodruckent  vom  Pulver  ins  Aug  gespritzt 
hat.'  FPl4tter  1612.  —  c)  für  Schiesspulver.  ,Item 
Uorich  Dägescher  von  bulfersecken  ze  machen,  11 
waren  ir.  und  als  er  verzert  hatt  under  Fogelsang, 
1  1.  2  s.'  1499,  Dornach  1899.  Vgl.:  ,4  ß  umb  linen 
sek  ze  dem  büchsenbulfer,  daz  den  von  Zolr  geliehen 
ward.  18  ß  umb  lidrin  sek  ze  dem  büchsenbulfer,  daz 
den  von  Zolr  gesent  ward.'  1418,  Z  Seckelmeisterrechn. 


—  2.  Pulverkammer  im  Gewehrlauf.  1821,  Z  Verordn. 
für  die  Büchsenschmiede. 

Vgl.  Gr.  WB.  VII  2224,  zum  Spitznamen  unter  1  a  Pfiffer- 
Sack  bei  Martin-Lienh.  II  343.  Als  Flurn.:  ,Ober-,  Uuter-P.'  L. 

Bilgrin-:  Pilgertasche.  ,Pera,  b.  vel  petersack.' 
Ebinger  1438. 

Vuls- Seckli:  auf  eine  Pulsader  aufgelegtes  Säck- 
lein. .Pulsseckle  habe  ich  [Chirurg]  inen  [den  Pest- 
kranken] übergelegt  von  Angelicaraute,  Reckholter- 
bere,  Teriac  in  Rosenessich  oder  Giftessich  ange- 
feuchtet ubergebunden.'  1668,  ZUst.  Neuj.  1868.  — 
Vgl.   Gr.  WB.  VII   2214. 

B  um  per-,  ,P-':  1.  Hosentasche  Schw;  Zg.  Syn. 
Bumper  (Bd  IV  1264).  .Sogar  der  edle  Schnupftabak 
wird  [bei  der  Hitze]  kreideweiss  im  P.'  Schw  Fasn. 
1863.  —  2.  besonders  angehängte  Tasche.  Die  Weiber 
sollten  in  den  Werktagskleidern  keine  Taschen  haben ; 
es  war  nur  gestattet,  einen  sog.  ,P.'  unter  der  Schürze 
anzuhängen.  1747,  UUrs.  Kleiderordn.  (AfV.). 

Panner-:  Sack  für  das  Fahnentuch.  ,Item  2ß 
dem  N.  von  einem  p.'  1404,  Z  Seckelmeisterrechn. 

Zur  Sache  vgl.:  ,Die  Berner  brachten  das  Ihrige  [Banner] 
in  einem  Wattsack  heim  und  liossen  es  erst  in  Freiburg  an 
eine  Stange  heften.'  B  TB.  1893/4,  29. 

Bändel-SecWi.-  Tasche,  worin  die  Bandarbeiterin- 
nen ihre  fertige  Arbeit  nach  Basel  bringen  BsL. 
(SRichard  1823,  116);  vgl.  Basel-S.  —  Pensiönen- 
,Penzi-';  s.  Seck-Meister  (Bd  IV  525)  und  vgl.  Pen- 
sionen-Seckel. 

Bapir-:  auch  Dim.,  Düte  Ap;  Bs;  B;  Th;  W;  Z. 
,Eisi  war  [am  Leichenmahl]  im  Begriffe,  eine  Portion 
Surchabis  in  einen  Papiersack  einzuwickeln.'  CWeibel 
1885.   —   Vgl.   Gr.  WB.  VII    1440. 

BSr-:  =  Chalber-S.  (Sp.  625)  ApK.  (T.).  —  Püre"- 
s.  Pfaffen-S.  —  Burdi-:  leinene  Kapuze,  welche  beim 
Eintragen  der  Heuburdi  Kopf  und  Rücken  schützt 
üw;  Syn.  Heuw-Chappen  (Bd  III  390).  ,Mit  wuchtigen 
Armen  packt  er  die  Heugabel,  wirft  Arfel  auf  Ariel, 
schon  steht  die  Burdi  bereit;  jetzt  schnürt  er  das 
Heuseil,  und  der  B.  fliegt  ihm  auf  den  Kopf;  darauf 
dreht  er  die  Burdi  zurecht  . . .'  Ndw  Kai.  1907.  — 
Berg-:  Rucksack  BGr.  (Bärnd.  1908).  —  Parteken-: 
Sack,  worin  die  Bachanten  ihre  zusammengebettelten 
Almosen,  bes.  Brot,  heimtrugen;  vgl.  Gr.  WB.  VII 
1474/6.  ,Ich  wil  zuo  Lucern  in  kurzer  zytt  redlich 
und  eerlich  huss  han,  so  du  schüzischer  cornut  etwan 
kum  brot  in  dim  partegkens.  han  magst.'  Salat  (Brief ). 

—  Basel-:  1.  Dim.,  Sack,  worin  die  Posamenter  von 
BsL.  die  Bänder  in  die  Stadt  trugen;  Syn.  Bändel- S. 
,Dem  N.  zur  Seite  sass  [im  Omnibus]  ein  Posamenter- 
mannli  ...  sein  vollgestopftes  Baselsäcklein,  das  noch 
am  Stecken  angebunden  war,  an  dem  er  es  getragen 
hatte,  hatte  er  unter  die  Bank  gelegt.'  Breitenst.  1860. 
.Nachdem  man  schliesslich  noch  die  Bänder  in  das 
Baselsäcklein,  mit  den  seidenen  Zotteln  an  den  beiden 
Ecken,  verpackt  hatte  ...'  ebd.  —  2.  Hohlmass  S;  vgl. 
Sack  1  c  (Sp.  613).  ,In  der  Amtei  Dorneck-Thierstein 
wird  auch  der  Baselsack,  welcher  8  Sester,  jeden  zu 
861  französischen  Kubikzollen,  enthält  ...  gebraucht.' 
SGem.     Vgl.  B.-Sester. 

Buese"-:  Brusttasche  des  Rockes  B.  Wechselnd 
mit  dem  Syn.  Buese"- Tasche":  Der  Güxdani  het  e" 
Wäntele"  [flache  kreisrunde  Flasche]  us  der  Buese"- 
täsche"  füre"'zofie"  . . .  u"d  si"  Wäntele"  wider  im  B. 
versorget.  Loosli  1910.  —  Auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  342). 


633 


Sak,  sek,  sik, 


634 


Post-:  Sack  zur  Beförderung  der  Postsachen,  allg. 
,[Von  Eglisau  täglich]  dreimaliger  P.  nach  Bülach, 
Zürich  und  Winterthur.'  AWild  1883.  —  Bett-:  = 
Laub-,  Sprüwer-,  Strauw-Sack  üw;  Z.  D' Bettseck 
hed-me"  mit  Haberstrau  oder  Bueche"laub  g' füllt. 
JSchnebeli.  , Trocken  taugt  dieser  Stengel  [von  .Mais- 
pflanzen] und  seine  Blätter  zu  Strohansfüllungen  in 
Bettsäcke.'  AHöpfn.  1788. 

Bettel-  (auch  Bettler-):  1.  a)  wie  nhd.  allg.  ,Der 
Witzigist  müsse  er  nicht  sein,  dass  er  den  B.  (Var. 
Bettlersack)  am  heiter  hellen  Tag  durchs  Dorf  trage.' 
Gotih.  De"  B.  a"hänke",  betteln  gehn  B;  Th;  Z;  s. 
auch  B.-Aser  (Bd  1  507).  , Frischhans  Teiling  von 
Luzern  hat  verjehen,  daz  er  geredt  hab  zuo  den  tagen, 
als  unser  und  andrer  unser  lieben  und  getrüwen  Eid- 
gnossen  knecht  zuo  Irnis  gelegen  syen:  unser  von 
Zürich  panner  sye  eben  als  so  einer  einen  b.  am  hals 
hangen  habe.'  1487,  Z  RB.  ,Der  unerschöpflich  b.  [des 
Predigerordens].'  Ansh.  ,B.,  pera.'  Mal.;  s.  auch  Äser 
(Bd  I  506  u.).  ,Wie  were  es,  wann  under  zween  Bett- 
leren der,  der  den  B.  völler  Brot  hat  als  der  ander, 
jetzt  um  desswillen  den  anderen  verachten  und  sich 
über  ihn  erheben  wolte?'  FWyss  1677.  BAA.  Einen 
behandeln  wie  d'  Sü  de"  B  ;  s.  an-faren  (Bd  I  895  o.); 
sudlen  (Sp.  328)  und  vgl.:  Als  eine  Kindsmagd  das 
Kind  einer  Bäuerin  nur  so  hin  und  her  .büntlete', 
rief  diese  erbost:  He,  he!  tvas  isch  Das  für  es  Urne"- 
büntle"?  rnVs  Chind  ist  doch  ke"  B.!  L  (ERöthelin). 
,Welen  [von  den  Pilgern  den  Heiden]  sin  medin  nit 
gab,  solichen  zereten  sy  um  wie  ain  suw  ain  b.' 
Stockab  1519.  0  du  allmächtige'  B.!  Ausruf  des  Er- 
staunens. Dan.;  vgl.  Strauw-S.  Wo-n-i"''  ane"  ko"  bi", 
isch  en  Armuet  g'sl",  der  B.  an  der  Wand  isch  ver- 
zwiflet,  Bezeichnung  der  ärgsten  Bettelarmut  Bs(ASo- 
cin).  Toujours  nobel  (S),  dö  mues'  g'chüechlet  und 
'bräglet  si"  (Bs),  er  macht  de"  Grösshans  (ZWalt.), 
und  wenn  de(r)  B.  a"  der  Wand  verzwiflet.  Er  ist 
esö  rieh,  das'-em  chönnt  de''  B.  a"  der  Wand  vertaube" 
Z  (Dan.).  , Diese  Leute  sind  hochmütig,  und  doch 
muss  bei  ihnen  der  B.  an  der  Wand  vertauben'  Th. 
.Wenn  der  B.  an  der  Wand  vertaubet,  so  tut  sein 
Meister  am  ärgsten',  wenn  Einer  dem  Bankrott  nahe 
ist,  so  prahlt  er  GT.  Alli  50  Jör  hanget  de  B.  an- 
eren  andere"  Tür  (amen  andere"  Ort)  Sch.  B.  wird 
nie  voll  L  (Ineichen);  auch  bei  Denzl.  1677.  E"  Herre"- 
trog  u"d  B.  heige"  nie  kei"  Bode"  B  (Dekl.).  B.  hat 
nenne*  Fiats  GBuchs.  In  Kinder-  und  Volksreimen. 
I"  's  Muetters  Stübeli  da  gät  de''  Wind,  mues'  fast 
verfrüre"  vor  lüter  Wind;  du  hast  kei"s  Wimdeli  und 
ich  kei"  Schueh,  du  treist  de"  B.  und  ich  de"  Chorb, 
du  seist  vergelt  's  Gott  und  ich  säg  Dank  Z,  mit  vielen 
Varianten;  vgl.  GZür.  1902,  108/9;  ALGassm.  1906, 
142.  Anntnirreili  SuppeHeili,  chomm  mer  wend  go" 
tanze",  ich  mit  dem  B.,  du  mit  de"  Wanze"  Aa;  vgl. 
Ranzen  (Bd  VI  1161).  Ri"felden  isch  e"  schöni  (festi) 
Stadt,  Säcki"ge"  isch  e"  (de*)  B.,  Laufe"burg  isch  e" 
(de*)  Lire"chübel,  Waldshuet  isch  de*  Deckel  drüber 
Aa;  ähnlich  von  Zug,  Baar,  Mänze"ge",  Ägeri  ZcAg., 
Züri'h,  Horge",  Richterschwil,  Rapperschwil  ZStdt, 
Zürich,  Rapperschwil,  Uznech,  Wale"stadt  GA.  Maie"- 
feld  ist  e"  Stettli,  Fläsch  e"  Bettlerseckli,  Jenins  der 
Gire"kübel  [Gire"  Spottn.  der  Jeninser],  Malans  der 
Deckel  drüber  GnMai.  Weitre  Varianten  s.  Bd  III  111; 
GZür.  1902,  78;  AfV.  I  125;  vgl.  auch  Äschen-S.  — 
b)  (Dim.)   spec.  das  Säcklein,   welches  die  Patin   bei 


der  Taufe  in  die  Kirche  bringt,  damit  nach  der  Taufe 
der  Pate  die  Helsete"  für  den  Täufling  hineintue  GlH. 
(JBeglinger).  —  2.  pers.,  Bettler(in).  ,I)ie  geistlichen 
und  weltlichen  oberkeiten  tätid  nit  übel,  dass  si  al 
betelsäk  vertilgeten',  unter  den  1520  von  Leo  X.  ver- 
dammten lutherischen  Sätzen  aufgezählt.  Ansh.  IV  360. 
,Er  gibt  hinwäg  sein  Hab  und  Guot  den  Bättelsecken, 
Lumpengsind.'  Com.  Beati.  ,Habe  daruf  [der  Schwieger- 
vater] zuo  iro  gret:  du  Bättelsack,  züch  uss  dem 
Hus...'  1605/6,  Z.  In  der  lebenden  MA.  als  (scherzh.) 
Schelte  auf  Jmd,  der  unaufhörlich,  auf  lästige  Weise 
bettelt,  bes.  zu  Kindern,  auch  Hunden  Bs;  Th;  Z  und 
sonst.  Du  bist  en  (rechte)  B.!  ,En  B.  nennt  man 
das  Kind,  das  am  Silvester  (31.  Dez.)  auf  die  Welt 
kommt,  also  gleichsam  auch  noch  Anteil  haben  will 
am  alten  Jahr'  Z  (Dan.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  1731  ;  Martin- 
t.ieuh.   II  342,  zu  den  Sprww.   Wander  I   354. 

„Peter-,  Beter-:  Weibertasche,  voran  unter  dem 
Rock  LG."  ,Sistarcia  [saeculus  vel  cistella,  qua  panis 
eibusve  defertur.  DuCange],  petersack.'  Ebinger1438; 
s.  auch  Bilgrin-S.  ,Zwöyen  meitlinen  ...  2  batzen 
us  dem  pettersack  gnomen.'  1563,  BTurmb.  ,1m  Bern- 
gepiet  [habe]  er  einem  man  uss  dem  pettersack  in 
einem  fatzenletli  dry  batzen  verstollen.'  1596,  Z  RB. 
,Habe  einer  syner  gesellen,  wellichen  er  vergoumpt, 
tags  in  eim  hus  ze  Soloturn  uss  einem  pettersack 
etlich  gelts  verstollen.'  ebd.  —  Die  Bed.  des  1.  Teiles 
ist  zweifelhaft. 

Bieter-:  „Tasche,  vorab  eine  am  Rock  angenähte 
Tasche  Aa;  LG.;  S";  vgl.  Bieter  (Bd  IV  1881/2).  S. 
noch  Nasen-Lumpen  (Bd  III  1280).  —  Büw-:  dem 
Maultier  quer  über  den  Kücken  gehängter  Sack,  worin 
der  Mist  transportiert  wird  WVt. ;  vgl.  FGStebler 
1901,  58. 

Plump-  {Bl-  Bs):  1.  zsgedrehtes  oder  geknüpftes 
(Taschen-)Tuch,  womit  beim  Spiel  der  Verfolgte  ge- 
schlagen wird  B;  S;  Z;  Syn.  Plumpst  (Bl  V  101). 
PI.  lauffe":  wer  ein  Pfand  auszulösen  hat,  muss  zwi- 
schen den  2  Reihen  der  Mitspielenden  durchlaufen, 
welche  mit  den  geknüpften  Taschentüchern  auf  ihn 
losschlagen  S;  Z.  Name  eines  Kinderspiels  B(Schwzd. 
26,  36);  UwE.  (Knaben  stehen  in  einem  dichten  Kreise 
und  halten  die  Hände  auf  den  Rücken;  Einer  geht 
mit  einem  geknoteten  Taschentuch  um  den  Kreis 
herum,  indem  er  den  Spruch  sagt:  Der  Lunzi  chund, 
der  Lunzi  chund,  me"  g'hört-e"  uf  de"  Steine",  ist  sibe" 
Jär  im  Himel  g'si",  jetz  chund-er  nuch  cho"  schleime"; 
heimlich  gibt  er  den  Knüttel  Einem  im  Kreise  Ste- 
henden, der  nun  seinen  Nachbar  rechts  zu  prügeln 
anfängt  und  um  den  ganzen  Kreis  herumprügelt,  bis 
er  wieder  an  seinem  Platze  angelangt  ist,  worauf 
er  mit  dem  Knüttel  um  den  Kreis  gehen  muss  usf.). 
—  2.  pers.  a)  schwerfällige  Person  Bs;  ü.  Was  hör- 
i°h  dö  fir  e"  Trampeltier ...?  Ä  das  isch  der  PL!  's  Hüs 
erzittret  schier  Bs  (Plaudereien  am  Kaffeetisch).  — 
b)  Kind,  welches  oft  fällt  Bs.  —  3.  plumpsack.!  Aus- 
ruf, wenn  ein  Kind  umfällt  BsStdt,  PI.  mache",  fallen 
B;  s.  Brunnen  (Bd  V  654  o.).  —  plump-sacke":  ein 
Spiel  GRSculms;  GSev.  (Knabenspiel:  ,zwei  ausein- 
ander stehende  Parteien,  je  zwei  tragen  einen  Knaben, 
und  zwar  einen  nach  dem  andern,  bis  man  fertig  ist'); 
vgl.  flum-sacken.  —  um-hör  umha  -  plump- :  sich 
schwerfällig  bewegen   BGr.  (Bärnd.  19QS,  28). 

Vgl.  Gr.  WB.  VII  UM  t;  Martm-Lienh.  II  343  (,Plump-' 
„1,4  .Pflumpl ■■);   Fischer   I    1073  (.Ptlunipf-'). 


635 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


Blunder-.  ,Item  ein  Bl.  6  Ib.'  Bs  TOrdn.  1646 
(.Fuhrarbeit  der  Sattler').  —  Mais-bletter-:  mit 
Maisblättern  gefüllter  Bettsack  Tb  f.  —  Bluet-: 
Schimpfw.  für  Frauen.  Bs  Schimpfw.  XV. 

Brüe-.  , Diebsack,  funda,  brüesäckle.'  Mal.  90  b; 
bei  Fris.  nur:   , funda,  ein  diebsack  etc.  oder  seckle.' 

—  Rätselhaft.      Es  liegt  wohl  irgend   ein   Fehler  vor. 
Brech-:  Tasche,  die  man  bei  der  Arbeit  im  Wein- 
berg oder  auch   bei   andern  landwirtschaftlichen  Ar- 
beiten anhängt  Th.     ,Ein  Gewissen  wie  ein  Br.',  ein 
weites  Gew. 

Eig.  der  Sack,  in  den  die  beim  Erbrechen  [s.  Bd  V  330] 
entfernten   Schosse  gesteckt  werden;   vgl.   Chltib-S. 

Predikante»-:  Sack  der  Geistlichen.  Nur  im 
Sprw.  Der  (E")  Pr.  het  ke<"  Bode"  B,  aach  lt  Zyro; 
vgl.  Pfaffen-Sack.  .Draussen  [wo  die  Pfarrersfamilie 
bewirtet  wurde]  war  lauter:  Ne"'et  doch!  nem,t  doch! 
der  ne'"'t  Nut!  und  drinnen  dann:  E"  Pr.  het  ke"' 
Bode";  die  Fresshüng,  sie  tue",  ivie  we""-si  e"  Woche" 
lang  Nüt  g'ha"  hätte".  Gotth.  —  Brueder-:  Bettel- 
sack; vgl.  Brueder  3  (Bd  V  415).  .[Aus  dem  Leder 
habe  er]  ein  br.  zuo  Länzburg  machen  lassen  und  den 
bisshar  an  im  tragen.'  1560,  Z  BB. 

Brief-:  Papierdüte  Bs.  —  Ähnlich  (=  Briefumschlag) 
auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  342);   vgl.   Guwer-S. 

Brot-:  wie  nhd.  ScHHa.  (Dim.);  ZO.  (Sack,  worin 
auf  den  Sonntag  das  Brot  für  eine  Woche  geholt 
wurde).  .[Einen  gestohlenen  Sack  habe  der  N.]  umb 
ein  Fürschurz  vertuschet,  daruss  er  im  volgents  ein 
Br.  gemachet.'  1612,  Z  RB.  Sprw.:  's  chunnt  Alles  im 
Alter  als  de"  Br.  nüd  ScHwIb.  Spec.  der  Brotsack 
des  Soldaten,  allg.  Broutsack!  Spottruf  der  Zürcher 
Soldaten  gegen  das  Schwyzer  Bataillon  (mit  Bez.  auf 
die  Schw  Ausspr.  Oll  für  ö).  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  405; 
Martin-Lienh.  II   342. 

Pfaffe»-.  Nur  in  Sprww.  und  RAA.  (De(r)  od. 
efnJJ  Pf.  hat  (e")kei(n)  Bode";  s.  Bd  IV  1027  u.  (wohl 
allg.,  in  Z  lt  Dan.  mit  dein  Zusatz:  und  en  Püre"sack 
kei"  Wand);  vgl.  auch  die  erklärende  Anekdote  bei 
TTobler  45a.  Auch  in  andrer  Form:  Der  Pf.  ist 
bode"lös  ZF.,  wird  nie  voll  Aa;  ScHSt.,  ist  nie  vergnüegt 
Aa.  En  Bode"  wie  cn  Pf.  ha",  unersättlich  sein  Ai\ 
Ung'fochtc"  wie-n-en  Pf;  s.  Bd  I  662.  .Abraham  [zu 
Gott  Vodä  der  Neu,  der  grossen  Schreiberlohn  for- 
deit]:  Du  kanst  das  Zeug  nit  Alles  tragä  . . .  ih  glaub, 
du  hast  an  Oser  wie  nä  Drack.  Gott  Vodä  der  Neu: 
Lueg  da,  ich  hab  ä  Pt'affäsack,  schüt  nur  wacker  drein 
...  der  läär  Korb  ghört  dir  zur  Buess.  Abraham:  Ist 
Till,  das  er  nit  auh  in  Pfaffensack  muess.'  Tyrolersp. 
1743.    —   Vgl.   Gr.  WB.  VII    1592. 

Pfeffer-.     ,1  Pf.'  um  1600,  Z  lnv. 

Pfiffe»-:  =  Geifer-S.  L;  s.  pflüderen  (Bd  V  1220). 

—  Als  Ortsn.  Bs. 

Reif  Bäf-Sdggh:  ein  gew.  aus  blauem  Stoff  ge- 
tätigter Sack  mit  eingespannten  Weidenzweigen  (zur 
Verhinderung  des  Zsfallens);  er  wird  auf  der  Schulter 
getragen  und  enthält  den  Proviant  für  die  Feld- 
arbeiter; früher  sollen  die  Soldaten  damit  in  den 
Krieg  gezogen  sein  TiiArb.,  Egn. 

Rugg(e°)-,  in  PA1.  Bigg-:  auf  dem  Rücken  ge- 
tragener Sack;  .zaino'  PAL  (Giord.).  's  Wupp  wie  die 
neu  Wcrpf  . . .  han-i''>  guet  verpackt  imene"  Rugge"sack 
fürt-  und  hei'"'.treid.  JScbnebeli  (ZKn.).  .Die  übrigen 
syent  vast  welsch  stark  gsellen,  tragent  ruggseck, 
darin  sy  den  züg  habent.'  1551,  B  Turmb.    .[Der  Dieb 


habe]  den  underrock,  umbgurt  und  das  bar  ermel  in 
synen  ruggsack  gestossen.'  1569,  Z  RB. 

Junges  Lehnw.  ans  der  Sehriftspr.  ist  .Rucksack'  als 
techn.  Ausdr.   der  Touristenspr. 

Rock-:  Rocktasche,  allg.  —  Rolli-:  altvaterische 
Tasche  L.  Jetzt  nimmt- er  us  si"'m  B.  e"  Chätzer- 
Unflöt  use",  eine  alte  Uhr.  JBEgli.  —  Rumpel-: 
scherzh.  Bezeichnung  des  Bauches  in  der  W  Spott- 
vesper;  s.  Milch-Sack.  —  Rang-:  Dim.,  Zwilchsäck- 
lein mit  eingezeichnetem  Hauszeichen,  nach  welchem 
die  Reihenfolge  der  Familien  für  das  Backen  im  Back- 
häuschen geregelt  wurde  WVt;  s.  FGStebler  1901,  54. 

Reis-  (Bäs-  ApK.  lt  TTobler):  in  AaB.;  S;  Ndw 
und  sonst  auch  Dim.,  Reisesack,  -tasche,  meist  aus 
grünem,  blumigem  Baumwoll-  oder  Wollstoff,  t.  mit 
Schnur  zum  Zsziehn,  t.  (bes.  in  neuerer  Zeit)  mit 
einem  Schloss  versehn,  und  auf  dem  Rücken  oder  an 
der  Hand,  auch  unter  dem  Arme  getragen  Aa;  Ap;  Gl; 
S;  Th;  Uw;  Z.  Syn.  Nacht-,  Wät-S.  .Ich  machte  mein 
Reis>äckli  zweg.'  Ndw  Kai.  1906.  ,1  woll.  R.'  1847, 
ZAltst.  Gantanzeige.  ,1  Reissäckli.'  1793/7,  ZTu.  lnv. 
S.  noch  ge-blüemt  (Bd  V  94);  Schaff- Beiti  (Bd  VI 
1655  o.).  —  Reis-Seckler  m.:  Spitzname  der  Nid- 
waldner  Obw.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  740;  Martin-Lienh. 
II    343. 

„Ratzen-:  Zwerchsack  U."  Syn.  Beider-h alb  (Bd 
II  1169).  .Und  hatt  ein  yetlicher  ein  retzensack,  darin 
hatt  einer  sin  spiss,  käss  und  brot...'  Stülz  1519. 
.[Den  Bettelvögten]  war  aufgegeben,  ...  zuweilen  den 
Bättieren  ihre  Büntel  old  Rätzensack  zu  visitieren.' 
XVIII.,  NowBeitr.  —  Seifer  Seufer-:  =  Gdfer-S.  B. 
.Wo  nicht,  wie  meist  bei  der  hölzige"  (Tabakpfeife) 
Kopf  und  S.  Eins  sind,  ist  letzterer  purslänig  oder 
aus  Hörn,  immer  aber  so  gebaut,  dass  er  mittelst  des 
am  Tabakbeutel  befestigten  Güsel  leicht  und  gründ- 
lich gereinigt  werden  kann.'  Bärnd.  1904.  .Der  Grub- 
Benz  ...  schenkte  seine  alte  Pfeife  einem  Knecht  und 
kaufte  sich  eine  neue  mit  einem  extra  schönen  S.' 
N.  ZZtgl892  (B).  —  Seig-:  Filter.  .Die  Decoction 
seig  durch  ein  wollinen  Seigsack.'  JRLandenb.  1608. 
—  Sigel- Seckli:  Säcklein  zur  Aufbewahrung  der 
Siegel.  ,N.  dem  seckler  geben  von  m.  gn.  Schult- 
heissen  s.  und  wortzeichenseckli  ...  ze  besseren  1  pfd 
10  ß  8  d.'  1558,  AFlurt  1894. 

Sä(j)-:  1.  Sack  des  Sämanns  B;  Z.  Vgl.  S.-Tuech. 
,Wenn  der  Sämann  den  S.  an  zwei  Zipfeln  zsgeknotet 
über  die  Achsel  wirft  . . .'  Bärnd.  1904.  —  2.  Spott- 
name der  Zürcher  bei  den  Fünförtischen.  XVI.  Als 
ein  Zürcher  über  die  Luzerner  Reussbrücke  ging, 
habe  Einer  gerufen:  ,war  will  der  sägsack'?'  Obwohl 
er  ruhig  weiter  geschritten,  habe  jener  noch  mehr 
gerufen:  .der  sägsack!'  Darauf  sei  er  umgekehrt  und 
habe  gefragt,  .was  er  im  versägt?'  sei  er  oder  Zürich, 
dessen  Farbe  er  , sägsack'  nenne,  ihm  etwas  schuldig, 
so  wolle  eis  bezahlen.  1524,  Strickl.  Akten.  .Ein  Lu- 
cerner  sprach:  ...wenn  wir  die  Züricher  alein  an- 
grifen,  so  werden  wir  mit  dem  säisack  bald  gräch.' 
1531,  Ansh.  ,[Zwei  Angeklagte  von  Altdorf]  fiuochten 
ouch  über  niyner  herren  statt  eerenfarw,  die  sy  ein 
seysack  genempt.'  1560,  Z  RB.  —  1  a  auch  eis.  (Martin- 
Lienh.   II   343). 

Sick  Sigg-:  .Frauenrock  mit  wenig  Falten'  Bs 
Stdt  f.  Die  larendelgrieni  Jippe"  vom  diggste"  Side"- 
kalamander  [Bestandteil  der  alten  vornehmen  Frauen- 
tracht],   der  Zig  [Stoff]  stöt  a's  wie-n-e"  Brett;   dess- 


637 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


wege"  het-men  auch-n-e"  S.  drüs  (/macht.  EHetzel 
(Schwzd.). 

Sele°-,  alt  ,Sel-':  1.  Fonds  zu  Messen  für  die 
armen  Seelen  ScHwArth.  , Alldieweilen  zue  Zeiten 
gewüsse  Geschlechter  ihre  Gestifter  und  Jahrzeits- 
kapitalia  in  den  Händen  behalten  und  sälbige  nit,  wie 
gebräuchlich,  in  den  S.  hinder  den  jeweiligen  Hin 
Seelenvogt  legen  ...'  1701,  Schw  LB.  —  2.  der  mensch- 
liche Magen  Z.  ,Es  gab  eine  Periode  der  ärztlichen 
Wissenschaft,  da  die  Seele  in  den  Magen  versetzt 
wurde;  in  ländlichen  Kreisen  benennt  man  jetzt  noch 
den  Magen  Seelensack.'  Von  einem  starken  Esser 
sagt  man,  der  S.  habe  ihm  ein  Loch  bekommen.  Man 
soll  nicht  heiss  essen,  sonst  verbrennt  es  den  S.  Die 
Suppe"  (der  Merrettig)  verbrannt  Ei"'m  schier  de"  S. 
ZNeer.  ,Do  wunste  der  A.  dem  B.  das  falent  übel; 
redte  der  B.:  das  ghy  dich  in  seisack!  und  zuckten 
damit  beid  ...'  1484,  Z  RB.  —  2  auch  eis.  (Martiu-Lienh. 
II   344). 

Salz-:  wie  nhd.  In  BSi.  spec.  =  Geleck-S.  (aus 
Leder).  Als  Dim.,  Säcklein  für  das  in  der  Küche  ge- 
brauchte Salz  Th;  Z.  In  ä.  Zeit  von  bestimmter 
Grösse;  vgl.  Sack  1  c.  ,Item  ein  s.  git  harin  8  dn.  für 
ungelt  und  husgelt.'  1307,  Z  (Kaufhausordn.).  ,Man 
sol  nachgan  und  richten,  das  ettlich  salzlüt  den  We- 
bern empfelhend  die  Zwillichen,  so  sy  denn  zuo  den 
salzseken  bruchend,  minder  und  anders  ze  machend, 
denn  sy  aber  von  alter  her  gewesen  sind  ...  N.,  salz- 
man,  d[icit],  das  es  von  alter  herkomen  sig,  das  die 
salzsek  söllind  an  inen  selben  sin  nämlich  an  der 
breiti  3  vierling  und  an  der  lengi  2  ein.  Nu  habind 
die  sek  ietz  zuo  disen  ziten  semlich  mess  nit;  mit 
namen  gebrest  ertlichen  secken  an  der  lengi  und  an 
der  breiti  ietwederthalb  umb  ein  turnen  breit,  minder 
oder  mer,  als  denn  sölichs  ie  stände  ...  [Seine  Knechte 
sagen  aus,  dass  sie  von  ihm]  geheissen  worden  sigind 
dick  und  zuo  manchem  mal  salzsek  ze  fassend,  die 
doch  das  mess  nit  hettind,  sunder  gebreste  etlichen 
seken,  das  sy  ze  klein  werind  . . .  Meister  A.  d[icit], 
nachdem  und  er  ettwie  dem  N.  salzsek  geweben  hab, 
das  er  [N.]  da  zuo  im  rette,  im  were  als  mer,  er  [A.j 
machte  im  die  salzsek  nit  als  breit  und  gross,  als  er 
aber  täte...'  1440,  Z  RB.  ,Als  der  N.,  sal[z]meister 
zu  Lucern,  min  herren  abermalen  angesuocht  und  ge- 
pätten,  ime  von  meer  kommlichkeit  wegen  zuo  be- 
willigen, das  er  jedes  jars  uff  drü  oder  vier  mal  etliche 
fass  salz  hie  durch  die  statt  gen  Richtischwyl  fertigen 
und  die  daselbs  usschlachen  und  daselbs  in  salzseck 
ufsetzen  und  uf  Uri  und  andere  ort  über  das  gebirg 
fertigen  möge...'  1574,  Z  RM. 

Same"  Söme"-Seckli:  1.  Säcklein  für  (mit)  Pflan- 
zensamen  (Hanf-,  Rübsamen  usw.)  Th.  —  2.  euphem. 
für  Hodensack  Bs.  —  Zu  2  vgl.  MHöfler  1899,  535.  In 
andrer  Bed.  bei   Martin-Lienh.  II  343. 

Hanf  Hauf-säme"-Seck:  Spitzname  der  Bewohner 
von  AaZ.,  weil  sie  früher  bes.  viel  Hanf  pflanzten. 

Sand-:  wie  nhd.  .Während  der  Gährung  des  Mostes 
soll  man  den  Spund  offen  lassen,  aber  ...  das  Spund- 
loch mit  einem  Brettchen  oder  einem  Stein  bedecken; 
Viele  nehmen  dazu  ein  Sandsäcklein.'  JGdt  1873.  — 
Senf-:  fingierter  Name  eines  Bauern.  UEckst.  1526 
(Rychst.). 

Site"-.  ,Die  Kornlader  [im  Kornhaus  zu  Ror- 
schach]  beziehen  von  jedem  Malter  schwere  Frucht 
1  Kr.  ...  von  jedem  halben  oder  Seitens,  ohne  Unter- 


scheid der  Frucht  2  Pf.'  1840,  G  Verordn.  —  Anders 
bei  Gr.  WB.  X  401. 

Sfl(w)-,  Söu-:  Schweinsmagen  Z.  ,Wann  man  des 
Schweines  Magen  damit  [mit  Schweineblut  und  Speck- 
würfeln] anfüllet,  pfleget  man  ihn  alsdann  den  Säu- 
sack zu  nennen.'  E König  1706,  992/3.  Iclt  singen  um 
en  Süsack,  der  Süsack  ist  guet,  Fortsetzung  des  Wurst- 
liedes ZHüntw.,  Wil.  ,Frau,  hol  den  Sausack  rein,  er 
muss  gessen  sein',  Inschr.  auf  Fayence.  AfV. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1927/8;  Martiu-Lienh.  II  344  (als 
Schimpfn.).  Öfter  in  Ortsn.  AaWohl.  (.Säusack',  auch  ,S&u- 
sackgasse'),  ,die  Strass  in  Seusack.'  1651,  AaWett.  Arch.; 
GJonschw.  (Sü-,  Sü-S.,  Wald;  schon  im  XV.);  ZRiischl. 
(,Kebeu  und   Acker  im  Säusack'). 

Schub-:  .Rocktasche  im   Weiberkleide'  Z. 

Senile-  Bs,  Schill-  B:  Dim.,  Westentasche  Bs; 
BGr.  (Barn.  1908,  483).  Mit  dem  rechten  Äug  in  's 
lingg  Schileseckli  luege",  schielen  BsStdt.  —  Vgl.  eis. 
Schilt*-  Säckel  (Martin-Lienh.    II   343). 

Schuel-:  Büchertasche,  Tornister  der  Schüler  Bs; 
Th;  WLö.  ,N.  hat  verstoln  [u.  a.]  einen  seh.'  1454, 
ZRB.  Übertr.,  =  Schulbildung,  Wissen  BsStdt  und 
sonst.  E(n)  guete"  Seh.  ha",  eine  gute  Schulbildung 
genossen  haben,  viel  wissen.  Er  het  e"kai"  Seh.,  ihm 
fehlt  eine  gewisse  grundlegende  Schulung  Bs.  .Kom- 
men sie  [arme  Kinder  mit  guter  Schulbildung]  in  die 
frömbde,  so  verlürt  sich  der  schulsack  nüt,  allent- 
halben . . .  mögen  si  gar  wol  fürkummen.'  F  Schulordn. 
1577.  ,Viel  von  ihren  Druidis,  deren  nicht  wenig  noch 
stets  zimblich  stark  nach  dem  alten  Schulsack  riechen 
täten.'  Heut.  1658.  ,Politus  e  schola,  der  auch  einen 
Schulsack  geessen.'  Denzl.  1677.  1716.  -  Vgl.  Gr.  WB. 
IX   1967/9;   Martin-Lienh.   II   344. 

Schand-:  Schimpfw.;  s.  hofieren  (Bd  II  1040).  — 
Vgl.   Gr.  WB.  VIII   2156. 

Schöpe"-,  Tsch-:  Rocktasche  Gr;  Th;  Z  und 
weiterhin.  —  Schar-,  Scher-  s.  Schar-Sachs  (Sp. 
237/8). 

Schlaf-,  Schlöf-,  in  ApH.  auch  mit  Assini.  Schlös-: 
1.  a)  Sack,  um  darin  (oder  darauf)  zu  schlafen  ApK. 
(TTobler);  B  (Bärnd.  1908,  28);  U.  ,[Die  Calanker) 
haben  ihren  Schlafsack,  in  welchem  sie  Nachts  ent- 
kleidet zu  schlafen  und  sich  mit  ein  wenig  Stroh  zu 
bedecken  pflegen.'  Sererh.  1742.  —  h)  =  Beis-S.  Ap. 
Pfarrer:  Wend-er  e"  Hüstaufi?  —  Nä",  ick  ha"-s'  [die 
Täuflinge]  grad  bi-mer  ond  imene"  Schlafsäcken  an'n 
Chereche"törnagel  anH"g'henkt.  ATobler  1902.  I"  der 
Rüti  onne"  werd  Der  G'mändröd,  wo  's  schönst  Schlos- 
seckli  häd,  ond  z'  Oberegg  Der,  wo  di  schönst  Chue  im 
Stall  häd.  ebd.  1905.  —  2.  pers.,  Schlafmütze,  faule 
Person  U.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IX  308. 

Schiauf-,  in  GT.  Schlof-:  meist  Dim.,  „Watsack", 
Tragsäcklein  oben  mit  Schnur  zum  Zsziehn  Aa  (Gysi); 
L„G.";  GT.  's  Schlaufsäckli  und  der  Paraplü  trägt 
der  Bauer  Hans  Joggi  mit  sich  auf  seiner  Fahrt  nach 
Genf.  AGvsi  1899.  ,Der  Kalendermann  zieht  einen 
Kalender  aus  seinem  Schi,  hervor'  L(Kal.).  's  Betti- 
ringeli  nimmt  en  alti  Mössgutteren  us  si"-m  grüene1 
Schlaufseckli  use"  . . .  [Nachher]  hed  's  si"s  Schlauf- 
seckli  wider  über  d'  Mössgutteren  ufe*  'zöge"  wie-n-e" 
Strumpf  über-n-es  Bei"  a".  JRoos.  De''  Sepp  het  de" 
Summer  durche"  im  Garte"  . . .  es  ganzes  Schlaufseckli 
voll  G'sundheit  z'sämme"bröcht,  ^as'  's-em's  für  *e" 
ganz  Winter  'tö"  hed.  Schwzd.  (L).  S.  noch  Mues- 
Melw   (Bd  IV  220).     .Lederne    Schlaufseck   2,    linin 


639 


Sah.  sek,  sik,  sok,  suk 


040 


Schlaufseck  zuo  den  Überröcken  2,  zu  den  Beizen  5.' 
1604,  L.  —  Schlufi-:  Tasche  im  Schluß  (s.  d.)  BGr. 
(Bärnd.  1908,  484). 

Schlump-:  Schitnpfw.  BR.    Syn.  Schlump ffenj. 

Vgl.  eis.  S,  l,l,i,„/-.<.i.  h,  Schimpfname  für  ein  unordent- 
liches  Mädchen   (Martiu-Lienh.   II    343). 

Schlepp-:  1.  eig.  Sack,  mit  dem  man  sich  schleppt; 
uneig.  lästige  Bürde,  lästiges  Anhängsel.  Mit  Bez.  auf 
Ehefrau  und  Kinder:  .Cathrinli  kam  Hein  vor  wie 
ein  Schi.,  seine  Kinder  wie  Schlepsäcke,  und  dass  er 
sie  erhalten,  dafür  an  seinem  Maul  abbrechen  musste, 
schien  ihm  die  grösste  Ungerechtigkeit.'  Gotth.  XVII  b, 
57.  —  2.  a)  liederliche  Weibsperson,  Hure  AaZ.  1815; 
L  (St.b);  SceSt.  (Sulger);  SchwE.  (Ochsner);  W;  Zg 
(St.h);  ZSth.f  In  der  ä.  Spr.  auch  für  ein  schlampiges, 
faules  Weibsbild,  derbes  Schimpf«',  für  Weibspersonen 
übh.  .Stinkender  durch  wüeste  [!]  sleps.'  BsSchimpfw. 
XV.  ,[Uoli  Rechenzan:]  Nun  hett  ich  doch  gern  krut 
im  garten,  wenn  ich  ein  solchen  schl.  [zur  Frau]  nein, 
der  selten  ab  dem  rucken  kern.'  NMan.  ,Sy  [die  un- 
verschampten  huorer]  sagend  vil  von  bösen  eewybern, 
die  einer  einmal  näm  und  iro  nit  mee  mit  keinem  lieb 
abkunimen  möge,  und  zühend  aber  sy  öde,  üppige, 
falsche  und  untrüwe  schleppseck  herumb.'  HBdll. 
1540.  ,Bin  auch  ein  solcher  schl.  gsyn  [sagt  die  ,alte 
pfaffenkellerin'].'  VBoltz  1551.  .Philtra,  ein  aass,  das 
holdschaft  macht,  wie  die  huoren  und  schlepseck  eim 
zefrässen  gäbend.'  Fris.  ,Schl.,  die  eim  den  mann 
umbhinschleikt,  succuba,  qua  se  alieno  marito  sub- 
jicit.'  Fris.;  Mal.  ,[Ein  Mann,  der  ein  böses  Weib 
hat]  henkt  sich  an  schleppseck  oder  lauft  in  die 
krieg.'  LI.av.  1583.  ,Wie  stellt  sich  diser  schl.  [Kas- 
sandra]?  Loss,  ir  toubsucht  ist  ir  aber  kon.'  GGottb. 
1599.  .[Knecht  zur  faulen  Magd:]  Was  wolltest  mir 
erst  trewen  lang?  du  fuler  Schl.,  für  dich  gang!'  ebd. 
1619.  Aber  was  thut  der  ful  märia  Schiebsack  [die 
Tochter  des  Herodes]?  Es  gaht  ana  und  haischet  St 
Johansa  Schädel.  Bantli  1656;  der  Hergutloss  Huora- 
sack.  1700.  [Baschi  zu  Gretli:]  Was  seist,  du  Blizg,  du 
Hä.r,  du  Pack?  [Zusi  zur  nämlichen:]  A  Schlump  bist- 
dou  und  ä  Schl.  Talhochz.  1781.  Ehr  und  Scham  lad 
's  [die  Tochter]  fahrä  hin  und  lebt  nach  sini  verkehrtä 
Sinn;  der  Schl.  gaht  wie  vollä  Mon,  wie  ander  Schlepp- 
säck  au  darton.  Inderb.  1824.  S.  noch  Hueren-S.  (Sp. 
623/4).  Bei  RSehmid  1579  heisst  ,schl.'  die  Magd  der 
babylonischen  Hure  Cossbi;  wohl  mit  Bez.  darauf, 
dass  sie  ihrer  Herrin  Kunden  .zuzuschleppen'  hat. 
.Die  babilonische  hnor  sampt  iro  schl.  tuond  sich 
harfür.  Cossbi:  Wo  bist,  myn  magt?  kum  angentz 
har!  was  hie  zhandlen,  nim  flyssig  war!  dann  gar 
vil  volks  vorhanden  ist.  Iro  schl.:  Üch  zdienen,  frouw, 
ich  wol  bin  grüst,  gar  niengem  wil  ich  geben  ztrinken 
fyn  lieblich,  fyn  öuglen  und  winken  . . .'  —  b)  in  ab- 
geschwächtem S.  Meist  leichte,  selbst  scherzh.  Schelte 
auf  unartige,  .schlimme'  Mädchen,  auch  Kinder  übh. 
AaZ.  1815;  Bs;  ScHSt.  (Sulger);  ScHwMa.;  ZDättl.,  O. 
(mehrfach  bezeugt;  nach  einer  Angabe:  .Schelte  auf 
einen  Menschen,  der  etw.  Dummes  gemacht  hat,  nach- 
lässig ist  usw.'),  auch  lt  Dan.;  St.2,  leichte,  farblose 
Schelte  auf  Kinder  L;  SchwE.  (Ochsner),  .Schmei- 
chelei, die  man  Kindern  sagt  Gl;  L'  (St.b).  Wart,  du 
Schl..  i'*  wiii-<li'>'  lere"  folge"!  ScuwNuolen.  Du  Schl. 
du,  de  hast  iez  schier  di  se'b  Guttere"  abeng'fellt!  ZO. 
Ir  Schleppseck  ir,  gönd  zum  Gras  üs!  ebd.  Du  bist 
en  (rechte)  Schl..'  Z.     .Schelte   für  einen  armseligen 


und  begehrlichen  Menschen;  scherzh.  auch  von  Kin- 
dern wie  Bettel-S.'  Th  (Pup.).  Im  Kinderspiel.  Kind: 
Frau  Muetter,  tarf-i'h  auch  of  d'  Gass?  Mutter:  Nei«! 
K.:  Anderi  Chend  send  auch  of  der  Gass  (oder  gönd 
au'*).  IL:  Anderi  Chend  send  Schleppseck.  K.:  Will 
auch  einer  si".  M.:  Nu,  so  gang!  AaF.;  ähnlich  Ap 
(im  Spiel  Chud  er -Muetter  ha";  s.  TTobler  123  b); 
ScHSt.  (Sprww.  1824,  332/3);  s.  auch  Alpenp.  1873,  270. 
Anderi  Chind  sind  Schleppseck,  drum  will-ich  auch 
eine  sln,  spöttisch  zu  Einem,  der  sich  mit  den  Fehlern 
Anderer  beschönigt  ZZoll.  A.  Ch.  s.  Schl.,  wo'tst  auch 
eine  si"?  Sprww.  1869.  Als  vertrauliche  Anrede. 
Schwösterle:  Schlaff  wohl,  Isaac.  Isaac:  Bhüet  die 
Gott,  Schl.  Tyrolersp.  1743.  ,Es  ist  dir  nicht  Ernst, 
Schl.'  UBrägger.     S.  auch  Grüen-S.  (Sp.  622). 

Nach  Ausweis  der  Lantform  (vgl.  das  Folg.)  eiu  urspr. 
nd.  Wort,  das  aber  schon  früh  in  Oberdeutschland  heimisch 
geworden  ist  (ein  ä.  bair.  Beleg  bei  Keller  Fasn.  2,  992);  vgl. 
Adelung  III  1525;  Gr.  Wß.  IX  649.  Zu  1  vgl.  Marttn- 
Lienh.  II  343.     S.  noch  Schnapp-S. 

Schlei  pf-:  schlechte  Weibsperson  W.  Syn 
Schleipf.  Si  ist  e"  Schl.  Sprww.  1869.  —  Die  hochd. 
Entsprechung  des   Vor.;   vgl.  auch    Gr.  WB.  IX   606. 

Seh  Hess-:  Tornister  oder  andre  verschliessbare 
Schultasche  ApWolfh.  Vgl.  Schuel-Chorb  (Bd  III  343). 
—  Schmutz-:  Schitnpfw.  für  eine  unordentliche 
Magd  B  (Dan.).  —  Schnider-:  Hausname  ZStdt.  — 
Schnegge"-:  Sack  zum  Einsammeln  der  Schnecken 
GrPt.    Nass  wie  en  Sehn. 

Schnapp-:  a)  eine  Art  Tragsack,  Reise-,  Pro- 
viant-, auch  Bettelsack  Bs;  B;  G;  Th;  Z,  zwilchener 
Sack,  oben  zum  Zubinden,  zum  Mittragen  des  Essens 
der  Wald-  und  Feldarbeiter  Z.  Frau,  gang  hol-mer 
de"  Sehn,  abe"!  mir  tuend  morn  gen  Uster  abe".  Stütz. 
.Einmal  als  er  [ein  Maurer]  sein  Brod  aus  seinem 
Sehn,  nahm.'  HPkst.  .Zerlumpte  Bettler  mit  dem 
Sehn.'  GKeller.  U"d  bösi  Meitschi  nimmt-er  och  [der 
Chindli- Fresser],  im  Sehn,  briegge"  Vili...  WSpiess 
1891.  .Und  als  er  [der  Taubendieb]  vo"  dem  Rauben 
kam,  da  hat  er  einen  Sehn.  an.  Die  Mutter  greift 
ihm  in  den  Sack:  Hast  du  die  Tauben  all  gepackt?' 
GVolksl.  (GBaumb.  1903,  119).  .[Verbrannt  ua.]  ein 
Sehn,  mit  20  Patronen.'  1790,  ZOttikon.  —  b)  Seiten- 
tasche im  Rock  ScuSt.,  an  der  Brust  eines  Rockes 
ScewE.  Tasche,  die  alte  Weiber  ,am  Leibe'  tragen 
Z  (Spillmann);  Syn.  Leck-Täschen.  —  c)  in  obseönem 
S.:  Meitli,  gib  de"  Sehn,  her,  es  wert  nid  immer  und 
neig  ...  ZSth.;  nach  dem  Einsender  für  nicht  mehr 
verstandenes  Schlepp-S.  (?).  -  Vgl.  Gr.  WB.  IX  1176; 
Martin-Lienh.   II   343/4. 

Schnürt'-:  Sack,  der  oben  mit  einer  Schnur  zsge- 
zogen  wird  und  zum  Anhängen  über  den  Rücken  oder 
die  Schulter  eingerichtet  ist  Gr.  .Ein  Hirtenbube  mit 
einem  festen  Marendbündel  [Bd  IV  1365]  oder  Sehn.' 
Gr Kai.  1870.  —  Schnaus-:  Jagdtasche  L.  —  Sehne"-. 
Der  Winter  het  noch  siner  letste"  Stfmpätti"ge"  üs'te'lt 
u"<!  si"  Sehn,  üsg'staupet,  von  einem  Schneefall  im 
Frühling.  SGfeller  1911  (BE.).  S.  auch  Laugen-S.  — 
Spend-:  Sack  für  das  Spend- Brot  (Bd  V  985).  .Dem 
jungen  Torman  von  der  spendsekgen  wegen  1  Ib.'  1452, 
BStRechn.  ,Von  der  spendsecken  wägen  1  pfd.'  1500, 
ebd.  Vgl.:  ,N.  umb  die  seck  zuo  den  spenden  von  dem 
verlüffnen  jar  1  Ib.'  1436,  ebd.  —  Spis-:  umgehängte 
Provianttasche  GrPt.;  W.  D'  Schwester  Grete"  hed 
[für  die  Reise]  de"  Sp.  fiirher  g'nun  und  mer  en  tolli 


641 


Sak,  sek,  sik,  suk,  suk 


642 


wackeri  Spis  ...  Ingepackt.  GFient  1898.  Z' tragn 
han-ieh   [ein   Jäger]    Vhabed  an  sohtuern    Pack,   d's 

G'wer,  Bergsteckn  und  de"  Feldspiegl  im  Sp.  FGStehler 
1907  (WLö.).  Wie  der  Hof-Lie"hert  seine  Zwillinge 
im  Sp.  zur  Taufe  trägt,  erzählt  GFient  1808,  81/3. 
S.  noch  Ponz  (Bd  IV  1412);  Mist-Blachen  (Bd  V  49); 
brätschelen  (ebd. 1018).  —  Spezi-:  Sack  für  Spezereien. 
,N.  hat  verjehen,  dass  er  einem  kriimer  ze  Garns  ein 
sp.  mit  bul'fer  verstoln  hab.'  1135,  Z  RB. 

Sp  rfi  we  r  Spritower-  BGr.,  Sprüjer-  BG.,  Spreuer - 
Aa;  Bs;  BE.,  Stdt,  auch  lt  Zyro,  Spreuel-  Aa;  L;  GT., 
Spnir-  Tu;  Z:  a)  Sack  für  bzw.  voll  Spreu  Bs;  niTH.  — 
b)  spec,  mit  Spreu  gefüllter  Sack,  welcher  bes.  früher 
die  Stelle  der  Oberniatratze  versah;  heute  am  häutig- 
sten noch  in  Kinderbetten  Aa;  Bs;  B;  L;  S;  Th.  Syn. 
Helwer  (Bd  II  1444,  wo  ein  alter  Beleg  für  unser  Vf.). 
,Der  Madratzen  ersetzt  erst  jetzt  allmählich  den  viel 
wärmern  Strouw-  und  darüber  gebreiteten  Spriwwers,, 
auf  welchem  noch  heute  die  echten  alten,  auch  rei- 
chen Grindelwaldner  schlafen  . . .  Der  Spr.  aber  muss 
leider  auch  hier  häufig  dem  so  ungesunden  Feder- 
Underbett  weichen.'  Barnd.  1908  (BGr.);  s.  auch  Bärnd. 
1904,  307.  362.  ,[Die  Lagerstatt  des  Neugebornen] 
besteht  aus  einem  Spreuelsack,  Spreuersack,  oder  wo 
es  die  Mittel  erlauben,  aus  einem  Sack  voll  gerupften 
Rosshaares,  der  entweder  in  ein  Bettstättli,  meist  aber 
in  eine  weisse  ovale  Zeine"  gelegt  und  mit  einem 
Flaumdeckli  zugedeckt  wird'  AaF.  (AfV.).  I'*  will 
hübschli'1'  go"  d'  Chindszeine"  und  de"  Spreueis.  hole" 
und  im  [dem  Storch]  z'wegneste",  vülicht  flügt-cr  dö 
zue...  L  Vaterland  1906.  ,Annelis  Stunde  nahte... 
Anneli  bereitete  einen  Korb,  füllte  ihn  mit  einem 
Spreuersäcklein,  das  kleine  Deckbett  lieh  ihr  die 
Witwe.'  Gotth.  Büebeli.  Büebeli,  schlaf,  es  sind  zwei 
Schöfeli  uf  de"  Matte",  es  schwarzes  und  es  wisses,  si 
chömmi"d  de"  Büebeli  eho"ge"  bisse";  nei",  bissi"d  de" 
Büebeli  tied  so  stark,  er  lid  jo  mumme"  uff-eme"  Spreuers. 
Aa.  ,Der  Spreuers.,  der  zum  Sterbebett  eines  Kindes 
gedient  hat,  wird  auf  stark  begangenem  Karrwege 
spurlos  entleert,  damit  der  Inhalt  von  den  Leuten 
zertreten  werde...'  Barnd.  1904.  ,Wie  sy  in  N.s  hus 
an  einem  flrtag  znacht  byra  für  allein  by  einanderen 
syend  gsessen  uff  einem  sprürs.,  da  spreche  er:  witt 
mich  han  zur  ee?  ...  da  rnuost  sy  tuon  das  er  wett, 
uff  dem  sprürs.'  1525,  Z  Ehegericht.  ,N.  habe  daselbst 
umb  ein  leren  sprürs.  verstollen  und  nachts  über  sich 
gedeckt.'  1580,  Z  RB.  .Spreürs.'  und  , Windeln'  unter 
dem  Kinderzeug.  XVII.,  G  Wäschetafel  (abgebildet  Z 
Anz.  1908,  340).  ,Dass  man  Pesthäuser  ...  mit  Bet- 
teren, Spreuersäcken,  Blunder,  Geschirr  und  allen 
Notwendigkeiten  versehe.'  JHLav.  1068.  ,Ein  Kinden- 
bet  von  verschieden  Stück:  drei  Spreurseck  ...'  1789, 
ZInv.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  2,  60/2;  Martin-Lienh.  II  844. 
.Spreuersack',   Fluru.  Aa. 

Staubete"-,  -ede"-:  Sack  für  Staubmehl  ApI. 

Stimm-:  der  menschl.  Stimmapparat  ApI.;  BsL.; 
Ndw;  U.  Er  lied  e"  guete"  St.,  eine  gute  oder  starke 
Stimme  UUrs.  Me"  hätt-se  [die  Frau  Pfarrer]  chönne" 
brüche"  für  Vorsingere"  in  der  Ghilche",  wenn  dem 
Schuelmeister  der  St.  verrisse"  wer  BsLie.  (Meier).  Wie 
sehen  sung-er  jetzt,  hätt  d'  Schnei  im  äuw  om  St. 
'biezt.  L  Hauskai.  1897  (Ndw). 

Auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  344).  Vermutlich  liegt  eine 
Vcrgleichung  des  menschl.  Stimmapparates  mit  einer  Sack- 
pfeife zu  gründe.     Vgl.  auch    Blas-Balg  2  (Bd   IV    1211). 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Stei°-  Aa;  Ap;  Bs ;  B  (lt  Zyro  Steins-);  GT.;  Z. 
Chriesi-stei"-  Aa;  B;  S;  Z:  meist  Dim.,  -  Chriesi-S. 
(Sp.  626).  's  Chr.  wärme"  im  Ufe"rör  für  a"  d'  Füess 
[im  Bett].  JReinh.  1903.  Auch  etwa  tags  unter  die 
Füsse  gelegt:  Me"  het-ne"  [den  frierenden  Damen] 
d'  Stai"seggli . . .  wann  unter  d'  Fiess  g'g'e".  Scbwzd.  (Bs). 
—  Als  Flurn.:  , Acker  im  Steinsack'  ZBachs  (Amtsbl.  1901). 

Strichli-SecHt:  Säcklein  von  gestreiftem  Zeug, 
zB.  zur  Aufbewahrung  von  Geld  B.  ,Fritz  ward  es 
fast  g'schmuecht,  als  er  dort  wenigstens  ein  halb 
Dutzend  volle  Säckli  stehen  sah,  wie  man  sie  aus  ab- 
gehenden Fürtüchern  [Schürzen]  zu  machen  pflegt 
und  Geld  hineintut:  ein  halb  Dutzend  Strichlisäckli, 
die  noch  mehr  Liebhaber  zu  finden  pflegen  als  Strichli- 
fürtech.'  N.  B  Kai.  1843.  .Solche  Leute  würden  den 
Himmel  gegen  die  Hölle  wählen,  um  einige  Strichli- 
säckli mehr  mit  schlechten  Luzernerfünfbätzlern  in 
ihrem  Gänterli  zu  haben.'  ebd.  1841.  ,Das  Beste  von 
allem  [unter  den  Vorräten  im  Spicher],  die  Strichli- 
säckli mit  dem  Klingenden,  unter  Schnitzen  und  Spreuer 
verborgen,  die  zeigte  Anne  Bäbi  ihm  doch  nicht.' 
Gotth.  —  Strumpf-:  Bezeichnung  des  Verlierenden 
im  Kartenspiel  strumpf-seckle"  (s.  d.)  L  (ALüt). 

Strau(w)-,  in  Gl  O'-straW-:  1.  wie  nhd.,  mit 
Stroh  gestopfter  Sack  zum  Lager,  mit  dem  zunehmen- 
den Getreidebau  an  Stelle  des  Laubsackes  getreten, 
doch  im  Gegs.  zum  Sprüwer-S.  (<.  d.)  mehr  nur  für 
Erwachsene,  zieml.  allg.  Syn. Bis(s)aggen (BdlV  1700). 
.Eine  wahre  Herrlichkeit  ist  gegen  den  Laub-  der 
Strouvsack,  wenn  mit  schön  trockenem  und  regel- 
mässig erneuertem  Roggenstroh  gefüllt  und  jeden 
Morgen  tüchtig  üfg' schüttlet.  BXrnd.  1904.  's  Gattun- 
gen [hat]  im  Vereli  der  Str.  i"  d'  Stuben  a"  Bode" 
g'leit,  dö  chönn-er  hinecht  schlafe".  JReinh.  1905.  ,So 
klage  ich  mine  swsere,  die  mir  tuot  ein  dirne  saelden- 
bsere,  daz  si  mich  niht  zuo  zir  uf  den  strous.  lat  und 
daz  si  mirz  doch  geheizen  hat.'  Steinmar.  ,4  strousecke.' 
XIV.,  ScewE.  Inv.  ,Uf  ir  strous.  leit  si  sich  do.' 
Boner.  ,Man  sol  nachgan  und  richten,  wer  den  armen 
frouwen  ir  strouseck  bricht  und  si  nachtes  übel  han- 
delt in  ir  hus  und  hof  ...  [N.  sagt  aus]  daz  si  ...  ein 
strous.  zerzarten  und  durch  die  wand  stachen  ...'  1384, 
ZRB.  ,2  bettladen  mit...  2  strouwsecken.'  1527,  Aa 
Klingn.  .Im  summer  im  höw,  im  winter  uff  eim  strows. 
voll  wentellen  und  oft  lüsen,  so  ligend  gmeinlich  die 
armen  hirtlin,  die  by  den  puren  an  den  einödinen 
dienent.'  ThPlatter  1572.  ,Verschinen  Montags  nachts 
syge  er  [ein  Geistesgestörter]  umb  11  Uhren  ins  Bett 
gangen,  aber  unlang  glegen,  sondern  bald  widerumb 
ufgestanden,  den  Strouws.,  daruff  er  sontst  glegen, 
uff  ein  Fuosschörnmel  glegt  und  daruff'  gelegen,  und 
also  immerdar  allerleig  Fantasygen  getriben.'  1636,  Z. 
,Mit  den  sog.  Schieissfedern  füllet  man  die  underste, 
gleich  auf  dem  Strohsack  zu  ligen  kommende  Under- 
betten  an,  indeme  man  bei  uns  in  denen  Ehe-  und 
andern  feinen  Gastbetten  zwei  Dnderbetten  zu  ge- 
brauchen gewohnet.'  E  König  1706.  Als  unbequeme 
Lagerstatt  der  Ordensleute;  s.  Burdi  (Bd  V  1544  o.). 
Gelegentlich  als  Versteck  dienend,  zB.  für  Geld.  Si-s 
g'schwulle"  Geldchätzli,  wo-n-er  im  G'str.  i"  si'"m 
hundertjdrige"  Himelbett  verborge"  g'cha"  hat.  CStreiff 
1906.  ,üer  [Acc,  einen  gewissen  Gegenstand]  habe 
ein  meitli  in  dem  selben  hus  ghept,  welchen  sin  frouw 
einsmals  darinnen  gsuocht  und  in  zwüschen  dein  bet 
und  strouws.  verborgen  liggen  funden.'  1556,  B  Turmb. 


643 


Sak, 


sik.  snk, 


644 


Scherzh.  gibt  man  etwa  auf  die  Frage:  Was  ist  Das? 
oder  Was  gibl  [wird]  Das?  die  abfertigende  Antwort: 
En  Anthäbi  [Handhabe]  an  e»  Str.  BE.;  vgl.  Melw-S. 
Im  Vergleich.  Der  het  es  G'wüsse"  wie-n-e"  Str.,  ein 
weites  Gewissen  Aa  (Rochh.);  Bs.  Er  het  es  Gedäch'- 
niss  wi'-n-e"  Str.,  ein  durchlöchertes  AiLeer.  (H.). 
Schi  heind-sus  g'seh"  wie  a"  g'firige"  Str.  (wie  a" 
brinnundi  Bissagga),  von  gespenstischen  Irrwischen  W. 
Häufig  interj.  Du  allmächtige'-  Str.!  (komischer)  Aus- 
ruf des  Schreckens,  Erstaunens  Aa;  Bs;  Gl;  L;  Tb;  Z. 
E  du  a.  Str.!  jetz  hani'h  mi"  Geld  im  Ise"banwagen 
innc"  g'lö".  ZWth.  Schützenf.  1895  (Bs).  [Frau  zum 
Manne:]  A  du  a.  G'str.,  bist-du  schu"  da?  CStreiff 
1906.  .Vreneli,  aufschreiend:  He  du  a.  Str.,  wie  bin 
ich  jetzt  erschrocke" !  Bisch-es  du,  Hanogg?'  FOschw. 
1897.  Wo-si  [die  Magd]  dö  i"dinge"  will,  all  Tag 
z'  Chilr''e"  «'  gö"  —  sägi"d  Ir,  ist  Euch  schon  e"  settigi 
U"verschamtigkeit  bigägnet?  Eh  du  a.  Str.!  Woll  bi- 
gopplig,  die  wdr-mer  grad  recht  cho"!  Jßoos.  Mit 
Zu  ätzen.  Du  a.  Str.,  wie  hast  du  en  Zipfel!  ZRuss. 
O  du  a.  Str.,  wärist  du  voll  Heu!  wenn  man  Etw. 
vergeblich  wünscht  Z  (Spillmann).  Seltener  mit  andern 
Adjj.:  Du  verbrannte'  Str.!  SchwE.  (Lienert).  du  barm- 
herzige'' Str.!  S  (JReinh.  1903),  du  güetige"  Str.!  B 
(RvTavel  1901).  Potz  Str.!  G;  Z.  Potz  Str.,  jetz 
häm-mer  [bei  der  Alpfahrt]  no'h  d'  Salztrucke"  ver- 
gesse"! JJKütl.  —  2.  ein  Teil  des  Buges  eines  Ochsen 
Bs  (Metzgerspr.).  -  Vgl.  Martin-Lienh.  II  314.  Als  Fa- 
milienn.  S  (sei im  XVI.);   XV.,   F  (Leu,   Lex.  XVII  687). 

Tabak  Tubak-:  Tabaksbeutel.  Hei"-mer  nid  <■" 
schone",  wisse",  lederige"  T.,  Tubakseckelisacksaeksack . . . 
Anfang  eines  Spottliedes  BE.  (SGfeller  1911).  —  T  ü- 
fels-Tabak-:  =  T.-Geld-sack  (Sp.  621),  Lycopodium 
GSa.  Im  Himmel  wächst  kein  Unkraut  und  vu"  Tiifls- 
täbaggseggen  und  dere"  grüssege"  Jude'chappe"  isch 
sonbr  Nüt  z'  verspüre".  Prophet  1855.  —  Dieb-:  1.  eig.; 
s.  Brüe-S.  —  2.  pers.,  Diebin,  als  Scheltw.  ,Redte 
Gretli  Bog,  dess  genanten  von  Rütis  dochter  were  ein 
dieppsack.'  1510,  Z.  —  Tuech-:  Dim.,  besondre  Kasse 
für  die  städtischen  Tuchankäufe;  vgl.  Tuech.  ,3  lib.  an 
zwo  elln  tuoch  den  17.  augstens,  wie  man  die  haaggen 
bschoss;  dise  3  Ib.  tat  ich  in  das  tuochsegkli.  3  Ib. 
Jacob  Haben  an  2  elln  tuoch,  wie  man  die  grossen 
büchsen  bschooss;  dise  3  lib.  sind  ouch  im  tuochsegkli; 
hab  diss  tuoch  allein  darumb  zuo  gelt  grächnet,  damit 
man  wüsse,  was  eostens  mine  herren  mit  den  schützen 
habent.'  1561,  Z  Seckelmeisterrechn.  —  Für-tuech-: 
Schürzentasche  BsL.;  B.  ,Als  es  antworten  wollte, 
war  die  Frau  schon  weiter  gewatschelt  mit  den  Hän- 
den in  ihren  Fürtuch-  [Var.  Fürtech-]  sacken.'  Gotth. 
,Es  ist  nichts  lustiger  als  so  ein  ehemaliges  Schlärpli 
und  nunmehrige  [aus  dem  Welschland  zurückgekehrte] 
Tochter  lismend  durch  das  Dorf  stolpern  zu  sehen, 
das  Klungeli  im  F.'  ebd. 

Dudel-  (T-  Z),  in  W  Dudel-:  Sackpfeife,  allg. 
bekannt,  aber  nur  mehr  an  wenigen  Orten  geblasen 
(so  in  W).  D.  spile",  ,ein  Kind  unter  dem  Arm  mit 
seinem  Rock  im  Mund'  Z  (Spillmann).  Solche,  die 
mit  Dudelsäcken,  Leiern,  Raritätenkasten,  Lotterien, 
Glückshäfen  herumzogen,  sollten  als  unnütze  und  heil- 
lose Strolche  . . .  auf  dem  selben  Wege,  den  sie  kamen, 
zurückgejagt  werden.  1772,  HHasenfratz  1908. 

Vgl.  Martin-Lienh.  II  342;  Fischer  II  443.  D.-Näü, 
Spitzname   W. 

Tüfels-:    Pflanzenn.     1.  =  T.-Gelt-sack  (Sp.  621), 


,Name  für  das  Schneei  [Bd  I  18]  im  2.  und  in  den 
folgenden  Jahren'  aScHw.  —  2.  Tifels- Seckli,  =  Am- 
beissi-Chrüt  (Bd  III  887)  UwEmm.  (Rhiner  1866).  Vgl. 
Gelt-Seckel  2  a.  —  (Z')Mittag-SecWi:  auf  dem 
Kucken  getragenes  Säcklein,  worin  das  Mittagessen 
mitgenommen  wird  B;  L.  [Der  Sträler]  platscht  mit 
de"  hölzige"  Dotze",  i"  der  Hand  der  Zweuspitz  und 
's  M.  am  Bügge",  jeze"  zur  Tür  üs.  Schwzd.  (L).  ,Ein 
Schüler  mit  dem  Z'M.  auf  dem  Rücken,  wie  mans  in 
Berggegenden  antrifft . . .'  B  Volksztg  1905. 

Dick-:  Schelte  für  einen  Dicken  BsStdt;  ZRafz. 
Ainer  het-mer  ,Dicksack'  nöche"g  ruefen  und  sunst 
noeh  eppis  Sehens  derzue.  EHetzel  1885.  —  Auch  bei 
Martin-Lienh.  II   342;    Fischer  II  391. 

Ge-dult-.  En  guete"  G.  ha"  mues'-men  um  Die 
ume"  GRHe.  (Dan.).  [Mahnung  an  einen  Unzufrie- 
denen:] Lues',  dass  d' e"  g'lismete"  [einen  gestrickten, 
dh.  dehnbaren]  6.  liest,  es  chunnd-der  wol!  Schwzd. 
(GßPr.).   -    Ähnlich  bei  Martin-Lienh.  II   342. 

Tare"-:  =  Amballaschi-S.  Ap;  GA.  —  Trag-:  lei- 
nene Kapuze,  welche  sich  die  Heuer  über  den  Kopf 
anziehen,  wenn  sie  Heu  eintragen  BL.;  Syn.  Burdi-S. 
—  Dr6ck-:  Schelte  auf  einen  unreinlichen  Menschen 
B.  Er  ist  e"  gruselicher  Dr.!  Im  Dim.  von  Kindern 
BE.  —  Trüsel-:  Schimpfw.  für  Frauen.  Bs  Schimpfw. 
XV.  (ZfdW.  8,  163). 

Truese"-:  1.  Seigkorb,  Hefen-  oder  Weinseige  Bs 
(Spreng).  ,Wiltu  machen  wineschen,  so  nim  truossen 
von  dem  win  und  trucke  den  win  wol  us  durch  ein 
truossensack.'  Kunstb.  1474.  —  2.  Schimpfw.  für 
Frauen.  Bs  Schimpfw.  XV.  —  2  auch  bei  SBrant  (Lexer 
II   1548). 

Twer-  ZO.,  Zwerch-  SchwE.;  THArb.;  ZSth., 
Zweris-  ScHSt:  Quersack  SchSt,;  ZO.,  =  Beif-S. 
THArb.,  grüner,  gewobener  Sack,  an  den  zwei  untern 
Ecken  mit  zwei  kleinen  Troddeln  und  oben  mit  einem 
Schnurzug  versehen,  von  den  Bauern,  bes.  beim  Markt- 
besuch, über  die  Achseln  getragen  ZSth.  (PStaub); 
Syn.  Markt-,  Wät-S.  Im  Übrige"  chö""te"d-mer  au"1 
grad  e"chli"  ruebe"  und  Öppis  zue-n-i"s  ne",  ich  ha" 
Hunger  —  und  er  ninnt  's  Seckli,  es  Zwerehseckli, 
vom  Bugge"  und  föht  a"ßh"  üspacke".  MLienert  1901. 
,[Leute]  welche  unsern  Untertanen  zu  Rambsen  die 
Garben  ab  dem  Feld  genommen,  den  Haber  ussge- 
rupft  und  einem  bei  sich  gehabten  Pferd  vorgeworffen, 
auch  noch  in  dem  Zwerchs.  darvon  mitgeführt.'  1692,  Z. 
—  Weber-:  =  Wäg-S.  Tb.  —  Wiber-:  Tasche  an 
Frauenkleidern  Z.     S.  auch  Hosen  S. 

Weid-:  wie  nhd.,  Umhängetasche  des  Jägers  Bs 
(Linder);  Tb.  Ledertasche  für  Proviant  udgl.  GrS., 
umgehängte  Ledertasche  des  Postboten  AASeeng.  bis 
gegen  1850  (JLüscher  1898).  .Jeglicher  [Jerusalem- 
pilger braucht]  ein  w.,  den  er  henk  üher  die  achsel, 
wann  er  in  das  heilig  land  kommt,  dass  er  ime  speis 
darein  trag  und  bei  ime  hab.'  Ept.  1460.  ,Bei  den 
Scharfschützen  wurde  die  Patrontasche  ...  1794  zum 
Dienst  im  Felde  durch  den  Waids,  ersetzt,  worin  auch 
der  Stutzer  im  Notfall  gegen  das  Regenwetter  ge- 
schirmt werden  konnte.  Die  Waidsäcke  sollten  auf 
obrigkeitliche  Kosten  angeschafft  und  im  Zeughaus 
deponiert  werden.'  vRodt  1834,  229.  ,Die  bei  der 
Feuerwache  eingereihten  Dienstpflichtigen  haben  sich 
mit  einem  ordonnanzmässigen  Infanteriegewehr  oder 
einem  Stutzer  samt  Bajonett,  mit  einer  Patrontasche 
oder  Waids.  ...  auszurüsten;  die  Unteroffiziere  tragen 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


einen  Säbel  nebst  Gewehr  und  Patrontasche,  bzw. 
ein  Waidmesser  nebst  Stutzer  und  Waids.'  Z  Feuer- 
ordn.  1860. 

Vgl.  Martin-Lienh.  II  314.  In  BsL.  nannte  man,  in 
scherzh.  Umdeutsehung  des  russischen  Wortes  Kasawaika, 
eine  in  den  1800er  Jahren  aufgekommene  Art  Frain-njarke 
Ca)  GasKH-Wndsack,  da  die  Mode  von  einem  Frl.  Gass  in 
Muttenz  aufgebracht  worden   war  (Linder). 

Wäg-:  auch  Dim.,  quer  über  den  Rücken  ge- 
tragener Reisesack  aus  Leinwand,  von  länglicher  Form 
(und  aus  grün-  und  weissem  Gewebe),  früher  auch 
von  quadratischer  Form,  mit  der  Öffnung  an  der  Stelle 
einer  Langnaht;  bes.  vom  Weber  auf  seinem  Wege 
zum  Fabrikanten  gebraucht  Z  (FStaub).  Syn.  Weber-S. 
,Der  Schuhmacher  X.  hat  sich,  als  er  von  Haus  wollen. 
mit  dem  Gnippen,  so  er  im  Wagseckli  gehabt,  ange- 
stossen,  welcher  ihme  im  holen  untern  Leib  bei  der 
Leisten  die  arteriam  magnam  zerschnitten.'  1706, 
aZoll.  1899.  ,[Bei  der  Leiche  eines  Ermordeten  fand 
man]  von  seinen  [des  mutmasslichen  Mörders]  Schriften 
und  ein  Waagseckli,  so  man  vermutete,  dass  es  ihm 
zugehöre  ...  [Auf  sein  Leugnen]  hat  man  den  Waag- 
sack seinen  Leuten  ...  zugesandt,  welche  ihn  alsbald 
erkannt.'  1751,  BossH.-Goldschra.  —  Wohl  Entstellung 
aus    Wät-S.   (s.  d.). 

Woll(en)-,  ,Wull-':  Sack  mit  Wolle.  In  GüSch. 
gehört  ein  Wolle"-S.  zur  Spüse"-Fuer.  Sohwzd.  19,  23. 
Öfter  in  Zoll-  und  Ungeldtarifen  des  XIV. /XV.  für 
einen  Sack  von  bestimmter  Grösse.  ,Ein  wols.  git  1  ß 
ze  zolle,  ist  aber  die  wolle  eins  burgers  ze  Lucern, 
so  git  ein  sak  nit  nie  denne  4  d.  stebler  ze  wegelon.' 
1361,  LRotenb.  Zollordn.;  vgl.  Seg.  RG.  II  246/7.  ,Ein 
wulls.  git  4  g.'  um  1376,  Z  (Tarif  für  das  kleine  Un- 
geld).  ,Ein  wulls.  git  2  ß.'  1379,  ebd.  ,Von  eim  wol- 
sach[!]  4  ß.'  um  1400,  Aar.  StR.  ,Ein  wulls.  16  hllr.' 
um  1460,  AABr.  Zollordn.  ,Ich  muost  das  heiw  und 
strouw  in  einem  grossen  sack,  wie  ein  halber  wulls., 
uff  meinem  hals  uss  der  schüren  in  stall  tragen.'  1592, 
Bs.  Über  die  Verwendung  von  , Wollsäcken'  bei  Be- 
festigungen als  Schutz  gegen  Kugeln  vgl.  Kriegsbüchl. 
1644,  16/7.  —  Baum-wolle"  Bauele"-:  Baumwoll- 
sack. ,Ihr  wend  feine  Herrenleut  sein  und  sind  so 
grob  wie  Bauelensäck!'  Stutz  1839.  —  Ge-winn(er) 
Günn-  Z,  Günner-  ThHw.:  =  Les-S.  —  Wandel-: 
Reisesack,  Felleisen.  ,[lm  Zuge  der  Verdammten]  fuor 
gar  ein  starke  rott  gar  abentürsch  knaben  ...  vil 
haftend  bürden  und  wandelsäck  [Var.  ,-stäck'],  als 
wärends  münch  und  pfaffenröck,  die  truogends  so  kuon 
und  marterlich,  si  hättend  schier  erbarmet  mich.' 
Salat.  —  Ge-wunder-.  ,[Eine  sehr  neugierige  Person 
brachte  von  ihren  Besuchen]  in  der  Regel  einen  ge- 
füllten G'w.  mit  nach  Hause.'  FAnd.  1891.  —  War- 
Säckli:  Tornister  oder  Sack,  worin  die  Posamenter 
die  Seidenbänder  nach  Basel  trugen  Bs  (Meyer); 
vgl.  Basel-S.;  Wät-S.  -  Werpfe»-  Säekli:  Sack, 
worin  die  Baumwollweber  eine  neue  ,Werpf-  heim- 
tragen Ap.  —  Ge-würz-.  ,Eleazar  zum  koch:  Spar 
ouch  kein  gwürz,  machs  wol  geschmack,  gryftüf  inn 
gwürz-  und  zuckersack.'  Haberer  1562. 

Wasser-:  sackähnlicher  Raum,  worin  sich  Wasser 
sammelt,  a)  an  einem  Schlauche.  ,[Die  gewaschenen 
Spritzenschläuche]  hängt  man  an  einem  Haus  über  die 
Windenstange  am  Schatten  und  unter  Dach  auf,  so 
dass  kein  W.  daran  sei,  sonder  die  Luft  frei  dadurch 
spielen    könne.'    Feuerspr.  1790.  —   b)   der    unterste 


Teil  der  Tabakpfeife,  worin  sich  der  Tabaksaft  sam- 
melt Aa;  Ap;  Bs;  G;  Tu;  Z.  ,X.,  der  indes  den  W. 
an  der  Pfeife  leerte.'  Schweizer  Freund  1826  (G).  — 
C)  Geschwulst  mit  wässerigem  Inhalt  Ta;  Ndw. 

Vgl.  Sanders  II  832;  Martin-Lienh.  II  344,  zu  c  auch 
MHöner   1899,   535. 

Weste"-:  Westentasche.  ,Die  Alten  stunden... 
die  Hände  in  den  Kuttentäschen  und  Westensäcken.' 
Gottii.  —  Wuest-:  =  Jitt-S.  ZrS.  Vgl.  auch  Brech-S. 

Wät-  AAZof.;  B,  Wut-  Aa  (vorwiegend,  auch  Leer.); 
BsL.;  B;  S;  ZBenken,  Wärt-  AALeer.,  Seeth.;  BsL.; 
B;  L„E.",G.:  häufig  Dim.,  grösserer  oder  kleinerer 
Sack,  Tasche  bes.  der  Landleute,  aus  dunklem  oder 
farbigem,  auch  besticktem  Tuch,  unten  oft  mit  Quasten 
versehn,  oben  mit  einer  starken  Schnur  zum  Zuziehn 
und  an  derselben  in  der  Hand  oder  an  einem  Stecken 
auf  dem  Rücken  getragen.  aaOU. ;  jetzt  meist  f.  Im 
W.  trägt  man  etwa  seine  Habseligkeiten,  Kleidungs- 
stücke und  andre  Gebrauchsgegenstände,  auch  Ge- 
schenke auf  Besuchsreisen,  die  Einkäufe  vom  Markt, 
Esswaren  zB.  für  die  Feldarbeiter  usw.  D's  Trini 
u"d  d's  Eist  tragen  ires  Chitlelli  «'"'  bräche"  e"keiu 
Waffe"rock,  u"d  we""-s'  eppahin  miessen,  su  kei"-s'  tri 
Watseckleni  u"d  brücke"  hei"  Habersack,  meint  ein 
Rekrut.  Alpenr.  1872.  .Wer  nicht  mehr  wie  sonst  sl"s 
PinteUi  im  verknüpften  Kopf-  oder  Xastuch  zu  tragen 
begehrt  ...  verbringt  es  [zB.]  in  altmodischem  Wart- 
sack old  Wartseckli.  Bärnd.  1908.  ,Wenn  Meyeli  [das 
seine  Habseligkeiten  einj.ackt]  schon  von  Allem  wenig 
hatte,  so  gab  doch  alles  zusammen  einen  ordentlichen 
Bündel,  und  noch  einiges  blieb  übrig,  mit  welchem 
es  ein  alt  Wartsäcklein  füllte.'  Gotth.  Im  ,Wartsäckli' 
bringt  Mädeli  seinen  Trauungsanzug  mit.  ebd.  ,Xach 
4  Wochen  kam  die  Frau  wieder  mit  ...  einem  blu- 
metigen  Wartsäckli,  worin  eine  10  Pfd  Anke"balle° 
und  4  Dutzend  Eier  waren.'  ebd.  ,[Eine  lockende 
Traumgestalt  verhiess  dem  Schulmeister]  wenn  du 
heim  kommst,  so  wird  dein  Wartsäckli  beständig  voll 
sein,  dass  du  die  Kinder  speisen  kannst.'  ebd.  ,Die 
[Branntwein-]  Flasche  wurde  samt  einem  Stück  Brod 
in  ein  sog.  Wartsäckli  verpackt,  welches  nach  seiner 
Brodur  [Stickerei],  die  sich  darauf  befand,  die  Bäuerin 
auch  an  sorgenlosere  und  glücklichere  Zeiten  erinnern 
mochte;  Christe"  nahm  das  Säekli  an  den  Rücken...' 
CWeibel  1885.  [Ein  Geissbub  treibt  seine  Herde  aus] 
e"  Stecken  in  der  Hand,  d's  Wartseckli  an  der  Siten. 
aGG.  (BHa.).  Julie,  der  Ätti  chunntjetz  de"",  i'h  han-e" 
scho"  bim  Gatter  cfseh";  was  bringt-er  acht  com  Märit 
hei'"?  ...  was  mag  acht  i"  si"°m  Wats.  si"?  GJKühn 
1819.  , Ein  Bauer  ...  trabte,  mit  seinem  Wattsäckleij 
am  Stecken,  durch  das  Christoffeltor  hinaus.'  X.  B  Kai. 
1848.  ,Ein  alter  Ätti  mit  dem  unzertrennlichen  Warts. 
[auf  dem  Wege  zum  Markt].'  Alpenr.  1868  (B).  .Dass 
mir  am  Märit  zu  Arberg  mein  Säulein  ist  davon  ge- 
laufen, samt  dem  Watsäcklein  am  Hals...'  B  Hink. 
Bot  1808.  ,Der  Samichlaus  trägt  am  Rücken  eine 
Hütte  und  ein  Wartsäcklein  mit  den  tieschenken.' 
FAnd.  1898;  vgl.  ebd.  871.  S.  noch  Gotten  (Bd  II 
524  o.);  Ge-SÜff  (Sp.  359).  In  BsL.  bes.  auch  =  War-S. 
(s.d.):  Dass  es  Kein  us  der  Stadt  g'si"  isch.  het-men 
em  scho"  vo"  wilem  a"g'seh":  er  het  witi  ätti  Hose" 
a"g'ha"  und  es  Maus  Hemmli  drüber,  und  am  Einige" 
isch- em  es  Wartseggli  g' hange",  wie  's  bi  de"  Basi- 
mentere"  der  Bruch  isch,  mit  grosse",  rot  und  blaue" 
Zotüe"  vo"  Sidenabgang.  Sohwzd.    Bildlich:   Was  isch 


647 


Sak,  sek.  sik, 


648 


denn  aw''  Zensur?  ...  Redisch  mit  Verstand  DO"  Frei- 
heit, Vaterland,  so  schnüert-me"  dieh  i"  Wattsack  i": 
du  muesch-n-e"  Reveluzer  sin.  Minnicb  1836  (mit  der 
Erklärung :  W.  =  Schnürsack,  Gefängniss).  ,Mala, 
inantica,  w.'  Voc.  opt.  ,[Dcn  Wirt]  braht  gitekeit  dar- 
zuo,  das  er  . . .  einen  silbrin  köpf  nara  und  über  des 
sunes  w.  kam  und  sties  in  gar  tougen  drin  ...'  Schach- 
zabelb.  ,So  ein  probst  mit  dem  lantgraven  uff  dem 
lande  reisen  wil,  so  süllent  die  reitlechen  ...  einem 
probst  usricblen  ein  phärit  von  zwölf  pfunden,  der 
im  einen  w.  trage.'  1299/1420,  L  Ber.  ,Graf  Peter  von 
Ärberg,  do  er  [bei  Laupen]  sacb,  daz  der  strit  der 
herren  halb  übel  gan  wolte,  da  machte  er  sich  zu  den 
hätten,  da  der  herren  watseck  und  Silbergeschirre 
lag...'  Just.;  vgl.:  ,Graf  Peter  von  Arburg  nara  der 
herren  watseck  ...  und  zog  mit  sinem  volk  darvon.' 
HBrennw.,  Chr.;  auch  bei  HREebm.  1620.  ,[Dem  N.] 
urab  die  watseck  ze  bletzen  uff  die  söimer  10  ß.'  1430, 
BStRechn.  ,Ain  w.'  1469,  ZWth.  Inv.  (Troll).  ,Der  weg 
soll  so  breit  sin,  dass  ein  vogt  von  Baden  mit  eim  w. 
denselben  weg  uffaren  mag  ...  so  dick  ein  landvogt 
mit  eim  w.  und  mit  den  sinen  nottürftig  were,  den 
weg  ze  riten  und  ze  gan.'  XV.  (?),  AASpreit.  Offn.  ,So 
du  by  miner  Schwester  ein  wotsack  magst  uberkum- 
men,  so  bitt  ich  meister  Hanssen  schnider,  er  welle 
in  [den  Pelzrock]  inmachen;  so  du  aber  kein  wotsack 
köntest  uberkummen,  so  loss  in  sunst  meister  Hansen 
ettwan  in  sergen  inmachen;  es  were  vil  weger  in 
einem  wotsack  dan  in  einer  serge.'  XVI.,  BAherbach. 
,Also  warden  uffbunden  der  herren  watseck.'  Ziely 
1521.  ,[In  Novarra  1500]  besorgtem!  ir  etlich  irer 
ducaten  und  siden  so  übel,  dass  . . .  si  den  nächsten 
gon  Meiland  fuoren  und  iren  herzog  mit  leren  wat- 
säcken  dahinden  Hessen.'  Ansh.  ,Was  bringend  wil- 
dem mann?  dann  das  brot  ist  dahin  auss  unserem 
waatsack;  so  habend  wir  sunst  kein  gaab,  die  wir  dem 
mann  Gottes  bringind.'  1530/1665,  I.  Sam.;  seit  1665 
,Sack.'  , Hippopera,  bulga,  inantica,  waatsack;  manti- 
cula,  waatsäckli.  Pecunia  conriscata,  gehalten  galt  in 
der  bulgen  oder  waatsack,  gesecklet  galt.'  Fris.;  Mal. 
,Um  ain  wadsack  17  ß  4  d.'  Eainsp.  1553.  ,Gorius  dem 
gurtler  umb  zwöy  malenschloss  an  den  w.  im  gwelb 
12  ß.'  1557/8,  B  (AFlury  1894).  ,Ua  findt  er  sin  rei- 
sigen diener,  der  hat  nichts  bi  im  dann  die  bulgen  und 
waatseck,  wann  die  pferd  hattend  im  die  flüchtigen 
herren  ...  genommen.'  Äg.Tschüm,  Chr.  ,Es  giengend 
vor  inen  [den  zum  Konstanzer  Konzil  einziehenden 
Grafen]  21  wägen  mit  gezüg  und  28  pferd  mit  wat- 
säcken.'  ebd.  ,Sie  gewunnen  [von  den  Armagnaken] 
416  pferdt,  viel  hämisch  ...  darzuo  in  watseeken  viel 
barschaft.  Silbergeschirr  und  anders.'  Wdrstisen  1580. 
,1  Wattsack  ...  ein  mellirtes  Wattsäckli.'  1709,  Z  Inv. 
S.  noch  Balg  1  (Bd  IV  1214,  2  Stellen);  zesämen- 
rasplen  (Bd  VI  1485);  Sack  (Sp.  60!). 

Mhd.  wätmc.  Reise-,  Mantelsack.  Die  Kürzung  der  1.  Silbe 
nach  bekannter  Kegel;  zum  r-  Einschub,  der  vor  t  nicht  selten 
ist,  vgl.  zB.  Chat  (Bd  III  557).  ,Wat(t)-,  Wadsack',  Fa- 
milienn.  XIV./XVI.,   Z;  vgl.   Leu,   Lex.   XIX   6. 

Wätschge"-(SecWi:  Sack,  worin  die  gedörrten 
Zwetschgen  aufbewahrt  sind  Aa  (FOschw.  1897).  — 
Weize"-:  Sack  des  Säemanns  S.  Wo-si  der  Acher 
z'ioeg  g'macht  hei"  für  zum  Säje"  . . .  der  Thedor  het 
grad  der  Wei;e"sack  wellen  über  de"  Chopf  üs  ne"  . . . 
JReinh.  1907.  —  Zauber-:  Sack  des  Taschenspielers 
ZO.    Syn.  Gaukler-S.  —  W  ort-zeichen-Seekli:  Be- 


hälter für  die  Wort- Zeichen  (s.  d.);  s.  Sigel-S.  — 
Ziger-:  Tuch,  in  welchem  der  Ziger  zum  Abtropfen 
aufgehängt  wird  Gl;  U.  Syn.  Ziger-Gärnli  (Bd  II  425). 
,Nun  lässt  man  den  Zieger  sich  setzen;  der  Zusenn 
nimmt  ihn  hierauf  mit  den  Händen  heraus  und  wirft 
ihn  in  den  Z.,  der  über  dem  Tranktrog  aufgehängt 
wird,  damit  alle  Molke  austropfen  kann.'  U  Gem.  Die 
Flamme"  [im  Feuerloch  der  Alphütte]  gänt  uife"  bis 
a"  d'  Schindle",  da  trechnet-s'  Zigerseck  und  Windle". 
aGG.  (U).  's  isch-mer,  ieh  g'sech  schu-  Taler  glänze", 
. . .  Zigerseck  flicke"  cha""  d'  Chresenze",  mit  dem  Wer- 
chen  isch  wärlich  üs.  CZwicky  1901.  —  Zehner 
Zenner-:  Sack,  der  10  Viertel  (Korn)  fasst  ApH.,  L, 
M.  (TTobler).  —  Zucker-  s.  Ge-umrz-S. 

Zer-:  1.  Sack,  in  welchem  man  Lebensmittel  auf 
die  Reise  nimmt  W.  —  2.  übertr.,  Bauch.  Im  Sprw.: 
.Wenn  man  einen  Bauern  bittet,  so  grosset  ihm  der 
Zehrs.'  Sprww.  1824;  vgl.  Bd  IV  1515.  ,Der  pfalzgraf 
bi  dem  Rin  beschickt  sine  puren  den  mertail  und  sagt 
also  zuo  inen:  nun  sagend  an,  was  druckt  üch?  ja  er 
liess  inen  nach  alles  das,  so  dann  si  für  bschwerden 
kundent  anzaigen;  aber  der  spruch  muosst  war  sin 
und  bliben :  wann  man  ain  puren  bitt,  so  grosset  im 
der  zersack,  dann  über  das  alls  schwuorent  die  puren 
zesamen...  und  zugend  für  Haidelberg.'  Sicher  1531. 

1  schon  mhd.  (Lexer  III  1080).  Als  Familieuu.:  .Marty 
Zersack  der  schelmenschmid  ze  Griffense.'    1478,   Z  RB. 

Zit-:  Uhrentasche  BG.  —  Zwil(e)ch-:  auch 
Dim.,  Sack  bzw.  Säcklein  aus  Zwilch  B;  S;  Th;  Z 
und  weiterhin.  .Malerisch  war  die  Ausrüstung  [der 
Kinder  auf  der  Schulreise]:  vom  Zwilchsäckli  des 
Geissbuben  bis  zum  modernsten  Rucksack.'  Bund 
1899.  Auf  der  Jagd:  ,Die  [Adler-]Jagd  ist  um  so  ge- 
fährlicher, als  sich  die  jungen  Adler  schon  sehr  früh 
wacker  mit  Fängen  und  Schnabel  zu  wehren  ver- 
stehen, daher  man  ...  sie  am  Halse  erfasst  und  sofort 
in  einen  starken  Zwilchsack  steckt.'  FAnd.  1898.  S. 
auch  Sp.  287.  ,[N.  habe]  ein  leren  zwilchs.  verstollen, 
daruf  nachts,  bis  derselbig  zerbrochen,  glegen.'  1580, 
Z  RB.  Als  Kleidertasche:  Du  chunnt-mer  z'  Sinn,  ich 
icell-se  [die  Goldstücke]  i"  Underrocksack  tue";  ick  han 
es  Gloschli  vo"  der  Muetter  sälig  anne"  g'ha",  mit- 
emene*  ferme"  grosse"  Ziviichs.  RIscher  1903.  — 
Zwerch-,  Zweris-  s.  Twer-S. 

Sack  II  m.:  Plünderung.  .Daran  wier  [die  päpst- 
liche Garde  zu  Rom]  ein  grosses  turcn  handt,  das 
wir  änderst  sollen  ghalten  werden  dann  unser  alt- 
fordern, die  alten  Eidtgnossen,  so  vor  dem  s.  [Plün- 
derung Roms  durch  Karl  von  Bourbon  1527]  hie  zu 
Rom  in  der  guarde  xin,  und  aber  jetz  türer  ist  denn 
dozmal.'  1549,  Schreiben  des  Ganlehauptmanns  (ALüt. 
1859).  —  Ital.  sacco;  mit  Sack  I  etym.  identisch.  Vgl.  auch 
be-siuken,    mckUieren,    sowie    Sack-Mann    in    den   Nachträgen. 

sacke",  3.  Sg.  Praes.  und  Ptc.  -et  (in  B  -t):  1.  von 
Müllern,  „die  Getreidesäcke  auf-  und  abladen  G", 
bei  den  Kunden  herumfahren,  um  ihnen  die  Säcke 
mit  Mehl  abzuliefern  und  die  Säcke  mit  Getreide  zum 
Mahlen  in  Empfang  zu  nehmen  GSev.  —  2.  a)  in 
einen  Sack,  in  die  Tasche  stecken,  (die  Taschen) 
füllen,  stopfen,  bes.  heimlich  und  unerlaubter  Weise 
AaF.;  Bs;  L  (St.b);  W;  Zg  (auch  St.b);  ZDättl.,  spec. 
„bei  einer  Mahlzeit  Dessert  usw.  verstohlener  Weise 
einpacken,  wie  übh.  Etw.  mitlaufen  lassen,  was  Einem 
eig.  nicht  gehört,  allg."  (St.2).    ,Es  solle  aber  bei  der- 


1349 


Sak, 


■1%,  sik,  sok,  suk 


65Ü 


gleichen  Ürten-Hochzeiten  alles  S.  und  Einpacken  der 
Speisen  gänzlich  verbotten  sein,  bei  Straff  1  i'fd  Pfg.' 
1702,  KWild  1847.  ,Den  Stubendienern  wird  einge- 
schärft, dass  sie  und  die  Ihrigen  auf  diejenigen  Per- 
sonen, so  an  Hochzeiten  sacken  und  packen,  fleissige 
Achtung  geben  und  selbe  zu  gebührende!  Abstraffang 
anleiten.'  1729,  ebd.  S.  noch  er-bracken  (Bd  V  558). 
.Untrüwlich  s.':  .[Nach  dem  Kappeier  Krieg  wurde 
der  B  Regierung  vorgeworfen]  dass  die  kilchengüeter 
u.  gesacket  wurdint.'  Ansh.  —  b)  den  Magen  füllen 
Bs.  Refl.  mit  präd.  Adj.;  ,[Die  hungrige  Maus  zum 
fetten  Hund:]  Du  sakst  ilich  überweidig  voll.'  LMeyer 
1767.  —  c)  ,sich  s.',  se  collocupletare.'    Denzl.  1716. 

—  3.  a)  durch  wiederholtes  rieben  und  Fallenlassen 
eines  Sackes,  Gefässes  dessen  Inhalt  (Körner,  Trau- 
ben) zsrütteln  Aa;  Bs;  B  (,confertam  rerum  copiam 
frequenti  lapsu  in  angustius  spatium  redigere.'  Id.  B); 
Gl;  ,L;  Zg'  (St.b);  Z.  Syn.  hotzlen  2,  nützen  2  (Bd 
11  1837/8);  stunggen.  Isch's  Bückti  scho"  g'sackt? 
in  der  Weinlese  Bs.  So  auch  den  Inhalt  des  überfüllten 
Magens  zsrütteln  durch  starke  Bewegung  L;  Zg  (St.1'), 
zB.  indem  man  von  einem  Stuhle  springt  Z  (Spillm.). 

—  b)  Einen  derb  schütteln  und  rütteln,  beim  Schopf 
nehmen,  züchtigen  B.  Und  es  het-nen  [beim  Erscheinen 
der  gespenstischen  Gemse]  a"g'fange"  fluderen  u"a  s. 
ivie-n-e"  nasse"  Pudel.  DGemp.  1884.  Von  einem  Wagen 
auf  holpriger  Strasse  B  (Zyro).  Das  sacket  Pne"  l2"s, 
das  rüttelt  Einen  gehörig  BG.  -  4.  refi.  , viele  Säcke 
voll  geben'  Ndw  (Matthys);  wohl  nur  unpers.  — 
5.  gleichs.  einen  Sack  bilden,  a)  von  Kleidern,  .her- 
unterhängen wie  ein  Sack'  B.  —  b)  von  (Gewitter-) 
Wolken,  „schwarken,  sich  ballen"  ApH.  (T.);  „B;  Gl; 
L";  G;  „Sch";  Ndw;  W;  Z.  Es  sacket,  sagt  man, 
wenn  kleinere  Wolken  sich  zu  einer  Gewitterwolke 
vereinigen  ApH.  (T.).  Es  sacket  wider  dohiw'e"  GStdt. 
, Durchs  Land  her  fing  es  an  zu  s.'  Ndw  Kai.  1907. 
Meist  refl.  Es  hät-s'i'h  g'sackut,  wenn  die  Wolken 
sich  an  einem  Orte  sammeln,  wo  es  dann  regnet  WVt. 
's  sacket-si'''  über  ''ein  Rl",  es  sacket-sich  dinnen  in'n 
Berge",  gege"  'm  Irchel  wetteret  's  scho".  ACorrodi  (Z). 
,Es  sackten  sich  die  schwarzen  und  grauen  Wolken 
allgemach.'  Stettler  1626.  Uncig.  ,[Man  soll  nicht 
leichtfertig  schwören,  damit  nicht]  ein  erschrocklich 
Wetter  seines  unertragenlichen  Zorns  sich  über  uns 
sacke  und  aussläre.'  FWyss  1673.  ,Es  erzeigen  sich  Un- 
fall; es  hauffen,  sacken  und  stecken  sich  ungute  feind- 
selige Händel  mit  besorglichem  Ausstrag.'  ebd.  1672.  — 
C)  refl.,  von  Eiter  Ndw  (Matthys);  vgl.  Eiter-Sack.  — 
d)  refl.,  sich  ausbauchen.  ,Unden  am  hals  hett  er 
[ein  Vogel]  ghept  ein  fürroten  magen,  der  sich  gägen 
dem  buch  gesacket  hett,  das  er  wnll  2  mass  win  hett 
mögen  fassen.'  1551,  UMey.  Chr.  —  e)  von  einem  Fluss, 
sich  stauen  (?).  ,N.  von  Meriswanden  d[icit],  die  Rüss 
sye  [früher]  an  Maschwanden  schachen  hinabgerunnen 
und  breche  demnach  uss  hinüber  an  Meriswander  land, 
da  fuorte  die  Rüss  den  schachen  als  ein  ganz  herüber; 
wol  hab  sich  die  Rüss  oben  abhar  gesacket  und  abge- 
mollet.'  1485,  Z.  —  6.  „schleppen,  nach  sich  zielin,  wie 
einen  Sack,  zumal  im  Compos.  nach  sacken"  L  (St.2).  — 
7.  (durch  einen  Sack)  seihen;  vgl.  Sack  1  b  X  (Sp.  613). 
,Den  wein  s.,  von  der  hepfen  durch  ein  sack  ablassen, 
das  er  milter  werde,  saccis  vinacastrare.'  Mal.;  Denzl. 
1716;  vgl.  Sack- Win.  —  8.  eine  Weibsperson  ,Sack' 
schelten;  vgl.  Sack  4  , Elise  von  Merenberg  clagt  uff 
langen  Santden  zimberknecht,  daz  der  sy  gehuoretund 


gesacket  hat.'  Blaspii.  aco.  , Also  huoret  und  saket  die 
Meigerin  sy  vil  und  vast,  da  lougnet  sy  nit,  sy  Sprech 
zuo  der  Meigerin:  wenn  hast  du  mich  gnuog  gesaket? 
wie  lang  sol  ich  dir  das  vertragen?  du  bist  doch 
einem  sak  im  buch  gelegen.'  1435,  Z  RB.  ,Also  lougnet 
die  Gret  Bernoltin  nit,  da  sy  die  Hoffmannin  hudlet 
und  saket,  sy  spreche  zuo  iro:  was  hudlest  und  sakest 
mich?  du  bist  doch  selber  einer.'  1440,  ebd.  ,Da  sy 
aber  zuo  der  Kesslerin  geredt  hab,  das  sy  ira  der 
wort  nit  vergesse,  hab  si  sy  gesacket  und  gettuocht.' 
1468,  ebd.  ,[N.  habe]  iren  schmechlich  geschelket 
und  gerett,  sy  sye  ein  huor  und  ein  arswelberin  und 
darzuo  iro  übel  gefluochet  und  iro  tochter  gesacket.' 
1479,  ebd.  ,Sie  [ein  Pfarrer  und  ein  Kaplan]  haben 
beide  böse,  schalkhafte  Weiber,  die  einander  huren 
und  sacken  ...,  und  höchstärgerlich  mit  einander 
leben.'  1534,  Z  (Hess,  Sammlung).  ,Sy  sagt,  die  fründ 
seitind,  er  müeste  sy  nit  han,  sackettind  und  bal- 
gettind  sy  allermass,  das  sölichs  nid  gnuogsam  ze  glou- 
ben.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  .[Buhlerin:  Mein  Mann] 
huoret,  balget  und  sacket  mich.'  VBoltz  1551.  — 
ge-sack(e)t:  1.  g's.  (voll),  gestopft  voll  AAFri.;  Bs; 
BHa.  Syn.  ge-fuitgget.  Ph  ha"  de"  Sack  g'sagged  volle" 
G'schnäper  BHa.  E"  g'sackt  Bückti  Trubel  giH  no'h 
kein  Öme"  Wi"  Bs.  —  2.  ausgebauscht.  Die  Tracht 
der  Weiber  im  XV.  bestand  ua.  in  schwarzen  und 
blauen  .gesackotten'  Röcken.  Z  Gem.  —  3.  durch  einen 
,Sack'  geseiht.  ,Fecatum  vinum,  aus  der  häpf  ge- 
sacket.' Mal.     S.  noch  ab-slhen  (Sp.  588). 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1621/2,  zum  Ptc.  ebd.  IV  1,  3782  (wo 
andre  Bedd.);   Martin-Lienh.  II  344;  auch  geeklen  mit  Zssen. 

ab-:  1.  intr.,  sich  plump  und  schwer  setzen,  nieder- 
fallen lassen  BsStdt;  BG.  D's  Babette  isch  hert  nebe"- 
wer  uf-ene"  Stuel  abg'sacket  und  het  g'stonet:  mini 
Nerve",  mini  arme"  Nerve"!  RIscher  1903.  —  2.  mit 
Dat.  P.  und  Acc.  S.,  abgewöhnen  GRNuf.  (Trepp). 
Dem  ivül-ich  Das  scho"  a.;  Dein  hän-ich  Das  abg'sacket! 

—  Anders  bei   Gr.  WB.  I  92. 

abe"-:  =  sacken  3  a  AALeer.  (H.).  —  über-:  refl., 
=  über-lupfen  2  a  (Bd  III  1358),  eig.  beim  Heben  eines 
Sackes.  ,Hat  Eins  sich  übersackt  oder  überlupft,  so 
lasst  Ihr  das  Pflaster  warm  werden  und  legt's  auf 
den  presthaften  Teil.'  B  Dorfkal.  1889. 

üf-:  1.  a)  (eine  Last)  wie  einen  Sack  über  die 
Schulter  oder  auf  den  Rücken  nehmen  B.  —  b)  mit 
Dat.  P.,  Einem  Etw.  (gegen  seinen  Willen)  aufbürden 
Th.  — ■  2.  Einem  einen  Schlag  versetzen  ZHombr.  — 
Vgl.  Gr.  WB.  I  717;  Sanders  1  833  a;  Martin-Lienh.  II  344. 

um-:  wie  ein  voller  Sack,  schwer  zu  Boden  fallen 
Bs.  —  umeD-:  1.  a)  Säcke  umhertragen  Ndw  (Matthys). 

—  b)  in  BG.  des ■  ume" - s.,  wie  einen  Sack  herum- 
schleppen, -zerren,  -werfen,  zB.  junge  Tiere  und  bes. 
Kinder  zum  Scherz  BG.;  Z.  De  muest  das  Chindli 
nüd  esö  u.  Unpers.,  Einen  schütteln  und  rütteln,  beim 
Fahren  auf  holpriger  Strasse  Z.  —  2.  ,von  Wolken' 
Ndw  (Matthys);  vgl.  sacken  5  b. 

i"-:  a)  in  Säcke  füllen  Ndw  (Matthys).  ,Dess  ersten 
sollen  alle  und  jede  Müller  einem  jeden  sein  Korn 
besonder  aufschütten,  das  Mahl  darvon  einsacken  und 
nicht  under  anders  schütten  noch  mischten.'  B  Müller- 
ordn.  1689/93;  ähnlich  1771.  —  b)  wie  nhd.  einsacken, 
einstecken,  sich  die  Taschen  füllen,  wohl  allg.;  oft  abs. 
[Tochter  zur  Mutter:]  Eues  Geld  het-er  i"g'sacket,  und 
Jets  möcht-er  noch  mich  ha".  HFi.einer  1900.  ,Er  spricht 
die  Sünder   engelrein,    sackt  dafür   ihre   Gelder   ein.- 


(351 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


iiö-J 


Hagröschen.  Port«  chömmend  d'  Gelt-  und  d'  Gold- 
narre",  perse,  mit  intern  Geltsack  and  Portmonne,  tro 
Alles  i"sacke"d  und  z'säme"packe"d.  ONägeli  1910. 
Potztüsi"g,  wie  's  dö  Nüsse"  hat!  Wdicoll,  dö  sackt- 
men  V!  MLienert  1906.  Scherzh.  auch  für  tüchtig 
essen  B;  Th  und  wohl  weiterhin.  Wol  tcol,  Der  sacket 
g'hörig  i"!    Der  hat  recht  i"g 'sacket. 

Vgl.  Gr.  WB.  III  261/2;  Martin-Lieuli.  II  344;  Fischer 
II(i35.  Dazu:  I"»ack  m.  , Einer,  der  gerne  einsackt',  scherzh. 
Umdeutung  des  Namens  Isaak. 

um-enand-:  =  umen-s.  1  b,  ein  kleines  Kind  stets 
herumschleppen,  es  aufnehmen,  wieder  ablegen  usw., 
,alle  Manöver  mit  ihm  machen'  Z  (Spillmann).  —  er-: 
Einen  derb  schütteln,  ,wie  einen  Sack,  den  man 
tüchtig  füllen  will'  B;  Z,  auch  durchwalken  B  (Zyro). 
Es  China  e.,  zum  Scherz.  ,[Vier  Männer  von  Wiedi- 
kon]  habind  die  Schlierer  Knaben  auf  ihrem  Heimweg 
by  Monschyn  angetroffen,  ohne  einiche  Ursach  ange- 
jochet,  ersacket  und  ertummlet.'  1685,  Z  (Schreiben 
des  Pfarrers  von  Schlieren  an  den  Rat).  Stark  er- 
schüttern übb.:  Es  het  'tonderet,  dass  es  alli  Hüser 
ersacket  het  BSi.  Das  het-mich  ersacket  öppis  grüse- 
lichs,  zB.  bei  Fieber,  ebd.  —  üs-:  wie  nhd.,  aus  dem 
Sacke  herausnehmen,  auspacken  ZDättl.  Tue  e"mäl 
ü.!  Bes.  Geld:  Iez  cha""  der  Vatter  wider  ü.,  zB.  um 
die  Schulden  seines  Sohnes  zu  bezahlen  TuMü. 

ver-:  1.  refl.,  mit  Ortsbestimmung,  sich  sammeln, 
festsetzen,  von  einem  Gewitter  GrPt.  Wltüs  am  leid- 
ste" hed  's  [das  Gewitter]  'tä"  bi  Fadür  und  Caväll 
dürhe",  d's  Schlegwetter  hed-sich,  so  is"s  Ei"'m  fürcho", 
dort  gär  stark  versacket.  Schwzd.  —  2.  Einen  her- 
nehmen (um  ihn  auszubeuten,  seine  Rache  an  ihm  zu 
kühlen)  Z  (RSchoch),  Einen  ,hineinlegen',  absichtlich 
in  eine  fatale  Lage  bringen  BG.,  ins  Unglück  bringen, 
betrügen.  oO.  (FStaub). 

Zu  2  vgl.  ver-tecklen,  auch  das  wohl  von  unserm  Wort 
ausgehende  syn.   mr-eack-üren  (Bd   I   419). 

fluni-:  Einen  hernehmen,  im  Spiel  in  Verlust 
bringen  GRPani,  Tschiertschen. 

Wohl  kontaminiert  aus  den  synn.  flvmaen  (Bd  I  1199) 
und  plump-mekea  (Sp.  634).  Eiu  Subst.  Flum-Saek,  von  dem 
das  \'b  abgeleitet  wäre,  ist  kaum  vorauszusetzen.  Vgl.  auch 
das  Folg. 

ver-chrüt-.  , Wer  die  Wahrheit  geigt,  dem  schlägt 
man  den  Fiedelbogen  ums  Maul...;  hie  und  da  aber 
kann  der  Schuss  auch  denen  hintenaus  gehen,  die  den 
Wahrheitsgeiger  verkrautsacken  wollen.'  Bauernst. 
1899.  —  Kontamination  aus  ver-chrülen  (Bd  III  916)  und 
versacken/ 

näeh-  s.  sacken  6.  —  näche"-.  Er  sacket  im 
dürhar  nähe",  mit  seinem  plumpen,  schweren  Gange 
folgt  er  ihm  überall  BG.  Auch  bei  Matthys  (für  Ndw) 
ohne  Bed. -Angabe. 

be-:  a)  ,Etw.  auf  unrechtmässige  Weise  erwerben' 
Scb  ( Iüulih.);  eig.  in  den  Sack  stecken.  Plündern; 
vgl.  Sack  IL  ,Uff  semlichs  hatt  der  babst  ettliche 
brieff  gfunden,  dass  die  obgemelten  zween  habend  ... 
begärt,  Bfäbstliche]  Heiligkeit]  und  alles  hoffgesind 
umbzubringen  sampt  der  guardi  und  ganz  Rom  zu 
bes.'  1556,  Schreiben  des  Gardehauptmanns  (ALüt. 
1859).  —  b)  refl.,  (heimlich)  seinen  Sack  füllen,  sich 
auf  unrechtmässige  Art  bereichern  L  (St.b);  ScBSt. 
(Sulger);  Zg  (St.b).  I"  Revoluzione"  b'sacke"d-sick  d' 
Cujone".  Schwzd.  (ScBSt.).  .[Seine  Frau  habe]  im  das 
sin  heimlich  abzogen  und  gestolen  ...  zuo  letst,  als  sy 


sich  wol  besaket,  hat  sy  ufgehept  und  mit  irer  hab 
von  im  zogen.'  1533,  Z  Ehegericht.  , Reich  werden, 
sich  wol  bes.,  collocupletare.'  Fris.;  Mal.  ,A1s  er  [der 
Ketzer  David  Georg]  nun  nirgent  sicher  war,  besackt 
er  sich  wol,  zohe  den  Rhein  auf,  kam  im  44.  jar  gehn 
Basel.'  Wurstisen  1580.  ,Sich  bereichen,  bes.,  locu- 
pletare  sc'  Denzl.  1677.  1716.  ,Sich  b.  mit':  ,Und  be- 
sacket sich  Hildebrand  mit  seinem  [des  verstorbenen 
Papstes]  verlassenen  baren  gelt.'  HBull.,  Tig.  —  be- 
sack(e)t.  ,Mit  vollen  henden  oder  wol  besacket  etwan 
hin  kommen,  copiose  aliqup  proficisci.'  Fris.;  Mal. 
, Besacket  mit  Raub.'  1601,  Lied.  —  Be-sackung  f. 
.Ungerechte  B.  [Unterschlagung]  unsersGuts.'  1640,  B. 

—  Vgl.   Gr.  WB.   I   1539;   Fischer  I   885. 
z'-säme'-:  1.  Etw.  zsraffen,  um  es  einzustecken  Z. 

—  2.  Etw.  zsrütteln  oder -pressen  B.  —  3.  von  Flüssig- 
keiten, bes.  im  menschlichen  Körper,  sich  (gleichs.  in 
einem  Sack)  anhäufen  Ap  (T.),  von  Eiter  Ndw.  Von 
Wolken  Ndw.  Refl.:  Der  Himmel  hät-sich  a"g 'fange" 
z's.  CStreiff  1901  (GlM.). 

Sackete"  f.,  PI.  -ti  BR.:  ein  (kleinerer)  Sack  voll 
BR.;  Gr  (Tsch.);  Dial.  S.  auch  für-bass  (Bd  IV  1654). 
Mass  für  Getreide  W. 

Sacker  m.  Nur  als  Familienn.  XV.,  AAZof.  — 
Eig.  Sackniacher?     Vgl.  aber  auch  Gr.  WB.  VIII   1622. 

sackisieren:  plündern.  ,[Im  J.  1445]  wüschet 
man  mit  dem  paner  gehn  Prirt...,  sackisiert  da,  was 
möglich,  verbrennet  darnach  das  läre  nest  biss  an 
die  kirchen.'  Wurstisen  1580.  .Hierauf  sackisiert  man 
all  sein  [des  Herrn  von  Eptingen]  guot  darin  [in  dem 
Schlosse],  stiess  das  haus  umb  zwei  ulir  in  der  nacht 
mit  feur  an.'  ebd.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  VIII  1623.  Zur 
Bildung   und  Bed.   vgl.  it.   saccheggiare. 

sackle":  a)  =  sacken  o  a,  „rütteln,  wie  Getreide 
in  einem  Sacke"  AaF.;  „B;  VO";  L;  „Z."  Rütteln 
und  schütteln  übb.,  zB.  beim  Fahren  auf  holpriger. 
Strasse  AaF.;  FJ.;  L.  Di  Dorflämpene"  hend  de" 
Chappi  [den  sie  auf  einer  Bahre  trugen]  hie  und  dö 
g'sacklet;  de""  heig-er's  jo  exakt  wie  in-ere"  Gütschen 
inne"  [meinten  sie].  RBrandst.  Uf  der  alte"  Sträss 
chumt-me"  g'sacklet  FJ.  —  b)  abs.,  schlecht  reiten 
AaF.;  L. 

abe"-:  =  aben-sacken  AaF.  —  i° - :  =  in-sacken.  ebd. 

Sacki  BWorb,  Säcki  Bs  —  in.:  Koseform  für 
Isaak. 

Sakrament,  Sacker  (e)m'ent  -  n. :  1.  (PI.  gew.  unver., 
in  GRPr.  auch  -er)  in  der  Kirchenspr.  Die  sieben 
S-e  der  katholischen  Kirche  s.  unter  siben  (Sp.  47). 
,Wenn  es  sich  begibt,  das  zwai  mentschen  ainandren 
zuo  dem  s.  der  haillig  ee  genement  und  sich  gegen 
einandren  engürtint ...'  1487,  GT.  Landrecht.  Im  en- 
gern S.  das  S.  des  Altares,  die  geweihte  Hostie;  dafür 
oft  .das  heilig  s.'  ,Were,  das  ein  mentsch  krank  läge, 
das  er  des  heiligen  s-es  und  der  heilikeit  notdurftig 
were...'  1429,  ZAltst.  Offn.  ,Das  man  kein  kilchen 
uffbrech,  beroub,  noch  das  s.,  den  touffkrisen,  den 
jüngsten  touff,  noch  anders  des  glich  ding  handle, 
smäche,  noch  ienen  hin  trage  noch  ziehe.'  1448,  B  StR. 
,Als  denn  ...  das  heilig,  wirdig  s.,  ouch  das  heilig 
öley  mitsampt  zwein  silberin  monstranzen  ...  in  der 
lütkilchen  sant  Vincentien  in  unser  statt  Bern  heim- 
lichen verstolen  worden  ist.'  1464,  ebd.  ,Da  giengend 
si  über  den  schrin,  da  das  hailig  s.  inn  was  behalten, 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


und  nanient  herus  die  oHaten  und  taufend  die  linder 
ineu  selbs.'  Z  Ohr.  XV.;  darnach  bei  Äg.Tschudi  Chr.: 
,Das  hochwürdig  s.  entuneret  und  geschmächt.'  ,l)o 
Kristus  aim  lietzsten  nachtmal  das  haiig  sackarment 
uffsatzft]  aim  Huchen  Donstag  mit  sinen  lieben  jün- 
geren.' Stockar  1519.  ,[Die  geistl.  Väter  im  Jetzer- 
handel] vielent  uf  das  heiig  s.  des  libs  und  pluots 
Kristi,  als  bim  volk  in  er  und  glowen  das  höchst  und 
geförchtest,  damit  ein  semlich  wunderzeichen  anze- 
richten,  dass  es  inen  zum  spil  vast  dienlich  war;  ge- 
dachten ...  ein  hostien  zefärben,  dass  si  für  pluot  und 
Heisch  dargeben  möchte  werden  . . .  Demnach  vergiftet 
meister  Uelsche  das  rot  s.,  dem  Jätzer  uf  dem  altar 
damit  zuo  vergeben.'  Ansh.  ,Er  war  doch  nit  deren 
liiten,  die  keiser  Heinrichen  im  s.  vergeben  [ihn  mit 
einer  Hostie  vergiftet]  hättid.'  ebd.  Vgl.  auch  S.-Seckel. 
Einen  ,mit  dem  (heiligen)  s.  richten,  ver-sehen'  (s.  Bd 
VI  386.435),  .verwaren':  ,Sie  ist  also  krank  worden, 
dass  sie  nach  dem  priester  gsehicktft]  hab,  der  sie 
gebichdet  und  fürwart  hab  mit  beden  sakermänten 
[Wein  und  Brot?].'  1560,  Uw.  ,Das  heilig  s.  empfä- 
hen':  ,Das  si  [die  prophezeiende  Anachoretin]  solichs, 
so  obgeschriben,  in  der  hicht  bestät  und  fest  daruf 
hüben  si  und  das  heilig  sakermänt  daruf  enpfangen, 
das  die  ding  ein  warheit  sigen.'  1560,  UwK.  ,Zum 
heiligen  s.  gän':  .Das  N.  zuo  im  rette,  man  sagte,  er 
hette  in  zehen  jaren  nie  bichtet  und  were  och  die  zit 
nit  zum  heiligen  s.  gangen;  und  wann  daz  im  sin  er 
schwarlich  berüer  und  sich  mit  warheit  nit  erfind, 
daz  er  also  an  bicht  und  daz  heilig  s.  gestanden  sye, 
so  getruwt  er...'  1487,  Z  RB.  ,Mit  dem  s.  faren,  gän' 
uä.,  in  Prozession.  ,An  den  weg,  als  man  mit  dem 
s.  vert',  Grenzbestimmung.  XIV./XV.,  LBer.;  vgl.  Um- 
Ritt  (Bd  VI  1713/4).  Ein  Jude  soll  lästerliche  Reden 
geführt  haben,  ,als  man  mit  dem  s.  [Var.:  mit  unsers 
heren  fronlicham]  gieng.'  1421,  Z  RB.;  wechselnd 
mit  den  Wendungen:  ,Man  hat  das  heilig  s.  ein  gassen 
anhin  getragen';  ,das  s.  ist  uff  der  gassen  gangen';  ,iu 
den  ziten,  do  er  [ein  Predigermönch]  zuo  dem  Mün- 
ster helffer  wer,  do  ritte  er  mit  dem  heiigen  s.  zuo 
Nümarkt  in,  do  stüende  ein  junger  jud  vor  dem  tor 
[usw.].'  ebd.  Die  reformierte  Kirche  kennt  zwei  S-e; 
s.  Sigel  Sp.  493  (FWyss  1677);  vgl.  dazu  auch  Zwingli 
IIa  238/9.  429/30.  [Bauer,  der  Zwillinge  zur  Taufe 
bringt,  zum  Pfarrer:]  Den  Andern  sö't-er-me  uf  die 
Gottssakermänter  taufen.  Dermid  hed-er  säge"  wellen, 
der  Bueb  müess  Geistlich  studieren.  GFient  1898  (GitPr.). 
Das  S.  als  ,Allerheiligstes':  ,Were  Hans  [Jacob]  Gyss- 
ler,  Hansen  Son,  an  Heinrich  Gyssler  komen  von  wegen 
einer  Mark  halber;  habe  Heinrich  G.  ine  gepetten,  er 
solte  in  rüewig  lasen;  do  hab  Hans  Jacob  G.  uff  den 
Tisch  geschlagen,  das  die  Gleser  uffgesprungen  sigend 
und  geredt,  sy  habind  gefeit,  wann  es  inen  ein  Sackar- 
ment were.  [Ein  andrer  Zeuge  sagt  aus:]  Hans  Jacob 
G.  hette  zu  Heinrich  G.  zum  andern  Mall  geredt,  sin 
Vatter  hette  nüt  recht  gemarchet,  und  solte  es  ime 
ein  Sackerment  sin,  es  falle  woll  umb  syben  oder 
acht  Jucharten.'  1602,  ZFlaach;  vgl.  Sp.  654  die  ent- 
sprechende RA.:  ,wenns  dir  ein  herget  were'  (1590, 
ZAnd.).  In  ZStdt  gab  es  um  1520/5  eine  Bruderschaft 
zum  S.;  s.  Vög.-Nüsch.  1 405;  EEgli,  Act.  275.  Einmal 
für  S.-Hüs  (Bd  II  1725/6):  ,3  m«  haber  den  kareren, 
die  daz  gehüwen  stein  brachten  uf  daz  kor  zuo  dem  s.' 
1423,  ZFraumünster.  —  2.  a)  als  Fluch-  und  Kraft- 
wort,   a)  in  voller  Form  Sacker-  (auch  Sacker-;-,  sel- 


tener Sackrr-Jment.  allg.  ,N.  von  Weningen  schwuor 
für  und  für  übel  s.,  touff  und  ander  ungschikt  schwüer.' 
1547,  LBer.  Potz  &.'(s.  Bd  IV  1997);  bim  S.!  ,Do  hat 
sy  vor  menklichem  überlut  geschworen  und  gret,  ee 
sy  hin  nier  hau  wet,  ee  wet  sy,  das  inn  gotz  s.  schante.' 
1538/40,  Z  Ehegericbt.  ,X.  hat  gefluocht:  Gotts  macht, 
wunden,  lyden  und  Gotts  s.'  1539,  Z  RB.  .Demnach 
N.  von  Schwamendingen  by  Gotts  s.,  crissem  und 
touff  geschworen  ...  welliche  schwüer  gar  grussam 
und  inn  einer  Eidtgnosschaft  unerhört  sind.'  1548/9, 
Z  RB.  ,Habe  der  jungkher  gseit:  was  jest,  du  muost 
der  frowen  den  grundzinss  gen  und  sy  zalen,  wenns 
dir  ein  herget  were!  Darüber  N.  gredt:  ich  muoss 
es  jetzt  nit  tuon.  [Junker:]  Y,  du  muost  es  tuon, 
und  sott  dich  botz  sacerment  als  läckersbuoben  sehen- 
den !  [Nach  einer  andern  Zeugenaussage :]  Y,  du  muost 
sy  zalen,  wenns  dir  ein  herget  im  bütterich  innen 
were!  [Daniel:]  nein!  Der  j.  geschworen:  tussent 
sacerment,  er  müesse  sy  zalen!'  1590,  ZAnd.  ,Daruf 
des  Teters  [Todschlägers]  Frouw  zu  ime  gsagt:  als 
Unflats  schänd,  schlach  inn  also!  Da  der  Teter  zu 
iro,  syner  Frouwen,  gesagt:  gotz  S.,  schwyg  du!' 
1601,  Z.  ,[N.  habe  ihm]  die  Ürten  ghöuschet,  er  aber 
nützit  geben  wellen,  sonders  geschworen:  botz  S.,  ich 
furcht  dich  nit!'  1604,  Z.  ,[N.  habe  ihn  angeredet:] 
Poz  Sakerment,  ir  Junkern  sind  allzyt  wider  die  Bur- 
ger; ihr  müsst  uns  auch  bei  üch  leben  lassen!'  1651,  L. 
S.  noch  ge-segnen  (Sp.  466).  Verst.:  (Potz)  Himmel-, 
Herrgott-,  Sterne"-,  Chrüz-  (Kreuz-),  Hell-S.!  auch 
gehäuft,  zB.  Himmel- Herrgott- (Sterne"-) S.!  oder  Chruz- 
Himmel-  Herrgott- Erde"-S.!  usw.  Du  bist-mer  tunder- 
mässig  lieb,  bim  Himmel- S.t  SWinz.  Tüsi"g  S.!  ,Dass 
N.  gesagt:  botz  tussendtS.,  aller  Hundtfüden  schendt! 
wass  lond  ir  mich  nit  ungehygt'r"  1521,  Z.  ,Gott- 
schand,  Sacramentschänd,  Gottstauff,  Gottsleiden,  tau- 
sent  Sacrament  und  was  dergleichen  abscheuliche 
Fluch  und  Schwur  mehr  sind.'  Gwerb  1646.  ,Siben 
(tüsend)  s.';  s.  Sp.  47.  (H)e  d's  S.!  AALecr.;  B.  (De 
<  dur'»)  S.  wille"!  ZO.  S.  no">-n-e"moll!  TbHw.  8. 
denn  aw*!  JReinh.  1907  (S).  Ein  vu"  de"  Rüchere" 
seit:  Saggerement  süss  oeh!  Der  Halbfi"  seit:  Sag- 
geredie  süss  oeh!  Der  Fl":  Sapperlott  süss  och!  GGrb. 
—  ß)  euphem.  entstellt;  je  nach  Art  und  Grad  der 
Entstellung  als  mehr  oder  weniger  harmloser,  selbst 
komischer  Ausdr.  der  Bekräftigung,  des  Ärgers,  der 
Ver-,  auch  Bewunderung  usw.  Von  dem  fast  uner- 
schöpflichen Reichtum  an  Formen  stellt  das  Fol- 
gende nur  eine  Auswahl  dar  (bloss  individuelle  und 
Augenblicksbildungen  sind  tunlichst  ausgeschlossen). 
1)  Sacker-mäng.;  Zg  (Sacker^-),  -mie  GSev.;  ZO., 
-most  kk(Sael;er(0-J;  Ar  (Sack(e)r.;-);  Bs;  B;  Gr;  G; 
Tu;  üw;  U;  Z,  -lot(t)  L;  Ndw;  W;  St.,  -lött  Ap; 
Bs;  Gr;  G;  Scb;  S;  Th;  ZO.,  -lö't,  -lö'd  Aa;  B;  Z, 
■lost  ZRuss.  und  sonst,  -länt  GrD.  (B.),  -länder 
SchwE.  (Ochsner),  -bränt  (Bd  V  753).  Potz,  bim  S.! 
G' sonders  geH's,  bim  Sahramost. '  g'ad  Xütz  a's  frischi 
Schotte".  ATobler  1899;  s.  auch  sügen  (Sp.  515). 
Wenn  's  Chatze"  haglet,  so  göm-mer  z'  lad,  bim  Sacker- 
lot!  SWinz  (ScHSt.).  Er  hed-mr  bim  Sackerlänt  en 
Schwinte"  g'ge",  dass- er  Tut:  über  Tutz  <jdr<>l<t  ist 
GrD.(B.).  Potz  Tusi"ge' '  Sacker $mäng$!  Zu.  Tausoid- 
sackermost!  wie  chönne"d  die  Frösche"  auch  mache"! 
KdMey.  1844.  Tausi"gsackersirmost!  ScHNnk.  Stern- 
sackerlot! das  Meitli  löst  lös,  süss  göt 's-der  schlimm .' 
ONXiiELi  1910.    Der  Sackerlot!  die  verfluechte"  Gierte" 


iiö5 


Sali,  sek.  sik,  sok,  suk 


heiu -i"s  scho"  lang  au  der  Xasc"  g'füert!  Breitenst. 
1864.  Stickermost  doch  auch !  ZStdt,  noch-n-enmöl!  'l'n. 
(H)e  d's  Sackerlöt!  BG.  I  Sackeiiänt(schent)!  ei,  potz 
tausend!  GrD.  (B.).  D'  Alpe"chost  het-mer  g'mundet, 
Sackermost.'  G  Kai.  1868.  Sackermel!  ,euphem.  Fluch' 
GTa.  Sackerme-"dig-am-Zistig!  Z  (Dan.).  Sacker-a"- 
de"-Wände"!  SchwE.  (Ochsner);  vgl.  Sack  5  (Sp.  617). 
Potz  Sackerzwänzgfi)!  BSi.;  Z Wangen.  Potz  Sacker- 
gucker! wie  iseh  da  der  Alphons  in-es  Güegi  ine"  cho"! 
Schwzd.  (BoAa.).  Bim  Sackerhageli!  B.  ,Das  Ding 
war  fein!  [Hofnarr:]  Sackerlodibein!-  Schw  Fasn.  1898. 
,lr  Eeraan  selig  habe  geschworen:  das  dich  Botz 
Sacker  Meyland  sehend  aller  fulen  Schölmen,  aller 
Lecker  etc.'  1013,  Z.  Botz  Himmel  Herrgott  z' Acker 
g'fare"!  ThHw.  Jö,  selb  ist  au'h  noeh  en  Jörgang  g'si", 
wo-me"  hat  tore"  füre"lö",  botz  Hundertzackergfare" ! 
Sch  Bote  1904  (ScuSchl.).  Sagrabatz!  Ausruf  der  Ver- 
wunderung SThierst.  —  Sackerli-ment,  -most  B.  Bim 
S.!  Ph  wett  de""  bim  Sackerlimost  grad  ei"s  luege"! 
Bari  1885.  Secker-ment  Ndw,  -mäng^ AaWoM.  (auch 
Sediere-,  Sack-);  ZO.,  -lot  S.  -länt  SchwE.;  Ndw.  'sisch 
bim  Seckerlot  e"  Schand  für  's  ganz  Gäu!  BWyss  1863. 
,Potz  tausend  z'eckermängä,  so  könnt  man  ja  nicht 
mehr  senntnen!'  Inderb.  1831.  Er  sägi"d  g'ivöss,  bim 
Seckerebeck!  wie-n-ieh  dö  Alls  üsg'lueget  heg.  JMerz 
1836.  Seckelment  s.  Seckel.  —  2)  Sagger-mie  Z 
(Brandenb.).  Bim  Siggerment!  S.  Recht  so,  Chnabe", 
bim  Sigg.,  ganz  recht!  JHofst.  1865.  —  3)  Sapper- 
ment Ap  (auch  Sapp(e)rt-);  Bs;  B;  Gr;  L;  G  (auch 
Sapper^-);  Sch;  S;  Th;  Uw;  Z,  -mäng%  L,  -most  AaL.; 
Ap(auch  Sappfejre.-);  Bs;  B;  Gl;  L;  G  (auch  Sopperj-); 
Sch;  Th;  Uw;  Z.  -nust  ZO.,  -lot(t)  L;  Schw;  Ndw, 
-lött  Ap;  Bs;  G;  Th,  -lö't  B;  Z,  -lutt  Zg,  -lost  G 
(Lenggenh.  1830);  Sch;  S  (EHänggi);  Th,  -länt  Ap 
(Sapper?.-).  Potz,  bim  S.!  Wenn  der  H.  so  Öppis  tat, 
potz  Sapperlot,  De''  ieelt-ich  schon  tribeliere" !  OvGreyerz 
1898.  Potz  Sapperlot!  nie  spanne"d  d'  Lüt  [auf  die 
Verkündung  einer  Hochzeit]!  Schwzd.  (Sch).  Er  hat 
bim  Sappermost  recht  g'ha"!  Z.  ,Das  war  doch,  beim 
Sapperraost,  unverschämt!'  Ndw  Kai.  19u6.  Potz  Him- 
mel-Sapperment!  L  (Ineichen);  s.  auch  Bd  II  1292  u. 
Chrttzsapperlot,  es  ist  kei"  G'spass!  AHeimann  1899. 
(Potz,  bim)  Tüsi"g  (Dausi'g  bzw.  T-  Bs;  Sch)  S.! 
Tüsi"gsappermänge !  händ  Die  Bullauge"  g' macht!  L 
(JRoos).  Potz  Tüsi"g  Sappermost,  wie  schlotteret  die 
Chost!  ZF.  Potz  hunderttüsi"g  Sapperment,  i'h  ha" 
mi"s  Füdeli  ganz  verbrannt!  ZS.  (aus  einem  Volks- 
reim). E  z'  Tüsi"g  Seperländer!  drü  Chind  uf  einist 
z'  Tauf!  Die  hübsche"  Litt  hmd  G 'wänder!  SchwE. 
(Ochsner).  ,Botz  tausent  saper  blendt!  ich  wolt,  ich 
hätt  keine  Händt...'  Tyrolersp.  1743.  Sapperment 
(■most)  wille"!  ZF.  Sapperment  nochtenau<sh !  GrNuI. 
Sapperlott  auch!  Th.  S.  ine"  (wie  bist  dit  en  Purst)!  Th 
Pfyn.  Sapperlot  abenandfre") !  B.  .Sapperlott  abenand! 
was  soll  das  bedeuten?'  Ndw  Kai.  1906.  Sapper- 
mänge!  Das  cha""  jo  Einen  el'ei"  nid  prästiere"!  L 
(JRoos).  Sappermost!  tue  doch  nit  so  hitzig!  L  (Krien- 
ser  Anz.  1898).  Doch,  Sapperlost,  's  ist  änderst  cho"! 
Lenggenh.  1830  (G).  Chleider  hät-er,  Sapperlot,  bis  uf 
d'  Hemper  Alles  guet!  Z  (Liedanfang).  Lüt  het  's  g'ha' 
[am  Schützenfest]  ...  Saperalent!  Ap  (Lied).  Sapper 
element!  S;  vgl.  Bd  I  175.  Sapperellemost  denn  auch 
Bs  (Seiler).  Potz  Sapper-a"-de"-  Wände",  het  Här  a' 
de"  Zände"!  Zuruf,  zB.  an  lärmende  Kinder  GlMoII 
Stipi-ierlndi!   Das  mir  Öppis  für  de"  Mitjili!  Ndw  Kai 


1906.  Sappt rludibei" .'  .Ausruf'  L.  Sapperzi'si!  ti 
(Dan.).  Sapperzucker!  U.  —  Potz  Sappcrliment!  Das 
g'seht  angers  a's  vor  Jöre"!  Bim  Sapperlilott!  BSi. 
EHänggi  (S).  Se  p  per  länt, -länder!  SchwE.  (Ochsner). 
—  4)  Safferment;  s.  Sp.  331.  Dazu  noch:  Potz  8.1 
L;  Z,  in  Ap  lt  AHaider  Safßtfnent.  Mueter,  was  häm- 
mer  z'  Nacht?  Nudle",  dass  's  pfützet  (pufft)  und 
chracht;  Mueter,  botz  Safferment  (potz  Sapperment), 
d'  Nudle"  sind  all(i)  verbrannt!  Z;  ähnlich  bei  Rochh. 
1857,  330.  Bim  Safferement!  GT.  Häb  bim  Saffräment 
di"  Gosche"  zue!  G  Kai.  1809.  .Ihrer  hundert  sind  bim 
Safferment  nüd  zeh  Pfenig  wert.'  Stütz  1853.  ,Wil 
E.  [euer]  Taut  nit  han  ein  End,  bi  dem  Saffar-  und 
Rasperment!  ich  wil  euch  gen  den  baren  Lon.'  um 
1600,  L  Spiel.  .[Prasser:]  Bin  auch  in  disem  Spittel 
krank,  weiss  sälbs  nit,  bim  Saffermänt!  wass  guoten 
Rats  ich  finden  kent.'  Com.  Beati.  .Minister:  Der  gol- 
den Fliess,  beim  Saffermiess!  dem  Tronfolger  wird 
gefallen.'  1765/6,  ScHwArth.  Saffermänge,  saffermängs- 
möl  SchwE.  (Ochsner).  Dri  Dökter,  z'  Saffermängä! 
wo  müend-s'  acht  hi"?  ebd.  E  dui  Safferlinti  hindere" ! 
Das  ist  e"  G'studierte'-  [Arzt].  Obw  Blätter  1900.  — 
5)  weitre  Entstellungen  des  ersten  Teils,  insbes.  des 
Anlauts.  Sabilent;  s.  Sp.  38  u.  ,Bim  Salimänt!  ich 
biu  ein  Herr,  es  darrt'  da  keiss  Brobieress  mer!' 
Com.  Beati.  ,Botz  Lüsiment,  Bussliment!*  s.  Bd  UI 
1457.  IV  1749.  Dackermänt!  Bs  (Seiler);  vgl.  auch 
unter  d.  Gaggermäng ;  s.  Bd  II  167.  ,Ei  botz  dussig 
Schappermant!  ich  wills  sagii  gschwind  und  bhand  ...' 
XVIII./X1X.,  ScHwBrunn.  Bartlispiel.  Schlapperment ! 
Aa  (nach  Rochh.  1857  auch  Schlappt:-);  L.  Potz,  bim 
Schi.!  ,Gotts  Tausend  Schlapperment.'  JMahl.  1620; 
s.  auch  Bote  (Bd  IV  1996).  Rasperment;  s.  Bd  VI 
1486.  Bocker (Oment,  -mel,  -most  (auch  GW.);  s.  Bd 
IV  1136  (mit  Anm).  Dazu  noch:  Nei",  potz  Bokre- 
m'ent!  Was  galoppiert  derthar!  MLien.  1906.  Bockere- 
ment!  Das  war  nüd  so  u"g'schiggt !  CStreifp  1901 
(GlM.).  Hackermcnt,  -iitängr,  -most;  s.  Bd  II  1114  u. 
Nei",  lueg  auch,  bim  HackCmint !  ne"  Pelzchrage"  [als 
Geschenk]!  L  Nachr.  1865.  Bim  Huckermenge!  Feier- 
abend 1860  (Th).  Hackerlot  ZO.  Heckerment  ÄALeer.; 
Bs,  -iitäntp  AALeer.  Ich  hon's  bim  Happermint  auch 
'tenggt!  Th.  Happerment  ine"!  chön"e"d-er  nid  auch 
sttl'e'-  si"Y  ebd.  Hegermänge;  s.  Bd  II  1084.  —  6)  mit 
Apharese  des  Anlauts  bis  zur  Weglassung  des  1.  Teils. 
Bim  Acker  mint!  Th.  .Akerlot,  Akerlot  noch  ä  mahl!' 
UBrägger  1780.  ,[Zu  Marie,  die  wegen  ihrer  Mutter  be- 
unruhigt ist:]  Ackerlot,  lass  du  's  Vögeli  sorgen!'  ebd. 
Eggerynent!  Ausdr.  des  Ekels,  von  Kindern  gebr.  Gl 
Moll.  Ackeren^!  Apl.f;  s.  JVetsch  1910,  45/6.  Kar- 
ment  GrPi\  K.  i!  tcie's  mV  Bei"  g'riesteret  hed ! 
MKuoni  1884.  I  tüsi"g  Karmentschent!  wenn  Das  nW 
nid  Riffen  ist!  ebd.  (Potz)  Ment!  (Potz)  Most!  s,  m'ent 
(Bd  IV  344);  Most  5  (ebd.  542).  —  7)  mit  Weglassung 
des  2.  Teils.  Sakra  Ap;  Z  und  weiterhin,  bes.  häutig 
Himmel- S.  Potz  Hell  Sakera!  Ap  Volksfrd  1876. 
Sacker  B;  L.  Potz  S.!  B,  auch  lt  Zyro.  Botz  S., 
Dem  wei"-mer  zeige",  dass-mer  de""  ke"  Hudle"  sige"! 
Gotth.  ,Wie  man  die  Dienstboten  jetzt  speisen  muss, 
potz  S.!  es  hat  keine  Art  mehr.'  ebd.  Bim  (Tüsi"g) 
S.!  B;  L  (Ineichen).  E  d's  S.!  s.  Salü.  He  d'r  S.!  jez 
wär-i'h  bald  erschrocke"!  Gotth.  ,Anna  Bäbi  traf  Hansli 
[mit  dem  Ellenbogen]  so  gut,  dass  der  zusammenfuhr 
und  trug:  S.!  was  liest?'  ebd.  ,Frau  Hauptmännin 
horte  sie  sich  gerne  schelten;  Frau  Hauptmännin,  S., 


Sak,  sek,  sik.  sok.  suk 


das  klingt."  ebd.     ,Potz  S.  Kryden!'    g.  Krid  (Bd  III 

787).  ,1'otz  s.  leiden!'  s.  Marter  II  4  (Bd  IV  425). 
,[N.  habe]  in  winfüechte  und  zorn  geschworen:  sacer 
herrgott,  sacer  himmel,  touff,  als  platten  sehend,  sambt 
andern  mehr  mitgeloffnen  schwüeren  und  lesternngen.' 
1588,  Z  RB.  ( HJe  d's  Sackerli!  auch  Sackerli,  Sackerli! 
B.  ,Sakerli,  Sakerli!  dachte  er,  was  sagt  mys  Fraueli, 
wenn  ihr  ein  Ratsherr  heimkömmt!'  Gönn.  Tüsi'ger 
Sapperli!  wann  ä  [auch]  Das  d'  Frä"  Statthalteri" 
g'si"  war!  ACorr.  1879  (Z).  I  Saeki!  , Ausruf'  GRvPr. 
(MKuoni).  I  Sacki.'  wie  würd  's-mer  gä",  wenn-ich  di 
ZU  certenterle",  wä  ich  süss  im  Hinderli"g  bi".  Schwzd. 
Die  Verkürzung  zu  Sack  s.  Sp.  017  o.  —  b)  als  Adv., 
auch  Adj.,  =  verflucht,  verwünscht  in  steigerndem  S. 
,Die  Fluchwörter  Sackerment,  -most,  -lot,  Sapperment 
werden  auch  als  Adv.  =  sehr,  gebraucht'  Nnw  (Matthys). 
Er  ist  sapperlot  gross!  Sacker  wol,  , überaus  gut.'  oO. 
(LTobler).  Es  hat  sacker  en  Gruste"  vo"  Härti  a" 
dem  Brot,  eine  verflucht  harte  Kruste  BBe.  (Dan.). 
Adj.:  E"  seckerlänte  (Kärli  usw.)  Nnw  (Matthys).  — 
c)  als  Subst.  m.  (PI.  -e")  in  persönlicher  Bed., 
verfluchter,  verwünschter  Kerl;  in  den  Entstellungen 
gemildert.  De"  Sacker fjment !  Aa;  Ap;  B;  Gl;  Gr; 
L;  G;  Schw;  Th;  Z;  gelegentlich  auch  von  Tieren 
(zB.  störrischen  Pferden),  Geräten  usw.  De''  S.  soll 
cho",  Dem  will-i'''  's  zeige"!  B.  Wart,  du  Sackarament ! 
wenn-dich  eric titsche" ,  de""  icill-der  einist  läse"!  L.  En 
hebige'  S.!  ärgerlich  von  Einem,  der  zäh  an  einer 
Forderung  festhält  Th.  En  u"söder  (wschaffelige)  S.! 
BG.  So-n-e"  nöchsüechige''  S.!  L;  s.  näch-süechig  (Sp. 
234).  Du  ong'rötner  S.!  AaF.;  s.  auch  un-ge-rimt  (Bd 
VI  903).  En  Zwingher,  en  unguete'  S.!  GrPt.;  s.  üs- 
brechen  (Bd  V  332  u.).  Das'-i'h  dene"  schlechte"  Himmel- 
saggermente" muess  dere"  WV  zale",  Das  ist  das  Tum- 
mist!  CStreiff  1902/3.  DerSackerlot(tJ.rB;  Schw;  Th;  Z. 
Die  Sackerlotte",  nie"  sfft-s'  grad  schinde"!  Schw  Fasn. 
1898.  Chunnt  e"  Narr,  e"  dummer  Sackerlänt  derhar . . . 
SchwE.  (Ochsner).  Ja  bim  Eid!  der  Seckerlänt  [ein 
Händler]  häd  doch  die  billigst  War!  U  Wbl.  1906. 
Sapperment:  's  ist  dene"  wältsche"  S-e"  nid  z'  traue"! 
JRoos  (L).  Eusi  junge"  Litt,  die  Sappermänge" !  ebd. 
Jo  jo,  Buebe",  dir  Sapperlotte"  dir!  JReinh.  1901. 
,Der  wilde  Kerl  wird  bisweilen  ausgegerbt,  dass  dem 
Sapperlott  die  Rippen  krachen.'  Stütz  (B.)  1852.  Die 
Tüsi"gs  Saffermcnte"  sind  jo  gar  nüd  z'  C/u7'*e"  g'si"! 
ebd.  De"  Sacker!  B.  D's  Sackgumpe"  . .  .  wei"  die 
Sackeren  [die  Regierung]  ü"s ga"  ne"!PosT:aEiRi  1869  (B). 
Dene" K rüzsackere" ! Gotth.  S. noch siech(&p.  195).  Auch 
als  Ausdr.  der  Anerkennung,  Bewunderung.  Er  ist  e(n) 
(rechte)  Sackerment!  Ap  (Sackr<;-);  B.  E"  chldige 
Sackerment!  von  einem  gesundheitstrotzendeu  Men- 
schen. Barnd.  1904.  E"  zähe  Sacker,  von  einem  alten 
Weibe.  SGfeller  191 1.  In  sächlicher  Bed  :  lez  ist  aller 
Sackerment  zum  Tüfel!  Alles  (zB.  der  ganze  Vorrat)  hin 
Th.  Machst-mer  icider  alle"  S.  dureh-enand !  Mutter  ta- 
delnd zum  Kinde,  ebd.  Syn.  alle''  Hagel,  Tunderwetter, 
Cheib,  Chog  usw.  —  d)  in  der  Form  des  Gen.  <x)  einem 
andern  Subst.  vorgesetzt.  Hieher  wohl  die  Angabe: 
,Saggermintsch,  auch  als  Adj.'  GSa.  E(n)  Sackerments 
Kärli  (Purst,  Bueb  usw.)  Bs;  B;  Th;  Z  und  weiterhin. 
Die  Sackerments  Buebe",  was  händ  Die  wider  a"g 'stellt! 
Du  Sackerments  Bläst!  Ap;  s.  Bd  V  168  u.  De'  Sacker- 
lots Bursch!  B.  Du  Seckerments  Lüsbueb!  L.  Das 
Deckerments  Spile"  [mit  Karten]!  BWvss  1863  (S). 
Sapperments  Spilsöck !  Ap.    Wart,  du  Sapperlots  Bueb, 

Schweiz.  Mlottknn  VII. 


('■'•  will-dcr!  BW«sl863.    ,Die...  müssen  Sapperlol 
Kerle  sein !'ij Geflügelhof  1900.     D's  karlents   Butzi 

[Kleiner] GRPr.(Schwzd.).  Du  Hammers  Bueb: 'Th;  vgl. 
unter  a.  .Die  Säfermants  Schleihern.'  UBräöger  1782. 
Ir  Sackers  Bräme"!  ZBül.,  O.  E"  Sackerments  Zug! 
Th.  Die  Karments  Meini"g!  GrPt.  Seltener  vor 
einem  Adj.,  Adr.  oder  \'b.  \s  ist  sackerments  ehalt 
Th;  Z.  Er  het  gar  sackerments  es  uerchigs  Fraueli'. 
BG.  Er  isch  sackermentsch  es  hebigs  Manndli '.  I-.  Es 
isch  doch  sackermentsch  letz  g'gauge"!  ebd.  Owiebin- 
ich  auch  e"  seckerments  dumme''  Donners  Lappi  g'si"! 
L  Nachr.  1865.  Sackerlänts  schö"s  Fleisch  Scuwlb. 
,Sie  hatten  sechs  sackers  schöne  Schweine.'  Gotth. 
Es  ist-mer  sackers  blöd  g'si"  ZO.  Ich  wur<'-me'h  sakre- 
ments  schildere"!  EFedrer  (GT.).  Seckerlänts  stinke" 
aSriiw;  s.  branslen  (Bd  V  744).  —  ß)  auch  für  sich 
allein  stehend.  1)  entsprechend  a.  Saggermintsch ! 
.Schwur'  GMs.  Seckermcnfsch !  S.  Seckermengsch  (nach 
andrer  Angabe  Säcker.-)'.  AaWoIiI.  Sacker-  (Ndw), 
Saffer-  (Schw)  mies!  Sappermiesch(el)!  LG.  Secker- 
(Ndw),  Sapper-  (Sprww.  1869)  länts!  Aber,  Sag[g]ere- 
brintsch  '.  nie  wird  's  Dene"  tjü"!  GO.  Sacker-  (AaWoIi]., 
Z.;  L;  UwE.),  Secker-  (L),  Sapper-  (AaL.;  UwE.;  Sprww. 
1869)  «tränte .'  Säckerstrants!  SB.  Botz  Sackerstränz, 
Ödel!  bist  Höchziter?  JRoos  1907  (L).  E"  so-n-e" 
Ordni"g,  Sapperstränz !  verdienet  KumpUmint  und 
Chränz!  Schw/d.  (L).  Es  battet  Nud,  bim  Seckerstränz, 
wenn-ich  auch  barfis  gö"!  Ineichen  1859.  .[Gott  Voda, 
dem  ein  Schönheitspflästerchen  aufgeklebt  wurde:] 
Beim  sacker  strenz,  ih  glaub  auh,  ih  glenz  und  hab 
bei  Goff  ein  Autoritet  wie  sant  Christoff!'  Tvrolersp. 
1743.  ,Eine  Nachahmung  der  unter  den  Verdrehetesten 
Bauern  üblichen  Manier,  anstatt  der  Wörter  des 
Schwörens  und  Fluchens  ähnliche  Töne  zu  gebrau- 
chen und  z.  E.  anstatt  beim  Donner  beim  Tummel, 
anstatt  beim  Kezer  beim  Käzli  und  anstatt  beim  Sa- 
krament beim  Sakerstrenz  zu  sagen  ...  Die  Erfahrung 
wird  uns  die  Käzli-  und  Sakerstrenz-Flucher  immer 
ceeteris  paribus  niederträchtiger  und  verdreheter  dar- 
stellen, als  die,  so  ihren  Kezer  und  Sakrament  grad 
hcrausfluchen.'  HPest.  1785,  190/2.  Bim  Haberstränz! 
Uw.  —  2)  entsprechend  c.  Der  Heini  selber  ritet  i", 
de''  Sapperstränz!  Fritschi  1900.  Die  schöne"  Jodler 
chan"-er  all  und  pfxft  auch  alli  Tanz  ...  der  Tüsi'g- 
seckerstrenz !  L  Vaterland  1906.  Unpers.;  s.  Sacker- 
bräntsch  (Bd  V  760).  —  e)  in  der  Zss.  sacker-mässig 
BG.  (s.  Bd  VI  176);  ZF.    S.  ehalt  ZF. 

Vgl.  (auch  zu  2)  Gr.  WB.  VIII  1671/5;  Sanders  II  833; 
Martin-Lienh.  II  345.  Nicht  hieher  gehören  die  aus  dem 
Frz.  entlehnten  FluchwBrter  sacker -nundedie  (Bd  IV  769), 
sapper-blö  (Bd  V  3  «.),  sacker-die  (s.  d.),  wozu  auch  das  ubeu 
mit  angeführte  eacker-Iot(t)  aus  frz.  sacrelotte.  Zur  Unter- 
drückung der  1.  Silbe  vgl.  frz.  /«</'"'(-'•'<>'.  -'•<"■  -Dien). 
Ein  Einsender  vermutet  in  -stränz  , Monstranz.'  Dann  waren 
die  Belege  unter  2  a  ß  zu  stellen.  —  ,Sacrament',  Name  einer 
Kapelle  in  LEtt.  (Leu,  Lex.).  Ein  , Sakramentswald'  bei  Uw 
öisw.;  zum  Ursprung  der  Benennung  vgl.  Ndw  Beitr.  1889,  75. 

Zürith-.  In  der  RA.:  Da'  hed  weniger  Chraft 
(Wert)  a's  's  Züri'h  -  Sackerment,  ,als  das  hl.  Altar- 
sakrament der  [reformierten]  Zürcher-,  dh.  es  hat  keine 
Kraft,  Nichts  zu  bedeuten  AaKc. 

Sakramente":  1.  das  Abendmahl  (die  Hostie) 
nehmen.  ,[Maria  hiess  Jetzer]  gedultig  und  gborsam 
sin,  in  gotsvorcht  und  guoten  werken  verharren,  vasten, 
beten,  bichten  und  sacramenten.'  Ansu.  —  2.  sacker- 
mente"  L  (Ineichen):  ZO.;  St.,  sapper-  Z:  eig.  Sacker- 


1359 


Sak,  sek,  sik,  sok. 


mint  fluchen,  übh.  „lärmend  schwören  und  fluchen." 
S.  und  flueche"  ZO.  Wenn  's  Fueriverch  neimerd  b'stöt, 
schlackt  [der  Fuhrmann]  mit  der  Geiste"  drl"  und 
sappermentet  her  und  hi"!  KdMey.  1844.  .So  trampelten 
und  himmelsappermenteten  sie  [die  Tanzenden]  im 
ganzen  Hause  herum.  [Dem  zuschauenden  Vreneli 
kam  es  vor,  das]  was  im  Vordergrund  so  gross  und 
himmelsappermenterlich  sei,  werde  ...  zu  einem  Stüb- 
chen  voll  Elend  und  Not.'  Gotth.  —  2  auch  bei  Hebel 
(eapper-);  vgl.  auch    Gr.  WB.  VIII    1674. 

ver-:  1.  Etw.  (auf  die  Sakramente)  beschwören. 
.Nachdem  der  römsch  küng  einen  versacramenteten 
friden  von  den  Franzosen  ...  mit  wer  und  witz  er- 
langt.' Ansh.  Kefl.,  ,sich  verbinden  und  v.':  .Margret 
...  bracht  zuo  wegen,  dass  ir  vater,  der  römsch  küng, 
und  der  franzesisch  küng  ...  sich  zuosaramen  wider 
die  Venetier  verpunden  und  versacramenteten,  also 
dass  ir  keiner  vom  andren  ab  sölte  ston,  biss  si  al 
und  ieder  siner  ansprach  vergnüegt  wäre.'  Ansh.  — 
2.  versackerlote"  B  (Dan.),  versalamentru"  W  (Tschei- 
nen),  derb  oder  ärgerlich  für  verderben.  Syn.  ver- 
tunneren,  -tüflen.  Die  Arzte  vertünere™  und  versacker- 
lote" einen  Menschen  B  (Dan.).  Alls  c.  W.  D'  M%s 
[die  Mäuse]  heint-mer  im  Chasto  Alls  versalamentrot, 
, Alles  verdorben,  durcheinander  gewühlt' 

Vgl.  Gr.  WB.  XII  1031.  Zur  Form  wI«khi™»  vgl. 
.Saliment'  (Sp.  656). 

Sakrament  er  m.:  1.  Bezeichnung  der  Vertreter 
der  (Lutherischen)  Transsubstantiationslehre.  ,Etlich, 
die  den  sacramenten  ze  vil  zuogebend,  truckend  dise 
wort  dahin,  das  sy  getörend  ...  den  sacramenten  zuo- 
geben,  sy  bringind  mitt  inen,  so  man  sy  bruche,  natür- 
lich und  wäsenlich  die  ding,  die  sy  allein  bedütend... 
Mag  nit  der  bapst  syn  meinung,  da  er  leert,  das  brot 
werde  in  den  lychnam  Christi  verwandlet,  eben  als 
wol  mit  disen  Worten  beschirmen,  als  die  sacramenter 
ir  meinung.  der  natürlich  lychnam  Christi  werde  ins 
nachtmal  mit  den  Worten  bracht,  mit  disem  grund 
beschirmend,  der  gloub  sye  der  unsichtbaren  dingen.' 
LJud  1531  (noch  mehrfach);  vgl.  in  Zwingiis  lat.  Ori- 
ginal: ,Ii  jure  vocantur  sacramentarii,  qui  sacraraentis 
tribuunt  quod  non  habent.'  —  2.  Sackermenter  Aa; 
B;  Tb;  Z,  Sappermenter  B;  G  (in  We.  Sapper?-); 
Th;  Z,  -lotter  GWe.;  ZO.,  -lötß)er  Aa;  G;  Z,  =  Sakra- 
ment 2  c.  .Sie  haben  das  Schiff  lein  gebaut,  um  noch 
einmal  tollkühn  ins  Weltmeer  hinauszusteuern  und 
neues  Unheil  anzustiften,  die  Sakermenter!'  BSchulbl. 
1900.  [Fritz  zu  Anneli:]  Am  End  möeht-er  sogar  dieh 
ha",  de-  Sackermenter!  HFleiner  1900.  Ph  vill-di'1' 
lere",  du  Sapperm.!  ACorr.  1884.  ,Siehst  du,  Sapperm., 
was  für  ein  Sünder  du  bist?  sagte  Pineiss.'  GKeller. 
[Grossvater  zum  Enkelkinde:]  Du  Sapperlöters-Ludeli 
dö  mit  dl"'m  Pumperfudeli .  ■  ■!  AGysi  1899. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1675/6;  Sanders  II  833.  Zu  1 :  Luther 
nauute  umgekehrt  ,S.'  die  Vertreter  derjenigen  protestan- 
tischen Richtungen,  die  seiner  Sakramentslehre  nicht  bei- 
traten (Gr.  WB.  aaO.). 

sakramentiere"  sackerm-:  =  sackermenten  2  G 
Wb.;  Sch;  S;  Ndw;  W;  St.  .Wegen  des  Gottsiesterens, 
Sacramentierens  und  Schändens  haben  meine  Herren 
erkennt,  das  Derjenige,  der  sacramentiert,  die  heiligen 
Sacrament  lästert,  schendt  und  sonst  lästerlich  und 
ungebürlich  schwert ...'  1641,  AaB.  Sittenmand.;  ähn- 
lich 1049.  ,0  dass  dieses  beherzigten  alle  ruhlose, 
unbesinte   Schwcer-   und    Fluchmäuler,   dass   sie   um 


ihres  Elementierens  und  Sacramentierens  willen  zur 
Lingken  müssen  gestelt  werden  [am  jüngsten  Gericht], 
sie  wurden  nicht  also  gottslästeren  und  fluchen.' 
PWySS   1675.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  VIII    1676. 

sakramentig:  =  Sackermcnts  (s.  Sakrament  2  d  a. 
Sp.  657).  Du  sackermentiger  Vehschinder!  L  Nachr. 
18ÖIJ.  Karmentig,  -lentig  GrPi\  [Knabe  zu  Kühen:] 
Ghommendnw,  jerk-e"  Hellhägge" ...  wenn-er  Ai"s  über 
d'  Schnorre"  i"  ha"  u-end!  SenwzD.  (YIKuoni).  Sapper- 
lotig,  ,Fluchw.,  als  Adv.  auch  =  sehr'  Ndw  (Matthys). 
Safferlostig ;  s.  Sp.  331  u. 

sakramentisch:  1.  zu  Sakrament  1.  ,Die  s. 
pfaffenbuoss',  Übersetzung  von  peenitentia  sacramen- 
talis  in  der  2.  These  Luthers.  Ansh.  IV  216.  ,Der 
s-e  span',  der  Streit  um  die  Abendmahlslehre.  JHaller 
1550/73.  -  2.  sackermentisch  B(Bärnd.l908),  sackfej- 
risch  AaF.;  Ap;  B;  GSa.,  Wb.;  Sch;  UUrs.;  ZO., 
seckerisch  L;  Scbw,  sapferisch  GA.,  Sa.,  Adv.,  auch 
Adj.  =  sakramentig.  ,Dcr  steife  Hut  kann  sackermentisch 
verwullhueted werden.'  BiBND.1908.  Er  hät-em  sackrisch 
use"'butit  GWb.  ,Dort  sein  drei  Jude"  gsässe",  hei" 
gar  sakrisch  gstunkeV  Grolimdnd  191h  (S  Volkslied). 
[Der  Angegriffene]  wert  seckerisch,  schlöht  unten,  aber 
's  nützt-e"  Nüd  ScuwE.  (Ochsner).  ,Die  Ämter  müssen 
dazumal  schon  sekerisch  ward  gewesen  sein.'  Ixderb. 
1831  (Schw).  Es  tuet-mer  s.  we  GA.,  Sa.  S.  schöfnj 
AaF.;  B;  GA.,  Sa.  S.  e"  schöns  Meitli  (LTobler).  Adj. 
A'-  s-i  GSchicht,  e"  s-es  Zug  ZO.  (RSchoch).  Der  hat 
e"  s-i  Meini"g  vo"-sic''!  ebd.  E"  sapferischer  Bueb,  ein 
abgefeimter  Bursche  GA.  Der  s$b  sakrisch  [Grenz-] 
Zoll!  APletscher  1902. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1674  (,sackerraentisch'  in  Bed.  2); 
Schm.  *  II  222.  SackMrisch  schliesst  sich  an  Sacktr  (Sp. 
656)  an. 

sakramentlich:  1.  =  dem  Vor.  1.  .[Der  Abt]  kam 
[in  seiner  Rede]  mit  dem  geistlichen  essen  und  s-en.' 
SHopmstr  1526.  ,Das  s.  brot'  Vad.;  vgl.  ebd.  III  401. 
.Pluotfarb  ...  vom  s-en  helgen  pluot  [zum  Abendmahl 
geweihter  Wein]  gemachet.'  Ansh.  III 77.  , [Bischof  zum 
Prior  im  Jetzerhandel:]  Wie  wol  die  bekantnüss,  die 
wir  iezt  von  üch  ervordren,  nit  s.  [kraft  des  Sakraments 
der  Beichte  gefordert]  ist,  so  ist  si  dennocht  not- 
wendig zuo  üwerer  seien  heil...'  ebd.  III  147.  — 
2.  sappermieschlig  als  Ausruf,  verhüllend  für  Sakra- 
ment LG.  Hackermentlig(sJ;s.  Bd  II  1114/5.  Bockere- 
mentlig;  s.  Bd  IV  1136.  Pers.  wie  Sakrament  2  c: 
[Magd:]  lez  tanze"d-si  [Herr  und  Frau]  im  Bössli,  die 
Hacke' mentlig !  L  Nachr.  1865. 

Bind.  ■'■«■mmtntUrl,  in  Bed.  1 ;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII 
1676.  Die  pers.  Verwendung  uuter  2  lehnt  sich  au  die 
Bildungen  auf  -li"g  an. 

sakrifiziere":  zum  Heiligen  machen.  , Dass  sem- 
licher heiliger  vater  [Hadrian]  ...  bald  gesacrificiert 
und  geheiliget  und  ein  andrer  dargeschöpft  wurde.' 
Ansh.  V  31.  , [Die  Dominikaner  verabredeten]  Jätzern 
noch  einmal  mit  einer  krönten  Merven  zuo  versuochen 
und  ze  s.'  ebd.  III  132. 

sakrilegisch:  gotteslästerlich.  ,Ein  sacrileische 
tüfelsche  huori.'  Ansh.  V  237. 

Sakristm.:  Verwalter  der  Sakristei,  Sigrist.  ,Jos 
Hagk  von  Fryburg,  sacrist  [des  B  Dominikanerklo- 
sters].' Ansh.  , Zeigten  im  [Jetzer]  ouch  die  brinnenden 
kärzen,  wunderbarlich,  ja,  vom  novizenmeister  und 
sacristen,  so  da  wacht  hielten,  angezint'   ebd.     ,Wie 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


sich  die  subdiacon,  das  sind  sacristen,  halten  sollen.' 
1529,  Bs  (Ochs).  ,Item  darnach  in  ochsternfyertagen 
ruuost  unser  sacrist  die  Schlüssel  zu  der  sacristien 
den  pflegern  zu  iren  henden  geben.'  1529,  Bs  Chr. 

Etym.  eins  mit  Sigrist  (Sp.  SOS).  Vgl.  auch  ßr.  WB. 
VIII   1671  (unter  .Sakristan'). 

Sakristi,  -ei,  in  S  lt  BWyss  SakXerslei  —  f.: 
a)  Sakristei  AaF.;  S;  Ndw;  heute  wohl  zieml.  allg. 
Eine  ältere  Bezeichnung  s.  unter  Sigeltal  (Sp.  506). 
,Ihre  [der  vier  , Kirchenherren'  zu  UwStans]  Pfründen 
werden  ihnen  jährlich  um  Weihnacht  durch  einen 
Ausschuss  der  Kirchgemeinde  bei  einem  stillen  Be- 
such in  der  Sakristei  wieder  zugesagt.'  Uw  Gem.  ,Zuo 
Sant  Peter  in  der  sakrasty.'  1474,  Z  RB.  ,Sacristey, 
heiltuomhauss,  sacrarium,  cella.'  Mal.  Als  Aufbe- 
wahrungsort für  Urkunden,  Raritäten  udgl.  ,Derselb 
stift  rodel  lit  in  der  herren  kästen  in  der  obren  sa- 
crenstig.'  XIV.,  L  Propsteirodel.  ,Lit  der  selb  brief 
in  der  obren  sacristyg  in  dem  gemeinen  casten  des 
gotzhus  von  Lucern.'  ebd.  ,Noch  disem  hat  man  uns 
[die  Z  Schützen  in  Strassburg]  gefüert  in  die  sacrasty, 
und  hat  man  uns  das  einhorn  gezeigt,  welches  so  lang, 
als  ein  zimlicher  mann  mit  dem  arm  obsich  reichen 
mag.'  GKeller  1576.  ,Nach  Abzug  von  10  Gulden... 
musste  der  Hauptmann  das  Reisegeld  zurückgeben, 
das,  da  es  weder  in  einer  Rechnung  noch  in  einem 
Rodel  stand,  in  die  Sacristei  fiel.'  1713,  KHauser  1895. 
—  b)  das  zur  Aufbewahrung  der  Wertschriften  die- 
nende Gewölbe  im  (alten)  Stadthaus  ZStdtf.  Vgl.: 
.Grammatophylacium,  canzly,  briefkammer,  oder  sa- 
cristy,  dahin  man  gemein  gschriften  und  brief  einlegt 
und  gehalt.'  Fris. 

Kanarien-Seck:  kanarischer  Süsswein.  , Hierauf 
wird  es  [gekochte  Chokolade]  vom  Feuer  abgenommen 
und  mit  etlichen  Löffeln  voll  spanischen  Weins  und 
Canarienseck,  aber  ohne  Zucker,  noch  kräftiger  ge- 
macht.' EKöNIG  1706.  —  Bei  Gr.  WB.  V  158  .Kanariensect.' 
Die  Form  ohne  Schluss-f  ist  die  ursprüngliche  (frz.  wn  sc,). 

Seckel  bzw.  -il  (mit  altem  Umlaut-e)  —  m.,  PI. 
Secklr  B,  in  Bed.  3  b  auch  in  LLuth.;  Schw,  sonst  meist 
unver.,  Dim.  Seckeli  (-tili  Bü.  t\v.),  -ili:  1.  wie  nhd. 
Säckel,  a)  Beutel  Gl,  für  Tabak,  Geld  Ap;  B;  ZO. 
und  weiterhin;  s.  auch  die  Zssen.  En  hölzerne''  S., 
unter  unmöglichen  Dingen  im  Kdld:  Es  ist  e"  Flöh 
i"  's  Elsiss  g'fare",  si  hat  es  Fueder  WV  üfg'lade"  . . . 
si  het  e"  slräweni  Geissle"  g'macht  und  en  h.  S.  Z 
(l)än.).  ,Loculus,  bursa,  crumena,  sekkel.'  Voc.  oft. 
,2  sekl  mit  guldinen  knöpfen.'  1385,  Z.  .Schlechte 
krämerye  als  seckel,  nestel  [udgl.].'  1489,  Bs  Zollordn. 
,Die,  so  kram  machend  und  feil  band,  lepkuochen, 
prantenwyn,  seckel  und  nestel.'  1549/52,  L  Krämer- 
ordn.  ,üer  s.  oder  täschen,  theca  nummaria,  ascopera, 
marsupium,  crumena,  funda,  mantica,  loculus;  das 
seckele,  locellus,  manticula.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  sidener 
s.,  dorin  allerlei  alte  ...  pfenning.'  1586,  Bs  Kunst- 
samml.  1907.  ,Ein  sydener  s.,  darinn  ein  gfasset  ghenk 
von  bluotstein  [usw.].'  1595,  Z  Schirmbücher.  ,Ein 
pundt  seckel  oder  bandtdoffelholz  5  ß  [Zoll].'  1595, 
AaL.  StR.  ,Für  ein  Dotzet  klein  weissfach  Seckel.' 
Bs  Türdn.  1646.  S.  auch  sidig  (Sp.  308).  Der  Beutel, 
aus  dem  bei  einer  Wahl  die  Loose  hervorgelangt 
wurden  (FStaub):  ,Wer  glaubt  man,  dass  Waagmeister 
werde?  ...  den  Herren  man  nicht  wissen  kann,  der 
komme  aus  dem  S.'  HSulzer,  Vis.    ,Die  [Wahl-]Pfe- 


ning  eines  jeden  Numeri  [sollen]  in  einen  besonderen 
S.  getan  und  bei  jeder  vorfallenden  Vorwaahl  ein 
besonderen  S.  zu  Verhüetung  aller  Gefärden  und  Olm- 
ordnung  hervorgegeben  [werden].'  Prät.  1764.  Zur 
Verwahrung  des  Sakramentes;  vgl.  Sakrament-,  Ver- 
war-S.  ,Dass  die  Aidtgnossen  grossen  muotwillen 
tribent  in  kilchen  und  gotshüsern  ...  Si  nament  die 
tlaschlin,  da  das  hailig  sacrament  inn  was,  öl  und 
crisam  und  schütten  das  sacrament  uss,  durch  des 
kleinen  schätz  willen,  den  si  darab  lössen  möchtint; 
die  seckel,  da  das  hailig,  wirdig  sacrament  inn  was, 
nament  si  und  anderen  kilchenschatz,  gloggen  und 
anders.'  Mitte  XV.,  GR.  (Klingenbergerchronik);  vgl. 
EDürr  1908,30/1.  Insbes.  als  Behältniss  für  Geld; 
in  der  lebenden  Spr.  zunächst  für  die  altem  grössern 
Beutel  aus  Leder  oder  starkem  Gewebe,  oben  mit 
Riemen  oder  Schnur  zum  Zsziehn,  oder  aus  einer 
Schweinsblase  (s.  Süic-Bläteren  Bd  V  203),  dann  für 
Portemonnaie  übh.  (doch  als  einfaches  W.  veraltend, 
häufiger  in  der  Zss.  Gelt-S.;  s.  d.),  borsa  del  danaro 
PA1.  (Giord.).  Jetzt  meist  in  der  Tasche  untergebracht, 
früher  auch  aussen  (am  Gürtel,  Halse)  angehängt  oder 
unter  dem  Gewände  getragen  und  ausser  Geld  oft  auch 
andre  Wertsachen,  kleine  Gebrauchsgegenstände  usw. 
enthaltend.  ,N.  hat  sin  gürtel,  sin  messer  und  sin  s. 
verlorn.'  1373,  Z  RB.  ,[N.  habe]  im  sinen  gürtel,  sin 
messer,  sinen  s.  und  das  darinne  gesin  ist,  genomen.' 
1472,  ebd.  ,Das  er  dem  aminan  sinen  gürtel,  den  tagen 
und  den  s.,  da  ein  silbry  sigel,  9  stuck  golds  und  silber- 
gelt, da  er  nit  wisse  wie  vil  in  dem  s.,  verstolen.' 
1483,  ebd.  ,Hans  Fritag  hat  anzeigt,  hür  ze  usstagen 
sygend  si  under  einem  birbom  gsessen  und  da  trunken; 
do  sye  Heinrich  Fritag  imm  über  sin  s.  gangen  und 
gluoget,  was  er  dar  inn  heig,  dem  nach  den  s.  wider 
zuotan  und  inn  der  Adelheit  Fritagin  an  hals  gworffen 
und  gesprochen:  wilt  den  s.  von  desswegen  uff  dsach 
hin?  Si  jach  nüdt  und  nam  und  wand  den  s.  uff  und 
hette  den,  biss  si  heim  weitend;  do  spreche  si:  nemend 
den  s.  wider.  [Ein  Zeuge  sagt  aus]  Fr.  sye  über  den 
s.  gangen  und  gseit:  wer  wil  den  s.  zur  e?  Do  redte 
niemant  nüdt;  da  Hesse  er  der  Adelheit  den  s.  in  die 
schoss  fallen...'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Do  heig  inn 
ein  guot  gsel  gebetten,  inen  ein  guot  vischli  helffen 
ze  essen;  spreche  er  ja,  gienge  heim,  wolte  das  seckeli 
zuo  im  nemen,  das  er  die  ürten  hette  ze  geben.'  ebd. 
,5  seidene  Säckel'  schenken  Klosterfrauen  bei  ihnen 
einquartierten  Offizieren.  1712,  GMagdenau.  Gürtel- 
tasche der  Frauen.  .Paternoster,  s.,  vürspan  [uA.]' 
wollen  die  Frauen  haben.  Schachzabelb.  .DerpfaffN. 
hette  ira  [für  Kupplerdienste]  ein  mütt  kernen  verheis- 
sen  und  ein  s.'  1439,  ZRB.  ,Gürtel,  s.  und  paternoster' 
gehören  zum  .Gwandfall'  beim  Tode  einer  Frau.  1507, 
ZRhein.(JSG.'25,98).  ,Do  spreche  si.  so  kram  mir  [von 
Zürich]  ein  gürttlen;  do  sprach  er  zuo  ir:  wenn  eins 
den  kram  nimpt,  so  muoss  es  den  kramer  ouch  han... 
Do  redte  sy,  so  kouff  mir  ein  s.  und  messer  darzno; 
do  spräche  er:  wilt  mich  aber  zur  e  hau.  so  sag  ja; 
do  spreche  si  ja.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  .[Beim  Tanz 
sei  sie]  umbhin  gumppet,  das  sy  den  s.  verloren  und 
morndess  umb  die  6  gangen  und  den  s.  gsuocht.' 
1541/3,  ebd.  ,Knöpflecht  dik  säckel',  zur  neumodi- 
schen Frauentracht  gehörig.  Assn.  II  390.  S.  noch 
Brief  (Bd  V  446).  Als  Geschenk  für  Kinder:  ,[Die 
Mutter]  schickt  den  kinden  ein  samatin  girtelin,  ein 
par  messerlin,  ein  klein  sekclin  und  ein  ringlin,    ein 


663 


Sak.  sek,  sik,  sok. 


'164 


biichslin.  ist  kinderwercfa,  nement  wenig  verguot.' 
1554,  ThPlatter  Br.  Zur  Art,  wie  man  früher  den 
S.  trug,  vgl.  noch  folgende  Belege:  ,(Der  spiler)  zocli 
hervor,  da  er  si  [die  Würfel]  truog,  sinen  s.  bi  der 
niderwat,  als  nu  ein  veiger  sit  usgat,  der  etswenne 
unhöflich  wäre  gewesen  ...  Wil  einer  über  sin  s.  gan, 
der  hanget  im  bi  dem  beine;  du  hofliche  dunkt  mich 
kleine,  die  er  nu  damit  begat:  so  er  sitzet  oder  stat 
bi  vrouwen,  so  muos  er  von  in  gan  oder  schameliche 
stan,  swenn  er  über  sinen  s.  wil.'  Schacbzabelb.  ,Er 
hiet  ir  [der  verlornen  .pruoch']  noch  wol  enbom,  war 
der  s.  nicht  an  ...  die  selben  pruoch  gebunden.'  Bing. 
,lr  band  Heinin  W.  sinen  s.  usser  sinem  ermel  und  sin 
gelt  darinn  über  sinen  willen  genomen  und  das  verspilt.' 
1434,  Z  BB.  ,Bschlossen  däschen,  seckel  am  hals,  im 
wammes  oder  im  laz',  neumodische  Männertracht.  Ansh. 
Wie  dann  sy  mit  einander  gangen,  sye  im  der  s.  en- 
tfallen ab  dem  hals,  den  dise  dochter  gnommen.'  1541/3. 
Z  Ehegericht.  ,lch  name  den  S.  aus  dem  linken  Sak  und 
verstake  den  in  die  Schlaff  hosen.'  J.TRed.  (FZoll.  1905). 
D'  Muetter  häd-em  [dem  scheidenden  Sohne]  noeh 
das  Seckeli  om  de"  Hals  g'henkt  ond  dreu  nagelneu 
Pfenni"'  drV.  A  Halder  1838.  S.  noch  Gürtlet)  (Bd  II 
447);  Plüten  (Bd  V  218/9);  zue-rüsten  (Bd  VI  1555  u.) 
und  vgl.:  ,Den  s.  abschniden,  -zerren,  -schrenzen',  in 
diebischer  Absicht.  ,Die  huor  hette  im  sinen  s.  abge- 
schrenzt'  1448,  Z  RES.  ,Sye  die  frow  an  in  gefallen, 
habe  im  sin  s.  abgezert.'  1450,  ebd.  ,N.  hat  verjechen, 
das  er  einem  by  dem  kornhus  ein  s.  abgeschnitten 
hab,  dar  inne  sye  gewesen  ein  gülden.'  1457,  ebd. 
,Es  wurdend  diser  zyt  vilen  wyberen  die  seckel  ab- 
gschnitten,  das  gschach  miner  tochter  E.  auch  in  der 
schal.'  JHaller  1550/73.  ,Zuo  Friburg,  als  man  in 
einer  grossen  Witten  stuben  tanzet,  habe  er  einer 
frouwen  den  s.  abgeschniten,  darin  5  bezen,  ein  messer 
und  ein  brief  mit  gufen  gsin.'  1563,  B  Turmb.  ,'s  Galt 
kann  man  änderst  überko:  schnid  Seckel  ab,  brich 
Schlösser  uf,  suoch  rächt,  so  finast  ein  ganzen  Huf.' 
JMahl.  1074.  S.  auch  Bulg(B&  IV  1214  u.).  Dazu  noch: 
,N.  hat  man  in  gefängnuss  ghan,  dass  sie  denen  man- 
nen im  koufhus  nach  den  secklen  gefahret.'  1578, 
Aar.  Chr.  E"  S.  Gelt;  s.  Bd  VI  1171.  Gelt  im  S.  uä. 
Zürieh  ist  e"  grössi  Stadt,  Winterthur  e"  chlini:  wer 
vil  Gelt  im  S.  hat,  luegi,  dass  's  nüd  schwini,  Kinder- 
reim  Z.  S.  auch  Engel  (Bd  VI  761  o);  Boss  (ebd. 
1423).  Ond  hett-ich  nie  g'wlbet,  tat  nommer  mer  wlbe", 
es  will -mer  kä"  Göldli  im  Seckeli  mer  blibe".  Ap  VL. 
1903.  ...  Wäri"d-er  diheime"  'Mibe",  wär-ich's  Geld  im 
S.  'blibe",  Fortsetzung  des  Zurufes  an  Einsiedler  Pilger 
unter  Ein-sidler  (Sp.  303)  Z.  S.  noch  Gelt  (Bd  II  239). 
,Der  selben  75  flor.  ist  N.  40  flor.  in  s.  worden,  die 
übrigen  35  flor.  hat  N.  und  sin  diener  verzert.'  1393, 
Z  StB.  ,Ist  von  reten  und  burgern  erkennt,  im,  dem 
von  Geroldseck,  ze  sagen,  soferr  man  von  sinetwägen 
witer  müeste  güetlich  oder  rechtlich  handien,  das  er 
luoge  und  das  gelt  dartüege  dergstalt,  das  maus  im 
s.  hab,  dann  man  well  im  desshalb  nüdt  also  uss  ge- 
meiner statt  guot  ze  hilff  kommen.'  1527/9,  Z  RB. 
,Es  ist  besser  ein  Batzen  im  S.,  dann  ein  Gulden 
draussen.'  JMeyer  1677.  (Geld)  in'n  S.  gl".  Ha"-der  's 
nüd  scho"  lang  gesagt,  soltst-mer  e"  Wiegeli  chauffe"? 
Ieh  ha"-der  's  Geld  in'n  S.  g'g'e",  iez  tuest-mer  's  grad 
versaufte"  Ap  (T.).  , Seiner  Frau  versprach  er  jederzeit 
Geld  in  S.  zu  geben.'  1724,  Übw  (AKüchler  1895).  S. 
auch  be-suechen  (Sp.  229).  Geld  ,in  den  s.  legen,  stussen.' 


,[Die  Müller]  sollend  das  gelt  durch  denselben],  so 
den  zoll  gibt,  in  den  stock  stossen  lassen  und  das 
dhains  wegs  in  ir  s.  oder  täschen  legen,  verendern 
oder  verwechseln.'  1490,  See  Chr.  ,Sye  ouch  ein  ge- 
meine red,  das  man  rede,  man  vermeine  nit,  das  die 
büchsen  komint,  und  haben  die  minc  herren  inn  s.  ge- 
stossen,  und  sölte  man  nü  in  das  veld  hinuss  und  die 
büchsen  nit  kommen,  so  würde  man  villicht  ertlichen 
die  krönen  umb  den  köpf  schlachen.'  um  1499,  Z. 
S.  noch  ver-reiten  (Bd  VI  1642);  ansehen  (Sp.  554). 
(So  gät's  oder  isch-cs  i"  der  Welt:)  Der  E(i)n(t)  hat 
de"  S.,  der  Ander  (hat)  's  Gelt  Ap;  Z  und  sonst;  in 
ZEls.  scherzh. :  Der  Einti  het  de"  S.,  der  Andri  het  kei" 
Geld.  Ich  ha"  d'r  S..  Hans  Jogget  het  d's  Gelt:  das 
isch-mer  chli"  eckel,  di  vercherti  Welt.  B  Spruch  (Zyro). 
,Min  herren  nemint  daz  gelt  und  liessint  inen  die 
seckel.' 1465,  ZRB.  Voller,leerer  S.  uä.  .Einsprüch- 
wort saget  daz:  dem  der  s.  steket  vol,  den  hört  man 
gern  und  geloubt  im  wol.'  Ring,  's  händ  nit  Alle 
volle  Säckel,  die  schöne  Chleider  traget  Aa  (Schweiz 
1859).  ,Wer  einen  schweren  S.  hat,  ist  gelehrt  genug.' 
JMeyer  1077.  Wenn  d'  Juge"d  teüsst,  was  's  Alter 
war,  war  menge"  S.  nüd  so  lär  Z  Wangen.  ,Sy  sygind 
ouch  guot  arm  gsellen,  mit  lären  säcklen;  sy  habind 
chum  ein  suppen  zebezalen,  geschwygen  zehen  tusent 
guldin  zevertrösten.'  SHofmstr  1526.  ,S.  on  galt, 
ilarinn  kein  galt  ist,  deficiens  crumena.'  Fris.;  Mal. 
,St  Jörgen  S.  ist  nit  lähr.'  XVn„  Gr  (Pasquill).  ,Dass 
derS.  lähr,  das  Gütlein  durchgebuzt ...'  JJUlr.  1718. 
,Den  S.,  zwahren  öd  und  lehr,  gibt  er  umb  baares 
Gelt  dir  her',  Ofeninschrift  unter  dem  Bild  eines  Seck- 
lers.  XVIII.,  Z  (Saffranzunft).  S.  noch  bogen  (Bd  IV 
1069);  Ein-sidler  (Sp.  303).  Scherzh.  umschrieben: 
,Ob  aber  ieman  wunder  hett,  wenn  die  badfart  enden 
wett,  den  selben  gib  disen  bscheid:  so  man  den  s. 
ufs  bad  leit  und  in  s  wasser  enboren  treit  [dh.  wenn 
er  leer  ist].'  Badenp.  1526.  ,Magerer  S.'  Aa  Gem. 
.Offener  S.':  ,Wär  auch,  dass  ein  Gotteshusmann  ein 
ungenoss  Wib  nähme,  der  soll  sich  mit  dem  Abt  oder 
dessen  Amtlüten  richten  nach  ihr  Gnaden  um  sin  Un- 
genossame  und  dabei  allweg  offen  S.  han,  bis  er  sich 
gericht.'  1469,  Sch  Beitr.  1866.  Gleichbed.  ,ein  risen- 
der  s.';  s.  Bd  VI  1339.  De"  S.  use"ne",  um  zu  be- 
zahlen ZO.  ,Den  S.  ziehen',  ausblechen  ScuSt.  (Sulger). 
Fiöneli,  F.,  de"  Meister  giH-mer  's  Löneli:  er  leit  de" 
S.  uf  de"  Tisch  und  giH-mer,  was-er-mer  schuldig  ist  Z 
(mitVarr.).  ,Über  den  s.  gan';  s.  oben.  ,üa  spreche  X., 
sy  wöltind  es  nit  als  witt  lassen  komen,  er  weite  e  das 
[verspielte]  gelt  dargeben;  giengy  über  sin  s.'  1466, 
ZRB.  ,Dem  s.  den  (die)  riemen  ziehen';  s.  Bd  VI 
906  o.  (auch  bei  Fris.  1568;  UBrägger  1789).  .[Für- 
sprech:] Züch  uf  den  s.  und  die  riemen!  Dann  hie 
redt  vorhin  niemen,  es  si  dann  vor  das  gelt  in  henden.' 
NMan.  ,Dem  s.  das  mül  uftuon',  scherzh.:  ,Da  ward 
dem  s.  das  mul  ufton  und  ein  unsäglich  guot  uss- 
geben.'  JHaller  1550/73.  (Teuf)  i"  S.  griffe"  (müesse") 
B.  ,So  eine  ehrliche  Frau,  wenn  sie  tief  in  Säckel 
und  Schnitztrog  greift  [um  Not  zu  lindern].'  Gotth. 
,Der  papst  hat  ein  fegfür  erbuwen,  und  welcher  im 
leben  nit  hat  wellen  inn  s.  gryfen,  dess  erben  habend 
erst  nach  sinem  tod  müessen  herfür  tragen  das  dem 
papsttuom  gebrast.'  Zwingli.  ,Der  bischoff  [musste] 
umb  sein  lössgelt  tieff  in  s.  greiften.'  Wurstisen  1580. 
lemerdar  die  hand  im  s.  haben  (müessen).'  ,Sy  [die 
Untertanen]  müessend  yemerdar  die  hand  im  s.  haben, 


,k.  suh 


yetz  ist  es  dises,  ilann  yhänes.'  LLav.  1583.  ,Mit 
myner  gn.  Herren  Huss  hindern)  Hof,  darinn  der  Arm- 
bruster ist,  hat  man  ouch  fast  alle  Jar  d  Hand  im  S. 
haben  müssen',  Auslagen  gehabt.  1618,  Z  (Bauamt). 
Btw.  us  sVm  S.  zale"  Ar;  B:  vgl.  Sp.  012.  ,Was 
witers  an  zerung  ufgadt,  das  söllent  die  richter  uss 
irem  s.  zalen.'  1573,  ZEM.  ,Nit  uss  dem  gnieinen 
guot,  sonder  uss  eignen  secklen  [Etw.  bezahlen].' 
1642,  Z.  Ähnlich:  ,Das  ein  ietlicher  capittelherr,  der 
sich  des  kriegs  beladen  will,  uss  sinem  eignen  s.  kriegi 
und  nit  uff  den  schenkhof.'  um  1514,  Z.  ,Den  krieg 
uss  ander  lüten  s.  füeren',  wie  es  der  Kaiser  in  Italien 
getan.  1530,  Absch.  ,Üf  (üss)  eins  andren  s.  zeren'  oä. 
,Hier  hört  ein  jeder,  dass  reinigheit  nit  an  uns  ligt 
ze  halten,  sunder  an  Gott.  Wie  kann  nun  der  mensch 
gebieten  das,  so  allein  an  Gott  ligt?  glychsam  einer 
uf  eins  andren  s.  zeeren  wellte,  es  wäre  sin  will  oder 
nit.'  Zwingli.  ,[Die  Täufer]  funden  vil  brüeder  und 
schwöster,  die  sich  ouch  gern  uss  ander  lüt  s.  mit 
muosiggon  hetend  genert.'  1535/7,  Z  Chr.  ,Auss  eines 
anderen  s.  zeeren,  eines  anderen  brott  ässen,  aliena 
vivere  quadra.'  Fris.  ;  Mal.  ,Wil  sei  [die  Thurgauer 
im  Felde]  auff  ihren  S.  zehren  müssen.'  1653,  G 
Schreiben.  Einem  ,sinen  s.  lösen',  die  Zeche  für  ihn 
bezahlen  (vgl.  losen  1  c  Bd  III  1411):  ,Und  sol  ein 
vogt  die  gericht  han  on  silber  und  on  gold  ...  es  sy 
denn,  das  gebessrot  werde,  das  sol  imm  werden,  und 
sol  sich  selber  und  die  zuo  im  gehörent,  darus  be- 
zeren.  War  aber,  das  nüt  gebessrot  wurde,  so  siillent 
die  hofjünger  im  sinen  s.  lösen  und  sinen  schriber 
und  sinen  weihel  mit  imm.'  1322,  GBenken  Offn.  ,üen 
S.  leeren'  und  Verwandtes.  ,Das  ist  üwer  gmeiner 
sitt:  füllen,  dass  man  mit  stiflen  drin  knitt,  all,  all 
voll  und  selten  wan,  leert  den  s.  und  füllt  den  man.' 
Eckst.  1526.  ,Es  ist  üch  wol  zuo  wüssen,  wie  mancher 
dahinden  bliben  müessen,  ders  im  s.  nit  vermocht, 
kind  in  die  frömbde  zschicken,  mancher  der  weisst 
wol,  wo  einer  sin  kind  usgesandt,  wie  es  den  eiteren 
•den  s.  erbütlet,  nur  ehe  si  recht  den  anfang  ergriffen.' 
F  Schulordn.  1577.  Anders:  ,Den  S.  erschütten',  aus 
Freude  am  Gehl.  RCys.  .Kamend  [nach  einer  langen 
Reise]  widerumb  in  unser  collegium  zu  Oxfurt  und 
hat  unser  arms  seckele  abermals  ein  krach  gelassen 
[vgl.  Bd  III  1395].'  Mal.  1593  .Einem  den  s.  er- 
suochen';  s.  Sp.  219.  .Einem  den  s.  üsfegen';  s.  prak- 
tiziert (Bd  V  578)  und  vgl.  dazu  den  Schimpfn.  ,Seckel-, 
Kistenfäger'  (1620,  Lied).  .Einem  den  s.  schaben': 
.[Pritschenmeister  zu  den  Badegästen:]  Wend  ir  sin 
nüt  verdruss  haben,  wil  im  [einem  neuen  Gaste]  der 
wirt  den  s.  schaben.'  Badenf.  1526.  ,Uem  s.  rümen' 
(s.  Venus-Berg  Bd  IV  1557  und  vgl.  Taschen- Rümer 
Bd  VI  924),  ,lüsen'  (s.  Bd  III  1453  u.).  ,Den  s.  metzgen'; 
s.  Bd  IV  625.  .Einen  in  den  s.  strafen':  Es  wolle  die 
Eidgenossen  bedünken,  der  Bischof  von  Constanz  sei 
bisweilen  ,zu  vil  gnädig'  und  strafe  die  lutherischen 
Priester  nicht  nach  ihrem  Verdienen,  sondern  mehr 
,in  S.'  als  am  Leibe.  1524,  Absch.;  darnach:  ,[L)ie 
Bischöfe]  söltid  hand  anlegen  und  nit  nun  in  d  seckel 
straffen.'  Ansh.  Da  die  Landvögte  im  Th  den  Unter- 
tanen ,grosse  Verehrungen  in  ihren  Säckel  auflegen.' 
1625,  Absch.  Öfter,  in  verschiedenen  Wendungen,  in 
den  Predigten  von  FWyss.  ,Wie  auch  unsere  jüngst- 
hin  allhie  ligende  Besatzung  keinen  Burger  weder 
an  seinem  Säckel  noch  Kornkasten  beschwärt,  sondern 
ein  milte  überkeit  den  Unkosten    über   sich   ergehen 


lassen.'  FWvss  1670.  ,Sind  villicht  nit  under  ihnen  [den 
Korinthern,  denen  Paulus  eine  Steuer  für  Jerusalem 
zumutet]  die  Wort  geflossen,  die  von  Jerusalem  seyen 
St  Pauli  Landsleut,  darum  rede  er  ihnen  also  das  Beste 
und  recommendire  sie  ihren  Secklen  V  ebd.  ,Gott  wird 
uns  im  Keller,  auf  der  Schütti,  im  S.  desto  mehr  segnen, 
desto  besser  behüten.'  ebd.  1672.  ,Du  must  ...  lugen, 
so  du  arm  bist  im  S.,  dass  du  reich  seyest  in  Gott.'  ebd. 
1673  (nach  Luc.  12,  21).  ,Tst  einer  arm,  so  hat  er  auch 
zu  betten,  dass  der  Satan  in  ihm  nicht  erwecke  böse 
Gelüst...,  wie  dann  in  eines  armen  Mannes  S.  vil  böse 
Anschlag  sind.'  ebd.  1677;  vgl.  dazu  die  RA.  unter  ver- 
ligen 1  (Bd  III  1212  u.).  ,Ein  jeder  rechter  Lehrer, 
deine  die  ihme  anvertraute  Seelen  mehr  als  sein  S. 
zu  versorgen  angelegen.'  JMeyer  1694.  ,Die  dem  S. 
und  der  Seelen  schädliche  Würffei.'  SHott.  1702.  ,[Ein 
Reicher]  der  bei  allen  Anläsen  sich  in  der  Tat  so 
generös  und  freigäbig  aufführet,  dass  man  wol  sihet, 
dass  es  um  seinen  S.  wol  stehen  müsse.'  JJUlr.  1718. 
.Viel  habe  ich  mich  nicht  voll  gesoffen,  der  Säckel  hat 
es  nicht  mögen  ausstehen.'  Nachtlicht  1790.  S.  noch 
bristen  (Bd  V  847);  Sack  (Sp.  605  o.,  610);  tupfen. 
Das  Dim.  Seckeli  auch  spec.  =  Sack  1  b  i  (Sp.  612)  Bs; 
s.  auch  Opfer-S.  Gaben,  welche  für  die  Brandbe- 
schädigten ,ins  Säckeli'  gelegt  wurden.  1749,  ZWthur 
Neuj.  B.  1882.  Im  Übergang  zu  b:  ,Waags  mit  uns, 
es  sol  unser  aller  ein  s.  sein.'  1525/31,  Prov.;  ,beuttel.' 
Luther;  u.apatrauov.  LXX.  —  b)  gemeinsame,  gew. 
öffentliche  (Staats-,  Gemeinde-,  Korporations-)Kasse 
Bs;  B;  Sch;  Th;  Z;  heute  veraltend.  Auch  ,=  Seckel- 
Amt  (Bd  I  245):  Er  ist  vor  dem  S.  g'si",  vor  den 
Seckelherren'  ScHSt.  (Sulger).  .Ausgaben  für  Dinge, 
welche  die  Gemeinden  aus  ihrem  eigenen  Säckel  be- 
streiten sollten,  die  aber  aus  dem  Kirchenkasten  ge- 
nommen wurden.'  Aa  Gem.  1844.  ,Von  NN.,  als  wir 
inen  vom  s.  geliehen  hatten  ...,  hab  ich  empfangen  ...' 
1437,  B  StRechn.  .Einer  hebamme  järlicher  Ion,  so 
wir  iro  vom  s.  gebend.'  um  1510,  AABr.  StR.  ,Ist  N. 
seckelmeister  worden  und  hat  man  im  in  s.  geben 
13  Schilling.'  1525,  ZElgg.  ,[Der  Leutpriester  zu 
Stallikon  ist  so  arm]  das  wir  im  etwa  uss  unserm  s. 
hilft"  getan,  wie  wol  wir  dessen  nit  schuldig  gewessen.' 
1543,  Z  (Schreiben  des  Rates).  ,[Die  Besucher  des 
Frauenbades]  haben  ein  besondere  Seckelmeisterin, 
welche  ihr  Gelt  und  Letzin  in  S.  entpfahet,  das  sie 
auch  mit  einander^  freundtlich  verzehren.'  HPant. 
1578.  ,[Man  soll  den  Abt  von  Einsiedeln]  bitten,  das 
man  solcher  Kosten  [für  die  Bärenjagd]  uf  dem  Gästlig- 
bärg-S.  [vgl.  die  Anm.  zu  Gästling  Bd  II  488]  old 
anderen  Secklen  userhalb  Waltlüten  Seckelgäld  wärde 
lesen  dürfen.'  1649,  SchwE.  (Aüettling  1904).  ,Wan 
Einer  eine  frömbde  Person  heuratet,  sollen  25  fl.  dem 
S.  bezalt  werden.'  1699,  AaB.  StR.  .Getrunken  wurde 
(im  XIV./XVIII.)  aus  öffentlichem  S.  bei  allen  Rech- 
nungspassationen [usw.].'  THagenb.  1882.  S.  noch 
fueren  (Bd  I  975);  Brand  (Bd  V  677);  Bechning  (Bd 
VI  130);  sunder-siech  (Sp.  201).  Mit  näherer  Bestim- 
mung im  Gen.  Wie  's  hed  anno  90  gizellt,  hein-s'  der 
Talschaft  S.  g' feilt  WLö.  (1790  erkaufte  sich  das  Tal 
um  schweres  Geld  die  Unabhängkeit  von  den  W  Zeh- 
nen); vgl.  FGStebler  1907,  35,  sowie  Tal-S.  ,Daz  sy 
kainerlai  gaben  nemen  wellind  änderst  dann  in  der 
landtlütt  s.'  XV.,  Ar  LB.  .Sollen  ouch  die  usslendi- 
schen  . . .  gemelte  buoss  ins  lands  s.  verfallen  sin.' 
um  1500,  U.    ,lch  achte,  welcher  dem  Teufel  gehöre, 


(in; 


Suk.  sek,  sik,  sok,  suk 


dem  henke  der  Herr  den  S.  der  Kirchengütern  und 
Almosens  an  den  Hals,  dass  sie  [!]  hiermit  ihrem 
Grossvater,  dem  Judas,  nachfahrend',  mit  Bez.  auf  einen 
untreuen  Verwalter  des  Almosengutes.  GStähelin  1559 
(Züster  Neuj.  1869).  .Dieselben  zinss  sollen  in  der 
gmeind  s.  glegt  werden.'  1563,  ZAff.  ,Die  32  Gulden, 
so  dem  PrKdikanten  hisshar  jährlich  aus  dess  Spitals 
S.  gegeben  worden.'  1600,  Streitschrift  1713.  S.  auch 
Pensioneii-S.  Dafür  g'meine''  S.  'sgötus  dem  g  meine"  S. 
ScHSt.  (Sulger).  ,Zins,  zehenden  [usw.]  sind  ...  nach 
gstalt  der  zit  billich  und  nuzlich,  damit  die,  so  fremden 
seklen  zu  eignem  nuz  flissig  und  wol  gedient  hond,  iezt 
irem  gemeinen  s.  zuo  gemeinem  nuz  alle  dienstbarkeit 
und  liebe  zuowendid.'  Ansh.  ,Das  der  gemein  s.  zuo  diser 
zyt  nit  zum  stattlichisten  verfasst  und  gemeine  statt 
sunst  ...  dermass  belestiget,  das  es  iro  eben  schwär 
werde  [diese  Ausgabe  zu  machen].'  1541,  Z  RB.  ,Dati 
ei  sumptus  publice,  auss  gemeinem  s.;  auss  gemeinem 
s.  (,aus  der  statt  s.'  Fris.)  wider  lösen,  publice  redi- 
mere.'  Fris.;  Mal.  ,Das  die  armen  lüt,  [sofern]  ein 
statt  nit  uss  irem  gemeinen  s.  zuosatzte,  grossen 
hunger  lyden  müesten.'  1573,  AaL.  StR.;  nachher  , der 
statt  s.'  .[Christus  zu  Judas:]  Den  gmeinen  s.  solt 
du  han;  doch  luog,  das  dich  nit  überwind  der  gydt, 
sonst  würdst  ein  armes  kind.'  1597  (1616?),  L  Spiel. 
, Weilen  er  nichts  hinderlassen,  habe  man  ihn  auss 
dem  gemeinen  S.  zur  Erden  bestattet.'  DTomann  1708. 
, Daher  ist  der  gemeine  S.  des  Orts  so  wohl  versehen 
...  um  so  mehr,  weil  sie  die  Veltlinischen  Aniter- 
gelder  ...  in  den  gemeinen  S.  legen.'  Sereru.  1742. 
.Euere  Hochlehrer  ...  finden  darbei  Gelegenheit,  ihre 
Einkünfte  ohne  Beschwärde  des  gemeinen  S-s  zu  ver- 
bessern.' Sintem.  1759.  S.  noch  B 'erbst- Ge-richt  (Bd  VI 
356);  Rodel  (ebd.  604).  —  2.  Papierdüte  Tu.  ,N.  sig 
im  [einem  Krämer]  mit  gewalt  in  sin  krom  und  in 
die  seckel  gsessen.'  um  1520,  Z.  —  3.  a)  in  Ap;  Bs; 
Z  auch  Dim.,  Hodensack  (von  Tieren  und  Menschen), 
dann  auch  derber  Ausdr.  für  penis  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
Gl;  G;  Th;  W;  Z.  Beim  Schaf  (schon  Tierb.  1563); 
s.  Hoden-Balg  (Bd  IV  1210).  Ein  Kind  fordert  das 
andere  auf  zu  sagen:  Bcggeli!  worauf  es  spottet: 
Schiegg  dem  Hund  am  Seggeli!  GBuchs.  Vgl.  auch 
Seckel-Meister  2  (Bd  IV  526).  En  'brochne"  S.  ha», 
an  einem  Hodenbruch  leiden  ApWolfh.  Er  lät-sich 
um  e"  Chrizer  durch  den  S.  stechen  W;  wohl  Kenn- 
zeichnung eines  Geldgierigen.  Ei"'m  de"  S.  abhau"e", 
derbe  Drohung  gegenüber  einem  Wüstling  ZO.  Mach, 
i'k  hau'"-der  Ei's  a»  S.  ufe»!  AaF.  —  b)  (in  BHk.  auch 
Dim.  Seckli)  derbes  Schimpfw.  auf  Männer,  auch  Kna- 
ben Aa;  Ap;  Bs;  B;  „VO";  L;  Sciiw;  Th;  Ndw;  Z; 
vgl.  auch  die  Zssen.  Wartet,  dir  Seckle  dir!  dir  müesst 
de""  wüsse",  wer  Tubak  i"macht  und  a"züntet!  LLuthem. 
So  lauf,  du  reformierte  S.!  rief  am  Tage  Allerheiligen 
ein  Jäger  aus  AaB.  einem  Rehbock  nach,  den  er,  der 
Katholik,  an  diesem  hohen  Festtag  im  angrenzenden 
reformierten  Gebiete  gefehlt  hatte.  Verstärkt:  Du 
Häxen-  oder  Tunfdjers-S.!  SchwMuo.;  Ndw  (auch  als 
Ausdruck  der  Verwunderung).  Du  tunders  (hell)schies- 
sege-  S.!  SchwMuo.  Dm  tummer  S.!  Aa;  Bs;  B.  Ne" 
langviliger  S.  Bs.  En  alte"  S. !  verächtlich  von  einem 
Manne  Ap;  L;  B;  ThHw.  Häb  du  doch  's  Mül  zue,  du 
alte'  S,!  du  chaust  jo  Nüd  mer  leiste"!  L  (ERöthelin). 
Auch  Dim.,  .Leckervogel'  BHk.  Häb-dich  still,  duS.! 
—  4.  Geschützname.  ,[Bei  Ermatingen  erbeuteten  die 
Eidgenossen]   von  Costenz    zwo   schlangen   guot,   die 


einen  man  den  s.  nennen  duodt,  also  ist  die  selb  mit  dem 
namen  getoufft.'  NSchradin  1499.  .[Beute  bei  Erma- 
tingen] item  2  schlangen  von  Costenz,  iede  uf  20  cent- 
ner, nüw  gössen,  s.  genemt.'  Ansh.;  s.  auch  ebd.  II  220. 
—  5.  in  Entstellungen  aus  Sakrament;  vgl.  Sp.  655. 
Potz  Seckelment!  L  f  (ERöthelin).  Potz  Seckelimiesch ! 
B  (Zyro).     E  d's  Seckelimiesch!  B,  auch  lt  Zyro. 

Ahd.  secchil,  nilid.  serkel  in  Bed.  1 ;  Lehnw.  aus  lat. 
mccellus,  Dim.  zu  «accus.  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1618  ff.  IX 
2805;  Martin-Lienh.  II  345.  Über  die  Berührungen  mit 
Sack  im  Dim.  s.  die  Ann).  Sp.  617.  —  , Seckel',  Hausuame 
ZStdt  (Mein.  Tip.  1820);  .zum  läreu  S.'  ebd.  Als  Fluni.  G 
Berg,  Wattw.  ,Säckel-Hau'  Scb.  ,Seckeli'  GIBilteu.  .Sekellis- 
bach'  (neben  ,SekIis-').  1512,  Ndw;  zu  einem  Personenn. 
,Seck(e)li'? 

Abend  Äbi'g-:  =  Nacht-Seckli  (s.  Nacht -Sack  2 
Sp.  631  o.)  ZrS.    Syn.  Nacht-S.  —  Entstellt  aus  -Zigtji. 

Allmeind-:  Allmendkasse.  ,lst  erkent,  dass  man 
ihme  [für  die  Erlegung  eines  Wolfes]  5  Kr.  uss  den 
Allmeints.  gebe.'  1648,  ADettl.  1904.  —  Stadt- und 
Amts-.  .Die  Urtel  wäre,  das  N.  48  Taller  Sitzgeld 
und  12  Taller  in  Statt-  und  Ambtss.  zahlen  solle.' 
1730,  Zg.  —  Büw-amts-:  Kasse  des  Bauamtes.  ,50  Ib. 
ist  aus  dem  Waldseckel  in  den  Bauamtss.  genommen 
worden.'  1748,  Hotz  1865.  —  Opfer-:  Klingelbeutel 
Bs.  Me"  het  nöhf'g' rechnet,  sit  <lass  d'r  Basler  Pfarrer 
vertribe"  sig,  heig  der  O.  weniger  i"g'no"  . . .  [wenn] 
Ei'"m  der  Sigrist  's  Seckeli  mitsamt  dem  Rölleli  vor 
d'  Schnurre"  het  mitts  i"  der  Predig  BsLie.  (Meier); 
s.  auch  Zwei-Räppli  (Bd  VI  1181).  —  Arbeit-:  =  Ri- 
diggül  (Bd  VI  589);  s.  Band  (Bd  IV  1325  o.).  —  Ar- 
me"-: Armenkasse  Aa;  Ap;  Bs;  S  und  wohl  weiterhin. 
Es  ne'"d  den  A.  verzwant  z'weg,  die  Armenkasse  wird 
sehr  stark  in  Anspruch  genommen  ApA.  (TTobler). 
In'n  A.  g'ströft  werde",  eine  Busse  darein  bezahlen 
müssen.  ATobler  1909.  Dö  müess  der  A.  wider  ferm 
schwitze".  Joach.  1892.  Mer  sönd  beide  g'sond  und 
wand  dem  A.,  wenn  's  Gotts  Wil'en  ist,  nüd  überlege" 
se".  Ap  Volksbl.  1832.  Hauptmann  N.  pflegte  von  den 
Armen  zu  sagen:  Es  will  gad  Alls  mit  Roggen  ond 
Buch  off  den  A.  ineHigge".  1825,  ApTeuf.  .Der  A. 
leide  dadurch.'  Aa  Gem.  1814.  ,[Es  soll]  zwischen  dem 
gemeinen  Gut,  der  Gemeind  und  derselben  A.  gleich 
geteilt  werden.'  BErl.  Brachordn.  1773.  ,Begüterte 
Hausväter  mussten  ihre  Gaben  demjenigen  Vorge- 
setzten einhändigen,  der  gerade  den  Armensäckel, 
welcher  wöchentlich  bei  den  Vorgesetzten  umging, 
verwaltete.'  2.  H.  XVIII.,  Tb  (HHasenfratz  1908).  — 
Ürti-:  Kasse  einer  .Ürti'  (s.  Ürten  5  Bd  I  492).  Die 
.Büchsen'  [Fluni.]  wurde  ,uss  gemeinem  Ürttis.  um 
6000  Pfd  erkauft  und  bezahlt.'  1674,  UwHerg.  S.  auch 
Pflueg  (Bd  V  1244).  —  Flattier-:  Schmeichler;  s. 
büselen  (Bd  IV  1744).  —  Frau"e°-:  1.  Gürteltasche 
(Geldbeutel)  einer  Frau.  ,N.  hat  verjehen,  das  er 
einer  frouwen  ze  Bingen  ein  rotten  frowens.  verstoln 
und  abgesnitten  hab,  dar  inn  werind  7  guldin.'  1436, 
Z  RB.  ,Ein  frouwens.,  darin  5  batzen,  und  ein  mannen- 
seckel,  darin  5  ß  funden.'  1551,  B  Turmb.  —  2.  Dim., 
Pflanzenn..  =  Seckel-Meister  3  (Bd  IV  526)  Ap  (TTob- 
ler); GF.  (BWartm.  1874).  —  Galle"- Seckeli;  s.  G.- 
Sack mit  Anm.  (Sp.  621). 

Gelt-:  auch  Dim.,  Geldbeutel  Aa;  Ap;  Bs  (nach 
Linder  .gestrickter  G.  nach  alter  Art');  B;  Gl;  Gr;  L; 
G;  Schw;  S;  Th;  Uw;  Z.  Vgl.  Seckeli  a.  Da  Äaw-t«* 
mi"  bogglederne"  G.  füre"' zöge".  CStreiff(Gl).  .Männer 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


mit  einem  G.  wie  eine  Zehntscheuev.'  Gotth.  Jetzt 
heisst's:  G.  her!  mer  müend  go"  clmniu"  '/,.  Due 
hed-er  ei"s  Tags  en  G.  volle"  Geld  (/'laden  und  ist  uf 
d'  Heuxhoiffete".  Barnd.  1908.  Me"  mues-  dt"  ganz 
Tag  de"  G.  in'n  Hände"  ha",  klagt  zB.  eine  Hausfrau. 
, Während  ich  [bei  der  Einkehr  im  Wirtshaus]  mein 
Geldsäckeli  in  der  Hand  wog,  das  gar  leicht  und  dünn 
war.'  Gotth.  S.  auch  Mänet-S.  RAA.  und  Sprww. 
Eine  Kälte,  wa  's  1s  im  G.  gi"d.  Barnd.  1908  (BGr.). 
Er  hed-sich  Vil  i"  G.  g'loge",  sein  Vorteil,  Gewinn  ist 
bei  weitem  nicht  so  gross,  wie  er  angegeben  hat  UwE. 
D'  Chrieche"  ziehend  Ei""m  's  Mül  z'simme"  wie-n-e"  G. 
Prophet  1855  (GSa.).  Ei"em  in'n  G.  blase";  s.  blasen 
(Bd  V  141).  Im  Chopf  han-i'h  's  sclw,  aber  im  G. 
fem  's!  ThMü.;  vgl.  Sp.  611.  (Lappi)  tue"  d'  AugefnJ 
üf  oder  de(r)  G.!  Aa;  GRh.,  Wb.;  S  (Schild).  Mach- 
mir,  was  d'  wi'l,  aber  a"  G.  chlopf-mir  nit!  L  (bl- 
eichen). Es  sind  vil  mer  chlei"  Geldseckel  a's  gross 
GrA.  En  grosse"  G.  ha",  reich  sein  Th.  ,Die  Acker- 
bauschulen könnten  wohl  pröbeln,  weil  der  Staat 
einen  grossen  G.  habe.'  FAnd.  1891.  Wenn  Einer  kei" 
g'sehwullne"  G.  bl-sech  treit,  nicht  vermöglich  ist. 
RvTavel  1910.  Gänd-er-mer  Öppis,  so  säg-ichDank,  und 
gänd-er-mer  Nüt,  se  bin  ich  und  de''  G.  chrank  ZVVth. 
(Bettellied).  Minn  G.  hat  d'  Üszeri"g,  d'  Schwindsucht 
Ap;  Th;  ZSth.  E"  blöde'  G.;  s.  Bd  V  26.  In-eme"  lere" 
G.  erstickt  vil  Wisheit,  Sprw.  DGemp.  1904  (BSi.).  In 
gewissen  Dörfern  sollen  nach  der  Fastnacht  die  leeren 
Geldseckel  am  Brunnen  gewaschen  werden  S.  S.  auch 
ver-rumpfet  (Bd  VI  951).  —  2.  Dim.,  Pflanzenn. 
a)  =  (Gelt-)Seckli-Ghrüt  1  (Bd  III  907)  B;  LW.;  GoRh.; 
ScuwE.,  Muo.;    Ndw;    Zg.     Syn.  Schelmen-,    Tüfels-S. 

—  b)  =  Gugg-gauch-Bluem  S  (Bd  V  74)  AAAar.;  GlS. 

—  Vgl.   Gr.  WB.  IV  1,   29-21;   Fischer   111   270. 
Tüfels-Gelt-:  a)  -Seckel  SchwKü.;  Ndw,  -Seckeli 

LStdt  u.  Umg.;  SchwKü.,  Schub.;  USisikon,  =  dem  Vor. 
2  a.  aaOO.  —  b)  =  TüfelsGelt-sack  (Sp.  621)  ÄABb.  — 
Git-:  Geizhals  Th.  —  Hunds-hode"-:  =  Hunds- 
Hoden  1  (BdII994)  ScHwIb.,Ma.  —  Stiere"- hode--: 
=  dem  Vor.;  s.  diejAnm.  Bd  II  994.  —  Hals-.  ,12  hübsch 
rott  H.'  1568,  ZRB.  —  Hunds-:  =  demVor.  ScHwE.,Ma. 

Här-:  1.  Haarbeutel  Bsf;  B  (nach  Gotth.  EB. 
446  noch  Auf.  XIX.  getragen).  ,Es  haben  viele  Kinder 
ihrer  Grossmutter  viel  mehr  zu  verdanken,  als  den 
gelehrtesten  Herren  Professoren,  welche  oft  nicht 
viel  anders  sind,  als  vertrocknete  Haarseckel.'  Gotth. 
,[Die  Aufständischen  1727]  wirftefn]  den  Heren  [von 
Visp]  die  Pahrrüggen  und  Harrseckel  über  den  Boden 
hin  das  Waser  und  mit  Füsen  ingetreten  und  hernach 
wider  ihn  auf  ihre  Köpfe  gesetzt  habe;  so  ranten 
ihn  den  Unflat  über  ihre  Köpfe  hinunter,  wie  ein 
Kalbsscliweif  mit  Unflat  angerichtet  wäre.'  W  Chr. 
um  1800.  ,Item  ein  H.  gekauft  33  Schi.'  1740,  L  (für 
einen  Schüler  der  Jesuiten).  ,Ein  H.  30  ß.'  1764,  Z 
Haush.  (öfter).  Auch  im  Schw  Bartlispiel  XVIII./1829 
(AfV.  XIII  300).  —  2.  übertr.,  (leichter)  Rausch  Bs; 
L;  W.  Syn.  H.-Bütel  (Bd  IV  1920);  Kibel  3  b  (Bd 
VI  49);  Zopf.     E"  H.  ha". 

Auch  eis.  in  beiden  Bedd.  (Martin-Lienh.  II  345)  und 
schwäb.  (Fischer  III  1183);  zur  Sache,  vgl.  , Haarbeutel'  bei 
Gr.  WB.  IV  2,  24  (wo  auch  die  Bezeichnung  , Haarsack'  aus 
Frisch). 

Schuel-herren-:  vom  Schulrat  verwaltete  Schul- 
kasse; vgl.  B  Schulordn.  1548,  188.  ,Schuol-  oder 
schuolherrenseckel.'  1541,  B.    .[Einem  Sehulbeamten] 


gibt  man  je  ein  vererung  US  dem  seh.'  B Schulordn. 
1548. 

Huere"-:  gemeiner  Schimpfname,  stuprator  Bs 
(Seiler);   WLö.;   Z.  —  Vgl.   Martin-Lienh.  II  345. 

Herd-:  Kapitalvermögen  der  Herd-G'-meind  zu 
BHuttw.  (JNyffeler  1871);  s.  Bd  III  303.  —  Hut-: 
Hautbeutel  des  Bisamtieres;  s.  Balzen 2  (Bd  IV  1228); 
für-bringen  (Bd  V  727).  -  Jag-:  Schimpfname.  1869, 
Zd  (Ithen).  —  Chüe-:  1.  =  Hunds-hoden-S.  (Sp.  669) 
AAGrüt/Lindenberg.  —  2.  derb-vertrauliche  Schelte 
auf  Mannspersonen,  oü.  Du  bist  en  Ch.  —  Chümi"-. 
En  alter  Ch.,  von  einem  geilen  Alten  Z  (Spillm.). 
Vgl.  Chümmel  4  (Bd  III  295).  —  Kunst-:  kunstreich 
gearbeiteter  Beutel ?  ,Ein  lider  k.'  1586,  Bs  Kunst- 
samml.  1907.  —  Kapitel-:  Kasse  eines  Kapitels. 
,[Es]  wird  erkennt,  dass,  wann  der  K.  die  über  die 
Mahlzeit  gehenden  Kosten  nicht  entrichten  könnte,  aus 
dem  Stadtseckel  fl.  10  bis  12  dazu  zu  geben.'  1647, 
KWild  1847.  —  Chüetschi-,  in  LG.  Chüentschi- : 
=  Chüe-S.  1  AaoF.;  LG.  (auch  lt  Ineichen),  W.;  Schw 
Arth.G.,  Kü.;  Zg.  —  Oh  lücker-  Seckeli:  Beutelchen 
für  die  Spielkugeln  der  Knaben.  AToiiler  1901/2  (Ap). 

—  Leder-:  lederner  Beutel;  s.  Balg  (Bd  IV  1214).  — 
Land-,  auch  .Lands-':  Landes-,  Staatskasse  Ap;  Gl; 
Uw;  U;  W  (doch  überall  veraltend  oder  f);  vgl.  auch 
(Lands-)  Seckel- Meister  (Bd  IV  525/6).  Der  L.  ist. 
früeher  rlcher  g'se"  Ap  (TTobler).  ,In  den  L.  gebüsst 
werden.'  ebd.  (Kanzleispr.).  .Welchen  sy  zuo  eim 
landtman  nämen,  der  sol  20  rinisch  guldi  in  lantzs. 
antwurten.'  1517,  Gl  LB.  .Soll  der  halbe  Teil  der 
Buoss  inn  Landts.  und  der  ander  halbe  Teil  in  den 
Tagwenseckel  gehören.'  1646,  ebd.  Abgabe  in  den 
, Landsäckel.'  1660,  Ndw  Beitr.  1884.  .[Das  Geld]  in 
den  Lands,  gelegt'  1704,  Ap  JB.  Die  Regierung 
steuerte  an  die  ,neuw  aufgebauwt  Pfarrkürchen  auss 
dem  Landts.  100  Taler.'  1718,  Ndw  Beitr.  1885.  S.  noch 
Ent-geltnis  (Bd  II  280).  —  Lismer-:  „eine  Art  Ridi- 
cule,  worin  die  Strickerei  getragen  wird"  Z  (Sieg- 
fried); St.  (oO.).  —  Arme°-lüte°-:  Landesarmen- 
kasse ;  vgl.  Ä.-L- Seckel- Meister  (Bd  I V  526).  Iez  chönnt- 
d'r  [die  verarmte  Familie]  a"  A.  ane"  und  a"  Spüälvogt. 
MLienert  1888.  ,Es  bestand  ein  sog.  Armenleuten- 
säckel,  herrührend  von  frommen  Stiftungen  und  andern 
wohltätigen  Beiträgen,  der  in  Zeiten  der  Not  Zu- 
schüsse aus  dem  Gemeindegut  und  der  Spitalstiftung 
erhielt.'  DSteinauer  1861  (Schw).  Nach  TTobler  öfter 
im  Ratsprot.  von  ApA.,  zB.  1609.  —  Man  ne°-:  (Geld-) 
Beutel  für  Männer.  ,Für  ein  Dotzet  mittel  Mannen- 
seckel  1  Ib.  5  ß.'  Bs  TOrdn.  1646.  S.  auch  Frauwen-S. 
(Sp.  668).  —  Mänet-  .Monat-':  Beutel  für  das  monat- 
liche Almosengeld.  ,Aus  dem  [Almosen-]Amt  wird 
jeder  Pfarrgemeinde  2  leinerne  Geltsekel  mit  perge- 
mentener  Aufschrift  ihres  Namens  verschafft.  Der 
Obmann  muss  gleich  nach  jedem  Pflegertag  den  Be- 
trag der  in  eine  Pfarre  geordneten  Monatgelter  in  den 
einten  dieser  Sekel  richtig  zusammenzählen  ...  und 
sammtlich  diese  c.  130  so  genannte  Monatsekel  in 
alphabetischer  Ordnung  so  bereit  legen,  dass  die  Ab- 
holler  solche  ohne  Aufenthalt  beziehen  können.'  1784, 
Z  (Ordn.  für  das  Almosenamt  zu  den  Augustinern). 
,Den  Gemeinden,  so  Monatsekel  haben,  wird  der  Be- 
trag ihres  Gutjahrs  mit  demselben    zugesendet.'   ebd. 

—  Ge-mein  G'meind/s)-:  Gemeindekasse  Aa;  Ap;  B; 
G;  Th;  meist  f.  ,Eine  jährliche  Abgabe  in  den  Ge- 
meindss.'    Aa  Gem.     , Ihnen    in    begebender   Not   aus 


671 


Salt,  sek,  sik,  sok.  suk 


672 


ihrem  Gemeindts.  helfen.'  1639,  GAltenrhein.  Der 
Lehrer  iu  Unter-Tuttwil  bezog  eine  alte  Dublone  aus 
dem  .hochgerichtliehen  Gemeindesäckel.'  2.  H.  XVIII., 
JNater  1898.  ,[An  der  Gemeindeversammlung  Feh- 
lende müssen]  8  ß  Buss  in  den  Gemeinds.  bezahlen.' 
1795,  ZBalm.  ,Wenn  in  einer  Gemeinde  nur  ein  Stück 
Strasse  gemacht  werden  soll,  so  müssen  die  Gemeinds- 
genossen frohnen,  sobald  der  Gemeindss.  nicht  zu- 
reicht.' Gespe.  um  1800.  —  Muni-:  1.  a)  Hodensack 
des  Zuchtstiers  Bs;  L;  Z.  Wird  von  vielen  Leuten 
als  Delikatesse  gesehätzt.  —  b)  gemeines  Schimpfw. 
Bs;  Z.  —  2.  Ptianzenn.  a)  =  M.- Hoden  (Bd  II  994), 
Ghüe-S.  „AaF.\  Häggl.,  Heit.,  Wohlensw.;  Ap;  B;  L 
„G.",Neud.;  auch  nach  Füglistaller  (oO.).  —  \>)  =  Süic- 
Bletter  (Bd  V  186)  AAMell.  Syn.  Chälbli  ÄAWett.  - 
c)  =  Bock-Blüemli(ß&  V  85)  LHorw.  —  Maria  ,Maia-': 
=  Frauwen-S.  2  (Sp.  668)  GF.  (BWartm.  1874).  MeieS. 
laudi,  wenn-?  nöd  göst,  so  hau-dich,  Kinderreim  ApHer. 

—  Nacht-:  =  Äbend-S.  (Sp.  668)  Z  IS.  Das  den  letzten 
Schlag  Behaltende  wird  verspottet:  Du  hast  de"  N. 
(bist  der  N.)  oder  muest  de"  N.  träge"!  worauf  es 
etwa  antwortet:  Ich  we?t  lieber  de"  N.  träge",  weder 
dir  di"s  Füdli  fege" ! —  Pater- noster-:  Beutelchen 
für  den  Rosenkranz.  N.  hat  ua.  gestohlen  ,ein  Stu- 
dien, zweipaternostersekelly,  zwei  swarze  paternoster.' 
1442,  ZRB. 

Bi-:  kleinerer,  neben  einem  grössern  angebrachter 
Beutel.  Vgl.  Bi-Seckli  (Sp.  631).  ,Do  bot  er  iren  ein 
ringli  und  jach  also:  se  hin,  das  ist  der  ring!  Sy 
nam  inn  und  wott  inn  in  ein  byseckeli  tuon,  darinn 
was  angeferd  das  briefli  mit  dem  halben  ducaten;  das 
begert  er  ze  gschowen.'  1525/7,  Z  Ehegericht.  ,Pas- 
ceolus,  ein  läderiner  seckel  oder  beis.,  ein  täschle.' 
Fris.;  Mal.  —  .Beiseckel',  Name  eines  Hauses  ZUet. 
(Leuthy). 

B o  c  k -  Seckeli.  ,Schnupfsäckeli  oder  Bockseckeli 
hiess  eine  alte  Wahrsagerin  mit  grossem  herabhängen- 
dem Kropf  BHuttw.  (Gotth.  EB.  612);  vgl.  Schnupf-S. 

—  Der  Kropf  verglichen  mit  dem  Hodensack  eines  Bockes. 
l°-bind-:  Dim..  Beutelchen  für  das  In-bind-G'elt 

(BdII258).  ,Es  sollend  alle  Yubindseckelin,  als  mit 
denen  nur  ein  grosser  überflüssiger  Kosten  getriben 
wirt ...  gänzlich  verbotten  syn  und  die  Ynbindpfenning 
in  luterm  einfaltem  Papyr  überantwortet  werden.' 
Z  Mand.  1627/8.  1636.  1650.  —  Pensionen-:  Kasse, 
in  die  die  Jahrgelder  auswärtiger  Fürsten  flössen. 
Vgl.  P.-Sack  (Sp.  632).  ,[Es  seien  der  Räte]  dry  oder 
Her,  die  handlend  mit  dem  pentzionens.,  das  in  dünkte 
nndzimlich  [!]...  sigen  ettlichen  4  kronnen  worden  . . . 
das  hette  in  der  landtlütten  seckel  gehörrt.'  1550,  Uw 
(BAnz.  1889,329).  —  Bapp-:  schwächlicher  Mensch, 
.Schlappschwanz'  Th.  —  Papir-,  B-:  =  Seckel2  Th;  Z. 

—  Berg-:  1.  Kasse  eines  Gutes  im  ,Berg'  in  ZStdt. 
,Zuschuss  an  Gelt  zur  Unterhaltung  des  Bergs:  Aus 
der  grossen  Kist  in  den  B.  getan  fl.  692.'  1787,  Z 
Haush.  ,Aus  dem  Zinssgeld  in  den  B.  getan  150  ja.' 
1789,  ebd.  —  2.  pers.;  vgl.  Seckel  3  b.  ,Du  Käzers 
Limmel!  ...  Du  scharmante'  Esel!  Du  B. !'  zu  Einem, 
der  im  Überberg  wohnt.  Talhochz.  1781.  —  Burs-: 
Kasse  einer  ,Burs';  s.  Burs  2  (Bd  IV  1601).  ,Uft"  ires 
[der  Schiffsleute]  Heischen  hin  gab  ich  inen  ein  Pfänig, 
dan  ich  den  Burseckel[!]  hat'  Stockm.  1606.  —  Brut-: 
Geldbeutel  als  Brautgeschenk.  Vgl.  Brut- Taschen.  ,So 
manches  Tausend  Guldin  einem  Jeden  seine  Braut  zu 
Heuratgut  zubringt,   für  so  manches  Hundert  Guldin 


mag  er  ihro  verehren;  in  solchem  aber  sol  alles  be- 
griffen sein,  es  seien  Kleider,  Kettinen,  Ring,  Brauts., 
auch  das  bar  Gelt  darinen.'  GMand.  1611.  — Pfaffe"-: 
l.  =  Pf.-Sack  (Sp.  635).  Pf.  lud  no'h  Boude"  no°*  Teckel 
UAnd.  E"  Pf.  häd  ke'"  Bode"  und  ke"  Deckel  Aa 
Wohl.  (, alter  Spruch').  ,Alle  dise  Weihungen  sind 
ersinnet  worden,  derweil  sie  alle  dienen,  dem  Pf.,  der 
keinen  Boden  hat,  etwas  einzutragen.'  ClSchob.  1699. 

—  2.  gemeines  Schimpfw.,  Pfaffenfreund  Bs  (Seiler). 
Pflungg-:  scherzh.  Bezeichnung  des  Verlierenden 

beim  pßüngglen  (s.  Bd  V  1250)  LNottw.,  auch  lt  ALüt. 
Vgl.  Strumpf-S  —  pflungg -seckle":  =  pflüngglen 
L  (ALüt.). 

Röd-:  Gemeindekasse  ApOberegg  (T.);  vgl.  Röd3c 
(Bd  VI  595).  Die  .Dorfschaftsteuer'  an  den  R.  be- 
zahlen. 1793,  GKriess.  —  Ross-:  1.  Hodensack  des 
Pferdes.  Aus  B.  sollen  die  schwarzen  Radiergummi 
gemacht  werden  Ap;  Tb;  Z;  vgl.  dazu  Martin-Lienh. 
II  346.  -  2.  Pflanzenn..  =  Muni-S.  2  a  AALeer.  (H.). 

—  3.  pers.,  derb-vertrauliches  Schimpfw.  Th;  ZO.  Du 
bist  en  B.!  —  Sakrament-:  wohl=  Ver-war-S.  (s.  d.). 
,2blaue  Sakramentseckel.'  1687,  WNaters(Kircheninv.). 

Süw  Sau-:  =  Seckel  3  b  Bs.  —  Auch  bei  Martin- 
Lienh.  II  34B. 

Schaf-  C-ö-J :  1.  Pflanzenn.,  =  Boss-S.  2  SNA. ;  UwE. 

—  2.  verächtl.  Schimpfw.,  .Schafskopf'  Aa;  Ap;  Bs; 
B;  Th;  W;  Z;  wohl  zieml.  allg.  -  Vgl.  Martin-Lienh. 
II   346. 

Schuel-:  Schulkasse  B.  ,Als  wir  [100  Pfd]  an 
unser  schuol  alhie  järlich  uf  Martini  in  seh.  ze  wären 
bevolchen.'  1586, B.  S.auch Schuel-herren-S.(SpM9u.). 

—  Sclieliue'-SecMj:  Pflanzenn.,  =  Gelt-S.  2  a  (Sp. 
668)  GuRh.;  ZaBaar.  —  Schmü-:  Dim.,  Geldbeutel 
für   kleine   Gewinnste    Gl  (Leuzinger).     Vgl.  Schmü. 

Schnupf-:  Dim.,  eig.  Beutelchen  für  Schnupf- 
tabak. ,Schnupfsäckeli',  Übername  eines  alten  Weibes 
(Gotth.  XXI  255);  s.  Bock-S.  —  Säckeli  nach  der  schrift- 
sprach],   Schreibung. 

Schwätz-.  ,Er  ist  ein  rechter  Schw.,  Plauderer, 
Klappermann,  Lugenkrähmer.'  J  Meter  1692.  — 
Spend-:  Armenkasse  B  (Zyro);  vgl.  Sp.-Guet  (Bd  II 
552).  —  Spgndier-.  ,[Der  Papst]  hat  manchesmal 
müssen  den  Sp.  eröffnen.'  ClSchob.  1699. 

Stieb  Stüb-:  =  Täfels-Geld-sack  (Sp.  621)  Z.  In 
der  Hausapotheke  der  Tante  sind  i"  sübere"  linene" 
Seekiene"  g'si":  ...  Ilie"plätter,  Bai"farre"bluest  und  St., 
alles  um  en  Te,  e"  Salb  z'  prepariere"  . . .  KBiederm. 
1888  (ZWth.).  -  Der  Same  diente  früher  als  Blutstillungs- 
mittel. 

Stöle"-:  ei-  bis  faustgrosser  Auswuchs  an  der 
Kniekehle  am  Vorderbein  des  Pferdes,  herrührend  von 
unbequemem  Liegen  BU.  (Friedli).  —  Stiere"-: 
Pflanzenn.,  =  Muni-S.  2a  Ndw.  —  Stur-:  Steuerkasse 
B;  Th;  Z  und  weiterhin.  —  Stadt-:  Stadtkasse  Aa 
(Gem.  1844);  ZStdt  f.  ,Die  Besoldung  fiel  [im  XV.] 
nicht  der  Staatscasse  oder  dem  St.,  wie  man  es  hiess, 
sondern  unmittelbar  dem  Lande  auf.'  vRodt  1831  (B). 
,Dise  statt  Zürich,  wiewol  sy  iren  schätz  treffenlich 
zuo  fürderung  des  Evangelij  angriffen,  hat  sy  doch 
kein  closter  in  den  st.  verordnet,  als  aber  Egg  für- 
gibt.' Zwinsli.  , [Die  franz.  Unterhändler  sagten:]  Das 
hiesse  gmeiner  nuz,  nit  wenn  der  stats.  [in  der  1.  Aufl. 
irrtümlich  ,Staatss.'],  sunder  wenn  der  gmein  mann 
gelt  hätte.'  Axsh.  Dem  Einzelnen  zuhanden  des  St-s 
,ein   billigs    uffzeleggen.'    1625,    Z.     Dass   die  Kosten 


Sak,  sek,  sik,  sok,  suk 


reduziert  und  ,der  St.  billich  mehr  verschont'  werde. 
1045,  B  (Imob.  1878).  S.  noch  Herren-Pfruend  (Bd  V 
1288);  Amts-,  Kapitel-S.  -  Stäts-:  Staatskasse  B; 
Gl;  Th  und  sonst.  —  Strick-:  =  Lismer-S.  Bs.  Si 
hei  vor  Zorn  's  Mi'd  wie-n-e"  Str.  z'sämme"'zoge". 
EHetzel  1885;  vgl.  Tabak-S.  Auch  als  Spitzname 
BsStdt. 

Strumpf-:  =  Un-gerad  (Bd  VI  514  o.),  lt  JRoos 
auch  Bezeichnung  der  betr.  unpaarigen  Karte  L.  Syn. 
Strumpf- Sack  (Sp.  642);  Pjlungg-S.  -  strumpf- 
seckle":  das  unter  Blieb  16c  (BdIV929)  beschriebene 
Kartenspiel  machen  L  (so  lt  JRoos).  Nach  ALütolf  ist 
der  Gang  des  Spiels  etwas  anders:  jeder  Spieler  erhält 
5  Karten  und  die  verbleibenden  Karten  werden  von 
Denen,  die  während  des  Spiels  nicht  .Farbe'  haben, 
aufgenommen,  bis  sie  .stechen'  können;  gewonnen  hat, 
wer  zuerst  keine  Karten  mehr  hat,  der  andre  ist 
Strumpfsack. 

Tabak-,  Tubak-,  in  Ap;  GT.  Back-:  Tabaks- 
beutel Ar;  B;  G;  S;  Th;  Uw;  Z.  In  seiner  einfachsten 
Form  eine  Schweins-  (auch  Rinds-)blase,  sonst  aus 
Leder,  wenn  bes.  schön,  aus  weissem  Leder,  oft  mit 
Beschlägen  aus  Messing  oder  andersfarbigem  Leder; 
so  bei  den  Sennen  in  GT.  (s.  die  Abbildung  AfV.  XIII 
103),  ähnlich  in  Ap:  ,[Die  Tanzmusikanten]  bergen 
den  Tabak  in  einem  weissledernen,  am  Boden  messing- 
beschlagenen JS.  in  der  Seitentasche  der  roten  Weste.' 
ATobler.  E"  schöne'',  wisse?,  lederiger  Tubaks.  BiRND. 
1904.  Auch  gehäkelt  B  (Rischer  1903).  Nachher  het-er 
si"  Tubakpfiffen  «,,rf  der  T.  füre"g'non  uw'  Ei"s  Vg'macht. 
Loosli  1910.  De"  B.  falle".  HKFrick  1900.  Oben 
mit  Riemen  oder  Schnur  zum  Zuziehen;  daher:  [Das 
Weib  hat  ihre  Lippen]  chönnen  us-enangcre"  schrissen 
u"d  z'säme"zieh"  wi-n-e"  lederige"  Tubaks.  SGfellek 
1911  (BE.).  , Zuweilen  spitzte  er  süss  den  Mund  und 
zog  ihn  dann  wie  einen  Tabaks,  zum  freundlichsten 
Lächeln  wieder  von  einander.'  Gottb.  Sie  dürfen  in 
dem  Laden  Rauchtabak,  lederne  Tabakseckel,  Un- 
schlittkerzen  [usw.]  halten.  1742,  L  (FHaas  1909). 
—  tubak-seckle".  Wer  weiss,  wi  mängist  het-si 
[ein  böses  Weib]  selb  Nacht  ires  Mül  uf  und  zue 
tubaksecklet !  SGfeller  1911;  individuell? 

Tufels-:  1.  Dim.,  =  Gelt-S.  2  a  SchwKü.  (Rhiner 
1860).  —  2.  die  Frucht  von  Niesswurz,  Veratr.  alb. 
Sciiwlbach.  (ebd.).  —  Tal-:  Kasse  einer  Talschaft; 
s.  FGStebler  1907,  35.  —  Teiler-:  Genossenschafts- 
kasse. ,In  den  T.  soll  jeder  haushäbliche  Teiler  20 
Schi,  bezahlen.'  1045,  AKüchler  1895.  —  Taschen-: 
in  der  Tasche  getragener  Säckel?  ,1  T.  mit  silbernem 
Schlösslein.'  1796,  Sch  Inv.  —  W  ib  er -:  =  Frauwen-S.  1 
(Sp.  668).  N.  hat  gestohlen  ,uss  einem  w.  zwo  krönen 
...  item  uss  erstgedachtem  w.  by  siben  batzen  und  ein 
silbernen  ring,  welliches  einer  mätzen  gsin.'  1539,  Z 
RB.  —  Wald-:  von  der  Verwaltung  eines  Waldes 
geführte  Kasse;  s.  noch  Bmv-amts-S.  .Einnehmen  des 
W-s  358  Ib.;  dabei  35  Ib.  ab  14  Klafter  tanni  Holz 
erlöst.'  1747/8,  Hotz  1865.  —  Tag-wan  -wen-:  Ge- 
meindekasse Gl  (St.b).  S.  auch  Land-S.  (Sp.  670)  und 
vgl.  Tag-wan.  —  Ver-war-:  „eine  Art  damastenen 
Beutels  mit  seidenen  Quasten,  worin  das  hl.  Abend- 
mahl und  geweihte  Ol  in  silbernen  Gefässen  aufbe- 
wahrt wird  und  den  der  Priester  am  Halse  trägt, 
wenn  er  einen  Totkranken  in  weiter  Ferne  besuchen 
muss.  kath. Schweiz" ;  Zg  (,vor  Altem;  später  benutzte 
man  das  ZibOri,  jetzt  meist  das  Verwar-Chrüz').    Audi 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


1778/99,  AAOLunkh.  Syn.  „Verwar-Burse";  vgl.  auch 
Sakrament- S.  —  Prediger- wittwen-:  Unter- 
stützungskasse  für  Predigerwitwen.  ,Krau  N.  lässt 
dem  Ministerio  zum  Grund  für  einen  Pr.  200  fl.  zu- 
stellen.' 1714,  KWild  1847.  —  Zungen-:  wohl  le- 
derner Beutel  mit  zungenförmiger  Klappe,  die  zum 
bessern  Verschluss  über  die  zsgezogene  Öffnung  ge- 
schlagen und  festgebunden  wird  (die  Sache  noch 
Ap).  ,Pür  ein  Dozet  gross  Zungenseckel  1  Ib.  15  ß.' 
Bs  TOrdn.  1646.  -  Zins-:  Zinskasse.  ,Do  hat  ein 
wise  stat  Basel  ...  ires  z-s,  komkastens  und  winkellers 
eignen  schaden  [der  bei  einem  auf  ihr  Gebiet  sich 
ausbreitenden  Kriege  erwachsen  würde]  bedacht  und 
dem  vorzesin  ir  Eidgnossen  ernstlich  berüeft,'   Ansh. 

Seckelärim.:  leichtes  Schimpfw.  Ndw  (Matthys; 
nach  neuerer  Angabe  selten).  —  Zur  Bildung  vgl.  Gagge-, 
Liri-Lari.  -Lari  (Bd  III   13C2). 

seckle":  1.  abs.,  berufsmässig  Beutel  verfertigen, 
das  Beutlerhandwerk  betreiben  ß  (Zyro);  L  (St.b); 
Sch  (Kirchh.,  auch  lt  St.");  Zg  (St.b).  -  2.  a)  in  die 
Tasche,  in  den  Geldbeutel  greifen  ApL,  K.,  M.  (T.). 
„(Üs-Js.,  Geld  ausbezahlen  Gl"  (auch  St.b);  „Sch" 
(auch  St.b,  lt  Kirchh.  seckle");  „Z."  Syn.  seeklaren.  — 
b)  Geld  uä.  ,s.',  in  den  Beutel  tun,  einstecken.  ,N. 
rette,  er  hettis  der  muoter  glich  wider  gen  und  bette 
derselben  geltz  nützit  gesecklet.'  1507,  Z  (Nachgänge). 
.Denen,  die  das  gelt  [die  Pensionen]  secklend,  denen 
manglet  daby  nüts.'  Zwingli.  .Sobald  die  8  ort  den 
franzesischen  punt  versiglet,  ire  sunnenkronen  ge- 
seklet  und  ouch  ire  pensionen  zuo  Lyon  zereichen 
verordnet  haftend.'  Ansh.  ,Hei,  botz  wunden!  unsere 
hern  seklen  die  kilchen  und  klostergüeter.'  ebd.  ,Wo 
sy  findent,  das  umb  gelt  gespilt,  also  das  gelt  gesetzt 
und  gesecklet  wirt,  söllent  sy  die  buossen  inzüchen.' 
1549,  Z  RB.  ,Refundere,  widergäben  das  einer  em- 
pfangen hat,  widerumb  s.;  condere  in  crumenam,  s.,  in 
seckel  gehalten.'  Fris.;  Mal.  Auch  zu  Seckel  lb:  ,400 
Gl.  Lucerner  Wärschaft,  die  da  also  bar  empfangen 
haben  meine  gn.  Herren  von  Lucern  und  gesecklet  in 
ihr  Statt  Seckel.'  RCts.  Verallg.,  (heimlich  und  un- 
erlaubt) in  die  Tasche  stecken,  sich  Vorräte  sammeln 
B,  ,furtim  auferre.'  Id.  B.  —  c)  (us-)s.,  mit  Acc.  P., 
„Einem  den  Beutel  leeren,  rein  ausplündern,  zB.  beim 
Spiele  B;  VO;  Gl;  Gr;  Z."  —  3.  abs.,  rütteln,  schüt- 
tern. [Der  Fahrende]  lachet  und  singt,  gab  wie  der 
Wage"  secklet.  Joach.  1885  (S).  Die  Jumpfere"  lachet 
[beim  Fahren]  über  das  S.  ebd.  —  4.  mit  Richtungs- 
best.;  s.  auch  die  Zssen.  a)  fdervo"-,  fort-Js.,  in  der 
Knabenspr.,  davon  springen,  sich  davon  machen  Bs 
Stdt;  BStdt.  Er  isch  dervo"  g'secklet.  Seggle  doch  fort ! 
Wo  ist-er  acht  iis  g'secklet?  BStdt.  —  b)  (ufe"-,  ume"- 
usw.)  s.,  müssig  oder  in  schlechter  Absicht  wohin 
gehn,  herumschlendern  Sciiw;  Zg.  —  ge-secklet. 
.Gesecklet  gelt';  s.  Wät-Sack  (Sp.  046).  .Darzuo  so 
söltid  die  erben  die  1600  krönen  in  der  stat  seckel 
legen  ...  [Später]  ward  beschlossen,  dass  man  den 
unwirsen  erben  sölte  uss  gnaden  den  halben  teil  ge- 
sekleter  krönen  wider  geben.'  Ansh. 

Vpl.  Gr.  WB.  VIII  1620.  I\  2806  (in  Bed.  '2  b);  Maitin- 
Lieuh.  II  346  (auch  in  Beil.  4  a),  sowie  tacken,  melden  (Sp. 
648/50.   65-2),   zu    3   auch  bullen   S  (B.l    IV    1921). 

ab-.  Er  ist  abg'secklit  worde",  von  einem  Beamten, 
mit  Schimpf  von  seinem  Amte  weggekommen,  abge- 
setzt worden  AaF.  (Meier). 

Hie'-:  =  secklen  4  b  „VO",   , umherlaufen  wie  ein 


675 


Sak,  sek,  sik,  sok, 


676 


Ziegenbock'  SchwE.  (Ochsner),  herumschwärmen,  sich 
(planlos)  herumtreiben  L;  Schw.  Du  bist-mer  e"  Nette'', 
so  im  Land  ume"z's.!  L  (JRöthelin).  —  Auch  eis.  (Martin- 
Lienh.   II   346). 

i"-:  a)  (Geld)  einsacken,  einstreichen,  zT.  mit 
scherzh.  Nbsinn  Ap;  Bs;  B;  Th;  Z.  , Wieviel  ich  [der 
Schulmeister  an  Gehalt]  nun  eins,  konnte.'  Gotth. 
Auch  einsacken  übh.,  zB.  vom  Nachtisch  bei  einer 
Mahlzeit,  um  es  nach  Hause  zu  bringen  Bs.  —  b)  mit 
Dat.  P.,  Einem  in  den  Beutel  tun,  ausbezahlen.  .[Die 
Käufer  von  Pfandgut  sollen]  nit  verbunden  syn,  das, 
so  sy  uss  solchen  Güteren  [beim  Wiederverkauf]  für- 
lösen wurdent,  dem  Schuldner  zuoersetzen  und  in- 
zuosecklen,  sonder  es  sollend  inen  dieselben  Güter 
zuo  Gwün  und  Verlurst  für  das  ir  heimdienen.'  1622, 
AaBi-.  StE.;  1623,  AAZof.  Gerichtssatzg.  .Alsdann  mag 
das  Gericht  die  gevellte  Urteil  ufheben,  sover  die 
Gerichtsbuss  dem  Gegenteil  uf  der  Slätt  ingesecklet 
werde.'  F  StB.;  frz.  soit  remboursee.  —  a  auch  bei  Gr. 
WB.  III   261. 

under-:  mit  Acc.  P.,  Jmd  den  Sack  durchsuchen 
Z  (einzelne  Angabe). 

üs-,  in  W  auch  -seckju:  1.  (Geld)  aus  dem  Beutel 
tun,  ausgeben,  (aus)bezahlen,  , blechen'  AALeer.;  Ap; 
B  (.expendere  pecuniam.'  Id.);  Sch;  Schw;  S;  Th;  W; 
Z;  meist  abs.  Tue  e'mäl  ü.!  ZDättl.  Zusann  und 
Annmarei,  ge'")id  dünn  der  ander  Batze" !  Nu"  hurtig, 
seckle"d  üs!  Stütz,  Gem.  Er  hat  brav  ü.  mües"e"  ScuSt. 
(Sulger).  Der  Alt  mues"  aber  ei"s  ü.,  für  seinen  Sohn 
B  (Zyro).  ,Für  den  Mundproviant  hatte  ich  all  meine 
schönen  Dublonen  ...  auss.  müssen  bis  auf  die  letzte.' 
Schweizer  Bauer  1399  (S).  ,Dass  sie  den  Kriegs- 
knechten Gelt  auss.  müssen,  biss  sie  gnug  hatten.' 
FWvss  1650.  ,Des  Wirts  Zehrung  und  was  der  selbe 
sonsten  von  dess  ergehenden  Uffahls  wegen  mitBillich- 
keit  usgesecklet  hette.'  Z  Mand.  1060/94;  ZKyb.  Graf- 
schaftsrecht 1675.  ,Wenn  die  angewandte  grosse 
Summe  Gelds  unnütz  ausgeseckelt  sein  müsste.'  1005, 
Absch.  (Obw).  ,[Von  den  20  Pfd  Almosen  gab  ich 
11  Pfd]  dem  Schulmeister  ...,  von  den  übrigen  sekle  ich 
auss  alle  Tage.'  1692,  ZBrütten  (Pfarrbericht).  ,Dass 
ich  vermittlest  meiner  Kleidung  und  vielfaltig  ge- 
habten Kosten  all  mein  zusammen  getanes  Gelt  habe 
auss.  müssen.'  1695,  B  (Hausbuch  von  JRFellenberg). 

—  2.  (in  S  lt  Joach.  -seckele")  mit  Acc.  P.,  =  secklenäc 
(?.  d.),  bes.  beim  Spiel  S  (Joach.);  W  (Tscheinen);  Z. 
Mer  händ-e"  üsg'secldet  ZDättl.  Er  isch  auch  i"  der 
Slraupinle"  g'si"  und  het  hülfe"  's  Webers  Toni  [der 
Allen  bezahlte]  wider  einisch  w.  Joach.  1881.  Ich 
bi"  üsg'secklet,  habe  keinen  Rappen  Geld  mehr  ZZoll. 

—  üs-g(e)secklet.  ,Ü(-s)  Gelt',  ausgegebenes,  aus- 
bezahltes. ,Sein  ausgesecklet  Gelt,  so  er  in  Gricht- 
und  Appellatzkosten  ausgeben.'  1042,  BSa.  ,Dess  u-en 
Geltes  halber.'  1050,  Z.  ,Dass  nachwärts  das  samt- 
liche aussges-e  Gelt  ...  der  Gemeind  wider  gut  ge- 
macht werden  solle.'  B  Bettlerordn.  1727. 

Vgl.  Gr.  WB.  I  942;  Sanders  II  833;  Fischer  I  502; 
Sieb.  WB.  I  338. 

usen-:  Geld  aus  dem  Beutel  nehmen  ZO.   Tue"  u.! 

ver-:  Einen  (beim  Spiel)  besiegen,  zu  Schaden, 
übh.  in  eine  fatale  Lage  bringen,  .hineinlegen'  BsStdt 
(bes.  in  der  Knabenspr.);  BStdt  (Schülerspr.);  ScHHa. 
De"  Biiech  v.,  in  der  Sprache  der  Winkelwirtschaften, 
Animierkneipen,  einen  Gast  rupfen,  ausbeuten  ZStdt. 
De"  han-icU  (Der  isch)    versegglet!  BsStdt.     De"  hei"- 


mer  schön  versecklet!  gehörig  gefoppt  und  blamiert 
BStdt.  Iez  bin-ich  schö"  versecklet!  getäuscht,  betrogen 
ScnHa.  —  Ans  der  Gaunerspr.;  vgl.  Fischer  II  1284/5,  wo 
auch   noch  andre  Bedd. 

be-:  =  secklen  2  b.  Die  Geleitsleute  schwören,  von 
dem  Geleitgeld  Nichts  zu  ,b.  noch  zuo  behaben',  son- 
dern alles  sofort  in  eine  Büchse  zu  stossen.  1435, 
Absch.  Von  den  Klostergütern  Nichts  zu  ,b.',  sondern 
sie  für  die  Armen  zu  verwenden.  1530,  B  (Strickler). 
Wenn  etliche  Personen  den  Erlös  für  sich  behalten 
(.besecklef)  hätten.  1532,  ebd.  Der  Vogt  habe  jähr- 
lich 40  Fl.  eingenommen  und  ,besecklet.'  1534,  Absch. 
(B).  ,Das  Sigelgelt  ...  getrewlichen  einzuantworten 
und  dess  nichts  zu  b.,  noch  in  seinen  Nutz  zu  ver- 
wenden.' BChorg.  1667.  —  Vgl.  Sanders  II  833;  Fischer 
I  885. 

be-secklenen:  reff,  seine  Taschen  füllen  GisNuf. 
Er  b'secklenet-sich.  Heid-er-n-ich  b'secklenet?  werden 
zB.  Knaben  gefragt,  welche  für  einen  Liebesdienst 
die  Taschen  voll  Kastanien  heimbringen. 

Seckler  m.:  1.  =  Seckel- Meister  1  (Bd  IV  525/6); 
vgl.  auch  Bursener  (ebd.  1006).  .[In  der]  stube  ze 
dem  Sneggen  ...  sol  nieman  kein  wonunge  han  wan 
ein  rat,  die  ingewinner  und  die  sekler.'  1345,  Z  StB. 
,Des  hat  er  gewert  uf  den  5.  tag  meyen  dien  seklern 
E.  und  W.  ze  der  burger  wegen  166  pfd.'  1353,  Z. 
N.  wird  für  ein  Jahr  verwiesen,  ,weil  er  Geld  sich 
selber  zahlte,  als  er  S.  und  der  Sybener  einer  was, 
und  man  do  mehr  Geldes  fand,  als  er  sollte  genommen 
han.'  1373,  Bs  (üchs);  vgl.  ebd.  II  403:  ,Drei  von  den 
7|Verwaltern  der  Finanzen  (ein  Achtbürger,  ein  Ratsherr 
von  Zünften  und  ein  Meister)  hatten  die  Schlüssel  zum 
Schatz  oder,  wie  der  bescheidenere  Ausdruck  lautete, 
zum  Trog  und  hiessen  die  Seckler.  In  der  Folge 
sind  die  drei  Seckler  vom  Siebneramt  abgesondert 
worden.'  ,[NN.  haben]  gesworn,  all  fronvasten  5  Schil- 
ling und  1  pfd  der  burger  secler  ze  geben,  unz  das 
die  buoss  gewert  wird.'  1374,  Z.  , Weihe  ze  der  stat 
s.  erweit  wirf,  daz  der  swere  der  stat  trüw  und  war- 
hait,  ir  nutz  ze  fürderen,  ir  schaden  ze  wenden...' 
1391,  GRatssatzg.  ,N.  von  Herisau,  S.  der  Stadt  St 
Gallen.'  1405,  JGöldi  1897.  ,Welich  zuo  secklern  ge- 
nomen  werdent,  söllent  swerren,  der  statt  schulden 
und  zinss,  die  in  daz  seckelampt  und  darzuo  dienend 
und  gehörend  und  inen  in  geschrift  geben  werdent, 
inzeziechend  zuo  unser  gemeinen  statt  handen  und 
die  zinss  und  anders,  so  uff  dem  seckelampt  stat  und 
inen  bevolhen  wirt  usszegebend,  davon  und  daruss  ze 
bezallend  und  ze  gebend,  so  verr  das  mag  gelangen 
. ..  und  jerlich  von  irem  innemen  und  ussgeben  rech- 
nung  geben  ...'  M.  XV,  Z  StB.  ,Er  habe  dem  N.,  als 
er  der  geselschaft  ze  Horgen  uff  dem  zug  gen  Granse 
wider  den  von  Burgund  s.  gesin  sige,  zwen  guldin, 
die  im  die  obgenant  geselschaft  ze  tragent  uffgeben 
hette,  von  der  bemelten  geselschaft  wegen  geben.' 
1476,  Z  RB.  ,A11  pÜäger  der  kilchen  [usw.  müssen 
schwören]  den  eid,  so  ein  s.  der  statt  schweren  sol 
und  muoss.'  um  1480,  AaK.  StR.;  vorher  ,der  seckel- 
meister  sol  schweren...'  ,Hat  einer  die  hinterlegte 
busse  verschult,  so  sol  er  [der  Ammann]  die  dem  s. 
gen.'  Gl  LB.  ,Der  seckelmeisteren  eid:  Item  der  seckler 
[eines  militärischen  Aufgebots]  sol  schweren,  der  statt 
er,  nutz  und  fromen  zefürderen  ...  und  die  knecht 
versechen  mit  spis  und  anderen  dingen,  [so]  der  statt 
nutzlichen    und   erlichen   sig,   nach   sinem    vermügen 


677 


Sak,  sek,  sik,  sok, 


an  geverd.'  E.  XV.,  Aar.  StR.  ,Der  seckler  eid:  Beid 
seckelmeister  sond  schweren,  das  keiner  on  den  andern 
über  den  seckel  gan  soll  ...  und  der,  so  den  seckel 
nitin  sinem  huss  hat,  der  soll  ouch  alwegen  den  seckel 
versiglen  ...'  um  1520,  AaB.  StR.  ,Die  [Wein-]ungelter 
sollend  das  gelt  nit  über  nacht  behalten,  sonder  das 
den  seckleren  überantwurten.'  ebd.  ,Die  armen  lüt 
im  Gastal'  mussten  den  Schwyzern  zur  Strafe  ua.  ,den 
s.  und  panermaister  überantworten.'  Vad.  , Seckler, 
saccularii.'  Mal.  S.  auch  Bursener  (Bd  IV  1606); 
wider-reiten  (Bd  VI  1648);  üf-sagen  (Sp.  403);  Sigel- 
Sack  (Sp.  636).  In  AAAar.  Messen  S.  auch  die  dem 
Seckelmeister  unterstellten  Ungeldbeamten,  später 
,Under-S.'  (s.  d.).  ,Daz  sy  [die  Wirte]  hinfür  dhein 
vas  mit  win  in  die  kelr  legend  [!]  sond,  die  ungelter 
oder  die  seckler  sigent  denn  vor  darzuo  berüeft,  ha- 
bent  die  vässer  angezeichnet  und  besigelt.'  1410,  Aar. 
StR.  ,Der  eid,  so  die  seccler  schwerem!  einer  statt 
Arow:  Ir  werdent  schweren,  alle  sunnentag  um  ze- 
gand  und  die  vass,  so  sy[!]  in  der  tafelen  verzeichnet 
band,  zebesächend,  und  welches  vass  usgeschänkt  ist, 
den  wirt  heissen  an  die  sinne  legen,  und  wenn  es  ge- 
sinnet wirt,  so  sond  sy  eim  yetlichen  soum  zuo  um- 
gelt uflegen  ...  Und  wenn  der  zwenzgist  tag  kumpt, 
das  dann  die  seckler  ein  statt  mit  barem  gelt  bezalend.' 
um  1510,  ebd.;  ähnlich  schon  1492.  —  2.  Beutler  B 
(Zyro);  ,Gl;  L;  Sch;  Zg'  (St."),  „Kürschner"  Gl  (Schu- 
ler); U  (Müller);  St.2  In  Ap  machte  der  S.  (lt  TTobler) 
, Tschakos,  Mützen  von  Leder  oder  andern  Stoffen, 
Hosenträger  udgl.',  in  Sch  (lt  EStoll)  bes.  gelblederne 
Geldbeutel  (wie  sie  die  Bauern  ehedem  meist  in  der  Hand 
trugen,  wenn  sie  zu  Markt  oder  zum  Zinsherrn  in  die 
Stadt  kamen),  aber  auch  Lederhosen  (die  man  daun 
schwarz  färbte),  lederne  Hosenträger  usw.  Ich  gö" 
zuem  S.  ane-  Ap  (TTobler).  De  Bärri,  de  S.,  de 
Hösi,  de  Füdi,  de  Gieß,  de  Gägi  hat  Lebere"  z' Nacht! 
Spottvers  auf  einen  Seckler  Namens  Bärri,  der 
die  Leute  mit  seinem  guten  Nachtessen  geärgert 
haben  soll.  EStoll  1907  (ScHStdt).  ,Wie  sich  kra- 
merzunft  und  kürsener  gegen  einander  halten  süllent 
[Titel].  Seckler  mugent  wol  hentschuoch  machen, 
wie  sy  wöllent;  doch  wellent  sy  dehein  hentschen 
mit  kürsenwerch  füetern,  das  süllent  sy  unsern  kür- 
senern  befelchen  und  das  selber  nit  machen,  und 
was  inen  unser  kürsenner  füetrent,  das  mugent  sy 
wol  verkoffen.'  1431,  Z  StB.,  wiederholt  1490.  ,Peter, 
ein  s.'  1443,  L.  Ein  ,burger,  ist  ein  s.'  1524,  Z. 
, Seckler  Tax  [folgen  Preisangaben  für  lederne  und 
gefütterte  Handschuhe,  ,Seckel,  Ranzen'].'  Bs  TOrdn. 
1646;  vgl.  Mannen-,  Zungen-S.  S.  noch  Chappen- 
Macher  (Bd  IV  52);  Nestler  (ebd.  844);  Täsch(njer, 
sowie  TGeering  1886,  232/3  (über  das  Verhältniss  der 
S.  zu  den  Täschnern,  Handschuhmachern  und  Hosen- 
lismern).  647.  In  BsStdt  schwanken  die  S.  im  XV. 
zw.  10—16  Meistern  (TGeering  aaO.);  in  ZStdt  gab 
es  1637  21  S.  (Süaszynska  1891,  43/5),  in  GLicht. 
1784/8  deren  2  (JMHungerb.  1852,  111);  als  .paten- 
tierte' Gewerbetreibende  erscheinen  sie  noch  1801  in 
ZEgl.  (AWild  1883,  328/9).  In  Bs  und  Z  gehörten 
die  Seckler  zur  Saffranzunft  (s.  Saffran  Sp.  338  und 
vgl.  Leu,  Lex.  XX  395;  TGeering  aaO.  229),  in  G  zur 
Schneiderzunft  (Vad.  II  422). 

Ahd.  eekilari  (nur  in  Bed.  1),  mbd.  seeklare,  -er  (auch 
in  Bed.  2);  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1684.  IX  2806;  Schm.  »II 
222;   Martin-Lienh.   II   346  (Handschuhmacher!.      Iu  deu   Z 


StB.  kommt  nur  einmal  (Auf.  XVI.)  .Seckelmeist.  i 
immer  .Seckler',  in  AaK.  StR.  ist  .Seckelmeister'  häufiger 
(vgl.  das  Register),  in  AaB.  StR.  werden  beide  Ausdrücke 
promiscue  gebraucht  (s.  zB.  den  Beleg  oben).  —  In  Namen.  '« 
Secklere",  Beiname  einer  Familie  SchwE.  Als  Familienn.  1395, 
AaB.  Uik.  (,des  Sekkellers  hus');  1412/96,  ebd.;  1465/87, 
ZStB.;  1489,  ZWtb.;  1489,  Gr;  1527,  Bs;  2.  H.  XVI.,  Ndw; 
vgl.:  .Antoni  Gngi,  der  s.',  f  am  Gnbel  1531.  Vad.,  ,Anthoni 
S.,  unser  statt  der  längst  man.'  Kessl.,  ,Anthoni  S.  von 
Santgallen',  an  andrer  Stelle:  ,A.  Gügi,  znogenampt  S.'  HBull. 
1572.  .Secklerin':  ,[Sie  hätten]  von  der  s.  von  Winter- 
thur  ettlich  seckel  [gekauft].'  1474,  Z  RB.  .Verena  S.,  Heini 
Secklers  eeliche  tochter.'  1496,  AaB.  Urk.  .Seckler',  Flurn. 
Sch;  Z.  ,Reben  im  Seckeler'  ZOWth.  .Seckler-Miilli.'  1791, 
ThFr.;  dazu  ,Johs  Hagg,  Secklermüller.'  ebd.  ,Sin  guot, 
genant  Secklers  guot,  bi  Kiburg  zwüschend  der  Tüss  und  Ban- 
halden  gelegen.'   1520,  Z. 

Ober-:  Seckelmeister;  s.  das  Folg.  .Nach  solchem 
allem  stond  min  herren  die  kleinen  rhät  uff,  trettend 
ab  ...  biss  allein  min  her  Schultheis  und  min  herrefn] 
drissig  und  burger,  die  erwöllen  in  irem  abwesen 
einen  o.  und  obereiniger,  die  kleinen  rät  aber  setzen 
ein  underseckler   und  undereiniger.'    1590,   Aar.  StR. 

—  Under-:  dem  Seckelmeister  oder  ,Ober-Seckler' 
(s.d.)  untergeordneter  Beamter;  spec.  =  Um -Gelter 
(Bd  II  244).  Vgl.  auch  Seckler  1  (zu  Ende).  .Des 
Seckelmeisters  und  U-s  Eid:  Ihr  schweren,  alle  Sambs- 
tag  (vor  jeder  Monatrechnung  und  am  Sambstag  her- 
nach) umbzugehen,  und,  wo  vonnöten,  der  Wirten 
Keller  zu  visitieren  und  die  Fass,  so  in  der  Tafelen 
verzeichnet,  zu  besehen  und  wie  hoch  sie  den  Wein 
ausschenken,  an  das  Fass  zu  schreiben  ...  und  was 
die  Sinne  bringt,  vom  Saum  zum  Umbgelt  forderen... 
und  daran  Nichts  zuschenken  noch  nachzulassen,  auch 
sonsten  umb  alles  ewer  Einnemmen  und  Aussgeben 
trewe  ehrliche  Rechnung  zugeben  und  euch  mit  ewer 
bestimbten  Besoldung  vernüegen  zu  lassen.'  um  1700, 
Aar.  StR.  Jnstruction  eines  Herrn  Sekelmeisters  und 
Unters-s:  [es]  sollte  von  denen  Stadtsekel-Verordneten 
des  Jahrs  wenigstens  viermahl  die  erforderlichen 
Keller-Visitationen  vorgenommen  werden,  auch  wür- 
den Mhh.  gern  sehen,  wenn  allemal  Herr  Sekelmeister 
selbigen  auch  beiwohnen  täte  . ..  Hat  aber  Herr  Sekel- 
meister erhebliche  Gründe,  dass  er  derselben  nicht 
beiwohnen  kan,  so  soll  dennzumahl  Herr  Unters,  solche 
in  Beisein  der  beiden  Herren  Officialen  vornemmen.' 
Ende  XVIII.,  ebd.    ,FJRotpletz,  Unters.'  1793,  AAAar. 

—  Stadt-.  ,Sölich  summ  gelts  ist  miner  herren  stat- 
secklern  ingeantwurt.'  um  1491,  Z. 

„secklere":  =  seckleii  l.~  Si- 

secke":  „streiten,  zanken",  zänkeln  L  (St.  und 
St.b).  Gew.  im  subst.  Inf.,  Streit.  Gezänk:  „Er  hed 
es  ebigs  S.  mit-mer,   zankt  ohne  Unterlass  mit  mir." 

Vgl.  ahd.  KcehtHa  f.,  Zank,  Streit,  zur  Sippe  von  Sinei 
(Sp.  97).  St.'s  Stichwort  sacken  ist,  wie  sich  aus  dem  Zshang 
ergibt,  entweder  konstruiert  oder  ein  Fehler. 

Se'keränz  (in  Z  auch  ~~s)  f.:  Assekuranz  Ndw;  Z. 

Für-:  Feuerversicherung  Z. 

Seki  f.,  PI.  Sekene":  .Übermass  an  Flüssigem.' 
[Die  verschwenderische  Hausfrau]  hed  Chüechli  ...  in 
Sekene"  Schmalz  'buche",  dass  's  obe"  g'semme*g'runnen 
ist.  Scbwzd.  (GrScIis). 

Zsgehörigkeit  mit  dem  für  Nac.hbargebiete  bezeugten  söke" 
(s.  d.)  scheint  sicher;  aber  der  Vokal  macht  Schwierigkeiten, 
da  die  MA.  von  GrPr.  die  Entrundung  sonst  nicht  kennt. 
Ist  volksetym.  Anlehnung  an  Se  im  Spiel?    Heute  abgelehut. 


seki'ere"  -gg-:  plagen,  quälen,  zumal  mit  Worten 

Ap  (T.);   BsStdt.    —   Ital.  seecare;  vgl.   Schm.-Fr.   II   222, 
auch   Seggäden  (Sp.  520). 

Sekret,  in  ä.  Spr.  ,Secret'  —  n.  (in  Bed.  3  auch  f.): 
1.  Geheirnniss,  geheime  Kunst.  ,Halt  es  [eine  Kunst] 
für  ein  heimlich  s.,  den  es  zuo  vilen  dingen  zuo  ge- 
bruchen  kumlich  ist.'  1570,  Brief  des  ZMalers  Clauser. 
,Wie  dann  vil  mal  wahrgenommen  worden,  dass  wenn 
der  Vatter  oder  die  Muotter  einen  Sägen  oder  eines 
dergleichen  Zauberkünstlein  gewusst,  dass  sie  das- 
selbig  mit  sich  under  den  Boden  nicht  nemmen  wollen, 
sonder  soliches  als  ein  kostlich  Secret  und  Meister- 
stücklein ...  ihren  Kindern  oder  liebsten  Verwandten 
eröffnet  und  hinderlassen.'  Gwerb  1646.  —  2.  =  Secret - 
In-sigel  (Sp.  500).  ,Und  herumb  ze  vestem  urkund 
band  wir  ...  unsers  rats  s.  offenlich  gehenkt  an  disen 
brief.'  1400,  AaB.  ,So  band  wir  unser  stat  s.  ofenlich 
an  disen  brief  henken  lassen.'  1482,  ZOGlatt.  ,9  pfd 
dem  goldschmid  von  des  insigels  wegen;  30  ß  von  des 
s-s  wegen.'  1484,  Z  Fraumünster.  ,[Die  Eidgenossen 
bei  Grandson]  gewunnent  vyl  paner  und  fendlin,  ross 
und  hämisch  und  gewunnent  des  herzogen  sessel, 
sin  zeit,  sin  thägeli,  sin  s.,  das  gmein  sigel  und 
die  hab  alle,  die  er  da  hat.'  1560,  Ndw  Beitr.  1890. 
Die  Bürger  von  Mülhausen  lassen  die  Gesandten  der 
Saiten  Orte  bitten,  die  .Secret'  von  der  Tür  des  Ge- 
wölbes abzunehmen  und  der  Inventarisierung  beizu- 
wohnen. 1587,  Absch.  S.  noch  Abscheid-Brief  (Bd  V 
482);  In-sigel  (Sp.  498);  ver-siglen  (Sp.  503).  —  3.  Se'- 
Tcre't  (bzw.  Sek-)  AaF.;  Ar;  Bs;  BLf.,  Si.;  Gl;  GrD., 
Rh..  Ths;  GW.;  Ni.w;  UwE.;  ü;  Z,  so  Etiml.,  WL, 
Sekret  ApK.,  Teuf,  (d);  Gl;  GW.  und  lt  Zahner;  Sch 
Schi.;  Ndw;  UUrs.;  Z,  so  O.,  SeÜret  GRTschapp.,  Si- 
keret,  Z-  GoT.,  Zigret  GRFelsb.  -  n.  Ap;  Gr;  GW.; 
SchScIiL;  UUrs.;  Z  und  wohl  noch  weiterhin,  f.  GoT.; 
Ndw,  PI.  meist  unver.,  in  Ap  (T.)  auch  -er,  in  Ndw  auch 
-e":  a)  Abort.  aaOO.  (ausser  GrTIis,  Tschapp.;  GoT.). 
Syrj.  S.-Häsli  (AaF.).  I"  's  Sekared  use"  wor'e-d-mer-e" 
[de"  Ö"flöds-Prüss]  füere"  ond  ondersich  ond  öbe'sich 
's  Töfls  laxiere".  HKFrick  1900.  ,Dem  N.  für  Sekeret 
mit  Ziemet  zu  bestechen.'  1864,  Gi-Näf.  ,[Ein  Ge- 
fangner] ist  entrunnen  und  durch  ein  s.  oder  heimlich 
gemächt  nider  gefallen.'  1529,  ZAnd.  (Schreiben  des 
Obervogtes).  ,Danne  dem  zimerman  von  dem  s.  ze 
machen  4  ß  und  3  mall.'  1530/1,  AABiberstein  Arch. 
,üie  secret.'  L  Ordn.  1594/1611.  ,[Die  Mönchsnovizen 
mussten  zur  Strafe  ua.]  s.  v.  auf  das  S.  und  den  Kopf 
in  das  runde  Loch,  wo  man  die  Notwendigkeit  ver- 
richt,  den  Gestank  fein  wol  einzunemmen,  ein  Zeit- 
lang stecken.'  ClSchob.  1699.  ,Die  Secret  müssen  20 
Schritt  vor  der  C'amp-Wacht  der  ersten  und  zweiten 
Linien  etabliert  und  mit  einer  Zwerchstangen  ver- 
sehen, auch  alle  acht  Tage  abgeändert  werden.'  B 
Kriegsordn.  1764.  .Drittens  wird  in  Betreff  der  Weg- 
schaffung des  s.  v.  Mists  und  der  Güllen  aus  den  Eh- 
gräben  und  s.  v.  S-en  geordnet...'  1779,  Z  Ges.  .Wann 
ein  Weib  eine  bschissne  Fürstat  hat,  so  hat  sie  ein 
bschissnes  Secret.'  UBrägger  1780.  ,Vier  Personen 
TaglohD,  um  die  Güllen  aus  dem  Secret  zu  tragen...' 
1785,  ZHaush.  S.  noch  E-Grueb  (Bd  II  693);  Spräch- 
Hüs  (ebd.  1731).  —  b)  Abtrittjauche  GRThs,  Tschapp.; 
GoT.  Zikeret  üstue",  die  Jauche  zur  Düngung  auf  die 
Wiesen  führen  GNessl. 

Lehnw.  aus  lat.  secretum;  vgl.   Gr.  Wß.  X  403;   Martin- 


Lienh.  II  347,  spee.  zu  der  (auch  rätorom.)  Bed.  3  a  die 
synn.  Privat,  -et,  Procät,  -et  (Bd  V  433.  503).  Die  ä.  Quellen 
schreiben  durchgängig  .secret.'  Das  inl.  ky  vergleicht  sich 
dem  in  Sakramint;  zum  i  der  1.  Silbe  vgl.  etwa  Sickerment 
(Sp.  655),  sowie  die  Anm.  Sp.  507.  Unklar  ist  die  Ent- 
stellung Sdkret  in  GrTschapp.  (k  durch  Eiufluss  des  Rätorom.). 

Stadt-:  städtisches  Geheimsiegel.  .Mit  dem  stat- 
secrett  versiglet.'  1529,  Bs  Chr. 

Sekretär  m.  (in  Bed.  2  auch  n.):  1.  Sekri-,  Se- 
kelitär  G  (Zahner),  Segretäri  PPo.,  Sekeldär  F,  Se- 
kretär, Schreiber  F;  G  (Zahner)  und  weiterhin  (s. 
Anm.);  Landschreiber,  Standesbeamter  PPo.  ,[Es  ist 
verhandelt  worden]  mit  dem  seckletare  uss  verwilgung 
des  herzigen  [von  Mailand].'  1531,  Absch.  ,[Auf  der 
L  Tagsatzung  1507  erschienen  in  Frankreichs  Namen] 
der  bischof  von  Riess  und  der  secretari  La  Marche.' 
Ansh.  .Secretari,  stattschreiber,  scriptor,  librarius,  se- 
cretarius;  einer,  mit  dem  ein  fürst  oder  herr  etwas 
heimlichs  redt,  ab  aure,  a  secretis,  secretarius,  a  con- 
siliis.'  Mal.  .Darbi  sind  auch  gsin  beidi  Brelaten  von 
Dänenbach  und  St  Urban,  beidi  Sekredari  von  Sal- 
niischwyl  und  Lützel.'  1641,  Zg  TgB.  v.  JAndermatt. 
,üer  Ambassade  Secretari.'  Parisische  Reis  1664.  — 
2.  Se'kre'tär  B;  Gl;  Sch;  Th  (auch  -dar);  Z,  Sek(e)ritär 
Ap;  G  (Zahner);  Z,  Sekertär  BsL.,  Seg(g)retär(i)  B, 
Sekeltäri  Ap  (Halder),  Seklitär  Th  (-dar);  ZSth.  und  lt 
Dan.,  Sekelitdr  G  (Zahner);  Zu.  —  m.,  in  B  n.:  Schreib- 
schrank, meist  auch  zur  Aufbewahrung  von  Geld  und 
Wertschriften  dienlich  und  darum  mit  Geheimfächern 
versehn.  Er  isch  über  der  Sekertär  g' gange"  und  het 
g'schribe".  Breitenst.  1864.  Er  hat  's  (Geltli)  a'se  g'rö- 
st"e"  chün"e"  us  dem  Sekeltare  ushi"  ne".  AHalder.  Öppis 
in'n  S.  i"b'schliesse".  —  3.  Sekelitör  [1.  -är?],  Pflanzenn., 
=  Gelt-Seckel2a  (Sp.  669)  GrScIis  (AUlrich). 

Vgl.  Gr.  WB.  X  405;  Martin-Lienh.  II  347.  Der  Akzent 
liegt  auf  der  1.  Silbe;  in  der  aus  der  Kauzleispr.  zieml.  allg. 
bekannten  Bed.  1  (seltener  in  Bed.  2)  kann  mau  auch  die  fremde 
BetuiiiiiiL'  Srkytä'r  huren.  Die  Formen  mit/  uuter  2  verraten 
Anlehnung  au  Seckxl;  vgl.  auch  3.  2  ist  auf  dem  Lande  zT. 
erst  in  neuerer  Zeit  (seit  30 — -40  Jahren)  bekaunt  geworden. 

Wand-:  =  dem  Vor.  2,  sofern  das  Möbel,  wie  in 
altern  Häusern  vielfach,  in  die  Wand  eingelassen 
ist  Gl. 

ver-secretieren:  versiegeln;  s.  Bed  (Bd  VI  525). 

Se'kl'm^e»)  f.:  1.  Sekund,  in  AaF.;  Ap;  B;  Sch;  Th; 
Ndw;  Z  tw.  Sekunde",  kleinstes  Zeitmass.  allg.  —  2.  (Se- 
kundj  musikalischer  Kunstausdr.  a)  Intervall.  Scherzh. 
di  gäch  S.,  Jauchzer  der  Nachtbuben,  im  hohen  c  der 
Kopfstimme  LDietw.,  H.,  Rottal.  — ■  b)  Begleitstimme. 
S.  mache",  zweite  Stimme  singen  LWigg.  Welle  macht 
S.?  —  3.  Sekundant.  ,Diss  [das  6.  Gebot]  sollen  wol 
beobachten,  die  etwann  in  Duellen  und  Zweikämpfen 
sich  zu  Secunden  aufwerffen  und  gebrauchen  lassen, 
damit  sie  ihr  Herz  an  des  Nächsten  Mord  erkühlen 
mögen.'  AKlingler  1688.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  409/10. 

Sekundant  m.  ,Dem  Vorsänger  steht  der  S.  zur 
Seite.  Ihm  kommt  die  Aufgabe  zu,  die  erste  Stimme 
durch  eine  zweite  zu  unterstützen.'  ALGassmann  1906; 
vgl.  Sekunden  2  b,  sekundieren. 

Sekundär  Se'kedar  Z  (Dan.)  —  f.:  Abkürzung 
für  S.-Schuel  (s.  d.).  In  der  Schülerspr.  auch  noch 
weiter  gekürzt:  Sek/  BStdt  ßlodi-S.,  Mädchensekun- 
darschule),  Sekyeli  (mit  Anlehnung  an  Seckel)  Bs  (-gg-); 
Z.     Dazu  SekyeUr  m.  Sekundarschüler  BStdt. 


Sak,  sek,  sik.  sok,  suk 


sekundiere":  Begleitstimme  singen  AaF.;  L.  Me" 
stimmt  es  Chüerliedli  a",  und  d's  Veh,  das  sekundiert 
derzue.  Anderegg  1898.  De'  Nazi  stimmt  a",  und  der 
Ödel  sekundiert-em,  dass  's  schöner  Nüd  niitzti.  JRoos 
1907.     Vgl.  zue-singen. 

Sick:  Lokalname.  ,Auf  dem  S.'  W.  ,1m  S.'  Gr 
Valz.  (Leu,  Lex.);  WErnen,  Grengiols  (Alpe).  ,In  dem 
Sieche.'  um  1280,  Schw  (Urb.  des  Klosters  Rathausen). 

Zu  «den?  Die  W  Namen  konnten  auch  mit  Sudan  (Sp. 
G85)  zsgehoren. 

Sickel  I  m.:  Münzname.  ,Die  mass  wellend  wir 
[schlechte  Regierungen]  nvindren  und  den  sikel  oder 
pfennig  steigen  und  falsch  gewicht  underschieben.' 
Amos  (Zwingli  1524),  ,so  wellend  wir  ...  den  sickel 
grösser  machen.'  1530;  ,augeamus  siclum.'  Vülg.  ,S., 
ein  hebräischer  pfenning,  tuot  ongeferd  30  kreuzer 
oder  4  drachmas,  siclus.'  Fris.;  Mal.  ,[N.  erhält] 
2  Mütt  Korn  undt  ein  Frisching,  so  ein  S.  gilt,  undt 
ein  S.  [s.  Sickel  II]  Wyns,  wyters  soll  er  nit  erwarten 
weder  us  Gnaden  noch  von  Recht.'  RCys.  ,Siclus, 
Hebrseis  idem  quod  Grsecis  stater,  vier  drachma,  ein 
halber  Taler  oder  halber  Gulden  ohngeferd,  ein  S.' 
Denzl.  1666.  1716  (,Sikel').  ,[Der  Verleumder  eines 
ehrbaren  Mädchens]  hat  sie  zur  Ehe  haben  und  darzu 
ihrem  Vatter  hundert  Sikel  Silbers  geben  müssen.' 
FWyss  1697  (nach  V.  Mos.  22,  17/9). 

Hebr.  ieqel  gr.  aiyXog,  aixÄog  (darnach  got.  sikls,  Neben.. 
5,  15),  lat.  siclus  (s.  auch  DuCange  VI  237/8),  Bez.  einer 
Münze  (eig.  eines  Gewichtes,  bes.  für  Gold  und  Silber);  vgl. 
Gr.  WB.  X  1,  756. 

Gold-.  Die  Steuer  der  freien  Zinsbauern  in  Ober- 
buonas  betrug  einen  Goldsickel,  =  4  Dukaten,  =  ca  70 
Franken  an  Gewicht.  Gfd  56,  33.  47. 

Sickel  II:  ein  Hohlmass.  ,Ein  S.  Wyns.'  RCys.; 
s.  Sickel  I. 

Spätlat.  sidus,  sicla  (DuCaDge  VI  237/8)  aus  lat.  situlus. 
Weitres  bei  Lexer  II  904;  Gr.  WB.  X  1,  755/6.  Vgl.  auch 
Sigd  IV  (Sp.  506). 

sickere":  (auch  zsges.  durchen-,  i"-s.)  wie  nhd.,  aber 
nicht  volkstümlich. 
Sickust  s.  Sitekust. 

Sock,  »Socke-  I  m.  (f.):  1.  Sock  (bzw.  -gg)  m.  Ap; 
B;  Gl;  Gr  (so  Av.,  D.,  Pr.,  in  Rh.  Zock);  PAL;  G; 
ScnSt.;  Th;  W;  Z  (so  O.,  Uhw.),  PL  Socka  Wtw.,  Sack 
Ap  (neben  Socke");  Gl;  Gr  (so  Av.,  Pr.,  in  Rh.  Zock); 
G;  Th;  Z  (so  O.),  Socke"  m.  Aa  (so  F.);  Bs;  B;  Gr 
(KL?  Mai.?);  L;  GSa„  T.,  Ta.  (aber  PL  Söck);  S;  Th 
(so  Hw.,Mü.);  W  (tw.  Socko);  Z  (so  Sth.),  f.  Bs  (s.  b); 
Nnw,  PL  unver.,  in  W  Socke,  -u",  in  Z  lt  Dan.  auch 
Zocke",  in  GSa.  auch  Socke1  (?),  in  ThMü.  neben  Söck, 
Dim.  Sockli  S,  Sockili  Ndw,  sonst  gew.  Söckli:  (meist 
PL)  eine  Art  Fussbekleidung.  a)  Hausschuh,  Pan- 
toffel GrAv.,  D.  (grober  Tuchschuh  ohne  Ledersohle; 
warmer  wollener  oder  bes.  von  Tuchenden  gefertigter 
Schuh  ohne  Absatz,  meist  ungesohlt),  Pr.  (aus  grober 
Wolle  oder  Haar  gestrickter  Hausschuh  für  den  Winter, 
Hausschuh  von  Tuchresten,  lt  MKuoni  1886  Haus- 
schuh gröberer  Sorte,  von  Filz  usw.),  Rh.  (auch  ge- 
strickte Schuhe  für  ganz  kleine  Kinder);  GNessl. 
(,alter  Fink',  Schlurfe);  PAL  (.scarpa  di  panno,  pan- 
toffola');  Wtw.  (Hausschuh  aus  Filz).  Synn.  s.  unter 
Fink  11  1  (Bd  I  868);  Tappen.  [Der  Stüdafridli  zum 
Harsch  nider,   von   dem   er   sich   überfordert   glaubt:] 


Wenn  Ier  deren  en  u"  verschämte  Hund  sid,  se  müesst- 
er  au'h  d's  Här  nid  han,  us  dem  machet  d'  Schwester 
Greta  es  par  Söck.  GFient  1898.  Er  ist  uf  de"  Socke", 
er  ist  ausser  Bett  GRPr.  ,Der  sock,  soecus;  die  söckle, 
finkle,  calceilintei,socculi.'  Mal.  ,Soccus,  (eine  Gattung 
Stifel  oder  Schub),  (ein)  Sock.'  Denzl.  1666.  1716. 
,Man  dörfte  [in  den  Tempel  zu  Jerusalem]  weder  Schuhe 
noch  Söck  noch  Taschen  noch  was  anders  darein 
bringen.'  AKlingler  1688.  ,Er  kan  einer  jeden  Laus 
einen  Socken  schneiden,  Momus  cynicus.'  Mey.  1692. 
S.  noch  Für-Fuess  2  (Bd  I  1090),  ferner  die  Anm.  zu 
Fink  II  (ebd.  869),  sowie  b.  —  b)  Strumpf  mit  kur- 
zem Rohr,  Halbstrumpf  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  L;  G; 
Soh;  S;  Th;  Ndw;  Wtw.;  Z.  Syn.  Mutz,  Halb-Strumpf; 
vgl.  auch  Fink  II  2  (Bd  I  869).  E"  Hübe"  ist  kän 
Rock,  en  Strompf  ist  kän  Sock.  ApVL.  1903.  E(s) 
Par  Söck  (Socke")  lisme".  Baueligi  [baumwollene] 
Socke".  Lauf  doch  nid  al'eu-il  in'n  Socken  umenand! 
Th.  Ich  bi"  in'n  Socke"  go"  uftue",  dem  Nachts  spät 
Einlass  Begehrenden,  ebd.  [Pfahlbauer-] Fraue"  mit 
''em  churze"  Söckli,  öni  Schueh  und  öni  Söckli.  ONägeli 
1910.     ,Für  ein  Par  gemeine  Socken  für  Fussgänger 

1  Ib.'  Bs  TÜrdn.  1646  (,Hosenstrickertax').  Die  folgen- 
den Belege  können  auch  zu  a  gehören.  ,Man  sol  ouch 
ze  herbest  ielichem  herren  und  bruoder  geben  ewek- 
lich  zwen  grawe  sökke  [aus  dem  Erträgniss  einer 
Jahrzeitstiftung],  und  sol  man  darzuo  setzen  so  vil 
geltez,    so   daz   bedarf.'    1332,   ZRüti.     ,Ein  hemptly, 

2  glissmote  söckly,  ein  wenig  blouws  fadens  und  ein 
gelw  kindhübly.'  1448,  Z  RB.  ,Ist  erkent,  das  die  ge- 
ordneten wechter  uss  dem  spital  angentz  widerumb 
zu  den  toren  gesetzt,  alda  warten  und  ...  die  betler 
wysen  und  bescheiden  söllind  ...  der  spitalmeister 
solle  sy  mit  guoten  schuochen  versechen  und  uss  dem 
allmuossen  Nördlinger  söck  denen,  so  nit  woll  be- 
kleidet, gemacht  werden,  damit  sy  ...  dest  bas  über 
den  winter  kommen  mogind.'  1545,  ebd.  RAA.  Sich 
uf  d'  Socke"  mache",  auf  den  Weg,  auch  bildl.  B;  L; 
Z;  Syn.  uf  d'  Strumpf.  Alo,  mach-dieh  uf  d'  Socke"! 
JRöthelin  1894.  [Der  ,Zltputzer']  hed-sich  wege"  dem 
politische"  Güggelg' schrei,  wo  von  der  Stadt  use"  chund, 
uf  d'  Socke"  g 'macht...  Zitpdtzer  1905.  Berner  Bure", 
üf  uff  d'  Socke" !  jitze"  gilt  's  e"  Büre"tät.  UDürrenm. 
1903.  Mira"  vidi,  ich  blibe"  hocke",  d'  Bise"  geit-mer 
itze"  z'  sür,  und  ich  maijitz  nid  uf  d'  Socke".  B  Volksztg 
1909.  .Einem  auf  den  Socken  sein',  scharf  hinter  ihm 
her  sein,  alle  seine  Schritte  beobachten  Bs  (Spreng). 
,Premere  vestigia  alieuius,  einem  auff  dem  fuoss  nach- 
volgen,  auf  den  socken  nachgon.'  Fris.  ,Mornderigs 
streiften  sie  dem  [feindlichen]  häuften  auff  socken 
nach  biss  gehn  Küchen,  ob  sie  etliche  auffnestlen 
[niedermachen]  köndten,  mochten  aber  nichts  schaffen.' 
Wurstisen  1580.  Gang-mer  ab  de"  (nach  einer  Angabe 
der)  Socke"!  geh  mir  vom  Leibe,  iass  mich  in  Ruhe 
Bs;  Syn.  ab  der  Gügen  (Bd  II  156).  —  c)  Fussteil 
des  Strumpfes  Ap;  Z.  Syn.  Für-Fuess  (Bd  I  1090); 
-Sack  (Sp.  620).  Trenn  ro"  dem  Strümpfli  dö  de"  Sock 
ab,  wo  verrissen  ist.  nimm  d'  Nadle",  lueg  esö  . . . 
Scuwz.  Fracenztg  1891.  Nass  Söck  mache",  abgetrennte 
Söck  nass  über  die  Füsse  ziehen,  um  guten  Schlaf  zu 
bewirken  Z.  —  2.  Sock  (PL  Söck)  pers.  a)  „geheimer 
Polizeidiener  G"  (St.-).  Bis  1798  Spitzname  der  obrig- 
keitlich bestellten  Aufpasser  auf  die  vor  beendigter 
Abendpredigt  Spazierenden,  zur  Vorzeigung  an  das 
Bussengericht    GStdt.    —    b)    „Ankläger,    zumal    von 


;,  sek,  sik,  sok.  suk 


084 


Kindern,  die  ihre  Mitschüler  oder  Geschwister  ver- 
klagen" (St.2),  Angeber,  Ausschwatzer  Ap;  „B";  G; 
Th.  Du  bist  en.  schüliger  S.!  Ap;  G.  En  S.  ist-mer 
äde"  's  trürigst  ond  's  miserabligist  g'se",  wo-mer  hett 
chönne"  Unkt"1;  mer  hend  aber  au'h  jedem  Sock  amtnel 
g'hörig  off  de"  Qrend  g'g'e",  so  bald  er  oss-em  Schnelhüs 
use"  cho"  ist,  das' -er  's  i"  Zuekunft  Mibe"  lö"  hed. 
ATobler  1901/2.  Vgl.  auch  den  Spottvers  Bd  VI  825  o., 
auch  in  der  Form:  S.,  S.  im  röte"  R.,  bist  en  gel'V 
Nägelistock!  —  c)  niedrige(r)  Schmeichler(in),  Krie- 
cher(in)  ScHSt.  (Sulger);  ThMü.  (mit  dem  Nebenbegr. 
dumm),  Tag.  En  fürchtiger  S.  ThMü.  —  (!)  langsamer, 
unselbständiger,  ein  wenig  beschränkter  Mensch  Sch 
Kamsen,  St.  En  rechte'  S.  —  e)  liederlicher  Mensch  Ap. 
En  liederliche  S.  So  cho"d  e"  Söckli  ganz  ring  dezue, 
Vermöge",  Kredit  z'  verschwende".  HKFrick  1900.  — 
f)  Mensch  mit  einer  heftigen  Leidenschaft  oder  einem 
Laster;  zB.  Spil-S.  (s.d.)  Ap.  —  g)  Söckli,  Schimpfw. 
ohne  spez.  Bed.  Ap  (AfV.  V  127).  De-  Sock,  Spitzname 
einer  armen  Frau  GNessl.  Söckli,  ,ein  unter  vielerlei 
Umständen  gebrauchtes  Schimpfw.  gelinder  Art  auf 
eine  männliche  Person'  ScnHa.  (Neukomm). 

Ahd.  soc  (PI.  soccha),  mhd.  soc  (PI.  socke)  und  socJu  (PI. 
socken)  m.,  Lehnw.'aus  lat.  toecus;  vgl.  Gr.WB.  X  1,  1389/92; 
Martin-Lienh.  II  316  (Socke*  m.,  auch  Sock  f.?).  Das  Fem. 
ist  vom  PJ.  aus  neugebildet.  Der  Aul.  Z-  beruht  auf  An- 
scbmelzung  des  Plurahutikels  d' .  Bemerkenswert  ist,  dass 
in  der  pers.  Bed.  2  nur  die  einsilbige  Form  gilt.  2  a — c 
eig.  wer  in  Socken,  db.  leise  auftretead  herumgeht,  .Leise- 
treter' (vgl.  dazu  Gr.  WB.  X  1391  unter  3);  für  die  weitern 
Bedd.  ist  auch  an  deu  ähnlichen  Ubertr.  Gebrauch  von  I.app(en) 
(Bd  III  1349),  Schlarp  ua.  zu  erinnern.  Vgl.  dazu  auch 
noch  Martiu-Lienh.  aaO.,  ferner  ,Söcker',  ,Söckler'  bei  Gr. 
WB.  X  1,   1393. 

Für-Soefc:  =  Sock  1c  ZO.,  auch  lt  Spillm.  Syn. 
Für-Sack  (Sp.  620).  —  Flattier-Socfc:  auch  Dim., 
Schmeichler(in),  schmeichelndes  Kind  Ap  (T.);  GaL.; 
ThMü.  —  Ruäei  e»- Sock:  =  Sock  la  Gr  (Tsch.  385). 
—  Här  Hör-Sock:  aus  Tierhaaren,  Wolltuchanschrot 
udgl.  geflochtener  Schuh  zum  Gebrauche  im  Winter 
Ap  (T.).  —  .Mannen-Socken';  s.  rein  (Bd  VI  986, 
wo  statt  ,ein  Dotzet'  zu  lesen  ist:  ,ein  Par'). 

Brunne"-,  Bronne"-Sock:  Brunnenarbeiter,  dem 
öffentliche  Brunnen  zur  Reinigung  übergeben  waren 
GStdt  f.  Am  Neujörmorge"  send  d'  Bronne"söck,  d' 
Sander,  die  rüefe"de"  Wächter  ond  d'  Tornschrenzer 
[Turmwache]  zue  de"  Here"  g'gange"  go"  Glöck  wün- 
sche", ebd.  ,Den  Wächtern  und  Trompetern  wird  das 
Neujahrsingen  und  -blasen,  dessgleichen  ihnen  samt 
den  Bettelvögten,  Gassenfürbern  und  Brunnensöcken 
das  Neujahrfordern  vor  den  Häusern,  bei  Verlust  ihres 
Diensts,  abgestrickt,  wiewohl  es  denen  rufenden  Wäch- 
tern wieder   zugelassen  worden.'    1708,   KWild  1847. 

Der  Name  wohl  von  den  wasserdichten  Stiefeln,  welche 
die  Brunnenarbeiter  trugen. 

Rit-:  strumpfähnliche  Fussbekleidung  eines  Rei- 
ters. ,Item  15  ß  um  tuoch  zu  ritsöcken,  item  2  ß 
macherlon.'  1527,  SchwE.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  VIII  790. 

Spil-:  leidenschaftlicher  (Karten-)Spieler  Ap.  Ve- 
rena (ruft  draussen  aus  vollem  Halse):  Zum  Heu, 
zum  Heu!  Es  ist  ein  Regen  im  Anzüge!  Zum  Heu! 
[Die  Kartenspieler:]  Ja  ja,  das  Heu  wird  um  so  we- 
niger brennen,  wenn  ein  Regen  drein  kommt;  wir 
müssen  doch  noch  die  eben  angefangene  Partie  aus- 
machen...   Verena  (vor  sich  hin):    Die  Sapperments 


Spielsöcke!'  Ap  Volksbl.  1833.  Übername  der  Wolf- 
halder;  s.  ApVL.  1903,  21. 

Stifel-.  ,Für  gemeine  Stifelsocken  1  Ib.  5  ß.'  Bs 
TOrdu.  1646  (.Hosenstrickertax').  —  Eis.  .Socken  mit 
Schaft,  ähnlich  den  Schnürschuhen'  (Martin-Lienh.  II  346). 

Strumpf-.  Nur  in  der  Abi.  strumpf-söckig: 
str.  ume"lauffe"  uä.,  nur  in  den  Strümpfen,  ohne  Schuhe 
ThHw.  —  Eis.  Strumpfsocken,  Socken  aus  Strumpfwolle 
(Martiu-Lieuh.  II   346);  vgl.  auch  Gr.WB.  X  1,  1390  u. 

Baum-woll  Bauel-:  baumwollene  Socke.  Muti- 
gen alte"  Ma"°  hat  jetzt  nach  liechti  Bauelsocken  a" 
Z  (Tagesanz.  1905). 

Sockel  m.:  1.  a)  nur  im  PI.  auf  ,-en',  eine  Art 
Sandalen.  .Soggellen.'  1431,  Z  StB.  (s.  die  Stelle  unter 
Floss-Holz  Bd  II  1250);  wiederholt  1490,  ebd.  (,sogg- 
len').  ,Das  einer  von  Gisslingen  sogulen  und  pantoflen 
feil  hab,  und  meinten  die  schuomacher  [dass  es  wider 
die  Zunft  sei].'  1490,  Z  RM.  .[Judith]  legt  kleider  an, 
die  zuo  fröuden  gehortend,  sockolen  an  ir  füess.'  1530, 
Jüd.;  .schöne  Schuoch.'  1638/1707;  oavädXia.  LXX. 
,Ire  sockelen  habend  im  seine  äugen  verzuckt.'  ebd. 
.[Jesus  gebot  den  Aposteln]  das  sy  nichts  mit  inen 
nämind  uf  den  weg  dann  einen  stab,  kein  täschen, 
kein  brot,  kein  gelt  am  gürtel,  sonder  sockelen  an 
füessen  . . .'  1530,  Marc;  ,dass  sie  beschuocht  seyind 
mit  Sockelen.'  1638,  ähnlich  noch  1707.  .[Durch  die 
.frömden  reisen'  sei  die  alte  Kleidertracht  in  Abgang 
gekommen]  nämlich  an  mannen  an  stat  der  . . .  spiz- 
und  bundschuoch,  soklen,  holzschuoch  [usw.]  sind 
kommen  . . .  wit  ussgschnitten  schuoch,  on  und  mit 
ringen,  pantoflen  [usw.].'  Ansh.  —  b)  Sockel,  Socke, 
kurzer  Strumpf  U.  —  2.  Sockel,  wie  nhd.  Sockel, 
Fussgestell  Aa;  B;  Tb;  W;  Z  und  weiterhin  bekannt, 
doch  nicht  volkstümlich.  E(n)  steiniger  S.  Die  Herre" 
Chaiser  müend  doch  öppis  Schöns  gestiftet  ha",  sust 
ständi"d-s'  ja  nid  hüt  nuch  vor'm  Chlöster  zue  uf  dene" 
höche"  Sockle"  oder  Postamenten"  obe".    SchwE.  Anz. 

Quelle  ist  lat,  soeculus;  vgl.  .Sockel'  1  und  2  bei  Gr. 
WB.  X  1,  1392.  1393,  zu  1  a  und  b  auch  eis.  Sockle".  Leder- 
pantotfeln  nach  Art  der  Holzsehuhe;  Sockeu,  Strümpfe  (Martin- 
Lienh.  II  346).  Für  1  a  weisen  die  Schreibungen  deutlich 
auf  Vermittlung  durch  it.  zoecole;  vgl.  auch  Zoggel.  Eine 
Ubertr.  von  1  scheint  SVggel  (Sp.  520);  vgl.  Sock  Bd.  2  dürfte 
aus  der  Sehriftspr.   übernommen  sein. 

Ofe"-:  unterbau  des  Ofens  Th;  Z.  Auch  1837, 
Z  Baurechnungen.  —  Fuess-.  1837/8,  Z  Baurech- 
nungen. —  Pfiler-.  ebd. 

socke":  1.  verklagen,  angeben  GStdt  (bes.  in  der 
Schülerspr.).  —  2.  schmeicheln  ScHSt,  (Sulger). 

ver-,  Ptc.  gew.  -et:  =  dem  Vor.  1  Ap;  „B";  G  (so 
Stdt,  W.).  Syn.  ver-tätschen.  Ieh  bi"  versockfeß  tcorde". 
Versocket  han-ich  minner  Leptig  au'h  Nietn.  ATobler 
1901/2. 

be-.  .Soccatus,  besocket.'  Denzl.  1666.  1716.  — 
Vgl.   Gr.  WB.  I   1629. 

bar  bär-sogge":  in  den  Strümpfen,  ohne  Schuhe 
herumgehen  GT.;  THBisch. 

Sockerin  ,Sockri  f.:  donna  che  fa  pantoffole'  PA1. 
(Giord.). 

sockle"  sockje":  in  den  Strümpfen  herumlaufen 
GrD. 

söcke":  Strümpfe  inwendig  mit  Tuch  überlegen 
ZBauma.  Syn.  be-legen  3  a  (Bd  III  1191).  Cr'söckct 
Strumpf.  ,Ein  Paar  .Strumpf,  welche  der  Fridli  ihro 
s.  sollen.'   Wast.  Proz.  1701. 


Sak  —  suk.    Sakt— sukt 


g°-söckig:  Adv.,  in  blossen  Socken,  Strümpfen, 
ohne  Sehuhe  Th.     G's.  umenandlaitfft". 

bar-söckig:  =  dem  Vor.  ThMü. 

siike"  sorgge"  6 Buchs,  W.,  „s8ken"  (bzw.  sögge", 
■uii-,  -d.-)  GlK.;  GBuchs,  Fs,  0.,  WL;  „ScawMa.",  Ptc. 
■et:  meist  unpers.  (mit  , haben').  I.  von  dem  platschen- 
den Geräusch  bewegter  Flüssigkeit  GBuchs.  Es  söegget 
recht  in  dere"  Log  [Lauge]  hin.  Insbes.  „quatschen, 
vor  Nässe  in  den  Schuhen",  beim  Gehn  auf  nassem, 
durchweichtem  Boden.  aaOO.  I'h  bi"  tropfnass,  es 
söegget-  mer  recht  in'n  Schuehne"  hin  GBuchs.  Auch 
pers.  Er  sögget  i"  dt"  Schuehne"  GW1.  l'h  bi"  in  e" 
Sügge"  g'heit,  das'  i'h  g'söugget  ha"  GFs.  —  2.  vom 
zuckenden  Schmerz  in  einer  Wunde  GBuchs.  Syn. 
zocken.     Ich  han  e"  Schleff  am  Ann,  es  so^gget  recht. 

Nächst  verwandt  mit  den  Sippen  von  Korken  II  (Sp.  203/4), 
tücheren  (Sp.  205)  und  Sinken.  Weiterbildungen  dazu  sind 
sotschen,   sözgen. 

SÖke"  Sögge"  f.:  Sumpf,  Tümpel,  Pfütze  GW]., 
Wb.     Syn.  Sücken. 

Söki  SÖggi,  in  GW1.  SÖggni  —  m.:  Einer,  der  im 
Wasser  watet  GW1.  Unordentlicher,  verkommener, 
.versumpfter'  Mensch  GFs,  Wb.  Syn.  Sülchi,  Sülferi, 
Schluß,  Schlözi.  En  alter,  en  arme"  S.  Verst.  Huere"-, 
Schwi"-,  Dreck-S.  GFs. 

Socke  II:  Name  einer  wilden  Entenart.  Vogelb. 
1557,  34a  (die  Stelle  abgedr.  Gr.  WB.  V  2303  unter 
.Kriekente'). 

Auch  bei  Nemnich  545  (Anas  crecca).  Viel),  eins  mit 
Socken  I :  der  Vogel  könnte  nach  der  vom  Leib  abstechenden 
grauen  Farbe  der  Küsse  benannt  sein;  vgl.  die  Beschreibung 
im  Vogelbuch  34  b. 

Suck  ApK.,  Sö'ck  ApH.,  L,  M.  —  m.,  PI.  Sück  bzw. 
Sö'ck:  ,das  Sinken.'  aaOO.;  Dim.  Söckli,  .geringer 
Grad  von  Sinken'  ApH.,  L,  M.  Der  Sehne  hed  en  grosse" 
Sock  'tue"  (TTobler).  Wenn  's  Wasser  a's>-  chald  ist, 
machi"ds  [die  Kühe]  ken  grosse"  Sock  mcr  dre",  brin- 
gen sie  es  nur  wenig  zum  Sinken,  dh.  saufen  wenig  Ap. 

sücke"  ApK.;  GT.;  Th,  so'cke"  ApH.,  L,  M.:  ganz 
allmählich  sinken,  langsamer  als  sinken  Ap  (T.),  ruck- 
weise sinken  GT.  (W.),  ein-,  zssinken,  zB.  von  einem 
Heustock  Th  (Pup.).    's  Hüs  sockt,  senkt  sich  Ap  (T.). 

Bair.  socken,  zu  Boden  sinken,  vom  Salz  beim  Sieden  in 
der  Salzpfanne  (Schni.  -  II  222);  vgl.  dazu  .sogen'  bei  G-. 
WB.  X  1,  1406.  Betr.  weitre  etym.  Beziehungen  s.  die  Anmm. 
zu   soehen  II,   »ocheren  (Sp.  203/4). 

ver-:  ,(mit  ,sein')  stark  oder  zu  Grunde  sinken; 
zB.  sagt  man  von  einem  Hause,  das  sich  bedeutend 
niedergelassen  hat,  es  sei  versockt'  Ap  (T.).  Von  Wasser : 
Bald  's  Wasser  a'se  wädlich  ve'sockt  [so  rasch  in  die 
Erde  versinkt,  dass  die  Brunnen  sofort  wieder  ab- 
nehmen], so  chonnt  's  tcädli'h  wider  gi"  regne"  ApI. 
,Von  der  Speise  im  Magen,  niedergehn,  zu  drücken 
aufhören:  Die  Speise  ist  bald  versuckt'  Th  (Pup.). 

ze-sämmeD-  bzw.  z'seme"-:  (mit  ,sein')  zssinken, 
ohne  zu  stürzen,  von  leblosen  Dingen  Ap  (T.). 

Sücke-  bzw.  Sügge"  GrD.,  VD.,  He.,  L.,  Pr.. 
Tschapp.,  V.;  GFs,  Ms,  Sicke"  (Sicka)  PAL;  „U"Urs.; 
W  —  f.:  1.  .durchsickerndes  Wasser,  zB.  aus  einer 
Wasserleitung'  W  (LMeyer).  —  2.  mit  Wasser  durch- 
setzte, sumpfige  Stelle,  Pfütze,  Wasserlache.  aaOO. 
Einist  isch  [das  Mütterchen]  in  die  Gurlt"  glitt,  in 
anderist  in  Suche",  old  gär  auch  in  Gumpe",  wie-  sia 
dergllche"  . . .  trifft   uf  dt"   ruhe"    Alpwege".   Schwzd. 


(GitPr.).  lh  ha"  irill  's  Gott  g'meint,  i'h  kern  nümer  uss 
der  Suche"  nsse"  GnMalans.  I"  de"  Sacke"  umt"c1irottnt" 
GrVD.  (Tsch.).  S.  noch  Haupl-que  (Bd  V  1295); 
söken.  —  3.  Schuhe,  die  ganz  nass  sind,  so  dass  bei 
jedem  Tritt  das  Wasser  herausquillt  GiiMai. 

Vgl.  «afen.  In  Bed.  2  häufig  als  Orts-  und  Flurname 
CiL.  (,in  den  Sücken');  GFs;  U;  W.  ,SUggwäseli'  GRag. 
Dazu  viel),  auch  ,iu  der  , Suckwiese'  ZZum.,  ferner  ,Suckler.' 
XV.,   ZAlbisr.      Vgl.  auch   Sieh. 

Sückete"  Sich-  f.:  =  Sücken  1  und  2  W  (L.Meyer). 

Sukürsler  m.:  Soldat  des  Sukkurses,  dh.  des 
Bundesauszuges  ZO.  (Stutz).  Volksetym.  entstellt 
Surrküssler  (Stutz,  Gem.  II  100),  Sürgürbsler  (s.  Sür- 
Gorps  Bd  II  428). 


Sekt  (ä.Spr.),  heute  meist  Sekte"  —  f.,  PI.  unver.: 
1.  wie  nhd.  Sekte,  wohl  allg.  bekannt.  D'  Sekte"  hend 
tri  ZU,  sind  auch  Modesache  ScnSt.  In  der  ä.  Spr. 
seit  dem  XVI.  sehr  häufig.  ,Die  seckt  der  Sadduceer.' 
1530,  Apostelg.  , [Paulus  sei]  ein  füerer  der  secten 
der  Nazarener.'  ebd.  .[Paulus:]  Das  bekenn  ich  aber 
dir,  das  ich  nach  disem  wäg,  den  sy  ein  sect  heissend, 
dien  ich  also  dem  Gott  meiner  vättem.'  ebd.;  noch  oft. 
, Wider  die  Luterschen  und  Zwinglischen  sect.'  Ansh. 
,Haeresis,  ein  behertete  oder  erweite  meinung,  deren 
einer  steiff  anhangt,  sy  seye  dann  guot  oder  böss,  ein 
sect;  seeta,  ein  (die)  sect,  anhang,  meinung  von  vilen 
angenommen,  weiss  und  gestalt  ze  laben.'  Fris.;  Mal. 
S.  auch  Riteri  3  (Bd  VI  1707);  Git-Sack  (Sp.  621). 
Bes.  von  den  Wiedertäufern.  ,Diewyl  uns  angelangt, 
wie  etlich,  besunder  an  enden,  da  tüuffisch  gönner 
und  anhänger  und  derselben  secten  verdacht  sygind, 
wenig  zum  gotswort  kommen  ...'  Z  Mand.  1530.  ,[Die 
Wiedertäufer]  schatztend  alle  menschen,  die  nit  ir 
seckt  warend,  unkristelich  ...  schultend  all  verkunder 
des  worts  Götz,  sind  selbs  under  einander  nit  einer, 
sunder  vilerlei  seck[t]  und  meinung.'  1535/7,  JSG.  32, 
193.  , Die  sect  der  töuffery.'  JHäLLER  1550/73.  ,N.,  so 
bisshar  mit  der  töufferischen  sect  behaftet  gsyn.'  1589, 
Z  KM.  —  2.  nur  im  PI,  von  anderer  Leute  Weise 
abweichende  Lebensformen,  Eigenheiten,  sonderbare 
Meinungen,  Ideen  AaF.;  L  (Ineichen);  SchSL;  Sekte" 
m.,  fixe  Idee  AaZ.  (Rochh.).  Er  het  wunderlich  Sekten 
im  Chopf  ScaSt.  (Sulgei).  Der  hed  ä  [auch]  (kurios) 
Sekte"!  AaF.  Das  sind  Cheibe"  Sekte",  ebd.  Ähnlich 
schon  alt:  ,[Der  Pieformator  WEeublin  in  Bs]  warffallen 
böpsten,  bischöffen  und  pfaffen  ire  seckten,  cermonien 
und  ander  kilchenbruch,  die  man  dan  gar  heillig  hielt, 
die  warf  er  mit  der  heilligen  schritt  all  um.'  1522, 
Bs  Chr.  I  33.  -  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  406/8.  Bed.  2  ist  auch 
bair.  (Schm.  2 II   233)   und  steir.  (Unger-Khnll   592). 

Sekter  m.:  Sektierer.  Oft  im  XVI.,  zB.:  ,Dise 
aber  achtend  wir  für  sekter,  die...'  1524,  Z.  ,Dass 
dis  nüwen  secter  me  meinungen  hand,  dann  iro  sig.' 
Salat.  , Sagend  nit  all  secter  uff  den  hüttigen  tag, 
sy  seyend  von  Gott  ufg^telt  oder  gesandt?'  LLav. 
1569;  .Sectierer.'  1670.  ,[Der  Evangelist]  strytet  mit 
den  alten  und  nüwen  secteren,  die  da  fürgebend,  Chri- 
stus sye  nit  gewäsen.'  ebd.  1577.  S.  noch  Botter  (Bd 
VI  1792o.). 

sgktisch:  sektiererisch.  , Dass  dis  nüw  sectischen 
erzmeister  mit  betrug  und  list  umbgangen  . . .'  Salat. 


Sat.  sei, 


slll 


,An  sektischen  orten.'  F  Schulordn.  1577.  S.  auch 
sel-lös  (Bd  III  1433).  Subst.  .Sowohl  von  Catholischen 
als  von  Sectischen.'  RCys.  Auch  bei  Salat.  /Die  See- 
fischen [Täufer,  Schwenkfelder  udgl.].'  JJBreit.  .An- 
langend die  Mittel,  durch  welche  den  Widertäuffern 
und  andern  Sectischen  möge  geweert  werden...'  ebd. 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul  bzw.  sali  usw. 

Sal  Sali  W,  sonst  wohl  allg.  Säl  —  m.,  PI.  Seil, 
Dim.  Sali  Aa;  Ap;  B;  GrAv.;  Te;  üw;  ü;  Z,  Salti 
WLeuk,  Salti  UUrs.;  W  (verbreitetste  Form,  PI. 
Sälteni  WRanda),  Selti  WStNikl.:  1.  wesentlich  wie 
nhd.  a)  Saal  in  öffentlichen  Gebäuden  (zB.  Rathäusern, 
Museen),  Schlössern,  vornehmen  Häusern,  wohl  allg.; 
auch  in  Zssen  wie  Schlaf-,  Spls-S.  usw.  ,Basler  Saal', 
Name  eines  Kneiplokals  von  Basler  Bürgern  im  Stor- 
chen. 1858,  Bs  Stadtb.  1890.  ,Der  obere  grosse  Saal, 
das  weiss  Sälin,  das  rot  Sälin,  der  Schneckensaal,  der 
Türkensaal-,  Säle  in  den  Drei  Königen.  1765,  ebd. 
.Schwyzer  Saal'  im  alten  Stiftsgebäude  zu  SchwE. 
(ORingh.  1907).  Das  grösste  Zimmer  in  vornehmem 
Häusern  UUrs.  Stube  in  grossen  Häusern  GRObS. 
,Neben  dem  sal;  im  obern  sal.'  1530,  Z  Inv.  .Dem- 
nach über  8  tag  keine  er  aber  zuo  iren  in  sal  und 
weite  aber  mit  ir  zeschaffen  han.'  1530/3,  Z  Ehege- 
richt. ,Aberli  Pfister  seit,  wie  sy  inn  sinem  sal  den 
vertrag  gmacht,  da  man  sy  gheissen,  alles  eräugen 
und  zeigen,  was  sy  schuldig  were.'  1541/3,  ebd.  ,[Die 
Diebe]  syen  erstlich  in  die  undere  stuben  gangen  und 
daselbst  einen  trog  ufbrochen  . ..,  denne  habend  sy 
mit  dem  borysen  ...  den  sali  uftan.'  1556,  B  Turmb. 
,Aula,  ein  saal.'  Fris.  .Brauch  desshalb  zu  deinem 
Gebett  morgens  und  abends  dein  Kämmerlein,  dein 
obers  Stüblein,  deinen  Sahl,  beschliesse  dich  ein  etc., 
so  hast  du  den  Andacht  besser.'  FWvss  1677.  ,Für 
Saal  und  Visitenzimmer  Böden  64  fl.  14.'  1843,  Z 
Haush.  Im  dichterischen  Bilde.  .Bern  ist  der  beiden 
ein  sal  und  ein  spiegel  überal,  der  sich  bildet  one 
fal:  alles  Tütschland  soll  si  prysen,  die  jungen  und 
die  grysen.'  Lied  auf  die  Gugler  bei  Äg.Tschudi.  — 
b)  Dim.  Sali,  kleiner  Saal  (im  Gegs.  zum  grossen)  in 
Gasthäusern  Ap;  B;  Th;  Z  und  sonst.  In  ZStdt  auch 
ein  (oben  im  Haus  gelegenes)  etw.  vornehmer  ausge- 
stattetes grösseres  Zimmer.  ,Das  säle,  atriolum.'  Fris.; 
Mal.  ,Das  Büffet  sambt  dem  Handbecki  im  Sähli.' 
1672,  aZoll.  1899  (Kauf  brief  des  Gutes  Traubenberg). 
—  2.  Vorratsraum  (in  den  Sommermonaten  in  W  auch 
als  Schlafzimmer  benutzt),  a)  das  zweite  Stockwerk 
des  Hauses,  das  Erdgeschoss  unmittelbar  über  dem 
Keller,  gew.  noch  gemauert  (doch  nimmt  von  Visp 
aufwärts  die  Wettung  zu)  und  von  aussen  durch  eine 
Treppe  zugänglich  PPo.;  W;  nach  JHunziker  bei 
Oechsli  1891,  365  (vgl.  auch  AfV.  I  26)  vereinzelt 
auch  in  Uw;  U.  Syn.  Chamera  (von  Amen  aufwärts, 
soweit  das  betr.  Stockwerk  noch  vorkommt).  Im  S., 
der  (so  in  WVt.)  auch  vermietet  wird,  werden  Lebens- 
mittel (Butter,  älterer  Käse),  Kleider,  Wolle,  allerlei 
Gerätschaften  aufbewahrt.  Der  S.  kann  auch  in  ver- 
schiedene Räume  abgeteilt  werden;  ein  grösseres  Zim- 
mer heisst  dann  S.,  ein  kleines  Salti  WÄrnen.  Der 
S.  kann,  ebenfalls'  als  ein  besondres  Stockwerk,  auch 


ausserhalb  des  Hauses  liegen,  im  Stadel,  unter  den 
.Spabäumen'  [s.  Bd  IV  1246]  WBlitz.,  Eiholz,  im  Spei- 
cher über  dem  Keller  WVt.  (seltener).  Ein  S.  in 
einem  besondren  Gebäude  auch  in  folgender  Stelle: 
,Item  soll  u.  g.  h.  cfardinal]  dem  meister  huss  und 
hoff  und  sali,  ouch  nämlich  3  federbett  und  strouw- 
seck  und  strouw,  auch  gewandt  für  20  knecht,  auch 
hälfen,  kessy,  winfass  geben.'  1514,  W  Blätter  (.Ver- 
ding des  gebuws  St  Jodren  kilchen  in  der  statt  Sitten'). 

—  b)  (meist  Dim.)  Vorratskammer  neben  dem  Keller 
(GrAv.;  WErgisch,  Inden),  neben  der  Küche  im  hin- 
tern Teile  des  Hauses,  von  ihr  oft  durch  einen  Mittel- 
gang getrennt,  oder  neben  der  Stube  (GrAv.;  W  bes. 
im  Nikolai-  und  Saastal  und  aufwärts  bis  Lax,  doch 
auch  schon  in  Leuk,  Lö.,  Salgesch,  Turtm.  und  weiter 
oben  in  Mü.).  Syn.  Chamer(a),  Spens,  Stiibji.  In  WMü. 
auch  als  Werkstatt  gebraucht.  ,Säl  (statt  Gang)  im 
Kellerstock'  UUnterschächen.  —  c)  (seltener  auch 
Dim.)  =  First- Gadem  1  (Bd  II  118)  Uw;  UAmsteg; 
nach  einzelnen  Angaben  (aus  der  2.  H.  XIX.)  nur  in 
den  neuen  grossen  herrschaftlichen  (Bauern-)Häusern, 
in  den   alten  Bauernhäusern   dafür   noch  Firstgadt'". 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1577/9;  Martin-Lienh.  II  347,  femer 
Seil  II,  Gesell,  Seid.  Zu  2.  Sache  und  Wort  auch  in  den 
frz.  MAA.  des  Wj  vgl.  JHuuz.  1900,  192,  zur  Entwicklungs- 
geschichte ebd.  228.  236/7.  Sachlich  ist  auch  Chämmtta 
(Bd  III  260)  zu  vergleichen.  Auch  rom.  ml(a),  «e/a  erscheint 
tw.  in  Bed.  2;  vgl.  JHanz.  1905,  247.  249/50.  310/11.  326. 

—  In  Namen.  Die  folgende  Zsstellung  enthält  neben  den 
sichern  auch  die  nur  möglicherweise  hieher  gehörigen 
Fälle:  die  Zssen  mit  Sul-,  Sei-  können  tw.  auch  zu  mhd. 
ml(e)  f.  (Lexer  II  576)  bzw.  zu  »eilen  (vgl.  dazu  Gr.  RA.4  II 
4/5),  die  mit  Sei-  auch  zu  Seil  II  gehören;  ausserdem  kommt 
auch  Sulen  1  und  Sol  n.  in  Betracht  (s.  unter  den  betr. 
Wörtern).  Sal  Aa;  B  (vgl.  auch  S.-Bueb  Bd  IV  940);  I. 
(schon  im  XIV.  ,im  S.'  als  Name  eines  Waldstückes);  G 
Bütschw.;  SehwW.  (,Genossame  Kötstock  und  Saal');  S;  Z 
(mehrfach;  hervorzuheben  uf  dem,  im  Säl  bei  Pfungen,  die 
Stammburg  der  Winterthurer  Familie  ,von  Sal.'  XIV./XVI., 
latinisiert  ,Sala';  doch  vgl.:  ,ain  hof  im  Flahtal,  den  man 
nempt  Sala.'  1479,  Z).  In  Zssen.  06er-,  Nider-Säl  ZPfung. 
Linde"-Säl  m.,  Name  des  in  eine  Terrasse  unigewandelten 
Walls  auf  der  Südseite  von  FMu.  , Langensa(a)l',  Hof.  1599, 
AaK.;  i"  der  {1}  Mitt-Sal  ZHittn.  TricKH-Sal  ni.,  Anhöhe  ober- 
halb ZTrichtenhausen.  Als  1.  Glied.  ,Sal  (Saal,  Sahl)-Egg' 
Bs;  Schw.  ,-Acker'  L;  S;  Uw.  ,-Feld'  B.  ,Sal-,  Sel-Hof1; 
s.  Bd  II  1030;  dazu  noch  ,Salhof  Aa;  S  (vgl.  Joachims 
, Saalhoferbe') ;  Z,  ,Selbof  SchHa.  (wo  auch  ,Sd-Matten'). 
,Se(e)lhofen'  BKehrs.,  dazu  die  Abi.  .Selhofer',  Familien.). 
BGerz.,  als  Flurn.  1557,  ZZoll.  „Sal-Gass.'  1546,  ThEgn, 
Se'll-Holz  ZHerrlib.  (,im  selholz.'  1434).  .Saal-Hau"'  Aa. 
,Sal-,  Sel-Land';  s.  Bd  III  1304:  dazu  SeULand  Aa  Mand., 
entstellt  im  Seelandcr  AaRin.  ,Sal-Bächli'  Aa.  ,-BUhl'  B 
(Salbei):  L.  ,-Berg'  Aa;  L.  ,-Raiu'  Z.  ,-Wald'  Schw.  , -Wiese' 
Th.  Dim.  ,Säli'  S  (über  das  ,Säli'  oder  ,Säli-Schlössli'  hei 
Ölten  s.  GL.  IV  309/10;  SKD.  235).  ,Säli-matt,  -waldr  L. 
,Id  Sälly.'  1585,  ZMarth.  Abi.  ,Saler.'  1517.  1543,  Bs 
(.meister  Hans  Fry  genant  Salei";  ,der  alt  Hans  Salar');  F 
(bei  Leu,  Lex.  noch  als  lebendes  Geschlecht);  S  (nach  Leu, 
Lex.  bis  XVII.);  Z  (wiederholt  Anf.  XIV.,  dann  noch  1453, 
RB. ;  von  Leu,  Lex.  als  t  bezeichnet);  bemerkenswert  ist, 
dass  Angehörige  der  zu  ZWth.  sitzenden  Familie  ,von  Sal' 
im  XIV.  einige  Male  auch  ,Saler'  (bei  LBossh.  ,Saaler') 
heissen.  In  andern  Fällen  kann  aber  auch  viell.  an  Sakr  = 
Helm  (s.  d.)  gedacht  werden;  vgl.  Soladen  mit  Anm.  Als  Orts- 
name.    ,Saler'  BSchwarzenegg.     Im  Salier  ZMarth. 

First-:  =  Sä/2cUwLung.,Wolfensch.  —  Garte"- 
Säli:  auf  den  Garten  gehendes  grösseres  Zimmer  unten 
im  Hause   B  (Rischer).  —  Hoch-:    Emporkirche   Bs 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


(Spreng).  —  Holz-:  Holzbehälter  neben  der  Küche 
WBanda  (JHunz.);  Syn.  H.-Schermen.  —  Chäs-: 
Kaum  zur  Aufbewahrung  der  Käse  UwWolfenschies- 
sen.  —  Mür-:  gemauerter  Sal  in  Bed.  2  a;  s.  Höchi 
(Bd  II  979). 

Summer-.  ,Dann  es  ist  ein  lustiger  sommersaal 
daselbst  [im  Gasthaus  zum  Schlüssel]  vorhanden,  so 
bei  44  schuoh  lang  und  35  schuoh  breit,  also  das  bei 
12  tisch  darinnen  stehn  mögen.'  HPant.  1578.  —  Auch 
bei   Gr.  WB.  X    1,    1 555. 

Schau"'-:  Saal  im  Berner  Inselspital,  in  dem  an 
den  ,Sch.-Tagen'  über  die  Aufnahme  von  Kranken 
entschieden  wird;  auch  als  Versammlungszimmer,  Pre- 
digtsaal benutzt;  vgl.  Imob.  1878,  49.  79.  119.  übertr. 
auf  die  im  Seh.  stattfindende  Handlung:  Hüft  isch  Seh. 
Weiterhin  auf  die  Untersuchungskommission  selbst, 
in  der  Verbindung  vor  Seh.  Vor  Seh.  si",  müesse". 
,Vor  Schausaal  sollen  sich  Montag  und  Donnerstag 
vormittags  nur  Kranke  einfinden,  die  ins  Spital  auf- 
genommen zu  werden  wünschen;  Gratiskonsultationen 
v/erden  hier  nicht  ei  teilt'  amtliche  Ausschreibung 
(1910).  ,[Die  Kranke]  wurde  sogleich  vor  Seh.  ge- 
nommen und  untersucht.'  B  Hink.  Bot  1859.  —  Dock-: 
=  Höch-S.  Bs  (Spreng).  —  Tanz-:  wie  nhd.  Da'  ist  jo 
we-n-en  T.,  von  einem  sehr  geräumigen  Zimmer  Tu; 
ZStb. 

Salade",  ,Sch-':  Art  Helm,  Sturmhaube.  Syn.  Saler. 
,Item  7  schaladen,  aber  1  saladen.'  1442,  BsfHarnisch- 
verzeichniss  der  Safranzunft).  ,Dez  ersten  ein  saladen.' 
ebd.;  die  gleiche  Wortform  noch  1404.  1468. 

Frz.  e<tl<ut.  f.  (:ius  span.  edada,  it.  edata,  zu  lat,  eedart). 
Nach  einer  Vermutung  KdHofmanns  gehört  (urspr.)  hiehei 
der  Familienn.  , Salat.'  lüiiii,  Z  Steuerbuch;  1  tS'J,  Z  (,Snlatf) ; 
XVI.,  L  (der  hekauute  literarische  Vorkämpfer  des  alten 
Glaubens);  XVI.,  S;  1568,  ZSth.  Hieher  (?)  der  Familienn. 
Salathe  BsL.  (nach  Leu,  Lex.  XVI  23  in  Basel  und  Malhausen) ; 
vgl.  aber  auch   ,Ruodolfus  dietns  Salatti.'    1331,  ThSalms. 

Salamander,  in  ZWil  b/E.  Salimander —  m.:  Molch, 
Salamander  AaF.;  ZWil  b/E.  —  Kaum  volkstümlich. 

Salami  Z,  Salami  B.  S&läm  ApHer.,  V.  (-am);  GT., 
Salam  GBem.,  Salander  (*"  und  L1-)  GT.  —  m. :  1.  Sa- 
lami B;  Z.  —  2.  Zervelatwurst  GBern.,  T.,  eine  dünnere 
Art  geräucherter  Wurst  ApHer.,  V.  Syn.  (Zürich)- 
Stumpen.  Engrüener  Salam,  die  gleiche  Wurst  in  un- 
geräuchertem  Zustande  ApHer.  —  It.  talami  (Plur.  von 
mtane);  die  zweisilbige  Form  aus  it.  dial.  salam  (für  takttru  i. 

Salä'ri  GRPr.,Sch„  Saläri  AALeer.;  ZU.,  Salär  Tb; 
ZStdt  und  sonst,  Solarium  BsStdt,  Soläri,  Soläri  BsL., 
Solar  ZrS.  -  n.:  Salär,  Gehalt.  Er  [ein  Pfarrer]  het 
albe"  's  Soläri  z'  Liestel  g 'reicht,  eb  's  recht  verfalle" 
g'si"  isch  BsLie.  (Meier).  .Sich  des  Salari,  so  ihme 
bestimmt,  vernügen.'  Gr  LS.  1619.  ,Das  Salar.'  1722, 
Z  (Spyri  1871).  ,Von  einem  jeden  Wolf  sol  der  Jeger 
von  der  Gemeindt  fl.  8  dico  acht  Salari  haben.'  1724, 
GrAv.  LB. 

salarieren:  entlöhnen.  ,Gesellen  halten  und  sel- 
bige s.'  1733,  Bs. 

Salat  (-d)  bzw.  -öH,  ö't  (-d),  Dim.  Salätli,  -otli; 
in  BG.  Solät  neben  feinerem  Salat,  in  Gl;  GrD.,  Pr. 
Saht—  m.,  Zaldtta  f.  GrAv.:  1.  Salat  als  Gericht, 
allg.  S.  a" mache'.  Wasser  uf  S.  schadt  dem  Bokter 
en  Dugät  AaWoIiI.  S.  noch  Regula  (Bd  VI  742). 
.Grüens  krütli  und  salat.'  G  Küchenordn.  XV.  ,Ein 
grien  vänle  frassen  dlanzknecht  zerhackt  in  eim  salat.' 

Schweiz    Idiotikon  VII. 


Ansh.  , Kraut  mit  salz  besprengt,  das  man  in  Italien 
noch  monestier  heisst,  wir  heissend  es  salat.'  Vau. 
,Salz  zum  Salat',  Titel  einer  Streitschrift  von  HBull. 
gegen  HsSalat.  1532.  ,[An  den  Schützenmählern  soll 
man  sich  künftighin]  allein  mit  etwan  einem  oder  mehr 
Braten,  schwynen  Hammen  oder  einem  Stuck  gesalzen 
Fleisch,  (je  nach  Grösse  der  Tafelen)  mit  Salat  und 
allerlei  Frucht,  nach  dem  Jahrgang,  sampt  Brot  und 
Käs  ersettigen,  auch  einem  jeden  Schützen  und  Schiess- 
gsellen  mehr  nicht  dann  eine  halbe  Mass  Wyn  zu  dem 
ordinari  Schützen-Wyn  zukommen  lassen.'  B  Mand. 
1628.  ,Ich  bediente  mich  [als  Nahrung  in  der  Pest- 
zeit] des  alten  stinkenden  Kässes,  Zigers,  Knoblauch, 
Teriac,  Tabackrauch,  Solat  von  Bonetsch  (dan  sonsten 
war  keiner),  wol  mit  Öl  und  Essich  präpariert,  fri- 
schen Butter  wohlgesalzen.'  1668,  ZUst.  Neuj.  1868. 
,Zu  Salaten,  Salsen  und  Zucker  ist  es  [das  Löffel- 
kraut] auch  heilsam.'  EKönig  1700.  ,[Die  Schützen] 
begehrten,  dass  der  eingeführte  Salat  continuiert,  die 
von  der  Burgerschaft  aber  prätendieren,  dass  der 
kostbare  Salat  wegen  Teure  des  Weins  abgestellt 
werden  möchte.'  1736,  AAAar.  (Ulli.  1840,  146/7);  vgl. 
Schützen-S.  S.  noch  Wisen-Bluem  (Bd  V  92).  Oft 
zsges.  Herd-öpfel-,  Guggummere"-,  BÖndli-,  Ochse"-mül-, 
Rätich-S.  usw.;  s.  auch  die  Zssen.  Uneig.  ,ein  gas- 
konischer S.';  vgl.  Hanf-S.  ,Das  gemeine  Sprichwort 
lautet:  Was  gehenkt  soll  werden,  das  ertrinkt  nicht; 
also  ist  es  unserem  Handelsmann  auch  ergangen,  dann 
in  wenig  Jahren  hernach  ist  derselbig,  umb  das  er 
bissweilen  etliche  Sachen  gefunden,  ehe  man  sie  ver- 
loren, an  einem  Gasconischen  Salat  (von  gutem  Hanff 
gemacht)  erstickt.'  JLCvs.  1001.  Salöt!  Salöt!  Ruf  der 
Knaben  am  St  Othniarsabend  AAZof.;  s.  Eochh.  1856, 
II  370.  Bas  isch-mer  e"  S.!  merkwürdiger  Mischmasch 
B.  —  2.  als  Pflanze,  Gartensalat,  Lactuca  sativa.  allg. 
Min  Sehatz  ist  im  (vom)  Tiinji  fco"  Uri  ZStall.)  und 
ich  im  (us  aem)  Tirol  fvo"  Watt  ZStall.),  er  handlet 
mit  Ghabis  (Sürchrüt  ZStall.)  und  ich  mit  S.  ZV.,  Stdt, 
Stall.  S.  sä(j)en.  allg.  .Denen,  so  ir,  der  frowen, 
gspunnen,  salaat  und  anderes  zuohin  getragen.'  1579, 
ZEB.  —  Spätmhd.  salat,  aus  it.  (in)mlata;  vgl.  Gr.  WB. 
VIII    1680;   Martin-Lienh.   II   347/8.     S.  auch   Soldat. 

Eier-:  Salat  aus  hartgekochten  Eiern  und  Käse, 
als  Mittel,  einen  Bezechten  wieder  auf  die  Beine  zu 
bringen  S  (Joach.).  —  Acker-.  , Ackersalat,  ander- 
wärts Sonnenwirbel,  Lämmerlattich,  Nüssleinsalat  ge- 
nannt.' Jahrl.  Hausrat  1701. 

Forelle"-,  ,7s  Lt  Forellensallat-Samen  3  ß.'  1793, 
Z  Haush.  —  Eis.  =  Frühlattich,  Lactuca  rom.  (Martin-Lienh. 
II  347). 

Fuess-:    S.   aus    zerschnittenen    Kalbsfüssen    Bs. 

—  Vgl.   MuUfuess-S.   hei   Martin-Lienh.   II   348. 
Französe"-:  Blätter  des  Löwenzahns,  Leont.  tar. 

BsLie.;  GGoss.,  Stdt,  Ta.     Syn.  Zigüner-S. 

Nach  deu  seit  Februar  1871  in  der  Schweiz  internierten 
Franzosen  der  Bourbaki-Annee,  die  den  verachteten  Löwen- 
zahn zu   würdigen   verstanden. 

Gift-:    Giftlattich,   Lactuca   vir.    Hegetschweiler. 

—  Garte"-:  wie  nhd.  —  Halungge"-:  Käsesalat 
(aus  Käseschnitzen),  gegen  Katzenjammer  empfohlen 
ZTöss.  Syn.  Lumpen- Suppen.  —  Hanf-.  , Er  wird 
noch  H.  essen  müssen,  hangen,  in  inalani  abibit  cru- 
ceni.'  Met.  1692;  vgl.  Bd  II  1438  o.,  sowie  Salät  1  zu 
Ende.  —  Häuptli-  (bzw.  Höptli-,  Häupli-,  Höpli-, 
Häutli-):   Kopfsalat  Ar;  B;  Gl;  Soh;  Tu;  Z.    ,Häubt- 


Sal,  sei,  sil, 


,üio 


lein-Salat.'  JCSülzer  1772.  —  Chabis-:  aus  Chabis 
(Bd  III  98)  bereiteter  Salat  ß;  Th  und  weiterhin. 
.[Weiber,  die  Gesichter  machten]  als  könnten  sie 
Hellebarden  und  Morgensterne  fressen  wie  Kabissalat.' 
Gottb.  —  Chopf-  SchScIiI.,  Chöpfli-,  K-  Bs;  B:  = 
Häupili-S.  ,Den  Kopfsalat  sol  man  im  Vollmond  ver- 
setzen, so  sol  er  grosse  Häubtlein  geben.'  JCSülzer 
1772.  —  Chäs-:  =  Halunggen-S.  Th;  ZTöss.  —  Kres- 
sich-. ,Das  ihme  ein  [vergifteter]  Kresich-Salat  seie 
gegeben  worden.'  1732,  GSax. 

Chrüt-.  Potz  Krütsalat!  Bekräftigung  Bs(Seiler). 
.[Die  Blätter  des  Rittersporns  werden]  under  die  Kräu- 
ter-Saläte  gemischet  und  die  noch  nicht  völlig  auf- 
gegangene Knöpfe  nach  Art  der  Kappern  oder  Ginster 
eingemachet  und  geessen.'  EKönig  1706.  —  Vgl.  Martin- 
Lienh.   II   348;   Gr.  Wß.  V  2124. 

Lämmer-:  =  Aeker-S.,  Valerianella  olitoria.  Heg. 
1840;  Dürh.  —  Nüssli-,  in  B  auch  Nüssler-:  1.  au- 
N.-Chrüt  (Bd  III  903)  bereiteter  Salat  Ap;  B;  „VO; 
S";  Th;  Z.  , Als  Zeichen  des  milden,  indessen  gleich- 
wohl struben  Winters  waren  die  grünen  Gemüse  er- 
gänzt durch  Rabünzli-,  Nüssler-  und  Säustüdeler-S., 
die  Portion  zu  20  Rp.'  B  Volksztg  1899.  —  2.  die 
Pflanze  selbst,  =  Acker-,  Lämmer-S.  Aa;  Bs;  „B";  Gl; 
Gr;  L;  G;  Sch;  Th;  U;  Zg;  Z.  ,Auf  dem  Gemüse- 
markt sind  als  erste  Frühlingsgemüse  Spinat,  Feder- 
köhli  und  Nüsslersalat  erhältlich.'  B  Volksztg  1906. 
S.  noch  Acker- S.  —  Buggele"-:  aus  Löwenzahn  be- 
reiteter Salat  ZWth.;  vgl.  Französen-S.  —  Büppeli 
Bipeli-:  gehacktes  Ei  mit  Grünem,  Essig  und  Öl,  zum 
Fleisch  genossen  Bs.  —  Bettel-  ScHRüdl.,  Bettler- 
ZSchwerz.:  Sauerdorn,  Berberis  vulg.  —  Ruebe"-: 
Rübensalat.  ,Was  man  mästen  wil,  dem  wird  noch 
ein  wenig  gutes  Heu  und  wer  es  bat,  Rüben-S.  hin- 
nach  gegeben.'  E  König  17iH.i. 

Rapunzel-:  1.  als  Gericht;  s.  Nüssli-S.  1  B.  — 
2.  als  Pflanze.  ,Rapünzel-S..  Rapunculus  esculentus.' 
E König  1706,  454.  —  Vgl.  Martin-Lienh.  II  348. 

Süw  Site-:  Löwenzahn,  Leont.  tar.  BGr.  — 
Schütze"-:  frugales  Mahl  (aus  kalten  Fleischspeisen 
mit  Salat  bestehend),  mit  welchem  der  Schiesstag  aul 
dem  Schützenliause  beschlossen  wurde.  Anf.  XIX., 
Aa  Aar. ;  vgl.  Salät  1.  —  S  c  h  n  id- :  Salatai  t  mit  spitzen 
Blättern,  die  oben  wiederholt  abgeschnitten  werden 
kann  und  wieder  nachwächst  ZRuss.  —  Speck-:  mit 
zerlassenem  Speck  (statt  mit  dem  früher  auf  dem 
Lande  seltenen  Öl)  zubereiteter  Salat  B;  ZZoll.  Leber- 
wurst und  Sp.  ist  es  Esse"  teilhat  ZZoll.  (alter  Spruch). 
Himmel,  Erde",  Luft  und  Mer,  Sp.  iuid  pommes  de 
terre.  GZür.  1902(BStdt).  ,üer  Bauer  [hat]  im  Sommer 
wenig  zu  verkaufen  ...  und  doch  braucht  er  im  Som- 
mer viel  Geld,  hat  fremde  Leute  und  Handwerker, 
braucht  viel  Kaffee  und  Essig  zu  Sp.,  und  grünes 
Fleisch,  besonders  an  der  Sichelten.'  Gottb.  — 
Spicki-:  Spicki  (Taubenkropf)  als  Salat  zubereitet 
GrTIis.  —  Spitz-  (-e-):=  Schnul-S.  Ap.  —  Süw- 
stüdeler  Sau-:  =  Buggelen- S.  B;  s.  Nüssli  S  1. 

Fur-stei"-:  aus  Füssen  und  Geäder  der  Tiere 
bereiteter  Salat  ZMönch. 

Nach  Form  nnd  Farbe  der  Bisseu,  die  an  den  Fürslei", 
ein  Naschwerk  der   Kinder,    erinnern. 

Zigüner-:  =  Französen-S.  GoT. 

saläte"  satöte":  Etw.  (zB.  Speisen)  durcheinander- 
raengen,  was  nicht  zspasst  L  (ERöthelin).    Syn.  clirü- 


ten  3  b  (Bd  III  916).  Was  isch  Das  wider  für-nes 
G'fräss,  was  hesch  dö  tvider  under  enand  g'salötet? 

ver-:  l.  =  dem  Vor.  AaWoIiI.  (Elsler).  —  2.  durch- 
hauen AaF  ,  Suhrent.;  L  (JRoos).  Eine"  fg'hörig,  nit 
schlecht)  v.  Mänger  hätt-em  's  [dem  Automobilfahrer] 
ro"  Herze"  möge"  gönne",  wen"-er  de"  Grind  Vg'rännt 
hält  oder  recht  verßuemet  versalötet  worde"  war.  WMül- 
ler  1903  (AaF.). 

2  nach  einer  Angabe  eig.  Einen  bearbeiten,  wie  man  den 
Salat  bei  der  Zubereitung  bearbeitet;  viell.  Umbildung  von 
ver-sa(r)waten  (s.  d.)  im  Anschluss  an  nnsre  Gruppe.  Vgl. 
auch   das  syn.  ver-chrüten  (Bd   III   916),   -solen. 

Salatier  BoE.,  Saladiere",  Salediere"  f.  Bs,  Sa- 
ladi   n.    BG.,    Dim.  ,Saladieli'    B    (Hink.  Bot  1818): 

Salatschüssel. 

Frz.  saladier,  saladiere;  auch  bei  Martin-Lienh.  II  348. 
Die  Form  auf  -i  (zn  der  wohl  auch  die  Angabe  für  das  Dim. 
gehört)  aus  dem  freiburg.  Patois,  wo  -j  die  Entsprechung 
von   frz.  -ier  ist.      Vgl.   (Kaß-)Tieren. 

Säle»  I  Sola  GrL.;  PAL  (.Sola1),  Säla  GlK.;  GRÜe., 
Pr.  (auch  Sola),  Sch.;  GSa.,  Säle",  -a  (ohne  Angabe  der 
Quantität  des  o)  GrCIiui';  ZWald  —  f.,  PL  unver., 
Dim.  (ohne  Dim.-Bed.)  Sali  n.  GlK.:  Sahlweide,  Salix 
capr.  aaOO.,  auch  Weide  übh.  Gr.  Vgl.  Sal-Weid. 
,Denn  von  Amtzen  und  Üttinger  von  dien  salen  in 
dem  Bremgarten  41  Ib.'  1376,  B  StRechn. 

Ahd.  mlaha,  mhd.  salhe;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1696;  Martin- 
Lienh.  II  347.  Zur  laut].  Entwicklung  vgl.  Malen  Bd  IV 
168  (wenn  aus  mhd.  malhe).  In  Ortsnamen  (vgl.  auch  die 
Anm.  zu  Sal).  ,Salen  (Sallen,  Saalen,  Sahlen)'  Aa  (.Saale'); 
Ap;  B  (zB.  ,bei  der  Salleu'  BG.);  Gl;  L;  G  (schon  1628, 
GT.;  , Sallen'  Brunn.);  Sch  (.für  Salen  uffhin.'  1433,  Sch 
Kü.ll.l;  Th;  Zg  (uf  der  Säh"i:  Z  l.auf  Sallen'  Hettl.,  ,in 
der  Sallen'  Riedt-Neer.,  ,in  Sallen'  Dorf;  ,H.  in  Sallen  de 
Rieden  zalt  [usw.].'  1293,  Z  Propsteiurk.).  In  Zssen.  ,Saleu 
(Sallen,  Saalen)-Acker.'  1805,  ZHettl.  ,-Grat'  Gl.  ,-Hof  Z. 
,-Holz'  Th ;  Z.  ,-Moos'  Th.  ,-Matt'  Aa  (.Sallamatf) ;  S.  ,-Bach', 
Bachname  LGeiss. ;  als  Familieun.  Z  (so  schon  1647,  ZZoll.; 
.Sallenbacher.'  1455,  Züst.).  , -Boden'  WVt.  (Salabddo).  ,-Berg' 
S.  ,-Breite'  Z.  ,-Rüti'  Th.  ,-Stein'  Th  (Dorf;  Sälester,  Ein- 
wohner desselben);  ,Wisen  im  Saleustein.'  1557,  ZZoll.  (vgl. 
aZoll.  1899,  375);  ,Salastein',  Familienu.  XIV./XV.,  Z.  ,-Weg' 
Z.  ,-Wald'  G.  ,-Zelg'  Z.  Dim.  (oder  eher  wie  .Salach'  ein 
ahd.  "salahahi,  Weideugebiisch ;  vgl.  aber  auch  Salomön)  ,Sali 
(Saali,  Sahli),'  B  (oft);  F;  Schw;  S;  Th;  Z,  .Salistock'  Ndw. 
Ableituugen.  ,Salach'  LMegg.;  SchwHinter-Ibach,  .Sallach- 
acker'  BLyss.   .Salleren'  GlK. 

Säle"  II:  Rosalie;  s.  Bd  VI  1405  o.  (dazu  Salie"  Bs). 
be-salen  s.  be-zalen. 

Saler:  =  Saladen  (Sp.  689).  ,Als  komend  die  von 
Basel  an  sü  mit  macht,  das  der  von  Rechberg  mit 
den  sinen  die  flucht  nam,  sin  rog  abwarft"  und  salerr.' 
1449,  Bs  Chr.  ,Uff  nechstvergangen  mentag  sind  in 
das  [burgundische]  beer  kommen  2000  küriss  und  5000 
saler,  die  gytt  der  herzog  us  uff  den  sold.'  1476,  ebd. 
,Ein  saler'  (wiederholt),  ,14  saler.'  1476,  BBiel  (Bur- 
gunder Beute).  ,Ein  lidrin  decki  über  den  saler;  aber 
2  saler;  1  saleren.'  1480,  F  Inv.  der  Johanniterkom- 
thurei.  ,1  salar.'  Ende  XV.,  Z  (Nachlass  des  1498 
verstorbenen  Ratsherrn  FKeller);  so  auch  in  einem 
Z  Teilrodel  des  XVI.  ,Des  ersten  ward  erschlagen 
[bei  Sempach]  herzog  Lupoid  von  Österich,  und  wirt 
sin  seier  und  isenhuot  zuo  Lucern  behalten.'  HBrennw., 
Chr.;  in  Edlibachs  Abschrift  ,salar',  bei  JHRahn  1690 
dafür  ,Beckelhaube.'  —  Mhd.  »alier,  saler  (Keisersb.);  s. 
Lexer  II  583;  Gr.  WB.  VIII    1696. 


Sali'S  m.  SouwE.,  Scdesi  m.  AaF.,  Salesfe'J  f. 
AaF.:  Taufnarae,  Salesius,  Salcsia. 

Salesi,  -ö-:  =  Schalusi-Laden  (Bd  III  1009)  UJeg. 

Sali  m.:  dummer,  einfältiger  Mensch  UwE.  —  Eig. 
wohl  Koseform  zu   Salomö. 

SalimSnt,   versalamentcren    s.  Sp.  050.  059. 

Salome".  Sdlftne  Aa;  Bs;  B;  Gl  (-IV;  L;  GT.;  Sch; 
Schw;  Tu;  U;  W;  Z;  Dial.,  Dim.  Salomeli,  Salemeli 
Bs;  Zg;  Z,  Salemi'ndli,  Salemi'nschi  GiXintth.,  derb 

Salomeiggel  m.  ZO.  (Stutz),  Koseformen  Säle?1  III 
AALeer.,  L.,  St.,  Tag.;  „LBer.";  SchScW.,  Dim.  (doch 
nicht  mehr  überall  mit  dim.  Bed.)  Sali  Aa;  Bs;  Gl; 
L;  ScHSchl..  Saldi  SchScIiI.,  Meie*  Bs(EHetzel),  „Meli 
Aa;  BGr.",  Mi*ni,  Mihidli  GLLth.,  Menü  BsLie.: 
weibl.  Taufnarae,  Salome(a).  aaOO.,  heute  tw.  als  alt- 
väterisch  empfunden.  In  Gr  Hexenprozessakten  als 
Name  des  Teufels  als  Bräutigams.  Jäklin  1878,  205.  In 
Kinderreimen;  so  bes.  im  Reim  unter  siben  (Sp.  53/4, 
wechselnd  mit  Dornte).  Salome  tuet  d'  Hüender  »"  und 
lät  der  Guli  lauffe":  chunt  en  arme''  Bettelma""  und 
will  der  Guli  chauffe"  Gl.  0  jeijeijc!  ö  tirittrite!  ge- 
lobet sei  der  Fritzel  und  die  Salome!  ZWald.  Mer 
betted-i  [euch]  um  C  Burdi  Strau,  guete  Frau,  Das 
weist  du  weil  e:  es  lebi  Stoffel  und  Salome!  Z  (Dan.), 
S.  noch  Bd  V  950.  ,Salome.'  XVI./XVII.,  B;  Z.  Mari- 
Sali,  Maria  Salome  LLuth.  .Maria  Salome.'  1777, 
ZZoll.  —  Vgl.  zu   der   Gruppe   Martin-Ueuh.  II   318. 

Säloinö(n):  1.  a)  (Salomön,  volkstüral.  Salomö, 
-rmö)  König  Salomö.  Er  wo't  g'schider  si"  weder  's 
S-s  Chatz  AaF.  Er  Ixet  a"  's  Salomons  Hose"  g'schmöckt, 
ist  auf  seine  Gelehrsamkeit,  Klugheit  eingebildet  L 
(Ineichen).  ,Sie  bildend  ihnen  yn,  sie  heigind  lauter 
Salomonen  bi  sich.'  Scbimpfr.  1052.  —  b)  Salomö, 
Salomö  B;  Sch;  Th;  Z,  Dim.  Sahjnoni,  Salimöni  Z 
(Dan.),  SaUmonli  GRMalix,  derb  Sale„möggel  ZSiall., 
Sahmä"  GlEIiu  (Dim.  Sahmändli);  Z,  derb  Sala- 
mantsch  GlH.,  Koseform  Sali,  Salli  „Gl"  ;  GrD.,  Malis ; 
„Z"Kn.,0.,  S.,  Sali  Tb;  ZBül.,  Moni II  (s.  Bd  IV  316): 
männl.  Taufname.  aaOO.  Altegg-Salli  ZBauma.  's  Sallis, 
Familienzunarae  ZObf.  Salomö,  Sahjnöli  wurde  in 
ThMü.  der  Totengräber  genannt.  Man,  wenn  der  Salr- 
möli  chont!  Warnung  an  Kinder.  —  c)  Sali,  Stier- 
name ZWetz.  (Zg  Ausstellung  1899).  -  2.  Salemöndli, 
für  's  Anemöndli;  s.  Bd  I  203/4. 

Die  SchreibuDg  ,-11-'  bezeichnet  wohl  our  die  Vokal- 
kürze. Im  Ausgang  findet  in  einzelneu  MAA.  Anlehnung  an 
Mann  bzw.  Main)  statt.  ,Der  alt  Sali  zu  Grüeningeu.'  1582, 
ZRM.    ,Der  Solomon  sei.'  1661,  Z.    ,Des  Salomöndlis.'  1685, 

ebd.   Vgl.  dagegen  ,Slamon  Jud.'  1431,  Z  RB.    Der  .Saloi is- 

Apfel'  (Bd  I  376)  soll  seinen  Namen  nach  einem  gewissen 
Salomon  Schmid  von  Rotenhausen  tragen.  In  Ortsnamen. 
.Salomon'  m.  B;  ZZoll.  (Fach  Rehen  im  Traubenberg,  seit 
'  1715).  ,Acker  im  Salomonen'  ZOWth.  SalpnBmPwiali  ZReg. 
,Salomonstempel'  G.  , Salmsach'  Th  (,Salmasach.'  1158,  ,Sal- 
mensa.'  1353),  benannt  nach  dem  Bischof  Salomon  I.  von 
Konstanz  839  — 71  (vgl.  Leu,  Lex. XVI  56).  Vgl.  ,Salmanswiler' 
(1340),  ,Salemschwil,  Salmischweiler'  (Vad.)  bei  Konstanz;  s. 
auch  Bd  V  239  o.  ,Sal(l)is-egg,  -moos,  -weg'  B.  .Salishalden- 
brunnen.'   1680,  BsTenn.  .SäliswiP  ThNeukirch.    Vgl.  Sali. 

Salong  m.  B;  Z,  n.  B:  Salon  (gebildet). 

Salopp  AAZof.,  Saloppe  Bs;  BBe.,  Stdt;  ZrS.  -  f.: 
nachlässige,  schlampige  (Bs;  B),  liederliche  (ZrS.) 
Weibsperson;  nach  AvRütte  noch  derber  als  Hotsch. 
Di  Bäsi  ist  e"  rechti  Salopp  AaZoL 


Frz.  saloppe.  Ha- Lobe"  t  (Bd  111  996)  ist  viell.  erst  aus 
unserm   Wort    entstellt.     Auch   eis.   (Martin-Lienh.  II   348). 

Salö'ter  AaF.,  Salö'ter  GT.  -  m.:  Schwerenöter 
GT.,  Schwätzer  AaF.;  GT.     Du   bist  doch  en  S. 

Entstellt  (durch  .innere  Kürzung')  au--  S77..  ,l,,tm, ,-,  -l„i._r 
(Sp.  659),   mit  Anlehnung  au   Salat  (-öt)> 

Salus:  Prosit?  ,Bibaci  vini  fit  decurtata  supellex, 
viel  Salus  macheu  zerrissen  Hosen.'  Sylloge  1070. 
,Gar  zu  viel  Salus  macht  dir  den  Garauss.'   ebd. 

salutiere":  1.  in  B  (lt  Loosli)  auch  salutiere*, 
(militärisch)  salutieren.  —  2.  fumlw-jsalidiere",  im 
Eifer  fuchteln,  gestikulieren  BGr.  Er  hat  mir  Vor- 
würfe gemacht  und  dabei  schreckelli'h  (gr\sellich)  g'sali- 
dierd.     Lt  Bärnd.  1908,  429  ,halb  ziel-  und  zwecklos 

jetzt  hier,  jetzt  dort  Etw.  in  Angriff  nehmen.' a- 

ahmt  das  helle  rom.  a  nach. 

Salü,  in  BStdt  auch  SäZü,  in  Bs;  Z  auch  Soli:  1.  als 
Gruss,  frz. salut;  bes. in  bestimmten  Kreisen  undbei  jun- 
gen Leuten  üblich  (so  L;Sch;  Z).  Salü  dit.'grüssen  ein- 
ander die  Metzger  Z.  .Die  Dragoner  sollen  sich  ehemals 
mit  der  ständigen  Formel  begrüsst  haben :  Salü  Hans, 
ivas  macht  di"  Mä^re"  ?  wogegen  es  unter  den  Guiden 
hiess:  Bonjour,  icie  geit's  daheim?  si"  Frau  W'1  China 
g'sund?'  Bärnd.  1904.  S.  auch  Pflüder  3  (Bd  V  1220); 
ähnlich  Salü  Benz.  Soli  Benz,  wobrännt's?  Z.  Gott 
Grüezi  hört-me"  Wümme'  gern,  Salü  und  Servus  sind 
modern.  B  Volksztg  1909  (Z).  -  2.  m.,  Dragoner  B;  L. 
,E  z'  Sacker,  chunt  Eisi  o"ch  uf  Bern?  tönt  es  plötz- 
lich aus  der  männlichen  Gruppe  und  irgend  ein  statt- 
licher Salü,  denn  alle  vermöglichen  Bauernsöhne  sind 
Salü,  dh.  Dragoner,  tritt  heran.'  Alpenr.  1808  (B).  — 
Vgl.   Martin-Lienh.   II   34S. 

Salut  I:  eine  frz.  Goldmünze,  Goldangelus.  ,Item 
von  gemeiner  pütt  von  Bern  ist  kommen  155  rinisch 
guldin,  55  saluten  [usw.].'  1470,  Bs  Chr.;  G  (Bur- 
gunderbeute). .Üuch  hat  er  gestollen  im  Niderland 
eines  edelmans  knecht  12  saluten,  vielent  im  uss  sinen 
hosen.'  1509,  Z.  —  Frz.  salut.  Die  Münze  trug  das  Bild 
der  Jungfrau   Maria,   wie  sie  den   Engelsgruss  empfängt. 

Saluzier  m.:  =  dem  Vor.  ,11  Salucier  zu  1V-» 
Gulden'  erhält  jedes  Ort  von  der  dritten  Rata  des 
Lösegeldes  für  Oberburgund.  1481,  Absch.  III  1,  100. 

Salut  II  in.:  Wels,  Silurus  glanis  FMu.  ,An  dem 
Murtensee  ist  den  Fischern  nicht  viel  an  dem  Fang 
ihres  Saluts  gelegen,  weil  sie  den  Aberglauben  hegen, 
so  oft  ein  solcher  Fisch  gefangen  werde,  müsse  ein 
Fischer  sterben.'  GLHartm.  1827.  ,Uf  Laurencii  [1545] 
sind  die  saluten  zFryburg  us  dem  wyer  (darin  CWerli 
vor  jaren  etlich  tan,  die  man  aber  nie  drin  gspürt 
hat)  fürher  kon  an  d  trümm,  dass  man  ir  vil  ghowen 
und  gfangen  hat;  hand  ouch  d  herren  ein  gastmal  mit 
ghan  zun  Kremern.  Derselben  wuchen  ist  ouch  ein 
salut  zuo  Murten  gfangen  worden,  eins  mans  lang.' 
Salat  05  (ebd.  ein  Gedicht  auf  den  Fisch).  ,Am  8  110- 
vembris  brachtend  die  vischer  von  Murten  vil  grosser 
saluten  har,  die  si  in  der  Bruch  [Broye]  gefangen.' 
JHaller  1500.  ,Von  dem  salut  oder  schaid,  so  in 
etlichen  seen  der  Eidgnoschaft  gefangen  werdend  . . . 
Dise  ardt  oder  gestalt  vorgenanter  tischen  wirdt  in 
Murter  und  Neuwenburger  see  gefangen,  welcher  dann 
sunst  ein  lättächten  und  schleimerigen  boden  hat; 
auss  solchen  ist  vor  wenig  jaren  einer  gefangen  wor- 
den in  Murter  see  8  schuoch  lang,  daselbst  an  einem 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


hauss  abconterfetet.'  Fischb.  1563.  S.  noch  Scheid- 
Fisch  (Bd  I  1103);  Bahnen  (Bd  IV  1157).  —  Frz.salut. 
Vgl.  .Salutscheid'   Gr.  WB.  VIII    1704. 

Ge-säll  n.:  (auf  dem  Boden)  ausgestreute  unbe- 
deutende Menge  von  Etw.  GlH.;  Ndw  (Matthys).  Es 
het  nW  es  G's.  g'schint,  der  Schnee  deckt  den  Boden 
kaum  GlH.  Das  Jär  giH  's  nur  es  G's  Obs,  dieses 
Jahr  wird  es  wenig  Obst  geben,  ebd. 

sälle"  I,  3.  Sg.  Pia*,  und  Ptc.  -et:  werfen  BAd., 
Frut.,  Gr.,  „0.;  Schw;  Uw;  U  (mit  den  Komp.  be-,  um- 
her-s.)",  (ziel-  und  zwecklos,  mutwillig)  Erde,  Steine, 
Schnee  (umher)werfen  Gl  (so  H.,  S.);  GA.;  aScHW,  E., 
auseinanderstreuen  Ndw.  Er  het  zue-mer  g'sället  B 
Frut.  31a"  tued  de"  Mist  allegen  od.  drüber  sehlah"  od. 
drüber  sällen  od.  drüber  Herren.   BIrsd.  1908  (BGr.). 

Die  Schreibung  Bellen  bei  St.,  St.''  (an  andrer  Stelle  -tf-) 
und  bei  dem  Gewährsmann  aus  OwE.  ist  ungenau:  als  durch- 
gehende Ausspr.  hat  -«-  zu  gelten.  Daran  scheitert  die 
Zsstellung  mit  teilen,  im  Kleinen  verkaufen,  verschleudern 
(Gr.  WB.  X  1,  538),  die  von  Seiten  der  Bed.  wohl  zu  re.-bt- 
l'ertiir.-n  «an-.  Anderseits  ist  Zshang  mit  dem  einmal  ln- 
/.i-UL'ti  ii  mini.  -.i'.'.  ii  i,si  salhitcn  mit  den  bendeu' =  plauseront 
nianibus.  Leyser,  Predigten  IS,  25),  der  lautlich  möglich 
wäre  [tiUlen  könnte  aul  abd.  -.'.,.  zurückgehn),  aus  semasio- 
logischen   Gründen  nicht  eben   wahrseb. 

über-:  über  Etw.  hin  streuen  Nnw  (Matthys).  — 
ver-:  unordentlich  umherstreuen,  zerstreuen  (zB.  von 
Gegenständen,  die  man  trägt)  GlK.;  ScbwE.,Muo.;  Nnw: 
UwE.  De  liest  d'  Sagete"  alli  versället  SchwMuo.; 
stärker  als  versüßet.  Der  Fen  chund  dri»  [in  die 
zum  Trocknen  aufgehängte  Wäsche]  ...  versället  Alles 
durchenand,  es  Stickli  hie,  es  Stickli  dert  Ndw  (Ge- 
dicht). Versälleti  BUhmli  sind  [im  Herbst]  nuch  zuem 
ehalte"  Bode"  üs  g' wachse".  Lienert  1888.  —  b0-:  mit 
Schneeballen  werfen  BHk.  (St.1). 

sälle"  II,  Ptc.  -et:  nur  in  den  Zssen  üf-,  um-,  ver-s., 
(ein  Seil,  bes.  das  Wäscheseil)  aufwinden  bzw.  fest- 
knüpfen und  verschlingen  BBe.  Die  hei"  das  G 'wandsei 
artig  üfg'sället,  .sonderbar  aufgemacht',  oder  artig  rer- 
sället,  ,so  dass  man  es  fast  nicht  mehr  auflösen  kann.' 
—    Ohne  Zweifel  eins   mit  slälen   1 :   zur   Bed.   vgl.   »chli ngen. 

„Sälle"  f.:  Föhre,  Pinus  silv.  LE." 

sali«;  ApLb.  (-e8-,  nur  in  Bed.  2  b);  BsL.  (-,?-),  St.; 
LG.;  S;  U,  sälig  Aa;Ap;  B;  Gl;  Gr;  LG.:  G;  Sch; 
Tu;  Z,  sälg  (nur  in  der  formelhaften  Verwendung 
unter  2  a)  BSa.;  Gl;  GRTam.;  GA.,  Sa.,  selig  I  Ap 
(so  in  Gais  und  sonst  in  Bed.  2  b):  Adj.  und  Adv., 
wesentlich  wie  nhd.  selig.  ,S.,  felix,  beatus  (prosper, 
fortunatus).'  Fris.;  Mal.  1.  a)  vom  Glück  begünstigt, 
gesegnet,  glücklich;  mit  Bez.  auf  äusseres  und  inneres 
Glück.  Von  Personen.  Geld  macht  nid  s.  L  (Ineichen). 
,[A.  zu  B.:]  Wannen  im  das  [Geld]  keine V  er  were 
doch  nie  als  selig  gewesen,  das  er  ie  ützit  hette,  dann 
das  er  sinem  wib  und  andern  hette  verstoln  ...'  1450, 
Z  RB.  ,Die  Schwyzer  sind  in  gross  ehr  und  guot 
kan  ...  die  fromm  burschaft  ist  selig  allzytt,  besunder 
die  da  bruchend  stryt,  und  sind  gross  mechtig  herren, 
die  sich  wider  ir  fyend  mögend  weren.'  1514,  Ruef 
1538.  ,Got  ist  nüt  me  widerwertig  dann  ein  hoch- 
fertiger geist,  der  aber  gar  lychtlich  verfüert  die,  so 
reinigheit  halten,  in  dem  das  sy  inen  selbs  anhebend 
gfallen,  der  gstalt:  ach,  wie  bist  du  doch  so  sälig, 
dass  du  nit  bist  wie  die,  so  on  söliche  werk  nit  mö- 


gend leben;  wie  bist  du  so  vil  reiner  und  besser  dann 
dieselben!'  Zwingli.  in  ccelo  esse,  der  allersäligist 
und  glückhaftigist  sein.'  Fris.;  Mal.  Vgl.  2  b.  Bei 
unpers.  Ausdrücken.  , Heini:  Womitt  erlangt  man 
Gottes  gnad?  was  macht  und  bringt  ein  selgen  stat 
...in  einem  land,  darin  hatt  bherschet  d  sünd  und 
schand?'  Roef  1538.  ,[A.  hat  dem  B.]  einen  guten 
seligen  Tag  gewünsebet.'  Bs  Mord  1005.  ,Gott  geb  euch 
allen  ein  seligs  nüs  Jahr!'  Tyrolersp.  1743.  —  b)  über- 
gehend in  die  aktive  Bed.  ,glück-,  heilbringend';  von 
Vorgängen,  Zuständen.  Man  soll  für  den  König  bitten, 
,dass  er  die  sach  [das  Schisma]  zuo  einem  seligen  ende 
bringe.'  1410,  Schreiben  der  kgl.  Kanzlei  (Jost  Rot, 
Domherr  zu  Basel)  an  den  Z  Rat.  Öfter  als  lobendes 
Beiwort,  so  von  Bündnissen.  ,Die  säligen  verstentnüs 
[zwischen  Burgund  und  den  Eidgenossen],  dadurch 
menglich  zuo  allen  teiln  in  stille  und  ruowen  beliben 
möcht.'  1473,  DSchill.  B.  ,Eine  lobliche,  heilige  und 
selige  püntnüss  [zwischen  Papst  und  Kaiser].'  Ansh. 
,I>as  doch  allen  lobl.  alten  seeligen  gemachten  Bünd- 
nussen  ...  entgegen  seye.'  1653,  AHeüsl.  1854  (BsL.). 
,DieseligeReformation.'öfterimXVII./XVIII.,zB.1677, 
ZSeckelamtsurk.;  Mem.Tig.  1742.;  AHöpfn.  1787.  ,Von 
den  Zeiten  der  seligen  Glaubensverbesserung.'  1755, 
Z  Mand.  Beseligend:  ,Ein  seliger  Rewen.'  JMüller 
1661.  1665;  s.  Bd  VI  1878.  —  c)  in  moral.-religiösem 
S.  von  Personen,  tugendhaft,  rechtschaffen,  fromm, 
gottselig.  ,Swer  kind  in  der  jugende  hat  in  rehter 
meisterschaft,  ilü  werdent  sälig  und  tugenthaft;  swer 
aber  die  ruot  an  kinden  spart  ...  si  mugen  wol  werden 
unguot.'  Schachzabelb.  ,Ouch  mag  nieman  geschriben, 
was  fugende  hat  ein  sälig  wip,  du  herze,  sinne  und  ir  lip, 
werk,  wort  und  ir  muot  vor  allem  valsche  hat  behuot.' 
ebd.  ,Von  der  säl(i)gen  s[chwester]N.  Wir  haftend  ouch 
ein  gar  säl(i)ge  Schwester,  hies(s)...',  gew.  Überschrift 
und  Eingang  der  einzelnen  Schwesterleben  bei  EStagel; 
gelegentlich  dafür  od.  daneben  .tugenthaft,  tugentsam, 
guot,  hailig.'  ,Vil  seliger  liut  liez  er  [Dietrich  von 
Hern]  tuten,  wan  er  was  den  cristanliuten  nit  holt.' 
Z  Chr.  1330/1446.  ,üiser  kaiser  [Heinrich  IL]  was  gar 
ain  srelig  götlich  man.'  ebd.  .Anno  domini  1255  do 
wandlot  pruoder  Berchtold,  der  guot  s;elig  landpre- 
diger,  in  dem  land.'  ebd.  ,[A.  zu  B.:]  Wenn  du  das 
redest,  so  redest  nit  als  ein  fromer  seliger  knecht. 
Das  verdros  den  B....'  1425,  Z  RB.  ,Zuo  disen  ziten 
[1474]  was  die  fürstin  von  Oesterich,  genant  Elienar, 
die  dann  ein  geborne  küngin  von  Schotten  und  gar 
ein  selige  frow  was,  . . .  gen  Baden  komen,  und  ge- 
schach  do  armen  und  riehen  lüten  vil  eren.'  DSchill.  B. 
,N.,  ein  seliger  und  kunstreicher  Mann.'  RCys.  Iron.: 
,Mit  hoher  ermanung  an  den  seligen  Jätzer,  dass  er 
gegen  dem  allmächtigen  Got  und  sinen  frommen  vä- 
teren  in  guotem  vertruwen  und  glowen  wölte  ver- 
harren.' Ansh.  , Seligs  leben':  .Fromklich  der  bgirden 
müessig  gon,  fleischlichen  glüsten  widerstreben,  füeren 
vor  Gott  ein  s.  1.'  Rüef  1550.  —  2.  a)  mit  spec.  Bez.  auf 
die  Seligkeit  nach  dem  Tode.  E(n)  s-er  Tod  Aa;  B; 
Gr;  L;  S;  Z.  S.  auch  Hut-Segen  (8[>.  452).  [Wolle] 
der  lieb  Gott  dem  Verstorbene"  rerleije"  e"  frölichi  Ouf- 
erstähi"g  und  euch  Allne"  einest  e"  saligs  End!  Spruch 
bei  einer  Leiche  GRÜast.  Riiebig  und  s.  sterbe"  Ap. 
Lustig  g'lebt  und  s.  g'storbe"  isch  dem  Tüfel  d'  Bech- 
ni"tj  verdorbe"  S  und  sonst.  S.  si",  werde".  Ich  bi"  e" 
Chindli  arm  und  chli"  und  mini  Ghraft  ist  schwach: 
i'h  möcht  so  gerne  s.  si"  und  weiss  nit,  wie  i"h  's  mach, 


697 


Sal,  sei, 


Kindergebet  ScnGächl.  (EStoll  1907).  I'h  will  nid  s. 
werde",  wenn  's  nid  wör  isch!  oä.,  Beteurung  Aa;  Z. 
S.  mache".  Und  der  Hernjott  im  Himel  u"'1  d's  Schätzen 
am  Arm:  «'"'  der  Hernjott  macht  s.  u"d  d's  Schätzeli 
giH  warm  B;  ähnlich  A*i>  VL.  1903/29.  ,[Die  Bischöfe, 
Äbte  usw.]  für  die  woltend  geachtet  sin,  die  dem 
gebot  Gotes  vor  iederman  naclikemind,  ja  ander  lüt 
zuo  inen  weltind  hailig  und  sälig  machen.'  Vau.  ,S. 
machen,  beare,  salvare.  Einen  s.  machen,  inn  himmel 
setzen  oder  erheben,  canonisieren,  wie  man  spricht, 
asserere  aliquem  coelo.  Seligmacher,  soter,  servator, 
salvator.'  Fkis.;  Mal.  ,Die  säligen  Lüt',  auch  nur  ,die 
Säligen'  oder  ,das  sälig  Volk',  eig.  euphein.  für  die 
im  Wueti"s-Her  umziehenden  Seelen;  s.  Bd  II  1557/8; 
Weitres  bei  RBrandstetter,  Die  Wuotansage  im  alten 
Luzern  (Gfd  62).  Vgl.  noch :  So  lueget-ne"  [den  Toten] 
jetz  noch  einisch  a",  wie  er  da  llt  und  so-n-es  seligs 
Mül  macht,  ü"ser  guete • ,  liebe' .  wtver gastlicher  G'richt- 
säss!  B  (unter  der  Darstellung  einer  ,Gräbt').  Insbes. 
formelhaft,  von  Angehörigen  oder  sonstwie  Nahe- 
stehenden dem  Namen  eines  Verstorbenen  nachgesetzt 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  G;  Th;  Z;  wohl  ziemlich 
allg.  (doch  in  kath.  Gegenden  dafür  häufiger  tröste" 
Gott!  s.  trösten).  Der  Vaiter,  d'  Muetter  sälfijg.  MifnJ 
Vatter  sälig  hed  amig  famel)  g'seid  ...  Aa;  Th;  Z.  Ich 
we't,  du  hettist  100,000  Frauke"  und  du  wdrist  min 
Brüeder  sälig!  ZS.  Der  Haup'me""  sälg.  Proph.  1855. 
,N.  selig'  (auch  .sälig'  geschr.),  sehr  häufig  in  Ur- 
kunden seit  dem  XIII.;  zB.  ,I)er  vorgenant  bader  selig 
[ein  Ermordeter].'  1378,  Z  StB.  ,Zwingli  selig.'  Vad. 
.Unsere  lieben  väteren  sälling.'  1575,  Z.  In  der  ä.  Spr. 
oft  Nom.  und  Acc.  flektiert.  .Herr  Anthonj  Hegner 
säliger.'  RCvs.  (Br.).  ,N.  hett  min  schwager  selgen 
ze  boden  gschlagen.'  UMeyer,  Chr.  1540/73.  Im  Gen. 
's  Grossvatters  sälige"  Sackür  B;  Gl,  wofür  sonst  gew. 
dem  Grossvatter  sälig  sl"  Sackür.  ,Bi  des  N.s  seligen 
Zeiten.'  1300,  TüKatharinental.  ,[Frau  Anna]  Johans 
Meyeriis  seligen  wilent  eliche  wirtin.'  XIV.,  Z  StB. 
,Des  Grüeningers  seligen  hus.'  1380,  ebd.  /Zwischen 
Hensli  Müllers  seligen  sinen  brüedern  ...'  1502,  Z  RB. 
,Ein  schilt  und  ein  sper,  die  warend  irs  [der  Königin] 
heren  selligen  gsin.'  Morgant  1530.  ,Miner  muotter 
säligen  Schwester.'  ThPlatter  1572.  Selten  unflek- 
tiert: ,Vit  Jenners  sälig  wyb  in  dlsel.'  1547,  B  RM. 
I  227.  Der  Dativ  heute  unflektiert.  (D)em  Vatter 
säl(i)g.  Es  Stückli  vam  Dokter  Jaggi  sälg.  Sohwzd. 
(BSa.).  In  der  ä.  Spr.  flektiert.  ,N.  hett  min  [1.  mim] 
schwager  sälgen  ein  loch  in  den  köpf  gschlagen.' 
UMeyer,  Chr.  1540/73.  ,Von  wyllundt  unserm  lieben 
Vetteren  und  Schwägern  selligen.'  1051,  Z.  Ebenso 
beim  Fem.;  s.  bi  (Bd  IV  900  o.).  In  erstarrter  Nom.- 
Form(vgl.  .selber'):  ,Dem  Zwingli  seiger.'  Vad.  Präd.: 
,N.,  Hans  Wilhelm  Im  Turns  und  Petronella  von  Ulm 
zu  Griessenberg,  so  beide  sälig,  hinderverlassner  ehe- 
licher Son.'  JJRtiEGER.  Selten  (wohl  nur  humor.)  von 
Sachen.  O  je,  ivas  ist  das  für-ne"  Morge"  g'si",  wo 
anno  Ölß  [1811]  i"  der  stille"  Nacht  im  Winter  's  Stettli 
selg  [Sargans]  verbrunnen  ist!  Henne  1824.  Die  alti 
Bunstglocke"  [s.  Bd  II  615]  selig  im  Minsterturn  ßs. 
Ü"sen  Jörmärkt  s.  ThMü.  Ähnliches  B;  Z.  Hieher 
wohl  auch:  ,Da'  'seh  e"  Chüeselig,  spött.  Bezeichnung 
der  Geringschätzung'  BsLie.  (Seiler).  —  b)  wieder 
aufs  ausserreligiöse  Gebiet  übertr.,  gew.  mit  leicht 
ironischem  oder  scherzh.  Nbsinn.  Er  ist  (ganz)  s., 
überglücklich,  glückselig  Aa;  Ar;  Gl;  L;  Tb.  Mir  händ 


g'gesse"  we  d'  Fürsle",  und  derzue  hed  die  gross  Musig 
'blase"  ...  d'  Vri-ne"  ist  ganz  sälcgi  wurde".  CStreiff 
1904.  ...seit  d'  Muetter  aWh  ganz  a's-  sälegi.  ebd. 
1908.  Bes.  a)  von  einem  ruhig  Schlafenden  Ap;'  Bs;  Th. 
Lond-en  nor  schlöffe",  er  ist  s.  ThMü.  Es  schloß  so  s., 
von  einem  Wiegenkinde  L.  .[Unter  dem  Wagen]  im 
Stroh  schlief  s.  der  Fuhrmann.'  Gotth.  —  ß)  von  einem 
(leicht)  Berauschten,  wenn  er  schläft,  aber  auch  den 
Zustand  bezeichnend,  „wo  ihm  die  Welt  und  Alles, 
was  ihn  umgibt,  in  einer  lichten,  überirdischen  Glorie 
vorschwebt,  gleichsam  überentzückt"  AALeer.;  BsL.; 
„L";  Th.     Ganz  s.,  berauscht  BBrisl. 

Ahd.  »ölig,  nihil.  soeJec;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  .">H/'_'r,;  Martin- 
Lienh.  II  349.  Analoge  Kürzung  äes  Voc.  zeigt  Tieüig  II 
(Bd  II  1143),  wozu  Helg  (ebd.  1199);  begünstigt  wurde  die 
Kürzung  in  unserm  Fall  durch  die  häufige  Nachtonstellung 
in  der  funnelhaften  Verwendung  unter  2  a.  Die  Ausspr. 
mit  -e-  erklärt  sich,  soweit  sie  nicht  lautges.  ist,  durch  An- 
lehnung an  Ssl.  —  S.  in  Namen.  ,Heinricus  Seligman  capcl- 
lanus.'  XIII.,  Bs.  .Seligmann',  ein  Jode.  1415,  Z.  ,Niemer- 
selig',  Familien-  oder  Zuname.  XIV.,  B  (HBrennw.,  Chr.  I 
400);  XV.,  Z  (.Uoli  Guofcjar von Wermenswil, genannt N.'  1457, 
ZBub. ;  .Dem  Niemerseligeu  von  Wermentswil.'  1459,  Z  KB., 
uachher  ,dem  Niemerselig').  In  Ortsnamen.  Falsche  gelehrte 
Deutung  liegt  vor  in  folgendem  Falle:  ,Es  litt  vor  der  min- 
deren statt  [Z]  ein  vast  alt  frowenkluster  an  der  Sil,  dahin 
sich  vor  ziten  etlich  geistlich  fruuweu  versammlotend  und 
in  Gottes  dienst  so  ein  hert  wesen  fuorteud,  dass  man  es 
in  der  selligen  Ouw  narupte;  und  von  lange  der  zit,  ouch 
ungeschickte  des  gemeinen  Volkes  wirt  es  diser  zit  Selnow 
geuempt.'  HBreunw.,  Chr.,  .die  nonnen  au  Oedeubach  und 
an  Säligow.'  Zwingli;  die  alte  Fenn  des  Namens  ist  .Selden- 
ouwe'  (s.  Seid).  Unsicherer  Herkunft  siud:  .Von  einer  wisen, 
lag  by  der  säligen  eich.'  1461,  AaB.Urk.758;  .die  seligen 
Wiesen'  ThTäg.  (JJMüller  18(57,  32),  nach  dem  topogr. 
Atlas  , Seelwiesen.' 

u(n)-:  1.  wie  nhd.  unselig.  En  Wsälige''  Gedanke" 
Th;  Z.  Wenn-ich  nor  de"  o"sdlig  Gedanke"  ned  g'ha" 
hett,  Das  a"z' fange" !  zB.  ein  Geschäft,  das  mich  öko- 
nomisch ruiniert  hat  ThMü.  Zu  Chur  hielte  man  Stand- 
recht über  diesen  unseeligen  Körper  [eines  Selbstmör- 
ders], dem  wurde  das  Haubt  abgehauen.'  Sererh.  1742. 
Von  Personen,  gottlos,  verflucht.  .Der  unsselig  wüet- 
rich  [Decius].'  Z  Chr.  1336/1440.  ,Da  kert  sich  der 
N.  gen  im  und  sprach:  ich  wölt,  dass  du  unselig 
werest.'  1425,  Z  RB.  ,N.  sprach  zuo  ira:  ...  du  alter 
hellhund  und  du  alter  unsälig  tüfel!'  1436,  ebd. 
,Und  satzt  der  unsälig  bapst  bischof  Adolfen  von  Köln 
ab.'  Vad.  —  2.  (unselig  W  lt  Tscheinen)  toll,  verwirrt, 
ausser  sich  L  f  (Ineichen),  toll,  närrisch,  unvernünftig 
W  (Tscheinen).  Er  ist  icie  u.  g'liffu"  W.  ,Es  sind 
ouch  under  dem  gemeinen  mann  und  pursame  etlich 
ufrüerer,  die  sich  hoher  dingen  understond,  wiewol 
sy  ...  unverstendiger  und  unsäliger  sind  weder  die 
fürsten.'  LJdd  1531. 

säligen:    selig  machen;   s.  rüwen  (Bd  VI  1881). 

Säligkeit,  in  der  lebenden  Spr.  gew.  -ä-  —  f. 
,S  ,  felicitas,  beatitas,  beatitudo.'  Fris.;  Mal.  1.  entspr. 
sälig  1  c,  Herzensgüte.  , Hilf  mir,  vrouwe  guot,  dur 
dine  s„  daz  ich  nicht  verderbe  so.'  Hadl.  —  2.  entspr. 
sälig  2  a.  S.  Pfaff  (Bd  V  1061);  Süffer  (Sp.  355).  !''• 
wünschen-i  [euch]  Glück  zum  junge"  Blieb;  well  Gott, 
das  [er]-«-»  g'sund  blibe,  das-er  vil  Freud  und  Er 
an-em  erlebe"d,  zur  Ere"  Gottes  auferziehn  mögfd  und 
z'letst  es  China  der  S.  werdi,  Spruch  bei  der  Taufe 
GRl'ast.  Er  [Her  Hans  Rupien  seilig/  hed  in  der 
Chinderlehri  der  Juged  diso  frölicha  Psalma  asa  flissig 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


700 


vorbettet  und  g'sunga  . . .  un  lutet  asa:  Drink  un  iss, 
Gott  nit  vergiss;  wyl  du  hascht  Wi/n,  schänk  wider  in; 
tuo  fi  trüli  Bschäid.  so  wirscht  a  Chind  der  SeUigkeit. 
Rapieri  1700.  In  Beteurungen:  Ich  will  kei"s  Chind 
der  S.  si",  wenn  's  nüd  war  ist.  Wolf,  Rel.  Gespr.  Ich 
ha"  g'seid,  ieh  well  kei"  Teil  a"  der  S.  ha",  wenn-ich 
treulos  werdi.  ebd.,  Dreierw.  Es  tuet-mich  bim  Eid 
and  S.  nüd  reue",  ebd.,  Rel.  Gespr.  (G'wüss)  uf  Er 
und  S.!  Aa;  G;  Scbw;  S;  Z  (bes.  häufig  von  den 
Schulkindern  gebraucht).  Bi  Er  und  Eid  und  S.! 
auch  ml"  Sei  und  S.!  Aa.  Bi  miner  Sei  und  S.!  W. 
Ein  Mädchen  schenkt  einem  Knaben  Nüsse  unter  der 
Bedingung,  dass  ,er  ihro  sein  Seeligkeit  dafür  gebe'; 
als  er  später  einst  im  Fieber  liegt,  erscheint  vor  ihm 
,ein  schützlicher  schwarzer  Man,  der  spreche,  das  er 
mit  ihme  müsse,  das  er  habe  sein  S.  verkauft'  RCys. 

säliglich:  =  sälig.  a)  Adj.  ,Die  wirdigen  lieben 
beigen,  die  sälklichen  martrer  Zürich.'  Z  Chr.  XV. 
,[Der  Rat  verpflichtet  sich,  alle  Wochen  9  Pfd  Un- 
schlitt  zu  liefern  zum  Grossmünster]  in  den  kessel, 
der  da  brennet  bi  unser  herren  der  selklichen  martrer 
grebern.'  1413,  Z.  ,Als  man  denn  mit  der  selklichen 
marterer  unser  lieben  heren  sant  Felix  und  sant  Re- 
gulen  und  anderm  heltum  uff  den  hoff  gon  wolte...' 
1465,  Z  RB.  —  b)  Adv.  ,Wie  säliklichen  unser  alten 
säligen  schwestren  band  gelebet,  das  war  guot  und 
lustlich  ze  hörend.'  EStagel.  .Beate,  feliciter,  fauste.' 
Fris.;  Mal.  ,S.  verscheiden.'  HBull.  D.  ,Das  wir 
kündind  von  sünd  abstan  und  also  säligklichen  unser 
laben  enden.'  1558,  UMeyer,  Chr.  .Seliglich  glauben 
und  frommiglich  leben.'  ClSchob.  1695. 

u  n  -.  ,Der  könig  . . .  starb  unsäliglich  mit  fluochen 
und  schweren.'  HBfll.  D. 

Sei  f.,  PI.  -e"  (in  W  tw.  -W),  Dim.  (s.  Bed.  1  d) 
Seli  GRPr.,  Selti  W;  euphem.  entstellt  (s.  unter  1  aß) 
Se,  Secht,  Se.r,  Si.r,  Sep  usw.:  Seele.  1.  im  eig.  S. 
,Die  seel,  anima;  seelin,  animula.'  Fris.;  Mal.  a)  die 
dem  (menschlichen)  Körper  innewohnende  Seele 
als  Trägerin  des  Lebens  und  aller  geistigen  Kräfte. 
.(Alles)  das  ein  s.  hat  (und  labt),  animalis,  animans; 
der  ein  s.  und  laben  hat,  läbendig,  animatus;  dieweil 
mir  die  s.  im  leib  ist,  als  lang  ich  laben  wirdt,  dum 
spiritus  hos  regit  artus.'  Fris.;  Mal.  Der  Besitz  einer 
S.  unterscheidet  den  Menschen  vom  Tiere;  s.  cor-be- 
halten  (Bd  II  1240).  Heb  ke<"  Bang,  de  stirbst  nid, 
eb  d'  S.  in  d'  Wiege"  fart,  roher  Trost  des  Mannes 
gegenüber  der  Frau,  die  mit  Bangigkeit  der  Nieder- 
kunft entgegensieht  Aa  Wohl.  (Donat-Meier).  .Dem  kind 
ein  s.  schepfen.'  1490,  G  (JHäne  1895,  243);  Zshang 
und  Bed.  unklar.  .Krank  an  der  s.',  geistig  gestört. 
Die  wider  ihren  Willen  im  Spital  untergebrachte  N. 
wird  wegen  gotteslästerlicher  Reden  verklagt;  sie  ent- 
schuldigt sich  ua.  damit,  ,sy  habe  jetz  12  Tag  nichts 
geessen,  werde  auch  nach  wol  kränkner  an  der  S. 
werden,  seige  sonsten  ein  Kind  des  Todts,  wann  man 
sy  noch  lenger  in  solcher  Tyraney  leben  lasse.'  1672, 
Z.  Häufig  mit  dem  Gegs.  Lib  zsgenannt;  s.  Bd  III  978. 
,Ain  jegklich  mentsch,  der  ain  aid  schweren  wil,  der 
sol  uff  heben  dry  finger  ....  die  anderen  zwene  ...  under 
sich  genaigt,  der  ain  bedütt  die  costlichen  sei,  als  sy 
verborgen  ist  under  der  mentschhait,  und  der  fünft 
klinst  finger  bedütt  den  lib,  als  der  lib  klain  ist  zu 
schätzen  gegen  der  s.'  ApLB.  1409.  ,Es  [Mann  und 
Frau]  sind  zwo  seel  und  ist  ain  lyb.'  Geng.    ,So  zwei 


Menschen  der  Ordnung  Gottes  gemäss  mit  einanderen 
öffentlich  zu  Kirchen  und  Strassen  gangen  sind..., 
auch  also  ein  Lyb  und  zwo  Seelen  geacht  und  ge- 
halten werden  ...'  ScHSt.  Erbrecht  1671.  Das  haltet 
(hebt)  Lib  und  S.  z'smne"  oä.,  von  kräftigen  Speisen 
oder  Getränken  Aa;  Bs;  B;  Z;  s.  auch  Ge-fräss  (Bd 
I  1318).  Lib  und  S.,  der  ganze  Mensch.  Es  het  g'hütet 
u"d  g'höret  u"d  g'lebt,  u"d  lebt  nümm,  u"d  treit  doch  L. 
W''  S.  i"  d'  Chil">e",  Rätsel  vom  Lederschuh  B.  Ga" 
mäjjen,  ga"  mäjjen  u"d  L.  u"d  S.  verträjjen,  höhnischer 
Reimspruch  auf  einen  mühsam  Mähenden  BGr.  (Bärnd. 
1908).  .Der  gedacht  N.  stiesse  sy  mit  einem  fuoss  in 
ir  siten,  also  daz  ir  des  davon  geschwand,  und  meind 
daby,  er  habe  ir  1.  und  s.  zerstossen,  dann  sy  grössc- 
lich  schwanger  gienge.'  1484,  Z  RB.  , Schein  dich,  Uoli, 
durch  s.  und  1.!'  NMan.  .Gott  werde  die,  so  es  tuond 
[db.  stehlen],  mit  L.  und  S.  inn  Abgrund  der  Hellen 
stürzen.'  1600,  Z  RM.  (aus  einer  Predigt).  ,N.  soll 
geredt  haben,  der  Hr  Oberist  Werdtmüller  seige  mit 
L.  und  S.  des  Tüffels.  Gott  behüet  uns!'  1655,  Z. 
,Lib  und  s.  erhalten.'  ,Doch  redt  sy,  so  hoch  sy  kan, 
das  er  [ihr  Ehemann]  von  der  ersten  stund  an  nie  nüt 
mit  ir  ze  schaffen  ye  gehept  habe  und  sye  ouch  ir 
man  nie  worden,  wüsse  weder  1.  noch  s.  mit  im  ze 
erhalten.'  1530/33,  Z  Ehegericht.  ,[Eine  Frau,  die  von 
ihrem  Manne  geschieden  zu  werden  wünscht,  erhält 
den  Bescheid]  das  si  also  still  stände,  sich  redlich 
und  frommklich  halte;  wenn  ir  aber  ein  schick  an 
die  band  stiesse,  das  sy  meinte,  1.  und  s.  ze  erhalten, 
so  sol  si  kon  [Erlaubniss  zu  einer  zweiten  Heirat  zu 
erbitten].'  1533/8,  ebd.  In  Gebeten,  Glückwünschen  uä. 
Spis  Gott,  tröst  Gott  alli  arme"  Chind,  wo  uf  Erde" 
sind,  a"  S.  und  L.  Arne"!  häufigstes  Tischgebet  Z  und 
sonst  (auch  ohne  den  Zusatz  a"  S.  und  L.).  Gotts 
Name"  Bettli  g'gange":  geb-i"s  Gott  e"  gueti  Nacht  a" 
S.  und  L.  Arne"!  kindliches  Abendgebet  Z.  Erselz-% 
[euch]  Gott  eui  Almuese"  a"  S.  und  L.l  sagt  der 
Brätschelima"",  der  für  die  Sondersiechen  sammelt. 
Pilger  1897  (Sch).  B'hiet-ech  der  lieb  Gott  L.  u"d  S. 
[usw.]!  Baknd.  1908  (BGr.).  I'*  wünschen-i  [euch]  e" 
guets  glückhaftif/s  Neujär,  was-i  [euch]  nöts  und  guet 
ist  a"  L.  und  S.  hier  zitlieh  und  dort  eu>igli<*!  GRCast. ; 
ähnlich  Ar;  Z  (s.  freuden-rich  Bd  VI  162).  S.  auch 
be-segnen  (Sp.  469).  In  Verwünschungen.  ,Sin  meister 
rete,  der  ritt  sölt  inn  in  das  herz,  in  1.  und  s.  schütten.' 
1486,  Z  RB.  Zwei  weitre  Belege  unter  Ritt  LH  (Bd  VI 
1723).  Mit  Lib  und  S.,  wie  nhd.  Er  hanget  mit  L. 
und  S.  a"  dem  Meitli  Ap;  Ta;  Z.  Er  ist  mit  L.  und 
S.  debi,  zB.  bei  seinem  Berufe,  ebd.  Ei"  Herz  und 
ei"  S.  si",  von  Freunden,  Liebenden  Ap;  Th.  —  Die  S. 
sitzt  im  Blut:  D'  S.  chunnd  üse",  sagt  man  zu  Kin- 
dern, wenn  sie  an  einem  Gliede  bluten  L  (JBEgli);  S. 
,Die  bar  rät  s.',  das  Blut;  s.  Bd  VI  1742  und  vgl. 
.purpuream  vorait  animam'  bei  Vergib  Die  S.  als  per- 
sönlich gedachtes  Wesen,  das  vom  Körper  sich  trennen 
und  selbständig  weiterleben  kann ;  s.  b  und  c.  Sie 
kann  auch  während  ihres  Aufenthalts  im  Körper  ihren 
Sitz  ändern :  ,Min  sele  uf  eime  rippe  stat,  diu  von 
dem  wine  druf  gehüppet  hat.'  Steinmar;  vgl.  bei 
SHelbling  (von  dem  wohl  das  Motiv  entlehnt  ist) :  ,Vrou 
Sele,  sit  ir  dinne?  ich  rat  iu,  so  ich  beste  kan,  tretet 
uf  ein  rippe,  weit  ir  niht  ertrinken',  sagt  Einer,  im 
Begriff  einen  tüchtigen  Zug  zu  tun.  Die  S.  wird  an- 
geredet; s.  Bd  VI  848/9.  ,Ach,  wie  will  ich  dann 
sälig  werden?    Bis  mannlich,  du  arms  selti !'  Zwingli; 


Sal,  gel,  sü,  sol, 


702 


,animnla.'  Leo  Jud.  I"  si""r  S.  het  's  so  schwarz  üs- 
g'seh"  wi  in-ere"  ruessb'häichtc"  Chemihiitte".  SGfeller 
1911.  Der  rechte  Schacher  hat  ein  ,wyss  lampin  klein 
kindlin  im  buosen' ;  stirbt  er,  so  kommt  ein  Engel,  zieht 
die  Puppe  heraus  und  trägt  sie  in  den  Himmel.  Der 
linke  Schacher  hat  unter  dem  Gewand  ein  schwarze? 
Eichhörnchen,  das  dann  von  einem  Teufel  herausge- 
rissen wird.  RCys. (Notizen  zu  den  Osterspielen).  .[Teu- 
fel erwürgt  Einen]  bringt  die  S.  herfür  . . .  zeigt  die  S. 
...  und  spricht:  Du  armer  Tropf  [usw.].'  GGotth.  lölO. 
—  Spec.  oc)  die  S.  als  Trägerin  der  Empfindung 
bzw.  als  empfindendes  Wesen.  ,Es  wohletc  mir  allemal 
(wenn  ich  in  die  Kirche  kam  oder  zum  Nachtmahl), 
es  war  mir  fast  der  Seele  nach,  wie  es  mir  ist,  wenn 
ich  zur  Selteni  einmal  badete.'  Gotth.  Es  tuet-mer 
i"  der  S.  tue,  wie  nhd.  Ap;  B;  Th.  Er  ist-mer  i"  der 
S.  (ine»)  z'wider  Ap;  GT.;  Th;  Z.  's  freut-mv*  i"  d'  S. 
i"e".  dass  ...  Ap.  I"  d'  S.  i"ef  verbarme"  ZO.  ,Behüt 
dich  der  Herrgott!  du  verbarmst  mich  in  der  Seele.' 
Stütz  1853.  's  frürt-mi'h  bis  «"  d'  S.  hie"  Ap.  Aul 
die  Frage  frürst?  antwortet  man  etwa  scherzh.:  Jo, 
a"  ä"  S.  GaT.  Ei"'m  a"  d'  S.  griffe",  von  ihm  Etw. 
verlangen,  das  er  sehr  ungern  gibt  ScaSt.  (Sulger). 
Ei"'m  i"  d'  S.  griffe",  ihn  im  Innersten  zu  fassen 
suchen  Z.  Mit  eigentümlichem  Bilde:  D'  S.  gät-mer 
deduich,  durch  die  Stöckli,  von  Pflanzen,  Blumen,  die 
man  hegt  und  pflegt:  ,sie  sind  mir  ans  Herz  gewachsen' 
Z  (Dan.).  —  ß)  (wie  mehrfach  schon  oben  unter  a)  als 
Trägerin  des  sittlich-religiösen  Lebens,  als  un- 
sterblicher Teil  des  Menschen;  meist  mit  Beziehung 
auf  ihr  Schicksal  nach  dem  leiblichen  Tode  und  daher 
vielfach  mite  zsfliessend.  [Der  nur  auf  leibliche  Ge- 
nüsse bedachte,  gewissenlose  Senn  tat]  a's  wen"-er  nur 
Buch  und  kei"  S.  hätti.  W  Sagen ;  s.  borgen  (Bd  IV  1575). 
De"  mues'-mer  e"  (schönt)  S.  ha"!  od.  Dem  si"  S.  we,t-ich 
nüdha",  von  ungläubigen  od.  schlechten  Menschen  Ap 
Lb.  ,[Der  Abt]  sol  fursichana  gedenchin,  daz  er  het  im- 
pfangin  sele  zerihtenne  [quia  animas  suseepit  regen- 
das].'  UwE.  Benediktinerr.  XIII.  S.  auch  Seckel  (Sp. 
666).  .Für  seine  S.  sorgen  [uä.]',  schon  bei  Lebzeiten; 
s.  unter  c.  ,[Ich]  gdenk  nit  fast  an  min  arme  s.,  ob 
sie  darumb  muoss  liden  quel  [bekennt  ein  vom  Streben 
nach  Reichtum  und  Ehre  ganz  Erfüllter];  min  s.  fcuo 
ich  an  ein  nagel  henken,  hoff,  Gott  werd  mirs  uffs 
lest  als  schenken  und  mir  min  s.  mit  gnoden  zieren.' 
Geng.  ,Zuodem  batt  sy  [ein  verrücktes  Weib  zu  ihren 
Wirtsleuten]  gsagt,  das  sy  irer  seelen  und  des  fechs 
wol  acht  haben,  dann  das  vech  wurd  mächtig  schryen 
und  der  stier  nüdt  mer  zuo  den  küegen  sollen  ...  und 
müessten  dann  die  man  die  küeg  rytten.'  1561,  Z  RB. 
.[Ein  in  einem  Hexenprozess  peinlich  Verhörter  ant- 
woitet]  wan  er  sagte,  er  wüsse  etwas  dar  von,  so  täte 
er  seiner  Seelen  einen  Aufsatz;  [ein  Andrer  bittet] 
um  Jesu  willen,  dass  man  ihne  nicht  zwinge,  dass  er 
wider  seine  S.  streite.'  1701,  Z.  ,An  s.  und  er  gän' 
uä..  von  Verleumdungen,  Beleidigungen.  ,Dass  der 
selb  N.  gerett  hat,  der  obgen.  Johans  Pfung,  Hein- 
rich Pfungen  sun,  sye  ein  bankart  ...  und  ander 
schalklich  red,  die  inen  an  sei  und  an  er  und  an  guot 
gat.'  1400,  Z  RB.  ,Was  sich  grosser  verwürkungen 
begeben,  als  trostungbrüch  mit  der  band  ...  desge- 
lichen  was  s.  und  er  antrifft,  sol  alles  uns  [den  Stuben- 
gesellen] zuo  vertigen  und  zuo  straffen  zuostan.'  um 
1500,  BStR,  S.  auch  bringen  (Bd  V  701).  ,S.  und 
er  by  einem  behalten',  von  Ehegatten;  vgl.  oben  die 


analoge  Wendung  mit  ,lib  und  s.'  ,üo  sprach  er: 
wenn  üch  dunkt,  das  ir  mögind  s.  und  er  behalten 
by  mir,  als  ich  by  üch,  und  ir  minen  begeren  zuo  der 
ee,  so  sägen  ja.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Sy  habe  sich 
dermassen  angelassen,  das  er  nit  vermuoten  könte, 
weder  s.  nach  eer  by  disem  wyb  zuo  behalten.'  1541/3, 
ebd.  ,Siner  s.  rünien';  s.  Bd  VI  920/1  und  vgl.  ebd. 
.siner  gwüssne  rümen.'  Ähnlich:  ,[Er  wolle  mit  seiner 
Klage]  allein  syn  gmüet  und  s.  entladen.'  15  11/:;,  Z 
Ehegericht.  .Einem  etw.  üf  sin  s.  setzen'  uä.  ,[N. 
stiftet  ein  Jahrzeit  im  Kloster  Ötenbach,  mit  ver- 
schiedenen Verpflichtungen:]  Diz  sezze  ich  der  priorin 
und  dien  swestern  uf  ir  sele,  daz  si  diz  stete  haben, 
ich  wil  es  anders  vordem  an  dem  jungisten  tage  an 
sü.'  um  1300,  Z.  ,Do  Seite  sy  zuo  im:  wilt  mir  [des 
Eheversprechens]  nit  jichtig  sin,  so  lass  mich  ruewig; 
aber  ich  wils  dir  uff  din  s.  setzen.  [Ein  Zeuge  sagt 
aus]  er  hette  nüt  anders  ghört,  dann  wie  sy  zuo  im 
rette,  sy  wölt  ims  uff  siner  s.  lassen;  do  rette  er,  eb 
ers  uff  siner  s.  haben  wet,  ee  weite  er  für  die  zwei- 
hundert gan  Zürich  keren.'  1538,  Z  Ehegericht.  .Des- 
halb welle  sy  hören,  ob  er  jichtig  sye;  welle  er  nit 
bekanntlich  sin,  so  welle  doch  si  ir  conciens  ent- 
laden und  im  uff  sin  s.  setzen.'  1541/3,  ebd.  ,Er  weite 
denocht  nit  heiter  sagen,  das  sy  in  hette  genommen, 
jedoch  wer  es  also  wyt  kommen,  das  er  gseit,  er  wells 
iren  uff  ir  s.  setzen;  desshalb  sy  einen  andren  gnom- 
men  ...  in  achtung,  iro  söllichs  an  ir  s.  nit  schaden 
werde.'  ebd.  ,[Sie  hoffe,  dass  er  vom  Ehegericht]  iro 
werd  zuogsprochen;  wo  aber  das  nit  beschechen  möge, 
well  sys  im  uff  sin  s.  setzen  und  uff  den  kosten  trin- 
gen.'  ebd.  Ich  han-em  's  uf  d'  S.  'bunde",  er  soll  ... 
B;  G;  Th.  ,Etw.  üf  siner  s.  hän  wellen,  üf  sin  s. 
neraen.'  ,[N.  habe]  gredt,  si  [die  E.,  die  ihm  die  Ehe 
versprochen  hatte]  müesse  vor  iram  ein  mann  nenvmen, 
und  sölte  er  zwenzg  jar  warten,  er  welli  irs  uff  ir  s. 
lan.  [Zu  einem  Andern]  seite  er,  er  habe  die  E.  gnan 
und  er  welle  warten,  unz  das  si  ein  andren  man 
nemme;  er  wellis  nit  uff  siner  s.  han.'  1530/3,  Z  Ehe- 
gericht. .Demnach  kam  sy  zuo  imm  und  wotts  [das 
Eheversprechen]  abstellen,  batt,  dass  ers  iren  nach- 
liesse,  und  wotts  uff  ir  s.  han.'  ebd.  ,Er  heig  ...  zuo 
iren  gesprochen,  sy  solle  gan,  war  sy  wölly,  er  wells 
uf  sin  s.  nemen.'  1553,  BTurmb.  In  ähnlichen  Wen- 
dungen. ,Jörg  auf  der  Fluh  soll  die  Klagen,  so  die  vor- 
genannten Kläger  durch  ihren  Fürsprech  gegen  ihn  er- 
hoben haben,  an  sich  nehmen,  des  Hauptmanns  Knechte 
(die  Kosten  der  Gerichtsbote)  und  die  Bussen,  so  ge- 
richtlich darauf  gefallen  waren,  tragen  —  us  [1.  uf] 
unser  S.'  1529,  W  Blätter.  .Also  nach  klag  and  ant- 
wurt  ...  ist  der  genant  Jäkly  von  der  Elsi  Wätlichin 
der  e  halb  gescheiden  und  ledig  erkent  uff  sin  s.  hin.' 
1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Und  diewyl  er  nit  gwüsst,  wie 
man  das  Gelt  usslycht,  welches  er  uf  syn  S.  be- 
zöget..., bätte  er  Mgh.  umb  Gnad  und  Verzyehung.' 
1606,  Z.  In  Schwüren,  Beteurungen.  Ufmi'S. 
B;  ZO.  ,[Der  Schulmeister]  dürfe  es  V  si"  S.  nicht 
verantworten  bei  den  Vorgesetzten,  dass  er  dem  Kna- 
ben das  Rechnen  beibringe.'  Gotth.  ,Da  swüere  er: 
sanier  got  und  uff  min  s.!'  1459,  Z  RB.  ,N.  antwurtte, 
uff  sin  s.,  er  hette  es  nit  getan.'  1475,  ebd.  ,Uf  smer 
S.':  ,N.  wüsse  auch  uff  siner  Seil  nit,  ob  er  dem  N. 
die  5  Gl.  an  denen  100  Gl.  abzogen  habe  oder  nit.' 
1605,  Z.  Mi"  (oft  mi")  S  !  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  G ; 
Tu;  U;  Z.    M.  S.,  's  ist  war!    -In,  m.   S.!  B;  Th;  Z. 


703 


Sal,  sei,  sil, 


704 


Verst.:  Gtvüss  Gott  m.  S.!  Th.  (Nei")  m.  S.  nid!  B; 
Th;  Z.  Dann  gät 's  [beim  Bergsteigen]  mit  Schürge" 
und  Zere"  —  m.  S.!  es  macht i  dem  Tüfel  d'rab  grüse". 
LSteixer  1879.  's  wörd-mer  m.  S.  fast  angst.  Schwzd. 
(Th).  Dö  giH  's  doch  m.  S.  iw'h  G' scheitert,  wo  [in 
den  Rat]  passe"  täte".  Bs  Nationalztg  1895.  Die  Müller 
lange"d  de"  Pure"  in'n  Sack  bis  an'n  Ellboge"  und 
säge"d  dann:  ich  mues'  jetz  m.  S.  höre",  ich  tärf  nümme' 
Heiter  abe"  lange"  ZW1.  .Wenn  ich  einmal  selbander 
bin,  so  darf  meine  Frau  mi"  S.  kein  solches  Fatzenetli 
über  den  Kopf  hängen.'  Lohbaier  1864.  Mit  für: 
Mir  singe"  unsre  Schnitzler,  für  mVsel  öni  G'för.  Bs 
Schnitzelb.  1903;  Kontam.  mit  für  g'ivüss  (Bd  I  955)'? 
S.  noch  be-reichen  (Bd  VI  149);  rösch  (ebd.  1409); 
sehen  (Sp.  510).  Si"  S.  in  indirekter  Rede:  .Nachdem 
Grossmutter  den  Nidle"hafen  noch  einmal  zugefüllt... 
und  das  Meitschi  beteuert  hatte,  es  müsst  si"  S.  oben 
ab  gäh  [sich  erbrechen],  wenn  es  noch  mehr  nähme, 
führte  der  Grossvater  die  Gäste  hinaus.'  Gotth.  ,Da  warf 
sich  mein  Schuhmachermeister  in  die  Brust  und  meinte 
...wenn  [Mädeli]  noch  ein  wenig  warte  und  öppe" 
0ucb  lue  wje  jje  andern  Meitschi,  so  chönn  das  einen 
guten  Schick  machen,  wenigstens  ein  Kühheimat  fehle 
dem  si°  S.  nicht.'  ebd.  ,Wie  er  mit  jedem  Be- 
gegnenden ein  Gespräch  anknüptt  ...  bis  er  ihm  an- 
vertrauen kann,  wie  die  Gemeinde  das  Zutrauen  in 
ihn  habe,  und  wenn  sie  etwas  Wichtiges  [zu  besorgen] 
hätten,  da  si"  S.  könnten  sie  ihn  nicht  ruhig  lassen.' 
B  Hink.  Bot  1900.  Aber  auch,  wenn  der  Redende  in 
der  1.  Pers.  spricht:  Ieh  ward  g'vogtet,  hüt  noch,  wenn 
ich  de"  weg  tat  handle",  si"  S.!  Joach.  1883.  Wohl  nur 
scherzh.:  Du  hest  di-  S.  recht!  B.  Bi  miner  S.  UwE. 
,[Die  nach  Jericho  entsandten  Späher:]  Man  könt  uss 
ganzem  Israel,  darff  ich  sagen  by  rayner  s.,  kein 
gschicktere  dann  bloss  uns  zwen  funden  han.'  RSchmid 
1580.  S.  auch  Säligkeit  (Sp.  699)  und  vgl.  dazu:  .[Man 
soll  als  Zehnten  geben]  wo  winwachs  ist,  von,  15  fiertel 
einen,  eim  yeden  by  sim  eid  und  s.  sälikeit.'  1526, 
Gr.  Miner  S.!  Aa;  L;  Obw;  S;  ZO.f  .Mannen,  das 
ist  meiner  S.  nicht  recht.'  Gespr.  um  1800.  Mit  Adj. 
(UfJ  mi"  armi  S.!  AaF.,  Fri.;  Bs;  B;  Z;  vgl.  c.  Er 
het  uf  mi"  a.  S.  recht  g'ha",  der  Vatter.  KBiedekm. 
1889.  Bi  mi(ne)r  arme"  S.!  Aa  (Gem.  II  4);  B  (AHei- 
mann  1899).  (Uf)  ml"  türi  (in  B  auch  armi  türi)  S.! 
AAAar.,  F.;  B;  ZO.  Das  cha""  mi"  t.  S.  nit  gnet  cho". 
Schwz.  Bauernkai.  1898.  ,Sie  müssten  die  [kreissende] 
Frau  aus  dem  Bett  nehmen  und  auf  den  Gring  stellen, 
de""  geht's  de""  mi"  armi  türi  S.'  Gotth.  Er  uiisse"d, 
dass-mi''1  sust  nüd  nit  uf  d' Est  use"wäge";  aber 
hüt  hän-ich  e"mäl  uf  mini  türi,  armi  S.  nüd  änderst 
chönne*.  Feierab.  1860.  In  der  3.  Pers.,  auch  wenn 
der  Redende  in  der  1.  Pers.  spricht:  Hüt  gän-ich  sV- 
dürisel  nümm  i"  's  Chalberweidli  uehe".  BDorfkal.  1895. 
Zfwohl  aus  Gatts;  vgl.  y]  türi  S.  B.  He  jo,  's  isch  doch 
ömmel  j  t.  S.  war.  JReinh.  1903  (für  B).  Mi"  sündigt 
S.!  B  (Zyro);  s.  auch  blutt  (Bd  V  215).  Mit  euphem. 
Unterdrückung  des  Subst.  Uf  mi"  Armi!  B,  (uf) 
mi"  (armi)  Türi!  Aa;  Bs;  B;  ZTu.  Er  heig  schier 
e"ke'"s  Gelt  mer  u"d  vermöchti  's  uf  si"  armi  Türi  nid, 
d'  Reis  z'  zale".  Loosn  1910.  Der  Landvogt  Tribelet 
han-i'h  g'seh" ...,  uf  mi"  Türi!  das  han-ich.  ebd.  ,Wenn 
ich  das  Herz  hätte,  ich  täte  es  [mich  hängen],  auf 
meine  Arme,  Teure.'  B  Hink.  Bot  1899.  Los  "ume", 
Statthalter,  du  machst  ml"  aniü  Türi  es  G'sicht,  wie 
iit'""  dlni  vier  lioss  daheim  uf  dem  Eügge"  läge".  Gottb. 


Es  g'heite  inen  [den  gebärenden  Weibern]  si"  armi 
Türi  e"  Zuber  Wasser  vom  Brunne"  i"  's  Bett.  ebd. 
I'h  cha""  's  mV  Türi  nid  anders  mache".  Schwzd.  (Aa). 
Mir  si"  mi"  Türi  scho"  z'  spät.  RvTavel  1910.  Mit 
euphem.  Entstellung  des  Subst.  (Uf)  mi"  Si  B; 
GT.;  S;  ü;  ZBül.,  Neer.,  O.  G'schau,  uf  mi"  Se,  we"" 
einisch  d'  Lüt  recht  rasig  werde",  so  haiche"-si-dich 
[einen  Revolutionär]  üf.  B  Hink.  Bot  1847.  Die  hält' 
en  Höchmuet,  uf  mi"  Sc!  wenn-si  dort  Büreni  chönnt 
ge".  Stütz,  Gem.  hi  ei"em  Jör  um  zwo  Ghüe  z'  cho" 
hat  mi"  Se  e"  Nase",  ebd.  G'ivüss,  mi"  Se!  KdMeyek 
1860.  Dem  Schellwerchbueb  isch  mVsi  bas  [als  dem 
Schulmeister].  G  Kai.  1854.  MVse,  mVsi,  ich  mutss 
no'h  hei'".  Alpexb.  1820.  ,Mi  See,  's  ist  mir  Ernst.' 
ÜBrSgger.  Mi"  Sech!  BG.,  mi"  Sichi!  ScHSt.  (Sulger). 
(Uf)  mi«  Sicht!  Aa;  B  (auch  mi"s  Sechteli);  L;  G 
Buchs;  S;  Z  (so  0.,  Stall.,  rS.).  Die  tue"  doch  aber  da 
ober  uf  mi"  Sicht  wie  d'  Sau!  MWalden  1880.  Uf 
MVsicht,  schwur  er,  jetz  üse"!  Grolimund  1910  (S). 
,Es  ist  my  Secht  nicht  recht.'  Gotth.  Da'  göt  iez  mi" 
Sicht  nit  a".  Sch  Gespr.  1838.  Wenn  's  ke'"s  hübscher» 
Wibervolch  gab  uf  der  Welt  [als  des  Teufels  Gross- 
mutter], mVsecht,  's  Hüröte"  tat  Alle"  z'säme"  verleide". 
JBEgli  1871.  Wenn  's  ...  z'  Öbe"'1  öppen  es  guets  Müm- 
pfeli  hei'"bröcht  het,  so  het's  mVsecht  müesse"  dem  Bueb 
V'g'stösse"  si".  JReinh.  1901.  G'ivüss  mi"  Sicht!  LStei- 
ner 1883.  Mi"  (türi)  armi  Sicht!  AGysi  1881  (Aa). 
Miner  Sicht!  L,  uf  miner  Sicht!  Z Stall.  Mi"  Sichti! 
ScHSt.;  Sprww.  1869.  ilfi"  Sichtig!  Tu  (Pup.);  Z. 
Macht  's  ja  minsechtig  mi"'m  bitterste"  Eründ  nid 
gunne".  ACorr.  Miner  Sichtig!  ZStäfa.  (Uf)  mi" 
Sichtli"g!  Z  (so  öfter  bei  Stutz).  [Ein  Brand]  wo-n- 
i-big  ril  Lüt  debi  umcho"  sind,  weiss  mi"  Sichtlige"  nüd 
wiemängs  Tüsi"g.  Schwzd. (Z).  Mi"  Sechs!  Gl;  ZZoll.; 
St.2,  mi"  Sex!  Bs;  B;  ScHSt.  (Sulger);  S,  miner  Sex! 
Aa  (in  L.  bi  m.  S.);  Bs;  GStdt;  SchScIiL;  Tb.  Es 
isch  mi"  Sex  zum  Verrücktwerde" !  B  Meitlipredigt.  So 
chönn  's  si"  Sex  nid  me'  gä"!  B  Dorfkai.  1882.  S.  noch 
pressieren  (Bd  V  788).  Mi"  Sexi!  ScHHa.,  Nnk.;  Z. 
Bi  miner  Six!  AALeer.;  Felner  1803,  mi",  miner 
Six!  L.  Mi"  Sip!  Ar  (l\).  Bi  Gel!  AnWohlen.  ,Was 
er  dir  [Jehovah  dem  Volk  Israel]  durch  Mosen  ver- 
heissen,  wirt  ers  bim  seesly  trüwlich  leisten.'  RSchmid 
1580.  Uf  mi"  armi  Sitznider !  ScuSchl.  S.  auch  Silben. 
—  f)  Gotts  S.,  =  dem  Vor.  in  verst.  Sinne,  eig.  die 
Gott  gehörige  Seele.  Meinst,  i'h  well  G.  S.  verwege" 
[=  durch  falsches  Wägen  mein  Seelenheil  verlieren]? 
sagte  eine  Metzgersfrau  zu  einem  Kinde,  als  es  ihr 
voreilig  bemerkte,  die  Wage  ziehe  nicht  recht  AaF. 
So  auch  in  Schwüren,  Beteurungen.  (Uf)  mi"  (armi, 
türi)  G.  S.!  Aa;  B;  S;  Obw.  's  isch  (uf)  ml"  (türi) 
G.  S.  war!  B.  ,Das  sei  auf  si"  Gottseel  wahr,  be- 
kräftigte der  Ruedhannes.'  AHartm.  1852.  ,Si"  G.  S.  sich 
schicke",  sich  sputen'  B.  Der  Mutz  [Bern]  isch  nüsti  nit 
gli'h  doub,  mV  türi  G.  S.,  er  isch  nit  cholerisch!  Post- 
heiki  1866.  De"  het  jetz  uf  mV  armi  tfiri  Himmel- 
gottssil  recht,  dir  verflueeht  Millions-Tüsi"gs- Donner! 
Gotth.  Mi"  Gotts  Türi!  B.  Wo'tscht  echtert  mache". 
das'  de-n-achc"  chunsch,  du  üheibe"  Zwätschge"schelm 
du,  oder  ieh  schiesse"  mV  gottstüri!  Loosli  1910.  In 
anderm  S.  (vgl.  Bd  IV  1997):  ,[N.  hat]  nachfolgend 
böss  unchristenlich  schantlich  ungebört  schwüer  und 
gotslesterung  getan,  nemblich  gots  fünf  liden...  gots 
macht,  gots  krütz  und  gots  seel.'  um  1530,  Z  RB.  — 
b)  die   (im    Tode)    vom    Körper   sich    trennende 


Sa),  sei,  sil,  so),  sul 


706 


Seele;  s.  schon  unter  a.  ,[Wcr  falsch  schwört,  ver- 
zichtet damit  auf  Hilfe  und  Trost  der  Himmlischen] 
an  der  zit,  so  sich  lib  und  s.  von  einanderen  scbaidt.' 
Ap  LB.  1409.  ,Ist  von  im  also  gericht,  in  dem  nach- 
richter  zu  befelhen  ...  und  in  das  wasser  zu  werffen 
und  in  in  dem  wasser  ligen  zu  lasen,  bis  das  sin  s. 
von  sinem  lib  gescheiden  sige.'  1485,  Z  RH.  ,S.,  die 
ungern  vom  leib  scheidet,  so  der  mensch  noch  un- 
aussgezeert  mit  gewalt  verscheiden  muoss,  vivax  anima. 
S.,  so  grad  yetz  vom  leib  gescheiden  ist,  anima  re- 
cens.'  Fris.;  Mal.  ,Die  S.  ist  ihm  angewachsen,  er 
hat  des  Sterbens  vergessen,  ultra  pensum,  ultra  diein, 
ultra  catalogum,  ultra  lineam  vivit.'  Mey.  1077.  .Um 
das  Essen  sorgen,  wann  die  S.  unter  den  Zähnen  ist, 
im  Alter  geizig  sein,  exacta  vita  viaticum  quserere.- 
ebd.  ,Die  S.  auf  der  Zungen  haben,  prscordiis  con- 
ceptam  mortem  continere.'  Denzl.  1716.  , Einem  der 
s.  warten',  auf  sein  Ende  warten.  ,Do  ward  sy  [eine 
Schwester]  als  siech  und  ward  ir  als  we,  das  man  gar 
an  ir  verzwiflet  und  ir  alle  zit  der  s.  wartet.'  EStagel. 
,[N.  sagt  aus]  dass  er  do  heim  in  sinem  hus  was  und 
einem  kind  siner  s.  wartod,  das  ouch  starb.'  1394,  Z 
RB.  S.  auch  Mund-Loch  (Bd  III  1035).  In  derb- 
humoristischer Umschreibung  für  .Einen  töten';  vgl. 
Gr.  WB.  IX  2908  u.  (HSachs).  ,Der  A.  hett  dem  B. 
getröwt  und  uff  die  meinung  wort  gebrucht.  kome  ei 
der  tag  eins  an  inn,  er  wöll  mit  im  machen,  das  die 
s.  uff  dem  wasen  hopp.'  1465,  Z  RB.  ,Do  redte  er: 
es  vatzet  mich  jetz  etlicher;  kumpt  es  darzuo,  ich 
will  inn  vatzen,  daz  die  s.  uff  dem  wasen  muoss  hoppen, 
und  gryffe  damit  zao  sinem  tagen...'  1509,  Z.  ,[N. 
habe]  sin  alten  vatter  ...  fräfenlich  geschlagen,  darby 
ouch  geredt,  das  er  fassnacht  mit  im  haben  wölte, 
inmassen  sin  s.  uff  der  erden  tanzen  müesste.'  1540, 
Z  RB.  In  hyperbolischen  Wendungen  zur  Kennzeich- 
nung übermässiger  körperlicher  Anstrengung  uä.  V  S 
üsschreie",  ,summa  coutentione  clamare.'  Id.  B,  überaus 
heftig  weinen  Z;  vgl.  usen-rüeffen  b  (Bd  VI  703).  Er 
het-si'*  müesse"  d'  S.  üsse"schreie"  S.  ,[Wenn  dem 
Weibchen  ein  Kind  starb]  so  hintersinnete  es  sich 
fast,  schlug  sich  den  Kopf  an  die  Wände,  jammerte 
sich  fast  die  S.  aus  dem  Leibe.'  Gotth.  Mer  müend-i"s 
fast  d'  S.  zum  Lib  üs  spinne".  Stütz,  Gem.  E"  törg- 
gisches  Bad  han-ich  wöl'e",  aber  nüd  in  eso  e"  Galge"- 
hölle"hitz  i"e"  gi"  d'  S.  use'schwitze".  ATobler  1908. 
(Si'*  fast)  d'  S.  l'lauffe"  B  (,ex  cursura  anhelitum 
ducere,  exanimari  cursu.'  Id.);  Sch;  Z.  De""  ma^ 's- 
ech  [beim  Schiessen  mit  Granaten]  schlahn  u"d  hüse", 
fast  trdit-es  d'  S.  ei"'m  üse".  Schwzd.  (B).  Du  tribst 
Ei"'m  fast  d'  S.  (de"  Geist)  üs,  plagst  Einen  fast  zu 
Tode  ScuSt.;  Tb;  Z.  S.  auch  Bd  III  978.  Übertr.  auf 
Sachen.  Man  darf  den  Mist  nicht  faulen  lassen:  grad 
de""  isch  d'  S.  uss  dem  Lib  •  er  würkt  nümmer  so.  Schild 
1806.  Scherzh.  Mache",  dass  d' S.i"  d' Hafnerhütte"  fart, 
ein  irdenes  Geschirr  zerbrechen  ZW.  Ist  das  Geschirr 
zerbrochen,  heisst  es:  D'  S.  ist  scho"  i"  der  Hafner- 
(Glas-) Hütte"  LRusw.  und  lt  Ineichen.  —  c)  die  vom 
Körper  getrennte  Seele,  a)  bei  Lebzeiten.  Von 
Visionen  zweier  Schwestern  zu  Töss,  in  denen  ,ir  s. 
(gaist)  von  dem  lib  verzuckt  was',  erzählt  EStagel  S.57/9. 
81  (Vetter).  ,Ich  hab  selbs  einen  Puwrsmann  ab  der 
Landtschaft  erkennt,  dessen  Eewyb  sich  ouch  verluten 
licss,  sy  wäre  oft  in  einer  kurzen  Wyl  zuo  Einsidlen 
und  an  andren  Orten,  wytt  von  Heimant;  sy  sagt  ouch 
bisswylen  von  denen,  die  in  frömbden  Landen  gstorben 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


oder  uinbkommen,  wie  sy  bynen  gewesen,  inen  die 
Hand  gebotten,  doch  so  wären  sy  tod,  davon  man  aber 
im  Vatterland  noch  nütt  gwüsst;  ir  Lyb  aber  blibe 
und  läge  da  im  Bett,  allein  ir  Geist  oder  S.  wandlete 
allso  uss.'  RCys.  (Br.).  ,Man  sieht  bisswylen  in  Hü- 
sern  und  ettwan  ouch  uff  dem  Feld  lebender  Menschen 
Gstallt,  ettwan  Tags,  ettwan  Nachts,  wandlende  oder 
arbeittende  oder  sitzende;  diss  hallt  der  gmein  Mann, 
es  syen  derselbigen  Menschen  Geist  oder  Seel.'  ebd. 
—  ß)  nach  dem  Tode.  ,Die  seelen  der  abgestorbnen, 
umbr«  silentes.'  Fris.;  Mal.  Sie  heissen,  t.  mit  Bez. 
auf  ihr  Schicksal  im  Jenseits  (Gericht,  Fegfeuer),  t. 
euphem.,  ,arme  (s.  Bd  I  455),  elende  (ebd.  176),  liebe, 
guete  (s.  Bd  II  536  und  vgl.  Gueti-S.)  S-en',  wofür 
im  Folg.  weitre  Belege.  .Schamröte  S-en';  s.  scham-röt 
(Bd  VI  1769).  ,Verdamtu  Seile,  anime  damnate'  PA1. 
(Giord.).  Gericht  Gottes.  Eine  Nachahmung  desselben 
ist  das  Kinderspiel  S-e"  icägge"  1)  .Zwei  Kinder  geben 
sich  die  Hände,  so  dass  sie  eine  Brücke  bilden,  auf 
der  nun  die  andern  gewogen  werden,  indem  man  bis 
zu  einer  gewissen  Zahl  zählt;  die,  welche  so  schwer 
sind  oder  so  stark  lachen,  dass  man  sie  vorher  fallen 
lässt,  kommen  in  die  Hölle,  die  andern  in  den  Himmel; 
zum  Schluss  rufen  sich  die  Kinder  auch  zu:  Ängeli, 
Ängeli  oder  Tüfeli,  Tüfeli,  auch  Schöns  Ängeli  Himel- 
ring!  —  BÖsi  Tüfle.  schämet  euch,  geng  eso  ga"  z'  lache"! 
B  (GZür.  1902,  128).  —  2)  ,Der  erste  [Hirten-]Knabe 
lag  auf  dem  Boden  und  grub  mit  dem  Sackmesser 
kleine  Löchlein  in  die  Erde  zum  Seelenwägen.  Ein 
Loch  in  der  Mitte  bedeutet  die  Welt;  hinauf  führen 
Staffeln  erst  ins  Paradies,  dann  zum  Himmel;  hinunter 
aber  zum  Fegfeuer  und  zur  Hölle.  Das  Messer  wird 
in  die  Luft  geworfen  ...  und  zeigt  nach  der  Art,  wie 
es  niederfällt,  ob  der  Spieler  eine  Stufe  aufwärts  oder 
abwärts  steigen  müsse.  Dieses  Spiel  heisst  Seelen- 
wägen und  wird  von  Kindern  gern  gespielt,  doch  nicht 
unter  den  Augen  der  Mutter,  die  darüber  losschimpft, 
weil  ein  alter  Pfarrer  in  der  Christenlehre  gesagt 
habe,  mit  der  Seele  solle  man  nicht  spielen.'  W Sagen; 
vgl.  das  syu.  sel(en)en.  ,Do  sprach  das  Tryni:  wenn 
din  frow  yetz  nach  in  minem  huss  ist,  so  ker  sich 
Got  von  miner  armen  s.'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Wan 
ich  auch  zu  Ehren  kam  ....  hulff  doch  nichts  so  hoche 
Stell,  wer  zlest  hin  wie  's  Judä  S.'  Tyrolersp.  1743; 
vgl.  Juden-S.  Uf  Ei"'m  sl"  toi  der  Tüfel  uf-enere" 
arme"  S ,  ihn  verfolgen,  plagen,  quälen  Aa  (Jordi). 
Drüf  (druff)  si"  (ligge")  wie  de(r)  Tüfel  uf-en  armi  S. 
GBuchs,  uf-eren  arme"  S.  BsL.,  uf  den  arme"  S-e"  W, 
uf  d'  S.  Gl,  uf-ere"  S.  Z,  auf  Etw.  erpicht  sein.  E" 
der  italienische"  Gränze"  sige"d-si  uf  de"  Tubagg  und 
uf  d'  Zigarre"  we  der  T.  uf  d'  S.  CStreikf  1901/2. 
Er  luegt  drüf  wie  der  T.  uf  en  armi  S.  Sprww.  1869. 
Uf  "em  Geld  hocle"  u-ie  der  D.  uf  der  arme"  S.  Schild 
1863.  Fegfeuer.  ,Die  Grossmutter  schwitzte  ärger 
als  eine  arme  Seele  im  Fegfeuer.'  Gotth.  ,[A.  macht 
dem  B.  einen  Vorschlag  zur  Tilgung  einer  Schuld 
seines  (wahrsch.  verstorbenen)  Bruders;  ß.  weist  den- 
selben entrüstet  zurück]  rette:  ich  wils  nit  nemen, 
und  er  bette  gott,  das  es  uff  sines  brueders  s.  ver- 
brunn.'  1451,  Z  RB.  .[Die  Pfaffen]  habend  uns  so  vil 
gspenst  ufgrächt ...  mit  mäss,  vigilgen  und  chorsölen  [!], 
gabend  uns  für,  es  hulffe  d  seien.'  Eckst.  1526.  .Per 
seien  pflegen',  ein  Klosteramt:  .[Die  Schwester  N.] 
pflag  des  gadems  und  der  seien  alain,  das  sy  kain 
helferin    hat.'    EStagel  82;    vgl.   das  Folg.?     In    der 


707 


1,  sei,  sil,  sol,  sul 


Tos 


Abtei  USeedorf  war  es  früher  Brauch,  einer  abge- 
schiedenen Schwester  30  Tage  lang  den  Platz  am 
Tische  offen  zu  lassen  und  wie  sonst  aufzutischen, 
die  Speisen  aber  nachher  an  die  Armen  zu  verteilen; 
heute  besteht  nur  noch  das  30tägige  Almosen,  das 
von  armen  Familien  abwechselnd  abgeholt  wird,  was 
sie  d'  S.  hole"  nennen.  Für  si"  S.  sorge"  B  (Zyro).  Der 
S.  Eppis  mache",  von  Stiftungen  für  das  Seelenheil 
UUrs.  .Durch  unser  vordem,  unser  und  unser  nach- 
koinen  seien  heil  (willen)'  oä.,  stehende  Formel  bei 
Stiftung  von  Jahrzeiten  usw.  S.  auch  Sel-Ge-rät  (Bd 
VI  1622).  ,[Es  soll  eine  Frühmesse  gestiftet  werden] 
daz  die  er  gottes  gefürderot  werd,  got  gelopt,  die 
armen  eilenden  sela  getrost  werdin.'  1387,  UwStans. 
,Zuo  trost,  glück  und  seid  der  armen  liblos  tonen  s. 
habent  wir  ...  die  heid  partyen  güetlich  und  früntlich 
verricht  und  betragen.'  1494,  Z  RB.  ,Fuir  die  elen- 
disten  seien  hett  N.  gsetzt  den  swestern  5  ß  geltz.' 
1495,  ÄAZof.  ,Doch  so  sol  das  urteil  [über  einen  Tot- 
schläger] verhalten  werden  und  sollen  NN.  zwüschent 
den  partyen  arbeiten,  ob  sy  der  armen  s.  ettwaz  nach 
[noch]  schaffen  mögen.'  1504,  Z  RB.  , Trost  den  armen 
Seelen!'  Nachtgruss  am  Samstag  Abend  SchwE.  /Für 
die  armen  Seelen !'  oder  , Tröste  Gott  die  armen  Seelen !' 
W.  Trost  und  erlös  Gott  die  liebe"  S-e"!  L;  GSa.;  ScawE. 
S.  auch  Nuss  (Bd  IV  826).  ,N.  von  Meilan  selig,  des 
s.  der  allmächtig  ewig  got  begnade!'  1494,  Z  RB.  ,Die 
N.  ist  och  gestorben,  gott  gnad  der  s. !'  1519,  G.  Ü"- 
sers  Obervogt  Joglis  Schwigeri,  die  alt  Täseh,  ist  anetne 
Öpfelküechli  erstickt;  Gott  dröst  d'  S.!  JCWeissenb. 
1673.  ,Über,  für  die  s-en  bitten.'  , [Schwester  N.]  hat 
och  sunderlich  grosse  gnad,  über  die  sünder  und  über 
die  seien  ze  bittend,  und  kament  denn  die  seien  recht 
emssklichen  zuo  ir  und  rettend  mit  ir  und  sy  mit 
inen.'  EStagel.  ,[Eine  Stiftung  wird  gemacht  ua.] 
das  wir  deste  vürer  unsern  herren  über  die  sele  bitten.' 
1331/47,  Gfd.  ,Und  sol  man  ein  priester  dar  uff  han, 
der  Gott  für  die  lieben  selly  [1.  .seilen',  so  nachher] 
bitte  mit  singen  und  mit  lesen,  mit  mes  han  [usw.].' 
1528,  UwBeck.  (Gfd).  ,Den  lieben  seien  lüten';  vgl. 
Bd  VI  1770  o.  Im  Jahr  1719,  den  25.  Wintermonat, 
hat  mau  [in  LSemp.]  zum  erstenmal  .den  lieben  seien 
gelütet.'  Gfp.  Erlösung  der  armen  Seelen.  .Herr 
Jesus  sprach:  Hätt-ich  nur  e"  änzigs  Mensch  auf  dieser 
Erde,  der  mir  das  Gebet  in  der  Grossen  Woche  alle 
Tag  dreimal  sprach,  ich  wö'tt-em's  wohl  belohnen,  icl1 
wü'tt-em  ufsetze"  die  goldene  Chro",  ich  wö'tt-em  3 
Seele"  gi°:  erstens  die  Seele  [hier  nennt  man  die  Seele 
desjenigen  Verstorbenen,  welche  man  zuerst  erlöst 
haben  möchte],  's  ander  's  Vaters,  die  dritt  d'Mutter.- 
GNiederb.  (Af  V.  12,  288).  Er  meint,  er  heig  e"  S.  errett, 
macht  Wunders  was  daraus,  hält  es  für  etwas  Ausser- 
ordentliches ZW1.  S.  noch  Feg-Für(Bi  I  944);  er-lösen 
(Bd  III  1443;  die  RA.  auch  AaF.;  Ap;  Bs;  GT.)  und  vgl. 
Geist  (Bd  II 489).  D'S.  erlöse",  ein  Jugendspiel,  =  Selen 
wäggen  2  (s.  vor.  Sp.)  W.  Die  zur  Ruhe  gekommene  S.; 
s.  Buew  (Bd  VI  1895).  Dazu  noch:  We""'s  de""  einisch 
i"  der  ganze"  Vogtei  e"ke'"s  enzigs  [armes  Bäuerlein] 
mer  giH,  su  cha""  de""  si"  [des  Landyogtes  Tribolet] 
armi  S.  a"  d'  Buew.  Loosli  1910.  Über  die  armen 
Seelen  im  Volksglauben  und  -brauch  s.  die  volks- 
kundliche Lit.;  hier  nur  einige  wenige  Belege.  Man 
erzählt  von  den  Acke"buebe"  [s.  JVetsch  1910,  44],  sü 
heiji"d  im  Mesmer  omm  [oben]  Mülch  üsg'schött  ond 
denn  g'säd:   Arme"  Seilere"  aurh  tö"stere"  tued,   enen 


au'*  Mülch  ge"!  ApL;  vgl.  dazu:  ,üerhalben  wir  uf 
der  abgestorbnen  greber  ussgehölte  stain  gesetzft], 
mit  gemeltem  wasser  zuogefült,  hieruss  wir  hin  und 
her  wandlende  die  gräber  begossen  haben;  sam  die 
armen  seelen  under  der  erden  standen  und  das  durch- 
fliesend wasser  in  geschier  oder  in  ire  offne  genende 
mund  zuo  ainer  erquickung  und  erküelung  irer  unüber- 
windlichen liitz  empfachend,  wie  och  die  haiden  globt 
haben.'  Kessl.  a36.  , Früher  glaubte  man,  die  Seelen 
der  Verstorbenen,  noch  nicht  ganz  im  Fegefeuer  Ge- 
reinigten kämen  zu  gewissen  Tagen  und  Zeiten  wieder 
auf  die  Erde  zurück,  um  von  Verwandten,  Freunden 
und  Bekannten  das  Nötige  für  ihre  Erlösung  zu 
erbitten.  Sie  hielten  sich  in  der  Geisterstunde  an 
Orten,  wo  noch  Leute  vorbei  mussten,  auf  Eichen  auf 
und  sangen  und  musizierten  Vorübergehende  um  Hilfe 
an.  Das  Volk  nannte  sie  freie  (friedfertige)  Hexen' 
AaWoIiI.  (Donat-Meier).  ,Sy  [einige  Nachtbuben]  gien- 
gend  ...  uff  den  kilchhoff,  machtend  da  ein  frömd 
wunderlich  gesehrei,  als  ob  sy  seien  weren.'  1434,  Z 
RB.  Die  Holzarbeiter  hauen  in  die  gefällten  Stämme 
gerne  drei  Kreuze,  damit  die  .fliegenden'  armen  Seelen 
sicher  daraufsitzen  können.  Von  einem  solchen  Stamm 
kann  sie  der  Teufel  nicht  jagen.  Baumg.  Vgl.  auch 
Wuetis-  Her  (Bd  II 1555  ff);  Girizen-Mos  (Bd  IV  470/ 1) ; 
Aller -seien -Wind;  Grat-,  Töten-Zug.  —  d)  als  pars 
pro  toto  für  den  ganzen  Menschen;  doch  nur  in 
beschränkter  Verwendung.  En  armi  S.,  Ausdr.  des 
Mitleids  Ap;  Ta.  Oft  iron.:  Du  armi  S.!  zu  einem 
Kinde,  das  wegen  einer  Kleinigkeit  klagt  Th.  O,  ich 
armi  S.!  iez  chann-ich  chüm  noch  moffle",  rerschivige" 
esse"  L.  E"  gidultigi  S.  SchSL;  Tu.  E"  gueti  S. 
Aa;  Ap;  B;  L;  Tu;  Z.  Di  gueti  S.!  si  het  e"  kurlige" 
Gloube"  g'ha".  Loosli  1910.  E"  guetmüetigi  S.  ist-er. 
JAllenspach  1897.  I<*  6t»  dennzumäl  gar  e"  fideli  S. 
g'si".  HDietzi  1900.  E"  müedi  S.,  bes.  zu  Kindern, 
die  Einem  keine  Ruhe  lassen,  beständig  mit  Bitten 
anliegen  Th;  s.  müed  (Bd  IV  91).  Wenn  d'  Frau  der 
Ma""  i"  der  Hegi  hed,  se-n-ist-er  e"  g'schlagni  S.  L. 
Du  chu""st-mer  jetz grad  recht,  du  üsg'molchi  S.!  Ausruf 
der  Entrüstung  GrKI.  Dim.:  Du,  mi"  liebe''  Schatz, 
mi"  üserwälts  Seli.  MKuoni  (CrPt.).  Biblisch :  ,Also 
nam  Abram  sein  weib  Sarai  und  Lot,  seines  bruoders 
sun,  mit  aller  irer  hab,  die  sy  gewonnen  haftend,  und 
seelen,  die  sy  gemacht  hattend  in  Haran.'  1530,  Gen. 
(E")ke(i)n  S.,  gar  Niemand  Aa;  Ap;  Bs;  Gr;  L;  Schw; 
Th;  Z  und  wohl  noch  weiterhin.  Syn.  kei"  Sele"mensch; 
kei's  Bei"  (Bd  IV  1297).  's  ist  (e")kei"  S.  um  de"  Weg 
g'si".  .Wenn  man  so  allein  muss  rüsten,  und  ist  keine 
arme  S.  herum,  die  Einen  mit  ihrem  Feuer  etwas 
wärmen  wollte.'  MLien.  1898.  , Keine  S.  soll  passieren.' 
Bs  Rev.  1831.  ,[Die  angeklagte  Magd  des  AKlingler 
sagt  aus]  sie  habe  nichts  von  des  Pedellen  Urtel  ge- 
wüsst  und  deshalben  zu  keiner  Seelen  nichts  geredt.' 
1705,  Z.  Gehäuft.  Kei"  S.  und  kein  Mensch  hed  Ant- 
ivort  ge"  ivelle".  Schwzd.  (GrPt.);  s.  auch  sägen  (Sp. 
384).  Si  hed  i"  de-  ganze"  grosse"  Stadt  ke'n  S.  und 
ke'"s  Bei"  g'ha",  wo  mit-ere"  g'fründt  g'si"  war.  Vater- 
land (L).  —  2.  das  Innerste  eines  Dinges,  a)  Hohl- 
raum eines  Kanonen-,  auch  Gewehrlaufs  Bs;  B;  Th, 
in  der  Militärspr.  wohl  allg.  Höhlung  eines  Gewindes 
AALeer.  Die  erste,  vorläufige  Höhlung,  welche  vom 
Glasbläser  in  den  Glasklumpen  geblasen  wird  SThierst. 
—  b)  das  vertrocknete,  als  dünnes,  zusammenge- 
schrumpftes Häutchen    erscheinende   Mark   der   Kiel- 


Sal. 


feder  „G"  (St.3);  ZStdt,  lockeres  Mark  eines  Feder- 
kiels AALeer.  (H.).  ,Wer  ist  die?  si  ist  nien  geborn 
und  ist  doch  hie  auf  erden;  ir  s.  muoss  verloren  wer- 
den.' Vad.  (Rätsel  von  der  Schreibfeder).  —  c)  Kern 
eines  Faden-  oder  Garnknäuels,  bestehend  aus  einem 
zsgefalteten  Stück  Papier,  Karton  (auch  Tuch)  „Aa" 
Leer.,  Suhr.;  BsL.;  GnRh.;  LG.;  GRh.,  T.,  We.;  Th; 
Z  (so  Kn.,  0.,  Sth.).  Ret  Eei»s  kei»  leri  S.?  BsTherw. 
—  d)  Stück  Holz,  womit  das  über  die  ,Heuburdi'  ge- 
spannte Zugseil  , verschlagen'  wird  GrA.  (CSchröter 
1895,  177);  vgl.  Eäwel  III  (Bd  VI  1875).  -  e)  „die 
Schnur  am  Rosenkranz,  worauf  die  Kügelchen  gereiht 
sind"  L.  —  f)  der  Stein  im  Glätteisen  U.  —  g)  das 
Eisenstäbclien,  woran  in  einer  Kuhglocke  der  Schwen- 
gel hängt  GRNuf.;  Syn.  Galgen.  Vgl.  Sel-Isen  in  den 
Nachträgen.  —  b)  am  Krebs  der  mittlere  Teil  des 
Schwanzes  SoHSt.  (Sulger).  —  3.  Name  von  Fischen 
im  ersten  Jahr.  Bodensee.  a)  Felchen,  Coregonus 
(bei  GLHartm.  1827  Salmo).  ,Zuo  Costanz  umb  den 
Bodensee  habend  sy  [die  Felchen]  ein  anderen  under- 
scheid  der  nammen ;  im  ersten  jar  nennet  man  sy 
seelen,  zuo  Lindauw  mydeltisch.'  Fischb.  1563;  s.  auch 
Felch  (Bd  I  800).  Blaufelchen,  Coregonus  Wartm. 
(coerul.),  bei  GLHartm.  1827  Salmo  Wartm.  ,Er  heisst 
im  ersten  Jahr  Heuerling,  Seelen,  Mydel;  im  zweiten 
Stuben,  im  dritten  Gangriseh.'  Oken.  .Seelen  zu  fangen 
ist  zwar  verboten,  aber  man  kehrt  sich  wenig  daran.' 
ebd.  Weissfelchen,  Coreg.  Schinzii  belv.  var.  bodensis 
Fatio.  Gangfisch,  Coreg.  exiguus  Klunz.;  bei  GLHartm. 
1827  Salmo  niaraenula.  ,S.,  kleine  lauk  oder  stüb  oder 
gangfisch  im  ersten  jar.'  KdGesn.  /Die  seel,  stüb  und 
gangfisch  ist  ein  visch,  enderet  aber  den  namen  nach 
den  jaren;  im  ersten  jar  werdendts  genennet  seelen, 
im  andern  jar  stüben.'  Mangolt  1557.  —  b)  =  Lau- 
gelen 1  (Bd  III  1172).  ,So  sy  [die  Laugelen]  ganz 
klein  und  jung  mit  dicken  scharen  schwümmend,  wer- 
dend sy  seelen  genent,  zuo  Costanz  zienfische.'  Fischb. 
1563.  ,1m  Bodensee  heissen  sie  [die  Laugelen]  jung 
Seelen,  Zienfisch  und  Gräsing,  älter  Agönen  und  Lau- 
genen, erwachsen  Laugelein.'  Oken.  —  c)  Asche,  Thy- 
mallus  vulg.  Nilsson  (bei  GLHartm.  1827  Salmo  thy- 
mallus)  THErm.  Syn.  Boll-Äugli  (Bd  I  137);  her 
(ebd.  547).  —  d)  Ukelei,  Cyprinus  alburn.  GLHartm. 
1827.  —  4.  Name  von  Gebacken,  a)  nacktigi  Sek", 
aus  Gueteli-teig  von  Hand  geformte  Figuren  ZWth.  — 
b)  PI.,  =  Ofen-Chüechli  (Bd  III  134)  Z.  -  c)  längliches 
Gebäck,  mit  Kümmel  und  Salz  bestreut  Th.  — ■  5.  churzi 
S.,  .Gestalt'  an  einem  Weiberrock,  die  bis  knapp  unter 
die  Brust  gieng  Schw  (bis  Anf.  der  1880er  Jahre). 
D'  Meitli . ...  wo  i"  de»  churze"  Sele"  z'  Chil°he"  'träm- 
peled  sind  und  i"  de"  wisse"  Lampihüete"  mit  de"  Alpe"- 
blüemlene»  drüf.  MLien.  1891. 

Ahd.  sela,  mhd.  alle;  vgl.  Gr.  WB.  IX  2851/2926;  Martin- 
Lienh.  II  348/9,  zur  Etym.  Rhein.  Museum  65,  330.  Über 
das  Blut  als  (Sitz  der)  Seele  s.  WWundt,  Völkerpsych.  2IV 
1,  93  f.  —  In  Namen.  ,Heini  uf  min  sele,  metzger.'  1357, 
ZSteuerb.;  offeubar  so  genannt,  weil  er  den  Schwur  ,üf  min 
s.'  im  Munde  zu  führen  pflegte.  ,Arme  Seelen'  heissen  die 
beiden  riesigen  Schneeaugen  au  der  Südseite  der  grossen 
Schreckhornfirste.  Bärnd.  1908,  552;  die  Bezeichnung  hängt 
mit  den  ins  Gletschereis  verbannt  gedachten  armen  Seelen  zs. 
Inwieweit  die  folg.  zsgesetzten  Lokalnamen  urspr.  hieher 
gehören  od.  erst  sekundär  an  unser  W.  angelehnt  wurden, 
ist  vielfach  nicht  zu  entscheiden.  ,Seel-Acher'  ZWiesend. 
,-HoP  SchHa.,  ,-Hofen'  B;  Z.  ,-Matt(en)'  SchHa.,  Wilch. ; 
ZElgg,   Tu.,     ,-Mättli'    AaMand.,     ,-Matter-See'     ThBichels.; 


,SeeImatter'  FN.  XVI./XIX.,  AaZof.  ,-Wies(en)'  Th.  .Seelen- 
Acker'  SchRams.  ,-Hof  GTa.;  vgl.  ,\Wt„-//,;,_(Bd  II  1726). 
,-Mattli'  B.  , -Stall'  Z,  ,-Stall-Wiesen.'  ZAn'.l.  (.Seelestal." 
1472).    Tüsf>g-SeU>>-GUaU,   -//im  s.  Bd  II    452.  1726. 

Fade»-:  1.  =  Sei  2  c  Ap(T.);  Bs;  GrD.  (B.),  Pr.; 
„L";  G„Rh.;  ScH'Ha.;  Tu;  ZDättl.,  0.  —  2.  verächtl. 
von  Personen  Gl.  Du  verruckti  F. !  [Der  Eisenbahn- 
schaffner glaubt  den  Heiri  Jenni  auf  unrechtmässiger 
Benützung  der  1.  Wagenklasse  betroffen  zu  haben] 
Du  trürigi  F.,  han-ie''  g'seit  und  han-em  mi"s  Bilet 
under  d'  Nase"  g'hebet.  CStreiff  1904. 

Federe"-:  =  Sei  2b  Th  (Pup.).  —  Auch  hei  Gr.  WB. 

III  1406. 

Feg-für-;  s.  üs-rüeflien 2  (ßd  VI  702).  —  Gueti-; 
s.  Wuetis-Her  (Bd  II  1555).  Vgl.  dazu:  's  göt,  wie 
wenn  gueti  Sei  regierti,  heisst  es,  ,wenn  in  Gesellschaft 
das  Bitten,  Geben  und  Nehmen  so  recht  im  Fluss  ist' 
AaWohl.  (Donat-Meier). 

Häring(s)-:  eingetrocknete  Schwimmblase  des 
Härings.  ,Die  heringseien,  bei  9  eingegäben  den 
menschen  oder  pfärden,  sol  den  verstelten  harn  trei- 
ben.' Fischb.  1563.  ,Die  weisse  Häringsseele  gepulvert 
eingenommen,  neun  an  der  Zahl,  beförderen  unfehlbar 
den  verstandenen  Harn.'  EKönk;  1706.  —  Vgl.  Gr.  WB. 

IV  2,    1107;   Martin-Lieuh.  II   349. 

Jude"-.  ,Er  ist  verloren  wie  eine  Judenseele.' 
Sulger;  vgl.  Sp.  706.  —  Eis.  eine  Zipfelmütze  (Martin- 
Lienh.  II  349). 

Choder-:  =  Choder-Ueli  (Bd  I  184)  Z.  —  Chlun- 
geli-:  =  Sei  2  c  AaoF.;  GT. 

Chrämer-:  a)  filziger,  nur  auf  seinen  Vorteil  be- 
dachter und  gegen  fremdes  Unglück  unempfindlicher 
Mensch  UwE. —  b)  feiler,  leicht  bestechlicher  Mensch, 
ebd.  —   Vgl.   Gr.  WB.  V   2002. 

Leder-:  Philister  L.  Es  sehint  halt  eusem  Ödel 
noch  Mängs  wichtig,  di  L'edersele»  tenki"d  irer  Lebtig 
nie  dra"!  JRoos  1907.  —  Müs  Muse"-.  Er  isch  e" 
M.,  feig.  Schild  1863.—  Mueti-  s.  Wuetis-Her  (Bd 
II  1555).  —  Schämeli-.  En ebigi Schömelisel,  Person, 
die  stets  darauf  bedacht  ist,  ihre  Füsse  auf  einen 
Schemel  zu  setzen  Z. 

Seh  nid  er-:  =  Sei  2  c  AaWoIiI.  —  In  andern  Bedd. 
hei   Gr.  WB.  IX   1276. 

Schwin-:  Fettlager  um  die  Schweinsnieren  gegen 
das  Kreuz  GrD.  (B.). 

Über  die  Nieren  als  Seelenträger  s.  WWundt,  Völker- 
psychologie 2IV  1,  88  f.,  sowie  die  bibl.  RA.  , Einen  auf 
Herz  und  Nieren  prüfen'. 

Sterbeus-.  Nur  in  der  Verbindung  kei"  St.,  gar 
Niemand.  E.  St.  jo  kennt-er  dö,  . . .  auch  heisst-en  Nie- 
me"ds  ine"  kon.  MEY.-Mer.  1857.  -  Wäg-.  .Waghals, 
wagsei.'  Bs  Schimpfw.  XV.  —  Wueti-  s.  Wuetis-Her 
(Bd  II  1555). 

All(er)-SSle»  s.  Aller-selen-Tag. 

sele":  1.  ein  Jugendspiel,  =  Selen  wiiggen  2  (Sp. 
706),  d'  S.  erlösen  (Sp.  707)  W.  —  2.  reh\,  ausschliess- 
lich in  formelhafter  Gegenüberstellung  mit  ,sich  lei- 
ben', sich  mit  der  Seele,  dem  Seelenheil  vertragen. 
,Es  lasst  sich  leiben,  wie  es  sich  aber  seele?  Wil  es 
hiemit  Gott  dem  Allmechtigen,  der  aller  Mentschen 
Herz  erduret,  in  sein  Urteil  befehlen.'  um  1637,  ZBub. 

—  Zu  2  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1.  Ähnliche  Bildungen  unter 
sich  (Sp.  149). 

ab-.     Nur  im   Ptc.  .abgeselt',   verstorben.     ,Noch 


Sal,  sei.  sil,  sol, 


712 


bei  Leben  des  nunmehr  abgeseelten  Churfärsten  von 
Brandenburg.'  ProAüfwecker  1689.  —  Auch  bei  Gr. 
WB.  I  113. 

ver-:  scherzh.,  den  Geist  aufgeben  Gl;  GWb. 
Meist  im  Vergleich.  Er  tued  [gebärdet  sich],  wie 
wenn-er  grad  we't  v.  Da  [in  Luzern]  ist  imene"  Felse" 
e"  grosse'  Leu  üsg'hau^e",  und  uril-er  icie  am  V.  g'si" 
ist,  han-ich  gefragt,  was  Das  e'  bedüte"  heig.  CStreiff 
1899.  Aber  du  hettist  hei  Erbärmist  mit  Ei"'m,  und 
tcä""-men-äm  V.  zueche"  war.  ebd.  1904.  —  Anders 
Gr.  WB.  XII   1235. 

selene":  =  seien  1  (Sp.  710)  UAnd. 

selig  II:  beseelt.  Nur  in  der  Verbindung  (e") 
kei»  selige' Mensch  Bs;  B;  L;  ZZell  und  lt  Spillmann 
(auch  gott-s.J,  hei"  seligs  Bei"  (scherzh.)  GT.,  =  (e")kei" 
Sei  (s.  Sp.  708).  Ke'n  s-e"  Mensch  ist  umme"  und  ane" 
g'si"  ZZell.  Dass  d'mer  i"  kei""m  s-e"  Möntscli  es  U'iirlli 
verlütist!  L.  Usser  den  Eitere"  het  e"kei"  s-e'"  Möntsch 
g'wüsst,  dass  der  Joggeli  und  's  Ammereili  hüt  Höclizit 
fire".  Schwzd.  (Bs). 

Auch  hei  Gr.  WB.  X  1,  48.  Vgl.  auch  (mueter-)selig  (so 
auch    Th;   in   Aa  -wl!<jen)-alUin   Bd  I   275. 

„Seil  I  in.:  Sattel  sowohl  als  das  Pferdegeschirr 
GSax." 

It.-rätoiom.  aella.  Heute  nicht  mehr  bekannt.  Stalder 
scheint  Angaben  für  Seit  und  für  Sill  (s.  d.)  zsgezogen  zu 
haben.     Hieher  viel],  (als  it.)  der  Flurname  Seil  in.   URealp. 

„seile"  I:  satteln,  schirren  GSax.  —  aD-  I:  an- 
schirren, anspannen  Th." 

Seil  II  ArB".,I.,M.  (s.  Änm.);  Gl  (so  H.,  K.);  GF. 
(Zahner).  T.  (tw.  Sil),  Sol  GA.,  Seile"  I  bzw.  Sele" 
Aa;  B;  Gl;  L;  G;  Schw;  idTh;  Ndw;  üwE.;  U;  W ; 
Zg;  Z,  Solle"  fSöutve"J  AAr/Aare  (altes  Bernbiet). 
—  f.,  PI.  -e",  Dim.  Selleli  L;  ZO.:  wesentl.  wie  nhd. 
Schwelle.  1.  a)  wagerechter  Grundbalken  eines  Hauses, 
das  untere  (in  ZRafz  auch  das  obere)  Rahmenholz 
AaBK,  F.,  Leer.;  GNeut.,  oT.;  Ndw;  ZO.,  Rafz,  Wäd.. 
nach  Hnnz.  1910,  7  im  Allg.  im  Osten  bis  zum  Ober- 
aargau und  zum  östl.  Fricktal  (einschliesslich).  Syn. 
S.-Baum  (Bd  IV  1245).  Vgl.  auch  S.-Win.  .Die  S-en 
des  alten  Hauses  mussten  noch  jahrelang  und  bis  sie  zu- 
sammengefault auf  dem  Bauplatze  liegen.'  ALüt.  's  hat 
[in  dem  Dorf,  das  wir  vor  uns  sehen]  Clwt  und  G'fliidcr 
z'  g'nueg  de"  Hüsre"  nöch,  dass  's  d'  S-en  und  d'  Stotz- 
wänd  verfrisst.  Stütz.  S-e"  legge"  Z.  .Auch  sol  du 
s-a,  die  Doli  der  Hoppinger  leite  durch  dac  kornhus, 
iemer  biliben,  als  iezent  stat,  und  sol  nit  nie  danne 
drie  süle  uffen  der  s-en  stan,  noch  sol  der  H.  noch 
kein  sin  erbe  an  der  selben  s-un  kein  gewer  hau,  wan 
dac  du  s-a  sol  J.  von  Rümlinkon  und  sinen  erben  iemer 
unschedlich  sin.'  1288,  Z  Staatsarch.  .[Länge  und 
Breite  von  Stall  und  Gaden]  alles  inrenthalb  den  s-en 
gemessen.'  1320,  Z.  ,Wirt  die  selb  trott ...  an  deheinen 
stucken  bresthaft,  an  trottböuinen,  an  studen,  an  s-en 
ald  an  andern  stucken.'  1403,  Z.  ,Als  das  hus  sich 
gegen  dem  berg  senkt  und  die  s-en  im  herd  ligend, 
von  dem  wetter  erfulet  sind.'  1511,  Hotz  1865  (Z 
Schwam.).  , Wollt  er  [ein  Fremder]  ouch  hie  husen, 
so  sol  man  in  lassen  howen  vier  s-en  zuo  einem 
boden,  damit  er  dester  bas  gehusen  mege.'  1534,  ZMänn. 
Offn.  ,Item  2  trottböum,  item  stud,  item  s-en,  item 
schalen  oder  stuck  zun  trottbetteren.'  1555,  Z  (Inv. 
des  Grossmünsterstifts).  ,3  raffen,  ein  eichine  s-en 
und  holz  zem  türgricht  zera  wöschhus.'  1566,  ZGrün. 


Amtsrechn.  ,1m  Appenzällerland  inn  einem  Dorf  sige 
er  mit  diserm  sinem  Gsellen  nachts  inn  ein  Näbent- 
gaden  mit  einem  Yssen  durch  die  S-en  gebrochen  und 
daruss  ein  Jüppen,  so  schon  zu  Geeren  gschnitten 
gsyn  ...  entfrömbdet.'  1613,  Z  RB.  ,Die  S-en  umbs 
Huss  2  Schu  hoch  zu  undermuren.'  1648,  ZEmbr. 
.Auff  der  untern  Seiten  ligt  eine  annoch  frische  S-en 
ganz  ledig,  disse  nun  solte  untermauret  werden.'  1701, 
Z.  ,Das  wegen  verfaulten  S-en  ganz  eingesunkene 
Kalchhüssli.'  1705,  ebd.  ,Die  einte  Seiten  an  dieser 
Scheur,  welche  auf  einer  guten  eichenen  S-en  steht, 
hat  sich  ziemlich  stark  gesänkt.'  1708.  ebd.  In  der 
Reute  wurde  ein  neuerbautes  Haus  14  Schuh  weit  ab 
den  S-en  geworfen.  1749,  JJSculäpfer  1839.  ,Den 
Brunnenstock  zu  machen  und  ein  ganze  S-en  durch 
die  Schür  duren  und  zwei  neue  Stüd.'  1750,  AaJoh. 
,[Der  vordere  Teil  der  Ziegelhütte]  sei  gar  nicht  mit 
S-en  untersetzt'  1781,  Z;  nachher  .Schwellen.'  ,Es 
war  den  27.  März,  da  die  S-e  zu  meiner  Hütte  gelegt 
wurde.'  UBrägger.  S.  noch  First  (Bd  I  1024);  An- 
henki  (Bd  II  1465);  Sjwr-Latten  (Bd  III  1483;  kaum 
zu  c);  Strich-Baum  (Bd  IV  1247);  rüch  (Bd  VI  178); 
Baf  (ebd.  635).  —  b)  Türschwelle,  sowohl  die  untere 
als  die  obere  (nur  vereinzelt  bezeugt,  so  für  L;  W) 
Aa;  ApH.,  L,  M.;  BBön.,  Ha.,  Schangn.;  Gl;  L;  GF., 
T.;  Schw;  mTH;  Dw;  ü;  W;  Zg;  ZBül.,  Dättl.,  Fehr., 
Rafz,  Töss,  Wülfl.  Syn.  Bank  4  a  (Bd  IV  1383); 
Schwellen.  Die  Hex  wüf  ich  nid  über  mi"  Sei '%"  lö" !  Dorf- 
kal.  1890  (GoT.).  D'  Tür  göt  üf  ond  of  der  Sei  stöt  en 
l  >"ijh  ür.  G  Kai.  1894.  Jitz  wä--n-ich  bin  ei"'m  Här  über 
die  Se"  g'stirchled  BHa.  G'hei  grad  no'h  ober  d'  S.  i", 
du  Stölli!  GT.  Wenn-me"  d'  Ähri  nümm  cha""  zelle", 
so  lit  's  Gliom  i"  sibe"  Wuehe"  hiuder  der  S-e"  AiLeer. 
.Da  rief  von  innen  eine  weibliche  Stimme,  dass  auf 
der  S-e  ob  der  Türe  die  Schlüssel  liegen,  sie  sollten 
nur  hinauflangen  und  aufmachen.'  ALüt.  (L).  ,Do  er 
inn  bim  arm  nam,  do  fiel  er  über  ein  nider  s-en.' 
1384,  ZliB.  ,Swarz  Hensli  [sagt  aus]  dass  im  Uoli 
Tüffebach  nachlüff  und  in  wolt  han  erstochen  und 
dass  er  ein  fuoss  über  die  s-en  in  hatt.'  1387,  ebd. 
,Aber  klaget  Degerschin  uff  N.s  wip,  dass  die  si  uff 
die  s-en  under  der  tür  sties,  dass  si  wol  drye  wuchen 
lag.'  1393,  ebd.    ,So  er  in  sin  huss  über  die  s-en  trit.' 

1430,  ebd.    ,N.  stiess  in  by  die  seien  des  gaden  inhin.' 

1431,  ebd.  ,Er  sye  under  siner  hustüren  uff  der  s-en 
gestanden.'  1462,  ebd.  , Türschwelle,  S-e,  limen.'  Red. 
1662.  —  c)  das  (dreikantige)  quer  über  die  Dach- 
balken der  Langseite  des  Gebäudes  laufende  Holz,  in 
welches  die  ,ligenden  Stüd'  des  Dachstuhls  einge- 
stemmt sind  ZWäd.,  Holzstücke,  auf  denen  die  Raten 
befestigt  werden  und  das  übrige  Holzwerk  ruht.  Rochh. 
—  2.  a)  jedes  zur  Ablenkung  des  Wassers  quer  über 
einen  (steilen)  Weg  gelegte  Stück  Holz  AAr/Aare 
(altes  Bernbiet).  Syn.  Schwellen.  .Und  swas  der 
man  gegen  dem  sewe  hat,  da  sol  er  nit  furo  schiessen, 
wan  als  sin  s-an  ald  sin  wuor  aide  geses  gat.'  Z  RBr. 
,Item  die  soll  [für  ,söll',  sog.  umgekehrte  Schreibung] 
in  dem  bach  sol  ein  gemein  leggen  und  soll  sy  nieman 
lupfen.'  XIV./XV.,  ZBass.  Offn.  ,Die  Schwelle  soll  er 
[der  Müller]  entfernen.  Er  darf  einen  [!]  S-en  darin 
tun,  den  er  bei  Überschwall  des  Wassers  entfernen 
kann,  sonst  dürfen  es  die  Dorfleute  in  seinen  Kosten 
tun.'  AKüchler  1895  (nach  einer  Aufzeichnung  von 
1475).  ,Diewyl  sich  erfunden,  dass  die  Wabern  inn 
irer  vischenzen  die  nüw   s-en  vil  höcher  gelegt  dann 


713 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


711 


die  alt,  so  sollend  die  geschwornen  zu  Dübendorff 
sölliche  s-en  nach  dem  geraachten  mess  leggen.' 
1583,  Z  RM.  S.  noch  richten,  (Bd  VI  375).  —  bj  von 
einer  Eisenbahnschwelle  L  (Schwzd.  42,  4;  JKoos).  — 
C)  als  Gestell  benutzter  freiliegender  Balken,  zB.  im 
Abtritt  alter  Bauernhäuser:  Der  Ödel  dräit  de"  Spir- 
schlüssel  um  und  leid-en  im  Abtritt  hindert  uf  enes 
Selleli  ufc».  JRoos  (L).  —  d)  Tritt  vor  der  Metzger- 
bank. ,Uf  dazselb  zukt  PMeiger  sin  houwmesser, 
stuond  uff  die  s-en  vor  sinem  [Metzger-Jbank  und 
huob  daz  über  HFrigen  uff.'  1435,  Z  Hb. 

Nur  Schweiz.  Der  Voc.  entspricht  durchweg  altem  Um- 
laut-/-; TToblers  -e-2  gibt  die  Lautuug  desjenigen  ApGebietes 
wieder,  das  Unilaut-e  vor  {-Verbindung  geöffnet  hat  (s. 
JVetsch  1910,  §  93);  zur  Dehnung  und  Rundling  vgl.  Ana- 
loges zB.  unter  de-full  (Bd  I  745).  Als  Grundform  ist  somit 
ahd.  'atll(i)a  <*«olj<J-  [zu'Sälf)  zu  erschliessen ;  bezeugt  ist 
ahd.  nur  eine  verbale  Abi.  zu  Grund-S.  (s.d.).  Vgl.  Schwell. 
Hieher  wohl  (vgl.  die  Namen  unter  Schwell)  die  Orts- 
namen Seil  GA.  (in  der  Nähe  ,S.-Bach,  -Stahlen'),  ,S. -Boden' 
GlHätz.,  .Seilen'  Zg,  Sein-Matt,  Alp  GT.,  ,Sella-Bach'  GW1., 
,Sellen-Boden'   LNeuenk.,*  , Selen-Ried'  FTauffers  (Leu,   Lex.). 

Grund-:  Grund balken.  a)  im  Hausbau.  ,Des- 
glychen  die  eichenen  grossen  Grund-  und  Bodens-en, 
die  er  auf  schuochhöchige  Mürlin  legen  und  pflanzen 
sollen,  auf  die  blosse  Erden  gelegt  und  anjetzo  ganz 
verfulet,  nit  mehr  durhaft,  in  abgang  kommen  und 
inwendig  hohl  und  schier  ganz  verfulet  se'igend.'  1628, 
Hotz  1865.  S.  noch  Stall-S.  —  b)  im  Wasserbau,  Tiefbau 
übh.  ,[Es  wird  verfügt]  daz  der  buwraeister  daselbs 
[statt  am  Seeufer  eine  Mauer  aufzuführen]  guot  eichin 
gr-en  leggen  und  demnach  den  platz  usfüllen  und  be- 
setzen lassen  solle.'  1506,  Z  RM.  ,Da  sollend  sy  die 
gr.,  wie  dann  die  yetz  litt,  also  pliben  lassen...  und 
ob  der  selbigen  seilen  sollen  sy  ouch  ein  seilen  legen, 
glicher  höchy  wie  dissi  ietz  lit,  und  darzwüschendt 
sont  sy  ein  ströwy  machen  mit  laden  und  die  der 
lengy  nach  legen  uff  den  grund  und  zwei  süly  dahin 
machen  und  so  sy  da  wellent  wässern,  so  sollen  sy 
den  lossladen  inn  leggen,  und  der  selbig  lossladen  sol 
liggen  der  massen,  das  zwüschend  dem  laden  und 
der  gr-en  dryger  guoter  twerfinger  föllig  hoch  offen 
und  wann  [leer]  standi . . .  damit  und  der  visch  daselbs 
ufhin  wol  komiuenymög.'  1513,  ZTöss. 

Bei  Notker  (Ps.  77,  69)  das  abgel.  Vb  hegnmteeUöt  u/ji» 
steine,   in   petram   fundata. 

Hüs-:  .Hausschwelle',  Schwelle  in  der  Haustür 
ApH.,  L,  M.  ,N.  sye  uss  sinem  hus  unz  under  die 
husselen  gangen.'  1473,  Z  RB.  ,Es  habe  sich  begeben, 
das  sy  in  irem  hus  uff  der  h-en  säse.'  1483,  ebd. 
S.  noch  seichen  (Sp.  142).  Typisch  in  Rechtsbestim- 
mungen. ,[Ein  Einheimischer  hat  das  Recht,  ein  Gut, 
das  ein  Ortsfremder  kauft,  für  die  gleiche  Summe 
innerhalb  dreier  Jahre  an  sich  zu  ziehen]  und  were, 
dass  der  usser  das  gelt  von  dem  indren  in  dem  zit 
nit  nemen  wölt,  so  sol  er  das  gelt  in  ein  tüechly 
winden  und  zwen  erber  man  zuo  im  nemen,  die  des 
gezügen  syen  und  so  dem  ussren  daz  gelt  zuo  der 
h-en  in  werffen.'  1435,  ZBinz.  Offn.;  die  gleiche 
Bestimmung  auch  in  den  ungefähr  aus  der  gleichen 
Zeit  stammenden  Offnungen  von  Dürnten  und  Mönch, 
und  im  Dingstattrodel  von  Grüningen.  ,[Wer  ausser- 
halb der  137-2  Gotteshäuser  heiratet]  den  mag  ain 
ietlicher  herr  und  probst  des  tages  an  sin  gnad  zu 
dreimalen  straffen  und  mag  inn  darzuo  legen  uf  die 
h-en   und   im   uff  dem  ruggen  ainen   riemen   uss  der 


hut  schniden.'  1472,  Offn.  von  TeSulgen,  Rüti  und 
Mühlibach  (Abschr.).  —  Chrebs-  Seite":  die  unterste 
Lage  des  .Krebses'  (s.  Bd  III  782  unter  3b)  eines  Kelter- 
bettesZlS.  —  Müli-:  Wasserschwelle  im  Mühlenbach. 
.Diewyl  dann  Wegmann  syn  m-en  inmassen  erhöchert, 
das  es  Uolis  seligen  erben  undere  müli  zuo  der  wasser- 
grössi  nachteilig,  soll  W.  die  yngesclilagne  schuhen 
widerumb  hinweg  tuon  und  die  seilen  wider  inn  die 
höchi  rüsten,  wie  die  von  alterhar  gewessen  ist.'  1582, 
Z  RM.  —  Bi-:  Nebenschwelle,  Tritt  vor  einer  Tür  (?). 
.Alle  türengestell,  bysellen,  türen,  fensterladen,  stägen 
und  anders  der  ley.'  1554,  Hotz  1865.  —  Bode"-:  = 
Grund-S.  a  AAWohl.  (Donat- Meier);  LSurs.  (Attenh. 
1829).  Bodensellen  von  Eichenholz,  die  nur  auf  drei 
Seiten  gezimmert  waren,  oft  30 — 50  und  mehr  Fuss 
lang,  über  den  ausgemauerten  Kellern  fertig  zu  legen, 
das  war  eine  Kleinigkeit  [bei  der  Vfrichti]  AAWohl. 
(D.-M.).  S.  noch  Grund-S.  —  Rigel-:  Rahmenholz 
(unteres  und  oberes)  einer  Riegel  wand  ZO.  —  Schweb-: 
Grundbalken  des  Kelterhauses,  worauf  die  ,Trott- 
schalen'  ruhn  ZZoll.  ,2  pfd  von  2  trottstuden  und 
zwo  sw-en,  10  sagböum  im  vorst  zuo  vellen  und 
werchen  von  wald.'  1434,  Z  Fraumstr-  Rodel.  NN. 
beklagen  sich,  dass  die  Vorgesetzten  ihnen  nicht  bei 
Reparation  ihrer  Trotten  das  Holz  zu  einer  Schw-e 
und  zwei  Trottschalen,  wie  doch  Brief  und  Siegel 
vermögen,  zukommen  lassen  wollen.  1750,  aZoll.  1899. 
—  Stall-:  Grundbalken  des  Stalles.  ,Die  eiche  Grund- 
oder Stals-en,  welche  durch  den  ganzen  Stal  über- 
zwerch  ligge  und  45  Schuch  lang  seige,  [sei]  allenk- 
lich  unnütz  und  verfulet'  1649,  ZSchwam.  —  Tür- 
(in  AaL.;  ZDättl.  Türe--,  in  L;  SohwE.  Türe"-  neben 
Tür-jSell  GlH.,M.;  PPo.;  G  (Zahner);  SchwE.  (Lien.); 
TB.;  Z,  -Sol  GA.,  -Seile"  AaF.,  Leer.,  L.,  Z.;  Gl;  L; 
SohwE.  (Lien.);  Uw;  U;  WBinn,  Lax;  Zg  (Kai.);  Z 
Dättl.,  O.  (Stutz)  und  lt  Spillm.,  Tirsel  m.  PPo.;  TB.: 
Türschwelle  (bei  älterer  Bauart  1"  hoch  LV.).  [Er 
ist  über  d'  T.  i-e"  g'heit  ZDättl.  Der  cha""  noch 
grad  über  d'  Türe"s-en  i"e",  Sc  venvütscht-e"  der  Hund 
am  Bockfecke".  Schwzd.  (L).  Lüt  mlr  a's  g'nueg,  si 
laufe"t-ne"  schier  d'  T.  ab.  Zg  Kai.  1882.  Z'  (M"g 
uf  der  T.  tuen-em  [dem  Kinde]  mängi  G'schicht 
verzelte".  Scbweiz  1897  (AaL.).  Wo-n-er  das  Pärli 
über  d'  Türs-e"  g'seht  trampe"  . . .  Lienert  1899.  Und 
chume"  ich  a"  d'  Türe"s.,  sc  fragt  der  Peter,  was-i'h  well. 
ebd.  (die  Form  Türe"s.  noch  wiederholt  bei  Lienert  als 
Reimwort).  Wo  mir  aber  zum  Splssal  chänd,  due 
hät-mer  d'Vri'ne"  glich  nümmer  über  d'  T.  ine"  welle". 
CStreiff  1900  (GlM.).  S.  noch  be-richten  (Bd  VI  439). 
,[N.  habe]  zuo  Mur  am  Gryffensee  ...  ein  wyss  und 
blauwen  mantel  und  ein  schabziger  verstollen,  den 
schabziger  aber  widerumb  uff  die  türs-en  gestellt.' 
1588,  Z  RB.  ,[Der  Gerichtsbote]  habe  den  Tagzedel 
uf  die  Türs-en  glegt  und  der  Frawen  zeiget,  welchen 
die  Fraw  ime  widerumb  nachgeworffen,  er  aber  den- 
selben liggen  lassen  und  darvon  gangen  syge.'  1614, 
Z.  —  Trott-:  =  Schweb- S.  ,5  trottstucki  ligent  usser- 
halb  an  den  swiren  und  ein  gross  tr-en  die  lid  au  hr 
HButzharts  muren  an  dem  Kratz  im  wasser,  kament 
dahin  im  36  jar.'  1461,  Z  (Steuerbücher  des  Fraumün- 
sters). .[Das  Grossmünsterstift  hat  im  Zürichsee  ober- 
halb des  Wellenbergs  liegen  ua.]  1  böum  torculares 
arbores  magna;  signof,  1  grosse  trotts-en  und  1  trott- 
stuck darby,  dessglichen  8  trottbettstuck  f.'  1555,  Hotz 
1865.  —  Twer-:  querliegende  Schwelle  im  Wasser.  ,I>as 


r  1  ~. 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


junkher  Stocker  den  graben,  so  uss  dem  grossensee 
gadt,  angentz  ufftuon...,  zuodera  das  brüggli  hinweg 
tuon,  die  dwers-en  an  beiden  sülen  ein  halben  schuoch 
tut  inschniden  und  hinweg  houwen  ...  [solle]/  1549, 
ZFlaach. 

seile»  II,  Ptc.  -et,  (-ei):  1.  die  Grundbalken  eines 
Holzbaues  legen  GT.  Jez  hem-mer  wider  eis  g'selled! 
Mit  Acc.  des  Gebäudes.  ,Ein  schüre  uf  den  kelnhof... 
und  ein  tenne  und  zwen  walben,  und  sol  das  alles 
gesellet  sin  mit  aichinen  sellan.'  1364,  ZEmbr.  — 
2.  ,an  steilen  Berghalden  Holz  (zB.  Äste)  in  der  Art 
zu  Tale  schaffen,  dass  man,  oberhalb  des  Haufens 
stehend  und  rutschend,  immer  die  hintersten  und 
obersten  Äste  über  die  andern  hinaus  und  vorwärts 
hinunterwirft  wie  über  eine  Seil  (Schwelle).  Die  Ge- 
fahr des  Abstürzens  wird  so  vermindert.  Mein  Gross- 
vater hat.  in  Buten  noch  oft  so  g'holzet,  im  Anf.  XIX.' 
GlU.  (Lienhard).  —  a°-  II:  =  dem  Vor.  1  G  (Zahner). 
,Ein  Gemach,  eine  Kammer  nach  der  andern  ist,  wie  man 
deutlich  sieht,  bei  dem  Aufbau  des  [Zwingli-]  Hauses 
für  sich  besonders  angesellet  oder,  in  Zimmermanns 
Sprache,  jeder  Balken  auf  dem  Werksatz  erst  ab- 
gebunden worden,  was  bekanntlich  jetzt  nicht  mehr 
geschieht.'  JFFranz  1819  (GoT.). 

sellne",  auch  a°-:  =  seilen  1  G  (Zahner).  D's 
Hüs  a. 

seil,  selli  s.  solich,  selb. 

G"-sell  m.,  PI.  -e",  Diui.  G'selli  (PI.  G'selleni)  BSa.; 
GüObS.;  WG.,Lö.,  G'sellti  LE.:  1.  als  Verhältniss- 
begriff, a)  Genosse,  Kamerad  GrPi\;  PA1.  (,com- 
pagno').  Es  sind  tcissi  G-e"  imene"  Stäl'i,  es  ist  heiss 
drinn  und  doch  wird  's  nie  troche",  Rätsel  vom  Mund 
mit  den  Zähnen  Z.  ,Es  giengen  zwen  ges-en  guot 
mit  einander  dur  einen  walt.'  Boner.  ,Wcnn  daz  un- 
krut  übergat  daz  guote,  wenn  der  böse  hat  ges-en: 
des  muoss  schaden  han  beide  vrouwen  unde  man.' 
ebd.  ,Wan  gs.  mit  gs-en  uneins  wirt  und  zwüschen 
in  entspringt  ein  irdt,  so  luog  für  sich  der  scheiden 
well  und  si  kain  vigend,  sonder  gs.'  1441,  Vad. 
,Wer  ouch  die  18  pfd  verschuldet,  vindet  er  tro- 
stung,  so  sol  in  ein  vogt  nienahin  füeren;  vindet 
er  ouch  18  ges-en,  ieglichen  umb  ein  pfd  trostung, 
ob  er  als  hablos  ist,  des  sol  ein  vogt  benüegen  und 
sol  in  nienahin  füeren.'  ZMeil.  Offn.  ,Der  ges.,  socius, 
sodalis;  einen  zuo  einem  ges-en  annemen,  zuo  im 
gesellen,  adhibere  aliquem  socium  sibi,  asciscere  sibi 
socium.'  Fris.;  Mal.  ,Accipere  in  societatera  regni, 
zuo  einem  ges-en  oder  gemeinder  dess  reichs  annem- 
men.'  Fris.  S.  noch  un-glich  (Bd  II  599).  ,Zuo  gli- 
chen teilen  ges-en  sin.'  , Wenns  mich  dunkt,  wil  ich 
mit  im  [dem  Körper]  uneins  werden  und  alle  gsell- 
schaft  mit  im  trennen  und  yetz,  so  wir  zwyflend,  wer- 
dend wir  nit  zuo  glychen  teilen  gs-en  syn,  das  gmüet 
wirdt  alles  recht  zuo  im  ziehen.'  LJud  1530;  lat.  ,cum 
visum  fuerit,  distraham  cum  illo  societatem;  et  nunc 
cum  hieremus,  non  erimus  iequis  partibus  socii,  animus 
ad  se  omne  ius  ducet.'  ,Zuo(n)  gs-en  schiessen',  eine 
Art  Kegelspiel;  vgl.  partim  (Bd  IV  1618)?  ,[Ein 
Zeuge  sagt  aus,  der  Kläger  E.  und  der  Beklagte  F.] 
haben  beid  mit  einandern  keglot,  und  sehe  wol,  daz 
sy  schussint,  und  meindt  der  ein,  sy  betten  umb  den 
stand  geschossen,  so  meint  der  ander,  sy  hetten  zuo 
xellen  geschossen,  und  huob  F.  den  kegel  uff,  da  redti 
der  E.,  er  sölt  in  han  lasen  ligen,  so  hetten  sin  xellen 


gesehen,  bi  wem  er  were;  da  redte  der  F.,  es  were 
umb  den  stand;  also  redti  E.,  es  were  zuon  xellen, 
und  weit  er  es  nit  zuon  xellen  sin  lasen,  so  sölt  er 
darus  und  einen  andern  darin  Ion.'  1490,  ZKB.  Mit 
Possessivpron.  ,Nieman  kan  des  sumers  wunn  vol- 
zellen;  schön  sint  sin  ges-en :  viol,  rosenbluomen,  kle 
[usw.].'  Hadl.  .Unser  mitritter  und  unser  ges-en.'  Z 
Chr.  1336/1446.  .[Jungfrau,  die  dem  Tod  entgehen 
will:]  Wer  mit  mir  fliehen  well,  der  heb  sich  uff  und 
sei  myn  gs.'  JKolross  1532.  ,Kein  gschir  daz  schenk 
du  nit  gar  zfoll,  so  din  gs.  daruss  trinken  sol.'  Fris. 
1562;  lat.  , socius  tuus.'  ,By  einer  vierteil  einer  null 
by  Nümburg  waren  unser  grossen  gs-en  in  eim  dorff 
do  binden  bliben.'  ThPlatter  1572.  ,[Als  ich  krank  lag] 
do  weinet  min  gs.,  vermeint,  er  wurde  sin  gs-en  ver- 
lieren, so  wüste  er  nit  wo  uss.'  ebd.  ,Miror  Fridericum 
nihil  ad  me  scribere.  Utinam  amice  vivatis  et  mutuo 
in  studiis  recte  exerceatis.  Bis  sin  guoter  gs.  in  guo- 
tem;  in  lichtt'erikeit,  si  talis  esset,  so  hiet  dich  vor 
im  als  vor  dinem  grösten  fient.'  ebd.  (Br.).  ,Der  ander 
mörder:  wie  wol  ich  dich  nie  gsehen  han,  so  dunkt 
mich  doch,  du  syst  min  gs.'  Meinrad  1576.  ,Wir  mei- 
nend oft,  einem  sye  wol,  diewyl  er  zitliche  eer,  guot 
und  gunst  diser  wält  hat,  yederman  wil  sin  ges.  syn.' 
LLav.  1583.  S.  noch  rauw  (Bd  VI  1869).  Mit  Gen.  P. 
.Ges.  des  tüfels;  des  endkrist  ges.;  ewiger  tüfels  ges. 
oder  burger;  Judas  g.'  Bs  Schimpfw.  XV.  ,Von  natur 
[ist]  glückes  ges.  der  hass.'  Zwingli.  ,Ewig  bist  du 
[Lazarus  im  Paradies]  des  vatters  gs.'  Laz.  1529.  ,Mit 
dem  Aprellen  1601  ist  das  alt  Sprichwort  erfüllt,  dass 
er  des  Merzen  Gs.  worden.'  RCys.  (Br.).  S.  noch  Bott- 
Meister  (Bd  IV  521).  In  der  ä.  Spr.  auch  von  weib- 
lichen Wesen  (wofür  deutlicher  Ge-sella,  -in;  s.  d.).  Mit 
den  Worten:  ,Sie  'st  dein  gs.,  so  hab  si  dir!'  über- 
gibt der  Vorsänger  beim  Gesellschaftsspiel  jedem  Bur- 
schen die  ihm  zukommende  Tänzerin.  Ring  (vgl.  AfV. 
VI  195).  ,Du  (buolerin)  rauost  syn  der  kupplerin  gs.' 
VBoltz  1551.  a)  Reisegenosse.  ,Es  soll  ouch  unser 
pfleger  und  amptman  am  Stampfenbach  ...  so  er  [der 
Vogt  von  Birmensdorf]  mit  sinen  gs-en  und  dienern 
dahin  kompt,  im  und  denselben  in  des  gotzhus  costen 
ein  imbis.'  XIV. /XVL,  Z.  .Also  kamen  die  vorge- 
nanten vier  ritter  und  ir  ges-en  [Var.  .der  stattschriber 
und  ander  die  iren']  wider  gen  Zürich  uf  sant  Maria 
Magdalenen  tag.'  Z  Chr.  XV.  .Her  ALöbli,  her  ÜStör, 
ires  probsts  gon  Rom  gs-en.'  Ansu.  1707  [wurden]  für 
den  P.  Provinzial  und  .seine  Ges-en'  drei  Stübli  ge- 
macht AKüchler  1895.  —  ß)  der  Kamerad  des  in  die 
Fremde  ziehenden  jungen  Mannes  beim.4Wei.se"  SchKL; 
s.  Bd  III  1557/8.  —  y)  im  Hochzeitsritual;  vgl. 
Eren-G.  1)  Begleiter  des  Bräutigams  an  der  Hochzeit 
(entsprechend  der  Begleiterin  der  Braut,  ß'spil,  oder 
dem  Brautführer)  AaZ.;  ApA.;  GRChurw.,  D.,  Pr.,  Seh.; 
ScHSchl.;  TBErm.,  Hw.,  Mü.,  Rom.;  ZGlattf.  Als  G. 
dient  der  beste  Freund  des  Bräutigams;  er  ist  Cere- 
monienmeister  an  der  Hochzeit  (so  ZGlattf),  ,sein 
Hauptgeschäft  ist  das  Schenkamt  bei  den  Mahlzeiten' 
(ScHSchl.).  ,Um  9  oder  10  Uhr  begaben  sich  die  Hoch- 
zeitleute, oft  mit  Musik,  in  die  Kirche,  voran  der 
Brautführer  mit  der  Braut,  dann  der  G.  und  der  Bräu- 
tigam.' Tanner  1853  (Ap).  .Voran  schritten  die  Kin- 
der ...  dann  folgten  zwei  Gespiele  (die  Brautjungfern), 
Schwestern  des  Bräutigams  oder  der  Braut,  die  Braut 
und  der  Brautführer,  der  Bräutigam  und  der  Ges-e, 
der    letztere   der    Bruder   der   Braut   oder   ein   guter 


717 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


Freund  des  Bräutigams.'  HHerzoi;  1864  (AaZ.).  Eh 
leider  G.  und  en  hübschi  Sporne"  cerheberi"  gibd  gere" 
es  Pär  GrScIi.  .Später  [nach  1621]  wurde  den  Namen 
der  Brautleute  [in  den  Pfarrbüchern  von  GJonschw.] 
noch  beigefügt  der  Brauttierer  und  Ges.'  Rüdliger 
1875.  -  2)  Brautführer  ApA.  (Ap  Gem.);  GF.;  Tu;  vgl. 
Eren-G.,  Ge-spil.  ,Um  9  oder  10  Uhr  begeben  sich 
Braut  und  Bräutigam  in  die  Kirche,  ihnen  voran  gehen 
der  Brautführer  (Ges.)  und  die  Gespielin.'  Ap  Gem. 
Denn  chunt  d'  Brut  mit  <>em  G.  ONi«.  1898(TnErra.). 
—  3)  die  dritte  männliche  Hauptperson  bei  einer 
Hochzeit  AaF.  ,In  der  1.  11.  XIX.  unterschied  man 
bei  einer  Hochzeit  sieben  verschiedene  Hauptpersonen, 
nämlich  Höchziter  und  Höchziteri",  Brütfixerer  und 
Nebe-brüt,  G.  und  G'spel  und  die  gel"  Emu.'  AfV. 
VI  131  (AaF.).  -  9)  Liebhaber,  Liebster.  We>t,  dass 
der  Tüfel  g'storbe"  war  und  ich  war  i"  der  Hell,  und 
dass  die  Hell  roll  Jumpfere"  war  und  ich  war  ire"  G. 
ZS..  Stall.  Und  »as'-i'h  chäm  i"  d'  Hell,  Herr  Pfarr, 
mer  wend  's  nüd  hoffe",  bi"  all  Nacht  mit  dem  G.  im 
Fegfür  hindrem  Ofe".  MLien.  1906.  ,Liebü  märe  seit 
doch  ein  guot  ritter  mir,  daz  lieplich  ir  munt  von 
mir  sprach.  Si  sprach:  wa  ist  min  gs-e?  Daz  was 
minnenclich.'  Hadl.  —  e)  Freund;  oft  formelhaft  mit 
,fründ'  =  Verwandter  verbunden.  , Weder  ich  noch  nie- 
man  von  minentwegen,  er  sig  min  Erfind  oder  min  ges. 
[werde  mich  an  den  Glarnern  rächen].'  1394,  Gl  Urk. 
(Urfehde).  ,Ist  ouch,  das  einer  oder  me  . . .  stössig 
werdent  ...  kuut  da  jeman  zuo,  es  syend  fründ,  ges-en 
oder  nachgeburen  [usw.].'  XV.,  ZGrün.  ,Ich  tar  nie- 
mant  anrneffen,  weder  fründ  noch  x-en ;  dann  es  ist 
al  d  weit  erzürnt  über  mich.'  1491,  G.  ,üiewyl  die 
evangelischen  in  ir  secten  selbs  leren,  ...  man  solle 
den  Türken  zuo  dem  gelouben  nit  zwingen,  so  sye 
unbillich,  die  nachgeburen  und  ges-an  [gemeint  sind  die 
VO]  zuo  solichem  ze  nötigen.'  1531,  Abscb.  S.  noch 
Brütigam  (Bd  V  1004).  .Gesworen  ges-en';  vgl.  Eid-G. 
,[A.  hat  sich  mit  der  Frau  des  B.  eingelassen]  über 
das  und  er  sölichs  unbillich  tat,  von  des  wegen,  das  sy 
beid  gesworen  ges-en  gewesen  sind,  die  doch  billich 
einander  sölichs  und  noch  vil  eins  mindern  erlassen 
hettind.'  1440,  Z  RB.  Als  vertrauliche  Anrede.  ,Sich, 
lieber  gs. ...'  JKolross  1532.  ,(Min)  knecht  und  gs. 
Sathan.'  Rüef  1538.  .Lieber  herr  ammen  und  gs. 
Heini!'  ebd.  ,Titus:  Vespasiane,  min  lieber  gs.,  nun 
loss  hie  mir,  was  ich  din  well.'  ebd.  1530.  .[Wächter 
beim  Hut  auf  der  Stange:]  Gs.  Wilhelm  Teil,  was 
faachst  du  an?  Wie  bist  du  so  ein  grober  man,  das 
d  minem  herr  vogt  noch  sinem  huot  so  ganz  und  gar 
kein  eer  antuost?'  ebd.  1545.  ,Zuo  servo  im  gan:  Gs., 
des  ynschenkens  du  nun  pfläg!'  L  Spiel  1597.  S.  noch 
Flaschen  II  (Bd  I  1219);  rauben  (Bd  VI  33).  -  Q  Mit- 
glied einer  .Gesellschaft',  Zunftgenosse.  , Es  sol 
ouch  ein  ieclich  hantwerkman,  der  ein  geselschaft  haben 
wil,  fürer  zuo  sines  antwerks  stuben  sich  füegen  und 
da  ges.  werden,  denn  zuo  einem  frömden  antwerk  oder 
geselschaft,  des  antwerkes  er  nit  wäre.'  XV.,  B  StR. 
,Doch  mag  ein  schultheiss  gan,  uff  welche  stuben  er 
wil,  da  er  gs.  ist.'  1411,  L.  ,[Es  sind]  vil  lüt  in  unser 
stat,  die  dry  oder  vier  geselschaften  an  sich  genomen 
hatten  und  ges.  dar  inn  warent  worden.'  1425,  B  StR. 
,Wer  sach,  daz  kein  ges.  werden  wölt  und  aber  in  unser 
geselschaft  [der  Schützengesellschaft  St  Sebastian]  ein 
ges.  wer,  der  dem  selben  ges-en  wyderwertig  wer, 
so  sol    er  dem   houptman  und  den  ges-en  erscheinen 


waz  sin  sach  syg.'  1483,  AaB.  Urk.  ,Für  ganz  ges-en 
kommen.'  ebd.  ,Ob  aber  ieinand  dem  andern  in  zor- 
nigem muot  und  unverdachtlich  zuorette,  das  mögen 
die  ges-en  uff  der  stuben  straffen.'  XVI.,  B  StR.  ,So 
raocht  de  Furno  nit  verrer  gebracht  werden,  wen  dass 
er  sich  mit  wib,  kind  und  gsind  ein  zit  zuo  Bern 
enthielt,  des  schwarzen  Muren  gsel  ward,  aber  das 
merteil  zit  zuo  Fryburg  wonet  und  starb.'  Axsh.  .Ein 
stubenknecht  soll  würffei  und  kartenspil  dennen  ges-en 
darlegen  und  sunst  niemand.'  1529,  AaZ.  Stubenrecht. 
S.  noch  Sack  (Sp.  610).  ,Wir  die  Ges-en  mit  dem 
Fuchs',  die  sog.  Fuchsgesellschaft;  s.  Mem.  Tig.  1742, 
159  f.  Darnach  auch  der  Schimpfname  ,ges.  von  der 
lichten,  falschen  münz.'  Bs  Schimpfw.  XV.  —  yj)  Ange- 
höriger einer  Gesellschaft  von  jungen  Burschen, 
die  sich  zu  Lustbarkeiten  (Trunk,  Spiel  usw.)  zsgetan 
haben;  oft  im  PI.  .Also  kamen  die  ges-en  und  schieden 
und  namen  stallung.'  1412,  Z  RB.  ,[N.  sagt  aus]  daz  der 
Hensli  von  Regenspurg,  der  elter  Bok  und  sin  bruoder 
und  der  Behein  in  dem  frouwenhus  waren  und  daz 
da  ges-en  mit  enander  schimpfeten  und  ochsen boreten.' 
1413,  ebd.  ,[N.  sprach:]  Ä  lieber  ges.,  lass  guot  sin 
durch  aller  ges-en  willen.  Do  sprach  der  A.:  sammer 
botz  fut!  du  bist  ioch  nütz  min  ges.'  1426,  ebd.  ,Hans 
Spreng  d[icit],  er  sye  mit  den  ges-en  gen  Lucern 
gangen  ...  Gisly,  des  kochs  zuo  der  Kellen  jungfrow, 
d[icit],  sy  sye  mit  den  ges-en  und  ir  gespilen  gen 
Lucern  gangen.'  1451,  ebd.  ,Ob  ein  wirt  als  nnzim- 
lich  und  vil  ze  tfir  schenken  wölt,  so  mögent  die 
ges-en  wol  gsellenwin  schenken.'  1475,  Z  Rq.  1910. 
,Serholzer  [sagt  aus:]  Als  sy  [eine  Zager  Gesellschaft] 
ein  tanz  ton  hetten,  kernen  unser  [der  Zürcher] 
seilen  ouch;  also  rette  ir  etlicher  von  Zug,  ob  sy  mer 
da  sin  oder  aber  der  statt  x-en  wichen  weiten.'  1486, 
Z  RB.  ,[N.  sagt  aus]  es  sye  ein  wild  wesen  und  geschrei 
...  wie  in  eim  huorenhus,  mit  tosen  und  tämpfen,  und 
wann  ein  purs  gs-en  da  innen  syent,  welle  er  [der  Wirt 
Goni]  denn  niemans  meer  ynlassen,  so  . . .  werffind 
dieselben  mit  stainen  uffs  Gonis  und  uf  sins  tach.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  ,So  ist  gmein,  wenn  der  wyn 
im  köpf  überhand  genommen  und  meister  worden  ist, 
dass  die  gs-en  meinend,  es  lauffe  alles  umb,  die  berg 
bewegind  sich,  die  böum  tanzind.'  LLav.  1569.  S.  noch 
ver-bieten  (Bd  IV  1873);  quenzen  (Bd  V  1304);  ringen 
(Bd  VI  1103).  Sprw.  .Nienen  gelt,  nienen  gs.,  komm 
einer,  wohin  er  well.'  LLav.  1582.  ,Nach  dem  Sprich- 
wort: nit  mer  galt,  nit  mer  gs.'  ebd.  1584.  S.  noch 
Gelt  (Bd  II  239).  ,Guot  g.'  ,Wenn  aber  ein  guot  gs. 
dem  andern  zalt,  ist  ein  old  zwei  mass  zuoglassen  in 
bscheidenheit  zuo  trinken.'  XVI.,  Nnw  Beitr.  l^vl. 
,Guot  ges-en  und  guoter  win  uffenthalt  das  leben  min.' 
JLenz  um  1500.  ,Ein  grosser  buob  heisst  yetz  guot 
gs.,  drurab  spricht  man:  guot  gs.,  faar  in  d  hell!' 
JKolross  1532.  ,Zwen  guot  Gs-en  und  Zächbrüeder.' 
RCvs.  (Br.).  ,Guot  gs.  sin,  werden.'  ,Ich  denk  wol, 
das  er  guot  gs.  was  und  mit  mir  lag  in  allem  prass.' 
JKolross  1532.  ,Der  prasser:  Nimbs  uff  d  lycht  achsel, 
biss  guot  gs.!  mir  wend  hin  gon  uff  unser  fart;  der 
ist  ein  narr,  der  etwas  spart.'  VBoltz  1551.  ,[Ich] 
sorgen  ouch  gar  nit,  das  er  zvill  guot  gs.  werd  wie 
sin  bruoder.'  1555,  ThPlatter,  Br.  —  ft)  Genosse, 
Helfer  bei  einer  Arbeit.  ,Dem  schützenmeister  und 
sinen  ges-en,  so  ime  geholfen  han  die  phil  erlesen  etc. 
3  lib.'  1437,  BStRechn.  .Wenn  der  vorwächter  sin 
wacht  byss  zuo  der  halben  nacht  vollendet,  so  sol  er 


719 


sei,  sil,  sol,  sul 


720 


sinen  ges-en  rüeffen  und  uffwecken  und  nit  ab  der 
wacht  komen,  byss  das  sin  ges.  davuff  kumt.'  1493, 
AaBi\  StR.  ,In  semlichen  Sachen  [mit  Bezug  auf  die 
Niederschlagung  einer  Klage]  ists  meister,  gwaltig 
gs-en  haben.'  Ansh.  In  tadelndem  S.,  Helfershelfer, 
Spiessgeselle.  ,Man  sol  N.  8  ß  den.  umb  5  totenböm 
von  dem  Lutensak  und  von  Howenstain  und  sinen 
gesell[en]  und  von  Guginhafen',  hingerichtete  Räuber. 
1407,  Weseltn  1844.  .[Aussage  einer  Frau  Meyer  aus 
dem  Entlibuch:]  erstlich  ir  man  heisst  Uoli  Meyer... 
der  ander  sin  gsel  heiss  Ruodi  ...  der  sig  ein  grempler 
und  sig  ein  kurzer  dicker  gs.,  dem  der  hart  erst  an- 
fach  wachsen  ...  disere  gespannen  sygen  lang  gs-en 
gsin  und  [hätten]  geroupt,  was  sy  mögen  ankommen.' 
um  15G5,  BNeuenstadt.  ,Do  wier  in  das  ein  [Wirtshaus] 
kamen,  was  der  mörder  vor  uns  da  und  ander  rner, 
an  zwifel  sine  gs-en.'  ThPlatter.  —  b)  an  Stelle  des 
Verhältnisses  zu  Gleichstehenden  tritt  der  Gegs.  zu 
einem  sozial  Höherstehenden,  Übergeordneten  (Mei- 
ster, Herr).  <x)  Hülfsgeistlicher,  Kaplan.  ,Her  Rvon 
Blatzhein,  des  kusters  und  der  tuoraherren  ges-e  ze 
san  Peter  ze  Basele.'  1290,  BsUB.  Der  Leutpriester 
von  Kaiserstuhl,  dessen  Hauptkirche  sich  ebenfalls  in 
Hohenthengen  befand,  musste  ,mit  seinen  Ges-en'  auch 
Glattfelden  pastorieren.  XIV.,  AWild  1884.  —  ß)  (in 
GRObS.  auch  Dim.  G'selli)  Handwerksgeselle,  wohl 
allg.,  in  Gr  auch  Handwerksbursche.  Er  [ein  Meister] 
hat  kei"  G-e"  (kein  G.J,  er  macht  All(e)s  %lei".  Er 
schafffejt  mit  (zB.  drei)  G-e",  Kennzeichnung  eines 
grössern  Betriebes.  De"  G.,  's  G'selli  (LE.)  mache". 
Jetzt  chunnt  de"  Weber  und  sin  G.  und  bringt -is 
[uns]  Zwilche"  100  EU;  nie"  würt-em  auch  miies'e" 
Zümis  ge",  c"  Harne"  us  ''ein  Chämi  ne"  ZWth.  E" 
G.,  e"  Chnecht  cha""  hier  uf  Erde"  si"  Lebtia  iiiemoul 
Wabhingig  werde"  GSa.  (Albr.).  Es  chund  en  fröndc 
G.  i"  's  Land.  Was  ist-er?  Papirer.  Wie  macht-er? 
Grad  eso  wie-n-ich,  mit  dem  Fingerli  tip  tip  tip,  mit 
ihm  andere"  top  tap  top,  mit  dem  Füessli  thp  trip 
trip,  mit  dem  andere"  trap  trap  trap  und  mit  dem 
Chöpfli  (FüdeliJ  gnap  gnap  gnap,  dabei  klopft  die 
Gesellschaft  auf  den  Tisch,  stampft  mit  den  Füssen,  bis 
Alle  mit  allen  Vieren  und  mit  dem  Kopf  (Hintern)  klo- 
pfen Z.  Guggarnia,Gugg  ist  gar  en  guete''  G.,er  schnidt- 
mer  drei  Par  Husli  us  einer  halben  Ell;  er  schnidt- 
mer-s'  mit  der  Nadle"  und  büezt-mer-s'  mit  der  Schär 
und  denkt  scho"  bi-n-em  selber:  wenn  's  nw  scho"  fertig 
war!  Z  Schlier.  In  Zssen  wie  Chüefer(s)-,  Mürer-, 
Pfister-,  Schuehmacher-,  Schlosser-,  Schmid-,  Schinder-, 
Weber-,  Wagner-,  Zimber-G.  usw.,  doch  in  Z  Schmid- 
Chnecht,  und  allg.  verbreitet  Müller-,  Becke"-  (Becker-) 
Chnecht.  Nach  OFecht  1909,  55  begegnet  ,gs.'  für 
das  ältere  .knecht'  in  Zürich  zuerst  1467.  Die  Meister 
sollen  allein  befugt  sein,  in  Angelegenheiten,  welche  das 
Gewerbe  betreffen,  zu  entscheiden,  in  Angelegenheiten 
aber  der  Gesellschaft  sollen  auch  die  Ges-en  mitstimmen 
können.  1469,  Gfd  44,  286  (L).  ,Das  der  meister  keinen 
lerknaben  uff  die  hütten  stellen  sol  ze  werken,  dem 
man  ganzen  Ion  gebe  als  den  andern  ges-en.'  1496,  Bs. 
,Das  maniger  [Steinmetz]  sich  der  rneisterschaft  an- 
genommen, der  die  rechte  zal  jaren  nit  ussgelernet 
und  deshalb  kum  gs.  gewesen  were.'  1548,  Z  Ratserk. 
.Etliche  meister  gedaachts  handtwerchs,  vyl  gs-en, 
leeijungen  und  murer.'  ebd.  ,Ein  zimlich  gros  crucifix, 
kompt  von  Holbein,  nochgemacht  durch  ein  Beyer, 
m[eister]  Jacob  Clausern  ges-en.'  1586,  Bs  Kunstsamml. 


1907.  Ein  Meister  gab  6  ß  Botgeld,  ein  .gemachter'  Ges. 
4  ß,  ein  junger  Ges.  3  ß.  XVII.,  Seg.  RG.  ,Dass  sy  [die 
Amtsleute]  kein  Sattler,  weder  Meister,  Ges-en  noch 
Jung,  frömbde  noch  heimische,  in  diesser  Grafschaft 
Toggenburg  auf  den  Dörfern,  Höfen  und  Bauren- 
häussern  arbeiten  und  stören  lassen.'  1675,  G  Mand. 
—  f)  .herren  und  g-en',  Hoch  und  Niedrig.  ,Uff  den 
15.  dag  giengend  wier  bilger  und  gnadetfen]  ainander 
heren  und  ges-en  und  unserem  huswirt  zuo  Selin  [usw.].' 
Stockar  1519.  ,Uff  den  nachmittdag  gnadettend  wier 
den  ritterheren  und  geseien  zu  Rodis.'  ebd.  S.  noch 
Her  (Bd  II  1522);  Rock  (Bd  VI  820).  Vgl.:  ,Sie  [die 
hl.  3  Könige]  zöge"  durel,s  Raindeli  uf  und  ab,  da  schaut 
der  Herodes  zum  Fenster  hinaus:  Ihr  Herre"  und 
G's-en,  wo  wollet  ihr  hin?  Nach  Bethlehem  ist  unser 
Sinn.'  ALGassm.  1906  (L).  —  2.  übergehend  in  ab- 
solute Bed.  a)  Kriegsknecht  (doch  stets  als  PI.). 
.Allerlei  knechten  ...  kriegtend  uf  die  von  Friburg; 
und  warend  under  den  ges-en  Hagelstein,  Pfefferli 
von  Arberg  und  andere.'  Tschachtx.  ,Ich  [HvRhäzüns] 
lan  üch  wüssen,  das  mich  fürkomen  ist,  wie  der 
bischoff  von  Chur  [uA.]  in  die  Aidgnosschaft  werbind 
umb  büntnuss  und  umb  ges-en  wider  minen  vatter 
[usw.].'  1413,  Gi-Urk.  .Sprach  N.  by  sime  eide:  der 
adel  were  abe  [habe  das  belagerte  Schloss  verlassen] 
und  nütz  denn  guot  ges-en  und  guotgewunner.'  1445, 
Bs  Chr.  ,Usgeben  dem  houptman  CTulliker  und  den 
ges-en,  so  mit  im  in  die  reis  zugent,  22  pfd  bar.'  1475, 
AAZof.  ,Mit  vier-  oder  fünfhundert  ges-en,  schützen 
und  andern,  denen  reisen  landkündig  sie.'  1475,  W. 
,Wir  der  hoptman  und  gemein  gesöllen,  wannen  wir 
sint  von  der  Eidgnoschaft,  von  stetten,  von  lendren, 
jetzt  im  fält.'  1478,  Gfd.  ,Als  die  xs-en  [die  Bürger- 
wehr] uff  dem  rathus  belibent,  do  es  bran  in  der 
Bilwilerinen  hus.'  1491,  G.  , Schickend  uns  die  ges-en 
by  tag  und  nacht  und  nämlich  büxenschützen,  dan 
gar  wenig  geschütz  im  veld  ist.'  1499,  Gr.  —  b)  PI., 
die  (Gesellschaft  der)  erwachsenen  ledigen  Söhne, 
Jünglinge  eines  Dorfes  GrAv.,  Mutten,  ObS.,  Rh., 
S.,  V.  Vgl.  Chnab  (Bd  III  709).  o)  auch  Dim.  G'selli 
WG.,Lö.  (über  16  Jahre  alter)  lediger  Bursche,  Jüng- 
ling BHa.;  GRAv.,Rh.,S.,  Tschapp.,V.;  PPo.;  WG.,  Lö., 
Vt.  (,mit  dem  Beigeschmack  des  Ausgelassenen,  Über- 
mütigen'), ,[Stadtknecht  zur  Kupplerin:]  Eehwyber, 
töchter  und  gs-en  ir  jetzund  all  verkupplen  wellen.' 
VBoltz  1551.  Die  Wittli"gen  und  Gesellen  werden 
aufgefordert,  unter  den  alten  Giritzenmoosjungfern  zu 
freien.  XVIII.,  L  Dorfspiel.  S.  noch  bringen  (Bd  V 
697);  Ruet  (Bd  VI  1822).  —  ß)  (auch  Dim.  G'selli) 
Schalk,  Possenreisser  ledigen  Standes  GRÜbS.  —  f)  es 
G'sellti  mache",  , lustige  Gesellschaft  haben,  bei  der 
Gastereien  vorkommen,  leichtsinnig  sein  uam.;  sich 
aufputzen,  jung  scheinen,  sich  gut  präsentieren  usw.' 
LE.  Es  G'sellti  het-er  [ein  Bauernbursche]  frUieh 
g'macht,  ja  üppis  Stifters  niitzti  Nüt;  mängs  Meitschi 
hätt  im  d's  Händli  'brächt,  o  hätt-er  nume"  'tä"  wie  d'Lüt. 
LHiudebrand.  —  c)  Bursche,  (j  unger)  Mensch,  mit 
einem  Stich  ins  Familiäre  oder  Verächtliche,  ähnlich  wie 
Kerl,  doch  weniger  derb.  Chumm  her,  ml"  G.l  Eltern  zum 
Kinde  GRChurw.  Du  bist  en  G..'  ein  schönes  Frücht- 
chen, oft  nur  scherzend  ZO.  E"  Schu'izer  isch  och  ne" 
G.:  Schwizer  hei"  Chraft,  hei"  Er  u"'  G'fell.  JRWyss. 
Im  Tellin  [Alpnarae]  g'ent-f  dem  G-in  Nidk"cheUin, 
Spottgedicht  auf  die  WLö.  Alpen.  FGStebler  1907. 
S.  noch   für   (Bd   I   957).     ,Und   nachdem    und   dann 


721 


Sal,  sei,  sil,  sol, 


-;•■■ 


etlich  ges-en  understand,  sundrig  tag  ze  leisten  und 
anschlag  zetuond  understand,  waz  der  Eidgnossen 
botten  ansechen,  ze  widertriben,  sundrig  züg  an- 
sechen...'  1477,  Abscb.  ,[Ein  Bündner  hatte  geäussert:] 
Die  von  Ure  haben  die  ges-en  von  Curwalhen  und 
des  obern  punds  wider  Gott,  ere  und  recht  gestraft.' 
1490,  Gfd.  ,Mit  trüwen  vernamen  das  die  knecht,  wie 
ir  houptman  [ein  Verräter]  was  ein  gs.  an  inen  worden 
zur  zit.'  JLenz  um  1500.  , [Petrus]:  Das  ist  ein  gs.,  den 
ich  nit  kenn.  Er  treit  von  gold  ein  drifalt  krön  [usw.].' 
NMan.  ,Ich  sich  den  doctor  dafür  an,  er  syg  ein  gs., 
der  etwas  kan.'  Laz.  1529.  ,Die  schützen  sollend  dem 
seckelmeister  2  gs-en  zuopringen,  die  inen  gfallend, 
die  sol  der  seckelmeister  heissen  eis  tier  schiessen 
und  solle  er  inen  den  taglon  gen.'  1555,  Sl:hw.  .Dieser 
[verschwenderische]  Schryber  [war]  auch  also  ein  Gs., 
ihme  kleckten  auch  nit  doppel  oder  drymal  so  vil.' 
RCts.  ,Judas  war  ein  solcher  Ges.,  der  sich  zu  Gott, 
zu  Christo  genahet  hat  mit  seinem  Mund  etc.,  aber 
sein  Herz  war  fehrn  von  ihm.'  FWvss  1677.  S.  noch 
Pass-Brief  (Bd  V  473);  Pfänning  (ebd.  1132);  ver- 
sehen (Sp.  509).  Mit  Adj.  E"  wackerer  G's.  GiiChurw. 
,Denne  einem  reisigen  ges-en  hiessen  min  herren  geben 
1  guldin,  tuot  1  Ib.  15  ß.'  1443,  BStBechn.  ,Wo  die  an- 
fächtungen  [Zorn,Hass]  nienadarby  sind  und  es  schlecht 
ein  schlächt  gs.  einen  ze  tod  [zB.  aus  Notwehr],  so 
wirt  er  entschuldiget  und  für  ein  todschleger  nit  mögen 
beklagt  werden.'  LJud  1530.  ,[Tod  zum  Jüngling:] 
Beit,  stolzer  gs.,  und  stand  hie  still!'  JKolross  1532. 
,Er  were  ein  fyner  gs.,  aber  ein  wenig  liederlich.' 
1538/40,  Z  Ehegericht.  ,In  dem  ersähend  sy  [die 
Arbeiter  im  Weinberg]  den  sun,  spricht  Batt:  schauw, 
schauw,  da  kurnpt  der  recht  ges. !'  Rüef  1539.  ,Wie- 
wol  wir  vermeint,  er  als  ein  alter  betagter  gs.  sich 
daran  gstossen  und  söllichs  [Ehebruch]  nit  meer  under- 
wunden  haben  ...'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Er  heige 
gar  nüt  ghan  nach  zuo  iren  bracht,  dann  er  ein  dienen- 
der gs.  gsin.'  1553,  B  Turmb.  .Welcher  ein  rächter 
husslicher  ges.  ist,  der  schücht  sömlichs  [Prachtliebe 
bei  Frauen].'  LLav.  1583.  ,[Mein  Vater  rühmte  ein 
Mädchen]  wie  sy  irem  Vatter  ...  die  Haushaltung  so 
wol  versechen  kente  und  wie  ein  redlicher  Gesel  do 
wol  mit  der  Zeit  versorgt  wurde.'  FPlatter  1612  (Boos). 
,So  findt  man  hoch  und  nider  Ges-en,  die  Löffel  seind, 
doch  nit  sein  wellen;  ob  sie  gleich  den  Taufnamb  nit 
handt,  sind  sie  doch  Leffel  im  Verstandt.'  ebd.  ,Ein 
gwisser  blinder  Gs.  us  dem  Buchholterberg  [ziehe  als 
Prediger  umher].'  1660,  B.  ,Ein  frecher  Gs.'  1684,  Z. 
,Sant  Michel,  da  lieb  Gs.,  er  wird  bald  merkä,  was  ih 
well.'  Tvrolersp.  1743.  S.  noch  süber  (Sp.  75).  ,Gelerter 
g.',  gelehrtes  Haus.  , [Advokat  der  Gegenpartei  sei] 
HEngelfrid,  der  ein  gelerter  ges-e  wer.'  1434,  AaB.  TJrk. 
,Ouch  habend  wir  hie  in  unser  statt  Zürich  (Gott  syg 
lob)  so  manchen  geleerten  gs-en,  in  den  dryen  vor- 
gmeldten  sprachen  gnuogsam  erfaren.'  Zwingli.  ,Sa- 
pidus  hat  eins  mals  900  discipulos,  etlich  fin  gierte 
gs-en.'  ThPlatter.  , Armer  g.',  armer  Teufel.  ,Mir 
armen  ges.  ist  min  schmach  und  schaden  anabtragen 
noch  widerkert.'  1491,  G  Bittschrift.  .Questionierer: 
ich  bin  ein  *rraer  fuler  alter  ges.'  NMan.  ,Wie  be- 
schicht  es  noch  so  vil,  dass  in  kriegen,  uflöuffen,  für, 
wassersnot  ein  armer  gs.  etwan  ein  gwaltigen  mann 
by  dem  laben  erhaltet?'  LLav.  1583.  S.  noch  Brenn- 
Bläteren  (Bd  V  207);  ver-brinnen  (ebd.  645);  Ross 
(Bd  VI  1419).    ,Guoter  g.',  braver,  wackerer  Bursche, 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Ehrenmann.  ,[N.  erklärte]  er  enwolte  keinen  guoten 
noch  kostelichen  procuratorein  haben,  dann  allein  einen 
schienten,  guoten  ges-en,  der  imc  sine  terminy  sehleht- 
lich  und  gerihtsdag  verstüende.'  1434,  AaB.  Urk.  ,[N. 
sei  nachts  von  St.  gefragt  worden]  wer  er  were;  dem 
er  antwurte:  ich  bins;  redte  der  St.:  wer  bist  aber 
noch?  rette  er:  ich  bin  ein  guot  ges.  und  wil  heim 
gan.'  1473,  Z  RB.  ,N.  hat  also  gseit,  hur  in  der  ern 
spreche  er  zuo  des  Annlis  volk:  was  jächend  ir,  wenn 
ich  im  ein  guoten  gs-en  schüeffeV  Do  redte  der  vatter, 
wo  es  ze  essen  und  ze  werchen  hette,  were  im 
lieb.'  1530/3,  ebd.  .Darnach  do  hab  er  den  C.  selbs 
gfraget,  in  was  meinung  er  zuo  ir  gangen  sye,  do 
spreche  er:  in  allem  guoten  wie  ein  guot  gs.'  1530/3,  Z 
Ehegericht.  ,Das  knäblin  Susanne  [zu  Daniel]:  du  bist 
ein  guotes  gsellellin,  du  hast  erlöst  min  müetterlin.' 
SBirk  1532.  ,A.:  wer  bist,  gib  dich  ze  erkennen,  denn 
ich  wills  wüssen.  B. :  ich  bin  ein  guot  gs.  und  sust  nüt.' 
1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Sag  iederman  glich,  was  er 
well,  so  muoss  er  sin  ein  guoter  gs.,  der  mit  der  weit 
kann  wol  umbgon,  den  muoss  man  iez  für  erbar  han.' 
Rüef  1538.  ,Landtvogt  zum  Teilen:  Kaust  du  faren, 
Wilhelm  Teil,  so  tuo  hie  wie  ein  guot  ges.!  Hilfst  du 
uns  darvon,  wol  solt  sin  gniessen!'  JRüef  1545.  ,Die 
zwen  guoten  gs-en  hand  dem  schraid  [den  sie  gefangen 
führten]  wol  trouwet  und  glauben  gen.'  1561,  UMey. 
Chr.  .Junger  g.',  junger  Mann,  Jüngling.  E"  junge 
G.  muess  sibe"  Jör  narre"  und  was  er  versümt,  muess- 
er  nache" mache"  L  (Ineichen).  ,Ob  sach  wer,  das  die 
jungen  gs-en  spillüt  und  pfifer  habend,  so  sond  mh. 
inengebenllib.h.'  1509,  AaB.  StR.  ,Euwere  jungen 
ges-en  [werden]  gesicht  und  erschynungen  sehen.'  1530, 
Joel;  veavtaxoi.  LXX.  ,0  junger  gs.,  das  ist  nit  recht.' 
JKolross  1532.  Als  er  letztes  Jahr  zu  seinem  Schwäher 
nach  Kempten  habe  reiten  wollen,  sei  ihm  eine  Haupt- 
mannsstelle angetragen  worden,  die  er  als  junger  red- 
licher gs.'  angenommen  habe.  1548,  Absch.  ,Buolerin 
[zur  Kupplerin]:  es  ist  ein  junger  gs.  vorhandt,  der 
hat  mit  mir  gmacht  ein  verstandt.'  VBoltz  1551.  ,Mit 
dissem  jungen  ges-en  und  Studenten.'  1584,  FPlatter 
Br.  ,Die  junge  Burst'  neben  ,die  jungen  Gs-en',  von 
Nachtbuben.  ABütelrock  1682/1712.  S.  noch  Täuffer- 
Brief  (Bd  V  488). 

And.  gimU(i)o,  mhd.  rjewlle,  zu  Sal  (Sp.  687),  eig.  ,wer 
mit  Einem  den  Saal,  die  Wohnung  teilt.'  Vgl.  zur  Gruppe  Gr. 
WB.  IV  1  b,  4025  ff.;  Martin-Lienh.  II  350;  Fischer  III  519  f. 
Zwischen  den  einzelnen  Bedd.  sind  nirgends  feste  Grenzen  zu 
ziehen;  hin  und  wieder  steht  das  W.  im  gleichen  Beleg  in  ver- 
schiedenen Bedd.  (zB.  Sp.  719  o.).  Zur  Bed. -Entwicklung  vgl. 
Burs  (Bd  IV  1601  ff.),  , Kamerad,  Kumpan.'  1  b  ß  ist  ander- 
wärts schon  fürs  XIV.  bezeugt.  Als  Zuname.  ,Uoli  Tetscht, 
dem  man  spricht  gesöll.'  1421,  Gl  Urk.  ,Umb  den  Keller 
genant  der  gesell.'  1441,  GHelfensw.  Als  Familienn.  ,Gsell' 
GStdt  (schon  im  XVI.) ;  1443,  Fründ  (Absagebrief  der  österr. 
Untertanen  auf  Zürcher  Gebiet  au  Schw);  XV.  /  XVI.,  Z; 
XVI.,  GrChur;  XVII.,  AaVilm.,  Wett,;  vgl.  Leu,  Lex.  IX 
298.  ,Uoli  Gsellhans.'  1524,  Th.  , Stichdengeselleu',  Name 
eines  Turmes.  XIV.,   Bs.     Ortsn.  , Gesellenrain'  ZRüschl. 

Eid-:  Bundesbruder.  ,Jonathas  [1. -an]  und  David 
wurdend  eidges-en.'  1531/48,  I.  Sam.  (Überschrift). 
—  Alt-:  wie  nhd.  L;  S  und  weiterhin.  Der  A.  i" 
de  Schmitten  unde".  JRoos.  Vorsteher  einer  Ge- 
sellenvereinigung oder  Gesellenbruderschaft  (nach 
einer  Angabe  oO.  und  J.).  Vgl.  Töpfer-Gesellschaft  (Sp. 
I  736).  —  Apoteker-.  ,N.,  Appothegkergs.'  1560,  RCys. 
,[N.  hat]  ein  Jar  lang  by  mir  für  ein  Apotegkherges-en 


'■::; 


Sul, 


sul 


serviert.'  1617,  L  (Reber  1898/9).   S.  noch  Bulfer-Saek 
(Sp.  631). 

Ere"  (in  GG.  Er)-:  a)  =  Ges.  1  a  f.  a)  Begleitei- 
des Bräutigams.  ,Es  war  ein  grosser  Zug,  als  wir 
unter  Glockengeläut  zur  Kirche  giengen;  6  Vorgänge- 
rinnen, Ehrengs.  und  Ehrengspiel,  meine  Mutter,  der 
Grossvater  und  die  Eltern  der  Braut,  beiderseitige 
Geschwisterte,  Götti  und  Gotte,  Vettern  und  Basen 
und  die  Schulmeister  von  beiden  Orten  her.'  1793, 
Tb  (Ap  Kai.  1860).  ,Was  seit  20  Jahren  in  Herisau 
nicht  mehr  geschah,  sahen  wir  am  16.  dieses  Monats 
und  Jahres  —  einen  Brautlauf  nach  alter  Sitte  ... 
[Man]  zog  in  folgender  Ordnung  vom  Hecht  in  die 
Kirche:  ...4.  Der  Bräutigam  und  Ehrenges.,  schwarz 
mit  Mantel  und  Degen.'  Schäfer  1811.  ,Bei  den  Hoch- 
zeiten haben  bald  mehrere,  bald  wenigere  Feierlich- 
keiten statt.  Einige  sind  bei  diesem  Feste  mit  zwei 
Personen,  einem  Ehrenges-en  und  einer  Ehrbarenfrau, 
die  sie  selbst  erbitten,  zufrieden;  sie  heissen  unge- 
ladene Hochzeiten  . . .  Bei  andern  hingegen  werden 
20 — 30  Personen  und  besonders  Brautführer  und  Vor- 
gängerinnen, die  nur  Jungfern  sein  dürfen,  eingeladen. 
Sie  heissen  daher  geladene  Hochzeiten.'  GLHartm. 
1817.  Ahnlich  in  Gl,  «o  nnch  heute  bei  volksmässigen 
Hochzeiten  JE.  und  Ere"jumpferen  als  Trauzeugen  mit 
dem  Hochzeitspaar  zur  Kirche  fahren;  vgl.  AfV.  IV 
301.  —  ß)  Brautführer  AaFH.;  ApH.  (TTobler);  GF., 
G.;  SchSL  (Sulger);  ZUhw.  (s.  Gäberin  Bd  II  56).  ,Am 
Hochzeitsmorgen  geht  der  Ehrenges-e  im  Begleite 
mehrerer  jungen  Bursche  nach  dem  Wohnorte  der  Braut 
und  fordert  diese,  die  sich  verborgen  hält,  in  einer 
Anrede  förmlich  ab.  Vater  oder  Vormund  beantworten 
die  Formel,  das  Mädchen  wird  aufgesucht  und  ihm 
übergeben.  Er  führt  nun  die  Braut  in  das  zum  Hoch- 
zeitsmahle bestimmte  Wirtshaus,  von  da  unter  Musik 
zur  Kirche  und  dreimahl  um  den  Altar.  Nach  der 
Kopulation  führt  er  sie  ins  Wirtshaus  zurück  und 
übergibt  sie  endlich  dem  Bräutigam  mit  einer  Rede, 
wie  dieser  sein  Weib  halten  solle  ...  Der  Ehrenges. 
und  die  Ehrbarefrau  begleiten  das  Brautpaar  nach 
Hause,  wo  ersterer,  nachdem  alle  kniend  fünf  Vater- 
unser gebetet,  der  Braut  ihr  Kränzchen  abnimmt 
und  hernach  beide  die  heut  Vermählten  verlassen.' 
GLHartm.  1817.  —  1>)  Begleiter  des  Taufpaten.  ,Man 
hat  sich  auch  erinneret,  dass  an  Kindtstauffeten  mit 
Winzahlen  Gefahr  gebraucht  werde,  da  Etwelche  nit 
von  Ehren,  sonder  von  Essens  und  Trinkens  wegen 
dissem  heiligen  Act  beiwonen,  als  solle  bei  solchen 
nit  mehr  zuogelassen  sein,  als  dem  Götti  und  seinem 
Ehrenges,  jedem  zwo  Mass  Win  par  zuo  bezalen  und 
wyters  nit.'  1667,  Schw  LB.  —  Auch  bei  Fischer  II  787 
(für  a  ß). 

Ürte--:  wesentl.was  .Altgeselle';  vgl.  Adelung  I  241 
(wo  dafür  , Orten-'  oder  ,Irtengesell'  oder  .Ortinger'). 
,Wann  ein  fremder  Schlossergesell  hieher  zugereist 
kommt,  soll  er  sich  . . .  auf  die  bestimmte  Herberg 
begeben  und  nach  dem  Ürtenges-en  schicken.  Der 
Ürtenges.  soll  verpflichtet  sein,  ihme  des  Abends  um 
4  Uhr  um  Arbeit  zu  schauen,  ausgenohmen  des  Sams- 
tags und  den  ersten  Feirtag  nicht;  bekommt  der 
Fremde  Arbeit,  so  bezahlt  er  10  ß,  bekommt  er  keine 
Arbeit,  so  bezahlt  der  Ürtenges.  10  ß.'  um  1693,  Z. 
,Es  ist  auch  des  Ürtenges-en  Pflicht,  an  den  Sonn- 
tagen bei  Haus  zu  bleiben,  bis  die  Glock  12  Uhr 
schlägt,  damit  ein  jeder  Gesell,  der  seiner  notdürftig 


wäre,  ihn  zu  finden  wisse.  ,[Bei  dem  wöchentlichen 
,Gesellenbott'  Sonntags  12  Uhr]  soll  der  Ü.,  bevor  das 
Bott  angeht,  jedem  Gesellen  seinen  Stock  abfordern 
und  bewahren,  bis  die  Umfrage  aus  ist;  vergisst  er 
es,  so  ist  er  in  der  Gesellen  Strafe.'  1792,  ZStdt 
Zunftmeisterbuch;  vgl.  noch  ebd.:  ,Das  Ürtenamt  be- 
treffend, so  solle  dasselbe  fürohin  von  allen  und 
jeden  allhier  in  Arbeit  stehenden  Gesellen  ohne  Aus- 
nahme getragen  werden,  und  zwar  von  jedem  derselben 
so  lange,  bis  er  zwei  Gesellen  ausgeschenkt  hat.' 
,Ürtegs.  der  Glaser.'  1836,  ZStdt(Dän.).  —  Mit-  Fisch-: 
Genosse  in  der  Fischergesellschaft;  s.  Sache r (Sp.  128). 
—  Friheit-:  =  Fri-heit  5  (Bd  I  1267).  .MAnkenball 
[sagt  aus]  dass  der  Geratwol  und  der  Stark,  ein  fry- 
heitges.,  beid  einander  slüegen.'  1424,  Z  RB.  —  Gar- 
te"-: Mitglied  der  G. -Gesellschaft;  s.  d.  —  Glücks-: 
Abenteurer.  Vgl.  .Glücksritter.'  ,Ein  schniderknecht, 
mit  nammen  MZiegler  von  Tuonowerd,  ein  unglück- 
hafter glücksgsel.'  Ansh.  III  424.  —  Glaser-:  Glas- 
maler(geselle).  ,Gilg  Grauw  in  Solothurn,  der  Fecht- 
meister und  Gl.'  1584,  S  (Z  Anz.  1896,  25).  —  Stein- 
hütten-: Steinhauer.  ,Die  steinhütengs-en'  neben 
,die  steinhower.'  Ansb.  —  Jung-:  Junggeselle,  allg., 
aber  nicht  volkstümlich  (dafür  Chnab,  Ledige").  .Un- 
überwindliche Gewalt  der  Jungges-en',  Bezeichnung 
der  Knabensehaft  von  GR.  (bis  1798).  —  Chlucker-: 
Kamerad  heim  Spiel  mit  Schussern  (Kluckern).  .Dar- 
nach kummend  zween  knaben,  spricht  der  ein  zum 
andren:  ach,  lieber  gsell,  hast  du  ouch  gsähen,  was 
grossen  wunders  hie  ist  bschähen,  wie  der  tül'el  zuo 
der  hellen  hat  gtragen  unsern  klugkergs-en?'  Kolross 
1532.  —  Chnebel-:  junger  Bursche  nach  der  Kon- 
firmation  bis  zur  Aufnahme  unter  die  Grelle"  [.Le- 
digen'] GRNuf.  Die  Chn-e"  durften  sich  abends  nach 
9  Uhr  nicht  mehr  auf  der  Gasse  zeigen,  wenn  sie 
es  nicht  darauf  ankommen  lassen  wollten,  von  den 
G'selle"  mit  Schitter  beworfen  oder  in  einen  Brunnen 
geworfen  zu  werden.  Er  ist  e"  Chn.,  befindet  sich 
noch  in  den  Flegeljahren  GrRIi.  (B.).  —  Chriegs-: 
Kriegsknecht.  ,Ein  rott  guoter  kriegsgs-en  im  läger. 
Der  erst:  ir  burssgesellen,  losend  in  gmein.'  JMürer 
1559.  —  Leb-:  Einer,  der  das  Leben  geniesst,  Lebe- 
mann. ,Fridli,  Gott  bwar  dich  vor  ungfell!  Du  bist 
ein  rechter  lebgs.,  den  kränz  solt  du  hüt  uftragen 
und  dem  koch  von  der  suppen  sagen.'  Badenf.  1526. 
.Ein  guoter  läbgs.,  der  allem  wollust  ergäben  ist, 
voluptuosus  homo.'  Fris.;  Mal.  ,A1s  die  von  Under- 
walden  einen  jungen  muotigen  mann  und  läbgs-en 
hinuss  in  daz  Rhyntal  gsetzt,  der  . . .  sich  spilens, 
zuotrinkens  und  anderer  unmassen  ...  für  und  für 
beflyssen.'  HBdll.  1572.  ,Waz  Nabal  für  ein  lych- 
gang  und  begrebtnuss  ghept,  wirt  nit  gmäldet,  es  ist 
aber  wol  zuovermuoten,  diewyl  er  rych  gsyn  und  ein 
guoter  läbgs.,  so  werde  es  stattlich  zuogangen  sin.' 
LLav.  1584.     S.  noch  Leb-Herz  (Bd  II  1660). 

Lad-:  Brautführer  Ap  (allg.  lt  T.). 

,Bei  uns  führt  jedoch  der  L.  keineswegs  die  Braut;  in 
der  Kirche  sitzt  er  neben  dem  Bräutigam  und  in  dem  Wirts- 
hause neben  der  Brautjungfer  (ß'spil).  Wahrscheinlich  kommt 
der  Name  daher,  weil  der  Brautführer  einst«die  Leute  zur 
Hochzeit  oder  zu   Gaste  lud.'   TTobler.     Vgl.  Eren-G.  a  a. 

Mal-:  Tischgenosse.  ,[Die  Sakramente  sind  nur 
ein  äusserliches  Zeichen  für  Etwas,  das  innerlich 
schon  längst  besteht].  Ist  imm  nit  also,  das  der,  so 
sinen   glouben   zevor  nit  bewert  und  erfüntelet  hatt, 


725 


sal,  sei,  sil,  so],  sul 


ee  und  er  ein  malgs-en  uss  imm  selbs  mache,  durch 
Jen   apostel   vom    nachtmal  geschupft  wirt.'   Zwingli. 

—  Maler-:  Maler(geselle);  s.  Westen-Hlch  (Bd  VI 
160).  —  Münzer-:  Jlünzknecht.  ,Wenn  die  munzer- 
ges-en  by  dem  vorgeschribnen  Ion  vier  Schillingen,  so 
sy  stebler  pfening  werken  und  machen,  nicht  wol 
besteen  noch  darumbe  gewerken  möchten,  harumbe  sol 
von  den  stebler  pfeningen  kein  slegschatz  genomen 
werden,  umb  das  man  den  munzerges-en  dess  furbasser 
gelonen  und  si  dasselb  klain  gelt  stebler  gewerken 
mugent'  1399,  Münzvertrag  zw.  Bs  und  Herzog  Leo- 
pold. —  Mürer(s)-:  Maurer(geselle).  's  ist  noch  nie 
en  GTerte'  vom  Himmel  g' falle"  weder  ermöl  en  Mürerg's. 
ZO.  Meidele,  wenn-d'  hüräte"  tritt,  hürät-mer  nume" 
ken  Schnider,  hürät-mer  lieber  en  Mürersg's.,  de  hest 
de"  Dreck  mit  sunt  <V»i   Chell  Aa. 

M&ss-:  =  Mäl-G.  ,Er  [Christus]  was  der  massgs. 
und  das  mass  selbs,  dann  er  was  der  sin  selbs  ein 
warzeichen  bot,  welches  er  genennet  ward,  und  sass 
aber  selbs  wesenlich  und  natürlich  by  inen  und  ass 
mit  inen.'  Zwingli.  —  Auch  mhd. 

Meister-:  Meistergeselle  AaF.  —  Mit-:  =  Ge-s.la. 
a)  Reisebegleiter.  ,Ein  passbrief  dem  Schöni  und  sinem 
mitges-en  gan  Rom.'  1504,  B  RM.  —  b)  Genosse  in 
einem  Rechtshandel;  Teilhaber.  ,Wir  obgenauten  NN. 
und  die  andern  vorgenanten  unser  mitges-en  in  dirre 
sach.'  1418,  Gl  ürk.  ,Ir  alpteilen  und  mitges-en  im 
Brunwald.'  ebd.  ,[N.  gelobt]  für  sich,  sin  mitges-en 
und  für  die  ze  Tuggen.'  1449,  NSenn  1879.  .Besigelt 
mit  min  insigel,  das  ich  daran  für  mich  und  minen 
obgenauten  mitges-en  gehengkt  hab.'  1471,  GJonsw. 
(Rq.  1906).  —  c)  Zunftgenosse;  s.  Brueder  (Bd  V  414). 

—  d)  (Sehul-)Kamerad.  ,N.  hat  von  Jugend  an  ein  herr- 
liche indolem  und  sondere  agilitet  des  leibs  under 
seinen  mitges-en  allenthalben  erzeigt.'  Ard.  1598.  — 
Bader-:  1.  Badegast.  ,In  disen  [Brunnen]  werden  die 
bächer  geküelet  und  mag  also  mancher  hitziger  b.  mit 
wein  oder  wasser  seinen  durst  löschen.'  HPant.  1578. 
S.  noch  ab-brechen  (Bd  V  325);  Ge-richt  (Bd  Vi  336). 

—  2.  spöttisch  für  Wiedertäufer.  .Hierum,  lieber 
Baltazar,  so  lis  min  antwurt  samt  dinen  bader-  (ich 
hab  missredt)  toufgs-en.'  Zwingli.  —  Papirer-: 
Papiermacher(geselle)  Ap  (T.).  ,N.  seit,  als  dann  ein 
papyrergs.  hie  dienet,  der  hette  eini  genommen.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  —  Burs-:  Mitglied  einer  Burs. 
,Bursges-en,  guot  gesellen,  die  auff  einer  herdstadt 
oder  feuerstadt  kochend,  contubernales,gregales.'  Fris.; 
Mal.  a)  im  Kriege;  s.  Mit -Reiser  (Bd  VI  1824); 
Chriegs-G.  —  b)  Tischgenosse.  ,Die  letzy  den  letsten 
tag  mit  minen  pursx-en  gehept,  sind  unser  22  gesin, 
2  fl.  8  d.'  Rainsp.  1553.  —  Bett-:  Schlafkamerad. 
.FRihener  mein  Disch-  und  Betgsel.'  FPlatter  1612 
(Boos).  —  Bettel-.  ,Bättelgs-en,  consortes  mendici- 
tatis.'  Fris.;  Mal.—  Pfaffen-:  verächtlich  für  Pfaffe. 
,[Im  fränkischen  Reiche  hat]  man  zuoletzst  alle  zucht 
und  Ordnung  der  priesterschaft  fallen  lassen  und  für 
die  synodos  den  pfaffengs-en  capitel  und  kesslertäg 
erlobt.'  Vad.  —  Pfarrer-:  Vikar.  Dan.  , Junger  hoch- 
mütiger Vicar:  Grüess  Gott,  Schulmeister!  Lehrer: 
GrüessGott,  Pf.!'  B  (ev.  Schulblatt  1900).  —  Pfleg-:  = 
Alt-G.  2.  ,In  der  Stadt  werden  sie  [die  Beiträge  zur 
Unterstützungskasse  der  Tischler]  regelmässig  alle 
4  Wochen  durch  den  Jungmeister  und  Pfl.  eingezogen 
und  Herrn  Pfleger  als  Verwalter  des  Fonds  über- 
bracht,' 1828,   Z  (.Revidierte  Gesetze  des  Handwerks 


der  Tischler  im  Ktn  Zürich').—  Rör-:  Mitglied  der 
(patrizischen)  Gesellschaft  der  Rohrgesellen,  die  an 
einem  Teil  des  L  Sees  (,an  und  in  den  Rohren')  das 
ausschliessliche  Fischereirecht  besass  (seit  dem  XV.); 
vgl.  Liebenau  1881,  227/8.  ,Es  soll  fürohin  keiner 
im  Roor  oder  Schachen  fischen  weder  mit  Bären, 
Netzenen  noch  Treibenen  by  10  Gl.  Buoss,  er  sy  dan 
Roorges.  Doch  sollent  die  Roorges-en  ihre  Zyl  und 
Mark  auch  nit  übertretten  und  den  Schachen  yngiiffen.' 
L  Ans.  ,Ein  fürnemmer  Herr  diser  Statt,  so  auch  ein 
Rohrges.  und  jederzeit  eigene  Fischer  erheltet.'  JLCvs. 
1661;  vgl.  ebd.  256.  —  Rät(s)-:  Ratskollege,  Rats- 
mitglied. XV.  (so  AaB.  ;  Z).  ,Die  selben  unser  rat- 
ges-en.'  1400,  Z  StB.  ,N.,  unsern  ratges-en.'  1403,  ebd. 
,Vier  ir  burger  und  ratzges-en.'  1436,  AaB.  Urk.  Auch 
,rates  gesell.'  1424. 1431,  AaB.  —  Rott-:  Mitglied  einer 
.Rotte.'  ,Die  Mitglieder  der  16  FahnengeseHschaften 
[s.  Sp.  735]  nannten  sich  bis  auf  unsre  Zeit  Rottgs-en' 
ScHHa.  (JGPfund)  ,[Man  soll]  dem  ersten  Glid  A 
Spiessgesellen,  dem  anderen  Glid  B  Rottges-en  und 
widerumb  dem  dritten  A  Spiessgesellen  und  also  einem 
umb  den  anderen  Spiess-  oder  Rottges-en  den  Naiu- 
men  geben.'  Kriegsb.  1644,  91.  ,Von  jeder  gegen  Un- 
gehorsamme  ausgefällten  Busse  von  1  Gulden  kömmt 
die  Hälfte  dem  Rottmeister,  die  andere  den  Rottges-en 
zu,  die  sich  fieissig  eingestellt.'  1650,  vRodt  1831.  — 
Sudel-:  Sudelkoch.  ,Hoffmeister:  Herfür,  ihr  faule 
Sudelgs-en,  lasst  euch  einmal  auch  von  den  Kellen!' 
PSpichtig  1658.  —  Süff-:  Säufer;  s.  Matz  I  (Bd  IV 
610).  —  Schid-:  Mitglied  eines  Schiedsgerichtes. 
1422,  BBiel.  —  .Schiff-:  convector.'  Fris.;  Mal. — 
Schnei-:  Mitschüler.  ,Und  sye  zuo  derselben  zit 
der  burgermeister  P.  sin  schuolges.  gsin,  und  sonder- 
lich der  pfarrer  zu  Ylnow  were  domalen  ein  gewachsner 
schuoller  und  gesel.'  1529,  Z.  ,Der  schuolges.,  con- 
discipulus,  leerknab;  schuolges-en,  ges-en  der  leer, 
consortes  studii.'  Fris.;  Mal.  ,A  condiscipulis  tuis, 
von  dinen  schuolges-en.'  Fris.  1562.  ,N.  hat  im  gar 
vil  geschoben,  dann  er  ist  syn  schuolgs.  gsyn  zuo 
Schlettstatt  under  Cratone.'  JJcd  1574.  ,Der  EBom- 
hart,  Wirt  zur  Kronen,  mein  gwesener  Schuolgsel.' 
FPlatter  1612  (Boos).  ,Condiscipulus,  Schulges.' 
Denzl.  1716;  ,Mitlehrjünger.'  1677.  —  Schiess-: 
Mitglied  einer  Schützengesellschaft;  gew.  PI.  für  die 
betr.  Gesellschaft.  .Gemein  schiessges-en  ze  Baden.' 
1465,  AaB.  Urk.  ,Wir  gemein  schiessges-en  der  büch- 
senschützen  von  stetten  und  lender  gemeiner  Eidge- 
nosschaft.'  1498,  Gfo.  ,20  pfd  Hans  Schönen  in  namen 
gmeiner  schiessges-en,  so  min  heren  die  verordneten 
am  schiessen  die  4  tag  mit  den  frömbden  verzartend.' 
1533,  Z.  ,üff  pitt  schützenmeisters  und  etlicher  von 
den  schiessges-en.'  1566,  AABr.  StR.  Ein  Gesuch  der 
, schiessges-en'  im  Amt  Tannegg  an  die  VII  Orte,  man 
möchte  ihnen,  da  sie  bereits  sechzig  Mitglieder  zählen, 
wie  andern  solchen  Gesellschaften  jährlich  eine  Gabe 
zu  verschiessen  geben,  wird  ad  instruendum  genom- 
men. 1568,  Absch.  ,Die  Schiessges-en  auff  beiden  Zyl- 
statten  sollen  ihre  gewonliche  Schütz  verrichten.'  G 
Mand.  1611.  ,[Es  wird  verboten,  im  Scliützenhaus  zu 
Küsnacht  eine  Wirtschaft  zu  betreiben]  jedoch  dass 
der  jeweilige  Besitzer  eii  <m  Schiessges-en  an  den 
Schiesstagen  ...  Wein  and  Brot  ...  darzureichen... 
befugt  ist'  1671,  aZoll.  1899.  S.  noch  Salat  (Sp.  690). 
Schlaf-:  Schlafapfel;  vgl.  Bd  I  383.  .Nimm  das 
grosse  heidisch  wundkrut,  rot  bücken,  drig  oder  vier 


VL'7 


Sal,  sei,  sil,  sol, 


72* 


schloffges-en  wol  gestossen.'  Trütm.  XIV.  —  Tgl.  ,Schlaf- 
kuüz'  Gr.  WB.  IX  301;  der  Schlafapfel,  ,der  unter  das  Kopf- 
kissen gelegt  Schlaf  bringen  soll,  ist  offenbar  eig.  als  Schlaf- 
gesell gedacht.'  ebd.  V  2753. 

Schnider-:  1.  Schneidergeselle,  wohl  allg.  S.  noch 
rot  (Bd  VI  1738).  —  2.  grosse  Kapuzinerkresse,  Tro- 
pseolum  maius  ZZoll. 

Zu  2.  ,Die  Blumen  bücken  sich  inmitten  der  grüuen 
Blätter  wie  Schueidorgesellen  bei  ihrer  Arbeit'  (HBruppacher). 

Schriner-.  Jupeidi  und  jupeidä,  Meiteli,  nimm 
ken  Zimmerma"",  nimm  doch  lieber  en  Sehr.,  der  macht- 
der  's  Wiegelt  uf  der  Stell  GBuchs  (Spinnstubenvers). 

Schwatz-,  Schwetz-.  ,Der  schwatzges.,  con- 
gerro,  märlezeller,  schwatzmann.'  Fris.;  Mal.  ,Man 
muss  aber  auch  der  Spilsfristung  Plaz  geben  [beim 
Spiele  Pausen  machen],  damit  du  mit  dem  Schwezges-en 
schwezes-t.'  Spleiss  1667.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IX  8360. 

Spil-:  Mitspielender  bei  einer  Theateraufführung. 
,[Die  Aufführung  wird  bewilligt  ua.]  will  die  Spill- 
ges-en  Anerbietens  [sind].  m[inen]  Hferren]  kein  Ko- 
sten darmit  aufzetriben.'  1612,  Nnw  Beitr.  1885.  — 
Spiess-:  a)  Speerträger.  ,Spiessges.,  der  ein  spiess 
oder  glän  füert,  lancearius.'  Fris.;  Mal.  —  b)  =  Burs- 
G.  a.  ,Spiessges.,  commiles,  commilito,  commanipulo.' 
Fris.;  Mal.  S.  auch  Bott-G.  —  Stuben-:  Zunftmit- 
glied. Häufig  imXV./XVH.;  zB.:  ,Üie  geselschaft,  da 
er  rechter  und  versprochner  st.  ist.'  1408,  B  StR.  ,[N. 
sagt  aus]  daz  si  da  zum  Regenbogen  bi  einander 
sassen  in  geselschaft  wis  ...  [Zwischen  A.  und  B. 
entsteht  Streit;  A.  beklagt  sich:]  waz  woltest  du  min? 
du  lüet  [ludest]  mich  doch  zum  [1.  zun?]  stuben- 
ges-en  und  werd  [warst]  mir  vyend;  war  umb  sei- 
fest mir  daz  vorhin  nit?'  1413,  Z  RB.  ,Der  lerknab 
[soll]  das  lergält  allein  in  die  geselschaft  geben,  dahin 
sin  meister  gat  und  stubenges-e  ist.'  1425,  B  StR.  , Wir 
die  stubenges-en  und  die  bruederschaft  des  heiligen 
erützes  ze  Lutzern  der  cramergeselschaft  genampt  zuo 
dem  Saffran.'  1453,  L.  ,In  der  stat  sollen  al  stuben- 
gs-en  ir  gwer  und  harnesch  haben  und  on  die  keiner 
ufgenommen  werden.'  1490,  B  (Ansh.).  ,Es  ist  ange- 
sechen,  das,  wenn  hinfür  einer  zun  Schützen  brutlouff 
haltet,  der  oder  dessen  vatter  nit  stubengs.,  unan- 
gsechen  daz  der  brutvatter  stubengs.,  daz  der  brütigam 
der  stuben  ein  gülden  ussrichten  solle.'  1553,  BRM. 
S.  noch  Eren-Gulden  (Bd  II  228);  An-näms-,  Büw- 
Gelt  (ebd.  256);  Lieb  (Bi  111  988);  Narr  (Bd  IV  780); 
ver -bringen  (Bd  V  724);  Brütigam  (ebd.  1004).  — 
Zue-Stube"-:  Zunftmitglied  zweiter  Ordnung,  mit 
geringem  Vergünstigungen  als  die  .rechten  Stuben- 
gesellen.'  ,Uff  unser  stuben  [mag]  ein  jeglicher  burger, 
er  sig  uss  statt  oder  land,  wol  unser  zuostubenges.  wer- 
den.' XVI.,  B TB.  1865,  178.  Vgl.  Zins-G.  -  Schütt- 
stei"-:  scherzh.fürAbwaschmagd  AASt.;  Z.  —  Wasser- 
stei"-:  =  dem  Vor.  BsStdt.  —  Stur-:  =  St  Nikiamen-, 
Stür-Brueder  (Bd  V  419.  422).  UwGem.  —  Strit-: 
Kampfgenosse,  Waffenbruder.  ,Icli  binn  Ruolandeii 
strytgs.'  Haimonsk.  1531.  —  Mit-Täding-:  Kollegein 
einem  Schiedsgericht.  ,[Ich  siegle]  für  mich  und  die  ob- 
genanten  miu  mittädingges-en.'  1459,  G  Rq.  1903;  ähn- 
lich 1487,  AaB.  Urk.  (.mittädingsgesellen');  1508,  Z 
Kappel (,mittädings-en'). —  Tauft'-:  Wiedertäufer;  s. 
Bader-G.  —  Dämpf-.  ,Der  dempfges.,  compransor, 
der  mit  eim  zuo  imbiss  isst.'  Fris.;  Mal.  —  Dienst-: 
=  D.-Chnecht  (Bd  III  732).  ,Das  die  dienstges-en  umb 
fräfel  und  derglych  straffen  von  einer  oberkeit  in  der 


statt  Brämgarten  wie  andre  burger  erwarten  sollind.' 
XV./XVI.,  ÄABrenig.  StR.  ,Er  syge  ein  armer  dienstgs., 
und  habe  sy  im  und  nit  er  iro  nachgworben.'  1541/3, 
Z  Ehegericht.  ,Welliche  Burger  und  Dienstgs-en  allhie 
einanderen  mit  der  Fust  schlachend,  soll  jede  Parthia 
den  Win  wie  obstat  verfallen  sin.'  1607,  AaL.  StR. 
,Ein  Hindersäss  oder  Dienstenges.'  Zg  Ref.  1723.  — 
Tisch-:  Tischgenosse.  ,N.  was  zuovor  ein  zytlang 
zuo  Losanna  min  lieber  tischges.  gsin.'  Mal.  1593.  S. 
noch  Bett-G.  —  Duz-:  Duzfreund.  ,Wir  waren  auch 
Dutzges-en,  auf  Nestel  abschniden,  deren  er  mir  vil, 
so  siden,  abschneidt.'  FPlatter  1612  (Boos).  —  Tru- 
cker-: Buckdrucker(geselle).  , [Pfarrherr:]  Der  tüfel 
nem  die  truckerges-en,  die  alle  ding  in  tütseh  stellen, 
das  alt  und  nüw  testament!'  NMan.  ,Den  18.  Jänner 
wirt  denen  Trukerges-en  zugelassen  eine  Comedi  von 
dem  verlornen  Sohn  zu  halten,  doch  dass  sie  nicht 
mehr  alssl  Pfenninge  von  der  Person  nehmen.'  1582,  G 
(KWild  1847).  —  Buech-trucker-.  .UGengenbach, 
der  buochdruckerx.'  1480,  Bs.  -  Traum-:  Träumer. 
Obrigkeit  und  Geistliche  hielten  JJRedinger  für  einen 
.Traumgs-en' (FZoll.  1905,  141).  -  Trumpeter-.  .Mi- 
chel trummetter,  als  er  gan  Basell  und  Solothurn 
gangen  umb  trummettergs-en  ze  luogen,  40  pfd.'  1552, 
B  StRechn.  —  Weid-:  Mitglied  einer  Fischerinnung. 
.Ordnung  gemeiner  weidges-en  der  äscheren  der  dryen 
stetten  und  ir  landtschaften  Bern,  Fryburg  und  Sollo- 
turn.'  1510,  Liebenau  1897.  -  .Weg-:  comes.'  Fris.; 
Mal.  —  Welt-:  Weltkind.  .Dissen  weltgs-en  strofft 
ein  alter  man  und  spricht...'  JKolross  1532;  daneben 
.der  weit  kneclit.'  —  Tag-waner-:  Tagelöhner. 
.Gang  an  merkt  und  tuo  bestellen  fier  ald  fuinff  tag- 
nüwergs-en!'  Rüef  1539.  —  Wandel-:  1.=  Weg-G., 
Gefährte.  ,Den  17.  novembris  starb  zuo  Zürich... 
herr  Johannes  Wolf,  min  alter  und  lieber  wandelgs.' 
JHaller  1550/73.  ,Ich  soll  mich  aber  nunmehr  auch 
wenden  zuo  minem  getrüwen  mitbrueder,  wandelges-en 
und  mitgefärten  RHüsslin  und  auch  zuo  mir  selbst.' 
Mal.  1593.  —  2.  wandernder  Student,  Handwerks- 
bursche.  ,[Ich  sprach:]  Weiher  under  unserm  handt- 
werch  sich  für  einen  meister  des  handtwerebs  usgebe, 
so  er  der  nit  und  nun  ein  wandelgs.  were  und  also 
allenthalb  werkety  und  arbeitety,  das  der  nit  täte,  als 
er  tuon  sölte  und  sinem  meister  gelopt.'  1481,  Z  RB. 
,NN.  hand  meinen  wandelgs-en  ...  in  einem  gestrüpp 
angriffen  und  mit  zunstecken  zuo  boden  gschlagen.' 
1546,  BTurmb.  , Ein  junger  wandelges.  kann  nimmer 
zuvil  sorg  und  flyss  anwenden.'  Mal.  1593.  .Einem 
wandelges-en  ...'  1596,  L  Stiftsrechn.  (öfter).  —  Wan- 
ders-: =dem  Vor.  2.  ,Wandersges-en  ihrem  alten  Wan- 
dersgebrauch  nachzuziehen  und  mit  dem  Erbgift  hin 
und  her  zu  schweifen  gezwungen  werden.'  JHLav. 
1668.  —  Winter-.  Aberell  ist  auch  en  W.  B  Dorfkai. 
1893.  —  H  a  n  d  -  w  e  r  c  h  s  - :  Handwerksbursche  B  (Dekl.). 
, Einung  von  handwerksgs-en.'  1516,  B  StR.  ,Frömbd 
bandtwerkgs-en.'  ebd.  ,Das  fürters  kein  Handwerksgs., 
von  was  Handwerks  es  seie,  mehr  in  der  Statt  ge- 
duldet noch  haussheblich  ingelassen  werden  solle,  er 
habe  dan  sein  Meisterstuck  uffgesetz[t]  und  gemacht.' 
1670,  AaB.  StR. 

Zue-:  Pfarrhelfer,  -vikar,  Kaplan.  Sicher  1531.  19. 

Die  Stelle  stammt  durch  Vermittlung  HForers  (GScherrer 
1874,  60.  43)  aus  einer  Angsbnrger  Quelle;  LexerlU  1191 
belegt  das   W.  aus  einer  Nürnberger  Chronik. 

Zech-:    Zechbruder.     .Die  von  Zürich,  Bern  und 


Basel,  derselb  faul  kezerisch  Fasel  sanibt  der  Schaaf- 
huser  Zächges-eu  brünnend  all  in  Abgrund  der  Höllen.' 
Spruch,  den  die  durchziehenden  Fünförtischen  dem 
Prädikanten  Georg  Gazin  zu  Tamins  an  die  Haustür 
schrieben.  Anhorn  1603/29.  —  Zun  ft-:  =  Ges.  la  £; 
s.  Sechser  (Sp.  240).  —  Zins-:  wohl  =  Zue- Stuben-G. 
,Wer  in  die  Gesellschaft  treten  will,  zahlt  6  Gulden 
und  6  Mass  Wein  ...  Zinsges-en  entrichten  jährlich 
0  Plappert  und  3  Mass  Wein.'  I.iehenau  lssi  (nach 
einer  Urkunde  von  1451).  —  Zer-:=  Ges.  larj.  ,[N. 
sei]  mit  andern  gesellen  an  das  huss  komen  und  hetten 
aldo  angeklopfet  . . .  dessglich  einer  siner  zerges-en 
ouch  getan  hette.'  1465,  Z  RB.  Ironisch  von  den 
Feinden:  ,[1499]  zugends  mitenander  über  Ryn,  la- 
gerten sich  gon  Tschan  und  Fudutz,  irer  zergs-en  da 
ze  erwarten,  die  inen  täglich  trowten,  aber  nit  ka- 
mend.'  Ansh. 


Ge 

sellhi. 


;lla    f. 
Auch  n 


compagna   PA1.  (Giord.).     Vgl.  Ge- 


sell 


unpers.,  den  Handwerksburschen 
verraten  ScuSt.  (Sulger);  vgl.  Her-berg  (Bd  IV  1567). 
g'-selle»,  3.  Sg.  Pries,  und  Ptc.  -ed  GrScIi.;  Ndw: 
1.  a)  gesellen,  vereinigen.  ,Ges.,  zesamenfüegen,  ze- 
samenges.,  sociare.'  Fris.;  Mal.  ,G.  zuo.'  ,We,  wiest 
erne  [Ernte]  recht  so  guot,  wan  si  wol  ges.  tuot 
knappen  kluoge  ...  zuo  den  dirnen  schönen.'  Hadl. 
.Diewyl  du  umb  unsertwillen  in  dise  wält  kommen,  die 
menschlich  natur  zuo  dir  gesellet...  hast.'  OWerdm. 
1552;  .angenommen.'  Herborn  1588.  S.  noch  Gesell 
(Sp.  715).  Mit  Acc.  des  Ergebnisses.  ,Es  sollen  die 
pfister  fürbasshin  8  erber  man  von  püstern  haben,  die 
von  ir  zunft  wägen  under  die  bnrger  gangent,  und 
die  müller  4  erber  man,  die  under  die  burger  gangent, 
dass  also  damit  die  12,  so  von  der  gemeinen  zunft 
under  die  burger  gan  und  in  iro  zunft  richten,  sollent 
gesellet  syn.'  143!,  Z.  —  b)  refl.  Er  hedsi'h  zu-n-em 
g'sellt  Ndw.  Glichs  und  Glichs  g'selledsi'h  g'ere".  ebd. 
Luege"d,  luegfd,  wie  g' seilen  dsich  dort  zwei!  von  einem 
Pärchen  GrScIi.  Was  sei"  seil,  g' selled  -  slch  wol,  mit 
Bez.  aufs  Heiraten,  ebd.  ,Wer  sich  gesellet  über  sich 
[zu  einem  Grossem,  Höhern].'  Boxer.  ,Sich  zuo  einem 
gesellen,  societatem  inire  cum  aliquo,  dare  se  comitem 
alicui,  adiungere  se  ad  aliquem.'  Fris.;  Mal.  .Gleichs 
zuo  gleichem  gesellet  sich  gern.'  ebd.  ,Desswegen 
gsellete  er  sich  nach  und  nach  zu  den  Weltlichen.' 
ABütelrock  1682/1712.  —  2.  Einen  mit  Gesell  an- 
reden. ,Es  klaget  HMangold  ...  uff  Nigglin  ...  dass 
der  Mangold  ein  ros  veil  hat  an  dem  Münsterhof,  do 
kam  Niggly  zuo  im  und  sprach:  wölte  er  im  winkouff 
[Provision]  gen,  so  wölte  er  im  sin  ros  verkouffen. 
Den  winkouff  verhiess  im  M.  Do  sprach  Niggly  zuo 
sinem  sun:  du  gesell  [mit  beabsichtigter  Zweideutig- 
keit für  ,sun'],  gang  har,  du  muost  das  ros  kouffen 
von  disem  erbern  knecht  ...  und  do  M.  dem  Nigglin 
sinen  underkouff  gab  und  ouch  [den]  gesellen  win- 
kouff gab,  do  vernam  M.  erst,  dass  inn  Niggly  be- 
trogen hat  und  dass  der  sin  sun  was,  der  das  ross 
kouffet,  und  ynn  der  Niggly  gesellet  hatt  . . .  do  sprach 
M.:  du  hast  mir  unrecht  getan,  dass  du  mir  kouff 
machest  gen  dinem  sun  und  ynn  gesellest.'  1390,  Z  RB. 
—  3.  , Einen  wegbefördern';  auch  in  den  Zssen  ,appen- 
g's.,  hinabbefördern,  ine"g's.,  zB.  Buben  von  der  Gasse 
ins  Haus'  Ndw  (Matthys).  —  ,ge-sellet:  consociatus.' 
Fris.;  Mal. 


:>,  wird  von  Matthys  selbst  unter  U'sM  augefühlt;  eig. 
,Jmd   wie  einen   Haudwerksbursehen    behandeln'? 

ab-ge-:  refl.,  sich  von  Einem  trennen,  Einen  ver- 
lassen. ,Kuhm  kann  man  gebohren  werden,  ist  der 
Schatten  schon  bestellt,  folgen  [!]  alle  Tritt  auff  Erden, 
niemal  sich  mehr  abgesellt.'  JOWeissenb.  1701.  — 
ver-ge-:  =  gesellen  1  a.  , Dieses  ...  einander  nicht  so 
gern  annimmt,  als  wann  Gleiches  mit  Gleichem  ver- 
gesellet wird',  mit  Bez.  auf  das  Oculieren  der  Bäume. 
EKönig  1706.  —  zesämnie°-g'-'-:  refl.,  =  gesellen  1  b. 
Die  uünlind-sich  scho"  z's.  Ndw.  Sich  versammeln: 
Wer  heind-is  [uns]  due  eso  näeh  und  näcH  z'säme"- 
g' selled  zum  an  's  G'meinwBrch  z' gän  GrScIi.  —  zue- 
ge-:  wie  nhd.  .Durch  sin  menschliche  natur  [wurde] 
unsere  menschliche  natur  mit  der  gottheit  vereinbaret 
und  zuogesellet  ewigklich.'  OWerdm.  1552;  .vereiniget 
und  versöhnet.'  Herborn  1588. 

be-sellen:  1.  a)  begleiten,  Jmdm  Gesellschaft 
leisten  (zB.  bei  einer  Unternehmung).  .Wider  die  in 
besellen  [gegen  die,  welche  den  röm.  König  nach 
Italien  begleiten]  und  ouch  wider  die  er  Gottes.'  1507, 
Absch.  III  2,  392.  ,So  in  zuo  dem  besseletten.'  ebd.; 
,so  in  harzuo  beseilet.'  Axsh.  2 III  36.  ,In  in  söllichem 
zuo  b.'  ebd.;  ,im  darzuo  ze  helfen.'  Axsh.  .Allen  denen, 
so  in  beseiteten. '  ebd.;  .allen  beieiteren.'  Ansh.  — 
b)  refl.,  sich  mit  Begleitung,  Gesellschaft  versehen. 
.[Der  römische  König  begehrt]  zuo  betrug,  so  nit  on 
beflekung  der  ere  einer  ganzen  Eidgnoschaft,  sich  zuo 
b.'  1507,  Absch.  HI  2,  393;  fehlt  bei  Ansh.  *  III  37.  — 
2.  mit  Kriegsleuten  versehen  (zB.  eine  Stadt).  ,[Nim- 
rod  schlägt,  zum  Schutz  gegen  Sem,  den  Bau  einer 
festen  Stadt  vor:]  Ich  mein,  ich  wölt  sy  denn  wol 
bs.,  wölt  erst  uff  gwer  und  hämisch  stellen,  by  mir 
han  starker  gsellen   vil.'  HvRüte  1546. 

Vom  einfachen  gelle  m.  (so  mild,  neben  ./.«.;/,.  v-1.  anrh 
Gr.  WB.  X  1,  538.  539)  abgeleitet. 

ge-sellig:  1.  umgänglich.  ,G.,  füegklich,  sociabilis.' 
Fris.;  Mal.  S.  noch  rich-gäb  (Bd  II  64).  —  2.  die 
Geselligkeit  (zu  sehr)  liebend.  , [Pfarrer  N.]  ist  g.  und 
unflyssig;  sine  laden  am  studirstübli  sind  meist  be- 
schlossen.' 1550,  Z  Syn. 

,ge-selligklich:  nach  rächtet-  gesellschaft,  in  ge- 
sellen weiss,  socialiter.'  Fris.;  Mal. 

Ge-sellin  f.:  Titel  der  Inhaberin  eines  gewissen 
Klosteramtes.  ,Do  sy  [Schwester  Beli]  nun  von  di- 
sem ampt  [der  Subpriorin]  gelediget  wart,  do  befalch 
man  ir  erst,  das  sy  g.  wer,  und  dis  wolt  ir  etwas 
wider  sin,  won  sy  het  sich  gern  in  ain  ruow  gesetzet, 
und  doch  was  sy  gehorsam.'  EStagel.  ,Sy  [Schwester 
Mechthilt]  was  fil  jar  g.  ze  dem  fenster  [.redfenster'], 
und  so  sy  denn  erst  in  den  erützgang  kam,  so  hat 
sy  vergessen,  was  sy  gesechen  ald  gehört  hat,  und 
kert  denn  bald  wider  an  ir  ersten  andacht ...  Und  wenn 
sy  g.  was,  so  [schwieg  sie]  forhin  lang,  das  sy  denn  ledig 
was  [von  ihrem  Gelübde,  eine  bestimmte  Zeit  zu  schwei- 
gen] und  das  sy  das  zit  zemal  geschwigen  möchtsin.'ebd. 

Gesellschaft,  in  WVt.  auch  G's-,  in  GStdt  f 
G'seltsehaft  —  f.:  wie  nhd.  allg.  .Compagnia,  societä' 
PA1.  (Giord.).  ,Die  ges.,  bruoderschaft,  sodalitas,  con- 
tubernium,  collegium,  consortium,  consociatio,  as- 
seetatio.'  Fris.;  Mal.  1.  a)  gesellschaftliches  Verhält- 
niss,  Kameradschaft  uä.  So  von  der  Gesellschaft  auf 
dem  Wege  (tw.  concr.  empfunden;  vgl.  2  a).  GiH 's 
Ct.?  Frage  an  Jmd,  der  den  gleichen  Weg  hat;  beim 


731 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


732 


Abschied  dankt  man  mit  der  Formel  ich  tanke"  für  gueti 
G.!  Ap;  G;  Th;  Z.  I°*  ha-  (gueti)  G.  g'ha",  auf  dem 
Wege.  ebd.  ,Ges.  treuwlich  an  einanderen  halten, 
gerere  societatem  magna  fide;  mit  einem  in  ges.  kom- 
men oder  kundtschaft  machen,  societate  cum  aliquo 
coire.'  Fris.;  Mal.  JEi"'m  G.  leiste"  (wohl  allg.)  nä. 
,Wellicher  talman  oder  hinderfses],  der  bin  uns  ses- 
haftig  ist  und  ein  tolgen  [Dolch]  treit,  der  ist  den  tal- 
lüten  ferfallen  um  5  gl.  buos  oder  an  einer  kilwy  oder 
frömdt  lüten  ges.  ze  tuon.'  XVI.,  üürs.;  in  der  frühem 
Fassung:  ,oder  uss  Verlan  an  kilwinen  oder  das  er 
usser  dem  tal  wet  uff  den  tag.'  ,[Die  Luzerner] 
schanktend  uns  [Z  Gesandten]  den  wyn  eerlich,  Messend 
uns  früntlich  gar  willkommen  sin,  warend  numen 
frölich  und  guoter  dingen  mit  uns  und  hieltend  uns 
guote  ges.'  1529,  Sthickl.  ,Den  24  july  zugend  die 
Eidgnossen  hie  durch,  man  hielt  inen  guote  gs.,  si 
fuortend  darneben  ein  wilds  wesen.'  JHaller  1550/73. 
, Einem  ges.  halten,  ire  comitem  alicui;  einem  one 
underlass  täglich  ges.  leisten,  summa  assiduitate  quoti- 
diana  aliquem  tractare.'  Fris.;  Mal.  ,[In  Altorf,  wo 
die  Urner  den  eidg.  Boten]  mit  wynschenken  und  gs. 
halten  vil  zucht  und  er  bewisen.'  RCys.  ,In  g(-s)  wise', 
kameradschaftlich,  wie  es  unter  guten  Kameraden 
üblich  ist.  ,[Es  klagt  H.  auf  W.]  wie  dass  er  mit 
dem  selben  W.  in  ges-s  wise  schimpfet  und  inn  mit  en- 
klein  luters  wasser  von  sines  meisters  hus  beschütte.' 
1424,  Z  KB.  S.  noch  Stuben-Gesell.  Gleichbed.  ,in 
guoter  g.'  ,Hast  du  mir  gelt  geliehen  in  guoter  ges., 
das  wil  ich  dir  tugenlich  wider  geben.'  1413,  Z  RB. 
,Also  rett  der  N.  in  guoter  ges.  und  sprach:  ich  wil 
üch  zwen  würffei  liehen;  da  rett  der  Seh.  für  sich: 
ich  wil  diner  würfflen  nüt.'  1427,  ebd.  ,[A.,  von  B.  zu 
einem  Waffengang  aufgefordert,  antwortete]  güetlich, 
er  weite  gern  mit  im  machen  in  einer  guoten  ges. 
und  in  sölicher  gs.  [Vereinbarung]:  könde  er  [B.]  mer 
denn  er,  daz  sölte  er  im  güetlich  zöigen,  desglich 
könde  er  mer  denn  er,  so  weite  er  im  daz  ouch  zöigen.' 
1487,  ebd.  Verbunden  mit  .schimpf.'  ,A.:  Sagan,  war- 
umb  spricht [1.  sprecht?]  du,  das  ich  ein  dieb  sy?  B.:  Ich 
han  nicht  also  geredt,  ich  hau  gesprochen :  sy  ich  ein 
schelm,  so  syest  du  eim  diep  als  gelich  als  ich  einem 
schelmen,  und  das  han  ich  ouch  nit  anders  geredt  [dann] 
in  guoter  ges.  und  in  schimpf.'  1427,  Z  RB.  ,Er  näme 
ein  glass  mit  win  und  schute  das  dem  H.  in  sin  täschen 
in  einer  guoten  ges.  und  luterem  schimpf,  als  noch 
dick  guot  gesellen  mit  einander  schimpfent.'  1431,  ebd. 
Mit  obj.  Gen.  oder  Poss.-Pron.,  Gemeinschaft,  Umgang. 
,Diner  gs.  ich  vil  wol  enbir.'  Eoner.  ,Wir  [die  Zür- 
cher Heiligen]  verdienen  die  ges.  der  haiigen  in  den 
himelschen  fröuden.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Sich  von  der 
ges.  oder  von  dem  anhang  herrlicher  lüten  abziehen  oder 
abschwenken,  vitare  bonorum  consortia.'  Fris.;  Mal. 
Vgl.  das  Sprw.  unter  siech  (Sp.  191).  Allg.,  Gemein- 
schaft; s.  Gesell  (Sp.715).  —  b)  spec.  a)  gesellige  Zu- 
sammenkunft. ,Herren,  ritter  und  knecht  [der  Ge- 
gend hatten]  ain  geselleschaft  und  ainen  hof  gen  Basel 
gelait  und  wolten  da  ir  muotwillen  mit  ainander  haben.' 
Z  Chr.  1336/1446.  ,An  aman  zuo  Oberhofen  und  ge- 
mein herrschaftslüt  in  namen  h.  Niclausen,  die  ges. 
zwüschen  wienacht  und  vassnacht  abzestellen  und 
fürer  ze  miden.'  1482,  Z  RM.  ,[N.  sagt  aus]  das  er 
und  ander  gesellen  jetz  uff  der  schützen  stuben  ein 
guote  ges.  und  vasnacht  mit  einander  gehept  haben.' 
1487,  Z  RB.    ,Als  Urs  und  Bäppet  ein  ges.  und  badfart 


mit  einandem  hetten.'  1493,  ebd.  —  ß)  Verbindung, 
Vertrag,  Abkommen.  ,[Den  Urfehde  schwörenden  N.  soll 
nicht]  bedecken  nach  behelfen  dehein  frylieit,  gnad,  ge- 
leitnach  recht ...  dehein  fryrecht,  burgrecht,  stattrecht 
nach  landsrecht,  dehein  vercinung,  verpüntnuss,  ges. 
nach  gesatzt  der  herren,  stetten  nach  landen.'  1446, 
Z.  ,[L>ie  Gugler  und  ihre  Verbündeten]  baten  ain  ges. 
mit  ainander  gemacht  und  warent  nieman  friund,  swa 
si  wisten  guot  ze  gewinnen.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Dar- 
zuo  setzen  wir,  das  weder  die,  die  müline  hant,  noch 
mülner  noh  pfister  enhein  einung  noch  enhein  geselle- 
schaft mit  eiden  noch  ane  eid  niemer  gemachen  über 
dise  vorgeschriben  sacben  von  malenne.'  Z  RBr.  ,Ob 
der  burger  den  lantman,  der  verbannen  ist,  ...  nit  huset 
noch  hovet ...  und  im  aber  anders  gemeinsamet  mit  kou- 
fenne  ald  mit  verkoufenne  ald  mit  geselleschaft  aide 
mit  deheim  gescheffede,  das  im  ze  nutze  kumet,  der  git 
ouch  der  stat  ze  buoze  fünf  phunt'  ebd.;  nachher:  ,die 
gemeinsami.'  —  f)  unerlaubte  Verbindung;  bes.  in  der 
Fügung  ,g-en  machen.'  ,Item  so  habe  er  [Gitschart 
von  Raron]  ouch  etwe  dik  ges-en  gemacht  und  ufge- 
triben,  das  er  doch  gewert  solt  haben,  und  habe  er 
also  gestift  roub,  brand  und  todsieg.'  1419,  Gl  Urk. 
(Schiedspruch  der  IV  Orte).  S.  auch  Lauff,  Beitr.  II 
143/4  und  vgl.  unter2b<XY.  —  2.  concr.  ,Ges.,  ein 
hauff,  schar  oder  ein  vile,  agmen,  comitatus;  ein  ganze 
ges.,  manus  comitum;  ges.  und  grosse  Versammlung, 
socialitas;  ich  hab  einen  verdruss  an  grossen  ges-en, 
odi  celebritatem.'  Fris.;  Mal.  a)  Begleitung,  Gefolge. 
,Uff  sant  Cyriacus  und  siner  ges.  [näml.  der  übrigen 
Nothelfer]  tag.'  1475,  Z  Rq.  ,Der  legat  Raymund  ruoft 
uss  nüwe  heiligen  junkfrowen,  s.  Urselen  gs.'  Ansb.  — 
b)  Vereinigung,  a)  zslebende,  bes.  auch  sich  gemein- 
sam verköstigende  (kleinere)  militärische  Abteilung; 
vgl.  .Kompagnie.'  ,Wissent  ouch,  daz  bi  uns  ligend  in 
unser  ges.  18  gesellen  von  Sant  Gallen  und  6  gesellen 
von  Surse.'  1421,  Z;  vgl.  die  Fortsetzung  unter  Pfänning 
(Bd  V  116),  aus  der  hervorgeht,  dass  die  ganze  ,g.'  wie- 
der in  kleinere  ,g-en'  zerfiel.  ,Ein  ges.  sich  uff  macht, 
beschowen  den  berg  mit  gefer.'  JLenz  um  1500.  ,[Die 
Mannschaft  wird  verpflichtet]  kein  bluotharsch  noch 
fryge  ges.  zuo  machen  noch  darinn  zuo  ziehen,  sunder 
zuo  dem  panner  zuo  sweren.'  1503,  Z  (Reisrodel).  S. 
noch  Seclder  (Sp.  676);  Z  Chr.  1336/1446,  69.  ,Die  g.', 
die  Gugler.  ,Zuo  ergetzung  irr  scheden,  die  si  von 
der  ges.  [den  Guglern]  namen.'  1379,  AaL.  StR.;  vgl.: 
,A.  d.  1375  ...  zoch  gar  ain  gross  ges.  von  welschen 
landen  heruss  an  den  Rin...'  Z  Chr.  1336/ 1446. 
—  ß)  von  Räuberbanden.  ,Ir  hoptman  hab  diez  ober- 
zelte, die  dann  all  mit  guoten  schwärtern  verfasst 
sigen,  und  die  ganz  gs.  in  gschrift.'  1528,  ZWth. 
Kriminalakten.  ,Er  sye  verlümbdet,  daz  er  samt  et- 
licher gs.,  so  er  habe,  einem  giselässer  zuo  Biel 
30  krönen  gnomen.'  B  Turmb.  1563.  ,Dan  domalen 
in  der  Jurten  vil  Merdery  sich  zuodrieg,  von  einer 
Ges.,  deren  flerer  der  lang  Peter  genant,  welcher  nit 
lang  darnach  zuo  Bern  geredert  worden.'  FPlatter 
1612  (Boos).  —  f)  im  bürgerlichen  Leben.  Wie  nhd. 
zur  Bezeichnung  von  Vereinigungen  zu  geselligen, 
wissenschaftlichen,  gemeinnützigen  Zwecken;  vgl.  die 
Aufzählung  der  zürcherischen  G-en  in  der  2.  Hälfte 
des  XVIII.  bei  GFinsler  1884,  62/9.  225.  ,An  babst, 
von  der  ges.  der  Walser  wegen,  inen  guot  recht  zuo 
halten.'  1517,  Z  RM.  HEEscher  1692,  56/7  kennt  in 
Zürich  .sechs  G-en';  vgl.:  ,Die  Ges.  zum  Schnecken  wie 


733 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


734 


auch  die  Ges.  der  Bogenschützen,  auch  die  andere 
Schützengesellschaft.'  Leu,  Lex.(ZStdt).  Darnach  spöt- 
tisch :  ,Ges.  von  dem  verkerten  patern oster.'  BsSchimpfw. 
XV.  In  der  ä.  Spr.  bes.  von  ständischen  od.  beruf- 
lichen Organisationen  mit  mehr  od.  weniger  aus- 
geprägtem politischen  Charakter;  Syn.  Stuben,  Hand- 
werch,  Zunft.  ,S\ver  dehein  Meisterschaft  ald  geselle- 
schaft  wirbet  ald  machet  in  dirre  stat  . . .  der  git  der 
stat  ze  buoze  zehen  march  und  sol  man  im  sin  bestes 
hus  niderbrechen.'  Z  RBr.  ,Das  nieman  werben  noch 
tuon  sol  enhein  zunft  noch  meisterschaft  noch  geselle- 
schaft  mit  eiden,  mit  Worten  noch  mit  weichen.'  ebd. 
,Die  zunft  und  die  geselleschaft  der  smiden'  wird  be- 
stätigt. 1336,  Z.  S.  noch  Quadrant  (MV  1295).  Im  XVI. 
tritt  der  Unterschied  zw.  Städten  ohne  und  mit  straffem 
zünftischem  Regiment  auch  im  Gebrauche  unseres 
Wortes  zu  Tage.  1)  ,Die  ander  gattung  dess  regiments 
ist  deren  stetten,  so  keine  zünft  haben  [nämlich  B; 
F;  L;  S]  . . .  doch  haben  die  handtwerksleut  in  disen 
stetten  auch  ihre  ges-en,  in  deren  ihrer  handtwerken 
halb  gehandlet  wirdt,  haben  aber  nichts  am  regiment 
zuoerwellen  noch  zuomehren.'  Siml.  1577,  194;  vgl. 
auch  Leu  zur  Stelle,  der  für  seine  Zeit  den  Unter- 
schied bestreitet.  Über  die  (anfangs  wohl  militär. 
Zwecken  dienenden)  .Gesellschaften'  in  Bern  (auch  in 
Biel,  Thun)  s.  vRodt  1831,  1  6/7;  EFFischor  1868, 
22.26.63;  B  StR.  386  a  (Register);  B  StRechn.  1904, 
299.  Jiz  cha""-me"  frö  si",  wenn-si  Ei"'m  [die  jungen 
Herren  alte  Bürgerinnen]  no'h  uf  der  Holzliste"  lä" 
und  uf  der  O.  Einem  nit  Alles  vor  dem  Mül  e"weg 
neme"  und  d'  Sach  verfresse"  oder  under  si'''  selber  ver- 
teile". Schwzd.  (B  Stdt).  ,Und  luffen  die  ges-en  ze- 
samen  und  versach  man  sich  eines  ufflouffez.'  Jüst. 
,Ouch  so  behaben  wir  vor  bescheiden  spil,  so  in  rechten 
ges-en  beschechend.'  XIV. /XV.,  B  StR.  ,Jeclich  ant- 
werk,  so  meisteischaft  oder  ges.  hat.'  ebd.  ,.  ..wenn 
wir  mit  unsren  buchsen,  schüfen,  wärchen  oder  mit 
andrem  unsrem  gezüge  ze  velde  ziehen  wellen,  daz 
denn  kein  ges.  sich  mit  der  karrer  wegneu  noch  ge- 
schirre  besorgen  sol,  unz  das  die  stat  iren  gezüg  gar 
und  genzlich  besor[ge]t  hatt  ze  füeren  ane  gebresten.' 
1415,  ebd.;  vgl.  a.  ,Ein  offen  brief  denen  von  der 
ges.  zuo  Nidouw,  die  frbmbden  schnider  und  schuo- 
macher  ...  zuo  pfänden  und  abzuowisen.'  1507,  BRM. 
,Als  in  den  ges-en  vil  uunotürftigs  costens  mit  dem 
schenken  der  leitlüten  ufflouft,  ordnen  mh  ,  das  niemand 
schuldig  sin  solle,  in  den  [V]  g-eu  zuo  gan  anders  dan  uff 
den  sunntag.'  1519,  ebd.  S.  noch  Brütigam  (Bd  V 1004) ; 
Reiser  (Bd  VI  1323).  Von  Hand-werch  unterschieden. 
,Kein  hantwerk  noch  ges.'  1406,  BStR.  , Nieman  weder 
von  ges.  noch  von  hantwärchen.'  1416,  ebd.  ,Ein  be- 
kanntnuss  den  von  Biel,  das  glaserhandtwerk  ein  fryg 
handtwerk  und  uff  dehein  ges.  zuo  zwingen  sye.'  1509, 
ebd.  Für  Luzern  vgl.:  ,üie  Zünften,  die  doch  by  uns 
nit  Zünften  wie  in  andern  tütschen  grossen  Stetten,  son- 
der allein  Gs-en  und  Stuben  genamset  werden.'  RCys. 
(Br.).  —  2)  in  den  zünftisch  regierten  Städten  (Bs; 
Sch;  Z)  bezeichnet  ,g.'  einerseits  die  ständische  Or- 
ganisation des  Adels.  ,Es  haben  vor  zeiten  zuo  Basel 
die  edelleut  ...  zwo  ges-en  gehebt  ...  an  disen  ist 
aller  höchster  gewalt  gestanden  . . .  [Seit  der  Reforma- 
tion haben  sie  aber  die  politische  Bed.  völlig  ein- 
gebüsst;  die  in  der  Stadt  gebliebenen  Adeligen  wurden 
in  die  Zünfte  aufgenommen].  Diss  ist  die  ursach, 
dass  die  edelleut  zuo  Basel,   so  vil  daz  regiment  be- 


langet, kein  besondere  ges.  nebent  den  zünften  haben. 
Aber  zuo  Zürych  und  Schaffhausen  haben  sy  nach 
ihre  ges-en.'  Siml.  1577,  183/4.  .Fischer,  Gerwer  [usw.]; 
es  werden  aber  darvon  die  der  Kauffleuten  und  der 
Herren  die  untere  und  obere  Ges-en,  und  die  zehen 
andere  Zünft  genannt.'  Leu,  Lex.  ,G.'  hiessen  hier 
aber  auch  Handwerke,  die  zu  unbedeutend  waren,  eine 
Zunft  zu  bilden  (s.  Üf-bisewer  Bd  IV  1702),  oder  die 
Unterabteilungen  einer  Zunft;  vgl.:  ,Es  dienen  ouch 
oft  zwei  oder  dreierlei  handtwerk  in  ein  zunft,  die 
aber  nicht  dester  weniger  ire  besonderbare  ges-en  ha- 
ben, als  bei  uns  die  pfister  und  müller,  die  scherer  und 
schmid,  zuo  Basel  die  fischer  und  schifl'leut  [usw.].  Dises 
werden  genennt  gespaltne  zünft.'  Siml.  1577, 185.  ,Die 
einunge  und  die  ges.  der  vischer  in  dem  nidren  wasser 
Zürich,  die  zuo  den  vischern  in  dem  obern  wasser, 
ze  den  schifflüten,  den  seilern  und  zuo  den  karneren 
in  ein  zunft  Zürich  gcfüegt  und  verschriben  sind.' 
1336,  Z  StB.  Die  Schärer  und  Bader  bildeten  seit  1491 
die  von  der  Schmiedenzunft  abgesonderte  ,G.  zum 
schwarzen  garten'  (Vög.-Nüsch.  I  410).  ,So  das  alles 
vollstreckt  wirt  und  jede  ges.  und  zunft  by  einandern 
ässen  werden.'  1556,  Z.  ,Weil  nun  die  Ges.  zum  schwar- 
zen Garten  so  wohl  als  lobl.  Ges.  zum  Müllhad  ihre 
schöne  von  hoher  Obrigkeit  ihro  gegebene  Freiheiten 
hat.'  1693,  Z.  Vgl.  noch  Hofmstr  1866,  9.  Ausser- 
dem hiessen  in  Bs  ,( Ehren-)Ges-en'  die  von  den  Zünften 
verschiedenen  sog.  Vorstatt-Ges-en;  s.d.  und  vgl.  Ochs 
VII  375.  Die  Handwerksgesellen  konnten  ihre  beson- 
dern G-en  haben.  ,Alle  wirt  und  knecht  in  allen 
ges-en  in  unser  statt.'  1463,  B  StR.  .Desglich  von 
der  hantwerk  knechten  wegen  sol  ouch  versechen  und 
besorget  [sin],  das  sollich  Ordnung  under  inen  in  ir 
ges-en  ouch  gehalten  werden.'  XV.,  ebd.  ,[Es  wird] 
meistern  und  knechten  des  huobschmids  hantwerchs 
[verboten]  sölich  sachen  und  frevel  in  iren  ges-en 
den  raten  und  dem  gericht  hinderrucks  zevertätingen 
und  zerichten  und  inen  damit  ir  stattrecht  abze- 
brechen.'  1483,  AABremg.  In  gewissen  Fügungen 
entwickelt  sich  die  Bed.  Mitgliedschaft  einer  G. 
,[Wir  verfügen]  daz  nieman,  war  der  ist,  er  sy  rieh 
oder  arm,  nie  denn  zwo  ges-en  in  unser  stat  Bern 
haben,  dar  inn  stubengesell  sin  . . .  sol.'  1425,  B  StR. 
,[Der  sich  Einbürgernde]  sol  und  mag  ein  ges.  kouffen, 
welche  er  wil,  wie  das  einer  jeden  ges.  gewonheit  ist.' 
um  1480,  LStR.;  vgl.  Cherzen - Guldin  (Bd  II  228). 
.Einem  frembden  hargezognen,  der  noch  kein  stuben 
oder  gs.  hie  in  der  statt  an  sich  gepraoht  hat.'  B 
StSatzg  1539.  S.  noch  Brueder  (Bd  V  414);  Hüs- 
Becht  (Bd  VI  285);  Gesell  1  a  £  zu  Anfang.  Ähnlich 
kann  ,g.'  das  Haus  einer  G.  bezeichnen.  .[Verbot, 
maskiert]  uff  der  alten  vasnacht  uff  deheiner  offen  stu- 
ben noch  ges.  zuo  tanzen.'  XV./XVL,  BStR.  ,Us  einem 
andern  hus,  es  were  ein  gs.,  wirtzhuss  etc.'  ebd.  Auch 
das  einzelne  Mitglied  einer  (Handwerks-)Gesell- 
schaft.  .[Kläger  N.]  der  huotmaeher  knecht  wolte  eines 
abentz  heim  in  sines  meisters  hus  gan  und  als  er  hinder 
mins  herr  Kellers  hus  kerne,  giengint  sy  [die  Beklag- 
ten] im  nach  und  der  W.  ruefte  im  und  rette:  los, 
ges.,  los!  ich  muoss  mit  dir  reden.'  1457,  Z  RB.;  vgl. 
die  Fortsetzung:  ,W.  ist  gichtig,  won  er  jeoha  huot- 
maeher und  nit  ges.'  —  8)  die  jungen  Männer,  Knaben- 
schaft  eines  Dorfes  GnSculms,  V.  Die  Statuten  einer 
.ehrlichen  Ges.'  zu  GitTomils  s.  AfV.  I  145/7.  — 
e)  übh.  für  Leute,  die  in  einer  gewissen,   wenn  auch 


3\,    SUl 


losen  Verbindung  stehen,  eine  Klasse  bilden.  Da 
ist-mer  e"  schöni  G.  bi-n-enand!  Das  ist  e"  netti 
(Lumpe1-)  G.!  ,M[eister]  Fridli  Balber  und  j[unker] 
Hanss  von  Schenniss  sollend  diss  halb  jar  der  lieder- 
lichen gs.  nachgenger  syn.'  1570,  Z  RM. 

Bei  PSpiohtig  1658,  26  steht  .Seilschaft';  vgl.  allenfalls 
Gr.  WB.  X  1,  540.  Zu  2  b  y  zu  Ende  vgl.  bes.  nihd.  ye- 
wlUsehaft,  Liebchen  (Lexer  I  910),  feiner  das  burschikose 
Wirtschaft!  auch  frz.  paye  für  Landsmann. 

Älpler-:  =  Ä.- Bruderschaft  (Bd  V  425).  — 
Fuchs-,  Fuchs-schwanz-:  Vereinigung  von  Z  Bür- 
gern zum  Zwecke  weitgehendster,  auch  tätlicher  Unter- 
stützung; die  Mitglieder  trugen  als  Erkennungszeichen 
einen  Fuchsschweif  oder  ein  Stück  eines  Fuchsbalges; 
1386  gegründet,  wurde  die  Gesellschaft  1387  vom  Rate 
aufgehoben.  Mem.  Tig.  1742,  159/60.  —  Fane"-:  mili- 
tärische Abteilung,  Fähnlein.  In  der  Mitte  des  XVI. 
wurde  die  Mannschaft  jeder  Sch  Ortschaft  in  4  Quar- 
tale geteilt;  grössere  Gemeinden  wie  zB.  ScHHa.  teilten 
jedes  Quartal  wieder  in  4  Fähnlein;  die  16  Hallauer 
F-en  erhielten  sich  als  gesellige  Vereinigungen,  die 
alljährlich  ihren  Musterungstag  feierten,  bis  um  1860. 

—  Garte"-:  Ges.  der  Vornehmen  zu  AaB.  (bis  1708); 
s.  DHess  1818,  178/9.  Syn.  G.-Zunft.  —  Götti-;  s. 
Bd  III  710.  —  Hümpeler-:  G.  der  Fischer  der  Vor- 
stadt ze  Crüce  im  alten  Basel;  s.  Bs  XIV.,  128  und 
Bd  II  1302.  —  Jude"-:  gesellige  Vereinung  in  Aä 
Wohl.;  s.  Bd  III  13.  —  Jäger-:  G.  der  Schützen  in 
Schw  (ADettl.  1904,  33).  —  Chammer-:  =  Chammer 
(unter  Ch.  3  Bd  III  249)  AaWoIiI.  —  Chnabe"-: 
1.  G.  der  unverheirateten  Jünglinge  eines  Dorfes,  einer 
Stadt;  s.  AfV.  VIII  81  ff.,  bes.  84  f.  Als  Name  einer 
bestimmten  Clin,  begegnet  unser  W.  in  GRÜbS.;  GVättis. 

—  2.  unter  Leitung  von  Erwachsenen  stehende  G.  von 
Schülern  zum  Zwecke  geselliger  Unterhaltung  und 
zur  Aufführung  von  patriotischen  Theaterstücken. 
Ende  XVIII. /Auf.  XIX.  (mit  Unterbruch),  Z;  vgl.  Z 
TB.  1858,  221/51;  GFinsler  1884,  212.  —  Chrämer-: 
G.  der  Kaufleute.  , Kremergeselschaft'  neben  ,gesell- 
schaft  der  krämem.'  1430,  L  (FHaas  1900,  125). 

Müggi-:  G.,  in  welcher  nur  getrunken  und  ge- 
raucht, wenig  gesprochen  wird  Aa.  —  Vgl.  Mwjtji  (Bd 
IV   126). 

Bechtelis-:  G.  zur  Feier  des  Berchtoldstages  zu 
AATeg.  —  Bader-.  ,Die  Vorgesetzten  der  Baderge- 
sellschaft.' ZGyrenbad  Badeordn.  1600.  —  Böndler-: 
G.  der  Böndler  (s.  BÖnler  I  Bd  IV  1316)  ZStdt  f.  — 
Näch-bere"-:  wohl  =  zwanglose  Vereinigung  von 
Nachbarn  ZStdtf.  —  Senne°-:  =  üfy)7er-G.  Schw;  vgl. 
ORingholz  1908,  27  f.  —  Sänger-:  Kirchenchor  Gl 
(in  K.  schon  1607  bestehend).  —  Schiffer-:  G.  der 
Rheinschiffer  in  ZEgl.  (AWild  1883,  226).  —  Schuel-. 
,Die  sch.,  die  gesellschaft  und  gmeinschaft  deren,  die 
mit  einanderen  leernend  oder  in  die  schuol  gond,  con- 
discipulatus.'  Fris.;  Mal.  —  Schöppli-:  Trinkgesell- 
schaft Ap  (allg.).  —  Scher  er-:  berufliche  Organi- 
sation der  Scherer,  der  Schmiedenzunft  zugeteilt. 
,Span  zwüschent  der  zunft  und  schererg.'  1433,  Z. 
■ —  Schütze"-:  Schiess-,  Schützenverein,  allg.;  bes. 
von  den  älteren,  tvv.  bis  ins  XV.  zurückreichenden 
Vereinigungen.  ,Oas  nieman,  er  sy  rieh  oder  arm, 
sunder  war  der  ist,  nit  me  denn  ein  geselschaft  in 
unser  stat  Bern  haben,  dar  inn  stubengesell  sin,  kein 
gab  noch  schenki,  es  sy  ze  wienachten  oder  sust  in 
dem  jar,   in   kein   ander  geselschaft  geben   sol  denn 


allein  in  die  geselschaft,  dar  inn  er  ouch  stubengesell 
ist,  bi  dem  obgemelten  sinem  eid,  doch  har  inn  der 
sch-en  vorbehebt,  dar  inn  war  da  will  stubengesell 
werden  mag  und  die  an  sich  nemen,  nngevarlich.' 
1439,  B  StR.  ,[Der  Gemeinde  Zollikon  wird  bewilligt] 
eine  eigene  und  besonderbare  Sch.  anzustellen,  der- 
gestalt, dass  sie  fürohin  von  der  Küsnachter  Zielstatt 
gänzlich  abgesondert  sein  solle.'  1673,  aZoll.  1899. 
Als  die  Berner  Sch.,  die  ,adeliche  Zunft  der  Herren 
zu  Schützen',  in  der  Helvetik  aufgelöst  wurde,  nannte 
sie  sich  bürgerliche  Gesellschaft.'  Gfd.  Als  Haus- 
name ZStdt.  Die  jung  Sch.  besteht  aus  schulpflich- 
tigen Knaben  von  der  4.  Klasse  an;  offiziell  heisst 
sie  , Knabenschützengesellschaft'  GSa.(AfV.  X  217).  — 
Reis-musketen-schützen-.  XVII./XVIII.,  vRodt 
1834,  293.  —  Flitz-boge»-schütze"-;  s.  Bd  IV 
1065. 

Schlegel-:  Gasterei.  ,Wan  abt  Bertholt  kein 
fechten  noch  reiten  vor  im  hatt,  so  hielt  er  schlegel- 
ges-en,  die  man  zuon  selben  jaren  hochzeiten  hiess 
und  iezmal  pompen,  panketen  und  mit  schimpflichen 
Worten  kesslertäg  nennet.'  Vad.  I  334. 

Der  Schlegel  gieng  zum  Zeichen  des  Gastgebotes  um;  vgl.: 
,Ein  schlegel,  das  ist  wenn  man  ein  gastung  lasst  umbgon, 
circumpotatio.'    Fris.;   Mal. 

Stube"-:  Art  Zunftverband  der  gesamten  Bürger- 
schaft im  alten  Brugg  (vor  1444,  bis  1798);  s.  Aa  TB. 
1904,  32.  —  Studier-:  G.  der  Schiffer  zu  AAKobl.; 
s.  Aa  Gem.  II  338.  —  Vor-statt-:  Vereinigungen  zu 
militärischem  und  polizeilichem,  zu  religiösem  und 
geselligem  Zwecke  in  den  B  Vorstädten;  s.  Beiträge 
zur   vaterländ.  Geschichte   XI  121/90;    AfV.  I  257/9. 

—  Sonn-tags-:  am  Sonntagabend  zstretende  G.  zur 
Pflege  der  Musik.  ,Man  fleug  damals  [Ende  XVIII.] 
auch  an,  S-en  sowohl  von  Knaben  als  von  Mädchen 
zu  bilden,  jene  Messen  Kameraden,  diese  Gespielen. 
Sie  traten  an  den  Sonntag-Abenden  abwechselnd  bei 
einem  Gliede  der  Gesellschaft  zusammen  zu  Spiel  und 
bescheidener  Erfrischung.'  GFinsler  1884.—  Diens-, 
Donners-tags-.  ,Die  Dienstags-  und  Donnerstags- 
Gesellschaften  unserer  jungen  Frauen.'  Bänkli  1778. 

—  Töpfer-:  wissenschaftlich-literarische  Vereinigung 
in  SStdt  (seit  Mitte  XIX.),  deren  Mitglieder  .Töpferge- 
sellen', deren  Vorsitzender  , Altgeselle'  heisst  und  deren 
Sitzungen  sich  als  , Totengerichte'  mit  der  Kritik  der 
vorhergegangenen  öffentlichen  Vorträge  befassen. 

Ditler-.  ,Als  von  im  [Waldmann]  und  besunder 
von  siner  lichtvertigen  d.  vil  richtiger  tröwwort  wur- 
dend  ussgestossen.'  Ansh.  I  341. 

Viell.  nach  schwäb.  düttlc",  schmeicheln  (Fischer  II  521) 
als  .Schmeichlergesellschaft',  zu  deuten,  also  eine  heimische 
Erinnerung  bei  Ansh.  ,Ditel'  bei  Gr.  WB.  II  1197  ist  nicht 
klar  und   kommt  kaum  in  Frage. 

Mitt-wuche"-:  Name  von  Abendgesellschaften, 
die  sich  Mittwochs  versammeln  Z.  —  Ohilch-wih 
Ghilbi-:  zu  ihrem  Zwecke  sich  jeweilen  bildende  G. 
von  Burschen  und  Mädchen,  welche  einen  Chilbi-Tanz 
veranstaltet  Schw. —  Wuerungs-:  Vereinigung  von 
Interessenten  an  den  Schutzbauten  an  der  Tamina. 
GFlösserordn.  1839;  vgl.  W.-Meister  (Bd  IV  534). 

ver-ge-sell-schafte":  1.  begleiten.  ,Die  Pre- 
digten, so  mit  Gesänge  vergesellschaftet  sein.'  Herrlib. 
1751.  —  2.  Jmdm  eine  Gesellschaft  geben?  ,Der  re- 
formierten teutsch  und  französischen  Gemeind  und 
Kirchen  zu  Kopenhagen  ist  wegen  erlittenen  starken 


737 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


;:;-■ 


Brandschadens  fl.  300  verordnet  und  beide  Hm  Col- 
lectanten  gastfrei  zu  halten,  auch  heute  zu  v.  erkannt 
worden.'  1729,  KWild  1847  (G). 

Gesellschafter  (in  BL.  G's)  m.:  Begleiter  auf 
einem  Wege  B.    Ich  han  e"  churzwilige"  G's.  g'häbe". 

Nacht-Seil,   Seiler,  sellhaft  s.  N.-Seld  usw. 

Sola  (weibliche  Katze,  Art  Knopf)  s.  Zela. 

Selann:  =  Mari-MaHalenen-Chrüt  3  (Bd  III  901). 
Denzl.  1077.  1716. 

Vgl.  ,Selaunen'  bei  Gr.  WB.  XI,  411  (auch  .Saliunk.'  ebd. 
VIII  1697,  ,Se1iung.'  ebd.  X  1,  537);  Fris.  hat  im  Gegs.  zu 
Denzl.  im  Artikel  ,saliunca'  die  Übersetzung  ,Selaun'  nicht. 
S.  auch   Seüiga. 

selledi.  Im  Anzählreim  unter  Knoll  (Bd  III  740) 
AARein. 

Sele'kt  m.:  1.  jährliche  Prüfung  zur  Auswahl  der 
Kirchensänger  BSi.(DGemp.).  ,In  St  Stephan  und  Zwei- 
simmen, vielleicht  auch  anderswo,  bestanden  sogar 
sogenannte  Sängergüter  zur  Unterstützung  des  Kir- 
chengesangs. In  ersterer  Gemeinde  finden  noch  jetzt 
bezügliche  jährliche  Prüfungen,  S.  genannt,  statt.' 
DGemp.  1904.  Lt  Imob.  hiessen  auch  die  Genossen- 
schaften selbst  S.  —  2.  Militärschule.  ,1790  [war] 
die  Errichtung  einer  Schule  oder  eines  sogenannten 
Selekts  in  der  Hauptstadt  zur  Bildung  tüchtiger  Ober- 
und  Unter-Offiziers  für  die  Infanterie  bereits  be- 
schlossen.' vRodt  1834. 

Sele"  m.:  Kurzform  des  männl.  Taufnamens  Se- 
lesti",  Cölestin  SchwE.  —  Selestika  ,Sellesticke' : 
weibl.  Taufname,  Cölestine  F.r.  —  Vgl.  Seiest  bei  Martin- 
Lienh.  II   350. 

Seile"  II  f.:  die  Küche  in  der  Sennhütte  BAd. 
(nur  in  dieser  Bed.). 

Angabe  Zyros,  durch  neuerliche  Erkundigung  bestätigt. 
Weiterbildung  zu  Sal;  vgl.  aisl.  sei  n.,  Sennhütte. 

seile",  Praet.  ,salte':  Jmdn  ,in  gewer  s.',  einsetzen. 
,[Ich]  entwürfe  mich  aller  der  gewer,  so  ich  ie  gewan 
zuo  dien  vorgenanden  güetern  und  nützen,  und  salte 
die  vorgenant  swester  Verenen  pryolin  im  samnunge 
und  Niclausen  von  Holdem  tragern  der  frowen  im 
samnunge  ze  der  frowen  banden  in  nutzlich  gewer 
der  egenanten  güetern  und  nützen  ruoweklich  ze 
niessende,  ze  besetzende  und  ze  entsetzende  alz  ir 
guot  an  allermenliches  Widerrede.'  1344,  AAÄar.  ,[Die 
Stifterin]  entzech  sich  aller  der  gewer,  so  si  oder  ir 
vordem  ie  gewunen  ze  dien  vorgenanten  güetern  und 
ouch  gelte  und  salte  den  vorgenanten  phleger  Nicl.  von 
Holdem  ze  des  spitalz  banden  in  nutzlich  gewer  der 
genanden  güetern  und  geltes  fridlich  und  ruoweklich 
ze  niessende.'  ebd. 

Mkd.  in  der  Bed.  .rechtskräftig  zu  Eigentum  übergeben.' 
Hieher  (s.  Lexer  II  5S4)  der  Familienn.  ,Salman(n).'  XIII. , 
Bs;  XV..  Z;  bei  Leu,  Lex.  XVI  55/6  auch  .Salinen.'  Vgl. 
auch   die  Anm.   zu   Sal  (Sp.  688). 

Selleri  ÄALeer.;  B;  GitChur;  GuT.,W.;  Z,  Sällerich 

ÄA(Mühlb.);  NDw(Matthys);  U  (Sellerich),  Seihring  Bs 
(Seiler),  Selenie"  GrHc  (Dan.),  Zeller e"  Ae  (Qual,  des 
germ.  e);  GoRb.,  W.  (-ä-);  Sch,  Zällerech  AaP.,  lt 
Mühlb.  (Zällerich);  L  (lt  Brandst.,  lt  Ineichen,  Scharm. 
Zellerech);  GoT.  (Zellerech,);  aScHW,  E.  (lt  Lienert  Zoll- 
rieh);  SNA.;  U,  Zallerne  GrD.,  Silleri  B  (Durh.; 
Gotth.),    Sillrich  BGr.  -  m.  Bs;  L;  Ndw;  Z,    f.  Ar-; 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


GrD.,  He.:  (Garten-)Sellerie,  Apium  graveolens.  wohl 
allg.  ,Cardon,  Lattich,  Seleri.'  Bot.  1G87.  ,L)er  Seleri 
hat  eine  Verwandtschaft  mit  dem  Peterlein.'  E  König 
1706.  , Salat,  Kressig,  Seiering.' ebd.  ,Im  April  säet  man 
...  (.'ardiliol,  Selerj  etc.'  HSulz.  1772.  ,Selerj  oder  Zelerj 
(Selinum,  Apium  hortense)  liebet  läiinicbten  oder  lätten 
Grund.'  ebd.  ,Für  '/s  Lot  Samen  für  Sellry  4  ß.'  1789,  Z. 
Vgl.  Gr.  WB.  XI,  539;  Unger-Khull  593.  Die  schwan- 
kende Qualität  des  Vocals  der  ersten  Silbe  hängt  mit  der 
Entlehnung  zs.  Die  Formen  mit  '/■-  erscheinen  nicht  nur 
in  andern  deutschen  Dialekten,  sondern  auch  in  andern 
europäischen  Sprachen;  s.  Gr.  aaO.,  wozu  eis.  Zdleri  (Martin- 
Lienh.  II  902),  bayr.  Zellerer  (Schill.  a  II  1112),  tschech.  celer 
(ebd.),  rumän.  tselina,  ital.  dial.  celeri  (bei  Schm.):  es  dürfte 
daher  weder  die  Agglutination  des  Artikels  noch  die  An- 
nahme, frz.  c  (in  cderi)  sei  nach  dem  Schriftbild  als  («- 
aufgefasst  worden  (vgl.  Aum.  zu  Sigarren  Sp.  490)  zur  Er- 
klärung genügen.  Zu  der  Form,  auf  -i  stellte  sich  nach 
Parallelformen  wie  Bülteri:  Bütterich  und  nach  Pflanzennamen 
wie  Kreisich,  Wegerich  eine  Form  auf  -ich  (-ech) ;  vgl.  Chümmel 
(Bd  III  294),  auch  Chnob-lauch  (ebd.  1006).  Diese  wird 
überall  m.  Geschlecht  zeigen,  wenn  es  auch,  entsprechend 
der  überwiegend  coli.  Verwendung  des  Wortes,  nur  selten 
angegeben  ist.  Das  Dim.  Sellerli  (Bd  VI  81  o.)  scheint  in- 
dividuell,  veranlasst  durch  die  dabeistehenden  Rüebli,  PeteHi. 

selleri.  sellerli.  Im  Anzählreim  unter  Knoll  (Bd 
III  740)  B;  Sch;  Z. 

Selliga:  Pflanzenname.  ,Nardus  Celtica  vel  Gallica, 
K.  Nos  etiam  ex  altis  Vallesiorum  montibus  a  Caspare 
Collino  nostro  missos  aliquot  eius  cespites  proximo 
autumno  plantavimus,  et  rudimenta  rloris  iam  vidimus, 
ipsi  sua  lingua  Seiliga,  quasi  saliuncam,  vocant.'  Gesn. 
1561.  Bei  SMünster  Cosmogr.  1544,  340  =  1628,  692 
.selligen.'  —  Wohl  aus  lat.  saliunca;  vgl.  .Seliung'  Gr.  WB. 
X  1,  537;  auch  Selaun  (Sp.  737). 


Saline":  weibl.  Taufname  G;  Th;  Z. 


N,  /„ 


Seil  (bzw.  mit  dem  altem  ei  entsprechenden  Voc. ; 
s.  jedoch  die  Anm.)  n.  allg.  (doch  in  BG.  durch  das 
urspr.  Dim.  Si'li  verdrängt),  PI.  unver.  Bs;  BSi.  (Im- 
obersteg);  GrAv.,  L.;  LE.,  G.;  GT.;  Th;  WLö.;  Z, 
Seiler  usw.  Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  LRömersw.;  Sch;  Th  (in 
Erm.  Söäler  mit  Ural,  des  oa  <  ei);  Ndw;  ZRuss., 
Sth.  und  lt  Dan.,  Seili  usw.  AaP.  (wohl  zum  Dim. 
Seili;  daneben  Seiler);  Ap  (wohl  zum  Dim.  Seili);  B; 
Gl;  GrRIi.;  TB.;  WM.,  Vt.,  Dim.  Seili  usw.  (doch 
vielfach,  so  in  BG.;  Gl,  nicht  mehr  als  Dim.  gefühlt; 
PL  meist  unver.)  Aa;  Ap  (in  Lb.  Sali  mit  Uml.  von 
ä  <ej);  B  (in  G.  und  sonst  im  PL  häufiger  SiHeni); 
P;  GRPr.;  L;  GT.;  S;  Tu  (Sali);  Ndw;  W;  Z  (in  Sth. 
Sali),  Seilti  usw.  BG.,  Si.  (neben  Si'li);  P;  LE.;  TB. 
(Se'lti);  Ndw;  UUrs.;  WVt.  (neben  Seili),  Seiltschi 
GrNuI'.,  Seileli  (gespr.  Si'uueli,  häufiger  als  Si'uui) 
BE.  (Friedli),  Seiltili  (stärker  dim.  als  Seilti)  LE.; 
Ndw:  1.  wie  nhd.;  im  Allg.  länger  und  dicker  als  der 
Hälsel  (Bd  II  1210  ff.)  und  bes.  der  Strick  (s.  d.),  doch 
in  manchen  Gegenden  (so  in  B;  F;  Gr)  und  in  be- 
stimmter Verwendung  (tw.  als  Dim.)  auch  von  kür- 
zern und  dünnern  Seilstücken.  Vgl.  auch  Schmier. 
,Das  8.,  funis,  restis;  das  seile,  resticula,  funiculus.' 
Fris.;  Mal.  Neben  Synn.  genannt.  ,[A.  habe  dem  B.] 
sin  silen  und  sine  seil  genomen  und  verstoln.'  1425, 
Z  RB.  ,[Die  Appenzeller  haben  beim  Klosterbruch  in 
Rorschach]  die  ysnen  kettinen  und  costlichen  seil  als 
abprochen  und  hinweg  getragen.'  14b9,  ti  Mitt.  ,Ich 
wärchet   oft,   wen  wier  die  grossen  strick  oder  sunst 


Sa),  sei, 


>1,  sul 


740 


seill  machten,  das  mier  der  schweiss  ussgieng.'  Th 
Platter  1572.  ,Zaum  und  etlich  Rossgschir  als  Strick 
und  Seilen.'  1600,  Z  Inv.  ,Seiler,  Sträng,  Strick,  eisen 
Ketten.'  Kriegsb.  1644.  .Wann  der  Wind  blaset,  dann 
ziehet  der  Schiffer  seine  Anker  auf,  hauet  die  Strick 
und  Seiler  ab,  spannet  die  Segel  aus  [usw.].'  JJUlr. 
1718.  S.  noch  Bd  II  1211  (mehrfach).  Herstellung, 
Beschaffenheit.  ,Ein  pfuntswert  linder  (lindiner)  seilen 
1  ß.'  1376/9,  Z  (Unigeldtarif);  vgl.  Lind-bast-S.  ,Man 
sol  nachgan  und  richten,  als  Hans  seiler  am  Rinder- 
märgt  valtsche  seil  gemacht  hat.  Hans  seiler  uff  dem 
Bein  [sagt  aus],  das  er  in  dem  s.  gesechen  hab  viseher- 
netzy  und  geblüwens  werch,  das  sige  ein  rechter 
valtsch.  Heini  seiler  [sagt  aus],  das  er  in  dem  s.  ge- 
sechen hab  alten  tratr,  abwerch,  ein  alts  netzystuk 
und  alt  federn;  sölichs  sig  ein  valtsch  und  sölte  das 
nieman  in  dehein  s.  tuon.  [Auch  Andre  haben  darin 
gefunden]  alt  lumpen,  vischernetzy,  alten  tratt,  das 
alte  verwoiffny  seil  werind  gesin  und  kudern.'  i486, 
ZRB.  ,N.  umb  5  zentner  werch  zu  seilen  15  pfd  5  ß.' 
1507,  B  Staatsrecht  ,Hänfin  s.,  auss  hanff  gemacht, 
torta  cannabis,  funis  cannabinus.'  Fris.;  Mal.  S.  von 
Eisen:  ,Ein  Bindketten,  zehn  Gunten  ...  fünf  eisen 
Seiler,  ein  paar  Eisenstrick  [usw.].'  1818,  ZGÄg.  Kauf- 
brief. Das  vierfach(t)  S.,  als  Züchtigungsmittel  Bs; 
B;  S;  vgl.  Hälsel  (Bd  II  1211).  Ei"'m  mit  Hm  »-«" 
S.  ge".  's  Verelis  Vater  het  lang  chöirne"  si"'m  Bueb 
träne",  er  nimm  's  vierfache  Seili,  wenn-cr  tüei  hüröten, 
eb-er  troch  sig  hinder  den  Öre".  JReinb.  1905.  Die 
KrankhiH  [des  störrischen  Mädchens]  wär  guet  z'  tok- 
tere":  Uberschleg  mache"  mit-eme"  v-e"  S.  ivär  d'r  best 
Tdklerzug.  bGFELLER  1911.  Vgl.  dazu:  ,Die  seil,  die 
Christus  im  tempel  zuosamen  bindet  und  daruss  ein 
geisslen  macht.'  LJud  1531.  Im  Vergleich;  s.  Mamcen 
(Bd  IV  608).  Sprw. :  ,Uas  s.  lasst  sich  denen,  bis  es 
nüt  mc  erlyden  mag' ;  s.  Hüs-Rät  (Bd  VI  1 588).  .[Narr, 
über  die  Bereitwilligkeit  der  Hagar,  sich  zu  Abraham 
zu  legen,  spottend:]  Ja  fiügt  [sie]  gleitig  zhand  on 
luoder;  ee  dass  dich  der  schnabel  flie,  dacht  [1.  dächt] 
wol,  sy  wurd  ein  s.  zerzie.'  Haberer  1562.  a)  S.  zum 
(An-)Binden;  oft  mit  den  Gebrauchsweisen  unter  b 
usw.  sich  combinierend.  Mädchen  bilden,  sich  die 
Hände  reichend,  einen  Kreis  und  singen:  Helfe"d-i"s 
binde",  mer  binde"d  mit  dem  S.!  worauf  Jedes  seine 
Arme  mit  denen  der  Nachbarinnen  kreuzweise  ver- 
schlingt; dann  folgt  die  Auflösung  mit  den  Worten: 
Helfe"d-i"s  lose",  mer  löse"d  mit  dem  S.!  ZO.  (HMessi- 
komer  1909);  vgl.  dazu:  Helfe"d-i"s  flechte",  mer  flechte" 
mit  Hm  S.,  mer  flechte"  mit  der  Martha,  mer  flechte" 
mit  Hm  S.  Bs  (ohne  nähere  Angabe),  entstellt:  Chumm, 
mer  wend  go"  fechte",  mer  fechte"d  mit  dem  S.,  mer 
fechte'd  mit  der  Anna,  mer  fi>chte"d  mit  dem  S.  ZWald 
(Stauber),  eig.  wohl  das  Binden  von  Kränzen  nach- 
ahmend. Wenn  's  am  Pankraz  regnet,  so  gV't  's  kei" 
Biren  und  wem-mer  s'  mit  Seilere"  uiird  a"binde"  Z 
Russ.  Auf  Baugerüsten  verwendet;  s.  Büst  (Bd  VI 
1539).  Zum  Binden  von  Warenballen ;  s.  Brügel 
(Bd  V  520  u.).  Zum  Zubinden  von  Säcken,  in  der 
Verbindung  ,Sack  und  S.';  s.  Sp.  604/5.  Zum  Gürten 
der  Mönchskutte;  s.  Knoderer  (Bd  III  736).  Zum 
Fesseln;  s.  hammen  (Bd  II  1271).  Zum  Befestigen 
von  Fischköder:  .Darzuo  [zum  Fischfang  im  Rhein 
hei  Laufen]  man  dann  ein  Lockfisch,  das  ist  einen 
Lachs,  an  einem  S.  angebunden  im  Rhein  loufend, 
brucht.'  JJRüeger  1606.    En  Hund  amefnej"  S.  (am 


S.  Z  ltSpillm.,  ame"  Sali  ThMü.);  s.  Bd  II  1427.  Vgl. 
dazu  Chetten  (Bd  III  563).  Auch:  Potz  Hond  —  ame" 
Sali!  TaMü.  Tue"  leie-n-e"  Chatz  ame"  S.;  s.  Bd  III 
586.  , [Während  der  Ernte  ist  das  Weiden  auf  der 
,kornzelgg'  verboten.]  Doch  mag  ein  jeder  sin  vee, 
darmit  er  dann  sin  gout  heimföuren  wölte,  an  sinen 
wagen  oder  karren  binden  und  sust  nit  daheins  wegs 
darin  weiden,  weder  am  s.  nach  mit  hietten,  oderjoch 
vee  darin  schlachen.'  1502,  Aar.  StR.  .Wenn  einer 
mit  einem  ross  zuo  merkt  faren  wölty,  so  möchti  er 
das  abendts  in  die  weid  an  ein  s.  binden,  darmit  er 
morndes  söllichs  dester  e  finden  möchti.'  1521,  ZGreif. 
,An  einem  s.  füeren'  1)  eig.  .Wellicher  metzger... 
ein  rind  ungebunden  über  die  brugg  zuo  der  metzg 
tribe  und  das  nit  an  einem  helssling  oder  s.  füerte, 
derselbig  soll...'  1592,  Z  RM.  —  2)  Midi.;  vgl. 
Narren-S.  ,Er  [der  Täuferkönig  Johann  von  Leyden 
in  Münster]  hat  sine  torächte  lüt  schandtlich  am  s. 
umbgefüert  nnd  so  lasterlich  betrogen.'  HBcll.  1561. 
In  der  Darstellung  des  jüngsten  Gerichts  über  dem 
Haupttor  von  St  Nikiaus  zu  Freiburg  führt  ein  Teufel 
die  ihm  Verfallenen  zur  Hölle  an  einem  Seil,  das  um 
die  ganze  Bande  herumgeschlungen  ist.  ,Zum  (An  das) 
s.  gän,  bringen';  vgl.  unter  ß.  , [Fürsprech  zu  Uoli, 
der  Elsli  nicht  heiraten  will:]  Du  hast  unrecht,  lass 
dich  wisen!  ...  Folg,  folg,  folg  und  gang  zum  s.,  und 
geb  dir  Gott  glück  und  heil!'  NMan.  ,Der  franzoss 
hielt  dem  bapst  all  sin  inkommen  im  Frankrych  vor, 
damitt  er  inn  wider  zum  s.  bracht,  das  er  sich  anfieng 
druss  schüsslen,  als  er  verzählet  hatt,  und  Hess  den 
keiser  darinn  stäcken.'  JHaller  1550/73.  ,Das  man 
zuoletst  sy  brächt  zum  s.',  zum  Gehorsam.  JWagner 
1581.  , [Teufel  A.  will  einen  Bräutigam,  der  wegen 
Unkeuschheit  ihm  verfallen  ist,  in  der  Brautnacht 
holen.  Teufel  B.:]  Die  Brut,  mag  sie  dir  nit  auch 
werden  zteil?  A.:  Kan  sie  nit  bringen  an  das  S.,  sie 
ist  nit  mutig,  frech  und  geil  . . .  allein  sie  ehelich 
dorumb  wirdt,  Gott  zlob  und  zehren,  Kinder  zge- 
beren.'  GGotth.  1619.  ,Es  wäre  mir  vielleicht  ge- 
lungen, ihn  ...  ans  S.  zu  bringen;  aber  nein,  so  lang 
NN.  um  ihn  sind,  so  lang  richte  ich  nichts  mit  ihm.' 
HPest.  ,Sich  an  ein  s.  stricken':  ,Darumb  wilt  bhal- 
ten,  sun,  din  heil,  strick  dich  nit  an  des  buoben  seil! 
Fluch,  fluch  fast  wyt  und  ver  von  im!'  GBinder1535. 
,Bim  s.  bhalten':  Der  franz.  Ambassadeur  gab  dem 
König  den  Rat,  ,das  man  fürhin  den  Eidtgnossen  so 
wenig  gelts  an  ire  zalungen  gebe,  als  es  immer  gsin 
möchte  ...  damit  möchte  er  sy  bim  s.  und  in  siner 
band  behalten  und  so  er  etwas  an  sy  begerte,  könnte 
er  sy  mit  irem  eignen  gelt,  das  man  inen  doch  sonst 
schuldig,  tringen,  ime  zuo  willfaren,  wie  wenig  gelts 
joch  vorhanden.'  RCvs.  S.  auch  Fas-Nacht  (Bd  IV 
646).  App  Hm  S.  si",  lustig,  mutwillig  sein  Bs;  vgl. 
Chüe-S.,  ferner  Chetten  (Bd  III  563).  Der  Dursli  isch 
hüt  ganz  ab  Hm  S.  g'sl".  Breitenst.  1864.  Ab  dem  S. 
cho",  sich  aussergewöhnlich  heiter  oder  auch  derb 
ungebunden  benehmen  AaWoIiI.  (Donat-Meier).  Spec. 
a)  für  Heu"'-S.  (s.  d.).  Eine  Burdi  [Heu]  fergged-mu" 
im  (Hew-)Seil  Bärnd.  1908.  Es  Seili  volls  Herne, 
.soviel  Heu,  als  man  in  ein  Seil  bringt'  W  (Tscheinen). 
S.  auch  an  (Bd  I  253);  guet  6  (Bd  II  536);  Z'Äbend- 
Sack  (S,).  618).  Us  aem  S.  g'hije"  1)  eig.,  von  einer 
Heubürde,  die,  weil  nicht  fest  gebunden,  auseinander- 
fällt GrA.  (s.  Burdi  Bd  IV  1541  u.);  SchwMuo.  — 
2)  uneig.,    von  Personen,  verlottern,  sittlich  verkom- 


711 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


Ti- 


men, ausarten  ScawMuo.  Wenn  d'  Blieben  linder  's 
Militär  chömi-d,  s§  g'hiji"d-s'  giren  e"chli"  us  dem  S. 
—  ß)  Seili,  Strick  zum  Anbinden  des  Viehs  an  der 
Krippe.  Lueg  um  S..'  sieh  nach,  ob  das  Vieh  ange- 
bunden ist  WMü.  (auch  heute  noch,  wo  das  Vieh  an 
Ketten  angebunden  ist,  gesagt).  „Ein  Stück  Vieh  e'  S. 
bringen,  an  die  Kette  legen  Gr";  W  ('?).  Z'  S.  brühen, 
das  Vieh  an  seinen  Platz  im  Stalle  treiben  [s.  6ms  ä  a 
BdIV  1739],  mitunter  scherzweise  auch  von  Menschen, 
namentlich  herumwildernden  Kindern  GrPi\  (GFient). 
Uii  »'  S.!  Zuruf  an  das  Vieh  beim  Eintreiben,  ebd. 
Es  [das  Tier]  findt  allimäl  d's  Seili.  ebd.  EntU'h  ist-er 
au'1'  z'  S.  cho"!  von  Einem,  der  nach  langem  Wählen 
endlich  geheiratet  hat.  ebd.  Dazu:  Schad,  •'as'-er 
selber  scho"  am  Seili  isch  [schon  verheiratet  ist],  hei" 
d'  Nachtbuebe"  g'seit  z'säme".  JBeinb.  1905  (S).  — 
■f)  langer,  schmaler  Lederrieinen  zum  In-Seilen  (s.  d. 
Bed.2)  eines  Zugochsen  SThierst.  —  b)  zum  Ziehen. 
,Alls  ein  herr  von  Einsidlen  vorhar  den  hof lütten 
allweg  ein  s.  geliehen  hatt,  die  trottböum  damit  zuo 
züchen,  das  setzent  sy  hinfür  aber  in  eins  herren 
gnad,  hoffende,  dass  inen  das  nitt  versagt  werde.'  1491, 
ZKü.  Hofrodel.  .Alles  [Geschütze  usw.,  ist]  mit  Strick 
und  Seilern  mit  gröster  Müh  und  Unglegenheit  durch 
die  Soldaten  nach  Villmergen  gezogen  und  geführet 
worden.'  1656,  Arg.  (Bericht  über  die  Schlacht  zu 
Villm.).  ,Wenn  der  Tagwen  Beuti  die  Hölzer  ge- 
hauen und  herfür  getan,  dass  man  selbe  mit  dem  S. 
ziehen  muss,  sollen  die  aus  Linthal  12  starke  Arbeiter 
schicken,  die  ihnen  helfen  die  Hölzer  hinüberziehen 
[zu  dem  Brückenbau].'  Gl  LB.  1807.  Seil(i)  zieh", 
Knabenspiel,  bei  dem  zwei  gleich  grosse  Parteien  in 
entgegengesetzter  Richtung  an  einem  Seil  ziehn  Bs; 
B;  als  Turnspiel  unter  dem  Namen  , Seilkampf'  weiter- 
hin bekannt.  Jitz  hei"-si  [der  Reiter  am  Ufer  und 
der  Gaul  im  Bache,  den  jener  am  Halfterseil  heraus- 
zuziehen sucht]  a"fah"  Seili  zieh"  mit  enandere"  . . . 
RvTavel  1!'ii4.  Am  S.  flieh".  ,Ut  funales  equi  in 
triumphis,  die  an  seileren  in  triumphen  ziehend.'  Fris. 
Uneig. :  D'  Frau  uill-sich  scheide"  lö"  —  i'h  will  nüd! 
Jetz  wäm-mer  luege",  wer  am  stärchste"  zieht  am  S.!  Z. 
An  ii"'m  (am  gliche")  S.  (auch  Seilt  B)  zieh",  das  Selbe 
wollen,  zshalten  B;  L.  ,Noch  nie  war  Jakobli  zu  Kilt 
gewesen,  noch  kein  Mädchen  hatte  er  bei  der  Hand 
gehabt;  dass  er  zuweilen  mit  Mädi  an  einem  S.  ge- 
zogen, war  nicht  in  Anschlag  zu  bringen.'  Gotth.  ,Er 
sehe  wohl,  d's  Weibervolk  und  d'  Schneider  seien 
immer  unter  einer  Decke  und  zögen  am  gleichen  S., 
sagte  Hansli.'  ebd.  Auch  Freiburg  wird  ersucht,  sieb 
diesem  Übereinkommen  anzuschliessen,  damit  die  vier 
Städte  ,an  einem  s.  ziehen',  da  sonst  Alles  vergeblich 
wäre.  1530,  Absch.  ,An  einem  s.  zeuhen,  eadem  via 
ingredi;  pariter  remum  ducere.'  Hosp.  ,Sie  ziehen  all 
an  einem  S.,  voto  vivitur  uno.'  üenzl.  1600.  ,Sie 
ziehen  nicht  an  einem  8.,  sind  nicht  einig.'  Sulger. 
Me"  muess  nit  immer  am  gliche"  S.  zieh",  ■  das  Selbe 
tadeln  S.  Am  letze"  S.  zieh",  eine  Sache  ungeschickt, 
verkehrt  angreifen  GlMoII.  .Nehmet  für  ein  und  alle- 
mal an,  dass  ein  Jeder,  der  für  Recht  im  Lande,  für 
Brief  und  Siegel  und  Artikel,  die  keinen  Nutzen  brin- 
gen, eifert,  am  unrechten  Sail  zieh;  denn  der  Landes- 
nutzen ist  der  wahre  Grund  aller  Landesrechte.'  HPest. 
,An  Jmdes  S.  ziehen.'  .[Wirt  zur  Wirtin:]  Die  gsellen 
sind  jung,  frölich  all  und  geil  und  zugind  gern  an 
Venus  seil.  Gang,  heiss  die  metzen  inhar  ganl-  NMan.; 


vgl.  Gr.  WB.  X  1,  211/2.  ,Nochdeme  die  Zunftmeister 
das  Fürfähl  einmal  abgetan,  müsstend  sie  sich,  um 
die  Ihrigen  und  sich  in  einen  Herren-Stand  zu  setzen 
und  dorinnen  zu  erhalten,  um  die  Grossen  verdient 
machen,  zogen  desswegen  an  ihrem  S.'  1713,  Z  (Be- 
schreibung der  bürgerlichem  Unruhen  etc.  durch  JCAb- 
egg).  Am  S.  ha",  zur  Partei  halten,  für  sie  einstehn 
L  (Ineichen).  ,An  ein  s.  ston,  ein  s.  dapfer  angreiffen, 
brachia  dare  ad  funes.'  Fris.;  Mal.  ,Vom  s.  fallen', 
von  dein  einmal  eingeschlagenen,  rechten  Weg  ab- 
kommen, abtrünnig  werden.  ,[A.  sagt]  er  wölte  ee 
nit  an  die  gemeind  gan.  Uff  sölichs  redte  B.:  sind 
nun  manlich!  lassent  uns  nit  so  liederlich  von  dem 
s.  vallen!'  E.  XV.,  Z.  ,Man  hat  gsechen,  dass  dis 
nüwen  secter  bi  inen  selbs  so  unbeständig,  dass  si  hüt 
eins,  glych  morn  . ..  das  widerspil  und  ir  eigen  wider- 
fechtung  zuo  banden  nemend;  als  Zwingli  anfangs 
dem  Luter  schreib  und  in  ermant,  dass  er  das  wort 
Gotts  in  der  warheit  lerte  [usw.];  uf  das  er,  Zwingli, 
vil  witer  vom  s.  gl'allen  dann  Luter.'  Salat.  ,Bald 
aber  fiel  er  in  seiner  leer  und  laben  vom  s.'  CurGrou 
1599.  ,Solomon,  Joas,  Nero,  Caligula  haben  sich  im 
Anfang  ihres  Regiments  sehr  wol  und  rühmlich  ge- 
halten und  jedermann  gute  Hoffnung  gemacht  einer 
guten  und  beharrlichen  Regierung;  aber  sie  sind 
schandtlich  vom  S.  und  durch  Wollust  des  Fleisches 
von  einer  Sund  in  die  andere  gefallen.'  JHHott.  1671. 
,Die  Niniviter  sind  zwaren  auf  ihren  erzeigenden 
Reuen  erhalten  worden;  da  sie  aber  wider  umge- 
schlagen, vom  S.  gefallen,  das  alte  Wesen  wider  für 
die  Hand  genommen,  ist  ihr  Statt  darüber  zu  Grund 
gegangen.'  FWyss  1672.  ,Vom  S.  fallen,  a  tramite 
deflectere,  pedem  revocare,  ab  instituto  recedere.'  Hosp. 
,Wie  kombt  es  dann,  dass  man  so  einsmahls  ab  dem 
S.  falt?  Wie  kombt  es,  dass  diser  lobl.  Nation  Lor- 
beereräuz  auffgebunden,  von  dem  Mund  aber  so 
schimpflich  von  ihnen  gesprochen  wird?-  Pol.  Gespr. 
um  1685.  S.  noch  Ifer- Putsch  (Bd  IV  1937).  Mit 
Dat.  P.:  ,[Der  schwäbische  Bund  und  die  Eidgenossen 
hatten  die  Vermittlung  des  Pfalzgiafen  angenommen] 
darnff  ward  ein  tag  gen  Basel  fürgenommen,  der  mocht 
nit  sin  fruchtpar . . . :  dem  fürsten  was  der  schwe- 
bisch pundt  vom  s.  gefallen.'  NSchradis  1499.  Hie- 
her auch(V):  .Einem  das  s.  ablaufen',  zuvorkommen; 
vgl.  Bd  III  1128.  ,Die  küngischen  [wollten]  das  Mün- 
stertal  innemen  uff  iro  vorteil,  dan  das  des  stifts  lüt 
inen  ablüffent  das  s.'  NScbradin  1499;  ebenso  bei 
Edlib.  212.  Spec.  a)  Glockenseil.  ,N.  dem  seiler  umb 
ein  s.  an  der  grossen  gloggen  3  pld.'  1508,  B  Staats- 
recht ,Das  verschiner  zit  die  seiler  an  den  gloggen 
in  der  pfarrkilchen  zuo  Arben  uffgezogen,  die  gloggen 
mit  schlössen  vermachet  [worden  seien,  um  das  Sturm- 
läuten zu  verhindern].'  1527/9,  Z  RB.  S.  noch  be-seilen. 
—  ß)  Zugseil  auf  jeder  Seite  eines  Netzes.  Fischerspr. 
(wohl  allg.).  Beim  Zugnetz  von  beträchtlicher  Länge, 
damit  die  Fischer  von  der  Euet  (Bd  VI  1826)  aus 
fahrend  einen  möglichst  grossen  Bogen  beschreiben 
und  nachher  beim  Ziehn  mit  dem  Netz  ein  möglichst 
grosses  Gebiet  bestreichen  können;  s.  Klunzinger  1893, 
bes.  170.  180/1.  184.  187.  1:»:'.,  sowie  ONägeli  189*  (ti.). 
16.  Es  bestanden  bestimmte  .Vorschriften  für  die 
Länge  der  Seile,  wobei  ein  Seil  von  bestimmter  Länge 
als  Einheit  angenommen  war;  das  zuerst  ins  Wasser 
gelegte  (vom  Netz  und  dem  dasselbe  legenden  Fischer 
aus  .hintere-)  Seil  kann  kürzer  sein  als  das  .vordere.- 


743 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


711 


Mehrere  ä.  Belege  schon  Bd  VI  1826/7.  ,[NN.  klagen, 
dass  sie]  ein  zug  in  dem  se  bestossen  hatten  ...  Den- 
selben zug  hat  inen  frefenlich  genomen  A.  und  B.  und 
hant  inen  ir  ruoten  usgezogen,  do  si  vier  seil  gefaren 
hatten.'  1408,  Z.  ,So  sol  ouch  von  ostern  hin  unz  ze 
der  vasnacht  ze  dem  eglin,  so  man  daz  egly  nach  dis 
einungs  sag  vachen  sol,  tages  nieman  mer  legen  dan 
8  seil,  und  dan  von  der  vasnacht  hin  in  der  vasten 
unz  ze  ostern  sol  man  zuo  dem  eglin  tages  legen  10 
seil  und  nit  mer;  der  selben  seilen  sol  enkeines  lenger 
sin  dan  drissig  klafter,  und  sol  der  selben  seilen  zwei 
seil  hinder  im  han  und  ein  span.'  1422/89,  Z  Fischer- 
ordn.;  dazu  1483  der  Zusatz:  ,Vernement  min  herren, 
sölichs  werd  nit  gehalten  und  werffint  haggen,  knü- 
pfind  die  seil  aneinandern  ...  wer  sölichs  mer  tätte 
der  ist  dem  einung  verfallen';  1489/1563  folgender- 
massen  abgeändert:  ,. ..  und  sol  der  selben  seilen  sechse 
vor  der  band  han,  die  andern  hinder  im  und  ein  span, 
der  sol  halten  30  und  nit  me  . . .  und  sol  man  das 
glicher  wis  mit  rottengarnen  oder  andern  garnen,  wo- 
mit man  zuo  dem  egly  zücht,  och  also  halten,  und 
sol  och  dheiner  me  seilen  im  schiff  han,  denn  wie 
obstat.'  ,Es  sol  ouch  nieman  die  murvischly,  das  do 
heisset  das  swalenbruot,  vachen  dann  über  fünf  seil 
ungefarlich,  ald  es  were  dann,  das  einer  die  under 
dem  is  fienge,  das  hat  dehein  bann.'  1428,  ZGreif. 
Fischerordn.;  dafür  1519:  ,Ouch  mögent  die  vischer, 
ob  sy  wellent,  die  fünf  seil  züchen,  doch  nit  under 
dem  yss,  und  soll  ein  vogt  von  Gryffensee  die  selben 
murvischli  beschirmen.'  ,Es  soll  ouch  umb  meerer 
glycheit  willen,  damit  die  im  obern  und  nidern  see 
destbass  nebend  einandern  belyben  mögend,  niemand 
meer  an  dise  garn  [,summertrachten']  leggen,  dann 
uffs  meist  zwei  seil  vor  der  band.'  1512,  Z  Fischer- 
ordn. für  den  See.  ,Die  garn,  so  die  weidlüt  unzhar 
mit  14  seileren  und  sechshundert  mäschen  gefüert  und 
zogen  habend,  die  sollend  sy  nunhinfür  nit  meer  dann 
mit  10  seileren  und  vierhundert  mäschen  züchen  und 
bruchen,  damit  destminder  Schadens  bescheche  und 
das  prüet  nit  gar  verderpt  werde.'  1531,  Z  Ratserk. 
Kürzer  sind  die  Seile  beim  Land-Garn  (vgl.  Bd  II 
422).  ,Es  sol  ouch  nieman  mit  enkeinen  watten  ze 
sew  varen  won  von  wiennachten  unz  ze  ostern,  und 
sol  man  mit  krebwatten  in  zwein  schiffen  züchen,  als 
verr  man  mit  den  modern  mag  geschalten,  und  süllent 
die  seil  an  den  selben  watten  sin  ze  beiden  wenden 
by  drin  oder  vier  klafter  und  nit  lenger,  und  die 
steinwatten  sol  man  züchen,  daz  einer  an  dem  land 
sye,  der  ander  sewes  halb,  und  sol  daz  seil  landes 
halb  6  oder  7  klafter  haben  an  der  lenge  und  nit  mer 
und  sewes  halb  drü  oder  vier  klafter  an  der  lengy 
und  ouch  nit  mer.'  1422/89,  Z  Fischerordn.  Noch 
kürzer  am  Stellnetz:  ,Wo  ouch  ein  vischer  mit  dem 
garn  zücht  und  ein  stossruoten  stosst,  mit  einem  stall- 
schiff, da  soll  einer  anfahen  netzen  setzen,  da  syg 
fecher  oder  nit,  und  soll  für  sich  insetzen  ein  halb  s. 
Und  wenn  er  ein  halb  s.  gesetzt,  so  soll  er  dann  sin 
netzen  setzen,  obsich  oder  nidtsicb,  doch  sover,  daz 
er  im  nit  widerumb  setz  gegen  sinen  faachhen  necher 
dann  ein  halb  s.'  1519,  ZGreif.  Fischerordn.  —  c)  zum 
Aufziehn  und  Herunterlassen,  Aufhängen.  Am  Zieh- 
brunnen: ,Jo.  Seiler  umb  ein  s.  gen  Loupon  uff  die 
bürg  zuo  dem  sod  4  Ib.  12  ß.'  1375,  B  StRechn.  Am 
Drehrad;  s.  Bd  VI  483.  Gewichtseil  an  der  Turmuhr: 
,Der  gewege  nim  beder  war;  so  si  sich  ergangen  ha- 


bent,  das  si  schiere  nüt  me  seilen  habent,  so  züch  si 
wider  uf.'  1385,  L.  Seil  der  Weinschröter:  .Wann 
die  Küffer  mit  ihrem  S.  und  Volk  Wein  einlassen.' 
B  Küferordn.  1691  / 1733.  ,Sich  an  einem  S.  herab- 
lassen' uä.  .Etliche  entrunnend  über  die  muren  uss, 
die  sich  an  seilern  hinussliessend.'  Äg.Tschuih,  Chr. 
,Die  darinnen  lagend,  Hessen  sich  uss  Forcht  an  Sei- 
leren hinden  über  den  Velsen  ab.'  JJRüeger  1606. 
,Ans  S.  bangen',  um  sich  hinaufziehn  zu  lassen;  s.  brav 
(Bd  V  427).  Eine"  am  S.  abe"  lö",  foppen,  (hinterrücks) 
verspotten  Aa  (ziemlich  allg.);  Bs;  ScuStdt;  ZStdt;  vgl. 
seilen.  Insbes.  <x)  Folterseil.  S.  Bd  VI  395  o.  .[Die 
Basler  hätten  ihren  Zunftmeister]  fengklich  angenom- 
men und  understanden,  uss  im  an  dem  s.  und  uff 
dem  rössly  [gewünschte  Aussagen]  ze  trengen  und  ze 
Dötten.'  1484,  Bs.  .[Bettler:]  Streckend  den  böswicht 
[den  Ablasskrämer]  an  einem  s.,  so  hörend  ir  siner 
tück  ein  teil!  [Eine  Frau:]  ...  Har,  har,  wir  wend 
den  keiben  strecken  und  mit  dem  s.  sin  gwerb  er- 
fecken!  [Darauf]  bundend  [sie]  im  hend  und  füess, 
zugend  in  an  einem  s.  hoch  uf  in  aller  wis,  form 
und  gestalt,  wie  man  ein  mörder  streckt,  bis  er  sprach, 
er  wett  vergechen.'  NMan.  ,So  hat  er  [der  Herzog 
von  Savoyen]  zuo  mer  schmach  in  mitten  in  der  statt 
Jenf  am  platz  des  merkts  ein  eerenman  am  s.  lassen 
ufziehen.'  1526,  Absch.  (Klage  der  Genfer  Gesandten); 
dafür  1530:  Der  Herzog  habe  einem  Burger  von  Genf 
,das  S.  geben'  lassen.  Oft  in  der  Wendung  , Einen  an 
das  (ein)  s.  legen,  schlahen.'  ,Sy  weltint  NN.  [Ver- 
schwörer] an  ain  s.  schlachen.'  1481,  G.  ,Die  erste 
[Urteil]  war,  man  solte  mich  an  das  s.  schlagen  und 
erkunden,  woher  der  falsch  glaub  wäre.'  GStähelin 
1559.  N.  wurde  Vormittags  ,an  das  S.  gelegt'  und 
Nachmittags  in  die  .Kluppa.'  1655,  Gr  (GFient  1896). 
S.  noch  fänglich  (Bd  I  860);  fragen  2  (ebd.  1291); 
legen  (Bd  III  1174).  , Am  s.  fragen.'  , Wenn  [der  Nach- 
richter] uf  den  turn  gat,  ein  person,  wip  oder  man 
ze  fragent  an  dem  s.  oder  mit  ander  marter,  ist  sin 
Ion  ein  pfd.'  1471,  BPES.  , Fürer  hat  N.,  mins  herren 
...  verwesser  und  amptman,  den  Möschen  am  s.  witer 
gefraget,  und  hat  also  der  M.  verjechen  . . .'  1471,  Z  RB. 
,Also  ward  Jätzer  .. .  durch  verordnete  rät  und  burger 
am  s.  gefragt.'  Ans».  , Am  s.  probieren';  s.  BdV305o. 
—  ß)  zum  Hängen  (am  Galgen).  ,Nu  ist  im  [dem  zum 
Tod  am  Galgen  verurteilten  Hehler]  hüte  worden  ein 
s.,  das  er  mit  uns  [den  Dieben]  glichen  teil  hat,  das 
er  ouch  an  die  leitren  gat ...'  Schachzabelb.  , [Krieger:] 
Unbillich  man  ir  dekeinem  [einem  von  Denen,  die 
nicht  am  Kampfe  teilgenommen  haben]  git  von  disem 
roub  dekeinen  teil;  ich  gab  in  allen  nicht  ein  s.'  ebd. 
Vgl.  seilen  1  b.  Unter  dem  Inventar  eines  Scharlatans 
vom  J.  1602  befanden  sich  Seile  vom  Hochgericht, 
die  gut  sein  sollten,  wenn  einem  Fuhrmann  die  Rosse 
nicht  ziehen  wollten.  ALI;t.  —  d)  gespanntes  Seil. 
E(s)  S.  spanne",  zB.  in  dem  unter  üf-heben  (Bd  II 
895)  beschriebenen  Hochzeitsbrauch;  s.  auch  spannen. 
,Wer  in  dess  dorffs  etter  huss  und  hoff  hat,  soll  je 
einer  dem  anderen  frid  geben  [s.  Bd  I  1280]  von  der 
straass;  will  dann  einer  besseren  frid  von  dem  anderen 
han,  soll  er  ein  s.  stecken,  da  er  anbin  gan  soll,  von 
einer  mark  uff  die  anderen.'  1475,  ZOWth.Offn.(Abschr. 
von  1649).  ,Der  nechst  boggen  [s.  Bd  IV  1061,  Bed. 
2  a  y]  g«ge»  Fischmerkt  soll  weder  mit  seilern,  noch 
dheinem  andern  zfig  verhänkt  ald  vermachet  wer- 
den,   sonders   fryg   offen  jederzyt  syn.'    1567,   Z.     ,In 


745 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


746 


Gruben  tretten,  über  Seiler  oder  Schwellen  schrei- 
ten, Stiegen  ab  steigen  [wodurch  ein  Beinbruch  ent- 
stehen kann].'  FWürz  1634.  Hieher  wohl  (vgl.  Gr. 
WB.  X  1,  219/8,  doch  auch  Wander  IV  518)  die  RA. 
Ein'n  über  's  S.  werfe",  ihn  übervorteilen,  überlisten 
(bes.  im  Handel)  GoT.,  .betrügen,  schnüren  (Zimmer- 
mannsbrauch).'  Kochh.  .Keiner  gdar  seinem  bruoder 
sicher  vertrauwen,  dann  ein  bruoder  wirft  den  andern 
übers  s.  und  ye  ein  nachpaur  verforteilt  den  anderen 
mit  betrug.'  1530/1707,  Jerem.;  rat;  äSeXcpös  rc-üspvfl 
Tttspviet.  LXX.;  Luther:  ,ein  bruder  unterdrückt  den 
andern.'  ,Die  töuffer  behelffend  sich  des  geists  [und 
nicht  der  Schrift]  und  werffend  damit  den  einfalten 
über  das  s.'  HBdll.  1531.  ,Die  einfalten  paursleut 
werdend  mit  listen  hindergangen  und  über  das  s.  ge- 
worfen, wie  man  spricht.'  LLav.  1582.  ,Der  dritt  [rühmt 
sich],  wie  er  sinen  nechsten  gefüllt,  in  über  das  s. 
geworffen  und  in  umb  das  sin  habe  gebracht.'  ebd.  1583. 
,Wie  du  vor  wenig  Tagen  hast  einen  frommen  Knab 
geworffen  übers  S.'  Wahrsager  1675.  ,[Der  Sünder] 
denket,  den  einfaltigen  Bruder  über  das  S.  zu  werffen 
und  mit  List  um  das  Seinige  zu  bringen,  habe  eben 
so  vil  nicht  zu  bedeuten.'  JJUlr.  1718.  ,Den  frommen 
Loth  hat  die  Trunkenheit  über  das  S.  geworfen  und  in 
die  erschrockenliche  Blutschand  gebracht.'  Lindinner 
1733.  Insbes.  a)  Wäscheseil,  wohl  allg.  Dim.,  an 
der  Aussenwand  oder  sonst  in  der  Nähe  des  Hauses 
(dauernd)  gespanntes  Seil,  woran  Kinderwäsche  ua. 
zum  Trocknen  aufgehängt  wird  ApV.;  in  ApLb.  Hang-S. 
Henk  's  [die  Wäsche]  i"  's  Sali  use"!  ,[N.  soll]  den 
nachpuren  vor  dem  Rüden  und  Schnüggen  anzeigen, 
das  niemand  mer  die  seil  an  geraölt  halsysen  spanne.' 
1567,  ZRM.  Dazu  (s.  Bärnd.  1904,  435):  Es  S.  voll, 
bildl.,  eine  stattliche  Reihe,  schöne  Anzahl.  Gotth. 
—  ß)  Treppenseil.  Ich  war  vor  Schrecke"  schier  gar 
icider  hindertsich  d'  Stegen  abe"  'purzlet,  ivenn-i"'  mieh 
nid  noch  hätt  chönnen  am  S.  halte"  AARued.  [Ein 
Angeheiterter  zog  statt  am  Glockenseil]  am  Seili,  wo 
statt-mene"  G'lander  der  Wand  nä'h  ufe"g'gangen  isch. 
RvTavel  1910.  —  y)  Seil  des  Seiltänzers.  .Denen,  so 
das  spil  in  der  Crützgassen  uff  dem  s.  machten,  10  pfd.' 
1513,  B  Staatsrecht  ,tjf  dem  s.  gän.'  .Denen,  so  uf 
dem  s.  gangen  sind,  an  ir  spil  und  zerung  5  pfd  17  ß 
4  d.'  1510,  ebd.  ,Sich  begon  mit  dem,  das  einer  auff 
dem  s.  gadt,  schamobaticam  facere;  der  seilgenger, 
ein  gaukler,  der  uff  dem  s.  danzet  oder  gadt,  funam- 
bulus,  scheenobates,  neurobata.'  Fris.;  Mal.  .Warend 
etlich  fremde  hie,  die  uf  dem  s.  giengend  und  seltzam 
afentür  annengend.'  JHaller  1550/73.  Uf's  S.  gö", 
uneig.,  der  Gesellschaft  Etw.  zum  Besten  geben  Aa 
Leer.  (H.).  Der  junge  Pfarrer,  ein  lustiger  Spring- 
insfeld, ,mag  sich  hier  in  einem  solchen  Schlauraffen- 
land  geglaubt  haben,  dass,  wenn  er  auch  seinen  Schäf- 
ten auf  dem  S.  vortanzen  würde,  er  sein  Lebtag  nie 
runter  purzeln  und  ein  Bein  brechen  könnte.'  UBräg- 
ger.  —  8)  am  Spannbett;  s.  Bd  IV  1815  und  vgl. 
Spann-bett-S.  —  s)  zum  Fangen  von  Wild,  netzförmig 
gespannt;  vgl.  Mittel-,  Wild-S.  ,NX.  hand  geseit,  wie 
daz  Spisser  zuo  Gutteringen  in  miner  herren  gericht, 
zwing  und  penn  hesset  hab;  also  kam  N.  zuo  im 
und  sprach:  Wer  jaget  da?  ...  Min  herren  hand  das 
jagen  verbotten  und  ist  uns  geheissen,  wer  da  jaget, 
daz  wir  im  schnuor  ald  s.  sond  nemen.'  1464,  Z  RB. 
,Es  ist  durch  min  herren  erkent,  das  die,  so  nit  eigen 
gejegd,  hund  und  s.  haben,  wenn  si  baren  oder  swin 


vachen  in  unsern  landen  und  gebieten,  einem  burger- 
meister  den  köpf  geben.'  1486,  Z  RM.  ,Ouch  ist  ver- 
botten im  Wysenbergk  ze  jagen  hirzengwild,  gemschen- 
gwild,  rechgwild  weder  ze  schiessen  ald  [mit]  s.  ald 
tru  keins  wegs  ze  fan  by  5  pfund  ze  buoss  dem  landt.' 
1511,  XdwLB.  ,Wir  [die  Ablasskrämer]  tribend  den 
kilchherren  das  gwild  in  das  s.,  denn  habend  wir 
von  allen  dingen  den  halben  teil.'  NMan.  Auch  XVI., 
Lied.  S.  noch  chiflen (Bd  III 176/7).  —  c)  zum  Messen, 
von  bestimmter  Länge;  vgl.  Buet  1  g  (Bd  VI  1-J7); 
Schnuer.  ,Als  beid  teil  etliche  marchen  ...  zuo  setzen 
begertent,  habend  wir  ein  march  gesetzt  und  geordnet, 
also  dass  von  St  Wolfgangs  kilchen  die  gredin  herab 
gegen  oder  über  den  Rhyn  fünfzig  sail,  da  jedes  dry- 
zehen  klafter  lang  sig,  ein  march  sin  soll  ...  da  dannen 
grad  hinus  ein  march  siben  sail  lang,  da  jedes  dry- 
zehen  klafter  lang  sig,  gemessen.'  1528,  Absch.  (Spruch 
in  dem  Streit  zw.  Ragaz  und  Maienfeld  betreffend 
Marchen  am  Rhein).  ,Die  von  Maienfeld  haben  das 
Wuhr  zu  beseitigen  und  zwar  auf  41  Sail,  jedes  S. 
zu  13  Klafter  ...'  1534,  Streit  zw.  Ragaz-Pfäfers  und 
Maienfeld  betr.  Rheinwuhre.  ,Von  diesem  Marchstein 
hinaus  sind  eilfthalb  Seil  und  drei  Klafter,  jedes  S. 
zu  13  Klafter  und  jedes  Klafter  zwölfthalb  Churer 
Quart.'  1581,  ebd.;  s.  FlElgger,  Urkunden-  und  Akten- 
sammlung der  Gemeinde  Ragaz  (1872)  S.  59/84,  wo 
weitre  Belege  (seit  dem  XVII.  fehlt  das  W.).  Bei  Land- 
aufteilungen verwendet.  ,[Gott  sprach:]  Dir  gibo  ih 
terram  promissionis,  dir  populo  fideli,  funiculum  he- 
reditatis  vestre,  ze  mazseile  iuweres  erbes,  daz  ir  iz 
teilent  mit  seile.'  Notker  (Ps.  104,  11).  ,Den  so  [mit 
einer  Krone  im  Himmelreich]  gelonot  wirf,  die  mugin 
sprechen :  funes  ceciderunt  michi  in  preclaris  [Ps.  XV  6]. 
Die  gebruodire  teilent  ir  erbe  hie  in  dirre  werlte  ette- 
wenne  mit  seilen;  da  denne  daz  s.  hine  geviellet,  ez 
si  übel  oder  guot,  da  muoz  ez  der  nemin,  der  denne 
wellin  sol.'  E.  XII.,  Wack.  1876;  s.  Land-mess-S.  Vgl. 
dazu  auch:  ,[Auf  die  Bitte  der  Töchter  Ludwigs  d.  D., 
ihnen  den  Platz  für  das  zu  gründende  Kloster  zu  be- 
zeichnen, sandte  Gott]  ein  grüen  s.  von  himel  herab, 
das  lag  ringwis  uf  der  hofstat;  darbi  der  küng  sacli 
und  markt,  wie  wit  und  ver  er  buwen  sollt.  Dis  s. 
nieman  kond  wüssen,  von  was  matteri  es  gemacht 
was,  und  wirt  noch  hüt  bi  tag  in  einem  sarch  ob  dem 
fronaltar  behalten.'  HBrennw.,  Chr.;  s.  noch  unter 
Gloggen-S.  —  f)  Springseil  der  Kinder,  verbreitet;  s. 
seil-gumpen  (Bd  II  313;  in  Ap  s.-jucken).  —  g)  Seil- 
schaukel; s.  rlten  3  a  (Bd  VI  1677),  seil-rlten  (ebd. 
1695)  und  vgl.  Rit-S.  —  h)  Steigbügel.  .Darnach 
sässe  er  uff  sin  ross,  trätte  mit  den  füessen  in  die 
seil,  die  an  dem  saumsattel  werent,  und  ritte  die  strass, 
wölte  zuo  dem  tor  us.'  1459,  Z  RB.  —  i)  Tragseil 
an  einem  Rückenkorb.  ,Ein  Graskorb  [s.  Bd  III  452] 
32  ß,  Seil  darzu  4  ß.'  1792,  Z  Haush.  —  k)  Zündstrick; 
vgl.  Für-,  Chüder-,  Zünd-S.  ,Zuo  disem  schiessen  ein 
jeder  schütz  ...  ein  fhürschloss  und  weder  schwum 
noch  s.,  sonder  ein  fhürstein  im  hanen  [haben  soll].' 
1560,  Z;  vgl.  FMarti  1898,  45.  —  2.  Seili,  herabhän- 
gender Nasenschleim  AaF.;  vgl.  Gloggen-S.;  seilen. 
Lueg  ä"ch  dert,  es  hanget-em  es  S.  (hangefd-em  zu-ei 
Seili)  ab  der  Nasen  abe"! 

Imhd.  seil,  Vi.  nnver.,  mhd.  auch  teiler;  vgl.  Gr.  WB. 
X  1,  -JUS  ff.:  Martiu-Lienh.  II  350.  Die  Stellung  vor  tauto- 
syllab.  I  bzw.  u  hat  zT.  eine  besondre  Entwicklung  des 
Stammvokals  ztu  Folge  gehabt:   Sil  WG.,  Si'll  TB.,  Seu,  Si'u 


Sal,  sei,  sil,  so],  sul 


748 


BU.,  .S'?2«  LG.  (auch  mit  leichter  Rundung  des  e);  Sal  GGams 
(sonst  ä»  für  altes  ei);  vgl.  ZW.  Zum  PI.  auf  -i  vgl.  die 
Anni.  Bd  VI  274/5.  Der  er-Pl.  auch  noch  1425,  AaB.; 
Tierb.  1563;  1707,  Bib.;  1764,  LAdlig.;  ISIS,  ZgÄg.  Kaufbr. 
Vgl.  auch  .SVi7i  f.,  St'i  //.  —  5.  in  Ortsnamen,  ,1m  Seil'  G. 
,S.-Egg'  Schw,  ,-Gassen.'  1538,  ThEgn.,  ,-Holz'  S  (,Ober- 
seilholz'),  ,-Richti'  B,  , -Stock'  Schw.  , Seile'  Bs,  ,Seili-Holz, 
-Matten'  B.  , Muli-Seilen'  B  (hieherV  vgl.  Mülisnler  Bd  IV 
191).  ,Seilereu'  BsReig. ;  BGommisw. ;  S.  Hausname:  ,Drei 
Seiler',  ,Zun  3  Seilen'  Z  (Mem.  Tig.  1820).  —  Zur  Reduktion 
des  W.  in  den  folg.  Zssen  vgl.  -feil  >  -j\l,  -Teil  >  -'Cd  usw. 

Oberte«-  s.  Oberten  (Bd  I  54);  so  AaZ. 

Affe°-:  Narrenseil.  ,Hab  acht,  wie  füerst  dich 
selbs  am  a.!'  Gyrenr.  1523.  —  Auch  bei  Lexer  I  23; 
Gr.  WB.  I  184;  Sanders  II  1069. 

Egte"-:  das  Seil,  an  dem  von  Rindern,  an  steilen 
Äckern  auch  wohl  von  Männern  die  Egge  gezogen 
wird  GrScuIius.  —  Um-:  a)  Seil,  das  rings  um  das 
Segel  geht  und  dieses  vor  dem  Reissen  schützt  Tb 
Rom.  (Omm-Säl).  —  b)  die  aus  einem  stärkern  Strick 
bestehende  Einfassung  des  quadratischen  Heugarns 
(Blächen)  BHa.;  UwLung.  S.  auch  Är-S.  —  Anker-. 
,Umb  Anker-  und  andere  Seil  96  fl.'  1655,  ZStdt  (Aus- 
rüstung von  Kriegsschiffen). 

Ar-:  Bezeichnung  der  an  zwei  neben  einander 
liegenden  Ecken  des  quadratischen  Heugarns  befestig- 
ten Stricke,  die  zum  Binden  der  Heulast  (Chlupfel) 
dienen,  indem  man  sie  durch  die  an  den  Ecken  quer 
gegenüber  angebrachten  Trieglen  zieht;  um  das  Garn 
vollends  zu  schliessen,  fährt  man  mit  ihren  Enden 
noch  durch  die  Latsche  am  Um-Seü  (s.  das  Vor.)  und 
knüpft  sie  zusammen  BHa.  Syn.  Silen.  S.  auch  nüt- 
rätsig  (Bd  VI  1621).  —  Vgl.  in  (Bd  I  388/9). 

Ise"-:  „Kette,  an  welcher  das  Bindvieh  im  Stalle 
angebunden  wird  Schw;  Zg"  (St.2).  Si  händ  vill  V'eh 
am  1.  SchwMuo.  (aus  einem  Neujahrswunsch). 

Folter-:  =  Seil  1  c  a.  ,5  pfd  gab  ich  dem  seiler 
zuo  Grüeniugen  umb  6  spanbetseil,  ein  f.,  ein  gloggen- 
seil  und  das  brunnenseil  ze  letschen  und  besseren.' 
1541,  ZGrün.  Amtsrechn.  ,Das  f.,  zwick  oder  treib- 
schnüer,  mit  denen  man  folteret,  fodicula;,  tonnentum.' 
Fris.;  Mal.  ,[Die  Gefangene  habe  sich]  am  V.  vom 
Rathus  hinabgelassen  und  darvon.'  1636,  ZWth.  ,Uas 
Gewissen  hört  den  Sünder  als  ein  Scharffrichter  Gottes 
ab  gleich  als  auf  einen  Peinbank  und  F.'  AKlingler 
1691.  In  mehr  oder  weniger  festen  Verbindungen. 
,Der  vicari  wolts  [die  ihm  zur  Last  gelegte  Aussage] 
nit  gston;  do  enbot  sich  der  priester  ans  f.  mit  im, 
er  hetts  geredt.'  SHofmstr  1526.  ,Uf  den  19.  ougst 
ward  der  lesmeister  zuom  v.  gevordret.'  Ansh.  ,[Man 
hat  den  Angeklagten]  ermant  ...  den  turn,  das  v.  zuo 
myden;  hat  alles  nüt  vervangen.'  1541/43,  Z  Ehege- 
richt. ,Seit  die  alt,  wann  man  sy  ans  f.  sölte  schla- 
chen,  so  wüsse  sy  in  irem  hus  nüt  eergerlichs  ver- 
gangen sin.'  ebd.  ,Wo  er  [Hans  Wolfer]  der  selbigen 
Worten  jetzmal  absyn  weit,  begerte  er  sich  mit  HVV. 
an  das  v.  zuo  schlagen,  damit  die  warheit  an  tag 
käme.'  1546,  Z.  S.  auch  gichten  (Bd  II  110).  .Sich 
selbs  ans  f.  begäben,  injungere  sibi  tormentum.'  Fris.; 
Mal.  Dass  man  ,die  starch  argkwönigen  landtstrycher 
fengklich  annemme  und  sy  ein  gengli  am  v.  tuon 
lasse.'  1563,  Z;  dafür  1615:  ,Das  man  die  frömbden 
Landtstrycher  ...  gefengklichen  annemmen,  sy  ein 
Trab,  zwen  oder  dryg  am  F.  tun  lassen  [solle].'  ,Aber 
am  f.  habe  er  hekendt...'  1576,  Z  RB.  ,Das  A.  den 
B.  faltschlichen  und  freffenlicher  wyss   an  das  f.  ge- 


braacht.'  1585,  ebd.  ,Wyl  er  am  f.  die  marter  gelitten.' 
1599,  ebd.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  1886. 

Vor- Seift:  der  vorderste  Teil  der  Peitschenschnur, 
an  dem  der  Zwick  (s.  d.)  befestigt  wird  BLütz.;  s.Bärnd. 
1904,  281.  —  Für-:  1.  =  Seil  1  le.  Syn.  F.-Hälsing 
(Bd  II  1212).  ,Ussgen  ...  um  fürseil  zuo  den  büchsen.' 
1527,  ZWth.  Seckelamtsrechn.  ,Die  secter  haftend  sich 
bim  büchsenhus  ganz  gerüst  mit  büchsen  und  an- 
zünten  fürseilen.'  Salat,  Ref.-Chr.  In  Peterlingen 
habe  man  sich  mit  Handgeschütz  und  Feuerseilen  ver- 
sehen. 1536,  F  (Absch.).  Weil  ein  Gefangener  be- 
kannt hat,  er  habe  Einsiedeln  anzünden  helfen  und 
das  Pulver  zu  Schaffhausen  gekauft,  soll  überall  ver- 
boten werden,  solchen  verdächtigen  Personen  Pulver 
oder  , Feuerseiler'  zu  verkaufen.  1578,  Absch.  ,4ul 
Mailänder  Feuerseile.'  1588,  L  Zeughausinv.  Das 
Feuerschloss  wird  nur  unter  der  Bedingung  zuge- 
lassen, dass  der  Schütze  neben  dem  Radschlosse  noch 
einen  Schnapper  anbringen  lasse,  damit,  falls  Etwas 
am  Schlosse  breche,  er  wenigstens  mit  dem  ,f.  schiessen' 
könne.  1589,  FMarti  1898.  ,Es  sollend  alle  Schützen 
ire  Schloss  an  iren  Büchsen  mit  gespaltnen  Hauen 
oder  Schnapperen,  die  sich  durch  den  Trückel  in  die 
Pfannen  ald  Tigel  zühind  und  darzuo  man  den  Zünd- 
strick oder  F.  bruche,  haben.'  Z  Mand.  1601.  ,Den 
Landen  oder  Fhürseil  [au  einer  Muskete].'  ebd.  1619. 
Es  werde  keinem  Seiler  das  Meisterrecht  gegeben,  der 
das  ,F.'  nicht  machen  könne.  1642,  L  KB.  (FHaas 
1909).  5  Kanonen,  453  Pfd  Pulver,  25  Feuerseile  und 
130  Pfund  Kugeln  wurden  den  Bauern  von  der  sich 
ergebenden  Stadt  Sursee  ausgeliefert.  1653,  JSG.  S. 
noch  luederen  2  (Bd  III  1105);  Busteten  (Bd  IV  1802); 
süber  (Sp.  70).  —  2.  bei  den  Löscharbeiten  verwen- 
detes Seil.  ,Ao  1674  wird  verordnet:  Ein  F.  zu  ma- 
chen, dazu  eine  jede  Berg-Bünte  */$  Pfd  Hanf  geben 
soll.'  Glur  1835.  —  Fuer-:  Seil  zum  Binden  von 
Heubürden,  die  gefahren  werden  GrAv.;  vgl.  Träg-S. 
—  Fisch-:  Fischergarn.  ,9  burdi  fischseil,  7  burdi 
wildseil',  im  Nachlass  eines  geistlichen  Nimrod.  1557, 
Z(Z  Anz.  1897,  28).  —  Flecht-:  , Seil,  womit  gewisse 
Wagenladungen  [Heu,  Stroh,  Laub  usw.]  hinten  und 
vorn  der  Quere  nach  auf  dem  Wagen  festgebunden 
werden'  GroHc  (Tsch.).  Syn.  Flechti  f.  GRuHe.  — 
Fliege"-:  wohl  =  Fl.-Garn  (Bd  II  420).  ,Ein  Fl., 
der  grasten  15  ß,  item  ein  kleineres  10  ß.'  Bs  TOrdn. 
1646  (Seilertaxe).  —  Gichter-:  =  Folter-S.  Die  der 
Hexerei  Angeklagte  wurde  auf  den  .Stock  der  Gichter' 
gesetzt,  wobei  das  ,G.'  dreimal  aufgezogen  und  wieder 
niedergelassen  wurde.  1587,  AhH.  1879.  —  Gumpi-: 
=  Seil-Gumpi  (Bd  II  314)  Bs.  —  Guntel-  £-:  mit 
Leder  eingefasstes  Seil  zum  Schleppen  von  Baum- 
stämmen; es  wird  am  Wellring  [drehbarer  Eisenring] 
des  Guntds  [s.  Gunten  I  Bd  II  382  u.]  befestigt,  so 
dass  es  sich  geng  chan"  umträjen  u"a  nid  zerträid  wird 
BGr.  (Bärnd.  1908). 

Garbe"-:  1.  über  eine  unter  dem  Scheunendach 
angebrachte  Rolle  laufendes  Seil  zum  Hinaufziehn  der 
Garben  von  der  Tenne  auf  den  Fruchtboden  LG.; 
ZKn.  Syn.  Eüs-,  Brügi-,  Beiti-,  Schiben-,  Schür- S. 
Dur"''  e"  iviti  Lücke'  t"  der  Beiti  hed-me"  chönne"  's 
G.  i"  's  Tenn  abe"  lä",  wenn-me"  hed  welle"  Frucht- 
garbe'' oder  Strauicelle"  ufesieh".  JScbnebeli  (ZKn.). 
,[In  dem  Verkauf  eines  Gutes  ist  uA.  inbegriffen]  ein 
Winden-  und  ein  Garbenseil  sambt  einem  Stäck-Eisen, 
alles  Holz    in   und   umb   die  Scheuren    [usw.].'    1672, 


749 


Sal,  sei,  sil,  sol, 


7  .-,11 


aZoll.  1899.  Unsicher,  ob  hielier  oder  zu  2:  .[Die 
Seiler]  sollen  die  Wurffseil,  Einderseil,  Kalberhälsig, 
Hewseiller,  Halftern  und  dergleichen  kleine  Arbeit, 
wie  auch  gleiclnnässig  Wagenseiler,  Acker-,  Fuhr-  und 
Kommetstrick,  Garbenseil  ein  Pfund  nit  böcher  ver- 
kauften dann  urab  sechs  Schilling.'  1648,  L  Handwerks- 
reformation.  S.  auch  Hälsel  (Bd  II 1211  u.).  —  2.  über 
das  vordere  und  das  hintere  Ende  des  , Wiesbaums' 
(s.  Bd  IV  1249/50)  zu  den  an  der  Wagenleiter  ange- 
brachten Wellen  gehendes  und  durch  Drehen  der  letz- 
tern gespanntes  Seil  zum  Festbinden  der  Garben  auf 
dem  Erntewagen  AaF.;  LHitzk.  (vgl.  ufen-riieren  Bd 
VI  1259).  Vgl.  die  synn.  Herne-,  Wis-baum-,  Wagen-, 
Wellen-,  Winden-S.  —  Bei  Gr.  WB.  IV  1,  134U  in  der 
Bed.   Garbeuband. 

Glogge"-:  1.  wie  nhd.  allg.  An  Kirchenglocken. 
,[Aus  dem  Beitrag  der  Kirchgenossen  soll  man]  kouffen 
schoflen  und  houwen  und  glogenseil  und  was  notdurft 
ist  dem  gotshus.'  XV.,  LRusw.  .Weilen  der  Bericht 
gefallen,  dass  alljährlichen  neue  Gloggenseil  in  den 
Kirchenturn  mit  zimmlichen  Kosten  müssen  gemachet, 
deine  aber  durch  eine  bequeme  Gattung  Tretten  könnte 
abgeholfen  werden  [solle  man  sich  über  die  letztem 
erkundigen].'  1726,  ZEmbr.  An  Hausglocken.  ,Das 
sy  nachts  biderben  lüten  die  gloggenseile  band  ab- 
ghowen  und  daz  für  die  wasserkilchen  ghenkt.'  14!»7, 
Z  RH.  .Welches  seil  [nach  der  Legende  einst  vom 
Himmel  gesandt,  um  den  Bauplatz  für  das  Fraumünster 
zu  bezeichnen;  s.  Sp.  746]  in  der  reforraation  in  hr 
Diethelm  Reusten  haus  zum  gl.  gemacht,  dan  es  wenig 
grösser,  dan  die  gloggenseiler  sind.'  HBull.  Tig.; 
darnach  vMoos  1778/80,  II  25.  ,Wo  sich  uff  einen 
erfindt,  der,  es  syge  in  butzenkleidern  oder  nit  be- 
schechen,  gloggenseiler  oder  die  füess  daran  bin  hüssern 
abgehouwen  ald  abgerissen  bette,  die  söllent  ouch  inn 
gfengknuss  kommen.'  1578,  Z  RM.  S.  noch  Folter-S. 
RAA.  Ein  an  de"  Hör  risse",  wie  wenn-s'  Glockcsail 
wäre".  Bs  Nat.-Ztg  1895.  Am  letze"  Gl.  zieh";  s.  Bris'II 
(Bd  V  794)  und  vgl.  Sp.  741  u.  —  2.  Glogge"-Säl,  -Sali, 
das  an  jedem  Ende  der  Segelrute  [die  nach  TTobler 
Glogge"  heisst;  doch  vgl.  dazu  Gloggen  7  Bd  II  611] 
angemachte  Seil,  womit  das  Segel  bald  mehr  nach 
rechts,  bald  mehr  nach  links  gezogen  wird,  je  nach- 
dem der  Wind  weht  Bodensee  (TTobler).  —  3.=  Seil  2 
(Sp.  746).  [Das  Kind]  het  geng  zwü2  Glogge"si2li  a" 
der  Nase"  BG.  Er  het  Glogge"sailer  fail,  von  Einem, 
dem  der  Rotz  aus  der  Nase  heraushängt  Bs  (Seiler). 
—  Vgl.  Martin-Lienh.   II  350;  Fischer  III  704. 

Grans-  Grö2s-Säl:  dickes  Seil,  das  vom  Vorderteil 
des  Schiffes  (s.  Grans  Bd  II  782)  hinauf  zur  Mast- 
spitze geht  Ti)Rom.  Vgl.  Sparr-S.  —  Gras-:  Netz 
zum  Tragen  von  Gras  BBe.  —  Halfter-SeiK:  Halfter- 
strick. [Der  Gaul]  het-sech  am  H.  la"  [aus  dein  Bach] 
use"zieh".  RvTavel  1904.  —  Hals-:  =  H.-Ring  1  (Bd 
VI  1089)  BE.  (Bärnd.  1904).  [Wenn  eine  Kuh  nach 
dem  übel  gelaunten  Melker  leckte]  ist-eren  e"  herti 
Füst  uf  d'  Nase"  g'fare",  dass-si  vor  Chlupf  z'rugg- 
g'schossen  u'"1  i"  's  H.  g'hanget  ist.  SGpeller  1911.  — 
Hinder-:  am  untern  Ring  des  für  Zugnetze  verwen- 
deten schweren  Ankers  befestigtes  Seil  mit  besonderm 
.Bauchen'  (s.  Pouchen  Bd  IV  964),  zum  leichtern  Auf- 
winden des  Ankers,  auch,  wenn  das  Ankerseil  reissen 
sollte,  zum  Wiederauffinden  desselben  dienend  Boden- 
see (Klunzinger  1892,  189).  —  Hang- Saft  s.  unter 
Seil  1  d  a.  (Sp.  745). 


Häng-  ApK.  (He'-ng-Säl);  BHa.  (Henq-);  GWidn., 
Hemm- Seil  ApH.,  I.:  =  Heisel  III  (Bd  II  1687),  Leit- 
seil. ,Ein  vierrössigs  hennsel.'  1572,  Z  RB.;  s.  rössig 
(Bd  VI  1439).  ,So  jemand  bei  Früchten  weiden  will, 
solle  alles  Vieh  an  einem  Strick  oder  Heisell  gefürt 
und  besorget  werden,  damit  niemand  in  Gefahr  oder 
Schaden  versetzet  werde.'  1791.  TuHw.  Arch. 

Die  Grundf.  ist  sieher  Bäng-Seü,  zu  mhd.  hengen  (s. 
hängen  4  a  Bd  II  1446  mit  Anm.);  vgl.  ,Häng-Eiemen,  -Seil' 
bei  Fischer  III  1150,  auch  ,H&ng(e)seil'  bei  Gr.  WB.  IV  2, 
453.  Für  die  Form  Hemm-S.  Hesse  sich  Anlehnung  au 
.hemmen'  (s.  hammen  Bd  II  12 7 1/2,  dazu  Hemmen  IL  ebd. 
1276)  annehmen,  das  aber  den  Ar  MAA.  fehlt,  auch  in  der  Bed. 
nicht  ganz  entspricht;  wahrscheinlicher  ist  daher  rein  laut- 
liche Entstellung  aus  Hiing-S.;  zum  Übergang  von  nn  >  mm 
vgl.  JVc'sch   1010,   17fi    (wo    allerdings  nur  Fälle  nach  «). 

Üf-henk-:  Wäscheseil.  ,2  Klüngeli  Ufherrkseil.' 
1673,  ZInv. 

Herd-,  ,Erd-':  I.  starkes,  langes,  um  die  Herd- 
Schiben  (s.  d.)  laufendes  Seil,  an  dem  im  Frühling  auf 
steilen  Grundstücken  die  durch  die  Wirkung  des  Re- 
gens oder  infolge  des  einseitigen  Pflügens  am  untern 
Ende  sich  anhäufende  oder  vor  dem  Pflügen  ausge- 
hobene Erde  auf  die  Höhe  der  obersten  Furche  ge- 
zogen wird,  sei  es  in  .Bennen'  oder  so,  dass  ein  Mann 
die  Erde  in  einer  Hütte  auf  dem  Rücken  trägt  und 
sich  das  Seil  um  den  Leib  schlingt;  als  Zugkraft 
dienen  Pferde,  Rinder  oder  in  einfachem  Verhältnissen 
auch  Menschen  (indem  zB.  der  Vater  von  seinen  Kin- 
dern sich  hinaufziehn  lässt)  BE.,  M.;  s.  Bärnd.  1904, 
105  mit  Abbildung  und  vgl.  zur  Sache  furren  3  (Bd 
I  938).  Nach  AvRütte  wird  auch  etwa  nur  ein  Seil 
oben  im  Acker  befestigt  und  der  die  Erde  tragende 
Arbeiter  zieht  sich  daran  empor.  ,Ein  Erds.  samt 
Scheibe'  BRünkh.  (unter  landw.  Geräten).  —  2.  Schnur, 
welche  beim  Stecken  von  Kartoffeln  usw.  ausgespannt 
wird,  um  gerade  Reihen  zu  erzielen  Bü.  —  herd- 
seile":  die  im  Vor.  unter  1  beschriebene  Arbeit  ver- 
richten BE.  (vRütte),  Sum. 

Hörn  Höre"-:  das  Seil,  das  man  eingespanntem 
Rindvieh  an  die  Hörner  bindet  und  womit  man  das- 
selbe lenkt  GrD.  (B.);  vgl.  Chopf-Biemen  (Bd  VI  909). 

Hass  He'is-  GSa.,  G"-hass-  ZDäg.,  Dättl.,  Sth., 
auch  lt  Dan.:  Wäscheseil;  in  ZSth.  auf  dem  Dach- 
boden gespannt  zum  Aufhängen  der  noch  ungewasche- 
nen Kleiderwäsche.  —  Auch  schwäb.  (Fischer  III  1224). 

Hüs-:  =  Garben-S.  1  LTriengen.  ,Dem  Miller  zu 
Ersigen  das  Hausseill  zalt;  es  hat  gewogen  206  Pfund, 
cost  ein  Pfund  2  Bz.  2  Krz.,  ist  zusammen  20  Krn. 
15  Bz.'  BE.Rechn.  1700/34.  —  Chauf-hüs-.  ,[Der 
alte  Baumeister  übergibt  dein  neuen  uA.]  3  Steinrad- 
und  2  Koufhusseil.'  1609,  Z;  vgl.  Chauf-Hüs  (Bd  II 
1714). 

Huttel-:  wohl  Wäscheseil;  vgl.  Hudella  (Bd  II 
997  o.).  .Zwei  Huttelseiler.'  G  Freitags-Avis-Blättlein 
1735. 

Heu"-,  in  BsL.  (Spreng);  Z  lt  Spillm.  auch  Heus.J: 
Seil  zum  Binden  einer  Heulast  BsL.  (Spreng),  und 
zwar  a)  einer  Heubürde  (s.  Burdi  1  a  a  Bd  IV  1541/2), 
oft  doppelt  und  mit  der  Trüegle"  am  einen  Ende  Ap 
(auch  Dim.);  B;  Gl;  Gr  (in  Seew.  nach  Dan.  aus 
Leder  geflochten);  L;  GA.,  Sa.;  Ndw  (s.  Burdi-Sack 
Sp.  632).  —  b)  eines  Heufuders,  entspr.  Garben-S.  2 
(s.  d.)  GSa.,  uT.;  Tu:  Z.  RAA.  Wen"  i«*  Meister  war, 
ich  fier  mit-eme"  verchnüpße"  H.  under-si  und  jugti-si 


751 


Sal.  sei,  sil,  sol, 


752 


zum  Tu  fei!  JRoos  1907.  E"  Linie"  «j  tick  wie-n-es  H. 
Z  (Dan.).  ,Er  macht  [vgl.  machen  II 1  et  BAU  32] 
deswegen  kein  H.  mehr,  wenn  er  schon  Französisch 
kann'  Z  (Dan.).  N.  habe  ,zwo  schuflen,  ein  gunten 
und  ein  höwseil'  gestohlen.  1580,  Z  RB.  Dem  Bauern, 
der  ,das  Ried  auf  dem  Schlitten  in  den  Boden  hin- 
unter zieht',  lässt  man  dazu  ,die  nötigen  Heuseiler' 
zukommen.  2.  H.  XVIII.,  ScuwE.  ,[Ausgaben]  für  Heu- 
seiler...' 1785,  Z  Haush.  S.  noch  Garben-S.  (Sp.  749  o.). 
—  Vgl.   Gr.  WB.  IV  2,   1294;   Fischer  II   1562. 

Chüe-:  Strick,  mit  dem  die  Kuh  an  der  Krippe 
angebunden  wird  Z.  Er  isch  am  Ch.  a"'bunde"  (-'bunge") 
oder  ab  dem  Ch.  ertrunne",  von  einem  groben,  unge- 
bildeten Menschen  Bs;  S.  ,Es  seie  eine  gemeine  Sag 
gewesen,  die  Wildin  habe  bekennet,  dass  sie  ihre 
Tochter  an  ein  Kühseil  gebunden  und  mit  einem 
Schürgstecken  geschlagen  und  sy  also  auch  zu  einer 
Hex  gemachet.'  Wasterk.  Proz.  1701.  S.  noch  Hälsel 
(Bd  II  1211  u.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  V  2583.  S.  auch  (Chüe-) 
Seili  f. 

Chüder-:  scherzh.  =  Für-S.;  s.  Chräuwel  (Bd  III 
921).  —  Chemi"-:  das  Seil,  woran  der  Chemi"-Teckel, 
der  in  alten  Holzhäusern  über  dem  pyramidenförmig 
sich  zuspitzenden  Rauchfang  angebracht  und  auf 
seiner  Verlängerung  über  die  Stützkante  hinaus  mit 
einem  Stein  beschwert  ist,  bei  Regen  von  der  Küche 
aus  zugezogen  und  nachher  wieder  in  die  Höhe  ge- 
lassen wird  BZ  weis.;  die  Sache  auch  in  BBr.  Vgl. 
Chämin  (Bd  III  258)  und  Ch.- Teckel.  —  Chamb- 
Chamm-:  am  Chamm  (s.  Chamb  II  Bd  III  299)  be- 
festigter Strick  zum  Anbinden  des  Rindviehs.  [Bauer 
am  Morgen  vor  der  Alpfahrt:]  Iez  go"  mer  uf  d'  Chemi- 
dili  ufe"  und  holi"d  d'  Chammseiler  und  d'  Chamme". 
JJRütl.  (GoT.).  Eppen  en  Hälsi"g  cha""st  auch  ne"! 
Wenn  grad  e"  Chue  e"  Ch.  verzere"  wurd,  se  wärc-mer 
denn  frö  drüber,  ebd.  —  Chnüttel-S'äft:  .kleinerer 
Strick'  ZSth. 

Krön-.  .Sträng,  Schnüer,  Strick,  Kronseiler.' 
Krieksb.  1644,  116.  —  VVahrsch.  Druckfehler  für  , Krau- 
seiler'; vgl.  Stein-rad-S. 

Liebes-:  Liebesband.  , Billich  nihmet  es  nach- 
sinnliche Menschen  Wunder,  wo  es  hebe,  dass  die 
Menschen  durch  dise  güldene  Liebesseiler,  durch  disen 
Reichtum  der  Güte  und  Langmütigkeit  Gottes  sich 
nicht  wollen  ziehen  und  bereden  lassen,  sich  Jesu 
zuergeben.'  JJUlr.  1718.  —  Vgl.  auch  Gr.  WB.  VI  954; 
Sanders  II   1068. 

Land-:  Landungsseil;  vgl.  Mer- S.  .Während  der 
Probefahrten  von  Flösserknechten  ist  der  zu  Prüfende 
anzuhalten,  das  L.  auf  verschiedene  Arten  anzumachen, 
den  Floss  nach  verschiedener  Art  zu  verbinden  und 
beim  Länden  das  Seil  zu  werfen.'  1855,  AiWallb. 

Last-?  ,Ich  [Aelianus]  hab  gesehen,  das  er  [der 
Affe]  mit  sennwägen  faren  können,  das  lastseil  frei 
an  sich  ziehen,  nachhenken  und  die  geisel  brauchen.' 
Tierb.  1563;  bei  Gesn.  1551:  ,ego  aurigre  munus  obire 
vidi,  habenas  nimirum  vel  abducendi  vel  remittendi...' 

Ebenso  in  den  Ausgaben  von  1555,  1586  und  1606. 
Dennoch  ist  ein  Druckfehler  wahrsch.,  für  .bastseil'  oder 
.leitseil":'  So  wird  auch  das  durchstehende  , sennwägen'  für 
.rennwägen'  verdruckt  sein. 

Leit-  (Lät-Säl  Th,  doch  in  THKessw.  Leit-Säl,  in 
Ap  auch  Leit-Säl),  in  AaL.;  Z  lt  Spillm.  auch  Leitsei,  in 
B;  S  auch  -Seili:  wie  nhd.  (meist  aus  Leder)  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Gl;  G;  S;  Th;  Z;  wohl  allg.  Vgl.  Häng-S.   ,Ein 


ganz  L.  zu  6  Pferden  4  Pfd,  item  für  ein  halb  L.  15  ß.' 
Bs  TOrdn.  1646  (,Sattlertax').  Ein  rechter  Fuhrmann 
wird  d's  L.  nie  la"  hange",  nit  z'  lugg  i"  der  Hannd 
ha".  Barnd.  1911.  .Jetzt  wusste  ich  [der  Schulmeister, 
der  wider  Willen  mit  Andern  langsam  gehen  muss], 
wie  es  einem  Ross  zu  Mute  sein  muss,  das  man  zum 
ersten  Male  ins  L.  nimmt.'  Gotth.  Der  lauft  under 
mV"m  L.  (under  miner  Geisle")!  nach  meinem  Willen 
BoAa.  Er  het  's  L.  i"  de"  Bände",  ist  Meister,  an  der 
Regierung  ZLunn.  und  wohl  auch  sonst.  ,Da  haben 
wir  wieder  einmal  unsern  Pfarrer:  wenn  er  's  L.  in 
der  Hand  hat  und  die  Geissei,  so  kann  ein  jedes  Kind 
ihm  dasselbe  wieder  nehmen.'  XHerz.  1863.  (D')s  L. 
i"  d'  Hand  ne",  die  Leitung  von  Etw.  übernehmen 
B;  S.  Iez,  wo  der  Isidor  [nach  dem  Tode  des  Vaters] 
's  L.  i"  d'  Hand  g'no"  het  ...  JReinh.  1905.  Man  mag 
.ziehen  am  L.,  bekümmert  um  die  Regierung  der 
Welt,  oder  sorglos  und  unbekümmert  seinen  Weg 
gehen.'  UBragger  1787.  —  Auch  mhd.  (für  Leithunde); 
vgl.  Gr.  WB.  VI  739/40;  Martin-Lienh.  II  351. 

Leitere"-:  starkes  Seil  mit  durchgesteckten  Spros- 
sen, am  einen  Ende  mit  einem  Haken  zum  Einhängen; 
bei  Feuersbrünsten  von  der  Feuerwehr  verwendet  Z. 

Mass-:  Seil  zum  Messen.  Notker;  s.  Euet  lg  (Bd 
VI  1827)  und  Seil  1  e  (Sp.  746).  —  Land-Mess-. 
.Funes  ceciderunt  mihi  in  preclaris,  in  zorften  teilen 
sint  mir  gevallen  diu  lantmezseil  ...  sid  du  [Gott]  bist 
teil  mines  erbes.'  ^Notker  (Ps.  15,  6);  vgl.  dazu  den 
Beleg  aus  Wack.  1876  unter  Seil  1  e.  —  Bei  Gr.  WB. 
VI   2140  .Messseil.'     Vgl.   ZfdA.   II   545. 

Mettel-:  Wildgarn  für  die  Mitteljagd.  ,Item  34 
mettelseil  mit  ingern  [Ingarn],  21  alte  wildseil  mit 
ingern,  91  mettelseil  on  ingern,  67  wildseil  on  ingern.' 
1445,  BsPfeff.  Schlossinv.  (Z  Anz.  1902/3,  203).  - 
Mueti-  s.  Wuetis-Her  (Bd  II  1555).  —  Metzg-: 
langes,  dickes  Seil,  an  welchem  in  der  Gemeinde- 
metzgerei das  geschlachtete  Tier  mittels  einer  Welle 
aufgewunden  wurde.  ,14  Pfd  15  ß  vor  ein  neues  M.' 
1781,  ZZoll.  Gemeinderechn. 

Nar(r)e"-:  wie  nhd.  Urspr.  meist  von  dem  Seil 
der  Venus  (mhd.  ,der  Minne  seil'),  auch  des  Teufels, 
an  dem  sie  die  ihnen  Verfallenen  halten;  s.  unter 
Seil  1  a.  ,[Die  Prediger]  achten  nit  der  scheflein  heil, 
laufent  mit  andern  am  n.'  An  f.  XVI.,  Schade  1863,  32. 
,Am  n.  füeren.'  Im  Fastnachtspiel  dargestellt:  ,Uff 
die  zitt  [Fastnacht  1527]  hatt  man  ain  spil  hie  [zu 
Schaff  hausen],  fürt  ain  freiwlin  den  babst,  kassar, 
küng  und  al  stend  am  narensal,  iettlichen  in  sim  statt, 
und  was  ich  der  kasser,  und  hatt  ein  ettlicher  ain 
narenkapen.'  Stockar  1520/9.  Sonst  gew.  und  noch 
heute  (in  USchäch.  im  N.  füere";  s.  Bd  I  289)  in  der 
verallg.  Bed.:  Einen  narren,  zum  Besten  haben  Aa; 
Ap;  Bs;  B;  Sch;  Th;  U;  Z;  wohl  zieml.  allg.  Er 
hät-en  scho"  lang  am  N.  (ume")  g'füert.  Iez  gang  hei'", 
du  hest  din  Teil;  du  fiierst  mich  nW  am  N.!  Z  Stall. 
.Einen  am  n.  oder  schnüerle  füeren,  circumducere 
aliquem  per  dolos.'  Fris.;  Mal.  ,Tetz,  da  wir  die 
gschrift  von  Gottes  gnaden  selbs  läsen  und  verston 
könnend,  lassend  wir  uns  nit  mer  in  denen  dingen 
äffen  und  am  n.  füeren.'  LLav.  1569.  .Armseligste 
Höllensklaven,  die  der  Höllenfürst  allbereits  am  N. 
führet'  SLutz  1736.  Gleichbed.  Eine"  am  N.  zieh". 
GJKuhn  1806  (von  Hexenbannern),  am  N.  ha"  Aa 
Leer.  (H.),  a"  's  N.  spanne"  Z,  am  N.  abeHö"  (=  am  S. 
abe"lö"  Sp.  744)  AAMell.    , Einen  am  N.  hangen  lassen'; 


753 


Sal,  sei,  sil, 


s.  Baupperei  (Bd  V]  1189).  Mit  andrer  Anschauung: 
,Auff  dem  n.  gon,  das  huorenübel  haben,  in  amoris 
rota  versari.'  Fris.  ;  Mal.  S.  auch  Wiegen-Band  2 
(Bd  IV  1333).  In  ÄAKünten  sagte  man  mit  Bez.  auf 
die  vielen  Windungen  der  Reuss,  sie  gehe  recht  im  N. 
ume";  gleichs.  wie  Einer,  der  am  N.  herumgeführt  wird. 

Vgl.  Gr.  WB.  VII  379/80;  Martin-Lienh.  II  351.  Eine 
Midi.  Darstellung  der  Venus  mit  dem  Seil  in  SBrauts  Narren- 
schiff zu   Kap.  13;  vgl.  dazu   Zarnckes  Kommentar. 

Nier-:  Seil  zum  Anbinden  des  Schiffes.  Vgl. 
Länd-S.  (Sp.  751).  ,[Es  soll  Jeder]  der  das  wasser 
ab  fart  ...  bi  im  haben  ein  byel,  ein  negber  und  ein 
n.,  die  ouch  die  schouwer  guot  dünken.'  1416,  Z  StB. 
II  263  (Ordn.  für  die  Niederwasserschift'er). 

Lesung  sicher.  Nicr-S.  entstellt  aus  Mier-S.  (vgl.  dazu 
Nüeren  Bd  IV  787),  zu  (einmal  bei  Otfrid  bezeugtem)  ahd. 
miaren,  ein  Schiff  am  Ufer  anseilen,  landen.  Unklar  ist  das 
lautl.  Verhältnis  zu  dem  syn.  an-märren  (Bd  IV  353),  worüber 
Weitres  bei  Kluge,  Seemannspr.   577. 

Nauwen-:  wohl  =  dem  Vor.  ,Profesia  [1.  pryni- 
nesia?],  n.'  Ebinger  1438. 

Buch-,  in  AaFH.  und  lt  ßochh.  -sei:  =  Büch- 
Eälsel  (Bd  II  1212).  ,Ein  Bauchseil  und  Stöss  15  ß.' 
BsTOrdn.  1646  (,Sattler-Tax').  —  Bei  Gr.  WB.  I  1169 
=  B.-Ckettm  (Bd  III   56G). 

Welle°-boek-:  Seil  am  Wellen-Bock  (s.  Bd  IV 
1133)  Z.  —  Baum-:  das  Seil,  das  im  Lastschiffe  den 
.aufgewundenen'  Segel- Baum  (s.  Bd  IV  1245)  hält 
TaBodensee.  —  VVis-baum-:  =  Heute- Seil  b  Aa 
(Harbin);  GT. 

Bind-:  =  dem  Vor.   Bs.    —  Vgl.   mhd.  banteeil. 

A"-bind-:  Strick,  mit  dem  die  Tiere  im  Stall  an 
die  Krippe  gebunden  werden  Z.  Syn.  Bund  1  b  (Bd 
IV  1355).  —  Bund-,  in  Ar  Bont-Sdl:  tauähnliches 
Seil  ApH.,  I.,  M.  (T.).  ,Vil  wagengeschir,  puntseil, 
sättel,  komet,  strick  und  anders  darzuo  gehörig  alls 
verkouft,  hinweg  gefüert  und  verprennt  [beim  Kloster- 
bruch in  Rorschach].'  1489/90,  G.  .Dem  seiler  umb 
2  bundseil  und  6  hälsing.'  1573,  ZGrün.  Amtsrechn. 
,Ein  Pfund  Seil  gemeiner  Arbeit  soll  verkauft  und 
alles  Bundseil,  auch  andere  Arbeit,  sowol  Burgeren 
alss  Landleuten  bei  dem  Pfund  und  dasselbige  hin- 
gegeben werden  umb  2  ß  6  d.'  Bs  TOrdn.  1646  (.Seiler- 
Tax').  —  Burdi-:  =  Burdi  2  (Bd  IV  1544)  GrA.,  Pr., 
sG.  Die  Burdi  Heu  wird  ohne  Heutuch  mit  dem  B. 
festgeschnürt  und  auf  einem  Schlitten  oder  auf  dein 
gefrornen  Boden  nach  Hause  gezogen;  vgl.  Bawel  III 
(Bd  VI  1875)  und  s.  Burdi  (Bd  IV  1542  o.),  ferner  die 
Abbildg  bei  CSchröter  1895,  176  (wonach  bei  FGSteb- 
lcr,  AW.  222/3).  —  Lind-bast  Limpisch-:  aus  dem 
Bast  der  Espe  gearbeitetes  Seil  (vgl.  Lind-Bast  Bd 
IV  1781)  S. 

Bett-:  langer  Strick,  mit  dem  der  Rahmen  des 
, Bett-Gatters'  (s.  Bd  II  497)  netzartig  bespannt  wird: 
vgl.  das  Folg.  und  ge-seilet.  ,Uss  einem  spycher  habe 
er  zu  6  schinhüeten  flechte,  ein  begkelhuben  und  ein 
b.  verstollen.'  1599,  Z  RB.  —  Vgl.  Fischer  II  075  u.,  zur 
Sache  MHeyne,   HA.  I  263. 

Spann-bett-:  =  dem  Vor.;  vgl.  Spann-Bett  (Bd 
IV  1815).  ,[Sie  habe]  ein  seckli  mit  haselnusen  hinder 
dem  Venden  under  einen  [!]  loubsack  uff  dem  [!]  span- 
bettseilen  funden.'  1473,  Z  RB.  ,3  pfd  gab  ich  einem 
seiler  umb  spannbettseil.'  1568,  ZGrün.  Amtsrechn.; 
s.  auch  Folter-S.  (8p.  747).  —  Plunder-,  BI-:  Wäsche- 
seil Bs,  lt  Spreng  ,ein  rosshärenes  oder  mit  Rossharen 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


unterflochtenes  Seil,  die  Wasche  daran  aufzuhängen, 
ohne  dass  sie  darvon  fleckicht  werde.'  Syn.  Pl.-Hänki 
Bs.  ,13  Klungelen  Plunderseil.'  1716,  Z  (Nachlass 
eines  Färbers).  Auch  1815,  Z  Inv.  —  Brüech  Bruch-: 
zum  brüechen  (s.  Bd  V  386,  zu  Anfang)  verwendeter 
Strick  B  (FAnd.);  vgl.  Br.-Chetten  (Bd  III  566)  und 
Bruech  6  a  (Bd  V  385).  —  Brügi-:  =  Garben-S.  1 
(Sp.  748)  Bs  (auch  für  Heu);  SThierst.;  Tu;  Z.  — 
Fall-bruggen-:  Seil  zum  Aufziehen  und  Herunter- 
lassen einer  Fallbrücke.  ,9  ß  dem  seiler  vom  brunnen- 
seil und  vallbruggenseil  ze  bessren.'  1537,  ZGrün. 
Amtsrechn.  Vgl.  dazu:  ,1  seil  mit  1  ysen  haggen  zuo 
der  fallbrugg.'  1515,  BsPfeff.  Schlossinv.  (.Ufderstu- 
ben  by  dem  tor'). 

Brunnen-:  Seil  am  Ziehbrunnen;  s.  das  Vor.  — 
Schon  mhd.;  vgl.  auch  Fischer  I    1474. 

Stein-rad-:  Seil,  an  dem  Lasten  aufgezogen  wer- 
den; s.  Stein-Bad  (Bd  VI  493/4);  Chauf-hüs-S.  — 
Rugg-SgJ;  der  quer  über  den  Rücken  des  Zugtieres 
laufende  Strick  (jetzt  auch  ein  Riemen),  der  auf  beiden 
Seiten  die  Zugstricke  oder  die  Deichselstangen  trägt 
AAFri.  (Hürbin)  und  lt  Rochh.  Syn.  B.-Biemen  (Bd 
VI  911),  -Wid.  —  Reck  Begg-:  langes  Seil,  an  dem 
die  Schiffe  .gereckt'  werden  GG.  —  Ramme"-:  Seil 
zum  Binden  der  Bammelen  (s.  Bd  VI  893)  WUlr.  — 
Rinder-:  wohl  Strick  zum  Anbinden  des  Rindviehs; 
s.  Garben-S.  1  (Sp.  749  o.).  —  R o s s- :  Zugstrick.  D' Mo- 
de" sind  stärcher  a's  lüsi"g  Bosseil,  und  wenn  's  Wlber- 
volch  e"möl  Öppis  im  Chopf  hed,  so  cha""-mer-em  's 
mit  tüsi"g  Schlegle"  nümmer  drus  use"  schlöh".  Zg  Kai. 
(Eis.)  1867  (L).  —  G8-rüst-.  ,Kahren,  Hauwen  samt 
Pflasterküblen  und  Gerüstseillern  und  anderes  nötiges 
Werkgeschirr.'  1781,  SchwWoII.  —  Reit-,  in  Th  lt 
Pup.  -s,J:  Seilschaukel  Th  (Pup.);  Z.  Vgl.  Bit-S.  — 
Reiti-:  =  Brügi-S.  AALeer.;  B  (N.  B  Kai.  1844,  59); 
LG.;  S;  s.  auch  Beiti  IIa  (Bd  VI  1649)  und  JHunz. 
1910,  21.  59  (mit  Abbildg). 

Rit-  Bs:  BO.  (KWMüller  1850);  LG.  (-Sei);  Z 
(Dan.),  Riti-  (bzw.  Bi'tti-)  B;  „L"G.;  SB.,  NA.;  Z 
(Dan.),  Bi'tti-Seili  n.  B:  =  (Seil-,  Seili-jBUi  (Bd  VI 
1708).  ,In  der  frisch  mit  weichem  Lehm  belegten 
Tenne  war  an  der  Oberte  ein  ßeitseil  angemacht,  dass 
die  Knaben  und  Mädchen  sich  schaukeln  konnten  nach 
Herzenslust.'  Breitenst.  1860;  vgl.  dazu  Beiteten  II 
(Bd  VI  1661),  ferner  Rochh.  1867,  107/8.  Vgl.  auch 
Brummet- Suppen.  ,Oscillum,  ritseil.'  Ebinger  143S. 
.Oscillum,  Reitseil.'  Denzl.  1677.  1716.  .Oscillationem, 
qua  se  agitant  a  petauro,  das  Seilreiten,  da  sie  [Kinder] 
einander  hin  und  her  bewegen  an  dem  Reitseil.'  Vestib. 
1692.  ,3  Pfd  [wird  gebüsst]  N.  von  Ober-Embrach, 
hat  in  seinem  Tänn  ein  Reits.  gemacht.'  1720,  ZKyb. 
Zwei  weitre  Belege  unter  rxten  3  a  (Bd  VI  1677).  — 
rlt-seile"  BÜ.  (KWMüller  1850);  Schw;  Z,  riti- 
seile"  Aa;  B;  L:  =  seil-riten  (Bd  VI  1695).  Mer  hei" 
g'gigampfet  u"d  g'ritiseilet  B.  Bald  g'ständli"ge",  bald 
g'höcMi"ge"  r.  L.  ,Jakobli  wiegelte,  als  ob  er  das  Kind 
gen  Himmel  sprengen  wollte;  denn  er  meinte,  mit  dem 
Wiegeln  sei  es  gleich  wie  mit  dem  Reitiseilen:  je 
strenger  man  es  treibe,  dest  lüstiger  gehe  es.'  Gotth. 
—  Rit-Seili  l:  =  Bit- Seil  Z  (Spillmann). 

Secht-:  Wäscheseil  ApH.  (T.). 

Seifen-.  1837,  Z  Erbrodel  (zu  1   fl.  gewertet). 

Viell.  ein  zur  Konservierung  stark  mit  Seife  eingeriebenes 
Seil;  vgl.  Mothes  *  IV  186. 

Segel-:   das  Seil,  das  vom  Bootrand,  wo  es  fest- 


7.-,:, 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


gemacht  weiden  kann,  durch  ein  Loch  oben  am  Segel- 
Baum  geht  und  das  Segel  an  der  Segelrute  trägt;  es 
dient  auch  zum  Aufziehen  und  Niederlassen  des  Segels 
Bodensee;  VwSee;  vgl.  Klunzinger  1892,  109/10.  — 
Schon  amhd.;  vgl.   Gr.  WB.  X  1,   97. 

Senkel-:  das  Seil,  an  dem  beim  Zocken  (s.  d.)  der 
zur  Verankerung  des  Fischerbootes  dienende  Stein 
eingesenkt  und  das  oben  durch  ein  schwimmendes 
Zeichen  von  Holz,  das  , Senkelschweb'  oder  einen  .Bau- 
chen' gehalten  und  kenntlich  gemacht  wird  Bodensee 
(Klunzinger  1892,  129).  —  Schibe-- B  (AvRütte),  in 
BRüti  b/Büren  (Hunz.)  Schibsel:  =  Garben-S.  1.  Vgl. 
Schib.  --  Schiff-.  ,Sch-er,  funes  nautici;  die  grossen 
sch-er,  retinacula  puppis,  rudentes.'  Fris.;  Mal.;  s. 
auch  über-ein  (Bd  I  274).  —  Geschäft-:  Wäsche-,  Ge- 
wandseil SchSL;  ZSth. —  Chlin-chinde°-schuel-: 
das  Seil,  an  dem  sich  bei  Spaziergängen  die  Klein- 
kinderschüler halten  müssen,  damit  keines  verloren 
gehe.  Grad  das  ganz  Jär  müend  ü"s  [Männer]  die 
guete"  Wibli  nüd  emene"  Chi.  ha"!  CStkeipp  1901.  — 
S  c  h  ü  r  - :  =  Garben-S.  1  (Sp.  748)  AaF.  Nach  dem  Z  PB. 
1887  können  .Winden-  und  Scheunenseile'  als  Zubehör 
von  Liegenschaften  behandelt  werden;  vgl.  Winden-S. 

—  Schweb-:  das  längere  Zugseil  am  Schweb-Gam 
(Bd  II  424)  Bodensee  (Klunzinger  1892,  193);  vgl. 
SeillbQ.  —  Spölen-:  =  Bttrdi-S.  GrsG.  (Tscb.). 

Spa00-:  „hänfenes  oder  aus  hänfenen  Stricken 
gedrehtes  Seil  U"  (St.2);  als  Spannvorrichtung  am 
Wagen?  Vgl.  Spann-Strick.  —  Vgl.  .Spannseil,  Spannsei' 
bei  Gr.  WB.  X  1,   19  H. 

Sparr-Sä/:  Bezeichnung  der  zwei  dicken  Seile. 
die  von  der  Mastspitze  zum  Hinterteil  (Wanne")  des 
Kahnes    gehn    TaRom.;    vgl.   Grans -S.  —   Wohl    aus 

Spam-S.;  vgl.   Sjmnn-Sägen   (Sp.  430). 

Spring-:  =  Gumpi-S.  (Sp.  748)  Z.  —  Spring- 
seile": =  seil-gumpen  (Bd  II  313)  BE.;  Z.  —  Vgl.  San- 
ders II   10B9. 

Sprung- Säl(i):  =  dem  Vor.  ZSth.—  Stege"-,  in 
B  -Seili:  =  Seil  ld$  B;  THErm.  (ONägeli  1896).  D's 
Deli  isch  [auf  der  finstern  Stiege]  dem  St.  nä'h  dürchab. 
RIscher  1903.  Am  St.  Ute"  und  a"  der  Hüslüür  [Ab- 
trittür] chlopfe"  muss  ein  unwillkommener  Besucher  B. 

—  Stelli-:  zum  Gebrauch  an  einer  sog.  Stelli  (s.d.) 
bestimmtes  Seil.  Die  Bergsteiger  waren  ua.  ausge- 
rüstet mit  ,84  Klaftern  Seil,  einem  Steiles.,  2  Beilen.' 
CRobrdorf,  Reise  ...  auf  den  Jungfraugletscher  1828. 
,In  besondern  Fällen  hat  man  noch  ein  Stells.  [!]  nötig, 
auf  einen  Mann  müssen  zwanzig  Schuh  gerechnet 
werden;  dieses  Seil  muss  fingersdick  und  weich  sein, 
es  wird  über  schrundige  Gletscher  und  Eisfelder,  auch 
an  abschüssigen  Felswänden  und  Eishügeln  gebraucht; 
dem  ersten  und  letzten  Mann  muss  selbiges  um  den 
Leib  festgemacht  werden,  die  andern  gehen  mit  der 
Hand  sich  haltend  daran  [oder  sie  binden  sich  ans 
Seil  fest].'  ebd.  —  Stelzen-:  auf  oder  zu  einem 
Baugerüst  verwendetes  Seil.  ,[Der  , Abgang  des  Ge- 
schirrs'] soll  von  dem  Maurermeister  auf  jedem  Gesell 
wöchentlich  mit  5  ß,  für  einzelne  Tag  aber  mit  1  ß 
verrechnet  werden  mögen,  wol  verstanden,  dass  hie- 
unter ...  alles  Geschirr  und  Werkzeug  gemeint  sein 
solle,  mit  Ausnahme  jedoch  der  Stelzenseiler,  für  deren 
jedes,  so  lang  auf  dem  Gerüst  wirklich  gearbeitet 
wird,  ferner  3  ß  täglich  bewilligt  bleiben.'  Z  Baupolizei- 
verordn.  1788.  —  Stumpe°-  Seil(i) :  Seilstumpf,  kurzes 
Seil  AaF.;  BG.;  GSa.  —    Strau"-:    Strohseil   AaF.; 


ArLb.  (zum  Garbenbinden;  s.  seilen  1  a);  L  (s.  Brä- 
men  IV  Bd  V  604)  und  sonst.  S.  auch  ab-binden  (Bd 
IV  1345).  —  Turn-.  ,1  turnseil,  sust  2  langi  seil.' 
1515,  BsPfeff.  Schlossinv.  (,Uf  der  stuben  by  dem  tor'). 

Deisel-:=  Wiegen-Band  1  (BdIV  1333),  ein  Band, 
das  durch  die  Schnürlöcher  der  beiden  Wiegenwände 
kreuzweis  über  das  Kinderbettchen  gezogen  wird,  um 
so  das  Kleine  vor  dem  Herausfallen  zu  schützen;  ehe- 
mals Wöchnerinnen  von  ihrer  Verwandtschaft  als  Ein- 
gebinde  geschenkt.  Rochh.  1857.  Syn.  Wagten-,  Wie- 
gen-S.  —  Deisel  viell.  aus  'Dins-Seil  (zu  dineen,  ziehn),  zur 
Verdeutlichung  nochmals  mit  -Seil  zsgesetzt. 

Trag-:  Seil  zum  Binden  von  Heubürden,  die  ge- 
tragen werden  GrAv.;  vgl.  Fuer-S.  —  Trüegle"-: 
„Strick  mit  einem  Haft  an  dem  einen  Ende,  das  Vieh 
damit  an  einen  Pfahl  zu  binden"  (St.1  und  2).  — 
Trülle"-:  das  über  eine  Welle  (Trülle-J  im  hintern 
Teile  des  Schiffes  laufende  Seil,  an  dem  das  Segel 
emporgewunden  wird,  das  .Hauptseil'  des  Lastschiffes 
Bodensee;  vgl.  Gloggen-S.  2,  Grans-,  Baum-,  Segel-, 
Sparr-S.  —  Trat-:  wie  nhd.  Drahtseil. 

Trott(en)-:  in  der  Kelter  verwendetes  Seil.  .Das 
N.  hat  ein  trotten  gemacht  ze  Hottigen  mit  dem  ge- 
dinge,  wen  er  si  verkaufen  wil,  so  sol  er  uns  [dem 
Kloster  Ötenbach]  die  trotten  zehen  Schillingen  neher 
gen,  ob  wir  si  wen  kouffen,  den  ieman  ander,  und  ist, 
das  wir  si  nit  kouffen  wen,  so  ist  der  trotstein  und 
die  trotspilla  und  ein  trots.  unser.'  1362,  Z.  ,Das 
trottens.,  zur  trotten  oder  trottpräss  dienlich,  torculus 
funis.'  Fris.;  Mal.   —  Auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  351). 

Wider-:  Seil,  das  an  einer  über  Felsen  hinunter- 
zulassenden Last  befestigt  wird  und  dazu  dient,  die- 
selbe von  unten  her  von  den  Felsen  wegzuziehn, 
damit  sie  an  den  Felsvorsprüngen  nicht  beschädigt 
wird  BHa.  ,Die  schwereren  Stücke  [der  in  einer  Höhle 
über  dem  Tiefengletscher  entdeckten  Kristalle]  wurden 
in  Säcke  verpackt,  am  Seil  heruntergelassen  und  durch 
ein  sogenanntes  W.  von  der  Wand  weg  auf  den 
Gletscher  gezogen.'  AFeierab.  1873. 

Wage"-,  in  AASt.  Hinder-icage"-:  1.  Spannseil 
zum  Festbinden  einer  Heu-  oder  Garbenlast  AaF., 
Leer.,  St.;  L;  Z;  vgl.  Garben-,  Heuw-S.  .Gedecktes  W., 
mit  Reiste  übersponnen'  Z.  In  L  sperrt  man  damit 
Brautleuten  die  Strasse,  bis  sie  Lösegeld  bezahlen; 
vgl.  ALGassmann  1906,  184.  ,Der  Fridli  hatte  lange 
Zeit,  Heimweh,  und  mit  keinem  W.,  sagte  er,  könntet 
ihr  mich  anbinden!'  Zg  Kai.  1881.  —  2.  Zugseil  an 
einem  Wagen.  ,Wee  den  eitelen,  die  gleich  als  an 
einem  band  bossheit  zuo  inen  ziehend  und  sünd  als 
an  einem  w.!'  1530/89,  Jes.,  ,wie  mit  einem  W.'  1707, 
ü>£  ^uyoO  Ep.avu.  LXX.  S.  noch  Garben-S.  1  (zu  1  oder 
2V).  —  Schon   mhd.;   vgl.  auch  Gr.  WB.  XIII  473. 

Wagle--:  =  Beisel- S.  (s.  o.).  Roorb.  1857.  — 
Wiege»-:  1.  =  dem  Vor.  Rochh.  1857.  Syn.  W.-Band  1 
(Bd  IV  1333).  -  2.  entspr.  W.-Band  2  (Bd  IV  1333) 
AAWohl.(EIsler);  L;  aScHw;  ZO.;  vgl.  zurSache  Rochh. 
1857,  365.  Hest  scho»  es  W.?  scherzh.  Frage  an  einen 
Neuvermählten  GSa.  Ich  wöusch(e")  -  der  Glück  und 
Heil  und  es  längs  W.,  Glückwunsch  zur  Hochzeit  Aa 
Wohl.  (Donat-Meier),  in  LSemp.  auch  als  Neujahrs- 
wunsch. ,Wir  wünschen  euch  [einem  Hochzeitspaar] 
viel  Glück  und  Heil  und  übers  Jahr  ein  W.'  LBuchs, 
Dagm.  (ALGassmann  1906);  in  ZWald  etwa  auf  ein 
geschenktes  Osterei  geschrieben  (,Ich  wünsche  dir...'). 
, Gegen    das    Ende    [der   , Hochzeit-Tafel']    lassen    die 


757 


Sal,  sei, 


sol,  sul 


Verlobte  an  einigen  Orten  einen  Teller  unter  den 
Gästen  herumgehen  und  sie  zu  einem  Beitrag  an  ein 
W.  bitten.'  Herrlib.  1751.  ,Noch  im  J.  1811  wurde 
bei  der  Heirat  eines  Wirtes  das  bis  dahin  allgemein 
übliche  W.  gespannt:  In  Mitte  des  quer  über  das 
Gastzimmer  gespannten  Seiles  wurde  eine  lebendige 
Henne  mit  einem  Geldbeutel  am  Halse  an  den  Füssen 
festgebunden;  jeder  Gast  legte  seine  Hochzeitsgabe  in 
bar  in  dieses  Säcklein'  GAltst.  (GBaumb.  1903).  Vgl. 
Wieglen- Schmier.  Im  Vergleich:  Ar  hed  gad  ä  Schnü- 
därlig  as  wie-n-äs  W.  1829,  ScHwBrunn.  Bartlispiel. 
—  Welle"-,  in  B;  S  auch  -Seih:  starkes  Seil,  das 
über  eine  Welle  läuft  B.  a)  =  Wis-baum-S.  AABb.,  F.; 
B;  S;  Z  (KdMeyer  1860).  's  W.  ufe"ge",  auf  das  ge- 
ladene Fuder  S.  Der  Bindbtiumlätsch  in's  W.  mache". 
JReinh.  1905.  S.  noch  Bind-Baum  (Bd  IV  1243); 
Wellen-Bengel  (ebd.  1373).  RAA.  In  [Gebildeter 
Menschen]  Nerve"  slgen  auch  nümme"  so  dick  wie  W-i. 
JReinh.  1903.  W-er  gab  si"s  [des  Wassermanns]  Här! 
KdMever  1860.  ,Ich  konnte  nicht  antworten  ...  Der 
Hals  war  mir  zugeschnürt  wie  mit  einem  W.'  Gotth. 
S.  noch  reigglen  (Bd  VI  772).  —  b)  am  Flaschenzug 
(vgl.  Wellen-Rad  Bd  VI  495  o.)  AaF.,  Ke.  Syn.  Garben-, 
Schur-S.  -  Wild-:  =  Seil  1  d  s  (Sp.  745/6).  ,100  ge- 
macht wildseil  und  sust  etwo  fil  seilen  etc.'  1445,  Bs 
Pfeff.  Schlossinv.  S.  noch  Lauf  3  b  (Bd  III  1113); 
Fisch-,  Mettel-S.  —  G"-wand-:  =  Häss-S.  (Sp.  750) 
AaF.;  BBe.,  Gr.,  Hk.;  L  (oft  dim.  -Seili);  Zliürnt.,rS. 
S.  satten  II  (Sp.  695).  —  Winde"-:  1.  a)  das  grosse 
Seil  an  der  Winde  (im  Dachraum);  vgl.  Winden.  ,Es 
klaget  N.,  der  seiler,  uff  BKnöilin,  es  habe  sich  be- 
geben, das  er  holzhower  gehept  und  im  holz  howen 
lassen,  und  als  der  Knöily  das  ersech,  neme  er  das 
seil  und  die  schiben  uss  der  winden,  das  halb  [beiden 
gemeinsam]  und  er  es  im  hulffi  in  eren  han;  da  er 
ein  ander  w.  entlenti  und  das  selb  holz  wol  halb  uff- 
gezogen  hette,  in  dem  habe  der  Kn.  HMeisen,  miner 
herren  knecht,  zuo  im  geschickt,  im  ze  verbietten, 
dehein  holz  mer  uff  ze  ziechen  . ..'  1484,  Z  RB.  ,Den 
selben  selzamen  vogel  hand  unser  herren  von  Zürich 
lassen  henken  an  ein  w.  am  rathuss,  das  in  menklich  hat 
mögen  sehen  mit  zertanen  und  zerspannenen  Hügeln.' 
1551,  UMey.  Chr.  ,Ductarius  funis,  ein  seil,  durch 
ein  wellen  gezogen,  als  an  der  winden,  an  den  söden, 
an  den  hausstüren  und  aufzügen,  ziechseil,  w.'  Fris.; 
Mal.  ,Item  1  Hanghaaken  und  ein  neuw  W.'  1604, 
SchwE.  Arcb.  (Inv.  einer  Sägemühle).  .Grosse  Winden- 
seiler, Fläschenzüg  und  dergleichen  grosse  Seiler, 
darumben  ist  kein  Tax  ...  Wo  man  den  Meistern  das 
Wachs  gibt,  sollen  sie  ...  von  dem  Pfund  nit  mehr 
ze  Lohn  nemmen  dann  ein  Schilling  drei  Angster.' 
1648,  L  Handwerksreformation.  S.  noch  Garben- S. 
(Sp.  749).  Bei  Handänderungen  als  zum  Hause  ge- 
hörig bezeichnet;  vgl.  dazu  Bluntschli,  PG.  II  5.  ,Als 
zuo  einem  verkouften  huss  was  nuot  und  nagel  be- 
gryfft  gehört,  soll  ein  louffender  bratspiess  mitt  syner 
rüstung  und  das  w.  ouch  darinn  verhafft  syn  und  bim 
huss  plyben,  es  werde  dann  söllichs  im  kouff  mit 
nammen  vorbehalten  und  ussbedingt.'  1557,  Z  Rats- 
verordn.;  1675,  ZKyb.  Grafschaftsrecht;  Z  Gerichts- 
ordn.  1715.  ,Item  es  soll  beim  schloss  bliben  der  win- 
tüchel,  w.,  winleittern.'  1563,  Z.  S.  auch  Schür-S. 
(Sp.  755).  Im  Fluch:  ,Botz  haspelhorn  [vgl.  Bd  II 
1621]  und  winderseil  [in  der  Jüngern  Bearbeitung  , box 
windenseil']!'   Rdep  1538.  —  b)  =  Wellen- S.  a  (s.  o.) 


AaFh.  —  2.  Seil,  an  dem  im  Dachraum  (Winde") 
Wäsche  aufgehängt  wird.  ,1  Winden-Seili.'  1800,  Z 
Inv.  (,von  der  Lingschen').  —  Wurf-:  Seil,  dessen 
eines  Ende  (lose  zsgefasst)  über  die  zu  bindende  Last 
geworfen  wird.  ,Zum  Binden  grosser  Fuder  auf  einem 
Wagen'  UwE.  ,6  fl.  für  15  Wurfseil,  welliche  zum 
Gerüst  des  Turns  sind  verbraucht  worden.'  1710,  Z. 
S.  noch  Garben-S.  (Sp.  749  o.).  —  Worg-:  etwa  1  m 
langes,  festgedrehtes  und  daher  wenig  biegsames  hän- 
fenes Seil  mit  Knoten  oder  Quaste  am  einen  Ende, 
mit  dem  Gegenstände  (zB.  ganze  Äpfel,  Rüben),  die 
einem  Stück  Vieh  im  Halse  stecken  geblieben  sind 
und  an  denen  es  zu  ersticken  droht,  durch  die  Speise- 
röhre in  den  Magen  hinuntergestossen  werden;  es  ist 
Eigentum  der  Gemeinde  ZWast;  dafür  in  neuerer 
Zeit  Worg-Strick.  ,Dann  habe  der  Wirt  ihn  unter  der 
Drohung,  ihn  mit  einem  sogenannten  W.  zu  schlagen, 
zwingen  wollen,  die  Zeche  zu  bezahlen.  [Die  Wirtin 
sagt  aus:]  dann  sei  ihr  Mann  mit  dem  W.  in  der 
Hand  in  die  Stube  getreten  und  habe  alle  Gäste  weg- 
gejagt.' 1837,  ZWast.  (Z  Rechtspfl.  1838). 

Wösch-  Aa;  Ap(inH.,  K.  Wusch-);  B;  L;  G;  Th; 
Z,  Wäscher-  Z  (Dan.),  WOschere"-  BG.:  in  Ap;  B 
auch  -Seili  (bzw.  -d-),  Wäscheseil,  's  W.  üfmache", 
spanne".  ,Wenn  eine  schwangere  Frau  unter  einem 
W.  oder  einem  Legisparren  durchgekrochen  ist,  so 
muss  sie  auf  dem  gleichen  Wege  wieder  zurück,  sonst 
gibt  es  eine  schwere  Geburt;  nach  Andern  kann  sie 
sonst  nicht  gebären,  weil  sich  die  Nabelschnur  dem 
Kinde  um  den  Hals  wickelt'  BSi.  (HZahler  1898).  — 
Eis.   Wäschseil  (Marün-Lienh.   II   351). 

Wetter-.  Nur  in  der  (wohl  individuellen)  Wen- 
dung .sich  am  W.  halten.'  .[Jedes  Geschöpf  empfindet 
Freude  über  die  Maienzeit.]  Nur  der  Mensch  ist 
immer  so  ein  mürrisch  verzagt  Ding.  Wo  sinds,  die 
natürlichen  MayenfreudenV  Der  Herr,  Prasser  oder 
geizig,  dem  fehlts  da  und  dort,  das  Blut  rollt  zu  stark, 
die  Lüste  zu  heftig,  und  Dieser  halt  sich  vast  atemlos 
am  W.  Der  Landmann,  das  Baurnvölkle,  ach,  da  sind 
so  viel  Geschäfte  und  das  Wetter  immer  conträr!' 
UBrXgger  TgB.  1782. 

Zug-:  a.)  =  Sällb$  (Sp.  742  u.)  LMeggen  (Fischer- 
spr.).  —  b)  Seil,  das  zs.  mit  dem  Burdi-S.  zum  Binden 
der  ,Heuburdenen'  dient  und  an  dem  diese  gezogen  wer- 
den GrA.;  vgl.  die  Abbildg  bei  ('Schröter  1895,  176 
(wornach  bei  FGStebler,  AW.  222/3),  ferner  Sei  3  d 
(Sp.  709).  —  c)  Zugstrick  am  Wagen.  ,Der  Diechsel 
[der  Spritze]  soll  gegen  der  Türe  gerichtet,  aufgestellt 
und  die  Zugseiler  daran  aufgehangen  sein.'  Feoerspr. 
1790.  —   Mhd.  zu(i(e)seil  (Lexer   III    11GU). 

Üf-zug-:  Seil  zum  Aufziehn.  ,Ein  neues  Aufz.' 
1780,  BStdt  (Inv.  der  [Spezerei-]Pulverstampfe).  Auch 
1823,  ZStdt  (Hausbuch);  wohl  =  Winden- S.  1  a  oder 
das  Seil  zum  Aufziehn  der  Haustür  vom  obern  Stock 
aus  (s.   Üf-zug  und  vgl.  auch  das  Folg.). 

Zieh-.  ,An  jedem  der  beim  Holzzieh"  in  den 
Baumstamm  eingeschlagenen  Guntel  [s.  Gunten  I  Bd 
II  382]  ziehen  2,  im  Ganzen  10—20  Mann,  indem  jeder 
sein  Ziehsi'l  am  Guntel  befestigt  und  mittelst  des 
5  cm  breiten  Ziehblattli  sich  über  die  Schulter  schlägt., 
Bärnd.  1911,  96  (mit  Abbildg).  ,Ein  zieseil  zum  törli 
vor  dem  schloss.'  1557,  ZGrün.  ,Dem  Sattler  N.  vor 
ein  Zeihseil  1.  C.  zahlt  2  fl.  10  ß.'  1795,  ZStdt  Haush. 
(.Unkosten  über  die  Gebäude').  S.  auch  Winden-S.  1  a. 
-   Vgl.  Sanders  II   1069. 


Sa],  sei,  sil,  sol,  sul 


Ab-zieh-:  Seil  mit  Kugeln  von  10  —  15  PH 
Schwere  und  einem  Reisigbusch,  vom  Kaminfeger  für 
russische  Kamine  gebraucht  Z  (Spillra.).  —  Zünd-: 
=  Für-S.  1  (Sp.  748).  ,Nass  Zündseil  hat  der  Sechste 
ghan,  die  wolten  nit  recht  zünden  an.'    HGkob  1603. 

seile-  (in  W -m"),  3.  Sg.  Präs.  und  Ptc.  -et:  1.  a)  an 
(mit)  einem  Seil  festbinden  L  (Ineichen),  a)  Per- 
sonen. ,Der  tod  hatt  mich  geseilet;  wirtt  mir  die  hell 
erteilet,  so  bin  ich  armer  zwyffler  verlorn',  spricht 
der  reuige  Leib.  Leib  und  Seele.  Uneig.,  Einen  zum 
Schweigen  bringen  AAGrän.;  „GrA."  —  ß)  Vieh  an 
die  Krippe  binden  GaPr.  (Pfr.  Kind);  vgl.  an-,  ins. 
Am  Mittwuche"  und  Fritig  darf-me"  nit  s.,  dh.  nicht 
den  Stall  wechseln  GrD.  (B.);  vgl  stellen.  —  y)  Sa- 
chen. Getreidegarben  (mit  einem  Strau,r-Säl)  binden 
ApLb.  E"  Fert  [zB.  ein  Holzfuder]  s.  SchwE.  (Lienert). 
,Man  sol  am  Küttliu  ein  buochen  houwen,  die  s.  und 
hindersich  schleiken  durch  die  gassen  nider...'  XV., 
AASpreit.  Offn.  Ein  Schiff  ,s.',  =  riten  4  b  «.  (Bd  VI 
1678);  s.  ebd.  zwei  Belege  von  1450  und  vgl.:  ,An 
dem  Schiffe  wurden  zwei  Seile  befestigt,  die  an  beide 
Ufer  reichten;  jedes  wurde  von  15  und  mehr  Mann 
gehalten  und  jenes  so  über  und  durch  die  Felsen 
hinuntergelassen.'  JVetter  1864.  —  b)  Einem  den 
Strick  um  den  Hals  legen  (zum  Hängen);  vgl.  SeillcQ. 
,Si  [die  Diebe]  wurden  mit  gerieht  verteilet  und  wur- 
den alle  geseilet,  das  man  si  henken  wolte,  als  man 
billich  solte.'  Schacdzabelb.  ,[N.  habe  gesagt]  das  man 
ettlich,  so  unser  herren  für  from  und  biderb  und  in 
irem  rat  sitzen  haben,  s.  sollte.'  1490,  Z  RB.  —  c)  an 
einem  Seile  heraufziehen  oder  hinunterlassen  L  (Schür- 
mann); W  (auch  umbrüf-,  wmbrV-).  Uneig.,  Einen 
foppen,  ,aufziehn'  AABr.;  vgl.  <S#7(Sp.  744  o.).  —  d)  das 
Heuseil  für  die  Heubürde  auf  dem  Boden  zurecht- 
legen ApLb.  —  e)  das  Wäscheseil  spannen  B„0."  und 
lt  Zyro.  —  2.  Seile  uä.  drehn,  machen  B;  L;  GSa.; 
SchScIiI.  (s.  Heuw  Bd  II  1815);  üw,  das  Seilerhand- 
werk betreiben  GSa.;  ScHSt. ;  Th.  ,Ein  Nachbar  seilete 
auf  dem  Feldweg'  L.  Der  Zwick  an  der  Peitschen- 
schnur wird  von  den  Bauernknaben  selber  g'seilet 
BiRND.  1904.  ,Dass  die  Karrer,  Rinderknecht  nüt 
Neuwes  für  sich  selbst  lassen  machen,  sonder,  so  etwas 
neuw  zuo  machen  von  Nöten,  es  sige  mit  wagnen, 
schmiden,  s.  oder  anders  [soll  es  durch  den  Schaffner 
befohlen  werden].'  AaMuh  GOrdn.  XVII.  —  3.  Fäden 
ziehn,  von  kahmigem  Wein,  Most  GSa.;  Uw,  von  er- 
wärmtem Käse  (in  der  Suppe)  GRMai.  (s.  Bd  VI  1000  u.); 
Uw,  von  Speichel  Ndw  (Matthys).  Syn.  hälsingen  (Bd 
II  1212).  Der  Wi",  Most  seilet.  Auch  pers.  von  Jmd, 
,der  den  Speichel  herabhängen  lässt'  Ndw  (Matthys): 
vgl.  heislen  II  (Bd  II  1688).  De  seilist  wiest  abbe"! 
—  g(e)-seilet:  1.  a)  mit  Seilen  festgebunden.  .Da 
sprechen  wir,  das  der  N.  und  sine  erben  söllent  lassen 
gan  ein  pfad  durch  sine  güetter  uff  hin  uuz  zuo  sinem 
huss,  da  einer  mit  einem  ross  mög  uff  und  ab  farn 
und  mit  anderem  geseiletem  guott,  mit  türlinen.'  1488, 
BLaup.  —  b)  ins  Seil  (s.  Wild-Seil)  verstrickt.  .Deine 
sün  ligend  untröstlich  zu  vordrest  an  allen  gassen, 
gleich  wie  ein  ges-s  wildbrät.'  1530/1707,  Jes.;  ,wie  ein 
verstrickter  Waldochse.'  Luther;  sicut  oryx  illaqueatus. 
Vulg.;  bei  den  LXX  anders.  —  c)  mit  Seilen  be- 
spannt, von  Spannbetten;  vgl.  Spann -bett- Seil  und 
bes.  Gr.  WB.  X  1,  219/20.  .Zwei  böse  spanbett,  eines 
was  geseilet,   das  ander   ungeseilet.'    1429,    Z  RB.  — 


2.  Fäden  ziehend,  von  Wein,  Most  GSa.  Der  Most  ist 
g'seilet;  g'seileter  Most.  —  un-  s.  das  Vor.  1  c.  — 
Ge-seileti  f.:  Abstr.  zu  ge- seilet  2  GSa.  E"  blizgsürs 
Möstli,  wou-me"  vor  lüter  G's.  spinne"  und  hasjrfe" 
chönnt.  Proph.  1855. 

Mhd.  seilen  (Lexer  II  857/8);  vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1, 
219  ff.;  Sanders  II  1069.  Der  durchgehende  Ausgang  -et  in 
der  3.  Sg.  Prass.  und  im  Ptc.  weist  auf  ahd.  'eeilön  (gegenüber 
got.  iiuailjan). 

ab-:  1.  a)  Einen  vom  Gletscherseil  lösen.  Tu- 
ristenspr.    Bes.  refl.:  Jiz  cheu"-mer-is  [uns]  scho"  a.  B. 

—  b)  die  Kühe  von  der  Kette  losbinden  GRTersn.  (B.). 
A.  müesse",  uneig.,  Schulden  halber  die  Kühe  ver- 
kaufen müssen,  ebd.  ,Wann  der  Überfiuss  ergeilet, 
Mül   und  Pferd   sind    abgeseilet.'    JCWeissenb.  1681. 

—  2.  refl,,  sich  an  einem  Seil  (das  man  an  einem 
Felsvorsprung  oder  eigens  dazu  bestimmten  Ab-seil- 
Hägge",  -Ring  festgemacht  hat)  über  eine  schwierige 
Stelle,  eine  Felswand  hinunterlassen.  Tdristenspr.  — 

3.  Einen  mit  einem  Seil  züchtigen;  vgl.  Sp.  739.  Im 
Schürli  han-ich-n-e"  [den  Verdingknaben]  welle"  a. 
ÜORFKAL.  1870  (B).   —   3  auch  Schwab.   (Fischer  I   68). 

a°-:  au  ein  Seil  binden,  mit  einem  Seile  (Strick) 
anbinden  B;  Gr;  L;  Scbw;  Zg;  Z  und  wohl  weiterhin. 
En  Baum  (zB.  beim  Fällen),  e"  Stange"  (die  man 
hinunterlassen  oder  aufrichten  will)  a.  Spec.  vom 
Anbinden  des  Viehs  an  die  Krippe  Gr.  Die  Chue  ist 
a'g'seileti.  Auch  abs. :  Er  het  a"g'seilet  Gr.  ,[250  Bauern 
wurden  im  Bauernkrieg  1525]  wie  tobe  stier  ange- 
seilet,  gon  Ulm  geschleipft.'  Ansh.  In  der  Turistenspr. 
(meist  refl.),  ans  Gletscherseil  binden,  allg.  Uneig. 
Rösi  het  . . .  Bänze"  mit  süesse"  Blicke"  g'luegt  a'z's. 
SGfeller  1911.  Es  giH  Wibervolch,  es  het  der  Tu  fei 
im  Lib!  Ist-me"  einist  a"g' seilet,  so  het  's  Eine"! 
Addkich.  —  (un-)an-g6-seilet.  .Zwischen  ange- 
seiltem Vieh.'  JCWeissenb.  1681.  Da  ist  noch  en  un- 
angseileti  (Chue)  GRNuf.  —  Mhd.  ane  seilen;  vgl.  auch 
Gr.  WB.  1  459;  Fischer  I  260. 

i°-:  1.  abs.,  Vieh  im  Stall  anbinden,  mit  ihm  eine 
Stallung,  Alp  beziehen  GrPt.;  ,Schw;  Zg  (lt  alten 
Verordnungen'  Dr  Ithen).  D'  Heimchüe  und  di  Geiss 
sind  [am  Abend]  znm  Stall  cho"  und  Michel  hed  V- 
g'seilet,  d'  Chile  in  d'  Chöttene",  d's  Chalb  und  di  Geiss 
in  d'  Chemme".  Schwzd.  (GrPi\).  ,Wo  einer  auf  der 
Allmend  einseilet,  der  soll  alldort  verbleiben,  bis  man 
abfahrt.'  ZoAg.  Allmendordn.  1834.  —  2.  einem  Ochsen- 
paar mit  dem  Seil  (in  Bed.  lay)  das  Joch  an  die 
Hörner  binden,  um  es  an  den  Wagen  oder  Pflug  zu 
spannen  SThierst.  (heute  nur  noch  selten).  Vgl.  \n- 
ge-schirren,  in-spannen.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  291;  San- 
ders II    1069. 

ent-  ,untsaille":  siegare,  sguinzagliare'  PAl.(Giord.). 
Ganged  nua  [nur]  u.  d'  Chile  [zur  Alpfahrt].  —  Auch 
mhd.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  III   620. 

üs-:  Gegs.  zu  in-seilen  1,  im  Herbst  ,Schw;  Zg' 
(,1t  alten  Verordnungen'  Drlthen).  —  ver-:  ,sich  (mit 
schleimigem  Speichel)  besudeln'  Ndw  (Matthys);  vgl. 
seilen  3. 

chib-saZe»;  ,ein  chibigs  [s.  Bd  III  108]  Stück  Vieh 
a"  's  Chripp-Holz  abebinde"  ApGais.  —  Wohl  Abi.  von 
*Chib-SeU.  . 

nächhe*-:  , Einen  an  Seilen  hinunterlassen,  damit 
er  Etwas  heraufhole4  U. 

be-:  mit  Seilen  versehn.  ,Das  man  von  dem  hanf- 
zehenden  ze  Steina  gemeinlichen  die  gloggan  ze  Steina 


761 


S.,l, 


■1,  Sil,   sol,  sul 


sol  beseüan,  und  war  das,  das  die  kilche  ze  Steina 
nit  besorgat  wurde  mit  seilan  von  dem  hanfzehenden. 
so  haut  die  kilchherren  vollen  gewalt  ze  nemen  von 
dem  vorgenanten  zehenden,  die  gloggan  ze  beseilan 
und  ze  versorgene,  als  den  notturftig  ist.'  1349,  Gfo. 
—  Vgl.  Lexer,  Nacbtr.  6'J ;   Gr.  WB.  11613  (,ein  Schiff  b.'). 

Seiler  m.:  wie  nhd.  allg.;  doch  wird  das  Hand- 
werk mit  dem  Überhandnehmen  der  Fabrikware  heute 
auch  in  den  Städten  immer  seltener.  En  Schmed  ist 
kann  Säler,  en  S.  ist  kann  Schmed.  ApVL.  1903.  ,Als 
NN.  rechnoten  mit  dem  kurzen  s.,  als  er  den  burgern 
hat  seil  gemacht  zuo  den  werchslingen  . ..'  1382,  B 
StRechn.  ,Es  söllent  die  seiler  schwerren  ...  ünserm 
bumeister  von  unser  gemeinen  statt  wegeu  gehorsam 
ze  sind,  ouch  die  werch,  so  er  unser  statt  werchet, 
guot,  früntgäb  und  getrüwlich  ze  machen  ...'  XV.,  Z 
StB.  (bis  ins  XVIII.).  ,So  auch  ein  Schmit,  Wagner, 
S.,  Satler  nit  guete  Werschaft  machtend.'  AAMuri 
Gürdn.  XVII.  Alle  fremden  Glaser,  Ölträger,  Seiler, 
Hutfärber,  Segessenträger  wurden  fortgewiesen  in  der 
Absicht,  die  hiesigen  Meister  zu  schützen.  1788,  Obw 
(AKüchler  1895).  S.  auch  Folter-,  Bund-,  Winden-Seil. 
In  Zürich  gab  es  1637  sieben,  1836  noch  drei,  in  GT. 
1851  noch  acht  Seiler.  In  Zürich  gehörten  sie  zur 
Schiffleuten-,  in  Basel  zur  Gärtner-  (vgl.  TGeering 
1886,  295),  in  Luzem  (seit  1501)  zur  Saffranzunft 
(vgl.  FHaas  1909,  8.  108/9).  ,Vischer,  schifflüte,  karer, 
seiler  und  tregel,  die  sullen  haben  ein  zunft  und  ein 
panner.'  1336,  ZStdt  (Geschworner  Brief).  ,[Die  Fi- 
scher, die]  ze  den  schifflüten,  den  seilern  und  zuo 
den  karneren  in  ein  zunft  Zürich  gefüegt  und  ver- 
schoben sind.'  1336,  Z  StB.  RAA.  Der  Krebs  geit 
hindertsi'''  wie  der  S.  Barnd.  1904.  IcH  bin  noch  nie 
hintertsich  g'gange",  als  wo-nich  S.  g'si"  bi".  Siebendick. 
S.  auch  für-sich  (Sp.  163).  ,Mit  S-s  Tochter  Hochzeit 
halten',  gehängt  werden;  vgl.  auch  AfV.  XI  132.  ,[Ein 
zum  Hängen  Verurteilter  gibt  unter  dem  Galgen  seinem 
Spiessgesellen,  der  eben  mit  Ruten  gestrichen  wird, 
den  Auftrag,  seiner  Mutter  zu  berichten:]  Ich  hab 
allhie  mit  des  Seilers  Tochter  mich  verknüpfen  lassen 
und  Hochzyt  ghalten  und  du  habist  uff  meiner  Hochzyt 
gedanzet.'  Scbimpkr.  1651.  .Daher  der  Galgen  allzeit 
solche  Frucht  traget,  wie  dan  würklich  7  von  einer 
Banden  von  12  Personen  mit  Seilers  Töchteren  Hoch- 
zeit gemacht.'  GKönig  1715/7.  Zum  Folg.  vgl.  Seil 
(Sp.  739  o.):  ,Hat  mich  dieser  Reiskumpan  [der  auch 
ein  Seiler  war]  noch  den  Seilerspruch  gelehrt,  der  da 
soll  vom  Apostel  Paulus  abstammen:  Dass  ein  S.  soll 
das  Böse  mit  Gutem   überwinden.'  AUZimmerm.  1900. 

Spätmhd.  seiler;  vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  221/2.  Als 
Beiname  (oft  noch  eig.  Berufsbezeielinung):  Sur-.Salrr  Si-hHa. 
,Johans  der  s.'  (neben  ,Johans  s.').  1372,  Z  StB.  .Partlemc 
Hüsler,  der  s.'  1456,  LStdt.  Der  Schriftsteller  Hans  Salat, 
der  den  Seilerberuf  erlernte,  erscheint  urk.  oft  als  ,H.  S. 
gen.  Seiler'  oder  schlechtweg  als  ,Hans  Seiler.'  ,[Ich]  kam 
zuo  nieister  N.,  den  man  den  rotten  s.  nanrpt.'  ThPlatter 
1572.  .Seilerli',  ver&chtl.  Bezeichnung  des  Obervogts  und 
des  Bürgermeisters  Schnüd  (Sohn  und  Vater).  1666,  SchSt.: 
,Der  S.,  der  Obervogt,  habe  ibro  den  Hof  genommen  ...  Der 
Lump,  das  S.,  der  Bürgermeister  seige  wie  [der  Sohn].'  Als 
FN.  Aa  (1386,  Zof.;  XV./XVI.,  F.;  XVIII.,  Aar.);  Bs  (seit. 
XV.);  BStdt  (XIV./XVI.);  F  (XV./XVI.);  L  (XV./XVI.);  G 
(seit  XV./XVI.);  Seh  (XV./XV1II.,  Stdt;  XVI.,  St.);  SStdt 
(XVI./XVII.);  Obw(XIV./XVIII.);  WG.;  Zg  (XIV./XVI.);  Z 
(seit  XIV.;  vgl.  ,N.  klaget  nf  Hartman  S.,  den  seilmacher.' 
1384,  Z  KB.).    Im  Fem.  ,Adelheit  Seilerra  mit  Jnhans  Seiler, 


irem  elichen  wirte.'  1365,  AaB.  ,Seileriu.'  XIV.,  BStdt 
(,Anna  S.'  stiftete  1354  ein  Spital,  das  im  XV./XVI.  .der 
Seil(l)erin',  auch  ,Seil(l|er(e)n  spittal'  heisst);  1405,  AaAar. ; 
1423,  LSurs.  .Seiler',  Fluni.  AaMUhlet.;  Schw,  ,S.-Gass' B, 
, -Graben'  ZStdt,  ,-Hüsli'  B;  L.  ,Seilers-Boden'  BGr.  —  Eine 
altere  mit  Seiler  gleichbed.  Bildung  viell.  in  .Seilo'  ,|N.  dictus 
Seylo.'  1300,  W  Urk.),  wozu  die  Oim.-  bzw.  Koseform  ,Seili' 
(,Uolrich  Seilli.'  1304,  Uw;  .Wernher  Sevli.'  um  1400,  ebd.; 
s.  auch   Gfd   54,    245). 

seilere":  das  Seilerhandwerk  betreiben  Bs;  GSa.; 
Ndw  (1t  Matthys  auch  allg.  .Seile  drehn').  Syn.  seilen. 
—  Auch  bei   Gr.  WB.  X  1,   222:   Martin-Lienh.  II   351. 

Seilete-  f.:  ein  .Seil'  voll,  zB.  Wäsche,  Heu  BG., 
Si.,  auch  lt  Zyro;  spec.  in  ein  Seil  (vgl.  Strick,  Tret- 
schen)  zsgefasste  Bürde  Heu,  Erad  oä.,  die  ein  Mann 
auf  dem  Rücken  eintragen  kann  „Gr"A.,  D.  (.Mannes- 
bürde'), Pr.  (auch  bei  AHöpfn.  1789),  in  Seile  gebun- 
dene Heubürde,  die  über  den  Berg  (in  den  Stall) 
heruntergezogen  wird  GrAv.  Vgl.  Fert  II  (Bi  I  1038); 
Tregi.  Als  Mass:  Ein  , Fuder'  Heu  ist  gleich  12  ,Sei- 
lete'  oder  Mannslasten  ä  1,5  Zentner  GrA.  (CSchröter 
1895).  Wil  s'  [das  Mütterchen,  das  allein  heuen  musste 
und  den"  auch  selber  d's  Ben  getragen  hed]  denn  mit 
der  S.,  eigentlich  nun  en  Zuff'el,  uf  den  Gaden  ist  . . . 
GFient  1898.  S.  auch  beinelen  (Bd  IV  1305).  Er  hed 
en  Grind  wie  en  S.  Farre",  von  einem  grobknochigen 
Knaben  GrA.  (Tsch.).  E"  S.  üfsetze»  (GrA.),  lade" 
GßSeew.  (MKuoni),  das  Heu  auf  das  am  Boden  lie- 
gende ,Seil'  schichten  zu  einer  Bürde.  D'  Taglünerne", 
ico  Wusch  mache",  Seilete"  lade"  und  nohi"reche"  heud 
müesse".  Sciiwzn.  (MKuoni). 

Seili  f.,  PI.  Seileni:  (in  BHk.,  R.  auch  Ghüe-S.) 
das  Kettenwerk  an  der  Krippe  zum  Anbinden  des 
Viehs  BBe.,  Gr.,  Hk.  Die  einzelnen  Bestandteile  s. 
unter  Hälsel  (Bd  II  1211  o.);  Chängel  s  (Bd  III  362); 
Herz-Ring  (Bd  VI  1090,  in  BGr.  dafür  Well-B.J; 
Strumpf;  Hals-,  Barni-Trum;  vgl.  auch  Seili-Leder 
(in  den  Nachträgen),  -Tütschi,  feiner  Bärnd.  1908,424. 
Syn.  (Chüe-)Seil  (Sp.  741  o.  51  o.),  fChüe-J  Stöss.  Das 
Vieh  im  Stalle  b'langed  ab  der  S.  z'  chon  BGr.  D'  Chie 
hei"  'zoren  «*"*  g'schrissen  an  der  S.  und  üs!'i"  wellen. 
ebd.  RA.  We""  d'  Chue  drüf  ist,  su  muess  d'  S.  glich 
nähi"  BBe.  S.  noch  Vogt  5  (Bd  I  704;  auch  BHk.); 
nach  einer  Angabe  von  verspäteter  Bevogtigung  eines 
Verschwenders. 

Wohl  nichts  andres  als  der  siug.  gefasste  coli.  PI.  Seili 
(vgl.  Sp.  738);  vgl.  aber  auch  Barni  f.  (Bd  IV  1439)  für 
das  selbe  Gebiet.  St.2  gibt  für  BO.  und  LE.  Ghüe-Seüi  n. 
an,  für  ersteres  sicher  irrtümlich,  da  die  uns  vorliegende 
Aufzeichnung  des  Anon.  Habk.,  die  St.s  Quelle  war,  das 
Fem.   hat. 

Sil  I  SiH  —  f.:  1.  Sihl,  der  aus  den  Schw  Bergen 
kommende,  in  Zürich  in  die  Limmat  mündende  Fluss. 
Sein  oberster  Lauf  heisst  Alt-S.  (schon  im  XIII.), 
auch  Stüden-S.  (nach  dem  Dorfe  ,Studen'),  bis  zur 
Vereinigung  mit  der  Iberger-S.  (bei  JJScheuchzer 
1717  ,Neue  S.'),  die  von  der  ,Minster'  und  der  .(stillen) 
Wag'  gebildet  wird.  Der  bei  Zürich  vom  alten  Fluss- 
lauf abzweigende  (dem  heutigen  .Sihlkanal'  entspre- 
chende) Nebenarm,  der  früher  selbständig  in  die  Lim- 
mat führte,  wurde  bis  in  die  neuere  Zeit  von  jenem, 
der  , wilden  S.',  als  , zahme  S.'  unterschieden;  dafür 
1396  ,der  wilde  runs'  und  die  ,inre  S.'  (vgl.  Vög.- 
Nüsch.  II  720/1).  —  2.  in  ä.  Zeit  in  Zürich  auch  als 
Bezeichnung   des  städtischen  Siechenhauses  St  Jakob 


Sal,  sei,  sil,  sol, 


7r,i 


an  der  Sihl  (vgl.  ASG.  XV  204/5);  doch  nur  in  be- 
stimmten Wendungen.  ,Man  sol  die  10  pfd  [Basse] 
geben  an  die  Silen  und  in  den  spital.'  1314,  ZStB.; 
ähnlich  noch  öfter.  S.  auch  un-ge-richt  (Bd  VI  374). 
—  Siler  m.:  Anwohner  der  Sihl.  .Johannes  der  S. 
et  fratres  sui',  Angehörige  von  Einsiedeln.  1256,  Z 
ÜB.  .Verena  S.',  Waldsehwester.  1403,  ScnwE.  Von 
den  Insassen  des  Siechenhauses  St  Jakob:  ,Die  spitaler 
und  Syler.'  1357,  Z;  dazu:  ,[Ein  Grundstück]  stost  an 
Silerwisen.'  1429,  Z  Rq.  (ebd.  ,Spittälerwisen'). 

Mit  dem  Flussnameu  zsgesetzte  Lokalnamen  (auf  dem 
2.  Glied  betont):  in  Schw  ,Sihl-Egg,  -Alp,  -Boden',  in  Z 
,Sihl-Au,  -Feld,  -Hfllzli,  -Brugg,  -Wald';  Uaaer-S.,  jenseits 
der  Sihl  gelegener  Stadtteil  von  Zürich  (s.  Z  Rq.  1910,  327). 
Ä.  Formen  des  Flussnamens:  .Silaha.'  1018,  ürk.  Heinrichs II. 
(,alpem  Sila  vocatam,  de  qua  fluvius  Silaha  dictus  currit'); 
latin.  .Sila',  Acc.  ,Silam.'  XIII./XIV.;  ,Altsyla.'  1217;  ,Sil(e)', 
in  den  obl.  Kasus  vorwiegend  ,Silen'  (,Silun.'  1312),  aber 
auch,  oft  mit  der  schwachen  Form  wechselnd,  ,Sil(e).'XIII./XV. 
Sicher  ist  Zshang  mit  (Ober-,  Under-)SiH  n.,  Alp  am  obersten 
Lauf  der  Altsihl  (vgl.:  ,[Die  Sihl]  entspringt  auf  einem... 
Berge,  worauf  aueh  eine  Alp  ist,  das  Syl  genannt,  wovon 
vermutlich  der  Fluss  den  Namen  bekommen.'  Leu-Holzhalb 
1791,  512);  nach  dem  erwähnten  Zeugnis  von  1018  läge 
eine  urspr.  Zss.  ,Sil-aha',  Silwasser,  vor,  wobei  aber  die  früh- 
zeitige starke  Kürzung  und  der  schliessliche  vollige  Schwund 
des  2.  Gliedes  auffällig  bleibt  (fgl.  Ach  mit  Anm.  Bd  I  63). 
Mit  dem  Alpnameu  ,Sil'  (vgl.  eis.  Sil  n.,  Umfriedigung,  ein- 
gefriedigtes Stück  Land,  bes.  zum  Schutz  gegen  schädliches 
Wild.  Martin-Lienh.  II  351  ;  zu  Sil  II  r)  mögen  noch  folgende, 
ausserhalb  des  Flussgebiets  der  Sihl  vorkommende  Lokal- 
namen zsgehören:  ,Sil-Acker'  GoT.,  ,-Ergaten'  oTh,  ,-Matt' 
ZWald  (,Sill-'),  ,-Boden'  BIseltw.,  ,-Stig'  SchSchl.,  ,-Weng' 
BAd.,  ,-Wängen'  L.  ,Silen'  Obw.  .SilJeuberg',  Familienn. 
Auf.  XVI.,  B  (Leu).  ,Silenen'  BG.  (Alp);  U  (,Silana.1  S57; 
.Silenmin.'  1291).  .Sihler',  .Silier'  ZGoldb.,  ,Sihler-Äcker' 
ZWyt.     ,Sil(l)ereu'  BAd.  (auch  bei  Leu),   Gsteigw. 

Sil  II  SM  —  m.  GWidn.  (in  Bed.  1  g);  SThierst. 
(in  Bed.  2  b),  sonst  STle"  (-»»-  GrLuz.;  GO.)  mf.,  PI. 
unver.  (in  WVt.  Silo  m.,  PI.  Silu«):  1.  Seil,  Strick, 
Riemen  (werk)  uä.  Sile"  m.,  grosses,  armsdickes  Seil, 
Tau  Ndw  (Matthys);  heute  abgelehnt.  S.  auch  Seil 
(Sp.  738  u.).  a)  m.  (nach  älterer  Angabe  f.),  grosses 
langes  Lederseil,  mit  dem  die  Fuhrleute  die  Waren 
auf  dem  Wagen  oder  Schlitten  festbinden  UUrs.  ,Da 
früher  am  Gotthard  die  Schlitten  ohne  Stangen  ver- 
wendet wurden,  so  ergriff  der  Fuhrmann  mit  der  linken 
Hand  den  Schwanz  des  Zugtieres,  mit  der  rechten  den 
S.  und  sorgte  so  mit  aller  Kraft,  dass  der  Schlitten 
dem  Tier  nicht  in  die  Beine  fuhr'  (TFurrer).  — 
b)  .grosses  Seil  für  Holzfuhren'  Gl  (WSenn  1871). 
Die  Jäger  holten  5  Heuseile  und  4  Sillen  und  knüpften 
sie  aneinander,  um  ein  abgestürztes  Tier  heraufzu- 
seilen, ebd.  —  c)  f.,  Zugseile  am  Heuschlitten  statt 
der  Latten;  sie  werden  an  den  Schlittenkufen  in  Haken 
eingehängt  GrD.  (B.).  -  d)  m.  GRPr.,  f.  GrD.,  Leit- 
seil GR.Pr.j-,  an  den  Hörnern  des  Zugviehs  befestigt 
GrD.  (B.).  —  e)  (Teil  am)  Zuggeschirr,  a)  m.  Gl; 
UUrs.;  WVt.,  f.  Schw;  UwE.,  Zugstrick(e)  beim  Vieh- 
gespann Gl;  Schw,  am  Joche  des  Zugviehs  befestigt 
Nnw;  UwE.;  UUrs.,  in  ScHwMa.  auch  am  Pferdege- 
schirr. .Zugriemen  am  Pfluge'  WVt.  Syn.  S.-Schnuer. 
Vgl.  auch  S.-Bengel  1  (Bd  IV  1373),  -Blatt  (Bd  V  186), 
-Schit.  —  ß)  m.  GRPr.;  WMü.,  primitives  Zuggeschirr 
für  Pferde  (in  OrPt.  auch  für  das  Zugvieh),  bestehend 
aus  einem  über  den  Nacken  und  einem  über  die  Brust 
des  Tieres  gehenden   breiten  Lederriemen,   an   deren 


Verbindungsstellen  die  Zugstränge  befestigt  sind  (s. 
die  Abbildg  Bärnd.  1911,  551)  GRPr.;  WMü.,  Chaisen- 
oder Kutschengeschirr  mit  (verziertem)  Brustblatt  statt 
eines  Kummets  Bs  (Seiler);  SThierst.  Syn.  Silen-Ge- 
schirr.  Legg  'Hm  Hans  [Pferdename]  hüt  a"  S-e"  a"  Bs. 
,3  Chaisengeschirr  (Süllen).'  Z  Amtsbl.  1868  (ZMaur). 
—  •()  m.  GRVal.,  f.  GrTIis,  Hintergeschirr  des  Zug- 
viehs, bestehend  aus  einem  quer  über  den  Hinter- 
rücken und  einem  um  den  After  herum  gehenden 
breiten  Lederriemen  (statt  dessen  etwa  auch  nur 
Stricke),  von  deren  Verbindungsstellen  auf  beiden 
Seiten  ein  Strick  zum  Joche  gespannt  ist,  an  dem 
auch  die  Deichselstangen  befestigt  sind;  die  ganze 
Einrichtung  soll  dem  Tier  ermöglichen,  beim  Abwärts- 
fahren den  Wagen  zurückzuhalten,  so  dass  er  ihm 
nicht  in  die  Beine  schiesst  GrAv.,  Ths,  Val.  De'' 
Chätzer  Gallon  chann  dem  Fardel  [Rind]  nid  e-mäl 
d'  S-e"  recht  a"legge"  GRVal.  —  8)  ä.  Belege,  meist 
zu  a.  ,Ich  kan  wol  schimpfen  unde  spiln,  baz  denn 
zien  in  einem  [Varr.  ,dem,  den']  siln',  spricht  der 
Esel.  Boner.  ,...  du  zallen  ziten  strebest,  als  in  dem 
siln  der  esel  tuot',  Fliege  zur  Ameise,  ebd.  .Das 
komat  mit  den  s-en.'  1353,  Bs.  ,N.  hat  veriehen,  dass 
er  ein  zoun,  ein  siln  und  ein  sak  verstoln  hab.'  1409, 
Z  RB.  ,Die  gschrift  muss  allein  durch  den  glouben 
verstanden  werden  und  der  gloub  allein  bewärt  werden 
mit  und  an  der  gschrift,  die  durch  den  glouben  recht 
verstanden  wirt.  Glych  als  da  einer  einen  last  ont- 
wegen  und  füeren  will,  nimmt  er  das  tier  allein  one 
s-en  und  strick,  so  mag  er  nüts  entwegen;  herwiderum, 
nimmt  er  allein  das  gschirr  one  das  tier,  schaffet  er 
aber  nüts.  Kurz,  es  muoss  das  tier  und  gschirr  mit 
einandren  an  die  bürde  gefüert  werden  und  anggürtet. 
Also  hie  ist  das  tier  der  lebendig  gloub,  strick  und  s-en 
ist  die  gschrift.'  Zwingli.  ,Ward  einem  Ochsen,  der 
kein  Arbeit  bis  dahin  verrichtet  hate,  das  Joch  samt 
den  Sillen  ufgelegt  und  ganz  allein  gehen  lassen, 
darmit  zue  erwarten,  wohin  solcher  sicli  begeben  wolle, 
mit  der  Meinung,  das  Closter  [Engelberg]  an  solches 
Ort  zu  bauwen.'  Anf.  XVIII.,  Ndw.  —  e)  in  bildlichen 
RAA.  Er  muess  recht  i"  S.  ligge",  ,er  muss  fest  an- 
ziehen' Ndw.  Si  händ-e"  a"  der  S.,  ,am  Zaume'  Gl. 
Us  der  S.  chw,  aus  dem  Geleise  kommen,  ebd.  (Leu- 
zinger).  Es  tienet  i"  hei"  S.  ine",  ,es  passt  in  kein 
Ziel  und  kein  Mass  hinein.'  ebd.  (CStreiff).  ,[Wir  wer- 
den berichten,  wie  Luther]  fürgfaren  und  sin  hendel 
sich  von  im  an  ander  fürtragen  band,  wie  und  wann 
Zwingli  im  in  sinen  siln  gstanden  und  disen  danen 
getan  hat.'  Salat,  Ref.-Chr.  —  f)  m.,  Band,  das  den 
Kühen  umgelegt  wird,  wenn  sie  schwer  kalben,  zur 
Verhütung  des  Gebärmuttervorfalls  GRPr.  —  g)  bei 
kranken  Pferden,  die  nicht  mehr  aufstehn  können, 
angewendete  Vorrichtung,  aus  Seilen  bestehend,  die 
man  unter  ihnen  durchzieht  und  mit  beiden  Enden 
an  der  Stalldecke  befestigt  GWidn.  Ein  Pferd  i"  de" 
Stil  hängen;  das  Pferd  ist  im  S.  —  h)  Schultergurt 
der  Schiffszieher  (s.  recken  ö  b  Bd  VI  809),  eine  Art 
Schleife  mit  einem  Strick  am  untern  Ende,  der  an  der 
Schiffsleine  festgemacht  wird  S  (Schild  1885);  s.  Limen 
(Bd  III  1269)  und  vgl.  S.-Blatten  (Bd  V  199).  —  i)  f., 
Leibgurt  der  Männer  GaThs.  —  k)  m.  GRKübl.,  Luz., 
Pr.,Sch.,  Spl.,  Val.;  GMs,  Sa.,  Wb.,  f.  „Gr"D.,  Schud., 
Ths,  Val.;  GMs,  Sa.,  Wall.,  ohne  Geschlechtsang.  Gr 
ObS.,  meist  oder  ausschliesslich  im  PL  (so  für  GrAv., 
Nuf.;  Gü.  angegeben),  der  Sg.  nur  etwa,  soweit  zwei 


765 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


getrennte  Stücke  vorhanden  Bind:  Hosenträger.  aaOO. 
S.  Zue-sennen- Boss  (Bd  VI  1435).  Früher  wurden  die 
S-e"  statt  angeknöpft  in  eisernen  Haken  an  der  Hose 
eingehängt  GrD.  (B.);  vgl.  auch  Hoh-ltigel  (Bd  VI 
751)  und  S.-Chnopf  (Bd  III  752).  In  GrAv.  auch  für 
die  Tragbänder  am  Unterrock   (G'stalt)   der   Frauen. 

—  2.  mit  Verschiebung  der  Bed.  a)  m.,  das  Joch, 
das  dem  Zugtier  aufgelegt  wird  GlK.  —  b)  =  Sil- 
Bengel  1  (Bd  IV  1373),  ,Wagscheit  für  ein  einzelnes 
Zugtier'  SThierst.  Wagscheit  mit  ,Guntel'  und  Stricken 
zum  Holzschleifen  OßwLung.;  vgl.  silen  1. 

Ahd.  silo  m.,  mhd.  sil(e)  mfn.,  bes.  Riemenwerk,  Geschirr 
für  Zugvieh;  verwandt  mit  Stil.  Zur  weitern  Verbreitung 
und  Geschichte  des  W.  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  953  ff.  (,Siele'  f.). 
1058  (,8111*  n.,  ,Sille'  f.),  dazu  noch  Martiu-Lienh.  II  351; 
Unger-Khull  594.  Das  Fem.  beruht  bei  uns  wohl  grössten- 
teils auf  Neubildung  von  dem  in  mehrern  Bedd.  vorwiegend 
gebrauchten  PI.  aus;  vgl.  bes.  die  charakteristischen  Ver- 
hältnisse unter  1  k.  Das  l  hat  in  Bs;  nS  sekundäre  Ge- 
mination erfahren;  im  übrigen  sollen  die  Schreibungen  mit  ff, 
so  für  Gr,  nur  die  Kürze  des  Vokals  wiedergehen.  S.  noch 
SS«;  Silm. 

After-:  =  Sil  1  ey.  Syn.  Hinder-S.  ,Aftersiln.' 
1470,  Bei'terooel  von  Grandson. 

Amhd.  aftereil  m.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  I  18S.  X  1,  955/6; 
Unger-Khull    13;   Fischer  I   113  (.Aftersigel'). 

U°-sile°  f.:  üble  Laune  Gl  (Leuzinger).  I"  der 
U.  Si",  i"  d'  U.  chu".  —  Eig.  von  einem  Zugtier,  das 
nicht  recht  im   Geschirr  liegt;  vgl.    Geschirr. 

Holz-Site":  =  Sil  1  e  ß,  wenn  beim  Holzschleifen 
gebraucht  WMü. 

Hinder-:  =  After-S.  ,[N.  stahl  ua]  ein  hindersill 
an  ein  rossgschirr.'  1580,  Z  RB.  -  Anders  bei  Gr.  WB. 
X  1,  95G. 

Joch- Site" :  =  Silen  1  e  o  UwE. 

sile"  GlH.;  GSev.,  -»-  UwSachs.  (Dan.):  1.  Holz- 
stämme an  Seilen,  die  an  einem  Gunten  (s.  Bd  II  382) 
befestigt  sind,  mit  Pferden  (aus  dem  Walde)  schleifen 
GlH.;  UwK.,  Sachs.  —  2.  Etw.  unbequem,  mühsam 
ziehen,  tragen  GSev.  Dazu  Silete"  f.:  En  schregglegi 
S.,   ein   schrecklich   mühsames  Ziehen,    Tragen,    ebd. 

—  Bei  Gr.  WB.  X  1,  956  in  andern  Bedd. 

Silen o» :  wohl  PI.,  =  SM h  Gr  (vereinzelte  Angabe). 

sfla  (q,  -ä)  GrAv.,  Pi\,  Tschapp.,  -%■  GrD.,  Nuf., 
Pr.,  Seh.,  Ths:  a)  gew.  wiederholt,  Lockruf  für  Ziegen. 
Auch  in  Verbindung  mit  andern  Rufen:  S.,  *.,  tsei, 
tsei,  tsä!  GrAv.  Gitzeli,  gitz,  gitz!  s.,  s..'  GrD.  (B.). 
Titz,  titz,  s,  ».!  GrOdS.  (B.).  S.,  s.,  Geissi!  ruft  die 
Bäurin  die  Ziegen  zum  Melken  GrScIi.  ,Ein  Schan- 
figger  lockte  seine  Ziege  mit  dem  freundlichen  s.,  s.  / 
Als  die  Sile  aber  nicht  folgte,  rief  er:  gitsch,  du  leide'' 
Ckoge"!-  Tsch.  —  b)  Subst.  f.,  Bezeichnung  der  Ziege 
Gr,  so  D.  (lt  B.  nur  noch  im  Lockruf),  Seh,  Ths. 
S.,  S.,  chumm,  S.l  GrD.  (B.),  Ths.  Rüef  dine»  Sile" 
GkTIis.   —  In   beiden  Bedd.  auch  rätorom. 

sillabieren:  nach  der  alten  Methode  des  Lesen- 
lernens (vor  Pestalozzi)  aus  den  Namen  der  ein- 
zelnen Buchstaben  (s.  buechstabieren)  die  Silben  eines 
Wortes  zssetzen.  Scbdlspr.  f  —  Vgl.  ,silben'  Gr.  WB. 
X   1,   970. 


sillerli:    im  Anzählreim   unter  Inoll  (I 

Silli  s.  unter  Sun. 

Silian :  =  Sidian  (Sp.  309  u.)  Z. 


III  740). 


, Silin  m. :  scapolo'  PA1.  (Giord.). 

lt.  «rapalo,  Junggeselle,  aber  auch,  was  hier  gemeint  sein 
wird,  ,a  qnel  cavallo,  che,  sciolto,  precede  gli  altri  che 
tirano  una  carrozza'  (Ferrari-Caccia),  also  das  selbe,  was 
deutsch  auch  .Bienienpferd'  heisst  (Gr.  WB.  VIII  928).  Da- 
durch wird  Zugehörigkeit  zu  Sil  11  wahrseb.:  die  Wortform 
weist  auf  ein  ahd.  'sillo  aus  'silju;  zur  Bildung  vgl.  Wilmanus 

Sol  I:  Lache,  Pfütze  (in  der  sich  das  Wild  suhlt); 
nur  in  Ortsnamen  (s.  die  Anm.). 

Amhd.  sol  mn.;  vgl.  über  die  weitere  Verwandtschaft 
Gr.  WB.  X  1,  1448  (,Sole'  f.,  Lache).  Vgl.  auch  Sil.  Als 
Ortsname.  Söl  (geschrieben  ,Sol,  Sohl,  Sool';  in  ApI.  gespr. 
Saul<S)il)  ApI.  (Alpweide;  bei  Leu,  Lex.  ,Soll');  BsL. 
(nördl.  von  Rotenfluh);  B  (hinter  der  Scheibe  nördl.  vom 
Thunersee);  Gl  (als  Fluru.  in  Betschw.,  Eunenda,  Näf.,  Rüti, 
NUrnen,  für  ein  bei  Schwanden  auf  der  Höhe  gelegenes 
Dorf:  (ufl  Söl;  dazu:  ,von  Swanden  ...  Welti  ab  Sol,  RRusser 
ab  Sol',  gefallen  in  der  Schlacht  bei  Nftfels.  GILth.  JzB.) ; 
SchTras.  (Fluni.);  SchwArtb;  S  (Sennhof  bei  Mümlisw.); 
ZHed.  (an  der  Grenze  gegen  Aa;  , Acker  im  Sohl';  ,da  dannen 
uff  in  das  sol.'  XV.,  Offn.  Bonst.),  Rheinau,  Stadel  (,Acker  im 
Sohl').  In  der  ä.  Spr.  auch  in  der  Form  ,sal'  (n.):  ,In  das 
sal  uff.'  um  1500,  AaRemetschw. ;  ,das  tanholz,  das  man 
da  nempt  das  sah'  1281/1485,  Z;  ,das  Holz  genant  Sal.' 
1605,  ebd.;  vgl.  auch  Sp.  688.  In  Zssen  (noch  oft  mit  er- 
haltener Kürze)  1)  als  1.  Glied.  ,Sol-Ach'  (eig.  das  aus  dem 
Sol  kommende  Wasser)  BLimp.  (, Solachäcker'),  ,-acht'  BJe- 
geust.  (.Solachtäckcr') ;  ZOGlatt  (,iu  der  Solacht';  schon  1696 
,in  der  Sollacht').  ,S.-Acker'  BOberönz  (.Sollackerwald').  ,Sol- 
Egg' ApI.;  BGadm.,  Innertk.,  Reutig.  ,Sohl-FeId' ZHed.  ,Sohl- 
Flub'  B  (Felswand  an  der  Scheibe).  ,Sohl-Holz'  ZHed.  ,Sol- 
Horn'  B  (Berg  südwestl.  von  Amsoldiugen).  ,Sool-Mäderli' 
GIMitlödi.  ,Sol(l)-Matt'  BOberbalm;  S  Mümlisw.,  Welsch. 
,Soll-Boden'  BsEttl.  (.Sohlbodenebene');  ZBenk.  ,Sohl-Bühl' 
zw.  SehBuchb.  uud  ZEgl.  ,Sol(l)-Berg'  BWyu.  (,Solberc.' 
1260;  dazu  der  Familienn.  .Sollberger'  B  lt  Zyro;  schon 
1674,  BWillad.).  ,Sool-Brunuen'  SchWilch.  ,SohI-Reben'  Z 
Hed.  ,Soll-RUti'  BKö'n.;  LUff.  (.Sohlruti').  ,Sohl-Tobel'  ZHed. 
—  2)  als  2.  Glied.  Vorangestellt  seien  die  für  die  Bed.  des 
Grundwortes  zeugenden  Zssen  mit  Wildnamen  als  1.  Glied. 
,Eber-Sol(l)'  B  (,Äbersol',  flache  Abdachung  eines  Hügels  am 
Kurzenberg,  ,Äbersold',  Häuser  bei  Wil  bei  OHünigen,  ,Äber- 
soldacker' Kön.,  .Äbersold,  Ebersold'  Familienn.);  LHohenr.; 
GGold.,  Oberbür.,  Mogeisberg;  ZGeroldsw.  (schon  XIV. /XV., 
ZSteuerb.).  ,Hirs-Sol.'  1333,  Z  Steuerb.  (,decima  ...  am  H. 
und  an  der  Gebreiten').  ,Bär-Sol'  BTrub,  ,Bärsel(i)'  LoE., 
,Bären-sool'  GIHasl.,  Luchs.,  Näf.;  SchwBisital  (,Bärensoll), 
,Ben-soll'  Banset  ApOberegg.  Im  Übrigen  sind  zu  nennen: 
,Grnnd-Sol'  WGanter  (,das  Grundsal.'  1435).  ,Hoch-Sol.' 
1493,  AaB.  ürk.  ,Heimi-Sohl'  ZHüntw.  ,Boppen-Sol'  ZOtelf. 
(gespr.  Boplisse",  BojAelse",  jetzt  offiziell  ,Boppelsen',  urk. 
.Poppensol'  uä.;  s.  HMey.  1849  Nr  1467).  (Hof  in)  ,Pozin- 
sol.'  XIII.,  AaKillw.  (od.  Fislisbach).  ,Widi-SooI*  ZWindl. 
(gegen  Glattf.).  Dim.  SVU  n.,  im  Soli,  offiziell  ,Solli'  ZBU1. 
(Feld  in  einer  Talmulde,  eine  der  drei  Abteilungen  des 
BUlacher  Bodens ;  dazu  in  der  Nähe  ,S.-feld„  -genter,  -gass, 
-brunnen,  -zeig').  ,Soli'  ZWei.,  ,auf  dem  Soli'  ObwLung. 
(Alp  und  Wald;  ,das  güetli  genampt  das  Soli.'  1583),  Soli 
GlEngi,  Glar.,  Näf.,  RUti-Braunw. 

S81e"  I  Sola  f.:  .schleppisches,  unsauberes',  träges 
Weibsbild  W  (Tscheinen),  unordentliche  Person  WVt. 

Nom.  ag.  zum  Vb  solcn.  Das  letzterem  zu  Grunde  lie- 
gende sächl.  Concr.  ahd.  sola  f.  (vgl.  Gr.  WB.  X  1,  H4S) 
erscheint  bei  uns  noch  in  Ortsnamen.  , Auf  der  Sohlen'  BHk. 
(Hänser);  ,die  acker  in  Sola  und  Sweuden  bi  Bullaen  ge- 
legen.' 1387,  Z  (dafür  1467:  ,ir  guot  genant  Soloswendi 
nebent  BUlacher  hard  gelegen').  Als  1.  Glied  der  Zss.  .Sohlen- 
Äcker'  AaLeugg.  ,-Matt'  AaBrittn.  ,Sollen-Bach'  ZBillikon 
bei  Kyb.  , Solen-Berg'  GMaseltr.;  SchHerbl.  .Solentaler', 
Familienn.   ApI.   (schon   im   XVI.). 


TUT 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


768 


söle"  I  Solu*:  1.  sich  beschmutzen  WVt.  — 
2.  „schleppen,  zB.  ein  Kleid,  Tier  W." 

Ahd.  solön,  mhd.  soln,  (sich)  in  einem  ,Sol'  wälzen,  da- 
durch beschmutzen,  bes.  von  Schweinen.  Vgl.  auch  die 
Anm.  zu  ver-solen  (Sp.  769). 

umher  ha-:  herumschleppen  W.  —  nach-:  nach- 
schleppen W.  —  zer-:  hin-  und  herbewegen,  bes. 
d'  ChuttlW  z.,  vom  Bauchgrimmen  W. 

Sol  II  Sölm.:  1.  .nichtsnützes  Geschwätz'  Bs  (Stu- 
dentenspr.).  —  2.  Jmdm  en  Söl  a"ge",  einen  Bären 
aufbinden,  ebd.  —  Vom  Vb  solen  aus  gebildet. 

Sole"  II  (bzw.  -ö-)  f.,  PI.  unver.,  in  BGr.,  G.  (neben 
Sole")  Soli,  Dim.  Soli  BE.,  Söleli  Aa;  Ap;  GT.;  Ndw 
(Selili);  Th;  Z:  1.  Sohle  am  Fuss,  Schuh,  Strumpf 
(so  WLö.,  als  Dim.  Z  lt  Dan.),  wohl  allg.  Syn.  Boden  4  d 
(Bd  IV  1028).  Bö  müess  Eine"  [der  eine  Anstellung 
wolle]  scho"  d'  Solen  ablaufe"  wie  d'  Jeger  im  Spät- 
herbst. JReinh.  1905.  Die  Schuhsohlen  des  Bergheuers 
waren  chridendick  b'schlagnu  und  der  Mann  hed  Oigen 
i""  S-e"  g'häben.  Barnd.  1908  (BGr.).  D'  Soli  chlopfen, 
Reissaus  nehmen,  ebd.;  Syn.  d'  Finke"  chlopfe".  Wie-s" 
[bei  der  Lugmilch]  der  Buch  voll  händ  g'chan,  händ-s 
denn  noch  es  Wili  d'  S-e"  g'figet  [getanzt]  GnPr. 
(Freier  Rätier  1890).  .Die  ouch  schuohe  kunnen  ma- 
chen, die  begand  ouch  untrüwen  vil.  So  einer  zwo 
s-en  koufen  wil,  si  tragend  im  ouch  guot  leder  vür 
bar  und  stossent  im  denne  anders  dar.'  Schachzabelb. 
V.  11728  ff.  ,Vier  par  schuo  und  sovil  solhen  die 
sol  die  badmagt  vorhin  holen.'  um  1500,  Bs  Badschen- 
kengedicht. ,Die  s-en  der  füessen,  solum,  planta,  ve- 
stigium;  s-en  eines  schuochs,  solca.'  Fris.;  Mal.  S.  noch 
Ballen  5  b  (Bd  IV  1148).  ,Schuoch  ön  s-en',  etw.  Wert- 
loses: ,[N.,  vom  Vogtgericht  zu  Andelfingen  zu  einer 
Entschädigung  an  ein  Mädchen  für  den  ,bluomen' 
verurteilt,  erklärt  das  Gericht  für  inkompetent  und 
behauptet,  er]  were  ouch  der  huoren  nit  witers  ze 
geben  schuldig  anders  dann  ein  par  schuoch  on  soleu.' 
1554,  ZAnd.  —  2.  a)  die  eiserne  Sohle  des  Pflug- 
hauptes  AaFii.  —  b)  der  untere,  flache  Teil  des  Ho- 
bels Ndw.  —  c)  am  Weidling:  7  Zoll  breite  dünne 
Laden,  die  zu  beiden  Seiten  bis  in  die  Mitte  gehen 
und  auf  denen  das  Schiff  läuft  Aa  (Rochh.).  —  d)  .Bal- 
ken unter  dem  Sims'  BVorimholz  (Hunz.).  —  e)  die 
zwei  Enden  eines  ,Garns',  die  aus  stärkerem  Faden 
und  aus  engen  Maschen  hergestellt  sind  LMegg.  (Fi- 
scherspr.).  Die  eine  S.  kommt  auf  den  Seegrund,  an 
der  andern  sind  die  .Flössen'  befestigt.  —  f)  ?  ,Herr 
Schalch  . . .  soll  solen  und  helen  zum  fürrath  machen 
lassen.'  1551,  Sch  Ratsprot.  —  3.  ,Solen,  ein  meerfisch 
also  genannt,  solea.'  Fris.;  Mal.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
1408/16;  Martio-Lienh.  II  351.  Zu  3  vgl.  Gr.  aaO.  1416. 
lsen-:  Eisenleisten,  Gerät  des  Schuhmachers  BGr. 
Beim  Naglen  dient  die  /.,  der  B'schlagstock  oder 
B'schlagfues:  Bärnd.  1908.  —  Fuess-:  Fussohle. 
,Der  Mutter  tat  es  bis  in  die  Fussohlen  wohl,  selbst 
Meisterfrau  zu  sein  und  nicht  bloss  im  Küherstöckli, 
sondern  im  grossen  Hause  wohnen  zu  können.'  Gotth. 
.Planta,  fuossol.'  Voc.  opt.  ,Hat  er  [der  Pestkranke] 
nit  schwitzen  könen,  so  habe  ich  lassen  Ziegelstein 
wermen,  an  die  Fuss-Sollen  lassen  halten.'  1668,  ZUst. 
Neuj.  1868.  S.  noch  riben  (Bd  VI  54).  —  Grab-: 
Sohle,  Boden  des  Dungkanals  im  Kuhstall  GrD., 
ObS.,  V. 

Grue"-:    Pflanzen».     1.    meist  Tl  ,    Gartenminze; 


beim  Kochen  dem  Spinat  zugesetzt  ZHiiz.,  Wäd.  ,Men- 
tastrura,  gruonsol.'  Voc.  opt.  ,Die  gruonsolen,  menta, 
ein  kraut.'  Fris.;  Mal.  —  2.  f-ö-J  .ein  gewisses,  grosse 
Wurzeln  treibendes  Unkraut  in  Äckern'  GRÜVaz. 

Nach  der  Blattform  einer  gewisseu  Miuzenart?  An  volks- 
etym.  Umbildung  und  Bed.-Verengerung  eines  Gruesele"  f. 
(vgl.  Gruesen  Bd  II  813,  ahd.  gronisal,  chimo.  germen  Graff 
IV  300)  ist  kaum  zu  denken.  2  wohl  ebenfalls  eine  Miu- 
zenart. 

Huef-:  Huf;  s.  lebig  (Bd  III  974).  -  Mer-:  = 
Solen  3.  ,Solea,  ein  meersolen,  ein  meerzungen.' 
Fischb.  1563.  —  Mür-:  der  über  der  Mauer  liegende 
Schwellbalken,  auf  dem  die  Rafen  aufliegen  AaFH.  ; 
BsL.;  B  (so  Bon.,  Vorimholz);  SG.,  Hären.,  Himmelried, 
Thierst.  Syn.  Mür- Federen  (Bd  I  678),  -Latten  (Bd 
III  1483),  -Pfätten  (Bd  V  1202).  —  Brand-:  wie  nhd. 
wohl  allg.    D'  Schnell  sind  dur'*  bis  uf  d'  Br-e"  i"e". 

Schueh-:  1.  wie  nhd.  wohl  allg.  Hert,  zach  wie 
Sch-e",  von  Fleisch  Ap;  Z;  Syn.  wie  Leder.  ,Solea, 
schuochsol.'  Voc.  opt.  , Solum.  Martial.,  ein  schuoch- 
solen.'  Fris.;  darnach  bei  Mal.  ,der  [1.  ,die']  schuoch- 
solen.'  S.  noch  ver-bletzen  (Bd  V  289).  —  2.  ein  Back- 
werk, flaches  Eier-Örli  (s.  Bd  I  414)  BStdt;  gegen- 
wärtig auch  in  ZStdt  aufkommend.  —  2  auch  bei  Gr. 
WB.  IX  1865;  vgl.  ebd.  X  1,   1416. 

Tanz-.  Sie  hat  medä"  [Bd  IV  366]  recht  Danz- 
sohlä,   ist  eine  gute  Tänzerin.  Tyrolersp.  1743. 

Tüv-soll  f.:  Türschwelle  GrV. 

Bestätigt  (nicht  etwa  für  Tür-Seil  Sp.  714  verlesen).  Zur 
Form  des  2.  Gliedes  vgl.  .fuossol,  gruonsol,  schuochsol'  im 
Voc.  opt.,  zur  Bed.   Mür-S. 

söle"  II  (bzw.  -ö-),  3.  Sg.  Pises.  und  Ptc.  -et  (in 
Bs  -t) :  1.  a)  wie  nhd.  sohlen,  wohl  allg.  Schueh  s.  ,Ein 
Bahr  gesollet  und  beschlag[en],  2  Hüöberlig  und  1  Bahr 
gebüozt  ist  4  Bz.'  1777,  AaJoii.  (Tagebuch  eines  Schu- 
sters); so  noch  mehrfach.  ,Wo  der  N.  als  ein  armer 
Mann  hat  müssen  in  das  Wälschland  als  Gränidir,  hat 
man  ihme  ein  Hörnt,  ein  Bar  neuwe  Schuh,  ein  alt 
Bar  gesollet,  ein  Bar  Stiefel,  Manschetten  und  Strumpf 
lassen  flicken,  kost  alles  zusammen  5  Gld.  13  Bz.  2  Kr.' 
1792,  JLüscher  1898.  —  b)  die  Sohlen  des  Strumpfes 
mit  dickem  Tuchbelag  übernähen  BE.f  —  c)  ,sölen 
ist  auch  eine  Zimmermannsarbeit'  Ndw  (Matthys). 
Nicht  mehr  bekannt;  wohl  =  seilen  II 1  (Sp.  715)  oder 
vom  Legen  der  Mür-Solen.  —  2.  intr.  a)  ,sich  lang- 
wierig und  langweilig  abmühen,  sei's  mit  Befehlen 
und  Drängen  und  Bitten  gegenüber  Arbeitern  (me" 
mues'  mit-ne"  s.J,  sei's  mit  selber  mache"'  BG.  (Bärnd. 
1911).  Das  ist  es  S.  mit  Boss  und  Wagen,  ive""-m<<n 
all  Ü2ge"plick  b'hanget  und  b 'steckt  u"i  nit  drüs  maß! 
ebd.  —  b)  salbadern  BsStdt  (studentisch). 

Zn  2  a  vgl.  in-,  ver-solen  (mit  Anm.),  zu  2  b  Gr.  WB. 
X  1,  1416  unter  , sohlen'  3  b.  Schuchsoli,  Zuname  SchwE.t 
ü  f-.  Ai"'m  d'  Balle"  ü.,  ihn  kräftig  mit  dem  Ball 
treffen  Bs.  .Diese  Ballspiele  werden  alle  bloss  mit 
einem  einfachen  faustgrossen  Ball  von  Wolle  gespielt 
und  bestellen  wesentlich  alle  im  gegenseitigen  Auf- 
fangen und  Anwerfen  (Aufsohlen  oder  Aufsalzen)  der 
Balle.'  Bs  Reime.  Ai"emAi"sü.,  einen  kräftigen  Schlag 
versetzen  Bs.  —  a"-:  tr.,  Einen  mit  fadem  Geschwätz 
belästigen,  auch  anschwindeln  Bs.  —  i°-:  mühsam 
hineinschaffen, -bringen;  in  Bauernregeln.  Me"  muess 
de"  Eogge('n)  i.,  in  gelockerten  Boden  einwalzen  Aa; 
Sch;   S;   Z;    vgl.  underen-rodlen,   inen-rudlen  (Bd  VI 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


621.  626).  ,  We""-si  's  unnen-vn  chü2n  V'pole",  su  mues'- 
mn"  's  oben-in  l.  und  umgekehrt,  dh.  im  einen  Land- 
strich gestattet  und  gebietet  das  anhaltend  schöne 
Wetter,  in  steter  Eile  und  davon  unzertrennlichem 
Lärm  die  Dürrfutterernte  einzubringen,  im  andern 
Landstrich  lässt  dagegen  das  Regenwetter  immer  nur 
halbe  und  ungedeihliche  Arbeit  zu.'  Bäknu.  1911  (BG.). 

ent-:  refl.,  die  Hufe  verlieren,  von  einem  kranken 
Pferde.  ,In  der  dritten  Wuchen  [habe]  sich  das  Ross 
selbs  endtsollet  und  [seien]  ihme  die  Schue  abgefallen.' 
1701,  Z.  —  Bei   Gr.  WB.  III  fi'27   aus  Voss. 

er-:  a)  durchprügeln,  .abschmieren'  AAÄarb.  — 
b)  „betrügen,  hinters  Licht  führen  LG." 

ver-:  a)  von  Personen,  scharf  her-,  mitnehmen, 
a)  körperlich.  Einem  das  Fell  gerben,  ihn  durch- 
prügeln Aa;  Ap;  Bs;  BE.,  Stdt  (bes.  bei  der  Schul- 
jugend); GT.;  Sch;  S;  Th;  Z;  St.  Ei"'m  's  Füdlich, 
's  Hindier  v.  Dö  ned[nimmt]-mich  der  Schuelpresident 
off  's  Chiieu  ond  hed-mer  's  Höndertdl  versolet.  ATobler 
1902.  Er  het-mi'h  schön  versolet  S.  Einen  tüchtig  mit 
Schneebällen  bewerfen  Bs.  Die  hai"-mer  versolt !  Mit 
Schlägen  verjagen)?):  Mir  hein-en  [den  Winter]  no'h, 
es  hilft  ke'"  Chlag,  mir  cheun-e"  nit  v.,  u"d  blibt-er  bis 
zum  Östertag,  so  »messe-  mir-ne"  tole".  BVolksztg  1907. 
—  ß)  Einen  .hineinlegen',  in  die  Patsche  bringen, 
überlisten,  hinters  Licht  führen  AaFH.;  BBe.,  Stdt; 
LG.;  GT.;  ScHSt.;  S;  Th;  Uw,  „verderben  Sch;  S." 
,Er  ist  übel  versohlet  worden,  ist  übel  mitgenommen, 
gezwagt  worden'  ScnSt.  Beim  Spiel  GT.;  Tu.  De" 
hem-mer  g'hörig  versolet!  Er  isch  scho"  einisch  bi-me" 
Tusch  von- wen  Abraham  a"g' schmiert  worde"  ...jetz 
wdt-er-sich  neue"  nit  gern  vo"-men  Isak  lo"  v.  Schild. 
Du  chaust-mich  iez  noch  ni'  v.  L  (Ineichen).  ,Papst: 
Ich  lehre  euch  Alle.  Kaiser:  ich  leere  euch  Alle  ... 
Teufel:  Ich  begehre  euch  Alle  und  versohle  euch  Alle 
und  hol  euch  einst  Alle.'  AaB.  Kai.  1890.  ,Der  sei  ihm 
z'spät  aufg'standen  und  könne  ihn  nicht  v.,  wenn  er 
schon  ein  Schuhmacher  sei.  Wer  seine  Tochter  wolle, 
müsse  einen  anderen  Geldsäckel  mitbringen  als  der 
Veri.'  Ndw  Kai.  1901.  S.  noch  ver-bändlen  (Bd  IV  1338). 
Einisch  i"  're"  finstre"  Nacht  wird  ame"  Bür  es  Gitzi 
g'stole";  me"  het  der  Schuester  im  Verdächt,  doch  Nie- 
mer  hilft-ne"  gern  v.  B  Dorfkai.  1889.  —  b)  Speisen 
aufessen,  verzehren  BsStdt.  Aber  g'heit  der  Chorb  nid 
um,  dass-si  [die  Kartoffeln]  nit  vertröle";  zeche"  Dotze" 
z'ringsetum,  wer  wird  die  v.?  BVolksztg  1892.  —  ver- 
solet: a)  ,angeschmiert,  lackiert,  in  der  Patsche, 
Tinte'  AAFri.;  Ap;  B;  „ScH"Ha.;  „S";  Th;  Z.  „Er 
ist  versollt,  dh.  verloren,  verdorben,  im  Unglück." 
Hett-er  nu"  [nur]  ka'"  Bürgschaß  übernu"!  iezt  frilich 
ist-er  versolet!  ScHÜa.  Mit  einem  solchen  Knecht,  einer 
solchen  Frau  isch  Ein  versolet  AAFri.;  Th.  , Die  mei- 
sten Buben  und  Maidli,  welche  sich  mit  ihm  haben 
konfirmieren  lassen,  sind  in  der  Eh.  Jetzt  sagen  sie, 
sie  wollten  lieber  wieder  ledig  sein.  Aber  versohlet 
ist  halt  versohlet.'  Stutz.  S.  noch  rannen  (Bd  VI  963). 
—  b)  „verschuldet,  zumal  verpfändet  (zB.  si"s  Land 
ist  alls  r ersollet)  BÜ." 

Synn.  wie  versack-üren  (Bd  I  419),  -banalen  (Bd  IV  1338), 
-sacken,  secklen  (Sp.  651.  675/6),  -salaten  (Sp.  692)  zeigen, 
dass  die  Bez.  des  W.  auf  Solen  II  keine  Schwierigkeiten 
macht;  vgl.  noch  Gr.  WB.  X  1,  1416;  Sanders  II  1114. 
Anderseits  deuten  die  eis.  Bed.  ,besudeln,  beschmutzen' 
(Martiu-Lienh.  II  352  unter  ,versolen'  5)  und  viel),  das 
schwäb.  ,versnlen'  (Fischer  II  1341.  1371)  auf  Zshang  mit 
Sohwelz.  Idiotikon  VII. 


.ili.l .  mlSn  (s.  mlen  1);  vgl.  beschissen,  anschmieren.  Nur 
durch  den  Keim  veranlasst  ist  v.  im  Kdsprüchlein  ,widi  widi 
witt  deu  Doktor  holen,  w.  w.  w.  das  Loch  versohlen'  (gleich- 
sam mit  einer  Sohle  schliesseul  G.  Alls  o.,  alles  Leder  zu 
Sohlen  aufbrauchen  (Bärnd.  1904,  410),   mutet  gemacht  an. 

Sölete"  -a  f.  An  S.,  an  Chnewweta  Sehne,  sohlen-, 
knietief  Schnee  WVt. 

Schueh-Süli  m.:  Spitzname  SonwE. 

dünn-sölig:  mit  dünner  Sohle;  (scherzh.)  von 
Eiern  mit  dünner  Schale  Ndw.  TwnnseUgi  Eier.  — 
doppel-,  *-.-  doppelsöhlig,  von  Schuhen,  wohl  allg. 
Übertr.    Ne"  doppelsölige  Narr,  Erznarr  S  (JReinh.). 

Sol  DI  Soll:  Batzen.  Gadnerspr.  (ALüt.). 
Vgl.  it.  saldo;    ,sechs    Sols.'    B  Mand.  1628;    ,38   Sols.' 
1719,   Bs;   ,dreissig  Sols'   unter   Blessen  (Bd  IV    1705). 

Sol  IV:  =  Bol-Ei  (Bd  I  17),  Marbel :.'  (Bd  IV  387): 
oO.  —  Vereinzelte  unsichere  Angabe.  Vgl.  allenfalls  eis. 
Sut  f.  (Martin-Lienh.  II  352). 

sol(l)e°  (s.  die  Anm.)  AaDoU.,  ORohrd.,  Sigl.;  Bs; 
ZStdt,  söl(l)e"  AABez.  B.,  Klingn.,  Ku.,  Weg.,  Wohl, 
(jünger  seile"');  Ap;  Bs;  B  (auch  Id.);  Gl;  GrScIi.  und 
ltTsch.;  PA1.  (solle.  Giord.);  GRh.,  T.;  aScHw;  uTh;  Z 
Auss.,  Rieht.,  Stdt,  Wth.,  sel(l)e"  AABez.  Aar.,  südlicher 
Bez.  B.,  F.,  Fri.,  Gren.,  Ku.,  Lauf.,  Leer.,  L.,  Bez.  Zof., 
Z.;  Bs;  BGr.,R.;  LG.,  Ha.,  Stdt;  oTh;  Ndw  (lt  Matthys 
,Ptc.  auch  solle"');  Uürs.;  WVt.  (settu") ;  ZKn.,  0., 
Schwerz.,  Stdt,  Wülfl.,  ,saljen'  PRima  (Schott),  Pries. 
Ind.  (in  einzelnen  Formen  formell  Conj.,  Cond.)  sali, 
sallst,  sali;  solli,  solid,  sollind  PA1.  (Giord.),  ,saljen, 
saljest,  saljt;  saljen,  saljad,  saljend'  PRima  (Schott), 
soll  (in  BG.,  Si.  altvaterisch  auch  söl,  in  B  lt  Zyro  sol 
neben  soll),  solt  (in  GlK.  sott,  in  B  ausser  O.  lt  Zyro 
sott,  sottschßj,  in  BG.,  wo  solt  als  altertümlich  gilt, 
soschßj,  sott,  in  Ndw  lt  Matthys  sollest),  soll  (in  B  lt 
Zyro  auch  solt,  sott)  B  (PI.  solle",  sollet  oder  söllit,  im 

0.  seile",  seilet,  im  Si.  söle",  sölt,  in  Thun  söuw,  söuwt, 
in  E.  söuwe",  söut,  in  G.  und,  lt  Zyro  bäurisch,  im 
E.  sm2,  silH);  GlK.  (PI.  sönd);  Ndw  (PL  sellid,  seile"); 
WVt.  (PI.  seile",  seit,  sellund),  ,soll,  sot,  soll;  saü,  saüt.' 
Id.  B.,  söl,  sott,  söl;  söi  (auch  söü  geschrieben),  söit 
BE.,  M.,  vereinzelt  2.,Sg.  solt  W  (Sagen),  sold  BBr.,  sott 
L  f,  sosch  B  (Gotth.),  3.  Sg.  soll  BAarb.,  Gr.,  R.  (sol), 

1.  3.  PI.  söi  BoAa.,  söü  BU.,  in  den  übrigen  Formen 
und  MAA.  dient  der  Conj.  Pras.  zugleich  als  Ind.  (vgl. 
unter  2  a  ß),  Prajs.  Conj.  soll,  söl(l)ist  (-est  PAL; 
GT.,  sölsch  BStdt,  sölsch  und  söllisch  B  lt  Zyro)  usw. 
Aa  (wo  der  Inf.  solle");  Ap  (in  Lb.  auch  söli);  Bs 
(Seiler);  B  (lt  Zyro  auch  sölli);  Gl  (tvv.  sölli);  GrD., 
Pr.;  PAL  (sölli);  GRh.,  Sa.,  T.  (auch  söli);  aSoHW.E.; 
S;  uTh;  ZO.  (veraltend),  seil  (in  WVt.  seile),  sel(l)ist 
(in  S  sellsch)  usw.  Aa  (wo  der  Inf.  seile");  Bs  (Seiler); 
BGr.,  0.  (Zyro);  LG.,  Ha.,  Stdt;  S;  oTh;  Ndw;  üürs.; 
WVt.;  ZMdf,  0.,  Stdt,  Wang.,  soll,  sollist  (-isch)  usw. 
AADött,  ORohrd.  (2.  sollisch  und  sotsch),  Sigl.,  Würenl.; 
Bs  (2.  lt  Heusler  solltsch);  Z  (so  Zoll.;  s.  2  b  •().  Cond. 
sölti,  söltist  usw.  BG.  (altertümlich),  Sigr.,  Si.,  lt  Zyro, 
selti  BGr.,  G.  (altertümlich),  NSi.,  lt  Zyro;  PAger,  AI.. 
Gr.  (2.  seldist.  Schott);  WVt..  seit  BsStdt,  sott  AaDöH., 
Fri.,  Leer,  (häufiger  sett),  ORohrd.,  Sigl.,  Würenl.;  Bs 
(auch  sotti);  BM.;  GkTIis  (auch  sotti):  LG.;  Ndw,  sott 
(in  BStdt,  Id.  B;  GrNuL,  Sch.  sötti)  Aa  (wo  der  Inf. 
solle");  Ap;  Bs  (Seiler);  BE.,  G.  (neben  sölti),  M..  S., 

1  Stdt;  Gl;  Gr  (so  Nuf.,  Pr.,  Rh.) ;  LE.;  GaL.,  Rh.,  Stdt, 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


772 


T.;  Sch;  ScHwBrunn.  (söd  im  Bartlispiel),  E.;  uTh;  Uw; 
Z  (so  0.,  Ottenb.,  S.,  Sfcdt),  sett  Aa  (wo  der  Inf.  seile"); 
Bs;  BBiel;  L;  S;  oTa;  Ndw;  UUrs.  (auch  setti);  ZO., 
Schwerz.,  Wth.,  Ptc.  =  Inf.,  in  ä.  Spr.  auch  ,gesöllen': 
sollen.  , Sollen,  schuldig  oder  verpflichtet  sein,  debere.' 
1.  gew.  mit  Acc.-Obj.,  stets  ohne  Inf.  a)  von  Geld- 
schulden, Abgaben,  a)  schuldig  sein;  oft  mit  Dat. 
P.  ,Der  in  [einen  Straffälligen]  gehaltet,  der  git  die 
buoze,  die  er  [der  Straffällige]  dem  rate  sol.'  Z  RBr. 
,Ist  aber  daz  ein  burger,  dem  die  stat  verbotten  ist 
minre  sol  ze  buoze  denne  dri  mark...'  ebd.  (wech- 
selnd mit  , schuldig  sin').  ,Ich  swer  iu  einen  eit, 
her  hirz,  daz  ich  iu  gelten  wil,  waz  ich  sol,  uf  daz 
selbe  zil,  daz  ir  mir  nennent.'  Boner.  ,Do  sprach 
der  L.:  ich  gib  dir  nüt,  won  ich  sol  dir  nüt.'  1381, 
Z  EB.  (in  dieser  Quelle  «och  sehr  oft  im  XIV./XV.). 
,Denne  zuo  dem  buwe  solt  man  noch  4  Ib.  16  ß.'  1382, 
B  StEechn.  .Denen,  so  zins  solten.'  1432,  Z  EB.  ,Daruff 
rett  der  E.:  du  solt  im  15  dn.;  uff  das  sprach  Hans 
von  Brisach:  ich  ensol.'  1435,  ebd.  ,Ist  ouch,  das 
theiner  stirpt  und  ein  ander  kumpt  und  clagt  mit  dem 
richter  zuo  den  erben  um  geltschuld,  die  man  im 
solle  . . .'  Mitte  XV.,  ÄABremg.  StB,  ,Von  der  zins- 
zygren  wegen  were  war,  sie  solten  zyger  von  ir  güe- 
tern  etlichen.'  1469,  Gfd  (Spruchbrief).  ,[Als  A.]  redti, 
er  [B.]  sölti  im  den  [einen  Schilling],  redti  er:  es  hilft 
nützit  sollen  [B.  will  nicht  zahlen].'  1471,  Z  EB.  ,Von 
des  ross  wegen  und  des  gelts,  das  mir  NN.  sotten.' 
1520,  Stockar.  ,Das  sind  die  hoff,  die  den  zehenden 
sönd.'  1530,  Zellw.  Urk.  .Einer,  so  ira  noch  den 
schnitterlon  solte.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  ,Mer  sollen, 
dann  er  bezalen  möge,  laborare  ex  oere  alieno;  wie 
vil  sol  er?  quantum  debet?'  Fris.;  Mal.  ,Wan  das, 
so  gestorben,  etwas  auf  zyl  und  tag  soll.'  1578,  ApI. 
LB.  S.  noch  Lad-Brief  (Bd  V  462).  —  ß)  abs.,  als 
Pass.  zu  a,  geschuldet  werden,  zustehen,  zukommen; 
vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1470.  .Wer  die  phening  nit  also 
werte,  als  die  lantlüt  über  ein  komen  sint,  so  sol  denn 
das  guot  dem  verstanden  sin,  dem  der  zins  da  solt, 
für  sinen  zins.'  1389,  SchwLB. —  b)  bestimmt  sein 
für;  mit  Dat.  P.  ,Pone  gotes  selbes  lüze  ist  funden, 
wemo  diu  erda  sule  unde  wemo  der  himel;  also  iz 
chit:  celum  celi  domino,  terram  autem  dedit  flliis  ho- 
minum.'  Notker.  Erweitert:  .Ter  erdwüocher  sol  dien 
lebenden  ze  füoro,  terrarum  fructus  animantium  de- 
bentur  aliraentis.'  ebd.  —  c)  nützen,  taugen,  gelten, 
wert  sein,  von  Sachen  und  Personen,  phys.  (bes.  auch 
sexuell)  und  mor. ;  nur  mit  allg.  Obj.  und  meist  in 
Sätzen  negativen  Inhalts.  .Was  sol  des  tüfels  fasel 
hie?  mich  wundret,  ob  es  Gott  nit  müe.'  Eckst.  1526. 
,[Der  Türk:]  Ir  Christen,  was  sind  ir  für  lüt!  Üwer 
ding  sol  doch  minder  denn  nüt  und  werdend  allen 
fölkern  zuo  spott.'  NMan.  ,Der  [König]  was  im  sal 
by  sinen  dienern,  die  sottend  wol  als  wenig  als  er.' 
Morgant  1530.  ,Doch  so  band  wir  weder  kleider  nach 
hämisch,  die  neisswas  sollend.'  Haimonsk.  1531.  .Ich 
habs  probiert  und  kenn  sy  wol,  weiss,  dass  der  merteil 
nit  vil  soll.'  Edep  1540.  .Hindermeisters  hus  ist  gar 
nit  guot,  die  stuben  sol  allein  etwas  und  ein  stuck 
bim  stal.'  1555,  Hotz  1865.  ,[Man  will  einen  Versuch 
machen]  wie  das  holz  welli  wachsen;  wil  es  etwas 
sollen,  so  wil  mans  für  und  für  brachen,  wils  nüt 
sollen,  wil  man  dan  abstan.'  1556,  UMet.  Chr.  S.  noch 
riten  (Bd  VI  1674  u.).  Bes.  häufig  Nüt  s.  NM  sin  und 
Nüd  seilen,  ein  unzuverlässiger,  unbrauchbarer  Mensch 


sein  BE.  Das  [Wibli]  ist  jus  o"eh  in  Gottes  Namen 
Nid  u"a  sol  Nüd.  Sprw.:  Wer  selber  Nüt  (Nüd)  sol, 
trüwet  Nietne"  (truwwed  Niemere"  BE.,  trüwwet  Nie- 
merem  BSi.)  wol  BAarb.,  E.,  Si.  ,Do  sprach  der  N.: 
sollent  nu  pfand  nüt,  so  süllent  ouch  lüt  nüt.'  1432, 
Z  EB.  .Und  mocht  ouch  der  win  an  reben  nit  lind 
werden,  das  er  ganz  nüt  solt'  1465,  Z  Chr.  ,Sol  nütz', 
unter  einer  durchgestrichenen  Abmachung.  Ende  XV., 
B.  ,Es  hat  dry  nacht  und  dry  tag  an  einandren  ge- 
regnot,  darumm  die  büchsen  und  armbrust  nütz  sol- 
tend.'  Edlib.  ,Es  [das  kranke  Bind]  habe  nütz  ge- 
söllen  und  nit  mögen  essen.'  1517,  ZKyb.  .Ich  wond 
[nach  dem  Ablass],  ich  bette  Gott  selber  gesehen,  bis 
dass  ich  vemam,  es  sölte  nüt.'  NMan.  .Solt  Witten- 
berg nüt?'  näml.  als  hohe  Schule.  Zwingli.  ,So  wir 
alle  wüssend,  dass  fleisch  nüts  soll,  nüts  vermag,  nüts 
guotes  gebirt.'  ebd.  ,Es  soll  alles  nüt,  pfaff,  münch 
und  nunnen.'  Eckst.  1525  (Conc).  ,[Er]  heig  sy  er- 
fordret  zur  ee,  do  jäche  sy:  ja  nein,  spreche  er:  das 
sol  nüdt;  wellend  wir  einandren  zur  ee,  so  schlach 
mirs  ynhin.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Uff  das  habend 
wir  den  N.  gebetten,  ob  er  si  nochmals  begnadete  und 
iren  verzychen  weite  etc.  Batt  er,  das  nüdt  sölte,  dann 
er  iren  3  mal  verzygen  hette,  hoffte,  wir  erkentend  inn 
ledig  von  iren.'  ebd.  .Uwer  gwonheit  sol  ganz  und 
gar  nüt.'  Eoep  1538.  .Die  lüt  da  für  sich  gnommen 
hand  fil  bösser  anschleg,  die  nüt  sond.'  ebd.  1539. 
,Wie  sy  mit  der  kuo  widerum  heim  kam,  do  sölti  die 
kuo  nünt  nie  und  doritte  uss.'  1544,  L  Hexenproz. 
,N.  tet  ain  glüklichen  schütz,  dass  weder  man  noch 
büchs  nüntz  mer  soltend  und  kain  schütz  mer  da- 
dannen  [von  gegnerischer  Seite]  geschach.'  Vad.  ,Dann 
die  trüben  domalen  nüzit  gesöllen  und  nit  ryff  gsin 
sigen.'  Mitte  XVI.,  Z  Gerichtsakten.  ,Byss  gwarnet 
und  biete  dich  [vor  deinem  Kameraden]  als  vor  eim 
hallen  tüfel,  dan  er  soll  nüt.'  1555,  ThPlatter  Br. 
,0b  sy  [Tauben]  gleich  etwan  dreu  eier  legend,  so  sol 
dennochtdas  dritt  nichts,  dann  es  wirt  unnütz.'  Vogelb. 
1557.  ,Si  werdend  aber  erfarn,  das  solch  fürnemen 
nüt  wirt  sollen.'  1559,  Widmcngsschr.  1875  (Brief  Gla- 
reans).  ,Die  wag  ist  falsch,  sy  soll  nüt.'  1564,  L. 
.Argumentum  id  quidem  nulluni  est,  es  sol  nüt'  Fris. 
,Er  nett  woll  gwüsst,  das  es  nüt  sollen  würde,  wenn 
er  [der  Blinde]  darzuo  [bei  der  Operation]  huosten 
würdi.'  1569,  UMet.  Chr.  .Darnach  [als  er  beim  Schu- 
stern versagte]  lart  er  das  beckenwerk;  aber  es  solt 
auch  nüt'  JJüd  1574.  .[Eine  Mauer  wird  abgebro- 
chen] denn  sie  nüt  gsöllen  hett  und  ful  gsin.'  1595,  B. 
,Das  erst  Wasser  tu  hinweg,  dann  es  soll  nichts.' 
JJNüsch.  1608.  .[Ich  erkenne]  dass  darneben  [neben 
Gott]  ich  Nüt  soll.'  Myricäus  1630.  .Der  Überrest 
soll  Nichts,  magsts  hinweg  werfen.'  ZElgg  Arzneib. 
um  1650.  .[Der  Bau]  dessen  Fundament  Nichts  soll.' 
JMüller  1661.  ,Er  sol  Nichts,  est  inutile  terra  pon- 
dns.'  Hosp.  1683.  S.  noch  üs-lauffen  (Bd  III  1135); 
Bank  (Bd  IV  1383);  brücken  (Bd  V  357).  ,NÜt  s. 
wellen';  vgl.  oben  den  Beleg  von  1556.  .Schwager, 
wie  hest  so  hüpsche  kalber!  miue  wend  hür  nüt  sollen.' 
XVI.,  L.  ,Er  schluog  sy  [seine  Frau]  und  stiess,  wott 
nüdt  sollen,  das  sy  nahin  von  im  muesst'  1525/30, 
Z  Ehegericht.  ,Und  wölte  das  fee  nüt  sollen  und  kein 
recht  kalb  nie  möcht  im  werden.'  um  1531,  L  Hexen- 
proz. ,Da  habe  sin  sach  und  siner  frowen  sach  nüt 
wollen  sollen.'  ebd.  ,Wie  man  in  zum  ersten  gern 
zur  leer  [Studium]  zogen,  weite  er  nüt  sollen,  darnach 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


man  in  zuo  eira  pfister  getan,  das  weite  ouch  nüt 
sollen.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Ein  16järiger  knab 
[der]  sin  muoter  gschlagen  und  nüt  sollen  wolt.' 
JHaller  1550/73.  ,D  sach  will  sollen  nüt.'  VBoltz 
1554.  Mit  Synn.  ,Es  welle  alles  nüdt  helffen  nach 
sollen.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Das  man  dich  nit  an 
Galgen  henkt,  du  nützest  und  solt  nit  im  Haus  und 
wolltest  mich  erst  balgen  aus.'  GGotth.  1619.  .Heilet 
die  Wunden  hineinwerts  zusammen,  so  bedeutet  es, 
dass  weder  du  noch  dein  Arznei  gut  seie  noch  etwas 
solle.'  FWürz  1634.  Mit  Dat.  P.:  ,N.  zugetan  BMüller, 
das  er  das  holz  besechen  und  gerett  hab,  es  solle  im 
nützit.'  1463,  Z  RB.  In  erweiterter  Fügung.  ,Ioh 
weit  im  hend  und  füess  zemen  binden,  won  er  solt  nie 
nütz  für  ein  man.'  1450,  Z  RB.  ,Der  boum  soll  von 
im  seibort  nüt,  wie  möchtent  dann  d  friicht  gelten  üt!' 
HvRüte  1546.  So  mit  Ortsbestimmungen  uä.  ,Ist  man 
in  trüebsal  nit  bstendig,  so  sol  das  herz  nüt  inwendig.' 
Eckst.  1525  (Dial.).  ,[Hoffärtige  Weiber  zeigen  durch 
ihre  Kleidung]  das  sy  im  herzen  nüt  sollend.'  HBull. 
1540.  .Wenn  aber  süss  ist  etwas  zenden  [wenn  es 
nicht  saufen  oder  schlafen  heisst],  so  solt  nüt  in 
füessen  noch  bänden.'  Rüef  1540.  ,Diewyl  der  ver- 
stand nüt  soll  in  geistlichen  Sachen  ...'  OWerdm.  1552; 
,taugt.'  Herborn  1588.  ,Neutro  pede  satis  utilis,  er 
sol  weder  au  einem  noch  an  beiden  füessen  nichts.' 
Fris.  RAA.  .Weder  im  karren  noch  darvor  nüt  s.'; 
s.  Bd  III  422  u.  .[Deine  Krieger]  sottend  nüt  dann 
in  die  kuchy.'  Morgant  1530.  ,1m  (in)  boden  not  s.' 
,Es  [der  Ablasshandel]  ist  ein  gwerb,  der  gelt  ertreit, 
sunst  ist  es  nüt,  das  sieht  man  wol,  dass  es  im  boden 
gar  nüt  sol.'  NMan.  ,Du  sott  ganz  in  boden  nüt.' 
ebd.  ,Usswendig  sind  ir  geistlich  lüt,  inwendig  sond 
ir  im  boden  nüt.'  Rüef  1539.  ,Ir  ding  soll  in  boden 
nüt.'  HvRöte  1546.  ,Worumb?  inquis.  Drum  das  er 
im  boden  innen  nüt  soll.'  1555,  ThPlatter  Br.;  auf 
diese  Briefstelle  bezieht  sich  FPlatter  mit  den  Worten : 
.solle  mich  vor  im  hieten,  dan  er  im  boden  nüt  sol.' 
,Zuo  etw.  s.'  ,Das  sind  uns  sältsam  gsellen,  die  hierzuo 
nüt  gar  wellend  sollen.'  Rüef  1539.  ,Ich  sol  sunst 
zuo  keim  schimpf  nüt  me,  das  tuot  mir  alten  huoren 
we.'  VBoltz  1551.  ,Es  sol  darzuo,  ist  guot  zuo  dem, 
valet  in  id.'  Fris.;  Mai..  S.  noch  Gnäd  (Bd  II  659); 
Sei  (Sp.  701).  ,Zuo'  mit  Inf.  ,[Enten]  die  als  mager 
warend,  dass  sie  zuo  essen  nuntz  soltend.'  Vad.  ,Solst 
weder  zsieden  noch  zbroten.'  VBoltz  1551.  ,Hypene- 
mium  ovum,  ein  lär  ei,  das  nichts  zuo  bruoten  soll.' 
Fris.  Abs.:  ,Er  habe  [zu  ihr]  gesprochen:  nymm  mich 
zur  ee!  Do  habe  sy  nit  wollen  bejaatzen,  bys  das 
er  sprach:  ä  nym  mich  nu,  und  wens  dich  grüwet, 
so  sye  es  nüt.  Do  sprach  sy:  sols  aber?  Do  jähe 
er  ja;  uf  daz  spräche  sy:  so  sys,  lass  sehen.'  1530/3, 
Z  Ehegericht.  —  2.  mit  Inf.  (der  aber  auch  fehlen 
kann;  s.  unter  ae):  a)  zum  Ausdr.  einer  Forderung, 
Bestimmung,  eines  Gebotes  oder  Verbotes,  be- 
gründet a)  in  rechtlichen  oder  moralischen  Satzungen, 
Vorschriften.  [Ein  Kranker  sagt  wohl  etwa:]  Si  hei" 
vil  Unmuess  mit-mer,  aber  ich  cha""  Nüt  chlage",  si 
tue",  was-si  seit,  und  ich  ha",  jcas-tc*  ma».  Gotth.  ,Der 
Vater  meinte :  Ir  fresset  noeh  nit  g'nue'J  Brot,  dass- 
mer  noch  Angere"  ge"  seu!'  ebd.  Du  sott!  begann  die 
mundartliche  Fassung  der  10  Gebote  Lf.  Aus  der 
Masse  der  ä.  Belege  hier  nur  eine  Auswahl.  ,Du  solt 
Got  minnon  fon  allim  herzen  . . .  Und  darnah  so  solt 
nieman    slahin    noh    insolt   huoron    noh    insolt   stein 


[usw.].'  UwE.  Benedictinerr.  X1I1.  ,Die  selben  dienst- 
iuan  und  dienstwib  ...  suln  dac  [guot]  reht  empfahen 
ze  lene  und  sun  ouch  in  dac  die  vögte  üben.'  1277,  L. 
,Swa  zwene  burger  in  dem  gründe  ein  gemeine  mure 
hant,  die  beide  für  für  buwen  sun,  die  selben  muren 
sun  die  zwene  gemeinlich  uftriben  eins  gadems  hohe.' 
Z  RBr.  ,[Ich  gelobe]  recht  wer  ze  sinne  für  ledig 
eigen  dem  N.  . . .  an  allen  stetten,  da  ich  es  old  min 
erben  durch  recht  tuon  sun.'  1323,  AAAar.  ,[Der 
,Ring']  lert  auch  wol,  was  man  tuon  und  lassen  schol.' 
Ring.  ,Ich  hab  in  angelogen  und  sol  fürbass  niemer 
me  nieman  weder  schad  noch  guot  sin  vor  rat  noch 
gericht.'  1437,  Z  RB.  ,[Der  schuldige  Schütze  soll  die 
Busse  in  Monatsfrist  bezahlen]  darmit  er  umb  sinen 
schilt  und  gerechtikeit  der  gesellen  nit  sol  Verstössen 
werden.'  1483,  AaB.  Urk.  ,Die  bettler  seilen  nicht  in 
der  kirchen  umgan  zuo  guzlen.'  1495,  Z.  ,Uf  sunen- 
tag  vor  sant  keisser  Henrichs  tag  im  1507  jor  hend 
wir  Eignossen  den  bunt  geschworen,  den  wir  alli  5  jor 
seilen  tuon.'  Bs  Chr.  , Unser  recht,  das  mir  ouch  hie 
zuo  Gersow  nemen  sond.'  1528,  SohwG.  ,Ouch  sol  man 
wüssen,  das  der  meigerhoff  zuo  Luffingen  umb  den 
dridten  teil  sol  stan.'  1532,  Z.  ,Ganz  billich,  vatter, 
ich  dich  sol  in  eeren  han.'  Rüef  1539.  .Nach  der 
kundschaft  ist  die  urtel  uffen  eidt,  daz  sych  die  dry 
ort  Luzern,  Ury,  Schwyz  sond  mit  glimpf  und  mit 
eren  ganz  woll  verantwürt  han.'  1541,  Uw.  , [Gott  gab 
dem  Menschen  die  Arznei]  das  er  sich  deren  gebru- 
chen  und  behelffen  solle,  auch  die  heilig  geschrift 
wil,  das  ...  ein  vernünftiger  mensch  ob  der  arzny  nit 
schüchen  solle.'  1594,  L  (RCys.).  Mit  Sachsubj.  Was 
si  selber  verdient  hed,  mit  Dem  cha""-si  mache",  was-si 
will,  aber  's  Ander  seil  g'heie",  wie  's  g'hei,  dh.  soll 
den  gesetzlichen  Erben  zufallen  AaF.  ,Das  gewant 
dis  Ordens  sol  alsus  sin...'  Stat.  der  Lazariten.  ,Die 
selben  [Kerzen]  sönd  brünnen  ze  allen  hochzitten.' 
um  1490,  LRusw.  ,Wyberguot  soll  wäder  schwynen 
noch  wachsen.'  1608,  Z.  S.  auch  noch  Gegni  (Bd  II 
145);  Gold  (ebd.  224);  Bruch,  brachen  (Bd  V  343  o. 
352);  Rät  (Bd  VI  1575);  rüten  (ebd.  1808);  sich  (Sp. 
149);  Sigris.  (Sp.  511).  Im  Konj.  Prat.;  vgl.  8.  ,NN. 
sprachen,  die  sehuopozzen  werin  ir  und  si  hettin 
nüt  getan,  dar  umbe  si  mangeln  soltin  der  selben 
sehuopozzen.'  1301,  FRB.  ,Es  sot  [nach  dem  Ver- 
trage] ouch  des  N.  guot  den  Eidgnossen  werden  und 
gefolgen.'  HBrennw.  Chr.  —  ß)  im  Willen  einer  an- 
dern Person.  Im  Ind.  Pries.  Gebot  an  die  2.  und  3. 
Person.  Ir  söut-mer  jiz  Das  ne",  i°*  tue"  's  nid  anders, 
,ich  will's  haben,  ihr  beleidigt  mich,  wenn  ihr  euch 
weigert'  B  (Zyro).  Si  söuw  de""  cho",  we""-si  fertig 
si"  !  ebd.  [Du]  solt  naeh  dri  Tagu"  in  's  Tal  Josuphat 
dich  cho"  ga"  verantworte".  W  Sagen.  Du  darfst  de" 
[den  aufgestellten  alten  Schabzieger]  ne"  und  solt  u"" 
muest.  Schwzd.  (BSi.).  Du  sott  selber  g'höre"  «'"'  ur- 
teile*. B  Bauernkai.  1888.  Wa  's  ist  se.ci  g'sin,  hed  der 
Alt  due  a'fah"  melhen  und  —  Das  soll-mu"  wissen  — 
nid  im  Stall.  Bärnd.  1908  (BGr.).  Drum  merk-der,  wie 
du  fare"  sott!  B  Hink.  Bot  1879.  ,Ir  guotiu  wip,  wen 
suochent  ir?  daz  sulent  ir  bescheiden  mir.'  X11I.,  Aa 
Muri  Ostersp.  (neben  ,sunt').  ,Wirt,  du  solt  uns  vische 
geben  me  dan  zehen  hande,  gense  hüener  vogel  swin 
dermel  pfawen  sunt  da  sin.'  Steinmar.  ,In  dinen  win- 
berg  solt  du  bstellen  räblüt,  die  in  werken  sollend.' 
Kuef  1539.  ,Zuo  merkt  solt  dich  all  tag  schmucken, 
da  sott  in  alle  winkel  gucken.'  VBoltz  1551.    ,Melane, 


77.", 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


776 


du  min  lieber  bott,  zuo  rainera  herren  kommen  sott.' 
XVII.,  L  Spiel.  Ob  ihr  scho  sägind  und  preyind,  ma 
si/ge  de  Kätzera  kei  Aidt  schuldig  z'  halta,  so  sott  ihr 
»ota  wüssa,  dass  ihr  de  Aidt  Gott  tuend.  Göldi  1712. 
S.  noch  ver-bieten  (Bd  IV  1875  o.);  Bott  (ebd.  1893  o.). 
An  die  1.  Person.  Ein  ungewandter  Redner  vom  Lande 
(aus  BoAa.  od.  E.)  begann  im  grossen  Rat  seine  Rede: 
mir  süi . . .  mir  söi . . .  mir  söi . . .,  worauf  sich  ein  grosses 
Gelächter  erhob  (indem  mir  Söi  =  wir  Schweine  be- 
deutet) B.  ,Es  möcht  uch  [die  Mitspielenden]  alsand 
wunder  nen,  wer  ie  doch  mir  in  sinn  hett  gen,  das 
ich,  der  jüngst  in  disem  spil,  uch  alsand  hie  ermanen 
wil,  mit  grossem  ernst  uch  hätten  sol,  das  ieder  sich 
fürsächy  wol  hütt  ietz  im  spil.'  Ruef  1539.  Unpers.: 
.Wenn  du  die  jüppen  unz  uff  den  suntag  hast,  so 
solls  ein  ee  sin.'  1525/30,  Z  Ehegericht.  Verbot. 
Du  sott  nid  so  schwere",  schäm- dich,  das  isch  icüest, 
,ich  befehle  dirs'  B  (Zyro).  Du  solt  de""  Niemerem 
Nüt  säge"!  BSi.  Du  sott-mi'h  nit  länger  narre".  B 
Bauernkai.  1889.  ,Ich  versuchte  das  Prügeln  an  ihnen 
[den  Kindern,  die  nicht  gehorchen  wollten];  dadurch 
wurde  das  Zettergeschrei  noch  grösser  und  allemal 
hiess  es:  du  Donnersbueb,  du  sosch-mer  mine  King  nit 
schlah.'  Gotth.  ,Der  Mann  meinte:  D'  Meitscheni  seit 
o'«*  nit  mer  en  ledere"  Iche"  lä",  es  werde"  jetzt  scho" 
Fürnämi '  g'nue  cho".'  ebd.  ,Ir  sond  mich  niendert  tretten 
noch  schlahen.'  1437,  Z  RB.  .Einandern  sond  ir  nit  las- 
sen, als  üwern  vordem  hand  getan.'  DSchill.  B  (Lied). 
,[Ihr  Krieger]  sönd  üch  under  uns  keins  gewaltes  be- 
laden, sonders  wie  undertanen  sich  halten.'  1532, 
Strickler.  Während  der  Ind.  nur  noch  in  einzelnen 
MAA.  gebraucht  wird,  ist  der  Conj.  in  indirekter 
Rede  überall  gebräuchlich.  Er  hat  g'seit,  ich  söll(i) 
heim  gä"  oä.  Er  het-mer  g'seit,  du  söllisch  ei"s  zue-n- 
im  cho"  B  (Zyro).  Wem  's  b'liebt  und  g' fallt,  dass 
Herr  NN.  . . .  gewält  [!]  sin  sölli,  Der  hebi  sini  Hand 
üf!  Gl  (an  der  Landsgemeinde).  ,Was  hin  sye,  solle 
hin  sin.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,[Der  klagende  Ehe- 
mann] vermeint,  sy  soll  sinen  nit  me  wert  sin.'  1533/8, 
ebd.  ,[Der  jüdische  König  habe]  dem  König  in  Egypten- 
land  zugschriben  und  ein  Botten  gsandt,  ihm  wider 
uns  [die  Assyrer]  z  Hilff  kommen  seil,  kein  Trübut 
uns  mehr  geben  well.'  GGotth.  1619.  ,Ist  aber  s  Mer 
worden,  das  man  si  bsuochen  säl.'  1641,  Zg  Tgb. 
Si  heie"d  's  sölen  ondenvege"  lö",  formelhafte  Rede 
der  Brautleute  beim  ,Gaben'  [s.  Bd  II  55]  ThMü. 
Durch  Ellipse  des  regierenden  Satzes  wird  der  Conj. 
verselbständigt  und  so  in  manchen  MAA.  zum  Er- 
satz des  verlornen  Ind.  (wobei  indessen  nicht  immer  zu 
entscheiden  ist,  inwieweit  etwa  noch  ein  regierendes 
verbum  dicendi  vorschwebt).  Du  söllist  (ir  sölle"dj 
hei'"cho"  (hat  d'  Mueter  g'seit).  (Säg-em)  er  soll  cho"! 
Me"  soll  nüd  's  BÖst  tenke"  vo"  de"  Litte"!  Ap  und 
weiterhin.  Er  soll  mache",  das'-cr  furtchumit!  Tu. 
Er  soll  gö",  wenn  's-em  nüme  g' fallt,  ebd.  's  soll  gelte"! 
s.  Bd  II  277  (auch  Ap;  G;  Th).  Söll's  woll  sl",  ir 
Herre"!  sagt  der  Bescheid  tuende  Sarganser.  Proph. 
1855;  s.  noch  riben  (Bd  VI  55).  ,üu  sollest  herauss 
kommen,  est  qui  te  vocat,  exire  iuberis.'  Hosp.  Der 
[ihr]  solled  Dank  ha"!  Bs  (Frei).  Dank  sellsch  ha"! 
söllisch  (seilet)  Dank  ha"!  S(JReinh.).  In  Abweisungen, 
Drohungen.  Daß)  soll  en  Andere  glaube",  nid  ich! 
credat  Iudseus  Apella  Th;  Z.  Da(s)  soll  globe",  wer 
will!  Ap;  Th.  S.  noch  Z' 'Abend-,  Flügen-Sack  (Sp. 
618.  620).     's  soll- mer  (nur)  Enn  (i"  d'  Nöchi)  cho"! 


Ap,  ebenso  Th;  Z.  ['s]  söll-mer  E"'s  in'n  Garten  i"e"! 
zu  Kindern,  ebd.  De'  söll-mer  nor  wo<*  e'"moll  (oder 
nor  nüme)  i"'s  Eüs  ine"  cho"!  Th.  In  Beteurungen. 
Der  Tüfel  söll's  hole"  (Ap;  Th;  Z),  ne"  (B)!  Das 
Möckli  Brot  sell-mich  tödt"  (verspränge"),  wenn  's  ned 
so  ist!  AaF.;  Th;  ZO.  Söll's-mi'h  töte"  (und  zer- 
sprengge")!  eingeschoben:  ich  will  sterben,  wenn's 
nicht  so  ist  GrD.;  GSa.  Ml"  Spittili  müesst-mer, 
söll's-mich  töüde",  üsg'stafßert  sl"  wie-n-e"  Eimmili. 
Proph.  1855  (GSa.).  ,Uer  tüffel  sols  nen,  wann  sy  inn 
[zur  Ehe]  genomen.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  S.  noch 
Betz  5  (Bd  IV  1980).  In  der  1.  Person.  I«*  soll  [will] 
nimme  dö  e"wegg  cho"!  Bs.  Ich  söu  nid  sl",  wen"-es 
de""  z'letst  am  And  nid  pattet,  näml.  wenn  Einer  bei 
einiger  Begabung  durch  Arbeit  nicht  auf  einen  grünen 
Zweig  kommt.  Loosli  1910.  In  der  Frage.  Was  soll 
(soll,  sell)-i'h  tue",  a"fange"?  Söll-er  cho"?  Soll-der 
Pne"  zum  Grind  gl"?  BSi.  Wenn  sölli"'1 -mer  ume- 
cho"?  sarkastische  Frage  der  Löschmannschaften,  als 
in  gewissen  Dörfern  in  den  1860er  und  70er  Jahren 
die  Brandfälle  sich  häuften  BS.  Wa'  soll  Da'  ge"? 
zu  Einem,  der  an  Etw.  hemmbastelt  Th.  Zo  wa(s) 
soll  (seil)  Da(s)  sl"?  Aa;  Ap;  Th;  Z.  ,Sol  ich?  adv. 
interrog.,  an?  Sol  ich  so  dick  darvon  hören,  an  ego 
toties  de  eadem  re  audiam?'  Fris.;  Mal.  ,Soll  ich 
das  sagen,  vis  dicam?'  Hosp.  Was  soll  g'scheh"?  in 
eine  Erzählung  zur  Erhöhung  der  Spannung  ein- 
geschobene Formel;  viell.  eher  zu  f?  E'möl  an  're 
Nacht,  dö  —  was  soll  g'scheh"  —  wird  's  ei"s  Mols 
dem  Anneli  st'erbe"sice.  Volkslied  (Stutz).  ,Da  —  was 
soll  g'scheh"  —  komme  an  derselben  Nacht  eine  Magd 
unter  das  Lädeli  [usw.].'  Stütz.  ,Nun,  die  Sach  ist 
gut,  aber  —  was  soll  g'scheh"  —  sieht  der  Bub  weder 
Staub  noch  Flaug  von  dem  Nest  und  muss  unver- 
richteter  Sach  wieder  hinunter  steigen.'  ebd.  Im 
Conj.  Praät.  (Cond.).  Ich  sott  du'h  [zB.  an  eine  Hoch- 
zeit] gö",  ich  bin  geladen.  [Der  ungezogene  Junge] 
gaggsi,  wenn-er  lese"  seit  Z  [Frdl.  Stimmen].  Mer 
sötte"d  hüt  [mit  der  Arbeit]  fertig  werde",  nach  dem 
Willen  des  Arbeitgebers.  Er  meint  partu,  es  sott  sl". 
Me"  hett  Das  solle  änderst  mache".  ,Diu  ander  [Frau] 
angesprochen  wart,  si  sölt  nemen  einen  man.'  Boner. 
[N.  sprach]  er  sölt  luogen,  was  er  rette,  dass  das 
war  were.'  1436,  Z  RB.  .Dornoch  hatten  mh.  ussge- 
leit . . .  120  man;  die  selten  inen  die  schros  [1.  stros] 
uftuon,  das  man  zuo  den  ussren  mechty  wonen  uss 
und  inen  mit  botten.'  1511,  Bs  Chr.  ,N.  bracht  ein 
brief,  das  ich  sott  lassen  verkünden,  dass...'  1532, 
ZGrün.  ,[Mein  Vater  schrieb]  er  habe  das  teutsch 
Spil  in  der  Schuol  gehalten,  dorin  ich  solte  Bromius 
der  Wirt  zum  dirren  Ast  gwesen  sein.'  FPlatter  1612. 
S.  auch  redlich  (Bd  VI  582).  Da'  sott  de  Tüfel  hole! 
Th.  Es  sott  mir  Ann  [Einer]  dere"weg  cho".  Dem  wett-ich 
defur  tue"!  ebd.  Es  sott  Einer  mir  Das  tue",  säge"!  1. 
,Es  solte  mir  Das  Einer  tun,  eam  ego  iniuriam  laturus 
non  sim.'  Hosp.  Wa(s)  sott  Da(s)  [ein  Gegenstand,  den 
der  Gefragte  in  Arbeit  hat]  ge",  st"?  Ap;  G;  Th;  Z. 
Amanda:  Marl!  Marie  [Dienstmädchen]:  Was  sott's 
ge"  wider?  Schwzd.  (Z).  Worum  sött-i'h  nid  gö"?  der 
Einladung  Folge  leisten  Th.  , Worum  sot  ich  nit  by 
mynem  eewyb  stan?'  1541/3,  Z  Ehegericht.  Land- 
richter: Wie  isch  im  [einem  gefangenen  Feinde]  dann 
gangen?  Madleni:  Ja,  wie  sot  [Var.  sei]  s  im  gangen 
sy?  Unbarmherzig  sinds  mit  em  umgangen.  Bantli 
1656.   -  y)  in   höherer  Fügung.     Es  het  so  solle 


777 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


si",  Ausdr.  der  Resignation  B;  in  Th;  Z  und  sonst 
dafür  müesse".  Es  soll  neidisch  nit  si"!  soll  resigniert 
jenes  Bäuerlein  gesagt  haben,  das  auf  dem  Wege  '/a 
Stunde  lang  ohne  Erfolg  sich  abmühte,  Feuer  für 
seine  Pfeife  zu  schlagen  BG.  Wem-men  es  U'g'fell 
ha"  soll,  se  han-i'h  's  no'h  tüsi"g  Mal  lieber  im  Stall 
a's  im  Hüs.  Schwzd.  (GrPi.).  ,Das's  man  solches  [näm- 
lich guets  Wetter  z'  machen]  bleiben  lasse,  erklärt  aus- 
drücklich die  humoristische  Ergebungsformel :  es  seil 
nid  u"d  well  nid  und  denn  biger  's  grad  sust  nid  [näm- 
lich in  Schön  umzuschlagen].'  Bärnd.  1908  (BGr.). 
Wi"  icurd  Das  g' gange"  si",  we""  mir  Zuöi  hätti"  solle" 
z'säme"  cho"?  SGfeller  1911.  Wen"-i'h  hätt  solle" 
ivüsse",  dass  Oberhüs-Kobi  u"d  Setteli  hinder  dem  Spiher 
füre"  der  Sach  zueluegti",  du  hättisch  de""  allweg  öni 
Müntschi  müessen  abschufte",  ebd.  ,Einr  uss  der  dry- 
faltigkeit  sol  kon  on  sünd  uff  dise  erden.'  Ruef  1550. 
,[Es  sei  geordnet]  wer  an  disser  sucht  [der  Pest] 
sterben  solle.'  1594,  L  (RCys.).  S.  auch  ver-bieten  (Bd 
IV  1875  0.).  Sprw.  Was  g'räte"  sol,  schickt-si'"  wöl 
BSi.  .Darum  noch  war  ist,  was  man  spricht:  sol  sin, 
muoss  sin.'  Vad.  ,Wenn  Gott  ein  ding  wil,  so  kan 
ers  wol  ordnen.  Man  sagt  gemeinlich:  syn  sol,  schickt 
sich  wol.'  LLav.  1583.  ,Was  sein  sol,  das  schickt  sich 
wol,  vocatus  atque  non  vocatus  Deus  aderit.'  Hosi\  — 
8)  in  der  Sitte,  überh.  den  Umständen,  Verhält- 
nissen uä.  , Die  arbeitsamen  gmeinden  sind  gleich  den 
veldgänsen,  zuo  denen  man  zuom  jar  zweimal  guot  uf- 
sehen  tuot,  nämlich  S.  Johanstag,  so  man  si  sol  uf  d  hut 
berupfen,  und  um  S.  Martinstag,  so  man  sgar  sol  praten ; 
darzwischen  uf  d  weid  an  d  füchs  undd  wölf  wagen.'  Ansh. 
,Es  sol,  oportet.'  Mal.  .Dieses  ist  nun,  hochwertiste 
Leser,  was  ich  zum  Eingang  dieser  Zeit-Taflen  habe 
vorberichten  sollen.'  Goldb.  1723.  In  der  lebenden 
Spr.  (wie  nhd.)  gew.  nur  im  Cond.  Solle"  söttisch! 
Gr  (Tsch.).  Nächbere"  sötti"d  enand  üshelfe".  Me" 
sott  nüd  esö  [zB.  so  empfindlich]  si".  Das  sott  nüd 
si",  hett  scho"  lang  solle"  si".  Es  sott  vil  Lut  g'e",  zu 
einem  Feste.  Das  söttist  e"fange"  wüsse".  Du  söttist 
halt  en  anders  Mal  schicige".  Ieh  weis',  was-der  guet 
wär:  du  söttisch  brav  Schleg  ha",  's  tcürd  de""  scho" 
guete"  B  (Zyro).  's  ist  e"mäl  es  Büebli  g'si",  das  het 
nid  welle"  folge",  und  wenn  's  het  seile"  g' folget  si", 
so  het-me"  's  müesse"  balge"  ZWülfl.  Das  hett  solle"  bi 
üs  si"!  hat  de'  se'b  Martlemer  [Bewohner  von  ZMarth.] 
g'seit,  wo  's  z'  Wildisbuech  'bräunt  hat,  wo  's  e"kei" 
Wasser  g'ha"  hat  Z  (Dan.).  D's  Anneli  sott  gu"  milche" 
und  d's  Chüeli  stät  nüd  recht  [usw.]  Gl  (Volksreim). 
Er  springt  üf  und  fürt,  u<o  doch  i"  ei"em  Zug  hätt 
solle"  fortg'mulche"  werde".  Kyd  1860.  E"  Schärli  China, 
wo  si  vo"  irem  chliue"  Taglön  sott  ernere"  BsL.  (Dekl.). 
Es  sott  nuch  10  Tag  gü",  bis  d'  Prämichue  wirft. 
CStreiff  1898  (GlM.).  ...  so  wött-me"  ond  sött-me" 
ond  chönnt-me".  ATobler  1909.  S.  noch  Horning  (Bd 
II  1628);  bletzen  (Bd  V  285);  ver-brieggen  (ebd.  532); 
üf-riben(B<\  VI  59);  Recht  (ebd.  238);  Biter(ebd.  1696). 
,Es  klaget  A.  kremerin  uf  B.  gürtler,  dass  si  der 
schluog  und  haret  in  der  mess,  do  menlich  frid  seit 
han.'  1377,  Z  RB.  ,N.  stiesse  inn  mit  der  taffei,  daruff 
sy  die  irten  gesöllen  geschriben  hettent.'  1473,  ebd. 
,Man  sölte  wichtigere  byspil  gebraucht  haben,  deeuit 
grandioribus  exemplis  uti.'  Fris.;  Mal.  ,Ich  mein, 
du  wenist,  ich  fatze  dich;  du  sottest  dalime  bkennen 
mich.'  1597,  L  Spiel.  ,Ich  solte  die  Gelegenheit  haben, 
quam  velim  ea  mihi   fortuna   contigerit.'   Hosp.  1683. 


S.  noch  Sakrament  (Sp.  654).  —  z)  mit  Auslassung 
des  Inf.  I<*  soll  z'  Bredig,  ,es  ist  meine  Pflicht,  man  hat 
mir's  befohlen'  B  (Zyro).  Mer  solle"  hüt  z'  Äbe"dsitz 
zue  d's  Statthalters,  ,es  ist  so  angeordnet,  wir  sind 
geladen.'  ebd.  Das  soll  doch  der  Gugger!  Ausruf  des 
Unwillens  B.  Er  soll  nor  [zB.  kommen]!  drohend  Th. 
Solist  [zweite  Silbe  musikalisch  hoch]!  sagt  drohend 
ein  Kind,  dem  ein  andres  Schläge  zu  geben,  Etw.  zu 
verderben  droht  Ap.  Söll-ich  oder  söll-ieh  nüd?  fragt 
ein  Unschlüssiger.  Ich  wi's'  nit,  was  ich  sol,  ich  ver- 
stän-di"1'  Nüt  BSi.  Ich  wüsst  och  nid,  was  ich  mit  der 
Rusti"g  [näral.  eau  de  Cologne]  sott.  AHeimann  1899. 
I'*  iväss  nüd,  was-ich  mit  Dem  sott!  Ap.  Ich  ha"  ver- 
gesse", wevel  das,-iek  sott  [zB.  holen],  ebd.  Ja  wolle", 
meint  der  Stockueli,  der  Handel  gilt;  er  isch  g'gange" 
wie  recht,  mer  si"  uf  alle"  Werteten  und  tvüssen  öppen 
au'h,  wie  's  Handle"  seil.  Schild  (S).  Mit  Richtungs- 
bestimmung. Ic*  sott  (noch)  gschicind  i"  d'  Stadt,  öppe" 
hi"  (neimen  ane",  auch  verhüllend  für:  auf  den  Ab- 
tritt). Ich  sott  uf  Gas  und  mos'  uf  Gas  ond  mösst-ich 
ufH"  tröle";  ich  han  en  äge"s  Schätzeli  doben  ond  sott  's 
nöd  törre"  hole".  Ap  VL.  1903.  Da  drüber  [über  die  der 
Zwergkönigin  geleistete  Hilfe]  sig  im  ganze"  Zwerge"- 
rich  grössi  Freid  g'sin  und  e"  Tschuppe"  Zicerge"  hein 
mit  ira  [der  Hebamme]  dir"''  d's  Wetterhoren  emanhi" 
seile".  Barnd.  1908  (BGr.).  —  Q  abs.;  nur  in  Ver- 
bindung mit  , wellen.'  ,Die  wyl  und  wier  also  überein 
kumen  sindt  und  sölichs  getan,  so  söllendt  wöllendt, 
dass...'  1555,  GRMbl.  1898.  ,In  unser  vordrigen  schuol 
...[ist]  nüt  oder  doch  wenig  usgericht  worden,  nit 
allein  darumb  als  da  kein  schuolordnung  war  und 
derhalben  ein  jeder  schöllen  und  wollen  mocht  on 
jemands  inred  nach  sinem  gefallen,  sunder  [usw.].' 
F  Schulordn.  1577.  ,Wann  unser  will,  das  ein  jeder 
möcht  schöllen  und  wollen  sines  gefallens,  dörften 
wir  der  Ordnung  nichts.'  ebd.  —  b)  sich  der  Bed.  von 
werden  als  Hilfsvb  nähernd,  a)  futurisch.  Im  Über- 
gang von  a.  Für  einist  will-der  's  [die  Strafe]  schäi- 
che",  aber  d's  anger  Mal  sosch  erfare".  Gotth.  ,Du 
solt  sin  wol  innen  werden.'  1435,  Z  RB.  ,Mein  fleiss 
ir  hierinn  gspüren  send  [:  bhend].'  GGotth.  1599. 
Jetzen  bin  i  mi  zfriden  und  jetzen  säut  'r  mi  nümmen 
g'hören  Janssen.  Regimentsküher  1781.  Fut.  in  der 
I.  Pers.  .[Frau  Potiphar:]  Wes  das  kleid  [Josephs 
Rock]  syg,  das  weist  du  wol,  darvon  ich  wunder  sagen 
sol.'  Rcef  1540.  ,Künig  Darius:  ...  louff  hin,  verschaff, 
das  man  vergrab  die  doten  cörpel,  dass  man  hab  kein 
unlust,  so  wir  rytend  yn.  Kriegsmann:  herr  küng, 
ich  soll  guotwillig  syn.'  JMürer  1559.  In  der  2.  Pers. 
,So  würst  du  gross  guot  zuosamen  fassen,  ...  so  ferr 
du  solt  s  halb  teil  dins  guots  an  d  kilchen  gän.'  HvRüte 
1532.  In  der  3.  Pers.  ,Doch  so  hoffen  wir,  der  küng 
solle  den  eren  gnuog  tuon  und  die  ding  bass  be- 
denken.' 1477,  Schreiben  der  eidg.  Gesandten  bei  Lud- 
wig XI.  ,Er  hofft,  einen  yeden  biderman  bedunken 
soll  [usw.].'  1479,  Z  RB.  ,Er  [Gott]  ist  herr  über 
unser  leben,  zyt,  stund  und  tag  soll  er  uns  geben.' 
Ruef  1550.  ,Ich  hoff,  es  [ihr  Vorhaben]  soll  in  wüest- 
lich  feien.'  VUoltz  1551.  —  ß)  zur  Umschreibung  des 
Cond.;  oft  mit  ay  sich  berührend.  ,Es  möcht  ein  keiser 
lüsten,  das  er  solichs  sechen  sott.'  DSchill.  B  (Lied). 
.[Die  von  Zug  seien]  nit  besser  noch  würdiger,  dann 
das  sy  küegen  oder  merhen  mit  grossen  füden  ghygen 
sölten.'  1491,  Z  RB.  ,Sie  woudend,  sie  söltind  den 
himel  koufen',  durch  den  Ablass.  NMan.    ,Sölt  es  uns 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


780 


wie  vormals  gon,  wir  dörftind  umb  lyb  und  guot  kon.' 
Eckst.  1526.  ,By  Gott,  Gergis,  es  zinipt  dir  nüt,  daz 
du  sy  verratten  söttest.'  Haimonsk.  1531.  , Sollst  [1. 
söltst]  im  [dem  Landvogt]  ein  haar  angkrieret  hau, 
es  war  dir  gstanden  an  lib  und  leben.'  Salat  1537. 
.Solltest  mich  z  tod  schlan,  so  wollt  ich  myns  gitzli 
nit  lan  verkoufen.'  Euep  1540.  ,Er  were  vom  wyn 
kommen,  do  spottete  sy  syn  und  rette :  wann  wit  hochzyt 
han?  daruff  er  geantwurt:  wer  wot  mit  mir  hochzyt 
han?  und  sy  also  in  schimpflicher  wys  zuo  im  truckt 
und  gret:  ich  wet,  das  du  mit  mir  söltist  hochzyt 
han.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Herodes:  ...  bind  in  [Jo- 
hannes], das  er  sich  nit  mög  grüeren,  wett,  dass  er 
sott  drinn  z  tod  erfrieren.'  Aal  1549.  .Gflels  dir,  kein 
Müy  ich  gar  nit  sparen  sott.'  Stettler  1606.  S.  noch 
Brügi  (Bd  V  527  o.);ver-richten  (BdVI430);  nüt-söllend. 
—  y)  zum  Ausdr.  einer  Annahme,  Vermutung 
(zunächst  deren  logische  Notwendigkeit  hervorhebend 
und  dann  mit  .müssen'  wiederzugeben).  Es  het-mieh 
scho"  vo"  witem  'düecht,  es  sott  di'*  si".  Gotth.  So  hock 
ab,  nimm  Das  ...  du  sottst  durstig  si".  ebd.  Der  [ein 
Frauenhut]  sott  mindestens  e"  Tuble"  g'chostet  ha",  seit 
der  Jochem.  CStreifp  1904  (Gl).  S.  noch  resten  (Bd 
VI  1503  o.;  für  PAL).  ,Etlich  sagtend,  das  pfert  törfte 
der  ruow  bass  dann  des  stryts;  der  daruf  sitzt  [näml. 
Roland],  sott  wenig  sollen.'  Moroant  1530.  ,Ich  sagt: 
schreient  nit  so,  man  sölte  uns  wol  straffen.'  ThPlatter 
1572.  ,Diss  Eiss  soll  den  armen  Leuten  den  verhun- 
gerten Magen  ersettiget  haben!'  GKönig  1715.  Mit 
ethischem  Dat.  Die  sölle"d-mer  nett  'tue"  ha"!  müssen 
sich  schön  aufgeführt  haben  (Schluss  aus  den  Reden 
der  Leute,  den  angerichteten  Verwüstungen  usw.)  Th. 
Du  sölest-mer  auch  'tue"  ha"!  wirst  dich  zB.  gehörig  lustig 
gemacht  haben  Ap;  Z.  Du  sollisch-mer  verruckt  si", 
bist  wohl  toll  ZZoll.  Du  sellest-mer  Nüd  dervo"  wüsse"! 
iron.  Z.  's  sell-mer  (auch)  si"!  iron.  Ausdr.  der  Un- 
gläubigkeit.  ebd.  Er  soll-mer  g'storbe"  si",  sell-mer  en 
Busch  g'ha"  ha",  ebd.  Si  solli"d-mer  g' schlaffe"  ha"! 
ZZoll.  Das  soll-mer  Öppis  g'chosVt  ha"!  Z.  Da'  soll- 
mer  auch  e"  Vergnüege"  si",  de"  Berg  ab  z'  faren  und 
denn  de"  Schlitte"  wider  uf  de"  Berg  ufe"  z'  zühe" !  Th. 
Da'  söll-mer-em  auch  g'si"  si",  wo-men-em  Alls  ver- 
gantet hat  und  er  hat  mües'e"  zo  si""m  schöne"  Hüs 
üs!  ebd.  Das  soll-mer  Ei"em  we  tue"  Z.  Er  sell-mer 
gwuss  im  Wirtshüs  si".  KdMey.  1844.  Si  sell-mer  welle" 
ge"  heue"!  ebd.  Si"  Muetter  sell-mer  Chnöpfli  mache", 
drum  ist  der  Knabe  so  aufgeräumt.  Schwzd.(Z).  S.  noch 
chüechlen  (Bd  III  143);  z'nünelen  (Bd  IV  768).  — 
c)  für  andre  Hilfsverba.  a)  für  .können.'  , Woher 
aber  semlich  gelend  den  Namen  Hegöw  empfangen, 
soll  ich,  von  wegen  vilerlei  Meinungen,  so  hierüber 
sind,  gründlich  nit  sagen.'  JJRüeger  1606.  Im  Conj. 
Prset.  Me"  meint,  es  sott  (und  sott)  nüd  si",  ,es  könnte 
nicht  sein',  zu.  von  einem  Unglück  Ap;  GT.;  Th;  Z. 
Er  [ein  Hausierer]  hat  g'mänt,  es  sott  nid  si",  *"* 
mües'-em  Öppis  abne"  Th.  ,Der  bruoder  [Jetzer]  stalt 
sich  gegen  im  in  massen,  dass  er  fro  was,  dass  er 
sich  hinweg  machen  solt.'  LLav.  1569.  —  ß)  für  dür- 
fen.' ,[N.  habe]  etwas  steinen  an  einem  fryen  land  uff- 
gelesen,  wölte  damit  sinem  junkherren  ein  väry  be- 
sch wären;  also  kam  er  zuo  ziniberlüten,  da  fand  er  ouch 
etwas  steinen,  fragt  sy,  wes  die  stein  werint,  ob  er  die 
nemen  sölte  oder  nit;  rett  der  K. :  ja,  du  tarst  sy  wol  ne- 
men.'  1435,  Z  RB.  ,Als  min  gnedige  frow  [die  Äbtissin 
zu  Praumünster]  hön  were  [dass  die  Masken  ins  Klo- 


ster eintraten],  do  redte  N. :  gnedige  frow,  sind  uns 
gnedig!  es  ist  offen  gesin  und  band  nid  anders  gewusst, 
dann  wir  sölten  ufher  gon.'  1474,  ebd.  ,Die  amptlüt 
und  stett  da  vor  am  Rin  [schreiben]  uns  by  tag  und 
nacht,  sy  zuo  bescheiden,  wes  sy  sich  halten,  das  wir 
allein  für  uns  selbs  nit  tuon  sollen  noch  können.' 
1499,  Calvenf.  1899  (Einladung  der  Zürcher  an  die 
Schwyzer  zur  Beschickung  eines  gemeinsamen  Tages). 
,[Der  verlorne  Sohn:]  herr  Gott,  biss  glopt,  das  ich 
der  schwin  hüeten  sol  on  spyss  und  Ion.'  GBinder 
1535.  —  d)  es  heisst,  man  sagt,  dass...;  lat.  dicitur. 
Syn.  muessen  II 3  (Bd  IV  500).  ü  Soldäte"  solle"  hütt 
heim  cho",  ,sie  sind  erwartet,  man  sagt  es'  B  (Zyro). 
's  soll  dert  u"d  dert  grüslich  g'wetteret  ha",  ebd.  's  sott 
vil  Lüt  ge",  g'ha"  ha",  zB.  an  einem  Feste  Ap;  G ;  Th;  Z. 
Er  soll  (sott)  's  (g'si")  si",  der  Täter  Th.  Si  sötte'd  's 
(hette"d  's  söle")  'tue",  g'seit  ha",  ebd.  Ich  sott  al'ezvil  d' 
Schuld  si",  an  Äl'em  d'  Seh.  si"  Ap;  G ;  Th  ;  Z.  ,[N.  habe] 
ira  die  ee  verheissen  und  ira  ein  ring  druff  geben,  der 
sölte  [nach  seiner  Aussage]  silbrin  syn,  und  ira  daby 
verheissen,  wann  er  sy  uff  die  uffart  nit  zchilchen 
füere,  weite  er  ira  1  guldin  für  den  ring  gäben.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  ,[Mein  Vater]  freuwet  sich,  das 
ich  ein  so  guoter  Lutenist  sein  sol,  wie  er  vernemme.' 
FPlatter  1612.  ,Er  soll  gesagt  haben,  dixisse  eum 
perhibent,  ferunt.'  Hosp.  S.  noch  recht  (Bd  VI  216  o.). 
—  e)  Etw.  si"  solle",  umschreibend  für  Etw.  sein; 
meist  in  der  1.  Pers.  als  Ausdr.  einer  bescheidenen 
Behauptung  (Bejahung);  wohl  von  d  ausgehend. 
,Biss  Oottwilche",  du  wirst  doch  das  neu  Süniswib 
solle"  si"?  Ich  sott,  sagte  Meyeli.'  Gotth.  ,Bist  du 
bei  ihr  [im  Dienst]?  frug  Käthi.  Sollte  Jungfrau  sein 
dort,  sagte  das  Mädchen.'  ebd.  ,[Mein  Vorschlag] 
gefiel  dem  Vater  wohl  und  bsunderbar  der  Mutter 
und  der  schönste  Bub,  den  sie  hatte,  ich  soll  die  Gotte 
sein,  musste  studiren.'  ebd.  Es  düecht-mich  a"  der 
Stimm  a".  Dir  söttit-mer  bikanntsi",  sagte  der  Dicke; 
sid-Der  nit  vom  Muessgrabe"  har  mm*  Türli-Kobi's 
Schwester?  He  wol,  antwortete  sie,  ich  sott.  MWalden 
1880.  A.:  Bisch  du  öppe"  g'si"  [näml.  an  der  Be- 
erdigung eines  Kindes]?  B.:  I«*  ha"  müesse";  ich  sott 
neue"  der  Götti  si"  vo"  dem  Ching,  wo  abg'fare"  isch.  ebd. 

Ahd.  ecolan  (Pra>s.  Ind.  Sg.  1.  3.  scal,  2.  sadt,  PI.  sculun, 
Conj.  sculi,  Praet.  siolta),  mhd.  soln  (Pries,  lud.  sol,  2.  mit, 
PI.  suln,  süln,  Conj.  sul,  siil,  Praet.  solde,  solle,  im  Conj.  auch 
sölte)  mit  zahlreichen  t.  altern,  t.  Jüngern  Nbformen  (s.  Weinti. 
1863,  394/5.  1883,  443/5;  Lexer  II  1053/4);  vgl.  auch 
Gr.  WB.  X  1,  1452  ff.,  dazu  noch  Martiu-Lienh.  II  352. 
Unter  den  lebenden  MAA.  zeigt  die  von  PA1.  in  höchst  alter- 
tümlicher Weise  bewahrten  Ablautwechsel  im  Ind.  Praes. 
(sali :  solli) ;  doch  erscheint  auch  hier  nicht  mehr  das  urspr. 
-u-  (so  tw.  noch  in  der  ä.  Spr.),  sondern  das  vom  Inf.  und  Praät. 
aus  verbreitete  -o-  (immerhin  noch  ohne  Uml.),  und  die 
anderwärts  erhaltene  Endnng  -(  der  2.  Pers.  3g.  ist  (wie 
vereinzelt  schon  spätahd.)  durch  -st  ersetzt.  (Ähnlich  ist  in 
B  tw.  die  Endung  -(  der  regulären  Prasentia  an  die  3.  Sg. 
angetreten,  wie  auch  im  PI.  allg.  die  gewöhnlichen  pra- 
seutischen  Endungen  gelten.)  Sonst  ist  der  Ablautwechsel 
im  PraäS.  durchweg  ausgeglichen,  und  zwar  nach  -o-  (nur  in 
PRima  nach  -a-)\  das  dafür  in  weitem  Umfang  auftretende 
-ö-  beruht  auf  dem  Eindringen  des  Conj.  in  den  lud.,  der 
nur  in  B  (bes.  6.,  O.);  G1K.;  P;  Ndw;  W  und  auch  hier 
nicht  in  allen  Formen  erhalten  ist;  vgl.  dazu  auch  Gr.  WB. 
aaO.  1464.  Der  inl.  Cousonaut  entspiicht  wohl  überall  der 
Vertretung  von  etym.  -II-,  dh.  es  erscheint  -/(-  auf  dem  Ge- 
biet, das  altes  -11-  (nach  kurzem  Voc.)  bewahrt  hat,  einfaches 
-I-  da,  wo  gesetzlich  Reduction  der  Geminata  eingetreten  ist. 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


782 


Wo  -U-  und  -/-  neben  einander  stehen,  ist  -l-  auf  die  schwä- 
cher betoute  Stellung  beschränkt  Iso  nach  ausdrücklicher  An- 
gabe in  G1K.);  in  Ap,  das  ausser  H.  tw.  zum  //-Gebiet  gehört, 
ist  dann  die  schwachtouige  Form  wie  in  weh",  wollen  (JVetsch 
1910,  178)  verallgemeinert  worden.  Die  sekundäre  Gemi- 
nation, die  schon  in  mhd.  Quellen  reichlich  bezeugt  ist  (s. 
Lexer  aaO.)  und  auch  durch  nhd.  ,solleu'  vorausgesetzt  wird, 
kann  rein  lautlich  entwickelt  sein  (vgl.  etwa  die  Verhältnisse 
bei  toll,  auch  Solirr),  doch  mag  auch  Kintluss  von  icc//e?i(mit  urspr. 
Geminata),  der  auch  sonst  zu  Tage  tritt,  im  Spiele  gewesen 
sein,  nach  einer  Proportion  ,rtll  .■  >ntUn  =  soll :  sollen  oä.  Die 
Assim.  von  -It-  >  -<!•  in  der  2.  Sg.  Ind.  Prajs.  und  im  Coud., 
zu  der  die  entsprechenden  Formen  von  wellen  zu  vergleichen 
sind,  ist  wohl  eine  Folge  der  Unbetontheit  im  Satze  wie  die 
auch  in  nicht  eutruudenden  MAA.  sich  findende  Vernach- 
lässigung der  Rundung  in  sel(l)e",  seil,  seit  für  söl(l)e"  usw. 
(vgl.  dazu  selch  sel(ig)  für  sohl,  söl(ig)  unter  sMch,  setlig  für 
söttig,  i8  i(ch)  für  üns  ü(ch));  daneben  kommt  auch  hier 
wieder  der  Eiufluss  von  wellen  in  Frage.  Die  bei  andern 
Hilfsverben  und  in  der  ä.  Spr.  erscheinenden  kontrahierten 
PI. -Formen  auf  -n(d)  sind  in  der  lebenden  MA.  nur  ver- 
einzelt erhalten  (sönd  Gl),  sonst  durch  Neubildungen  ver- 
drängt. Auffällig  ist  der  altertümliche  Anl.  ,sch-'  «_  se-) 
in  der  F  Schulordn.  von  1577  (s.  unter  2  a  5),  einige  ältere 
alem.  Zeugnisse  s.  bei  Weinh.  1863,  394;  ,sch-'  im  Ring 
(übrigens  neben  ,s-')  ist  bair.  Schreibung,  für  die  dieser 
Anl.  bis  ins  späte  Mittelalter  charakteristisch  ist.  Sonst 
seien  an  Formen  der  ä.  Spr.  hier  noch  neu  aufgeführt  oder 
hervorgehoben:  Inf.  ,sellen.'  1578,  Z,  .sölen.'  1557,  ebd. 
Pras.  Ind.  2.  Sg.  ,sold.'  H57,  Z  RB.,  ,sot'  neben  ,solt.' 
HvRüte  1532,  3.  Sg.  ,sot(t).'  1525.  ZStB.;  1566,  ZGrün. 
Pl.J.sunt.'  AaMnri  Ostersp.  XIII.  (neben  ,sulent');  Hadl.,  ,sun.' 
1289/1300,  Z;  1301,  UwE.;  1327.  Ndw;  äL  RB.  (neben 
sullen,  sül(Üen(t),  ,sond.'  XV.,  BsChr.;  XV.,  Obw;  XIV./XV., 
Z,  ,sondt,'  1494,  U,  ,son.'  1328,  AaB.  ürk.,  ,sönd.'  1527,  An 
Weist.;  1476,  Bs  Chr.;  LAns.  (neben  ,sond');  1568,  Ndw, 
,sönd(t).'  HvRüte  1532,  .send.'  1514,  BsChr.;  GGotth.  1599, 
.sollend.'  Rtief  1540  (neben  ,sönd');  OWerdm.  1552.  1564 
(.sollen.'  Herborn).  Conj.  3.  Sg.  ,sülli'  (neben  ,sull,  soll'). 
Z  Chr.  XV.,  P).  ,sullen.'  1491,  U,  .seilet,'  1474,  Bs  Chr., 
Prst.  Ind.  ,solt.'  1395.  1422,  Z  RB.,  Cond.  .sollti.'  Uw  Be- 
nedictinerr.  XIII.,  ,sölte.'  1396.  1472,  Z  RB.,  ,sott.'  Aal 
1549;  GGotth.  1599  (neben  ,sett'),  ,sotte,  sottend.'  Salat. 
,söttent.'  1522,  Z,  im  Ptc.  erscheint  auch  die  Form  ,ge- 
söllen'  (so  XV.,  ZRB.;  1513/6,  Z  Ehegericht) ;  vgl.  dazu 
.gmüessen'  (Bd  IV   500  Anm.). 

nut-söllend:  untauglich,  nichtsnutzig,  von  Sa- 
chen und  Personen,  bes.  in  moral.  S.  Mundartlich 
nur  subst.  en  Nütsöllende",  ein  Nichtsnutz  GrNuI'. 
Sehr  häufig  im  XVI.  ,Nüt  sollender  mann',  Schimpf. 
XVI.,  L.  ,[Die  Stelle  betrifft  die  Juden]  die  in  dem 
opfer  des  herren  Gottes  untrüw  und  falsch  bruchtend, 
inen  selbs  das  best  bhaltende,  das  böst  aber  und  n-e 
dem  herren  gebende.'  Zwingli.  ,Ein  falsch  n.  buoch.' 
ebd.  ,In  dem  ringwichtigen,  ungütlichen  und  n-en 
friden.'  Ansh.  .Mengerlei  n-er  ungeschickter  sachen.' 
1530,  Z  RB.  ,Wir  wollen  den  n-en  glauben  [die  Re- 
formation] in  unsrem  land  nit  liden.'  1530,  W  Blätter. 
.Das  n.  und  aussgereutert  körn.'  1530/48,  Amos;  .ab- 
fallend.' 1667.  ,Er  were  nüt  so  ein  n-er  rytter,  daz 
er  wyder  ein  junkfröwly  strytten  wett.'  Morgant  1530. 
.Sachs  oder  siben  n.  buoben  und  pfaffen.'  1531,  HBiill. 
1572.  .Was  war  ich  für  ein  n.  man,  so  ich  wol  mag 
guot  leben  han  und  solt  nit  fröwlich  schlemmen  und 
temmen.'  Salat  1537.  .Ein  böse  jüppen  leggend  im 
an,  dem  heilosen  n-en  man.'  Ruef  1539.  .Unnütze  n-e 
lüt.'  HBull.  1540.  ,Du  n-en  lecker,  gang  mir  ab  dem 
bett!'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,[M.  Agrippa]  ward  bald 
darnach  so  args  und  nünt  söllinds  gemüets,  das  in 
Augustus  in  ain  insel  verschikt.'  Vad.    ,Ä,  dass  dich 


s  erdrich  fräss,  wie  tuost,  du  n-er  suppenwuost!'  HsR 
Man.  ,Sin  vater  syge  ein  n.  lürsshals  und  n.  man.' 
1552,  Z  RB.  ,Y,  friss,  dass  du  erworgist  dran,  du  nüd- 
sölit,  ecrlosser  man!'  JMcrer  1556.  .Euere  historien 
sebryben  oft  von  n-en,  närrischen,  lychtfertigen  din- 
gen.' 1560,  Z  Bib.  ,N.  leut,  die  nützid  wärdt  sind, 
balatrones;  n-er  und  unnützer  mensch,  der  gar  niener 
zuo  guot  ist.'  Fris.;  Mal.  Des  Klägers  Magd  habe 
ihn  .einen  fulen  n-en  pfaffen'  genannt.  1566,  SBib. 
.üss  disem  aberglöubischen  nütsollenden  ...  Orden.' 
JJRüeger.  S.  noch  un-ge-bärdig  (Bd  IV  1540);  rüchelen 
(Bd  VI  193).  —  Die  Stelle:  .Etlich  pfaffen  sind  lügenhaft, 
lügend  und  nützsond.'  1526,  EEgli,  Acten  473,  erklärt  sich 
aus  der   Mischung  zweier   Ausdrucksweisen. 

nüt-söllig  S  (Schild),  -selflßg  SSchw.;  ZPfäff.: 
=  dem  Vor.  ,Nüdseliges  Verhalten'  ZPfäff.  Dir  nüt- 
sölige",  ung'schaflige"  Sehlingle".  Schild.  ,N-er  hudler, 
keib,  mann',  Schimpf.  XV./XVII.,  L.  ,0b  er  sölichen 
eid  getan  hett,  wellte  er  sin  schwager  zu  einem  nüt- 
solligen  man  gmacht  haben.'  1544,  ZAnd.  ,Er  were 
ein  onmechtiger  n-er  man.'  1549,  ebd.  ,Nütsölig,  fri- 
volus.'  Fris.;  Mal.  ,Din  balgen  und  n-s  klaffen.' 
XVI./XVII.,  L  Spiel.  .Darvor  bhiet  mich  der  ewig 
Gott,  dass  ich  auch  gradt  also  sin  sott  wie  s  ander 
ful  nidtsöligGsindt,'  Com.  Beati.  .Gewüsse  n-e  Gsellen, 
die  daz  Ihrig  vertan.'  1647,  Z.  ,Zwee  verwägne  und 
n-e  Gsellen.'  Schimpfr.  1651.  S.  noch  näch-gültig  (Bd 
II  290).  — -  Nütsölligkeit  f.:  Nichtswürdigkeit, 
Schmach.  ,Sin  tochter  Rossmunda  wott  es  im  nüt  ge- 
statten [den  Boten  zu  töten],  es  wurde  im  für  ein 
grosse  n.  gerechnet,'  Morgant  1530.  ,Nütsöligkeit, 
futilitas.'  Fris.;  Mal. 

be-sollen,  ver-söllnen  s.  he-,  ver-solden. 

sole'nuisch  solämnisch,  nach  älterer  Angabe  solä- 
misch  Zg:  a)  feierlich,  nur  in  der  kirchl.  Sphäre,  so 
von  einem  Hochamt,  einer  Vesper,  Translation  Zg. 
,Am  fritag  soll  für  die  letste  lection  ein  solemnische 
disputation  in  allen  classen  gehalten  werden.'  F  Schul- 
ordn. 1577;  od.  zu  b?  —  b)  förmlich,  feierlich.  ,Was 
manglet  disem  Bestättigungs-Act,  dass  er  nit  vollkom- 
men und  solemnisch  seier"  Replica  1691.  .Mittels  eines 
solemnisch    abgeschworenen    Eidts.'    1735,    U  LB.  — 

Lat.   sol(l)ennis,    -em(p)nis. 

Solennitä't  Solännitet  AaL.  (,Solennitef  Aa 
Gem.);  BBgd.,  Stdt,  Soländitet  BBgd.  (auch  SoländidU), 
Stdt;  FMu.  (Solenditet),  Solämnität,  nach  älterer  An- 
gabe Solämmitet  Zg  —  f.,  in  FMu.  auch  n.:  1.  a)  Feier- 
lichkeit. .Nach  der  erwellung  gieng  der  bischoff  sampt 
den  kiesseren  widerumb  mit  einner  solemniteit  heruss 
uff  den  platz  zuo  der  steinny  sul  oder  stock.'  um  1530, 
Bs  Chr.  (Beschreibung  des  frühern  Brauches  bei  der 
Ratswahl).  ,[Aus  den  vornehmen  Geschlechtern  wird 
ein  Hauptmann  erwählt]  wöleher  ze  Ross  und  in  gan- 
zem Harnast  angetan  den  Fritschi  in  dem  Ynzug  in 
die  Statt  mit  der  geordneten  Solemnitet  sampt  dem 
Fendrich  . . .  ynfüeren  und  beleiten  sol.'  RCys.  (Br.). 
—  b)  feierliche  Handlung,  Feier.  Von  einer  hohen 
kirchl.  Feier  Zg.  ,Das  heilig  Schweisstuch  Christi, 
wellichs  der  Herzog  diser  Solemnitet  [nämlich  dem 
Bundesschwur  zw.  den  Vertretern  Savoyens  und  der 
kath.  Orte]  und  uns  ze  Lieb  [nach  Turin]  bringen 
lassen.'  RCys.  .Volget,  wie  die  Solemnitet  an  der 
Translation  unsers  glorwürtigen  Martyrs  . . .  S.  Justi 
...  sye   angeordnet   und   gstelt  gsin.'    1697,   ScHwBr. 


1,  sei,  sil,  sol,  sul 


784 


Spec.  als  Bezeichnung  eines  alljährlichen  Jugend-  oder 
Schulfestes  1)  in  Bern  (bis  in  die  1850er  Jahre)  und 
Burgdorf,  am  Schluss  des  Jahreskurses  gefeiert.  ,May 
18.  Berner  Schulfest  oder  Solennität.'  Helv.  Kai.  1780. 
, Burgdorf.  Das  ehrwürdige  Jugendfest,  die  Solennität 
—  es  ist  die  17(5.  —  wird  sich  am  Montag  den  27.  Juni 
1904  im  gewohnten  Rahmen  abwickeln.'  B  Volksztg 
1904.  ,1030  wurde  das  den  Schulkindern  und  Sängern 
bis  dahin  jährlich  mit  '25  Pfund  an  einem  bestimmten 
Tage  nach  Ostern  in  der  Kirche  zur  Austeilung  ge- 
ordnete Geld  bis  auf  30  Pfund  erhöht.  An  diesem 
Tage,  später  die  Solennität  genannt,  nachdem  vor- 
mittags auf  angemessene  Weise  das  Geld  verteilt  wor- 
den, hielten  die  Kinder,  von  ihren  Vätern,  Lehrern 
und  dazu  bestellten  Magistratspersonen  begleitet,  mit 
Laubästen  versehen,  einen  Umzug  durch  die  Stadt 
hinab  unter  Absingung  einiger  Psalmen,  wozu  in  der 
Folge  die  eingeführten  Posaunen  und  Zinkenbläser 
accompagniren  mussten,  bis  zum  Schützenhause.  Dar- 
auf wurden  sie  auf  Kosten  der  Stadt  in  einem  Wirts- 
hause bewirtet.'  JRAeschlimann,  Gesch.  v.  Burgdorf. 
,1729  wurde  das  von  Pfr  Grüner  vorgeschlagene  Pro- 
ject,  die  bisherige  Osterfreude  der  Kinder  in  eine 
Solennität  umzuschaffen,  genehmigt.  Die  erste  wurde 
den  10.  Mai,  nach  Art  der  zu  Bern,  gehalten.  Ge- 
wöhnlich hält  ein  Student  der  Theologie  von  Burgdorf 
eine  Rede ;  darauf  ein  andrer  ein  [1.  eine  andre  einer] 
der  obersten,  Latein  lernenden  Knaben;  vor-  und 
nachher  ertönt  schöne  Musik.  Nach  Austeilung  der 
Prämien  hält  ein  kleinerer  Schüler  eine  Abdankung; 
nachmittags  ist  gewöhnlich  militärischer  Umzug.'  ebd. 
Vgl.  auch  noch  Schweizer  Bauer  1892,  283  ff.  —  2)  im 
ehemals  bernischen  Lenzburg.  ,Auf  ähnliche  Weise 
feiert  Brugg  jährlich  seinen  Rutenzug,  Lenzburg  seine 
Solemnität,  Zofingen  sein  Maienfest.  Die  eine  Stadt 
ladet  die  Cadetten  der  andern  zur  Teilnahme  und  freund- 
lichen Bewirtung  ein.'  Aa  Gem.  —  3)  in  Murten  am 
Tage  der  Murtner  Schlacht  (22.  VI.).  —  2.  rechtliche 
Förmlichkeit,  formula  iuris.  , Welle  üwer  fürstlich 
gnad  [der  Bischof  von  Konstanz]  um  miner  emsigen  pit 
willen  dis  ewig  mess,  ouch  mich  als  den  ersten  caplan 
gnedenklich  bestetten  mit  allen  solempniteten,  Worten, 
werken  und  getäten,  darzuo  dienende  und  gehörig.' 
1482,  ZOGlatt.  .Andere  Verschreibungen,  so  diese 
Solennität  nicht  haben,  [sollen]  nur  für  blosse  Hand- 
schriften geachtet  werden.'  Sch  Autfahlsordn.  1743. 

sole ionisiere":  feierlich  begehen.  [Die  Pro- 
fessoren] sollen  die  Studenten  in  Zucht  und  Ordnung 
halten,  den  Pfarrgottesdienst  ,s.'  helfen  [usw.].  1752, 
AKüCHLER  1895.  —  Vgl.  solemnizare,  -isare,  solenine  festum 
agere  (DuCauge). 

Soller,  in  „B"Kandert.,  Sa.,  Sigr.,  Si.;  FJ.;  GlU; 
WG.,  Lö.  Solder  -  m.,  PI.  Seiler  BGr.,  Dim.  (in  Bed.  1) 
Söllerli  BBe.,  Saxeten,  SOlderli  BInt.,  Sigr.:  1.  Estrich, 
Dachboden  (vgl.  JHunz.  1905,  213.  292;  1908,97/177 
passim;  1910,  59  f.):  a)  über  den  Wohnräumen  B  (von 
Bern  nach  Thun  und  östlich  bis  Heimenschw.,  Zäziwil, 
Be.,  Sigr.,  Spiez,  Saxeten,  Bön.,  in  Schw.,  S.,  südl.  der 
Aare  von  Büetigen  bis  Leuz.,  NBipp,  1  Seite  des  uE.); 
FU.;  GlL.;  SBalst.  bis  Welschem-.,  Bb.,  G.  bis  Selz., 
L.,  Lüssl.,  Müml.,  Rani.,  Zuchw.  Synn.  s.  unter  Reiti  1  b 
(Bd  VI  1650);  Ruess-Tili.  Die  Benennung  gilt  sowohl 
für  das  alte  Böehhüs,  bei  dem  die  Küche  bis  unter 
den  S.  hohl  ist  (so  noch  in  BWattenw.),  wie  für  Häuser 


mit  modernen  Kaminen.  In  BArch  heisst  S.  der  Boden 
oberhalb  der  Wohnung,  der  Boden  oberhalb  der  Küche 
Für-TM.  In  BHeimenschw.  wird  nur  der  vorderste  Teil 
des  Estrichs,  der  zur  Aufschichtung  der  Garben  dient, 
S.  (oder  Chorn-Büni)  genanut.  In  BG.  wird  der  ge- 
räumige S.  in  den  chline"  und  den  grosse"  S.  eingeteilt. 
—  b)  in  der  Scheune  BArch,  G.,  Kalln.,  M.,  O.  (Zyro); 
FS.  (.oberster  Boden  der  Scheune,  wo  Getreide  und 
Stroh  untergebracht  wird') ;  Synn.  unter  Reiti  1  a  (Bd 
VI  1649).  —  c)  Boden  über  einem  Schopf  BG.,  über 
dem  Schweinestall  BSaxeten  (Dim.).  —  2.  a)  Fuss- 
boden,  sowohl  der  aus  Lehm  gestampfte  eines  Gadens, 
einer  Hütte,  Scheune  BBön.,  Kandert.,  als  der  hölzerne 
eines  Zimmers  BBr.,  Gr.,  Hk.,  L.,  „O.",  Sa.,  Sigr.,  Si.; 
FJ.;  WG.,  Lö.,  im  Gegs.  zu  b  als  underer  S.  bezeichnet 
BBr.,  Gr.,  Hk.,  „O."  —  b)  (im  Gegs.  zu  a  obere--  S.)  Zim- 
merdecke BBr.,  Gr.,  Hk.,  „O.",  Sigr.  Die  am  obre"  S. 
hängenden  Sfücksiti,  Hammi,  Lidleni.  BXrnd.  1908 
(BGr.).  1676  gab  es  neue  Chorstühle,  und  der  Maler 
MBlum  von  Bern  musste  neuerdings  die  Kirche  ,butzen, 
dass  Holzwerch  im  Chor  mit  Ölilfarb  anstreichen  stein- 
farb,  den  Himmel  oder  S.  blauw  mit  gäulen  Sternen 
drin,  die  Lysten  roht,  dass  übrige  Mauerwerk  aber 
sauber  gipsen.'  ebd.  —  3.  in  altern  Quellen  mehrfach 
von  fremden  Verhältnissen.  Altan,  Balkon:  ,[Der  ost- 
fränk.  König  Ludwig  war]  vor  jaren  von  einem  solner 
liarab  gfallen,  dass  im  ein  huf  schwein.'  Vad.;  in  der 
lat.  Quelle  ,de  quodara  solario.'  Obergemach  (?):  ,So 
einer  krank  ward,  fuort  man  in  auf  einen  solner  und 
lustig  gemach  und  pflagend  ime  die  eltisten  mit  gnuog- 
samem  Vorrat  aller  noturft.'  Vad.  (Schilderung  des  alt- 
christl.  Mönchslebens).  Unklar  ist,  was  sich  der  Über- 
setzer an  folgender  Stelle  unter  ,s.'  vorgestellt  hat: 
.Namlich  sol  sein  [des  Tempels  zu  Jerusalem]  höhe 
sein  zehen  eilenbogen,  sein  weite  sechzig  ellenbogen 
und  vierecket  mit  drei  gehauwnen  steinen,  mit  einem 
soler  von  holz  desselben  lands  und  mit  einem  neuwen 
soler.'  1530/48,  III.  Esra;  Siä  6du.iov  Xiftivuiv  gooxßv 
tpitöv  xal  oöu.00  goAtvoo  £yx(üP'0U  Kaivoö  ivöj.  LXX,  , einer 
Wände.'  1667,  ,mit  drei  Lagen  von  gehauenen  Steinen 
und  einer  Lage  von  einheimischem  neuem  Holzwerk.' 
1868. 

Ahd.  «olari,  -eri,  mild,  solre,  sölre,  entlehnt  aus  lat.  So- 
larium, (der  Sonne  ausgesetztes)  flaches  Dach,  Terrasse,  Bal- 
kon uä.;  vgl.  .Söller'  bei  Gr.  WB.  X  1,  1500/04.  Tw.  von 
JHunziker  stammende  Angaben  für  BBe.  (Dan.),  Si>iez;  FKerz.; 
SBalsth.,  Laupersd.,  Lüssl.,  Müml.,  Ramisw.,  Welschenr.  geben 
die  Form  Söller  oder  Sbler,  zT.  neben  Soller;  die  ö-Forni 
beruht  wohl  auf  Einwirkung  des  schriftspr.,  in  der  Bed. 
freilich  verschiedenen  Wortes.  Soller  hat  sekundäre  Geminata 
(vor  -er);  zur  Form  Solder  vgl.  die  Anm.  zu  holderen  (Bd  IV 
1203).  Eigentümlich  ist  Vadians  Form  ,solner':  das  er- 
weiterte Suffix  -ner  neben  -er  ist  sonst  auf  «-Bildungen  mit 
pers.  Bed.  beschränkt.  Bodenständig  ist  das  W.  bei  uns 
nur  in  Gebieten,  die  an  roman.  Land  stossen;  vgl.  west- 
schweiz.  »oh'  (in  unsrer  Bed.  1),  rätorom.  etiler  (offener  Flur) 
und  LTobler  1897,  221.  In  Petris  Glossar  wird  Luthers 
, soller'  durch  ,saal,  sumnierlaub'  erläutert;  in  den  Z  Bibeln 
ist  es  durch  ,sal,  dach'  ersetzt.  Zur  Bed.-Eutwickluug  vgl. 
Boden,  Tili.  Von  Ortsnamen  mögen  hieher  gehören  (vgl. 
kämt.  Sölderle  als  Bergname.  Gr.  aaO.  1504)  ,Soller'  Aa  (Wald- 
gebiet bei  Othmarsingen),  ,Solern'  BSulz  am  Bielersee,  .Soller- 
graben' B  (am  Gantlisch I.  , Sollerbach'  B  (1t  Zyro  westl.  vom 
,Seelisbiiel'),  ,Sollerbühl'  BAlfermee  am  Bielersee;  für  ,Soller- 
better'  Ap  (am  Hoheukasten),  ,Sollersgarteu,  -wies'  (1798, 
ThEgu.)  ist  die  Zugehörigkeit  aus  geogr.  Grüuden  weniger 
sicher. 


785 


Sa],  sei,  sil,  sol, 


Ober-:  =  Söller  2  b  BBön.,  L.  -  Vor-:  über  der 
Einfahrt  (Tenn)  liegender  Boden  in  der  Scheune,  auf 
dem  Heu,  Stroh  usw.  untergebracht  werden;  darüber 
(unter  dem  Dach)  liegt  der  Reche"  BKalln.  —  Für-: 
=  Soller  1  a  BSchw.,  S.  —  Gade"1-:  der  über  dem  oder 
den  Gade"'  liegende  Teil  des  Dachbodens  BBön.  — 
Gastre"-,  in  BSa.  -Solder:  Fussboden  der  Gastren 
(Bd  II  486)  BGr.,  Sa.  Drüf  legen  si  in  gueten  Trüwen 
sich  uf  den  Gastrensolder  z'  liiwen.  JJRomang  1864. 
Der  Cf.  ist  so  breder  [Bd  V  410]  geworden,  dass  er 
unter  dem  Schläfer  einbricht.  Bärnd.  1908  (BGr.).  — 
Haber-:  =  Vor-S.,  zur  Aufnahme  der  Hafergarben 
bestimmt  FDüd.,  Pfaffenholz.  —  H6">-:  =  Vor-S.  B 
Gampelen,  Ins,  Kalln.,  Lattrigen,  Sutz;  FJ.,  Kerz.  — 
Chuchi-:  =  -Fwr-&  BBön.;  FDüd.  —  Chorn-:  Dach- 
boden (oder  Teil  desselben)  zur  Aufbewahrung  des  Ge- 
treides BTäuffelen.  —  Stube»-:  Fussboden  der  Stube 
BGr.  (Bärnd.  1908).  —  Tili-:  (je  nach  dem  Standort) 
Stalldecke  oder  Fussboden  der  Heubühne  über  dem 
Stall;  auch  diese  selbst  BGr.  (Bärnd.  1908).  Es  ist 
e"  strübc  lenger  Winter  in  i"s's  Telti  chön.  Und  scho" 
lang  vor  Ustagen  hed  i"ser  Für  das  Hew  bis  uf  de" 
T.  abhi"  g'etzts  g'häben.  ebd.  —  Tenn-,  in  BRüti 
b/Arch  mit  Diesb.  und  Oberwil,  Täuffelen  Tern-:  = 
Vor-S.,  ,Tennreite'  B  (in  der  gleichen  Ausdehnung  wie 
unter  Soller  1  a,  lt  Zyro  auch  im  0.);  FJ.,  Kerz.  — 
G'wächs-:  Dachboden  (zur  Auf bewahrung  von  Feld- 
früchten) B  (zw.  Bern  und  Thun,  östl.  noch  in  Mar- 
bach,  Rünkhofen). 

solle re",  s ollere"  sellerren:  einen  Fussboden 
(bzw.  eine  Decke)  legen  BGr.  (Bärnd.  1908).  Syn.  böd- 
men (Bd  IV  1032);  tilenen. 

i°-:  in  der  Verbindung  es  Vg'sollerets  Fürhüs, 
ein  mit  Seitenwänden  und  Decke  verkleidetes.  ,[Eine 
1824  erbaute  Vorsasshütte]  bestand  aus  Stube,  Milch- 
und  Käsgaden,  }"g'solleretem  Feuerhaus,  zwei  zwei- 
fachen Ställen  und  Zubehör  und  kostete  230  Kronen 
(zu  Fr.  3.  70).'  Bärnd.  1911  (BG.). 
Böli  s.  so  (Sp.  17). 

sölich  sölich,  söl(ch),  sel(ch),  soli(g),  söli(g),  aeli(g) 
1)  Adj.  (flect.  -er,  -i,  -s)  sölich  Gr  (in  Pr.  flect.  sölehe'', 
sölehi,  sölis.  Gen.  Neutr.  in  D.,  Pr.  sölis,  Dat.  sölehem); 
TbMü.  (flect.  söleche  neben  adv.  söli);  ZBenk.,  Uhw., 
sali  ScaSt.  (Neutr.  Sg.),  solch  B  (so  Hk.),  selch  BGr. 
(Neutr.  Sg.  seliss),  Ha.,  Sigr.  (neben  selig),  sol  Gr  (PI. 
sölli)  Pr.,  Tschiertsch.;  Schw  (auch  E.);  UwE.,  sei 
BBr.,  Ha.,  O.  (Zyro);  GRPr.;  SchwE.;  Ndw;  Obw,  sölig 
GTa.;  Th  (Dan.);  ZStäfa  (CWild  1874),  Zoll.,  sölig  BE., 
.Landschaft';  L,  so  E.,  Rusw.;  GTa.;  Scuw;  SBb.;  UwE.; 
ZO.;  St.»,  selig  BE.,  Ha.,  .Landschaft',  M.,  Sigr.;  L  (In- 
eichen); PPo.;  GG.;  SchwE.;  S;  Tu  (Pup.);  Uw  (in  Ndw 
ltMatthys  Gen.  Neutr.  seligsis);  U;  WVt;  ZKn.,  .Land- 
schaft', O.  (•(?-),  auch  mit  vorgesetztem  festem  $(<lein) 
BHa.  (,esel  ef);  Schw  (fSöl,  $sel,  esölig);  Uw  (rsel);  ZO. 
(rßölig,  rselig).  —  2)  Adv.  (eig.  das  .unflectierte'  Neutr. 
des  Adj.)  sölrch  ZSth.,  sei  BHa.,  söli  ScHBarg.,  söli  Aa 
Lauf.;  Bst;  GRh.;  ScHHa.,  Schi.,  Stdt;  TbHw..  Isl., 
Mü.;  ZO.,  Schwerz.,  Sth.,  uTösst,  seli  AABb.,  F.,  Z. 
(1815);  BL.;  PPo.;  Scnw;  WVt.;  ZAuss.,  B.,  Limm., 
O.,  Wl.:  A.  A  dj.  (gew.  attributiv),  wesentlich  wie  nhd. 
solch.  1.  von  der  Beschaffenheit,  derartig  (wie  es  vor- 
liegt). , Sölich,  talis,  et  hoc  tale,  eiusmodi;  er  hat  ein 
söliche  gedächtnuss,  ea  memoria  erat;  sölicher  gestalt, 
taliter.'    Fris.;    Mal.     a)    in    Oorrelation.     Mit    folg. 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


(reinem  oder  consecutivem)  Relativsatz.  .[Ihr  werdet 
von  euern  Gesandten]  botschaft  haben  und  ich  gloub, 
si  werd  sölich,  dero  ir  benüegig  werden.'  1477,  B. 
Sollen  dann  wir  ein  sollen  Glouben  han,  der  malfitzisch? 
Th  Kunkelstube  1655.  Ha  ha!  wir  wend  alt  Junpfrä 
gäh,  so  alt,  wienä  Käsreiber,  und  Iceini  sehli  Schlifel 
näh,  die  nur  plagä  die  Weiber.  Talhoohz.  1781.  Subst: 
Wil  d'  es  guets  Hüserli  bist  . . .  cha""st-nis  [uns]  suss 
noch  mit  Söllehem  verseh",  wa'-nis  Ute"  guet  cho"  chönti. 
Schwzd.  (GRPr.).  S.  —  wie.  E"  Seliger,  wie  du  bisch, 
fürchten-*1'  nid  fast  B  (Zyro).  ,Sellig  [wie  du  bist] 
we't-ich  zehn  an  jeden  Finger  kriegen,  ich  müsst 
nicht  eine  Sellige  sein,  wie  ich  bin.'  Gotth.  ,[Die 
Mädchen]  sagten,  wenn  sie  Sellig  wollten,  wie  da  ge- 
stern einer  im  Dorf  herumgelaufen  wie-n-e"  Sturm, 
so  hätten  sie  schon  mehr  als  hundert  Sellig  haben 
können.'  ebd.  S.  noch  ge-recht  (Bd  VI  227).  .Damit 
allen  und  jeden  unsern  Landleuten,  so  sich  innert 
Monatsfrist  dazu  einschreiben  lassen,  von  uns  Schutz 
und  Schirm  erteilt  werde,  so  erzeigen  wir  ihnen  söllich 
Freiheit,  wie  hernach  lautet.'  1571,  Gl  Bergwerksrecht 
(Steinm.  1802).  ,S.-dass':  ,Mit  selkem  gedinge,  das...' 
1300,  Bs  ÜB.  Die  Beziehung  durch  einen  folg.  Haupt- 
satz gegeben:  ,Da  retty  är  zuo  iren,  sy  hätty  jetz  ein 
nachpürine,  vor  dären  sölty  sy  sich  hüeten;  dan  sy 
wäry  ein  sölichs  wib:  er  hätty  sy  zum  andren  mal 
ärzürnd,  daruff  wurd  är  lam  an  händen  und  an  füessen.' 
1541,  L  Hexenproz.  —  b)  die  Beziehung  ergibt  sich 
lediglich  aus  dem  Zshang  (auch  etwa  unterstützt  durch 
eine  hinweisende  Gebärde),  o)  im  Sg.  1)  ohne  Ar- 
tikel (bes.  im  Neutr.).  Hest  dö,  ieh  ha"  se'ligs  (de'rigs) 
Tuech  g'chauft  ZO.  ,Du  weisst,  wie  er  ein  Abergläu- 
bischer ist,  immer  glaubt,  es  sei  ihm  Alles  verhext, 
und  für  selligs  Narre"werk  jährlich  vielleicht  1000  Pfd 
braucht.'  Gotth.  Iez  muess-mi'h  aber  afig  schäme" 
schier,  sit  dem  ich  sölles  Ghalberzüg  verno".  Erz.  1855. 
Ich  cha""-mi'!h  wdger  mit  seligem  Garte"züg  nid  rer- 
süme".  Spinnet.  Er  seid  alben:  Seliss  Wasser  [näml. 
Chiejertaffe]  ist  cheibisch  gueds.  Bärnd.  1908  (BGr.). 
Mach  das'-dr  fürt  chunsch,  seligs  G'sindel  wo,t-ich  nid 
unger  dem  Dach  tole".  Loosli  1910.  S.  noch  Bläst 
(Bd  V  168);  Be-richt  (Bd  VI  323).  —  2)  mit  ein,  Icein. 
E"  s-er  Ma"",  e"  s-i  Frau,  (es)  s-s  Chind  B;  ZO.  (Es) 
söligs  Wetter  het-mi"  [man]  nid  grad  g'seh"  B  (Zyro). 
E"  selche''  Handel  gfallt-i"s  nid  BHa.  E"  selhi  Sägisa 
iiberchumen-ich  nid  umhi"  BGr.  (Bärnd.  1908).  [Hier 
weiss  man]  von  em  seihen  Chleiderg'stät  wd  selbem 
Firnemtue"  Nid.  Alpenr.  1872  (BGr.).  Mir  Grindel- 
walder  vermechti"  wdger  e"kei"  selhi  Brigg  [wie  zu 
Bern],  ebd.  S.  noch  Bläderen  (Bd  V  17);  ge-rad  (Bd 
VI  507).  ,Do  sprach  der  wirt,  inn  twung  iiieinan,  dass 
er  ein  sölichs  mord  täte.'  1409,  Z  RB.  .[Urteil:]  Ob 
glych  der  knab  der  ee  halb  etwas  jichtig  were,  wolte 
doch  mh.  einem  söllichen  jungen  jüngling  ein  soll  [!] 
wyb  anzehenken  und  damit  ze  belestigen  ze  schwer 
bedunken.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  .[Valentinus  Gen- 
tilis]  hat  selichs  [Büchlein]  dem  landtvogt  von  Gex 
dediciert  und  zuogschriben  und  hiemit  im  und  einer 
statt  Bärn  ein  solchen  Schandflecken  uff  den  ermel 
gemalet.'  JHaller  1550/73.  ,Ein  söliche  Seel...  ge- 
niesst  Gottes.'  JJBreit.  1639.  A  selchen  Verstand  u ■ml 
da  Tuners  remisch  Burgimeister  Esel  wol  o  in  den 
Scheichen  ghan  ha.  BHa.  Gespr.  1778.  —  ß)  im  PI. 
Sölli  Herdöpfel  giH  's  nid  all  Jär  GrPi\  Sellig  Upfel 
gend  e"settig  Schnitz   L  (Ineichen).     Mächtig  schirint 


787 


Sa],  sei,  sil,  sol,  sul 


er  [der  Griesgletscher]  i"  sellig  Järu"  PPo.  Du  bisch 
e"  wüesti  Frau,  schäm- dich,  ich  hätt  nit  g'glaubt,  dass- 
es  sellige  Wiber  gäbt.  Gotth.  ,Man  kenne  söllig  Kunden 
wohl,  söllige"  sig  niener  wohl...'  ebd.  Soligi  Hagle" 
sö't-me"  zum  Land  use"  jage".  CWild  1874  (ZS.).  Er 
heig  scho"  dick  g'herd,  's  ehern  sele"  Meitloie"  villochtig 
e'sö,  's  icerd  weil  teider  bessere".  Obw  Blätter  1'900.  J"'1 
we't-der  menge"  seilere"  Akademiker  zeige".  AaB.  Kai. 
(Diebold)  1827;  vgl.:  ,Wenn  Tannenbäim  seller  Frücbt 
tragen  tätend.'  Ndw  Kai.  1888.  S.  noch  Baren  (Bd  IV 
1440);  Brenten  (Bd  V  754);  rüwen  (Bd  VI  1882  u.). 
Mit  Herübernahme  des  unbestimmten  Artikels  in  den 
PI.  E"sölig(i)  (e"selig(i))  Manne",  Fraue"  ZO.  E"- 
seli  Wiber.  Obw  Blätter  1887.  E"selig(i)  Lüt  Schw; 
Ndw.  E'sölig  Manne".  Balz  1898.  Äsöligi  Wörter. 
Schw  Fasn.  1898.  Vereinzelt  sogar:  en  e"seligs  Wese" 
und  es  Tue";  en  e"seliger  Ma""  ZO.  —  y)  neben  Adj. 
E"  selige"  gottsvergessener  Hung.  B  Hink.  Bot  1886. 
We""  d'  Weld  e"  selhi  grössi  Chrugle"  wä'\  Bärnd.  1908 
(BGr.).  Selig  schön  Stüel.  M Walden.  S.  noch  üs-bieten 
(Bd  IV  1872);  brüchen  (Bd  V  352;  unüect.  vor  sg.  Adj.); 
brav  (ebd.  428).  ,Ein  sölicher  unbillicher  ufsatz.' 
1470,  Z  RB.  ,Einen  solichen  grossen  züg.'  1499,  Gr. 
, Sittenmal  die  e  also  ein  heiig  ding  ist,  das  es  nit 
zimpt,  mit  söllichen  liederlichen  dingen  die  ee  be- 
ziechen  ...'  1530/3,  Z  Ehegericht.  Mit  Zahlwort.  Hun- 
dert selig  Manne"  ZO.  Zweitausend  sellig  Garben.' 
Gotth.  —  8)  ein  vorausgehendes  Subst.  wieder  auf- 
nehmend. Das  ist  noch  en  Ma""  g'sl",  e'selig  findt-me" 
nümmer  ZO.  E"  Landvogt  cha""  mV  Benz  nit  g'e", 
für-ne"  sellige"  muess-es  e"  Donner  ro"  Bern  si".  Gotth. 
En  U"flät  isch-er  g'si",  um-ne"  selige"  isch  's  notti  nüd 
schad.  B  Hink.  Bot  1886.  Iez  uf  eimmäl  sä  fähd  für 
den  Pfänstern  d'  Müsig  an  üfmachen  . . .  due  säg-ich  zem- 
rnV'r Nächpüri" :  SöU[Müsik<Lnten]hätte-ma"äsieg'nun 
[zu  einem  Tänzchen  benutzt].  GFient  1898.  —  s)  subst. 
1)  masc.  und  fem.  Mit  Selige"  gib-i'h-mich  nümmen  ab 
ZO.  ,Uli  sagte  [zu  der  Liebsten,  die  er  verabschiedete], 
er  bleibe  lieber  daheim,  als  dass  er  Andern  ihre  Suppe 
ausessen  wolle,  und  mit  einer  Seiligen  wolle  er  sich 
nicht  mehr  bsehyssen.'  Gotth.  —  2)  neutr.,  so  etwas, 
Dies  und  Ähnliches.  Sölichs  tuest-mer  denn  nümmer! 
Gr.  Was  ist  ä  [auch]  Söligs?  tadelnde  Frage  ZO. 
Ja  voll !  Noch  nit  Michelstag  u"'7  chunsch  uf  selhi 
[in  der  2.  Aufl.  sölchi]  Gatti"g!  Es  isch  bi  Bottl  no'h 
ebe"  d'  Frag:  stnt  Seligs  i"  der  Prattig?  GJKubn  1806. 
Isch  dir  öppe"  gar  Nüt  mer  a"  Sölhem  g'lege"?  ebd. 
Seligs  [Alphornblasen]  isch  nit  für  ml"  Nase".  B  Hink. 
Bot  1806.  , Ehedem  habe  man  doch  noch  hexen  kön- 
nen ...  Aber  auf  Seiligem  halte  man  jetzt  nichts  mehr, 
die  Neuen  hätten  keine  Religion.'  Gotth.  [Die  Mutter 
machte  Miene,  die  auf  der  Alp  sich  am  Wassergraben 
belustigenden  Kinder  zu  tadeln]  aber  der  Att  hed 
g'seid:  Seliss  machd  hie  ziehe"  Nid.  Bärnd.  1908  (BGr.). 
Mer  hend  e"  Quell,  die  Söligs  cha"",  näml.  die  Leute 
verjüngt.  PHeng.  1836.  Und  's  Mei'redli,  cha""  Söles 
si",  Das  gäuerled  und  göt  uf  d'  Chnü":  MLienert. 
S.  noch  Bruch  (Bd  V  343);  ge-rad  (Bd  VI  504);  Seigel 
(Sp.  481).  E"söligs.  [A.  zu  B.,  der  ein  Kartenspiel 
auf  dem  Tisch  liegen  hat:]  Mach  du  nur  noch  lang 
E"sölligs!  Stutz.  I"  d'  Verfassi"g  ine"  g'hort  E"söligs 
gar  nid.  Balz  1898  (Schw).  Im  Gen.  Seligsis  chammi 
[kann  ich  mich]  Nid  a"ne"  Ndw  f  (Matthys).  Das 
ist  die  gross  Güsi  g'si",  va"  derre"  d'  Historrene"  er- 
zelle"  tuend.     Vorhi"  si"  nie  ettes  Söllisch  g'si";   vor 


Söllechem  well-n-isch  b'hüete"  der  lieb  Gott!  Schwzd. 
(GRPr.).  Bi  Gott  nai"!  Ettes  Söllisch  sötti  der  Gug- 
güser  hole"!  ebd.  —  £)  präd.  Isch  jetz  Das  E"söles, 
,ist  Das  ein  solches,  derartiges  Ding?'  aScHw;  hieher 
viell.  die  Angabe:  ,e"sölles,  adv.  Acc,  so,  auf  diese 
Weise'  SohwMuo.  (FStaub).  [Ein  Bauer,  der  ausge- 
zogen war,  um  Heu  zu  kaufen]  hed  niener  kein  Halem 
g'wissd  z'  uberchon.  Due  wan  er  selher  [so]  umhi"  ist 
hei'"  chon,  hed-er  den  Geldseckel  wider  den  Ofen  linder 
g'rierd  [usw.].  Bärnd.  1908  (BGr.).  ,Wa  dehein  knecht 
dehein  Unzucht  teti  und  der  nüt  dien,  so  an  den  Un- 
zuchten sitzent,  dar  umbe  gehorsam  wölte  sin,  so  sol 
sin  meister  ...  in  [den  Knecht]  soliche  han  und  schaffen, 
das  er  gehorsam  werde.  Möchte  aber  er  in  nit  solich 
han  und  schaffen,  das  er  gehorsam  wurde,  so  sol  er  ime 
urlob  geben.'  1361,  Bs  Rq.  Hieher  .sollig'  bei  Gr.  WB. 
XI,  1505.  —  rj)  pleon.  so  s.  So-n-es  selligs  . . .  BM.  ,So 
sölig',  solche.  Wolt.  Jünol.  1780  (B).  S.  noch  sö(Sp.21). 
—  &)  entsprechend  nhd.  solch  ein.  E"sele"  Stuck  Brot; 
e"sel  e"  röter  Scherm  BHa.  E'selig  en  arme"  Tropf;  e"selig 
e"  lebtigs  Chind  ZO.  Im  Summer  innerä  söl  ene  Hiz. 
Gespr.  1712.  Vgl.  auch  so  (Sp.  19;  Bauernohr.).  E"sel 
vil,  so  viel  BHa.  —  2.  mit  Vorwiegen  des  demonstra- 
tiven Elementes,  in  Rede  stehend,  dies.  Sehr  häufig 
in  der  ä.  Spr.  ,N.  neine  bach  [Kot]  und  wurffe  damit 
gegen  ir  und  wölte  sy  umb  solle  wort  [die  vorher 
angeführt  sind]  straffen.'  1450,  Z  RB.  ,N.  sye  mit 
solichen  vischen  nit  uff  den  Schneggen,  sunder  uff  die 
schützenstuben  gangen.'  1469,  ebd.  ,[Der  Verkäufer 
einer  Fischenz  hat  sich]  einen  widerkouff  mit  den  ge- 
nanten 108  pfunden  ze  rächter  lossung  vorbehalten'; 
darauf  wird  nachher  mit , semlich  losung,  selich  losung' 
Bezug  genommen.  1479,  GSchmer.  .Sölich  entwerung', 
vorher  ,sömlich  e.'  Edlib.  ,Nach  selicher  offnung  und 
vergicht.'  1504,  Z.  ,Von  des  fryen  oder  gemeinen 
bads  wegen  haben  si  [die  Schiedsrichter]  erkennt  und 
zuo  recht  gesprochen,  das  sölich  bad  nun  hinfür  wie 
bishar  ein  fry  gmein  bad  heissen  und  sin  sölt.'  1512, 
AaB.  StR.  ,Wenn  die  frow  mit  tod  abgat  und  eliche 
kinder  hinder  ir  verliesse,  alsdann  sol  der  vatter 
seliche  kind  erziehen.'  1541,  AaB.  Erbrecht.  ,Syn  Hus, 
darin  solche  Apotegk  iezunder  in  Esse  und  Wässen 
ist.'  1629,  L.  ,[Man  soll]  Kind  ...  Dienst  und  Gesind 
darzu  halten,  dass  dieselben  solche  Predigen  [näml. 
die  ,Kinderpredigen']  yfrig  besuochind.'  Z  Mand.  1650. 
S.  noch  freidig  (Bd  I  1274);  bar  (Bd  IV  1433);  Bott 
(ebd.  1895  u.);  Buet  (Bd  VI  1829).  Vor  einem  Possessiv- 
pron.  .Durch  solich  sin  verzihung  im  feld.'  1475,  Bs 
Chr.  ,Der  herzog  von  Burgund  uff  solich  sin  für- 
nemmen  sluog  er  vil  ritter.'  ebd.  Neutr.  subst.  ,Dar- 
wider  aber  die  von  Ure  vermeinen,  das  solichs  von 
alter  harkommen  [sei].'  1491,  Gpd.  ,[Es]  nimpt  [die] 
von  Zürich  unbillich,  das  sy  [die  eidgenössischen  Boten] 
sölichs  geeimbert  hand  als  der  nottel  wisset.'  Edlib. 
,[Es  sind  NN.]  harzuo  verordnet,  sölich,  wie  obstat, 
zuo  vollstrecken.'  1525,  ZUst.  Neuj.  1869.  S.  noch 
Sei  (Sp.  702).  ,Uf  solichs',  darauf  hin,  auf  den  Fall 
hin.  1475,  Bs  Chr.  ,In  solichem',  =  ,in  dem',  in  diesem 
Zeitpunkt.  ,Item  in  solichem  liessend  wir  uff  600 
buchsenschützen  für  unser  Wagenburg  uss  louffen.' 
1475,  Bs  Chr.  ,ltem  in  solichem  vor  und  noch  hatt 
ein  legat,  gesant  von  [Papst  Sixtus],  in  disen  dingen 
vil  getädinget.'  1475,  ebd.  —  3.  übergehend  in  stei- 
gernde Bed.,  so  gross,  ausgezeichnet  uä.  a)  in  Cor- 
relation.     ,S.  —  dass.'     .[Die   Gugler]   hatten    söllichi 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sul 


790 


wunder  in  dein  Elsas  und  anderswa  getan  und  saite 
man  als  vil  hertikait  von  inen,  das  nieinan  wände  sicher 
sin  ze  Turgöw  und  ze  Swaben.'  Z  Chr.  XV.  ,In  sölich 
mas,  das...'  ebd.  ,Wenn  die  genanten  fünf  wir  tsölicher 
maus  mit  gastung  beladen,  das  si  des  vermelten  fryen 
bads  mit  im  gesten  zum  teil  ouch  notturftig  werend.' 
1512,  AaB.  StR.  ,[Arzt:]  So  will  ich  im  on  vü  ho- 
fieren wäder  durch  püllely  noch  cristieren  ein  solchen 
schnellen  stuolgang  machen,  das  im  möcht  vor  angst 
das  arssloch  krachen.'  HvRüte  1532.  —  b)  die  Be- 
ziehung erhellt  aus  der  Situation.  Da'  ist  e"fangen 
en  sölecher  Herr!  ein  reicher,  stolzer  H.  ThMü.  ,Ich 
dachte  ...  wie  ich  einer  [näml.  ein  Schulmeister]  sein 
wollte,  dass  weit  und  breit  kein  Solcher  wäre  und 
dass  die  Leute  sagen  müssten,  sie  hätten  noch  nie 
vomene"  Sellige"  g'hürt,  verschwige"  e"  Sellige"  g'seh" 
oder  gar  g'ha".  Gotth.  Säg-mer  auch,  ist-er  gwüss  im 
Erist  Sn  g'schide';  a's-me"  tuet,  und  is  Söllis  tnid  si"'r 
Dokteri"g,  wie-me"  g'hört?  ist  es  so  weit  her  mit  seiner 
ärztlichen  Kunst.  Schwzd.  (GrPi\).  Negiert.  Er  ist 
o"ch  ned  e'so  en  sölecher  Herr,  ein  so  grosser,  reicher 
Herr,  gibt  sich  mehr  bloss  den  Anschein  ThMü. 
Kei"  sölich  ß'riss,  non  ita  magna  contentio;  s.  Bd  VI 
1378.  Präd.  De1'  Wi"  ist  ken  sölichc,  nichts  Apartes 
ZBenk.  Da'  ist  e"ken  Sölicher,  kein  besonders  Guter, 
Geratener  ZUhw.  —  B.  Adv.,  (so)  sehr;  s.  auch  schon 
Bd  I  776/7.  a)  bei  Adj.  und  Adv.  's  isch-mer  sei  arm 
uf  dem  Herz,  von  einem  Schmerz  auf  der  Brust,  im 
Bauche  BHa.  0,  Da'  ist  auch  söli  (sölech)  schö"!  ZSth. 
Es  ist-mer  nid  sali  weil,  nicht  so  gar,  nicht  eben  wohl, 
ebd.  Es  ist  nüd  söli  (seli)  schön,  warm  Z.  Er  ist 
niime''  söli  fest,  von  besonders  kräftiger  Gesundheit 
ThMü.  Wir  si"  nid  grad  seli  pressiert  WVt.  S.  noch 
un-richtig  (Bd  VI  472);  räss  (ebd.  1276).  Dort  [wo 
ewiger  Frühling  herrscht]  teer 's  so  schö»,  so  sölli  guet, 
es  wer-mer  "it  so  trürig  z'  Muet.  Alpenr.  1824  (oßs). 
Es  sei  e"  sölli  knappi  ZU.  Schwz.  VKal.  1868.  So 
hör-ich  dö  Land  üf  and  ab  der  Chlage"  sölli  vil.  ebd. 
Es  hat  nid  g'schmält,  nid  g'redet  vil,  doch  sölli  vil 
hat  's  g'liebt.  APletscher  1899  (ScaSchl.).  —  b)  bei 
Verben.  Das  het-en  sei  g'ehräwet  [Bd  III  919],  dass- 
er-ech  so  chon  isch  [so  unhöflich  gegen  Euch  aufge- 
treten ist]  B  (Zyro).  .[Vettern  und  Basen]  wundern 
gar  sölli,  was  sie  etwa  mit  der  Zeit  erben  könnten.' 
Stütz.  0  trou-der  nit  z'  selli!  JCHeer  1890.  Es  lüftet 
sölli  dusse"  und  's  würd  wäger  ander  Wetter  ge". 
APletscher  1902.  Er  ist  gar  fulärtig,  der  Hautme 
[Werbeoffizier].  Er  het  mi  gar  solch  usglachet,  woni 
eins  gsait  ha  [er  solle  mich  wieder  heim  zu  meiner 
Liebsten  lassen].  Patriot  1756  (BsL.).  Beim  Vb. 
subst:  Es  ist-mer  nid  söli,  ich  fühle  mich  nicht  sonder- 
lich wohl  ThHw.,  Isl. 

Ahd.  sulih.  sulih  (iul.  -Iih-),  sulih  (inl.  -A-),  sol(e))i,  sol 
(Notker),  mhd.  ml(iieh,  sSl(i)ch  usw.,  so  beschaffen ;  vgl.  Gr. 
WB.  X  1,  1427  ff.,  dazu  noch  Martin-Lienh.il  350.  Zur  Be- 
handlung des  2.  Teils  vgl.  welch.  Zu  den  Formen  mit  -e-  statt  -tf- 
vgl.  die  Anm.  zu  sollen  (Sp.  781);  für  die  a.  Zeit  (,selch'  nicht 
selten  schon  mhd.)  ist  aber  wohl  eher  an  Einfluss  von  welch 
zu  denken.  Die  im  XI1I./XIV.  mehrt',  bezeugten  Schreibungen 
miU(,sölk.'  Bouer,  ,selk' auch  Hadl.)  sind  schriftsprach],  (nord- 
alem.)  Import.  Bei  solig  fällt  der  fehlende  Umlaut  auf;  es  liegt 
daher  viel!,  nur  eine  Umbildung  von  sonig  (Sp.  33)  vor; 
vgl.  auch  surig  (aus  sonig  unter  Einwirkung  von  serig).  Das 
Neutr.  Sg.  sells  bei  Gotth.  I "-  350  u.  ist  nach  Ausweis  der 
spätem  Ausgaben  ein  blosses  Yersehn  für  das  bei  Gotth. 
häufige  sdligs.    Zum  Gen.  seligsis  vgl.  ,solchesen'  bei  Gr.  WB. 


aaO.  1428,  ferner'  alhen,  einten  (Bd  I  lfi:i).  An  Formen  der 
ä.  Spr.  seien  noch  genannt:  ,süllich.'  ZChr.  XV.,  ,sölen  (scha- 
den).' 1459,  GBern.,  ,selich.'  1525,  ZUst.;  An^li.;  JHaller 
Chr.,  ,sölin'.  Dat.  PI.  1540,  Ndw  LB.,  , sölich.'  OWerdm. 
1552  (:  ,solch.'  Herborn).  Schon  seit  dem  XVI.  dringt  die 
schriftdeutsche  Form  .solch'  ein;  so  inderZBibel  1525/31 
(.solch'  neben  .sölich';  s.  HHyland  1903,  63);  FSchulordn. 
1577  (,solchs'  neben  , Solls');  bei  RCys.;  PSpichtig  1658 
(,cim  solchen'  neben  .ein  seier').  Zur  Entwicklung  des  Adv., 
das  in  einzelnen  MAA.  der  letzte  Rest  des  Pronomens  ge- 
blieben ist,  tw.  sich  vom  Adj.  in  der  Form  unterscheidet, 
vgl.  Gr.  aaO.  1428;  vgl.  auch  altslav.  jakU,  qualis,  südslav. 
stark,  mächtig,  Adv.  sehr  (Berneker,  Slav.  etym.  WB.  117). 
An  Synn.  seien  ausser  sämlich  noch  serlig,  suti,  «ölt,  eettig, 
derig  augeführt. 

soli'il:  wie  nhd.  S-i  Schueh.  En  s-er  G'schäftsma"". 
S.  lebe".   —   Vgl.   Martiu-Lienh.   II   352. 

Solid  um   Solitum.     Im  S.,   alle    zsgenommen    U. 

—    Lat.    in   solidum. 

sollizüiereu:  mit  Bitten  anhalten.  , Darum  nun  in 
anschlegen  solichs  fürnemens  an  graf  Waldramen  um 
einen  vatter  oder  abt,  denselben  dem  closter  fürze- 
setzen,  geworben  und  sollicitiert  ward.'  Vau. 

Söloturn  Sölrtum,  in  S  Soledum,  in  Bs;  BoAa., 
Söl(l)eßurn:  1.  Ortsname,  a)  Stadt  und  Kanton  Solo- 
tliuru.  —  b)  Name  des  Hügels,  auf  dem  Gessler  die 
Burg  Zwing-Uri  baute.  .Gessler  Hess  stein,  kalch 
[usw.]  uff  ein  bücheli  Solaturn  genant,  bi  Altdorf  dem 
houptflecken  gelegen,  füeren,  fieng  an  den  buw  ins 
werk  ze  richten.'  Äg.Tschudi.  .Solothurn  man  es  [Gess- 
lers  Schloss]  genennet.'  ChrMürer  1580.  —  2.  Blei- 
salbe, unguentum  Saturni  ZAnd. 

Zu  1  a.  Über  die  Etym.  und  die  lat.  Namensformeu  vgl. 
KMeisterhaus,  Älteste  Geschichte  des  Kantons  Solothurn 
1S90,  38/9.  An  altern  deutscheu  Namensformeu  seien  hier 
noch  genannt:  .Solotur.' Vad.,  .Solitur.'  1490,  G;  Zg,  , Solo- 
turn.' Vad.,  .Solotom.'  1389,  Gl  Urk.,  ,SoIot(t)ern.'  1389, 
Glürk.;  Auf.  XV.,  Z,  .Solottren.'  1415,  AaBr.  StR.,  .Sola- 
turn, Solatern.'  Ansh.  ,Zum  S.',  Hausname.  XVI.,  Bs  Stadtb. 
1S90,  176.  ,H  von  Solntern.'  1274,  Bs.  .Solenter',  Familienn. 
1566/86,  ZHombr.  ,Solotur(n)mau\  auch  ,Solothorman,  So- 
lenthormau.'  XVI.,  B. 

Soloturner  m.:  Bewohner  von  S.  .Solothurner 
Stein',  harter  Kalkstein  aus  der  Gegend  von  S.,  bes. 
für  Brunnentröge  beliebt.  Gotth.  ,[Ein  Wohltäter]  der 
kein  Gedächtniss  hatte  für  viele,  viele  Mass  Mühle- 
gut, die  er  ins  Solder  und  ins  Bernbiet  gab  während 
der  teuren  Zeit.'  N.  B  Kai.  1840.  .Nieman  sol  gebunden 
sin  ze  nemmen  Berner,  Solotrer,  Walzhuoter,  Tüenger 
swach  haller  noch  ander  münzen.'  1418,  Z  StB.  ,Berner 
und  Solotter  blaphart  ein  für  15  d.'  1458,  Absch. 
(FHaas).  ,Die  S.  Stube  und  Kamer',  im  Vorderhause 
des  Storchen.  1521,  Bs  Stadtb.  1890.  -  .Solothurneri', 
Berguamo  BSa.   (gegen  Ettivaz). 

solo  turn  er  e°.  's  het  g'solledurneret,  es  sind 
(wie  im  Ktn  S)  Wahlbestechungen  vorgekommen  BsL. 
(Seiler  270). 

soloturniere":  (mit  dem  Solothurner  Wappen) 
brandmarken.  ,N.  von  Pontarlin  soll  von  wegen  siner 
diebstelen  soloturniert  werden,  nachdeme  er  ein  wil 
im  halssisen  gestanden.'  1578,  S. 

Sul  (bzw.  -ui-,  -»-,  -ou-)  AaF.;  Ap;  Bs  (lt  Spreng 
und  andern  ä.  Angaben);  Gl;  GRArosa,  D.,  L.,  Nuf., 
Seh.,  Tenna,  Ths,  Val.  (auch -i-).  Versam;  LHa.  (auch 
lt  Häffl.,  Ineichen);  PA1.  (Giord.);   GA.,  Ms,  oRb.,  T., 


791 


Sal,  sei,  sil,  sol,  sol 


Uzw.;  Sch;  ScuwBiberbr.,  Ma.  (PHeng.  1836);  S  (so  in 
Breit,  Dom.  und  bei  BWyss  1863);  oTa,  Hw.,  Mü., 
Sulgen;  Ndw  (Matthys);  ObwK.,  Sa.;  W;  Zg;  ZSth.,  PI. 
Sül(biw.-i-)  BsStdt (Seiler)  f;  GiiArosa,L.,Tenna,Val., 
Versara;  LHa.;  ThMü.;  Ndw  (Matthys);  ÜBwSa.;  W 
tw.,  Säle«  Ap;  Bs  (Seiler);  Gl;  GA.,  Ms,  oBb.,  T.,  Uzw.; 
Sch;  SBreit.;  ThMü.  (jünger),  Sulgen;  OüwK.f-j-,),  Süle" 
Bs  (Hindern).);  ScHwMa.  (Schwzd.);  ThHw.;  Wtw.;  Z 
Sth.  -  S  ü  1  (PI.  -e")  ApLb.;  GBalg.,  Marb.,  Muol. ;  Th  tw.; 
ZBirm.,  Hott,  Hüntw.,  Hütt,  0.,  Rüschl.,  rS.  von  Kü. 
aufwärts,  Stdt,  Trüll.,  Bez.  üster,  neben  Sül  GBrunn.; 
SBreit,  Süle"  I (PI  unver.)  Aa;  ApLb.;  Btw.;  Bs;  L 
Suhr.;  GF.,  Rh.,  S.,  T.;  SDom.;  UwE.;  ZAesch  (selten), 
Elgg,  neben  Sül  AaF.;  GUzw.  (selten);  ScHwBiberbr.; 
OBwSa.;  Zg,  ausdrücklich  als  jüngere  Form  bezeugt 
für  Ap;  Sch;  Th  tw.;  ZSth.,  neben  Sül  als  jünger  be- 
zeugt für  Th  tw.;  ZRüschl.,  Süle"  (PI.  unver.)  BsStdt 
(einzelne  Angabe);  ZSth.  (selten)  —  f.,  Dim.  Süli  Ap; 
GBalg.,  Bern.,  Brunn.,  Goss.,  Marb.,  Thal,  Uzw.,  Wil; 
Ndw  (-i-  und  -ui-  lt  Matthys);  ZStäfa  (neben  Süleli), 
Trüll.  (selten),  Süleli  Aa  Bezz.  Aar.,  B.,  Br.;  Ap;  Btw.; 
L  (Häffl.  1813);  GEschenb.,  Kaltbr.,  Stdt;  Sch;  Schw 
Biberbr.;  SBreit.;  Zg;  Z,  Sülti  (bzw.  -ui-,  -Ü-)  Ndw  (Mat- 
thys); PA1.  (Giord.);  W,  Sülti  (bzw.  -i-)  Ndw  (Matthys); 
UUrs.,  Siltili (auch- ui-)  Ndw  (Matthys):  wesentlich  wie 
nhd.  Säule.  1.  im  eig.  S.  allg. ;  doch  an  den  meisten 
Orten,  bes.  als  Ausdr.  des  Holzbaus,  durch  die  Synn. 
Pfosten  (Bd  V  1199),  Stud  mehr  oder  weniger  zurück- 
gedrängt. ,Columen,  columna,  pila,  ein  saul  (stütz), 
stud,  pfeiler;  coluranella,  ein  seüle,  stüdle.'  Fris.; 
Mal.  ,Die  Sau],  Stud,  Stüze,  Pfeiler,  columna,  pila, 
fulcrum.'  Red.  1662.  S.  auch  Basament  (Bd  IV  1661); 
Solennität  (Sp.  782).  Z'  Appe'zell  dermitzt  im  Dorf 
dö  stöt  e"  grüeni  Sül:  dö  het  de''  Tiifel  en  Pfaff  ver- 
schluggt,  iez  stinggt-er  us  dem  Mül  GWe.;  dazu  eine 
Var.  ApVL.  1903,  39  und  unter  Pfaff  (Bd  V  1060). 
Neben  Synn.  E"  rechti  Sül  ist  mer  teert  ah  en  Pfuste", 
gelegentlich  auch  in  übertr.  Verwendung  ZSth.  ,Die 
stud  und  sull  [der  Sakristei].'  1533,  B  RM.  ,Ein  Hauss, 
das  tieff  gegründet  ist  ...  und  innwendig  mit  Säulen 
artlich  und  künstlich  undersperrt  (damit  die  Bühne 
oder  Dihle  nicht  einfalle),  ausswendig  aber  mit  Pfei- 
lern understüzet  (damit  die  Wand  nicht  schwanken 
und  waklen),  steht  lange  Zeit  vest  und  unversehrt... 
(NB.  Ein  Saul  bestehet  von  einem  Schaft  und  stehet 
au  ff  einem  Undersaz,  die  Pfeiler  werden  von  vilen 
Stuken  auffgeführet).'  Spleiss  1667.  S.  noch  Posten  IV 
(Bd  IV  1800).  a)  im  Hausbau.  In  der  lebenden  Sprache 
vielfach  nur  für  (steinerne)  Säulen  in  Kirchen  oder 
andern  öffentlichen  Gebäuden.  Ich  bi"  an  der  Sül  a" 
g'stanne"  unner  der  Bredig  WErnen.  ,Ich  sol  ouch 
ein  sul  und  einen  spenzil,  da  die  selbe  tili  uffe  lit, 
mit  minem  schaden  dar  setzen,  so  es  not  beschieht' 
1320,  Z.  ,Das  selb  mes  [das  Normalmass  für  ,alles 
sidenwerk']  fint  man  uf  dem  rathus  in  der  sul  vor 
der  kleinen  stuben.'  um  1336,  Z  StB.  ,Was  ouch  zwü- 
schent  den  zwein  sülen  inrunt  der  bürg  ist,  sol  ouch 
gemein  sin.'  1357,  Arg.  ,[1424]  ward  abgeschlissen 
der  touffstein  . ..  der  stund  bin  der  sul,  die  daz  gwelb 
und  den  altar  corpri  Criste  treitt  da  hinden  der  mitte 
der  kilchen.'  Edlib.  ,Item  zu  oberst  in  der  fierung 
des  turns  ein  gesimbs  mit  lebendigem  gestein,  gutt 
für  das  (ge)witter,  und  daruff  rundt  süll  zwüschen  den 
ergellen.'  151 1,  W  Blätter.  ,Itera  al  nacht  sol  brenen 
ein  ambbelen  in  mim  huss  for  unssers  hergots  liden 


for  miner  stubben,  Got  zue  lob,  an  der  sul.'  1515,  Bs 
Chr.;  =  Türpfosten?  ,Uie  reimen  [im  Refectorium;  s. 
Bd  VI  907  u.]  söllent  sin  mit  holkenel,  auch  fier  ander 
sullen  und  ie  zwischen  den  fensterpfosten  ein  sul... 
und  alle  süllen  mit  holkenel.'  1520,  Bs.  ,Die  lob  vor 
N.s  hus  sol  uf  sülen  frig  stan  und  nit  ingwandet  wer- 
den, damit  menklich  sinen  wandel  an  selbigem  ort 
haben  möge.  Item  N.  sol  die  loben  hinnen  an  dem  hen- 
garten  uf  sülen  frig  lassen.'  1534,  GRorsch.  Wegordn. 
,Das  mitlest  Teil  [der  Kapelle]  oder  Navis  mit  gewinten 
[gewundenen]  Sülen.'  RCys.  ,Bei  der  Saul  [im  Hof  der 
Münsterkirche].'  1712,  Bs.  S.  noch  Setz-Holz  (Bd  H 
1259);  Metzg  (Bd  IV  624);  rafen  (Bd  VI  637);  Seil 
(Sp.  711).  In sb es.  a)  die  den  Dachfirst  tragenden 
Stützbalken  oder  Ständer;  so  (nach  JHunz.  1910)  in 
GBuchen,  Flaw.,  Rebst,  Uzw.;  THKessw.,  Oberh.;  Z 
Elgg.  Die  Grösse  des  Hauses  wurde  früher  nach  der 
Zahl  dieser  Ständer  bestimmt  (JHunz.).  Da'  Hüs  stöt 
uf  fü-f  Süle"  ZSth.f  ,Der  genant  N.  von  Älsow  und 
alle  sine  erben  söllent  ouch  in  zwei  jaren  den  nech- 
sten  ...  ze  rechtem  erschatz  buwen  ein  nüw  huss  uft 
daz  jetzgemelt  guot  von  sechtzehen  sülen.'  1478,  Z. 
,[Ein  verhexter  Stier  wurde  .gebräukt'  mit  Rauch  von] 
Holz  von  3  Säulen,  so  grad  durch  das  Hauss  hinauf 
gehen.'  1701,  Z.  ,Schwellen  und  Säulen  [der  Ziegel- 
hütte in  Kappel]  sind  abgefault  und  das  Ganze  hat 
keine  Verbindung.' 1782,  Z.  S.noch  Üf-Heln{Bd  II 940). 
Hieher  ('?):  ,Auch  soll  kein  Nachpur  nicht  befugt  sein, 
Holz  und  Säul  noch  Schindla  noch  Arbä,  wie  es  Namen 
haben  mag,  aus  unserm  halben  Gericht  zuo  verkauffen.' 
1642,  GRKlost.LB.  Spec.  =  Egg-S.  (Sp.795)?:  , Von  der 
mark,  so  jenet  der  stras  an  JFesslers  garten  gesetzt  ist, 
da  sol  ain  schnuor  bis  in  Jörle  Stollen  hus  in  die  sul 
gespannen  werden  und  darüber  nit  zunt  nach  gebuwen 
werden.'  1534,  GRorsch.  Wegordn.  In  ähnlichem  Zs- 
hang:  ....  us  der  selbigen  mark  bis  in  hoptman  Blun- 
gers  sul  am  hus.'  ebd.  —  ß)  starke,  rechteckige  Säule 
in  der  Mitte  des  Stalles  GRÄrosa,  L.,  Sch.  (JHunz.); 
UUrs.  (Silti).  Syn.  Sperr-Trämel.  —  r)  unsicher  in 
der  (heute  abgelehnten)  Wendung  e"  Segese"  wider  i" 
d'  Süle"  hängge"  SDom.;  nach  einer  Angabe  von  den  in 
die  Scheunenwand  eingelassenen  Holzpfeilern.  —  b)  als 
Stütze  oder  Halt  dienender  Bestandteil  an  allerlei  Vor- 
richtungen, Gegenständen,  Geräten,  a)  (auch  Dim.)  fest- 
stehender Pfosten  aus  Holz  oder  Eisen  zur  Befestigung 
des  Wäscheseils  Ap;  GThal.  Syn.  Secht-,  Wösch-S. 
Bind  's  Säl  a"  d'  Sülen  ane"!  GThal.  —  ß)  (auch 
Dim.)  am  Scheunentor  ein  mittels  Zapfen  in  die  un- 
tere und  obere  Querschwelle  eingelassener,  aber  ent- 
fernbarer Mittelpfosten,  der  den  beiden  Flügeln  beim 
Schliessen  des  Tores  Halt  gibt  Ap;  G.  's  Süli  e"tvegne", 
wenn  das  Tor  geöffnet  werden  soll.  —  y)  ,der  lotrechte 
[mittlere?]  Balken  am  Fensterrahmen'  Sch.  —  8)  Seiten- 
pfosten eines  Gattertors;  s.  Bigel  1  a  (Bd  VI  748)  und 
vgl.  Rigel-S.  Dazu  wohl:  ,Die  landtstraass  usshin  gen 
Zinzikon  soll  der  Erinsperg  setzen  ein  sul,  der  Hoff- 
mann ein  vallenthor  daran  henken  und  Peter  die 
undern  sul  setzen.'  1472,  ZÜWth.  Offn.  —  e)  (auch 
Dim.)  Seitenpfosten  mit  Falz  an  einem  Lös-Laden 
(Bd  III  1068),  zw.  denen  der  Laden  auf  und  nieder 
bewegt  werden  kann;  s.  Grund-,  Tw'er-Sell  (Sp.  713. 
714/5).  ,Dise  Fischenzen  werdend  vermacht  und  ver- 
schlossen mit  Sülen,  Bretteren  und  Türen,  als  wann 
es  sonst  gmach  werind,  damit  die  Fisch  darin  sicher 
und   von   Niemand   dann   allein    dem   die   Fischenzen 


Sal,  sei,  sil,  so],  sill 


zuostond,  herussgnommen  mögind  werden.'  JJRüeger 
1600.  —  Ö  Bettpfosten;  s.  Chrueg  4  (Bd  III  802). 
Vgl.  Bank-,  Stuel-S.  —  rj)  ,1  Kasten  mit  Säullen  6  Gl.' 
1788,  Sch  luv.  —  S-)  am  Pflug  der  dicke  Eisenstab, 
der  Grendel  und  Ptiugsohle  (Haupt)  verbindet;  be- 
steht die  Sül,  wie  bei  altern  Pflügen,  aus  Holz,  dann 
ist  ein  eisernes  Band  zur  Verstärkung  nötig  Th.  Syn. 
Stud;  eine  Abbildung  in  Z  Anl.  1772  (Anbang).  — 
i)  Schaft  der  Armbrust.  .Meister  Clausen  dem  arm- 
bruster umb  sül  und  umb  nusse  4  Ib.  5  ß.'  1383,  B 
StRechn.  ,Item  ouch  süllent  wir  im  [dem  Armbruster] 
geben  ...  von  einer  nüwen  sul  mit  nus  und  mit  aller 
zuogehört,  usgelassen  den  slüssel,  10  ß  haller;  item 
umb  ein  nüw  nus  in  ein  alt  sul  4  ß  haller.'  1417,  Z 
StB.  ,Es  sol  ouch  jegklicher  ...  schiessen  uffrecht  mit 
fryeu),  schwebendem  arm,  daz  die  sul  die  achsel  und 
der  schlüssel  die  brüst  nit  berüere.'  1465/1504,  Z 
Schiessen  (s.  auch  Chegel  Bd  III  180;  Buggen  Bd  VI 
788);  1485,  G  Schiessen.  ,Item  von  einer  nüwen  sul  [dem 
Armbruster]  18pl.'  1477,  LRB. —  c)  im  Rechtsleben, 
et)  als  Grenzzeichen.  ,Doch  mag  jeklicher  vischer 
vor  der  statt  uswendig  der  [St  Xiklaus-]sul  wol  [Fische] 
kouffen.'  1396,  Z  StB.;  vgl.  Samichlaus- Stud.  ,Item 
wer  Tösserpreitten  inn  hätt,  der  sol  helfen  die  sul 
setzen,  und  sol  Ulli  Steffa  zünen  unz  an  die  sul.'  um 
1400,  ZEH.  Offn.  (EStauber  1894).  ,Stela,  ein  steinin 
saul  oder  creüz,  wie  mans  auff  den  wägscheiden  macht' 
Fris.  ;  Mal.  Freiburg  dringt  darauf,  dass  die  vom 
Funderlinstein  bis  zur  , Eichen  Sül'  [kaum  als  Zss.  zu 
lesen]  begonnene  Marchung  ...  bis  zum  Fählbaum  am 
Neuenburger  See  fortgeführt  werde.  1649,  Abscb.  Stei- 
nerne Schutzwehr  am  Strassenrand  GRTenna,  Val., 
Versam.  Wir  hent  en  Sül  (Sül)  Vg' setzt.  —  ß)  Schand-, 
Marterpfahl.  Vomen  isch  [in  einem  alten  Buche]  noch- 
n-es  Helgli  drin  g'sl"  und  het  vorg'stellt.  u-ie-n-e"  rxche", 
gizige'  Chornhändler,  der  ['.]  zur  türe"  ZU  sini  Noch- 
bere"  löt  Hungers  sterbe",  mitts  zwüsche"  ChornMfe" 
an  e"  Sül  'bunde",  zur  Ströf  muess  der  Hungertod  lide". 
BWyss  1863.  ,Mag  er  [ein  wegen  Fluchens  Verurteilter] 
die  Busse  zur  Stette  nit  han  mit  Pfeningen  oder  mit 
Pfand  ald  Bürgen,  so  soll  man  im,  es  sei  Mann  oder  Wib, 
die  Zungen  mit  einem  Nagel  an  ein  Sul  oder  Stock 
ald  Bank  schlahen  und  sich  dannen  lan  zehren  und 
darzu  soll  er  unsre  Stadt  verschweren.'  1389,  Sch  Chr. 
,Und  do  si  [Felix  und  Regula]  die  abgött  nicht  wolten 
anbetten,  do  hiess  er  [Decius]  si  nakent  ussziechen  und 
an  ein  sul  binden  und  si  da  hertenklichen  geislen.' 
Z  Chr.  XV.;  vgl.  dazu  Gfd  VIII  225.  ,[Dass  der  Nach- 
richter einen  der  Bestialität  Überführten]  und  die  küe 
miteinandern  hinus  zuo  der  Silen  uff  das  grien  füeren, 
inn  daselbs  uff  ein  hurd  setzen  und  an  ein  sul  binden 
und  inn  und  die  küe  mit  für  verbrennen  sol.'  1455, 
Z  RB.  .[1509]  wurden  die  vier  entwichten  väter  zuom 
Marsilientor  uss  über  die  Aren  uf  die  Swöllenmatten 
gefüert  und  da  an  zweien  sundren  sülen  verprent.' 
Ansh.  ,Dass  der  gegenwärtige  arme  Sünder  N.  dem 
Scharfrichter  Meister  N.  in  seine  Hand  und  Bande 
solle  überantwortet  werden,  welcher  ihn  hinabführen 
und  allda  an  der  aufgerichteten  Saul  erworgen  und 
selben  also  vom  Leben  zum  Tod  hinrichten  solle.' 
XVIII.,  Th  (.Formular  verschiedener  Sentenzen').  S. 
noch  brännen  (Bd  V  618).  —  d)  Denk-,  Bildsäule  uä. 
S.  Blitz  (Bd  V  273).  ,Statua,  sul  ald  ein  ergraben 
bild.'  Voc.  opt.;  s.  auch  üf -richten  (Bd  VI  401  o.). 
Öfter  in  der  Bibel;  zB.:  ,Und  Jacob  stuhnd  am  Morgen 


früh  auf  und  nam  den  Stein,  den  er  under  sein  Haupt 
geleget  hatte  und  richtete  ihn  auf  zu  einer  Säulen 
und  gösse  Öl  oben  darauf.'  1667/1868,  I.  Mos.;  ,stud.' 
1548/89;  ,Mal.'  Luther;  cry.r,v.  LXX.  —  e)  im  Ver- 
gleich. E"  Man"  wie-n-e"  Suil,  so  stark  und  kräftig 
gebaut  OßwSa.  S.  auch  Rüd  (Bd  VI  623).  Da  stehen 
[so  unbeweglich]  wie  e"  Sill  WNaters.  ,Wan  also 
diser  [näml.  der  Rauch  aus  dem  Kamin]  gerade  gleich 
einer  Säulen  in  die  Höche  steigt,  ist  gut  Wetter  im 
Land.'  Ende  XVIII.,  Uw.  —  2.  übertr.  a)  i.  S.v.  Stütze. 
Er  ist  die  gedultig  Sül.  Sulger.  ,üero  geloubigen  süle 
sint  apostoli.'  Notker;  lat.  columnse.  ,Wenn  du  nun 
ein  frommen,  wie  Camillus  oder  Cicero  by  den  Rö- 
mern was,  ein  sul  der  statt  nennest,  one  zwyfel  so 
redstu  figurlich,  denn  es  [ist]  eutwedrer  ein  rechte 
wäsenliche  sul.  Hie  springend  etlich  stocknarren  här- 
für,  sprechende,  es  sye  nit  figurlich  geredt,  sunder 
Camillus  sye  warlich  ein  sul,  und  machend  also  die, 
so  selbs  blinder  sind  denn  stock,  ander  lüt  zuo  stocken 
und  sülen.'  Zwingli.  Mehrfach  in  der  Bibel;  zB.: 
,Die  seülen  des  himmels  zitterend  und  entsetzend  sich 
vor  seinem  schälten.'  1530/1683,  Hiob;  wozu:  ,Der 
himmel,  eigentlich  zuo  reden,  hat  keine  seülen,  daranff 
er  stände,  aber  das  erdterich  und  die  hohen  berg 
haltet  man  gemeinlich  für  seine  seülen;  das  erdterich, 
achtet  man,  seie  das  pfulment  der  wält.  Item  was 
stark  und  fest  ist,  wirt  ein  stützen  oder  saul  genennt. 
So  ist  die  meinung,  das  erdterich  erstaunet  ab  dem  be- 
schälten Gottes.'  LLav.1582.  , [Die Eidgenossen] ietzund 
nit  unbillich  [vom  Papste]  ein  sul  des  glowens  gnämpt.' 
Ansh.  .Darumb  wird  sy  [die  Kirche]  genennt  ein  saul 
und  grundveste  der  warheit.'  II.  Helv.  Conf.  1566. 
1644.  , König,  du  bist  ein  starke  Saul  dem  ganzen 
Land.'  Stettler  1606.  ,Gott  gebe,  dass  ich  möge  sein 
...  ein  veste  Saul  und  langdaurende  Maur.'  AKmngl. 
1688  (,Einweihungs-Predig').  ,Dic  Schulen  insgemein 
betrauren  dise  Saul,  die  ihnen  gfallen  ein.'  1691,  Z 
(zu  JCEschers  Bürgermeisterwahl).  ,[Papst  zu  den 
Eidgenossen:]  und  weil  der  Stand  ewer  Freiheit  ein 
veste  Saul  der  Christenheit...'  JCWeissenb.  1701. 
1702.  —  1»)  Süle",  langer,  hagerer  Mensch,  bes.  von 
weibl.  Personen  ApLh.  Das  ist  e"  langi  S.  Du  gihst 
e"  rechti  S.  ab,  zu  einem  Mädchen.     Syn.  Stang. 

And.  sül  (PI.  süli) ;  mhd.  sül  (im  Gen.  Dat.  Sg.  und  im 
PI.  eiule),  daneben  (ausgehend  bes.  von  dem  häufigen  Dat. 
in  Ortsbestimmungen  und  vom  PI.,  wozu  eine  Analogie  unter 
dem  syn.  Trämen)  im  Anschluss  an  die  Jö-Klasse  auch  sink 
für  Nom.  Acc.  Sg.  Auf  diese  mhd.  form  könnte  (wie  nhd. 
, Säule')  der  ma.  Sg.  SM  zurückgehn;  Süle"  köuate  dazu  (wie 
Süle"  zu  Sul)  neugebildeter  PI.  sein,  der  dann  weiterhin 
einen  neuen  Sg.  Süle"  (entspr.  Süle")  nach  sich  gezogen  hätte. 
Aber  der  Umstand,  dass  die  umgelauteten  Sg.-Formen  (mit 
Ausnahme  des  einen  ,sigsiil'  bei  Fris.)  in  unsern  Quellen 
erst  seit  dem  XVII.  neben  der  ä.  Form  auftreten,  wie  auch 
ihre  Verbreitung  und  ihr  Gebrauch  in  der  heutigen  MA. 
zeigen  deutlich,  dass  sie  in  der  Hauptsache  wenigstens  nicht 
auf  bodenständiger  Entwicklung,  sondern  auf  dem  Einfluss 
des  schriftspr.  Paradigmas  beruhen,  der  um  so  leichter  sich 
geltend  machen  konnte,  als  die  Verwendung  des  Wortes  in 
der  Volksspr.  durch  Synn.  stark  eingeschränkt  ist.  Gleich 
zu  beurteilen  ist  der  zweisilbige  umgelautete  PI.,  der  zB. 
für  ThMü.  gegenüber  Sül  ausdrücklich  als  jüngere  Form 
bezeichnet  wird;  vgl.  auch  den  PI.  ,SäuP  bei  UBrägger  (s. 
Bd  VI  623)  gegeuüber  modernem  toggenb.  Süle".  Nur  als 
schriftspr.  Entlehnung  zu  erklären  ist  natürlich  das  ver- 
einzelt in  Aa  Bez.  Rh.;  ZDickbuch b/EIgg (hier  aus  dein  Munde 
einer  alten  eingebornen  Frau)  gehörte  •Senfe"  (Sg.  und  PI.). 


SOI,    SUl 


796 


Zu  der  einmal  vorkommenden  Schreibung  ,Sauel'  (1736,  Bs) 
ist  mhd.  m(w)el  zu  vergleichen.  Das  ebf.  nur  einmal  belegte 
Masc.  (,ein  steininer  Saull.'  XVII.,  Cberschr.  eines  Clior- 
bogengemäldes  in  der  Kapelle  zu  UwK.)  wird,  wenn  nicht 
ein  Fehler  anzunehmen  ist,  durch  das  Geschlecht  von  Synn. 
wie  Pfosten  bedingt  sein.  Ein  Amerbachsches  luv.  verzeichnet 
ein  ,hülzin  sülin  mit  eim  redlin'  (Bs  Kunstsamnil.  1907,  31), 
nach  HLehmaun  ,eig.  ein  Buchbinderwerkzeug,  bestehend  aus 
einem  langen,  verzierten,  säulenartigen  Griff  aus  Holz,  an 
dem  ein  Rädchen  befestigt  ist,  auf  dessen  Stirnseite  kunst- 
volle Ornameute  eingegraben  sind.  Mit  solchen  Rädchen 
stellte  man  die  kostbaren  Bucheinbände  her.  Sie  waren  als 
eigentliche  Kunstwerke  immer  teuer  und  wurden  von  Lieb- 
habern gesammelt.*  ,Zur  Sul  (ob  dem  Besen I',  Ilausn.  ZStdt 
(zuerst  H07);  s.  Viig.-Niiscb.  I  261/2.  —  Zu  den  folgenden 
Zssen  sind  die  mit  Stud,  zT.  auch  die  mit  Stack  zu  vergleichen. 

Ofe°-,  auch  -Süli:  Ofenfuss  GRArosa;  SDorn. 
Im  Vergleich:  Hast  e"  Mül  wie-n-e"  0.  GBrunnadern. 
—  Egg-:  der  Eckständer  der  Umfassungswände  eines 
Hauses  ThMü.;  s.  JHunz.  1910,  6.  —  Ere"-:  Ehren- 
säule. So  bei  JBHäffl.  1813  (von  einer  1780  zu  Ehren 
WTells  errichteten  Pyramide).  Öfter  Acerra  1708.  — 
Für-:  1.  etwa  3  m  hoher  Pfosten,  oben  mit  eisernem 
Behälter  versehn,  worin  Pech  angezündet  wurde  zur 
Beleuchtung  der  Strassen  bei  Feuersbrünsten.  1759, 
KHaüser  1895,  505.  —  2.  F.-Sül,  wie  nhd.  ApLb. 
Biblisch:  ,[Da]  schauwet  der  Herr  ...  auss  der  fheür- 
saulen  und  wölken.'  1530/1638,  II.  Mos.,  ,aus  der 
Feuersäul.'  1683/1707  (au  andrer  Stelle  der  Nom. 
,Feursaul').  ,Üie  Feursaul.'  JHHott.  1666.  ,In  einer 
Feuersaule.'  JJBodmer  1769.     S.  noch  Wolken-S. 

First-:  =  S«J  2a  eeApBrüll.,  Heiden,  T.,  Trogen;  G 
Goss.,  Uzw.  (Hunz.).  ,Bei  Firstsäulen  muss  haupt- 
sächlich auf  die  Höhe  des  Heustocks  und  auf  die  Dicke 
dieser  Säulen  Rücksicht  genommen  und  nach  Mass- 
gabe ihres  kubischen  Inhalts  ',32  oder  '/»*  dafür  ab- 
gezogen werden.'  ApA.  Verf.  1854  (.Instruction  für  die 
Heumesser').  ,Sy  [eine  Hexe]  hab  och  den  lüten  dick 
von  iren  küeyen  milch  genomen,  also  daz  sy  ein  agx 
in  ein  fürstsul  schlüege  und  demnach  die  milch  heruss 
lüffe.'    1487,   ZRB.   —   Schon  amlid.;    vgl.  auch   Gr.  WB. 

III  1679;  Fischer  II   1515. 

Flamm-:  Pyramide.  ,Die  Flammsäulen  (vier- 
eckicht  zugespizten  Säul)',  unter  den  Weltwundern 
aufgeführt.  Spleiss  1667.  —  Bei  Adelung  II  185  .Flam- 
mensäule.' 

Galgen-SiiZe"  (PI.):  die  zwei  Firstsäulen  zu  beiden 
Seiten  der  Tenne  ApRickenb.  (Hunz.). 

Gang-.  ,[Dem  Drechsler]  für  ein  Säulen  zu  einem 
Gang,  nachdem  sie  lang,  von  3  biss  in  4  Schuoh  3  ß, 
für  ein  lindene  Gang-Saulen  2  ß  6  d.'  Bs  TOrdn.  1646. 

Bei  Adelung  II  103  ,die  Säulen  oder  Stollen  au  dem 
freien  Gange  vor  einem  Gebäude,  welche  die  Lehne  um  den- 
selben ausmachen.' 

Garte"-:  (in  ThAiiwü,  Somm.  -Süli)  Pfosten  am 
Gartenzaun  GUzw.;  ScnRamsen;  TnAnwil,  Hw.,  Somm.; 
ZSth.   (PI.  -Sül).     Syn.    G.- Pfosten.  —   Vgl.  Gr.  WB. 

IV  1  a,   1413;  Fischer  III   76. 

Gatter-:  Pfosten,  der  ein  Gattertor  (s.  Gatter  1 
Bd  II  495)  trägt  Gr  (Tsch.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1  a,  1510. 

Salve-guarde-.  ,Bei  drohender  Kriegsgefahr 
wurden  an  den  Grenzen  und  Pässen  Wachen  aufgestellt, 
auf  den  Plätzen  Salvegardesäulen  errichtet.  An  den- 
selben hiengen  an  Ketten  Kessel,  die  Harz  oder  Pech 
enthielten.  Um  die  Losung  zu  geben,  wurde  diese 
Masse  augezündet  und  drei  Schüsse  abgefeuert.'  HHa- 
senfratz  1908.     Syn.  S.-Stud.  —  Hang-:  Firstbaum, 


Strebebalken,  an  dem  der  , Kehlbalken'  hängt  THSulgen 
(JHunz.  1910,  22/3).  Syn.  First- Pfosten.  .Hangsäulen' 
(neben  .Kehlbalken').  1770,  ZRüti  (Kirchenbau). 

Hänk-:  Balken,  der  auf  dem  Sol-Baum  (Bd  IV 
1245)  steht  ÄABesenb.,  Teil  des  Dachstuhls  SL.,Wa. 
—   Vgl.   Fischer  III    1485. 

Hänker- SfiJe"  (PI.):  die  drei  noch  stehenden 
Säulen  des  Galgens  in  WErnen.  FGStebler  1901.  — 
Haupt-:  1.  (H.-Süh")  =  First- S.  ZRafz  (Hunz.).  — 
2.  übertr.,  Hauptstütze,  -Ursache.  ,Unsers  Gespanns 
und  desselben  Anfang  gröste  Haubtsaul.'  1685,  Gl 
an  Z.  —  Chilene"-,  Chirche"-:  Kirchensäule,  eig. 
(Ap;  Sch;  Th  und  weiterhin)  und  übertr.  (Gl).  — 
Chammer-:  Säule  im  Fensterkreuz  der  Kammer  Tu 
Märst.  (Heer).  —  Letz-:  1.  „Letz-Säulen,  Säulen, 
durch  welche  zwei  Stangen  gehen,  die  man  wegnimmt, 
um  zur  erlaubten  Zeit  in  die  Äcker  einzufahren,  die. 
man  wieder  einschiebt,  wenn  die  Äcker  aufs  Neue 
besäet  sind  Th"  (St.2).  -  2.  =  Garten-S.  (nur  von 
Holz)  ScHRamsen.  —  Magen-:  =  Haupt-S.l.  .Also  wir 
in  demo  litis  heizen  magensül  dia  meistün  sül,  ih  ineino 
diu  den  first  treget.'  Notker.  —  Büder-:  der  Schwen- 
gel, in  dem  der  Stösser  des  Butterfasses  eingehängt 
ist  und  durch  den  er  auf-  und  niedergezogen  wird. 
Steinm.  1804, 184(Ar).  —  Büffet-.  ,Für  ein  schlechte 
Biffet-Saulen  1  ß.'  Bs  TOrdn.  1646  (.Arbeit  für  die 
Schreiner'). 

BH&-  Süle":  wie  nhd.  B.  [Das  Mädchen,  einen 
gefüllten  Wasserzuber  auf  dem  Kopf  tragend]  isch 
g'loffe»  ide-n-e"  Ben  uf  Redli.  RvTavel  1910.  D'  B. 
mache",  Aufgabe  beim  Pfänderauslösen:  ein  Kind  stellt 
sich  in  die  Mitte,  und  alle  andern  befehlen  ihm,  irgend 
ein  Glied  in  eine  gewisse  Lage  zu  bringen,  in  der  es 
nun  eine  Weile  bleiben  muss.  GZür.  1902  (BStdt).  — 
Junges  Lehnw.     .Bildsanl'  [Dat.].  JJBodmer   1769. 

Banner-.  1597  sei  zu  Niedens  eine  .Panersäule' 
(Banderolle)  als  unzweifelhaftes  Zeichen  der  Juris- 
diction des  Amtes  Grandson  errichtet  worden.  1744, 
Abscb.  —  Bund-:  Mittelsäule,  deren  gewöhnlich  drei 
am  Dachstuhl  sind,  nämlich  im  Giebelbund,  Mittelbund 
und  Rückenbund  (s.  Bund  2  b  Bd  IV  1355)  GRh.,  Sennw. 
Syn. B.- Pf Osten.  —  Bank-:  Fuss  einer  Bank.  ,Für  ein 
Bank-Saulen  1  ß.'  Bs  TOrdn.  1646  (.Arbeit  für  die 
Schreiner').  —  Brügi-:  =  First-S.  THFelben  (Hunz.). 

Brunne"-:  Brunnensäule  Ap;  GT.;  See;  Tb;  Z 
Trüll.  Syn.  Br.-Stud,  -Stock.  Von  Einem,  der  im 
Winter  auffallend  warm  gekleidet  ist,  heisst  es:  Er 
ist  i"rf  macht  wie  e"  Br.  Ap  (ATobler  1908).  ,Es  [ein 
Standbild]  war  bestimmt,  wie  heut  zu  sehn,  auf  einer 
Brunnensul  zu  stehn...'  Reitb.  1853.  ,Ein  formliche 
Brunnensull  zu  zweyen  Röhren  hauen.'  1615,  TnWeinf. 
(Steinmetzvertrag).  ,Die  Brunnensaul.'  1632,  KWild 
1847.  [Die  Gemeindebevollmächtigten  von  GBerneck] 
verdingen  dem  Steinmetzmeister  N.  die  Errichtung 
eines  Brunnenbettes  samt  der  , Bronnensaul'  ...  Ver- 
spricht Meister  N.  ...  auf  die  Brunnensäule  einen 
.scheinbaren'  Bären  aufzustellen.  1672,  JGöldi  1897. 
,Der  Meister  solle  noch  uff  die  Brunensull  ein  Ju- 
zetia  [Justitia]  setzen.'  1682,  TBWeinf.  (JUKeller  1864). 
,Newe  Brunnensaul,  hat  mich  kost  2  fl.'  1693,  Zubers 
TgB.    —    Vgl.  Fischer  I  1474;  anders   bei   Gr.  WB.  II  436. 

Brand-:  Pfahl,  an  den  zu  Verbrennende  ange- 
bunden wurden;  s.  Mord- Rad  (Bd  VI  490).  Vgl. 
Sül  1  C  ß.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  II  301  ;  vgl.  auch  .Brand- 
pfahl.'  ebd.  300. 


707 


Sal-snl.    Salb-sulb 


Bris-.  ,Columpna,  sul,  brissul  [Znsatz  einer  Hand 
des  XVI. ].'  Voc.  opt.  —  Wohl  =  ,bris-s.',  Denk-,  Ehren- 
säule. 

Rigel-:  (PI.  -Sül)  die  zwei  Seitenpfosten  an  einer 
Riglen  1  (Bd  VI  756)  Ap  (T.).  Vgl.  Sül  1  b  8;  Letz-S  1; 
Legi-Stock.  —  Vgl.  Schm. 2  II  74. 

Kor -Süle"  (PL):  in  der  Kelter  die  hintern,  dicken 
und  hohen  Pfosten  mit  schlitzartigen  Öffnungen,  durch 
die  ein  Querbalken  geht,  der  das  vordere  (zu  hebende 
und  zu  senkende)  Ende  des  Kelterbaumes  trägt  Z 
Freienst.  Syn.  Hinder-Stüd.  —  Euer-:  =  Büder-S. 
Ap  (ATobler  1909).  —  S6cb.t-SüM:  =  Süllba.  GBrunn- 
adern.  —  Sig-  s.  Sig-Bild  (Bd  IV  1198).  —  Seiler- 
Sül  (PI.):  ,die  Säulen,  die  dem  Seiler- Charren  gegen- 
über am  Anfang  der  Seiler-Ban  stehen  und  an  denen 
ein  kurzes  Brett  befestigt  ist,  in  welchem  4 — 8  Haken 
laufen'  Gr  (Tsch.).  —  Salz-.  ,[Loths  Weib]  ward  zur 
salzsaul.'  1530/89,  I.  Mos.,  ,Salzsäul.'  1083/1707.  ,Salz- 
sul'  bei  Haberer  1562. 

,Sorgen-Saul':  so  nennt  GHeidegger  die  mit  dem 
Arm  gebildete  Stütze  für  den  Kopf.  —  Vgl.  lat.  ,co- 
lumnam  mento  suffulcire',  die  Arme  unter  das  Kinn  stemmen. 

Schand-:  auf  schwarz  angestrichener  Bühne  er- 
richtete Säule,  an  welcher  der  Delinquent  stehen 
musste.  Anf.  XIX.,  GStdt.  ,1764  wurden  4  Bürger  von 
Rüschlikon  wegen  verbotenen  Jagens,  jeder  mit  einem 
Rehfuss  oder  Hasenbalg  in  der  Hand  neben  den  Pran- 
ger gestellt,  an  der  Schandsäule  gezüchtigt  und  ihnen 
das  Jagen  und  Vögelschiessen  untersagt.'  ANaf  1891. 
S.  auch  Schnabel-Galgen  (Bd  II  232).  —  Stuel- Süle" 
(PI.):  Stuhlbeine.  1837,  ZStdt  (Baurechnung).  — 
Stei"-:  wie  nhd.  Z  und  wohl  weiterhin.  —  Tach-: 
=  First-S.  TBSulgen(Hunz.).  —  Teil-  (-ä-):  Brunnen- 
säule (aus  Holz),  in  der  das  Wasser  durch  eine  Haupt- 
röhre in  der  Mitte  emporsteigt,  um  dann,  oben  ange- 
langt, nach  verschiedenen  Seiten  in  andere  Röhren 
abzulliessen,  die  zu  verschiedenen  Brunnenröhren 
führen  Th.  Syn.  T. -Stock.  —  Dank-.  .Cippus,  Hand 
oder  Kreuz  an  den  Strassen,  Denksaul.'  Denzl.  1677. 
1716.  .Gedenksaul.'  JEEscher  1692.  —  Tenns-tor- 
Sül:  =  Sül  lb^  ApLb. 

Tür-  ApLb.  (-Sul);  GBuchen,  Türe"-  SchScH.: 
Türpfosten.  A"  der  T.  läne".  —  Schon  amhd.;  vgl.  auch 
Gr.  WB.  XI  477. 

Turn-:  säulenförmiger  Fuss  mit  einem  oder  meh- 
rern turmähnlichen  Aufsätzen  zur  Aufnahme  von  Heil-, 
Salböl  udgl.  ,Sacramenthüslin,  monstranzen,  kelch, 
rauchfas,  krütz,  turnsül,  bsetz  etc.'  vor  1578,  Bs  Kunst- 
samml.  1907.  —  Tisch-:  Tischfuss  SDorn.  —  Trag-: 
=  First- S.  THBasad.  (Hunz.). 

Wolk(en)-:  Wolkensäule;  nur  biblisch.  ,Der 
Herr  zoch  vor  inen  här  des  tags  in  einer  wolk(en)- 
saulen  ...  und  des  nachts  in  einer  fheürsaulen  ... 
Die  wolk(en)saul  weich  nimmer  vor  dem  volk.'  1530/ 
1638,  II.  Mos.,  ,-Säul.'  1683/1707  (an  andern  Stellen 
auch  noch  .Wolkensaul').  ,Die  wulkensaul.'  LLav.  1582, 
.Wolkensaul.'  JHHott.  1666.  —  Wösch-,  in  Ap  häu- 
figer Dim.  -Sali  oder  (seltener)  -Süleli:  =  Secht-S.  Ap; 
GT.,üzw.;  Th.  Syn.  Wösch-Pföli.  —  Wetter- Sül(e") 
(selten  -Sül) :  die  meteorologische  Säule  auf  dem  Lands- 
gemeindeplatz Ap  Trogen.  —  Schrüben-zieher- 
Süle":  gewundene  Säule  Zg. 

um-sület:  mit  Säulen  umgeben.  ,In  den  umb- 
säuleten  Gängen  (Kreuzgängen),  die  zum  Spazieren 
geordnet  sind.'  Spleiss  1667. 


g°-sület:  mit  , Säulen'  (s.  Sulla  a)  versehn,  vom 
Ständerhaus  GDietf.  (Hunz.). 

Sul :  =  Sol  I  (s.  Sp.  766);  nur  in  Ortsnamen  (s.  die 
Anm.). 

Vgl.  zur  Geschichte  und  weitem  Verbreitung  des  Wortes 
Gr.  WB.  X  1,  1448  (unter  ,Sole');  Sanders  II  1270  (,Suhle'). 
,Sül,  Sülch,  Sulp,  Sumpf,  palus,  lacus,  incile'  bei  Red.  1662 
ist  nicht  sicher  als  Schweiz,  anzusprechen.  Als  Ortsname. 
,Sull'  (Leu,  Lex.),  auch  ,'Znll'  [<  ,d'  S-'],  ,SuIg',  heute  ,Suld' 
[zum  angetretenen  d  vgl.  ,-Sold'  unter  Sol  /),  Wildbach  B 
Frut.  (dazu  ,im  Suld',  Häusergruppe  BKeicbenb.;  ,Suld-Halten, 
-Bach,  -Tal').  ,Znll'  (Leu,  Lex.),  ,Zulg',  Bergwasser  BThun. 
,Sul-Egg'  Blut.,  ,-Äcker'  Th,  ,-Alp'  BGr.,  ,-Bach(-HaIde)'  Aa, 
,-Wald'  B.  ,Der  grabe  ze  den  Suln.'  1303,  GKriess.,  ,uf 
dem  grat  ob  Schmal-Sulen.'  1563,  ebd.,  ,Sulen-Bach.'  1565, 
ebd.  .Sülle- -Bach',  Höfe  BSum.  Dim.  ,Snli'  ZWindl.  (, Reben 
im  S.');  ,Snli-Bach'  GlElm  (Weiler);  ZHittn.  (nach  andrer 
Angabe  ,Sülli-').     Abi.  ,SUleren'  Schw.     S.  noch  Sntch,  Solg. 

,sülen:  sülehen,  sülperen,  sordidare,  maculare, 
oblinere.'  Red.  1662  (schweiz.?). 

Gleichbed.  Nbform  zu  solun  I  (Sp.  767),  ahd.  (bi)mljan, 
mhd.  »«in,  süln,  nhd.  .suhlen,  suhlen  (sielen)';  s.  Gr.  WB. 
X  1,  956  (unter  , sielen'  3);  Sanders  II  1170.     Vgl.  eükhen. 

an-,  ver-sülen  s.  an-,  ver-sülehen. 

Süle"  II  f.,  Dim.  Süleli  Ap:  Ahle  des  Schusters 
(auch  Sattlers)  Ap:  GrD.,  He.,Pr.,Sch.;  G„Rh.",Sennw., 
Wc.;  SoHRamsen;  Th.  ,Sülen,  subula.'  KdGessn.  (lt 
TTobler).  ,Durchbohren  ihnen  die  Ohren  mit  einer 
Seulen.'  Chürer  Schreibkai.  1712.  Weitre  ä.  Belege 
s.  unter  Alesnen  (Bd  1  173). 

Ahd.  siula,  mhd.  siuh ;  zu  got.  «u/o»,  amhd.  siuwen, 
nähen;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1903.  Verwandt  mit  Saum  I .  vgl. 
auch  Süter. 

Näi-:  =  dem  Vor.  Ap. 


Salb  — sulb. 

Salb  Ap;  BGr.,  Lutz. (nur  in  den  Wendungen  unter  2), 
Si.;  Gl;  GRPr.,  Seh.,  Ths  (neben  Salb  f.);  GSa.,  T.  (auch 
f.);  ScbRamsen  f-ä-J;  ScHwBiberbr.;  Th:  Uw;  Zg;  ZKü., 
O.,  Rieht,  Sth.  —  ii.,  Salbe"  AaF.,  Leer.;  B„E."  (St.8); 
FSs.;  „LE."  (St.2);  ScHSt.;  WVt.(-a);  ZRuss.,  Salbi  I 
AASchi.;  Aptw.;  Bs;  BhE.,  G.  (neben  Selbe"),  Lig.;  GT.; 
GRThs;  L;  ZElgg,  Selbe"  BoAa.,  Büren  a/A.,  E.,  Er- 
sigen  b/Kirchb.,  G.,  O.  (Zyro),  OWang.  b/Bümpl.,  Stdt; 
UwBrünig,  Selbi  BLengn.,  0.  (Zyro),  Rüegg.,  Sa.,  Wasen 
b/Sum.;  FMu.;  SBreit.,  Gr.  —  f..  Dim.  Salbji  WVt., 
sonst  meist  Sälbli,  auch  (so  in  Ndw;  Zg)  Sälbeli,  -ili: 
wesentlich  wie  nhd.  Salbe,  allg.  1.  a)  Heilsalbe.  Sie 
geniesst  in  der  Volksmedizin  noch  heute  grosses  Ansehn; 
vgl.  die  Bemerkung  zu  Pflaster  (Bd  V  1258/9),  sowie 
salben  1  a.  DafsJ  ist  e(s)  guet(s)  S.,  gueti  S.  Es  chref- 
tigs  Sälbli.  Du  muest  S.  drüf  [auf  die  Wunde]  tue". 
Da  hest  es  S.  für  die  SchVhe"  [Beine]  BG.  Der  Doktor 
gibt  S.  und  Gütterleni  BSi.  (Imob.).  Die  besti  S.  isch 
i"  chline"  G'fässe"  BoAa.  S.  auch  (in-,  ver-)ribcn  (Bd 
VI  55.  60.  61);  Saffran  (Sp.  334).  Oft  von  Quacksalbern 
oder  sonst  Leuten  aus  dem  Volke  bereitet  (s.  auch 
unten).  D's  S-,  das  d's  Chrüter-Anni  macht.  Schwzd. 
(BSi.).  S.  noch  Saft  (Sp.  362);  Stüb-Seckel  (Sp.  672) 
und  vgl.  Sälbli-Ma"",  Einer,  der  mit  Salben  Kurpfu- 
scherei treibt  GWb.,  Salb-Ei-eli  (s.  Sp.  607),  benannt 
nach    seiner   Mutter,   die    eine   Salb-Gremplerin    war 


Salb. 


silb,  solb,  sulb 


(Schweiz  1858).  Gegen  Wunden;  vgl.  zur  Sache  FWürz 
1612,  56  ff.  .Darnach  nam  er  ein  s.,  damit  salbet  er 
im  die  wunden.'  Haimonsk.  1531.  ,Ein  S.  für  jede 
Wunden.  Nim  1  Yierlig  Baumöl  und  Honig,  1  Lot 
Blat-Bäch  [usw.],  so  hast  du  ein  gute  S.,  ist  probatum.' 
Arzneib.  1822.  S.  auch  ripsen  (Bd  VI  1220).  Als  sym- 
pathetisches Mittel.  ,Ein  bewärt  S.  zumachen,  damit 
man  die  Waffen  schnüret,  wann  man  gleich  den  Ver- 
wundten  nit  erreichen  mag,  auch  nicht  stehts  bei  ihm 
sein  bedarf,  so  man  nur  die  Waffen  hat  und  über- 
kommt, darmit  der  Verwundt  geschlagen  oder  gestochen 
ist  . . .  Wenn  es  nun  ganz  und  gar  heil  ist,  so  nimm 
die  S.  ab  dem  Waffen.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  ,ltem 
ist  ein  Ross  vernaglet  [s.  Bd  IV  692],  so  zeuche  ihm 
den  Nagel  auss,  schmiere  ihn  mit  der  Salben  bald, 
es  heilt  und  wird  nit  hinkend.'  ebd.  Gegen  Haut- 
krankheiten. Die  Rüde"  isch  witer  inne"  als  nunie" 
oppe"  i"  der  Hut,  u"d  da  hilft  ke'"s  Sehwitzbad  wd 
fee*"  Selbe"  Nilt.  BDorfkal.  1882.  Schnitzige"büri" :  Mir 
hei"  da  neue"  gar  e"  gueti  Selbi,  wo-mer  vor  sibe"  Jär 
'brückt  hei"  bim  Trlni,  wo  's  der  Gring  voll  Ruf  het 
g'ha".  Huebechbüri":  Ich  weiss  neue"  nid.  Mit  dene" 
Selbine"  isch  das  so-n-e"  Sach.  OvGreyerz  1897.  ,Mach 
daraus  [aus  Rosenöl  ua.]  ein  Salbe,  das  [Krätze]  heilet 
über  die  Massen.'  Arzneib.  1822.  Vgl.  auch  üs-brechen 
(Bd  V  333).  E»  Selbi  gäge"  d'  Lüs,  =  Chalber-Hälsi"g  2 c 
(Bd  II  1212)  SGr.  Gegen  innere  Krankheiten.  [Ein 
an  Lungenentzündung  Erkrankter  ist]  a"  Hals  und 
Brust  mit-n-ere"  dicke"  schwarze"  Pappen  überzöge", 
die  gar  g'spässig  g'schmöckt  het...  Das  isch  gar  Tu- 
ners e"  gueti  Selbe",  meint  d's  Froueli  [auf  Befragen], 
das  isch  grad  V"s  zum  Zieh".  RvTavel  1901.  ,Ein 
Sälblein'  gegen  die  .Riebsucht'  der  Kinder.  1857/9, 
ZHorgen.  ,Acopa,  salb  oder  öl  für  die  müede  und  ge- 
suchte oder  zuofäl  der  spannaderen.'  Fris.;  Mal.  ,Ein 
fürtrefenliches  Salb  zu  den  krumben  Glideren  und  zu 
alten  Schäden.'  um  1650,  ZElgg  Arzneib.  ,Wann  einer 
Frauen  der  inner  Leib  oder  Blaterhals  verschwirt 
oder  die  Mutter,  wie  mans  nennt,  iren  das  Wasser 
aufhaltet:  R[ecipe]  ein  weiss  Sälblein  mit  Bleiweiss 
gemacht  . . .  hernach  lass  dich  salben  umb  die  Lendi 
herumb,  reibs  in  der  Wärme  wol  hinein.'  Arzneib. 
XVII./XVIII.  ,Nim  rote  Buken  und  Klettenblätter, 
das  stoss  mit  Speck  und  mach  ein  Salb  darauss  und 
salbe  den  Kropf  damit.'  S  Kai.  1726.  ,Ein  gut  Salb  zu 
den  BeiDbrüchen.'  Arzneib.  1822.  ,Ein  gut  Salb  für 
Geschwulst  und  Hitz.'  ebd.  ,Für  übel  Hören  alter 
Leuten  nim  Meis  [usw.],  machs  mit  biterem  Mandelöl 
zu  einen  [!]  Sälbly,  tu  1  oder  2  Tröpfli  in  die  Ohren.' 
ebd.  Gegen  Geistesstörung :  ,R[ecipe]  atichsaft,  früschen 
anken,  kochs  mit  einanderen...  darnach  misch  dar- 
under  kamillenöl  [usw.],  mach  darus  ein  salb;  mit 
diser  salben  salbe  den  kranken  zum  tag  2  mal  mor- 
gens und  abents  also  warms  von  oben  bis  auff  die 
fües,  das  tuo  ein  ganz  monat  lang  mit  disem  salb.' 
Zg  Arzneib.  1588.  S.  noch  Bruech  (Bd  V  382);  Saffran 
(Sp.  334).  Im  Bilde:  ,Dass  er  [Gott]  mich  hail  an  sei 
und  an  lip  hie  mit  dem  salb  siner  gnaden  und  er- 
bärmd.'  1487/8,  G  Gebete.  Nachstehend  eine  Anzahl 
Namen  von  Heilsalben  nach  dem  Anlass  ihrer  Be- 
nennung; s.  auch  die  Zssen.  1)  nach  der  Beschaffen- 
heit, Farbe.  .Flüchtige  S.',  liniment.  volat.  Aa;  B.  Chle- 
bigi  S.  (aus  Harz  ua.  bestehend,  mit  einem  über  einer 
Flamme  erwärmten  Messer  auf  ein  Stücklein  Leinwand 
gestrichen,  als  Zügli,  bes.  gegen  Eissen  verwendet)  BG. 


G'elbi  S.  ebd.  .Die  grawen  salben,  die  heilet  alle  ding.' 
XV.,  G  Rezepte  (Alem.).  .Species  zu  der  ro'ten  Salben 
auss  Nurenberg  1653.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  .Würtzen 
Braun-Sälblein,  ung.  Würtzii.'  Bs  Apothekertax  1647. 
,Weiss-S.',  für  verwundete  Habichte.  Vogelb.  1557. 
,Schwarz-S.'  altes  Mittelb.  —  2)  nach  der  Zssetzung, 
bzw.  dem  Hauptbestandteil.  Söu-anke"-S.  (gegen  Brand- 
wunden; s.  Bd  I  344)  ZRuss.  Harz-S.,  =  chlebigi  S.  Obw 
(Etlin);  vgl.  Bül-,  Spiegel-Harz  (Bd  II  1655).  Chäs- 
pappele"-S.  (gegen  kranke  Euter)  ZSth.  Kamille"-S. 
(ebso).  Bärnd.  1908,  262.  ,Lavendel-S.'  (mit  Wach- 
holderbeeren  und  Saffran  vermischt,  gegen  Parlis).  Zg 
Arzneib.  1588.  , Weiss  Campfer-Salb,  ung.  album  cam- 
phoratum;  rot  Oampfer-Sälblein,  ung.  rubr.  camphor.' 
Bs  Apothekertax  1647.  Marg-S.  (aus  Mark  von  Tier- 
knochen und  aus  Kirschwasser)  Obw  (Etlin).  Netzli-S. 
(s.  Netz  2  Bd  IV  885;  gegen  das  Wundliegen)  Z  (Dan.). 
Heil-bölle"-S.  (wohl  aus  Scilla  marit.)  ScHHa.  ,Sar- 
bollen-Salbe,  ung.  populeum.'  Bs  Apothekertax  1647. 
.Popolion-Selblin'  (zum  Bestreichen  der  Schläfen  gegen 
Schlaflosigkeit).  HPantal.  1578.  ,Bisam-S.',  ol.  nucists 
B.  .Weiss,  rot  Rosen-S.,  ung.  rosat.  alb.,  rubr.'  Bs 
Apothekertax  1647.  ,Santal-S.,  ung.  santalinum.'  ebd. 
Schwebel-S.  (gegen  Krätze)  ThMü.  ,Zitronen-S.',  ung. 
hydrarg.  citr.  B  (Lindt).  ■ —  3)  nach  dem  Hersteller 
oder  Erfinder.  Chappeler-S.  (gegen  Rheumatismen) 
ThMü.  Naggler-S.  (vo"  's  Jons  Nagglers  Beta)  GWe. 
(Senn-Rohrer).  Simeli-Selbe"  BLütz.  (Gfeller);  s.  unten 
Längmatt-S.  Tal-S.  (vom  Tal-Haness  im  Tal-Grabe"). 
ebd.  (Bärnd.  1904).  Wulggcsinger-S.  (von  dem  Toggen- 
burger  Quacksalber  Wohlgesinger,  gegen  's  G'wolgget, 
Frostbeulen)  THSulgen.  Wälteli-  S.  BSi.  (DGemp.). 
Zel'eri-  fS-JS.,  ung.  Zelleri  (zum  Einreiben  des  Haar- 
bodens gegen  Läuse)  ZRuss.  —  4)  nach  dem  Bezugsort. 
Aglisider-S.  (von  ZAgasul  b/llln.).  oO.  ,Genfer-S.', 
ung.  strumale  B.  Grindelwald-S.,  empl.  matris  (lt 
Lindt)  BSi.  Hallwiler-S..  =  dem  Vor.  B.  Holz-  oder 
Zueguet-S.  (von  einer  aus  dem  Holz  nach  dem  Zueguet 
in  BTrachselwald  übergesiedelten  Familie  bereitet, 
gegen  Knochenfrass  und  jede  eiternde  Wunde  ge- 
braucht) BE.  Längmatt-,  Bälle"grabe"- S. :  .Damals  zog 
durch  Krahwyl  und  die  weite  Umgegend,  hausierend 
mit  Bändeln,  Faden,  Nadeln,  Knöpfen,  Schnallen,  Läng- 
matt- und  Bällengrabensalbe,  Diesbach-  und  Aarwanger- 
balsara  und  noch  mehr  das  Simelimädi.'  vAlmen  1897. 
Männe"dorf-S.  BLütz.  Biberist-S.  (aus  SBib.,  herge- 
stellt vom  Biberist-Froueli)  BG.,  Lutz.  Berner-S.  (eine 
Wundsalbe)  Obw  (Etlin).  Site"-S.  (aus  Site",  einem 
Gütlein  in  BRüd.)  BLütz.  (Gfeller).  Zofi"ger-S.,  ung.  ba- 
silic.  (gegen  den  Umlauf)  B;  LG.  —  5)  nach  den  damit 
behandelten  Krankheiten,  bzw.  dem  kranken  Körper- 
teil. ,Ge-äder-S.',  ung.  nervin.  B  (Lindt).  ,Eiter-S.' 
Arzneib.  1822.  Flechle"-S.,  ung.  oxygenat.  (Vogel)  Zg; 
Z.  U"-flät-S.,  ung.  pediculor.  B.  ,Franzosen-S.,  ung. 
Neapolitanum.'  Bs  Apothekertax  1647;  s.  noch  Bläter- 
Lämi  (Bd  III  1265).  G'frörni-S.,  ung.  camphor.  Z 
(Vogel);  G'früri-S,  ung.  plunib.  jod.  B  (Lindt).  Gicht- 
S.,  ung.  rorismar.  cps.  (Vogel)  BSi.;  Z.  Gleichli-S., 
ung.  ad  scabiem  B  (Lindt).  ,Grind-S.'  (aus  frischer 
,Meienbutter').  S  Kai.  1732.  Chropf-S-  Ap;  Bs;  GT.; 
Th;  Zg;  Z.  Nabel-S.,  ol.  nucista;  B.  Nerve'-S.  Ap 
Trogen;  1824,  ZStdt.  Schar-röti-S.,  ung.  cerussie  B. 
Glid- sucht -S.  Zg.  Us  -  schleicht- (Üs- schlag-)  S.,  ung. 
hydrarg.  citrin.  Z  (Vogel).  Striche"-S.  (zum  Bestrei- 
chen  der  Strich   des  Euters    vor   dem    Handien,    he- 


Salb,  selb,  sflb,  solb,  sulb 


stellend  aus  Butter,  Baumöl  und  Eiweiss  oder  noch 
lieber  aus  Hiender- Schmutz)  BGr.  (Bärnd.  1908);  Obw 
(Etlin).  Tierli-S.  (gegen  Läuse)  Ai-K.  (T.);  B  (Limit); 
Z.  ,Durch-wachs-S.',  ung.  popul.  B.  Zitterusse"-S., 
ung.  cerussie  (gegen  Pusteln,  Zitterusse")  B  (Limit).  — 
6)  Verschiedenes,  zT.  Unklares.  Imet-S.,  ung.  fodinse 
Z  (Vogel).  Chünig-S.,  ung.  basilicon.  ebd.  Lötli-S., 
empl.  nigrum.  ebd.  ,Mantur-Sälblein  (zu  den  Schäden).' 
Arzneib.  1822.  ,Marminger-S.',  ung.  althea  Z  (Vogel). 
,Marter-S.',  empl.  matris  B  (Lindt).  ,Neapolitaner-S.\ 
ung.  einer,  (gegen  die  .neapolitanische  Krankheit')  B. 
Post-Salbi,  rad.araxac.  ATobler  1909.  Büter-,  Biter-S., 
ung.  pediculor.,  von  Handwerksburschen  verlangt  Z 
(Vogel);  vgl.  Gr.  WB.  VIII  785.  Stäbli-S.,  empl.  frigid, 
(hat  Stäbchenform)  B.  Studente"-S.,  ung.  pediculor.  Z 
(Vogel).  Wulle--S.,  ung.  cerussre.  ebd.  ,Grüne  Wald-S.', 
ung.  rorismar.  cps.  ebd.  ,Zitterur-S.',  ung.  zinci  B.  — 
b)  als  Zauber  mittel.  ,Dissmeyenssind  ouch  zuoGenff 
ein  unzal  häxen  von  man  und  wyb  verbrennt  worden, 
denen  si  zuogabend,  das  si  inen  mitt  ettlichen  ver- 
giften salben  die  pestilenz  in  dstatt  brächtind.'  JHaller 
1550/73.  ,Habe  sy  [eine  Hexe]  einem  Man  und  einer 
Frawen  Salb  inn  einem  Küechly  zuo  essen  gegeben; 
sy  wüsse  aber  nit,  ob  dieselben  des  gestorben  syen  oder 
nit.'  1610,  Z  RB.  .Indessen,  weil  sie  [eine  Hexe]  uff 
dem  Tanz  gewessen,  habe  sie  zuvor  ihr  Mann  ettwan 
entschlafft  . . .  und  habe  an  ihr  Stat  ein  Bässen  oldt 
Bässenstihl  ihrne  an  die  Seiten  gelegt  undt  ihme 
Salb  an  die  Fües  gestrichen  undtgeheissen  ins  Teüffels 
Nammen  schlaffen.  Ihr  Salb  haben  sie  [die  Hexen]  uff 
volgendte  Weis  gemacht  [usw.].'  1695,  GUzn.;  s.  ADettl. 
1905,  114  ff.  Zum  Bestreichen  des  Stockes,  auf  dem 
die  Hexe  reitet,  ßs  habe  ouch  iro  [einer  Hexe]  der 
biiss  Geist  in  einem  Häfeli  ein  Salb  geben  und  sy 
gheissen  ein  Stacken  darmit  salben.  Wellichs  sy  ge- 
taan  und  darnach  uff  dem  selben  Stacken  hinder  die 
Mülli  gefaren  syge  und  daselbst  mit  der  genannten 
N.  [einer  andern  Hexe]  in  des  bössen  Geistes  Bysin 
tanzet  habe.'  1610,  Z  RB.  ,Und  dann  syge  sy  zu  drüen 
underschidenlichen  Malen  Nachts  über  Rhyn  an  einem 
Ort  ob  Lienen  uff  einem  Stecken,  den  sy  mit  Salb,  so 
iro  ir  Bul  gegeben,  angestrichen,  geriten  und  daruf 
zum  Tanz  gfaren.'  1615,  ebd.  S.  noch  riten  (Bd  VI 
1674);  Buet  (ebd.  1830).    .Versägnete  S-en';  s.  Sp.  464. 

—  C)  zur  Pflege  der  Haut  und  des  Haares.  Syn. 
Pomaden  (Bd  IV  1253).  Ich  ha"  einisch  g'lese"  scho" 
ror-me"  Cher  ...  es  geh  so-n-e"  Selbi,  wo  d'  Bache"  mach 
röt  —  ö  heit-der  derig,  vergelt-ech  's  Gott!  B  Dorfkai. 
1887.  jPigmentum,  salb,  so  die  meitle  anstreichend, 
das  angesicht  schön  zemachen.'  Fris.  Biblisch.  ,Do 
naiii  Maria  ein  pfund  salb(en)  ...  und  salb(e)t(e)  seine 
fiiess  . . .  Das  bauss  aber  ward  vol  vom  geschmack  der 
salben.'  1530/1638,  Joh.;  ,vom  Geruch  des  Salbs.' 
1683/1707;  gr.  uüpoo.  , Bracht  sy  ein  glass  mit  salbe(n) 
(salb.  1638)  und  küsset  seine  füess  und  salbet  sy  mit 
salben.'  1530/89,  Lnc;    ,mit  dem  Salb(e).'  1638/1707. 

—  (1)  symbolisch,  zur  Weihung  und  Heiligung.  Bib- 
lisch: ,Diss  öl  [zum  Salben  der  Stiftshütte]  soll  mir 
ein  heilige  salb  sin...'  1530/1707,  II.  Mos.;  äXeiujia. 
LXX.  In  der  kath.  Kirche.  ,Was  heiigen  mans  du 
[Abt  Diethelm]  worden  bist,  an  welchen  so  vil  komen 
ist  des  türen  salbs,  das  so  vil  wicht,  das  man  den 
puren  an  dschinbein  stricht,  wan  mans  gen  Erdloch 
schicken  wil.  Bischof  und  pfaffen  gilt  es  vil  und  hat 
darzuo  ein  zarte  kraft,  dass  es  ein  möneh  zum  fürsten 


macht.'  Vad.  III  416  (, Spruch  ...  von  abt  Diethelmen 
wiche  zuo  Rorschach'  1532).  Dafür  spöttisch  ,der 
Juden  salb.'  ebd.,  mit  Bez.  auf  den  jüdischen  Ursprung 
der  Salbung.  S.  auch  riechen  (Bd  VI  170).  —  2.  zum 
Schmieren  von  Wagen,  Maschinen  usw.  GrTIis  (Martin). 
Sonst  nur  in  bestimmten  Wendungen;  vgl.  auch  die 
Zssen  Gharren-,  Wagen-S.  Ein  Gefährt  im  S.  ha"  B 
Schw.,  Üttligen,  behalte"  BE.  (Bärnd.  1904).  ,Ich  habe 
vier  Leiterwagen,  wenn  ich  die  recht  im  Salb  halte, 
dünkt  es  mich  genug,  ohne  dass  ich  Türlistöck  und 
Schelmengatter  noch  im  Salb  habe.'  Gotth.  Im  S. 
si"  1)  eig.,  von  Wagen,  Karren,  von  Stiefeln  oder 
Schuhen  BLütz.  (Gfeller).  —  2)  übertr.  von  einem 
stets  redelustigen  Mundwerk,  ebd.  Von  fettiger  Sub- 
stanz übh.;  in  der  Verbindung  im  S.  si",  von  einer 
Röstpfanne,  wenn  sie  schmutzigi  Basti  liefert,  aber 
auch  von  einer  ungeputzten  Tabakspfeife  BLütz.  I)e' 
ist  im  S.,  hat  viel  Haaröl  oder  Pomade  aufgestrichen, 
ebd.  Übertr.  Im  S.  lebe",  in  der  Wolle  sitzen,  sich 
Nichts  abgehen  lassen,  sich  gütlich  tun  B  (vRütte). 
,Und  die  [Frau  eines  knauserigen  Mannes]  lebte  im 
Salb  und  ihre  Töchter  auch.'  Gotth.  Si"  Frau  im 
S.  ha",  alle  ihre  Wünsche  und  Bedürfnisse  vollauf 
befriedigen,  sie  die  Stellung  einnehmen  lassen,  die  sie 
beansprucht  B  (Rüetschi-Bitzius).  , Deine  Leute  hatten 
es  eben  nicht  am  besten,  hattest  sie  nicht  im  Salb.' 
Gotth.  Er  het  si"s  Land  im  S.,  in  vortrefflichem, 
düngerreichem  Zustande  BLütz.  Von  Baumgärten ;  s. 
den  Beleg  aus  Gotth.  bei  Gr.  WB.  VIII  1686.  —  3.  Ge- 
schmier. Syn.  Ge-salb,  Salbeten.  Das  Kind  het  e"  rechti 
Selben  a"g'richtet,  ist  e"  rechte"  Selbe"her  [Schmierfink]. 
Bärnd.  1901.  Das  ist  e"  sehöni  Selbe",  wenn  es  immer 
regnet  und  die  Ackererde  fast  zu  einem  dünnflüssigen 
Brei  wird  BG.,  Lutz.  E"  (rechti)  Selbe"  (Salbi  LG.), 
auf  der  Strasse,  auf  dem  Tisch  (von  Speiseresten). 
ebd.  Scherzh.  von  Confltüre:  Was  ist  das  für-n-e" 
Selbe"?  BG.  —  4.  Bestechung(sgeld);  vgl.  Hand-S. 
und  salben  (Sp.  812/3).  .Erweichtend  also  mit  vast 
kläglicher  Werbung,  doch  nit  gar  on  salb,  beder  stäten 
fürneme  burger.'  Ansh. 

Alid.  salb  (bei  Notker,  sonst  nur  einmal  bei  dem  rhein- 
fränk.  Isidor),  mhd.  wAp  (KvWiirzburg)  —  n.,  sonst  ahd. 
„alba,  mhd.  mibe.  —  f.  (meist  schwach);  vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1684/6.  Das  Neutr.  war  sonach  von  jeher  im  Wesentlichen 
Schweiz.;  dass  es  früher  auf  uuserm  Boden  noch  weiter  als 
heutzutage  verbreitet  gewesen  sein  muss,  zeigen  die  Wen- 
dungen unter  2  und  mehrere  Zssen  wie  Charren-S.  (Zyro 
kennt  es  nur  in  Zssen).  In  unsrer  ä.  Lit.  herrscht  deun 
auch  das  Neutr.  bei  weitem  vor;  das  Fem.  tritt  daneben 
allerdings  auch  schon  ziemlich  früh  auf,  aber  zT.  in  Quellen 
(Bibel,  Arzneibücher  uä.),  wo  der  Verdacht  fremden  Einflusses 
mehr  oder  weniger  nahe  liegt;  häuliger  wird  es  seit  dem 
XVII.  Nicht  selten  erscheint  n.  und  f.  Geschlecht  neben- 
einander; im  Arzneib.  1822  steht  mehrfach  das  Neutr.  im 
Titel,  das  Fem.  im  Text  der  Recepte  (s.  zli.  Rüd-,  Schiofni-S.). 
Einmal  kontaminiert  ,zu  einem  Salben'  (ZKIgg  Arzneib.  um 
1650).  Lautlich  bemerkenswert  ist  die  vor  Ib  sonst  nicht  vor- 
kommende Dehnung  des  -a-  in  SchRamsen  (auch  im  Vb  salbe"). 
Die  im  Westen  heimische,  anch  eis.  (Martin-Lienb.  II  :;."■'_') 
Form  mit  Umlaut  ist  einmal  schon  in  einem  G  Glossar  des  X. 
bezeugt  (Ahd.  Glossen  II  489,  II.  Wenn  der  Voc  einigemal 
mit -ä-  wiedergegeben  wird  (so  auch  l»-i  Martin-Lienh.),  sp 
ist  das  offenbar  etym.  Schreibung,  durch  die  allbekannte  Form 
mit-«-  veranlasst.  Es  scheint  eine  urspr.  verschiedene  Bildung 
(mit  Suffix  -jo(n)  statt  -5»)  vorzuliegen,  die  allerdings  eher 
ein  'Selpe"  erwarten  Hesse;  vgl.  auch  selben.  In  BG.  (nnd  wohl 
auch  sonst  in  B)  bedeutet  die  e-  Form  spec.  Salbe  zu  Heil- 
zwecken,   weshalb   ihre  Verwendung   unter  :i    scherzh,  Nbsinn 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


804 


]i:it.  S.ilhl  ist  vom  VI)  ans,  Selhi  nach  Paaren  wie  liimh"  : 
Hindi  usw.   von  Selbe"  aus  ueugebildet. 

Auge--:  Augensalbe  Ap  (Dim.);  B;  GT.;  ZRuss. 
(-Salbe").  .Einer  hatte  [für  die  geschwollenen  Augen 
eines  Pockenkranken]  eine  Vsonderbar  gute  Augen- 
salbe, welche  er  bringen,  und  einer  ein  berühmtes 
Augenwasser,  das  er  schicken  wolle.'  Gotth.;  s.  noch 
Sp.  808.  ,Salb  deine  äugen  mit  a.,  das  du  sehen  mö- 
gist.' 1530/1.707,  Offenb.;  gr.  xoAXoupiov.  ,Wie  das  a. 
zum  ersten  beisst,  betrüebt  das  auch  und  treibt  Wasser 
ausshin.'  OWkrdm.  1564;  ,die  augensalb.'  Herborn 
1587.  ,Ein  gar  gutes  A.'  Arzneib.  1822.  S.  noch  Über- 
Sichtigi  (Sp.  265).  —  Schon  amhd. 

An  Ä-  n.:  bei  Webern,  die  fettige  Substanz,  bald 
frische,  bald  Flössbutter,  bald  Unschlitt,  bald  Schweine- 
fett, womit  der  Aufzug,  nachdem  er  geschlichtet  worden, 
bestrichen  wird,  das  Garn  geschmeidiger  zu  machen 
Ap  (T.).  ,Ist  das  Ansalb  wohl  im  Band?'  GBaumb. 
1903  (Weberlied).  —  Abi.  zu  an-talben  (s.  d.). 

, Anken-:  Salb  forn  Anken,  jedes  Salb,  unguentum.' 
Red.  1662.  —  Hamer-anken-:  =  Hamer-Anken  (Bd  I 
343).  .Hetten  wir  die  hamerankensalb,  so  wir  ver- 
schmirbt  hand,  wider  in  der  büchsen,  wir  wöltend 
uns  selber  mit  salben.'  NMan. 

Arbonen-:?  Jtera  und  wann  sy  allso  zuosamen 
ryttend,  so  ryttends  uif  stüellinen,  die  salbettends  mitt 
Arbonen  salb;  die  hab  inen  der  tüffel  geben.'  1549, 
L  Hexenproz.  (AfV.  111  310).  —  Zur  Sache  vgl.  Salb  l  b. 

Glogge"-:  S.  zum  Einfetten  der  Glocken;  vgl. 
salben  (Sp.  810  u.).  ßegensdorf  zahlte  dem  Sigristen 
23  Pfd  für  ,Leuterlohn  und  Gl.'  Ende  XVIII.,  Klinke 
1907.  .Klaueufett'  Z  (Vogel).  —  Huef-:  S.  zum  Ein- 
schmieren der  Hufe  ZSth.  ,Huoffsalb,  ung.  ungallinum 
[so!].'  Bs  Apothekertax  1647.  —  Heil-:  wie  nhd.  Arz- 
neib. XVI1./XVIII.  (gegen  harte  Brüste). 

Hälsing-:    Läusesalbe  Aa;  B;  L  (Ineichen). 

Der  Halsstrick  des  Viehes  wurde  damit  bestrichen.  Vgl. 
auch  die  Anin.  zu   Chalber-HtOael  2  (Bd   II   1212). 

Hüener-:  Pflanzenn.,  Miere,  Alsine  media.  ,Dass 
sie  [die  Kanarienvögel]  sich  an  dem  ihnen  vorge- 
gebenen Kraut,  die  Hünersalbe  genannt,  bevorab  in 
dem  Frühling,  sehr  ergetzen  und  selbiges  ungemein 
gern  essen.'  EKönig  1706;  ebd.  noch  zweimal.  —  Vgl. 
Gr.  TVB.  IV  2,    1881. 

Hand-:  Bestechungsgeld.  ,Dass  [der  frz.  Unter- 
händler] Monsieur  Amelot  die  H-en  employire,  kan 
leichter  gesagt  als  bewiesen  werden.'  Colloqoii  m  1689. 
—  hand-salben:  , Handsalbe'  geben  oder  annehmen. 
,biss  fürsprech  rechts  halben  und  red  nun  nichts  um 
h.'  ApLB.  1409.  —  Das  Subst.  schon  mhd.;  vgl.  auch  Gr. 
WB.  IV  2,   413;  Schm.  *  II  263;  Fischer  III   1128. 

Hörn-:  =  Huef-S.  ,Ein  guot  H.  zuo  machen  ... 
Salb  dei  Huf,  es  wird  so  zeh  als  Wax  und  geibt  Hörn, 
wass  bestahn  mag  und  werden  nicht  bald  holfüssig 
werden.'  Arzneib.  1822.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1831. 

Hirsch-hom-SaW»:  ein  Mitteigegen  Frostbeulen 
Bs  (Linder).  ,Das  Hirschhorn-Sälblein  dienet  äusser- 
lich  den  Augen  und  lindert  ihre  Schmerzen,  auch  ists 
gut  in  der  Colick,  Bauchgrimmen.'  EKönig  1706. 

Häxe--:  S.  zur  Heilung  von  Verhexten.  AfV.  XII 
228/9.   —  Anders  bei  Gr.  WB.  IV  2,   1303. 

Juden-:  Heilsalbe.  XV.,  G  Rezepte  (Alem.  19,  33). 

Cliüel-:  Kühlsalbe,  lt  Vogel  ung.  pluinbic.  Ap 
(auch  Dim.);  OswSa.;  Z  (Vogel).    Syn.  Brand- S.    ,Kül- 


sälblein,  ung.  iufrigidans  Galeni.'  Bs  Apothekertax  1647. 
Blattet  hab  ih  [beim  Zahnziehn]  iviehnä  Kälble,  jetz 
hab  ih  Nichts  drauf}'  als  ä  Kühlsälblä.  Tyrolersp.  17411. 
—  Vgl.   Gr.  WB.  V  2570. 

Char(r)e°-)S'aZ&  n.  Ap;  BG.,  O.  (Zyro),  Sign,  und 
ltOvGreyerz  1897;  Gl;  L;  G;  Sch;  Schw;  Th;  Uw;  Z, 
-Salbe"  AALeer.;  S  (im  Volksreim);  St.2,  -Salbi  ApLb. 
(neben  -Salb);  Bs;  BLgb.  und  lt  OvGreyerz  1900;  LG. 
(auch  Chäri-);  SDorn.;  Ztw.,  -Selbi  SBreit.  —  f.: 
1.  Wagenschmiere.  aaOO.  ,Axungia,  karrensalb  (das), 
schmär.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677.  1716.  S.  auch  Bd  V 
757  (Beleg  von  1448).  Früher  pflegten  wohl  die  Fuhr- 
leute ihr  Ch.  selbst  zu  bereiten  SciiHa.  (Neukomm). 
,Der  späck  [des  Schweines  wird  gebraucht]  zuo  dem 
karrensalb  und  dergleichen.'  Tjerb.  1563.  .Gremper 
Tax  ...  1  Pfd  Karreusalbe  2  ß  3  d.'  Bs  TOrdn.  164G. 
Er  müess  der  Chue  nes  Tränk  go"  reiche"  oder  Ch., 
braucht  ein  Bauer  als  Ausrede.  JReinh.  19U5.  Gla'ner- 
the,  Ch.  ond  Anke"balle"  [uA.]  ruft  ein  Hausierer  aus. 
ATobler  1899.  Napolion  das  grosse  Chalb  handlet  iezt 
mit  Ch.  (lauft  durch  's  Gässli  üf  und  ab:  Chauft-mer 
Niemerlei"  Gh.  ab?),  Volksreim  ZGundetsw.,  Rickenb., 
Sth.,  Wth.  De'  Herr  Pfarrer  vo"  Sant  Galle"  ist  i"  's 
GülleHoch  abe"g' falle":  ist  da'  nid  en  tummer  Hund, 
das'-er  nümmen  ufe"chunut?  Und  si"  Frau,  da'  Cheibe" 
Chalb,  handlet  noch  mit  Ch.,  lauft  d'  Stadt  uf  und 
lauft  d'  Stadt  ab,  Niemer  chauft-ere"  's  Sare"chalb  [so] 
ab  ZSth.  S.  auch  ALGassmann  1906,  104.  Ch.  an'n 
Hose"  ha";  s.  Ge-blärr  (Bd  V  139)  und  vgl.  die  Volks- 
reime unter  Leder-Hosen  (Bd  II  1694);  Predikant, 
Pfarrer  (Bd  V  408/9.  1172),  wozu  noch  Rochh.  1857, 
311;  ALGassmann  1906,  154;  AfV.  VII  278.  Vgl. 
auch  Ch.-Gret  (Bd  II  825).  Wie  Ch.  ,Der  Ankhen, 
so  sie  [von  der  Milch  einer  verhexten  Kuh]  gemachet, 
seie  wie  Karrensalb  gewesen.'  1701,  Z.  S.  auch  Ro- 
soli  (Bd  VI  1445);  dazu  noch:  Es  dienet  wie  Ch.  und 
B.  L,  's  ist  en  Underschid  wie  zwiXsche"d  Ch.  und  B. 
ScHSt.  (Sulger).  Er  isst  Alles,  was  d'  Bure"  choche"", 
nur  nid  Ch.  L.  ,Er  gibt  mehr  um  K.,  als  er  mit 
Karren  verdient.'  ebd.  Verwendung.  .Wenn  Dani 
fahren  sollte,  wollte  Sami  kein  Karrensalb  haben.'  B 
Hink.  Bot  1899.  Einem  volkstümlichen  Politiker  wird 
nachgesagt,  er  habe  einmal  bei  einer  Rede  einen  Topf 
mit  Ch.  emporgehalten  und  ausgerufen:  Mer  müend 
öuserem  Stätswage"  nöui  Schmieri  ge"  ZO.  Als  Heil- 
mittel. Auf  oifene  Wunden  legt  man  Spinnweb,  Tannen- 
harz, K.,  in  Franzbranntwein  aufbewahrte  Blumen- 
blätter der  weissen  Lilie,  auch  Schnaps  aller  Art  B 
(AfV.).  Wenn  »<*  Bletze"  ab  ha"  a"  de"  Finger  oder 
Chleck  im  Winter,  so  strichen -ich  Ch.  drilf  u"'!  de"" 
het  's  noch  gäng  g'guetet.  OvGreyerz  1897.  Brunz  u'"' 
Ch.  (und  zwar  schwarze  Ch.  vom  Rad  weg  genommen, 
nicht  aus  dem  Vorratskübel)  si"  d's  Beste  für  Bles- 
sieri"ge"  BLgb.  Es  schöns  Stück  Pelz  wird-d'r  [einem 
in  die  Falle  Gegangenen]  use"  g'schnitte".  Strich 
Chare"salbi  drüf,  dass-es  g'heilet.  Postueiri  1864.  ,Das 
Lachsnen,  in  spezie  das  Karrensalb  Heuschen  im  Spital 
und  Ötenbach.'  1686,  Z  Syn.  S.  noch  reichen  (Bd  VI 
142).  Als  sympathetisches  Mittel:  ,Wan  ein  Mensch, 
Pfärd  oder  Veih  an  ein  Nagel  geträten  ist,  so  nim 
denselben  Nagel  und  verwikle  ihn  in  Karrensalb  und 
verbinde  es  ...  dass  kein  Luft  darzuo  kommen  kan.' 
Arzneib.  1822.  Bildl.,  von  Bestechung;  vgl.  Sp.  812/3. 
, Meinst  nit,  dass  man  schmeck,  mit  was  karrensalbs 
der  wagen  geschmirwt  sye'i"   Zwingli  (.Über  den  un- 


Salb. 


ilb,  soll-,  sulb 


gesandten  Sandbrieff  Joannes  Fabers'  usw.).  Dazu: 
.Demnach  hat  üch  verletzt,  dass  ich  also  geredt:  man 
schmecke  wol  ,mit  was  karrensalbs  Faber  den  wagen  ge- 
salbet hab.'  ebd.  (,An  der  Eidgenossen  Boten  zu  Baden'). 
—  2.  scherzh.,  dick  eingekochter  Kirschensaft  Z.  — 
char(r)e°-salbe°:  mit  Ch.  schmieren.  Er  eharre"- 
selbet  sini  [des  Wägelchens]  vertrockneten  isigen  Achsli. 
Scuilh  1806.  —  ver-.  In  dem  Spruche:  Uri,  Schwgz 
und  Underwalde"  tuend  enand  v.  [mit  Worten  her- 
nehmen V]  SchwE. 

Vgl.  Gr.  \VB.  V  229;  Martin-Lienh.  II  353.  Einmal  iu 
der  uusuhweiz.  Form  .karchsalben.'  1401,  AaLauf.  (JVetter 
1864,    117);  s.   Gr.  WB.  V  209. 

Chnüw  Chnöu-  B,  Chnai-  Uw:  nur  uneig.  a)  die 
organischen  Säfte  im  Knie,  in  der  scherzh.  RA.:  D's 
Chn.  sei  vertrocknet,  von  einem  an  Kniegelenkentzün- 
dung Erkrankten  B.  Kraft  (in  den  Beinen)  Uw.  Du 
liest  noch  (juets  Chn.,  du  bist  noch  gesund  und.stark,  sagt 
man,  indem  man  scherzh.  dem  Andern  mit  der  flachen 
Hand  auf  das  Knie  schlägt.  —  b)  für  kräftige  Speisen, 
bes.  für  das  Füsterli  (Bd  I  1124),  auch  für  das  Choller- 
Mues  2  (Bd  IV  492)  Uw.  ,Den  wohltätigen  Herrn  be- 
wirteten sie  aufs  freundlichste  mit  süsser  Alpenkost. 
Nichts  ward  gespart:  geblähte  Nidel,  Kohlermuss, 
Burehögerli,  Stunggäwerni,  Kniesalb,  Füsterli,  Fu- 
sterlikossi,  Zänzänä  (Gentianabranntwein)  ward  allda 
aufgewartet.'  ALüt.  (Uw).  S.  noch  Nidel-Bröt  (Bd  V 
973).  —  Vgl.  Cknai-BriScker  von  eiuem  steilen  Bergweg  (Syn. 
Ckuüm-Brechen  2  Bd  V  315)  oder  einem  starken  Weine  Uw. 

Lüs-Salb  Ap;  GT.;  Scu;  Th,  -Salbi  Ai>;  Bs;  ZStdt, 
Lüs-SaZö  Z,  -Salbi  LG.,  -Selbi  SThierst.,  Lüse"-Salbi 
L  (JRoos):  1.  Läusesalbe.  aaOO.  Tierlibomade"  oder 
ebe"  Lüssalb.  ATobler  1909.  Säg  rfem  Apitegger,  er 
solider  Lüssalbi  gii",  ''ein  G'riehtsbresident  sinn  Blond 
hei"  Lfis.  ebd.  1905.  Ich  mnes"  zum  Vehtolter  go"  L. 
reiche"  L.  ,Leussalb,  ung.  pediculor.'  Bs  Apothekertax 
1047.  Als  notwendiger  Artikel.  Die  [Frauen,  die 
eine  Zeitschrift  nur  oberflächlich  lesen]  gäbi"d  's  Geld 
auch  g'schider  für  Lüse'salbi,  iveder  «ass-si  so-n-es 
Blatt  zuetüend.  JEoos  (Schwz.  Haushaltungsblatt  1900). 
Nüd  emäl  Gelt  ha"  zu  L.  (um  L.  z'  chauffe")  Z.  Er 
hat  ke'"  Geld  für  L.,  rersclwige"  für...  ZW1.  Er 
isch  so  arm,  er  vermw  nit  tinmol  L.  z'  chauffe"  SThierst. 
Hett-ich  (hett-er)  Geld  zu  L.l  Z  (Spillm.).  Für  etw. 
Geringwertiges:  (Das  isch)  L.l  spöttische  Ablehnung 
einer  Behauptung,  eines  Beweisgrundes  BsStdt  (Fritz 
Burckhardt).  —  2.  mehr  oder  weniger  scherzh.  für 
ein  Gemisch  aus  Butter  und  Schabzieger  (Grünkäse), 
das  aufs  Brot  gestrichen  wird  GT.;  ScHRamsen;  Th;  Z. 
Syn.  Mül-S.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI  360;  Martin-Lienh.  II 
353.    2   wohl  nach  dem  ähnlichen  Aussehn. 

Lösch-:  Salbe  gegen  Fieber.  .Weisse  Löschsalb 
zu  machen  ...  Wo  Hizen  sind,  nini  [usw.].'  Arzneib. 
1822.  —  Mül- SaM:  =  Lüs-S.  2,  Butter  und  Schab- 
zieger untereinander  gerührt  BsStdt  (Schülerspr.). 

Most-.  ,[Der  , adlerstein']  zerstossen  und  in  ein 
pttaster  vermengt  mit  [oleo]  cyprino  oder  gleucino,  das 
ist  hartriegel-  oder  mostsalb,  oder  mit  einem  anderen 
wermenden  stuck  vermischt,  ist  ganz  dienstlich  für 
die  obgemält  [.fallende']  sucht.'  Vogelb.  1557.  —  Vgl. 
Caelius-Aur.  ac.  III  3,   24. 

Nüt-:  ung.  nihili  Z  (Vogel).  .Nitsälblein.'  Bs  Apo- 
thekertax 1047.  —  Zu  Nüt  2  (Bd  IV   876). 

Buggel-  Salbi:  euphem.  für  Prügel  Bs.  —  Pla- 
neten-.     .Planetensalben     und    andere;     für    offene 


Schäden.'  1602,  ALüt.  (Inv.  eines  Scharlatans).  S.  noch 
lessel-brün (Bd  V  649).  -  Blätere"-:  1.  blasenziehende 
Salbe,  ung.  cantharid.  B  (Lindt).  —  2.  a)  Salbe  gegen 
die  Blattern.  ,[Dem  N.]  sol  meister  Hans  blattersalb 
geben.'  1544,  B  RM.  ,Der  frow  von  Signow  platersalb 
meister  Hanns.'  1550, ebd.  AuchbeiParac—  b)Spitalfür 
Blatterkranke.  Syn.  JM.-JrZws(BdI11722).  .Den  chuche- 
buoben  zu  Fulenbach  in  die  blatersalb  ze  tuond.'  1530, 
B  RM.  ,Anni  von  Copingen  ins  blatersalb.  Die  arme 
tragende  frow  und  sust  ein  ins  blatersalb.'  1534,  ebd.; 
so  noch  oft  in  den  folgenden  Jahren  (s.  BRM.  I  258/61). 
.Krusen  knecht  ist  in  der  platersalb  gelegen,  Messend 
m.  h.  gen  3  pfd.'  1536,  AFlury  1894.  ,N.  von  Stein 
clagt  sich,  wie  er  MStollin  von  Pfäffikon  zur  ee  ge- 
nommen, ira  etwas  daruff  gegeben  und  zwei  mal  in 
der  kilchen  verkünden  lassen,  habe  doch  das  ir  vater 
FStoll  abgeschlagen,  desswägen  das  er  hie  im  blater- 
salb sollt  glegen  sin.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Nuss- 
bouni  ins  platersalb,  ist  platz  da.'  1544,  BRM.  — 
3.  uneig.  a)  Schläge.  Der  muess-mer  einmöl  Blötere"- 
salb  ha",  tüchtig  Schläge  bekommen  GNessl.  —  b)  un- 
angenehme Verhältnisse,  Händel,  Unglück,  Missgeschick 
GNessl.,  oT.  Er  ist  i"  's  Bl.  i"e"  cho",  ins  Unglück. 
— -  4.  in  der  Verwünschung:  ,Dass  sy  botz  blatersalb 
schänd!'  Eckst.  ((Jone). 

Brand-:  Salbe  gegen  Hitze  und  Brand,  zB.  cera- 
tura  Saturni  ApK.  (T.);  GT.,  ung.  plumbic.  Z  (Vogel). 
Syn.  Chüel-S.  .Brandsalb  machen:  Nim  das  Wyss  von 
den  Gänsdrecken  und  Nydel,  süd  es,  bis  Schmalz 
daruss  wirt,  das  ist  über  ale  Salben  zum  Brand.'  Z 
Elgg  Arzneib.  um  1650.  .Brandsalb  zu  machen  [meh- 
rere Rezepte].'  Arzneib.  1822.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  300; 
Fischer  I  1349. 

Qua  ck  -  Salb  (i):  geringschätzig  für  eine  von  einem 
Quacksalber  oder  auch  selbst  bereitete  Heilsalbe  AcLb. 
—  Neubildung  von  Quach-Salber  (s.  d.)  aus. 

Rüde"-  B  (Lindt),  Rudi-  Zg:  Salbe  gegen  Krätze. 
,Rauds.,  ung.  ad  scabiem.'  Bs  Apothekertax  1647.  ,Ein 
bewährtes  Raudsalb:  Alt  Schmär  3  Lot,  Baumöl  und 
Quäksilber  jedes  ein  Lot,  fleissig  unter  ein  anderen 
gerührt,  bis  das  ein  zarte  Salben  gibt.'  Arzneib.  1822: 
wo  noch  einige  Rezepte.  —  Ge-sücht-,  Gesuchter-  Z, 
G'süchti-  Zg:  Salbe  gegen  Rheumatismus,  ung.rad.tilicis 
(Vogel).  .Eine  gar  gute  Gesüchtsalb  zu  machen,  die  gar 
bewert  ist. ..' Arzneib.XVII./XVIII.  .Ist  etwann  einGe- 
schücht[!]  darbei,  so  muss  mans  mithin  mit  dem  Ge- 
süchtsalb salben.'  ebd.  —  Schueh-Satön.  Ap;  BGr., 
G.,  Si.;  GT.;  Nnw;  ZO.,  -Salbi  f.  Ap;  BG.;  L;  GT.: 
Schuhschraiere.  Syn.  Seh.- Schmieri.  Als  Seh.  diente  der 
Liechtschmutz,  eine  Mischung  aus  einem  Teil  Tannen- 
harz und  drei  Teilen  Butter.  Bärnd.  1908.  Das  Fett 
des  Dickdarms  [von  geschlachteten  Tieren]  wird,  wenn 
nicht  weggeworfen,  höchstens  als  Seh.  verwendet,  ebd. 
1911.  Das  gibd-mer  nid  Seh. !  Ablehnung  eines  Dankes, 
ebd.  1908;  vgl.  Sp.  811  Mitte.  —  Schnabel-:  leckere 
Speise,  zB.  schön  durchzogener  Speck  BLütz.  -  Schnor- 
re11-: inderVerbindungSe/mon-e-satöf/e",  Maulschellen 
geben  GA.  — Schwi(n)- SaZ6  n.  Ap;  Z,  Schwini-Sa» 
UwE.,  -Selbe"  f.  B:  Salbe  gegen  Atrophie  Ap;  UwE., 
ung.  nervin.  B  (Lindt);  Z  (Vogel).  ,Ich  hab  etwan... 
dises  mein  Häftpflaster  einem  ganzen  Teil  der  Gliederen 
übergeschlagen,  in  welchen  ich  die  Schweinung  fürchtete 
. . .  und  ich  noch  nicht  konnte  die  Schweinsalbe  brau- 
chen nach  meinem  Vorteil.'  FWürz  1634;  ein  zweiter 
Beleg  Gr.  WB.  IX  2452.     ,Zu  dem  Schwin-Salb  nimt 


SllT 


Sali),   seil-,   silb, 


)lb, 


tlb 


man  ...  so  ist  ein  gutte  Schwein-Salb.'  Arzneib.  XV1I./ 
XVIII.  ,Ein  Kehwinsalben.  Nimmb  .  . .  darmit  das 
Glid,  an  welchem  die  Schwine  ist,  im  neuen  Mond 
überschweren  gesalbet.'  1716/24,  U  Rezepte  (AfV.). 
,Ein  bewährtes  Schwinsalb  zu  machen  für  die  Men- 
schen und  das  Veich  ...  So  nim  Rotbergerschmär  oder 
Späk  und  Safran  und  Holdermarg,  Hauswürzen  und 
Knoblech,  das  alles  klein  gesch[n]ezlet  und  dan  süden, 
so  lang  als  man  ein  Mus  seudt,  und  dan  dik  gesalbet, 
wan  der  Mon  neu  ist,  es  hilft  mit  Got.'  Arzneib.  1822; 
ebd.  noch  weitre  Rezepte. 

Seh  wind-:  =  dem  Vor.  Z  (Vogel).  , Schwindsalb, 
ung.  ad  tabem.'  Bs  Apothekertax  1647.  —  Auch  bei  Gr. 
WB.   IX   2680. 

Strick-, Salb  n.  Z  (Vogel),  Strickli- Selbe-  f.  B 
(Lindt):  =  Hälsing-S.  —  Türli-:  Masse  aus  Unschlitt 
und  Harz  zum  Verstreichen  der  Fugen  am  Fass-Türli 
ZSth.  Syn.  T.-Strichi.  —  Turn(er)-:  fingierte  S.  zum 
Einschmieren  des  kreischenden  Drehbaums  (Turner) 
am  Chäs-Chcssi,  wornach  etwa  ein  Senn  den  Zuehi"- 
triber  neckisch  aussendet.  Bärnd.  1908.  Einen  Ge- 
narrten schickten  seine  Kameraden  oft  bis  über  2 
Stunden  weit  den  Sennhütten  nach,  um  Tunisalb  zu 
holen,  stattdessen  er  dann  oft  nichtgar  Wohlriechendes 
in  der  Rocktasche  herbrachte.  DGemp.  (Schweiz  1858). 
—  Sattel-druck-:  liniment.  sruginis  B  (HBIattner). 

Waffe"-:  sympathetische  Salbe.  , Erstlich  weisst 
mau  und  ist  wältkündig,  dass  Leüt  sind,  welche  ein 
gwüsse  Salben  zubereiten,  mit  deren  sie  die  Wehr  und 
Waaffen,  darmit  ein  Mensch  verwundt  worden,  an- 
salben.  Oder  aber  wenn  sie  dasselbig  Waaffen  nicht 
haben  können,  nemmen  sie  ein  anders,  das  dein  ersten 
gleichet;  oder  ein  Hölzle,  sonderlich  von  wydin  Holz 
geschnitzet,  reiben  und  streichen  dasselbig  so  lang  in 
der  Wunden,  biss  sie  anfallet  schweissen  und  blueten, 
und  das  Hölzlin  darvon  benetzen,  solches  lassen  sie 
am  Schatten  trocken  werden  und  schmieren  dann  das- 
selbig an  mit  der  zuegerüsteten  Waffensalben,  alss 
wenn  es  der  Schaden  oder  Wunden  selb  were...  Von 
disem  Anschmieren  solle  dann  der  Krank,  wen  er 
schon  etlich  Meil  von  dem  Salb  oder  angesalbten 
Waaffen  oder  Hölzlein  abgelegen  were,  an  seiner 
Wunden  genäsen  und  gesund  werden.  Und  gleiche 
Salben  brauchen  sie  auch  zu  dem  Zahnwee.  Dem  die 
Zahn  wee  tun,  sol  dieselbigen  mit  einem  Messerlein 
ritzen,  biss  Bluot  nahin  fliesset,  und  dann  dasselbig 
an  dem  Messerlein  trucknen  lassen  und  mit  diser  Sal- 
ben bestreichen.  Item  wenn  ein  Pferd  vernagelt  seie, 
der  Nagel  aber  ihme  wider  aussgezogen  und  mit  diser 
Waaffensalben  überstrichen  werde,  solle  ein  gleiche 
Würkung  wie  auch  in  dem  Zahnwee  haben.'  Gwerb 
1646,  152/4  (woselbst  noch  Weitres);  darnach  Zau- 
berei  1704.  —  Vgl.  Sp.  809  u.   uud   Gr.  WB.  XIII   316. 

Wage"-:  =  Charren-S.  ApLb.;  „B"E.,  Si.,  Sign.; 
„GL";GR(Tsch.);  „L;  GMs;  Zo;  Z."  ,Item  Hanns  Disch 
dem  seiler  urab  seil  zuo  miner  hern  buwen  und  seil, 
strick,  helsing  und  wagensalb,  so  die  karrer  genommen 
band  in  daz  Hege,  in  daz  Sunngöw  und  Dornegg  etc., 
tuot  57  1.  17  s.  6  d.'  1498/9,  S  Seckelmeisterrechn.  Als 
Heilmittel.  Gegen  Hühneraugen  ist  gefundene  Wagen- 
salbe gut.  HZahler  1898.  ,Wenn  Hansli  sich  verletzte, 
wirsete,  so  strich  er  Wagensalbe  darauf.'  Gotth.  Zu- 
letzt [nachdem  allerhand  Heilmittel  gegen  die  Pocken 
vorgeschlagen  worden  waren]  frug  dann  Hansli  wohl 


noch,  was  sie  meinten,  wie  Wagensalb  wäre,  das  sei 
sonst  bsonderbar  heilsam  . . .  Wenn  Mädi  von  seinem 
Wagensalb  hätte  brauchen  wollen,  so  wäre  es  viel- 
leicht schon  gut'  ebd.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XIII  -tiiT. 

Wnni-Salb  ApLb.,  -Selbi  SBreit.:  wie  nhd.  ,Do 
reichet  der  suppriol  schnei  ein  wundsalb  ...  damit  die 
wunden  [des  Jetzer]  vor  grossen  schmerzen,  vor  ge- 
schwulst,  schwären,  eiter  und  füle  ze  bewaren.'  Ansh. 
,Mit  dem  Wundsälblin  sol  man  die  Wunden  ganz  voll 
überschütten.'  Würz  1612;  wo  noch  einige  Belege.  — 
Zug-:  Salbe  zum  .Ziehen'  des  Eiters  Obw  (Etlin). 
—  Zwi-.  .Anderweitige  Produkte  gegen  Obstbaum- 
krankheiten und  Insekten,  auch  Pfropfsalbe  (Zwiesalbe) 
werden  auf  spezielles  Verlangen  [von  der  landwirt- 
schaftl.  Genossenschaft]  geliefert.'  W  Bote  1909. 

G^-salb,  -salb  n.:  1.  (,geselb,  -salb')  Coli,  zu 
Salb.  ,Duo  chamin  die  heiligin  vrouwe  mit  ir  bimiton 
[Specereien]  unde  mit  ir  giselbe  und  wolten  unsirs 
herren  lichamin  salbon.'  XII.,  Wack.  1876.  ,Mit  un- 
sirme  guotin  giselbe.'  ebd.  ,Du  [Gott]  begeussest  mein 
haupt  mitgesälb.'  1529,  Ps.;  ,51.«  1530  ff.;  sXaim.  LXX. 
,Guot  geröueh  und  gesälb  machen  das  herz  frölich.' 
1548/1638,  Prov.;  .salben.'  1530,  ,gutes  Salb.'  1683/ 
1707;  uüpoi£.  LXX.  ,Lass  deinem  haupt  an  wolrie- 
chendem  gesälb  kein  mangel.'  1548.  1638,  Pred.,  .ge- 
salb.' 1589  (wohl  Druckfehler);  .salben.«  1530.  1683/ 
1707.  ,Der  Geschmackt  desse,  der  sich  anstreicht  mit 
wolriechenden  Gesälben.'  FWyss  1665.  —  2.  (Ge-salb) 
Coli,  zu  salben,  mit  ungünstigem  Nbsinn.  a)  wie  nhd. 
Gesalbe.  Hört  das  G's.  noch  nid  bald  üf!  Das  cbig 
G's.  ist-mer  afe"  verleidet!  Bs.  —  b)  Geschmier,  Ge- 
sudel BG.;  L:  St.5  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1  b,  3783;  Fischer 
III   439. 

,salbächtig:  mit  salb  geschmirbt,  unguentatus, 
unguentosus,  delibutus.'  Mal. 

salbe"  (-ä-  ScHBamsen),  in  PRima  lt  Schott  -on, 
in  PAL;  W  -u",  3.  Sg.  Pras.  und  Ptc.  -et  (ot  W),  in 
GrTIis  -t:  im  Wesentlichen  wie  nhd.  1.  mit  einer 
Salbe,  übh.  einem  fettigen,  auch  öligen,  (dick)fiüssigen 
Stoffe  bestreichen.  Schmirwen  und  S.  hilft  alleHhalbe", 
allg.  verbreitetes  Sprw.  (bes.  i.  S.  von  aa  und  cy  an- 
gewendet), auch  mit  Zusatz;  s.  Charren  II  (Bd  III 
422,  wo  Tu;  ZStall.  hinzuzufügen).  ,S„  (uber)schruir- 
wen,  (ex-,  in-,  per)ungere,  linire,  col-,  illinere.'  Fris.; 
Mal.  a)  vornehmlich  vom  menschlichen  bzw.  tierischen 
Körper.  <x)  zu  Heilzwecken.  S.  und  Räuchern  sind 
die  Hauptoperationen  der  Bauernarznei  GrPi\  (Kind). 
Alles  S.  hat  Nüt  me  (/nützt,  bei  einem  Todkranken. 
.[Arzt:]  Mit  Netzen  und  S.  würde  man  da  [bei  Einem 
an  den  Blattern  Erkrankten]  nur  verderben  ...  Unter- 
dessen hatte  Mädi  grusam  Fleiss  und  salbete  Tag  und 
Nacht,  bald  mit  Nidlenhaut,  bald  mit  süssem  Anken, 
bald  mit  Schmeer,  bald  mit  Augenwasser  oder  Augen- 
salbe.' Gotth.  Man  sucht  sie  [die  Warzen  an  den 
Euterzitzen]  zu  vertreiben  durch  .salben',  dh.  ein- 
reiben mit  Fett  BSi.  (AfV.).  Jeses  Maria,  wie  hesch 
du  nid  Bei"  und  salbist  nüd?  spöttische  Ablehnung 
LTriengen.  Heiter  o'h  Patcriotismus?  Erster  Rekrut: 
,Ich  nid,  aber  der  Vatter  ischim  e"chlei"  ungeru'orffe".' 
Zweiter  Rekrut:  ,Früecher  han-ich  dra"  glitte",  aber 
Ich  jla«  derfür  >ta»;  Was  heit-er  derggege"  'brücht? 
,G'saubet  han-i'h.i  ß  Hink.  Bot  1897.  ,Es  hilft  [der 
kranken  Messe]  weder  schryen  noch  s.'  NMan.  ,Da 
dann   insonderheit  das  auch  wol  zugewaren,   dass  es 


809 


vast  oiu  Gemeines  und  Durchgehend*  ist,  wer  sich 
hie  oder  dort  auff  der  Landschafft  under  der  Baur- 
samme  des  Arznens,  Anhenkens  oder  Salbens  äussert 
einem  recht  gewissenhaften  Leib-  oder  Wund-Arzet 
underwindt  und  annimmt,  dass  sie  mehrteils  etwas 
Sprüchen,  Sägen,  Zeremonien  und  anders  nichts  Rechts 
darzu  oder  darunder  vermischen  und  gebrauchen.' 
Gwerb  1646.  A"  Öppis  (ame")  s.  Ich  ha"  iez  scho" 
lang  dra*  [an  einem  .Schaden']  ume"  g'salbet  und  's 
ist  all  noch  nüd  besser.  Wie  göd  's  der  mit  dimm  Äug, 
Haness?  —  I'h  iräss  näht"  nüd  recht;  ü"serer  Tokter 
salbet-mer  scho"  mcr  das  vierzehe"  Tag  dra"  omme"  ond 
bi"  g'ad  glich  noch  g'schn-olle".  ATobler  1908.  ,Ist  mir 
der  Fluss  vom  linken  Arm  in  die  Hand  gesessen,  dass 
sy  mir  gar  hoch  ufgeschwollen,  also  dass  nit  allein 
der  Scherer  und  andere  Wyber,  sondern  auch  Doctores 
daran  gebeyt,  gesalbt  und  ir  Heil  versuocht  haben, 
aber  Nitzit  usrichten  megen.'  um  1600,  Bs  TB.  Mit 
Acc.  Eine  Wunde  s.  ZS.  Se,  zeig,  wo  hct  's-di'h  g'gc"? 
sc,  i'h  will-der  's  s.  JRginh.  1907.  ,He,  sagte  Mädi  [zum 
Arzt],  wenn  es  ihn  [den  Pockenkranken]  gebrannt 
hat,  so  habe  ich  ihn  gesalbet.'  Gotth.  , Salbe  oder 
bestreich  söliche  ort,  da  die  fädern  hinweg  gfallen 
sind,  vast  wol  mit  essich.'  Vogelb.  1557.  , Söliche 
schaben  oder  motten,  damit  [mit  der  angegebenen 
Salbe]  gesalbet,  sterbend  darvon.'  ebd.  , Eschen  von 
den  gebranten  hundszänen  mit  butter  die  bilderen  ge- 
salbet, machet  one  schmerzen  zanen.'  Tierb.  1563. 
,Man  mag  auch  [gegen  den  ,bauchlauff']  das  herz- 
grüblin  und  magen  mit,  myrtenöl,  wermutöl,  mastixöl 
wol  s.,  damit  die  speiss  dester  lenger  in  dem  magen 
beleihe  und  wol  gekochet  werde.'  HPantal.  1578. 
,Dysse  [vorher  beschriebene]  salb  ist  wunderbarlich 
zuo  heilen  alle  biisse  brästen,  usswendig,  went  du  den 
rugrat  von  oben  herab  salbist,  im  namen  got  des 
vatters,  des  suns,  des  heiligen  geists,  bys  uff  den  burzel, 
so  höret  die  feber,  wie  sy  da  sygend,  one  zwiffel.'  Zg 
Arzneib.  1588.  ,Die  mir  [dem  Bündnerland]  als  die 
Nächsten  die  Wunden  kurieren  sollten,  vervielfältigen 
mir  die  Pein  ...  salben  mich  mit  Skorpionen,  Dornen 
und  Disteln.'  1618,  Gr  (Zinsli  1909).  ,Den  kleinen 
Rinderen  das  Herzy  [dh.  die  Brust]  darmit  [mit 
.Etickenöl']  gesalbet  ist  gar  guot.'  Arzneib.  XVII./ 
XVIII.  .Stich  (Lungenentzündung).  Nimm  7  Nägel 
aus  einem  Totenbaum,  worin  ein  Mensch  verwesen  ist, 
siede  die  Nägel  in  dem  Baumöl  und  von  diesem  Ol 
gib  dem  Kranken  7  Tropfen  und  salbe  ihn,  wo  es  ihn 
sticht.'  XV11L,  UwK.  .Salb  dei  Schweinig  damit  [mit 
einer  Salbe]  alle  Tag  im  wachsenden  Mond  ein  Mahl, 
so  wachset  das  Fleisch  wider.'  Arzneib.  1822.  ,Salbe 
dei  Angesicht  [gegen  Säuren].'  ebd.  S.  noch  Blassen, 
Bliitti,  brännen  (Bd  V  151.  217.  620);  Rist  (Bd  VI  1512). 
.Wäfen  s.',  als  sympathetisches  Mittel ;  vgl.  Wäffen-Salb. 
.[Es]  wirt  sich  nicht  übel  schicken,  auch  etwas  von 
dem  Waaffen-salben,  dardurch  man  Verwundte,  so  wol 
Leüt  als  Vych,  zuheilen  begärt,  zugedenken  und  zu- 
handlen,  was  Gestalt  es  mit  dem  selben  habe  und  was 
darvon  zuhalten  seie.  Da  dann  zum  Vordersten  zu 
wüssen,  dass  von  disem  Waafen-salben  so  vil  und 
mancherlei  discuriert  und  geschriben  wirt,  dass  nicht 
wol  müglich,  Alles  der  Länge  nach  zu  erzellen.'  Gwerb 
1646.  ,Nun  merke,  wie  du  die  Waffen  schmirren  solt. 
Zum  Ersten  erfahre  mit  Fleiss,  ob  der  Krank  gehauen 
oder  gestochen  seye,  als  du  dann  auch  an  dem  Waaffen 
erkennen  magst.    Dann  du  musst  es  schmirben  nach 


dem  Wehr:  ist  das  Waaffen  in  das  Fleisch  gehauwen 
oder  in  den  Leib,  so  salb  es  mit  dem  Finger  usen- 
werts,  und  ist  es  gestochen,  usswerts,  desgleichen  auff 
Alles  soltu  das  ussenwerts  s.  Auff  das  Holz  hab  sonder- 
baren Fleiss,  dann  es  bringt  den  Wunden  Schaden 
und  Schmerzen;  ist  es  aber  Sach,  dass  du  es  an  den 
Waffen  nicht  erkennen  kanst,  dass  er  verwundt  seye, 
so  mustu  das  Holz  ganz  und  gar  s.  .. .  Wiltu  ihn  bald 
heilen,  so  salb  die  Watten  oft.  Es  ist  aber  nicht  von- 
nöten,  alle  Tag  zu  s.'  Arzneib.  XVII.jXVIIl.  —  ß)  zur 
Zauberei.  Eine  Hexe  wollte  ihren  Mann  in  die  Or- 
densgeheimnisse einweihen  und  lehrte  ihn,  wie  er  das 
,Steckli'  salben  und  durch  den  Kamin  auf  den  Mist- 
haufen fahren  solle  [usw.].  1870,  ApWalz.  (Henne  1874. 
1879,  455).  ,Dem  N.  habe  sy  [eine  Hexe]  uff  der  Almend 
ein  Ross  und  uff  der  Kalberweid  ein  Kalb  . . .  ange- 
rürt  und  gesalbet.'  1610,  Z.  ,Des  Beat  Sigersten  Knab 
[hat  die  Hexe]  by  St  Michel  nebendt  Hern  Hess  ins 
Tüffels  Nammen  gsalbet,  darvon  er  erlammet  und 
gstorben.'  1660,  Zg  (ADettling  1905).  S.  noch  Hex 
(Bd  II  1826).  -  r)  zur  Pflege  des  Körpers.  ,Wol- 
riechende  salb,  gemacht  den  leib  darmit  zesalben,  un- 
guentum.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Sp.801  u.  Refl.;  s.  Bd  II 
50  o.  Einen  Leichnam  ,s.':  ,Kauftend  Maria  Magdalene 
[usw.]  specerey,  auff  das  sy  kämind  und  salbetind  in 
[Christi  Leichnam].'  1530 ff.,  Marc;  s.  auch  Ge-salb.  — 
8)  symbolisch,  zur  Weihung.  Biblisch.  Ein  Guggis- 
berger,  der  in  der  Stadt  ein  Psalmenbuch  kaufen 
wollte,  soll  auf  die  Frage  nach  seinem  Begehr  geant- 
wortet haben,  er  wünsche  ein  Buch,  in  dem  stehe: 
Du  schenkist  mier  den  B  xher  g'schivi'blet  -  g' schwäblet 
vollen  in  und  salbist  mi'n  HiVpt  mit  Schmutz  B;  vgl. 
Ps.  23,  5.  ,Und  solt  [Moses]  darmit  s.  die  hütten  der 
zeügnuss  und  die  laden  der  zeügnuss,  den  tisch  mit 
allem  seinem  gschirr  . . .  und  solt  sy  also  weihen  . . . 
Aaron  und  seine  sün  solt  du  auch  s.  und  sy  mir  zuo 
priestem  weihen.'  1530  ff.,  IL  Mos.;  xP£a£tS-  LXX.  Von 
der  Salbung  christlicher  Priester  und  Fürsten:  ,Ir 
[der  weltlichen  Fürsten]  s.  das  kompt  ouch  von  Rom 
..  .  Sunst  ir  keiner  gesinnet  hett  und  nimermer  an  s. 
dacht  . . .  Die  warheit  lert,  dass  furohin  ein  christ  von 
Got  sol  gsalbet  sin.'  1532,  Vad.;  s.  auch  Parol  (Bd 
IV  1446).  —  b)  von  allerlei  Gegenständen,  (ein-) 
schmieren.  D'  Tür  [die  Türangeln]  s.  GrTIis.  Gang 
go"  d'  Türe"  s.,  dann  hört-si  gire"!  ZW.  Leder  ,s.', 
um  es  geschmeidig  zu  machen;  s.  ge-lind  (Bd  III  1317). 
Es  eermegi  Niema"  d'  Firblatta  mit  Anke"  z'  s-en  uan 
er,  prahlt  etwa  ein  Grindelwaldner,  wenn  siedendes 
Fett  Feuer  fängt.  Barnd.  1908.  D'  Lunzi  Madlmi  het 
Anke"  im  Sack,  es  mag-ne"  nid  brücke",  drum  salbet  's 
der  Sack,  Volksreim  LE.  (Af  V.);  eine  Var.  dazu  Sp.  614. 
,Salboten  den  [gefälschten]  brief  und  leiten  in  an  den 
rouch,  darumb  daz  er  alt  geschaffen  wurde.'  Jist. 
,Den  amman  Püntiner  von  Ure,  was  ein  veist  man, 
hüwends  [die  Landsknechte  bei  Marignano  1515]  uf, 
salbten  mit  sinem  schmer  ire  spiess  und  stifel.'  Ansh. 
,[Der  Stadtuhrenmacher  erhält  eine  Besoldung  na.]  für 
Glocken  s.  und  Kahl  stellen.'  XVIIL,  Bossh.  Chr.  Übh. 
bestreichen.  ,Wer  wil  ein  Ding  machen,  das  es  übel 
stinke,  der  salb  es  mit  Bibergeil,  dass  findt  man  in 
der  Appendek.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  ,Es  ist  am 
besten,  wan  du  das  Brodt  mit  Baumöhl  salbest.'  Z  Kochb. 
XVIII.  S.  noch  nemmen  (Bd  IV  748).  Insbes.  a)  d' 
Schnell  (d'  Stifel)  s.,  mit  Fett  einreiben,  zum  Schutz 
gegen  Nässe,  aber  auch,  bes.  in  früherer  Zeit  und  auf 


811 


Salb,  sell>,  silb,  solb,  sulb 


812 


dem  Lande,  statt  des  Wichsens  Aa;  Ap;  ßstw.;  B; 
Gr;  GT.;  Sch;  S;  iiiTh;  Z.  Früher  verwendete  man 
dazu  meist  heisses  Schweinefett  (Söu- Schmalz,  (Häsi-) 
Schmutz)  oder  ünschlitt;  jetzt  sagt  man  eher  d'  Schnell 
ß")schmiere"  und  benutzt  dazu  gekauftes  Schuhfett  in 
Büchsen  AaF.;  ähnlich  auch  sonst.  ,Wie  als  Folie  [zu 
den  weissen  Sonntagsstrümpfen]  dienten  zu  ihrer  Ab- 
hebung die  starken  dicken  Männerschuhe,  die  man 
mit  warmem  Fett  tiefschwarz  zu  färben  (salbe")  so 
wenig  unterliess  wie  heute  das  Wichsen.'  Bärnd.  1904. 
Unter  den  Sitzbänken  [in  der  Wohnstube]  lief  noch 
eine  Schuhbank  für  die  Sonntagsschuhe,  die  aber  vor- 
mals nicht  gewichst,  sondern  nur  eingefettet  oder  ge- 
salbt' wurden.  APletscher  (SchScIiI.).  Churzwllig 
Vrichtet  het  das  Meifli,  über  's  Bürc'wesc",  über  ...  's 
Schuelisalbe".  .Thach.  1883.  , [ünschlitt  sei  an  der  Kuh] 
nicht  viel  mehr  als  für  einem  Kind  die  Schühli  zu  s.' 
Gottu.  Rönnlepeter  rüstet  d'  Schnitz  fer  d'  Reis  u"d 
salbet  a"  Schueh.  B  Dorf  kal.  18S7.  .Seine  [des  mit  seiner 
Mutter  in  die  Kirche  gehenden  Jakobli]  Schuhe  waren 
schön  gesalbet.'  Gotth.  ,Als  endlich  der  Tag  sich 
neigte,  da  gieng  er  heimwärts  in  seinen  mit  Fett  ge- 
salbten Schuhen  und  seiner  hörnernen  Schnupfdrucke.' 
ebd.;  Kennzeichnung  eines  schlichten  Bauersmanns. 
Anderseits  gilt  als  unordentlich  und  nachlässig,  wer 
mit  ung'salbete"  Schuehne"  vo"  Hüs  göt,  auf  Besuch 
usw.  ZO.  S.  noch  Netzen  (Bd  V  285);  umsehen  (Sp. 
552).  ,Wie  können  wir  darzuo,  das  sy  uns  wolten  ge- 
bieten kein  eyer,  kein  milch,  sunder  stinkends  öll  zuo 
essen,  damit  sy  kum  zuo  Rom  ire  schuoch  tuond  s.' 
Zwingli.  RAA.  We""-mW  d'  Schnell  [erst]  a"  Fiesse" 
salbed,  so  ivird-mw  rergesslieh.  Bärnd.  1908.  Jetz  chan"- 
ich  d'  Schueh  s.,  sagt  Mancher  iron.,  der  für  geleistete 
Dienste  oder  Gefälligkeiten  statt  greifbaren  Lohnes 
nur  Dankesworte  bekommt,  mit  denen  er  sich  nicht 
einmal  Fett  kaufen  kann,  um  die  Schuhe  einzuschmie- 
ren AaF.  Übertr.,  sich  rüsten,  aufmachen,  beeilen. 
Er  salbet  slner  Schueh,  macht  sich  auf  den  Weg. 
Bärxd.  1904.  ,Es  geschieht  aher  auch,  dass  das  Eilen 
gut  gefunden  wird.  Wenn  zB.  das  Fleisch  fehlt... 
dann  heisst  es:  Jakobli,  salb  z'  [I.  d']  Schuh;  Christen, 
lauf;  Hansli,  mach'  dich  z'weg  . . .'  Gotth.  ,Und  wer 
in  diesem  Wettlauf  [der  einzelnen  Erwerbsgruppen] 
um  Geld  und  Gut  nicht  zu  kurz  kommen  will,  der 
muss  eben  frühzeitig  seine  Stiefel  salben,  dass  er 
laufen  mag  und  sie  ihm  nicht  weh  tun,  sonst  bleibt 
er  eben  zurück.'  Schweizer  Bauer.  Mit  Unterdrückung 
des  Objekts:  ,Uf,  uf!  salbit, laufit!  gschwing, gschwing! 
hüt  noch!'  B  Volksztg  1902.  Spez.,  sich  in  Gala  stecken 
(wozu  in  erster  Linie  glänzende,  reine  Schuhe  ge- 
hören), um  Gevatterleute  zu  suchen  GrD.  (B.).  — 
ß)  de"  Wage"  (Gharre")  s.  Ap;  Bstw.;  B;  GrTIis;  GT. ; 
Tntw.;  ZRuss.,S.  D'sRads.  W.  N.  hat  du  d' Gutsche" 
g' waschen  u"d  g'salbet.  EGünter  1908.  Abs.  Wer  guet 
salbet,  fart  guet,  meist  i.  S.  von  cy  B  (Zyro).  Im 
Bilde.  Ei"em  der  Wage"  s.,  ihm  den  Meister  zeigen, 
es  so  einrichten,  dass  er  dort  durch  muss,  wo  man 
es  haben  will  BE.  Bern  han-i'1'  der  Wage"  gf salbet! 
,heimgezündet'  BoAa.  ,Den  karren  s.',  Andre  sich  und 
seinen  Absichten  geneigt  machen.  XVI.  (öfter).  Bes. 
durch  Geld;  s.  Charren  II (Bd  III  422).  ,Und  so  dann 
uns  die  zwölf  ort  der  Zwingli  anzeigt  in  einem  truek 
wider  doctor  Faber  usgangen,  als  ob  wir  die  disputation 
zuo  Baden  angsechen  allein  um  gelts  willen,  und  sye 
der  karren  gesalbet...'   1526,  Absch.  ;   vgl.  Sp.  805  o. 


Auch  durch  andre  Mittel:  ,Dass  sy  [Esther]  den  künig 
zum  anderen  mal  zur  maalzyt  berüefft,  ee  sy  den  Ha- 
man  verklage,  ist  nit  on  ursach  beschähen.  Sy  wolt 
den  karren  salben,  das  gmüet  dess  künigs  erweichen 
und  sich  glichen;  dann  sy  wusst  wol,  wie  die  wält- 
menschen  so  vil  uff  kostlich  ässen  und  trinken  und 
allerlei  pracht  setzend.1  LLav.  1583.  —  c)  meist  vom 
Vor.  ausgehend  in  mehrfacher  Übertragung,  a)  scherzh., 
die  Sprechwerkzeuge  (bzw.  den  psychischen  Organis- 
mus) s.,  sie  durch  Trinken  zur  Tätigkeit  anregen. 
Vgl.:  ,Es  ist  halt  mit  der  Zunge  [es  ist  von  Kaffee- 
schwestern  die  Rede]  aecurat  wie  mit  einem  Wagen- 
rad: wird  dieses  viel  umgetrieben,  so  muss  es  auch 
viel  und  gut  gesalbet  werden.'  Gotth.  ,Er  wird  ordent- 
lich beredt  in  seinem  Zorn,  doch  wohl  verstanden, 
bloss  innerlich,  nicht  äusserlich,  und  wenn  ein  An- 
stand kam,  so  salbete  er  sein  Gedankenrad  mit  Wein, 
bis  es  wieder  in  Schwung  kam.'  ebd.  UV«"  so 
schtvätzt  und  singt  und  raucht,  dö  mues'-men  au'-h  s., 
''ass-cs  wider  lauft.  Breitenst.  1803.  So,  jitzc"  war 
wider  Ei"s  g'salbet,  sagt  der  Erzähler,  der  sich  durch 
einen  Schluck  aus  dem  Glase  unterbrochen  hat.  Loosli 
l!il(i.  ,Die  Mehrzahl,  welche  bereits  im  Wirtshause 
war,  füllte  die  Humpen,  trat  vor  das  Haus  und  salbete 
die  Kehlen  nochmals  zu  einem  donnernden  würdigen 
Empfang  der  Patrioten.'  ebd.  ,Es  scheine,  die  könnten 
das  Maul  auch  noch  auftun,  wenn  sie  wollten;  [man] 
werde  es  ihnen  aber  erst  brav  s.  müssen,  ehe  es 
gängig  werde.'  Gotth.  Vom  Kuckuck.  Der  Ggugger 
chann  nid  brielen,  eb  er  sin  Hals  mid  Vogeleire"  g'salbed 
hed.  Bärnd.  1908.  [Der  Kuckuck  hört  auf  zu  brüele"] 
wil  er  ij'hi'ner  Eileni  mer  i"  de"  Nestere"  findt,  für 
der  Schnabel  z'  s.  ebd.  1911.  Spielleute  durch  Trank- 
spenden zum  Spiel  anregen.  Der  Giger  muess  aw'' 
g'salbet  si",  süsch'  spilt-er  nit.  Uf  der  Stell,  Vik,  noch- 
n-e"  Flasche"  reiche"!  JReinh.  1907.  S.  auch  Spil-LiH 
(Bd  III  1525).  Vom  Trinken  an  sich,  die  Kehle  an- 
feuchten. Ich  mues'-mer  e"chli"  der  Hals  s.  B  (Zyro); 
GrTIis.  Das  [10  Lutzer]  taugt  da  Krage  z' s.,  es  gibt 
just  zunerä  Halbä.  Tyrolersp.  1743.  S.  noch  Sper-Riter 
(Bd  VI  1704).  ,üie  Zeit  s.',  sie  sich  mit  Trinken  ver- 
kürzen: ,Die  Zeit  rutschte  ziemlich  rasch,  da  sie  mit 
ziemlichem  Wein  gesalbet  ward.'  Gotth.  —  ß)  den 
Mund  (Hals)  mit  einer  (fetten)  Speise  s..  wohl  urspr. 
auch  mit  Bez.  auf  das  Sprechen;  so  noch:  , Hinter 
Wein  und  Bratis  kann  jede  Granne  ein  süsses  Maul 
machen.  Wenn  man  Einem  den  Hals  brav  salbt,  so 
ist  es  keine  Kunst,  holdselig  und  glatt  zu  reden.' 
Gotth.  ,Ich  stellte  mir  vor,  wie  ich  des  Nachmittags 
herausgieng  und  mit  einem  Zöpfli  Brägelwurst  mir 
den  Mund  salbte...'  ebd.  Gast:  De'  Brote"  häd  und 
öbel  g' schmeckt,  rceder  e"chli"  waul  fässt  ist -er  g'se". 
Wirt:  Eben  en  derege''  Brote"  ist  grad  recht  zomm  e" 
derigi  Schorre"  z'  s.,  ond  domit  Punkt.  ATobler  1905. 
—  f)  (Ei"'m)  d'  Hand  s.,  ihn  bestechen  GrPt.  Sonst 
mitAcc.  P.,  oftauchabs.  Ar;  B;  Gl  (St.b);  Gr;  L  (St.*)'; 
ScHHa.;  Ndw;  Zg  (St.1').  Mer  hein'n  e"chli"  g'salbet 
B  (Zyro).  Er  ist  o^-n-Cchli"  g'salbet  wordc"  BG.  Es 
ist  g'salbet  worde",  es  ist  Bestechung  im  Spiel,  ebd. 
Jö,  wie  göd  's  mit  de"  neue"  Herre"!  's  göd  halt  wie 
mit  de"  neue"  Schueh:  sii  trocki"d!  —  Die  alte"  hetti"d 
auch  'trockt,  wenn-me"  s'  nüd  g'salbet  hett!  ATobler 
1902.  Du  mansch  zum  Fürsprech  rönne",  gib  Ankc"- 
balle",  Schmutz  derzue:  es  schmiert  und  salbet  nümme' 
g'nue"  [um  einen  Prozess  zu  verhindern].   Wie  Mänge'' 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sul 


-1! 


dankt  mit  Schmerze"  nit  a"  's  Schmiere"  und  a"  's  S. 
und  rechnet  ujf  e"  bessri  ZU,  wo  's  niimme  geit  wie-n- 
albe",  wo-n-er,  statt  vor  de"  Richter  z'  gö",  es  Schränzli 
Land  het  fare"  lö".  Schild.  ,Es  wisse  jetzt,  wo  [ge- 
meint ist  das  Gericht]  das  S.  [Bestechen]  am  meisten 
nütze.'  Gotth.  ,Als  [1525]  die  Spanier  in  der  Engel- 
burg von  bäpstlieher  feiste  wol  gesalbet  waren  ...'  Ansh. 
,[Der  Engel  Raphael  verspricht  Bern  Gottes  Schutz, 
so  lang  es]  das  Schwert  aufrecht  führt  allenthalbn, 
lasst  sich  mit  fremdem  Gelt  nit  salbn.'  Myricads  1630. 
Übh.  Einen  für  Etw.  günstig  stimmen,  ohne  die  Vor- 
stellung unerlaubter  Mittel:  Ich  will-ne"  afe"  e"chli" 
s.,  und  wenn- er  de""  ine"  chunnt,  so  ni""t-ne"  de"" 
nume"  recht  z'tveg.  FMarti  (BO.).  —  8)  Einen  ,ein- 
seifen',  betrügen;'  s.  baffen  4  (Bd  IV  1046).  —  e)  (von 
a  a  ausgehend)  einen  Körperteil  s.,  bleuen.  De(r) 
Buggel  s.  Bs;  ZRuss.  Fh  will-der  der  Binder  s.  Bs. 
Mues'  [icb]-fZer  acht  's  Födle'h  s.?  AaF.;  Ap.  .Der 
Esel  wird  je  länger  je  stätiger,  er  geht  mir  nicht  ab 
Platz,  bis  ihn  Jemand  bei  den  Ohren  zieht,  während 
ein  Anderes  ihm  das  Nest  salbet  mit  einem  Stecken.' 
B  Hink.  Bot  1900.  Auch  mit  Acc.  P.:  So  het-er  packt- 
mich  [der  Lehrer  den  Schüler]  bi  de"  Fecke"  und 
g'salbet  mit  dem  Haselstecke".  Schwzd.  (IT).  Im  Volks- 
reim. Uri,  Schwyz  (Zug)  und  Underwalde"  tuend  dem 
Für  (de"  Pure",  in  ZF.  dem  Reiser)  das  ('s)  Füdlich 
s.  ZF.,  Stdt,  Wangen,  händ  in  enandere"  's  Füdlerh 
g'salbet  L.  , ZT.,  Schw.  unä  U. —  chumm,  mir  wei"  d' Ust- 
richer  $.!'  isch  ja  no'*  hütigstags  es  Spriichli.  Schwei- 
zerm.  1891  (B).  Vögeli.  Vögelt,  bick!  hangist  amene" 
Strick,  hangist  amene"  Galge":  chumm,  ich  wiü-der 's 
Füdeli  s.!  Z.  —  2.  a)  Etw.  (Fettiges,  Schmieriges) 
um,  in  oder  an  Öppis  ume"  (umenand)  s.,  herumstrei- 
chen Ap;  Th;  Z.  Du  salbist  jo  Alls  grad  om  's  Mül 
omme"!  zu  einem  Kinde,  das  unordentlich  isst  Ap;  Th. 
Muesch-es  nüd  eso  lang  im  Mül  omme"  s.!  zu  Jmd,  der 
einen  ihm  nicht  schmeckenden  Bissen  nicht  schlucken 
will  Ap.  Tue's  doch  nid  all  in'n  Händen  ume"  s.! 
Th;  Z.  Ond  denn  hend  zo  Al'em  he"  die  Schibe"  [in 
einem  .Panorama']  noch  eso  g'stunke"  com  Schnüfvon  an- 
dere" Lüte",  wo  vorane"  erni  Nase"  dromm  omme"  g'salbet 
g'ha"  hend.  ATobler  1901/2.  Zwetschge"  fressen  ond 
Latwäri  omni  's  Mül  omme"  s.  ebd.  1908.  De"  Lüller 
han-ieh  ehe"  no'h  im  sibe"te"  Jör  mös'e"  im  Mül  omni- 
enand  s.  ond  i"  d'  Schuel  ne",  das'-ieh  jö  devo"chömm. 
ebd.  1909.  —  b)  übh.  schmieren,  sudeln  Ap  (T.);  B; 
L;  Ndw;  ZS.  Wa'  hast  dö  (da)  wider  g'salbet!  tadelnd 
zu  einem  Kinde.  Spez.,  schlecht  schreiben  oder  malen 
B;  L  (St.b).  Das  isch'  nume"  g'salbet,  von  schlechter 
Malerei  B  (Zyro).  —  g"-salbet:  a)  zu  salben  1  a  y. 
So-ne"  g's-er  [parfümierter]  Mussiö.  AHeimann  1899. 
—  b)  zu  salben  lab.  ,Dass  üch  [Pfaffen]  der  donder  in 
gitsack  sehend  mit  der  gesalbten  beschornen  sekt!'  1522, 
NMan.  ,l>ie  Christen  fragend  iren  gesalbeten  pfaffen 
nüts  me  nach.'  Zwingli.  —  c)  zu  salben  i&ß;  s.  schon  Sp. 
811.  ,Üer  Lärm  und  das  Durcheinander  von  Stimmen 
aus  abgetrockneten  Waadtländer  Kehlen,  welche  wie 
bekannt  tönen  wie  ungesalbete  Wagenräder  oder  aus- 
gehende Dampfkessel,  war  ins  Dorf  gedrungen.'  Gotth. 
Gö",  lauffe"  wieg's.,  ,wie  geschmiert'  Aa;  B;  GrTIis;  G 
Sa;  Z.  Von  zungenfertigem  Sprechen.  Das  ist  g' gange" 
wie  g's.  B;  Z.  Es  [ein  junges  Mädchen]  cha""  rede" 
wie  g's.  Gotth.  Jetz  ist  der  schlaue"  Täsch  von-ere" 
Wirti"  ires  Mal  uf  e<nmol  g'lfiffe"  wie  g's.  FOschw.  1898. 
S.  noch  reden  (Bd  VI  544).     Von  einer  Arbeit:  ,Nun 


lief  die  Arbeit  wieder  freudig  fort  wie  gesalbet.'  Gotth.; 
in  den  andern  Ausgg. :  ,wie  am  Schnürchen.'  —  d)  zu 
salben  1  <■  y.  ,Ward  dem  Römschen  keiser  und  dem 
Engeischen  küng  uf  ire  hohen  und  heftigen,  ouch  nit 
gar  ungesalbten  Werbungen  von  der  Eidgnossen  an- 
wälten  volgende  antwort  verabscheidet.'  Ansh.  .Durch 
dis  wolgesalbt  wolfgsang  [es  ist  von  einer  Werbung 
des  Papsts  die  Rede]  wurden  d  Eidgnossen  bewegt, 
dem  heiigen  vater  6000  kneebt  gerüst  zebaben  und 
zegeben.'  ebd. 

Ahd.  mlbön,  mhd.  Wien;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1689/92. 
Zur  Bed.  ist  bes.  schmirwen  zu  vergleichen.  Zu  1  c  y  vs'- 
auch  das  syn.  frz.  .,,..,...,  /..  r,iit,  ;,  j«.,  it.  unger  '•  «»"„, 
ii  qd.  Ha"  irie  i/salhri  erinnert  an  skr.  anjaeä,  stracks,  sofort 
(Instr.   zu  anjtu,  Salbe).     S.   noch   selben. 

ab-:  1.  Einen  durchbleuen,  abstrafen  BM.;  Gl; 
GrTIis;  LG.  (Ineichen);  ScHrla.  Syn.  ab  -  schmiruen. 
De'  ist  abg' salbet!  ScnHa.  .Darauf  Einer  ...  erschienen 
mit  einem  starken  Brügel  in  der  Hand,  der  ihm  den 
Buggel  abgesalbet.'  AKlinülek  1702.  —  2.  Er  isch 
abg'salbet  worde",  vom  Regen  ganz  durchmesst  AaFh.; 
Syn.  abg'wäsche".  —  Zu   1   vgl.  Fischer  I  56. 

über-:  (mit  schmutzigen  Fingern)  überschmieren 
Z.  ,Ü.,  überstreichen,  superinungere,  superillinere.' 
Frjs.;  Mal.   —  Alnl.   ubarmlbön,  superungere. 

üf-:  (eine  Salbe)  aufstreichen.  ,Das  Hirsch-Blut 
in  einer  Bratpfanne  also  gedörret,  dass  es  sich  her- 
nach leicht  pulverisieren  lässt,  ist  dienlich  [ua.  gegen] 
Hüft-  und  Seitenwehe,  äusserlich  mit  Öl  gekocht  und 
auffgesalbet.'  EKönig  1706;  gleich  nachher  .auffge- 
schmieret.'  —  um(m)e°-,  auch  umenand- :  1.  a)  Etw. 
(bes.  Speisen)  herumschmieren,  unordentlich  damit 
umgehn  Ap;  GA.;  Th.  D'  Chost  liberal'  n  ,  die  Speisen 
vertändeln,  zB.  von  Kindern  GA.  Mit  ''em  Esse"  o. 
Ap  (T.).  Eine  Arbeit  sehr  lässig  betreiben:  Mach  je: 
e'"möl  fertig:  du  salbisch- es  jez  scho"  lang  (g'nuc) 
omme(nand)!  Ap.  —  b)  Ausdr.  in  der  Alpwirtschaft; 
eig.  wobl  scherzh.:  Bleibt  [nach  der  ersten  Zuteilung 
der  Alpprodukte  an  die  Alpgenössigen]  noch  ein  so 
bedeutender  Rest,  dass  eine  abermalige  Verteilung 
stattfinden  könnte,  so  hält  man  rasch  eine  Gemeinde, 
ob  man  ummi"s.  (verteilen)  oder  versteigern  wolle. 
Ummi"s.  ist  gewöhnlich  das  Ergebniss  der  Abstimmung 
GWe.  (WSenn  1871).  —  2.  mit  Acc.  P.,  Eine  herum- 
zerren, unzüchtig  mit  ihr  umgehen  Ap(T.);  Bs  (Wick) ; 
GT.  ,Görge  verlangt  nur,  dich  [ein  Mädchen]  herum 
zu  salben  und  vorn  Narren  halten.'  UBrIgger. 

a"-:  1.  a)  mit  Salbe  uä.  bestreichen  Ndw.  a)~sal- 
ben  1  a.  Zu  Heilzwecken  uä.  ,[Der  ,Hundsträck']  mit 
gesaft  von  coriander  gemischt  angeschnürt,  heilt  die 
roten  geschwülst;  mit  honig  angesalbet,  die  brüne  und 
rote  geschwulst  des  rachens.'  Tierb.  1563.  ,Gib  dem 
Ross  zuvor,  ehe  du  die  Bülzen  ansalbest,  drei  Morgen 
nach  einander  römische  Gembswurzen  zu  essen.'  E König 
1706;  gleich  darauf:  ,die  Bülzen  anschmieren.'  ,Ein 
Schaum,  mit  welchem  das  Pferd  anzus.'  ebd.  S.  noch 
Wäffen-Salb  (Sp.  807).  Zur  Zauberei.  ,N.  bekent... 
das  Eine  irer  Gespilen  zu  iro  kommen  und  anzeigt, 
sy  wüsse  ein  gut  Gastmaal,  sy  solle  mit  iro,  und  daruf 
einen  Stecken  angesalbet  und  sy  daruf  gesetzt,  da  sy 
beid  mit  einanderen  nit  vehr  von  Breingarten  in  ein 
hüpsehe  Maatten  gefahren,  daselbsten  sy  geessen,  ge- 
trunken und  gedanzet.'  1611,  Z  RB.  ,[Eine  Hexe  be- 
kennt, sie  habe]  ein  Stacken  in  Tüffels  Kämmen  mitt 
dem  Salb  [das  ihr  der  böse  Geist  gegeben]  angesalbet 


815 


.Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


und  darmit  uff  Tanz  und  Gastmällern  gfaren  . . .  Der 
N.  in  Tüffels  Nammen  angsalbet,  darvon  erkranket 
und  sonderlichen  an  Beinen  nitt  mehr  wandlen  mögen.' 
1660,  Zg  (ADettling  1905);  daneben  mehrmals  ,an- 
gstrichen.'  ,Sie  [eine  Hexe]  seie  auf  einem  Steckhen, 
den  sie  mit  dem  Salb,  so  ihro  der  Teüffel  gegeben, 
angesalbet,  dahin  gefahren.'  1701,  Z.  —  ß)  =  salben  1  b. 
Von  Waffen;  s.  Züg-Chnecht  (Bd  III  733).  ,Eine  lange 
Kellen,  mit  Butter  oder  Schmalz  angesalbet  [wird  dem 
an  Verstopfung  leidenden  Vieh  in  den  After  gestossen].' 
EKönig  1706.  ,Das  [Back-]Bläch  muss  mit  Schmalz 
wol  angesalbet  werden.'  Z  Kochb.  XVIII.  Spec.  als 
techn.  Ausdr.  in  der  Weberei.  Das  Weben  a.,  die 
Kette  beschmieren  ApH.,  K.,  M.  (T.).  Am  Mäntig  de" 
Morge"  hat  's  Babeli  acht  bim  Schlichte"  noch  's  A. 
vergesse"?  NBösch  1892  (GT.).  —  b)  übh.  beschmieren 
GA.,  unschön,  kunstwidrig  mit  Farbe  anstreichen  B 
(vRütte).  —  2.  anschmutzen  AaF.;  Ap.  Hest  iez  scho" 
teeder  müessen  es  frösches  Beckeli  a.?  AaF.  Hest  iez 
z'  lieb  mösen  en  sübere"  Täller  a.?  für  das  wenige 
Essen  Ap.  Ein  frischgewaschenes  Kleidungsstück  a. 
ebd.  —  An-salbung  f.  ,Die  Firmung  oder  A.  des 
hl.  Chrysostomus.'  JGGottb.  1039.  —  Vgl.  Gr.  IVB.  I  433. 
i°-:  einsalben,  einschmieren  Ap;  Bs;  B;  GnRh., 
Ths;  Ndw;  ZO.  a)  eig.  Ein  krankes  Glied  ».  De« 
Bilch  hinnen  und  vorne"  i.  ATobler  1909.  ...  dass  im 
d'  HM  in  Fetzen  abg'hid  ist,  wenn  si-n-im  schon 
der  Grind  geng  mit  Murbetenschmutz  i"g' salbet  hei". 
EGdnter  1908.  Von  Schuhen,  Leder.  Die  Schuhe 
werden  nicht  gewichst,  sondern  i"g'salbet,  mit  heissem 
Schweinefett  (Söuschmulz)  eingefettet.  HMessikommer 
1909  (ZO.).  ,Salbs  [das  Leder]  inn  wol  mit  unschlich.' 
Arzneib.  1550.  —  b)  der  Hals  i.,  mit  Wein  Bs;  vgl. 
salben  1  c  ce.  —  Vgl.  Fischer  II   63C. 

ine"-.  , Solang  das  Glied  seh  weint,  lasst  sich  das 
Salb  hineins.,  wann  aber  Fleisch  gewachsen  ist,  so 
gehets  nicht  mehr  hinein.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  Vgl. 
inen-riben  (Bd  VI  60).  —  underen-:  =  underen-sudlen 
(Sp.  328),  in'der  Bauernregel  unter  underen-rosslen  (Bd 
VI  1444).  —  er-:  .stark,  gehörig  salben,  zB.  die 
Schuhe'  Ndw  (Matthys). 

üs-:  mit  Salben  zu  Ende  kommen.  Hast  glich- 
anhi"  üsg'salbet?  fragte  ungeduldig  ein  Z  Oberländer 
Schwinger  einen  Türken,  der,  um  sich  mit  ihm  zu 
messen,  sich  mit  Öl  salbte  (Schoch).  —  Vgl.  zur  Sache 
Gr.  WB.  VIII   1090u. 

ver-:  1.  a)  mit  Salben  verbrauchen  Th;  Ndw.  Ich 
ha"  scho"  's  ganz  Gütterli  voll  [Salbe]  versalbet.  ,8  ß 
unschlich  sind  an  der  trotten  versalbet  und  verbrennt.' 
1543,  Z.  —  b)  refl.,  sich  durch  Salben  ruinieren.  Im  S. 
von  salben  1  c  a:  ,Es  dokterte  hie  und  da,  es  trank 
in  die  Tränker  hinein  Branntwein;  während  es  den 
Leib  salbete,  versalbete  es  sich  mit  Branntwein,  bis 
sein  Hals  zu  einer  Hölle  ward,  die  mit  teuflischem 
Feuer  es  peinigte.'  Gotth.  —  2.  (salbend)  verschmieren, 
beschmutzen  Aa;  Ap;  B;  L;  GA.,  T.;  Th;  Z.  Duissist 
ja  nüd,  du  versalbist  Alls,  verschmierst  mit  der  Speise 
(zB.  Brei)  Gesicht  und  Kleider  Ap;  Z.  Du  hast  iez 
di"s  neu  G'wändli  scho"  scho"  versalbet!  De"  Tisch, 
d'  [Fenster-]  Schibe"  v.,  mit  schmutzigen  Fingern,  von 
Kindern.  Derzue  versalben-i'h  Chlausi"  [ein  Bild  des 
hl.  Nikiaus]  mit  Milchschüm.  Alpenr.  1827.  ,Jean, 
bringt  mir  Wasser,  ich  [der  ,Für-G'schauer']  habe 
mich  in  dem  Ofen  ganz  versalbet.'  Gotth.  Schreibend 
verschmieren:    Wo  s'  [meine   Frau]    hat   welle"   min 


Stimmzettel  mit-eme"  Nei"  v.  Z  Tagesanz.  1907.  — 
3.  zerbleuen,  durchprügeln  AaFij.;  Ap:  Bs;  BStdt: 
GrTIis.  Ai"'m  's  Hinder  v.  Bs.  De"  hem-mer  versalbet! 
Ap;  Bs.  Si  händ-en  fest  versalbet  AaFo.  Ond  denn 
Die  z'  Wolfhalde"  tond  enand  v.  ATobler  1909.  — 
ver-salbet:  verschmiert  (an  den  zu  2  angef.  Orten). 
Wie  bist  du  v.!  B  (Zyro).  Du  g' sehst  v.  dri"!  zB.  nach 
dem  Genuss  von  Kirschen  usw.  De"  Tisch  ist  ganz  v. 
V-i  Hose";  s.  auch  blitzen  (Bd  V  287/8).  Es  v-s 
G'sicht.  Gotth.  ,In  einem  v-en  Wochenblatte  in  einem 
Wirtshause.'  ebd.  , Sauber  war  an  Toni  nur  das,  womit 
er  seine  Kühe  berührte,  seine  Hände,  sauber  waren 
seine  Milchgepsen,  sauber  waren  seine  Kühe,  aber 
wie  dann  der  übrige  Leib,  Häfen  und  Pfannen,  Weib 
und  Kinder  versalbet  und  versauet  seien,  das  küm- 
merte ihn  nicht.'  ebd. 

,be-:  inungere,  perungere;  besalbet,  perunetus, 
inunetus;  besalbung,  beschmirwung,  perunetio,  in- 
unetio.'  Fris.;  Mal.  —  Schon  amhd.;  vgl.  auch  Gr.  WB. 
I    1540. 

durch- GRThs,  dörche°- Ap:  durchprügeln.  [Der 
Ratsknecht  musste  den  N.]  im  Boden  onne"  grad  noeh 
e'"möl  e"chli"  d.  ATobler  1909.  —  Amhd.  in  eig.  Bed.; 
s.  auch  Gr.  WB.  II   1661. 

Salber  m. :  ,untore' PA1.  (Giord.).  ,S.,  schmirwer, 
unetor.'  Fris.;  Mal.  Wagenschmierer:  Ausser  der 
Marktzeit  war  der  Mittelpunkt  des  Verkehrs  das  Kauf- 
haus und  Kornhaus,  wohin  die  Waren  gebracht  werden 
mussten.  Es  war  bei  demselben  ein  Wagmeister  mit 
200  fl.,  ein  Spanner  und  Salber  mit  50  fl.  Besoldung 
und  nach  Bedürfniss  Sackträger  angestellt.  JMüller 
1867  (AaL.). 

Ahd.  mlbari  m.,  pigmentaria  (vel  arzal),  mlbiira  f.,  un- 
guentaria  (Graff);  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1693.  Salber -Basti, 
Überuame  einer  Familie,  aus  der  schon  viele  Ärzte  hervor- 
gieugen  LTriengen.  Salberli-Heini,  Schelte  auf  Einen,  der 
seiue  Kleider  verschmiert  AaTäg. 

ühueche"-:  scherzh.  für  den  Schweinenabel  BE. 
(Gfeller). 

C  harre"-:  1.  schmutziger  Kerl  B  (Anderegg).  — 
2.  geringschätzig  von  einem  Menschen,  der  sich  zu 
Allem  brauchen  lässt  L  (Schürmann).  —  Als  Beiname 
einer  Familie  SchHa.f 

Quack-:  a)  wie  nud.  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Th;  Z; 
wohl  allg.  ,Wir  haben  gezeigt,  wie  es  dem  Qu.  zu 
Mute  werden  sollte,  der  gegen  Gesetz  und  Ordnung 
an  ein  Leben  sich  wagt  und  unter  seinen  Händen 
geht  dasselbe  zu  Grunde.'  Gotth.  Auch  bei  AKling- 
ler  1688.  Auch  geringschätzig  für  einen  Arzt,  der 
seinen  Beruf  schlecht  versteht  Ap;  B  und  weiterhin.  — 
b)  ,wer  kunstlos  mit  Salben  oder  Öltlaschen  hantiert' 
B  (Zyro).  —  Bamphili-:  Spottname  eines  Quack- 
salbers; eig.  Einer,  der  für  jedes  Anliegen  Pomphalyx 
empfiehlt  SchSI  (Sulger).  —  quacksalbere":  a)  in 
die  Heilkunst  pfuschen  Aa;  Ap;  Bs;  GT.;  Tb;  Z.  's  Qu. 
ist  i"  vile"  Kantone"  verbotte".     Si  lit  scho"  acht  Tag 

Nest  und  qu-et  an'n  Beinen  ume".  Z  Tagesanz.  1906. 

b)  mit  Salben  uä.  kunstlos  hantieren,  schmieren  B. 

is  qu-isch  da?  —  Quack-salbete"  f.:  Quack- 
salberei ApLb. 

Schnell- :  Pflanzenn.,  Hauslauch,  Sedum  Telephium 
GWe.     Dim.  Sch.-Salberli,  Sedum  album.  ebd. 

Das  Blatt  von  Sedum  Tel.  wird  oft  zerquetscht  auf  Ge- 
schwülste gelegt;   davon  ist  wohl  die  Benennung  ausgegangen. 


-17 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


■Salbete"  f.:  Gesalbe,  Geschmier  Ap;  GrRIi.;  GT.; 
Ta;  ZO.     En  S.  a"lä"  GrRIi. 

Salbi  II  m.:  Schmierer  ÄALeer. 

(g°-)salbig:  fettig,  schmierig  Ndw  (Matthys). 

Salbi"g,  , Salbung'  —  f.:  Jas  Salben.  .Salbung, 
schmirwung,  unctura.'  Mal.  ,Am  4.  tag,  nach  dem  die 
salbung  [des  Kranken]  angefangen  ...'  Zg  Arzneib.  1588. 
.Salbung  [der  Waffen].'  Gwerb  1646.  Vom  Einfetten 
der  Schuhe  GkPi\  —   Vgl.  Gr.  WB.  VIII   1695. 

sälbele",  in  B  selbele":  nach  Salben  riechen  B; 
Dial.  Das  selbelet  hier  inne"!  zB.  in  einer  Apotheke 
oder  einem  Laboratorium  B.  —  Die  B  Form  zu  ,Sv//,<» 
(s.  unter  Sa»). 

Sälbier:  Name  eines  (nach  Leu  1686)  ausgestor- 
benen Geschlechtes  in  ZStdt.  , David  Selbler,  der  trum- 
meter  uff  St  Peters  turn.'  1550.  .Salomon  Sälbier  der 
jung.'  1596.     S.  noch  Leu,  Lex.  XVI  11. 

Eig.  Salbenmacher?  Salbenkrämer?  Vgl.  ,Salbkrämer  oder 
-verköaffer,  der  kostliche  und  wolgeschmaekte  salb  verkouft, 
myropola;  salbmacher,  salbverköuffer  den  leib  zc  schmirwen, 
uuguentarius.'   Fris.;   Mal. 

selben:  eine  salbenähnliche  Substanz  erzeugen. 
Nur  im  Ptc.  , seihend',  eiternd,  vom  Aussatz.  ,Peter 
Peitre  uss  der  graffsehaft  Griero  [Greyerz]  ein  schyn, 
das  er  mit  zwifacher  malatzy,  der  seihenden  und 
fliessenden,  beladen.'  1549,  B  RM. 

Eis.  salben,  salben  (Martin-Lienh.  II  353).  Abi.  vou  dem 
auf  dem  selbeu  Gebiet  heimischen  Seihe",  Salbe  (Sp.  798). 
Das  Bod.-Verhältniss  entspricht  dem  von  ,Eiter' :  .eitern.' 

Salba'derm.:  1.  Quacksalber  ÄALeer.  (H.);  GT.  - 
2.  Schmierer,  Schmierfink  ÄALeer.  (H.);  BoAa.  (FAn- 
deregg). 

Nhd.  =  alberner,  langweiliger  Schwätzer  (schon  im  XVI. I, 
im  XVII.  uft  auch  abstr.  =  seichtes  Geschwätz,  rauler  Witz  uä.; 
vgl.  Gr.  WB.  VIII  1681/2;  Klnge'383;  Weigand  5  II  640, 
sowie  salbäderen.    Uusre  Bedd.  beruhn  auf  Anlehnung  an  salben. 

Ge-salbä'der  n.:  albernes,  langweiliges  Ge- 
schwätz Bs;  B.  Es  G's.  mache"  Bs  Jitz  han-i'h  de"" 
afe"  g'nue?  vo"  dem  G's. !  BG.  Ich  ha"  das  G's.  e"fange" 
satt!  —  Der  Erst,  wo  noch  e"  Wertli  vo"  d'ere"  Ferie"- 
g"  schickt  sait,  kriegt  Aini  hinder  d'  Leffel!  FOschw. 
1898.   —    Vgl.    Gr.  WB.   IV  1  b,   3783. 

salbä'dere",  in  AaFh.  -ätere",  in  BsStdt  nach 
einer  Angabe  auch  salbare":  1.  a)  albern,  weitschweifig, 
auch  undeutlich,  unklar  reden  ÄAFri.;  Bs;  B;  GT.; 
Sch;  Th.  Was  soll  denn  das  dumm  Zig  beditte",  wo 
si  dö  vor  sich  ane"  salbäderet?  FOschw.  1900  (Bs).  Er 
het  mimen  Öppis  g'salbäderet,  me"  chunnt  nit  drüs, 
was-er  säge"  will  und  meint  AaFh.  Das  isch  Nüt  mit 
Dem:  Der  duet  nume"  so  s.  B  (vRütte).  , Damit  meine 
ich  aber  nicht,  dass  der  Lehrer  des  Stoffes  nicht  Mei- 
ster sein  solle  ...  meine  nicht,  dass  er  bloss  s.  und 
schwadronieren  solle.'  Gotth.  1861;  in  den  andern 
Ausgg. , schwabein  und  schwadr.'  Auch  etwa  von  einem 
salbungsvollen  Pfarrer,  einem  stets  jammernden 
Frauenzimmer  B.  —  b)  eine  Sache  nur  halb  machen 
AaFH.,  eine  Arbeit  nicht  fachgemäss  an  die  Hand 
nehmen  und  hinausziehn  ScnHa.  —  2.  a)  schmieren, 
zB.  mit  Speisen  unreinlich  umgehn  B.  Lueg  aber,  wie 
d1  salbäderisch !  zu  einem  essenden  Kinde.  —  b)  quack- 
salbern GBuchs,  T. 

Salbäderi'  -ei  f.:  =  Ge-salbäder  AaFh.;  Tu  und 
gewiss  weiterhin. 

Salbä'deri  (in  B  *"~)  m.  Aa;  B;  GWb.,  -ere"  f.  B: 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


1.  müssiger,  gedankenloser  Schwätzer  GWb.  und  wohl 
auch  sonst.  —  2.  a)  Quacksalber  Aa;  UM.  —  b)  Schmie- 
rer B.  Du  bist  e"  rechte'-  S-i  (e"  rechti  S  e") !  —  c)  Pfu- 
scher, Stümper,  ebd. 

Salb  äster  m.:  =  Salbader  2  BoAa.  (FAndere^g). 

Salbei  Salbaie"  Bs,  Salbinc-  {-ine"  B)  AaB.,  F.; 
Bs;  BG.,  Stdt  und  lt  Zyro;  „Gl;  L"E.;  GSa.,  Wb.; 
Sch;  aScHW;  Tu;  Ndw;  üwE.;  I.';  WLö.;  „Zg";  Z, 
auch  lt  Heg.  1840,  Salb-  BGoldb.;  LE.;  Sch,  Selh- 
Aa,  auch  lt  Mühlb.  1880;  Bs.  Sabine"  Aa  (Mühlb. 
1880);  Bs,  Salfi  GRNuf.;  GSa.,  Selfi  GRSchs  —  f.,  als 
Dim.  Sälfli  „Ap"  (auch  lt  TTobler  1844);  GF.,  ullh., 
T.,  W.,We.;  Tu,  Sälbli  GF.,  T.:  Pflanzenn.  1.  Salbei, 
Salvia  offic,  tw.  auch  prat.;  die  Letztere  oft  (so  in 
Ap;  LE.;  G;  U;  Z)  unterschieden  als  wildi  S.  Syn. 
(Salbinen-) Müsli  (Bd  IV  476.  479);  Müsli-Stock;  Tra- 
güner.  ,Die  salbinen,  salvia  herba,  eleliphates;  wildi 
salbin,  stachis.'  Fris.;  Mal.  ,Wir  könnten  ausländi- 
sche* Gewürzen  in  unsern  schweizerischen  Ländern 
wol  entbähren,  wann  wir  mit  unseren  alten  Vorfahren 
an  statt  derselben  Salbei,  Majoran  ...  und  andere 
brauchen  möchten.'  EKönig  1706.  Die  , wilde  Salbei' 
als  Futterpflanze.  JCNag.  1738.  Als  Heilmittel.  S.  ist 
gut  gegen  Zahnschmerz  Aa;  GRh.  (man  legt  die  Blätter 
auf  die  hohlen  Zähne),  gegen  Magenweh  Gl.  Salbine"- 
blätter,  Honig  und  Essig  empfohlen  zum  Gurgeln  gegen 
Halsweh  WLö.,  gegen  Plätere"  a"  der  Mu'lespe"  [Tappe] 
BG.  , Contra  mortalitatem  boura  et  vaccarum  [dienen] 
poleyen  und  salbinen.'  1501,  Z.  ,Die  Üügel  bestreich 
im  [dem  flügellahmen  Habicht]  mit  schweinsgallen. 
mit  eisenkraut-  oder  salbeinenkrautsaft  vermischt.' 
Vogelb.  1557.  .[Gegen  Kniegeschwulst  dient  ua.]  salbin 
wol  gestossen.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,In  Pestzeiten  soll 
[man]  reuken  mit  Salbynen,  Schelfen  von  Apfel  und 
Byren.'  JJBreit.  1629.  .Rotbugelen,  Salui  und  l'o- 
layen  in  Wyn  gesotten  und  trunken  trybt  die  ander 
Geburt.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  ,Das  güldene  Selfri- 
wasser  [aus]  edeln  Salbinen  [und  andern  Ingredien- 
zien].' Arzneib.  XVII.  / XVIII.  , Wilde  Salbeywasser, 
die  Stengel  und  Blätter  im  Mayen  gebrennt,  ist  gut 
für  das  Stechen  umb  das  Herz  und  böse,  unreine  Ge- 
blüet.'  ebd.  .Salbei  (Salvia)  hat  den  Namen  a  Sal- 
vando,  weil  er  zu  vielen  Krankheiten  dienlich  ist.' 
EKönig  1706;  Weitres  ebd.  S.  074.  ,Salbey  ist  alten 
Leuten  sehr  dienlich  ...  stärket  die  Sennader.'  Kunstb. 
XVIII.  ,Gegen  alle  Fieber  nimm  3  schöne  Salbinen- 
blätter  grün  ab  dem  Stock  und  trockne  sie,  bis  du 
kannst  daraufschreiben.  Auf  dem  ersten  Blatt  schreibe 
du:  Christus  ist  gestorben.  Auf  dem  andern  Blatt 
schreibe  du:  Christus  ist  von  den  Toten  auferstanden. 
Auf  dem  dritten  Blatt:  Christus  ist  gen  Himmel  ge- 
fahren. Ist  Alles  vollbracht.'  XVI1L,  UwK.  ,Bei  Ent- 
zündung des  ganzen  Mundbezirkes  wird  die  Salbei 
(Sälvli)  gebraucht.'  TTobler  1844.  S.  noch  Schön-Hür 
(BdII1509);  CAer6e»(BdIII450);  Bnine«en(BdV652); 
Rdb  (Bd  VI  16);  (Mür-)Büt  (ebd.  1797/8.  1799).  Als 
Küchenpflanze.  Die  Blätter  werden  im  Teig  gebacken 
Aa;  Bs;  B;  Gr;  L;  S;  Th;  Z;  s.  Müsli- Chüechli  (Bd 
III  138);  MMi  (Bd  IV  176).  Als  Gewürz  in  Blut- 
würsten gebraucht  G.  RA.  Ab  der  Salbine"  trinke", 
etw.  überaus  Angenehmes  gemessen  AaB.  .Peters  wip 
sprach  zuo  Burgin.  er  sie  ein  zers  verhiter  diep  und 
esse  und  trinke  ab  ir  und  ir  man  als  ab  einre  salbinen.' 
um  1400,  L.    Mit  den  Blättern  reinigt  man  die  Zahne 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


GStdt.  —  2.  wildi  Sälbine"  =  salbeiblättriger  Gaman- 
der, Teucrium  Scorodonia  LE.  (ßhiner  1866). 

Ahd.  salbeia,  sahia,  tdma  dsw.  (s.  Zl'dW.  VI  194);  rahd. 
albe,  tdbe,  talbfne,  tdbln,  aus  mlat;  salvia;  vgl. 
Gr.  WB.  VIII  16S6.  Die  Bs  Form  Sulbak"  setzt  sich  im 
Elsass  fort  (Martin-L-ienh.  II  353);  zum  Ausgang  vgl.  Bo- 
meien  (Bd  VI  914)  und  ZfdPh.  31,  500.  Die  Umbildung  zu 
Salbine"  (nach  Pflanzeuuamen  wie  Balsamlne"  usw.)  scheint 
nach  dem  Ahd.  Gl.  III  589  belegten  lat.  sahina  nicht  erst 
deutsch  zu  sein.  Sabine"  kann  auf  Anlehnung  an  den  (nach 
ASocin  1903,  993)  schon  altbezeugteu  gleichlautenden  Frauen- 
uamen  beruhn;  doch  wäre  auch  rein  lautliche  Entwicklung 
denkbar  (zum  Schwund  des  /  vor  b  in  Schwachtonsilbe  vgl. 
seb  unter  selb).  Hieher  viel!,  die  Ortsn.  ,Salfe-Matt'  Zg, 
,Salfis-Berg'  BWohlen  (auch  Familienn.),  ,Selbis-Berg'  BsLie. 

Edel-:  Salvia  oft'.  .[Gegen  Gliedersucbt]  nimm 
Rehfarn  2  Hand  voll,  Edelsalbinen  eine  Hand  voll,  Wer- 
muot...'  Arzneib.  XVII./XVIII.  -  Ross-Salbine": 
Wiesensalbei,  Salvia  prat.  BGr.    Syn.  Holländer- Chrüt. 

Salberne"  f.:  die  salzige  Flüssigkeit,  die  vom  Ein- 
salzen des  Fleiscbes  zurückbleibt;  sie  wird  (oder 
■wurde)  Kälbern  zu  saugen  gegeben  als  Schutzmittel 
gegen  den  Rauschbrand  GisRh.  Syn.  Sammleren.  — 
Aus  'Salmerm" ;  vgl.   Sabniarra. 

Saibling  s.  Sälmling. 

selb  (seb,  seil,  salb),  s  e  1  b  e  ( n ) ,  selbeHs,  selber(t), 
selbs(t),  selbt:  1.  präd.  a)  selb  Ap;  Gl  (s.  un- 
ter a);  GRHe.,  sG.;  GBern.,  Marb.,  Rh.  (Dial.),  Stdt 
(Zahner);  W  (s.  unter  a),  seb  ApI.  (Dial.),  K.  (T.), 
selbe(n)  BHk.  (Dial.),  Ha.,  oSi.;  PA1.  (,sailbu,  da  so 
stesso.'  Giord.),  selbe"ts  Ap;  ZRafz,  selber,  zieml.allg., 
auch  (zT.  wohl  jünger)  an  den  für  die  andern  Formen 
angegebnen  Orten,  selbert  GrD.  und  lt  Vassali,  selberts 
Th  (Dan.),  selbs  BO.  (GJKuhn  1806);  WLeuk  (Dial.), 
Lö.,  Vt.,  selbst  PA1.  (Giord.);  WG.  (s.  unter  a),  selbt 
GRCast.  (s.  unter  ja),  seht  GrD.  (s.  unter  8),  wie  nhd. 
selbst,  selber,  lat.  ipse.  Die  Stellung  stimmt  im 
Allg.  mit  der  Schriftspr.  überein.  An  Stelle  der 
urspr.  grammatischen  Kongruenz  mit  dem  Beziehungs- 
wort ist  schon  in  unsern  ältesten  Belegen  meist 
formale  Erstarrung  getreten.  Das  Beziehungswort 
steht  a)  im  Nom.  Selb.  Most  halt  s.  gi"  luege", 
wenn-t  's  nüd  globst  Ap.  Er  het-sich  s.  'tot.  ebd.  Es 
ist  ame"  Niedere"  's  Mül  s.  g'wachse",  ein  Jeder  hat 
eine  Zunge  zu  reden,  ebd.  (T.).  ,Hiute  sind  alle  haphte 
fri  gemachot,  die  der  tievil  hate  gebundin  mit  den 
sundon,  ubi  siu  selbe  wellen.'  XII.,  Wack.  1876.  ,Grauf 
Ruodolf  sprach:  ich  wil  selbe  undertädinger  sin... 
und  saz  selbe  uf  ain  pfärd.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Do 
ist  der  herzog  selb  und  der  basthart  von  Burgund  mit 
irem  grossem  gezüg  und  macht  usser  ire  Wagenburg 
gebrochen.'  1476,  Bs  Chr.  ,Ouch  ist  St  Peter  selb  da 
gsin.'  UEckst.  1525.  ,[Die  Pensionennehmer]  besassend 
selb  das  regiment.'  Ansh.  ,Die  väld  und  holz  in  disen 
landen  wil  ich  durchziehen,  ob  ich  ein  tier  selb 
schiessen  mug.'  Ruep  1550.  Selbe";  s.  Hechten  (Bd  III 
1055).  Selber.  Ich  s.  ha"  's  g'seit  neben  ich  ha"  's  s. 
g'seit.  Gang,  Ineg  s..'  Gib  dem  Bueb  e"  Chrüzer 
und  mach  's  s.!  L  (Ineichen);  s.  noch  Chnecht  (Bd  III 
721).  Wenn  d'  tci't,  das'  's  'tä"  sei,  so  mach  's  s.!  Zu. 
Mu"  macht  hie  s.  Ox  und  Wage"  fir  d's  Hew  zue  z' 
tuen  WLö.  Wer  's  vermag,  hat  en  Hund,  wer  keine" 
vermag,  billt  s.  AaF.,  macht-en  s.  ZEls.  De"  Vatter 
seit,  me"  mües'  iez  hüse",  d'  Chats  verchauffe"  und  s. 
müse"  ZWangen,  ähnlich  AaF.  B'hüet-di'''  Gott  hinde"- 


nöche",  vorne"  chaust  s.  luege"!  L.  Wenn  's  e"  Hung- 
hafe"  wer,  su  hätte" -si-ne"  s.  g'Ucket  BSi.  (DGemp. 
1904).  Politische  Wahlkreise  lehnen  eine  fremde  Kan- 
didatur mit  der  Losung  ab:  Mier  hV"  s.  Holz!  Barnd. 
1911  (BG.).  ,Er  seie  s.  Meister.'  1796,  ebd.  ,Die  werk, 
die  sy  inn  s.  erkiesend  als  guot.'  Zwikgli.  S.  noch 
Gesicht  (Sp.  255).  .Selbert.'  ,So  einer  eim  schuldig 
ist  und  er  bezalt  will  sin  und  aber  er  das  galt  nit 
hett,  muoss  er  im  sälbert  pfand  abfordern  und  verggen.' 
1533,  B  (ZfsR.).  ,Und  hat  mich  der  Herr  s.  morndrigs 
so  wyt  bleitet.'  JMaler  1593.  ,Es  ist  kein  anderer 
heiland  dan  Christus,  der  uns  hie  s.  wyset  uf  die 
liebe  Gott  sines  himmlischen  vatters.'  ebd.  S.  noch 
Bauch  (Bd  VI  97).  Selbs.  Si  [die  Musterfrau]  lert  s. 
iri  Ching.  GJKühn  1806.  ,Daruf  unser  guot  fründ  und 
landlüt  von  Ursern  antwurten  ...  daz  sy  dan  selbz  [!] 
ein  kirchhern  wellen.'  1484,  UAnd.  .[Seine  Frau  sei 
trotz  der  Aufforderung  heimzukommen]  bim  tanz  be- 
liben,  darumb  er  anhin  gangen  sy  selps  zu  reichen.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Gerad  ich  s.  und  kein  anderer, 
ipse  egomet;  gerad  äben  ich  s.  in  eigner  person,  ip- 
sissimus;  du  s.,  tute  ipse;  die  taat  oder  die  sach  be- 
weist es  s.,  res  ipsa  indicat;  die  rächt  bluost  s.,  flos 
ipse;  das  wir  s.  gesehen  habend,  compertum  oculis.' 
Fris.;  Mal.  .[Gessler  zu  Stauffacher:]  Ich  will  ouch 
nit,  dass  ir  also  fry  lebind,  als  ob  ir  s.  herren  sigind.' 
Äg.Tschum  Chr.  ,Ich  s.'  RCys.  ,[Eine  so  heftige  Er- 
schütterung] dass  die  Glocken  klein  und  gross  sich  s. 
gelötet  und  angeschlagen.'  ebd.  ,Bei  einem  Bauer,  der 
s.  manchen  Tag  kein  Brot  im  Haus  hatte.'  1692,  Z. 
, Jesus  spreche  s.  ein  kräftiges  Amen.'  SLutz  1732. 
S.  noch  Sül  (Sp.  794).  .Selbsten.'  .Sie  sige  alls  bald 
selbsten  kommen.'  1610,  Z.  So  noch  häufig  bei  Gotth. 
A's{  selb  (Ap),  selber  (GT.;  Th),  in  eigner  Person;  s. 
Bd  I  201.  I'h  chommen  a.  s.  A. :  Wer  hat  Das  g'seit? 
B. :  Du  a.  s.  Ich  ha"  's  a.  s.  mües'e"  mache".  SelbferJ 
=  ohne  fremde  Hilfe,  von  selbst.  Las'-mich  mache", 
Das  chann-ieh  s.  Das  Kind  cha""  scho"  s.  laujfe".  Ich 
chume"  s.  ufe"  [zB.  auf  einen  Baum],  du  brauchst  mir 
nicht  zu  helfen,  's  ist  selb(er)  cho",  g'wachse",  von 
einem  Pfiänzchen,  das  ohne  Zutun  des  Menschen  aus 
dem  Boden  gesprosst  ist  Ap  und  wohl  weiterhin.  Sel- 
ber g'wachse",  halb  scherzh.  von  Früchten  (bes.  Obst), 
die  nicht  recht  gediehen  sind  ZFlurl.,  Uhw.  S-ni  Öpfel. 
,Ein  selb  gewachsne  wid.'  1483,  Z  RB.  Selber  g'storbe", 
durch  Selbstmord  Ap;  Z  (Dan.).  Auch  sonst  vielfach 
abs.  gebraucht,  in  mehr  oder  weniger  festen  Verbin- 
dungen. Selber  esse"  macht  (auch  ge''d  Ap)  feiss.  wohl 
allg.  Selber  ha" ist  über  Vatter  und  Muoter  W  (Schwzd.). 
Selber  denke"  ist  besser  wan  nachhi"  säge".  Sprww.  1869. 
S.  auch  rüemen  (Bd  VI  932).  Selb  (Ap;  Gl;  GrD., 
Pr.;  G;  W),  sei"  (WG.),  selbst  (WG.;  echt?),  sonst 
selber  'tä"  (tue"  Gl;  Gr  lt  Bühler:  Sch  lt  Kirchh.,  ma- 
che" S):  selb  (bzw.  selb,  selbst,  s'elber)  häb  W,  ha"  B; 
Gr;  S,  g'ha"  BG.;  Gl;  Scb  lt  Kirchh.;  Z,  =  mhd.  selbe 
tste,  selbe  habe.  ,Ich  konnte  mich  nicht  verteidigen  ... 
Jeder  sprach:  Da  siehe  du  zu!  selber  'tan,  selber  ha"!' 
Gottb.  Selber  'tä",  selber  de"  Schade"  ha"!  BR.  , Selbs 
getan,  selbs  gehan,  faber  compedes  quas  fecit  ipse  ge- 
stat.'  Denzl.  1677.  Öfter  in  Zwergsagen.  Ein  Zwerg 
hilft  einem  Bauern  es  Füederli  Bisrrelle"  lade"  und 
verletzt  sich  dabei;  als  der  Bauer  jammert:  O  heie", 
o  heie",  wenn  's  numen  au'h  mir  begegnet  wer!  dö  sät 
das  Manndle:  Abba,  das  macht  Nüt!  selben  'tö",  selben 
g'ha"  Aa  (Gr.  Myth.  *  373).    Einmal  half  ein  Fänggen- 


-21 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


männli  einem  Manne  Holz  spalten  und  liess  sich  von 
ihm  überreden,  sich  selbst  in  eine  Spalte  einzuklem- 
men. Von  jenem  verlassen,  jammerte  es.  Da  kam 
das  Fänggenwlbli  herbei  und  sagte  zum  Männli:  Selb 
'tön,  selb  hän.  Vonbun  1862,  58.  Selb  'tä",  selb  hab; 
bläs-der  selber  du"  Schadu"  ab!  wurde  einer  Person 
nachgerufen,  die  sich  ungeladen  am  Gotw'ergitanz  be- 
teiligte und  davon  vertrieben  wurde,  indem  man  sie 
sich  auf  eine  leicht  verdeckte  Werchhechel  setzen 
liess.  W  Sagen  II  49.  Seil  'tä",  seil  hebb,  so  lang  dir 
die  Hechle"  im  Fidleeh  klebt!  riefen  die  Goggicergini 
zornig  ihrem  jammernden  Genossen  zu,  dem  ein  Mann 
eine  Hechel  in  den  Hintern  geschlagen  hatte  und  der 
auf  ihre  Frage:  Wer  "tä"?  mit  Seil  da  (so  hatte  sich 
der  Mann  genannt)  antwortete.  AmH.  1879, 128/9  (WG.). 
Daraus  entstellt :  Selbst  'tä",  selbst  häb,  bis  der  Dreck 
am  Hindere"  chleb!  WG.  .Selbst  tun,  selbst  g'han, 
sprach  der  wild  Mann.'  Sprww.  1824.  Vgl.  auch  die 
Dialen-Sago  bei  Vonbun  18(52,  67  f.,  sowie  WMann- 
hardt  1875,  94  f.;  Gr.  Myth.  i  859.  Nacbtr.  126.  302. 
,Selbthan'  heisst  der  Prinz  der  guten  Bergmännlein; 
s.  Reithard,  Sagen  537.  Selber  i"'brocket,  selber  üs- 
g'esse"  ScHSt.;  vgl.  Bd  V  563.  Im  gleichen  S.:  Selber 
a"g'richt,  selber  g'esse".  oü.  Selb-  (GrD.,  Pr.),  selber- 
g'mach(e)t,  selbstverfertigt,  von  Tuch,  Kleidern.  Fon- 
de",  g'stole",  selbets  g'maeht,  Kinderspruch,  mit  dem  an 
einem  (neuen)  Kleide  die  Knöpfe  abgezählt  werden 
Ap  (T.).  S-s  Häss,  G'icand;  s.  B.  I  236.  II  33.  IV  107. 
Selber  g'maeht  ist  die  beste  BöüreHracht  UwE.,  selber 
g'spunne",  selber  g'ivobe",  gibd  das  schönsti  Ere"chleid 
ZKn.  Selbg'spimne-s  und  selbg'wobe's  Tuech  GRPr., 
Seiberg  spunnigs,  -g'icobe"s  BE.  Selber'bache"s  f-'bach- 
nigs  BG.)  Brot  (vgl.  Bd  IV  957)  u.  a.  m.  —  ß)  im 
Acc.  Es  hungeret -mieh  selb  e"fange".  AHalder  (Ap). 
Die  Lüt  chünne"d  sich  selber  rüeme",  das'-si  Milch  ge" 
möchle"d  (vor  Giieti  und  Wolüsge")  Z.  ,Das  sy  [die 
Seele]  sich  seber  ...  »chowet.'  EStagel.  ,Du  solt  lieben 
deinen  nächsten  als  dich  selbs.'  1530,  Mattb.;  dagegen 
,als  dich  selb.'  Rom.  ,Wir  habend  den  mann  selbs, 
habemus  hominem  ipsum.'  Mal.  ,[Ein  Bichter  mag 
hei  naher  Verwandtschaft  mit  den  Parteien]  sich  selb 
versprechen.'  GrKI.  LB.  ,Ein  Sund,  wider  welche 
Gott  der  Herr  sich  selbs  in  das  Feld  lassen  will.' 
JMüller1665.  MitPräp.;  zahlreiche  Belege  s.  Sp.  148. 
.Über  sich  selb  urteilen.'  1530/3,  Z  Ehegericht,  über 
in  [=  sich]  selber  fare",  nur  über  sein  eignes  Grund- 
stück fahren  BG.  ,[N.  soll]  über  sich  selbs  faren, 
über  das  sin  uf  und  ab  in  sin  bunten  und  ander  nit 
beladen.'  1554,  Bärnd.  1911.  !'•>  bi"für  mi'h  selb  GrPi\ 
.Wenn  der  alt  kunt  an  den  tag,  daz  er  nicht  vür  sich  sel- 
ber mag,  hat  er  den  vriunt,  daz  ist  im  guot.'  Boner.  ,Dass 
nieman  für  sich  selb  dehein  uflouf  noch  ufbruch  mach.' 
1476,  Bs  Chr.  .Soll  er  das  [Lehmgraben]  nit  für  sich 
selbs  eigens  fürnemens  tuon,  sondern  die  geschwornen 
...  zuovor  hegrüessen.'  1545,  ZSchwam.  ,Neben  hinein 
erstreckt  sich  das  Tal  Ambria,  ist  für  sich  selbs.' 
Güler  1625.  ,Item  ein  jeder  Ambtmann  zu  Rüti  müesse 
2  Jahr  auf  sich  selbs  [auf  eigne  Rechnung]  essen, 
dann  im  ersten  Jahr  schneide  der  alte  Amptmann,  im 
andern  Jahr  schneide  man  die  kleinste  Zeig,  da  man 
allein  anzublüemen  habe.'  1691,  ZRüti.  Er  ist  diirch 
in  selb  sörel  ivit  cho"  GRCast.  (Tsch.).  Wider  s'i  selber 
sin-f  schö"  nid.  ebd.  Unklar :  Schi  sind  dürch  si  selbt 
wille"  um  d's  Vermöge"  cho".  ebd.  —  •()  im  Gen.  ,Sin 
[Gen.  von  ,er,  es']  selb(e)s';  die  Verbindung  hält  sich 


bis  ins  XVI.  Präd.  ,Sin  selbes  wesen',  bei  Verstände 
sein.  ,Wer  sin  selbes  müge  wesen,  der  volge  mir, 
wil  er  genesen.'  Boner.  ,Die  N.  d[icit],  dass  si  ein 
kiud  hat,  ist  nicht  wol  sin  selbes,  und  hat  es  in  einem 
jarfünfzehen  mal  verlorn.'  1392,  ZRB.  Attrib.  ,Swenne 
uns  gileitit  unsir  herre  zuo  sin  selbis  antlute.'  XII., 
Wack.  1876.  ,Mit  sin  sfilbs  lib.'  ,Ouch  wissent,  dass 
. . .  der  herzog  von  Burgund  m.  s.  s.  1.  und  mit  4000 
pferd  und  2000  zuo  fuoss  vor  Coln  nöcher  den  ein 
klein  mile  gewest.'  1474,  Bs  Chr.  , [Jeder  der  gisel- 
schaft  Leistenden  soll]  m.  s.  s.  1.  und  einem  leistbaren 
pferd  inryten  inn  eins  offnen  würts  hus  zuo  Arow.' 
1478,  ALechner  1906.  ,Küng  Sigmund  ...  rait  m.  s. 
s.  1.  zuo  fürsten  und  herren.'  Vad.  S.  noch  Hüs-Rauchi 
(Bd  VI  100).  ,Mit  sin  sglbs  gewalt'  ,[Der  Käufer  N.] 
suochte  ouch  allwegzuo  ...  m.  s.  s.  g.  brot  binden  uff 
dem  karren  uss  [was  verboten  war].'  1468,  Z  RB. 
S.  auch  Bär  (Bd  IV  1431).  ,Von  min  selbs  wegen.' 
Zwingli;  s.  Bd  VI  1273.  Nachgestellt:  ,[N.  erscheint 
vor  dem  Schultheissen  zu  Baden]  in  namen  sinselbs  und 
...siner  rechten  und  elichen  brüedern.'  1415,  AaB. 
Urk.;  ebenso  1471,  TuBeitr.  In  den  folgenden  Fällen 
könnte  ,sin'  auch  adj.  Pron.  poss.  sein.  ,Den  selben 
win  der  N.  in  sin  selbs  vass  geschütt  hat.'  1403,  Z 
RB.  ,Item  sin  [des  Herzogs  von  Burgund]  selbs  volk 
hasset  in.'  1474,  Bs  Chr.  ,Wir  sönd  im  [dem  Tar- 
quinius]  tuon  all  zucht  und  eer,  als  ob  sin  [des  Brutus] 
selbs  person  da  wer.'  HBüll.  1533;  vorher  ,syn  eigne 
person.'  Mit  deutlichem  adj.  Poss.  ,So  der  landvogt 
sölichs  nach  sinem  selbs  rüemen  unbürlicher  wys  hat 
gehandlet.'  1525,  Abscb.  ,Dann  wir  mit  unsern  selbs 
liben  unsern  ernstlichen  rliss  angekert.'  1531,  Strick- 
ler. ,[Die  Wädenswiler]  singen  ime  das  [Spottlied] 
ouch  in  wynhüsern  und  vor  sinem  selbs  huse.'  1547,  Z. 
,Das  stände  an  irem  selbs  fryen  willen.'  Ag.Tschuih 
Chr.  ,Dann  Job  heitter  spricht,  dass  er  mit  sinen 
selbs  äugen  Gott  sähen  werde.'  LLav.  1577.  ,Soll  ein 
jeder,  so  nit  mit  seinem  selbst  lib  daran  [an  der  Ver- 
bauung der  Emine]  mag  werken,  einen  gnuogsamen 
werkman  oder  tauwneren  darstellen.'  1533,  LRScumuilin 
1886.  Nach  Gen.  PI.:  ,Ist  der  Burgunder  selbs  sag, 
das  man  ire  uff  hundert  tod  und  wunt  erschossen  hatt.' 
1475,  Bs  Chr.  S.  noch  her-mder-sagen  (Sp.  417).  Statt 
,selb(e)s'  erscheint  die  unter  dem  Einfiuss  von  .selber' 
entstandene  Neubildung  ,selbers.'  Wc""-me"  i2nssi 
selbers  Chinne"  [seinen  eignen  Kindern]  chüm  z'  esse" 
het,  de""  söll-me"  de""  noch  anner  Lide"  Chinn  fuetere"! 
BG.;  bei  pers.  Subj.  dagegen  sine"  (ire")  i-ge"te"  Chinne". 
Sonst  nur  im  XII./XV.  ,Daruinbe,  miniu  kinder,  so 
nement  iuwer  selbers  war.'  Wack.  1876.  ,[Die  Nach- 
tigall] klagt  den  unschuldigen  tot  ir  kinden  und  ir 
selbers  [Var.  selbes]  not.'  Boner.  .Nach  min  selbers 
Vernunft  und  bescheidenheit.'  1365,  AaB.  Urk.  ,Von 
sin  selbers,  sines  wibes  und  sines  swagers  wegen.' 
ebd.  ,Das  der  N.  nach  sin  selbers  vergicht  sölich 
schuld  uff  im  hett.'  1376,  Z.  ,Wie  sie  mit  unserm,  ir 
selbers  und  andrer  erberen  lüten  wolbedachtem  rate 
geeinbert  werin.'  1404,  BInt.  (Weist.).  Anscheinend 
als  attrib.  Adj.,  =  eigen.  .[König  Karl  VIII.  hat  dem 
N.,  der  Herzog  Ludwig  von  Orleans  gefangen  nahm] 
selbs  willens  ein  nämliche  pension  ...  verordnet.'  Ansh. 
,[Dem  frz.  König]  die  zuo  lassen  loufen,  so  selbs 
willens  loufen  wollend.'  ebd.  ,l)a  lies  ein  güetige  stat 
Bern  uss  grosser  pit  irer  lieben  eidgnossen,  ouch  uss 
selber   begird   fridens  ...  ire   bedingte  entschlachung 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


824 


ganz  nach  und  nam  gemachten  vertrag  an.'  ebd.  — 
9)  im  Dat.  Eine  Reihe  von  Belegen  s.  Sp.  150/1. 
Selb.  Se'b  tät-ii:h  mer  s.  nüd  z'  Lad  Ap.  Schi  meint  's 
mid  Nieme"t  guct,  nid  einmäl  mit  ir  s.  GitValz.  D's 
Vre"mache"  hed-er  van  im  s.  g'lernet.  ebd.  (Tsch.). 
,N.  rett  zuo  dem  pfaffen:  sagent  an,  herr  pfaff,  wes 
sitzent  ir  da  [auf  einem  Blocke]?  Do  antwurt  im  der 
pfaff:  ich  enweiss,  ich  sitz  mir  s.  hie.'  1407,  Z  RB. 
Selbe".  Due  get  er  mit-mu  s.  z'  Rät  u"d  set...,  Übers, 
von  Luc.  15,  17.  Dial.  (BHk.).  ,Der  aber  nit  halt  mine 
[Christi]  pott,  im  selben  ist  kein  liebe  recht.'  Eckst. 
1525.  Selber,  's  ist-mer  s.  nid  recht  Ap  ;  Th.  Ich  ha"  zue- 
mer  s.  g'seit ...  Ap;  GT. ;  Th;  Z.  ,Iez  mues'-er  [der  Sohn] 
doch  afe"  cho"!'  hatte  es  [das  Mütterchen]  zu-n-em  s. 
'denkt.  Obw  Blätter  1900.  Si  hed  ob  ire"  s.  gleichet  GRHe. 
,[Die  Krähe  hat]  ir  s.  bereit  kumber,  not  und  arbeit.' 
Boner.  ,Daz  rint  zim  s.  sprach.'  ebd.  .Selbers':  ,[Der 
Angeklagte]  an  der  fräflichen  Tat  s.  begriffen.'  1641, 
AaB.  Selbs.  Van  eww  s.  WVt.  ,Es  versehend  doch 
die  unvernünftigen  tier  zum  ersten  inen  s.'  Zwingli. 
,Als  ich  nun  den  schaden  [des  Verwundeten]  gsechen 
hab,  von  stund  ich  dacht  in  minem  herzen:  nun 
helf  dir  Gott,  du  bist  ein  tod  man;  sömlichs  aber  mir 
s.  bhalten.'  1549,  UMey.  Chr.  ,1m  s.  endtlich  fürnem- 
men,  obfirmare  animum.'  Fris.;  Mal.  ,[Gott]  welchen 
ich  mir  s.  sähen  wird,  und  mine  äugen  werdend  in 
schauwen,  und  nit  ein  anderer.'  LLav.  1577.  ,So  eins 
in  Ohnmacht  falt  und  Nichts  mehr  umb  sich  s.  weisst.' 
Arzneib.  XVII./XVIII.  Sim  (ÜRHe.),  Um  (GrsG.) 
selb(er)  (in  GrD.  lt  B.  I  338  auch  sebt),  sich  selbst. 
D's  Stineli  hed  sim  selber  d'  Nase"  zerchretzt  GRHe. 
(Tsch.).  Er  hed  sim  selb  mit  dem  Messer  es  Bickji  i" 
de"  Finger  g'machet  GRFan.  (Tsch.).  Er  hed  simselb 
d's  Lebe"  g'nun  GrD.  (B.).  Fast  en  Jeder  weiss  va" 
sim  selb  old  ramme"  Andere"  es  Stückli  z'  erzelle"  GRPr. 
Z'fride"  mit  sim  selber,  ebd.  In  der  ä.  Spr.  schon  seit 
dem  XV.;  einen  Beleg  von  1421  s.  Bd  V  621.  ,Also 
mumlet  der  N.  in  sim  selb.'  1431,  Z  RB.  ,ünd  welher 
das  nit  tett  [die  Strassen  unterhalten],  ob  dem  durch 
sine  güeter  gefarn  und  gebrochen  wurd,  der  hetti  den 
schaden  sym  selbs.'  1469,  G  Kq.  1903.  ,N.  rette,  er 
were  zuo  Rom  gsin  und  het  da  in  der  bicht  sym  selbs 
vorbehept  ein  menschen  zuo  töden.'  1502,  Z.  ,So 
sprach  der  from  her  Epiraanundas,  ein  gmeiner  obman 
sblte  nit  sim  selbs,  sunder  sinen  burgern  er  und  gwin 
suochen.'  Ansh.  ,IJompeius  ward  von  unachtbarn  kriegs- 
buoben  erstochen  und  sin  hopt  dem  kaiser  zuobracht; 
darab  er  wainet  und  sich  merken  liess,  er  [der  Kaiser] 
hette  es  sim  selbs  tuon.'  Vad.;  noch  mehrfach.  ,[Er  habe] 
sim  selbs  ein  weid  vorbehalten.'  1547,  L  Hexenproz. 
.üarausius,  der  von  dem  kaiser  gschickt  uf  d  strass,  die 
Sachsen  z  dämmen,  nam  sym  selbs  sland  yn.'  Macri- 
tiana  1581.  .(Mit)  sim  selber(t).'  JMal.  1593.  Formel- 
hafte präp.  Verbindungen.  ,Ob';  s.  Bd  I  49.  ,Üf.'  Uf 
im  s.  si",  stä"  1)  auf  den  eignen  Füssen  stehn.  Ja, 
e"  Chrähi  [körperliche  Schwäche]  han-ich  doch,  ich  mag 
fast  nid  uf-mer  selb  si"!  GRValz.  (Tsch.).  ,Do  er 
[König  Belsazar]  aber  ein  band  sach  vor  im  über... 
er  kondt  vor  forcht  und  zitteren  nit  wol  uff  im  selbs 
ston.'  LLav.  1583.  —  2)  uneig.,  sich  um  sich  selbst 
kümmern,  Andre  in  Ruhe  lassen.  ,Sye  N.  zuo  inen 
gelouffen  und  habe  an  in  stallung  gevordert,  die  er 
im  verseit  und  geredt  hab :  samer  gotz  grind,  stand 
uff  dir  selbs  oder  ich  stoss  das  swert  durch  dich!  und 
stäche  damit  zuo  im.'  1472,  Z  RB.    ,[üie  Hasin  zu  der 


Schönenbergerin,  von  der  sie  sich  verleumdet  glaubt:] 
Daz  dich  botz  bluot  sehend  und  stand  still  uff  dir 
selb!'  1482,  ebd.  S.  noch  Bd  I  116  (wo  auch  die  Wen- 
dung uf  im  s.  sitzen)  und  Sp.  150.  ,Vil  auf  im  selbs 
haben,  amare  se  ipsum.'  Mal.  ,Die  Innhaber  des  Hofs 
sollen  die  Zünung  uf  inen  selbs  [auf  eignein  Grunde] 
hauwen.'  ZRorb.  Offn.  1605.  ,An.'  Was  der  Bock  an 
im  selber  icVs',  Das  truwet-er  der  Gi's'  BSi.  (DGernp. 
1904),  von-em  s.  GWe.,  umsi*  s.  (Bd  I  225).  Etw. 
an  im  s.  ha";  s.  Bd  I  251  (auch  Aa;  Ap;  B;  Th). 
,Zum  letsten  sol  yede  parti  den  costen,  so  zemal  uff 
sy  gangen,  an  ir  sälbs  haben  und  abtragen.'  1545,  Z 
Rq.  1910.  An  im  s.,  an  sich;  s.  Bd  I  251.  ,Da  kam  die 
sach,  als  sie  an  ir  selber  was,  für  der  Eidgenossen 
boten.'  1428,  Aa  Gem.  .Welcher  den  Wein  auf  Kauf 
schwechet,  änderst  denn  er  an  ihm  selber  ist  [soll  wie 
ein  Dieb  bestraft  werden].'  1457,  BSi.  (DGemp.  1904). 
,N.  weissd  nüdt  uf  sy  ze  bringen  ...;  spricht,  sy  sye 
licht  an  ir  selb.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Er  hat  die 
sach  geredt,  wie  sy  an  iren  selbs  ist,  aperte  ipsam 
rem  locutus.'  Fris.;  Mal.  .Jeder  soll  den  Win  an  im 
selbs  bliben  lassen,  wie  in  dan  Gott  der  Allmechtig 
uns  mittailt.'  Th  Beitr.  ,In';  s.  Bd  I  289.  ,TJs.'  Das 
hend-s'  us  ine"  selb  getan,  sua  sponte  GRValz.  (Tsch.); 
ähnlich  Ap.  ,Von.'  Nüt  (mer)  von-em  fco"  sich)  s. 
wüsse",  bewusstlos  sein  B;  G;  S;  Th;  Z.  Vom-mr  selb 
si  (cho"),  ohnmächtig  sein  (werden)  GrD.  (B.),  Pr. 
,Von  im  selbs  kommen  oder  nidersinken,  linqui  animo.' 
Mal.  Von-im  (-an)  selber  Ap  (auch  selb);  B;  Z,  «wie" 
s.  Ap;  G;  Th,  vo"-sieh  s.  Ndw,  vor-ems.  Aa;  Ap;  Bs; 
S;  Th;  Z,  vor-si'*  s.  SchwE.  (s.  Sp.  151),  von  (sich; 
selbst,  aus  eignem  Antrieb,  ohne  fremdes  Zutun  uä. 
Er  (si)  ist  von  (cor-)em  s.  cho",  ungerufen.  Me"  mues' 
all  's  Besser  hoffe",  's  Schlimm  chunnt  von  (ror)-em  s. 
's  hed-em  kann  Toktcr  g'holfe",  er  ist  von-em  selb 
g'storbe".  ATobler  1905.  Me"  mues'-em  Alls  hasse", 
er  macht  Nüt  vorne"  selber  GT.  ,[A.  zu  B.:]  Wilt  du 
es  [die  Zeche]  nit  geben,  so  swig  ...  also  rett  er  aber, 
er  wollte  joch  reden,  denn  er  hette  ein  mul  von  im 
selben.'  1440,  Z  RB.  .[David:]  Ich  bin  nit  von  mir 
selbers  kon,  der  vatter  hiess  mich  zuo  euch  gon.' 
VBoltz  1554.  .Ein  krebs  oder  krab,  so  von  seim  selber 
gestorben  ist,  sol  ganz  verworffen  werden.'  Fischb. 
1563.  .Von  im  selbs,  uugenöt  und  ungezwungen,  sua 
sponte;  er  vermag  wenig  von  im  selbs,  minus  potest 
per  se.'  Fris.;  Mal.  .Den  jungen  kinden,  so  noch  nit 
essen  mögen  von  inen  selbs.'  F  Schulordn.  1577.  ,Da 
ist  är  [der  Brunnen  zu  Weissenburg]  noch  von  im 
sälber  warm  gsin.'  1600,  DGemp.  1904.  , Erstlich  werden 
die  Pflaumen  in  gemein  underschaiden  in  zwo  Gat- 
tungen, deren  die  eine  von  sich  selbs  wachst,  die 
andere  aber  gezweiget  sein  muss.'  EKönig  1706.  ,Wohl- 
gafasäte  Gesetz  und  Regel  der  hochedeln  vosisälbär 
gemachtä  hochgeehrtästä  . . .  Fassnachtgsellschaft  . . .' 
1829,ScHwBr.Bartlispiel.  S.  noch  Bd  I  841.  Im  gleichen 
S.  vo"  selber  B;  Tu;  Z  und  sonst.  Nidsi'''  gut  's  r.  s. 
Das  ist  Einer,  er  stät  o.  s.,  von  einer  handgreiflichen 
Lüge  Z.  ,Bi.'  (Nüd)  bi-n-em  selber  (lt  Bärnd.  1904 
auch  siner  s.)  si";  s.  Bd  IV  901.  ,Da  sye  er  von  stund 
an  ...  in  Lüften  in  ein  frömbd  Land  getragen  worden, 
da  er  nit  by  ime  selbst  gwesen.'  RCvs.  (Br.).  ,Zue.' 
Zue-n-em  (zue  sich)  selber  (B;  Z),  zue  sim  selb  (GRPr.) 
luege";  s.  Bd  III  1224  o.  (Wider)  zue-n-em  (zue  sich) 
selb(er)  cho",  zur  Besinnung  kommen,  wohl  allg.  ,Do 
ich   [eine  Nonne]   do   zuo   mir   seber  kam.'    EStagel. 


825 


Salb,  selb,  silb,  soll.,  sulb 


Bemerkenswert  sind  einige  Z  Belege  aus  der  1.  H.  XIV., 
in  denen  unveränderliches  ,selb'  seinem  ßeziehungsw. 
(Subst.  mit  und  ohne  Art.)  vorangestellt  erscheint; 
nur  in  Verbindung  mit  der  Präp. , wider'  =  gegen(über). 
,Daz  hus  Jacobs  Barillis,  daz  gelegen  ist  Zürich  in 
der  minren  stat  widerselb  dem  [Linden-]hove.'  1313, 
ZÜtenb.  Urk.  ,Was  ouch  das  gotzhus  ze  Einsidlen  an 
reben  und  andern  güetem  hat  widerselb  dem  Zürich- 
see, da  die  burger  [zu]  Zürich  vögt  oder  meyer  sind.' 
1313,  Äg.Tschudi  Chr.  ,[Ein  Haus]  widerselb  der  ni- 
dern  brugge,  an  dem  huse  der  burger  von  Zürich, 
daz  du  alte  mezzie  waz.'  1319,  ZÜtenb.  Urk.  , Reben, 
die  man  nemmet  an  dem  Letten  und  gelegen  sint 
widerselb  Wipkingen.'  1322,  ebd.  —  b)  wie  nhd.  selbst 
=  sogar;  im  Gegs.  zu  a  ohne  Nachdruck  und  meist 
vorangestellt.  Selb  's  Esse"  hed-er-mer  vergönnet!  Ap. 
Selb  S?b  ist-em  no°h  z'vil  g'si".  ebd.  Selber  der  Vatter 
hat  's  g'glaubt  ZRuss.  Wen"  Für  h"'1  Pulver  z'säme"- 
chiemen,  ist  selben  de''  Tüfel  nid  sicher.  Scbwzd.  (BSi.). 
Zu-n-ere"  ZU,  an  die  sich  selber  min  Enigro^satt  nit 
es  mal  mer  b' sinne"  mechti.  ebd.  Selber  Die  ennert-em 
Se  sind  uf  de"  Jasse"  harre"  cho"  [um  mit  den  Zugern 
gegen  die  Raubritter  zu  ziehn].  ebd.  (Zg).  Selber  im 
Bett  sei's  nid  g'hür.  ebd.  (AaF.).  Auch  BStdt  (Scbwzd. 
1,  15).  Doch  auch  mit  Nachstellung:  Der  Chüe"red 
selb  het's  g'globt  Ap.  —  c)  selb  Aa;  Bs;  B;  Gl;  L; 
GoRh.,  Wb.;  S;  „Zg";  Z,  seb  AaF.;  Bs  tw.;  L,  salb  L; 
Tb,  in  ScbwE.  auch  selbs,  mit  folg.  Ordinalzahl  wie 
nhd.  selb(ander,  -dritt  usw.).  Vgl.  samt.  Selb-  (seb-, 
salb-,  in  ZAussers.  lt  Dan.  's  halbjander;  s.  Bd  I  308. 
In  AAtw.;  B;  S  dafür  das  jüngere  selb-zweit  (-zwöüt). 
[Walther  von  Eschenbach]  hed  anno  130S  selb  föüft 
de"  Kaiser  g'stoche".  Ledthold  1895.  Mit  vorgesetztem 
z':  Z'salbander,  -dritt  usw.  LEigent.;  ScHSt.;  Tb  tw., 
in  TaMü.  z'halbdritt  usw.  Lieber  gieng-er  [ein  Bauer] 
d'sebdritt  [1.  z's-]  hindertsi'''  uf  Ei"sidle",  als  die  Stras- 
senbahn  zu  benutzen.  L  Tagbl.  1900.  ,Swer  klagen  wil 
umb  frevel  ...  dass  der  nit  wan  selb  vierder  komen 
sol  für  den  rat.'  1334,  Z  Ratserk.  ,[Graf  Rudolf]  rait 
selbdritte.'  Z  Chr.  1336/1440.  ,Aber  sol  der  meyer 
von  Höngg  dem  vorster  an  mitten  in  der  hofwis  ... 
geben  ein  burdi  höws,  die  der  selb  forster  selb 
dritten  uf  sich  mug  gehaben.'  1338,  ZNossikon.  ,Denne 
den  zwein  Koler  und  den  zwein  Hebstritten  und  iren 
gesellen  selb  einlift  in  ein  lag  1  Ib.  12  ß.'  1384,  B 
StRechn.  ,Nach  dem  mal  kam  er  aber  selb  dritte.' 
1384,  Z  RB.  ,Item  die  Leinbachin  von  Klotten  selb- 
achtet,  die  Winklerin  selbsibend,  die  Wissgassers- 
tochter  selbfünft,  Bela  ir  schwöster  selbander.'  1412, 
Z  (Verzeichniss  von  Eigenleuten).  , Wer  den  Widemhof 
innhat,  der  sol  ainen  hern  zuo  Sant  Gallen  oder  sin 
potschaft  ...  zuo  den  zwain  jargerichten  selb  dritten 
bekosten.'  1459,  JGöldi  1897.  ,[N.  sagt  aus]  wie  sich 
gefüegt  habe,  das  er  ungevarlichen  selb  vierd  mit 
guoten  gesellen  uf  der  nidern  brugg  gegangen.'  1468, 
Z  RB.  ,Die  Rintaler  fiengend  den  aman  von  Luschnow 
Salbändern.'  Vad.  ;  nachher:  ,der  aman  von  L.  sampt 
sinem  gesellen.'  ,N.,  der  selbs  zwölften  der  selben 
nacht  über  die  mur  usgfallen  was.'  ebd.  ,Ich  kam  in 
ein  holz  selb  zechend.'  Haimonsk.  1531.  ,Also  dass 
[aus  einem  Schiffbruch]  der  hoptman  selb  vierzgest, 
wider  alle  hofnung,  kum  entran.'  Ansh.  ,In  einer  huss- 
halt,  da  man  selb  nündt  sitzt.'  1543,  Z.  ,Als  er  salb 
ander  reitt  die  statt  und  muren  zuo  besichtigen.' 
JHaller  1550/73.    ,Hans  [Planta],  amman  zu  Steins- 


berg, hat  selb  vierdt  den  brief  besigelt  betreffend  dir 
pündtnuss  ...'  Arüüser1598.  Selbsdritt  ScuwE.  .Ilälf- 
fend  ir  mir  nüt,  daz  ich  hinweg  gelassen  wird  selbs 
trydt,  so...'  Haimonsk.  1531.  ,[Der  Münzmeister]  soll 
ouch  nit  mer  gsellen  han  so  arbeiten  dan  er  selbs 
viert  uff  aller  Schmitten.'  1559,  L  (FHaas).  ,üas  ein 
jeder  meister  allein  und  nit  mer  dann  selbszehend  zu 
werchen  befuogt  sin  [soll].'  1565,  Z  RM.  ,Und  wyl  er 
...selbs  zechendt  ze  Tisch  gsessen.'  Iti37,  Z.  ,[Gott] 
hat  Kraft  gegeben  dem  Samson,  dass  er  allein  nicht 
selbst  ander  oder  dritt,  sondern  er  allein  mit  seiner 
einzigen  Faust  ein  grosse  Schlacht  verrichtet.'  FWvss 
1677.  Vielfach  (so  in  B;  L;  Sca;  Tu)  in  die  allge- 
meinere Bed.  ,zu  zweien,  zu  dreien'  usw.  übergegangen 
und  dann  mit  plur.  Subj.  Si  sl"  selbander  cho"  B  (Zyro). 
Mer  wend  's  z'salbander  träge"  Tu.  De''  Hannes  und 
's  Ämerci  chöme"d  z'salbander  hamm  ab  ''cm  Feld. 
SWinz  (ScBSt).  ,Gieng  dannocht  einer  mit  inen, 
dass  si  salb  dritt  usser  dem  hus  giengen.'  1425,  Z  RB. 
.Massen  ich  nur  in  dem  Bezirk  der  Statt  Lucern  35 
Storkennäster  gezehlet,  da  sie  alle  Jahr  selbs  fünft 
hinweg  fliegen.'  JLCys.  1661.  Das  Beziehungswort 
kann  fehlen.  Z'salbander  isch  [ist  es]  schöner  [als 
allein]  Tb.  Jährlich  wurde  ausgegeben,  um  ,selb  fiert 
nach  Eiselen'  zu  gehen,  6  Gl.  1387,  AKüobler  1895. 
—  d)  als  1.  Glied  in  Zssen  sonst  nicht  häutig,  meist 
in  der  Form  selb,  älter  auch  , selbs',  selten  (und  wohl 
meist  unter  schriftspr.  Eintiuss)  .selbst.'  Vgl.  die  ad j . 
Zssen  s.-laufend  (Bd  III  1140);  -sichtig  (Si>.  269);  -sür; 
-dürr,  die  subst.  S.-Fall  (Bd  I  743),  -Grind,  -Chopf 
(Bd  II  768.  III  415),  dazu  s.-hout  (Bd  II  1500);  -Baum 
(Bd  IV  1245);  -Sächer  (Sp.  134);  -Ge-schoss;  -Schuss; 
-Steg;  -Trost;  -Wal.  —  2.  attrib.  bzw.  subst.  a)  selb 
BSa.f  und  lt  Zyro;  GrD.,  Seulms,  Spl.;  LHa.;  SgkwG.;  U, 
seb  GrRIi.,  S.,  Sculms,  mit  notwendigem  best.  Art.,  wie 
nhd.  der  selbe  =  der  nämliche,  lat.  idem.  Dafür  sonst 
der  glich.  Schi  ist  noch  am  sebe"  Wupp  GrS.  Er  ist 
der  selb  Tag  scho"  fürt  UWassen.  Ich  bi"  g'gangen 
und  ha"  nock  am  selben  Obi"g  di  Bhttli  füre"g' suecht 
und  z'sämme"'büezt.  JRoos  1894;  in  Bed.  b  hat  Roos 
seb.  Ebe"  g'rad  zur  selbe"  ZU  U  (Schweizerin.  1891). 
De"  selbe"  Wegg,  auf  die  selbe  Art  GrD.  Auch  sonst 
gelegentlich,  aber  kaum  echt  ma.;  vgl.  Hunz.  238. 
,Och  sol  man  den  richtern  alwent  an  daz  gericht  ge- 
bieten, so  man  burgern  ald  gesten  richten  sol,  an  ein 
buosse  ...  und  sont  och  bi  dem  gericht  beliben  und 
dannen  nit  gan,  die  wile  der  richter  sitzet,  bi  der- 
selben buosse.'  1375,  Scb  StB.  ,Denne  Geisler  gen 
Zürich  27a  Ib.;  denne  dem  selben  gen  Lucerron  30  ß; 
dem  selben  Geisler  gen  Winigen  8ß.'  1375,  Li  StRechn. 
(Ausgaben  für  die  ,louffenden  hotten');  noch  sehr  oft 
in  dieser  Quelle.  ,Wer  uff  der  statt  fryen  gant  kouft, 
der  sol  es  des  selben  tags  und  vor  der  bettgloggen 
bezallen.'  um  1480,  AaK.  StR.  .[Friedrich  II.  ward  zu 
Konstanz]  vom  bischof  Cuonraten  ...  mit  eeren  em- 
pfangen. Desselben  tags  was  wilund  kaiser  Ott  gen 
Überlingen  kon  und  wolt  gen  Costenz  sin.'  Vad.  ,Si 
weltind  bi  andern  orten  rat  suochen  und  den  abt  ouch 
dasselb  tuon  lassen,  wie  und  wo  er  mög.'  ebd.  ,So- 
licher  schlag  ist  im  zum  tod  ein  fürdernis  gewäsen, 
dan  er  noch  dieselh  nacht  ist  heim  kummen  in  meister 
Jacob  schärers  hus,  hett  sich  da  lassen  verbinden.' 
UMey.  Chr.  1540/73.  ,Eben  das  selb,  idem  hoc  ipsum.' 
Mal.  ,1m  selben',  zur  selben  Zeil,  im  selben  Augen- 
blick.   , Als  denn  machet  man  [bei  der  Treibjagd  auf 


827 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


Bären]  ein  getöss  mit  trommen,  hörnern,  pusannen 
und  dergleichen;  und  im  selben  hauwt  man  böum  und 
gsteud  emider.'  Tierb.  1563.  ,1m  selben  [als  der  Schuss 
fiel]  sige  der  zeiger  hinder  der  schiben  her  für  kom- 
men ...  und  nidergfallen.'  1567,  ZAnd.  ,1m  selben 
kam  herr  Anthoni,  entschuldiget  sich,  ich  wen  im 
unwissend  entrunnen.'  ThPlatter  1572.  —  b)  selb  Aa 
Aar.,  Erlinsb.,  Fri.,  Leer.,  L.;  BsL.;  BBiel  (Dial.),  Brisl., 
E.,  G.,  Gt.(DiaL),  M.,  0.  (auch  lt  Zyro),  uSi.  (Dial.); 
F  (Dial.);  Gl  (Dial.);  GRChur,  D.,  Hald.,  ObS.,  Pr., 
Sculms,  Spl.;  LG.  (vorherrschend);  GaL.  (Dial.),  Gib. 
und  lt  Zahner;  SrnHegau,  KL,  Schi.,  Stdt,  St.;  aScuw 
(Dial.),  E.,  G.,  Muo.;  S;  THÜntersee  (Dial.);  Uw;  U;  Zg; 
ZRafzerf.,  salb  LG.  (so  im  Suhrent.,  doch  seltener  als 
selb),  seb  AAÄar.,  Br.  (Dial.),  F.,  KL,  Leer.,  Lengn., 
Leugg.,Ruedert.;  Ap  (in  I.  de*  seb);  Gl;  GRObS.,  Pr., 
Rh.,'  S.,  Seh.,  Ths,  V.;  LHa.;  GRh.,  Sa.,  Stdt,  T.;  Sch 
Stdt,  St.  (.gebräuchliche  Form');  SchwKü.;  Th  (über- 
wiegend); UwE.;  Zg;  ZBüL,  Kn.(DiaL),  0.,  S.,  Stdt,  \VL. 
seil  AAAar.  (Dial.),  B.,  Erlinsb.,  Fri.,  K.,  Leer.,  L.;  Bs 
St.;  BBrisL;  GRChur  (Dial.);  LE.,  G. (.selten'), Meggen; 
Sch  (.unter  badischem  Einfluss',  nach  Angaben  in  Bib., 
Ramsen);  ScnwMa.;  S;  ThEiiu.,  Eschenz;  ZHörnli, 
Mönch.;  „allg.",  seit  (s.  unter  a),  mit  und  ohne  best. 
Art.:  demonstr.,  als  Hinweis  auf  etw.  durch  Si- 
tuation oder  Zshang  Gegebenes,  vorher  Erwähntes 
oder  auch  als  bekannt  Vorausgesetztes,  spec.  (so  meist 
in  der  lebenden  Spr.)  auf  etw.  räumlich  oder  zeitlich 
weiter  entfernt,  zurück  Liegendes,  =  nhd.  selbiger, 
der,  jener,  allg.,  soweit  nicht  durch  die  Konkurrenz 
der  syn.  ener  (Bd  I  265),  einer  (ebd.  285),  diser  be- 
schrankt, im  Südwesten  übh.  selten,  zT.  (so  in  BG.) 
nur  mehr  in  festen  Verbindungen  (bes.  in  zeitlichem 
S.),  im  W  anscheinend  ganz  unbekannt.  Zum  For- 
mellen sei  noch  bemerkt:  1)  mit  Bez.  auf  die  Setzung 
des  Art.,  der  von  Haus  aus  notwendig  war  und  noch 
in  unsrer  ä.  Literaturspr.,  wenigstens  bis  ins  XV1L, 
regelmässig  steht,  verhält  sich  die  MA.  verschieden. 
Nur  auf  wenigen  Gebieten  scheint  der  urspr.  Zustand 
in  vollem  Umfang  bewahrt,  so  in  Gl;  GrTIis.V.;  Ndw. 
Auf  Nom.  Acc.  Sg.  n.  beschränkt  ist  die  artikellose 
Form  in  Ap  (doch  ist  für  I.  einmal  auch  der  Acc.  Sg. 
m.  sebe"  bezeugt);  SchwE.,  darüber  hinaus  haben  fakul- 
tativen Art.  im  Dat.  Sg.  und  PI.  aller  Geschlechter 
GRh.,  T.  (hier  auch  der  Nom.  Acc.  Sg.  f.  sebi  neben 
di  seb);  Sch;  Th;  Z.  Artikelloser  Nom.  Acc.  Sg.  n. 
(meist  neben  der  artikulierten  Form)  ist  ausserdem 
belegt  für  GrD.,  Hald., Pr.,  Sch.,  VaL;  U;  Zg,  artikellose 
Dativformen  für  GRChur;  LE.;  aScHW;  Ocw;  U;  Zg. 
Durch  alle  Kasus  gehn  Formen  mit  und  ohne  Art.  in 
Aa  (mit  Ausnahme  des  Nom.  Acc.  Sg.  n.,  wo  nach 
Hunz.  nur  's  s.  vorkommt,  nach  andern  Einzelangaben 
selb  usw.);  B;  LG.;  S  tw.,  nur  Formen  ohne  Art. 
kennen  AAFri.(V);  Bs;  S  tw.  Vom  Nom.  Acc.  Sg.  n. 
erscheint  die  artikulierte  Form  da,  wo  der  neutr.  Art. 
d's  lautet,  als  d's  s.  B;  GrD.,  ObS.,  Rh.,  Ths,  V.,  das  s. 
Gl;  GRPr.,  Rh.  (,däs  s.'  Nuf.),  S.,  Sch.  (,des  s.');  U,  das 
's- Gebiet  dagegen  hat  's  s.,  so  Aa  (lt  Hunz.  und  lt 
Dial.  in  Br.,  F.);  Ap  (Dial.);  GT.  (neben  seb);  L  (neben 
dass.);  Ndw  (neben  das  s.);  ScHwMa.;  Zg,  dasselbe  S 
(BWyss),  sonst  artikelloses  selb  usw.  Dat.  Sg.  f.  dere" 
selbe"  U,  Dat.  PL  dene"  selbe"  BG.;  U.  Nach  ,diser' 
(wie  mhd.  oft):  ,diz  selb  gebot  [=  das  eben  genannte].' 
äL  RB.  —  2)  die  Flexion  der  Formen  mit  und  ohne 
Art.  folgt  im  Allg.  der  Regel.    Starke  Form  nach  dem 


Art.:  di  selbi  S,  sonst  nur  in  ä.  Quellen:  ,der  selber 
(neben  ,der  selb)  priester.'  1354,  AaB.  Urk.,  ,der  selber 
kof.'  1357,  ebd.,  ,dem  selbem.'  HsRMan.  Bemerkenswert 
ist  dersebc  (Nom.  Sg.  m.)  GRObS.  Der  Nom.  Acc.  Sg.  n. 
ist  auch  ohne  Art.  gew.  endungslos  (doch  in  B  auch 
selbs),  und  die  endungslose  Form  greift  tw.  ins  Masc. 
und  Fem.  und  in  andre  Kasus  über:  Nom.  m.  selb  Brand 
SchScIiL  (APletscher);  Acc.  selb  Becher  S  (BWyss); 
„Seil  (=  jener)  hat  es  gesagt";  in  dersel  Gegni  LE. 
(Dial.);  Gen.  Sg.  m.  n.  d's  sep  Manns,  Wibs  GrV. 
Weitres,  auch  über  abweichende  Bildungen  in  der 
Verbindung  mit  Mal,  s.  unter  a.  —  3)  in  Aa  wird  lt 
Hunz.  der  (di,  's)  seil  z.  U.  von  dtr  sefljb  nur  adj.  ge- 
braucht. Formelle  Differenzierung  zw.  adj.  und  subst. 
Gebrauch  oder  Ansätze  dazu  zeigen  sich  im  st.  Dat. 
Sg.  f.:  adj.  -er,  subst.  (bes.  ohne  Art.)  -ere"  Aa;  Bs; 
LG.;  GRh.;  Th;  Z,  und  im  Dat.  PL:  adj.  -e",  subst. 
(bes.  ohne  Art.)  -ne"  LG.;  Sch  (in  Ramsen  -ene");  Th;  Z. 
In  GrSuv.  ist  -ne"  auch  in  den  Nom.  Acc.  PL  gedrungen. 
Der  Nom.  Acc.  Sg.  n.  erscheint  in  BsL.f  auch  als 
S'elts.  In  GrV.  wird  zu  d's  Sep  der  Gen.  d's  Sepse" 
gebildet;  andre  Formen  in  der  Verbindung  mit  -wegen 
s.  unter  a  (zu  Ende).  —  4)  in  der  ä.  Spr.  tritt  ,der- 
selb'  (wie  ,der')  auch  vor  das  Poss. :  .Derselben  unser 
stat.'  1415,  BStR,;  ,derselb  sin  meister.'  1425,  ebd.;  ,uff 
derselben  irer  stuben.'  1474,  Z  RB.  (noch  oft  in  dieser 
Quelle);  .dieselben  min  herren.'  1499,  U.  —  Ver- 
wendung, a)  Hinweis  auf  Gegenstände  der  sinn- 
lichen Wahrnehmung.  Gim-mer  de(r)  se(l)b  Löffel,  di 
se(l)b  Gable",  ('s)  se(l)b  Messer!  jenen  L.  (dort,  in 
deiner  Nähe)  usw.  Las'-mer  se(l)b  Ghind  gü"!  zu  einem 
Jungen  auf  der  Gasse.  Zih  seil  Stecldi  nehem  [1.  neberri] 
Schmeclcschütt  uss  sellcm  Blechli  itse!  Schwz.  Exer- 
citium  1712.  Di  se(l)be"  zwe  (Buebe").  [N.  die  Aus- 
sicht erklärend:]  Das  den  isch  der  Zärich-Albis  mit 
dene"  vile"  Dorf  er  e";  de't  z'  obrist,  Seb  isch  [das 
Dorf]  Hüse"...  Der  blau  Striffe",  Seb  isch  der  Jura. 
Schwzd.  (LHa.).  Isch  Seb  ned  der  Schmidlunzi  (wo 
de't  oben  abe"  chundj?  AaF.;  ähnlich  Tb;  Z  und  sonst. 
Mit  hinzugefügtem  de(r)t,  dei  (nie  da!).  De"  se(l)b 
Blieb  de(r)t  (dei)  isch- es  g'si".  De"  selb  Ma""  dert 
lauft  a'swi'-n-e"  Bröndleger !  LG.  De'  Se(l)b  de't  (dei) 
un(d)e",  obe"  usw.  G'sehnd-er  selb  Sternli  dort  schine"? 
GJKühn.  Die  Verbindung  als  Ganzes  auch  adv.  ge- 
braucht, =  dort:  Lueg,  se'lb  dert  lit's!  LG.  S.  noch 
unter  3  a.  —  $)  Hinweis  auf  Erwähntes,  in  Rede  Ste- 
hendes, durch  den  Zshang  Bestimmtes.  Adj.  Baschöne" 
Koretlis  Blieb...  wäst,  de"  seb  Grösschnauzli.  ATobler 
(Ap).  Mit  dem  sebe"  (oder  mit  sebem)  Kärli  will-ich 
Nünt  e'  tue"  ha"  Th.  Selbi  Liit  brüchte"-sich  ned  eso 
z'  bläijc"  L.  [Die  Eidgenossen  auf  dem  Rütli]  hent 
g'seit,  jetz  welleH-s'  einisch  dene"  selbe"  Vegtc"  g'herig 
der  Dätsch  butze".  Schweizerm.  1891  (U).  [Grossvater, 
den  Enkel  belehrend:]  Witer  obe"  [am  ZSee],  weist, 
lit  Bap2)erschwil;  de  hast  selb  Schloss  ja  g'seh"  und 
selbi  Tum,  weist,  fern,  wo  d'  mit-mer  ufde"  Backtet  bist. 
I"  selbem  Städtli  und  uf  selbem  Schloss  dert  häd  's  vor 
Zite"  nüd  am  schönste"  'tont  [usw.].  ebd.  (Z).  [A.  gibt 
die  Absicht  kund,  ein  gewisses  Haus  zu  kaufen,  worauf 
B.:]  Seb  Hüs  ist  scho"  verchauft  Th.  De"  se(l)b  Obe"d 
[wo  das  Erzählte  geschah]  vergiss-ich  nüd.  .Unser 
müli,  die  gelegen  ist  ze  Chur  in  der  stat  obrenthalb 
der  Metzi  . . .  und  stosset  die  selb  müli  vornen  und 
hindenan  ...  an  den  gemainen  weg.'  1363,  GR(Mohr). 
,Es  was  och  umb  die  sach   ein   offen  besigelter  brief 


829 


Salb,  seilt,  silb, 


>lb, 


geben  ■••  der  selb  brief  aber  abgieng  und  verbrann 
in  unser  grossen  brunst.'  1378,  Sch  >StB.  ,Des  [einen 
,wegisen'  gestoblen  zu  haben]  zieht  er  ouch  den  N., 
und  hatt  ouch  den  selben  wegisen  gesuocht  bi  den 
Juden,  ob  er  inen  versetzet  wer.'  1413,  Z  RB.  ,Were 
aber  sach,  das  die  selb  person,  die  sölliche  wort  ge- 
rett  hett,  iren  eid  und  Unschuld  ...  nit  tuon  wölt  noch 
möcht,  so  sol  gegen  der  selben  person  beschechen, 
was  recht  ist.'  1450,  AaK.  StR.  ,Uff  das  weite  der 
genant  Peter  [der  Kläger]  das  holz  nu  lassen  sagen 
und  hinweg  füeren;  do  spreche  [der  Beklagte]  Cuonrat 
aber  zuo  im...;  do  spreche  er,  der  selb  Peter...' 
1-180,  Z  RB.  ,Als  ir  dann  ...  uff  die  beschribung  [Auf- 
forderung] eins  burgermeisters,  radtes  und  des  grossen 
radts  der  statt  Zürich  und  uss  den  Ursachen,  in  den- 
selben üch  zuogesanten  briefen  begriffen,  als  gehorsam 
ersehynen  etc.'  1523,  Z  Ratserk.  ,Was  hat  die  selben 
münch  [zu  Bern]  verfüert?  sy  haftend  ouch  uff  gyt 
gstudiert,  woltend  unsere  frowen  machen.'  Eckst.  1525. 
.Innocentius  begert  in  [Kaiser  Otto  IV.]  sonderlich 
zuo  sechen,  darum  dass  er  küng  Philippen  so  vil  Wider- 
stands tuon  hatt,  und  was  im  darum  lieb.  Aber  die- 
selb  liebe  wand  sich  in  viendschaft.'  Vad.  ,Dasselb 
jar  [in  dem  das  vorher  Berichtete  geschah]  was  überuss 
witterig  und  nass.'  ebd.  ,[Bei  einem  Geschäft]  so 
frömbde  Fürsten  und  Herren  . . .  angeht,  [sollen]  Die- 
jenige, welche  in  desselben  Fürsten  und  Herren  Dien- 
sten Interesse  ...  haben,  ausstehen.'  1645/1723,  U  LB. 
I  denk  vidi,  si  heigend  myn  Bantle  selig  au'h  g'mördt, 
dieselben  Diebsmörder.  Bantli  1656.  Eusers  Müllers 
Galgefogel,  derselb  hübsch  hä.eä  Huremunni,  häd  der 
Schinder  au  xvider  hei  dräit  [aus  dem  Kriege],  ebd. 
S.  noch  Prelaten  (Bd  V  584).  In  Ortsbestimmungen. 
In  Safie"  ...  ist  e'"mäl  in-ere"  Nacht  es  Hüs  [von  einer 
Lawine]  zerstört  cho".  In  dem  sehe"  Hüs  sind  der 
Persöne"  g'si"  GrS.  (B.).  Im  (vom)  sefljbe"  Land  (Aa 
Br.;  Ap;  BE.,Gutt.;  F;  GrRIi.;  GaL.,T.;  aScnw;  Zg; 
Z),  i»  (vo»)  sefljbetn  (sellem)  Land  (Ort)  (AAAar.,  F.; 
GRChur;  UUrs.;  Zg);  i»  dässelb  (Gl),  i"  d's  selb  (BuSi.), 
i"  's  seb  (AABr.,  F.;  Ap),  i»  (dür,  über)  se(l)b  (AAFri.; 
Bs;  GT.;  Th),  i»  selbes  (UUrs.)  Land;  i»  derselbe» 
Gegni  (Gl),  i"  selber  Gegen  (AAFri.);  uss  "em  selbe» 
G'länd  (BBiel).  Dial.  (nach  Luc.  15,  14/5).  Uf  selber 
[der  vorher  erwähnten]  Brügg.  Alpenr.  1S27  (BO.). 
,[Das  ist]  als  Dauid  spricht  am  80.  psalni:  wandlen 
in  sinen  erflndungen.  Das  aber  got  im  selben  psalm 
durch  den  mund  Dauids  hat  wellen  versehen,  spre- 
chend also  . . .'  Zwingli.  Was  sind  au  für  Lüt  im 
selben  Stättli  gsi?  Bantli  1656.  [Die  Feinde]  sind  uf 
Brämgarten  sogen  und  händ  selb  Stättli  au  wella  inäh; 
aber  wir  sind  ob  Gössliken  mit  vil  Volle  und  Stucki  im 
selben  [dortigen]  Wald  glägen  und  händ  uf  sy  gwartet. 
Gf.spr.  1712.  De»  sehe"  (Ap),  de»  seb  (Aa;  Th),  sebere" 
(AaWoIiI.)  Weg,  auf  jene  (die)  Art.  D.  göt  's  nüd, 
cha»»st  Nünt  mache».  S.  auch  Sp.  18.  ,Du  spartist 
all  dein  Gelt  . . . ,  ob  vilicht  die  Gefangenschaft  [der 
verfolgten  Christen]  etwan  den  selben  Wäg  gemilteret 
oder  gewendt  werden  möchte.'  Bedenken  1021.  Oft  in 
Zeitbestimmungen.  Am  s-e"  (a»  s-em)  Tag,  Morge", 
Äbe"d;  zu  der  s-e"  (zu  s-er)  ZU,  an  jenem  Tage  usw., 
zu  jener  Zeit.  Im  adv.  Acc.  De(r)  se(l)b  (Aa;  B;  Sch; 
Th;  Z),  se(l)be»  (seile")  (Aa;  B;  L;  S),  selb  (B;  S)  Tag, 
Morge»,  Äbe'd;  di  se(l)b  (B;  Sch;  Th;  Z),  di  selbi  (S), 
selbi  (s'elli)  (Bs;  S),  selb  (BE.,  G.)  ZU,  Nacht.  Wann 
d'  Nebel  im  Land  liggC'd  und  dann  stige"d,  so  gi''t  's 


a»  sebem  Tag  no'h  es  Wetter  Z<  >.  Wann  's  i»  's  Tau 
regnet,  so  haglet  's  selbe"  Tag  noch,  und  se't  's  i"  Rl"  falle" 
SThierst.  Selbs  z'  Mittag,  jenen  Mittag  BHeim  1901. 
,Die  seben  zit  sond  die  von  Dannusen  ungevarlich  und  on 
alle  gevärd  weiden.'  1394,  GRJen.  Arch.  ,Da  einer  ein 
flyssig  uffsehen  hat  uff  ein  ding,  das  syn  zyt  und  ougen- 
blick  hat,  und  nimpt  ers  nit  in  demselben  ougenblick, 
vergat  es.'  Zwingli.  ,Die  Juden,  die  zur  selben  zyt  noch 
meinten,  man  müesste  das  alt  testament  ...  näben  dem 
nüwen  halten.'  ebd.  ,Wie  man  iez  wol  einen  schriber 
...findet,  der...  geschickter  ist,  dan  zuo  denselben 
tagen  [im  XIII.]  all  doctor  warend.'  Vad.  Eba  am 
selbe  Tag,  gerade  an  jenem  Tage.  AKornhofper  1656. 
D's  selb  (B;  GrD.,  ObS.),  d's  seit  B  (RvTavel),  's  selb 
(Uw),  se(l)b  (Aa;  Bs;  B;  GRh.;  Sch;  S;  Tu;  Z)  Mal 
(Mol),  selbets-,  selletsmölfe")  Bs,  sclle"möls  AAFri.,  jenes 
Mal,  damals;  s.  Bd  IV  147.  Mä  häd  selb  mal  1656  zellt. 
Gespr.  1712;  gleich  nachher  selbes  mal.  Im  gleichen 
Sinn  selb  Cher,  Rung  S.  —  Subst.  De'-  Se(l)b  [Einer, 
von  dem  die  Rede  ist]  soll  's  Mül  (b')halte" !  Sellem 
(Seilere")  hätt-i'h  scho"  lang  gern  d'  Maini"g  g'sait  Bs. 
Ann  vo"  de"  böseste"  Sidiane"  ist  scho"  der  AI:!  Cuno 
g'se":  Dcselb  het  Ös  Appe"zeller  auch  als%  ströbigmässig 
'plöget.  Schweizer»!.  1891  (Ap).  A.:  Der  jinger  Rüedi 
[Herzog  von  Oesterreich]  isch  mit  de"  Waldstettlere" 
mein-icn  gar  nit  eso  ibel  gfare".  B. ;  Ja  so  Derselb!  Da 
hat  's  nu'h  bassiert.  ebd.  1891  (U).  A.:  He  bigott,  Ei- 
send jo  de''  Schuehmacher  Hans  Ghuered!  B. :  Derscb 
bin-ich.  Schwzd.  (Th).  Duo  ist  er  zumme"  Ma""  g'gange" 
und  Derscb  het-ne"  uf  si"  Acher  g' schickt  d'  Schwi" 
z'hüete",  Übers,  von  Luc.  15, 15.  Dial.  (GrRIi.);  ähnlich 
AaF.,  sonst  in  der  Regel  DP  {Disc  F;  WRar.).  En 
alti  resolvierti  Würti"  z'  Chlösters  . . .  Van  Derselbe" 
gänd  sus  noch  alletdergatti"g  G'sehichten  ummer  GrD. 
(B.).  Wie  ich  duo  d'  Ur  ...  nümen,  ist-mer  fast  der 
Verstand  still  g'standen,  denn  an  Derseben  ist  's  uf 
Si'chsi  g'gange"  GrKI.  Es  gät  Nüt  über  g'schtd  Lüt 
als  d'  Hut,  und  di  Seb  gät  au'''  über  di  tumme"  Z. 
Du  hesch  vom  Himmel  nit  vil  z'  hoffe",  Derselb  isch 
nur  für  Frommi  offe".  Schwzd.  (U).  .Welche  frow 
old  dirn  mit  eira  in  süntlichen  sachen  ze  schaffen  hat 
und  meint,  das  ir  der  selb  ir  megten  genomen  hab, 
...so  mag  si  den  mit  recht  fürnemen.'  L  StR.  um  1480. 
,[A.  sagt  zu  B.,  sein  Nachbar  C.  habe  viele  Häuser 
angezündet]  und  als  der  obgenant  C.  ungevarlich  in 
sinem  venster  lege  und  soliche  wort  horte,  spreche 
er  zuo  dem  A.:  ich  wölt  gern  wissen,  ob  ich  der  selb 
were.'  1483,  Z  RB.  ,Der  heilig  geist,  welchen  der 
vatter  sendt  in  minem  namen,  derselb  wirt  üch  alle  ding 
leeren.'  Zwingli  (nach  Job.  14,  26).  ,[Ich]  legg  mich 
an  synes  bett,  das  kostlich  grüst,  am  selben  nüt  ver- 
gessen ist.'  JRuef  1539.  ,Dass  man  in  der  stat ...  der 
armen  hüser  besuochen  und  dieselben  anschriben  sölte.' 
Vad.  ,Man  soll  sich  förebten  vor  der  sündt;  dann 
wenn  wir  dselb  förchtend  so  hart,  so  wurd  gar  manch 
böss  stuck  erspart.'  VBoltz  1551.  ,l>ass  sy  [die  un- 
gerechten Reichen]  armen  taglöneren  an  irem  ver- 
dienten lidlon  abbrachend  und  inen  denselben  nit 
liessind  zlieb  werden.'  LLav.  1577.  Mit  der  feufta 
[Frau]  häd  ers  ai  kli  besser  gha:  mit  Dersclba  häd  er 
in  der  Wocha  nu  einmal  ein  Tumelmutz  gha.  Bantli 
1050.  Was  sägen  sy  von  guten  Werken?  Können  uns 
Dieselben  au  selig  machen?  Gespr.  1712.  —  Im  Neutr. 
Sg.  S.  ist  e"  scliöns  Hüs,  en  schöne''  Garte".  S.  ist 
en  Narr,  e"  Cime  [dumme  Person].    S.  sind  bösi  Zite" 


831 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


g'si".  's  wärt  öppe"  100  Franke"  g'cliost't  ha"  oder 
um  Seb  ume"  Ap:  Tb.  ,Daz  ein  oberster  hirt  der  kilchen 
notwendig  sye,  als  jetzund  gewärt  hat  uf  die  XV  hun- 
dert jar  oder  um  das  selb  von  Petro.'  B  Disp.  1528. 
Eb  's  [das  gezehntete  Getreide]  auch  i"  cV  Herre"schür 
ist  g  gange",  Seb  chönnt-ich  nid  säge".  Schwzd.  (AaF.). 
[Kasper  zum  Tod,  der  ihn  holen  will:]  's  g'fallt-mer 
ciusluile"  noch  ganz  guet  uf  der  Welt.  Seil  han-ich-mer 
'dänggt,  sait  der  Död.  LSieber  (Bs).  „Seih  weiss  ich, 
d.  i.  jenes."  ,Das  der  [Der,  welcher]  einen  tag  für  den 
andren  würdet  [wertet],  dasselb  Gott  zuo  eer  tüeye.' 
Zwingli.  ,[Die  alte  Kirche  lehrte]  welcher  Gott  rächt 
dienen  wolle,  der  solle  in  ein  kloster  gan  ...;  aber 
dasselb  hatt  uns  Gott  nienen  gebotten.'  LLav.  1577. 
Formelhaftes.  I'h  mache"  dann  nüd  lang,  Seb  cha""-der 
(seho"j  säge"!  Ap;  Gr;  GT.;  Th;  Z.  Seb  darf-ich  säge", 
soviel  ist  sicher  ZO.  Er  ist  en  Klöti,  selb  muess-ich 
selber  säge".  Gotth.  S.  ist  wör,  oft  einer  Einräumung 
angehängt.  E"chli"  g'spässig  hed-er  [der  Verrückte] 
scho"  'tö",  S.  i.  w.  L.  ,Das  Heimat  sieht  nicht  am 
hesten  aus,  selb  ist  wahr.'  Gotth.  Seb  cha""st  denke" 
Ap.  Jö,  Seb  glob-ich  (will-ich  globe").  ebd.  Seb  glob-ieh, 
S.  glob-ich,  glob-ich,  Deutung  des  Tones  einer  Glocke  in 
ApHer.  Gib  S.  imen  Andere"  (imene"  Narr)  a".  S. 
wem-nier  dann  (oder  iez  e'"möl)  luege",  es  wird  sich 
zeigen  Ap;  Bs;  Gr;  Th.  Seb  ist  dann  Nüt  g'si" !  höh- 
nisch zu  einem  .Abgeblitzten'  Te;  Z.  Was  Seb  ist,  (so) 
han-ich  le"'  Chommer  Ap;  B  (Gotth.).  Jo,  wenn  Seb  ist, 
wenn  es  sich  so  verhält  Ap;  Th.  Yergiss  du  Seb  (de1  Seb 
ZKü.)!  da  bist  du  im  Irrtum,  Das  begehrst  du  um- 
sonst ZS.,  St  lt.  Se(l)b  scho",  S.  wol,  einräumende  Ant- 
wort, (Das)  allerdings  Ap;  Gr;  Th;  Z.  S.  g'ivüss,  sicher- 
lich Gr;  Th;  ZO.  Si%  nüd!  Ablehnung  einer  Dankes- 
bezeugung ZBül.  ,Aber  dass  Liseli  [nach  verschie- 
denen Fehlgeburten]  dann  deswegen  ein  andermal 
vorsichtiger  gewesen  wäre,  Selb  nicht.'  Gotth.  D's 
Silb  jetz  hingäge"  lieber  nit!  Ablehnungsformel  BStdt. 
Nei"  du,  Seb  lieber  nüd!  Ap.  Ja,  Seb  iez,  S.  dann!  Zu- 
stimmungsformel ZO.  Ja  Seb!  sagte  [beim  Ausstäupen] 
ein  Engelberger,  als  das  Tanten  der  Armensünderglocke 
aussetzte,  wenn-si  de""  nümmer  luiti"d,  chan"-ich  de"" 
nid  im  Schritt  läüffe*.  Nnw  Kai.  1900.  ,Seb  tue  [Imp.? 
Inf.?]!  in  Gesprächen,  eine  auf  die  Spitze  gestellte 
Antwort,  bald  ein  höhnisches  Ja,  bald  ein  scherzhaftes 
Nein'  Ap  (T.).  Einem  zur  Bekräftigung  tw.  wieder- 
holten Satz  wird  (und)  Seb  (in  Ap;  ZRuss.  meist  be- 
tont) vorangestellt  als  Hinweis  auf  den  nicht  wieder- 
holten Satzteil;  vgl.  so  (Sp.  23).  Bei  Aussagesätzen. 
Als  bekräftigende  Antwort:  A.:  Die  [alten  Eidge- 
nossen] hent  g'rciss  mängisch  miesse"  ga"  ge"  die  g'ß- 
rege"  Kestene"  us  der  heisse"  Äsche"  hole".  B.:  Selb 
hent-s',  die  arme"  Guggere"!  Schweizerm.  1891  (U). 
Meist  als  Zusatz  des  Sprechenden  selbst  Aa;  Ap  (bes. 
belieht);  G;  Th;  Z.  Du  bist  en  Narr,  (und)  S.  bist 
Ap;  Th;  ZO.  Du  eha""st-mer  lang  säge",  S.  cha""st 
ZO.,  Zoll.  Ieh  han-ene"  's  g'seit,  's  S.  han-i'h  Aa  (H.). 
liier  hend  lang  g'nueg  g'icartet,  (ond)  S.  hem-mer  Ap. 
Nahes  Höbschers  han-i^  jetz  doch  nüd  g'ad  g'sehe", 
ond  S.  han-ich.  AHalder,  Ch.-Ü.  Mer  trinke'd  a'se 
gern  e"  Gläsle  Wi",  ond  S.  trinke"d-mer.  ATobler 
I'.'ii-'.  niii  mich  gäd's  eine"weg,  S.  gäd's.  Schweizerm. 
1891  (Z).  I<»  will  nüd  för  De"  ond  De"  a"g'lueget 
werde",  S.  tcill-i'h  Ap  (T.).  Ghind,  de  cha""st  jo  Nüt, 
S.  cha""st.  Stütz,  's  schadt  Nüt,  S.  schadt  's.  ehd. 
Es  gibt  halt  Litt,  die  glaube"d  hütigs  Tags  kei"s  Bitzeli 


rnf,  S.  glaube"d-s\  Feierab.  1860  (Tu).  Mit  scherzh. 
Zweideutigkeit.  Mir  Metzger  sind  denn  o  [auch]  ke<" 
Hüuil,  und  Selb  sim-mer  GStdt.  Bist  awh  kein  Narr, 
S.  bist  ZO.  Beim  Imperativ.  Bett  Ei"s  der  inglisch 
Gruez,  S.  b'etti  's!  Schwzd.  (GSa.).  So  lauf  jetz  o'sg 
brav,  S.  lauf!  Stütz,  Gem.  Lass  si",  S.  lass!  Z.  Hau"- 
di'h  nüd,  S.hau,r-di'h!  ebd.  Gang,  S.  gang!  ZO.  Bei 
Conjunctional-  und  Fragesätzen.  Das  ist  ml"  Sei  kein 
rechte  Mensch,  S.  isch,  und  wenn-er  au'h  scho"  Men- 
sche"beiner  hat,  S.  wenn-er.  Stütz,  Gera.  Wenn-s'  scho" 
nienc"  ane"g'sehnd,  S.  wenn-s'.  ebd.  Ich  pfiff- der  dri" ; 
wo  hast  Geld,  du  Lappi  —  S.  wo?  ebd.  S.  dass,  Be- 
kräftigungsformel ZO.  Ich  hett  's  nüd  g'glaubt,  S.  dass. 
Als  erstarrter  Casus;  vgl.  dazu  Sp.  828  o.  Selb  han-ich 
kei"  Chummer  GrPi\  (Schwzd.)  Das  S'ep  stän-ich  guet 
GRNuf.,  Selb  stän-i°><  guet  defür  GrPi\  Flektierte 
Formen.  Seltsch  isch  nit  war  BsBöckten  (1852).  Us 
S-em  wird  Nüt.  üf  Sem  han-i'h  nid  vil.  Vo"  Sebem 
a",  zeitlich,  seit  damals  Z.  Sit  Sclem  [da  Müller  und 
Bäcker  mit  einander  stritten]  isch-es  [das  Brot]  chlei", 
räch  und  unässig.  Dietsch  1844  (Aa).  Weg(e")  Se(l)bem 
(weg-dem  Se(l)be");  oft  i.  S.  von:  was  Das  anbetrifft, 
übrigens  Ap;  Th;  Z.  Du  muest  w.  S.  nüd  meine",  du 
chönnist  mer  als  ander  Liit.  lch  ha"  der  auch  scho"  Vil 
'tue",  w.  S.  Ap;  Th.  Vgl.  noch  e.  Selb(e)s-t-,  häufiger 
selbe"t-wege"  L,  sebe"tse"-wege"  ZO.  Ich  bi"  nid  selbes-t- 
wege"  g'gange".  Ich  bi"  ieze"d  nüd  sebe"tse"w.  dö.  Wege" 
d's  Scpse"  GrV.  Wege"  d's  Sepse"  hätten-s'  nolte" 
chönne"  warte",  bis  di  Ayidere"  cho"  wä"nd.  So  auch: 
D's  Seps'e"  Hüs,  Enekli,  das  Haus,  der  Enkel  jenes 
Mannes.  , Weilen  von  disem  Geheimnus  in  unserem 
Text  nicht  so  fast  ex  professo  gehandlet,  als  nur  bei 
Anlas  Seibesen  Meldung  getan,  so  lassen  wir  es  diss- 
mal  hei  dem  Gesagten  bewenden.'  JJUlr.  1718.  — 
Y)  spec.  als  Entsprechung  eines  vorangehenden  Re- 
lativs.  Wer  (auch  Der,  wo)  öppe"  mänt,  ich  läs'-mer 
Alls  g' falle",  de'  Seb  ist  uf  dem  Bolzweg  Th.  Wer 
glaubt,  ich  hei  die  G 'schiebt  g'schribe"  [um  die  Lotterie 
zu  empfehlen],  DPscb  ist  letz  dra".  Schwzd.  (Th). 
, Welcher  sölichem  nit  gelebte  ...,  die  selben  personen 
wolt  man  strafen.'  1505,  AaB.  StR.  , Welche  hierinn 
widerwertig  ersehynent  und  dem  nit  gnuog  tätent, 
dieselben  wurde  man  [bestrafen].'  1523,  Z  Ratsbeschl. 
,Wellicher  . . .  iemants  dess  sinen  ützit  hat  lassen 
ordenlich  durch  die  weibel  verpietten,  derselb  mag... 
dem,  hinder  dem  daz  guot  verpotten,  für  gricht  pietten 
lassen.'  B  StSatzg  1539.  /Was  wider  got,  dasselb  nie- 
man  fürschieben  noch  erhalten  sol.'  Vad.  —  8)  die 
Beziehung  erst  nachträglich  verdeutlicht.  Durch  eine 
präp.  Bestimmung:  ,Die  selben  von  [Ortsname]'  oä., 
die  Leute  von  ...  ,üenne  aber  den  selben  uf  Trachsel- 
wald  2  lb  10  ß.'  1384,  B  StRechn.  ,[Bern  wolle  es] 
erliden,  die  selben  von  Appenzell  anzunämen  wie  Fri- 
burg,  Solothurn  und  Schaff husen.'  1510,  B.  Durch 
einen  Satz:  Selbe"  Fäler  het-er:  er  chan"-si'h  ab  Allem 
verttvelle".  Alpenr.  1827  (BO.).  Seb  ist  dann  nid  wör, 
das'  der  N.  am  Verlumpe"  sei  Ap;  Th.  Bes.  durch 
einen  Relativsatz,  =  nhd.  derjenige.  De"seb,  ivo  nid 
guet  tuet,  (De")  irem-mer  dann  scho"  finde",  Lehrer  zu 
den  Schülern  Th.  Das  chönnten  am  beste"  Selbi  säge", 
wo  siner  ZU  das  Ung'fäll  auch  b'reicht  het.  Schwzd. 
(AaF.).  [Für  das  Defizit]  solle"  Selli  schwitze",  wo  in 
der  Üsstelli"g  guet  g'fresse"  und  g'soffe"  händ.  Bs 
Schnitzelbank  1903.  [Gegen  den  Tod  hilft  das  Geld 
Nichts]  Das  macht -ich  b'sondersch  de"  Sebe"  b'richte", 


*:;:; 


Salb,  selb,  silb,  soll),  sulb 


wo  mäni"d,  seit  chönni"d  mei  Geld  Ausrichte1.  ATobler 

1900.  Er  wessi"d  jo,  das"-ich  Kenn  vo"  de"  Sehe"  bi", 
wo  henderrogga  d'  IM  om  Er  ond  guete"  Name"  brin- 
gi"d.  ebd.  1909.  —  s)  die  Beziehung  wird  als  bekannt 
vorausgesetzt.  De'  se(l)b  (Zürichpieter  uä.),  als  fin- 
gierter Gewährsmann  für  ein  Witzwort,  eine  Anekdote, 
sprw.  RA.,  ein  traditionelles  Beispiel  Ap;  Gr;  G;  Tu; 
Z  und  weiterhin.  , Aller  Anfang  ist  schwer',  hat  der 
Se(l)b  g'seit,  wo-n-er  en  Ämbös  g'stole"  hat.  Me"  mue" 
druf  si"  ive  Gift  ond  Schwefel,  we""-me"'s  zu  Öppis 
bringe"  will,  hat  amel  der  Seb  g'sät  Th.  Mit  Relativ- 
satz; vgl.  8.  Du  häsch-es  we  de"  Seb,  wo  g'sät  hat: 
d'WwJhe*  göt  wider  guet  a",  wo-me"'n  am  Mentig  uf- 
g'henkt  hat  Th.  Ir  hind  's  mit  icie  der  selb  Wissdanner, 
wo  mit  sVm  seigere"  Möstli  eso-n-e"  Z'fridni  g'si"  ist. 
Proph.  1855.  Er  hed  's  grüsam  närrsch  ang'stellt,  wie 
d's  selb  wild  Männli,  das  mit  den  Beine"  in  di  Tschöpen- 
ermel  g'faren  ist  GrD.  (B.).  S.  noch  Anken  I  (Bd  I 
342  o.);  siben  (Sp.  56);  sollen  (Sp.  777);  Brät-  Wurst. 
Wenn  der  blend  Blieb  [an  der  Ebenalpstobete"]  sebe" 
neumödige"  Tanz  üfg'macht  het,  so...  Sciiwzd.  (ApI.). 
Wo-n-er  [der  rieh  Zeüweger]  i"  der  sebe"  schülige"  Türi 
Herdöpfel  bi-n-Ös  üstäle"  lö"  het.  ebd.  [Gegen  War- 
zen soll  man]  Spinne"mogge"n'ester  dröber  i"e"  chläbe" 
vo"  de"  sebe"  gröss'büchete"  Chnhspinne".  ATobler  1909. 
's  ist  nw  wcg-dem  Sebe",  ausweichende  Antwort  auf 
die  Frage  nach  dem  Grunde  einer  Handlungsweise  Z. 
Das  ist  halt  Eine''  vo"  de"  Sebe",  vo"  der  sebe"  Sorte". 
von  der  bekannten  Art  Th;  Z.  Er  tär-di'''  nöd  a"- 
luege"  ond  schleicht  im  Hui  ab  und  werd  rät  bis  ober 
,/'  i  Iren  ns''i",  das'-men  ehe"  wädli  dross  ehund,  das"-es 
en  ,Asslegen'  ist  oder  ehe''  ,Änn  vo"  de"  Sebe".'  ATobler 
1909.  Ich  bi"  dann  Keine'-  vo"  de"  Sebe"  ZO.  Er  ist 
nüd  der  Seb,  nicht  von  jener  Art  (im  guten  wie  im 
schlimmen  Sinne)  ZO.  Er  ist  nüd  der  Seb,  wo  's  Mül 
nüd  cha""  uftue"  Ar.  —  t)  zu  andern  Demonstrativ- 
pron.  in  Gegensatz  gestellt.  Zu  Der.  Natürlich  han-i'h 
welle"  Das  und  Seb  probiere",  gegen  die  Krankheit 
GStdt.  Me"  rötet  ire"  [der  Kranken]  Das,  me"  rötet 
Seil.  Schwzd.  (ScHwMa.).  Es  mant-mich  z'rugg  an  Das 
und  Selb.  MPlüss  1908.  ,Dass  man  bei  Dem  und 
Selbem,  das  man  vielleicht  auch  noch  brauchen  könnte, 
denkt...'  MEY.-Mer.  1860.  .46er  wenn  Das  au'''  scho" 
g'nueg  war,  so  isch  's  doch  noch  Nut  gege"  Selbem,  wo- 
n-ech  iez  no'h  erzäle"  will.  Das  ist-ech  es  StücJcli  . . . 
Schwzd.  (AaF.).  I'*  dank-der  höfli'h.  Für  was?  Für 
Das  und  für  Seb  und  für  's  Ander  ZWang.  Aber 
auch  zu  .jener.'  ,Auch  die  Bäuerin  hatte  dort  [in  der 
Küche]  Selbs  und  Jenes  zu  hantieren.'  MEY.-Mer.  1860. 
S.  auch  einer  (Bd  I  285).  —  3.  adv.  a)  selb  AAAar., 
Leer.,Ruedert,  Zof.;  BS.;  LG.;  S,  seb  Aä,  seit  AaF n.; 
L  (Ineichen);  ZKn.f,  Wein.;  „aUg.",  seid  ZF.,  Mönch., 
O.  und  lt  Spillmann,  selts  L;  Zg  (St.b),  seltsch  o„: 
selsih  BsLie.  räumlich,  dort.  G'sehsch  selb  selb  Veieli? 
S.  Ich  bin  ouch  scho"  selb  g'si"  ÄALeer.  's  isch  der 
Luft,  er  schnüft  so  ehalt  seit  vo"  de"  Gletschere"  her. 
Schweizerb.  1820.  Bis  das-ich  ...  a"  mi""m  Örtli  bi' 
seit  fiebern  Ätti  sälig.  ebd.  Lue"  wie  selb  Öppis  [ein 
Erhängter]  g'waggelet!  B  Dorf  kai.  1871.  Maritz,  zeig, 
was  hesch  selb  i"  di"'m  Papir,  darf-me"  nit  luege"? 
Schild  1885.  Tue  selb  die  unterist  Kantrumsdnieke" 
üf.  L  Vaterland  1906.  Vo"  selb,  von  dort  AARuedert. 
Meist  mit  andern  Ortsadverbien  verbunden :  selb-  (bzw. 
seb-,  seit-,  seld-)abe",  -uU",  -öbe",  -ane",  -unde",  -binde", 
-ene",  dur'he"  usw.  Aa;  L;  ZF.,  Kn.,  Mönch.,  O.f,  Wein., 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Wetz,  und  lt  Spillin.,  -hi"  AiRuedert.,  -har  AiFri., 
seltsch- „-obe"u,  -umme",  -ane"  Bs,  selseh-enef  BsLie. 
De"  Selb  selb  unde"  soll  dö  tfe"  eho"  L.  —  b)  selb  B 
Ferenb.;  S,  zeitlich,  damals.  Vo"  selb  a",  von  jener 
Zeit  an  S  (BWyss  1863). 

Vgl.6r.WB.  II  1022/4  (.derselbe').  X  I,  411/28  (,selb'). 

429/30  (.selben').  430/4  (.selber').  439/1::  (.selbs').  145/57 
(.selbst').  506/8  (.selbf);  dazu  Sehn). » II  263/6.  : 
Martin-Lienh.  II  353/4.  355  (ailUch).  Die  Entstellungen  des 
stammhafteu  Elements  (salb,  süb,  «W  finden  sich  alle  auch 
ausserschweiz.  (s.  zB.  Gr.  WB.  aaO.  413);  sie  entwickelten 
sieb  zunächst  wohl  in  der  relativ  schwachtomgen  Stellung 
in  Bed.  1  c  und  bes.  2  b  und  wurden  dann  auch  in  andre 
Verwendungen  verschleppt.  Heute  allerdings  ist  da,  wo  1 
und  2(b)  lautlich  differenziert  sind,  das  Gefühl  für  die  etym. 
Zsgehörigkeit  erloschen.  Die  Form  ohne  l  begegnet  schon 
im  XIV. /XV.  mehrfach  (so  dass  kaum  an  Schreibfehler  ge- 
dacht werden  kann),  so  bei  EStagel  (Sp.  821.  824  u.l;  XIV., 
AaLunkh.  Hofr.  (,so  mag  einer  deune  ...  seb  daruf  bieten'); 
1339,  B  (,dieseben');  1394,  GrJen.  (Sp.  830  o.);  149::,  NSenn 
1872  (,die  sehen  beid'  neben  ,die  selben  vier').  Blosse  Ver- 
schreibung  dürfte  aber  .selber'  (1479,  AaWett.)  sein.  Im 
Th  steht  tw.  salb  in  Bed.  1  c  neben  seb  in  Bed.  2  b.  Salbt 
dankt  wohl  sein  t  dem  Einfluss  der  Ordnungszahlen  (s.  auch 
Gr.  Gr.  Neudr.  III  622);  auf  salbt  beruht  einerseits  seht  (,das 
sebte  ingesigel'  schon  1358,  AaB.  Urk.),  anderseits  sah  (sehs), 
wozu  wohl  auch  silts.  Ein  älteres  '.selbends'  aus  '.seihend' 
(d.  i.  .selben'  mit  angetretenem  d)  -j-  s  liegt  der  Form  se(l)bets 
zu  Grunde;  dazu  salberts  mit  eingeschobenem  r,  wenn  nicht 
eher  eine  Kontamination  mit  s,ll„,-in  anzunehmen  ist;  vgl. 
auch  .selbers'  (Sp.  822).  Über  eine  besondere  Verwendung 
von  1  a  s.  noch  Dial.  256.  Zur  formalen  Erstarrung  des  präd. 
selb  (=  ipse)  vgl.  auch  Weinh.  18S3  §  499.  In  den  ä.  Quellen 
stehn  nicht  selten  mehrere  solcher  erstarrter  Formen  gleich- 
wertig neben  und  durch  einander,  bei  Ruef  1539  zB.  .selb', 
, selbs'  und  , selber.'  Über  8.  als  Kennzeichnung  der  refl. 
Funktion  beim  Acc.  und  Dat.  des  Prou.  der  3.  Pers.  s.  sieh 
(Sp.  117  11.1.  Sun  s.  (Sp.  823)  wird  doch  kaum  anders  zu 
Mi.  ren  seil)  als  (wie  schon  Tsch.  309  annahm)  durch  Mi- 
schuug  der  gleichbed.  Verbindungen  im  «.  und  sich  ». ;  die 
Länge  des  Voc.  muss  dann  auf  Anlehnung  an  den  Dat.  Um  dl 
I'oss.  beruhn  (vgl.  dazu  Sp.  822  Mitte).  Zur  Stellung  des 
s.  in  der  Sp.  825  o.  besprochene)!  Fügung  vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
417;  über  eine  genaue  Entsprechung  im  Roman,  handelt 
Ascoli  im  Arch.  glott.  XV  315/6.  Bed.  2  a  schliesst  sieb 
unmittelbar  an  1  a  an  (,der  selbe'  eig.  =  eben  Der  und  kein 
Andrer);  von  ihr  ist  Bed.  2  b  ausgegangen,  die  dann  auf 
dem  grossten  Teil  unsres  Gebietes  die  ältere  Bed.  völlig  ver- 
drängt hat.  Den  Übergang  veranschaulichen  die  zahlreichen 
Fälle,  die  an  sich  in  der  einen  oder  der  andern  Bed.  ver- 
standen werden  können;  oft  ist,  nicht  nur  hei  ä.  Belegen,  eine 
sichere  Entscheidung  übh.  nicht  zu  treffen.  Die  dcuioustr. 
Bed.  war  zunächst  ganz  allg.  ein  (mehr  oder  weniger  nach- 
drücklicher) Hinweis  auf  etw.  vorher  Bezeichnetes  ohne  Rück- 
sicht auf  die  Entfernung  des  Gegenstandes;  daraus  erst  ent- 
wickelte sich  die  in  der  Volksspr.  herrschende  spec.  Bed. 
Jener',  die  das  heutige  Sprachgefühl  gew.  auch  in  solchen 
Fällen  empfindet,  wo  der  uhd.  Sprachgebrauch  ein  ,der'  oder 
gar  .dieser'  verlangt.  Eine  weitie  Entwicklung  bestand  darin, 
dass  die  demonstr.  Bed.,  die  urspr.  einzig  am  ,der'  haftete, 
auf  die  ganze  Verbindung,  bzw.  auf  ihren  nunmehrigen  Grund- 
bestandteil ,selb'  übergieug  (vgl.  dazu  Abb.  der  Sachs.  Ges. 
der  Wiss.  phil.-hist,  Klasse  XXII  6,  121  ff.;  IF.  XXVI  2S5); 
damit  war  die  Möglichkeit  der  Weglassung  des  Art.  gegeben, 
von  der  unsre  MAA.  in  verschiedenem  Umfange  Gehrauch 
gemacht  haben.  Ein  lautliches  Momeut  spielte  dabei  nur 
insofern  mit,  als  in  der  Neutralfonu  's  selb  der  Art.  unter 
bestimmten,  häufig  wiederkehrenden  S.iudhivcrhältnisscn  nicht 
zur  Geltung  kommen  konnte;  damit  hängt  die  besondre 
Stellung  zs.,  die  diese  Form  mit  Bez.  auf  die  Behandlung  des 
Art.  einnimmt.  Zum  Übergang  in  qualitative  Bed.  (unter 
2  b  s  zu    Ende)    vgl.    ./. .    ..U..n,     ,1. ,   ■■■11, i :/    :'    und    den     Hinge- 


835 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


kehrten  Vorgang  bei  »olich  (Sp.  TS8),  nämlich.  Zu  3  vgl. 
da-selb  mit  Anm. 

selb(s)-selb(s):  Verstärkung  von  selb  a)  in 
Bed.  1,  ipsissiraus.  , [Meister  Ulrich  Zwingli:]  Söliche 
wort  (das  uns  die  nachlassung  der  sünd  mit  dem  ver- 
gossnen  bluot  Christi  erworben  sye),  die  bevestnen 
unsern  grund,  das  das  bluot  Christi  selbsselb  nit  das 
testament  ist,  sonder  das  ward.'  B  Disp.  1528.  .[Joseph 
zu  seinen  Brüdern:]  Sihe,  euwer  äugen  sehend  ...  daz 
ich  selbs  selbs  mit  euch  red.'  1530,  Gen.  ,Und  hatt 
myn  gnädiger  her  küng  selbs  selbs  erkundet  alle  ding.' 
SBirk  1535.  ,Ja,  auch  der  Tod  selbselb  wird  keine 
Forcht  erwecken.'  GMüller  1650.  ,Diss  dreifach  gute 
Werk_  selbselb  den  Meister  rühmet.'  ebd.  —  b)  in 
Bed.  2  a.  ,Des  selpselben  tages.'  NvBasel.  —  Vgl.  Gr. 
WB.   X  1,    444. 

da-  de-silb  SchwMuo.  (.etwas  veraltet'),  -selbes 
üw,  -selbeHs  UwE.;  U:  Adv.,  daselbst,  dort.  Blib 
des'elb,  wo  d'  stäst!  Ich  chumen  auch  des'elb  dure". 
Wänd-er  desibe"s  ine"?  ,Daselb':  ,An  merkt  hin  solt 
du  selber  gon,  und  siebst  d.  tagnöuwer  ston  ...  die 
bstell  du  selb.'  JRuef  1539.  .Daselben':  ,Die  nidere 
vesti  an  der  brugk  d.  zu  Baden.'  1414,  DHess  1818. 
So  auch  bei  Zwingli.  ,l)aselbe(n)t.'  , Weihe  die  sind, 
die  da  selbent  buwen  wölten.'  1419,  Gl  Urk.  ,Da- 
selbend.'  1523,  Z  Mand.  ,Demnach  sich  die  Strass- 
burger  mess  näheret,  also  dass  unsere  schiffleut  guot 
und  leut  da  selbet  hin  zuo  fieren  understand.'  1525, 
Bs.  ,T)ie  nideren  gericht  daselbet.'  Bossh.  Wint.  Chr. 
',Daselb(e)s(t).'  ,Man  sprach  im  darumb  Dietrich  von 
Bern,  wan  er  wonet  vast  zuo  Bern  in  Lamparten  und 
hate  sin  wesen  da  selbes.'  Z  Chr.  1336/1446.  .Söllich 
guot  mögend  unser  aignen  lüt  daselbs  lösen.'  1440,  G 
Rq.  .[Es]  sye  wenig  volks  daselbst  gesin.'  1476,  BsChr. 
,An  der  Ar  und  daselbs  herum.'  Vad.;  daneben  .da- 
selbst.'   ,Daselbst'  und  ,daselbsten.'  um  1600,  AaK.  StR. 

Verhält  sich  zu  dem  syn.  «7t  .5  n  ähnlich  wie  der  selb  zu 
artikellosem  silb  unter  selb  S.  Zweimaliges  gleichbed.  .soselbs' 
(1529,  WBlätter  1904,  237;  1549,  LHcxenproz.)  ist  offenbar 
Fehler  für  ,doselbs.' 

der-selbe-L,  -sibe"  GRSch.,  V.,  (der-)selberen 
Aa;  LG.;  S  (ohne  Art.):  1.  als  unveränderl.  Adj.  bzw. 
subst.  a)  demonstr.,  deren,  solche.  Wenn  a"  Meitja 
werdet  wärend,  hätten  s'  g'tcüss  au'h  Hengartchnaba". 
—  Derseba"  hätten-s"  schön,  mein  Purst,  säg-ie",  aber 
si  sin-na"  [ihnen]  au'h  nid  albig  guat  g'nuag  GrScIi. 
(AfV.).  —  b)  in  qualitativem  S.,  von  der  (jener)  Art, 
solch.  Das  Beziehungsw.  ist  entw.  ein  PI.  oder  ein 
Stoffname.  Drei  derselbe"  (Höfli)  gäbi-d  e"  Hof,  ,drei 
solche  (kleine)  Höfe  würden  erst  einen  richtigen  Hof 
ausmachen'  LObernau.  I'h  cha""  nid  dere"  Wide"  [zB. 
Garbenbänder]  brüche",  bring-mer  Derselbe"  [.solche, 
wie  du  dort  hast']!  LG.  Dersebe"  Liit,  Schaf,  Heu, 
Schmalz,  Milch  GrV.  Uss  de  Länderen  sind  au  der- 
selben unbarmherzige  Chühmälcher  bgnene  gsg  und  die 
Hirschfrässer  fo  Zug.  Bantli  1656.  (Der)silbere"  Bäum, 
Wi"  Aa  (H.).  Ir  hend  fderjsilbere"  Öpfel  [solche  Äpfel] 
verchauft?  LG.  Drei  selbere"  Fisch  gäbi"d  es  chli"s 
Moli.  ebd.  Selbere"  Mist  selt-mer  zu  de"  Zibele"  tue". 
ebd.  Selbere"  Nar'e",  wo  i"  d'  Lotten  setze",  gibt  's 
gäng  noch  g'nue?  S.  Selbere"  [es  ist  von  weissen  Rüben 
die  Rede]  han-i'h  nie  [essen]  möge",  ebd.  Ieh  wott  nid 
(der)  Selbere",  ieh  wott  Disere"  LG.  —  2.  verbunden 
mit  dem  unbest.  Art.  (nur  adj.):  Sg.  Nom.  Acc.  der- 
siberw  (-sibne"),  derseberni  (sebtdj,  dersibernes,  Dat. 


dersiberm(en)e",  dersebernere",  PI.  in  allen  Formen  der- 
(auch  dire"-Jsibere"  GrRIi.,  S.,Tschapp.,  Sg.  Nom.  Acc. 
mf.  silberne",  n.  silbernes,  Dat.  silbereme",  silberner, 
PL  Nom.  Acc.  selbere",  Dat.  silberne"  LG.,  subst.  mit 
dem  Zahlw.  ,ein':  Sg.  Nom.  Acc.  Dersebemeiner,  -eini, 
-ei"s,  Dat.  -eim,  -ei"re",  PI.  in  allen  Formen  Der-  (auch 
Dere"-)sibere"  GrRIi.,  S.,  Tschapp. :  =  1  b.  Dirne"  und 
derseberner  Stuel,  ein  Stuhl  von  dieser  und  von  jener 
Art  GrSuv.  Derseberni  Bredig  ist  Dir  nit  im  Stand 
z'  halte",  ebd.  Silberne"  Brunne"  isch  's  Gelds  wert 
LG.  Selbernes  Stuck  Veh  tat  's  erst  Pre  [Prämie]  zieh", 
auf  der  Ausstellung,  ebd.  Ne  so-n-es  Hüs  mit  silberner 
Schür  g'fiel-mer  au°".  ebd. 

Eig.  der  part.  Gen.  PI.  von  (der)sllb.  Der  Ausgang  -ere" 
dürfte  von  dein  analog  verwendeten  dere"  beeinflusst  sein. 
Zum  Übergang  in  qualitative  Bed.  vgl.  die  Anm.  zu  selb. 
Zu  2.  Die  Gr  Form  derseberni  (statt  -ne"  wie  in  LG.)  im 
Nom.  Sg.  f.  zeigt,  dass  die  Verbindung  mit  dem  unbest.  Art. 
nicht  mehr  gefühlt  wird.  Der  PI.  ist  eig.  identisch  mit  1; 
nur  der  Dat.  Silberne"  zeigt  einen  Ansatz  zur  Durchführung 
der  adj.   Flexion.    Vgl.  auch  das  Folg. 

(der-)selberig  GSa.,  W.,  dersibrig  GMs,  sebrig 
(Dan.):  von  jener  Art,  solch.  Bes.  in  Gen.  PI.,  in  Ver- 
bindungen wie  Dersebrige"  e"  Chue,  es  Boss,  e"  Baum 
usw.;  Dersebrige"  Eine,  Ei"s  GMs;  vgl.  derselben  2. 
Zum  Nou'Hisch  ice,t-ieh  etsches  dire"  Guettili,  ei"tweders 
Lehzeltli  oder  Chreipßi  vu"  plüttigem  Zuggert  [s.  Bd  V 
218]  und  Derselberge",  wou  der  Seveler  Zuggertmandli 
g'seit  hat:  Aber  Das  sön'!  dönn  guete.  Proph.  1855 
(GSa.).  —  Adj.   Weiterbildung  vom  Vor. 

selbest:  ipsissimus.  ,Die  einen  und  seibesten 
Wort.'  JJÜlr.  1727  (öfter).    . 

(der-)selbig:  1.  a)  =  silb2a.  ,Gerad  au  das  selbig 
ort,  eodem;  der  zur  selbigen  zyt  geläpt  hat,  a-qualis 
illorum  temporum.'  Fris.;  Mal.  —  b)  (der-Jsilbig  Aa; 
B;  GRÜe.;  Ndw  (immer  mit  Art.);  WG.  (Dial.),  sibig 
Th;  Z,  =  silb  2  b,  in  der  lebenden  Spr.  nur  in  be- 
schränktem Gebrauch.  Kind:  O  Mueter,  mini  Chüngle" 
(Finke")  si"  tot!  Mutter:  O  hättisch  du  ine"  zu  fresse" 
gegibe",  so  wäre"  disilbige"  jetz  no'h  am  Lebe"  BMünch., 
Th.  (GZür.  1902).  Selbigs  (Öfeli)  GRHe.  Heisst  's  nid 
im  silbige"  Sprüchli:  Mölt-me"  de"  Tu  fei  a"  d'  Wand, 
so  chunnt-er  auch  selber.  Schwzh.  (Aa).  In  der  ä.  Spr. 
häufig  und  nicht  selten  mit  dem  einfachen  ,der  selb' 
wechselnd.  .Demnach  gebe  N.  den  frowen  in  der  sam- 
lung  hie  Zürich  drü  pfund  gelts,  satzte  inen  daz  uff 
daz  selbig  sin  hus.'  1487,  Z  RB.  ,Zwifelt  dir  iena 
[hast  du  Verdacht,  sie  sei  eine  Hexe],  so  luog,  dass 
dir  uss  der  selbiger  huss  brot  werd,  das  sy  essen.' 
1500,  L  Hexenproz.  (AfV.).  ,Aber  es  ist  ein  ander 
kilch,  die  wellen  die  Papisten  nüt  lassen  gelten;  die- 
selbige  ist  nüt  anders  denn  die  zal  aller  recht  Christ- 
glöbigen.'  Zwingli.  , Sagend  mir  by  üwer  trüw,  wer 
hat  die  gröst  er  des  strits  behalten?  Junkfrow,  sagt 
der  ritter,  ir  sond  wüssen,  das  Rengnold  der  selbig 
ist.'  Haimonsk.  1531.  .Deshalp  der  herr  den  sygersten 
gebätten  ime  zuo  helfen  [einen  Eindringling]  uss  dem 
hus  ze  duon;  das  selpig  ist  beschächen,  sy  handt  in 
haruss  gestossen.'  1558,  ZGreifensee.  ,üie  töchteren 
aber,  wan  sich  dieselben  mit  einem  burgersohn  ... 
versprechent,  so  mag  derselbig  eheman  gleich  des  an- 
deren tags  nach  dem  kirchgang  das  burgrecht  kauffen.' 
ARyff  1597.  ,Die  Helvetier  sind  von  Julio  Csesare 
drunden  an  dem  Fluss  der  Aaren  geschlagen  . . .  und 
in   ihr  Land   zurück,   Selbiges    widerum   aufzubauen, 


837 


Salb,  selb,  silb,  soll,  sulb 


gejagt  worden.'  AKlinhler  1688.  ,Khüeweiden  zu 
mäjen  gänzlich  verbotten,  vorbehalten  die  Riedstreuwi, 
jedoch  aber  allein  wan  und  wo  es  derselbig  Kirchgang 
erlauben  werde.'  1716,  U  LB.  In  Ortsbestimmungen. 
Im  selbige"  Land  WG.  (Dial.).  ,Ara  selbigen  ort.' 
LLav.  1577.  .Welche  Fremde  ...  von  ihrer  Obrigkeit 
urkundlichen  Schein  bringen,  dass  man  an  selbigem 
Ort  [Gegenrecht  halte]  ...'  Scb  Auffahlsordn.  1743.  In 
Zeitbestimmungen.  I'h  glaub,  er  heig  wenig  g'schlöfe" 
disilbigi  Nacht.  Schwzd.  (Aa).  Sibigs  Mol  Tu;  Z, 
woraus  sebis  Mol  (Z  lt  Spillm.)  und  so  auch  sebis  ZU 
(ebd.).  S.  noch  Bd  IV  147.  ,Des  selbigen  abents.' 
1500,  L.  , Einen  wochenmarkt,  welichen  sy  uf  den 
sälbigen  tag  erweldt.'  1543,  GBern.  ,Er  was  mir  nie 
zur  selbigen  zeit  in  sinn  kommen,  non  admisi  tum  in 
animuni.'  Mal.  Mit  einem  vorangehnden  Relativum 
korrespondierend.  .Welcher  burger,  burgerin  oder 
hindersässen  ein  hus  verkouffen  ...  wölt,  der  und  die 
selbigen  söllent  vor  zuo  einem  schultheissen  gan  und 
im  das  sagen.'  um  1480,  AaK.  StE.  ,Wöllicher  einem 
so  nach  verwant  ist,  das  er  ine  zuo  rächen  und  erben 
hat,  derselbig  mag  ine  zur  kundschaft  nit  bruchen.' 
1572,  AAAar.  StR.  Vor  Relativsatz:  .Will  meister 
Ulrich  das  selbig,  so  zwischen  mir  und  im  gehandelt, 
by  der  erkantnus  miner  Berren  lassen  blybeD,  so...' 
ZDisp.  1523.  —  2.  en  Dersebiger  Ap;  Z,  Scbiger  G; 
ZSchwerz.,  ein  Solcher.  .Doch  so  bin  ich  ouch  der 
sebig  nit  allein:  unser  sind  vil  allenthalben  im  land, 
die  sölicb  pratick  mit  den  pfaffen  hand.'  NMan.  — 
Vgl.  Gr.  WB.  X  1,   435/8;   Martin-Lienh.  I  600  (selbigs  mal). 

dä-selbig:  =  dä-selb.  ,Das  sich  kein  mönsch  be- 
sinn, das  daselbig  for  ye  kein  gatter  sige  gesin.'  1513, 
LRScumidlin  1895  (SZuchw.). 

(das-)selbist  (d's)sclbist,  -isch  (auch  -ische"): 
Adv.,  dazumal  B;  F;  GrScIis.  Z'selbist  si"  d'  Schüft 
roll  [Wäsche]  g'sl"  . . .  jiz  isch  's  neue"  Nüt  mer.  Gotth. 
Es  sig-im  nie  bas  g'si"  als  z'  silbisch,  ebd.;  zwei  weitre 
Belege  s.  Gr.  WB.  X  1,  450  u.  Silbisch  het-me-  nüt 
Anders  g'icüsst  weder  es  ristigs  Fürtech  a"z'lege". 
CWeibel  1888.    S.  noch  Schwzd.  19,  18  (für  GrScIis). 

Die  fast  durchgängige  Schreibung  z'«-  ist  irrtümlich:  es 
handelt  sich  um  eine  adv.  Weiterbildung  von  (d's)  selb  aus 
(s.   Sp.  827)   im   Anschluss  an  einist  udgl. 

seiblich:  1.  a)  selbsteigen.  ,Sin  s.  sache' =  ,sin 
selbs  sache';  vgl.  Sp.  821/22.  ,Es  were  denn  das  de- 
wedrer  teil  gecher  hilf  notdurftig  wurd,  als  bald  das 
der  ander  teil  vernimet,  der  sol  denne  darzuo  tuon,  als 
ob  es  sin  seiblich  sache  sy.'  1423,  Absch.  —  b)  im 
eigentlichen,  wörtlichen  Sinne.  ,Substantialiter,  wesen- 
lich, gilt  hie  [in  den  Wittenberger  Artikeln  von  1536] 
nit  fleischlich  oder  befindtlich,  sunder  allain  warlich 
und  seiblich,  das  nämlich  damit  usgetruckt  werde,  das 
im  hailigen  abendmal  nit  die  leren  zaichen  an  statt 
des  Herren,  sunder  der  Herr  mit  den  zaichen  da  sije.' 
Kessler.  —  2.  =  selb  2  a.  ,Und  des  seiblichen  tages,  als 
sy  enweg  fuor,  syen  im  ein  guote  kuo  und  zwei  kalber 
gestorben.'  1489,  L  Hexenproz.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  139. 

eigen-selbs.  ,Ich  hasse  nützid  mer  dann  eigen- 
trächtige und  eigenselbs  wolgfallen.'  IIBill.  1561. 

Silbe-  f.:  1.  wie  nhd.  Silbe,  wohl  allg.  bekannt 
(aus  der  Schule).  Er  het-em  e"  S.  mitg'g.i»,  ein  kleines 
Schreiben  AALeer.;  Syn.  en  Buechstabe".  Hättisch-mer 
o"c*  nume"  e"  S.  g'seit,  .ein  Wort'  B;  ähnlich  Ap;  Th 
und  weiterhin.     Ich  verstön  e"kein  S.  (derco")   Ap;  B; 


Th;  Z.  Ka'n  S.  co"  Oppis  ivüsse"  Th.  Mi"  bringt 
e»M*"  S.  us-im  usH»  BG.  S.  noch  ver-reden  (Bd  VI  565). 
,Ich  will  wyter  singen  nit,  dann  mir  Gott  hie  an- 
leitung  gibt,  so  vil  er  mich  tuot  sturen,  verstan[d]  ich 
bin  kein  musicus,  mag  man  an  s-en  spüren.'  BGlett. 
.Die  sylben,  das  ist  begriff  etlicher  buochstaben  zuo 
einer  stimm,  syllaba.'  Fris.;  Mal.  ,Der  leermeister 
diser  classeu  soll  derhalben  warnemen,  das  die  buoch- 
staben, so  man  mutas  nennt  ...  in  den  einfachen 
wörtlin  [beim  Buchstabieren]  nit  ein  silben  enden.' 
FSchulordn.  1577.  —  2.  als  Deckwort  für  Sei  (Sp. 
702  f.)  in  der  Beteurung.  Das  isch  mir  uf  ml"  armi 
S.  's  Neust.  BWvss  1863.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  968/70, 
anch  siüabieren  (S\k  765). 

ei(n)-silbig,  in  BG.  i-"-:  wortkarg  B;  GT.;  Z  und 
wohl  weiterhin,  .schweigsam,  langweilig'  B  (Zyro); 
, wortkarg,  mürrisch'  TB,Täg.  Er  ist  geng  gru'seli"'' 
V"silbiger  B.  —  sibe"-:  übertr.,  .ellenlang.'  .Sieben- 
silbige  Schimpfwörter.'  Gotth.  —  zwei-.  .Ein  zw. 
Wort',  ein  kurzer  Bescheid.  ,Hie  und  da  wagte  sich 
Einer  [der  Kurgäste]  an  die  Mutter  mit  seinen  Redens- 
arten, erhielt  aber  gewöhnlich  höchstens  ein  zwei- 
sylbig  Wort  zur  Antwort.'  Gotth. 

Silber,  in  ApL;  BG.f  Sülber  —  n.:  1.  wie  nhd. 
,Von  figeuboum  holzeschen:  machet  alles  zyn  so  luter 
also  ob  es  s.  sy,  wie  man  es  do  mit  trucken  ribet.' 
Kunstb.  1474.  ,üas  s.,  argentum.'  Fris.;  Mal.  S.  kür- 
nen,  brennen,  schaben,  schlahen.  Storch,  Storch  oben- 
abt-  will-di'*  lere"  S.  schabe",  Kdld  ZTöss.  .Wer  s. 
hat  oder  im  wirt,  es  si  gebraut  s.,  geslagen  s.,  bruchs. 
oder  phennings.,  daz  si  verkouffen  wellent,  daz  si  daz 
niemant  ze  kouffende  gebent,  der  ez  von  dem  lande 
füere.'  1387,  Absch.  Jngewognes  geschabnes  s-s  mei- 
ster N.  dem  münzmeister  somlichs  ze  vermünzen  näm- 
lich 71  march  und  4  lot.'  1528,  B  Säkularisationsrodel. 
,Gehür(n)t,  kümt  s.'  ebd.;  vgl.  Bd  III  476  o.  ,Das 
tigen  s.  kämen.'  Vad.  ,Underscheid  der  S-en.  Brand- 
silber sind  die  stuck,  so  uss  dem  bergwerch  verkauft 
werdent,  halt  1  march  15  lot  ungefar;  fyn  s.  soll  die 
march  syn  18  lot;  gekürnt  s.  ist  das,  so  man  uss 
granalia  macht,  als  man  silbergeschir  schmelzt  oder 
silbermünzen  infüert.'  1540,  Z.  ,Ein  Buech  S.  10  Bz.' 
Bs  TOrdn.  1646  (,Goldschlager-Tax').  Vergoldung;  Le- 
gierung. ,Des  vergulten  s-s  halb.'  1528,  B.  ,Gold  mit  s. 
vermischt,  aurum  argentosum.'  Fris.;  Mal.  Auf  den 
Feingehalt  gehen  die  Verbindungen  .urchen,  fin, 
ganz,  guot,  lötig,  lüter,  gemein,  rauw,  schlecht,  tigen, 
wiss  s.'  ,Were,  das  in  dem  füre  mit  dem  brennenne 
über  die  sechszen  pfenninge  zweier  pfenninge  me  ab- 
gienge,  darumbe  verlierent  die  münzer  ir  ere  nicht, 
und  sol  das  selbe  s.,  das  man  da  versuochet,  gemein 
s.  sin  ane  geverde.'  1290,  Z.  13  Mark  ,guot  s-s/  1339, 
Sch  Chr.  ,Kein  lötig  s.  noch  bruchsilber.'  1351,  Z  StB. 
,Was  ouch  die  goltsmiden  von  silber  werchent,  daz 
süllent  si  werchen  von  guotem,  finem  s.  ungefar- 
lich,  doch  also,  das  da  bi  nüt  mer  dann  ein  halb 
lot  zuosatzes  sol  sin.'  1403,  ebd.  , Lutter  s.'  Kunstb. 
1474.  ,An  wissem  s.,  so  nüt  geschahen  noch  vergult 
was;  an  wyssem  s.,  so  nit  gold  hat;  an  wyssem  ge- 
schabnem  s.;  zuo  ganzem  finem  s.'  1528,  B  Säkulari- 
sationsrodel. ,Fein  s.,  argentum  pustulatum;  lauter  s., 
argentum   aridum.'   Fris.;   Mal.     ,2  Lott  schlächt  S.' 

1616,   U.     , [Vorhanden]  an  urchen  Silbernem an 

verguldtem  S.  ...'    1745,  Z  luv.  der  Saffranzunft;   die 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


erstere  Art  heisst  1800  .weisses  S.'  S.  noch  rauw  (Bd 
VI  1868).  Verarbeitung.  ,[Elsli]  ist  ein  wib,  es  ist 
ein  lust,  von  schenklen,  brüsten  und  gliden,  glich 
sölt  mans  von  s.  schniden.'  NMan.  ,Das  gemünzet 
oder  geschlagen  s.,  argentum  signaturn.'  Fris.;  Mal. 
.Corallen,  mit  S.  eingelassen'  1714,  Z.  S.  noch  Mer-Bör 
(Bd  VI  1236).  Als  Zahlungsmittel  (gew.  gemünzt). 
Ich  ha"  nume"  Münz,  keins  S.  B  und  weiterhin.  Das 
wird  iez  kei's  Pfund  S.  choste"!  ZRuss.  ,Uf  disen 
nachgeschriben  stat  daz  s.,  daz  zuo  der  pfruond  in 
dem  spittal  gehört:  primo  Markschal  45  mark,  item 
Ii.Uülner  11  mark  [usw.].'  XIV.,  Z  StB.  ,Dis  haut 
des  spittals  s.  ingenomen.'  ebd.  ,Werdent  eins  bur- 
gers wibe  phenninge  bevolhen  oder  s.,  dar  umbe  sol 
der  burger  iemer  ane  not  sin  und  ane  schaden.'  F 
Handf.  (Übersetzung  von  1410).  ,By  eid  und  eren  und 
einer  mark  s-s.'  1415,  AABremg.  Stß.  In  der  Volks- 
medizin. ,S.  [wohl  gemünztes]  wird  zuweilen  auf 
Quetschungen  gebunden,  um  die  Geschwulst  nieder- 
zuhalten.' HZahler  1898.  Bestimmungen  betr.  Kauf 
und  Ausfuhr  des  Silbers  durch  Private;  s.  Z  StB. 
III  326  (Register)  und  schon  o.  ,Das  enhein  unser 
burger  s.  über  berg  noch  vom  lande  füeren  sol,  das 
er  umb  guldin  geben  welle,  bi  10  mark  s-s,  aber  umb 
kouffmanschaft  mag  ein  ieglicher  burger  s.  füeren 
ane  geverde.'  äL  RB.  ,Aber  sin  wir  uberein  komen, 
das  nieman  Zürich  enkein  s.,  es  si  lötig  oder  bruch- 
silber,  kouffen  sol,  die  münzmeister  erlouben  im  es 
danne.'  1335,  Z  StB.;  mehrfach  wiederholt.  /Des  ersten 
ist  berett,  daz  all  herren  und  stett,  so  münzen  habent, 
besorgen  süllent,  daz  daz  s.  by  dem  land  belibe  in 
der  wis  und  mass,  als  her  nach  begriffen  ist.'  1393, 
ebd.  Das  Einschmelzen  von  Silbergeräten  und  -mün- 
zen war  verboten;  s.  Bd  V  620  u.  Schätzung,  's  S. 
hat  mer  Wert  a's  de  Goldschüm,  Sprw.  Schweiz 
1858  (B).  Frau  Oberst,  sind- Si  nüd  so  stolz,  ünsri 
Schueh  sind  nur  vu"  Holz,  wäre"d-si  mit  S.  b'schlage", 
möcht's-e-sich  mich  e  vertrage"  Gl.  Meiteli,  Meiteli, 
nit  so  stolz,  dine  Schueh  sind  g'ad  vo"  Holz,  wörschi 
[würdest  du  sie]  mit  S.  b'schlage",  we't-i''1  öppis  An- 
ders sage"  G.  S.  noch  Regida  (Bd  VI  742).  ,Gold 
und  S.'  Sülber  u"d  Guld,  Inbegriff  aller  Kostbarkeit 
BG.  S.  noch  Gungang  (Bd  II  363).  ,On  s.  und  on 
gold',  ohne  Geld  zu  nehmen.  ,Si  sond  ouch  alle  jar 
drü  jargericht  han  on  s.  und  on  gold.'  2.  H.  XV.,  G 
Rq.  1906  (Offn.  Magdenau);  vgl.  ebd.  130.  131.  242. 
315.  344.  414.  471.  534  und  s.  auch  Seckel  (Sp.  665). 
S.  und  vergoldet  (ähnlich:  Isen  und  verzinnt)  Z.  ,Ein 
S.  und  ein  Teil  vergälten  Mostranz.'  1618,  U  (Rech- 
nung des  Goldschmieds  Tibaldi).  ,1  Testament  mit  S. 
und  vergolten  Schlosen.'  1808,  ZZoll.  Inv.  —  2.  in 
BGr.  n.,  in  ApI.  m.,  Name  einer  silberfarbigen,  dh. 
weissgrauen  Kuh  BGr.,  0.  (JRWyss  1817,  563);  GlH.; 
ScHwArth  (Stier),  Steinen.  ,Bei  den  Ziegenhirten  der 
Name  einer  Ziege  mit  (silber)weissem  Halse,  weissen 
Ohren  und  Beinen'  ApI.  (TTobler). 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  974/S3;  Martin-Lienh.  II  354.  Die 
Rundung  von  i  zu  0  reichte  früher  weiter;  vgl.  süberig.  In 
Ortsnamen  (für  Fundstätten  von  S.,  worüber  Näheres  bei 
JJScheuchzer  1746  I  358  ff.,  oder  mit  Bez.  auf  den  Glanz 
des  Silbers).  ,S.'  BsOrm.  Als  1.  Glied  in  Zsseu.  .S.-Grub' 
ThWeinf.  ,-Grund'  ZKü.  ,-Horn'  B  (bei  der  Jungfrau). 
,-Häusli'  Bittigen.  ,-Bach'  GGaiserw.  ,-Bächli'  BsOrm.  , -Boden' 
BGsteig.  ,-Bahl' BNSi.;  ZStern.  ,-Berg' AaOlsberg;  Bs  (Haus- 
name,  wonach  ,Dr.  Job.  von  Tunsei,  genant  S.'  Leu,  Lex.,  in 
den  Absch.  auch  ,Joh.  Silberberger') ;  SchTha.;  UMai.  (B..-rg- 


aMiang).  ,-1'latte'  GT.  (.ein  Iipig  ...  der  v.jn  der  silberweisseu 
Färb  des  beständigen  Schnees  den  Naurcu  bekommen.'  Leu, 
Lex.).  ,-Brugg'  (,eiu  Brugg  in  der  Gcmeiud  Farera  in  dem 
Hochgericht  Schambs  ...  ob  welcher  ehemals  ein  reiches 
Silberbergwerk  gewesen.'  Leu,  Lex.).  ,-Rain'  SchLöhn.  ,-Rüti' 
ThMärst,  (Wald).  ,-Besetzi'  GrRh.  ,-Spitz'  Gl  (bei  der  Mürt- 
schenalp:  ,ein  felsichter  spitziger  Berg  ob  Terzen  und  Quarten, 
welcher  den  Namen  von  daselbst  ehemals  herausgegrabenem 
S.  bekommen  haben  solle.'  Leu,  Lex.);  G  (in  den  Kurfirsten). 
,-Stock'  zw.  Gl  und  U  (auch  ,Ort-St.').  ,-Strecki'  GTa. 
,-Wies(en)'  ZLauf.  Abgeleitet  .Silberat'  FÜberstorf,  ^Über- 
lingen' L  (zw.  Hellbühl  und  Rotenburg).  In  PN.  ,S.-Peter', 
Zuname  eines  Mannes,  der  am  Kleide  silberne  Knöpfe  trug 
GrMai.  .Helena  Silberin.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,S.-Isen.' 
XV./XVI.,  AaB.;  Z.  ,S.-Sack';  s.  Sp.  617.  .Othmar  Silbrer.' 
1499,   G;  nach  Leu,   Lex.  ausgestorben. 

Federe11-.  ,In  diesen  Gegenden,  besonders  in 
jener  von  Lostorf,  wird  der  spätige  Gyps,  hier  Federn- 
s.  genannt,  in  fusslangen  Krystallen  gefunden,  die  aus 
blendendweisseu  seidenartigen  Fasern  von  herrlichem 
Perlmutterglanze  bestehen.'  S  Gem. 

Guntelinger-:  Bez.  einer  dem  Silber  ähnlichen, 
minderwertigen  Legierung  ZSth.  —  Nach  dem  Nachbar- 
dorfs ,Guntalingen.'    Vgl.  Sternenlerger-S.   sowie   Bd    II    224. 

Grau"-:  eine  Traubensorte;  s.  Gröss-Burger  :.' 
(Bd  IV  1584). 

t'hSch-  AALeer.;  B  (so  Be.,  E.,  Gr.,  G.);  PAL 
(,Chach-.'  Giord.);  SNA.;  ZO.,  Rüml.,  Wäd.,  Queck- 
(aus  der  Schule  wohl  allg.  bekannte  moderne  Form): 
1.  Quecksilber,  allg.  ,Das  quecks.,  mercurius,  argen- 
tum vivum.'  Fris.;  Mal.  Namentlich  bekannt  im 
Baro-,  Thermometer.  D's  Gh.  gVt  [steigt]  BG.  Der 
Bärmeter  g'hld  angänds  und  das  teiff;  d's  Ch.  wollt  in'n 
Boden  a''hi",  es  will  g'rad  unne"  üs  BGr.  (Bärnd.  1908). 
Im  Vergleich.  Er  ist  wie  Qu.,  unruhig  BsL.;  GSaL.; 
vgl.  2.  ,Gleissen  als  kecks.' Fischb.  1563.  ,Item  ein  wagen 
mit  Nüerenberger  war  als  kupfer,  mösch,  ouch  speceri, 
siden,  samot,  kechsilber  und  derglich  ...  git  ein  wagen 
10  ß.'  1544,  Z  Zollordn.  Als  Gift.  ,[N.  hat]  by  einem 
apotecker  für  einen  krüzer  quäcks.  koutft,  uss  böser 
anfechtung  synem  jüngsten  kind  in  einem  löffel  yn- 
gäben.'  1598,  Z.  Gegengifte.  Nim  nüeehter  spögel 
und  ein  wenig  salz  und  tuo  daz  dar  in,  so  stirbet  daz 
quecks.  ganz  und  gar.'  Kunstb.  1474.  , Wider  bleiweiss, 
gips,  schwäbel  und  käcks.  ist  sy  [die  Eselsmilch]  an 
ir  selbs  allein  guot.'  Tierb.  1563.  Offlzinell.  ,Tuo 
kechs.  darin.'  Arzxeib.  1556.  ,Die  lüss  vertreibt  das 
kächs.'  Tierb.  1563.  .Wachs,  schwarz  bäch  ...  1  lod 
cächsylber,  mache  ein  salb.'  Zg  Arzneib.  1588.  Im 
Aberglauben.  Über  das  Ch.  an  der  Glücks-Rueten  s. 
Bd  VI  1834.  ,Wan  einer  verderbt  wäre  von  bössen 
Leuten.  Nimb  Quäcks.  in  ein  Fäder-Röhrlein  getan, 
vermach  das  Loch  mit  newem  Wachs,  tu  es  ander  das 
Haubtküsse,  so  würstu  loss  werden.'  XVIII. ,  HZahler 
1898.  ,Das  die  Weiber  nackend  aus  dem  Bad  laufen. 
Leg  Quecks.  und  Amseleier  in  die  Badstuben.'  AfV. 
(altes  Arzneibuch).  S.  noch  Wih-Bauch  (Bd  VI  99). 
Vereinzelte  Verwendungen.  Da  sei  denen  von  Gent 
ihre  grosse  Büchse  zersprungen  ...  Er  glaube,  dass 
durch  Verrat  Qu.  (,keks.<),  das  keine  Büchse  ganz 
lasse,  in  das  Stück  getan  worden  sei.  1535,  Absch. 
,Sy  habent  kächs.  in  einem  bapyrlin,  darmit  ein 
haller  können  breiten,  als  ob  es  */a  batzen  wäre,  sye 
aber  nit  lang  bstanden.'  1551,  BTurmb.;  vgl.  über- 
quecksilberen.  ,Ein  wisse  grosse  kugelen  in  seim  di- 
stillierhaus,    solt    silber    sein,    aus    quecks.   gmacht.' 


Salb,  selb,  silb,  solb,  sulb 


842 


FPlatter  1612  (Boos).  —  2.  bewegliche,  lebhafte 
Person  GT. ;  Z.    Si  ist  gar  es  Qu.  —  ch  Bch-s ttlb erig: 

quecksilbern  BG.  Es  ch-s  Tierli,  von  einem  lebhaften 
Vogel.  Bärnd.  1911.  —  über-quecksilbere".  Nur 
Ptc,  uneig.,  oberflächlich.  ,Dann  wir  all  so  schwach 
und  allein  uberquäcksilberet  Christen  sind.'  1527, 
Zwingli  (Brief). 

Vgl.  Gr.  WB.  VII  2336.  Gegenüber  deu  Formen  des  Tierb. 
15G3  vgl.  .quecks.'  Vogelb.  1557.  Über  eiu  ,Qu.-Brünueli' 
am  Pilatus  s.  Abiit.  Sageu  308. 

Dach-chännel-S. :  scherzh.  für  Blech.  Trum- 
pete'guld  ii"<!  D.,  von  den  Instrumenten  einer  Blech- 
musik.  Loosli  1910. 

Chatze"-:  Talk  ScHSt.  (Sulger).  Auch  bei  Henne 
1874,  64.  —  In  andrer  Bed.  bei  Gr.  WB.  V  300.  Vgl.  auch 
Gh.-GM  (Bd   II   226). 

Sterne°-berger-:  =  Guntdinger-S.  ZO. 

Bruch-:  Silber  in  kleinen  Stücken,  von  zerbro- 
chenen Silbergeräten.  ,Iteu>  an  br.  7  lod.'  1518/34, 
Z  Schirmb.  ,Summa  des  br-s  77  mk  1  lod.'  1528,  B 
Säkularisationsrodel.  ,Nün  kelch,  ain  krüz,  etwas  br-s', 
aus  dem  Kloster  Ittingen.  1529,  Strickler.  ,2  be- 
schlagne Schwerter,  sodenne  sonst  etwas  br-s',  unter 
entwendetem  Gut.  15(33,  Z  BB.  .Empfangen  zu  dem 
Rosenkranz,  nämlich  Br '  1616,  U.  Gold-  und  Silber- 
münzen, ,silbergschyr'  und  ,br.'  dürfen  nur  in  der 
städt.  Münze  verkauft  werden.  1622,  FHaas  (L).  ,Von 
dem  Br.  von  der  Monstranz  und  den  Kelchen  erlöst 
64  G.  27  ß  3  Angst.'  1039,  MEsterm.  1875.  ,43/4  Lod 
Br.  das  Lod  12  Btz.'  1690,  Zubers  TgB.  S.  noch  bre- 
chen (Bd  V  317);  Silber  (Sp.  838/9).  —  Auch  u,hd.;  vgl. 
ferner  Gr.  WB.  II  413;   Fischer  I   1458. 

Brand-  s.  Silber  (Sp.  838). 

Etw.  anders  (als  .reines  Silber')  definiert  bei  Gr.  WB. 
II   301;   Lexer   I   841;  Fischer   I   1319. 

Pfänni»g-:  gemünztes  Silber;  s.  Sp.  838. 

Messer-schmid-:  von  Messerschmieden  ge- 
brauchtes blätterförmiges  Silber;  s.  Buech  (Bd  IV 
986  0.).  —  Vgl.  iu  der  gleichen  Quelle  (Bs  TOrdn.  1646): 
,F.in  Büechlin  Messersdimidgold  ein  Reichstaler'  (.Gold- 
schlagertax'). 

Schnitt-:  zum  Schneiden  (von  Statuen,  Geräten) 
bestimmtes  Silber.  ,Item  ein  Lot  Schnidtsilber  18  Bz.' 
Bs  TOrdn.  1046.  -  Werch-:  für  Goldschmiedearbeiten 
gebrauchtes  Silber  von  geringem!  Feingehalt.  .Was 
einer  von  w.  arbeiten  wölte,  es  were,  das  er  es  kouft 
hette  oder  im  zuo  verwerchen  geben  wurde,  das  sol 
er  nit  anders  verwerchen,  dann  das  es  uss  dem  für 
wyss  gange,  und  ob  es  so  swach  wäre,  das  es  usserm 
für  nit  wyss  gieuge,  so  sol  er  im  zuogeben  und  das 
bessern  mit  flnem  silber  so  vil,  biss  es  usserm  für 
wyss  gat,  und  sunst  sol  er  das  nit  verwerchen  noch 
iemans  swecher  machen.'  1493,  Z  StB.  ,Was  einer 
von  w.,  das  nit  fyn  silber  sin  soll,  arbeiten  wölte,  es 
were,  das  ers  kouft  hette  oder  im  zuo  werchen  geben 
wurde,  das  sol  er,  was  vom  hammer  gemacht  wirt, 
zuo  vierzechen  loten  werchen,  das  ist  an  der  mark 
vierzechen  lot  silbers  und  zwei  lot  zuosatzes.'  1544,  Z. 

,silberachtig:  silberreich,  argentosus.'  Fris.; 
Mal. 

über-silbere"  ubersilbru" :  versilbern;  .inargen- 
tare'  PA1.  (Giord.).  ,[N.  im  Scherz  zu  Einem,  der 
beim  Brettspiel  das  gewonnene  Gehl  auf  sein  Hütchen 
legte:]  Luogent,  der  wil  das  hüetly  übersilbren  mit 
dem  gelt,  das  er  dem  abgewünnt!'  1468,  Z  KB.    ,Etlich 


nnder  disen  [Münzen]  sind  halb  kupferne  oder  über- 
silberte  allein,  mehrteil  aber  gar  silber.'  1568,  Bs 
Kunstsamml.  1907.  .[Römermünzen]  darunder  etlich 
gar  schön  und  subtil  übersilberet  gwesen.'  JJRüeger. 
—  Schon  ahd.  ,ul«  rsill,,  ,-tin  mim,  columba  deargentata.'  Notker. 
ver-:  1.  =  dem  Vor.  B;  Tb;  Z  und  weiterhin.  Von 
silberdurchwirktem  Gewand;  vgl.  Sp.  843.  ,[Um  das 
Vermögen  Albrechts  vom  Stein  stand  es  nach  seinem 
Tode  so  schlecht]  dass  sine  vergüldete  und  versilbrete 
husfrow,  mit  irer  zierd  benüegt,  gon  Zürich  heimfuor.' 
Ansh.  —  2.  zu  Geld  machen,  von  Pfändern,  Schuld- 
scheinen, Hypotheken  Aa;  Bs;  B;  L;  G;  Th;  Z.  ,In 
der  Sonne  in  Wädensweil  werden  versilbert:  etwas 
Hausrat,  2  Seidenwebstühle,  eine  weisse  Kuh;  ferner 
kommen  in  einem  zweiten  Gantlokal  zur  Versilberung: 
drei  7/i  dicke  Schweine,  3  halbjährige  Kälber,  3  Rinder 
und  2  Kühe.'  Z  Ztgsanzeige;  Postheiri  1804,  104  macht 
sich  darüber  lustig.  Doch  auch  in  allgemeinerer  Ver- 
wendung. Gib-mer  dö  die  zwei  Römercherze",  ic*  will 
uppe"  biege",  ivo-n-ig-si  cha""  v.  Schwzd.  (S).  .Gross 
und  klein  Viehe  wird  hiedannen  [aus  Cleven]  in  das 
Moiländer  Gebiet  geschicket  und  daselbst  versilbert.' 
Guler  1625.  .[Andernfalls  solle  man]  die  Frucht  in 
ander  Weg  v.'  1631,  Z.  ,Was  indessen  aufgesetzet 
hat  [an  Gemüse],  wird  nach  und  nach  verspeist  oder 
versilbert.'  EKönig  1700.  —  Ver-silbering  f.:  1.  zu 
versilbern  1;  uneig.  von  Bestechung.  ,[Ein  Kandidat] 
dessen  Natur  nicht  ist,  durch  Schmeichlen,  Flattieren, 
Fuchsschwänzen,  Bestechung,  F-ung  der  Händen  ... 
sich  einzuflicken.'  ÜTomann  1708.  —  2.  s.  versilberen 2. 

silberig  ÄALeer.,  L.;  Ap  (flect.  silbereger);  Bs;  B 
(so  E.,  Thun,  in  G.  veraltet  sülberig);  GBuchs;  ZKn., 
silbrig  AaF.;  BsL.;  B  (so  Gr.);  L;  S  (JReinh.),  sil- 
beri"  (in  Volksreimen  stiften"  Sch;  Z)  GT.;  Sch;  Th; 
Z,  flect.  süberner,  silberni,  silberi"s  GT.  (doch  Nom. 
Acc.  PI.  silberi");  Sch;  Th;  Z,  silbern  PAL,  sil- 
bernd  GitNuf.,  silbernt  GrV.,  flect.  silbemder,  -ndi, 
■nds  GRNuf.,V.:  silbern.  Von  allerlei  Geräten,  sil- 
bernen oder  auch  nur  versilberten.  En  s-er  Löffel; 
e"  s-i  Chetlene",  Ür.  Es  silbemds  Ürli,  silbernd 
Chnöpf,  Gable",  silbemdi  Messer  GRNuf.  Mit  de" 
schwäre"  silberige"  Chetteli  am  sidc"sammetige"  Göller. 
FOschw.  1895  (AaL.).  Die  ...  mit  de"  silbrige"  Hafte", 
mit  ''em  flächsige"  Bor.  JReinh.  1904  (S).  .Eine  schöne 
Tochter,  die  gerne  einen  reichen  Mann  hätte  und  an 
allen  Märiten  im  höchsten  Staat  aufzieht,  mit  guldige" 
Gufen,  silbrige"  Hafte"  fast  wie  eine  Hand  so  gross 
[usw.].'  Gotth.  ,Die  silberne  Hand',  ein  Reliquiar  im 
Kirchenschatz  von  WKippel  (FGStebler  1907,  36/7). 
.Murenula,  nünoug  vel  silbrin  vel  guldin  kettena  vel 
fürspang  vel  ornatus  colli.'  Ebixger  1438.  ,Er  hette 
im  vor  nützit  getan,  da  er  im  ein  lock  har  ussge- 
zogen,  wie  wol  er  einen  silbrin  tegen  an  im  gehept 
hett.'  1480,  ZRB.  ,2  silbri  becher  11  lot,  1  silbrin 
löffel  2  lot.'  Ende  XV.,  Z  Teilrodel.  .Silbrin  krüz.' 
1528,  B  Säkularisationsrodel.  , Silberige  korstäb.'  Ansh. 
.Wamsel  ...  mit  silbrin  knöpfen  um  und  vorab',  unter 
neumodischen  Kleidern,  ebd.  .Ein  klein  silberin  köpflin.' 
1536,  Bs  (Inv.  des  Erasmus).  , Silberin  trinkgeschirr, 
argento  perfecta  pocula.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  krallin 
paternoster  mit  silbernen  eichlen.'  1568,  Z  RB.  ,Ein 
silberni  Schallen.'  1641,  Zg  TgB.  ,Für  ein  Lot  silbere 
gemeine  Arbeit  soll  13  Bz.,  für  ein  Lot  vergülte  ge- 
meine Arbeit  aber  17  Bz.  bezahlt  werden.'  Bs  TOrdn. 


843 


Salb   -sulb.    Silbst.    Saldi -sulcli 


1646.  ,2  Bstecketen  Messer  mit  silberen  Heften.'  1700, 
Z  Teilrodel.  ,Ein  silberner  Kleiderbagen.'  1714,  Z. 
.Mit  silbern  Büchsen  ist  gut  schiessen,  hastis  argenteis 
pugna  et  vinces.'  Denzl.  1716.  S.  noch  Pracht  (Bd  V 
3S9);  Pfiffen  (ebd.  1070);  Ring  (Bd  VI  1072);  Rör 
(ebd.  1230);  Hüs-Rät  (ebd.  1588);  Wät-Sack  (Sp.  647); 
sollen  (Sp.  780).  ,S.  Pfand';  s.  Bd  V  1136.  Münzen. 
,A11  gross  silberin  münzen,  mit  namen  alt  blaphart 
[usw.].'  1417,  Absch.  ,Guldin  oder  silbri  münz.'  1493, 
Z  StB.  , Silberner  pfennig,  argenti  nummus.'  Fris.; 
Mal.  ,Man  hat  vil  guldine,  silbere  und  küpfere  münz 
gefunden.'  HPant.  1578.  S.  noch  Pfänning  (Bd  V  1118). 
Auch  nur:  mit  Silber  durchwirkt,  beschlagen.  ,[Cleo- 
phea  Krieg  sei  so  arm  nach  Zürich  zurückgekehrt] 
dass  sie,  die  vorher  in  goldenem  und  silbernem  Ge- 
wand sich  gekleidet,  angendz  ihrer  Nahrung  habe 
nachgehen  müssen.'  Stretl.  Chr.  (Gfo.).  Die  Frauen  und 
Töchter  treten  auf  in  teuren  Hauben,  Strümpfen, 
hohen  Schuhen,  silbernen  Gürteln.  ZObf.  1897  (nach 
einer  Quelle  von  1670).  S.  noch  Buech  (Bd  IV  985). 
Urspr.  wohl  von  silberdurchwirkten  Strumpfbändern: 
Min  Schatz  ist  vom  Adel,  heisst  Annemari,  hat  silberni 
(schnewissi)  Wade(l)  und  guldeni  Chnü<c  ZStdt,  Stall., 
Wth.,  guldige  Wade"  u"d  silberigi  Chnöu  BSteffisb. 
Pni  vom  Adel  hi2sst  Annemarei,  het  sülberig  Wadi  u"d 
goldegi  Chneu,  Spottreim.  HNyd.1885(BG.).  Uneig.,  vom 
Glanz,  gleichfalls  auf  magerem  Boden  gibt's  sülberigs 
Heu,  wenn  dort  d'  Sülberschmäli  vorherrschen:  das  Ge- 
ruch- oder  Ruchgras,  Anthoxanthum  odoratum.'  Bärxd. 
1911  (BG.).  ,Silberin  blatt  oder  das  scheint  wie  silber, 
argenteum  folium.'  Fris.;  Mal.  ,Sylberi',  Kuhname. 
1655,  SchwE.  (OBingh.  1908);  vgl.  Silber  2.  Silberne 
(wie  auch  goldene)  Geräte  sind  typisch  für  die  Welt  der 
Sage.  [Wenn  du  Mut  hättest  und  den  Schatz  gewännest] 
chönntisch  ...  der  Schlossweier  z'  Landshuet  mit  Bran- 
te"wl"  fülle"  ...  u"d  sibene"''sibe"zig  Knechte  u"d  Tauner 
müesste"  ■  der  -  ne"  zueche"trage"  u"d  Alles  i"  silberige" 
G'schir'e".  Gotth.  , Heute  lässt  sich  mit  dem  , Schwefel- 
eisen' der  Stoekhornberge  ganz  es  anners  G'schäft 
mache".  Dies  ist  d's  wän  Metall,  das  nach  der  Sage 
i"  de"  Balmflüehne"  stecken  soll,  und  mit  dem  man 
allne"  Chilene"  vam  Guggis'berg  chönnti  sülberig  u"d 
guldig  Hälsi"ge"  mache".'  Barnd.  1911  (BG.).  Häufig 
sind  Sagen  von  silbernen  Glocken;  s.  AfV.  III  178. 
S.  noch  Glücks-Rueten  (Bd  VI  1834).  Ähnl.  im  Volks- 
reitn  typisch  für  etw.  Wunderschönes.  Heie"  heie" 
büte"  und  e*  guldeni  Lüte"  und  e"  silberni  Saite"  dra", 
dass  das  Chindli  schiäffe"  cha""  ZStdt,  Zoll.  Ph  gibe"- 
der  Öppis.  Was?  Es  guldigs  Nüteli  amene"  silberige" 
Chetteli.  GZür.  1902  (BThun).  S.  noch  Nut  (Bd  'iV 
871);  Ring  (Bd  VI  1072);  rät  (ebd.  1754).  B'  Frau 
Mueter  isch  gu"  Bade"  g'fare",  hat  e"  sülberi"  Chindli 
g'funde"  [usw.]  Sch;  ähnl.  Z. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1026/32.  Formal  sind  bes.  ciup/erin, 
lederin  zu  vergleichen,  -ein  in  PA1.  stammt  aus  den  flect. 
Formen  (süberner  <  silbr(Ontr).  Zu  den  Formen  mit  nä,  nt 
Tgl.  bes.  isent  (isemler  usw.)  GrV.  (Bd  I  5471,  weiter  bluet- 
rund  mit  Anm.  (Bd  VI  1152/3);  Bilteendt  (unter  seltnen). 
Über  das  Z  Haus  ,zum  silbrin  schilt'  (im  XVIII.  ,Silberschilt') 
s.  Vög.-Nüscb.  I  260/1.  In  Zunamen.  ,N.  des  silbrin  Jörgen 
schniders  knecht.'  1476,  Z  RB.,  ,Jörg  Enginer  genant  silbri 
Jörg.'  1480,  ebd.  Hieher  (?):  ,Silber(e)n'  f.  Gl  (bei  der  Mürt- 
sehenalp;  in  der  Nähe  ein  ehemaliges  Kupfer-  und  Silberberg- 
werk); SchwMuo.  (am  Pragel,  an  der  Grenze  gegen  Gl;  ,die 
alben  zem  Silbrinen.'  1322,  Gl  Urk.;  ,die  alpen  und  rechtung 
in  Silberin.'   1324,  ebd.;  ,ein  grosse  allgemeine  Alp   in   dem 


Muotata).'  Leu,  Lex.);  ZDiet.  (,in  der  S.';  ,ciu  Lehen,  die 
3.  genannt.'  1653,  AaWett.  Aren.).  ,Silberen-Äeker,  -Wald' 
BZuzwil.      .Silberen-Budenäcker'   BJIattstetteu. 

Silberling  m.:  Silbermünze.  Glgampffe")  Wasser- 
stampffe").  Es  gäd  en  Ma""  i"  's  Holz.  Was  tued-er 
im  Holz?  Er  haut  en  Stock.  Was  für  en  Stock?  En 
Silberchnopf.  Was  drin?  En  S.  Was  druff?  En 
Nidergupf  ZHed. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1022/3.  Das  W.  ist  schon  durch 
-ling  (statt  -li"y)  als  Entlehnung  (aus  der  Bibelsprüche)  ge- 
kennzeichnet. 

silberochtig:  silberähnlich.  Dial. 


Kuhname  Gl;  s.  für-lauffen  (Bd  III  1137). 


Salch  —  sulch. 

Salche",  -a  „B"  (auch  lt  St.b)  E.,  M.,  O.  (FAnd.),  Si. 
(HsAnd.),  U.(Imob.),  Alche",  Alha  „B"  (auch  lt  St.") 
E.,Gr.,ü.,  Si.  (Imob.),  NSi.;  „Th1-;  W  —  f.:  1.  „sum- 
pfige, aus  Thon  bestehende  Wiese  B"  (auch  lt  St."). 
Magerer,  noch  nie  aufgebrochener  Boden  BXSi.  .Diese 
Art  [Bromus  arvensis]  kommt  öfters  als  Ackerunkraut, 
namentlich  in  Esparsetten,  vor.  Man  hat  sie  an  feuch- 
ten Standorten;  im  BO.  heissen  die  Wiesen,  in  denen 
sie  häufig  auftritt,  Salchen  oder  Alchen.'  FAnd.  1897. 
.Bestände  auf  sumpfigem  Boden,  deren  Ertrag  (Ried- 
heu, Moosheu,  Rossheu  oder  Caretsch)  nicht  aus- 
schliesslich zu  Futter,  sondern  besonders  zu  Streue- 
zwecken verwendet  wird,  heissen  ...  im  Simmental 
Solche".'  HAnd.  1897.  —  2.  „Futter,  das  auf  sehr  ma- 
gern] Grunde  alter,  mit  wenig  Dammerde  bedeckter 
Flussbette  wächst  B;  Th"  (St.2);  vgl.  A.-Fluch  (Bd  I 
1185);  A.-Matten  (Bd  IV  549).  Gras  von  saurem,  nicht 
entwässertem  Boden,  Moosboden,  doch  bloss  die  Futter-, 
nicht  die  Streuelische  BE.,  M.,  O.  ,1—2  dm  lange 
weiche  Schmiele  (Schmeli),  viell.  Aira  esespitosa,  auf 
trockenen,  magern  Wiesen  oder  bessern  Weiden  und 
hügeligem  Boden  wachsend.  Beim  Mähen  weicht  sie 
der  Sense  aus,  wenn  diese  nicht  sehr  scharf  ist;  der 
Mähder  sagt  etwa:  Es  ist  bös  z'  meije",  d's  Heu  ist 
verfluecht  alhigs,  oder:  Für  Alhe"  z' meije"  selti-mu" 
es  Bartmesser  ha",  mit  der  Segesse"  mag -mit"  schier 
Nut  verrichte".  Die  Alhe"  gibt  gutes  weiches  Bett- 
futter für  die  Lagerstellen  in  den  Sennhütten'  BSi. 
,Das  trockene,  meist  aus  verschiedenen  carices  be- 
stehende, den  Waldsäumen  nach  wachsende  Gras.  Es 
zeigt  magern  Boden  an;  alhig  Heu  ist  daher  nicht 
geschätzt.  Im  Unterland  mit  einiger  Verschiedenheit 
der  Bedeutung  Salhe"'  BSi.  (Imobersteg).  ,Ein  kurzes 
nahrhaftes  Futter'  W  (mit  Übernahme  der  Def.  aus 
St.1 1  95,  die  jedoch  in  der  2.  Bearb.  durch  die  oben 
angeführte  ersetzt  ist).  Riedgras  B  (St.b);  Syn.  A.-Gras 
(Bd  II  793).  ,Man  nennt  das  Heu  aus  [Magerwiesen] 
...im  BO.  Alche".'  FAnd.  1897.  ,[Zum  Fax  oder  Burst 
gehört  ua.]  die  auf  alhigem  Boden  fusshohe,  äusserst 
zähe  Alhn.'  Bärnd.  1908  (BGr.). 

Nicht  weniger  als  der  Wechsel  im  Anlaut  (an- :  a-)  lallt 
die  Verbreitung  des  Wortes  auf  (B;  FTh";  W).  Die  An- 
nahme, Stalders  ,Thu  beruhe  auf  einem  Versehen,  befriedigt 
nicht,  wenn  das  für  ZB.,  O.  bezeugte  Falche"  m.,  fahle  dürre 
Gräser,  bes.  an  Waldrainen  (Bd  I  798),  =  F.-Grm  (Bd  II 
793)  in  Zshang  mit  unserm  W.  stehen  sollte.    Der  Wechsel 


Saldi,  selch,  silcli,  solch,  sulch 


im- Anlaut  wurde  damit  freilich  -h  auffällige  r  t*,i-  :ßt-  .•  „-). 

Ducli  darf  als  sicher  angenommen  werden,  ilass  Falche"(-Gras), 
wenn  nicht  überhaupt  ein  anderes  Wort  vorliegt,  erst  durch 
Anlehnung  von  Salche"(-Grae)  an  ein  solches  (Faleh  -'  Bd  I 
797)  sein  /-  erhalten  hat.  Damit  wäre  bereits  vorausgesetzt, 
was  an  sich  wahrscheinlicher  ist,  dass  sa-,  nicht  «-,  der 
ältere  Anlaut  war.  Allerdings  geben  St.  (für  B)  und  St.b 
die  Form  Sa-  nur  für  Bed.  1,  die  Form  .1-  nur  für  Bed.  2; 
doch  stimmen  die  übrigen  Angaben  zu  dieser  Verteilung  nicht, 
und  zudem  läge  eine  nachträgliche  Differenzierung  der  beiden 
Formen  durchaus  im  Bereich  der  Möglichkeit.  Der  Wechsel 
zw.  »o-  und  (i-  kanti  sich  daraus  erklären,  dass  die  (freilich 
nicht  stark  bezeugte)  Zss.  (d')e  SalcheHgra»  als  (d')s  Alche"gras 
gefasst  wurde  und  von  hier  aus  die  Form  Alche"  sich  verbreitete 
(an  und  für  sich  wäre  auch  der  umgekehrte  Vorgang  deukbar, 
vgl.  Salemmdli  für  '»  Anemöndli  Bd  I  263.  VII  693).  Ob 
Bed.  I  oder  2  die  ältere  ist,  lässt  sich  schwerlich  entscheiden. 
Auszuschalten  ist  wegen  der  Bed.  Beziehung  auf  ahd.  mlaha, 
Weide  (s.  Sälen  Sp.  692).  Durch  die  Bed.  würde  sich  em- 
pfehlen Anknüpfung  an  nhd.  .selchen',  trocknen,  räuchern, 
ahd.  'eelehan,  belegt  Ptc.  arselchen,  passos  (racemos),  ags. 
aieolcan,  fiaccescere,  torpescere,  languescere  (vgl.  Gr.  WB. 
X  1,  509/10);  Solche'"  kann  ein  ahd.  "saleha  f.  in  koukr. 
Bed.  (vgl.  Wilmanns  II  "212  §  165  b)  fortsetzen;  selchen  ist 
heute  freilich  nur  bair.-österr.  Weniger  wahrscheinlich  ist 
Zshang  mit  einem  Adj.  'mich,  von  schmutziger  Farbe  (vgl. 
Anm.  zn  milchen),  wofür  F<ilehe"(-Grae)  sprechen  mag.  Hieher 
noch  die  Ortnamen  ,Alchenflüh'  BKirchb.,  ,-berg'  BWyn., 
viel],  auch  ,Alchistorf  BKopp.  Ganz  unsicher  ,Salchet',  Name 
von  Wald-  und  Staudenboden.  1795,  GKriess.  und  die  Fami- 
lienn.  ,Salchli'  B  (schon  bei  Leu,  Lex.  XVI  25);  ,Jenni  Salehen 
Wirtin.'  UHospent.  Jahrzeitb.;  vgl.  auch  Förstern.  I2  1291  f. 

„Berg- Alche":  spitziges,  mageres  Futter,  das  ge- 
wöhnlich auf  hohen,  schattigen  Bergen  erzeugt  wird 
BO." 

salchig  alchig:  aus  Alche"  bestehend  oder  die 
Eigenschaften  der  Alche"  zeigend,  vom  Heu,  Alche" 
tragend  oder  die  Eigenschaften  des  mit  Alche"  be- 
standenen Bodens  zeigend,  vom  Boden  BGr.,  Si.;  s. 
schon  Sp.  844.  Es  ist  alchigs  Land,  es  ist  bi  wit  und 
f'er  nit  so  guet,  wie  anders  ist  BNSi.  —  Alchigi  f.: 
alchenartige  Beschaffenheit  des  Grases  BHk.,  „0." 
(„spitzige  Grasarf);  Gegs.  Bläckligi  (Bd  V  58).  Das 
Gras  dieser  Matte  zieht  uf  d'  A.,  ist  alchenartig  BHk. 

Saldi  U,  Sülch  bzw.  Such  Aa;  B;  S  (auch  Solch); 
„U  (neben  Sulch)"  —  m.,  PI.  -e"  Aa;  S:  1.  „Sudel- 
deck, Kotsaum  an  einem  Kleide"  BGr.,  Ha.;  „U."  Synn. 
Flarz  (Bd  I  1207);  Pflars,  Pflartsch  (Bd  V  1257); 
Schlegel.  Dil  liest  en  rechten  Such  am  Bock,  tvarfir 
hest-nen  nid  üfg'steckt?  BHa.  —  2.  pers.  a)  wer  sich 
beim  Gehen  mit  Kot  bespritzt  BHa.  Jmd  in  unrein- 
lichen (kotigen),  nassen  Kleidern  USil.,  Urs.  (nach  der 
vorliegenden  Angabe  von  Weibspersonen).  Schmutz- 
fink AiBb.,  F.  Du  wüester  Sülch!  schimpft  ein  Hand- 
werksmann seine  Ehehälfte.  XVI./XVII.,  L  Spiel;  oder 
zu  b?  —  b)  grober,  schmieriger  Mensch  AAZein. 
Grober,  ungezogener  Bursche,  Grobian  S.  Ir  Sülchen 
ir!  Schelte  an  lärmende  Knaben  AAErlinsb.  —  e)  Tölpel. 
Demöch  het  's  obere"  Chrütschüttischniderdurssepps 
Bueb  gar  märterlig  a"foh"  briielle",  teil  's  im  kei"s  [Prämi, 
Auszeichnung  am  Schulexamen]  mer  b'reicht  het,  aber 
er  isch  ume"  so  e"  Sülch  g'si".  Der  N.  het  später  män- 
gisch  g'seit,  es  sig  Schad  für  <!e"  Hebamme"lö",  wo-si 
für  de"  G'wägg  'zalt  heige",  und  doch  gebe"-s'-em  der- 
nö'h  's  Preini,  wo  vo"  Bechts  wege"  mir  g'hört  hätt. 
BWyss  1863  (S).  _  d)  .verzwickter,  verstellter  Kerl' 
ref.  Aa. 


Vgl.  uas«..sV.7,  in.  (Kehrein  400);  hess.  Zulch,  zuh-hen  I  VII- 
mar473).  Verschiedenen  Ursprungs  scheint  dagegen  Sulch  f., 
Salzbrüho,  mächen,  in  Salzwasser  beizen  oder  gebeizt  werden 
bei  Schm.  2 II  267.  Auf  die  im  Nass.  noch  lebendige  Bed. 
Morast,  sumpfige  Stelle  (vgl.  Sei  I  Sp.  766,  Snl  Sp.  798) 
weisen  bei  uns  noch  einige  Ortsnamen.  Im  Sulch,  Hof  ZBauma 
(dabei  der  Snlchl.iSct),  Saland;  , Sulch,  Ober-  und  Unter-,  Höf 
in  der  Pfarr  Bauma  und  der  Zürichischen  Landvogtei  Ky- 
burg.'  Leu,  Lex.  .Ackerland  im  Solch'  AaHendschikon  (Z 
Amtsbl.).     .Dossolch'   LDietw. 

Sulche",  Suche"  f.:  Weibsperson  in  nassen,  von 
Strassenkot  verunreinigten  Kleidern  ÜAlt.,  Silenen. 
E  du  bist  äuch  e"  Suche"! 

sulche°  ScH  (sulch2e";  vgl.  die  Anm.);  Ndw  (nach 
neuerer  Angabe  häufiger  als  suche"),  sülehe"  bzw.  -i- 
AaF.,  Fri.,  Zein.;  Bs;  BHa.,  Lauf.;  GFs;  SSchw.;  Ndw 
(nur  diese  Form  bei  Matthys);  UwE.;  U;  „Zu";  ZPfäff., 
süle"  (s.  a"-,  ver-s.),  3.  Sg.  Prajs.  und  Ptc.  -ed  BHa.;  Nnw, 
-t  Bs;  BLauf.;  SSchw.:  1.  a)  tr.,  besudeln,  verschmieren 
BLauf.;  SSchw.  .Collinere,  mit  kaat  bestreichen,  süd- 
len,  sülchen.'  Fris.,  , sülchen,  collinire,  besudlen,  be- 
scheissen.'  Mal.  ,Consceleratus  et  contaminatus,  mit 
lästeren  befleckt  und  in  lästeren  gesüleht.'  Fris.  Refl., 
sich  beim  Gehen  am  Saum  des  Kleides  beschmutzen 
BHa.,  „sich  im  Kote  wälzen  Zg."  Du  hest-dich  g'silched 
zem  Desuber(gän) !  BHa.  —  b)  intr.,  schmieren,  sudeln 
AAZein.;  Bs  (Seiler);  „Zg"  (mit  der  Def.  ,sülen',  nach 
Adelung  IV  499  niedersächs.  für  , sudeln'),  a)  durch 
nasses  Gras,  Gebüsch  udgl.,  flüssigen  Kot  gehen  (und 
sich  dabei  den  untern  Teil  der  Kleider  durchnässen, 
beschmutzen)  UwE.;  U.  ,1m  (schmutzig)  Nassen  sich 
tummeln,  bewegen,  Etw.  machen.  Er  silched,  sagt 
man,  wenn  er  Etw.  tut,  wobei  er  nass  wird  oder  Etw. 
nass  macht'  Ndw  (Matthys).  Den  Mist  in  das  Wasser 
des  Sülchers  [s.  u.]  tauchen  und  nässen  ZPfäff.  (Spillm.). 
Unpers.  Es  silched  der  ganz  Tag,  es  regnet  beständig 
Ndw  (Matthys);  vgl.:  ,Die  4  letzten  Tage  [des  Ok- 
tobers 1887  waren]  zwar  besser,  aber  doch  [war's]  ein 
Silchi-Monat.'  Ndw  Beitr.  1889.  —  ß)  (mit  der  Hand, 
den  Fingern)  unsäuberlich  hantieren,  so  beim  Essen 
mit  den  Fingern  im  Teller  Bs,  mit  den  schmutzigen 
Händen  im  Gesicht  herumfahren  AaF.,  mit  dem  Finger 
auf  einer  angelaufenen  Fensterscheibe  schreiben,  ebd., 
schlecht  schreiben, , schmieren'  AaFh.  —  2.  tr.  a)  (einen 
Gegenstand  im  Kot)  herumziehen  BsL.  Etw.  im  Dreck 
ume"  s.  , Im  kaat  umbhin  gesüleht  und  gewaalet,  volu- 
tatus  in  luto.'  Fris.;  Mal.  Herumzerren,  mit  Bez.  auf 
unflätiges  Tanzen;  s.  bangglen  (Bd  IV  1377).  Uneig.: 
Isch  Ein  bi-n-is  noch  sicher,  dass-men  im  nit  sl"  Er 
und  guete"  Namen  in  jeder  Ziti"g  umtue"  sülch?  Brei- 
tenst.  .Tragen,  schleppen'  UMaderanert.  Syn.  üfhin- 
me7c/jen(BdIV196).  —  b)  streicheln,  namentlich  Katzen 
Bs;  ScHBegg.  und  lt  Stickelberger.  —  c)  geistig,  be- 
unruhigen, quälen.  , Einen  s.,  betrüeben  und  wider- 
wertig  machen,  kestigen  und  peinigen,  differre  aliquem.' 
Fris.;  Mal.;  s.  noch  stol-bössen  (Bd  IV  1729).  — 
3.  stark  schwitzen  GFs.  —  un-ge-sülcht:  nicht 
durch  Betasten  verdorben;  in  der  Verbindung  ,unge- 
silchte  Zwetschgen,  die  noch  den  Duft  haben,  nicht 
durch  die  Hände  gegangen  sind'  Bs. 

Weiterbildung  zu  mhd.  suln,  süln  (vgl.  »Ulen  Sp.  79S): 
über  die  Bildung  s.  Wilmanns  *  II  113;  vgl.  weiter  bes. 
laichen  (Bd  III  1263)  :  Wim;  malchen  (Bd  IV  193)  :  malen, 
auch  horchten  (Bd  II  1595)  :  hören;  ehareh(l)en,  chirchlcn, 
chUrchlen  (Bd  III  457/8)  :  cUarnn,  chirren,  churren;  murchlen 
|Bd  IV  39B)  :  murr«).     Hingewiesen  sei  auch  auf  steir.  salch, 


Saldi  -  suleli.    Salil  —  suld 


848 


unrein,  trübe,  schmutzig,  von  Flüssigkeiten  (Unger-Khull 
516)  neben  ahd.  solo,  mlawer.  Die  von  Stickelberger  her- 
rührende Seh  Angabe  wurde  nur  für  SchBegg.  bestätigt  (und 
nur   von  einer  Seite  her). 

ume°-  (,umbhin-,  umbher-')  sülehe",  in  Ndw  häu- 
figer -sulche":  1.  a)  beschmierend  in  den  Händen  herum- 
zerren, im  Kote  herumziehen  Bs,  auch  schon  bei 
Spreng.  Zu  trocknende  Wäsche  it.,  bei  unbeständigem 
Wetter  wiederholt  vom  Freien  ins  Haus  tragen  und 
umgekehrt,  bis  sie  endlich  trocknet  U.  Ein  Kind  «., 
von  einem  Mädchen,  das  ein  kleines  Kind  mehr  schleppt 
als  trägt,  ebd.  .[Nach  kaiserlichem  Rechte  soll  man] 
die  todten  cörpel  nit  umbhers.,  ufstellen,  verspotten 
noch  enteeren,  sonder  begraben.'  HBcll.  1532.  —  b)  in 
Nassem  umhergehen  Ndw;  U,  hantieren  Bs;  Ndw;  U, 
auch  unordentlich  hantieren  übh.  Bs.  Was  diend-er 
da  ume"sidche"?  zu  Kindern  Ndw.  Di"  het  wider  e'"möl 
schon  dra-ume'g'sülcht!  von  Einem,  der  auf  dem  Acker 
das  Unkraut  unordentlich  ausgejätet  hat  BsL.  — 
2.  Jactare  atque  agitare  »quitatem  multis  iniuriis, 
peinigen,  vexieren,  treiben  und  umbhin-  und  anhin-s.' 
Fris.  —  3.  mit  einem  Kinde  u.,  es  mit  Liebkosungen 
plagen  Bs.  Du  muest  nit  so  mit  dem  Kind  u.  — 
4.  herumlungern  BsStdt;  Ndw(?);  vgl.:  ,Der  [ein  träger 
Arbeiter]  hat  mich  genug  ertaubet  mit  seinem  ewigen 
Lyren  und  Tampen  und  Umensylchen.'  Ndw  Kai.  1907. 

Au-sülche".  oO.  (FStaub),  -süle"  ZRicht.:  =  an-sudlen 
(Sp.  328),  zB.  Geschirr  beim  Kochen.  —  Süle«  für  »üZcfos« 
wie  i»*"  für  milchen  (Bd  IV   195)   auf  dein  selben  Gebiet. 

us-sülehe":  1.  infolge  andauernder  Nässe  verderbt 
werden,  zB.  Schuhe,  Land  BR.  (Ptc.  -ed).  —  2.  un- 
pers.,  aufhören  zu  regnen  Ndw  (Matthys).  —  use11- 
sülche":  (den  Mist)  aus  dem  Mistwasser  (im  Sülcher) 
wieder  herausfischen  ZPfäff.  (Spillmann).  —  ver- 
sülche",  in  ZRicht.  -süle":  besudeln,  verschmieren  (zB. 
die  Kleider,  das  Tischtuch,  den  Fussboden)  ÄAZein.; 
Bs;  BLauf.;  SSchw.;  Ndw  (Matthys);  „Zg";  ZRicht, 
Du  hesch  dl"  Heft  versüleht  BLauf.;  SSchw.  Jö,  der 
slt-mer  schönt  Schmusei,  sait  d'  Muetter  . . .  der  heit-mer 
wider  's  ß'sichtli  cersüleht,  nie"  darf  nit  luege".  Brei- 
tenst.  —  hin-  und  wider-:  hin-  und  herzerren; 
uneig.  von  der  Beeinflussung  durch  fremde  Meinungen. 
,[Wir  Christen]  die  wir  doch  gewüsse  und  umbschribne, 
nit  unendliche,  ja  kurze  und  kundbare  gründ  unsers 
gloubens  und  läbens  habend,  daruff  wir  billich  blibend 
und  uns  nit  liessend  von  einem  yetlichen  verwornen 
menschen  hin-  und  wider-sülehen.'  HBüxl.  1531.  — 
b°-sülche":  =  rer-s.  Bs  (auch  lt  Spreng);  „Zg."  ,Du 
wirst  keinen  [Wiedertäufer]  zeigen  mögen,  der  nit 
mit  etlichen  obernempten  mosen  besüleht  sye  als 
meineid,  ungehorsame  [usw.].'  HBtjll.  1531.  ,Nüt 
bessers  mag  werden  erdacht,  dann  so  syn  [Josephs] 
röckly  har  ist  bracht,  das  mans  zerhouw,  besüleh  mit 
bluot.'  Ruef  1540.  ,Bes.,  inquinare,  feedare,  devenu- 
stare,  maculare;  besüleht,  inquinatus;  mit  kaat  be- 
süleht und  besudlet,  cceno  oblitus.'  Fris.;  Mal. 

Sulchi  Ndw  (nach  neuerer  Angabe  häufiger  als 
Silchi),  sonst  Siilchi  (bzw.  -t-)  —  m.:  unsäuberlicher 
Mensch,  Schmierfink  AaF.  (Hürbin),  Fri.;  Bs  (zB.  von 
einem  schmutzigen  Kinde);  BLauf.;  SSchw.;  Ndw 
(Matthys),  unordentlicher,  unreiner,  verwahrloster 
Mensch  GW1.,  Wb. 

G°-sülch  n.:  schlimmer  Weg  im  Winter,  wenn 
der  Schnee  schmilzt,  sog.  fauler  Schnee  GO. 


Sülcher  m.:  1.  ,vexator.'  Fris.;  Mal.  —  2.  =  Zue- 
fuer-Loch  (Bd  III  1030)  ZPfäff.  (Spillmann):  der  Mist 
wird  darin  genässt. 

Sfllcher i  -ei  f.:  Schmiererei  Bs. 

Sülchete"  f.:  =  dem  Vor.  Bs. 

sülehig  Bs;  Ndw  (Matthys),  ge-s.  B:  beschmutzt 
Bs;  Ndw.  ,Ungeleckt'  B  (nach  einer  nicht  näher  zu 
bestimmenden  Angabe). 

sülchne":  =  sülehen  3  GFs. 

,Sülchung  f.:  trib,  vexatio.'  Fris.;  Mal. 


Said      suld. 


Said  f.:  1.  Glück,  Heil,  Segen;  oft  in  der  religiösen 
Sphäre  und  gew.  in  Verbindung  mit  Synn.  ,Ein  s-e 
vüegt  der  andern  wol,  ein  unsäld  di  andern  riten  sol.' 
Boxer.  ,Er  kumt  an  der  s-en  zil,  swer  sich  oft  zuo 
zin  [den  frouwen]  gesellet,  der  hat  wunnen,  swaz  er 
wil.'  Hadl.  ,Du  [Maria]  bist  aller  s-en  gimme.'  EvSax. 
,Weren  si  mit  der  paner  gezogen,  so  weren  si  mit 
eren  und  mit  seiden  wider  heim  komen.'  Just.  ,Also 
kam  N.  wider  an  sin  ere  ...  zuo  fröden  und  seiden.' 
ebd.  .Uff  das  wir...  zuo  allen  fugenden,  seiden  und 
güete  seles  und  libs  erstanden  werden.'  2.  H.  XV.,  B 
StR.  ,Zuo  welichem  fürnemmen  Gott  der  almechtig 
uns  sinen  gotlichen  sig,  glück  und  seid  verlihen  wolle.' 
1476,  Bs  Chr.  ,Doch  weiss  der  allmächtig  Gott  alle 
Herzen  zu  bekennen  und  dem  Gerechten  die  Strassen 
der  ewigen  Selld  zu  zeugen.'  1476,  BSehreiben  (Ochsen- 
bein). ,Was  seiden  und  guots  von  friden  und  guoter 
nachburschaft  kompt.'  DSchill.  B.  ,Got  unserm  be- 
halter zuo  lob,  der  denn  fir  die  hechsten  seiden,  damit 
in  zit  ein  iezlicher  stant  in  bestäntlicher  würde  und 
eren  enthalten  werden  mag,  uns  ...  ob  allen  dingen 
frid  und  einhellikeit  lieb  ze  haben  ...  bevolhen  hat.' 
Ansh.  S.  noch  Signunft  (Sp.  489);  Sei  (Sp.  707).  — 
2.  Frau  Seite  Uf,  Frau  Zälti  ScuwBrunn.,  Schwyz, 
mythisches  Wesen,  in  Scnw  =  Fraufasten-3Iüeterli  (Bd 
IV  591);  in  U  war  schon  um  1862  nur  noch  bekannt, 
dass  es  Nachts  durch  die  , Kreuzgassen'  wandle.  Vgl. 
Erz.  1855,  413  (.Frau  Zältin');  ALüt.  Sagen  77/81. 

Mhd.  »aide  f.,  zu  sälUj  (Sp.  695);  vgl.  auch  Gr.  WB. 
X  1,  511/2.  Für  den  Anlaut  Z-  unter  2  ist  viel],  an  die 
Verbindung  der  Frau  Z.  mit  den  ,zalteu'  Tagen  [=  Fron- 
fastentagen)  zu  erinnern.  Hieher  viell.  der  weibl.  Taufnanie 
,Selda  (Jlülimau).'    1414,  Z  RB. 

LT"-:  Unheil.  ,Und  waz  der  Ursprung  des  krieges 
also,  daz  sich  etlich  unendlich  böse  lüte  im  lande 
zesamen  machten,  ze  gedenken,  wo  si  ein  ungliches 
anviengin,  davon  unselde,  Unglück  und  krieg  im  land 
entspringen  raöcht.'  Jüst. 

Seid;  s.  die  Anm.  zum  Folg. 

Nacht-Seld,  ,-sell'  f.:  Nachtherberge,  -quartier. 
,Daz  wir  [die  Herzöge  von  Österreich]  noch  dehainer 
unser  erben  ...  dehein  stiure  oder  fuore  oder  naht- 
selde  oder  deheiner  slacht  ungelt  nemen  süllen  uf  dez 
vorgenanten  closters  [Königsfelden]  Hüten  nocli  guo- 
ten.'  1321,  Urk.  ,üas  gotzhus  hat  ze  Bönkon  V  sol. 
geltes,  und  wele  botte  die  wert,  dem  sol  man  die 
nachtselle  geben.'  1331,  SchwE.  ,Man  sol  wissen,  das 
vor  mitter  vasten  an  dem  nechsten  donstag  ein  ampt- 
man  von  Clingnow  sin  sol  in  der  klus  ze  Cappellen 
selb  dritte.    Da  sol  man  inen  die  nachtsei  wol  bieten 


Said,  seid,  sild,  sold,  suld 


mit  essen  und  drinken  und  den  rossen  fuoters  genuog.' 
1371,  Gfd.  ,Min  herren  in  dem  hofe  hant  oüch  daz 
recht,  wenne  si  ir  win  mennent  von  Bellikon,  so  sont 
si  für  Waltwile  uf  faren  ...  und  sol  inen  der  keller 
die  nachtselle  geben,  je  dem  ochsent  ein  hebrin  garben 
und  ströwen  unz  an  den  bucb.'  XIV. /XV.,  LEmm. 
Hofr.;  noch  in  der  Redaktion  von  1537.  ,üb  ouch 
einer  da  benachtete,  dem  sol  der  keller  nachzel  geben.' 
1475,  TdMü.  Offn.  ,Sie  schluogend  das  leger  der  nacht- 
seid zwischen  Ageri  und  Menzingen  in  das  feld.'  Salat. 
S.  noch  Pfleger  (Bd  V  1229  o.). 

Vgl.  Lexer  II  27;  Gr.  WB.  VII  216.  Das  Grundwort 
mhd.  selde,  ahd.  Beiida  (zu  Sal  Sp.  687 ;  vgl.  auch  Seil  II 
Sp.  711,  Gesell  Sp.  715,  Seilen  II  Sp.  737,  weiter  Schm.  a  II 
268/9;  Gr.  WB.  X  1,  510/1)  ist  bei  uns  nur  noch  in  Ab- 
leitungen und  Ortsnamen  erhalten.  , Seiden',  Häusergruppe 
auf  der  Alp  Gastern  BKaudert.  ,Ruedi  von  Solden  .  .  . 
uss  der  vorstatt  ze  Arouw.'  1441,  Aar.  StR.  In  der  Zss. 
1)  als  1.  Glied.  Se!lde"-Grabe",  -Halde'  (mit  der  S.-Hüli) 
SebSchl.  SeUnau  ZHirsl.  (Wald  beim  Degenried),  Stdt;  das 
ehemalige  Kloster  an  der  Sihl,  jetzt  ein  Quartier  der  Stadt 
(mit  dem  vom  Volksmund  als  Botel  S.  bezeichneten  Uuter- 
suchungsgefangniss),  erscheint  im  XIII.  in  der  Form  ,Selden- 
ouwe'  (vgl.  HMeyer  1849,  3S,  ,an  Selnow.'  1507),  jetzt 
wird  der  Name  als  n.  gebraucht;  unrichtig  ist  die  Be- 
ziehung auf  s&liy  (s.  die  Anm.  auf  Sp.  698)  oder  Sä  (,das 
kloster  an  Silnow.'  Vad.).  ,Selenwilen'  GDeg.  (hieher?).  Vgl. 
GKellers  .Seldwyla.'  —  2)  als  2.  Glied.  ,Alt-seld..n.'  1327, 
Uw  (mehrfach;  im  spätem  Registraturvermerk  , Altsälen', 
heute  , Altzellen').  ,Briittisellen'  Z  (alt  ,Brittiseldon';  vgl. 
HMeyer  1849,  82).  ,Dagmersellen'  DammereeUe*  L.  , Wallis- 
sellen' Z  (alt  , Walasseldon'  uä.;  s.  HMeyer  aaO.,  doch  auch 
schon  1293  .Walasellon'),  dazu  der  Familienname  .Walaselder, 
-seller.'  XIII./XIV.,  Z.  Vgl.  auch  die  Anm.  zu  Seil  II  (Sp. 
713).  ,Sellenbirren,  -biiren'  Z  enthält  im  1.  Teil  einen  Per- 
sonennamen; die  im  XIV.  häufige  Form  ,Seldenbliron'  (ver- 
einzelt schon  1247  ,Seldinbiurron')  zeigt  sekundäre  An- 
lehnung an  Seid;  so  nach  HMeyer   1849,  52. 

Seld(e)ner  m. :  Hintersasse.  ,l>a  ein  usman 
louffet  in  eins  burgers  hus  oder  in  eins  seldeners  hus.' 
1290,  AARheinf.  StR.;  ,ein  burger  oder  ein  seildner  older 
ein  sesman.'  ebd. (jüngerer  Zusatz  des  XIV.;  wiederholt; 
einmal  ,seildiner').  ,Ein  solich  sache,  die  einem  burger 
oder  einem  seidner  ze  Arow  an  den  Hb  gienge.'  1363, 
Aar.  StR.;  ,iederman,  es  sy  burger  und  Bäldner.'  um 
1410,  ebd.  ,Was  der  andern  ist  [Gegs.  ,burger'],  die 
by  uns  sesshaft  oder  wonhaft  sint,  die  heissent  seidner.' 
1384,  AaB.  StR.  ,Swer  seidener  in  unser  statt  und 
unseren  gerichten  ist  und  dar  inne  sitzet  huselich,  es 
sig  ainer  oder  me,  und  der  doch  unser  buntnüsse  und 
brief  gesworn  hett  als  unser  burger,  daz  och  der  oder 
die  all  fräfelinan  und  buossan  besserren  sont,  als  ob 
si  burger  wärint  und  nit  als  lantlüt.'  Ende  XIV.,  Scb 
StB.  ,Es  sy  man  oder  wip,  burger  oder  seidner  ald 
lantman.'  1407,  ebd.  ,Benz  wirt  [sagt  aus],  es  habint 
die  seidner  in  sinem  hus  angefangen  spülen,  da  seite 
er  inen,  das  es  verbotten  were.'  1462,  Z  RB.  ,Es 
sollend  ouch  die  andern  [Gegs.  ,gottshuslüt'],  die  man 
nempt  soldner,  im  [dem  ,meier']  verbunden  sin,  dry- 
stund  im  jar  zuo  den  drig  eegerichten  [zu]  kommen.' 
1473,  ZWiesend.  Offn. 

Auch  mhd.  (Lexer  II  863.  Nachtr.  364);  vgl.  ferner 
Schm.  2  II  269 ;  Gr.  WB.  X  1,  513  (wo  auch  die  Schreibungen 
.soldner'  und  , soldner').  In  unseru  Quellen  erscheint  ,sel- 
d(e)ner'  wiederholt  als  jüngere  Form  gegenüber  , seider'; 
s.  das   Folg. 

Seider,  , seller'  m.:  =  dem  Vor.  ,Cum  hominibus 
tarn  burgensibus  quam  advenis,  qui  vulgo  dieuntur  s., 

Sobwelz.  Idiotikon  VII. 


in  ipso  opido  habitantibus.'  1269,  AaKI.  StR.  ,Schlat 
ein  burger  older  ein  s.  ein  usinan  ...'  1289,  AARheinf. 
StR.;  in  der  Form  , seider'  sehr  häufig  in  den  beiden 
Redaktionen  dieser  Quelle  (von  1289  und  1290;  in  den 
Zusätzen  des  XIV.  nur  noch  ,se(i)ld(e)ner').  ,Swa  ein 
seilder  oder  ein  usman  mit  einem  burger  gestosset ...' 
1301,  Aar.  StR.  (wiederholt;  5 mal  ,seilder',  2mal  Fel- 
der'). ,Swel  burger  oder  s.,  der  burger  recht  hat,  der 
stur  oder  waht  git,  den  andern  frevellich  wundot  mit 
gewafenter  hant...'  1331,  TnFr.  StR.  ,Quilibet  advena 
dictus  vulgariter  ein  seller  dat  preposito  unum  quar- 
tale  avene.'  vor  1346,  ZAlbisr.;  Gegs.  ,villanus.' 

Ahd.  sel(e)dare  (Notker) ;  mhd.  eeldmre  (Lexer  II  863). 
Als  Familienname.  ,Lucia  Sälderin  von  [SchJRuedlingen.' 
1541/3,  Z  Ehegericht. 

seidhaft  , seilhaft':  wohnhaft.  ,Wer  der  ist,  der 
in  die  vorgenanten  stat  vert  und  iar  und  tag  gemein 
darinne  s.  ist...'  FHandf.  1410;  lat.  ,inhabitare  con- 
noscitur.' 

Sold  m.:  wesentl.  wie  nhd.  1.  a)  im  militärischen 
Sinne,  allg.  D' Regrüte"  härnl  50  Rappe"  S.  im  Tag.  Er 
lenkt  dem  S.  nöeh,  scherzh.  von  einem  den  Kopf  hän- 
genden Gaul.  ,Den  s.  uzrichten.'  Z  Chr.  1336/1446. 
,Als  man  vor  ziten  gan  Belletz  in  die  reis  zogi,  do 
were  er  einer,  der  darzuo  geben  wer,  das  er  und  ander 
mit  im  den  s.  und  daz  reisgelt  in  dem  obern  ampt 
inzogen.'  1448,  ÄABremg.  StR.  ,Inen,  so  da  [die  Veste 
Grüningen]  gehüet  band,  iren  s.  in  bescheidenheit  zuo 
geben.'  1519,  Z.  , Lanzknecht:  So  kum,  huor,  setz 
dich  ouch  hiehar,  hilf  mir  den  s.  verzechen  gar!' 
HsRMan.  1548.  ,S.,  galt,  die  kriegsleüt  ze  bezalen 
verordnet;  den  s.  gäben  und  die  knecht  bezalen,  nu- 
merare  Stipendium.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  üs-richten 
(Bd  VI  418  o.).  ,Umb  s.  dienen;  an  dem  s-e  sin.' 
Schachzabelb.  ,Regi  eoruin  peditum  sexcenta  milia  ... 
stipendiantur,  ir  künig  hat  in  seinem  sold  so  vil  kriegs- 
leüt ...  oder  so  vil  dienend  dem  künig  umb  sold  oder 
versoldet  der  künig.'  Fris.  ,Ze  fuoss  umb  s.  kriegen, 
facere  stipendia  pedibus.'  Fris.;  Mal.  ,1m  s.  sin.'  ,Des 
obern  müllers  knecht  3  pfd,  was  3  wochen  über  sins 
meisters  rast  im  s.  gesin.'  1499,  AAZof.  .Stipendiis 
duobus,  in  denen  zweien  ersten  jaren,  dieweil  er  im 
s.  ist  gewäsen.'  Fris.  S.  noch  Saler  (Sp.  692);  Soldner 
(Sp.  860).  ,In  frömd  sölt  ziehen',  in  fremde  Dienste: 
,Wer  der  in  frömd  sölt  zuge  ...  und  dan  on  urlob 
erlouppen  [!]  danen  zug  wider  heim  oder  aim  andren 
herrn  zuo,  denselben  will  man  halten  für  mainaid.' 
1498,  Gr.  Spec.  vom  Monatslohn  des  gemeinen  Söld- 
ners; oft  im  PI.  ,[Der  Herzog  möge  ihm,  dem  Hptm. 
Engelhard,  Geld  schicken]  damit  er  die  knecht  umb 
ir  söld  bezalen  möchte.'  1515,  Z  (Verhör).  .Welicher 
ouch  hinfür  in  ein  frömbden  krieg  louft  on  wissen 
und  willen  unser  eins  schulthessen  und  rats,  der  sol 
zuo  buoss  verfallen  sin  5  pfund  haller,  und  wie  vil 
einer  s.  darüber  hat,  sol  er  von  iegklichem  s.  5  pfund 
haller  zuo  buos  gen.'  1520,  AaB.  StR.  ,Als  Hans  Wä- 
pfer  und  villicht  ander  houptlüt  den  knechten  ire  söld 
abkouft  und  gelt  daruff  geben,  ist  miner  herren  urtel, 
dass  an  sölichen  köuffen  nüt  solle  sin.'  1523/6,  Z  RB. 
,N.  hat  minen  herren  fürtragen...,  syent  etlich  ge- 
sellen von  Baden  kommen,  haben  söld  vom  küng  von 
Frankrich  gepracht.'  ebd.  ,[Reisläufer  machten  1492 
einen]  anschlag,  zuo  Welschen  Nüwenburg  sich  zuo 
versäumen    und   die   stat  um   ansprach  ir  sölden  zuo 


sr,  1 


Said,  seid,  sild,  sold,  suld 


852 


gmeiner  Eidgnossen  band  inzenemen.'  Ansh.  ,Uf  das 
wurde  ...  allen  knechten  on  passporten  heimzeziehen 
by  verlust  irer  söldens  [?]  streng  verbotten.'  ebd.  Der 
S.  der  Schweizer  im  Ausland  betrug  im  XV.  und  in  der 
1.  H.  XVI.  4  bis  4'/ä  rheinische  Gulden;  nur  ausnahms- 
weise auch  mehr.  ,[Der  frz.  König  will  bezahlen]  einem 
ieglichen  fuossknecht  zu  einem  manot  als  vil  als  5  rinsch 
guldin  und  den  rittenden  sinen  gewonlichen  s.'  XV. 
,Es  sollend  ouch  dieselben  unser  Eidgnossen  knecht, 
so  bäbstlicher  heligkeit  zu  hylf  znogesandt,  von  unser 
yedes  orts  oberkeit  mit  houptlüten,  vennern  und  an- 
dern gewonlichen  ämptern  versehen  und  derselben 
knechten  yedem  des  monats  fünfthalben  rinsch  guldin 
für  besoldung  ussgericht  werden.'  1514,  Absch.  ,ünd 
soll  der  s.  sin  und  die  bezalung  beschechen  einem 
jeden  knecht  dry  krönen  und  ein  dicken.'  1517,  ebd. 
(Vertrag  mit  dem  Tapste).  .Sollend  wir  von  Strass- 
burg  jedem  derselben  knechten  ein  monat  vier  guldin 
zuo  s.  und  nit  wyter  ze  geben  schuldig  sin.'  1530, 
ebd.  ,[1507  wirbt  der  deutsche  König  Schweizersöldner 
mit  dem  Versprechen]  anfänglich  dass  der  s.  einem 
fuossknecht  fünfthalben  gülden  rinsch  eins  monats, 
30  tag,  und  einem  reisigen,  uf  man  und  ross  gerüst, 
10  rynsch  gülden  solle  bzalt  werden.'  Ansh.  S.  noch 
die  Sachverzeichnisse  zu  den  Absch.  unter  ,Sold.' 
Nicht  viel  geringer  war  der  S.,  den  die  Eidgenossen 
den  eigenen  Söldnern  bezahlten.  Anfänglich  scheint 
allerdings  kein  S.  gegeben  worden  zu  sein;  wenigstens 
betont  Justinger,  ,daz  man  die  reise  gen  Baden  [1415] 
solde  gab.'  , Gemeiner  Eidgenossen  Boten,  ausgenommen 
Zürich,  haben  Denen  von  Basel  zugesagt,  800  Mann 
zuzuschicken  um  einen  bescheidenen  S.,  nämlich  3 
Baslerplappart  täglich.'  1473,  Absch.  In  den  Burgunder- 
kriegen bezahlten  die  Zofinger  ihren  Auszügern  1  Gul- 
den pro  Woche.  ,Hansen  Krämer  16  gülden  ze  s., 
so  er  uff  Gransen  verdient  hat  in  16  wochen.  Uss- 
geben  Andres  Hüglin  13  gülden,  als  er  dri  monat  und 
1  wochen  uff  Gransen  was.'  B  Anz.  1910.  S.  auch  die 
Soldliste  von  1638,  Aar.  StB.  381.  Chargierte  erhielten 
mehrfachen  S.,  der  Hauptmann  in  der  Regel  10,  ,Lü- 
tiner'  und  , Venner'  6  Solde.  ,Ist  verkommen,  das 
bäbstliche  heligkeit  yedem  houptman  unser  Eidgnossen- 
schaft  des  monats  zehen  sohl,  einem  lütiner  oder  Statt- 
halter und  fenner  j'edem  des  monats  sechs  söld  und 
denn,  so  menig  hundert  knecht  yeder  houptman  under 
im  haben  wird,  als  menig  zechen  ubersöld  in  yetlichs 
hundert  geben  und  ussgericht  werden,  uss  welchem 
die  hoptlüt  die  priester,  schryber,  weibel,  spillüt  und 
ander  besolden  und  vernüegen  sollind.'  1514,  Absch. 
,I>ie  priester,  so  verordnet  werden,  dero  sol  jeder 
haben  zwifachen  s.,  als  das  der  Eidgnossenschaft  bruch 
ist.'  Ansh.  ,1m  1522.  jar  zugend  gmein  Eidgnossen, 
nsgnommen  Zürich,  ins  Meilant;  warend  houptlüt  vogt 
Hug,  Bendict  von  Hartenstein  und  Huser;  des  schriber 
was  ich  um  4  söld.'  Salat,  ,1m  1523.  jar,  uff  sant 
Severinstag,  zog  man  aber  ins  Meiland  und  zoch  ich 
under  vogt  Hugen  um  2  söld.'  ebd.  ,1m  1524.  jar  zoch 
man  gen  Kätenär  [Castellaro],  do  was  ich  vogts  am 
Ort  schryber  um  5  söld.'  ebd.  ,Uf  den  14.  tag  win- 
manats  [1526]  ward  ich  oberster  fäldschriber  und  hatt 
im  selben  zug  14  söld.'  ebd.  S.  noch  Über-S.  Fiel 
ein  Söldner,  so  wurde  der  rückständige  S.  den  Hinter- 
lassenen  ausbezahlt:  ,üer  Kremerin  2  pfd  von  s.  wegen. 
3  pfd  des  sattlers  dirnen  ze  s.  von  sin  wegen.'  1475, 
AAZof.  (B  Anz.).    ,Syne  knecht,  sowol  die  lebendigen  als 


der  abgestorbnen  kind  und  erben  [musste  der  Haupt- 
mann] ümb  die  usstenden  söld  befridigen.'  1588,  Z  RB. 
Der  S.  durfte  nicht  gepfändet  werden:  ,Aber  setzen 
wir,  das  nieman  dem  andern  sin  s.  verbietten  noch 
vertieften  sol,  der  soldner  sy  im  veld  oder  daheim, 
desglich  nieman  dem  andern  sin  s.  ze  pfand  nemen, 
es  sy  dann  des  soldners  guotter  will  und  sust  nit, 
doch  nit  witter  dann  allein  den  s.  [der]  ze  unsern 
kriegen  und  sachen  verdient  wird,  aber  umb  frömd  s. 
sol  diser  artikel  den  soldner  nit  schirmen.'  L  StR.  um 
1480.  Dim.  ,[Die  Soldaten]  klagten,  dass  ir  geniein- 
den  inen  nit  gelt  wellen  schicken,  nämlich  Fluntern, 
Hirslanden,  Rieschbach,  Wangen,  da  wellen  ir  gn. 
herren  mit  inen  [den  Gemeinden]  verschaffen,  dass 
inen  ir  söldlin  werde.'  1499,  Z.  ,Und  nachdem  er  gar 
nütz  mer  hat,  loufft  er  denn  um  ein  söldlin  oder  drü 
in  ein  krieg,  schlacht  und  stürm.'  Zwingli.  .Söldle, 
eine  kleine  besoldung.'  Mal.  S.  noch  seichen  (Sp.  142  o.). 
—  b)  Lohn,  Besoldung  für  andre  Dienste.  ,Do  [nach 
der  Zerstörung  Mailands  1162]  nam  bischof  Ruodolf 
von  Köln  die  haiigen  dri  künige  für  sinen  s.  und 
schikte  si  gen  Köln.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Swer  kam, 
der  werken  kund  oder  mocht  oder  werken  wolt  [beim 
Wiederaufbau  Bapperswils],  dem  gab  er  [Herzog  Al- 
brecht] sinen  baren  s.'  ebd.  ,Anno  domini  1374,  30 
die  Julii,  rechnoten  die  fünf  und  ouch  die  sekler  mit 
pfaff  Bilgrin,  und  uf  den  tag  hatt  er  an  sin  dienst 
und  an  sin  s.  von  disem  jar  44  pfd  10  ß.'  Z  StB.  ,Von 
dir  enpfand  wir  den  s.  der  arbeit,  aber  von  Cristo 
enpfand  wir  den  Ursprung  des  lebens',  Mauritius 
zum  Kaiser.  Z  Chr.  XV.  ,Wart  gesetzt,  das  ein 
hüeter  und  huswirt  in  dem  rathus  sich  sol  lassen  für 
sinen  s.  benüegen  mit  dem  burgergelt,  das  si  von 
dem  uodel  gebeut,  nemlich  ieclicher  1  blaphart,  und 
mit  dem,  so  ime  der  sekelmeister  ie  dahar  geben  hat.' 
1437,  B  PES.  ,[A.  klagt,  dass  B.]  inn  schirmen  zu 
leren  sich  zu  im  umb  ein  summ  gelts  verdingt  hab  ; 
[nachher]  sye  inn  sölich  verdingt  gerüwen,  das  er  nit 
me  lernen  von  im  vermeinte,  im  ouch  umb  sinen  ver- 
dienten s.  nützit  zu  geben  pflichtig  were.'  1468,  Z  RB. 
,Dess  Ammann  und  Schreibers  S.,  Gewalt  und  Ver- 
waltung solle  verbleiben,  wie  es  unter  Costanzischer 
Regierung  gewesen.'  1697,  G  Rq.  1906.  S.  auch  Näch- 
Richter  (Bd  VI  454).  —  2.  Stipendium;  vgl.  Studen- 
ten-S.  .Hieronymus  Frick  und  Hieronymus  Manuel 
ein  bekantnus  des  s-s  zuo  Paris  an  tresorier  gan, 
angens  volgen  ze  lassen.'  1533,  B  RM.  —  3.  Unter- 
stützung, Gabe  übh.  ,Nieman  gap  im  [dem  hungrigen 
Wolf]  der  spise  s.'  Boner. 

Mhd.  mit  aus  it.  Ratio  (nicht  aus  frz.  sohle,  das  selber 
aus  dem  It.  entleimt  uml  erst  seit  dem  XVII.  bezeugt  ist). 
Vgl.   Gr.  WB.  X  1,    U33. 

Über-:  Soldzulage,  die  unter  die  Gradierten  ver- 
teilt wurde;  vgl.:  ,Zu  den  einfachen  Sölden,  welche 
die  gesamte  Mannschaft  aller  Grade  gleich  bezog,  kam 
dann  noch  auf  eine  gewisse  Köpfezahl  eine  bestimmte 
Zahl  sogenannter  Übersölde  von  gleichem  Betrag,  die 
unter  den  Befehls-  und  Amtleuten  der  Fahnen,  vom 
Hauptmann  abwärts  bis  zum  Rottmeister,  verteilt  wur- 
den, und  zwar  nach  Massgabe  des  Grades,  so  dass 
jeder  der  untern  Befehlsleute  wenigstens  einen  dieser 
Übersölde,  also  mit  obigem  einfachen  zwei  Solde  oder 
Doppelsold  erhielt,  daher  er  auch  den  Namen  Doppel- 
söldner trug,  wahrend  den  obern  Graden  noch  mehr 
jener   Übersölde,    bei   gegebenen  Anlässen   sogar   bis 


ild,  seid,  sild,  sold, 


854 


auf  zehn  solcher  zukamen,  weswegen  sie  unter  der 
geraeinen  Mannschaft,  jedoch  mehr  spottweise,  Drippel- 
und  Quadruppel-Söldner  hiessen.'  vRodt  1831.  ,Item 
so  ist  rair  [nach  dem  Pavierzug]  auch  von  den  über- 
sölden  nützit  worden,  und  hab  doch  die  selben  über- 
söld  uff  einem  soumhengst  har  gen  Zürich  gefertiget.' 
1512,  Z.  .Hernach  volgend  die  übersöld,  so  ich  han 
ussgeteilt  den  bürgeren.'  1512,  Gfo.  (Rechnung  BvEr- 
lachs).  ,Darnach  folgend  die  summ  der  personen,  so 
ich  gehapt  liab  linder  üwer  miner  herren  zeichen  die 
zwen  monat  biss  uf  die  musterung  ze  Alexander,  der 
sint  gesin  1444  mann,  uf  die  hab  ich  die  2  monat 
empfangen  uf  jeglichs  100  12  übersöld.  Uargegen  han 
ich  all  monat  ussgeben  von  den  übersölden,  wie  es 
denn  geordnet  ist  von  minen  herren,  den  rätten  und 
mitgesellen.'  ebd.  ,Der  herr  Morelet  erbütet  sich,  uff 
das  hundert  15  übersöld  zuo  geben.'  1525,  Strickler. 
Der  Hauptmann  legt  dar,  dass  er  mit  den  Übersölden 
ehrlich  umgegangen,  sie  nämlich  für  die  Schreiber, 
Spielleut,  Dolmetscher,  Weibel  und  an  Orten,  wo  es 
notwendig  gewesen,  verbraucht  habe.  1532,  Absch. 
,Eim  houptman  6  söld,  lütiner  4,  venner  4,  trummen- 
schlaeher  2,  Wachtmeister  2,  und  was  [sonst]  für 
ämpter  sind,  übersöld  ufs  100  10  söld.'  1532,  Abscb. 
Jeder  Hauptmann  bezieht  für  sich,  seinen  Lütiner  und 
seinen  Venner  19  Solde  und  20  Übersölde  auf  je  100, 
wie  es  jeweilen  gebraucht  worden.  1530,  ebd.  S.  noch 
Sold  (Sp.  851);  Absch.  IV  1  a,  13. 

Eren-:  aus  den  .Übersölden'  bestrittener  Sold  für 
die  Inhaber  der  sog.  .Ehrenämter'  beim  Heere  (Mit- 
glieder des  Kriegsgerichts,  Schreiber,  Weibel  usw.); 
vgl.:  [Es  seien  dem  Hauptmann  Z.]  30  söld  [nachher 
heisseu  sie  , übersöld']  darumb  bestimpt  worden,  das  er 
die  eerenämpter  damit  abrichten  sölte.'  1532,  Absch. 
,Wir  [haben]  nun  zu  meeren  malen  ...dem  herzogen 
[von  Mailand]  ernstlich  geschriben,  das  er  uff  sines 
kommissarien  bewilligen  hin  gedachte  gerichts-  und 
andere  eerensöld  ablichten  welle.'  ebd.  , [Rottmeister 
G.  und  Spiessenhauptmann  W.  von  Freiburg  und  der 
Wachtmeister  von  Solothurn  haben]  gedachtem  houpt- 
man Z.  die  summen,  so  man  im  noch  in  beiden  orten 
schuldig,  umb  ire  ansprachen  der  eerensölden  halb 
verbotten.'  ebd.  Im  weitern  S.  von  Gratifikationen  an 
Militärpersonen.  König  Franz  habe  wohlverdienten 
Kriegsleuten  E.  gegeben;  das  habe  nun  aufgehört  und 
auch  die  Besoldung  für  höhere  Ämter  werde  nicht 
mehr  bezahlt  wie  früher;  das  heisse  so  viel,  als  ob 
die  jetzigen  Eidgenossen  des  E-s  nicht  mehr  so  würdig 
wären  wie  ihre  Väter.  1558,  ebd.  —  Vgl.  Gr.  WB. III 65. 

Vor-:  Vorschuss  auf  den  Sold?  ,Sol  och  der  sold 
in  unser  statt  angan,  und  einem  jeglichen  ein  manot 
v.  geben  [werden]  und  darnach  all  manot  par.'  1453,  B. 

Jubel-.  ,Die  knecht  aber,  als  man  si  anhuob 
übel  halten  und  übel  und  nüt  bezalen,  woltends  selb 
nit  me  dienen  noch  bliben,  und  wiewol  des  babsts 
sun,  herzog  Valentin  [Ciesar  Borgia,  Herzog  von  Va- 
lentinois],  der  Römschen  kilchen  hoptman,  in  nanimen 
sines  heiligen  vaters  si  begert  um  guoten  j.  anze- 
nemen,  brachends  doch  uf.'  Ansh.  -  Nach  Blösch  Doppel- 
sold, den  der  Papst  im  Jubeljahr   1500  bezahlte. 

Kngchten-:  Sold  eines  Kriegsknechtes.  ,Darumb 
habend  sy  [die  Nachtigallen]  einen  kn.  und  einen 
grösseren,  dann  vor  zeiten  die  waaffentrager  gehept 
habend.'    Vögele.  1557;    ,ergo    servorum    illis    precia 


sunt,  et  quidem  ampliora  quam  quibus  armigeri  para- 
bantur.' —  Chnüttel-:  scherzh.  für  Schläge;  s.  Lieh- 
nam  (Bd  III  1015).  —  .Kriegs-:  ein  monatssold,  Sti- 
pendium.' Fius.;  Mal.  —  Ur-laub-:  Suhl,  der  bezahlt 
werden  musste,  wenn  die  Söldner  vor  Beendigung  des 
Krieges  entlassen  wurden.  Trotzdem  der  Krieg  in 
Mailand  nicht  vollendet  war,  habe  Lautrec  den  Haupt- 
leuten Urlaub  gegeben  und  sofort  andere  Hauptleute 
angenommen;  hieraus  ergebe  sich  klar,  dass  er  ihnen 
den  ü.  schuldig  sei.  1527,  Absch.  —  Lütiner-:  Sold 
eines  .Lütiners.'  Die  Knechte  klagen,  die  Hauptleute 
wollen  auch  Richter  sein  und  beziehen  dafür  den  L. 
Das  wollen  die  Knechte  nicht  mehr  leiden,  sondern 
unter  sich  solche  ausziehen,  die  zu  Gerieht  sitzen  und 
den  L.  teilen.  1514,  Absch.  Vgl.  Sold  (Sp.  851);  Über- 
Sold (Sp.  852/3).  —  Mänet-.  ,[Der  König  von  Frank- 
reich hat  den  Schweizern]  über  die  besoldung,  so  sy 
verdient,  noch  ein  monats.  verlangen  lassen,  darumb 
dass  sy  sich  also  wol  und  erlich  gehalten.'  1521,  Absch. 
,Wir,  der  könig  [von  Spanien],  söllent  und  wöllent  oucli 
inen  den  ersten  monats.  glych  angends  in  irem  vatter- 
land  oder  doch  unverlengt  uff  den  grenzen  und  an- 
stössen  irer  landen,  so  sy  uss  dem  vatterland  komment, 
zalen  lassen.'  1587,  ebd.  S.  noch  Kriegs-S.  —  Ba- 
stard-: aus  einem  Fonds,  der  aus  den  Abgaben  für 
die  , Freiung'  unehlich  Geborener  gespeist  wurde,  aus- 
gerichtetes Stipendium.  XVI.,  B.  ,H.  schultheiss  Nä- 
gellis  sun  den  einen  stand  des  stipendii  zu  Paryss 
vergönt,  so  kü°.  M'  järlich  gewont  hat  usszerichten, 
nämlich  50  franken.  It.  den  b.  ouch.'  1501,  B  RM. 
,Marx  zur  Khinden  und  h.  Buchers  sun  die  zwen  platz 
sampt  den  b.  zu  Paris  ein  jar  lang  vergöndt  und  das 
sy  die  bsoldung  zu  Burges  mögind  bruchen.'  1564, 
ebd.  —  Reis-:  =  Kriegs-S.  Ansh.  —  Ge-riehts-: 
Sold  der  Mitglieder  des  Kriegsgerichts.  ,Als  dann  der 
richter,  schryber,  weibel  und  gerichtslüt,  so  da  innen 
zuo  Müss  das  gericht  besesseu,  vor  uns  umb  ire  ge- 
richtssöld  erschinen  ...'  1532,  Absch.  —  Schlacht-: 
Soldzulage  nach  einer  gewonnenen  Schlacht;  vgl.: 
,Dera  gemeinen  Knechte  wurde  in  gewissen  Fällen 
eine  Zulage  zu  seinem  gewöhnlichen  Solde  zu  Teil, 
wie  nach  einer  gewonnenen  Schlacht  oder  nach  Er- 
stürmung eines  Platzes  der  sogenannte  Schlacht-  oder 
Sturmsold,  deren  er  im  Laufe  eines  einzigen  Feld- 
zuges mehr  als  einen  erwerben  und  auf  solche  Weise 
seinen  ohnehin  starken  Sold  verdoppeln  oder  gar  ver- 
dreifachen konnte.'  vRodt  1831.  Syn.  SeM.-Gelt.  ,Una 
[wurde  vom  päpstl.  Legaten]  von  unser  erlichen  tat 
wegen  ein  schl.  verheissen.'  1521,  Absch.  ,Wann  sy 
dann  geurlobet  werden,  ...  so  wollend  wir,  der  könig 
[von  Spanien],  sy  [die  Söldner]  ussbezalen  und  darzuo 
noch  über  dasselbig  inen  noch  zehen  tag  für  iren 
heimzug  guot  machen  lassen,  glycher  gstalt,  ob  es 
sich  also  füegte,  dass  sy  ein  schlacht  getan  betten, 
inen  den  schl.  nach  irem  brach  und  harkommen  be- 
zalen.' 1587,  ebd.  .Nachdem  syn  lieber  brnoder  iuie  uss 
Frankrich  zuogeschriben,  wie  das  syne  beid  gewessnen 
hauptlüt  ime  sibenzig  und  fünfthalbe  cronen  und  etlich 
stüber  under  inen  verdienten  sold  ohne  den  schl. 
schuldig  bliben,  syge  er  uss  kraft  desselben  synes 
bruoders  getanen  schrybens  gesinnet,  sölichen  uss- 
stenden  sold  inzuoziehen.'  1591,  Gl.  Auch  bei  RCys. 
Studenten-:  Stipendium  für  Studierende.  ,Ni- 
clauss  Zurkinden,  des  seckelschrybers  sun,  den  st.  zuo 
Paryss  zwoi  jar  zuogseit.'  1548,  B  RM.  —  Vgl.  zu  Wort 


Said,  seid,  sild,  sohl,  suld 


856 


und    Sache    das    Materienverzeichnis    zu    den    Absch.    sowie 
besolden. 

Sturm-:  Soldzulage  bei  Erstürmung  eines  Platzes; 
vgl.  Schlacht-S.  ,Item  mit  dem  herzogen  [von  Savoyen] 
ist  man  überkommen,  dass  er  muos  allen  denen,  so  im 
veld  sind,  iezlichem  vier  söld  bzalen,  nämlich  zwen  von 
hus  ze  hus,  ein  st.  von  Nowara  und  den  vierden  von 
der  schlacht  wegen,  ouch  denen,  so  nit  dran  sint  gsin.' 
Ansh.  ,[Nach  der  Türkenschlacht  bei  Wien]  suochten 
die  herren  und  houptlüt  undankbarlich  inen  [den 
Lanzknechten]  die  sturmsöld  abzebrechen  und  denen 
vom  rieh  nur  einen  ze  geben.'  ebd.  Auf  Begehren 
der  französischen  Herren  einerseits  und  der  Haupt- 
leute und  Knechte  anderseits  haben  die  eidgenössischen 
Räte  voriges  Jahr  betreffend  den  St.  von  Pavia  ge- 
sprochen, dass  Jedem  ein  Monatssold  zu  bezahlen,  dass 
aber  den  Hauptleuten  und  allen  Doppelsöldnern  ihr 
Recht  auf  weitere  Ansprüche  vorbehalten  sei.'  1530, 
Absch.  —  Doppel-:  wie  nhd.  Heinemann,  ein  Rott- 
meister, hat  D.  bezogen.  1532,  Absch.  ,Der  houptman 
zöigt  ouch  an,  das  N.  t.  gehept  habe.'  ebd.  ,Doppel- 
söldner,    die  zwiefachen  oder  d.  haben.'    Fris.;    Mal. 

Soldat  I:  Sold,  Lohn.  , Eines  solichin  herrin  s. 
[darüber  ,lon']  mugin  sine  ellinde  rechin  gerne  in- 
phahin.'  XII.,  Wack.  1876. 

Auch  im  Kolandslied  des  Pfaffen  Konrad  V.  3923,  als 
deutliches  Masc;  zu  gleichbed.  nilat.  sol(i)data  f.  Der  Ge- 
schlechtswechsel ist  um  so  auffälliger,  als  die  meisten  mhd. 
Subst.  auf  -öl  Fem.  sind. 

Soldä't  II  m.  (PI.  -e").  allg.,  Soldat  Aa;  Bs;  B; 
Gl;  L;  Tu;  Ndw,  Saldöt  ÄAWohl.;  ZBauma,  Zäldät 
GRPeisl,  Dim.  Soldätli,  verächtl.  Tutel,  D-  B:  1.  wie 
nhd.  En  alte  Zäldät  GRPeist  (Scliwzd.).  Wüsse"d-er,  er 
ist  ä  [auch]  en  alle"  S.  g'si",  und  Da'  het-er  so  im  Mül 
g'ha":  So  g'tvüss  a!s  mich  der  Tüfel  nimmt.  HBlattnek 
1902.  Unger  ä"  S-e"  cho".  Loosli  1910.  E"  Son,  wo 
gross  worden  ist  und  Saldät  g'ge"  hei.  Aa  Schulm.  1887. 
Es  lauft  a'se  grad  und  schö"  devo"  wie  en  Saldöt. 
Stütz,  Gem.  Ane"sto"  [in  strammer  Haltung]  we-n-en 
S.  Th.  Me"  het  Einen  erschösse",  e"  Datei,  e"  wältsche" 
Datei.  RvTavel  1904.  .Frömbd  und  heimbsch  sol- 
dateD.'  1597,  Z  RM.  .Umschwebende  Saldaten.'  1619,  Z. 
.Houptman  Grebel  [habe]  in  der  Musterung  synes 
Fendlins  in  die  50  blinder  Soldaten  ingestellt.'  1622, 
Z  RB.  .Einem  S-en  monatlich  6  Kronen  [Sold].'  1638, 
Aar.  StR.  ,[Den  Wirten  wird  bei  50  Pfd  Busse  ver- 
boten] keinen  S-en  mehr  als  ein  Nacht  zu  beherbergen.' 
1640,  AaB.  StR.  ,Der  gemeine  S.  hat  seinen  Nammen 
empfangen  vom  Sold,  und  ist  so  vil  zu  sagen  als  S., 
der  des  Herren  Sold  nimmt  und  allbereit  empfangen 
hat.'  Kriegsb.  1644.  Sy  hend  bin  ils  schoo  meh  Soldatä 
ussgnoo.  JCWeissenb.  1672.  ,Was  uns  [an  hoffärtigen 
Kleidern]  die  Mandat  der  Oberkeit  und  das  Wort 
Gottes  nicht  abbringen  mag,  das  wurde  uns  der  raue 
S.  untreulich  abzeuhen.'  FWyss  1697.  Ich  ha  alzit 
ghört  säga,  die  Pündtner  seigen  gute  Soldata.  Gespr. 
1712.  ,Des  Keisers  Kriegsöberist  Porflrus  mit  sinen  200 
Saldaten.'  XVHI.,  L  Spiel.  S.  noch  etwa  (Bd  I  591  u.). 
Im  Lied.  Wen"-i'h  Saldät  z'  Bern  inne"  bi",  bim  Tor 
üs  Schildtvacht  stände",  da  si"  der  hübsche"  Meitleni 
ganz  Chuppele"  Vorhände".  GJKuhn  1819.  Chüss-mer 
kan  Soldäte",  denn  es  ist  e"  Schand.  EStoll  1907. 
Ghomm,  mer  wend  spaziere"  mit  den  Offiziere",  mit  de" 
S-e",  mit  de"  Kameräte",  ebd.  Es  Batallion  S-e"  und 
en  Offizier  gönd  i"  's  Vrenelis  Garte"  (in  Böse"garte" 


ZStdt)  und  trinke"/!  es  Mmsli  (es  Glas,  Schöppli)  Bier 
ZWth.  Ei  lueg,  ei  lueg,  was  sind  das  für  Soldätli: 
si  hend,  si  hend  kei"s  Schnüzli  und  kei"s  Bärtli!  Gr 
Ths.  Ein  alter  S.,  der  in  Holland  gedient  hatte, 
sang  immer :  Und  wann  wier  werden  alt,  und  werden 
alt:  du  Alte,  nümm  de"  Pettelsack,  S.  bist  du  gewesst 
GrNuC  .Ich  bin  ein  jung  S.  von  21  Jahren,  geboren 
in  der  Schweiz,  das  ist  mein  Heimatland.'  Röseligarte. 
,Der  junge  Saldöt  steht  auf  der  Wacht,  bald  gibt  er 
ein  Desidör.  Am  Morge",  e  es  acht  Uhr  schlaf,  er 
soll  uff  d'  Schildwacht  sta";  denn  heisst's,  er  sei  frap- 
piert', Volkslied  ZO.  (Es  sind  zwei  lustige  Schwei- 
zerknabe").  ,'s  spazieren  drei  Soldaten,  spazieren 
durch  ein  Wahl.'  LTobler,  VL.  ,Wer  konnte  da  be- 
schreiben die  Tyranney  und  Zwang,  so  die  Soldaten 
triben  mit  Plündern,  Mord  und  Brand!'  1622,  ebd. 
,Drei  Hauptmann  waren  auch  drunder  samt  andern 
noch  mehr  Officier,  S-en  und  auch  Füsilier,  blessiert 
und  tod  vierhundert.'  1712,  ebd.;  noch  öfter.  S.  auch 
OhörbU-Chrüt  (Bd  III  897);  Bat  (Bd  VI  1562).  RAA. 
Wit  vom  G'schütz  giH  alt  S-e"  (Chriegshlt).  S.  noch 
Bettler  (Bd  IV  1837);  Bapüsen  (Bd  VI  1189).  Im 
Spiel.  Der  Kaiser  (König)  schickt  S-en  üs  Ap;  B;  Z 
und  weiterhin;  Syn.  Chetti  breche".  ,2  Anführer  wählen 
sich  ihre  Parteien  aus  und  stellen  sich  dann  in  langen 
Reihen  einander  gegenüber,  sich  möglichst  fest  bei 
den  Händen  haltend.  Der  eine  Kaiser  schickt  nun 
einen  seiner  Soldaten  aus  oder  geht  auch  selbst, 
um  die  feindliche  Reihe  zu  durchbrechen;  gelingt  es, 
so  darf  er  eines  der  Kinder,  bei  denen  er  die  Reihe 
durchbrechen  konnte,  mit  sich  nehmen  und  kann  noch 
einen  andern  Soldaten  ausschicken.  Gelingt  es  nicht, 
so  muss  er  bei  der  feindlichen  Partei  bleiben,  die  nun 
an  die  Reihe  kommt.'  GZür.  1902.  —  2.  blaui  Soldäte", 
Wiesensalbei,  Salvia  prat.  GWe.  Syn.  Blauw-Büter 
(Bd  VI  1702).  —  Aus  it.  soldato  im  XVI.  entlehnt;  vgl. 
Gr.  WB.  XI,  1436;  Weigand  6  II  884.  Fris.;  Mal.  haben 
das  W.  noch  nicht  (dafür  , Söldner').  In  Satdat  liegt  Assim. 
des  vortonigen  an  den  folg.  Tonvokal  vor  wie  in  K«l„!;  aus 
Ko-,  Lul.ul  aus  Im-,  mdbänder  aus  selb-  uam.  Zäldät  ist  von 
falscher  Trennung  der  artikulierten  Pluralform  dJ  S-e"  (in 
d'  Z-e")  ausgegangen;  ä  der  1.  Silbe  ist  die  gew.  Form  des 
reduzierten  Vokals.  Im  Allg.  werden  die  von  der  schriftspr. 
Form  abweichenden  Dialektformeu  als  komisch  oder  bäurisch 
empfunden.  Fluru.  , Wiesen  im  S.'  ZRickenb.  —  Lieber- 
herr-gotts-:  Name  Derjenigen,  denen  am  Fronleich- 
namsfest das  Schiessen  oblag  S  (Joach.).  —  Kriegs-. 
.Herzog  Johann  Casimyrus  von  Sachsen  hat  hie  in 
den  Püudten  ein  anzal  kriegssoldaten  zuo  syner  lybs- 
gwardi  lassen  warben.'  1597,  Ard.  —  Busterli-Döi; 
s.  Busterli  (Bd  IV  1802).  —  Träng-,  auch  Trän-: 
Trainsoldat.  ,Und  kommt  das  letzte  Manöver,  die 
Rössleins  werden's  matt,  steigt  er  in  d'  Lederhose  und 
dann  in  Abrahams  Schosse  als  echter  Tr.'  Soldatenl. 

—  Soldäteus  -is  B  (Zyro);  ZO.,  Stdt,  Saldätigs  Aa 
(H.):  in  der  Verbindung  S.  mache",  Soldaten  spielen. 

—  Soldätele"  f.  S.  mache",  =  dem  Vor.  Sch  (Kirchh.). 

—  soldatisch,  in  ApI.  auch  -ätisch:  wie  nhd.  ^er- 
seht euch  alle  toll  soldatisch  mit  Blei  und  Pulver 
wohl!'  ATobler  1899  (ApI.).  ,[Die  Söhne  der  Prädi- 
kanten  ziehn  daher]  mit  Gölleren  und  langen  Falten, 
auf  gut  s.'  1636,  JJBreit.  —  soldät(e)le°,  sal-: 
l.  (wohl  nur  -ele")  nach  Soldaten,  „Soldatensitte"  rie- 
chen B  (Zyro);  St.  .Soldatisch  sein'  Ap  (TTobl.,  mit 
der  Bern.  ,allg.  Schweiz.').  —  2.  Soldaten  spielen  Ap; 


857 


Said,  seid, 


sohl, 


,1.1 


Bs-(s.  Seiler  248);  G;  Tu;  Z  und  weiterhin.  Imglei- 
chen S.  Soldätli's,  Sal-  (Ap;  Bs;  B;  L;  G;  Th;  Z), 
auch  SaldiUcrli"s()is;  B)  mache".  Strümpfli  und  Sehueh, 
Behstössli  und  Hüet  mit  mächtige"  Striisse",  die  sind 
für  d'  Bäebli,  ao  gern  Suldiitli's  machi"d  im  Hüsgang. 
Schwzd.  (L).  ,Man  hat  Geld  und  Zeit  halt  für  wich- 
tigere Sachen,  für  Kanonen  und  Soldätlis  machen 
nötig.'  BVolksztg  1907.     S.  auch  GZür.  1902,  35. 

über-sölden:  mit  Acc.  P.,  Einem  .Übersold'  (s. 
Sp.  852)  bezahlen.  ,Es  warend  aber  da  ettliche 
schwätzige  gytvögel,  die  alein  uff  das  galt  sahend; 
diewyl  nun  dieselben  nit  übersöldet  wurdent,  machten 
sy  under  dem  huffen  einen  Unwillen.'  HBull.  1572. 

ver-solden,  -sülde"  bzw.  -selde"  (in  BGr.  -selte"): 
1.  mit  Acc.  P.,  für  geleistete  Dienste  bezahlen,  be- 
solden; auch  =  in  Sold  nehmen,  a)  für  Kriegsdienst. 
,Die  von  Friburg  versoldeten  zuo  in  frömde  herren 
von  welschen  und  von  tütschen  landen.'  Jüst.  ,Wenn 
ouch  das  kumpt,  dass  sie  [die  Unterwaldner]  mit  ir 
panner  us  und  ze  reiss  ziechent,  so  sollen  wir  innen 
zwen  söldner  ze  fuoss  versölden  und  innen  15  Schil- 
ling haller  zum  tag  geben.'  1405,  Gfh  (Landrecht 
RMöttelis).  ,[Der  deutsche  Kaiser]  begert  von  minen 
herren  von  Basel  im  zuo  schicken  300  fuossknecht 
und  60  reisiger  in  irem  kosten  zu  versolten,  wart  im 
aber  nüt  zuogeseit.'  1531,  Bs  Chr.  ,Als  man  aber  im 
sagt,  das  der  heiden  allenthalb  herumni  ein  grosse 
mächtige  zal  versamlet  und  die  Arabes  inen  zehelffen 
versöldet...'  1531,1. Macc.  , [Der  Herzog  von  Savoyen] 
hatt  an  lichtfertig  und  verwegne  rodt  uffgenommen, 
die  umb  an  ring  gelt  versöldet.'  1533,  Kessl.  ,Zwen 
knecht  uss  der  Aidgnoschaft,  die  dem  herzog  dient  und 
von  im  bisshar  versolt  warend.'  Vau.  , Versölden,  den 
sold  aussgäben,  in  Stipendium  peeuniam  dare;  von  einer 
statt  versöldet  werden,  Stipendium  de  publico  aeeipere.' 
Mal.  S.  noch  Reis-Chnab  (Bd  III  712);  Beis-Brüch 
(Bd  V  350);  Sold  1  a.  —  b)  im  weitern  S.  Versölde", 
,für  eine  bestimmte  Zeit  einen  bestimmten  Lohn  geben' 
BHk.  .Darnoch  ist  ze  bedenken,  wie  man  die  doctores 
und  meister  versölde.'  1459,  Bs  Chr.  (Gutachten  zur 
Errichtung  einer  Universität).  ,Hievor  hat  ein  Stadt 
Bern  ein  procurator  zuo  Rotwyl  am  keiserlichen  hof- 
gericht  müessen  versölden.'  Ansh.  .Dignus  est  operarius 
mercede  sua,  der  arbeiter  ist  wärt,  das  man  inn  ver- 
sölde.' HBull.  1531.  ,Zuo  welcher  arbeit  [Studium  der 
biblischen  Schriften]  er  [Erasmus]  von  edlingen  und 
bischoffen  in  Engelland  versolt  und  enthalten  worden.' 
Vad.  Mit  übelra  Nbsinn  (vgl.  ver-soldet):  ,Ist  das  nit 
geufrüeret,  so  sy  [die  geistlichen  Herren]  zuo  irer 
hilf  alle  statt,  herren  und  fürsten  berüefend,  reizend 
und  etlieh  darzuo  versöldendV  Zwingli.  ,Sehent  iez, 
wie  kaiserisch  ich  sye,  oder  ob  ich  von  inen  [den 
kaiserlichen  Boten]  versöldet  sye.'  ebd.  —  2.  mit  Acc. 
der  Leistung,  dafür  bezahlen.  ,Doch  soll  der  Sünder 
dem  Gottshaus  unbswärlich  sein  und  Tach,  Gmach. 
Speis  und  Trank  v.'  1479,  AAWett.  (Abschr.).  ,Gebätt 
und  fürbitt  versölden.'  Vad.  —  3.  für  den  Unterhalt  von 
Jmd  oder  Etw.  sorgen,  zunächst  durch  Geldspenden, 
a)  mit  Acc.  S.  ,Die  hohen  und  gemeinen  schuolen,  von 
den  lantsfürsten  enthalten  und  versölt.'  Vau.  —  b)  mit 
Acc.  P.  ,Wir  [die  Berner]  sind  willens,  die  schüeler, 
so  wir  uf  unsem  kosten  hievor  zuo  Basel,  Strassburg, 
Markburg  und  Wittenberg  versöldet  und  verlegt,  hin- 
für zuo  üch  [nach  Zürich]  ze  schicken.'  B  Schulordn. 


1548.  ,Disem  Johans  Jakob  Wicken  sind  an  alter 
und  leer  nit  ungemäss  Jacobus  Stapfer  und  Johans 
Wilperg  Zoller,  die  aber  von  den  iren  [statt  im  Zucht- 
hofe] versöldet  werdent.'  XVI. ,  Z.  , Unser  Amptlüt, 
ouch  gwisse  Provosen  [sollen  über  die  Bettler  be- 
richten] mit  Verzeichnus  ihrer  Namen,  dessglichen  ob 
und  was  massen  sy  von  den  Gmeinden  versöldet  wer- 
dint.' B  Mand.  1G28.  Verselte",  (Kinder,  Kranke)  pfle- 
gen BGr.  (Bärnd.  1908).  —  4.  verselde",  (ein  Kind) 
unterhalten,  indem  man  mit  ihm  spielt  BHa.  Syn. 
ver-türlen,  -twellen.    Tüon-mer  ussen  ei"s  das  Chind  v. 

—  ver-sold(e)t,  -söld(e)t.  a)  adj.  besoldet,  be- 
zahlt; oft  mit  übelm  Nbsinn.  ,So  muoss  aller  ver- 
soldeter  dienst  von  pfaffen,  münchen,  nonnen  nit  gnuog 
tuon  für  unser  sünd.'  Zwinqli.  ,[Egg]  habe  das  [An- 
gebot zu  einer  Disputation]  us  eigner  bewegnuss  be- 
redt oder  versöldet  angehebt.'  ebd.  .Seine  versoldeten 
kriegsknecht  sind  wie  die  gemesteten  kelber.'  1531, 
Jer.  ,Von  burgern,  die  die  statt  verland  und  den 
tyrannen  lieber  hand,  reed  ich,  das  sy  versöldet  lüt.' 
HBdll.  1533.  .Von  den  geschwornen  und  versolten 
dener  [Diener]  des  papstumbs.'  Kessl.  ,Tuond  sich 
die  versoldeten  practicierer  herfür  und  vermeldent 
sich  selbst,  das  sy  eben  ire  verheissne  oder  empfangne 
gaaben  verdienen  und  sunst  nicht  loblichs  ussrichten 
wend.'  Gl  JB.    .Versöltes  kriegen',  Söldnerkrieg.  Vau. 

—  b)  subst.  ,Wo  ein  fremder  versöldeter  dir  in  din 
land  gewaltiglich  zuge.'  Zwingli.  ,Das  urteil  ist  nit 
der  geleerten,  nit  der  gewaltigen,  nit  der  verpfrüenten, 
nit  der  versölten,  gemieten  und  zerrütten,  sunder  der 
ganzen  kilchen.'  ebd.  ,Die  pfaffen  [von  Muri]  zuo- 
sampt  iren  kinden,  diensten,  versoldeten  und  hofge- 
sind.'  1529,  Aiisch.  ,Drumb  losend  zuo,  hand  kein  ver- 
drutz,  wie  die  versöllten  practiken  und  die  verrätrisch 
gattigken  erdenkend  stäts  mit  vyl  unglück  und  schlecht 
nit  lond  ir  bösen  tück.'  HBdll.  1533.  —  un-ver- 
sölt:  unentgeltlich.  ,Das  fronen  und  tagwerchen,  so 
man  onv.  und  vergebens  zuo  etlichen  tagen  ze  leisten 
schuldig  ist.'  Vad.  —  Ver-soldung  f.:  Bezahlung. 
.Gott  spricht:  ir  habends  vergeben  empfangen,  ver- 
geben sollend  irs  widerum  hingeben;  so  gebend  sy 
[die  Bischöfe]  keinerlei  one  grosse  v.'  Zwingli. 

Mhd.  ver-solden,  -suhlen;  vgl.  auch  Fischer  II  1340/1. 
Die  Form  mit  -(-  ist  wohl  vom  synkopierteu  Ptc.  versolt, 
-siilt  ausgegaugen.  Zu  3  vgl.  ver-soldntn,  zum  Verhältniss  von 
3   und  4  nhd.  .unterhalten.' 

b  e  - :  1.  a)  =  ver-solden  1  a.  ,Daz  er  [der  Strass- 
burger  Abgeordnete]  über  die  ietz  genanten  50  schützen 
keinen  mer  an  [=  ohne]  unser  besunder  wissen  und  er- 
louben  besolde.'  1413,  Z  StB.  ,[Wer  gegen  die  Heiden 
zieht]  sol  ouch  richlich  besoldet  werden.'  Volksb.  ,[Wil- 
halm]  hatt  uns  alle  erlich  besoldet.'  ebd.  .Besolden,  den 
sold  gäben,  afficere  stipendio.'  Fris.;  Mal.  S.  auch 
Gart  II  (Bd  II  432).  —  b)  =  ver-solden  1  b.  .Wann  er  im 
sechs  oder  siben  redlicher  gesellen  brächte,  wellte  er 
dieselbigen  wol  besolden.'  1522,  Z.  .Ist  erkennt,  das 
ein  gemeind  zuo  Klotten  wol  möge  einen  priester  be- 
solden.' 1523/6,  Z  RB.  .Vogt  und  Geschwornen  sollend 
besoldet  und  belönt  werden.'  1604,  ZRq.  1910.  -  c)  =  i>er- 
solden3a.  ,Den  krieg  besolden',  die  Kriegskosten  auf- 
bringen: ,[Man  solle]  ein  ablass  schicken  in  tütsche 
land,  darmit  uns  komme  gelts  gnuog  zur  hand,  dass  dor- 
mit  der  krieg  besoldet  werd  on  römisch  belastung  und 
beschwerd.'  NMan.  —  2.  mit  Richtungsbest.  a)  Jmd 
(gegen  Lohn)  wohin  bestellen.  Kai"  Mänet  is  [ist's],  se 


859 


Said,  seid,  sild,  soltl.  suld 


hann-ich  ge"  Marin  dür'he"  :e  Schuechter-Zachi  schicke" 
müesse",  um-ne"  here"z'b'sölde",  dass-er  der  Mentsche" 
[zweijähriges  Bind]  und  dem  Mtschi  [rotfarbiges  Stück 
Vieh]  di  Bender  schnidi.  Schwzd.  (GtiPr.).  ,[HWald- 
raann  klagt,  Grebel  habe  vor  den  Räten,  die  über 
eine  Streitsache  zwischen  ihnen  beiden  zu  entscheiden 
hatten]  under  anderm  gerett,  W.  habe  die  Int  har 
besöldt.  [Grebel  gibt  zu,  gesagt  zu  haben]  er  hette 
nieman  har  besölt  noch  were  by  nieraan  gesin;  aber 
er  [W.]  were  umbher  gelouffen  von  einem  zuo  dem 
andern  und  hette  vor  dem  beren  gevischet  und  inen 
daz  speckly  durch  daz  raul  gezogen...  [Worauf  W.:] 
der  Gr.  hette  gerett,  W.  hab  lüt  dar  besölt.  das  er 
doch  also  nit  getan.'  1468,  Waldm.  S.  auch  Schar- 
Sachs  (Sp.  238).  —  b)  Einen  wohin  locken,  verleiten 
Gl;  GG.  Fort,  üse"  b'sölde"  GG.  Si  händ-ne"  mich 
welk"  in  c"  anders  Wirtshüs  b'sölde",  aber  er  isch-ne" 
nümme"  g'gange"  Gl.  —  3.  =  versohlen  3.  Bei  Be- 
siegelung  der  Vereinung  in  Paris  wurde  zugesichert, 
dass  allen  Orten  und  Zugewandten  je  2  Studenten 
sollten  ,besoldet'  werden.  1604,  Absch.  S.  auch  ver- 
legen 1  d  (Bd  III  1188).  —  B8-soldi°g,  ,-soldung, 
-söldung'  —  f.:  1.  Lohn,  Besoldung,  a)  entspr.  be- 
solden 1  a.  ,Ist  unser  meinung,  dass  si  [die  Leute  von 
Baden]  sollen  in  reisen  zuo  iren  und  ünsern  und  umb 
hesoldung  in  anderer  herren  gescheften  in  ir  und 
unser  stat  Baden  nemen  einen  hoptman  ...'  1510,  AaB. 
StR.  ,[Der  Legat  von  Pistori]  hat  uns  zuogesagt 
einen  sold  ze  geben  usserthalb  der  ordenlichen  he- 
soldung umb  unsers  erlichen  dienens  willen.'  1521, 
Strkkler.  ,[Der  Kaiser]  hat  in  sinem  inryten  [in 
Augsburg]  tusend  landsknecht  mit  im  bracht,  denen 
die  statt  Ougspurg  ir  besoldung  geben  muoss.'  1530, 
Absch.  .Besoldung,  authoramentum,  meritum,  ses  mili- 
tare;  er  nam  eine  zwyfache  b.,  duplas  consequebatur 
annonas;  den  knächten  ein  b.  ordnen,  constituere  Sti- 
pendium militi.'  Fris.;  Mal.  ,[Der  Kriegsmann]  der 
von  Gott  Glück  haben  wollt,  seir  Bsoldung  er  sich 
bnüegen  sollt.'  GGotth.  1599.  ,Die  Bsöldig  [der  Reis- 
läufer] 4  Cronen  all  Monat  uf  1  Knecht.'  Ard.  1562/ 
1614.  ,üie  Herren  von  Schaffhusen  gabent  obge- 
sagten  Soldaten  Speis  und  Trank  und  jedem  sein  Quar- 
tier, und  die  Herren  von  Zürich  gabent  inen  eine 
gebürende  Besoldung.'  1633,  Bauernchr.  S.  noch  Mänet- 
Sold  (Sp.  854).  ,In  der  b.'  Jmdes:  ,Der  marggraf  [von 
Brandenburg]  were  nit  in  siner  [des  franz.  Königs] 
besoldung  gesin.'  Rainsp.  1553.  —  b)  entspr.  besolden 
1  b;  in  der  lebenden  Spr.  wohl  allg.  vom  Gehalt  eines 
Beamten.  ,Diewyl  er  den  iren  die  ämpter,  aber  kein 
besoldung  darvon  geben.'  1532,  Absch.  ,[Hausknecht 
zu  den  Arbeitern  im  Weinberg:]  So  ir  die  bsoldung 
nämmen  wend,  so  streckend  har  mir  üwer  hend!'  Roef 
1539.  ,Des  züghern  vom  rat  besoldung  järlich  24  pfd 
und  8  mütt  dinkels.'  1542,  BRM.  ,Des  schribers  psoldig 
von  eim  brief  fir  spis  und  Ion  finf  guot  batzen.' 
1549,  Gr.  ,[Die  heilige  Schrift]  verheist  allerlei  be- 
soldung, dass  Gott  hie  in  zyt  und  dort  in  die  ewigkeit 
belone  des  gloubens  frücht.'  ÜWerum.  1552.  ,M.  gn.  h. 
habend  meister  Hans  Holzmüller  die  leer  wider  er- 
loubt  zuosampt  der  gwonlichen  bsoldung  an  körn.' 
1554,  B  RM.  ,[Den  Prädikanten]  ehrliche  bsoldungen 
schöpfen.'  Ende  XVI.,  B.  Bezahlung:  ,[Man  bewirtete 
uns  freundlich]  doch  um  unser  Besoldung,  die  wir 
bezalten.'  FPlatter  1612.  —  2.  Stipendium.  ,[N.  hat] 
gwalt,   disem  jungling   ein   besoldung   zuo  schöpfen.' 


1529,  B  Schulordn.  ,[Dem  N.  sollen]  die  zwen  platz 
und  besoldungen  gevolgen.'  1564,  BRM.  S.  noch  Ba- 
stard-Sold. —  Rats-:  Besoldung  eines  Rats(mitgliedes). 
,Es  ward  auch  N.  des  rats  erlassen  und  hicmit  auch 
der  ratsbesohlung  entsetzt.'  JHaller  1550/73.  —  Stu- 
denten-: =  Studenten- Sold.  .[Des  N.  Sohn]  die  andere 
halbe  studentenbsoldung  zu  Parys.'  1562,  BRM.  — 
Be-söldigung  f.:  =  Besoldung.  .[Der  Bischof]  be- 
gärt an  mich,  ich  solt  des  ganzen  lantz  schuolmeister 
werden,  man  wurde  mier  ein  guotte  bseldigung  gen.' 
ThPlatter  1572.  ,Do  ward  ich  des  D.  Oporini  provisor 
und  bstimpten  mier  die  herren  deputaten  für  min  bs. 
40  pfd.'  ebd.  —  Vgl.   Gr.  WB.  I    1630;   Fischer  I  920/1. 

Soldier  I  in.:  Söldner;  s.  Bd  V  328/9. 

soldnen:  Solddienst  tun.  ,Gelt,  das  zum  teil  ouch 
am  s.  verdient  was.'  Vad.  I  400.  —  Bei  Schm.  -  II  -270 
,soldenen'  =  besolden. 

v  e r -  sol'' ne" :  mit  Acc.  P.,  Jmdes  Lebensunterhalt 
bestreiten,  ihn  verköstigen  BG.,  .leg.  I'k  ha"  de""  noch 
vier  Ghing  z'  v.,  zu  erhalten  BJeg.  Es  mues'  noch 
menge  arme''  Guggisberger  eine"  riche"  Niderlennaer 
es  Ghinn  v.,  antwortete  ein  Guggisberger  einem  unter- 
bernerischen  Tragüner,  der  ihn  um  der  unehlichen  Kin- 
der der  Guggisberger  Mädchen  willen  neckte.  Bärnd. 
HUI.  Auch  =  ver-chostgelte"  (s.  unter  Chost-Gelt  Bd  II 
253).  Er  het  es  Ching  z'v.,  muss  Kostgeld  für  ein  Kind 
bezahlen  BIffwil.  —  MhJ.  versddenen,  an  Sold  ausgeben. 
Zum    Laut.],  vgl.   die  Ann),  zu   Soldner,  zur   Bed.  ver-eolden  3. 

he-:  =  besolden  1  a.  ,Der  küng  hat  by  8000  Eidt- 
gnossen  besölnet.'  Bossh.  Chr. 

Soldner,  .Söldner'  —  m.:  1.  a)  wie  nhd.  Söldner. 
,Wan  so  ein  gotzhusman  ein  s.  wirt,  so  sol  er  ein 
vogt  nen,  wen  er  wil.'  1344,  LABurckh.  1860.  ,Nun 
hatten  sich  die  von  Bern  in  dem  krieg  verkostiget 
mit  söldnern,  büchsen,  werken,  geschütz  und  mit  an- 
dern sachen.'  Just.  ,So  sol  auch  die  statt  Bremgarten 
uns  [den  VIII  Orten]  und  unsern  nachkomen  zuo  allen 
unsern  uöteu  unser  offen  schloss  heissen  und  sin,  also 
dass  wir  unser  volk  und  soldner  darin  legen  söllent 
und  mugent.'  1450,  AABretng.  Stß.  ,Also  wolten  unser 
burger  und  soldener  mit  den  vyenden  strytten,  also 
machtend  sich  die  vyende  hinweg.'  1474,  Bs  Chr.  1491 
beklagen  sich  die  Dorfleute  von  UwRuggischwil,  weil 
die  Freiteiler  von  den  von  ihren  Herren  zugeteilten 
Mann  nicht  einen  , soldner'  abnehmen.  AKüchler  1895. 
.Saldner  uff  sant  Gallen  tag  1475:  Schultheiss  Hans 
Hettlinger  und  3  rate  ä  8  fl.  und  22  mann  ä  4  fl.  = 
120  fl.'  Bossh.  Chr.  ,[Abt  Wilhelm]  wolt  vil  lieber  ein 
kriegsman  und  söldner  dan  ein  mönch  sin.'  Vad.  ,Sti- 
pendiosus,  ein  soldner,  der  im  sold  ist  oder  umb  sold 
dient.'  Fris.  S.  noch  ver-rennen  (Bd  VI  967);  ge-räten 
(ebd.  1607  u.);  Sold  (Sp.  852).  .Zwifacher,  zwifalter  s.', 
Doppelsöldner.  ,Der  X.  hab  inen  zaogsagt,  wenn  sy 
uf  300  oder  250  knecht  brechten,  so  weit  er  inen 
hoptlüt,  fennrich  und  etwas  zwifacher  soldner  lassen.' 
1500,  Z.  ,So  sölt  du  von  den  zwyfalten  söldnern  zwy- 
falte  buoss  inzühen.'  1502,  ebd.  S.  noch  Zuifalt-S. 
—  b)  spec.  Soldat,  der  gegen  Bezahlung  an  Stelle 
eines  Militärpflichtigen  dient.  ,1  gülden  des  slossers 
soldneren  und  ist  damit  bezalt.  2  gülden  Erni  Wissen 
knecht  an  sinen  soldner.'  1475,  AaZoL  ,Ist  ange- 
sechen,  das  welicher  genommen  [ausgehoben]  wird, 
das  derselb  ziechen  sol,  es  were  denn,  das  einer  ein 
kindbetterin  hette  oder  des  alters  und  krankheit  halb 


861 


Said 


ild.    Salf— snlf 


nit  vermöchte,  und  das  dann  ein  sölicher  einen  soldner 
in  siner  zunft,  der  darzuo  tougenlich  und  wolgerüst 
sye,  nemen  sol,  und  welicher  also  umb  sold  ziehen 
wil  und  den  sold  übertüren  wölte,  so  sol  es  an  siner 
zunft  stan,  den  sold  zu  schöpfen.'  1499,  Z  EM.  ,N. 
soll  den  Vorteil  haben,  einen  Soldner  an  seiner  Statt 
zu  geben;  doch  dass  er  solchen  S.  in  seinen  und  ohne 
unsre  Kosten  . . .  besolden,  halten  und  liefern  soll.' 
1503,  Ochs.  ,Ob  villicht  ein  leistender  unvermüglich- 
keit  halb  sins  lybs  nit  selbs  in  eigner  person  mit 
uns  züchen  möchte,  und  aber  an  siner  statt  einen 
soldner  und  verweser  in  sinem  eignen  costen  mit  uns 
dessmals  zu  krieg  geschickt  und  gevertiget  hat  .. .' 
1539,  BStR.  S.  auch  ver-reisen  (Bd  VI  1322).  — 
2.  reitender  Diener.  ,So  bewegt  mich  nit  wenig,  dass 
D.  Hans  Huber  domol  anfieng  aussreiten  und  ein  s. 
vor  im  reiten  hat.'  FPlatter  lb'12.  ,Die  Überreuter 
werden  noch  heut  zu  Tage  in  unsern  Ausgabbüchern 
Soldner  genant'  Ochs.    S.  noch  Über-Riter  (Bd  VI  1681). 

Mhd.  soldenare;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1446.  Die  Form  mit 
-o-  statt  -o-  bei  Bossh.  erinnert  an  it.  xaljun>  neben  soldare ; 
doch  gestattet  der  einzige  Beleg  kaum,  einen  Zshang  mit 
dem  It.  anzunehmen.  Bei  Vad.  II  114  einmal  .solner'  (die 
Form  auch  bei  Gr.  WB.);  zum  Sehwund  des  d  vgl.  vcr-, 
besännen.  Als  Familienu.  ,Frow  Iuntheu  Soldnerin  [Gen.].' 
1378,  AaB.     ,Joss  Soldner  uss  dem   Egnach.'    1531,    Z  RB. 

Zwi-falt-:  Doppelsöldner.  ,Hoptlüt,  vänrich  und 
ander  zwifaltsöldner.'  Ansh.  —  Reiser-:  Söldner  zu 
Pferd.  ,Uff  denselben  tag  schickten  die  von  Basel  gen 
Nanse  in  Luttringen  50  reisersoldener  wol  ussgerust.' 
1476,  Bs  Chr.  —  Doyye\-:  =  Zwifalt-S.  (s.  d.).  Zum  U. 
von  den  Landsknechten,  wo  die  Spiessträger  im  Har- 
nisch, die  selbst  für  ihre  Rüstung  zu  sorgen  hatten 
und  doppelten  Sold  bezogen,  D.  hiessen,  scheint  man 
bei  den  Schweizern  Alle,  die  zweifachen  Sold  bezogen 
(so  nach  den  Soldrödeln  BvErlachs  1512  das  Personal 
des  Stabes,  die  Rottmeister  und  die  adeligen  Geschlech- 
ter) so  genannt  zu  haben.  ,Es  sind  über  2000  knecht 
hinwegzogen  und  hat  jeder  houptmann  den  meren  teil 
t.,  die  können  die  houptlüt  nit  eren  usser  irem  gelt.' 
1521,  Strickler.  ,üer  herzog  von  Burbon  mit  sampt 
den  gemainen  hoptlüten,  fendrichen,  dupelsoldner  und 
merentails  des  kriegsvolks.'  Kessl.  ,A1s  er  uf  der 
strass  zuo  einem  d.  und  siner  purs  komen.'  1555,  B 
Turmb.  ,D.,  Picquenir.'  Kriegsb.  1644.  S.  noch  Doppel- 
Sota  (Sp.  855)  und  vgl.  Söldner  (Sp.  860).  —  Trippel-: 
spöttisch,  Söldner  mit  dreifachem  Sold.  ,Da  schruwend 
etlich  iren  triberen  zuo:  die  hoptlüt,  die  junkhern, 
die  pensioner,  die  trippelsöldner  söltid  [zum  Kampf] 
hinfür  treten  und  nit  ahvegen  binden  und  bisits  nacher 
schrien.'  Ansh.     S.  noch   Über-Sold  (Sp.  853). 

Soldung  f.:  Besoldung.  ,Sin  heiligkeit  zuo  be- 
wegen, ein  Eidtgnosschaft  und  die  iren  umb  ir  s.  und 
dienst  zuo  vernüegen.'  1512,  Z. 

Soldan  s.  Sultan. 

Soldier  II:  Hauptschwein  (Eber  im  O.Jahr)  BJura 
(Jägerspr.).   -    Frz.  solitaire. 


Salve  1  Salfe,  in  L  lt  RBrandst.  -i  —  n.:  a)  das 
Salve  regina.  kath.  Schweiz.  De''  Franz  Banz  cha"n 
's  Salve  noch  nit  ganz,  Spottvers  L.    ,[Der  Pfarrer  soll 


singen  oder  lesen]  zuo  mety,  vesper,  conplet  das  salve 
regina  und  anders.'  1493,  AaB.  Sil!.  ,Ieh,  Ludwig 
Kilchmann,  gib  ally  jor  in  der  fasten  8  kerzen,  wen 
man  das  salve  sind  [singt].'  1515,  Bs  Chr.  —  b)  Gottes- 
dienst, bei  welchem  das  Salve  gesungen  wird.  Mer 
sind  grad  us  dem  Salfi  cho".  RBrandst.  1884.  ,Als  er 
von  inen  in  das  salve  wölt,  do  wöltindt  sy  im  sant 
Johans  sägen  geben.'  1520,  Z.  Der  Abt  von  St  Gallen 
bestimmt,  was  auf  Vigilien,  Salve  und  dergleichen 
Gottesdienst  gestiftet  worden,  soll  dem  Messpriester 
verabreicht  werden.  1551,  Absch.  ,Alle  göttliche  emp- 
ter,  es  sye  mäss,  mety,  vesper,  salvy.'  U  Schulordn. 
1579.  ,Da  gat  10  ß  d.  Zins  alle  Jaar  an  das  Salvi 
regina.'  Rüdlioer  1875.  ,Gat  10  ß  d.  alle  Jar  an  das 
Salve.'  ebd.  ,Das  Salue  halten.'  SchwE.  Kanzleikal. 
1620. 

Lat.  salve,  sei  gegrüsst.  Vgl.  Sahn  bei  Martin-Lienh.  II 
354;  .Salvezeit'  bei  Gr.  WB.  VIII  1704.  Zur  Erhöhung  des 
ausl.  e>  i  vgl.  Intresse  (Bd  I  357);  aj,ari  mit  Anm.  (ebd. 
361),   sowie  das   Folg. 

Salve  II  Salfi  n.  L  (-e'J;  Ndw  (4,  PI.  4  und  -ene"), 
Salfe"  f.  (PI.  unver.)  Aa;  G;  Tu;  Z  und  weiterhin: 
von  Mehrern  mit  einander  gegebenes  Zeichen  der  Be- 
grüssung.  Si  hend  es  S.  g'schtvunge",  die  Hüte  zur 
Begrüssung  geschwungen  Ndw  (nur  in  geistlichen 
Kreisen).  Bes.  durch  Schiessen.  Es  S.  schiesse",  ha" 
Ndw.  's  erst  S.  [bei  Morgarten]  sind  die  Trommel 
g'si".  Ineichen  1859.  ,Oberthalb  dem  Leisenthal  habend 
wir  [die  Teilnehmer  am  Schiessen  zu  Kyburg]  im  Uff- 
hinzüchen  ein  Salvi  geben  gegen  Denen,  die  im  Schloss 
warend.'  1659,  ZWth.  Auch  im  weitern  S.  wie  nhd. 
E"  S-en  abge". 

Eig.  identisch  mit  dem  Vor.;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1704; 
Martin-Lienh.  II  354.  Das  Neutr.  nach  Adelung  auch  österr. 
Die  weibl.   Form  stammt  aus  der  Schriftspr. 

salvevc'ni  salfefeni  AaF.,  Leer.;  Ap;  Bs;  Scii, 
salfifeni  L  (auch  -freni),  salfeni  ThHw.,Mü.;  ZWth.: 
mit  Verlaub  (zu  reden).  De  s.  VehstaV,  Misthüffe". 
Ghüedreck  Aa.  's  s.  Gülle"loch,  der  s.  Abtritt  Th;  Z 
Wth.  ,Strit-  und  Rechtsachen  von  wegen  ein  salvi 
veni  Kuo.'  Ende  XVIII.,  Rüdliger  1875.  's  isch  als 
s.  Alles  von-em  g' gange"  Bs  (Seiler).  Ber  [Tatst]  hed 
so  öppis  wie  ne"  recht  e" greblegi  salfifrini  Söuschnörre" 
g'ha".  RBrandst.  1907. 

Neulat.  salva  venia;  vgl.  Schm.  »II  272  (salveni) ;  Martin- 
Lienh.  II  354  (sal/enje).  -frini  ist  wohl  an  den  Taufnamen 
Vreni  angelehnt.  Salfeni  durch  Silbendissimilation  wie  lat.se- 
modiut  für  semimodius,  vülgärlat.  mat(t)inus  für  mahn,,,:,-,  uam. 

salvenä'ri. salf-,  in  B-6Vi:  =  dera  Vor.  B;  GrPt. 

,Mit  Gunst  und  mit  Respekt'  —  ist  Höflichkeit,  und 
,Salvenöri'  hätt-ich  no°h  bald  g'seit.  B  Hink.  Bot  1856. 
[Es  ist]  nota  als  mit  anandra  salvo  nori  erstunka  und 
erloga  g'si.  Bantli  1712.  Si  seigid  rechte  Fürchgreetli 
und  Hoseschysscr  Salvenuris  Spgs  und  Trank  vorbhaltä. 
Gespr.  1712.  —  Lat.  salvo  honore,  it.  salvo  <m<jre,  rätorom. 
salvanori.     Vgl.  zur:   2.  Teil   l'uvlem.ri  (Bd   IV    1400). 

salvieren:  meist  refl.,  (sich)  retten,  in  Sicherheit 
bringen;  seit  E.  XVI.  oft  bezeugt.  ,[Aus  einem  von 
einer  Lawine  begrabenen  Hause  haben]  7  personen, 
darunder  ein  kintbetteri,  sich  labend  salviert.'  1598, 
Ard.  ,S.,  sich  retten.'  Kriegsb.  1644.  ,Wer  da  hat 
können  entrünnen,  hat  nur  gesehen  und  dahin  ge- 
trachtet, wie  er  sich  und  wohin  s.  möchte.'  1656,  Arg. 
(Villmerger  Schlacht).  ,Der  kunstryche  Brunnenmei- 
ster [dessen  Wasserwerk  nicht  funktionierte,  hat]  sich 


Salf,  seif,  silf,  solf,  sulf 


by  Zyten  salviert  und  darvon  gemacht.'  1665,  Z.  ,Sind 
durch  Gottes  Segen  und  fleissigen  Gebrauch  derselben 
[der  Medikamente]  mehr  als  der  halbe  Teil  [der  an 
der  Pest  Erkrankten]  glücklichen  curirt  und  salvirt 
worden.'  1668,  ZUst.  Neuj.  1868.  ,[Die  vor  dem  Krieg 
Fliehenden]  sind  froh,  wann  sie  in  der  Nähe  ein  vestes 
Schloss  antreffen  können,  darein  sie  sich  s.  können.' 
FWvss  1677.  ,[N.  hat]  sich  mit  der  Flucht  salviert.' 
1732,  Gfd.     S.  noch  plärren  (Bd  V  137). 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1704.  Iu  der  lebenden  Spr.  nur  bei 
Gebildeten  und  salwiere"  gesprochen,  wodurch  sich  das  W. 
als  junge  Entlehnung  verrät. 

Salvettli  Salf-  n.:  Serviette,  .Decktuch'  AaFh. 
(■ätli);  BsL.  —  It.  salvielta;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1704  ;  Martin- 
Lienh.  II  354. 

Tisch-  ,Disch-Salvettlen':  =  dem  Vor.  XVII.,  G 
Wäschetafel  (Z  Anz.  1908,  340/2). 

Salfi,  Selfi  s.  Salbei  (Sp.  818).  —  Salfis  s.  Salz- 
Fass  (Bd  I  1053). 

Seifig  f.:  eine  Viehweide.  ,I>ie  weil  [während  die 
Ochsen  am  Hornerberg  weiden]  gond  die  kelber  in 
die  s.  oder  anderstwo,  bis  dass  man  sy  und  die  oxen 
in  die  böfel  schlecht'  1538,  GRMalans  (ZfsR.). 

Wohl  , Waldweide',  zu  rätorom.  selm,  Wald,  mit  deutschem 
Suff.  -Pg;  vgl.  etwa  Granng  Bd  II  798,  zur  Sache  FGStebler 
AW.  265  f.     S.  auch  Sd/e-Teil. 

selfne":   bewahren,  hüten,  zB.  Kinder  BTrueb. 

Silvan   Silf-  AaF.;   Zg,    Fani   Zg:    männl.  Taufn. 

Der  hl.  Silvanus  ist  Kirchenpatron  von  ZgBaar;  vgl.  AfV. 
III  16;   ZgNeuj.  1903. 

Silvaner.  , Blauer  S.',  die  blaue  Clävnertraube. 
FvTschüdi  1863.  Syn.  Süess-Bläw  (Bd  V  244).  —  Vgl. 
Gr.  WB.  X  1,  1058;   Martin-Lienh.   II   354. 

Silvester  Silf-,  in  ThHw.;  ZStli.  Z-,  in  B  Silfe'ster: 
1.  (auch  Fester  L  lt  Ineichen)  männl.  Taufn.  ,S.  Rosen- 
roll  zu  Thusis.'  1598,  Ard.  Als  Name  des  Teufels. 
1695,  GUzn.  Hexenproz.  —  2.  der  letzte  Tag  des  Jahres 
(als  Tag  des  hl.  Silvester),  wohl  allg.  Syn.  Alt-Jär 
(Bd  III  58);  Alt-järs-Tag.  Es  IM  Vesper,  morgen  ist 
S.,  d'  Bliebe"  gönd  i"  's  Wirtshüs,  d'  Ghinde"  gönd  i"  's 
Wäghüs,  d'  Blieben  esse"d  Bröd  (Speck),  d'  Chinden 
esse"d  Ghüeeliöd  (Hüenerdreck)  ZWald.  Bildl.:  ,Und 
nun  neigte  sich  der  letzte  Tag  des  18.  Jahrhunderts 
unter  Sturm  und  Gewitter.  —  Wann  wird  aber  der  S. 
aller  täglichen  politischen  Veränderungen  und  Neue- 
rungen sein?'  Merkw.  1802.  S.  noch  Model  (Bd  VI 
603  o.);  rissen  (ebd.  1346).  Glaube  und  Brauch. 
Der  S.  als  Lostag.  Über  Brotbacken  am  S.  als  Sterbe- 
orakel s.  Bd  V  946.  ,Auf  einer  Dorfanhöhe  dreschen 
die  Bursche  auf  alte  Balken  und  Bretter  los  (i"'s  Lär 
trösche"),  und  die  Alten  schliessen  auf  die  neue  Jahres- 
fruchtbarkeit, je  weiter  in  der  Umgegend  sich  die  auf- 
polternden Flegel  vernehmbar  machen.'  Rochh.  1853. 
S.  auch  Baum  (Bd  IV  1231).  In  der  S.-Nacht  werden 
die  Hausgeister  mit  einer  Brotspende  bedacht;  s.  Bd 
V  948  u.  Die  Mägde  waren  früher  ängstlich  bemüht, 
ihre  Rocken  abzuspinnen,  denn  in  der  S.-Nacht  geht 
die  Klungerin  herum;  hangen  noch  Neujärsfotzlen  am 
Rocken,  so  gibt  es  ein  Ung'hür  ZSth.,  W.  S.  auch 
Durchspinn-Nacht  (Bd  IV  658).  Von  den  Speisen,  die 
an  der  S.-Tafel  aufgetragen  werden,  ist  ein  Rest  bis 
ins  neue  Jahr  hinein  aufzubewahren,  sonst  leidet  man 
Mangel  Z.    Allg.  wird  die  S.-Nacht  feierlich  begangen, 


wobei  etwa  die  Gemeinde  den  Wein  bezahlt  (so  Aa 
Zof.;  Sch);  ein  besseres  Essen  fehlt  auch  in  den  ar- 
mem Häusern  nicht.  In  Gl  ist  Nidel  und  ßirnbrot 
traditionell;  in  BU.  wird  um  Zupfen  Karten  gespielt. 
S.  noch  Hüsli-Nacht  (Bd  IV  656).  Über  das  Singen 
am  S.-Abend  s.  Sing-Abend  (Bd  I  38).  Ein  bekanntes 
S.-Lied  war:  Hut  ist  S.  u"d  morn  ist  Neujär.  Röseli- 
i'.arte.  Noch  heute  gehn  Neujahrssänger  herum,  die 
für  ihre  Leistung  ein  Geldgeschenk  erhalten,  eine 
Sitte,  die  schon  1581  verboten  wurde;  früher  sang 
man  gemeinschaftlich  das  alte  Jahr  hinaus  und  das 
neue  hinein  Ap;  einige  Lieder  s.  ApVL.  1903,  114  11". 
In  GrA.  wird  Nachmittags  vor  den  Häusern  gesungen; 
der  Neujahrsspruch  wird  vom  Hausherrn  erwidert; 
darauf  werden  die  Gäste  bewirtet  und  beschenkt; 
ähnlich  in  BG.,  Mad.;  Gl.  In  ZO.  sprach  der  Nacht- 
wächter auf  allen  grössern  Dorfplätzen  einen  Neu- 
jahrssegen, der  vom  Dorfschulmeister  gedichtet  worden 
war.  Messikommer  1909.  Ebendort  ziehen  Kinder  bet- 
telnd herum,  mit  dem  Spruch :  S.,  S.,  schlag  d'  Chuchi- 
tür  zue,  d'  Bastete"  sind  'backe"  und  d'  Bröticürst  sind 
g'nueg.  ebd.  In  AaRIi.  ziehen  am  Abend  12  Männer 
durch  die  Stadt,  die  das  Sebastianslied  singen;  s.  Se- 
bastian (Sp.  40  u.).  In  GLEnnenda  schleichen  sich 
Knaben  und  junge  Bursche  in  die  Häuser  ein,  um  den 
Rauchfang  zu  plündern;  die  Metzger  beugen  durch 
Austeilen  von  Würstchen  diesen  Nachstellungen  vor. 
AfV.  S.  noch  sp'eck-jagen  (Bd  III  18).  Früher  wurden 
die  Kinder  am  S.  durch  den  Samichlaus  beschenkt; 
heute  ist  diese  Bescherung  meist  auf  Weihnachten 
verlegt.  Uf-em  Berg  in  eusem  Bürfli  ist  vor  Altem 
a"  der  Wiehnecht  nie  ke"s  Christchind  mit  dem  Bäumli 
cho" . . .  Aber  am  S.-Abi"g  ist  de  für  der  Clüaus  i"g' 'ruckt. 
Kinderfreund  (Z).  In  ZRorb.  sitzt  ein  Knabe  als 
Clüaus  auf  einem  andern,  der  den  Esel  spielt  und  von 
einem  dritten  geführt  wird.  Nachdem  die  Kinder  ihre 
Verschen  aufgesagt  haben,  bringt  er  den  Christbaum, 
wofür  er  50  Rp.  bis  1  Fr.  erhält.  Närrisch  gekleidete 
Klause  mit  Schellen  und  Glocken  tanzen  vor  den  Häu- 
sern herum  und  werden  beschenkt  Ap;  Gl;  GoT.;  Z. 
In  ApHer.  wurden  die  Klause  mit  dem  Bettelgroschen 
beschenkt,  der  von  den  Dorfbewohnern  jährlich  zu- 
sammengelegt wurde;  heute  ist  das  Chlause"  polizei- 
lich verboten,  wird  aber  doch  ausserhalb  des  Dorfes 
noch  ausgeübt.  In  Gl  und  ZRorb.  tragen  die  Klause 
einen  Liechtli-Huet  und  ein  weisses  Hemd  über  den 
Kleidern,  in  BLaup.  veranstalten  sie  einen  Umzug; 
ahnlich  in  ScHwMa.;  vgl.  AfV.  I  222;  Herzog  1884, 
203  ff.,  sowie  Chlaus  3  h  (Bd  III  693).  S.  auch  noch 
Bettel-Sack  (Sp.  034).  —  3.  Bezeichnung  Desjenigen, 
der  am  Silvestermorgen  zuletzt  aufsteht  Ap;  ßs;  Gl; 
Gr;  G;  Schw;  Th;  U;  Z;  wohl  allg.  Auch  Desjenigen, 
der  an  diesem  Morgen  zuletzt  zur  Schule  kommt: 
schon  in  aller  Frühe  zieht  die  Schuljugend  mit  Lärm- 
instrumenten  vor  die  Wohnungen  der  Kameraden,  um 
sie  zu  wecken  und  zur  Schule  abzuholen  (heute  wird, 
wo  der  S.  schulfrei  ist,  die  Sitte  auf  den  letzten  Schul- 
tag des  Jahres  zurückverlegt)  Ap;  G;  Z;  vgl.  die 
Schilderung  Schwzd.  5,  53/4,  dazu  noch  (Ofen-,  Stuben-) 
Fuchs  (Bd  I  658);  Ofen-Fluder  (ebd.  1174);  Läubli- 
Haupt-mann  (Bd  IV  261);  Stuben-Bumpel  (Bd  VI  939); 
Fenster-Schübling.  Ein  ähnlicher  Brauch  wird  etwa 
von  jungen  Leuten,  die  dem  selben  Geschäft  angehören, 
geübt  G;  Z.  ,An  einem  Zillvester  dess  Morgens  vor 
dem  Neuyahr  ist  es  bei  den  Baursleüten  den  Brauch,  das 


Salf— snlf.    Salg  —  sulg.    Salk  — solk.    Salm 


dassjenige,  welches  an  disem  Morgen  zulest  aufstehet, 
den  Zillvester  mus  sein  und  ausgelachet  werden  mus.' 
1810,  Z  (AfV.).  Der  S.  wird  mit  dem  Ruf  empfangen: 
S.,  Bettnester!  G  (Keller),  Zilßster,  Bettnester,  wo't 
nid  zom  Bett  üs,  so  chöme"d  drei  Fraue"  (zwei  Chinde") 
und  lache"d-en  üs  ZSth.  S.  noch  reisen  (Bd  VI  1306). 
In  ZSth.  musste  der  S.  früher  dem  Lehrer  eine  Kerze 
und  einen  neuen  Wandkalender  kaufen  (s.  auch  vMoos 
Kai.  II  248),  in  ÄAGebenst.  muss  er  den  grössern 
Mädchen  beim  Kehren  der  Schulstube  helfen.  Er  erhält 
am  S.-Morgen  einen  Eierwecken  Zg,  Nusswasser  und 
einen  , Eierring'  ZO.,  am  Neujahrstag  das  erste  Stück 
Birnbrot  GrA.  In  den  Bs  Bandfabriken  muss  der  S. 
ein  ad  hoc  angefertigtes  Babi  tragen.  —  Vgl.  Martin- 
Lienh.  II  355.  .SylvesterhoP  (auch  ,Winterhof\  ,Oberburg'), 
Burgstelle  ThGottl.    Zur  Ausspr.  mit  e1  vgl.  gester,  Nest  uä. 

Schuel-:  der  letzte  Schultag  des  Jahres  (bes.  mit 
Bez.  auf  den  unter  Silvester  3  beschriebenen  Brauch)  Z. 

silve'stere"  Ap;  Bs;  B;  G;  „Sch"  und  weiterhin, 
silvesterle-  GT.;  Sch  (Kirchh.);  Th;  Z:  den  Sil- 
vesterabend festlich  begehn.  —  Auch  bei  Martin-Lienh. 
II  355. 

Solva  Solfa  m.:  Stöpsel  eines  Stossbutterfasses 
GrPt.  (Kuoni).  —  Aus  gleichbed.  rätorom.  suolrn,  suolba. 
Im  Vorarlberg  Zol/e  (Sclim.  •  II   1117). 

Sl'llf(e)ris  I  m.  Nur  in  einem  Kinderspiel:  Ein 
Platz  (der  Stil  ffejris- Garte")  wird  abgesteckt,  ein 
Knabe  stellt  sich  als  Gärtner  hinein.  Ein  zweiter 
Knabe  kommt  hereingesprungen,  worauf  ihm  der 
Gärtner  zuruft:  Was  tuest  du  i"  mi"'m  S.-G.?  Ant- 
wort: Mi"  Her  chunt  und  nint  dir  der  schünst  S.  drüs! 
Worauf  der  Gärtner:  Di"  Her  ist  e"  Lumpenhund! 
Unterdessen  ist  der  Her  bereits  herbeigeschlichen  und 
soll  nun  vom  Gärtner  eingefangen  werden.  Mitte  XIX., 
GlMoII. 

Ein  ähnliches  Spiel  s.  unter  Garten  (Bd  II  432/3)  und 
bes.  Biber-Gärtli  (ebd.  436).  Sul/(e)ris  ist  ohne  Zweifel  ledig- 
lich abstrahiert  aus  der  Zss.  S.-Garte",  die  in  GIMoll.  auch 
sonst  etwa  gebraucht  wird  t.  für  paradiesische  Anlage'  (zB. 
es  ist  da  we  imene"  S.-G.,  ,wie  in  einem  Eldorado'),  t.  für 
das  Gegenteil,  einen  verwahrlosten  Garteu,  Ubh.  einen  Ort, 
wo  keine  Ordnung  herrscht  (zB.  das  ist  e"  schüne"  Cheibe" 
S.-G.l).  Wenn  die  erstere  Verwendung  urspr.  ironisch  ge- 
meint war,  ist  Zshang  mit  dem  Folg.  wahrsch.,  auch  geogr. 
Gründe  sprechen  dafür  (Sulf(e)ris  Gen.  zu  'Svif(e)ri  m.  ?). 

Snlfl  m.:  unreinlicher,  in  der  Arbeit  nachlässiger 
Mensch  GWidn. 

sülfere"  I:  schlürfen  GFs,  0.,  ,auch  etwa  geifern, 
db.  den  Speichel  mit  Geräusch  zurückziehn'  GFs.  Syn. 
Surften.  —  Schwab,  nilfern,  schlürfen. 

Sülferi  m.:  unordentlicher,  verwahrloster  Mensch 
GWb. 

Sülfnris,  -eris  II  (nach  einer  unsichern  Angabe 
auch  Sülferis)  m. :  Name  einer  schwefelhaltigen  Dro- 
gue,  ol.  cornucervi  feet;  lüterer  S.,  bals.  sulfuris  tere- 
binth.  B  (Lindt).  Tüfelsdreek  [asa  feet.]  und  S.,  in 
einem  Säckchen  in  den  Bottich  gehängt,  worin  die 
Küchenabfälle  für  die  Schweine  gesammelt  wurden, 
galt  als  Heilmittel  gegen  die  Halsbräune  der  Schweine 
BE.  ,Die  stets  unzufriedenen  und  rumorsüchtigen  Ma- 
gyaren verbittern  und  verstänken  ihm  [dem  Kaiser] 
den  Lebensabend  wie  mit  Galle  und  Graumutterkraut, 
Teufelsdreck  und  S.'  B  Volksztg  1905.    Ja,  Tüfelsdreek 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


«'"'  Sulferis!  derbe  Abfertigung,  =  warum  nicht  gar  B. 
-  Vgl.  steir.  Sülfelbaleam  in  gleicher  Bed.  (Unger-Khull  600). 

sülfere0  II  (Ptc.  -et):  fortjagen,  mit  Schlägen  weg- 
treiben, prügeln  AAZein.  Der  hei-mer  g'sülferet,  dass-er 
dra"  denkt. 


Salgemmen.  ,Ein  wenig  Steinsalz,  s.  genennt.' 
Vogelb.  1557;  lat.  salgemma.  —  Vgl.  .Salgemer'  bei  Gr. 
WB.  VIII   1696. 

Solg,  Sulg:  nur  in  Ortsnamen;  s.  die  Anm. 

Ahd.  solagi  f.,  Lache,  Pfütze  (in  der  Wild  und  andre 
Tiere  sich  wälzen),  solagOn,  mbd.  solgen,  sich  im  Kote  wälzen, 
beschmutzen ;  von  einem  Adj.  'solag  zu  Sol  I.  solen  I  (Sp. 
766/7).  Hieher  die  Ortsnamen:  , (Im)  Sulg'  AaFri.  S.  auch 
Sul  (Sp.  798),  wozu  noch  ,Agasul'  (urk.  ,Aginsulaga.'  VIII., 
,Agensule.'  1251)  ZIllu.  .Wiesen  in  der  Sulgen'  ZRaat. 
,Solgeu'  (so  schon  1382),  ,Sulgeu'  ZRafz.  ,Sulgeu'  (urk.  ,Su- 
laga.'  808),  Dorf  Th.  ,Sulgen-Egg,  -Bach'  BStdt.  FN.  ,Sul- 
ger'  BsStdt;   SchSt.     ,1m  Sulger',   Lokaln.  AaLauf. 


sülke"  (bzw.  -»-),  Pt.  -t:  „schleppen  W»  (St.2).  — 

Nbf.  zu   wichen  (Sp.  846). 

„ume"-:  umherschleppen,  mit  Jmd  grob  umgehen; 
wird  auch  von  Jünglingen  gesagt,  die  stets  um  die 
Mädchen  flattern  und  mit  ihnen  unartig  dahlen:  Der 
Kerl  hat  das  Meidji  umag'silkt  W"  (St.2).  —  durch-: 
durchnässen,  von  Kleidern  BSi.  (Imob.). 


Salm  I,  in  Aa  lt  Hunz.  Sahne"  —  m.,  PI.  -e":  aus- 
gewachsener Lachs,  Salmo  salar,  so  genannt  vom  Früh- 
ling bis  August,  allg.  (soweit  der  Fisch  vorkommt). 
Vgl.  Fischb.  1563, 181/3;  JLCys.  1661,  26  ff.;  HEEscber 
1692,  115;  GLHartm.  1827,  88;  JKettiger  1857,  47; 
Tschudi,  Tierl.  44,  ferner  Lachs  (Bd  III  1044);  Li- 
deren  (ebd.  1093).  ,Am  delikatesten  ist  das  Fleisch, 
so  lange  der  Fisch  S.  heisst,  wo  man  es  in  Laufen- 
burg und  andern  Rheingegenden  um  feuern  Preis  zu 
erhalten  sucht.'  GLHartm.  1827.  ,So  wolle  er  [Ulrich 
von  Habsperg]  von  den  s-en  und  laxen  und  twerfischen 
den  zoll  haben.'  1523,  Absch.  , Barben,  hecht,  fornen, 
s-en  und  gross  trüschen.'  NMan.  ,Disen  meien  wur- 
dend  überus  vil  s-en  und  forinen  hie  an  der  schwelle 
gefangen.'  JHaller  1550/73.  ,S-en  (der),  salmo,  ein 
fisch.'  Fris.;  Mal.  ,Der  s.  ist  ein  fisch  der  Teütschen 
und  deren,  so  bei  dem  Teütschen  meer  herumb  wo- 
llend.' Fischb.  1563.  ,Uff  samstag  vor  Trinitatis  1573 
hatt  junkher  Balthasar  Segesser  minen  gnädigen  herren 
Schaffner  zuo  Aarauw  ein  s.  oder  maienfisch  geschenkt.' 
MEsterm.  1907.  ,[3  Dekane  überbringen  dem  Zunft- 
meister Hornlocher]  einen  S-en,  so  zwölf  Pfund  kostet.' 
1604,  Bs.  .Järlich  von  Michaelis  biss  uf  Nicolai  gibt 
es  unzalich  vil  schöner,  grosser  Lechs;  ...  es  gibt 
ouch  etwan  S-en  an  disem  Ort  [Laufen],  doch  selten.' 
JJRdeger  1606.  S.  noch  Bs  Stadtb.  1890, 142.  Salm  und 
Anker  im  Wappen  der  Basler  Fischerzunft  seit  1354. 

Ahd.  «iho.  mhd.  salm(e)  m.;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1697. 
Wirtschaft  zum  , Salm.'  1577,  Bs  Stadtb.  Haus  zum  .Salinen' 
AaB.,  Br.;  BsStdt  (schon  1602) ;  FStdt;  ZRhein.,  Stdt  (schon 
1524).  Wth.     ,Salmeu-Bräu'  AaRh. 


Salm  — sulm.    Sali)  —  suln.    Salp  —  sulp 


Sälmling  „L",  Selbling  ZEgl.  —  m.:  Salm  im 
1.  Jahr.  ,Der  einjährige  und  jüngere  [Salm]  heisst  bei 
uns  Sälmling.'  GLHartm.  1827,  88,  ,Sälbling.'  HSchinz 
1842.  Vgl.  auch  Fischb.  1563,  183;  JLCys.  1661,  27; 
HEEscher  1692, 115;  Tschudi,  Tierl.  44.  Einen  Beleg 
von  1336  (,selmeling')  s.  Bd  VI  1003  o.  ,Selmeling.' 
1469,  G  Hdschr.  Beim  Fastnachtbesuch  der  Eidge- 
nossen wurden  ua.  ,selmling'  verzehrt.  1521,  Bs  (Aus- 
gabenrodel). ,Fürs  dritt  von  wegen  des  polangels, 
damit  die  eschlin,  selbling  und  die  förhinen  gar  gröb- 
lich gefangen  werden,  ist  darumb  sollicher  polangel 
ouch  abgstelt  und  verboten.'  Z  Fischerordn.  1549. 
,Salar  sive  salmo  parvus,  ein  selmling.'  Fischb.  1563. 
,Der  selmlingen  werdend  bei  uns  vil  gefangen.'  ebd. 
,Von  den  fischen  seind  grundelen,  bersig,  forenen, 
äschen,  selmling...  guot'  HPant.  1578.  .Allerlei  guoter 
Fischen  als  Iser,  Escher,  Förinen,  Selmling,  Barben 
[usw.].'  JJRüeger  1606.  ,[Der  Rhein]  darin  man  vil 
guoter  edler  Fischen  nebend  den  Lachsen  und  Selb- 
lingen  facht,'  ebd.     .Sälmling.'  EKönig  1706. 

Mhd.  selmelinc;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1700;  Martin-Lienh. 
II  355.  Die  b-Form  (.Saibling,  Saibling,  Saibling')  auch 
bair.-bsterr.,  doch  für  Salmo  salvelinus  (Gr.  WB.  aaO.;  Unger- 
Khull  516);  vgl.  auch   Oken   VI  350  ff. 

Salm  II  m.:  Psalm.  ,In  dim  salmin.'  XIII.,  UwE. 
Benedictinerr. 

Ahd.  salmo,  salm ;  mhd.  salm(e)  aus  lat.  (p)salmu»;  vgl. 
auch  Gr.  WB.  VIII  1698.  Die  Vereinfachung  des  Anl.  ist 
schon  vulgärlat.  (Sommer,  Handb.  der  lat.  Laut-  und  Formon- 
lehre  257;  Bonnet,  Le  Latin  de  Gregoire  de  Tours  151); 
vgl.  auch  Saher. 

i°-salmei,eQ:  einsalzen  UUrs. 
Salmiarra  f.:  Salzbrühe,  salamoia  PA1.  (Giord.). 
Piemont.  mlamoiira   (Sant'Albino    999).     Damit  identisch 
Salbernen   (Sp.  819),   Sammleren. 

Salmi  n.:  Geflügelragout.  ,S.  von  Fasanen  oder 
Rebhühnern.'  BKochb.  1830.  —  Aus  frz.  mlmim)  (Szchs 
1390).     Vgl.  Schm.  *  II  271. 

Schnepfen-.  .Liebhaber  des  Hasenpfeffers  und 
der  Sehn.'  B  Hink.  Bot  1814.    Auch  B  Kochb.  1830. 

Salmiax  n.:  Salmiak  BG.  Als  Hausmittel.  Barnd. 
1911, 148.  ,Nimb  Frauenmilch,  die  ihren  ersten  Knaben 
säugt,  mit  Salmiax  angemacht  und  in  die  Ohren  ge- 
trau«,' XVIIL,  BSi.  ,Für  den  Grind  und  Raud  ist 
gut  2  Lot  Salmeneax,  4  Lot  Salbeter  ...'  Arzneib.  1822. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1699.  Der  Ausgang  -ax  (aus  lat. 
-acus)  auch  sonst;  vgl.  Gr.  WB.  aaO. ;  Weigand  6  642. 

Salmnese11  n.:  Almosen  AaL.,  St.  —  Vgl.  Bd  I  192. 
Zum   Anl.   vgl.  Salemöndli  unter  Salomön  S  (Sp.  693). 

Seim  Sälm:  männl.  Taufn.  Anselm  UwE.  's  Hal- 
me" Sälm,  des  Adelhelms  Sohn  Anselm.  —  Als  FN. 
,Selm,  Sälm'  Uw  (schon  1520).    Vgl.  Heimle  (Bd  II  1204). 

Selma  ApWald;  BStdt  und  wohl  auch  sonst,  Selmi 
Bs:  weibl.  Taufn.,  Selma. 

Silm  m.,  PI.  -«":  „Pferdegeschirr  ohne  Kummet  L" 
(auch  St.b),  die  beiden  über  Brust  und  Nacken  des 
Zugpferdes  gehenden  Bänder,  aus  dünnen  Hanfschnüren 
gewoben  (nach  Bärnd.  1911  aus  Mäschel-Tuech)  BG. 
(bis  um  1830);  s.  die  Abbildung  Bärnd.  1911,  551. 

Eins  mit  Sil  II  (Sp.  7  63).  Die  Form  Silm  dürfte  aus  der 
Zss.  'Süm-Bengd  <  Siln-B.  (s.  Bd  IV  1373)  abstrahiert  sein. 


solmisieren:  Noten  nach  der  Bezeichnung  ut,  re, 
mi,  fa,  sol,  la,  si  singen.  In  der  5.  Klasse  der  Latein- 
schule beginnt  das  ,S.'  1626,  Sca  Beitr.  1867.  -  Mat. 
■oZmwan  ;  vgl.   Gr.  WB.  X  1,    1505. 


Salniter  ra.:  Salpeter.  ,Der  s.,  nitrum;  mit  s.  ver- 
mischt oder  das  den  geschmack  hat  wie  s.,  nitrosus.' 
Fris.;  Mal.  ,Den  Samen  kan  man  tüchtig  und  gut 
machen,  wann  man  denselbigen  in  Wasser  erweichet, 
worinn  S.  zerlassen,  dann  der  S.  wird  auss  dem  Kühe- 
mist und  Erde  auss  den  Vieheställen  gemacht.'  EKönig 
1706.     S.  noch  Berg-Böt  (Bd  VI  1768). 

Lat.  mlnitrum;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1696;  Schm.  i  II  254; 
Unger-Khull  516. 

salnitrisch:  salpetriscb.  .[Die  Äpfel  verlieren 
im  Keller]  wegen  der  s-en  inwohnenden  Dünsten  ihren 
guten  Geschmack  gern.'  EKönig  1706. 


Salpeter,  in  Aa;  Ap;  L;  G;  Soh;  Th  Salb m., 

in  PA1.  n.:  wie  nhd.  (in  älterer  Zeit  nur  für  Calcium- 
salpeter,  neuerdings  auch  für  den  importierten  Kali- 
und  Natriumsalpeter).  Syn.  Mür-Salz;  vgl.  auch 
Pfeffer-  und  Salz-Här  (Bd  II  1509).  .Setzt  sich  an 
den  Mauern  der  Ställe  S.  an,  so  ist  dies  ein  Be- 
weis, dass  die  betreffenden  Ställe  verhext  sind;  in 
denselben  bleibt  das  Vieh  unfruchtbar.'  Messikommer 
1909.  Gewinnung.  ,N.  von  Sargans  gieng  eines  Tages 
mit  einer  Leiter  auf  das  Schloss  Sargans,  um  an  den 
alten  Mauern  S.  zu  sammeln.  Wie  er  nun  während 
des  Betläutens  zum  Turme  hinaufschaute,  sah  er 
plötzlich  einen  Mann  ohne  Kopf,  der  auch  S.  sammelte.' 
AfV.  ,S.  graben.'  ,Hans  Schmid,  dem  salpettermacher, 
ein  offnen  brieff,  das  in  menclich  zuo  statt  und  land 
in  schüren  und  stallen  s.  lasse  graben,  so  werde  er 
die  platz  widerumb  äbnen.'  1542,  B  RM.  ,Dem  s-macher 
vergönnt  in  der  graffschaft  Lenzburg  ze  graben,  sover 
er  biderb  lütten  nit  pulver  druss  mache.'  1549,  ebd. 
,Dem  s-macher  von  Yverdon  erloupt,  in  derselben 
vogty  s.  ze  graben;  sol  in  niemand  dan  m.  h.  ver- 
kouffen.'  1563,  ebd.  ,Zuo  erkundigen,  wo  und  wie  vil 
s.,  so  in  der  grafschaft  [Kyburg]  gegraben  worden, 
erkouft  und  wohin  er  den  gegeben  und  wider  verkouft 
habe.'  1595,  Z  RM.  ,Diewyl  etliche  Toggenburger  in 
der  Grafschaft  Kyburg,  Grüeningen  und  Gryffensee  S. 
grabend.'  1600,  ebd.  Über  die  Gewinnung  des  S-s  in 
Ap  vgl.  Steinm.  1804,  74.  S.  süde»  Th.  ,Och  so  fin- 
dend ir  in  der  statt  in  den  rossställen  ärd  genuog 
salbetter  zuo  sieden.'  1490,  G.  ,[N.  von  Basserstorf 
hat  vor]  ein  gute  Anzahl  S.  zuzerichten  und  unser 
Statt  Zügmeistern  käuflich  zu  überantworten,  welle 
ein  Gmeind  Basserstorff  ime  nit  gestatnen,  sölichen 
S.  by  inen  ze  sieden,  uss  der  Ursach,  dass  er  syn  Hus 
und  Heimb  zu  Basserstorff  verkauft  habe.'  1611,  Z  RM. 
,In  dieser  Gegend  [St  Moritz]  trifft  man  auch  häuffig 
ein  schwarze  Erde  an,  aus  deren  man  in  Menge  S. 
auskochen  kann.'  JJScheoohzer  1746.  S.  auch  Bärnd. 
1911,  47.  .Rauwer,  gemalner  s.';  s.  Bd  VI  1868.  ,Un- 
abgeloufener  S.':  , Erstlich  so  gib  ich  den  Meisteren 
für  jedes  Pfd  ohnabgelofnen  S.  10  d.,  tuot,  so  die 
Laug  abgelofen,  2  p,  ist  der  Center  rauw  5  fl.'   1621, 


Salp  —  siilp.    Sals  -suis.    Salt  — sult 


870 


Z  (Zeugaiut).  ,Lüterer  S.':  ,Sieder,  welche  den  Centuer 
lautern  S.  umb  18  fl.  verdinget  haben.'  1656,  Z.  Seine 
häufige  Erwähnung  in  den  ä.  amtlichen  Quellen  ver- 
dankt der  S.  seiner  Verwendung  zur  Pulverfabri- 
kation. ,6'/2  ü.  Siman  Efinger,  warend  im  die  alten 
sekler  schuldig  von  s.'  1416,  Z  Seckelamtsrechn.  ,Als 
N.  minen  herren  dargeliehen  liatt  umb  s.  200  guldin.' 
1446,  B  StRechn.  ,N.  hat  ze  Yenf  10  Zentner  halb 
s-s  und  halb  swebel.'  1475,  Absch.  ,Wenn  [der  Pulver- 
macher] salbeter  hat  und  wir  des  notdürftig  sigen, 
ist  der  werschaft,  so  sollen  wir  schuldig  sin,  im  den 
abzuonemen.'  1529,  See  Chr.  ,296  pfd  9  ß  umb  1496 
pfd  salbeter,  ye  100  pfd  umb  10  fl.  38  pfd  4  ß  umb 
1  centner  und  80  pfd  salbeter,  cost  1  centner  11  fl.' 
1542,  Z  Seckelamtsrechn.;  auch  sonst  als  stehender 
Ausgabeposten.  ,Dem  s-macher  verpietten,  s.  ze  ma- 
chen, er  mache  in  dann  umb  den  d.  wie  vor.'  1553, 
B  RM.  , Zügherren  sollend  salbetter,  schwäbel  und  koll 
von  einandern  in  sondern  ordt  abzuteilen  [befugt  sein].' 
1578,  Z  RM.  Jedes  Ort  soll  Massregeln  treffen,  dass 
der  S.  nicht  nach  Mailand  oder  ins  Reich  ausgeführt 
werde,  damit  man  nicht  im  Falle  der  Not  Mangel 
daran  habe.  1595,  Absch.;  derartige  Verbote  wieder- 
holen sich  1596,  1664,  1753,  1794,  1795.  ,1705  er- 
klärte der  Landrat  [von  Unterwaiden],  dass  bei  Busse 
von  Gl.  200  aller  S.  dem  Säckelmeister  gebracht  wer- 
den solle  ...  Den  30.  April  1763  zog  der  Landrat  zwar 
noch  in  Erwägung,  dass  früher  der  Salpeterzehnden 
der  Obrigkeit  gehört  habe,  beschloss  aber  nur,  es 
sollen  der  Säckelmeister  und  Zeugherr  Obacht  geben, 
dass  man  allzeit  genug  S.  im  Zeughaus  habe.'  Ndw 
Ges.  1868.  Über  das  S.-Regal  in  L  vgl.  Seg.  RG.  III  2, 
59.  Zur  Verwendung  des  S-s  beim  Einpökeln  des 
Fleisches  vgl.  salpeteren  2.  Offizineil;  s.  Salmiax. 
.Salbeter  und  Honig  [macht]  gelb  oder  goldfarb  Haar.' 
JJNüsoH.  1608. 

Spätmhd.  mlfieter  aus  mlat.  mlpetra,  .Salzgestein';  vgl. 
Gr.  WB.  VIII  1700.  Salbeter  zeigt  die  bekannte  Schwächung 
vortoniger  Fortis;  vgl.  Tabeten,  Stadüten  usw.  Sal/ieteri,  Name 
einer  Höhle  GGoss.     , Salpeter-Hütte',  Ortsn.  BGsteig,  Stdt. 

salpe'teren,  salb-:  1.  „sich  mit  Salpetersieden 
beschäftigen  VO";  Schw;  Zg.  —  2.  Fleisch  in  Salpeter 
heizen  B;  GT.;  Z.  Es  gilt  als  Vorzug  der  selbstge- 
räucherten Schinken  vor  den  im  Wirtshaus  und  beim 
Metzger  gekauften,  dass  sie  nicht  g'salpeteret  seien. 
—  3.  =  salbäderen  2  a  und  b  (Sp.  817)  „VO";  LV.; 
Schw;  Zg. 

ab-.  Er  ist  abg'salbeteret,  heisst  es  von  Einem,  der 
bei  einem  Unternehmen  nur  wenig  oder  keinen  Erfolg 
gehabt  hat  ScHHa.  (Neukomm).  —  ver-:  1.  (Fleisch) 
zu  stark  mit  Salpeter  durchsetzen  AaF.;  GT.  's  Fleisch 
ist  tersalbeteret.  —  2.  uneig.  Men  macht  -en  versal- 
betere",  ,ins  Pfefferland  schicken'  LStdt. 

Salpeterer  m.:  =  Salpeter-Sieder  (Sp.  316).  .So- 
wohl Appenzeller  als  Toggenburger  Salbeterer  (Sal- 
petersieder)  benutzen  auf  diese  Weise  die  Salpetererde, 
nachdem  sie  sich  vorher  mit  dem  Besitzer  des  Stalls, 
unter  dem  sich  diese  findet,  abgefunden  haben.'  Steins!. 
1804. 

salpeterle":  nach  Salpeter  riechen.  ,Der  Sah- 
brünnen im  Sortel  nahe  Ottenleue,  wo  es  noch  jetzt 
salpeterlet.'  Bärnd.  1911. 

Ge-sulper  n.:  Geschmier  „B"Si. 

sulpere-,  in  BE.  sülpere":  „schmaddern,  schmie- 
ren, sowohl  unreinlich  mit  Etw.  umgehn  als  schlecht 


schreiben,  malen  B"R.,  Si.  und  lt  Zyro,  schlecht  nähen 
BE.  (Bärnd.  1904).  —  Vgl.  Martin-Lienh.  II  355;  Schund 
520;  Unger-Khull   600,  ferner  tülferm. 

„über-sw^ere":  überschmaddern  B."  —  vcr-sul- 
pere":  verschmieren,  beflecken  „B"Si.  —  he-.  Ptc. 
.besülpert";  s.  rotzig  (Bd  VI  1932). 

Sulprete"  f.:  =  Ge-sulper  BR. 

Sulpizias:    männl.  Taufn.     ,S.  Haller.'   1527/8,  B. 

Die  Gebeine  des  hl.  S.  wurden  1462  von  Oberbalm  nach 
Bern  transferiert.     Vgl.   Bitzius  (Bd   IV   1994). 


Salse",  in  U  Salze"  —  f.:  Sauce  U.  ,Die  allegorien 
vermögend  nüt  für  sich  selbs  bewären,  sunder,  so 
etwas  sust  vest  ist  in  der  gschrift,  so  ist  die  allegory 
glych  als  ein  sapor,  gsalz,  salza  ob  dem  mal:  so  man 
nüt  denn  senff  oder  derlei  salsa  uff  den  tisch  satzte, 
so  möchte  iro  nieman  gleben;  so  man  aber  ander 
spysen  hat,  an  denen  man  die  natur  und  hunger  tröst, 
so  sind  die  gselz  lieblich  darzuo  und  machen  die  spysen 
gschmackter.'  Zwingli;  in  LJuds  Übers.:  ,allegoria- 
similes  sunt  salsamentis  aut  eiborum  condimentis, 
quibus  delicatiores  aliquando  utuntur.'  .Condimentuni, 
lieblicher  zuosatz  und  saulsen,  besprengung  mit  wohl- 
geschmackten  dingen.'  Fris.;  Mal.  .Conditio,  ein  saul- 
sen; garum,  ein  fischbrüeye  und  saulsen.'  Fris.  .Ver- 
mische Alles  untereinander  gleich  wie  ein  S-en.' 
JJNüsch.  1608.  ,Vom  Meerrättich  kann  man  ein  gute 
S-en  machen.'  EKönig  1706.  ,S.,  Brühe,  embamma.' 
Denzl.  1716.  S.  noch  bräglen  (Bd  V  513  u.);  Salat 
(Sp.  690  o.). 

Mhd.  ml»e.  zu  mlat.  it.  salsa,  eig.  gesalzene  Brühe ;  vgl. 
Gr.  WB.  VIII  1702.  Die  auch  sonst  vorkommende  Form 
mit  -z-  ist  an  das  deutsche  Salz  angelehnt;  die  Schreibung 
.saulsen'  verrät  frz.  Einfluss.  Das  W.  nach  Luther  auch 
1531,   II.  Mos.  12,   8.    IV.  Mos.  9,    11.      Vgl.   noch  Salz. 

Salsiz  GrD.,  Pr.,  Salziz  GRHe.,  Selsiz  (auch  Z-) 
GaChur,  Silsiz  GRPr.  —  m.,  Sälziss(e")  f.  TuFr.: 
geräucherte  Wurst  (aus  Rind-  und  Schweinefleisch).  In 
TüFr.  eine  Wurst  von  besondrer  Feinheit  und  Grösse 
(375  g  schwer),  die  nach  altem  Brauch  nur  auf  den 
Berchtoldstag  (3.  Montag  im  Jan.)  bereitet  und  bei  dem 
an  diesem  Tage  stattfindenden  Bürgertrunk  auf  dem 
Rathaus  jedem  Teilnehmer  verabreicht  wird.  ,Die  Ita- 
liäner  erhalten  ihr  Fleisch  des  Sommers  wie  auch  die 
Salzizen  oder  Wurst  mehrteils  in  Baumöl,  allwo  sie 
weder  der  Fäulung,  den  Wurmen  noch  Schimlaehte 
gar  nicht  underworffen  sind.'  JZiegler  1647.  ,Aber 
die  Knackwurst  (Salsitzen),  Pasteten  werden  nach 
Belieben  gemachet.'  Spleiss  1667. 

Rätorom.  sahiz,  it.  sdlnccia,  frz.  saucisse.  Die  verschie- 
dene Farbe  des  Vocals  der  1.  Silbe  in  Gr  ist  durch  den 
Vorton  bedingt;  das  anl.  Z-  rührt  von  dem  angeschmolzenen 
Pl.-Art.  her. 


Salt  — sult. 

Salter  m.:  1.  =  Psalter  1  a;  s.  Bd  V  1046.  —  2.  ein 
Gebet;  vgl.  Psalter  2,  sowie  DuCange  V  501.  .Ein  iege- 
lich  bruoder  sol  drie  seiter  sprechen;  der  aber  des  s-s 
niut  enkan,  der  sprächet  fiunf  zit  unde  driuzehen- 
hundert  pater  noster.'  1314,  ZWth.  ,Von  dem,  das 
sy  [Schwester  N.]   den  s.  gelernet,    unz   an   iren   tod 


Salt,  seit,  silt,  solt,  sult 


gelies  sy  nie  tag,  sy  Sprech  ir  zit.'  EStagel.  ,Den, 
einen  s.  lesen.'  ,An  dem  stillen  fritag  do  las  sy  den 
s.  mit  dem  cofent.'  ebd.  ,Un[der]  ander  hailig  üebing 
do  las  sy  gewonlich  alltag  nach  raetty  ainen  s.'  ebd. 
,Sy  las  gewonlich  och  alle  jar  dem  haiigen  David 
ainen  s.,  das  ir  end  süess  wurd.'  ebd.  —  3.  Name 
einer  kirchlichen  Genossenschaft.  X1V./XV.,  ZWth. 
,[Schultheiss  und  Räte  von  ZWth.  bestätigen]  daz  ge- 
bätte  und  almuosen,  daz  man  nemmet  am  s.,  daran 
vil  unserer  burger,  man  und  frowen,  lange  zit  ge- 
schriben  sint  und  daz  selbe  gebätte  am  s.  von  alter 
har  in  unserer  statt  in  grossen  eren  gehebt  ist . . . 
doch  mit  solicher  bescheidenheit,  daz  das  almuosen, 
daz  an  den  s.  gegeben  wirt,  unserer  kilchen  und  allen 
unseren  phruonden  unschedlich  sin  so].'  1369,  Urk. 
,N.  verkauft  dem  phleger  des  gebettes  ze  Winterthur, 
daz  man  nennet  der  frouwen  s.,  an  sin  hand  zuo  des- 
selben s-s  wegen  sin  aigen  güetli.'  1376,  ZWth.  ,Psal- 
terium  dominarum.'  An  f.  XV.,  ebd.  S.  noch  Pfleger 
(Bd  V  1232  0.).  —  Ahd.  (p)saltari,  -eri,  mhd.  mite;  aus 
lat.   (p)mlterium.     Vgl.   Salm  II. 

Saliner,  lt  Tsch.  Saltner,  lt  B.  gespr.  Sätner,  geschr. 
.Saltner'  —  m.:  =  Alp-Meister  (Bd  IV  514),  nach  Tsch. 
früher  auch  Förster  Gr.  Vgl.  Batzger  (Bd  IV  2035). 
Näheres  über  die  Befugnisse  des  S-s  s.  Bühler  I  139/40. 
,Item  ist  für  gemeine  Nachpuren  komen  der  bescheiden 
Salter  (.Weibel')  Jon  Tieni  und  gebeten,  man  sol  im 
lassen  geben  ein  Meiensess.'  1616,  GRTavetsch  (Mbl. 
1898). 

Spätmhd.  (tir.)  saltner,  zu  nilat.  mlt(u)arius,  Aufseher  über 
die  Wirtschaft  in  Feld  und  Wald  uä.  (DuCange  VI  44), 
venez.  saltaru. 

selte"  (bzw.  -e-),  Comp.  selt(e)ner,  Sup.  seitist  Ndw 
(Matthys):  1.  wie  nhd.  selten.  Syn.  rar  1  (BdVI  1222). 
Du  bist  (Das  ist)  e(n)  selt(e)ner  Gast  (auch  nur  e(n) 
Selt(ejner),  zu  einem  Besuch  Aa;  Ap;  B;  G;  Th;  Z. 
E"  selte"s  Mal  B  (Zyro).  Das  isch-im  öppis  Selte's 
g'si",  si  hei"  diheim  nie  Fleisch  g'ha"  z'  Äbend.  RIscber 
1903.  .Gratia  fratrum  rara  est,  ist  s.'  Fris.  Adv.  I°* 
g'sehn-en  s.  Selten-einisch  zeigt- er-si*''  nie-  B  (Zyro). 
,S.,  nit  oft,  rare;  es  gschicht  s.,  rarum  est;  s.  tuon, 
nit  allwäg,  rarius  facere.'  Fris.;  Mal.  .Viel  Hirten 
hüeten  s.  woll',  Sprw.  1621,  Gr.  S.  noch  Ge-länd  I 
(Bd  III  1307);  für-bringen  (Bd  V  726  u.).  —  2.  sonder- 
bar, seltsam.     ,Seltni  mär.'  1490,  G. 

Ahd.  seltan,  mhd.  selten  nur  als  Adv.  (als  Adj.  wurde 
ahd.  selisani.  mhd.  seltsame  gebraucht;  s.  seltsen) ;  vgl.  Gr. 
WB.  X  1,  542.  In  Ortsn.  ,Selten-Acker'  BBelp,  ,-Bach'  (Bd 
IV  951 ;  auch  ZFreienst.).  Personenn.  ,Selten-Lär.'  HvEüte 
1532;  Aal  1549,  ,-Eych.'  VBoltz  1551,  ,-Recht.'  Com.  Beati 
(,Uoli  S.\  nachher  nur  noch  .Selten',  ein  ,stultus'),  , -Schlag.' 
1449/79,  ZKB.;   1544,  B,  ,-Sprunch.'    1260,  Z. 

under-:  sehr  selten  GT.;  ScHwE.(Lienert),  Feus.; 
ZWäd.  Der  isch  u.  züe-n-i"s  cho"  GT.  's  ist  u.  bessere' 
Weg  cho",   bei   einem  Schneegestöber.    Lienert  1891. 

Entstellt  aus  dem  Folg.  So  wohl  auch  under-siech  (Sp. 
196)  aus  mhd.  wunder-s.;  vgl.  auch  under  Gott  neben  Wunder 
G.  Bd  I  325  u.  Die  Entstellung  dürfte  also  eig.  euphe- 
mistischer Art  sein. 

wunder-:  wie  nhd.  wohl  allg.  Me"  g'seht-efn)  w. 
's  ist  w.,  das'-mer  denand  siehnd  Th.  ,W.  treffe  man 
Einen  an,  der  öppe"  zufrieden  sei  mit  Dem,  wie  man 
es  selbsten  habe.'  Gotth.  ,Wie  w.  gibt  es...'  Sintem. 
1759.   —  S.   Jlartiu-Lienh.  II  355. 

selte",    Ptc.  -et:    selten  werden   Ndw  (Matthys). 


eltene":  =  dem  Vor 
X  1,  546. 


(Zyi 


Selte-heit  f.:  wie  nhd.  Aa;  Ap;  B;  Th;  Ndw; 
Z  und  weiterhin,  's  ist  e"  S.,  das'  e"  Stifmuetter  guet 
ist  mit  de"  Chinde"  vo"  der  erste"  Frau  AaF.   Zur  S.  Ap; 

B;  Th;  Z.    ,Sie  sah  ihn  zur  S.'  Sintem.  1759 dass 

zur  S.  ein  Mann  seine  Gattin  darin  übertreffe.'    ebd. 

Sclteni  B,  Seltni  GT.;  Z  —  f.:  =  dem  Vor.;  bes. 
in  der  Formel  zur  S.  Wenn-er  zur  S.  einisch  chunnt 
B  (Zyro).  ,Wenn  zur  S.  Einem  etwas  Süsses  vor- 
kömmt, so  muss  man  es  nicht  verschmähen.'  Gotth.; 
noch  oft.  ,0b  er  schon...  auch  bei  Anlas  mitmache, 
im  Brett  und  in  der  Karten,  und  das  nicht  etwan  zur 
S-e.'  JJUlr.  1718.  S.  noch  lieb  (Bd  III  985  o.);  Sei 
(Sp.  701). 

seltse"  AaF..  Leer.;  Ap;  Bs;  BBr.,  E.,  Gr.,  Ha.; 
Gl;  GRNuf.,  Pr.,  Ziz.;  LE.;  G;  Sch;  SchwMuo.;  Th; 
UwE.;  U;  Z,  seltsam  -am,  -$»»  BE.,  G.,  0.,  Si.;  LG., 
V.;  ScHwMa.  (PHeng.  1836);  S  (JReinh.);  Uw;  W, 
flekt.  seltsener  Bs;  BE.,  Gr.,  Ha.;  GRNuf.  (n.  -ends); 
SchwMuo.,  seltsne'  Aa  (lt  Hunz.  im  Fem.  seltseni  und 
-emi,  Neutr.  seltsnes);  Ap;  Gl;  GRPr.;  LE.;  G;  Sch; 
Th;  Z,  seltsame',  -emer  BG.,  0.,  Si.;  LV.;  S  (JReinh.); 
Uw;  W:  1.  =  selten  1  Ap;  B;  Gr;  „L" ;  Sch  (Kirchh.); 
Schw;  UwE.;  Z  und  sonst,  aber  meist  nur  noch  in 
beschränktem  Gebrauch.  En  seltsne'  Vogel,  e"  seltse's 
Nest,  Sprw.  Ap;  ZW1.  .[Niklaus  von  der  Flüe]  was 
dem  hässigen  tüfel  ein  seltsamer  vogel.'  Salat  1537. 
,Der  pfaw  ist  vor  Zeiten  ein  seltsamer  vogel  gewesen, 
zu  unserer  zeit  aber  sind  ir  vil.'  Vogelb.  1557.  ,Von 
allerlei  der  seltzenen  tieren.'  Mdrer  1556.  ,Ein  sält- 
zam  und  ungebraucht  wort,  das  nit  breüchig  ist,  in- 
solens  verbum.'  Fris.;  Mal.  E"  seltsne'  Fall  GRPr. 
,S-e  Sach':  ,Da  ohne  dem  es  eine  rare  und  selzamme 
Sach,  wann  von  einem  allhiesig  Verburgerten  eine  neue 
Uhr  von  uns,  den  hiesigen  Meisteren,  gefordert  wird.' 
1724,  Z.  Präd.  ,Din  lachen  sy  massig  und  seltzen.' 
1425,  G  Hdschr.  ,Die  regen  da  [in  Jerusalem]  gar 
seltzam  seind.'  Ept.  1460.  ,Dass  anfänglich  der  eebruch 
so  seltsam  gewesen  ist,  dass  man  sich  nit  oft  daran 
verbösret  bat.'  Zwingli.  .Fromme  gelerte  leut  sind 
vast  selzam.'  Vad.  ,Dise  weisse  adler  sind  sältzam.' 
Vogelb.  1557.  .Die  wilden  schwein  sind  in  dem  gejegt 
nit  seltzam.'  Tierb.  1563.  ,Die  gerechtikeit,  die  by 
uns  seltzemer  ist  dann  ein  wisser  rapp.'  G  Hdschr. 
,Die  griekesch  sprach  was  [in  Zürich]  noch  seltzam, 
ward  wenig  brucht'  ThPlatter  1572.  ,Die  treu  ist 
seltzam.'  LLav.  1587.  ,Ach,  Die  [Keuschen]  ietz  so 
selzam  sind  als  ein  selzams  Hochgewilde.'  GMüller 
1657.  .Treue  Freund  sind  seltsam,  amicus  verus  rara 
avis.'  Hosp.  .[In  diesem  kalten  Jahre]  wäre  es  seltsam, 
rote  oder  linde  [Trauben-]Beeren  anzutreffen.'  Z  Nachr. 
1754.  ,Der  Name  Hof  für  Dorf  scheint  nicht  seltsam 
zu  sein.'  TTobler  1837.  Sprw.  ,Was  seltzam,  gilt 
sein  Pfenning  wol;  drumb  man  sich  darnach  richten 
soll.'  Rhag.  1639;  darnach  EKönig  1706.  ,Quod  rarum, 
charum:  was  seltsam,  ist  auch  wärt'  Svlloge  1676. 
Mit  Dat.  P.  Das  ist  Ei"'m  seltsends,  von  Etw.,  das 
man  seit  langer  Zeit  nicht  gesehn,  gegessen  hat  Gr 
Nuf.  Dene"  [den  Parisern]  sige'-si  [die  Schützenfest- 
kränze] uf  jede"  Fall  seltsem.  Günter  1908  (B).  Mit- 
emne"  früntliche"  Wort  richten-i"''  villicht  bi  dem  Bueb 
ml'  üs  als  mit  Schläge",  es  vrirt  im  seltsamer  si". 
MWalden  1880.     D'  Grössmueter   ist-im   iez   seltsem, 


st:: 


Salt,  seit,  silt,  solt,  sult 


-71 


.selten  für  ihn  zu  haben'  BBurgd.  ,I)ie  begird  diner 
innekait  wirt  dir  seltzen,  Gottes  gedächtnis  wirt  dir 
law  oder  seltzen.'  1425,  G  Hdschr.  .Machet  sich  Gott 
mit  uns  gemein,  so  ist  er  nichts  desto  geringer;  ma- 
chet er  sich  uns  seltzen,  so  ist  er  nichts  desto  grösser.' 
JJBreit.,  VU.  Subst.  Öppis,  nüt  Seltsefmjs  B;  Gr; 
Schw;  UwE.;  ZBauraa.  Es  ist  nüd  Seltse"s,  dass  d' 
Spengler  enand  verhörend  GrZIz.  (Tsch.).  Es  ist  es 
Seitsems,  eine  Seltenheit  UwE.  Es  ist  im  öppis  Seltse"s 
BE.  ,Es  ist  uns  Seltsams  nit  nun  lange  Zyt  zu  weinen 
und  zu  klagen.'  GGotth.  1619.  Adv.  .Drüy  jar  kam 
der  tag  s.,  es  wurd  an  etlich  ort  bluot  vergossen.' 
Eolib.  ,An  der  uffart  Christi  gebar  ein  frow  ze  Hinder- 
tuffen dryg  sun,  das  seltzara  by  uns  geschieht.'  Bossh. 
Chr.  ,Dann  mannen  trüw  gat  uff  den  stelzen,  das 
krütle  findt  man  warlich  seltzen.'  Ruef  1550.  ,Kumpt 
sältzamer  in  radt,  minus  in  senatum  venit.'  Fris. 
Insbes.  a)  von  Gästen,  selten,  „daher  willkommen", 
wert;  meist  in  Begrüssungiformeln  ApI.;  BBr.,  E  ,  Gr., 
G.,  Ha.,  0.,  Si.;  „Gl";  GrPi\;  „L"V.;  S;  Uw;  „Zg." 
Vgl.  fremd  (Bd  I  1298).  E(n)  s-e  Gast,  B'suech, 
Dorfet  (SchwMuo.).  En  seltse>ter  Gast!  tnier  sin-ecli 
ia  scho"  lang  wartoul  g'sin!  Bärnd.  1908.  So,  so,  selt- 
same'' B'suech  das,  seltsam!  JReinh.  1901.  (Du  bist, 
Das  ist)  e(n)  S-er!  tönt  es  Einem  entgegen,  der  nach 
langer  Zeit  wieder  einmal  Bekannte  besucht  B;  LV.; 
UwE.  Willkommen,  Ir  sid  sclts»er!  GkPt.  Bi-n-üns 
bist  afa"  e"  Seltsni,  zu  einer  Frau.  Schwzd.  (GrScIis). 
St*  Gothcilche",  Herr  Türligiger!  Dir  Sit  gar  seltsam 
bi-n-is.  Gotth.  ,Ihr  seid  seltsam,  Herr  Pfarrer,  bei 
uns.'  ebd.  Du  bist-mer  iez  s.  ApI.  Du  machst -di'h 
s.  BG.  ,Das  N.  frefentlich  in  ir  [der  Klägerin]  hus 
kam  und  gieng  in  ir  stuben  ...  [da  habe  sie  zu 
ihm  gesagt:]  dis  sind  seltzen  gest  ...  hatt  ich  dir  nit 
min  hus  verbotten?'  1382,  Z  RB.  ,Bas  sind  uf  erden 
seltzam  gest.'  Eckst.  1525  (Klag).  Aha,  willko,  Nochber 
Jockle!  Bist  mir  schier  ein  seltzamer  Gast  in  mim  Hus. 
Kunkelstübe  1655.  ,Ich  hab  dich  so  lang  nicht  mehr 
gesehen,  du  bist  mir  gewisslich  ganz  seltzam.'  Gespr. 
(K.)  1712.  ,Treuw  ist  ein  fast  selzener  Gast:  dem  sy 
wird,  der  halt  sy  vast'  BO.  (Hausinschr.).  —  b)  von 
Speisen,  auch  Getränken;  gew.  mit  dem  Nbsinn  des 
Angenehmen,  Köstlichen  (vgl.  Bed.  2)  B;  Gl;  GrRIi.; 
SchwMuo.;  ZBauma.  Das  G'richt  ist-mer  s'eltse"  Gl. 
D's  Fleisch  isch  üs  gar  seltsem  B.  .Küchleni  seien 
den  Herrenleuten  seltsam.'  Gotth.;  in  den  spätem 
Ausgg.  .etwas  Rares.'  ,Es  ist  ihnen  [ein  .Ankenbock' 
den  auf  der  ,Stör'  arbeitenden  Schneidern]  seltsam 
und  macht  öppe",  dass-si-mer  minger  z'  Mittag  esse".' 
ebd.  ,Wie  wäre  es,  wenn  du  ein  halbes  Dutzend  kreu- 
zerige Pastetchen  holen  liessest?  Das  ist  den  Leuten 
seltsam  und  kostet  nicht  viel.'  ebd.  Mach  üs,  der 
Win  sott- dir  seltsam  si",  du  wirst  öppe"  nit  all  Tag 
derzue  cho"  si".  ebd.  Ein  Bauer  zum  andern,  welcher 
über  einen  Hund  schimpft,  der  ihm  eine  Wurst  ge- 
stohlen hat:  Du  Narr,  es  ist  im  sehe"  g'si";  wenn-er 
nüd  d'  Wurst  gern  tat  fresse",  so  hätt-er-si  nüd  g'no". 
Wolf,  Baurengespr.  Es  ist-mer  nüt  Seltsams,  kein 
Leckerbissen  BSi.  D'  Chüechh  a"  der  Chilbi  sind  Ei"'m 
öppis  Seltse"s  SchwMuo.  ,Der  ymbiss  ward  gerust  mit 
so  grosser  kostligkeit,  das  sy  all  verwundert,  wo  man 
sovyl  sältzner  spys  funden  het'  Morgaxt  1530.  ,0  wie 
tür,  wie  seltzam  wirt  [im  Frühjahr]  an  schöner  öpfel, 
an  grüener  wintrub  geachtet!'  Kessl.  ,Nun  sind 
frölich  und  guoter  dingen!  man  wirt  uns  etwas  selt- 


sams bringen  [auftischen].'  Rüef  1540.  ,Frörabd  seltsne 
spys,  die  ist  ouch  guot.'  ebd.  1550.  ,Poma  gregalia, 
früh  Obs,  das  anfangs  seltzam,  hernach  wenig  geachtet 
wird.'  Denzl.  1716.  In  Bed.  3  übergehend:  ,Kan  nicht 
umbgehn,  wie  das  wir  heüt  so  seltzam  zu  Mittag  ge- 
spisen,  dan  das  Haubtessen  war  eine  Frosch,  die  den 
grossen  Deller  bedeckte.'  GKönig  1693.  —  2.  von  selt- 
ner Art,  auserlesen,  kostbar,  „künstlich,  wunderbar, 
von  Sachen  L"  (auch  lt  Ineichen).  Von  Speisen;  s. 
das  Vor.  .Friburg  ist  ein  statt  seltzens  buws.'  Türst 
1496/7;  oder  zu  3?  ,Mit  so  kostlicher  seltsamer  rü- 
stung  gewapnet,  der  glychen  in  allen  tütschen  landen 
nit  gesehen  noch  gehört.-  Ansii.  .Sältzam,  fürträffen- 
lich,  das  man  nit  allenthalben  findt,  rar  um.'  Fris.; 
Mal.  —  3.  seltsam,  ungewöhnlich,  sonderbar,  eigen- 
tümlich, merkwürdig,  wunderlich  AaF.;  L;  GG.  (.selt- 
sam; neu,  unerwartet').  Wb.;  Schw;  Tu;  Uw;  Z.  Syn. 
eigen(lich)  (Bd  I  146/7);  arig  (ebd.  387);  artig  (ebd. 
476);  ge-spässig;  wunderlich,  a)  von  Sachen.  Attrib. 
,Das  [Wetter]  was  fin  temperiert  mit  regen  und  schön!, 
allso  das  einer  seltzam  loub  an  reben  und  böumen 
funden  hette  am  meytag.'  Bossh.,  Chr.  ,Ein  selzener 
guldi.'  1557,  Z  Teilrodel.  ,Es  soll  gedenkt  werden  der 
seltzamen  Kisslen.'  1725,  L.  ,[Ein  Gewerbszweig  der 
Davoser  ist  ua.]  etwas  Seltsammes  für  die  Kinder  auf 
den  Verkauf  [zu]  schnitzen,  daher  sie  bei  Manchen  den 
Beinamen  Poppenschnezer  bekommen  haben.'  Sererh. 
1742.  ,S.  land.'  ,Warend  mer  dann  60000  uss  sältznen 
landen.'  Morgant  1530.  ,Fuorent  fürbas  über  vyl 
sältzne  land.'  ebd.  Von  Zuständen,  Vorgängen.  En 
seltsne  G'lust  Z ;  s.  Bd  III  1476.  Da  brückt  's  en  s. 
G'l.  Z  (Spillm.).  Es  isch  [das  Kind]  en  s.  G'l.  a"cho". 
Stutz,  Gem.  ,Min  hern  haben  an  sölichen  selznen, 
ungestüemen  gesuochen  merklich  befrömbden  und 
wenig  gevallens.'  1483,  B.  ,Wiewol  N.  sich  seltzams 
tanzens  Hisse,  nement  sy  sich  doch  des  nüt  an.'  1507,  Z. 
Zwingli  habe  die  Kirchenlehrer  .vernütet  und  ver- 
spottet und  inen  selzen  annamen  gegeben.'  1521,  EEgli, 
Act.  ,Es  wird  warlich  mit  der  zyt  seltsam  spil  harfür 
komen.'  Zwingli.  ,Von  einem  seltzammen  geschreig 
eins  tiers.'  Bossh.  Chr.  ,[Es  wird  gemeldet]  dass 
seltsam  spil  in  empteren  erdacht,  getriben  und  ge- 
brucht  werden.'  1535,  Bs  JB.  1905.  ,[Der  betrunkene 
Noe]  tat  mengen  seltznen  schwank  [im Gehen].'  HvRüte 
1546.  ,Es  hatt  sich  ouch  allhie  zuo  Bern  ein  selt- 
zammer  handel  zuotragen,  der  wol  allen  menschen  ein 
warnung  sin  sol.'  JHaller  1550/73.  .Seltzams  wäsen 
tryben.'  VBoltz  1551.  ,[Joseph]  wird  deshalb  [wegen 
der  Schwangerschaft  der  Maria]  in  synem  herzen  vil 
selzner  gedanken  han.'  Funk.  1553.  ,Mit  seltznen, 
wunderbarlichen  formen  und  gestalten.'  Ruef  1554. 
,Ein  selzamer  fei.'  1566,  Z  RM.  ,By  der  Welt  ein 
seltzam  Ansehen  machen.'  RCvs.  ,S.  löuf;  s.  Bd  III 
1113  o.  ,Von  der  seltznen  löuffen  wegen.'  1499,  Dorn. 
1899  (mehrfach).  Das  Schloss  Gottlieben  soll  besetzt 
werden  in  Betracht  ,der  selznen  löuf  und  Warnungen.' 
1521,Absch.  ,S.  pra(k)tiken.'  Es  waren  allerlei , selzner 
pratiken' vorgefallen.  1521,Absch.  .Seltsame  Anschläge 
und  Practiken  der  Neugläubigen.'  1620,  ebd.  ,S.  wort' 
uä.  .Wurdent  vil  wunderlicher  und  selzner  Worten 
gebrucht.'  DSchill.  B.  ,Item  die  seltznen  red,  so  zu 
Wylberg  an  der  kirchwy  ...  beschechen  sind.'  1489, 
Z  RM.  ,Der  hamdoktor  warf  vil  selzner  Worten  yn, 
den  seich  im  glas  welzt  har  und  hin.'  Funk.  1552.  ,S. 
mär.'    ,Ich  wil  üch  segen  selzin  [1.  -ni]  mer.'  Fastn.  XV. 


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Salt,  seit,  silt,  solt,  sult 


K7li 


,Her,  bhüet!  das  sind  mir  sälzne  mer.'  GBinder  1535. 
,Selzam  Sachen.'  Fastn.  XV.  ,[Es]  verlouffend  selzni 
ding.'  Rdef  1538.  ,Das  sind  mir  wol  selzner  sachen.' 
Fdnk.  1552.  —  Präd.  Es  ist-mer  s.,  kommt  mir  son- 
derbar vor  GMarb.,  T.  's  ist-mer  nöd  s.,  befremdet 
mich  nicht  GStdt.  S&b  wär-mer  iez  doch  s.,  mösstest- 
mer  du  nüd  lerne"  folge"!  Ap.  A.:  Du  magst-e"  [den 
Stein]  nüd  g'lopfe".  B.:  Se'b  wär-mer  s.  ebd.  Was 's 
aber  Osserordliehs  gab,  ist  g'wonlich  de"  hüte"  s.  HKFrick 
1900.  Ond  Nebel  het  's-der  g'ge"  [vom  Bauch  der  Loko- 
motive], 's  moss  Erna  [Einem]  nommer  s.  se",  wenn  's 
lötzel  me  guet  Wetter  hed,  set  's  all  Tag  söcel  Nebel  gehd 
ApI.  (Gedicht).  Z'  Winterthur  und  z'  Herisau  gönd 
die  Flöh  (lauffe"d  d'  Lüs)  uf  Stelze",  d'  Lüs  (d'  Flöh) 
die  händ  Pantöffeli  a":  Das  tunM-mi"*  grüselich  (Gel'e"d, 
Das  ist)  s.,  Kinderreim  ZRegensb.,  Stdt.  ,[Ich]  hain 
in  mim  hus  uff  den  abend  gehurt  die  Rinower  glogen 
lütten  und  Büssinger  und  das  glüglin  zum  Barendys  im 
klostar;  istseltzen.'  Stockar  1520/29.  ,[Lemechs]  kind 
erdacht  hand  gold  und  gelt,  das  bergwerk,  metall  giessen, 
schmelzen,  uns  ist  das  gsyn  fast  allen  sehen.'  Ruef 
1550.  ,Da  wäre  angendts  dass  Loss  oder  mehrer  Handt 
gemacht,  dass  gemelte  Anna  Vögele  sich  gen  Etiswyl 
solle  verfliegen  undt  daselbs  das  h.  Sacra[ment]  stälen; 
dess  war  sie  urbietig,  es  war  ihren  auch  nüt  seltzams.' 
RCys.  Einer  bringt  seinem  Gaste  ,den  ersten  Löffel 
foll  [Suppe]  als  einen  Trunk;  der  ander  hielts  für 
seltzam,  sagt,  er  hab  gemeint,  man  bring  Einem  nur 
den  Wyn.'  Scuimpfr.  1651.  ,'s  war  mir  entsetzlich 
selzen  [dass  Böschen  Saarle  schwanger  war].'  UBrägger 
1780.  Vom  physischen  Befinden:  ,Sig  im  äben  sältzam 
worden,  also  das  der  Doctor  gemeint,  man  habe  es 
ihm  in  ainem  Trunk  zu  drinken  geben.'  1604,  Z.  — 
Adv.  Es  ne"d-mich  (nüd)  s.,  kommt  mir  (nicht)  sonder- 
bar vor,  nimmt  mich  (nicht)  wunder  Ap;  GRh.  ,üer 
Fritschi  ...  in  einer  Larven  seltzam  verbutzt  und  ver- 
stellt.' RCvs.  S.  auch  ze-sämen-rimen  (Bd  VI  904).  — 
b)  von  lebenden  Wesen.  Mit  Bez.  auf  das  Äussere: 
,Do  dunkt  sy  [im  Traum],  das  sy  url'ain  als  gar  wunnek- 
liches  schönes  feld  gefüeret  wurd,  und  giengent  daruff 
als  minneklich  und  als  seltzen  lütt.'  EStagel.  ,In  des 
bischof  von  Salzburg  land  [wurde]  ain  seltzam  tier 
gfangen  . . .  mit  ainem  mentschenkopf,  langem  bart 
[usw.].'  Vad.  Von  der  geistigen  Beschaffenheit.  E" 
seltsimi  Magd  Ndw  (Matthys).  ,Elsi,  die  seltsame 
Magd.'  Gottb.  Die  gemeinen  drei  Bünde  bitten  Zü- 
rich, den  Verzug  nicht  unfreundlich  zu  deuten,  da  es 
wohl  wisse,  wie  .seltsam'  die  Gemeinden  seien.  1531, 
Absoh.  —  Spec.  a)  wählerisch,  heikel,  bes.  im  Essen 
und  Trinken  (auch  von  Tieren),  weiterhin  in  den  Klei- 
dern, beim  Einkaufen  usw.  ÄABb.,  F.,  Hold.,  Kulmert., 
Leer.,  St.;  „VO";  Gl  (auch  lt  St.);  L;  GMs;  „ScH"Ha., 
Schi.;  ScuwMuo.;  W;  „Z"Bül.,  F.,  Lunn.,  Rüml.,  W. 
Syn.  gräub-,  chog-äss(ig)  (Bd  I  501);  (ge-)schmäder-, 
schnaus-fräss(ig)  (ebd.  1319/20);  ver-gaucht  (Bd  II 107); 
heikel  (ebd.  1118);  chög,  chötsch  (Bd  III  186.  579); 
meister-lös  (ebd.  1431);  (ge-)näüsig  (Bd  IV  804);  semper, 
(ge-)schnäuggig.  Er  ist  eben  en  seltsne'  Chätzer  (Sch 
Ha.),  e(n)  S-er.  Er  ist  nüd  s.,  nimmts  nicht  allzu 
genau.  Choch-ich-im  acht  nummer  guet  g'nueg?  ist-er 
s.  worde"?  APletscher  1902.  Ü"si  Oöfe"  sind  doch 
<i's  seltseni,  dass-me"  nümmer  vieiss  was  choche"  Schw 
Muo.  Gar  z'  seltsem  sind-si  zwar  aueh  nid,  si  nend  es 
Schlückli  Brönz  ...  JBHäffl.  1813.  Es  g'fallt-em  [dem 
Bienchen]  nüd,  es  ist  gar  ebig  s.  KdMeyer  1844.    ,Ich 


bin  nit  so  ein  seltzner  Gast,  dass  man  mich  lang  müess 
darumb  fragen,  was  man  mir  soll  für  win  uftragen.' 
HsRMan.  1548.  .[Künstliche  Weine  werden  bereitet] 
damit  die  Arzet  den  Kranken,  fürnemlich  den  wieg- 
samen und  seltsamen,  hierin  dienen  und  zun  Zeiten 
nutz  seien.'  JRLandenb.  1608.  ,[Isaac]  ist  nit  selzäm, 
er  isst  Küechle  und  Bratwurst.'  Tyrolersp.  1743.  ,Das 
ist  mein  Kaffee  nicht.  Ich  bin  gar  seltsam  darmit; 
so  mager  kann  ich  ihn  nicht  schmecken,  man  muss  mir 
den  Kaffee  schmelzen.'  Sintem.  1759.  —  ja)  empfind- 
lich, missmutig,  unzufrieden,  „krickelich,  launisch" 
Ap;  Bs;  Gl  (auch  lt  St.);  GRPr.;  „L";  GRh.,  Sev.,  Stdt 
(auch  1799,  Id.),  Ta.,  T.,  We.;  Sch  (auch  lt  St.);  Schw 
Ma.(PHeng.l836);  TH(allg.);  W;  „Z«(allg.).  Syn.ße-; 
chibig  (Bd  III 108);  un-lidig  (ebd.  1092);  surrig.  ,Wenu 
die  Frau  eine  Wasch  bat,  so  hat  der  Mann  eine  selzene 
Frau  und  ein  böses  Hemd.'  Sprww.  1824.  Da  chund 
e"selze"s:  was  giH's  aueh?  zum  Vorschi".  Usteri  1831. 
Schi  sind  seltsami  W.  Se,  se,  bis  nüd  s. !  Z  Festspiel 
1883.  Se,  säg,  bist  nonig  [noch  nicht]  z'fride"?  Pfui! 
wi<t  denn  de"  Seltsam  spile"?  PHeng.  1836.  De"  Seltsne" 
ha"  Ap.  Hest  doch  de"  S-e"  hüt!  ,Wiewol  der  Cristan 
fast  wunderlich  und  seltzam  sye,  so  well  sy  dennocht 
ein  überigs  tuon  und  sich  lyden.'  1533,  Z  Ehegericht. 
.Byseltznen,  unangnemen  lüten.'  Ruef  1539.  .Darumh 
gang  hin,  das  dich  der  ritt  nit  bschyss  mit  disem 
seltznen  man,  der  nüt  zum  besten  schyben  kan!'  ebd. 
, Sältzam,  wiegsam,  müeisälig,  insolens,  feindsälig,  fasti- 
diosus,  morosus;  s.,  dem  niemandts  kan  rächt  tuon, 
discolus;  ein  ungeschlachter,  s-er  mensch,  mit  dem 
niemandt  kan  nachhin  kommen,  difficilis  homo;  du 
bist  zuo  vil  eigenrichtig  oder  s.,  nimis  es  morosus.' 
Fris.;  Mal.  ,[Die  Königin  ist]  stolz  und  prachtig, 
kibig,  selzani  und  verachtig.'  Berner  Esther  1567. 
,Und  ob  gleich  die  eitern  etwan  seltzam  waren  und 
unrecht  getan,  so  stehet  doch  uns  zuo,  dass  wirs  inen 
mit  bescheidenheit  übersehen.'  HBull.  1597.  ,Man 
findt  auch  manchen  seltznen  Man,  der  eben  s  Gspött 
nit  leiden  kann.'  HHGrob  1603.  ,Gar  ein  stolzer  und 
seltzamer  Mann.'  Scbimpfr.  1651.  , Selzani,  selzen,  wun- 
derlich, morosus,  difficilis,  mirus.'  Red.  1662.  ,Ihr  sollt 
euch  nicht  wundern,  wenn  ihr  schon  dann  und  wann 
seltzen  über  mich  werdet.'  1712,  Z  Neuj.  W.  ,Ne  move 
festucam,  prov.  in  morosum,  er  ist  unleidig,  seltsam, 
eine  jede  Muck  irret  ihn.'  Denzl.  1716.  ,Jörg  seig  selzen 
gsyn.'  1743,  Z.  ,Wie  Knechte  oft  bei  wunderlichen 
und  selzenen  Herren  euere  Tage  zuzubringen.'  AHöpfn. 
1789.  Insbes.  von  (kleinen)  Kindern  Ap;  G:  Th;  Z. 
Eso  en  seltsne"  Blieb,  so  seltsni  China  han-ich  nocl>  nüd 
grad  g'seh".  Das  ist  iez  doch  e"  seltse"s  Chröttli!  ZS. 
Ü"ser  Maiteli  isch  s.,  es  zännet  und  brölet  der  ganz 
Tag  überherrligslüt  GBuchs.  's  Chindli  ist  so  grüsam 
s.,  es  findt  nur  kei"s  Büeli  ZO.  Von  alten  Leuten. 
En  alte"  selts(e)ner  Ma""  Bs;  G;  Th.  Dese*b  alt  s. 
Tresser.  ATobler  1909.  En  seltsne'  Süden'*  Ap;  GT. 
Er  ist  e"fange"  (recht)  s.  Ap;  Th.  S.  noch  Chrepfegi 
(Bd  III  845).  ,Morosa  canities,  ein  seltzam  und  müey- 
sälig  alter.'  Fris.  .Amariorem  nie  reddit  senectus,  das 
alter  macht  mich  seltzam.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677. 
Von  körperlich  Leidenden  Ap;  G;  Th.  En  chrankne' 
Ma*",  en  seltsne'  Ma"".  Sulger.  Du  bist  nie  s.  und 
nie  chrank.  HNäg.  1842.  Fält  Mimm  [Mann]  Näbes, 
denn  pßft-er  wie  e"  Henne",  wo  sich  müset,  ond  s.  ist-er, 
das'  's  Ämm  gär  drabgrüset  Ap  (Der  Rattenfänger  1902). 
.Krank  lüt  sind  seltzen.'  Fdnk.  1552.  ,Krankene  Leuthe 


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Salt,  seit,  silt,  solt,  sult 


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sind  wunderlich,  seltzam.'  Mey.  1692.  —  y)  geistig  ver- 
wirrt, blöd-,  schwachsinnig.  ,[N.  zeigt  an]  wie  sin  schwä- 
cher W.  eben  seltzam  und  unnütz  und  mit  unnützen  de- 
rechten kinden,  nemlich  zweien  stummen,  beladen  [sei].' 
1527/9,  Z  RB.  Vgl.  dazu:  ,[N.  habe]  sich  gar  seltzam 
gstelt,  mit  Vermelden,  er  syge  der  Küng  und  syge 
Herr  über  das  ganz  Land.'  1616,  Z. 

Ahd.  seltsäni,  mhd.  ttltwxne,  Adj.  (s.  die  Anm.  zu  selten). 
Daraus  unser  saltse",  fielst.  -(e)ner;  die  bei  uns  seit  dem  XV. 
auftretende  Form  mit  -m-  (ältester  Beleg  Gfo.  VII  388)  be- 
ruht wie  nhd.  .seltsam'  auf  Anlehnung  an  die  Adj.  auf  -sam; 
vgl.  Gr.  WB.  X  1,  547  ff.  An  einigen  Orten  (BE.,  G.;  UwE.) 
scheinen  beide  Formen  neben  einander  zu  stehn,  in  UwE. 
nach  P.  Vogels  Angabe  mit  Differenzierung  der  Bed.  (sfltse" 
=  selten,  sültsem  =  seltsam).  Den  Stammvoc.  haben  gedehnt 
ApI.,  51.,  V.;  BBr.;  GrNuf.;  GT.,  Stdt;  ThMü.,  Kürze  ist  be- 
zeugt für  Aa;  ApH.;  SchSchl.j  ThHw.;  Ndw;  Z.  Die  über- 
wiegende Schreibung  mit  -z-  zeigt,  dass  der  Zshang  mit  selten 
nicht  mehr  gefühlt  wird.  Im  Vogelgesang  um  1560  (bei 
Wack.  1869,  109)  erscheiut  einmal  ,seltz'  (,die  wasserstelz 
die  ruowet  s.'),  offenbar  dem  Reim  zuliebe.  Hieher  (?): 
,Seltzen',  Familienn.   1476,   WZerm. 

fueter-seltse":  wählerisch  im  Futter,  vom  Vieh 
ZVolk.  —  geist-.  ,Diser  weltlicher  und  geistseltzamer 
keiser',  der  Papst.  Vad.  III  57.  —  wunder-:  verst. 
seltsen  3.  ,Das  sind  mir  wunderseltsam  Sachen.'  Funk. 
1552. 

seltsame"  ■eme":  selten  werden  Ndw  (Matthys). 
—   Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  555. 

be-:  seltsam  dünken,  wundern.  ,Uns  beseltsamote, 
dass  sy,  unsere  Eidgnossen  von  Luzern,  die  biderwen 
lüt  von  irer  landschaft  zur  sach  berüeft.'  1529,  Strick- 
leb (Z). 

Seltseni  BR.,  Seltsni  Ap;  GrD.;  GSa.,T.;  Z,  Selfy 
sami,  -emi  BE.  (Gotth.),  G.,  R.,  0.  (Zyro),  Si.;  „L"; 
Ndw  (-imi)  —  f. :  1.  zu  seltsen  1,  Seltenheit.  Ich  b'chinn-i 
[euch]  nümmer  vor  S.,  zu  einem  seltsne"  Gast  GSa. 
Sonst  nur  in  der  Verbindung  zur  S.  Ich  bin  zur  Selt- 
seni ei's  gan  N.  zu  minen  Verwandten  z'  Dorf  g'sln 
BR.  Wenn  i<*  zur  Seitsami  einisch  i"  d's  Wirtshüs 
gange",  so  het-si-mer  's  scho"  für  B  (Zyro).  Zur  Seltsni 
chund-me"  di'h  auch  wider  z'  g'sehn  GrD.  (B.).  ,Wenn 
etwa  [in  B]  zur  Seltsame  die  Kindstaufe  zu  nahe  auf 
die  Hochzeit  kam,  so  mussten  die  jungen  Eheleute 
ohne  Gnade  vor  Chorgricht  erscheinen.'  B  Hink.  Bot 
1827.  ,Hansli  lachte  zur  Seitsami  einmal.'  Gotth. 
,Zur  seltzame  und  merer  gedechtniss  hieltent  sy  [die 
Zürcher  auf  dem  ,glückhaften  Schiff']  noch  ein  abent- 
danz  zuo  Strassburg.'  JStumpf.  ,Des  Barths  frow 
sige  wol  etwan  zur  seltzame  zur  mess  gangen.'  XVI., 
L.  ,Sedeas  vel  raro,  dass  du  etwan  zur  seltzame 
sitzist.'  Fris.  1562.  ,Und  etwann  zur  seltzame,  wann 
es  füeglich  geschehen  mag...'  F  Schulordn.  1577.  ,Und 
findt  man  schon  etwan  zur  Not  und  zur  Seltzne  ein 
tieften  Sod,  so  ist  doch  s  Wasser  ungesund.'  HRRebm. 
1620.  ,[Ich  würde  Unrecht  tun]  wann  ich  zuogäben 
wurde,  dass  [diese  seltene  Karte  des  Thurgaus]  an  einem 
einsammen  Ort,  allwo  dieselbig  gleichsam  zur  Seltzame 
[von]  verstendigen  Geographis  angeschauwen  werden 
möchte  [der  Benützung  entzogen  würde].'  1641,  Z. 
,Und  zwar  nit  nur  zur  Seltzame,  sondern  alle  Tag.' 
FWt8s  1650.  ,Die  Stimm  ihrer  Seelsorgeren,  die  sie 
nur  etwan  zur  Seltzne  hören.'  JMüller  1673.  ,So 
aber  je  zu  ewiger  Selzne  etwan  ein  wahres  Wunder 
bei  Gegenteil  geschehe,  ist  es  doch  kein  Zeugnuss, 
dass  die  Mess  etc.  gut.'  JHFäsi  1696.  —  2.  zu  seltsen  2 


„L."  —  3.  zu  seltsen  3,  Sonderbarkeit,  Fremdartigkeit, 
Merkwürdigkeit.  ,Aber  Zürich  stalt  [nach  den  Heraus- 
forderungen des  päpstl.  Legaten]  ein  truzlich  fran- 
zesische  appellatz,  von  seltsame  wegen  der  sach  lang, 
doch  wol  zuo  hören.'  Ansh.  .Sältzame,  (ungewonheit) 
wenn  einer  nit  gewonet  hat  etwaz  zetuon,  zehören 
oder  zesähen,  insolentia.'  Fris.;  Mal.  , Meines  Alters 
im  dritten  Jar  fieng  die  Zeit  an  meiner  Wissenschaft, 
dorinnen  ich  ettlicher  Sachen,  welche  ich  mir  wegen 
irer  Seltzame  ...  hart  ingebildet  hab,  noch  ingedenck 
bin.'  FPlatter  1612.  ,Dass  die  Krankheiten,  so  jetz  in 
der  ganzen  Welt  gemein  seind,  im  Anfang  der  Welt 
je  eine  der  andern  nach  gesprungen  ist,  darnmb  si 
fremb  und  seltzam  dem  Volk  erschienen  seind,  und 
auss  der  Frembde  und  Seltzame  vermeindten,  es  wer 
ein  Plag  und  Straff.'  Paracels.  Spec.  a)  „Eigenheit 
in  der  Wahl  der  Speisen  VO;  Gl;  Scb;  Z."  —  b)  mür- 
risches, launenhaftes,  weinerliches  Wesen  Ap;  GT.; 
ZStdt.  Aber  bi-n-ire"  ist  Chumber  und  Angst  mer  d' 
Ursach  [des  unfreundlichen  Gesichtes]  als  Seltsni. 
Usteri  1853.  ,Ua  müessend  die  wyber  yetzund  sich 
irer  seltzame  abtuon  und  die  dienst  lyden  und  inen 
guots  tuon.'  HBoll.  1540.  ,Sältzame,  müeysäligkeit, 
morositas.'  Fris.;  Mal.  , Durch  die  Seltzne  meiner 
Kleinen  wehmütig  geplagt.'  um  1800,  ZStdt  Tgli.  — 
Ahd.  seltsam,   mhd.  eeltsmie  f.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  554. 

,Un-seltzne':  Gewöhnlichkeit,  geringer  Wert. 
Türst  1496/7;  s.  bl  (Bd  IV  905). 

Seltsenheit  .Sältzamkeit'  f.:  1.  =  Seltseni  1,  ,ra- 
ritas.'  Fris.;  Mal.  —  2.  =  Seltseni  3  b.  ,S.,  unmuot, 
senium.'   Fris.;  Mal.  —  Vgl.   Gr.  WB.  X  1,  555. 

s61tsenlich,,seltzamlich':  1.  selten.  , [Anno  1432] 
erfror  der  win  und  das  obs,  und  ward  am  Zürichsew 
kein  win,  denn  etwa  selzenlich  an  lOjucherten  kum 
ein  eimer.'  Z  Chr.  XV.  ,Ein  priester,  der  selzenlich 
und  niemer  anheimsch  ist,  so  man  sin  notdürftig  wäre.' 
1520,  EEgli,  Act.  , [Bruder  Klaus]  Hess  ouch  noch 
etwan  zuo,  selzamlich,  sin  husfrowen  sampt  den  kin- 
dern  zuo  im  zuokommen  in  sin  wonung.'  Salat.  ,Es 
sind  etlich  frouwen,  die  seltzenlich  die  kind  usstra- 
gend  und  zuo  früe  genäsend.'  Rdef  1554.  ,Sältzamlich, 
vast  wenig,  insolenter;  gar  s.,  perraro.'  Fris.;  Mal. 
,Wie  man  lüt  findt,  die  sähent  sältzamlich  würm,  dar- 
gegen  andere,  denen  ymmerdar  uff  der  strass  vil  be- 
gägnend.'  LLav.  1569.  ,Auoh  zuo  Oxfurt...gar  selt- 
samlich  ein  predig  in  englischer  sprach  gehört  ward.' 
Mal.  1593.  —  2.  seltsam,  wunderbar.  ,Do  sach  man 
den  grossen  stern,  der  so  wunderlich  und  so  selzen- 
lich und  mänger  band  farw  geschaffen  was.'  Z  Chr. 
XV.   —  Mhd.  seltsmi-UJi ;  vgl.   Gr.  WB.  X  1,    556. 

Seltsli"g  m.:  1.  Person,  die  wählerisch  im  Essen 
ist,  ,der  man  selten  recht  kochen  kann'  AABb.;  Z.  — 
2.  ,eine  stets  mürrische  Person  beiderlei  Geschlechts, 
Grämling,  Knasterbart'  Ap  (T.).  ,Ein  S.  kommt  und 
sagt,   mein  Garn  sei  kein  Blutzger  wert.'   UBrägger. 

Sultan,  in  Ap  Sohlän  —  m.:  1.  a)  (der  türkische) 
Sultan,  allg.  ,Machmetus,  by  der  gnoden  des  grossen 
gottes  ein  rechter  erbe  genant  kunig  Alexander  und 
Hector  von  Troye,  soldan  von  Babilonie  ...'  1455,  Bs 
Chr.  ,Vom  Türken  und  soldan.'  Ansh.  —  b)  Palast- 
beamter am  päpstlichen  Hofe,  dem  die  Kerker,  Bor- 
delle ua.  unterstellt  waren.  Bei  der  Papstwahl  1439 
wurde  Petrus  de  Atrio  zum  .Soldan'  ernannt.  Wurst- 
isen    1765.    —    2.    Name    von    Haustieren,    bes.    von 


Salt  —  sult.    Salw  —  sulw.    Salz  -  sulz 


(grossen)  Hunden  Ap;  B;  L;  G;  Th;  Z,  auch  von 
Stieren  und  Ochsen  Ap;  G;  Zu  (auch  ,Soldi'). 

Mhd.  soldan  ans  it.  solrlano,  arab.  sultän.  Die  ä.  Quellen 
schreiben  durchgängig  .soldan.'  Zu  1  b  vgl.  DuCange  VI  472. 
Als  Zuname:  , Meister  Hans  Jakob  Farner,  Zimmermann, 
vulgo  Sultan.'   1699,  ZSth. 

sultanisch.  ,In  disem  jar  [1484]  ist  gon  Bern 
kommen  ein  wolgelerter  man  mit  namen  Niclaus  uss 
Kriechenland,  von  der  soldanischen  keiserin  ussgsent.' 
Ansh. 


salw:  luissfarbig,  dunkel,  von  der  Farbe  des  Brotes; 
s.  Salwe-Bröt  mit  Anm.  (Bd  V  981/2),  ferner  Brot 
(ebd.  923  u.). 

Zur  Erklärung  der  an  der  zweiten  Stelle  erscheinenden 
Form  ,selwe'  <  mhd.  'telwiu  vgl.  die  Anm.  zu  all  (Bd  I  169). 

salwlocht:  =  dem  Vor.,  von  Kleiderstoff;  s.  ripp- 
locht  (Bd  VI  119b). 

selwen:  a)  tr.,  entfärben.  , Winter  wil  uns  aber 
s.  lichte  bluomen  uf  der  heide  breit'  WvKlingen. 
,Swie  daz  nu  die  rifen  kalt  selwent  walt  und  heide 
und  ouwe.'  KvLandegge.  —  b)  intr.,  trübe  werden. 
.Heide  und  ouwe  velwent  und  ouch  selwent  tage  clar.' 
Hadl.  —  Ahd.  sahoen,   mhd.  idwen;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,   556. 

ver-:  verdunkeln.  ,Die  wunne  ie%  ewigin  tages, 
der  niemir  mit  neheiner  tunchelin  verselwit  wirf 
XU.,  Wack.  1876. 

be-solwen:  beschmutzen.  , Das  swin  sich  besolwet 
mite  horwe  dicke  und  mit  unsuverkeit;  übrig  win 
tuot  mengem  leit,  den  er  leret  besolwen  sich  mit 
menger  Sünde  schamelich.'  Schachzabelb. 

Mhd.  be-suhcen;  im  Ablautsverhältniss  zur  vor.  Gruppe. 
Auf  ein  hiehergehöriges  mhd.  'solwe,  aulwe  =  Sol  I,  Sul  (Sp. 
766.  798)  weisen  die  Ortsn.  ,Sulb'  AaWölflisw.,  , Solben' 
AaBirrhard,   ,Solb-Acker'   Aaltenth. 


Salz  — sulz. 


Salz  (bzw.  -ä-,  in  BsL.;  PAL;  S  -o-),  in  GRVal. 
Säls  —  n.  (in  PMac.  m.),  Dim.  Saldi  (s.  u.  und  Bd 
VI  lb'u.):  1.  in  der  gew.  nhd.  Bed.,  Kochsalz,  allg. 
a)  Bezug,  Handel  und  Verkehr;  vgl.  zum  Folg. 
Ochs  II  411/2;  Bs  XIV.  87/8;  Seg.,  RG.  II  379/81. 
III  2,  49  ff.;  Vög.-Nüsch.  1400/1;  Strickler  1882,  84/5; 
AWild  1883,  220  f.;  Jahresbericht  über  die  Höhere 
Lehranstalt  zu  Luzern  1895,  S.  53  ff.  (Ribeaud),  ferner 
BRM.  II  447/63;  Z  StB.,  bes.  I  386/7.  II  418/9.  III 
169/70,  und  die  Register  zu  den  Absch.  und  zu  den 
Schwz.Rq.  (hg.  vom  Juristenverein).  Über  Versuche  zur 
Gewinnung  von  einheimischem  S.  s.  S.-Brunnen  (Bd  V 
669/70;  vgl.  dazu  noch  Bärnd.  1911,  46/7  und  die  Sage 
bei  Jenzer  1869,  188,  ferner  JJScheuchzer  1716/8  II 
298  ff.  III  175  f.)  und  vgl.  auch  Salz-Acher  (Bd  I  68, 
nach  Zyro  von  den  Merligern,  welche  Salz  säen  woll- 
ten). ,[Zwei  Herren]  von  Diesbach  ...  nach  bergwerks- 
recht gelihen,  in  ir  oberkeit  s.  und  allerhand  erz 
zesuochen  ...  Da  ward  vil  nüzes  gsuocht,  aber  nüt  den 
schaden  gfunden.'  Ansh.  1554  begann  durch  den  ber- 
nischen Landvogt  von  ,Aelen'  (Aigle)  die  Ausbeutung 
der  ersten  Schweiz.  Saline  bei  Bex,  die  bis  1837  die 
einzige  blieb.    ,Den  kouffhussknechten  [befehlen],  daz 


si  daz  s.,  so  der  gubernator  von  Aelen  hargschickt 
und  mh.  geschenkt,  sacken  sollend,  damit  mans 
mh.  überschicken  könne.'  1557,  BRM.  Auswärtige 
Bezugsquellen  waren  hauptsächlich  Salins  in  der 
Freigrafscliaft,  Frankreich  (Meersalz)  und  Lothrin- 
gen, dann  Tirol  (Hall)  und  Baiern;  das  S.  spielte 
daher  bis  ins  XIX.  in  der  auswärtigen  Politik  eine 
grosse  Rolle.  ,Anno  1535  sind  vorhanden  gsin... 
1  schiben  s.,  ist  vor  dem  Schwabenkrieg  inkouft,  hat 
ein  pur  um  Hochdorf,  ist  aber  nur  ein  sälisleib  [dh. 
von  ,Sälis'  =  Salins]  oder  schibli.'  Salat.  ,Zum  ober- 
sten salzhern  zuo  Salis  pottschaft  von  rät  und  burgern 
ze  schicken,  inen  fürzehalten,  aus  dann  der  keiser 
mh.  und  den  iren  ein  sum  s.  vergönnt,  die  aber  nit 
ussgricht  werde  wie  brüchlich,  verschaffen,  das  sol- 
lichs  beschäche,  wo  nit,  werden  mh.  wyter  insächen 
tuon.'  1554,  B  RM.  ,160  Pfd  ingenommen  von  den 
Verwaltern  des  Hall-  und  Peyerischen  Salzes.'  1677, 
ZStdt.  ,[Es  habe]  sich  jüngst  zu  Baden  gezeigt,  dass 
das  burgundische  S.  in  den  Händen  von  Bern  und 
Lucern,  das  hallische  S.  in  den  Händen  Lucerns  und 
eines  Herrn  N.  von  Winterthur  [sei].'  1662,  Abscb. 
.Welsches  s.';  vgl.  auch  Walchen-S.  ,Drü  welschi  vas 
mit  s.  gent  16  hllr.'  um  1460,  AABr.  Zollordn.  ,Den 
Emmentalern  werdind  mh.  dhein  weltsch  s.  mer  hie 
werden  lassen,  si  bringend  dann  ir  molchen,  anken 
etc.  hie  zmärit.'  1551,  BRM.;  vgl.  besahen.  Im  Gegs. 
zu  dem  (weniger  beliebten)  ,tütschen  s.'  ,Mh.  seckel- 
meister  N.  bevolchen,  für  1000  gülden  tütsch  s.  zuo 
der  statt  handen  ze  kouffen;  so  es  hernach  verkouft 
wirf,  sol  ein  jeder  verbunden  sin,  tütsch  und  weltsch 
s.  zesamen  ze  nemen.'  1548,  B  RM.  .Denen  von  Tun 
3  weltsche  und  2  tütsche  vässle  s.  sammenthaft;  so 
si  daz  tütsch  nit  nemend,  daz  weltsch  ouch  sin  lassen.' 
1554,  ebd.  ,[Dass  die  Salzherren]  welschs  und  tütschs 
s.  nit  under  einandern,  sonder  jedes  in  sinem  wärdt 
unvermischt  allein  verkouffen  und  usgeben  sollend.' 
1561,  ebd.  Dafür  .hallisch  und  burgundisch  S.': 
.Grämpler  soll  Keiner  hallisch  und  burgundisch  S.  bei 
einander  feil  haben.'  1711,  U  LB.  Der  Salzbezug  lag 
z.T.  in  den  Händen  einflussreicher  Persönlichkeiten; 
s.  auch  Mer-Salz.  ,HJ  und  NvWattenwyl  ein  für- 
schrift  an  küng  von  Hispania,  inen  irs  vatters  seligen 
gehapte  summ  s.  zukomen  zuo  lassen.'  1560,  BRM. 
,Denne  ouch  mh.  den  raten  gwalt  geben,  durch  brieff 
und  bottschaft  von  sonder  personen  oder  der  statt 
wegen  umb  wyter  s.  an  künig  zuo  Hyspanien  oder 
die  herzogin  von  Parma  ze  werben.'  1561,  ebd.  Über 
die  wichtige  Rolle  der  frz.  Salzlieferung  bei  den  Zuger 
Unruhen  1728/36  vgl.  Ribeaud  aaO.  S.  19/22.  —  Auch 
der  Salzverkauf  und  was  damit  zshängt,  wurde  von 
Alters  her  durch  die  Obrigkeit  geregelt,  und  schon 
früh  gab  es  städtische  oder  kantonale  Salzmonopole; 
vgl.  dazu  auch  S.-Gadem  (Bd  II  119);  -Grämpler  (ebd. 
739);  -Hof  (ebd.  1030);  -Herr  (ebd.  1542/3);  -Hiis  ("ebd. 
1727);  -Chatten  (Bd  III  540);  -Chnecht  (ebd.  729); 
-Mann  (Bd  IV  277);  S.-(hüs-)  Meister  (ebd.  517.  526); 
Boteehen  (ebd.  1907);  S.-Büttin  (ebd.  1913);  S.-fhüs-J 
Schrlber;  -Diener.  ,Wer  der  ist,  der  Zürich  des  ersten 
ze  gaden  stan  und  s.  veil  haben  und  usmessen  wil, 
daz  der  des  ersten  geben  sol  1  pfd  und  5  ß  pfening; 
des  wirt  der  statt  1  pfd  und  der  gesellschaft  [der 
Salzleute]  5  ß.'  1358,  Z  StB.  ,Es  ist  och  eigellich 
berett,  das  wir  dy  obgen.  von  Lucern  und  dy  zwei 
lender  den  herrn  und  lantlüten  von  Wallis  söllent  umb 


Salz,  selz,  silz,  solz,  sulz 


gelt  lassen  zuogan  und  geben  s.  und  allen  kouff . . . 
Were  aber,  das  es  deheinest  als  dürs  wurdi,  das  wir 
...  einem  herrn  von  Wallis  und  den  sinen  verhütten, 
das  si  das  s.  nieraan  Hessin  denn  dien,  die  unser  burger 
und  lantlüte  sint,  das  söllent  si  och  tuon.'  1403/17, 
Absch.  (Aufnahme  des  W  in  das  Landrecht  von  L,  U 
und  Uw).  ,Die  salzlüte  sullent  sweren,  was  s.  si  in 
dem  kouffhus  kouffen,  da  sullent  si  das  ungelt  daselbs 
im  kouffhus  lassen;  was  s.  si  aber  ze  Zürich  kouffent, 
ist  daz  si  denne  ein  mess  s.  ganz  verkouffen,  so  sol 
ietweder,  der  koufft  und  der  verkoufft,  geben  1  den. 
und  sol  der  da  verkouft,  denselben  pfening  innemen 
und  sol  denselben  pfening  und  den  sinen  weren  bi 
dem  eid  an  unser  ungelt.'  Anf.XV.,  L  RB.  ,Mit  sunder 
söllent  sy  [die  den  Frachtverkehr  zw.  ZHorg.  und  Schw 
Kü.  besorgenden  Leute]  das  s.  suber  in  britter  füeren 
und  versorgen  und  teeken  nach  aller  notturft,  das  es 
in  eren  gevertiget  werd.'  1452,  Z  StB.  .Das  wir  in 
unser  statt  Bernn  und  die  unsern  in  nnsern  slossen 
von  einer  schiben  s.  4  ß  d  unser  münz  zuo  zoll  neraen 
sollen  und  mögen,  wie  dann  von  alter  harkomen,  an 
fürer  steigren.'  1467,  B  StR.  .Alle  die,  so  über  mh. 
verbott  s.  ins  land  gefüert,  jeclichen  umb  10  pfd  zuo 
straffen.'  1487,  BRM.  ,Als  N.  von  Dielstorf  begert 
hat,  im  und  sinem  sun  zuo  vergunnen,  s.  feil  haben 
zuo  mögen  ...  ist  im  geantwurt  ...  sy  uff  dem  land 
in  den  dörferu  sollen  kein  s.  koffen  und  wider  feil 
haben  und  verkoffen.'  1490,  Z  RM.  ,N.  von  Yrgen- 
husen  [sagt  aus],  im  sy  nit  anders  zuo  wüssen  und 
in  denkniss,  dann  daz  man  zuo  Pfefflkon  feil  hetti  s., 
ysen  oder  wass  einer  wölt,  und  die  gest  uff  den  jar- 
merckten  ganze  fass  mit  s.  da  heften,  und  hab  daz 
niemant  gewerdt  byss  uff  die  zyt,  als  unser  herren 
von  Zürich  [unter  HWaldmann]  die  nüwen  pott  uss 
liessint  gon,  und  gedenk  wol  by  60  jaren.'  1490,  ebd. 
,Ist  durch  rete  und  vierzig  angsehen  also,  das  si  nun 
hinfür  selb  wellen  s.  feil  han,  und  ist  denen,  so  vormal 
s.  veil  gehept,  ein  sölich  luterung  worden,  das  die, 
so  samenthaft  wellen  s.  veil  han,  sollen  sölichs  in 
unser  salzhus  legen  wie  die  frömden  und  das  by  einer 
mil  wegs  von  unser  statt  verkouffen.'  1498,  AaB.  StR.; 
vgl.  dazu  ebd.  141.  284.  332.  ,Zuo  wüssen,  als  wir  im 
1505  jar  fürgenomen,  s.  veil  zuo  haben,  sind  wir  des 
einrätig  worden  rät  und  zwölf  und  band  für  ein  salz- 
viertel  angenoiuen  der  von  Baden  salzmäss.'  AABr.  StR.; 
s.  auch  ebd.  188.  .[Zwingli  soll  1530  in  einer  L  Wirt- 
schaft gesagt  haben,  das  beste  Mittel,  die  VO  gefügig 
zu  machen,  sei,  ihnen]  das  s.,  dessen  sy  nit  em baren 
mögen,  abzuoschlahen,  diewyl  ir  grösser  [1.  grösster] 
gwirb  und  uffenthalt  mit  vych  ist,  demnach  isen  und 
anders.'  RCts.;  wirklich  erfolgte  bald  darauf  das  Z 
Ausfuhrverbot  für  Salz,  Korn  und  Wein  nach  den  VO. 
.Sollend  die  frömbden  Salztrager  ...  von  den  hiesigen 
[Salz-]Ussmesseren  vermant  werden,  sich  des  Verkau- 
fes alhie  zemüssigen  ...'  1646,  Aar.  StR.  Im  L  Bauern- 
krieg 1653  wird  ein  Bauer  bestraft  für  die  Äusserung: 
, Wären  alle  Bauern  so  wie  ich,  so  könnten  wir  S. 
kaufen,  wo  wir  wollten.'  ,Ess  soll  zu  Kaiserstuhl 
weder  Frömbd  noch  Heimbsch,  Bürger  oder  Einsäss, 
kein  Salzkauf  nit  haben,  ess  werde  ihme  dann  von 
einem  Schulthess  und  Rat  der  Salzkauf  geliehen.' 
1687,  AaK.  StR.  Im  Entwurf  betr.  Vereinheitlichung 
des  Salzpreises  von  1799  hiess  es:  .Wegen  Unter- 
schied im  innern  Werte  wird  das  [teurere]  französische 
und   das   auf  dem   Salzwerke   zu  Bex   im  Leinan   er- 

Sohweiz.  Idiotikon  VII. 


zeugte  S.  in  Pfunden  zu  10  Unzen,  das  bayerische  und 
Meersalz  in  denen  Gegenden,  wo  man  daran  gewöhnt 
ist  und  dasselbe  vorzieht,  in  Pfunden  zu  18  Unzen 
ausgeliefert  werden.'  .Wild  s.\  obrigkeitlich  nicht 
Bestattetes  S.  (vgl.  wildj.  .Ward  ouch  gesetzt,  daz 
weder  geste  noch  burger  kain  wild  s.  me  in  unser 
statt  und  gerichten  vail  haben  sont,  wan  man  nu 
kröttli,  bütschi  und  Salmenswiler  s.  bi  uns  vail  haben 
sol.  Wer  aber  daz  wilde  s.  fürbass  vail  hetti,  der  git 
unser  statt  ze  buosse...'  1393,  Sch  StB. ;  vgl.  dazu  die 
Sch  Salzhofordn.  von  1370  (aus  der  österr.  Kanzlei)  in 
ZfGO.  XII  427  f.  Für  den  Kriegsfall  wurden  besondere 
Vorräte  an  S.  angelegt;  s.  dazu  Z  StB.  I  286/9  (zum 
Jahr  1386),  sowie  unter  Burger-S.  Jeder  Bote  soll 
heimbringen,  dass  seine  Obern  und  die  Ihrigen  sich 
,zum  allerstillesten'  mit  S.  versehen  sollten,  da  zu  be- 
sorgen ist,  dass  beim  Ausbruch  des  Krieges  der  Mangel 
sonst  gross  werden  möchte.  1530,  Absch.  Salz  als  Löh- 
nung; s.  auch  S.-Herr  (Bd  II  1542).  ,Dem  sigristen 
zuo  Frowen  münster  und  dem  sigristen  zuo  dem 
Grossen  münster  jetwederm  all  monat  einen  griff  s. ; 
item  dem  nachrichter  alle  jar  2  pfd  7  ß  und  all  monat 
einen  griff  s.'  1488,  Z  (Seckelamtsurbar);  s.  auch 
Griffö  (Bd  II  711  o.,  wo  1405  zu  lesen  ist).  Wie  er- 
klärt sijh  die  RA.:  Me"  chönnt  mit-em  S.  fixere",  von 
Einem,  der  das  Pulver  nicht  erfunden  hat.  Sprww. 
1869?  Zur  Form,  in  der  das  S.  in  den  Handel  kam, 
zu  Mass,  Preis  uä.  vgl.  (Chröttli-)Galfen  (Bd  II 
229/30);  Chrott  1 4  b  ß  (Bd  III  880);  S -Laib  (ebd. 
954);  Mess  II  lb  (Bd  IV  452);  S.-Mess  (ebd.  455); 
Becher  (ebd.  966);  bös  (ebd.  1707  o.);  Plappert  (Bd  V 
131);  Plütschi  3  (ebd.  238/9);  brechen  IIA  1  ax  (ebd. 
317);  Rör4k  (Bd  VI  1232);  S.-Bör  (ebd.  1237);  (S.-) 
Sack  (Sp.  613/4.  637);  (S.-jSchiben;  Stübich.  ,Swer 
dehein  s.  in  seke  vassot,  e  das  es  gemessen  wirt  von 
dem,  den  die  burger  darüber  gesetzet  hant,  und  ouch 
mit  der  burger  vierteil,  der  muos  es  besseren  mit  3  ß 
vom  stuke  ane  gnade.'  Auf.  XIV.,  äL  RB.  .Ein  vas 
s.  git  3  d  ze  legerlon,  3  d  ableglon  und  git  dem  wirt 
ie  daz  mäs-s.  in  den  vassen  1  d  für  die  vas,  won  der 
gast  sine  vas  wider  nimpt;  it.  ein  kröttli  s.  git  5  d 
legerlon,  1  d  den  knechten  ableglon  und  ist  das  holz 
des  wirtes;  it.  4  lugg  schiben  oder  6  ungefarlich  ge- 
beut als  vil  als  ein  vas  s.  und  dazuo  ist  das  holz  des 
wirts;  it.  ein  Salmeswiler  schib  git  16  d  und  des  wird 
dien  knechten  4d  ze  ableglon,  daz  übrig  ist  husgelt; 
it.  ein  bütschi  git  9  d  ze  husgelt  und  daz  holz  und 
3  d  ableglon  den  knechten;  it.  ein  Mach  16  d  legerlon 
und  darzuo  git  ein  jeklich  mes  1  d,  und  8  d  den  knech- 
ten ze  ableglon,  von  einer  kleinen  Machen  uff  einem 
karren  nimpt  man  etwas  minder;  item  git  ein  jeklich 
mäs  s.  herin  4  d  zuo  ungelt  und  wenn  man  es  usmisset, 
wer  es  denn  nimpt,  der  git  von  je  dem  mes  2  d  ze 
ungelt;  it.  ouch  git  jeklich  mes  den  knechten  ze  niess- 
lon  2  d;  it.  wie  vil  salzes  einem  man  eines  tages  herin 
gat,  es  sye  lützel  oder  vil,  daz  git  zoll  ein  griff  s.; 
it.  weler  gast  s.  hinusfüert  und  es  hie  kouft  hat,  der 
git  von  2  messen  1  d  ze  zoll.'  1367  (oder  jünger),  Z 
Kaufhausordn. ;  Anfang  und  Schluss  s.  unter  Bor  4  k 
(Bd  VI  1232)  und  S.-Sack  (Sp.  637).  ,üie  Mütter  [s.  Bd 
IV  575]  sollen  den  Haufen  S.  zerhacken  mit  Hauen  und 
tretten  das  S.,  um  dass  kein  Knolle  gauz  darinn  bleibe.' 
2.  H.  XIV.,  Bs  Salzordn.  (Ochs).  ,N.  rett,  wie  mei- 
ster  Hab  von  Zürich  etwas  salzes  zuo  Käsnacht  in 
der  sust  hab  gheben,   von   dein  selben  s.  hab  er  ein 


Salz,  selz,  silz,  solz,  sulz 


mess  verloren  ...  und  da  er  das  selb  raess  s.  zuo  Lu- 
zern  funde  uff  Lemans  s.,  da  war  im  das  zeichen  ab- 
gewüst  und  stüendt  Lemans  zeichen  daruff.  [Ein 
Anderer]  rett  also,  wie  es  sich  begeben  hap  uff  ein 
zyt,  da  sy  L.  zuo  Imise  in  die  sust  komen,  da  hab 
er  inn  gesechen,  das  er  mit  kollen  ein  ring  uff  etlich 
mäss  s.  schluog,  heig  er  im  das  gwert,  da  Sprech  L.: 
es  gilt  glich,  es  ist  schibensalz  und  habs  us  dem  Über- 
landt  pracht  und  wo  ichs  vindt,  so  will  ichs  dar  uff- 
schlachen;  und  uff  das  lüedt  er  Zürich  mäss  schibens., 
die  da  gevasset  warent,  und  lüedt  L-s  s.  ouch,  da 
düecht  in  ein  Zürich  mäss  eins  trittteils  schwerer 
dann  L-s  s.  und  geviel  im  ganz  nit.'  1498,  ZKü.  ,Ein 
mäss  s.  umb  3  pfd  und  9  gr.  und  nit  türer  das  ge- 
sacket, und  das  ungesacket  umb  S  pfd  und  4  gr.'  1532, 
B  EM.  ,[Der  erste  Salzknecht]  soll  das  s.,  so  gemeinen 
burgern  ingaat,  es  syge  in  galffen  ald  schyben,  eigent- 
lich von  stuck  ze  stuck  uffschryben.'  1542,  GStdt 
Salzordn.  ,[Ein  Salzverkäufer,  der  angeklagt  ist, 
dass  er  auch  das  ,vuch  mess'  brauche,  sagt:]  Das  er 
nüt  zweyerlei  mess  bruchte,  konte  er  nüt  lougnen; 
dann  diewyl  nüt  ein  jeder  ein  ganze  schyben  s.  ver- 
möchte zuo  bezalen,  gebe  er  zwei  viertel  ruchmess  für 
ein  halbe  schyben  und  ein  viertel  für  ein  vierteil  der 
schyben;  was  man  aber  by  den  kleinen  mässlinen  von 
im  koufte,  das  gebe  er  bim  glattmess  uss,  aber  den 
vierling  eins  krüzers  necher  dann  das  ruchmess.'  1585, 
ZOss.  ,Ein  grützen  s.,  grumus  salis;  ein  vierteil  s., 
modius  salis.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  fass  mit  s.  l1/«  batzen, 
item  wan  einer  zwei  fass  s.  füert  und  in  mitten  schy- 
ben, soll  er  geben  3'/2  batzen  ...  item  von  einem  ross, 
das  s.  tregt,  8  haller.'  1595,  AaL.  Zollordn.  Übergang 
vom  Mass  zum  Gewicht;  s.  auch  Pfannen-S.  ,Nach 
dem  Beispiel  anderer  Löbl.  Eidgen.  Stände'  wurde  im 
Salzverkauf  die  Abänderung  gemacht,  dass  das  S.  nicht 
mehr  ausgemessen,  sondern  ausgewogen  werden  solle. 
1786,  Sch  Chr.  .Gemilwt  s.',  zerkleinertes  (vgl.  bei 
Schm.  »I  1587:  ,Jede  Kuefe  Salz  underschidlich  ge- 
milbet,  also  das  kain  Knollen  über  ain  wellische  Nuss 
gros  darinnen  befunden  worden'):  ,Zuo  verkomen  den 
betrug  und  gevärd,  der  im  salzkouff  mit  dem  zeichen 
Z  gebrucht  wirdt,  ist  angesechen,  das  zeichen  zuo  bes- 
seren mit  dem  Z,  nämlich  was  gemilwet  s.  ist,  sol 
haben  den  ring  und  das  Z  und  das  galfisalz  allein 
das  z.'  1498,  Z  RM.  ,Man  besprengts  mit  kleinem  und 
wol  zerribnem  s.,  aspergitur  tritis  salibus.'  Fris.;  Mal. 
Zum  Preis  des  Salzes  s.  auch  Gotth.  XII  a  S.  59  (,drei- 
kreuzeriges  S.'),  dazu  EB.  385.  —  b)  Eigenschaften, 
Qualität.  ,Gemein  s.,  grob  und  grauw,  sal  popularis; 
weiss  s.,  candidus  sal;  schmelzig  s.,  das  gern  schmilzt, 
fusile  sal.'  Fris.;  Mal.  Eine  gedruckte  Empfehlung, 
durch  die  dem  französ.  Meersalz  Eingang  verschafft 
weiden  sollte  in  der  Eidgenossenschaft,  rühmt  diesem 
nach,  ,dass  man  mit  einem  Mäss  desselbigen  viel  mehr 
aussrichten  kann,  als  mit  zweyen  Massen  des  Halli- 
schen, Burgundischen  und  Lothringischen  S-es,  also 
dass  es  umb  das  halb  wolfeiler  ist  weder  das  ander, 
wegen  dass  man  umb  das  halb  minder  brauchen  muss. 
Dann  es  ist  viel  kräftiger  und  dem  Vieh  träghafter  [1. 
,trüeg-']  und  besser  dann  ob  es  schon  ein  wenig  grob  ist, 
so  schmilzt  es  gleich  und  ist  auss  der  Ursach  zu  dem 
Fleisch,  in  die  Molken  und  zu  den  Käsen  sehr  gut. 
Behalt  man  das  ermeldte  S.  im  Vorrat,  so  hat  es  ein 
solche  Stärke,  Kraft  und  Tugend ,  dass  es  weder 
schmilzt  oder   zergehet,   noch    sich  mindret,   wie  das 


ander  S.,  sonder  es  bleibt  allwegen  in  einer  Güte  und 
Anzahl.'  Anf.  XVLL,  oO.;  vgl.  dazu  Absch.  V  1, 1103/4. 
Seit  40  bis  50  Jahren  sei  [in  den  ennetbirgischen 
Vogteien]  der  Salzpreis  um  mehr  als  ein  Dritteil  ge- 
steigert, das  beste  S.,  nämlich  das  rote  Meersalz,  gar 
nicht,  das  grobe  Trapano  seit  10  bis  15  Jahren  nicht 
mehr  geliefert  worden,  der  im  Bündnisse  mit  Mailand 
vorbehaltene  Pass  für  das  hallische  S.  seit  5  bis  6 
Jahren  verloren  gegangen;  nur  schlecht  gesottenes 
nasses  S.  sei  noch  zu  bekommen.  1676,  Absch.  S.  und 
Ghümmel  (s.  Bd  III  295  o.),  S.  und  Pfeffer,  als  Farb- 
bezeichnung, schwarz  (braun)  und  weiss  (gesprenkelt); 
auch  bei  Gr.  WB.  VIII  1706.  .Rattenfänger  entlaufen, 
männlich,  Pf.  und  S.,  mit  Halsband  . . .'  1906,  Z 
Ztgsins.  S.  und  Chümmi"  (s.  zuehin-gän  Bd  II  37), 
S.  und  Pfeffer  (s.  Bd  V  1065/6)  für  Schärfe,  Witz 
in  der  Rede.  Der  Schärfegrad  des  Salzes  dient  auch 
zur  Bezeichnung  eines  Schnelligkeitsgrades  beim 
Seilspringen;  in  ApHer.  werden  die  Grade  unter- 
schieden als  Mel",  S.,  Pfeffer!  in  ZStdt  als  Öl,  S., 
schivache"  [seil.  Pfeffer],  Pfeffer,  Blitz,  Essig  und 
Gül'e"  [letzterer  so  schnell,  dass  das  Springen  kaum 
mehr  möglich  ist].  —  c)  Verwendung.  Die  Unent- 
behrlichkeit  des  Salzes  kennzeichnet  die  RA.:  Da' 
ist  so  nötig  wie  's  S.  (i"  d'  Suppe")  ApLb.;  Tu.  Wenn 
mi"  Frau  mit  ire"  Hüeneren  und  Ente"  nit  mer  tat 
verdiene"  a's  ig  uf  mim  Büre"hof,  icH  war  übel  dra", 
chönnt  mänggisch  chüm  Solz  chaiife"  und  Hose"chnöpf. 
Joach.  1883.  ,Es  ist  niemand  unverborgen  die  Köst- 
lichkeit des  gemeinen  Salzes,  eine  Sach,  welche  auch 
unsere  Weiber  und  Köchinnen  wissen  und  insonder- 
heit auch  die  Sennen  auf  unseren  hohen  Gebirgen, 
welche  vor  ihr  Vieh  alljährlich  eine  grosse  Menge  Salzes 
verbrauchen.'  JJScheuchzer  1718.  a)  als  Würze;  vgl. 
räss  (Bd  VI  1271);  (un-J  gesalzen,  ferner  S.-Ludi  (Bd 
III  1102,  unter  Ludi  13).  Derzue  g'höre"  wie  's  S. 
a"  d'  Suppe",  dh.  notwendig  dazu  gehören  Z.  Mit 
Zeichne"  unirdist  du  nid  g'nue'-'  verdiene"  für  S.  i"  d' 
Suppe"!  zu  einem  schlechten  Zeichner  BWildersw. 
Das  gab  nid  g'nueg  für  S.  i"  d'  Suppe"!  Sprww.  1869. 
.Regustatum  salinum  digito  terebrare,  nit  s.  haben, 
das  einer  ein  suppen  möge  kochen,  auff  dem  letsten 
löchle  pfeiffen,  so  arm  sein,  dass  einer  nit  gnuog  s. 
auff  einmal  auss  dem  salzfass  mit  den  fingeren  kratzen 
mag.'  Fris.;  Mal.  , Ehre  ohne  Geld  kommt  den  Leuten 
vor  wie  eine  Suppe  ohne  S.'  Gotth.  Br.  S.  auch  Bart 
(Bd  IV  1613).  ,Eins,  zwei,  drei,  Butter  auf  dem  Brei, 
S.  auf  den  (dem)  Speck  (und)  du  musst  weg!-  Anzähl- 
reim ScHBibern  (EStoll  1907);  ZWald.  S.  noch  Bob 
(Bd  VI  16);  Buew  (ebd.  1893).  ,S.  zum  Salat',  iron.; 
s.  Sp.  690  o.  , [Sechs  Burschen]  syent  bym  Schlaftrunk 
gsin,  habent  angehept  ze  sagen,  wie  inen  die  frowen 
an  Selnow  am  nüwen  jar  hetten  dirgeli  geben,  darinn 
eschen  und  s.  gewesen  wer,  ob  sy  inen  nit  hinwider 
etwas  bosheit  tuon  wollen.'  1507,  Z.  S.  und  Brot; 
s.  Bd  V  934.  Dazu  noch:  .Habe  inen  [den  Hexen] 
der  böss  Geist  allerleig  costliche  Spyssen  und  Trank 
fürgestelt,  darunder  aber  kein  Brot  noch  S.  gewesen.' 
1621,  ZRB.  ,Uff  dem  [Hexen-]Tanz  haben  sie  auch 
gessen  undt  trunken,  jedoch  haben  sie  kein  Brodt  und 
kein  S.  uff  dem  Tisch  gehabt.'  1695,  ADettl.  1905. 
S.  (auch  Ghäs)  öni  Brot  esse",  mit  Bez.  auf  eine  un- 
erlaubte Handlung,  spec.  verbotenen  geschlechtl.  Um- 
gang AASuhrent.;  vgl.  Bd  III  504  o.  S.  und  Pfeffer; 
s.  Chatz  (Bd  III  587).    S.  und  Schmalz;  vgl.  gesalzen. 


Salz,  selz,  silz,  solz,  sulz 


Weder  S.  noch  Schm.  B;  Z.  's  isch  weder  S.  no°*  Schm. 
i"  der  Suppe"  B  (Zyro).  I'*  ha"  miner  Mueter  noch 
nie  Nüt  g'stole"  a's  e"  Hempfeli  S.  und  e"  Zülleli 
Schm.  G.  S.  noch  siben  (Sp.  53;  auch  Sch;  Z).  .Han- 
delsartikel sind:  S.  und  Schm.  und  alle  Dinge,  die  mit 
der  Elle  oder  dem  Stab  zu  messen  sind.'  1548,  ZElgg 
Gremplerordn.  (KHauser  1895).  Unterstützungen  an 
alle  arbeitsunfähigen  Leute  mit  Geld,  Wein,  8.  und 
Schm.'  XVI.,  ebd.  Spiel  mit  kleinen  Kindern:  Sälzli, 
SchmäkU,  chrüseli,  chrüseli,  Chlapf!  bei  S.  und  Schm. 
fährt  man  dem  Kinde  je  einmal  langsam  mit  der 
Hand  über  dessen  innere  Handfläche,  bei  ehr.,  ehr. 
macht  man  kitzelnde  Fingerbewegungen  auf  der- 
selben und  bei  GM.  gibt  man  ihm  einen  Klaps 
darauf  ApWald,  auch  mit  gröberer  Ausführung  und 
den  Worten:  S.,  Schm,  grader  Strech,  chrommc 
Streck,  Lüchli  bore",  d'  Hand  i"  (oder  und  off)  d' 
Schnorre"!  zuletzt  mit  einem  Schlag  auf  den  Mund 
ApHer.,  Wald.  RAA.  Nid  All,  wo  vil  S.  g' schlecket 
hein  [d.h.  lange  gelebt  haben],  si"  g'schid  BBe.,  Hk. 
Er  isst  kei"  Hampfle"  S.  mey,  wird  nicht  mehr  lange 
leben.  Sprww.  1869.  Der  frisst  au'h  kei"  Sester  S.  dö! 
bleibt  nicht  lange  hier  Bs.  Mutter:  Dene"  [Leuten, 
die  ihre  Tochter  gut  behandelten]  liess-ich  nüd  grad 
Öppis  g'scheh"!  Vater:  Hast  noch  kei"  Viertels,  dort 
g' gisse",  Frau!  Stutz,  Gem.  ,N.  muss  erst  ein  Viertel 
S.  in  Wattwyl  geleckt  haben,  dann  erst  mit  dem  Urtel 
her!'  UBr&gger  1782.  Von  Jmd,  der  bald  da,  bald 
dort  in  Dienst  gestanden,  sagt  man,  er  habe  schon 
viel  fremdes  S.  g'leckt  GrNuI'.  Es  (bzw.  noch  ke^s) 
Viertel  (Miss,  Mcssli,  Sester)  S.  mit-enand  (z'säme") 
g'csse"  (g'lick(e)t  B;  S,  g'schlick(e)t  Aä)  ha",  eiuander 
(noch  nicht)  kennen,  bes.  von  Verlobten,  jungen  Ehe- 
leuten Aa;  Bs;  B;  L;  S;  Th;  Z;  s.  schon  Bd  IV  452  o.; 
Salz-Bör  (Bd  VI  1237).  Jungi  Lüt  sötte"  geng  z'sämen 
es  Miss  S.  lecke",  bevor  si  enand  ne"  [heiraten]  B. 
Muest  Keini  rüeme",  eb  d'  e"  Viertel  S.  mit-ere"  g'esse" 
hast  Z.  Ke<ns  Viertel  S.  mitenand  esse",  nicht  mitein- 
ander auskommen  Z  (Spillm.).  Der  [Ihr]  tvirdi"d  be- 
griffen, ''ass  Die  [eine  hoffärtige  Magd]  ke'"s  Halbviertel 
S.  g'schlicket  hed  mit  der  Sunnsiteri"!  JRoos  (L).  Da 
ist  d's  S.  derbl!  sagt  man,  wenn  eine  Sache  teuer  ist 
BBe.;  vgl.  gesalzen.  Da  ist  z' wenig  S.  dran!  bildl. 
,von  einem  Vermögen,  auf  welchem  kein  Segen  ruht' 
BGr.  (Bärnd.  1908,  404).  —  ß)  als  Zugabe  zum  Vieh- 
futter,  den  Tieren  vom  Hirten  aus  der  Salztasche  (vgl. 
Salz-Bütel  Bd  IV  1921 ;  Ge-leck-Sack  Sp.  628,  -Taschen) 
gereicht;  vgl.  (Ge-)Leck  (Bd  III  1244/5);  Miet  3  (Bd 
IV  565/6),  auch  Salz-Stein  und  die  Flurn.  ,S.-Gebe' 
und  ,S.-Lecki'  in  der  Aura.  Auf  den  Schafweiden  wird 
das  S.  in  Channel  (s.  Bd  III  310)  geschüttet,  aus  denen 
es  die  Schafe  lecken  B.  Chum  sässä,  muest  e"chli"  S. 
ha"!  LE.  (Lockruf  im  Kuhreihen);  vgl.  Sp.  10.  Die 
alte"  Chüe  (sch)licki"d  au'h  (no''')  gern  S.!  Spott  auf 
Solche,  die  noch  spät  heiraten  ZEIs.,  0.;  ähnlich  G 
SaL.,  T.  (Au'h  en  alti  Gäss  . . .).  ,Es  sol  niemand  ander 
miet  denn  das  blössig  s.  bruchen.'  1548  (ähnlich  1580 
1633),  GT.  (Alprecht);  s.  auch  mieten  3  (Bd  IV  567), 
ferner  be-lecken  (Bd  III  1246;  seit  1680).  ,Läck  nicht 
auss  allen  Taschen  S.,  und  wer  es  gleich  so  schön  als 
Gold.'  XVII.,  Zinsli  1909  (Reimspruch,  in  dem  die 
Schweiz  als  kranker  Stier  apostrophiert  wird).  Zur 
Sage  von  dem  Freiherrn  im  BSi.,  der  nach  seinem  Tode 
auf  seiner  den  Armen  vermachten  Alp  umgieng  und 
mit  dem   Salz   aus   seiner   Lecktasche   die  Kühe   der 


Reichen  absterben,  die  der  Armen  aber  gedeihen 
machte,  vgl.  Alpenr.  1815,  282  und  Henne  1874,  99. 
In  WLö.  gibt  man  den  Schafen  eine  Mischung  von  S. 
und  Mehl;  alle  14  Tage  gehen  die  Besitzer  mitein- 
ander auf  die  Schafalpen,  um  den  Tieren  z'  lickun  z'  gen. 
Den  Gemsen  legen  leidenschaftliche  Jäger  oft  über 
Winter  S.  und  Heu,  um  sie  im  Revier  zu  behalten. 
FAnd.  1898.  —  y)  zur  Konservierung  (und  Würze) 
von  Nahrungsmitteln.  Zum  Salzen  des  Käses;  vgl. 
üben  1  d,  Biber  1  b,  S.-Bibi  (Bd  VI  54.  63.  68);  S.- 
Riffi  (ebd.  663);  rdss  (ebd.  1271/2),  ferner  FAnd.  1898, 
476/7;  Bärnd.  1908,404.  1911,182.  Ungefähr  8  Fess- 
leni  g'ribe"s  S.  wurden  im  Jahr  dafür  gebraucht  BG. 
Nach  dem  Pressen  kommt  der  Käse  in  den  Käsekeller 
,ins  S.';  die  Behandlung  ist  hier  je  nach  der  Käsesorte 
sehr  verschieden.  FGStebler,  AVV.  Zum  Einsalzen 
von  Fleisch.  Fleisch  i"'s  S.  tue",  us  '>em  S.  ne*  Tu;  Z. 
.Rindfleisch  in  das  s.  kouffen.'  1481,  Z  RB.  ,So  einer 
fleisch  in  das  s.  will  kouffen,  das  er  [von  den  Metz- 
gern] genötiget  wirt,  ein  zungen  zum  fleisch  zuo  ne- 
men  ...  Das  hinfüro  die  metzger  nach  lut  des  fleisch- 
rodels  biderb  lüt  zuo  iro  libs  narung  fleisch  in  das  s. 
und  suntst  gebint.'  1527/9.  ebd.  ,Wann  die  Wirt  für  sich 
selbsten  und  in  das  S.  metzgen  wollen,  sollen  sie  die 
Fleischschätzer  beschicken,  dass  sie  das  Vieh  besich- 
tigen.' 1650,  SchwE.  Arch.  (Wirteordn.).  Fische:  ,Es 
ist  erkennt,  das  man  die  türren  wingerren  oder  lou- 
ginen  weder  uffem  fischmarkt,  in  gedmern  noch  andern 
enden  hie  veil  haben  solle,  angesechen  das  sy  an  der 
sonnen  getert  und  nit  mit  s.  und  rouch  bereit  werden, 
das  sy  wärschaft  sind,  das  sol  ze  stund  allen  krämern 
und  grämplern  verkündt  werden.'  1497,  Z  RM.  .Allerlei 
mit  s.  eingemachte  frücht,  salgama.'  Fris.;  Mal.  Zur 
Konservierung  von  Obstwein:  , Unter  den  Bauern  findet 
sich  sehr  vielen  Orts  die  Eigentümlichkeit,  dass  sie 
jedem  Eimer  Saft  einen  Löffel  voll  Kochsalz  beigeben 
in  der  Meinung,  den  Most  kräftiger  und  haltbarer  zu 
machen.'  Pfau  1861,  167  (Th);  auch  in  GT.  üblich. 
RAA.  Etw.  V  's  S.  tue",  leg(g)e"  (vgl.  insalzen):  1)  ver- 
setzen, verpfänden  Sch;  Z.  D'  Ür  i"'s  S.  tue".  D'  Ur 
lit  im  S.,  bekennt  ein  Student.  JJRahm  (Sch).  Sin 
Hüsrät  lit  im  S.  für  Zeis  Z.  —  2)  Kleider  und  andre 
Gegenstände,  die  man  für  längere  Zeit  nicht  mehr 
braucht  (zB.  die  Winterkleider  im  Frühjahr)  oder  die 
übh.  unbrauchbar  geworden  sind,  aufbewahren  bzw. 
wegwerfen  Th.  De"  Huet  cha""st  i"  's  S.  tue".  Es 
het-en  i"'s  S.  g'leit,  er  ist  gestorben  AALind.  .Einen 
im  s.  haben',  wohl  =  i"  der  Beizi  (Bd  IV  1985).  ,Ward 
dem  N.  nachgelassen,  nach  ein  zytli  nit  in  den  Wellen- 
berg ze  gan  von  des  wegen,  das  er  den  Caspar  Bluntschli 
ym  s.  hat;  darnach  will  er  gehorsam  sin  und  büessen.' 
1533/8,  Z  Ehegericht.  Ei"s  (Eini)  us  dem  S.,  ein  kräf- 
tiger Hieb ;  vgl.  gesalzen.  Us  dem  S.  gi",  , Stock-  oder 
Rutenschläge  geben'  G.  .Der  Lehrer  nahm  den  Kopf 
des  Delinquenten  zwischen  die  Beine,  um  ihm  mit 
dem  haslene"  Steckli  bequem  Einige  aus  dem  S.  auf- 
pfeffern zu  können'  ScHHa.  (Neukomm).  .Wehe  dem 
Pferde,  das  in  diesem  Augenblick  die  geringste  Un- 
tugend erzeigte;  es  kriegte  richtig  eins  aus  dem  S.' 
Gotth.  —  S)  in  der  Volksmedizin.  Scherzh.  gibt 
man  Jmd,  der  Zahnweh  hat,  den  Rat:  Tue  nur  S.  uf 
de"  Za"  (ane"),  dann  vergöt  's!  ÄABr.;  TuMü.;  7.^..  Si.lt ; 
vgl.  Schmalz.  Ein  verstauchtes  Glied  wird  mit  S. 
eingerieben  und  es  werden  Salzumschläge  gemacht  BG. 
,Ein  ausgerenktes  Gelenk  soll  man  mit  S.  und  warmem 


Salz,  selz,  silz,  solz,  sulz 


Schweineschmalz  einreiben  und  dreimal  murmeln:  Und 
als  Christus  ging  über  die  Heid,  fiel  er  um  auf  einen 
Stein  und  enträichte  [.entrenkte']  sich  die  Hand  und 
mit  S.  und  mit  Schm.  wusch  er  sie  im  Namen  1 1 1' 
BLaupen;  vgl.  auch  Bärnd.  1904,  457.  ,Er  habe  mit 
dem  selben  Ackly  wellen  schimpfen  und  näme  sin 
bymesser  ...  also  füere  A.  unwüssend  harumb  und 
stiesse  den  turnen  in  die  schniden  und  verserte  sich 
daran,  das  er  blüette;  redte  er  zuo  dem  selben  A.: 
Zürn  nüt,  es  ist  mir  nit  mit  willen  besehenen,  und 
leite  im  s.  darin  und  butte  im  dannenthin  zuo  trinken.' 
1484,  Z  RB.  ,Camparidawürz,  mit  s.  in  die  wunden 
tan,  heilet  sy  bald,  mit  späck  und  s.  ein  pflaster  ge- 
macht und  uffgeleit.'  Arzneib.  1556.  ,Wan  das  Veich 
viel  Wurm  hat:  nimb  ein  Geschirr  voll  Wasser,  ein 
Hand  voll  S..  wasche  sie  darmit,  sie  vergehen.'  XVIII., 
HZabler  1898.  ,Nimb  ein  Glas  voll  S.,  tu  lauter 
Brunenwasser  darin,  lass  es  schmelzen;  selbiges  gibe 
dem  Viech  ein,  es  purgiert  Menschen  und  Veich.'  ebd.; 
s.  auch  ebd.  S.  17.  , Alle  Tage  ein  wenig  S.  unter  die 
Zunge  gehalten,  bis  es  schmelzt,  verhindert  die  Fäule 
des  Zahnfleisches.'  Kunstb.  XVIII.  S.  noch  Bach-Bum- 
belen  Anm.  (Bd  IV  1259);  Bluet  (Bd  V  219);  Chnaben- 
Brünzel  (ebd.  770);  rot  (Bd  VI  1752);  Chech-Silber 
(Sp.  840).  S.  und  Buess;  s.  Bd  VI  1454/5.  -  e)  im 
Volksbrauch  und  Glauben.  ,Gesegnetes  (geweih- 
tes) S.'  In  der  kathol.  Kirche  wird  an  bestimmter 
Festtagen  in  der  Kirche  durch  den  Geistlichen  <S. 
,gesegnet  (geweiht)',  das  dann  das  Jahr  hindurch  (zT. 
abergläubische)  Verwendung  findet;  s.  segnen,  ge-, 
ver-segnet,  Be-scgnung  (Sp.  458.  461.  464.  470,  auch 
Sp.  465  den  Beleg  aus  dem  Inv.  HsSalats,  wo  zu  lesen 
ist:  ,tauff-,  salz-  und  wassergsegnen'),  ferner  Bahnen 
(Bd  IV  1217);  Dreifaltigkeits-S.  .Knaben  und  Mädchen 
oder  Erwachsene  füllen  am  Dreifaltigkeitsfest  weisse 
Teller  oder  Tassen  mit  S.,  garnieren  sie  mit  einigen 
Blümchen  und  tragen  sie  dann  zur  Kirche,  wo  sie 
dieselben  auf  den  Stufen  des  Mutterguttesaltars  oder 
auf  dem  Altar  selber  abstellen.  Vom  besegneten  S. 
wird  nach  der  Heimkunft  jedem  Stück  Vieh  ein  wenig 
gereicht;  den  Rest  bewahrt  man  auf,  um  in  Fällen 
von  .Erkrankung  eines  Familiengliedes  oder  eines 
Hauptes  Vieh  der  Speise  eine  Prise  beizufügen.  Bei 
Gewittern  ins  Feuer  gestreut,  hält  das  Dreifaltigkeits- 
salz den  Blitz  ab'  AaF.  (Af  V.).  Bei  der  Segnung  am 
Dreikönigsfest  und  am  Charsamstag  ist  in  GTaminatal 
jede  Familie  mit  einem  Peggeli  voll  S.  vertreten,  in 
GSa.  decken  die  Familien,  die  nicht  selber  am  Drei- 
königstag S.  weihen  lassen,  ihren  Bedarf  nachher  im 
Laden;  das  S.  gibt  man  dem  Vieh,  bevor  man  es  im 
Frühling  auf  die  Weide  lässt,  und  namentlich  vor  der 
Alpfahrt  wird  geweihtes  S.,  Brot  und  geweihte  Kohle 
gemischt  und  den  Haustieren  eingegeben  zum  Schutze 
gegen  den  bösen  Geist.' AfV.  Unklar:  ,Auf  Seelisberg 
bringt  S.,  wer  zuerst  opfert'  (FStaub);  vgl.  Opfer  (Bd  I 
384).  In  ZStdt  musste  eine  Frau  von  Bludenz  bestraft 
werden,  weil  sie  den  Leuten  geweihtes  S.  um  hohen  Preis 
kiloweise  verkaufte,  so  zur  Heilung  eines  verhexten 
Mannes,  ferner  gegen  Verlust  im  Geschäft;  s.  N.  ZZtg 
1893,  Nr  17  (Beilage).  ,[Sie  solle]  4  Wochen  lang  alle 
Nacht  einen  Rosenkranz  betten  und  gewicht  S.  bi 
iren  haben.'  1610,  Z  Hexenproz.  Aber  auch  gewöhn- 
liches ,S.  im  Sack  soll  ein  Probatum  gegen  die  Ge- 
walt der  Zauberei  und  böser  Geister  sein.'  GJKuhn 
1806.     Mier  selber  het  's  Eini  mit  Luegen  a"tän,   ich 


muess  sider  gang  a"-si  sinne";  u"'1  han-i'h  doch  S.  i" 
mi"'m  Hose"sack  g'ha"  u"d  notti"  Nüt  möge"  mitg'winne". 
ebd.  (Vom  Hexe"werch).  Um  eine  Hexe  fernzuhalten, 
stellt  man  einen  Besen  .aufwärts  gekehrt'  vor  das  Haus 
und  streut  drei  .Hämpfeli'  S.  darauf  ZHorg.  f;  vgl. 
Besem  (Bd  IV  1668).  .Manche  Frauen  geben  beim 
Milchseihen  einem  jeden  Becki  eine  Prise  S.  bei,  das 
die  Kühe  vor  Verhexung  bewahrt'  Tb  (Pfau  1861). 
,Gibt  man  den  Kühen  in  der  heiligen  Nacht  zwischen 
11  und  12  Uhr  S.  zu  lecken,  so  bekommen  sie  den 
Angriff  [Bd  II  711]  nicht.'  DGemp.  1904.  ,Wer  eine 
Leiche  angekleidet  hat,  reibt  sich  darauf  die  Hände 
mit  S.  ein,  damit  ihm  fortan  nicht  die  Glieder  taub 
werden  oder  einschlafen.'  Rochh.  1867  (Aa).  ,Man  sol 
naehgan  und  richten,  als  Bertschi,  Mathis  Trinklers 
knecht,  und  sin  [dh.  Tr.s]  jumpffrow  miteinandern  ze 
schaffen  gehept  band  und  die  jumpfrow  besorgt  hat, 
sy  wurde  tragend,  darum  sy  nit  mit  im  wölte  ze 
schaffen  me  haben,  das  da  B.  rett:  du  solt  sölichs  nit 
besorgen;  ich  kan  wol  dafür,  das  du  nit  tragend  wirst: 
wenn  ich  dich  minne,  so  nim  s.  in  den  mund  und 
welle  das  nit  helffen,  so  nim  niesswurzen.  [Sie  sagt 
aus,  er  habe  zu  ihr  gesagt:]  nim  allewegend  früe  s. 
in  den  mund  und  läk  das,  so  wirst  du  nit  tragend; 
denn  wenn  man  küeyen  ze  läken  gitt,  so  sy  löiffig 
sind,  so  beheben  sy  nit.'  1449,  Z  RB.  ,Man  hat  den 
[die  Götzen  der  katholischen  Kirche]  anrüerenden  die 
händ  mit  s.  müesen  ryben,  und  habend  wir  das  heiig 
geschätzt,  das  nun  die  trucken  und  götzen  anrüert.' 
Zwingli.  ,Ein  Kindbetterin  solle  S.  in  die  Hand  nem- 
men,  einen  Teil  dessen  auss  der  Hand  lecken  und  das 
übrige  hindersich  über  den  Kopf  hinauss  werffen.'  An- 
horn  1674;  vgl.  Globus  42,  266  a.  ,Der  Rauch  [zum 
, Bräuken'  eines  verhexten  Stiers;  vgl.  Bd  VI  803]  seye 
bestanden  von  Rauten,  Bohnenstenglen,  Wüscheten 
unter  3  Türschwellen  [usw.]  und  S.,  welches  Alles  er 
auf  Glut  getan  ...'  Wast.  Proz.  1701.  Ein  Schatzgräber 
sagt  aus,  ,die  Kerze,  die  sie  zum  graben  gebraucht, 
hätten  sie  selbst  aus  Wachs  hergestellt  und  etwas  S. 
hineingeknetet.'  1727,  Bs.  ,Das  einer  gestohlen  Gut 
wider  bringen  raus:  Nim  3  Bröcklein  Brod  und  3  Sprät- 
lein  S.  und  3  Bröcklein  Schmalz  [und  sprich:]  ich 
lege  dir,  Dieb  oder  Diebin,  Brod,  S.  und  Schmalz  auf 
die  Glut,  wegen  deiner  Sünde  und  Übermut,  ich  lege 
es  dir  auf  die  Lung,  Leber  und  Herzen,  das  dich  an- 
kommt ein  grosser  Schmerzen  ...'  ZHorg.  (AfV.).  ,Oben 
darauf  [in  einem  ,Büntelein';  s.  Bündel  II 1  a  y  Bd 
IV  1363]  3  kleine  Preisen  S.  in  den  3  höchsten  Namen 
darauf  getan  und  zugebützt.'  ebd.;  s.  auch  AfV.  II  272. 
S.  noch  nun  (Bd  IV  767);  recht  (Bd  VI  210  o.);  be- 
ranken (ebd.  803,  zwei  Belege).  Als  Wetterorakel.  Das 
, Wasserziehen'  des  Salzes  aus  Zwiebelschalen  dient 
zur  Witterungsprognose  für  das  ganze  Jahr  (s.  Wihen- 
Nacht  BdIV660,  auch  L;  GF.,  uT.;  ThMü.;  ZHorg.), 
in  GRh.,  oT.  zur  Feststellung,  welche  Gewächse  (ob 
Kartoffeln  oder  Erbsen  usw.)  im  nächsten  Jahre  gut 
gedeihen  werden  (s.  BWartm.  1874,  9).  Wenn  's  S.  im 
Salzfässli  nass  wird,  gibt  es  Regenwetter  BsL.  und 
weiterhin;  schönes  Wetter,  wenn  es  rösch  wird  (s.  Bd 
VI  1469).  S.  verschütten.  Wenn  S.  ausgeschüttet  wird, 
so  ist  Streit  oder  sonst  etwas  Unangenehmes  im  An- 
züge ZO.  (Messikomraer  1909),  S.  , Abergläubige  Leut 
haltens  für  ein  gross  Unglück,  wann  einer  über  Tisch 
S.  umbkehret.'  Anhorn  1674;  Zauberei  1704;  s.  auch 
um-cheren  2  a  ß  (Bd  III  437).    Me"  muess  müsse",  dass 


Salz,  selz,  silz,  solz,  sulz 


der  Junker  N.  nid  öppe"  zu  denen  Offizier  g'hörl 
het,  wo  meine",  d's  S.  sigi  verschüttet,  wenn  d'  Sol- 
daten öppe"  chli"  lustig  sl".  RvTavel  1910.  S.  ver- 
schütt!  höhnischer  Zuruf,  wenn  Jmd  der  Strumpf 
auf  den  Schuh  hinuntergerutscht  ist  AASchi.  — 
£)  Verschiedenes.  Einem  Suchenden  gibt  man  den 
scherzh.  Rat,  er  solle  S.  auf  den  Gegenstand  streuen, 
dann  könne  er  ihn  nur  nehmen;  ebenso  rät  man  einem 
Leichtgläubigen,  er  müsse  einem  Tier  (meist  einem 
Vogel),  um  es  leicht  fangen  zu  können,  nur  S.  auf 
den  Schwanz  streuen,  wohl  allg.  Wenn-men  eme" 
Vogel  S.  uff  de"  Schwanz  (Stil)  streut,  so  lät-er-si°h 
(mit  der  Hand)  fange".  Schnellsprechvers:  Streu  dem 
Spatz  schnell  S.  uff  de"  Schwanz.  GZür.  1902  (BStdt). 
Im  Spiel.  S.  abhaw'e"  (auch  abschinde"  Z,  absteche" 
ZWildb.,  in  ZGundetsw.  auch  Mel  abschnlde"),  s.  Bd 
II  1806/7;  Derjenige,  der  das  Hölzchen  zu  Fall  bringt, 
muss  ein  Pfand  geben  und  muss  im  ZO.  auch  etwa 
das  Hölzchen  mit  der  Zunge  aufheben.  Im  ZO.  heisst 
S.  (Grüsch)  abschnlde"  auch  das  unter  räpplen  (Bd  VI 
1181)  beschriebene  Spiel,  indem  statt  des  Sägmehls 
S.  (auch  Grüsch)  genommen  wird.  ,Es  klaget  KMeyerin 
uff  die  Brennwaldin,  wie  das  sy  ira  hab  gewartet  und 
habe  sy  an  offner  strass  geslagen  . . .  und  warft'  sy 
nider  uff  den  herd  und  säss  oben  uff  sy  und  slüege 
sy  mit  einem  besenstill,  dass  si  blüete,  und  hette  in 
ein  luder  [vgl.  Lüder  2  Bd  III  1101]  gebunden  glas- 
stuky,  s.  und  eschen,  und  slüege  sy  ouch  damit  in  ir 
antlüt.'  1427,  ZRB.;  vgl.  Äschen-Sack  (Sp.  018/9).  - 
2.  englisch  S.,  magnes.  sulf.  Z  (Apotheker  Vogel). 
Eine  Reihe  weitrer  offizineller  Salze  s.  Bs  Apotheker- 
tax  1647,  31/2;  vgl.  auch  die  Zssen. 

Amhd.  sah.  Das  Masc.  in  PMac.  steht  unter  dem  Eiufluss 
vou  it.  *ale.  Zum  Sachlichen  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1705  ff.; 
Sanders  II  845;  Martin-Lienh.  II  355,  zum  Aberglauben 
und  den  RAA.  noch  bes.  Globus  42,  265  ff.  2S1  ff.  und  Wan- 
der III  1849  ff.  Über  den  Begriff  S.  in  der  älteren  Minera- 
logie und  Chemie  s.  JJScheuchzer  1718,  175  ff.  (PI.  ,Salze') 
und  KNLang  in  Gfd  51,  216  ff.  (PI.  ,Sälzer';  s.  zB.  Erd-Saß 
Sp.  365).  —  S.  in  Namen.  In  Flurnamen.  ,Salz-Fass'  L 
Seeburg  (,ein  Landgut  und  Hoff.'  Leu,  Lex.).  ,-Gebef»'  TB. 
ftn  S.-GebuV;  W  (mehrfach).  ,-Gäu';  s.  Wtirstisen  1580,  I 
und  Leo,  Lex.  XVI  61.  ,-Hof  (Bd  II  1030)  Aa.  ,-HaIden' 
Schw.  ,-flolz'  L.  ,-Horn'  B.  ,-Hus'  (s.  Bd  II  17-271  B;  S 
Ramisw.  ,-Hauwen';  s.  Bd  II  1S13.  ,-Lache'  Th.  ,-Loeh'  L. 
,-Lecki'  Aa;  Schw.  ,-Matt'  B  (mehrfach) ;  F;  LWohlh.  (Leu, 
Lex.),  ,-Matten'  S.  ,-Boflen'  L.  ,-Bühl'  Gr;  L.  ,-Berg.'  1396, 
BsStdt  (,domum  in  monte  salis.'  1273;  vgl.  Bs  XIV.  87). 
,-Brunnen'  (s.  Bd  V  670)  B;  Seh;  Z.  ,-Rain'  Aa.  ,-Strasse' 
BsAlIsw.  ,-Stein'  (s.  d.).  ,-Tal'  Bs.  ,-Weid'  B.  ,-Weg'  Aa; 
ZAltst.  , -Wasser'  (s.  d.).  ,-Wis'  Th.  Iu  Familiennamen.  ,Von 
Salz.'  1512,  BsStdt  (Leu,  Lex.);  vgl.  ASocin  1903,  437. 
,S.-Geber,  -Gäber'  WZerm.  (,vom  Flurn.  S.-Gebe');  XVI. / 
XVIII.,  Gr  (nach  Leu,  Lex.  auch  ,-Gerber');  ,Haus  Salzgäber 
zuo  Meienfält',  ein  Jäger.  1597,  Ard.  ,3.-Mann'  (s.  Bd  IV 
277),  schon  XIII.,  Bs,  XIV./XV.,  B,  XIV./XV.,  Z,  137S, 
AaBremg.,  XV.,  LSemp.,  XV./XYL,  W,  1663,  BsStdt;  s.  noch 
ASocin  1903,  489.  Dazu  der  Flurn.  ,Salzmannen'  Schw. 
.Vordere,  hintere  Salzen,  Salzen-Furka'  PGr.  (VSella).  ,Salzen- 
nioos'  ZGräslikon. 

Elektrisier-:  Hydrarg.  sulf.  neutr.  Aa;  B;  als 
Zusatz  zur  Batteriefüllung.  —  Alpen-.  ,So  wie  bei 
uns  [in  Hannover]  ohngefär  das  Sedlizer  Salz  im  me- 
dicinischen  Gebrauche  ist,  so  bedienet  man  sich  zu 
Bern  jetzt  eines  Salzes,  dem  man  den  Namen  eines 
Alpensalzes,  Salis  Alpini,  gegeben  hat.  Man  giebt  es 
für  natürlich  und  wirklich  an  den  Alpen  ausgegraben 
aus,   nur  müsste,    sagt  man,    es  durch  die  Kunst  ge- 


reinigt werden.  Aus  der  Beschreibung  solte  man  ver- 
muten, dass  dies  Salz  eben  dasselbe  sei,  dessen  der 
Bernische  Arzt  DLanghans  unter  dem  Namen  des 
Gletschersalzes  erwähnet.'  Andre.«  1763;  Näheres  ebd. 
223.  230/5  (wo  es  als  .natürliches  Glaubersalz  [s.  d.]' 
bestimmt  wird).     S.  auch   Gems-S. 

Fueder-.  ,Swer  guggunsalz  hie  verkouffet,  der 
git  von  ietlichem  ort  2(1  an  die  stat,  3ß  dem  schult- 
haissen,  und  swas  salz  man  hie  vail  hat  an  schiben- 
salz  und  fuodersalz,  der  git  den  selben  ainung.'  Th 
Diess.  StR.  XIV. 

Vgl.  bair.-8st.err.  , Fueder',  ein  Salzmass,  2  Salzstöcke, 
urspr.  in  Form  grosser  IvvirH  tVst^.'Srhlagi'iK'S  Sudsalz;  vgl. 
Gr.  WB.  IV  1,   367:    Sclim.  21   695;   UngerKhull   257. 

Drei-faltigkeits-:  am  Dreifaltigkeitssonntag  ge- 
segnetes S.;  s.  auch  Sp.  887.  Wann  Ei"s  i"  d'  Frömdi 
göd,  so  gibd-mer-em,  öni  aass's-es  weiss,  in  Öppis 
i"'büezt  Dr.  mit,  und  's  ist  sicher,  dass-es  kei"  Hew'we 
überchund  ÄABb.  (Frei).  ,Man  meint,  das  Dr.  allein 
habe  sie  [eine  Hexe  in  AaZ.]  gefürchtet.'  Rochh.  1856, 
mit  der  Anm.:  ,Das  Dr.  wird  noch  jetzt  im  Fricktal 
und  Schwarzwald  kirchlich  geweiht  und  gegen  bösen 
Einfluss  verbraucht.' 

Fass-:  Salz,  das  in  Fässern  in  den  Handel  ge- 
bracht wird.  ,Der  günstige  Ertrag  [des  Salzregals  im 
J.  1839]  ist  im  Verkaufe  des  unreinen  Kastensalzes 
zu  suchen,  von  dem  270  Centner  nebst  461  Centnern 
denaturierten  Fassalzes  verkauft  wurden.'  Aa  Gem. 
1844.  —  Im  österr.  Salzgebiet  und  bei  Sauders  II  845 
, Fasselsalz.' 

Unser- fr auwen-:  Pflanzenname.  , Wasser  von 
Krut,  welches  man  U.  nembt.'  1710,  ZZoll.  Arzneib. 
—   Vgl.  .Salzkraut'  bei   Gr.  WB.  VIII    1717. 

,Guggun-';  s.  Fueder- S.  —  Rätselhaft. 

Gallen-:  .hitzige  Rindviehseuche'  W.  Syn.  Über- 
Gälli  (Bd  II  205).  —  Tüsend-gulden-.  ,2  Mass 
guten  Brantenwin,  6  Lod  Laubersalz  [s.  Glauber-S.], 
3  Lod  Taus.;  4  Lod  Laberen  Aloes  [usw.].'  Bärnd. 
1904  (ä.  Rezept).  -  Galfen-:  in  ,Galfen'  (s.  Bd  II 
229/30)  in  den  Handel  kommendes  Salz.  ,Als  dann 
bishar  merklich  gevärd  und  betrug  in  dem  salzkouff 
beschechen  und  gebrucht  ist,  besunder  mit  den  kleinen 
schyblin,  das  man  nempt  gryffensalz,  das  dann  für 
sehybensalz  verkouft  und  ussgemessen  wirdt,  sölichs 
zuo  verkommen  ist  angesechen  und  geordnet,  dass 
hinfür  weder  im  kouffhus  noch  durch  die  grempler 
keinerlei  salz  ussgeslagen  und  gemessen  werden  sol 
dann  rörlysalz,  sehybensalz  und  g.,  und  sol  ouch  das 
im  kouffhus  gesündert  und  gezeichnet  werden,  wie 
von  alters  harkommen  ist.  Dessglich  sollen  die  grempler 
das  rörlesalz,  sehybensalz  und  g.  ouch  nit  underein- 
anderren  vermischlen,  sunder  yetweders  sundrig  veil 
haben  und  nit  eins  für  das  ander  geben.'  1492,  GStdt. 
S.  auch  Salz  (Sp.  883).  —  Gems-  .Gemsch-'.  Vgl. 
Ge -liick,  (Gems-)Lecki  (Bd  III  1245.  1249),  ferner  Sulz. 
,Auf  den  nackten  Felsen  [einer  Höhle  bei  Lauter- 
brunnen] hab  ich  an  vielen  Orten  eine  salzigte  Aus- 
witterung bemerkt,  welche  von  den  Einwohnern  G. 
genennt  wird  und  vollkommen  mit  der  Beschreibung 
des  sog.  Alpensalzes  übereinkömmt,  auch  nichts  anders 
als  Glaubersalz  ist.  Bald  zeigt  es  sich  in  Gestalt 
eines  Mehles  oder  weissen  Staubes,  der  sich  in  unter- 
schiedlicher Dicke  anhängt;  bald  aber  ist  dieser  Salz- 
staub wie  zusammengebacken  und  formiert  kleine 
poröse  und  lockere  Klumpen...    Dieses  Salz  wird  in 


selz,  silz,  solz,  sul 


verschiedenen  Gegenden  unsers  Landes  gefunden  und 
auch  in  den  Apotheken  gebraucht,'  JSWyttenb.  1777. 

Glauber-,  in  BG.  Gläuber-  oder  Lü'ber-  «Lau- 
ber-): wie  nhd.  S.  auch  Tüsend-gulden-S.  und  vgl. 
Alpen-S.,  ferner  Bämd.  1911,  -17.  —  Von  JRGIauber  1658 
zuerst  beschrieben.     Vgl.   Weig.   I   734/5. 

Gletscher-.  ,Das  Gl.,  welches  den  vornehmsten 
und  kräftigsten  Teil  von  diesem  Mittel  [dem  als  Uni- 
versalheilmittel angepriesenen  .Schweitzerischen  Glet- 
scher-Spiritus'] ausmacht,  ist  ein  sauerlecht  und  auf- 
lösendes Salz  ...  Bis  dahin  hat  man  es  noch  an  keinem 
andern  Orte  als  im  Bernergebiet  nahe  an  den  Eiss- 
gletschern gefunden,  allwo  es  aus  einer  schwarz 
sandigten  Erde,  worauf  vor  Zeiten  grosse  Eissgletscher 
gestanden  sind,  ausgegraben  und  hernach  ausgelauget 
wird  . . .'  1758,  DLanghans;  vgl.  Alpen-S.  und  für  Wei- 
teres Andrea;  1763,  222 ff.  232.  237.  —  .Gryffen-'; 
s.  Galfen-S. 

Hirsch-horn-:  kohlensaures  Ammoniak  Aa;  Bs; 
B  und  weiterhin;  als  Triebmittel  für  Backwerk  ver- 
wendet. Syn.  Leb-chuechen-,  Trib-S.  ,Sal  cornu  cervi, 
H.'  Bs  Apothekertax  1647.  .Flüchtiges  H.'  KNLang. 
—  Früher  wirklich  aus  Hirschhorn  gewonnen. 

Juden-.  ,[Die  Fracht  von]  dem  Hall-Innthalischen 
oder  sogenanten  J.,  dessen  sich  die  K.  K.  Untertanen 
in  dem  Breissgau  und  denen  Waldstätten  bedienen, 
wirdt  ganz  in  Reichsgeldt  bezahlt,  welches  sich  die 
Eglisauer  sowohl  als  die  Unserigen  darum  selbst  ge- 
fallen lassen,  weilen  sonst  dieses  Salz  wie  ehedem  zu 
Land  spediert  werden,  somit  der  davon  abfallende 
Verdienst  Beeden  entgehen  würde.'  1773,  Schreiben 
des  Rates  von  Sch  an  Z. 

Von  dem  alten  Haller  Geschlecht  Jud,  das  seit  langem  und 
noch  heute  den   Zwischenhandel  mit  Salz  betreibt. 

Chnchi-:  =  Salz  1.  .Kuches.' Vau.  III  428  u.  .Ge- 
mein Kuchis.'  JZiegler  1647.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  V3508. 

Laub  er-  s.  Glauber- S. 

Leb-chueche"-:  =  Hirsch-horn- S.  B  (Apotheker 
Lindt).  —  Chaste"-:  der  letzte  Rückstand  der  Sole, 
der  in  den  Gradierhäusern  von  den  Holzwänden  der 
.Kasten'  abgekratzt  wird  und  nur  als  Düngsalz  ver- 
wendet werden  kann.  S.  Fass-S.  und  vgl.:  ,1m  J.  1840 
wurden  an  Kochsalz  45  052  Ctr,  an  unreinem  Koch- 
salz in  Kasten  3559  Ctr,  an  denaturiertem  Salz  447 
Ctr  und  an  unreinem  Kochsalz  303  Ctr  verbraucht.' 
Aa  Gera.  1844.  —  Sür-chle-,  in  Ap  auch  Surchli-: 
Sauerkleesalz  Aa;  Ap;  B;  Z  und  weiterhin;  zum  Aus- 
löschen von  Flecken  verwendet.  —  Kröttli-:  in 
,Kröttli'  (s.  Bd  III  880)  in  den  Handel  kommendes 
(bairisches)  Salz.  ,Daz  man  hinnenhin  in  gädmern 
krötlys.  sol  feil  haben  und  by  dem  imin  usmessen 
und  kein  ander  salz.'  1423,  Z  StB.  S.  noch  Botechen 
(Bd  IV  1907);  rüeh  (Bd  VI  178);  Salz  (Sp.  882)  und 
vgl.  Kr.-Galfen  (Bd  II  230).  —  Leib-:  in  ,Laiben' 
(vgl.  Salz-Laib  Bd  III  954)  in  den  Handel  gebrachtes 
Salz.  Freiburg  verlangt,  dass  die  Burger  Derer  von 
Bern,  die  da  ,L.'  vorbeiführen,  den  Zoll  ausrichten. 
1555,  Absch. 

Mer-:  aus  dem  Meerwasser  gewonnenes  (fran- 
zösisches) Salz.  ,[Der  Arzt  wusch  die  Kranke]  mit 
esseich  und  mit  äschen,  mit  zwibel  und  mit  m.'  Ring 
,An  herzogen  von  Safoy  [schreiben],  mit  dem  zoller 
zuo  News  zuo  verschaffen,  Dietrichen  von  Hallwil  des 
zols,  von  dem  m.  vallend,  bescheidenlich  zuo  halten.' 
1498,  B  RM.   ,Her  Schultheis  Nägeli  [uA.]  ein  fürschrift 


an  küng  von  Frankenrych  des  m-es  wägen.'  1558,  ebd. 
,Hem  Schultheis  Negelin  und  sinen  mithaften  ein  [!] 
gwerb  des  mersalz  ein  attestation,  daz  sollich  salz, 
so  sy  under  Sebastian  Loys  und  desselben  factoren 
banden  ververtigend,  ir  eigner  ufrechter  gwerb  und 
sonst  niemands  andern  sye,  sy  ouch  ...  alles  [Salz]  in 
einer  statt  Bern  landschaft  ververtigen  wellend.'  1561, 
ebd.  .Weisses  M.'  1671,  Absch.  VI  1,  818;  vgl.  dazu: 
, Lucern  verlangt  zu  vernehmen,  wie  viel  französisches 
M.  jedes  Ort  wünsche  und  ob  weiss  gesotten  oder 
nicht,  indem  schon  geraume  Zeit  ein  Weisssieder  hier 
sei  und  die  weitem  Befehle  gewärtige.'  1706,  ebd. 
S.  noch  Sp.  882/4.  —  Schon  bei  Notker  (meradk).  Vgl. 
auch   Gr.  WB.  VI  1857. 

Mor eilen-:  Rötelpulver,  Bolus  rub.  B  (in  den 
Apotheken  verlangt). 

Mür-:  salpetersaurer  Kalk,  der  sich  an  Mauern 
bildet  Z  (Dan.);  vgl.  Salpeter  (Sp.  868).  —  Vgl.  Gr. 
WB.  VI   1780. 

Merkt-:  auf  den  Markt  geliefertes  Salz.  ,Was 
guots  gen  Horgen  an  das  land  kompt,  das  sol  des 
ersten  von  land  gevertiget  werden,  und  mit  sunder  sol 
punden  guot  vorgan  und  darnach  das  merkts.  gen 
Zug.'  1452,  ZStB. 

Maser-.  ,Daz  selbe  [dh.  Verlust  der  Zunft]  sol 
sin  umbe  die,  die  in  ir  [der  ,obzer,  gartner  und  men- 
keller']  zunft  sint  un[d]  salz  veile  hant,  ob  si  unrehte 
striche  [1.  .strichen']  heten  oder  mischelten  swebschiz 
salz  oder  masirsalz  under  kölnschiz  salz  oder  dehein 
salz  verkouften  für  dis  ander,  denne  ez  were.'  1264/9, 
Bs  ÜB.  1316  (Zunftbrief). 

Nach  BsXIV.  88  .Steinsalz'  (V).  Lt  Mitteilung  aus  dem 
Bs  Staatsarchiv    ergeben    die  Salzakteu   nichts  Näheres. 

Mittel-:  Heilsalz  BG.;  vgl.  Glauber-S.  —  Anders 
bei   Gr.  WB.   VI   2408. 

Bullrich-:  ein  Magenpulver  (in  der  Hauptsache 
doppeltkohlensaures  Natron)  Z.  —  Nach  dem  Erfinder 
benannt. 

Burger-:  von  der  Stadt  angelegter  Vorrat  an  Salz 
zur  Abgabe  an  die  Bürger  in  Zeiten  der  Not;  vgl.: 
Da  des  Krieges  wegen  kein  S.  vom  Bodensee  her 
kommen  konnte,  gab  die  hiesige  Regierung  ihren 
Bürgern  S.  aus  dem  Magazin,  welches,  für  die  Zeit 
der  Not  aufgespart,  schon  an  100  Jahre  darin  gelegen 
hatte.  Am  17.  Juli  wurde  der  Salzpreis  auf  5  Kreuzer 
per  Pfund  gesetzt,  dabei  aber  beschlossen,  dass  ,Becken, 
Metzger,  Seifensieder  und  Würt  [das  nötige  Salz]  nit 
aus  dem  Burgerkasten  nemmen  sollen.'  1632,  Sch  Chr. 
Unter  den  Beweggründen  für  eine  ausserordentliche 
Steuer  wird  angeführt  die  bedeutende  Einbusse  ,am 
B.'  1634,  ebd. 

In  den  Städten  des  oberösterr.  Salzkammergutes  heisst 
,B.'  der  den  Bürgergemeinden  aus  dem  städtischen  Salzhandel 
zufallende  Anteil. 

Prunellen-:  sal  prunellae,  Natronsalpeter.  ,Pr. 
mit  Salmiac  zubereitet  1  Quintlein,  Zimmet,  weisen 
Imber  [usw.].'  KNLang.  —  Pfanne"-:  Sudsalz  in 
dem  Zustande,  wie  es  die  Pfanne  verlässt.  .Bei  Er- 
örterung der  Frage,  ob  und  wie  der  Salzhandel  dem 
gemeinen  Mann  zu  Gutem  in  andern  Gang  gebracht 
und  beim  Verkaufe  statt  des  Masses  das  Gewicht  ein- 
geführt werden  möge,  wird  auf  die  Tatsache  hinge- 
wiesen, dass  nicht  allein  das  schlechte  leichte  bayerische 
Salz  unter  das  gute  und  schwere  tyrolische  vermischt 
werde,  sondern  auch  das  unverraischte  tyrolische  Salz 


Salz,  selz,  silz,  solz,  sulz 


noch  verschieden,  nämlich  das  frische  Pfannen-  und 
Pfiselsalz  vil  leichter  und  nicht  so  kräftig  sei  wie  das 
Stadelsalz,  welches  die  Schwindung  schon  ausgestanden 
habe.  Es  soll  daher  bei  den  Regierungen  auf  Ein- 
führung des  Verkaufs  nach  dem  Gewichte  hingewirkt 
werden.'  1670,  Absch.  Bern  beantragt,  man  solle  ein 
Quantum  Stadelsalz  und  hinwieder  ein  Quantum  Pf. 
beziehen  und  die  beiden  Arten  durch  gewisse  Zeichen 
unterscheiden.  1701,  ebd.  (Salzvertrag  mit  der  Kammer 
zu  Innsbruck).  —  Pfisel-:  Sudsalz  in  dem  Zustande, 
wie  es  die  .Pflesel',  die  Dörrkammer  (vgl.  Schm.  SI 
442;  Unger-Khull  7ti)  verlässt;  s.  das  Vor.  —  Ruch-: 
grobes  Salz  zum  U.  von  dem  zu  bestimmten  Formen 
(wie  , Schiben,  Kröttli'  usw.)  gepressten;  s.  die  Belege 
unter  Boteehen  (Bd  IV  1907);  rüeh  (Bd  VI  178).  ,[Die 
Salzleute]  sullent  fürbass  kein  r.  me  vermessen,  es 
werde  inen  denn  von  eim  rat  erloubt.'  Anf.  XV.,  L  RB. 
,Es  ist  erloubt,  r.  veil  ze  haben  unz  an  unser  wider- 
ruof.'  1420,  ebd.  ,Was  salzes  die  in  gädraern  ver- 
kouffen,  das  syen  schiben  oder  ruchsalz,  das  jeglicher 
verköiffer  einem,  der  kouffen  wil,  sage,  ob  es  ruch- 
oder  schibensalz  sige  und  es  ouch  darnach  gebe.'  1435, 
Z  StB.  —  Rörli-:  Salz,  das  in  Börli  (s.  (Salz-)Rörli 
Bd  VI  1232.  1237)  in  den  Handel  kommt.  ,Man  sol 
nachgan  und  richten,  als  etwer  r.  in  unser  [Stadt] 
verkouft  und  kouft  hat,  darüber,  dass  es  verbotten 
ist.'  1399,  Z  RB.  ,An  die  von  Hasle  und  Undersewen 
und  Inderlappen,  uff  das  salz  ze  achten  und  die,  so 
r.  für  schiben  verkouffen,  zemlich  [?]  anzunemen,  ouch 
das  tuschen  salz  mit  anken  abzustellen.'  1505,  B  RM. 
S.  noch  Golfen  (Bd  II 230  o.) ;  Salz  (Sp.  882  o.) ;  Galfen-S. 
—  Sack-:  in  Säcke  (vgl.  Salz-Sack  Sp.  637)  gefasstes 
(minderwertiges)  Salz.  ,Man  sol  nachgan  und  richten, 
als  etwer  s.  in  sin  botken  geschüttet  und  das  für  guot 
salz  verkouft  hat'  1398,  Z  RB.  —  Salmenswiler-: 
vom  Kloster  Salmanswiler  bei  Überlingen  (welches 
einen  Anteil  an  den  Salzburger  Salinen  besass)  ge- 
liefertes Salz;  s.  Sp.  882  und  vgl.  unter  Plütschi  3 
(Bd  V  239  o.:  Wettingen  war  ein  Filialkloster  von  Sal- 
manswiler; vgl.  Arg.  I  82).  —  Salpeter-:  ,mit  Di- 
gestivsalz verunreinigter  Salpeter,  welcher  bei  Rei- 
nigung des  Salpeters  durch  Abkühlung  der  Lauge 
erhalten  wird  Schw;  Zg'  (Dr  Ithen). 

Sommer-:  während  des  Sommers  gesottenes  Salz. 
Luzern  macht  die  Anzeige,  dass  KTschudy  von  Glarus 
und  Andere,  welche  viel  , Sommer-  und  Wintersalz' 
verführen,  zuweilen  auf  der  Strasse  das  Wintersalz 
gegen  S.  vertauschen  oder  verkaufen,  wodurch  aber 
der  gemeine  Mann  benachteiliget  werde,  indem  das 
eine  viel  besser  als  das  andere  sei.  1568,  Absch.  IV  2, 
396.  —  Vgl.  Schm.  aI  1683  (unter  .Maister  II');  Unger- 
Khull  598.     In  anderer  Bed.  bei  Gr.  WB.  X  1,   1555. 

Schiben-:  in  Scheiben  (s.  Schiben)  in  den  Handel 
kommendes  Salz.  S.  Golfen  (Bd  II  230  o.);  Salz  (Sp. 
883  o.) ;  Fueder-,  Golfen-,  Ruch-,  Walchen- S.  -  S  p  ä  n  d  - : 
vom  Annenpdeger  jährlich  den  Gemeindearmen  verab- 
reichtes Salz  GitObS.  (B.).  —  Stadel-:  Salz,  das  eine 
Lagerung  im  .Stadel'  (vgl.  Schm.  2 II  732)  durchge- 
macht hat;  s.  die  zwei  Belege  unter  Pfannen-S. 

Stein-.  ,Rot  wachs,  st.,  gummi  Arabicum  [usw.]', 
zerstossen,  zum  Waschen  der  Falken  gegen  die  Milben. 
Vogelb.  1557.  ,Sal  gemmae,  St.'  Bs  Apothekertax  1647. 
S.  auch  Salgemmen  (Sp.  866).  —  Auch  bei  Lexer  II  1168. 

Düng-.  Der  Grosse  Rat  beschliesst,  ,1000  Ctr  D. 
auf  Rechnung  des  Staates  anzuschaffen  und  dasselbe 


zum  kostenden  Preis  dem  Publikum  zu  verkaufen.' 
1848,  L.  —  Trib-:  =  Hirsch-hom-S.  Aä;  B;  Z  (Apo- 
theker Vogel). —  Walchen  , Walen-':  welsches  Salz; 
vgl.  Sp.  880.  .Habend  sich  min  herren  bed  ret  be- 
kennt von  des  salzfassens  wegen,  was  schibens.  man 
hie  fasset,  sol  man  von  eim  mäss  3Vs  ß  häller  ze 
fassen  und  umb  seck  gen;  aber  das  walen-  und  ander 
s.,  daz  nit  schibens.  ist,  da  sol  ein  mäss  4  ß  geben.' 
1458,  LRB. 

Winter-:  während  des  Winters  gesottenes  Salz; 
s.    Sommer-S.   —  Auch   bei   Schm.  2  I    1683  u. 

Wermuet  Wurmet-:  die  aus  dem  Wermutkraut 
gewonnene  Pottasche,  Kali  carb.,  sal  mirab.  Glaub.  Z 
(Vogel).  ,Sal  absynthii,  Wermuots.'  Bs  Apothekertax 
1647.  —  Wisch-:  wohl  das  nach  dem  Salzmessen  im 
Salzhaus  am  Boden  zsgewischte  Salz.  ,Das  W.  hat  der 
Salzmesser  Dem  verabfolgen  zu  lassen,  dem  es  gehört 
[dh.  dessen  das  gemessene  Salz  ist].'  1635,  Absch. 

salze"  (bzw.  -ä-,  in  Bs;  PAL;  S -o-),  2.Sg.  -is(tj, 
3.  Sg.  -et  (in  SchwE.  -*),  Ptc.  g'salze*:  I.  a)  wie  nhd., 
Etw.  mit  Salz  versetzen,  zur  Würze,  Konservierung, 
a)  im  eig.  S.  allg.  ,S.,  mit  salz  besprengen,  sallire; 
etwas  s.,  sale  aliquid  contingere.'  Fris.;  Mal.  Die 
Suppe,  Speisen  übh.  s.  Su  tnache"d-mer  e"  Suppe*  vo* 
hunderttüsi*g  Mugge*,  mit  de"  Flöhne"  g'salze*,  mit  de" 
Lüse*  g' schmalze",  Kinderreim.  EStoll  1907.  Wart, 
dir  u'ill-ig  's  Bräusi  s.!  Drohung.  JReinh.  1905.  Drü- 
möl  g'salze"  und  doch  noch  z'  rdss.  Sprww.  1869;  vgl. 
churz  (Bd  III  496).  Die  iveiss  jetzt,  was  der  Hafen  selber 
s-en  ist!  von  einer  jungen  Frau,  welche  die  Kosten 
einer  eigenen  Haushaltung  zu  spüren  bekommt  UUrs. 
S.  auch  Räb  (Bd  VI  18).  De"  Chäs  s.  allg.;  s.  Chds 
(Bd  III  502)  und  vgl.  Salzer.  Fleisch,  Fische  ein- 
salzen. ,So  mag  ouch  iederman  in  unser  statt  swin 
koufen  und  die  stachen  und  s.'  1408,  B  (Metzgerord- 
nung). ,Das  übrig  [Fleisch  des  Fisches]  sielzend  sy,  so 
vil,  als  inen  gnuog  was,  biss  sy  gen  Rages  kämind.- 
1530,  Tob.;  Luther:  .salzten  sie  ein.'  .Fleisch  s.  oder 
einsalzen,  aspergere  sale  cames,  sallire,  sallere.'  Fris.; 
.Mal.  S.  noch  Pfragen  (Bd  V  1280  u.).  —  ß)  uneig.  Im 
Kdspiel:  Die  Spielenden  sitzen  in  einer  Reihe;  ein 
Kind  legt,  jedesmal  mit  den  Worten:  s.—g' schmalze", 
anscheinend  Jedem  einen  Gegenstand  (zB.  ein  Messer) 
in  den  Schoss,  gibt  ihn  aber  in  Wirklichkeit  nur 
Einem;  ein  Anderes,  das  unterdessen  draussen  war, 
wird  aufgefordert:  Stock,  errät,  wo-isch  f'sj?  Rät  es 
falsch,  so  wird  es  das  erste  Mal  mit  den  Worten  fort- 
gewiesen:  Ei"järiger  Stock!  das  zweite  Mal:  Zwei- 
jdriger  Stock!  B  (Dan.).  Worte,  eine  Rede  würzen: 
Der  Salzherr  . . .  weiss  sl"  Rät  [in  Regierungssachen] 
uf's  allerbest  und  us  Erfari'g  z'  s.  Firm. (Schw).  S.  auch 
chürnen (Bd  III 476).  , Einen  Preis,  eine  Forderung  hoch 
stellen'  L  (Ineichen);  vgl.  gesalzen.  Dazu  wohl:  ,Es 
klagt  N.  von  Schaft'husen  uff  Eüriessenberg,  der  selb 
Gr.  sye  im  schuldig,  das  habe  er  an  hin  erfordert; 
der  antwurte  im,  er  hette  im  senff  geben;  zuo  dem 
redte  er:  ich  bin  dir  3  köpf  gichtig;  da  antwurte  im 
Gr.:  ich  wil  dirs  bas  s.;  da  redte  er  zuo  im:  ich  ver- 
stau wol,  du  wilt  mir  nütz  mit  lieb  geben;  es  ist  mir 
vor  hin  geseitt,  du  gebest  nienian  nütz  mit  lieb;  also 
slüege  er  inn  mit  der  funst...'  1460,  Z  RB.  —  b)  das 
Vieh,  Schafe,  Ziegen  s.,  ihnen  Salz  zu  lecken  gehen 
S«uw.  /r*  muess  's  Veh  ge"  s.  SchwE.  Der  Chnecht  hat 
d' Schöif  schou"  g'salze*.  ebd.  —  2.  mit  anderer,  durch 


895 


Salz,  selz,  silz,  solz,  sulz 


Richtungsbest.  erweiterter  Fügung,  eine  (schlimme) 
Zutat  in  eine  Speise  tun.  ,Ward  dem  Leutolden  [Sohn 
König  Ottos]  ouch  sein  Ion;  dan  wie  er  ...  in  Lom- 
bardei zog,  starb  er,  und  was  die  sag,  man  hette  im 
weltschen  zucker  [d.  i.  Gift]  in  das  muoss  gesalzen, 
dess  er  hette  sterben  müessen.'  Vad.  Übertr.,  Jmd 
an  einen  unerwünschten  Ort  verbringen.  , [Peter  von 
Hagenbach  habe  gedroht]  er  wolle  der  tag  eins  der 
unseren  zwenzig  oder  drissig,  so  er  begriff,  in  die 
turn  s.,  darzuo  inen  hend  und  füess  abfulen  und  ab- 
houwen.'  2.  H.  XV.,  Bs  Chr.;  vgl.  ze-sämen-s.  .[Sol- 
datendirne:] Der  tüfel  hat  uns  gsalzen  har  [in  dieses 
fromme  Heerlager]!'  RSciimid  1580.  ,Der  Tüfel  hed 
e  [den  bei  Rapperswil  umgekommenen  Bantli]  au  i  de 
hübsche  hexa  Krieg  überal  [1.  überen]  gsalze.'  AKorn- 
hoffer  (Neudruck);  bei  TTobler  1869,  29:  ,überen 
gführt.'  —  3.  Ei""m  Eini  s.,  einen  tüchtigen  Schlag 
versetzen;  vgl.  üf-s.  ,Weun  dir  ein  Gadmer  [von  B 
Gadm.]  Eine  salzt,  dann  ist  das  Prosit-Rufen  Üb.er- 
fluss.'  Bund  1907.  —  ge-salzen:  1.  Adj.  a)  im  eig.  S. 
allg.  G'salze"s,  salmastro  PA1.  (Giord.).  Ondz'Urnäsch 
am  Eossfall  hed  's  Mätle"  wie  Chres :  ist  d'  Soppe"  nüd 
g's.,  so  sägi"d-s',  's  sei  les.  Ap  VL.  1903.  ,Ges.,  salsus.' 
Fris.;  Mal.  ,Ein  neuwes  Fass  mit  heisem  und  gesalzem 
Waser  wohll  ausswaschen.'  1791,  Gfd.  ,Z'räss  (Z'lys) 
gsalzen'  s.  Bd  III  1422.  Bd  VI  1272  o.  Im  Reim  mit 
g'schmalze".  D' Suppe"  isch  g's.  und  g'schm..  im  Spiel- 
vers; s.  Rochh.  1857,  442.  Wenn  der  Vatter  i"  's  Wi"- 
land  fart,  chocht  d'  Mueter  Nudle-,  unde"  g'schm.  und 
obe"  g's.,  z'  mittse"t  tuend- si  brudlef  Z.  's  ist  weder 
g's.  noch  g'schm.!  von  einer  blöden  Rede  GT.;  Syn. 
weder  g'haW'e"  noch  g'stoche".  Vgl.  dazu:  ,War  köment 
wir  nach  unserm  abgang  [Tod]?  Müessen  wir  neiss- 
wan  in  ein  anders  lang  [Land]?  Siigent  mir,  wies  da- 
selbs  sye  gschmalzen,  ich  wöt  gern  wüssen,  wies  wäre 
gsalzen.'  HvRüte  1532.  Eingesalzen.  ,Es  haben  bür- 
germeister  und  rat  ...  flisig  wargenomen,  das  ein  stat 
Basel  bishar  nit  (wie  sich  ein  noturft  erfordert)  mit 
gesalzenem  guot  [dh.  eingesalzenen  und  geräucherten 
Seefischen;  vgl.  Gengier  1882,  199]  versechen  ...'  1501, 
Bs  Kauf  hausordn.  Der  Verkäufer  verdorbener  Häringe 
soll  dem  Rate  verzeigt  werden,  ,dan  sölich  falsche 
gsalzne  war  den  mentschen  zur  spys  grossen  schaden 
bringt.'  1549,  L  Krämerordn.  ,Gs.  bachen';  s.  Holz- 
Haber  (Bd  II  933);  Bachen  (Bd  IV  9(33).  .Allerlei  ges. 
fleisch  oder  fisch,  salsamentum.'  Fris.;  Mal.  , Wolliges. 
Butter';  s.  Sp.  690  o.  Prägn.,  zu  stark  gesalzen.  Der 
Chäs  ist  g'salzner!  eig.  und  uneig.  (=  teuer)  Ndw 
(Mattbys).  Mit  dem  nämlichen  Doppelsinn:  Das  ist 
g's-ner  Chäs!  B.  E"  g'salzni  Suppe",  uneig.;  s.  an- 
richten (Bd  VI  408  o.).  Salzig.  ,Bald  schmeckt  sie 
[kranke  Milch]  saligip]  oder  g'salzni.  Bärnd.  1908. 
.Salsitudo,  gsalzne  füchte.'  Fris.;  s.  auch  versalzen. 
—  b)  uneig.,  kräftig,  scharf,  .gepfeffert'  uä.;  Syn.  ge- 
pfefferet (Bd  V  10H8);  rdss  ld  (Bd  VI  1272).  Von 
Worten,  Reden.  E"  g'salzni  Bredig  Ap;  B;  GT.;  Th; 
U;  Z.  ,Rasch  und  gesalzen  in  ihrem  Tun  und  Spre- 
chen.' GKeller.  Von  Hieben,  Schlägen  Aa;  Ap;  B; 
GT.;  Tb;  Z.  E"  g'salzni  Örflge".  Die  [Ohrfeige]  ist 
g's.  g'si".  Iez  haut-mer  der  U"flät  eso-ne"  g'salzni  Wan- 
tüsse"  nebe"  d'  Öre".  AGvsi  1899.  Der  Schuelmeister 
misst  dem  Hans  par  g's-ni  Tatzen  üf.  Schild  1866.  G's. 
ge",  ,  Stock-  oder  Rutenschläge  geben'  G.  Von  For- 
derungen uä.  Ap;  Bs;  B;  L;  GT.;  Th  ;  Ndw;  Z.  E(n) 
g'salznc  Kunte";  der  Kunte"  ist  (e"chli"J  g's.     Auch: 


E"  g'salzne*  Ghrämer,  ein  teurer  Krämer  B;  Gl.  E" 
g'salzni  G'schicht,  kostspieliger  Handel:  Das  [eine 
Nachtbubenaffäre]  giH  e"  g's.  G'sch.!  ...  der  Stad- 
halter  heb  g'seit,  er  well  e"mol  es  Exempel  statuiere". 
Messikommer  1910  (ZO.).  E"  g's-ni  Stung,  eine  volle, 
starke  Stunde  B  (AvRütte).  Ga"  N.  isch  's  numen  e" 
spitzi  Stung;  aber  bis  ga"  P.  isch  's  de""  en  tolli  Stung, 
u"d  das  e"  g'salzni.  Ei"'m  g's.  cho",  an  Jmd  eine  über- 
triebene, unmöglich  zu  erfüllende  Forderung  stellen, 
die  eine  entschiedene  Rückweisung  erheischt,  zB.  der 
Kunde  an  den  Schneider,  der  Meister  an  den  Knecht, 
die  Frau  an  den  Mann;  bes.  in  der  iron.  Wendung:  D'er 
chunnt-m.tr  g's.!  Der  kommt  mir  (trifft  es)  jetzt  gerade 
recht!  AaKöII.,  Leer.  (,mit  Dem  werde  ich  fertig  wer- 
den.' Hunz.).  Von  unanständigem  Benehmen:  [Mit 
Schmatzgen  und  Schnalze"  bei  Tische]  chdmisch  de"" 
allweg  de"  Lilte"  zur  Tafele"  g's.!  AGysi  1899.  — 
2.  Subst.  n.  G'salze"s,  Gesalzenes,  allg.,  .vorzüglich 
Käse,  geräucherter  Ziger,  auch  Fleisch  LE.;  Zg' (St.b), 
Käse,  geräuchertes  Fleisch  BG.,  Schangn.;  S.  ,Ich  ha" 
G's.  g'ha",  sagt  der  Hirt,  wenn  er  ausser  den  Erdäpfeln 
noch  Käse  usw.  gehabt  hat'  (St.b).  Mir  hei"  noeh  ne" 
prächtitji  7-pfündigi  hinteri  Hamme"  im  Chemi . . .  die 
Manne"  hei"  jo  eisster  gern  öppis  G's.  SL.  .[Während 
der  Kur  soll  der  Kranke]  nit  Gsalzes  essen.'  Arzneib. 
XVI1./XVIII.  Uneig.  von  scharfer  Rede:  .Rubel  sagt 
zum  Nickel:  Du  hast  ihm  [dem  Vogt]  Gesalzenes  auf- 
gestellt. Nickel:  Ich  wollte,  es  wäre  noch  dazu  ge- 
pfeffert gewesen,  dass  es  ihn  bis  morgen  auf  der  Zunge 
brennte.'  HPest.  —  u(n )-ge-salze":  a)  eig.,  von 
Speisen,  allg.  Da'  cha""st  u.  esse".  Oft  in  Vergleichen, 
von  Sachen  und  Personen,  ohne  Kraft,  Gehalt,  Energie. 
Da'  (er,  si)  ist  wie  o-e"s  Brot,  im  gleichen  S.  wie  o. 
ond  (/"g'schmalze"  ThMü.  Sit  dass  's  Böseli  zum  Hüs 
üs  g'si"  isch,  het  's  mich  'dunkt,  tvie  wenn  d'  Sunne" 
nümme"  ddt  schlne"  ...'s  ganz  Leben  isch-mer  vorcho" 
me-n-en  u-ni  Suppe"!  JReixb.  1903.  's  isch  hür-n-e" 
Heuet  tvie-n-en  u-ni  Suppe",  von  einer  sehr  magern 
Heuernte,  ebd.  1907.  E"  u"' prüglet?  Bueb  (Ndw  Kai. 
1907),  e"  Wittfrau  öni  Ma""  (GRh.)  ist  wie  (n)e"  u-ni 
Suppe".  En  unerfarnc  Mann  ist  wie  u-e"  Chrut. 
Sulger.  —  b)  uneig.  Fade,  gehaltlos,  von  einer  Rede  L. 
Unfein,  derb,  von  Personen  und  ihren  Äusserungen. 
,Diu  minne  ...  solt  dem  helfen,  der  hoflich  kan  werben 
und  frouwen  ist  mit  triuwen  holt...  Nu  hilft  si  man- 
gem,  der  nicht  kan  wan  sin  ein  ungesalzen  man.'  Hadl. 
,üer  ungesalzen  mönch,  so  von  seinem  [des  Abtes 
Konrad  von  Bussnang]  leben  geschriben  hat,  gibt  im 
disen  preis:  quod  in  tenera  adhuc  «täte  nullius  unque 
sine  talione  suseeperit  iniuriam.'  Vad.  ,Er  denket,  es 
habe  so  viel  nicht  auf  sich  ...  seine  Zung  nach  der 
Moden  diser  Welt  zu  leichtfertigen  Zotten,  Possen, 
Narrentädigung,  unnüzen,  ungsalzenen  Worten  zu  miss- 
braucheu.'  JJUlr.  1718.  ,Die  Sitten  der  Einwohner 
[des  Averser  Tales]  sollen  ziemlich  rauh  sein;  die 
Fremdlinge  ärgern  sich  ab  ihren  u-en  und  manchmal 
unflätigen  Reden.'  Sererh.  1742.  S.  noch  Bd  V  715  u. 
(Salat). 

Amhd.  sahen  (sieh,  gesalzen);  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1711  ff.; 
Martin-Lienh.  II  355,  zu  .gesalzen'  auch  Gr.  WB.  IV  1,  3784; 
Fischer  III  440.  Nach  JJürger  1905  in  der  Gr  Kesslerspr. 
».  =  .plagen,  biisseu' ;  vgl.  dazu  bei  Schni.  2 II  273 :  ,Es  einem 
s.,  es  ihm  schwer,  sauer  machen',  ferner  die  Zssen. 

üf-:  mit  (Acc.  S.  und)  Dat.  P.  a)  Einem  Schläge 
aufmessen  Aa  (Rochh.);  Bs;  B;  L;  G;  Th;  Z.    Ei"'m 


Salz,  selz,  silz,  solz,  sulz 


Eini  (Ei"s)  ü.  's  hätt  ned  vil  g'fält,  häit-er-em  e" 
Mülschellen  üfg'salze".  JRoos  1907  (L).  Ei"'m  d' 
Balle"  ü.,  ihn  damit  kräftig  treffen,  ebd.  Auch:  Jmd 
durch  ernste  Vorwürfe  in  die  Enge  treiben,  ebd. 
Ich  han-em  tüchtig  uffg'salze".  —  b)  Einem  Etw. 
aufbürden,  aufhalsen  Aa;  Bs;  B  (.onerare  aliquem 
aliqua  re.'  Id.);  G;  Tb;  Z.  ,Si  hein-im  Alles  üfg'salze", 
totum  negotium  ei  imposuerunt.'  Id.  B.  Der  Schul- 
misster  het-im  [zur  Strafe]  feuf  Si'ti  [zum  Abschreiben] 
■üfg'salze"  BG.  Das  hai"-mer  d'  Aristokräte"  üfg'salze"! 
Da'  'seh  e"  gottlösi  Naziön  Volks  in  der  Welt,  Aus- 
spruch General  Busers  Bs  (Seiler).  ,Sie  müssen  es 
dem  Mitknecht  noch  weit  böser  aufnehmen,  dass  er 
eine  so  wüste  Arbeit  ihnen  aufs,  wolle.'  Gotth.  Mit 
Acc.  P.  Ig  cha""  nit  begriffe",  dass-men-i"s  der  N. 
rvider  [als  Grossrat]  wo't  ü.  CWeibel  18S8.  , Einer 
meiner  Bekannten  trachtete  mir  zu  Trogen  in  einer 
grossen  Gesellschaft  einen  gewissen  Schatz  aufzus., 
der  mir  aber  nicht  behagte.'  UBrXggek.  .Nicht  einmal 
einen  Taglöhner  kann  ich  ihm  [der  Vogt  dem  Junker, 
der  keinen  der  vorgeschlagenen  Arbeiter  angenommen 
bat]  mehr  aufs.'  HPest.  S.  noch  Bülz  (Bd  VI  883). 
Einem  einen  Bären  aufbinden  SRech.  .Mareili  sprang 
von  den  Weibern,  die  ihm  das  [einen  Ausspruch  des 
Schulmeisters]  verdrehten  und  als  wahr  und  also 
wirklich  richtig  aufs,  wollten,  heim  [und  fragte  das 
Kind  seines  Bruders].'  HPest.  Einem  einen  Fehler 
andichten  Z  (Dan.).  —  Vgl.  Schm.2II  273;  Martin-Lienb. 
II  356. 

a"-:  (Käse,  Fleisch)  anfangen  zu  salzen  B  (Zyro); 
Ndw   (Matthys).  —  Vgl.   Gr.  WB.   I   433. 

i"-:  I.  eig.,  wie  nhd.  einsalzen,  von  Fleisch,  Fischen 
usw.  wohl  allg.  ,Er  habe  vor  etlichen  zytten  vil  geiss 
und  schaf  erzogen  ...  die  habe  er  gemetzget  und  in- 
gsalzen.'  1561,  BTurmb.  ,Das  fleisch  eins.,  aspergere 
salem  carnibus;  allerlei  salzfisch,  so  man  einsalzet, 
halec;  das  eins.,  ein  brüeyen  mit  salz  angemacht, 
salitura.'  Fitis.;  Mal.  .[Nimm]  Rotschnecken,  salz  sie 
wol  ein  in  einen  glatten  Haffen.'  Arzneib.  XVII./XVIII. 
S.  noch  Bd  VI  1271.  —  2.  uneig.  a)  Einen  %  ,  mit 
Schnee,  =  in-riben  (Bd  VI  60)  Ap;  SchwE.  De"  Schlingel 
wem-mer  g'hörig  %.'.  —  b)  scharfe  Kritik  an  Etw.  üben. 
, Dessen  Sachen  so  fleissig  einzus.  und  ihm  den  Pro- 
cess  zumachen.'  Acerra  1708.  —  c)  en  Brief  [s.  Bd 
V  439]  i.,  als  Faustpfand  geben,  versetzen  Z  (Spillm.); 
vgl.  Sp.  88b'.  —  d)  mehr  scherzh.,  einen  Gegenstand, 
den  man  für  längere  Zeit  oder  übh.  nicht  mehr  braucht, 
aufheben,  zB.  Kleidungsstücke  beim  Saisonwechsel 
oder  wenn  sie  abgetragen  sind  Tb.  De"  Huet  cha""st 
bald  i.  Ähnlich  von  Personen  Bs.  Me"  sö't  de"  Mensch 
i.  Nimm-e"  heim  und  salz-en-i"!  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  262; 
Sehm.  2II  273;   Fischer  II   63G;   Martin-Lienh.   II  356. 

ent  unt-solze":  dissalare  PA1.  (Giord.).  —  Auch  bei 
Gr.  WB.  III    593. 

ver-:  1.  a)  mit  dem  Salzen  (von  Käse  usw.)  fertig 
werden  B  (Zyro).  I<*  ha"  versalze".  —  b)  durch  Salzen 
aufbrauchen.  D's  Salz  isch  versalze"  B  (Zyro).  — 
2.  a)  (Speisen)  zu  stark  salzen,  allg.  D'  Suppe"  v. 
Vil  Chöch  versalze"d  d'  Suppe"  GNessl.  S.  noch  recht 
(Bd  VI  201,  auch  GWe.;  ZO.);  räss  (ebd.  1271).  ,V., 
vast  salzen,  persalire.'  Fris.;  Mal.  S.  auch  Becher  II 
(Bd  IV  906).  ,Das  muos  v.'  ,Es  klagt  N.  uff  sin  jung- 
frowen,  sy  hab  im  sin  muos  v.  [usw.].'  1463,  Z  RB. 
,Als  sie  zuo  Imbiss  essen  wollen,  habe  ir  Schwecher, 
der  selber  koche  ...  das  Muss  so  gar  versalzen,  und 

Sohweiz.  Idiotikon  VII. 


als  ir  Mann  das  selbig  geandet,  hatt  er  gret,  wenn  sy 
es  nit  essen  wellend,  sollen  sy  es  staan  lassen.'  Wast. 
Proz.  1701.  Bild!.:  , Beizebock  [zu  einem  Vorschlag 
Satans,  einen  Plan  der  Gegner  zu  vereiteln]:  Boz 
offenleim  und  wacbtlenschmalz!  diss  ist  ein  rechte 
sehyben  salz,  mit  der  man  s  muos  v.  kan.'  Ruef  1538. 
,!>en  bri,  den  pfeffer  v.';  s.  Bd  V  1067  o.  ,Den  Butter 
v.';  s.  Butter  IV  (Bd  IV  1916).  —  b)  uneig.  a.)  Ei"' in 
Öppis  v.,  eine  Freude,  eine  Absicht,  einen  Plan  ver- 
derben, durchkreuzen  Ap;  B;  GT.;  Tb;  Z.  E"  Freud 
v.  Da"  wem-mer-em  scho"  v.  Da'  ist-em  iez  versalze", 
unmöglich  gemacht  ThMü.  ,Ist  ihnen  dieser  List  und 
Lust  versalzen  worden.'  Kriegsr.  1704.  ,Die  Arbeit 
räss  v.';  s.  Bd  VI  1272  o.  Dem  Burst  wem-mer  sl" 
Übermuel  (Tufelsiichtigi)  schon"  c  '.  es  ihm  austreiben, 
ihn  dafür  bestrafen  ScuwE.  —  ß)  Bedingungen  setzen, 
auf  die  nicht  eingetreten  werden  kann'  L  (Ineichen). 
—  3.  mit  Acc.  P.  a)  =  ins  2  a  (Sp.  897)  ScbwE.  De" 
Kärli  hem-mer  nächtig  schou"  versalze"!  S.  auch  ver- 
bauseien (Bd  IV  1666o.).  —  b)  Ei"'nv,  durchprügeln 
AaF.;  B.  Si  händ-e"  g'hörig  versalze".  ~Lue>  nume", 
ich  uill-der  de""  d's  O'fräs'  v,  dir!  OvGreyeuz.  ,Ich 
will  dem  Teufel  mit  einem  Schusse  schon  das  Hinter- 
teil v.,  dass  ihm  das  Poltern  verleiden  soll',  ruftN.,  der 
sich  durch  einen  Spuk  erschreckt  glaubt,  oü.  —  Ptc. 
ver-salze":  a)  wie  nhd.  allg.  V-ni  Suppe".  V-nigs 
Mues  LHa.  Der  scherzhafte  Schluss  von  v-nen  Speisen 
auf  eine  verliebte  Köchin  ist  wohl  allg.  S.  auch  ver- 
süderen  (Sp.  327  o.).  ,V.,  vast  gesalzen,  persalsus.' 
Fris.;  Mal.  S.  auch  Bd  VI  1271  o.  Salzig.  ,Nim  in 
einer  Schüsslen  Wasser  und  nim  Salz  darin,  das  es 
wohl  v.  werde.'  Arzneib.  1822.  ,V-ne  Füechte';  s.  Fralti 
(Bd  I  1338)  und  vgl.  Salz-Fluss  (Bd  I  1217).  ,Sal- 
silago,  salsugo,  ein  gsalzner  gschmack  oder  ein  gsalzne 
brüeyen  oder  versalzne  füchtigkeit.'  Fris.  ,Der  truckne 
kleine  Grind  ...  kommt  aus  einer  v-nen  Feuchtigkeit 
her.'  Kunstb.  XVIII.  —  b)  uneig.,  verdorben,  miss- 
lungen.  ,[Die  Mönche  nahmen  dem  Jetzer  die  Sachen, 
die  dieser  dem  als  der  Prior  erkannten  St  Bernhard 
entrissen  hatte]  damit  er  dises  versalznen  spils  kein 
warzeichen  zeigen  könte.'  Ansb. 

Vgl.  Gr.  WB.  XII  1035  ff.;  Sclim.  -  II  273;  Fischer  II 
1286/7;  Martin-Lietih.   II   356. 

be-:  mit  Salz  versehen,  versorgen;  oft  refl.  Die 
Landleute  sollten  ,sich  ferner  in  der  stadt  b.'  Ende 
XV.,  Z  (JHFüssli  1780).  ,1ns  Emmental  [schreiben], 
wie  mh.  bedurens,  das  si  sich  hie  besalzend,  aber 
dhein  anken  harfüerend;  mh.  will,  welicher  dhein 
anken  noch  molchen  bringt,  dhein  salz  hie  werden 
lassen.'  1554,  BRM.  ,[Dem  Herrn  N.  von  Luzern  seien] 
neben  dem  Orte  Lucern  auch  die  Orte  Uri,  Schwyz, 
Unterwaiden,  Zug  und  die  ennetbirgischen  Vogteien 
zu  h.  überlassen  worden.'  1655,  Absch.  Eglisau  ver- 
pflichtet sich,  ,sich  ferner  als  unzhar  [nirgend  anders] 
als  bei  allhiesigem  unserm  Salzambt  zu  b.'  1630, 
AWild  1883.  —  Besatzung  f.  ,In  Betreff  der  B.  der 
gemeinen  Herrschaften  beantragt  Bern,  dass  die  \  111 
alten  Orte  ein  gewisses  Quantum  Salz  für  dieselben 
bestimmen  ...  oder,  wenn  dies  nicht  erhältlich  sei, 
soll  jedem  Orte  ein  gewisser  District  zur  B.  ange- 
wiesen werden.'  1701,  Absch.  — ■  In  gleicher  Bcd.  bei 
Schill.  2  II   273,  anders  bei   Gr.  WB.   I    1540. 

z'-säme"-.  .In  einen  tum  z.',  zs.  einsperren; 
vgl.  salzen  (Sp.  895).  ,Des  apts  hofmaister,  Fridrich 
von    Hadaham    [Heidenheim],    hat   zuo    Berg   in    des 


899 


Salz,  selz,  silz,  solz,  sulz 


amman  hus  fry  herus  geredt,  es  tuo  nit  recht,  bis  sin 
g.  h.  ain  4  oder  5  predicanten  in  ainen  turn  zemen- 
salze  und  inen  darnach  blatten  schere,  dass  köpf  an 
weg  fallend.'  1532,  Strickler. 

Salz  er  m.:  a)  der  Angestellte,  der  die  Käse  im 
Käsespeicher  zu  besorgen  (bes.  täglich  zu  salzen)  hat 
BO.,  in  Schw.  Salz-Gaumer.  Vgl.  Eiber  1  b  (Bd  VI  63). 
, Meistens  findet  man  in  einer  Sennhütte  zwei  Erwach- 
sene, deren  der  eine,  Schweiger  genannt,  die  Käse 
verfertiget,  der  andere,  S.  geheissen,  sie  nach  dem 
Speicher  trägt  und  dort  salzen  muss.'  JRWtss  1817. 
—  b)  Salzauswäger  ZLunneru.  Syn.  Salz-Mann  (Bd 
IV  277),  -  Weger. 

Mhd.  mker,  »eher;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1713  (auch  .Sälzer') ; 
Sanders  II  84(3.  Familienn.  ,Heinrich  Sältzer."  1422,  Gl. 
Fluru.  .Salzer'  AaSins;  ,(an  den,  vom)  Sältzler.'  1469,  ThAad. 

Ober-:  Aufseher  des  Käsemagazins  BE.  —  Chäs-: 
=  Salzer  a  Ap  (TTobler);  B. 

Salzeri"  f.:  Kuhname  Ap  (Kuhreihen). 

sal zieht:  salzig.  ,Salzichte  Felsen,  welche  die 
Gemsen  belecken.'  JJScbeuchzer  1718.  S.  auch  räss 
(Bd  VI  1271);  Gems-S.  (Sp.  890).  -  Vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1710. 

salzig,  in  Ndw  (nach  Matthys)  auch  g's.:  1.  eig., 
wie  nhd.,  nach  Salz  schmeckend,  salzhaltig,  wohl  allg., 
auch  prägn.,  zu  stark  gesalzen  (wofür  sonst  meist  räss 
Bd  VI  1271  ff.)  B  (Zyro).  S.  Lecki  (Bd  III  1249). 
, Schmeckt  es  s.,  wenn  man  Jmd  an  der  Stirne  leckt, 
so  ist  er  behext.'  JXPfyffer  1848.  —  2.  übertr. 
a)  salzige'  Sehne,  trockener,  körniger  GrA.  —  b)  von 
einer  Bede,  beissend  B  (Zyro).  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1 7 1 6. 

salzin:  von  Salz.  ,[Zuin  Vertreter  der  Transsub- 
stantiationslehre,  der  sich  auf  Christi  Worte  ,Das  ist 
myn  lyb'  beruft:]  Sag  an,  sind  12  hotten  salz  gsin? 
Ir  sind  salz,  ouch  Christus  spricht,  wie  wol  er  kein 
salzin  12  botten  sieht.'  Eckst.  1525  (Conc). 

Salzner  m.:  Angestellter  des  Salzamtes.  ,Es 
haben  gelobt  die  salzner,  köuffer  und  koufhusknecht, 
das  salz,  so  si  verkouffen,  ein  iegklichs  nach  sinem 
werd  zuo  geben  und  ouch  dess  die  köuffer  mit  uss- 
truckten  Worten  zuo  berichten.'  1509,  B  KM. 

, Salzung  f.:  ein  saussen  mitt  salz,  salitura.' 
Fris.;  Mal. 

Salz  n.V  f.?:  eingekochter  (Frucht-)Saft.  ,Biss  die 
Materi  so  dick  wurde  als  ein  Selz  oder  gestandener 
und  gestockter  Saft,  den  man  pulveren  könte.'  JJNüsch. 
1008.  ,Ich  hab  ihm  eingeben  Rob  oder  Selz  von  Hind- 
beerin,  Johannstreubein,  Küttinen.'  ebd.  Auch  ,Hol- 
derselz.'  ebd. 

Vgl.  das  Folg.  und  Gr.  WB.  IV  1,  3784  (.Gesälz').  X  1, 
557  |,Selz'f.);  Schin.  2 II  '274  (,Salzen,  Selzeu');  Fischer  III 
439/40  (,Gesälz'),  sowie  ,Salze,  Salz,  Selz'  unter  ,Salse'  hei 
Lexer  II  585;  Gr.  WB.  VIII  1702.  unklar  ist  die  bei  Fris. 
fehlende  Angabe  Malers:   ,SiIz,   salitio.' 

Ge-  n.:  1.  =  Sahen  (Sp.  870),  wo  ein  Beleg  aus 
Zwingli  mit  den  Schreibungen  ,gselz'  und  ,gsalz'  (1. 
wohl  ,gsälz').  ,[Das  Reislaufen  habe  ua.  ins  Land 
gebracht]  vil  zeren,  vil  und  frömd  win,  vil  schleck, 
gselz  und  trachten.'  Ansh.  —  2.  G'selz,  eingemachte 
Früchte,  Confitüre  Sch. 

Snlz  f.  Ap;  Gl;  Gr;  G;  Th;  Z,  n.  Aa;  WVt.;  Zg; 
ZO.,  m.  L;  Schw  (Fasn.  1860);  WVt.;  Zg,  Sülze»  f. 
ZKn.:    I.   a)  Salzbrühe,   in    der   das    Fleisch   gebeizt 


wird  Ap;  Gl;  L;  G;  Z.  's  Fletsch  lU  i"  der  S.  Ap;  GT., 
im  S.  L;  ZBauma.  Das  Fleisch  i"  ä"  S.  lege"  Gl;  Syn. 
fm-jbeizen  (Bd  IV  1982.  84).  Mancher  Geistliche  ver- 
stand es,  den  Bauern  Hammen  und  Bippslückli  us  rfem 
S.  zu  fischen.  Stütz  1850.  ,S.  heisst  ouch  die  füechte, 
so  sich  samlet,  wenn  man  fleisch  ynsalzt,  darmit  man 
auch  gewont  das  fleisch  ze  beschütten,  rnuries.'  Mal. 

—  b)  Mischung  aus  Weisswein,  Hefe,  Pfeffer  und 
Salz,  mit  der  der  Käse  ungefähr  ein  Jahr  lang  ge- 
waschen wird,  worauf  er  als  rässer  Appe'z'eller-Chäs 
in  den  Handel  kommt  Ap.  Vgl.  noch  Steinm.  1804, 
204;  FAnd.  1897,  477.  —  2.  Salzlecke;  salzige  Stelle 
an  Felsen,  die  von  den  Gemsen  aufgesucht  wird;  vgl. 
Ge-leck  3;  (Sulz-JLecte  (Bd  III 1245/9).  ,Wer  trü  [Fal- 
len] legen  well,  mags  legen  in  s-en  und  sprung  und  an 
end,  da  ouch  geiss,  hund  und  anders  fee  nit  wandlet.' 
um  1500,  Obw.  ,Bei  etlichen  sandächtigen  velsen 
lackend  die  gemsen  das  sand,  als  ob  es  salz  wäre, 
werdend  auss  der  ursach  von  den  jegern  und  ein- 
woneren  der  landen  s-en  genamset.'  Tierb.  1563.  ,Der 
Weidmann  sie  [die  Gemsen]  wol  zjagen  weiss,  oder 
bei  S-en  sie  zu  schiessen,  da  d  Gämschen  sandecht 
Felsen  wüssen.'  HRRebm.  1620.  ,[Die  Gemsen]  s*pe 
ad  arenosas  ac  nitro  imprsegnatas  petras  descendunt 
indeque  arenam,  quam  nostrates  S-en  appellant,  lam- 
bunt,  qua  appetitus  excitatur.'  JJWagner  1680.  ,S-en 
oder  Salzläckinen,  loca  linetoria,  sind  Felsklippen,  die 
von  der  Natur  mit  Salz  oder  Salpeter  durchwirkt  sind 
und  von  den  Gemsen  mit  grösster  Begierde  gesucht 
und  abgeleckt  werden,  wohin  also  die  Jäger  vorzüg- 
lich auf  die  Lauergehen.'  Grcner  1760.  ,Das  Schiessen 
der  Gemsen  auf  dem  Anstand  geschieht  namentlich 
bei  den  Sülzen  oder  Leckinen.'  Volksbibliothek  1839. 
Über  die  Einteilung  der  S-en  in  nasse  und  trockene 
und  ihre  geographische  Verteilung  s.  Alpina  II  141  ff. 

—  3.  Bezeichnung  zerschnittenen  ungesalzenen  Käses, 
der,  in  Salzwasser  aufgeweicht,  mit  schwarzem  Pfeffer 
und  Nidel  gegessen  wird  Ap.  Syn.  Sulz-,  Schlipf(er)-, 
Schmätter-,  Schmutter  -  Chäs  (Bd  III  509).  Schotte", 
Solz  ond  Milech.  Ap  VL.  1903.  ,Eine  hochschwangere, 
heimatlose  Weibsperson  bat  einen  Ap  Bauern  um  einen 
Teller  S.  Da  er  ihr  denselben  verweigerte,  muss  er 
nach  seinem  Tode  auf  der  selben  Stelle,  auf  der  die 
Frau  das  Leben  ausgehaucht  hat,  mit  einem  Teller 
S.  stehen  und  den  Vorübergehenden  anbieten.'   AfV. 

—  4.  =  Galler  II  1  (s.  Bd  II  206),  gestockte  Sauce 
(mit  eingelegten  Fleischteilen)  Aa;  Ap;  G;  L;  Sch; 
Th;  UwE.;  Zg;  Z.  Spec,  Gallerte  aus  verkochtem 
gesalzenem  Schweinefleisch  AaBI).,  Leer.;  G;  Z.  ,Es 
klaget  A.  uff  B.,  dass  derselb  B.  sin  wip  zuo  im  sant 
urnb  4  stück  s.;  die  gab  er  iro  guot  und  frisch  und 
truog  auch  sy  die  s.  enweg.  Und  do  sy  die  s.  by  2 
stunden  daheim  behatt,  do  sant  B.  dem  A.  die  s.  heim 
by  einem  knecht  und  sprach :  sy  smakte  und  wer  nit 
guot...  Und  über  ein  kurz  wil  kam  der  B.  [wieder] 
mit  der  s.  und  sprach:  wo  ist  der  A.?  ich  wil  im  der 
s.  genuog  geben  ...  Do  nam  er  die  s.,  sluog  die  nider 
frefenlich,  dass  eines  hin  sprang,  das  ander  her.'  1427, 
ZRB.  ,[Ein  Ratsherr]  wolt  mir  haben  gewert,  dass 
ich  nit  s.  an  der  gassen  veil  hette  gehept.'  1427,  ebd. 
.[Der  Koch  soll]  zuo  ziten  ain  jüssel  an  kalbflaisch 
oder  sunst  s.,  sülzli  und  derglichen  laussen  machen.' 
G  Küchenordn.  XV.  ,Ain  geprattes  oder  ain  sülzli  wol 
gemacht  für  den  jüssel  und  das  zisennli.'  ebd.  ,Ain 
sülzli  von  fischen.'  ebd.     ,[Es]  sol  nieinans  gekochte 





•Salz — sulz.    Siim 


spys  veil  haben,  denn  der  ir  [der  winliiten]  zunft  ist; 
doch  ist  hierin  den  metzgern  vorbehalten,  das  die  s-en 
veil  haben  und  verkouffen.'  1497,  Z  StB.  (Zunftbrief). 
,Ich  geschwyg  ietz  des  Ankens,  Brots,  Hirss,  Milch, 
Fleisches,  S-en,  Byren,  Kriesinen  und  anderer  Speisen, 
die  man  gar  reichlich  ohne  Dauren  [an  der  Fasnacht] 
darstellt.'  Pred.  1601.  ,[Sie  habe]  mit  ihnen  getrunken 
und  von  ihrer  S.  geessen.'  1701,  Z.  ,Zu  einer  S.  wer- 
den, gelatime  instar  congelaseere.'  üenzl.  1716.  S.  noch 
bliben  (Bd  V  4) ;  Pfeffer  (ebd.  1066) ;  rot  (Bd  VI  1745  o.); 
Haupt-Sächer  (Sp.  133);  Fisch-S.  Im  Vergleich,  's  ist 
ganz  wie  S.  Th.  ,So  zerquetscht,  dass  sie  ihn  konnten 
wie  linden  S.  von  dannen  streichen.'  Schw  Fasn.  1S60. 
, Zugefroren  gleich  einer  S.'  1656,  Arg.  S.  auch  be- 
sichtigen (Sp.  270).  —  5.  geronnene,  halbflüssige  Masse 
übh.  Von  gestocktem  Blut;  s.  die  Anm.  Bei  der  Eis- 
bildung Aa;  Tb;  Z.  Es  hat  scho"  Cfange"  S.,  wenn 
das  Wasser  sich  mit  einer  Eiskruste  überzieht  Z. 
,l)ie  Wasser  strotzen  von  Solz  und  Eis.'  UBrägger. 
Halbflüssiger  Schnee,  Strassenkot  AABb.;  Ap;  GT.; 
Tu;  Zg;  ZB.,  0.  Da-  ist  hüt  e"  rechti  S.  dusse"!  Ai'Lb. 
's  ist  Alls  S.,  's  hat  e"  ganzi  S.  uf  der  Ströss  Tu. 
Schlamm,  sumpfiger  Boden  WVt.  —  6.  langsamer, 
träger  Mensch  Ap  (T.). 

Alnl.  eulza,  mlid.  «h/sc,  «ii/ze  f.;  im  Ablautsverbältniss  zu 
Sah.  Das  Masc.  nach  Weif,'.  2  II  1009  auch  bair.  Zu  4  vgl. 
Heyne  HA.  II  297.  —  In  Nameu.  In  Ortsn.  häufig  und 
anscheinend  weiter  verbreitet  als  in  appell.  Verwendung;  im 
Gebirge  wohl  meist  zu  Bed.  2,  sonst  auch  i.  S.  v.  Salzsole, 
-quelle  (vgl.  GL.  V  726).  .Sulz'  AaB.  (schon  XIV.),  Br., 
Lauf.,  Kohrd.  (,bis  an  die  S.'  1363);  BsMutt.  (Berg);  BGr. 
(,auf,  unter  der  S.';  ,nf,  under  der  Suiza.'  1275);  GIMatt, 
Moll.;  GrKh.;  LHochd.;  GRorsch.;  Schw;  ThEgu.  (.in  der 
Solz.'  1754);  Uw  (,auf  dem  S.'  174S);  U.  ,Der  (die)  böse 
S.',  Bauernhof  AaKaiseraugst.  ,Von  S.  (de  S.)'  als  Familienn. 
Aa  (1276,  Rheinf.;  über  die  Grafen  von  S.  vgl.  Leu,  Lex. 
XVII  737);  Bs(XIII.);  Z  (XIV.).  In  Zssen.  Als  2.  Glied: 
,Ober-,  Unter-'  Aa;  G;  ThEgn.  (1798),  .Vorder-,  Hinter-' 
Gl  (.Hinder-.'  1569);  ß.  .Älpler-'  BHa.  ,But(t)in-,  Butten-, 
Butun-.'  XII.  /  XIV.,  L  (heute  .Buttisholz').  .Rhein-'  Aa 
(,Rin-.'  1400).  Als  1.  Glied:  ,S.-Acher.'  1653,  AaWett. 
Klosterarch.  ,-Alp'  Gl  (auch  ,Sulzeu-Alpeli'),  ,-Xlpli'  G.  ,-Egg' 
B;  UFlüel.  (Leu,  Lex.);  Zg,  ,Sulzig'  B;  LWohlh.  ,-Fluh'  Gr. 
,-Guet'  BsMutt.  ,-Gletscher'  WG.  ,-Graben'  BTh.  ,-Halde' 
Aa;  G.  ,-Hom'  BGr.  ,-Mos'  ApUrn.  (.Solzmaas'  Leu,  Lex.). 
,-Matt'  Aa;  Bs  (1342);  B;  L;  ZgOÄg.  (angeblich,  weil  in 
der  Schlacht  am  Morgarten  ,der  Sulz'  des  Blutes  den  Pferden 
über  die  Hufe  gereicht  habe),  , -Matten'  Aa;  dazu  ,N.,  ritter 
von  Sulzmatte.'  XIII.,  Bs,  .Arnold  von  Sulzmatten.'  1329, 
UwE.,  .Sulzmatter',  FN.  XIV./XV.,  Ndw.  ,-Bach'  Aa;  ApOb.; 
GIElni  (schon  1322);  SchwE.;  UwE.  (,unz  an  den  S.'  1550); 
ZUst.  (schon  1441);  dazu:  ,Sulzbach(er)',  FN.  XV.,  ZHinw. 
,-Banu.  AaUensb.  ,-Berg'  AaWett.  (,stosst  an  den  Sulzberger 
hof.'  1530);  BOchlenb.;  Gl;  L;  GRorsch.  (schon  1584);  Z 
Pfäff.  (schon  1440);  dazu  .Sulzberger',  FN.  BStdt;  ThFr. 
,-Boden'  Gl.  ,-Brunnen'  s.  Bd  V  670;  auch  1440,  AaLauf. 
,den  Salzbrunnen  by  Sulz');  1798,  ThEgn.  , -Reben',  ,-Rain' 
Aa.  ,Runs'  Gl.  ,-Riiti'  ThEgn.  ,-Tal'  SchBegg.  (.Sulzen-'); 
SchwE.  (auch  ,Sulzel',  daneben  .Sulzental');  Ulsenth.  ,-Wald' 
BGr.;  U.  ,-Weid'  Gl.  ,-Wies'  ThEgn.  (.Solzwies.'  1623); 
ZUst.  Auch  in  der  Form  .Suis'  BGr.  (schon  1345;  zsges. 
.Ober-,  Unter-S.';  ,S.-Alp,  -Bach,  -See');  SSelz.  .Süls(-Rain)' 
S.  Dim.  .Sulzli'  GQuärten.  .Sülzli'  Gl;  Schw  (,S.-Allmeind'). 
,Sulzeli-Alp'  G.  ,Sulzi'  BLeuk  (zsges.  ,S.-Graben,  -Bühl, 
-Wang'),  uf  Suhi-Bielen  BGr.;  dazu  der  FN.  .Sulzener'  BSi. 
.Sulzer',  FN.  AaB.;  BStdt  (XVI./XVII.);  U  (1672);  ZWth. 
(schon  XIV.),  dann  auch  als  Ortsn.  Ap;  B;  SeliDörfl.  (,im 
S,');  ZReutl.  (,im  S.'),  .Sulzert'  Aa.  .Sulzli'  (Gen.  Sg.  .Sulzlis', 
Gen.  PI.   ,an   Sulzliueu  huse'),   FN.  XIV.,  ZStdt. 

Apfel-:  Apfelgelee.    , Apfelsulzen  und  Caromellen, 


im  Preis  je  nach  der  Grösse  des  Modells.'  um  1810, 
ZStdt  (Warenverzeichniss  eines  Zuckerbäckers).  — 
Fisch-:  Gericht  von  gesülzten  Fischen.  ,[N.  ver- 
macht] 2  pfd  Züricher  pfennig  an  ein  fischsulz  den 
armen  lüten  in  der  undern  siechstuben  ...  [Man  soll] 
guot  lustig  und  gesund  fisch,  die  für  krank  und  siech 
Hit  nütz  und  guot  sin  mögen,  kofen  und  die  wol  und 
in  ein  snlz  bereiten  und  machen  läsen,  und  so  die 
sulz  also  gemachet  wirt,  die  under  die  kranken  armen 
lüt  teilen  und  geben.'  1485,  ZSpitalurk.;  gleich  nach- 
her ,eiu  mal  sulzfisch.'  —  Gems-:  =  Sulz  2.  ,Die  Alp 
Fisinat,  Fiset  [in  U],  welche  wegen  der  Gemssulzen 
berühmt  ist,  bei  welchen  allezeit  viele  Tiere  anzu- 
treffen.' JJSchecchzer  1746. 

Leber-:    Lebersülze;    s.  Ge-lüngg   (Bd  III  1342). 

Ein  Rezept  im  .Büchlein  von  guter  Speise'  (Münchner 
Sitzungsberichte  1865,  200).    Vgl.  auch   Gr.  WB.  VI  464. 

Schlipf-:  =  Sulz  3  Ar. 

sulze":  1.  tr.  a)  einsalzen.  Fleisch  s.  GMs,  T. 
Chds  s.  Ap.  —  b)  sülzen,  mit  einer  ,Sulz'  versehen. 
,Visch  süden,  pratten,  bachen,  s.'  G  Küchenordn.  XV. 

—  2.  intr.,  zu  einer  ,Sulz'  (in  Bed.  5)  werden.  Von 
der  Eisbildung.  Der  Bach  sülzet  ZBauma.  Wenn  d' 
Bach  sulze"d  und  am  End  ganz  zueg'frürerd  AaEIh-. 
,Das  Wasser  raucht,  solzet,  macht  Grundeis.'  UBrägger. 
Von  schmelzendem  Schnee:  Der  ferndrig  Sehne  sulzt 
nümme',  tempi  passati  ZSth.;  vgl.  fernerig  (Bd  I  1019). 

—  Mhd.  Silken,  sülzen   iu  Bed.  1  b;   vgl.  auch  Sclim.  a  II  274. 
ume°-,  ,umhar-':  l.omme"-solze",  .herumschmutzen' 

ApH.,  M.  (T.).  —  2.  träge  umhergehn?  ,Korn,  win, 
fleisch,  salz  hat  er  [der  habsüchtige  Reiche]  als  vil: 
ee  ers  den  armen  recht  gen  wil,  er  sulzt  ee  umhar 
jar  und  tag,  stellt  uf  ein  türe,  wie  er  mag,  und  müest 
der  ginein  man  fressen  herd,  nur  dass  eigennutz  ge- 
fördert werd.'  Salat  196  (Bajchtold). 

sulzig:  1.  entspr.  Sulz  4,  gallertartig  GT.  Sauce 
wird  beim  Erkalten  s.  L.  —  2.  entspr.  Sulz  ■'>.  De' 
[schmelzende]  Sehne  ist  eso  s.  Tu.  's  ist  s.  uf  der 
Ströss.  ebd. 

sulzocht:  sumpfig  WVt. 


Sani,  seiu,  sim,  som,  sum  bzw.  samni  usw. 

sam  I,  seit  dem  XVII.  auch  ,samb':  1.  demonstr., 
so,  ebenso.  .[Hoffnungslose  Liebe  bringt  Not:]  s.  ge- 
schieht mir  gegen  der  frouwen  min.'  Hadl.  —  2.  re- 
lativ, wie.  a)  im  vollständigen  Vergleichungssatz.  ,Er 
suochte  sine  spise,  sam  tuot  ouch  noch  der  wise.'  Boner; 
kaum  zu  1.  ,Ain  iegelich  schenk  sol  sinü  vass  ver- 
ungelten,  s.  er  die  türston  mass  ie  us  dem  vass  git.' 
XIV.,  THDiess.  StR,  —  b)  im  abgekürzten  Verglei- 
chungssatz. ,Sit  daz  des  menschen  gehügede  und  sin 
gidanch  ze  glicher  wis  s.  daz  wasser  hin  flüzet.'  1289, 
ZBub. ;  vgl.:  ,(vita  hominum)  defluit  ad  aque  simili- 
tudinem  decurrentis.'  1242,  Z.  ,S.  diu  sunne  dur  daz 
glas  uz  und  in  kan  er  gegangen  senfteclichen,  ane 
drangen',  von  der  Empfängniss  und  Geburt  Jesu.  EvSax. 
S.  noch  brinnen  (Bd  V  637;  von  1622).  —  3.  Conj., 
als  ob.  .[Johannes  im  Leibe  Elisabeths]  sprang  und 
nutzet  uf  von  fröden,  s.  er  gern  rüstig  und  fertig  sin 
weit.'    Kessler.     ,So   iemand   dem   andern  under  dem 


903 


Sam, 


schein  eines  einsatzes  sein  leben  um  gelt  (s.  er  des 
fuog  und  macht  hette)  hinderrucks  dem  lehenherren 
zuo  banden  gestelt  hette.'  Vad.  ,Min  gsell  Hüssle 
[begann  einem  andern  Reisegefährten]  zuo  träuwen 
mit  wys  und  berd,  .=.  er  in  schlagen  wölte  [usw.].'  Mal. 
1593.  ,[N.  habe  seinen  Gegner]  geschlagen,  das  es 
kwätscht,  s.  einer  uff  ein  brätt  oder  tisch  schlüege.' 
1596,  Z  (Akten  Sax).  ,[N.  sei]  by  sinem  Laden  gstan- 
den,  s.  es  in  Not  angienge.'  1602,  Z.  ,Dass  ein  Berg 
an  dem  anderen  hange,  s.  es  ein  Ketten  wäre.'  Gdler 
1625.  ,Dass  wir  dergleichen  getan,  samm  wir  auf- 
stehen wollen.'  JMclier  1665.  ,[Gemeindegenossen, 
die]  damit  "sie  nichts  geben  müssend,  alles  Verhalten 
der  Hausarmen  also  ausschreiend,  s.  sie  keiner  Hand- 
reichung wert  scyit.'  1692,  Z.  S.  noch  brücken  (Bd 
V  360  o.);  pflegen  (ebd.  1221);  Süßen  (Sp.  371);  Sei 
(Sp.  708  o.).  Bes.  nach  Vbn  des  Scheinens,  Vorgebens 
uä.  (tw.  durch  ,dass'  wiederzugeben).  ,[Die  Stelle] 
hat  den  sinn,  samm  Christus  spreche  [usw.].'  B  Disp. 
1528.  ,Du  wilt  ie  gesehen  syn,  s.  du  die  ban  des 
evangelii  allein  gerütet  habist.'  Zwingli.  ,[N.  sei]  in 
den  Wellenberg  kommen,  das  er  verlümbdet,  s.  er 
kernen  allhie  vom  kornhuss  entragen  haben  sölte,' 
1581,  Z  BB.  ,Diewil  sich  aber  N.  jetz  dan  schönen 
weite,  s.  er  dem  vertrag  statt  tan.'  1588,  ZAnd.  ,Von 
eim  usgeben,  eim  zuomessen,  s.  [er  sich  irgendwie  ver- 
gangen habe]'.  1595.  1596,  Z  RB.    ,Under  dem  Schyn, 

s '    1610,    ebd.     ,[N.  habe]    ouch    hin    und   her   in 

Würtshüsseren  und  an  andern  Orten  angezeigt  und 
bevolchen,  Gast-  und  andere  Maler  zuozerüsten,  under 
dem  Fürgeben,  samm  stattliche  Herren  ald  andere 
Lüt  dahin  kommen  und  Herberig  nemmen  werdint.' 
1614,  ebd.  ,Wir  sond  uns  auch  nit  bilden  ein,  s.  wir 
besser  dann  ander  gsein.'  JDenzl.  1631.  ,lhr  Tochter 
ist  ouch  in  Argwohn,  samm  sy  diser  Sect  nachlouffe.' 
1634,  Z.  ,Habe  ihn  gedünkt,  samm  Derselbe  trunken 
syge.'  1634,  ebd.  ,Es  will  abermalen  verlauten,  s. 
General  N.  mit  in  3000  Mann  gwüss  das  Volk  in  den 
Schanzen  ablösen  werde.'  1641,  ebd.  ,Dass  diss  mein 
Werklein  bei  E.  G.  anlendet  und  Schirm  suocht,  ist 
nicht  dahin  gemeint,  s.  ich  eben  sie  die  Waaffen  lehren 
und  in  Kriegssachen  underrichten  wolle.'  Kriegsb. 
1644  (Vorrede).  ,Gott  der  Ungerechtigkeit  anklagen, 
samm  er  nicht  recht  handle.'  JWirz  1650.  ,Die  evangel. 
Schiedsrichtere  verdächtig  zu  machen,  s-b  dieselbigen 
mit  der  Urteil  nicht  richtig  durchgegangen  weren.' 
Duplica  1657.  ,[Seit  einiger  Zeit  sei]  der  Geitwurm 
an  ihmme  gespürt  worden,  in  demm  er  die  Einbildung 
gefasset,  s-b  habe  er  nit  Mitel  genuog,  sich  und  seine 
Kinder  ausszuobringen.'  1662,  Z.  ,[N.  habe  ein  Rats- 
mitglied] verunglimpfet  und  bezichtiget,  s.  synem  Vor- 
fahr sei.  der  Abzug  wider  die  Gebühr  angelegt  wor- 
den.' 1670,  Z.  ,Was  N.  vom  Marschall  von  Rhomberg 
sagt,  s.  er  weder  papistisch  noch  reformiert  gewesen, 
das  hat  er  sicher  nicht  auss  einem  fliegenden  Gerücht, 
sondern  hinder  seinen  Ohren  herfür.'  JHFisi  1696. 
,AIs  es  nun  das  Ansehen  gehabt,  s.  disere  Missver- 
standtnuss  in  eine  rechtliche  Weitläufigkeit  erwachsen 
werde.'  1724/5,  ThHw.  Arcb.  S.  noch  Vor-Ge-richt  (Bd 
VI  349) ;  sehen  (Sp.  529.  538) ;  Ansehen  (Sp.  559  u.).  Mit 
der  Wortstellung  des  Fragesatzes  (wie  bei  nhd.  ,als' 
mit  Conj.  Praet.).  ,Diewyl  dir  [Daniel]  Gottes  miltig- 
keit  verluchen  hat  so  gross  wissheit  und  dapferkeit, 
s.  werstu  alt  ...'  SBirk  1532.  ,Wan  er  sy  straff  ald 
ir  etwas  sage,  so  falle  sy  im  gägen  haar,   s.  well  sy 


inn  sehlachen.'  1538/40,  Z  Ehegericht,  ,Werint  im 
bed  inns  har  gfallen,  samm  were  es  ein  hanfland.' 
1541/3,  ebd.  ,Nachdem  er  ferners  examiniert  ...  hat 
er  in  einem  Puncten  syner  vorigen  Bekandtnuss  etwas 
begärt,  s-b  sollte  man  desswegen  by  andern  Bricht 
und  Kundtschaft  ufnemmen.'  1633,  Absch.  ,[Bei  seiner 
Ankunft]  sei  er  Zug  verstendigt  worden,  s-b  solte  ein 
Fuohrman  von  Basel  von  einem  Glarner  allerdingen 
zuo  Todt  geschlagen  worden  sin.'  1670,  Z.  ,Du  rühmst, 
samm  wers  gsein  ein  Gab,  dass  man  gen  Stadel  dich 
gsetzt  hab.'  anRüegg  1676.  S.  noch  üf-brechen  (Bd  V 
329).  Mit  Ellipse  der  flect.  Verbalform  1)  von  .haben' 
(bzw.  ,sin')  bei  Ptc.  ,[N.  habe  das  gestohlene]  hack- 
mässer  einer  alten  frouwen,  s.  er  sölliches  funden, 
umb  ein  stuck  brot  geben.'  1583,  Z  RB.  .[Dass]  sich 
keiner  entschuldigen  könne,  samm  er  im  Ufschryben 
und  Ussteilen  [des  Almosens  usw.]  gefeit.'  1627,  ZRüti. 
,Von  denen  Hochwächtern  auf  St  Peters  Turn  [seien] 
abermalige  Klagten  kommen,  s.  [sie]  die  verwichene 
Wuchen  zum  vierten  Mal  die  Nacht  anzublossen  ver- 
säumt.' 1697,  Z.  —  2)  von  ,sin'  bei  Adj.  ,Es  soll  N. 
der  wirt  zuo  Illnow  von  einem  von  Schaffhusen  für 
1000  fl.  wyn  erkouft  und  daruss,  s.  ess  bar  gelt,  uf 
sich  ein  gsetzte  gült  machen  lassen.'  1573,  Z  RM. 
.Obglych  wol  Junker  N.'s  hof  mit  behussungen,  acheren, 
matten  und  anderen  stucken  inmassen  bysammen,  s. 
es  allein  ein  hof  und  aber  unwidersprechenlich  dann, 
das  es  zwen  hoff  ...  gwässen.'  1583,  Z  Rq.  1910.  ,[Die 
Angeklagten  haben]  vor  gsessnem  rat  mit  schandt- 
lächlen  sich  gebaret,  s.  sy  abermalen  trunken.'  1583, 
Z  RM.  .Seine  Frauw,  die  faul  Blitzg,  habe  sich  an- 
gstellt, s-b  sie  krank,  sei  ihro  aber  nüt  gsein.'  1686,  Z. 
,Als  s.'  ,[N.  behauptet,  Nichts  schuldig  zu  sein]  als 
sam  der  [der  verstorbene  Gläubiger]  ime  190  r.  [rhei- 
nische Gl.]  gemachet.'  1594,  Z  RB.  ,Als  N.  sich  be- 
rüempt  und  vermerken  lassen,  als  s.  er  Anna  U.  eh- 
frowen  beschlaaffe.'  1597,  ebd.  .Glich  s.'  .[Man  wirft 
mir  vor]  wie  ich  lutherisch  sye  und  ein  bund  ...  mit 
besundren  lüten  hab;  glych  s.  das  predgen  des  gött- 
lichen wortes  ...  us  zemmenschwören  und  nit  us  kraft 
Gottes  komme.'  Zwingli.  ,Sin  galt  ist  im  so  gar  un- 
mär,  glych  s.  ers  allsant  gstollen  hett.'  GBinder  1535. 
,Er  lasst  die  synen  hie  erschlan,  glych  s.  er  wüsse 
nüt  davon.'  Aal  1549. 

Ahd.  mm»,  mhd.  tam(e);  s.  Mhd.  WB.  II  b  44/5  und  vgl. 
auch  Gr.  WB.  VIII  1725/8.  1745;  Sauders  II  SSO.  Das 
W.  ist  (anders  als  im  Bair.;  s.  Schm.  2  II  274/5)  bei  uns  nur 
in  der  Beteurungsformel  sammer  GrD.  (s.  sam-mir)  lebendig 
geblieben.  Für  OWerdm.'s  ,sam'  (zB.  ,sam  er  spreche')  bieten 
die  Herborner  Drucke  .(gleich)  als  wenn.'  An  der  Stelle: 
,Aber  so  ich  lieh  zuo  Lueern  iu  miu  hus  füerte,  sam,  es 
wind  nüt  wol  kramet.'  1530,  Liebenau  1881,  141  (Worte 
einer  Luzernerio  an  Zwingli)  steht  blosses  ,sam'  als  Be- 
teurung,   wenn  die  Überlieferung  Glauben  verdient, 

all-  I:  verstärktes  sam  I.  I.  =  sam  1.  ,Er  sol 
büezen  dem  klager  mit  drin  phunden  und  dein  schult- 
heissen  alsam.'  F  Handf.  (Übersetzung  von  1410;  lat. 
.similiter) ;  so  noch  mehrfach,  an  andern  Stellen  ,ouch 
als  vil.'  —  2.  =  sam  2  b.  ,So  bist- du  swär  alsam  der 
stein.'  Boner.  ,Wo  schöni  Böümgärten  sint  gsin,  ist 
iez  ein  Steinwärcb,  Guter  und  Sand,  alsam  mitten  im 
Ryn.'   1610,   Ard.   —  Ahd.  almnm,   mhd.  aham(e). 

sam-mir,  ,sam(m)er  (sammer  GrD.),  som(m)er, 
sum(m)er',  vereinzelt  auch  .sumber,  zumer,  semmer 
(Gott'  uä.):    in   einer   Beteurungsformel.     1)  ,s.  Gott, 


im;, 


^ILIII. 


Gotts  Heisch,  wanden'  adgl.  ,S-r  Gott.'  ,Icli  will 
dir  helfen,  samir  G.'  Boner.  ,Ja  wir,  saraer  G.'  ebd. 
.Saraer  Got  mir  nit!  ich  wett  e,  dass  in  der  rttt 
schüt.'  Fastn.  XV.  .Samer  G.,  ßuodolf,  ich  hau  es 
nit  getan.'  1425,  Z  RB.  ,Samir  G.  nein.'  1-134,  ebd. 
(in  beiden  Formen  noch  mehrfach  im  XV.).  .Sanier 
Got  und  uff  min  sei,  mach  nu!'  1459,  Waldm.  ,Sumber 
G.'  1510/20,  Z;  s.  Bd  VI  1325  o.  .Das  will  ich  ouch 
allen  denen  gesagt  haben,  die  da  sprechend:  sam  mir 
G.,  nun  redt  der  doctor  von  Waldshuot  dennoch  etwas.' 
Zwingli.  .Marcus:  suramer  G.,  es  ist  jo  nit  klein, 
das  Collatinus  ...  hat  ...  gseit.'  HBull.  1533.  ,Es  ist 
sommer  G.  war.'  Vau.  (Aufzählung  von  Schwüren). 
.[Adam:]  Min  sun  Kain  da  suraer  G.  uff  disem  platz 
in  linden  sott.'  Ruef  1550.  , Sanier  G.,  din  muoss  ich 
lachen.'  ebd.  .Samer  Gotts  (oder  verhüllend  .bocks, 
botz*)  fleisch,  wunden'  usw.  (vgl.  Bd  IV  1996/8).  .Sa- 
nier boks  nass.'  1377,  Z  RB.  .Samnier  bogs  wunden.' 
1385,  ebd.  .Sanier  Götz  genad.'  1388,  ebd.  .Sanier 
box  verch  zers.'  1392,  ebd.  .Samer  boxs  füdloch  und 
box  zers.'  1394,  ebd.  Im  XV.  erscheinen  in  den  Z  RB. 
zB.  , sanier  (sumer)  Gotts  (box,  botz)  adren.'  1459, 
,fud  (fit).'  1414.  1451.  1452,  , verch  für,'  1427,  .muoter 
fud,  muoter  zers.'  1424,  ,grind.'  1454,  .schweiss.'  1406, 
,switz.'  1450.  1481,  , wunden.'  1470,  ,fünff  wunden.' 
1405,  .weiden  zers.'  1424.  .Samer  Götz  fläsch.'  1502, 
Z  RB.  (nöZ).  .Somer  Götz  liden.'  um  1505,  Z.  , Samer 
potz  huor,  ich  stich  dich.'  NMan.  (im  Munde  der  ,pürin 
Zilia  Nasentutter  mit  der  rostigen  hällenbarten'). 
.Summer  botzmans.'  1525,  Absch.  (Th).  .Galle  [der 
Appenzeller]:  Das  ist  mir  lieb,  samer  botz  schäss! 
Ich  trink  gern  win,  als  man  wäss.'  Badenf.  1526.  , So- 
mer Götz  wunden.'  1528,  Z  RB.  ,Hiltprand  von  Ein- 
sidlen  [schwört]  sammer  Gots  macht'  und  , samnier 
Gots  liden.'  1531,  Absch.  , Samer  Gots  werden  lus.' 
1536,  Lil.  .Sommer  Gots  werden  grimmen.'  ebd.  , So- 
mer Gotts  flaisch,  somer  G.  küri'  schwört  ein  Appen- 
zeller Wirt.  Kessl.  .Sammer  botz  kriden.'  XVI. ß  VII., 
L  Spiel.  S.  noch  bes.  Botz  1  b  (Bd  IV  1996),  ferner 
auch  Lüs  (Bd  III  1452);  Mist  (Bd  IV  538  u.);  Bock 
(ebd.  1123);  Bluet  (Bd  V  220/1).  Mit  Ellipse  des  den 
Gen.  reg.  Subst.  ,Samer  box.'  1392.  1424,  Z  RB.  ,Su- 
mer  Götz.'  1476,  ebd.  S.  noch  Botz  1  b  zu  Ende  (Bd 
IV  1996).  —  2)  mit  Ersatzwort  für  .Gott.'  Sammer 
es  guets  Jär,  wird-er  Das  nid  tue",  ich  will  nicht 
hoffen,  dass  er  Das  tue  GrD.  Sammer  der  Tüfel 
wird-er  jez  de""  Frid  ha"!  ebd.  , Samer  sei  und  lip! 
vil  besser  ist,  daz  zwene  man  ein  vrouwen  haben, 
denn  ein  man  zwei  wip.'  Boner.  .Sanier  das  crütz 
und  alli  Götz  krütz.'  1397,  Z  RB.  .Sanier  Sant  An- 
tony.'  1468,  ebd.  , Sammer  Sant  Juliana.'  1475,  Volksb. 
.Sammer  verch  träck  werden  ye.'  Haberer  1562.  .Sam- 
mer verch  werden  krat.'  ebd.  .Sammer  gold.'  ebd. 
.Sammer  Göni  [vgl.  bi  gönig  Bd  II  519].'  Maüritiana 
1581.     S.  noch  sehen  (Sp.  525). 

Vgl.  die  Anm.  zu  min  I  (Sp.  904),  zur  Entwicklung  der 
Formel  bes.  so  dir  Hot  (helfe).  Mhd.  WB.  II  b  460  (ueben 
demonstrativem  »o  helf  dir  Got.  ebd.  457).  Die  Erhaltung 
der  Formel  in  GrD.  ist  um  so  beachtenswerter,  als  die  alten 
Belege  nach  dem  XVI.  Jahrb.  sehr  spärlich  werden;  unser 
Material  bietet  nur  die  beiden  Bd  IV  1990  u.  abgedruckten 
Stellen  von  1712.  Das  Gebiet  der  verschiedenen  Lautformcn 
der  Beteurnng  lässt  sich  noch  etw.  genauer  bestimmen.  Die 
Form  ,sam(m)ir.'  Boner  (neben  , sanier');  1434.  1435,  ZRB.; 
Zwingli  ist  auf  die  Formel  ,sam(m)ir  Gott'  beschränkt,  wenn 
auch   nicht  allein   herrschend;   in  allen  übrigen  Formeln,   die 


statt  des  einen  Wortes  ,Gott'  gew.  mehrere  zeigen,  erscheint 
eine  der  reduzierten  Formen.  Herrschend  und  aus  dem 
XIV./XVI.  sehr  häufig  zu  belegen  ist  ,sani(ni)er.'  Seltener 
sind  ,som(m)er  und  ,suin(m)er',  welche  wahrscheinlich  eine 
noch  stärker  reduzierte  Form  sumrr  wiedergeben;  ,som(m)er' 
erscheint  um  1400,  L;  1502.  1505.  1528,  Z;  1536,  Lied; 
bei  Ruef;  Kessl.;  Vad.,  ,sum(m)er'  ist  in  den  Z  Akten  von 
1450/76  7  mal  belegt,  ferner  bei  HBull.;  Ruef;  1525,  Absch., 
im  Bantli  1712  als  Variante  zu  »im nur.  Vereinzelt  sind  ,sum- 
ber'  (1512,  Z),  ,zumer'  (1477,  Z)  und  das  anderwärts  häu- 
figere umgelautete  ,semnier'  (s.  Bd  IV  1996).  Vgl.  noch  den 
Schlnss   der   Anm.  zu   um    I. 

säm-lich  sämlig  B  (lt  GJKuhn  und  Id.),  .semlich, 
söinlich':  wesentl.  =  solich  (Sp.  785).  1.  solch,  derart, 
dergleichen;  Sy n.  solich  A  1.  ,Sämlig,  solch.'  GJKuhn 
1800  (Glossar),  ,talis,  similis.'  Id.  B.  a)  in  Correlation. 
,[Der  Hund,  den  die  Angeklagten  erschlugen]  tet  inen 
doch  nüt,  won  dass  er  alweg  ball,  als  semlich  hunt 
tuend,  die  den  lüten  das  ira  goumen  sollen.'  1384,  Z 
RB.  , Semlich  wassergrössi,  daz  si  nit  genialen  moch- 
ten.' 1406,  B.  ,[Die  Österreicher]  tatent  denen  [von 
Mühlhausen]  semlichen  truck  und  trang,  das  si  am 
letsten  solichs  ...  nit  me  erzügen  mochten.'  DSchill.  B. 
.Semliche  zierd,  gottsdienst,  fröidt,  schimpf  und  gesel- 
schaft  ist  uf  Emmeten  nie  gsin  als  uf  den  tag  [der 
Glockentaufe].'  1494,  Ndw.  ,Ainen  semlichen  lehen- 
brief,  der  lutet  von  wort  zuo  wort  also.'  1507,  Z  Rq. 
1910.  ,Ein  semliche  neigung,  das  mier  nüt  me  ange- 
nemers  ist.'  1522,  Scuw  Brief.  ,[Der  gemeine  Pfennig] 
ward  ein  jar  mit  semlichem  Unwillen  ufgenommen, 
dass  naher  underlassen  bleib.'  Ansu.  ,So  treit  mancher 
ein  semlichs  kleid,  vor  zyten  hets  kein  fürst  getreit.' 
VBoltz  1551.  ,Es  beschicht  noch,  dass  Gott  unacht- 
baren Völkern  ein  sinnlich  ansähen  gibt,  dass  sy  yeder- 
man  entsitzt  und  iren  schatten  fürchtet.'  LLav.  1583. 
,Ein  seinliche  Angst...  dass...'  JJRüeger.  —  b)  die 
Beziehung  ergibt  sich  aus  dem  Zshang.  ,[Es  soll] 
nieman  ze  Schaf  husen  uff  der  statt  graben  ald  an  den 
graben  buwen  kainer  lai  huse  oder  schüre  ald  schöpf 
oder  semlich  büwe.'  1379,  Sern  StB.  ,Als  ain  tegan 
und  ain  semlich  amptman  ze  [!]  billich  tuon  sol.'  Anf. 
XV.,  GRÄmterb.  ,Es  sol  ouch  nieman  fluochen  ...  und 
wer  dass  übersieht,  da  sol  der  nechst,  so  by  eim  söm- 
lichen  ist  [usw.].'  1476,  Bs  Chr.  (,Eid  in  das  veld'). 
.[Ich  kann  Amts  halber]  an  die  ort  und  end,  da  man 
semlich  ding  [nämlich  religiöse  Schriften]  veil  hat, 
nit  kommen.'  1522,  Scaw  Brief.  .Darum  erkennend 
gegen  sömlichen  . . .'  I.  Kor.  ;  .erkennend,  die  söliche 
sind.'  1530/48;  gr.  toüs  zo'.oüxoui;.  ,Er  ist  der  wäg, 
d  worheit  und  s  laben,  hat  dir  nit  sämlich  byspil  geben.' 
JKolross  1532.  ,Predig  hören  und  d  bybel  lesen,  zum 
nachtmal  gon  und  sömlich  wesen  muoss  mich  weder 
ledigen  noch  binden.'  VBoltz  1551.  ,In  Germania  soll 
sich  ouch  von  den  liberatis  prineipibus  etzwas  erheben, 
doch  weiss  ich  nütz  gewiss,  frag  ouch  sömlichen  din- 
gen nit  vil  nach,  sonder  gedenk  mer  an  min  scholam.' 
1553,  ThPlatter  Br.  ,Für  sömlich  lüt  sol  man  sich 
nit  ynlegen.'  LEav.  1583.  Neben  Adj.  ,In  einer  sem- 
lichen schweren  herten  red.'  1441,  B.  .Einen  söm- 
lichen rcuotwilligen  fräfel.'  1408,  Z  KB.  .Ein  sämlicher 
eigennütziger  pur.'  1560,  AAWett.  Arch.  .Sömliche 
greuliche  exempel.'  OWerdm.  1564;  .solche.'  Serborn 
1587.  .Sömlich  lyehtfertig  lüt.'  HBull.  1576.  .Von 
einem  sömlichen  schimpflichen  Gebett.'  FWvss  1677.  — 
2.  in  Rede  stehend,  dies;  Syn.  solich  A 2.  Häutig  im 
XV./XV11.     .Semlich   unsers  gemeinen  lands  schaden 


'.»07 


Sani,  sein,  sim, 


und  gebresten  ze  fürkoinen  [usw.].'  1454,  SchwLB.  N. 
habe  ,ira  sämliche  wort  verwissen.'  1467,  Z  RB.  ,Mit 
samlicher  hilf  und  bywesen  des  kungs  Ludwigs.'  1477, 
Bs  Chr.  ,Als  man  in  disen  und  andern  dingen  lange 
zit  getedinget  hat  und  in  semlichem  tedingen  allwegen 
vil  uffruoren  beschechen.'  DScbill.  B.  .Sömlich  lut- 
rung  und  entscheid.'  1488,  L.  .Durch  semliche  tugent- 
same  regierung.'  Ansh.;  in  der  Überschrift:  .durch 
gemelte  tugentsame  mittel.'  ,Da  sind  die  wysen  ver- 
ursacht, das  sy  sömlich  spil  [nämlich  wie  das  jetzt  zur 
Aufführung  gelangende]  hand  gemacht.'  Rüef  1530. 
,Uiewil  nit  sonder  guot  da  ist,  so  wend  wir  semlichs 
gelt  nemen.'  UMev.  Chr.  1540/73.  ,ltem  und  hat  ein 
gmeind  sömlichs  holz  bezalt  von  hus  zuo  hus.'  1547, 
aZoll.  1809.  .Sömlich  gross  guot  und  rychtuom.'  Ende 
XVI.,  B.  .Form  die  Hochzyten  zuo  verkündigen.  Es 
habend  sich  ehelich  mit  einander  versprochen  NN. 
und  NN.  So  nun  Jemands  wäre,  der  rechtmässige 
Hinderung  oder  Irrung  in  sömlicher  Ehe  wüsste,  der 
wolle  das  by  Zyten  an  gebürendem  Ort  eröffnen.'  Z 
Lit.  1644.  Neutr.  Sg.  subst.  .Semlichs  sach  der  W.' 
1434,  Z  RB.  .Was  von  win  und  körn  in  der  statt 
[Yverdon]  noch  vorhanden,  des  ein  gross  summ  ist, 
das  man  semlichs  in  das  sloss  tuon  soll.'  1476,  Bs 
Chr.  (B  Brief).  ,Uss  was  meinung  und  willens  Got 
semlichs  durch  mich  hat  wellen  besehenen,  mag  ich 
nit  wissen.'  Zwingli.  .Semlichem  nachzekomen  ir  baid 
tail  gelopt  und  verhaissen  hand.'  Vad.  , Darum  sind 
unser  herren  für  all  gmeinden  kert,  inen  allen  sem- 
lichs ze  verstan  gen,  wes  gemüets  und  sinn  sy  sigind.' 
1549,  UMet.  Chr.  ,Dass  wir  vollmächtigen  Gwalt  haben 
söllindt,  Sömliches  ze  tun.'  B  Gerichtssatzg  1615.  ,  Wer 
ein  Testament  rächtlich  absetzen  wil,  der  sol  Söm- 
lichs inert  Jarsfrist  tun.'  1622,  AABr.  StR.  ,[Es]  soll 
Sembliches  den  Armen  angezaigt  werden.'  1636,  Sch 
Ratsprot.  Er  bittet  um  a  Dschopa  ...  wo  er  Sömlichs 
mit  siner  chalta  Bitt  und  Bett  cha  bsckulda,  wil  er  si 
allibott  willig  und  gern  finda  lo,  bsonders  so  es  met 
Essa  un  Drinka  si  chöni.  Rapieri  1700.  ,Üf  semlichs', 
daraufhin.  ,Uff  s.  die  brief  im  land  uf  und  nider  sind 
gangen  ilends  und  streng.'  1531,  Strickler.  ,Uif  s. 
hett  man  den  handel  wider  angefangen  üeben  und 
handien.'  1563,  UMEY.Chr.  —  3.  Adv.,  =  sam  IL  .Same- 
liche  nimet  disiu  werlt  ende.'  XII.,  Wack.  1876.  .Der 
sol  einem  iegklichem,  der  daz  von  im  klaget,  büezen 
mit  drin  phunden  und  dem  schultheissen  so  vil.'  F 
Handf.  (Übersetzung  von  1410,  in  der  etw.  jungem 
Übers.  ,dem  sch.  semelich';  Iat.  similiter). 

Ahd.  mmalih,  mhü.  »am(e)lich,  säm(e)lich,  sem(e)Uch ;  s. 
Mhd.  WB.  II  b  45;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1739/40.  Die 
Form  ,semlich'  erscheiut  nach  unsrem  Material  vom  XIV./XVI. 
(noch  bei  JJRüeger  1606);  seltener  wird  iinXV./XVI.  ,säm(m)- 
lich'  geschrieben;  , sömlich'  findet  sich  Eude  XV./XVII.  (zu- 
letzt Rapieri  1700).  Für  ,samlich.'  1445.  1477,  BsChr.;  1490, 
UAnd.  (Abschrift  von  1797;  in  der  gleichen  Urkunde  auch 
.sämlicb,  samhlich,  sömlich')  ist  höchst  wahrsch.  überall  ,säm- 
lich'  zu  lesen;  ebenso  steht  ,soinlich'  (einige  Male  im  XVI./ 
XVII.)  für  .sömlich.'  OWerdm.'s  .sömlich'  wird  in  den  Her- 
borner  Ausgaben  durch  .solch'  ersetzt  (RPestalozzi  1905,  71). 
Vereinzelt  ,semplich.'  Kunstb.  1474;  .semblich.'  1636,  Sch. 
Zur  Bed.-Entwicklung  vgl.  auch  die  Anm.  Sp.  834/5. 

sam  II:  zusammen;  nur  mit  all,  beid  und  in  Abi. 
(vgl.  die  Anm.).  —  all-sam  II  -samm  Ar:  Alle(s) 
zusammen.  Mi"  Mäteli  hed  Ze"li  so  wiss  tvie  de" 
Sehne",  sönd  allsainm  i"g' setzt,  dromm  tued-em  kann 
we.  ATobler  1899.     Säg -nur  Nütz  vo"  de"  Wettli"g, 


's  hönd  allsamm  kä"  Gold,  ond  Wettlrg  ond  Esel  hed  's 
g'nueg  off  de'  Wölt.  ebd.  S.  noch  Brün  (Bd  V  618;. 
,[Ich]  erkant,  dass  aissam  an  dir  [Gott]  stand,  der  tod 
und  s  laben  in  diner  band.'  Rief  1540.  ,Sara  [der 
Gott  einen  Sohn  verheissen  hat]  stadt  hinder  der  tttr 
der  hütten,  spricht  lachende:  ach  (jott,  wie  gloubst 
doch  so  bald  alles  sam!'  Haberer  1562.  S.  noch  ge- 
froren (BdI1314).  —  bi-sam:  beisammen.  GrüessGott 
bisamm!  ApTrogen  Festspiel.  S.  auch  Samen  1  a.  — 
beid-samm  Ar,  bed-sa'"  (f.  bedr-sa"' ,  n.  bedi-sa'")  BG. 
(veraltend),  Si.:  beide  zusammen.  ,[Melchizedek:]  Der 
frid  mit  dir,  her  Abraham!  [A.:]  Zuoglych  ouch  mit 
üch  beiden  s.!'  Haberer  1562.  ,Als  ir  uns  beidsam 
ussgschickt  hand.'  RScbmid  1579.  —  sam-haft:  Adv., 
gänzlich,  vollständig.  ,Do  sy  [eine  Schwester]  noch 
in  guoter  jugent  was,  do  gab  ir  unser  herr  gnad,  das 
sy  ir  altes  leben  ze  mal  verschmähet  und  kert  sich 
s.  ze  Got.'  EStagel. 

Mhd.  alleß-,  beide-mm  (Mhd.  WB.  II  b  45  b),  nhd.  ,alle(r)- 
sam,  beidesam'  (Gr.  WB.  I  231.  1366;  Schm.  *  II  2711;  Fi- 
scher I  139.  792).  Alle  diese  Formen  sind  nur  jüngere 
Kürzungen  aus  den  entsprechenden  Bildungeu  mit  ,-samen' 
(vgl,  (samm  unter  ze-samrn;  mhd.  mm  für  die  Präp.  sament 
Lexer  II  591)  und  hier  nur  aus  Gründen  der  Anordnung  als 
Stichformen  verwendet;  dass  die  Kürzung  schonalt  ist,  zeigt 
auch  die  Form  bldsam.  Eher  mag  .sainhaft'  das  ahd.  sama- 
ha/t  fortsetzen;  vgl.  auch  .sammhaft'  bei  Gr.  WB.  VIII  1751  f. 

samen,  .saraend,  sament.'  äSpr.:  zusammen,  mit 
einander.  ,Der  vatir  unde  dir  sun  unde  der  heilige 
geist  chomen  s-t  dare.'  XII.,  Wack.  1876.  ,Ob  sy  nit  lib- 
erben  s-t  hand.'  1300,  Z  StB.  .Kriegent  zwene  burger 
s-t.'  Z  RBr.  .Das  zwene  burger  von  eim  gaste  ein 
ruben  sidun  s-t  koufen  mugen  unde  nit  me.'  ebd.  (so 
in  der  allg.  Übersicht,  in  der  Kapitelüberschrift  ,sa- 
men').  .Wenn  unser  gemeind  oder  unser  zweihundert 
s-t  ist.'  XIV.,  BStR.  ,Es  sol  ouch  in  enkein  gesel- 
schaft  zwen  venre  s-t  gan.'  ebd.  .[Die  Handwerke 
sollen]  enkein  Satzung  noch  gelüpte  ...  s-t  tuon  noch 
machen.'  1363,  ebd.  .Sint  aber  deheine  der  kinde  s-t, 
also  das  si  [das  Erbe]  nüt  hant  geteilet...'  F  Handf. 
(Übersetzung  von  1416);  lat.  ,si  insimul  fuerint.'  ,Die 
stette  umb  den  Bodensew,  die  einen  bund  s-t  hattent.' 
Jüst.  ,[Es]  fuogt  sich,  daz  sy  [zwei  Spieler]  s-d  stössig 
wurdent'  1440,  Z  RB.  ,Were,  das  wir  dheinest  über 
kurz  oder  lang  zit  uns  s-d  vereintend.'  1465,  Gfd.  ,So 
erber  lüt  s-t  ein  gesellschaft  und  Wirtschaft  band.' 
1519,  ZGrün.  Urb.  S.  noch  ver-richten  (Bd  VI  429  o.); 
ruggen  (ebd.  793);  Ge-rün  (ebd.  1020).  Im  Wechsel 
oder  in  Verbindung  mit  .mit  (bi)  einander.'  .Dien 
kinden,  die  sü  ietze  s-t  hant  oder  noch  mit  ein  ander 
gewinnent.'  1301,  Z;  in  einer  Aa  Urk.  von  1309  steht 
in  der  gleichen  Formel  beide  Male  ,s-t.'  ,Wa  zwei 
mönschen  by  der  ee  s-t  und  by  enandren  sitzent' 
1418,  BSi.  ,N.  batt,  sy  mit  enander  ze  verrichten, 
und  von  siner  bitt  wegen  sint  sy  dik  s-t  gericht' 
1423,  L.  ,[Es]  hette  uns  [Eidgenossen]  bedüecht  und 
noch  billicb,  das  die  herschaft  von  Österrich  die  friden 
an  uns  gehalten  und  der  von  Zürich  müessig  gangen 
werint  und  uns  Hessen  unser  Sachen  s-d  und  mit  ein 
andern  usstragen.'  1444,  Absch.  ,(Wir)  s-t  und  sun- 
derss.'  1473,  Z  RB.  (Brief). 

Ahd.  saman(t).  mhd.  mmcn(t).  mmetj  vgl.  Mhd.  WB.  II" 
46/7;  Gr.  WB.  VIII  1744.  Das  Wort  erscheiut  nach  1500 
fast  nur  noch  in  den  Zssen,  und  zwar  gewöhnlich  ohne  das 
schliessende  t  (d) ;  vgl.  »am«.  Die  Gruppe  gehört  etymologisch 
mit  der   von   sam  1  zs. 


Sinn. 


all-same°  aller(-i,  -sj-s.  AALeer.;  ZO.,  gew.  nur 
PI.  allfij-s.  (in  AaHoM.;  Btw.;  LGisl.;  GT.;  SchwE.; 
S;  UwDall.  -säme")  AaHoLL,  Leer.;  Ap  (allsamme") ; 
B;  Gl;  LGisl.;  G'V.(äl-);  SchScIiL;  ScHwE.,Ma.;  Th; 
üw;  ZO.,  S.:  1.  Alles  bzw.  Alle  zusammen,  a)  präd. 
oder  subst.  a)  im  Sg.  Der  Sömen  allr  s.,  d'  Milch 
alli  s.,  's  Chorn  alls  s.  (alls  z'säme")  AiLeer.  ,Dis 
ding  geschach  alles  s-t.'  um  1400,  Bs  Chr.  ,[E.s  ist 
festgesetzt,  dass]  huss  und  hussrat  zuo  dem  Safran, 
silbrin  geschir  und  bargelt  alles  s-t  des  heiligen  crützes 
und  der  kerzen  ist.'  1453,  FHaas  1909  (L).  ,[Renwart] 
as  das  brot  als  saminot.'  1475,  Volksb.  ,Der  edelman 
ist  umb  sin  guot  alss.  kan.'  GBinder  1535.  ,Unsern 
stammen  wend  s  ussrüten  allensammen.'  Ruef  1550. 
,Das  überig  ingebüw  alles  s.'  1562,  Hotz  1865.  ,Den 
[costen]  allens.  erleggen.'  ebd.  Beim  subst.  Neutr. 
eines  Pronomens.  ,Daz  kam  im  allez  s-t  recht.'  Boner. 
,Wan  ez  ouch  alles  s-t  offenlich  vor  im  beschechen 
ist.'  1342,  AAZof.  .Dises  alles  s.'  1399,  ZoÄg.  ,Was 
Gott  wil,  das  geschieht  alles  s-t.'  Z  Chr.  XV.  ,[Was] 
mir  vergesen  ist  und  ich  nit  hain  können  schriben 
alss.'  1523,  Stockar.  ,Diss  alles  sammen  ze  über- 
winden.' Zwingli.  ,Us  dem  allem  s.'  B  Disp.  1528. 
,Was  geboren  ist  uff  erden,  hat  alles  s.  müessen  ster- 
ben.' Laz.  1529.  ,Das  alles  s.'  1531,  Bs  Chr.  ,Ist  als- 
sammen  verbrunnen,  was  hinder  der  kilchcn  ...  ge- 
wäsen ist'  1574,  Ard.  ,Er  soll  nebend  Disem  allem- 
sammen  witer  einen  Jetlichen  ermanen.'  Z  Mand.  1628. 
,Margitant  [zu  einem  Bauer,  der  Lebensmittel  zur 
Stadt  trägt]:  Kurz  sag,  obs  dir  ums  galt  sei  feil  als  s. 
oder  doch  ein  teil.'  ChMurer  1596.  ,Auss  Welchem 
allemsammen  sonnenklar...'  Gwerb  1646.  S.  noch 
gegen  (Bd  II  141);  un-brest-haft  (Bd  V  854).  Neutr. 
subst.  's  ist  Allfejs  s.  z'säme"g'heit  ZO.  S.  noch  sieden 
(Sp.  312).  ,Ist  s  der  nümmen,  der  allss.  wachsen 
macht?'  Zwingli.  ,Hat  mir  der  hagel  ain  körn  und 
win  und  allens.  schaden  dun.'  1524,  Stockar.  ,Er 
lougnet  alles  s-d.'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Die  gedult, 
die  alles  s.  lasse  hingon.'  OWerum.  1564;  .allessam.' 
Herborn  1587.  ,Wärt  die  türe  in  allems.  noch  stets.' 
1571,  Aa  (WSchodelers  des  j.  Tagebuch).  .Wann  einer 
ihm  fürnimmt  zvil  Ding,  so  wird  er  Allems.  zgring.' 
FWyss  1672  (Sprw.).  S.  noch  roden  (Bd  VI  618  o.). 
—  ß)  im  PI.  (in  Ap  nur  mit  Bezug  auf  Masc.  und 
Fem.,  von  Neutr.,  zB.  Kindern,  alli,  ohne  samme"). 
Di  ^[a>ln(n  all(i)  s.  (all  z'säme")  AALeer.  's  sind 
Alli  s.  hei'",  von  Männern,  Frauen,  Kindern;  dagegen 
nur  d'  Manne"  (Fraue")  all  s.,  ä"  Chind  alli  s.  ZO. 
Alli  säme",  der  Vatter  und  d'  Muetter  und  mir  Bliebe" 
und  Meilschi.  JReinh.  1904.  Wänd-er  yha,  Loba!  All- 
sama  mit  Nama!  Ap  Kuhreihen  1794.  Wiefei  Tag- 
löner  het  min  Vater,  die  Allsäme"  vorig  und  gnueg 
Brot  händ!  Übers,  von  Luc.  XV  17.  Dial.  (GmT.). 
.Meinethalb  befiehl  Allesamme",  nur  der  Frau  nicht, 
was  sie  kochen  soll.'  Gotth.  Das  Vhaupti"d  Allsäme" 
UwDall.  (ALüt.).  D'  Herre"  nend  durch  's  Band  e"u-eg 
all  s.  lieber  Fuji  a's  nur  Vieri.  ScHwGespr.  D' Bebe" 
[sind]  all  s.  verfrore".  SPletscher  1903.  ,Ich  schiss 
in  die  siben  und  in  die  meister  als-t.'  1456,  Z  RB. 
,Die  ding  allesammen ;  diser  dingen  allersammen.' 
Zwingli.  ,Die  torhüeter  warend:  die  kinder  Sallum 
[usw.]  ...  allers.  138.'  1530,  Nehem.;  ,allesampt.'  Lu- 
ther. ,Sind  alls.  guot  knab.'  HvRüte  1532.  ,['s]  hat 
uns  not  beducht,  an  allen  s.  die  warheit  zu  erfaren.' 
1533/8,  Z  Ehegericht.    ,All(e)  s.'  OWerdm.  1552.  1504; 


in  den  Herborner  Ausgaben  ,allesampt,  allzusammen, 
allzumal.'  , Ursachen,  welche  man  alles,  in  usserliche 
und  innerliche  underscheiden  mag.'  Rüef  1554.  ,Die 
alls.,  allgemeinlich,  universi,  cuncti.'  Fris.;  Mal.  ,[Bei 
den  Alten  waren  die  Katzen]  alls.  wild.'  Tierb.  1563. 
,Gott  willkumm  sind  uns  allen  s.!'  Meinrad  1576. 
,Von  unser  allers.  wegen.'  ChMurer  1596.  ,Euch  alls.' 
GGotth.  1599.  ,[Die  Gebein]  alle  sammen.'  JJRueger. 
,Ein  Spiegel  bin  ich  üch  allersammen.'  1607,  Ard. 
, Diese  Ding  allesammen.'  JJBreit.  1629.  ,[Die  ge- 
nannten Häuser  hätten]  als.  nächer  uf  Heiden  dan 
gen  Thal  [zur  Kirche].'  1651,  MRohn.  1867.  .[Teufel 
höhnend  zu  einem  Verdammten:]  Du  füörst  ein  lächer- 
liches Gsang;  hast  du  es  schon  getrieben  lang?  Wand 
noch  darzuo  ouch  köntist  liren,  wir  weten  dich  als. 
firen.'  L  Spiel  1662.  ,Ihr  müsst  alles.,  Buben  und 
Kinder,  Geissen  haben.'  HPest.  1785.  S.  noch  be-respen 
(Bd  VI  1486);  Ur-Sach  (Sp.  120).  -  b)  attrib.  'stum- 
mer allsamme"  Zehe"  tce!  Ap.  Alls.  Manne",  allis. 
Chind  ZO.  De  cha""st  allsamme"  Frage".  Stütz.  Si 
lauff  allsäme"  Lade"  ab,  natürlieh  Alls  uf  d'  Chride". 
MLienert  1906.  —  2.  Adv.,  im  Ganzen,  gänzlich? 
,Man  hat  genomen  in  den  vorgenanten  zehenden  alle- 
samet  ze  erschatz  by  dem  meisten  2'/2  pfd  Baseler, 
zem  minsten  30  ß  Baseler.'  HU.  S.  noch  nach  (Bd 
IV  636). 

Auch  amhd.  (iu  Bed.  1);  vgl.  Gr.  WB.  I  231.  238.  Das 
geminierte  m  ist  seenndär,  tw.  übrigens  nur  graphisch.  Die 
umgelautete  Form  beruht  auf  dem  Einfluss  des  daneben 
stehenden  gleichbed.  all(i)  z'säme".  In  der  Emphase  kann 
sich  der  Haupttou  von  der  gewöhnlichen  Stelle  (auf  dll-)  auf 
-säme"  verschieben  (so  im  ZO.).  ,Sammot'  ist  eine  falsche 
graphische  Restitution  für  gespr.  -»•(  <  -ent.  Die  schwankende 
Schreibung  (in  einem  od.  zwei  Wörtern)  entspricht  der  wech- 
selnden Auffassung;  die  Auffassung  als  einheitliches  Gebilde 
lag  namentlich  hei  unflect.  all  nahe,  findet  sich  aber  auch, 
wenn  es  tlect.  erscheint.  Bed.  2  ist  unsicher,  da  in  den 
beiden  Belegen  ,alle(n)same(n)t'  auch  als  erstarrte  Form  des 
präd.  Adj.  aufgefasst  werden  kann;  vgl.  uoch  mhd.  altent-, 
beident-mmen  als  Adv.  (Mhd.  WB.   IIb  46"). 

all-gott-same":  verstärktes  all-samen  1.  Do 
chönnte'd  all  gotts.  Büren  degegen  se",  's  miiesst  glich 
g'macht  werde".  Ap  Kai.  1847.  ,Der  weschet  d  sünd  ab 
all  gottsammen.'  Aal  1549.  ,[Die  Feinde]  erschlugen 
d  mannen  allgotsamen.'  GGotth.  1599.  S.  noch  Gott 
(Bd  H  520). 

bi-«i»ie"  AALeer.;  Dan.:  beisammen.  Gott  grüez-i 
b.!  DiN.  (zweifelnd  für  GR.).  ,[Er]  findt  ein  Lauss 
und  ein  Floh  biesamen.'  Sohimpfr.  1652.  S.  noch 
Sp.  904  o.  —  Nicht  volkstümlich. 

beid  (Ap;  B;  GT.),  bed  (AALeer.;  B;  L;  GT.;  ZO., 
f.  bed?  B,  n.  bedi  B;  ZO.)  -same",  in  Ap  -samme",  in 
GT.  -säme":  beide  zusammen.  Es  schlöfe"d  noch  bed- 
samme"  dö,  zwei  Knaben.  Stütz.  [Ist  man  zu  sehr 
beschäftigt]  so  mitss  es  Öpperem  e"tgiilte",  sig  's  de"" 
d'  Sau  oder  der  Garte"  oder  bedis.  Gotth.  's  tüent  bed 
z'samme"  g'notelig.  L  Nachr.  1865.  ,2  äcker,  die  geltent 
beidsamat  ze  zinse...'  HU.;  ,beidüsamat  [n.].'  ebd. 
, Dieselben  vogtyen  bed  sammeten.'  1374,  Gfd.  .Bede 
sament.'  1396,  UUrs.  ,Das  wil  ich  üch  geweren,  uch 
beid  sanmiot.'  1475,  Volksb.  ,Sturbend  beds.  bald  on 
liberben.'  Ansh.  ,Bede  s.'  Rdef  1539.  .[Gott]  bsebirm 
üch  beids.'  Haberer  1562.  ,[Die  Schlangen]  beidsam- 
men  sich  verschloften  gleich.'  GGotth.  1599;  .beides.' 
ebd.  1619.  ,Beitsammen.'  1601,  Ard.  ,Sie  fressen, 
sauffen  beide  gern,  München  und  Schwein  beidsammen.' 


Sam,  sem,  siin,  soni,  sum 


Heut.  1658.   S.  noch  Wider-Sächer  (Sp.  i:i5).   Verstärkt 
,(üch)  all  beid  sammen.'  Kuef  1550. 

Mhd.  nur  das  Adv.  beidmtmmm,  nhd.  ,bcidesammen'  aus 
H.Sachs  (Gr.  WB.  I  1366),  .beitsamen'  aus  SFrank  (Fischer 
I  792).  Bed  z's.  ist  wohl  nur  graphische  Anlehnung  au 
\r,„„  " ,  /.,  d  »äme"  ist  lautlich  von  bed  z'säme"  nicht  zu  unter- 
scheiden.     Im   Übrigen   vgl.   die   Anm.  zu  all-aamen. 

z(e)-samen,  zame"  AALeer.  (.selten');  GaL.,  Stdt; 
oTh  (neben  zehnte"),  zäme",  -en  (zame"  bzw.  zegme") 
AABr.,  Leer.;  ArH.tw.;  BsL.;  B;  Fü.;  Gl;GrAv.,D., 
Mai.;  L;  Ptw.;  G  (in  SaL.  zim»ten);  Schw;  S;  Th; 
Uw;  U;  W  (ze'mu,  so  Vt.);  Z,  zehne"  Gvl'r.;  ScHTha.; 
niTii,  Seerücken,  mit -mm-  Ap  (ausser  H.  tw.);  GrNuL, 
Pr.,  Ths,  mit  Dehnung  PAger  (ze'mu);  UUrs.  (zäme"); 
ZMaschw.,  ze'mm  WLü.,  zämmend  GkD.  (in  Bed.  2  a), 
zemmend  PAL:  1.  a)  Adv.,  zusammen,  mit  einander; 
,simul.'  Id.  B.  Das  parut  mich  [it.  parmi].  Die  [die 
Welschen]  liegen  allzuc  flueche",  tcänn  Die  redu"  ze-mun 
PAger.  Die  Bede*  chönne"d  's  guet  z.  Die  leiche"  geng 
z.,  verächtlich,  stecken  immer  bei  einander  BM.  Das 
gut  (nüdj  guet  z,  lässt  sich  (nicht)  gut  vereinigen, 
passt  (nicht)  gut  zs.;  vgl.  gigen  (Bd  II  150).  En 
Drittel  rif,  en  Drittel  fül  und  en  Drittel  Wriff'  giH  z. 
de"  best  Wi"  Th.  Macht  z....,  Einführung  des  Er- 
gebnisses einer  Addition.  ,Euch  fehlt  es  nicht,  wenn 
ihr  zusammen  zieht  und  du  ihr  [der  Frau]  das  Maul 
gönnst.'  Gotth.  Das  sim-mer  ä  [auch]  zwe  Burschtc" 
z's.!  HBlattner  1902.  Hut  chunsch  mit-mer  a"  d' 
Chilbi,  dort  hei'-mer  z's-en  e"  Flasche".  JReinh.  1904 
(S).  Sid-mer  ordelli°h  z's-en!  Blnm.  1908  (BGr.).  Wenn 
Das  a'so  soll  gän,  su  mag-i'h  denn  mid  dem  Hewli 
schlechtlich  z's-en,  kaum  auskommen,  ebd.  Z's.  Chrumms, 
U'grads  ubercho".  ebd.  1911  (BG.).  S.  noch  Bd  IV  808; 
Brieggeli{BA  V  531);  in-brocken  (ebd.  562);  raten  (Bd 
VI  1598);  sieden  (Sp.  310);  sagen  (ebd.  395).  Z.  st", 
wenn  im  Butterfass  die  Milch  gebrochen  ist  und  die 
Butter  zu  einem  Klumpen  geballt  sich  ausgeschieden 
hat  BSi.;  GrAv.  Vorne"  e.;  s.  in-hin  (Bd  II  1335). 
Hü  (G),  jo  (Scaw)  z.!  Zuruf  an  das  Vieh,  das  zu- 
sammen, gleichzeitig  aus  allen  Kräften  ziehen  soll. 
,[Sie]  hant  ze  s-t  gelobt  [usw.].'  1291,  Ndw.  ,[Sie] 
giengen  aber  wie  vor  in  guoter  gselschaft  gen  ein- 
andern  und  stächin  zuo  s.'  1485,  Z  EB.  ,Dero,  die 
wider  Christum  übereinkommen  und  zemmen  ver- 
schworen sind.'  Zwingli.  .Vereinbarten  sich  zamen 
uff  obgenanten  tag.'  1529,  Bs  Chr.  ,Also  ryttind  sy 
her  zämmen.'  Morgant  1530.  Alle,  alli,  allz  z.  BG., 
gew.  nur  subst.  Neutr.  All(e)s  und  PI.  All(i)  z.  Aa; 
Ap  (lt  TTobler  im  Gegs.  zu  allsamen  ,eher  =  alle  zu- 
sammengenommen', also  stärker  als  alls.);  B;  Gr;  L; 
Sch;  Schw;  Th;  Z.  's  ist  All(e)s  z.  Nüt,  damit  ist  es 
samt  und  sonders  Nichts  Th;  Z.  's  ist  Alls  z.  nüd 
wör  Ap.  Gott  grüez-i  [euch]  Alli  zemme"!  Schwzd. 
(GRPr.).  Gott  geb-is  e"  gueti  Nacht ...  minen  Unggle", 
mine"  Tante",  allne"  zäme"  Verwandte".  GZür.  1902 
(BStdt).  Enne",  denne",  unne",  öbe",  Alli  zeme"  i"fare"! 
Hirtenruf.  EStoll  1907  (ScHTha.J.  .Samenhaft,  sament- 
lich,  alles  zesamen,  universe.'  Fris.;  Mal.  .Maurer: 
Gar  willig  seind  wir  allzusammen,  wend  werken,  dass 
es  hat  ein  Nammen.'  Myricäüs  1630.  ,Alls  zsammen.' 
ebd.  (neben  ,allsammen').  S.  noch  sagen  (Sp.  398). 
Beid  (bed)  z.  Ap;  B;  Th  und  sonst.  Beidu  [f.]  zem- 
mend PA1.  All  Bed  z.  Z.  —  b)  in  loser  Zss.  mit 
Verben  (und  in  davon  abgeleiteten  Subst.  und  Adjj.) 
wie  nhd.  auch  als  Richtungsbestimmung;  s.  das  alpha- 


betische Register.  Sogar  bei  stammverwandten  Vben 
(vgl.  Sanders  II  849 c).  Etw.  z'sämme"  sämle",  zB. 
Ähren,  Beb-Bis  (s.  Bd  VI  1333)  ua.  ApLb.  .Samnotend 
zesamen  gar  ain  usserwelt  folk.'  Z  Chr.  1336/1446. 
,Das  tet  ouch  der  lantvogt  und  besamnete  ein  erber 
ritterschaft  zesamen.'  1403,  Bs  Chr.  , Zesamen  samnen.' 
1422,  Z  RB.  ,1m  zemmensammlen  der  rychtagen  sorg- 
fältig syn.'  Zwingli.  ,Also  behartend  si  in  dem  läger 
14  tag,  biss  dass  sich  d  Eidgnossen,  dahin  verordnet, 
zuosamen  versamten.'  Ansh.  —  2.  Adj.  Zämmende" 
[d.  i.  z'  z.]  Füesscn  über  en  Stock  springe",  mit  ge- 
schlossenen Füssen  GrD.;  vgl.  das  gleichbed.  z'  gli- 
che mir"  Fiiesse"  springe"  (auch  =  rasch  laufen),  ebd. 
—  3.  Subst.,  das  Läuten  mit  allen  Glocken  unmittelbar 
vor  Beginn  des  Gottesdienstes;  vgl.  z's.-lüten  (Bd  III 
1512).  ,Zwische°  Wysi  und  Zäme»  chlänkte  es  nicht.' 
Obw  Blätter  1900.  ,[Man  soll]  alle  Sonntag  in  die 
Predig  gähn  und  vor  dem  man  das  dritte  Zeichen  oder 
Zesamen  verlütet  hat,  in  der  Küchen  sich  finden 
lassen.'  Z  Mand.  1650. 

Ahd.  zieamane,  zisamine,  mhd.  zesnm(e)ne,  zeaament,  ze- 
sament  usw.,  auch  nach  al;  vgl.  auch  Sanders  II  849/50; 
Martiu-Lienh.  II  357.  Beweisend  für  Secuudärumlaut  sind 
die  Formen  von  Ap;  Gl;  GT.;  oTh;  U;  in  den  übrigen 
MAA.  sind  die  beiden  Umlaute  vor  Nasal  nicht  geschiedeu. 
Zur  einsilbigen  Form  Je'i»m  WLü.  vgl.  ebd.  gigang,  ehenn. 
Zu  den  Formen  mit  -nd  vgl.  die  Anm.  zu  Morgen  (Bd  IV 
464).  Über  Formen  und  Schreibungen  der  ä.  Spr.  unter- 
richtet folgende  Zsstellung:  ,zesamine.'  XII.,  Wack.  1876, 
,ze  samme.'  äL  RB.,  ,zuosauien.'  Z  Chr.  1336/1446;  1468,  Z; 
1485,  ZRB.;  1523/43,  Z  Ehegericht;  OWerdm.  1552,  ,zuo- 
sammen.'  1530,  ZEmbr.;  1541/3,  Z  Ehegericht;  1548,  ZBib.; 
1572,  Gr;  Ard.;  1607,  ZRB.,  .zesamen.'  XIV.,  ZSchwam.; 
14(17,  '/,;  XV.,  Volksb.  (neben  ,zemen');  1505,  Z,  .zesamend.' 
1444,  ZRB.,  ,zesammen.'  Morgant  1530  (neben  ,zammen'), 
,z'sam(m)en.'  Ruef  (s.  Bd  II  1740  o.) ;  GGotth.  1619;  Myri- 
cäüs 1630,  , zamen.'  UMey.  Chr.,  ,zammen.'  Ansh.;  Vad.; 
Haberer  1562;  JCWeissenb.  1678,  ,ze  semen.'  Boner,  ,zsä- 
men.'  UEckst.,  ,zämen.'  1420,  GOUzw.;  Zwingli;  UEckst. : 
HvRUte  1532;  1541/3,  ZEhegericht,  , zämmen.'  GGotth.  1599. 
.zemen."  1436.  1450.  1508.  1525,  Z;  1530/43,  Z  Ehegericht; 
1531,  ZBib.;  XVII.,  Ndw;  GGotth.  1619,  .zemmen.'  Zwingli. 
In  den  Z  Bibeln  von  1525  und  1531  steht  , zuosamen'  regel- 
mässig für  Luthers  ,zu  hanff.'  Zu  2  b.  Die  subst.  Auf- 
fassung entstand  in  der  Verbindung  es  lüi(ei)  z's.,  die  wie 
es  lul(et)  Bettzit   uä.  Bd  III  1506/8   empfunden   wurde. 

sara(e)ne°,  .sampnen,  sammen,  sannen.'  ISpr., 
sommnu"  PA1.  (Giord.),  sänne"  GrS.  (Ptc.  g'sannet) ; 
W  (sann".  FStaub),  sande"  I  sandu"  WLö.:  1.  a)  sam- 
meln; .raccogliere  insieme'  PA1.  (Giord.).  Von  Sachen. 
,Und  samenet  etlicher  damitte  [mit  Betteln]  zehen  oder 
zwenzig  kugelhüet  und  verkouft'ent  sy  denn.'  1430/40, 
BsChr.  Bes.  vom  Einsammeln  des  Zehntens;  vg\.Sam(eJ- 
ner.  ,Der  keiner  sol  samnon  des  herren  zehenden,  ez 
sin  bonen,  hirs  oder  swaz  si.'  XIV.,  L  Propsteirodel. 
.Von  dem  zinse  ze  sannenne  [Var.:  .samnende']  und 
ze  vertegonne  [giebt  man]  VI  viertel  kernen.'  XIV., 
SchwE.  Urbar.  ,Hörent  du  VI  viertel  in  den  eins,  den 
die  winzürlen  samnent  ze  der  alten  Raperswile.'  ebd. 
,Daz  si  die  selben  zehenden  ze  Hochvelden  nu  hinent- 
hin  jerlichs  verlihen  oder  selber  sampnen  ...  süllent.' 
1410,  AAWett.  ,Mag  er  si  [der  Pfarrer  seine  Zehnten] 
denn  verlihen,  daz  ist  guot;  mag  ers  nüt  verlihen, 
so  mag  er  si  selb  samnen  und  inziehen,  er  oder  sin 
botte.'  nach  1436,  ScHwWang.  ,Die  zinss  und  nütz... 
jerlich  inziehen  und  samnen.'  1444,  ZGoss.  Von  Tieren. 
.Also  hand  inen   [den  Fischern]   mh.  gunnen,  das  sy 


913 


Silin, 


914 


mugen  wol  visch,  so  sy  als  wenig  hand,  ze  samen 
sanmen,  doch  wenn  sy  so  vil  vischen  gesamnend,  die 
10  ß  den.  gelten  raugend,  so  söllent  sy  die  herin  uff 
den  nechsten  markt  senden.'  1431,  Z  Stß.  ,Üuch 
hattend  die  von  Zürich  gesamnot  wissi  ross  gar  ver- 
holen.' 2.  H.  XV.,  Z  Chr.  Mit  verschwiegenem  Obj. : 
,das  Vieh  auf  der  Alp  zstreiben'  W  (Gegs.  triben),  ,die 
Herden  auf  der  Alp  aufsuchen,  um  sie  heimzutreiben' 
WLö.,  ,die  Kühe  hüten  und  Abends  nach  Hause  trei- 
ben' GrS.;  vgl.  Sann-Hirt  (Bd  II  1648).  Von  Per- 
sonen. ,Der  inüsen  rat  gesamnet  wart.'  Boner.  ,Den 
rat  samnen.'  XIV.,  BStR.;  vgl.  Burger-Ge-richt  (Bd 
VI  366/7).  ,Ritter  und  knecht,  die  er  da  bi  ainander 
gesamnot  hete.'  Z  Chr.  1330/1446.  ,Do  samnotend  die 
von  Kiburg  dozwüschent  in  den  landen  ritter  und 
knecht.'  1383,  Bs  Chr.  .Herren  und  ritter  ...  von  allen 
landen,  do  er  si  gesamnot  hatt.'  XV.,  Z  Chr.  S.  noch 
Reis  (Bd  VI  1293  u.);  ze-samen  (Sp.  912).  -  b)  refl., 
sich  (ver)sammeln;  ,sich  sommnu",  rincasare'  PA1. 
(Giord.).  Von  Personen.  ,Swa  ir  iuc  in  Gotes  namen 
gesaminont.'  XII.,  Wack.  1876.  ,Ist  das  der  rat  sich 
alle  dar  zuo  nit  mügen  gesamnon,  swa  danne  du  drü 
teil  sint  des  rates  [usw.].'  Z  RBr.  ,Ich  hört,  das  man 
jach,  die  puren  hettend  sich  gesamnot.'  Ap  Krieg  1405. 
,Wenn  der  richter  und  daz  recht  sich  gesammet  hat.' 
1427,  Foffa  1864.  Von  Sachen.  ,Was  wassers  sich 
an  den  usgenden  ägkern  samnot.'  ScHBuchb.  Offn.  1433. 
—  2.  (durch  gemeinschaftliche  Abstimmung)  beschlies- 
sen;  vgl.  rer-,  be-s.  ,üer  rat  und  die  burger  sind  ouch 
über  ein  kommen:  swer  der  ist,  der  wider  der  meren 
urteilde,  diu  mit  dem  rate  und  mit  der  mengi  ge- 
samnot wirf,  ützet  wider  redet  [usw.].'  äL  RB.  ,Es 
sint  ouch  die  rate  nüwc  und  alte  uberein  komen  und 
hant  es  gesamnet  mit  den  drühunderten  [usw.].'  ebd. 
(Seg.).  ,Der  rat  alte  und  nuwe  ist  uberein  komen  und 
hant  es  gesamnet  mit  dien  burgern'  oder  ,mit  der 
mengi  willen.'  XIV.,  Seg.  RG.;  ,die  regelmässige  Form, 
in  welcher  die  Gemeinde  in  Fällen  ihrer  Competenz  han- 
delnd erscheint,  ist  das  Samnen  mit  den  Räten.'  ebd.; 
vgl.  auch  ebd.  II  174.  ,A.  1400  ...  samnoten  die  rate, 
venrr,  heimlicher,  die  CCer  und  die  verschribne  ge- 
meinde gemeinlieh,  daz  man  bi  der  obgnanten  Satzung 
beliben  und  dar  in  nütz  brächen  sol.'  B  StR.  ,A.  1406 
samneten  die  zweihundert  gemeinlich,  das...'  ebd. 
,Von  ürliges  wegen,  das  mit  der  meren  folg  gesamet 
were  der  zweihundert.'  ebd.  —  ge-sam(e)net,  ,ge- 
sampt':  1.  a)  präd.,  zusammen,  mit  einander.  ,Umb 
2  Uhr  morgens  [sind  NN.]  gesampt  nach  Arburg  ge- 
geritten.' 1653,  G  Schreiben.  -  b)  attrib.;  nur  in 
festen  Verbindungen.  .Gesammtgut,  verdammt  Gut.' 
Schweizer!!.  1804  (.altes  Sprw.');  vgl.  Gr.  WB.  IV  1  b, 
3789.  ,Von,  mit  g-er  band',  mit  vereinten  Kräften. 
,Mit  gesamnoter  band.'  1400,  ZZoll.  ,Sein  Sitz  ...  St 
Lienhard  mit  dier  [St  Justus]  auch  günstig  teilet,  dass 
der  Presthaft  uf  der  Wallfahrt  von  gsambter  Hand 
werd  gheilet.'  1697,  ScHwIng.  Translationsspiel  (AfV.). 
,Mit  g-em  kapitel',  in  vollständig  versammeltem  Ka- 
pitel. Der  Hof  wird  in  Erbpacht  gegeben  ,mit  ge- 
samnetem  cappittel  und  mit  gemeinem  rate.'  1406, 
UwE.  ,Mit  gesamnotem  und  gemeinem  muot  und 
willen',  einmütig,  -stimmig;  s.  üs-reden  (Bd  VI  562). 
,An,  mit  g-er  urteil(d)',  durch  einstimmigen  Urteils- 
spruch. ,Da  ward  an  (mit)  gesamnoter  urteilde  er- 
teilet...' 1333.  1335,  Z.  ,So  wurt  im  erteilet  mit 
gesammerter  [!]   und   gevallen  urteilt.'    1361,   L.     ,üa 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


wart  erkent  und  erteilt  einhelklich  mit  gemeiner  ge- 
samnoter und  umbgander  urteil.'  1374,  L.  S.  noch  Recht 
(Bd  VI  254  u.);  Wider-Red  (ebd.  540).  —  2.  subst. 
Neutr.  I"  's  G'samt,  ins  Gesamt,  zB.  rüeft'e",  schänke" 
Z  (Dan.);  Syn.  samen-haft.  , [Etliche  Offiziere  hoffen] 
die  ihnen  untergebene  Mannschaft  dahin  zu  bringen, 
das  sie  sich  in  das  Gesamt  gleich  kleiden  wurden.' 
1713,  Z.  —  un-ge-sam(e)net.  ,U.  bliben',  nicht 
zskommen  =  nicht  übereinstimmen,  von  verschiedenen 
richterlichen  Entscheidungen  über  die  gleiche  Sache. 
,Wirt  ouch  et  me  dan  ein  urteile  über  daz  selbe  guot 
gisprochin  unde  bilibint  die  hie  ungisaminot,  also  daz 
der  strit  hie  niht  mag  gisheidin  werdin,  so  sol  manz 
darumbe  niene  ziehin,  wan  sol  eht,  die  di  urteilde  gi- 
sprochen  hant  zi  Costinzeren  sendin.'  G  Handf.  1272/3. 
—  ge-samt-haft:  zusammen.  Wil  's  grad  Ir  sind, 
Herr  Pfarrer,  so  geb-ich  's  Stuck  für  10  Rappe",  aber 
Ir  müend  Alls  g's.  n'e",  Chli"s  und  Grosses.  Ap  Kai.  1881. 
,[Die  Adressaten]  sind  auf  der  Adresse  zum  Voraus 
gesamthaft  vorzumerken.'   1911,  Bundesverorunung. 

Ahd.  samanön,  mhd.  mm(e)nm,  »amen;  vgl.  Gr.  WB.  IV  1  b, 
3785/7.  VIII  1744.  Zur  Assimilation  von  »m  zu  mm  und 
zu  nn  vgl.  ,uemmen  :  nennen.'  Sehr  auffällig  ist  die  Ver- 
einfachung der  zu  erwartenden  Gemiuata  in  W;  zu  nd  <  nn 
vgl.  zB.  rinde"  für  rinne"  (Bd  VI  1004  Anm.).  Wie  in  andern 
MAA.  (vgl.  Gr.  aaO.)  hat  sich  das  W.  bei  uns  nur  in  spec. 
Bed.  lebendig  erhalten.  Zu  un-ijesamcnet  vgl.  Mhd.  WB.  II  2, 
48/9.     Vgl.  mmlen  usw. 

in-:  einsammeln.  ,Ouch  sol  der  probst  insamnon 
alle  die  zins,  die  zuo  sin  [!]  ampt  hörend.'  XIV.,  L 
Propsteirodel.   —  Auch  mhd.;  s.  Lexer  I   1426. 

ver-:  1.  a)  versammeln.  , Unser  puntgenossen,  des 
ersten  und  die  versamnet  werden.'  1479,  Bs  Chr.  ^Bar- 
barossa schrieb]  dass  si  schnell  ein  hör  versamptind.' 
Äg.Tschddi.  —  b)  refl.  ,Versampneten  sich  in  dem 
ganzen  lande  zuo  ros  und  fuos  me  dann  mit  5000 
mannen.'  DScbill.  B.  ,[Die  Bürger  haben]  sich  ...  ge- 
wapnet,  versamnet...'  1474,  Bs  Chr.  ,Do  habe  sich 
mänklich  versammet  und  fiengint  an  lesen  in  der 
gschrift.'  1525,  EEgli,  Acten.  .Habend  sich  die  graf- 
schaftlüt  insonder  versampt.'  1531,  Striikler.  S.  noch 
Sold  (Sp.  850  u.).  —  2.  =  samenen  2.  ,Es  ist  versamenet 
von  rat  und  meistern  alten  und  nüwen,  daz  [usw.].' 
1357,  Bs  Chr.  —  ver-sain(e)net,  ,versam(p)t':  ver- 
sammelt, a)  präd.  .Als  wir  [Schultheiss  und  Rat]  in 
rat(e)s  wis  bi  einander  versampnet  (versamnot)  ge- 
wesen.' 1488/1528,  L;  .gesamlot.'  1452,  ebd.  .[Kaiser 
Maximilian  wünscht]  dass  noch  die  ort,  so  nit  drin, 
in  die  ...  erbeinung  gangid  und  dan  versamt  sinen 
sun  Philippen  ...  ouch  darin  beschliessid.'  Ansh.  .Unser 
Send  sind  versampt'  1531,  Strickler.  ,Wir  sind  zuo 
Schwanden  by  einander  versampt  gsin,  der  landtaman 
und  gemein  landtlüt.'  1542,  Gl.  ,Uiewyl  wir  mit  kleir 
nem  gwalt  [ohne  genügende  Vollmacht]  versampt.' 
1599,  Z;  ähnl.  1618.  ,Als  wir  Ratsweiss  bei  ein  an- 
deren versampt  gewesen.'  1032,  Z.  .Gmein  Eidgnossen 
(boten)  versamnet  zuo  Baden'  oä.  XVI.,  Ans.  h.  ,Der 
ander  teil  der  fürsten,  zuo  Milhusen  versamten.'  Ansh. 
.Die  cardinal  und  legaten  uff  disem  concilium  ver- 
sampt.' 1562,  Wwmongsschr.  1875.  ,Die  Rät  gemeiner 
dryer  Pünten,  uff  Davos  versampt.'  1619,  Gr.  .Den 
hochen  Gewalten  zuo  Baden  versambt.'  1654,  ÄAWett. 
S.  noch  Rät  (Bd  VI  1575).  —  b)  attrib.  .Zwei  schiff 
versamneter  knechten.'  1476,  BsChr.  , Ein  zal  knecht 
von  den  versamptneten.'  1499,  S  Wbl.  1813.  ,Obge- 
58 


ni:, 


Sani,  sein,  sini, 


916 


raelte  ccenobiter  und  versampte  closterleut.'  Vai>.  ,Ein 
versambte  gmeind.'  1582,  Z  Rq.  1910.  ,By  einander 
versampte  Katsbotschaften.'  1635,  Gfd.  ,In  Namen 
der  versampten  Bürgerschaft.'  FrHaffn.  1666.  ,Vor 
dem  versaiubten  Gricht'  L  StR.  1706/65.  —  Ver- 
saninungf.:  Versammlung.  ,An  kirchwihinen,  hoch- 
ziten  oder  tenzen  und  an  andern  v-en  der  lüten.'  1481, 
GOberbüren;  1610  dafür  .Versammlungen.'  ,Wann... 
diser  stund  unser  rät  nit  in  völlige  versammnung  zuo 
bringen  sind.'  1483,  B  Schreiben.  Verbotene  Verbin- 
dung: .Widers  verbot  v-enmachen.'  Ansh.  —  Mhd.  ver- 
samtnen,  vereamenunge  f.   (Lexer   III   210). 

be-:  1.  a)  be-,  versammeln.  .Darnach  besamnot 
N.  sin  fründ  und  wart  denen  sagen...'  1429,  Z  RB. 
.Beduchte  uns  weger  sin,  sy  zuo  besamnen.'  1445,  Bs 
Chr.  ,Die  gerichtsherren  besamnen.'  XVI.,  BStR.; 
1589  ,besamlen.'  S.  noch  ze-samen-ge-bieten  (Bd  IV 
1879);  Pfund  (Bd  V  1153  u.);  Pfleger  (ebd.  1233).  - 
b)  refl.  .Wenn  sich  ein  rat  oder  die  lantlüt  ze  Glarus 
besamnent.'  1419,  Gl  Urk.  .Diewyl  mh.  die  burger  uf 
donstag  sich  besampnen  werden.'  1532,  Absch.  Mili- 
tärisch. ,Do  wurdent  die  von  Costenze  darumbe  ge- 
mant;  die  besampnonten  sich  do  und  zugent  gen  St 
Gallen  und  nament  die  stat  in.'  1403,  Bs  Chr.  ,Sich 
b.  (mit)',  mit  Singularsubj.,  etwa  =  mobilisieren,  mobil 
machen.  .Darnach  kurzlich  besamnot  sich  der  her- 
schaft lantvogt  mit  vil  Volkes  ze  ross  und  ze  fuoss.' 
Z  Chr.  XV.  .[Der  König]  besamnet  sich ,  so  er 
beste  mochte.'  1403,  Bs  Chr.  ,Also  besamnete  sich 
der  herzöge  von  Burgundien  und  der  herzog  von 
Holant  mit  einer  grossen  ritterschaft.'  1408,  ebd.  — 
2.  =  (ver-)samenen  2.  ,Es  ist  besamnet  einhelleclich 
von  rat  und  meistern  uffe  den  eit...'  1361,  Bs  Rq. 
,Rat  und  meister  nüwe  und  alt  hant  besamnet  uf  den 
eid  einhelleclichen...'  1382,  ebd.  ,Wart  erkennt  und 
besamnet...'  1410,  Bs  Chr.  ,So  hand  rat,  und  meister 
nuw  und  alte  uf  ire  eide  bekennet  und  besamnet.' 
ebd.  Vgl.  Ochs  II  77  Anm.  f.  —  he-sara(e)net:  ver- 
sammelt. ,Des  sind  wir  schidlüt  alle  nüne  von  dirre 
sach  wegen  besamnet  gewesen  ...  in  PWanuers  hus.' 
1418,  Gl  ürk.  ,[1474]  sind  für  uns  in  unsern  besamb- 
neten  rat  kommen...'  Bs  Chr.  .Mit  b-er  urteil';  vgl. 
ge-samenet  1  b.  .Als  mit  rehter  und  mit  besameneter 
urtail  ertailet  wart.'  1363,  AaB.  ürk.  .Ward  erteilt 
von  erbern  lüten  mit  besamnoter  urteil  einhelklich 
uff  den  eid.'  1402,  AARohrdorf.  —  Be-sam(e)ning  f.: 
Versammlung.  ,Ob  darüber  iemand  under  uns  keinerlei 
solcher  gevarlicher  gmeinden,  besamningen  oder  an- 
trag  ...  ze  tuond  flrnäm.'  1481,  Ansh.  (Stanser  Ver- 
kommniss;  im  Text  des  Absch.  ,besamlungen';  in  der 
von  Ansh.  beigefügten  Überschrift  ,versamnung';  an 
einer  Parallelstelle  in  beiden  Texten  ,samlungen'). 
,So  ir  üch  mit  ...  unsern  lieben  Eidgnossen  in  be- 
sarapnung  füegen.'  1532,  Strickler.  —  Mhd.  bemmmen, 
lemmenunge  f.   (Lexer  I   201). 

Sam(e)ner  m.:  Bezüger,  Einzieher  (von  Abgaben, 
Steuern).  ,Swer  das  imi  ze  Zürich  samnet,  der  sol 
von  der  rossiledi  das  imi  nemen...  Swel  samner  me 
nimt,  danne  hie  geschriben  ist,  ...  der  git  zehen  Schil- 
linge der  stat.'  Z  RBr.  S.  noch  Eöd  (Bd  VI  595).  — 
Mhd.  samenare.      Noch   im   Tirol   (Gr.  WB.  VIII    1744). 

Immi-:  =  Immeler  (Bd  I  224).  ,I.-Samner.'  1657,  Z. 
—  Stur-:  Steuereinnehmer.  .Stürsamner'  und  ,stür- 
sammer.'  1436,  Zellw.  Urk. 


Sam(e)nete'1  f.:  Häufchen  frisch  geschnittenen 
Getreides,  bereit  zur  Garbe  gebunden  zu  werden;  vgl. 
Samleten.  Nur  in  der  Verbindung  ,in  s-en  ligen',  in 
Häufchen  (zum  Binden)  liegen.  ,Were  ouch,  das  körn 
uff  dem  veld  stuond,  alle  die  wile  es  inn  samnotfen] 
lit  und  es  nit  under  die  wid  kommen  ist,  so  heist  und 
ist  es  ligent  guot.'  XV.,  ZGrün.  Dingstattrodel;  ebenso 
XV.,  ZDürnt.  Offn.  und  ähnl.  1435,  ZBinz.  Offn.  (s.  Sp. 
606;  in  einer  andern  Abschrift  ,in  samnoten'). 

Vgl.  ahd.  mmanalun  vel  giwer/e,  collatione  (Graff  VI  37), 
.mmpnot,  -et,  manipulus'  (Diefenb.,  Gloss.  Jat.-germ.  347); 
fränk.  Sammele,  das  za  Garben  zu  sammelnde  Getreide  (Schm. 
2  II   276). 

samen(t)-haft.  äSpr.,  same"t-  Aa  (Roehh.);  Ap; 
Bs;  BSa.  und  lt  vRütte,  Zyro;  GT.;  THEgn.;  Z  (auch 
Stdt);  St.,  samed-  ThHw.,Mü.,  Pfyn,  z'same-t-  AALeer.; 
L  (XHerz.  1863),  z'säment-  AaF.,  Leer.;  B;  ZO.,  säme't- 
ZStdt  (Dan.),  z'säme"-  BHa.  (zäme"-);  GlM.;  GWb., 
in  der  Kanzleispr.  auch  ,sam(m)thaft':  zusammen,  ins- 
gesamt, sämtlich.  aaOO.  a)  präd.  (wohl  meist  adv. 
empfunden).  Auf  Sachen  bezogen.  Das  chund  doch 
ml  gllchleger  use",  icen"  's  grad  zämenhaft  g'macht  wurd 
BHa.  Ja,  dass-ich's  z'säme"haft  [mit  einem  Wort] 
sägen,  e"  trürigC  Mensch  ist  der  Senn  g'si".  BBecker 
1876.  ,Er  sol  ouch  den  hoff  [das  Erblehen]  sament- 
haft  bewarben  und  den  nit  zerteilen.'  XVI.,  Z.  ,[Das 
Gebiet  von  Bormio]  dessen  Gmeinden  wir  in  folgender 
Tafel  Männiglichen  sammenhaft  für  die  Augen  stellen.' 
Guler  1625.  ,Was  auch  die  Grausambkeit  für  Qual 
und  Herzenleid  jemalen  köndt  erdenken  von  Anfang 
bis  dahin,  tuet  Alls  beisammen  sein  und  z'samenthaft 
uns  kränken.'  JCWeissenb.  1679.  .Solches  [näml.  die 
beschriebene  Sauce,  soll  man]  süttig  über  die  Fische 
schütten  und  wieder  sammenthaft  in  die  Pfanne  tun.' 
EKönig  1706.  ,Dass  Alles  [Holz]  ohne  Ausnahme, 
klein  und  grosses  samethaft  abgehauen  werde.'  AaB. 
Holzordn.  1752.  ,Man  kann  und  soll  dissfahls  noch 
auf  andere  mitlaufende  [Wetter-]Zeichen  sehen,  auss 
welchen  zusammenhaft  eine  vernünftige  Mutmassung 
zu  schlüessen.'  1791,  ApV.  (UwSa.).  Im  Rechnen.  Es 
het  z'sämmeHhaft  bi  drissg  Fuedere"  g'ge".  EGünter 
1908.  .Bringet  sammetuaft  gerechnet  bei  anderthalb 
jaren...'  Eckl.  1575.  .Samenthaft  berechnet  auf  299  fi.' 
1795,  Th.  Bes.  in  Handel  und  Wandel,  bei  Kauf  und 
Verkauf,  wohl  zieml.  allg.  E tw.  (z'Js.  ge"  Aa;  B;  Th; 
Z.  I'h  gibe"  ininer  Nuss  am  liebste"  dem  Händler, 
wo-si  sameHhaft  nimmt,  nid  numen  es  par  Mes>  B 
(Zyro).  Wottsch-se  [zB.  Kirschen]  bim  Pfung  oder 
grad  sameHhaft?  B.  Sin  G'werb  samendhaft  verchauffe" 
Th.  Auf  einer  Gant  same"dhaft  üsrüeffe"  ThMü.  ,Die 
Schuhnägel  hat  er  z'sammetbaft  am  Markt  gekauft.' 
XHerz.  1863.  ,[Die  Bauern  mögen  auf  dem  Markt] 
sölich  guot  wol  verkouffen  samendhaft  ald  bi  dem 
mäs.'  1418,  Z  StB.  .Die  [Leinwand]  sainenhaft  ver- 
koffen.'  1431,  ebd.  , Welcher  den  win  samenhaft  ver- 
kouffen will.'  1492,  Sch  Ratsprot.  .[Die  Schuldner 
sollen  angehalten  werden]  dass  si  im  den  zins  zuo- 
sammen  teten  und  samenthaft  gebeut.'  XVI.,  Z.  ,Er 
sol  ouch,  diewyl  er  in  der  statt  husshaltet,  zuo  Andel- 
fingen  sine  win  vom  zapfen  schenken,  doch  mag  er 
die  samenthaft  verkouffen.'  1523/6,  Z  RB.  ,[In  einer 
Teurung  wird  den  Metzgern  geboten]  nit  wie  bisshar 
samenhaft  uszewägen,  sunder  armen  und  riehen  ze- 
teilen.'  Ansh.  ,[Eine  Hypothek]  ablösen,  zins  und 
houptguod  samenhaft.'  1550,  Ndw.    .Samenhaft  kauffen, 


918 


coemere;  s.  verkauffer,  die  ire  waar  bei  ganzen  stucken 
und  ballen  s.  verkauftem!,  solidarii  venditores.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Stuckwyss  und  sammenthaft'  verkaufen.  1581,  Z. 
.Damit  das  tuoch  und  barchet  zuo  rechtem  gelt  in- 
kouft  werde,  sollend  die  berren  seckelmeistere  das- 
selbig  alle  jar  sammenthaft  inkouffen.'  1582,  Z  RM. 
.Welicher  von  disen  güeteren  verkauffen  will,  der  soll 
sy  nit  stuckweis  hingeben,  sonder  samenthaft.'  1592, 
GTa.;  ,s.  abkaufen.'  ebd.  .Will  N.  [eine  Burg]  lösen, 
soll  er  sammenhaft  zuo  Costanz  oder  Schaffhusen 
losen.'  JJRüeger.  .Jedem,  so  ein  Viertel  Brod  sament- 
haft nimbt.'  1043,  SchwE.  Arch.  , Uff  das  bitliche  An- 
halten der  Sennbuwren  diser  Orten  ist  uff  Zuosechen 
hin  bewilliget,  dass  sy  ihre  Käss  sammenthaft  bei  den 
Sennhütten  wol  verkauffen  mögind.'  1661,  ZBauma 
Marktordn.  ,Das  Hindersitzgelt  . . .  sammethaft  dem 
Gottshaus  überantworten.'  1719,  THltt.  , Einzeln  oder 
sammethaft  [(ver)kaufen].'  ZDonn.-Nachr.1787.  S.noch 
nach  (Bd  IV  637  o.).  Auf  Personen  bezogen  B;  Gl; 
Th.  Ho,  Da'  isch  schö",  da"-n-er  grad  sammethaft 
chö"d,  die  ganze  Familie  THEgn.  Ir  müesstet  samethaft 
absören  u"'!  a"  Süiv  dermit.  JJRomang  (BSa.).  Ich  und 
d'  Vrl'ne"  möchtet-der  z'sämenhaft  nüd  g'chw.  CStreiff 
1901.  ,[Sie]  sollen  samenthaft  zeunen  und  die  gass 
offen  lassen,  das  das  vieh  sein  lauf  habe.'  1560,  ZNän. 
,1588  wirt  den  Weberzünftigen,  welche  die  Märkte 
besuchen,  zugelassen,  dass  sie,  doch  allezeit  samment- 
haft, mögen  um  5  Uhren  zum  Speiser-Tor  aus-  und 
wider  Abends  um  7  Uhr  eingelassen  werden.'  KWild 
1847.  ,Dass  sie  sich  lieb  habind  samethaft.'  Stettler 
1606.  Der  Gesandten-Einritt  zu  Lauis  soll  .sammethaft' 
erfolgen.  1726,  Abscb.  S.  noch  fähig  (Bd  I  724).  ,A11  s.' 
,Sy  alle  samenthaft'  1544,  Th.  S.  noch  Recht  (Bd  VI 
274).  ,Beid  s.'  ,[2  gemalte  Scheiben]  tuond  beide  sa- 
menthaft 28  pf.'  1586,  B.  ,S.  und  besonders'  oä.  Ge- 
naue Beobachtung  dieser  Vorschriften  ,besunders  und 
sammethaft'  1398,  Sch  StB.  .[Wird  der  Zins  nicht 
bezahlt,  so  darf  der  Gläubiger]  gewonlich  giselschaft 
uff  uns  dryen  samenthaft  oder  ye  uff  einen  allein... 
halten.'  1534,  B.  Sie  und  ihre  Nachkommen  sollen 
diese  Stücke  Rebland  .samendhaft  und  sonderlich' 
innehaben.  1615,  JGöldi  1897.  Als  Zeugen  gelten 
,2  ehrliche  Männer,  die  es  sammethaft  gesehen  und 
gehört,  oder  4,  die  es  absonderlich  gehört  und  gesehen.' 
Zg  Ref.  1723.  —  b)  attrib.  ,[Der  G  Rat  war]  willens, 
samenthaften  inzug  der  gegninen  [der  Leute  aus  den 
verschiedenen  Landesteilen]  nit  zuo  gestattnen.'  Kessl. 
,Ob  inn  wider  sammenthafter  Erlegung  [1.  ,inn  s. 
Widererlegung'V]  des  Hauptguts  der  30U0  Gl. ...  einiche 
Sumnuss  oder  Mangel  syn  wurde  [verpflichten  wir  uns 
Giselschaft  zu  leisten].'  1601,  Z.  ,Die  sammenthafte 
Bezahlung.'  Z  Mand.  1694.  ,Das  sammethafte  Auff- 
kauffen  diser  Sachen.'  1728,  G  (KWild  1847).  S.  noch 
Muster-Platz  (Bd  V  261). 

Ahd.  saman(t)-,  mmathaft  Adj.,  -hafto  Adv.,  mild,  samen(t)-, 
samethaft.  Hie  Beeiuflussung  durch  ze-samen  auch  noch  in 
.zuosameuhaft.'    1674,  Schw  LB. 

sament-haftig.  äSpr.,  z'sämeH-  ZO.,  z'sämmend- 
GrD.,  z'säme»-  BE.;  GrTIis  (-mm-):  =  dem  Vor.  a)  präd. 
,Dise  buoze  sol  ein  rat  gebunden  sin  s.  in  ze  nemenne.' 
Z  RBr.;  an  anderer  Stelle  .sament  in  nemen.'  ,Wir 
getruwen  das  gelt  s.  üch  gar  kurzlich  ze  besorgen.' 
1415,  Absch.  (BMissiv).  ,[150  Gulden]  dero  er  och 
genzlich  und  gar  also  bar  und  s.  von  inen  gewert  und 
bezalt  war.'  1438,  AaB.  Urk.    ,Min  ynred  s.  yngefüert 


wider  beide  erst  schlussred  der  widerparty.'  B  Disp. 
1528.  —  b)  attrib.  ,Die  Castellanei  Tarasp  ...  bestehet 
in  keinem  zusammenhaftigen  Dorf,  sondern  in  kleinen 
Nachbarschäftlinen  und  Höfen.'  Sererh.  1742.   —  Ahd. 

stuii<nut)!i<itti'i,    mild.    HfUutnth'i/tu'. 

sament- haft ig- lieh, -ha ft -lieh:  wie  das  Vor.  a. 
Adv.  ,Enkein  geselschaft  noch  manne  samenthaftlich.' 
XIV.,  B  StR.  ,[200  Gulden]  dero  er  von  im  allenclich 
bar   und  samenthaftenklich   gewert   und  bezalt  war.' 

1441,    AaB.  Urk.   —   Mhd.    samenthaftlich. 

samentlich,  bei  Zwingli  ,samenlich':  =  sament- 
haft. a)  präd.  ,Bedunk  min  hern  guot,  sich  s.  der 
ding  zuo  underreden.'  1484,  B  TB.  1900.  .Damit  er 
[der  Prädikant  zu  Rüti]  ouch,  wenn  er  welle,  trinken 
möge,  so  haben  wir  im  im  besten  geordnet  zechen 
eimer  wyn  s.  zuo  herpst  zyt  inn  ein  fass,  wie  er  yedes 
jars  gewachsen  ist.'  XVI.,  Z.  ,So  Got  ein  Eidgnoschaft 
uss  der  uneinikeit  ...  in  einen  friden  s.  gebracht  hätte 
[usw.].'  Ansb.  Am  Feierabend  .zamentlich  zuo  hus' 
gehen.  Salat.  ,S.,  mit  einanderen,  eins  Streichs,  simul, 
cum,  iunetim,  coniunete,  pariter,  communiter,  uni- 
verse.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Hächel-Mann  (Bd  IV  258); 
Saffran  (Sp.  338).  Gehäuft.  ,[Sie  hätten]  ain  waid- 
gang s.  mit  enanderen  gebrucht.'  1521,  Th.  Sie  ,all 
s.'  1529,  Absch.  .Damit  uns  der  zinss  ...  sammentlich 
uff  ein  maal  bezalt...  wurde.'  1541,  Z.  ,S.  und  sunder- 
lich',  zusammen  und  einzeln.  .Als  ir  samenlich  und 
sunderlich  die  disputation  der  zweien  houptartiklen 
. . .  gehört  band.'  Zwingli.  .Die  von  der  landtschaft 
sammetlich  und  sunderlich.'  Kessl.  .Die  güeter  sam- 
mentlich und  sonderlich.'  1546,  Z  RB.  —  b)  attrib. 
.Die  sammetliche  Erben.'  1747,  ÄATäg.  Gerichtsbuch. 

Mhd.  samentlich.  Weitere  Belege  aus  Aush. ;  Kessl.;  Vad. 
bei  ASchütt   190S,   70. 

Sam(e)nung,  , sammung'  f.,  in  Bed.  2  b  meist  m. : 
1.  Sammlung,  Versammlung,  a)  von  Sachen.  Mit  Bez. 
auf  die  Traubenlese.  ,Von  der  sunderlichen  same- 
nunge  [des  Edelweins  erleidet  das  Stift  Schaden].' 
1320,  aZoll.  1899.  —  b)  von  Personen;  tw.  concreter 
Bed.  sich  nähernd,  a)  militärisch,  Sammlung,  Auf- 
gebot von  Truppen.  .Darnach  in  dem  selben  jar  ze 
ingenddem  aberellen  do  huob  sich  ein  guote  samnung 
ze  Wesen.  Und  an  dem  nünden  tag  aberellen  zugent 
si  in  das  land  Glarus.'  Z  Chr.  XV.  ,N.  bracht  kunt- 
schaft  von  der  sampnung  wegen,  als  die  heren  baten.' 
1407,  G.  ,Da  kament  die  mere  gen  Bern,  das  die 
Beben  und  ander  Tütschen  zuo  hilf  dem  herzogen  von 
Osterrich  gar  gros  mechtig  sampnungen  hetten  wider 
die  Eidgnossen.'  DSchill.  ß.  Wenn  sich  irgendwo  ein 
.samnung'  machte.  1448,  Absch.  —  ß)  unerlaubte  Ver- 
sammlung, Zsrottung;  vgl.  Gesellschaft  (Sp.  732); 
bes.  häufig  in  der  Verbindung  ,s-en  machen,  tuon.' 
.[Wenn]  ieman  dehein  heimlich  samnung  tuon  wölte 
ane  ünsren  schultheissen,  die  rate,  venrr  und  heim- 
licher, daz  das  unser  ieclicher  ...  förderlichen  melden 
sol.'  1392,  B  StR.  ,[Wenn]  ieman  ...  wider  unser  ge- 
swornen  brief  ...  dehein  geselschaft,  gelüpt  oder  sam- 
nung machty.'  1401,  Z  StB.  ,Daz  dehain  unser  burger 
noch  by woner  ...  dehainerlai  led  noch  sach  mit  nieman 
antragen  noch  anvahen  sol  noch  kain  samnung  noch 
beruoffung  der  Zünften  und  ouch  kain  gelüpt  ver- 
sprechen noch  buntnüsse  mit  nieman  tuon  sol.'  1421, 
Sch  StB.  ,Wer  der  ist,  der  in  der  stat  oder  im  ampt 
Zug  dehein  samnung  oder  gesempt  an  einem  gericht 


Sani,  seni,  sim,  soni,  sum 


machet! . . .'  Zg  Stß.  1432.  ,An  h.  Adrian,  den  von  Schar- 
nachtal ...  sich  uff  die  kilchwi  zuo  Fulense  zuo  fliegen 
und  acht  zuo  haben,  ob  sich  einiche  sampnung  wolte 
erheben    und   aldan    die   abzuostellen.'    1491,    B  RH. 
.Heimlich  Sampungen  [!],  Geruer  oder  Gespräch  hinder 
und  ane  Wüssen  eines  Schultheissen  und  Rats.'  1607, 
AaL.  StR.;  in  einer  andern  Handschrift:  , Sampungen, 
das  ist  böse  Praticken,  Geruer.'    .Diseren  bösen  Handel 
und  uneerbare  Sammungen.'  ebd.    ,Die  solliche  Sam- 
nungen  bruchtend.'  ebd.    ,S.  über  einen  [gegen  Einen, 
zum  Nachteil  Eines]  machen.'    ,Wer  der  were,  der  in 
üwerm  land  dekeine  samnung  über  den  andern  machete 
oder  dekeinen  teil  gen  dem  andern  hetti',  der  verfällt 
jedem   der   drei   Orte    um   100  Gulden.    1385,    Abscb. 
,[A.  habe]  mit  der  red  [dass  er  seine  Reben  verkaufen 
wolle]  wol  bi  14  mannen   in    die  reben   bracht   [dies 
aber   dazu  benutzt,    den  B.  öffentlich   zu  schmähen]. 
Die  red  und  samnung  hat  er  also  frefenlich  über  den 
B.  getan  darüber,  daz  [usw.].'  1397,  Z  RB.  —  2.  concr. 
a)  Schar.     ,Die  nun  samenunge  der  heiligen  engele', 
wechselnd  mit  ,die  nun  chore  der  h.  e.'  XII.,  Wack. 
1876.    ,Alliu  diu  samenunge  der  engele  unde  der  nien- 
nesgen,  die  Got  aneschouwent.'  ebd.  —  b)  klösterliche 
Gemeinschaft,  Kloster  (bes.  oft  von  Frauenklöstern), 
a)  das  Kloster  als  Jurist.  Person  oder  die  Gesamtheit 
der  Insassen  eines  Klosters,   Kongregation,   Konvent. 
,üo  gab  ichs   der  samenunge   an  Ütinbach.'    1251,  Z. 
,Die  samenunge  der  ebtischenne,  vrowen  und  pfafen.' 
1265,  ebd.;  lat.  ,conventus  tarn  dominarum  quam  cleri- 
corum.'    ,[Eine  Kirche  wird  dem  Augustinerorden  ge- 
schenkt] mit  dien   gedingen,   daz   die  selben  vrowen 
ein  convent  und  ein  saranunch  ze  der  selbun  kilchun 
ir  ordens  mit  zwölf  vrowon  ze  minsten,  die  da  Gotte 
dienin,    inrunt  vier   iarn   stiften,    machon  und  steten 
sun.'    1282,   L.     ,Daz  es   ein  stetir   samnunch   heizen 
sülle.'  ebd.    ,Die  Sammung  der  Schwestern  in  Brunn- 
adern [in  Bern].'  Imob.  1878  (nach  einer  Urk.  von  1286). 
,Dem   samenung(e)    von    Eingelberg,    von   Wettingen 
[usw.].'   1287,   L.     ,Swester  Ita,   du  eptischenna,   unt 
der  samnung  von  Unser  vrowen  tal.'  ebd.     ,Wan  sol 
ouch  vom  [!]   eim   halben  müt  kernen   eim   kaplan  ze 
Vare  jerlich  ein  Schilling  pfenningon  geben   und  mit 
dem  übrigen  pfeffer  choufen  der  samnung  gümeinlich.' 
1800/16,  Z  ÜB.   ,Die  frowe  von  Genadental,  die  meistrin 
und    den    samennunch.'    1302,    ÄABremg.  StR.     ,Dem 
samnung  [von  StUrbau].'  1303,  AAZof.;  vorher:  ,der 
abbet   und   der   convent   von   St  U.'     ,Dien    priesteru 
unsers   samnungs.'    1321,   UwE.;    noch   wiederholt  in 
Engelb.  Urk.  des  XIV.     ,Das  nieman  sin  hus  deheim 
covent  noch  samnung  geben  sol    noch  ordnen.'   1356, 
B  StR.     ,An    der   samnung   stat.'    1384,    UwE.     ,Dem 
samnung  der  inbeschlossenen  klosterfrowon  ze  Engel- 
berg.' ebd.    ,Des  samnungs.'  1399,  Schw.    ,Die  samnig 
in  Widen  ze  Wesen  [haben  die  Herren  von  Rappers- 
wil  usw.]  gestift  ...  jetz   etlich    zit   [haben]  die  von 
Wesen  über  der  samnung  gült  die  band  geschlagen.' 
1532,  Strickler.    S.  noch  Hafen  (Bd  II  1007  o.);  Pflig- 
niss  (Bd  V  1238).  —  ß)  mit  Hervortreten  des  örtlichen 
Momentes   (von  cc   nicht   immer    scharf  zu   trennen); 
gew.  nur  für  bestimmte  Klöster  und  tw.  fast  als  Eigen- 
name.   ,Die  vrowen  in  dem  samnunge  von  Kostenze, 
die  in  unsere  stat  gesessen  sin.'   Z  RBr.     ,Er  sol  8  ß 
geben  in  den  obern   sammung  an   ein  kerzen.'   1321, 
UwE.    (vgl.    vorher:    ,in    der    vrowen    kloster').     ,Die 
vrowen    in  der  samnung  vor  Widen   [bei  GWeesen].' 


1322,  Gl  Urk.  .[Bischof  N.s]  jarzit  ze  begene  in  dem 
nideren  samnunge  und  in  dem  oberen.'  1339,  UwE. 
,Die  frowen  in  sampnung.'  1351,  AaEiI.  (,die  Clarissen- 
Nonnen  von  Schännis  im  Convente  zu  Aarau').  ,Die 
frouwen  in  der  samung'  (neben  einmaligem  , samnung'). 
Ende  XIV.,  Z  StB.  ,In  der  frouwen  im  samung  reben.' 
1404,  Z  RB.  ,Von  der  Würzen  die  strass  nider  unz 
an  den  sammung  und  von  dem  sammung  die  richty 
hin  unz  an  Matthias  huss.'  1409,  Schw  LB.  ,Do  lüffen 
er  und  sin  gesellen  dem  Juden  nach  für  den  samung.' 
1412,  Z  RB.  ,Es  hab  sich  gefüegt,  dass  sy  für  die 
samnung  her  gangen  sigin.'  1436,  ebd.  ,Den  Schwe- 
stern in  der  sammunge  ze  Muotachta).'  1448,  Gfi>. 
,Die  andechtigen  geistlichen  swestren  in  der  samnung 
Zofingen.'  1499,  ebd.  S.  noch  seilen  (Sp.  737).  Vgl. 
auch  vArx  1810/3  H  206/7. 

Alnl.  tamanunga  f.,  mhd.  sam(e)nunge  f.  in  den  gleichen 
Bedd.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1744.  Das  Masc.  erscheint 
auch  amhd.  (Braune  §  207  Anm.  2;  Lexer  II  598  mit  zwei 
Belegen,  von  denen  eiuer  Schweiz.),  wie  bei  uns  auf  Bcd.  2  b 
beschränkt;  vgl.  zum  Geschlecbtswer.hscl  auch  die  Anm.  zu 
Eining  (Bd   I   282)   und   Wilmanns  II  *  371. 

Sam(e)nunger  m.:  Teilnehmer  an  einer  uner- 
laubten Versammlung.  ,Ob  aber  sembliche  Sampunger 
[so;  in  einer  andern  Handschr.  der  erklärende  Zusatz: 
,und  Anheber']  in  der  Statt  Lenzburg  nit  begriffen 
wurden,  so  soll  doch  ir  verlassen  Hab  und  Gut  alles 
sampt  und  sonders  dero  Landsherrschaft ...  verfallen 
sin.'  1607,  AaL.  StR, 

samle"  (-«"  PPo.),  in  ZWetz.  samble",  in  GRChur, 
vPr.  (ausser  Furna,  Valz.),  UVaz  sämle",  semle",  in 
ArK.  samble",  in  B  (Gotth.)  auch  sämele",  Ptc.  -et: 
1.  a)  (tw.  mit  verschwiegenem  Obj.)  sammeln  Aa;  Ap; 
B;  Gr;  GT.;  Tb;  Nnw;  U;  Z  und  wohl  weiterhin, 
doch  abgesehen  von  bestimmten  Verwendungen  nicht 
recht  volkstümlich.  ,Samlen,  contrahere,  als  früclit 
und  dergleichen,  legere,  metere  [usw.];  an  ein  häuften 
samlen,  conglobare.'  Fris.;  Mal.  Von  Sachen.  Ich 
ha"  Blüemli  g'sämblet  ApK.  , Allen  denen,  so  ihren 
Anken  selbs  machendt  und  sammlendt  [zsbehalten, 
zum  Verkauf].'  1667,  Z.  Almöse"  s.,  gewählter  als 
keusche"  ZO.  Prägnant  für  Gaben  sammeln  AALeer.; 
ZS.  ,Das  si  ir  narung  hattend  und  nit  me  den 
bettel  samlen  rauessten.'  HBrennw.  Chr.  ,Gält  ma- 
chen, das  ist  galt  lösen  und  samlen  oder  zesamen 
legen,  peeuniam  facere.'  Fris.;  Mal.  ,In  die  gmeine 
samlende  [passiv]  stür.'  1590,  ZBerg;  vorher:  ,in  die 
gmeine  zuosaniraentragende  stür.'  Auf  den  Hirs-Män- 
tag  wurde  Hirse  gesammelt;  vgl.  Bd  H  1633.  ,1580 
ward  das  ungerympt  Wäsen  am  Montag  nach  der  alten 
Fassnacht  mit  dem  Blochzühen,  Böggenwerk,  Hirss- 
Samlen  ...  abgeschafft.'  RCvs.  (Br.).  , Montags  hat  man 
den  Hirs  gesammlet  und  Mummereien  geübt.'  1607, 
JWHEssl905(BsRotenfl.).  Heiv  samlu"  PP.  Ernten  U. 
,13  tag  ze  höwen  und  2  tag  haber  samlen  1  pfd  12  ß.' 
1536,  Z  Klosterrodel.  Das  Vieh  auf  der  Alp  (zum  Melken 
oder  zur  Nachtherberge)  zstreiben  GRChur,  Hald.,  Pr., 
UVaz.  Patzger,  gang  go"  sämle"!  Am  Morge"t,  so 
bald 's  a'föht  tage",  stond-s'  [die  Alpknechte]  üf  ga" 
sämle".  Bühl.,  Chrest.  (GRÜald.).  Wenn  der  wild  Ma"" 
d'  Hab  semmlet  und  vor  Sunnenüfgang  über  ä"  Vilan 
[Berg]  zerzadereti  Sehnehilbi  i"he"gugget,  cham-me"-sich 
uf  en  Enderi"g  g'fasst  mache".  Schwzd.  (GRPr.).  Un- 
pers.,  es  samlet  Eiter  (Materi),  es  sammelt  sich  Eiter,  zB. 
im  Finger  AaF.;  Ar;  B;  GT.;  Th;  ZO.,  S.    Uneig.  Same" 


S;iiii, 


922 


s.,  bekommen,  vom  Hanf  GnPr.  (AfV.  VI  82).  (Di1) 
Stimme  s.,  für  eine  Ansicht  Stimmung  machen,  Gleich- 
gesinnte werben,  für  Abstimmungen,  Wahlen  ZO. 
Von  Personen.  ,Rät  sammlen',  zur  Katsversammlung 
berufen.  1467,  BStR.  ,Ein  gebott  samlen  und  machen.' 
1467,  Z.  ,An  dem  nächsten  samstag  Hesse  N.  mit 
sinen  meistern  über  inn  ein  bot  samlen.'  1486,  Z  RB. 
,Kriegsleut  oder  einen  zeug  samlen,  milites  vel  exer- 
citum  colligere;  zeugen  samlen,  colligere  festes.'  Fris.; 
Mal.  ,Ein  gmeind  samlen.'  1569,  ZAnd.  ,Wan  fünf 
man  zuo  einem  amman  des  tals  komen  und  begerent, 
dass  er  inen  ein  gmeint  samlete,  so  soll  er  inen  ein 
gineint  beruoft'en.'  XVI.  /  XVII.,  UUrs.  ,N.  sammlet 
und  haltet  zum  öfteren  Gmeinden  ohnwüssend  des 
Vogts.'  1703,  ZEinbr.  ,Wann  der  Dorfmeier  eine  Zu- 
sammenkunft samlen  [will].'  1764,  ZBenk.  —  b)  refl. 
Das  semlet-sich,  Das  summiert  sich  GrPi\;  Syn.  üf- 
tragen.  Frage  an  Leute,  die  Kartoffeln  graben,  Obst 
pflücken:  Samled ■  si -  si'*  brav?  Antw.:  Es  hed-sieh 
scho"  besser  g'samlet  aScHw.  Endlich  het . . .  Glichs  und 
Glichs  si''1  a"fah"  z'sämele".  Gotth.  ,Sich  samlen  oder  ze- 
sanien  tuon,  agglomerare,  convenire.'  Fris.;  Mal.  ,Das 
eiter  samlet  sich  oder  kummt  zuosamen,  coneurrit 
materia.'  ebd.  ,Wenn  die  natürlichen  spiritus  in  dem 
Winter  sich  zu  dem  centro  der  Würzen  gesämblet.' 
JZiegler  1647.  S.  noch  ge-  (Bd  II  50  o.).  -  2.  ,das 
urteil  s.',  durch  Abstimmung  festsetzen.  1493,  ZRhein. 
—  g8-samlet.  ,Ges.  vech':  ,Das  die  Walliser  kein 
gesamlet  vech  meh  uff  die  alppen  triben,  sunder  das 
si  selbs  in  iren  stellen  erzogen  oder  das  si  wüssen, 
das  solich  vich  au  ortt  und  enden  sye  gestanden,  da 
kein  gebräst  sye  gewesen;  dann  wo  si  also  zusamen- 
geläsen  vich  uff  die  alpp  triben  und  denen  an  der 
Lengg  davon  ettwas  Schadens  solle  [1.  solte]  zuofallen, 
wurden  si  den  abtragen.'  1517,  B  RM.  ,Mit  g-er  hand', 
einstimmig.  ,Darumb  fragt  ich  ouch  des  rechten  uff 
den  eid  und  gab  gricht  und  urtel  mit  gesamleter  hand, 
das...'  1413,  Gl  Urk.  (nach  einem  Vidimus  von  1498). 

Mhd.  samehn,  jüngere,  durch  Dissimilation  ciitstaiHlcnc 
Form  für  tamenen  (s.  d.);  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1741,3. 
Die  Gruppe  samt-  geht  daher  der  Gruppe  samenen  usw.  pa- 
rallel. Die  umgelautete  Form  (weitre  Zeugnisse  s.  unter 
Samler,  Samkten)  ist  auch  bair.  (Schm.  a  II  276)  und  eis. 
(Martin-Lienh.  II  356);  vgl.  dazu  lipp.  temmen  (Gr.  WB. 
VIII  1744  unter  ,sammeaen'),   sowie  ze-sämen  unter  zesamen. 

ab-:  ,zB.  die  Frucht  von  Bäumen  ablesen'  Ndw 
(Matthys).  —  Vgl.  Sauders  II  849. 

üf-:  auflesen.  ,Ein  reiner  mann  sol  die  äschen 
von  der  kuo  auffsamlen.'  1530,  IV.  Mos.;  ,auffraffen.' 
Luther.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  717;  Sanders  II  849  und  mhd. 
üßammen  (Lexer   II    1700). 

a"-:  wie  nhd.,  bes.  refl.  Aa;  B:  GT.;  Tu;  Ndw;  Z 
und  weiterhin.  —  Vgl.   Gr.  WB.   I   433;  Sanders  II   849. 

iD-:  einsammeln  Aa;  B;  GT.;  Th;Ndw;  Z.  ,[Einen] 
zechenden  insamblen  und  beziehen  lassen.'  1573,  G 
Rq.  1906.  ,Die  unseres  ampts  Embrach  teil  zechen- 
dens  jerlich  insamblend.'  1594,  Z.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III 
264;   Fischer  II   636;   Martin-Lienh.   II   357. 

er-:  durch  Sammeln  zsbringeu.  ,So  hand  wir  doch 
etlich  kilchenzierd  ...  under  uns  selbs  gebettlet  und 
ersamlet.'  1528,  ScHSt.  .Merkwürdigkeiten,  die  ich 
auf  meiner  Reise  ersammelt.'  Sintem.  1759.  —  Bei 
Saudeis  II   849  a  aus  Hebel. 

ver-:  a)  (ver-)sammeln.  ,Sin  her,  volk,  rat  versam- 
len.'  Morgant  1530.    ,Ein  möschin  beckin,  daryn  der 


harn  versammlet  ist.'  Rdef  1554.  ,V.,  colligere  [usw.]; 
den  radt,  ein  gemeind,  ein  schar  v.;  einen  zeug  wider 
einen  v.,  exercitum  colligere;  zuo  einem  gespräch  v., 
cogere  ad  verba.'  Fris.;  Mal.  —  b)  refl.,  sich  (ver-) 
sammeln.  ,Die  heiden  versamletend  sich.'  Morgant 
1530.  ,Zuo  Esslingen  versambletend  sich  die  Juden 
...und  verbranntend  sich  selbs.'  Äo.Tschudi.  ,  1 ' ie 
knecht  zühend  sich  oder  versamlend  sich  in  die  statt, 
railes  in  meenia  colligit  se.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  Pfütz, 
alwo  sich  das  Regenwasser  versamblet'  JLCvs.  1661. 
S.  noch  raten  (Bd  VI  1598  o.).  —  ver-samlet:  ver- 
sammelt (von  Personen),  gesammelt  (von  Sachen). 
.Diewil  mh.  jetz  nit  wol  versamelt...  sigen.'  1493,  Z 
RM.  ,Der  XII  orten  ratsbotschaften  ...  zuo  Baden... 
versamlet.'  Kessl.  (Schreiben  Vadians;  an  anderer 
Stelle  bei  Kessl.  ,versampt').  ,Wol  versamleter  und 
besetzter  radt,  frequens  senatus.'  Fris.;  Mal.  ,Wänn 
das  volk  zur  predig  versamblet  ist.'  1588,  Z  RB.;  vgl. 
voll  (Bd  I  779).     ,üas  versamlet  Öle.'  JJNüscb.  1608. 

—  Ver-samling  (-i"«  Ap)  f.:  a)  Aufgebot,  Mobil- 
machung. ,üiewil  die  versamlung  beschach.'  Morgant 
1530.  ,Do  er  die  v.  gsach,  so  Marsillia  tet.'  ebd.  — 
ß)  Turnier.  Morgant  1530,  20;  frz.  joustes  ou  tournoy. 

—  Y)  Treffen,  Schlacht.  ,In  der  selbigen  v.  kam  grossen 
adel  um.'  Haimonsk.  1531.  —  8)  im  bürgerlichen  Leben, 
bes.  in  Zssen  wie  Volks-,  Rechtsami  (B)-,  Röds{kv)-V. 
,Rengnold  vernam,  das  die  burger  uff  einem  platz 
versamlet  warend  ...  [sie]  giengend  an  daz  end,  da 
die  v.  was.'  Morgant  1530.  ,V.  oder  gmeind,  ecclesia, 
conventus,  ccetus  [usw.].'    Fris.;   Mal.  (vgl.  428  a/b). 

—  s)  frommer  Konventikel  ArHer. ;  13;  Z;  Syn.  G'sell- 
schaftli  (B),  Stund,  Stündli.  I"  d\  (in  B  auch  z')  V. 
gä",  solche  besuchen,  einer  Sekte  angehören  B;  vgl. 
Bärnd.  1904,  576.  ,Eisi  war  es,  wie  es  sagte,  mein- 
eidig erleidet  in  der  Einöde.  Die  Leute  wären  nicht 
bös,  aber  dumm  und  altvaterisch.  Da  sollte  es  immer 
gehen  wie  in  einer  V.  und  obe"  druf  sott  's  de""  noch 
all  Stunde"  z'  Chilche".'  Gotth.  [I'hJ  icill  selber  e" 
Finte"  ha"  u"d  V-e"  geistliche  u"rf  angeri.  ebd.  Vgl. 
dagegen  ,die  cristenlich  v.'  im  Gegs.  zur  ,rottierung- 
(BdVI  1793).  -  G*-meinds-:  V.  der  Stimmberech- 
tigten einer  Gemeinde,  wohl  allg.  .Gmeindsversamb- 
lung.'  1720,  GRq.  1906.  —  Bundes-:  die  vereinigten 
eidg.  Kammern  (National-  und  Ständerat).  —  Ver- 
samli"ger  in.:  Sektenpfarrer  BBe.  (Dan.). 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  1  b,  3247.  XII  1037/40;  Fischer  II 
1287.    Bed.  s  von  Ver-samling  auch  bei  Martin-Lienh.  II  357. 

näch-  Nur  in  den  Abi.:  Näch-samlete''  f.:  Nach- 
lese in  der  Ernte,  spicilegium  PPo.;  ScHSt.  (Sulger), 
auch  das  von  den  Trägern  beim  Eintragen  verlorene 
und  gesammelte  Heu  PPo.  —  Näch-samlung  f.  ,N. 
der  kornäheren,  wenn  man  geschnitten  hat,  spici- 
legium.' Fris.;  Mal.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII   109. 

be-:  a)  von  Sachen.  Zsbringeu:  .Darum  si  von 
allen  bürgeren  ir  silbergeschir  und  andere  kleinot 
entlenotend  und  uf  das  rathus  besamlotend.'  HBrennw. 
Ohr.  Refl.,  sich  sammeln:  ,Wann  sich  die  wannen 
dempf  an  ein  kalt  ort  besamlen.'  HPant.  1578.  — 
b)  von  Personen,  (vollständig)  versammeln,  zskoinmen 
lassen.  ,Das  Bataillon  ist  besammelt.'  Militarspr.; 
vgl.  HBlümner  1892,  13/4.  ,Also  besamlot  diser  kaiser 
vil  herren  und  stett.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,N.  rette  zuo 
inen,  daz  sy  die  von  Winingen  besamlotind  und  inen 
gebutten  ...  daruff  sy  ein  gemeind  besamlet  habint.' 
1469,  Z  RB.     ,So  belib  doch,  unez  das  ich  die  ritter- 


(i-2:"; 


Sam,  sein,  sira, 


schaft  besamly.'  1475,  Volksb.  ,Das  sy  ir  volk  be- 
samle  ian  Frankrich  zezüchen.'  Morgant  1530;  so 
noch  mehrfach.  .Ward  das  conciliura  zuo  Trient  bsainrn- 
let.'  JHaller  Chr.  1550/73.  S.  noch  Rät  (Bd  Vi  1571). 
Kefl.  oftimXVI./XVIL;  zB.:  ,[Die  Tiguriner]  besamm- 
lotend  sich.'  HBrennw.  Chr.  So  noch  heute  in  der 
Kanzlei-  und  Militärspr.  Im  Sg.  (vgl.  Sp.  915) :  ,Der  ad- 
uiiral  bsaromlet  sich  widerumb.'  1569,  HBull.  D.  — 
Järs-Be-samlungf.  ,Uff  die  4  bestimbte  J-en.' 1629, 
AaB.  StR.  —  Mhd.  besamelen  (Lexer  Nachtr.  66) ;  Tgl.  Gr.  WB. 
I  1541;  Sanders  II  849  (Belege  aus  Stumpf);  Fischer  I  886. 
ze-säraeD-  s.  ze-samen  (Sp.  912),  auch  Samleten  (Sp. 
924).—  zue-,  Ptc.  zueg'samlod  PRima  (Schott):  sam- 
meln, seine  Habe  zspaeken;  in  der  Übers,  von  Lue.  15, 13. 

Samler,  in  Ar;  GStdt  Sämler  m.:  1.  pers.,  wer 
(ein)sammelt  (zB.  Geldbeiträge  zu  einem  bestimmten 
Zweck,  die  Stimmen  bei  Wahlen)  B  (Zyro),  Einzieher 
des  Kirchenalmosens  GStdt.  ,Und  sol  ein  s.  in  den 
bruoderschaften  das  gelt  inziechen.'  XVI.,  LRusw. 
,Der  Sammler';  s.  Quellenverz.  14  b.  —  2.  a)  Wasser- 
(Aa;  Ap;  B;  ScHSt.;  S;  Th;  Z),  auch  Jauche-  (B;  S; 
uTh)  Sammler;  teils  nur  eine  Grube,  Zisterne,  teils  eine 
vollkommenere  Anlage  (hölzerner  Kasten,  Reservoir; 
Stauweiher).  ,Aus  diesem  [dem  Kännel]  fliesst  Alles 
in  einen  Kasten  oder  in  eine  Grube  ausserhalb  des 
Stalles.  Diese  Grube  heisst  der  Sammler.'  Schweizerb. 
1805.  , Mitte  Herbstraonats  bat  man  unten  am  Dorfe 
einen  zweiten  Sammler  gemacht.'  1808,  JJSchlapfer 
1839.  S.  noch  reisen  (Bd  VI  1311).  ,[Wir  wollen] 
inen  so  vil  wasser  von  dem  bronnen  verggen  in  im 
s.,  sovil  wir  mögend  entperen.'  1512,  AAWett.  Arch. 
,Das  wasser  in  einen  s.  samlen.'  1563,  Z  RM.  ,Von 
Wasser  einen  Sambier  ald  Wyger  gemacht  ...  ober- 
halb irer  Müli  zu  Trib  derselben.'  1609,  Z.  , Einen 
S.  oder  Weier.'  1782,  ThHw.  Arch.  ,Dass  die  Gmeind 
disen  S.  zu  einer  Tüchelros  ...  nuzen  ...  solle.'  1788, 
ebd.  Der  ,S.'  der  Löggen  (in  Bed.  3;  Bd  III  1232);  s. 
AHöpfner  II  74.  Bildlich.  ,[Es  ist]  zu  besorgen,  dass 
unser  Land  ein  rechter  Sambier  alles  Bettels  werde.'  Z 
Mand.  1635.  ,Der  Krieg  ist  ein  S.  alles  Jamers.'  FWtss 
1650.  .Alle  Krankheiten  haben  einen  gemeinen  S.  und 
Ursprung,  der  ist  die  Sund.'  ebd.  1653.  ,Ihre  [der 
Gläubigen]  Seelen  solten  gleichsam  sein  die  geistlichen 
Brunnenstuben  und  S.  diser  Wasseren.'  JJUlr.  1718. 
.Sein  Herz  [ist]  ein  rechter  S.  der  unreinen  Lüsten.' 
ebd.  1727.  —  b)  Holzgeschirr,  in  dem  der  Rahm  (UwE.; 
Ndw;  s.  Nidlen-S.)  oder  der  Zieger  zu  Näch-Scheid 
(BSi.;  s.  Ziger-S.)  gesammelt  wird;  in  einem  S.  werden 
auch  die  zerschnittenen  Winterkäse  l'g'macht  BE. 
(Bärnd.  1904,  491).  —  C)  ,ein  altes  Buch,  worin  ver- 
schiedene Verordnungen  udgl.  aufgeschrieben  sind- 
ApI.  (TTobler).  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1752;  Sauders  II 
848  b;  Schm.  2  II  276;  Bed.  2  scheint  nur  Schweiz,  zu  sein. 
Lumpe"-,  in  GrvPi-.;  GRh.  tw.  -Sämler,  -Semler: 
1.  Hademhändler  Ap;  B;  Gr;  G;  Tu;  Z;  wohl  allg. 
L.-Sämler,  Übername  der  Bewohner  von  Götzis  im 
Vorarlberg  bei  den  benachbarten  Schweizern  (Bir- 
linger).  S.  noch  ver-quanten  (Bd  V  1302,  wo  zu  lesen 
-semmler).  ,NSteiner,  der  lumpensamler.'  1548,  ZSth. 
—  2.  scherzh.,  der  letzte  Nachtzug  der  Eisenbahn,  das 
letzte  Abendschiff  B;  G;  Tu;  Z.  Vgl.  L.-Glogg  (Bd 
II  614).   —    1   auch  bei   Gr.  WB.  VI   1299. 

Müli-:    Mühleweiher.     .Barbara  S.  hatte  in  dem 
Mühlesämmler  unter  hiesigem  Dorfe  ihr  zweijähriges 


Kind  ertränkt.'  JJScbläpper  1839.  —  Nidle"-:  drei- 
eckiger Holzkübel,  in  dem  Rahm  zsgespart  wird,  um 
später  in  den  Anke"-Chübel  geschüttet  zu  werden 
Ndw;  UwE.  —  Säckli-:  Klingelbeutelträger.  ,Ein 
Mitglied  des  grossen  Rats  und  Säcklinsammler.'  1664, 
Sch  Chr.  ,Besoldung  eines  Säcklinsammlers.'  XVIII., 
Sch  Ämterbuch.  —  Schlamm-:  Sammelschacht  für 
Strassenschlamm  Z  (offiziell). 

Schmer-,  in  GRSchud.  -Semmler:  hölzerner  Stuhl 
mit  halbkreisförmiger,  geräumiger  Sitzfläche  und  eben- 
solcher niedriger  Lehne,  Art  Armstuhl  GrD.,  Glar., 
L.,  Schud.  —  Wer  in  einem  solchen  zu  sitzen  pflegt,  sam- 
melt gleichsam   Schmer,   setzt  Fett  an. 

Stür-:  wer  milde  Beiträge  (bei  Brandunglück, 
Wasserschaden)  sammelt.  1761/71  wurden  fremden 
Steuersammlern  159  fl.  13  Kr.  zugeteilt.  JJSchlapfer 
1839.  —  Wasser-:  =  Samler  2  a  Ap;  Th;  Nnw;  Z. 
, Gegen  Feuersgefahr  sind  zwei  Wassersämmler  bei 
dem  Dorfe  errichtet.'  JJSchlapfer  1839.  ,Die  Hälfte 
an  dem  W.  und  an  der  Mistwürfe',  als  Grundpfand 
ZEngstr.  (Amtsbl.  1905).  .Wegen  streitigem  W.  in 
Seebacber  Lehen.'  1788,  ThHw.  Arch.  —  Ziger-:  run- 
des, nach  unten  verjüngtes  Formgefäss  für  Zieger,  mit 
Löchern  zum  Abtropfen  in  Boden  und  Wänden  BG., 
Si.  Vgl.  Af  V.  XIII  23  (Abbildung)  und  Bärnd.  1911, 178. 
—  Hanf-zehenden-:  Einzieher  des  Hanfzehntens. 
,Dem  H.  von  Hausen  fürs  Amt.'  um  1750,  Z;  vgl.: 
, Einem  Mann  von  Hausen,  welcher  den  Hanfzehenden 
daselbst,  so  einem  Arntman  zudienet,  ins  Kloster  bringt, 
mag  bis  30  Trageten  geben,  gebe  man  von  jeder  Tra- 
geten  1  Almosenbrödtli  und  1  Mutschli;  wird  abge- 
stellt.' ebd. 

„Samlet  m.:  Platz,  wo  zB.  Menschen,  Vieh, 
Wasser  sich  sammeln. "  Dial. 

Saralete",  in  ÄpLb.;  THAad., Märst,  Sämlete"  bzw. 
Seml-  f.:  1.  abstr.  's  ist  grad  e"  Sämlete",  heisst  es  etwa 
bei  unergiebiger  Weinernte,  wenn  man  die  Trauben 
gleichs.  zssucuen  muss  ApLb.  —  2.  a)  von  Feld- 
früchten, a)  =  Sameneten  (Sp.  916)  Aa;  ScaSt.  (.inani- 
pulus  spicarum.'  Sulger);  Z  (so  Bass.,  Brütt.,  O.,  W.), 
den  8.  bis  12.  Teil  einer  Garbe  ausmachend;  vgl.  Garb, 
Hüff,  Hampfel  (Bd  II  412.  1044.  1303);  Bruch  (Bd  V 
368).  Nach  ausdrücklichen  Angaben  für  Z  (am  Albis, 
Hörnli)  beim  Schneiden  mit  der  Sichel.  Wenn- er 
schnide'd  im  Summer,  die  vile"  S-e-  hüfle-d.  KdMey. 
1844.  ,[N.  bekennt]  das  er  an  27s  juchart  nit  recht 
gezendet,  sonders  allweg  an  ein  zendengarben  ein 
sambleten  minder  getan  und  also  bi  15  oder  16  garben 
gemachet  hab.'  1527/9,  Z  RB.  ,Die  samleten,  gesam- 
leter  hauff,  congeries,  manipulus,  fasciculus  spicarum, 
collectum;  ein  samleten  kom  abschneiden,  spicarum 
fascem  desecare.'  Fris.;  Mal.  ,Von  wegen  zweier  s-en 
kom,  so  gemelter  Thöni  ab  des  Cuonzen  achcr  ge- 
nommen.' 1566,  Z  RB.;  so  noch  mehrfach.  ,Die  Ernd, 
da  die  Schnitter  das  Getreid  mit  den  Sichlen  ab- 
schneiden und  das  abgeschnittene  s-enweis  (handvoll- 
weis) zerlegen  und  die  S-en  mit  Rächen  in  Korngarben 
zusammen  samlen  und  sie  mit  Widen  zusammen  bin- 
den.' Spleiss  1667.  , Fasciculus  spicarum,  S-en.'  Denzl. 
1677.  1716.  ,Dises  Hagelwetter  hausete  sehr  übel,  so- 
wohl in  den  Sammleten  als  auch  in  dein  noch  stehen- 
den Korn.'  1714,  ZOGlatt.  ,An  s-en  ligen';  s.  Bir- 
ling  (Bd  IV  1503:  , semloten';  in  andern  Redaktionen 
,samraloten,    Sammleten');    entsprechend    ZGrün.  AR. 


925 


Sani,  sein,  snn,  som, 


1668  (Z  Stat.  1834  I  62).  ,(Korn)  an  s-en.'  ,Aber  hat 
er  verjehen,  daz  er  uff  einem  acher  ze  Cham  4  garben 
und  dem  meiger  von  Steinhuss  an  samloten  by  3  gar- 
ben verstoln  hab.'  1433,  Z  RB.  ,Zuo  komgarben  an 
s-en  genommen  und  dieselben  uff  sinen  acher  treit.' 
1083,  ebd.  —  ß)  Schwaden,  Lage  des  geschnittenen, 
auf  dem  Acker  zum  Trocknen  ausgebreiteten  Getreides 
ÄABb.;  SchScIiL;  Th  (so  Hw.,  Märst.,  Mü.  und  lt  Pup.); 
Z  (so  Auss.,  0.).  Gelegentlich  auch  vom  Hanf  ThMü. 
Eine  der  zwei  Lagen  Ähren,  die  in  der  Tenne  zum 
Dreschen  bereit  liegen  ScHBegg.  Syn.  Zatten.  A" 
S-e"  lege".  Der  Haber  [ist]  (/schnitte",  a"  S-en  a"g'leit 
durchnöch  und  nöch.  Stutz.  ,Eine  geübte  Nachlegerin 
folgt  oft  zwei  Mähdem  und  legt  die  Halme  rasch  und 
sauber  an  S-en.'  Tschudi  LB.  1863.  —  b)  als  Über- 
setzung des  lat.  farrago  (als  Buchtitel).  ,Eben  der 
selb  wütscht  mit  seiner  sammleten  dahär,  schlecht 
lerman  [usw.].'  HBull.  1557;  vorher;  , farrago,  das 
ist  mischleten  oder  Sammlung.' 

Vgl.  schwäb.  Sammlet  n.  (Schm.  2  II  276)?  Der  Beleg 
,une  samelte,  manipulus'  aus  dem  neuen  Diction.  (Genf  1695) 
bei  Gr.  WB.  VIII  1743  ist  viell.  Schweiz.  Bei  Sauders  II  849 
Belege  aus  BAuerbach.  Eiuzelue  Belege  unter  2a  a  könnten 
auch  zu  ß  gehören.  Zu  der  Stelle:  ,Ein  Haus,  Hofstatt,  Ge- 
rechtigkeit, die  S-en  genannt,  in  dem  Baumgarteu  innen.' 
1653,  AaWett.  Aren.  vgl.  Samenung,  Sämling.  Sulger  de- 
finiert auch  .Sammlung,  collectio';  vgl.  b? 

Samli°g  f.,  in  Bed.  2  auch  m.:  1.  wesentl.  wie 
nhd.  Sammlung,  a)  als  Vorgangsbezeichnung.  ,Sam- 
lung,  meerung,  autfhauffung,  aecumulatio  [usw.].'  Fris.; 
Mal.  (Zur)  S.  blase",  militär.  .Drei  Wirbel  zur  Samm- 
lung schlagen.'  B  Kriegsordn.  1764.  ,Wenn  die  Samm- 
lung geschlagen  oder  geblasen  wird.'  ebd.  ,Wenn  die 
Sammlung  schlägt.'  ebd.  Unerlaubte  Zskunft;  Syn. 
Samenung  lb  ß.  , Vernietung  und  verbot  in  krieg  z 
loufen,  samlungen  und  ufruor  zuo  bewegen.'  1480, 
Ansh.;  im  Text  des  Erlasses  ,all  besunder  heimlich 
versamlungen.'  S.  noch  Bottierung  (Bd  VI  1793).  — 
b)  (Gemälde-,  Waffen-)Sammlung.  wohl  allg.  bekannt. 
.Samlung  etlicher  dingen,  coactura.'  Fris.;  Mal.  — 
2.  =  Samenung  2  b.  a.)  als  Institution  oder  persönl.  .Der 
convent  und  samlung  der  frouwen  und  Chorherren.' 
um  1350,  Z.  ,N.  ze  der  zit  meistrin  der  samlung  ze 
Engelberg.'  1449,  Gfu.  ,Den  frouwen  in  der  samlung 
hie  Zürich.'  1487,  Z  RB.  ,Des  obere  klosters  [zu 
ZRhein.]  halb,  als  das  vor  ziten  ain  baginenhus  oder 
Sammlung  ist  gesin.'  1525,  Absch.  Eine  Schwester 
hegehrt  Aufnahme  in  die  .samlig'  zu  Wesen.  1552, 
ebd.  Verbot,  städtische  Liegenschaften  ,an  ainich 
gotts-  oder  ordenshauss,  samhlungen,  spitäl,  stett, 
gmainden'  zu  verkaufen.  1585,  AaKI.  StR.  —  ß)  ört- 
lich. ,Si  [die  aufständischen  Appenzeller]  woltend  gen 
der  samlung  [Beginenkloster  bei  GWil]  louffen.'  Ap 
Krieg  1405.  ,üo  entzünt  sich  in  unser  samlung  [Frauen- 
kloster Engelberg]  in  der  kuehi  ein  für.'  1449,  Gfd. 
In  Zürich.  .Kindlerin  by  der  samlung.'  1459,  Z;  ge- 
meint ist  die  S.  der  Schwestern  von  Konstanz,  auch 
St  Verenenkloster  genannt  (schon  im  XIV.);  vgl.  Vög.- 
Nüsch.  422/3.  .RHeinis  wib  löufferin  in  samlung.' 
1481,  ebd.  .Unser  tochter  Katrinen  closterfrow  im 
samlung.'  Edlib.  ,[1526  wurden]  uss  den  fünf  clöstren 
zun  bredier,  augenstinren,  barfossen,  an  Ötenbach  und 
St  Frennen  im  samling  [die  Kirchenzierden  entfernt].' 
ebd.  ,In  der  samblung  ein  scheppeli,  so  einem  Jesus- 
kindli  gemachet,  verstollen.'  1528,  Z  RB.    In  der  Re- 


formationszeit kam  die  aufgehobene  S.  an  das  Spital 
(s.  Sach  Sp.  108  u.),  das  sie  1551  an  den  Buchdrucker 
Froschauer  verkaufte;  der  Name  S.  wurde  auf  ein 
1550  neu  erbautes  Spitalgebäude  übertragen  (Vög.- 
Nüsch.  441):  ,N.  soll  im  samlung  enthalten  werden, 
biss  m[eister]  R.  im  gehelfen  mag.'  1557,  Z  RM.  ,[N. 
soll]  uss  dem  hüssli  inn  samling  an  ein  kettinen  ge- 
taan  [werden].'  1573,  ebd.  ,In  dem  Hauss,  der  Sam- 
ling genannt,  ist  die  Weiber-  und  die  Männerstuben.' 
Mem.  Tig.  1742.  Noch  in  der  1.  H.  XIX.  hiess  das 
grosse  Hauptgebäude  des  Spitals  der  S.  Z  (Prof.  Grob). 
In  Winterthur.  ,Die  frowen  kamend  uss  der  Sammlung.' 
Bossh.  Chr.  95.  , Samlung  ward  der  spital  [Titel].'  ebd. 
133.  In  Wettingen.  ,6  Viertel  Kernen  ...  von  einem 
Haus  und  Baumgarten,  auch  ongefahr  zwen  Tauwen 
gross,  so  ein  absonderlich  Guet  und  nit  zum  Hof  ge- 
hörig sind  und  die  Samblung  genennt  werden.'  1653, 
AAWett.  ,Ein  Baumgärtli  in  der'  Sammlung.'  1769, 
ebd.  —  Mhd.  aamelunge  f.;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1752/3;  San- 
ders II  848;  im  Übrigen  s.  Samenung. 

Bett-:  =  dem  Vor.  2.  ,Der  heiigen  fürbitt  hat  die 
grossen  betsammlungen,  bruoderschaften,  örden  dem 
papsttuom  gebracht.'  Zwingli;  in  der  lat.  Übers,  fra- 
ternitates,  ordines  et  alia  huius  generis  aueupia.  — 
Wasser-.  ,[Ein  Maibrunnen  fliesst]  bis  die  W.  ab- 
schweinet.'  JJScheüchz.  1707.  1746. 

Samlunger  m.:  Insasse  einer  .Samlung'  (in  Bed.  2). 
.Item  der  samlunger  [des  Z  Verenenklosters]  guot  git 
2_bürling.'  XIV./XV.,  ZBass. 

samt,  inPAl.sawd,  in  Ap;  Schw;  Uw;  ZO.  (jünger 
samt)  sant:  1.  a)  Adv.  =  samten)  (Sp.  908)  PAL  (,in- 
sieme').  ,[Es  sei  nicht  genug  Brot  vorhanden,  so  dass 
man]  daz  volk  sampt  nit  in  die  stat  lassen  könne.' 
1480,  Bs.  ,S.  und  sonders',  im  Ganzen  und  im  Ein- 
zelnen, Alles  B  (Zyro;  wohl  aus  der  Sprache  der  Ge- 
bildeten). Er  hat  sannt  und  sunders  'blichet  [die 
ganze  Zeche  bezahlt].  Messikommer  1910.  Ein  Brief 
.unsere  lieben  getruwen  NN.  sampt  und  iegklichem 
insunders.'  1475,  Bs  Chr.  ,Zuo  den  selben  buoben 
sambt  oder  sonders  griffen.'  1527/9,  Z  RB.  (noch  mehr- 
fach). , All  (gmeinlich)  sampt  und  sonders.'  1605,  Z 
Rq.  1910.  S.  noch  Samenunger  (Sp.  920).  —  b)  Präp. 
mit  Dat.,  mit  Ap;  GT.;  Schw;  Th;  Uw;  ZO.  E"  Hüs 
sant  Al'em,  wo  drenn  ist  Ap.  Er  chund  sant  rfcm  Bueb 
Nnw  (Matthys).  Bou  sitzt  's  Schneggli  sant  <'em  Eüs. 
Lienert  1906.  S.  noch  Süffi,  (Sp.  356).  ,Der  papst 
sammt  allen  sinen  anhängeren.'  Zwingli.  ,S.  den  Meit- 
linen.'  1661,  JMHung.  1852.  ,Sambt  Underweibel.'  1730, 
GRNuf.  S.  noch  zue-geben  (Bd  II  95);  hüsen  (ebd. 
1740);  Leder-Bock  (Bd  VI  832):  ge-sichtiglich  (Sp.  269); 
Zech-Ge-sell  (Sp.  729).  —  2.  vor  Ordinale  wie  selb 
(dritt  usw.);  vgl.  Sp.  825.  ,[Adler]  die  nit  allein,  sunder 
sampt  viert  oder  fünft  fliegend.'  Vogelb.  1557. 

Ahd.  samant,  mhd.  sament,  samet,  samt,  sant  in  Bed.  1 
a  und  b;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1753/4;  Sanders  II  850 
(auch  zu  den  Zssen) ;  Martin-Lienh.  11  357.  Zu  lb  vgl.  noch 
,sand.'  XII.,  Wack.  1S76.  Zu  2  vgl.  Schm.  2  II  285.  315; 
Lexer  1862,  212;  ist  die  Füguug  aus  sali, (ander)  Sp.  825 
(vgl.  auch  halb  1  c  ßS  Bd   II    1163)  entstellt? 

all-:  =  all-sam(en).  ,Allssampt.'  Ruef  1550;  s.  auch 
Baren  (Bd  IV  1441).  ,(Wir,  üch)  allesand.'  1513, 
LTobler,  VL.;  1532,  Schaüsp.;  Aal  1549.  ,A11  sant' 
GBinder  1535;  ,all  sand.'  Ruef  1539  (s.  Sp.  775);  ,all- 
sainmt,  allsandt.'  GGotth.  1599.  1610;    .allsant.'  nach 


Sani,  sem,  sim,  som,  sum 


1653,  Gr.  Verstärkt  ,allgotzsand.'  Ruep  1539;  ,all- 
gottssampt.'  ebd.  1550.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  231.  238. 

mit-sämt  Ap;  B;  GT.  (Brägger),  W.;  Sch;  Th;  U; 
Z,  -sdnt  Aa;  Ap;  Bs;  B;  GRHe.;  L;  GA.,  G.,  T.;  S: 
=  samt  1  b.  wohl  allg.  Er  ist  fürt  m.  Allem,  m.  der 
Frau.  Gang-mer  e"weg  m.  di"'m  Geld!  Bs.  Minn  Vatter 
ist  en  Appe'z'eller,  frisst  de"  Chäs  m.  'hm  Täller !  Ap; 
Th  ;  Z.  Vertrü'H'd-i  [euch]  Sant  Wandel  und  's  Veh  mit 
santem  Land!  JBHäffl.  1801.  Ich  schlah"-dich  mit  sandt 
der  Gable"  unger  d'  Krüpfe"  ungere"!  Gotth.  Er  springt 
mit  zannte"  Chleidere"  i"  's  Wasser.  JHofst.  1865. 
Wenn-Der  Nüt  weit  ge",  muess-Ech  der  Iltis  d'  Hüener 
ne*  mit  zantem  Güggel.  ApV.  (BsBirs.).  Mit  sante" 
Hüften.  Barnd.  1904.  Mit  samtem  Boss.  Loosli  1910. 
S.  noch  rutsch  (Bd  VI  1861);  Sach  (Sp.  115);  Mürers- 
Ge-sell  (Sp.  725).  ,.Mitsampt  dem  kilchensatz.'  1463, 
AWild  1883.  ,Mitsampt  den  grafen.'  1490,  G.  ,Mit- 
sampt  dem  verreter.'  Morgant  1530.  Mitsant  Allem! 
B  (Zyro),  mitsamt!  Gl  (Schuler;  darnach  St.2),  mit- 
sdmfem  (mitsänfem)  Aa;  Ap;  B;  Gr;  GA.,G.,  T.,  W.; 
SoßSt.  (Sulger);  S;  W  (mitsantum) ;  Z  (lt  Spillm.); 
St.2,  mitsamtem  Dem  ZNeer.  (Dan.),  Das  wäre  mir 
schön!  warum  nicht  gar!  bewahre!  durchaus  nicht! 
zum  Ausdruck  der  Ablehnung  (zB.  einer  Behauptung, 
Zumutung,  eines  Dankes),  des  Befremdens,  auch  mit 
vorgesetztem  ä  GA.,  ä  pa  S,  o  B,  ach  Aa,  jo  Ap,  nei" 
GA.,  G.  Du  wottsch  nid  folge"?  mitsantem!  ich  wett- 
di"''  lere"!  B  (Zyro).  Ja,  mitsantem!  Los,  Bürstli, 
Das  brichtisch  du-mich  nid!  Das  machst  du  mir  nicht 
weis  B  (vBütte).  A.:  Ist-er  de"  gester  nüd  hei"'  cho"? 
B.:  Ä  mitsantem!  GA.  ,Kobi:  Ja  lue',  es  muess  Öpper 
a"fah",  so  fare"  die  Andere"  nache".  Uli :  Ja  mit  san- 
tem, sie  lachen  Einen  noch  aus.'  B  Ldw.  Wbl.  1847. 
A.:  Glaubsch,  Das  sig  schon  oder  sig  vom  Guele"? 
B.:  Ä  pa,  mit  samtem  de"",  Das  verstösch  ietz  emmel 
einisch  nit.  Schild  (S). 

Mhd.  mitsamt,  sant  (auch  -same(n)t);  vgl.  Gr.  WB.  VI 
2337   (,mif   II  ü).     ,Mit  sant.'    1581,   SchSchl. 

beid  bedsant  GrS.:  =beid-sam(en)  GrS.  ,Bed  sand.' 
Rüep  1539.  ,Beidt  sandt.'  VBoltz  1551.  .Beide  sant.' 
Sohertw.  um  1579.  —  Mhd.  beidcmmt  (Lexer  I  159.  Nachtr. 
54);  vgl.  Gr.  WB.   I    1366. 

ze  z'samtGRD.,z,santBG. :  l.kdv.,=samtla.  ,Wenn 
die  frow  VvHalwyl  von  todes  wegen  abgat  und  nit 
me  in  leben  ist,  denn  ze  samt  und  dannahin  jerlich 
söllent  die  2  müt  kernen,  die  si  ir  lebtag  genossen 
het,  oueh  denselben  frowen  gemeinlich  an  ir  tisch 
dienen.'  1386,  Gfd.  ,Do  band  sie  all  zesammt  Mul  und 
Ougen  ufgsperrt.'  1622,  Bs  Familienchr.  —  2.  Präp., 
=  samtlb  BG.;  GrD.  (nur  ts.  dem  Tag).  Er  het  d's 
Hüs  uberno"  zant  de"  Schulde".  Zamt  dem  Tag,  mit 
Tagesanbruch,  zB.  z'  Berg  gä",  in  die  Berge  GrD.;  s. 
auch  lichtlich  (Bd  III  1050),  wo  die  Erklärung  zu  be- 
richtigen ist.  ,Nim  die  kuo  zesamt  dem  kalb.'  Boneh. 
,Zuosampt  dem  buhof.'  1507,  Z  Bq.  1910  (G  Urk.).  — 
Vgl.   mhd.  zemment  (Mhd.  WB.   II  2,   4  7  b). 

samtlich:  sämtlich.  .Samtlich.'  Ansh.  (neben  häu- 
figerm  ,samentlich'),  .samptlich.'  VBoltz  1551;  1578, 
G;  1638,  ZUst.  1867;  1640,  Z  Eq.  1910,  ,sambtlich.' 
1057,  Schw.  ,Die  Treue  ...  samtlich  unserer  Unter- 
gebenen.' 1798,  Bs. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1754;  Sanders  II  850.  APetri  1523 
erklärt  Luthers  ,semptlich'  durch  .miteinander';  Tgl.  auch 
ASchütt   1908,   70;   KBachmann   1909,   78. 


Ge-sämt  .gesempt'  n.:  =  Samenung  1  b  ß;  s.d. 

And.  yisemidi  n.,  factio,  agmeu;  mhd.  gesemede  n.,  Ver- 
sammlung,  Menge,  Schar. 

ge-sämtne"  -me":  fertig  werden,  zB.  mit  An- 
kleiden   Th  (Pup.).     Er  mag  nöd  g'semptme".  —  Zu 

SainauVli  Zg,  Samateli  GA.;  aScHw  —  n.:  von 
den  Kapuzinern  bezogenes,  zum  Schutze  gegen  Krank- 
heiten und  böse  Anfechtungen  um  den  Hals  gehängtes 
Amulet  GA.,  von  den  Kapuzinern  bezogenes  Bildchen 
hinter  Glas,  das  zum  Schutze  gegen  das  Toggeli  (s.  d.) 
zu  Häupten  des  Kindes  aufgehängt  wurde  aScHw,  dem 
Kinde  um  den  Hals  gehängtes  Säckchen  mit  gesegneten 
Kräutern  Zg.  —  Aus  '«  Amadeli,  -teli;  Tgl.  Aynutdei  (Bd 
I    128),  Amasdeü  (ebd.  216). 

Samariter  -itter  m.:  Mitglied  eines  Samariter- 
Vereins  (zur  freiwilligen  Krankenpflege).  —  Vgl.  Gr. 
WB.  VIII  172S. 

saniaringge".  Hoppis  s.,  alli  Bliebe"  stinke"d,  alli 
Meitli  schmecl-e"d  wol,  hoppis  s.  ScHTha.  (EStoll  1907). 

Same"  bzw.  -ö2-,  -ö<-  usw.  (-o  W,  -u  PAl.,Po.),  in 
ApM.,  V.;  B  Sämme"  (bzw.  -ö*-)  —  m.,  PI.  vorwiegend 
mit  Uml.,  in  AaB.  (in  Bed.  2);  GT.  unver.,  Dim.  Sämli 
(bzw.  -ö'-  usw.),  in  Ndw  auch  Sämili,  Sdmili,  in  Aa 
(in  Bed.  3  b)  auch  SÖmeli:  meist  in  coli.  Sg.,  wesent- 
lich wie  nhd.  1.  a)  Same  von  Pflanzen,  allg.  et)  eig. 
D's  Choru"äli,  wa  der  S.  drl"  isch  PPo.  D'  Frucht 
[Getreide]  het  schwär  S.  SL.  S.  samle";  s.  Sp.  920/1. 
,Saamen,  seinen,  germen;  s-en  gewönnen,  (zuo)  s-en 
werden,  in  s-en  gon  (und  tolder  gewönnen),  anfahen 
scheinen,  den  s-en  erzeigen,  exire,  abire  in  semen,  caput 
facere;  s-en  schicssen,  s-en  tragen  oder  gäben,  semen- 
tare.'  Fris.;  Mal.  Seltener  (bes.  Dim.)  von  einzelnen 
Samenkörnern.  I"  dere"  Bollen  [Mohnkopf]  ine"  hat  's 
mängs  Sömli  Th.  ,Sampt  etlichen  saamen  in  einem 
schächteli.'  1579,  Bs  Kunstsamml.  1907.  S.  auch  BiftI 
(Bd  VI  664).  Insbes.  zur  Aussaat  bestimmter  oder  aus- 
gestreuter Same;  in  B;  Th;  Z  und  weiterhin  auch  von 
den  zur  Anpflanzung  verwendeten  Kartoffeln  (vgl.  Herd- 
öpfel-S.),  Bohnen,  Erbsen  usw.  Ist  Das  für  S.  ?  scherzh. 
zu  Jmd,  dem  das  Kleingeld  aus  dem  Geldbeutel  fällt 
BG.;  vgl.  Sp.  596,  sowie  b.  ,Das  Korn  ist  wie  der  S.' 
Sprw.  Klee,  Rüben  (s.  S.-Bäb,  -Bueb  Bd  VI  22.  85), 
Zwiebeln  (s.  S.-Böllen  Bd  IV  1176;  auch  Tb)  zo  S. 
stö"  lö";  Kartoffeln,  Bohnen  usw.  zo  S.  n'c",  b'halte" 
Th.  ,[Es  soll  kein  Hanf  in  die  Zeigen  gesäet  werden] 
änderst  was  etwann  in  den  Haberzeigen,  unter  die 
Bonen  mit  under  gesprenget  und  aber  nit  verzehndet 
wird,  sonder  zu  Saamen  stehen  bleibt.'  1712,  ZKapp. 
S.  rede"  (mit  einem  Sieb  reinigen),  a"mache"  (mit 
Kupfervitriol  behandeln,  damit  de''  Brand  nid  dri" 
chunnt)  Th.  S.  säije";  s.  Sp.  594/5.  Me"  chunnt  hür 
nid  e"mol  de"  S.  über,  uf  de"  S.,  erntet  nicht  soviel, 
als  man  gesät  hat  Th;  Z.  ,Ein  grausamer  Hagel... 
zerschlug  die  Reben  und  Frucht  gar  übel,  dass  man 
an  etlichen  Orten  den  Saamen  nicht  mehr  bekommen 
möcht.'  1669,  Bauerxchr.  S.  ändere",  den  Saatguts- 
wechsel vornehmen  B;  S.  In  scherzh.  Übertragung: 
Wenn-tl'  üppe"  Hüener  hesch',  wo  legge"d,  so  cha""sch- 
mer  Eier  tusche";  me"  muess  mithine"  S.  ändere".  JReinh. 
1903.  ,Man  setzt  auch  etwa  eines  Kameraden  Kopf- 
bedeckung auf  oder  bietet  ihm  die  eigne  an,  weil  man 
wieder  einmal  gut  finde,  S.  z'  ändere".'  BLütz.  (Bämd. 
1904).    ,[N.,  mit  der  Bebauung  eines  Feldes  betraut, 


Sam.  sein,  sim, 


hat]  den  s.  den  föglen  fürgeworffen  und  den  allen 
oben  uf  dem  erterich  lassen  liggen...;  und  in  nach- 
genden  tagen  kerne  er  und  klagte  sich,  die  Vögel 
essind  im  den  s.  uf.'  1546,  ZWied.  ,Ist  erkendt,  diewyl 
ganz  und  tuben  ein  schedlich  ding  dem  somen  ist 
[dürfen  solche  nicht  gehalten  werden].'  1503,  Z  RM. 
,[Das  Grundstück]  stosst  an  die  Hanfpündt,  so  ein 
Mütt  S.  halt.'  1712,  ZWülfl.;  daneben  ,sampt  einer 
6  Viertel  saatgrossen  [s.  Bd  II  806]  Hanfpündt.'  In 
zahlreichen  Zssen;  s.  auch  unten.  Gras-  Th;  Z.  Hö- 
ckerli-  Z;  auch  1807,  Z  Haush.  ,Kefen-.'  1792,  Z  Haush. 
Chol-;  auch  im  Voc.  opt.  (,strucium,  kcelsame')  und  bei 
EKönig  1706.  Chabis-;  auch  bei  Denzl.  1677.  1716; 
EKönig  1700.  Ghle-;  s.  auch  Heuw-Bhtem  (Bd  V  79); 
säijen  (Sp.  595J.  .Kletten-.'  Vogelb.  1557;  s.  Mag-S. 
Chrüt-  Th;  Z;  auch  XVIII.,  Uw.  .Winter-kraut-.'  1790, 
Z  Haush.  ,Weg-luegen-.'  1814,  ebd.  .Lattich-.'  EKönig 
1706;  1792,  Z  Haush.  ,Ge-mües-.'  1785,  ebd.  .Bollen-.' 
1793,  ebd.  .Binetsch-.'  1791,  ebd.  .Peterli-.'  XVIII., 
Uw.  Blueme"-;  auch  bei  EKönig  1700  (.Bluem-'). 
,?rockeli-.'XVlII.,Uw.  ,Pfrimmen-.' Vogelb.  1557.  Räf- 
BG.  Eeps-  G.  Bettich-;  auch  bei  EKönig  1706;  1809, 
Z  Haush.  .Windig-.' EKönig  1706, 635.  Salät-  B;  Th;  Z. 
,Werz-.'  Bot.  1687.  .Zecken-.'  EKönig  1706.  In  offlzi- 
neller  Verwendung.  .Alrün-.'  JRLändenb.  1608  (Schlaf- 
mittel). .Änis-.'  EKönig  1706  (zur  Weinbehandlung). 
.Aron-.'  JRLändenb.  1608  (zur  Bereitung  eines  .Stein- 
wassers').  .Kukumer-.'  HPantal.  1578  (gegen  Durst). 
.Kardinal-'  Kardinari-,  semen  can.  Z  (Vogel).  , Kressig-.' 
EKönig  1706  (gegen  eine  Schweinekrankheit);  s.  auch' 
Chressen  (Bd  III  852).  .Lülch-',  Lolium  tem.  JRLän- 
denb. 1608  (Schlafmittel).  .Schiss-milt-.'  S  Kai.  1727 
(Vomitiv).  .Boleien-.'  Zg  Arzneib.  1588  (gegen  Husten). 
.Bibernellen-.'  JRLändenb.  1608  (zu  .Steinwasser'). 
.Birken-.'  EKönig  1706  (zur  Weinbehandlung).  ,Por- 
zelen-.'  HPantal.  1578  (gegen  Durst).  ,Peter-.'  Zg  Arz- 
neib. 1588  (gegen  Blasenleiden);  s.  noch  Peterli  (Bd 
IV  1843).  .Rüten-.'  Zg  Arzneib.  1588  (.für  das  uss- 
wendig  floss').  .Senf-'  Sch  (Sef-J;  Kdnstb.  1474  (gegen 
Schlangenbiss).  .Schabab-.'  Tierb.  1503  (vermischt 
mit  .bocksfeisste'  gegen  Sommersprossen).  .Till-.'  Zg 
Arzneib.  1588  (.tylen-'.  gegen  Husten);  JvMuralt  1715 
(.Till-').  Dürch-tvachs-,  Hyp.  perf.  B.  .Breit-wegrich-.' 
JvMuralt  1712  (gegen  den  .roten  Schaden').  ,Wel-', 
Sisymbrium  sophia.  JJNüsch.  1008.  .Sonnen-wirbel-.' 
Vogelb.  1557  (.zeucht  das  bös  bluot').  ,Bär-wurzen-.' 
ebd.  (gegen  Magenleiden).  .Stab-wurzen-.'  JRLändenb. 
1008.  .Würz-.'  Zg  Arzneib.  1588  (.für  die  dunklen 
äugen').  Weitres  s.  zB.  Bs  Apothekertax  1701,  14/7. 
In  scherzh.  Bildungen.  Man  schickt  Einen  am  1.  April 
etwa  nach  Gufe"-  (Z),  Sürchrüt-  (ZO.  lt  Messik.  1910), 
Rebstecke"-  (ZWth.),  Bebstock-  (Ap  ItATobler  1901/2), 
Wind-S.  GT.  Napelimidli-S.,  gleichs.  Same,  aus  dem 
Napoleons  d'or  hervorwachsen.  Barnd.1911.  —  ß)  übertr. 
Vom  Einsatz  beim  Spiel  (Bohnen,  Geld)  Z;  Syn.  Sämiss. 
Ich  chumen  uf  min  S.,  gewinne  meinen  Einsatz  zurück. 
Scherzh.  vom  Inhalt  des  Geldbeutels  ÄALeer.(H.),  kleine 
Scheidemünze  im  Gegs.  zum  kleinen  Silbergeld  Bs 
(Seiler),  .Geldreserve'  B  (Zyro).  Ich  ha"  no'h  es  Somit 
i"  der  Tasche"  ZRuss.  Rast  no'h  S.?  Geld,  zB.  um 
in  einem  Wirtshaus  einzukehren  Tb.  's  isch  Mängi 
[heiratsfähige  Tochter],  wo  schwär  S.  het.  JReinh.  1903 
(SL.).  ,Fundt  ich  auch  sovil  Seckel  Somen  [auf  einem 
ermordeten  Juden],  uff  d'  Hüet  wolt  ich  euch  Fe- 
deren kromen.'  GGotth.  1019.  Von  Reserven  andrer 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Art.  Kumm  grad,  wenn-t'  noch  S.  hest!  zu  einem 
,Hosenlupf  herausfordernd  ApLb.  ,Hie  [nämlich  am 
Vorgehn  Zürichs  gegen  das  Reislaufen]  zuo  sehen, 
dass  der  gnädig  Got  in  einer  Eidgnoschaft  alwegen 
einen  somen  behalten  hat,  unbilliche,  schädliche  ding 
zuo  erkennen  und  anzefechten.'  Ansh.  Ausgehend  vom 
biblischen  Gleichniss  vom  Säemann;  vgl.  Luc.  8,  11. 
.Die  fürsten  und  herren  understond  und  nemmend 
inen  hohe  ding  für,  wie  sy  das  sämlin  oder  körnlin 
des  harfürwachsenden  evangelii  undertruckind  und 
ersteckind.'  LJud  1530.  ,Den  rechten  soumen  [!]  des 
göttlichen  worts.'  Vad.  —  b)  (in  Aa;  B;  L  bes.  im 
PI.)  die  aufkeimende  grüne  Saat  Aa;  B;  L;  Th;  W; 
Z;  wohl  allg.  BefrJ  S.  ist  {d'  Sämme"  sl"  B)  dünn, 
dick,  stät  schön.  Ein  strenger,  schneearmer  Winter 
schadt  dem  S.,  nimmt  de"  S.  Th.  S.  noch  Matthäus 
(BdIV  551);  ver-ent-,  er-,  ver-rinnen  (Bd  VI  1008/10). 
.Und  des  schönen  Samens  und  des  dichten  Grases  sich 
erfreuend,  schreitet  man  zum  Rebgeländ.'  Usteri.  ,Es 
ist  ouch  betegdinget,  daz  die  lüte  von  [AA]Spreitcn- 
bach  ...  noch  nieman  ander  in  dem  holz  nüt  houweu 
sond,  kein  holz,  denne  schlechtlich  und  ungefarlich 
ieclicher  ze  sinem  acker,  daruf  samme  stat'  1375, 
UwE.  Urk.  (Gfd).  ,In  demselbigen  jor  [1448]  tetent 
die  müsz  grossen  schaden  umb  Colmar  und  Fryburg 
an  dem  somen  des  korns  und  sunderlich  des  rockens, 
frossents  allenthalb  ab.'  Bs  Chr.  ,[N.  sagt  aus]  der 
hof  were  sin  erbguot,  darab  er  inen  zinste,  und  sy 
weren  im  schuldig  ze  beitten  uf  den  somen  und  den 
bluomen.'  1514,  Z  Urk.  ,Wir  söllent  gegen  Bordias 
rytten  yetzmal,  diewyl  der  sammen  dick  ist;  dann 
unsere  ross  werdent  gnuog  zessen  haben.'  Haimonsk. 
1531.  ,Stuond  der  soum  [1532]  überuss  kostlich  im  veld.' 
Vad.  ,Die  übrigen  platz,  da  yetz  wider  s-en  geschossen 
und  hüpsch  von  jungen  tännlinen  sind,  solle  man  Ion  uff- 
wachsen.'  1541,  Z  RB.  ,Saat,  saamen,  allerlei  saat  noch 
nit  abgeschnitten,  aufgewachsner  saamen,  seges,  satus; 
die  kreüter  bedeckend  den  saamen,  herbse  obdueunt 
segetem.'  Fris.;  Mal.  .October  erzeigt  die  hüpschen 
schönen  grüenen  somen  von  körn,  roggen,  gersten  und 
anderen  fruchten  überus  wol.'  1571,  ToB.  WSchodo- 
lers  d.  J.  ,In  disem  jar  [1571]  überfror  der  Zürichsee 
...  lag  der  schnee  uf  dem  s-en  bis  hinuss  in  aprellen.' 
HBdll.  D.  Übergehend  in  die  örtliche  Bed.  Saat- 
feld. St  sind  mier  Nüd  dier  Nüd  dureh  alls  Guggers 
durche"  g'hötschet,  durch  's  schonst  Gras  durche",  dar''' 
d'  Söme",  dur°h  Ghrüd  und  Chabis.  JRoos  1902  (L). 
,So  gib  ich  inen  allen  gewalt...  zuo  zünen  s-en  und 
garten.'  1289,  Z.  , Weiher  dem  anderen  vech  in  sin 
somen  oder  wisen  schlüeg  oder  trib  . . .  der  soll  dem 
herrn  10  pfd  d.  verfallen  sin.'  1449,  THKlingenb.  Offn. 
(Arg.).  ,[N.  gibt  zu,  er  habe,  als  er  seines  Nachbars 
Weib  Nachts  aus  dem  Hause  gehn  gesehn]  in  spottes 
wise  geredt:  zehurss  [!]  zers  fud,  loft  loft  übern 
somen!'  1463,  Z  RB.  ,[Den  Aarauern  ist  erlaubt,  in 
der  Suhr  zu  fischen]  doch  dass  solches  one  allen  deren 
von  Sur  schaden  geschähe,  der  zünen,  samen  und  des 
glichen  güeter  halber.'  1526,  Aar.  StR.  ,Die  Meyer 
vermeinten,  die  gemelten  Sutter  weiten  inen  zuo  un- 
zimlichen  ziten  durch  ire  samen  und  matten  wandten 
zuo  dem  see.'  1538,  THNeunf.  ,Die  saat  oder  saa- 
men sol  man  umbzeünen,  cingenda  est  altis  sepibus 
ista  seges.'  Fris.;  Mal.  ,So  aber  ein  priester  nit 
wellt  mit  dem  krütz  umb  die  sammen  gan,  dennocht 
so    soll    das  volk   gan    und    sin    andacht   verrichten.' 


Sam,  sem,  sim,  som,  sum 


1584,  LSchüpfh.  , Weilen  nun  auch  nichts  Schädliche« 
und  Verderblichere  als  das  Schiessen  unter  die  Räb- 
hüner,  das  Fangen  ...  auf  dem  Saanien,  als  wollen  wir 
es  bei  hoher  Straf  und  Ungnad  verbotten  haben.'  1752, 
ZGes.  S.  noch  riten  (Bd  VI  1669);  be-suechen  (Sp. 
229).  Übertr.:  ,Wie  auch  ein  S.  der  Leichtfertigkeit, 
füraus  wo  Knaben  und  Töchteren,  beiderseits  zimlichen 
Alters,  in  einer  Schulstuben  bysamm  sitzend,  muss 
erwartet  werden.'  1627,  Z.  —  2.  (in  ÄASt.;  Bs  bes. 
im  PI.)  die  noch  unentwickelte  Traubenblüte,  nach- 
dem sie  die  Knospenhülle  durchbrochen  hat,  .Ge- 
schenke)' AABb.,  Erlinsb.,  Kütt,  St.;  BsL.;  TiiUntersee. 
D'  Bebe"  hei"  S.  Aa.  Feisser  S,  die  gut  entwickelte 
Blüte,  im  Gegs.  zu  den  Bigeli  (Bd  VI  750)  AABb. 
Wenn  die  Reben  viel  Same"  haben,  schliesst  man  auf 
ein  gutes  Weinjahr  AaSL  Anderseits  gilt  die  Regel: 
(Mini  Söme",  grössi  Öme"  BsL.  (AMüller).  Vgl.  auch 
Sämen-Töder.  ,Item  in  dem  1465  jar,  da  was  so  ein 
grossen  s-en  an  den  räben,  dessglichen  kum  ie  ge- 
hört ward,  und  meint  ieder,  es  würde  wyn  so  vil, 
daz  in  niemand  wol  möchte  ghalten.'  LBossh.  Chr. 
S.  noch  Büw  II  (Bd  VI  1879/80).  —  3.  a)  mensch- 
licher und  tierischer  Same;  in  der  leb.  Spr.  wenig 
gebräuchlich,  dafür  (beim  Menschen)  Natur  (Bd  IV 
850).  .Natürlicher  saamen  des  menschens  oder  der 
tieren,  genitalis  urina.'  Fris.;  Mal.  , [Die  weibl.  Katze 
flieht]  den  meuder  auss  der  ursach,  dass  er  so  ein 
hitzigen  s-en  hat,  von  welchem  sy  auch  gebrant  wird.' 
Tierb.  1563.  —  b)  übertr.  a)  Nachkommenschaft,  Ge- 
schlecht (biblisch).  ,Et  ponam  in  seculum  seculi  se- 
inen eius,  unde  stato  ih  sineu  samen  in  euua;  sin 
samo  sint  sine  ebenerben.'  Notker.  ,Da  rette  der  jetz- 
genant  N.  [der  Beklagte]  zuo  im,  die  Bachsen,  sin 
[des  Klägers]  vordem,  werint  eines  bössen  samen  und 
kappenessig  [1.  koppen-]  lüt  ...  [Ein  Zeuge  sagt  aus] 
es  wurde  eines  Bachsen  gedacht;  da  rett  der  N.:  es 
ist  alwent  ein  bösen  samen  gesin.'  1448,  Z  RB.  ,Hie 
[in  gewissen  Fastengeboten]  sichstu  aber  den  jüdischen 
somen  sine  duck  nit  haben  wellen  lassen.'  Zwingli. 
.Der  som  des  wybs  wirdt  der  schlangen  den  köpf  zer- 
knitschen.'  OWerdm.  1552.  .Abraham  ward  ein  som 
verheissen,  an  der  vile  wie  das  sand  im  meer.'  ebd. 
1564;  .samen.'  1587/8,  Herborn.  Verächtlich,  Haufe 
von  Kindern,  Gesindel  Bs,  Gelichter  Gl;  vgl.  Ge-säm. 
Du  und  dinesgliche"  Same"  u-äre"d  im  Stand,  e"  Jungs 
Hüswese'li  z'  Bode"  z'  rite",  zu  einer  Schwatzbase. 
CStreiff  1904.  Hexe"  Seme",  von  Hennen,  die  in 
einem  Garten  eine  Unordnung  angerichtet  haben. 
Schwzd.  (GRSchs);  vorher  Gezücht.  Indiv.:  Du  bist 
e"  sübers  Sämli  (für  d'  Ebigkeit),  zu  einem  ungeratenen 
Menschen  Z  (Spillm.).  S.auch  Ge-pflüster  {Bi  V1264o.). 
—  ß)  coli,  und  (im  Dim.)  auch  indiv.,  von  jungen, 
kaum  ausgeschlüpften  Fischchen  Aa.  Syn.  Nädeli  (Bd 
IV  666).  Machend  ke"  S.  kaput!  wird  beim  , Bach- 
fischet' den  Knaben  gesagt  ÄAÄar.  Se  du,  chumm 
hilf,  mer  wand  das  Brüggli  abdecke",  es  stecken  all 
Jör  öppen  es  Dotze"d  Forelle"  drunder  . . .  Oheie",  i'h 
glaube"  gar,  es  ist  nid  e"möl  es  Sömeli  drunder.  Dietsch 
1844.  ,Zedel  zun  schifflüten,  das  sie  von  Galli  unz 
Merzen  dhein  rüschen  in  die  wäg  versenkend,  dadurch 
by  deinem  wasser  der  s-en  in  der  Aar  bisshar  erötzt 
worden.'  1543,  B  RM.  ,[Da  die  Fischer]  gar  klein 
hechtli  in  den  graben  uffachind  und  andern  s-en  hiemit 
erösst,  mh.  bgär  mit  minder,  dan  sy  darob  zu  halten, 
das  der  s-en  nit  zergengt.'  1553,  ebd.    ,Der  clag  halber, 


das  etlich  zuofaren  und  in  der  Suren  die  kleinen  un- 
erwachsnen  fisch  und  förinen  als  des  bachs  samen 
fachen  und  erösend,  bevelchen  wir  zuoglych  der  her- 
schaft ze  strafen  des  orts,  da  sölichs  beschächen 
wurde.'  1553,  Aar.  StR. 

Mhd.  >smt;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1728/32;  Martin-Lienh. 
II  356.  Das  W.  verhält  sich  morphologisch  zu  säjtn  ähnlich 
wie  Bhtem  zu  blüejen.  Den  lautges.  eiusilbigen  Noni.  Sg. 
braucht  auch  Zwingli.  Zu  1  b  vgl.  ,Saat'  5  b  a  bei  Gr.  WB. 
VIII  1582.  Bed.  2  (auch  eis.)  nach  der  äussern  Ähnlichkeit 
mit  einer  Samendolde.  In  Personeun.  .Margreta  Sämlin.' 
1426,  Z  RB.     .Heinrich  Unrichti,  geu.  Sömli,  schultheiss  zuo 

Wil.'    IS Vad.    , Hans  Jakob  Sämlin.'   1585,   KWild  1847. 

In  Ortsn.  ,Sameu-Hanfland'  ZVolk.,  ,-Halden'  Aa,  ,-Hau"'  Z, 
,-Rain"  ZMeilen. 

Ö1-:  Same,  aus  dem  Öl  gewonnen  wird,  bzw.  die 
betr.  Pflanzen.  1.  =  Lewat  (Bd  III  1544)  GoT.,  S.,  Stdt; 
ScHHa.,St.;  Th;  ZO.,  Uit„  Zoll.  Vgl.  Öli 2  (Bd  I  181). 
Ö.  wurde  in  den  1860er  und  70er  Jahren  häufig  ge- 
pflanzt und  zwar  ausschliesslich  zur  Gewinnung  des 
Brennöls  ScuHa.  (Neukomm).  Der  bis  zum  Aufkommen 
des  Petrols  gepflanzte  Lewat  oder  Ölsamen  wurde  zum 
Pressen  entweder  nach  der  Stadt  in  die  Mühle  auf 
den  Limmatsteg  oder  nach  der  Küsnachter  Mühle  ge- 
tragen, wo  es  eine  sogen.  .Schlägelöhle'  [Bd  I  182] 
hatte.  aZoll.  1899.  ,Hanf  und  Öhlsamen.'  1773,  ZWth. 
—  2.  Mohn,  Papaver  rhoeas  Z.  —  3.  Leindotter,  Ca- 
melina sat.  Sch  (Schenk).  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  1285. 

Rolle°-Öl-:  =  dem  Vor.  2  GuT.  —  Un-,  Ö-: 
.schlechter  Same,  aus  dem  nur  geringes  Gewächs  oder 
Unkraut  keimt'  Ap  (T.).  ,In  den  ziten  [1513]  hattent 
die  Franzosen  och  onsomen  oder  ferräteri  darunder 
gesäet.'  Sicher  1531.  ,Der  unsaamen  [die  Reformation] 
wurd  sich  glich  under  üch  ouch  an  etlichen  orten 
sayen.'  1560,  Gfd  (Brief  von  Äg.Tschudi  an  die  Schwy- 
zer).  .Brunhilden,  das  unrüewig  Wib,  verdross  gar 
übel,  dass  si  also  uss  Ostfranken  solt  vertriben  sin, 
säit  derhalben  allenthalben  U-en,  damit  und  si  ire 
Enkel  könt  und  möcht  uneins  machen.'  JJRüeger  1606. 
.Der  böse  Feind  säet  allen  diesen  U-en  und  zerstört 
Frieden  und  Liebe,  wo  er  immer  kann.'  JMeyer  1G94. 
,[Der  Mensch]  der  von  Natur  den  U-en  zu  disem  Un- 
kraut [der  Sünde]  allem  zusamen  in  seinem  Herzen 
hat.'  JJUlr.  1718.  Pers.:  ,0  da  muss  ein  Kind  gar 
sein  ein  verworfenes  Kind  ....  ein  aus  der  Art  ge- 
schlagener U-en,  so  es  ihm  [dem  guten  Beispiel  der 
Eltern]  Nichts  ...  angewinnet.'  ebd.  1733. 

Under  Unner-Sämme".  Nur  in  der  Wendung: 
(la")  z'  U.  gä",  zu  Grunde  gehn  (lassen)  BG.,  Schw. 
Das  muess  schlnt  's  £  U.  gä",  heisst  es,  wenn  Jmd 
auf  seinem  Getreidefeld  das  Unkraut  ruhig  wuchern 
lässt.  Es  ist  Allze  z'  U.  g'gange",  von  beliebigen 
Dingen,  auch  von  Tieren.  Si  lät  e"g'hi2s  Brösmeli 
[gar  Nichts]  z'  ü.  gä".  —  Eig.  Samen  auf  die  Stellen  fallen 
lassen,  die  nicht  besät  werden  (sollen)?     Vgl.  Vnder-Sät. 

Erd-epfel  Berd-öpfel- :  Kartoffelstücke  oder  kleine 
Kartoffeln,  die  zur  Anpflanzung  verwendet  werden  B; 
ZO.,  Russ.  Syn.  Sämen-Erd-epfel;  Erd-epfel-Bitz  2 
(Bd  IV  1992). 

Vogel-:  1.  Fruchtstand  des  Wegerichs,  Plantago, 
und  Dieser  selbst  Aa  lt  Mühlberg;  ApHer.  (PI.  mai.); 
Bs;  Gr  (PI.  media);  GT.,  W.  (PI.  mai.).  —  2.  Vögeli-S., 
Zittergras,  Briza  media  BG. 

Wohl  so  benannt,  weil  von  den  Vögeln  gern  gefressen; 
vgl.  Vogel-Chrüi  (Bd  III  889).  In  andrer  Bed.  bei  Fischer 
II    1607;  Martin-Lienh.   II   356. 


Sam,  sein,  sini,  som, 


Fenchel  Fänkel-:  Samenkörner  von  Fenchel  Z, 
bzw.  die  ganze  Pflanze.  ,Es  klaget  A.  uf  B.,  daz  er 
im  bi  nacht  und  bi  nebel  petterli  und  ziböllen  und 
mangolt  und  venkels-en  usgezogen  und  abgesnitten.' 
1384,  Z  KB.  .[Gegen  Gliederschmerzen:]  Spitzwäge- 
rich, bugelen,  neselsamen,  venkels-en,  mischts  als 
under  ein  anderen.'  Zg  Arzneib.  1588.  .Fenchelsamen.' 
E König  1706.   -  Auch  bei  Gr.  WB.  III   1518. 

Für-:  scherzh.  Bezeichnung  des  Schiesspulvers. 
Langet  mit  der  rechte  Tatze  in  d'  Lottäsche  und  nemmet 
de  hüllische  Feursame  iissi.  Helv.  in  pace  1694.  Nein- 
met da  kleine  Feurs-en  äussern  Petersack  ussi.  ebd. 
,Zu  meiner  Freude  wurde  ichs  gewahr,  dass  die  Zeiten 
vorbei  waren,  wo  man  nach  dem  Muster  vom  be- 
rühmten Trüllmeister  von  Tschärbisbach  instruirte 
und  das  Tribilirysen  und  den  höllischen  Fyrs-en  er- 
läuterte.' BVolksztg  1886.  S.  noch  recken  (Bd  VI 
806);  Rest  (ebd.  1504). 

Farn-,  lt  Rochh.  Pfar-:  Sporen  des  Waldfarn- 
krautes, Filix  mas.  Im  Volksglauben.  In  der  Jobannis- 
nacht  um  zwölf  Uhr  fängt  das  Farnkraut  an  zu  blühen 
und  reift  in  der  selben  Stunde  aus  ZReg.  (HAngst); 
der  F.  reift  nur  in  der  Johannisnacht  von  elf  bis 
zwölf  Uhr,  fällt  dann  gleich  ab  und  ist  verschwunden. 
Vonbun.  Wer  JF".  sammeln  will,  soll  am  Sibe"schläfer- 
tag  [27.  Juni]  Nachts  zwölf  Uhr  drei  Bögen  weisses 
Papier  unter  die  Pflanzen  legen,  und  er  wird  den 
Samen  auf  dem  untersten  Bogen  linden  S  (Schild  1863). 
Gewöhnliches  Papier  oder  eine  gewöhnliche  Schürze, 
die  man,  um  den  Samen  aufzufangen,  unterlegt,  wird- 
durchgefressen,  und  man  soll  daher  ein  geweihtes 
Kelchtüchlein  unterbreiten.  Vonbun.  .Wer  den  F.  wil 
holen,  der  muss  keck  sein  und  den  Teufel  können 
zwingen.'  Zwinger  1696.  Der  F.  gilt  als  Zaubermittel; 
wenn  man  ihn  heimlich  bei  sich  trägt,  macht  er  un- 
sichtbar L  (Ineichen);  S  (Schild);  Vonbun,  bringt  Glück 
L  (Ineichen),  zeigt  verborgene  Schätze  an  Übw  (Lüt.); 
ZReg.  (HAngst),  bewirkt,  dass  man  beim  Spiel  immer 
gewinnt  und  beim  Schiessen  immer  trifft  S  (Schild). 
Wer  F.  bei  sich  hat,  kann  alle  neun  Kegel  werfen 
und  bekommt  im  Spiel  alle  Trümpfe  BE.  (AfV.). 
.Seine  [eines  , Treffschützen']  Kunst  war,  dass  er  in 
einen  jeden  Schutz  ein  Kömlin  Farnsaamen  under 
das  Pulver  getan,  welcher  F-en  mit  zauberischen 
Worten  und  Ceremonien  in  einer  gwisseu  Mittnacht 
des  Jahrs  von  dem  Teufel  geforderet  und  empfangen 
worden.'  Anhorn  1674.  ,1596  wird  [in  AaL.]  die  Mei- 
nung, mit  F.  könne  man  den  Teufel  zwingen,  den 
Tisch  zu  decken  und  mit  Edelleuten  zu  besetzen,  mit 
2  Pfd  bestraft.'  JMüller  1867. 

Bei  Gr.  WB.  Fumaria  lmlbosa  (=  Coryd.  cav.).  Zum  Aber- 
glauben vgl.  Gr.  Myth.MI  1012;  III  355  f.;  Leunis  Pü. 
III  20;  Fischer  II  957. 

Re-farn-:  Same  von  Re-Farn  2  (Bd  I  1018).  Mit 
Rehfarens.,  gesammelt  in  der  Stunde  der  Nacht,  wo 
er  reif  wird,  kann  man  sich  unsichtbar  machen  BSi. 
(DGemp.  1904).    Vgl.  das  Vor. 

Flachs-:  wie  nhd.  We""  Das  [eine  bestimmte 
Stelle  im  Gebirge]  grüens  ist,  cha""-ma"  Fl.  seije"  BG. 
(Bämd.  1911).  ,[Für  Überlassung  eines  Landstücks 
musste  der  Siegrist]  Denen,  so  allwegen  im  Rathauss 
wohnen,  jährlich  für  ein  halb  Mäs  Fl.  auf  dem  Feld 
nach  seiner  Komlichkeit  Erdtreich  geben.'  1678,  Bärnd. 
1911.  RA.  .Gemeinsamen  Anstrengungen  gelang  es 
endlich  [beim  Burgdorfer  Auflauf  1798],  die  Menschen 


auseinander  zu  bringen,  aber  mit  grosser  Xot;  Fl. 
aus  einer  Harzpfanne  lesen,  wäre  fast  ein  leichter 
Stück  Arbeit  gewesen.'  Gottu.  I'h  für  mich  u-e't  lieber 
in  e"  ehalten  Ofe"  %"he"  blase"  oder  Fl.  usere"  Harz- 
pfannen use"  lese".  Bäknd.  1904.  Vgl.  Flachssäme"- 
Red,  eine  Rede  von  viel  Worten  und  wenig  Inhalt, 
nach  anderer  Angabe:  unzusammenhängende  Rede, 
bei  der  man  vom  Hundertsten  ins  Tausendste  kommt 
BE.  Fl.  zur  Ölbereitung;  s.  Bärnd.  1908,  463,  zur 
Viehfütterung,  ebd.  345.  477.  Allgemein  zu  Über- 
schlägen verwendet.  Mentschc",  tra  tvüest  »»"  blessiert 
g'si",  het-me"  %-"  warme"  Flachssämme"pimtsch  um  der 
anner  üfg'HH.  Bärnd.  1911.  ,For  Fl.  der  Kuli  I  ß.' 
1804,  Z  Haush.  —  Volkstümlicher  Un-Sat;  s.  auch  Ltn-S. 
Vgl.  Gr.   WB.   111    1704. 

Flöh-  Ap,  Flöh-  B;  Z:  Semen  psyllii.  Apothekerspk. 
.[Semen]  Psyllii,  Flöhsamen.'  Bs  Apothekertax  1701. 
Fl.  verwendet  man  zum  Färben  von  Papier  und 
Bücherschnitten  Z  (Dan.). 

Vgl.  Gr.  WB.  III  1815.  Bei  JRLandenb.  1608,  29  fehler- 
haft ,Flöcksamet),  psyllium.'  Nach  Leunis  PH.  Same  von  Plau- 
tago  areo. 

Hanf-  Ham(pjf-  Ap;  BsL.;  BG.;  GRPr.;  GSa.;  Tu, 
Häf-  Ap;  Gl;  GT.,  Hof-  GA.,  Häuf-  GWe.;  SchwE.; 
Ndw;  ZO.,  S.,  Stdt,  Häuft-  BLf.;  SThierst.,  Haub-  Aa 
Zein.,  Haus- Bs:  Hanfsamen,  bzw. die  männliche  Pflanze 
Syn.  Hanf-Sät.  H.  blge"  als  Beispiel  einer  übertrieben 
genauen  Arbeit  ZZoll.;  s.  Chümmel  (Bd  III  294).  H. 
als  Vogelfutter;  s.  chiben  (Bd  III  107).  Vögeli  Vögeli 
Haufsöme"!  se  cM""nd,  s.  eh.,  s.  eh.!  ruft  der  Herr  in 
dem  unter  Fuess  (Bd  I  1088  o.)  beschriebenen  Kinder- 
spiel den  Kindern  zu,  worauf  Alle  zu  ihm  hin  eilen 
ZF.  D'  Vögel  werchi"d  ja  au'h  nid,  und  wem  ist  au'h 
bas'  weder  de"  Vögle"  im  H?  ScawBr.  Bartlisp.  1827; 
vgl.  Hanf  (Bd  II  1437).  Es  ist  im  wi  emene"  Vogel 
im  H.  BG.,  er  het's  wie  der  Vogel  (d"  Vögel)  im  H, 
befindet  sich  sehr  wohl  BsL.;  GWe.;  s.  noch  se  (Sp.  9) 
und  vgl.  Bd  1  690.  ,Er  lebte  in  seines  Vetters  Hause 
wie  der  Vogel  im  H-en.'  Breitenst.  1860.  So  lustig 
wie  es  Vögeli,  d'  Vögelfi)  im  H.  Ndw;  ZO.  Singe" 
(chönne")  wie  d'  Vögel  (es  Vögeli)  im  H.,  fröhlich,  mit 
heller  Stimme  singen  Ap(T.);  BG.;  Gl;  GT.;  Tu;  Z. 
Mir  händ  da  g'jölet  und  g'sunge"  wie  d'  Vögel  im  H. 
CStreiff  1901.  .Solche  werden  Gott  nur  loben,  wenn 
es  ihnen  wohl  geht  wie  dem  Vogel  im  Haufs.'  LKIn- 
derbitzi  1826.  , Haben  wir  gewollüstlet,  sind  wir  gleich 
den  Vögeln  im  Hanfsamen  gewesen  ...'  JJUlr.  1734.  Uf 
Öppis  si"  wie  d'  Vögel  uf  de"  H,  darauf  erpicht  sein; 
s.  uf  (Bd  I  118  o.).  H.  ha",  sich  wohl  befinden,  lustig 
sein  SchwE.  Der  scharfe  Geruch  des  Hanfsamens, 
bes.  zur  Zeit  der  Ernte,  soll  nach  allgemeiner  Volks- 
meinung Schlagflüsse  bewirken  ZGOAg.  (AfV.).  H. 
wird  ua.  verwendet  zur  Bereitung  eines  Heilmittels 
für  das  Vieh.  HZahler  1898.  .Bromberistauden,  Hau- 
saammen  [!].!  Arzneib.  1822  (gegen  eine  Krankheit  der 
Pferde).  ,Wie  man  Tauben  gewennen  soll,  dass  sie 
bleiben  ...  Man  mag  ihnen  auch  wohl  ein  Gefräss  von 

Menschenharn  machen,  wenn  man  Eberswurzel,  H 

drein  tut.'  AfV.  (altes  B  Arzneib.).  ,Waz  h-en  ouch 
von  dem  selben  zehenden  kuraet,  der  gehöret  in  die 
liechtfas  der  lütkilchen  ze  Baden.'  1346,  AaB.  Urk. 
,Es  klagt  N.  ...,  das  im  einer  h-en  zuo  geben  ver- 
heissen,  der  im  den  bracht.'  1468,  Z  RB.  ,[Es  soll 
Alles  verzehntet  werden]  ussgenommen  allein  nuss, 
hanf  und  h-en.'  1497,  ZWth.Urk.    ,So  mancher  Sack 


935 


Sam, 


J,    SUlll 


alhie  abgeladen  wirt,  von  jedem  Sack 
Huslohn  geben  2  Bz.'  1683,  AäL.  StR.  S.  noch  Becher 
(Bd  IV  966);  säijen  (Sp.  594);  Bueb-S.  Das  Ansäen 
von  Hanfsamen  als  symbolische  Bekräftigung  des  Ehe- 
versprechens. ,[Die  N.  behauptet,  der  N.  habe  ihr 
die  Ehe  versprochen]  habe  ouch  iro  anzeigt,  wo  er 
sich  welle  setzen  und  h-en  iro  geben,  den  sy  seyen 
sollte.'  1541/3,  Z  Ehegericht;  vgl.  dazu:  ,[N.  habe] 
iren  die  hand  botten  und  iren  gseit:  sols  ein  e  sin, 
so  sag  ja;  daruff  jäche  sy  ja,  heig  ouch  mit  im  an- 
geschlagen hanf  und  anderes  zuo  säyen  und  in  iemer- 
meder  bisshar  ufzogen.'  1530/3,  ebd. 

Schon  ahd.  (Ahd.  Gl.  III  602);  vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  2, 
435;  Martin-Lienh.  II  356;  Fischer  III  1146.  In  Boners 
Fabel  23  wechselnd  mit  .hanfsät.'  Zu  deu  Wendungen  wie 
d-  Vögel  im  II.  uä.  vgl.  Hirs  (Bd  II   1633). 

Heu"-:  Früchte  des  Crocus  GrAv.  Wenn  sie  rot 
werden,  ist  es  Zeit  zu  mähen.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1292. 
Chifeli-:  1.  =  Öl-S.  1  Th.  —  2.  Vogelwicke,  Vicia 
cracca  G.  —  Ch\\che"-Sömli:  Isop,  Hyssop.  off.  Aa 
(Mühlberg).  Syn.  Ghilchen-Suppen,  -Schöpen,  —  Län- 
der-: stumpfblättriger  Ampfer,  Rumex  obt.  ScnRüdl. 
Ein  Absud  davon  wird  gegen  Diarrhöe  beim  Vieh 
gebraucht. 

Lin-:=  Flachs-S.   See;    Tu;    ZcOAg.;    ZO.     Syn. 
Lln-Sät.  Zu  Kataplasmen  verwendet.  ,R[ecipe]  ybisch, 
1.,  bärenklaw  [usw.],  legs  über,  es  weichet  und  nimpt 
den  klotz.'  Zc.  Arzneib.  1588.   —  Schon  amhd.;  vgl.  G 
WB.  VI   TOS. 

Lär-:  1.  schlechter  Same,  Schelmensame;  vgl. 
Lür  I  (Bd  III  1376).  ,Wa  unkrut  der  lursamen  wirt 
gsät,  da  wachst  widerum  1.'  Eckst.  1525  (Conc).  — 
2.  ,1.  feil  haben',  =  lüren  3  (Bd  III  1377).  ,[Sara  zu 
Abraham:]  Sag  ir  [der  Hagar]  dass  si  blib  dauss,  mir 
und  mim  sun  lass  [s]  innerteil  und  habe  duss  1.  feil.' 
Haberer  1562.  —  Zu  2  vgl.  Gr.  WB.  VI  306,  wo  zwei 
Belege  aus  Mathesius  mit  ähnlicher  Bed. 

Lüs-:  1.  =  Lüs-Chrüt  4  (Bd  III  900).  ,[Gegen  die 
Läuse  der  Habichte]  nimm  ...  leusssomen  oder  staphis- 
körner.'  Vogelb.  1557.  ,Nim  staphiskörner,  so  man 
auch  leusssomen  nennt,  sied  es  in  wasser.'  ebd.  S.  noch 
Biss-Mürm  (Bd  IV  349).  —  2.  (Same  der)  Waldange- 
lika, Ang.  silv.  AaF.,  Geltw.  —  3.  Same  der  Herbst- 
zeitlose, Coleb,  aut.  ZZoll.  —  4.  in  der  Wendung 
chauf  du  L.  für  Bauchtubak!  zu  Einem,  der  sein  Geld 
zwecklos  vergeudet  ZWila. 

Vgl.  Gr.  WB.  VI  360.  2  soll  schlechtes  Futter  liefern 
imd  beim  Vieh  Blutarmut  und  damit  Läuse  erzeugen. 

Mag-  Aa;  BsL.  (Magg-);  B;  „VO";  L  (St.*>);  Sch 
Ha.;  ZG(St.b),  Magt-  SThierst,  Matt-  S:  Mohn,  Pap. 
somnif.  Im  Chriegler acher,  wo  si"  Frau  Maddsöme" 
'pflanzet  g'ha"  het  als  Hüsmittel  in  allerlei  Nöte".  BWvss 
1885.  ,Papaver,magsame.' Voc.  opt.  ,Wiltein  schloffent 
machen,  so  nim  maxsomen  und  gib  en  eim  zuo  essen.' 
Künstb.  1474.  ,[Die  Finken]  gläbend  ...  fürauss  des 
magsamens,  klättensamens  und  dergleichen.'  Vogelb. 
1557.  ,Magsaamen  (der  einen  macht  schlaaffen,  oder  den 
schlaaff  bringt,  somno  aptuni),  papaver;  saft  von  in., 
opium;  wilder  m.,  papaver  erraticum.'  Fris.  ;  Mal. 
.Maxsamen'  gehörte  zu  den  Zaubermitteln  des  Hans 
Blattmann  von  Ägeri  (um  1597).  ALüt.  ,Das  Zeislin, 
welches  sich  ernehrt  von  dem  M-en.'  Spleiss  1667.  ,Pa- 
paveris  albi,  weisser  M-en.'  Bs  Apotbekertax  1701. 
,Meconien-  oder  dollen  Magsaamen-Trank  bringen  einen 
tötlichen  Schlaaf,  ingleichen  der  Cicuten-  oder  Würz- 


lingtrank.' Kunstb.  XVIII.  S.  noch  Mägi  (Bd  IV  104); 
Mägi-,  Sew-Bluemen  (Bd  V  83.  87);  Bässi  (Bd  VI  1280). 
—  mag-sämele"  -s&mele":  Mohn  säen  AASt. 

Schon  amhd.;  vgl.  Gr.  WB.  VI  1448;  Martin-Lienh.  II 
356.  Kürze  des  Voc.  ist  nur  für  Aa  ausdrücklich  bezeugt, 
gilt  aber  ohne  Zweifel  auch  für  die  Form  Mug-S.  durchweg. 
Garten-Mag-:  Papaver  var.  E  König  1706.  — 
Manns-:  =  Samen  3  a.  ,[Die  angebliche  Jungfrau 
Maria  zu  Jetzer:]  Dass  ich  in  erbsünd  von  miner 
niuoter  Anna,  wie  alle  menschen,  von  manssamen  ge- 
born,  enpfangen  bin.'  Ansh.  —  Mist-.  ,Als  Hansi 
Kunstdünger  aussäete,  äusserte  sich  Resi:  Der  Hansi 
säie  amerikanische"  31istsöme"  üs.  FAnd.  1891  (B). 

Nessle"-,  in  Z  lt  Vogel  Essel-:  Same  der  Brenn- 
nessel, Urtica.  Als  Theekraut  BE.  Die  Hühner  legen 
fleissiger  Eier,  wenn  reifer  N.  ihrem  Futter  beige- 
mengt wird.  N.,  wohl  getrocknet,  zu  Pulver  gestossen, 
täglich  eine  grosse  Prise  je  für  ein  Pferd  unter  den 
Haber  gemischt,  erhält  die  Rosse  dauerhaft  und  wohl- 
gestaltet; ihre  Haare  werden  glänzender  davon.  G  Kai. 
1859.  N.  braucht  man  zum  Reinigen  der  Milchläufe 
bei  neumelkigen  Tieren.  HZahler  1898.  , Redte  der 
N.,  er  solte  nesseis.  darin  [in  den  Wein]  tuon,  so 
wurde  er  wider  guot'  1484,  AaB.  , Nesselsomen  und 
schwalmennäst  mit  seipfen  zertriben  wirt  nutzlich  über 
das  podagran  gestrichen.'  Vogelb.  1557.  S.  noch  bringen 
(Bd  V  733);  Fenchel-S.  —  Schon  amhd.;  vgl.  auch  Gr. 
WB.  VII  620. 

Schwalbennester-:  Fruchtstand  der  gemeinen 
Mohrrübe,  Daucus  car.  GW.  Vgl.  Vogel-Nest  (Bd  IV 
838).  —  Buech(li)-:  Buchecker.  Buechsömen  und 
Eichle"  S  (Joach.).  ,1m  Buchwäldli  soll  der  Boden  mit 
Buchlisamen  besäet  werden.'  1790,  MEsterm.  1907.  — 
„Bolle"-:  aus  Samen  gezogene  kleine  Kartoffeln  Gl." 
Bil(s)-,  Bilsen-.  ,Jusquiamus  [=  hyoseyamus], 
bilsensame.'  Voc.  opt.  ,Üer  samen  von  einem  kraut 
(so  cycuta  genent)  wirdt  mit  niesswurz  oder  bylsamen 
...gestossen  [und  den  Mäusen  in  die  Löcher  gelegt]; 
wie  bald  sy  davon  frässend,  so  sterbend  sy  zuo  hand. 
Söllichs  tuot  auch  bylsamsamen  von  im  selbs.'  Tierb. 
1563.  ,Für  geschwulst:  bylsamen  mit  win  gestossen, 
legs  warm  über,  es  entschwylt.'  Zg  Arzneib.  1588. 
.Bilsensaamen';  s.  Sp.  312. 

Spätahd.  pilmüme  (Ahd.  Gl.  III  529);  mhd.  bihensäme 
(Mhd.  WB.  II-  i'',);  vgl.  auch  Gr.  WB.  II  30;  Fischer  I 
1117.  Zur  Form  .bilsams.'  vgl.  .Bilsamkraut'  bei  Fischer 
aaO.:  in  ,bilsam'  liegt  wie  in  Bihrm  iBd  IV  1219;  vgl.  auch 
Bikem-Chrüt  Bd  III  004)  analogischer  Suffixwechsel  vor,  im 
Auschluss  an  ,Balsam',  , Bisam'  (gespr.  BaUpn,  Bisem :  s.  Bd 
IV   1219.   1700)  uä. 

Kusch -bäum-:  Same  von  Vitex  agn.  cast.,  zu 
einer  Lockspeise  für  Tauben  verwendet.  Vogelb.  1557; 
s.  Eüsch-Baum  (Bd  IV  1240);  durch-sihen  (Sp.  590). 
—  Bangen-:  Same  des  gefleckten  Schierlings,  Conium 
mac.  ,[Das  Blut  der  Fledermaus]  hat  wol  kraft  haar 
ze  vertreiben,  aber  nit  für  sich  selbs  und  allein,  wo 
man  nit  nahin  vitriol  oder  grossen  b.  [,semen  cicutse.' 
Gesn.]  darauf  spreitet.'  Vogelb.  1557.  —  Chrotte"- 
beri-:  Same  der  Chrotten-Ber  (Bd  IV  1469).  Pfaffä- 
chägliicurzä,  Krottebeerisamä  und  icildä  Zickori,  fin- 
gierter Alpertrag.  ScnwBr.  Bartlispiel  1827. 

.Pferde-':  Wasserschierling,  Phellandr.  aquat.  Z 
Anl.   1775.    -    Vgl.    Gr.  WB.  VII    16S9. 

,Brot-samen':  Brosamen.  JJNüsch.  1608.  —  Vgl. 
Gr.  WB.  II  405.   In  andrer  Bed.  bei   Fischer  I    1450. 
Räb-  Th,  Mab-  bzw.  Re'b-  AaF.,L.;  GBern.,  T.; 


(villi,  sein,  sim,  soni, 


Tu;.  Ni.w;  Z  (auch  Zoll),  Re'b-  ZZoll.  (bestätigte  An- 
gabe): Same  der  weissen  Rübe,  Brass.  rapa.  ,Vor  Kebs. 
8ß.'  1803,  ZHansh.  , Ein  Viertel  Kernen,  ein  Glas Räbs. 
von  Meilen  [als  Liebesgabe].'  1819,  aZoll.  1899.  ,[Ein 
Lehenmann  wird  bestraft,  weil  er  in  den  Rebbergen] 
Gang  nit  gmacht  und  Rehs,  gseyt.'  1622,  TuPI'yn  Urk. 
Über  die  Zeit  der  Aussaat  vgl.  Jakub  (BJ  III  33). 
EA.  Er  wäscht-si'h  's  ganz  Jör  nie;  Schmitt;  hägt-er 
an-em,  nie"  künnt  B.  dri"  sprenge"  GBern.;  vgl.  Rueb 
(Sp.  81).  R.  als  Amulet  für  zahnende  Kinder  Z  f.  — 
räb-säme":  weisse  Rüben  säen  ZZoll.  Syn.  rdben  (Bd 
VI  22).  .Heümonat  1781 :  den  14ten  gerebsamet  beide 
Breitäcker.'  ZZoll.  Tageb.  ,Ich  hatte  sie  [die  Kühe] 
schon  wieder  angesetzt  zum  Rebsamen.'  1809,  aZoll. 
1899. 

Die  Kürzung  des  Vocals  der  1.  Silbe  nach  bekannter 
Regel.  Zu  beachten  sind  die  Z  Formen  H«e&-  (nicht  Äi  ">.-)  und 
Itf'b-  (Einfluss  von  Repe-S.f).  Als  FN.  .Bebsamen'  BSi.;  Z 
(auch  Rt'b-).  ,RUedi  Räbsam  usser  Turbental;  Hans  Räbsam 
von  Vischingen.'  H19,  ZStB.  .Rttedy  Räbsom  von  Steinshof.' 
1434,  Z  KB.  ,Yon  dem  alten  Rebsani.'  1165,  ZKyb.  ,Beb- 
sameu  von  Turbental',  ein  Reisläufer.  1521,  EEgli,  Akten. 
,Uaus  Räbsam',  ein  Toggeuburger.  1536,  Strickler.  ,Reb- 
saroenguot',    K15S   von   Wettingen  au   Gnadental   verkauft. 

R6be°-:  ,Wein,  den  man  beim  Rebenschneiden 
zur  Arbeit  mitnimmt'  SGr.  (Schild).  A"  Ei"s  isch  de"" 
noch  z'  danke",  de"  R-en  überz'lö"  [zurückzubehalten], 
's  isch  gar  nid  guet,  bim  Bebe"schnide"  so  öni  Wi" 
i"  d'  Rebe"  z' gö".  Schild  1860. 

Rueb-  AALeer.,  Rüeb-  BsL.;  S,  Rüebli-  AiLeer.; 
BE.;  L;  Th;  Z:  a)  Rübsamen.  aaOO.  Jets  wei"-mer 
R.  säje",  und  auch  das  Bastiment,  Spruch  beim  Aus- 
säen des  Rübsamens  BsL.f  (SV.).  S.  noch  sdijen  (Sp. 
595).  B.  mache",  in  den  Reben  grosse  Rüben  ein- 
graben, zur  Samengewinnung  ZZoll.;  vgl.  Sämen-Bueb 
(Bd  VI  85).  Im  Kindervers:  Eere"zeicheli,  B.,  hett-i* 
Gehl,  so  iee't-i'h  chräme"  Z;  s.  noch  Regula  (Bd  VI 
742).  Im  Volksglauben.  Si  heigen-im  amene"  Ort  B. 
i"  Win'tö*;  mit  Dem  chönn-men  Ei"'m  g'mu?  ge"  [der 
Betreffende  war  verrückt  geworden].  BWyss  1803.  In 
den  ersten  Kindsbrei  gehört  eine  Prise  R.,  damit  der 
dem  Säugling  sein  schnelles  Wachstum  .einverleibe.' 
BiRND.  1904  (BE.).  .[Der  Teufel]  hab  iren  auch  Salb 
und  Sammen  geben,  der  gesächen  wie  Rüblinsammen, 
den  sy  uff  der  Heiden  hin  und  her  sächen  solle,  damit 
das  Vieh  verderbe.'  1665,  ADettling  1905.  —  b)  wilder 
R.,  Daucus  car.  LB.,  Suis.,  Will. 

Spätahd.  ruobesäme  (Abd.  Gl.  III  487),  Bind,  rüebesüme; 
vgl.  Gr.  WB.  VIII  1340;  Martiu-Lieuh.  II  356.  Als  Fa- 
milienn.    ,Hans  Riiebesam.'   1436,   AaB. 

Roge"-:  Laich(zeit).  ,[Es  wird  verordnet]  dass 
in  den  wassern  der  Aaren,  der  Rüss  und  der  Limmag, 
so  wyt  die  gond,  und  im  Rhyn  ...  nieman  deheinen 
eschling  vahen  sol  alle  jar  vom  rogensamen  uff  bis 
an  St  Michels  tag.'  1427,  Z.  —  Rügeli-.  Im  Kinder- 
vers: R.,  hett-ich  Geld,  se  tve?t-ich  chräme"  ZStäfa;  vgl. 
Rueb-S.,  sowie  Regula  (Bd  VI  742). 

Roll-  Ap,  Rolle"-  iuTh:  =  Mag-S. 

Hanf-sät  Hausset-,  in  BLenk  Hasset-:  =  Hanf-S. 
B;  S.  Dort  im  Seckli  isch  der  Hausets.,  ziveu  Miss, 
grad  g'nue^  für  die  halbi  Bunte".  Joach.  1883.  Ig 
gib-esja  mine"twege"  scho"  zue,  dass  es  och  Geld  chostet, 
bis  dass-me"  vom  H.  e"tceg  Tueeh  het.  CWeibel  1888. 
—    Vgl.  mlid.  Unaätsäme  als  analoge  tautologische  Zss. 

Sü"  Söu-,  Nur  in  der  scherzh.  Wendung:  Isch 
der  S.  g'röte",   ist  das  Schwein   beim  Schlachten  gut 


ausgefallen?  Bs  (Seiler).  —  Speck-:  scherzh.  für 
Ferkel  in  der  Wendung:  Hend-er  Sp.  g'chauft?  Sprww. 
1869.  ,Da  [in  der  Heunot]  ist  Einer  am  Tage  in  den 
Heuet  gewesen...,  ein  Dritter  hat  in  Marbach  Sp. 
geholt.'  BVolksztgl907.  —  Düble"  Tuble"-:  Baldrian, 
Val.  off,  als  Zierpflanze   ZWollish.,  Zoll. 

Tüfels-:  1.  Same  der  Niesswurz,  Veratr.  alb. 
Scuwlbach;  vgl.  Tüfels- Seckel  (Sp.  673).  —  2.  vom 
Tabak.  .Hexenmehl!  das  ist's,  ist  Teufelss.,  wie  uns 
ilie  Neue  Welt  schickt  unter  Tobaks  Namen.'  Z  Weg- 
genzunft. —  3.  (auch  im  PI.  -Same")  ziemlich  derbes 
Schimpfw.  auf  Menschen  (zB.  ungezogene  Kinder) 
und  Vieh  GrPi\,  Seh.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XI  291,  sowie 
r.-Ge-säm. 

Wegeli-:  Wegerich,  Plant,  mai.  GRorsch.,  Sa.  — 
Winter-:  Wintersaat.  .Und  mit  namen  so  sol  w-en 
allwegen  frid  haben.'  E.  XV.,  GWattw.  —  Wirr-: 
pers.,  Einer,  der  überall  Unfrieden  stiftet  Seit  (Kirchh.). 
Wurm-:  1.  Mittel  gegen  Eingeweidewürmer,  meist 
in  Form  überzuckerter  Körner  Z.  .Meister  Hug  mit 
dem  w-en,  der  den  grossen  wurm  von  der  frowen  ze 
Basel  getriben  hat.'  Z  Glücksh.  1504.  ,W-en,  absin- 
thium  marinum  seu  seriphium,  vulgo  seinen  contra 
lumbricos.'  KdGesn.  1542.  ,Wie  man  den  Kindern  den 
W-en  zu  verzuckern  pflegt.'  JJUlr.  1727.  Spec.  ge- 
meiner Rainfarn,  Tanac.  vulg.;  Syn.  Wurm-Chrüt. — 
2.  Staub,  den  die  Holzwürmer,  auch  die  Würmer  in 
der  Erde  hervorschaffen  Bs;  Syn.  Wurm-Melw. 

In  Bed.  1  auch  eis.  (Martin-Lieuh.  II  356);  vgl.  noch 
Sanders  II  2,   847  b. 

säme-  (-mm-  B),  Ptc.  -et:  Samen  erzeugen,  von 
Pflanzen  B;  Z.  Der  Salät  het  schön  g'sämmet  B.  — 
Mhd.  sämen  in  der  selben  Bed.  und  ra  m.  n,  säen  ;  vgl.  Gr.  WB. 
VIII   1732;  Martin-Lienh.   II   356   (-{,-). 

ab-:  refl.,  sich  durch  Samenbildung  vermehren  B; 
s.  er-rinnen  (Bd  VI  1009). 

ver-,  in  Th  -sö°me",  -sö'me" (Ptc.  -t):  1.  intr.  AaF.; 
Gl;  ZO.,  refl.  AaF.;  Bs;  Tu;  ZZoll.,  Samen  verstreuen 
und  sich  dadurch  vermehren.  Syn.  ver-säijen  2  (Sp. 
599).  's  isch  nümi  z'  früe  zum  Heue",  's  Gras  ist  rlf, 
's  het(-sich)  scho"  versömet  AaF.;  Z.  Die  Tann  »iiies' 
stö"  Mibe",  's  war  schad  für  das  schön  Stuck  Holz, 
und  denn  isch-es  nur  nach  wege"-m  V.  ZHöngg  (Holz- 
prozess).  Bes.  von  Unkraut:  Man  soll  es  ausreissen, 
bevor  es  (si'h)  versämet  (versömt);  vgl.  auch  Riss- 
Wuest.  Der  Wuest  ist  versämet  ZKn.  —  2.  intr.,  auf- 
hören Samen  zu  tragen,  von  Pflanzen  L;  Zg  (St.b). 
D'  Pflanze"  hed  scho"  versämet. 

Vgl.  Martin-Lienh.  II  356  (-ä-,  Bed.  1);  Fischer  II  12S7 
(-ä-,  als  Samen  ausstreuen). 

be-:  1.  besäen;  s.  pfluegen  (Bd  V  1246).  —  2.  be- 
fruchten, von  Tieren.  .Derjenige,  so  eine  Kuh  be- 
samen lasst,  [soll]  von  jeder  ein  Batzen  zahlen.'  1765, 
ZAuslikon.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  1540  und  bes.  Fischer  I  886. 
Sämeri  f.:  ,die  Samenenden  der  Stengel'  BG. 
(Bärnd.  1911,  407). 

Ge-säm  (bzw.  -ö'-  usw.)  n.:  1.  a)  =  Samen  1  a  in 
coli.  S.,  Sämereien  Aa;  B;  Gr;  G;  Tu;  Z,  bes.  auch 
allerlei  Sämereien  durcheinander,  wie  sie  zB.  als  Vogel- 
oder Hühnerfutter  verwendet  weiden  Aa;  B;  S  (vgl. 
G's.-Riteren  Bd  VI  1727).  Das  ist  es  rüchs  G's.,  von 
minderwertiger  Sämerei  GRArosa.  .Meistens  sprechen 
die  Bäuerinnen  ihre  städtischen  Bekannten  und  Ge- 
vatterleute  um  Gesäme   oder  Setzlinge  an.'    Aa  Gem. 


Sani,  sein, 


,Ich  hatte  ein  köstliches  Vergnügen ,  die  Kerle 
[Spatzen]  in  dem  G'säm  herumhantieren  zu  sehen',  bei 
der  Vogelfütterung.  B  Blätter  f.  Landw.  1892.  ,Für 
allerhand  Gesäm  fl.  4—5.'  1787,  Z  Haush.  S.  noch 
in-,  inen-rifflen  (Bd  VI  668);  Ratten  II  (ebd.  1628). 
—  b)  =  Samen  1  b,  Saatpflanzen  B;  G  (Zahner); 
S.  Nöchmittag,  wo  der  Dürlihans  und  d'  Frau  über 
Feld  si"  go"  's  G's.  a"luege".  JReinh.  1901.  .Selbst 
das  kleine  G'säm,  Klee,  Flachs  usw.,  konnte  ihm  [Uli] 
der  Meister  zu  säen  überlassen.'  Gotth.  , [Bauer:] 
Muoss  tag  und  nacht  gross  arbeit  han  und  warten, 
das  mirs  [Obst,  Wein  und  Korn]  der  hagel  werd 
zerschlan  ...  oder  mir  d  müss  und  käfer  frässen  s  gs.' 
HvRüte  1532.  ,[Es  wird  berichtet]  dass  die  Zeit 
haro  ...  alhier  etwan  nur  kleine  Acherli  oder  Blätz 
mit  Gersten,  Bohnen  oder  anderem  Gs.  angeseyet  wer- 
den.' 1713,  ZEmbr.  ,Als  wird  Mäniglich  hiermit... 
vermahnet,  den  von  Gott  geordneten  Zehenden,  es  seye 
von  Heu,  Embd,  Obs,  Ges.  ...  mit  mehrer  Treu  als  bis 
dahin  ze  entrichten.'  1740,  ebd.  —  2.  a)  verächtl.  für 
Nachwuchs,  Brut,  Gezücht,  Gesindel  Aa;  Bs;  GßArosa, 
l'r.;  GG.  (Zahner);  Th.  Da'  würt-mer  e"  netts  G's.  ge" 
vu"  D'cne"!  heisst  es  etwa,  wenn  ein  liederliches  Paar 
sich  heiratet  Th.  Der  löt  e"  schü"s  G's.  z'rugg!  GG. 
Er  chunt  mit  si"em  ganze"  G's.  ebd.  Das  isch  G's.! 
BsArlesh.;  Syn.  Das  sind  Frucht.  Was  ist  Das  für 
G's.  in  der  Buttig  [elende  Hütte]?  Bs.  .Aber  da  stellen 
einem  die  Leute  das  Dorf  voll  Kinder,  es  ist  jetzt 
schon  ein  Gesäme.'  Breitenst.  ,Das  schantlich  böse 
G'säm',  die  Kapuziner.  1603,  Gfd  (B).  —  b)  Haufe 
kleiner  wertloser  Gegenstände,  Abfälle  GRMai.  Grosse, 
ungeordnete  Menge  (zB.  Ziegen,  Buben,  Soldaten)  Gr 
Nuf.,  Spl.,  V.  E"  ganzes  G's.  (Lül).  —  Vgl.  Gr.  WB. 
IV  1,   3784  f.;   Martin-Lienh.   II  356;  Fischer  III   440  f. 

Ö1-:  =  Öl-Sämen  (Sp.  932).  ,In  Erwegung,  dass  Öhl 
und  Öhlgesam  [!]  eigentlich  nur  eine  Handelsware  aus- 
mache.' 1769,  Absch.  (B).  —  Un  On-g'säm:  Unkraut 
GRÜhur.  —  Garten-.  .Gartengesöm  gesäet.'  1781, 
ZWipk.  —  Chinder-:  verächtl.  für  kleine  Kinder. 
Vgl.  Gh.-  War.  Bald  isch  Chinder g'sdm  cho"  schüttle", 
bald  Jumpferen  in  de"  Händsche"  . . .  abe"  cho"  z'  rase" 
BsLie.  —  Tüfels-:  a)  eig.,  Unkraut  GrPi\,  Seh.  — 
b)  übertr.,  ziemlich  derbes  Schimpfw.  auf  Menschen 
oder  Vieh.  ebd.  Das  ist  es  T.!  von  einer  ungezogenen 
Kinderschar. 

Sanier  (-<?-)  m.:  leichte  Schelte,  ,Leckersbube' 
GEh. 

Chrüt-Sämere"  -Sü2mere"  f.:  Samenpflanze  des 
Gartenmangolds,  Beta  vulg.  GWe. 

Heuw-Sämerin,  -Sämerne"  f.:  Samenkapsel  von 
Croc.  vern.  GRNuf.     Vgl.  Heuw-Sämen. 

Sämerne"  f.:  Samenpflanze,  zB.  des  Kohls,  des 
Alpenampfers  GRt'hur,  Chw.,  D.,  Ths.  Syn.  Samen- 
Stock. 

Sämiss  (-ö2-)  m.,  Dim.  Sämesfsjli:  wesentlich  wie 
Samen  1  a.  a)  eig.  Dim.,  .kleiner,  zarter  Same'  Z 
(Dan.).  —  b)  übertr.  Erster  Einsatz  beim  Spiel  (zB. 
mit  Bohnen)  ZStdt.  Ic*  ha"  min  S.  wider,  ha"  doch 
nach  min  S.,  tröstet  sich  Einer  am  Ende  des  Spiels. 
Von  Kapitalbesitz,  Vermögen :  De"  hat  na'1'  en  schöne" 
S.  bi-n-enand,  ist  sehr  wohlhabend,  ebd.  Haufe  zu  be- 
arbeitenden Zeuges,  ebd.  Scho"  wider  en  S.  für  di 
nächst  Wasch!  sagt  eine  Hausfrau.  A.:  Sind-er  fertig 
mit  Flicke"  (Glette")?    B.:   Ja  woher!  mer  händ  da 


naeh  en  schone"  S.  im  Vhorb  (i"  der  Zeine")  ine".  — 
Zur  Bildung  vgl.  ZfhM.  III  26  ff. 

sämlen:  =  ver-sämen  1  BGr.  Das  S.  oder  Üsrisen. 
Barnd.  1908. 

Samet  Sänut  Aa;  ApH,I.;  B;  G;  Th;  Uw;  U;  Z, 
Sammet  ApM.,  V.;  LG.;  W  (in  Vt.  -at),  Sammed  Bs, 
Saumat  PA1.  (Giord.)  —  m.:  1.  Sammet.  Es  Hiltli  wie 

S.,  von  einem  Mädchen.  Messikommer  1910.  N.  bringt 
an  die  11  Orte,  dass  sein  Vater  und  seine  Brüder  nun 
schon  seit  vielen  Jahren  welsche  Tücher,  Sanimet  ge- 
nannt, aus  Italien  in  das  Land  gebracht.  1557,  Adsch. 
,N.  ein  sehyn,  das  er  allhie  als  ein  meister  mit  zwei- 
gen gstüdlen  sammet  und  mit  einem  taflet  gewäben 
und  für  ein  rechten  meister  geachtet  syge.'  1570, 
Z  RM.  ,Wo  unsere  krämer  einen  frömbden  krämer 
begriffend,  der  syn  waar,  es  sye  gwürz,  syden,  sammet 
...  in  den  hüseren  und  an  offnen  wuchenmerkten  oder 
anderen  tagen  ussleiten  und  verkaufen  wurden  [!],  den 
selben  ...  sollend  unser  burger  und  krämer  [nach  ver- 
geblicher Warnung]  syn  waar  nemmen  und  uff  unser 
stuben  und  rathus  tragen.'  1578,  Aar.  StR.  ,Was 
Sam(m)at  allhie  gemacht  und  gegen  Frömbden  allhie 
verkauft  wirt.'  Z  Zollordn.  1634/40.  S.  auch  Mosch 
(Bd  IV  505);  sidig  (Sp.  309).  ,Gerühter  semit';  s. 
Bd  VI  187/8.  ,Unum  pannum  sericuni,  quod  vulgo 
dicitur  ein  geruchter  semit.'  XV.,  ZWth.  , Schwarzer, 
röter  s.'  um  1551,  Z;  s.  auch  Bd  VI  1753.  Verwendung. 
[Wir  Chüejerchnabe"]  hei"  Hose"  u"d  Schile  ro"  S.  B 
(Volkslied).  D's  Westli,  wa  man-im  jitze"  o'h  Schile  si't, 
ist  fast  geng  usbrünem  S.  BG.(Bärnd.  1911).  Die  Chittel- 
brust  ist  ein  miederähuliches  Brustkleid  aus  glattem 
oder  geblümtem  Samt  oder  Lasstäng  BLütz.  (Bärnd. 
1904).  Er  chouft-em  [seinem  Mädchen]  es  Hüetli 
us  S.  und  Spitzli.  ALGassmann  1906.  ,Halsgöller  mit 
sammet.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Hoseu,  uff  den  knüwen 
mit  s.  verbändlet.'  1552,  B  Turnib.  ,Ein  inörlifarben 
mantel  mit  s.  verbentlot.'  1554,  ebd.  ,[Für  ein  Kleid] 
5  ein  s.,  cost  ein  ein  2  krönen.'  1572,  B  Staatsrechn. 
S.  noch  Nestel  (Bd  IV  842);  Bock  (Bd  VI  826).  In 
den  Luxusmandaten  oft  verboten.  ,Die  aber  von  we- 
nigerem Stand  sollen  sich  allein  begnüegen  lassen  der 
Hinderführen  ohne  Sammet  und  Tächle.'  1683,  GWil. 
,  Alles  guten  Sammets,  Atlas,  Taffets,  Damasts  ...  sollen 
sich  gemeiner  Baurs-  und  Handwerksleüten  Weiber 
und  Töchtern  völlig  bemüessigen.'  1728,  G  Mand. 
, Freisassen  [wird  1702  verboten],  dass  S.  auf  den  Hüten 
getragen  werde.'  KWild  1847.  S.  auch  Barrüssen  (Bd 
IV  1447);  Blitz  (Bd  V  267).  S.  und  Seide;  s.  Bock 
(Bd  VI  821  o.);  (Flat-)Siden  (Sp.  306/7).  [Schön  An- 
neli]  kleidt-sieh  i"  Side"  und  S.  druf,  i"  S.  und  sidige" 
Schnüere".  Volkslied  (LE.).  ,In  sammat  und  seiden.' 
Üesi'R.  1522.  S.  noch  Caffen  (Bd  III  158/9);  Saffran 
(Sp.  335  u.);  Saijen  (Sp.  592).  —  2.  Sammetrock.  ,[Der 
Landgraf  von  Hessen]  hat  ouch  ein  roten  samit  an.' 
DScbill.  B.  ,Eberhardus,  comes  de  Wirtenberg,  in 
sanguineo  samato  ipso  et  equo  vestito.'  1473,  Bs  Chr. 
,Der  knab  mit  dem  sampt,  so  vergangener  wuchen  ein 
brieff  bracht.'  1546,  Z.  ,Er  hat  im  [Haman  dem  König] 
ein  purpur  oder  ganzen  sammat  angelegt.'  LLav.  1583. 
Mhd.  mmii,  semit  (aus  afrz.-prov.  tamit,  mlat.  samitum, 
eMimilum,  gr.  s^ajitxov,  eig.  sechsfadiges  Zeug);  daneben 
samät  mit  Suffixangleichung  an  andre  Seidenstoffnanien  wie 
mhd.  brünät  (neben  -II),  |«l«il  (neben  -if),  rö*at,  sigeläl,  triblät, 
sebweiz.  Büro«  (Bd  IV  152S).  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1745; 
Martin-Lienb.  II  357.     Die  Lautforui  der  lebenden  MA.  weist 


Sinn,  sein,  sini,  som,  sum 


D42 


durchgängig  auf  den  Ausgang  -äl  (.sammaf  auch  mich  1489, 
Z;  ,samot.'  1544,  ebd.;  .samascht'  bei  Ansh.  2 III  340  wird 
für  ,d-'  Terschriebcu  sein);  rätselhaft  bleibt  aber  der  Stamm- 
voc.  in  Saumai  PA1.  Die  zahlreichen  Pflauzennamen  mit  .V. 
als   1.  Glied  s.  im  aiphabet.  Register. 

Fotzel-:  Pelzsammet  Bs  (Spreng). 

Carraesin-  s.  Laub  (Bd  III  955  u.).  —  Vgl.  auch 
Karmesin  bei   Gr.   WB.   V   219  o. 

Bliebe"-:  geringe  Art  Sanimet  BHk.,  Si.  und  lt 
Zyro,  „eine  Art  Manchester  oder  baumwollener  Halb- 
sanimet,  dergleichen  die  Buben  tragen  L"  (St.2).  Syn. 
Bübeli-S.  ,Tryppen,  sonst  Bubensaramet  genannt, 
vorbehalten,  als  die  den  mehrern  Standspersonen  zu 
tragen  unverbotten.'  1611,  G  Mand.  , Bubensaramet, 
heteromallus  pannus.'  Denzl.  1677.  1716,  so  auch  Sul- 
ger.  S.  noch  Blursch  (Bd  V  140).  —  bueben-sam- 
metin.  ,Ein  gniengten  Rock  mit  3  buobensammetinen 
Bieginen.'  1609,  Z.  -  Vgl.  Gr.  WB.  II  463;  Fischer  I  1488. 

Patent  Padent-:  Sammet  von  besonderem  Ge- 
webe, welches  g'schränzt  statt  geschnitten  wird  Z;  vgl. 
Schlänz-S.  -  Rubel i-  =  Bübel(i)  (Bd  VI  72)  Bs;  L;  Z. 
Noch  jetzt  beliebt  als  Hosenstoff  bes.  für  Zimmerleute; 
vgl. :  ,Die  Zimmerleute  aus  den  Hansastädten  trugen  mit 
Vorliebe  Ribelisammet,  aus  dem  man  auch  den  Buben 
[in  Bs]  Hosen  fertigte,  die  noch  zehnmal  unzerreiss- 
barer  waren,  als  was  jetzt  unter  dieser  Empfehlung 
feilgeboten  wird.'  Bs  Nachr.  1898.  Zur  Entlibucher 
Tracht  gehört  e"  Tschöppe"  vo"  schwarzem  B.  ,Eine 
Weste  von  braunem  R.'  L  Kantonsbl.  1845. 

Side"-:  wie  nhd.  Seidensammet  G;  Th;  Z  und 
weiterhin.  —  side°-sametig  s.  silberig  (Sp.  842).  — 
Vgl.   Gr.   WB.  X  1,    1S4. 

Schlänz-,  Schränz-:  =  Patent-S.  Z.  Scherzh. 
auch  von  einem  Farzenden;  vgl.  Schlänz-Barchent 
(Bd  IV  1536);  Schranz.  —  Baum-wolle-  Bauele"-: 
wie  nhd.  Aa;  G;  Z.  ,[Die  Bewohner  von  AARiken] 
verfertigen  viel  Rübelizeug  oder  Baumwollensammet.' 
AAGem. 

sametig,  sameti"  sammetify)  Ap;  Z,  sammedig  Bs, 
samiti(g)  Ndw,  sameti"  (auch  sameti"s,  sonst  sametiger 
usw.)  GT.,  sammatin  WVt.,  saumatin  PAL:  von 
Sammet.  Samitni  Böse",  e"  samitigi  Weste"  Ndw 
(Matthys).  ,Der  Ratsherr  mit  dem  sammetnen  Ärmel.' 
Gotth.  ,1  schwarzen  sannten  [!]  raessacher.'  1448,  Z 
Uster  Neuj.  1866.  ,Mit  sämitden  küssin.'  vor  1472,  G 
Hdschr.  ,1  schwarz  samatis  halsgöller.'  um  1531,  Z. 
,In  eim  samentigen  wamsel.'  1538/40,  Z  Ehegericht. 
,Dry  Spanier  inn  samaten  rocken.'  1546,  Z.  ,Ein  sam- 
meti  paiet  mit  einer  guldinen  schnuor.'  1582,  Z  RB. 
,Ein  schwarzer  ganzer  sarametiner  oberrock.'  1592,  Z. 
,Ein  rapier  mit  einer  samatinen  scheid.'  1597,  Z  RB. 
,[Eine  des  Mordes  Angeklagte]  ist  in  einem  köstlichen 
Kleid  und  sammaten  Hinderfür  umb  den  todten  Lych- 
nam  herum  geschlenget.'  1611,  Z.  ,Ein  samatiner 
Seckel.'  1629,  Z.  ,Mit  grossen  Krössen  und  sammeten 
Hinterfüren.'  1636,  JJBreit.  ,Die  Dochteren  vom  ge- 
meinen Stand  . . .  sollen  anch  keine  samtne  Hinterfür 
tragen.'  1684,  GWil;  daneben  ,sammtenen.'  I  will  der 
es  sidigs  Halstuch  krome  und  es  sammigs  [!]  Brusttuch. 
Patriot  1756.  S.  noch  Caffen  (Bd  III  159);  Mutz  I 
(Bd  IV  618);  Machen  (Bd  V  6);  inher-brechen  (ebd. 
336);  Bock  (Bd  VI  821  u.);  rutschen  (ebd.  1857/8); 
Seckel  (Sp.  662). 

Mhd.  .«»««»;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1748  (nur  ,saiiiiu(e)ten'); 
Martin-Lienh.  II  357   (tammete*).     Das  W.   wird  zT.   (so   für 


Th)  als  iiniihlich  bezeichnet.  Eigentümlich  ist  eine  Bs  Chr. 
II  29.  33.  34  uö.  belegte  lat.  Form  .sameus'  (neben  ,sami- 
teus'),  zB.:  ,viri  omnes  tunicis  serieeis  sameis  ...  vestiti'; 
woneben  kurz  vorher  (II  28),  offenbar  verschrieben:  , [Herzog 
Karl]  serice  saniey  tunica  indutns.' 

sametocht:  sammetartig  Ndw  (Matth.). 

Samleren  f. ;  ,das  sich  sammelnde  Wasser  des  in 
der  Sulz  liegenden  Fleisches'  U. 

Aus  dem  It.:  eins  mit  Salmiarra  (Sp.  867),  volksetym. 
an  die  Gruppe  ™»./.  -  (8p.  920)  angelehnt. 

Samuel  Ap;  Bs;  B;  Gr;  G;  Sch;  Th;  Zg;  Z,  Samma- 
(GrTIis),  Samuel  B  (Gotth.);  GlK.,  Moll,  (.ehrwürdige 
Form'),  Sämmel  ÄASt.;  Ap;  ZRuss.  (-m-),  Sammrl 
Bs;  B;  „ScH"Schl.,  Stdt,  -m-  „B"Int.;  Gl  (gross  und 
stark);  L;  Sch,  Sämel  Aa;  „B"Ad.,Ha.,  Herz.,  Inn.,  Int. 
und  lt  Zyro;  FStAnt;  GlS.;  L;  ScnSt.  (-mm-J ;  ZRuss., 
Sä»i&eZAAt;S(JReinh.),  Sami  Aa;  Ar;  „B"Ad.,E. (auch 
Gotth.),  Geiz., G.,  Herz.,  Int.,  Kand.,  Laup., Rüd.,  Sa.  und 
ltZyro;  FStAnt,  „Mu.";  L;  SOBuchs.;  ZKn.,  -mm- 
GRMalix,  Ths,  Sämi  „AA'Seon;  Ap;  Bs;  „B"E.  (auch 
Gotth.),  Gerz.,  Gr.,  Herz.,  Int.,  Kand.,  Rüd.,  Rüsch.,  Sa.; 
FStAnt.;  GlEIiu,  Gl.,  Moll.  (s.  Bd  II  521  u.);  L;  THSitt. 
(,hie  und  da');  Zg;  ZRuss.,  -mm- Xk;  BsHölst.,  Lang., 
Lie.,  Siss.,  Stdt;  Gl;  UUrs.;  ZSchwerz.,  Sameli  B  (auch 
Gotth.),  -mm-  Ap;  ScHSohl.  (•ili),  Sämeli  Aa;  B  (auch 
Gotth.);  GoT.,  -mm-  Bs;  Gl;  ScHStdt  (-ili),  Sam  Aa, 
Säm  GoT.,  Sämli  „B",  Sambsch,  Samtschi  Gl  (derb), 
.Samiselin'  B  (Gotth.):  1.  raännl.  Taufname.  ,Ira  Kan- 
ton Aargau  nannte  man  ihn  Sämi,  im  Kanton  Luzern 
Sami;  so  kürzte  man  hier  und  dort  nach  dem  örtlichen 
Sprachgebrauch  seinen  ehrlichen  Christennamen  Sa- 
muel.' Scnwz. Rundschau.  .Samuel.'  XVI.,  B;  1560/1600, 
ZHorabr.  ,S.  und  Heinrich  die  Hürlimannen  zu  Under- 
bach.'  1714,  ZHinw.  , Heinerich  Unrichti,  gen.  Semmli, 
schultheiss  zu  Wil  im  Thurgeuw.'  1501,  Püp.  , Einer  in 
grauem  bart,  der  hinkt,  heisst  Sämi  [von  ScHwBr.].'  1528, 
Strickler.  Oft  mit  näherer  Bestimmung,  bes.inB,  woder 
Name  sehr  beliebtist(daher .Ber«er-<Sami AaWoM.);  zB. 
Ober-bach-  (BRüd.),  ,Lürligrat-'  (vAlmen  1897),  Dinte"-, 
Zivülche"-  (Bärnd.  1911),  Ch!attsli-Jöre"-Joggis-Samis- 
Sami.  Gotth.  Zum  Gudi-Sami  bin-ieh  g'gange",  zum 
G.  bin-i"''  cho",  zum  G.  gieng-ich  nümme",  der  G.  het 
e"  Flöh.  GZür.  1902  (BLaup.).  ,Fuhrmann-Sami.'  Joach. 
1898.  Bad-  (BRüd.),  Biedacher-  (BG.),  .Baumgarten- 
Sämi.'  FAnd.  1891.  Tromme'-Sammel  ScHSchl.  Boss- 
grät-Sämel.  Badernkal.  1896.  Güggi-Sämbel.  JReikh. 
1903.  D's  Sime"s  Sämeli.  AHeimann  1899.  Als  Bei- 
name: 's  Samuele"  ApLb.  's  Samele"  Hans  ZRuss. 
S.  noch  Nigg  (Bd  IV  705).  —  2.  Sami,  Name  von 
Pferden  L,  von  Stieren  Nnw;  Zg.  —  3.  Sami,  Sämi, 
Scheltw.,  unordentlicher  Mensch;  auch  ohne  bestimm- 
ten Inhalt  =  Bursche,  Kerl  B.  Drei  ä'ere"  Sanierte"! 
von  Sperlingen.  —  4.  Sami,  Bettwärmer  (Krug)  B. 
Syn.  Buebeli  (Bd  IV  929  o.).  —  5.  Sämel,  Ruf  beim 
Bockspringen  BBe.  Unterlässt  der  letzte  Springer  den 
Ruf  beim  letzten  Sprung,  so  muss  er  sich  noch  einmal 
bücken.     Vgl.  sämlen. 

Die  Schreibungen  mit  -mm-  bezeichnen  zT.  nur  den  kurzen 
Voc.  Nach  ASocin  1903,  79  kommt  der  Name  schon  im  VIII. 
vor;  trotzdem  dürfte  ,Samilin'  (um  900,  Z  Stiftsrodel)  mit 
den  davon  abgeleiteten  Flurn.  ,SammeIs-Rüti'  ZUnt.  (,Sami- 
linis  riutin'  947)  und  ,Sammels-Grüt'  ThGachn.  kaum  hieber 
gehören.  Auch  bei  den  folg.  Namen  ist  dies  nicht  durchweg 
üicher.  Kamilienn.  ,Saam'  B,  , Clans  Sam  von  Botzen.'  1546, 
l:  I.M.  ,S»ntsehi'  B3igr.    Flurn.  ,Sam-Stall,  -Wald'  B,  ,Samm- 


943 


Sani. 


944 


Holz-,  -Wiesen'  Th.  ,Sames-  (Semis-)Zelgli.'  1798,  ThEgn. 
,Samens-Thal'  ZElgg.  .Sämis-Weid'  Aa,  ,Semis-Acker'  Z 
Ottenb.  ,Sämen-RUti'  ZKib.  ,Sämmelis-Wies'  SchSchl.  ,Sämeli- 
Bächli,  -Weier'  Aa,  ,Semlen-Wies.'  1629,  ThEgn.  Zämie  (aus 
d's  S.)-Acher,  Haus  BG.  Zu  2,  3  und  5  vgl.  Äu«W/(Bd  VI  630). 

sämle":  Bock  springen  BBe.  —  Zu  Samuel  s. 

Säm:  =  Bäms,  der  letzte  nötige  Schlag  beim  Schlag- 
ballspiel BsStdt  (Rheinschule). 

sämi:  im  Anzählreim;  s.  sü  (Sp.  34). 

Saum  I  (bzw.  -on-  usw.)  AaF.,  Leer.;  B  (in  Gr. 
-oi-,  in  G.  -iV-);  OßFurna,  hPr.,  Valz.;  PAL;  GoT.; 
SchwE.j  Ndw  (-ai-);  U  (-öi-) ;  WMü.  f-ö'-J,  Vt.  f-öi-); 
Z,  Söm  GRMai.,  vPr.;  GStdt;  Sch  (Kirchh.),  -mm 
ApL,  M.,  V.,  Sömm  ApH.;  GT.  (ohne  oT.);  ScHStdt; 
TbHw.  f-ö'-J,  Mü.   —  m.,    PI.  und   Dim.    mit   UmL: 

1.  Saum  an  Zeug,  Gewand.  aaOO.  EfnJ  S.  mache", 
näije";  mit-eme"  S.  i"fasse".  Gab  me"  het  chönne" 
Babi  säge",  isch  e"  S.  [mit  der  Nähmaschine  ge- 
näht] fertig  g'si".  RIscher  1903.  Es  hocket  es  Jüm- 
pferli  uf  *em  Boum,  es  het  am  Böekli  e"  röte"  S.,  im 
Herze"  het  es  e"  herte"  Stei":  säg,  icas  das  für-n-es 
Jümpferli  sei?  Rätsel  von  der  Kirsche  B  (Kurz).  E" 
faltsche  S.,  ein  an  der  Innenseite  angesetzter  Streifen 
statt  des  umgeschlagenen  Randes  AaF.  Im  Vergleich : 
Die  Schneelinie  verläuft  als  ein  wie  mit  der  Schäri 
abg'hkvne''  Soim.  Bärnd.  1908.  ,Unden  an  seinem  [des 
Rockes]  s.  solt  granatöpfel  machen.'  1530,  IL  Mos.; 
X«>u.a.  LXX.  ,S.,  wulst,  biege,  Verbrämung,  fimbria; 
ein  s.  an  kleideren  oder  ein  biege,  limbus;  s.  zeunderst 
an   den  kleideren,   peniculamentum.'   Fris.;    Mal.  — 

2.  Wald-,  Uferrand  B;  SchwE.;  s.  auch  die  Anm. 
Amiid.  soum,  eig.  Naht;  vgl.  Sühn  II  mit  Anm.  (Sp.  798). 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1905/8;  Martin-Lienh.  II  357.  Oft  in 
Ortsn.  (zu  Bed.  2);  in  einzelnen  Fällen  kommt  auch  Zuge- 
hörigkeit zu  dem  hom.  Saum  II  in  Frage.  ,(Im)  S.'  ApHer.; 
BGerz.;  GBerachis;  SchwE.;  ThHw.;  UAnd.;  ZGoss.,  OGlatt, 
Trüll.,  Ust.,  Wied.  ,Biss  an  die  Btapfen  vor  dem  Som.'  1508, 
ZPfäff.,  ,Saum.'  1586.  ,Unz  an  die  fluo,  geuempt  der  Sonm.' 
1523,  SchwLB.  In  Zssen.  Als  1.  Glied.  ,S.-Acher'  ZAltst. 
,-Graben'  ZKlot.  , -Halden'  BBelp;  LRusw.  (Leu,  Lex.).  ,-Ka- 
nel'  GT.  ,-Bach'  ZHöri,  Wied.  ,Saun-Wald'  Uw.  Als  2.  Glied. 
.Ober-,  Unter-'  U;  Z.  ,Fiir-'  B.  ,Nieder-S.'  ZWäd.  (schon 
1087).  ,Bätzi-'  ZTrüll.  ,Ried-'  SchDörfl.  .Weissen-'  Z. 
,Wiesli-'  ZTrüll.  .Saumli'  U,  ,Säumli(-Steg)'  BGerz.  .Säu- 
men' Gl.  In  Personenn.  ,Hans  zem  S.'  1471,  B.  ,C'lewi 
Som.'  1484,  AaB.  ,N.  genant  Haseusoum  von  [ThJGriessen- 
berg.'   1483/5,  Urk. 

Garn-:  Saum  des  Wolfgarns.  ,Die  Nächsten  bei 
den  Garnsömen  an  jetwederem  Ort  an  den  Huoten 
sollend  fünf  oder  sechs  Mann  auch  mit  guoten  Bäm- 
spiessen  versechen  sein.'  GrD.  LB. 

Hol-:  Hohlnaht,  eine  Verzierung  bei  Säumen  von 
Weisszeug  Ap;  Z.  —  Vgl. , Hohlnaht'  bei  Sanders  II  1,  3811. 

Löchli-:  =  dem  Vor.  Z. 

säume"  I  (bzw.  -ou-,  -öi-  usw.)  Aa  (lt  H.  söüme"); 
Bs;  B;  Gl;  GRÄr.,  D.,  Furna,  Mai.,  hPr.,  Sch.,  Valz. ; 
PAL;  S;  U;  WMü.  (-Ö-),  Saas,  Vt.;  Z,  söme"  GRMai., 
vPr.,  sömme"  ApL,  M.,  V.,  sömme"  ApH.;  ScnStdt,  St.; 
ThHw.,  Mü.,  söme"  GT.,  söme"  ÖRChurf  —  Ptc.  -et, 
in  WSaas  g'söimu":  säumen,  mit  einem  Saum  ein- 
fassen. B'  Hose"  söme"  WMü.  Nase'lümpe",  Hals- 
tüecher,  Zwäheli  s.  E"  ganze'  Reis-chorb  roll  Tiseh- 
und  Chuchizüg  für  vo"  Hand  z's.  RIscher  1903.  ,Die 
Eine  säumte  ihm  unentgeltlich,  was  er  zu  säumen 
hatte,  bald  ein  Schnupftuch,  bald  ein  Halstuch.'  Gotth. 
S.  noch  brüejen  (Bd  V  554  o.).  —  ge-saumet.   G'sau- 


mets,  ung'saumets  Tuech  Z.  .Schöne,  gesaumpte  lei- 
nene Binden.'  FWürz  1634.  Nümm  das  Schnuznedli 
nid,  es  ist  noch  nid  g'saumet  GrD.  D'  Wulche"  hei"d 
'glänzt,  wie  wenn  si  mit  Silberbändel  g'saumet  wäre". 
JReinh.  1907.  D'  Wolke"  hangend  d'  Böekli  guldig- 
g'somet  ab  dem  Himmel.  Schwzd.  (GrScIis). 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1914.  Das  in  der  ä.  Spr.  spärlich 
und  erst  spät  bezeugte  Vb  hat  sich  auf  unserm  Boden,  wie 
der  Ausgang  -et  in  der  3.  Sg.  Pras.  und  im  Ptc.  Perf.  zeigt,  an 
die  .  ,i-  wi-Yerben  angeschlossen.  Die  für  Aa  angegebene  umge- 
lautete  Form  stammt  aus  der  Schriftspr.  Aber  turne"  GrC'hurV 

i"-:  einsäumen  GRMai.;  Z.  .Eine  Kutten,  unden 
eingesäumt'  Bs  Taxordn.  1646.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  266; 
Martin-Lienh.  II   357. 

ver-:    mit  einem  Saum  versehn  AaF.;  B;  SchSL 

saumleD  GrTIis,  sonst  säumle"  (bzw.  -öu-,-ai-)  B; 
Gl;  GRChur, Furna,  hPr.,  Ths,Val.,Valz.;  GoT.;  Schw; 
Ndw;  U,  sömle"  ApL,  M.,V.;  GRÜhur,  Mai.,  vPr.;  GStdt, 
sammle"  GT.  (ohne  oT.),  Ptc.  -et:  =  säumen.  Cha""st  du 
scho"  s.  ?  Im  Bilde :  Am  Öbe"d,  wo  d'  Sunne"  blöiss  nuch  di 
oberste"  Tanne"  mit  Gold  g'säumlet  hat.  MLienert  1899. 

ver-säumle":  =  ver-saumen  Ap;  L;  GT.;  Schw; 
Ndw;  U;  Z.  Nastüecher  v.  Im  Bild:  's  Morge"röt  hed 
de"  Chrage"  [der  Rigi]  goldig  versäumlet.  JRoos  1885. 

Saum  II  (bzw.  -ou-  usw.)  AaF.;  B;  GRFurna,  hPr., 
Valz.;  L;  PAL;  GoT.;  Scrw;  Ndw;  U;  WMü.,  Saas, 
Vt.;  Zg,  Söm  GRvPr.,  -mm  ApL,  M.,V.,  Sömm  ApH.; 
GRPr.;  GT.  (ohne  oT.);  ScHStdt;  TuEgn.,  Hw.,  Mü. 
—  m.,  PI.  und  Dim.  mit  Ural.:  I.  a)  Last  eines 
Saumtiers  Ap;  B;  Gr;  L;  Schw;  W;  Zg.  In  Gr 
,urspr.  eine  massige  Pferdeladung  aus  2  Lägen  be- 
stehend', oft  aber  noch  mit  einer  dritten  obenauf; 
vgl.  dazu:  ,[Häringe]  ...  rechnet  man  drü  stro  [Stroh- 
bündel] für  ein  som'  (XIV.,  L  Zollordn.)  und  zur 
Frage,  inwieweit  die  Einteilung  des  S-s  als  Mass  und 
Gewicht  (s.  Bed.  2)  auf  die  Drei-  oder  Zweiteilung 
der  Last  weist,  FStaub  im  B  Anz.  1878,  54  f.  En  S. 
Win,  Mel"',  Herdäpfel,  CMs,  Ziger  usw.  Gr.  Der  het 
en  S.!  halb  scherzh.  von  einem  Schwerbeladenen,  ebd. 
D's  Boss  ist  töd,  aber  der  Somm  ist  nid  starch  b'sche- 
diget  g'sin.  GFient  1898.  D'  Mär'<e"  heig-em  d's  Bast 
verzert,  der  S.  la"  g'hie".  Erz.  1856  (Schw).  Der  Säum 
haitot,  neigt  sich  auf  die  Seite  W.  S.  noch  büren  II 
(Bd  IV  1532).  ,S.,  rossburde,  was  ein  saumtier  tragen 
mag,  sarcina  iumentaria.'  Fris.;  Mal.  ,Impingere  cli- 
tellas,  mit  dem  s.  etwar  anpütschen  oder  den  saurn- 
sattel  anstossen.'  Fris.  ,[Der  Maulesel]  gieng  so  zam 
durch  das  wasser,  daz  ...  nit ...  sein  s.  das  wasser  an- 
rüerte.'  Tierb.  1563.  Neben  andern  Lasten  genannt. 
,. ..daz  nieman  enhein  ballen  [BdIV114S/9]  noch 
soeime  sol  ufnemen  denne  von  eim  sewe  an  den  an- 
dern, die  gen  Lamparten  gehörent;  were  aber  da  iemer, 
der  mit  ballen  oder  mit  soeimen  gen  Oeschital  varn 
wölte,  die  ze  teil  giengen,  die  mag  er  wol  ufgeben 
unz  gen  Oergelz  oder  fürer,  an  geverde.  ...  Wer  diser 
stucken  deheines  ubergienge,  der  sol  ze  buos  gevallen 
sin  von  ie  dem  soume  oder  ballen  ein  guldin.'  1383,  U 
Säumerordn.  .Wer  der  ist,  der  sinü  burdü  oder  sinen 
soum  oder  sin  fuoder  holzes  gemachet  in  dem  walde.'  F 
Handf.;  lat.  .summatam.'  ,Bel  wird  fallen  und  Nebo 
brechen,  dero  götzen  den  tieren  und  vychen  ein  bürde 
ist,  ein  bschwärd  und  ein  s.  müed  ze  machen.'  1530, 
Jes.;  ,ein  schwärer  last.'  1548.  , Einer,  so  mitt  einer 
bürde,  soum  oder  andrem  uffem  merkt  wer  kommen.' 
1572,  W  Blätter.    .Ein  Kramer,  der  ein  Som  Kram  uf 


945 


Sam,  sem,  sim, 


einem  Ross  führt,  [zahlt]  zwen  Kreuzer;  der  ein 
Krätzen  mit  Kram  tragt,  ein  Kreuzer.'  1650,  Z.  Die 
folgenden  Belege  könnten  auch  zu  Bed.  3  gehören. 
Zu  Lauis  soll  das  Tuchhaus  Welser  von  jedem  ,S.' 
14  Mailänder  Kreuzer  Zoll  geben  12  Jahre  lang.  1521, 
Absch.  Cortisella,  dem  in  Luzern  3  , Säume'  in  Beschlag 
genommen  worden.  1522,  ebd.  Auch  (halb  scherzh.)  von 
einem  Schwerbeladenen:  Der het en  S. ! GrAv.  —  b)auch 
von  Wagen-,  Schitfslasten,  Last  übh.  ,[Die  Solothurner 
beklagen  sich,  dass  die  Berner]  gross  sommen  [Korn] 
ze  wagen  gan  Büren  und  dannen  ze  schiff  hinuf  fer- 
tigen.' 1531,  Strickl.  Vgl.  dazu:  ,De  qualibet  soma 
cui[u]slibet  mercantie  si  est  in  equo  ß  3  den.  6  im- 
per.;  de  qualibet  soma  cui[u]slibet  mercantie  in  carro 
ß  2  den.  8  imper.'  1389,  ASG.  (Bellenzer  Zollordn.). 
—  2.  übergehend  in  eine  Mass-  oder  Gewichts- 
bestimmung, eig.  soviel  als  ein  Lastpferd  durch- 
schnittlich tragen  kann  (etwa  3—4  Zentner),  dann  mit 
Schwinden  der  urspr.  Beziehung  ein  bestimmtes,  aber 
nach  Zeit  und  Ort  vielfach  wechselndes  Mass  oder 
Gewicht  übh.  (die  beiden  Entwicklungsstufen  sind  in 
den  ä.  Belegen  oft  nicht  sicher  zu  unterscheiden).  ,Die 
Last,  die  ein  Pferd  tragen  kann,  3  bis  4  Zentner, 
[heisst  in  Ar]  ein  S.'    Steinm.  1804.     ,Eine  Last  von 

3  Centnern,  welches  ein  S.  genannt  wird.'  Helv.  Kal. 
1805.  ,Der  bischof  hat  sin  zol  ze  Basil,  der  statalso: 
der  soum  einen  pfenning,  daz  rat  einen,  zwei  zwene, 
vier  reder  viere,  ez  trage  lützel  oder  vil.'  Wack.  DR. 
,Nieman  sol  mer  ufflegen  wann  einen  soum,  und  sol 
ouch  ab  dem  berg  noch  usshin  nieman  mer  ufflegen 
wann  einen  soum.'  1363,  UUrs.  Säumerordn.  ,Den  von 
Willisouw  ist  von  raten  und  C  unser  [der  Luzerner] 
mess  geben,  wie  wir  das  in  unser  statt  hant:  viertel, 
becher,  söm,  mäsen  und  gewicht.'  1472,  Seg.  RG.  ,Herr 
seckelmeister  [uA.]  söllent  uff  der  söuraeren  von  Hor- 
gen  beschwerd  inn  der  belonung,  nämlich  6  ß  vom 
soum  ...  ze  ratschlagen  gewalt  haben.'  1563,  Z  RM. 
,Die  Säumer  sollend,  was  sy  in  das  Land  fertigend, 
nit  minder  dan  allein  by  Söumen  und  halbefn]  Söu- 
men  verkaufen,  vorbehalten  Kestenen.'  1607,  U.  Der 
Zoll  für  jeden  S.  soll  in  Bellenz  14  Schilling  aus- 
machen,  von   denen  der  Kaufmann  10,   die  Factoren 

4  Seh.  zu  bezahlen  haben.  1751,  Absch.  S.  noch  Ballen 
(Bd  IV  1148  u.).  Mit  Angabe  des  Stoffes,  der  Ware. 
Ein  S.  G'leck.  FGStebler  1901,  75  (WVt).  ,Jeder 
Schützenbruder  muss  alle  Jahre  einen  S.  Mist  [in  den 
Weinberg  der  Schützengesellschaft]  liefern.'  ebd.  ,Im 
Herbst...  wird  der  Dünger  von  der  Alp  auf  die  an- 
grenzenden Privatwiesen  gebracht.  Auf  je  eine  Kuh 
muss  aber  1  S.  auf  der  Alp  verteilt  werden.'  ebd.  1907 
(WLö.).  ,1  Söme  Saffran  1  fl.,  1  Söme  andrer  Specerei 
Va  fl.,  1  Söme  Lorbohnen  6  fl.'  1385,  Bs  Zollordn. 
(Ochs).  ,[Von  eim]  linwatvardel,  der  zwen  ein  sora 
tuond,  3  ß  [Zoll].'  um  1400,  ÄAAar.  Zolltarif;  ebenso 
1460,  AABr.  StR.  ,Von  einem  s.  koufmannsguot  2  ß 
und  6  h.'  1555,  ZMönch.;  1609,  ZUst.  .Zwüschent 
BLöüwen  der  zisern  factor  eins-,  sodänne  HWunder- 
lichen  dem  oberwässerschitfmeister  andersteils  ist  er- 
kennt, das  L.  die  soüm  der  waren,  sovil  iemer  mügk- 
lich,  in  der  schwere,  wie  der  alt  bruch  ist  und  andere 
machen  und  dargegen  W.  sich  der  6  schwytzerbatzen 
von  jedem  s.  zuo  belonung  ouch  settigen  lassen  [solle].' 
1574,  Z  RM.  .Beide  Steinmur  gebent  7  som  höw.'  XVI., 
Z.  .Ein  ganzer  S.  dis  Gesteins,  so  vill  ein  Ross  tragen 
mögen.'  RCys.    ,Laut  Abscheids  von  1611  [soll]  ein  S. 

Sohweiz.  Idiotikon  VII. 


Kaufmannsgut,  das  ist  2  Stuck,  an  der  Schwere  nicht 
mehr  als  7  Centner,  10  Pfd  minder  oder  mehr,  haben.' 
XVIII.,  ebd.  S.  noch  Mertscheri (Bd  IV  429) ;  Segens  (Sp. 
475  o.).  Spec.  a)  Mass  für  Flüssigkeiten,  a)  insbes. 
für  Wein  (auch  Most);  auch  heute,  trotz  dem  amtlich 
eingeführten  metrischen  System,  unterm  Volke  wohl 
noch  zieml.  allg.  üblich.  1  S.  =  4  Eimer  =  100  Mass 
(=150  1),  so  angegeben  für  Aa;  Ar;  Bs;  L;  G;  Th; 
Uw;  U;  Zg;  Z.  Sonst,  nam.  in  der  ä.  Zeit,  sehr  un- 
gleich. ,1  S.  war  eine  Lägel  Wein,  also  ca  3  Zentner' 
Schw.  ,üer  S.  Wein  wird  zu  90  Mass  angenommen' 
Gr.  Nach  FHeldmann  1811  fasste  der  S.  in  Aa;  S 
100  Mass,  in  BsStdt  3  Obm  =  96  alte  =  120  neue  Mass, 
in  BsFarnsburg  130,  in  BsHomburg,  Lie.,  Pratt.,  Wald. 
136  neue  Mass,  in  B  4  Brenten  oder  100  Mass,  in 
Gr  90  Mass,  in  L;  üw  3\'3  Ohm  =  100  Mass  =400 
Schoppen  =  40U0  Primen,  in  G  4  Eimer  oder  128  Mass, 
in  Soh  4  Eimer  =  16  Viertel  =  128  Mass,  in  Ze;  ZSt.lt 
17a  Eimer  =  6  Viertel  =  45  Kopf  =  90  Mass,  in  ZWth. 
4  Eimer  oder  120  Mass,  in  ZEgl.  4  Eimer  =  16  Viertel 
=  64  Kopf  =  128  Mass.  Nach  den  .Gemälden'  hielt  in 
Bs  der  S.  100  Mass,  der  alte  S.  3  Ohmen  oder  96  Mass, 
in  Gl  der  neue  S.  100  neue  oder  ca  70l/2  alte  Mass, 
in  L  der  neue  S.  100,  der  alte  115  Mass,  in  SStdt 
der  S.  4  Brenten  =  20  Stützen  =  100  Mass,  in  SDorn., 
Thierst.  3  Ohm  oder  96  Basler  Mass,  in  Sch  4  Eimer 
=  16  Viertel  =  64  Kopf  =  128  Mass,  in  Schw  100  Mass, 
in  Th  der  alte  S.  6  Eimer  oder  192  Mass,  in  U  der 
S.  60—80  Mass,  in  ZStdt  l'/a  Eimer  oder  90  Land- 
masse, in  ZWth.  4  Eimer  oder  120  Lautermasse. 
1808  bestimmte  die  Obrigkeit  in  Z,  dass  auch  in  ZWth. 
der  S.  100  Z  Stadtmasse  enthalten  solle.  ,Man  sol  den 
s.  an  der  synny  fechten  und  einer  mass  grösser  denn 
100  mass  machen.'  1480,  L.  ,Ein  s.  wein,  ein  eimer 
wein,  inodius  villi.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  s.  wein,  96  mass 
inhaltende.'  Wdrstisen  1580.  ,Der  S.  ä  96  Mass. 
6  Mass  zeucht  man  für  die  Truessen  ab  von  einem  S. 
Ein  Fuder  Wein  halt  8  S.,  1  S.  3  Ohmen,  1  Ohm  32 
Mass.'  EKönig  1706.  1  S.  =  4  Brenten  ä  25  Mass.  1770, 
B.  S.  auch  Eimer  (Bd  I  221);  Lägel  (Bd  III  1167);  Bren- 
ten (BiV  7hb);  Quart  (ebd.  1307).  Lütere;  trüebe'  S. 
(vgl.  Lüter-,  Trüeb-Mess  Bdl  V  454.  455/6,  sowie  lüter 
Bd  III  1513);  der  Letztere  war  nach  FHeldmann  1811  in 
Aa  ;  ZEgl.,  Wth.  um  8,  in  Bs  (Gem.) ;  Zu ;  ZStdt  um  6  Mass 
grösser  als  der  ,lautere'  S.  ,Den  lütteren  halben  s. 
soll  man  sinnen  und  fachten  mit  der  alten  mass,  und 
wan  man  16  mass  und  den  dryten  teil  eines  quertlins 
einer  mass  gemisset,  so  soll  man  ein  nagel  schlachen 
[und  so  noch  zweimal]...  Den  trüeben  s.  soll  man 
sinnen  und  fechten  mit  der  alten  moss,  und  wan  man 
25  mass  und  1  quertli  gemisset,  so  soll  man  einen 
nagel  schlachen  [und  so  noch  einmal],  darmit  wird 
der  halb  trüeb  s.  gefochten.'  1447,  AaB.  StR.  ,Ein 
kupfrin  mäss  tuot  25  mass,  hat  uff  jetlicher  syten 
zwön  nagel,  das  geben  die  obren  nagel  den  trüeben 
s.  in  die  trotten  und  die  undren  zwön  nagel  den  lutren 
s.,  und  sol  also  gefochten  werden,  das  das  wasser 
gang  in  bed  krünnen,  so  in  die  nagel  gefylet  sind.' 
um  1495,  AaBi\  StR.;  s.  noch  ebd.  S.  188,  ferner 
Sinn  f.  ,Pro  quatuor  saumis,  duabus  albi  et  duabus 
rubei  vini.'  1269,  Bs  ÜB.  ,Pro  8  somis  minus  dimidio 
quartale  veteris  vini,  pro  30  sol.  somam.'  1287,  ebd. 
.Dem  spital  ein  soun  rotes  wines;  den  siechen  an  der 
Syle  ein  soun  rotes  wines.'  um  1325,  Z.  ,Ein  son 
lantwins   hin   us  git  2  d.'    1371,    Z  StB.     ,Ein  s.  El- 


muh 


sasers;  ein  s.  lantwins.'  um  1400,  Aar.  StR.  ,Des 
gemeinen  wyns  galt  ein  som  3  guldin  und  des  besten 
5  guldin.'  1439,  Bs  Chr.  , Allen  unsern  lüten  ge- 
schenket will  ...  gebürt  in  ein  summa  23  soum  und 
1  fierling.'  1448,  B  StRechn.  Unter  dem  Schaden,  der 
dem  Abt  von  St  Gallen  durch  die  Appenzeller  zuge- 
fügt wurde,  wird  auch  erwähnt  ,drü  oder  vierdhalb 
hundert  som  wins  im  Rintal.'  1490,  G  Mitt.  ,[Die 
Seckler]  sont  eim  yetlichen  s.  zuo  umgelt  uf  legen 
von  einem  yetlichen  haller  ein  Schilling.'  1510,  Aar. 
StR.  ,Wölcher  nu  hinfür  win  hie  in  unser  statt  und 
in  unseren  gerichten  verkouf  und  verkoufen  will,  der 
und  die  selben  sollen  in  by  unserm  som  und  mess 
verkoufen.'  1521,  AaB.  StR.  ,[Der  Wirt  schenke  den 
Wein]  by  der  mass  oder  er  gebe  in  in  halben  oder 
mit  ganzen  soumen  hinuss.'  ebd.  ,Ein  schmid  ze 
Winterthur  hatt  desselben  wins  by  70  somen.'  Bossh. 
Chr.  ,[Dem]  burgermeister  und  rat  zuo  Stein  [ver- 
ehren die  Herren  von  Zürich]  anstatt  der  3  vereerten 
stucken  gwilts,  wenn  sy  das  überig  mit  einandern 
niessen,  zwen  soum  wyn  mit  guotem  muot  ze  bruchcn.' 
1585,  Z  RM.  N.  stiftet  dem  Spital  200  Gl.,  woraus 
jährlich  2  .som'  Wein  ausgeteilt  werden  sollen.  1587, 
KWild  1847.  ,Ein  Schwenkkessel  zu  20  Soumen.' 
1600,  ÄAWett.  Kaufbrief.  ,Dem  Herren  Landtaman 
Gartenhusser  ist  zu  einer  Badschenky  verordnet  ein 
halber  Soum  Wyn,  den  besten,  so  man  überkommen 
k.tn.'  1611,  ArA.  ,Die  Eschentaler  verkaufend  [den 
Wein]  bei  dem  Som.'  1619,  UwE.  ,Wer  in  der  Statt 
Sinner  ist,  der  soll  einem  iedklichen  ingesessnen  Burger 
ein  S.  Wynfass  sinnen  umb  ein  Stäbler  und  einem 
Usmann  ein  S.  Wynfass  umb  zween  Stäbler  und  ein 
iedklich  ülfass  ein  S.  umb  zween  Stäbler.'  1049,  Aa 
Bremg.  StR.  .Welcher  die  Taverren  empfangt,  der  sol 
mehr  nit  dan  zehen  Batzen  an  einem  S.  Wein  zuo 
gewünen  haben,  und  solle  die  Schätzung  dess  S-s 
hundert  und  zwanzig  Mass  sein,  hingegen  aber  acht 
Mass  wegen  Tropfweins  nachgelassen  werden.'  Brauchb. 
1671.  Beim  Kauf  der  Gerichtsherrlichkeit  Altikon  sind 
inbegriffen  ,vier  S.  Wein.'  1696,  Z  Rq.  .Verkauft  16 
Säum  65  Mass  Most.'  1724,  Aa.  ,7  Säum  Bärli-Biren- 
Most.'  1764,  AfV.  S.  noch  Un-Gelt  (Bill  242);  brü- 
cken II  (Bd  V  357  u.);  Brenten  (ebd.  757);  Rannen 
(Bd  VI  960  u.).  —  ß)  für  Milch.  ,Nun  rechnet  man 
für  1  Centner  Käs  12  Centner  oder  3  Säume  Milch.' 
Gotth.  S.  auch  reichen  (Bd  VI  143).  —  f)  für  Öl. 
,Git  ie  der  som  Öles  3  ß  [Zoll].'  1371,  Z  StB.  ,Von  eim 
soum  öl  4  dn.'  um  1400,  Aar.  StR.  ,Ein  soum  öll  git 
16  Mir.'  um  1460,  AABr.  StR.  S.  noch  Öli  (Bd  I  181 
Anm.)  und  unter  <x  den  Beleg  von  1649,  auch  das 
Folg.  —  8)  für  Honig.  ,Git  ie  ein  soum  öles  oder 
honges  4  ß.'  1376,  Z  StB.  ,1  Söme  Honig.'  1385,  Bs 
(Ochs).  ,Von  eim  soum  hongs  2  ß.'  um  1400,  Aar.  StR. 
,1  soum  honig  git  8  hllr.'  um  1460,  AABr.  StR.  Vgl. 
noch:  ,Als  N.  gen  Lutzern  ein  son  hongs  fuort  und 
er  wider  haruss  gen  Sembach  kam,  da  namen  si  im 
sin  ross  und  daz  gelt.'  1386,  ASG.  —  b)  Trocken- 
mass.  Für  Getreide.  ,Der  herzog  von  Mailan  hat 
etlichen  unsern  burger  [!]  33  som  kürn  entwern  und 
nemen  lassen.'  1499,  Calvenf.  1899.  ,Wir  [die  Ge- 
meinden Alvaneu,  Schmitten  und  Wiesen]  bitten 
üch  [die  Churer],  daz  ir  uns  helft  mit  üweren 
kurenfüereren  umb  ain  som  roggen.'  ebd.  ,50  seim 
kürns.'  1547,  Absch.  (ü).  .Verlouft  sich  die  zal 
des  kürns   ob  20000  süuin,   so   durch   der  Püntneren 


land  in  Italia  gefüert  ward.'  1591,  Ard.  1572/1-614- 
Mehl:  ,So  schicken  wir  [die  Zürcher]  etlich  som  mal 
hinuff  [nach  Chur].'  1499,  Calvenf.  1899.  Reis.  ,Von 
einem  s.  ryss  ein  Schilling.'  1555,  ZMönch.;  ebenso 
1609,  ZUst.  .Einern  Luggarner  ein  fürschrift  umb 
100  som  ryss  gen  Meiland.'  1560,  Z  RM.  Kein  Ur- 
sener  soll  mehr  als  150  Saum  Reis  ausserhalb  des 
Landes  kaufen.  1728,  Absch.  S.  noch  Bis  (Bd  VI 
1334).  Salz.  ,Von  einem  s.  salzes  zwen  phenninge.' 
F  Handf.  1249;  lat.  ,summata.'  ,Die  salzfergere  [sind 
den  Säumern]  von  einem  jeden  s.  salz  9  ß  zuo  Ion  ze 
geben  pflichtig.'  1580,  Z  RM.  ,Für  einen  S.  Salz 
zwei  Pfennig.'  BThun  Handf.  1779.  S.  noch  Bennasche 
(BdlV  1288);  ge-bresten  (Bd  V  847).  —  c)  Gewicht. 
Für  Butter  und  Käse.  1  S.  Butter  =  2  Ealbi  oder 
180  Pfd  Gl.  ,Von  eim  s.  smalz  1  ß.'  um  1400,  Aar. 
StR.  ,Von  100  käsen,  die  ungeverlich  5  oder  6  soum 
machend.'  1491,  Gfi>.  ,Von  einem  s.  anken  zwen  krü- 
zer.'  1555,  ZMönch.;  1609,  ZUst.  ,Es  sollen  auch  die 
Molchengrempler,  allweg  zwei  unter  ihnen,  in  jedem 
Umgang  ein  S.  Schmalz  und  Käs  auf  dem  Markt  monat- 
lich feil  haben.'  1598,  Steinm.  1304  (Ap).  Die  von 
Beilenz  forderten  früher  8,  dermalen  11  Kreuzer  vom 
S.Käse.  1633,  Absch.  Dem  Belieben  jedes  Ortes  wird 
es  anheimgestellt,  dem  Jesuitencollegium  zu  Bellenz 
einen  ,S.'  fetten  Käses  zu  schicken.  1646,  ebd.  An 
den  Wochenmärkten  in  Luggarus  sollen  die  Fremden 
nichts  detailliert  verkaufen,  sondern  Käse  beim  S. 
[usw.].  1716,  ebd.  Die  Ursener  beschliessen,  dass  Kei- 
ner unter  ihnen  mehr  als  100  Saum  Käse  ausführen 
dürfe.  1728,  ebd.  Ein  Spallen  Käse  oder  ein  halber 
S.  von  allen  transitierenden  Waren  soll  140  Pfund  an 
Gewicht  betragen.  1752,  ebd.  Brot.  ,[15  Bündner] 
haben  weder  spiss  noch  gelt,  dann  ain  somm  prot  und 
ain  legein  win.'  1499,  Calvenf.  1899.  ,[Die  St  Galler 
haben  N.]  mit  4  S-en  Brott,  2  Saum  Mussmehl  und 
1  S.  Weissmehl  [für  die  Brandbeschädigten  von  Alt- 
stätten] nachgeschickt.'  1567,  KWild  1847.  ,[Dem  N. 
dafür]  dass  er  2  Saum  Brod  für  den  Beren  in  das 
Muotentall  geführt  hat,  1  Gl.  15  ß.'  1663,  ADettl. 
1904.  Metall,  bes.  Stahl.  ,Von  1  s.  ysens  1  phenning.' 
F  Handf.  1249.  ,Ein  som  stacheis.'  1.  Hälfte  XIV.,  I,. 
,Ein  soum  stacheis  von  Kume  [Como].'  1371,  Z  StR 
,1  Söme  Stahl  13  St.'  1373,  Bs  (Ochs).  ,1  Söme  Lam- 
pertschen  Stahls  1  ß.'  1385,  ebd.  ,Ein  ieklicher  soum 
stahels  oder  isens  sulle  behaben  siben  ruben.'  1425, 
Z  StB.  ,[N.  habe]  im  den  stahel  gen  Bern  verdinget, 
ein  som  umb  ein  halben  guldin.'  1467,  Z  RB.  ,50  som 
ysens.'  1471,  Waldm.  ,Magis:  ich  kumm  von  Paris, 
da  hab  ich  Karly  dry  soum  gold  gestollen.'  Haimonsk. 
1531.  S.  noch  Bosch  (Bd  IV  1764  u.);  Pfund  (Bd 
V  1155  u.);  Ruben,  Über-Ruben  (Bd  VI  76).  Tuch. 
,1  Söme  Leinwat  13  St.'  1373,  Bs  Zollordn.  (Ochs). 
,1  Söme  Tüecher  von  Mecheln  oder  Loefen  4  ß,  das 
ist  von  jedem  Stück  4  d.'  1385,  ebd.  ,Was  Zwilchen 
die  gest  durch  unser  statt  unverkouft  füerent,  da 
git  der  s.  2  ß  d.  zuo  ungelt  und  3  d.  zuo  hussgelt; 
wirt  es  aber  hie  verkouft,  so  git  es  2  d.  zuo  ungelt 
und  2  d.  zoll.  Item,  was  ouch  die  burger  zwilchen 
herin  bringend,  da  git  ie  der  s.  2  ß  zuo  ungelt.'  um 
1400,  Z.  ,[Die  Schiff  leute  erhalten]  16  ß  vom  s.  von 
den  füerenden  zwilchballen,  tüechlinen.'  1588,  ZRM. 
,Ein  halben  s.  baumwollen.'  1595,  FHaas  1909.  S.  noch 
räw  (Bd  VI  1807).  —  3.  a)  Saumpferd;  s.  auch  unter 
1  a  (zu  Ende).    ,Es  weiden  ouch  alweg  20  knecht  ein 


Sani, 


sorii  halten;  für  ein  somross  5  gülden  [Zulage].'  Ansh. 
(Soldvertrag).  Kastanien,  Reis  und  andere  Waren,  von 
denen  jährlich  tausend  Saum  dureh  Uri  geführt  wer- 
den, sollen  in  Plüelen  verzollt  werden;  die  Gesandten, 
Vögte  und  Schlossknechte  dürfen  jährlich  auf  St  Mar- 
tinstag ein  Rind  und  zwei  Säume  für  ihren  Hausbedarf 
zollfrei  vorbeitreiben.  1571,  Absch.  —  b)  ,eine  Zahl 
von  Saumtieren.'  Zschokke  1797.  —  4.  Warentrans- 
port mit  Saumpferden'?  ,Mit  Erlüterung  der  Söumen 
halb,  dass  an  einem  Sontag  kein  Sommer  mit  syner 
Saumfart  von  Huss  faren  soll.'  Gr  LS.  1619. 

Amhd.  «oiim,  aus  lat.  eauma,  gr.  ady(ia  (Übergang  von 
gr.  -f\i-  >  lat.  -um-  in  Lehnwörtern  wie  in  JirjYU.a  > 
jieuma,  x"PaTlia  >«"'<"""" ;  vgl.  Sehuchardt,  Vocalisums 
des  Vulgärlateins  II  499  ff.;  Gruudr.  der  rom.  Phil.  - 1  f  7'2). 
Vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1908/9;  L'nger-Kliull  519,  zum 
Sachlichen  noch  ThvLiebenau,  Das  Geleite  am  Gotthard; 
GBörlin  1896;  JSG.  XXXII  '29  ff.  Die  ma.  formen  von 
Saum  I  und  //  stimmen  durchweg  überein;  vgl.  auch  Jlaum 
(Bd  VI  899  Aum.).  Zu  der  im  XIV.  mehrfach  belegten  n-Form 
vgl.  die  Anm.  zu  Flttm  (Bd  I  119S)  und  bes.  heim  (Bd  II 
1279),  ferner  Weinh.  1863  §  203.  .Gross  sommen'  im  Beleg 
von  1531  unter  1  b  ist  jedenfalls  das  frz.  somme  f.,  Saumlast. 
—  Hieher  viell.  der  Flum.  ,Saum-Strasse'  ZWied.,  ,-Wcg 
(-Rank)'  S. 

Viertel-:  als  Hohlmass,  der  4.  Teil  eines  Saumes; 
vgl.  Saumäaa.  .Lauterer  V.';  s.  Aa  Gem.  I  510.  — 
Bürger-:  jährlicher  Anteil  eines  Bürgers  am  Ge- 
rneindeholz?  Z  Wülfl.  (alte  Quelle);  s.  Z  Rechtspft.  1837, 
59  und  vgl.  das  Folg.  —  Ge-rechtigkeits-:  jähr- 
licher Anteil  der  Besitzer  vou  .Holzgerechtigkeiten' 
(Bd  VI  235  o.)  am  Gemeindeholz  Z  Wülfl.  (alte  Quelle); 
s.  das  A'ur.  —  Ross-:  Pferdelast.  ,Einguoten  R.  Holz 
soll  ein  jeder  Student  dem  Schuollmeister  bringen.' 
1759,  WMörel. 

Teil-:  die  vom  , Teiler'  jedem  Fuhrmann  zur  Be- 
förderung zugeteilte  Ware;  vgl.  Teil(-er)  und  GBörlin 
1896,  38  ff.  .Welicher  talmann  teilsöum  füert,  wenn 
der  teuer  einen  heisst  ein  t.  reichen,  so  sol  er  farn 
und  sol  in  reichen.'  1190,  Uürs.  .Welcher  ein  t.  uf- 
nimpt  zuo  füeren,  es  sy  uf  den  Gothart  oder  ab  dem 
Gothart  gen  Geschinen,  und  einer  syn  soum  nit  in  die 
sust  [führt],  derselb  ist  umb  10  ß  buoss  vervallen.' 
ebd.  .Wenn  sich  einem  ein  t.  zieht  [es  ...  trifft]  und 
er  dar  kunt,  sol  je  einer  syn  ersten  nemen,  der  sich 
im  zieht  nach  marchzal.'  ebd.  S.  noch  Sp.  950.  —  Das 
Wort,  nicht  die  Sache,  fehlt  noch  im  UUrs.  Teilbrief  von  1363. 

Win-.  ,Won  sol  wissen,  dass  du  statt  het  ge- 
schierren,  da  bi  man  vähten  sol  den  winson.'  Sca  StB. 
XIV. 

säume»  II  (bzw.  -Ott-,  -öi-,  -ai-)  Bs  (Spreng);  BG. 
f-w-V,  Stdt;  Gl;  GRÄr.,  Chur,  D.,  Furna,  hPr.,  Rh.,  Ths, 
Valz.;  L  (St.°);  GoT.;  Scuw;  Ndw;  WMü.  f-Ö-J,  Vt.;  7m 
(St.1');  St.-,  somiiie"  ArL,  M.,  V.,  -ö-  ApH.,  söme"  GaChur 
(üblicher  als  söme"),  vPr. ;  GT.  (ohne  oT.)  —  Ptc.  -et, 
säume"  (bzw.  -ou-)  AAAarb.;  B  (Zyro);  Gl  (unsicher); 
GRSch.  (unsichere  Angabe),  söme"  GrCIiui-  —  Ptc.  -t: 
1.  ein  Saumtier  beladen  Bs  (,ein  Saumtier  laden  und 
führen.'  Spreng);  GrI).,  Seh.,  Ths;  Th  (.aufpacken  und 
fortschaffen.'  Pup.).  Es  Boss  s.,  ihm  den  Sattel  auflegen 
zur  Aufnahme  der  Traglast  GRÄrosa.  Syn.  basten  2  (Bd 
IV  1779).  —  2.  a)  Lasten  mit  Saumtieren  befördern  Ap; 
Bs  (Spreng);  B;  Gl  (zB.  Butter  von  der  Alp  zu  Tal);  Gr; 
L  (St.b);  Sohw;  Ndw;  W;  Zg  (St.b);  St.2  .Noch  vor  we- 
nigen Jahren  waren  die  Strassen  im  ganzen  Appenzeller- 
lande  so  schlecht  beschaffen,  dass  gar  alle  Produkte, 


welche  man  aus-  und  einführte,  von  Pferden  getragen 
und  auf  diese  Art  fortgeschafft  werden  mussten;  diess 
heisst  man  s.'  Steinm.  1804.  Mit  Acc.  der  Last.  Biww 
[Mist],  Holz  s.  WMü.  .Öfters  muss  der  Dünger  [auf 
den  Alpen]  gesäumt  werden.'  FGStebler  1899.  Mit 
4  Halbesle"  hat  1780—1800  Jßurri  va"  Bern  dünne" 
t"  d'  Chappela  Salz  g'sil-met  BG.  (Bärnd.  1911).  Im 
Herbst  gab  es  tts  de-  Berge"  Chäs  z'  sü2me".  ebd.  Wi" 
s.  Gl.  ,So  ein  frömbder  allen  hussrat  zemen  bunde 
und  hinweg  soumete.'  Zwingli.  ,[Es  wird]  allerlei  kouf- 
mannsguot  durch  miner  herren  landschaft  gefüert  und 
gesäumet.'  1527,  EEgli,  Act.  ,Gott  wolt  inen  [den 
Wiedertäufern]  nitt  spiss  von  Sant  Gallen  hinuff  in 
das  land  somen.'  Kessl.  ,A1s  er  dem  N.  salz  gsouniet, 
[habe  er]  2  mäss  salz  verstollen.'  1587,  Z  RB.  ,[In 
die  Sust  auf  der  Gemmi]  legen  die  seiraer  dasjenige, 
so  sy  von  Wallis  beruf  über  den  felsen  soumen.'  1591, 
Bs  TB.  1862.  S.  noch  Über-Lägel  (Bd  III  1169);  Mul- 
ehen (Bd  IV  208  o.);  mennen  (ebd.  297);  Pernitsch 
(ebd.  1598) ; plünderen  (Bd  V  118) ;  übersieh  (Sp.  158  u.). 
Abs.  !<•''  ha"  mit -eine"  Boss  über  der  Berg  g 'säumet 
GRArosa,  Pr.  Wem-mer  iez  noch  mösti"d  sömmen  off' 
den  alte"  Strosse".  HKFriok  1900.  ,[N.  soll  den  Weg 
unterhalten]  das  man  in  wol  faren  mochti  mit  ryten, 
soumen  und  mit  slitten.'  1472,  Obw.  .Welicher  in  un- 
serm  tal  soumete  oder  sust  werchete  oder  teilsöum 
reichte  an  einem  suntag,  der  ist  verfallen  5  gl.  buoss.' 
1491,  UUrs.  .[Der  Pfarrer  von  Gachnang]  soll  nit 
also. werken  und  söumen,  soll  dafür  lesen  flissiger.' 
1531,  EEgli,  Act.  ,Wo  [die  Säumer]  inen  nit  umb 
4  ß  s.,  weltint  si  wol  gesellen  finden,  so  des  fro 
werint.'  1531,  Z  RB.  ,N.  redt...  habe  ouch  er,  diser 
züg,  ouch  da  wider  und  für  gesoumet,  da  vast  ein 
böser  wäg  wäre.'  1539,  Uw.  ,Ain  esel  was  aingeschieret, 
welchem  zwo  trucken,  uff  iede  siten  aine,  somens  wis 
angehencket.'  Kessl.  ,Die  esel  werden  aufgezogen  zum 
s.,  als  in  die  mülin.'  Tierb.  1503.  ,Zur  arbeit  und 
zum  s.  ist  das  tier  [der  Maulesel]  über  die  mass 
stark.'  ebd.  Weller  wellte  sommen  und  sin  guot 
vergen  ze  mergt  oder  von  mergt.'  XVI.,  Ndw:  ähnlich 
Ndw  Ges.  1867.  .Wir  seind  überein  komen,  dass  nie- 
mandt  an  keinem  Sontag  solle  s.  noch  khein  ander 
Werk  tuon.'  1608,  UUrs.  .Welcher  an  pannen  Feur- 
tagen  werchet  oder  säumet,  der  ist  verfallen  5  Gl.  ze 
Buoss.'  ebd.  ,t»er  Landvogt  wolte  die  Wirt  zwingen, 
den  Wein  von  ihme  allein  zu  nehmen,  sodass  die 
Leut,  welche  mit  S.  ihr  Stuck  Brodt  verdienet,  müssen 
zusehen,  wie  sie  mit  dem  Landvogt  tradieren  könnind.' 
Pfaffenkr.  1712.  S.  noch  er-eslen  (Bd  I  522);  fertigen 
(ebd.  1004);  c/wrrewZ(Bd III  425)  ;ro&e«(Bd  VIOli)  und 
Sp.952o.  Mit  Acc.  des  Weges.  ,L)as  man  den  weg  und 
die  Strasse  möge  bruchen,  faren,  ryten,  gaif  und  soumen 
nach  notturft.'  1448,  Schw  LB.;  ähnlich  um  1480,  Obw. 
.[Der]  fuossweg  der  Bilgerstrass  sol  unversert  beliben, 
also  das  man  den  mog  ryten,  s.,  gan  und  wandten.' 
1518,  AaB.  StR.  —  b)  Lasten  zu  Wagen  fortschaffen 
BStdt;  GrPi'.;  spec.  das  Geschäft  von  Fuhrleuten  be- 
zeichnend, welche  regelmässig  Waren  fahren,  zB.  von 
Thun  ins  Simmental  BO.  (Zyro).  S.  noch  Post  (Bd  IV 
1797).  —  3.  (schwere)  Lasten  tragen  GrAi-..  Pr.,  Seh.; 
Ndw;  W.  Syn. basten3  (BdIV  1779).  ,S.,  onus  portare.' 
Id.  B.  Zunächst  von  Saumtieren  GrAi.,  Pr.,  Scb.  W o 
es  noch  keine  Strassen  gibt,  müssen  d'  Boss  d'  War  s. 
Von  Menschen.  Mannslasten,  Heubündel  auf  dem  Kopfe 
oder  Rücken  tragen   GrPi-.,  Seh.     Das  het-er  uf  dem 


951 


Sam, 


sira,  som,  suii 


952 


Buggel  (üf)  g' säumet  GrAi\,  Pi\,  Seh.  Der  het  z'  s., 
schwer  zu  tragen  GiiPr.  Der  säumet  e"  wackeri  Ladi"g, 
e"  g'hörigi  Fert.  ebd.  Si  saimed  ire"  Bueb  noch  immer 
uf  "em  Bigge"  Ndw.  ,Holz  zu  Rugg  somen.'  1610,  ApA. 
Übertr.  vom  Wasser:  D's  Wasser  tuet  1s  säumu" 
(trägun,  fieru-J  W. 

Mhd.  soumen;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1915;  Unger-Khull  519. 
Die  unigelanteteu  Formen  siud  kaum  bodenständig.  Zwischen 
2  a  und  b  ist  in  den  ä.  Quellen  nicht  immer  sicher  zu  scheiden. 

ab-,  ü  f  - :  eine  Last  mit  einem  Saumtier  oder  auf  dem 
eignen  Rücken  zu  Tal  bzw.  hinauf  schaffen  GrPt.,  Seh. 

Saumer  B  (Id.);  GrTIis,  -ö- ApK.,  Säumer  (bzw. 
-öü-,  -ei-  usw.)  BG.  (Sü'mmerJ,  Stdt;  GiiAr.,D.,Rh.,  Seh.; 
L  (St.b);  PPo.;  GoT.;  U;  W;  Zg  (St.1')  —  m.:  1.  Saum- 
tier. Einzelne  Belege  könnten  auch  zu  2  gehören. 
.Wart  ir  [der  mailändischen  Söldner]  vil  erslagen  und 
wol  1200  sömer  genomen  und  waz  die  truogend.'  1422, 
Bs  Chr.  ,[Wir  Zürcher  verlangen  für  den  Fall  eines 
Zuges  gegen  Beilenz]  daz  die  söimer  über  daz  gebirg 
weren,  e  wiruszugen.'  1422,  Z  StB.  ,Do  si  kament  für 
das  slos  Beilenz,  do  warent  den  Eidgenossen  alle  iro 
söimer  und  spis  gevangen,  das  si  kein  spis  bi  inen  hatten, 
won  si  hattent  die  söimer  vor  anhin  geschikt.'  1422, 
Z  Chr.  XV.  ,[Aus  der  Schilderung  eines  Heerzuges:] 
Do  der  vorhuot  nach  gar  unzallich  vil  sömeren  und 
do  den  sömeren  nach  das  panner  von  Bern.'  1425,  ebd. 
,Die  Eidgnossen  verluren  ouch  ir  ross  und  sömer.' 
Jüst.  ,[Die  Eidgenossen]  rustetent  sich  mit  iren  söu- 
mern  und  coste  und  andern  dingen.'  1439,  Bs  Chr. 
,Es  wirt  ouch  not  sin,  das  man  ein  schöpf  vornen  am 
huss  der  sust  machen  lasse,  damit  die  söumer  und 
das  guot  trochen  beliben.'  1452,  ZHorg.  ,Wer  sach, 
das  ain  her  der  vogty  [Eggen]  mit  ainem  römischen 
kaisser  oder  küng,  mit  andern  edlen  über  den  Arien- 
berg raisen  müsste,  so  soll  ain  her  gemain  lüt  bitten, 
das  sy  im  ein  sömer  lihen,  das  sollen  die  lüt  nit  ver- 
sagen, und  sollicher  seumer  ob  zechen  pfunden  und 
under  zwölff  pfunden  hallern  wert  syn.'  XV.,  TBBeitr. 
S.  noch  Wät-Sack  (Sp.  047  o.).  —  2.  pers.,  wie  nhd. 
Säumer  ApK.;  B  (.clitellarius.'  Id.);  Gr  (allg.);  L 
(St.b);  PPo.;  GoT.;  U;  W;  Zg  (St.").  ,Bote,  vom  Lande 
kommender  Verkäufer'  BStdt(vMülinen);  vgl.  Bott  IIa 
(Bd  IV  1883  o.).  .Säumer  oder  söumer,  der  die  saum- 
tier  treibt,  veterinarius.'  Fris.;  Mal.  Stimmer  mit  Mül- 
esle".  Barnd.  1911  (BG.).  D's  Bitte"-  und  Ghüeehlimel 
[für  die  Neujahrsfestlichkeiten]  b'schickt-me"  bim  Säu- 
mer GRPeist  (Schwzd.).  [Er]  ist  Seimer  g'si"  und  het 
di  G'leit  alleinigu  g'ladut.  W  Sagen.  ,Mit  sunder  sol 
ein  iegelicher  sömer  oder  hodel  das  salz,  so  er  zuo 
Horgen  ladet,  gen  Zug  vertigen  und  nit  dazwüschent 
niderlegen  und  wider  anders  guot  reichen.  Und  sol 
ein  iegelicher  sömer  oder  ir  knecht  eines  halben  soums 
gewaltig  sin  ze  lupfen.'  1452,  Z  StB.  ,Schnider,  ge- 
nant Keiser,  der  sömer  von  Knonow.'  1475,  Z  RB. 
,üry  sömer  us  dem  Gastal.'  1487,  ebd.  ,üie  sömer 
[von  Horgen]  klagten  sich,  die  hodler  understüenden 
ir  guot  selbs  ze  füeren.'  1510,  Z  StB.  ,[NN.  klagen]  die 
söumer  söltint  inen  nach  lut  miner  herren  vorgegebnen 
bekanntnis  umb  4  ß  soumen.'  1531,  Z  RB.  ,Sich  die 
söumer  dess  [bösen  Weges  über  den  Brünig]  erklagten.' 
1539,  Uw.  ,Zwüschent  N.  eines,  sodann  6  söumeren 
von  Horgen  andersteils  ist  erkennt,  diewyl  ir  dheiner 
an  den  verlornen  3  mässen  salz  schuld  tragen  will, 
sollen  sy  die  6  söumer  schuldig  syn.'  1565,  Z  RM. 
,[Die]    würtschaft   zuo  Saletz,   welche   täglich    voller 


wagner  und  sömer  steckt.'  1595,  URK.Hohensax.  .Wann 
der  Sömer  ist  heimbkommen,  so  hat  er  einem  Pauren 
hie  und  da  ein  Lagel  mit  Wein  geben.'  1619,  UwE. 
,Fuorlüt,  Metzger,  Säumer,  Multryber.'  Z  Mand.  1650. 
, Seumer,  Kärer  und  Fuerleut,  so  an  Son-  und  Feuwr- 
tagen  ladent,  säument,  karent  und  fierent  [sollen  ge- 
büsst  werden].'  1650,  U.  , Krämer,  Grämpier  und 
Säumer  schwerend  gemeinklich,  sie  müssind  an  den 
Wahren  ihr  eigen  Gelt  verleühren.'  Schimpfr.  1651. 
,[Die  Franzosen  im  Veltlin  1511]  tatten  den  Säumern 
und  andern  Wandersieuten  grossen  Ubertrang.'  Spre- 
cher 1672.  ,[In]  Würtshäuseren  dings  zehren  und 
geben,  vorbehalten  Säumeren  ...  kranken  Leuten,  ist  bei 
Gl.  10  Buess  verbotten.'  1683,  U  LB.  ,[Das  Herum- 
gehen mit  offenem  Lichte  ist]  sonderlich  denen,  so 
Säumer  und  Wagner  logiren  [verboten].'  GrTIis  Feuer- 
ordn.  1767.  ,Alle  Wochen  kamen  Säumer  aus  dem 
Tockenburg  herunter.'  UBragger  1792.  Jeder  Säumer 
ist  verpflichtet,  wenn  es  die  Not  erfordert,  alle  14  Tage 
einmal  die  Reise  über  den  Berg  [Gotthard]  zu  machen, 
um  die  vorrätigen  Waaren  fortzuschaffen.'  Helv.  Kal. 
1805.  S.  noch  ver-faren  (Bd  I  898  u.);  Saum  II  (Sp. 
945);  säumen  II  (Sp.  950).  Von  den  Fuhrleuten  beim 
Heere.  Unter  Denjenigen,  die  bei  Grandson  Beute  ge- 
macht, erscheint  ,Ruotschmann  Scherer,  waz  ein  sö- 
mer.' 1476,  Gfd;  hieher?  .Söldner,  knecht,  söumer, 
fryheit  und  frouwen,  so  im  veld  gewesen  sind.'  1476, 
Bs  Chr.  ,[Die  im  Felde  liegenden  Bündner]  schickend 
d-en  sömer  wider  [nach  Chur,  um  Proviant  zu  fassen].' 
1499,  Calvenf.  1899.  .Sächend  die  von  Zürich  [am 
Albis]  drig  sömmer,  die  der  Eignossen  warend,  dahar 
züchen,  von  stund  an  aber  wol  sächs  und  je  lenger  je 
mer.'  Edlib.  ,A1s  man  gan  Müss  zuge,  wurde  er  von 
denen,  so  ussgenomen  warend,  zuo  einem  söumer  be- 
stelt'  1530,  Z  Ehegericht. 

Ahd.  louman  (in  Bed.  1);  nihil,  mumare  (in  Bed.  1  und  2); 
mlat.  mgmariut;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1915;  Unger-Khull  519. 
In  Ortsn.  ,Sänmer-Gass'  ZReutl.,  Bertschikon  (10191,  ,-Weg' 
Aa;  ZSth.  .Saumer-Stein'  B.  .Sauniert- Wiese'  ZFehr.  .Sau- 
nieren' G. 

Anken-:  wer  Butter  säumt.  ,Der  Orten,  da  man 
bishar  gewont  gsin,  Ankensöumer  zu  haben.'  1619,  B 
Mand.  —  Fuer-:  =  Säumer  2.  ,[Es  ist]  dheinswegs 
chumlich,  dass  die  fuorsöumer  des  salzes  in  sonderbare 
personell  geteilt  [werden];  ...  das  salzsoumen  [soll]  an 
dheine  sonder  personen  gebunden  syn.'  1580,  Z  RM.  — 
Strack-.  ,Die  Säumer  unterschieden  sich  in  Strack- 
säumer (a  drittura  Säumer),  welche  Frachten  von  Chur 
bis  Cläfen  oder  bis  Bellenz  übernahmen,  und  in  ge- 
wöhnliche, welche  nur  von  Sust  zu  Sust  giengen.' 
Sprecher  1875;  vgl.  GBörlin  1896,  41.  —  Tal-:  der 
Säumer  des  ,Tals'  von  UwE.  XV1I./XVIII.  ,Der  Tal- 
seumer  soll  Macht  haben,  die  Almeinden  mit  zwei 
oder  drei  Pferden  zue  besetzen,  jedoch  nit  mit  jungen 
Fülenen.'  1691,  UwE.  ,Ist  ein  angenommner  Talseu- 
mer  schuldig,  daz  er  soll  [beim  Verkauf  fremden 
Gutes]  märchten,  schalten  und  walten,  als  es  sein 
eigen  Sach  wäre.'  1738,  ebd.  ,Soll  ein  Talseumer 
nichts  dings  kaufen  noch  verkaufen.'  1738,  ebd.  ,Wan 
einem  Talseumer  etwas  befohlen  zu  kaufen,  soll  er 
Nichts  darauf  schlagen  als  sein  billich  Fuohr.'  1738, 
ebd.  ,Soll  auch  ein  Talseumer  den  Talleuten  ihren 
Anken  verkaufen.'  1738,  ebd.  Der  T.  bezog  wöchent- 
lich 7  Gld.  20  Schi.  Gehalt.  1796,  ebd.  —  Win-. 
Sererh.  1742,  III  8. 


953 


Sam,  sein,  sim,  so™, 


954 


•  Chäs-Saumeten  -Sü-mete"  f.:  Käsetransport  mit- 
tels Saumtieren  BG.     S.  auch  Bärnd.  1911,  181. 

„sauniere":  =  säumen"  2a  BO.  (St.2). 

säumig  AaF.;  Z  und  weiterhin,  sumig  GT.,  sommig 
Th:  einen  ,Saum'  (in  Bed.^aa)  fassend.  Es  s-s  Fass. 
,Von  einem  säumigen  Fässlein.'  Bs  Taxordn.  1640.  In 
Zssetzung  mit  Zahlww.  ,A.  gab  ein  fiersoumig  fass 
[schlechten]  wins  umb  ein  par  haghendschen  dem  B. 
uff  ein  versuochen.'  Bossh.  Chr.  ,Ein  kalte  Suppen 
tet  mir  bass  us  einem  sechssäumigen  Fass.'  Myricäüs 
1630.  —  In  anderer  Bed.  bei  Schni.  II   27'J. 

halb-.  ,Von  einem  halbsömigen  amen  [erhält] 
der  vächter  8  hlr.'  um  1510,  AaK.  StR. 

Säume ri  f.  , Beineben  ist  ihnen  [den  Davosern] 
auch  die  S-ei  gemein,  masen  an  keinem  Ort  unsers 
Lands  mehr  Säumer  zu  finden  als  hier  und  im  Rhein- 
wald.' Sererh.  1742. 

Semester  n.:  von  dem  acht-  (auch  neun-)monatigen 
Urlaub  der  Schweiz.  Söldner  in  neapolitanischen  Dien- 
sten; vgl.  Haag,  Geschichte  der  Schweiz.  Truppen  in 
Neapel  1825/61,  S.  633.  I"  's  S.  cho",  im  S.  si"  Uwf. 
,Im  S.  oder  Abschied  fremder  Dienste  stehende  Offi- 
ziere.' Uw  Gem.  —   It.  semestre  auch  =  (halbjähriger)  Urlaub. 

Sem  et  s.  Zimmet. 

Se'minä'r,  auch  Simi-  Aa,  Sime-  Z,  Siminäri  WVt. 

—  n.,    Seminariu   m.    PA).:    1.   wie    nhd.,    Lehrer- 
(Priester-  W)  Seminar.  —  2.  scherzh.,    Zuchthaus    Z. 

—  Geschlecht  und   Form  in  PA1.   nach  it.  seminario. 
Seminarist  m.:  Zögling  eines  Seminars. 
Honig-Seim  m.:  wie  nhd.     ,Honigsäume.'  B  Arz- 

neih.  XVII.  (Birlinger).  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV -2,   1792. 
seimele"  si'm-:   langsam  essen  und  trinken  BoSi. 

Vgl.  bair.  minien,  langsam  sein  im  Tun  (S.-Iim.  a  II  286; 
auch  bei  Uuger-Khull  5112),  zu  ahd.  »ein»,  träge;  vgl.  Gr. 
WB.  X  1,  365.  Unsre  Form  mit  -m-  ist  entw.  durch  Dissim. 
aus  "sehule"  zu  erklären,  oder  sie  beruht  auf  einer  ahd. 
Nbforui  'seimi;  vgl.  zu  dem  Nebeneinander  von  n  und  m 
mhd.  laneseine  und  -seime,  ags.  stene,  Korcp.  «..„*/..,  sowie 
JSchmidt,   Kritik   der  Sonantentheorie   110.  120.     Vgl.  auch 

sim:  Lockruf  für  Katzen  Ap;  G;  Th;  Z.  Meist 
wiederholt:  Chomm  s.-s.-s.!  THEgn.  —  Vgl.  etm. 

Sim  f.,  Dim.  Simeli,  -ili,  auch  Simli  THEgn.,  Simi 
Th  (Pup.):  1.  Sim  GSev.,  Stdt;  THEgn.;  W;  ZO., 
meist  aber  Dim.,  Kosename  der  Katze  in  der  Kdspr. 
E*  schöni  Sim  Th.  —  2.  nur  Dim.  a)  Blütenkätzchen 
der  Weide  GT.;  mTn.  —  b)  Fruchtstand  von  Rohr- 
schilf, Phragm.  comm.,  und  Wollgras,  Erioph.  lat.  iuTh. 

Vgl.  zum  Ganzen  Chätzli  (Bd  III  589  u.);  M.,,,,,.1,  (Bd 
IV  606);  Busd  I  (ebd.  1742);   Zfmeli. 

Simel  Aa;  B  (Zyro);  W;  Z,  -mm-  Gl;  Gßh.  (-Ü), 
Stdt  (-U)  —  m.  (in  Aa  und  Gl  tw.  n.):  1.  a)  =  &'- 
md-Melw  (Bd  IV  222)  Aa;  B;  ZKn.,  Stdt  f,  Wth.; 
nach  einer  Z  Angabe  in  der  Müllerspr.  allg.  Wiss 
wie  S.  ,Aus  S.  werden  die  Weggli  und  Zupfe"  ge- 
macht' B  (Zyro).  —  b)  übertr.  auf  feinen  Gries  Gl; 
GStdt  f,  dagegen  von  grobem  Maisgries  GRh.  Beieh- 
mer  de"  (d'sj  S.  ab  der  Tili  abe"!  Gl.  —  2.  aus  Sem- 
melmehl gebackenes  Brötchen  W.  Syn.  Simel-Bröt 
(Bd  V  982).  Der  neu  aufzunehmende  Chorherr  be- 
zahlte ,duos  modios  tritici  ad  simulos  et  de  quolibet 
quartali  tritici  debent  fieri  novem  simuli.'  1259,  Z. 
Dem  Grossmünster  in   Zürich    wird    eine   Schenkung 


gemacht  ,ad  simulos  fratribus  presentibus  conferendos.' 
1264,  ZfsR.  N.  stiftet  zu  Gunsten  der  Äbtissin,  der 
Conventualinnen  und  der  Chorherren  der  Abtei  Zürich 
,1  modium  tritici  ad  simulos'  auf  St  Martinstag;  auch 
dem  Cantor  soll  ,unus  simulus'  verabfolgt  werden. 
1271,  Z  Fraumünsterrodel.  ,Zu  oberst  im  markt,  da 
die  simmlen  verkauft  werdent.'  1275,  Z  Stiftsurb. 
,Ouch  sol  man  ir  jarzit  began  mit  einem  halben  mute 
ehernen,  den  man  bachen  sol  ze  simelen  dien,  die  ze- 
gegeni  sint.'  1287,  Z  Fraumünsterrodel.  ,In  eisdem  die- 
bus  unieuique  confratri  [monasterii  Lucernensis]  unam 
similam  ad  panis  prebendalis  quantitatem.'  1307,  Gfd. 
,Der  meier  uff  dem  kelnhof  und  der  müller  ze  Hege 
[hatten]  ieklicher  einen  halben  soum  Elsesser  win, 
und  ietwedern  sinilen  von  einem  müt  kernen  gebachen, 
jerlich  den  herrn  gen  Einbrach  zebringen.'  1396,  ZWth. 
,5  ß  4  d  umb  simlen  wurden  den  schützen  geschenkt.' 
1397,  Z  Seckelmeisterrechn.  ,[Die  Berner  schenkten 
1418  dem  durchreisenden  Papst  ua.]  all  tag  über  sin  tisch 
wiss  simlen.'  Z  Chr.  ,[A.  klagt,  B.  habe]  im  zwo  simlen 
uff  sinera  tisch  genomen  und  im  die  an  sin  houpt  ge- 
worffen.'  1422,  Z  RB.  ,[N.  sprach:]  Wer  hat  [im  Spiel] 
gewunnen?  der  sol  den  gesellen  ein  angster  umb  ein 
simlen  geben.'  1424,  ebd.  ,[Die  Bäcker]  band  ver- 
komen,  dass  kein  under  inen  ze  einer  wuchen  mer 
dann  zwo  simlen  bachen  sol,  ussgenomen  ze  den  hoch- 
ziten  mag  einer  bachen  als  vil  simlen,  als  er  wil.' 
1427,  ebd.  ,32  Schilling  umb  simlen  schenkt  min  frow 
dem  burgermeister  gen  Baden.'  1429,  Z  Fraumünster- 
rodel. ,[Ein  Bäcker]  klagt,  das  ein  man  kerne,  beseche 
sin  simlen  ...  da  stüende  sin  swager  nechst  nebent 
im,  bette  och  simlen  feil  und  redte:  kouffent  da  von 
mir,  das  ist  nüws  guott  [frische  Ware],  das  meggelet 
nit.'  1459,  Z  RB.  ,Man  gibt  uf  die  kilwyche  eim  stadt- 
schriber  zwo  simmlen  wie  eim  andren  ratsfründ,  wie 
die  gwonlich  gebachen  werden.'  1526,  EEgli,  Acten. 
,[Der]  pfister,  so  der  Chorherren  symlen  bacht.'  1550, 
Z  RB.  ,Simlen,  ein  schön  zart  wohlgeschmackt  ver- 
mittelst eines  Gewürz-Lab  gebachnes  Brod,  wird  in 
dem  Haus  zum  Höflein  zu  gewüssen  Zeiten  gebachen.' 
Mem.  Tig.  1742.  ,Bei  Anlass  der  Caroli-  und  Kirch- 
weihe-Orationen  ist  noch  anzumerken,  dass  auf  diese 
zween  Tage  in  dem  Hause  zum  Höflein  Simlen  ge- 
backen und  hin  und  wieder  ausgeteilet  werden.' 
Herrlib.  1751;  ähnlich  vMoos  Kai.  II  203.  Vgl.  über 
dieseInstitution,die  auf  Karl  den  Grossen  zurückgeführt 
wird,  noch  Mem.  Tig.  1742,  418;  vMoos  1775,  49/54; 
Vög.-Nüsch.  I  234,  sowie  die  folgenden  Verse:  .Kaiser 
Karl  zu  seiner  Zeit  dachte  an  den  Appetit  aller  jungen 
Knaben;  drum  setzt  er  ins  Testament,  vergesst  es 
nicht,  poz  Sapperment!  dass  an  meinem  Namenstag 
trotz  der  ewigen  Schulenplag  alle  fleissigen  Knaben 
Semmlen  sollen  haben'  ZStdt  (altes  Gedicht).  ,Ge- 
baiete  Schniten  von  einer  Simmlen.'  Z  Kochb.  XVIII. 
S.  noch  Bir  (Bd  IV  1482  o.);  Simel-Bröt  (Bd  V  982); 
Pfisteren  (ebd.  1198);  Bist  (Bd  VI  1511);  ruewen 
(ebd.  1899).  Neben  andern  Gebäcksorteu  genannt. 
,A.  seitt,  das  er  wol  ettwe  geseeh[e]n,  das  B.  hulwegen 
oder  simlen  genomen  hab  und  darab  schneid  und  nach 
dem  das  ander  in  ein  aser  stiess.'  1453,  Z  RB.  .Wel- 
cher wolle  simmlen  bachen,  der  solle  kein  halb  weggen 
bachen,  und  welcher  halb  weggen  wolle  bachen,  der 
soll  kein  simmlen  bachen.'  Ukb.  der  Weggenzunft  1454. 
,N.  seit  [bei  einem  Streit  wegen  ungleicher  Verteilung 
des  Brotes  durch  den  Stubenmeister],  inn  hab  dacht, 


Saiu,  sein,  sim,  som,  sum 


das  die  symlen,  murren  und  brot  glich  teilt  weren.' 
XV.,  Z.  ,Diewyl  das  mal,  darus  die  symmlen  gebachen 
werden,  vor  und  ee  es  gelütert  wirt,  zum  dritten  maal 
durch  die  lnüli  louifen  muss,  darmit  denn  biderb  lüt 
verhinderet  und  gesumpt  werdent,  so  habent  unsere 
herren  das  symelbachen  zuo  diser  zyt  im  besten  ab- 
gestelt,  doch  darneben  erloupt,  wellicher  das  wyss 
brot  an  die  hab  welle  bachen,  das  er  das  one  ent- 
geltnis  wol  tuon  möge.'  1540,  Z  RB.  S.  noch  Feil- 
Bröt  (Bd  V  957  u.). 

Ahd.  simila  -ula  -ala,  semala  -ula  usw.,  mhd.  simel(e), 
semel(e)  in  Bed.  1  und  2,  ans  lat.  simila,  feinstes  Weizen- 
mehl; vgl.  Gr.  WB.  X  1,  559/63  (auch  n.  und  in.);  Martin- 
Lienh.  II  358.  Das  Masc.  tritt  schon  in  den  lat.  Belegen 
(zu    2)  aus  dem   XIII.  auf. 

Hof-:  von  der  Z  Abtei  (s.  Hof  Bd  II  1022)  als 
Gabe  an  Dienstleute  verabfolgte  Semmel.  ,2  mütt  [zu] 
hofsimlen  am  montag  vor  pflngsten.'  1429,  Z  Fraumün- 
ster (Ausgabeposten).  ,Span  [zwischen  der  Äbtissin 
und  dem  Leutpriester]  von  wegen  der  hoffsimlen,  so 
dann  der  lütpriester  meint,  dass  ime  die  zwifalt  werden 
söllent.  [Es  wird  entschieden]  diewyle  er  lütpriester 
ist,  so  söllent  ime  für  die  genanten  hoffsimlen  dryg 
mütt  kernen  werden.'  1462,  ebd.  S.  noch  Greding 
(Bd  II  705).  Auch  für  den  herrschaftlichen  Tisch  ge- 
backen: ,Die  selben  vische  git  man  ouch  an  der  hei- 
ligen tagen,  die  nüt  vigilie  hein,  so  man  hofsimelen 
git.  Ouch  git  man  alle  tage,  so  man  hofsimelen  git, 
jeglicher  frowen  drü  kroseier,  anderen  eiern  un- 
schedlich.'  XV.,  ebd.  —  Vgl.  Hof-Brot  (Bd  V  961/2), 
auch   Dieiut-S. 

Rogge"-:  feines  Roggenmehl.  ,Prima  Qualität  R.' 
S  Ztgsins.  —  Schibe"-.  .[Fünf  Tropfen  Blut  von 
oben  bar  flelend  [durch  ein  Wunder?]  von  Stund  an 
schön  und  klar  auf  einen  Scheibens.'  ä.  L  Lied  ,über 
die  Spieler  von  Willisau.'  Vgl.  Simel-Ring  (Bd  VI 
1095/6).  —  Dienst-:  von  der  Z  Abtei  an  die  Dienst- 
leute verabfolgte  Semmel.  ,5  mütt  [zu]  dienstsimlen 
am  zistag  vor  Lawrenzy.'  1420,  Z  Fraumünster.  ,4  mütt 
[zu]  dienstsimlen  uf  unser  Frowen  tag  ze  Augsten.' 
1429,  ebd.    S.  noch  Plattenen  (Bd  V  203). 

simlen:  zu  Semmelmehl,  fein  mahlen.  ,Simmeleu, 
Frucht  fein  und  weiss  mahlen.'  Spreng.  ,Den  Müllern 
und  den  Bäckern  auf  der  Landschaft  wird  eingeschärft, 
sich  des  Simmlens  und  des  Verbackens  von  Siinmel- 
mehl  zu  enthalten.'  1770,  Bs.  ,Eine  Mühle  zum  Sim- 
mein und  Griesen  eingerichtet.'  1817,  S. 

Simlerm.:  Semmelbäcker.  .Ruodolf,  der  simmler.' 
1315,  AAZof.  ,Der  s.  ze  Wiltberg.'  1382,  Z  Rß.  ,Hensli, 
s.'  1408,  L  Wappeubüchlein;  dafür  .pfister'  1417.  ,Sim- 
ler  und  müller  hant  gerett,  daz  malter  korns  gebe 
7  viertel  melws  und  dem  müller  sin  Ion.'  1417,  Seg.  RG. 

Vgl.  mhd.  semeler  Lexer  II  874,  .Semmler'  bei  Gr.  WB. 
X  1,  568.  Als  Zuname  bzw.  Fauülienu.  ,Eberhardus,  dictus 
Simmlerus,  primus  capellanus  capella;  St  Leonhardi  extra 
muros  Thui'icenses.'  1329.  .Sinileiv  XV.,  ZRhcin.,  seit  1534 
Bürger  von  ZStdt  und  so  bis  heute;  vgl.  Leu,  Lex.  XVII 
136.  Eine  Anspielung  auf  die  Bedeutung  des  Namens  bei 
JWSimler  1688:  ,Her  Simler,  euer  Mehl  wird  finden  seinen 
Preis  beim  fruchtbereichten  Volk,  dieweil  mit  sonderm  Fleiss 
ihr  trachtet,  dass  es  rein,  ja  simmelweisse  sei.' 

simlin:  aus  Semmelmehl  gebacken.  ,Wiiser  denne 
simmelin  waz  dis  reine  guot  brot.'  WvRbeinau.  .Zwölf 
s.  leib  die  bschiessend  nit,  die  man  im  [dem  Gotte 
Beel]  täglich  zessen  git.'  SBirk  1535.  —  Mhd.  stmelfn, 
rimeltn.     Vgl.   Gr.    WB.   X  1,   565. 


simeli.  Simili,  Fluchwort  GW.  Simeli,  s.,  gaudi! 
es  ist  hur  nu'h  wie  f'cre":  d'  Meitli  und  d'  Buebe"  hend 
enand  gere-,  Spruch  des  Narren  im  Bartlispiel  SiHwBr. 

simmeliale.  Ane,  täne,  pumpertäne.  talius,  equi- 
pale,  s.,  bia,  bia,  buff,  und  du  bist  er-  und  redlich  uss 
ZWald  (Anzählreim). 

simi  s.  sü  (Sp.  34  o.). 

Si'melör  AaF.,  Leer.;  GRPr.  (Semi-);  Ndw;  Zg 
(Simi-);  ZO.  (Simi-)  —  n.  (in  Ndw  auch  m.):  Legie- 
rung aus  Kupfer  und  Zink,  minderwertiges  Metall. 
Syn.  Hönggemer-,  Sternenberger-Gold.  ,Eine  Kette  von 
Similor  umschlingt  die  Hüften',  Tracht  der  Mädchen 
von  ZGBuonas.  , Sackuhr  von  Similor.'  Z  Donnerstagsbl. 
1787.  —  Aus  frz.  similor,  it.  similoro,  rätorom.  similor,  s.  - 
müor.     Vgl.  Weigand  II5  866;  Martin-Lienh.  II  358. 

simelörig  AaF.;  BHerz.  (simi-),  M.;  GStdt;  Ndw; 
Z,  sim(m)elörig  S;  Z,  simelöri"  ScHSt;  Ndw,  simme- 
löri" ZO.,  Russ.,  semilöri"  Ap  (setnilöri",  semilöri"s,  aber 
semilörege"  usw.):  aus  Simelör  bestehend.  Es  s-s  Chet- 
teli,  Ringli  AaF.;  S(Hofst);  ZRuss.  E"  s-i  Ür  BHerz. 
En  semilöreger  Fingerring.  ATobler  1901/2.  Er  chüf- 
em  [dem  Mädchen]  ei"s  Par  Schueh;  di  simmelöri  ge" 
Ringgeli  g'hören  auch  derzue.  ALGassmann  1906.  [Das 
Wort]  ist  wäger  us  ''em  Welschland  chu",  e"  simelöris, 
's  hat  kan  Chlang,  ez  [jetzt]  hät-me"  's  für  e"  goldi"s 
g'nu"  und  's  ist  ez  Trumpf,  wer  weiss  ive  lang,  da' 
heillös  Wort:  modern.  SWinz.  Es  hat  doch  's  Nöchbcrs 
Jörg  schu-dr  g'fuxt,  wo-n-i'"  uf  's  B'höre"  e"  silberni 
Cr  itbercho"  hä"  und  er  eisig  noch  sin  simmelörene" 
Bolle"  hat  mües'e"  träge".  Messikommer  1910.  —  Vgl. 
Martin-Lienh.  II  358. 

Simmelöri  m.:  Scheltname  für  männliche  Per- 
sonen Z.  —  Ab),  vom  Vor.,  wobei  Gul-Liiri  (Bd  III  1375) 
als   Muster  gedient  hat. 

Si'meon  B;  L;  ScuNnk.;  THSitt.  (selten),  Simon 
AASigg.  (mm-);  BInt.,  Rüd.;  GRMal.;  TuSitt.;  WZerm. 
(selten)  und  weiterhin,  Simondli  B  (Zyro):  Sch,  Simen 
B;  L Wohin.;  Sch;  ScewW.,  -mm-  Aa;  BHa.,Inn.,Rüd. 
(auch  Zyro);  GrD.;  SchwW.;  UAnd.,  Sime»  AAFri.; 
BLütz.  (auch  Zyro);  GRMalix  und  lt  Tsch.;  LGettn., 
Stdt;  GSev.;  ScHStdt;  SchwE.;  Ndw  f,  -mm-  BInt.;  Gr 
Cast.,D.,Ths;  LBallw.,  Hochd.,  Simmi  GRMalix,  Simel 
B  (Zyro),  Simeli  „B"Ha.,  Inn.  (auch  Zyro);  GRMalix; 
Sch:  männl.  Taufname,  Sim(e)on.  's  Sime"s  Hans- 
Joggeli.  Volksl.  (Vreneli  ab  ''em  Guggisberg).  Simeli- 
Mädi.  vAlmen  1897.  ,S.  (und)  Judä',  der  28.  Oktober; 
s.  Judä  (Bd  III  14),  sowie  Ludi  (ebd.  1102).  .Sankt 
8.  der  Jüd  bringt  den  Winter  unter  d'  Lüt.'  B  Dorfkai. 
1893.     ,Uf  Simen  und  Judas  tag.'  1521,  JSG.  (L). 

Die  Schreibungen  mit  -mm-  bezeichnen  zT.  sicher  nur 
die  Kürze  des  Voc.  Der  Name  ist  schon  im  XVI.  häufig 
bezeugt.  Von  ä.  Formen  seien  genannt:  .Siinau.'  1506,  Aa 
Bremg.;  1510,  UUrs.,  ,Siman,  Simä.'  1549,  Ndw,  ,Svmen.' 
um  1Ö75,  SchwE.  ,Simlis  birboum.'  1502,  ZAlt.  (Grenz- 
bestiminung);  hieher?  Als  Beiname:  ,Jakob  Beringer,  gen. 
Peter  Simeli,  geboren  1821'  ZSth.  (sein  Grossvater  hiess 
Simon).  Als  Familienn.  ,Simon.'  XVI.,  Bs;  XIV./XV.,  B  (noch 
heute);  1527,  Gl;  1443,  Schw ;  1523.  ZWein.  ,Sim(m)eu' 
BE.;  1531,  Gl;  XVII.,  Gr  (noch  heute);  UAnd.,  Urs.  In  Ortsn. 
,Simen'  U.  ,Sime11s-Acker'  B,  , -Brunnen'  ZSth.  ,Simis-Hölzli' 
(amtl.   ,Seemaunsholz'),   ,-Eiet'   ThArb.      ,Sinnnis-Moos'   Z. 

Trögli-Sime":  ungebetener  Begleiter  ScHHa.  — 
Unklar.     Der  2.  Teil  wohl  sicher  zum  Vor. 

simerc"  si'm- :  zögern,  langsam,  phlegmatisch  sein 
GFs,  Wb.  —  Vgl.  seimden. 


Sam,  sem,  sim,  som,  snm 


Siraeri  m.:  langsamer,  phlegmatischer  Mensch 
GFs,  Wb. 

Simiän  Simiö"  GWe,  -ü"  GW.  -  m.:  in  GWe. 
auch  wilde*  S.,  Thymian,  Thymus  serpyllum.  Syn. 
wilder  Rosmarin  (Bd  VI  1445).  Die  Pflanze  dient  als 
Thee  gegen  Magenweh,  gedörrt  gilt  sie  als  Arznei- 
mittel für  gebärendes  Vieh  GWe. 

Daneben  auch  Timisn  (s.  d.).  Das  anl.  S-  ist  wohl  durch 
die  noch  im  XVI.  geltende  gelehrte  Aussprache  von  griech. 
9-  (als  engl,  th)  veranlasst  (vgl.  die  Anin.  zu  Sacharias  Sp. 
13C).      Vgl.  auch  Zimis  für    Thymus. 

Stei°-:  =  dem  Vor.  GWe. 

Simon!  f.:  Simonie.  Vap.;  Guler  1610. 

Simonier  m.:  wer  Simonie  treibt.  ,Die  bäpst 
duldend  simoneier  und  huoreier  an  disen  [Kirchen-] 
eilintern.'   Vad.  —  Auch   mhd. 

simuliere"  ÄAFri.,  Zein.  (-mm-);  L,  simj-  Bs;  B;  L; 
GT. ;  Z,  simi-  Scbw  —  Ptc.  -t:  1.  simulieren,  sich  ver- 
stellen, wohl  allg.,  doch  wenig  volkstümlich.  —  2.  nach- 
denken,-sinnen,  grübeln  AaFH.,  Zein.;  BsStdt;  B;  L; 
Scaw;  Z.  Syn.  sinnieren.  Mer  similieret  har  und  In" 
Schw.  Er  simeliert  und  waiss  nit  recht  wo  ane"  Bs 
Stdt.  Alte  Leute,  die  Nachts  erwachen,  tuend  s.  oder 
sinniere",  bis-si  teider  i"nucki"d  L  (EBöthelin).  Bi 
dem  Simeliere"  sind-ene"  Alle"  d'  Auge"  stieg' gange". 
RBrandst.  1889. 

Bed.  2  nach  Gr.  WB.  X  1,  1064  .in  der  Volkssprache 
ganz  allg.';  vgl.  noch  Martin-Lieuh.  II  358;  Unger-Khnll  596. 

Sommerer:  =  S.-Epfel  (Bd  I  370  o.  mit  Anm.)  Tu 
Altn.,  Mü. 

Süm  m.:  Säumniss,  Hinderung.  Oni  S.  Scaw;  s. 
ummen-bölen  (Bd  IV  1180).  Ei"'m  im  S.  si",  aufhalten, 
im  Wege  stehn,  hinderlich  sein  Gl;  GA.;  SchwW.; 
Syn.  sümen  1  a  a.  Du  bist-mer  überall  im  S.  Gl.  ,Ze 
sünie  sin';  s.  Münz-Brief  (Bd  V  468). 

Mhd.  »Sm  in.  Efm  im  S.  si"  durfte  nach  im  Weg  rt" 
gebildet  sein.  Kuef  153«  Vs.  577/S  ist  wühl  .kiiiiiiii.n  : 
sinnen'  zu   lesen;  vgl.  ebd.  Vs.   793/4.   847/8. 

G-süm  n.:  Herumstreifen,  Nichtstun  SchwE.  Was 
ist  das  su"st  g'si"  für-n-es  G'strütt  und  fär-n-es  G'jeg 
nüeh  Bitte"g'Ut!i"  alli  Nacht  es  G'süm.  MLienert  1906. 

Sü md  f.:  Verzögerung.  ,[Margareta,  eine  Hörige, 
gelobt  bei  ihrer  Aufnahme  ins  Kloster  Frauental,  dass 
sie  dasselbe]  von  der  pfruonde  wegen  [die  ihr  vom 
Papste  verliehen,  aber  bisher  von  der  Äbtissin  vor- 
enthalten worden  war]  und  von  dez  Schadens  wegen, 
so  von  der  surade  wegen  gelutfen  ist,  daz  si  nit  en- 
phangen  wart,  niemer  kümberren  noch  nuten  [werde].- 
1328,  Arg.  —  Aid.  'jVmida;  vgl.  farsümida  (Graff  VI  221). 

sümele":  refl.,  Dim.  zu  sümen  lb  Ndw  (Matthys). 
—  Vgl.  Gr.   WB.   VIII   1910/11    (aäumeln). 

sürne",  in  BG.  und  lt  Zyro  (neben  -m-)  summe", 
in  Ap;  GRPr.;  Scn;  ThMü.  summe",  3.  Sg.  Prses.  und 
Ptc.  -t,  in  B  lt  Zyro;  GA.;  SchScW.;  SchwW.  -et,  in  BG. 
3.  Sg.  Pnes.  -et,  Ptc.  -t:  1.  a)  tr.  a)  auf-,  abhalten,  hin- 
dern, stören  Aa  (H.);  Bs;  Gr  (Tsch.);  GF.,  Ms.Sev.,  T.; 
SchwW.;  ZF.;  üblicher  cer-s.  ,S.,  remorari,  iiioram 
injicere.'  Id.  B.  Bas  sümt-mich  nüd,  hält  mich  nicht 
zurück,  ist  mir  nicht  im  Wege,  stört,  beirrt  mich 
nicht  ZF.  Das  Fingerli  [ein  verletzter  Finger]  sümt- 
mich  ies  doch  recht  z'  Tüfels  GT.  Die  mit  dem  Kirchen- 
bann   belegten  Personen    sollen    die    Stadt   verlassen 


und  ,an  die  stette,  da  es  unser  statt  an  Gottes  dienst 
nit  sume',  ziehen.  1377,  Sch  StB.  ,Marty  Spiger  von 
( 'hur  ...  hat  verjeehen,  das  er  zuo  einer  kuo  in  einem 
stal  in  der  meinung  ze  Küssnach  gangen  sye,  das  er 
sy  wölte  gehigt  haben,  hette  sich  die  kuo  nit  gewert 
und  were  er  daran  nit  gesumpt  worden.'  1451,  Z  RB. 
,Wer  söliche  gepott  verachtete  und  übergieng,  von 
dem  sol  der  anian  3  ß  d.  nemen,  er  mug  dann  ehafti 
dartuon,  die  in  gesumpt  hab.'  1463,  G  Rq.  1903.  ,Rett 
N.  güetlich  wider  sinen  meister,  er  konde  noch  möchte 
[die  Schuhe]  nit  gemachen  in  ansehung,  daz  er  in  ge- 
sumbt  hette.'  1486,  Z  RB.  ,Hab  sich  begeben,  das  die 
Wetlichen  am  tanz  verirret  sind,  da  habe  er  sy  nit 
s.  wollen  und  wider  hinder  sich  getanzt.'  1507,  Z. 
,Unser  junger  herr  stat  duss  im  väld...,  zuo  dem 
sollend  ir  gan  ein  gang,  er  würt  üch  s.  nit  fast  lang.' 
GBinher  1535.  ,Bin  in  hofnung,  wo  wir  nit  gesumt 
werdid,  so  wellen  wir  sin  am  fritag  oder  samstag  zuo 
Jenf  mit  den  büchsen.'  Ansh.  ,Mit  beger,  erbotne  hilf 
der  reisigen  und  gschütz  in  zuovallender  not  nit  ze  s.' 
ebd.  ,üas  du  in  nit  saumist,  ne  in  mora  illi  sis.  Einen 
aufhalten  und  säumen  oder  verhinderen,  detinere  et 
demorari  aliquem.  Etwas  säumen  und  verhinderen, 
afferre  tarditatem  alicui  rei.  Ich  säumen  selbs  die 
gest  und  lass  sy  zuo  lang  warten,  egomet  convivas 
moror.'  Fris.;  Mal.  [Weil  du  Gelegenheit  hast,  Neuig- 
keiten zu  hören]  bitte  trüly,  wanns  di  nüt  sumpt,  mir 
ein  kly  etwas  sägen.  Tu  Kunkelstube  1655.  Mit  prä'p. 
Erweiterungen.  ,N.  hette  allweg  gseit:  es  ist  der 
muoter  schuld,  die  sumpt  mich  [am  Heiraten].'  1541/3, 
Z  Ehegericht.  ,[N.  sagt  aus,  sein  Weib]  sye  etwa 
im  summer  all  morgen  zur  kilchen  gangen,  dardurch 
er  und  sine  murerknecht  mit  dem  morgenmal  etwa 
gsumpt  worden.'  ebd.  ,[Mit  welchen  Worten  Jesus] 
die  fürnemsten  hindernussen,  dadurch  wir  im  gebätt 
gesumpt  werdend,  gar  gwaltigklichen  hinwegnimpt.' 
Gualth.  1559.  ,Der  ungestüeme  gwalt  dieses  unzälichen 
volks  war  so  gross,  daz  sie  diesen  wüeterich  an  seinem 
fortzuge  allein  säumen,  aber  nicht  aufhalten  mochten.' 
Wdrstisen  1580.  .Fünf  müend  mir  duren  in  eim  Streich, 
da  sumt  mich  weder  Bei"  noch  Gleich.'  JMahl.  1074. 
S.  noch  rümen  (Bd  VI  918).  Abs.;  s.  armen  (Bd 
I  456).  Subst.  Inf.  ,[N.  klagt]  dass  do  der  selb 
Swab  dem  pferid  frefenlich  in  den  zoum  viel  und  hüeb 
das  als  vast  und  warf  das  pferid  um,  dass  es  viel, 
und  hat  das  pferid  von  des  Swabs  s.  wegen  uff  den 
N.  gefallen  und  in  gewundet.'  1409,  Z  RB.  ,Ich  will 
luogen  oder  verschaffen,  das  da  kein  säumen  oder 
hindernuss  seye,  faxo  haud  quiequam  sit  mora?.'  Mal. 
—  ß)  spec.  in  der  Rechtssprache,  behelligen,  in  seinen 
Rechten,  seiner  Geltung  beeinträchtigen,  schädigen; 
häufig  in  Verbindung  mit  Synn.  wie  , irren,  kümberen, 
schädigen.'  Sehr  oft  im  XIV./XVI.  Mit  Acc.  P.  ,Es  sol 
ouch  nieman  den  teuer  kümbern;  täti  aber  das  ieman, 
da  von  die  kouflüte  alder  die  tallüte  gesomet  [im 
Original  wohl  ,gesvmet']  würden,  der  solte  die  kouf- 
lüte und  die  tallüte  enschadigen.'  1363,  DUrs.  (Gfd). 
.Sprach  der  vorgenant  apt  [von  Engelberg]  und  zech 
den  N.,  er  sumti  und  irreti  in  und  sin  gotzhus  . . . 
wider  recht.'  1400,  Geh.  ,Sol  der  aman  das  gericht 
verbannen,  das  ...  niemandt  den  andern  sum,  weder 
mit  Worten  noch  mit  werken.'  1463,  G  Rq.  1903.  Mit 
praep.  Erweiterungen.  ,Were  aber,  das  die  vorgeseiten 
swestren  und  klosterfrouwen  ze  deheinen  ziten  ge- 
sumet  wurden  oder  mangel  betten    an  dem  egeseiten 


959 


Sam, 


kernen  [so  sollen  die  Äbte  von  Einsiedeln  und  Kappel 
sie  unterstützen].'  1357,  Gfh.  ,Und  ensol  si  kein  unser 
vogt  ...  daran  irren,  s.  oder  bekrenken.'  1361,  Aar. 
StR.  ,Als  für  uns  ...  etswadik  kam  und  vor  uns  geseit 
und  klegt  was,  daz  Herman  von  Überlingen  erber  lüt 
an  unsern  gerichten  in  iren  Sachen  vast  sumd  und 
die  gericht ...  irte,  haben  wir  erkend  [usw.].'  1377,  Z 
StB.  ,[Für  die  Vertragsklausel,  dass  die  vorliegende 
.Giselschaft' jeder  andern  vorgehen  solle,  erscheint  die 
Formel:]  Doch  sol  si  [die  Kontrahenten]  harzuo  enkein 
andre  giselschaft  s.  noch  irren.'  1385,  B (ALechner  1906). 
,Es  klaget  N.  zimberman  uf  die  T.,  dass  si  in  sume  und 
irre  in  sinem  hus  und  hof.'  1393,  Z  RB.  ,[NN.  werden 
in  den  Turm  gelegt,  da  sie]  die  herren  von  Wediswil 
sument  und  irrent  an  einem  hof...'  1398,  ebd.  ,Sol  si 
nieman  an  dem  bach  s.  noch  schädgen.'  1-133,  Unoth. 
,Aber  hand  wir  im  und  sinen  erben  geben  ...  die  be- 
grebt  vor  der  grossen  kilchtür,  das  in  darin  nieman 
irren,  sümen  [!]  noch  bekümbren  sol  in  dhein  weg.' 
1446,  NnwBeitr.  1890.  ,[Es  wird  verordnet]  das  in 
die  gemeind  noch  yemand  daran  [an  der  Weidnutzung] 
nicht  summen  noch  irren  sol.'  1491,  Z  Rq.  1910.  ,Wer 
ouch,  das  ieman  den  andern  an  sim  lehen  sumdi  und 
sich  das  erfunde,  der  ist  verfallen-10  pfd.'  XV.,  ZMeil. 
Offn.  ,A.  vermeint,  das  B. ...  in  in  der  Thur  vischung 
sumpte  und  daran  mer  anspräche  ald  mynzete,  dann 
er  aber  gerechtigkeit  daran  hette.'  1536,  Z  Rq.  1910. 
,Söllichs  [ein  Tatsachenbeweis]  ist  aber  nit  gschechen, 
sondern  wir  darmit  ferkürzt  und  gesumpt  und  dessent- 
halb  des  rechten  hinder  das  liechtgefüert.'  UMey.  Chr. 
1540/73.  S.  noch  riiemglich  (Bd  VI  1911);  Sächer 
(Sp.  127).  Mit  Acc.  S.  ,[Wir  verzichten  auf  alle 
Rechtsmittel]  dur  du...  dirre  verkof  und  dirre  brief 
möchtin  harnach  gesumet,  geirret  oder  gekrenket  wer- 
den.' 1304,  BInt.  ,Von  des  grossen  gebresten  wegen,  so 
gemeinlich  alle  burger  Zürich  hatten...  von  dem  ge- 
walte der  reten,  die  unser  stat  gerichte  so  verre 
sumden,  das  den  lüten  nicht  konde  gerichtet  werden, 
wan  so  si  wolten  ...  das  man  dar  umbe  recht  vor  in 
suochen  und  nemen  muoste.'  1336,  Z  StB.  ,Dass  dirre 
brief  die  briefe  nit  soll  s.,  irren  noch  kümmeren.' 
1375,  BThun  Handf.  ,[Vogt  Ulrich  und  seine  An- 
hänger] woltent  licht  damit  daz  recht  zuo  Reinfelden 
von  herzog  Leopold  gewent  und  gesumbt  haben,  doch 
gieng  das  recht  für  sich.'  1394,  PFopfä  1864.  Abs. 
.DarufT  redt  der  Fürspräch :  Ich  wil  ihnen  auch  dingen 
und  vorbehalten,  wie  rächt  ist,  dass  wan  ich  s.  oder 
irren  wurde  mit  meinen  Worten  . . . ,  dass  si  Gwalt 
haben  von  mier  an  ein  andern  Fürsprächen.'  1650, 
GrD.  LB.  Subst.  Inf.  ,Welicher  im  [beim  Holzführen] 
dienen  wil,  der  mag  es  wol  tuon  ungevarlich  an  [ohne] 
der  andern  s.,  speren  und  widerred.'  1430,  Z  Rq.  1910. 
,On  der  zinsmäyer  und  aller  irer  erben  s.  und  irren.' 
1513,  GRJen.Arcb.  —  b)  refl.,  in  BSi.,  lt  Zyro;  GrD. 
(B.);  U  daneben  auch  intr.  (wie  in  der  ä.  Spr.),  säumen, 
(sich  verjzögern,  sich  aufhalten,  nicht  selten  mit  dem 
Nebensinn  des  Unstatthaften,  Ungehörigen,  nament- 
lich in  Verbindung  mit  ,ze  lang'  oder  einer  Negation 
Aa;  Ap;  BG.,  Si.,  lt  Zyro;  Gl;  GrD.,V.;  L;  G;  Sch; 
Ta;  Uw;  U;  Z.  wohl  allg.  ,&'.,  moram  pati.'  Id.  B. 
Ich  han-mich  Cchli"  g'sümet  B  (Zyro).  Süm-dich  enchli"! 
geh  etwas  langsamer  U.  De*"  Mä"  sümt-si''1  sclw", 
der  Mond  geht  (nach  dem  Vollmond)  jeden  Abend 
später  auf  Z.  Verhüllend,  seine  Notdurft  verrichten 
Ap;  Bs;  S;    Z.     Syn.  sich  ver-hinderen  (Bd  II  1419). 


Ieh  ham-inich  nämlich  im  Holz  onne"  noch  e'so  näbes 
a'sen  e"chlin  g'sumt.  ATobler  1909.  , Sumden  sich  aber 
sinü  ross  da,  so  soll  ers  mit  unsern  lantlüten  vertigen 
als  unverzogenlich,  daz  der  koufmann  nüt  ab  im  klage.' 
1383,  Gfd.  ,Wär  aber,  dass  die  nüwerung  nit  beschehi 
zu  dien  selben  ziten,  und  es  sich  von  keiner  sache 
wegen  sument  oder  verzuhent  wurdi.'  XV.,  Hilty  1891. 
,Der  N.  saumpt  sich  verdrüsslich  lang,  und  wirt  der 
imbiss  gar  ze  schänden,  N.  odiose  cessat,  prandium 
corrumpitur.  Ich  mein  nit,  das  man  sich  solle  säu- 
men, moram  non  puto  esse  faciendam.  Ich  muoss 
mich  etwas  s.,  habeo  aliquid  moros.'  Mal.  ,Ze  lang  s.' 
,Nun  ist  ze  wüssen,  daz  sich  der  zug  gar  berlichen 
sumpt  nach  dem  anschlag,  denn  der  waz,  daz  man  den 
drissig  mannen  nach  sölt  züchen  in  dem  dicken  näbel ..., 
daz  ted  man  nun  nüt  und  sumpt  man  sich  zuo  lang.' 
Edlib.  ,[Der  Wächter  wird  angehalten]  uf  der  wacht 
flyssig  zuo  belyben,  sich  nit  in  wirtzhüseren  und  an- 
deren enden  ze  lang  ze  s.'  1557,  AABremg.  StR.  ,1m 
Wirtshaus  darf  er  sich  wol  ze  lang  säumen  und  seines 
heimats  vergässen.'  OWerdm.  1564;  , säumen.' Herborn 
1587.  Negiert.  Ich  will  nid  s.,  die  Sache  bald  fer- 
tigen B.  Süm-dich  nid,  chumm  bald  ivider  hei'"!  Th. 
.Unser  aller  mainung  und  ratt  ist  ...  das  man  sol 
schicken  umb  die  Eignuss,  das  si  sich  nit  suinend,  durch 
Gottes  willen.'  1499,  Calvenf.  1899.  ,Ylend  bald  und 
summend  üch  nid,  wann  es  not  tuot.'  ebd.  ,Schnell 
gang  hin  und  sum  dich  nit!  es  bschysst  dich  sunst  mit 
uns  der  ritt.'  Ruef  1550.  ,Eil  flux  und  säum  dich  nit, 
rumpe  moras  omnes.  Du  hast  dich  ganz  und  gar  nit 
gesaumpt,  ne  minimam  quidem  moram  interposuisti. 
Es  hindert  oder  saumpt  sich  da  nichts,  dass  du  nit..., 
tibi  nulla  ad  decedendum  mora.'  Fris.  ,Haruif  ich 
inen  geantwurtt,  ich  welle  yllentz  mine  herren  be- 
schicken in  hoffnung,  die  selbigen  sich  nit  sparen  noch 
s.,  sunders  flys  und  ernst  anzuokeren  und  mit  lantlütten 
reden  lassen,  dass  sy  den  man  [den  im  Schelmenturm 
liegenden  N.]  uf  die  trostung  hin  usslassen  werden.' 
1566,  Uw  (JSG.).  ,[Die  Fürsten]  hand  beid  Aiaces 
auch  auf  d  wacht  [geschickt],  dann  sie  [=sich]  nicht 
säumen  wirdt  der  feindt,  so  er  das  gschrei  und  tümmel 
spürt.'  GGotth.  1.599.  .[Einem  wegen  Bestialität  An- 
geklagten wird]  anzeigt,  er  soll  sich  nun  nit  mer  s., 
sondern  hinwegfliehen.'  1604,  ScaSt.  .Als  nun  Cäsar 
semlichs  [den  Zug  der  Helvetier]  verstendiget  ..., 
sumpt  er  sich  nüt,  sonder  in  grosser  Yl  reiset  er  von 
Rom  in  Galliam.'  JJRüeger  1606.  , Jüngling:  s  ist 
doch  jetzundt  schon  zimlich  spoht,  morgens  will  ich 
mich  soumen  nit.'  GGottb.  1619.  ,So  bald  man  Beuten 
bekommen  hat,  so  soll  man  sich  nicht  säumen,  sonder 
der  Guamison  zueilen.'  Kriegsb.  1644.  ,Die  Franken 
sumten  sich  nicht  lange,  namen  also  ohne  den  ge- 
ringsten Widerstand  das  ganze  Welschland  ein.'  Jv 
Weissenflub  1792/1821.  Mit  priep.  Erweiterungen. 
,Virnemint .  ..  welche  zuovirsi[h]t  er  uns  gibit  an  sine 
genade,  obe  wir  uns  nine  sumen  an  der  ruiwe.'  E.  XII., 
Wack.  1876.  ,In  disem  allem  sumptend  sich  die  Evan- 
gelischen in  Frankrych  auch  nit,  sonder  namend  etlich 
der  besten  stetten  yn.'  1562,  JHaller  Chr.  ,Dass 
ich  aber  semlichen  Handel  so  witläufig  angezogen  und 
mich  hierin  so  lang  gsumbt,  i^t  fümemlich  darum 
geschehen...'  JJRüeger  1606.  Mit  Inf.  ,Min  herr 
sumt  sich  lang  ze  kummen.'  Zwingli.  ,Gastfrei  ze 
syn  sumpt  sieh  weder  die  Oberkeit  noch  die  Bürger- 
schaft gar  nüt.'   JJRüeger  1600.    , Saume  dich  nicht, 


mihi 


[die  Wunde]  zu  salben.'  Würz  1034.  S.  noch  rümen 
(Bd  VI  921).  Subst.  Inf.  ,Das  die  vorgeseiten  müt 
brotes  ze  einer  spende  ze  dem  zil,  als  vorgeschriben 
ist,  dester  sieherlicher  und  ane  s.  ellü  jar  usgericht 
und  geben  werden,  so  haut  jetz  NN.  mit  guoten  trüwen 
gelopt  ...'  1398,  Zürk.  Auch  ohne  den  Begriff 
der  Verzögerung,  (auf  dem  Wege)  einen  Halt  bzw. 
Aufenthalt  machen,  sich  (an  einem  Ort)  aufhalten, 
verweilen.  Süm-di'''  e"chli"!  bleibe  ein  wenig  BSi.;  Z. 
Du  hest-di'h  nit  lang  g'sümt  BSi.  Ich  sum-mi'*  iiüd  lang, 
gehe  bald  wieder  Ap;  Tb.  NePmäl  su  schickt -en  der 
Meister  gegen  den  Nüne"  in  d'  Stadt ...,  mich  zwo  Stund 
du  demüch,  i°*  ha"-mich  noeh  müessen  s.  Alpenr.  1827 
(Bü.).  Halt-dieh  nimm  üf  und  ganggle"-mer  ume"  und 
süm-di'h!  ebd.  Hurtig  im  Schleich  isch's  [das  Christ- 
kind] doben  im  warme"  früntlige"  Stübli,  's  sümt-sich 
und  gaffet  nit  lang.  Schwzd.  (AaKu.).  Doch  ha"-mich 
nüd  lang  g'sümt,  d's  Hei'"we  hät-mi'h  hei'"  Hribe". 
CStreiff  1899.  Doch  i'"  cha""-mich  nit  lang  s.,  ich 
icolt  noch  bas'  uhi"  grad.  UDirrenh.  1903.  ,[Es  soll] 
nieman  in  unser  meren  statt  uff  Dorf,  an  Vinken  stad, 
bi  dem  Küden  und  vor  dem  kornhus  in  der  mindern 
statt,  sunder  an  den  stetten,  da  man  sumet,  kein  holz 
noch  mist  ...  lenger  lassen  liggen  dann  dry  tag.'  1423, 
Z  StB.  ,Ich  bin  bei  Laban  auf  der  frömbde  gewesen 
und  hab  mich  bisshär  by  im  gesumpt.'  1548,  I.Mos.; 
.gesaumet.'  1638;  .aufgehalten.'  1667;  ,ich  bin  bey 
Laban  daussen  gewesen  und  bin  bisshär  under  den 
frömbden  gewesen.'  1530.  ,Und  ja  in  Ägypten  und 
Syrien  ...  ongemeistert  mönch  entstanden,  die  sich  mit 
grosser  zaal  gern  in  den  stetten  und  castellen  saump- 
tend,  und  weite  zerblasne  kleidung  truogend.'  Vau. 
,Als  er  von  Fryburg  alhar  gangen  und  sich  an  der 
Sensen  ein  halb  mass  wins  ze  trinken  gsumt.'  1559, 
B  Turmb.  ,Wenn  sich  die  kind  üt  ein  wenig  stossen 
an  einem  stein,  fallend  sy  von  stund  an  am  selben 
ort  nider  und  säumen  sich  da  mit  weinen  und  heulen.' 
OWerdm.  1564.  ,MH.  habent  dem  N.  bewilliget,  das 
er  wol  in  gasts  wyse,  doch  gar  nit  gfarlicher  wys  in 
ir  statt  und  lantschaft  durchziehen  möge...  und  sich 
nit  lang  sume.'  1565,  Z  BM.  ,Uss  diser  glychnuss 
erschynt,  dass  die  seelen,  die  vom  lyb  abscheidend,  sich 
hie  nit  wyter  sumend,  sonder  von  stund  an  hingefüert 
werdend  von  den  englen.'  LLav.  1569.  ,[Wenn  ein 
Fremder  hier  Hochzeit  hält,  soll  der  Oberknecht]  im 
anzeigen,  das  er  mit  synem  wyb  am  dritten  tag  nach 
der  hochzyt  von  hinnen  uss  der  statt  züche  und  sich 
lenger  nit  alhie  enthaltend  ald  summind.'  1572,  Z  EM. 
,Sich  s.  oder  etwas  verziehen,  commorari.  Sich  auf 
halbem  wäg  s.  oder  still  halten,  ad  medium  iter 
eunetari.  Sich  lenger  an  einem  ort  s.  oder  bleiben, 
longius  morari  in  loco  aliquo.'  Mal.  S.  noch  Erd- 
Bich  (Bd  VI  156).  —  2.  refl.,  sich  sputen,  Eile  haben 
B„0."  (von  Zyro  bestritten),  B.,  oSi.;  GRAr.,  D.,  Pr.,  S., 
Seh.  Süm-dich  nit!  zu  einem  in  schnellem  Lauf  Be- 
findlichen. I'h  süme"-mieh  Nüt.  Ier  hend-n-ich  gär 
Nüd  z's.,  er  g'kommend  's  [Bd  III  280  o.]  noch  g'hand 
GrPt.  Summ-dich  und  chumm  asicend  [Bd  I  594  o.], 
i"-re"  Viertelstund  tcürd  d's  Wasser  strodle".  Schwzh. 
(GRSchs).  Wenn  [du]-di'h  nid  s.  tuest,  Sa  setz-dich, 
mer  chönntend  es  Wili  no'h  tatsche",  ebd.  —  ge-sümt. 
Sich  g'sümte"  mache",  g'sümte''  si",  sich  eilfertig 
stellen,  tun  als  ob  man  Eile  habe  (eig.  den  Aufge- 
haltenen spielen)  B„0.",  Bi.  —  un-ge-sümt:  a)  un- 
gehindert, unbehelligt.  ,Also  zog  man  gan  Nider- 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


wil  und  da  um  ...  und  namend  ein  grossen  roub 
und  füertend  den  gan  Zürich  mit  guoter  ruow  in  ir 
stat,  ungesumpt  von  mencklichem.'  Edlib.  .Wir  glau- 
ben, Der  werde  ungesäumt,  ohne  Versuchung  einigen 
Gerichts  ins  Leben  eingehen,  welcher  nach  Christo 
und  seiner  Gerechtigkeit  ein  herzliches  Verlangen  hat.' 
Pfaffenkr.  1712.  Spec.  in  der  Bechtsspr.,  unbehelligt, 
in  seinen  Bechten  nicht  beeinträchtigt,  nicht  benach- 
teiligt; vgl.  sümen  1  a  ß.  ,So  mag  er  das  guot  ...  ver- 
koufen,  wem  er  wil,  dannethin  von  dem  es  geteilt  ist 
und  menglichem  ungesumpt  und  ungehindert'  XIV. / 
XV.,  ZDürnt.  Offn.  ,[Es  soll  dafür  gesorgt  werden, 
dass  der  Abt]  widerum  da  in  sinem  gotshus  sicher 
wonen  und  wandlen  möge,  von  der  statt  Sangallen 
ungesumpt.'  HBcll.  1572.  ,U.  län.'  ,Der  N.  von  Horgen 
hat  sich  gegen  G.  beclagt,  wiewol  demselben  G.  des 
totschlags  halb  ingebunden  sy,  die  NN.  ungesumbt  ze 
lassen  und  ze  myden.'  1527/9,  Z  EB.  ,[N.  soll]  sich 
ouch  der  syten  des  Zürichsees,  alda  die  Negelinen 
wonhaft  sind,  genzlichen  üsseren  ...,  und  sy  Negelinen 
der  ort  und  enden  fryg  allerdingen  ungesumbt  lassen.' 
1595,  ebd.  Mit  pra»p.  Erweiterungen.  ,[Der  Eat  er- 
kennt] wo  es  Öris  und  der  Dietschin  will  wer,  dass 
der  Wolf  bi  dem  gemach  belib,  dass  in  ouch  dann  der 
Kramer  daran  ungesumpt  sol  lassen.'  1382,  Z  EB.  ,So 
ist  denen  von  Berg  das  weidrächt  an  demselben  end ... 
zuogesprochen,  also  das  die  von  Flach  nach  iedem 
nutz,  so  si  des  gebuwend,  si  der  weid  halb  söllind 
ungesumbt  lassen.'  XV.,  Z  Eq.  1910.  ,Do  köm  Uoli 
Verwer  von  Zürich  und  retti  dem  Peyer  in  sin  kouff 
und  dinget  das  rind  und  bott  ouch  uff  das  rind;  do 
sprechy  Jekly  Peyer...:  lieber,  lass  mich  an  dem  kouff 
ungesumpt.'  1423,  Z  KB.  ,[Wenn  die  Herren  von  Uri 
mir  die  Pfründe  absagen,  so  will  ich]  sy  daran  unge- 
sumpt, unbekümbert  und  ungehindert  lassen.'  1499, 
Gfd.  ,Ist  erkent,  das  die  von  Affoltern  nit  schuldig 
sin,  die  von  Nidermetmastetten  mit  iren  schwynen 
zuo  inen  in  iren  wald  faren,  sonders  süllent  sy  die  von 
Affoltern  dar  in  ungesumpt  lassen.'  1527/9,  Z  EB. 
,Darumb  verhoffte  er,  N.  söl  in  in  dem  sinen  unge- 
sumpt und  ungeirrt  lassen  [und  dort  nicht  fischen].' 
1539,  Z.  ,[Im  Herbst]  sollen  die,  so  zugvech  haben, 
mit  dem  selben  zugvech  uff  die  Holtzwisen  bis  St  Mi- 
chelstag und  uff  die  Embdwisen  unz  St  Gallentag 
allein  faren,  und  man  sy  mit  anderm  vech  bis  zun 
selben  tagen  daruff  ungesumpt  lassen.'  1562,  Z  Eq. 
1910.  ,Von  Aller  Heiligentag  an  bis  uf  Nicolai  soltend 
si  [die  Fischer  von  Sch]  des  Closters  Fischer  im 
Lachsfang  ungeumpt  und  ungeirrt  lassen.'  JJEüeger 
1606.  .Friderich  solle  der  Gfangenschaft  erlediget 
werden,  der  möge  wol  küniglichen  Titul  bruchen, 
iedoch  Kaiser  Ludwigen  im  Kich  ungsumpt  lassen.' 
ebd.  S.  noch  rüewig  (Bd  VI  1905).  Mit  abs.  Gen.-Kon- 
struktion,  unbeschadet.  ,Mag  ouch  ein  jeder  vater 
sinen  sünen  us  sinem  guot  einen  frygen  vorus  und 
vorteil  ordnen  und  vermachen,  ungsumt  und  unver- 
hinderet  siner  döchteren.'  1545,  LHitzk.  (Absch.).  — 
b)  ungesäumt.  ,Do  schruwend  d  Eidgnossen:  dran! 
dran!  ...  druktend  also  mit  ungesumter  fust  so  heftig 
dran,  dass  si  die  egenanten  riter  ...  ganz  darnider 
legten.'  Ansh.     Als  Adv.  B. 

Ahd.  •sümjan  (nach fereüman.farsümmando;  GraffVI  -J-21), 
nihil,  sümen  in  Bed.  1.  Der  Umlaut  ist  uach  obd.  Kegel  durch- 
weg unterblieben;  die  in  einzelnen  MAA.  erscheinende  En- 
dung -et  der   3.  Sg.    PriBS.   und   des    l'te.   könnte  freilich   auf 


:  m;  1 


ein  ™-Verb  deuten.  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1911/4;  Maitin- 
Lieuh.  II  358.  PN.:  ,Suindienst.'  1432/3,  Z  RB.  Bed.  2 
ist  mir  schwz.,  und  wohl  von  Wendungen  ausgegangen  wie  er 
hcl-sich  g'aümt,  hat  sich  lange  aufgehalten  und  musste  sich 
infolge  dessen  beeilen;  auch  aich  y'sümte"  mache",  y'sümter 
ei"  (vgl.  Sp.  961  u.)  kann  ein  Ausgangspunkt  dieser  Bed.- 
Entw.  sein. 

ver-ab-:  versäumen.  ,Was  an  disem  [an  den  Ge- 
rechtigkeiten des  Gotteshauses  St  Galleu]  dise  Jahr 
hero  verabsäumet,  [soll]  dem  Gottshaus  nach  Billig- 
keit widerumb  ersetzt  werden.'  1015,  JGolm  1897. 
,[Der  Vogt  zu  Kheinau  soll  dafür  sorgen,  dass]  in  dem 
Zechenten  kein  Eingriff  getan  und  sonsten  sowohl  im 
trochnen  als  nassen  Zeehenten  Nichts  verabsäumet 
[A'ar.  , versäumet'],  sonderen  Alles  fleissig  eingezogen 
werde.'  XVIII.,  Z  Rq.  1910.  Von  Arbeitsversäumniss: 
,Es  seye  dan  Sach,  das  Einer  [der  als  Zeuge  vorge- 
laden wird] ...  sein  Tag  dardurch  verabsäumen  müesste.' 
1665,  U  LB.   —  Vgl.   Gr.   WB.  XII   59/60. 

ver-,  in  GStdt;  Sch;  Th  -summt",  in  ApL,  Um. 
auch  ve' summe":  1.  tr.,  im  Wesentl.  wie  nhd.  ver- 
säumen, a)  mit  Acc.  P.  a)  (in  der  Arbeit)  aufhalten, 
stören,  wohl  allg.  Ich  icill-ieh  [euch]  nüd  länger  v.  Ich 
will  gö",  ieh  versum-di^  g'ad!  Ne",  vi-',  ich  lö"-mi'h  nüd 
v.  Ah.  J«*  ha"  Nüt  üsg'richt,  ich  bi"  versümt  worde" 
Ap;  Th;  Z.  I'h  bi"  e"ki2nist  fertig  cho",  er  het-mic>> 
geng  versümt  BG.  So,  jitz  rersüm-mieh  nümme"!  ebd. 
,Du  bist  der  bilgrin  zuo  dem  vatterland,  dem  sin  vart 
ist  vergessen,  wun  [1.  ,wan']  du  dich  die  zit  [das  Ir- 
dische] lassest  v.'  Volksb.  .Einen  versäumen,  hin- 
deren, reraorari.'  Hosp.  Jmdn  an  Etw.  v.,  ihn  daran 
hindern,  ihm  davor  sein.  .Will  ich  dich  an  dim  glück 
von  unser  wegen  nit  v.'  ThPlatter  Br.  —  ß)  be- 
nachteiligen, schädigen;  zunächst  durch  verspätetes 
Handeln.  ,Du  hast  dich  und  die  arm  tochter  be- 
trogen und  beschissen,  übersehen  oder  versaumpt, 
perdidisti  et  te  et  illam  miseram.'  Mal.  Kirchlich, 
mit  Bezug  auf  das  Seeleuheil.  ,Ich  trag  daz  hailig 
sacrament  und  wolt  zuo  ainem  siechen  menschen,  daz 
in  grozer  krancheit  lit,  und  wolt  also  den  nächsten 
weg  gaun,  darumb  daz  der  kranc  mensch  nit  versümt 
wurd.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Dovon  so  mane  ich  dich, 
liebe  muoter  aller  erbermde,  daz  du  dozuo  tuost,  daz 
dirre  [sündhafte]  ritter  nüt  versumet  werde,  also 
daz  er  nüt  ewielich  verlorn  werde.'  Nicl.  v.  Basel. 
.Daniitt  ...  die  bideren  lüt  ze  Bülach  nitt  gar  versumpt 
werdint  mit  einem  so  unfruotigen  man  [einem  un- 
tüchtigen Pfarrer],  so  sol  man  ein  tusch  mitt  imm 
ansehen.'  1534,  SHess  1811.  Ärztlich.  ,Es  sollend 
ouch  die,  so  den  verwundten  anfengklich  an  wirt 
und  scherer  bekennt  band  ...  den  schaden  beschowen, 
damit  er  durch  den  scherer  nit  versumpt  werd.'  1535, 
Z  Statute.  ,Dises  macht,  daz  ich  [ein  erfahrener 
und  gelehrter  Arzt]  niemandt  nicht  rahte,  dann  ich 
weiss,  wie  der  sacheu  bald  zu  vil  oder  zu  wenig  be- 
schehen,  und  wie  ein  mensch  bald  mag  versäumet 
oder  verderbet  werden,  darab  ich  mir  dann  mein  con- 
scienz  beschweret.'  HPantal.  1578.  .Sintemal  auf  diese 
Weis,  durch  Sperren,  Umbhin fahren  und  ungereimtes 
Wesen  [der  Gebärenden]  viel  Kinder  versäumt  worden.' 
JMuralt  1697.  Rechtlich.  ,[Anshelm  Öpfelmuos  zum 
Win,  der  ihn  zum  Fürsprech  begehrt:]  Ir  hand  un- 
recht, herr  der  Win,  ir  wurdend  mit  mir  versunibt 
sin:  der  handel  ist  gar  gross  und  schwer,  dass  ich 
im  nit  gnuog  witzig  war.'  HsRMan.  1548.     ,Üer  für- 


spräch  sagt,  so  ich  im  [dem  Kläger]  sol  die  red  tuon, 
so  bhan  ich  im  vor,  wo  ich  in  möcht  v.  . . .  das  er 
von  mir  raög  stan  an  ein  anderen.'  1596,  Aar.  StR.  — 
Y)  vernachlässigen:  ,Ihr  würdet  im  ganzen  Dorf  nicht 
einen  Menschen  finden,  der  nicht  sagte,  wie  gottlos 
die  Kinder  in  der  Religion  versäumt  und  nur  auf  das 
Zeitliche  gezogen  werden.'  HPest.  —  b)  mit  Acc.  S., 
meist  Vorgangsbezeichnung,  et)  versäumen,  verpassen, 
(durch  Gleichgültigkeit,  üblen  Willen,  unter  dem  Druck 
der  Verhältnisse)  unterlassen,  wohl  allg.  Es  [ein 
Schulkind]  hat  's  ganz  Jär  d'  Schnei  nie  versümt. 
D'  Predig  v  ,  von  Jmdm,  der  hingehn  sollte.  Mit  Etw. 
's  Bettle"  v.,  Nichts  dabei  verdienen  Ap;  GRPr.;  GTa.; 
Th;  Z.  Bas  isch  's  Bettle"  versümt.  De"  Pure"  go" 
schaffe"  ist  's  B.  versümt  ZW  ei.  Er  versümt  Nüt,  ist 
sehr  tätig  GF.,  G.  Ich  ha"  nüd  vil  z'  v.,  habe  es  nicht 
eilig,  habe  Zeit  Ap;  ZO.  S.  noch  Gesell  (Sp.  722). 
ZU  v.;  s.  auch  rümen  (Bd  VI  917).  Er  [der  Frühling] 
zieht  mit  Chrüz  und  Fanen  l",  als  wenn-er  's  nöche"- 
mache"  we"t,  was-er  versümt  und  verlecker  et  het.  Alpenh. 
1839  (S).  ,N.  vermeint,  diewil  si  ir  recht  und  ansprach 
so  lang  verschwigen  und  versumpt  hat,  solle  er  iren  nüt 
schuldig  sin.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,N.  welle  ouch 
das  kind  gern  nemmen,  aber  si  nit,  denn  si  ir  an- 
sprach versumpt  hab.'  1533/8,  ebd.  ,Morgents  fruo,  so 
es  zwei  schluog,  psalliertends  die  metti...  und  nach 
dem  fronampt  die  non.  Wer  solichs  versumpt,  der 
rnuosst  ze  buoss  gen  von  der  mette  6  hl.'  LBossh.  Chr. 
,[Da  die  Ratsherren]  ire  eignen  sachen  und  gscheft 
underzwischen  v.  und  verliggen  müessen  [soll  ihnen 
ein  Taggeld  entrichtet  werden].'  1546,  Z  RB.  ,[Der 
Stadtläufer  soll  das  ihm  Anvertraute  zurückschicken, 
wenn  er  wegen  Krankheit  seinen  Weg  nicht  fortsetzen 
kann]  damit  nützit  versumpt  ald  verwarloset  werde.' 
1557,  AAßremg.  StR.  ,Wellicher  Wächter  uff  den  turnen 
hinfüro  die  wacht  versumpt  ald  die  stunden  nit  meldet..., 
der  soll  dryg  tag  im  Wellenberg  liggen.'  1565,  Z  RB. 
.[Kriegsknecht  zum  Juden,  den  er  zum  Genuss  von 
Schweinefleisch  zwingen  will:]  Volgst  mir,  tust  unsre 
Götter  ehren  ...,  zu  grosser  Ehr  und  Würde  kompst,  wo 
nit,  dein  Glück  du  selb  versombst.'  GGotth.  1619.  ,Vor 
8  Tagen  hab  ich  zimlich  vil  [Früchte]  verkauft...; 
sol  hüt  widerumb  an  keinen  Mitlen  nit  versumpt 
werden  [es  soll  Alles  getan  werden,  um  den  Absatz 
zu  fördern].'  1639,  Brief  des  Amtmanns  Escher.  ,[Die 
Soldaten  haben]  gesagt,  sy  wollind  nicht  bleiben,  man 
gastiere  sy  dann,  sy  wollind  nit  das  Ihren  umb  der 
Wacht  willen  verzehren  und  versäumen.'  1643,  Z. 
,Schneidt  der  Tod  Einem  die  Zeit  zur  Buss  ab,  weh 
Dem!  dissmalen  versäumt,  ewig  versäumt;  o  des  un- 
widerbringlichen Schadens!'  JMüller  1665.  ,üen  An- 
laas  versäumen,  verscheinen  lassen,  occasionum  mo- 
menta  negligere.'  Hosp.  ,Tüege  er  [für  die  grosse 
Anzahl  Kühe]  einen  geringen  [Stier]  zu,  so  werde  vil 
Milch  und  Schmalz  versaumbt,  dessen  sich  Bemitlete 
und  Unbeinitlete  zu  beklagen  habind.'  1715,  ZKyburg. 
Ptc.  prajs.  subst.;  s.  Predig  (Bd  V  401).  Mit  Inf.  und 
,zu.'  ,[Die  Gesandten  von  ZDüb.  verlangen  ein  grös- 
seres Taggeld  für  die  Richter]  in  ansechen,  das  etwan 
zun  zyten  einer  den  halben  tag  deshalb  gspannen 
ston  muoss  und  hiemit  das  syn  im  veld  und  sontst 
zuo  verrichten  versumpt.'  1569,  ZDüb.  Prägnant. 
Mitzunehmen  versäumen:  ,Bi  3  tusend  Eygnossen  ka- 
men in  daz  dorf  Buscho;  wurden  do  erstochen  etliche 
Franzosen  und  bi  4  hüpschi  hengst  da  gewunnen,  die 


Sani,  sein,  sim, 


sie  hatten  versumt  in  den  stellen.'  nach  1511,  B  Anz. 
1901  (F).  (Durch  Ausbleiben)  verwirken:  .Welcher  uff 
die  4  bestimbte  Jarsbesamlungen,  so  in  Bat  gebotten 
wirt,  nit  erschynt,  der  solle  1  Pfd  versumbt  haben 
ohne  Gnad.'  1629,  AaB.  StR.  —  ß)  ,etw.  Unpassendes 
tun,  Jmd  beeinträchtigen':  I'1' glaube"  nüd,  das'-mer  da 
Öppisversüme"d,u-e""-mer'sde"  Waj  mache" d  Z(FStaub). 
Unrichtig,  fehlerhaft  ausfertigen:  ,[Für  die  verspro- 
chene Beschleunigung  meiner  Angelegenheit  habe  ich] 
dem  dolmetschen  gedankt  und  weiter  petten,  das  er 
bim  schriber  sollicitieren,  das  mir  im  abschaid  nüt 
versumpf  werde';  nachher:  ,das  mir  der  abschaid  in 
bester  form  gestellt  wurde.'  Rainsp.  1553.  —  c)  refl. 
a)  sich  (aus  Gleichgültigkeit  oä.)  aufhalten  (und  da- 
durch zu  spät  kommen)  Ap;  GT.  I"'  ha"  früener 
ivel'e"  cho",  aber  {«*  ha"-mi'h  halt  nuch  versumt.  Gang 
nu"  noch  goge"  d'  Tante"  b'sueche",  brüchst-di'h  jo  nüd 
lang  z' v.!  dich  nicht  zu  lange  aufzuhalten.  Abge- 
schwächt (wie  silmen  Sp.  901):  .[Der  Zeuge  des  Rauf- 
handels] het-sich  du  hinnerschlage"  (hielt  sich  im 
Hintergrund  verborgen)  wd-sieh  dert  versumt  (hielt 
sich  dort  auf).'  Bärnd.  1911  (BG.).  .Des  warent  wir 
ze  spate  usgefaren  und  versumpfen  uns,  da  uns  die 
[vor  Baden]  engiengen.'  Z  Chr.  XV. ;  Var.:  ,do  warent 
wir  ze  spat  ussgefaren,  dass  wir  uns  ir  versumpf 
hatteut.'  Mit  Gen.  ,Wer  sich  des  gerichts  versumet, 
unz  es  gebannen  wirf  und  die  erst  frag  umgat,  der  ist 
dry  Schilling  verfallen.'  1423,  Aa  Weist.  .Welten  sy 
mir  on  feien  miuen  abschaid  in  10  tagen  uf  der  post 
nachschicken,  damit  und  ich  mich  der  mes  nit  ver- 
sumpfe.' Rainsp.  1553.  —  ß)  =  1  b  a.  (Sp.  964).  .Virsumen 
abir  wir  uns  in  diseme  curciine  zite,  daz  wir  die  sunde 
niht  geriuwen,  so  virdamnot  er  uns  ze  iungist.'  E.  XII., 
Waok.  1876.  ,Do  seiti  er  gezüg  zum  meitli:  muost 
jetz  aufan  zur  huoren  werden,  ich  mein,  du  fürchtist, 
du  versumest  dich.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  ,Der  lyb, 
der  ist  uns  darumb  gäben,  dass  wir  sollend  in  fröuden 
laben.  Wer  sich  hie  versumt,  der  syg  schabab.'  Rüef 
1540.  S.  noch  rupfen  (Bd  VI  1205).  Mit  Gen.  .Mach 
N.  ein  offen  briefli,  das  man  im  getröschen  körn  gebe, 
so  er  sich  der  garben  versumpf  hatt  [da  er  die  Ver- 
teilung der  Garben  verpasst  hat].'  1470,  B  RM.  — 
Y)  zu  Schaden,  zu  kurz  kommen.  ,Struss:  Doch  har- 
nach  in  kurzen  tagen  soll  ir  [der  Anhänger  Zwingiis] 
torheit  klärlicher  durch  mich  (sich,  er  setzt  sich  selbs 
zum  ersten,  dass  er  sich  nit  versume)  und  vil  andre  ... 
an  tag  kommen.'  Zwinuli.  , [Jeder]  so  sich  am  Gricht 
und  synem  Rechten  versumbt  zuo  haben  vermeint  und 
dessen  erclagt,  also  ein  nüw  Recht  begärte  [mag  Dieses 
in  Bern  nachsuchen].'  1605,  Aar.  StR.  .Sich  selbs 
versäumen,  sibi  deesse,  parum  sibi  prospicere,  for- 
tunam  destituere,  commodis  suis  obstare.'  Hosp.  Und 
dannoch  richti  Nichts  auss,  ih  steh  vergeben  da  drauss 
und  thue  mich  selbstä  versaumä.  Tyrolersp.  1743.  S. 
noch  Sack  (Sp.  610).  —  2.  a)  tr.,  (Kinder)  unter- 
halten, mit  Spiel  oder  Rede  Ap;  GRPr.;  Th.  —  b)  refl., 
sich  mit  einem  Kinde  v.,  sich  spielend  mit  ihm  ab- 
geben, oü.  (LTobler).  —  ver-sümt:  versäumt  (im 
S.  von  1  b  a).  ,Ingenommen  allerlei:  15  ß  den  wechtern 
uf  den  turnen  an  versumpfen  stunden  innbehalten.' 
1591/2,  Z  Seckelamtsrechn.  ,Es  ist  noch  nichts  ver- 
säumt, res  adhuc  integra  nobis  est.  Die  Sach  ist  ver- 
säumt, actum  est  de  illo  negotio,  jacemus  nunc,  nulli 
sumus.'  Hosp.  Von  Personen:  ,[Die  Prädikanten]  sol- 
lend ouch  alle  menschen  ermanen,    dass  sie   die   [die 


.messpfaffen']  im  friden  wellind  lassen  hinkuminen, 
wie  sy  harkummen  sind:  denn  der  meerteil  dero  sind 
versumt,  dass  sy  zuo  der  arbeit  nümmen  gezogen  mö- 
gend werden.'  Zwingli;  in  Gualthers  Übers.:  .Maximus 
illorum  numerus  eo  tetatis  pervenit,  ut  nullis  laboribus 
posthac  exerceri  possint.'  —  un-ver-sümt:  nicht 
verpasst,  sicher.  , Beschertes  Glück  ist  unversaumt.' 
Sprww.  1824.  Unverzüglich;  s.  Erd-Bruch  (Bd  V  372). 
—  Ver-sümer  m.  ,Die  gotzhuspfleger  sond  ouch 
allzit  sächen,  [dass  die  Vigilien]  recht  begangen  und 
die  versumer,  die  nit  daby  wären,  allwegen  ange- 
schriben  werden.'  nach  1493,  AaBi-.  StR.  —  Ver- 
sümniss,  -nuss  f.:  a)  Versäumniss.  , [Der  schlafende 
Renwart  hat  im  Kloster]  zwen  tag  alle  zit  versoumpt. 
Also  gieng  er  diemüettigklichen  für  den  apt  und  gab 
sich  schuldig  siner  versoumbnuss.'  XV.,  Volkse.  Ar- 
beitsversäumniss;  Syn.  Sümsal.  , Weilen  der  Küöffer 
A.  mit  Worten  gegen  dem  B.  angefangen,  und  der  C. 
Hand  angelegt  zu  schlagen,  sollen  dise  beide  dem  B. 
an  Schmerzen  und  Versaumnus  51  Taler  geben  und 
den  Schärer  zahlen.'  1730,  Gfd.  Fahrläsigkeit:  ,[Der 
Siegrist  soll  dafür  sorgen,  dass]  mit  versümnuss  oder 
unflysse  nützit  daran  [an  der  Turmuhr]  verwüestet 
oder  zerbrochen  werde.'  1557,  AABremg.  StR.  —  b)  Schä- 
digung. ,Item  und  mengerley  versumnis,  das  och  an- 
zusehiahen were,  und  insonderheit  so  ist  ein  merk- 
licher schad  und  versumnis  besehenen  an  unsern 
wagenrossen.'  1489,  G  Mitt.  —  Ver-sfimung  f.:  Ver- 
säumniss. [Vor  der  Gründung  einer  reformierten 
Schule  in  ZDiet.]  besuchten  die  Reformierten  den 
Unterricht  des  katholischen  Lehrers  .mit  grosser  Ver- 
summung  rechter  Underweisung  in  den  Hauptpunkten 
warer  Glaubenslehr.'  1637,  JJRei..  (Zoll.  1905).  —  Ahd. 
firsüman,  mhi.  vmümai.  Vgl.  Gr.  WB.  XII  1044/7  ;  Fischer 
II    1289/90;   Martin-Lienh.  II  35S/9. 

Sümer  m.  , Saumer,  Verhinderer,  der  ein  saumpt 
oder  verhinderet,  morator.'  Fris.;  Mal.  —  Vgl.  ür. 
WB.  VIII  1915. 

sümigBoSi.;  Ni>w  (Matthys),  sümig  -l-  Ndw  (nach 
anderer  Angabe):  1.  säumig,  (nach)lässig,  bes.  in  der 
Erfüllung  gesetzlicher  Verpflichtungen.  Fast  nur  präd. 
,S.  sin,  werden'  uä.  .Als  wir  üch  vor  geschriben  band 
umb  300  guldin,  da  sind  nit  sümig  und  als  bald  wir  üch 
schriben  wurdint,  das  ir  das  sendent.'  1481,  B  Anz.  (Gr). 
,Wo  sy  denne  nach  sölicher  ira  verkündung  sümig  wur- 
din  und  die  losung  nit  tättind,  denne  so  mögend  wil- 
den gemelten  berg  [ein  Berggut]  angryffen  und  unser 
bargelt  selbz  dar  ab  lösen.'  1491,  ebd.  (U).  .Darnach 
so  sind  nit  sümig  in  keinen  weg,  als  etwa  vor  in  unsern 
nötten  beschächen  ist,  das  wir  uns  des  genzlich  zuo 
üch  versechen.'  1499,  Calvenf.  1899.  ,Moram  facere, 
seümig  sein.'  Fris.;  Mal.  .Wellicher  uff  das  verlurst- 
buoch  erkhent  und  ime  pfund  ussgefüert  werden  söl- 
lent  und  derselbig  dann  ouch  sümig  ist...,  von  söl- 
lichen  soll  ouch  2  pfd  10  ß  buoss  ingezogen  werden.' 
1575,  Z  RM.  ,Je  am  primario,  wo  er  flissig,  der  schuol 
heil  wird  stan  oder  ir  verderbung,  wo  er  s.'  F  Schul- 
ordn.  1577.  S.  noch  versehen  (Sp.  570).  Mit  prap. 
Erweiterungen,  bes.  mit  ,an.'  ,Also  butte  A.  den  B. 
darumb  für  das  gericht...,  dar  inne  nun  der  genant 
meister  B.  s.  und  hinderstellig  were.'  1462,  Z  RB.  .Wer 
aber  dar  an  s.  war,  der  sol  das  ablegen  nach  dem, 
als  sich  die  vier  darumb  erkennent.'  XV.,  Z  Rq.  1910. 
,Diewyl  die  Barfüesser  umb  die  versessnen  zins,  so  sy 


Sam,  sem, 


jetz  anvordern,  die  zwölf  jar  lang  sümig  gewesen  und 
die  nit  ingezogen  haben  ...  sollen  die  selben  zins  hin 
und  ab  sin.'  1505,  Z  RM.  ,Wann  er  den  zins  nit  be- 
zalt,  so  hat  der  köuffer  si  [den  Schuldner  und  seine 
Erben]  zu  manen  ...,  und  ob  si  daran  s.  wurden,  so 
mag  [der  Gläubiger]  die  underpfänder  angriffen.'  1517, 
ALeobner  1906.  ,Wo  sy  daran  [an  der  hl.  Schrift] 
sümig  wurdin  und  ein  anders  erkanntind  ...,  so  wird 
ich  nit  dester  minder  styf  mit  dem  wort  Gottes  wider 
sy  predgen.'  Zwingli.  ,[Die  Böcke]  sollend  nit  feisst 
noch  gemest  werden,  dann  es  mach  sy  zao  der  merung 
sümig;  auss  der  ursach,  ee  dann  man  sy  zuolasst,  so 
pflägt  man  sy  ausszemerglen.'  Tierb.  1563.  S.  noch 
Bessering  (Bd  IV  1678).  Mit  Gen.  ,Uff  das  vor  MH. 
kommen,  wie  dass  der  Schuolmeister  sich  etwas  Zits 
gar  lied[er]lich  und  der  Schuol  sümmig  verhaltet.' 
1611,  Ndw  Beitr.  Mit  Inf.  und  , zu.'  , Wer  aber  dehein 
burger  s.  ald  trege  ze  richtenne  alle  unser  gesetzide..., 
der  sol  dac  beszern  mit  eiure  march  Silbers.'  1252,  L; 
in  Cysats  Übersetzung:  .wollte  aber  ein  Burger  dise 
Gesatz  nit  halten  noch  daruf  richten  . . .'  (BBrandst. 
1892).  Subst.  ,Cunctator,  ein  aufzieher,  langsamer, 
gemachsamer,  ein  seümiger.'  Fris.  —  2.  eilig  BoSi. 
Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1917.  Iu  den  alten  Quellen  ist  meist 
nicht  zu  entscheiden,  ob  Umlaut  vorliegt  oder  nicht. 

un-:  =  dem  Vor.  1.  ,Es  habendt  ouch  die  heren 
gesandten  von  den  7  katholischen  orten  den  heren 
lantzhouptman  zu  Lugarus  sampt  den  reten  beschikt 
und  inen  fürgehalten  antreffend  der  religion  und  war- 
umb  sy  also  unsümig  sigendt,  das  kapuzinerkloster 
und  anders  zuo  buwen.'  1590,  Absch. 

Mhd.  anaümic  in  entgegengesetzter  Bed.  (Lexer  II  1943). 
Vgl.   u„-  (Bd  I  298). 

s  um  lieh:  säumig,  verzögert.  ,Darnach  ...  under- 
stuond  der  castellan  [von  Müss]  Leck  ze  gewinnen; 
...  als  im  aber  das  von  sumlicher  hilf  wegen  der  punt- 
gnossen  nit  mocht  gelangen,  do  zoch  er  ...  ab.'  Ansh. 
—  Auch  bei   Gr.   WB.  VIII   1918. 

Sümniss,  -nuss  f.:  a)  Säumniss,  Aufschub.  ,Zu 
zwei  malen  er  understanden  von  andern  schiffen  wor- 
den sig  ze  hindern  [!]  und  sin  schiff  umb  ze  kerent, 
das  im  nun  von  sumnisse  wegen  unlidenlich  wer.' 
1473,  Z  RB.  ,Jacobus:  An  mir  rnuoss  ouch  kein  sum- 
nuss  sin  ...  will  mich  grad  gon  machen  uff  die  ban.' 
Rüef  1539.  ,Wenn  [der  Schuldner]  ime  dieselbe  schuld 
...  uff  ein  bestimpt  zyl  nit  bezale,  und  aber  er  des- 
selben uffzugs  zuo  schaden  khominen  wurde,  so  müesse 
er  im  denselben  schaden,  von  siner  sümniss  [!]  wägen 
erlitten,  abtragen.'  1543,  Aar.  StR.;  in  einer  B  Re- 
daktion ,versumnuss.'  ,Saumnuss,  Verzug,  eunetatio.' 
Fris.;  Mal.  ,S.  han,  gewinnen,  erfinden.'  ,Were  aber, 
daz  ich  oder  min  erben  an  sölicher  bezalung  uf  das  zil, 
als  vorstat,  sumnisse  hettind...'  1439,  Z.  .Daran  [an 
der  erfolgten  Mahnung]  aber  ir  sumnisse  gewunnen  und 
dem  nit  genuog  getan  hant,  das  uns  an  üch  unbillich 
nimpt.'  1430,  Seg.  RG.  .Wöllichs  jars  und  tags  das 
nit  beschehe  und  daran  sumnus  und  mangel  erfunden 
wurde,  alsdann  sol  und  mag  der  köuffer...'  1533,  Z. 
,Äne  s.'  ,Und  wo  ich  oder  min  erben  alldan  den 
potten  mit  parem  galt  und  guotem  gold  ane  pfender 
noch  s.,  wie  vorstat,  nit  bezaltind,  das  er  [der  Gläu- 
biger] demnach  möge  uff  uns  leisten  alhie  zu  Bern 
nach  leistens  recht,'  1538,  ALechner  1906.  ,[Der  Hof- 
meier  soll]   die   zins   alle   von   dem  hof  järlich  ohne 


sumnuss  und  einiches  ufzüchen  mit  guoter  werschaft 
suber  abrichten.'  1561,  Z  Rq.  1910.  , Der  Wein  soll ... 
ohne  einiche  Saumnuss  oder  Übernachten  in  den  Ab- 
gassen  dem  Herren  noch  zu  seinem  Haus  geführt 
werden.'  FMu.  Fuhrordn.  1723.  —  b)  Hinderung,  Be- 
nachteiligung. ,Wir  Agnes...  tuon  kunt,  daz  wir... 
mugen  ordenen  und  tuon,  daz  uns  da  mit  füeget  ane 
alle  Widerrede  und  sumenust  des  vorgenanten  closters.' 
1354,  AaB.  Urk.  ,An  aller  menlichs  sumnust,  yrrung 
und  widerred.'  1403,  ebd.  ,An  des  N.  und  siner  erben 
sumnuss  und  widerred.'  1419,  ebd.  ,On  min,  miner 
erben  und  sunst  menglichs  von  unser  wegen  sumpnis, 
irrung  und  ansprach.'  1477,  Z  Rq.  1910.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
VIII   1918/9. 

Sümsal  (tw.  sicher)  m.,  -seli  f.:  a)  Versäumniss, 
Verzögerung.  ,Ob  etweder  teil  [Stadt  oder  Kloster] 
sümig  wer  ze  gebende  die  pfennig  ...  und  ob  die  sum- 
sale  an  der  herren  [des  Klosters]  pfennig  bescheche. 
darumb  sol ...'  1321,  L  (Gfd).  ,[Die  Säumer  sollen  dem 
ausziehenden  Heere  vorausgeschickt  werden]  daz  wir 
doch  an  den  bergen  noch  uff  der  strass  von  inen 
enhein  sumselli  gewunnent  noch  hettent,'  1422,  Z  StB. 
,Es  wäre  dann  Sach,  dass  ...der  Saumbsahl  [in  der 
Ausfertigung  eines  Ehescheines]  anderwerts  erfolget 
wäre.'  1680,  AaK.  StR.  Spec.  von  Arbeitsversäumniss; 
sehr  häufig  in  der  Rechtsspr.  des  XV./XVI.  Syn.  Süm- 
säligTceit  (Sp.  969).  ,Weller  unrecht  hat  ,..  der  sollt 
einem,  den  er  wüesty,  kosten  und  schaden  abtragen, 
ouch  lamtag  und  sumselig  [!]  soll  ouch  stan  am  rech- 
ten.' Anf.  XV.,  Schw  Rq.  , Hofft  er,  sy  süllen  im  sin 
kosten,  schaden,  schmerzen  und  sumselli,  dar  zuo  sy 
in  bracht  haben,  ablegen  nach  billigkeit.'  1440,  Schw 
Pfäff.  Offn.  ,Da  habe  in  der  N.  mit  dem  messer  ge- 
letzt..., sye  des  zuo  grossem  kosten  und  schaden 
komen,  sumselde  [so!]  halb  und  arzetlons  halb.'  1461, 
Z  RB.  ,Schlüege  im  [der  N.]  ein  bluotrünsige  wunden 
in  sin  antlit,  in  sölicher  mass  ...,  daz  er  zuo  grossem 
schmerzen,  sumsäle,  costen  und  schaden  komen  sye.' 
1480,  ebd.  .Sumsel,  schmerzen  und  lamtag  sol  stan 
zun  gemeinden  und  schidlüten.'  1536,  ScnwReich.  ,Mh. 
haben  erkent,  das  si  ime  für  sin  kosten  und  sumseli 
4  gülden  geben  sollen.'  1546,  Scb  Ratsprot.  Mit  Gen.: 
,Wäre  daz  keiner  den  andren  wundotty,  da  sol  er  im 
ablegen  sinen  schaden,  sin  sumsaly  sines  werchs  und 
den  arzet'  1427,  Sc-HwPfäff.  Offn.  —  b)  Saumseligkeit, 
Lässigkeit.  ,Wer  aber,  daz  es  kerne  so  verre  von 
der  herren  [der  Augustinermönche]  sumsal,  das  ein 
ganzer  manod  vergienge,  also  das  enhein  messe  zem 
selben  altar  gesprochen  wurde,  so  ist  das  eigen  alt 
das  erbe,  das  mit  dem  silber  kouffet  wart,  genzlich 
gevallen  den  siechen  lüten  an  der  Syl.'  1314,  ZBüti 
Urk.  ,Er  [ein  betrogener  Ehemann]  mueste  schämen 
sich,  ob  ers  ungerochen  Hesse...,  du  sumsele  [Var. : 
und  sumete  er  sich,  so]  zerbräche  sin  lop,  das  er  hat 
an  manheit  ie.'  Schachzabelb.  ,Nütdesterminder  hat 
sölhe  sect  und  sündrung  [die  Wiedertäufer]  in  und 
usserhalb  unser  Eidgnoschaft,  vilicht  uss  somsäli  der 
oberkeiten  ...  sich  merklich  gemert  und  gestärkt'  1527, 
Absch.  ,[Es  sei  in  betreff  der  Vogteien  und  Ämpter, 
bei  Verwaltung  der  Klöster  und  Stiftungen  viel]  Un- 
ordnung, farlessigkeit,  sumpselli,  vil  schwär  costen 
[erwachsen].'  1531,  Z  RB.  —  c)  Schädigung,  Nachteil. 
,[Es  wird  ein  Strafgesetz  erlassen  gegen  Vereinbarun- 
gen, die  gegen  des  Landes  Nutzen  gerichtet  sind]  als 
...  uns  das  gemeinlich  bi  guoten  trüwen  weger  ducht 


Nun. 


«7n 


getan  denn  verniitten,  von  etwas  sumseli  und  gebresten 
wegen,  so  wir  hattend  in  unsenn  land.'  1391,  Gl  Urk. 
,Wcr  aber,  daz  in  oder  sin  erben  ...  ieraan  bekümberte, 
sumpti  oder  irti  an  dem  obgenanten  schrepfampt,  [so 
werden  wir  ihm]  all  kumbernüss  und  sumseli  abnemen 
und  in  unclagbaft  machen.'  1408,  AaB.  Urk. 

Mild,  aumeml  in.  f.  u„  tmmescU  f.  Vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1919/20.  Zum  Vcrhältniss  der  Suffixe  -««/  und  -*d»,  sowie 
zum  Geschlechtswechsel  s.  Wilniauns  2  II  §  213,  S.  272  f. 
Hunz.  gibt  für  Aa  ein  kaum  volkstümliches  Sümml  an  mit 
der  Bemerkung  , wenig  gebräuchlich.' 

s  um  sälig  Aa  (Hunz.);  B(Zyro);  Nnw  (Matthys): 
saumselig;  nicht  volkstümlich,  ,zB.  von  einem  Schuld- 
ner, der  nicht  schnell  bezahlt'  B  (Zyro).  ,Jo  frouw, 
mir  ist  anglegen  meer  uwer  dienst  ...  dann  ich  wollte 
s.  sin.'  SBirk  1532.  , Einen  saumsälig  machen,  injicere 
cunctationem.'  Fris.;  Mal.  —  Sümsäligi  f.  , Saum- 
sälige,  aufzug  aus  liederligkeit,  cunctatio.'  Mal.  — 
Sümsäligkeit  f.:  =  Sümsal  a  (Sp.  968).  ,[Wer  einen 
Andern  verletzt  hat,  soll  ihm]  wirt  und  scherer,  ouch 
sumselligkeit  und  schmerzen  abtragen.'  1535,  Z  Statute. 
,Als  mengen  tag  der  verletzt  am  wirt  lyt  und  sin 
arbeit  versumpt,  da  soll  im  [der  Täter]  für  ieden  tag 
sovil  für  sin  s.  geben,  als  er  dennzemal  einem  tag- 
löner  des  tags  gewonlich  giltet.'  ebd.  —  Mhd.  samesdic. 
Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1919/21. 

Sümung  f.:  a)  Säumniss,  Aufschub.  ,Uisen  zins 
sond  wir  ...  jerlich  uff  sant  Andres  tag  an  allen  iren 
schaden  und  an  all  s.  richten,  weren  und  geben  Zürich 
in  der  stat.'  1395,  Gl  Urk.  ,Saumung,  aufzug,  susten- 
tatio,  dilatio  [usw.].'  Fris.;  Mal.  —  b)  Hinderung, 
Beeinträchtigung.  ,[Der  Priester  zu  Baden  ist  ver- 
pflichtet, dem  Leutpriester]  mit  singende  und  mit 
lesenne  ze  helfende  ane  geverde,  ane  irrunge  und  ane 
s-e  der  vorbenemten  vier  messen.'  1354,  AaB.  Urk. 
,Ane  alle  s.  und  widerred,  ane  geverd.'  1380,  ebd. 
,Ist  erkennt ...,  das  ein  ammann  und  ein  rat  nid  dem 
walde  . . .  sönd  der  pfruond  Anstein  lechenherr  sin 
und  heissen  an  Hans  Anstein  und  sines  bruoder  Uollis 
hinderung  und  summung  und  widerred.'  1487,  Ndw 
Beitr.  1890.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1921. 

umhin  «»iC-süme11:  vielgeschäftig  sein  und  doch 
nichts  ausrichten  BBe.  (Dan.).  Dim.  ume"-sümele",  ge- 
ringe oder  gar  keine  Arbeit  verrichten,  ebd. 

s  um  er  ig:  saumselig,  nachlässig.  ,Vorab  verman 
dinen  Jüngling,  das  er  ...  nit  ein  unflätiger  sümeriger 
dasche  sye.'  HBull.  1540.  ,Seümerig,  cessator,  hin- 
lässiger.' Fris.;  Mal. 

Sämling  in.  , Cessator,  Säumling,  Hinlässiger.' 
Denzl.  1677;  .Abtretter,  Weicher.'  1716.  ,Das  Übel, 
das  disem  [1.  -en]  elenden  Säumlingen  [die  am  Ir- 
dischen hangen  und  die  Todesstunde  möglichst  hinaus- 
zuschieben wünschen]  begegnen  kan,  ist  gross  und 
traurig.'  JJUlr.  1718.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  VIII  1918. 

sum,  nach  Angaben  für  BHa.  (St.b),  Haslib.;  „GrV."; 
PA1.  (Giord.);  Uw  (St.b)  som,  in  den  zweisilbigen  For- 
men nach  einzelnen  Angaben  summ-;  s.  die  Anm.  Im 
Sg.  nur  flect.  s-e'  s-i  s-s  (meist  nur  im  Nom.  und  Acc.) 
nach  Angaben  für  BBr.,  Ha.,  Lenk,  „O.";  GrV.;  Ndw 
(Matthys;  auch  Gen.  m.  n.  sums,  Dat.  m.  n.  summem, 
f.  Stimmer);  „Obw";  UwE.  (P.  Vogel);  WMü.,  doch  im 
m.  sum  „BO.;  Obw";  UwE.  (P.Vogel);  nach  andern 
Angaben  nur  im  Neutr.  (attributiv  und  alleinstehend) 
gebräuchlich,    so  in  B,0.',  Sa.,  Si.;   UwE.;   WG.,  Lö., 


Vt.,  lt  Tscheinen  (Dat.  sumum);  zum  subst.  Neutr.  Sg. 
ein  Gen.  Sg.  Sumsis  Ndw  (Matthys)  und  ein  Dat.  PI. 
Sumse"  BO.  (s.  am  Schluss  von  1  b  et).  —  PI.  Nom. 
Acc.  sum  bzw.  som  (für  m.  und  f.,  nach  einer  Angabe 
für  UwE.  auch  für  n.)  BBr.,  Gr.,  Ha.,  Kandert.,  Kirch- 
berg b/Burgd.,  Lenk,  Sa.,  Si.;  FL;  GrV.;  PAL;  Uw;  U, 
s-i  (für  m.  f.  n.)  BBr.,  Hk.,  Ha.,  Sa.,  Si.;  GrV.;  PAL 
(somi),  Po.;  Uw;  U;  W  (so  G.,  Vt.,  lt  Tscheinen),  silmmi 
(m.  n.)  GrV.,  s-?  (f.)  BBr.,  s-u"  (f.,  ohne  Subst.  ste- 
hend) BSi.;  PA1.  Csomu),  Dat.  s-e",  in  W  auch  s-u", 
in  BLonk  subst.  in  genit.  Funktion  Sumne" ;  mit  fest 
gewordenem  unbestimmtem  Artikel  Nom.  Acc.  Sg.  n. 
e"sums,  Nom.  Acc.  PI.  e"sum,  Dat.  PI.  e"sumen  W  (so 
Ausserberg,  Eischoll,  Mü.):  1.  als  attributives  Adj.  und 
subst.  a)  ein  gewisser,  <[uidam.  ,Ioh  magnis  quibus- 
dam  (sumen  mi'chelmahtigen)  gibet  er  stimulum  carnis.' 
Notker.  —  b)  einer  als  Teil  eines  Ganzen,  ein  Teil, 
etwas  von  — ;  häufig  disjunetiv  BKircbberg  b/Burgd., 
O.;  FL;  GrV.;  PAL,  Po.;  Uw;  U;  W.  <x)  im  Sg.  S-e* 
Haber  BHa.  S-i  Milch  WMü.  S-s  Holz  brinnt  schlecht 
GrV.  Bauer  auf  die  Frage,  ob  das  Heu  dürr  sei: 
e"sums  wöl  WMü.  Der  N.  het  e"  Hufe"  Chies  [Käse] 
g'macht,  s-er  ist  feissc  u'"1  s-er  magre*  BoSi.  „S-s  Tuch 
ist  blau,  s-s  rotes,  d.i.  einiges  BO.;  Obw."  S-s  Hew 
ist  dirrs  und  s-s  nit  W.  A.:  Heid-ier  d's  Chorn 
g'schnitte"s?  B.:  S-s  wol  und  s-s  nid  BHa.;  vgl.:  ,S-s 
wol,  s-s  nit,  ex  parte.'  Id.  B.  Neutr.  subst.,  Etwas. 
Gib  S-s  mir!  oder  gihst  nit  S-s  mir?  scherzh.  zu  einem 
Kinde,  das  einen  Leckerbissen  verzehrt  WMü.  Lät 
de""  S-s  noch  (er  mor'u",  es  ist  mor'Ju"  öich  noch  Tag! 
scherzhafte  Begrüssung  eifrig  Arbeitender  WVt.  S-s 
ist  nuch  z'  brücke",  d's  Mi2ste"  aber  ist  Nut  mer  wert, 
von  altem  Gerumpel  BSi.  S-s  ist  war  u"d  S-s  ist 
g'loge".  ebd.  S-s  macht -mu"  so,  S-s  anders  BLenk. 
's  ist  Alles  süfer,  fin  u"d  rar;  S-s  rüch,  S-s  hüb,  grad 
wie-mu"  will,  S-s  höji  Flieh,  S-s  grienet  Bode",  von 
der  Aussicht  vom  Thuner  Schloss.  Scuwzn.  (B).  Auch 
mit  dem  Präd.  im  PI.  (vgl.  EUoas  Bd  I  596  u.)  und 
weiter  auch  geradezu  als  PI.  flectiert  BO.  S-s  sind 
doben,  S-s  sind  dunten  BO.  (Nachtrag  zu  St.b).  S-s 
sin  derfür  u"a  S-s  denvider  BO.  (LTobler).  S-s  Ken 
sünster  mer  [Milch]  wellen  im*  S-sen  isch-si  denn  g'süret. 
Alpenr.  1827  (BO.).  —  ß)  im  PI.,  einige,  manche.  Sum 
Büoben,  Froivi,  s-i  Chind  BHa.  Sum  Bäum  träge" 
kei"  Frucht  GrV.  A"  s-en  Orte",  hie  und  da  BSi. 
(Zyro).  E"sume"  Lite"  tiet  Alls  Nit  WMü.  Summ 
[von  den  Gestalten  des  Totenzuges]  schläh"  irer  Ü'gen 
under,  grad  a's  weite" -si-sich  schäme".  Dekl.  (BHk.). 
S.  noch  un-ge-röstet  (Bd  VI  1523).  S-i  Chind  sin  über 
d'  Höhflüoh  z'rugg  und  s-i  dirch  d'  Goldercn  BHa.  S-i 
Lit  tiend-sus  und  s-i  tiend-sus  nit  W.  Sum  Tächtri 
si"  hibschir  und  s-u"  leidu"  BLenk.  S-u"  [nämlich 
Kühe]  sin  galtu",  s-u"  tuen  de""  chalbere"  BoSi.  S-i 
[von  den  Töchtern  einer  Familie]  tiend  hietle",  s-i  tiend 
Seidi"s  u>ebe"  UwE.  „Som  sind  dafür  und  Som  daivider 
GrV."  Sum  sin  derfür,  Sum  dergäge"  BoSi.;  sind  beide 
natürlichen  Geschlechter  vertreten,  steht  S-i.  Sum 
si"  hie,  Sum  si"  dert  BKircbberg  b/Burgd.  Sum  hend 
Das  welle",  Sum  Disers  NnwStans.  Sumi  sägen  Ditz, 
Sutni  Das  BSi.  (Zyro).  Ich  bi"  nid  bi"  Alle"  g'si",  nur 
bi  S-e"  NDwStans.  Gott  erhaltet  AM,  aber  S-i  nume" 
schlecht  W.  Sumne"  d'  Bcrg-j,  Matti,  Mancher  Berge, 
Matten  BLenk.  ,Ex  persona  membroruin,  diu  sumiu 
sint  in  pace,  sümiu  in  angustia.'  Notker.  —  2.  sums 
BO.,  sum  UwE.  (nach  einer  Angabe),  bisweilen;   nur 


97] 


Sam,  sem,  sim,  soai,  sum 


972 


in  disjunctiver  Verwendung.  S-s  geit  's-mer  wol,  s-s 
nit  BO.  (FStaub).  A.:  Wie  gVt's?  B.:  0,  es  gVt 
zierlich,  s-s  guet  Wd  s-s  riet  BLenk  (Osenbr.  W.).  S. 
macht-mer  's  so,  s.  änderst  UwE. 

Ainhd.  Kinn,  got.  sums,  engl,  «one,  auch  in  den  alt-  und 
neuskand.  Sprachen,  griech.4u.o-,  sanskr.  sn«»i-,-  im  Ablaut 
zu  den  Gruppen  mm  1  und  77  (Sp.  902  ff.);  Tgl.  Gr.  WB. 
X  1,  1507.  Neben  den  (meist  altern)  Angaben  für  tarn  stehen 
fast  in  allen  Fällen  (ausgenommen  BHaslib.  uud  PA1.)  zuver- 
lässigere Schreibungen  mit  -«-;  -o-  meint  wohl  lediglich  -n2-. 
Die  regellos  an  den  gleichen  Orten  neben  den  Angaben  mit 
einfachem  m  auftretenden  Schreibungen  mit  mm  (auch  im 
Inlaut)  wollen  wohl  nur  die  Kürze  des  vorausgehenden  Vocals 
darstellen.  Zur  Doppelflexion  des  subst.  Neutr.  vgl.  alUis, 
-ku  (Bd  I  169),  mängiü  (Bd  IV  324),  seligsis  (Sp.  789/90); 
zu  nimmt  (eig.  Neutralform,  ahd.  nemiu)  vgl.  älli  (Bd  I  169); 
zum  vortretenden  unbestimmten  Artikel  vgl.  sumtlieh  a  und 
solich  (Sp.  785).  Das  adj.  m.  sum  ist,  wenn  richtig,  eine 
Altertümlichkeit;  vgl.  ahd.  sum  rihtari  uä.  Beachtenswert  ist, 
dass  meist  nur  der  Nora.  Acc.  Sg.  n.  und  der  Noin.  Acc.  Dat. 
PI.  lebendig  sind;  die  für  WVt.  bezeugte  Ergänzung  der  fehlen- 
den Formen  durch  mang  (Bd  IV  32+)  dürfte  auch  an  andern 
Orten  statthaben.  Zu  2.  sums  ist  wohl  eher  adv.  Gen.  als 
Aec.  Sg.  n.  in  adv.  Funktion;  vgl.  sumes  .bisweilen'  bei  Otfrid 
(Graff  VI  45);  die  Augabeu  sind  jedoch  alle  nicht  bestätigt. 

sumelich:  &)  =  sumla.  ,In  daz  castil  gieng  unser 
herre;  da  inne  inphieng  in  ein  sumelich  wib  Martha 
geheizin.'  E.  XII.,  Wack.  1876;  zum  unbest.  Art.  vgl. 
sum.  —  b)  =  sum  Ib.  ,Der  burgermeister,  der  rat  und 
die  bürgere  sint  gemeinlich  uberein  komen,  als  sume- 
lich burger  darnach  stalten,  das  man  [geraubten]  win 
und  brot  [usw.]  veil  in  unser  stat  füerte,  da  mit  unser 
stat  in  krieg  und  in  arbeit  komeu  möcht...'  1336,  Z 
StB.  ,Wan  wir  an  disen  sachen  und  widerdriesse 
sumlich  [im  gleichlautenden  Urteil-  uud  Urfehdebrief 
,sumliche']  bürgere  schuldiger  haben  danne  die  andern, 
so  wellen  wir  die  selben  ...  ze  buosse  setzen.'  ebd. 
,[Es  wird  beschlossen,  dass  der  Beatrix  von  Wolhusen] 
für  den  schaden  des  krieges  sumeliche  güeter  des 
gotzhuss  ze  einem  lipding  geben  und  geordnet  sint.' 
1342,  Beitr.  1739.  Nachgestellt.  ,Man  schribet  allen 
reten :  kumt  es  der  zuo,  daz  man  mit  Schwitcrn  [Sohwy- 
zern]  ze  tegedingen  kome  umb  den  schaden,  so  die 
bürgere  sumelich  von  in  genomen  hant,  daz  man  ge- 
denke, daz  N.  verlor  ze  Zimberberg  ob  Horgen  zwen 
ochsen  und  ein  ros.'  1315,  Z  StB.    S.  noch  Salwe-Bröt 

(Bd   V   981  U.).   —   Amhd.   suma-,  sum»,   sumelich. 

Summ,  in  AaP.;  Ndw  (Matthys)  Summe",  in  WVt.  -a 
—  f.,  Dim.  Sümmli:  1.  a)  Hauptsache,  Inbegriff,  Zs- 
fassung.  ,Hiemit  hat  üwer  gnod  die  s.,  was  wir  diser 
ding  mögen  wissen.'  1476,  Bs  Chr.  ,Uf  den  24.  Ougst 
[1528]  schreib  ein  stat  Bern  ein  ernstliche,  treffen- 
liche antwort  [an  die  Leute  von  Hasli]  ...  und  nämlich 
dis  sum,  uss  2  bogen  gezogen:  [folgt  der  Auszug].' 
Ansu.  .[Schluss  der  Inhaltsangabe  eines  päpstlichen 
Schreibens:]  Item  und  zuo  letst  ist  siner  heilikeit  sum 
und  entlicher  beschluss:  wenn  d  Eidgnossenschaft ... 
bi  gebner  trüw  und  getaner  verheissung  bestahet,  dass 
den  alle  ding  ein  guoten,  glücklichen  fürgang  und 
ussgang  werdid  haben.'  ebd.  ,üie  s.  des  briefs  langet 
dahin,  das  es  gewiss  und  war  sin  soll,  dass  der  keiser 
sin  botschaft  uss  Italia  harus  zuo  den  V  orten  schicken 
werde.'  1529,  Absch.  ,Dass  wir  des  eids  bald  kämend 
ab,  das  hielt  ich  gross,  das  wer  ein  gab!  Do  ligt  der 
pnnct,  das  ist  die  s.!'  HBoll.  1533.  ,Wir  spilen  hie 
ein  romsche  gschicht,   wie  Titus  Livius  uns  bericht: 


der  s.,  urhab  und  ganzes  wäsen  würt  üch  der  schryber 
yetzt  vorläsen.'  ebd.  ,Ein  spruch  ...  dessen  s.  ist,  das 
die  guoten  lüt  widerum  zum  bapstum  trätten  ...  söl- 
lind.'  JHaller  1550/73.  ,Die  ganz  s.,  kurzer  vergriff 
oder  Überschlag  eines  dings,  summa,  summa  summa- 
rum.'  Fris.;  Mal.  ,In  einer  (vereinzelt  ,der')  s.', 
zsfassend,  in  summa  (vgl.  die  Anm.),  in  einem  Wort, 
kurz  (gesagt).  ,In  einer  sum,  da  kam  kein  ort  on 
grossen  schaden  heim',  nach  einer  Verlustliste.  Ansh. 
.[Malachias:  Man  hat]  uns  schantlich  gmürt,  schier 
all  bracht  um:  so  ists  uns  gangen  in  der  s.'  Rüep 
1539.  ,Um  dise  zyt  stuond  es  in  einer  s.  also...' 
JHaller  Chr.  1550/73.  .Also  das  nun  kein  tierlin  so 
klein  ist,  in  welchem  man  nit  etwas  seltzams  und 
verrüempts  und  (damit  ichs  in  einer  s.  sage)  nit  etwas 
von  göttlichem  gwalt ...  sehe.'  Vogelb.  1557.  ,Tn  einer 
s.,  kurz,  mit  kurzen  Worten,  ad  summam.'  Fris.;  Mal. 
.Jetzt  hast  den  Text  in  einer  S.'  Com.  Beati.  Kommt 
ein  Mensch  auf  rechte  Bahn  und  zum  wahren  Evan- 
gelium, ,dass  fürchten  sie  [die  Katholischen]  in  einer 
S.'  1621,  Zinsli  1909.  ,Da  ist  jeznun  in  einer  S.  be- 
schrieben das  Convivium.'  1741,  BWiinmis  Käsemahl. 
—  b)  die  Satzungen  betreffend  die  Allmendgüter  der 
Korporationen  von  ZgO  und  UÄg.  (bei  St.  mit  kaum  rich- 
tiger Verallgemeinerung  für  „Zg"  übh.),  heute  offiziell 
, Summverordnung';  vgl.  summen  2  b.  Die  Nutzung 
des  Korporatiousgutes  Unterägeri  wird  durch  die  sog. 
,Summordnungen'  geregelt,  die  stets  auf  eine  bestimmte 
Anzahl  von  Jahren  in  Kraft  erklärt  werden  ...  Ver- 
fügungsrechte über  Nutzungsgefälle,  welche  durch 
die  Statuten  auf  die  Dauer  der  sog.  ,Summ'  zuge- 
sichert sind.  1876,  Ztschr.  für  Schweiz.  Gesetzgebg. 
Die  S.  wurde  früher  alle  10  Jahre  erneuert,  daher 
e"  S.  lang,  10  Jahre  lang  Zg  (nichts  Andres  meint 
die  Angabe  „Somlang,  Zeitraum  von  10  Jahren  ZGf 
bei  St.  *  II  377).  Heutzutage  beträgt  die  Periode 
25  Jahre.  —  2.  a)  (durch  Addieren  ermittelte)  Summe, 
Gesamtzahl,  -betrag;  vgl.  c.  ,Mag  si  die  [Morgen- 
gabe] wisen  mit  zweien  bidermannen,  so  sol  es  guot 
kraft  han,  wie  vil  joch  der  [der  Morgengabe]  s.  ist.' 
1439,  Z.  ,ltem  der  gülten  halb,  so  dann  die  drü 
sloss  järlichen  bringent,  die  söllent  gesumet  und 
dieselben  summ  den  IV  stetten  verkündt  werden,  und 
aber  die  rechten  rodel  an  gewüssen  guoten  enden  be- 
liben.'  1475,  B  Anz.  (B).  ,Item  und  wie  die  zehenden 
verlihen  werdent  und  wievil  daruff  gebotten  wirt,  so 
soll  alleweg  die  halb  s.  an  kernen  und  die  ander  halb 
s.  an  halb  roggen  und  haber  gegeben  werden.'  XV./ 
XVI.,  ZRhein.  ,Zum  dritten  so  sond  die  kupier  40 
r.  gl.  one  gnad  verfallen  sin,  halbe  s.,  denen  die 
schmach  beschacb,  die  ander  halb  dem  gericht.'  1529, 
Gr  Bq.  Oft  formelhaft.  ,Die  Eignossen  und  was  bi 
inen  was,  des  herzogen  folk  von  Osterich,  Strassburg 
[usw.],  sum  [summa,  im  Ganzen]  30  000.'  Z  Chr.  XV. 
,In  ein  s.  begriffen,  bringen,  schriben.'  ,Von  der  vogtyg 
und  allen  zollen  wegen,  in  ein  s.  begriffen  [Titel. 
Nachher:  Die  Räte]  wurden  ze  radt,  das  ich  alle  ir 
zoll,  es  wer  der  ze  Kemps  oder  in  der  statt,  und 
ouch  die  vogtie  in  ein  s.  bringen  solt;  das  ich  ouch 
also  schuof  und  mit  einem  ringen  gelt  zuo  wegen 
bracht,  also  das  die  dry  stuck  by  eilff  tusent  guldin 
standen  und  das  man  nit  eins  on  das  ander  lösen  mag.' 
1422,  Bs  Chr.  ,Der  sun  gibt  sym  vater  trank  und 
mass;  er  schrybt  im  das  nit  in  ein  s.,  so  er  wider 
ufkumm,   dass    er   im   bzal   müe   und  arbeit.'    Eckst. 


973 


1525.  ,An  die  s.',  ad  summam,  auf  Heller  und  Pfennig. 
,Ich  hab  dir  ouch  geliehen  2  gl.  10  ß  und  4  dn.  und 
hatt  dir  für  gebotten  an  ein  gericht;  da  bett  du  mich, 
ich  sölte  dich  nit  beklagen,  du  weltist  es  mir  an  die 
sum  dar  weren.'  1451,  Z  KB.  ,In  (vereinzelt  ,an') 
einer  s.',  insgesamt,  mit  einander.  ,Die  Eidgenossen, 
in  einer  s.  mit  iren  zuogewanten  ob  20  000  mannen.' 
1476,  BsChr.  ,Die  N.  begert  usgericht  zuo  werden 
umb  ir  zuobracht  guot,  morgengab  und  erecht,  daz 
sich  an  einer  s.  traff  by  270  pfd.'  1502,  Z.  .Setzend 
üch  in  einer  s.!'  Aufforderung,  sich  zur  Tafel  zu 
setzen.  Rcef  1539.  , [Bekehrt  ihr  euch  nicht]  so  wirt 
der  grusam  tag  ...  üch  sebälk  all  straffen  in  eir  s.' 
ebd.  ,Ich  brings  üch  allen  in  einer  s.'  Aal  1549.  ,Der 
ewig  Gott  durch  Jhesum  Christ,  dergsegne  üch  in  einer 
s.!'  Meinrad  1576.  —  b)  Anzahl  übh.  Von  Personen, 
bes.  bei  militärischen  Stärkeziffern.  ,Die  von  Solotern 
sluogent  sich  ouch  zuo  inen  mit  einer  s.  lüten.'  DSchill. 
B.  ,So  gebieten  wir  üch...,  das  ir  von  üch  ein  sum 
erlicher  mannen  usziechen.'  ebd.  ,Item  ...  zoch  man 
von  Galera  gan  Busch,  wart  ingenomen  am  morgen 
fruo  in  tag  von  ein  s.  knecht.'  1511,  B  Anz.  1901.  ,Der 
ander  teil  [der  Schwaben  am  Schwaderloch]  wolt 
schlahen,  wenn  die  s.,  so  zuo  des  richs  paner  gehört, 
da,  wie  si  denn  ieztan  nit  wäre.'  Ansh.  ,Es  ist  ouch 
ze  wissende,  dass  wir  [die  Gesellschaft  des  Löwen] 
zuo  der  kleinen  summe  [dem  kleinen  Aufgebot'?]  dienen 
und  warten  sullent  mit  sechse  glefen  ...,  aber  zuo 
einem  gemeinen  zöge  und  zuo  der  grossen  sume  sullent 
wir  nit  me  gebunden  sin  ze  dienende  denne  mit  zwanzig 
glefen.'  1380,  DBrückn.  1748/63.  Von  Sachen.  Die 
Schwyzor  und  Unterwaldner  behaupteten,  bisher  [am 
Gotthard]  eine  .Fuhrleite'  für  Käse  nicht  entrichtet 
zu  haben,  und  sie  seien  doch  ,mit  einer  merklichen  s.' 
durchgefahren.  1491,  U.  Quantum:  .Alsdann  der  keiser 
mh.  und  den  iren  ein  sum  salz  vergönnt,  die  aber  nit 
ussgricht  werde  wie  brüchlich,  verschaffen,  das  sollichs 
beschäche.'  1554,  1?  RM.  —  c)  Summe  (Geldes),  allg., 
doch  wenig  volkstümlich.  E"  schöni  S.  E(n)  artigs, 
schons  Sümmli.  ,Ein  s.  guldin.'  1457,  Z  RB.  .Alsdann 
die  genannten  von  der  statt  Lenzburg  gewalt  und 
macht  sollen  haben,  söllichen  kouf  zuoziechen  und 
zuobehalten  umb  die  s.,  als  der  selb  wäre  hingäben.' 
1516,  AaL.  StR.  .Ein  s.  gälts,  sunirna  peeunia:.'  Fris.; 
Mal.  Bussengeld V  ,[Man]  soll  die  gricht  bieten,  das 
erst  pott  an  3  [usw.],  und  [soll]  ain  ietlicher  die  s. 
verfallen,  wer  die  pot  uberfüere.'  XV./XVL,  ZRhein.; 
vgl.:  ,ltem  schwert  ain  underknecht  ...,  die  gant 
und  s.  in  eren  zuo  halten,  das  tor  mit  trüwen  zuo 
versehen.'  1480,  ZRhein.  StR.  ,Item  der  oberknecht 
[schwört]  glich  den  aid,  usgenomen  mit  der  gant  und 
s.  hat  er  nützit  ze  schaffen.'  ebd.  Barguthaben? 
.Schätzt  sich  [als  Pfand]  des  ersten  auf  Rinder  .... 
fürohin  auf  Heu,  Stroh,  demnach  Summen  oder  Schul- 
den.' 1713,  Gr  (ZfsR.). 

Vgl.  Sanders  II  1270.  Die  Formel  ,in  einer  s.'  unter 
1  a  erscheint  auch  in  lat.  Gestalt  als  ,iu  summa',  zB. :  ,Die 
frouw  schelmet  und  buobet  in,  rett,  er  were  ein  klapper- 
man  ....  in  summa,  si  welle  sinen  nit.'  1538/40,  Z  Ehegericht. 

U"-:  Unsumme  B;  Z.  ,Da  wäre  was  zu  machen, 
hiess  es,  was  das  für  eine  Usumme  geben  müsste, 
wenn  man  nur  das  ganz  Überflüssige,  ja  Schädliche 
...sammeln  und  bei  Seite  tun  wollte!'   Gotth. 

Haupt-:  1.  =  Summ  1  a.  .Hauptsumma  der  waren 
Religion.«  Titel  von  OWerdm.  1552.  —  2.  Kapital  (im 


Gegs.  zum  Zins)  B;  Syn.  H.-Guet  (Bd  II  548).  ,[Wenn 
der  Schuldner  nicht  zahlt,  soll  der  Gläubiger]  ein 
knecht  in  ein  wirtshus  leggen,  der  nit  ee  daruss  wy- 
chen  solle,  er  syge  denn  zuovor  umb  sin  h.,  alle  ze- 
rung  und  costen  ussgricht  und  bezalt.'  1584,  ZFlaach. 
—   Vgl.   Gr.  WB.  IV  2,   634/5. 

summe"  I,  -u"  PAL,  Ptc.  -et:  1.  a)  zszählen;  ,som- 
mare'  PA1.  (Giord.).  ,Dis  vorgenant  gült  järliches 
zinses  haben  wir  gesumet  und  gerechnet  für  acht  stuck 
järliches  zinses.'  1412,  Gl  ürk.  ,Dcnne  do  wir  diss 
unser  buoch  summoten  und  unser  rechnung  beslussen, 
do  was  der  kost  3  Ib.'  1449,  B  StRechn.  ,Denne  der 
ungelter  win  ...  und  ouch  der  kost,  als  wir  unser 
rechnung  mit  einandern  summeten  und  beslussen, 
gebürt  16  1b  5  ß.'  ebd.  .Als  man  die  zinsbüecher 
gegen  einandre  sumet.'  1535,  ZGrün.  ,Er  hett  so  fll 
gstollen  ghan,  als  so  mans  summet,  ist  by  100  pfd 
gsin.'  UMey.  Chr.  1540/73.  ,Gross  guot  ist  da  [bei 
Carignano]  gewunnen,  es  ist  nit  als  zuo  s.,  Gott  geb, 
wo  mans  hie  bhalt.'  1544,  Lied.  S.  noch  Summ  (Sp. 
972).  üneig.,  zsfassen.  ,Durch  land  und  stett  ...  han 
ich  ietz  greisst  ein  lange  zyt,  in  denen  fil  der  mär 
vernummen,  die  ich  uffs  kürzst  wil  rächnen,  s.'  Ritef 
1539.  —  1))  refl.,  zu  einer  Summe  anwachsen  „L";  Ndw 
(Matthys);  UwE.  —  2.  a)  in  der  Alpwirtschaft,  = 
seijen2b  (Sp.  602)  „BO."  (auch  1t  PAnd.  1897);  vgl. 
Summing  2.  —  b)  die  Verordnungen  für  die  Korporation 
(s.  Summ  1  b)  erlassen  ZGÜÄg.,  „in  Betreff  des  Ge- 
meinwesens auf  mehrere  (gewöhnlich  zehn)  Jahre  hin 
Geböte  und  Verordnungen  machen.  Der  Inbegriff  aller 
dieser  Verordnungen  heisst  Summ  Zu." 

summiere":  1.  =  summen  1  a  und  b.  In  der  MA. 
am  ehesten  refl.  (Syn.  sich  seilen).  Das  summiert- sich 
grad  B.  .Summieren,  an  ein  s.  schlahen,  conficere 
summam.'  Fris.;  Mal.  Kurz  zsfassen:  ,Dis  wunder- 
liche geschieht  [vom  Sacco  di  Roma],  ein  ganz  buoch 
vordrende,  hie  blos  für  ein  wolgedächtlich  exempel 
gesumiert,  zeigt...'  Ansb.  —  2.  auf  Grund  des  Ertrages 
einer  Matte  ausmitteln,  wieviele  Kühe  deren  Eigen- 
tümer (überwintern  kann  und  daher)  auf  die  Allmend 
auftreiben  darf.  .Diese  Matte  ist  für  4  Kühe  auf  der  All- 
mend summiert'  BSi.  (lt  Zyro);  vgl.  Summing  2.  —  ze- 
säme°-:  =  demVor.l  Ndw  (Matthys);  Tu  (refl.).  .Habe  er 
dise  summ  und  schuld  zesamen  gsumiert.'  1548,  ZWäd. 

Summistri  f.  Spöttisch  für  die  scholastische  Er- 
klärung der  Summa  theologis:  .Die  Aristotelische  so- 
fisteri  und  die  bäbstische  s.'  Ansh.  2 IV  219;  vgl.  283. 

Sumrai"g  f.:  1.  =  Summ 2 a.  ,üas  silber,  so  im  ist 
geben,  zuo  finem  silber  gerechnet,  bringt  es  an  finem 
silber  ein  sümmig  87  mk  2  q.  3  d.'  1528,  Z  Anz.  (B). 
,Ein  summig  an  pfennigen  1790  pfd  18  ß  13  d.'  ebd.  — 
2.  =  Seijing  (Sp.  603)  BSi.  (lt  FAnd.  1898).  ,Das  Recht 
einer  Matte  auf  die  Allmend.'  ebd.  (lt  Zyro);  vgl. 
summieren  2,  sowie  Seij  1  b  (Sp.  601). 

Summität  f.:  oberster  Teil,  Spitze.  ,Ein  altes 
Gebäu  mit  einem  hochen  vesten  Turn;  auf  dessen  Su- 
mität  ist  ein  lustiger  Unigang  zu  sehen.'  Sererh.  1742. 

-    Lat.   snmmita». 

Sümmner  m.:  Betreibungsbeamter  (vgl.  Summ  2  c)? 
,Item  ouch  ist  berett,  wie  die  sümner  in  unsrem  landt 
pfenden  sond.'  XVI.,  Ndw  (ZfsR.  VI  b  125). 

summe"  II:  wie  nhd.,  jedoch  nicht  volkstümlich; 
dafür  sumse",  surre"  uä.  Wie  die  Alte"  summe",  so 
switschere"d  die  Junge"  ZBül.j  entstellt  aus  .sungen.' 


975 


Sam,  sem,  sim,  sora,  sum 


976 


summle"  ZKn.,  sümmele"  BLütz.  (SGfeller): 
summen.  D'  Bili  summieret  ZKn.  's  Annemareili  het 
's  Tänzli  no'he"g  sammelet,   wo  Schwarz-Hans  ufspilt. 

SliFELLER    1911. 

Samer  (so  in  PPo.;  Th;  WVt.;  Z),  -mm-,  in  ApM.,  V. 
-(>•-,  in  ApH.,  I.  Sö'mer  —  m.,  PL  unver.  AALeer.  (H.); 
Z  (neben  -ü-),  Sumra  WVt.,  Summere"  BG.,  sonst  mit 
Um].,  Dim.  Süm(m)erli,  in  Ndw  (Matthys)  Summirh: 
1.  wie  nhd.  Sommer,  allg.  Der  S.  beginnt  mit  der  Alp- 
fahrt und  mit  der  Abfahrt  wird  der  Herbst  eingeläutet. 
Bärnd.  1908.  Über  de"  S.,  den  S.  über.  Im  höche"  S. 
Sch;  Th.  Im  hür(n)iger,  fern(d)riger  S.  Hür  (Fern) 
im  S.  ,Es  habe  sich  hür  in  dem  sumber  begeben, 
dass  . . .'  1473,  Z  ßB.  En  trochner,  nasse;  chalter, 
loarme",  heisser  S.  ,Diss  jar  sampt  dem  nachgenden 
hatt  vast  wetterig  und  füecht  sommer.'  Vad.  ,Daruff 
er  zuo  ira  rette,  wenn  sy  inn  begärte,  so  wette  er 
diss  summers  mit  ira  zuo  kilchen  gan.'  1511/3,  Z  Ehe- 
gericht. ,Am  30.  tag  [des  März]  donneret  und  blitzget 
es  wie  im  sammer.'  1556,  HBull.  D.  ,Der  summer, 
sstas;  immits  im  s.,  adulta  ajstas;  sich  zuo  s-s  zeit 
an  eim  ort  enthalten  und  den  s.  darinn  verschleissen, 
iestivare.'  Fris.;  Mal.  , Uff  Joannis  im  summer.'  1562, 
Z.  ,Der  heiss  summer'  überschreibt  HBull.  in  seinem 
Diarium  das  Jahr  1540,  in  dem  es  während  29  Wo- 
chen nur  6  mal  kurze  Zeit  regnete,  Ende  Mai  die 
Kirschen,  Mitte  Juni  Birnen  und  Gerste,  Anfangs  Juli 
die  Trauben  reif  waren;  er  schliesst:  ,Diser  heisst 
der  heiss  s.'  ,Suoch  Aberlin  Tälliken  von  Fluontern 
im  bürgerbuoch;  sin  son  Heini  Thalliken  soll  im 
heissen  summer  das  burgkrecht  ernüwert  haben.'  1556, 
Z  RM.  ,Tiguri  sestas  anni  1540  erat  ardentissima  et  ob 
iestuni  maximum  der  heisse  Sommer  dieta.'  JJWagxer 
1680,  300.  ,An.  1387  wäre  der  alte  heisse  Sommer; 
vom  letsten  Febr.  biss  den  19.  Sept.  26  Wochen  lang 
hat  es  nicht  6  Tag  geregnet...  An.  1540  wäre  der 
sogenannte  heisse  Sommer;  vom  letsten  Hornung 
wäre  es  warm  biss  zum  17.  Herbstm. ...  Zum  Ange- 
denken dieses  Jahrgangs  wird  noch  eine  Portion  der 
sogenannten  heissen  Sommer-Früchten  in  gemeiner 
Stadt  Obmannamts  Schüttinen  aufbehalten.'  Mem.  Tig. 
1742,  420/1.  EAA.  De"  S.  ane"mache",  die  Vor- 
fenster wegnehmen  und  die  Sommerläden  einhängen 
Z  (Dan.).  Die  Mugg  hat  Bei"  so  lang  wie  de"  Tag 
im  S.  ZMönch.  Da  gi't  's  us-eme"  Summervogel  en 
ganze"  S.!  von  einer  starken  Übertreibung  Z  (Spill- 
mann). Über  's  (Uf  's,  D's)  Jär  im  andere"  S.;  s.  Bd 
IH  57  Mitte  (auch  Ap;  Th).  Über 's  Jär  im  andere" 
S.,  de""  gönd-si  [die  über  den  Gotthard  geflogenen 
Bremsen;  s.  Bd  V  004]  wider  hei'"  und  hend  Hunger! 
Schw  Fasn.  1896.  In  Sch  (EStoll  1907)  als  scherzh. 
Antwort  auf  die  Frage  ,wann':  's  nächst  Jör  im  S. 
Wenn  chunnt-es  acht  umhi"?  D's  ander  Jär  im  S., 
we""  di  röten  Öpfle"  rise".  Bärnd.  1911.  Wenn  's  Neujör 
im  S.  ist;  s.  Nüw-Jär  (Bd  III  60;  auch  Ap;  Sch;  Th 
und  weiterhin).  Im  Volkslied.  Annebäbeli,  bi  bi  bi,  wo 
bist  auch  dise"  S.  (a"  disem  Sunntig)  g'si"?  Hinder  ''em 
Bus  im  Garte"...  Aa.  Hansruedelibueb,  Hansruedeli- 
bueb,  mach  mir  und  dir  es  Tänzli:  im  S.,  wenn  de" 
Tag  lang  ist,  strecke"d  d'  Chälber  d'  Schwänzli  ZW.; 
ähnlich  ZStall.  und  Gl.  O  Summer,  wie  bist  du  so 
guet,  du  bist  voll  zarter  Freude"!  Ach,  wär-ich  doch 
bi  mlnem  Schatz,  zwei  Stund  wollt  ich  im  gebe"  Platz, 
es   müesst-mer   nüd   verleide"!   ZO.  (Stutz).     S.  auch 


MLienert  1900,  276.  Bauernregeln.  De  S.  chunnt 
nüd  vo"  de"  Berge"  noche",  er  chunnt  vo"  unae"  ufe", 
dh.  nicht  der  Föhn  bringt  den  Sommer  von  den  Alpen 
her,  sondern  er  kommt  von  Westen  ZO.  So  eil  Nebel 
im  Merze",  so  vil  Wetter  im  S.  Z  (Bölsterli).  Früener 
Tunner,  spät  S.!  ZTagelsw.  .Früher  S.,  später  Hun- 
ger!' L.  Wenn-mer  en  nasse"  S.  hed,  so  isch  ['s]  es 
Öpfeljör  ZRuss.  S.  noch  cer-gunnen  (Bd  II  333);  blutt 
(Bd  V  214);  Segen  (Bd  VI  725;  auch  ZF.);  Bespül 
(ebd.  1490).  S.  und  Winter  (in  AALeer.  S.  e"d  W.), 
das  ganze  Jahr  hindurch  Aa;  Ap;  G;  Te;  Z.  Er  lauft 
S.u.  Winter  glich  um(m)e"  [gleich  gekleidet]!  Was  der 
S.  nid  tuet,  Das  tuet  der  W.,  , auf  einen  unregelmässigen 
stürmischen  S.  folgt  ein  milder  W.'  Schild  1863  (S). 
E"  schöner  W.,  e"  wüester  S.  ebd.  E"  wüester  W.,  e" 
schoner  S.  ebd.  's  Düfels  W.,  's  Düfels  S.  ebd.  We"" 
der  W.  e"  Tüfel  ist,  so  ist  der  S.  o'h  Vne.  B  Volksztg 
1898.  Kei"  W.,  kei"  S.!  ebd.  Das  macht  ke<"  S.  und 
kein  W.!  es  liegt  Nichts  daran  AABeinw.  Im  S.  muess- 
me"  d'  Winter fröst  üsschwitze"  GSaL.  Im  S.  lit-me" 
nä'h  der  Liebi  und  im  W.  näch  der  Wärmi.  Sprww. 
1869.  ,Ein  Bauernsprichwort  sagt:  Wenn  man  im  S. 
geigen  will,  so  muss  man  im  Winter  die  Saiten  span- 
nen.' N.  ZZtg  1892  (B  Korresp.).  S.  noch  Maien-Bls 
(Bd  VI  1331);  Bös  I  (ebd.  1385).  Sommer  ond  Wenter 
personifiziert,  im  Winter  von  Haus  zu  Haus  ziehende 
Figuren,  die  einander  in  längerm  (aus  Schwaben  stam- 
mendem) Singgespräch  (abgedruckt  bei  TTobler  425/6 
und  darnach  bei  Firm.  II  659  f.)  necken;  die  eine  ist 
sommerlich  gekleidet  (hemdärmlig)  und  hält  in  der 
einen  Hand  ein  Bäumchen  mit  Birnen,  Äpfeln,  ver- 
goldeten Nüssen  und  flatternden  Bändern,  die  andere 
trägt  winterliche  Kleidung;  jede  hat  in  der  einen 
Hand  einen  vielfach  gespaltenen  Knüttel,  womit  sie 
nach  jedem  Vers  der  andern  auf  die  Schultern  klopft, 
dass  es  klatscht;  schliesslich  treibt  der  Sommer  den 
Winter  zur  Tür  hinaus;  nachher  aber  vereinigen  sie 
sich  wieder  zu  einem  gemeinsamen  Schlussgesang  Ap 
(TTobler);  vgl.  dazu  Gr.  WB.  X  1,  1515.  ,Es  werden 
ihrer  zwei  oder  drei  Figuren  gewesen  sein  und  in  den 
Häusern  gewisse  Sprüche  wechselsweise  abgeleiert 
haben.  Man  heisst  sie  bei  uns  [in  Ap]  den  Sommer 
und  den  Winter.'  Ap  Volksbl.  1832.  Im  Dim.  auch 
spec.  kurzer  Nachsommer  Ap  (TTobler).  Es  cha"" 
no'1'  e"  guets  Sömmerli  gebe".  So  wohl  auch  in  der 
Bauernregel:  Bartlimei  [24.  Aug.]  bringt  e"  Sümmerli 
oder  e"  Schnei!  GSaL.  —  2.  a)  ziehender  S.',  Sommer-, 
Marienfäden.  ,Die  Maulwurfsspinne  überzieht  die 
Wiesen  wie  mit  einem  Teppich,  und  von  ihr  sollen 
die  langen  Fäden  herrühren,  die  zuweilen  am  Ende 
des  Sommers  oder  im  Herbste  in  der  Luft  herum- 
fliegen, welche  man  gewöhnlich  Sommerfäden  oder  den 
ziehenden  Sommer  nennt.'  B  Hink.  Bot  1830.  —  h)  für 
Sommerkleidung;  vgl.  Winter.  De"  S.  füre"  ne",  im 
Frühling  die  Sommerkleider  hervorsuchen  Z.  Hast 
de"  S.  füre'g'na"?  zu  Jmd,  der  zum  ersten  Mal  im 
Strohhut,  im  weissen  Rock  erscheint,  ebd.  Im  S.  cho", 
gö"  Ap;  B;  Z.  Chunnst  och  scho"  im  S.?  Me"  cha"" 
iez  denn  scho"  im  S.gö"!  —  c)  die  Getreideernte  (als 
Zeit,  Vorgang)  BG.  (Dängeli),  Ins  (Friedli);  vgl.  su- 
meren.  —  d)  (Sommer-)Getreide  B;  s.  be-cheisten  (Bd 
III  543).  Hieher  auch  die  Stelle  unter  in-kommen  2  c 
(Bd  III  275).  —  e)  Pauschalabgabe  an  Getreide,  mit 
welcher  die  Anwohner  einer  Brücke  sich  alljährlich 
vom  Brückenzoll  befreiten;  abgekürzt  aus  der  häufigen 


Sam,  sein,  sim,  soni,  snm 


978 


Zss.  Brugg-S.;  vgl.  Brugg-Fesen  (Bd  I  1070);  -Haber 
(Bd  II  934);  -Chom  (Bd  III  473);  -Mens  (Bd  IV  455); 
-Mütt  (ebd.  574/5);  -Brot  (Bd  V  979/80).  ,Uer  Brück- 
sommer ist  eine  bestimmte  jährliche  Abgabe,  ver- 
mittelst welcher  man  sich  von  der  Entrichtung  irgend 
eines  benachbarten  Brückenzolles  loskauft  und  von 
daher  einer  gänzlichen  Zollfreiheit  geniesst,  und  kann 
mithin  keineswegs  als  eine  Beschwerde,  sondern  er 
muss  vielmehr  als  eine  Begünstigung  angesehen  wer- 
den. Wegen  dieser  besondern  Beschaffenheit  des  Br-s 
kann  derselbe  nicht  losgekauft  werden.  Wenn  die 
Pflichtigen  dieser  Leistung  enthoben  zu  werden  ver- 
langen, so  müssen  sie  sich  bei  dem  betreffenden  Zoll- 
beamten erklären,  dass  sie  künftighin  statt  des  Br-s 
gleich  allen  und  jeden  Durchpassierenden  den  Zoll 
nach  der  Zolltafel  bezahlen  wollen.  Eine  solche  Er- 
klärung kann  aber  nicht  von  einzelnen  Pflichtigen 
kommen,  sondern  sie  muss  gemeindeweise  geschehen.' 
1804,  B  (Dekret  über  den  , Loskauf  der  Primizen  und 
Lehensgefälle');  an  anderer  Stelle  .Brüggsommer.' 
,Dis  ist  der  kost,  alz  der  brügsumer  ze  samnende  und 
uf  ze  nemende  hat  gekostet,  des  ersten  die  wegen  ze 
bessrenne,  umbe  isen  und  umb  ander  zerung  3  lb  11  ß; 
denne  zwoin  knechten,  so  den  sumer  uf  namen,  ze  lone 
in  5  wuchen  7  lb;  denne  N.,  als  er  och  den  sumer 
half  uf  nemen,  4  lb;  denne  alz  NN.  zwoi  pherit  und 
einen  wagen  darlüchen  ze  dem  tage  umbe  6  ß,  ge- 
bürrent  35  tag  10  lb  10  ß.'  1378,  B  StRechn.  ,Und 
gehört  also  zu  dem  Schloss  zu  Thun,  was  von  den 
Bruggen  Thun  fallet,  genannt  der  Brüggsummer  . . . 
Es  mögend  MGHerren  der  Stadt  Bern  den  benannten 
Brüggsommer  lychen,  wenne  Ihr  Gn.  glibte  . . .'  um 
1390,  BThun  Handf.  (Excerpt  von  ALütolf;  nicht  in 
der  Ausg.  von  JRubin);  vgl.  den  folg.  Beleg.  N.  an- 
erkennt, vom  Domherrn  von  BAms.  ,ir  brügge  ze  An- 
soltingen  über  die  Kander'  um  den  jährl.  Zins  von 
lh  Pfd  Wachs  erhalten  zu  haben  mit  der  Verpflichtung 
zum  Unterhalt  der  Brücke;  ,har  umbe  sol  ich  nemen  von 
den  dorflüten  von  Ansoltingen  und  von  allen  iren  umb- 
sessen,  die  untzhar  sumer  hant  gegeben,  minen  sumer, 
nemlich  von  ieklichem,  der  buwet,  einen  halben  körst 
[vgl.  Bd  III  487]  des  besten  kornes...;  wer  aber  nit 
s.  gif,  Der  soll  mir  geben  von  jeder  Benutzung  der 
Brücke...  1390,  BTh.Urk.  ,Wer  von  alterhar  brügg- 
sumer  den  herren  von  Ansoltingen  als  umb  den  steg 
habe  geben,  das  ouch  die  von  dishin  semliche  burdi 
tragen  sollen.'  1432,  B  Katsbeschl.  ,Von  dem  rneyer 
von  Oltingen  von  des  brüggsumers  wegen  der  nüwen 
brügg  von  2  jaren  22  lb  10  ß.'  1433,  B  StRechn.  ,Graf 
Anton  von  Greyerz  schien  den  Landleuten  von  Saanen 
ihre  Freiheiten  schmälern  zu  wollen;  er  forderte  Lobs 
[vgl.  Bd  III  993],  Brügsommer  und  Acherum  ...'  1.  H. 
XV.,  Kohli  1827.  ,Anno  1480  haben  min  gnedigen 
herren  ...  von  ir  beider  bruggen  wegen  zuo  Loupen 
und  zuo  Güminen  geordnet...,  das  ein  ieklicher,  wer 
dann  die  brugken  bruchen  und  brucksummcr  geben 
wil,  für  sölichen  summer  alle  jar  zwei  mess  rogken 
zuo  banden  miner  herren  und  dem  zollner  ein  leib 
brots  geben  soll.'  E.  XV. /l.  H.  XVI.,  B  Zollbuch.  ,Ob 
iemant  lieber  den  zolin  dann  den  summer  geben  weit, 
von  dem  sol  man  den  nemmen.'  ebd.  ,Der  rodel  dero, 
so  in  dem  brüggsummer  zuo  Loupen  begriffen  sind...' 
ebd.  ,An  vogt  von  Nidow  [schreiben],  mit  den  sinen 
zuo  verschaffen,  dem  brugger  zuo  Arberg  den  brügg- 
summer usszerichten,   wie   von   altem  harkoinen  ist.' 

Sohwelz.  Idiotikon  VII. 


1483,  BRM.  ,Die  herschaften  sollen  kein  brügg- 
summer gäben,  aber  die  hoff.  Ulman  sol  gewalt  han, 
den  armen  den  brüggsummer  nachzelassen.'  1530,  ebd. 
.Denen  von  Thun  brüggsumer  wie  bisshar  abermalen  ge- 
liehen.' 1546,  ebd.;  vgl.  ebd.  (vom  J.  1483) :  ,Ein  bekannt- 
nuss,  das  die  von  Rötenbach  einem  brugger  zuo  Thun 
den  brugghaber  sollen  geben,  als  von  altem  harkoinen.' 
,Von  der  nüwen  brugk  wegen,  wie  er  [1.  es]  sich  mit 
den  güettern,  mit  dem  zoll,  brucksummer,  halte.' 
1549,  ebd.  ,Dem  fuormann,  so  daz  burgermäss  und 
brügsumer  infüeren  wirt,  ein  offnen  brieff,  daz  man 
ine  forderlich  zalen  soll.'  1558,  ebd.  Hinsichtlich  des 
,Brügsumers',  den  etwelche  bernische  Angehörige  dem 
Zöllner  der  Sensebrücke  [F]  verweigern,  wird  Bern 
nachfragen.  1673,  Absch.  Die  Bemerkung  Berns,  dass 
der  dem  Zollbezieher  zu  entrichtende  jährliche  .Brügg- 
sommer' auf  45  Mass  Dinkel  angesetzt  sei,  während 
doch  nur  42  Haushaltungen  gezählt  werden,  wird  zur 
Berichtigung  des  Zollrodels  von  Freiburg  in  den  Ab- 
schied genommen.  1678,  ebd.  Freiburgs  Gesandte 
setzen  auseinander,  durch  die  Bruckmässordnung  von 
1497,  welche  1546  und  1633  erneuert  worden,  sei  der 
Brucksommer  den  Hof-  und  Hausplätzen  nach  und 
nicht  nach  den  Gütern  angelegt  worden.  Bern  be- 
hauptet (seit  1737),  dass  das  Bruckmäss  auf  die  Güter 
zu  verlegen  sei  ...  und  dass  man  dieses  Bruckmäss 
immerhin  von  den  Gütern  abgeführt  habe,  wie  eben 
überall  der  Br.  auf  den  Gütern  hafte.  In  der  von  Frei- 
burg vorgeschlagenen  Einführung  des  Zolls  in  Geld 
statt  des  Bruckmässes  sieht  aber  Bern  gleichen  Nach- 
teil für  beide  Stände.  1744,  ebd.  VII  2,  18.  Die  Ge- 
sandtschaft von  Bern  empfiehlt  der  freiburgischen 
nochmals  die  Angehörigen  von  Neuenegg  zu  Wieder- 
herstellung des  aufgehobenen  ,Brüksomraers'  bei  der 
Sensenbrücke  und  dessen  Bestimmung  in  ein  Fixum. 
1785,  ebd.  ,Den  Einwohnern  von  Neuenegg  im  Kanton 
Bern  ist  die  Zollbefreiung  für  die  zu  ihrem  eigenen 
Gebrauche  bestimmten  Waaren  und  Lebensmittel,  so 
wie  für  jene  eigenen  Gewächses  beibehalten,  wofern 
sie  den  Brücksommer  entrichten,  in  Gemässheit  der 
Erkenntniss,  die  sie  zu  diesem  Ende  1786  geleistet 
haben.'  1809,  F  (.Zolltarif  über  die  Sensen-Brücke'). 
,Im  s.  sin',  zu  Denen  gehören,  die  statt  des  Brücken- 
zolls den  S.  entrichten:  ,Denne  so  sollend  die  wirt 
den  win,  so  sy  in  ir  keller  leggen  und  verschenken, 
verzollen,  ungehindert,  das  sy  im  summer  möchten 
sin.'  E.  XV./l.H.  XVI.,  B  Zollb.  Leuten,  die  in  ihren 
Diensten  standen,  pflegte  die  Stadt  Bern  den  von  ihnen 
zu  entrichtenden  ,s.'  zu  ersetzen.  , Meister  Hans  an 
der  Matten  umb  sinen  huszins  1  lb,  dem  selben  für 
sinen  sumer  5  ß.'  1378,  B  StRechn.  ,Denne  den  weiblen 
iren  sumer,  ietlichem  10  ß,  gebürt  6  lb  10  ß;  denne 
6  ritern  iren  s.  3  lb,  denne  4  löuffern  iren  s.  2  lb.' 
1433,  ebd.  ,Denne  den  weiblen  ir  sumer  5  lb  10  ß; 
denne  den  löuffern  iren  s.  2  lb;  denne  6  rytern  iren 
s.,  tuot  3  lb.'  1452,  ebd.  (in  der  selben  Halbjahrrechn. 
kommt  nachher  noch  zweimal  folgende  Lohnzahlung 
vor:  ,denne  fünff  löffern  3  lb  2'/s  ß;  denne  11  weiblen 
6  lb  17V2  ß;  denne  6  rytern  12  lb'),  so  auch  1436. 
1437.  1441.  ebd.,  immer  als  Ausgabeposten  zu  Beginn 
der  zweiten  Halbjahrrechnung  und  immer  auf  Einen 
Vi  lb.  Im  alten  Freiburg  (tw.  auch  im  alten  Bern; 
s.  u.  und  vgl.  dazu  Gröss-iveibcl-Chorn  Bd  III  474) 
gehörte  der  ,(Brugg-)S.'  den  Vennern;  vgl.  Kuenlin 
1832  I  62/3 :  ,Au  moye 


de  cette  contribution  les  bau- 


07:) 


Sani,  sem,  sim, 


nerets  avaient  [1393]  la  Charge  d'entretenir  les  trois 
ponts  de  la  ville,  mais  tout  en  continuant  ä  retirer 
la  gerberie  jusqu'en  1798,  ils  n'entretenaient  plus  les 
ponts,  parce  que  l'origine  de  cette  Charge  n'etait  plus 
connue  ...  Les  bannerets  de  Bernc  percevaient  ce  droit 
ä  Schwarzenbourg  et  ceux  de  Fribourg  au  Gouggis- 
berg  (1678  et  1684).'  ,Hennricus  Bluomo  et  Nicholaus 
Risso  debent  quilibet  ipsorum  in  solidum  Nicholao 
Zerlinden,  vexillifero  Friburgi,  et  sociis  suis  vexil- 
liferis  novem  modios  siliginis,  novem  modios  avene 
et  tres  modios  spelthe,  raensure  Alamanorum  de  Fri- 
burgo  boni  bladi  mercabilis  et  receptibilis  etc.  vide- 
licet  nomine  emptionis  estivalis  pontium,  theotonice 
brucksummer,  solvendos  et  tradendos  infra  festum 
beati  Martini ...'  1393,  F  (Staatsarchiv).  ,N.  de  Butzen- 
berg  et  N.  de  Ror  debent ...  Nicholao  Zerlinden  et... 
vexilliferis  de  Friburgo  octo  modios  siliginis  ...  ex 
causa  venditionis  scilicet  brügsummer  ...'  1398,  ebd. 
,N.  de  Rore  debet  Nich.  Z.  [uA.],  vexilliferis  de  Fri- 
burgo, septem  modios  ...  ex  causa  emptionis  passagii 
pontium,  vulgariter  theotonice  dicendo  brücksommer ...' 
1400,  ebd.  ,N.  debet  ...  vexilliferis  Friburgi  novem 
modios  ...  ex  causa  emptionis  estivalis,  vulgariter  theo- 
tonice dicendo  brücksommer...'  1400,  ebd.  ,Ist  der 
primitzen  halb  beschlossen,  das  ein  jedes  lechen,  so 
ein  pfluog  mag  ertragen,  die  primitz,  den  vennern  den 
bruggsuminer  geben  und  miuen  herren  die  fuorung 
tuon  soll...'  1506,  F  RM.  ,[NN.  schlagen  in  einem 
Rechtsstreite  über  die  Höhe  der  Abgabe  nach]  by  den 
alten  H.  Vennern  desselben  Schrotts,  wie  sie  disen 
Bruchsommer  [!]  eingezogen;  interim  sollen  sich  die 
H.  Venner  vernügen  mit  dem  V»  Mass  ...'  1664,  F. 
,Unser  Statt  Gerechtigkeit  und  Gebür,  so  der  Brück- 
sommer genambset  wirdt  und  solche  Pflicht  ...  uff  sich 
trägt,  dass  jede  Hoffstatt,  Lehen  und  Meyerguet  oder 
Hausshaltung,  so  in  dem  Bezirk  unserer  alten  Landt- 
schaften gefunden  und  ein  Pflug  erhaltet,  jährlich  uff 
einem  jedem  St  Andressentag  ein  Mass  gutt  suber  und 
währschaft  Mischelkorn  abrichten  und  bezahlen  sollen, 
weliches  Kürn  wir  bisshar  unseren  lieben  Stattvennem 
zu  Ergezung  villfältiger  Mühe,  Sorg  und  Arbeit,  so 
sie  von  unsseren  gemeinen  Statt  wegen  tragen  müssend, 
lassen  zukommen  ...'  1667,  F. 

Ahd.  sumar,  mhd.  sumer.  Unter  dein  Einfluss  von  Luthers 
Übersetzg  hat  die  Z  Bibel  von  1530  ,sommer'  neben  .Sum- 
mer.' .Sumber'  (1473,  Z  RB.)  ist  .umgekehrte  Schreibung' 
für  .Summer',  also  anders  zu  beurteilen  als  kämt.  Sumber 
(Lexer  1862,  234).  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1509  ff.;  Schm.2II 
281/2;  Martin-Lienh.  II  359.  Die  Bedd.  2  c— e  scheinen 
nur  Schweiz,  zu  sein.  ,Snmar'  erscheint  zw.  814  und  854 
iu  den  G  Urk.  häufig  unter  den  Zeugeunamen  und  ebd.  85S : 
,Cum  Wülihelnio  ejusque  filiis  Wintare  et  Sumare,  Wille- 
helmo  et  Willihario';  vgl.  dazu  Gr.  WB.  X  1,  1515  o.  Als 
FN.  LSchötz  (.Sommer');  ZUnterschottikon,  .Cuonradus  S.' 
1270,  AaAar.  (Bürger),  .Henrich  der  S.'  1301,  ehd.  (Mit- 
glied des  Rates),  .Ruodolf  S.'  (bei  Tschudi  gedr.  ,Siimer'), 
Ammann  über  Gaster  und  Glarus.  1302  (vgl.  ASG.  III  35), 
,Haini  S.'  Z  Chr.  1336/1446,  .Cuontzman  S.'  1351,  AaErl., 
.Heinricus  estas,  [von  späterer  Hand  zugesetzt:]  Summer... 
Elizabeth  dicte  Sünimerlin,  [von  späterer  Hand  zugesetzt:] 
Summerin.'  1370,  AaAar.  Jahrzeitb.  (Arg.  VI  447;  vgl.  ebd. 
427:  ,Chuonradus  servus  estatis'),  ,der  S.  von  Arow.'  1399, 
.RuodolfS.,  schultheiss.'  1441,  AaAar.,  , Heini  S.  [von  Ober- 
schottikon].'  1474,  KHanser  1895,  .Sommer.'  XV./XVI.,  Bs 
Stdt  (Leu,  Lex.),  .der  S.  selig.'  1485,  AaB.,  ,Jos.  S.'  1532, 
Schw,  .Peter  S.'  XVII.,  AaB.  ,Die  Sumerin.'  1389,  ZRB., 
,die  S.  von  Stadelhofeu.'   139G,   ebd.,   .Barbara  S.',   Chorfrau 


zu  Ruegsau  [B].  1527,  Aar.  StR.;  s.  auch  ohen.  .Der  stok, 
da  die  Sümerlin  an  sitzt.'  1405,  Aar.StR.;  s.  auch  oben. 
.Sömmerli',  Flurn.  G,  .Sommerliguot.'  1840,  GStdt.  In 
Zssen.  Flurnn.  .Summer-  (Sommer-)Au'  (s.  die  Amn.  zu 
mmmeramm),  ,-Egg'  B;  Schw,  ,-Gaden'  B;  Gr,  , -Grien' 
Aa,  ,-Hof  Bs,  .-Halde(n)'  Aa  (häufig,  schon  1378,  AaB., 
auch  bei  Leu,  Lex.);  Bs  ;  L  (auch  bei  Leu,  Lex.;*dazn  der  FN. 
,S.-Halder.'  seit  1589,  LSchötz);  G;  Seh;  S;  Th;  Z,  ,-Holz' 
G;  Schw,  ,-Haus'  Ap;  B  (auch  bei  Leu,  Lex.);  L;  S;  W, 
.-Hütte(u)'  ApTeuf.  (schon  bei  Leu,  Lex.:  ,In  der  S-eu'), 
,-Loeh'  BGrimsel  (nach  Jahn  1857  ,eine  erhöhte,  von  den 
Winden  schneefrei  gehaltene  und  daher  grünende  Stelle'), 
,-Land',  fingierter  Name?  (s.  Bd  VI  1820  u.),  ,-Matten'  B; 
U;  ThPlatter  1572  (,In  Stalden  wonet  einer,  hiess  Simon 
zuo  der  Summermatten');  dazu  der  FN.  ,-Matter.' XVI./XVIII., 
W  (Leu,  Lex.);  ThPlatter  1572  (,Die  muotter  [von  ThPlatter] 
hatt  gheissen  Amilli  Summermatterin,  von  ein  gar  grossen 
gschlecht,  das  man  hat  genempt  die  Summermatter'),  , -Buchen' 
BG.  (7*  der  Summerbuecht",  heute  Tannwald.  Bärnd.  1911), 
,-Bösche0'  G,  ,-Roden'  Bs,  ,-Rain'  Aa;  Z,  ,-Schwendi'  Schw, 
,-Studen'  B,  ,-Stall'  B,  ,-Tal'  Ap,  ,-Weid'  G;  Uw  (2  mal); 
,-Wald'  B;  L,  ,-Wis'  G;  Z.  ,Sommers-Heim'  B,  ,-BUhl'  G, 
,-Berg'  ApGais  (auch  bei  Leu,  Lex.),  Wolfh.,  ,-Port'  BZweis., 
,-Tal'  Ap;  Bs,  ,-Wies'  G.  Familienn.  , Summer-Eisen.'  XVI., 
BsStdt  (Leu,  Lex.;  vgl.:  ,Es  klagt  Fridli  Zimberysen  von 
Rinfelden,  ...  schmidknecht,  uff  Jerg  Sumerisen  von  Heren- 
tierbach  [Würtemb.],  Schwitzers  am  Rennweg  schmidkuecht.' 
US6,  ZRB.),  ,-Vogel.'  138S/146S,  ZStdt;  1653,  AaWett. 
Arch.  —  Abgeleiteter  FN.  ,Summerer'  (bei  Schöpf  729 
.über  den  Sommer  angenommener  Knecht';  oder  zu  Sumber 
Sp.  987  ?).  XV./XVI.,  AaZof.  (.Sommerer');  XV.,  AaAar.  (,Som- 
merer,  auch  Summerer.'  Leu,  Lex.;  .Schultheis  Sumrer  von 
Arow.'  1500,  Z  RB.);  XVI.,  BStdt  (so  .Sebastian  Summerer.' 
1537);    1532,  ZSchottikon  (,Klaus  Summerer';  heute  ,Sum- 

Vor-:  Frühsommer  Ap;  Th. —  Auch  bei  Sanders  II 
1117. 

Vorder-:  der  vorletzte  Sommer.  F  And.  1891.  Vgl. 
V.-Tag.  —  Früe-.  Nur  als  fingierter  Name:  ,Görg 
Früesummer,  Tischdiener.'  NMan.  —  Ch'riegs-:  der 
Sommer   des  Jahres   1712   (Toggenburgerkrieg)   BGr. 

—  Martins-  U,  -Sümmerli  Ap (-Ö-) ;  B;  ScHSt.  (Sulger), 
im  W  Bote  1908  ,(St)  Martini-Sommer':  milde,  sommer- 
liche Witterung  im  Spätherbste.  aaOO. 

Metten-:  =  Sumer2a  (Sp.  976).  ,Pappus,  lanugo 
volitans  autumno,  M.'  Denzl.  1677.  1716.  —  Das  W. 
ist  nd.;  vgl.   Gr.  WB.  VI  214S  (unter  ,Mette').  X  1,  15190. 

Nach  Nöch-,  auch  Bim.:  =  Martins-S.  Aa;  Ap:  Bs; 
GT.;  SniSt.;  Th:  Z.  Dunneret's  im  Herist  i»  's  ler 
Holz,  so  giH  's  wo'*  e-  N.  BsL.  ,Um  S.  Gallen-Tag 
soll  ein  kleines  Nachsümmerlein  kommen.'  S  Kai.  1708. 

—  Vgl.  Gr.  WB.  VII   12S. 

Brugg-;  s.  Sumer  2  e  (Sp.  976/9).  —  Rege"-:  ein 
Sommer  mit  viel  Regen  Ap;  Th;  Z  und  weiterhin. 

Alt-wlber-:  =  Martins-S.  Bs;  B;  GT.;  Th;  Z  und 
weiterhin.  Es  ist  en  schoner  A.  g'si";  bis  tüf  in'n 
Oktober  i"e"  hät-me"  chönne"  's  Yeh  lo"  hüete"  und  de" 
Eeustock  demit  spare".  Messikommer  1910.  .Darum 
gute  Hoffnung,  dass  wir  einander  noch  sehen  werden, 
und  zwar  diesen  Herbst,  wenn  der  alt  Weibersommer 
kömmt.'  Gotth.  Vgl.:  .Gewöhnlich  haben  wir  noch 
einen  recht  heitern  und  rotbackigen  Alten-Weiber- 
Sommer  in  der  Schweiz.'  B  Ldw.  Wbl.  1847.  —  Vgl. 
Gr.  WB.  I  275.  X  1,   1519. 

Winter- Summers  (PL):  die  ausnahmsweise  kalten 
Sommer  der  Jahre  1815  bis  1817  BG.  (Bärnd.  1911,  65). 

—  „Witwen-Sömmerfi":  =' Alt-wiber-S.  „GRDoml." 
(St.1  und  *). 


Sani,  sein, 


•sumraeraue":  Bäume  im  Frühling  zur  Saftzeit 
fällen,  die  Rinde  abschälen  (um  sie  für  Gerberlohe 
zu  verwenden)  und  die  Stämme  dann  den  Sommer  über 
liegen  lassen,  wodurch  das  Holz  austrocknet;  erst  im 
Winter  findet  der  Transport  statt  BGr.,  Ha.,  Si.  ,Wo 
allzu  hoher  Schnee  die  Arbeit  im  Sommer  gebietet, 
ferd-mu"  e'  äberrem  Schleif  mit  den  durch  Summerauen 
(.Entrinden')  zur  Saftzeit  transportabler  gemachten 
Baumstämmen;  diese  dürfen  nicht  allzulange  unent- 
rindet  im  schattigen  Walde  liegen  bleiben.'  Barnd. 
1908  (BGr.).  .Einen  Baum  s.'  BHaslib.  G'summerauets 
Holz  BHa.,  Si. 

Auch  bui  Sclim.  2 II  282:  .Geschlagenes  Holz  sümern  oder 
sumerauen,  es  in  Blöcken  liegen  und  deu  Sommer  durch 
austrocknen  lassen',  mit  Belegen  seit  150'.)  (danach  bei  Gr. 
WB.  X  1,  1520);  Unger-Khull  598  (.sommerauen :  was  ans- 
sommern').  Unser  W.  ist  eine  Ableitung  von  Summer-Auu 
(mhd.  sumeroume)  und  die  ursprüngliche  Bed.  ist:  über  deu 
Sommer  auf  dem  abgeholzten  Platze  liegen  lassen;  nach  Bärnd. 
1911  ist  im  J.  1645  von  ,Sommerauhölzern'  zu  BAlbligen 
die  Rede.  .Summer-  (Sommer-)Au'  ist  häufig  als  Flurn.  (auch 
etwa  als  Hausn.),  so  Aa;  Ap;  Bs;  B  (mehrfach);  F;  G;  Seh; 
Th;  Zg;  Z  (häufig),  belegt,  bei  Leu,  Lex.  für  ApWalz.;  GrSch. 
(Stauimschloss;  vgl.  ,Sumberouw'  bei  Ard.  1598  in  einer 
Aufzählung  edler  Geschlechter  von  Gr);  Th.  .Albertus  de 
Sumerowi  [6].'  1179,  HMeyer  1849.  .Fratres  de  Sumerouwe', 
Zeugeu.  1227,  G  Utk.  Als  FN.  XV.,  BStdt  (Leu,  Lex.); 
sonst  , Summer- (Sommer-)Auer.'  1401/1855,  ZStdt,  eine  Ab- 
zweigung davon  seit   1623  in  GStdt. 

sum(m)ere\süm(m)ere1',  in  BSi.;  PAL;  Wohne 
Mittelvoc,  Ptc.  -et,  in  W  -ot:  1.  nur  in  U  (nach  Dr 
Müller)  mit  üml.,  unpers.,  Sommer'  werden,  sommer- 
lich warm  machen  Gl;  L  (Ineichen,  auch  St.b);  Ndw 
(Matthys);  U;  Zg  (St.1').  Esstimmeret.  —  2.  a)  ,sum- 
meren,  sich  zuo  summerzeit  an  eim  ort  enthalten, 
rcstivare.'  Mal.  —  b)  von  Feldarbeiten.  ,In  der  Sum- 
merszit  gibt  es  brav  z' sümmere"  oder  z' summere",  dh. 
in  mühevoller  Feldarbeit  Tag  um  Tag  auszukaufen.' 
Bärnd.  1911  (BG.).  Spec.  a)  -ü-,  die  Sommerfrüchte, 
-gewächse  bestellen,  anpflanzen  AiLeer.,  St.;  B,  ,aller 
Anbau  ausser  dem  Getreidelande'  Aa  (Rochh.).  — 
ß)  -M-  „B"G.,  Ins,  Schupfen  (St.b),  S.(vRütte);  F  f-o-J, 
-ü-  BO.  (Zyro),  S.  (vRütte),  „die  Sommerfrüchte  ein- 
sammeln B",  heuen,  ernten  udgl.  B  (Zyro),  ernten  BG., 
Schupfen,  S.;  F.  Auch  übertr.  auf  .allerlei  erkleck- 
liche Einnahmen:  Brav  summeret  zB.,  wer  ein  hüb- 
sches Käsereigcld  einnimmt,  ein  nettes  Sümmchen 
erbt  udgl.'  Bärnd.  1911  (BG.).  —  3.  a)  summra"  PAL, 
simmru"  W,  ,mantenere  durante  1'  estate'  PA1.  (Giord.), 
.den  Sommer  durch  behalten,  was  im  Winter  übrig 
blieb,  zB. :  Wir  hei"  noch  en  Teil  Hew  chönnu"  s., 
für  den  Sommer  behalten;  wenn  Jmd  im  Sommer  noch 
altes  Heu  hat,  das  er  nicht  verbrauchte,  so  sagt  man : 
Er  hat  noch  fi"  abbes  Hew  g'simmrot,  im  Sommer 
behalten'  W  (Tscheinen).  —  b)  ohne  Uml.  ApH.,  I. 
(■ö'-J;  Gl  (nach  einer  Angabe  seltener  als  -ü-);  GrTIis; 
GG.,  Kaltbr.;  SchwE.;  Ndw;  UWassen;  W  (Tscheinen); 
Zg,  -ü-  (bzw.  -;-)  Ap  (-Ö8-  M.,  V.,  -ö>-  H.,  I.) ;  BGr.,  0.,  Si., 
auch  lt  Id.  und  Zyro;  F;  „VO";  GrD.,  Pr.,  Sculms,  Ths, 
Val.;  L  (St.b);  GKaltbr.,  Rh.  (-Ö-),  T  .;  Ndw;  UwE.;  U; 
Zg  (St.");  „Z"0.,  Vieh  den  Sommer  durch  auf  einer  Alp 
oder  Allmende  halten.  aaOO.,  aber  auch  (doch  mehrb  [oss 
gelegentlich)  übh.  Vieh  über  den  Sommer  halten  (auf 
der  Weide  oder  im  Stall),  so  F;  Gl;  Gr;  G;  Ndw,  ,per 
a-statem  nutrire,  alere.'  Id.  B.  ,Das  Vieh  für  den  Sommer 
zum  Benützen   oder   Erhalten  geben'   U  (Dr  Müller). 


In  BGr.;  GrTIis  auch  von  Schafen,  Schweinen  usw.  Galt- 
li"g  off  der  AI})  s.  Ap.  D'  Bänze"  z"  Gletscher  [beim  Gl.] 
s.  BGr.  Uf  dis'er  Alpu"  cha""-mu"  nit  ril  Chüe  sumrw 
W.  In  der  usseren  Alp  ckönnend-s"  ette"  150  Hopt 
GrössvSh  s.  GrScIis.  ,Was  auf  Aschüel  [einer  sum- 
pfigen Alp]  gesommert  ist,  bringt  der  Tafel  nit  mer 
z'weg'  GRPr.  (FGStebler,  AW.).  I'h  ha"  zeche"  Stüggli 
deheime"d  g'sümmeret  Gl.  ,[Die  Aufteilung  der  All- 
mend  unter  die  Gemeindegenossen  würde]  gewiss  einen 
Jeden  in  den  Stand  setzen,  seine  Kuh  entweders  selbst 
bei  Hause  zu  sommern  oder  sommern  zu  lassen.' 
Steinm.  1802  (Gl).  S.  noch  Plumpen  I  (Bd  V  103). 
,Was  vechs  einer  ...  uff  dem  synen  gsümern  [mag], 
das  mag  er  wol  haben  und  halten  und  aber  der  gmeind 
am  weidgang  one  schaden.'  1570,  ZAlbisr.  Elgg  ver- 
besserte die  Allmende,  damit  Arm  und  Reich  desto 
,bas  ir  väch  gesummeren'  könnten.  Ende  XVI.,  KHauser 
1895.  ,Sie  möchten  in  ihre  Berg  in  die  6-  bis  7000 
Kühe  sommern.'  Guler  1625.  ,Die  Schaaf  summem.' 
1748,  ORingholz  1907.  Weitere  Schweiz.  Belege  bei 
Gr.  WB.  XI,  1550.  Häufig  im  Gegs.  zu  .winteren'; 
nur  eigenes,  selbst  ,gewintertes'  Vieh  hatte  Sömme- 
rungsrecht  auf  der  Allmende.  ,Was  ein  ungenoss  uff 
dem  guot  gewintren  mag  ein  jar,  als  vil  vichs  sol  er 
daz  ander  jar  uf  demselben  guotsumren.'  XIV.,  LAdlig. 
Hofrecht.  ,Es  sol  nieman  rne  vichs  sumeren,  denn  er 
gewintern  mag.'  Z  Hofrechte  XV./XVI.  (öfter).  ,[Auf 
den  Gütern  könnte  man]  bi  drissig  küen  sumren  und 
wintren.'  1468,  Zellw.  Urk.  ,So  vil  sy  ir  jettlicher 
mit  irem  aigen  höwachs,  das  im  gericht  ligt,  on  dass 
er  erkoffti,  viches  gewintern  mag,  so  vil  sol  und  mag 
er  summem  uf  dem  moss,  uf  den  brachen  und  in  den 
helmen,  so  der  bann  usgatt  ...  [Wenn  Einer  zu  O.] 
höwachs  oder  buwacker  ussert  dem  gericht  gelegen 
erkofti  und  die  in  das  trett  gen  Oberndorft'  gehörten, 
um  die  selben  erkoften  guot  sol  ain  vogt  zwen  nn- 
partyg  mann  nemen,  und  wie  vil  sich  dann  ain  vogt 
mit  inen  umb  sölich  guot  erkannti,  dass  er  vichs  im 
trett  s.  söllti,  so  vil  und  nit  minder  sol  er  wintern.' 
Ende  XV.,  GOberdorf.  ,Das  die  von  Nider  Endfeld 
mit  sovil  schwinen,  als  ein  jeder  gesümeren  und 
gewillteren  mag,  ...  zuo  denen  von  Arow  weidgang 
haben  sollend  in  alle  die  weld.'  1503,  Aar.  StR.  .[Die 
Gemeinde  sollte  jedem  , Tagner']  so  vil  vechs,  es  were 
joch  gehürnts  ald  ungehürnts,  uff  der  weid  gan  lassen 
und  sümmern,  als  vil  als  einer  uff  sinen  eignen  güetern 
gewynteren  möchte.'  1515,  ZDüb.  ,Das  ein  talman 
nit  me  den  30  geisnösser  uff  die  almein  sol  schlahen 
oder  ein  winderty  die  geis  dalieimen,  so  mag  er  die 
gitzly  sömern,  die  er  von  inen  ziet.'  XVI.,  UUrs. 
Talb.  ,Dass,  was  einer  für  Vych  winteren  könne,  er 
danne  selbiges  . . .  sömmeren  und  ohngehinderet  auf 
die  allgemeine  Waiden  gehen  lassen  [könne].'  1736, 
ZBenken.  ,Wer  Kle  säet  auff  denen  Fälder,  sole  für 
jede  Jucharten  1  HauPt  nit  sümern  auff  der  Almänd 
von  der  Wahr,  so  er  windert,  sunder  im  Stal  haben.' 
1773,  LSchötz  Dorfr.  ,So  viel  einer  Gaiss  wintert, 
mag  er  in  den  Hochgebürgen  sommern.'  Gl  LB.  1807. 
,Was  einer  im  Geschnitt  wintern  mag,  kann  er  auch 
summem.'  FGStebler  1903  (WG.).  Dazu:  .[Einer  der 
Söhne  des  ausgestossenen  ,Canaan':]  Ich  will  mir  ein 
land  erwellen,  da  ich  erzüchen  mag  vil  vich  ...  Han 
ich  dann  schon  ein  grosse  zal,  so  sümren  ichs  in  berg 
und  tal,  den  winter  aber  mag  ichs  bhan  mit  fuoter 
so  ich  yngmacht   han,    von   matten,   die    ich   zwuren 


Sara,  sei»,  siin,  som,  so.ni 


höwen;  das  wirt  mich  denn  erst  wol  erfröwen,  wenn 
icli  ein  guot  mag  uberkon,  da  nit  ist  von  einander 
wyt,  sonders  in  einem  ynschlag  lyt  sümrig  und  wintrig 
allen  herden.'  HvRüte  1546.  Auch  abs.  Guet  s.,  mit 
Erfolg:  Ja,  Marti",  tüend-ir  immer  nuch  e'so  guet  s.  i" 
de"  Weide"  obe"  wie  früeher?  SohwE.  (Anzeiger).  Von 
den  Hirten,  welche  das  Vieh  auf  der  Alp  besorgen. 
,Mit  den  Kühen  auf  der  Alp  leben'  B  (Zyro).  Wo 
sümmeret-er  hür?  ebd.  [Von  dem  nächtlichen  Geschrei 
der  Hexen  auf  der  Ebenalp]  ist  e"möl  en  Handbueb, 
wo  ebe"  g'sömeret  het,  verwachet  ond  het  de"  Häxe"tanz 
eben  auch  g'sehe" ...  [Es  wird  seither  zum  Schutzengel 
gebetet,  dass  er]  Sorg  hei  zuem  Vech  ond  zue  de" 
Lüte",  wo  do  obe"  sömeri"d.  Schwzd.  (ApI.).  Kerl., 
von  den  gesömmerten  Tieren.  Schi<*  guet  oder  schlecht 
s.,  ,mit  physischer  Zu-  oder  Abnahme  das  Sommer- 
futter verzehrt  haben'  GrD.  (B.).  An  der  Schäfchilbi 
auf  der  Alp  wird  nachgesehen,  ob  die  Schafe  sich  gut 
g' sümmer et  haben,  ebd.  Das  Stuck  Vieh  het-sich  guet 
g' sümmer et  (-u-),  hat  sich  den  Sommer  hindurch  gut 
entwickelt  GRPr.,  Ths.  , Gleichwohl  sommern  sich 
in  diesem  rauchen  Gebirg  etlich  hundert  Haubt  Viech 
ganz  wohl.'  Sererh.  1742.  Auch  vom  Menschen  B 
(Zyro);  GrD.  (nach  B.  derb),  vom  Hirten  GrTIis. 
Du  hesch-dich  guet  g' sümmer  et  (-u-)l  B  (,der  Sommer 
hat  dir  gut  zugeschlagen.'  Zyro);  GrTIis.  Der  Söm- 
merungsort  als  Subj.  „Die  Alp  kann  zehn  Stücke 
Summern,  d.i.  ernähren  VO;  Z."  , Diese  Weide  kann 
x  Stück  sumern,  dh.  erträgt  x  Stück  Vieh  zur  Alpzeit' 
ZGÄg.  ,Diese  Hochalp  (Wildi)  sommert  180  Kühe.' 
Uw  Gem.  —  c)  -«-,  (Wäsche  usw.)  an  die  Sonne 
stellen  Gl. 

Mhd.  sumeren,  Sommer  werden  (Lexer  II  1298).  Vgl.  Gr. 
WB.  X  1,  1548  ff.;  dazu  noch  Unger-Khull  598.  Abgesehen 
von  Bed.  1  ist  keine  Scheidung  der  Formen  ohne  und  mit 
Umlaut  vorhanden,  und  am  selben  Orte  üuden  sich  beide 
für  die  selbe  Bed.  (so  zB.  in  Ap;  BGr.;  GrThs;  Ndw);  jüu- 
gere  Differenzierung  nach  der  Bed.  zeigen  zB.  F;  W.  Auf- 
fallend ist  für  PA1.  (nach  Giord.)  »umront"  in  Bed.  3  a  neben 
b'-simmere"  in  der  selben  Bed.  Gr.  WB.  X  1,  1550  u.  bringt 
folg.  Beleg  aus  Frisch  (,Teutsch-lat.  Wörterbuch.'  Berlin 
1711):  .sümnicru,  sommern,  Pictorius,  abscissis  ramalibus 
solem  in  arborus  iinmittore,  den  Bäumen  Lufft  macheu,  dass 
die  Sonne  hinein  scheinen  kan';  doch  ist  der  Beleg  weder  bei 
Mal.  noch  bei  Fris.  unter  den  in  Frage  kommenden  Wörtern 
zu  finden  (auch  die  Bed.  weist  auf  eine  ausserschweiz.  Quelle 
hin;  vgl.   Gr.  WB.   aaO.). 

&"- sümmere":  anpflanzen,  ansäen  ZRüml.,  W.,  das 
Sommergetreide  ansäen  Z  (Dan.).  Hast  scho"  a"g'sü- 
meret?  Ich  han  a"g'sümeret,  im  Garten  alle  Gemüse- 
sorten angesät  ZW.  Auch:  En  Acher  a.  Z  (Dan.). — 
Bei   Gr.  WB.  I  464  in  anderer  Bed. 

i " - sümmere" :  „Alles,  was  auf  dem  Landgut  über 
den  Sommer  gewachsen,  einsammeln  L",  Heu  und 
Korn  unter  Dach  bringen  B  (Zyro),  ,fruges  per  »statem 
colligere  in  horreuui.'  Id.  B.  ,Dwyl  schon  all  frücht 
sind  gsümmert  yn  und  ouch  in  fassen  ist  der  wyn.' 
HvRüte  154ü.  .Ebenmässig  were  dem  Landt  nützlich, 
dass  die  Bieder,  so  baldt  das  Gwechs  druff  yngesömmret 
worden,  geöffnet  [würden].'  1674/5,  BSchw.  —  Vgl.  Gr. 
WB.  III  300;  Sanders  II  1117. 

üs -sümmere":  wie  nhd.  aussommern?  B  (Zyro, 
ohne  Dcf.).  —  Vgl.  .Betten,  Holz  auss.'  bei  Gr.  WB.  I 
973/4;  Unger-Khull  40. 

Yet-summere"  GrPi\  (Schwzd.);  GWildh.,  sonst 
(auch  GRPr.)  -sümmere":  1.  versümmeret  ha",  mit  dem 


Anpflanzen  der  Sommergewächse  fertig  sein  ÄASt. 
Nöch  d"m  Exäme"  het-me"  den"  alle"  nümmer  müessen 
i"  d'  Schuel,  bis  d'  Lüt  versümmeret  g'ha"  händ;  Das 
het  e'so  drei  oder  ouch  vier  Wuche"  'düret.  Aa  Schulm. 
1887.  —  2.  a)  (Vieh)  auf  der  Sommerweide  einbüssen, 
verlieren  Gr.  Er  het  10  Schaf  versümmeret.  Di  best 
Chue  han-ich  hür  versümmeret  GRPr.  Wie  vil  Stückli 
hest-du  hür  versümmeret?  GrD.  (B.).  —  b)  übertr., 
(irgend  einen  Gegenstand)  verlegen  (dass  man  nicht 
mehr  weiss,  wo  er  hingekommen  ist)  GRLq.  (nach  Was- 
sali  auch  .aufschieben'),  Mai.;  GWildh.  Iez  han-ich  die 
Cheibe"  Bril'e"  wider  näme"hi"  versumeret  GWildh. 
(Leichtsinnig)  verlieren  GrPi\  Die  fü"f  Frauke"  han- 
ichjez  halt  versümmeret!  ,wenn  Einer  Geld  ausgeliehen 
hat,  von  dem  er  weiss,  dass  er  es  nicht  mehr  be- 
kommt.' Under-dem  Bode"  tet-er  [mein  Vater]  -sich  noch 
umchere",  wenn-er  wussti,  dass-ich  's  [das  mir  als  Erb- 
stück hinterlassene  Tabakspfeifchen]  so  liederlich  ver- 
sümmeret hetti!  [er  hat  es  auf  dem  Wege  verloren]. 
Schwzd.  (GnPr.). 

b"-simmerre":  ,mantenere  durante  1' estate'  PA1. 
(Giord.).  —  In  anderer  Bed.  bei  Lexer  I  231  und  Gr.  WB. 
I  1630. 

durcb-  Ndw  (Matthys),  durche"-sümmere"  B  (Zyro): 
Vieh  den  ganzen  Sommer  hindurch  , sommern.' 

Summeri:  Kuhname.  1655,  SchwE.  (ORingholz 
1908). 

summerig  Bs,  sümmerig  GTa.;  Sch  (Kirchh.): 
sommerlich  (warm)  Bs;  GTa.,  an  der  Sonne  gelegen, 
,sommerseitig'  Sch  (Kirchh.).  ,[Der  Bodensee  soll 
Acronius  genannt  worden  sein]  der  ursach,  dass  er 
gar  sömerig  und  in  seiner  grosse  weder  iss  noch  frost 
habe  und  nit  überfriere.'  Vad.;  bei  JStumpf :  ,dass  diser 
see  gar  warm,  summerig...'  ,Däyngen  ligt  an  einem 
fruchtbaren  sommerigen  Ort.'  JJRüeger  1606. 

Vgl.  Lexer  II  1298;  Gr.  WB.  X  1,  1535;  Schm.  »  II 
282;   Martiu-Lienh.   II   359. 

ge  -  sümmerig :  1.  vom  Wetter,  =  dem  Vor.  Z.  —  2.  von 
Personen,  leicht  gekleidet  Z.    G's.  derther  cho". 

Sum(m)eri°g,  Süm(m)eri»g  —  f.:  1.  ,Die 
summerung  oder  wärme,  apricitas.'  Fris.;  Mal.  — 
2.  „Summerung,  Sommerseite  Sch";  dh.  wohl  Südseite. 

—  3.  Sümmeri"g  a)  die  Bestellung  der  Sommerfrüchte 
AALeer.  (H.).  —  b)  die  Gesamtheit  der  Sommerfrüchte 
AALeer.  (H.),  ,aller  Anbau  ausser  dem  Getreidelande, 
Pflanzung'  Aa  (Rochh.),  ,Rüben,  Hirsen,  Küchenge- 
wächse, besonders  aber  Hanf  und  Flachs'  BLütz. 
(Bärnd.  1904).     Die  Zeige   mit  S.  bepflanzen    BLütz. 

—  c)  Pflanzland  für  Sommergewächse.  .Gleich  nach 
dem  Herbst  und  Habersäyet  sollen  Ammann  und  Vier 
gebieten  zu  zäunen  und  einzufrieden...  Dessgleichen 
sollen  sie  tun  die  Sümmereyen  [1.  ,-eregen'V1]  ein- 
zufristen.'  1669,  BRoggw.  Twingrodel  (Glur  1835). 
S.  auch  Sömmering-Respen  (Bd  VI  148S).  —  4.  -u-  Gl; 
GrTIis,  Val.;  GG.  (Zahner);  Ndw;  W;  Zg  (nach  einer 
Angabe  auch  ,Soomeri,1g'),  -ü-  (bzw.  -i-)  Ap  (-62-,  in  H., 
I.  -ö'-);  Bs;  BE.,  G.,  Hk.,  Si.,  auch  lt  Id.,  Zyro.  vRütte; 
„VO";Gl;  GrD.,  Ths;  GF.  (Zahner);  Ndw;  UwE.;  „Z": 
a)  Abstr.  zu  summerenSb (Sp. 981/3),  der  Sommerunter- 
halt  des  Viehs  auf  der  Alp  oder  Allmende,  oft  in  die  Bed. 
Alpweide  übergehend.  aaOO.,  ,pabulum  pro  a'state.' 
Id.  B.  Vieh  i"  der  S.  ha"  Ap;  Gr;  G  und  weiterhin,  i" 
(in  B;  Gl  a")  d'  S.  ge'"'  Gl;  Ndw,  tue"  B.  Ich  ha"  fü"f 
Eäup'li  a"  d'  S.  g'gi"  GlM.  (CStreiff).    I'h  ha"  miner 


i],  sim,  .soiii.  sinn 


Gusti  [mein  Jungvieh]  i"  Hasliberg  a"  d'  S.  Ha"  B 
(vRütte).  I«*  ha"  g'nue'  S.  für  40  Cime  B  (Zyro). 
Hür  giH  's  e"  gueti  S.  u"d  fern  isch  's  so-n-e"  schlechti 
g'si"!  B  (vRütte).  Er  het  e"  gueti,  schlechti  S.,  sagt 
der  Kuher  von  einer  Alpweide  BE.  E"  prächtegi  Weid 
hed  's  esie  in  Vazipp  g'ha"  und  eini  der  hübsten  und 
beste"  Sümmerge"  fiir  d's  Gälte  eh  ist  albig  Gaprif  g'si". 
Schwzd.  (GrPi\).  Diese  Alp  bietet  di  ganzi  S.,  dh.  sie 
kann  wenigstens  20  Wochen  genutzt  werden  und  macht 
den  Bezug  einer  Vorweide  unnötig  BG.  (Bärnd.  1911). 
,Wir  band  ouch  ufgesetzt,  welicher  usser  [Auswärtiger] 
under  uns  zuo  acher  gat,  das  der  vom  ze  acher  gan  an 
sumrige  nüt  haben  sol.'  1471,  Uw  (Einung  für  die  der 
Schwändi);  jüngerer  Zusatz:  , Einer  sol  och  geschwent 
han,  eb  er  ufftrib,  und  weller  das  nit  hielty,  der  sol 
des  jars  um  ein  sumrig  komen  sin  und  sönd  die  einiger 
den  ir  vech  abtriben  und  nit  me  des  sumers  da  lassen.' 
.Welcher  2  Kuh  oder  2  Ross  Sommerig  vermag  und 
dieselbigen  von  ihme  lasst,  der  solle  gar  keine  Gmein- 
alp  oder  Gmeinmerk  das  selbige  Jahr  nutzen  und 
brauchen.'  1608,  ApI.  Alpbüchlein  (Steinm.  1804).  ,[Die 
Gemeinden  des  Amtes  Seftigen  beklagen  sich,  dass  die 
im  Amt  Schwarzenburg]  ein  ganz  beschlossen  Land 
haben,  indem  sei  weder  Heuw  noch  Strauw,  weder 
Holz  noch  Fäld,  nicht  eines  Fuses  breit  Sommerung 
auss  ihrem  Land  lassen,  wann  man  schon  dergleichen 
Güeter  und  Sommerung  ererbt  oder  erheuraten,  auss 
ihr  Land  niemand  den  Raub  ferggen  könnte,  wie  auch 
kein  Sommerung  besetzen.'  1754,  Bärnd.  1011.  ,[Im 
J.  1688  wurde  in  Gl  geboten]  inskünftig  keine  Win- 
terig, dh.  keine  Wiesen  und  Berge,  zur  Sommerig,  dh. 
zu  Alpboden,  zu  machen,  weil  wir  letztere  viel  häu- 
figer als  erstere  haben,  bei  100  Cronen  unnachläss- 
licher  Buss.'  Steinm.  1802.  S.  noch  chue-rechtet  (Bd 
VI  286).  —  b)  Unterhalt,  Futter  fürs  Vieh  während 
des  Sommers;  im  Gegs.  zu  Wintering.  .Dieser  Hof 
hat  oder  tut  x  Kühe  Summeri'g  und  Wintcri"g-  Zt;Äg. 
.[Ertrag  eines  , Sennberges':]  für  25—30  Kühe  Som- 
merung und  15  dito  Winterung.'  Bs  Ztgsins.  NN. 
kauften  zu  Goldbach  ein  Heimwesen  mit  zwei  Kühen 
.Sümmerig  und  Winterig'  mit  sammt  aller  Gerechtig- 
keit und  Weidgang  in  Goldbacher  Gemeinwerch  und 
Allmend. 1603,  aZoll.  1899.  S.  auch summeren  (Sp.  983  o.) 
und  weitere  Belege  aus  UBrägger  und  HPest.  bei  Gr. 
WB.  X  1,  1563  o.  —  c)  Summeri"g,  für  S.-Taxe",  Ent- 
gelt für  den  Sommerunterhalt  eines  Stückes  Vieh  GRVal. 

In  den  meisten  Bedd.  auch  Gr.  WB.  X  1,  1562/3.  1535  u. 
(unter  .somuierig').  Als  Flurn.:  , Sommerig'  G  (auch  ,S.-Alp, 
-Kopf,  -Weid');  Schw,  .Sommeiig'  BBüieu;  ZHaus.a/A.(,Land. 
genannt  S.').  Sonderbar  ist  ein  Ziegenname  .Sömmering'  bei 
AT. .1. ler    1905,   '27    (für  ApI.). 

.Vichs-';  s.  Heuw-Berg  (Bd  IV  1550  o.).  —Vor-: 
,das  Gras  minder  hoch  liegender  Bergweiden  (vgl. 
Berg  2  d  ß  Bd  IV  1552)  oder  der  vorsommerliche  Auf- 
enthalt mit  dem  Vieh  auf  solchen'  ApH.,  I.,  M.  (TTobler, 
auch  Steinm.  1804).  S.  auch  Vor-Berg  (Bd  IV  1557).  — 
Mens-:  Sommerung  für  Mausen  (s.  Bd  IV  334).  .Eine 
Weid  zu  einer  Meiss-Sömmeri-g'  ZO.  (Spillm.). 

sumnierlachtig:  sommerlich.  S-s  Wetter  GR.f 
summerle"  Gl;  Ndw  (neben  -j-),  sonst  sum- 
merle" (-tj*-  Ap,  in  H.,  I.  -ö'-J:  a)  unpers.,  =  summieren  1 
Ap;  B  (.sestatem  promittere,  referre.'  Id.);  „VO";  Gl; 
Ndw  (Matthys);  „Z."  ,Es  sümmerlet  etwa  noch  manch- 
mal im  Herbstmonat  und  schon  im  Mai'  BSi.  (Iniob.). 


—  b)  von  Personen,  .Sommerkleidung  tragen  B.  Du, 
sümmerlist  iez  früe! 

summerochtig:  =  sommerlich,  vom  Wetter.  Diäl. 

Sümmeri  f.:  =  Summering  4  a  GKircbb.  —  Als 
Flurname  , Summen'  GWil,  ,Sommeri'  Aa. 

Summerle"  f.:  im  Sommer  geborenes  Kalb,  das 
also  erst  im  zweiten  Sommer  auf  die  Alp  getrieben 
werden  kann;  es  bildet  dann  bei  der  Alpbestuhlung 
eine  zwischen  dem  Chalb  (s.  Bd  III  215)  und  dem 
Galtji  (s.  Bd  II 237  unter  Galteli)  drinn  liegende  Klasse 
GrD.  (B.),  nach  neuerer  Angabe  nur  im  Oberschnitt 
und  nur  für  das  weibliche  Kalb;  vgl.  Sümmerling. 

s  ü m  (m) e r  1  i  c  h  bzw.  -i-,  in  AaF.;  ZO.  -lich,  in  AALeer.; 
BsStdt;  B(Zyro);UwE.;  ZKn.-lig,  in  ä.  Spr.  auch  ,-u-': 
sommerlich.  ,[Die  Vögel]  fruit  der  sumerliche  schin, 
daz  sich  diu  weit  nu  stellet  gar  ze  wunnen.'  Hadl. 
.Summerlich,  das  dem  summer  dienlich  ist,  »stivus, 
vemans.'  Fris.;  Mal.  a)  mit  Bez.  auf  die  Witterung, 
=  summerig  AALeer.,  F.;  BsStdt;  B(Zyro);  UwE.;  U; 
ZKn.,  O.  's  ist  ganz  s.  AaF.  .Summerlicher  luft,  ca>- 
lum  vemans.'  Fris.;  Mal.  .Der  november  was  glich 
wie  der  october,  beid  gar  sümmerlich,  nit  kalt  und 
fiel  dhein  schnee  ...  Der  jänner  was  s.,  der  hornung 
winterlich  und  14  tag  heftig  kalt.'  1574,  TaB.  WScho- 
delers  d.  J.  „Von  Gegenden,  warm,  der  Sonne  ausge- 
setzt VO;  Gl;  Z."  .Diss  ganze  Geländ  [von  LWäggis] 
hat  von  räuchern  Luft  gar  gute  Frist  und  ist  fast 
sommerlich.'  JLCvs.  1661.  —  b)  „von  Menschen,  leicht 
gekleidet,  bes.  mit  blossen  Hemdärmeln"  B;  „VO; 
Gl";  UwE.;  „Z."  Du  chunnst  ganz s.  B  (Zyro).  Sums 
Volch  gäd  i"  de"  Tschöpe"  und  sums  s.  z'  Chilche" 
UwE.  Vgl.  dazu:  ,[Im  Sommer]  man  sach  die  bluomen 
sten  und  frouwen  gen  so  sumerlich  und  minneclich  ... 
Hin  geleit  sint  lin  so  klein,  da  wiziu  bein  so  luchten 
dür  und  dür  klein  ermel  arme  wiz.  Uns  nement  ir 
winterkleit  die  süezekeit.'  Hadl.  —  Mhd.  mmerlich(e) 
(Lexer  II   1299);  vgl.  auch  Gr.   WB.  X  1,   1543/4. 

go-sümmerlig:  =  dem  Vor.  a  und  b  Z.  Wie  's  iez 
awc*  uf  ei"möl  e'so  g's.  worden  ist,  es  fangt  bald  a" 
grüene".  Messikommer  1010.     G's.  derther  cho". 

Sümnierling  m.:  1.  =  Siimmerlen,  doch  nur  für 
das  männliche  Kalb  GrD.  Oberschnitt,  gleichviel,  ob 
männlich  oder  weiblich  GrD.  Unterschnitt,  ,Die  älteren 
Kälber,  welche  im  Sommer  vorhergehenden  Jahres  ge- 
boren wurden,  heissen  Sömmerlinge  oder  Jährlinge 
[vgl.  Järling  Bd  III  67].  Bei  der  Oberallmend  im  Be- 
zirk Schwyz  zahlen  diese  5  Fr.  Alpzins,  während  für 
Kälber  3>/2  Fr.  und  für  Maischrinder  7  Fr.  zu  ent- 
richten sind.'  FGStebler,  AW.  —  2.  in  der  Fischerspr., 
einen  Sommer  alter  Fisch  (so  AAAar.).  —  1  auch  tir. 
(Schöpf  729). 

saniiere0:  bei  der  Messe  die  Hostie  gemessen  (vom 
Geistlichen),  katii.  Schweiz.  .Sobald  er  [der  Priester 
bei  der  Karfreitagsmesse]  sumiert  hat,  facht  man  die 
vesper  an  zu  betten.'  1588,  Erz.  1855.  —  hat.  summ. 

siieni,  rlekt.  süeme'',  -i,  -s:  von  Personen,  sonderbar, 
eigen,  .engherzig'  BBe.(Däm).  E"  siiemer  Bueb,  ,=g'sche- 
niert,  schlich,  eige".'  Subst.  Süemi,  .g'spässige',  sonder- 
bare Person,  Original,  ebd.  (I'i'r  Krähenbühl). 


Sanib,  semb,  simb,  sorab,  sumb 


sirabel  s.  sin-well. 

Sumber  m.,  Dim.  Sümberli,  in  BsL.  Sümmerli: 
1.  a)  geflochtener  Korb:  leerer  Bienenkorb  AaFii'., 
Zein.,  =  Bicher  2  a  (Bd  IV  968)  BsL.  f,  Both.  (Seiler), 
,ein  altes  Geschirr,  gew.  von  Strohgeflecht  wie  ein 
Bienenkorb'  AAKütt.,  =  Bicher  2  b  Aa  (Rochh.)  Fri. 
(L»im.,  ,von  Fausthohe'),  ,Korb,  mit  einem  Brett  als 
Boden,  zur  Aufbewahrung  des  Kurzfutters  für  Vieh' 
AASchi.  (HBlattner).  Als  Hohlmass  gebraucht,  =  .einem 
Viertel  oder  22,5  1',  von  Frauen  als  ungefähres  Mass 
für  dürres  übst  verwendet  und  bei  der  Viehfütte- 
rung für  das  Kurzfutter  (Getreide)  AAZein.f  (Stein- 
hauser). —  b)  übertr.  Von  einem  Vollbauch  AAZein. 
(Steinhauser).  Der  Hans  löt-em  [=  sich]  der  Spitz  auch 
uit  a"brünne",  me"  g'seht's  im  S.  a"!  Zu  einem  Kinde, 
das  beim  Essen  tapfer  zugegriffen  hat,  sagt  man :  So, 
jez  cha"n  's  länge",  de  hesch  es  ordligs  Sümberli !  Von 
einem  dicken  Hintern  AAFri.  (Hürbin).  Ne"  dicke''  S.! 
—  2.  (Hand-)Trommel;  die  Bed.  ist  aber  im  Folg.  nicht 
überall  sicher.  ,[A.  habe  B.]  mit  dem  s.  geslagen. 
[C.  sagt  aus:]  A.  slüege  inn  mit  dem  s.  an  sin  hopt, 
das  im  sin  huot  enpfiele.'  1459,  Z  RB.  ,[N.  habe 
gestohlen  uA.]  ein  s.  zuo  Stein  einem  gesellen  und 
den  zerbrochen.'  1483,  ebd.  ,Bott  man  in  der  ganzen 
statt  fröud  zuo  lütten  mit  allen  glogen  und  zuo  pfiffen 
und  trumetten  und  mit  anderen  spülen,  mit  sumbren 
und  schweglen,  daz  es  in  der  ganzen  stat  erhall.' 
Edlib.;  s.  auch  Büss-Pßffen  (Bd  V  1073).  ,[Sie] 
tanzten  da  den  taberistontanz  bin  einem  kleinen  süm- 
berlin.'  ebd.  ,DerN.,  so  sumber  macht.'  1532,  Z  Seckel- 
amtsrechn.  ,Der  buch  wirt  in  der  windigkeit  härter 
und  tönet  einem  s.  glych,  mer  dann  in  der  wässerkeit.' 
Büef  1554.  ,Der  s.  oder  trummen,  tympanum;  s.  auss 
rindsheuten  gemacht,  taurina  tympana.'  Fris.;  Mal. 
,üt  ipsa;  solas  ventres  distendant  suos,  dass  sy  allein 
ire  beuch  füllind  wie  ein  sackpfeiff  oder  dass  sy  sich 
spannind  wie  ein  s.  oder  böucken.'  Fris.  N.  habe  ,zuo 
Meilen  uss  einem  keller  ettliche  wybertüechli,  ettlich 
faden  und  ein  kleins  sümberli  verstolen.'  1564,  Z  BB. 
S.  noch  Ge-brächt  (Bd  V  396  o.).  ,Üf  den  s.  schlahen.' 
,Sie  schluogen  uf  den  s.,  dass  es  im  berg  erhal.'  1443, 
Lied  auf  die  Eidgenossen  im  alten  Zürichkrieg.  ,Be- 
gegnotind  inen  [Nachts]  NN.  mit  einem  s.,  daruff  sy 
enwenig  slüegint.'  1482,  Z  KB.  ,Den  s.  schlahen.' 
Fris.;  Mal.;  s.  sumberen  und  vgl.  S.-Schlaher.  ,Mit 
trucknem  s.  schlahen',  ohne  Pfeifenbegleitung?  ,[Bei 
der  Ankunft  der  eidgenöss.  Vermittlung]  schluogend 
si  uf  mit  drochnen  sümpperen  und  zugend  algmein- 
lich  gar  in  guoter  Ordnung  in  ein  wite  wisen.'  1489, 
Waldm.  ,Wenn  es  sich  begab,  daz  man  in  der  statt 
stürm  oder  geschray  horte  oder  daz  man  sunst  mit 
trucknem  sumer  umb  die  statt  schlüeg,  es  wer  tags 
oder  nachts,  so  sölt  alsdenn  yederman  gerüscht  mit 
sim  harnasch  und  waffen  uff  den  hof  ziehen  und  da 
wyter  beschaids  warten.'  1499,  GWyl  CB. 

And.  tumbir,  calathus,  riscus,  rusca,  canistrum  (Graff  VI 
•224),  mhd.  sumber  in  Bed.  1  a  und  2  (Lexer  II  1295/6);  vgl. 
weiter  Gr.  WB.  XI,  1059/60  (unter  .Simmer');  Schm.  *  II 
höpf  729;  Ünger-Khull  600  (.Sumper1).  596  (,Sim- 
perl').  In  Bed.  2  auch  rätorom.  [ü  schumber,  auch  schumbrar, 
trommeln).  Nicht  Schweiz,  ist  ,Simri'  als  Mass  (vgl.  dazu 
anter  .Simmer'  Gr.  WB.  X  1,  1059)  an  der  Stelle;  ,1  Simri 
Flaudeu  [HamnierschlagJ,   welches  gehaufft  gemeseu  wird  und 


im  Gewicht  gemeiniglich  70  Pfd  halt,  dieses  kostet  hier  zu 
Land  20  Creuzer.'  1708/10,  Z  Staatsarchiv  (Kostenvoranschlag 
für  ein  Gewehrfabrik-Projekt). 

G°-sumber  n.:  unterdrücktes  Flüstern,  das  Miss- 
stimmung verrät  AAFri.  (Hürbin).  Was  isch  doch  Das 
für  nes  G's.?  —  Zum  Folg.  2. 

sumber  e",  in  ApI.  zo*mmere",  nach  St.2  „som- 
mere"': 1.  trommeln  ApI.  ,Es  sol  abermals  verpoten 
werden  ...,  daz  nach  bettgloggen  des  abents  nieman 
tanzen  noch  sumbren  solle,  weder  in  hüsern  noch 
sust.'  1501,  Z  EM.  An  der  Kirchweih  darf  nach  Bet- 
zeit nicht  mehr  umhergezogen,  .gesumbert'  und  ge- 
tanzt werden.  1.  H.  XVI.,  Z.  ,Item  so  sind  die  am 
Zugerberg  diser  tagen  aber  mitt  zweigen  trumen  umb- 
zogen  und  grad  änet  der  Sil  am  anstos  üwer  pietten 
machtig  gesumbert  und  lermen  geschlagen...'  1561, 
Gl.  ,S.,  den  sumber  schlahen,  tympanizare;  zuo  eim 
ding  s.,  adhibere  tympanum.'  Fris.;  Mal.  ,S.  und 
schweglen.'  ,Etwenn  sumret  er  [der  die  Klosterschwe- 
stern besuchende  Teufel]  und  schweglet.'  EStagel. 
,Da  es  früe  ein  klein  vor  tag  war,  da  namends  [die 
Winterthur  belagernden  Eidgenossen]  den  Helgenberg 
yn  mit  vil  sumbren  und  vil  schwäglen  und  da  wan- 
tend  wir,  sie  wöltind  stürmen.'  1460,  ZWth.  —  2.  von 
dem  Summen,  Surren  der  Bienen  im  Korb  AAFri.,  der 
Hummeln  beim  Fliegen  AAEntf.  Der  Imp  löt  hüt 
noch,  er  sumberet  wie  wild  AAFri.  Dann  auch  von 
dem  Brummen,  Murren  eines  unzufriedenen  Menschen: 
Er  weiss  Nüt  a's  z'  s.  AAFri.  (Steinhauser).  —  3.  mit 
pers.  Subj.  und  Obj.  Jagen,  antreiben:  Wart  nume", 
ich  will-dieh  scho"  s.,  dass-d'  Öpiris  tue"  muest!  AASeet., 
St.  .Fortschicken,  hinauswerfen'  AaScM.  (HBlattner). 
Jmd  (zB.  ein  Kind)  mit  Worten  oder  tätlich  zurecht- 
weisen AASeet.  Mit  Richtungsangabe.  Einen  üfe"  s., 
mit  bösen  Worten  hinaufjagen  AaL.  (Hürbin).  Du 
channst  frö  si",  dass  der  Bappa  nid  derzue  cho"  ist. 
De"'"  wurd-dich  ha"  welle"  üfe"  s.  mit  di"'m  Theater- 
chaste"  [von  der  Strasse  ins  Haus]!  FOschw.  1900.  J<* 
wil'-ech  [Kinder]  iez  de""  scho"  i"e"  s.!  .handgreiflich 
(mit  Schlägen)  ins  Haus  hinein  befördern'  AAWohlen. 
Ich  will  eueh  iez  da""  gli'h  i"  's  Bett  s.!  ,von  der  Gasse 
ins  Haus  und  zur  Ruhe  bringen'  AAMäg.  —  4.  Öppis 
e"weg  s.,  , Etwas  auf  die  Seite  legen,  ohne  sich  des 
Ortes  wieder  zu  erinnern'  AASuhr.  Wo  han-ich  's 
acht  hi"  g'snmberet?  ebd.  —  5.  ,mit  Lust  aufessen. 
Ei,  so  schlag  Butter  dri",  d'  Chnöpfli  müend  g 'sumberet 
si"'  ZWyla  (Lehrer  Schoch);  heute  sind  auch  altern 
Leuten  Vers  und  Bed.  vollständig  unbekannt. 

Mhd.  sumbem  in  Bed.  1  (Lexer  II  1296).  Die  Bed.- 
Entwickliuig  ist  nicht  durchweg  klar;  es  kann  überhaupt 
fraglich  erscheinen,  ob  die  Gruppe  etymologisch  einheitlich 
ist.  Zu  4  vgl.  ver-mmmeren  2  b  (Sp.  984).  Die  Bed.  , dumpf 
t(>uen,  brummen,  murren'  auch  bsi  Schöpf  729;  Lexer  1862, 
246;  Ünger-Khull  G00,  .prügeln'  bei  Martin-Lienh.  II  359 
(.summeren1).  In  z-  ist  (-  viel),  aus  dem  Satzsandhi  ange- 
treten; vgl.  BSG.  I  §  135,  2  a  Anm. 

er-:  a)  =  er-hauwen  2  (Bd  II  1808)  ZRüml.,  W., 
Zoll.  .Im  Appenzellerland  schlacht  der  Landaiumen 
syn  Wyb;  als  ein  gmeiner  Mann  daz  gsehen,  gat  er 
heim  und  erdöfflet  seine  auch  und  sagt:  Darff  der 
Landammen  sein  Wyb  schlahen,  so  darff  ich  dich  auch 
ersumberen,  dann  du  bist  nienen  so  fürnenim  als  sie.' 
Schimppr.  1651.  —  b)  =  er-hauwen  3  (Bd  II  1808).  De-" 
lezt  Maitag  häd-mi'h  e"chli"  ersumberet,  sagt  Jmd,  der 
viel   zu    zinsen   hatte  an   diesem  Tage    ZZoll.     ,Zer- 


Samb  —  sumb.    Samd  — sumd.    Samt' — sumf.    Samp  —  surap 


zausen,  durchschütteln':  Dcr  Wind  hat  die  Laube" 
recht  ersumberet  ZTagelsw.  —  üs-:  Jmd  tüchtig  aus- 
schelten  AASeet. 

z'-säme"-:  1.  zstrommeln.  ,Uff  sömliches  wurdent 
aber  die  houptlüt  vor  Waltzhuot  zuo  rat  und  liessend 
den  houptlütten  zuosamensunibren  nach  ir  gewon- 
lieitten,  die  kamend  aber  under  dess  houptmans  von 
Zürich  gezelt  und  anderrettend  sich  mit  einandren 
der  Sachen.'  Edlib.  —  2.  ohne  Sonderung  einsammeln, 
zB.  im  Herbst  Äpfel  und  Birnen  im  Baumgarten,  Feld- 
früchte auf  dem  Acker  AaKö11.|  —  Zu  2  vgl.  auch  mm- 
meren2b$  und   tn-mmmeren  (Sp.  981.   983). 

sümberle":  Bim.  zu  sumberen 1.  ,Tuond  es  [näml. 
tanzen]  aber  knäbli  oder  döchterli,  so  noch  nit  er- 
wachsen sind,  wöllent  sy  von  derselben  jedem  lassen 
inzühen  5  ß  ze  buoss,  und  von  iren  spillüten  als  den 
knäblinen,  die  also  inen  sümerlent  und  umbhar  gand 
sümberlen,   zwyfachi  buoss.'    1524,   Z  Mand. 

samber:  düster,  dunkel  Bs(Breitenst.  1804),  .sombre' 
Z  (Schulthess).  [Beim  Sonnenschein]  chömme"  d' 'Mani- 
schen us  ire"  s-e"  Stube"  füre".  Breitenst.  1864.  Vom 
Menschen,  trübe  gestimmt:  Warum  d'  Frau  Pfar'erin 
derte"  auch  e'so  s.  erschint,  das  erchh'irt-si''1  von  selber 
durch  das  Estandsg' sprach.  JMUsteri.  —  Frz.  sombre. 
Vgl.   lir.   WB.  X  1,    1507/8. 

„siimbere":  säubern  F"  (St.1  und  2). 
Zu  sumberen   (Sp.  988)    mit   weiterer  Bed.-Entwicklung? 
Für  heute  von  FJ.  und  Mu.  abgelehnt. 


Semd  f.:  Binse.  Syn.  Binz  (Bd  IV  1411);  Biet 
(Bd  VI  1729/30).  ,[Moses  war]  in  einem  körblin  von 
semide.'  Marcus  XIV./XV.;  ,kasten  von  ror.'  1531, 
II.  Mos.  ,Juncus,  semd  vel  bintz.'  Ebinger  1438.  ,Aus 
sembden  werdend  gemacht  runde  netz  [Reusen].'  Man- 
golt.  .Etliche  [Fischreusen]  werden  auss  weidenen 
Ruten  gemachet,  etliche  werden  auch  auss  Sembden 
klein  gemachet.'  EEönig  1706.  ,Semden,  iunci  species.' 
Z  Anl.  1776. 

Ahd.  semida,  mhd.  semede,  semde.  Vgl.  Graff  VI  222; 
Lexer  II  873;  Gr.  WB.  X  1,  557.  Hieher  wohl  die  Flurnn. 
,Send-Halde'  Th,  Sent-Matten'  S;  s.  auch  Sempach. 

Ge-:  =  demVor.  ,Papirus,  gross  gesemd  vel  raer- 
bintz  vel  papir.'  Ebinger  1438. 


Simfing,  nach  anderer  Angabe  gespr.  Sing  fing:  Lu- 
cerne,  Medicago  sativa  FMu.  —  Aus  frz.  taintfoin  (so 
bei  Nemn.  484;  Pritzel-Jessen  232). 


Sumf(t)  usw.  s.  Sumpf  nsw. 


Samp —  sump. 

sampeli  s.  simpeli. 

sampele"  „-e-:  tempern,  tändelnd  arbeiten  LE." 
sempere"  GRh.  (Mooser),  se<mpere"  GBalg.,  siem- 
pere"  GWidn.:  zögernd,  langsam  arbeiten.  aaOO.  — 
Sem  per  er  (-ie-)  m.:  cunctator  GWidn.  Der  S.  kunt 
niener  hi".  —  Vgl.  .sempeln',  .seinpern'  bei  Gr.  WB.  X  1, 
5GS.  570  und  die  Anui.  zum   folg.   W. 


sämper,  semperl,  lt  St.2  „simper,  simber  Aa":  a)  de- 
likat, verzärtelt,  zimperlich  AALeer.  So  in  der  ä.  Spr. 
von  Zierpuppen.  ,Eerlicher  ist  es  dir,  man  finde  dich 
dapfer  und  fruotig  an  der  arbeit  stan,  dann  am  tanz 
herumbhupfen  oder  uff  der  gassen  äben  ussgestrichen, 
semper,  uinherschlirplen.'  HBull.  1540.  Empfindlich, 
von  weiblichen  Personen,  aber  auch  von  Zierpflanzen 
(gegen  Frost)  und  Geweben  (gegen  Entfärbung) 
ScuSchl.  Selb  ist  e"  semperi  Töchter.  S.  auch  chatzen- 
rein  (Bd  VI  991).  —  b)  wählerisch  im  Essen,  auch 
Trinken  „AA"Fri.,  Zein.;  BsL.  (so  Rothenfluh);  UwE.; 
„U",  im  Arbeiten  UwE.,  „fein  prüfend  in  der  Wahl 
der  Wörter,  deren  man  sich  in  der  Conversation 
bedient,  oder  in  der  Wahl  der  Mittel  zu  einem  vor- 
gesteckten Zweck  Aa;  LG.,  W.u;  ,auswählerisch,  aus- 
sucherisch,  wunderlich'  BsL.,  übh.  , schwer  zu  befrie- 
digen' UwE.,  „launisch,  von  einem  Menschen,  mit  dem 
man  nicht  wohl  zurechtkommen  kann  oder  der  öfter 
selbst  nicht  weiss,  was  er  will  UwE." 

Vgl.  , semper'  bei  Gr.  WB.  XI,  569;  dazu  semper  (in 
Bed.  b)  bei  Hebel,  ferner  nord.  dial.  timper,  semjier  (in  Bed. 
a  und  b),  engl,  simper,  geziert  lächeln;  nächst  verwandt  mit 
zimper  (s.  d.).  Auch  die  vor.  Gruppe  gehört  in  den  selben 
etym.  Zshang. 

Sempach:  Name  des  L  Städtchens,  in  dessen  Nähe 
1386  die  bekannte  Schlacht  stattfand.  Uer  kurzlebige 
sog.  ,böse  Friede',  zu  dem  sie  führte,  während  dessen 
die  Gegner  einander  unausgesetzt  reizten,  erscheint 
in  einigen  RAA.  als  Fride"  vo"  S.  Si  händ  de"  Fride" 
co"  Sempech!  von  Eheleuten,  die  sich  voraussichtlich 
nur  für  kurze  Zeit  versöhnt  haben  Z.  ,Ich  wünsch 
dir  den  Frieden  von  S.',  ein  böser  Wunsch.  Sprww. 
1824,  114.  Aber  auch  in  gutem  Sinne  von  einem 
dauernden  Frieden  verstanden?  De"  Fride"  vo"  S. 
icö"sche",  er  düret  hondert  ond  e"  Jör  Ap  (TTobler). 
Me"  hett  'glaubt,  si  hetti"d  de"  Fride"  im"  S.  g'schlosse", 
von  Leuten,  die  sich  unerwartet  entzweien  ScHSt. 
(Sulger).  Unklar:  , Einem  den  Segen  [vgl.  Sp.  450 
Anm.]  von  S.  wünschen'  Z  (Dan.). 

Aus  ,"Semd-Bach',  =  mit  Binsen  (vgl.  Semd)  bestandener 
Bach;  so  heisst  heute  noch  ein  Flüsschen  in  AaF.  ■/. .-  Sem- 
jxtch  (im  Topogr.  Atlas  .Sembaeh',  mit  etymologisierender 
Schreibung  , Sennbach');  davon  wohl  ,Johans  Sempach  us  der 
Hagenowe  [bei  AaMerenschwand].'  1394.  Ein  ,Sent-Bach' 
auch  bei  LSchütz.  Urk.  Formen  für  das  L  Städtchen  sind 
.Sendtbach.'  1489  (Schreiben  eines  St  Gallers),  ,Sembach.' 
1240.  1260.  1653.  1701  (neben  , Sempach');  dazu  ,Ruedi  Sem- 
pach.'  1462,  L,   wohl  auch  ,Jenni  Sempacher.'   1421,  Gl  Urk. 

semper  II  -ä-:  immer  GrV. 

Aus  rom.  semper,  saimper ;  nach  neuerer  Angabe  nur  ge- 
legentlich von  Leuten,  die  sich  in  Italien  aufgehalten  haben, 
gebraucht. 

SimpatI'  L;  Z,  -adi  L,  -sdi  GT.;  ScawE.,  Zimperti 
ScHRüdl.,  -ijGMs,  in  TiiKressibuch  b/Ainr.  Rcmperdi 
(s.  unter  b).  —  f.:  a)  wie  nhd.  Sympathie,  nur  in  der 
Sprache  der  Gebildeten.  Vgl.  (mit  Bed.  b  spielend)  die 
Lieder  von  JStutz  in  seinen  Gem.  VI  1/2.  170/1.  190/1. 
—  b)  geheimnissvolles  Heilverfahren  durch  sympathe- 
tische Mittel,  Hokuspokus  GMs,  T.;  ScuRüdl.  (vom 
Löchssner  ausgeübt) ;  ScbwE.;  Z,  wohl  überall  im  Ver- 
schwinden begriffen.  ,Hemperdi-Cho"st,  Zauberkünste' 
TuKressibuch  b/Amr.  Das  ist  (Der  cha""J  Z.  GMs. 
,Am  besten  ist  der  Krankheit  noch  mit  Sympedi  bei- 
zukommen.' MLienert  1898. 

Vgl.  Sanders  II  1274;    Martin-Lienb.  II  359.    /.■  <d'  S. 


Samp —  sump.    Sampf — sumpf 


992 


erstarrt;  zum  Einschub  du?  r  vgl.  zB.  Musehgert-Nuss  (Bd 
IV  828). 

simpätisch:  a)  wie  nhd.  sympathisch,  nur  in  der 
Sprache  der  Gebildeten.  —  b)  geheimnissvoll  einwir- 
kend. .Bei  dem  Wislein,  welches  miten  in  dem  Hölz- 
lein ist  [wurde  K.]  ganz  wie  mit  einer  sindbateyschen 
Kraft  überfallen,  also  dass  er  auf  einmal  sich  ganz 
verirret  befunden,  also  dass  er  vor  sich  weder  Steg 
noch  Weg  gesehen  hatte.'  um  1800,  ThEscIi. 

simpel:  einfach.  S.  und  ei" fach  darharchon,  in 
der  Kleidung  BGr.  (Bärnd.  1908).  Der  Pappe  selig 
isch  vo"  dehaim  üs  gar  s.  g'went  g'si",  gar  hüslig. 
Scbwzd.  (Bs).  Von  der  Lösung  einer  Aufgabe,  auch 
mit  verächtlicher  Nbbed.  B;  Z  und  weiterhin,  's  ist 
e'so  e"  simpli  G' schickt  g'si"  und  doch  hat -er 's  nüd 
chön"e"  Z.     Scherzh.:  s.  und  doch  ei"fach  Z. 

Lat  rimplw  (»der  frz.  eimpUf);  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1060/1 
und  dazu  noch   Martin-Lienh.   II  359. 

Simpel,  in  BSi.  -mb m.:  wie  nhd.,  einfältiger 

Mensch,  Tölpel,  wohl  allg.  De'  S.  und  der  Gimpel 
sind  bed  glich  g'schid  LSurs.  ,Wer  auffrechts  Dings 
ist,  Mund  und  Herz  beisammen  hat,  wird  für  einen 
S.  gehalten.'  FWyss  1673.  ,Mann  sagte  auch,  das  ein 
Knab  mit  Namen  ...,  sonsten  ein  Simpell,  mit  andern 
an  selbiges  Ohrt  [wo  ein  Schatz  vergraben  sein  sollte] 
gangen  zu  voglen.  [Er  habe  dort  eine  goldene  Kette 
gefunden,  die  aber,  als  er  sie  fallen  liess,  wieder  ver- 
schwand; so  dass]  der  gute  Thoni  vergeblich  erfrewt 
gewessen.  Ich  kenne  den  Knaben  gar  wohl  und  ist 
er  ein  lauterer  S.,  also  das  ich  glaube,  mehr  eine 
närrische  Einbildung  gewessen  sye  als  eine  guldine 
Ketten.'  1679,  SchwE. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1061.  Simpel,;  (fingierter V)  FN. : 
D'  Frau  S.l  Heissl -si  n-'eije"  de"  S i inj, el franse"  [vgl.  Bd  I 
1310]  e'so?  HDietzy   1900  (BStdt). 

Fach-:  einseitiger  Fachgelehrter,  studentisch,  wie 
die  Abi.  fachsimple"  (Ptc.  g'f-et,  auch  fachg'simplet), 
sich  (nur)  über  sein  Fach  unterhalten.  —  Höch- 
muets-:  Gimpel  Z. 

Simplax  m.:  euphemistisch  für  Simpel  AaF.  Er 
ist  halt  e"  <S.  —  Lat.  simplac.  Auch  bei  Martin-Lienh.  II  350. 
ver-simple",  in  BSi.  -mbl-:  a)  intr.,  zum  Simpel 
werden,  physisch  und  moralisch  zugrunde  gehen,  wohl 
allg.  Wenn  d'  nit  üfhorst,  su  versimblist  du  ganz! 
BSi.  —  b)  tr.,  .durch  Dummheit  verderben  (vertblple"), 
verlieren'  B  (Zyro).  —  Vgl.  Gr.  WB.  XII  1326. 

Simplicien  PL:  Heilkräuter.  , Wann  die  simplicia 
also  in  ein  Salz  verkehrt  werden  ...  man  dann  eines 
solichen  Hauffens  mancherlei  Simplicien  zu  den  Com- 
positionen  der  Arzneyen  nicht  mehr  bedörffe.'  JRLan- 
denb.  1608.  ,Was  für  ein  grosse  Anzahl  medicinalischer 
Kreuteren,  Würzen,  S.  und  Gewächsen  umb  das  Bad 
[LW.]  herumb  gefunden  werden.'  JLCvs.  1661.  ,Kreuter 
suchen  und  die  S.  erkundigen.'  ebd.  227. 

Lat.  simplieia,  PI.  zu  simple.e :  vgl.:  ,Nimm  Salbeyen  oder 
sonst  was  für  ein  Simplex  du   wilt...'  JRLandenb.  1608. 

Simplicist  m.:  Heilkräuterkundiger.  ,Ein  Ope- 
rator und  guter  S.,  NN.,  ist  auff  ein  Zeit  diss  Krauts 
(so  die  Landtleut  Heilblatt  nennen)  halber  mit  mir 
in  ein  Discurs  geraten.'  JLCts.  1661.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
XI,   1062;  in  gleicher  Bed.  frz.  nmplieüte. 

Simplicisteri  f.:  Heilkräuterkunde.  , Alls  anno 
1580  ich  mitt  einer  guotten  Gsellschaft  uff  Pylati 
Berg  gereiset,  umb  der  S-y  und  Kurzwyl  willen.'  RCvs. 


Simpelen:  Name  des  Dörfchens  an  der  Simplon- 
strasse;  für  den  Berg  heute  ,Sirnplon',  in  PPo.  Sim- 
pelberg. 

Urk.  ,in  valle  de  Simpluu.'  1257,  ,totius  vallis  de  Sim- 
plono.'  1303,  .Johans  von  Sumpellen',  Ministeriale.  1360 
(vgl.  BAnz.  1893,  501  ff.),  .Hinnent  dem  kriiz  des  bergs 
Simpilen.'  1418,  WBr.  ,[15-2-2  zogen  die  Söldner]  durch 
Wallis  uberu  Simpelen.'  Aush.,  ,[Über  den]  Simpeler.'  1522, 
Strickler,  ,Simpelerberg.'  1523,  Absch.  ,An  den  Berg  Sem- 
pronium  (weltseh  Seniprouio,  id  est  simplicius,  teutsch  der 
Sümpeler),  welcher  Seiluni'S  (ober  "Wallis)  von  dem  Eschental 
scheidet,  welchen  man  gen  Brieg  in  Wallis  wandlet  durch 
das  Sümpeler  Tal.'  Äg.Tschudi,  Gallia.  , Simpelberg,  Sim- 
peler, auch  Sümpeler  [der  Berg];  Simpelen  |das  Dorf].' 
Leu,   Lex. 

simpeli  uä.  Im  Refrain  des  B  Liedes  D's  Brienzer- 
bürli:  U  simpeli  s.  si,  u  färseli  duseli  da  (auch:  Ho 
simpeli  sampeli  si,  ho  faseli  duseli  da),  es  ist  hei" 
Narredi,  es  Bricnzerbürli  z' s\" !  Im  Anzählreim:  Äne 
töne  pumpe  töne,  egge  balle,  simpeli  alle,  pia  pia  puff 
ZWald;  ähnlich  BStdt  (GZür.  1902,  66),  wo  eggeprale, 
simperale. 


Sumpf,    in   SG.  Sumpft  —  m.,   PI.  -ü-   (bzw.  -i-): 

1.  wie  nhd.  Sumpf,  heute  allg.  bekannt,  doch  nicht 
volkstüml.,  dafür  Mos  (Bd  IV  469);  Biet  (Bd  VI  1730); 
Soken,  Suchen  (Sp.  685);  Sulz  (Sp.  901).  Dise'b  Wis 
ist  hinde"  durc''e"  alls  ann  (=  ein)  S.!  Th.  ,Ein  phunt 
geltes  ...  stat  ,uf  der  gadenstat  in  dem  sumphe  nit 
sinem  huse  an  dem  Burgolz  und  uf  der  gadenstat  under 
dem  hage  ze  nüwen  gadem.'  1342,  UwE.  ,Wie  darf- 
testu,  kleins  Heuffle,  nit  mehr  den  tusend  Mann,  gegen 
eim  See  ein  Sünfle,  acht  tusend  Mann  bestanV'  1620, 
Lied  (von  HRynacher,  Schulmeister  zu  Zürich,  auf 
den  Kampf  vor  Tirano    im  zweiten  Veltlinerzug).  — 

2.  a)  Trinker,  studentisch.  —  b)  philiströser,  pedan- 
tischer Mensch,  der  sich  von  allen  Lustbarkeiten 
zurückzieht  und  versauert  BsStdt. 

Ahd.  sumß,  mhd.  mmpf,  mnpf  (Leser  II  1302)  in  Bed.  1  ; 
vgl.  auch  Sehn).  "II  284;  Martin-Lienh.  II  359.  Bed.  2  ist 
Nomen  agent.  zum  Vb  (ver)sumpfen.  Die  Beibehaltung  des  -i<- 
in  Ap  (gegenüber  sonstiger  Senkung  zu  V-  in  dieser  Ver- 
bindung) beweist  die  jüngere  Entlehnung  aus  der  Schriftspr. 
Als  Flurn.  ,Snnft'  GEbn.-Kapp.  (,Ober-  und  Unter-');  ZWäd. 
(auch  ,Sumft',  ein  Hof),  ,Sumpf  und  Sumpft'  bei  Leu,  Lex. 
für  ApHeid.  (Hof);  BHindelb.  (Landgut);  LWill.  (Hof);  ZWäd. 
(Hof),  sonst  ,Sumpf,  im  Topogr.  Atlas  häufig,  ,1m  Sumpf 
B;  1798,  ThEgn.  ,Holz  und  Boden  im  S.-  ZWast.,  , Beben 
im  S.'  SchGächl.  ,Ober-,  Unter-S.'  Aa.  Zssen.  ,Sumpf-Äcker' 
B;  SchGächl.,  ,-Egg' B,  ,-Fluh'  B,  ,-Gülle1"  B;  L,  ,-Gut'  B, 
,-Graben'  Zg,  ,-Matt'  (s.  Sp.  372  Anm.),  ,-Bach'  BLenl  (,beim 
S.',  Haus),  ,-Ried'  Schw,  ,-Rain'  B,  , -Schür'  L,  ,-Stein'  B, 
,-Strasse'   G,  ,-Wald'   B;   L.    , Burg-Sumpf  S. 

Mist-:  Mistwasser  (das  sich  unter  einem  Mist- 
stock sammelt).  .Einige  Tage  vor  der  Aussaat  giesse 
ich  so  viel  M.  darüber,  dass  alle  Körner  nass  werden ... 
Der  M.  öffnet  ihre  Schweisslöcher,  dass  der  [darauf 
gestreute  Kalk]  um  so  viel  eher  eindringen  kann.' 
Gr  Sammler  1780  (Mittel  gegen  den  Brand). 

sumpfe»,  Ptc.  -t,  auch  -et:  unmässig  trinken, 
studentisch.  Auch  in  der  Zss.  ume"-s.  —  ver-,  in 
mTu  -sümpfe":  a)  wie  nhd.,  in  liederlichem  (studen- 
tischem) Leben  zugrunde  gehen  S  (Joach.  1898);  iiiTh; 
Z  und  weiterhin.  —  b)  versauern.  [Frau  zum  Mann, 
der  sie  ins  Bad  schicken  will:]  IFer  mönet  Ein'm  sid 
mänge"  Wuche"  vor,  me"  sei  versüret  und  versumpft, 


Sampf —  sumpf.     Sanis  —  sums 


nie-  nimm  ab  a"  Fleisch  und  Geist,  sei  g'surrig  und 
trüisselig...  ACorr.  1879.  —  Vgl.  Martin-Lieuh.il  359; 
Fischer  II   1371. 

Sumftere"  f.:  sumpfiges  Gelände  Obw. 

Sunfti  ,Sumpfi,  Sönfte'  f.:  sumpfige  Stelle.  ,Da 
N.  in  das  Holz  kam,  traffe  er  in  einem  Wiesenblätz, 
da  ein  Sönffte  oder  Gewässer  mit  Rohren  besetzt,  des 
unseligen  ermordeten  Schneiders  Schu.'  1743,  Z  (Brief 
eines  Schulmeisters).  ,Wan  Schlupfenen  oder  Sum- 
pfenen  in  denen  Landstrassen  fürohin  sich  ergeben, 
so  solle  es  die  ganze  Gemeind  ein  andern  helfen  ma- 
chen.' 1711,  TaHemm. 

Vgl.  .Sttnfte'  f.  bei  Martin-Lienh.  II  359  b,  Sümpfii  f. 
jenseits  AaK.,  auch  .Sümpften1  m.  und  f.  bei  Unger-Khull 
600  b. 

sumpficht,  -echt:  sumpfig.  ,Die  minder  Statt 
[Luzern]  ligt  uff  einem  sumpfechten  oder  mosigen 
Boden.'  RCts.  ,Schleimichte  Erde  auss  sumpflehten 
Gräben.'  EKönig  1706.   S.  auch  Britschen  I (Bd  V  1022). 

sumpfig,  in  ThMü.  -ü-,  in  ZZoll.  söuftig,  nach 
Matthys  in  Ndw  auch  g'sumpßg:  sumpfig,  wohl  zieml. 
allg.;  doch  echter  mundartlich  dafür  mosig  (Bd  IV 
472);  rietig  (Bd  VI  1737),  auch  nass.  Dise'be"  Wise" 
sind  o'h  gär  s.  TaMü.  ,Der  Grund  des  Tals  ist  mei- 
stens schwarz,  weich  und  hin  und  wider  sunftig.' 
1750,  Cappeler. 

Vgl.  Schm.  'II  284;  Martin-Lienh.  II  359.  Hieher  (Ent- 
rundung einer  Form  ,sümpflg'?)  die  Stelle:  ,Der  boden  wass 
sempfig  [:  stempfig].'  NSchradin   1499  (V). 

ried-sümpfig.  ,In  den  understen  und  r-en  Orten.' 
Goler  1625. 


Sams  —  sums. 

Samson  GnRh,  (nach  Trepp  Samsö),  in  GA.  Samps: 
männl.  Taufname,  Samson.  aaOO. 

Sims  m.  AAWeg.;  Ap:  BsHölst.,  L.  (Hagr.);  BGross- 
affolt,  Kalln.;  Gl;  GT.;  ScawE.;  SG.;  THMamm.,  Tri- 
bolt.;  ZBauma,  Russ.,  n.  AäF.,  Ke.;  LE.  (St.b)  und  lt 
ERöthelin;  Ndw  (Dim.  Sims(i)li);  ZRafz  und  lt  Dan., 
f.  AaF.;  ZBül.,  Düb.,  Fehr.,  Kn.,Kü.,  Stdt,  Sins  AaF., 
Villm.,  in.  AALeer.,  n.  L  (ERöthelin),  f.  ZKn.,  Sinz  Aa 
Gansingertal,  Hell.,  Hold.,  Lupfig,  Mettau,  Sarm.,  m.  Aa 
Ehr.udE.,Fri.,  St.;  L;  aScaw  (Dim.  Sinzeli);  S  (PI.  un- 
ver.);  Zg;  ZF.  (PI.  unver.),  Simse"  L,  m.  Bs;  GSa.,  f. 
BStdt;  Gl;  GR(allg.);  GStdt;  Sch;  ThHw.,Mü.;  ZDättl., 
Pfiff.,  Stdt,  n.  Ap  (St.b);  B  (Friedli,  doch  nicht  für  E.); 
Gl  (St.b):  GWe.;  Sca  (St.b),  Simsse"  f.  GlK.;  GRPr., 
Simpse"  m.  GrD.,  n.  GA.,  Sinse"  AaBöUsL;  BSigr.,  m. 
BSi.(Imob.),  f.ÄABb.,Sm.2e»AABüttst.,Erl.,Oberh.,Wil 
b/Mettau;  BBr.  (-en);  L,  m.  AAZein.;  Bs;  BG.,  Ha.  (-en), 
Si.  (PI.  unver.,  Dim.  Sinzli);  F  (Dim.  Sinzli);  S;  Ndw 
(Dim.  Sinzfijli);  Obw,  Sinsme"  f.  ZOss.,  Sinzme"  ZRafz: 
im  Allg.  wie  nhd.,  Sims,  Gesims  in  der  Baukunst; 
vgl.  die  Anm.  Simsen-Engel  werden  in  TaEsch.  die 
in  der  Kirche  gew.  auf  Simsen  angebrachten  paus- 
backigen Engel  genannt,  dann  auch  (neben  Fullenzerli) 
die  beiden  Engelchen  auf  der  sixtin.  Madonna,  die 
sich  mit  ihren  Ärmchen  auf  einen  Sims  aufstützen. 
Du  gäbist  en  rechte"  S.-E.!  sagt  man  zu  Jmd  mit 
vollen  runden  Wangen.  ,[Im  Jahre  1399]  schoz  der 
toure  in  daz  gloghus  ze  Berne  und  schos  uf  dem 
canzel  sant  Jacob  ein  band  ab,  daz  die  vinger  in  dem 
Sehwelz   Idiotikon  VIT. 


sintzen  in  dem  herten  holze  gesteckoten.'  Just.  ,Es 
sol  auch  der  simbsen  und  die  acht  gwelbbogen  ange- 
strichen werden.'  1512,  Bs.  ,Der  simss,  proieettrra.'1 
Mal.  Masswerkbalustrade  des  Lettners;  s. durchsichtig 
(Sp.  269).  Aussen  um  einen  Turm  (vgl.  auch  die  Zssen) : 
,[Der  Turm  soll  sein]  100  schuoch  hoch  byss  uft'  den 
obersten  symbsen  ...  und  byss  uff  den  schnecksymbsen 
gemuret  werden  ...  Item  der  turen  soll  von  dryen  hö- 
chinen  usswendig  von  den  schnecksymbssen  uff  sin  ... 
und  soll  iede  höchy  30  schuoch  haben  zwüschen  dem 
gesymbs,  welcher  symbssen  sollen  dry  werden,  ein 
schnecksyras  und  2  trouffsymbssen  ...  Item  zuo  oberst 
in  der  fierung  des  turens  ein  gesymbs  mitt  leben- 
digem gestein,  guott  für  dass  witter,  und  daruff  rundt 
süll  zwüschen  den  ergellen,  süberlich  gehouwen,  alss 
dann  die  runde  und  gestalt  dess  umbgangs  erhöscht, 
in  cranz  wyss,  auff  die  selbigen  ein  lenensymbs  mitt 
lebendigem  gestein,  alss  4  schuoch  hoch,  und  auff  iedem 
egg  ein  ergell  10  schuoch  hoch  ...  wydt[er]  nach  ge- 
stalt des  umbgangs  mit  einem  tachsymbs  verschlossen.' 
1514  (Copie  von  1669),  W  (Verding  eines  Kirchen- 
baues). Aussen  am  Hanse:  ,[Er  habe  die  als  Hexe 
Verdächtigte]  wie  alt  und  swach  sy  sye,  [gesehen]  uff 
ein  zyt  an  sinem  hus  uff  einem  schmalen  simsen  gan 
uffrecht  und  gerad,  de[!]  sye  villich  einer  zwerch  band 
breitt.  [Nachher:]  ...  Daz  die  frouw  uswendig  dem  hus 
uff  dem  schmalen  sinzen  umbhin  gangen  sig.'  1489,  L. 
Ins  bes.  o)  (äusserer  und  innerer)  Fenstersims.  aaOO. 
,Bei  altern  Holzbauten  ein  Balken,  der  unter  der  gan- 
zen Fensterreihe  fortläuft,  oben  über  die  Wandflucht 
10 — 20  cm  vorragend,  nach  unten  aber  so  ahgeschrägt, 
dass  er  mit  der  Wand  wieder  bündig  wird,  oft  mit 
Zahnschnitt  verziert  oder  mit  einfacher  Profilierung; 
auch  in  altern  gemauerten  Häusern  ragt  der  (hölzerne) 
Sims  über  die  Wandflucht  vor  und  läuft  unter  der 
ganzen  Fensterreihe  durch.'  JHdnz.  1910,  15  (mit  Ab- 
bildgen); vgl.  auch  unter  Simsel.  Die  steigenden  Jäger 
cheme"  du  in  es  ganz  schmals  schmals  Gengli,  das  nit 
vil  briHer  g'sln  ist,  wa-n-e"  Sinze"  fur-mene"  Gade"- 
pfe"ster.  DGemp.  1884.  We""  numme"  nit ...  bim  Sinze" 
vor  die  g'mälte"  [frommen]  Sjirüch  nit  icere"!  sagt  der 
Teufel,  der  das  Simmentaler  Hans  sonst  rühmt.  Scbwzd. 
(BSi.).  Ein  Föhnsturm  hat  1843  das  Gehäude  ,bis 
auf  den  obren  Sinzen  abgebrochen.'  BÄRND.1908(BGr.). 
D'  Chats  hocket  uf  der  Simse".  GZür.  1902  (BStdt). 
D'  ChatZa  spinnt  of  dum  Sinze"  F.  Meidli,  nimm  's 
China  ab  äem  Sins  abe" !  wie  Hecht  chönnt  's  uf  d' 
Gass  abe"  falle"  L  (ERöthelin).  Se,  len-dieh  au'*  ned 
uf's  Sims!  süss  g'heiji"d  d'  Blueme"stöck  de"  Lüte"  uf 
d'  Chöpf  abe"!  ehd.  ,Wenn  im  Sommer  ein  Wald  von 
Geranien  und  Fuchsien  die  Simsen  schmückt.'  vAlmen 
1897.  Streuet  Brosame",  liebi  IM,  vor  's  Fenster,  uf 
der  Sims!  Hagr.  Die  Andere"  [zum  Taufmahl  Ge- 
ladenen] bringe"  Wi",  trägen-in  ganz  verstolen  und 
stellen -in  g'schwind  [vor  dem  Hause]  uff  rfe"  Sinze". 
Breitenst.  1863.  De"  Sinze"  bredige";  s.  Bd  V  406  (an 
den  Sinze"  klopften  die  Bettler  an  und  nahmen  Al- 
mosen oder  Essen  entgegen).  ,üer  Werkmeister  sol 
zuo  der  grossen  ratstuben  ...  zechen  wol  gehouwen 
venster  mit  wellen  und  holkellen,  ouch  mit  sinzen 
und  stürzen  ...machen.'  1476,  S  (Bauvertrag).  ,Stürzel 
und  simpsen  us  dem  [Steinbruch  am]  Gurtten.  Jeder 
einliechtiger  stürzel  zuo  einem  fenster,  der  dry  schuoch 
lang  ist,  soll  gelten  4  ß,  und  der  simpsen  zuo  diserm 
fenster  giltet  3  jJ.  Ein  zweyliechtiger  stürzel  . . .  und 
63 


09 ;> 


Sams,  sems,  sims, 


der  s.  soll  gelten  5  ß  d.  Ein  dryliechtiger  stürzel,  so 
8  schuoch  lang  und  2  schuoch  hoch  ist,  soll  costen 
16  ß  und  der  s.  darzuo  IV2  schuoch  hreit  9  ß.'  B  StSatzg. 
.Der  simss,  basis  transversa  fenestrarum.'  Mal.  Be- 
schluss  der  Brüstung  unter  den  Fenstern  des  Kreuz- 
gangs im  Fraumünster:  ,4  pfd  hllr  geben  umb  stein 
zuo  den  crüzbogen  und  den  simptzen.'  1469,  Z  Frau- 
msterrechn.;  vgl.  Vög.-Nüsch.  I  537.  —  ß)  ,die  Seile 
auf  Vorlauben  (s.  Bd  III  964,  Bed.  1)  etc.,  auf  die  man 
die  Ellbogen  absetzt'  Ndw  (Matthys);  vgl.  Vor-läu- 
beli-S.  Jetzt  kam  die  Mutter  aufs  Vorläubeli  und 
schüttete  die  Giselschuifle°  über  den  Sinze"  hinaus.' 
Obw  Blätter  1900.  —  y)  als  Gestell,  bes.  für  Bücher 
dienendes  Brett  an  der  Stubenwand  GrScIis  (Pfr  Lud- 
wig); s.  Bd  III 1332  u.  Ähnlichen  Zwecken  dienend  in 
den  folgenden  Belegen.  ,[N.  habe  das  Trinkgeld]  uff 
den  symsen  in  dem  schergaden  gelegt.  [Ein  Anderer] 
hette  im  das  gelt,  so  er  uff  den  simpsen  geleit  hett, 
dieplich  genomen.'  1468,  Z  RB.  ,[N.  habe]  uss  einer 
stuben  ab  einer  simbssen  ein  halben  batzen  [ge- 
stohlen].' 1593,  ZRB.  ,[N.  von  LHochd.  habe]  im 
Zugerbiet  inn  einem  Huss  uss  einer  Trucken,  so  uff 
der  Simbsen  gestanden,  15  Batzen  entwent'  1606, 
ebd.  ,[A.  habe  dem  B.]  uss  einem  Glass,  so  uff  der 
Simbsen  gestanden,  ein  Cronen  verstolen.'  1610,  ebd. 
,In  den  Himmel  kommen,  da  die  Äpfel  auff  dem  Simb- 
sen bratten  [dh.  in  die  Hölle].'  Heut.  1658;  ganz  gleich 
beiSchm.  2 II  281. 

Mhd.  sim(e)ß  m.  (Lexer  II  925);  vgl.  auch  Gr.  WB. 
XI,  1062/3;  Schill. 2II  281;  Martin-Lienh.  II  359.  Die 
allgemeinere  Bed.  kommt  auch  in  der  Mundart  vor;  da 
jedoch  unsere  Aufzeichnungen  überwiegend  nur  die  Def.  ,Sims, 
Gesimse'  geben,  womit  sicher  meistens  nur  der  Fenstersims 
gemeint  ist,  lassen  sich  keine  genauem  geographischen  An- 
gaben machen  (das  Selbe  gilt  mehr  oder  weniger  für  Gesims 
und  Simsel;  s.  d.).  In  der  Form  mit  -ss-  kann  bewahrte 
etymologische  Fortis  vorliegen  (so  auch  in  Gesimse);  doch 
ist  auch  sekund.  Schärfung  möglich;  -in-  zeigt  Assimilation 
des  Labials  an  den  folg.  Dental;  in  -mps-  und  -nts-  ist  der 
entsprechende  Gleitlaut  hervorgetreten.  Sinsme"  scheint  in 
die  Kategorie  BrSHnen  (Bd  V  802  ff.),  Bisme"  (Bd  IV  1667  f.) 
usw.  übergetreten  zu  sein.  Matthys  gibt  (für  Ndw)  die  Form 
Sims  n.  an  für  ,Sims,  Gesimse',  dagegen  Sinze"  m.  für  Bed.ß. 
Das  f.  wird  vom  (coli.)  PI.  ausgegangen  sein. 

Ofe*- Sims  m.  SG.,  Häg.,  -Simsli  n.  ZRuss.:  der 
obere  (vorstehende)  Rand  des  .Kunstofens'  (s.  Bd  I  112 
und  Bd  HI  368)  SG.  (vBurg);  ZRuss.;  vgl.  (Ofen-) 
Ge-sims.  Gib-mer  dert  d'  Zündhölzli  vom  OfersimsU 
äbe"  ZRuss.  Nach  JHunz.  1910,  42  in  SHäg.  Bezeich- 
nung des  Ofenwinkels  (doch  wohl  ungenau).  —  Vgl. 
Gr.  WB.   VII  1162. 

Fenster-(bzw.  (P) feister- usw.)  Sims  BGrossaffolt; 
aScHw;  SG.,  m.  Ap,  n.  AaF.;  Th;  ZRafz,  f.  Z,  -Sinz  m. 
aSdHw;  S,  -Simse"  f.  BStdt,  -Sime-  m.  B,  -Sinze"  B 
Bönigen,  m.  BG.:  =  Sims  a.  aaOO.  und  weiterhin.  En 
Fink  flügt  uf  d'  F.  Z.  ,Dann  kamen  Amseln,  Finken, 
Spatzen  auf  den  breiten  Fenstersims  und  pickten 
Körner.'  EHetzel  1879.  ,Sy  heftend  ghört  ein  person 
vor  irm  hus  am  fengsterladen  bochslen;  wie  nun  er 
uffgstanden  und  zum  laden  ussher  gluoget,  were  die 
selbig  person  uf  siner  fengstersymsen  gstanden.'  1550, 
ZAnd.  —  Vgl.  Martin-Lienh.  II   359;  Fischer  II   1055. 

Kapf-  m.:  um  die  Strebepfeiler  verkröpftes  Ge- 
simse unter  den  Fensterbänken  (JRRahn).  Das  Stift 
Hess  nach  einem  Bauvertrag  von  1468  durch  Maurer- 
meister N.  von  Baden  die  8  .pfyner'  [vgl.  Bd  V  1135  0.] 


an  der  Münsterkirche  in  AaZ.  bis  auf  den  ,kapfsymsen' 
abheben  und  sie  wieder  aus  Lienheimer  Steinen  neu 
aufführen;  vgl.  dazu  Z  Anz.  1900,  95/6.  ,[Die  zuge- 
zogenen Werkmeister  machen  zur  Solidierung  des 
Turmbaues  am  Münster  den  Vorschlag:]  ein  nüwen 
kapfsimps  zuo  setzen,  da  der  gang  vorhin  gewäsen 
ist,  und  uf  denselben  simpsen  zwyfalt  ysin  ring  ouch 
zuo  setzen  ...  und  von  den  ringen  hinuss  uf  jedem 
pfiler  ein  ysin  stang;  darnach  uf  derselben  simpsen 
die  vensterbenk,  als  dann  die  venster  sollen  angan, 
widerumb  zuo  setzen  und  daselbs  ufzuofaren,  by  30 
schuochen  hoch  ...'  1506,  B. 

Bei  Mothes4III  132  in  gleicher  (und  weitrei  ähnlicher) 
Bed.  , Kaffsims,  auch  Kappsims';  zum  1.  Teil  vgl.  die  Sippe 
Chapf  (Bd  III   407/8). 

Vor-läubeli-:  =  Sims  ß  (Sp.  995).  .Chkuseli 
legte  [beim  Eintritt  in  das  Haus]  seine  Zigarre  sorg- 
fältig auf  des  Präsidenten  Vorläubelisinzen  ab.'  Obw 
Blätter  1899.  —  Lönen-:  die  Bekrönung  der  durch- 
brochenen Brustlehne  einer  Turmgallerie;  s.  Sims 
(Sp.  994).  —  Schnegg-:  Gesims  um  einen  Turm  als 
Äbschluss  des  Erdgeschosses,  wo  die  in  der  Mauer- 
stärke ausgesparte  Schnecke  in  das  erste  Stockwerk 
ausmündet;  s.  Sims  (Sp.  994).  —  Tach-:  das  oberste 
Gesimse,  welches  das  Auflager  des  Daches  bezeichnet. 
,Item  sol  die  runde  der  kilchen  zuo  beschluss  der 
tachsimps  gehouwen  werden  ...  Item  alle  porten,  pfyler, 
alle  egg  und  tachsimps  sollen  mit  gehouwnem  gstein 
gemacht  werden.'  1514  (Copie  von  1669),  W;  s.  auch 
Sims  (Sp.  994). 

Trauf-:  gotisches  Gesimse  rund  um  den  Turm, 
sog.  Wasserschlag;  s.  Sims  (Sp.  994).  —  Auch  bei  Mothes 
*IV   365. 

Ge-sims  AaF.,  Ke.;  Ap;  BPiet.;  Gl;  L;  SchwE.; 
SL.,  Lüssl.;  Th;  Ndw  (Matthys);  ZKn.,  O.,  Rieht, 
G'simss  Z  Wth.,  G'simps  PA1.  (Giord.),  G'sinz  LSchüpfh. 

—  n.,  Dim.  G'simsli  GnNuf.  (Bed.  y),  G'simseli  SchwE.: 
Gesimse;  im  Gegs.  zu  Sims  und  Simsel  mehr  der 
technischen  Spr.  angehörend.  Der  obere  vorsprin- 
gende Rand  des  Getäfels  Th,  jeder  Vorsprung  an  der 
Hausfront,  Dachvorsprung  inbegriffen';  nach  andrer 
Angabe  ,Teil  am  Dachstuhl'  SL.  ,Wann  dann  das 
gesimbs  gelegt  ist,  soll  die  höhe  dess  turns  von  dem- 
selben biss  an  das  ober  gsimbs  bim  kränz  vermög  der 
gemachten  visierung  syn  90  werchschuoch.'  1596, 
ScHSt.  ,Was  an  den  acht  pfyllern  ghauwen  ist  von  dem 
underen  gsimps  bis  oben  [wo  die  Bögen  anfangen]... 
[Noch  ,nit  ghauwen  ist']  erstlich  das  gsimps,  so  umb 
den  turn  unibher  gadt,  do  die  fänster  anfachendt.' 
1598,  B  (Befund  über  den  Münsterbau).  ,[Es]  sollen 
die  Gesimbser  an  dem  Langhaus  und  Offrandespitzy 
von  Ziegelstein  gemacht  werden.'  1741,  UwKD.  (Pro- 
jekt eines  Luzerners  für  die  Restauration  der  Kirche 
in  UwK.).  S.  auch  Sims  (Sp.  994).  Das  Gesimse,  das 
sich  um  eine  Säule  an  der  Kirchendecke  zieht  (MLie- 
nert):  GiH's  nüd  für  mich  und  für  mV  Schatz  nw'' 
z'  us'erst  uf-me"  G'sims  e"  Platz  [im  Himmel]?  MLien. 
1906.  Insbes.  a)  =  Sims  a  (Sp.  994).  aaOO.  Die  Feuer- 
wehr henkt  d'  Stigleitere"  a"  's  G's.  Z  (JLeuthold). 
Höich  am  G's.,  wo  d'  Eöisli  stand.  MLien.  1906.  Nach 
ERöthelin  bedeutet  in  L  G'sims  die  ganze  Umrahmung 
des  Fensters,  Sims  nur  den  untern  wagerechten  Teil. 

—  ß)  der  obere,  etwas  vorspringende  Rand  des  Ofens 
(bei   blauen   Öfen    weiss   glasiert)   L  (ERöthelin).  — 


SitlllS  - 


Sinns.    Samt 


Y)  Diin.  G'simsli,   Felsterrasse   GRNuf.;    vgl.   Simsen. 
Uf  dene"  G'simslene"  da  üf  [dort  oben]. 

Mhd.  gerimut  (I.ixer  I  913);  vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  1, 
-1107/S;  Martin- Lieuh.   II   359;   Fischer  III   528. 

Of e° -G'sirns:  =  Gesims $;  vgl.  O.-Sims.  Er  stricht 
nes  Zündhölzli  am  0.  ab,  bis -es  hel'üf  brünnt.  Azur 
Gilgen  (L).  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  1160. 

Fenster-  (bzw.  (P)feister-  usw.):  =  Ge-sims  a.  Ar-; 
Schw;  Tb;  Z.  Die  schöne"  Blueme"  uf  de"  Feister- 
g'simsen  obe"  ZO.  's  Röiseli  [ein  Mädchen]  am  Pfei- 
sterg's.  MLien.  1906.  S.  auch  Back-Rüsleten  (Bd  VI 
1452).  ,Es  solle  keinem  Sehreinermeister  erlaubt  sein, 
denen  Zimerleuten  in  ihrer  Arbeit  einzugreifen,  als  ... 
Dännstüren  und  was  an  einen  Stadel  gehöret,  auch 
Fenstergesimbster  von  ganzem  Holz  zu  machen.'  1764, 
GRorsch.  Zunftordn. 

Zur  Form  ,-gesimbster'  (PI.  des  Neutr.)  vgl.  .(Fenster-) 
Simster'  hei  Gr.  WB.  X  1,  1062;  Martin-Lieuh.  II  359 
(als  Masc.  Sg.). 

Stube"-:  durchlaufendes  Gesims  vor  den  Stuben- 
fenstern. ,[Im  Jahre  1563  hat  man  am  Neubau  des 
Rathauses]  die  4  Bögen  beschlossen  und  gemauert  bis 
unter  das  Stubengesims  und  im  andern  Jahr  solches 
noch  gar  ausgebaut.'  KWild  1847. 

Simsel  I  Ap;  BTannen-ützigen;  GKirchb.;  m  und 
oTh,  Sinsel  AABb.;  „B"oE.,  Laufental;  T/HBisch.;  ZElgg, 
0.,  Sinsel  BsBirs.,  L.;  BE.,  JH.,  auch  nach  St.,  St.b, 
vRütte;  L  (Schumi.);  GT.;  S;  ZO.,  Sinsmel  Scb  — 
m.,  in  B  (nur  nach  St.1  und  2) ;  ZElgg  (nach  andrer  An- 
gabe m.)  n.,  Simsle"  TuTäg.,  Dim.  Sinzeli  B:  =  Sims. 
,Gesimse  übb.'  B;  s.  Sp.  195  o.  , Brett,  das  zum  Auf- 
stellen von  irgend  Etwas  bestimmt  ist'  B  (AvRütte). 
Insbes.  =  -Sims  a.  (Sp.  994).  aaOO.  Der  Sinzel,  zier- 
lich ,ausgekränelt',  läuft  an  der  Hausfrout  durch- 
gehend von  Riclcstud  zu  Ricksttid,  nur  etwa  durch 
die  Haustüre  unterbrochen.  Bärnd.  1904  (BLütz.);  s. 
ebd.  die  Abbildgen  S.  191  und  195.  D'  Chats  springt 
[von  aussen]  uf  de"  Sinzel,  für  d'  Füess  z'  putze". 
BWvss  1885.  Iez  göt  's  Vröneli  gäg'"  dem  Fänster 
füre",  uf  dem  Sinzel  nimmt  's  si"  Lismete"  i"  d'  Hand  ... 
JReinh.  1905.  D'r  Sehne  isch  schuehhoch  uf  dem  S. 
vor  dem  Fenster  g'lege".  ebd.  .Brösmeli  auf  den  Sinzel 
streuen',  für  die  Vögel.  Gotth.  ,Die  Fenster  waren 
schlecht  und  fielen  fast  aus  den  faulen  Sinzeln  heraus.' 
ebd.     S.  auch  braschlen  (Bd  V  819  u.). 

Weiterbildung  zu  Sinn;  auch  eis.  (.Sinsel,  Sinzel'  bei 
Martin-Lienh.   II    359),   ferner   bei   Hebel   (Sinzel  m.). 

üfen-  Sinzel:  =  Ge-sims  ß?  's  Bäbi  het  's  holzig 
Nüsterli  [s.  Bd  IV  845  u.]  vom  oberen  0.  abe"g'lengt. 
BWvss  1863.  —  Fenster  Pf eister- Sinzel:  =  Sims  a 
(Sp.  994)  B;  GT.;  S.  ,Leise  töppelet  am  Pfäistersinzel 
jede  Nacht  die  aus  dem  Grabe  vor  ihr  Sterbehaus 
zurückkehrende  Kindbetterin,  bis  man  die  der  Leiche 
vorenthaltenen  Schuhe  dorthin  gestellt  hat.'  BiRNn. 
1904.  Ich  mues'  däich  hüse";  süst  chunnt-mer  nock  der 
Weibel  [als  Schuldbote]  cho"  ge"  mit  dem  Hägge"stecke" 
uf  de"  Pf.  topple".  ebd.  ,Die  Vögelein  setzen  sich  auf 
die  Fenstersinzel  und  sehen  in  die  Stube  hinein.' 
Gotth. 

Ge-simsel:  Gesims  Schw. 

simse":  mit  einem  Sims  versehen.  Im  J.  1549 
erhielt  die  Ratsstube  ein  des  Städtchens  würdiges 
Ansehen :  sie  wurde  angestrichen  und  neu  .gesimset.' 
KHavser  1895.    Ptc.    's  ist  g'simsets  und  g'sätzets,  von 


einem  Gebiet,  wo  der  Felsen  treppenförmig  abgebro- 
chen und  daher  leicht  zu  klettern  ist  U;  vgl.  Ge- 
sims y  (Sp.  995). 

Mhd.  simezen  (Lexer  II  926).  Vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1, 
1063  und  bei  Gottfr.  Keller:  ,In  dem  reich  gesimsten  Fenster.' 

Simsel  II  „Sinsel  LE."  (St.J)  —  f.,  Dim.  Simseli 
LE.  (St.b);  U,  „Sinseli  LE."  (St.2):  Klingel(chen). 

Vgl.  Sumseli  und  zum  Folg.  »umsehn  ;'.  Für  U  könnte 
daher  in  unserm  W.  einfach  Entrundung  aus  Sümseli  vor- 
liegen; ebenso  für  LE.,  insofern  dieses  früher  ebenfalls  zum 
entrundeteu  Gebiet  gehört  hat  (danach  zu  berichtigen  die 
Aninm.  zu  Pfingli  Bd  V  1160  und  zu  Rutben  II  Bd  VI  87). 
Es  kann  aber  auch  eine  parallele  Schalluachahmung  vorliegen. 

simsele"  LE.  (St.1'),  pinsele"  LE."  (St.»):  klin- 
geln, aaü.     Syn.  sumselen  2. 

simseli.  In  der  fortwährend  wiederholten  Vers- 
zeile des  Liedes:  Auf  einem  Baum  ein  Kuckuck  sass...: 
S.  bim  bam,  baseli  duseli  dum  OßThs,  ...  faselt  duseli 
dei  dum  dum  GT.    S.  auch  SGfeller  1911,  65. 

G'-sums  n.:  wie  nhd.  von  Insekten  (Bienen,  Flie- 
gen) Ndw  (Matthys);  Z  (auch  bei  Stutz).  Das  ist 
aW*  es  G'S.!  —  Vgl.  Gr.   WB.   IV  1,   4291/2. 

sumsele":  1.  Dim.  zu  sumsen,  leise  summen  LE.; 
Ndw  (Matthys).  —  2.  klingeln  (in  der  Messe)  Obw  ; 
vgl.  simselen  und  die  Anm.  zu  Simsel  II. 

Sumseli  Dim.:  Klingel  (beim  Gottesdienst)  Obw; 
vgl.  Simsel  II. 

sumse",  Ptc.  -et:  wie  nhd.  LE.  Von  Insekten  B 
Ndw;  U  (auch  umme"-s.);  Z.  Es  Bieli  (e"  Breme" 
usw.)  sumset  (umme")  U.  ,Die  Biene  sumst.'  UBragger 
1788.  Vom  Menschen.  Das  Ostereier  suchende  Kind 
gumpet  hoch  [vor  Freuden]  u"d  sumset  wie-n-es  Beji. 
Schwzd.  (BStdt).  Es  Liedli  s.  ZKn.  Unpers.:  .Fort 
und  fort  hätte  es  ihm  [dem  über  den  Tod  seines  Kin- 
des verzweifelnden  Weibe]  in  den  Ohren  gesummset: 
wenn  ein  Gott  wäre,  er  hätte  dich  gehört,  wenn  die 
Bibel  Wahrheit  wäre,  dein  Kind  lebte  noch  [usw.].' 
Gotth.;  1861  dafür  ,gesummet.'  Von  Kanonenkugeln. 
RvTavel  1910. 

Intensivbildnng  zu  summen  II  (Sp.  973),  wie  zB.  brumsen 
(Bd  V615)  zu  brummen  oder  eher  unmittelbare  Schallnach- 
ahmung.    Vgl.  Sanders  II    1271. 

sumsere":  auch  umme"-s.,  -  dem  Vor.  U.  Es  Bieli 
sumseret  umme". 

sumserle"  S  (JReinh.),  -ü-  B;  S  (JReinh.):  =  sum- 
sen. Eins,  zwei,  drei  isch  das  Süppli  scho"  uf  ''em 
Für  und  föht  a"  sumserle"  so  lustig,  ivie  wenn  's  nes 
Liedli  war.  JReinh.  1905.  's  het  nit  lang  'düret,  het- 
si  (di  g'füllti  Ante"  im  Brätofe")  a"fäh"  sumserle"  und 
brümmele".  Schwz.  Frahenh.  (B).  Me"  het  's  Röseli 
numme"  so  g'hört  sumserle"  zwüsche"  de"  Zäne"  [aus 
Rücksicht  auf  einen  Schlafenden],  </'  Türen  üs  und  V 
und  d'  Stegen  üf  und  ab.  JReinh.  1903. 

Sumse te"  f.:  =  Ge-sums.  Dial. 


samt  s.  Sp.  926. 


looo 


San,  seil,  sin,  son,  sun  bzw.  sanii  usw. 

Sane»  f.:  Fluss  (frz.  Sarine)  und  Talschaft  im  BO. 
In  der  S.,  im  Saanental.  FStaub.  ,Das  land  Sana.' 
1499,  Lil.    ,San,  sana,  ein  fluss.'  Mal. 

Dazu  der  Familienn.  ,Saner'  SBiiss.;  XV.,  BStdt  (Leu,  Lex. 
XVI  74).  D'  Sanera  f.,  die  Saauer  Ziegenrasse  BG.  (Bärud. 
1911). 

sane"  säne",  3.  Sg.  Prses.  Ind.  und  Ptc.  -et:  intr., 
sich  sehnen,  schmerzlich  verlangen  nach  AaKöII.,  Leer, 
und  ltRochh.;  BBe.,  Biel,  E.,  M.,  um  Th.  (Zyro);  SL. 
(Schild).  Nach  Wasser,  nach  dem  Arzte  s.,  von  einem 
Kranken  AaKöII.  Er  het  dernöck  g'sänet  Aa.  Lang 
scho"  han-ieh  nö^-der  [der  Geliebten]  g'sänet.  J  Walther 
1867.  Nö'Hangem  Säuen  und  Beite"  chunt  s'letst  der 
Wagen  a".  Schild  1873.  ,Die  Lehrerin  sahnet  nicht  nach 
Tinte  und  Feder.'  Schwz.  Lehrerinnenztg  1905  (BE.). 

Das  Vb  könnte  mit  mhd.  s«ien  (vgl.  das  Folg.)  auf  ein 
ahd.  "sauen  zurückgehen.  Nach  einer  Angabe  wird  «.  in  BE. 
auch  refl.  gebraucht,  vielleicht  unter  dem  Einfluss  des  uhd. 
,sich  sehneu.' 

sene"  -.*-  ÄALeer.  (H.),  -e2-  Z,  -e'-  B  —  Ptc.  -et 
BM.(Alpenr.), -<Z  und  weiterhin:  refl.,  in  BM.(Alpenr.) 
intr.,  sich  sehnen.  aaOO.  und  weiterhin  als  schrift- 
sprachliches Lehnwort.  Jch  ha"  recht  Längiziti  g'ha" 
u"d  g'sehnet  na'h-der.  Alpenr.  1877  (BM.).  .Alles  sehnt 
zum  Himmelreich.'  1866,  GBerschis  (Hausinschr.). 
.Euere  Affecten  alle  nach  ihme  [Jesus]  sehnen  und 
eilen.'  JJUlr.  1718. 

Auihd.  senen,  intr.  und  refl.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  151. 
Durch  das  daneben  stehende  sanen  wird  der  Beitr.  28,  254  ff. 
aufgestellten  Etymologie  der  Boden  entzogeu.  Bei  APetri 
1523  übersetzt  mit  ,begeru,  begird  haben.'  G'senet  macht 
den  Eindruck  eiuer  Coutamination  aus  ma.  g'sänet  und 
schriftspr.  ,gesehut.' 

sen-lich:  sehnlich,  s*nßich  AALeer.  (H.).  ,Mit 
Zuversicht  hab  ich  voran  nach  dir  sehnlich  Verlangen 
ghan.'  HRRebm.  1620.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,   156. 

sänne"  s.  samfejnen  (Sp.  912). 

SaDikel  AAEhr  ,  F.;  BBe.,  E.,Gr.;  GS.;  üw  (Durh.); 
ZO.,  Zanikel-Chrüt  Sch,  Saniggel  Gl;  LE.;  ScHwMa.; 
TBMamm.;  Nnw;  UwE.;  ZO.,  Samikel  AALeer.  (H.); 
BGr.;  ZBauma,  Sarniggel  LE.;  aScBw,  Ib.,  Ma.;  Zg, 
Schamikel  AiDensbüren;  LV.;  ZAff.,  Scharniggel  LE., 
Ha.,  Stdt,  Suis.,  Will.;  ScHwKü.,Ma.;  SG.;  Obw,  Schäm- 
LPfaffn.,  Schorn-  LW.;  aScHW,  G.,  Ib.  —  m.,  Zanig- 
gele"  GoT.,  Schorniggle"  ScHwTugg.  —  f.:  1.  gemeiner 
Sanickel,  Sanicula  europ.  In  der  Volksmedizin  (frü- 
her) sehr  beliebt  (N.  Alpenp.  VII  165).  Ein  Aufguss 
der  Pflanze  dient  als  Heilmittel  gegen  äussere  und 
innere  Schäden,  so  gegen  wunde  Hände  LSurs.,  Will., 
offene  Füsse  bei  Pferden  LE.,  Wundfieber  BGr.;  Gl; 
L,  Ohrenfluss  ZAff,  zu  Bädern  LE.,  Stdt,  W.,  als 
blutreinigendes  Mittel  L,  gegen  Lungen-  und  Leber- 
sucht BGr.,  als  Thee  fürs  Vieh  bei  gewissen  Erkran- 
kungen SchwG.  , Sanicia,  s.'  Scbw  Arzneib.  XV.  ,Zwo 
hant  vol  saniggels'  als  Bestandteil  der  Judensalbe. 
G  Rezepte  XV.  ,S.'  in  einem  .kostlichen  Wundtrank.' 
ZElgg  Arzneib.  um  1650.  .Sanichel'  als  Heilmittel. 
KNLang.  .Saningel'  als  Heilmittel  für  das  Vieh.  1772, 
HZahler  1898.  ,Nym  Wallwürzen  oder  S.,  du  das  in 
ein  Hafen,  wachst  das  Fleisch  an  ein  andren.'  ApV. 
S.  noch  Günsel  (Bd  II  376).  —  2.  a)  grosse  Astranz, 


Astr.  major  Uw  (Durh.).  —  b)  wilde''  Sarniggel,  Drüsen- 
griffel, Adenostyles  LE. 

Mhd.  sanilcel  (Lexer  II  604);  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII 
1793.  Der  Ton  ruht  wohl  meist  auf  der  Mittelsilbe  (so 
sicher  in  Aa;  Z).  Der  Einschub  von  r  hat  Anlehuung  an 
Schorr-Nignel  (Bd  IV  707)  zur  Folge  gehabt,  wenn  er  nicht 
vielmehr  dadurch  veranlasst  ist. 

Bär-:  =  Flueh-Bluemen  1  a  (Bd  V  73;  vgl.  dort 
den  Beleg  von  1680).  .Löwentappen  für  Jungfraweu 
hat  gewisslich  grossen  Ruhm,  Bärsanickel  lässt  sich 
schawen,  ein  wohlriechend  schöne  Blum',  Anspielung 
auf  die  Wappentiere  von  Zürich  und  Bern.  1712,  LTob- 
LERVL.  —  Vgl.   Gr.   WB.   VIII   1793   (unter  .Sanikel'). 

Berg-:  1.  =  dem  Vor.;  s.  Heil-Blatt  (Bd  V  184). 
—  2.  .grosse  Bergsanikel',  fünffingerige  Zahnwurz, 
Dentaria  digit.  Durh.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I   1517. 

Sanität,  in  GT.  Sanidet  f.:  Sanitätstruppe.  Er  ist 
bi  der  S.  (V'teilt). 

Sanita'tler,  in  GT.  Sanidetler  m.:  Sanitätssoldat, 
-polizist. 

Senn  S.enn  (bzw.  -e2-,  -e'-,  -i-),  in  UUrs.Se',  in  WVt. 
Senno,  in  GrAv.,S.,  V.  Senne,  in  Ap  (TTobler)  noch  Dat. 
Acc.  Sg.  Senne"  neben  Nom.  Senn  —  m.,  PI.  Sen(n)e",  in 
WVt.  -u",  Dim.  (in  verächtl.  S.)  Senni  W,  Sennli  Ap: 
1.  a)  in  der  Alp  Wirtschaft,  a)  Haupt  der  (mindestens 
aus  zwei,  in  Grossbetriebeu  aus  6 — 15  durchweg  männ- 
lichen Personen  bestehenden)  Älplerfamilie  und  Be- 
triebsleiter einer  (meist  genossenschaftlichen)  Sennerei 
auf  einer  Alp,  dessen  besondre  Aufgabe  die  Butter- 
und Käsebereitung  bildet  Ap;  Gl;  Gr;  LE.;  PPo.;  GO., 
Rh.,  T.;  Schw;  Uw;  U;  W,  „Hirt,  welcher  das  Vieh 
den  Sommer  über  auf  der  Alp  weidet  und  meistens 
selbst  als  Herr  und  Meister  die  Käse  kocht,  allg."; 
,der  Oberkuhhirte  (bei  einem  Senntem)'  Ap  (TTobler); 
in  B;  F  dafür  Chüejer  (Bd  III  97);  vgl.  auch  Chäser 
(ebd.  513).  Rang;  vgl.  Junger  (Bd  III  47);  (Hand-, 
Hüet-,  Chüe-,  Chäs(er)-,  Süjfi-,  Senn-,  Ober-säss-,  Schurr-, 
Spann-,  Weid-,  Zue-JBueb  (Bd  IV  927  ff.);  Batzger  I 
(ebd.2035);  Under-, Zue-S.  ,Im Oberrieder Sämtis[ApL] 
gehören  3  Leute  zusammen:  S.,  Zuesenn,  Schorrbueb.1 
TTobler.  Wenn  En  lang  S.  g'se"  ist,  icerd-er  nüd  gern 
Handbueb  Ap  (TTobler).  Wenn  en  Handbueb  S.  werd, 
lueget-er  gern  oben  üs.  ebd.  Der  S.  göd  gen  schlöffe",  der 
Handbueb  göd  ge"  stö/Ie",  der  S.  göd  ge"  müderle".  der 
Handbueb  göd  ge"  büderle".  ebd.  Grüez-mer  du  de" 
Senne"bueb,  Schotten  ond  Milech  g&d-er-mer  g'nueg. 
Wenn-er-mer  g'nueg  Schotten  ond  Milech  gebd,  gön-i'h 
mit-demS.gradnüdin's  Bett.ehä.  Pflichten.  Dem  S. 
liegt  die  Bereitung  des  Mulchen  ob  GRPr.  ,Der  S.  ist  der 
Vorsteher  der  Alpwirtschaft,  dem  die  übrigen  strengen 
Gehorsam  schuldig  sind.  Er  besorgt  die  ganze  Milch- 
wirtschaft und  die  Gewinnung  der  Alpenprodukte.'  Gl 
Gem.  ,Der  S.,  welcher  die  Oberaufsicht  führt,  den  Käse 
macht,  selben  in  den  Speicher  trägt  und  dort  einsalzet.' 
UGem.  ,Der  Alpwirtschaftsführung  stund  ein  S.  vor. 
Er  hatte  die  Butter-,  Käs-  und  Ziegerproduktion  zu 
besorgen.'  JMHdngerb.  1852  (GT.).  Die  Angabe:  ,De" 
Senne"  öbercho",  den  Hirten  mit  seiner  Herde  zur 
Nützung  des  Futters  bekommen ;  daher  der  S.  chond, 
er  fart  fuert'  Ap  (TTobler)  bezieht  sich  darauf,  dass 
Eigentümer,  die  selbst  nicht  Landwirtschaft  treiben, 
ihre  Heiniwesen  zur  Nutzung  verpachten.  Als  herr- 
schaftlicher Beamter  oder  Lehensmann;  vgl.  b  a.  ,IUe 
ergo  qui  dicitur  senni  [wohl  für  ,-e']  debet  paschalem 


1001 


Sun,  seil,  sin,  son,  sun 


ovem  dare  . . .  Si  habet  plures  quam  V  vaccas,  dabit 
VIII  talenta  butiri  et  de  unaquaque  XX  caseos.'  E.  XI., 
ASG.  (Vergabung  von  Grundbesitz  in  der  Gegend  von 
GnMai.  an  das  Kloster  Allerheiligen  in  Sch).  ,Die 
Personen,  welche  das  Vieh  des  Stiftes  [Einsiedeln] 
besorgten,  werden  zu  Anfang  des  XIV.  einfach  Knechte 
genannt;  im  Jahr  1528  erscheint  ein  Kühmelker  und 
1527/31  der  S.  zwischen  Wasser.'  ORingholz  1908;  in 
den  um  1150  entstandenen  Acta  fundationis  des  von 
Einsiedeln  aus  gegründeten  Klosters  Muri,  das  bes.  in 
Uw  Alpbesitz  hatte,  heisst  der  S.  ,magister  pecorum' 
(QSG.  III  84).  ,Des  ersten  soll  ein  jeder  S.  [des  Gottes- 
hauses Einsiedeln]  einem  Herrn  Statthalter  an  Eides 
Statt  an  die  Hand  geloben,  dass  er  des  Gotteshauses 
Nutzen  und  Ehre  fördern  ...  wolle.  Zum  andern  soll 
er  fürnehmlich  seine  Handknaben  und  Gesind  kein 
Mutwillen  ...  brauchen  [lassen].  Zum  dritten  soll  er 
zu  den  Kühen  Sommers-  und  Winterszeiten  gute  Ach- 
tung haben,  dieselben  sauber  hirten  und  doch  das 
Heu  nicht  vergeuden.  ...  Zum  vierten  ...  am  Lanzigzit 
...  soll  er  einen  Statthalter  fragen,  ob  er  Zigcr  oder 
Käs  machen  solle.  Item  es  soll  auch  ein  S.,  wann  er 
in  das  Sihltal  kommt,  alle  Wochen  auf  das  Wenigste 
einmal  zu  den  Ochsen,  Rossen,  Rindern  etc.  schauen.' 
E.  XVI.,  ebd.  22/4  (Bestallung  eines  Sennen  im  Gottes- 
haus Einsiedeln).  In  der  Alpwirtschaft  des  Klosters 
Einsiedeln  erscheint  neben  dem  ,S.'  ein  .kleiner  S.' 
(auch  ,Klein-S.'),  der  die  Alp  Haldeli  im  Gegs.  zur 
Hauptalp  besorgte;  später  heisst  der  ,S.'  der  ,grosse 
S.'  (oder  ,Gross-S.')  im  Gegs.  zum  .Haldeli-'  und  ,Eu- 
talsberg-S.'  ,Zum  siebenten  soll  er  [der  ,S.']  aufsehen 
und  den  kleinen  S.  dazu  haben,  dass  er  auch  gleich 
schweren  Käs  und  Anken  mache  ...  Item  dass  auch 
er  und  der  kleine  S.  die  Sufi  sauber  zusammenhalten.' 
E.  XVI.,  ORingholz  1908.  ,1m  Sommer  hat  der  grosse 
S.  bei  seinem  Senntum  im  Sihltal  13  Stück.  Im  Hal- 
deli sind  7,  im  Eutalsberg  6.'  E.  XVIII.,  ebd.  , Hei- 
zwerte unserer  S-en  ist  der  S.  im  Haldeli  zunächst 
am  Sihltal,  weswegen  er  der  Haldeli-S.  genannt  wird.' 
ebd.  ,Der  dritte  S.  ist  der  Eutalsberg-S.,  also  genannt, 
weil  er  allezeit  seine  Kühe  den  Sommer  hindurch  in 
den  Eutalsbergen  hat.'  ebd.  Auch  die  Person,  die  auf 
einer  Privatalp  das  Vieh  besorgt;  oft  eine  Frau  (vgl. 
Sennin):  D'  Trina  ist  mit  der  Mürte"  in  der  Gura- 
letschatye"  g'si"  und  het  dert  d'r  Senne"  g'macht. 
CSchnyder  1911  (GrV.).  —  ß)  im  PI.  (auch  im  Sg. 
mit  unbestimmtem  Artikel  oder  in  generellem  Ge- 
brauch) auch  in  weitrer  Bed.  von  allen  Gliedern  der 
Älplerfamilie  (,unter  Senne"  versteht  man  gewöhnlich 
die  Hirten  überhaupt,  dh.  der  S.  ond  der  Handbueb'  Ap 
It  TTobler),  Älpler  übh.;  in  dieser  Verallgemeinerung 
ist  das  W.  auch  ausserhalb  des  Gebietes  der  Alpwirt- 
schaft wohl  allg.  bekannt.  Er  hed  Arm  icie-n-e"  S. 
AaF.  Mini  Muetter  chibet-mich,  wenn-ieh  bi  de"  Senne" 
In":  In  de"  Senne"  bin-ich  gern,  Mir  noch  lieber  weder 
fern  Ar  Lied.  Minn  Schatz  ist  en  S.  ond  er  liebt- 
mi<*  im  l'enn.  Ap  VL.  1903.  S.  noch  brün  (Bd  V  647); 
rot  (Bd  VI  1742).  ,Senni  Brenni  [Zuname],  komm 
reich  d'  Kuh  und  das  Kalb  dazu',  ruft  ein  Zwerg  einem 
Sennen  zu.  W  Sagen.  ,[N.  sei]  in  die  alp  uf  Arni 
gangen,  in  dem  willen,  den  s-en  sölichs  [einen  Scha- 
den] anzezeigen.'  1555,  B  Turinb.  ,Sänn,  ein  vychhirt, 
der  das  vych  versorget  und  hirtet,  pecuarius;  lactarius, 
der  mancherlei  speiss  von  inilch  zuorüst  als  die  s-en 
au  ff  den  alpen;  s-en,  milchköch,  lactarii.'  Fris.;  Mal. 


.Will  man  reden,  dass  auf  ein  zeit  im  Scliweizergebirg 
ein  s.  oder  schweizer  aus  dem  sennhof  [lat.  ,quendam 
vaccarium  sive  lactarium  appellare  mavis,  qui  in  al- 
pibus  «State  vaccas  mulget  et  opera  lactaria  conficit 
a  monte  descendentem']  gangen  und  auff  dem  köpf  ein 
grossen  käsnapf  getragen,  habe  also  ein  baren  gesehen 
von  vernen,  derselbig  hab  ein  kraut  ausgerupft  und 
dasselbig  gefrässen.  Do  nun  der  bär  hinweg  kommen, 
seie  der  s.  auch  zuohin  gangen,  der  würzen  und  krauts 
geessen,  do  sei  in  zuo  stund  der  schlaaff  ankommen... 
und  hab  der  s.  den  winter  durchaus  in  aller  keltin 
biss  in  angenden  früeling  gschlaaffen.'  Tierb.  1563. 
,[N.  habe]  den  einen  tolchen  einem  s-en  ze  kouffen 
geben.'  1579,  Z  RM.  .Demnach  sollen  alle  S-en  (vorher 
,gemeine  S-en')  samt  ihren  Weibern  nach  altem,  lob- 
lichen Brauch  zu  Opfer  gehen.'  1614,  ORingholz  1908. 
,Dem  Sen  Urachen,  daz  er  die  Wolffgaren  gen  Capell 
gfürt...'  1617,  ADettl.  1904.  ,Am  Abig  gab  ich  dem 
San  1  Gl.'  1641,  Zg  Neuj.  Tracht  und  Aussehen. 
,Die  Sennen  tragen  meist  schmutzige  Kleider.  Die 
Hände  wischen  sie  unbedenklich  an  den  Hosen  ab'  Ap 
(TTobler;  Weitres  ebd.  S.  421  f.).  E"  bochsigs  Löffeli 
öni  en  Stil,  ond  schmotzig  Senne"  g&d  's  grad  vil.  ebd. 
Im  FrüeK"g  fart  der  S.  off  d'  Alp  im  höpsche"  Senne"- 
häss:  schnewisses  Hempli  hed-er  a"  ond  gel"i  Hösli 
au'\  Ap  VL.  1903.  Ond  e"  Fetzli  om  de"  Buch,  wie  's 
bi  de"  Senne"  ist  der  Bruch,  ond  e"  Strüssli  off  de" 
Huet,  chonnt  ame"  jedere"  Senne"  guet.  ebd.  , S-en,  qui 
sunt  gschabet,  tecti  de  schmutzigen  Hosen.  Nee  taceam 
Senni  das  gmahlet  schönere  Hemli.  Dum  klepfunt  d' 
Karrer,  dum  sunt  die  Geizigen  Sparer,  tamdiu  erunt 
S-en  Kerl  wie  russige  Bennen.'  Uw  ruacar.  Ged.  XVIII. 
(über  die  Sennen).  ,Es  ist  der  S.  insgemein  ein  ehr- 
licher, aufrichtiger  Mann,  bekleidet  mit  einem  rauhen, 
ehrbaren  Kittel,  beschuhet  mit  Holzschuhen,  die  er 
mit  2  ledernen  Riemen  über  die  blossen  Füsse  gleich 
den  alten  Teutschen  anbindet.'  JJScheuchz.  1746.  Vgl. 
noch  Sennen- Chilch-wih.  —  b)  ausserhalb  des  (heu- 
tigen) Gebietes  der  AJpwirtschaft.  a)  herrschaft- 
licher Beamter  oder  Lehensmann,  der  die  Milchpro- 
dukte herstellt,  auch  das  Vieh  besorgt;  vgl.  auch  den 
Schluss  von  a  a.  ,Ad  molendinum  2  ß,  quos  habet 
senno  pro  expensis.'  um  1274,  HU.  (Neubrechten  im 
Amt  Kyburg);  vgl.:  ,Ze  Nubrechten  lit  ein  sennehof. 
So  man  dem  richtet  6  küe,  die  och  dornach  ewig  sin 
süln,  und  so  man  richtet  dem  s-en  6  mut  roggen  und 
3  mut  kernen  für  sin  coste  und  'A  mut  kernen  und 
ein  halben  bachen  zu  höwot,  so  sol  der  hof  gelten 
jerglich  ane  schaden  600  käse,  der  jeglicher  3  phen- 
ning  wert  sin  sol,  ein  zigern,  der  10  ß  wert  sin  sol  ... 
Und  want  der  hof  von  der  heirschaft  bresten  hat  an 
6  küen,  da  von  giltet  er,  unz  das  ime  die  küe  ver- 
richtet werdent,  nit  mer  jergiiehs  danne  360  kese.' 
XIV.,  ebd.  ,Wenne  der  senno  [ze  Nubrechten]  nit 
kese  haben  mag,  so  sol  er  für  einen  kese  geben  3  d.' 
um  1330,  ebd.  .Cristan  der  s.'  um  1450,  BNid.  Jahr- 
zeitbuch. ,Do  sy  [ASidlerin  von  Stadelhofen]  hinin 
kam,  sass  der  s.  Holzhower  und  die  Bischoffin  by  ein- 
andern  ...  also  sprach  die  S.:  was  tuend  ir  hie,  s.?'  1459, 
Z  RB.  ,S.  und  undersenn  ein  bett.'  1492/1504,  ZKapp. 
(Klosterinv.);  vgl.:  ,MH.  wellent  die  zwei  stuck  wildprät 
im  graben  und  den  zwick,  so  der  s.  von  Cappel  inen  ge- 
schenkt, uff  die  kilwi  ...  ussteilen  lassen.'  1562,  Z  RM. 
,Do  der  s.  [der  Burg  Wädenswil]  mit  samt  dein  hand- 
buoben    hat  gehirtet,   sind  iren  by  zechnen  von  We- 


Um:-; 


San,  stn, 


dischwyl  uf  dem  dorf  zuo  dem  s-en  in  die  schür  kö- 
rnen...' 1524,  ZWäd.  ,Als  der  s.  dem  Schaffner  sin 
vich  hat  gehirtet  und  wollen  versorgen.'  ebd.  ,An 
sant  Albans  tag  [1531]  am  morgen  fiel  Hansen  Steiner, 
dem  burgherren  ze  Wülflingen,  sin  sun  ...  in  gal- 
bronnen  im  schloss  W.  Daby  was  ein  kleins  meitlin, 
das  schrei  uberlut.  Darzuo  kam  des  kinds  muoter 
und  der  s.  Die  frow  Hess  den  s-en  schnell  in  gal- 
bronnen  das  kind  ze  suochen.'  Bossh.  Chr.  ,S-en, 
müller  und  pfister.'  ebd.  ,Sovil  den  werhmeister 
und  s-en  zu  Buobicken  belanget,  so  [als  Wieder- 
täufer] nit  zkilchen  gand,  soll  [der  Vogt  zu  Giü- 
ningen]  inen  anzeigen  lassen,  dass  sy  inn  monatsfrist 
inn  die  kilchen  zur  predig  und  bätt  gangint.'  1574, 
Z  RH.  E.  XVI.  Hessen  österreichische  und  süddeutsche 
Herrschaften  mehrfach  S-en  (so  1591  der  Graf  vHe- 
chingen  einen  S.  und  üntersenn)  aus  Einsiedeln  udE. 
zur  Besorgung  des  dort  gekauften  Viehs  kommen. 
ORingholz  1908,  21.  .Eines  S-en  Bestallung..  Für  den 
Meister-S.,  zwei  Handknaben  und  Frauw  Jahrlohn  ... 
Dem  Meister-S.  und  Frauw  Sennenj  [!]  alle  Sonntag 
das  Essen  zuo  Mittag,  beiden  Handknaben  aber  all 
Zinstag  und  Donstag  zuo  Mittag  im  Kloster...  Ein 
jeder  S.,  der  von  einem  Hrn  Abt  zu  einem  Diener  und 
S-en  angenomen  und  dingt  ist,  soll  zum  ersten  sich 
beflissen,  dass  er  zu  allem  Vich,  so  ihm  überant- 
wortet ist,  ...  monatlich  wenigist  einmal  luege...  Er 
soll  auch  verschaffen,  dass  alle  Nacht  einer  von  seinen 
undergebenen  S-en  oder  Handknaben  beim  Vich  im 
Stall  lige.'  XVII.,  AaMuh  GOrdn.  (Arg.  1861,  S.  86/8); 
s.  noch  fueren  (Bd  I  975).  —  (!)  (meist  von  einer 
Bauerngenossenschaft  angestellter)  Käser,  der  in  einer 
Dorfsennerei  die  von  den  Bauern  gelieferte  Milch  ver- 
arbeitet Aa;  B  (als  fremd  empfunden);  LG.;  GuT.,  We.; 
Th;  ZO.  und  wohl  noch  weiterhin.  .Hat  man  Haus  und 
Milch,  bedarf  man  auch  Jemand,  welcher  aus  der  Milch 
den  Käs  macht,  einen  Käser  oder  S.,  wie  man  zu  sagen 
pflegt.  ...  So  ein  S.  verdient  während  ungefähr  7  Mo- 
naten 140  bis  160,  ja  2—300  Gulden  nebst  freier  Sta- 
tion, Nidle,  Butter,  Zieger  etc.;  ...  die  5  übrigen  Mo- 
nate des  Jahres  da  nimmt  ihn  die  Käserei  nicht  in 
Anspruch.'  Gotth.  XX  (noch  öfter).  .Folget,  dass  so- 
wohl die  benachbarten  als  einheimischen  S-en,  als 
Käuffer  oder  Pächter  der  Milch,  von  nun  an  und  vor 
alle  Zeit  abgestellt  sein  sollen,  und  also  dieses  allein 
bewilliget  wird,  dass  ein  Mann  oder  S.  in  jeder  Hütte 
oder  Sennte  nur  allein  um  den  Lohn  kann  und  mag 
angestellt  werden.'  Z  Ges.  1779.  — ■  2.  Eigentümer  eines 
Senntums  Ap  (TTobler);  auch  lt  Zschokke  1797.  Bauer 
übh.  GoT.  .Wenn  einer  12,  18,  20  bis  30  Stück  Rind- 
vieh hält,  so  heisst  er  ein  S.'  Steinm.  1804  (Ap). 

Ahd.  mir  .oppilio,  ««mo  v 
Vergilglossen  (Ahd.  Gl.  II  I'.' 
tirol.  Weistümern  äes  XV./] 
Für  die  Etymologie  (vgl.  da 
Neuphilologentag  in  Zürich 
dass  die  MA.  Primärumlaut 
Die  im  Eiukünfterodel  der  Ki 
Formen   .saunones,   sangaone 


•<«■'  in  den  Sehlettstädter 
20,  31),  dann  wieder  in 
I.  Gr.  IVB.  X  1.  598/9. 
ch  Festschrift  zum  14. 
7:;  II  ist  zu  beachten, 
mmvocala  gewährleistet, 
ir  rj'.t"  s  erseheinenden 
er  .sauuonia  [Senutum]' 
(Mohr  CD  II  130.  1.15/6.  122)  sind  Latinisiernilgen  räto- 
romanischer Formen;  vgl.  obereng.  smjn,  hergellisch  sang. 
Das  frühe  Vorkommen  von  Bed.  1  b,  das  freilich  in  den 
Zufälligkeiten  der  Überlieferung  begründet  sein  kann  (vgl. 
aber  auch  die  Namen I,  kann  zu  Gunsten  der  gewöhnlich  an- 
genommenen Verbindung  des  W-s  mit  nhd.  , Sahne'  verwertet 
werden  (das  letztgenannte  W.  fehlt  freilieb  den  schwzd.  MAA.; 


.Milchraum,  auch  Rahm  oder  Salm  genannt.'  FKönig  1706> 
755,  ist  der  einzige  Beleg,  den  unser  Material  bietet).  Als 
Zuname.  Sänneli  SchwE.  Begel  [vgl.  Bd  IV  1055]  -S.  ebd. 
,Seun-ChriegeI.'  FAnd.  1891.  Als  Familienn.  (wohl  meist 
auf  Bed.  lba  beruhend)  AaZof.  (seit  dem  XVI.);  BKirchd.; 
GRh.;  Th;  ZO.  und  wohl  noch  weiterbin ;  häufig  schon  aus 
älterer  Zeit  belegt,  so  AaB.  (,S-o.*  1400/3),  Klingn.  (1522), 
Rem.  (,S-o.'  1273);  BsStdt  (1653/1739);  BMünsingen  (1178' 
1499,  seit  1311  Bürger  von  BStdt,  seit  1360  Freiherrn; 
,S-o.'  1209.  1324.  1331,  ,Senn.'  schon  1309  und  später; 
.Katerin  Sennin.'  1380);  LGelfingen  (1386):  GR.  (1444), 
Stdt  (1436/73);  SchStdt  (1501/1745),  St.  (1524);  SStdt 
(1508/62);  ThGachn.  (1461);  ZgKemmateu  (1413),  Stdt 
(1488/1531);  ZFehr.  (,S-o.'  1274),  First  (.curia  S-en.'  1274), 
Hirsl.  (1572),  Meil.  (1820/1525,  ,S-o.'  um  1320),  Mönch. 
(,des  S-en  schuopos.'  HU.).  Keutl.  (1270/1320),  Riff.  (1531), 
Stdt  (1357/1691,  ,S-o.'  1357),  Sulz  (1279/90),  ,S-e,  bouum 
H.  S-onis,  curia  N.  Senen.'  1290),  Ort.  (1531).  Vgl.  auch 
Leu,  Lex.  XVII  69/71.  In  Ortsnn.  ,1m  S.'  Bs,  ,ini  Senneu' 
ZHettl.  ,Sennli'  G.  Zssen.  ,Senn-Eich-tobel' Z.  ,-Egg'  Schw. 
,-Acker'  B;  LMegg.  (,-Acher.'  Leu,  Lex.).  ,-Feld'  ZMarth. 
,-Gass'  ZSth.  ,-Grat'  B.  ,-Hof  (vgl.  auch  Bd  II  1031)  Aa 
Bosw.,  Brittn.,  Niederw.,  Remetsw.,  Rotrist,  Schwad.;  Ap 
App.;  Bs;  LSurs..  Will. ;  GDeg.,  Goss..  Ta. ;  S;  ThGütt.;  Z 
Elgg,  Russ.  (,curia  S-eu.'  1274,  .S-ehof.'  um  1300),  Seen, 
Zoll.;  dazu  der  FN.  ,Sennhofer.'  1614,  ZZoll.  ,-Höfli'  LSemp., 
Will.,  ,-hag-Acker'  Aa.  ,-Halde'  Aa;  ZSth.  ,-Holz'  Z.  ,-Hölzli' 
L.  ,-Haus  (Hus)'  Ap;  BsWald.;  B;  LDagm.;  GPfäf.;  SBeinw., 
Znllw.;  ZEIgg,  Herrl.,  Kapp.  (1531,  früher  ,S.-Hof),  Russ., 
Stdt,  Wäd.;  dazu  der  FN.  .Seunhauser'  GT.;  ZHombr.  (1566/ 
1710),  Kilchb.  (1530),  Zoll.  (1631),  noch  heute.  ,-Häuslen' 
GAbtw.  ,-Hütte(n)'  AaBr.,  Eflingen;  L;  G;  S;  Zg;  ZRicht. 
,-Matt'  Aa;  Bs;  B;  S,  ,-Matten'  Bs.  ,-Bach'  Schw;  Z.  ,-Berg' 
SGänsbr.,  Kienb.  (vgl.  Bd  IV  1561).  ,-Burg'  LStdt,  .-Rüti' 
GDeg.;  SchwWoll.  ,-Scheur  (Schür)'  ZBub.,  Kib.  ,-Tobel'  Z. 
,-Weid'  AaFri.,  Rh.;  Ap;  Bs;  L;  GGoldach;  SchwFens.;  S; 
ZgBaar,  Neuh.;  ZDürnt.,  Gibsw.,  Hausen,  Hinw.,  Ott,  Stall., 
Wäd.,  , -Weiden'  Aa;  I..  ,-Wald'  Aa;  Ap;  GRh.  (auch  Leu, 
Lex.);  ZBub.  ,-Wies'  ZSth.,  Steinm.  ,Sennen-Halde'  S, 
,-Haus  (Hus)'  LTrieugen;  ZWila  (,-Heuslein.'  Leu,  Lex.),  ,-Hof 
SLaup.,  ,-Hard'  ZSulz  (1361),  ,-Kehlen-stock'  U,  ,-Loch' 
AaUott.,  Klingn.,  ,-Moos'  LBallw.,  ,-Matt'  Aa,  ,-Bach'  Z  (Leu, 
Lex.).  ,-Band'  ü,  ,-Berg'  AaKillw.;  ZWald  (auch  Leu,  Lex.), 
.-Stein'  G,  ,-Weid'  BRoggw.;  S;  Th;  ZgStdt,  ,-Wies'  ZDielsd. 
,Senne-  (Seni-)Matteu'  BsGelt. 

Ober-:  =  Senn  1  aa  Ap;  Ndw  (Matthys).  B'hüet-is 
[uns]  Gott  der  O.,  wenn-er  d'  Chüe  i"  d'  Alpe"  nend. 
Ap  VL.  1903.  —  Under-:  Gehilfe  des  Sennen  (in  Bed. 
lau)  Ndw  (Matthys);  Syn.  Zue-S.  Entsprechend 
Senn  lba.;  s.  Sp.  1002. —  Fueter-:  Jurasenn,  der  im 
Herbst  mit  seiner  oft  100—120  Stück  zählenden  Herde 
ins  Tal  kam  und  sich  zur  Wegfütterung  der  grossen, 
den  Talbauern  mit  ihrem  geringen  Viehbestand  ent- 
behrlichen Heuvorräte  in  einem  Gehöfte  einquartierte 
S  (bis  vor  30 — 40  Jahren).  Das  Heu  wurde  klafterweise 
verkauft;  der  Dünger  verblieb  dem  Talbauern,  der  dafür 
oft  der  Familie  den  F.  unentgeltlich  Kartoffeln  und  andre 
Lebensmittel  lieferte.  Seit  auf  den  Jurahöhen  geheut 
im  Tal  mehrVieh  gehalten  wird,  ist  der  F.  verschwunden. 
Oft  soll  das  geringste  Heu  für  den  F.  aufgespart  wor- 
den sein.  ,So  oft  ihn  [einen  trägen  Bauern]  ein  vorüber- 
gehender Nachbar  frug,  ob  ihm  das  Gras  in  der  obern 
Hofmatt  noch  nicht  reif  genug  sei,  so  gab  er  gelassen 
zur  Antwort,  er  helfe  nicht  verheuen,  der  Heustock 
sei  doch  nur  für  den  Futtersenn.'  AHartm.  1852.  — 
Gross-:  =  .grösser  Senn'  (s.  Sp.  1001).  ,Bei  dem  Vieh 
sind  den  ganzen  Sommer  hindurch  der  Gr.,  sein  Hand- 
knab,  der  Geisser,  der  Kalberhirt,  der  Hüttenbub.' 
XV1LL,  ORingholz  1908.  —  Henne"-:  1.  ,der  Inhaber 
einer  gewissen  Anzahl  Hühner    oder,    wie  man    sagt 


San,  sen,  sin, 


vorne-  Zog,  der  Hühnerwärter'  ArH.,  M.  (TTobler); 
GoT.  .Hiezulande  [in  Ap]  ist  des  Hennensennen  erster 
Wunsch,  möglichst  viele  Eier  zu  erhalten.'  Geflügel- 
noF  1899.  —  2.  verächtlich,  ein  sehr  armer  Bauer 
Ap;  GoT.  Er  ist  g'rad  e'so  en  arms  g'rings  Börschli 
g'sl",  so  en  H.,  wo  nöd  e"möl  en  äge's  Gässli  oder  e" 
Schöfli  g'ha"  het,  verschwige"  denn  en  ganze"  Schöbet 
Tech.  G  Kai.  1894  (Ap).  —  <Jhli"-:  =  .kleiner  Senn' 
(s.  Sp.  1001).  ,Meinr.  Lienhardts,  Kleinsennen,  Frau,  ge- 
nannt Anken-Baheli.'  1758,  SchwE.  (ORingholz  1908). 

—  Länder- :  Senn  aus  den  Urkantonen  LE.,  G.  Wem- 
mer  de"  Chätzer  [einen  Käse]  lüpft,  so  ist -er  wi  Blei; 
das  war  e"  Bieger,  sägi"d  d'  Ländersenne".  JRoos  1892. 

—  Meister-:  =  Senn  1  a  a.  ,Der  M.  führt  die  Auf- 
sicht und  die  Rechnung.'  AFeierab.  1873.  Entspre- 
chend Sennlba;  s.  Sp.  1003.  —  Nacht-:  geisterhafter 
Senn.  ,Auf  der  Ragazer  Alp  Bardiel  luden  die  Nacht- 
sennen einen  Hirten  zur  Schotte  ein,  indem  sie  ihn 
wählen  Messen  zwischen  roter,  weisser  und  grüner. 
Als  er  letztere  nannte,  erwiderte  Einer:  Das  kommt 
dir  gut;  denn  sonst  wärest  du  verrupft  worde"  wie  d's 
G'stüpp  in  der  Sunne".'  Henne  1879.  Vgl.  auch  2V.- 
Volch  (Bd  1  804). 

Zue-:  „Meisterknecht  zur  Beihilfe  des  Sennen" 
Ap;  Gl;  Gr  (so  D.,  Mai.,  Fr.);  L;  G„Rh.",  Scv.,  oT.,  W.; 
SchwE.;  U.  Syn.  Tünner.  ,Wie  der  Käser  die  Di- 
rektion des  innem,  so  vertritt  auf  den  Bergen  der  Z. 
diejenige  des  äussern  Departements,  bleibt  aber  da- 
neben in  Fragen  von  allgemeinem  Belang  dem  Erstem 
stets  untergeordnet.'  HNyd.  1890.  Dem  Z.  liegt  speziell 
auch  der  Transport  des  Molkens  und  das  Säumen  des 
Proviantes  auf  dem  Zuesenn-Boss  (vgl.  Bd  VI  1435) 
ob  Gr.  ,Die  Zusennen  bereiten  den  Zieger,  reinigen 
die  Geschirre,  müssen  oft  weither  und  mühsam  Holz 
herbeischaffen  und  dem  Sennen  helfen,  wo  es  nötig 
ist'  Pil.  Umg.  ,üem  Senn  war  ein  Z.  und  ein  Handbub 
beigegeben.'  JMHdngerb.  1852  (GT.).  Bei  der  Alpfahrt 
in  Gl  kommen  zuletzt  der  Z.,  der  Junger  und  die 
Alpknechte.  AfV.  D's  Senne"  Mamma  hed  g'hört  va" 
Lienschisch  unchristlichem  Lebe"  düreh  e"  Z.  Scuwzn. 
(GrScIis).  En  unig  grosse"  Klunge"  Fade"  het  der 
Zuesinn  vu"  Fläsch  mit-em  ufH"  g'nu".  ebd.  (GRMai.). 
S.  noch  Chüe-Bueb  (Bd  IV  933);  Senn  (Sp.  1000).  - 
Auch  vorarlbergisch;  vgl.  TTobler  422.  —  zue-senne": 
die  Arbeit  des  Zusennen  verrichten  „Gl;  GR"Pr.;  „G 
Rh."  E'"mäl,  wa'r  e'"s  Summers  in  Carschina  gezue- 
sennet  hed,  ist -er  mid  dem  Zuesennross  us  der  Alp 
chon.  GFient  1898. 

seundiere":  den  Meister  spielen  BG.  ,Die  Haus- 
frau, welche  als  Herrin  des  Hauses  senndiert.'  Barnd. 
1911.     E"  Zwerg,  wa  het  g'senndiert.  ebd. 

Für  'sennieren  mit  irrtümlicher  Restitution  von  ad  aus  nn 
(iu  BG.  wird  nd>  im);  sennieren  zu  Senn  in  Bed.  1  a  a,  wie 
meisterieren  zu   Meisler.      Vgl.   Senneri. 

sennele":  unpers.,  ,in  der  Lebensart  der  Hirten 
begründet  sein'  ApH.,  L,  M.  (T.). 

senne",  Ptc.  -et:  1.  die  Arbeit  eines  Sennen  (in 
Bed.  1  a  a  oder  ß)  verrichten,  den  Beruf  eines  Sennen 
ausüben,  eine  Sennerei  betreiben  (vgl.  Senn  J  fe  ß)  Aa; 
Ap;  „Gl";  Gr;  L;  G;  S;  UwE.;  U;  W;  ZU.  und 
weiterhin,  's  S.  war  ml"  Freud.  ATobler  1899.  Ieh 
ha"  scho"  e"  Schuppu"  Summra  g'sennot  W.  Es  sind 
Grössbüre",  si  tuend  (selber)  s.,  haben  eine  eigene 
Sennerei   ZO.     Spec.    a)  Käse  bereiten  GrPi\;  GoT.; 


Nnw;ü;ZKn.  .Molken  bereiten'  GRPr.  Er  sld  wider 
am  S.,  Öhi,  me"  mag  cho",  wenn  me"  will ...  So  lang 
ir  so  senneH,  müesst  ir  ä"mel  nid  rät-  und  brotlos  ver- 
derben; nw  schad,  dass  ir  d's  Chäsen  nid  nach  aem 
nüje"  Sistem  trlbe"  chönnd.  Schwzo.  (GrA.).  D'  Muetter 
wird  wol  auch  noch  nüd  fertig  si"  mit  S.  und  Anke". 
JJRütl.  ,[Wenn  die  Sennen  in  GWildh.]  des  Tags 
zweimal  gemolken  und  ein  bis  zwei  mal  nach  ihrer 
Sprache  gesennet  (Käse  gekocht)  haben...'  JFFranz 
1819.  , Sauer,  süss  s.'  ,Die  Scharanser  sennen  überall 
zu  Hause  und  in  der  Alp,  das  Sentum  mag  gross 
oder  klein  sein,  fast  immer  sauer  und  sagen,  dass 
sie  sich  dabei  besser  als  beim  Süssennen  befinden.' 
Gr  Sammler  1781.  —  b)  Vieh  auf  die  Weide  treiben 
und  hüten  GoT.  ,[Die  Bewohner  von  GWildh.]  sennen 
ihre  Kühe.'  JFFranz  1819.  ,Wier  sind  überein  kom- 
men, ...  das  nieman  uff  den  güettern  soll  s.,  sunder 
die  güetter  höwen,  zum  minsten  des  jars  einmal  über- 
mähen.' 1514,  Schw  LB.  ,Pecuariam  facere,  mit  vych 
umbgon,  sennen.'  Fris.  —  2.  eine  Herde  Vieh  halten 
Ap  (,sehr  selten'  lt  TTobler).     Syn.  senntemen. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  601.  Hieher  viel],  der  Familienn. 
.Senner.'   1344,  BBiel  (Leu,   Lex.). 

er-:  durch  , Sennen'  gewinnen.  ,[Tn  ist  fruchtbar 
an]  süessen  weiden,  darvon  man  vil  vichs  erzücht,  kes 
und  schmalz  ersennet.'  Ainwyl,  Thurgöw  1527.  — 
üs-.  Nur  in  der  Abi.  Us-Senneti  f.:  letzte  Molken- 
bereitung bei  der  Alpabfahrt  GWb.  (Linder). 

sennere":  =  sennen  1.  S.  ist  en  Zitvertrlb  för  de" 
Ma""  ond  au<»  för  's  Wib.  Ap  VL.  1903. 

Senneri  bzw.  Sennerei,  in  BG.  Sennderi  —  f.: 
1.  abstr.  Sennengewerbe;  .Hirtenwesen'  Ap  (TTobler). 
—  2.  a)  „Kollektiv  dessen,  was  zu  einer  Alpwirt- 
schaft gehört  L."  .Wirtschaft  des  Sennen'  (TTobler), 
spec.  die  Sennhütte,  Käserei  Aa;  BG.  (und  lt  Zyro); 
Gl;  Gr;  GT.,  We.;  UwE.;  U;  W  und  weiterhin.  ,Die 
Milch  wird  durchgehends  [in  GRPr.]  auf  Butter  ver- 
arbeitet und  dieses  zwar  in  sogenannten  süssen  Sen- 
nereien.' AHöpfn.  1789.  .Der  Käser  verarbeitet  das 
von  den  Bauern  gekaufte  oder  ihm  anvertraute  Sennte'" 
in  seiner  Sennderi.'  Bärnd.  1911.  —  b)  .Milch-  und 
Kaffeewirtschaft'  LE.,  Malt.  Vgl.:  .Kaffewirtschaft  zur 
Sennerei  Koller'  L  Ztgsins.  —  3.  eine  Anzahl  von 
50  —  100  Kühen  GRPr.  (AHöpfn.),  von  25—40.  JMHdn- 
gerb. 1852.  ,Die  Kühe  sind  [in  GRPr.]  meistens  in 
gemeine  Sennereien  eingeteilt,  von  50  bis  100  Kühen.' 
AHöpfn.     S.  noch  senntemen  (Sp.  1007). 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  602.  Das  W.  drang  auch  ins  oberl. 
Rätorom.  als  senneria,  Kellerraum  zum  Käsen.  In  Ortsn. 
.Sennerei'  B;  Seh;  Schwlb. 

Senneri"  f.:  Sennerin,  Älplerin.  Der  Gässbueb 
mit  de"  Gasse"  zücht,  ond  d'  S.  mit  de"  Chüe.  Ap  VL. 
1903.  [Der  Senne"bueb]  will-mer  e"  bochsigs  Löffeli 
ge",  ivenn-i'h  well  si"  S.  se".  Er  will-mich  dromm  zor 
S.  ha",  wil-ieK  chäsen  ond  büdere"  cha"".  ebd.  Ml" 
Schatz  ist  e"  S.  ALGassmann  1906.  Guet  Tag  wol, 
ml"  liebi  Sennri"  [!].  MLienert  1906. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  602.  Weibliches-  Alppersonal  kennt 
die  deutsehe  Schweiz  nur  bei  der  Einzelalpuug  (so  in  Gr;  \V); 
es  ist  daher  mohr  als  fraglich,  ob  das  nur  literarisch  be- 
zeugte W.  wirklich  der  MA.  angehört.  Vgl.  aber  auch  Sennin 
Sennete"  f.:  1.  soviel  Milch,  als  auf  einmal  im 
Senn-Chessi  zu  Käse  oder  Zieger  verarbeitet  wird  Gl. 
—  2.  .Pecuaria,  -riae  f.,  der  gewärb  mit  dem  viech 
umbzugehen,   die   seuneten   und  viechhaltung.'   C'ale- 


Mut 


San,  sen,  sin,  son,  sur 


Ums 


pinüs  (Dict.  lingu.  Septem  Bas.  1579;  in  spätein  Aus- 
gaben .vycherhaltung').  —  3.  Sennerei,  Alp?  ,N.  ver- 
setzt den  ganzen  Hof  und  Senneten.'  1601,  SBalsth. 
—  4.  =  Senatum  1  a.  „allg.";  entspr.  auch  „Halb-Sen- 
nete"  Gl." 

1  und  2  gehören  zu  den  bekannten  Mass-  und  Yorgaogs- 
'bezeichnungen  (vgl.  zB.  BSG.  II  §  244),  3  und  sicher  4 
beruhen  lediglich  auf  unrichtiger  Umsetzung  der  ma.  Form 
Sennte"  (s.  Senntum)   in   die  Schriftsprache. 

Senni"  f.:  Sennerin  (=Sennlaa.  zu  Ende)  GrD. 
Frau  eines  Sennen  (in  Bed.  1  b  ß)  B  (Gotth.).  .Frau 
Sennin  zu  werden  ist  lockend.'  Gotth.  S.  noch  Senn 
(Sp.  1003;  .Sennenj'  Schreibfehler  für  ,Senni'?).  — 
Vgl.  Gr.  WB.  X  1,   603. 

sennisch:  sennenraässig  Ap;  GT.  , Man  nennt  die 
Hosen  s.,  wenn  sie  schön  gelb  oder  wohl  von  Kuhkot 
beschmutzt  sind.'  TTobler.  Wo'woll  grad  erber  s.,  von 
Einem,  der  in  Sennentracht  einhergeht  oder  gut  jodeln 
kann  Ap.   's  göt  s.  zue  GT.   S.  noch  Pfiffen  (Bd  V  1071). 

sennteme"  W  (so  Mü.),  -tme"  Ap  (gespr.  -mpm-), 
-tne"  Gl  (auch  lt  St.);  „L";  GWb.;  aScHw  —  Ptc.  -et: 
1.  a)  =  sennen  1  Gl;  „L" ;  GWb.;  aScHw.  ,Senntmen,  den 
Senn  abgeben.'  Ebel  1793.  ,Ein  Jeder,  der  eine  Alp  be- 
stost,  hat  eine  Sennerei  oder  ein  Kühsennten  und  heisst 
daher  ein  Senntenbauer;  oder  man  sagt  von  ihm:  er 
senntnet.'  Steinm.  1802.  gewöhnlich  werden  die  gros- 
sen Alpen  [in  Gl]  nicht  nur  von  einem  Senntenbaur 
allein,  sondern  von  mehrern  in  Lehenzins  genommen, 
die  dann  entweder  Geschäfte,  Hütten,  Nutzen  und 
Schaden  gemeinschaftlich  teilen  oder  aber  ein  Jeder  für 
sich  allein  mit  seinen  Kühen  senntnet.'  ebd.  ,Nicht  weit 
von  unserer  Alpenherberge  [auf  der  Sandalp]  kamen 
wir  bei  einer  andern  Sennhütte  vorbei,  worin  der 
zweite  Senn  senntnete.'  ebd.  S.  noch  Paräschen  (Bd 
IV  1439);  Sakrament  (Sp.  655).  ,RBurkart  hat  ge- 
seit,  daz  er  horte  den  alten  Köder  reden,  [er]  bette 
im  Öiloch  gehüettet  und  gesäntnet.'  1421,  Gl  Urk. 
(Zeugenverhör  vor  dem  Rate  zu  Schwyz  über  Grenz- 
streitigkeiten mit  Glarus).  ,[Mit  einem  Senntum] 
senntnet  der  Patron  selbs,  d.  i.  er  befilet  sein  Vieh 
auf  seine  Alpen  oder  Weiden  zu  führen  und  bezeuhet 
darvon  seinen  Nutzen.'  JJSiheitchzer  1706.  —  b)  eine 
Herde  Vieh  (Senntem)  halten,  vom  Eigentümer  Ap 
(T.).  —  2.  die  Alp  besetzen,  Vieh  auf  die  Alp  treiben 
W  (so  Mü.).    Syn.  d'  Alp  b'setze",  b'stosse".  z'  Alp  fare". 

Ableitung  von  Senatum;  vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  604. 
Hieher  gehört  wohl  auch  die  unter  ge-sämtnen  (Sp.  928)  ge- 
brachte Angabe  (nicht  sicher  aus  Th). 

ns-semtme":  a)  ,mit  dem  Halten  einer  Viehherde 
aufhören'  ApH.,  I.,  M.  (T.).  —  b)  uneig.,  ,die  Ver- 
mögenskräfte erschöpfen,  bankerott  werden'  ApH.,  I., 
M.  (T.).  —  \er-semtme":  , durch  das  Halten  von  Vieh 
verbrauchen'  ApH.  (T.). 

Senntum  BSi.  und  lt  Zyro;  GrL.,  S.  und  lt  Tsch.; 
PAger;  WTurtm.,  Vt,  -t(e)m  Ap;  BGr.;  GrD.,  Schs, 
Val.;  GRh.;  WMü.,  Ulr.,  -te"  BG.,  Ha.;  GlH.,  K.,  M., 
Moll.;  LSuhrundltSt.b;  GMs,T.,  Wb.;  ScnwE.,  Muo.; 
Uw;  U;  Zg;  ZKn.  -  n.,  in  GlK.;  L;  GWb.  m.,  in  BG. 
(Dürrenm.);  GT.  (neben  dem  n.);  Zg  f.,  PI.  gew. 
unvcr.,  (in  PAger  Senntumeni),  Dim.  Seniitfeßi,  in  Nnw 
-tfö:  1.  a)  „Herde  Kühe  unter  der  Aufsicht  des  Sen- 
nen von  unbestimmter  Anzahl"  Ap;  BO.;  Gl;  Gr;  L 
(St.b);  PAger;  GO.,Rh.;  Schw;  Uw;  U;  W;  Zg;  „allg."; 
in  ii.  Spr.  auch  ausserhalb  des  Gebietes  der  heutigen 
Alpwirtschaft.     Syn.  Zug.     Bestand.     Ein    S.    zählt 


allg.  nach  JJScheuchzer  1746  20—40,  in  Aplt  Steinm. 

1804  50—70,  lt  TTobler  oft  mehr,  selten  weniger  als 
24,  in  Gl  „24—30  Kühe",  lt  CStreiff  40—45  Kühe 
nebst  10—15  Stück  Jungvieh,  in  GRh.  (und  Ap)  lt 
Moser  50—100,  in  GT.  25—40,  in  Schw  20  und  mehr, 
in  Uw  lt  Vogel   20—50,    lt  Matthys    und    Helv.  Kai. 

1805  24,  lt  Uw  Gem.  24  (=  ,grosses  S.')  oder  12—16 
(=  ,kleines  S.'),  in  U  25,  in  WMü.  ungefähr  40  Kühe 
und  40  Rinder,  in  Zg  lt  Stadiin  1819  30  Kühe. 
,Man  zählt  etwa  25—30  Kühe  auf  ein  S.,  worunter 
man  so  viele  Kühe  zusammen  versteht,  als  genommen 
werden,  um  die  gemeinschaftliche  Milch  in  einem 
Kessel  zu  verkäsen.'  JRWyss  1816.  ,Wenn  einer  für 
sich  allein  alpen  will,  mag  er  nicht  mehr  als  25  Kühe 
haben;  wenn  2  oder  mehrere  miteinander  alpen,  so 
sollen  sie  auch  nicht  mehr  als  32  Kühe  an  ein  Sennten 
tun.'  U  LB.1823.  ,1m  Appenzeller  Land  machen  24  Kühe 
und  1  Stier  ein  S.  aus.'  Ap  Ztg  1828.  ,In  WUlr.  gibt 
es  3  Sentem,  das  Kaspar-,  Felder-  und  Imwinkelrieder- 
Sentem,  so  genannt,  weil  die  Familien  dieses  Namens 
hauptsächlich  daran  Anteil  haben.  Diese  8  Sentem 
werden  auf  den  3  Alpen  Eginen,  Blasen  und  Teueren 
untergebracht.  Im  Kasper-Sentem  von  48  Kühen  er- 
hielt man  [1877]  28'/2,  im  Felder-Sentem  von  36  Kühen 
177a  und  im  Imwinkelrieder-Sentem  von  42  Kuben 
20  Zentner  Käse.  Verhältnissmässig  ist  der  Zieger- 
Nutzen,  der  sich  beim  Kaspar-Sentem  auf  3  Zentner 
und  33  Pfd  belief.'  AmH.  1879;  in  WMü.  gibt  es  6 
Senntem.  ,Ein  richer  man,  habe  wol  drissig  küe  im 
senthumb.'  1564,  Gl.  ,Ein  seilten  von  zwenzig  küyen.' 
LLav.  1584.  ,Der  ganze  Viehstand  [von  SchwE.]  war 
in  Sennten  eingeteilt.  Im  Jahre  1605  waren  es  2,  die 
grosse  und  die  kleine  Sennte,  1681  3  mit  81  Kühen, 
3  Stieren  und  31  Lehenkühen.'  ORingholz  1908.  ,Sie 
[ein  hässliches  Weib]  hat  aber  ein  hübsche  S.  und 
darinn  in  die  40  schöne  grade  Küh.'  Schimpfr.  1651. 
,Ein  Senten  nicht  höher  dann  16  Kühe  gerechnet.' 
JLCys.  1661;  vgl.:  ,[Cysat]  sentenam,  ut  vocem  hanc 
in  Latinarum  albura  cooptemus,  cohortem  ex  16  vaccis 
eonstantem  numerat,  cum  tarnen  communiter  numerum 
hunc  ^sentena  superet.'  JJWagn.  1680.  ,[1712  wurden 
im  Toggenburger  Krieg]  15  schöne  Kühe,  eine  halbe 
Sennte  ab  Zugerboden  genommen.'  Zübf.  1897.  ,Das 
grosse  Sennten  [des  Stiftes  Einsiedeln]  hält  gemein- 
lich das  ganze  Jahr  hindurch  56  Stück.'  E.  XVIII., 
ORingholz  1908.  Meist  gehört  zu  einem  S.  auch  ein 
Zuchtstier,  so  in  Ap;  GT.;  Zg.  ,Ich  han  gen  Küsnacht 
überen  wellen,  gen  ein  Stier  zum  Sänten  kaufen.'  1641, 
Zg  TgB.  ,Ist  erkennt,  das  jedes  Senten  ein  s.  h.  Stier 
habensolle.'  1731,  UwE.  Talrecht.  ,Die  Kuhherden  [auf 
den  Märkten  an  der  italienischen  Grenze]  sind  sennten- 
weise  eingeteilt,  je  auf  8  oder  10  Milchkühe  wird  ein 
Zuchtstier  mit  verkauft.'  E.XVIIL,  FAnd.1898.  's  Senn- 
te'" tribe",  die  Herde  auf  die  Alp  treiben  Schw;  Uw. 
,Das  Sennten  zum  Melken  zusammentreiben'  SchwMuo. 
St  Wendel  als  Schutzheiliger  des  Sennte"  Schw.  Ie* 
han  e"  Sennte'",  's  ist  e-  Pracht  GT.  Ber  Sann  het 
mit  si"'m  Sännte'"  welle"  z'  Alp  fare"  Gl  (Sage).  Blieb, 
nimm  d's  Brcntli,  gang  zum  Säntli.  LE.  Kulireihen ; 
vgl.  noch  Brenten  (Bd  V  754).  D'  Sännte'"  verlond 
der  Boden  im  Maie".  Schwzd.  (Schw).  Di  stärchst 
und  schünst  vu"  alle"  Chilene"  muess  d's  Sennte'"  füere". 
CZwickt  1901.  Ein  Bekannter  zu  einem  nach  einem 
Familienfeste  erst  am  folgenden  Tage  Heimkehrenden: 
Wem-me"  mit-eme"  Senntem  öbere"fart  (die  Alp  wech- 


San,  seil,  sin,  son,  sun 


1010 


seit),  so  isch-es  halt  ebe"  der  Bruch,  dass  d'  Saue"  ond 
d'Chälbli  z'letst  chönd.  ATobler  1908.  .[Schon  1572 
finden  wir  ein  Landsgeraeindeerkenntniss  in  Gl]  wel- 
ches erlaubt,  dass  in  ein  jedes  Sännten  8  Stück  auslän- 
disches Vieh  genommen  werden  dürfe;  wenn  ein  Bauer 
aber  mehrere  Sännten  hätte,  müsste  er  es  auch  nur  bei 
diesem  bewenden  lassen.'  Steinm.  1802.  .Stäris  senn- 
tum  [zinst]  zwai  lember.'  1348,  Zellw.  Urk.  ,Item 
alsam  unser  herren  zu  Sarganserlande  ein  vogelmal, 
nämlich  zu  jedem  senntum  ein  tag  milch  jarlich  einest 
habend,  vermeinend  wir  amdlüt,  unser  herren  sollend 
ynnen  umb  söllichs  alle  ungetier  in  irem  miner  herren 
costung  abweg  tuon.'  1520,  GSa.  ,üu  solt  dinem  bruo- 
der  ein  schenke  tuon  und  inn  laden  von  dinem  sänty, 
von  dinem  tenn,  von  diner  trotten.'  HBull.  1531 
(Übersetzung  von  V.  Mos.  15,  14);  &nb  xoöv  TCpoßdtmv. 
L.W.;  ,von  den  schaaffen.'  1531.  Das  Gotteshaus  von 
LHitzk.  hält  eine  Sente,  die  nicht  einmal  den  ganzen 
Bedarf  an  Butter  liefert.  1530,  Absch.  ,Ze  wüssen 
sig  menklichem,  daz  [der  Abt  von  Einsiedeln]  ein  rat- 
schlag haben  tuon  mit  NN.,  daz  wir  ein  seilten  solten 
versuochen  im  Siltal.'  1544,  ORingholz  1908.  ,Die  senti 
habe  das  jar  ertragen  250  kess,  23  centner  anken,  acht 
kübel  ziger.'  1549,  ZRüti.  ,Das  sennten,  pecuaria,  pe- 
euariorum,  (sentara,  scodra?  nur  bei  Mal.);  das  sännten 
oder  häuften  vychs,  pecuaria.'  Fris.;  Mal.  ,Die  alten 
vätter  habend  ire  seilten  gehept.'  LLav.  1584.  ,Da  ein 
Amptniann  zu  synerßstallungGüter  und  Weiden  hat  und 
dannenhar  einen  Zug  von  Bossen  oder  Stieren  erhalten 
aldein  Sente  haben  mag.'  um  1600,  ZEmbr.  ,Von  einem 
ietlichen  Senten  soll  man  30  Pfd  als  Zins  geben.'  1616, 
Obw.  , Steinalp  [wird  gebüsst]  mit  5  Gl.  für  die  Sente 
und  1  Krone  fürs  übrige  Vieh.'  1671,  Nnw  Beitr.  ,Herd 
Vieh,  Sennten,  pecuaria.'  Denzl.  1677.  ,Wan  Einer 
auss  dem  Sentem  Küeh  [kaufen]  wolt...'  1700,  ApI. 
LB.  ,[Landammann  N.  von  Uw]  Hess  viele  Jahre  [seit 
1704]  alljährlich  aus  seinem  Senten  eine  Kuh  schlachten 
und  das  Fleisch  unter  die  Armen  austeilen.'  Gpd.  ,1728 
wurde  das  Senntum  [in  ApGerstengschwend  wegen 
der  Lungensucht]  in  den  Stall  geboten.'  JJSchläpfer 
1839.  ,Wann  sich  aber  einige  Krankheit  unter  dem 
Senntum  verspüren  Hesse,  so  ist  dem  Senn  ernstlich 
befohlen,  den  Bergvogt  dessen  alsobald  zu  berichten.' 
BBergfahrt-Regl.  1772.  S.  noch  Brugg  (Bd  V  542); 
Brenten  (ebd.  756  u.);  sennen  (Sp.  1006);  Sennen  (Sp. 
1006).  Mit  Adj.  (einige  Belege  auch  schon  oben). 
Schön  gross  und  gueti  Senteli  sind  angenemi  Gäbe". 
Kühreihen  1826.  , Mancher  hat  ein  guot  sennte,  dass 
er  vil  fürschlahen  mag.'  LLav.  1582.  Wlt  und  breit 
d's  hübsta  Senntem.  Schwzd.  (GrScIis).  SibCzig 
Chile  und  achtzig  Chalb  gend  e"  grössi  Sennte'". 
Stütz,  Gem.  (Lied).  .Grosse  sendten,  grosse  liaab  an 
vych,  res  pecuaria  ampla;  er  hat  gross  sänten  oder 
was  reich  an  vych,  erat  ei  pecuaria  res  multa.'  Fris.; 
Mal.  S.  noch  zesämen-rechen  (Bd  VI  126).  E(s)  ganzes 
S.  Ap;  L;  Schw;  Uw;  U.  ,Wann  er  mit  dem  ganzen 
Senten  in  die  Atzung  fahret.'  1717,  Schw  LB.  Ein 
Bauer,  der  es  auf  keinen  grünen  Zweig  bringt:  Ich 
globe"  fast,  das'  irh  's  i"  dem  Lebe"  nomine*  zo-mene" 
halbe"  Senntem  bring.  ATobler  1902.  Mit  näherer 
Bestimmung.  E"  S.  Cime  (Tech)  Ap;  GoT.  Wer  g' seht 
nit  gern  es  S.  Chie?  U.  ,Es  ist  kein  Spass,  wenn  so  2 
oder  mehr  Sennten  Bergkühe  unter  einander  geraten.' 
HNyd.  1890.  ,Ein  sennten  von  küen.'  vor  1600,  ORing- 
holz  1908.  ,Ein  Hirti  oder  Sennten  Vechs.'  Äg.Tschudi 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Chr.(in  der  lat.  Quelle  ,arinentuin  pecorum').  -  b)  übertr., 
eine  Anzahl  von  Tieren,  scherzh.  auch  Menschen.  Zie- 
gen :  Das  Buebli  tuet  mit  si"'m  Senntem  [einer  Herde 
Ziegen]  abchratze".  B  Dorf  kai.  1904.  Hühner.  Si  [die 
Mutter]  hetes  Sennte'"  (Sennteli)  HiienerveJi  BHa.  (Kuh- 
reihen).  Lueg  dei,  <'em  .lockern  si"s  Sennte'"  [Hühner]  ist 
wider  im  Garten  ine"  GWildh.  Würmer :  Es  herrschelet, 
we  wann  es  Sänte'"  Wurm  im  g'rauchete"  Schu-i"lleiseh 
umme"fagierti.  CStreifp  1904.  Läuse:  ,Es  Sännte"' 
Lls,  wenn  etliche  Läuse  hinter  einander  über  ein 
Hemd  laufen'  Ndw  (Matthys).  Von  Menschen.  Es 
Sännte"'  Buebe"  hed-er  scho"  Nnw.  D's  Änneli  ist  halt 
das  g'schidist  i"  il"serem  Saunte".  CStreifp  1907.  ,Die 
kleinen  Gemeinden  hinter  der  Sitter,  die  in  den  kleinen 
Rat  ein  ganzes  Senntum  Ratsherren  mitbringen.'  1832, 
Ap.  —  2.  =  Senneri  2  a;  ,eine  Herde  Vieh,  vorzugs- 
weise Milchvieh  oder  Kühe  auf  einer  Alp  mit  Senn- 
hütte, Sennen,  Hirten  und  Zubehör,  überhaupt  Alles, 
was  zu  der  oder  auf  die  Alp  während  des  Sommers 
gehört'  GRVal.;  vgl.:  ,Die  Sennte,  eine  Anzahl  von 
Kühen  auf  den  Alpen,  nebst  Werkstatt  und  Arbeitern 
zur  Verarbeitung  der  Milch.  Das  Senntum,  die  Küh- 
wirtschaft auf  den  Alpen.'  Zschokke  1797.  ,Sente, 
Wohnung  des  Sennen  auf  den  Alpen.'  Ebel  1793. 
,Wie  das  Etliche  zu  Richtisch wil  ...  die  Kess  in  den 
Sentinen,  wie  ouch  ze  Winterthur  die  Rörli  uffkouft'ind.' 
1008,  Z;  vgl.:  ,Wellicher  Gstalten  etliche  unser  Landt- 
lüt  in  den  Sänten  üwerer  [Zürcher]  Landtschaft 
allenthalben  denn  Anken  und  Anderes  huffachtig  uff- 
kauffen  und  an  die  Frömbde  verschicken.'  1633,  Gl. 
,[Der  Senn]  solle  allen  Hausrat  von  Bettgwant  oder 
Anderem  zu  dem  Sente  dienstlich  in  guoten  Ehren 
und  suber  erhalten  ...  Er  soll  alle  Nutzung,  so  aus 
dem  Senti  mag  zogen  werden,  nach  seinem  besten 
Vermögen  an  des  Gotshaus  Nutzen  wenden  ...  Er  soll 
nit  allein  die  Fuorung  des  Viehs  und  Alles,  so  im 
Sente,  an  des  Gotshaus  besten  Nutzen  anlegen,  sonder 
auch  zuo  allen  Matten,  Weiden,  Hölzeren,  zuo  iren 
Zeünen,  Gräben  und  Wässeren,  so  zu  dem  Sente  dienen, 
fteissig  Warnemmen  haben  und  soll  auch  kein  frömbd 
Vieh  in  des  Sente  Güetern  zuo  weiden  gestatten... 
Er  soll  auch  alles  Holz,  so  er  zuo  dem  Seilte  braucht, 
selber  ausscheiten.'  ÄAMuri  GOrdn.  XVII.  ,Ein  Jeder 
[soll]  die  Milch  von  seinem  Vieh  in  eine  Hütte  oder 
Sennte  zusammentragen.'  1778,  Z  Ordn.  S.  noch  Bodem 
(Bd  IV  1026);  Senn  (Sp.  1001).  Auch  bei  JBagg.;  s. 
Gr.  WB.  X  1,  603.  —  3.  Alp,  spec.  Melkviehalp  U,  Ge- 
meindealp WTurtm.  (die  hinterste  von  etwa  16  Alpen, 
zunächst  am  Gletscher;  auch  als  Name  einer  dort 
stehenden  Kapelle),  Vt.  ,Nach  dem  in  der  Bestossung 
vorherrschenden  Vieh  unterscheidet  man  Melkvieh- 
alpen oder  Sennten  und  Geltviehalpen  oder  Hirtenen 
[Bd  II  1652].'  FAnd.  1897.  .Ward  angesechen,  dass 
der  spital  und  das  Linsebüel  ab  iren  sentummen  die 
milch  in  die  stat  soltind  füeren  lassen.'  Vad.  Hieher 
(doch  im  Übergang  zum  Eigennamen)  wohl  auch: 
,26  melchküh  im  senti,  22  haupt  galtvech.'  1596,  GSax 
(Hinterlassenschaft  des  Freiherrn  Job.  Philipp);  ,die 
Güter  und  Sänti,  die  ein  Vogt  zu  nutzen  habe.'  1619, 
ebd.  —  4.  Sennereigenossenschaft:  gemeinsame  Sen- 
nerei  Gr;  W;  ZKn.  ,. Jedes  Senntum  oder  jede  Alp- 
genossenschaft hat  einen  Alpvogt'  Gr  (Tsch.  411). 
Dazu[?]:  ,Der  ankenweger  [soll  an  dem  jeden  Montag 
vor  dem  Rathaus  stattfindenden  Buttermarkt]  vor 
keinen  [Anken]  nitt  wegen,  bis  er  ein  lütteren  merkt 


San,  sen,  sin,  son, 


1(112 


eifert,  und  by  allen  säntten  lassen  umbgan.'  SohwE. 
Waldstattb.  1572.  —  5.  der  Ertrag  je  eines  Senntums 
an  Milchprodukten,  spec.  Käse  B,  so  G.;  Obw.  ,Wenn 
anstatt  dem  fremden  Käse  in  den  Wirtshäusern  unseres 
Landes  Obwaldnerkäse  aufgestellt  würde,  so  wäre 
schon  manches  Sennten  verkauft.'  Obw  Blätter  1892. 
S.  noch  Senneri  (Sp.  1000).  Mancher  Ehrenmann  in 
L  verkaufe  sein  ,sennti'  Anken  gern  auf  einmal.  1547, 
Absch.  —  6.  .Aufenthaltsort  auf  einer  Alp,  von  16 — 30 
Tagen  L;  Zg'  (St.b);  die  Angabe  meint  offenbar  die 
Zeit,  welche  eine  Herde  gewöhnlich  auf  einer  Alp- 
stufe zubringt,  bis  diese  abgeweidet  ist. 

Als  älteste  Fm-m  ist  mnniuom  anzunehmen;  doch  bleibt 
fraglich,  ob  diese  Form  noch  irgendwo  gelesen  werden  muss, 
da  die  Schreibung  ,-tnm'  in  altern  Belegen  ebenso  gut  auf 
kurzes  -ü-  gehen  kann.  Diese  ma.  Aussprache  entspricht  der 
iibli.  für  das  Suffix  ,-tuni'  auch  in  der  landläufigen  Aus- 
sprache des  Schriftd.  geltenden;  die  Form  mit  -«-  ist  also 
nicht  durch  Schwächung  von  -»<■  im  zweiten  Kumpusiti.insglied 
entstanden,  sondern  Wiedergabe  der  Schrifttum!.  IM.-  lautge- 
setzliche Entwicklung  zeigt  zunächst  die  F«»rm  >'.  ■<  '  i  \-'l.  .1  i ■  ■ 
Entsprechungen  unter  Heiltum  Bd  II  1152,  Büchtuem  Bd  IV 
1763).  Der  Schwund  von  -m  (über  -n)  hatte  tw.  1  bertriti 
zum  fem.  Geschlecht  zur  Folge  (auch  in  der  ä.  Spr.  ist  für 
die  Form  , sennten'  neben  dem  n.  schon  im  XVI.  das  f.  be- 
zeugt). Das  m.  scheint  jung;  wenigstens  fehlen  dafür  alte 
Zeugnisse.  Vgl.  zum  Geschlechtswechsel  der  Wörter  auf 
,-tum'  Wilmanns  II2  §  295,  ferner  Irrtum  (Bd  I  111;  als 
m.  f.  n.).  Schwierig  zu  beurteilen  ist  die  nur  in  der  ä.  Spr. 
erscheinende  Form  auf  ,-i'  (wohl  überwiegend  n.,  kaum  m., 
einmal  jedoch  sicher  f.;  1549,  7.  (Sp.  1009);  auf  das  f. 
deutet  auch  der  PI.  .Sentinen'  bei  RCys.  Bd  IV  1026  o.); 
vgl.  unter  den  Ortsnamen.  Unsre  Bedeutungen  lassen  sich 
alle  auf  Bed.  la  zurückfuhren;  als  älteste  Bed.  von  ,senu- 
tuom'  scheint  .Sennenanit'  anzunehmen  (vgl.  zur  Bed.-Ent- 
wicklung  , Sennenamt  >  Herde'  die  Stelle:  ,Cumqne  XII  ho- 
minum  peccora  adunantur  in  unnum,  vocatur  officium  quia 
uni  magistro  comittitur.'  um  1150,  QSG.  III  3,  83  f.;  Syu. 
Hirttum  Bd  II  1652);  sie  ist  jedoch  nicht  belegt  (die  bei 
Schill.  2  II  2SS  nach  Müll.  SG.  erklärte  Stelle  von  1330  s. 
unter  Sinn-tuem).  Vgl.  noch  Gr.  WB.  X  1,  603.  604,  ferner 
Sennelen  mit  Anm.  (Sp.  1006/7).  Die  Angabe  von  Red.  1662: 
,Die  Send,  Senne,  Kühlierd,  grex  vaccarum,  arnientum'  macht 
uuschweiz.  Eindruck;  auch  das  bei  Frisch,  Adelung,  Lexer 
II  886,  Gr.  aaO.  599  als  Schweiz,  angeführte  , Senne'  f.  lässt 
sich  bei  uns  uiclit  uachweiseu.  Die  undatierte  und  nicht 
nachprüfbare  Stelle  ,bei  Sennti  und  Gspunst'  (Strickler 
1882,  262)  ist  unklar.  In  Ortsn.  Säntem,  auch  ,Senten-Hof 
AaMuri,  ,Steuer-Senten',  Alp  GIDiesb.  ,Senten-Hübeli'  oder 
,Kreyenbühl'  AaBr.  (1476),  ,-Berg'  Bs;  B,  ,-Weid'  An.  Zur 
Form  auf  ,-i'  viell.  auch  ,Senti'  LKriens,  Stdt  (i"  der  Sänti, 
Ortlichkeit  in  der  Vorstadt,  früher  Siecheuliaus;  ,von  der 
seintinon  [!].'  XIII.;  ,dein  spital  oder  der  senti.'  XIV.;  ,die 
Sinten.'  1753;  die  Bewohner  des  Siechenhauses  heissen  ,die 
seutiner.'  äL  KB.;  ,der  sentyknecht,  die  seutyjungfrow.'  1350  ; 
,der  sentilüten  knecht.'  1389;  ein  Senn  des  Siechenhauses  wird 
erwähnt  1495/1744);  nach  dem  Luzerner  ist  auch  das  Sie- 
chenhaus  in  LWill.  benannt  (,Ober-,  Uuter-Senti').  ,Senti(-e)- 
Matt(en)'   LMalt.,  ,-Bühl'   L,  ,-Berg'  LW.,   ,-Weid'   LKriens. 

Halb-:  die  Hälfte  eines  Senntums  (in  Bed.  1  a), 
das  von  zwei  Sennen  zs.  gehalten  wird,  in  Ndw  12, 
iu  Gl  nach  St.  12—15,  nach  CStreiff  30-35  Kühe. 
Vgl.  Senneten  4  (Sp.  1007).  —  Chüe-:  =  Senn- 
tum la;  s.  senntemen  (Sp.  1007).  —  Chäs-:  Käse- 
ertrag eines  Senntums  Obw;  vgl.  Senntum  5.  ,Die 
Konkurrenz  einiger  Käsesennten  minderer  Qualität 
würde  wegfallen  [wenn  man  eine  Anzahl  zur  Milch- 
wirtschaft ungeeigneter  Alpen  zu  Galtviehalpen  ver- 
wendete].' Obw  Blätter  1902.  ,Es  wäre  am  Platze, 
dass  einsichtige  Bauern  versuchten,   genossenschafts- 


weise durch  einen  guten  Sennen  grössere,  gleich- 
massigere  und  bessere  Käsesenten  zu  erzielen.'  ebd. 
,Aus  seinem  Kässenten  [das  23377  Pfd  betrug],  hat 
[ein  Senn  1810]  5254  Gl.  11  Seh.  gelöst.'  ebd.  1893.  — 
Lehen-:  das  aus  Lehenkühen  bestehende  Senntum 
des  Stiftes  Einsiedeln  im  ,Haldeli.'  .Rechnung  von  dem 
Lehensennten  im  Haldeli  1776.'  ORingholz  1908. 

Sene"  Sänne'  UwE.,  SUne"  AALeer.,  Se*ne»  Th; 
Z,  Sene"  Aa  (jüngere  Angabe);  B,  ,senwen,  sennen.' 
ä.  Spr.  —  f.:  wie  nhd.  Sehne.  1.  a)  in  anatomischem 
S.  E"  S.  verstrecke",  versträme"  UwE.  ,Sännwen, 
nervi.'  Mal.  .Die  Sennen  sambt  den  gelenkbeinen 
der  rechten  Hand  durchschnitten;  die  Meuss  des 
Daumens  rechter  Hand  saramt  den  Sennen  zerschnit- 
ten', bei  einem  Mord.  1676,  ZRorb.  ,[Die  Salbe] 
stillet  die  Pein  in  Sennen  und  Adern.'  EKönig  1706. 
—  b)  am  Bogen.  ,14  ß  dem  Schlafen  von  arbrosten 
ze  senwan  ze  machen  [!]  und  ze  senwan.'  1416,  Z.  ,De 
cordis,  vulgariter  senwen,  quibus  trahuntur  arcus.' 
1476,  BsCbr.  ,Bräche  eim  oder  meren  die  senw  ... 
dem  oder  denen  sol  zwen  schütz  inzuteilen  erloubt 
sin.'  1504,  Z  Freischiessen.  ,[Gott]  hat  sein  senn  ge- 
spannen.'  Hiob  1530;  ,mein  sann  aufgelöst'  1548/89; 
.meinen  sann.'  1560;  ,meine  Senne.'  1667/83.  ,Die 
sennen  an  einem  bogen  oder  armbrust,  nervus;  ein 
pfeil  von  der  sennen  schiessen,  emittere  arcu  sagit- 
tam.'  Fris.;  Mal.  ,Die  gespannen  sennen  an  einem 
armbrust,  nervus  tentus.'  Fris.  ,Das  die  tag  unsers 
läbens  dahin  farend  wie  ein  pfyl  von  der  sennen.' 
LLav.  1577.  ,Der  Pfeil  von  der  Sennen.'  FWyss  1673. 
, Deine  Seele  flieget  auf  wie  ein  Pfeil  von  der  Sennen.' 
JMet.  1694.  .Knarret  nicht  eine  Senne?'  Schausp. 
1775.  S.  noch  Steg-Reiff  (Bd  VI  658  u.).  —  2.  in 
mathematischem  S.  ,[Die  Schaffhauser  und  Zürcher 
haben]  sich  dahin  verglichen,  dass  die  streitig  ge- 
wesene Senne  von  15  Schuh  Schaffhauser  Maas  auf 
die  Mitte  geteilt  ...  und  vorläufig  zu  deutlicher  Be- 
stimmung dieser  Bogenlinie  an  dreien  Orten  Schwirren 
[eingeschlagen  werden].'  1782,  Z.  S.  noch  Riss  (Bd 
VI  1376). 

Ahd.  sSnawa  (GraffVI  266),  mhd. sgnewe,  auch  schon  sgnftli 
(Lexer  II  880).  Vgl.  Gr.  WB.  XI,  14S.  600.  Die  ma.  For- 
men beruhen  mit  Ausnahme  von  UwE.  auf  schriftsprachlichem 
Eintluss.  Bei  Mal.  scheint  ,sänuwe'  auf  Bed.  1  a,  ,senne'  auf 
Bed.  1  b  und  2  beschränkt  zu  sein.  In  Ortsn.  ,üen  akern  ze 
Ker   und  ze  der  Senn.'    1363,    AaBirm.;    jetzt  ,Neumatteu.' 

sene"  , senwen':  eine  Armbrust  mit  der  Sehne 
bespannen.  ,Dem  armbrester,  alz  er  die  armbrest  uff 
Thuno  senwete  nüwnes  und  bessrette  1  Ib.'  1380,  B 
StRechn.  ,Dem  armbrester,  alz  er  die  armbrest  ze 
Arberg  geseyget  hat  und  gesenwet  2  Ib.'  ebd.  S.  noch 
Senen.  —  Mhd.  seneiven  (Lexer  880).   Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  154. 

ge-senig:  sehnig,  's  ist  im'  en  spindlc"tür'e"  Räm- 
li"g,  aber  g'sähnig  und  flingg  und  allärt.  Messikommer 
1910  (ZO.).  —  Vgl.   Gr.   WB.  X  1,   155. 

sene",  sene" wie  s.  se  (Sp.  4). 

senerli,  auch  -nn-,  sänissli:  Füllwort  im  Anzähl- 
reim; s.  Ennerli  (Bd  I  269);  knoll  (Bd  III  740). 

Sennes:  Heiligenname.  ,Abdon  et  Sennes',  Abdon 
und  Sennen,  der  30.  Juli.  ,Ze  ussgänden  höw  nionat 
an  zweiger  heiligen  martrer  tag,  Abdon  et  Sennes.' 
1383,  AaB.  (Datum  einer  Urkunde). 

Senetm.:  Senesblätter,  Cassia  senna.  Syn.  Sennen- 
Bletter  (Bd  V  186).    ,Die  medici  richten  der  Merteil 


1013 


1,  sin,  son,  sun 


Kill 


Purgierung  mit  dem  S.  aus,  Sieusholz  [!]  und  ander 
Narrenwerch.'  PPlatt.  1612.  ,S.  5  Quintli',  in  einem 
.Malefiztrank'  gegen  Zauberei.  XVII.,  ADettl.  1905. 
S.  noch  ver-brüejen  (Bd  V  556  u.);  ge-rännt  (Bd  VI  964). 
Mhd.  sm(e)  (Lexer  II  S7T).  Vgl.  Senesbcmm  Gr.  IVB. 
XI,  579;  Senne(s)  Martin-Lienh.  II  300. 

SeniSr  m.:  der  Älteste  der  Kapuziner  Ndw  (Matth.). 
—   Vgl.   ßr.   WB.  X  1,  587. 

sin  I:  Gen.  zu  er,  es.  1.  stȣ  BG.,  1t  Dial.  in  E.,  Hk., 
Sigr.,  Stdt;  GnChur,  He.;  ZO.,  Dial.  (als  allg.  Form, 
doch  in  der  leb.  MA.  von  Aa;  S;  Z  tw.  nur  beim  Vb 
sin;  s.  u.),  in  GkAt.,  Rh.,  S.,  sG.,  V.  sine,  (in  GrvScI). 
$ems),  sine'  PAL;  WVt.  (s-),  siner  Aa;  BGt.  (Dial.); 
Z,  sinere»  B  (auch  lt  Id.  B);  S  (Hofst.),  ,si(n)s'  W 
(Dial.),  sisse"  BGr.  (Dial.),  enklitisch  st"  BG.,  seiner, 
Gen.  zu  er.  Als  obj.  Gen.  Ich  hä"-mich  sine  nüd 
g'achtet,  habe  ihn  (oder  es;  s.  2)  nicht  bemerkt  ZO. 
Ich  ha"-mic''  sine  (seltener  sinnere")  Nilt  g'achtet  BG. 
I'*  mag-mich  siner  nüme''  recht  erinnere"  Z.  Es  türet 
I-m  (oder  Fm)-si"  (daneben  Pne"  si'ne",  si'nere")  BG. 
(anders:  ive""  Niemmer  mer-siok  Pm-sl"  achtet,  wenn 
Niemand  sieh  Eines  achtet,  ebd.;  vgl.  Bd  I  271  u.). 
Es  het-ne"  sine  (siner,  sisse")  'türet,  Übers,  von  Luc. 
15,  20.  Dial.  (B).  I'h  bi"  denn  no'h  z'  junge  g'si"  für 
Drättin  z'  bigriff'e"  »'"'  ha"-mich  sinere"  nid  g'achtet. 
Loosli  1910.  ,Und  sol  man  sina  alle  sontag  gedenken 
an  der  kanzlen.'  Anf.  XVI.,  GrL.  Jahrzeitb.  ,Us  liebe 
sin',  amore  Dei  (obj.).  Zwinuli.  ,Gott,  der  üch  in 
solche  erkautnus  sin  gefüert  hat.'  ebd.,  Brief.  ,[Frau 
N.]  git  ire  antwort...,  sy  weite  sinen  [von  ihrem 
Manne]  kein  gnad,  und  nit  mit  im  hasshaben. '  1541/3, 
Z  Ehegericht.  ,So  gar  ward  sinen  vergessen.'  Vad. 
,Als  den  bedacht,  das  man  sin  kein  acht  het.'  HBrennw. 
Chr.  ,Wenn  [Jesus]  ein  blosser  gott  ...  wäre,  ... 
möchtend  [wir]  uns  nit  gar  sinen  trösten.'  ÜWerdm. 
1552;  .seiner.'  Herborn  1588.  ,Der  muost  sich  sin 
[eines  Wolfes]  entsagen  (erweren).'  1571,  ZNeuj.N. 
1906.  Als  subj.  Gen.  Schiner  ne"  Sun,  ein  Sohn 
von  ihm  Gr  (Tsch.).  , Seineren  ein  Sohn',  nämlich 
des  Augustus  Sohn  Tiberius.  Sprecher  1672.  Beim 
Vb  sin;  doch  kann  in  den  ma.  Beispielen  ebenso  gut 
(und  diese  Auffassung  ist  wahrscheinlicher)  der  er- 
starrte Nom.  Sg.  m.  des  pron.  poss.  vorliegen  (vgl. 
Anm.  zu  min  Bd  IV  315);  auch  für  das  zweite  Bei- 
spiel aus  der  ä.  Spr.  ist  letztere  Erklärung  möglich; 
jedenfalls  wird  sine  heute  nirgends  mehr  als  Gen.  em- 
pfunden. Das  ist  (g'hört)  sine  (mitte,  dinej,  ist  sein 
(usw.)  Aa;  S;  Z.  J)i(e)  Boss  sind  siwj.  ebd.  Er  ist 
lustig,  wie  tvenn  alli  chline"  Hüsli  sine  wäre"d  AaKöII. 
Es  war  nid  sehad  für  de"  Baum,  und  De'',  wo-n-er 
sine  g'hört,  hätt-ne"  scho"  lang  um'tö",  wenn-er  nid 
gar  e'so  gueti  Öpfel  gab.  FOschw.  1895.  Die  drei  Teile 
sollen  schwören,  dass  die  Eigenschaft  ,sine  gesin 
were  [dass  das  Eigentumsrecht  dem  Kläger  zustehe], 
die  etzweid  aber  ira  were.'  1437,  Küchler  1895.  ,[Die 
Frau  wird  ermahnt]  das  si  sich  erlich  und  froraklich 
halte  und  im  ghorsam  sye  und  dester  fürer  schwyge, 
damit  der  unglimpf  nit  ir  sye,  sunder  sinen.'  1530/3, 
Z  Ehegericht.  Bei  Präp.  .Sinenhalb.'  1583,  B.  ,Hin- 
derrugs  seinen.'  Kacf.m.  u.  Factor  1659.  S.  noch  Bitgg 
(Bd  VI  789);  vgl.  auch  Weg.  Mit  selb;  s.  auch  Sp. 
821/2.  Nit  sin  selber  si",  nicht  bei  Sinnen  B.  .Jeder, 
so  etwas  [von  den  Löschgeräten]  zuo  sinen  selbs  brach 
und  nit  in  fürs  not  näme,  der  sol  umb  1  pfd  gestraft 


werden.'  1507,  B  RM.  , Damit  er  ruow  machte  sin 
selb.'  Vad.  ,Er  hat  sein  selbs  vergässen,  es  ist  nit 
seines  sinns,  alienum  ingenio  Btto.'  Fris. ;  Mal.  — 
2.  sinet  bzw.  sine,  seine  (in  PAL;  WVt.  -e'j,  unbetont  si" 
BG.;  PAL;  ZKn.  (s.  innen  i  VA  1  293),  Si«  PGr., Iss., 
Ri.;  WVt.,  se(n)  bzw.  s"e(h)  B;  Gr;  W,  ,si(n)s'  W 
(Dial.),  Gen.  zu  es  als  Nachtrag  zu  es  3  (Bd  I  510/11). 
Neben  ,si(n)'  in  der  ä.Spr.  auch  ,sinen.'  .CvMedicis, 
der  der  mechtigost  Florentiner  was  und  von  bapst 
Johansen  gross  guot  empfangen  und,  als  man  achtet, 
sinen  [dadurch]  zuo  ainem  herrn  worden  ist.'  Vad. 
,So  wir  das  hoffend,  das  wir  nit  sähend,  so  wartend 
wir  sinen  durch  gedult.'  OWerdm.  1552;  ,sein.'  Her- 
born 1588.  .Wenn  glych  Bullinger  sinen  [darüber] 
lachet.'  LLav.  1576.  Über  reflexive  Auffassung  von 
si  «sin)  s.  ausser  Bd  1512/3  auch  sich 2  (Sp.  149/50). 
Vgl.  auch  sin  HI  (Sp.  1030). 

Einige  Schweiz.  Belege  s.  noch  bei  Gr.  WB.  X  1,  336  ff. 
Vereinzelt  erscheint  eine  diphthongierte  Form  ,sei' :  ,Hal|t|st 
reinen  Mund,  so  wirst  du  han  sei  z' guiessen.'  GGotth.  1019. 
Sine'  in  PAK;  WVt.  beruht  auf  älterem  siner;  im  I  brigeu 
lässt  sich  für  das  verbreitete  «m.  nicht  entscheiden,  ob  Hner 
oder  sinen  zugrunde  liegt.  ii(n)s  W  (Dial.)  ist  Gen.  des  Poss. 
(vgl.  lat.  sui);  sisse"  BGr.  (Dial.)<  an(e)ten;  vgl.  zur  Er- 
weiterung die  Anm.  zu  eum   (Sp.  971). 

sin  II,  in  GRtw.;  PPo.;  W  s'i(n) ;  vgl.  auch  die 
Anm.:  sein,  pron.  poss.  Im  Folgenden  sollen  nur 
einige  vom  Nhd.  abweichende  oder  sonst  bemerkens- 
werte Verwendungen  zur  Sprache  gebracht  werden. 
1.  als  pron.  poss.  der  3.  Pers.  Sg.  m.  n.  a)  adj.,  wie 
nhd.  sein  ausser  dem  Eigentums-  und  Verwandtschafts- 
verhältniss  auch  allgemein  die  Zugehörigkeit  aus- 
drückend, doch  in  der  MA.  nur  in  bestimmten  Ver- 
bindungen (sin  Ort,  si"  Sträss,  Zit;  s.  d.).  Seltener 
präd.  Die  (zB.  Schafe)  sind  sitii,  BO.;  Gl;  Gr;  W, 
anderwärts  (tw.  daneben)  si"  oder  (weniger  verbreitet) 
sine"  (vgl.  unter  sin  1 1).  Gew.  attrib.  Im  partitiven 
Gen.  (PL).  ,Sinere"  Bere"  [Nom.],  Birnen  von  seiner 
Art  oder  auch  nur  von  den  ihm  gehörenden.  Sinere" 
M'el'".  Häufig  mit  Weglassung  des  hinzugedachten 
Subst.:  Das  ist  (sind)  sinere"  (minere",  dinere",  irere")' 
AALeer.  (Hunz.).  Hier  liegt  viell.  der  Ausgangspunkt 
der  Verwendung  des  Gen.  PL  siner  als  Nom.-Acc.  PL, 
zB.  siner  Lüt;  vgl.  Anm.  zu  ein  (Bd  I  273),  min  (Bd 
IV  315).  Mit  dem  bestimmten  Artikel.  Sinn  der  grosst 
Bueb  (doch  auch  wie  sonst  sinn  grösste''  Blieb  oder  de'' 
grosst  Bueb  von-eni)  Ap;  GT.  Sinn  der  Glili".  ebd. 
Sini  die  eltst  Mltel  Ap.  St»  de''  grösser  Bueb,  Übers, 
von  Luc.  15,  25.  Dial.  (GmT.).  St»  der  ältist  Sun. 
ebd.  (GoRh.).  ,Es  syge  syn  die  best  Nadlen,  und  wann 
er  die  nit  habe,  so  müesse  er  den  Gwerb  ligen  lassen.' 
1611,  ZHerrl.  .Die  sine  swin.'  1403,  Z  StB.;  s.  Bd 
IV  1885  o.  Mit  Ellipse  des  aus  dem  Zshang  sich  er- 
gebenden Substantivs  (so  noch  in  der  MA.):  ,Es  soll 
ouch  niemand  kein  ungehüet  vech  darin  schlachen,  sun- 
der je  einer  dem  [1.  den?]  andren  vor  dem  sinen  und  vor 
schaden  hüeten  und  goumen.'  1544,  Z  Rq.  1910.  Mit 
dem  unbestimmten  Artikel.  ,Ein  jetlich  hoffman  ze 
Wald  mag  einem  synem  kindt  geben  und  dem  andern 
nichts,  und  ob  er  will,  so  mag  er  das  syn  einem  hund 
ann  schwänz  binden.'  ZWald  Hofrodel  1586.  .Mein 
Knab  bracht  ime  [dem  Besteller]  3  Schiben,  zwei 
Gmeind-  und  eine  seine.'  um  1669,  Z<;.  l'leonastisch 
beim  ,possessiven  Dat.'  allg.  Dem  Man  si"  (oder  d's 
Matts)  Schwester,  dem  Man  siner  Schiresteri,  Brüeder 


1015 


San,  seil,  sin,  son, 


1U16 


BG.  Emen  iedere"  si"  Saeh.  ebd.  (D)em  (im)  Vatter 
si(it)  Huet.  3Ii'"ni,  di""m,  si"'m  Vatter  si(n)  Brüeder. 
Wem  si"s  {Hüs)  ist  Das?  .Meine  Krankheit  und  dem 
Spital  seine.'  Gotth.  (Kapitelüberschrift).  Am  Seppe"- 
toni  si"  drizeche"  Göfe".  MLienert  1891.  Uf  dem 
Pinte"wirt  si"'m  Wägeli  sind -er  's  Dorf  ab  g'fare". 
HBlattner  1902.  So  spec.  nach  im,  gew.  bei  Gegs. 
Das  ist  im-si",  in  Ap;  Tn  sinn,  in  B  st"  Huet  (ohne 
Subst.:  im  seiner)  Ap;  B;  Th;  Z  und  weiterhin.  Er 
besorget  sinner  [seine  eigenen]  und  im-si2"  [zB.  seines 
Bruders;  auch:  imsi"  sinner]  Chüe  z'säme"  BG.  Das 
ist  im-si2".  ebd.  (dafür:  Das  ist  si'"  oder  Das  ist  im 
Ap;  Z).  I"'  ha"  im-si2"  Buech.  ebd.  (neben  im  si"s, 
nur  Dies  in  Z).  So  auch  Pm  [=  Ei'"m]-si"  (unver- 
änderlich), sein  eigen  BG.  We""  men  afe"  Pm  (auch 
Pn)  si2  Sack  nit  mag  g'w'erehe",  wenn  man  nicht  Zeit 
und  Kraft  genug  hat,  das  eigene  Heiniwesen  zu  be- 
arbeiten. Mi"  het  Pm-si2"  Ghinn  doch  geng  lieber, 
sein  eigenes  Kind  oder  seine  eigenen  Kinder.  Wenn- 
men  I2m-si2"  Ghinn  (Chinne")  Nilt  me"  cha""  trüwe". 
Vgl.  2  c.  Durch  Konstruktionsmischung  auch  mit  Gen. 
statt  des  Dat.;  nur  literarisch  seit  dem  XVII.  .Sie 
können  vernünftig  wol  ermessen,  dass,  wann  ein  Hauss 
in  dem  Brand,  dess  Nachbarn  seins  von  der  Flamm 
nicht  unverletzet  bleiben  könnte.'  Pol.  Gespr.  um 
1685.  ,Zu  eines  jederen  Hofmannes  seiner  Kunim- 
lichkeit.'  1702,  Scaw  Rq.  ,Die  Gothe  mit  des  Göthins 
seiner  Frauen.'  Herrlib.  1751.  , Der  Schulmeister  soll 
nicht  zugeben,  dass  ein  Knab  zu  geschwind  schreibe, 
wie  es  manchmal  aus  falscher  Ehrbegierde  gescluehet, 
damit  seine  Vorschrift  vor  seines  Cameraden  seiner  ge- 
endigt sei.'  Z  Schulordn.  1781.  Au  Stelle  eines  obj.  Gen. 
(wie  lat.  desideriion  tuum  =  die  Sehnsucht  nach  dir). 
,[Der  zum  Tode  getroffene  Hauptmann  Wolleb]  ermant 
dEidgnossen  streng,  si  söltid  trostlich,  on  sin  achtung, 
fürfaren.'  Ansh.  ,Und  sein  lümbd  erschall  in  das  ganz 
Syrier  land.'  1530,  Hattii.;  griech.  äxorj  aütoO..  Ent- 
sprechend dem  er  der  Anrede  (Bd  I  401)  PPo.  Wenn- 
i'h  sin  [Ihr]  Gelt  hätti  ...  PPo.  —  b)  subst.  a)  m. 
Sine-,  sein  Sohn  Gr  (Tsch.).  Das  ist  S.  Sin,  sein 
Mann  (wenn  die  Frau  neutr.  gedacht  ist;  vgl.  es  2 
Bd  I  510).  Si'ne"  ist  geng  im  Wirtshüs  BG.  Das 
[näml.  das  Nebe"g'sclme]  het  Sin  letfchh'1'  veru-itscht 
vo"  w'ege"  sVtn  Heimko".  Schwzd.  (Bs).  —  ß)  f.  Sini 
(bzw.  s-),  Frau,  Geliebte  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  G;  Tb; 
W;  Z.  Schini  tete-me  Alls  z'  Lieb  Gr  (Tsch.).  Er 
het  's  Si"°re"  g'seit  B  (Zyro).  Er  het  Sini  all  bi-n-em 
Ap.  's  ist  Nfini,  nein  e"  jede  Sini  Z.  Schini  het-mu 
miessu"  g'hörsame",  sust  het  's  Strit  geg'e".  W  Sagen. 
Es  anders  Mal  het -er  Schinera  befolu"  [usw.].  ebd. 
,Et  cetera  so  gie[ng]  daz  lied,  bis  daz  yeder  seinen 
[1.  seine]  hiet,  die  da  warent  an  dem  tanz.'  Ring 
(vgl.  AfV.  VI  196).  —  y)  n.  Eigentum,  Vermögen 
im  Allg.  Ap;  Gr;  GT.  Vo"  (auch  oss  Ap)  Simm  fva" 
Schi"'m  Gr)  chönnt-er  nüd  (nöd,  nid)  lebe".  Oss 
Simm  chönnt-er  nüd  eso  e"  Hüs  chaufe"  Ap.  ,[N. 
habe]  geredt,  der  Ustri  stell  im  uf  das  sin.'  XIV. /XV., 
Z.  .Ietwäder  teil  meint,  der  ander  weit  im  zuo  dem 
sinen  griffen  (langen).'  1454,  NSenn  1879.  ,Wie  kun- 
dent  ir  lüt  sin,  daz  ir  einem  das  sin  abessent  und 
-trunkent  und  sy  [Gen.]  denn  lougnent!'  1455,  Z  RB. 
, Welcher  einem  vich  oder  anders  ze  koufen  gibt  und 
kumpt  dem  sinen  wider  nach  [infolge  Zahlungsunfähig- 
keit des  Käufers].'  1512/3,  AaBi-.  StR.  .Damit  der  heid 
wurde   umb   syns   bracht.'    UEckst.  1525.     ,[N.  wird] 


vergönnt  widerumb  uff  das  sinen  ze  griffen.'  1559,  B 
RM.  ,Das  seyn,  sein  eigen  guot,  sumu.-  Fris.;  Mal. 
,So  inn  der  kouff  nit  wol  fröuwe,  solte  er  im  das  syn 
stan  lassen.'  1572,  ZAnd.  RAA.  Der  fueteret  Si"s 
(a'se)  grüen,  lebt  von  der  Hand  in  den  Mund  AaF. 
Er  hed  Si"s  a"  liggeHe"  Güetere",  liegt  gern  auf  der 
Bärenhaut,  ebd.  Er  het  Si"s  im  Trochne"  Ap.  Er 
soll  zo  Simm  luege",  für  sich  sorgen,  ebd.  Si"s  für 
si"s  ha"  1)  behaupten,  schützen  Gl.  —  2)  eigene 
Haushaltung  führen  GT.,  sieh  in  keine  fremden  An- 
gelegenheiten mischen,  zurückgezogen  leben  GNessl.; 
vgl.  auch  Bd  I  956.  ,Das  sin  widerumb  für  das  sin 
nemen',  ein  verkauftes  Objekt  (zB.  bei  Zahlungsun- 
fähigkeit des  Käufers)  zurücknehmen,  um  1540,  Z 
(mehrfach).  Vom  Grundeigentum,  sein  Haus,  Land 
Ap;  BG.;  GT.  ,Si"s,  sein  Haus,  seine  Wohnung.  Bist 
i"  Simm  g'se",  warst  du  bei  ihm  zu  Hause?'  Ap 
(TTobler).  Er  het  g'nueg  a"  Si'"'m,  er  hat  an  seinem 
Heimwesen  genug  zu  arbeiten  BG.  ,In  und  umb  und 
uff  dem  sin  sig  herzog  Lüpolt  erschlagen.'  Halbsdt. 
,Wär  den  andern  in  dem  sinen  frävenlich  anlouft  oder 
uss  dem  sinen  vordert,  in  Schlacht'  1512/3,  AABr. 
StR.  129;  vgl.  Aar.  StR.  302.  ,Wo  dann  einer  uss  der 
gmeind  zuo  Attlikon  in  den  obgemelten  wissen  in  das 
sin  fart  zuo  weid.'  1521,  Z  Rq.  1910.  ,[Die  Zürcher 
wollten  den  flüchtigen  Abt  von  Rüti]  nunimen  darin 
[ins  Kloster]  lan;  dan  er  da  ussen  hat  müessen  ster- 
ben, das  er  nummen  hat  mögen  in  das  sin  kan.'  XVI., 
ZUst,  Nenj.  1809.  , Hinwiederum  so  bat  die  Scheuer 
vier  Tor,  und  wo  da  einer  inherfahrt  zu  dem  nächsten 
zu  seinem  Walmen  und  ihm  ein  anderer  hernach 
kam,  der  ouch  gern  zu  seim  war  ...'  AAWett.  Prozess 
1769.  S.  noch  Pflueg  (Bd  V  1244);  be-suechen  (Sp.  229). 
Übertr.  Jede''  u-eisst  Si"s,  Jeder  weiss,  wo  ihn  der 
Schuh  drückt  ZHinw.  Ann  Jede"  u-ässt  Si"s  ond  al'i 
Buebe"  wissi"d  Mi"s!  hed  se'b  Mätli  g'seid  ApK.  (obsc). 
,Wenn  er  das  sin  geton,  diewyl  er  gemögen  hat.' 
Güalth.  1584.  —  2.  durch  Erstarrung  bestimmter  Ver- 
bindungen (scheinbar)  auf  andre  Personen  und  Nu- 
meri bezogen,  a)  auf  die  3.  Pers.  Sg.  f.  und  3.  Pers. 
PI.  ,Sin  ort,  zit'  uä.  ,Wann  die  Leuwen  an  seinem 
gehörigen  Ort  aufgestellt  sein  werden.'  1699,  Z.  .Wei- 
len wan  man  zu  vil  auf  ein  Mal  tun,  keins  recht 
getan  wird,  also  solle  im  Lehmen  auch  ein  jedweder 
Gatung  sein  besondre  Zeit  haben.'  1737,  MRohner  1867 
(Schulordn.).  Blosse  Konstruktionsmischung  (auf  der 
gleichen  Seite  wechseln  Sg.  und  PL)  liegt  wohl  vor 
an  der  Stelle:  .Welche  us  Undankbarkeit  gägen  sinem 
vaterland  sich  in  frömden  orten  wurden  niderlassen.' 
F  Schulordn.  1577,  155.  —  b)  auf  die  1.  Pers.  Da' 
han-ich  sinner  [auch  minner]  Lebtig  noch  nie  g'seh" 
GT.;  vgl.:  Das  ist  siner  Lebtig  eso  g'si"  Ap;  Z.  Ph 
bi"  schu"  sini  15  Jör  nie  mer  dehem  g'si"  Ap.  Ich  bi" 
sini  si'chzeche"  Jär  nümmer  dert  g'si"  L  (Dan.).  Ich 
han  all  Tag  sini  10  Pfund  Beri  funne"  GT.  Ph  ver- 
chauff'e"  alli  drei  Monet  sini  (auch  mini)  S  Zentner 
Hung  Z  (Spillm.).  Mer  hend  schö"  sini  ztcö  Stond 
mös'e"  warte"  Ap.  Die  Beteurung  si"  Sei  braucht  auch 
der  Sprechende;  s.  darüber  schon  Sp.  703  (an  zwei 
Stellen),  's  ganz  L,and,  si"  Sei,  das  hed  es  G'schär. 
Ineichen  1859.  —  c)  auf  die  3.  Pers.  Sg.  und  PI.  f.  in 
der  Erstarrung  zu  einem  blossen  Exponenten  des 
Possessivverhältnisses.  Ira  sin  Vatter,  irasini  Mueter, 
ira  sini  Chind,  ina  si"  Mueter,  ihr  Vater,  ihre  Mutter 
usw.  GTa.    Vgl.  unter  1  a.  —  d)  auf  alle  Geschlechter 


1011 


.San,  .sei),  sin,  su 


und  beide  Numeri  in  partitiver  Funktion.  Sini  die 
vierzg  Schlitte",  ihrer  40  Schlitten,  oü.  (FStaub). 

Hie  Flexion  entspricht  der  von  nun  (Bd  IV  814/5). 
Dazu  hier  einige  Nachträge,  bei  denen  der  Wechsel  zw.  « 
und  «  im  Anlaut  sowie  die  Kürzung  des  Stammvocals,  die 
in  der  Enklise  bis  zu  i3  führen  kann  (vgl.  die  Beispiele  auf 
Sp.  1015),  im  Allg.  nicht  berücksichtigt  sind:  in  attri- 
butiver Stellung  Sg.  Nom.-Acc.  m.  «tf»)  B  (in  ü.  mir  «*»); 
Gl ■;  l'AL;  W,  auch  si„tr  PA1.;  W,  n.  xa  Ap  (nicht  nur  vor 
Adj.,  neben  ap);  Gr  (tw.  -n«);  PAL;  W,  M"  Grl/hur.He., vPr.; 
Th,  «f  AaLeer.  (neben  sis),  f.  si",  aini  Ap;  B  (in  G.  nur  «»'■); 
Gr  (It  Tsch.  mit  nur  ohne  Subst.);  PAL;  W  (in  Kar.  iin, 
Htm),  Ben.  um.  si«  Ap;  B;  Gr  (tw.  -n»),  sias  PAL,  f.  »wer  Aa; 
Ap  (sinner);  Gr;  «Rh.  (ainner);  PAL,  tlr,  Ar  AaLeer.;  B;  Gr ; 
S;  W,  Dat.  mn.  «nein  PAL,  sei»  B;  Gr,  PI.  N.-Acc.  ein  PA1. 
(im  m.  auch  ai,  im  f.  auch  jinu,  im  n.  anch  »in»),  »im  Ap; 
B  (auch  siner,  in  G.  ti'nner);  Gr  (auch«»);  Th;  WG.,  Gen. 
mner  B  (1t  Id.  B  Hr);  Gr  (auch  sine");  PAL,  Dat.  Mne"  Ap; 
B;  Gr  (tw.  -en);  Th,  «int  PAL,  ohne  Subst.  Sg.  Acc.  ni.  «n 
Bs,  Dat.  f.  »innere"  Ap,  aire"  B ;  Gr  (neben  ainert") ;  S.  Aus 
der  ä.  Spr.  mögen  erwähnt  sein:  Nom.-Acc.  Sg.  n.  ,sis  (huon).' 
1342/80,  LGrepp.;  ,sines  (huss).'  Rnefl539;  ,sius  (tach).' 
1541/3,  Z  Ehegericht;  ,syus  (Leben).'  1607,  Aid.;  ,sis (Holz).' 
1622,  Schw  Rq.;  .seines  himmlisch  Hus.'  JCWeisseub.  1678; 
,sin  (mul).'  1536,  Th,  Gen.  Sg.  mu.  ,sis  (vatter).'  1313,  L; 
,sis  (amptz).'  1449,  B  StRechu.,  Dat.  Sg.  um.  ,sime  (ende).' 
1314/21,  Stat.  der  Lazariten;  ,seim  (bochen).'  Salat;  ,sim 
(todt).'  ThPlatter;  Weitres  bei  Gr.  WB.  X  1,  346,  Dat.  Sg.  f. 
,sir  (hand).'  XIV.,  ThErm.  Offu.  —  Zur  Verbindung  mit  dem 
Artikel  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  347/8,  zu  s.  nach  Dat.  od.  Gen. 
des  Besitzers  ebd.  361/2,  zu  2  ebd.  351/2.  Erst  nachträglich 
wurde  auf  das  Possessiv  bezogen  aim  selb  (Sp.  823.  834). 

s  i  n  e  n :  =  sinigen  (Sp.  1018).  ,Waz  der  [Fremde, 
der  einem  Bürger  Bürge  ist]  in  der  stat  het,  dez  mag 
der  burger  mit  des  schultheissen  urlobe  sich  ges.'  F 
Handf.;  frz.  .saisir.'  —  Auch  mhd.  Vgl.  w«  (Bd  IV  315). 

sinerig  GftSeew.  (nur  sinerge(n)  oder  sinregefti), 
subst.  Gen.  PL),  sinerig  (flect.  -eger)  Ap  f-nn-J;  GRh.,T., 
sinrig  Gl:  seinig.  Als  flect.  Adj.  und  subst.  Ap;  Gl; 
GT.  En  s-er  Bueb,  einer  seiner  Knaben,  ein  Knabe 
von  ihm.  Die  Chnöpf  vorne"  sinnerege"  Pärli  Hose" 
Ap.  E"  S-gi,  e"  S-gs,  zB.  von  Kühen,  Ziegen,  Kälbern 
Ap;  Gl;  GT.  Sinergefn)  oder  sinregefti)  als  voran- 
gestellter Gen.  PL  GüSeew.  E  da"-si  [seine  Beglei- 
terin] 's  nu"  z'  g'sehe"  diu"  ist,  hät-er  schu"  e"  Stuck 
vo"  sinergemene"  [umgestellt  aus  dem  daneben  auch 
vorkommenden  vo"  sinergen-eme"]  Hemptermel  (von 
einem  seiner  Hemdärmel)  mit  dem  Tätzli  abg'schrenzt 
g'ha",  um-ere"  d'  Schrunde"  und  d' Flärre"  verbinde" 
'  chönne".  Scbwzd.  (GRSeew.). 

Vom  (partit.)  Gen.  PI.  ainer  ausgehend  wie  dirig  von 
der(en);  vgl.  auch  (der)eelberig  :  derselben  (Sp.  835/6)  oder 
nach  ünseriy,  eiterig.  Die  Ansdrucksweise  von  GrSeew.  (nur 
hier  im  Pr.)  erscheint  iu  gleicher  Weise  in  den  übrigen 
Personen  und  Genera,  zB.  vo"  ierige(n)-erc"  Schoss;  vgl.  noch 
die   Anm.  zu  ein  (Bd   I   274). 

slnig,  in  Ap;  GRh.,  T.  sinig  (flect.  -eger) :  =  dem 
Vor.  Als  Adj.  Ap;  GT.  E"  sinegi  Chatz.  Ohne  Subst. 
's  isch  bim  Äch  [Bd  I  73  o.]  e"  Sinegi  g'si",  von  einer 
Kuh,  die  in  einen  Garten  eingebrochen  ist  GT.  I'1' 
ha"  all  noch  di  gliche"  Hose"  ond  di  sinegc"  send  scho" 
lang  fertin  [zugrunde  gerichtet]  Ap.  Als  Subst.  1)  Sg. 
n.  wie  sin  II 1  b  •(.  's  g'hört  Iederem  's  S.  und  iederer 
HaW'e"  en  Stil  ZKn.  Er  denkt  das  S.  Z.  Es  weisst 
drum  en  ledere'  das  S.  ebd.  Due  het-er  das  Schinige 
unner  si  üs'teilt,  Übers,  von  Luc.  15,  12.  Dial.  (WG.). 
S.  noch  Silber  (Sp.  74).  Im  März  wurde  gewöhnlich 
ausgekündet,   dass  man  sie  [die  Schweine]  bei  5  Pfd 


Buss  auf  dem  Seinigen  habe.  XVI./XYIL,  AKüchler 
1895.  .[Unter  bestimmten  Bedingungen  soll  N.]  selbige 
Weid  ab  dem  Seinigen  ze  besuchen  auch  Gewalt  haben.' 
1020,  Z  ßq.  1910.  —  2)  PL  die  S-e",  die  nächsten  An- 
gehörigen AALeer.;  ZO.  (s.  Bd  II  1658  u.;  auch  scherzh. 
auf  die  Viehhabe  bezogen).  ,Wie  die  Seinigen  ein- 
anderen die  Kinder  zuo  ziehen  schuldig.'  1685,  Schw 
LB.  S.nochrecftt(BdVI211).  —  Vgl.  Gr.  WB.  XI,  368/9. 
sinige",  Ptc.  -et,  in  S  -t:  Etw.  als  sein  Eigentum 
ansprechen,  sich  aneignen  (mit  oder  ohne  Recht)  B;  S 
(BWyss);  UwE.  ,Den  Erdkreis  eroberen  und  seinigen.' 
ADennl.  1810.  ,[Man  sah  den  reichen  Geizhals]  wenn 
er  Pflug  hielt,  alle  Marksteine  krumm-  oder  umfahren 
und  Furche  um  Furche  seinigen.'  Gotth.  Der  Viggeli 
het-mer  d'  Fxieteri  g'lö"  und  's  Zug  g'siniget.  BWyss 
1863.  , Kläger  hat  das  Grundstück  mit  Unrecht  ge- 
seinigt.'  1875,  Z  Prozessakten.  ,Wie  man  ein  Grund- 
stück siniget.'  Bärnd.  1911  (BG.).  ■  .Obglychwol  der 
Gleubiger  dem  Schuldner  gestündet  und  also  die  ge- 
schetzten  Pfender  nit  syniget  noch  abführt.'  B  Wu- 
chermand.  1613.  1628.  ,Innert  den  nächsten  3  Tagen, 
wann  das  Pfand  ausgetriben  oder  geseiniget  worden 
ist.'  1669,  BSa.  —  Vgl.  irigen  (Bd  I  408),  minigen  (Bd  IV 
305),   dinigen. 

b'-:  =  dem  Vor.  AALeer.;  B;  S.  Auch  mit  Bez. 
auf  die  2.  Pers.:  Gel',  me"  tveiss-es  nuvime"  z' guet,  wie 
[du]  dini  Achren  ung' recht  b'sinigt  hesch!  Schild  (S). 

si"  111,  in  TnHw.,  Mü.  si,  in  UwBeck.,  E.  sei,  in 
Ap  (ausser  K.)  se,  in  BHa.;  GrD.,  He.,  L.,  Pr.,  Seh.  (sein) ; 
PAL;  TB.  (sinn);  WVt.  sin  (tw.  neben  si),  in  PIss.; 
WVt.  si  mit  Nasalierung,  nach  chönnen,  mögen  uä. 
tw.  g'si"  (in  Bs  auch  erg'si"),  auch  ,wesen.'  ä.  Spr., 
Gernnd.  z'siginn  TB.  —  Pr«s.  Ind.:  Sg.  bi(nj  bis(t) 
\s(t)  bzw.  -e>-,  1.  Sg.  bi  (nasaliert)  FJ.,  öe2  (nasaliert) 
SchScW.  (noch  bei  alten  Leuten),  6c2  SchKL,  UHa.; 
ZMarth.,  bi2  (betont,  zB.  in  absoluter  Stellung)  BsL.; 
BE.,  G.,  Herz.,  M.;  ZNWen.,  bön  böst  est  V  lt  Thalmann, 
PL  1)  si(n)  (in  PPo.  auch  mit  -V-,  in  WVt.  auch  mit 
Nasalierung)  sid  (in  PPo.;  W  auch  -*)  sind  (in  PPo. 
auch  sinn)  GrD.  (3.  auch  sin);  P;  W,  in  TB.  siww 
sit  sinn,  in  GrAt.,  Seh.,  V.  sind  sid  (-1)  sind  —  2)  st 
(in  Btw.,  unbetont  wohl  durchweg,  st',  in  BHa.  sin) 
Sit  (in  Bs;  Btw.  si't,  in  BHa.  sid)  si  AaFi-L;  BsL.; 
B;  F;  LE.;  S,  .westschweiz.'  —  8)  sind  für  alle  3  Per- 
sonen AaF.,  Bb.,  Leer.;  Ap  (send  bzw.  sed,  sönd,  södj; 
GRÜhur.vPr.,  Seh.;  L;  G;  Sch  (im  Hegau  sesnd,  wie 
he'nd);  ScHwMa.;  Th;  Ndw;  UwE.;  U;  Zg;  Z,  ,ost- 
schweiz.',  in  BsStdt  neben  sind  auch  sinn  —  4)  sei 
seit  sei  LReid.  (jünger  sind)  —  Prss.  Conj.:  1)  a)  Sg. 

1.  3.  si  BO.  lt  Zyro  (auch  sij);  GRAr.,  Churw.,  D.  (neben 
sij-i°h),  Pr.,  Rh.,  Sch.  (diphthongiert),  V.;  LE.  (Dial.); 
S  (Dial.);  W  (allg.),  2.  sist  GrAi\,  lt  Dial.  in  LE.;  S; 
W,  sis  WVt.,  siist  GrD.,   siest  GrV.,  PL  1.  3.  si(n), 

2.  sit,  lt  Dial.  in  LE.;  S;  W,  si"  sid  si",  auch  sie' 
sie'd  sie1  WVt.,  sie"  sied  siend  GRAr.  (1.  siend),  D. 
(auch  -j-),  Nuf.  (1.  3.  sien),  Pr.,  V.  (2.  siet),  siji  sijed  siji 
PAL  (als  Imp.),  3.  sie"  BR.  -  b)  Sg.  1.  3.  sig  AaFiu.; 
BsL.,Stdt;  B(soSigr.,ltZyro);  Gl;  OrNuL;  LE.,  G.; 
Schw;  S;  Ndw;  W;  Zu,  sigi  BHa.,  NSi.  und  lt  Zyro; 
Fit  Thalmann;  GRChur  (Dial).  Nuf.;  PPo.;  TB.;  W 
Rar.,  sig(i)  ltDial.  beinahe  allg.  gebräuchlich,  2.  sigisfl), 
in  B  lt  Zyro  auch  sigs,  PL  sige"  (sigi")  usw.,  sig  si- 
gesch,  sige"  siged  UUrs.,  sig  usw.  (mit  durchgehender 
Kürzung)  Aa  lt  H.  (.urbanisierend'  neben  seig);  ApH. 


1010 


Sau, 


i,  sun 


1020 


(2.  Sg.  sigest);  B  tw.  (so  E.,  G.,  Herz.,  Sa.,  auch  sigi,  so 
G.,  M.,  oSi.,  Stdt);  SchwNuoI.,  Tugg.;  ZaUÄg.;  ZÖr- 
liugen  (neben  1.  3.  Sg.  sei),  ohn  e  Quantitätsangabe  ,sige 
sigest,  PI.  sigi,  -ed'  PAL  —  2)  a)  se'i  (bzw.  se2i)  se'üs(t) 
usw.  AaB.;  Ap;  BsStdt;  GRÜhur;  L;  G  (so  Rh.,  Stdt, 
T.);  Sca;  Th  (2.  Sg.  in  Sulg.  seist);  Z  —  b)  seig  seigist 
(in  AaF.;  L  tw.  -est)  usw.  AaB.,  F.,  Leer.;  BsStdt;  L 
tw.  (so  E.,  G.);  Sch;  ScewPfäff.;  ZoBaar;  Z  (auch  seigi 
usw.,  doch  in  Marth.,  Richtersw.  1.  3.  Sg.  stets  sei)  — 
Prst.  Ind.  (bei  der  altem  Generation  des  XIX.  noch 
gebräuchlich,  jetzt  veraltend;  vgl.  noch  Sp.  1035  u.): 
Sg.  1.  3.  was  BG.  (auch  was),  Sa.,  lt  Dial.  ,0.  bes.  Si.', 
war  F  (veraltet),  2.  wast  BG.,  PI.  1.  3.  wasen  BSa., 
ltDial.  ,0.  bes.  Si.'  —  Priet.  Conj.:  1)  war  bzw.  -e- 
usw.  wäris(t)  (in  GSaL.  -est,  in  UAnd.  -esch,  in  ß  lt 
Zyro  auch  wärsch)  usw.  Aa;  Ap;  Bs;  BE.,  G.  (1.  3.  Sg. 
war),  Gt,,  Herz,  (prokl.  war),  M.,  Sa.,  Stdt;  Gl;  GrAt., 
D.,vPi\,  Sch.;  L;  PMac.Ri.;  G;  Sca;  Schw;  Th;  Uw; 
U;  WVt.;  Zg;  Z,  iväri  usw.  BG.  lt  Zyro  (neben  war), 
Sa.;  FU.;  GßvPr.;  PAL  (2.  Sg.  -est,  PI.  wäiri,  -ed,  -i), 
Gr.;  ZO.  (selten)  -  2)  a)  Sg.  1.  3.  wä  bzw.  -e  BE., 
O.  (so  G.  (we'J,  Hk.,  Ha.,  Si.,  vor  Voc.  wein  E.,  Ha.); 
GRD.,hPr.,  V.;  PPo.;  W  (so  Lö.,  VI),  2.  iväs(t)  BO.; 
GrV.;  W,  weiist  W  Birch.,  weist  GRhPr.,  PI.  wä(n) 
wät  BO.  (Dial.),  wand  wäl  GrV.,  weend  weed  GRhPr., 
we*je'  weH  WVt.,  wei  TB.  (für  1.3.  Sg.  und  PI.);  W 
(Dial.;  für  1.  3.  Sg.;  neben  „we")  —  b)  weHti  we2ttis(t) 
usw.  WVt.  (bes.  im  Sg.),  wetti  usw.  TB.,  ice'üi  1.  3.  Sg. 
PPo.  -  Imp.:  Sg.  1)  bis  Aa;  Ap;  BsStdt;  B;  Gl;  GrAi.: 
L;  G;  Sch;  Th;  Uw  (in  Beck.  6t»«);  WVt;  Zg  ;  Z  — 
2)  bisch   BsL.,  Stdt;   BS.,  oSi.  und  lt  Zyro;  S;  UUrs. 

—  3)  si  GrD.,  Nuf.,  Pr.,  V.;  PAL;  WVt.  (selten),  sig 
BsStdt,  sig  F  lt  Thalmann,  sei  SchScIiI.  (APletscher), 
slst  PPo.;  TB.  PI.  im  Allg.  =  Ind.;  sid  auch  GRNuf., 
hPr.,Sch.,  slt  auch  GrL.,  Nuf. ;  tw.  werden  aber  deut- 
liche Conj  .-Formen  gebraucht,  so  in  ApI.  {siget  lt 
Dekl.);  BsStdt  (sige") ;  PA1.  (sijed);  GStdt;  TB.  (slgit) 

—  Ptc:  g'si"  (bzw.  -ei,  -e),  g'sin  BO.;  GRtw.;  PPo.; 
W,  g'sin  GrAi-.,  D.,  Nuf.,  Pr.,  Ths;  TB.,  g'si  BSa.; 
ThHw.,  Mü.;  UUrs.,  g'si1  BHerz.,  Stdt,  g'sit  PGr. 
(VSella),  auch  .gewesen,  -wes(s)t.,  ä.  Spr.,  in  der  MA. 
scherzh.  g'wes-t  (s.  Sp.  1038):  wesentlich  wie  nhd. 
sein.  Über  das  Verhältniss  zu  w'esen  vgl.  noch  dort 
und  die  Anm.  Tautolog.  ,wesen  und  sin':  ,Daz  vor- 
genant kemengelt  ...  der  mitlest  zins  wesen  und  sin 
sol.'  1374,  AaB.  Urk.  Sin  als  ,inf.  absolutus'  lediglich 
verstärkend  neben  einer  andern  Form  des  Vbs  GrD.,Pi\, 
Ziz.;  vgl.  die  Anm.  (Sp.  1040).  Sin  bin-ich,  ,ich  bin,  in 
Wahrheit  bin  ich,  wenn  man  es  genau  nimmt,  bin  ich, 
GrD.  (B.).  Sin  ist-er  en  Häxe"narr.  ebd.  Sin  sij-ich 
propi  im  Recht,  .betreffs  Recht  sei  ich  vollkommen 
im  Recht.'  ebd.  Sin  sin  cham-ma",  ,man  kann  sein.' 
ebd.  Sin  ist  Das  doch  e"  wunderlich  Hübschi!  GRpr. 
Sin  bist  doch  süber  Nüd!  zu  einem  schwächlichen, 
trägen,  ungeschickten  Menschen,  ebd.  Erstarrt  auch 
vor  andern  Vben;  hieher  auch  sin  unter  selb  5  (Sp. 
5/6).  Du  alter  HexCwuest,  sim  muess-me"-sich  Nüd 
a's  schämme",  wenn-d'  eswa  en  Tritt  fürher  geist! 
GFient  1898  (GRPr.).  Im  Perf.  ist  neben  der  Form 
sin  bin-ich  g'sin  auch  Verdoppelung  des  Ptc.'s  mög- 
lich :  g'sin  g'sin  ist-ma",  .gewesen  ist  man'  GrD.  Um- 
schreibung mit  tue-  zur  Hervorhebung.  Aber  sies  si" 
tuet  's  dou  [im  Himmel]  wol  herrlich.  Prophet  1855  (GSa.). 
A.  als  Voll v erb  (vgl.  dagegen  den  seeundären  selb- 
ständigen Gebrauch  (Sp.  1031. 33. 30/7).   1.  existieren. 


Nur  in  bestimmten  Verwendungen,  a)  in  abs.  S. 
oder  diesem  noch  sehr  nahestehend,  a)  von  Personen 
oder  pers.  Gedachtem.  Im  absolutesten  S.  von  Gott. 
Ig  hoffe"  doch,  dass  Niggis  Joggi  einist  e"  fwrige*  31a"" 
werdi,  wenn  e"  gerechte  Gott  im  Himmel  isch.  Gotth. 
.Moses  als  er  nach  dem  namen  Gottes  forschet,  ward 
im  ein  antwurt  vom  himmel:  Ich  bin  der  bin.  Wyter 
sprach  Gott:  Also  sag  dem  volk  Israel:  Der  wäsend 
sendet  mich  zuorück.'  LJud  1530.  Von  Menschen, 
leben.  Iez  bin-ich  e"mäl  noch!  alter  Vater  zum  be- 
fehlenden Sohne  GRAr.  Namentlich  negiert.  I'h  söu 
nid  s.,  wenn...;  s.  Sp.  776.  Bis  dar  bin-ich  e"mäl 
nümme''  GR.Ar.  Wenn-ich  denn  e"mal  (oder  einisch) 
nüm(m)er  bin...  Ap;  B;  Z.  wohl  allg.  In  ä.  Spr. 
.ensin,  nit  sin'  geradezu  für  gestorben  sein.  .Die 
wile  er  lebt  und  darnach  so  er  in  ist...'  1305,  Z. 
.Das  selbe  guot  [soll]  Valien  an  den  vorgenanden  hm- 
Arndt  ald  sine  rechten  libe  erben,  ob  er  in  wer.'  ebd.; 
so  häufig  XIV./XV.  ,Wenue  si  beide  en  sind.'  1328, 
UwE.  ,Sinen  erben,  so  er  enist.'  1359,  B.  ,Ich  oder 
min  erben,  so  ich  nit  wer.'  1404,  AaB.  Urk.  ,Wo  die 
rechten  vater  und  muoter  enwärind.'  Zwingli.  ,Wen 
Zwinglin  nit  mer  weri.'  ThPlatter  1572.  Leben  in 
weiterm  S.,  mit  Zeit-  oder  Ortsbestimmung,  's  ist  e"mäl 
(einist)  Eine  g'si"  oä.,  Einleitung  einer  Erzählung, 
allg.  —  ß)  von  Sachen.  Das  ist  dev  best  Brunne",  wa 
üf  und  ab  ist  PPo.  Was  nüd  ist,  Das  cha""  nach 
werde"  Z;  gew.  jedoch  i.  S.v.  4.  —  b)  eingeschränkt 
oder  abgeschwächt,  a)  es  aushalten  (können).  Bes. 
wirtschaftlich  existieren,  bestehen  (können);  ,vivere, 
sustentari.'  Id.  B.  G's.  (Ap;  B;  L;  G;  Z),  s.  (L;  S;  Z) 
chönne"  (in  Ap  möge",  in  G;  Z  möge"  neben  chönne"). 
Er  cha""  (mag)  (so  ordlich,  guet)  (g'Js.,  bringt  sich 
durch,  hat  zu  leben.  „Der  Peter  kann  sein,  kann 
sich  erhalten,  zB.  durch  Arbeit,  durch  Beistand  an- 
derer usw.  L;  Z."  Er  mag  damit  g'se"  Ap  (TTobler). 
Höusch  eimmel,  dass-d'  cha""st  g'sin!  BR.  Biner  set- 
tigen  schönnen  Sach  chönnt  en  Andre''  o"ch  g'si".  ebd. 
Sie  sind  damit  zufrieden,  dass  si  g's.  cheu  BE.  (Bämd.). 
Das  si"  öppen  auch  noch  Zite"  g'si",  wo  Die  im  Bern- 
biet ene"  hei"  chönne"  s.  Schild  (S).  S.  noch  ge-  (Bd 
II  48).  ,N.  könne  wohl  sein,  er  habe  ihn,  seitdem  er 
über  ihn  Vogt  gewesen,  über  200  11.  beschissen  und  be- 
trogen.' 1836,  ZRechtspll.  Oft  negiert,  Bi-n-eme"  settige" 
Löndli  cha"" -me"  nid  g's.  B;  Z.  So  cha""-me"  nümmer 
g's.  G  (Zahner),  üf  Öppis  s.,  von  Etw.  leben;  s. 
Rappen  (Bd  VI  1178);  Sach  (Sp.  115).  ,Denne  Louppen, 
als  man  mit  ime  rechnote  und  dar  nach  in  sinem  ko- 
sten sin  solte,  richte  man  im  abe,  was  man  im  schuldig 
was,  das  geburt  8  1b  8  ß.'  1383,  B  Stadtrechn.  1896, 
294.  Vgl.  bi-n-em  selber  s.  (Bd  IV  901  u.).  Es  ist 
z'  s.,  gew.  mit  Ortsbestimmung  und  in  allgemeinerem 
S.,  auszuhalten.  Es  ist  auch  (emel  äuch)  wider  z'  s., 
von  der  Abnahme  einer  Teurung,  der  Hitze,  Kälte  Z. 
's  isch  nimm  umm  in  z'  s.  g'si"  Bs  (Seiler).  Da  ist 
schon  eppa  noch  z'  sin!  BGr.  (Bärnd.).  Da  cha""-sich 
schon  eppa  noch  z'  sin!  ebd.  Da  cha""-men  eimmel  g'sin 
BHa.  Nei",  do  isch  nit  länger  z'  s.!  Übersetzung  von 
Luc.  15,  18.  Dial.  (S).  ,Es  wäre  schön  hier  und  im 
Winter  bsonderbar  warm;  da  Hesse  sich  sein.'  Gotth. 
S.  noch  üs-bringen  (Bd  V  721).  Auch  sonst  im  all- 
gemeinem S.  Ich  cha""  so  nid  g's.,  i°h  lige"  nid  guet, 
im  Bett  B  (Zyro).  Wem-mu"  s'elbziceit  in  dem  Bett 
sol  lige",  su  cham-mu"  fast  nüd  g'sin  BR.  Das  sie" 
Liit,  bin  denen  fast  Niemme"  g'si"  chan.   ebd.     Sich 


[(121 


San,  sen,  sin, 


L022 


aufrecht  halten  (können)  Bs;  B.  's  [ein  Mädchen]  het 
halt  uf  sine"  Beine"  schier  nimmer  mögen  erg's.,  tote  's 
müed  g'sl"  isch  vom  Wachen  und  Schaffe".  Breitenst.  ; 
vgl.  Bd  I  403.  II  48.  D's  Mareili  isch  chranks  g'si" 
und  isch  gang  noch  ung' rechts  ...  es  man  noch  jetz  fasch 
nid  g'si".  BGrieb  1911.  Uf-em  selber  s.  eig.  und 
uneig.;  s.  uf  (Bd  I  116);  selb  (Sp.  823  u.).  —  ß)  lä"  s. 
1)  Jmd  in  Buhe,  ungeschoren  lassen  Ap;  B;  Gr; 
GT.;  Th;  Z  und  weiterhin.  La"-mi*h  (la")  s.l  Lot 
enangere"  s.  oder  ich  säg-es  ''em  Vatter!  Gotth.  Eine", 
Eini  s.  lä",  auf  seine  Mitwirkung  verzichten,  aus  Ver- 
achtung B  (Zyro).  .Gergis,  lass  Bayard  sinn!'  Hai- 
monsk.  1531.  —  2)  Etw.  (am  Orte)  liegen  oder  unter- 
wegen  lassen.  aaOO.  ,S.  lä",  missum  facere,  relinquere, 
cessare.'  Id.  B.  Söllist  's  la"  s.  lä"  GRNuf.  ,0,  löt  Bas 
(nume")  s. !  Ablehnung  einer  Dankbezeugung  B;  Z. 
S.  noch  Gigen  (Bd  II  149).  ,Darurab  schwyg  still  und 
lass  es  syn  !'  behellige  uns  nicht  weiter  mit  dem  Bettler. 
Laz.  1529.  ,Lass  syn',  gieb  dir  keine  Mühe,  die  Be- 
lohnung auszuschlagen.  JMdrer  1567.  , Jesus  muss 
zur  Braut  haben  keine  Hur,  sondern  eine  reine  Jung- 
frau. Eintweders  ganz  mein,  heisst  es  da,  oder  lass 
es  gar  sein.'  JJUlr.  1718.  —  y)  es  gibt;  vgl.  3.  Da 
si"  's,  la  il  y  en  a  SG. ;  vgl.  es  (Bd  I  512  u.).  Wil  's  dort 
zicö  Chdsereie"  si".  Hofst.  1865  (S).  Der  Her'enöpfel, 
welcher  sich  so  lange  aufbewahren  lässt,  bis  umhi" 
anner  si".  Bärnd.  1911  (BG.).  ,Als  nun  ain  houpt 
gaistlich,  das  solt  sin  ain  babst,  wesen  sol,  do  warent 
wol  zwen  und  villicht  dri.'  XV.,  Z  Chr.  , Unser  kind, 
ira  sy  vil  oder  wenig.'  1428,  Gl  Urk.  ,So  [doch]  was 
deren  ze  vil.'  Ansh.  ,Was  mag  doch  früntlichers  und 
sanfters  seyn,  quid  ad  hanc  mansuetudinem  addi  po- 
test?'  Fris.;  Mal.  ,Die  nüwen  eindlifer  sönd  ...  bricli- 
ten,  wie  vil  landskind  iezt  sigen.'  1571,  Nnw  Beitr. 
1884.  Mit  part.  Gen.  als  Subj.  Da  si'"-ren  (od.  sint- 
ere"), zB.  als  Antwort  auf  die  Frage,  ob  noch  Kar- 
toffeln udgl.  vorhanden  seien  B.  ,Wir  haben  ouch 
die  gnaud,  das  die  lehen,  die  wir  von  unser  herschaft 
von  Üsterrich  habent,  die  süllent  unser  tochtern  erben 
als  unser  sün,  ob  da  nit  sünen  ist.'  1384,  AaB.  StR. 
's  ist  (halt)  an  allen  Orten  Öppis  AaF.  ;  Ap;  B j  GT.;  Th; 
Z,  es  mues'  halt  alliwil  Öppis  s.  GT.;  Z,  reines  Glück 
gibt  es  nicht,  oft  mit  den  Fortsetzungen  und  nienen 
Alls  ZF.,  nu"  i"  mV'm  (eusem)  An];e"hafe"  ist  Nüd  (-t) 
AaF.;  Z.  De''  Sc'b  hat  g' seit,  ir  müend  z'fride"  s.,  im 
Himel  wird  auc1>  nüd  Alles  s.  ZU.  Vgl.  schon  Bd  I  596. 
—  2.  a)  bleiben  (von  Personen),  gew.  mit  Orts-  oder 
Zeitbest.;  vgl.  Sp.  1025/9.  In  Gotts  Name"  si'd!  Ah- 
schiedsgruss  GrPi\;  vgl.:  A.:  Gang  (et)  in  Gotts  Nam- 
me"!  B. :  In  Gotts  Namme" Sit  (blib,  blibetj  da!  GrL.  Das 
tue  Gott,  e"  Gottsnamme"  sind  da!  b'hüet-i  Gott!  Schwzd. 
(GrPi\).  Mit  Dat.:  Es  wo't-em  ken  Chnecht  s  ,  ,es  will 
kein  Knecht  bei  ihm  bleiben'  Z  (Spillm.).  S.  welle", 
bleiben,  (gemütlich)  verweilen  wollen.  , Hatten  die 
[Weiber]  mal  die  Beine  unter  einem  fremden  Tische, 
so  wollten  sie  sein,  wollten  öppe  lebe",  wie's  der  Bruch 
syg,'  wenn  me°  fürt  syg.'  Gotth.  E"  chli"  (oä.)  s. 
1)  etw.  verweilen,  ein  wenig  bleiben  B.  Mir  wei" 
noch-n-e"  chli"  s.,  mer  chöme"  noeh  früech  gnue?  i"  d' 
Stadt  ine"  B.  ,Man  fand,  es  sei  nicht  zu  pressiren, 
man  komme  immer  noch  heim,  man  wolle  noch  ein 
wenig  sy.'  Gotth.  Es  ist  so  schön  hinecht,  mir  wei" 
no'h  chli"  s.,  nänil.  bei  dem  Freudenfeuer.  Addrich 
1877.  ,Wenn  es  auch  heisst  [von  Seiten  der  Schul- 
kinder]: Chöi-mer  nid  noch  chli"  s.?  wir  marschieren 


doch  ab.'  BGrieb  1911.  —  2)  (verweilen  und)  sichs 
wohl  sein  lassen,  sich  gütlich  tun,  gemütlich  zssitzen 
AaBi\,  Zof.;  B;  ZO.  Mer  wand  (iez  au'hJ  e"chli"  s.! 
13;  ZU.  Se  blib  u"d  hock,  u"d  Sit  e"chli"!  Frau  zu 
ihrem  Mann  und  einem  Wirt,  denen  sie  ein  Brech- 
mittel zu  schlucken  gegeben  hat.  N.  B  Kai.  1845.  ,Er 
[der  Wirt]  war  dicker  geworden  und  nichts  ging  ihm 
über  abhocke"  un'1  e°  clily"  sy".  Wenn  er  auch  weniger 
fort  kam,  so  blieb  er  dann,  wenn  er  es  einmal  war, 
dest  länger  aus,  und  war  e"  chly",  bis  es  endlich  heim 
sein  musste.'  Gotth.  Mir  wei"  ämmel  chlei"  s.;  mir 
chöme"  nid  all  Tag  so  z'säme".  Schild  1885.  Iez  wem- 
mer  noch  chli"  s.  be  eusem  Tröpfli  Wi"!  ALGassm.  1906 
(LWi.).  Di  Alte"  hei"  g'funde",  si  welle"  jitz  grad  ei"s 
noch  chli"  s.  Si  si"  fest  zueche"  g'hocket,  hei"  d'  Gleser 
nache"g' füllt  und  sech  b'häbig  über  de"  Tisch  ine"  g'ha". 
BvTavel  1910.  —  b)  es  mag  g'si"  bis...,  es  kann 
dauern,  Zeit  vergehen.  A.:  's  wird  pressiere"?  B.:  0, 
's  mag  g'si",  bis  ig  wider  a"  so-n-e"  Steiger i"g  gö". 
JReinh.  1903.  -—  3.  vorhanden  sein  (von  Sachen). 
Jetz  iss  [ist  es]  an  's  Teilen  g'gangen  . . .  G'sin  ist 
ivacker.  GFient  1898  (GrPt.).  Mit  Ortsbestimmung. 
Wo  Nüt  isch,  isch  gli'H  'teilt  BsL.  Wär-ich  nit  e" 
schöns  Maidli,  wenn-ich  ufgeputzt  war,  hett-ic''  nit  e" 
schöns  Hälsli,  wenn  's  Chröpjli  nit  war  Z  (Spillm.). 
Wa  Nüt  ist  g'si",  ist  afe"  Öppis,  u"d  wa  Öppis  ist 
g'si",  ist  iez  vil,  von  der  Hebung  der  Ziegenzucht. 
Bärnd.  1911  (BG.).  Ne"  wo  ist  usw.;  s.  Bd  V  849.  Ne",  wo 
ist,  und  g'e",  wo  's  manglet  GO.  (Baumb.  1903).  S.  auch 
ge-nueg  (Bd  IV  699  o.);  Bauch  (Bd  VI  95o.).  —  4.  a)  der 
Fall  sein,  stattfinden,  geschehen,  ein-,  zutreffen;  von 
Sachen.  Seltener  mit  best.  Subj.  Bucht  muess  sin  und 
denn  hed  's-es  GRValz.  Isch-es  (das  Fest)?  Ap;  Th;  Z. 
S.  noch  da-hinden  (Bd  II  1411).  ,Was  lebens  ist  da?' 
1470,  Z  BB.  ,Als  dan  etlich  spenn  und  zweitracht  ge- 
wessen ist  zwüschen  . . .'  1473,  AaB.  Urk.  S.  noch  sehen 
(Sp.  537  u.).  Häufig  mit  unbest.  Subj.  ('s  ist)  nüd, 
das'-ieh  öppe"  nüd  z'frede"  war  Ap;  ähnlich  weiterhin. 
Es  ist  nit,  das'  nit  da  u"d  den  Öpjris  felti.  Bärnd.  1911 
(BG.).  S.  noch  etwa  (Bd  I  592).  So  mit  Dat.  Ist-der 
estvas,  fehlt  dir  Etwas,  bist  du  nicht  wohl?  GrAi\ 
Was  ist-der?  ebd.  ,Es  ist  im  nüt',  es  fehlt  ihm 
Nichts;  s.  Sp.  904.  ,Ist  (das),  dass  ...',  tritt  der  Fall 
ein,  dass,  falls,  wenn.  ,Were  daz,  daz  du  vorgenant 
ordenunge  ...  nicht  also  follefüeret  würde.'  1352,  AaB. 
Urk.  ,Wer  daz  ieman,  wer  der  wer,  der  des  todes 
rechen,  gfern  oder  in  dehein  wise  anden  wölt.'  1403, 
Z  BB.  ,Wäre  das  ich  gelt  funden  bette.'  1452,  AaB. 
Urk.  ,Ist  dass  der  herzog  von  Burgund  dorin  willen 
git,  die  ding  zuo  vereinigen.'  1475,  Bs  Chr.  ,Syge 
dass  ich  üch  nachlasse,  dass  die  Schlüssel  Petro 
syend  geben,  so  sind  s  darum  nit  allen  päpsten  geben.' 
Zwingli.  ,Seye  gleich,  das  andre  leut  ...'  OWerdm. 
1564;  ,obschon.'  Herborn  1587.  Wenn  Dä(s)  ist!  unter 
diesen  Umständen  Ap;  B;  Th:  Z.  Das  ist  nur,  dass- 
d'  's  en  anders  Mal  wüssist!  Z;  ähnlich  Ap;  B;  Th. 
Was  ist?  was  ist  los,  was  gibt's?  wohl  allg.  Gruss- 
frage: Wa' isch?  Antwort:  's  war  vil,  aber  ich  chume" 
nid  derzue  AaBt.  Was  isch  Guets?  was  habt  ihr 
Gutes  zu  melden,  was  führt  euch  her?  B;  Th.  Es 
ist  sclm".  M'ns  ist,  geschehen  ist  geschehen  Th;  Z. 
S.  noch  bldggen  (Bd  V  43  u.).  ,Das  aber  um  kain 
was',  was  aber  durchaus  nicht  geschah.  Vad.  .Solche 
band  die  Wuochery  getriben  wie  die  Juden.  Und 
ist  Solches  von  altem   bis  uff  uns  har.'    RCys.  (Hr.). 


Ul2::; 


San,  sen,  sin,  son,  sun 


.Habe  schier  Niemand  gwüsst,  was  sey  und  werden 
soll.'  1639,  ScHSt.  Wo 's  ist,  an  jedem  beliebigen  Orte 
Ap  (wö-ss-ist);  B  (wo 's  ist);  G;  Th;  Z.  Cha"St  hi"- 
gö".  wo 's  ist,  's  int  nienen  änderst  Ap;  Z.  A.:  Wo 
söü-ick  's  hi"tue"?  B.:  Leg 's  ab,  wo 's  ist!  Th;  Z.  Ic* 
cha*"  schlaffe",  wo  's  ist  B.  Wenn  's  ist,  zu  jeder  be- 
liebigen Zeit  Ap;  B  (wenn 's  ist);  Z.  Du  cha""sch-es 
(zB.  eine  bestellte  Arbeit)  abhole",  wenn  's  ist.  So 
chönnt-me"  's  ha",  wenn  's  ist,  Das  ist  nichts  Beson- 
deres. Er  cha""  jitz  öppe"  cho",  wenn  's  ist,  er  kann 
jeden  Augenblick  kommen  BG.  Dasnim-i'hnö'h,chan"- 
ich  no'*  tue",  wenn 's  ist  Tu;  Z.  Das  cha"" st  iez  denn 
mache",  wenn  's  ist!  Mahnung,  nicht  länger  zu  säumen. 
ebd.  Mit  Ellipse  des  Vbs.  ,So  nun  söliche  miltrung 
allein  uss  dem  grund  erfunden,  damit  unser  lieben 
Eidgnossen  von  den  5  orten  bewegt  mögen  werden, 
sich  uns  von  den  8  orten  glichförmig  zemachen;  dan 
sust,  wo  das  nit,  so  bestat  es  bi  den  artiklen,  zuo 
Jenf  beredt  und  beschlossen.'  Ansh.  Bei  Hilfsverben. 
G's.  möge",  möglich  sein,  stattfinden,  geschehen  können, 
erreichbar  sein  Aa;  Ap;  B;  G;  Z.  wohl  allg. ;  anders 
unter  b.  Er  het  g'slH,  er  chömi  öpp  i2"s  zue-n-i"s,  aber 
Das  het  ömel  nie  möge"  g's.  (doch  auch  s.)  BG.  Achti,  i"s 
Bett  mach-dich.  mag  's  nüd  g's.,  so  gang  am  Niini  dri"  Z. 
Mag's  g's.?  wirds  bald?  AaF.;  Z.  Het 's  äntli'*  möge" 
g's.?  ebd.  So  bald 's  mag  g's.  Z.  Het  's  no<*  möge" 
g's.?  reichte  es  noch?  zu  Einem,  der  Gefahr  lief,  sich 
zu  verspäten  Bs.  ,Ob  das  in  früntschaft  nit  gesin 
möcht.'  1449,  AaB.  Urk.  ,[Es  sollen]  ira  allwegen 
ungevarlich,  so  das  mag  sin,  zwen  daby  wesen.'  1461, 
Z  RB.  ,Zum  furderlichosten  das  wesen  mag.'  1476, 
Bs  Chr.  ,Xieraant  in  die  kuchi  gan  laussen,  es  sig 
hoffgesind  oder  ander  lüt  als  verr  es  gesin  niug, 
sunder  [es  soll]  an  dem  anrichtvenster  usgericht 
werden.'  G  Küchenordn.  1495.  ,[Jedoch  soll  kein  An- 
griff geschehen]  es  möge  dann  nit  anders  gsin.'  1529, 
Absch.  ,Es  möcht  mit  Gottes  wort  wol  sin,  das  ein 
man  siner  abgstorbnen  eefrouwen  schwöster  zur  ee 
habe.'  1552,  B  Turmb.  ,Mag  es  gsyn,  so  kommend.' 
Haberer  1562.  S.  noch  Fall  (Bd  I  734);  ge-  (Bd  II  48; 
Beleg  aus  Fris.).  Im  Zshangauch  ohne  mögen:  Wenn's 
am  Wetter  ist  (Bd  I  253).  S.  müesse",  solle".  Was  s. 
soll,  schickt-sich  wol  GT.  (Brägger);  Z;  s.  auch  schon 
Sp.  777  (auch  zum  Folg.).  Was  muess  s.,  muess  s.,  dou 
cha""st  da""  lang  gou  mache"  SchwE.  Es  muess  s., 
dass  's  cha""  gö"  L.  Lueg,  es  hat  mües'e"  s.!  Tb  ;  Z.  Ich 
hon  auch  g'meind,  es  solle  s.,  credeva  anch'  io  che  la  cosa 
dovesse  effettuarsi  PAL  's  het  iez  halt  nöd  s.  mües'e" 
Ap;  GT.  ,Wie  ihm's  Gott  hat  gegeben  ein,  darumb 
es  auch  wird  müssen  sein.'  Myricaus  1630.  Mues'-es 
(uürlii<:h  oder  denn  scho"  wider)  s.?  zum  Besuch,  der 
Anstalten  zum  Aufbruch  trifft,  auch  zum  Gast,  der 
die  Zeche  verlangt  B;  G;  Th;  Z.  So,  mos'-es  scho"  se"? 
Ar.  Lebi"d  waul,  wenn  's  scho"  se"  muess!  AHalder, 
Ch.-U.  S.  noch  ge-rad  (Bd  VI  503;  Beleg  aus  ßuef 
1550).  So  mit  Richtungsbestimmungen.  Mues'-es  scho" 
fürt,  hei'" s.?  Z.  Mues"-es  gege"  Berns.?  AaK.  Mues' ['s] 
derdorchab  s.?  wollt  ihr  euern  Weg  durch  das  Dorf 
hinunter  nehmen?  AaBt.  ,Aus  seinen  Studien  ward 
Benz  aufgeschrecket,  wie  es  selten  einem  Professor 
zu  Teil  wird.  Wo  muss  es  aus  sein,  sprach  Jemand 
hinter  ihm.  Erschrocken  fuhr  er  zusammen  und  hinter 
ihm  stand  Gretli.'  Gotth.  —  b)  wahr  sein,  seine 
Richtigkeit  haben  Ap;  B;  G.;  ZO.;  .Schweiz.'  nach 
Schm.  a  II  202.    Woll,  's  ist!  Ap.     Das-  er  Das  g'sVt 


hisgi,  Das  ist  nid  BG.  D'  Schnider,  Das  sind  Fade"- 
schelme"  ...  Das  war  ...  Es  ist,  es  ist,  es  ist!  BE. 
Sig  's  oder  sig  's  nid  (nüd)  B;  G  (Zahner).  ,Du  redest 
das  nit  enist.'  1463,  Z  BB.  ,N.  hörte  söliches  und  ver- 
meinte das  nit  wesen,  als  ouch  das  nit  enwere.'  1473, 
ebd.  , Dawider  N.  redt,  dass  er  uff  dem  genannten 
hoff  ein  huss  buwen  sölte,  das  dem  hoff  gemess  wäre, 
das  wäre  nit;  wol  so  sölte  er  daruff  ein  schür  buwen.' 
1485,  Z  (Drbar  des  Studentenarats).  Häufiger  mit  Hilfs- 
verben. (Es)  cha""s.;s.  Bd  III 322.  Dazu:  Chönnt (erst) 
7Wh  s.l  Ap;  B;  G;  Th:  Z.  Es  cha""  nüd  s.l  G;  Th;  Z. 
Zum  Adv.  chasi,  peut-etre  (in  BsStdt  f  kasi)  vgl.  auch 
hast  (Bd  II  1675).  ,Er  werd's  hase  globe",  er  wird 
es  vielleicht  nicht  mehr  tun'  ApM.,  Stein.  Chase  ist-er 
dö  ond  chase  ist-er  fort!  Ap.  Es  göt  cha""  si"  liechter. 
JBeinh.  1907.  (Es)  mag  s.,  es  kann  sich  so  verhalten 
wie  du  sagst,  es  ist  denkbar  Aa;  Ap;  B;  GT.;  Th;  Z. 
Dos  mad  s.,  ciö  puö  essere  PA1.  Es  (Das)  wird  (schon) 
s..  du  magst  Becht  haben,  vorsichtige  Zustimmung  B. 
,Das  werde  sein,  sagte  Gerichtsäss  Hasebohne.'  Gotth. 
('s)  wird  (öppe")  nid  (nüd)  s.,  Ausdruck  des  Erstau- 
nens, unglaublich!  Ar:  Bs;  B;  G:  Th;  Z.  —  c)  hieher 
viell.  einige  Formeln,  a)  so  si  's.  Nu  so  sei  's!  Ausruf 
der  Verwunderung  GStdt  (nach  älterer  Angabe).  Nu 
sesi's-mer!  warum  nicht  gar!  GRdiurw.  Nusi's-isch 
[uns]  in  G Ottsnarne" !  GrL.  Nu,  nu!  si  's-mer  e"  Gotts 
liebe"  Namme"!  Schwzd.  (GrPt.).  —  ß)  ,ist  (sig)  nit 
minder',  wirklich,  wahrhaftig;  s.  schon  Bd  IV  321; 
eig.  ,es  ist  in  nicht  geringerm  Masse  der  Fall,  richtig, 
als  ich  sage.'  Dazu  noch:  .Wenn  etwas  daran  were, 
wölt  ich  gern  darinn  handien,  sye  ouch  nit  minder.' 
1465,  ZBB.  ,Si  hettend  sölichen  anzug  und  anmuo- 
tung  wol  verstanden  und  wer  nit  minder,  er  befröm- 
dete  si.'  1510,  AaB.  StR.  ,Wenn  man  sy  wölt  melchen, 
so  gabend  sy  nünt  dan  bluot,  sig  nit  minder.'  1548, 
L  Hcxenproz.  —  5.  einige  Ausdrucksweisen,  die  in  der 
ä.  Spr.  zu  4  gehören,  verlangen  in  der  MA.  das  for- 
male es  der  Inversion,  das  dann  als  Subj.  empfunden 
wird  (vgl.  B  3  a).  Bei  Zeitangaben;  ist  steht  erstarrt 
auch  bei  plur.  Subj.  1)  Es  ist  zwei,  drü  usw.,  es  ist 
2  Uhr  usw.  zieml.  allg.;  s.  auch  halb  (Bd  II  1163  o.). 
Es  sind  zwei  PA1.  Wie  spät  isch-es?  Th;  Z,  wi'  mengs 
isch-es?  BG.,  wie  mangi  sind  's?  PAL  Es  ist  (hütt) 
Sunntig  (hütt  isch-es  Sunntig).  wohl  allg.  Es  was  grad 
Samstig  z'  Nacht.  JJBomang  1864  (BSa.).  O  heie,  war  's 
Maie",  so  chönnt-ieh  go"  heue",  go"  heue"  ZSth.  Sig  's 
oder  sig  's  nit,  näml.  schönes  Wetter.  B  Hink.  Bot  1901. 
Wa  's  ist  Üstage"  g'si" ...  Bärnd.  1911  (BG.).  S.  noch 
ab  (Bd  I  26);  Abend  (ebd.  35);  üf  (ebd.  110  u.);  etwa 
(ebd.  591).  ,Und  ward  dis  jar  kein  hirt  nie  nass,  ein 
solcher  trockener  sommer  es  was.'  1540,  DGemi'.  1904. 
,Wen  es  ungewitter  was.'  ThPlatter  1572  (Boos).  In 
es  ist  ZU  ist  es  alter  Gen.  (s.  Gr.  WB.  X  1,  259);  vgl. 
B  2d  (Sp.  1030).  ,Es  were  noch  nit  zyt.'  ThPlatter 
1572  (Boos).  —  2)  bei  Angabe  des  verflossenen  Zeit- 
raums. Es  ist  (sind)  iez  drü  Jär  uä.  ,Ist  5  jar,  das 
er  gstorben  ist.'  1551,  L;  neben:  ,Item  es  sy  etwan 
vierzechen  tag.'  ebd.  's  ist  nid  m!"  g'si",  es  erfolgte 
keine  Ablehnung  der  Bewerbung  BG.  (Bärnd.  1911). 
Dir  chönntet  a"chlopfe",  wo-der  we'tet,  es  war  niene" 
nei",  und  es  war  doch  es  anders  Lebe"  mit-eme"  lustige" 
junge"  Froueli.  BIscher  1903.  ,Da  [in  einem  Wirts- 
haus] habent  zwen  der  räteu  und  dry  priester  ouch 
gessen  und  von  disen  dingen  geredt,  und  sol  ja  und 
nit  nein  sin.'  1462,  Z  RB.    ,Ist  es  ja,  so  sye  ja.'  1533/8, 


1025 


San,  sen,  sin, 


Z  Ehegericht.  Es  ist  heim-abe"  mit-em;  s.  Bd  II  1S22, 
Mit  Dat.  ,s  ist  mir  not';  s.  Bd  IV  856.  Es  ist-em 
Recht,  es  geschieht  ihm  Recht  GlK.  ;  S.  Mit  Inf.  mit 
zu;  vgl.  die  Erklärung  unter  sagen  1  (Sp.  381).  Es 
isch  von  Allem  z'  rede"  GiiChur.  Es  wir  noeh  Mengs 
z'  säge",  we""-men  Alte  wüsst,  soll  ein  Schulmeister  am 
Schlüsse  des  Examens  gesagt  haben  BG.  ,Nun  sye 
menglichem  wol  zewissent,  das...'  1453,  Z  RB.  ,Nun 
ist  nüt  dann  sich  redlich  zehalten.'  Haimonsk.  1531. 
,So  vil  sig  im  ze  wissen.'  1533,  Z.  ,Wie  darvon  woll 
zuo  schriben  weri.'  ThPlatter  1572  (Boos).  ,Es  ist 
zu  erbarmen,  wann  ...'  JJBreit.  1629.  S.  noch  in- 
sehen  (Sp.  562).  —  B.  als  Copula.  1.  (A  noch  näher 
stehend;  vgl.  auch  5b)  mit  Orts-,  Zeit-,  Modal- 
bestimmung, ausgedrückt  a)  durch  Präp. ;  oft  auch 
in  RAA.,  die  sich  von  der  Grundbed.  mehr  oder  we- 
niger weit  entfernen.  Vgl.  auch  ab-enand  usw.  unter 
den  Zssen.  ab;  s.  Bd  I  25.  26.  27.  29.  ob;  s.  Bd  I  48/9. 
über;  s.  Bd  I  56/8.  Dazu  noch:  Mist  ist  über  List 
BG.  's  isch  im  Nüt  über  Schnitz  B;  es  ist  im  Nüt 
über  Chrüt,  pr»  eseteris  cibis  delectatur  herbis.  Id.  B; 
s.  auch  Brief  (Bd  V  439);  ab-rechnen  (Bd  VI  122).  Si 
sind  über  enandfis,  haben  sich  entzweit  AaF.  uf;  s. 
Bd  I  116/8.  ,Das  Verhör  ging  verzweifelt  lang,  wurde 
unterbrochen  durch  die  Köchin  und  fortgesetzt,  ohne 
dass  der  Herr  auf  dem  Ohr  gewesen  wäre.'  Gotth. 
,Die  so  uf  dem  wort  Gotts  sind.'  1531,  Absch.  um; 
s.  Bd  I  224/5.  ,[Dies  schreibe  ich  nicht]  dass  mir  um 
dis  zytlich  leben  der  lerenden  sye.'  Zwingli.  ,Allein 
mir  umb  mein  eheweib  ist.'  GGotth.  1599.  an  mit 
Dat.;  s.  Bd  I  250/2.  255.  An  Ei"'m  s.  (ebd.  252  o.)  in 
der  Bed.  ,mit  Bitten  anliegen'  auch  Ap;  Bs;  B  (auch 
Id.  B);  GRPr.;  S;  Th;  W.  „Chli"  und  Gross  sind 
a"-mer  g'si".  allg."  Lang  an  Ei"'m  s.  Ap;  B;  G;  W; 
Z  und  weiterhin.  ,Biss  an  ihm,  dass  er  mit  dir  kumm.' 
GGotth.  1619.  Wüsse"  wora"-men  ist.  wohl  allg.  .Da- 
mit und  er  wüsste,  woran  er  were.'  1533/8,  Z  Ehe- 
gericht. ,üamit  sy  ...  wüssind,  waran  sie  seigind.' 
1603,  Z.  ,Wol  an  einem  s.';  s.  Bd  I  251  u.  So  mit 
,übel':  ,Wie  oft  beschicht,  dass  man  übel  an  einem 
ist  und  sinen  kein  gnad  haben  will,  hernach  kan  man 
on  in  nichts  ussrichten.'  LLav.  1583.  ,Es  ist  an...' 
1)  es  stellt  bei  Einem.  ,[Es  soll]  an  inen  gyn,  wie 
sy  ein  straffen.'  Ndw  LB.  —  2)  es  ist  an  im  usw., 
die  Reihe  ist  an  ihm.  wohl  allg.  Vgl.:  ,An  welchem 
nun  die  [sach]  sye  anzuohebeii.'  SHofmstr  1526.  — 
3)  's  war  iez  (dann)  a"  der  ZU  G;  Th;  Z.  ,Nu 
löse  uns  herre,  est  an  der  zit.'  Anf.  XIII.,  AaMuh 
Ostersp.  —  4)  es  ist  a"  Dem;  s.  Bd  I  254.  Es  ist 
iez  noch  nüd  a"  Dem,  soweit  ist  es,  sind  wir  noch 
nicht,  mit  Bezug  auf  eine  Befürchtung,  Zumutung  Ap; 
Th;  Z.  ,Es  ist  an  dem,  das  wir  ...  zerstören  synen 
bracht.'  HBdll.  1533.  ,Es  wird  nun  an  dem  sein,  dass 
wir  auch  den  Hauptflecken  beschawen.'  Gcler  1625. 
Auch  Sintern.  1759.  —  5)  ,es  ist  an  der  nüt';  s.  Bd  I 
254.  an  mit  Acc:  ,Die  [Antwort]  was  an  Lucern, 
Friburg  und  Soloturn',  war  bestimmt  für...  Ansh. 
in;  s.  Bd  I  289/91.  Der  Prinz  gibd-mq  Ei"s  uf  ä"s 
Moni,  tvie-er-me-n  albig  in  den  Ore"  g'sin  ist.  Schwzd. 
(GrScIi.).  E"  Red,  in  derer  g' sin  ist...  FGStebler  1907 
(WLö.).  Er  chöm  der  Reste"  cho"  reiche",  icen"-er  ne" 
brüchi,  u"d  nid,  we""  's  em  Sämel  im  Gring  sig.  Loosli 
1910.  Er  ist  im  Chefi.  , Dieses  Spiel  ist  im  Museum  zu 
Samen.'  Gpd.  S.  noch  Harnisch  (Bd  II  1611);  Chrott  II 
(Bd  III  883);  Buech  (Bd  IV  985).    ,Ob  yemans  sölichen 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


sinen  tod  äferte,  ...das  der  in  denen  schulden  und 
fuossstapfen  sin  und  staun  sol,  do  der  obgenannt  N. 
iez  inn  staut.'  1485,  Waldm.  ,Umb  die  ungehorsam!, 
darin  wir  gegen  dem  gotzhus  St  Gallen  ...  gewesen 
sind.'  1490,  JHäne  1895.  und  er  I;  s.  Bd  I  324.  Isch 
mu"  de"  Litte"  im  Mül,  su  isch-me"-ne"  blötzlich  under 
de"  Füesse"  BSi.  ,Biss,  o  Herr,  mitten  under  uns.' 
FWvss  1672.    S.  noch  Ruet  (Bd  VI  1824/5).    üs;  s.  Bd 

I  550.  Es  ist  us-mer  g'sin,  die  Aufregung  war  ver- 
gangen GRPr.  (Fient).  von;  s.  Bd  I  840/1.  Mier 
si'"  ro"  Bern,  sagt  stolz  der  Berner  Burger.  Vo" 
guete"   (rechte")   Lüte"   (nä'h   oder   nache")   s.;    s.    Bd 

II  536.  IV  637.  ,So  laufen  allerdings  eine  Menge 
Kinder  von  ihren  Eltern  weg,  sobald  sie  vom  Herrn 
sind.'  Gotth.;  vgl.  Bd  II  1523.  .[Der  Fehlbare  soll] 
fünf  jar  von  unser  stat  wesen.'  XIV.,  Z  StB.  ,Die 
selb  frow  soll  von  unsserem  landtrecht  sin.'  1504/44, 
Schw  LB.  ,Von  dem  Todtschlag  sin',  der  Anklage 
ledig  sein.  U  LB.  1609/1793.  vor;  s.  Bd  I  927.  Me" 
cha""  nüd  vor  Allem  s.,  kann  nicht  Alles  verhüten  B. 
,Doch  möchte  ich  nicht  vor  seinem  Glück  sein.'  Gotth. 
,Ich  erkenn,  das  du  vor  dinem  Unglück  nüt  sin  kanst.' 
Morgant  1530.  ,Ein  yeder  Diener  seiner  Küchen  soll 
billich  vor  Schaden  sein.'  Pred.  1601.  Mit  Dat.  ,Ross- 
mnnda,  die  was  im  wol  darvor,  daz  im  nütz  gebrast.' 
Morgant  1530.  ,Ein  Landvogt  [kann]  den  Untertanen 
vor  vielen  Kosten  sein.'  JCEscuer  1723.  für;  s.  Bd 
1954/6.  ,Do  sprach  N. :  Wenn  dich  aber  eine  reizte, 
lüede  und  lonete,  woltest  nit  gan,  so  werist  doch  nit 
für  ein  man.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  S.  noch  Prinz 
(Bd  V  767);  se76  (Sp.  821  u.).  gege";  s.  Bd  II  140/1. 
Er  ist  gege"-mieh,  will  mir  nicht  wohl  Z.  hinde";  s. 
Bd  II  1413/4.  mit;  s.  Bd  IV  558/9.  ,S.  mit  Öppis, 
comparatum  esse;  s.  mit  Ei"em,  valere.'  Id.  B.  ,Mit 
ruwe  sin',  bereuen,  Busse  tun.  E.  XII. ,  Wack.  1876. 
,N.,  mit  hus  wessende  ze  W.'  1304,  B.  ,Da  in  dem  ward, 
da  hielt  sich  Wallastatt  uud  das  Oberland  mit  dien 
von  Zürich,  das  man  inen  kouf  Hess,  won  si  hattend 
geschworn  mit  dien  von  Zürich  eweklich  ze  sinne.' 
Z  Chr.  XV.  ,Mag  es  vor  pflngsten  in  der  minn  ge- 
richt  werden,  sy  mit  heil.'  1436,  AaB.  Urk.  ,Sun  zun 
knechten:  Nun  bin  ich  hie,  wil  han  min  teil;  gend 
ir  mirs  dann,  das  ist  mit  heil.'  Rüef  1539.  ,So  es 
(ge)sin  mag,  ist  mit  heil.'  1558.  1559,  B  RM.  .Wenn 
ein  ersamb  gesellschaft  zesammen  kombt  und  man  mit 
einander  ist.'  1578,  L.  bi;  s.  Bd  IV  901/2;  se7&  (Sp.824). 
,Do  ...  sye  er  [der  Sterbende]  zum  letsten  by  im  gwä- 
sen.'  1555,  B  Turmb.  ,Ich  was  ein  einzig  Mahl  by  innen.' 
1635,  Züst.  Neuj.  1867.  Mit  Angabe  der  Zeitdauer,  blei- 
ben; vgl.  Sp.  1021.  Chumm  e"chli-  und  gang  de""  glich, 
du  cha""st  de""  glich  e"chli"  bi-n-is  s.  BoAa.  (PAnd.). 
[Bursche:]  Gell,  Vreneli,  du  bist  mV?  [Mädchen:] 
Will  noch  es  Jör  bim  Müeterli  s.  Z.  wider.  .Daneben 
wer  er  im  nit  wider  sin  lehen.'  1519,  Z  Rq.  1910. 
zue.  Me"  seit,  dem  Tifel  sig  gar  Nievier  z'  Ma"".  Ndw 
Kai.  1906.  S.  noch  Pass  (Bd  IV  1056/7);  Bauch  (Bd 
VI  94);  Recht  (ebd.  271);  Weg.  ,Sy  sollen  inen  nit 
lassen  ze  not  sin,  sunder  zuosamen  stan.'  1489,  Z. 
,So  nimpt  N.  grad  inen  beiden  dhend  und  schluogs 
zemen:  das  sye  zun  eren.'  1525/7,  Z  Ehegericht.  .Dar- 
gegen  muss  der  reich  Mann  sein  zu  allem  Übel  und 
Ungefell,  das  ist  zum  Teuffei  in  die  Hell.'  Z  Laz.  1663. 
S.  noch  Liecht  (Bd  III  1051);  Rät  (Bd  VI  1501  u.). 
Her  vorzuh  eben  sind  a)  präp.  Ausdruck  mit  allg.  Subj. 
's  ist  schier  Nüt  mer  an-em,  er  ist  nur  Haut  und  Knochen. 


1027 


in,  sen,  sm,  son,  sun 


Jets  isch  auch  nönimer  vil  a"  de"  Tage",  jetzt  sind  die 
Tage  kurz  AaF.  Es  ist  (hin(djen  und  vorne')  Nüt 
mit-em,  er  taugt  rein  Nichts  B;  Tb;  Z.  S.  noch  an  (Bd  I 
251);  mit  (Bd  IV  559).  ,Und  sol  an  ir  wal  nichtz  sin', 
sie  soll  ungültig  sein.  1488,  Waldm.  .Iren  sye  vil  zuo- 
gseit,  da  nüdt  an  sye.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Also 
were  nüt  an  der  brunst.'  1541/3,  ebd.  ,Sye  hinder  im 
nüt  dann  vil  reden  und  liederlich  sin.'  1541/3,  ebd. 
,NN.  söllent  zun  tütschen  schuolmeistern,  diewyl  etwas 
clegt  an  inen  ist,  luogen  und  verschaffen,  das  die 
nieitli  nit  under  den  knaben  giert  werdint.'  1565,  Z 
EM.  ,Als  Job  dermassen  von  Gott  angriffen  ward, 
das  nichts  ganzes  an  im  was.'  LLav.  1577.  ,Die  herren 
glehrten  söllent  herr  N.,  den  alher  gewichnen  mäss- 
priester  von  Ermatingeu,  examiniren  und  erkundigen, 
wie  er  im  glauben  gegründet  und  was  hinder  ime  syge.' 
1592,  Z  RM.  —  ß)  mit  präp.  Verbindung  zum  Ausdruck 
des  Durativs;  vgl.  4  a.  Am  Heue",  Ämde",  Moste"  s. 
nä.  allg.  Am  Suntig  fruej,  wa  [d'J  Predighit  chön  sin, 
wasen  die  [auf  den  Baum  gebannten]  G'selleni  noch 
am  Chirschen.  JJRomang  1864.  S.  noch  im  Abe-ab,  ob- 
dem  Lese",  im  l'fi-uf,  im  Tue",  im  Handel  s.  (Bd  I  30. 
49. 120.  288.  IV  559).  Mit  eigentümlicher  Umstellung: 
Du  bist-mi'h  am  Irre"!  =  du  irrst-mich,  du  stehst  mir 
im  Wege.  Bärnd.  1908  (BGr.)  Ghlagens,  Bittens  halb 
s.  uä. ;  s.  Bd  II  1166  o.  ,Das  zetuon  für  und  in  iebung 
sig.'  Ansh.  ,Man  hat  ouch  zitlich  ryffen  roggen,  und 
zuo  angändem  Iulio  was  es  in  aller  ernd.'  1572,  HBdll. 
D.  —  Y)  an  (Bd  I  254),  bi  (Bd  IV  904),  zue  beim 
Superl.  ,Es  wäre  zuo  dem  aller  gschicktesten,  dass  ...' 
Vad.  (1523,  Z  Disp.).  ,Wann  die  Recht  wider  einen 
Schuldner  ausgeführt,  ...so  seind  zum  ersten  die  pri- 
vilegirte  Schulden.'  Sch  Auffallsordn.  1743.  S.  noch 
oberst  (Bd  I  52).  —  b)  durch  ein  Adv.  (vgl.  die  Zssen), 
auch  durch  einen  Satz,  a)  örtlich,  sich  aufhalten, 
be-,  vorfinden.  A.:  Wo  ist  de'  Vatter?  B.:  I"  de" 
Hosen  ine"  ZO.  A.:  Wo  ist  d'  Mueter?  B.:  Im  Bock  B. 
Wo  isch  d'  Katrine"?  In  der  Hut  bis  hinner  d'  O.re", 
und  wenn-si  dort  nid  isch,  so  ist-si  verlocre"  GBuchs. 
Wo  bist  du  g'si"?  Amenen  Ort  und  imenen  Egg,  wo  du 
gar  nüd  wüsse"  settst  ZF.  Es  ist  Einer  gütig  "umme"  e" 
schlechte''  Ma"",  wenn-er  nit  darf  gä",  wo-er  g'sl" 
ist,  sagte  ein  Entlibucher,  der  zum  vierten  Mal  ins 
Zuchthaus  kam.  Ndw  Kai.  1899.  Wo  ist  der  Pfarrhof? 
uä.  Uneig.  Wa  wät  ier,  we""-men-ech  nit  z'  Hülf  cho" 
wär?  B  (Zyro).  Wo  bist  deheime"t?  wo  denkst  du 
hin  !  GrNuI'.  Da,  dinnc",  dusse",  dobe",  dünne"  usw.  s.; 
s.  schon  etwa  (Bd  I  591);  (wider  und)  für  (ebd.  958. 
959);  durch-hiir  (Bd  II  1567);  nach  (Bd  IV  635);  niden 
(ebd.  669);  bi  (ebd.  900/1).  Wer  ist  da?  allg.  Ph  ha" 
zum  Götti  welle",  und  da  was-er  nit  da,  nicht  zu  Hause 
BG.  Ieh  bi"  (no'h)  nie  da,  de(r)t  g'si",  war  da,  dort 
noch  nie.  wohl  allg.  Ir  sid  hie  nie  g'si"?  PAger.  Es 
hä'-mich  in  Groubem  g'türed,  das'  du  da  nid  bist  g'si", 
mi  ha  grandemente  rincresciuto  che  tu  non  ci  sei  stata 
PA1.  (Giordani).  So  wör  dass-i'k  dö  bi"!  Ap;  Bs,  s? 
g'wüss  a's-ie''  da  bin!  GrScIi.  Ich  mag  nümmer  dö  s., 
bleiben.  Kei"  Mansch  weder  wit  noch  nach  ist  um  und 
a"  g'si".  CStreipp  1906.  Der  Choli  chun"t,  der  Choli 
chun"t!  er  het-is  entlech  funne"!  Lang  si"-mer  neben- 
usse"  g'si",jitz  si"-mer  a"  der  Sunne"!  B  Volksztg  1907. 
,Ane  sines  herren  anspräche  in  landes  [Bd  III  1298  o.] 
sindem,  des  aigen  er  ist'  1297,  ZWth.StR.;  ,innlandez 
sindine.'  1283,  Aar.  StR.;  ,in  landes  sind.'  1384,  AaB. 
StR.;  ,in  landes  sinde.'  1483,  ZBül.  StR.;  lat.  ,si  a  suo 


domino  in  patria  existente  pro  nullo  servitio  fuerit  re- 
quisitus.'  1264,  ZWth.StR.  ,Hieby  waren  die  bescheiden 
NN.'  1406,  AaB.  Urk.  ,Wan  der  richter  etlichen  oder 
etliche  von  der  kirchen  oder  anderswo  nechstwesenden 
zu  radt  beruefte.'  1418,  WBrig.  ,Ein  gmeinde  [soll] 
gemeinlich  einandern  helfen  das  Preitmoss  infahen 
und  friden  und  jeder  in  der  gmeind  da  sin  und  am 
frid  helfen  vermachen.'  1525,  ZBerg.  ,Dem  nachrichter, 
wie  er  hie  was  von  des  Yselis  wegen.'  1559,  ADettl. 
1905.  ,Ein  Wald,  darinnen  seyn  viel  Hirzen,  Bären  und 
wilde  Schwein.'  ZLaz.  1663.  ,Ob-,  under-,  vorhanden 
s.';  s.  BdH  1390/1.  A.:  Woher  bist  du?  B.:  Vo"  niene"- 
her  und  amig  dö  {und  doch  da)  Th;  Z.  S.  noch  her  (Bd 
II  1559).  Uneig.  (von)  oben-ab-hin,  -in-hin  s.;  s.  Bd  II 
1322.  1337.  —  ß)  zeitlich.  Hütt  (mornj  ist  Mäntig; 
gest(ert)  ist  M.  g'si".  allg.  Hütt  ist  hütt  ond  morn 
ist  morn  ond  öbermorn  isch  Sönlis,  beginnt  ein  Trutz- 
vers Ap.  S.  noch  (lang-,  nächst-)  hin  (BdII1317u.). 
—  f)  modal,  sich  verhalten,  geschehen,  (von  Per- 
sonen) sich  befinden,  beschaffen  sein  oä.  So  s.  uä.;  s. 
schon  Sp.  16.  31.  So  isch  ('s),  so  göt  's,  und  ivenn's 
bricht,  so  löt  's  BsL.;  GSaL.  Es  hed  e'sö  mües'e"  s., 
musste  so  kommen ;  vgl.  Sp.  1023.  We""-d  's  ganze  Jär 
sä  wdrisch,  so  wärst  eim  o°h  lieber.  Gottb.  ,[Stüdi:] 
Komm,  wann  du  willst.  So  sig  's,  sagte  Christen.'  ebd. 
,[Auf  den  Segenswunsch]  sagte  Anne  Bäbi:  He  nu" 
so  de"",  su  sig  's  e'sö!'  ebd.  ,...  wann  es  nit  also  an 
im  selbs  ist,  als  si  fürgebend.'  1444,  Absch.  , Sprech 
sy:  ja,  das  sy  also.'  1533/8,  Z  Ehegericht.  Dernäch  s., 
von  entsprechender  Beschaffenheit  sein  Ap;  B;  Tb;  Z, 
oft  ironisch ;  vgl.  dar-näch  3  a  (Bd  IV  639).  Dos  g'mad 
nid  änderst  s ,  non  puö  essere  altrimenti  PA1.  ,Nach 
dem  hernach  das  einte  oder  andere  in  der  Ehe  gsin.' 
B  Chorg.  1667.  Wie.  Wie  ist-er  g'si"  (mit-derj  ?  wie  hat 
er  dich  aufgenommen,  behandelt?  wohl  allg.  Si  ist  wie- 
n-e"  Muetter  mit-em  (oder  zue-n-em)  g'si".  Er  ist  nüd, 
wie-n-er  sö't  (s.J,  von  einem  mit  körperlichen,  geistigen, 
moralischen  Gebrechen  Behafteten  ;Ap;  Tb;  Z  und  wei- 
terhin. Wie  heisse"-si  [die  Ankömmlinge]  oder  wie 
si"-si?  Breitenst.  Wie  wäfrj's,  wenn...?  wohl  allg. 
Seig  's  wie  's  (wer)  well.  ,[Die  Gegenpartei  liess  ant- 
worten] sy  lassend  den  anzögten  brief  sin,  wie  er  sig, 
aber...'  1523,  L.  ,Sy  habend  sin  Verantwortung  und 
entschuldigung  gehört  und  lassend  die  syn  wie  die 
syge.'  1529,  Abscb.  ,Wie  wers,  wann...'?  1538/40,  Z 
Ehegericht.  ,D  lüt  spottend  unser  für  und  für;  wie 
wers,  wir  schwüerint  ouch  zemmen  und  werint  eins.' 
1541/3,  ebd.  S.  noch  Ge-bänd  (Bd  IV  1334);  Beb 
(Bd  VI  41).  Anders  s.;  s.  Bd  I  311.  Guet,  schlecht  s., 
vom  körperlichen  Befinden,  von  der  Verpflegung.  Er 
ist  schlecht,  befindet  sich  übel,  ist  sehr  krank  ScaSt. 
(Sulger).  Men  ist  dert  guet,  in  jenem  Gasthofe  Z. 
Ich  bi"  bi-n-im  guet  g'si",  ,mir  war  bei  ihm  gut'  W.  Nit 
bas',  a's-7)ie"  hie  sig.  Gottb.  Hätt-me"  früecher  chönne" 
heue",  ...  auch  d'  Heuer  wäre"  bas'.  B  Volksztg  1886. 
Mit  pers.  Dat.  1)  vom  körperlichen,  geistigen  Befinden. 
Es  ist-mer  (nüd)  weil,  wohl  allg.  Mer  wend-is  [uns] 
ivol  s.  lä".  wohl  allg.  ,Ist  dir  damit  wol,  so  ist  mir 
damit  nit  wol.'  1473,  Z  RB.  ,Wie  kann  und  mag  euch 
bass  gesein?'  Laz.  1529.  ,Du  bist  nun  fürhin  min  und 
ich  din,  wie  mags  uns  beiden  bass  gesin?'  1538/40,  Z 
Ehegericht.  .Darauf  die  Dochter  den  Geist,  die  ab- 
geschidne  Closterfrau,  gefragt,  wie  ihro  gesein,  da  sie 
sterben  wollen.'  RCts.  (Br.).  .Fürwahr,  s  ist  mir  auch 
grad    wie    dir :    gross  Hunger,    Mangel    ist   bei   mir.' 


bau,  sen,  sin, 


i,  sun 


GGotth.  1619.  ,Jo,  wann  mir  wäre,  wie  ihm  ist.'  ebd. 
Mit  Ellipse  des  Adv.  Das  ist  mir  hütt  ivider!  näml. 
übel  Z.  Das  sell-mer  [vgl.  Sp.  779]  im  ä  [auch]  g'si" 
s.!  zB.  von  einem  Ohnmächtigen  Z  (Spillm.).  Hieher 
wohl:  Es  isch-mer,  es  gefällt  mir,  ich  fühle  mich  be- 
haglich BHa.  Da  [doch  auch  Das]  isch-mer  's  jitz(e") 
(nid).  Esist-mer,  ,mein  Wunsch  oder  Bedürfniss  wäre' 
Ap;  B  (vRütte).  [Die  Mutter  wollte  nicht  einkehren] 
si  hed  all  g'säd,  es  sei-ere"  g'ad,  wenn-si  (ruf)  scho" 
dehem  war!  Ap.  .Dort  [bei  einem  Gasthof]  ward  ge- 
halten, trotz  allem  Protestiren  der  Mutter:  sie  hätte 
nichts  nötig,  es  sei  ihr  nur,  wenn  sie  daheim  wäre.' 
Gotth.  —  2)  es  ist-mer,  mit  Modaladv.,  Vergleichungs- 
oder Aussagesatz,  die  jedoch  oft  wegbleiben,  wohl  allg. 
Es  hät-mer  (doch  die',  e"mel  au'*)  welle"  s.,  es  wollte 
mir  doch  scheinen  Ap;  Bs;  BM.;  Gr;  Tu;  Z.  Es  het- 
mer  doch  e'sö  welle"  s.  Ap;  B;  G.  Es  ist-mer  {g'si")  wie 
vor;  s.  Bd  I  929  (auch  Th).  's  ist-mer,  i'«*  (g')sich  's, 
oft  ironisch  Ap;  Tb;  Z  und  weiterhin,  's  isch-mer 
g'si",  ich  g' sei) -in  cho"  Bs;  G.  's  isch-mer,  ich  macht 
Öppis  esse"  Bs.  ,Mir  ist,  si  [die  Frau,  die  er  sucht] 
sye  nach  hie.'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Wen  hör  ich 
hie  zuo  diser  fr  ist?  Gwüslich  Eubulum,  alss  mir 
ist.'  GBinder  1535.  ,Mir  ist  eben,  es  könn  nit  gsein.' 
Holzw.  1571.  La"  der  s.,  du  sigisch  ...,  stelle  dir  vor, 
denke  dir...  B  (Zyro).  ,Lass  dier  sin,  din  herr  und 
frow  sigind  din  vatter  und  muotter.'  1553,  ThPlatter 
Br.  ,Lass  dir  sein,  du  habest  knecht,  die  [usw.].'  LLav. 
1587.  .Lassen  Sie  sich  sein,  Sie  sehen...'  1752,  L. 
Persönlich  konstruiert:  I'h  bi"  g'si",  ich  war  der  Mei- 
nung... Z  (Spillm.).  Vgl.  noch  2  d.  Mit  unpers.  Dat.: 
,es  ist  im  (dem)  so';  vgl.  Bd  I  511.  Ich  will  kai" 
g'sundi  Stung  mer  ha",  wenn  's  nit  D'emm  also  isch 
Bs  (Frei).  ,Wie  war  dem,  wenn  ich  üch  mine  herren 
von  Zürich  zuo  richtern  fürschlüege,  woltend  ir  die- 
selbigen  ouch  nit  annemen  und  lassen  urteilen?' 
Zwingli.  ,Nit  daz  im  anders  sye,  weder  wir  yetz  ... 
hören  werden.'  B  Disp.  1528.  ,Es  ist  im,  wie  ich  gredt 
hab.'  Funk.  1552.  Vgl.:  ,Der  sach  syge  nit  allso.' 
1567,  Z.  So  mit  Ellipse  des  Vbs:  .Doch  wie  dem,  so 
getrüw  ich  Got,  da»...'  1483,  Z  RB.  —  2.  mit  Gen. 
oder  Dat.  a)  mit  Gen.  P.  oder  Dat.  P.  zur  Bezeich- 
nung des  Besitzers,  der  Angehörigkeit,  a)  Gen.  Er 
söll-sich  onderschribe",  dass-er  wöll  d's  TÖfels  se".  Fir- 
menich (ApL).  Das  ist  jez  doch  's  TÖfels!  Ausdruck 
des  Unwillens  ApI.  Häufig  in  ä.  Spr.  ,Ob  die  gass  nit 
ander  lüten  als  wol  werealssin?'  1422,  Z  RB.  ,Den 
wend  wir  lassen  s  tuiffels  sin!'  Rdef  1539.  S.  noch 
Pfragen  (Bd  V  1280  o.);  Barn  (Bd  VI  890  u.);  Sah 
(Sp.  882).  So  auch  die  Gen.  ,iro,  iren'  (sonst  Poss.- 
Pron.).  ,Dass  es  iro  [Fem.  Sg.]  was.'  1398,  Z  RB.  ,Waz 
iren  [PI.]  ist.'  1529,  Absch.  ,Ist  auch  ihren  [Fem.  Sg.].' 
1616,  Obw.  Vgl.:  ro"  den  Erste"  s.  (s.von  7  Bd  I  842). 
—  ß)  Dat.  A.:  Wem  ist  Das?  B.:  Mi"  (bzw.  mi"s, 
mint),  allg.;  vgl.  sin  II  (Sp.  1014).  's  isch  dem  Vatter 
Der  Acher  ist  noch  ü"sem  Ättis  BG.;  der  Gen.  als  Dat. 
gefühlt;  vgl.:  Der  Bueb  ist  Schlesigers  Christe"s.  ebd. 
Wem  bist  (du)?  wird  ein  Kind  nach  dem  Vater,  den 
Eltern  gefragt  Ap;  B;  Z;  trotzige  Kinder  antworten 
etwa:  I'h  bi"  Niemer(t)em  Z,  dem  Vatter  Ap.  DuwVst 
jitz,  w'em-de  bist  BG.  ,Ach,  wenn  ich  Einen  erhielte, 
der  mich  so  von  Herzen  lieb  hätte,  dass  ich  auch  so 
recht  wüsste,  ich  sei  Jemandem,  was  früge  ich  allem 
nach!'  Gotth.  Niemerem  s.,  niemer  ha",  der  Ein  lieb 
hei,  das  isch  e"  harti  Sach.  ebd.    Du  Tüsigs  Mareili, 


bist  hundertmal  mi"!  Jo  frilich,  jo  frilieh,  wem  v:u't-ich 
süss  s.?  Kinderreim  Th.  .Das  soll  sinen  elichen  sünen 
sin.'  1428,  Gl  Drk.  —  b)  mit  Gen.  S.  (in  qualitativem 
S.,  in  RAA.);  dafür  auch  ,von'  (s.  von  7  Bd  I  812). 
Ich  bin  auch  (oder  nüd)  der  Mcniv'g.  wohl  allg.  Vgl. 
Sinn  I.  Der  Chrott  s.;  s.  Bd  III  879  u.  ,Daz  pferdt  ... 
gsicht  Bayarden  glich,  wenn  es  der  farwb  were.'  Hai- 
monsk.  1531.  ,[Sie]  habind  kein  brief.  sigind  aber 
guoter  hofnung,  gricht  und  recht  werde  si  bi  irem 
alten  harkomen  schirmen.'  1533,  Z  Rq.  1910.  .Unreine 
reden  usstossen  und  wüeste  grobe  lieder  singen  heisst 
guoter  Sprüchen  und  guoter  dingen  syn.'  HBull.  1540. 
,Ich  bin  der  meinung,  sum  in  opinione;  eins  andern 
sinn  und  meinung  seyn,  sententise  cuiuspiam  accedere.' 
Fris.;  Mal.  ,[Poitiers]  sig  der  grosse  wie  Paris,  doch 
nit  so  wol  behuset.'  1562,  S.  ,Sambt  Anderen  mehr, 
so  kleines  Namens  seindt.'  RCys.  ,Wess  Alters  ein 
Jedes  seige.'  1692,  HMorp  1896.  .Einem  des  (eins) 
rechten  sin';  s.  Bd  VI  259.  —  c)  mit  Gen.  (bes.  des 
Gerundiums)  in  PAL  eigentümlich  zur  Bezeichnung 
von  Spielen.  ,S.  verbcrgi's,  giuocar  a  rimpiattino': 
vgl.  s.  lauffi"s,  ver-richi"s  (Bd  VI  165).  ,S.  blinder  Müs, 
giuocar  a  gatta  cieca.'  Si"  s.  (vgl.  d),  giuocare  a  chi 
e  piü  forte  a  lavorare,  a  correre  ecc,  gareggiare ;  siji" 
si"!  giuochiamo  a  chi  e  piü  forte.  (Doch  daneben 
auch:  ,S.  g'holt-mer  woul  d's  Bupji,  far  il  giuoco  dell' 
anello.')  —  d)  mit  dem  neutr.  Gen.  sin  (Sp.  1014); 
vgl.  zu  es  ist  ZU  (Sp.  1024  u.).  Si"  s.,  esser  pronto, 
preparato,  welli"-wer  gö"?  ich  bi(n)  si",  vogliamo 
andare,  io  son  pronto;  si  ist-si"  noch  nid,  ella  non 
e  ancora  preparata  PA1.  Hieher  viell.  auch:  Es 
ist- mer -si  (ich  g'sechs)  L;  Now  (Matthys);  vgl. 
Sp.  1029  und:  Es  isch-mer-si  neue"  nüd  drum,  ich 
habe  keine  Lust  B.  Subst.  Ischmersi  n.  in  der  Ver- 
bindung d?  liest  au'h  gar  keins  I.,  keinen  Verstand  L 
(Vaterland  1906).  Si  als  Refl.  verstanden  (vgl.  Sp. 
1014  o.):  ,Ob  er  wohl  meine,  er  könne  den  Hof  vielleicht 
bald  erben?  Aber  er  sei  sich  noch  nicht  Sinns.'  Gotth. 
—  e)  über  d's  Hergotts  s.  s.  Bd  II  522.  —  3.  mit 
subst.  oder  adj.  (in  BE.,  G.,  O.;  Gl;  Gr;  W  noch 
flect.)  Prädikatsnomen.  Hier  nur  einige  Beispiele. 
Es  Bitzli  schöner  dürft  's  scho"  g'si"  ZRuss.  Sit  nät 
de""  dervo",  teas  eues  isch.  Gotth.  Jö,  wenn  Mist  Anke" 
war!  unmöglich!  Bs.  G' sVt  ist  g'si- 1!  BG.  Chind  sind 
Chind  Th;  ZF.  (iJ*  beschwichtigend,  "*"  entgegnend). 
Buebe"  sind  Buebe"  B.  S.  noch  üs  (Bd  I  552);  hin 
(Bd  II  1318);  Bappen  (Bd  VI  1176).  ,In  allen  anderen 
Sachen  sollen  die  regierende  Ort  wie  hiebevor  handien, 
erkennen,  richten  und  urteilen  und  ein  Meer  ein  Meer 
seyn  und  verbleiben.'  1712,  Hilty  1891.  Sigcn-ich 
Chätzer!  Beteurung  Zg;  vgl.  Bd  III  595.  Bei  lä"'n. 
La"  der  Köbi  Köbi  s.!  kümmere  dich  nicht  mehr 
um  ihn!  BG.  Ich  ha"  Win  Win  s.  lä",  habe  ihn 
unberührt  stehen  lassen,  ebd.  So  habe  man  der 
Sache  den  Lauf  gelassen  (,ein  guot  sach  lassen  s.'). 
1529,  Absch.  ,Mit  bitt  inn  guoten  bott  ze  s.  lassen.' 
1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Das  lassent  sy  war  syn.'  1562. 
Z  Rq.  1910.  I  lo  na  syn  und  bliba,  wer  er  gsi  ist. 
Göldi  1712;  vgl.  a  8.  S.  noch  guet  (Bd  II  540  o.);  Bed 
(Bd  VI  528  u.).  So  mit  Ellipse  der  Copula.  .Wenn  ich 
euch  und  eure  dicken  Frauen  über  sie  Meister  gelassen 
hätte.'  HPest.  Im  Imp.  Bis  (bzw.  si  usw.)  artig,  brav, 
still(e')!  Bis  s*  guet!  auch  =  erlaube  mal!  Th;  Z.  Bis 
doch  o"ch  g'schid!  Ar;  B.  Bis  nid  hön!  BG.  (also  hier 
unflect.;  vgl.  dagegen:  Sid  iez  ßni  mit  enandere"!  zu 


1031 


San,  sen,  sin,  son,  sun 


1032 


Kindern  GrAi\).  Bisch  recht  und  lueg  de"  Bosse"  guet! 
Schild.  Bitti,  sig  so  guet!  BStell  1888.  Du  si  frö, 
wenn-ich  still  bin!  GFient  1898.  Sei  no  [nur]  lis  und 
d'  Füess  heb  still!  APletscher  1902.  S.  noch  sehen  (Sp. 
537).  ,Sind  frisch  und  geil!- DSciiill.B  (Lied).  S.  noch 
gib  (Bd  II  67  u.);  suber  (Sp.  67).  Negiert.  Bis  nüd  so 
gaulig!  sei  nicht  so  sonderbar!  Ap.  Eisi,  bis  doch  nit 
so  g'sjmssig!  Firmenich  (B).  Schlaf  wol  und  bis-mer 
morn  nid  z'  früe!  ebd.  (Sca).  Bisch  numen  nit  so 
bös!  Joach.  S.  noch  fürchten  (Bd  I  994).  ,Ei  meister, 
also  gäch  nicht  sind!'  üGotth.  1599.  Co nj.  scheinbar 
mit  der  Function  des  Ind.  So,  Das  icär  fertig!  wohl 
allg.  Das  Buech  we  noeh  mi"s  BG. ;  vgl. :  N.  we  noch  mit 
mir  z'  annere"  Ghinne".  ebd.  Der  Eint  war  d's  Rich- 
ters Mathes  g'si".  Gl  Volksgespr.  1834.  Der  Unggle" 
war  si"  ßötti  g'si".  Bari  1883  (BStdt).  Mit  Inf.  mit 
z  u  als  Prädikativ.  Friberg  lit  so  offe"  da,  das'-es  we 
z'  erbrüele".  Bärnu.  1911  (BG.).  ,So  ir  botten  schicken 
werdent,  dunkt  mich  ganz  fruchtbar  und  ze  tuon  s.' 
1531,  Strickleh.  a)  bemerkenswerte  Eigentümlich- 
keiten der  Konstruktion  (und  konstruktiv  bedingte 
Eigentümlichkeiten  der  Bed.).  ot)  ein  Pers.-Pron.  als 
Prädikativ  erscheint  im  Acc;  für  entspr.  Autfassung 
eines  subst.  Prädikativs  spricht  der  bei  Ungebildeten 
häufige  Fehler,  im  Schriftdeutschen  das  Prädikativ 
in  den  Acc.  zu  setzen.  Ich  bin  ebe"  nüd  dich,  inn! 
si  duo  faciunt  idem,  non  est  idem.  allg.  Wenn-i°* 
di(ch),  inn  (ins  s.  Bd  I  512),  si,  eu(ch)  war....  an 
deiner  Stelle  würde  ich  usw.  ebd.  En  leide''  Ma"" 
mues'  en  Hund  ha"  und  wenn-er  keine"  hat,  mues'-e" 
d'  Frau  s.  Z  Wangen.  Er  ist  en  üf  und  änlich,  gleicht 
ihm  ganz  und  gar  AaF.;  Z.  A.:  Bist  du  de"  Dolder? 
B. :  I'*  bin-e"  AALeer.  S.  noch  Plappert  (Bd  V  132). 
,Es  habent  die  hoff  lüt  zuo  Wald  ...  uff  sich  genommen, 
den  vierten  teil  des  ampts  zuo  Grüeningen  zesyn.' 
ZWald  Hofrodel  1586.  's  ist  nur  mich,  nur  ich  bius,  zB. 
als  Antwort  auf  die  Frage,  wer  geläutet,  an  die  Haustür 
gepocht  habe  Z.  Wil  's  dich  ist,  aus  Rücksicht  auf 
dich  (überlasse  ich  dir  zB.  einen  Verkaufsgegenstand 
billiger)  B.  —  ß)  durch  eine  eigentümliche  syntakt. 
Verschiebung  entsteht  ein  scheinbar  selbständiger  Ge- 
brauch bei  Angabe  der  Bekleidung  von  Ämtern.  ,Dem 
Sekehueister,  der  dan  je  zu  Zeiten  [näml.  Seckel- 
meister]  sein  wird.'  U  LB.  1609/1793.  So  bes.  im  Ptc- 
1)  Praes.  ,l)er  gmeind  ald  unserem  der  enden  wäsen- 
den  vogte.'  1596,  Z  Rq.  ,Uer  wesenden  Becken  Nah- 
men.' 1698,  Z  (Urb.  der  Weggenzunft).  S.  noch  Sie- 
ehen-Pfleger (Bd  V  1236).  —  2)  Prnst,  .Herrn  JJÜlrichs, 
bei  Leben  gewessten  getreu-eifrigsten  Pfarrers  am 
Waisen-Hause.'  JJÜLR.-Haug  1731.  ,N.,  gewesster 
Gibeli-Müller.'  1815,  S.  S.  noch  Potestät  (Bd  IV  1907). 
—  f)  abstr.  Prädikativ  bei  konkr.  Subj.  De''  ist  hüt 
wider  e"  Fäll!  Ap;  B;  G;  Th;  Z.  De*  ist  e"  Täubig  si"! 
ebd.  Nid  Büri  s.;s.BiIYlh33.  Vgl.  auch  Schuld,  um- 
gekehrt: ,Da  man  achtet,  diser  verkouff  ein  gemachets 
mendli  syge.'  1589,  Z  RB.  —  8)  geschlechtiges  Pro- 
nomen oder  pronom.  W.  als  Präd.  aa)  im  Genus  mit 
dem  Subj.  übereinstimmend.  Im  Masc.  und  Fem.  Nid 
(nüd)  De*  (oder  Dcse'b)  s.,  wo...  wie  nhd.  wohl  allg. 
,Nid  Der  sin,  iva  ...,  sich  nicht  dafür  halten'  BHa. 
Mit  Verschweigung  des  Relativsatzes:  Er  hed  nid 
wellen  Der  sin  u"a  hed  Alls  süfer  üsg'loigned  BHa. 
,[Es  ist]  ein  lümbd  uff  mich  gefallen,  wie  ich  der  sin, 
der  das  ...  verstoln.'  1489,  AaB.  Urk.  Wenn  Der,  wo 
er  ist,  Dem  begegneti,  wo  er  meint  er  si,  er  chen"te-ne" 


nid,  von  einem  Hochmutsnarren  GRMalix.  Mit  der 
du  bist  (oder  du  cha""st  auch  eine  s.  Z)  wird  etwa 
ein  Schimpfwort  quittiert  B;  Th;  Z.  ,Du  lügst  als  ein 
verhiter  zers  böswicht,  der  du  ouch  bist.'  1406,  Z  RB. 
(so  häufig).  ,Du  lügest  als  ein  bössy  frouw,  die  du 
bist.'  1484,  Waldm.  S.  noch  siech  (Sp.  194  o.).  Wenn 
mänger  Ma""  wüsst,  wer  mänger  Mann  war  usw.  wohl 
allg.  Me"  teeiss  scho",  wer-Der  [Ihr]  st«.'  Gotth.  S.  noch 
Näch-Bür  (Bd  IV  1518  u.);  rohen  (Bd  VI  23).  Öpper, 
Neunter  s.,  Etw.  zu  bedeuten  haben.  Der  ß'mein- 
schriber  het-sech  nid  g'nue^  chönne"  verwungere",  das'- 
ne"  Die  b'chönni  und  im  a"g'seiji,  das'-er  Neuis  z'  be- 
f'elhe"  heig  u"d  Neunter  sig.  Loosn  1910.  Auch  mit 
plur.  Subj.  Manne",  wo  Öpper  si" g'si".  ebd.  Im  Neutr. 
Es  ist  iez  scho",  was 's  ist  Th;  Z.  Wa(s)  sett  ['s]  s? 
Aa;  Th;  Z,  wa'  tar's,  mues'  ['s]  s.?  G  fragt  ein  Wirt, 
Krämer  nach  dem  Begehr  des  Besuchers.  Öppis,  Nüt 
s.;  s.  Bd  I  596  o.  IV  868.  Da'  ist  Öppis  und  Nünt  Th. 
Ja,  Das  war  iez  auch  Öppis  g'si"!  Ausdruck  der  Ver- 
wunderung, Ablehnung  GT.;  Z.  Se'b  ist  (dann)  Nüt, 
ist  nicht  wahr  GT.;  Th.  Se'b  sei  dann  Nüt  g'si",  Das 
stimmt  nicht,  auch:  so  wird  es  nicht  gemacht  Th;  Z. 
Nüt  isch  ['s],  nichts  da!  wohl  allg.  ,[Beim  Karten- 
spiel] rette  A.,  warumb  er  im  [B.]  zuo  vil  geschriben 
hety,  und  als  er  von  den  und  andern  Worten  nit  lassen 
wölte,  wuschte  er  [B.]  das  ander,  so  er  im  sölte,  ouch 
ab,  rete  daby,  sye  e  als  nütz,  was  im  an  so  vyl  gelts 
gelegen  wäre.'  1487,  Z  RB.  — -  ßß)  neutr.  Präd.  bei  pers. 
Subj.  Das,  Selb  (Sp.  831),  ein  vorausgegangenes  Prä- 
dikativ aufnehmend.  Du  bist  e"  Lappi  u"d  Das  bist!  B. 
Der  sig  jo  rieh  und  Das-Sr  [=  so]  sig-er.  MLienert. 
Z'frede",  Das  sö"d-se  au'*  äde  scho"  g'se".  ApVL.  1903 
(ApL).  Ich  und  mini  Viktoria  sind  es  kinderlos  Epar 
g'sin.  Da'  sinmer  denn.  D'  Viktoria  [ist]  en  sorg- 
fältigi  Huishalterin  g'sin.  Das  isch.  FGStebler  1907 
(WLö.).  Ihr  syd  ei  bschissna  Kund,  ihr  Ehrwürd 
Das  syd-er.  Göldi  1712.  Was  1)  relativ.  ,Du  Lecker 
was  du  bist!'  Gotth.  ,Du  arm  Grossmütti,  was  du 
bist.'  ebd.  —  2)  interrogativ.  Was  ist-er?  zB.  von 
Beruf,  Konfession,  Partei,  wohl  allg.  Was  bist  auch ! 
wo  denkst  du  hin!  Z.  Es  nimmt-mic*  Wunder,  was 
du  seigist.  ebd.  Er  meint,  was-er  sig  (sei  usw.),  kommt 
sich  sehr  wichtig  vor.  wohl  allg.  ,Da  zog  sie  sich 
aus  der  Sache  mit  einer  Geschmeidigkeit,  was  wollte 
auch  ein  Aal  sein'?'  Sch  Pilger  1884.  Drum  well-is, 
was-mer  hencl  und  sind,  i"s  i"se"  lieber  Herget  b'schitze"! 
Schweizer  Bauer  1907  (Uw).  Was  si  het  [soll  bei  einer 
Braut  nicht  wichtiger  sein  als]  was  si  ist.  Bärnd.  1911. 
,N.  sprach  zuo  im:  wer  bist  du?  Daruff  gab  im  der 
H.  ze  antwürt:  was  woltest  du  sin?  ich  bin  ein  arm 
guot  knecht.'  1442,  Z  RB.  Öppis  s.;  s.  Bd  I  595/6. 
Öppis  s.,  nüd  zum  Schi"  ZKn.  ,S.  Öppis,  vitse  insti- 
tutum  amplecti.'  Id.  B.  [Leute,  die]  Näbes  gelti"d  ond 
sönd  ond  g' rechnet  werdi"d.  ATobler  1909.  [Frauens- 
personen] wo  gern  Öjipis  si"  [kleiden  sich  modisch]. 
Bärnd.  1911  (BG.).  Nüt  s.;  s.  Bd  IV  868  u.  Wer  im 
zwanzigste"  Jör  Nüt  weiss,  im  drissigste"  Jör  Nüt 
isch,  im  vierzigste"  Jör  Nüt  het,  Der  isch  Nüt,  wird 
Nüt  und  bekunt  Nüt  BsL.  (Af  V.).  Er  cha""  all  no'h 
Öppis  werde",  Nüt  ist-er  iez  scho"  lang  g'si"  GT. 
Sovel  s.  Worum  ist  d'  Obrigkeit  nid  söcel  g'si",  dem 
widersinnige"  Tribe"  abz'helfe".  Schwzd.  (GRPr.).  Ei"em 
mV  [mehr]  s.  möge",  Jmd  lieber  haben  Gl.  Der  Fritz 
mag-em  Anneli  m%>  s.  a's  dem  Bäbi.  Ei"'m  Nüt  (aueh 
nüd  vil)  s.  möge",  Jmd  nicht  lieb  haben,  Nichts  von  ihm 


in:;;; 


.San,  sen,  sin,  son, 


1(13-1 


wissen  wollen  Gl;  Gü.  (Zabner).  Er  mag-em  Nüt  s, 
,er  ist  gegen  ihn  nicht  wohlgesinnt'  GG.  (Zahner).  l'h 
mag-ne"  [den  Israeliten]  nüdvils.  Anderl.  1852.  De" 
Bare"  mag  i'h  Nüt  s.  CStreiff  1907  (GlM.).  Magsch- 
em  de""  Nüt  s.,  Bald?  kannst  du  den  abgewiesenen 
Freier  nicht  leiden?  ebd.  1908.  Ei"s  s.;  s.  Bd  I  271  o. 
(auch  PAL).  ,Do  sy  eiss  warend  hinweg  zescheiden.' 
Häimonsk.  1530.  ,Do  sy  des  eiss  warend.'  ebd.  ,Es 
gfalle  uns  wol,  das  si  so  wol  eins  syend.'  1533/8,  Z 
Ehegericht.  (E)s  s.;  s.  auch  schon  es  (Bd  I  509). 
1)  es  sein,  wie  nhd.  Bisch-es  du  (in  B  stets  feist 
du 's)?  A.:  Bist  du  en  Drlssger?  B.:  Ich  In- 's  Aa 
Leer.  —  2)  Etw.  zu  bedeuten  haben,  eine  wichtige 
Person  sein  Ap;  Z.  Dass  si 's  heiji"d  ond  seijind. 
ATobler  1909.  —  3)  die  Hauptrolle  im  (Kinder-)Spiel 
haben:  s.  es.  Du  bis's!  Ap.  —  4)  der  Täter,  schuldig 
sein.  Er  isch-es  (g'sl").  Er  will's  nüd  g'sl"  s.  — 
5)  fertig  sein  Gr;  GSa.;  W.  Iez  sim-mer 's  bald.  Me" 
würt-mer  [zuhause]  wall  e"  Siittli  Härdöpfl  übertue" 
ha"  und  bis  ich  abhi"  chumme",  sind-si's,  sind  sie  gar. 
Prophet  1855  (GSa.).  —  6)  bei  Geldspielen  bezahlen 
müssen;  s.  es.  Sim-mer  's  bald?  haben  wir  bald  ver- 
loren? fragt  etwa  scherzh.  beim  Kreuzjass  ein  Partner 
den  andern  Ap;  Z.  —  7)  ,Es  ist  auss  mit  uns,  wir  seinds, 
periimus,  in  Cyclopis  antrum  devenimus ;  fuimus  Troes.' 
Mey.  1692.  —  8)  mit  Dat.;  s.  es.  Dazu:  Endli'h 
bin-ich-mu  's  sus  [1.  mu-sus]  g'si"  [brachte  ich  ihn  so- 
weit, dazu],  dass  ä"  nid  bruichost  z'  erschlnu".  W  Sagen. 
—  e)  das  Neutr.  Sg.  eines  Pron.  als  Subj.  bei  nicht 
neutralem  Prädikativ.  Bei  unpersönlichen  Konkr.  und 
bei  Abstr.  Wenn  's  Gotts  Will(en)  ist.  wohl  allg.  Es 
(Das)  wä(r)-mer  e"  Chunst.  ebd.  ,üas  sei  ihr  doch 
ein  Donners  Sturm.'  Gotth.  Seig  's  au'h  der  nächst 
Weg  nid,  so  seig  's  doch  besser  als  keine.  RMüller 
1842.  ,Glaubet  ihr  wohl,  es  seig  der  Wille  Gottes, 
dass  e  Sovel  Brenz  trunke"  werd?'  Huw.  Kai.  1853. 
Z'  Herisau  hönd  d'  Mätle",  es  sei-mer  nüd  Sönd,  die 
Bliebe"  vil  lieber  a's  d'  Chatzen  ond  d'  Hönd.  ATobler 
1899.  ,Er  jach:  wyt  mich  zur  ee?  Sy  sprach:  Ich 
wil  dich  ein  jar  nen.  Er:  Ich  wils  nit  tuon,  es  muoss 
mir  ein  ufrechte  ee  s.  oder  nüd,  da  sprach  sy  ja.' 
1533,  Z  Ehegericht.  Bei  persönl.  Prädikativ.  Das 
wase"-mer  Lüt!  BO.  (Dial.).  Das  ist  en  guete"  Man" 
gesin!  Fiext  (OnPr.).  Selb  ist  so  An  [so  Einer].  Scn 
Gespr.  1838.  S.  noch  Pfand  (Bd  V  1137  o.).  Wer 
(oder  was)- es  ist  g'sl",  irgend  Jemand  (Etwas)  BG. 
Su  guet  a's  teer  (oder  u-as)-es  ist  g'sl",  so  gut  wie 
irgend  Einer  (Etw.).  Barnd.  1911.  ,Leichtere  Lasten 
bewältigte  wer's  ist  g'sl"  nach  vorn  beschriebener 
Weise,  wer  aber  schwere  und  unhandliche?'  ebd.  — 
O  s.  A  5  (Sp.  1024).  —  ■»))  die  Verbindung  Copula  + 
Prädikativ  durch  syntakt.  Verschiebung  als  Regens. 
Mit  Gen.  ,Des  bis  wer.'  1395,  Z  RB.  ,A.  were  dem 
B.  ...  des  lebens  guot  gesin.'  1489,  Z  RM.  ,Einsi 
eingedenk  seyn  und  seinen  nit  vergessen,  memoriam 
alieuius  colere.'  Fris.;  Mal.  ,Wan  er  dessen  nötig 
ist.'  1703,  Z  Rq.  1910.  Mit  Dat.  (abgesehen  vom 
Dat.  eth.).  1)  subst,  Prädikativ.  Ev"m  Götti,  Gotte" 
s.  wohl  allg.  I0*  bi"  dem  Vatter  's  liebsti  Chind,  er 
gi''t-mer  allpott  Ei"s  an'n  Grind  Z  (Dan.).  ,Waz  on- 
mächtigen  mans  oder  lottermans  waz  ich  dir  recht 
und  warumb  hast  du  mir  gerluochet?'  XIV./XV.,  Z. 
,Biss  ihnen  ein  Vorbild!'  Z  Kirchenordn.  1628;  so  auch 
FWtss  1670.  —  2)  adj.  Prädikativ.  Mit  pers.  Subj. 
I'h  ha"-mich  mängist  müesse"  zwinge",  dir  grob  z'  s.  L 


Vaterland  1906.  Ei"'m  (nüd)  guet  g'nueg  s.  wohl  allg. 
,Dem  gnuog  sin  und  tuon.'  1402,  AaB.  Urk.  ,Des  bis 
mir  gichtig.'  1451,  Z  RB.  ,Ward  in  im  selbs  ze  rat, 
das  er  dem  willen  Gocz  gnuog  wolt  sin.'  1475,  Volksb. 
,Biss  willfärig  deinem  Widersacher.'  1530,  Matth.  ,Bin 
minen  knechten  nie  gsin  ruch.'  Rüef  1539.  ,Bis  mir 
Sünder  gnädig.'  JJUlr.  1718.  Mit  Dat.  Sg.  n.  im  Sinne 
von  ,dazu';  s.  Bd  I  511.  Mit  Sachsubj.  Das.  Das 
[eine  Speise,  ein  Getränk]  ist-mer  guet  BHa.  Dos  ist- 
mu  guets!  se  lo  merita  PA1.  (Giord.).  Bim  Vorlese" 
het-er  müesse"  hueste",  de""  het  d's  Lisebetli  g'seit,  er 
soll  doch  recht  ufhöre",  Das  sig-im  nid  guet.  RIscher 
1903.  Es.  ,Es  war  mir  zu  enge  dort  und  unwohl.' 
Gottb.  S.  auch  guet  Gl  (Bd  II  540);  glich  (ebd.  594/5), 
Ist-mir-glich  (ebd.  599).  ,Zuo  vil  nit  lass  dir  syn!' 
Rüep  1550.  ,Icb  besuocht  in,  do  war  im  [dem  Kranken] 
zimlich  frisch;  morendes  ...  war  er  todt.'  FPlatter 
1612.  Mit  Acc.  Ei"s  fül  s.;  s.  Bd  I  787.  St  ist  de" 
Verdienst  schüchli'h  nötwändig  ArSchön.;  entsprechend 
ZHinw.  ,Was  er  notwendig  ist.'  ABütelrock  1682/1712. 
Ei""m  Ö2>pis  (Nüt)  schuldig  s.  Mit  Präp.  Ich  bi"  als 
e"  Chind  scho"  en  Narr  g'si"  a"  de"  Vögle"  ZRuss.  Er 
ist  wüest,  schüehlieh  mit-em,  er  behandelt  ihn  abscheu- 
lich Th;  ZO.  ,Biss  mit  uns  sunst  guot  knab.'  HvRüte 
1532.  ,Biss  gegen  den  frömbden  ...  früntlich.'  LLav. 
1583.  ,s  ist  mit  ihm  gleich  warm  und  kalt.'  GGottb. 
1619.  ,Biss  fest  und  steif  im  Glauben!'  1620,  B.  S. 
noch  Gesell  (Sp.  716).  Auch  neben  Dat.;  s. guet  A6.7 
(Bd  II  536).  Mit  abh.  Satz.  ,Bis  sicher,  du  und  ich 
müessen  an  ein  einuge  [vgl.  Einigi  Bd  I  280]  zesamen, 
das  es  entwederem  niemer  wol  gerat.'  1415,  Z  RB. 
—  8-)  Ellipse  des  Prädikativs.  Nicht  eigentlich  hieher 
gehören  Fälle,  in  denen  sich  das  Prädikativ  leicht 
aus  dem  Zshang  ergibt.  ,Du  wirst  im  tröschen  [durch 
Trübsal]  klarer  weder  du  vor  wasest.'  OWermi. 
1564;  vgl.  Sp.  194  o.  Er  ist  auch  scho"  g'sl",  hat  das 
Amt,  von  dem  die  Rede  ist,  auch  schon  bekleidet  B; 
Z  (auch  er  isch-es  usw.).  Wie  lang  ist-er  (scho")? 
Eigentliche  Ellipsen.  Bei  allg.  Sachsubj.  Das  war! 
Ausruf  der  Verwunderung  Ap;  G;  Z.  Das  wärf-mer) 
auch!  Z.  Jo,  Se'b  war  iez  noeh!  Ap.  's  isch  aber  auch ! 
bewundernd  oder  missbilligend  Bs;  Tu;  Z.  Bei  pers. 
Subj.  In  einem  Jugendspiel  (bes.  in  Fangspielen)  die 
Hauptrolle  zu  versehen  haben  Aa;  B;  Z;  vgl.  Sp.  1033. 
Du  bist!  du  hast  zu  fangen,  zu  suchen.  Wer  nüd 
will  s.,  Dir  muess  grad  s.,  Anzählreim  ZBär.,  Wald; 
De*,  wo  nüd  häd  welle"  s.,  mues'  jetz  grad  e"mäle"  s. 
ZHöngg.  Schwanger  sein:  Si  isch  BsStdt  (Schülerspr.). 
Sim-mer?  in  einer  Wirtschaft,  sind  wir  bereit  zum 
Gehen  Ap;  GT.;  vgl.  Sp.  1030.  1033.  Mit  Acc, 
schuldig  sein;  vgl.  werden.  Was  sl"-mer  da? 
was  sind  wir  schuldig,  im  Wirtshaus  B.  ,Was  sind 
wir  üch  ze  tuend?'  nämlich  für  das  Geleit.  1450, 
ZRB.  Vgl.:  ,Was  ist  darvon  [nämlich  zu  zahlen]?' 
(Bd  I  843).  So  auch  mit  Acc.  S.  und  Dat.  P.  Wa' 
bi"-der?  Ap.  Eim  50  Fränkli  s.  Ap;  B;  Th;  Z. 
Du  bist-mer  zwe,  drei,  zB.  beim  Spiel  BStdt.  ,Ein 
Anderer  sagte,  vom  gestrigen  Jass  her  sei  Kobi 
ihm  eine  Halbe.'  Alpenh.  1870  (BE.).  ,Du  bist  mir 
noch  ein  haller.'  1457,  Z  RB.  Vgl.  auch  us-hin-sln, 
herauszugeben  schuldig  sein  (Bd  II  133S/9).  —  b)  Be- 
sonderheiten der  Bed.  (ausser  den  durch  die  Kon- 
struktion bedingten,  unter  a).  a)  bilden,  darstellen, 
versehen;  Syn.  machen  (Bd  IV  21).  Wer  ist  der 
Teil,   der   s'chtcarz   Ma""   oä.   (im  Kinderspiel)?    allg. 


in:1,:. 


San,  seu,  sin,  son,  sun 


,Die  Music  war  Christelin  der  Bleser  mit  seiner 
Violen,  cantores  die  Schuoler.'  FPlatter  1612.  S. 
noch  sollen  (Sp.  776  u.).  —  ß)  ausmachen,  betragen; 
Syn.  machen  (Bd  IV  23).  ,Item  welher  einen  schlat 
mit  der  fast,  daz  ist  drü  pfunt  pfennig.'  ZBass.  Otfn. 
XIV.  ,[N.  habe]  die  ürten  an  inn  gevordert,  dem  er 
geantwurt,  was  die  sy'?'  1474,  Z  BB.  ,Die  ganz  kauf- 
summ 7000  guldin  wass.'  1540,  Tu  Beitr.  So  noch 
ma,;  s.  Bd  II  1162  o.  Kongruenz  des  Vbs  mit  sg. 
Prädikativ  bei  Doppelsubj.:  HinderbW'el  und  Chal- 
lere-  ist  e"  grosse"  Flecke"  AaF.  (AfV.).  Erstarrt: 
.Ist  zusammen  ...';  s.  Hüs-Seil  (Sp.  750).  —  4.  zur 
Umschreibung  von  Verbalformen,  a)  mit  Ptc. 
Prses.  (oft  in  der  Form  des  Inf.)  als  Durativ.  ,Wenn 
er  ussert  dem  closter  was,  so  waz  er  alweg  betten.' 
XIV.,  G  (Notkerlegende).  ,[Er  wolle]  den  kouff  vert- 
gen,  daz  si  habend  daran  werin.'  1411,  AaB.  Urk. 
,Sond  ouch  daran  habent  sin.'  1428,  Gl  Urk.  ,Wer 
in  [den  Brief]  ansehend,  lesend  oder  hören  lesend  ist.' 
1445,  AaB.  Urk.  ,Als  sy  im  denne  das  sin  abzüchen 
sye.'  1472,  Z  RB.  .Daran  er  habet  were.'  1482,  ZWth. 
,Im  sak  war  er  dirs  vänle  bringen.'  Ansh.  ,Gar  wol 
betrachten,  wohin  das  langen  ist,'  ebd.  ,Die  jugent 
[wird]  so  übel  und  schantlich  erzogen,  dass  ich  nit 
gedenken  kann,  [dass]  kein  vatter  sinem  kind  ützit 
weren  sigi.'  1529,  EEgli,  Acten.  ,Worumm  sacht  ir 
nit  uff  üwre  kind,  denen  ir  solche  rychtumb  samlen 
sind?'  JKolross  1532.  ,Was  sind  ir  böss  im  herzen 
denken?'  Aal  1549.  ,Darum  ir,  myne  liebste  kind, 
Gott  allzyt  trülich  bitten  sind,  dass  ...'  Funk.  1552. 
,Mich  wundert,  ...  das  ir  an  disem  ort  allein  so  gar 
ernsthaft  spacieren  sein.'  Meinrad  1576.  , Allen  Tieren, 
so  da  schwebend  sind.'  ebd.  ,0  Mars,  bis  unser  bitt 
erhören!'  Maüritiana  1581.  S.  noch  Pracht  (Bd  V  388). 
Noch  in  leb.  MA.  (nur  im  Inf.  und  auch  als  solcher 
empfunden)  warte"  s.,  erwarten  BG.  (Bämd.  1911). 
Me"  isch  's  ericarte"  B ;  FMu.  ,Ich  müsste  es  halt  er- 
warten sein.'  Gotth.  Älli  Mal,  wenn-me"  i"  's  Bett  geit 
u"d  er  noch  nit  hei"'  isch,  muess-me"  erwarte"  s.,  dass-si- 
ne"  Ei"'m  halb  tot  hei'"  bringe".  CWeibel  1888.  ,Was 
du  deinen  Eiteren  für  einen  Lohn  gibst,  eines  solchen 
bis  von  deinen  Rinderen  auch  erwartet.'  FWyss  1697. 
Mit  zu  vor  dem  ,Inf.'  Z'  erwarte"  s.  BG.  (Bämd.  1911). 
,Ei,  wie  so  hurtig,  Asmadon,  bist  aber  gwiss  ein  Püt 
z'erwarten.'  GGotth.  1619.  Mit  Verbaladj.  an  Stelle 
des  Ptc.  ,Dannen  er  künftig  ist  zerichten  läbendige 
und  toten.'  Zwingli.  ,Wie  wol  Zürich,  Glaris  ...  und  die 
Kurwalen  uf  der  strass  nachkünftig  waren.'  Ansh.  — 
b)  mit  Ptc.  Perf.  a)  als  Umschreibung  des  Perf.  Act.; 
vgl.  auch  5  (Sp.  1036).  Im  Allg.  wie  im  Nhd.  Doch 
findet  sich  gelegentlich  sin  statt  han,  so  tw.  bei  ver- 
geltstage"  B:  hüsen  (s.  Bd  II 1739);  leben  (s.  Bd  III  969); 
rieche":  ,Der  Wyn  ist  in  die  Nasen  gerochen.'  Schimpfr. 
1651;  schlafen:  Sid-er  sehen  g'schläfe"?  PPo.;  .durch- 
streichen' s.  Mick  (Bd  VI  814);  träume":  Im  sigi... 
gitromt.  W  Sagen,  so  auch  BG. ;  wone" :  D's  Hüs,  ivo 
mir  (drin)  g'ivont  si"  B  (neben  hei");  vgl.  auch  noch 
Gr.  WB.  X  1,  316.  Betr.  die  Wortstellung  ist  zu  be- 
merken, dass  tw.  (so  in  B;  ZO.)  im  Nbsatz  die  Stel- 
lung des  Hilfsvbs  im  Hauptsatze  festgehalten  wird. 
Für  d's  selb  Mal  mag-er  [ein  Plan]  ja  si"  guet  g'si". 
CWeibel  1888.  So  auch  in  ä.  Spr.;  s.  Bränner  (Bd  V 
633).  Ellipse  der  flect.  Form.  ,N.  der  vorusshin  gsyn.' 
1590,  ZAnd.  Was  g'si",  war,  durch  Kontamination 
von  was  und  ist  g'si":    Mi"  Grossatt  ivas  e"  Chüejer 


g'si"  und  het  nit  chönne"  Birne"  dichte".  HNyd.  (BG.). 

—  ß)  als  Umschreibung  des  Perf.  Pass.  In  der  leb. 
MA.  mit  worde-  (bzw.  'cho(n);  s.  Bd  III  268);  in 
ä.  Spr.  noch  bis  ins  XVIII.  ohne  .worden',  zB.:  ,Uff 
ein  zyt  syg  sy  gefragt,  wohar  sy  kom.'  1547,  L.  ,Ist 
erkhendt,  übel  geurteilt  und  wol  geappelirt  sin.'  1555, 
B  KM.  Da  aber  di"  g'storbna''  o'"'  rerloema''  Brueder 
omhe"  lebegar  o"d  g'fondena''  est,  Übers,  von  Luc.  XV 
32.  Dial.  (FO.;  neben  est  omhe"  g'fondenar  choe".  XV  24_). 
Nie  erscheint  werden  zur  Bezeichnung  des  erreichten, 
andauernden  Zustandes.  ,Was  aber  des  Schindlers  rat 
weri,  sigi  im  vergessen.'  1414,  Gl  Urk.;  vgl.:  ,Die 
mier  vergessen  sind.'  ThPlatter  1572  (Boos).  ,[Ich] 
weiss,  das  ich  nit  wirdig  bin,  das  ich  din  sun  sol 
gheissen  sin.'  GBinder  1535.  , [Viele]  betten  mögen 
liden,  der  Zwinglin  were  verbrend  gsin.'  ThPlatter 
1572  (Boos).  Im  Imp.  ,Damit  bis  Got  bevolen!'  Zielt 
1521.  Im  Conj.  Globs  Jeses  Christ!  Gruss  beim  Ein- 
tritt in  ein  Trauerhaus  AAHornussen;  vgl.  s3  (Sp.  1). 
Mit  Ellipse  des  Ptc.  Gott  sei  (Lob  und)  Dank!  Ap;  L; 
Th;  Z;  vgl.:  Gott  si 's  gedanket  WLö.  ,Gott  syg  lob 
und  er!'  VBoltz  1554.    S.  noch  friggassen  (Bd  I  1292). 

—  5.  als  (scheinbares)  Bewegungsvb.  a)  mit 
deutlicher  Ellipsedes  Ptc.  Perf.  eines  Bewegungsvbs 
(g'gange",  'cho").  a)  mit  Richtungsbestimmung  (selten 
Ausdruck  der  Trennung  udgl.).  Mit  Präsensform  des 
Vbs.  Mit  Präp.  Er  ist  uf  Zürich,  ga"  Bötn.  wohl  allg. 
Er  ist  über  Bern,  reiste  über  Bern.  Er  ist  z'  M'erH. 
Ab  dem,  a"  Berg  s.;  s.  Bd  I  25.  250.  Er  ist  von-ere", 
hat  seine  Frau  verlassen  Aa;  Ap  (oder:  lebt  von  ihr 
getrennt;  vgl.  Sp.  1026  o.).  Er  ist  mit-mer,  hat  mich 
begleitet,  allg.  S.  noch  vor  (Bd  I  927  o.);  gan  (Bd 
II  324).  D'  Gros'muetter  lauft  eisig  fürbas'  und  ist 
scho"  durch  zwei  Dörfli  durrhe",  dö  werde"d  d'  Schritt 
nö'h-z'-nö"}'  chürzer.  Landbote  1885  (Z).  Weisch  noch, 
wo-mer  z'säme"  zo  de"  Gros'eltere"  i"  d'  Ferie"  si"d? 
OvGreyerz  1900.  Suehe",  bis-ma"  vor  de"  Hag  us''i" 
sigi,  zu  weit.  Barnd.  1911  (BG.).  Die  Allmitvögt,  welche 
behufs  Verzeigung  von  Pflanzbletze"  oder  Allmitbletze" 
auf  der  Pflanzallmit  jeden  Frühling  der  Allmit  näch  si". 
Barnd.  1911  (BG.).  S.  noch  süber  (Sp.  68).  .Damit 
wolten  si  wider  dem  schloss  zuo  s.'  HBrennw.  Chr. 
,Wann  euer  gnad  gern  zu  ihm  war,  so  mögen  ihr  es 
kecklich  tu.'  GGotth.  1599.  Mit  Richtungsadv.;  s. 
schon  üs  (Bd  I  551);  ab-,  um-,  näch-,  zue-hin  fBd  II 
1320. 1322.  1329.  1351/2.  1360/1).  I'h  bi»  (mit  oder  mit 
-emj  hei'",  allg.  Er  ist-em  nöch,  ist  ihm  nachgegangen, 
hat  ihn  eingeholt,  ist  körperlich  und  geistig  vorge- 
schritten Aa;  G;  Th;  Z.  ,Her  s.,  adesse.'  Id.  B.  [Ich 
fragte]  ob  d'  Chürer  Senger  schön  absijend.  GFient  1898 
(GRPr.).  Underhin-,  nider-s.,  zu  Bette  gegangen  sein; 
s.  Bd  II  1338.  IV  670.  ,tJf  (s.  ver-un-süberen  Sp.  80), 
under  (Morgant),  nider  (s.  Bd  IV  670)  s.'  von  der  Sonne. 
Vgl.  db-sich  (Sp.  153),  auch  die  Zssen.  Auch  in  nicht 
rein  örtlichen  Verbindungen.  Er  ist-mer  über  's 
Chuchichästli,  um  zu  naschen.  All  dri  sind  an  es 
Lauffe"  was  gist  was  liest  GRSchud.  Denn  und  wenn, 
ive""-wer  widrum  um  en  G'hutz  sind,  wenn  wir  wieder 
eine  Garbe  Kleinhanf  holten.  AfV.  (GrScI).);  vgl.  um 
(Bd  I  225).  ,Des  wolt  der  A.  über  den  B.  sin.'  1409, 
Z  RB.;  vgl.:  , [Ungeratene  Kinder  sind  ungeduldig] 
wenn  die  eiteren  nit  von  hinnen  wollend,  so  gern 
wärend  sy  inen  über  ire  verlassne  schätz.'  LLav.  1583. 
.Morgant  ...  wott  an  Maffredon  sin.'  Morgant  1530. 
S.  noch  Arm-Brust  (Bd  V  867).     Mit  Vergangenheits- 


1037 


san,  sen,  sin,  son,  sun 


form  des  Vbs.  I<*  bi"  ga"  Thün  g'si"  B.  Wo  bist 
hi"  (oder  üs)  g'si"?  ebd.  Er  ist  scho"  i"  's  Bett 
g'se"  Ap.  Er  ist  scho"  i"  's  Häs  g'si",  u-o-n-i'h  zu  ire" 
cho"  bi"  Z  (Spillmann).  Zum  Here"  g'si"  s.;  s.  Bd  II 
1523.  Wo  bisch  du  hi"  g'si"?  He,  i"  d's  Schloss.  B 
Hink.  Bot  1807.  Wen"-ich  de""  bi"  us  der  Schuel  hei- 
g'si".  Loosli  1910.  ,Der  venren  phiffer,  do  man  was 
gen  Buchse  30  p.'  1376,  B  Stadtrechn.  ,Als  Waldman 
...  für  die  stat  Basel  komen  ist  und  gern  mit  den  ün- 
sern  [den  Zürchern]  in  die  stat  gewesen  were...'  1480, 
Waldm.  ,Ich  weri  gären  zum  bischoff  gsin  [hätte 
gerne  bei  ihm  vorgesprochen],  was  aber  vergäben.' 
ThPlatter  1572  (Boos).  ,Bin  zum  fünften  mal  ins 
Oberland  gsin.'  1595,  Ard.  ,Den  ersten  [Januar]  bin 
ich  gen  Baar  zuo  Küchen  gesin.'  1641,  Zi:  TgB.  ,Kaum 
waren  sie  heim,  so...'  JvWeissenfluh  1792/1821.  — 
P)  mit  gan  und  Inf.;  vgl.  Bd  II  322/3.  I»*  6t»  (g'si")  ge" 
luege"  Ap;  B;  Tb  ;  Z.  Ich  bi"-mich  allne"  Lüte"  ga"  rüeme". 
Loosli  1910.  —  b)  durch  den  Zshang  kommt  auch  in 
die  unter  B  1  behandelten  Verbindungen  von  s.  mit 
Ortsbestimmung  auf  die  Frage  wo?  eine  Bewegungs- 
vorstellung hinein,  ohne  dass  eine  Ellipse  anzunehmen 
ist,  bes.  wenn  dabei  eine  Bestimmung  des  Zeitpunktes 
(nicht  etwa  der  Zeitdauer)  steht.  Mit  Vergangenheits- 
form  des  Vbs.  Ich  bi"  gestert  (die  letst  Wucht?)  schnell 
z'  Bern  obe"  g'si"  Z.  Bisch  scho"  uf  der  Polizei  g'si", 
go"  der  Abschaid  hole"?  Bs.  Wer  nie  ausserhalb  Guggis- 
berg  war,  ist  nie  usse"  für  g'si".  Bärnd.  1911  (BG.). 
,Von  dien,  die  ze  Vrouwenbrunnen  nüt  waren...',  die 
am  Zuge  nach  Fr.  nicht  teilnahmen.  1376,  B  Stadt- 
rechn. ,Er  sye  by  beiden  burgermeistern  gesein',  habe 
bei  b.  B.  vorgesprochen.  1470,  Z  RB.  ,[Gott  der  Herr:] 
Wo  ist  din  hussfrow  Saray?  [Abraham:]  Sy  ist  erst 
in  der  kuchy  gsy  und  gsächen,  dass  es  bald  zuogang, 
dass  ir  nit  müessind  warten  lang.'  Haberer  1562. 
,&Iein  Nachbaur  ist  auch  etwar  gsein,  do  er  hat  funden 
guten  Wein.'  Mvricäus  1630;  vgl.:  Dir  ist  auch  amene" 
Ort  g'si",  hat  Etw.  von  der  Welt  gesehen  Z.  Mit 
Präsensform  des  Vbs.  Me"  chönd  (müend)  am  vieri  i" 
der  Stadt  (diheime")  s.  wohl  allg.  ,[A.  fragt  B.]  war  er 
mit  dem  win  hin  wölte;  [B.  antwortet:]  uf  der  zimber- 
lüten  stuben.  [Darauf  sagt  A.:]  Müessent  wir  noch  hüt 
zuo  der  zimberax  sin?'  1473,  Z  RB.  —  c)  mit  Ellipse 
der  Ortsbestimmung  (die  sich  aus  dem  Zshang  ergibt). 
A.:  Löste"  Sunntig  ist  e"  Versammli"g  g'si"  z'  Schwarze"- 
bürg.    B. :  Bist  du  öppe"  g'si"?  BG.    Sit-er  ächter  g'si"? 

5.  A.:  ...  mir  hei"  g'meint,  icie  chrank  dass  d'  sigisch, 
wil-d'  gester  nit  bisch  cho"  bette"  bi  Holz-Sämis  Ching. 
B.:  Bisch  du  öppe"  g'si"?  MWald.  1880.  Er  ist  au'h 
scho"  g'si",   expertus    est  Venerem.    Studentenspr.  — 

6.  si  es  —  si  es  W,  si'g  es  —  si'g  es  B,  sei  's  —  sei  's  Z, 
wie  nhd.  sei  es  —  sei  es,  übergehend  in  conjunctionelle 
Verwendung.  ,Denne  alz  B.  in  dem  graben  verbuwen 
het,  es  si  umb  karren  oder  in  andern  weg,  7  Ib.  5  ß.' 
1377,  B  StRechn.  , Allen  den  hussrat,  es  wärent  häfen, 
kessi,  plannen,  harnasch,  bettgewand  und  anders.' 
1436,  AaB.  Urk.  ,Es  sigen  krütz,  knöiff  ald  anderes.' 
1561,  Z.  ,Von  einer  Reifstangen,  sy  seige  häslin,  bir- 
chin,  kriesböumen,  salwydin.'  1610,  ZHöngg.  ,Es  sey 
Becher,  Kelch  oder  Kannen,  das  seynd  die  Silbergschirr 
allsammen.'  ZLaz.  1663.  S.  noch  Btief  (Bd  VI  680); 
samenen  (Sp.  912).  —  Si°  n.:  1.  zu  AI,  Dasein,  Exi- 
stenz. Das  ist  es  Chrotte"-S.;  s.  Bd  III  880.  Auf  der 
entsprechenden  Wendung  Das  ist  es  Choge"-S.  beruht 
wohl  die  RA.:  Du  hast  doch  eisstig  es  Choge"-S.  ivege" 


dem  Bueb!  ein  ewiges  Gekeife  GA.  —  2.  zu  B 3.    ,Man 

sah  ihm  an,  dass  er  das  Göttisein  nicht  gewohnt  war.' 
vAi.men  1897.  —  Ptc.  Pias.  ,siend,  wesend.'  ,Ietz 
und  in  wesendem  krieg.'  1531,  Strickler.  ,Es  was 
der  synde  bruch  dises  kriegs  uss  und  uss,  wann  si 
5  umbrachtend,  do  schrybend  si  von  10;  und  das 
bracht  inen  weder  lob    noch   fürderung.'   Äg.Tschudi. 

—  ie-w6send:  jeweilig;  vgl.  sin  B  3a$  (Sp.  1031). 
,Die  jewesenden  Statthalter.'  1670,  BSi.  , Einem  je- 
wesenden  Herren  Ambtmann.'  1714,  B.  , Einem  je- 
wesenden Auffahls-Schreiber.'  1743,  Sch.  ,Jewesend, 
jedesmalig,  der  jezuzeiten  ist  oder  ein  Amt  bekleidet. 
Ein  Exempel  darvon  s.  in  der  hies.  Sturmordnung  von 
1686.  Dises  Wort  hätte  man  anstatt  des  undeutschen 
Wortes  jeweilig  beibehalten  sollen.'  Spreng.  —  ietzt- 
wesend:  gegenwärtig.  ,Den  ietzt  wesenden  und  nach- 
kommenden.' Ansu.  ,Von  ieztwesenden.'  ebd.  ,ües 
eegenannten  gottshus  jetzt  wäsenden  apt.'  F  Schul- 
ordn.  1577. —  vor-wesend:  vormalig.  ,Yetzig  ampt- 
leut  oder  vorwesend.'  1494,  G.  —  selbs-wesend: 
selbständig,  ,frei.'  ,Diewyl  mit  dem  ussgeben  der  be- 
kleidung  myner  herren  färb  jetzt  ein  zyt  har  ein 
grosse  Unordnung  gebrucht  worden,  soll  hinfür  in  ein 
vogtyg  allein  den  recht  bestellten  spillüten  die  färb 
gegeben  werden  und  die  überigen  gemeinen  und  selbs 
wessenden  spillüten  abgewissen.'  1578,  Z  RM.  —  Ptc. 
Prset.  ge-west  g'wis-t:  a)  g'west  s.,  draussen,  in  der 
Fremde  gewesen,  in  der  Welt  herumgekommen  sein, 
zunächst  im  Handwerk,  meist  spöttisch  von  Einem,  der 
sich  darauf  Etw.  zu  gute  tut  und  seine  Rede  mit 
fremden  Brocken  zu  spicken  liebt  Aa;  Ap;  B;  G;  Th;  Z 
und  wohl  noch  weiterhin.  Vgl.  SV.  1911,  31/2.  38/9,  in 
formaler  Bez.  B  5  c  (Sp.  1037).  Er  ist  halt  g'w.l  .Jacob 
fand  die  Rede  des  Meisters  vernünftig  und  meinte, 
wenn  einer  gewest  sei,  so  lasse  sich  viel  vernünftiger 
mit  ihm  reden,  als  wenn  er  nicht  gewest  sei.'  Gottii. 
,Er  war  gewest  und  hatte  sich  in  der  Welt  umge- 
sehen.' Ursenkal.  1867.  —  b)  gereist  und  daher  welt- 
kundig, -erfahren  Ap;  B.  E"  settige"  g'w-er  Mandel 
ioi'-n-er  sig,  sott  bim  Hagel  nid  da  i"  dem  Nebenüs- 
Nest  versüre".  Loosli  1910.  Uneig.  von  Einem,  der 
das  Leben  genossen  hat    ZWth.     Ja  ja,  De'  ist  g'w. 

—  c)  erfahren  übh.  Ap;  GT.  Frau  zum  Mann:  Bist 
du  en  G'w-e"  i"  der  Chunst?  Im  Hüse"?  EFecrer 
(GT.).  —  d)  durchtrieben,  schlau,  pfiffig  G;  mTn. 
En  Q'io-er. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  228/336  (mit  einer  Reihe  voq  Schweiz. 
Belegen,  bes.  aus  Platter  und  Mal.;  vgl.  auch  diesen  69  b. 
■j:;7  ■■■.  :;7  1  d.  374  b),  zu  den  Formen  Weinh.  1863,  350/3; 
JBossb.  1888,  27/31.  Die  Verbreitung  einzelner  Formen  ist 
dialektgeographisch  bedeutsam ;  bes.  scharf  heben  sich  die 
Walser  Dialekte  ab,  mit  denen  tw.  das  BO.  zsgeht,  sei  es 
durch  Bewahrung  älterer  Verhältnisse,  sei  es  durch  ge- 
meinsame Neuerungen  (zB.  die  Form  des  Conj.  Prat.). 
Da  eine  ausführliche  Erörterung  der  formalen  Verhältnisse 
in  die  Grammatik  gehört  (vgl.  vorläufig  BSG.),  beschranken 
wir  uns  hier  auf  die  Erklärung  einiger  weniger  Erschei- 
nungen. Schott  1842,  148.  152.  328  gibt  für  PA1.  Pras. 
Conj.  »ige,  für  PRima  Im  Hd  Und,  Inf.  Ptc.  (g)iin;  in  nnsrem 
Material  sind  auch  für  P  (und  Wl  nur  Formen  mit  »-  (nicht«-) 
bezeugt,  dagegen  finden  sich  «-  Formen  bei  deu  Vorarlberg. 
Waisern  (ft.  Und  DM.  IV  325).  Pnes.  Ind.  1.  PI.  nww 
TB.  ist  aus  der  Sandhiform  aiwinr  abstrahiert  (vgl.  -,■„■.,■ 
GrNuf. ;  PAL,  Po.);  die  Formen  sei  seit  sei  LBeid.  hangen 
mit  dem  Pras.  Conj.  (in  LReid.  wj)  zs.  (vgl.  inhd.  «" 
ȟ).  l'ie  analogisch  ucugebildeten  Formen  des  Pra-t.  Ind. 
2.  Sg.  reut,    1.  3.  PI.   muen  finden  sich  schon  in  der  ä.  Spr. 


San,  sen,  sin,  son, 


(s.  u.  und  vgl.  Weinh.  aaO.  353).  Zar  Erklärung  der 
»•-losen  Formen  des  Praet.  Conj.  vgl.  BSG.  II  158.  Imp. 
2.  Sg.  bisch  ist  die  Form  des  Ind.  Beachtenswert  ist  die 
tw.  quantitative  (und  qualitative)  Differenz  zw.  Inf.  und  Ptc; 
g'si1  g'si  beruhen  wohl  auf  Dehnung  einer  Form  mit  -Xs-, 
die  in  unbetonter  Stellung  aus  durch  Kürzung  entstan- 
denem -»'-  sich  entwickelte.  Unberücksichtigt  sind  im  Text 
im  Allg.  die  Sandhiformen;  auch  hier  begnügen  wir  uns  mit 
einigen  Andeutungen  (vgl.  BSG.  I  25/6.  27/8.  IV  69/70). 
In  einigen  MAA.  (Bs;  BU.  tw.;  S;  UUrs.)  sind  in  der  2.  3.  Sg. 
Pras.  Ind.  die  (-losen  Formen  verallgemeinert,  was  auch  in 
andern  (so  Ap)  gelegentlich  vorkommt;  im  Übrigen  vgl.:  du' 
bis*  (bist  es)  Ap,  iiii  (ist  sie)  Ap;  Z,  üi-es  Ap;  Z,  dafür 
iss  ApGais,  I.;  BGr.;  GrPr.  (hier  auch  hüb»  für  AüM») ;  PAL, 
Po.  (auch  i«'s);  W,  (Vor)  iii,  im  g  gange"?  Ap;  G;  Th,  iü-mer 
BO.;  Z,  Dais  (Das  ist)  WLö.;  Z,  Das  Bs,  Uss-es,  isi-es?  UUrs., 
»immer  (sind  wir)  Ap;  GrCliur;  G;  Th;W;  Z,  Die  simb  ml" 
(sind  mein),  in  Ap  semb  seiteuer  neben  sem  ml".  Prokl.  oft  nur 
i(»)  für  ,ist  es'  od.  ,es  ist';  zB.  's  guet,  's  nett.  Hier  seien  zum 
Text  noch  einige  vereinzelte  Formen  nachgetragen.  Für  Bs 
gibt  Socin  auch  den  Inf.  sind  (,ordlig  sind:  entweder  =  mhd. 
ze  sinde  oder  Entlehnung  aus  anderm  Dia!.').  Im  Inf.  und 
Ptc.  in  AaLeer.  individuell  bei  Frauen'  auch  (g')si-e";  in 
der  Dia),  schreibt  St.  nach  JRWyss  für  BGr.  ,(g)syen.'  Die 
2.  PI.  Prses.  Ind.  ,said'  bei  Gotth.  I  95  ist  nicht  Schweiz., 
sondern  soll  die  Sprache  der  Kapuziner  zu  Solothurn  cha- 
rakterisieren. Weiter  soll  noch  eine  Anzahl  von  Formen 
der  ä.  Spr.  angeführt  werden.  Prajs.  Ind.  2.  PI.  ,sind.'  H73, 
ZRB.;  Zwingli;  1530.  1587,  ZBib.;  Ruef;  JMurer  1565; 
GGotth.  1599;  Pred.  1601;  Z  Lit.  1644;  FWyss  1670,  .sein.' 
PSpichtig  1658,  3.  PI.  ,seindt.'  GGotth.  1599,  Prass.  Conj. 
1)  a)  ,sl,  PI.  sin.'  Boner,  ,sye.'  1477,  LRB.;  Z  Chr.  XV.; 
B  GS.  1615;  B  Mand.  1628,  ,syest.'  1587,  ZBib.,  ,siend.' 
HBrennw.  Chr.  —  b)  ,syg,  sig.'  Z  Chr.  XV.;  Zwingli;  Eckst.; 
NMan.;  Salat;  Tschudi;  HBrennw.  Chr.;  JFris.  1562;  L  Spiel 
1733;  BHa.  Gespr.  1778,  ,syge,  sige.'  XV.,  Z;  Bossh.  Chr.; 
1577,  Schw;  1627,  Z;  1641,  Zg  TgB.  (neben  ,sigi'),  ,sygest.' 
JBinder  1535;  GGotth.  1619,  3.  PI.  ,sigen.'  1469,  ZRB.; 
1525,  GR.,  ,siget.'  Gespr.  um  1700,  ,sigind,  sygind.'  ZChr. 
XV.;  Zwingli,  ,sigint.'  um  1480,  U.  —  2)  a)  ,seye.'  1769,  Bs 
(PI.  ,seynd'),  ,seijit.'  1692,  Z,  ,seyen.'  1701,  ebd.  —  b)  ,seig.' 
VBoltz  1554;  ZRef.-Lied,  ,seige.' Gegenber.1588/1658;  1604, 
ZRq.;  1646,  Z  (neben  ,seien');  Schimpfr.  1651;  JRZeller 
1673;  1730,  ZÜtw.  Hausinschr.,  ,seigist.'  1530,  ZBib.,  ,sey- 
gist  [,seyest.'  15S7,  Herborn]',  ,seygind.'  OWerdm.  1564. 
Praet.  Ind.  ,was'  im  XVI.  noch  sehr  häufig;  vgl.  OWerdm. 's 
,was'  gegenüber  ,war'  der  Herborner  Drucke,  doch  auch 
schon  ,war',  so  bei  HBull.  D.  (neben  häufigem  ,was');  Kessl. 
(neben  vereinzeltem  ,was');  JMurer  1559  (im  Reim  auch  ,was'); 
GGotth.  1619  (nach  dem  Reimbedürfniss  ,war'  und  ,was'), 
PI.  ,worent.'  DSchill.B.,  zsgezogen  ,wond.'  1576  (s.  Bd  IV 
1732),  Neubildungen  mit  s;  ,waset.'  OWerdm.  1564  (.wäret.' 
Herboru),  ,wasen.'  1513,  Z,  ,wassend.'  1612/3,  Z  Seckel- 
amtsrechn.  Im  Inf.  ist  ,wesen'  vom  XIII.  bis  XV.  häufig 
belegt  und  erscheint  bis  ins  XVI.  (1525,  Z;  Vad.);  ,sin.' 
Ansh.;  1527/43,  Z.  Im  Ger.  nur  ,zuo  sind.'  1463,  G  Rq., 
.zesinde.'  Äg.Tschudi,  ,zesind.'  1596,  SchSt.  Im  Ptc.  Pras. 
,wesend'  (Aush.;  1534,  Z;  1647,  ebd.;  so  immer  in  der  Zss.; 
s.  Sp.  103S)  und  ,sind'  (s.  Sp.  1027  u.  1038).  Im  Ptc.  Prast. 
erscheint  neben  ,gewesen'  (1325,  BUndniss  zw.  Konstanz, 
Zürich  und  Überlingen,  ,gewessen.'  XV.,  Notkerleg.,  ,gwesen.' 
1541/3,  Z  Ehegericht,  .angewesen.'  FPlatter  1612)  schon  früh 
die  ebensowenig  autochthone  Form  ,gewest':  1408.  1470,  Z 
RB.;  1474.  1475,  Bs  Chr.;  Morgant  (,gewessf);  1537,  Streit- 
schrift 1713;  GGotth.  1599  (,gwessf);  1700,  B  (,gewäsf); 
1701,  Z  (,gewessf);  S  Kai.  1758  (,gewessf);  das  scherzh. 
gWist  (Sp.  1038)  hängt  kaum  mit  der  ä.  Spr.  zs.,  sondern 
verspottet  die  Sprache  der  in  der  Fremde  Gewesenen  (als 
mundartlich  kommt  die  Form  tatsächlich  vor,  bes.  mitteld. 
und  bair.-österr.;  s.  Gr.  WB.  X  1,  249.  250).  Für  die  in 
der  MA.  alleinherrschende  Form  vgl.  noch:  ,gesin.'  Ap  Krieg 
1405  (:, hinin';  neben  , gewessen' :, gelessen'),  ,gesein.'  1470, 
ZRB.;   1474/6,  Bs  Chr.  (neben  .gewesen');    HBrennw.  Chr., 


,xin.'  HBull.  D.,  ,xi.'  1552,  ZBiil.,  .geseyn.'  Tierb.  1563 
(vereinzelt),  ,gsey.'  PSpichtig  1658,  ,gsin'  neben  ,gsein.'  B 
Chorg.  1667,  ,gsi.'  1706,  LMalt.  Der  im  Text  gegebeneu 
Darstellung  der  Bedd.  und  Verwendungen,  welche  die  mannig- 
faltigsten Übergänge  aufweisen,  ist  hier  wenig  beizufügen. 
Der  absolute  Gebrauch  des  Inf.  (Sp.  1019),  der  sich  auch 
bei  andern  Vbn  findet,  verrät  das  romanische  Substrat  der 
Dialekte  von  GrHe.,  Pr. ;  er  ist  auch  innerhalb  des  Romani- 
schen bes.  häufig  in  Graubiinden  und  Tirol  (Meyer-Lübke, 
Rom.  Gr.  III  §  135;  Idg.  Forsch.  XIV  114  ff.).  Zu  den  De- 
finitionen unter  A  vgl.  auch  OvGreyerz  1900,   167. 

ab-  s.  Bd  I  29/30.  1.  ohne  Obj.  Von  Personen. 
Im  Spiel  verloren  haben  WMü.;  s.  Riss  (Bd  VI  1379). 
,Von  einem  andern  übertroffen  sein'  L  (Ineichen). 
Ausgelassen  sein  (auch  S).  Von  Sachen.  Schon  ist 
g'si"  im  Schatte"  z'  sitze",  wenn  der  Acher  ab  g'si"  ist, 
wenn  man  sich  nicht  mehr  mit  dem  Acker  zu  plagen 
hatte.  Pletscher  1899  (ScHSchl.).  ,(Töd  und)  ab  (heis- 
sen  und)  sin',  rechtlich  abgetan,  erledigt  sein.  XIV. / 
XVI.  (oft).  —  2.  mit  Obj.  a)  (Jmdn,  Etw.)  los  sein, 
einer  Sache  überhoben  sein,  mit  Acc.  B ;  „VO" ;  GF.,  G.; 
Tb,  mit  Dat.  Bs;  B  (schon  Id.);  Th;  Z.  Äntlige"  bin- 
ig-im  ab,  eine  Ware,  einen  Zudringlichen  B.  ,IC*  bi" 
dem  Fieber  ab,  febris  a  me  recessit.'  Id.  B.  Mängem 
Chumber  und  mänger  Sorg,  eren  Arbet  ab  si"  Z.  Das 
ist  es  Veh  Das,  da"-me"  dem  nüd  chan"  ab  si"!  Stoss- 
seufzer  eines  von  Mucken  Geplagten  ZRuss.  ,Sie 
wäre  nicht  ungern  zuweilen  den  Buben  ab.'  Gotth. 
Noch  mit  Gen.  's  Maliers  a.;  s.  Bd  IV  425.  So  häufig 
in  der  ä.  Spr.  ,Daz  si  des  gewerbis  und  des  gesheffidis 
wellin  abe  sin.'  1255,  Z.  ,Wärid  gern  des  mailändi- 
schen  kriegs  abgsin.'  Ansh.  ,Dess  sy  doch  gern  ab 
sin  weiten',  was  sie  gern  vermeiden  würden.  B  Disp. 
1528.  ,Bette  sy:  Du  wetist  mich  bsehyssen  und  dem- 
nach der  sach  ab  syn.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,üass 
dein  Gewüssen  des  Zwangs  ab  ist,  ist  das  nicht  Frei- 
heit?' FWvss  1672.  S.  noch  Lüt-brächt  (Bd  V  394). 
Doch  auch  schon  mit  Acc.  Neutr.  eines  Pronomens. 
,Tuon  das  wir  eeren  und  unser  grossen  notdurft  halb 
nit  absin  mögind.'  1531,  Absch.  Mit  Nbsatz,  neg., 
nicht  darum  herum  kommen.  ,Wie  du  das  nit  en- 
derest,  möcht  ich  kum  absin,  ich  wurde  dich  darum 
straffen.'  1446,  Z  BB.  ,Daz  er  nit  ab  sin  möchte,  er 
müesse  inn  darumb  straffen.'  1448,  ebd.  ,Daz  mich 
beducht,  eren  und  glimpfs  halb  nit  abzuosind,  stallung 
an  sy  zuo  fordren.'  1486,  ebd.  —  b)  (Ei"'m)  Öppis  a. 
a)  (In  Ap;  B  auch  nur  Öppis)  in  Abrede  stellen,  nicht 
anerkennen,  bestreiten,  ableugnen,  zB.  eine  Behaup- 
tung, Geldforderung  Ap;  B;  Gl;  G;  Sch  (Sulger);  Th; 
Z.  Ieh  bi"-der  's  (oder  die  20  Fr.)  nüd  ab.  Er  ist-em  's 
rond  abg'se"  Ap.  Me"  cha""  's  halt  nüd  abse".  HKFrick. 
In  ä.  Spr.  mit  Gen.  ,Zimpt  es  uns  ...  ainer  oberkait 
ainer  warhait  nit  abzesin.'  1531,  G  (EEgli,  AR.).  ,[N. 
hatte  nicht  erwartet,  dass  die  Appenzeller]  sich  söl- 
licher  red  beschwert  hettend  oder  deren  abgsin  werend.' 
Kessl.  ,Wie  wol  der  bischof  unserm  abt  der  ge- 
rechtikait  nit  kond  absin.'  Vad.  ,Dess  könne  sy  nit  ab 
sin.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Es  kan  sy  [=  sin]  niemans 
abseyn,  das  ist,  man  kan  nit  darwider  seyn,  conceditur 
profecto,  constat  inter  omnes.'  Fris.;  Mal.  ,Dess  kön- 
nent  ihr  selbst  nicht  abseyn.'  Gdlden  Bund  1586/1658. 
So  noch:  l'h  bi"  d's  Danke"s  Nüt  ab.  Gotth.,  neben 
i"*  bi"  's  Nüt  ab.  ebd.  Mit  Acc.  Pron.  ,Das  im  doch 
niemand  ab  ist.'  B  Disp.  1528.  Mit  Aussagesatz  oder 
Inf.;  vgl.  zur  Entwicklung  der  Konstruktion  die  Stelle: 
,N.  kan   das   nit   absin,   das   wer  ain   warhait.'    1531, 


1041 


San, 


li.l-j 


EEgli,  AR.  ,Sy  könne  und  welle  nit  absin,  in  ge- 
nommen haben.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Siner  jetzigen 
husfrowen  halber  könde  er  nit  absin,  denn  das  ...' 
1561,  B  Turmb.  .Diewyl  die  von  Opfikon  nit  absyn 
könnend,  dann  das  ir  vech  ...'  1582,  Z  EM.  .X.  könne 
nit  abseyn,  dass  er  die  angewendeten  Mittel  nit  em- 
pfangen habe.'  1744,  AiTäg. Gerichtsbuch.  Mit, wie': 
,Derglychen  Wort,  wie  wir  nit  absyn  könnend,  wer- 
dend vil  gredt.'  JJBreit.  1015.  —  (S)  (in  AALeer.  auch 
nur  Öppis)  (einen  Wunsch,  eine  Bitte)  abschlagen, 
versagen,  verweigern,  verwehren  Aa;  Bs;  „Gr";  L; 
GF.,  G.j  ScHHa.;  SchwMuo.;  Ndw;  Z  (so  Dättl.,  0.). 
jch  jj»  >s  nn  ai)!  weigere  mich  nicht'  AALeer.  Er 
cha""  Niemerem  Öppis  absl".  Ein"m  's  Hecht  absi" 
ScnSt.  (Sulger).  Mit  Gen.  .Sintram  war  dessen  [eine 
Burg  zu  bauen]  nicht  ab.'  Gotth.  (Bilder  und  Sagen 
6,  59):  archaisierend?  Mit  Inf.,  abgeneigt  sein.  ,Man 
werde  die  Widererstattung  diser  Summ  ihme  auff 
eidentliche  Zallung  zu  stellen  nit  abseyn.'  1744,  I. 
(BReber  1898/9).  ,Er  sei  nit  ab,  ein  Abtrag  zu 
tun.'  1781,  AATäg.  Gerichtsbuch.  —  Ab -sin  n.:  Ab- 
wesenheit. Syn.  Ab-wesen.  ,Von  min  a-s  wegen.'  1453, 
AAKön.  ,Demnach  unser  Untervogt  laudsilüchtig  ge- 
worden, hatten  wir  auss  Langmut  sein  Abseyn  und 
Aussbleiben  eine  lange  Zeit  übertragen.'  1712,  Z.  — 
neben-ab-;  s.  be-reichen  (Bd  VI  148).  —  dar- ab 
drab-:   verwirrt,   verstimmt  sein  BHa. 

ob-;  s.  Bd  I  50.  —  dar-ob-:  darauf  bedacht  sein, 
darauf  dringen,  dafür  sorgen.  Dem  Herzog  von  Lo- 
thringen und  Hm  WHerter  soll  man  auch  ernstlich 
schreiben,  ihnen  die  Unsern  empfehlen  und  sie  er- 
mahnen, ,darob  zesind,  daz  die  nit  verfüert  werdent.' 
1476,  Absch.  ,Vogt  zuo  Kyburg  schryben  darob  ze 
sind,  das  die  zuo  Näftenbach  ir  gsellenhuss  wider 
verkouffind.'  15So,  Z  EM.  .Darob  und  daran  sin.' 
mehrfach  XVI./XYIL,  Z;  zB.:  ,So  welle  er  darob  und 
an  sin,  das  er  ...  der  urteil  statt  tuon  müesse.'  1530/3, 
Z  Ehegericht. 

d(i)-obe"-;  s.  Bd  I  51. 

über-,  über-;  s.  Bd  I  58/9.  Dazu:  1.  auf  dem 
Feuer  sein  B;  Th;  Ndw  (Matthys).  D'  Herdepfel  sind 
über.  —  2.  a)  betrunken  sein  GRValz.  Er  ist  g'wüss 
nid  es  Bilz  über  g'sin.  —  b)  vorbei  sein;  s.  blöd  (Bd 
V  24).  —  c)  übergeben  sein,  kapituliert  haben :  We"" 
mir  vo"  dem  [dem  ,alten  Bernpulver']  hätti",  d'  Fe- 
stig war  i"  ZU  vo"  ziel  Tagen  über!  EGünter  1908. 
Jets  isch  Murten  über,  meine  Geduld  ist  zu  Ende 
BM.  —  d)  (mit  Gen.)  überhoben  sein,  neg.  nicht 
darum  herumkommen,  nicht  umhin  können;  vgl.  ab-s. 
2  a  zu  Ende.  ,[Wir  sind  von  unsern  Verbündeten]  also 
ermanet  umb  hilf  wider  üch,  das  wir  ...  nit  können 
überwäsen,  denn  das  wir  ine[n]  hilft'  wider  üch  zuo- 
gseit  band.-  1444.  Zellw.  (Jrk.  .Dann  sy  im  so  böse 
wort  gebind,  daz  er  des  nit  wol  über  sin  möcht  sy 
zuo  straffen.'  1483,  Z  RB.  .Diewyl  die  pündt  und  der 
frid  bestand,  so  hat  die  tiranny  kein  end,  und  mües- 
send  aber  wir  in  kraft  der  pündten  inen  helfen  [die 
ref.  Orte  den  kath.],  dass  sy  für  und  für  by  ir  tyranny 
mögind  blyben,  des  wir  über  wärind,  wenn  die  tei- 
lung  beschähe.'  1532,  Strickler.  .[Wenn  der  Verletzte] 
den  andern  so  unzimmlicher  wyss  verursacht  bette, 
das  er  des  verletzens  nid  füegklich  hett  mögen  übersin 
[hat  er  nicht  ohne  Weitres  Anspruch  auf  Schaden- 
ersatz].' 1535,ZKn.(ZStat.).  -  dar-  drüber-:  l.a)  .über 
Etw.  her  sein,  zB.  über  den  Kasten'  Ndw  (Matthys); 

Schweiz    Idiotikon  VII. 


vgl.  Sp.  1036.  —  b)  hinter  Etw.  gekommen  Bein,  Etw. 
herausgebracht  haben  BBe.  —  2.  Es  ist  mir  drüber, 
ich  habe  Lust  dazu  Ndw  (Matthys). 

üf-  (übel-,  hell-,  bueb-,_  des-üf-J;  s.  Bd  I  119/121. 
Dazu  einige  Nachträge.  ,t)f  s.'  lj  aufgestanden  sein. 
Vom  Boden.  Morgant  1530;  aus  dem  Bette,  ebd.;  Hai- 
monsk.  1531.  .Ich  schätz,  du  sigest  zuo  früeuffgesin 
oder  aber  ich',  Frau  zu  einem  Mann,  den  sie  früh- 
morgens bei  einer  Stute  ertappt.  1430,  Z  RB.  Uneig. 
Der  Find  ist  üf.  BGr.  (Bärnd.  1908).  —  2)  wachsam, 
auf  der  Hut  sein.  ,üenk  wohl  der  rat  schon  auff  wirdt 
sein,  des  knaben  halb  ohn  sorgen  biss.'  GGotth.  1599. 
—  3)  sich  aufmachen,  aufbrechen.  ,Will  morn  früe 
uff  sin.'  Haimonsk.  1531.  ,Wol  her  und  dran,  wir 
wend  uf  syn!'  Funk.  1553.  ,Sol  mich  beförderen, 
über  ein  Jar  ufzesin.'  FPlatier  1012  (Boos).  ,[Der 
Margstaller  soll  dafür  sorgen]  dass  die  Ross  wol 
besehlagen,  auch  zue  der  Stunt,  wan  ein  Herr  will 
aufsein,  alle  Ding  ordenlich  und  wol  gerüst  sigen.' 
AaMuh  Gürdn.  XVII.,  Militärisch,  ins  Feld  rücken, 
oft  XVI.;  zB. :  ,Do  fragte  inn  der  herr,  wenn  der  künig 
lüt  weit  han,  ob  er  och  weite  uff  sin.'  1513/5,  Abscb. 
.Wenn  wir  wellent  uf  sin,  so  werdent  wol  vierhundert 
man  mit  uns  uf  sin.'  um  1523,  Strickler.  ,[Die  Juden] 
bettend  wider  ein  solchen  gewalt  nichts  mögen  uss- 
richten,  wenn  nämlich  yederman  wider  sy  uff  gewäsen 
wäre.'  LLav.  1583.  S.  noch  Harnisch  (Bd  II  1611).  — 
4)  sich  empören.  ,Als  der  gross  Constantinus  abge- 
stoben, sind  die  Alemanier  abermalen  auff  gewesen.' 
HP ast.  1578.  —  5)  offen,  eisfrei  sein.  ,Der  Zürichsee 
überfror  gar  ...  Wie  aber  die  wermi  mit  einem  wind 
kam  16.  feb.,  was  er  20.  feb.  widerumb  uff  biss  gägen 
Rüstliken.'  1551,  HBüll.  D.  —  6)  zu  Ende,  aufge- 
braucht sein;  auch  AALeer.;  Bs;  S.  Der  Vstag  hed 
nid  welle"  chön  u"d  mit  dem  Hew  si"  d'  Lit  üf  g'stn. 
Barnd.  1908  (BGr.).  —  oben-üf-:  zornig  sein;  vgl. 
di-oben  3  (Bdl  51).  ,Fritz  war  ganz  blau  vor  Zorn. 
Fritz  ist  immer  oben  auf,  sagte  Rudi.'  Alpenh.  1871 
(BE.).  —  dar-üf-:  krepiert  sein;  s.  Seili  (Sp.  762).  — 
wol-üf-;  s.  Bdl  122.  ,Der  muss  wohl  uff  sy"!'  iron. 
=  Dem  muss  es  gut  gehen!  Gotth.  ,Gester  ich  nit  gar 
wol  uf  was.'  GGotth.  1619.  .Freuet  mich  von  Herzen, 
wan  Alles  wohl  auff  ist.'  1730,  Zu  Brief. 

uff-  (oben-,  dar-uff-J:  s.  Bd  I  118  u.119.  Dazu: 
Er  ist  geng  uff  und  ann,  auf  dem  Trockenen  BG. 
(Bärnd.  1911).  ,Die  sachen  ze  stillen  und  mit  beiden 
teilen  ze  reden,  was  druf  und  dran  ist  [was  dringlich 
ist?].'  1530,  Absch.  ,Das  sy  daruf  und  daran  sygend 
[darauf  dringen],  das  der  künig  in  Frankrych  den 
protect  ...  quittiere.'  1585,  ebd. 

um-  (hand-cher-,  dar-um-);  s.  Bdl  220.  229.  230. 

an-;  s.  an  II 3  d  (Bd  I  255).  Dazu:  D'  lins,"  sind 
a",  am  Leibe;  d's  Holz  ist  a",  am  Feuer  Ndw  (Matthys). 
Es  ist  a",  erreicht,  zB.  die  Mauer,  steht  an  ihr  an. 
ebd.  ,Ä.,  tangere.'  Id.  B.  Er  ist-em  's  a"g'si",  er 
ist  ihm  bei  einer  Arbeit  gleichgekommen  GT.  An- 
wesend sein:  ,Da  dirre  kouf  gischach,  da  waren  an 
here  N.  [usw.].'  1298,  Bs  ÜB.  Eignen,  zukommen,  mit 
Dat.  .[Bei  Mischung  von  Weiss  und  Schwarz  ergibt 
sich]  etwas  brauns,  das  sunst  der  färben  keinen  [!] 
an  ist.'  Tiere.  1563;  lat.  qni  neuter  extremorum  est. 
Lieb,  genehm  sein,  mit  Dat.  P.  Ndw  (Matthys).  I'h 
bin-em  a".  So  mit  Acc.  's:  Keini  ist-em  's  jo  a"</'si" 
wie  Die,  die  er  liebte  ScbwE.  (Gedicht).  Es  (Das) 
ist-mer  (nid)  a",  ich  habe  (keine)  Neigung,  Lust  dazu 


loi:; 


San,  sen,  sin,  son,  sun 


1044 


BSi.  (auch:  ,ich  habe  die  Gewohnheit');  L  (Ineichen); 
Ndw  (Matthys);  ZLunn.  „Es  ist  ihm  so  an,  es  ist 
so  in  seiner  Natur;  negative  hat  die  Eedniss  .es  ist 
mir  heut  nichts  an'  den  Sinn,  ich  habe  heut  keine 
Lust,  keine  Neigung  dazu."  St.2  Wol  a"  s.  1)  Ei"'m 
wol  (übel)  a"  s.;  s.  Bd  I  255.  .Seine  geistlichen  waren 
ihm  nicht  wol  an.'  Wurstisen  1580.  .Demnach  stadt, 
Hesther  habe  dein  hofmeister  wolgefallen  und  habe 
gnad  vor  im  funden,  das  ist,  er  sye  iren  wol  an  ge- 
wäsen, er  hab  iren  wol  gwöllen.'  LLav.  1583.  —  2)  mit 
Ortsbestimmung  (gew.  bi  Ei"em),  gut  angeschrieben, 
beliebt  sein,  in  Gunst  stehen  Ap;  B  (.multum  valere 
apud  aliquem.'  Id.);  L  (Ineichen);  GF.,  G.;  ScaSt,  (Sul- 
ger);  Th;  St.-  Er  ist  bi-n-em  verzwant  icol  a",  steht 
bei  ihm  in  grosser  Gunst  Ap.  Die  Jumpfere"  slgi  wol 
a"  bi-re".  MWald.  1880.  Er  will  überall  wol  a"  GF., 
G.  ,Mädeli  meinte,  da  müsse  ich  gar  wohl  an  sein.' 
Gottb.  —  niener-a"-,  d(a)r-a°-,  ann-;  s.  Bd  I  258. 
259.  Zu  dra"  s.:  1)  darauf  dringen  uä.  sehr  oft  XV./ 
XVI.  ,Mit  N.  daran  zuo  sind  und  in  lassen  suochen, 
das  [gestohlene]  gelt  ...  wider  zu  keren.'  1491,  B  RM. 
.Derhalben  wirdt  ich  sein  daran,  Ulisses  soll  die  waffen 
hau.'  GGotth.  1599.  Vgl.  unter  An-bringen  (Bd  V  715) 
und  die  Verbindungen  .helfen  und  daran  sin.'  1530/3, 
Z  Ehegericht,  .daran  sin  und  verschaffen.'  1563,  Z  RM. 
—  2)  mit  Adv.  Letz,  recht  dra"  s.  Aa;  Ap;  Th;  s.  auch 
Bd  III  1551;  Bd  VI  211.  Übel  dra"  s.;  s.  auch  Bd 
IV  1514  u.  ,Wiewol  in  dem  usserlichen  gottsdienst 
etwas  unglychheit  ist,  also  das  ein  teil  vermeint  uff 
die  wyss,  der  ander  uff  ein  andere  bass  doran  zesyn, 
so  stimpt  man  doch  in  dem  houptstuck  zesammen.'  1585, 
Absoh.  .Wie  ich  mit  Mosen  bin  dran  gsyn,  so  wird 
ich  by  dir  ouch  syn.'  Zwingli  (Zitat  aus  Jos.  1,  5,  wo 
in  der  ZBib.  von  1530:  .wie  ich  mit  Mose  gewesen  bin'). 

äne-;  s.  Bd  I  261.  S.  noch  Sp.  30  o.  — ■  dar-äne-; 
s.  Bd  I  263.  S.  noch  Brot  (Bd  V  925  u.);  ver-f endeten 
(ebd.  1151). 

in-,  (dar)inn-,  dfarjinne"- ;  s.  Bd  I  291.  294.  Dazu : 
Dri"si",  drin  stecken,  in  einem  Handel  Ndw  (Matthys). 
Der  Man"  isch  drinn,  wi-n-e"  Hang  i"  de"  FlÖluie" 
BE.  Schtvdr,  tick,  z'mitzt  drin  si",  viel  gesellschaft- 
liche Beziehungen  haben  ZStdt.  ,Als  ihn  sein  Bruder 
Cuny  abgemahnt,  sei  er  schon  zu  tief  darinn  gewesen.' 
B  Anz.  (Copie  oder  Auszug  einer  Kundschaft  über  die 
Oberländer  Unruhen  von  1447). 

ab-,  üf-,  an-,  üs-,  hinder-enand-;  s.  Bd  I 
116.  117.  305.  306.  307.  550.  II  1413.  Dazu:  „Auf- 
und  ob  einander  sein,  einander  zusetzen,  verfolgen 
VO."  ,Man  sol  sy  [die  Schulkinder  in  der  Pestzeit] 
ouch  nit  gar  zu  eng  in  einandern  sein  [lassen].'  1594, 
L.  D'  Regieri"g  slgi  grad  bi-n-andere".  Schweizer  Bauer 
1907.  's  Rebe"schnide"  würt  bald  bi-n-enand  si",  feitig, 
beendet  Th;  Z.  ,Es  sind  die  kurfürsten  am  Rin  by 
einander  gesin.'  1476,  Bs  Chr. 

üs-;  s.  Bdl  551.  552/3.  Dazu:  1)  von  Personen. 
Abwesend  sein,  oft  XV./XVI.;  zB.:  .Die  zit,  so  si  also 
von  ir  statt  usswären.'  1449,  Aar.  StR.  (B  Urk.);  nach- 
her: , semlich  ir  usswesend  zit.'  ebd.  .Ich  kan  mich 
nüt  gnuog  verwundern,  das  er  so  lang  uss  ist  inn 
silier  botschaft.'  Haihonsk.  1531.  Inf.  subst.,  Abwesen- 
heit; s.  Bd  VI  579  u.  —  2.  von  Sachen,  's  göd,  so  lang 
a's  's  mag;  wenn  der  Lung  üs  isch,  glieit  's  Rad  ab  L; 
vgl.  Bd  VI  480.  Artikel,  mit  deren  Annahme  ,dem  krieg 
der  boden  aus  sein  würde.'  1531,  Strickler.  Bekannt 
sein.    ,Wann  der  Herr  etwan  in  ein  Wüste  gegangen 


und  daselbst  gebettet,  ist  es  gewüss  auch  nicht  alss- 
bald  aussgewesen.'  FWvss  1677.  Ausgemacht  sein. 
Si'lb  ist  üs!  SchKI.  Zu  Ende  sein.  D'  Schnei  ist  üs.  allg. 
S.  noch  Pfüs  (Bd  V  1188).  ,Won  ouch  denn  uff  den 
selben  tag  eins  weibels  iar  uss  ist.'  XIV. /XV.,  ZBass. 
Offn.  ,Du  weist  doch  wol,  dass  die  zil  noch  nit  uss 
sint.'  1434,  Z  RB.  ,Do  das  grebtnus  uss  was.'  Mor- 
gant  1530.  ,Will  das  Leechen  uss  seige,  sitze  er  [ein 
Müller]  wie  der  Vogel  uffem  Zweig.'  1642,  Th.  S.  noch 
Sp.  371  u.  —  vor-,  hinden-,  papp-,  dar-,  dar- 
durch-üs-,  uss-,  (hie-)ussen-;  s.  Bd  I  556/60. 

dar-von-;  s.  Bd  I  843  (Bed.  1). 

vor-;  s.  Bd  I  928/9.  Dazu:  ,Ei"'m  vor  si",  ihm 
in  Etw.  zuvorkommen,  ihn  in  Etw.  hindern'  Ndw 
(Matthys).  Met  Geld  ist-er  nöd  a's%  icit  vor.  ATobler 
1909.  ,Das  ist  mir  vor  gsyn,  Gott  werd's  nit  lyden.' 
Rdef  1550.  ,Ist  geraten,  si  diss  jetzt  vorwesenden 
[bevorstehenden]  eidts  uff  disem  ankommenden  oster- 
sampstag  ze  erlassen.'  1555,  B  RM.  —  da(r)-vor-; 
s.  Bd  I  933. 

für-;  s.  Bd  I  958/9.  Zu  3  b  (vorüber  sein)  s.  noch 
ge-recht  (Bd  VI  227);  ge-rad  (ebd.  503).  ,An  einem 
sambstag  spat,  als  die  sun  für  gsin.'  1559,  B  Turmb. 
,Bis  kilbi  für  was.'  Ard.  1572/1614.  —  hinder-,  dar- 
für-; s.  Bd  I  964.  966. 

(er-)ge-;  s.  Sp.  1020/21. 

heim-:  anheimgestellt  sein.  ,Mag  jeder  schuol- 
meister  den  schuolkinden  solches  sonst  anzeigen  und 
es  iren  eitern  heimseyn,  jeder  nach  syner  gelegenheit 
hirinn  tuon  und  lassen  möge.'  1594,  L  Pestordn.  — 
da-heim-;  s.  Bd  II  1281/2. 

hin-;  s.  Bd  II  1318,  auch  sollen  (Sp.  775).  —  ab- 
bin-; s.  ebd.  1320. 1322.  -  über-hin-;  s.  ebd.  1323/4. 

—  um-hin-;  s.  ebd.  1327/9.  Dazu:  Dem,  wo  eissig 
z'  Burdlef  g'si",  soll  's  speter  no'h  drum  ume"  si",  soll 
sich  dorthin  gezogen  fühlen  B  (Dekl.).  —  an -bin-; 
s.  ebd.  1332.  13S4  fzemitz-an-hin-J.  —  us-hin-;  s.  ebd. 
1338/9.  1341  (oben-,  vor-us-hin-).  Dazu:  Wie  <f  Sunna 
es  Bitz  ist  üst"  g'sin  PPo.  —  für-hin-;  s.  ebd.  1345. 

—  hinder-hin-;  s.  ebd.  1348.  Dazu:  Was  hinderen 
ist,  ist  g'mäit  .gemäht  ist  gemäht'  BE.,  G.  —  (für-) 
näch-hin;  s.  ebd.  1354.  —  da-  dehi"si" .-  ruiniert 
sein,  von  Kleidern  Bs  (Seiler).  —  durch-hin-;  s. 
Bdll  1357. 1358/9  (oben-,  darüber-,  zmitzt-durch-hin-). 

—  zue-hin-;  s.  ebd.  1360/1. 

da-hinde"-;  s.  Bd  II  1411.  —  (dar-)hinder-; 
s.  ebd.  1416.  1419.  Dazu:  Si"  darhinder,  essere  occu- 
pato  a  ciö  fare  PA1.  Hast  g'maehnd  den  Rock?  Ich 
bin  d. 

um-her-;  s.  Bd  II  1561. 

mit-:  dabei  sein.  .Als  A.  mit  den  Bossharten 
beiden  gangen,  ouch  daby  und  mit  gewesen  ist,  ge- 
sechen  und  gehört  hat,  das  sy  den  B.  schluogent.' 
1434,  Z  RB.;  noch  oft  in  dieser  Quelle.  -  Nach  der-mit 
si"  (Bd  IV  908  o.)  viell.  als  ,dabl   and  damit'  zu  verstehen. 

da-nide"-;  s.  Bd  IV  670. 

bi-.  Subst.  Inf.  Bi-sin  n.:  Anwesenheit.  ,Inn 
bysin  Ruollanden.'  Morgant  1530.  ,Inn  binsin  R-en.' 
Haimonsk.  1531.  .Ohne  syn  bisin,  doch  im  biwesen  der 
stift  boffmeyers.'  1561,  ZAlbisr.  S.  noch  Under- Seckler 
(Sp.  678).  Abgekürzt  ,b.',  in  Anwesenheit  (vgl.  ,laut' 
für  ,nach  Laut'  uä.).  ,Das  Haus  des  inquirierten  Weibs 
eintweders  selbst  oder  durch  einen  taugentlichen  hier- 
zuo  Bestellten  Bysein  eines  Nonaty  [1.  Notari?]  durch- 
suochen.'  1657,  ADettl.  1905.    .Allwo  sie  [die  eidgen. 


1045 


San, 


sin,  son,  sun 


1010 


Gesandten]  nit  weniger  dann  zu  Dyon  Beysein  er- 
meldten Herrn  de  Praslins  und  d'Ürsignys  uberauss 
prächtig  liewirtet  wurden.'  Parisische  Keis  1664.  — 
vor-bi-;  s.  Bd  IV  907.  —  da(r)-bl-;  s.  ebd.  908. 
.Bedunkt  uns,  dass  der  ernst  daby  syge.'  1444,  1'. 
Aushalten,  existieren;  auch  S;  W.  Ich  chan"  so  derbi 
g'si"  W.  Subst.  Inf.  Es  ist  es  grtiselichs  Derbt'si",  man 
kann  es  unter  solchen  Umständen  fast  nicht  aushalten 
BG.  Es  heimlichs  Biirbinsln  in  schaurig  schönem  Ge- 
wittersturm auf  dem  Gipfel.  Barnd.  1908  (BGr.). 

z'sämen-:  a)  bei  einander  sein  GT.;  Ndw;  ZO. 
,Z's.,  partibus  alicuius  stare,  in  lusu  usurpatur.'  Id.  B  ; 
auch  Tu;  Z.  Mer  wend  auch  e"chlin  z's.  sl",  gemütlich 
bei  einander  sein  ZO.  S.  noch  Sp.  911.  —  b)  zsgefügt 
sein,  von  Sachen  Ndw  (Mattliys). 

da-.  , Weilen  kein  Auffhören  dagewesen.'  1719, 
Bs  (AfV.). 

dar-:  .vorgelegt,  vorgeschoben,  vorgesetzt  sein' 
Ndw  (Matthys).  D's  Pfeister  ist  dar  B;  Ndw  (Matthys). 
's  isch  dar,  der  Tisch  ist  gedeckt,  die  Speisen  auf- 
getragen, die  Sache  gerüstet  B  (Zyro). 

durch-.  1)'  Hose"  sind  fscho"  wider)  durch,  infolge 
der  Reibung  durchlöchert  Ar;  GT.;  Tu;  Ndw;  Z.  Es 
ist  dureh,  zB.  ein  Loch  ist  durchgebohrt  Ndw.  ,Es 
sol  sinhalb  durchsin',  der  Rechtsfall  soll  als  erledigt 
gelten.  1459,  Waldm. 

wider-;  s.  wider.  —  dar-,  derwider-:  gevt.  mit 
Dat.  P.  a)  dagegen  sein  Bs;  B;  Th;  Z.  Ich  will-em 
niid  derwider  sl".  ,So  dan  aber  meinst  gru'ndtlich  ze 
faren,  khan  ich  dir  der  wider  nit  wesen.'  152-1,  Vad. 
(Brief).  ,Dar  wider  bin  ich  dir  nie  gsin.'  GBinder  1535. 
S.  noch  ab-s.  (Sp.  1040).  Berfür  und  derwider  si"  (auch 
Bs;  B;  G;  S;  Th)  s.  Bd  I  906.  —  b)  andrer  Meinung 
sein  B.  ,Si  meint  's  nit  bös  [sagte  der  Pfarrer].  Bi" 
nüt  derwider,  sagte  Peter.'  MWalden  1880. 

zue-:  geschlossen  sein,  vom  Fenster,  der  Türe; 
gebannt  sein,  von  Reben,  Wald;  gefroren  sein,  von 
Gewässern,  allg. 

Wol-sin  n.  Nur  in  den  Formeln  zum  Wohl"!  Ap; 
B  (als  schriftsprachlich  empfunden);  G;  Tu;  Z  (tw. 
Wähl");  rjuets  Wohl"!  Z  (so  Düb.,  Wth.),  zur  Gesund- 
heit! beim  Zutrinken.    Wohl",  Bedne"  z'säme"!  Joach. 


Sinn  I  Aa  (in  F.  -e1-);  Ap;  Bs;  B  (auch  F.);  L; 
Scew;  S;  Ndw;  Z  tw.,  Sind  (nur  in  den  Verbindungen 
im  S.,  z'  S.)  Ap;  BBr.;  GrD.,  Pr.,  Seh.;  GoT.;  TnBerg, 
Hörn,  Hw.,Mü.;  ZF.,  £V»BE.,G.;  FMu.,  Si  GRNuf; 
PAL,  Po.;  ThHw.  (■%>),  Märst.,  Mü.;  Obw;  U;  WVt. 
(nasaliert);  ZF.  (-i*),  See  ZBenken  f,  Si'  Ap;  GRh.; 
Schj  THKessw.,  SP  Gl;  GT.;  Z,  Se  ScnSchl.,  Set  GRh. 
—  in.,  PI.  unver.  Ap,  Sinn  AaF.,  Subrent.;  BsL;  Gr 
Ths,  Sinne"  AALeer.;  Gl;  Sch;  ThMü.;  Z:  im  We- 
sentl.  wie  nhd.Sinn.  1.  Vermögender  äussern  Wahr- 
nehmung. ,In  s.  werden'  mit  Gen.,  gewahr  werden; 
vgl.  zur  Konstr.  ,inne  werden.'  ,Da  unser  knecht  der 
fien[d]  in  s.  worden,  da  sind  sie  in  eir  guoten  aornig 
die  flegenfd]  den  berg  uf  angerifen.'  1499,  S  (Bericht 
über  das  Gefecht  im  Bruderholz);  in  einem  andern 
gleichzeitigen  Schreiben  des  selben  Verlassers:  ,sint 
die  unsren  ir  gesichtig  worden.'  ,Die  fünf  S-e.'  Von 
den  Sinnesorganen:  Für  das  Versehen  eines  Sterben- 
den werden  ua.  fünf  Wattebäuschchen  bereit  gelegt 
zum  Betupfen  der  ,5  Sinne'  AaF.  (AfV.).  Sonst  nur 
in  übertr.  S.,  =  2  b  (s.  d.).    's  band  Alli  [die  Kinder 


einer  Familie]  di  g'rade"  Glider  ond  di  ftV'f  g'sonde" 
S-e"  TbMü.  Er  het  sine  guete"  feuf  S-e",  ist  ^oll- 
sinnig'  AALeer.  Bö  mue"-me"  alli  fü"f  S-e"  bin- 
enandha",  bei  einer  schwierigen  Arbeit  Tu.  Wo  hast 
attch  dini  (fü"f)  S-e"  g'lta"?  tadelnd,  ebd.  ,Das  merke, 
swer  sine  fünf  s-e  hat.'  Schachzabelb.  .Seine  fünf 
sinn  anwenden  und  brauchen,  all  sein  sterke  ankeeren, 
contendere  omnibus  nervis.'  Fnis.;  Mal.  S.  noch  be- 
riehen  (Bd  VI  100).  —  2.  a)  Bewusstsein,  Besinnung. 
I«*  ha"  mi"  S.  alle"  verlöre"  B(Zyro).  Vo"  S.  (B),  S-e" 
(AALeer.)  si".  Er  [ein  vom  Pferde  Gestürzter]  isch  co" 
S.  SGfeller  1911.  S.  auch  sagen  (Sp.  394).  D'  S-e" 
sind-em  vergange"  AALeer.  Bi  S-e"  sl".  ebd.  —  b)  Er- 
kenntnissvermögen, Verstand,  auch  zsfassend  für 
die  geistigen  Kräfte  übh.j  oft  im  PI.  Spinn,  Meitli, 
spinn,  so  wachse'd  der  die  Sinn!  EStoll  1907.  Chtirzer 
S.;  s.  unter  c.  ,Alsus  beleip  daz  lembelin  beliuot  wol 
[vor  dem  Wolf]  von  den  s-en  sin.'  Boner.  ,Geüebte 
sinn  haben  zum  underscheid  des  guoten  und  des  bösen.' 
1530,  Hebr.;  tu.  ataÖT/uvjpta.  ,S.,  verstand,  das  fassen 
und  erwütschung  unsers  Verstands,  sensus.'  Fris.; 
Mal.  RAA.  (vgl.  unter  1).  ,Bu  muest  der  S.  bi-n- 
enandere"  ha",  animus  adhibendus  est,  adsis  animo 
oportet.'  Id.  B.  Me"  mues'  der  S.  bi-n-enandere"  ha", 
we""-men  es  grosses  G'sehäft  het  B  (Zyro).  Er  wird 
im  Üsmelche",  ico  me"  d'  S-e"  sn't  bi-ii-eiiand  stü"  lü", 
wider  über  Anders  'brüetet  ha".  ÜStreiff  1904.  ,Der 
schryber  sol  im  ufzeichnen  guot  sorg  haben  und  die 
sinn  by  im  han.'  XVI.,  ZKyb.  In  Ausdrücken  für  gei- 
stige Gesundheit  und  Zurechnungsfähigkeit.  .Gsunde 
Glider  und  gutte  S-en  ...  wünschen  ich  allwegen.' 
Barnd.  1911  (aus  einer  Hausinschr.).  , Verjachen  die 
NN.  mit  irein  Ansprechen,  gesunt  sinnen,  lips  und 
Vernunft,  wie  daz  si  recht  und  redlich  [einen  Kauf 
abgeschlossen  hätten].'  1417,  AaB.  Urk.;  ,gesunt  lips 
und  der  sinnen.'  1430,  ebd.  ,[N.  bekennt]  das  er  sich 
einer  touben  und  unsynnigen  wyss  underzogen  ...  ouch 
sich  selbs  mit  einem  ermel  von  sinem  hembd  erhenken 
...  wellen,  über  und  wider  das  im  siner  s-en  halb  nüdt 
geprosten.'  1530,  Z  RB.  ,[N.  soll]  sich  des  wyns  der- 
maassen  entziechen,  das  er  by  sinnen  und  vemunft 
belyben  und  syn  dienst...  versechen  möge.'  1548,  Z 
RB.  ,Wol  bei  sinnen,  wol  bei  im  selbs;  mentis  compos. 
Wol  bei  sinnen  sein,  mente  consistere.'  Fris.;  Mal. 
,Ein  mannsbild  .. .  mag  sines  guots  zimliche  Ordnung 
und  testament  wol  ufrichten,  alle  diewyl  er  by  rechten 
sinnen  und  guoter  Vernunft  ist.'  1572,  Aar.  StR.  ,A11 
diewyl  sy  by  guoten  wüssenthaftigon  sinnen  und  Ver- 
nunft sind.'  ebd.  In  Ausdrücken  für  verschiedene 
Arten  geistiger  Gestörtheit.  Weder  S.  no'h  Verstand 
han  B  (Zyro).  Einer,  der  im  S.  nit  ganz  g'schld  ist 
BG.  (Bärnd.  1911).  Us  uem  S.  cho",  von  geistiger 
Zerrüttung  PPo.  Er  ist  nid  bim  rechte"  S.,  ausser 
sich,  von  Sinnen  FMu.  Bu  best  goppel  ned  recht  bi 
S-e"  TuMü.  Er  ist  nümer  bi  volle"  S-e"  g'si",  als  er 
das  Testament  machte,  ebd.  ,Po  gieng  sy  [die  Kö- 
nigin Elisabeth]  der  siechtag  als  starklich  an,  das  sy 
recht  ganzlich  kam  von  allen  iren  s-en,  also  das  sy 
weder  guot  noch  übel  noch  kain  ding  verstuond.-  Elsbet 
Stagel.  ,[N.  sagt  aus]  er  hetti  siner  swester  säligen 
kind  by  im,  des  vatter  siner  s-en  nit  hetti,  noch  ze 
statten  dem  kind  komen  möcht.'  1426,  AaB.  ,N.  was 
aber  tobig  und  hart  sin  s-en  nit/  1429,  Z  RB.  ,[Die 
N.  bekennt]  den  eid  hab  sy  nit  gehalten,  und  rett 
daby,    daz   sy   by   ir   s-en   nit  wol  gewesen  und  noch 


1047 


San,  sen,  sin, 


1048 


nit  sy.'  1409,  Z  RB.  ,Diewyl  derselb  N.  ein  alter  man, 
an  s-en  und  Vernunft  krank  und  unstatthaft  ist.'  1489, 
Z  P.M.  , Wenig  [der  von  der  ,anglischen  Schweissucht' 
Befallenen],  so  nit  etliche  stund  irer  s-en  berobt  ge- 
wüetet  haben.'  Kessl.  ,[Die  N.  klagt,  ihr  Mann  habe 
ihr  ein  Brot  an  den  Kopf  geworfen,  obwohl  er  wisse] 
das  sy  der  s-en  broubet  wirt  und  sonder,  so  sy  erzürnt 
wirt,  nitt  umb  sich  selps  weisst.'  1541/3,  Z  Ehegericht. 
,N.  sye  siner  s-en,  witzen  und  reden  ...  nit  vollkommen, 
darzuo  er  bevogtet,  das  er  weder  ze  wiben  nach  anders 
für  sich  selps  keinen  gwalt  gehept.'  ebd.  ,[Die  N.] 
die  der  s-en  etwas  blöd  worden  [wird  im  Spital  ver- 
sorgt].' 1542,  Z  RB.  ,Nit  wol  bei  s-en,  nit  gsund  am 
verstand,  nit  durcheinhin  witzig,  valetudo  mentis. 
Nit  wol  bei  s-en,  übel  verwirrt  sein,  laborare  cerebro. 
Von  s-en  bringen,  taub  und  unsinnig  machen,  exter- 
nare.  Von  s-en  kommen,  taub  werden,  dementire. 
Wider  zuo  s-en  kommen  oder  zuo  seinem  verstand, 
ad  sanitatem  redire.  Alle  sinn  und  verstand  verlieren, 
gar  ab  kommen,  tota  mente  deflcere.'  Fris.;  Mal.; 
Ähnliches  bei  Denzl.  1606;  s.  auch  ab-kommen  (Bd  III 
270).  „[N.  sei  von  einer  Verletzung  am  Kopfe  her] 
ie  zun  zyten  nit  bim  basten  by  rechten  s-en.'  1572, 
Z  RB.  ,Diewyl  ...  syn  s.  und  Vernunft,  wann  er  sich 
mit  wyn  überladt,  zun  zyten  dermassen  vereuderet 
wirt,  dass  er  synes  raundts  nit  belniotsam  ist  [soll  er 
die  Wirtshäuser  meiden].'  1576,  ebd.  ,N.  hat  sich 
versteif,  als  obe  er  verrückter  S-en  were,  und  über 
das  ein  und  andere  Fürhalten  possier-  und  närrische 
Antworten  gegeben.'  1671,  ZAnd.  ,Er  [ein  Zeuge, 
habe]  zu  syner  Frauwen  gesagt:  es  dunkt  mich,  der 
Hr  Ambtmann  M.  seige  an  S-en  nit  überall  just.'  1676, 
ZRüti;  ein  andrer  Zeuge:  ,das  Hr  Amtmann  M.  am 
Verstand  nit  gsund  seige.'  ,Es  hab  sich  etwan  3  Tag 
im  Houpt  gehabt  und  öftermal  gesagt,  es  habe  kein  S. 
mehr.'  1680,  RBrandst.  1890;  oder  zum  Folg.?  -  c)  Er- 
innerungsvermögen', Gedächtniss.  E"  churze"  S. 
ha"  Ap  (.wenig  Überlegungskraft,  ein  schwaches 
Gedächtnis.'  TTobler);  Ndw.  ,[Eine  Frau  vergisst 
das  kurz  vorher  gegebene  Versprechen,  ein  ihr  vom 
Manne  anvertrautes  Geheimniss  zu  bewahren]  Denn 
die  weiber,  wie  man  spricht,  lange  kleider  und  kurze 
sinn  haben.'  JWetzel  1583  (Zutat  des  Übersetzers). 
Vater  Gisi"ger,  dir  heit  e"  guete"  S.  und  es  scharpfs 
Aug.  Schild  1885.  Mi"  S.  het  e'so  g' schwächet  sit 
mi"'r  ChrankHt  BE.  (Bärnd.  1904).  Wenn  Gott  Pne" 
wollt  straffe",  su  nimmt- er  im  der  S.  oder  gibt-im  es 
bös's  Möntsch  BG.  (ebd.  1911).  D'  S-e"  verlüre"  Z. 
,[Wer  am  1.  Jan.  zu  Ader  lässt]  verleurt  den  S.' 
XVII.,  G.  Er  het  hei"  Si""  me  W  (Tscheinen).  ,Kei" 
Sinn  ha",  hebeti  memoria  esse.'  Id.  B.  Wer  (in  TnMü. 
Wa')  kei"  (nid  ÄALeer.,  Suhr;  BsLie.  und  lt  Seiler; 
GRFläsch)  Si(nn)  (in  ScnSt.  lt  Sulger;  ZEls.  Sinne") 
het,  het  Füess,  zu  (von)  Einem,  der  beim  Weggehn 
Etw.  vergessen  hat  und  daher  zurücklaufen  mnss,  um 
es  zu  holen  AALeer.,  Suhr;  Ap  (T.);  Bs;  GRFläsch; 
GBern.,  SaL.;  ScHSt.  (Sulger);  ThMü.;  UwE.;  ZEls. 
und  lt  Spillra.  , [Einer,  der  einen  Korb  stehen  liess, 
sagte]  er  habe  etwas  vergessen;  wann  einer  nicht 
Sinn  habe,  so  habe  er  Füess.'  1722,  Z.  Het-me"  der 
S.  nit  im  Chopf,  so  het  men-e"  i"  de"  Füesse"  B.  — 
(1)  Aufmerksamkeit,  Fleiss;  in  der  Verbindung  e(n) 
S.  ha"  Ap;  Gl.  Heb  (auch)  en  S.!  sei  fleissig  und  auf- 
merksam Ap.  Muest  auc''  e"kli"  en  S.  ha",  zu  Einem, 
der  eine  Arbeit  lässig  und  ungeschickt  angreift  ApLb. 


Hab  auch  en  S.  oder  ich  nemm-dich  bim  Ghrage"! 
HKFrick  1900.  Du  liest  ken  S.,  du  plampest  grad, 
du  befleissest  dich  nicht,  legst  dich  beinahe  auf  die 
Bärenhaut  Ap  (T.).  S.  noch  Narren-Sach  (Sp.  124), 
—  3.  a)  die  auf  Etw.  gerichtete  seelische  Tätigkeit: 
das  Denken  an  oder  auf  Etw.  (auch  der  einzelne  Ge- 
danke), Streben,  Begehren.  Es  göt  wi  S-e"  und  Ge- 
danke", dh.  sehr  rasch  AALeer.  (H.).  ,S.  und  Sorg(en).' 
,[Der  Amtmann,  der]  neben  dem  vilfaltigen  Ohnmuss 
vil  Sinn  und  Sorgen  anwenden,  vil  Müeh  und  Zeit 
anspannen,  selbsten  und  durch  die  Seinen  auf  die  Ab- 
stattung der  Zehenden  geflissen  Achtung  geben... 
muss.'  XVII.,  ZTöss.  ,Da  [in  seinem  Amt]  erwirbt 
ein  Jeder  sein  Brot,  aber  keiner  ohne  Mühe,  Sinn  und 
Sorg  und  mit  wenigem  gutem  Leben.'  FWvss  1677. 
,Da  [im  Ehestand]  gibt  es  vill  Sinnen  und  Sorgen.' 
1772,  LMei.  (Schreibheft).  Einer  Sache  Si(nn)  ge", 
daran  denken,  sie  nicht  vergessen  W  (Tscheinen). 
Du  muest-mu  ouch  Si""  ge".  Kei"  S.  ge",  aus  dem  Sinn 
fallen  lassen,  ebd.  Ich  ha"  ke'"  S.  dra",  denke  gar 
nicht,  Das  zu  wollen  oder  zu  tun  BE.  und  lt  Zyro. 
Jeh  ha"  kei"  S.  g'ha"  dra",  zue-n-e"  z'  gä".  Schwzd.  (BE.). 
Es  chunnt-mer  (e")kei(n)  S.  dra",  ich  denke  nicht 
daran,  es  fällt  mir  gar  nicht  ein  Aa;  Ap;  Bs;  Th;  Z  und 
weiterhin.  Es  tcär-mer  e(ner)  der  S.  an'n  Tod  cho"  als 
a"  so  Öppis  Th;  Z.  Nei",  a"  Das  ist  mir  sg  wenig 
noch  en  S.  cho"  a's  an  Tod.  Stutz,  Gem.  ,N.  neme  ira 
d  band  in  einem  faz-  ald  schimpfwerk,  seite,  ob  sy  in 
zer  ee  wet;  do  seite  sy  ouch  in  fazwerks  wys:  hee 
jaa.  Sunst  were  ir  der  s.  nie  dran  kommen.'  1541/3, 
Z  Ehegericht.  ,Subiit  cogitatio  animum,  der  S.  ist 
mir  daran  kommen.'  Denzl.  1666.  .Leute,  denen  der 
S.  nicht  sogleich  an  ein  Erdbeben  gekommen,  ge- 
dachten, es  wolle  sie  ein  Schlagfluss  treffen.'  1755,  Z. 
,Den  s.  abwenden,  abducere  aciem  mentis.'  Fris.  ;  Mal. 
.Sein  s.  und  (ge)dank  auf  ein  ding  legen  (sich  ganz 
etwarauff  geben),  animum  adjicere  alicui  rei;  sein  s. 
auf  schiächte  und  verächtliche  ding  legen,  abjicere 
cogitationes  suas  in  rem  humilem  et  contemptam;  sein 
s.  aufs  birg  setzen,  saxa  et  montes  cogitare.'  ebd.  .Der 
s.  (und  dank)  stät  üf'  uä.  ,[N.  hat]  gseit,  er  möge  nit  mer 
werken,  sonder  sin  s.  und  gmüet  stand  im  allein  uff 
kriegen  und  dienen.'  1530/3,  Z  Ehegericht,  ,Darnss 
abzenemen  ist,  wohin  des  mönchs  sin  und  dank  nit 
tags  allain,  sonder  ouch  nachts  gestanden  siend.'  Vad. 
,Mein  s.  und  denk  Stadt  auf  die  grüene,  animus  est 
in  hortis.'  Fris.;  Mal.  ,Und  stett[!]  in  aller  sin  und 
denk,  wie  sy  furbringen  seltzam  bossen.'  TStimmer 
1580.  Mit  Adj.  .Rächte  sinn  und  gedanken,  sani 
affectus.'  Fris.;  Mal.  , Böser  s.';  vgl.  ß.  ,Er  hab  hie- 
disent  dem  Brämgarten  zwöy  ross  gfunden,  dahar  im 
[1.  in]  ein  böser  s.  ankommen,  und  nämlich  so  sye  er 
willens  gsin,  dieselben  vor  im  anhin  ze  tryben  und, 
so  sy  zam,  uf  daz  ein  ze  sitzen.'  1556,  B  Turmb.  ,lch 
[der  Teufel]  will  Gott  widerstreiten,  wie  ich  das  kan, 
früe  und  spaat,  mit  listigkeit  und  bösen  sinnen.'  Mein- 
rad 1576.  —  Spec.  a)  Absicht.  (D's)  S-s  si",  beab- 
sichtigen, gesonnen  sein  Aa  (H.);  B.  Ich  bi"  Sinns 
z'  hüräte"  B  (Zyro).  Am  Mädi  han-ig  versproche" ..., 
es  gib  de""  Öppis  z'  Märitchräm,  u"d  da  war  ich  d's 
Sinn*,  im  appe"  es  sidigx  Hahtuech  z'  chaufe".  CWeibel 
1888.  .Jakobli  fragte  den  Vater:  Wo  muss  es  hi" 
g'ritte"  [gefahren]  si"?  ...  Ga"  absäge"?  D' Mutter  ist 
nit  Sinns,  sagte  Hausli.'  Gottb.  ,Ob  sie  etwa  die  Bürgen 
seien  V    Davon  hätte  man  ihnen  nichts  gesagt,  sagten 


1U49 


San, 


1,  sun 


M;,n 


die  beiden  Verwandten,  ernel  einist  seien  sie  sich  dessen 
nicht  Sinns.'  ebd.;  s.  auch  Sp.  1030.  ,N.  habe  zuo  dem 
Annli  Stutzen  gseit:  ich  bin  des  sinns,  ich  welle  wyben; 
weisst  mir  keine?  Seite  si  ja,  und  habe  si  damit  ge- 
nommen.' 1530/1,  Z  Ehegericht.  ,Dess  sinns  bin  ich 
min  tag  gesin  ...  das  ich  mich  wett  mit  dienen  bgon.' 
Euef  1539.  ,Er  sye  nit  sins  gsin,  inen  iitzit  bös  zuo- 
zefüegen.'  1561,  B  Turmb.  ,Doch  sind  wir  des  sinns, 
mit  wil  uf  dise  gesagte  wis  den  catechismum  uszu- 
teilen.'  F  Schulordn.  1577.  ,Bin  ouch  nit  mer  sins,  die 
trukery  zuo  verkouffen.'  ThPlatter  Br.  ,[N.  ist]  gen 
Venedig  khomen,  alda  er  sinns  ist,  sich  in  der  kunst 
zu  malen  zu  üben.'  1599,  Reber  1899.  S.  noch  ent- 
riten  (Bd  VI  1089).  ,Des  s-s  werden',  sich  entschliessen : 
,üa  bedenkte  ich  mich,  ob  ich  fort  oder  zurukgehen 
wollte,  und  wurde  des  Sinns,  in  Gottesnamen  doch 
fortzugehen.'  JJBed.  (Zoll.  1905).  ,Ein  (den)  s.  haben.' 
,[N.  habe]  ein  s.  und  fürnämen  ghept,  in  der  nacht 
sich  uf  ze  machen.'  1556,  B  Turmb.  ,\Vo  wilt  du  hin 
grad  dise  stund?  Zeig  an,  villicht  hab  ich  grad  auch 
den  s.,  an  solches  ort  zu  reisen  hin.'  Meinrad  1570. 
I"  dem  S.,  in  der  Absicht.  Th  ha"  's  nid  i"  dem  S. 
tij"  ThMü.  ,Ouch  ist  der  rat  überein  komen,  swele 
unser  burger  dem  andern  läget  in  dem  s-e,  das  er  im 
gerne  übel  täte,  das  er  das  besron  sol.'  äL  EB.  ,Do 
erzukt  der  N.  ein  stein  und  sluog  in  in  einem  sölichen 
s.,  dass  er  meint,  er  wölte  in  mit  dem  stein  und  dem 
streich  ermürdet  und  ze  tod  erslagen  haben.'  1429, 
Z  EB.  Ähnlich  ,üf  den  s.':  ,Er  (iuwer  alter  arhptman) 
stilt  und  roubet  uf  den  sin,  daz  sin  vriunt  herren 
mügin  wesen.'  Boner.  —  ß)  Plan,  List,  Kniff.  ,Si  rieten 
alle  uf  einen  s.,  wie  si  wol  möchtin  komen  hin.'  Boner. 
,Gib  mir  acht  gülden  iezit  bar  [bezahle  mir  das  Tuch 
zum  voraus,  ohne  es  mitzunehmen]!  Das  duocli1  mich 
nit  ein  bösen  s.  und  luf  an  duoch  und  an  gelt  hin.' 
Fastn.  XV.  ,Do  nun  derselbig  [Sela]  erwachsen  was, 
und  Judas  iren  [der  Thamar]  den  selbigen  nit  geben 
wollt,  erdacht  si  ein  anderen  s.'  Zwingli.  ,Do  Gergis 
sine  vettern  gsach  so  übel  zuo  gerüst,  do  fieng  er  an 
innenklichen  ze  weinen.  Und  als  er  weinet,  do  be- 
dacht er  sich  eines  sins.  Er  ruoft  einem  ritter,  Ge- 
rold geheissen,  und  sprach  zuo  im  ...'  Haimonsk.  1531; 
nachher:  ,G.  erdacht  den  list...'  ,Sy  [ein  hoftartiges 
Weib]  erdenkt  ein  s.  und  luogt  ir  drumb,  das  sis  [ein 
Schmuckstück]  von  anderen  überkum.'  Aal  1549.  — 
Y)  Lust,  Neigung  zu  Etw.;  in  der  RA.  ,in  den  s.  ko- 
men', mit  abh.  Satz.  ,Were  daz  NN.  deheinest  in  den  s. 
kämen,  daz  si  di  gült  wider  verkoufFen  wölten.'  1417. 
AaB.  ,Do  sprach  der  Z.  [der  in  einem  Wirtshaus  über- 
nachten will,  aber  hinausgewiesen  wird]:  nu  hab  ich 
doch  min  gelt  verzert;  ich  käme  in  den  sin,  ich  wölt 
dalag  hin  us  komen,  und  sölten  mir  darumb  min  hend 
abgehouwen  werden.'  1421,  Z  EB.  ,Also  rette  N.:  wilt 
nit  swigen,  ich  kum  in  den  sin,  ich  schlach  dir  das 
brett  in  das  antlit.'  1462,  ebd.  .Demnach  habe  der 
N.  zuo  im  gerett  in  siner  stuben,  er  solte  s bliche  wort 
nit  reden,  dann  er  wölte  es  nit  von  im  haben,  und  er 
käme  wol  in  s.,  er  würffe  inn  die  stägen  hinab.'  147C, 
ebd.;  noch  öfter  in  dieser  Quelle.  S.  auch  zer-riemen 
(Bd  VI  912).  Entsprechend  .Einen  in  dem  s.  finden': 
,[N.  sprach  zu  der  Frau:]  du  möchtist  mich  in  dem 
s.  finden,  ich  gesnitti  [verhüllend  f.  ,gehiti']  ein  messer 
in  dich,  und  greif  ouch  in  das  messer  ...'  1385,  Z  EB. 
—  b)  räumlich  gedacht,  als  Sitz  der  seelischen 
Tätigkeit.     ,Und    so  si  an   dem  nechsten  vergangnen 


samstag  danzent,  si  und  ouch  ander  Juden,  und  in 
irem  s-e  wanden  wolleben,  so  kunt  der  Smario  frefen- 
lich  gelüffen...'  1391,  ZliB.  Bes.  in  einer  Eeihe 
formelhafter  Wendungen.  Im  S.  si",  ligge"  uä.  Da1 
lit-mer  all  im  S.  Th.  Dem  Schu'meister  si"  derbi  di 
ganz  ZU  Anne"mareilis  Wort  im  Sinn  ume"'trölet. 
SGpeller  1911.  ,Du  bisch-mer  geng  im  Sinn  gsi", 
sagt  Anneli  zu  ihrem  Liebsten.  Gotth.  ,Wie  es  mir 
im  s.  ist,  wie  ich  mich  zetuon  beraten  hab,  ut  mihi 
est  in  animo  facere.'  Fris.;  Mal.  ,1m  S.  ligen,  insidere 
animo,  in  mente.'  Denzl.  1666.  „  Es  ist  oder  liegt  mir  in 
zwei  Sinnen,  ich  bin  noch  unschlüssig,  schwanke,  stehe 
noch  an,  ob  ich  es  tun  oder  unterlassen  solle  B;  L" 
(St.a,  nicht  in  ').  Anders:  Einem  ,ze  (im)  s.  sin'  .ge- 
nehm sein,  passen;  vgl.  4.  ,Were  aber,  daz  unsern 
Eidgnossen  daz  nit  ze  s-e  sin  wölte,  so  wellen  wir 
[Zürcher]  den  von  Appenzell  noch  einest  schriben.' 
1423,  Z  StB.  ,[N.  beklagt  sich,  sein  Weib]  sye  so  kybig, 
das  si  im  und  dem  knecht  nit  koche,  es  sye  dann  iren 
im  s.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  I(n'n)  S.  (Ai>;  B;  L:  S;  Tu; 
Z),  i"  d'  Sinn  (SL.),  z'  S.  (Aa;  Ap;  B;  Gl;  Gr;  L;  G;  Sch; 
Th;  Uw;  WEar.  ltDial.;  Z)  cho",  in  der  ä.  Spr.  auch  ,in 
den  s.  fallen',  in  den  Sinn  kommen,  einfallen;  .subire 
animum.'  Id.  B.  Es  tröht-m'r  albig  im  Mül  ummer, 
und  se  lütschel  a's  Gift  und  Tote"  chunnd  's-m'r  grad 
z'  Sind!  Schwzd.  (GrPt.).  ,Es  ist-mer  grad  d'  Sinn  ['.] 
cho",  worum  er  's  tuet,  rationem  consilii  eius  statim 
divinavi.'  Id.  B.  's  chunnt-mer  iez  grad  nid  z'  S.,  ich 
entsinne  mich  nicht  Ap;  B  (Zyro).  Es  chunnt-mer  z' S., 
was  d' möchtist,  ich  merke...  ebd.  Bas  hätt-em  au"* 
vu"  selber  solle"  z'  Sind  chu"  GRUVaz  (Tsch.).  Was 
Tüfels  chunnt-der  wider  einist  z' S.'^  JEoos  (L).  Botz 
Tüsi"g,  botz  Tonder,  was  chöd-mer  noch  z'  S.?  Ha" 
g'meint,  ich  well  ivibe",  jetz  bin-i'h  noch  z'  Mi".  Ap  VL. 
1903.  Dertuet,  wa'-n-em grad in'n S.  chuwnt  Ap;  Th.  So 
Üppis  chäm  Ei""m  im  Traum  nüd  z'  S. !  Th  ;  Z.  Chunnt- 
der  (auch)  Nüt  z'  S.'r  's  chuwnt  im  Nüi  :'  S.,  er  hat 
keine  eigenen  Gedanken,  sieht  Nichts,  merkt  Nichts 
Ap;B(Zyro).  S.  anch  ver-brännt  (Bd  V  632).  Mir  ist 
d'  Vri-ne"  rein  nümmer  d'  Sinn  [!]  cho".  CStreiff  1904. 
Wenn-em  [dem  Bäbeli]  tippe"  der  Köbeli  i"  S.  chon 
isch.  JEelnh.  1904.  ,Als  sy  morndes  vernem,  das  dem 
Günther  sin  leder  verstoln  were,  viele  ir  ze  stund  in 
iren  sin,  nach  dem  fragen,  so  Stichdenast  am  abent 
getan  hatt,  er  hette  das  getan.'  1456,  Z  EB.  ,[Ein 
Metzger  gibt  an,  zwei  Käufer  hätten  die  ihnen  vor- 
gewogenen Würste  nicht  nehmen  wollen]  deshalb  im 
in  sin  s.  käme,  das  sy  bedüchte  er  inen  nit  wol  ge- 
wegen  bette.'  1470,  ebd.  ,Das  er  sy  oder  sy  in  damit 
zur  ee  erfordern  oder  nemmen,  das  sye  iren  nie  in  s. 
kon,  heig  in  nit  gnan,  welle  in  ouch  nit.'  1530/3,  Z 
Ehegericht.  ,Wer  im  nie  zu  s.  kommen,  das  sovil 
drus  [aus  einem  im  Eausch  gegebenen  Elleversprechen] 
gemacht  werden  sölte.'  1538/40,  ebd.  ,Was  aber  im 
hiezwüschet  in  s.  gfallen,  das  möge  sy  nit  wissen.' 
1541/3,  ebd.;  ähnlich  noch  öfter.  ,Es  ist  mir  dozemal 
nie  in  s.  kommen,  non  admisi  tum  in  animum.  Der 
tuot,  was  im  in  s.  kompt,  homo  sui  arbitrii.'  Fris.; 
Mal.  .Incidere  in  meutern,  in  S.  fallen.'  Denzl.  1006. 
Aber  es  hont  mir  s'  Sinn,  wil  er  seit,  dass  d'  Schlacht 
bi  Villmär ga  gsehecha  syge,  ob  nüd  öppa  d'  Bärner, 
so  vor  etli  Jahra  dort  umko  sind,  nüd  nu  wider  uf- 
gstanda  sygind  und  gholfa  händ  drin  schlaget.  Göldi 
1712.  Gältet  gältet,  dier  Wizbitlef,  äs  chunt  üs  schlech- 
ten  Wibervelcheren  no  flugser  z'  Sinn,   was  ftr  aller- 


1051 


San,  sen,  sin, 


1052 


gattig  Eslen  äs  gän  cha!  BHa.  Gespr.  1778.  Im  gleichen 
S.  ,in  s.  und  dank  komen.'  ,Solichs  doch  dem  N.  in 
sin  s.  und  dank  nie  kam  und,  ob  gott  wil,  niemer 
komen  sol  ieman  ze  ermürden.'  1442,  Z  RB.  ,[N.  be- 
zeugt] das  heb  er  nit  getan,  und  sye  im  in  sin  s.  noch 
denk  nie  kommen  [einen  Degen  zu  stehlen].'  1508, 
ebd.  ,Dann  ich  warlich  reden  gdar,  das  mir  solch 
schantlich  wort  in  minen  s.  oder  gedank  nie  komen 
ist.'  1523,  Brief  Zwingiis.  ,Sölliches  sye  ir  nie  zs. 
noch  zdank  kommen.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,[Die  N. 
sagt  aus,  es]  were  ira  ouch  nie  zu  s.  noch  tank  kom- 
men, ir  ee  an  im  zu  brechen.'  1538/40,  ebd.  ,[Ein 
Verurteilter  beteuert]  im  gschäche  unrecht,  dann  sol- 
lichs  im  nie  in  s.  und  denk  komen.'  1552,  B  Turmb. 
Die  Verbindung  subst.  's  «'  Si""  cho"  [Einfälle  haben] 
ist  di  grost  Chunst  Obw.  Es  Tükers  es  z'  Sindchon, 
ein  höllischer  oder  ein  schlauer,  witziger  Einfall,  ein 
höllisches  Unterfangen;  es  ungarechts  z'  S.,  ein  er- 
schreckender, abscheulicher,  gottloser  Einfall,  Gedanke 
GrD.  (B.).  Es  artig s  z'  Sindehof  [eines  Zahnlosen, 
der  durch  Anfügen  eines  Hosenknopfs  an  seine  Pfeife 
sich  den  Gebrauch  derselben  ermöglicht].  Scbwzd. 
(GitPr.).  Us  *em  S.  cho"  Ap;  B;  G;  Tu.  's  chunnt 
(wo't)-mer  nid  us  dem  S.  Sit  dennzemöl  het-er  Settelin 
nümmer  chönnen  us  <'em  S.  tue".  SGfeller  191 1.  Einem 
Etw.  z'  S.  (in  GrD.  z'  Sind,  in  GRÜhur  in'n  S.)  legge"; 
s.  Bd  III  1175  (auch  U).  Sichtig,  du  leisch-mer  's 
wider  z'  Si"".  Sobweizerm.  1891  (U).  Jogli  [zur  Mutter]: 
Summerbotz!  i  hätt  das  Fürnämbst  schier  rcrgessazsäga; 
da  du,  aber  vo  de  Urner  schwätzist,  so  leitst  [1.  leist] 
mirs  eba  in  de  Sinn.  Göldi  1712.  In  ä.  Spr.  auch  = 
ans  Herz  legen,  eindringlich  vorstellen.  ,Legt  hiemit 
dem  Scribenten  zu  S.,  er  were  nur  gar  zu  häftig  und 
ernsthaft,  den  römischen  Bischof  von  allen  Fahleren, 
Masen  und  Maculen  zu  erledigen.'  Antw.  1650.  ,Was 
Ewer  Lieb  verschinnen  Sontag  ...  ab  diser  Canzel  zu 
S.  gelegt  worden,  nämlich:  irret  nicht,  Gott  lasst  sich 
nicht  fatzen.'  JMüller  1065.  ,Als  X.  zu  Entpfahung 
verdienten  Lohns  sich  ausziehen  sollte,  sagte  er  (sit 
venia):  Xur  in  Gottes  Xammen,  Christus  ist  auch  ge- 
geisselt  worden  ...  Alsobald  wurde  ihme  die  Gottlosig- 
keit sotanen  Ausspruchs  zu  S.  gelegt.'  1701,  Z.  ,Der 
in  hiesiger  Burgerschaft  gefasste  Unwillen  [ist]  durch 
einen  ernstlichen  Fürtrag  der  Obrigkeit  also  zu  S. 
geleget  worden,  dass  sich  die  Sachen  um  vil  geenderet.' 
Mise.  T.  1722.  S.  noch  Gr.  WB.  X 1,  1109  u.  (aus  Denzl.). 
Etw.  i"  S.  ne"  B  (AvRütte),  si'h  in'n  S.  ne"  Ap  (T.), 
sich  Etw.  vornehmen,  beabsichtigen.  ,Wie  darfst  du 
sölichs  [einen  Betrug]  in  s.  nemen?  Du  soltist  dich 
ins  bluot  scheinen.'  Fastn.  XV.  ,Wie  hast  du  sy  [die 
Verräterei]  törffen  in  s.  nemmen?'  Haimonsk.  1531. 
,Den  anschlag  er  in  s.  nam  [folgt  nähere  Angabe].' 
Uüef  1539.  ,Etw.  in  s.  nemmen,  gedenken,  in  ver- 
stand odergedächtnuss  fassen,  coneipere  aliquid  mente, 
finire  animo  aliquid;  ein  buobenstück  in  s.  nemmen, 
coneipere  flagitia  animo  suo.'  Fris.;  Mal.;  auch  noch 
bei  Denzl.  1666.  Etw.  im  S.  ha",  an  Etw.  denken, 
Etw.  vorhaben,  wohl  allg.  ,Er  het  's  Nüt  im  S.,  longe 
alia  meditatur.' Id.  B.  A.:  Chunnst  mit?  B. :  Ichha"'s 
(uüd)  im  S.  Ich  ha"  's  fest,  starch  im  S.,  habe  die  feste 
Absicht  Aa;  Ap;  Bs;  G;  Tu;  Z.  Du  hesch's  guet  im  S., 
meist  iron.,  hast  vortreffliche  Absichten,  meinst  es 
nicht  übel.  ebd.  Wol,  wol,  Der  hat 's  guet  im  S.!  Ap;  Tu. 
Ich  ha"  im  S.  hei'"  z'  gä"  oder  ich  well  hei'"gä".  Ich 
han  im  Sind,   eme"  Guete"   üfz'häbi"d   [zu  stimmen]. 


Büroerfr.  1823  (Ar).  (Bloss)  im  S.  g'ha"  ist  (noch) 
nid  g'chiiechlet  B.  ,Man  markt,  dass  der  X.  und  die 
sinen  nüt  guotes  im  s-e  hatten.'  1391,  Z  RB.  ,Da 
seiti  die  X.,  sy  were  uneis  mit  irem  eeman,  und  einmal 
lege  er  und  schlieff,  do  hete  sy  im  s.,  inne  zuo  er- 
würgen.' 1538/40,  ZEhegericht.  ,[X.  habe  geschworen:] 
Das  dich  Herr  Gott  im  sessell  sehend!  warumb  lasst 
mir  du  das  nit  wilfaren,  das  ich  im  s.  hau  ghanV' 
1572,  Z  RB.  ,Im  s.  haben,  in  animo  habere.'  Fris.; 
Mal.  ,N.,  als  ich  in  wollen  examiniren,  hat  gseit,  er 
heigs  nit  im  S.,  daz  er  mir  antworten  wolle  uff  myne 
Fragen.'  1634,  Z.  —  4.  a)  seelische  Veranlagung, 
Denk-,  Gemütsart,  Gesinnung;  auch  die  momentane 
Gemütslage,  Stimmung.  ,Das  gemüet  hat  mancherlei 
sinn  und  einbildungen,  varios  sensus  expromit  ani- 
mus.'  Fris.;  Mal.  Vil  Chöpf,  vil  Sinn!  quot  capita 
tot  sensus  Ap;  B;  Th;  Z,  so  sagte  ein  Knecht,  als 
ihm  eine  Ladung  Kohlköpfe  auseinanderkollerte  B;  Z 
Woll.  ,[Es  geht  nicht,  dass  Jeder  als  Prediger  auftrete] 
denn  so  vil  höupter,  so  vil  sinn.'  Zwingli.  ,Vil  Köpf, 
vil  Sinn.'  ABütelrock  1682/1712.  [Es  wird  nicht  eher 
Frieden  geben]  bis  Alls  ein  Chopf  hat  und  ein  S., 
und  dann  chunnt  de''  jüngst  Tag.  Stutz,  Gem.  ,Gsel 
Rüedi,  wen  du  min  s.  hettist  und  mir  in  dem  stuck 
folgen  wettist,  so  wetten  wir  unser  statrecht  bruchen 
mit  disem  stalknecht.'  Fastn.  XV.  ,Als  im  X.  so  arge 
stuck  von  ir  gseit,  habe  er  gerett:  wann  sy  ein  sol- 
lichen s.  hat,  so  ist  sy  ein  öden  sack.'  1541/3,  Z  Ehe- 
gericht.  ,Ich  weiss  seinen  s.  und  ineinung  wol,  ego 
illius  sensum  pulchre  calleo;  der  hat  nit  mein  s.  oder 
ist  nit  meiner  meinung,  iste  haud  mecum  sentit;  unus 
sensus  bonorum  hominum,  alle  frommen  sind  gleich 
gesinnet  oder  habend  ein  meinung  und  s.;  nach  seinem 
s.,  fantasei,  art und  lust laben,  ingenio  suo  vivere.'  Fris.; 
Mal.  ,[Der  XX.]  Vatter  ist  auch  ein  Teuffer  gewesen, 
und  wo  nit  so  stark  gwert  wurde,  sy  bettend  des 
Vatters  S.'  1634,  Z.  ,Wes  s-s.'  ,[X.  habe]  das  meitli 
ouch  wellen  erkonnen,  wes  sinns  es  sye,  spurte  er 
ouch  nüt  anders  dann  guots.'  1530/3,  Z  Ehegericht. 
,Wes  sinns  die  Wirzen  gegen  im  werind.'  1533/8,  ebd. 
Mit  Adj.  ,Da  rette  der  X.  in  einfaltigem  s.:  wir  wellent 
des  keiben  nützit,  dann  er  tat  mir  ...  vil  Unglücks 
an.'  1465,  Z  RB.  ,[X.  gestellt,  er  habe  zu  einer  Freun- 
din seiner  Frau]  in  unverdachtem  muot  und  s.  gseitt: 
liebes  Barbeli,  wilt  mich  zur  ee  nemmen,  wenn  min 
frow  gstirbt?'  1530/3,  Z  Ehegericht.  -  b)  Meinung, 
Ansicht,  Auffassung.  Im  PL:  ,Ob  die  bäpstler  dich 
hie  [betr.  die  Transsubstantiation]  andrer  sinnen  wöl- 
tind  überreden,  weder  wir  anzeigt  habend,  lass  dich 
nit  übertörlen.'  Zwingli.  ,Der  s.  und  die  meinung, 
sententia  animi.'  Fris.  ;  Mal.  St  Michel  zu  Gott  Vodä: 
Du  und  der  Henker  haben  ein  S.,  dan  wan  ih  mih 
recht  bsinn,  so  hat  er  mir  au  [gegen  meine  geschwol- 
lene Wange]  3  Oxä  vorgschribä,  sie  seid  gar  gsund 
in  d'  Muessbrüh  gribä.  Tyrolersp.  1743.  S-s  sin, 
der  Meinung  sein  B  (Zyro).  Th  war  S-s,  mer  söftte" 
hei'".  Ich  bi"  schier  a'so  S-s,  ich  heig  ...,  ich  meine 
fast,  ich  habe  . . .  ebd.  Ich  bi"  S-s  g'si",  er  sig  Notar  g'si" 
B  (Dan.).  ,Den  [verjagten  Knecht]  wend  wir  lassen 
's  tuiffels  sin,  des  gwuiss  er  ist,  des  s-s  ich  bin.' 
Rdef  1539.  .Ich  bin  deines  s-s  oder  meinung,  con- 
sentio  tibi;  ich  bin  des  s-s  und  der  meinung,  in 
ea  suni  sententia.'  Fris.;  Mal.;  s.  auch  Sp.  1030. 
Gleichbed.  im  S.  si"  B  (Zyro).  Ich  bin  im  S.  g'si", 
mer  mache"  z'  Schoppe",   ich   meinte,   es   gehe    (beim 


105M 


San,  sen,  sin,  son,  stin 


1054 


Spiel)  um  einen  Schoppen.  ,P.  rett  zuo  dem  U.  frefen- 
lich,  das  in  box  wunden  schante;  ob  er  in  dem  s.  wer, 
dass  er  im  swigen  und  vorgeben  solt.'  1400,  Z  RB. 
,Da  sprach  der  N.:  ich  bin  im  s.,  weler  daz  geseit 
hab,  der  hab  ein  lug  geseit.'  1431,  ebd.  Einen  ,im  s. 
hissen':  ,Er  hab  sy  im  s.  gelassen,  er  wölt  gan  Biel.' 
1552,  B  Turmb.  ,In  Jmdes  S.',  nach  seiner  Ansicht: 
,Derselbige  [Platz  ist]  meistenteil  mit  einem  jungen 
Vörrlischutz  besetzet,  aber  in  meinem  Sin  dieselben 
nicht  können  zu  ihrem  Wachstum  kommen,  will  Alles 
in  Marast  und  Wasser  stehet.'  XVIII.,  ZRiiti.  Uf 
si"em  S.  Mibe",  auf  seinem  Standpunkt  beharren. 
RMüller  1842  (AaF.).  So  auch  ,üf  sim  s.  sin':  ,N. 
sprach:  welichcr  den  andern  nach  der  stallung  slüege 
oder  steche,  der  were  umb  50  pfd  komen.  [Ein  Andrer 
behauptet,  darauf  stehe  das  Rad.]  Da  rett  aber  N. 
und  was  uff  sim  s.:  wenn  ich  das  guot  wölte  wägen, 
steche  ich  joch  dann  ein,  das  im  das  gedärm  uff  die 
füess  hangote,  so  käme  ich  mit  50  pfd  davon.'  1432, 
Z  RB.  ,Den  S.  setzen',  sich  auf  seine  Meinung  ver- 
steifen; sich  trotzig,  widersetzlich  zeigen:  ,Ist  Gott 
unser  Vatter,  so  sollen  wir  uns  nicht  ärgeren  oder 
verwunderen,  wann  wir  etwan  den  S.  setzen  und  mei- 
nen, es  müsse  sein,  was  wir  in  Kopf  fassen,  Gott  aber 
will  es  nicht.'  FWyss  1677.  —  5.  a)  Bedeutung,  In- 
halt. ,Ungezieret  sint  min  wort,  doch  hant  si  kluoger 
s-en  hört.'  Boner.  ,Dise  wort  Pauli  habend  den  sinn  ...' 
Zwingli.  ,Der  rächt  s.  und  bedeutung  der  Worten,  ver- 
borum  sententia.'  Mal.  —  b)  ganz  allg.,  Richtung, 
Beziehung.  ,Wa  diz  buoch  gebresten  habe  uf  keinen 
s.  [in  irgend  einer  Hinsicht],  den  nem  er  [der  Leser] 
abe.'  Boner.  ,Bin  ich  demselbigen  [dem  Stachel  des 
Todes]  auch  noch  einig  Sinns  unterworfen,  hat  das 
Grab  auch  selber  eben  darum  über  mich  einig  Sinns 
noch  den  Sig  zu  erhalten.'  JJUlr.  1718. 

Amild,  «in,  -mit«  m.;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1103/5-2.  Zur 
laut!.  Entwicklung  vgl.  Mann,  Bann  mit  Ann).  (Bd  IV  239. 
1270  5),  Spann.  Wenu  für  einzelne  Gebiete  mehrere  Formen 
nebeneinander  augegeben  werden  (so  für  Ap  Si,  Sind  und 
Sinn,  für  Th  ;  ZF.  z  Si""  cho"  neben  im  Sind  ha"),  so  sind 
darin  die  Resultate  verschiedener  Stellungen  bzw.  Sandki- 
verhältuisse  zu  sehn  (Sinn  aus  der  Schriftspr.  ?),  wobei  zu 
beachten,  dass  das  W.  der  echten  MA.  tw.  nur  noch  in  den 
Formeln  unter  3  b  bekannt  ist,  und  zwar  vielfach  etym.  ver- 
dunkelt, wie  die  Schreibungen  zind  che,"  für  GrUVaz  (Tsch.), 
zing  cho"  für  GWe.  (Götzinger)  lehren.  Zu  .SV  vgl.  M"  <  bin 
(Sp.  1018).     In  Namen.    ,Hans  Wildersinn.'   1474,   Z  RB. 

Eige"-:  wie  nhd.,  aber  nicht  recht  volkstümlich. 
—  Als  Ortsn.  ThStettf.;  ZBertsch. 

Un-:  1.  Bewusstlosigkeit.  ,Do  vor  vesper  ward, 
do  gab  ir  [der  Königin  Elisabeth]  unser  herr  so  vil 
kraft,  das  sy  recht  in  ainem  u.  uffstund  und  in  den 
kor  gieng  für  den  altar.'  Elsbet  Staüel.  —  2.  wie  nhd., 
doch  nicht  volkstümlich.  —  Als  Familienn.:  , Michel  U. 
von  Roschach  am  Bodense.'   1552,  B  TB. 

G"-vätterli-:  Kindersinn.  Es  Bit:eli  »o"  sVm 
G'v.  isch-em  [dem  jungen  Weibe]  halt  'Mibe".  JReinh. 
1907.  —  Frö-.  .Zum  Fr.',  häufiger  Wirtshausname 
Ap;  L;  Tu;  Z.     Als  Ortsn.  Th;  Z. 

Menschen-:  menschlicher  Verstand.  ,M.  und 
wysheit.'  1523,  Brief  Zwingiis.  Gesunder  Menschen- 
verstand; in  der  RA.  ,m.  han',  verständig  sein,  handeln. 
,Und  söt  ich  reden,  als  frum  ich  bin,  so  het  min 
knecht  ghan  m.,  dass  er  uns  all  bed  het  beschissen.' 
Fastn.  XV.  ,[Ein  Zeuge  hat  gehört]  das  N.  da  spräche, 
die   Switzer   haftend   mentschens.,   das   sy  inen   [den 


Zürchern-  zu  Nänikon]  die  grind  absluogen.'  1451,  Z 
RB.  Entspr.  ,es  hat  m.':  ,N.  habe  geredt,  man  sage 
in  Swaben,  die  von  Zürich  habind  die  Eidgenossen  nit 
mit  recht  bekrieget  und  spreche:  es  hat  mentschens., 
das  sy  denen  uff  Griffense  die  gründ  absluogent.'  ebd. 
—   Vgl.   Gr.   WB.   VI   2067/8. 

Ring-:  „Leichtsinn,  zB.  gegen  alles  Religiöse  Z" 
(St.2).  Das  ist  en  R.  öni  Gliche"  Z  (Spillmann).  ,Der 
R.  und  Hoffart  und  die  Begierd,  nur  gut  essen  und 
trinken  wollen.'  AHopfn.  1788.  S.  noch  Waisen-Ge- 
richt (Bd  VI  372/3). 

sinne-  (in  PAL  -«"),  in  F  sänne",  3.  Sg.  Pries,  -t 
ScawE.;  Ndw  ltMatthys  (-ä),  -et  Aa;  Ap;  B;  GRPr.;  G; 
Th;  ZO.,  Stall.,  Cond.  sunn  und  sinniti  Ndw  (Matthys), 
Ptc.  g'sunne"  bzw.  -o-  Ap;  B  (lt  Zyro  neben  g'sinnet);  Gr 
D.  (B.) ;  L  (Brandst.) ;  GRh.;  Ndw  (Matthys),  g'sinnet  Aa  ; 
Ar;  B;  F;  GrA.,D.  (B.),  Seh.;  L(Roos);  GRh.;  S;  Th; 
ZO.,  g'sinnud  PAL,  g'sinnt  Xdw  (Matthys):  a)  seine 
Gedanken  auf  Etw.  richten,  a)  mit  der  Nbvorstellung 
der  Absicht,  des  Strebens,  Begehrens.  Mit  Richtungs- 
bzw. Zielbestimmung.  ,Anderschwo  hin  s.  und  denken, 
duci  cogitatione  alio,  aliud  agere.'  Fris.;  Mal.  ,Ich 
sinnen  langest  in  die  kuche,  iamdudum  est  animus  in 
patinis.'  ebd.  Uf  Eppis  s.,  auf  Etw.  sinnen,  Etw.  vor- 
haben Ndw  (Matthys).  Mit  Inf.  mit  ,zu',  gedenken, 
vorhaben  B.  ,Daz  nieman  nie  sölt  s.,  weder  bürg  noch 
stat  da  zemachen.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,[N.  habe  die 
Butter  gekauft]  dar  umb,  dass  er  sinnete,  dar  an  ze  ge- 
winen.' 1414,  Z  RB.  ,[Ein  Schuldbrief]  den  man  sinnet 
ze  erlössen.'  1432,  Ndw  Beitr.  1885.  ,S.  einen  ze  be- 
triegen,  fraudem  cogitare  alieui.'  Fris.;  Mal.  —  ß)  an 
Öppis,  Öpper  s.  Aa;  Ap;  B;  GrD.;  GT.;  SchwE.;  Th-)-; 
ZStalL;  vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  1164  (6  c).  F"  sinne" 
vil  an  in  B.  's  Strumpfband  ist  üfg'gange",  es  sin"et 
Einer  a"-mich  ZStall.  We""-men  an'n  Esel  sinnet,  so 
streckt-er  neume"  sini  Öre"  fürhe"  Aa.  Me"  cha""  nid 
an  Alls  s.  Aa  (H.).  De  siiinist  al'ewil  nor  a"  's  Fresse"! 
AaF.  ,A1s  er  an  die  obgemelten  red  synnete.'  1487, 
Z  RB.  S.  noch  Salz  (Sp.  888).  Dra"  s.,  ausser  den 
aaOO.  auch  L;  PAL;  ZO.,  Stäfa.  ,[Ich]  sinnete  nicht 
daran  herbeizukommen.'  Gotth.  , [Satan:]  Was  einer 
[der  ausgesandten  Teufel]  glych  allein  nit  kann,  so 
sinnet  doch  der  ander  dran,  und  wurd  also  gmeert 
unser  rych.'  JMurer  1559.  ,Uf  das  man  nachwerts 
sinne  dran,  was  Achan  im  läger  habe  tan.'  RSchmid 
1579.  ,Wir  dörffen  nicht  daran  s.,  was  auf  disen  Co- 
meten  über  uns  kommen  wird.'  JMüller  1665.  Ei"'m 
dra"  s.,  es  ihm  nachtragen  Aa;  B;  ZLunn.;  auch  in  gu- 
tem Sinn.  Verßuecht  taub  heige"-s'-ne"  g'macht,  u"d  er 
well-ne"  dra"  s.  Gotth.  , Sobald  ich  mich  öppe°  kehren 
kann,  will  ich  dir  daran  s.  [dir  deine  Dienste  zu  ver- 
gelten suchen].'  B  Hink.  Bot  1899.  -  b)  ttbli.  denken 
Aa;  Ap;  B;  F;  GrA.,  D.,  L..  Seh.;  L;  PAL;  S;  Th; 
Uw;  Ztw.;  doch  tw.  nur  in  bestimmten  Wendungen 
oder  veraltet.  ,S.,  complecti  animo,  cogitare.'  Fris.; 
Mai..  Für  S-n  u"a  Te"he"  cha""-mu"  Niemme"  he"he" 
BSi.  ,Man  straaft  keinen  umb  s-s  willen,  dann,  wie 
man  spricht,  gedenken  ist  zollfrei,  cogitationis  p.rnam 
nemo  patitur.'  Fris.;  Mal.  Mit  Eichtungsadv.  Sel- 
bisch  han-i'''  wager  nid  sövli  wit  g'sinnet.  Loosli 
1910.  ,Hindersich  s.',  zurückdenken.  ,Sich  wider 
besinnen,  hindersich  s.  und  denken,  repetere  me- 
moria.' Fris.;  Mal.  ,Wann  ich  gedenke,  mich  er- 
innere, hindersich  sinne,  wie  . .'  FWyss  1672.    S.  noch 


lor..-. 


lor.i; 


Sp.  171  o.  Mit  Modaladv.,  von  der  Denkart:  Mer 
sinne"d  ganz  glich.  Ap  VL.  1903  (ApL).  Mit  Angabe 
des  Inhalts.  Durch  direkte  oder  indirekte  Eede,  Aus- 
sage-, abh.  Fragesatz,  denken,  meinen,  glauben,  an- 
nehmen Ap;  B;  Gr.  Wenn-ich  müesst  s.,  du  wör'Hst 
nommer  globc",  was  di  Alte"  g'globt  hend !  Ap.  Ich  sinne", 
d's  Beste  tcär,  mer  gienge"  hei'"  B  (Zyro).  Da,  cham- 
mu"  s-en,  ine  vil  Das  G'schläjfe"s  gibd  [wie  wenig  man 
zum  Schlaf  kommt]!  Bß.  Due  sei-mer  möuslistill  g'sin 
und  heind  zun-ünsch  selber  g'sinnet:  Jetz  geid's  an 
GßSch.  (AfV.).  Er  gi2t  u"d  sinnet  bi-me  selber:  wem 
in  ü"sem  Tal  gilt's  echt  [das  Sterbeläaten]?  Dekl. 
(BHL).  Si  hei"  g'sinnet.  jit:  gang  de""  der  Tüfel  wider 
lös.  Loosli  1910.  S.  noch  geb  II  (Bd  II  ti6);  Grus  II 
(ebd.  810);  nietig  (Bd  IV  854);  Burtjen  (ebd.  1635). 
,[Für  streitende  Ehegatten  gibt  es  ,guot  oberen  und 
egaumer'],  denselben  sollend  sis  klagen  und  nit  s., 
dass  mans  scheide.'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,[Sie  habe] 
nit  gesinnet,  das  er  sy  nemen  solte.'  1538/40,  ebd. 
,[Potiphar:]  Ir  sond  nit  s.,  dass  ich  der  sach  nit  werde 
innen.'  Ruef  1540.  Mit  Andeutung  des  abh.  Satzes 
durch  ein  vorausgeschicktes  neutr.  Pron.,  (sich  Etw.) 
denken.  Aber  wie  's  ü"s  g'si"  isch,  ...  Das  chan"  Nie- 
mere"  sinne".  Gotth.  ,Das  ist  die  Gedankenlosigkeit, 
welche  es  eben  nicht  sinnet,  wohin  sie  geht.'  X.  U 
Kai.  1844.  Chaisch  es  de""  nid  s.,  was  for-n-es  Glück 
isch,  dert  P&ri"  z' si"?  SGfeller  1911.  Mit  wirk- 
lichem übj.  B;  Gr;  Ndw.  Er  sinnd  Ejipi*  Ndw 
(Matthys).  ,Da  kommen  sie  mit  Heulen  und  Zähne- 
klappern: hättest  mirs  gewehrt,  hättest  mirs  gewehrt, 
du  hättest  es  s.  können,  wie  es  gehen  konnte;  so 
einem  jungen  Meitschi,  wie  ich  war,  ist  nicht  zuzu- 
muten, dass  es  es  sinnete;  für  was  sind  sonst  die  Alten 
auf  der  Welt!'  Gotth.  ,Mein  Gott,  Kind,  Selligs  s. 
ist  Sund,  geschweige  sagen.'  ebd.  Was  sinnist  (doch) 
au'''!  wo  denkst  du  hin  Ap;  B  (Zyro);  GrScIi.;  ZO. 
(Stutz).  Ja,  Herjesses,  tca'-s  au'h  nie  sinni,  sägend 
wier  GRScb.(AfV.).  ,Du  wirst  doch  nicht  etwa,  sagte 
die  Base.  Bewahre,  was  sinnest,  sagte  Bäbeli.'  Gottu. 
,Das  ist  doch  ein  selig  mensch  gsin,  der  dich  [den 
Papst]  hat  bracht  zuo  solchem  stat,  den  Petrus  nie 
gesinnet  bat.'  NMan.  ,[Levi  zum  Schaffner:]  Der  herr 
hat  argwon  gnommen,  wir  wärind  allein  darumb  kom- 
men, dass  wir  usspächtind  dises  land,  das  wir  aber 
nie  gsinnet  hand.'  Ruef  1540.  .Etwas  böss  s.,  cogitare 
male.'  Fris.;  Mal.  ,Es  neme  sy  [die  Beklagte]  wunder, 
■was  ein  Oberkeit  gesint  hab,  dass  man  sy  so  in  ein 
Pureukamer  gelegt  habi.'  1672,  Z.  S.  noch  numen 
(Bd  IV  754).  Jo,  isch  wol  z'  s.,  Das  kann  man  sich 
wohl  denken  L.  Mit  refl.  Dat.  (und  Ohj.).  I'*  ham- 
mer  's  g'sinnet,  's  chömm  e'sö  use"  Apßehet.  Di  [eine 
Henne,  die  ein  goldenes  Ei  gelegt  hatte]  häd  den  Buch 
volle  Gold,  hä'-ra  g'sinnud  d'  olt  Blri",  pensö  fra  se  la 
vecchia  contadina  PA1.  (Giord.).  Sin-der  abe"  [=  ebe"] ! 
pensa  un  poco!  PI.:  sinned-ne  abe",  pensate  un  po!  ebd. 
Wenn-u"d-wenn  hai"-wer  g'trunke"  guate"  Wi",  sin-der 
abe".  ebd.  —  c)  Etw.  bedenken,  überlegen.  , Meister 
wollen  wir  im  Hause  sein  ...,  und  wem  das  nicht  recht 
ist,  dem  kann  es  Feierabend  geben  ungsinnet.  Merks  und 
sinns.'  Gotth.  ,Ich  konnte  doch  nicht  Alles  aufschreiben, 
musste  erst  s.,  was  des  Schreibens  wert  sei.'  ebd.  .Wenn 
man  den  ganzen  Tags.muss,  was  man  dem  Volke  zu  essen 
geben  muss,  so  denkt  man  nicht  daran,  wen  man  noch 
küssen  sollte.'  ebd.  ,Etw.  besser  s.'  ,Das  schwarze 
[als  Fensterpfosten    eingesetzte]    Stück   Holz    war  ja 


noch  dazu  zu  kurz,  oben  und  unten  ist  es  angesetzt ... 
Wir  haben  es  halt  nicht  besser  g'sinnet'  Gotth.  Er 
hätt  Mängs  angers  u"d  besser  chönne"  mache",  wen"-er's 
bas"  g'sinnet  u"d  g'wüsst  hätt.  Loosli  1910.  —  d)  abs., 
nachdenken.  La"-mie''  e"chli"  s.!  B.  's  macht  de"  Pur 
doch  mängist  z'  s.,  's  blöget  Ei"'m  schier  Tag  und  Nacht. 
JBHäffl.  1813.  Deheime"  het  mängisch  si"s  Fraueli 
fasch'  z'  Tod  längi  ZU  g'ha"  und  g'sinnet  und  g'stünet. 
JReinh.  1901.  Der  Gros'att  het  albe"  e'so  vor  im  anne" 
g'sinnet  u"d g'stünet.  Bärnd.  1904  (BE.).  Als  ergänzen- 
der Inf.;  vgl.  zu  sagen  1  (Sp.  381).  Es  giht  eil  z'  s. 
BSi.  ,[Man]  sieht,  dass  ich  z'  s.  genug  hatte.'  Gotth. 
Subst.  Inf.  Si"s  S.  und  Trachte"  AALeer.  (H.).  ,Lieber 
Uli,  fange  nur  nicht  schon  an  mit  S.  und  Rechnen; 
weisst  nicht,  wie  leicht  man  sich  erst  verrechnet  und 
dann  hintersinnet?'  Gotth.  ,Nach  vil  s.,  so  iro  be- 
gegnete, wart  sy  [eine  des  Diebstahls  Verdächtigte] 
mit  ir  selben  ze  rat,  dass  sy  zuo  erbern  lüten  gan 
und  dero  rat  haben  wölt.'  1432,  Z  RB.  ,Drüf  s.,  ine- 
ditare  sopra;  öni  Drüfs.,  inavvertentemente'  PA1. 
(Giord.).  —  ge-sinnet,  in  AALeer.  in  Bed.  2  c  auch 
g'sunne":  1.  attrib.,  woran  man  denkt;  s.  un-g.  — 
2.  a)  ,wol  g.',  bei  gesunden  Sinnen.  ,[N.  urkundet] 
wol  g.  und  mugende,  unbetwungen  und  umbetrogen.' 
1301,  B.  —  b)  wes.  wie  nhd.  gesinnt  mit  Adv.  Guet, 
schlecht  g's.  Ndw.  ,Anders  g.'  ,[Herold  zum  Zu- 
schauer:] Eins  ich  dich  hie  gewären  wil,  so  du  recht 
fassest  disses  spil,  dass  du  vil  anders  gsindt  würst 
syn,  dann  dass  du  gwäsen  bist  vorhin.'  SBirk  1535. 
,Er  ist  anders  ges.,  auff  andere  ding  geflissen,  dissi- 
mili  studio  est.' Fris.;  Mal.  , Recht  g.'  , Recht  gesinnet 
lüt  clagent  sich  nit,  aber  unschamhaftigen,  die  lieber 
gar  nüt  gebint,  kann  man  nie  gnuog  tuon.'  Mitte  XV.. 
Z.  , Widrig  g.'  Trotz  des  Widerstandes  der  , Widrig- 
gesinnten' aus  den  obern  Höfen.  1771,  JGöldi  1897. 
Mit  Inf.  ,Diewyl  X.  gs.,  das  syn  liederlicher  wys 
zuo  verschwenden.'  1577,  Z  RM.  —  c)  g's.  si",  ge- 
sonnen sein  AALeer.;  B;  Ndw.  ,[N.  erklärt,  er  habe] 
sich  mit  einer  versäehen,  mit  welicher  er  zu  khilchen 
ze  gan  gs.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  .[Landsknecht:] 
Zuo  kriegen  grüst  wir  gs.  sind  ei  in  berren,  Gott  gab, 
weichers  wer.'  Rdef  1539.  ,Ob  were,  dass  ein  gstift 
ges.  wurde,  iren  hoüwzehnden  selbst  ze  sammlen...' 
1561,  Z  Rq.  (ZAlbisr.).  ,Daruff  etlich  der  unseren  [von 
Ndw],  so  in  willen  söllicbe  strass  zuo  eröffnen  gs., 
ir  antwurt  geben...'  1566,  Ndw.  , Wann  jetziger  Zeit 
widerkäme  Zwinglius,  Calvinus  und  andere  ...,  ob  sie 
acht  noch  ges.  wären   zu  reformiren.'   1616,  Mise.  T. 

1722.    ,I)ise  zwei  Mut  Kernen  sind  wir  ges richtig 

zu  machen.'  1781,  ZBirin.  Mit  Gen.  an  Stelle  des 
Inf.  ,So  müesse  es  in  dem,  als  in  der  win  betrüebt 
und  unsinnig  gmachet,  beschächen  sin,  das  im  doch 
von  herzen  leid,  dann  er  solicher  sachen  nie  gs.  gsin.' 
1559,  B  Turmb.  ,[N.  beklagt  sich]  syge  im  siderhar 
von  St  Gallen  ein  schryben  zuokommen,  als  ob  er 
gfarlicher  wys  dem  rechten  abschweift'  worden,  begert 
einer  fürgschrift,  dann  er  des  nit  gs.  syge.'  1566,  Z 
RM.  ,[Die  Glamer  werden  ersucht]  sich  zuo  erlüteren, 
wes  sy  gegen  minen  berren  ges.  sygind.'  HBüll.  1572. 
,[Ein  zur  Reformation  übergetretener  Schwyzer  hat] 
ns  befinden,  wes  man  gegen  ihn  ges.,  Schwyz  sin 
vaterland  nit  nie  besuochen  wollen.'  Jos. Mal.  1593. 
Mit  Acc.  an  Stelle  des  Gen.  ,Vatter  zun  apostlen: 
Ir  aller  liebsten  diener  min,  was  ich  ietzdan  ges.  bin, 
das   wil  ich  üch  gen    zuo   verston.'   Ruef  1539.     Mit 


1057 


San, 


Konstruktionsmischung:  .Keiner  [von  den  beiden  Raub- 
mördern] ietz  dem  anderen  well  nüt  verhalten,  alles 
zeigen  an,  warmit  er  gs.  und  umb  well  gan.'  Meinrad 
1576.  —  un-,  in  GT.;  Sch;  Z  tw.  u"-,  in  Ar;  Th  o"-,  in 
ScawE.  (Lienert)  Wg'sinnt:  1.  woran  man  nicht  denkt, 
unerwartet  Aä;  Ap;  Bs;  B;  „Gl";  L;  GT.;  Sch;  SchwE.; 
S  (Joach.);  Tu;  UwE.;  Z.  ,Ungesinnet,  das  einer  nit 
verhofft,  inopinatus.'  Fris.;  Mal.  a)  präd.  U.  hei" 
cho",  zu  Öppis  cho",  sterbe".  Es  butzt-en  iez  denn  u. 
AaF.  'sch  [es  ist]  besser,  es  b'reich  Ei"'m  u.,  a's  dass 
me"  scho"  lang  dervor  's  müessi  g'seh"  cho"  B  (AvRütte). 
's  ist-ere"  ganz  u.  cho",  zB.  die  Bewerbung  Z.  Es  cha"" 
u.  Öppis  g'e".  ebd.  [Ein  Streifcorps]  das  ung' sinnt 
über  de"  Rl"  sei.  Usteri  1831.  Wer  niid  will  rechne", 
Der  cha""  so  u.  um  sl"s  Sächli  cho",  u.  cho"  i"  Angst  und 
Not,  u.  cho"  i"  Schand  und  Spott.  Stutz,  Gem.  ,Man 
müsse  doch  ein  wenig  zu  ihm  [dem  Meisterknecht] 
luegen,  sonst  laufe  er  u.  fort.'  Gotth.  ,Vreneli  stund 
u.  vor  ihm.'  ebd.  Joggeli  erzählte  eine  Menge  Ge- 
schichten, wie  es  Pächtern  ergangen,  ungesinnt  Seu- 
chen ihnen  die  Ställe  geleert  [usw.].*  ebd.  , Damit 
nichts  gäch,  u[nge]sindt  und  auss  Jemands  eignem  Gut- 
dunken verhandlet  würde.'  FWtss  1670.  —  b)  attrib. 
Mersind  iez  zue-n-ere"  u-e"  Halbi  cho"  Z  (lt  Dan.  Wort- 
spiel mit  un-ge-sinnet  II).  U-er  Bachschüm,  Wasser- 
schaum, den  man  unerwartet  trifft,  vertreibt  die  War- 
zen L  (Ineichen).  U-er  Wis  B  (Zyro).  ,Der  plötzliche 
u-e  Überfall  eines  Weihs  auf  die  Hühnerwelt.'  B 
Volksztg  1908.  Einen  Beleg  aus  der  ä.  Spr.  s.  unter 
Platsch  (Bd  V  228).  Bes.  im  subst.  Neutr.  Das  isch- 
mer  jetz  öppis  U-s  B  (Zyro).  Öppis  U-ers  hätt  schier 
nüd  chönne"  g'scheh".  Stctz,  Gem.  Es  u-ird  doch  nüt 
U-s  g'g'e"  ha"?  HBlattner  1902.  In  Antithese  zu  dem 
durch  den  Gegs.  u.  veranlassten  ge-sinnet.  Es  giht  den 
(lt  Dan.  der)  u-e"  Sache"  mer  (hüttigstags)  weder  de" 
g'sinnete",  es  geschehen  mehr  Dinge,  die  man  nicht 
erwartet,  als  umgekehrt  ZGeroldsw.  (Dan.)  und  lt 
Spillm.  's  U.  chund  (nach)  vor  dem  G'sinnete"  L 
(Ineichen);  Z  (FStaub).  Es  <ji  t  us  dem  U-en  ender 
Öppis  als  us  dem  G'sinnete"  ZMönch.  —  2.  a)  unbe- 
sonnen S,  , unachtsam' Gr,  .unbedachtsam' UwE.  ,Mh. 
verstanden  das  vassnachtspill,  so  ettlich  angefangen, 
und  wiewoll  mh.  daran  wenig  gefallens,  so  aber  sol- 
licha  im  besten  unges.  beschechen,  lassens  mh.  also 
bliben,  doch  hinfür  sollicher  sach  sich  müessigent.' 
1534,  BRM.  Unvernünftig  stark,  schnell  zB.  laufen, 
rufen  Ap.  —  b)  , ungehobelt,  unverschämt,  eig.  wer 
unüberlegt,  zu  rasch  dreinfährt,  mit  der  Rede  heraus- 
fährt' Bs  (Seiler).  Er  isch  e"  gruslig  ung'sinnede' 
Möntsch.  —  weit-.  Dazu  Welt-gesinntheit  f.: 
weltliche  Gesinnung.  , Unter  den  Armen  ist  Lügen 
und  Verleumden  heimisch,  unter  den  Reichen  W., 
Mehrhabsucht  und  Eigennutz.'  1780,  Bärnd.  191 1  (BG.). 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1156/67  (mit  einer  Reih,-  Schweiz. 
Belege).  IV  1  b,  4120/1.  Die  schw.  Flexion  ist  mhd.  auch 
sonst  bezeugt  (Lexer  II  934);  wo  in  der  lebenden  MA. 
g' sinnet  und  g'sunu."  nebeneinander  stehen,  wird  Letzteres 
tw.  (so  für  Ap;  GRh.)  als  jüngere  Form  bezeichnet  (Einfluss 
der  Schriftspr.?).  Über  die  zT.  abweichenden  Verhältnisse 
bei  den  Zssen  s.  dd.  Während  das  Vb  in  einer  Reihe  von 
MAA.  völlig  die  Bed.  von  ,denken'  angenommen  hat,  ist  es 
in  andern  ungt-laaiR-hlich  oder  veraltet  und  nur  durch  Zssen 
vertreten. 

ab-:  1.  sich  Blitzen  a.;  s.  Bd  V  269/70.  —  2.  .aus- 
denken L;  Sch;  Zg'  (St.b). 

über-,  über-,  Ptc.  über-sinnt  Ndw:   1.  Etw.  über 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


denken  B.  Hütigstags  geit  Alls  080  g'leitig,  das'-me" 
Nüt  me"  cha""  zwüschen  i"che"  säge";  mi"  u-et  Nüt, 
wil-me"  ke"  ZU  derzue  nimmt.  Loosli  1910.  ,Eh  und 
bivor  er  sich  in  einer  Sache  verredt,  ü-et  er  sie  hin- 
dertsich  und  fürertsich.'  RGriee  1911.  —  2.  refl.,  über- 
schnappen Ndw.  —   Schon  mhd.  (Lexer  II   165S/9). 

an- :  1.  zumuten.  Ei"'m  Öppis  a.  B  (Zyro);  L  (Schau- 
berg); UwE.  In  der  ä.  Spr.  ohne  tadelnden  Nbsinn 
übh.  Etw.  von  Jmdm  verlangen.  ,[Die  Viehärzte  sollen] 
den  Bauren  alles  Ernstes  a.,  dass  sie  von  erkranketen 
Kühen  keine  Milch  oder  davon  verfertigten  Butter 
oder  Käse  essen.'  Z  Anl.  1755.  ,Mh.  Obervögt  haben 
nötig  erachtet,  dero  Amtsangeliörigen  ...  hiermit  anzus., 
dass  ...'  1757,  Z.  Älter  ist  die  Constr.  mit  Acc.  P.  ,So 
haben  wir  beider  parteyen  vollmechtig  anweit  ange- 
sunnen  undgebetten  ...'  1520,  Vertrag  zw.  dem  Bischof 
von  Konstanz  und  den  VIII  alten  Orten.  ,Als  möchten 
wir  nicht  umbgehen,  dich  hiemit  befelhend  anzus. 
[den  N.  dem  Gericht  einzuliefern].'  1678,  Z.  .Haben 
wir  nicht  ermanglet,  ermelten  Gerichtsherren  anzus., 
dass  er  ...  Als  haben  wir  ...  dich  dessen  zu  berichten 
und  zugleich  befehlend  anzus.,  dass  du  ...'  1685,  ebd. 
,Ein  ernst  väterliche  Ratserkanntnuss,  darinnen  wir 
angesinnet  und  befelcht  werden  nachfolgender  Stucken 
halb.'  1692,  HMorf  1896.  Mit  verschwiegenem  Per- 
sonalobj.  ,Es  werden  uGn.  und  die  Herren  sich  ...  zu 
entsinnen  wüssen,  was  Massen  sy  durch  ir  ...  an  uns 
abgangen  Schryben  bittlich  angesunnen,  das  wir  ...' 
1636,  Z.  —  2.  vorstellen.  ,Wie  ioch  die  sacrament 
die  empflntnussen  ...  ynfüerendt  zuo  vererung  und 
vorcht  der  wesenlichen  dingen,  die  da  angesinnet  und 
gehandlet  werdend.'  Zwingli.  —  An -sinne"  n.:  a)  Zu- 
mutung, Begehren  Ap:  B  (Zyro).  .Ergehet  daher  an 
alle  meine  amtsangehörige  Gemeinden  und  Dorfschaften 
mein  hochobrigkeitliches  ernstliches  Ansinnen  und 
ßefelch,  dass  sie  die  Dorfwachten  ...  Tag  und  Nacht 
bestellen.'  1728,  ThHw.  Arch.  —  b)  in  der  Rechtsspr., 
Frage  an  den  Zeugen  bei  gerichtlicher  Einvernahme 
L  (Ineichen),  im  Zivilprozess  von  den  Parteien  an  den 
Zeugen  gestellte  Frage,  die  diesem  und  der  Gegen- 
partei vor  dem  Gerichtstage  schriftlich  zugestellt  wird 
Ndw.  Es  A.  stelle".  —  A"-sinni°g  f.:  =  dem  Vor.  a 
(UwE.)  und  b  (Ndw  lt  Matthys). 

Vgl.  Gr.  WB.  I  463;  Fischer  I  262.  Zu  2  vgl.  mhd. 
ansinnunge,   idea  (Lexer   I   77). 

ent-,  in  Ndw  c"(-,  ert-:  refl.,  sich  erinnern  GRÜbS.; 
Ndw  (Matthys).  Ich  e"tsinn-mich  Desse"  nimmer  Ndw 
(Matthys).  Das  chan"-ieh-mich  nimmer  e.  GRÜbS.  ,Was 
daraus  [aus  dem  Erscheinen  der  Pestvögel]  erfolget, 
weisst  der,  der  aus  den  Historien  und  seiner  Gedächt- 
nuss  selbiger  Jahren  sich  zu  e.  weisst.'  JMüller  1673. 
S.  noch   an-S.   —   Vgl.  Gr.   WB.   III   625. 

er-,  Ptc.  -sunne"  Aa;  Ap;  B;  L;  GT.;  Th;  Z,  -sinnet 
Aa;  Ap;  BGr.;  Tb;  '/,:  1.  erdenken,  erfinden  Aa;  Ap; 
B;  L;  Th;  Z.  Er  hat  Das  nüd  ersunne"  (ersinnet). 
Die  Alten,  wa  Das  ersinned  hein  BGr.  (Bärnd.  1908). 
Ver  hat  's  Pulver  auch  nid  ersinnet  ZWang.  De"  Hunger 
ersinnet  ha";  tue",  wie  we""-me"  de"  Hunger  ersinnet 
hätt  (hett),  gierig,  heisshungrig,  stark  essen  Aa;  B: 
L;  GTa.;  S;  Z.  Er  meint,  mer  hebe'd  de"  Hunger 
ersinnet,  so  viel  lässt  er  auftragen  Z.  Er  g'seht  üs, 
wie  wenn-er  de"  Hunger  ersinnet  hett,  so  abgemagert. 
ebd.  Ersinnets  (-de)  Zug  Aa;  Ap;  Tb.  ,E.,  mit  nahen- 
sinnen und  trachten  erfinden  und  darauf  kommen,  ex- 
cogitare;  noch  nit  ersinnet,  inexcogitatus.'  Fris.:  Mal. 


1050 


San,  sen, 


1060 


,0b  Das  [die  Kasteiung]  nicht  sei  ein  selbstersinnter 
Gottesdienst ...  lasse  ich  einen  jeden  Verständigen  ur- 
teilen.' AKlingler  1691.  ,Wann  künftighin  andere... 
Neuerungen  möchten  ersinnet  oder  erfunden  werden.' 
1728,  G  Kleidermand.  ,Und  giltet  es  da  nicht ...  sagen : 
ich  habe  es  so  gehört  und  es  ja  nicht  ersinnet.'  JJUlr. 
1731.  Etw.  durch  Nachdenken  herausbekommen:  , Wie 
der  Unfall  ist  bescheben,  kan  ich  bei  mir  nicht  e.' 
TStimmer  1580.  —  2.  refi.,  -sich  ent-s.  ,Ich  weiss  mich 
noch  wol  zu  e..  dass  vor  Johren  ein  Prädicant  von 
Burtluff  ...  sich  zur  catholischen  Religion  begeben.' 
Th  Kunkelstube  1655.  —  Er-sinnete"  f.:  Erfindung, 
Einfall.  ,I>as  ist  wiederum  so  eine  neue  E.'  Gotth.  — 
er-sin  nlicli:  erdenklich.  , Auf  alle  nur  e-e  Art  und 
Weise.'  1708/10,  Z.  ,Mit  aller  e-en  Ehrenbietigkeit.' 
1764,  ebd. —  ,Er-sinnung  f.:  confictio.'  Eris.;  Mal. 

Vgl.  Gr.  WB.  III  985.  Für  ThMii.  wird  das  st.  Ptc. 
als  t  bezeichnet.  Nur  die  schw.  Form  erscheint  in  der  RA. 
de"  Humjer  ersinnet  ha",  auch  wo  sonst  die  st.  Bildung  gilt, 
wobei  unentschieden  bleiben  muss,  welche  Form  als  boden- 
ständig zu  betrachten  ist. 

us-,   Ptc.  -g'sunne"  Ap;   L,   -g' sinnet  Ap;  B;  Th: 

1.  ,der  Chopf  ü.,  caput  frangere  meditatione.'  Id.  B. 
,Er  sann  sich  den  Kopf  aus,  ob  er  den  Junker  mit 
Nichts  erschrecken  könnte.'  HPest.  —  2.  ausdenken, 
zu  Ende  denken  Ap;  B  (Zyro);  ,L'  (St.*);  GT.;  ,Sch' 
(St.b);  Th;  ,Zg'  (St.b).  I'h  ha"  Alls  üsg'sinnet,  aber  ich 
bi"  nid  drüf  cho"  B  (Zyro).  Hast  wider  Öppis  (öppis 
Chogs)  üsg'sin"et?  Th.  ,Wann  man  meint,  es  seye 
Alles  [im  Vaterunser]  erschöpft  und  ausgesinnet,  so 
findt  man  noch  mehr.'  FWyss  1677.  ,Die  Ursache 
ihrer  [der  Seele]  ewigen  Portdauer  auss.'  Sintem. 
1759.  —  In  andrer  Bed.   bei   Gr.  WB.  I  973. 

ver-:  refi.  1.  =  sich  ent-s.  Oft  in  der  ä. Spr.,  zB.:  ,NN., 
die  dis  horten  ofnen  und  sich  anders  nüt  versinnten, 
won  daz  es  recht  geofnet  und  verschriben  wer.'  1348, 
AABerikon.  ,Die  Are  wart  als  gros  und  mechtig,  das 
sich  in  Bern  nieman  mocht  v.,  das  si  als  gros  ie  were 
gewesen.'  DSchill.  B.  ,[Man  bat  N.,  dass  er]  das  er- 
zalte, wes  er  sich  harumb  versinnte.'  1420,  LWill. 
,N.  versint  sich  auch,  wie...'  1429,  U.  ,Were  aber, 
daz  einer  [auf  dem  Todbette]  sich  versinte,  daz  er 
unrecht  schuldig  guot  uf  im  hetty  ...'  1449,  UwE. 
Mit  Syn.  .[Dass  die  Zürcher]  aber  sölich  versprechen 
...  getan  haben,  könden  sich  weder  die  hotten,  die  rät, 
noch  die  hundert  von  Luzern  nit  v.  noch  erindern.' 
1425,  Gl  Urk.  Mit  Angabe  des  von  der  Erinnerung 
umspannten  Zeitraums.  ,N.  spricht,  versint  sich  50 
jaren  und  habe  nie  gehört...'  1419,  AaL.  ,N.  ver- 
sint sich  me  denn  50  jaren.'  1433,  B.  ,[NN.  bezeugen] 
daz  sy  by  iren  ziten  und  so  verr  und  so  lang,  als 
sich  ir  jecklicher  v.  und  bedenken  vermag,  daz  sy  nie 
vernomen  band...'  1447,  Gfi>  (Zg).  ,Hat  N.  bezügt, 
wie  das  er  sich  wol  versinn,  me  dann  sechzig  ver- 
sinter  jaren,  da  sige  vor  fünfzig  jaren  en  undergang 
im  glend  von  der  zechenden  wegen  beschechen.'  1464, 
Waldm.  , Unser  gn.  HH.  hand  uns  geheissen  angeben 
die  buossen  und  straf,  so  wit  und  wir  uns  des  ver- 
sinent,  und  wie  wir  das  von  alter  bar  bracht  habind.' 
1484,    SchwWoII.      S.    auch    Rät    (Bd   VI    1569).   — 

2.  sich  bedenken,  erwägen.  .Allen  den,  die  disen 
brief  ansechent  oder  hörent  lesen,  künden  wier  die 
lantlüte  gemeinlich  zu  Schwyz,  das  wir  uns  berett 
und  uns  fürsinnet  haben  um  unser  gemeinmerkty  ...  das 
man  die  niessen  soll  [usw.].'  1339,  Schw  LB.;  zu  ,für-' 


=  ,ver-'  vgl.  Bd  I  960  u.  —  ver-sin  n(e)t:  1.  woran 
man  sich  erinnert.  ,Da  ein  landman,  mit  nammen 
Peter  Tanner,  115  versinter  jaren  alt,  ist  crissmet 
worden  [wurde  eine  Kirche  erbaut].'  Ansh.  S.  auch 
im  Vor.  —  2.  in  Gedanken  versunken.  , Stadt  es  nit 
wol,  das  dich  also  bekümerist  und  versinnt  gaast?' 
HBoll.  1561.  ,Als  er  [Dion]  uff  den  abend  im  vor- 
hofdess  huses  versinnet  allein  gesässen.'  LLav.  1569; 
,in  tiefsinnigen  Gedanken.'  1670.  —  3.  seiner  Sinne 
mächtig,  bei  guten  Sinnen,  verständig.  ,[Es  wird  be- 
zeugt] das  Irmendrut  du  Rötin  vor  uns  in  gerichte 
gesunt  irs  libes  und  wol  versint  umbetwungenliche  ... 
drü  pfd  geltes  [dem  Gotteshaus  St  Lienhard  gestiftet 
hat].'  1296,  Bs  Urk.  ,Ein  ietlich  versinter  mensch 
verstat  und  merkt  [dass  Gott  existiert].'    Z  Chr.  XV. 

—  un-:  a)  ohne  sich  zu  besinnen,  unbesonnen.  ,Nu 
ilte  er  [der  zum  Senat  Aufgebotene]  unversinte  dar, 
das  er  [gegen  die  Vorschrift]  das  swert  niht  abe  bant.' 
Schachzabelb.  —  b)  vergesslich;  s.  ab-gän  (Bd  II  10). 

Mhd.  verrinnen  in  andern  Bedd.  Vgl.  Gr.  WB.  XII  1332; 
Fischer  II   1339. 

ge-:  ansinnen,  verlangen;  mit  ,an.'  ,Dass  man... 
an  die  vier  Ämpter  ges.  wolle,  ihre  Gemeinden  ...  zuo 
versamblen.'  LE.  Manifest  1653.  ,Dem  allem  nach  ge- 
sinnen  wir  an  euch  ...  Kirchendiener,  dass  ihr  ...  an 
unseren  Ordnungen  festhalten.'  B  Chorg.  1667.  Subst. 
Inf.,  Begehren.  ,Ob  uns  aber  in  künftigen  witer  an- 
langte, wollen  wir  uwer  liebe  uff  ir  ges.  nit  bergen, 
sunder  alzyt  bereits  gemüets  für  ander  gar  guotwillig 
mitteilen.'  1476,  Bs  Chr.  ,Uerwegen  ist  unser  [der  VIII 
Orte]  ganz  emstlichs  und  früntlichs  Ges.  und  Ver- 
manen  an  Herren  Schultheis  und  Rät  der  Statt  Baden, 
das...'  1601,  AaB.  StR,  ,üa  so  schicken  wir  euch 
hieby  gegenwirtige  Exeiuplarien  unserer  desshalb  in 
Truek  verfertigeten  Mandaten  mit  dem  fründtlichen 
Gesinnen,  das  ir  die  Eüweren  dessen  berichten  lassen.' 
Künzli,  Chr.  .Gelangt  hiemit  unser  günstiges  Ges.  an 
dich,  du  obangedüter  Verloffenheit  nachfragen  [wol- 
lest].' 1653,  Z.  —  Ge-sinnete-  f.:  Einfall  ApLb. 
Syn.  Sinneten.  —  Ge-sinnung  f.:  1.  Absicht.  ,Nach 
Brattelen  zu  der  Schanz  war  meine  G.'  1833,  Bs  Rev. 

—  2.  Bauplan?  ,Die  obere  Helfte  des  Pfahrhaus- 
schildts  ...  an  welchen  laut  Riss  und  G.  die  Scheür 
zu  stehen  kombt.'  1778,  Z. 

Auch  mhd.  gesinnen.  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4117  ff.;  Fischer 
III  530.  Zu  Gesinnung  2  Tgl.  allenfalls  das  gleichbed.  ,Sinn' 
bei   Gr.   WB.   X  1,    1147. 

hinder-  (hinter-  AAZein.,  hinner-  W),  Ptc.  -et;  un- 
trennb.,  refi.:  1.  sich  zurückerinnern,  zurückdenken  W 
(Tscheinen).  Ich  cha""-mich  nimmer  recht  h.  ,Gedenk, 
besinn  dich,  hindersinn  dich,  tibi  in  mentem  veniat 
facito.'  Fris.  —  2.  nachdenken  W  (Tscheinen),  insbes. 
aber  vor  lauter  Nachdenken,  Grübeln  über  Etw.  (zB. 
über  eine  verfehlte  Unternehmung)  in  Tiefsinn  ver- 
fallen, schwermütig,  wahnsinnig  („rappelig")  werden 
Aa;  Ap;  Bs  (auch  lt  Spreng);  B;  Gl;  Gr;  L;  G;  Sen; 
SchwMuo.;  S;  Th  ;  Uw ;  U;  Z ;  „al]g.",  .altiore  meditatione 
cerebrum  excutere.'  Id.  B.  Auch:  sich  abgrämen,  ab- 
härmen Ap  (T.).  Si°h  fast,  schier  h.  allg.  I"*  wurd- 
mich  iez  doch  nid  h.  wöge"  Bern!  Th.  Öppis  Tö'chtigers 
[Törichteres]  cha""  's  nüd  ge",  als  sich  icege"-me" 
Meilli  irelle"  go"  h.  ZO.  (Messikoinmer).  Wenn  's  eisster 
e'so  gäd,  se  chönnt-me"-sich  nueh  h.  SchwMuo.  ,Kam 
ihm  dann  Eins  [ein  Kind]  zu  früh  oder  starb  ihm 
sonst,  so  hintersinnete  es  sich  fast.'  Gotth.    ,Es  müsse 


1(101 


San,  scn,  sin, 


sagen,  es  hintersinnete  sich,  wenn  es  nicht  zu 
Hans  Uli  kommen  könnte.'  ebil.  ,Der  [ausgediente! 
Korporal  ist  abgemalt,  wie  er  ...  sich  schier  hinter- 
sinnet, wo  er  uns  zum  Wiederholungskurs  antreten 
sieht  und  selber  nicht  mehr  dabei  sein  kann.'  Obw 
Volksfr.  1890.  .Dann  er  [ein  Wiedertäufer]  wäre  so 
schellig,  hette  sich  ouch  so  wit  hindersinnet,  dass  er 
uf  die  fautasi  kommen  wäre  und  vermeinte,  wenn  er 
uss  der  kilchen  käme,  wurdint  in  die  Keiserschen  [die 
österr.  Bäte]  glich  annemen  und  hinwegfüeren.'  1526, 
EEgli,  Act.  ,[Es  wird  den  Pfarrern  vorgeworfen] 
ihre  Predigten  seyen  z'schwer  und  z'ernstlich,  und 
können  sich  die  Leute  leicht  darob  hintersinnen.' 
JJÜlr.  1727.  S  noch  Holdschaft  (Bd  II  1184);  Un- 
Bild (BdIV  1198).-  Ptc.  hinder-sinnet:  verstört  Z. 
—  hinder-sinn  ig:  .nachdenklich,  kopfhängerisch, 
spintisirend'  Ap  (T.),  trübsinnig  Z,  wahnsinnig  Aa;  Gr 
Chur;  Th  lt  Pup.;  Ndw.  Was  mi'h  fast  h.  macht,  das 
isch  die  Ise"ban,  die  verzwickt.  Rheinschnaken  1885. 
.Andere  behaupteten,  es  [eine  Verschmähte]  sei  wegen 
dem  Veri  hinters,  geworden  und  man  habe  es  in  einem 
Narrenhaus  untergebracht.'  Ndw  Kai.  1901.  ,Der  könig 
Philip  soll  [ob  des  Todes  seiner  Gemahlin]  hinters, 
worden  sy[n]  und  werde  verwahret.'  Lind.,  Wthurer 
Chr.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1  ö  1 T  (wo  uoch  einige  Belege 
ans  Gotth.);   Martin-Lieuh.  II   362;   Fischet  III   1665. 

.hindere"-:  ante  actain  vitam  recolere.'  Id.  B. 
Vgl.  .hindersich  s.'  (Sp.  1054). 

nä'b-(bzw.-ö-)  Aa;  Ap;  BGr.,  Si.;  PMac;  GT.;  Th; 
ZS.,  nache"-.  nahe"-  (bzw.  -o-)  Ap;  BE.  (SGfeller);  LG.; 
Ndw,  nahi"-  F,  noi"-  Ap,  Ptc.  -g'sunne"  L.  -g 'sinnet  Ap; 
F;  PMac.  (-ud)  und  wohl  weiterhin:  über  Etw.  nach- 
denken, -grübeln.  Über  Öppis  n.  Aa.  Sünn  o"ch  nahi", 
ab  Das  gä"  mag!  F.  Mit  Dat.  Ap;  B;  P;  G;  Th;  ZS. 
All  de"  Buebe"  n.,  von  einem  Mädchen  Ap.  Er  sin"et 
all  de"  Lumpereie"  nöch  Th.  Du  muest  iez  Demm 
nümer  n.,  's  ist  iez  scho",  wa"  's  si"  will.  ebd.  Wie 
mänger  Pur  verchauft  si"s  Chüeli  und  chauft  darüs 
es  Chilche"stüeli;  isch  ['s]  nüd  es  trürigs  Chilehe"gä", 
wenn-me"  sinnet  dem  Chüeli  nä'h?  ZS.  .Als  er  heim 
gangen  und  den  [1.  dem]  ding  nit  witter  nachgesinnet 
noch  nützit  arges  in  sinem  willen  hett...'  14(38,  Z  BB. 
.[Ein  der  Täuferei  Bezichtigter  sagt  aus]  demnach  in 
derselbigen  nacht  fechte  es  in  ouch  an,  und  bette 
Gott  ernstlich,  dass  er  im  rechte  erkanntnuss  gebe, 
und  sinneti  der  sach  so  vil  nach,  dass  er  fast  früei 
ufstüend  und  begerti  des  Zeichens  [der  Taufe]  ouch.' 
1525,  EEgli,  Act.  .Nimmt  man  dir  schon  das  dyn,  so 
sinnest  im  nit  wyter  nach;  du  weisst,  dass  Gott  zuo- 
ghört  die  räch.'  Eckst.  1525.  .Das  wir  im  [einer 
theolog.  Frage]  nit  nachsinnetind.'  Zwingli.  .Sinn  mir 
nach,  gedenk  an  mich,  me  expectes,  de  ine  cogites.' 
Fris.;  Mal.  ,Wann  man  der  Sach  nur  halb  nach- 
sinnete,  mit  was  grossem  Ernst  Gott  seine  zehen  Ge- 
bott ausgesprochen  [würde  man  sie  weniger  über- 
treten].' FWvss  1672.  S.  noch  Bim  (Bd  VI  901);  sich 
(Sp.  148).  Mit  dem  Nbsinn  des  Trachtens  nach  Etw. 
.[Die  Bichter  haben]  besunder  iren  gseit,  das  sy  [eine 
Ehefrau]  nit  nun  dem  guot  nachsinne,  sunder  das  si 
acht  hab,  das  si  ein  guoten  frommen  redlichen  man 
hab.'  1530,3,  Z  Ehegericht.  .Wir  haben  müssen  n. 
und  gedenken,  in  ander  weg  sölich  presten  zuo  ver- 
komen.'  E.  XV.,  G.  Subst.  Inf.  Mer  hend  ...  Nütz  me' 
g'cha"  z'  bissen  ond  z'  breche",  ond  d'  Hoffert  het-i"s 
auch  nüd  starch  NÖhi"sinni"s  g'macht.  ATobler  1901/2. 


Di  ganzi  Zit  het-er-si'h  plöget  mit  Nohe"s.  SGfeller 
1911.  Belege  aus  der  ä.Spr.  s.  unter  bi-rätig  (Bd  VI 
1627);  er-s.  —  näch-sinn  lieh:  nachdenklich.  ,Das 
vilmalige  n-e  Anschauen  eines  schönen  Bilds.'  J.IUlr. 
1718;  s.  auch  Liebes-Seil  (Sp.  751).  ,Mir  zweifelt  nicht, 
dass  nicht  noch  heutiges  Tages  vilen  n-eren  Papisten 
begegne  ein  Gleiches.'  Mise.  T.  1722.  —  Näch-sinn- 
lichkeit  f.  ,[Zur  Weltweisheit  ist  ua.  erforderlich] 
die  N.  (Scharffspürigkeit)  der  Vernunft.'  Spleiss  1667. 
—  Einige  Schweiz.  Belege  bei   Gr.   WB.   VII   126/7. 

be-,  Cond.  b'sänn  BStdt;  GLEngi;  GKirchb.,  Marb., 
b'sonn  AAÜEntf.,  b'sinnti  AAÜEntf.;  BE.;  Z,  Ptc. 
b'sunne"  ÄAOEntf.  f-o-J;  Ap;  BE.,  Lenk,  Stdt  und  lt 
Zyro;  Gl;  L  (Brandst,);  GKirchb.,  Marb.,  Rh.;  PGr.; 
S  (Reinh.);  ThHw.;  Uw;  W  (in  Lö.  Vsunnm);  Z, 
V sinnet  THÜatsw.,  Hw.,  Mü.,  b'sinnt  Bs;  BE.,  Leiss. 
(-d)  und  lt  Zyro;  S  (Hofst.);  Uw:  1.  a)  bedenken, 
überlegen.  .[Fürsten]  die  nit  besinnend,  waz  si  dem 
haiigen  rieb  gebunden  sind.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Da 
han  ich  besinnet  eigenlich  mit  gesundem  libe  und 
gewaltig  miner  sinnen,  das  ...'  1394,  L.  .Dehein  ander 
sach,  so  dann  menschen  herze  iemer  bes.,  betrachten, 
fürschiben,  vinden,  erwerben  kan  oder  mag.'  1447, 
AaB.  Urk.  .[Wenn  ich]  d  umbstend  besinn,  so  find  ich  ...' 
Buep  1539.  ,Wir  [die  Teufel]  sollend  louffen  in  die 
hell,  da  bs.,  was  ieder  tuon  soll.'  Meinrad  1576.  Subst. 
Inf.,  Überlegung.  ,Darzuo  sol  ouch  menglich  wissen, 
daz  ich  mit  guotem  besinnende  und  mit  zitlicher 
vorbetrachtung  verschaffet,  geordnet  und  geben  han  ...' 
1405,  Gfd  (L).  —  b)  sich  erinnern?  ,[Levi  zu  Jakob:] 
Dann  wenn  ich  der  sach  sinnen  nach,  bsinn  ich  [erg. 
,mich'?]  wol,  das  er  [Joseph]  zuo  mir  jach,  du  woltist 
im  ein  solchen  [bunten  Rock]  machen;  wie  ich  dran 
sinnt,  vergieng  mir  s  lachen.'  Rdef  154(1.  —  2.  refl. 
a)  zur  Besinnung  kommen.  Z'letst  näch  dem  dass-er 
sich  b'sunne",  hed-er  'denkt...,  Übersetzung  von  Luc. 
15,  17.  Schott  1842  (PGr.).  —  b)  nachdenken,  sich 
Etw.  überlegen  Aa;  Ap;  B;  L;  G;  S;  Th;  Uw;  W;  Z; 
wohl  allg.  Du  ivirst-dich  zwei  Mal  b's.,  bevor  du  Dies 
tust.  I,h  will-mich  drüber  b's.  B'sinn-di'h  wol,  was  d' 
machst,  tuest!  Rür  cha""  -  me"  -  sich  nid  lang  b's.  (ob 
mau  heiraten  wolle),  da  die  Fastnachtzeit,  während 
welcher  keine  kirchlichen  Kopulationen  vorgenommen 
werden,  kurz  ist  L  (Schürmann).  S.  noch  raten  (Bd 
VI  1598  u.).  I«*  cha""  je  länger  je  minger  so  ganze 
Capitel  lese"  so  drüber  e"wcg,  ich  muess-mich  geng  b's. 
bi  Allem  u"a  möcht  's  nie  mer  vergesse".  Gotth.  Ich 
han  ditz  Tier  [eine  Taschenuhr]  lang  bitrachtud  und 
han-mich  b'sunn,  wie  ich  das  Tier  chendi  fähn.  FGSteb- 
ler  1907  (WLö.).  ,N.  ist  ermant...,  dass  er  in  sich 
selbs  gangi  und  sich  bsinne  und  siner  gwüssne  rume 
und  die  warheit  sage.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Sy  wuss- 
ten  nit,  wo  sy  uss  sollten,  stundind  also  still  und 
besinten  sich.'  1538,  AfV.  ,Do  seite  sy:  ich  wil  mich 
bs.;  daruff  er  gret:  es  tarff  nit  vil  bs-s.'  1541  3,  7. 
Ehegericht.  ,Sich  b.,  deliberare,  calculum  reducere.' 
Fris.;  Mal.  Mit  Gen.  , Eis  dinges  mich  groz  wunder 
nint,  des  ich  mit  vliz  mich  hab  besint,  daz  der  mane 
so  glich  ufgat  dem  manen,  den  ich  in  der  stat  ze 
Paris  sach.'  Boner.  .Sich  b.  um,  uf.'  .Nach  küng  Al- 
brechts tod  besunnend  sich  die  churfürsten  um  ainen 
andern  römschen  küng.'  Vad.  ,Man  muoss  sich  darauff 
b.,  accingendum  est  ad  eam  cogitationem.'  Fris.;  Mal. 
Mit  besondrer  Rücksicht  auf  das  Ergebnis  der  Über- 
legung;    tw.    übergehend    in    die    Bed.    sich    ent- 


10(13 


San,  sen,  sin,  son,  sun 


llMil 


schliessen.  ,Sich  schon,  bald  besinnet  han.'  ,[N., 
ermahnt,  sich  die  Sache  noch  zu  überlegen]  seite,  er 
hette  sich  schon  besinnt.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Korat 
uns  für  ...  eins  auss  beiden  [den  Willen  Gottes  oder 
Menscliengunst]  zu  erwehlen,  so  haben  wir  uns  bald 
besinnet.'  JMüller  1(365.  .Sich  rgcht,  besser  b.'  .Ha- 
ust du  dich  besinnet  recht.'  Boner.  ,A1s  man  für  war 
seit,  so  bist  zerhaft  und  ouch  mit  buolen  verschreit; 
darum  so  ist  unser  früntlich  warnung,  du  wellist  dich 
recht  b.  und  änderst  in  handel  schicken.'  1533/8,  Z 
Ehegericht.  .[Zwei  Eheleute  werden  ermahnt]  sy 
söllind  sich  eins  guoten  beraten  und  bass  bs.'  1530/3, 
ebd.  ,Rette  er  aber:  Margret,  wiltu  mich?  Do  gebe 
sy  im  zuo  antwurt:  Heini,  beit,  bsinn  dich  bas,  ich 
bin  alt  und  guoter  tagen,  und  han  nüt  dann  4  khind.' 
1541/3,  ebd.  ,[MH.]  heften  geachtet,  er  sich  in  diser 
sach  bass  besinnt  und  witziger  gewesen  were  [wenn 
er  das  von  ihm  gestellte  Gesuch  unterlassen  hätte].' 
1589,  Z.  Sich  anders  b.  Si  heige"-si'h  jetz  angers 
b'sinnt.  JHofst.  1865.  S.  auch  Be-ruef  (Bd  VI  688). 
,Sich  eins  andern  b.'  ,Uf  sömlichs  hat  sich  der  legat 
eins  andren  besinnt  und  uns  allen  den  dienst  wider 
abkündt.'  1521,  Strickler  (L).  ,Sich  eins  anderen  b., 
sein  gemüet  und  meinung  verenderen,  animum  mutare.' 
Fris.;  Mal.  Mit  pron.  Acc.  an  Stelle  des  Gen.  ,Was 
sich  denn  ieklicher  besinnte,  darumh  er  zügknuss 
geben  weit,  solte  man  ir  ieklichs  sag  ouch  in  schrift 
nemen.'  1414,  GLUrk.  ,[Berchtold  zu  seiner  Frau.] 
Was  hest  dich  bsinnt,  wend  wir  auch  dran  und  un- 
sern  Sitz  auch  dohin  [nach  Bern]  schlan?'  Myricäus 
1630.  Mit  Inf.  oder  abh.  Satz.  Z'löscht  het-er-sich 
b'sun'en  im  Tielti  z'  bliben.  Schwzd.  (BLenk).  ,Als  er 
[Antipater]  nun  sich  besunnen,  sölichs  [Alexander  zu 
ermorden]  mit  gilt  ze  tuon,  ...  trachtete  er  weiter 
nach,  was  gifts  er  hiezuo  brauchen  wölte.'  Tierb.  1563. 
,Wo  ein  dorftkind  userthalb  unserer  gemeint  ...  hus 
hielte  ein  zit  lang  und  darnach  sich  besüne,  dass  er 
wider  heim  oder  zuo  uns  züchen  weite  ...'  1507,  ZfsR. 
(GRFlims).  ,Mich  zwar  ich  auch  het  besinnt,  weil 
menglich  da  Haus  und  Hof  findt,  wölt ...  ein  Haus  in  die 
Statt  hin  bawn.'  Myricaüs  1630.  —  c)  sich  erinnern 
(können)  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  PPo.;  GT.;  Th;  Uw;  W;  Z. 
Ich  V  sinne" -mil:h  noch  CguetJ !  I'h  b'sinne"-mich  nümme". 
So  wit-ich-mich  z'rügg  besinne"  B  (Heimann).  S.  noch 
sinnen  (Sp.  1054).  Mit  uf  (Aa;  B;  ThMü.),  an  (Bs;  B). 
Ich  cha""-mieh  nid  drüf  (dra")  b's.  Ach,  Biiebli,  chumm 
zu  mir  geschwind,  i'h  ha"-mich  gester  nit  dra"  b'sinnt, 
ich  muess-der  hüt  was  choche",  Kuhreihen  BHa.  (FAnd. 
1898);  vgl.  dazu  Steinm.  1804,  255.  Ich  b'sinn-mi0*  guet 
dra".  Gotth.  Prägn.,  dran  denken  BGr.,  Stdt.  Lere" 
hei"-mer  's  schön  z'  merke"  g'g'e",  Die  wird-si'h  dra" 
b's.  Schwzd.  (BStdt).  Mit  Inf.,  dran  denken,  nicht  ver- 
gessen. B'sin"  dich  z'  ersetze"  umbitz  Schottjn  dam 
Sure",  ricordati  di  aggiungere  un  pö  di  scotta  all' 
aceto  PA!.  (Giord.).  Mit  abh.  Satz.  I'h  b'sinn(e")-mich 
no'h  guet,  wo...,  memini  cum...  Im  Frühling  werden 
die  Tage  länger,  so  dass  me"-sich  z'  Mittag  nid  mer 
b'sinnt,  was  me"  z'  Morge"  g'esse"  het.  Bärnd.  1911 
(BG.).  Mängist  iscli-es  z'säme"g'faren  u"d  het-sich  wider 
b'sinnt,  wem  es  erwarti  u"a  was -es  de""  well  säge". 
SGfeller  1911.  In  der  ä.  Spr.  mit  Gen.  ,[König  Karl] 
kam  zuo  den  fürsten,  die  mocht  er  nüt  erwecken.  Do 
er  daz  ersach,  do  besint  er  sich  eines  krütz,  so  er 
einest  über  mer  bracht  hat,  und  reib  inen  allen  damit 
mund,  uasen  und  ougen.'  Haimonsk.  1531.    ,Ich  besinn 


mich  desse  wol,  ich  bin  des  handeis  eingedenk,  redit 
animo  hsec  res,  memini.'  Fris.;  Mal.  Mit  pron.  Acc. 
an  Stelle  des  Gen.:  Das  mag-ech-mich  noch  b's.,  wo 
einist  der  Bueb  hei'"cho"  ist  i"  de"  röte"  Französe"hose". 
HBlattner  1902.  Mit  abh.  Satz.  ,[Da]  besinnte  er 
sich  erst  ...  das  er  mit  X.  in  stallung  stüende.'  1468, 
Z  RB.  ,Under  einem  tach  und  flrst,  ouch  einer  be- 
husung,  so  nit  underschlagen,  kann  man  sich  nit  bes. 
und  erinneren,  das  zwo  pfisterigen  als  voggenzer 
und  feiler  gsin  sigen.'  1563,  Z  RM.  Subst.  Inf.,  Er- 
innerung, Gedächtnis.  Kei"  B's-e"s  mer  ha",  sich  an 
Etw.  nicht  mehr  erinnern  können,  es  vergessen  haben. 
AGysi  1899.  Mi"s  B-e"s  PPo.;  W,  bi  (in  BG.  so) 
mVm  B's.  BE.,  Gr..  G.,  Stdt,  soweit  meine  Erinnerung 
zurückreicht.  Noch  mi"s  (si"s)  B-e"s  hatte  unser  Land 
eigene  Richter  PPo.  Was  sich  so  es  Ma""s  B'sinnu's 
[so  in  einem  Menschenalter]  geändert  hat!  W.  Bi 
mVm  B's.  isch  Das  nie  der  Bruch  g'si"  B.  A"  män- 
gern  grosse"  Bürenort  ...  sigi"  no'h  bi  Drättis  B's.  bloss 
sechs,  acht  mager  i  Chüeli  uf  der  Weid  g'lüffe".  SGfeller 
1911.  [Eine  ehemalige  Gespinsthändlerin]  het  noch  zo 
mi"em  B's.  ire"  Pünteli  g'no"  und  ist  mit  gege"  Frlberg 
zue.  Bärnd.  1911  (BG.).  Etw.  im  B's.  ha"  BE.,  Stdt. 
[Die  Jungen,  welche]  der  Pfar'er  sälig  nümmen  efso 
guet  im  B's.  hei"  g'ha"  wie  die  Alte".  Loosli  1910. 
Es  isch  Nüt  efso  churzwilig  ui  öppei"  ...  emene"  alte" 
Gritti  abz'lose",  wenn- er  e"chll"seli  i"  si"'m  B's-en 
ume"chrämet  u"a  Öppis  a"fäht  b'richte".  ebd.  —  Ptc. 
besinnt  B;  „Gl";  L;  „Sch";  Uw  (neben  b'sunne") ; 
„Zo",  so  auch  regelmässig  in  der  ä.  Spr.,  b'sinnet  L 
(lt  Ineichen  in  Bed.  1  c);  ZO.  (Stutz),  b'sunne"  B  (lt 
Zyro  in  Bed.  1  b  y)  ;  SchwE.  (Lienert,  in  Bed.  1  d) ;  ThMü. 
(in  Bed.  lba);  Uw  (neben  b'sinnt);  W  (Tscheinen): 
1.  a)  seiner  Sinne,  Geisteskräfte  mächtig.  Er  ist  noch 
guet  b's.,  von  einem  alten  Manne  (bes.  mit  Bez.  auf  c) 
LTriengen.  ,Der  gebure  stuont  vil  wol  bes.,  der  slag 
[des  ritterlichen  Gegners  im  Zweikampf]  der  wag  im 
als  ein  wint'  Boner.  ,Zuo  diser  zit  [1519]  ist  zuo 
Brugk  verscheiden  der  wis  und  wolverdient  doctor 
Thüring  Fricker,  wol  b.,  ob  90  jaren  alt.'  Ansh.  ,Wo 
man  ein  soliche  ee  machen  und  beziehen  wolle,  solle 
die  vor  zweigen  darzuo  berüeften  unpartygischen 
mannen,  wol  b.  und  nit  voller  wyss,  beschächen.' 
1538/40,  Z  Ehegericht.  ,Sin  vatter  sye  zun  zytten 
fantastig  und  nit  b.  gwäsen  und  nit  erachtet,  wo  sin 
red  hinlangte.'  1561,  B  Turmb.  ,B.,  wol  bei  sinnen, 
cordatus;  wol  b.,  mit  guoter  Vernunft,  cordate,  so- 
lerter.'  Fris.;  Mal.  ,Juno  was  Libero  dem  bankhart 
so  ghass,  dass  sy  in  ganz  mönig  und  unsinnig  macht..., 
doch  was  er  noch  so  bs.,  dass  er  wolt  dem  tempel 
Jupiters  zuolauffen.'  Tierb.  1563.  ,Item  wo  einer  by 
sinem  gsunden,  wolbesindtem  Lyb  sinen  old  sim  Kind 
mit  ander  Lütten  befogten  und  beschweren  weite,  so 
soll  mans  ine  heissen  mit  der  Fründtschaft  bevogten.' 
1605,  SchwG.  LB.  ,N.,  jetzt  ein  wohl  b-er  Greis  von 
81  Jahren.'  JRWyss  1816.  —  b)  spec.  mit  Bez.  auf 
den  Verstand;  gew.  in  prägn.  Sinne,  a)  „wer  nicht 
lange  nachdenken  muss,  sondern  mit  seinem  richtigen 
Urteil  parat  ist  L;  Sch;  Zg",  wer  ohne  langes  Besinnen 
Bescheid  weiss,  übh.  sich  in  einer  Situation  zurechtzu- 
finden weiss  L  (Ineichen);  Now  (Matthys);  ThMü.; 
Z  tw.,  geistesgegenwärtig  B  (Zyro).  Ich  bi"  ned  g"ad 
b'sonne"g'si"  [nach  der  unvermuteten  Beleidigung],  sicss 
hett  [ich]-em  [dem  Beleidiger]  Äs  [Eins]  g'hatC'e"  ThMü. 
Ä,   wär-ich  jetz  auch  a's%  b'sinnet  g'si"  und  hätt-ren 


!nui,  scn,  sin,  soi),  sun 


1006 


auf*  ew  rechte"  Spitz  g'ge",  dass-si  z'  chäne"  g'lut"  hiitl 
dra"  bis  zum  Neiijör.  Stutz,  Gem.  Si,  schnell  b'sinnet, 
chert-si'-h  um  und  gibt-em  zum  B'scheid...  Landbote 
1885  (Z).  E"  b's-er  (V  sunnene'J  31a"",  Möntsch  Uw. 
Er  het  e"  b's-e"  Chopf,  ,in  ihm  ist  Geistesgegenwart, 
Erinnerungsvermögen,  Fähigheit,  sich  in  schwieligen 
Lagen  zurechtzufinden  oder  im  gegebenen  Falle  die 
rechte  Antwort  bereit  zu  haben,  glücklich  vereinigt' 
B  (AvRütte).  Wer  nid  e"  b's-e"  Chopf  hed,  muess  guetfi) 
Füess  ha"  B.  ,[Der  von  einem  Bären  angefallene] 
Schütz  aber,  wol  besinnet  in  der  Not,  stiess  dein 
Bären  sein  linke  Ellenbogen  in  den  aufgesperrten 
Bachen."  JLCys.  1661.  —  ß)  fähig,  begabt.  E"  b's-e" 
Chopf  ha"  Ndw  (Kai.  1886).  Kenntnissreich  B  (Zyro). 
E"  b's-e-  Chopf,  Mann  von  viel  Wissen  BE.  ,[Ich 
wollte]  das  ich  wer  recht  b.,  das  ich  in  geben  könd 
die  1er,  das  si  nu  möchten  genesen  als  vor  dem  wel- 
schen her.'  DSchill.  B  (Lied).  ,Ich  bin  ouch  nit  bass 
b.,  weiss  nit,  was  yedem  für  ehren  zimpt.'  BGlett. 
, Kunstfündig,  sinnreich,  klug,  b.,  solers.'  Denzl.  1677; 
1716  fehlt  .besinnt.'  S.  noch  ent-rüsten  (Bd  VI  1553  o.). 
—  Y)  »wer  Etw.  wohl  überlegt",  besonnen,  vorsichtig 
B  lt  Zyro  (b'sunne");  „Gl-;  L;  „Zu",  wer  an  Alles 
denkt  UwE.  E"  b's-er  Möntsch  LG.  ,Etwann  sind  sie 
[die  Amtmänner]  so  b.,  verhören  den  anderen  teil 
auch,  doch  selten.'  um  1560,  Mise.  T.  ,B-er  mensch, 
der  ein  ding  wol  erwigt,  consideratus  homo;  wol  b., 
circumspectus.'  Fris.;  Mal.  ,B-er  muot.'  ,Daz  ich 
mit  guoter  Vorbetrachtung  und  mit  besindem  muote 
...  verkouft  hab  ...  den  kilchensatz  halben  ze  Sins.' 
1398,  Zg.  .Welicher  nit  uss  Zorn,  sonders  mit  wolb-eru 
Muot  einem  anderen  verdachtlich  ...  zuoret  ...  soll 
30  Pfd  Pfennig  zuo  Buoss  gäben.'  1622,  AaBi\  StR. 
Bei  Verben,  mit  Überlegung,  Vorbedacht  (handeln, 
reden  usw.).  ,Mich  wundert  und  befremmet  [!J  fast 
ser,  das  man  fromm  ...  lüt  also  uff  das  gnoüszt  er- 
fündlet  und  ersuocht,  und  das  si  sollen  jo  oder  nein 
sagen  nit  bedacht  und  besunden.'  1529,  Bs  Chr.  ,So 
aber  iemands  underston  wurde,  wider  diss  unser  Edict 
frefenlich,  bs.  und  wüssigklich  zuo  handien  ...  der 
soll  100  Pfd  Golds  zuo  Buoss  verfallen  sin.'  JJPiüeger. 
.[Christus]  wil  das  heut  haben  [in  der  4.  Bitte  des 
Vaterunsers],  und  das  hat  er  wölb,  geredt.'  FWvss 
1677.  So  auch  attr.,  überlegt,  bedacht,  von  Hand- 
lungen, Reden  usw.  ,[Es  ist]  N.  nit  by  sinnen,  und 
daher  die  tat  nit  für  ein  bs-en  todschlag,  sonders  in 
einer  toubsucht  beschechen  syn  ze  achten.'  1588,  Z 
RM.  ,[Die  Pfarrer  sollen]  mit  b-en  wolgewerketen 
Predigen  ...  an  die  Canzel  kommen.'  FWyss  1670. 
S.  noch  gäch  (Bd  II  100  u.).  —  c)  mit  gutem  Ge- 
dächtniss  begabt  Bße.,  G.,  Gt.,  Si.,  lt  vRütte,  Zyro; 
„Gl";  L;  Uw;  W  (Tscheinen);  ,b'sint,  memoria  pol- 
lens.'  Id.  B.  Es  giH  zwar  Lüt,  si  si"  vil  b's-er  a!s  ig 
u"d  du  und  ander  mer  —  liest  du  di"rr  Lebtig  so-n-e" 
Winter  u"d  g'hi-ner  g  fröre"  Schibe"  g'seh"?  Bärnd. 
1911  (BG.).  S.  noch  gruen  (Bd  II  751).'—  d)  von  der 
Sinnesart,  gesinnt.  Jetz  war- er  änderst  b'sunne" 
[:  Sunne"].  Lienert  1906.  —  2.  pi  äd.,  bedacht  aul 
Etw.,  gesonnen.  Mit  Gen.  ,Sye  doch  die  grossmuoter 
...  hiezwüschet  eins  anderen  b.  und  die  gemelt  tochter 
ouch  abtrüllig  gmaeht  worden.'  1541/3,  Z  Ehegericht. 
,Als  ob  man  uns  gern  zuomessen  wolt,  das  wir  kriegs ... 
begirig,  da  wir  aber  nützid  minders  dan  kriegens  b-et.' 
1531,  HBull.  1572.  Mit  pron.  Acc.  an  Stelle  des  Gen. 
,Ja  [ihr  Zürcher]  werdend  sin  die  besten  frindt;  wir 


Berner  sind  auch  das  b.,  wollend  in  nöten  mit  lyden.' 
VBoltz  1551.  Mit  Inf.  ,[An  das  Gespött]  man  sich 
aber  wenig  kart,  sonder  zuo  reden  nur  dester  bs-er 
und  flissiger  ward.'  Vau.  ,Der  vatter  [Oecolampads] 
war  b-et,  ihn  zuo  einem  gewerbsiuann  zuo  machen.' 
Würstisen  1580.  —  uii-  (■(("-,  o"-)b --sinnt  B;  GG.;  S; 
Tb;  Ndw  (Matthys),  -et  AALeer.;  Ap;  Bs  (-ed);  Gl;  GT.; 
ScaSt.;  S;  Th;  Uw;  Z,-  Vswme»  AaF.;  Ap;  GRPr.;  GT.; 
Ndw  (Matthys);  W  (Tscheinen):  1.  a)  bewusstlos.  ,[N. 
bezeugt]  dass  er  sinen  kneeht  ...  in  der  kamer  fand 
ligen  halber  u.,  und  er  were  ouch  sust  ein  alt  kranker 
man.'  1438,  Z  RB.  ,Ist  er  [ein  Teilnehmer  am  Hexen- 
tanz] ganz  erschrocken  und  gleichsam!)  u-et  allein 
verblieben.  Als  er  aber  wider  zu  sich  kommen...' 
Heut.  1658.  —  b)  geistig  beschränkt  oder  gestört. 
,Wer  von  natur  ist  u.  und  minr  hat  witzen  denn  ein 
rint,  den  mag  diu  schuole  ze  Paris  an  sinnen  niemer 
machen  wis.'  Boner.  .Unbesünten  creaturen.'  Bs 
Schimpfw.  XV.  ,Toube  ald  unbsindte.'  1586,  Z  Spital- 
archiv. .Unbsindte  personell.'  1589,  ebd.  ,Waz  Tüffels 
ist  dir  in  dem  Grind?  Ich  glaub,  du  sigest  u.'  L  Spiel 
XVII.  .[Bevor  Biner  seine  Schmähungen  zurücknimmt, 
verdient  er]  zu  heissen  der  miserableste  unbesinnteste 
Tropf.'  Goliath  1741.  S.  noch  Huer-Übel  (Bd  I  56); 
Sag  (Sp.  375).  —  c)  nicht  schlagfertig  Ndw  (Matthys). 

—  d)  gedächtnisschwach,  vergesslich  B  (Zyro);  GG.; 
W  (Tscheinen);  ,raemoria  destitutus.'  Id.  B,  ,unpsint 
si",  memoria  deficere.'  ebd.  —  2.  a)  ohne  sich  zu  be- 
sinnen (ev.  sich  besinnen  zu  können  oder  müssen)  Ap; 
Bs;  B;  Gl;  GT.  Ich  gWb,  der  Schuhneister  chönnt-im 
[einem  geschickten  Schüler]  nit  so  antworte";  er  cha"" 
Alles  u.  Gottb.  ,[Der  Mann]  habe  u.  sein  Sackmesser 
genommen  und  es  dem  [um  den  Tod  bittenden]  Weibe 
in  die  Brust  gestossen.'  ebd.  Ich  han-en  u-et  wider 
b'chönnt.  Loosli  1910.  Bene"  drei  Öbe"dsitzler  ist  na- 
türlig  der  Weg  g'channtsem,  und  u.  ne"d-si  der  Rank  ob 
dem  Vorderhüsstöckli  dürhe".  SGfellek  1911.  S.  noch 
reisen  (Bd  VI  1311).  ,Die  red,  so  von  im  usgangen 
sin  sol,  in  ainer  winfüechti,  u.,  wahin  die  lange  ...  ge- 
redt sin  mag.'  1528,  Absch.  (Z).  , [Jeder  Zeuge]  rauost 
...  unbedacht  und  unbesunnen  antwort  geben.'  1529, 
BsChr.  Insbes.  a)  unbedenklich,  auch  rasch  entschlos- 
sen Ap;  B;  GT.  Werst  das  Ding  chönne"  o"b'sin"eter 
förne" !  Ap.  U.sägen-ichdäjä!  B  (AvRütte).  , Da  warf 
er  [ein  Weinpantscher]  u.  die  Reste  zusammen.'  Gotth. 

—  P)  schlagfertig   in  Wort   und    Tat   Bs  (Seiler);  B. 

—  Y)  un  besonnen,  unüberlegt,  unbedacht,  ge- 
dankenlos Aa;  Ap;  Bs;  B;  GT.;  ScuSt.;  S;  Tb;  Uw, 
,imprudens.'  Id.  B.  Attrib.,  von  lebenden  Wesen.  Mei", 
du  Fegnest,  Nüt  a's  i"  de"  Bänken  ame"z'fege"  ..., 
z'  schwätzen  und  z'  lüge",  derbi  doch  en  u-er  Sturm 
z' si",  iseh  halt  dl"  Sachl  zu  einem  Schulkinde.  Schild 
1866.  ,Dass  du  [Salat]  ouch  in  dinem  lied  hinzuo 
setzest,  Zwingli  habs  nit  lenger  mögen  triben,  lassend 
wir  eines  u-en  klappermanns  wort  sin.1  HBull.  1532. 
.Etliche  u-e  Eiteren  [haben]  ihre  Kind  von  der  evan- 
gelischeu Schuel  abgezogen  [und  in  die  katholische 
Schule  geschickt].'  JJRed.  (FZoll.  1905).  .Unsere  u-ete 
Leute  sind  nun  dieses  Schleuders  [des  Schuldenma- 
cbens]  so  gewohnt,  dass  sie  meinen,  dieses  sei  ein 
notwendiges  Übel.'  JCEscber  172:!.  .Du  fliegest 
gleich  einer  u-en  Mucken  ...  herum  um  das  schon 
brennende  Feur  [der  Hölle].'  JJUlr.  1718.  S.  auch 
sakramentieren  (Sp.  659  u.).  ,U-er  muot.'  ,N.  ist  gichtig 
worden,  dass  sollichs  [Vergewaltigung  eines  Weibes] 


10(57 


San,  sen,  sin,  son, 


in  einer  trunkiieii  vollen  wys  und  umb-em  muot  be- 
schechen.'  1527/9,  Z  RB.  ,Das  er  das  us  urabesimp- 
tem  [!]  muot  tan.'  1552,  B  Turnib.  ,Sigen  im  söliche 
wort  in  umbs-era  muot  und  ane  gferd  entrunnen.'  1554, 
ebd.  ,[Wer]  bekennt  bat,  Sülliches  [Scbmäliungen]  in 
u-em  zornigen  Muot  beschächen  syn.'  1622,  AABr.  StR. 
,U.  sin.'  , Nimmt  mich  wunder,  dass  die  das  concilium 
ze  Costenz  oder  Basel  besessen  habend,  joch  nach 
menschlicher  gerechtigheit  so  u-et  sind  gsyn,  dass  sy 
so  ein  unbillich  ding  [den  Wucher]  habend  nachge- 
lassen.' Zwingli.  ,[Man  soll  sich  nicht  vom  Zorne 
hinreissen  lassen]  welches  sonderlich  jung  lüt  inen 
sollend  lassen  gesagt  syn,  die  hitzig,  gäch  und  u. 
sind.'  LLäv.  1583.  ,Unbes.  sein,  inconsulte  ac  temere, 
per  errorem,  imprudenter  aliquid  agere  [etc.].'  Hosp. 
S.  auch  frevel  (Bd  I  1286).  Bei  Verben.  ,U.  urteile" 
bringt  Reue'  ScoSt.  (Sulger).  ,Habe  bald  geglaubt, 
ihr  wollet  im  Wasser  bleiben,  bis  ihr  weiss  geworden, 
sagte  die  Wirtin  spöttisch.  Wir  hätten  es  im  Sinn 
gehabt,  sagte  das  grössere  Mädchen  u.'  Gotth.  Men 
ka""-sich  u"b'sunne"  vermaledeit  licht  rerschnäpfe". 
Schwzd.  (GrPi\).  ,Mit  dem  faren  sich  u.,  angschickt 
und  unwesenlich  halten.'  1535,  Z  RB.  ,Dann  wir  in 
diserem  handel  nit  u..  sunder  mit  guoter  ryffer  vorbe- 
trachtung  [vorgegangen  sind].-  1531,  HBull.  1572  (Z  an 
B).  ,Augustus  sagt,  es  stüende  einem  väldherren  nichts 
wirss  an,  weder  wenn  er  u.  und  fräffenlich  haudlete.' 
LLav.  1583.  S.  noch  herfür-büppen  (Bd  IV  1427). 
,ü-er  sach':  ,[Eva:]  Schon  sinds  [Kain  und  sein  Weib] 
dahin  u-er  sach.'  Rüef  1550.  ,(üs)  u-er  wis.'  ,[N. 
sucht  um  Gnade  nach]  syge  es  doch  von  im  u-er  to- 
rechter wys  beschechen.'  1526/32,  Z  RB.  ,Als  dann 
fraw  N.  sich  leider  us  u-er  und  zum  teil  toublöcker 
wys  selbs  entlybt.'  1587,  L  Batsprot.  ,Ein  anders  ist» 
mit  minderen  Schwüren,  die  einem  etwann  u-er  Weis 
und  in  der  Unbedachtsamkeit  entfallen.'  FWyss  1607. 
Bei  Verbalsubst.  uä.  ,Ja  din  [Dr  Ecks]  eigenrichtige, 
närrische,  unglerte,  u-c,  wüetende,  gottlose  geschrift, 
die  dick  widereinander  hebtet.'  Zwingli.  .Unbetrachtne 
oder  u-e  wort,  inopinata  verba;  unweissliche  und  u-e 
wort,  verba  non  circumspeeta.'  Fris.;  Mal.  ,Dass  sy 
bym  künig  verschüeffe,  dass  dise  u.  urteil  gestürzt 
wurde.'  LLav.  1583.  ,Wo  Gott  der  herr  und  ein  eer- 
liche  oberkeit  nit  darvor  gsin,  wäre  man  aber  in  solche 
u-e  spil  und  sachen  ...  geraten.'  1589,  JSG.  (Ndw). 
,Die  Oberkeit  hat  ihnen  [den  Bauern  von  BL.]  solchen 
u-en  Auffstand  durch  Fürbitt  verziegen.'  JGross  1624. 
,Uamit  nicht  durch  u-es  Scheiden  böse  Ehen  gepflanzet 
werden.'  JMüller  1661.  ,Mit  u-em  oder  abgezwun- 
genem Eid.'  ebd.  1673.  ,Pfui  der  torechten,  närrischen, 
u-en  Abgötterei!'  AKlingler  1688.  ,Ein  u-er  Schwur.' 
FWyss  1697.  , Trutz  und  Insolenz,  welche  ihn  [den 
Feind]  ...  zu  disem  u-en  Krieg  verleitet.'  Pfaffenkrieg 
1712.  N.  von  Marbach  war  verurteilt  worden,  wegen 
,ohnbes-er  Reden'  den  Degen  oder  das  Seitengewehr 
nicht  mehr  tragen  zu  dürfen.  1722,  ANäf  1891.  S.  noch 
gäch  (Bd  II  100);  Brand  (Bd  V  677  u.);  Taub-sucht 
(Sp.  285).  —  b)  ahnungslos;  s.  un-ver-sehen  (Sp.  575). 
.Unerwartet'  Z  (Schulthess).  —  Vgl.  zu  besinnen  nnd 
Ableitungen  Gr.  WB.  I  162-2/4;  Fischer  I  919.  Bemerkens- 
wert ist  der  Unterschied  in  der  Verteilung  der  starken  nnd 
schwachen  Form  zw.  dem  eigentl.  und  dem  adj.  gehrauchten 
Ptc. ;  bei  letzterm,  das  jedenfalls  zT.  unmittelbar  von  Sinn 
aus  gebildet  ist  (wie  ,be-herzt'  zu  ,Herz'  udgl.),  ist  die  starke 
Form  selteu  und  tw.  (so  die  Angabe  Zyros  für  B)   sicher  der 


Schriftspr.  entnommen.  Nach  einer  B  Angabe  gilt  das  st. 
Ptc.  iu  Bed.  2  b,  b'tinnt  in  Bed.  2  c  des  Vbs;  doch  sollen  in 
ueuerer  Zeit  beide  Formen  neben  einander  gebraucht  werden. 
TTobler  unterscheidet  zw.  o"b' sinnt  (Bed.  2  aa)  und  o'b'sonne" 
(Bed.  2  a  Y).  Nach  P.  Vogel  wird  in  UwE.  b'sunne"  als  echtes 
Ptc,  b'sinnl  als  Adj.  gebraucht.    Vgl.  noch  Bc-sindersa,  -sindi. 

—  B«-sinnete°  f.:  Gedächtnis  BBe.  —  Be-sin- 
n(e)ti  B'sinnti  f.:  Bewusstsein  Gl.  Wider  zur  B's. 
cho".  —  ün-:  a)  Wahnsinn.  ,In  unbesinnete  fallen', 
geisteskrank  werden.  1575,  Sch.  —  b)  Unverstand, 
Torheit,  Unüberlegtheit.  , Bitt,  du  wellist  nützid  gäch 
uss  unbesinnte  handien.'  HBull.  1531.  ,Die  unbe- 
sinnte,  mangel  der  sinnen  und  dess  Verstands,  incon- 
siderantia,  incogitantia,  temeritas,  impulsio,  vertigo.' 
Fkis.;  Mal.  ,Und  als  sy  [die  Gl  Neugläubigen]  die 
kilchenplünderung  anzücbend  und  sich  auch  gern 
darin  unschuldig  machtend,  kan  uns  nit  gnuog  darin 
verwunderen  irer  unbesinte.'  1562,  Klagschrift  der 
VO.  —  Be-sinning  f.:  1.  Bewusstsein  B;  Z  und 
weiterhin,  aber  nicht  eig.  volkstümlich.  Wider  zur 
B's.  cho".  —  2.  Gedächtnis,  PI.  Erinnerungen  U.  — 
Be-sinnlic"keit  f.:  Gedächtnis(kraft)  Gl.  D' B's. 
ninnt-em  ab;  er  hat  g'hei"  B's.  ml2.  —  be-sinnt-lich 
b'sintli"*  Gl:  1.  sinnlich  wahrnehmbar.  ,Gröse,  färb, 
gstalt  und  andere  b-e  aigenschaften.'  Kessl.  2450;  an 
späterer  Stelle  (a  456)  .beflndtlich.'  —  2.  mit  Über- 
legung, (vor)bedacht,  besonnen  Gl.  ,B.  ez  [das  Rind] 
zim  selber  sprach...'  Boner.  ,Wenn  aber  ein  kouf 
umb  solliche  güeter  b.  beschicht,  den  kouf  sol  dann 
dwäderer  teil  nit  macht  han  abzuschlahen.'  1512/3, 
AaBt.  StR.  ,So  wir  ye  einen  schälten  müessend  oder 
strafen,  sol  sölichs  so  vernünftig,  so  geschickt,  so 
frölich  und  b.  geschähen,  das  wir  das  laster  vertry- 
bind,  den  menschen  aber  gewünnind.'  Zwingli.  ,Die 
Alemänner  und  Schwaben  ein  vermengt  volk  warend, 
wie  der  Beatus  Rhenanus  das  ouch  gar  b.  verzeichnet 
hat.'  Vad.  ,B.,  cogitate,  prospicienter,  consulte;  b. 
reden  oder  vorhin  wolbetracbtet,  cogitate  verba  facere, 
priemeditate;  b.  und  mit  guoter  vorbetrachtung  schrei- 
ben, aecurate  et  cogitate  scribere.'  Fris.;  Mal.  ,Den 
mund  auftuon  heisst  sittig  und  ordenlich,  b.  und  be- 
dachtlich von  Sachen  reden.'  LLav.  1582.  —  un-:  un- 
überlegt, unbesonnen,  von  Personen  und  Handlungen. 
,[A.  behauptet,  dass  B.]  im  selbs  daz  [eine  Verwun- 
dung mit  der  Lanze]  mit  sinem  u-en  und  notlichen 
fürnemen  getan  hat.'  1485,  Z  RB.  ,Gib  nit  u.  und 
fräfenlich  zeugnuss  wider  deinen  nächsten.'  1531/48, 
Prov.  ,U.,  gefaarlich,  temere,  inconsiderate  [etc.].' 
Fris.;  Mal.  ,Sich  u.  in  den  ehestand  begäben.'  SHochh. 
1591.  —  Be-sintlichkeit  f.:  Herrschaft  über  die 
Sinne.  ,Es  schwören  die  büchsenmeister  ...  mit  über- 
flüssigem, unmässigen  wyntrinken  ire  b.  und  Vernunft 
nit  ze  verletzen.'  1589,  vRodt  1831.  —  Un-:  Unbe- 
sonnenheit. ,In  ansechung,  dass  er  [ein  wegen  un- 
ziemlicher Reden  Verhafteter]  lange  zit  üwer  trüwer 
diener  gewesen  ist  [möge  man]  angezaigte  red  ...  siner 
Unvernunft  und  u.  zuorechnen.'  1528,  Absch.  (Z).  ,Von 
angst,  u.  und  grosser  toiheit.'  1554,  B  Turmb.  —  Be- 
sinntnuss  f.:  Verstand.  Alls  sind  Bliebe"  chugel- 
rund,  voll  B's.  d'  Chöpf,  im  Herzc'sgrimd  es  G'miiet 
wie  Summeranke"  lind  L  (Gedicht).  —  (Un-)Be- 
sunnenheit  f.:  (Un-)Besonneiiheit  Ndw;  UwE. 

er-be-:  refl.,  sich  erinnern  GrPi\;  SchSi.  (Sulger). 

—  üs-be-:  refl.  a)  wie  üs-s.  !•*  han-mi'h  d's  Herz 
üsb 'sonne"  Gr;  Constructionsmischung?  —  b)  mit  dem 


sin,  son,  sun 


1070 


Nachdenken  zu  Ende  kommen,  sich  entschliessen  Aa; 
B;  Z;  nur  als  Perf.  I'*  ha"-mieh  längsten  üsb' sinnt 
(üsb'sunne"),  was-ieh  tue"  icell  B  (Zyro).  Hesch-dieh 
(nid)  buhl  üsb'sunne"  (AaKöIL;  GT.),  üsb'smnt  (B  lt 
AvKütte)V  ,l>a  hätte  er  sich  bald  ausb'sinnt  und 
brauche  nicht  acht  Tage  dazu,  brummte  Uli.'  Gotth. 
Jetz  isch  üsb'sinnt,  jetzt  ist  es  nicht  mehr  Zeit  zu 
überlegen  B  (AvEiitte).  Da  isch  bald  üsb'sunne'',  da 
ist  ein  Entschluss  bald  gefasst  GT.;  Z.  —  üs-bc- 
sunne"  Ap;  Gl;  Schw;  Z,  -be-sinnt  B.  Ü.  si",  ent- 
schlossen, mit  sich  im  Reinen  sein.  aaOO.  I'h  bi"  sdio" 
üsb'sonne"  Z  (Spillmann).  Da  isch-me"  bald  üsb'sunne" 
Z.  's  giH  nüd  G'freuters  uf  der  Welt  [als  die  Sonne], 
dö  bin-ic''  gllch  üsb'sunne".  Lienert  1906.  Das  M öl  isch 
Bans  churz  üsb'sinnter  g'sl".  SGfeller  1911. 

na,ch-b0-:  nachdenken  GrTIis.  Acht  Tag  hend-er 
Zit,  tient  guet  driber  n.  und  machent  nit  Timms! 

zer-:  refl.,  sich  den  Kopf  zerbrechen.  .Ach,  was 
soll  ich  doch  nen  zu  Handy  Ich  nah  mich  doch  zer- 
sinnt so  lang,  noch  hat  all  mein  List  kein  Fortgang.' 
JMahl.  1620. 

Sinnete"  f.:  =  Ge-sinneten  Ai-Lb. 

siii(n)ieren:  (auch  näch-s.)  nachsinnen,  grübeln 
B;  Gl;  L;  G;  Th  und  wohl  noch  weiterhin.  Derbi 
hät-er  aber  immer  si"'m  Plänli  nöck  g'sinniert  und 
g'studiert,  wie-n-er  's  soll  richtig  mache".  Sciiwzd.  (Th). 
, Während  der  Menz  so  vor  sich  hin  sinnierte,  han- 
tierte Luise  in  der  Küche.'  Bund  S.  ,Der  Bisch  hatte 
...  dann  eine  Weile  still  vor  sich  hin  sinniert.'  HBaumb. 
1903.  —   Vgl.   Gr.   WB.   X  1,    1179. 

sinnig:  1.  a)  bei  Sinnen,  Verstände.  ,[N.  hat  ein 
Vermächtnis  gemacht]  do  er  riten  und  gan  mochte 
gesunt  und  s.'  1298,  Gfd  (L).  ,üie  uf  dem  nüwen 
glouben  die  tüind  als  hässig  ...  dass  si  luter  meinen, 
sy  syen  nit  recht  s.'  1529,  Absch.  (S).  —  b)  verständig, 
klug.  ,Wo  im  [dem  Esel]  etwas  begegnet,  ist  er  nit 
so  s.,  dass  er  aus  dem  wäg  weiche.'  Tierb.  1503. 
—  2.  es  wird-mer  s.  Bße.,  sinnigs  BBr.,  R.,  „O.,  es 
fällt  mir  ein,  kommt  mir  in  den  Sinn,  die  Lust  geht 
mich  an."  Es  wird-mer  s.  da  z'blibe"  BBe.  Es  ist-mer 
s-s  worden,  die  Chuo  z'  verchouffen  BR,  Er  meind,  er 
niüessi  grad  Al's  han,  was  im  s-s  würd.  ebd.  Doch 
Denen  [den  ins  Bernerbiet  eingefallenen  Unterwald- 
nern]  is  's  nid  s-s  worden,  dass  's  hit-nen  noch 
chennt  schlecht  irgän.  Schwzd.  (BBr.).  Wenn 's  mer 
s-s  ist,  ,\venn  ich  es  tun  will,  wenn  ich  alle  meine 
Kräfte  darauf  verwende'  GRNuf.  (Trepp).  —  3.  ,voll 
Sinns,  nachdenkend'  B  (Zyro).  ,Als  er  ernsthaft  sagte: 
mit  dem  lieben  Gott,  so  kam  seiner  Frau  fast  das 
Augenwasser,  und  sie  sah  ihn  gar  s.  an.'  Gotth. 

Ahd.  ainnig,  mhd.  sinnec  in  Bed.  1;  vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
1179  ff.  —  Im  Folg.  sind  aus  äussern  Gründen  auch  die- 
jenigen Bildungen  aufgenommen,  die  eig.  von  entsprechenden 
subst.  Zssen  abgeleitet  sind  (zB.  eitjen-ainnui  von  I-:,,j.„-Si„,i)  ; 
dagegen  sind  die  zu  zsgesetzten  Vben  gehörigen  an  diese 
angeschlossen. 

ab-:  sinnlos,  widersinnig.  .Denn  uns  die  natur 
so  viel  anzeigt,  dass  uns  solches  fürgeben  der  irdischen 
göttem  [als  Verursacher  der  Geisteskrankheiten]  ganz 
a.  ist,'  Parac;  vgl.  noch  Gr.  WB.  I  120.  —  Ab- 
sinnigkeit f.:  Wahnsinn.  ,Ein  rotes  eisslin  ...  tut 
treffenlich  wehe,  nimmt  den  schlaf  hin,  macht  schwere 
träum,  a.'  ebd. 

aber-:  wahnsinnig,  unsinnig  AaOEiiJ.,  „F.";  Gr 
Chur.   —   In  audier  Bed.  bei  Gr.  WB.  I  31.    Vgl.  aber-e&nig. 


über-:  1.  „an  Wahnsinn  grenzend  Th."  Er  ist  ü., 
hat  sich  überstudiert,  ist  nahe  am  Wahnsinn  Th 
(Anon.).  Unsinnig,  verkehrt  BHa.  Ungeschickt  BsL. 
,[1531,  als]  die  von  Zürich  ain  klainen,  ü-en  rats- 
boten,  hiess  Hans  Hab,  da  [im  Rheintal]  haftend,  be- 
gab sich  zuo  Rinegg  [dass  der  Stand  Zürich  in  dessen 
Gegenwart  eine  Zurücksetzung  erfuhr].'  Vad.  — 
2.  kurzsichtig.  ,Ü,  übersichtig,  nyctalops.'  Fris.;  Mal. 
,Es  beschicht  manchmal,  daz  einer,  der  ü.  ist  (wie 
merteils  der  gleerten,  die  ire  äugen  usstudierend)  sich 
übel  schämen  wurde,  wenn  er  sagen  oder  bekennen 
sölte,  worfür  er  dises  oder  jenes  hette  angesehen, 
also  betrügt  in  sin  gesicht.'  LLav.  1569;  ,ein  Kurz- 
sichtiger.' 1670.  —  Über-sinnige  f.:  zum  Vor.  2. 
,Die  Azel  ...  ist  für  die  ü.,  onmachten  und  melancoley, 
so  von  kelte  kommend,  seer  dienstlich.'  Vogelb.  1557. 
S.  noch   Übersichtige  (Sp.  265). 

Mhd.  übersinna;  überspannt,  unvernünftig.  2  (zT.  mög- 
licherweise auch  1)  beruht  auf  Vermischung  mit  über-tünig; 
s.  d.  und  vgl.   Schm.  2 II   287. 

eige"-:  wie  nhd.  Syn.  eigen-richtig  (Bd  VI  470). 
Du  eige"sinnigi  Chrott!  AaF.  —  Eige"- sin nigi  f.: 
=  Eigen-richtigi  (Bd  VI  471);  s.  Ein-sinnlichkeit.  — 
Eige°-sinnigkeit  f. :  =  dem  Vor.  ,Wo  im  gineinen 
regirnent  die  rät  und  obren  sich  nit  mögend  betragen 
und  verglichen,  das  gwonlich  us  ergit  und  eigensinni- 
keit  beschicht,  da  muoss  uneinikeit  und  parti  volgen.' 
Ansh.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III   HU. 

ein-:  =  ein-richtig  (Bd  VI  471).  ,[Die  Reformierten 
haben]  suudere,  nach  irer  erdichten,  ei-er  leer  cate- 
chismos  gemacht.'  F  Schulordn.  1577.  —  Ein-sinnig- 
keit  f.:  =  Ein-richtigkeit  (Bd  VI  472);  vgl.  Ein-sinn- 
lichkeit. .Jedoch  ist  es  alles,  so  die  philosophy  be- 
langet, schattenwerk,  wo  wir  die  selbigen  gegen  dem 
glänz  unfelbarer  gottlicher  warhait  wider  mensch- 
liche ans.  und  guotdunken  verrechnen  wellen.'  Kessl. 
, [Cicero  Tusc.  I,  73  sagt,  man  solle  den  Tod]  ring 
achten,  ja  wider  natürlich  ans.  als  ain  bessers  be- 
geren.'  ebd. 

Vgl.  I.exer  I  528;  Gr.  WB.  III  297  (.einsinnig'  2); 
Schm.  2I   90;   Fischer   II  Ö18. 

u(n)-,  o"-:  a)  wahnsinnig,  verrückt,  als  .lauernder 
Zustand.  Tue"  wie  u.,  wie-n-efn)  U-er,  zB.  vor  Zorn 
Aa;  Ap;  GT.;  Th;  Z  und  weiterhin.  In  der  ä.  Spr.  häufig 
und  allg.  ,[Die  N.  habe]  sich  dermassen  gstellt  und 
anglassen,  das  die  fründ  nit  anders  können  vermuoten, 
dann  sy  werde  u.,  als  nämlich  sich  enbotten  zesterben, 
und  ee  sy  zum  man  welle,  in  tod  zegan.*  1541/3,  Z  Ehe- 
gericht. ,U.,  der  kein  sinn  und  verstand  nit  hat,  on 
herz,  verwirf,  vecors,  insanus  [usw.].'  Fris.;  Mal. 
(Weitres  ebd.  467d).  .Schwärmüetig  und  u.  lüt.'  LLav. 
1509;  .wahnsinnig.'  1670  (daneben  aber  auch  noch  ,u.'). 
,Wer  [zu  Ader]  lasst  am  andern  Nonas  des  Mayens, 
der  stirbt  oder  wirt  u.'  XVII.,  G.  ,Uber  diese  Niderlag 
ward  Carolus  [der  Kühne]  vor  Neuss  halb  u.'  Grasser 
1024.  .[Ein  Scheidungsgrund  liegt  vor]  so  eins  Leib 
und  Leben  verwürkt,  aussetzig,  wüetig  und  n.,  dass 
sie  vor  einandern  nicht  sicher.'  B  Ohorger.  1667.  .När- 
risch und  u.'  Sprecher  1672.  ,U-e,  so  lang  die  Wahn- 
sinnigkeit bei  ihnen  anhaltet  [dürfen  keine  Vergabungen 
machen].'  SMutach  1709.  .Ein  u-er  Mensch  im  Spittal.' 
JJUlr.  1718.  .[Ein  zum  Tode  Verurteilter  bittet  die 
Richter]  ihn  mit  weitem  Fragen  zu  verschonen,  denn 
es  wäre  kein  Wunder,  wenn  er  schon  u.  würde.'  1750, 
Gl.    S.  noch  Buggen  (Bd  VI  779).    Oft  in  Verbindung 


1071 


San, 


1,  sm,  son,  sun 


1072 


mit  dem  syn.  ,tanb.'  ,Es  ist  ein  tonber  u-er  man  in 
unserer  herren  Zürich  vangnüss  komen,  von  des  wegen 
dass  er  ...  ein  hus  verbrent  hat.'  1425,  Z  RB.  ,Das 
er  sich  inn  gfangenschaft  einer  touben  u-en  wys  an- 
genommen und  deshalb  inn  spital  inns  toubloch  geleit 
...worden.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Man  sagt,  dass 
einer  auf  ein  zeit  von  einem  kempfigen  hauen  verletzt 
taub  und  u.  worden  seye.'  Vogelb.  1557.  ,Under  dise 
Zal  der  Armen  ghörend  ouch  die  touben  und  u-en 
und  andere  arbeitseligen  Mendschen.'  JJRüeger  1606. 
,[N.  hat]  ein  ganz  arbetsäligs  Wyb  ...,  ist  vilmals  als 
taub  wie  u.'  1628,  Z.  S.  noch  räw  (Bd  VI  1869).  — 
b)  wie  nhd.,  unverständig,  sinnlos,  wohl  allg.  Zorn- 
entbrannt' Ndw  (Matthys).  ,Seit  nicht  so  alber  und 
u.!'  JJÜlr.  1731.  Von  Vorgängen,  Zuständen.  Der 
hed  öppis  U-s  'tanzet.  RBrandst.  1905.  ,N.,  der  sich 
unbesint  in  u-er  trunkenheit  verwürkt  hätte.'  Ansh. 
Der  u.  Dunstig,  der  Donnerstag  vor  der  Herrenfast- 
nacht Sch;  Syn.  der  schmutzig  D.  ,Als  man  uf  den 
zechenden  tag  februar  desselben  jars,  was  der  u. 
donstag,  ainen  grossen  rat  versamlet  hatt...'  Vad. 
,Den  achtenden  tag  hornung  (was  der  u.  donstag,  wie 
man  in  im  Turgöu  genent  hat).'  ebd.  ,An  dem  Donns- 
tag vor  der  Herren  Fastnacht,  den  man  [in  St  Gallen] 
den  u-en  Donstag  nennet,  wird  niemal  Bat  gehalten 
vonwegen  eines  Auflauffs,  der  sich  vor  Jahren  [1491]  am 
selbigen  Tag  zugetragen  hat.'  SwL.-Leu  591;  vgl.  Leu, 
Lex.  VI  144.  VIII  162;  Rochh.  1857,  511.  —  Mhd.  «»- 
einnec.  Die  St  Galler  Lokaltradition,  dass  der  ,u-e  Donnerstag' 
seinen  Namen  von  einem  Ereignis  des  Jahres  1491  erhalten 
habe,  wird  schon  durch  die  weitre  Verbreitung  der  Bezeich- 
nung widerlegt,  bes.  auch  durch  das  syn.  bair.  ,u-ei-  Pfinz- 
tag'  (Scherz-Oberlin  1852;  Schm.  2 II  439).  —  u">- sin- 
nige" -ege":  (auch  verst.  ver-a.)  verkehrten  Sinns 
werden;   auch:   recht  zornig  werden   Ndw  (Matthys). 

—  Un-sinnigi  f.:  Tobsucht;  s.  TaubsucM (Sp. 284). 

—  Un-sinnigkeit  f.:  a)  Wahnsinn.  ,Der  Herr  wird 
dich  schlahen  mit  waansin,  blindheit  und  u.  des  her- 
zens.'  1530,  V.  Mos.;  fexaxäoEt  8iavo£as.  LXX.  ,Zwü- 
schen  dem  zorn  und  der  u.  ist  der  underscheid,  das 
der  zorn  nid  yemerdar  wäret,  sonder  einem  widerumb 
vergadt,  die  u.  aber  haltet  an,  dass  man  einen  ver- 
waren  muoss.'  LLav.  1583.  ,[Ein  Grund  zur  Eheschei- 
dung ist]  die  U.  des  einten  Ehemenschen,  so  dass  das 
ander  seines  Lebens  nicht  sicher.'  SMütach  1709.  S. 
noch  Taub-Sucht  (Sp.  284.  285);  besoffen  (Sp.  354).  — 
b)  Unverstand,  Torheit.  ,Was  ist  aber  torlichers  und 
närrischers,  dann  solche  grosse  blindtheit  und  u.  mit 
menschlichem  frävel  und  lügen  wollen  beschirmen 
und  vertädingen?'  Zwingli.  ,So  soll  doch  unter  chri- 
stenem  volk  sich  nienian  in  die  u.  bringen  lassen, 
dass  er  die  geschrift  des  nüwen  testaments  in  die 
schand  und  schmach  des  brands  verhänge.'  ebd.  ,Ach 
wie  sind  wir  so  torecht  gewesen,  habend  gmeint,  ir  [der 
Gläubigen]  laben  sye  ein  u.  und  ir  end  sye  on  eer.' 
LLav.  1577.  ,ü.  verüben.'  1625,  GWil.  S.  auch  für- 
brechen (Bd  V  335).  —  Mhd.  unnnnecheil.  Die  bei  Vad. 
I  128.  132  erscheinende  Form  ,unsintkeit'  ist  wohl  für  ,uu- 
sinckeit'  verlesen. 

gibeli-  GStdt,  gipfel-  GTa.  (.selten'):  verrückt, 
rasend.     Me"  macht  (mues'  fast)  g.  werde". 

glich-:  gleichgesinnt,  einmütig.  ,[Es  gibt  streit- 
süchtige Pfauen,  welche]  anstatt  der  Liebe  sich  des 
Lästerens,  Schändens  und  Schmähens  gebrauchen  ... 
damit  ja   sich  dieser  christenliche  Leib  nimmermehr 


vereinigen  und  gleichs.  werden  möge.'  Heut.  1658.  — 
Vgl.  Sanders  II   1106. 

halb-:  halbwegs  verständig.  ,Wie  des  friden  ge- 
halten oder  was  rechtens  sich  da  [angesichts  der 
Kriegsvorbereitungen  der  VO  gegen  Z]  zu  vertrösten, 
hat  ein  jeder  h-er  wol  zuo  ermessen.'  1529,  Z. 

hart-:  lt  Andrea  1776,  334  in  Bs.  —  Hart- 
sinn igkeit  f.:  Halsstarrigkeit.  ,[Die  reformations- 
feindlichen  Thurgauer  sollen]  umb  meerer  liebi,  frid 
und  ruowen  willen  ...  sich  wie  ander  lüt  göttlichem 
wort  verglichen  und  nit  als  Gott  und  der  weit  zuo 
missfall  uf  irer  h.  verharren.'  1529,  Z.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
IV  2,  519. 

chüel-:  bedächtig.  ,Dann  wir  uns  sovil  Ungunst 
zuo  inen  [den  Gegnern  der  Reformation  im  Tb]  als 
denen,  die  wir  k-er,  verständiger  und  geschickter  ge- 
achtet, keins  wegs  versehen.'  1529,  Z.  —  Auch  bei  Gr. 
WB.  V   2571. 

churz-:  von  geschwächtem  Gedächtnis,  vergess- 
lich  BS.  (AvRütte).  Er  ist  afe"  ch-er.  —  In  andrer 
Bed.  bei  Gr.  WB.   V  2853. 

licht-  (so  THTäg.),  Hecht-:  1.  fröhlichen  Sinnes, 
munter  GTa.  ,Guots  muots,  frölich  oder  leichts.,  bono 
animo,  l«tus,  hilaris;  muotig  und  leichts.  sein,  com- 
muni  animo  esse,  levi.'  Fris.;  Mal.  ,Aqua  vitse  ver- 
wandert [!]  die  Traurigkeit  und  Melaneholey  in  Freu- 
digkeit und  machet  sehr  leichts.'  JRLasdenb.  1608. 
—  2.  im  ungünstigen  S.  wie  nhd.  wohl  zieml.  allg. 
(vgl.  aber  rings.).  Du  l-e  Tropf!  AaF.  ,Ein  krie- 
gerische, 1-e  und  alamodische  kleidung  mag  ich  nit 
an  dir  sähen.'  1553,  Mise.  T.  1722  (Bullinger  an  seinen 
Sohn).  ,Sententia  levi  pueri,  leichtfertige,  wankel- 
müetige,  die  ir  meinung  und  fürnemmen  gleich  ver- 
enderend,  leichts-e.'  Fris.  S.  auch  licht-ferig  (Bd  I 
920).  —  ver-lichtsinnige-  -Hecht-:  durch  leicht- 
sinnige Behandlung  verderben  oder  aufs  Spiel  setzen  B. 
Öppis  v.  ,Was  ich  und  das  Müeti  verdient,  sollen 
wir  jetzt  geben,  damit ...  du  es  verdummen  und  ver- 
leichtsinnigen kannst'  vAlmen  1897.  .[Einen  Trunken- 
bold] darf  ich  nicht  mit  der  Laterne  in  den  Stall 
lassen...,  es  sind  mir  schon  zu  viele  Häuser  so  ver- 
leichtsinnigt  worden.'  Gotth.  ,Wenn  alle  verleicht- 
sinnigten  Häuser  abbrennen  würden,  die  Sturmglocken 
würden  nie  schweigen.'  ebd.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI  650/1. 

müffel-  BHa.  (■{-),  „müpfel-  BO."  (St.2):  missver- 
gnügt, nicht  recht  willig  zu  Etwas,  „rappelköpfig." 
Ich  han  Danielen  g'frägd,  eb-er-mer  welli  helfen,  aber 
er  ist  »i-er  g'sin  BHa. 

blöd-:  wie  nhd.  —  Blöd-sinnigi  f.:  Verblödung 
ZO.  (Messikommer). 

recht-:  1.  bei  gesundem  Verstände;  verständig, 
vernünftig.  ,Man  bindt  ein  touben  nun  darumb,  dass 
nit  grösser  schad  von  im  kum;  der  r.  darf  gfanknuss 
nüt.'  Eckst.  1526.  ,Rächts.,  verstendig,  sanus;  tuon, 
wie  eim  rächtgeschaffnen  und  r-en  menschen  zuostadt, 
pro  sano  aliquid  facere.'  Fris.;  Mal.  , Sonn  und  mond 
betet  niemand  r-er  an.'  LLav.  1587.  Übertr.  auf  Hand- 
lungen: ,Letstlichen,  als  sie  dess  Oberen  Grawen 
Pundts  Beispil  gesehen,  seind  sie  darob  gesterkt  wor- 
den, und  habend  eine  r-e  ewige  Pündtnuss  zusaruen 
geschworen.'  Sprecher  1672.  —  2.  recht,  redlich  ge- 
sinnt. , Jedoch  so  sindt  einem  jeden  r-en  Menschen  die 
Ursachen  sollicher  erschrockenlicher  Dingen  gründtlich 
zu  bedrachten.'  Bs  Mord  1665.  Spec.  rechtgläubig. 
,Was  wunderzeichen  tuond  sy  [die  Wiedertäufer],  dann 


San,  seil,  sin,  son,  sun 


1074 


das  etwelicher  r.  lüt  verursachet  hat  zur  unsinnig- 
keit?'  HBull.  1531.  ,Rächtgläubig,  räehter  raeinung, 
r.,  waarhaft,  orthodoxus.'  Fris.  ;  Mal.  ,Wenn  eine  vuii 
frommen  leuten  wol  ist  underwisen  und  aber  hernach, 
so  iren  anloss  wirt,  gottlos  reden  ausstosst,  so  stat 
es  iren  me  zuo  verweisen  weder  denen,  die  ir  leben 
lang  nie  bei  r-en  leuten  gewesen  sind.'  LLäv.  1582. 
.Haltet  euch  zu  gesunden,  r-en  und  Seel-untersuchenden 
Lehreren.'  1651,  Mise.  T.  ,Wie  orthodox  er  sonst  oder 
r.  immer  sey.'  JJUlr.  1731.  —  Recht-sinnigkeit  f. 
.Orthodoxie  und  R.  in  der  Lehr.'  JJUlr.  1731. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  434.  Die  Trennung  zw.  1  und  2 
ist  nicht  mit  Sicherheit  durchzuführen. 

ring-:  1.  heiter,  Gegs.  schwermütig  GTa.  — 
2.  leichtsinnig  ArBrüll.  und  lt  T.;  Tu;  „Z"0.,  S.,Stdt, 
lt  St.1  auch  L;  Sch;  Zo.  R-(i)  Lüt.  Ja,  du  ne'"$t  d'  Sach 
auch  gär  r.  üf  Ar  (Schlüpfer).  ,Wir  wollen  die  R-en  vor 
fernerer  Entheiligung  des  heiligen  Nachtmahls  abge- 
schreckt haben.'  JMOller  1665.  .Levis,  leichtfertig, 
r.'  Denzl.  1677.  1716.  ,[Wer]  durch  sein  r-es  und  un- 
vorsichtiges Handlen  biderbe  Leut  in  Verlurst  ge- 
bracht hette...'  Z  Gerichtsordn.  1715.  .Also  meinte 
ich,  es  sollten  alle  r-en,  ärgerlichen  Reden,  obgleich 
nit  formale  Lästerungen  sind  ...  gestraft  werden.' 
JCEscher  1723.  ,Auch  soll  man  ohne  die  grösste  Not 
keine  Güterganten  erlauben,  dann  da  werden  die  Leute 
zu  vielen  r-en  Käufen  verleitet.'  ebd.  .[Den  Begierden 
fröhnen]  heisst  ja  gleich  sein  jenem  r-en  Esau,  der 
das  schöne  Vorrecht  der  Erstgehurt  um  ein  Linsen- 
Geköch  verkauft  hat.'  JJUlr.  1733.  ,[Die  N.  gebüsst] 
wegen  solch  ihrer  liederlich [en]  und  r-[en]  Unvor- 
sichtigkeit.' 1749,  GStdt.  ,[N.  wird  bevogtet]  wegen 
seiner  r-en  und  ausschweifenden  Lebensart.'  1774,  Z. 
,Bis  nicht  r.!'  1782,  Z  Brief.  S.  noch  Win-Chauf  (ßd 
III  168).  —  Ringsinnigkeit  f.:  1.  Frohsinn.  ,R. 
[Überschrift].  Ich  trink  und  hab  ein  leichten  Mut, 
ob  ich  schon  komm  um  Hab  und  Gut.'  Sdterm.  1860 
(ZElgg).  —  2.  Leichtsinn.  .Das  Annemmen  des  Papst- 
tums kommt  nicht  von  göttlicher  Erleuchtigung  oder 
Bätten,  sondern  von  R.,  von  Miet  und  Gaben.'  JHFlsi 
1696.  ,Die  Juden  hatte  eine  grosse  R.  eingenommen.' 
JBOtt1736. 

Von  Lessing  im  14.  Literaturbrief  unter  den  spezifisch 
Schweiz.,  im  Norden  unverständlichen  Wörtern  aus  Moral. 
Beob.    1757   ausgehoben. 

sunder-:  sektiererisch.  .Habend  sich  danebet 
ettlich  widertöuffer  und  s.  lüt  dahin  [nach  Münster 
in  W]  verfüegt  und  oueb  iren  anhang  gefunden.' 
Kessler. 

scharpf-.  ,Sch.,  kluog,  solers,  perspicax,  acre  In- 
genium, cordatus,  ingeniosus;  scharpfsinnig  poeten, 
poetae  arguti.'  Fris.;  Mal.  ,Nun  der  Schulmeister  lobe  ein 
ding  oder  schelte,  so  soll  doch  alles  mit  bescheidenheit 
und  uf  vil  gattung  besehenen:  in  eim  das  pur  latin  ..., 
der  dritt,  das  er  seh.'  F  Schulordn.  1577.  —  Scharpf- 
sinnigi  f.  ,Mit  grossem  fleiss  und  sch-e  ein  ding 
aussiegen,  acute  explicare.'  Fris.;  Mal.  —  Scharpf- 
sinnigkeit  f.  ,Sch.,  ein  scharpfer  subtyler  verstand, 
acies  acris  ingenii,  solertia,  perspicacia.'  Fris.;  Mal. 
.Schlechte  arme  Gsellen,  die  bloss  ein  wenig  in  die 
gmeine  Trivialschuol  gangen,  aber  in  solche  Seh.  und 
Perfection  kommen,  das  sy  so  stattliche  wolgformierte 
Discursus  ...  stellen  können.'  RCys.  (Bi\). 

schwirbel-:  Übers,  des  engl.  .frantic',  toll.  .Ar- 
meen   streken    allseitig   ihre    funkelnden    Linien,    zu 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


hemmen  ...  den  sch-en  nordischen  Alexander  [Peter 
den  Grossen].'  JTobler  1781.     Vgl.  ivirbel-s. 

stifel-:  a)  wirr  im  Kopfe,  (halb)  verrückt,  vor 
Lärm,  Ärger,  Ungeduld  AAl.eer.,  Ruedert.;  B;  G  (Kai. 
1866);  Sch  (so  Stdt);  Tb  (Pup.).  Me"  möcht  (Es  ist 
zum)  st.  werde"!  Ieh  bi"  fast  st.  worde".  ,Davon  könnte 
der  Mensch  ja  st.  werden!'  Scuwz.  Volkskal.  1882 
(Sch).  E'so  düch  und  halb  st.  AGvsi  1881.  —  b)  un- 
wirsch, aufgebracht  B;  Syn.  hon  (Bd  II  1364),  taub. 
Mach-mich  nid  st!  —  c)  trübsinnig,  melancholisch, 
.schwermütig  mit  einem  Anflug  von  Geistesgestörtheit, 
verstört  nachdenklich'  (AvRütte)  B.  ,Ein  alt  Kuder- 
mannli ...  machte  ein  Gesicht  trüb-  und  stiefelsinnig.' 
Gotth.   —   Volksetym.   Entstellung  aus  dem   Folg. 

stigele"-  AaWoIiL;  Sch  (Kirchh.);  TnFr.,  Mü.; 
ZO.,  S.,  Stdt,  stigeli-  GStdt;  ScHSt.;  ThHw.,  Steckb.; 
Z  (so  Russ.,  Stdt,  Sth.),  „stigel-  G;  Z",  stigere"-  GRh.: 
=  dem  Vor.  a,  „äusserst  konfus,  verdüstert."  S.  auch 
gatter-läußg  mit  Anm.  (Bd  III  1148).  [Das  lässt  sich 
nicht  mehr  ändern,  da  muss  man  warten]  und  we""-me" 
st.  würt  Th.  Me"  wärt  fast  st.  dein  zue.  ebd.  Bis-er 
[ein  Siebenschläfer]  -Si'*  üsg'rangget  hat,  me"  chönnt 
st.  werde".  Messikommer  1910.  Es  chönnt  Einer  du 
zue  nueh  st.  werde"  Aa Wohl.  (Eisler).  Si  wird  noch  st., 
vor  Mannssucht  ZGlattf.  (Spillmann).  G'sehst,  Marti", 
ich  bi"  ganz  verzuckt,  ivic  St.,  uff  m%"  Se'!  Stütz.  Eigen- 
sinnig THFr.  (richtig?). 

taub-:  wahnsinnig.  Der  Landvogt  von  Baden  wird 
angewiesen,  alle  Quartale  6  Gl.  an  Erhaltung  einer 
,t-en'  Person  beizutragen.  1713,  Absch.  —  Taub- 
sinnigkeit f.  ,[Wer  an  die  apostolischen  Satzungen 
nicht  glauben  will]  der  wurde  sich  selbsten  einer 
Torheit,  T.  oder  Bosheit  schuldig  machen.'  ClSchob. 
1695.  [Der  Selbstmörder]  habe  sich  in  einem  Fieber- 
anfall und  im  Zustande  der  ,T.'  entleibt.  1776,  Absch. 

tief-:  schwermütig.  ,N.  seige  mit  einer  grossen 
Schwermut  und  Melancoley  behaftet  gewesen  und  mit 
t-en  Gedanken  umbgangen.'  1718,  Z.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
XI  492/3;  Fischer  II   196. 

toll-.  Dazu  Toll-sin  nigkeit  f.  , So  findet  man 
auch,  dass  etwann  die  Kriegsknechte  in  den  Feld- 
schlachten so  sehr  erwildet,  dass  man  ihnen  die  Waffen 
aus  den  Händen  reissen  müssen,  weil  sie  aus  T.  Freunde 
für  Feinde  gehalten.'  LLav.  1670. 

düppel-:  dumm  S.  —  wider-:  1.  mit  Dat.,  zu- 
widerlaufend, widersprechend;  vgl. ivider-sinns.  .[Para- 
celsus]  lehret  zuo  Basel  ...  auf  sein  manier  öffentlich 
die  arzney  ...  der  Galenischen  ganz  w.'  Wurstisen 
1580.  ,Du  muost  mit  Reden  dir  nicht  w.  sein:  wer 
mit  ihm  selbst  nicht  stimmt,  der  stimmt  mit  Keinem 
ein.'  Cato  1648.  —  2.  sinnlos.  ,Die  Erklärungen  [die 
man  den  Kindern  über  religiöse  Dinge  gibt]  ...  ma- 
chen Das  noch  dunkel,  was  in  den  Fragen  heiter  war, 
und  was  in  den  Fragen  dunkel  ist,  das  machen  die 
sogenannten  Erklärungen  w.'  Gotth.  ,Als  er  [ein  Irr- 
sinniger, der  eine  kirchliche  Zeremonie  nachäfft]  nun 
mit  disem  w-en  Sancto  fertig  wäre  ...'  Sererh.  1742. 
—  wimmel-:  „rappelköpfig,  von  seltsamer  Laune 
BE."  Syn.  ubel-lünig  (Bd  III  1296).  —  wimsei-: 
wirr  im  Kopfe,  verstört.  E"  Not  zom  Treichen  ist 
an  in  cho",  schier  w-en  ist-er  worde".  SGfeller  1911. 
D'  N.  het  'tö"  wie  w.  ebd.  ,Dann  tue  ihm  dieser  Ge- 
danken, dass  es  von  mir  weg  müsse,  dass  ich  eine 
Andere  nehmen  würde,  so  weh,  dass  es  ganz  w.  werde.' 


1075 


San,  sen,  sin,  son,  sun 


Ki7(i 


Gotth.;  in  der  Ausg.  von  1861  .trübsinnig.'  — 
winkel-:  ,halb  schwermütig,  verwirrt'  BE.(8t.b). 

wipfel-:  unbeständig, wankelmütig,  unentschlossen 
BGr.,  Iseltw.,  K.,  Si.;  W;  Syn.  icill-wänlcig.  Launisch, 
seltsam,  eigensinnig  W,  „rappelköpfig  BO.";  s.  auch 
Alpenr.  1814,  12.  Er  isch  w.  worde",  , launisch,  lebens- 
überdrüssig' BBe.  ,Amatus  Lusitanus  heisst  ein  jung 
hüendlin  oder  ein  tauben  läbendig  zerschnitten  ...  auf 
den  köpf  eines  w-en  weibs  legen.'  Vogelb.  1557;  in 
der  lat.  Ausg.  ,supra  caput  mulieris  melancholicse.' 
,W.,  erhertet,  pertinax.'  Mal.;  s.  auch  Bd  II  1646. 
,Wie  sie  im  vergangenen  Summer  umb  den  längsten 
Tag  nit  allerdings  bei  ihro  selbs  gewesen,  inassen 
man  ihro  gewarten  müssen,  also  seige  sie  w.  auch  bei 
disen  kurzen  Tagen.'  1666,  Z.  V gl. gipfel-s.  —  Wipfel- 
sinnigi  f.     ,W-e,  pertinacia.'  Fris.;  Mal. 

wirbel-:  wirblig,  wirr  im  Kopfe,  betäubt  durch 
Lärm,  Widerspruch,  halb  verrückt  oBs;  B;  S  (AHart- 
mann);  Z  (Grob).  Mängi seh  isch-me"  neben  im  [einem 
Schwätzer]  fasch'  iv.  und  tübe" tänzig  worde".  RUrieb 
1911.  Wo-n-i'h  selben  Öbe"d  vom  Pintti  hei'"  In", 
. . .  hei"d-mi'h  d'  Täubi  u"d  der  Wi"  schier  w.  gemacht. 
SGfellek  1911.  .Während  meines  Rausches,  während 
die  Mädchen  mich  w.  machten  ...  war  ich  in  Schulden 
gekommen  bis  über  die  Ohren.'  Gotth.  ,Wenn  man 
abdecken  könnte  den  Deckel  ab  den  Seelen  allen,  die 
in  der  Ehe  leben  ...  man  würde  blind,  man  würde  w.' 
ebd.  .Indessen  musste  sie  gestehen,  dass  ein  Mann 
ungeduldig  werden  muss  und  w.,  wenn  die  Frau  für 
nichts  sorgt,  nichts  denkt.'  ebd.  ,Nun  ists  aber  ein 
bös  Dabeisein  ...  wenn  man  es  hat  wie  Einer,  der 
läuft  und  läuft  und  doch  nie  von  der  Stelle  kommt, 
wie  es  im  Traume  uns  oft  ergeht.  Es  muss  einem 
mehr  und  mehr  in  Kopf  wachsen  und  w.  machen.- 
ebd.;  noch  öfter.  —  Würfel-:  .verwirrt,  überstürmt' 
BBe.  (Dan.).  —  zipfel-:  launisch  BGr.  Awass!  Ich 
mag  Nid g'herren !  Es  Manne"  volch  ist  attiivil  wilweihigs 
u"d  zipfelsinnigs.  Bärnd.  1908.  —  z  wipfel-:  wankel- 
mütig, unentschlossen  BSi.  (Imob.);  vgl.  wipfel-s. 

sinniglich:  verständig.  .Haben  wir  uns  uff  disen 
tag  aber  mit  sinneklicher  Vorbetrachtung  und  mit  ein- 
helligem rat  geeinbert  und  erkennet,  das...'  1403, 
Z  StB.  .Mit  guotem  rat  und  mit  sinneklicher  vorbe- 
trachtung.'  1408,  Gl  Urk.  -  Mhd.  ainneclieh;  vgl.  Gr. 
WB.  X  1,    1184. 

wider-sinnisch:  a)  widersinnig.  ,Also  dass  ein 
verirrete  oberkeit  ...  anhuob  ...  um  ändrung  des  w-en 
pfingstmentagmandats  und  -eids  ze  ratschlagen.'  Ansh.; 
nachher:  ,des  pfingstmentags  mandat,  als  sim  selbs  und 
Gots  wort  widerwärtig.'  —  b)  entgegengesetzt.  ,Es 
was  ieztan  [1494]  ein  w-e  ändrung  in  einer  stat  Bern 
und  in  andren  orten  Vorhand,  dass  etlich  der  gwaltig- 
sten,  so  vor  das  franzesisch  gelt  ...  in  ein  Eidgno- 
schaft  gebracht,  nit  me  so  tür  geacht.'  ebd.  Ver- 
schiedenartig: ,[Der  sterbende  Ludwig  XI.  liess]  uss 
aller  gegne  zuo  im  versamlen  ...  ein  ganz  w.  volk, 
nämlich  al  frowen  und  man,  die  sunderlich  gotseligs, 
geistlichs  leben  beriemt  warend,  im  um  gsuntheit  und 
länger  leben  Got  ze  bitten.'   ebd. 

sinnlich:  1.  ,S.,  sensibilis.'  Denzl.  1716.  —  2.  a)  in 
der  Verbindung  ,bi,  mit  s-er  Vernunft'  oä.,  bei  ge- 
sunden Sinnen,  im  Vollbesitz  der  geistigen  Kräfte. 
,Ouch  ist  unser  statt  recht,  das  dhein  eeman,  der  by 
s-er  Vernunft  ist,   solle   sinem   ewib   ein  andern  vogt 


geben.'  1512/3,  AaBi-.  StR.  , Welche  mansperson  s-er 
Vernunft  und  jaren  ...  ungwonliche  swüer  bruchte  ...' 
Ansh.  ,Ein  ieder  burger,  alldiewil  er  in  s-er  Vernunft 
strebt  [darf  ein  Testament  machen].'  1541,  B  (ZfsR.). 
.Niemands,  so  by  guter  s-er  Vernunft  ist,  soll  syner 
Ehefrauw  einichen  Vogt  geben.'  BGS.  1615.  —  b)  ver- 
ständig. ,So  haben  wir  [B  und  Z]  mit  guotem  rate 
und  s-er  bewisung,  durch  nutzes,  schirmes  und  friden 
willen  ...  zesament  gelopt  und  gesworn  liplich  und 
gelert  eide.'  1423,  Absch.  ,Mit  guottem  rat  und  s-er 
vorbetrachtung.'  1427/1544,  SchwLB.;  wiederholt  — 
Vgl.   Gr.    WB.   X  1,    1185. 

Sinnlichkeit  f.:  1.  Fähigkeit  der  sinnlichen 
Wahrnehmung.  ,Farend  guot  ist  alle  farende  hab, 
wie  die  namen  hab,  es  sige  galt,  geltschulden  ...  und 
alles  anders,  das  farend  ist,  so  die  sinlikait  wol  be- 
griffen mag.'  1532,  G  Rq.  1903.  ,Die  kräft  der  geist- 
lichen seel  ...  als  das  gesiebt  durch  die  äugen,  das 
gehör  durch  die  ohren,  der  geschmack  durch  die  nasen, 
das  versuochen  durch  den  mund  und  zungen,  welche 
kräft  der  seel  den  s-en  des  haupts  zuogehören.'  Ruef 
1554.  .Dann  uss  sölichem  margk  des  rugkgrats  vil 
der  nerven  iren  Ursprung  habend,  von  welchen  der 
lyb  sinnligkeit  und  bewegung  empfahet.'  ebd.  ,Die 
Seele  kann  innwendig  ihre  Würkungen  haben,  ob  sie 
gleich  äusserlich  durch  die  S-en  nichts  mehr  würkt.' 
AKlingler  1691.  —  2.  von  den  innern  Sinnen.  ,Wan 
durch  lenge  der  jaren  und  verenderung  des  zyts  die 
sinnligkeit  der  Vernunft  hinschlychet,  deshalb  not  ist 
[Aufzeichnungen  zu  machen].'  1501,  Absch.  Insbes. 
Verstand.  ,Zierligkeit,  wie  die  immer  durch  mensch- 
liche Fündt,  List  und  Sünlichkeit  möchten  erdacht 
[werden].'  1679,  JBRüsch  1881.  ,Die  liebe  iMessigkeit 
macht  scharffe  S.'  1685,  ZBül.  (Ofeninschrift);  oder 
zu  1?  [Es  soll  bezeugt  werden,  dass  ein  Legat]  der 
freie  und  ungezwungene  Wille  des  bei  guter  Vernunft 
und  ,S.'  sich  befindenden  Testators  sei.  1776,  Absch. 
—   Vgl.  Gr.   WB.  X  1,   1190/5. 

Ein-sinnlichkeit  f.:  =  Ein-sinnigheit  (Sp.  1070). 
.Niemantz  [soll]  von  ringer  Ursachen  oder  ansinnlig- 
keit  wegen  sich  ze  sondern  [ein  Sektierer  zu  werden] 
genaigt  sin.'  1531,  G  (EEgli,  AR.  I  144);  gleich  nach- 
her:  ,zuo  aige[n]sinnige  und  sünderung  genaigt  sin.' 

wider-sinns:  in  entgegengesetztem  Sinne,  ver- 
kehrt. ,N.  ward  grim  wie  ein  leopart  ...  und  kärt 
die  ougen  w.  in  dem  houpt  umb  [verdrehte  die  Augen].' 
Zielt  1521.  .Rengnold  ...  redt  also  sin  sprach  w., 
damit  und  in  Anses  nüt  erkante  an  der  red.'  Haimonsk. 
1531.  ,Aber  der  wunderbar,  gnädig  Got  kart  dise  rät 
und  anschläg  ...  w.  um  zuo  guotem.'  Ansh.  .[Luther] 
hat  da  [in  Augsburg]  eben  so  vil,  ja  w.  vast  vil  ge- 
schalt, dass,  so  er  sich  der  sach  ...  hat  begert  zuo 
entladen,  sich  erst  hat  tüfer  drin  gesteckt.'  ebd.  ,Diss 
bild  und  gestalt  [eine  Missgeburt]  gieng  nit  fürsich 
als  ein  mönsch,  sunder  w.'  Salat.  ,Der  gang  der 
gstalt  ist  w.,  als  dann  alle  hendel,  taten  und  üebung 
der  mönschen  w.  und  hindersich  gericht  zuogan.'  ebd. 
,W.,  wider  meinen  willen,  praeter  sententiam,  con- 
trarie;  ye  eins  wider  das  ander,  w.,  wider  einanderen, 
contrarie  simul  procedentia.'  Fris.;  Mal.  ,Es  bedunkt 
uns  wol  zun  Zeiten,  Gott  handle  nit,  wie  er  sollte, 
sonder  w.'  LLav.  1582.  .[Die  Juden  hielten  Christus 
nicht  für  den  Messias]  diewyl  sy  sahend,  dass  es  all- 
wägen grad  w.  gieng,    dass   by   ime  nüt  anders  dann 


1077 


l,  sin,  son,  sun 


107« 


crütz,  trüebsal  und  Verfolgung  was.'  Gualtb.  1584. 
Auch  noch  1618,  Mise.  T.  1723,  383.  Mit  Dat.,  im 
Widerspruch  stehend  zu  Etw.,  entgegen.  ,Ist  daran 
[in  der  Schlacht  vor  Morin]  herzog  Maximilian,  wiewol 
in  die  Franzosen,  w.  titscher  art,  zag  und  docli  listig 
scheltend,  persönlich  gwesen  mit  sinen  hoptliten.' 
Ansh.  .Wider  aller  ineinung,  yederman  w.,  contra 
opiniones  omnium.'  Fris.;  Mal.  —  Auch  schon  mhd. 
Mhd.  WB.  U  2,   all  b). 

Sinnung  f.,  in  Ap  lt  Dan.  PI.  Sinnunge":  Ge- 
sinnung, Denkart.  , Wenns  Got  hätte  geben,  dass 
gliche  s.  und  handveste  in  ir  [der  Stadt  Bern]  ober- 
keit  ...  wäre  gsin,  so  wäre  on  zwifel  einer  ganzen 
Eidgnoschaft  uss  disem  handel  [dem  Zug  nach  No- 
vara]  gross  lob,  er  und  guot  ...  erwachsen.'  Ansb. 

Ahd.  rinnunga,  mhd.  sinnunge;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1202. 
Die  Ap  Form   •ungtf  st.   -iPge"  deutet  auf  fremden    Eiufluss. 

Sinn  11  Bs  (auch  lt  Spreng);  SonSt.  (Sulger);  Ndw; 
ZBenk.,  Swwte"  Gl  (in  Bed.  3).  Sinni  B  (lt  St.2  und 
Zyro);  „VO;  Gl;  Scu";  Ndw  (in  Bed.  2);  Z  (auch  lt 
St.)  —  f. :  1.  amtliche  Visierung  eines  Gefässes,  Eichung 
Ndw;  ZBenk.  Syn.  Ich  (Bd  I  73);  Facht  II  (ebd. 
660).  ,[Er]  soll  den  win  nemen  nach  der  s.,  als  an 
sinen  vassen  stand.'  1124,  Z  RB.;  vgl.  4.  ,[Der  Weibel] 
sol  ouch  gar  guoten  fliss  haben  und  bruchen  zuo 
sinnen  und  das  geschirr,  den  sinnzuber,  allwegen  in 
guoten  eren  zuo  beheben,  damit  ...  die  s-e  allweg 
glich  funden  werd.'  1493,  AaBi\  StR.  ,Von  der  s. 
[vgl.  3]  und  gewicht,  item,  die  s.,  vächt  und  gewicht 
hört  der  statt  zuo,  und  git  ein  stattknecht  von  der  s. 
unserem  gnädigen  herren  von  Costenz  ein  mark  silber.' 
1500,  AaKI.  StR.  ,Wass  ein  vass  an  der  s-e  hat,  sond 
8y  [die  .seckler']  gestrax  nach  gan  und  das  umgell 
von  inen  [den  Wirten]  ziiehen.'  1510,  Aar.  StR.  .Dann 
sein  s.  oder  fechung  sol  nach  dem  homer  sein.'  1530/89, 
Ezech.;  ,sein  Mass.-  1638;  xd  Joov.  LXX.  ,Die  sinner 
söllent  niemant  mer  mit  der  s.  ufziechen  ald  sumen, 
sonder  sy  söllent  allweg  gespannen  ston,  wann  inen 
zuo  sinnen  kompt.'  Z  Umgeldordn.  1569.  .Dass  es  diss 
Jahr  auf  der  S.  der  Weingeschirren  zu  Winterthur 
unrichtig  zugegangen  und  mancherlei  Eimer  ...  zu 
gross  gesinnet  worden.'  1773,  ZWth.  ,Da  die  Sinner 
auf  der  Landschaft  zur  S.  von  neu  verfertigten  höl- 
zernen und  küpfernen  kleinen  Geschirren  ...  nicht 
eingerichtet  sind,  so  soll  das  Sinnen  und  Zeichnen 
solcher  Köpfen,  ganzen  und  halben  Maassen  von  nun 
an  den  Sinnmeistern  im  Hauptort  des  Cantons  auf- 
getragen sein.'  Z  Ges.  1808.  ,Wo  die  Richtigkeit  der 
S-e  bezweifelt  wird,  soll  der  Ühmgeld-Einnehmer  die 
Fässer  mit  dem  Visierstab  sinnen  oder  sinnen  lassen.' 
Ndw  LB.  1867.  Ergebniss  der  Eichung:  ,Den  Halt 
(oder  die  S.)  der  Fassen,  capacitatem  doliorum.'  \  kstib. 
1692.  Im  Übergang  zu  Bed.  2:  (ein  Gefäss)  ,an  (üf) 
die  s.  legen'  uä.  .Swenne  ain  vass  ie  uss  kirnt,  ald 
so  man  dar  uss  nit  me  schenket,  so  soll  man  es  an 
die  s-e  legen  oder  schätzen  nach  der  s-e  [vgl.  3],  ob 
man  es  nit  gesinnen  mag  inrent  den  nächsten  acht 
tagen.'  Sch  StB.  XIV.;  die  Wendung  auch  1410/1510, 
Aar.  StR.  .Beduchte  ...  einen,  dass  er  mit  Schätzung 
beschwärt  wäre,  so  mag  er  das  vass  an  die  s.  geben.' 
TaDiess.  StR.;  daneben  ,an  die  s-e  legen.'  ,Ein  fass 
an  die  s.  füeren.'  1487,  Z  RB.  ,Die  Küefer  sollen  ihre 
Geschir  Selbsten  ze  sinnen  nit  befuegt  syn,  sondern 
selbige  auch  uf  die  ordenliche  S.  lifern.'  1666,  Z.  — 


2.  örtl.,  Eichstätte  Bs  (auch  lt  Spreng);  B  (lt  St.* 
und  Zyro);  „VO;  Gl;  Sch";  Z  (auch  lt  St.).  ,[N.  sagt 
aus,  dass  A.  den  B.]  zu  einem  vass  neiswa  an  die  s-e 
gefüert  und  im  das  gezeigt  hette.'  1424,  Z  RB.  ,[Das 
Haus]  ze  Baden,  by  dem  oberdor  gelegen  an  dem  dum 
by  der  s.'  1460,  AaB.  Urk.  ,Man  sol  den  säum  an  der 
s-y  fechten  und  einer  mass  grösser  denn  hundert 
mass  machen.'  148(1,  L  IIB.  ,Das  imbiträst  soll  hin- 
füro,  wie  von  alter  bar  brüchig,  fryg  offenlich  an  und 
by  der  s.  feil  gehept  und  nit  weder  uff  der  landtschaft 
noch  by  den  toren  bestelt  und  kouft  werden.'  1591, 
Z  RM.  Gew.  lag  die  S.  an  einem  Wasser,  bei  einem 
Brunnen;  vgl.  Win-Sinner.  Einen  S.-Brunne"  gibt  es 
noch  heute  in  BsLie.;  ScnStdt;  vgl.  auch  die  Sinni- 
Brugg  BTh.  In  Basel  befand  sich  1361  die  S.  beim 
Brunnen  auf  dem  Kornmarkt.  Bs  XIV.;  vgl.  auch  Bs 
Stadtb.  1890,  260.  ,NN.  haben  ...  einen  [.schmach- 
brief']  uff  die  brugg  nebent  die  synn  ...  uffgeschlagen 
und  angelympt'  1551,  Z  RB.  ,Zu  nächst  bei  dem  Rad 
der  underen  Bruggen  [in  ZStdt]  ist  die  S-e,  daselbst 
die  Weinfässer,  Weinstanden,  Tausen  oder  Bücke  und 
andere  Weingeschirre  gesinnet  und- gemässen  werden 
von  dem  hierzu  verordneten  Sinner.'  JE  Escher  1692. 
,N.,  ein  5jähriger  Knabe,  ertrank  unter  der  undern 
Brugg  bei  der  Sinni.'  1704,  Z.  .Hinder  der  S.  hat  es 
[in  der  Limmat]  ein  Fach.'  1760,  ebd.  ,[In  LStdt 
stiess  an  die  gegen  die  Reuss  gelegene  Münz]  die 
1783  erbaute  S-e.'  Liebenau  1881.  Schon  früh  erscheint 
ein  eigenes  Gebäude:  ,das  sinnhus.'  1437,  AaB.  Urk.  I 
520;  vgl.  auch  Sinner-HÜsli  (Bd  II  1727).  —  3.  Vi- 
siermass,  t.  abstr.,  t.  konkr.  (Messgerät)  B  (lt  St.2 
und  Zyro);  „VO";  Gl  (auch  lt  St.;  heute  abgelehnt); 
„ScB"St.  (Sulger);  Z  (auch  lt  St.),  ,das  obrigkeitliche 
Mass,  wonach  die  Masse  flüssiger  Dinge  geaicht  wer- 
den' Bs  (Spreng).  Vgl.  S.-Chübel  (Bd  III  115),  -Zuber. 
.[Brugg  erklärt,  es  sei]  alt  harkomen  ...  gewesen,  das 
ir  umbsassen  ir  statt  Brugg  gewicht,  mess,  s-e  und 
vecht  nement  und  bruchent.'  1466,  AABr.  StR.  ,Das 
iederman  sin  zuber  und  ander  geschirr,  damit  man 
den  win  ussmisset,  von  nüwen  uff  sinnen  und  by  den 
alten  s-en  niemant  nichtz  gemessen  [1.  gemessen?] 
noch  geschickt  werden  ...  sol.'  Ende  XV.,  Z  Mand. 
,Der  weibel  sol  ouch  schweren,  so  er  sinnet,  kein 
vass  nach  ougenmess  ze  beseelten,  wenn  der  win  daruss 
kumpt,  sunders  die  sinnen  mit  miner  herren  s-e.'  um 
1510,  Aar.  StR.;  vgl.  ebd.  62  (v.  J.  1410).  ,Was  aber 
die  Masse  oder  die  Sini  betreffen  tuet,  so  in  der  Graf- 
schaft [Baden]  nach  underschidtenlicher  Orten  alt- 
brüchlichem  Herkommen  ungleich,  habendt  wir  nit 
befindten  köndten,  das  etwass  daran  ze  enderen  ... 
sie.'  1650,  Absch.  ,Es  soll  auch  bei  der  Schaffhauser 
S.  alles  gesinuet  werden.'  1687,  AaK.  StR.  .Gleichwie 
die  Statt  Clingnau  die  S.,  Ficht  und  Gewicht  zuge- 
höre, deren  sich  vile  Ohrt  der  Grafschaft  Baden  ge- 
brauchen müssen,  der  S.  oder  Weinmass  halber  sie 
biss  dahin  grossen  Anstand  gelitten  ..."  1750,  AaKI 
StR.  S.  noch  üf-recht  (Bd  VI  221  u.).  Die  S.  war 
ungleich  für  ungegorene  (,trübel)  und  bereits  gegorene 
(,lautere')  Flüssigkeiten,  bes.  Wein;  vgl.  Nagel  3  c 
(Bd  IV  685).  ,Etlich  vermeinen,  wen  einer  dem  an- 
dern win  gebe  by  der  s.  byss  an  mitten  den  nagel, 
solle  er  im  werschaft  geton  haben;  da  geben  wir  üch 
die  lütrung,  das  unser  statt  alt  harkomen  und  bruch 
ist,  also  das  man  den  nüwen  win  im  most  mysd  by 
der  s.  byss  über  den  nagel   und  den  alten  wyn  byss 


InT 


mitten  den  nagel.'  1503,  Z;  s.  auch  Trüeb-Win.  .Die 
alte  Umbgelts-Ordnung  nach  dem  neüwen  Mass  [sei] 
uff  den  sibenden  Eimer  oder  Pfenning  gerichtet,  her- 
nach aber  ...  von  der  unglychen  S.  trüeben  Wyns  und 
derglychen  Ursachen  wegen  nur  den  zehenden  Eimer 
oder  Pfenning  zuo  Umbgelt  zenemmen  bewilliget 
[worden].'  Z  Umgeldordn.  1643.  Daher  lüteri,  trüebi  S. 
ScHSt.  (Sulger;  heute  abgelehnt);  vgl.  die  Synn.  Lü- 
ter-,  Trueb-S.,  sowie  lüterer,  trüeber  Saum  (Sp.  946). 
„Die  trübi  Sinni,  trübes  Gemäss,  welches  108  Mass 
ausmacht;  lautere  Sinni,  lauteres  Gemäss,  das  hundert 
Mass  hält  B"  (St.a).  Nach  FHeldmann  1811  betrug 
der  Unterschied  zwischen  lauterer  und  trüber  S.  in 
ScnStdt,  St.  ,8  Maas  per  Saum',  in  ZStdt  war  ,der  Eimer 
der  trüben  S.  ...  2  Köpfe  mehr  als  jener  des  lautem 
Maasses',  in  ZWth.  enthielt  ,von  der  trüben  S.  ...  der 
Eimer  31,  von  der  lautern  hingegen  nur  30  Maasse.' 
Der  Eimer  lauterer  Sinne  hatte  (in  Z  Anf.  XV.)  60 
Landmass  zu  1,8339  Liter;  er  entsprach  also  110  Litern. 
Z  StB.  II  135.  ,Mit  den  synneren  zu  reden,  das  sy 
den  wingesten  und  anderen  die  vass  synnen  mit  trüeber 
oder  lutrer  s-e,  weders  ein  yeder  welle,  doch  das  sy 
yedwedre  s.  zeichnen,  das  man  den  underscheid  be- 
kenne und  nieman  daran  betrogen  werd.'  1490,  Z  RM. 
,Ein  kessel  tuot  4  vierteil  die  luter  soura[!],  und  wenn 
man  den  trüeben  amen  vächten  will,  so  tuot  man  ein 
alten  köpf  darzuo.  Item  den  viertail  kubel  vicht  man 
by  dem  alten  köpf,  und  tuond  4  köpf  ein  vierteil 
luter  sum  und  zuo  dem  trüeben  vierteil  kubel  ouch 
vier  köpf  und  ein  halbe  alte  mass,  und  zuo  dem  halben 
vierteil  kubel  zwen  köpf  und  ein  vierdenteil  einer 
mass  der  trüeben  sum.'  um  1510,  AaK.  StR.;  sachlich 
wiederholt  1687  (stets  .Sinn').  ,4  säum  wyn  trüeber  s.' 
Mal.  1593.  , Immin,  dessgleichen  Kopf  und  Mass,  so- 
wohl in  trüber  als  lauterer  S.'  JBEscuer  1685.  ,1  Saum 
haltet  96  Masse  trübe  S.,  90  Masse  lautere  S.'  ebd. 
,Dass  hinkönftig  ein  Saum  Clingnauer  Mes  trüeber 
S.  hundert  zwölf  Maass,  lauter  S.  hunder[t]  acht  Maas 
sein  [solle].'  1750,  AaKI.  StR.  ,Dass  der  anheute  von 
N.  zur  Revidirung  anhero  gebrachte  Wein-Eimer  von 
den  oberkeitl.  geordneten  Sinneren  untersucht  und  nach 
der  lauteren  S.  richtig,  nach  der  trüben  S.aber  um  einen 
Stozen  ...  zu  gross  erfunden.'  1772,  ZWth.  ,Dass  die 
lautere  S.  zwar  richtig,  die  trübe  aber  um  Vi  Maass, 
also  1  Maass  auf  den  Saum  zu  gross  bezeichnet.'  1773, 
ebd.  Deutlich  konkr.  ,[Es]  sollend  probst  und  capitel 
dem  trottmeister  die  s.  und  wass  darzuo  gehört,  den 
herpst  liehen.'  1520,  AaZ.  ,Ein  kupferiner  [!]  s.  oder 
kessel  ist  mit  der  Umschrift,  der  hat  zween  nagel, 
und  wenn  man  einen  luteren  soum  synnen  wil,  sol 
der  für  einen  vierten  teil  eines  soums  bis  zum  obern 
nagel  füllen;  was  aber  zwüschen  beeden  naglen  ist 
und  zwüschen  gat,  das  ist  die  recht  luter  mass;  wenn 
man  aber  ein  trüeben  sinnen  wil,  sol  man  noch  der- 
selben massen  vier  darzuo  tuon.'  1568,  AaBi\  StR.; 
vgl.:  ,Wir  haben  ein  kupferin  kessel  und  mäss  zu 
synnen  die  vass,  das  halt  zwenzig  und  fünf  mauss; 
und  als  uff  yetlich  siten  stand  zwen  nagel,  ist  zu 
wüssen,  daz  die  obren  nagel  den  trüeben  und  die  ny- 
deren  nagel  den  lütteren  soum  geben.'  1505,  ebd. 
(Rochh.).  ,Die  lautere  S.  soll  man  nit  utfs  Land  geben, 
als  wie  es  bis  dato  brüchlich,  sonder  es  solle  nie- 
mand änderst  sinnen  als  die  Weibel;  da  auch  die  S. 
albereit  were  hinaussgeben  worden,  solle  man  sie 
widerumb  forderen.'  1647,  AaB.  StR.     Unklar:    ,[Ein 


ohne  Nahrung  gelassener  Gefangener:]  Ich  sitze  auff 
der  S.  und  isse,  ab  dem  Trachter.'  S  Kai.  1708.  — 
4.  Eich  zeichen.  ,[N.  zu  A.:]  Der  zuber  ist  neiswo 
nit  gerecht  gesinnet,  er  het  niena  der  burger  s-e;  do 
sprach  der  A.:  ich  han  inn  überslagen  und  gesinnet 
bi  eim  andern  zuber.'  1393,  Z  RB.  ,Man  sol  nachgan 
und  richten,  als  N.  in  disem  wimnot  einen  zuber  sol 
gehept  haben  ...  der  selb  zuber  aber  die  rechten  s. 
nicht  hat  gehept.'  1410,  ebd.  ,Dem  undervogt  zu 
Zollinkon  ...  schryben,  wie  das  man  die  s.  an  den 
fassen  gar  unglych  und  vil  fälers  finde.'  1569,  Z  RM. 
,Wan  ich  ein  söllicher  Man  werr,  dass  ich  die  Seyn  [!] 
an  den  Fassen  verendert  haben  soll,  so  begere  ich 
nachmaalen  ganz  keiner  Gnaden.'  1663,  ZKü.  Die 
Zeichnung  der  Pässer  wurde  in  älterer  Zeit  auf  kaltem 
Wege  bewirkt  (,die  s.  anschlahen.'  1487,  Z  RB.,  .an 
ein  vass  schlahen.'  1487.  1501,  ebd.,  .rissen.'  1501, 
ebd.,  ,darüf  schniden.'  1508,  Z),  später  durch  Ein- 
brennen: ,Kein  Pass,  das  nicht  gesinnet  und  daran 
die  S.  nicht  aufgebrannt  ist'  (1774,  Z  Ges.);  .[Fässer] 
auf  deren  Boden  die  S.  eingebrannt  ist'  (Bs  Mand.  1780); 
s.  auch  Sp.  1082. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1156  (Sinnt  m.  bei  St.1  ist  irrtümlich 
und  in  St.2  berichtigt);  Martin-Lienh.  11  36i;  ferner  dio 
Aum.  zu  sinnen  II.  Gegenüber  der  Bfn.)- Bildung  Knn(enJ 
ist  die  {»-Bildung  Sinnt  sicher  jünger;  doch  sind  die  ä.  Be- 
lege mit  -«  ohne  Zweifel  zumeist  auf  letztere  zu  beziehn. 
,Seyn'  im  Beleg  von  1663,  ZKü.  könnte,  sofern  es  nicht  nur 
verschrieben  ist,  auf  eine  gedehnte  Form  deuten  (vgl.  Sinn  I 
Sp.  1045).  Das  Masc.  im  Beleg  von  1568,  AaBr.  StR.  erklärt 
sich  aus  dem  folgenden  , kessel.'  Die  Bedd.  lassen  sich  nicht 
immer  sicher  gcgi'neinaiHlcr  abgrenzen. 

,Pass-Sinne':=  Sinn II 3.  Als  Name  eines  Staats- 
gebäudes L.  —  Lüter-:  =  lüteri  Sinn  (s.  Sinn  3). 
.Lautersinn  f.,  das  Aich-  oder  geschworene  Mass  flüs- 
siger Dinge  ohne  die  Hefen.  Ein  Saum  Wein  L.  ist 
96  Mass,  Truobsinn  hingegen  100  Mass'  Bs  (Spreng). 
—  T  rueb-:  =  trüebi  Sinn.  .Truobsinn,  Trübmass,  da 
man  z.  E.  Wein  oder  Bier  nach  dem  obrigkeitlichen 
Masse  oder  nach  der  Aiche  samt  den  Hefen  gibt'  Bs 
(Spreng) ;  s.  auch  das  Vor. 

sinne"  II,  Ptc.  -et:  ein  Fass  (so  ausschliesslich 
Bs;  Gl)  oder  anderes  Gefäss  mit  Hilfe  eines  Normal- 
hohlmasses  (s.  Sinn-Gelten  Bd  II  284,  -Chübel  Bd  III 
115)  amtlich  visieren,  eichen  AAFri.  f;  Bs  (auch  lt 
Spreng);  BBe.,  Si.  (Imob.)  und  lt  Zyro;  „VO";  Gl 
(auch  lt  St.);  „Sch"K1.;  Th;  Ndw;  „Z"0.,  Sth.,  Wl., 
von  Mass  und  Gewicht  UwE.  Syn.  iehen,  lohten 
(Bd  I  74.  83);  fachten  (ebd.  662);  'fecken  (ebd.  726); 
beilen  (Bd  IV  1165).  Zum  Sachlichen:  ,Wann  man 
aber  auch  diese  Visierkunst  gegen  dem  sog.  S.  haltet, 
da  man  die  Fass  mit  einem  gefochtenen  Eimer  oder 
Zuber  mit  Wasser  ausmisset,  so  findet  man  einen 
grossen  Unterschied;  dann  erstlich  wass  diss  S.  be- 
betrifft, ist  solches  ...  nur  eine  mechanische  Erfindung 
...  fürs  andere  geht  es  mit  dem  S.  sehr  langsam  her 
...  drittens,  was  für  grosse  Müh  und  Kosten  erfordert 
es  nicht,  wann  ein  grosses  Fass  ...  soll  gesinnet  wer- 
den, ehe  selbiges  aus  dem  Keller  an  die  Sinn  und  von 
derselbigen  wieder  in  den  Keller  kommen.'  GFMeyer, 
Stereometria,  Basel  1675.  ,Were  ouch,  ob  der  burger 
[von]  Zürich  mit  dem  ungelter  gestiesse,  daz  er  spreche, 
daz  minre  in  daz  vaz  gienge,  danne  der  ungelter  jehe, 
da  sol  der  burger  gebunden  sin,  daz  vaz  ze  sinnonne.' 
1342,  Z  StB.    ,14  ß  5  d.  verzart  NN.,  da  si  die  viertel 


1081 


Siin, 


sun 


sin.eten.'  1418,  Z.  ,1m  Breissgouw  sinnet  man  [im 
heissen  Sommer  1540]  auss  mangel  des  wassers  an 
etlichen  orten  die  fass  mit  wein.'  Würstisen  1580. 
,Gott  hat  das  wasser  gemessen,  wie  man  das  wein- 
und  andere  geschirr  flehtet,  die  fass  sinnet,  dass  man 
eigentlich  wüsse,  wie  viel  darein  gange.'  LLav.  1582. 
, [Unter  Ausgaben:]  Tansen  und  Sester  zu  s.  29  ß.- 
1790,  Z  Haush.  S.  noch  Quart  (Bd  V  1307);  Sinn  II; 
(Win-) Sinner.  Das  Recht  zu  ,s.'  ist  von  Alters  her 
ein  Regal;  vgl.  Sinner.  ,Es  söllent  ouch  die  inlasser 
enkein  vass  ir  knecht  nit  lassen  s.,  es  sy  denn  einer 
ze  dem  minsten  selber  da  by  ...  unz  daz  die  vass 
gesinnet  und  gemessen  werden.'  1409,  B  Tellb.  ,Es 
ist  och  mins  herren  [des  Grafen  von  Sargans]  recht. 
wenn  er  es  vordrot,  das  im  die  von  Walenstatt  siben 
aidschwerer  ze  fünf  jaren  ainost  geben  sond  ...  die 
selben  hand  ouch  gewalt,  das  sy  alle  rness  s.  sond 
ainost  im  jar.'  1453,  GSa.  ,Wa  man  in  den  vorge- 
melten  zylen  win  nemen  oder  laden  wollt,  das  die 
vass  by  inen  [der  Stadt  Brugg]  und  durch  iren  ge- 
schwornen  synner  und  an  deheinen  anderm  end  söllent 
gesinnet  werden.'  1466,  AABr.  StR.  ,[Der  .stattweibel' 
könne]  von  yeklichem,  der  buwt,  ein  garben  nemen  ... 
doch  solle  der  weibel  den  selben  das  erst  vass  dez 
jares  s.  an  Ion.'  ebd.  ,Die  beid  knecht  [vgl.  Statt- 
Chnecht  Bd  III  731]  sollen  schweren  ...  menklichem 
ze  s.  umb  iren  lone  one  gevärd.'  um  1520,  AaB.  StR. 
,Wem  des  herren  weibel  sinnet  und  ychet,  das  er  oder 
der  vogt  von  des  herren  wegen  und  sunst  niemand  tuon 
sol  noch  ze  tuon  gewalt  hat,  so  ist  sin  Ion  von  einer 
halben  mass  sechs  haller  [usw.].'  ZElgg  Herrschaftsr. 
1535.  ,Die  gemeind  zu  Rieden  am  Albis  pittent,  sy 
ire  fass  durch  ire  darzu  verordneten  s.  zu  lassen;  das 
ist  inen  abgeschlagen,  und  sond  sy  ire  fass  hie  s. 
lassen  wie  von  alter  bar.'  1507,  Z  RM.  ,Soll  unser 
bumeister  usse  [nach  L]  faren  und  ein  fass  lassen 
machen  und  den  siner  bytten,  das  er  ims  sine.'  1569. 
Obw  Staatsprot.  ,Mynn  herren  verständigen,  wellicher- 
massen  ein  gmeind  Elliken  von  inen  begerind,  dass 
sy  inen  ire  wynmäss  fachten  und  s.  söln.'  1570,  Z  RM. 
,So  Wein  zue  Kadelburg  verkauft  wird,  soll  allein 
unser  Vogt  s.  und  ablon,  darzue  dan  er  mit  Ohmen 
und  anderem  Geschirr  auf  dass  beste  solle  verfasset 
sein.'  1670,  AaZ.  S.  noch  Um-Getter  (Bd  II  244); 
Sinn  IL  Trotz  der  geübten  Aufsicht  kam  Betrug 
häufig  vor.  '.[Über  N.  wird  ausnahmsweise  keine  Strafe 
verhängt,  obwohl  er]  über  unser  verkünden,  dass  nie- 
mant  kein  sinnzuber  selb  s.,  sunder  die  unser  ge- 
swornen  sinner  s.  lassen  sölt,  selbs  gesinnet  und  die 
nagel  um  zwen  köpf  höcher  gestelt  hat.'  1478,  Z  RB. 
,A.  habe  ein  fass  gesynnet  gehept  dem  B.  [NN.]  syn- 
netind  ...  das  [zur  Prüfung]  und  da  fundint  sy  8  kö- 
pfen mer.'  1487,  ebd.  ,[,Worheit'  zur  .arglistigkeit':] 
Die  mass  kanstu  wol  also  s.,  das  du  doran  mögst 
ettwas  gwinnen.'  VBoltz  1551.  S.  noch  ver-sagen 
(Sp.  411  u.);  Sinn  II.  —  g°-sinnet:  geeicht.  E" 
fl's-e  Flasche",  ,die  das  Mass  hat'  BBe.  ,Gesinntes  Fass' 
Bs  (Spreng).  .Anderthalb  mäss,  auf  20  unzeng.,'  Wei- 
zens ist  fuoters  genuog  für  30  fliegende  tauben.' 
Vogelb.  1557.  ,Alle  Wirte  und  Weinschenken  sollen 
sich  zum  Ausschenken  jedes  Getränks  gehörig  ge- 
sinnter Geschirre  bedienen.'  Z  Ges.  1808.  S.  noch  Äb- 
Beiler  (Bd  IV  1166);  brännen  (Bd  V  619).  RAA.  G's. 
ist  er  g'si"  uf  sibe"  Möss  und  e"  Schöppli,  von  einem 
starken  Trinker  ScHSt.;  vgl.  Hebel  1,  50.    Der  ist  uf 


ellich  ToppelUter  g's.  Gl.  Einer  ist  nach  dem  alte"  Mess 
g's.,  tätig,  arbeitsfreudig  (wie  man  in  der  guten,  alten 
Zeit  war)  Z.  —  an-,  .Die  Trotmeister  sollend  schwe- 
ren, dass  ...  sie  Keim  Wein  ohngefochten  oder -gesinnet 
auss  den  Troten  in  ihre  Heuser  tragen  noch  füehren.' 
1070,  AaB.  StR, 

AhJ.  'ninnön  (s.  deu  Beleg  von  1342),  mhd.  «'«»ra  (Lexer 
II  934);  zugrunde  liegt  (wie  dem  in  &.  Zeit  iOiernommenen 
segnen  [Sp.  156)  lat.  rignüre,  sei  es  unmittelbar  oder  durch 
Vermittlung  von  afrz.  einer  (neben  »,«./■).  Vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
1167;  Martin-Lienh.  II  362.  Dir  ganze  Sippe  seheint  nur 
aleni.  zu  seiu;  vgl.  zum  Geographischen  noch  Birl.  1890,  83 
und  AI.  I  150/1,  wo  auch  Sachliches.  Über  das  Verhältniss 
zu  den  Synn.  s.  die  betr.    Artikel. 

Sinner  m.:  Eichmeister,  „Ahmer,  Visierer"  Bs 
(Spreng);  B  (Zyro);  „VO;  Gl;  Sch";  Ndw;  Z  (auch 
lt  St.).  ,Ein  aul'seher  und  achthabet',  s.,  inspector.' 
Fris.;  Mal.  Wahl.  , Wenn  man  die  zwölff  [geschwor- 
nen']  enderet,  sol  man  zwen  sinner  nemmen,  die  dan 
angentz  einem  obervogt  schweren.'  1576,  ZHönggRq. 
,Es  sein  auch  noch  etwelche  Ämtlein  oder  gemeine 
Dienstlein,  welche  von  der  Burgerschaft  versehen 
werden,  als  ...  die  Sinner,  Umgeltschreiber,  Abbeiler 
etc.'  JEEscher  1692.  ,S.  ist  ein  Lehen  von  Rät  und 
Burger  und  sind  deren  zween;  dieser  Dienst  war  bis 
An.  1661  aus  den  grossen  Räten  bestellt,  aber  be- 
deuten Jahrs  war  er  gemeinen  Bürgeren  zugekennet; 
ihre  Pflicht  ist,  Standen,  Tausen,  Sinngelten  und  alle 
andere  Wein-Geschirr  fleissig  zu  sinnen  und  zu  zeich- 
nen und  auf  jedes  dieser  Stucken  das  Z  zu  brennen 
oder  zu  schlagen.  Es  bleibts  einer  allzeit,'  Mem.  Tig. 
1742.  ,Die  Sinner  wurden  [vom  ,Weininger  Mayen- 
Gericht']  bestettet.'  1713,  Z  Statute.  ,Für  diejenigen 
Orte,  wo  die  Herrn  Statthalter  ...  die  Aufstellung  von 
S-n  nötig  finden,  sollen  selbige  von  den  betreffenden 
Gemeinderäten  gewählt  und  alle  früher  oder  später 
aufgestellten  Sinner  von  den  Herrn  Statthaltern  in 
Eid  und  Pflicht  genohmen  werden.'  Z  Ges.  1808.  Ob- 
liegenheiten; vgl.  auch  Seg.  RG.  II  255.  ,Das  nienian 
an  der  sinner  wüssende  weder  win,  mett  noch  öli 
inlassen  sol.'  1385,  B  StR.  ,Wir,  der  burgermeister 
und  die  rät  der  statt  Zürich,  haben  uns...  erkennet, 
das  alle  die,  so  von  dis  hin  j einer  unser  statt  win- 
underköiffer,  winsticher  oder  sinner  sint,  niemer  keinen 
win  uff  den  pfragen  kouffen  noch  den  luten  umb  Ion 
schenken  sullent.'  1420,  Z  StB.  ,Wir  haben  gesezt, 
wann  ein  kouff  umb  win  beschicht  und  ein  s.  das  [in 
das  ,sinnbuoch']  inschriben  so],  das  sol  der  s.  nit 
inschriben,  der  köuft'er  und  verköuft'er  syen  dann  ander 
ougen  und  sagen,  wie  der  kouff  beschechen  sig.'  L 
StR.  um  1480.  ,[Es  soll]  hinfür  kain  wirft  in  ir  statt 
dehainen  win  in  sinem  hus  uö'tuon,  er  habe  dann 
ainen  geschworenen  s.  by  im,  der  das  vass  baile.' 
1519,  Sch  Chr.  ,Der  S-en  oder  Abheueren  Eidt  und 
Ordnung:  ...  sy  söllent  ouch  mit  sampt  den  beiden 
Ungelteren  oder  einem  under  denselben  alle  Monat 
ein  Mal  in  aller  Wirten  Keller  gähn  und  lugen,  wie 
viel  Vass  sie  glärt  und  Wyn  verschenkt  habint,  damit 
die  Vass  abgebeilet  werden;  zudem  söllent  die  Sinner, 
in  dem  das  sy  sinnent,  gut  Sorg  haben,  damit  der 
Statt  recht  Mess  und  Mass  werde  gegeben  und  ge- 
brucht;  des  ersten,  das  dhein  S.  solle  abheilen  inn 
den  Clöstern,  die  synn  Khunden  sygen,  er  habe  dann 
ein  andern  syner  Gsellen  by  ime.'  1606,  Z.  ,Die 
Maassen   vou   hölzern    und   andern  Getässen    [sollen] 


ins:; 


San,  sen,  sin,  son, 


den  bestellten  S-n  zu  fechten  übergeben  werden.'  1699, 
ZGes.  1757.  S.  noch  Fächter  (Bd  I  663);  heilen  (Bd 
IV  1165):  Pfand  (Bd  V  1136);  Rechner  (Bd  VI  127); 
Bif  (ebd.  660);  sinnen  IL  Nach  TaDiess.  StR.  (s.  u.) 
war  auch  die  Überwachung  des  Masses  beim  Korn- 
handel Sache  der  sinner.  Der  S.  erhielt  für  jede  Amts- 
handlung vom  Auftraggeber  eine  Bezahlung,  deren 
Höhe  sich  nach  dein  Umfang  des  Gemessenen  richtete, 
den  .Sinnerlohn'  (vgl.:  ,[den  Weibeln]  Pfänder-  und 
Sinnerlohn  ...  wie  von  altem  hero.'  1655,  AaB.  StR.; 
,vor  Sinnerlohn  5  ß.'  1795,  Z  Haush.;  , Sinnerlohn  von 
1  neuen  3y3<4eimrigen  Fass  33  ß.'  1809,  ebd.)  oder  das 
, Sinngelt'  (vgl.:  , sodann  hat  er  [der  Weibel]  das  sinn- 
gelt, von  eim  soum  4  h.,  von  frömden  und  heinischen.' 
1492,  AABr.  StR.),  in  Z  in  ä.  Zeit  überdies  am  Samstag 
eine  Entschädigung  und  einen  Trunk  von  der  Stadt 
(vgl.  Z  StB.  III  252/3),  später  ein  jährliches  Gehalt. 
,Wer  der  ist,  der  hie  körn  ze  kästen  geschüttet  und 
geleit  hat,  verkouft  der  selb  daz  körn,  so  mag  er  oder 
sin  amptmann  oder  sin  gedingoter  kneht  daz  körn  wol 
messen  und  gyt  den  s-n  nüt  da  von;  war,  daz  ez 
ieman  anderer  messen  wölt  ...  so  sol  der,  der  ez  ver- 
kouft hat,  den  s-n  ir  lön  geben;  verbüttint  ouch  die 
sinner  daz  körn  umb  ir  Ion  und  wurde  ez  darüber 
hinnan  gefuert,  so  gyt  der,  hinder  dem  ez  verbotten 
ward,  5  ß  an  die  statt  und  den  s-n  ir  Ion,  dem  schult- 
haissen  3  ß.'  THDiess.  StR.  .Swas  man  wines  ze  herbst 
koufet  her  in  die  statt  ...  da  sol  den  s-n  ir  Ion  werden, 
und  sol  jener,  der  den  win  koufet,  als  wil  [1.  vil] 
inne  hau  von  jenem,  der  im  den  win  ze  kofenne  git, 
daz  er  die  sinner  wereg  [Conj.  zu  weren]  ir  lones  ... 
und  were,  daz  die  sinner  den  Ion  mit  klag  muesstin 
gewinnen  von  im,  so  sol  er  inen  es  bessron  mit  3  ß.' 
ebd.  ,Und  wer  ie  der  statt  s.  ist,  der  sol  eim  iek- 
lichem  ingesessnen  burger  sinnen  einen  soum  winfass 
umb  1  stebler  und  eim  usman  ein  soum  winfass  umb 
zwen  stebler  und  ein  ieklich  ölfass  ein  soum  umb 
zwen  stebler.'  1.  H.  XV.,  AABremg.  StR.;  wiederholt 
1649.  .Einem  s.  an  dem  samstag  1  ß  haller.'  1439,  Z 
StB.  ,2  pfd  den  s-en,  als  sy  uff  unser  herren  tag  den 
wyn  ussteilten.'  1544,  Z;  ähnlich  1583/4.  ,Ir  [der 
, sinner']  belonung  [soll]  syn  vom  heimbschen  für  den 
eiroer  zwen  haller  und  von  einem,  der  ussert  der 
gmeind  gesessen,  vier  haller.'  1576,  ZHöngg  Rq.  .Fol- 
gende billige  Besoldung  [ist]  für  alle  Sinner  festge- 
setzt: nämlich  für  das  Sinnen  der  Fassen  mit  Inn- 
begriff  der  Nägel  5  ß,  für  das  Sinnen  der  Kübel  und 
Gelten  3ß  ...  für  das  Sinnen  eines  Eimer-Fasses  1  ß 
...  für  das  Überschütten  zur  Berichtigung  aller  höl- 
zernen Maassen,  die  von  den  S-n  bei  dein  Urmaas 
vorgenohmen  worden,  vom  Eimer,  halben  und  Viertels- 
Eimer  8ß  ...  das  Sinnen  und  Zeichnen  von  grössern 
und  kleinern  gläsernen  Flaschen  vom  Dutzend  6  ß.' 
Z  Ges.  1808.  ,Der  S.  und  Fechter  [erhält  jährlich] 
nebst  Lohn  5  Fl.'  Mem.  Tig.  1841.  Als  Besitzer  eines 
einträglichen  Amtes  hatten  sie  in  Bern  eine  Abgabe  zu 
entrichten,  die  in  Armbrüsten  oder  einem  zur  An- 
schaffung solcher  dienenden  Geldbetrag  bestand.  ,Wele 
...unser  sinner  werdent,  die  sollent  uns  geben... 
ieclicher  s.  ein  armbrust  und  ein  geserpfe  ...  und  als 
der  sinner  ietz  nit  nie  denn  zwen  sint,  da  sollent  si 
drü  armbrest  und  drü  geserpfe  von  disshin  geben  oder 
aber  für  ieclichs  dry  guldin.'  1406,  B  StR.;  s.  auch  Steg- 
reif-Armbrust (Bd  V  869).  , [Unter  Ausgaben:]  Meister 
Peter  uff  der  sinner  armbrest  15  Ib.'  1444,  B  StRechn. 


Mini,  sinner  (Lexer  II  -.134);  vgl.  auch  Gr.  W'B.  X  I, 
1174;  Martin-Lienh.  II  362;  ferner  die  Auro.  zu  «innen  //. 
Als  Beiname  (viell.  tw.  noch  Bernfsbezeichnung):  .Cuonradus 
der  sinnerre.'  1245,  Bs  ÜB.  ,Chuonrat  der  s.'  1285,  ebd. 
,Jo.  Swend,  siner.'  1380,  Z  RB.  .Hanns  Gloggner,  der  syaner.' 
1484,  ebd.  Dazu:  ,A.,  dieta  sinnerin.'  1288,  Bs  Urk.  ,Mech- 
tildis,  diu  sinnerin  (dieta  sinnerin).'  XIII.,  Bs.  Als  FN. 
BsStat  (.Margareta  Sinnerin.'  XIII.,  ,Hans  Siner.'  1559); 
BBiel  (E.  XIII),  Stdt  (seit  1402;  vgl.  Leu,  Lex.  XVII  181/4. 
.Heinrich  S.',  als  .Guardian.'  1525,  AaKön.).  Hieherf?)  :  ,Hans 
Sünner.'  1529,  GKriess.  ,Jos  Söuner.'  1532,  ebd.  In  Orts- 
uud  Flurun.:  ,S.-Häuser',  ,-Wald'   L. 

über-.  Ober-  und  Unters,  werden  1580  in  L  zu 
den  .besseren'  Ämtern  und  .Bittämtern'  (um  die  zu 
bitten  erlaubt  ist)  gezählt.  Seg.  RG.  .Aus  denen  kleinen 
Räten  [wird  ua.  in  L  besetzt  der]  O.  ...  aus  den 
grossen  aber  [ua.  der]  Unters.'  SiML.-Leu.  —  Under-. 
Der  Unters,  erscheint  1421  in  L  unter  den  städtischen 
Ämtern.  Seg.  RG.  .Aus  dem  grossen  Bat  [von  L  ist 
uA.]  abgegangen:  N.  ...  wäre  Unter-S.'  Z  Nachr.  1755. 
S.  auch  das  Vor.  —  Fass-:  beeidigter  städtischer 
Eichmeister  Bs.  —  Glas-:  Eicher  von  Glasgefässen 
BStdt;  ZStdt.  —  Win-:  =  Eichmeister  für  Weinge- 
fässe.  .Die  winsinner  sollend  [wegen  der  Trockenheit 
des  Jahres]  grosse  und  kleine  fass,  kains  usgenommen, 
daunden  am  Rin  sinnen  und  nit  an  den  brunnen.' 
1540,  ScHRatsprot.  .Hainrich  Sporer,  ein  weins.,  Hü- 
geli  genannt.'  1568,  HOHdber,  Chr.  ,Wein-S.  Dieser 
Dienst  ward  bis  anno  1661  von  und  auss  Rät  und 
Burgern  erwehlt,  für  das  Künftig  aber  den  gemeinen 
Burgern  zugekennt;  ein  Weins,  soll  Fass,  Standen, 
Daussen,  Sinngelten  und  alles  andere  Weingeschirr 
fleissig  sinnen;  deren  sind  jederzeit  zwei;  sie  sollen 
sonderbahr  dem  Wein-Rüeffer  die  Schenkwein  ver- 
sieglen;  von  dem  Weingeschirr  zu  fechten  hat  jeder 
an  Gelt  2  Pfd  Mässerlohn,  vom  Eimer  ein  Kreuzer.' 
Z  Pfründenb.  1757.  , Weinsinner'  als  Regierungsbeamte. 
1S22,  SAdressb.  S.  noch  Win-Büeffer  (BdVI714o.); 
Über-Blter  (ebd.  1682  o.). 

Sinning  f.:  =  Sinn II 1  Nnw.  .Beschluss  ...  wegen 
der  nassen  Maasse  und  Polizeibestiinmungen  wegen 
der  Sinnung  derselben.'  Z  Ges.  1808. 

Sinntum  n.:  =  Sinn-Amt  (Bd  I  246).  .Dar  zuo  so 
han  wir  [Otto,  Herzog  zu  Oesterreich]  in  [den  Bürgern 
von  Luzern]  unser  gunst  und  guoten  willen  geben, 
daz  si  daz  sinntuom  und  daz  hirtentuom  selbe  be- 
setzen sullen.'  1330,  JEKopp;  vgl.  ebd.  I  158;  Seg., 
RG.  I  108/9.  146.  II  177,  ferner:  ,Wir  gunnen  in 
auch  ...  daz  sinnampt  und  daz  hirttampt  ze  besetzen 
und  ze  niezzen.'  1334,  JEKopp  I  168.  -  Unrichtig  bei 
Gr.   WB.  XI,   604  (unter  ,Sennthura'). 

Sina:  weibl.  Taufn.  1.  Ursina  Gr.,  so  D.  —  2.  Ro- 
sina; s.  Bd  VI  1405.  —  3.  (auch  Dim.  Sinti)  Euphro- 
sine  L,  so  G. 

Sinagö'ge":  1.  f.,  Synagoge  G;  Z  und  weiterhin. 
.Die  Juden  in  Zürich  hattend  ein  synagog,  die  noch 
hüt  by  tag  genempt  wirf  die  judenschuol,  unferr  von 
der  Froschouw.'  HBüll.  Tig.  .Ein  Vorhang,  so  man 
in  der  Simgog  [!]  vorgehangen.'  1768,  Z.  Jüdische 
Gemeinde.  ,So  Moyses  gat  zu  gott  umb  wasser  ze  bitten 
und  die  synagog  ussgesingt,  blasent  sy  [die  Harst- 
hörner]  einmal',  Spielanweisung.  1583,  Gpd  (L).  ,[In 
Rheinegg,  wo]  die  jüdische  Sinagog  iren  jüdischen  Un- 
glauben... mit  allen  iren  beliebenden  Cereraonien  ... 
übent.'  1633,  GRh.  (Memorial  der  Reformierten).    Ver- 


San,  sen,  sin,  sun. 


äcbtlich  von  der  Versammlung  .ler  Wiedertäufer.  ,So 
...  etwan  ein  widerspeniger  was ...  so  sclilussends  [die 
Wiedertäufer]  in  uss  irer  sinagog.'  Salat,  Ref.-Chr. 
—  2.  Sinagö'g(so  WVt.).  Tsinagö'g,  Tsinigö'g  —  m.  n.: 
Geisterzug,  Hexensabbat  und  das  darauf  zurückge- 
führte unerklärliche  Geräusch  in  der  Luft  W.  ,Synagog 
...  nennt  man  die  Züge,  Fahrten  und  Versammlungen 
des  Hexenvolkes,  in  denen  der  Satan  den  Vorsitz  führt; 
sie  verraten  sich  nicht  selten,  so  meint  man,  durch 
ein  dumpfes  Summen,  Trommeln,  Pfeifen  und  allerhand 
hohltönendes  Musikgetöse.'  W  Sagen.  Lärm  übh.  W. 
Wetigs  Ts'inigög!  welch  ein  Spektakel! 

2  auch  iu  roni.  MAA.  uud  zwar  nicht  mir  des  W  (iini- 
guda,  vacarnie,  tapage  Nax),  sondern  auch  in  Piemont  (,chiu- 
chiurlaja,  passeraiu,  coufusione'),  Savoyen  (,sabbat,  assemblee 
nocturne  des  sorciers')  usw.  Es  ist  wenig  wahrscheinlich, 
dass  die  an  uud  lür  sich  naheliegende  Bed. -Entwicklung  (vgl. 
Juden-Schuel)  im  deutschen  W  unabhängig  vom  Rom.  vor 
sich  gegangen  sei;  für  die  Keuntuiss  jüdischer  Bräuche  käme 
dann  etwa  die  auch  für  W  bezeugte  Aufführung  von  reli- 
giösen Spielen  in  Betracht.  Näher  liegt  aber  die  Annahme, 
dass  Wort  und  Bed.  im  deutschen  W  von  den  roni.  Nachbarn 
stamme,  die  beides  selbst  von  einer  verwandten  MA.  bezogen 
haben  werden.  Auch  das  Lautliche  deutet  auf  Entlehnung; 
die  Entwicklung  «  ]>  s  ist  den  MAA.  des  \Y  ausserhalb  des 
Pron.  pers.  und  refl.  nicht  eigen  (vgl.  BSG.  II  86);  ti  könnte 
auf  Verschmelzung  mit  dem  best.  (f.  oder  n.)  Art.  beruhen, 
wird  aber  eher  sec.  Entwicklung  aus  »  sein  (vgl.  aaO.  91), 
wobei  Lautuachabniung  mitgespielt  haben  kann.  Der  Ge- 
schlechtswechsel dürfte  durch  Synn.  (vgl.  für  das  Masc. 
Volch-Gang  Bd  II  345;  Grat-Zug,  für  das  Neutr.  Nackt-, 
Töten-Velch  Bd  I  804/5)  veranlasst  sein.  Weitere  Bezeich- 
nungen für  geräuschvollen  Geisterspuk  s.  in  der  Anni.  zu 
Wuttü-Her  (Bd  II   1558). 

Sinau  Sinawe"  (PI.?):  Sinau,  Alchemilla  vulg.  Aa 
Ehr.  (Lehrer  Frei).  .Stella  herba...  sinnaw,  a  quibus- 
daru  pes  leonis  vel  alchimilla.'  KGesn.  1561;  daneben 
auch  ,Sindau.'  ,Der  Sinnauw  ist  auch  der  rechten  und 
berühmten  Wundkreuter  eins.'  Baühin  16ti4.  ,Sinau.' 
KNLang. 

Aus  ä.  .Sindau'  <  mhd.  'rintm;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1064/5  ; 
Kluge '427.  Das  Geschlecht  des  nicht  eig.  ma.  Wortes  ist 
wohl   ni.   wie  in  der  Schriftspr. ;  s.   die  Zsseu. 

Berg- in.:  „Alchemilla  alp."  (oO.).  Vgl.  FGStebler 
1899,  72.  .Argentaria  petraa  ...  bergsinnaw,  stein- 
sinnaw.'  KGesn.  1561.  —   Auch  bei  Gr.  WB.  I   1518. 

Silber-  m.:  =  Berg-S.  „B"  (bei  St.2  oO.).  Vgl. 
Durh.  6;  FGStebler  1899,  72.  .Silber-Sinnaw,  alchi- 
milla argentea.'  JJ Wagner  1680.  , Silber-Sinnaw,  Blut- 
wurz,  tormentilla  alp.  fol.  serieeo.'  ebd.  —  Auch  bei 
Gr.    WB.   X  1,    1045. 

Stei»-:  =  Berg-S.  (s.  d.). 

Züri^-Sinelin.  Wotsches  Z.ge"?  ZStall.(RBaur), 
wohl  von  einem  Landniädchen,  das  städtischen  Brauch 
nachzuahmen  sucht.   —   Zu  Svna? 

Sinnere"  f.:  Ohrfeige  GF.  —  Entstellt  oder  verliert 
aus  Sinyelen   (s.  d.). 

Sines:  männl.  Taufname.  oO.  (Dan.). 
Die  Gebeine  des  hl.  Synesius  wurden   1653    von  Italien 
nach   AaBreing.   gebracht;   vgl.  AfV.  III    16. 

Sinöde",  in  B  -öde"  —  f.:  1.  auch  Ghirehe"-S.,  ge- 
setzlich angeordnete  Versammlung  der  reformierten 
Geistlichkeit  eines  Kantons  (auch  Kantons-S.)  oder 
(so  in  B  bis  1874)  Bezirks  (auch  BezMs-S.)  B;  Th; 
Z  und  im  reformierten  Gebiet  wohl  allg. ;  vgl.  vMoos 
Kai.  1775  II  121/31.    Syn.  Kapitel  (Bd  III  399).    ,üas 


sy  hinfüro  kain  sinodura  noch  capitel  haltend  on  die 
weltlichen  oberkait.'  1530,  EEgli  AR.  I  1899,  125. 
,Umb  das  dhein  rechter  ordenlicher  sinodus  und  ca- 
pitell  inn  der  landtgrafschaft  Turgöw  under  den  pre- 
dicanten  ires  lebens  und  leer  halber  gehalten  wirt, 
füerend  etlich  derselben  predicanten  ein  gar  ergerlich, 
ungebürlich  leben.'  1566,  Z  RM.  ,1m  Mai:  am  Sonntag 
vor  dem  Synodo  ankünden,  dass  keine  Wochenpredigt 
werde  gehalten.'  1691,  aZoll.  1899  (Eintrag  im  Kir- 
chenkalender).  —  2.  auch  Schuel-S.,  gesetzlich  ange- 
ordnete Versammlung  der  Lehrerschaft  eines  Kantons 
oder  Bezirks  B;  Z  und  wohl  noch  weiterhin. 

In  B;  Z  trägt  die  erste  Silbe,  iu  G;  Th  die  zweite  den 
Wortakzent.  Die  ä.  Form  ,Sinodus'  m.  (auch  bei  vMoos  Kai. 
1775)  noch  heute  etwa  scherzh.  iu  der  Verbindung  der  heilig 
S.     Etyni.  identisch  Send  (s.  d.i. 

sonig  s.  Sp.  33. 

Sun  GrAv.,D.  (B.),  Rh.,  Val„  nach  Schott  1842  in 
PAL,  Mac.  (auch  Su,  Sü),  Ri.,  Sü2n  ,oAa  um  Zof.  und 
Aar.'  (Dial.),  B.,  Dürrenäsch,  F.  (Dial.,  einmal  Sü);  Bs; 
BBiel  (Dial.),  E.,  Gr.  (Dial.),  G„  GL,  Sigr.  (Dial),  Stdt, 
nach  Zyro  ausser  0.;  „VO" ;  GrVD.  (B.),  Seh.;  LE., 
Stdt  (Dial.);  ScuwE.  (Ochsner),  Ma.  (PHeng.  1836)  und 
1t  Dial.,  Dr  Ithen;  S(l)ial,  Schild,  BWyss  1863,  JHofst, 
1865);  Uw;  Zg;  ZKn.,  Sü  GRHinterrh.;  üürs.;  WG., 
Vt.,  Sü2  AAuAaretal,  B.  (Frei),  Fri.;  BHk.,  0.  (Zyro), 
Si.  (Schwz.l.);  Gl;  PIss.  (Schott);  GWb.;  ScHTras.f; 
DUrs.  (Dial.);  W  lt  Dial.  für  G.,  Leuk,  Rar.  (einmal 
PI.  Sin),  V.;  Z  (zieml.  allg.,  tw.  f),  Su  PAger,  Sön 
PRima  (Schott,  einmal  Sön),  Sön  sAa,  Berikon,  um  Br. 
(Dial.),  Fisl.,  F..  Ke.,  Kall.,  Leer.  (H.),  Lengn.,  Wett., 
Z.;  BAd.  (ö'J,  Sa.fö',  nach  älterer  Angabe  Og);  F  (Dial.); 
GRChur  (Dial.),  Pr.  (Dial.);  LG.  (ö'J;  G Kapp.,  Rh.  (auch 
Oa);  Schw  (Lienert  1891);  S  (Joach.  1883);  Ndw  (lt 
Matthys  , bisweilen'  statt  Süri);  UUrs.;  WLö.  (schon  lt 
Dial.);  ZKn.,  Stdt  (ö>,  älter  Sü),  So'  ScHBer.,  Löhn.;  Th 
Mü.,  So*  ThHw.,  So  AaDöU.,  End.,  Kl.,  Leibst.,  Lengn., 
Teg.,  Wett.,  Würenlos;  Ap  (ö'  H.,  I.,  ö*  M.,  V.);  uBs 
(ö'J;  BSi.  (ö!,  auch  oaj;  PA1.  (Giord.),  Gress.  (Schott); 
GF.,  Kaltbr.  (ö'J,  Marb.  (ö2),  Rebst.  (ö'J,  Stdt,  T.  (ö2, 
in  Unter-  und  Obert.  tw.  ö'J,  W.  (öl);  Sch  (in  Wilch. 
ö',  in  Ha.,  Stdt  ö-°);  TiiBisch.,  lt  Dial.  auch  in  Erm., 
Steckb.,  am  Untersee;  ZMarth.  (ö2J,  0.,  Wth.  (ö'J,  Stdt 
(ö1),  ühw.  (ö2)  -  m.,  PI.  mit  Uinl.,  Dim.  Sün(e)li  B 
(auch  lt  Zyro),  Sündli  B  (Zyro);  Ndw  (Matthys,  auch 
-ili),  Sönli  ÄALeer.  (H.);  BSi.  (zu  So');  ZStdt,  Sondli 
AaF.,  Ke.,  Leer.(H.);  LG.;  ZO.,  Stdt,  SÖHi  ThHw., 
Soli  ScaStdt  (s.  u.),  Sölli  PA1.  (Giord.),  weitre  Formen 
unter  lcß:  Sohn.  1.  a)  in  der  gewöhnlichen  nhd. 
Bed.,  aber  wohl  nirgends  recht  volkstümlich,  sondern 
nur  als  mehr  oder  weniger  gewählter  Ausdr.  und  spec. 
von  Erwachsenen  gebraucht.  Vgl.  jung  (Bd  III  46/7); 
Chind  1  c  (ebd.  341,  in  P  lt  Schott  1842  Chind  ver- 
traulicher, S.  ehrerbietiger);  Chnecht  (ebd.  720)  und 
bes.  Bueb  (Bd  IV  926/7),  ferner  Tochter.  In  einer 
Familie  zu  BsOberd.  hiess  der  jüngste  Sohn  Bueb, 
seine  altern  Brüder  Sön.  Vo"  ,Chind'  und  .Bliebe"' 
weiss-me"  Nut,  nur  ,Sö"'  und  .Töchter'  hiind  hat  d'  Litt. 
B  Volksztg  1909  (für  Z).  Der  Herr  Ratsherr  N.  Wd 
sl"  Sün  BStdt.  Also,  Statthalter,  eue"  Sön  han-ich 
g'seh".  Joagh.  1883.  Der  elter  Sün  com  Hüs,  der  Hans. 
ScaiLD  1860.  Wen"  d's  ZU  stVt,  sli-'t  o'h  d's  Herz  vam 
Sün  i"  der  Frönndi  stüll  BGr.  (Bämd.  1911).  S.  noch 
säijen  (Sp. 595  n.).  En  g'waehsne'(ericachsnerJ  S.  ,[Der] 


1087 


San,  sen,  sin,  son,  snn 


so  vil  gewachsner  sönen  mit  im  bringt.'  1546,  Aar. 
StR.  Für  einen  alten  Mann  gibt  es  nichts  Schöneres, 
als  sini  Sün  g'sek"  Höchsig  ha".  PHeng.  1836.  Bäbi 
isch  bim  Sün,  d's  Sünistvib  het  es  Ching  ubercho". 
MWalden  1870.  In  der  ä.  Spr.  von  allen  Altersstufen, 
auch  vom  neugebornen  Kinde.  ,[Mit  der  N.]  sye  im 
ein  torheit  widerfaren  und  das  sy  im  jetz  ein  jungen 
sun  bracht  hab.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Der  sun,  filius. 
natus;  den  sun  in  meisterschaft  und  zucht  halten, 
cohibere  filium;  umb  den  s.  kommen,  filium  amittere.' 
Fris.;  Mal.  , Einer  armen  höuschenden  frouen  ein 
sun  touft,  heisse  Hans.1  1577,  BWahl.  Pfarrbuch.  ,[N. 
hat]  ein  guoten  und  grossen  hof  kauft,  dann  er  vil 
sün  und  volk  gehebt.'  Mal.  1593.  ,Daz  gemeine  Volk, 
als  Sonn,  Dienstknächt,  allhie  zu  Sehwarzenburg.' 
1611,  BSchw.  S.  auch  be-gan  (Bd  II  32):  rück  (Bd 
VI  182;  ,söhn.'  Herborn  1588);  an-riten  (ebd.  1680). 
Eechtliches.  ,Ald  die  wile  so  der  sun  ist  under  dez 
vatterz  gewalt  und  an  wip  ist  und  er  von  dem  vatter 
nüt  geteilet  het,  waz  der  sun  gelobet  und  verzerret 
an  dez  vatterz  willen,  daz  sol  der  vatter  noch  der  sun 
gelten.'  BHandf.;  vgl.  auch  B  StR.  283  f.  204.  ,Der 
knaben  halb  ist  das  ouch  von  alter  har  gebrucht... 
das  der  junger  son  des  vatters  sitz  vor  den  andern 
brüedern  haben  sol.'  Anf.  XVI.,  Bs  Rq.  .Welcher 
Z urzach  hussheblich  und  ein  insess  ist  und  sun  hat, 
der  mag  die  ...  mit  im  uff  die  stuben  neu.'  1529,  AaZ. 
Stubenrodel.  ,Wo  ein  wittwen  ist,  die  sön  hat,  da 
soll  je  der  eltist  son  die  mannschalt  halten,  in  massen 
ob  der  vatter  in  laben  were.'  1559,  G  Rq.  1906.  ,Es  ist 
ouch  einem  jeden  vatter  zuogelassen,  under  sinen 
kinderen  den  sünen  als  mannsstammen  einen  zimlichen 
vorteil  zeschöpfen.'  1572,  Aar.  StR.  S.  auch  Bs  Rq. 
I  588;  AaBi-.  StR.  I  132;  Z  Rq.  I  34  f.  242.  Neben 
.tochter.'  ,Den  eemann,  das  eewyb,  die  sün,  töchter, 
knecht  und  mägt'  OWerdm.  1551.  ,Zuo  dem  ...  ouch 
ander  in  ir  gmeind  vil  sün  und  töchteren  heften.' 
1565,  ZAnd.;  vorher  ,sön.'  ,Wann  im  Hof  Stefan 
Kinder  geboren  werdint,  das  man  uff  einen  Sohn 
zween  Kopf  Wyn  und  ein  Brot  und  uff  ein  Tochter 
ein  Kopf  Wyn  sambt  einem  Brot  iren  Eltern  ze  geben 
[schuldig  sei].'  1616,  SchwE.  ,Wan  ein  Vatter  Kinder, 
als  Sühn  und  Döchteren,  hat.'  1620,  A.vB.  StR.  De(r) 
verlöre"  S.  (nach  Luc.  XV).  Go"  ane"chneue"  und  der 
verlornig  Sün  spile".  SGfeller  1911.  ,[Cbristus  zum 
Kaufmann:]  Du  bist  der  verloren  s.,  der  den  schacz 
der  gnaden  verzeret  hatt  üppenklich.'  Volksb.  Als 
Titel  von  Schauspielen;  s.  Bsechtold  LG.  308  ff.  ,H. 
seckelmeister  [soll]  alles  das  ussrichten,  so  die  1er- 
knaben  mit  dem  verlornen  sun  verzert  und  darüber 
gangen.'  1534.  BRM.  ,Die,  so  den  verlornen  son  ge- 
spült.' 1570/1,  Z  Seckelamtsrechn.  ,Zum  verlornen 
Sohn',  Hausn.  1637/XIX.,  ZStdt.  ,Gehigen  s.',  derber 
Schimpfname;  s.  schon  Bd  II  1106  und  vgl.  Fud-Sim. 
,Dass  er  frefeulich  zuo  im  sprach,  er  wer  ein  mein- 
eider verhiter  kyensun,  und  wölt  ouch  das  bewisen.' 
1394,  Z  RB.  ,Wer  den  andern  vor  dem  rat  oder  vor 
gerieht  beschalket  mit  sämlichen  Worten:  du  lügst, 
du  loter,  du  schelm,  du  gehigensun,  ald  mit  andren 
sämlichen  Worten  ...'  TiiPiess.  StR.  ,Er  wer  ein  ge- 
higensun und  ein  meineider  schelm.'  1412,  Z  RB. 
Mit  Gen.  's  Eere",  's  Pfarrers  S.  Pßr'ers  So"  ond 
Müllers  Chüe  fressi"d  vil  ond  g'röti"d  nie.  ATobler 
1908;  vgl.  Bd  VI  1608  u.  Als  Zss.  Webers-,  Bäckers- 
[usw.]  S.    in    dem   Volkslied   von    den    verschiedenen 


Freiern  Z ;  dafür  häufiger  -Ma"",  -G'-sell  (s.  d.).  ,Hensli 
Ruof,  müllers  sun;  Hensli  Peter,  amraans  sun.'  1389, 
BTellb.  ,Rette  der  T.:  wil  uns  denn  eines  pfaffen 
sun  hie  gehigen?  Rette  der  N. :  du  lotter,  meinst  du 
nit,  das  min  vatter  als  ein  bidermann  sye  gesin  als 
der  din?'  1452,  Z  RB.  ,Franzen  son  ab  dem  tor  ... 
Ruodi  Schurpfen  son'  wurden  uA.  in  der  Zürcher 
Mordnacht  1350  erstochen.  Vad.  .Meines  Vaters  S.', 
scherzh.,  wie  nhd.:  ,[Der  Wirt]  dreit  mir  gern  uf  den 
besten  Wein,  s  wird  für  meines  Vatters  Sohn  wol 
sein.'  GGotth.  1619.  .Gottes  S.'  ,Dass  N.  zuo  ir  sprach 
frefenlich  und  schalklich:  und  werist  Gottes  sun,  du 
hettist  es  dennoch  erhit  und  erlogen.'  1386,  Z  RB. 
,Wär  in  sun  Gottes  gloubt  ...  des  cingebornen  sun 
Gottes.'  Gualtb.  1559.  Dim.  Mi"  Vatter  ist  e"  brace" 
Ma"n,  das  g'seht-mer  jo  sV'm  Söndli  a".  ALGassmann 
1906  (LDagm.).  ,Das  sünle,  filiolus.'  Fris.;  Mal.  ,Elsa 
Engen  Süni  sol...'  XVII.,  GrL.  Zinsrodel.  Verächt- 
lich: DV'm  hübsche"  SÖ"li,  der  si"  Sach  liederliche" 
Menschere"  a"g'henkt  hat....  Übers,  von  Luc.  15,  30. 
Dial.  (ScnStdt);  bei  Joh.  Meyer  1866  dafür:  Di"'m 
sübere"  Sö"li  dö!  Unklar:  ,Da  kerne  der  N.  mit  Worten 
an  Dietrichen  Slosser  und  redte  zuo  im:  sag  an,  du 
Jacobs  sünly,  du  lötterly  ...'  1463,  Z  RB.  —  b)  in 
erweitertem  S.  Als  (väterliche)  Anrede  an  einen 
Jüngern  (frz.  ,enfant').  ,Da  fand  er  zwenn  buoben, 
die  haftend  ire  pfert  uss  Karlys  läger  gerytten  trän- 
ken ...  Lieben  sünnen,  sagt  Rengnold,  ich  bin  von 
Rippus  volk...'  Haimoxsk.  1531.  .Demnach  sagt  er 
[Herzog  Rychart]  zuo  Johans  [Rengnolds  Sohn]:  Min 
sun,  mach  für  dich!'  ebd.;  kurz  vorher  ,min  fründ.' 
.Lieben  sün',  Übers,  von  .dilecti  filii'  der  päpstlichen 
Breven;  so  bei  Ansh.  Beichtkind  (vgl.  Blcht-S.):  ,Am 
abent  bracht  der  bichtvater  sinem  sun  Jätzer  einen 
brief.'  Ansh.  Sohn  der  Kirche:  ,Diss  büntnus  [mit 
lern  Papste  haben  die  XII  Orte]  demüetenclich  ange- 
nomen,  begerende,  der  h.  kirchen  süne  ze  sin  ...'  1510, 
Sca  Chr.  .Adams  sün'  (vgl.  .Evastochter'):  .Wir  sind 
von  natur  har  alle  sammen  Adams  sün.'  Zwingli.  — 
C)  abs.  a)  lediger  Bursche  GrScIj.  Syn.  Chnab  2  a 
(Bd  III  709);  Bueb  2  (Bd  IV  926);  Burs  4  a  (ebd. 
1604/5);  Gesell 2b  (Sp.  720).  D'  Sün  [die  Bursche,  die 
zu  den  Hanf  brecherinnen  auf  Besuch  gekommen  sind] 
söllend-sich  aueh  zuechi"  [zum  Kaffee]  setze".  AfV.  (Gr 
Seh.).  —  ß)  Sinti  PAger,  Po.,  Sal.,  Sili  W,  Silli  W 
(PI.  Sillini  WGräch.,  Zerm.,  auch  lt  Tscheinen,  Silleni 
WLö.),  Zilli  WSaas,  PI.  Zilleni  WZerm.  (von  Tschei- 
nen abgelehnt),  Sini  WBinn  —  n.,  Silli  m.  „W" 
Saast.,  Zerm.  (vereinzelte  Angabe),  Knabe  (bis  zu  etwa 
12  Jahren  WSaas).  Nach  einer  Angabe  im  W  meist 
mit  üblem  Nbsinn,  Gassenbube  (vgl.  Skellu"-S.):  Das 
leid  Sili  ist  die  ganz  Nacht  umhe"g'hit,  auf  der  Gasse 
herumgeschwärmt.  Schlimmer  Bursche.  Schlingel  BSi. 
Du  hest  da  fin  es  Sönli!  —  2.  a)  Sü*n  (in  AALeer. 
lt  H.  So'«)  Nebenschoss  an  einer  Rebe,  einem  Baume 
AALeer.  (H.),  aus  der  Wurzel  einer  Tanne  nahe  am 
Stamme  emporwachsende  junge  Tanne  „VO"  (St.2); 
,Schw;  Zg'  (Dr  Ithen),  „Hauptast  eines  Baumes  im 
Gegensatze  eines  Nebenastes[?]VO"  (St.2);  „LE."  (St.1). 
Vgl.  sünen.  Eine  Tanne  mit  drei  , Söhnen.'  AHartm. 
1879  (S).  —  b)  Su"-cor-"em  Vatter  und  Vatter-und- 
So",  Pflanzennamen;  s.  Bd  I  1126  u.  mit  Anm. 

Ahd.  (um»)  sun,  mhd.  sun(e).  Die  weitverbreiteten  For- 
men mit  o  können  nur  auf  verhältnismässig  beschränktem 
Gebiet  (Ap;   F;   Gtw.;Th)  bodenständig  sein,  meist  bernhn 


San,  sen,  sin,  sor,  snn 


In:,, 


-ir  .ml  - ili ri  1  ts jii-.  KniHu^s  inul  gewinnen  auch  beständig  an 
Boden  (in  SchStdt,  wo  jetzt  Söa  gilt,  will  eine  über  70jährige 
Frau  noch  oft  Srnm/rau  gehört  haben,  aber  nie  mehr  San; 
die  Bewohner  von  SchTras.  wurden  früher  von  den  benach- 
barten Hallauern  wegen  ihrer  Aussprache  Sa  ausgelacht). 
Bemerkenswert  ist,  dass  in  oBs  und  BsSt.  dein  bodenstän- 
digen Sg.  Sü'n  der  entlehnte  PI.  So«  bzw.  Sen  (in  BsSt.  ,bei 
altern  Leuten'  daneben  auch  noch  Si-n)  gegenübersteht;  vgl. 
dazu:  ,Sün,  Fl.  Sm.  auch  S;-n,  von  bisweilen  vorkommendem 
Sg.  San'  Ndw  (Matthys).  In  der  ä.  Lit.  treten  die  fremden 
Formen  mit  ,o  (ö)'  seit  der  1.  H.  XVI.  auf,  nicht  selten 
neben  denen  mit  ,u  (ü)',  wie  etwa  bei  HBull.  1533,  der 
beide  ziemlich  gleich  häufig,  auch  im  Reime  verwendet.  An- 
ders zn  beurteilen  sind  die  durchgebndeu  ,o  (ö)'-Formeu  bei 
Vad.  und  Kessler,  wo  sie  dem  örtlichen  Lautstand  entspre- 
chen. Vgl.  im  Übrigen  (auch  zu  Bed.  2)  Gr.  WB.  X  1,  1419  ff. ; 
Martin-Lienh.  II  363,  zu  2  a  auch  ZfGO.  X  270/1  (bair.  Beleg 
vom  J.  1306).  — ■  S.  in  Familienn.  , Adamssohn',  für  einen 
Findling  neu  geschaffeuer  Name  LSemp.  , Heinz  Ammausun.' 
1400,  Z  RB.,  .Ammensun.'  144S,  ebd.  .Ulrich  Itenson.'  1551, 
GOberriet.  ,Frouwensuns  hanflaud.'  1412,  ZÄugst.  ,Guoten- 
suu',  Münzmeister,  vonStGallen.  1554,  ZStdt,  ,(David)  Guo- 
tenson.'  1568,  ThNeunf.;  1609,  Z,  heute  .Gutersohn'  ThFr. 
.Lübsun.'  1430/53,  Z  RB.  ,Petter  Nickensun  (Nigenson).' 
1574,  GrL.,  ,Göry  und  Petter  Xickensiin.'  ebd.,  ,Niggensohn.' 
XVII.,  ebd. 

Amts-:  „von  der  Gemeinde  verpflegte  Waise  B" 
(St.»).  Vgl.  A.-Chind  (Bei  III  313);  Vorß-S.  -  Äni-: 
1.  Enkel  Gr.  Syn.  Äni  3  (Bd  I  248);  Gröss-S.;  vgl. 
Ä.-Tochter.  —  2.  Urenkel  BG.;  vgl.  Bärnd.  1911,  463; 
Ä.-Chind  (Bd  III  343). 

Erb-:  erbberechtigter  Sohn.  N.  verspricht  den 
Predigermönchen,  welche  seinen  Sohn  ins  Kloster 
aufgenommen  haben,  dass  dieser  ,ein  rechter  erbsun 
sin  sol  in  allem  minem  und  oueh  siner  muoter  nach- 
gelassenem guote.'  1516,  Z.  —  Mhd.  erbesun.  Vgl.  auch 
Sanders  II  1115. 

Vogt-,  Vogts-:  Bevogteter,  Mündel  Ndw;  vgl. 
Amts-S;  V. -China  (Bd  III  344),  -Tochter.  Es  siegelt 
für  N.,  seinen  Vogtsohn  und  dessen  Kinder  URitz, 
Ammann  ...  1523,  JGöldi  1897.  ,N.  sol  desshalb  sinen 
vogtsun  wyter  nit  bekümbern.'  1527/9,  Z  RB.  ,Als 
Mathys  Gebentinger  als  ein  vogt  Teus  Müllers  yetzer- 
nempts  synes  vogtsuns  halb,  wellicher  maasen  er  näm- 
lich denselben  versechen  ...  solle,  myne  herren  umb 
rat  gebetten...'  1543,  ebd.  .Obschon  ein  vogtsohn 
etwas  täte  und  der  vogt  wurd  innen  ...'  1549,  AfI.LB. 
,Des  Negelis  vogtsun.'  1563,  Z  RM.  S.  noch  BJ  VI 
783  u.  —  Auch  bei  Fischer  II   1617. 

Vatter- Sönli:  vom  Vater  besonders  zärtlich  ge- 
liebter Knabe  Z.  Vgl.  Mueter-S.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
XII  38. 

Fud-  ,fut-':  derber  Schimpf;  vgl.  ,gehigen  sun' 
(Sp.  1087).  ,N.  sprach,  Welti  Brunner  sie  ein  v.' 
Blaspb.  acc.  ,Du  lügest  als  ein  verhitter  f.  und  bist 
ein  dieb  ...'  1384,  Z  RB.  ,Du  verhitter  f.  und  schelm!' 
1403,  ebd.  ,Do  sprach  der  T.,  er  luge  als  ein  ge- 
higender  f.;  do  lougnet  R.  nit,  er  spreche:  so  lügst 
du  als  ein  gehigendiger  futschalm.  [Nachher  sagt  R.  zu 
T.:]  sag  an,  warumb  muoss  ich  din  f.  sin?'  1421,  ebd. 

Gott-:  .Gottes  Sohn'  ScbwE. 

Wohl  auf  dem  2.  Gliede  betont  und  eine  Bildung  wie 
.Gottvater';  die  Def.   wäre  also  nicht  genau. 

Gross-:  =  Äni-S.  1  Gl  (nach  einer  Angabe  nur  H.); 
ZO.  Yg\. Gross- Chind(BällI  Mb).  , Er  ist  ihr  Grossohn.' 
1878,  ÄAMell.  Prozessakten.  .[Austritt  vor  Gericht:] 
Grossvatters  und  Grossmutter[s]  Bruder  oder  Schwe- 
stermann  gegen   ihrer    oder   ihrer   Weibern   Bruders 

Schweiz.  Miotlkon  VII. 


oder  Schwester  Grossöhnen  und  Grosstochtermännern.- 
1666,  BsR'i-  .Wenn  weder  Söhne  noch  Sohnssöhne, 
sonderen  nur  allein  Töchteren  oder  Grosstöchteren 
vorhanden,  so  solle  ...  es  ebenfahls  wie  bei  den  Gross- 
söhnen vorgemeldt  gehalten  werden.'  1757,  ebd.  — 
Vgl.   Sanders   II    1115;   Martin-Lienh.   II  363. 

Her'e"-:  =  H.-Biieb  (Bd  IV  932).  Vgl.  PürenS. 
Her'e"  ond  Her'e"sö"  Ap  Gedicht.  Meitili,  trenn  -d' 
hlräte"  wi't,  nimm  kei"  Herre"sön,  nimm  leer  Bitire"- 
bueb!  üw.  Bes.  im  Dim.  B;  L;  Th;  Z.  Es  Hefe"- 
söndli,  das  mag-i'h  ned.  ALGassm ANN  1906  (L);  s.  auch 
Sp.  611  o. 

Huere--:  =  H.-Bueb  (Bd  IV  932).  ,Vil  mengen 
huorensun  er  im  [der  scheltende  Herr  dem  Knecht] 
map.'  Scbacbzabelb.  ,N.  sprach  zuo  dem  W.  [beim  Spiel] : 
du  huorensun,  du  gistz!'  1403,  Z  RB.  .[Der  Kaiser  zu 
Rengnold:]  O  du  huorensun  und  bösser  buob,  fluch 
mir  von  dannen!'  Haimonsk.  1531.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2, 
1964;   Fischer   III    1915. 

Bank-hart-:  =  Bank-hart  (Bd  II  1645).  ,Der 
fünfte  ist  Hartmans  sliffers  sun  und  ist  sin  banchart- 
sun.'  1392,  ZRB.  -  Lüs-:  =  L.-Bueb  (Bd  IV  935). 
,Do  kam  der  A.  und  sprach  zuo  dem  B.:  du  lussun!' 
1394,  ZRB.  —  Zimber-manns-  (PL);  s.  Zimber- 
Mann  1  (Bd  IV  287).  Syn.  Meisters-S.  2,  —  Mün- 
chen-: Schimpf.  XVI.,  L  (RBrandst.  1900,  20).  — 
Meister(s)-:  1.  Sohn  eines  Handwerksmeisters,  wohl 

allg söllichs  den  meistersöhnen  ohne  entgeltnus, 

nämlich  das  ein  meister  wol  darf  hiez wüschen  synen 
eignen  söhn  lernen.'  1598,  B  (Handwerksbrief  für  die 
Schuhmacher  im  Aa).  ,Die  Meisterssöhn,  so  das  Hand- 
werk by  ihren  Vätteren  erlernt.'  1609,  Aar.  StU.;  auch 
noch  1720,  ebd.  —  2.  Meisters- So",  die  grossen  Ast- 
spuren im  Holze  der  Zimmerböden  oder  von  Haus- 
geräten Z  (Dan.).  Syn.  Zimber-manns- S.  —  Mueter-: 
Dim.,  wie  nhd.  Muttersöhnchen  B;  Z  und  weiterhin. 

Bicht-:  Beichtkind;  vgl.  Sun  1  b  (Sp.  1088).  ,Do 
richtet  der  suppriol  sinen  bichtsun,  den  Jätzer,  an, 
den  geist  ze  beschweren.'  Ansh.  —  Auch  bei  Gr.  WB. 
I   1361. 

Pure"-:  Sohn  eines  (vermöglichen)  Bauern  Ap; 
Bs;  B;  Th;  Z.  ,Wie  sehr  hebt  sich  das  Pürli  und 
das  Püre"manndli  vom  flotten  P.  ab!'  Barnd.  1904. 
,Der  Mann  begehrte  nicht  minder  auf,  dass  [in  der 
Schule]  ein  jeder  Hudelbub  lernen  sollte,  was  ein 
Baurensohn.'  Gottb.  ,Ein  mir  wol  erkannter  lieber 
Puwrenson  ab  der  Landtschaft.'  RC'vs.  -  Vgl.  Gr.  WB. 
I  1182. 

Burger(s)-:  1.  Sohn  eines  Bürgers.  ,Den  burgers- 
sünen  ist  die  brüge  [zum  Theaterspiel]  erloubt.'  1531, 
BRM.  ,Burger-  und  Bysässensöhn.'  1671,  L  (FHaas 
1909).  —  2.  Burgers-Sü",  übertr.,  =  Brät-Chnöpß  (Bd 
III  752)  ZStdt  f.  'brätlet  Herdöpfel  und  B.  als  Nacht- 
essen. 

Brüeders-,  in  ß  Brueders-:  wie  nhd.  Bruders- 
sohn Ap;  B;  G;  Th  und  weiterhin.  Da'  ist  en  Br. 
von-em.  ,Miner  Grossmutter  Bruderssohn.'  Gotth.;  s. 
Bd  V  882  o.  und  vgl.  dazu  Gotth.  EB.  95.  —  Vgl.  Martin- 
Lienh.  II  363;  Fischer  I   U63. 

Suns-,  in  ZO.  heute  Sö"s-Sö":  Sohnessohn.  Ant. 
Tochter-S.  Vgl.:  ,Von  Windungen,  wo  meines  Vaters 
Bruders  Suhs  Suh  ist,  der  Zachereis.'  Stütz  1839.  ,Ob 
mich  got  fürbasshin  sünnen  beriete,  ein  oder  nie,  dass 
denn  nach  mym  tod  dieselben  sün,  dessglichen  ouch 
ir  sün  und  sunssüne  für  und  für  allwegen  dise  pfruond 


lO'Jl 


San, 


1092 


als  recht  patronen  liehen  und  versechen  lassen  mögen.' 
1486,  Ndw.  ,Nepos,  enkel,  sunssun  oder  kindskind.' 
Fris.;  Mal.  ,Were  zu  der  Zeit  ein  Sohnssohn  vor- 
handen, so  soll  ihme  an  statt  seines  Vatters  die  Be- 
sitzung zugeschetzt  werden;  fahls  aber  der  Sohns- 
söhnen mehr  als  einer  in  Leben  ...'  1611,  Bs  Kq. 
S.  auch   GröSS-S.  —  Vgl.   Gr.  WB.  X  1,   1424. 

Schwiger-:  Schwiegersohn,  wohl  allg.,  doch  im 
Ganzen  weniger  volkstümlich  als  das  Syn.  Tochter- 
Mann  (Bd  IV  280).  —  Schwester-,  Schwöster-:  wie 
nhd.  B;  Ndw  und  weiterhin.  —  Skellu"  Schl..- 
Silli:  Knabe,  der  Freude  hat  am  Herumvagieren  W 
(Tscheinen). 

Stief(f)-  AaFiü.  und  (mehr  oder  weniger  spo- 
radisch) auch  weiterhin;  Bs;  S,  StüfffJ-  AaB.,  Br., 
Dött.,  Klingn.;  Gl;  G;  Scb;  Th,  Stifff)-  AaF.;  Ndw; 
U,  Stäuf(f)-  sAa;  B;  GrD.:  Stiefsohn.  ,Privingnus, 
stiefsun.'  Voc.  opt.  ,Privignus  oder  stipfsun.'  1538, 
Bs  Brief.  ,l)er  stieffsun,  meiner  frauwen  oder  meins 
manns  sun,  privignus.'  Fris.;  Mal. 

Aiiilnl.  stiuf-,  itiefeun.  Weitre  ä.  Formen:  .Stiel'-.'  Vad., 
,stüf-.'  1389,  BTellb.,  ,stüff-.'  1480,  Z  RB.  (neben  ,stieff- 
muoter');  1484,  ebd.,  ,stiff-.'  1459,  ebd.,  ,stouf-' [d.  i.  ,stouf-']. 
1389,  BTellb.  (wiederholt);  1504,  ZGIücksh.  (,stuof-',  d.i. 
wohl   ,stouf-'  =  .stöuf-'),  ,stiipf-.'   1580,   Gfd  (üw). 

Stud-,  ,stut-':  strafbarer  Schimpf.  XV./XVL,  L 
Gerichtsprotokolle  (,studs.').  ,Item  sprach  die  selb 
Katherine  zuo  Hering:  du  stut  sun!'  Blasph.  acc. 
Vgl.  dazu:  ,Aber  sprach  N.s  wip  zuo  Henslis  Migels 
wib  zem  sechsten  male:  du  bist  ein  geners  gehigende 
stud  böse  huore.'  Blasph.  acc. 

Nach  ZfhM.  III  24  zu  Stud,  also  eig.  .eiu  in  den  Stauden 
Geborner,  eiu  \"a^alni n4t'nknal>t'."  Noch  näher  läge  Statt-S. 
zu  Stuet,  Hure;  vgl.  das  syn.  auihd.  mer(i)hensun,  ferner 
II ii,  nii-S.  Aber  die  Schreibung  scheint  dieser  Auffassung 
entgegen  zu  stehn. 

Tochter-:  Enkel  (von  einer  Tochter).  Vgl. 
Suns-S.  Dass  man  nach  ihrem  Tod  dem  ,tochtersun' 
die  100  fl.  mit  5  fl.  jährlich  verzinse.  1496,  Z  BM. 
,Frouw  A.  hat  zum  erben  genempt  N.,  ir  tochtersun.' 
1541,  ß  EM.  —  Auch  bei  Lexer  II  1458.  Nachtr.  375; 
Gr.    WB.  XI   537. 

Tag-waners  Tauners-:  Sohn  eines  Tauners  (s. 
Tag-waner).    En  arme"  T.  SPletscher  1903  (SchScIiI.). 

-  Zünfters-Sön:  Sohn  eines  Zunftmitgliedes  ZStdt 
(offic.  Zunftspr.). 

Ge-sün  (-Ü-)  —  n.:  coli.,  die  Enkel  einer  Familie, 
posteri  Aa  (Rochh.). 

süne-  (-Ü-)  ÄALeer.  (Rochh.,  lt  H.  .bisweilen'), 
söne"  AALeer.  (Rochh.,  H.),  Suhr.,  3.  Sg.  Pries,  sunt 
ÄALeer.  (Rochh.),  sönet  ÄASuhr.:  vom  Samenkorn, 
mehrere  Halme  treiben.  Bas  Chorn  sunt  AALeer. 
(Rochh.).     Auch   refl.:   D1  Frucht  sönet-si''>  AASuhr. 

—  Vgl.   Sun  S  ,i. 

Süneri"  f.:  Sohnsfrau  ZKn.  Syn.  Sünis-Wib.  — 
Auch  bei  Gr.  WB.  X  1,   14-23   (sudwestdeutsch). 

Süni-  f.:  =  dem  Vor.  Gl  (Leuzinger).  —  Vgl.  Gr. 
WB.   X  1,    1424;   Schni.  2  II   '295. 

sünlich.  ,S-e  lieb',  Übers,  von  ,fllialis  Caritas.' 
Ansh.    —    Auihd.    mn(i)lfch;  vgl.  auch   Gr.  WB.  X  1,    14-25. 

Sann  (bzw.  -o-)  Ap;  BsL.  (neben  n);  GGrabs,  T.; 
o  und  hiTh  (zT.  neben  -.),  Mü.  (neben  -e),  Tobel,  Unter- 
see (nach  einer  Angabe  mehr  bei  altern  Leuten);  Z 
Brütten,  Bül.  (KdMeyer  1844),  Mönch.,  O.,  Russ.,  Stdt, 


Zoll,  und  lt  Spillm.,  Dan.  (, stets  oder  meist  ohne  En- 
dung'), Sunfnja,  -«  Aa  (allg.);  ApK.,  auch  lt  T. 
(neben  So-ini);  Bs;  B  (in  Gr.  Sunna,  obl.  Sunne(n)); 
Gl;  Gr;  L;  P  (lt  Schott  -o)  AI.  (-a) ;  GGrabs,  SaL., 
T.  (nach  einer  Angabe),  We.;  Sch;  ScuwE.;  S;  TB.  (-u); 
u  und  IiTh;  Uw;  W  (Sunna,  obl.  -u);  Zg;  Z  (selten 
und  jünger),  Wangen,  Wl.  —  f.  (in  der  ä.  Spr.  auch 
m.),  PI.  -e",  in  BG.  (in  Bed.  3)  Sunni,  Dim.  (bes.  in 
der  Kdspr.)  Sun(v)eli,  in  Sch  (auch  lt  St.)  -ili,  Sünnli 
ZStdt  (häufiger  -eli),  Sunneli  B  (neben  -«-),  -elli  BGr., 
-ili  Ndw  (Matthys).  Sunni  GRSchs;  Ndw  (Matthys): 
Sonne.  1.  der  Himmelskörper.  ,Sonn,  sol.'  Fris.;  Mal. 
a)  Gestalt.  ,Diu  sünna  einemo  skilte  gelih  ist.' 
Notker.  Vgl.  auch  Bad  (Bd  VI  486);  Schib.  —  b)  Be- 
wegung. ,Reht  als  der  sunne  umbegat  und  niemer 
stille  gestat,  sus  sol  ein  küng  niht  stille  stan  ...' 
Schachzabelb.  jy  S.  chunnt,  wenn  sie  aufgeht  oder 
durch  die  Wolken  bricht.  ,Die  nahende  sonn.'  Kessl. 
D'  S.  gät,  stät  üf;  s.  auch  er-rinnen  (Bd  VI  1009). 
,Sid  dass  die  sonn  auffgestanden  ist,  a  primo  sole;  die 
autl'gend  sonn,  sol  veniens.'  Fris.;  Mal.  Wenn  d'  S-e" 
i"  d'  Luft  chunnd,  ,wenn  die  Sonne  am  Horizont  auf- 
steigt' UwE.  D'  S.  ist  (lueget)  scho"  über  all  Berg  üs. 
,[Das  Schätzen  der  Pfänder]  sol  geschehen,  ee  die  sun 
oder  sunenschin  über  die  gret  us  sye.'  Mitte  XVI., 
GrS.  Landsatzg.  Nach  einem  Beschlüsse  von  1594 
durfte  man  nicht  in  die  Alp  fahren,  bevor  ,die  sunen 
uf  die  grät  schin.'  Ndw  Beitr.  1889.  ,Eb  das  die  s. 
eines  boums  hoch  uff  were';  s.  ver-un-säberen  (Sp.  80). 
,Wenn  die  Sonne  am  höchsten  ist,  so  ist  sie  dem  Nid- 
sichsteigen  am  nächsten.'  Sprww.  1824.  D'  S.  gät 
abe",  underc",  z'  (oder  für)  Gold  uä.  (s.  Bd  II  224/5, 
auch  Bett  I  Bd  IV  1824,  hinder  Bd  II  30);  s.  auch  Über- 
gab (Bd  II  53);  Sack  (Sp.  615).  Grössmächtige  S-en, 
wie  schön  gast  abe",  oh  chönnt-der  au'*  di"s  Guld  ab- 
schabe"! Rochh.  1857;  vgl.  die  Anm.  Bd  II  225.  .[Wenn 
ich  die  Geliebte  nicht  mehr  sehe]  so  ist  mir,  als  so 
der  sunne  hinder  gegat  und  der  tac  sin  wunne  verlat. 
Hadl.  ,[Die  Rebleute]  söllent  am  werk  sin,  so  sunn 
ufgat,  und  nit  darab,  e  denn  sunn  undergat.'  um  1450, 
B  PES.  .Die  nidergend  sonn,  sol  cadens.'  Fris.;  Mal. 
D'  S.  ist  undere",  d'unde".  ,Daz  die  sunn  schon  vast 
under  ist.'  Morgant  1530.  ,Als  die  sunn  nider  was.' 
ebd.  ,Die  s.  gät  ze  gnaden';  s.  Bd  II  660.  ,Occidente 
pheebo,  nah  sunnun  sedelgange.'  Notker;  vgl.  Gr. 
Myth.  *  584.  616.  Jahreslauf.  ,Man  weiss,  dass  am 
■21.  März  d'  S.  im  Vfgang  ist,  dass  sie  am  23.  Sept. 
umhi"  a"fähd  abnen  und  dass  sie  am  21.  Dez.  umhi" 
üfrickt.'  Bärnd.  1908  (BGr.).  Orte,  die  im  Winter 
monatelang  die  Sonne  nicht  zu  sehn  bekommen,  be- 
zeichnet man  scherzh.  als  solche,  wa  mu"  d'  S.  dri- 
z'ehe"  Mänenda  nid  hed.  ebd.  Hut  iseh  Agethe"tag, 
ico  d'  S.  über  d's  [Weisstanner]  Toubel  mag  GSaL.  Bis 
d'  S.  über  all  Berga  ist  [im  Frühling],  tarf-mu"  spinnen. 
Bärnd.  1908.  Hieher  wohl  das  Knabenspiel  d' S.  über 
de"  Berg  zieh":  Zwei  stellen  sich  auf  alle  Viere,  mit 
dem  Hintern  gegeneinander;  ein  Dritter  legt  sich 
ihnen  der  Länge  nach  auf  den  Rücken  und  wird  von 
dem  Einen  an  den  Armen,  von  dem  Andern  an  den 
Beinen  gezogen,  wobei  es  darauf  ankommt,  wer  von 
den  Beiden  mehr  ziehen  kann  GRPr.,  Saas  (lt  Bühler), 
.Einer  stellt  sich  auf  alle  Viere,  der  Andere  legt  sich  auf 
seinen  Rücken;  Jeder  steckt  den  Kopf  zw.  den  Beinen 
des  Andern  durch;  sie  stellen  sich  dann  aufrecht,  indem 
abwechselnd  Einer  den  Andern  kopfüber  emporstreckt' 


1094 


Zg  (FStanb;  heute  abgelehnt).  Nach  der  Jahreszeit 
unterschieden  als  Lanzig-  (MLienert),  Üs-tag-;  Mer- 
ze"-, Mai(e")-,  Augste"-S.  usw.;  s.  die  Zssen.  —  An 
die  alte  Vorstellung  von  dem  den  Lauf  der  Sonne  und 
übrigen  Gestirne  begleitenden  Geräusch  oder  Klang 
erinnert  die  RA.:  D's  Veh  losd  der  Sannen,  gebraucht, 
wenn  sich  das  Weidevieh,  auf  der  Seite  liegend  und 
alle  Viere  von  sich  streckend,  an  der  nach  langen 
Kegen-  und  Nebeltagen  wiedergekehrten  Sonne  wärmt. 
BIrnd.  1908  (BGr.).  —  c)  nach  der  S.  bestimmte 
Lage,  Richtung.  Under  der  S.,  auf  Erden.  Es 
settigs  unerfarnigs  ß'schöpf  . . .  lauf  l;eins  under  der 
S-en  ume"!  SGfeller  1911.  ,Es  ist  kein  andrer  namm 
under  der  sunnen,  in  dem  wir  sälig  werden  müessend, 
dann  der  namm  Jesu  Christi.'  Zwingli.  ,Alle  Crea- 
turen  under  der  Sonnen.'  AKlingler  1088.  Deich  au'h 
under  der  heHige"  S.!  Ausdr.  der  Verwunderung  Gr 
Pani,Schud.,  Tschiertschen;  vgl.  dazu  under  I  iBä  I 
324  mit  Anm).  [Wenn  du  Die  nicht  nähmest]  de"" 
wirist  g'wüss  en  Hä.ce"-Ggalori;  deich,  under  Gott  und 
der  S.,  das  isch  der  Reichsten  Eini  weit  und  breit! 
GrScIi.  Von  der  Lage  von  Häusern,  Grundstücken 
usw.;  vgl.  sunnen-halb  (Bd  II  1 1 1>9).  ,[Ein  Haus]  den 
ganzen  Tag  der  S.  z'weg>  Bärnd.  1904  (BLütz.);  s. 
auch  Bd  VI  695  o.  ,Die  auf  der  Sonnseite  des  Tales 
gelegenen  Häuser  kehren  sich  der  S.  zue,  allein  die 
schattenhalb  gelegenen  cherre"  -  sich  cou  der  S.  ab, 
cherren  der  S.  de"  Rigg,  um  talwärts  schauen  zu 
können.'  ebd.  1908  (BGr.).  Gage"  d'  S.,  von  Häusern 
mit  der  Front  nach  Osten  [Süden?],  ebd.  lull,  334. 
Neben  ,gen  der  s-en  ufgang':  ,Ain  wis  ob  dem  hus, 
genant  Praw  da  bülg,  stost  uf  gen  der  sunnen  [süd- 
lich] an  den  gemainen  weg;  item  1  mammat  wiss  vor 
dem  hus  gelegen,  stost  gen  der  sunnen  ufgang  an  den 
gemaiuen  weg.'  1411,  Gr  Amterb.  S.  auch  sunnechtig. 
Dazu  noch:  ,Warumbe  wir  uns  in  dem  gebette  alles 
keren  den  weg,  da  der  sunne  uf  gat...  Das  wir  uns 
keren  gegen  des  s-en  ufgang,  das  tuon  wir...'  XIV., 
UwSa.  Hdschr.  Entfernung  der  S. :  Gege"  d'  S.  schiesse", 
vergeblich  arbeiten.  oO.  —  tl)  die  S.  als  Licht-  und 
Wärmequelle.  Heiter  wi  di  helli  S.  BG.  D'S. 
schint.  Im  Kdld:  D'  S.  fs  Siinneli)  sehint,  's  Vögeli 
grlnt  (pßft)  usw.;  s.  Bd  II  746.  V  1079.  Ähnlich  in 
dem  Rätsel  vom  Giessfass;  s.  brünnelen  (Bd  V  673  o.). 
D'  S-e"  schint  und  's  regned,  d'  Vögeli  sitze"d  uf  der 
Stege",  's  giH  e"  lange"  Fade"  bis  uf  Zürieh  abe"  SchwE. 
(Lienert).  Zungenübung:  D'  Sonn  schint  (rasch  zu 
wiederholen)  Ap,  Schang,  stand  üf!  d'  S.  schint  scho"! 
Z  (ähnlich  in  ApHer.;  BStdt;  s.  auch  Schang),  d'  S. 
schint  z'  Schu'yz  (vil  z'  wiss)  am  ZU  Z,  z'  Schwyz  am 
ZU  schint  d'  S.  a"  's  ZU  SohwE.  (Lienert).  RAA. 
Me"  muess  Heu  mache",  teil  d'  S.  schint,  seinen  Vorteil 
zur  rechten  Zeit  wahrnehmen  SchSL  (Sulger);  ähn- 
lich Z.  Im  gleichen  S.:  D'  Wasch  tröchne"  (sV  W. 
z'  tr.  wüsse"),  teil  d'  S.  schint  BLütz.  (Bärnd.  1904), 
M.  (M Waiden  1884).  So  war,  als  jetzt  d' S.  schint! 
Beteuerung.  GEgli  1879.  [Infolge  einer  Enttäuschung] 
isch  's  der  Muetter  g'si",  wie  wenn  d'  S.  Wümme'  tat 
schine".  JReinhart  1904.  ,Die  Sonne  scheint  für  alle 
Leut.'  Inschrift  am  Wirtshaus  zur  Sonne  in  AaÜii- 
singen.  ,Die  Sonnen  scheint  nicht  immerdar,  non 
semper  a:stas,  non  semper  oleum;  die  Sonne  wil  wi- 
derum  ein  wenig  scheinen,  facula  bona;  spei  allucet; 
die  Sonne  wird  dir  auch  widerum  scheinen,  et  tibi 
tempora  veris  erunt.'  Mey.  1692.    Mit  Richtungs-,  Orts- 


angabe. Von  Örtlichkeiten  ohne  direkte  Sonnenbe- 
strahlung heisst  es:  D'  S.  schind  drüber,  aber  nid 
drüf  it'"'  dran,  sie  ubcrschlnd  das  Land  bloss.  Bärnd. 
1908  (BGr.).  ,An  die  berga  sciiiet  diu  sunna  ze  erist.' 
Notker.  ,Da  habe  der  Xell  sinen  Degen  halb  uss- 
gezuckt  und  zu  ime  gesagt,  er  solle  lugen,  wie  die 
Sun  daran  schinne.'  1613,  Z.  D'  S.  seü-mi'*  Dummen 
a"schlne"!  Beteuerung  Z.  So  Ann  [Einer]  ist  nid  wert, 
da"-n-en  d'  S.  a"schint  (-schini)  Tu.  ,Der  schein)  war 
ii it  wärt,  das  in  die  sun  sölt  anschinen.'  1555,  ß  Turmb. 
,N.  sprach,  si  wer  das  bö'ste  wip,  das  die  sunn  ie  über- 
schein.' 1395,  Z  RB.  , Einen  hauwen,  dass  die  s.  durch 
in  schint',  als  Drohung;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1603,  auch 
Man  (Bd  IV  234).  ,Rett  N.,  stüende  er  raitt  im  nit  in 
stallung,  er  hüwe  inn,  daz  die  sun  durch  inn  schin.' 
1450,  Z  RB.  ,[N.  habe  gesagt]  es  werd  nüt  guot,  sy 
houwind  dan  for  ein  andren,  daz  die  sun  durch  sy 
schin.'  um  1525,  Z.  ,Das  ichs  [einen  Backenstreich] 
litt,  kam  mir  nit  in  sinn,  ich  hüw  ein,  dass  dsonn 
durch  inn  schinn.'  Eckst.  1526.  Verhüllend:  ,[Magd 
zur  Herrin:]  Ir  wolltens  [ein  misslungnes  Liebes- 
abenteuer] gern  mit  mir  verdecken;  o  nein,  frow,  ir 
tuond  mich  leken  ...  da  dson  nicht  schint!'  TStimmer 
1580.  ,Die  s.  bedecken':  ,Wär  nun  nit  toub  oder 
blind  oder  nit  begert  die  sonn  zuo  bedecken,  der 
würdt  und  muoss  bekennen  [dass  die  Angeschuldigten 
schuldlos  sind].'  1589,  Absch.  Mit  Hervorhebung  der 
Wirkung.  D'S.  schint  warm,  heiss  (gellig  ScuwE.); 
si  hat  Chraft,  giH  warm  (heiss),  brännt  (s.  Bd  V  621  u.), 
sticht.  D'  S.  brännt  Ei"'m  g'hörig  uf  dt"  Buggel. 
Wenn  d'  S.  sticht,  gibt  's  Rege".  Di  hi'ssi  S.  brautet 
zuhe"  BG.  ,Die  stächend  sonn  oder  die  heiss  sonn, 
sol  acutus.'  Fris.;  Mal.  S.  auch  bräglen  3  c  e  (Bd  V 
514) ;  bruetig  (ebd.  1010).  D'S.  verbrannt  Öppis  (Eine") ; 
s.  Bd  V  631.  645.  VI  1010  u.  ,Gar  zu  viel  Sonnen 
machet  schwarz,  luxuriant  auimi  rebus  plernnque 
seeundis;  je  näher  einer  bei  der  Sonnen  ist,  je  bälder 
schwärzet  er,  periculosa  potentum  vicinia.'  Mey.  1692. 
Sunntigarbeit  frisst  d'  Werchtigarbeit  wie  d'  S.  de" 
Wintersehne.  MWalden  1884.  D'  S.  schlicket  de"  Sehne 
e"iveg  Th.  S.  auch  Fön  (Bd  I  844  o.),  dazu  AFeierab. 
1873,  61;  FGStebler,  AW.  80.  Schon  in  der  voran- 
gehenden Gruppe  kann  S.  auch  i.  S.v.  Sonnenlicht, 
-wärme  aufgefasst  werden;  noch  deutlicher  tritt  diese 
Bed.  im  Folg.  hervor.  ,Die  S.  vor  dem  Brot  in  dem 
Haus  haben';  s.  Bd  V  941.  S.  ha",  von  direkter 
Sonnenbestrahlung.  Diese  Wohnung  hat  de"  ganz  Tag 
S.,  hat  niid  vil  S.  Von'n  Drünen  a"  [von  3  Uhr  an] 
häm-mer  Lei"  S.  me.  Das  Gras  ist  noch  nicht  dürr: 
's  hat  z'  wenig  S.  g'ha"  Th.  S.  noch  sunnechtig.  Ei"em 
d'  S.  vergunne"  GrAv.;  Th;  Z;  s.  Bd  II  3.33  u.  .[Eine 
Frau  schimpft  über  N,  der  gegenüber  ihrer  Wohnung 
einen  Neubau  aufführt]  er  stäle  iro  das  Iren  und  die 
Sonnen  und  Heitere  ...  [N.]  seig  ein  Sunendieb.'  1608, 
ZStdt.  S.  im  Gegs.  zu  Schatten.  Bildl. :  Mi"  sö't  de"" 
mumme"  luege",  was  us  dem  [in  armseligen  Verhält- 
nissen lebenden]  Setteli  wurd,  wen"-es  einist  och  chli" 
S-en  uberchäm  u"d  nid  gäng  im  feisteriste"  Schatten 
inn  müesst  stö".  SGfeller  1911.  ,Das  A.  in  guoter 
liehe  und  früntschaft  zuo  dem  [im  Schatten  arbeiten- 
den] B.  rette,  er  hette  es  gar  guot  im  schatten;  da 
antwurte  im  der  selb  B.  stolzeklich:  ir  Walhen  sind 
der  s-en  noch  des  Schattens  nit  wirdig.'  1475,  Z  RB. 
,Ir  [das  sündige,  götzendienerische  Menschengeschlecht] 
gend  die  s-en  umb  den  schatten,  das  liecht  der  ewigen 


Mio 


bau,  sen,  sin, 


frönd.'  BGlett.  Dira.  Wie  tuet  Amm  [Einem]  da' 
Sünneli  wider  guet!  sagt  zB.  ein  Kranker,  der  sich 
nach  langer  Zeit  wieder  einmal  sonnen  kann  Th. 
Wenn  nor  wider  e"weng  e"  Sünneli  (i"  d'  Stube")  ine" 
chunnt!  ebd.  Es  Ächti-,  Nüni-Sünncli,  kurzer  Sonnen- 
schein um  8  oder  9  Uhr,  ein  Anzeichen  schlechten 
Wetters  B.  In  präp.  Wendungen  von  Ort  oder  Zeit], 
wo  die  Sonne  scheint.  Ab  der  S.  gö",  ,von  der  Sonne 
weggehen'  Ap  (TTobler).  ,Ab  der  Sonnen  gehen,  a  sole 
abesse.'  Denzl.  1677.  1716.  Der  Gefangene  hat  Zeit 
zum  Nachsinnen,  weders  das'  schivarder  sigi:  ab  •'em 
Schatten  a"  d'  S-en  z'  chon  old  ab  der  S-en  a"  Schatten. 
Bärnd.  1908  (BGr.).  Einen  ,ab  der  S.  nehmen',  ein- 
sperren; Syn.  arin  Schatte"  tue".  .Können  dann  solche 
Bursche  ...  verfahren  nach  Belieben,  nimmt  man  sie 
nicht  beim  Kopf  und  ab  der  Sonne  V  Gottb.  A"  der  S. 
Vergä",  stä",  g'seh"  nie  Anke"  (Butter)  a"  der  S.;  s.  Bd 
I  341.  IV  1915/6.  [Die  Frau]  isch  glimpfig  worde"  wie 
der  Sehne  a"  der  S.  JBeinh.  1903.  .Erweicht  [iron.]  wie 
der  Leim  an  der  Sonnen.'  JMüll.  1665;  s.  Bd  VI  905. 
Öppis  a"  der  S.  tröchne".  Er  nemmt  nie  's  Handtuech, 
er  löt  sini  ßne"  Hendli  a"  der  S.  tröchne",  von  einem 
Faulenzer  ThMü.  A"  der  S.  d'  Zänd  tröchne",  Maulaffen 
feil  halten  AaKöII.  D'  Fasnachtchüechli  a"  der  S.  esse" 
chönne";  s.  Bd  III  140.  Mer  sind  e"chli"  a"  der  S.  g'si". 
A"  der  S.  lig(g)e"  uä.  Er  lit  ume"  wie-n-en  Engerech 
a"  der  S.  AASuhr.  S.  auch  Liecht-Mess  (Bd  IV  449). 
,An  der  sonnen  sein,  sich  a.  d.  s.  enthalten,  a.  d.  s. 
ligen  oder  ston,  apricari;  a.  d.  s.  spatzieren  oder  umb- 
hin  gon,  spatiari  in  aprico.'  Fris.;  Mal.;  s.  auch 
Sunnen-Brueter  (Bd  V  1009).  Uneig.,  klar  am  Tage 
liegen:  ,Und  ligt  aber  an  der  sonnen,  dass  ir  nun 
darum  uf  concilia  tröstend,  dass  ir  sy  nit  halten  wel- 
lend.' Zwingli.  So  auch:  ,am  tag  liggen  als  (wie)  der 
pur  an  der  sunnen';  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1620.  ,Es  ligge 
a.  t.  als  ein  p.  a.  d.  s.,  das  er  die  warheit  geredt.' 
1489,  Z  EM.  ,Es  lyt  a.  t.  wie  der  p.  a.  d.  s.,  wie  gross 
acht  sy  [die  Stadtheiligen]  uff  die  stet  band.'  EvEüte 
1532.  ,Es  ligt  a.  T.  wie  der  Baur  a.  d.  Sonnen,  in 
aprico  est,  omnibus  patet.'  Mey.  1692.  S.  noch  heiter 
(Bd  II  1769  u.).  A"  d'  S.  gä",  lig(g)e"  uä.  Gönd 
c"chli"  a"  d'  S.  use"!  ,\n  die  Sonnen  gehen,  ad  apri- 
cationem  egredi.'  Denzl.  1716.  A"  d'  S.  (in  der  ä.  Spr. 
auch  ,ze  sunnen')  cho",  uneig.  1)  offenbar  werden. 
,Nie  wart  so  klein  gespunnen,  ez  kam  etswenn  ze 
sunnen.'  Boner.  , Jetzt  kumpt  din  laster  alls  an  d'sun- 
nen.'  NMan.  ,Kein  Faden  ist  so  rein  gesponnen,  der 
nicht  zur  Zeit  kommt  an  die  Sonnen.'  Hosp.;  ähnlich 
bei  Denzl.  1677.  1716.  —  2)  zur  Geltung,  vorwärts 
kommen.  Jede,  wa  e"chli"  het  wolle"  a"  d'  S.  cho", 
kleidete  sich  nach  der  neuen  Mode  BG.  (Bärnd.  1911). 
Etw.  a"  d'  S.  tue",  leg(g)e",  stelle"  usw.  D'  Better  a" 
d'  S.  tue".  Wäsche  uilgl.  a"  d'  S.  hänke";  der  Volks- 
witz erklärt  dies  als  unmöglich,  die  Wäsche  werde 
ans  Seil  gehängt  Bs  (Hinderm.  1861,  3);  B.  Uneig.: 
,[Ich  habe  mir  vorgenommen]  die  Verdamlichkeit  [des 
Selbstmordes]  zum  Schrecken  des  Gottlosen  ...  an  die 
helle  Sonne  zu  legen.'  AKlingler  1691.  Etw.  ,an  die 
s.  bringen',  uneig.  1)  bekannt  machen ;  s.  Bd  V  242  o. 
—  2)  zur  Welt  bringen:  ,Das  kindle,  so  die  Bärbel 
an  die  sunnen  gebracht.'  1535,  Z  EB.  ,[Am  jüngsten 
Tag]  spricht  das  volk  der  finsternuss:  O  herr,  hilff 
uns  an  d  sunnen!'  BGlett.  I"  (seltener  als  a")  der 
S.  ligge"  Aa  (H.).  Chomm,  mer  wend  i"  d'  S.  lige" !  1" 
d'  S.  lige"  mag-ieh  nid,  aus  einem  Kinderreim  ScuSchl. 


.Einem  in  die  S.  treten-,  uneig.:  ,Da  zu  besorgen  war, 
dass  er  [der  Ablasskrämer  Samson]  auch  nach  Zürich 
komme,  hörte  er  [Zwingli]  nicht  auf,  ihm  in  die  Sonne 
zu  treten  und  auf  und  neben  der  Kanzel  die  Schänd- 
lichkeit dieses  Handels  zu  zeigen.'  SHess1811.  Ei"'m 
vor  der  S.  stä"  B;  Th;  ZW1.  Da  slg  g'wüss  nid  Eine, 
wo-n-im  u-e't  vor  der  S.  stä"  und-im  d'  Sach  wft  ver- 
herge".  Loosli  1910.  ,Vor  der  Sonnen  stehen,  officere, 
obstare  alieuius  commodis;  er  stund  ihm  vor  der 
Sonnen,  officiebat  apricanti.'  Denzl.  1677.  1716;  Hosp. 
Entspr.:  Ei"'m  vor  d'  S.  (ane")  stä"  Ap;  Bs;  B;  Sch; 
G;  S;  Th;  Z;  vgl.  Liecht  I  (Bd  III  1050).  Wenn-er- 
mer  ehönnt  vor  d'  S.  (ane")  stä",  so  tät-er  's.  Ich  will 
Niemerem  vor  d'  S.  stä".  ,So  beschicht  nach  vil,  daz 
brüedem  etwan  häftigan  einanderen  setzend  und  einer 
dem  andern  für  die  sonnen  stadt.'  LLav.  1582.  ,Wo 
etwan  einen  das  glück  trifft,  so  findt  man  leut,  die 
ims  verbunnen,  stüendend  eim  solchen  gern  für  d  sun- 
nen.' ChrMurer  1596.  Vgl.  dazu:  ,[Turnus  zu  den 
röm.  Jünglingen,  die  den  Bürgereid  geschworen,  von 
keinem  Fürsten  mehr  Gaben  anzunehmen:]  Der  [ver- 
triebene] küng  ist,  ders  [schöne  Kleider,  Pferde  usw.] 
mit  willen  gyt;  für  disse  sonn  stodt  üch  der  eid.' 
HBull.  1533.  B  i  Sonnu",  al  sole  PAL  (Giord.).  ,Daz 
man  eim  vogt  sol  reisen  bi  der  sunnen  uss  und  der 
sunnen  in  und  nit  fürer.'  1414,  LW.  Offn.;  vgl.  zur 
Sache  Bd  VI  1305.  ,[Wenn]  unser  herrschaft  von 
Österrich  offen  landtkrieg  hette,  so  söltind  die  hofflüt 
also  dienen  und  nit  ferrer,  denn  das  sy  eins  tags  früe 
bi  sunnen  uszugind  und  desselben  tags  aber  bi  sonnen 
wider  heimzugind  und  ziechen  möchtind.'  XV.,  ZWald 
Hofrecht.  S.  auch  Feld-Boss  (Bd  VI  1428).  Vgl.  dazu: 
,[Der  Gerichtsweibel]  mag  fürpietten  am  samhstag,  am 
sonntag  und  das  sol  by  der  sonnen  schin  beschehen.' 
1471,  GTa.  Offn.  —  e)  S.  und  Mond.  In  einer  Be- 
teuerung; s.  Bd  IV  234.  ,Über  N.  ist  nach  gnaden  und 
also  gericht,  das  er  ingemuret  ...  werden  solle,  daz  er 
sunn  noch  mon  niemer  mer  gesehen  möge.'  1489,  Z  EM.; 
im  Bericht  eines  Hönggers: , [NN.  werden  verurteilt]  das 
man  sy  sott  inmnren,  das  sy  weder  sun  noch  mon  pschin.' 
,Wie  mancher  muoss  von  des  waaren  gloubens  wägen  in 
einer  schwären  gfänknuss  ligen,  da  er  weder  sonn  noch 
mon  sieht?-  LLav.  1584.  ,Es  ist  gegen  einanderen  wie 
Sonn  und  Mond,  quanto  asinis  prrestantiores  muli.' 
Mey.  1692.  ,[Gott]  dem  auffwarten  Sonn  und  Mon.' 
1712,  Lied.  S.  noch  Inher-brechen  (Bd  V  336).  Er- 
weitert S.,  M.  und  Sterne",  in  einem  Anzählreim;  s. 
Ruess  II  (Bd  VI  1454).  ,0  sunn,  o  mon,  o  sternen 
rein!'  Com.  Beati.  ,Am  Himmel  leuchten  uns  Sonn 
und  Moon  und  die  übrigen  Sternen.'  Hofmstr  1645. 
,Lobt  den  Herren  nah  und  ferne,  Engel,  Sonne,  Mond 
und  Sterne.'  1712,  Lied.  —  f)  besondre  Erschei- 
nungen. D'  S.  zieht  (sucht)  Wasser  (üf  BGr.),  gilt 
als  Anzeichen  von  Begcn  Aa;  Ap;  B;  G;  Th;  Z;  wohl 
allg.  ,Die  Sonn  ziehet  Wasser  autf,  lux  solis  rigat 
ccelum.'  Denzl.  1677.  1716;  Hosp.  D'  S.  trüret,  sagt 
man,  wenn  die  Sonne  nur  trübe  durch  die  Wolken- 
schleier scheint  ZO.  (ESchoch).  S.  noch  unter  g. 
,Anno  1380  an  dem  ersten  tag  brachot  kam  ein  grosser 
erdbidem  und  am  suntag  darnach  um  mittag  sach  man 
ein  ring  um  die  sunnen  gan  und  2  krüz  darbi,  des  man 
gar  vast  erschrak.  Dem  nach  gieng  gar  vil  kumbers 
der  weit  ze  hand  mit  krieg  und  türi.'  HBrennw.  Chr. 
,1524  am  2.  tag  meyen  stuondend  ob  Zürich  dry  sunen 
nebend  einandern  und  under  denen  ein  rägenbogen  ... 


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und  die  s.  an  der  rechten  siten  liatt  ein  stückt  von 
eim  regenbogen  an  der  einen  siten  ...  1528  am  6.  tag 
meyen  stuond  ob  der  statt  Zürich  2  ring  in  ein- 
ander!] mit  schönen  färben  wie  ragenbogen  und  ein 
groser  wiser  ring,  der  gieng  über  die  ganz  statt  und 
unden  durch  bed  ring,  und  in  der  mite  diser  ring  stuond 
die  sun  und  zuo  beden  siten,  da  sich  die  dry  ring  in 
einander  schliesend  [!],  stuondend  zwen  sunenschin, 
rund  wie  die  recht  sun'  (gleichzeitige  Chronik);  vgl. 
dazu  Sicher  1531,  84/5.  ,Uff  hüt  sind  am  blosen 
heittern  himmel  zwo  sunnen  gesächen  worden  umb  die 
7.  stund  vor  mittag.'  1527,  B  RM.  ,NN.  sampt  andern 
namhaften  burgern  in  der  statt  Chur  haben  anno  1572 
bei  einer  halben  stund  lang  drei  sonnen  am  himmel 
gesehen.'  Ard.  1598.  S.  noch  Bing  1 d  (Bd  VI  1079/80) 
und  vgl.  Ort-S.,  sowie  Huf.)  (Bd  II  1023).  Sonnen- 
finsterniss.  ,Finsternuss  der  sunnen:  Desselben  jars 
[1485]  aim  mitwuch  nach  mitvasten  um  vesperzit 
was  die  sun  also  gar  bedeckt,  dass  es  ganz  finster 
ward,  und  was  doch  kain  gwülch  aim  himel.'  Sicher 
1531;  bei  Vad. :  ,(die)  sonn  erlöschen  (erloschen).' 
,Finsternuss  oder  erlöschung  der  sonnen,  defectus  solis.' 
Fris.;  Mal.  ,Die  Sonn  war  schier  gär  verfinstret,  man 
hat  Stärnen  am  Himel  in  der  Wyl  der  Finsternuss 
eigelich  gsechen.'  1605,  Ard.  ,Die  Finstemiss  der 
Sonne  begibt  sich  nicht  des  Nachts,  sondern  am  Tag.' 
Sprww.  1824.  —  g)  Bedeutung  der  S.  für  die  Vege- 
tation, Witterung  usw.  Die  S.  ,baut  die  Erde'; 
s.  Bd  IV  1955.  ,Es  ist  eine  alte  Baurenregel:  Sonne- 
Jahr.  Wonnejahr.'  EKönig  1706.  D'  S.  schult  ke(in) 
Hunger  i"  's  Land  L  (Ineichen);  ZWangen,  d'  S.  hed 
noch  kern  [keinem]  Bür  ab  ''em  Hof  g'schine"  L  (In- 
eichen), schint  kein  Pur  zum  Hof  üs  SciiSt.  (Sulger). 
Wetterregeln  uä.;  vgl.:  ,Auss  den  natürlichen  Zeichen, 
welche  Gott  durch  den  Lauff  der  Sonnen  würket, 
können  freilich  künftige  Ding,  nemlich  die  Witterung, 
Fruchtbarheit  und  Unfruchtbarheit  der  Erden  etc.  et- 
licher Gestalten  vorgesehen  und  ohne  Sund  vorgesagt 
werden.'  Anhorn  1674,  162.  Witin  d'S.  a"  Liechtmess  in 
d'  Cherze"  schint,  so  schneit  's  hin  Bahne"  GSaL.  Wenn 
a"  der  Liechtmess  d'  S.  schint,  so  chunnt  de''  Bär  nüd 
use",  d'  S.  schint-em  i"  d'  Auge",  dann  wird  's  nach  ehalt 
ZMönch.  ,[Der  hohe  Schnee]  lag  bis  uff  liechtmess.  Do 
beschein  die  son  den  priester  ob  dem  altar,  da  sagt  man, 
der  bär  wurde  widerumb  in  das  loch  schlülfen  sechs 
wuchen  lang.'  1568,  Tgb.  WSchodolers  d.  J.  S.  auch 
Ber  (Bd  IV  1449);  siben  (Sp.  53  o.)  und  vgl.  Liecht- 
Mess  (Bd  IV  449).  Wenn  d'  S.  schint  am  Jakobstag, 
so  ist  um  Wiehnecht  e"  grössi  Chlag  ZWangen.  Schint 
d'  S.  am  Äbe"d  in  di  nasse"  Tolle",  su  regnet  's  z'  morn- 
derist  all  Gassi  volle".  Bärnd.  1911  (BG.).  S.auchBärnd. 
1908,  154/5,  ferner  f  und  Begen  (Bd  VI  724).  Chunnt 
d'  S.  röti  uhe",  su  ist  amenen  Ort  e"  Schlacht.  Barnd. 
1911  (BG.).  —  h)  Glaube  und  Brauch.  Zur  Be- 
förderung des  Niessreizes  soll  man  geg'"  der  S.  luege" 
ApHer. ;  ZRuss.  ,Vor  der  Taufe  dürfen  des  Kindes 
Windeln  nie  in  der  Sonne  getrocknet  werden,  sonst 
möchte  es  behext  werden  ...  Man  muss  das  Kind  tief 
überdeckt  zur  Kirche  tragen,  Sonne  und  Luft  fressen 
es  sonst.'  Kochr.  1857.  ,Bei  uns  wird  der  Schein  der 
Sonne  mit  Vorsicht  abgewehrt  und  die  Mittagssonne 
gemieden  ...  Allbekannt  ist  der  Glaube,  ein  Kind  werde 
sommersprossig,  das  man  in  seinem  ersten  Vierteljahre 
viel  in  die  Sonne  trägt,  und  man  müsse  räudig  werden, 
wenn    man    in    der   Morgensonne   bei   der  Feldarbeit 


schwitzt.  Am  gefährlichsten  erschien  dieser  Einfluss 
der  Sonne  am  Tage  der  Sommer-Sonnenwende  [s.  dazu 
Johannes  Bd  111  30].'  ebd.  1867.  In  AaZoL  wird  die 
Wintersonnenwende  von  Zechern  festlich  begangen; 
,man  muss  ihr  helfen  sich  drehen',  sagt  man  daselbst, 
ebd.  In  Burglauenen  bei  BGr.  feiert  die  Schuljugend 
das  Verschwinden  der  Sonne  am  26.  Okt.  und  ruft  ihr 
nach:  B'hiet-dich  Gott,  liebs  Sunnelli!  Am  15.  Febr. 
bewillkommt  sie  wieder  den  ersten  Sonnenstrahl,  wenn 
d'  S.  umhi"  über  mag;  s.  Bärnd.  1908,  127.  ,In  GlGI. 
warteten  am  St  Fridolinstag  noch  bis  vor  Kurzem  alte 
Leute  das  erste  Hervorbrechen  der  Abendsonne  hinter 
demGlärnisch  vordem  Hause  sitzend  ab;  bei  ihrem  Er- 
scheinen standen  sie  auf  und  entblössten  ihr  zum  Gruss 
das  Haupt.'  AfV.  S.  auch  Üf-fart  (Bd  I  1030  o.).  Die 
Stunde  vor  Sonnenaufgang  gilt  als  die  günstigste  für 
das  Besegnen;  vgl.  HZahler  1898,  98  und  s.  ebd.  91. 
S.  noch  Bd  V  948.  —  i)  die  S.  persönlich  gedacht. 
In  einem  Aa  Anzählspruch  (Hunz.  267)  wird  sie  so 
dargestellt:  's  hocket  e"  Ma"n  hinder  der  Schür,  het 
es  guldigs  Chäppeli  uff,  hunderttüsig  Federe"  druff. 
In  zwei  andern  Aa  Kinderversen  (Besegnungen)  er- 
scheint sie  als  wisse  Frau  hinterm  Baum,  als  Fräueli 
öne  Midi.  Rochh.  1857,  343;  vgl.  Frau  (Bd  I  1242). 
Die  S.  sieht:  ,Dise  Brief  solle  die  Sonn  nit  sehen, 
weswegen  auch  der  Buchstaben  geenderet  [die  Schrift 
verstellt  wurde].'  1642,  ScHSt.  (Postscriptum  zu  einem 
Geheimschreiben).  Weitres  unter  d  und  f.  Die  S.  wird 
angeredet,  bes.  im  Kinderlied:  Sünneli,  Sünneli,  zeig- 
di'h!  Wülchli,  Wülchli,  flieh!  G 'sehst,  sust  cha""  's 
Vtönli  nüd  blüe"  ZBendl.  Sünnili,  Sünnili,  chumm 
auch  icider !  Schatte",  Schatte",  leg-di'''  nider!  ScuTha. 
Sünnili,  chomm  dbe",  gib-der  Wi"  und  Brät!  Begeli, 
gang  ufe",  oder  %'"  schläh"-dieh  töd  ScHBib.  (EStoll  1907). 
Liebs  Sünneli,  chumm,  mergönd  a"  's  Brünneli,  d' Händli 
z'  chüele",  's  Midi  z' spüele"  ZKn.  (JSchnebeli).  S.  auch 
unter  b  und  h.  ,Das  mort  [der  Selbstmord  der  Lu- 
cretia]  dich,  sonn,  entfärben  sott!'  HBdll.  1533.  Die 
S.  heisst  heilig,  grössmächtig  (s.  unter  b),  lieb;  vgl. 
auch  Herrgotten-S.  L)'s  lieb  Sunni,  das  zite"wis  us  d'm 
Weihe"  Himmel  abherggügglet.  MKuoni  1886  (GrScIis). 
Liebe''  Gott,  tue  's  Törli  üf  und  loss  de"  Bege"  dinne" 
und  los"  's  lieb,  lieb  Sünneli  schine".  Kdlied  GStdt.  Im 
Biti-Rössli-L\eA:  Di  dritt  [der  Marien]  tuet  der  Gatter 
('s  Tor)  üf  (oder:  gät  i"  's  Glogge"hüs,  zum  Summer- 
hüs)  und  lät  die  liehi  (heilig,  guldigj  Sunnen  üs  (i"e"J, 
mit  zahlreichen  weitem  Varr. ;  s.  auch  Bd  V  656  u. 
und  vgl.  bes.  GZür.  1906.  —  k)  bildl.  a)  in  der  reli- 
giösen Spr.  von  Gott.  ,Got  der  ewige  sunne  ordinote 
allez  daz  da  gescah  ...'  E.  XII.,  Wack.  1876.  ,Dane 
mag  enhein  naht  sin,  da  der  wäre  sunne  gesehin 
wirr,  alsolich  so  er  ist  in  terra  viventium.'  ebd.  — 
ß)  zu  .Sonnen  und  Stinker'  bei  HPest.  s.  Gr.  WB. 
X  1,  1624  u.  —  2.  Dim.,  der  von  einem  Spiegel,  einer 
polierten  Fläche  auf  eine  Wand  usw.  geworfene  Reflex 
des  Sonnenlichtes  ScHSt;  ThMü.;  ZBül.  E"  Sünneli 
mache"  (ScHSt.),  Sünneli  mache",  fange"  (ZBül.),  ein 
Spiel  der  Kinder;  Syn.  sünneleu.  ,Wie  ich  dastand 
mit  der  Hellebarde  beim  Fuss  in  der  hellen  Sonne, 
da  fiel  mir  ein,  das  Männlein,  das  mit  der  Feder  hin- 
term Ohr  gegenüber  am  Schatten  sass,  zu  necken  und 
mit  ihm  „Sünneli"  zu  spiegeln  ...  und  nun  spiegelte 
ich  [mit  der  Hellebarde]  dem  Schreiber  von  Zeit  zu 
Zeit  in  die  Augen,  dass  er  meinte,  er  müsse  der  Sonne 
entfliehen.'  AUZimmerm.  1900.    Auch  der  Brennpunkt 


'II.     Sllll 


1100 


eines  Brennglases  ScHSt.  (Sulger);  ThMü.  —  3.  figür- 
liche Darstellung  der  Sonne.  Die  Decke  in  der  Kirche 
trug  bis  1822  kläglich  aufgeschmierte  Sunni,  Mön  und 
Sterne".  Bärnd.  1911  (BG.).  Häufig  als  Wirtshausschild 
(vgl.  die  Anm.),  mit  einem  Gesicht  in  der  Mitte  und 
Zacken  als  Strahlen.  ,N.  urnb  die  s-en  zuo  dem  orley 
ze  vergulden  ...'  1443,  B  Stadtrechn.  ,59  pfd  15  ß  umb 
die  sonnen  und  mön  zuo  den  4  zyten  uf  sant  Peters 
turn,  wagent  135  pfd  kupfer,  cost  jedes  pfd  9  ß.'  1538, 
Z  Seckelamtsrechn.  —  4.  a)  =  Sunnen-Chrön  (Bd  III 
830).  Ansh.  »IV  522;  vgl.  ebd.  II  306.  —  b)  der  Neun- 
zehner im  Tarokspiel  WVt. ;  vgl.  dazu  ,Mond'  als  Name 
des  Siebenzehners.  —  c)  Teil  der  weiblichen  Tracht, 
, Haube,  hinten  mit  einem  Kranz  von  Silberdraht'  Gl 
(Rochh.;  heute  abgelehnt). 

Abel,  eurma  f.,  mhd.  «turne  f.,  auch  m. ;  vgl.  Gr.  WB. 
XI,  1590  ff.;  Martin-Lienh.  II  363.  Das  Masc.  tritt  in 
unsern  Quellen  des  XII./XIV.  mehrfach  auf,  so  Wack.  1876 
(neben  f.),  WvRheinau,  Hadl.,  Schachzabelb.,  Boner  (neben  f.), 
XIV.,  UwSa.  Im  Gegs.  zu  Sun,  Sohn,  beschränkt  sich  die 
Form  mit  -o-  in  der  lebenden  Spr.  durchaus  auf  das  Gebiet 
der  lautgesetzlichen  Senkung  von  u  >  o;  dagegen  tritt  sie  in 
der  ä.  Lit.  auch  ausserhalb  dieses  Gebietes  als  Lehnform  aus 
der  Schriftspr.  schon  seit  der  l.H.  XVI.  auf.  —  X.  in  Namen 
1)  das  einf.  W.  Als  Flurn.  PRi.  (Sunnu,  nach  Schott  1842 
wohl  für  An-der-SJ;  WStaldeuried  (,Sunneu'),  nach  dem  topogr. 
Atlas  auch  (doch  viel],  nur  nach  einem  Wirtshaus ;  s.  nach- 
her) iu  ApI. ;  Z.  Oft  als  Hausuame,  bes.  Wirtshausname 
(dabei  gilt  überall  die  zweisilbige  Form;  vgl.  die  Anm.  zu 
Bin  Bd  II  16640.).  wohl  allg.  und  schon  urk.  iu  AaB. 
(1376;  ,hus  ze  der  snnnen.'  XV.),  Eh.  (s.  Bd  V  1116  o.); 
BsStdt  (Familienu.  ,Zer  (Ze  der)  Snnnen.'  2.  H.  XIII./XV., 
zB.  ,Hug(o)  (dictus)  zer  S.';  vgl.  ebd.  , (Hugo)  de  Sole'  oder 
,ad  Solem.'  XIII./XIV.);  ZStdt  (,Her  burgermeister  Waldman 
hat,  zuo  koffen  geben  Klewy  Hasen  daz  hus  zur  Sunnen.' 
1488).  —  2)  als  1.  Teil  von  Zssen,  bes.  in  Flurnn.  (aus 
der  Schreibung  kann  meist  kein  sicherer  Schluss  auf  Ein- 
oder  Zweisilbigkeit  in  der  ma.  Ausspr.  gezogen  werden): 
,Sonn-Au'  Z  (bei  Leu,  Lex.  für  ZHorg.).  ,-Acher  (-Acker)' 
B  (mehrfach).  ,-Egg'  B  (mehrfach);  L  (auch  , Sonnen-');  Z 
Stdt  (Wirtshaus  ,zum  Sonneneck').  ,Sonneu-AIp'  Gl.  ,Sonn- 
Feld'  L  (auch  ,-Feldli'),  ,Sonnen-'  ApHer.;  G  (mehrfach);  S. 
, Sonnen-Fels'  L.  ,-Fluh'  Ap.  , -Garten'  Z  (mehrfach I.  ,-Gut' 
Aa,  ,-GUtli'  Aa;  ApUrn.  ,-Grund'  Z.  ,-Grat'  U.  ,-Hof  ApHer.; 
Bs;  G  (mehrfach);  Th  (häufig);  Z  (mehrfach),  als  Hausname. 
1820,  ZStdt.  ,-Hügel'  Aa;  Ap;  G.  ,Sonn-Halde(n)'  (auch 
,-Halten'),  meist  mehrfach  Aa;  Ap  (auch  bei  Leu);  Bs;  B;  L  (in 
V.  ,-Halti'  nach  Leu);  G  (auch  hei  Leu);S;  Th,  ,Sonnen-'AaSchenk. 
(Leu);  ApHer.;  Bs;  F;  L;  G;  Schw;  S;  Th;  Z,  dazu  der 
FX.  .Suiihalter.'  1605,  LZell,  ,Nesa  Sunhalderi.'  XV.,  LWill. 
,-HUsli'  L.  ,Sonnen-Kamm'  G.  ,-Kranz'  Schw.  ,Sonn-Mätt(e)li' 
B,  , Sonnen-Matt'  S.  , Sonnen-Bach'  GIFilzbach.  ,-Bad'  ZStern. 
,Sonn-Biihl'  B;  U,  , Sonnen-'  Aa;  Ap;  G;  Th;  Z  (auch  Haus- 
uame), FN.  ,-Bühel.'  XVI.,  BsStdt  (Leu).  ,Sonn-Berg'  B; 
Gl;  Schw  (schon  1464),  ,Sonnen-'  (s.  auch  Bd  IV  1561/2). 
allg.  (auch  F;  PMac),  urk.  1196,  ZHombr.;  1457,  ZHerrlib.; 
XVII.,  Uw  (neben  .Schattenberg');  179S,  ApHer.,  ferner  bei 
Leu  als  FN.  XIV./XVIIL,  LStdt;  XV.,  BStdt;  ,Sonuen- 
Bnrg'  G;  Seh.  , -Brunnen'  ZOtt.  ,-Reich'  ThRosental;  ZHirzel. 
,Sonn-Rain,  -Rein'  B,  , Sonnen-'  Aa;  Bs;  B;  L  (auch  bei 
Leu);  Schw;  Z.  ,Sonnen-Rüti'  GrA.  (neben  ,Litzi-R.';  vgl. 
Bd  III  1567  o.).  ,Sunn-Slten'  (s.  d.).  .Sonnen-Schlag'  G. 
,-Stafel'  Gl.  ,-Stein'  B.  ,-Stand'  B.  ,-Tal'  Aa;  ApUin.;  G; 
Th;  Z.  ,Sonn-Weid'  Aa;  Bs,  , Sonnen-'  Bs;  Z.  ,Sonu-Wi]'  F 
(uach  andrer  Angabe  , Sonnen-',  so  auch  bei  Leu,  Lex.); 
Uw.  ,Sunuen-Wald'  B;  Schw.  ,-Wand'  AaZof.  ,-"Wies'G;Z. 
,-Zirkul',  Hausname.  1820,  ZStdt.  ,-Zeit'  AaWohl.;  Z.  Fa- 
milienu. ,Suuuen-Fnr.'  1530/3,  Z  Ehegericht  (,in  Gebhart 
Sunuenfürs  huss'),  ,-fro.'  XV.,  BStdt;  HOS,  SStdt,  ,-Glanz.' 
14B2/4,  ZRB.,  ,-Mann.'  1531,  Strickler  (, Haus  Sunneman,  ca- 
plan  zuo  Frowenfeld'), , -Schin.'  1452,  B  StReehu.,  ,-Tag'  (s.d.). 


Abe"d-,  Abi"g-:  wie  nhd.  allg.  —  Ort-:  Seiten-, 
Nebensonne;  vgl.  Sp.  1U96/7.  ,Anno  1527  am  17.  tag 
des  hornungs  sind  gesehen  worden  dri  sonnen  in  zwen 
regenbogen  beschlossen  ain  dem  himmel  vor  dem  gbürg 
bi  Koufbüren,  und  die  zwo  ortsonnen  sind  gegen  der 
mitlen  sonnen  rot  und  gegen  den  regenbogen  gelb 
gesin,  in  der  mit  durchzogen  mit  ainer  weissen  strass ..." 
Sicher  1531,  79;  ähnlich  bei  Kessl.  '2  243.  —  Herr- 
gotte"-;  s.  Bd  H  522.  Syn.  H.-Lieehtli  (Bd  III  1053); 
vgl.  Ü"serherrgeds  Sunne".  Lienert  1906.  Die  lieb  H. 
chunnt  scho"  Z  (Dan.).  0  du  liebi  H.,  chumm  erwärm- 
i"s  um  und  um,  chumm  encärm-i"s  Hand  und  Füess, 
das'-mer  nümmer  früre"  müend  ZBauma.  —  Heuer-: 
heisse  Sommersonne.  Vergehen  wie-n-en  Anke"balle" 
a"  der  H.  Schild  1873.  —  Chnabe--:  scherzh.  für 
Mond(schein)  GrD.,  Pr.;  Z.  Syn.  Bueben-S.;  Meitli- 
Tröst.  's  gi't  kein  schöners  Liecht  als  d'  Clin.,  's  Herz 
erwärmt-sich  und  macht  Niemer  brün.  ChrEssl.  1858. 
—  Mai(e")-.  ,1m  gelösten  Geld  war  kein  Segen,  es 
verschwand  immer,  wie  Schnee  in  der  Maisonne  (ehe- 
dem sagte  man  Märzsonne).'  Gotth.;  vgl.  EB.  385. 

Morgen(d)-:  Morgensonne.  D'  M.  ha",  von  einem 
gegen  Osten  liegenden  Hause,  Zimmer.  , Morgensonn, 
sol  oriens.'  Denzl.  1677.  1716.  —  Als  Orts-,  bes.  Wirts- 
bausname  Th;  Z. 

Merze"-:  Märzsonne  Ap;  B;  G;  Th;  Z.  Sie  ruft 
nach  dem  Volksglauben  die  Sommersprossen  hervor; 
vgl.  31.- Flecken  (Bd  I  1189),  -Bluem  (Bd  V  84),  -Sprig- 
gelen,  -Dreck,  sowie  Sp.  1097  u.    S.  auch  Maien-S. 

Buebe"-:  =  Chnaben-S.  Aa;  B;  GrV.;  Th;  Z.  Nä'h 
dem  z'  BetteHäte",  wenn  bald  d'  B.  b'schint,  beginnt 
das  Kilten  GrV.  —  Auch  bei  Fischer  I  14SS;  Martin- 
Lienh.    II   363. 

Brägel-:  brennende  Sonne.  Trochne"  tuet 's  en- 
andere"  näch  bi  der  Br.  KIscher  1903.  —  Üs-tag 
Ü's-  BG.(Bärnd.  1911),  Hüstage"-  BLütz.  (SGfeller); 
S  (JReinh.):  Frühlingssonne.  Wi  wol  tuet  di  H.  den 
alte"  Lette*!  SGfeller  1911. 

sunnecht(ig):  sonnig.  Vom  Wetter.  ,Sonnäch- 
tiger  tag,  daran  die  sonn  scheint,  ein  schöner  tag, 
apricus  dies.'  Fris.;  Mal.  Von  Örtlichkeiten.  ,Sunn- 
ächtig,  apricus,  expositus  solibus  locus;  sonnächtig 
ort,  das  allwäg  sonnen  hat  oder  gegen  der  sonnen 
ligt,  apricus  locus;  ein  sonnächtig  gländ,  regio  aprica.' 
Fris.;  Mal.  ,Ein  sonnecht  Land,  milt,  früchtenreich.' 
BEKebm.  1620.  , Einen  sonnechten  Hügel  mit  Räb- 
stöcken  besetzen.'  Spleiss  1667.  , Sonnecht  Ort,  locus 
apricus.'  Denzl.  1677.  1716.  ,[Die  Rebgelände]  sind 
nicht  gleich  sonnechtig.'  EKönig  1706.  ,In  warmen 
sonnechten  Gärten.'  ebd.  —  Vgl.  .sonnicht'  bei  Gr.  WB. 
X  1,    1707/8;   Sauders   II    1120. 

sunnele"  GRNuf.,  sonst  sünnele":  1.  refl.  (in  Z 
1t  Dan.  auch  intr.),  sich  sonnen,  zB.  nach  dem  Bade, 
von  alten  Leuten  ScuSt.  (Sulger);  Z.  Er  hät-si'''  vor 
<'em  Hüs  e"chli"  g'sünnelet.  Auch  ,sich  an  der  Sonne 
spiegeln' :  De'  Vogel  sün"elet-sich  ScHSt.  (Sulger).  Von 
Schätzen:  Die  unterirdischen  Schätze  .sönnelen'  sich 
alle  100  Jahre  einmal  und  blenden  dann  die  Augen 
der  Menschen  so,  dass  man  sie  für  etwas  ganz  An- 
deres ansieht  als  für  das,  was  sie  wirklich  sind  (so 
erschienen  einem  Manne  Geldstücke  als  Erbsen).  Al- 
penp.  1872  (GAltst.);  vgl.  auch  Henne  1874,  401.  — 
2.  intr.,  =  Sünneli  machen  (s.  Sunn  2  Sp.  1098)  ScHSt. 
(Sulger);    Z.    —    3.    intr.,    gleichs.    nach    der    Sonne 


um 


bau,  sen,  sin,  son    sull 


1102 


riechen,  von  der  Einwirkung  der  Sonne  einen  (guten) 
Geruch  haben.  D'  Wasch  sünnelet,  d'  Better  sünnele"d 
'/,.  Das  Heu  tued  s.  GrNul.  Anders:  Das  Gras  (Der 
)'hl'  sünnelet,  ,ist  von  der  Sonne  zu  sehr  durchbrennt, 
wegen  Trockenheit  im  Boden  von  der  Sonne  fast  dürr 
geworden'  Z  (Spillm.). 

1  Diu),  zu  rannen  oder  wie  2  Abi.  von  Sünneli,  3  eine 
Bildung  wie  bäckehn  udgl.  Vgl.  Gr.  W1S.  X  1,  1627.  1630 
(unter  ,sonueu'). 

sunne-  (-«"  PAger,  AI.)  —  Ptc.  -et  (-ut  PAger): 
1.  a)  tr.,  sonnen,  der  Sonne  aussetzen,  a)  im  eig.  S. 
allg.  , Sonnen,  an  die  sonnen  tuon  oder  legen,  insolare.' 
Fris.;  Mal.  D'  Bett(er)  s.,  gew.  ein  Mal  im  Sommer 
(vgl.  Sunneten);  häufig  auch  abs.:  Mer  tuend  hat  s.; 
sind-er  am  S.?  Grussfrage;  s.  auch  usen-butzen  (Bd 
IV  2022).  Ich  han-es  G'spüsli,  's  ist  grad  so  rieh  wie- 
n-ich:  's  cha""  d'  Wasch  vergebe"  s.  Lienert  1906. 
,\Ver  am  Tag  von  Maria  Verkündigung  die  Kleider 
sonnt,  dem  bleiben  sie  vor  den  Schaben  bewahrt.' 
DGemp.  1904.  ,Heu,  Emd,  Flachs,  Hanf  udgl.  s.'  BHk. 
Nach  dem  Lüche"  [s.  Bd  III  1043]  der  Gespinst- 
pflanzen folgt  als  nächste  Verrichtung  das  S.  ScuSchl. 
(APletscher);  s.  auch  üf-nemen  (Bd  IV  736,  für  G). 
,Die  meyer  sönd  die  gerechtigkeit  haben,  gegen  ein 
andren  vor  der  schurr,  uf  dem  hof,  wellicher  da  von 
erst  uf  ist,  der  mag  hirss-samen  und  erhs-samen  und 
wes  er  dann  nottürftig  ist,  s.,  und  soll  niemand  den 
andren  dannen  tryben.'  XV.,  AAWett.  üffn.  Badewasser 
(für  Kinder)  s.  GT.  Heilwasser  ,s.'  (vgl.  unter  2  b). 
,Alle  Wasser,  so  in  Balnea  Maria;  abgezogen  sein,  damit 
der  Brand  wol  darauss  gezogen  werde,  sollen  sie  ge- 
sonnet werden  ...'  JRLandenb.  1608;  vgl.  dazu  JJNüsch. 
1608,  15  (,Wie  man  an  der  Sonnen  distillieren  sol'). 
Der  Dope"  s.:  So  mängi  Stund  der  Bär  z'  Liechtmess 
der  Dope"  cha""  s.,  so  mängi  Wuche"  wird  's  noch 
Winter  (cholt)  Bs;  vgl.  Sp.  1097.  S.  auch  noch  Angel- 
Sachs  (Sp.  238).  In  scherzh.  RAA.  De"  Pfolbe"  s.; 
s.  Bd  V  1100.  Ond  i«  der  Au  [Gemeinde  in  GRh.] 
onne"  tönd-s'  d'  Wentele"  s.  Ap  VL.  1903.  D'  Chappe" 
s.,  faulenzen :  's  ist  recht,  ''as'  iver  blöiss  d'  Ch.  sunnt  [!], 
nie  zuemne"  eigne"  Hüsli  chunnt.  Lienert  1906.  — 
ß)  uneig.  Etw.  Verborgenes  ans  Tageslicht  ziehn  und 
(auch  nur  sich  selbst)  zur  Schau  stellen:  ,Elisi  packte 
gewöhnlich  alle  Nachmittage  ihren  Kram  aus,  sonnete 
ihn  und  packte  ihn  dann  wieder  ein  in  die  schönen 
Druckleni:  Chrälli,  Seidenfaden,  Chetteli [usw.].'  Gotth. 
Taler  s.,  die  zsgesparten  Geldstücke  hervorholen  und 
(damit  prahlend)  ausgeben.  ,Im  Nidleboden  sei  er 
Haupterbe,  der  Alte  halte  viel  auf  der  Familie  ...  Dem 
wolle  er  dann  die  grauen  Taler  sonnen.'  Gotth.  ,Es 
[die  künftige  Schwiegertochter]  wolle  ihnen  die  alten 
Vergraueten  [erg.  Taler]  sonnen,  und  da  müsse  es  ein 
ander  Leben  geben.'  ebd.  —  b)  refl.,  sich  sonnen  Aa; 
Ap;  Bs;  B;  Gl;  G;  Schw;  Th;  Uw;  Z;  wohl  allg. 
,Das  sonnen,  apricatio;  vom  sonnen  erwarmen,  apri- 
catione  calescere.'  Mal.  Der  Pfarrer  isch  vor  aem 
Pfruendhüs  g'sessen  und  het-sech  g'sunnet.  RvTavel 
1910.  Z'  Oberchulm  bim  Bösslibrunne"  cha""-sieh  jeden 
Esel  s.  AaKu.  Von  Tieren.  D'  Chatz  sunnet-sich  Tb. 
S.  auch  Liecht-Mess  (Bd  IV  449).  Von  Pflanzen.  Am 
Wegport  hei"-sieh  Tübe"chröpfli,  Erdberiblüestli  u"<> 
Hirschiseggeli  g'sunnet.  SGfeller  1911.  Von  den  weis- 
sen Wolken,  die  hoch  am  blauen  Himmel  unbeweglich 
im  Sonnenschein  ruhen,  ein  Gutwetterzeichen  Z.  D' 
Wulche"  tüend-sich  s.,  's  cha""  's  iez  [nach  dem  Regen- 


wetter] leider  e"chli"  tue"  ZRuss.  Von  Schätzen,  die 
nach  dem  Volksglauben  von  Zeit  zu  Zeit  sich  an  ge- 
wissen Orten  in  die  Sonne  legen  ZZoll.f;  vgl.:  Ein 
alter  Mann  sah  einmal  im  hellen  Sonnenschein  am 
Waldesrand  eine  wunderschöne  gelbe  Blume,  die  in 
der  Sonne  strahlte;  das  sei  ein  Schatz  gewesen.  Hätte 
er  Geistesgegenwart  gehabt,  so  hätte  er  seiner  habhaft 
werden  können,  ebd.  ,Auf  Bärhegen  soll  ein  Schatz 
verborgen  sein,  der  manchmal  hervorkommt,  um  sich 
zu  sonnen;  wer  das  Glück  hat,  kann  das  Gold  in  der 
Sonne  leuchten  sehen'  BE.  (AfV.).  ,Man  erzählet  von 
diesem  Schloss  [zu  GRÜVaz],  es  liege  ein  Schaz  allda 
begraben,  der  müsse  sich  jährlich  auf  einen  gewissen 
Tag  sonnen  oder  aber  an  der  Sonne  präsentieren,  und 
wollen  ihn  Einige  auf  einem  Pläzlein  neben  der 
Schlossmauren  auf  einem  Tuch  ausgebreitet  gesehen 
haben.'  Sererh.  1742.  Von  einem  Augenwasser:  ,Setz 
es  an  die  Sonnen,  damit  es  sich  wol  sonne,  und  so 
oft  du  es  nutzen  wilt,  so  rührs  wol.'  Arzneib.  XVII./ 
XVIII.  Uneig.  Sich  an  Ei"'m  s.,  im  Ansehen  eines 
Verwandten  Z  (Spillm.).  Er  het-si'h  g'sunnet,  von 
einem  .Angeheiterten.'  Sprww.  1869.  —  2.  unpers., 
scheinen,  von  der  Sonne  BBe.,  Ha.;  GRPr.;  PAger, 
Po.;  Schw;  S;  Ndw;  ü.  Es  mag  nid  g's.  BHa.  's  hed 
afe"  lang  g'sunnut  PAger.  Es  hed  iz  nimmer  g'sunnet 
z'  Nachmittag  PPo.  Wie 's  z' nutzt  im  Winters,  cha""! 
Lienert  1906.  Wenn  's  nur  e'so  sunnet,  se  toTet  d's 
Amd  nit  gar  hündsch  SchwMuo.  Es  mues"  nach  s-en 
guet  [bis  das  Heu  dürr  ist]  BBe.  Es  sunnet  ä'"mel 
schön  aScHW.  Hütt  will  's  nid  recht  s.  ebd.  I"  d's 
Inner  Land  [Italien],  wo  's  wärmer  sunnet.  Schwzd. 
(Schw).  Hut  sun"et  's  im  Hag,  's  gV't  e"  fröliche"  Tag. 
Lienert  1906  (Strömerliedli).  Im  Inf.:  Wenn 's  au'h 
noeh  etsche"  zum  S.  chemti,  Sa  gät  's  glich  noch  e"  Wil 
[bis  das  Heu  dürr  ist].  MKdoni  1884  (GrvPi-.).  Dich- 
terisch von  Gott,  die  Sonne  scheinen  lassen:  Ü"ser- 
herrged,  Ute  s.,  mer  hend  ligge"ds  Heu!  Lienert  1906 
('s  Wetter).  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1627  ff.:  Martin-Lienh. 
II   363. 

üs-:  refl.  und  unpers.,  vom  Sieg  der  Sonne  über 
die  Regenwolken,  sich  ausheitern  ApI.  Wenn-se  [=  es]- 
sich  mag  üsg'sotme",  cha""  's  wider  e"  par  guet  Tag 
g'e".  —  Anders  bei  Sanders  II    1119. 

,be-sonnen:  an  der  sonnen  tröchnen,  insolare; 
besonnet,  insolatus.'  Fris.;  Mal.  —  , Besonnung: 
derrung  an  der  sonnen,  insolatio.'  ebd.  -  Vgl.  Gr.  WB. 
I   1634;  Sanders  II   1119. 

sunnenhaft:  sonnig,  sonnenreich,  von  einem 
Zimmer,  einer  Wohnung  GStdtf;  THBerg.  ,Eine 
sonnenhafte  Wohnung'  in  GStdt  früher  häufig  in  In- 
seraten. —  Vgl.   Gr.  WB.  X  1,   1652. 

sunnenlachtig.    S-s  Wetter,  sonniges  GR.f 

Sunnete"  f.:  1.  das  Sonnen,  spec.  von  Betten  B 
(lt  Zyro  und  Id.);  Gl;  ScHSt.  (Sulger);  Z.  Händ-er 
d"  S.?  fragen  Vorbeigehende.  —  2.  coli.,  die  an  die 
Sonne  gelegten  Betten  B  (Zyro);  SchSL  (Sulger);  Z 
Stdt.  's  Vrenelisgärtli  [am  Glärnisch]  g'seht  es  Nüm- 
merli  icisser  üs,  als  wem-me"  diheimc"  di  sefbe"  Sun- 
nete" g'seht,  wo  de''  Zwingliplatz  [in  ZStdt]  demit  Stät 
macht!  LSteiner  1879. 

Bett-,  in  GT.  Better- .-  =  dem  Vor.  1  B  (vgl.  Bari 
1885,  42  ff.) ;  GT.  Zweris  in  e"  Wasch  oder  ne"  Glei- 
teten oder  ne"  B.  cho",  von  einem  Besuche.  RvTavel 
1910. 


San,  sen,  sin, 


1M4 


sunnig,  in  Ap  siiHmig:  1.  =  sunnechtig  Aa;  Ap;  B; 
G;  Th;  Uw;  Z;  wobl  allg.  E(s)  s-s  Pläteli.  Wie  s-er 
d'  Alp,  wie  besser  der  Chäs  BGr.  (Bärnd.  1908).  — 
2.  vom  Holze,  =  sunnen-gäng  (Bd  II  357)  BGr.,  Hk., 
Ha.,  „0."  (St.2),  R.;  SchwMuo.  S.  auch  die  Synn.  recht» 
(Bd  VI  217),  ge-rad  (ebd.  498),  sowie  wider-s.  ,Eine 
sonnige  Tanne'  BHk.  D's  Wetter  [der  Blitz]  schiesst 
geren  i"  d's  s.  Holz,  wil  das  vil  mer  Magnet  hed  BGr. 
(Bärnd.  1908).    Subst.  Sunnigi  f.  BGr.  (ebd.). 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1708/9  (ma.  auch  in  Bed.  2);  Martin- 
Lienh.  II  363.  Die  Einsender  zu  2  sagen  mehrfach:  ,in  der 
Richtung  des  Sonnenlaufs',  dh.  für  den  nach  Süden  gewen- 
deten Beobachter  ebeu  von  links  nach  rechts.  In  Flurnn. 
,Sonnig-Hengst'  BG.  (nach  Bärnd.  l'JOs  ,/,,-  sunnig  Hingst, 
Name  einer  Alp,  als  Gegs.  zum  schattige"  H.),  ,-Horn'  Uw, 
,-Landorf  B,  , -Neuhaus'  B,  ,-Berg'  U,  ,-Rain'  B,  ,-Riprechten' 
B,  ,-Stöcke'  U,  ,-Dürsgraben'  B,  ,-Wald'  BReutigen  (ueben 
,Schattig-W.'),  ,-Wi-chel'  U,  ,Sonnige(r)-Fang,  -Schwendi, 
-Wald'  B. 

&b-sünnig:  von  der  Sonne  abgewandt,  auf  der 
Nordseite  gelegen  ZKn. 

w i d e  r  -  sunnig  BGr.;  SchwMuo.,  -sünnig  (bzw. 
■sinnig  II)  BGr.,  Hk.,  Ha.,  „0.",  R.,  Si.;  Ndw  (Matthys): 
1.  =  wind-gäng  (Bd  II  357);  Syn.  ferner  linggs  (BHk., 
„0."),  widrig,  windisch;  Gegs.  sunnig  2  (s.  o.).  D's 
sunnig  Holz  graded  geng  (die  Drehung  nimmt  nach 
oben  ab),  d's  w-e  ist  wie  witer  ufe"hi"  icie  verträiter 
BGr.  (Bärnd.  1908).  Oft  ist  eine  Tanne  unten  w.,  oben 
sunnig  SchwMuo.  Ob  die  , Nähte'  einer  Tanne  sunnig 
oder  w.  verlaufeD,  sieht  man,  ohne  die  Rinde  abzu- 
heben, wenn  man  die  Hände  mit  den  Spitzen  nach 
oben  flach  auf  den  Stamm  legt:  verlaufen  die  Risse 
in  der  Rinde  gegen  den  Daumen  der  rechten  Hand, 
so  ist  sie  sunnig,  wenn  gegen  den  Daumen  der  linken 
Hand,  w.  ebd.;  ähnlich  BGr.  (s.  Bärnd.  1908,  183,  wo 
noch  andere  äussere  Kennzeichen  angegeben  sind). 
Das  w.  Holz  wird  vorgezogen  zur  Verarbeitung  (auch 
zum  Hausbau),  da  es  weniger  leicht  rissig  wird;  da- 
gegen eignet  es  sich  nicht  zu  Schindeln,  weil  es  sich 
nur  schwer  und  nicht  glatt  spalten  lässt  (vgl.  dazu  2). 
—  2.  übertr.,  von  einem  widerspenstigen,  übh.  einem 
etwas  nichtsnutzigen  Menschen  SchwMuo.  Syn.  un- 
spellig. 

Die  entrundete  Form  mit  -t-  führte  in  BGr.  (nach  Bärnd. 
1908,  183)  zur  Identifizierung  mit  wider-einnig  I  (Sp.  1074), 
trotzdem  die  Form  auf  -«-  danebeu  vorkommt.  In  BHk., 
Ha.,  R.  steht  der  umgelauteten  Form  unsres  Wortes  unum- 
gelautetes  sunnig  gegenüber.  Zu  1  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1709 
(unter  , sonnig'). 


Sfl'nnembül  ZZoll.,  So'nnt-büle"  Ap  —  f.: 
büle. 

Volksetym.  angelehnt  an  Sunn  (Ap  So'nn),  Sonne;  ,der 
ekstatische  Zustand  führt  die  .SV  oft  auch  in  die  Sonne, 
von  der   sie  allerlei  erzählen'  ZZoll. 

siine0  BStdt;  GRNuf.,  süne"  B,  so  Be.,  E.,  G.,  Si. 
fsünne"),  Stdt,  3.  Sg.  Pr*s.  und  Ptc.  -et:  Schall w. 
a)  von  Leblosem.  Pfeifen,  heulen  (in  den  Fugen  des 
Hauses),  vom  Winde  BStdt;  GRNuf.  .Singen',  vom 
Ton  siedenden  Wassers  im  Kessel  B.  Uf  der  Ser- 
■wante"  het  der  Teekessel  g'sünet  und  g'sur'et.  RvTavel 
1901.  —  b)  von  Tieren  und  Menschen.  Leise  winseln, 
wimmern,  von  Hunden,  Kranken  fbes.  Kindern)  B 
(allg.),  „langsam  und  schwach  weinen,  wimmern,  auch 
von  Hunden  an  einer  Türe,  wenn  sie  hinaus-  oder 
hineingelassen  zu  werden  wünschen   oder  bei  Tische 


ihr  Gelüst  nach  .Speisen  laut  zu  erkennen  geben  B"; 
,süne",  vox  canis  solitudinem  deplorantis,  de  nomine 
dolente  dicitur.'  Id.  B.  Lät  doch  de"  Hung  ab,  er 
sünet  Ei"'mja  d'  Ore"  coli  B  (AvRütte).  Was  sünisch 
o"ch  geng  der  lieb  läng  Tag,  Jolsebli?  ebd.  [Ein  Be- 
trunkener] het  alli  Lengi  g'sünet  wi-n-e"  Schlosshund. 
SGpeller  1911.  Um  der  Tüsi"ghcrengottsuülle" !  het-er 
[der  vom  Hunde  Gepackte]  g'sünet,  rüef  dem  Hung, 
ieh  will  ja  gä"!  Loosli  1910.  Vom  Laut  des  jungen 
Kuckucks:  Der  uVs'  Nüt  z'  mache"  weder  der  Schnabel 
üfz'tue"  u"d  z'  siine",  so  lüt  er  ma',  zisslss,  zissississ! 
Barm.,  lull  (BG.).  .Murren',  von  der  Katze  B  (Dan.). 
,Sich  verblümt  und  weinerlich  beklagen'  B  (AvRütte). 
Was  hesch  doch  z'  süne"?  Red  doch  lieber  einisch  grad 
üse",  su  weiss-me",  wo  's-der  faltl  Viell.  hieher,  von 
untertänigem  Gewinsel:  ,Ja,  wenn  min  herz  könt 
sünen  mit  jedem  hofgesind,  zweien  herren  dienen...' 
1536,  B  Lied.  —  Onomatopoetisch;  vgl.  Äonen,  nänen  (Bd 
II    1370),   ferner  sunggen,   zu   a  auch  zänen. 

Süni  m.:  launischer  Mensch  GRNuf. 

G°-sun  I  n.:  Gewinsel,  Gestöhn  B  (AvRütte). 
Was  isch  Das  fer  nes  G's.,  wo-me"   da  geng  g'hört? 

U'-sün  II  (bzw.  -sin),  in  BsLauwil  G'süm  —  n. : 
1.  Sehkraft  „B;  LE.  Mein  Bruder  hat  ein  schlechtes 
G's.,  sieht  nicht  gut."  —  2.  Angesicht,  Antlitz  Aa 
Grän.  (Rochh.);  „B"M.;  „LE.  Zeige  mir  dein  G's." 
Bes.  mit  Bez.  auf  den  Gesichtsausdruck  und  zwar 
a)  den  veränderlichen,  momentanen,  Miene  Aa;  L 
(JRöthelin).  Was  machsch  für  es  G's.?  tadelnd  Aa. 
Ich  han-em's  am  G's.  a"g'seh",  das" -er  Öppis  hed  L 
(JRöthelin).  —  ß)  den  stehenden  Gesichtsausdruck, 
die  markanten  Gesichtszüge,  Physiognomie,  bes.  auch 
vom  ererbten  Gesichtstypus  einer  Familie  Aa  (so  Birrf., 
St.,  Zof.,  Z.);  BsLang.,  Lauwil;  „B"  (so  oAa.,  Bie),  E., 
Gr.,G.,  0.,  Si.,  Stdt,  Thun);  LE.  (auch  lt  St.),  Wigg.; 
S.  Die  hat  iez  auch  es  G's.!  eine  eigentümliche  Ge- 
sichtsbildung AAZof.  A.:  Er  het  no'h-n-es  hübsches 
G's.  B.:  Nei",  das  G's.  cha""-mer  's  gar  nid,  Der  isch 
nid  en  üfrichtigC  Möntsch  B  (AvRütte).  Das  chönnt 
wol  der  [von  der  Polizei  gesuchte]  Pbrecher  si",  d's 
G's.  hätt-er  ganz  demäch.  ebd.  's  het  aber  aueh  Alles 
zu  sV'm  G's.  'passt.  JReinhart  1901  (S).  ,Si"s  G's. 
g'fallt-mer,  placet  mihi  hominis  facies;  es  schlims  G's., 
improba  facies;  es  fulärtigs  G's.,  arguti  oculi.'  Id.  B. 
Jmd  am  G'süm  (BsLauwil),  (djem  G's.  a",  nä'*  (B) 
kennen.  Dem  G's.  näch  g'chenn-ich  dich,  aber  der  Name" 
chann-der  tut  ge".  Us  si"em  G's.  het-mi'h  'düecht,  ich 
sollte-ne"  b'chönne"  BG.  ,Us-em  G's.  b'chönne",  indolem 
hominis  e  vultu  pernoscere.'  Id.  B.  Von  einem  be- 
stimmten Familien-,  Volkstypus.  Das  G's.  heglet-mieh 
doch  ämel  o"eh,  es  mant-mich  a"  Öpper,  und-ich  cha"" 
nit  dra"  cho",  a"  wen  B  (AvRütte).  Das  G's.  han-i'h 
scho"  amenen  Ort  g'seh".  ebd.  Er  het  (ganz)  d's  G's. 
vo"  sV'm  Vatter  B;  S.  Mi"  Brueder,  der  het-mer 
'gliche"  wie-n-e"  Tropf  Wasser :  's  gliche  G's.,  die  glich- 
lige"  heitere"  Ghruselhör,  blaui  Auge"  ...  JReinhart  1905. 
A::g'fäi  im  G's.  wie-n  der  Meink  und  unterent  [unge- 
fähr] in  si"'m  Alter.  Alpenr.  1827  (BO.).  Im  G's.  nö<>> 
Icört-er  in  's  Hermanne"  G' 'schlackt  BsLang.  Im  G's. 
näch  chönnt's  en  Emmenegger  [FN .]  si"  LE.  Nes  Berner- 
fraueli  am  Reden  und  am  G's.  a".  JReinhart  1903. 
's  Chirchhofer-G's.  uä.  ha"  Aa.  Die  g'hört  i"  's  Schaue"- 
berg-G's.  AaZoL  Si  het 's  G's.  nit.  ebd.  Auch:  .Ge- 
mütlichkeit (d.  i.  Veranlagung),    die  sich  im  Äussern 


1105 


sin,  son,  sali 


11 0f, 


eines  Menschen  zeigt'  BM.  Uneig.,  im  gliche*  G's.: 
,\Vir  Janken  dem  Publikum  für  die  lebhafte  Teil- 
nahme, die  es  dem  Blatte  bis  jetzt  geschenkt  hat,  und 
wir  versichern  dasselbe,  dass  es  im  gleichen  Geiste, 
im  gliche*  G's ,  fortfahren  wird.'  Guckk.  1843. 

Ahd.  gasiuni,  nihd.  getsiune  n.,  Coli,  zu  gut.  »tun»,  as. 
nun  f.,  zu  »eien;  bei  Gr.  WB.  IV  1,  4292  nur  noch  ans 
Schweiz,  und  westfäl.  MAA.  belegt.  Vgl.  allenfalls  noch: 
,Das  [nach  GL.  ,der']  Gsür,  auch  Gsünhom  und  ehedem  Gsyn- 
liuh',   Gebirgsstock  zw.  BNSi.  und  Frutigen.  Jahn  1857. 

Hirte"-:  Hirtenmiene;  s.  Larven-Gesicht  (Sp.2ül). 

—  Stamm-:  Stammtypus.  .[Ilaler  Jos.  Reinhardt] 
bereiste  mehrere  Jahre  lang  die  Kantone  der  Schweiz 
und  schilderte  in  130  Ölgemälden  nicht  nur  den  An- 
blick aller  üblichen  Volkstrachten,  sondern  selbst  so 
viel  Eigentümlichkeiten  des  verschiedenen  Stammge- 
sühns,  dass  man  dieses  Kunstwerk  als  das  einzige 
seiner  Art  betrachten  inuss,  welches  Europa  bis  jetzt 
besass.'  1815,  AfV.  (EAEvers;  Schweiz.?). 

g"-sun:  „in  tiefes  Nachdenken  versunken,  störrig 
BO.",  entschieden,  ungestüm  Bß.  Die  Fron  darf  den 
Lüten  d'  Sach  sägen,  es  ist  enchlin  en  g'sünni.  Es  ist 
dem  Boss  nid  z'  trüe",  es  ist  söcel  es  g'süns. 

Ahd.  'gasiuni;  Tgl.  ahd.  'migsiuni,  evidens  (zu  erschliessen 
aus  ougsiuno  Adv.,  ougsiuni  n.,  -siuni  f.;  s.  OGröger  1910, 
414),  weiterhin  aisl.  ■i'/nn,  sichtbar,  got.  •«iwi»  (in  anariun», 
adv.  -siuniba.   sichtbar).     Zur  Bed.-Entw.  vgl.  (uber-)einig. 

u"-ge-:  von  Kühen,  widerspenstig  beim  Melken 
BBe. 

sünig  „B"E.,  Si.  (lt  Iinob.  sühinig)  und  lt  St.b; 
„LE.",  g«-sünig  BGr.  (■%■);  LE.,  Wigg.:  1.  ausdrucks- 
voll, vom  Gesicht,  bzw.  ein  solches  Gesicht  besitzend 
„B"  (auch  lt  St.b);  LE.  (auch  lt  St.),  Wigg.  Es  s-s 
G' sieht  B  (St.b).  Es  g's-s  Meitschi,  ,ein  hübsches 
Mädchen'  LE.,  Wigg.  —  2.  launisch  BE.  (AvRütte), 
Si.,  launisch,  unruhig,  eigensinnig,  von  Kühen  BGr., 
Si.     Es  g'slnigs  Chueli   BGr.     Erzürnt,    zornig  BoSi. 

—  Ahd.  sinnig  nur  in   Zss.  (Graft   VI   12S). 

aber-,  in  W  -sinig:  „launisch  B;  F."  .Wankel- 
mütig,  unschlüssig,   seltsam,   kurios'    W  (Tscheinen). 

—  Vgl.  aJer-«Min»g  (Sp.  1069). 

übel-:  launisch,  mürrisch,  verdrossen  AaZ.  — 
Ans  dem   Folg.  umgebildet. 

über-  (B  tw.),  über-,  in  AaF.  auch  über  sünig: 
1.  von  Abnormitäten  des  Gesichtssinnes;  Syn.ü.-sichtig 
(Sp.  265).  .Schielend  L;  Za'  (St.b).  Vom  vertikalen 
Nystagmus,  der  sich  in  falscher  (zu  hoher)  Lokali- 
sierung des  Gesichtsbildes  äussert  Z.  Kurzsichtig 
„VO;  Z-Stdt,  Zoll.;  Ebel.  Bist  denn  ü,  dass  d'  Das 
nüd  g'sehst,  es  lid-der  ja  bi  der  Nase"  zue!  ZStdt. 
S.  noch  ab-lünig  (Bd  III  1296).  —  2.  übertr.  a)  .Alles 
übersehend,  ungeschickt,  täppisch,  schief'  BsL.  Du 
u-er  Karlil  zu  Einem,  der  nie  das  Passende  tut.  — 
1»)  schwermütig  ZKn.,  missmutig,  stets  übel  gelaunt, 
sauertöpfisch,  mürrisch  AAFri.,  Zein.;  L,  böslaunig 
AATeg.,  wunderlich,  eigensinnig  L.  Was  liest,  dass  d' 
hüt  e'so  ü.  bist?  LHa.  Er  ist  en  ü-er  Hund,  man  kann 
nicht  freundschaftlich  mit  ihm  verkehren  AATeg.  — 
C)  überspannt  AASt.;  Bs;  BoAa.  und  lt  Zyro;  L  (Schür- 
mann), wessen  excentrisches  Wesen  an  Wahnsinn 
grenzt  Th  (so  auch  St.2),  geistesgestört  AaF.  Er  luegt 
drl"  wie-n-en  Ü-er  AaF.  Übertrieben  effektvoll,  masslos 
in  der  Aufwallung  Aa;  B;  S.  Er  het-sich  uf  en  u-i 
Art  bino"  BoAa.  Übh.  unsinnig,  übertrieben,  als  Adv. 
und  dann  auch  Adj.  bei  Vorgangsbezeichnungen.     Ü. 

Schweiz.  Idiotikoo  VII. 


fresse"  B  (Dekl.).  Oberland  ...  g'freu-di'*  nit  so  ü. 
[über  die  Brünigbahn]!  B  Volksztg  1886.  En  u-i  Freud. 
KvTavel  1910.  's  Leche"ma""s  Hängst  hel-er  anfange" 
'bodiget  mit  si—m  ü-e*  Sprängt''.  EHSkggi  1893.  Watsch 
han-ich  übercho",  mängsmöl  ganz  ü-i.  Joach.  1892.  — 
d)  (anmassend)  übermütig,  ausgelassen,  verwegen  mut- 
willig, grosstuerisch  AaWoIiI.;  Bs;  B;  L;  S,  auch  von 
damit  verbundenem  brutalem,  grobem  Wesen  Bs;  B: 
L;  S,  flegelhaft,  äusserst  roh  AAZein.,  zudringlich  B 
(AvRütte),  auch  unbesonnen,  unüberlegt  L.  Wenn-si 
[die  Leute]  de""  g'sehnd,  nie  ü.  si  [die  Pfaffen]  mit-nt" 
verfette*...  L.  I*  d'  Eier  nudle"  noch  Eier  z'  schlah", 
war  doch  afe"  schier  e*chli*  u.  B.  Wenn  d'  auch  nid 
grad  z'  ü.  verbutzist,  eine"u:eg  gi' st  vil  Geld  z'  unnütz 
üs.  Schwzd.  (L).  ,War  ein  Bursche  wild  und  ü.,  wie 
man  es  gewöhnlich  in  dem  Bewusstsein  der  über- 
sprudelnden Jugendkraft  ist ...'  B  Dorf  kai.  1873.  Dir 
heit  e"chli"  ü.  g'handlet,  milder  Verweis  für  einen 
Raufhandel.  Joach.  1881.     Lustig  und  ü.  tue".  Loosli 

1910.  Isch-er  [ein  Bursche]  oueh  no'h  en  un'kamplete'' 
und  itnpen"iger,  so  isch-er  doch  de""  nid  tüfelsüchtig 
und  verderblig,   tuet  nid  wtcätlig  und  nid  ü.   RGrieb 

1911.  Mängist  isch-es  [ein  Mädchen]  de""  au'h  e'chlin 
es  rauzigs  un,!  u-s.  SGfeller  1911.  Do  glitzeret  es 
erst  recht  u.  i"  Anne"mareilis  ubermüetigen  Äugline". 
ebd.  S.  noch  Herr-Gott  (Bd  U  522).  —  e)  garstig, 
unordentlich  SSchw.  —  Übersünigi  (auch  U-)  f.: 
Übermut,  Anpassung  (die  andern  lästig  fällt)  H.  ,Es 
dünkt  mich,  d'  Ü.  sollte  dir  afe"  vergangen  sein,  es 
wäre  Zeit.'  Gotth.  C'est  im  impertinent  ...  nie"  cha"" 
nit  müsse",  was  so  Eine'  i"  sl"'r  Ü.  noch  vornimmt. 
OvGreverz  1911. 

Vgl.  über-sinnig  mit  Anm.  (Sp.  1069/70).  Das  Adj.  nur  in 
eig.  Bed.  bei  Schm.  2II  287;  vgl.  auch  ebd.  425  (überscheinig). 

u°-:  unsinnig  BBe.  (Dan.);  vgl.  uber-s.  2  c. 

u"-ver-:  unvernünftig  oBsL.  —  Contamination  aus 
übersiinig  und   u"mniinfiig. 

ge-;  s.  sünig.  —  hoch-.  ,Limns,  hochsunig.'  Voc. 
opt.  —  nach-.  ,Nachsuniger,  luscus.'  XL,  UwE. (Graft' 
VI  128).    , Luscus,  nachsunig.'  Voc.  opt. 

Suen  I  m.,  selten  f.:  1.  (rechtskräftige)  Ausglei- 
chung, Aussöhnung,  im  öffentlichen  und  im  Privat- 
leben. .[Wird  ein  Bürger  gegen  einen  andern  klagbar] 
so  mügent  der  stat  herre  oder  der  richter  versuochen, 
ob  si  die  sache  verrichten  und  die  burger  heinlich 
mit  einander  versüennen  mügen  ...  und  ist  daz  ...  iro 
einer  dez  s-es  und  der  heinlichen  berichtong  lougnend 
wurde  [sollen  die  Zeugen  es  bewähren].'  XIV.,  AaL. 
StR.  .[Stiftung  der  Räte]  dur  dez  heiles  willen,  so 
inen  Gott  getan  hat  an  der  suone  der  Waltstetten 
[Sühn vertrag  mit  den  W.  von  1309]  und  von  der  getat 
ze  Rota.'  1310,  ä.  LRB.  ,Ob  zwen  burger...  mit  ein 
andren  kriegend  und  ane  s.  gescheiden  werdent.' 
XIV./XV.,  Aar.  StR.;  in  der  altem  Redaktion  ,unver- 
richt.'  ,Sy  woltend  darzuo  tuon,  das  es  ward  ain  s. 
zwischen  den  stetten  und  den  puren.'  Ap  Krieg  1405. 
Mit  Adj.  ,[Wir  Landleute  von  Schwyz  sind  mit  Witwe 
und  Sohn  HvWindeggs  ua.]  übereinkomen  einer  ge- 
trüwer  und  lieplicher  süenne,  wir  mit  inen  und  si 
mit  uns.'  1316,  Gfd.  ,[Es]  soll  von  nu  hin  ein  ganzer 
s.  sin  z wischend  ...'  1336,  B  (Copie  von  1437).  ,So 
weit  der  rat  denn  darzuo  tuon,  das  es  wurd  ain  ganzer 
s.'  Ap  Krieg  1405.  Oft  mit  Synn.  ,N.  hat  gesworn 
ein  ganz  luter  urfech  und  s.'    1429,  AaB.     .[Der  Rat 


1107 


11  OS 


solle  mit  Lehensherren,  denen  Fehde  angesagt  ist] 
keinen  s.  noch  richtung  uffnemen,  uns  weren  dann 
vor  unser  lechen  widerumb  verliehen.'  1445,  Bs  Chr. 
, [Sollte  der  Verurteilte  sich  bessern,  so]  sollte  im  s. 
und  gnad  zuo  uffhebung  diser  dingen  genzlich  unab- 
geschlagen sin.'  1546,  Z  RB.  , Biege  ihre  grimmige 
Herzen  zuo  Suohn  und  Einigkeit.'  Z  Lit.  1644.  S.noch 
Ver-gicht  (Bd  II  109);  bringen  (Bd  V  701  o.).  Bes. 
häufig  ,frid  und  s.'  ,Die  [Herren]  swerent  nu  har 
und  nu  dar,  nu  vride  nu  s.'  Schachzabelb.  , Ewigen 
s.  und  fr-en  halten  wider  ...'  1475,  Bs  Chr.  ,Zuo  einem 
fr-en  und  s.  komen  mit...'  DSchill.  B.  ,In  fr.  und 
son  bliben.'  Sicher  1531.  ,[Der  verlorne  Sohn,  im 
Begriff,  Einen  um  Unterstützung  anzugehen:]  Ich 
gloub,  ich  well  an  disen  man  ...  dem  wil  ich  wün- 
schen fr.  und  s.'  GBinder  1535.  ,Das  sy  vor  irs  maus 
tochter  kein  fr.  noch  s.  habe  in  keinen  wäg.'  1538/40, 
Z  Ehegericht.  ,Ich  mein,  die  Sach  seig  gar  wol  ztuen, 
damit  wir  haben  Fr.  und  S.'  Myricaus  1630.  , Einem 
(den)  s.  und  fr.  absagen.'  1379,  Z  RB.  (mehrfach). 
,Fr.  und  s.  machen'  uä.  ,Ein  güetiger  s.  und  ewiger 
fr.  [sollte]  troffen  werden.'  Edlib.  ,Man  muoss  ein 
ding  sagen,  wie  es  an  im  selbs  ist;  das  macht  fr.  und 
s.'  Zwingli.  ,Wan  ein  Landsman  zu  einem  Stoss 
kombt  ...  so  soll  er  ...  Fr.  und  Süen  machen.'  GrD. 
LB.  Erweitert.  ,Es  sy  in  krieg,  in  frid  oder  in  s-e.' 
1393,  GLÜrk.  ,Zuo  ruowen,  frid  und  s.  mit  im  [dem 
Herzogvon  Mailand]  kommen.'  1487,  Gr.  ,Frid,  s.  und 
einigheit  under  allen  kilchen.'  Zwingli.  ,Frid,  ruow, 
s.  und  frintschaft  [zwischen  Frankreich  und  den  Eid- 
genossen].' Ansb.  ,Mit  frid,  s.  und  wollfart  gmeiner 
Eidgnoschaft.'  HBüll.  1572.  ,Zuo  schirm  des  guoten 
und  erhaltung  gemeiner  suohn,  frid  und  ruow.'  159C, 
Z.  —  2.  in  religiösem  Sinne.  ,Wanda  an  dir  diu  suona 
ist,  quoniam  apud  te  propitiatio  est.'  Notker.  ,Daz 
ist  der  guote  wille,  daz  sie  die  s-e  niet  verwurchen  mit 
deheinen  unzuhten.'  E.  XII.,  Wack.  1876.  ,Die  heiigen 
bitten  umb  gnad  und  s.'  HvRüte  1532.  ,[Rat]  wie 
man  den  Sachen  wurde  tuon,  das  wir  erlangtind  Gottes 
s.'  Ruep  1538;  .bhaltind  Gottes  s.'  Mauritiana  1581. 
,Ach  Herr,  was  sond  wir  dir  nun  tuon  für  dine  grosse 
Gnad  und  S.?'  L  Spiel  1616. 

Ahd.  euona  f.,  mhd.  suone  f.  und  (seltener)  suon  m.  In 
unserin  Material  überwiegt  das  Masc. ;  das  Fem.  erscheint 
in  den  ältesten  und  wieder  in  den  jüngsten  Belegen.  Die 
umgelautete  Form  (vgl.  nhd.  , Sühne')  beruht  auf  Neubildung 
vom  Vb  siienen  ans.  Vgl.  zur  Gruppe  auch  Schin.  a  II  302/3; 
Sanders  II  1115.  Hieher  wohl  die  Ortsnamen  ,(auf,  im) 
Sohn'  SchHemmental,  Her.,  ,Sohn-Gässli,  -Halde,  -Buek, 
-Winkel'  SchHemmental,  ,Sohn-Hölzli'  SchMer.,  ,im  Söhnli' 
SchBib.,  weniger  sicher  ,Suhner'  ZSchön.  (gespr.  Suener), 
,Snnerli'  AaFri.  und  der  Familieuu.  ,Suhner'  (seit  dem  XIV.) 
ApHer.,  Hundw.,  Um. 

Ver-:  Schadenausgleich.  ,[Ein  ungetreuer  Vor- 
mund soll]  den  Hinderen  einen  Abtrag  und  Versuon 
[in  andrer  Redaktion  ,Versüenung']  tuon  und  zu  Straf 
und  Peen  verfallen  sin.'  1607,  AaL.  StR.  —  Rückbildung 
zu  ver-eüenen.      Viell.  aber  nur  Schreibfehler. 

süene":  aussöhnen.  ,Wenn  sich  auch  sölich  freven- 
heiton  erlüffen,  so  mugent  die  von  Altstetten  ir  nach- 
geburen  mit  einander  wol  richten  und  s.'  1429,  Z  Rq. 
S.  noch  richten  (Bd  VI  389.  390).  Ren.:  ,Der  küng 
von  Behem  suonde  sich  in  [andere  Lesart  ,mit']  küng 
Ruodolf.'   Z  Chr.  XV.  —  Ahd.  suonen,  mbd.  süenen. 

ver-,  Ptc.  -t:  versöhnen;  zunächst  im  rechtl.  Sinne 
BSi.  (,noch  hie  und  da  gebraucht,  versöne"  kommt  auch 


vor').  ,Uan  die  alten  Alemanner  das  wörtlin  schuon- 
nen  [!]  brauchtend,  welches  v.,  vertragen,  zuo  huld  und 
friden  bringen  hiess.'  Vad.  I  160.  ,V.,  befriden,  com- 
placare.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  be-fridigen  (Bd  I  1284). 
a)  mit  Acc.  P.  Das  sin-der  zwe  hert  Grinde",  di  s' v. 
chennten-der  mich  Arbi-t  ge"  BSi.  ,Ein  erzürnten  oder 
zornigen  v.  und  begüetigen,  delinire  commotum.'  Fris.; 
Mal.  ,N.  ist  synes  begangnen  todschlags  halber, 
darumb  er  gegen  des  entlypten  fründtschaft  versüent, 
geliberiert.'  1584,  Z  RM.  .Bonaparte  wusste  die  Par- 
teien zu  versienen.'  JvWeissenflch  1792/1821.  S.  noch 
ab-nemen  (Bd  IV  733);  ver-richten  (Bd  VI  429  o.);  Suen 
(Sp.  1106).  ,Gott  v.'  .[Tugendhaftigkeit  allein]  wirt  im 
nit  mögen  Gott  v.'  OWerdm.  1552;  ,ihn  mit  Gott  ver- 
söhnen.' Herborn  1588.  ,[Wir]  sollen  nit  Ding  zu  Hän- 
den nemmen,  Gott  zu  versuhnen  [!],  mit  denen  er  von 
Newem  erzürnt  wird.'  JJBreit.  1629.  Uneig.,  zufrieden 
stellen:  Z'  Mittag  da  hV'-si  [die  Ziegen]  es  G'lag ganz 
nä'h  a"  de"  Flüene",  Das  mag-si  v.  BSi.  (Gedicht). 
Refl.  Si  hV"  lang  enandere"  weder  g'grüesst  noch 
b'hüetet,  jetz  h\"-si-sich  endlige"  versüent  BSi.  .Doch 
das  der,  so  die  wundaten  getan  hat,  sich  von  erst  ver- 
süene  mit  dem  geserten.'  XIV.,  B  StR.  ,Als  er  nit 
anders  wist  denn  in  allem  guoten  sich  mit  im  zuo  v.' 
1467,  Z  RB.  ,Da  hat  sich  der  probst  gegen  inen  ver- 
süent.' Ansh.  ,Versüen  dich  mit  deinem  bruoder.' 
1530,  Matth.  .Insonderheit  gefiele  inen,  das  er  sich 
mit  sinem  wyb  widerumb  versüente.'  1550,  Z  RB. 
,[Ihre  churfürstliche  Durchlaucht  wird]  sich  mit  ihrer 
Frauw  Gemahlin  wider  v.'  JJRed.  (Zoll.  1905).  S.  noch 
hässig  (Bd  II  1672).  —  b)  mit  Acc.  S.,  zum  Austrag 
bringen,  beilegen.  ,Unz  daz  der  kriege  wirt  versüenet 
oder  gefrit'  F  Handf.  (Übers,  von  1410);  lat.  ,donec 
ipsa  guerra  fuerit  paeificata.'  ,[Es]  sollend  all  Hand- 
lung, spen  [usw.]  versüent  und  betragen  sin.'  1520,  Z. 
S.  noch  ver-richten  (Bd  VI  427  u.).  Wieder  gut  machen : 
,Baur  [auf  die  Zumutung  der  Frau  des  abwesenden 
Kaufherrn,  mit  ihr  der  Liebe  zu  pflegen]:  Ich  bin  da 
euch  anders  dienen,  es  lasst  sich  nicht  also  v.,  wan 
einr  sim  fründt  erzeigt  spot.'  TStimmer  1580.  —  Ahd. 
firsuon(n)en,  mhd.  vereiterten.  Das  in  der  lebenden  MA.  dafür 
fast  allg.  gebräuchliche  ver-  (auch  üs-)eonen  stammt  aus  der 
Schriftspr.  und  wird  auch  in  der  Umgaugsspr.  der  Gebildeten 
noch  als  fremd  empfunden  (vgl.  Fischer  I  521.  II  1341). 
Ein  Esslinger  Druck  ersetzt  Zwingiis  ,v.'  durch  ,versönen' 
(Kluge  1888,  59).  JJUlr.  hat  wiederholt  ,Sö"hnopfer.'  Auf 
Missverständniss  des  lat.  conciliare  beruht  wohl  die  Stelle: 
,üie  liebe  wirt  mit  galt  versüent,  auro  couciliatur  amor.' 
Fris.;  Mal.  —  Ver-süenerm. :  wer  einen  Andern  ver- 
söhnt, geneigt  macht.  ,üu  solt  eeren  d  himmelfürsten 
und  gotsdiener,  S.  Erhart,  S.  Niclaus,  die  heiigen  dry 
küng,  Gotts  versüener,  all  jar  ire  fest  fyren.'  HvRüte 
1532.  ,Der  v.,  ein  schidmann  zwüschend  zweien,  die 
vor  fründ  gewäsend  warend,  (re)conciliator,  placator, 
expiator.'  Fris.;  Mal.  —  Auch  mhd.;  zum  ersten  Beleg 
vgl.  mhd.  vereüenerin  von  Maria.  —  Ver-SÜenigung  f.: 
Versöhnung.  ,Er  ist  die  v.  oder  zalung  für  unsere 
Sünden.'  Gualth.  1559.  ,Das  wort  des  fridens  und  der 
v.'  ebd.  1585.  —  Ver-süenung  f.:  Aus-,  Versöhnung 
BSi.  (-ungl).  I<*  g1ü2be"  nit,  dass  disi  V.  ses  lang  het. 
,Ist  das  eintwäder  einem  schulthessen  und  rat  clagt, 
die  selben  sönd  kein  heimlich  v.  nit  verhängen.'  M. 
XV.,  AABremg.  StR.;  lat.  ,occultas  reconciliationes.' 
,[Der]  bischof  zuo  Costenz,  von  gmeinen  Eidgnossen 
on    Bern    in    ein    vereinung    angenommen    und   Bern 


1109 


nach  versienung  ouch  dorin  gangen.'  Ansh.  ,Sunon- 
buoch  [!],  das  ist  ein  v.  und  Übertrag.'  Vad.  I  160  (wie- 
derholt 101);  vgl.  Sp.  1108  o.  ,V.,  vertrag,  conciliatio, 
placatio,  expiamentum,  piatio.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Ver- 
suen  (Sp.  1107).  In  religiösem  S.  .Gerechtigkeit  und 
v.  erlangen.'  OWerdm.  1552;  .Versöhnung.'  Herborn 
1588.  —  Mhd.  versüenunge  f. —  ver-süenlich:  a)  act., 
versöhnend;  von  Sachen.  ,V.,  das  man  zuo  versüenung 
gibt  oder  das  man  tuot  umb  versüenung  willen,  pia- 
cularis.'  Fris.;  Mal.  .14  Tag  lang  nach  siner  v-en 
Erklärung.'  1081,  Z.  ,In  v-er  Zufriedenheit  stehen.' 
ebd.  S.  noch  Sucher  (Sp.  132).  —  b)  zur  Versöhnung 
geneigt,  von  Personen.  ,V.,  leicht  zeversüenen,  pla- 
cabilis,  placatus  [usw.].'  Fris.;  Mal.  ,Der  Christ  muss 
sein  versühnlich.' JJUlr.  1718.  —  Auch  mhd.  -  ,Ver- 
süenligkeit  f.:  placabilitas,  wenn  ein  person  leicht- 
lich  zeversüenen  und  zebefriden  ist.'  Fris.;  Mal. 

he-.  Nur  Be-süenung  f.  .[Der  B  Gesandte  soll 
nach  Z  reiten  und]  alles  das  handeln  und  tuon,  das 
daselbs  zuo  früntlichcm  guotem  willen  und  b.  aller 
dero,  so  in  sorgen  sind,  mag  dienen.'  1489,  Waldm. 
(B  Missiv).    —   Ahd.  Unionen,   mhd.  besüenen. 

,Süener  ra. :  caduceator.'  Voc.  opt.  —  Ahd.  euonari, 

Snen  II,  in  PA1.  Sua,  in  W  tw.  Süe(n)  —  f.,  PI. 
Suene"  (in  WUnterbäch  auch  Siene"),  Dim.  Süenli  W, 
Süalli  PAL:  Wasserleitung  BL.;  PA1.  (,goral);  W  (so 
Lö.,  Bezirke  Brig,  Leuk,  Rar.,  Visp,  doch  abgelehnt 
für  G.),  „Wassergang  einer  Art  Schlitzgraben  W." 
Syn.  Wasser-Fuer  (Bd  I  974),  -Leiti  (Bd  III  1496), 
Runs  3  c  (Bd  VI  1147);  frz.  (im  Wallis)  bis.  ,In  ver- 
schiedenen Alpgegenden  des  Wallis  hört  der  Wanderer 
zur  Sommerszeit  auf  seinen  Wegen  ein  fortwährendes 
taktmässiges  Klopfen,  das  ihn,  neben  dem  Brausen 
der  Gebirgsbäche,  oft  stundenweit  hegleitet.  Sieht  er 
nach  der  Richtung,  aus  welcher  jenes  Klopfen  kommt, 
so  erblickt  er  an  den  Felswänden  scharf  markierte 
Linien,  die  oft  etageartig  über  einander  liegen,  oft 
Abgründe  überspannen,  oft  vor  felsigen  Vorsprüngen 
verschwinden  und  hinter  denselben  wieder  erscheinen. 
Das  sind  die  Suonen  (Wasserfuhren,  bisses),  welche 
das  befruchtende  Gletscherwasser  auf  Alpen,  Berg- 
wiesen und  Talgüter  leiten  und  die  in  ihrem  Verlauf 
von  Strecke  zu  Strecke  angebrachten  Schlagwerke  dem 
Älpler  weithin  kundgeben,  dass  das  Wasser  geordnet 
fliesst.'  FAnd.  1897:  vgl.  ebd.  191/4;  N.  Z  Ztg  1896 
Nr  314;  FGStebler  1901,  40/52.  ,Ein  Hirtenbube  [der 
die  Feinde  herannahen  sah]  sei  eiligen  Laufes  den 
kürzesten  Weg,  nämlich  über  die  schwindeligen  Tal- 
suonen,  herausgelaufen  und  habe  die  Leute  in  den 
nächstliegenden  Weilern  von  Ausserberg  gewarnt.'  W 
Sagen  1907. 

Vgl.  eis.  Suene,  Wiesengrahen  (schon  1667)  bei  Martin- 
Lienh.  II  363.  Weitre  Beziehungen  des  wohl  ungermani- 
schen Wortes,  das  nach  eiuer  neuerlichen  Mitteilung  auch 
iu  BHk.  uud  den  beiden  Lütscheutälern  vorkommen  ,soll', 
fehlen. 

suene",  -W,  Ptc.  -ut:  „dem  Wasser  einen  Abzug 
machen,  einen  Zuggraben  öffnen,  um  es  abzuleiten 
anderswohin,  zumal  von  einer  grössern  Wasserfurt 
W",  ,scavar  göre  e  gorelli'  PA1.  (Giord.),  eine  Wasser- 
leitung bauen  oder  ausbessern  WLö. 


Sand  —  sund. 

Sand  bzw.  -ng  B  (.bäurisch'  lt  Zyro);  S,  -nn  BG. 
(neben  -nd);  PPo.;  GT.  (neben  -nd);  TB.,  Samt  BG. 
(jünger  Sann,  Sand),  G'samd  FStdt,  Samb  ZHüntw., 
Wast,  Wilb/R,  -  n.,  in  Bed.  1  a  auch  m.  (so  in  Tutw.; 
ZWil  b/R.  und  lt  St.),  PL  (in  Bed.  1  b)  Sünder,  Sender 
GRD.,Pr.,  „Scharans";  W:  1.  wie  nhd.  a)  als  Stoffbe- 
zeichnung, allg.  Vgl.  Gand,  Gnes  (Bd  II  336.  801).  ,[N. 
habe]  Itly  Z.  mit  s.  geworffen,  dardurch  sy  über  den 
Müllisteg  in  das  wasser  gefallen  sig.'  1501,  Z  RB.  .[Der 
Strauss]  machet  ein  nider  näst  auff  dem  boden  in  das 
s.  mit  seinen  füessen.'  Vogelb.  1557.  ,Die  gemsen 
lecken  das  s.,  als  ob  es  salz  wäre.'  Tierb.  1563;  vgl. 
Sp.  900.  ,S.  und  griess  (das),  arena,  sabulum,  sabulo; 
gross  und  grob  s.,  darmit  man  die  schiff  beschwärdt, 
saburra.'  Fris.;  Mal.  .Sonst  ist  nicht  alles  sandicht 
Erdtreich  durchauss  böss  [für  einen  Obstgarten],  son- 
dern fürnemblich  das  magere  S.'  Rhau.  1039.  ,[Man 
soll  den  aus  dem  Feuer  gezogenen  Gewehrlauf]  so 
müglich  gar  in  dem  S.  erkalten  lassen.'  1708,  Z  (Ge- 
wehrfabrikation).  S.  auch  Lomm-Segi  (Sp.  479).  Bau- 
sand, 's  ist  fast  lüter  S.,  von  schlechtem  Mörtel  Tu. 
,2  müt  kernen  umb  2  ledi  s-s  zuo  dem  hus  gan  Hor- 
gen.'  1420,  Z  Fraumünsterrodel.  ,Das  man  einem  ge- 
schwellts  und  bereits  züg  10  karren  wol  geben  möge 
umb  den  pfenning  ...  [Hätte  er  mehr  nötig,  so  solle 
man  ihm  geben]  rowen  ungeschwellten  kalch  und 
darzuo  s.,  so  vyl  er  bedarf,  nämlichen  das  malter 
kalch  um  8  ß  und  ein  karreten  s.  mit  einem  ross  umb 
Iß...  doch  das  er  den  kalch  us  der  züghütten  und 
das  s.  ab  dem  platz  in  sinem  costen  heim  füeren 
lassen  solle.' 1541,  Z  RB.  ,S.  und  stein.'  ,Ain  fruchtpar 
statt  mit  allen  dingen,  so  zuo  ainem  gotzhus  gehören 
und  notturftig,  es  sye  ...  mit  höwachs,  mit  stain,  mit 
s.,  mit  guotem  Wässer.'  1499,  G  Mitt.  ,[Wir  geben  zur 
neuen  Brücke]  das  s.,  auch  stein  und  holz.'  1518,  ZDüb. 
,11  pfd  bringt  der  fuorlon,  die  stein  us  dem  bruch, 
ouch  das  s.  ze  füeren.'  1540,  ZGrün.  .[Herr  von  Sax 
begehrt]  das  im  an  der  Risse  under  dem  schloss  nie- 
mandt  dhein  s.  ald  stein  mer  graben  solle.'  1561,  Z 
RM.  ,Die  Steine  und  das  Sand  auf  den  [Bau-] Platz 
liefern.'  HBossh.  1810.  Scheuersand.  Mit  S.  husiere" ; 
vgl.  S.-Bueb  (Bd  IV  940).  D'  Stege",  de"  [F\iss-]Bode" 
mit  S.  fege".  Streusand;  vgl.  Steinhauer-S.  und  bes. 
sanden  1.  Du  muest  noch  S.  druf  tue",  auf  das  Ge- 
schriebene. .Abraham  [zum  schreibenden  Gott  Vodä]: 
Vodä,  Vodä,  da  wüst  schier  seuicä,  ih  will  ä  Bitzele 
S.  drauff  streuwä.'  Tyrolersp.  1743.  S.  noch  pflasteren 
(Bd  V  1263).  S.  chlocke",  chnüste",  Sandsteine  zu  Sand 
zerklopfen  Ap.  S.  wörffe"  (Th),  mache"  (ZWil  b/R,), 
aus  Kies  mittels  des  Sand-Gatters  (s.  Bd  II  497)  den 
Sand  ausscheiden.  ,RatschIag  tuon,  wie  sich  gegen  den 
liederlichen  fulen  lüten,  die  das  ir  vertuond  und  nit 
werchen  wellend,  zu  einem  schüchen  zu  halten,  ob 
man  ein  ansechen  gemachet,  das  man  sy  an  der  statt 
werch  oder  s.  ze  werden,  oder  etwan  uff  galeen  schicken 
möchte.'  1598,  Z  RM.  S.  auch  reden  (Bd  VI  585).  Im 
Vergleich.  Der  Sehne  ist  ganz  Jroche"  w'e  S.  Tb. 
Da'  ist  fürchtig  rüch  Brot,  's  ist  w'e  we""-me"  S.  hett 
im  Mut  ine",  ebd.  BibL:  Wie  S.  am  Mer,  wie  nhd. 
Ap;  Th.  Lüt  hat  's  g'ha"  (bei  einem  Feste  zB.)  teie 
S.  a.  M.  , Obgleich  dein  volk  ist  wie  das  s.  des  meers.' 
1530/1707,  Jes.  ,Wenn  die  zal  der  kindern  Israels 
wurde  sein  wie  das  s.  am  meer.'  1530/1707,  Rom.    ,Un- 


1111 


.Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


1112 


zalbar  wie  das  s.  am  meer.'  ESchmid  1580.  S.  noch 
Sp.  931  u.  ,Das  S.  am  Meer  zellen.'  AKlingl.  1691. 
.Arenam  metiri,  ein  ewig  Werk  understehen,  das  S. 
zehlen.'  Denzl.  1677.  ,Üf  s.  büwen.'  .Der  sein  hauss 
auff  das  s.  banwet.'  1530/1707,  Mattb.  ,Barbali: 
Darumb  glouben  ich  nit  einer  ieden  sag,  die  man 
mit  gschrift  nit  bwärt  an  tag,  ich  buw  uf  den 
felsen  und  nit  uf  s.'  NMan.  ,Ist  es  nicht  besser  auf 
den  unbeweglichen  Felsen  Christum  als  auf  das  S. 
menschlicher  Gnugtuegung  bawen?'  Hott.  1666.  Im 
S.  verlauffe".  Er  het  g'mänt,  er  chämm-si  ober  [zur 
Frau],  denn  ist  aber  Alls  wider  im  S.  verloffe"  ThMü. 
Auch  in  B  (RvTavel  1910);  Z.  ,ln  das  S.  schriben';  vgl. 
Chämi  (Bd  III  258  u.).  ,Die  weltlich  Freud,  die  hat 
kein  Bstand,  schrib  ihr  Dienst  nur  in  das  S.'  L  Spiel 
1733.  .Wasser  ins  S.  schütten':  ,Wer  einem  undank- 
baren geizigen  Menschen  Guts  tut,  der  schüttet  Wasser 
ins  S.'  S  Kai.  1756.  Einem  S.  i"  d'  Auge"  streue",  wie 
nhd.  Tu  und  sonst,  aber  nicht  eig.  volkst.  Er  het- 
ne"  S.  i"  de"  Mage"  g'streut,  tüchtig  die  Meinung  ge- 
sagt Gr  (Tsch.).  's  ist-em  S.  nörhhe"  g'rutschet,  von 
unvermutet  auftretender  Diarrhoe.  Sttoentenspr.  Dirn. 
, Klein  s.,  sandle,  arenula.'  Fris.;  Mal.  ,Das  munzigste 
Sändlein.'  JJUlr.  1731.  —  b)  Stück  sandigen  Erd- 
bodens. Sandbank,  Alluvion  Gl,  , Sandhank  im  Fluss- 
bett, auch  inselartig  abgetrenntes,  teilweise  versan- 
detes und  über  das  Wasserniveau  emporragendes 
Landstück'  GrD.  (B.),  ,Pflanzland,  welches  dem  Flusse 
durch  Wuhrung  abgewonnen  wird'  GrPi\;  s.  auch 
butzen  (Bd  IV  2013  o.).  .Die  Edelleut  des  Orts  [Gr 
Grüsch]  sich  schon  zweimal  unterwunden,  die  Land- 
quart in  Schranken  zu  bringen,  in  Hofnung,  das  grosse 
breite  S.  zu  ihrem  Vorteil  in  Gütter  verwandeln  zu 
können,  haben  auch  beide  Mal  grosse  Unkosten  ver- 
wende aber  Alles  umsonst.'  Sererh.  1742.  Sandbank 
im  Meere,  Untiefe:  ,Were  es  ouch,  daz  ein  kouffrnann 
mit  sineni  schiffe  oder  kouffmannschaft  uff  ein  s.  oder 
stock  füere  ..."  1413/28,  Bs.  (Sandige)  Ebene  an  einem 
Flusse,  am  Meere:  ,Do  der  züg  uf  dem  s.  [bei  Genua] 
in  der  Ordnung  hielte.'  1509,  Z  RM.;  dafür  bei  Ansh. 
a  III  45  ,uf  dem  grien'  (s.  Bd  II  747).  Sandiger  Boden 
übh.,  „Sandfeld  GRScharans."  ,Das  S.,  flache,  mit 
Geschiebe  bedeckte  Stellen,  die  häufig  mit  Erlenge- 
büsch bewachsen  sind.'  Z  Pan.  ,Sind  die  Talgründe 
[in  den  Alpen]  versandet,  tragen  sie  den  Namen  S., 
im  S.,  Hohsand  usw.'  Alpenp.  1874;  s.  die  Anm.  ,Der 
Kauffmann  [durchreist]  S.  und  Land,  Berg  und  Tal.' 
JJUlr.  1718.  —  2.  übertr.  auf  Sandähnliches. 
a)=  Grien  3,  Gries  3  (Bd  II  747/8.  801);  vgl.:  .[Das 
Mittel]  bricht  den  Stein,  dass  er  sandswyss  von  dir 
geht.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  , Grien  und  Sandt  ver- 
tryben.'  ebd.  ,. . .  ist  guot  für  Lendenwehe  und  S.'  B 
Arzneib.  XVII.  ,Ein  bewärt  Stuck,  S.  auszutreiben.' 
Arzneib.  XVII./XVII1.  ,Wie  dann  auch  ein  guter  Marg- 
gräflerwein  die  Nieren  trefflich  von  S.  und  Griess 
reiniget.'  EKönig  1706;  an  andrer  Stelle  .Stein  und  S.' 
.Morgens  um  9  Uhr  ist  coaguliertes  S.  fast  einer  Erbs 
gross,  doch  ohne  sondern  Schmerz  von  mir  gegangen.' 
1731,  aZoll.  1899.  ,Der  von  dem  Urin  angelägte  S.' 
Arzneib.  1822.  —  b)  bei  der  Ziegerbereitung  der 
Rückstand  der  Käsemilch,  nachdem  er  eingedampft, 
ausgewaschen,  getrocknet  und  zerrieben  worden  ist, 
um  zu  Milchzucker  verarbeitet  zu  werden  LE.  (FAnd. 
1898,  482).  Syn.  Milch-,  Schotten-,  Zucker- S.  Die 
Milchzuckerindustrie  blühte  hauptsächlich  in  LMarb. 


—  c)  die  Perlen  des  moussierenden  Weines  Z  (Kü- 
ferspr.).  Syn.  Ghrallen  II  2  b  (Bd  III  808).  —  3.  sinn- 
loses Geschwätz  Bs.  Syn.  Blech  6  (Bd  V  6).  S. 
schwätze"  Bs. 

Amhd.  mal  ni.  (nihil,  auch  n.);  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1755/60; 
Schui.  *  II  303/4;  Martin-Lienh.  II  363.  Auf  eine  ahd. 
Nbforni  "mmat  (=  gr.  äjix9-os)  scheinen  die  auch  hair.  (Schm. 
2  II  282;  VHintner,  Deferegger  Dial.  205)  schon  um  1400 
(Genn.  VII  378)  belegten  Formen  mit  m  zurückzugehn; 
immerhin  besteht,  wenigstens  für  Suml,  auch  die  Möglichkeit 
eiuer  Abstraktion  aus  den  nicht  seltenen  Zssen  und  Ver- 
bindungen mit  Labial  im  Anlaut  des  2.  Gliedes  (wie  zB. 
Sandmacher,  Sand  machen,  gespr.  eampm-  uani.).  Das  Neutr., 
das  auch  in  andern  gerui.  Sprachen  (ags.,  afries.,  nl.,  mud., 
dän.)  das  Gewöhnliche  ist,  herrscht  auf  unserm  Gebiet  von 
altri-.hu:  es  findet  sich  schon  hei  Notker  (Piper  II  618) 
und  UvZazichoven,  wie  noch  bei  SGessner  und  (neben  dem 
Masc.)  hei  HPest.  Der  Anl.  ff's.  erklärt  sich  durch  den 
Einlluss  von  Koll.  mit  ge-.  Zu  der  RA.  S.  in  de"  Mage" 
streue"  vgl.  ostfries.  Ä  schürd  de  Mage  (Doornkaat-Koolman 
III  85);  im  ZO.  herrscht  die  Ansicht,  dass  Kirschensteiue 
Dann-    und    Magenwände    putzen    (Messikommer   1909,  42). 

—  S.  in  Ortsnn.  (zu  1  b).  a)  das  einf.  W.  ,Das  S.;  am, 
im,  auf  dem  S.'  AaB.  (,Sant.'  1346,  ,am  S.'  1454),  Beinw., 
Geb.;  ApTrogen  (auch  bei  Leu);  Bs  (.unter  dem  S.');  BBoll., 
Bönigcn,  Fraubr.,  Gr.,  G.  (im  Samt:  dazu  Samt-Cher),  Int., 
Meir.,  Manch.,  Schünbühl,  Seedorf;  GlEngi,  Gl.  (,am  S.'  1531), 
Haslen,  Matt,  Rüti  (auch  ,Rüti-S.');  GrChur,  D.  (,Ober-,  Un- 
ter-S.'),  Fr.,  Seew.;  LHo.  (,am  S.'  1666);  GBeuken,  Bern. 
(seit  XIV.),  Gr.,  Rag.,  Schmer.,  Widn.  (,im  S.'  1587/1790); 
SchBer.  (.vorderer,  hinterer  S.'),  Löhningen;  SchwBrnnn., 
Schub.,  Schw.,  Tugg.  (auch  bei  Leu);  S;  Th;  UwE.  (,unz  in 
Sauden.'  XV.),  K„  Wisserlen ;  UAnd.;  WFiesch ;  ZBachs,  Hüngg 
(,das  S.'  137S),  Regeusd.,  Stadel,  Sth.,  Ust.,  Watt  (ausgetrock- 
neter Teil  des  Katzensees),  OWt.h.  (,uf  deu  S.'  1472),  dazu 
die  FNN.:  ,Am  S.'  AaEhr.  (1420);  LRoteub.  (um  1400), 
,Im  S.'  WG.,  Mü.  (XV.  bis  heute),  Reck.  (XIV.),  Ulr.  (XV.  bis 
heute),  ,llans  im  (am)  S.'  1528/30,  BHa.  Vgl.  die  Anm. 
zu  Sander.  PI.  .Sander'  GWidn.  (.die  S.'  1587/93);  Schw 
ui. bi  i  äii  ■Sender  nider.'  1343,  Schw  LB.).  Dim.  .Sändli' B; 
GSt.Tnh.,  Wildh.;  ZSth.  —  b)  in  Zsscn.  Als  1.  Glied.  ,S.- 
Ehene'  Aa.  ,-Egg'  ApTrogen  (auch  bei  Leu);  BBelp;  ThErm. 
(auch  bei  Leu).  ,-Acker  (-Acher),  -icker  (-Ächer)'  Aa  (öfter) ; 
Bs;  B  (häufig);  FDüd.;  LG.;  GGold.;  Seh;  S;  Th;  Z  (mehr- 
fach). ,-Alp'  Gl  (auch  bei  Leu).  ,-Au'  GWidn.  (schon  1593), 
dazu  der  FN.  ,Sandower.'  1528,  SchStdt.  ,-Ei'  BMeir.  ,-Feld' 
Aa;  B.  ,-Felsen'  ZErl.,  Kiisn.  ,-Fluh'  (s.  Bd  I  1186)  BAlbl., 
Stdt  (,das  hus  der  Sandfiuo',  seit  152S  .blaterhus';  s.  auch 
BRM.  1258  ff.);  LSchupfh.  ,-Garten'  ZSth.  (.der  Sanngart, 
am  Sangarten.'  1498/1663;  ,im,  in  der  Sangerten.'  1883 
bis  heute),  hieher  viell.  auch  .Sangeten'  BsHölst...  Tenuiken 
(1703  bis  heute),  ,im  Sankert' Z.  ,-Gass'  Aa;  B;  SchBuehth.; 
S;  Z.  ,-Gütsch'  LHild.  ,-Graben'  Aa;  BTrub  (auch  hei  Leu); 
Z.  ,-Grub, -Gruben, -Griibli'  Aa  (in  Zof.  seit XIV.);  ApHnndw. 
(auch  bei  Leu);  BsRieh.;  B  (oft);  LG.  (seit  XIV.);  GUzd.; 
Seh;  SHäg.;  Th  (seit  XV.);  Z.  ,-Grat'  B.  ,-Hubel'  Aa  (.-Hü- 
be)'); B;  LG.  (in  Ber.  ,-Hübel'  neben  .Hügel').  ,-Hof  AaRh.; 
BStdt;  Schw;  Z  (mehrfach).  ,-Hole(n)'  BErisw.,  Krauchth. 
,-Höhle'  Z.  ,-Halden'  ZEgl.  ,-Hölzli'  Z.  ,-Heili'  ZWülfl. 
, -Hütte' Schw.  ,-Loch' GStJoh.;  ZgSt.dt.  ,-Matt(en),  -Mätteli' 
Bs;  BBöu.;  LWolh.;  S.  ,-Nollen'  Uw  (,Rotsaud-').  ,-Bach'  BGr. 
(Sampach;  .Sanibach.'  1275/1370),  G„  L.;  Gl  (eine  Quelle 
der  I.intli,  .versandet  häufig  einen  Teil  des  Talbodens');  L;  G. 
,-Boden'  LG.:  G;  SchTras.;  üw.  ,-Buck'  SchBib.;  Th;  ZBiil., 
W.,  Wl.  ,-Bühl  (-Bühel,  -BUchel,  -Büel)'  AaHilf.,  Villm.(,-BUel' 
bei  Leu);  BsBretzw.  (so  1764;  heute  Säbel);  B  (öfter,  in  Woh- 
len  Sampil);  GlElm;  G  (mehrfach);  SchTha.;  SNunn.  (Säbel). 
Th  (mehrfach);  Z  (öfter,  in  Raattro  Sampel).  ,-Balm' UGösch,- 
,-Bänkli'  ThBisch.  ,-Berg'  Bs.  .-Blatten,  -Platte(o)'  AaRued., 
Schöftl.,  Zof. ;  ApWalz.  (auch  bei  Leu);  LG.  (mehrfach,  auch 
bei  Leu);  G;  Th;  Zg:  Z.  ,-Bruch'  Z  (.Sanbrnch').  ,-Bruche' 
(,bei   der   S.'V)   BMadr.     , -Brücke'  BMett.    ,-Breite'   ThAmr. 


1113 


Sand,  send,  sind,  sond.  sund 


im 


(auch  bei  Leu),  Heumi.  (,-i'J.  ,-Kicd'  Schw.  ,-Kain'  Aa;  IS; 
S;  Z.  ,-Bisi'  AaL.  (schon  1630).  ,-Büti'  Aa;  B  (,-Bütinen') ; 
Z,  dazu  der  FN.  , Saudreuter'  Bs.  ,-Stefel'  U.  ,-Steg'  Schw. 
,-Tal'  S.  ,-Weid'  Aa;  B  (aucli  ,-Weidli');  L;  Z.  ,-Weier'  Th. 
,-Weg'  AaL.  (,an  dem  Santweg(e).'  1281/1306);  dazu  der 
FN.  .Santweg.'  15:31,  L.  ,-Würft'  BStdt.  ,-Wies(eu)'  Aa; 
ZBuch.  Als  2.  Glied.  ,Eben-'  (i,  .Ebnen-'  Seh.  ,Acher-'  W 
Stalden.  ,0chscu-'  G.  ,Under-'  Gl  (,auff  dem  Unders.'  1747); 
GEbu.  (dazu  der  FN.  ,Uudersander.'  1638,  GoT.);  L  (schon 
1451).  .Vogel-'  s.  Vogel-Sang.  ,Visper-'  WV.  ,Gamsen-'  W 
Brig.  ,Kleiu-S.'  Z  (,das  gestüd,  so  mau  nempt  daz  Kl.'  1508). 
.Laugen-'  LHo.,  dazu  der  FN.  , Clausa  Laugensandt.'  RCys. 
,Mad(-tt)-'  WFiesch,  StNikl.  .Bartzi-'  ZWipk.  (,der  ober  werd, 
den  man  nempt  daz  B.'  1410/16).  ,Sider-S.'  W.  ,Dähli-' B. 
,Täsch-'  WTäsch.  ,Wild-'  G.  .Wuhrli-'  G.  —  c)  Abi.  ,Sändel' 
Seh;  Z,  ,Säudleu,  Sendleu'  GINäf.  (schon  1492);  GQuarten, 
dazu  der  FN.  ,Send(e)ler.'  1310/1410,  AaB.  (?).  Sandera 
WVt.   (vgl.  BSG.  II  §  93). 

Em  nie"-:  Sand  der  Emrae.  [Solche  Leute  sind] 
nit  so  dick  g'säit  wie  's  Emme'sang.  JHofst.  1865  (S). 

Fö8-:  feiner,  graubrauner  oder  gelblicher  (nach 
älterer  Angabe  weisser)  Sand,  der  sich  schichtenweise 
in  den  Kiesgruben,  auch  in  anderm  Erdreich  findet  und 
zB.  zu  Kegelbahnen  verwendet  wird;  verschieden  vom 
ScMl'h-S.  ZFlurl.,  auch  in  Sch  bekannt. 

Das  W.  ist  auch  schwäb. ;  s.  Pfa-Sand  bei  Fischer  I 
1017/8  (wo  auch  die  Form  Fosand).  Her  Voc.  des  etym. 
unklaren   1.  Gliedes   weist  auf  altes  a. 

Feg-:  „eine  Art  Sand,  die  zum  Scheuern  der 
Zimmer  und  hölzernen  Gefässe  gebraucht  wird"  Aa; 
Ai';  B;  Gl;  G;  Th;  Z;  wohl  allg.  Er  wird  aus  Sand- 
stein oder  Kalktuff  (Gl)  gewonnen;  vgl.  dazu  Fig- 
sand-Ge-birg  (Bd  IV  1573).  —  Vgl.  Martin-Lienh.  II  303; 
Fischer  II    1008. 

Vögeli-:  Sand,  der  auf  den  Boden  des  Vogel- 
käfigs gestreut  wird  Z  (Dan.). 

Gold-:  wie  Gold  glänzender  (weil  gliinmerhaltiger) 
Streusand  Tb.  —  Auch  bei  Martin-Lienh.  II  303. 

Gletscher-:  zermahlene  Endmoräne  eines  Glet- 
schers BGr.  (Bärnd.  1908).  —  ,Grinower-':  Sand 
von  Grinau  bei  SciiwTuggen  (heute  noch  durch  seine 
Steinbrüche  bekannt).  ,Man  sol  nachgan  und  richten, 
als  der  bumeister  dem  wirt  zum  langen  boum  ein  ledi 
santz  verdinget  hat,  Gr.,  dass  der  selb  wirt  das  füeren 
solt  gen  Zürich,  und  dass  da  der  selb  wirt  an  dem 
alten  Utenbach  ist  ufgefarn  und  hat  uuder  das  Gr. 
slinsand  getan.'  1412,  Z  RB.  -  Grien-  BG.,  Griten- 
übw:  Kies,  grober  Sand.  Beim  Grienrüste"  fällt  durch 
die  Hurd  das  Griensamt  oder  einfach  das  Samt. 
Bärnd.  1911.  —  Hupper-:  Glasurerde  B  (Gotth.); 
vgl.  Hubert  (Bd  II  955).  —  Stei"-hau<"er-:  fein 
pulverisierter  Molassesand,  den  man  auf  die  frisch 
gescheuerten  Zimmerbödeu  streut,  zum  Scheuern  von 
Kochherden  und  mittels  eines  Korkzapfens  zum  Bei- 
nigen von  rostigen  Gegenständen  benützt  GLÜbst. 

Chleb-:  „Sand  aus  Steinmergel"  Ar;  „L;  G"T. 
(St.2).  Der  in  Stangenform  in  den  Handel  gebrachte 
Chi.  wird  in  Wasser  aufgelöst  und  dient  zum  Grau- 
färben des  aus  Sandstein  bestehenden  Herdes  Ap.  — 
Die  Def.  bei  Tobler  107  a  beruht  auf  Verwechslung  mit  Feg-S. 

Milch-:  =  Sand  2b  LE. 

Mer-:  wie  nhd.  Meersand.  ,Sicut  arenam  maris 
volatilia  pennata,  gefugele  samo  so  meresant.'  Notk. 
,[Der  Mäczli  Rüerenzumpf]  mündel  [war]  rot  sam  m.', 
näml.  bleich.  Ring.  ,[Der  Alcyon  lege  seine  Eier]  zuo 
äusserst  in  das  m.'  Vogelb.  1557.  Auch  bei  SGessner. 
—   Vgl.   Gr.  WB.   VI    1857. 


Mittel-:  inselartige  Sandbank  im  Flussbett  GrD. 
(B.).  ,Es  sollen  in  allen  Nachbarschaften  die  Mittel- 
sänder  im  Landwasser  und  an  den  grossen  Talflüssen 
von  denen  zu  beiden  Seiten  angrenzenden  Gütereigen- 
tümern gemeinsamlich  weggeräumt  werden.'  GrD.  LB. 
—  Ri°-:  Rheinsand;  s.  Nuelen  (Bd  IV  717).  —  Rinni 
Rünni-:  der  geschlemmte,  feine  Sand  an  Ufern  von 
(Wald-)Bächen;  gilt  als  vorzüglich  zu  Mörtel  ZS. — 
Salem-:  weisser  Gartenkies  von  Salern  in  GlK.,  der 
auf  Ledischiffen  über  den  Walensee  und  durch  den 
Linthkanal  nach  GSchmer.  gebracht  und  dort  verkauft 
wird.  Z  Zeitgsins.  1883.  —  Eier-schalen-:  pulveri- 
sierte Eierschalen  zur  Füllung  des  Stundenglases. 
,Ein  horlogium  mit  eygerschalensand,  ist  das  hüsslin  von 
itelichem  gold  gmacht.'  Erasm.  1536.  —  Schotte"-: 
=  Milch-S.  Pdp.  (Th?). 

Schlich-  „Schw;  Zg"  (St.2);  ZRicht.,  Schli-  ScHSt.; 
S;  ThDozw.,  Hw.,  Mü.;  ZAuss.,  O.,  rS.,  Sth.,  Wil  b/R. 
(ScMis-sambJ,  Schlim-  AaF.;  LHitzk.;  mTu  (Früh),  in 
ScHSt.  m.,  sonst  n.:  „überaus  feinkörniger  Sand,  mit 
etwasnasser  Erde  (Lehm,  Mergel,  Glimmer)  vermischt, 
der  daher  schmierig  zu  befühlen  ist."  Er  kommt  auf 
dem  Grund  von  Seen,  Flüssen  und  Bächen  vor  und  wird 
bes.  als  Scheuer-  und  Streusand  verwendet,  für  Mörtel 
ist  er  ungeeignet;  bei  Tunnelbauten  verursacht  er  oft 
Erdrutsche.  .Slinsand.'  1412,  Z  RB.;  s.  Grinower-S. 
.Baue  das  Haus  deines  Glaubens  nicht  auf  das  Schleis, 
einer  betrüglichen  Einbildung.'  JJUlr.  1718.  ,[Die 
Selbstgerechten  leiden]  an  dem  Heil  ihrer  Seelen 
Schiffbruch  auf  dem  Schlys.  ihrer  eigenen  Gerechtig- 
keit.' ebd.  .Diese  Hoffnung  ist  gebauet  auf  elendes 
Schleys.'  ebd.  1731. 

Das  1.  Glied  zu  nihd.  stich  bzw.  ahm.  Schlamm;  die 
Form  Schll-  kann  auf  die  eiue  oder  audro  Grundform  zuriiek- 
gehn.  Dabei  wäre  nicht  unmöglich,  dass  die  heutigen  Formen 
Schlich-  und  Schhm-S.  erst  sekundär  durch  volksetym.  An- 
lehnung au  schlichen  bzw.  Schlim  aus  Schlt-S.  entstanden  sind. 

Schrib-:  Streusand  Ap;  „VO";  G;  Sou;  Th;  Z 
und  weiterhin.  ,N.,  dem  buochbinder  umb  schrybs., 
so  er  dis  jars  in  die  kanzlygen  geben,  4  pfd  3  ß.' 
1585/6,  Z  Seckelamtsrechn.  ,4  ß  umb  ein  Pfd  Schrybs. 
in  den  Schrybzüg.'  1653,  Z.  S.  noch  ver-ur-sachen 
(Sp.  121  u.).   -   Vgl.  Martin-Lienh.  II  301. 

Streu™-:  =  dem  Vor.  B;  G;  Th;  Z  und  weiterhin. 
Punkt(um),  Str.!  GBuchs;  Z,  Str.  drüf!  B;  Th;  Z,  Str. 
drum !  GT.    S.  noch  Sagen  (Sp.  425  o.). 

Trib-.  .Tribsand  und  walwürzen  sind  gut,  sonder- 
lich den  jungen  Lämern  vor  den  Husten.'  Arzneib. 
1822.  —  Bed.y  Au  nhd.  Treibsand  ist  doch  nicht  wohl  zu 
denken. 

Wise"-.  ,Die  Kärler  sollen  von  einer  Fahrt 
Wiesens.  mehr  nicht  forderen  als  8  ß.'  BsTürdn.  1646. 

Ist  Sand  gemeint,  der  bei  (mehr  oder  weniger  regel- 
mässig wiederkehrenden)  Überschwemmungen  auf  den  Wiesen 
abgelagert  wird?  Oder  Sand  zur  Düngung?  vgl.  ,Sand,  mit 
Jauche  getränkt,  befördert  den  Graswuchs  aufs  Unglaub- 
lichste.'  G  Kai.  1859,  27  (wo  Näheres  über  die  Zubereitung). 

(Milch-) Znck er-:  =  Müch-S.  BE.;  LE.(„Sprache 
des  Älplers");  vgl.  St.1  II  349. 

sandecht(ig),  ,-icht.'  äSpr.,  sandocht  Ndw  (Mat- 
thys),  -ochtig.  Dial.:  a)  sandig.  .Sandächtig,  griess- 
ächtig,  voll  sand  und  griess,  arenosus,  glareosus;  ein 
s.  oder  griessächtig  ort,  arenacea  terra.'  Fkis.  ;  Mal. 
.Arenaceus,  sandächtig,  auss  sand  gemacht.'  Fris.  .An 
etwas  sand-  oder  grienechten  warmen  Rainen.'  EKönig 


1115 


Sand,  senil,  sind,  sond,  sund 


UM 


1706.  .Saudichte  und  steinichte  Felder.'  ebd.  .Auf 
einem,  wie  es  scheint,  zimlich  sandechten  abhaldenden 
Felssen.'  1708,  ZGrün.  S.  noch  Posten  II  (Bd  IV 
1800);  Sulz  (Sp.  900);  Sand  (Sp.  1110).  —  b)  sand- 
artig. .Sandächtig  herte  oder  etwas  herts  wie  sand, 
arenacea  duritia.'  Fris.;  Mal.  Von  sandartiger  Ab- 
sonderung: .Die  Augen  [des  wutkranken  Hundes]  sind 
niedergeschlagen,  trüb,  wässericht  oder  sandicht'  Z 
Mand.  1783. 

sandele",  sänd(e)le°:  1.  „sandele",  nach  Sand 
schmecken."  St.2  —  2.  sandele"  AABb.,  Sigg.;  BE..G., 
sandele"  Gl;  Z,  sandle"  Ap;  G;  Th;  Z,  mit  Sand  spielen. 
,Und  möchten  auch  die  Kleinen  [in  der  Schule]  lieber 
sandele"  und  steinele",  grienele"  und  herdele"  ...  jetzt 
muss  g'schaffet  und  g'werchet  sein  BE.  (Schweiz.  Lch- 
rerinnenztg  1905).  Dann  gom-mer  go"  ge"  sandle"  und 
watte'd  durch  de"  Bach.  ONSgeli  1910.  In  ZStdt 
werden  Sandhaufen  angelegt  zum  Sandele"  für  die 
Kleinen. 

sand  e°  II,  in  ZWil  b/R.  sambe",  in  ZErl.  in  Bed.4 
auch  g'-sande"  —  3.  Sg.  Präs.  und  Ptc.  -et:  1.  tr. 
oder  (meist)  abs.,  mit  Sand  bestreuen  bzw.  Sand 
streuen;  zB.  (auf)  ein  frisch  geschriebenes  Schrift- 
stück (nicht  in  Ap),  einen  frisch  gescheuerten  Fuss- 
boden,  einen  von  Schnee  oder  Eis  schlüpfrig  gewor- 
denen Weg.  zieml.  allg.  Hast  (de"  Brief)  scho"g'sandet? 
's  ist  nocl'  nüd  g'sandet,  bei  Glatteis.  S.  auch  ver- 
bringen (Bd  V  723).  —  2.  a)  Flussand  graben,  mittels 
des  Sand-Gatters  (Bd  II  497)  vom  Kies  ausscheiden 
ZTösst.  —  b)  Sand  sammeln,  zum  Verkauf  Ap;  B 
(Zyro);  Ndw.  —  3.  Sand  mit  sich  führen,  von  Quellen, 
Flüssen  B  (Zyro);  G.  —  4.  anfangen  zu  schäumen, 
vom  Wein;  ,es  ist  alsdann  Zeit,  ihn  abzulassen,  sonst 
fängt  er  an  lind  zu  werden'  ZErl.;  vgl.  Sand  2  c. 

über-:  mit  Sand  überdecken.  ,Die  Adden  und  der 
Bergfluss  haben  das  Dorf  also  verschwemmt  und  uber- 
sandet,  dass  anjetzo  allein  etliche  Anzeigungen  des 
alten  Turns  gesehen  werden.'  Gdler  1625.  —  üf-: 
„das  Bett  eines  Flusses,  Baches  mit  Sand  anfüllen 
Gr";  W.  Dazu  Uf-sandi"g  f.  „Gr."  —  iD-:  (Grund- 
stücke) mit  Sand,  Schutt  überdecken,  bei  Überschwem- 
mungen Ndw;  W.  —  ,er-:  vom  sand  seüberen,  das 
sand  darvon  tuon,  exarenare.'  Fris.;  Mal. 

ver-:  1.  act,  =  in-sanden  Aa;  B;  G;  Th  und  wohl 
noch  weiterhin.  —  2.  pass.,  wie  nhd.,  mit  Sand  be- 
deckt werden  B;  Ndw.  Versandet,  ,mit  Sand  angefüllt 
(eine  Bunse,  eine  Gegend)'  B  (Zyro).  ,Der  Flachs 
wird  verhagelt  sein,  den  [!]  Kartoffel  versandet.'  Gotth. 
Bildl.  Etw.  v.  lä",  ,im  Sande  verlaufen  lassen.'  [Stimmt 
für  das  Gesetz]  Das  löt  nit  v.!  BVolksztg  1908.  Es 
het  scho"  es  Mal  Pne"  der  Vorschlag  g' macht  [im  Ge- 
meinderat], aber  die  Geschieht  ist  du  wider  rersaudet 
BG.  —  Vgl.  Sehm.  JII   304;   Gr.   WB.   XII    1040. 

Sander  in.:  1.  .Sandmann'  ApH.,  M.  (T.).  Mit  dem 
.Sanden'  der  Strassen  im  Winter  beauftragter  Arbeiter 
des  städtischen  Bauamtes  GStdt;  s.  auch  Brunnen- 
Sock  (Sp.  683).  —  2.  Dim.  Sanderli,  kleine  Sand- 
forelle TaErm. 

Als  FN.  (wohl  meist  Abi.  vom  Ortsn.  ,Sand')  1367/80, 
SStdt;  1434,  AaB.  (,Sanders  huob') ;  E.  XVI.,  BsStdt.  Als 
Ortsn.  GWil;  üw  (, Mai-Sander);  .Sauders'  Scbw. 

ge-sandet:  sandig.  G's-er  Bode",  sandiges  Erd- 
reich Ap   ,allg.'   (T.).   —  Ab),  tou   Sand. 

sandig  (sambig  ZWil  b/R.),  in  Ndw;  ZO.  und  lt 


Dan.  g  -sandig ,  in  FStdt  g'samdig:  a)  wie  nhd. 
allg.  S-er  Bode"  [Erdreich].  Der  g'samdig  Herd  ist 
nit  guet  för  dro"  z'  pflanze"  F.  Wann  Einen  e"  s-en 
Acher  het  usw.,  Variante  des  Liedes  vom  Brienzer 
Pürli  (s.  Bd  I  66)  GlEIui.  .Wann  das  Erdreich  ...  zu 
sehr  s.'  Rhag.  1639.  Auch  von  einem  mit  Sand  be- 
streuten Fussboden  uä.:  Si  leit  d'  Madratze"  uf  de" 
nackig  g's,  Boden  ane"  Z  (Dan.).  —  b)  aus  Sandstein 
bestehend.  ,[In  BG.]  gibt  es  noch  viele  sandig  Chunsti.' 
Barnd.  1911.  —  Iu  Ortsn.:  ,Sandig-Bodeu'  BAd.,  ,Sandigen- 
Stute'  BGr.,   .Sandigen'  Gl. 

Sandel  m. ;  wie  nhd.  ,S.,  Sandelholz,  santalum.' 
Fris.;  Mal.  Als  Färbemittel.  N.  habe  sich  .soweit 
vergessen  und  vertrabet',  dass  er  ,S.'  unter  den  Safran 
vermischt.  XVII.,  FHaas  1909.  S.  auch  Brisill  (Bd 
V  798)  und  bes.  rot  (Bd  VI  1760).  Offizineil.  ,Nimm 
roten  S.,  der  da  gut  seye  und  wol  reücht.'  Arzneib. 
XVII./XVIII.  ,Ein  wenig  Sendel  [!]'  in  einer  Arznei 
.vor  die  Franzossen.'  Arzneib.  1822.  .Menge  das  Pulver 
von  S.  und  Blutstein,  ana,  untereinander.'  aB  Arzneib. 
Am  Griff  eines  Degens:  ,[Jätzer]  gab  dem  priol ...  ein 
sandelbeschlagnen  tagen.'  Ansh.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1763. 

sand(e)lin:  aus  Sandelholz.  ,Ein  sandlin  krütz- 
tägen.'  1500,  Z;  vgl.  das  Vor.  ,N.  schribt  mir,  wie 
er  so  schöne  Luten,  zipressen,  helfenbeineu,  Sandalen 
[habe],  welle  mir  ein  cypressin  behalten.'  FPlatter 
1612  (Boos). 

sanden  I  s.  samenen  (Sp.  912). 

Send,  ,sempt'  —  in.:  Bezeichnung  von  (weltlichen) 
Gerichten.  ,Aber  so  klagend  die  lantlüt  [von  Entle- 
buch]  gemeinlichen,  daz  unser  her  [Peter  von  Thor- 
berg] einen  sempt  ufsatzte  an  gemeines  lantz  rat, 
unn  er  des  selben  semptz  lüt  schickte  umb  lib  unn 
umb  gut  unn  uswendig  gerichtes  des  landes  lüt  fuorde 
und  si  verdarbte,  die  sich  vormals  mit  im  verricht 
und  verschlicht  hatten  umb  dieselben  sach.'  1385, 
ASG.  17,  80  (ähnlich  wiederholt  ebd.  S.  85);  gemeint 
ist  das  ausserordentliche  Landgericht,  das  am  19.  Juli 
1382  zu  Willisau  unter  der  Buche  gegen  die  Entlebucher 
abgehalten  wurde  (vgl.  ASG.  17,  60  ff.).  ,Wir  haben 
ein  sempt  zu  Richense  im  ampt  gehept  von  düpstal 
wegen.'  1424,  L  RB.  (Seg.,  RG.).  ,N.  waz  verlümdet 
in  dem  sempt  ze  Hitzkilch  umb  düpstal.'  1425,  ebd. 
,Diss  ist  der  send  von  Obersibental.  Es  ist  ze  wissen, 
dass  der  tschachtlan  und  die  landlüt  gemeinlich  zu 
Obersibental  mit  einandren  einhellig  worden  und  über- 
komen  sint,  einen  send  und  lümbdung  by  geswornen 
eiden  in  dem  land  daselbs  von  etzwas  Sachen  wegen 
zu  verhören  [die  Zustimmung  der  Herren  von  Bern 
vorbehalten]  und  meinent  den  selben  send  und  lümb- 
dung dar  uf  anzeheben  in  allen  denen  Worten,  als 
hienach  geschriben  stat'  1431,  ZfsR,  9  b,  140.  ,[N. 
verteidigt  sich  gegen  die  Nachrede  der  Hexerei  mit 
dem  Hinweis,  es]  weren  im  Obersibental  bi  sinen 
zitten  und  kurzlichen  4  gross  send  gewesen,  darinn 
sin  zu  dheinen  wegen  nie  gedacht  war.'  1441,  B  Rats- 
urteil. 

Ahd.  stnod,  mhd.  sen(e)t  m.,  geistliche  Versammlung  (bes. 
Geriebt),  auch  weltliche  Versammlung  (Reichs-.  Landtag), 
(Gerichts-)Veisammluug  iibh.;  Lehnw.  aus  lat.  ei/nodus,  also 
etym.  eins  mit  Sinöde"  (Sp.  1085).  Vgl.  Gr.  WB.  X  !,  571. 
Die  Form  , sempt'  beruht  auf  Anlehnung  an  die  Sippe  von 
mhd.  mm,  neu;  vgl.  bes.  Sp.  928  o. 


1117 


Sand,  senil,  sind,  sond,  sund 


sendbar  ,sempser(e)',  ,semper':  =  semper-fri  (Bd  I 
1262).  ,Wir  virgehin  ouch  an  disem  seibin  brieve, 
daz  wir  von  deheinim  menschen,  der  nit  seiuper  ist, 
noch  burgerreht  hat,  mit  swelm  andiim  rehte  er  unser 
gotshus  anhört,  unde  der  doch  zi  Sante  Gallen  sezhaft 
ist  unde  den  burgern  wachen  hilrit  unde  dem  riche 
stiure  gebin,  deheine  anspräche  an  in  alder  an  sine 
erbin  sulin  habin  ...  ane  das  allein,  daz  er  sin  tiurste 
lebindis  guot  [,hobt.'  1382]  ze  valle  gebin  sol ...  Swer 
ein  semper  man  ist,  aide  burger  recht  hat,  dass  den 
nieman  ierrin  sol,  er  muge  mit  synen  kindin  komin 
ze  closter  aide  ze  der  e,  swar  er  will.'  1272/3,  H  Wartm. 
Urk. III 190 (Entwurf  eines  äbtischen  Freiheitsbriefes); 
in  der  Fassung  von  1291  ,der  nicht  sempxre  ist'  und 
,ain  semprer  man'  (ebd.  270),  1382  wieder  , semper' 
(ebd.  281,  Aeg.Tschudi,  Chr.  I  505). 

Vad.  erklärt  (mit  Bez.  auf  die  Urk.  von  1291):  .semper- 
niau  oder  semperfri  ist  ainer,  der  von  aiuem  fürsten  uf  alle 
sine  land  gefrit  ist  ze  wonen,  wo  er  will,  zuo  latin  exeniptus' 
(I  386),  an  andrer  Stelle:  ,ain  semper  man,  das  ist  ainer, 
der  sinen  frien  zug  hat  on  alle  beschwerd,  er  sitz,  wo  er 
well,  in  aiues  herren  landschaft'  (II  162);  vgl.  auch  die 
Randbemerkung  Tschudis  aaO.:  ,Semperliit  sind  patricii,  die 
anfanglich  in  uffbuwung  der  statt  oder  flockens  St  Gallen 
dahin  sich  gesetzt,  innren  \% : i ] « p ,_■  i i  tueren,  haben  vi]  fryheit.' 
Weitres  über  W.  und  Sache  s.  bei  Lexer  II  886;  Gr.  VYB. 
XI,  569/71  (unter  ,semperfrei',  .Sempermann',  ,sendbar'); 
Schröder,  Deutsche  Rechtsgesch.  5  598. 

Ab -send  m.:  in  der  RA.  der  A.  ne",  das  letzte 
Mal  einkehren,  von  einer  Saufgesellschaft  Z  (Spill- 
mann). —   Zu  absenden,  von  Bed.  2  ausgehend  ;   vgl.  auch 


sende"  (bzw.  -ä-,  -e1-),  Ptc.  g'sendt:  1.  wie  nhd. 
senden;  abgesehn  von  dem  spec.  Gebrauch  unter  b 
der  Volksspr.  fremd  und  nur  als  Lehnw.  aus  der 
Schriftspr.  bekannt;  dafür  schicken.  ,S.,  schicken, 
mittere,  legare;  missus,  geschickt,  gesandt.'  Fris.; 
Mal.  a)  mit  pers.  Obj.  (das  auch  fehlen  kann).  ,Swer 
gegen  vischen  gat  oder  sendet  oder  deheim  vischer 
dehein  visch  nimt ...'  XIV.,  L  RB.  ,200  spiesse  [Spiess- 
knechte],  die  si  zuo  uns  s.  und  legen  sollen.'  1386,  L. 
Boten  s.  ,Man  schribet  allen  reten  umbe  den  kosten, 
so  die  burger  hant  mit  zerunge,  das  man  von  der  stat 
wegen  (mit)  nieman  s.  sol,  wan  ze  einem  male  oder 
zwirent  ...  were  aber,  daz  dekein  sache  als  endelich 
unser  burger  dekeinem  uf  lüffe,  wil  der  und  bittet, 
dass  man  durch  in  sende,  daz  sol  man  tuon,  aber  mit 
sinem  kosten.'  1315,  Z  StB.  ,Swenne  die  rät  dehainen 
burger  von  unser  statte  s.  went  zuo  herren  oder  zuo 
stetten,  ald  swa  du  statte  dehaines  hin  bedarft  ze 
sendenne  ...'  XIV.,  Sch  StB.  .Botschaften  s.'  Vad.  Jmd 
,vom  land  s.',  verbannen.  ,Das  der  selb,  der  da  in 
dehein  weg  Überfarn  hett,  vom  land  gesend  werd.' 
1402,  AaB.  Urk.  ,[Dass  NN.]  von  böses  lümden  wegen 
von  irem  land  werin  gesant.'  1418,  Z  RB.  ,Der  pfaff 
sol  mit  siner  kellerin  reden,  daz  sy  sich  fürbaz  mit 
allen  nachburen  früntlich  halte,  oder  man  wolle  sy 
vom  land  s.'  1439,  ebd.  —  b)  mit  sächl.  Obj.  ,Wer 
ungerecht  obs  hat,  dem  sol  man  es  nemen  und  in  den 
spital  und  an  die  Syl  s.'  1359,  Z  StB.  Spec.  (mit 
blossem  Dat.)  von  Geschenken:  „ein  Geschenk  brin- 
gen Th;  Zg;  Z",  bes.  von  der  sog.  Metzgeten  (Bd  IV 
629)  ApLb.;  SoHSt.  (Sulger).  ,T>e"  Her  ist  ho",  mer 
händ-im  nid  g'sendt  Tu;  Z'  (Anon.  ad  St.).  Vgl.  Sen- 
deten, sendlen.    ,Es  sol  ouch  ze  wihennechten  nieman 


dem  andern  s.  dehainerlaie  dinge  ald  widersenden 
von  dehainer  gevatterschaft  wegen  ...  Aber  phaffen 
und  münich  mugent  wol  inbinden  ald  s.,  wie  vil  si 
went.'  1385,  Sch  StB.  Uneig.,  (ein  Lehn)  übertragen, 
verleihen:  ,Wen  ein  mensche  erstirbet,  der  vil  kinden 
hinder  im  lat,  so  sol  ein  probst  bi  dem  eisten  kint 
dien  andern  kinden  ir  erbe  s.,  und  hant  damitte  die 
kint  allu  ir  erb  enphangen.'  XIV.,  LMalt.  Offn.;  vgl. 
üf-s.  —  2.  techn.  Ausdr.  ,auf  dem  Schiessplatz  der 
Bogenschützen'  BTh.  (Zyro,  ohne  nähere  Angabe; 
heute  anscheinend  nicht  mehr  bekannt),  a)  wahrsch. 
=  um  einen  Preis  schiessen  (z.  U.  vom  blossen  Probe- 
schiessen). Syn.  stechen.  ,[Wir  laden  ein]  in  unser 
angesechen  schiessen,  so  wir  verfasst  haben,  mit  dem 
armbrust  zu  kurzwilen,  das  selb  schiessen  anzevachen 
uff  sontag  nechst  vor  sankt  Michels  [tag]  ...  soll  ein 
jeglicher  schütz  sich  wissen  zu  hallten,  nach  mittag, 
so  es  zwei  schlecht,  den  ersten  schütz  s.'  1488,  SBalsth. 
Sonst  nur  abs.  ,Und  wird  man  uff  denselben  suntag 
anheben  zu  s.,  so  die  glogk  12  schlecht,  und  uffhören, 
so  es  4  schlecht,  und  darnach  all  tag  s.,  so  die  glogk 
10  schlecht,  und  uffhören,  wenn  es  4  schlecht,  und 
welcher  da  das  best  tuot  mit  dem  armbrust,  der  nimpt 
die  besten  aventür.'  1452,  LSurs.  Gesellenschiessen 
(Äg.Tschudi).  ,Man  wird  sölich  schiessen  an  dem 
mentag  anheben  ...  und  die  andern  tag  s.  zu  morgen, 
wan  die  glogg  10  schlegt,  und  uffhören  zu  abent,  so 
die  glogg  viere  schlegt.'  1465,  Z  Gesellenschiessen. 
,[Man  wird]  anfachen,  so  die  glogg  zechni  schlecht, 
und  denselben  tag  schiessen,  so  maist  man  schütz 
tuon  mag,  und  die  andern  nachvolgenden  tag  wirt  man 
ze  schiessen  anfachen  des  morgens,  wenn  die  glogg 
sibne  schlecht,  und  s.,  so  die  glogg  nüne  schlecht, 
und  ufhören  am  abent,  so  die  glogg  fünfte  schlecht, 
ungefarlich.'  1485,  G  Gesellenschiessen.  ,Wan  man 
sendt,  wellicher  der  wittest  ist,  hat  ein  schütz  darzuo.' 
1488,  SBalsth.  Amtsschiessen.  —  b)  die  Schiessergeb- 
nisse feststellen;  vgl.  ab-s.  2  b.  ,Die  Nummern  [Ge- 
winnmarken]  sollen  alle  Morgen  einem  Herren  ver- 
siegelt übergeben  werden,  welcher  dieselbigen  am 
Abend,  so  es  um  6  Uhr  soll  gesendt  werden,  auf  dem 
Schützenhauss  wird  öffnen.'  1741,  ZWth.  Schiessplan. 

Ahd.  eenten,  mhd.  senden  in  Bed.  1;  vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
573.  Das  W.  scheint  in  Bed.  1  auch  in  den  ä.  Quellen  seit 
dem  XV./XVI.  selten  zu  werden;  bemerkenswert  ist,  dass  Fris. 
in  den  zahlreichen  Beispielsätzen  , mittere'  und  ,legare'  nie 
mit  ,s.'  wiedergibt.  Die  spec.  Verwendung  unter  1  b  findet 
sich  auch  ausserschweiz. ;  vgl.  Gr.  WB.  XI,  576;  Schm. 
2  II  305;  Fischer  I  517  (unter  ,aus-senden').  Auch  2  reicht 
über  unsre  Grenzen  hinaus,  es  erscheint  auch  in  einem 
Einladungsschreiben  der  Schiessgesellen  von  Feldkirch  an 
Glarus  v.  J.  1-155  (Äg.Tschudi  Chr.  II  581)  und  in  einem 
solchen  des  schwäb.  Ritters  WvRechberg  an  Ulm  v.J.  1463 
(Schmid  492:  hier  auch  die  Formel  ,den  ersten  schuss  s.'). 
Anderseits  fehlt  das  W.  an  den  entsprechenden  Stellen  der 
Z  Einladungsschreiben  von  1472  und  1504  (sowohl  in  den 
Bestimmungen  für  die  Bogen-  wie  für  die  Büchsenschützen); 
die  G  Einladung  von  1485  kennt  es  nur  für  das  Armbrust- 
schiessen, nicht  für  das  BUchsenschiessen.  Tschudi  erklärt 
aaO.  in  einer  Randbemerkung:  ,Senndon  ist  das  uffzücheu 
der  armbrost,  so  man  jez  wil  anfachen  ze  schiessen.'  Dar- 
nach wäre  also  (mit  Schm.  2  II  2S7;  Gr.  WB.  XI,  576; 
vgl.  auch  St.  II  370  unter  absenden)  urspr.  Identität  mit 
senen  (Sp.  1012)  und  erst  sekundäre  Berührung  mit  senden, 
mittere,  anzunehmen  (auf  Grund  laut).  Entwicklung  vou 
eln(n)en  >  senden  oder  des  Zsfalls  in  der  3.  Sg.  Prffls.  Ind. 
und   im   Ptc.   Perf. :    germ.  ;■'  und  Umlaut- c   sind    vor  Nasal 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


meist  cius  geworden).  Aber  abgesehu  davon,  d;iss  sichere 
Zeugnisse  für  Tsehudis  Angabe  fehlen  und  dass  sgnen  bei 
uns  sonst  nur  für  das  Beziehn  der  Armbrust  mit  einer  Senne, 
nicht  für  das  Spannen  derselben  bezeugt  ist  (auderwärts 
kommt  diese  Bed.  allerdings  vor;  s.  Gr.  WB.  X  1,  154), 
spricht  gegen  Tschndi  vor  allem  der  G  Beleg  von  1485,  wo 
.senden'  dem  , (anfachen  ze)  schiessen'  deutlich  als  etw.  Be- 
sondres gegenübergestellt  ist  (s.  unsre  Def.).  Es  wird  sich 
daher  bei  Tschudi  trotz  der  bestimmten  Form  um  eine  blosse 
Vermutung  handeln.  Der  Ausdruck  dürfte  vielmehr  doch 
hieher  gehören  und  zwar  an  einen  in  der  Seh  Gesellschaft 
der  Bogenschützen  bei  Preisschiessen  noch  jetzt  üblichen 
und  für  diese  charakteristischen  Vorgang  anknüpfen,  über 
den  uus  Folgendes  mitgeteilt  wird:  Jeder  Schütze  hat  in  der 
Regel  10  Schüsse,  und  zwar  wird  der  erste,  zweite  Schuss 
usw.  jeweilen  von  allen  nacheinander  auf  die  gleiche  Scheibe 
abgegeben;  jeder  Bolzen  ist  mit  dem  Namen  des  Schützen 
bezeichnet.  Nach  jeder  Serie  von  Schüssen  werden  zwei 
Schützen  (vgl.  Sender)  in  den  Schiessstand  abgeschickt,  der 
eine  mit  dem  Köcher  (vgl.  Senden),  in  den  die  aus  der 
Scheibe  herausgezogenen  Bolzen  der  Reihe  nach  (der  beste 
Schnss  zuerst)  eingesteckt  werden,  der  andre  mit  einem 
Blatt  Papier  zum  Aufschreiben  der  Resultate.  Nachher 
kehren  sie  in  den  Schützenstand  zurück  und  rufen  (in  Seh 
mit  der  Formel:  Junhere"  und  Herre"  zur  Kanzlei!)  deu 
Schützeuschreiber  auf,  der  die  Resultate  ins  Schützenbuch 
einträgt.  Beim  Probeschiesseu  findet  solches  Abschicken  von 
, Bolzträgern'  nicht  statt:  der  Zeiger  zeigt  einfach  den  Schuss 
und  schickt  den  Bolzen  durch  irgend  einen  Boten  in  den 
Schützenstand  zurück.  Als  ursprüngliche  Bed.  hätte  sonach 
b  zu  gelten.     Vgl.  auch  das  Folg. 

ab-:  1.  ,Abg'sent!  fort  damit!'  ScHSt.  (Sulger).  — 
2.  techn.  Ausdr.  bei  Preisscbiessen  (mit  Armbrust  oder 
Gewehr),  a)  „aufhören  zu  schiessen,  entweder  weil  die 
bestimmte  Zeit  vorüber  ist  oder  weil  es  finster  zu 
werden  anfängt"  Aa;  „Vw."  —  b)  =  senden  2  b  Aa;  Z 
und  wohl  weiterhin,  ,die  Entfernung  der  Schüsse  vom 
Zentrum  ausmessen'  Ap  allg.  (T.),  „die  Schüsse  auf 
der  Kontrollscheibe  mit  dem  Zirkel  abmessen  B;  VO; 
S;  Z."  Syn.  abstechen.  ,Item  so  soll  man  abents  um 
5  Uhren  absänden,  glych  wie  es  uff  der  Zillstatt  der 
Statt  Zürich  gebrucht  wirf  1601,  Z  Schützenmand. 
,Es  werden  disere  4  Tage  hindurch  in  einer  Kehr- 
scheiben jedes  Tags  besonders  4  Gaben  zu  verschiessen 
gegeben  und  also  alle  Tage  darinn  (1708:  darmit)  ab- 
gesendet und  Denen,  so  gewunnen  haben,  ihre  Gaben 
zugestellt  werden.'  1707.  1708,  ebd.  ,Das  Schwarze 
[der  Scheibe  soll]  mit  einer  darzu  verfertigten  Ma- 
chine gedeckt,  von  denen  Verordneten  mit  ihrem 
Petschaft  versiglet  und  biss  zu  der  Zeit,  dass  abge- 
sendet wird,  wohl  verwahrt  aufbehalten  werden.'  1746, 
ebd.  —  c)  (die  Schiessergebnisse  mitteilen  und)  die 
Preise  verteilen  Aa;  B;  L;  Schw;  Uw;  Z;  wohl  allg. 
in  der  Schützenspr.  ,[Beim  Knabenschiessen]  wird 
um  11  Uhr  abgesendet,  dh.  in  den  stattlichen  Zelten 
von  Mitgliedern  des  Stadtrates  die  Gaben  an  die  Ge- 
winnenden ausgeteilt.'  Mem.  Tig.  1841.  ,Das  A.  wird 
nach  Vollendung  des  Schiessens  vor  sich  gehen.'  1882, 
Schw.  Dem  Schützenmeister  waren  3  Gehülfen  beim 
A.  behülflich.  XIX.,  aZoll.  1899.  ,Es  wird  abgesendet 
[am  Knabenschiessen  in  Ndw]:  der  erste  Preis  mit 
48  Punkten  N.'  L  Schützenf.  1901.  ,Die  Resultate 
werden  den  Schützen  erst  beim  A.  mitgeteilt.'  Z 
Schiessplan  1911.  Deutlich  von  nhd.  .absenden'  be- 
einflusst:  , Volle  7  Monate  sind  seit  der  Preisverteilung 
[beim  internationalen  Wettschiessen  in  Rom]  ver- 
gangen und  noch  ist  kein  Centime  zum  A.  gekommen. 
Der  Unwille  [der  Scbweizerschützen]   ob  dieser  Ver- 


schleppung des  Absendens  ist  gross.'  Ztgsnotiz  1912 
(Z).  —  3.  ausgehn,  erlöschen,  von  einem  Licht  Z 
Schwerz.,  .nachlassen,  zB.  von  einer  Quelle,  die  ver- 
siegt, von  einem  Hinsiechenden'  Aa  (H.).  Das  Liecht 
wo/t  a.  ZSchwerz.  ,Wan  ein  Fieber  oder  eine  lang- 
wirrige  Krankheit  schon  eine  geraume  Zeit  angehalten 
hat,  sonderlich  wan  dieselbe  zugleich  in  dem  A.  ist.' 
SHott.  1702.  ,Ist  es  [das  Fieber]  im  Abnehmen  oder 
A.'  JJScheücbz.  1732.  —  Ab-sender  m.:  „einer  der 
Schützen,  der  für  das  Absenden  (in  Bed.  2  b)  berufen 
ist"  B;  „VO;  S;  Z."  —  Ab-s  endete"  f.:  im  Trott- 
Stübli  stattfindendes  gemeinsames  Trinkgelage  aller 
Weinbauern,  die  in  der  selben  Trotte  gekeltert  haben; 
der  Wein  wird  von  den  Teilnehmern  geliefert,  indem 
Jeder  beim  Keltern  ein  paar  Mass  in  eine  gemeinsame 
Stande  giesst  Z Veitheim.  —  Ab-sendung  f.:  Fest- 
stellung der  Schiessergebnisse.  ,  Auf  dass  [beim  Kna- 
benschiessen] Alles  in  guter  Ordnung  zugehe,  sind 
etliche  Herren  des  Rats  zugeordnet,  in  deren  Gegen- 
wart bei  A.  die  Schütz  in  der  Scheiben  abgemessen 
werden.'  JEEscher  1692. 

Zu  2  vgl.  senden  2  mit  Anm.  Bed.  3  dürfte  von  2  (a) 
übertr.  sein;   vgl.  auch  das  syn.  ab-geben  (Bd  II   77). 

üf-:  (durch  Botschaft)  ein  Rechtsverhältniss  auf- 
kündigen. Ein  Lehen  uä.  ,ü.'  1)  vom  Lehenträger. 
,Wie  die  von  Klingen  ir  lehen  ufsendent  minem  herrn 
dem  kaiser.'  1359,  Z  (Titel  einer  Urk.).  ,Dass  si  den 
zehenden  mit  ir  und  ir  vogts  banden  uffgeben  und  u. 
solt  zu  des  vorgenanten  lehenherrn  banden  by  einem, 
der  ouch  von  dem  selben  gotzhus  belehent  weri.'  1391, 
Zellw.  Urk.  ,So  send  und  gib  ich  mit  disem  brieff 
das  selb  lehen  ledklich  uff  an  der  obgenanten  miner 
gnedigen  berrsebaft  von  Österlich  an  ir  landvogt  ald 
Statthalters  banden.'  1423,  Z.  ,Das  die  domit  ir  lechen 
u.  solten.'  1445,  Bs  Chr.  ,Dwyl  nun  solichs  alles  [der 
Verkauf  der  Vogtei  ZBenk.]  vor  uns  beschechen  und 
volnfüert  ist  mit  mund,  handen,  u.  und  empfachen  ...' 
1540,  Z  Rq.  1910.  —  2)  vom  Lehensherrn.  ,Und  hab 
im  und  sinen  erben  daz  vorgeschriben  güetlin  uffge- 
sendet.'  1377,  Z.  ,Won  ouch  unser  gnädiger  herr  und 
der  convent  uns  allen  von  Scheftenouw  gemainlich 
die  gnaud  getaun  hant,  das  sy  uns  von  irem  gotzhus 
nit  andren  noch  u.  sollend  ...'  1448,  GRq.  1906.  Das 
Burgrecht  ,u.'  ,[Dem  N.]  ist  sin  burgrecht  uffgesandt 
mit  dem  beschaid,  das  er  nicht  destminder  das  sin 
verstüren  und  pruchen  solle,  mit  allen  dingen  gehor- 
sam sin  als  ain  ander  burger.'  1490,  G.  Wie  Einer 
sein  Burgrecht  ,aufs.'  soll.  1527,  Absch.  (Z).  Den 
Dienst  ,ü.'  ,Min  herr  marggraff  hette  sin  dienst  nff- 
gesant.'  1444,  Z  RM.  Ein  Bündniss  ,ü.';  s.  sagen  (Sp. 
394  0.).  —  Vgl.  Lexer  II 1 701 ;  Gr.  WB.  1735;  Fischer  1419. 

üs-:  wie  nhd.  aussenden.  Der  Man  hed-no  [ihn] 
g'send  üs  ...  Meto  a"  Schwine  PRi.  (Übers,  von  Luc. 
15,  15).  ,Wie  das  Römsch  jubeljar,  in  alle  cristenheit 
ussgesent,  in  d  Eidgnoschaft  kommen.'  1501,  Ansu. 
(Titel).  ,[Der  Papst]  sant  uss  in  alle  kristenheit  le- 
gaten.'  ebd.  , Bottschaft  schicken,  ein  bottschaft  auss., 
legare.'  Fris.  —  ver-:  wie  nhd.  wohl  allg.,  doch  nicht 
volkstümlich. 

be-:  beschicken,  kommen  lassen;  in  der  ä.  Spr. 
bis  ins  XVI.  allg.  a)  Personen.  ,Ein  bichter  b.'  1305, 
Z.  ,Den  henker  b.'  1360,  See  StB.  ,Wirt  er  [der  Prie- 
ster] besendet  von  Altdorff,  so  sol  man  im  geben,  was 
zitlich  und  bescheidenlich  ist  ungeverlich.'  1393,  Gfd 
(U).     ,[Die]  ussren,    so  har  in  besent  wurden.'    1441, 


1121 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


ll-.-j 


B  StKechn.  .Bern,  Basel  man  [zu  Hilfe]  besande,  vil 
stet  und  Solotar.'  1475,  LTobler,  VL.  ,üer  könig 
besandt  die  Venediger,  die  im  dann  ouch  zu  hilf  zue- 
zogen.'  1515,  Schodel.  ,N.  besandte  da  sein  jüngsten 
bruoder  zuo  sieb.'  Wurstisen  1580;  auch  1765.  S.  noch 
er-bieten  (Bd  IV  1870  u.);  richten  (Bd  VI  395  o.);  Näch- 
Bichter  (ebd.  454);  Fasten-Rät  (ebd.  1581).  Vor  eine 
Behörde  zitieren.  ,Swa  ein  burger  dem  andern  wider- 
seit  an  lip  oder  guot,  die  sol  ein  rat  für  sich  bes.'  Z 
RBr.  Mit  dem  Kirchenbann  Behaftete  werden  vor 
den  Bat  ,besendt.'  140b',  Sch  Chr.  ,Ein  amman  und 
die  sechzig  süllen  vollen  gewalt  haben,  wen  sy  also 
argwenig  habent,  für  sy  ze  bes.,  ze  fragen,  ze  gichten 
oder  ze  vachen.'  1416,  Schw  LB.  ,Bald  wart  er  [Rud. 
v.  Erlach]  besant  für  rat  und  zweihundert.'  Just.  ,N. 
hat  sich  etlicher  ungebürlicher  reden  lassen  merken, 
deshalb  wir  [die  Boten  der  12  Orte]  in  für  uns  be- 
schickt [und  senden  Bern  ein  Protokoll],  dass  ir  [die 
Berner]  wissen  hettend,  warum  er  besandt  worden.- 
152ti,  Absch.  Zu  einer  Versammlung  einladen:  ,[N. 
soll]  die  wile,  so  er  der  korherren  pfister  ist,  zu  den 
burgern  noch  zu  der  zunft  nieraer  besendet  werden, 
noch  darzuo  besendet  werden,  da  man  ein  Zunftmeister 
käset.'  1346,  Z.  ,B.  nach':  .Zehand  besant  der  küng 
nach  Daniellen.'  Volksb.  —  b)  Sachen.  ,Swa  ein  bur- 
ger ald  ein  frouwe  ein  gewant  besanten  in  ir  hus,  da 
sol  man  es  wol  verkouffen;  swer  es  aber  sus  trüege 
uf  und  nider  in  der  stat  ane  bes.  durch  verkouffen,  der 
git  5  ß  ie  von  dem  stuke.'  1335,  Z  StB.  ,Uaz  ein  brüt- 
gom  sin  essen  sol  bes.  in  sölicher  mäss,  als  dann  be- 
scheidentlich  ist'  1400,  ebd.  ,Gab  N.  20  den.  umb  ein 
vier(tel)  win,  besant  der  burgermaister,  do  er  mit  dem 
hoptraan  von  Appenzell  as.'  1405,  Wegelin  1844.  ,[Der 
Herzog  von  Burgund]  wartet  daselbs  [in  Lausanne]  sinr 
büchsen,  die  er  von  allen  sinen  slossen,  stetten  und 
landsherren  besendt  und  ettlich  nüw  lassen  giessen.' 
1476.  BsChr.    S.  noch  Brot  (Bd  V  930  u.). 

Vgl.  Lexer  I  213;  Gr.  WB.  1  1616;  Fischer  I  914. 
,B.   nach'  durch   Koustiuktionsmisrluing    mit    .senden   nach.' 

wider-:  ein  Geschenk  erwidern.  ,Das  weder  brut 
noch  brütgoume  niemanne  w.  sun  [Titel].  Es  ensol 
weder  brut  noch  brütgoume  niemanne  w.  noch  wider- 
geben ane  geverde  enhein  kram.'  Z  RBr.  (ASG.  V  218). 
S.  auch  unter  senden  Ib.  —  zue-;  s.  bi  (Bd  IV  905). 

Sende"  (-ä-  lt  Zyro)  f.:  „Kontrollscheibchen,  d.i. 
ein  etwa  2  Fuss  langet,  viereckiges,  mit  vielen  Löchern 
versehenes  Hölzchen,  worin  die  Zahlen  der  Schützen 
auf  hölzernen  Nägeln  [1.  wohl:  die  mit  Zahlen  bezeich- 
neten Bolzen],  nachdem  sie  aus  der  Stichscheibe  gezogen 
worden,  ihrer  Nähe  nach  vom  Mittelpunkt  her  gesteckt 
werden  BO."  (St.2),  bogenförmiges  Brett  mit  Löchern, 
aus  denen  beim  Beginn  des  Schiessens  die  Bolzen  ge- 
holt werden;  sind  die  Bolzen  ins  Däntsch  geschossen, 
so  werden  sie  vom  Sender  geholt  und  wieder  in  die 
8.  gesteckt  BTh.  (auch  lt  Zyro).  —  Vgl.  unter  senden  S. 

Sende r (-ä-J  m.:  =  Absender  (Sp.  1120)  BTh. (Zyro); 
s.  auch  das  Vor.  Syn.  Bölzler.  —  Hieher  (?):  .Sender', 
FN.  1253,  ZStdt  (Leu);  vgl.  auch  den  Ortsn.  ,Sender-Holz'  Z. 

Sendete"  f.:  „Geschenk,  bes.  von  im  Haus  ge- 
schlachtetem Vieh"  ApLb.;  ScHSt.  (Sulger);  „Th;  Zg; 
Z"   (St.2).    —    Vgl.  uuter  senden  1  b. 

Sendi°g  f.:  wie  nhd.  Sendung  in  konkretem  S. 
allg.,  doch  nicht  volkstümlich.  .Sendung,  Schickung, 
missio,  legatio.'  Fris.;  Mal. 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


sendle":  Jmd  ein  Neujahrsgeschenk  bringen,  zB. 
dem  Obervogt  ZSth.f  —  Vgl.  unter  senden  i  /.. 
sendig;  s.  üs-endig  (Bd  I  319). 

Ge-sind  n.:  1.  als  Verhält n issbegriff,  a)  Dienst- 
leute, Gefolge  eines  vornehmen  Herrn.  ,Ües  grafen 
ges.  von  Safoys.'  Z  Chr.  XV.  .[Gerechtigkeit  zum  ,1and- 
vogt  mit  synen  dienern':]  wen  dherren  also  starrblindt 
sint,  wie  stadts  dan  umb  das  ander  gesund?'  VBoltz 
1551.  Auch  für  die  Jünger  Christi,  die  Anhänger  des 
Teufels.  ,Gott  [hat]  gesprochen  zuo  sira  Gs.,  dass  ein 
Camel  ...  müsst  durch  ein  kleines  Nadelloch.'  Com. 
Beati.  ,Die  Bättier  sigent  s  Teufels  Gs.'  ebd.  —  h)  die 
zu  einem  Hof  2  (s.  Bd  II  1021)  gehörigen  Leute. 
,Den  reblüten,  die  die  pfruondlehen  buwent,  die  man 
ouch  dasges-e  nemmet ...  den  sol  der  keiner  von  sinem 
ampte  dise  nachgeschriben  richtunge  geben.'  um  1340, 
Z  (Urbar  des  Grossmünsters).  S.  noch  Salwe-Bröt 
(Bd  V  981).  —  c)  die  Gesellen  eines  Handwerkers. 
.Es  wurde  einem  Tischmacher  bewilliget,  das  Büchsen 
und  Schiften  als  eine  freye  Kunst  liebend  dem  Tisch- 
macher-Handwerk  ohngehindert  zu  treiben  und  Ges. 
darauf  zu  fördern.'  1621,  Z.  , [Einem  erblindeten 
Schuhmacher,  dem  infolge  vermeintlichen  Geister- 
spukes die  Gesellen  nicht  bleiben  wollen,  sagt  Einer, 
den  er  um  Rat  fragt,  es  sei]  nicht  genug,  dass  man 
ihme  das  Gesicht  genommen,  man  wolle  ihme  das  Ges. 
auch  nemmen.'  1719,  Bs.  S.  noch  bleiken  (Bd  V  59). 
In  Gegenüberstellung  zu  , Meister.'  Weder  Meister 
[der  Sattlerzunft]  noch  ,ges.'  noch  Lehrjungen  sollen 
auf  die  ,stör'  laufen.  1559,  FHaas  1909.  Kein  Meister 
darf  dem  andern  sein  ,gs.'  abziehen,  ebd.  ,Die  Ge- 
sellen, welche  begehrend  guten  Montag  zu  machen, 
[sollen]  anderen  Meistein  nicht  für  ihre  Werkstatt 
gehen,  ihr  Ges.  daraus  zu  führen.'  1730,  Gr  Mbl.  1899. 
.Soll  kein  [Zimmer-jMeister  seinem  Mitmeister  seinem 
Ges.  nachsezen  oder  abdingen.'  1805,  Z.  S.  noch  för- 
deren (Bd  I  1000).  —  d)  die  Dienstboten  in  Haus 
und  Hof,  Knechte,  Mägde.  Syn.  Dienst(en).  ,[Der 
Senn]  soll  ...  seine  handknaben  und  ges.  kein  muot- 
willen  ...  brauchen  [lassen]  und  sie  dazu  halten,  dass  sie 
abends  und  morgens  beten.'  E.  XVI.,  ORingholz  1908. 
,Die  Herren  erwarten  von  ihrem  Ges.  ansläudige 
(Jnterwerffung  und  geflissene  Treu  und  Fromkeit.' 
JJÜlr.  1731.  S.  noch  Volch  (Bd  I  802).  Mit  ,kind' 
in  zwei-  oder  mehrgliedriger  Verbindung.  ,N.  und  sin 
wip  und  sine  kind  und  sin  ges.'  1391,  Z  RB.  ,Der 
Meiländsch  herzog  [kam]  in  ein  so  verzagte  forcht, 
dass  er  ...  sine  kind  und  gs.  ...  zuo  sinem  herren  und 
schwager,  dem  Römschen  küng  zuo  flocht.'  Ansh.  ,Mit 
dem  touff  bekennend  und  veriehen  wir  in  der  kilchen, 
was  gloubens  wir  mitsampt  unseren  kinden  und  allem 
gsünd  syen.'  1.  H.  XVI.,  Bs.  S.  noch  Jung-Frau  (Bd 
I  1247).  —  e)  die  Angehörigen  eines  Haushalts 
im  Verhältniss  zum  Familienoberhaupt.  ,Swas  in  dirre 
ziunfte  gewachsener  liute  stirbet,  dar  in  sy  ouch  ir 
ges-e  ganzlich  sliessent,  daz  ir  brot  isset,  und  swer 
derselben  lieh  under  zunftgenossen  ze  der  kilchen 
nicht  nachvolgent  ...  der  git  vier  pfenning  in  die 
biuehsen.'  1336,  Z  (Schmiedezunft).  ,Waz  vidi  dhein 
metziger  hie  uff  disem  markt  kouft'et  ...  daz  sol  er 
unsern  ingesessnen,  der  es  in  sinem  hus  mit  sinem 
gs.  essen  wil,  umb  den  selben  pfennig  geben,  als  er 
es  gekouft  hat,  und  einer  mass  wins  nie.'  1.  H.  XIV., 
AABremg.  StR.  ,Der  selbe  wechter  [,uf  dem  nuwen 
71 


Sand, 


ld,  sind,  sond,  sund 


Hi'21 


turne']  und  sin  ges-e  [sollen]  ein  offenen  eweg  han 
in  der  ebtissin  hus.'  ebd.  ,Swele  nahtes  in  ains  buss 
kunt  und  begriffen  wirt  von  wirte  oder  von  ges-e,  den  so' 
man  vahn  und  füeren  für  schedelicben.'  TnDiess.  StR 
,Es  mag  oucb  der  vorgenannte  N.  und  sin  erben  oder 
ir  ges.  ir  geld  wol  liehen,  ob  sie  es  gern  tuon,  uf 
gelten,  bürgen  und  uf  brief.'  1409,  Z.  ,Sy  [die  Wirte] 
süllent  kein  schedlich  ding  in  den  wine  tuon  ...  und 
süllent  ouch  mit  irem  ges-e  schaffen,  daz  es  nit 
scheebe.'  1410,  Aar.  StR.;  ähnlich  um  1510,  ebd.  ,Ein 
vogt  ze  Griffense  [darf]  so  vil  murvischlinen  vachen, 
als  er  und  sin  ges.  essent.'  1428,  ZGreif.  Fischerordn. 
,Es  soll  ein  bischof  sinem  hus  wol  und  erlich  vor- 
syn  ...  wo  aber  einer  sin  gs.  nit  regieren  kann,  wie 
wirt  er  zuo  der  kilchen  Gottes  sorg  haben V  . ..  Ja,  er 
[Paulus]  meint,  welcher  ein  unzüchtig,  hädrig,  sorglos, 
verlassen  gs.  hab,  der  sye  nit  geschickt,  für  die  ganzen 
gemeind  sorg  ze  haben.'  Zwingli.  ,Ein  ieder  huss- 
halter  in  sinem  gs.  wil  gehebt  haben,  daz  es  nach 
sinem  wort  und  willen  geschickt  werd.'  ebd.  (Brief). 
,Die  meinen  sabbat  haltend  ...  und  haltend  auch  mei- 
nen pundt,  denen  wil  ich  in  meinem  ges.  und  innert 
meinen  mauren  erbteil  und  nammen  geben.'  1530/89, 
Jes.;  ,meinem  Hauss.'  1638;  £viq;  oixcp  u,ou.  LXX.  ,Itein 
so  band  wir  ein  gar  gwüsse  Regul  und  Merkzeichen 
by  uns,  wann  ettwan  ein  Ratsherr  sterben  sol,  das  des 
Grossweibeis  Gs.,  so  uff  dem  Rathus  wonet,  ettlich 
Tag  zuevor  ein  Getünmiel  in  der  Ratstuben  hört.' 
RCvs.  (Br.).  ,Dass  ein  jeder  Pfarrer  ...  der  Hauss- 
armen ein  gute  Rechnung  habe  ...  und  von  Hauss  zu 
Hauss  jeden  Haussvater  samt  Ges.  ...  mit  Naiumen 
und  Zunammen  beschreibe.'  1692,  Z  (Rundschreiben). 
,Es  soll  ein  Hausvater  sein  Ges.  wohl  regieren.'  XVIII., 
BLangn.  (Inschrift).  Auch  der  ganze  Haushalt  (mit 
Einschluss  des  Hausvaters);  vgl.  Hüs-G.  ,Der  Phi- 
lippus  hatt  vier  tochtren,  die  warend  der  heiligen  ge- 
schrift  geleert  und  lobtend  Gott  nach  derselben  in 
psalmen  und  andren  gesangen;  dieselben  mochten  die 
wyber  in  iren  gs-en  wol  bruchen.'  Zwingli;  ,domi  sure.' 
Gualther.  ,Das  ges.,  da  weder  schäm  noch  frommkeit 
nit  ist,  clausa  domus  pudori  et  sanetimonise.'  Fris.; 
Mal.  S.  noch  Chlaus  (Bd  III  696).  Auf  das  Tierreich 
übertr. :  ,Der  adler  gschwind  von  edlem  gs.  muoss 
sich  in  lüften  neeren.'  Vogelgesang  um  1560.  — 
2.  auch  sonst  übergehend  in  ab  s.  B  ed.  a)  Kriegs  - 
volk.  ,Er  [,der  her',  d.  i.  Bern,  das  den  Zug  gegen 
Biel  vorbereitet]  sante  so  geswinde  nach  diener  und 
eidgnossen,  ein  keiserlich  ges-e.'  Jüst.  S. auch  Us-Büt 
(Bd  IV  1918).  —  b)  Gruppe  von  (zsgehörigen,  gleich- 
artigen) Individuen,  Volk,  Leute.  ,Gott  redt  zum 
Adam  und  zuo  Heva:  o  Adam,  Eva,  liebs  gs.'  Ruef  1550. 
,In  St  Annen  cappell  ussert  der  statt  hatt  in  österlychen 
zyten  und  fyrtagen  abends  das  jung  gs.  und  dienst  das 
ostergsang  gehalten.'  1582,  RCvs.  (Br.);  oder  zu  1  d? 
Dim.;  s.  andreslen  (Bd  I  314).  .Menschlich  gs.',  (sün- 
diges) Menschengeschlecht.  ,Du  [Adam]  aber  und  das 
menschlich  gs.,  was  ir  tuond,  so  ist  sünd  darby.' 
Eckst.  1525  (Dial.).  S.  noch  ver-gunnen  (Bd  II  334  o.). 
—  c)  (in  der  Hauptsache  ausgehend  von  a)  im  verächt- 
lichen S.,  schlechtes,  bes.  fahrendes  Volk.  In  der 
Regel  mit  näherer  Bestimmung  (Adj.  oder  Pron.).  Vgl. 
Gesindel.  ,Dich  wil  ich  zuo  den  kinderen  Israels 
schicken,  zuo  dem  abtrünnigen,  widerspännigen  volk... 
Denen  solt  du  also  sagen:  dises  hat  der  herr  Gott  ge- 
redt,  das  sy  wüssind,   geh  sy  seigind  gehorsam  oder 


nit  (dann  es  ist  ein  widerspänniges  ges.)  das  sy  einen 
propheten  under  inen  habind  ...  Erzag  nit  ab  irem 
angesicht,  dann  es  ist  ein  widerspännigs  gs.'  1530/89, 
Ezech.;  ,widerspänig  hauss  [nachher]  ges.'  1638;  ,wi- 
derspäniges  hause.'  1665/1707;  olxog  7iaf>a7uxpaiv(ov. 
LXX.  ,[N.]  ein  rriässpriester  ...  mit  syner  köchleren 
...  sambt  iren  kinden  ...  ist  abgewissen,  also  das  man 
ein  gmeind  mit  söllichem  gs.  nitt  beschweren  khan.' 
1588,  Z  RM.  ,Den  landvögten  im  Thurgoiw  und  P.hyn- 
tal  zu  schryben,  den  landtsknechten  den  pass  durch 
ire  Verwaltungen  nit  zu  gestattnen,  sonders  Ordnung 
zu  geben,  das  sy  als  ein  unnütz  und  dem  armen  landt- 
volk  beschwerlich  gs.  abgewissen  und  nit  durchgelassen 
werdint.'  1594,  Z  RM.  ,Das  man  in  allen  unseren  [den 
acht]  Orten  und  gemeinen  Vogtyen  ...  solch  schäd- 
lich und  beschwerlich  Ges.  [,die  starken  Bättier,  Land- 
strycber  und  Gardknecht  sampt  iren  anhangenden 
Hureir]  nit  passieren  noch  durchwandlen  lasse.'  1601, 
AaB.  StR.  ,Sy  [eine  verschwenderische  Frau]  hatt 
solchs  alles  [Geld  und  Gut]  mit  unnützem  Ges.  hin- 
durch gericht.'  1609,  GSax.  Es  ergeben  sich  Bedenken, 
den  Pass  für  das  beständig  durchreisende  ,Ges.'  zu 
schliessen  oder  auch  offen  zu  halten.  1633,  Absoh. 
,Wyl  ...  durch  der  Gaugiern,  Schreiern,  vermumbter 
Personen,  Kuenzenjageren,  Springeren,  Seilgängeren 
und  anderer  derglychen  Lüten  trybendes  lychtfertiges 
Wäsen  und  Tun  ...  Ärgernuss  gegeben  wird,  auch 
sollichs  Gs.  von  Gott  zu  derglychen  Sachen  nit  er- 
schaffen noch  brüefft  sind  ...  so  gebietend  wir  hiemit 
...  dass  nun  fürbass  weder  Wirt  noch  ander  Lüt  der- 
glychen frömbdem  Gs.  Platz  und  Herberig  geben  sol- 
lind.' Z  Mand.  1650.  Fremde  starke  , Gardeknecht,  Ze- 
giner  und  andres  herlosses  Gs.'  soll  man  heim  weisen 
und,  so  sie  es  nicht  annehmen,  vor  den  Landvogt 
führen.  1068,  JGöldi  1897.  .[Den  Geistlichen  der 
Landschaft  wird]  eine  Caution  anbefohlen  des  frömbden 
Gs-s  und  Handwerksgsellen  halb.'  1692,  Z  (Rund- 
schreiben). ,Auf  beschehnen  Anzug,  wie  sich  ville 
Läufflinge  und  liederliches  Ges.  in  dem  Land  ein- 
finden tüege  [wird  verordnet,  dass]  Verbott-  oder  Ab- 
wegstüd  ...  aufgerichtet  werdind.'  1739,  ZAnd.  S.  noch 
Gast-Geb  (Bd  II  71);  Gauggler  (ebd.  172);  Liren-Huer 
(ebd.  1590);  Scheiden- Macher  (Bd  IV  54);  nüt-söllig 
(Sp.  782);  Ziguner-G.  Oft  im  Dim.  ,Als  wir  ins 
Gmach  [der  schlechten  Herberge]  kamen,  muessten 
wir  zue  dem  losen  Gsindle  sitzen.'  FPlatter  1612 
(Boos).  ,Dieweil  er  [der  spanische  Statthalter]  wüst, 
dass  die  Teutschen  und  sonderlich  der  Mehrteil  dises 
Gesindlins  [der  bündn.  und  eidg.  Truppen]  dem  gueten 
Veltliner  Wein  seer  hold  waren  ...'  Axhorn  1603/29. 
Die  , uneidgenössische  Rüstung  und  Besoldung  fremden 
Kriegsvolkes'  von  Seiten  Berns  gibt  Anlass  zu  Besorg- 
niss,  es  möchte  nämlich  dieses  ,Gesindlin'  Unfug  an- 
fangen. 1618,  Absoh.  Obgleich  Genf  früher  700  Mann 
versprochen  hat,  will  man  [Z  und  B]  nicht  mehr  als 
300  annehmen,  da  ...  dieses  Volk  aus  allerlei  zu- 
sammengelesenem ,Gsindli' besteht.  1634,Absch.  ^inte- 
rnalen berichtet  worden,  dass  ein  Almosengenössiger 
und  die  Seinigen  ein  unehrbar  Gsindli  seigind,  wirt 
desswägen  ihnen  von  den  J.  Obervögten  nebend  Gfan- 
genschaft  das  Almosen  abgeschlagen.'  um  1640,  aZoll. 
1899.  ,Wie  denn  dises  Gsindle  [,die  Hänker  und 
Nachrichter']  gemeinklich  mit  dergleichen  Zauber- 
mittlen  pflegen  umbzugehen.'  Gwerb  1646.  ,Weib  oder 
Kinder   mit   sich    schleppendes  Ges....;  jemand   von 


11  •-'.-> 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


1  li'.; 


solchem  Gesindlin.'  B  Mand.  1700.  ,  Auf  alles  verdäch- 
tige Gesindlin  genaue  Acht  haben.'  Bs  Mand.  1777. 
S.  noch  rätzisch  (Bd  VI  1720).  Ohne  Attrib.:  .[Der 
Bettelvogt  soll]  das  Gesindlein  nicht  traufflecht,  son- 
dern samthaft  aus  der  Stadt  treiben.'  Bs  Mand.  1631. 

Ahd.  gisindi,  nihil,  gesinde  n. ;  vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4109/13; 
Fischer  III  528/9.  Zum  Dim.  ,gesindü'  vgl.  die  Aum.  zu 
Ge-tindel.  Eher  auf  Jas  (in  unserni  Material  s.mst  nicht  ver- 
tretene) Hase.  mhd.  gesinde  (gesint),  ahd.  •jisimlio)  (vgl.  ei r. 
WB.  IV  I,  4108/9)  zu  beziehen  ist  der  Beleg:  ,Keer  zuO 
mir,  deun  ich  liab  verjagt  wie  ein  wolchen  dine  sünd ;  ich 
hab  dich  erlöst,  du  bist  min  gs.'  Eckst.  1525  (Conc);  ,moin 
dii  in  1/  1530,  Jes.;  TOXlg  U.OO.  LXX.  Gleiches  gilt  wohl  auch 
für  den  FN.  .Eeter  Gnotgesind  ze  Arow.'  11-21,  Aar.StR.;  vgl. 
,Giietknecht.'   (Bd   III   722). 

]"-:  a)  =  Ge-sind  1  d.  ,Ouch  hat  eines  iegeslichen 
burgers  inges-e,  das  gedinget  inges.  ist,  daz  selbe  reht 
als  die  burgerre,  wan  allain  umb  usvarn  und  umbe- 
ligen.'  1314,  AaKI.  StR.  —  b)  =  Ge-sind  1  e.  ,Swa  für 
us  käme  an  eines  burgers  hus,  schriet  er  nicht  ze 
meist  oder  sin  inges-e,  daz  er  erzügen  mag,  der  bessert 
der  stat  mit  zehen  Schillingen.'  1314,  ebd.  —  Auch 
amiid.;   vgl.   Gr.  WB.   IV  2,   2115;   Fischer   IV   36. 

Chno  ll-finke"- :  grobes  Bauernpack;  vgl.  Chnol- 
len-Fink  (Bd  I  808).  ,Hui,  Schwyzery,  Knollfinkenges., 
ich  will  üch  nän  beim  Kalbergrind.'  JMabl.  1674.  — 
Gauggler-.  ,Lychtfertiges  Gaugier-  und  Schreiergs.' 
Z  Mand.  1050.  —  Gusel-:  schlechtes,  leichtfertiges 
Volk.  , Allerhand  zusammen  gelesen  unnütz  Schölmen, 
Räuber  undt  G.'  RCys.  —  Heide"-:  von  herum- 
ziehenden Zigeunerbanden.  ,In  Sonderheit  ...  soll 
grosser  Ernst  gebrucht  werden  gegen  dem  gottlosen 
H.  oder  Zigineren.'  Z  Mand.  1651:  wiederholt  1700/5. 
,Das  lose  H.,  sonst  Zigeiner  genant.'  B  Mand.  1700. 
,Uass  nämlich  das  lose  H.  und  so  genannte  Zyginer 
in  unseren  Landen  zu  keinen  Zeiten  solle  geduldet 
werden.'  ebd.  1724;  wiederholt  1727.  Die  Gamser 
dürfen  auch  kein  fremdes  Strolchenvolk  oder  ,Heiden- 
gesindlin'  aufnehmen,  beherbergen  oder  bei  ihnen 
wohnen  lassen.  1736,  Absch. 

Budel-:=  Hudel-Volch  (Bd  I  803).  .Bätler  und 
Landstreicher  ...  welche  dem  Land  überaus  beschwär- 
lich  und  sambt  ihrem  mitfüehrenden  H.  sich  gemein- 
lich in  allen  Lastern  herumbwalzen.'  1713,  ThHw. 
Arch.  '  ,[Obw  wird  eingeladen]  da  im  Kährenwaldt 
einige  verdachte  Leut  oder  Strolchen  seien  gesehen 
worden  ...  den  Kährenwald  so  wohl  unden  undt  oben 
von  diesem  H.  zu  söuberen.'  1724,  New  Beitr.  1890. 
—   Auch  bei   Fischer  III   1852. 

Hof-:  1.  wie  nhd.  Syn.  Hof-Voleh  (Bd  I  803). 
,Des  tüfels  buntgnoszen,  hoffgesin[d],  eitgnoszen, 
amptlüt,  hofl'lecker.'  E.  XV.,  Bs.  ,Als  man  des  Herren 
von  Pappenheiins  H.  geschenkt.'  1608/9,  Z  Seckelamts- 
rechn.  S.  noch  üs-richten  (Bd  VI  420  o.).  —  2.  zu 
einem  Hof  3  (s.  Bd  II  1021)  gehörige  Haushaltung. 
,Das  dörflin  by  dem  berg  Albis  mit  namen  Rieden 
mit  allen  h-en  und  allen  eignen  lüten  in  bergen  und 
talen  dazuo  gehörende.'  1523,  Z. 

Mhd.  hovegesinde  in  Bed.  1;  vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1679/80; 
Fischer  III   1743. 

Harzer-:  herumziehende  Harzsammler;  s.  Chessler 
(Bd  III  523  o.). 

Hüs-:  gew.  =  Ge-sind  1  e.  "  Syn.  Hüs-Volch  (Bd  1 
803).  Die  Augehörigen  eines  Haushalts  vom  Standpunkt 
des  Hausvaters.  ,Welich  krainer  wip  oder  junkfrowen 
hand,    die   bruoch   und   hüben    machen    kunnent,   die 


mugent  das  wol  machen;  die  anderen,  so  nit  solich 
h.  hand,  sullent  das  den  schnidern  ze  machen  geben.' 
1431,  Z  Stil.  (Zunftbrief).  .[Bei  der  Besitzergreifung 
der  Landschaft  Davos  durch  die  Walliser]  nimbt... 
ein  jeder  diser  zwölff  newen  Inwohneren  je  den  be- 
quemisten  Sitz  ein  und  besitzt  es  mit  seinem  darge- 
brachten Haussgsindlein.'  Sprecher  1672.  Auch  bei 
RCys.  (,Husgesindli'  neben  .Husvölkli').  S.  noch  Volch 
(Bd  1  802);  Saeh  (Sp.  103  u.).  Meist  Haushaltung  (mit 
Einschluss  des  Familienoberhauptes).  ,Alle  embdwisen 
[sollen  vom  24.  Juni  an  für  den  Viehtrieb]  beschlossen 
sin  ...  und  so  meng  h.  das  Überseche  und  darin  tribe, 
das  ist  ze  buoss  verfallen  von  allem  synein  vech  3  ß  h.' 
1502,  Z  Rq.  1910  (ZAlt.).  ,Dass  hinfür  keiner  von 
Rieden  kein  h.  zuo  ihm  in  syn  huss  nemmen  noch 
enthalten  solle,  angesechen,  dass  söllich  husslüt  und 
ynzUgling  ihnen  in  holz  und  väld  schädlich  und  über- 
legen werend.'  1520  (Copie  A.  XVH.),  ebd.  (ZAlbisr.). 
,Es  ist  von  alter  har  ein  bruch  gewesen,  das  ein  ietlich 
h.  in  der  ganzen  kilchhöry  ze  Kilchberg  einem  herren  von 
Cappel  hat  ein  vassnachthuon  järlich  geben.'  1529,  Z. 
.[An  die  Kosten  der  Mauer  um  die  Vorstadt]  ward  jedem 
h.  ufgeleit  zwen  batzen  und  einer  witwen  ein  batzen.' 
um  1533,  AaBt.  ,Es  ist  gsin  in  oberen  tütsehen  lan- 
den ...  ein  h.  eerenhaft,  eiber,  gotsförchtig  ...  so  von 
dem  berg,  darin  si  ir  alwen,  wonung  und  narung  ge- 
suochet  und  ghan,  Flüier  oder  die  von  der  Flüe  ge- 
heissen.'  Salat.  ,Haussges.,  geschlächt,  stammen, 
dienstvolk,  hausshab,  fanülia;  was  zuo  dem  haussgs. 
gehört  oder  dienet,  familiaris.'  Fris. ;  Mal.  ,Das  in 
etlichen  hüsern  biss  in  drü,  vier  und  fünf  hussgsind 
wonind.'  1563,  Z  Rq.  1910  (ZAff.).  ,Die  herren  buw- 
meister  söllent  ...  allen  den  h-en,  daran  die  harz- 
pfannen  sind,  anzeigen,  dass  sy  sich  mit  harz  gfasset 
jederzyt  machen.'  1567,  Z  RM.  ,Ein  jettlich  h.,  das 
eignen  rouch  hett.'  XVI.,  ZAnd.  .Wenn  ouch  in  einem 
Huss  zweierlyg  ald  mehr  Hussgsind  ald  Husshalten 
werind  ...  solle  doch  jeder  derselben  ir  besondere 
Grechtigkeit  änderst  nit  gevolgen  und  verlangen,  dann 
ob  es  ein  ganzes  Hus  were.'  1626,  Z  Rq.  1910  (/.All. 
b/H.);  ähnlich  1061,  ebd.  (ZAuslikon).  Wie  nhd.:  ,[N.] 
desglichen  auch  sin  eelich  husfrow  und  alle  sine  kind, 
mit  sambt  allem  sinem  h.'  1578,  G  Rq.  1903. 

Mhd.  husgeainde  ii.;  vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  607/8;  Fischer 
III    1281. 

La nds-chn echte"-:  Soldateska;  s.  iif-ge-bläsen 
(Bd  V  145).  -  Löffels-:  törichtes,  verliebtes  Volk. 
,0  Narrenjugend,  L.,  nun  löfflid  [vgl.  löfflen  4  Bd  III 
1156]  nur  und  bueleud  fein.'  JMahl.  1620. 

LnmpeD-:  =  Hudel-G.  Mit  beabsichtigtem  Doppel- 
sinn im  1.  Glied:  Der  Schnider  hat  e"  Ndjeri"  g'no", 
's  L.  ist  z'si'immc'cho"  ZDielsd.  ,Wyl  bisher  etliche 
Burger  und  Ingsessne  sich  verhyratet  usseithalb  der 
Statt  mit  schlimmem  und  unvermöglichem  L.  ...  also 
soll  sich  Keiner  mehr  mit  einer  Frömbden  ehlich 
verbinden.'  1629,  AABremg.  StR.  .[Das  ,Medicinieren' 
sei  zu  verbieten]  allen  Wundärzten,  Haitbutzeren, 
Kalberarzten  ...  Henkersknechten  und  dergleichen  L. 
mehr.'  1740,  L.  S.  noch  Bettel-Sack  (Sp.  634).  —  Vgl. 
Gr.   WB.    VI    1296. 

Hüs-L.:  lumpiges  .Hüsgesind';  s.  plippappen  (Bd 
V  134).  —  Lire"-":  mit  Liren  (s.  Bd  111  1369)  herum- 
ziehendes Bettelvolk.  Das  Land  wurde  [im  \\.  \\  1. 
ua.]  unsicher  gemacht  durch  ,Lyrengs.'  BIrnd.  1911. 

Hudel-manns-:  =  Hudel-G.     ,Hie    siehst  du  an 


1127 


Sand,  send,  sind, 


1 1  '-'S 


dem  hudelmannsgs.  [,den  gottlosen,  den  sünderen,  den 
unfrommen,  den  wüesten,  den  vater-  und  muoter- 
schlächtigen'  usw.]  wol,  dass  Gott  etliche  gsatz  geben 
hat  von  der  hosten  und  gottlosen  wegen.'  Zwingli. 
.Damals  [beim  Auflauf  zu  Rüti  1525]  was  das  gmein 
volk  hudelmannsgs.,  was  herr  und  macht  darby  das 
mer.'  1526.  EEgli,  Act.  480  (ZGrün.).  ,Ein  ort  und 
winkel,  dahin  sich  alle  böse  buoben  und  hudelmannsgs. 
hinschleigt [!],  sentina;  hudelmannsgs.,  f»x  civitatis.' 
Fris.;  Mal.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1862  (uuter  .Hudel- 
mann');  Schm.  *I  1055;   Fischer  III    1852   (uoch  lebendig). 

Buebe"-:  von  zuchtlosem  Kriegsvolk  (vgl.  Bucb  5 
Bd  IV  927).  DieMisoxer  werden  ermahnt,  auf  ihrer  Hut 
zu  sein,  damit  sie  nicht  durch  .Bubengs.'  [die  Truppen 
des  Grafen  Trivulzio]  nächtlicher  Weile  überfallen 
werden.  1623,  Absch.  —  Basili-.  Es  wird  verordnet. 
das  ,Basili-Ges.',  dh.  junge,  starke,  unnütze,  den  ge- 
meinen Undertanen  sehr  überlegene  Leute'  soll  im 
L  Gebiet  nicht  mehr  geduldet  werden.  L  Bettelmand. 
1694  (ThvLiebenau). 

Bettel-:  Bettelpack.  .Den  Undervögten  und  Weib- 
len  [ist  aufzutragen],  dass  ein  Jeder  ...  etliche  guete, 
redliche  Gsellen  zue  ime  nemme  und  ein  gmeine  Jegi 
diss  frömbden  Bättelgsindts  halben  tueigind.'  1609 
ZBeg.  ,Den  Ambtlüten  [wird]  ze  wüssen  getan,  das 
sy  dem  frömbden  Bätteiges,  mehr  nit  denn  einmal 
gebind.'  1628,  Z.  ,[Die]  Profusen  [haben]  ihren  Dienst 
mit  solchem  Yfer.  Flyss  und  Treuwen  zue  versehen, 
damit  solch  unnützes  Bätteigs,  ussert  Lands  behalten 
...werde.'  Z  Mand.  1651.  , Belangend  die  abgedankte 
Soldaten  ...  sollen  selbige,  wann  es  frembde  und  nicht 
Landskinder  seind,  auff  den  Grenzen  gleich  anderem 
äusserem  Bätteiges,  zurück  gewiesen  werden.'  1724, 
B  Bettlerordn.  ,Dass  das  höchst  ärgerliche  Zuelauffen 
allerhand  Bättelges-s  bei  vorfallenden  Wahlen  und 
Beförderungen  ...  abgestellt  werden  soll.'  Z  Mand. 
1755.  ,Wie  ...  dem  Eintritt  nicht  allein,  sondern  sogar 
auch  dem  freien  Aufenthalt  alles  frömden  Bättel-  und 
Strolchenges-s  ganz  gleichgültig  zugesehen  [werde].' 
1785,  TuHw.  Arch.  S.  noch  Chessler  (Bd  III  523); 
Pmfös  (Bd  V  508);  Strolchen-G.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  1728. 

Pfaffe»-.  ,Das  faul,  unnütze  Pf.'  1621,  Zinsli  1909. 

Räuber-.  1734,  Barnd.  1911.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII 
226. 

Lauch-:  wohl  die  im  Haushalt  (vgl.  Bauch  1  b 
Bd  VI  95)  der  Herrschaft  lebenden  Bediensteten. 
,Wann  ...  unsere  [des  Bischofs  von  Constanz]  Rät, 
Ambtleut  oder  Officier  in  unsern  Geschäften  ...  bei 
ime  [dem  Vogt  zu  Klingnau]  iren  Linker  nemen  wur- 
den, sol  er  ...  umb  ein  trukene  Malzeit  tür  jede  der 
angeregten  Personen  drei  Bazen,  für  derselben  Diener, 
Knecht,  auch  all  ander  Tagwerker,  Pötten  und  Rauch- 
gesund  auch  jeden  Imbis  oder  Nachtinal  ain  Bazen... 
in  Ausgab  bringen'  1005,  AaKI.  StR.  339.  —  Rüter-: 
Dun.,  I.ünendes  Volk;  s.  Spil-Lüt  ( Bd  III  1525).  — 
Schnei-:  Lehrerschaft.  ,Der  ander  teil  [der  Schul- 
ordnung] würt  alsdann  handien  von  dem  seh.'  P  Schul- 
nrdii.  1577.  —  Schrier-:  herumziehende  Markt- 
schreier; s.  Gauggler-G.  —  Dieb-stäl-:  Diebsge- 
sindel.  .Damit  das  trüwlos  l).  nur  tapfer  gnomen  werd 
beim  Grind.'  JMahl.  1674.  —  Land-stricher-.  ,Da* 
beschwerliche,  müessiggehende  und  gottlose  Land- 
streicherges.'  Z  Mand.  1662.  .Das  lose  l.andstreicher- 
u'es.  ...  so  den  gemeinen  Mann  auf  dem  Land  be- 
tröhet.'   1717,  B  Bettlerordn. 


Strolche0-.  .Dass  denen  würdigen  Armen  durch 
den  Schwall  dess  ins  Land  hineingetrungenen  frömb- 
den, meistens  ohnnützen  und  höchst  beschwehrl.'chen 
Str-s  das  Stuck  Brodt  von  dem  Mundt  hinweggenohmen 
und  andere  ehrliche  Leut  sehr  belästiget  werden.' 
1710,  ZAnd.  Auf  den  Antrag  Luzerns  wegen  des 
überhandnehmenden  , Bettel-  und  Str-s'  und  wegen  der 
grossen  Menge  Zigeuner  wird  beschlossen,  mit  ge- 
sammten  Kräften  diesem  Unfug  zu  steuern.  1717, 
Abscb.  ,Dass  bei  den  Hölzern  bei  Bülach  verdächtiges 
Str.  sich  aufhalten  solle.'  1724,  Z.  ,Vagabundi  oder 
Str.'  1726,  Gr  Mbl.  1898.  ,Vou  Lumpen  und  Str.'  ebd. 
S.  noch  Chessler  (Bd  III  523);  Bettel-G.  —  Auch  bei 
Adelung  IV   455. 

Tafel-.  ,Als  sy  [die  von  der  Berner  Disputation 
zurückkehrenden  Zürcher  Geistlichen]  für  Solothurn 
kommen,  syen  inen  vier  in  düffelskleider  entgegen 
geloufen  ...  Demnach  zuo  nacht  syen  sy  mit  solichem 
t.  und  anderm  widerumb  für  das  wirtshus  komen.' 
1528,   ABSCH.  —    Vgl.   Gr.    WB.   XI   284. 

Dienst-:  =  Ge-sind  1  d.  Dim.:  ,Das  Dienstgsindlin 
schlycht  in  der  Kupplerin  Huss,  tragend  daselbs  hin 
Wyn,  Brot,  Anken,  Mal,  Eier  ze  küechlen.'  RCvs. 
(Br.).  —  Zigüner-:  =  Heiden-G.  .Bekandt  [ist]  der 
grosse  Überlauff,  so  man  mit  denen  schon  lengsten 
bandisierten  und  losen  Zeginerges-dt  haben  tuet.'  1696, 
Gr  Mbl.  1898;  später:  ,disem  losen  Gsindt.' 

Gesindel  n.:  I.  =  Ge-sind  2  c  Ap;  B  (so  uE.,  G., 
bei  Zyro  ,das  Pack,  eine  schlechte,  ehrlose  Familie 
oder  Sippschaft');  GT.;  Th;  Ndw;  Z;  wohl  alltr.,  aber 
nicht  eig.  volkstümlich.  Syn.  Bafel  II  ( Bd  IV  lu3fl); 
PackI (ebd.  1103);  Ge-schlüech ;  War.  Im  Bremgarte"- 
wald  ist  geng  allergatti"g  G's.  BG.  ,Dass  die  Land- 
grichtsdiener  ...  all  solch  frömden  Ges.  ...  freien  Pass 
und  ohngehindert  Aufenthalt  im  Land  gestatten.'  1785, 
ThHw.  Arch.;  wiederholt.  Der  Eid  der  Landjäger  ver- 
pflichtet diese,  ,Ges.  oder  Landstreicher  udgl.  sogleich 
fortzuweisen.'  Ndw  Ges.  1867.  .Vagabunden,  Land- 
streichern und  Ges.  aller  Art  ist  der  Eintritt  in  den 
Kanton  untersagt.'  ebd.  —  2.  übertr.,  ,geringfü*jige 
Dinge'  Uw  (so  in  Sa.  und  lt  Matthys).  Syn.  Güsel 
(Bd  II  476). 

Das  W.  ist  ostd.  Entwicklung  aus  mhd.  gesindelm  (Dim. 
zu  gesinde  n.),  für  dessen  bodenständige  Entsprechung  ,G(e)- 
sindli'  unter  Ge-sind  ä.  Belege  beigebracht  sind,  und  im 
XVIII.  (ältestes  Zeuguiss  v.  J.  1724  s.  unter  Bettel-G.)  aus 
der  Schriftspr.  übernommen  worden;  vgl.  Gr.  WB.  IV  1, 
4113/4.  4115/6;  Martin-Lienb.  II  364;  Fischer  111  529. 
Sehr  uuwahrseb.  klingt  die  Augabe:  ,Dks  ganze  G'sindel  oder 
Volk  gehört  zur  Familie.'  Bärnd.  1911,   462. 

Lumpe"-:  =  Gesindel  1  Bs;  B;  Th;  Ndw  (Mat- 
thys); Z  (so  Russ.).  Ich  ha"-mer  g'sait,  's  sig  doch  e" 
netti  Zit  g'sl",  wo-me"  z'  Nacht  al's  noch  alli  Tor  zue- 
b'scldosse"  het  und  kai"  L.  het  ine"  kenne".  Bs  Nat.-Ztg 
1895.  ,1'iesers  Lumpenges,  [die  ,8tam-Compagneien' 
des  Oberländer  Landsturms].-  Jv Weissenflith  1792/ 
1821.  —   Vgl.   Gr.  WB.  VI  1296;   Martin-Lienh.  II  364. 

Bettel-:  =  B'ettel-Ge-sind.  .Damit  dies  Bättel-  oder 
verdächtige  Gesindel  den  Lust  verliehren,  sich  ins 
Land  hinein  zu  lassen,  sollen  ...  allgemeine  Land- 
Jägenen  zu  einem  ohnversehenen  Tag  vorgenommen 
werden.'  1724,  B  Bettlerordn.  ,Dass  sämtutliche  ehrs. 
Gemeinden  ...  alles  in  ihrem  Gebiet  sich  aufhaltende 
Bettel-  und  >treifges.  ...  zusammenzutreiben  und  an 
die  Glänzen  zu  führen  [haben].'  1803,  Gr  Mbl.  1898.  — 


Sand,  send,  sind,  sond,  snnd 


1130 


Streit'-:  fahrendes  Volk;  s.  Bettel-G.  —  Strolche»-. 
,l)ie  ungesäumte  Wegsehaffung  des  fremden  Strolchen- 
ges-s.'  1803,  Gr  Mbl.  1898. 

z,-sämmen-ge-sindle°:  refl.,  ,sich  zusammen 
gesellen  wie  Gesindel'  Nnw  (Matthys). 

Sinder  ,Sindel' :  Metallschlacke,  kalkartiger  Nieder- 
schlag aus  dem  Wasser;  nur  noch  in  Flurnamen. 
,[Destilliergefässe  können  gesetzt  werden  in]  Sand, 
Zindel  oder  Schlacken.'  JRLandenb.  1608. 

Amhd.  aindel  m.  u.,  Nbf. zu  eintar,  -der;  vgl.  auch  Diefenb.- 
Wülcker  855;  Schm.  2 II  306;  Gr.  WB.  X  1,  12 15/7;  Weig. 
6  871/2.  Flurn.  .Siudel'  AaUmiken.  ,Sindel-Büel'  BG.,  mit 
,1,111  KX.  ,Sinde]liüeIer.'  ebd.  Dazu  eine  Nbf.  mit  Z-  (vgl. 
0.  den  Beleg  aus  JRLanJeub.  16081  in  ,ZindeI-Matt'  ZHerrl. 
(.unser  Aeher  genannt  ober  und  under  Zindelniatt.'  1686). 
Dazu  (und  zwar  auf  nicht  entrundendem  Gebiet,  so  dass  die 
Annahme  einer  Rückbildung  von  dem  als  Umlaut  von  u  auf- 
gefassten  i  aus  nicht  statthaft  ist)  Formen  mit  -u-f-o-J  bzw. 
-ü-,  die  (wie  die  Nbf.  mit  Z-\  auch  ansserlialb  unseres  Ge- 
bietes schon  früh  auftreten  (vgl.  Gr.  WB.  und  Diefenb.- 
Wttlcker  aaOO.)  und  auf  Ablaut  weisen:  .Sundel'  AaWittn., 
,Sundel-Halde.'  ebd.,  ,in  der  Obern  (untern)  Sondlen'  Seh 
Buehh.,   ,im   Sündler'  SchB. 

b«-sindere°,  in  BSi.  b'sindre":  1.  „mit  Grand, 
Steingeröll  überschütten,  wie  an  steilen  Bergabhängen 
es  geschieht  BSa."  (St.2),  mit  Schutt  bedecken  (vom 
Wildbach)  BSi.  (Imob.).    Syn.  über-füeren  (Bd  I  978). 

—  •_'  übertr.,  Etw.  ohne  Wollen  und  Wissen  so  mit 
irgendwelchem  Material  überdecken,  dass  es  darunter 
verschwindet,  zB.  einen  Heuschlitten  mit  Streu,  einen 
kleinen  Gegenstand  mit  Wä-che  BLenk.  —  Zu  mhd. 
lindern   (Lexer   II  989);   vgl.  auch   Gr.   WB.  XI,    1217. 

i"-be-:  l.  =  dem  Vor.  1  B„Sa."  (St.»),  Si.  Mit  Über- 
schwemmung verheeren  BHa.;  Syn.  (über-,  rer-)saren. 

—  2.  =  dem  Vor.  2  (häufiger  als  Dieses)  BLenk. 

Silldik  PA1.,  Seh-  PAger,  Sindak  TB.  —  m.:  1.  be- 
vollmächtigter Rechtsvertreter.  ,Vor  welchen  [den 
eidg.  Boten]  sich  der  couvent  durch  herr  Uolrich  Pul- 
sten als  sindicum  oder  gwalthaber  desselben  erclag- 
tend,  wie  die  überkomnus  zuo  Bern  on  ir  gunst, 
wissen  und  willen  nfgericht  wer.'  Vad.  II  153.  ,Her 
Uolrich  der  Rösch,  den  man  sindicum  des  gotzhaus 
nant.'  ebd.  156.  —  2.  Gemeindepräsident  PAger.  AI. 
(Giord.);  TB.  .Syndikus'  war  A.  XIX.  in  GEbn.  Titel 
des  Gemeindepräsidenten  (Ammanns).  HSeifert  186:!. 

Mlat.  si/nJi<us  bzw.  it.  rindaco;  vgl.  auch  Sanders  II 
1274.  In  Genf  und  Lausanne  im  XV./XVI.  die  vier  von 
der  Bürgerschaft  in  die  Regierung  entsandten  Vertreter;  virl. 
JMüll.SG.  II  644.  ,An  die  4  sentickeu  von  Losann.'  1474, 
BKM.,  ,sindicos.'  1473.  , Wir  die  santisques,  rät  und  burger 
der  statt  Genf.'  1526,  Absch.  ,Uf  die  stuud  so  sind  kommen 
zwen  sentikns.'  1529,  Strick],  (Beriebt  der  Gesandten  von 
B  und  F  aus  Geuf).  ,Dass  die  santikus  zuo  uns  kommen 
sind.'  ebd.  ,Uf  das  schichtend  die  von  Jenfire  vier  venner... 
als  nun  die  veuuer,  santici  genemt  [usw.].'  Aush.  ,Die  syu- 
tici  sampt  dem   kleinen   rat  zuo  Genf.'  ebd. 

Sindikä't  ra.:  Versammlung  zur  Geschäftsprüfung, 
Wahrung  gemeinsamer  Interessen.  Die  Gesandten  de) 
im  Tb  und  Rheintal  regierenden  Orte  traten  seit  171:;  in 
Frauenfeld  zusammen;  weil  das  Hauptgeschäft  der  Ge- 
sandten in  der  Abnahme  der  Rechnungen  und  der  An- 
hörung der  Appellationen  bestand,  so  wurde  die  ordent- 
liche eidgenössische  Tagsatzung  auch  , Jahrrechnung' 
oder  , Frauenfelder  Syndikat'  genannt.  HHasenfratz 
1908.  Insbes.,  jährliche  Zusammenkunft  der  Gesandten 
(sindicatori)    der  regierenden    Stände    in    den    ennet- 


birgischen  Vogteien  zur  Prüfung  der  Verwaltungsge- 
schäfte, Entgegennahme  von  Appellationen,  Einsetzung 
neuer  Land vögte  usw.;  Näheres  bei  Leu,  Lex.  XVII 
145/79;  Leu-Holzhalb  V  518/24,  sowie  in  den  Stoff- 
registern  der  Absch.  —  Mlat.  syndicatu». 

Most-:  wohl  scherzh.,  Versammlung  von  Most- 
freunden (Möstlere")  U  (Dr  Müller). 

Sindikä'tor  m.:  Mitglied  der  aus  12  Mann  be- 
stehenden Commission  zur  Prüfung  der  Verwaltung 
der  Veltliner  Vögte  oder  Beamten;  vgl.  Gr  Mbl.  1897, 
160.    —    Mlat.  syndicator. 

sindiziere":  prüfen,  kontrollieren.  ,[Es  sollen 
alljährlich]  zwei  gewaltige  Herren  zu  Gesandten  er- 
wölt  und  umb  die  sonst  gewohnte  Zeit  dahin  [ins 
Livinental]  abgeordnet  werden,  von  welchen  der  Land- 
vogt über  sein  Betragen  solle  sindiciert  [werden].' 
ü  LB.  Als  der  bernische  Landvogt  des  Maientals 
seine  Rechnung  ablegte,  verlangte  der  bernische  Ge- 
sandte instruetionsgemäss  beizuwohnen  und  zu  ,syn- 
dicieren',  damit  er  seinen  Principalen  genauen  Bericht 
über  dessen  Verhalten  abzustatten  imstande  sei.  1723, 
Absch.  ,Ein  solcher  Mensch  ...  heget  [entweder]  von 
ihm  [.lern  Nächsten]  lieblose  Gedanken,  oder  aber  er 
carpieret,  critisieret  und  syndicieret  selbigen  auch  mit 
Worten.'    JJTlr.   1731.    -    Mlat.  »yndicare,    it.  nndicare. 

Snnd:   Süden;   nur  in   Namen. 

Amhd.  «und,  -t  in.  (n.?);  vgl.  dazu  Wilmanns  -  II  §467 
Aum.  4  (wo  weitere  Lit.),  ferner  die  Anm.  zu  Süden  (Sp.  331). 
In  Ortsu.  ,Sund-Graben,  -Lauenen,  -Bach'  BBe.  (vgl.  aber 
.Sunglowina.'  1320;  ,au  der  Sunklowenen.'  1486,  BKM.; 
.Sundlauweneu,  auch  Sundglauenen.'  Leu,  Lex.;  weist  die 
Schreibung  mit  •/  auf  Übergang  um  nd  >  mj  ).  ,Siinthausen' 
in  .Suuter  von  S.',  adeliges  Geschlecht.  XIV.,  SchStdt  (Leu, 
Lex.).  .Johans  v.  Sunthusen.'  1371,  Z  StB.  Dazu  noch  einige 
ä.  Schweiz.  Belege  für  den  elsäss.  , Sund-Gau':  ,daz  8uncke.' 
Edlib.;  ,im  Suudgbnw.'  Aush.1  I.Suuggüw.'  Aush.11);  ,im  Snn- 
».iii».'  ARyff  1597.  —  Als  FN.  (wenn  hieher;  vgl.  Förstern. 
I2  1368):  ,Sund,  ein  ehemaliges  Geschlecht  in  dem  Land 
Glarus.'  Leu,  Lex.;  ,Hans  S.,  lütpriester  ze  Bremgarten.' 
1385  ;  , Walther  S.,  burger  zu  Kaiserstuol.'  1426.  Ferner 
(vgl.  Sunzo  bei  Förstern.  aaO.)  .Sunz',  ausgestorbenes  Ge- 
schlecht in  Zürich  (Leu,  Lex.);  .Johannes  S.,  des  grossen 
rats.'  1304.  \  teil,  auch  (vgl. Sundilo bei  Förstern.  aaO.):  .Diet- 
rich Sundle,  des  kleinen  und  grossen  rats.'    1511,   L  (Ansh.). 

sunder  I  (bzw.  -o-):  südlich;  nur  als  Orts-  (und 
Familien-)Name  und  als  1.  Glied  von  Zssen;  s.  Suncler- 
Luft  (Bd  III  1160;  nach  Staub  1874  auch  Gr),  -  Wind. 

Amhd.  sundar,  -er  Adv.  Adj.;  vgl.  die  Anm.  zum  Vor., 
ferner  TTobler  426;  Ap  JB.  1870,  38;  Schm.2ll  309/10; 
Gfd  55,  267;  Martin-Lienh.  11364.  Daseinfache  W.  .Son- 
der', Ortsn.  Ap  (häufig);  GFlaw.,  Ta.,  OTJzw.;  and,  als  FN.  Ap 
I.Ulrich  im  S.'  1436,  Ap;  vgl.  Leu,  Lex.  XVII  350);  Gr  (hie- 
her?). Dazu  auch  der  FN.  .Sonderer'  Ap  (auch  Leu);  vgl.  ,TSun- 
dermann.'  1  199,  G.  Dim.  ,Söuderli',  Fluni.  ApGonten,  Hochalp, 
Hundw.  (hei  Leu,  Lex.  ,Sonderli'),  Oberegg,  St.,  Um.  Hie- 
her (?):  .Sonderi'  LGis.,  Mei.;  ZHöngg  (,6  Jucharten  in  der 
untern,  3  in  der  oberu  Sunderi.'  Hill,  HWeber  1S99).  Als 
1.  Glied  von  Zssen.  .Sünder-'  (bzw.  ,Sonder-)Egg'  ApOberegg 
(.Sunderegg.'  1461,  JG.iMi  1-'.'  ,  i        .Sonderegger' 

Ap;  G.  ,-Gehr'  ScbRüdl.;  ZRhein.  , -Halde'  GFlaw.  .-Matt' 
BF.nggistein,  Walkr.  , -Nasse'  ApHundw.  ,-Bach'  ApHnndw. 
,-Bad'  ApT.  ,-Wasser'  BWalkr.  ,Sänderli-Bach'  ApSchwendi. 

g'-sund  (bzw. -o-)  Aa;  Ap;  BBiel (Dial.),  E.  (auch 
1t  G.itth.i,  Gr.,  (it.  (Dial.),  Bk.,  Lutz,  (lt  Bärnd.  1904  nur 
in  Bed.  2  c),  Si.,  Stdt  und  lt  Zyro;  F.I.;  Gl;  Gr;  L 
Dagm.,  G.  (Ineichen);  PMac,  Rima.  Sal.;  G;  SohjSchwj 
S;  Tu;  Uw;  UUrs.;   WG.,  Lö.,  Mü.,  Kar.,  V.;    Zq;    Z. 


nru 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


11:12 


-nt  BG.,  Si.;  GlM.;  GrAv.;  Schw,  -nn  BG.;  FU.; 
PGr.;  GT.,  We.,  -ng  (-v)  BsLie.;  BE.  (1t  Friedli  nur 
in  Bed.  1),  Sigr.,  .bäurisch'  lt  Zyro;  SG.,  L.,  g'-sünd 
(bzw.  -(-)  BBe.,B.,  Gr.,  Hk.,  Lutz.  (ltBärnd.  1904  nur 
in  Bed.  1),  Meir.,  0.  (Zyro),  Si.  (auchlt  Dial.);  FJ.;  LE. 
(Dial.);  PAL,  Iss.,  Ri.  (-«*-,  vgl.  Schott  1842,  172/3), 
-nt  BSi.;  PAL,  -nn  FO.  (-ö-  lt  Dial.),  -ng  (-y)  BoAa.,  E. 
(lt  Friedli  nur  in  Bed.  2  c),  auch  Wolt.  Jüngl.  1780, 
Comp,  mit  Uml.  (Sup.  -ist,  in  BG.,  Si. ;  Th;  Ndw;  Z 
neben  -st):  wesentlich  wie  nhd.  1.  a)  im  Besitz  seiner 
(körperlichen  und  geistigen)  Kräfte,  heil,  unversehrt, 
allg.;  Gegs.  chrank,  ä.  ,siech.'  a)  physisch.  Vom 
Menschen.  I'h  förchen  all,  du  gebist  mit  di"'m  Süffe" 
noch  en  g'sonde"  Bettler  uff' s  Alter.  ATobler  1902;  s. 
auch  Bd  IV  1S37.  ,Siche,  dass  es  [ein  Pulver  gegen 
Augenleiden]  von  einem  süberlichen,  gs-en  Mentschen 
gemacht  werde.'  1639,  Schw  Arzneib.  ,Die  Ges-en  be- 
dürften keines  Arzets,  omniasanasanis.'  Mey.1677;  1692; 
,die  starken  dörffen  des  arzets  nit.'  1589/1707,  Matte.;  gr. 
ol  toxöovxes.  ,Gar  zu  ges.  ist  ungesund,  fallax  valetudo 
est.  quse  in  summo  est.'  ebd.  1692.  Gelt,  da  bist  ietz 
von  da  Gsundä,  's  Zähnwehe  ist  der  buhl  cerschicundä, 
jetzt  fehlt  dir  nichts  mehr.  Tyrolersp.  1743.  S.  noch 
nüt  (Bd  IV  869).  G's.  si",  werde".  Man  erträgt  Alles 
leicht,  we""-me"  nor  g's.  ist!  Th.  Me"  weiss  nid,  was- 
me"  het,  we""-me"  g's.  ist  BG.;  Th  und  weiterhin.  Wer 
g's.  ist,  weis'  nid,  wie  rich-er  ist  L  (Ineichen);  auch 
schon  bei  Meyer  1677.  1692  =  ,non  est  vivere.  sed 
valere  vita.'  G'sünder  si"  trüegi  Nüt  für,  würde 
keinen  Fortschritt  bedeuten,  ist  unmöglich  BSi.  Der 
ist  bis  in"e"  g's.,  körperlich  und  geistig  G.  G'sehst 
de't  d'  Vre",  auch  die  ist  g's.,  wartet  nw,  bis  Eine'' 
chunnt  Z  (Dan.).  Im  Himmel  lauft  es  Brünneli,  se'b 
Wasser  ist  wie  Guld,  und  wenn-e"  chrankne  31a""  drab 
trinkt,  so  wirt-er  wider  g's.  ZEbm.  ,Die  touben  ge- 
heerent  und  gerecht  [werden]  die  lamen  und  die  siechen 
ges.'  Z  Chr. 1336/1446.  ,Do  er  [Ezekias]  krank  gewesen 
und  widerumbges.  ward.'  1530/1707,  Jes.  ,Luog,  dassdu 
gs.  seigist,  cura  ut  valeas;  ges.  werden,  consanescere; 
von  der  krankheit  widerumb  ges.  werden,  convalescere 
ex  morbo.'  Fris.;  Mal.  ,Ges.  sein,  flrmum,  valentem, 
validum  esse;  ges.  werden,  morbo  levari.'  Hosp.  S.  noch 
legen  (Bd  III  1174);  Schotten-Brüej  (Bd  V  553).  Ne- 
giert. Der  Erst  wigt  e"  Vierli"g,  der  Ander  es  halb 
Pfund,  der  Dritt  ist  e"  Schinder  und  der  Viert  ist  nit 
g's.,  Spottvers  auf  die  Bliebe"  von  LLangnau.  ALGass- 
mann  1906  (LDagm.;  ähnlich  LAltish.);  s.  auch  Bd  V 
1155.  Er  ist  nie  (scho"  lang  nümme')  recht  g's.  ,Sie 
sei  schon  lange  nicht  recht  ges.  gewesen,  aber  dass 
das  Sterben  so  nahe  sei,  daran  habe  sie  kaum  ge- 
dacht.' Gotth.  ,Wie  ettlich,  so  noch  nitt  gar  gs.,  sich 
under  die  jungen  lüt  verfliegend;  inhalten,  biss  si 
gnäsind.'  1541,  B  RM,  ,Nit  ges.  sein,  in  morbo  esse.' 
Fris.;  Mal.  Spec,  von  den  Katamenien  BBe.;  Schw 
Muo.  Si  ist  nit  g'sündi  BBe.;  Syn.  blöd  (Bd  V  24). 
, Einen  ges.  machen,  heilen,  sanum  facere  aliquem.' 
Fris.;  Mal.;  auch  bei  Hosp.  Eine"  g's.  bette";  s.  Bd 
IV  1830.  G's.  Mibe".  Es  isch  Ei"'m  bi  si"'m  G'nams 
am  wülste",  me"  blibt  halt  doch  am  g'sündeste"  derbi  L. 
Mi"  blibt  übe"  vil  g'sünder,  we""-me"  d'  Nase"  nüd  dri" 
steggt,  wo  's  Ei""m  Nüt  a"gät.  CStreiff  1904.  Wänn-d' 
nWg's.  blibst!  scherzh.  Ablehnung  einer  Zumutung,  para- 
doxen Behauptung  Z;  vgl.  ß.  Blib(e*d)g's.! Formel  beim 
Abschied  Aa;  Ap;  B;  Gl;  G;  Th;  //(worauf  etwa  die 
scherzh.  Antwort:  Ja  gern,  es  seig  Ei'"m  am  icölste" 


derbi).  B'hüet-dich  Gott,  Vri'nu  han-ich  g'seit,  blib  g's.! 
CStreiff  1909/10.  Adie,  l'ebi'd  wol,  blibi"d  g's.!  AiKe.j 
Ap.  Blibi't  g's.  u"d  lebi"t  wol!  BG.  (Antw. :  Selber  &*!). 
S.  noch  Säligkeit  (Sp.  698).  (So)  leb  g's.!  SchwE. 
(Lienert  1898).  Wege"  ü"s  z'  Wille"  muest  nümmer 
chon,  leb  g's.!  Lienert  1898.  Hoch  leb  der  Leist,  er  lebe 
g's.!  ALGassmann  1908  (SG.).  Chumm  (wider)  g's.  hei"'! 
Th;  Z  und  weiterhin.  Guet  Nacht  mitenandere" , 
schlöfiH  de""  g's. !  SGfeller  1911.  S.  auch  sparen.  In 
Beteurungen.  I«*  will  nüme''  g's.  dö  e"wcg  cho", 
wenn...  Ap;  Th.  ,So  seie  ich  nit  ges.,  so  gang  mich 
Unglück  an,  wenn...,  ne  valeam.'  Fris.;  Mal.  ,Ein 
Andrer  rlueht,  dass  er  ges.  nicht  länger  bleiben  wolle 
und  dass  ihn  noch  zu  dieser  Stund  der  Teufel  holen 
solle.'  .THHess  1828.  In  (tw.  formelhafter)  Verbindung 
mit  bed.-verwandten  Adj.(Ptc);  s.auch  u.  Sp.1133.  G's. 
und  frö  ZO.  Frech  und  g's.;  s.  Bd  I  1271;  dazu  noch: 
,[Es  besteht  der  Glaube,  dass  Der]  der  sich  an  söl- 
lichem  Abendt  [am  Weihnachtsabend  im  Schwingen] 
erübet  ...  des  Jars  dest  frächer  und  gesünder  [werde].' 
1611,  BEI.  Mit  frisch;  s.  Bd  I  1331;  dazu  noch: 
Din  Vatter  het  's  feiss  Clialb,  wo-m'r  händ.  lo"  metzge", 
dörum  will-cr  [der  verlorne  Sohn]  wider  hei'"  cho"  ist 
früsch  und  g's.,  Übers,  von  Luc.  15,  27.  Dial.  (AaBi-.). 
,[Die  N.  klagt,  man  habe  ihr]  geseit,  er  sye  früsch 
und  gs.,  das  aber  nit  sye;  begerte  ledig  zu  werden.' 
1530,3,  Z  Ehegericht.  .Ges.,  frisch,  sanus;  ges.  und 
fr.  sein,  bene  habere;  widerumb  ges.  und  fr.  werden, 
convalescere;  gs.  und  fr.  auss  dem  eilend  und  grosser 
gfaar  widerumb  in  sein  vatterland  kommen,  redux 
incolumis.'  Fris.;  Mai..;  s.  auch  uol-mögend  (Bd  IV 
113).  ,[Der  Knabe  sei]  mit  inen  früsch  und  gs.  nider- 
gangen.' 1610,  Z.  Ali,  Äti,  wie  stoht  's  Leba?  Bist 
au  no  so  frisch  und  gs.?  AKorniioffer  1656.  1679. 
Da  hast  dein  Isaac  wieder  früsch  und  gs.  Tyrolersp. 
1743.  ,Ges.  und  gänd';  s.  Bd  II  3.  G's.  und  heiter 
ZO.  Lustig  und  g's.:  Ond  d'  Waldstetter  Math"  sönd 
lostig  ond  g'sond,  ond  sönd-s'  nüd  i"  Wal'lstatt,  so 
sönd-s'  z'  Schune"gr<>nd.  Ar  VL.  1903.  ,Gs.  und  wol- 
mögend':  ,Gs-er  und  wolniügender  leib,  salubre  corpus.' 
Fris.;  Mal.  G's.  und  busper;  s.  Bd  IV  1776.  G's. 
und  gr'ech;  s.  Bd  VI  107  (auch  AaBi\).  ,Ges.  und 
recht':  ,Wan  ...  die  Kinder  keine  eigene  Mittel  haben 
und  doch  ges.  und  r.  sind,  sollen  die  Freund  solche 
nichts  destoweuiger  nemmen  und  erhalten.'  1736,  UwE. 
G's.  und  g 'recht;  s.  Bd  VI  223.  Es  g'sünts  u"d  keg- 
rechts  Chind  BSi.  G's.  und  g'rad;  s.  Bd  VI  498  (auch 
ApGais).  G's.  und  starch  Th;  Z  und  wohl  weiterhin. 
,Ges.  und  stark,  firmus;  gs.,  stark  und  wolmögend, 
valetudine  optima  affectus.'  Fris.;  Mal.  G's.  und  z'weg 
BG.,  Si.  und  lt  Zyro.  G's.  und  wol  BSi.;  Th;  Z.  Gott 
grüess-uch,  es  gfröict-mich,  wen" -er  g's.  und  v>.  Sit, 
Grussformel.  EBuss  1881  (BSi.).  Scherzhaft.  G's.  und 
g'frass;  s.  Bd  I  1319  (auch  Aa;  Th).  G's.  und  bös; 
s.  Bd  IV  1719  (auch  G).  G's.  und  räss;  s.  Bd  VI 
1273.  Mit  Ant.  ,Ges.  und  siech';  s.  Sp.  192;  dazu 
noch:  ,Samint  neist  nioman  siech  und  ges-e.  nullus 
et  sanus  et  eger.'  Notker.  Neben  chrank.  Ond  g's. 
ist  nüd  chrank,  en  Tisch  ist  kann  Bank  [usw.].  Ar 
VL.  1903.  ,Gs.  sein  und  krank  sein,  valere  et  agro- 
tare.'  .Mal.  ,1'as  uff  sölliche  Littieren  zu  den  kranknen 
nit  ouch  gsundne  Lüt  ...  gesetzt  werdint,  sonder  solle 
man  die  ges-en  gehen  lassen.'  1618.  Z.  Subst.  Dem 
G's-e"  feit  M<i ngs,  dem  Gh ranke"  nur  Ei"s,  Gesundheit  L 
(Ineichen).    Er  ist  en  Tokter  för  di  G'sonde",  h'elf  Gott 


11:33 


Sund,    send,   sind, 


1,  snnd 


de"  Chranknefl  ATobler  1905.  G's.  und  töd.  Er  ist 
i"  der  gliche"  (Viertel-) Stund  g's.  und  töd  g'si"  B;  G; 
Tu;  Z  und  weiterhin.  ,[N.]  starb  schnell,  was  in  2 
tagen  gs.  und  tod.'  Vad.  ,N.  in  einer  stund  gs.  und 
todt'  1575,  ZKlot.  Taufbuch.  .Er  ist  in  einer  halben 
stund  g's.  und  tod  g'sin.'  Ann.  1572  1614.  Im  Ver- 
gleich, zur  Steigerung  des  Bed. -Inhalts.  G's.  wie-n-en 
Fisch  (im  Wasser)  G;  Th  und  sonst;  vgl.  Bd  I  1098. 
,Ges.  als  ein  Eheinegli';  s.  Bd  I  144  (schon  bei  Gesn. 
1551/8;  s.  Gr.  WB.  IV  1,  4300).  G's.  wie-n-en  Eichle". 
Schild  1806;  s.  auch  Bd  I  73;  irrtümliche  Auflösung 
von  eichlen-g'sund  (s.  d.  Sp.  1136)  nach  dem  Muster 
von  fisch-g'sund  udgl.;  mit  scherzh.  Wortspiel  in 
gleicher  "Bed.:  er  het  e"  g's-i  Eichle"  BsStdt.  Mit 
näherer  Bestimmung,  durch  an  eingefühlt.  Arme'' 
Chasper,  muesch  scho"  sterbe"?  Bisch  am  Lib  noch 
sövel  g's-er,  hesch  noch  sörel  Chraft  i"  Ghdre".  Dekl. 
(BHk.).  ,[N.  sagt,  er]  weite  nit  lenger  nie  [betteln] 
gan,  biss  das  er  gs.  werd  am  Schenkel.'  1530  3,  7. 
Ehegericht.  ,An  äugen  gs.  sein,  valere  ab  oculis.' 
Fris.;  Mal.  In  ä.  Spr.  auch  mit  Gen.:  ,Ges.  sines  (irs) 
libes';  s.  ver-sinnt (Sp.  1060).  —  Von  Tieren.  D'Herz- 
büppler  [die  an  den  vordem  Zitzen  genährten  Ferkel] 
sl"  di  g'süntiste"  und  graste".  Bärm>.  1911  (BG.).  B'hüet 
Gott  ü"sers  liebt  Vech,  dass-ich  's  am  Morge"  g's.  wider 
g'sech!  sagt  der  Knecht  beim  Verlassen  des  Stalles. 
ÜStoll  1909  (GG.).  E"  (halb-)blinder  Jcger  (e"  March- 
stei"jegcr)  und  e"  rüdiger  Hund  (e"  Bückferte"hund), 
niid  Bessers  für  d'  Hase",  dö  bllbe"-si  g's.  (auch  dö 
blibt  Alles  g's.).  Diana.  Zwei  rundi  und  e"  Par  g's-i, 
vorane"  allemöl  e"  Ma""  und  allweg  eine'  hinte"  dra", 
Kätsel  vom  Pfiuggespann.  Schwz.  Kopfrechenb.  l'.Hi'J; 
s.  noch  rund  (Bd  VI  1040  u.).  ,Ges-e  sehwein,  die  nit 
pfinnig  sind,  sauber,  porci  synceri.'  Fris.  ;  Mal.  S.  noch 
Boss  (Bd  VI  1413).  In  Verbind,  mit  Syn.  (s.o.).  G's.  und 
g'rech;  s.  Bd  VI  107.  G's.  und  (g')recht;  s.  ebd.  202.  223. 
,[Der  Hirt  sorgt]  das  im  die  schäfflin  suber  und  xund 
werdind.'  Zwingli.  ,[N.]  hat  mir  gewärt  den  Schäggi 
ohne  Mangel  und  Masen  und  hiemit  für  gs.  und  se- 
chend  [ohne  den  Gewährsmangel  der  Mondblindheit].' 
1646,  Z.  —  Vom  (menschlichen  und  tierischen)  Kör- 
per und  seinen  Teilen.  G's-er  Lib  uä.  Er  het  e"möl 
e"  g's-e"  Lib,  Gottlob!  BO.  (Zyro).  S.  noch  Hüs-Segen  2 
(Sp.  452).  .Welcher  eim  herbrig  verseit,  der  bargelt 
het  und  gesuntz  libs  ist.  der  ist  komen  um  ein  lib. 
ze  buoss.'  um  1510,  Aar.  StR.  ,Ges-er  leib,  constitutum 
bene  corpus.'  Fris.;  Mal.  ,Bi  (mit)  ges-em  übe.' 
.Dabei  sollen  aber  alle  [zur  Pestzeit]  gemant  sein, 
bei  ges-em  Leib  zu  beichten  und  sich  mit  dem  hl. 
Sakrament  versehen  zu  lassen.'  1029/30,  G.  Bes.  for- 
melhaft in  Urkk.  .[Die  Insassen  des  Schwesternhauses 
zu  Aarau  erhalten  das  Recht]  alle  gemeinlich  und  ir 
ieklich  sunderlich  bi  ges-em  libe  an  dem  todbette 
[über  ihre  Fahrhabe  zu  verfügen].'  1361,  Aar.  StR. 
,Daz  ein  ieklich  burger  ze  Aröw  ...  sin  guot  ...  offen- 
lich  vor  gerichte  machen  und  füegen  mag  mit  ges-em 
libe,  wem  er  wil,  und  daz  er  ouch  darnach  dasselb 
gemecht  ...  widerrüefen  mag  mit  ges-em  libe.'  1363, 
ebd.  S.  noch  besinnen  (Sp.  1062.  1004)  und  Gr.  WB. 
IV  1,  4303  o.  (1403,  Th).  G's-i  Glider;  s.  Glid  (Bd  II 
605)  und  Sp.  1046.  's  g's.  Bei",  Aug  im  Gegs.  zum 
erkrankten.  .[Die  verdorrte  Hand]  ward  im  wider  ges., 
gleich  wie  die  ander.'  1530/1707,  Matth.  S.  auch 
bös  (BdIV  1712).  Negiert.  AV  g's*  Bluet  ha"  Ap; 
Th.    S.  auch  Sp.  302.    ,Es  seien  zwei  miserable  Ziegen, 


welche  noch  dazu  kein  ges-es  Haar  am  Leibe  hätten.' 
Gotth.  Nut  G's-s.  ,Es  ist  nichts  ges-s  an  meinem 
leib.'  1530/1707,  Ps.;  o6x  goxiv  Taoic.  LXX.  ,Es  was 
nicht  gs-s  au  im,  er  hat  gar  kein  gesundheit,  perdita 
erat  valetudine.'  Fris.;  Mal.  Übertr.  von  einem  bau- 
fälligen Haus:  Es  isch  ja  bereits  nüt  mer  G'sungs 
dranne".  KvTavkl  1910.  —  Von  Sachen.  En  g's-er 
Baum,  e"  g's-i  Behfe");  en  g's-er  Öpfel,  Herdöpfel, 
Trübe";  g's-s  Obs  Ar;  Seil;  Th;  Z;  wohl  allg.  's  hat 
nümer  vil  g's-i  Beri  a"  dem  Trübe"  Tu;  Z.  .Edelreiser 
jüngerer  Kernobstbäume  sind  g'sünner  und  stark- 
wüchsiger.'  Bärnd.  191 1  (BG.).  Üf,  üf,  Osterei,  chomm 
wider  g'sunn  heim!  Ruf  bei  einem  Osterspiel  der  Kin- 
der, wobei  auf  einer  Wiese  ein  Ei  möglichst  oft  in 
die  Höhe  geworfen  wird  und  beim  Auffallen  unver- 
letzt bleiben  soll  GWe.  ,1m  wähl  das  holz,  so  einer 
von  Schwytz  an  rechen  lyfferen  wolt,  besichtigen,  obs 
ganz  und  gs.'  1585,  Z  RM.  ,Ein  trüeben  Most  luter 
und  ges.  zu  machen.'  um  1790.  LMei.  —  ß)  im  geistig- 
moral.  S.  Bist  (goppel)  g's.?  bist  du  bei  Trost?  ü  +. 
Bis  g's..'  nimm  Vernunft  an!  G.  Die  fü"f  g's-e" 
Sinn(e');  s.  Sp.  1046.  ,Ges.  sinnen,  lib(e)s  und  Ver- 
nunft'; s.  ebd.;  so  oder  ähnlich  oft  als  Urk. -Formel, 
zB.  1378,  AaB.  Urk.;  Ulli,  AAWett.  ,Nit  gs.  am  ver- 
stand'; s.  Sp.  1047.  ,Ges.  und  (rScht-)sinnig';  s.  Sp. 
1069.  1072u.  ,Daz  wir  wissend,  gesunt  und  wolbe- 
daht  und  mit  guotem  rat  uberein  kommen  sigin.'  1347, 
THagenb.  1882  (Sigr.).  Etw.  ,rund  und  gs.'  lehren; 
s.  Bd  VI  1042.  —  b)  prägn.,  mit  stärkerer  Betonung 
des  positiven  Moments,  von  überquellender  Lebens- 
kraft, kräftig,  urwüchsig,  derb.  Das  ist  (noch)  en 
G's-er!  von  einem  etwas  ungelenken  Naturburschen 
ZO.,  von  einem  übermütig  Herumtollenden  Ap;  Z,  von 
einem  physisch  (bes.  in  den  Genüssen  der  Tafel,  des 
Bechers,  der  Liebe)  voll  Leistungsfähigen  Th;  Z  (stu- 
dentisch), von  Einem,  der  , saftige'  Spässe  macht  Th, 
aber  auch  mit  verächtlicher  Ironie  von  Einem,  mit 
dem  man  immer  Unannehmlichkeiten  hat  ThMü.  So 
auch:  Da(s)  ist  e"  G's-i!  von  einer  robusten,  lebens- 
lustigen Frauensperson  Th,  aber  auch  von  einem  bösen 
Weibe  GT.  Von  Handlungen,  kräftig,  tüchtig,  gehörig. 
En  g's-er  Witz  GT.  E"  g's-i  Antwort,  ebd.  De*  het 
e"  g's-i  [Ohrfeige]  öbercho"!  Ap;  G;  Z.  —  c)  ganz  allg., 
von  äusserm  Wohlergehn  übh.  .Des  guoten  gesellen 
wirt  man  ges.,  des  argen  man  in  erbeit  kunt.'  Boner. 
—  2.  übertr.  a)  auf  Zustände,  Äusserungen,  die  (kör- 
perliche oder  geistige)  Gesundheit  anzeigen.  E" 
g's-i  Färb  [Gesichtsfarbe].  Das  ist  e"  g's-i  Mäni"g! 
Ap.  ,Ges-e  ratschlage';  s.  gäch  (Bd  II  100).  Im  Über- 
gang zu  c:  Der  het  doch  o'h  noch  e"  g's-s  Lache",  ein 
, herzerfreuendes'  G.  —  b)  von  Zeitabschnitten,  die  man 
gesund  verlebt.  (E")kei"  g's-i  Stund  (kein g's-e"  Tag) 
ha",  immer  krank  sein,  wohl  allg.  I'h  ha"  sider  e"ke" 
g's-i  Stund  mer  g'ha".  Auch  verallg..  keinen  ruhigen 
Augenblick.  Wenn-me"-s'  [die  StGaller]a"erne"i'7e!Sc7(- 
pastete"  ond  Brodwörste"ond  Schöbli"g  a"grlft,  so  hed-me" 
kä" g's-iStond  mer  mit-ene".  ATobllr  1901/2.  ,Wann  ich 
einmal  den  Leuten  nach  müsste  und  um  Geld  aus... 
ich  stünde  es  nicht  aus,  ich  hätte  keine  ges-e  Stunde 
mehr.'  Gotth.  Beteurung:  Ich  will  (e")kei"  g's-i  Stund 
mer  ha",  wenn  ...  Ap:  Bs;  Th;  Z;  s.  noch  sin  I2J(Sp. 
1029).  Einem  e(s)  g's-s  (gliickhuftigs.  freude'richs  usw.) 
neus  (od.  Neu-)Jär  (a") wünsche" ;  s.  Alt-jär-Äbend  (Bd 
1  37);  glück-haftig  {l'.i\  II  023);  freuden-rich  (BdVI  162). 
E"  guete",  glückhafte",  g's-e"  und  g' segnete"  Tag;  s.  ge- 


1135 


Sand,  send,  sind,  sond,  snnd 


segnet  (Sp.  642).  .Langes  Leben,  gs-e  Tage  ...  wünsch 
ich  dir.'  1798,  Messikommer  1910.  Geb-i"s  (de  lieb) 
Gott  e"  g's-ni  (glückhaft  i)  Nacht  (a"  Sei  und  Llb). 
Arne"!  Kindergebet  Z ;  ähnlich  unter  Sei  (Sp.  700). 
—  c)  von  Dingen,  die  der  Gesundheit  zuträglich 
sind.  allg.  E" g's-i  Gege"d,  Woni"g  uä.  Scherzh.  heisst 
es  von  BMünchenwiler,  das  keine  Grossbauern  hat: 
Willer  ist  e"  g's-i  Gege"d,  es  stirbt  nie  kein  grosse'' 
Pur  und  verreckt  d's  ganz  Jär  kei"s  Boss.  G's-i  Luft, 
g's-s  Wasser.  Wie  ist  dö  [auf  der  Alp]  nüd  e"  g's-i 
Loft!  Ap  VL.  1903.  [BG.]  het  Brünnene"  mit  g'sünne- 
rem  Wasser  weder  mengs  Bad.  Bärnd.  1911.  Der 
Bingelblueme"  liefert  grüsam  e"  g'sinde"  Te.  ebd.  1908 
(BGr.).  Der  Enzianbranntwein  gilt  für  g's-er  (g'sinde'J. 
ebd.  ,Ein  guoter,  ges-er  luft,  salubritas  coeli  atque 
temperies;  ges-er  luft,  ges-e  speiss,  ges-s  ort,  aer, 
cibus,  locus  salubres  dicuntur.'  Fris.;  Mal.  ,Diewyl 
von  Gottes  gnaden  guoter  gs-er  luft  ist.'  1596,  Z  RM. 
,Nimm  Blust  von  Acten  oder  wild  Holderblust;  terr 
das  am  Schatten  an  einem  gs-en  Ort.'  ZEIgg  Arzneib. 
um  1650.  ,[Dem  N.]  welcher  in  seinem  Haus  3  ges-e 
Wasser  entdeckt,  ward  ein  Heilbad  anzustellen  er- 
laubt.' 17Q1,  Z.  ,[Bei  kaltem  Wetter]  schöpfen  Men- 
schen und  Vieh  einen  frischern  und  gesundem  Atem.' 
Sintem.  1759.  Auch  Krankheiten  (Ausschläge,  Nasen- 
bluten usw.)  beissen  g's.  (verbreitet);  s.  Bd  IV  1712  und 
vgl.  AfV.  VIII  145.  Subst.:  es  Chranks  mues'  es  G'ss 
ha",  ein  Kranker  hat  ein  Heilmittel  nötig  ZFäll.  Präd. 
's  Wasser,  's  Obs  ist  g's.  (Iss  nw)  Das  ist  g's.  und 
butz(e)t  de"  Hund  (e"  'butzte  Hund),  Aufforderung 
an  Jmd,  etw.  Scharfes  zu  essen,  eine  unangenehme 
Arznei  zu  schlucken  Aa;  Gr;  Th  ;  s.  noch  Hund  (Bd 
II  1428);  butzen  II  (Bd  IV  2014  u.).  's  Lauften  [Ge- 
hen], schwär  träge"  ist  g's.  Da(s)  ist  blös'  (oder  nw) 
g's.,  tröstend  zu  einem  Kinde,  das  sich  zB.  eine  un- 
bedeutende Verletzung  zugezogen  hat.  S.  noch  Sinn  I 
(Sp.  1052  u.).  Mit  abh.  Inf.:  BaW'wol'e"  ist  gar  g's. 
z'  trage".  Bärnd.  1911;  ähnlich  auch  sonst.  Mit  Dat. 
P.  oder  für.  Nimm  numer  vo"  Dem,  Das  ist-der  g'süng 
BE.  So,  Buebe",  mer  wand  obsi'h  trachte",  dass-er  nuch 
Tags  i"  d's  Bett  chännd;  Das  ist  em  g'siinteste"  für 
dere"  Pfösech.  CStreiff  1909/10.  abgenommene  [Milch] 
tue  es  ihm  auch  und  sei  ihm  noch  gesünder.'  Gotth. 
,Sie  [die  von  der  Gegenpartei  als  Richter  angerufenen 
.fünfzehen  epistel  der  zwölfboten'  und  geschieht  der 
aposteln']  wurden  unser  [der  kranken  päpstlichen]  mess 
glich  als  gs.  sin  als  dem  künig  Pharao  das  rot  raeer.' 
NMan.  ,Ein  speiss,  die  demmagen  ges.  ist,  cibus  sto- 
macho  aptus.'  Mal.  [Gott  Vodä  der  neu  zu  Isaack:] 
Ih  glaub,  das  war  der  auh  noh  g's.,  want  noh  danzä 
kantest  ä  Viertelstund.  Tyrolersp.  1743.  Übertr.,  heil- 
sam, vorteilhaft,  nutzbringend.  E"  chli"  (E"  wenig) 
un'brönnti  Äsche"  uf-e"  Puggel  ivär-im  g's.,  wird-im  g's. 
si"  B.  Da(s)  ist  g's.  (für-en),  eine  unangenehme  Er- 
fahrung, Zurechtweisung,  Tracht  Prügel  usw.  Ap;  Th; 
Z;  Syn.  Das  tuet-em  guet.  So,  so,  gel'  (Ja,  gelt),  Das 
ist-der  (iez  einist)  g's.!  zu  Einem,  der  durch  eigenes 
Verschulden  zu  Schaden  gekommen  ist  BE.  (Bärnd. 
1904).  Es  ist-der  g'sünder  (G'sünder  isch-der),  du 
hi'gist  Das  [etwas  Strafbares]  nit  g'macht,  süst  welti-ich 
nit  i"  dine"  Hose"  si"  BSi.  ,[Wenn  Einer]  ze  sinen 
tagen  kunt,  hat  er  denn  guot,  daz  ist  im  ges.'  Boner. 
Wir  wöllä  Gott  Vodä  mehren;  es  ist  gesünder,  besser 
und  geht  lieber.  Tyrolersp.  1743. 

Ahd.  gisunt(i),     mhd.  gesunt,     selten    gesunde;    vgl.    Gr. 


WB.  IV  1,  4292,:!1:::  Martin-Lienb.  II  364;  Fischer  III 
571/3.  Die  umgelautete  Form  (Tgl.  auch  die  Zssen),  die 
jedenfalls  mit  dem  im  Amhd.  belegten  Ja-Stamm  zszubringen 
ist,  hat  ein  Verbreitungscentrum  im  BO.  mit  Ausläufern  in 
benachbartes  Gebiet  (BoAa.,  E.,  G.;  LE.;  FO.)  —  die  Form 
ohne  Umlaut  besteht  tw.  mit  Bed.-Differenzicrung  daneben  — 
ein  zweites  umlautendes  Gebiet  wird  durch  die  Punkte  PA1., 
1".,  Id.  (dagegen  -u-  PGr.,  Mac,  Rima)  gekennzeichnet.  Dabei 
fallt  auf,  dass  aus  dem  dazwischenliegenden  W  (so  G.,  Lb., 
Mü.,  Rar.,  V.,  Vt.)  nur  die  nicht  umgelautete  Form  belegt 
wird.  Es  lässt  sich  nicht  ausmachen,  ob  und  inwieweit  die 
jetzige  Verteilung  der  umgelauteten  und  nicht  umgelauteten 
Formen  eine  alte  geogr.  Abgrenzung  verschiedener  Bildungen 
widerspiegelt.  Denn  einerseits  kann  auch  die  umlautlose 
Form  (infolge  urclauthiudernder  Wirkung  der  Nasalverbin- 
dung)  auf  eine  Ja-Bildung  zurückgehen,  und  zwar  gewinnt 
diese  Annahme  eine  Stütze  für  jene  Punkte,  die  dentale  Fortis 
als  Entsprechung  bewahrter  westgerm.  Gemination  in  nach- 
cons.  Stellung  (vgl.  dazu  etwa  lind  uud  linden  mit  Anm.  Bd 
III  1315/8;  allerdings  gibt  es  auch  Beispiele  für  Entwick- 
lung einfacher  Lenis  >  Fortis  nach  homorganem  Nasal;  vgl. 
Hand  /  Bd  VI  1022)  aufweisen  (vgl.  auch  un-gesund).  Ander- 
seits ist  der  starke  Einfluss  nicht  zu  vergessen,  der  von  der 
schriftsprachlichen  bzw.  der  (aus  a-  oder  Ja-Stamm  entwickel- 
ten) bodenständigen  umlautlosen  Form  ausgegangen  ist  und 
noch  ausgeht  (vgl.  den  wohl  nicht  zufälligen  Umstund,  dass 
die  Form  mit  Uml.  fast  ganz  auf  die  Gebirgs-MAA.  beschränkt 
ist;  ferner  u"g'sünn  in  BG.  als  f  und  nur  in  best.  Verbindung). 
Für  die  Formen  mit  im  und  n  vgl.  zB.  die  Aunini.  zu  Hund 
(Bd  II  1429);  rund  (Bd  VI  1042).  Die  Formen  mit  vocal. 
Flexionssuff,  sind  zT.  (so  Ap;  SchwE.;  ZKn.  und  lt  Dan.; 
aueh  schon  1618,  Z;  vgl.  weiter  un-ge-sund)  von  einem  mit 
-en  erweiterten  Stamm  gebildet;  es  liegt  Analogie  nach  den 
st.  Ptc.  Pra»t.  bzw.  den  Adj.  mit  n-Suff.  (wie  oß'en,  trocken) 
vor;  Analoges  bei  chranl;  (Bd  III  833/4),  wund;  ferner  riff 
(Bd  VI  660). 

Verstärkende  Zssen  (vgl.  dazu  Sp.  1133 o.,  ferner 
Gr.  WB.  IV  1,  4299  u.):  eichle'- g'sung.  Du  bisch  so 
früsch  und  ei.  [von  der  personifizierten  Ehrlichkeit]. 
Schild  1879  (SL.).  —  Auch  thür.,  henneb.  Eig.  wohl,  so 
gesund,  wie  ein  mit  Eicheln  gefüttertes  Schwein  (vgl.  eichel- 
rund Bd  VI  1042).  —  fisch-  BHaslib.  —  hecht-. 
Scho"  gern  e"  Jör  sind  ieh  und  d'  Chind  h.  ONägeli  1910 
(THErm.).  —  ehern-:  wie  nhd.,  aber  nicht  eig.  volkst. 

übel-  BR.,  ibel-g'sind  BHa.,  Meir.:  kränklich.  S. 
Grauggi  (Bd  II  726). 

u(n)-,  o"-ge-sund  f-nt,  -nn,  -ng),  mit  Uml.  BE., 
G-t  (nur  in  der  Verbindung  u"g'sünns  Wetter),  R.,  Si.; 
PAL:  1.  entspr.  gesund  1  a,  kränklich  BR.,  Si.  und  lt 
Gotth..  Zyro;  PAL;  U.  I°»  ha"  Wg'sündi  BV",  i°h 
cha""  nit  recht  lü2ffe"  BSi.  En  Wg'sündi  Ghue.  ebd. 
,Es  [das  Mädchen]  ist  mager  und  ungsüngs.'  Gotth. 
, Siech,  krank,  unges.  und  zu  krankheit  geneigt,  mor- 
bidus;  unges-er  leib,  corpus  mali  habitus.'  Fris.;  Mal. 
,Zu  Heilung  syner  ungs-en  Schenkten. '  1617,  Z  RB. 
S.  noch  besseren  (Bd  IV  1675);  blutt  (Bd  V  215).  — 
2.  a)  entspr.  gesund  2  a.  Der  Härrgott  well-ü"s  b'hüete" 
vor  söttege"  u"tuchtege"  und  Wg'sunten  A"sichte";  d's 
Lena  brücht  nüd  z'  schlafe"  undertage".  CStreiff  1906. 
—  b)  entspr.  gesund  2  b.  Er  hat  noch  ke{"  u-(n)i 
Stund  g' ha"  Ap;  G,  Tu;  Z.  —  c)  entspr.  gesund  2 c, 
gesundheitswidrig,  schä  llich.  wohl  allg.  Das  ist  us 
Wetter.  U"rlfs  Obs  ist  (u"zitig  Frucht  sind)  u.  ,Es 
ist  nichts  so  Ungsüngs  als  so-n-e  leere  Mage.'  Gotth. 
,Ein  unges-er  luft,  der  vil  krankheit  bringt,  morbidus 
aer;  schädlicher,  unges-er  luft,  dein  hagel  oder  sunst 
ungewitter  underworffen,  ccelum  calamitosum.'  Fris.; 
Mal.  .Diewyl  sy  gehört,  das  kein  mensch  sin  harn 
gegen    ruou    ablassen    noch    syn    lyb    ouch    dargegen 


1137 


Sand, 


sind,  sond,  Sand 


[13 


entplössen  sölte,  dann  es  ein  ungs-s  ding...,  hette  sy 
gebetten,  söllichs  zu  underlassen.'  1546,  Z.  Sprw. 
Z'vil  ist  u.  Ap;  Th;  Z  und  wohl  weiterhin.  S.  noch 
gesund  (Sp.  1131).  —  Mhd.  ungeaunt;  vgl.  auch  Martiu- 
Lienh.  II  364.  —  Un-g"-sun  dheit  üng'sunket  f.: 
Kränklichkeit,  bes.  Gichtschinerzen  in  den  Gliedern, 
aber  auch  inneres  Leiden  GrA.,  Pany.  —  Mhd.  unge- 
auntheit  neben  ungesundeeheit  (Lexer  II  1873/4).  Zur  Form 
Ung tunket  vgl.  die  Anm.  zu  Gesundheit.  —  U(n)-g°- 
sundi  GrAv.,  -ü-  (bzw.  -i-)  GRi'ast.,  He.,  sG.,  Ziz.; 
PA1.  f-t-J;  ZF.  —  f.:  1.  entspr.  un-gesund  1,  Kränk- 
lichkeit GrAv.,  Cast,  He.,  sG.,  Ziz.;  PA1.  (,raalsania.' 
Giord.);  ZF.  D'  U.  tuod  Dem  Nüd  GRCast.  (Tsch.). 
I"  st"")-  U.  het  Der  nid  vil  gueti  Tage"  trotz  allem 
Vermöge"  GrAv.  (ebd.).  Er  hat  vor  U.  nümme''  üs- 
halte"  möge"  ÜRZiz.  (ebd.).  —  2.  entspr.  un-gesund  2c, 
.insalubritä'  PA1.  (Giord.). 

g'-sunde":  gesund  werden  AäF.;  Bs  (Seil.);  BG. 
und  sonst;  SchwE.;  Ndw  (Matthys).  We""-men-e"  set- 
tige"  Ma""  het,  wie  we't-me"  da  chönne"  g's.  B  (Zyro). 
Herr  Dokter ...  chönd  g'schwind,  es  ist  im  [=  dem]  Vatter 
g' Schwunde".  Nei",  Chind,  Sg  spöt,  us  Dem  gibt  's  Nüd 
...  gang  heim,  er  wird  wol  g's.  Lienert  1906. 

Mhd.  gesunden,  -ten,  auch  tr.,  =  gesund  machen  ;  vgl.  ferner 
Gr.  WB.  IV  1,  4319/21.  Die  Form  mit  -nd-  im  Gegs.  zu  -nn 
(-nt)  beim  Adj.  lässt  das  Wort  in  BG.  als  importiert  erscheinen. 

er-g°-  (in  PA1.  -i"):  =  dem  Vor.  GRPr.  (Tsch.);  PA1. 
(Giord.);  Ndw  (Matthys). 

G'-sundheit  (-hm,  -hin  BE.,  G.,  Sigr.,  Si.),  -nt- 
BGoldb.,  G.f,  Si.;  FJ.,  G'sunkeit  B  (Wolt.  Jüngl.), 
G'sunket  ScßStdt  f,  St.  (Sulger,  heute  abgelehnt);  Z 
Bär.f,  Baumaf,  W.  (Schulthess)  —  f.:  1.  wie  nhd. 
a)  gesunder  Zustand,  Wohlbefinden,  allg.  (doch  s.  die 
Anm.).  ,Gs.,  salubritas,  sanitas,  bona  valetudo;  zuo 
einsi  gs.,  salutariter.'  Fris.;  Mal.  ,Der  Ges.  pflegen, 
valetudini  diligentissime  consulere.'  Hosp.  S.  noch 
pflegen,  Pfleger  (Bd  V  1224.  1232).  ,Bussgebätt  um 
Gs.  Leibs  und  der  Seelen.'  1707,  Ps.  Von  Unbelebtem; 
s.  Rank  (Bd  VI  1136).  Sprww.  G's.  cha""-me"  nid  bim 
Chrämer  chauff'e"  L  (Ineichen).  ,Es  ist  nichts  über 
Ges.,  sanitas  est  maxime  divinum  condimentum.'  Hosp. 
S.  auch  chrank  (Bd  III  833).  In  Wunschformeln.  I'h 
wünsche",  dass-de's  i"  gueter  G's.  chönnist  bräche", 
bei  Überreichung  eines  Geschenkes  BG.  Ich  ivöusch 
[wünsche],  dass  Si-s'  i"  G's.  brücken,  sagt  der  Ver- 
käufer (zB.  von  Schuhen)  zum  Käufer  Z  (Dan.).  I" 
der  G's.  mache"d  's  wüest!  Maurer,  der  die  Küche 
geweisst  hat,  zum  Auftraggeber,  ebd.  Oft  in  Ver- 
bindung mit  Synn.  Ich  wü"sch-ich  Glück  zum  heilige" 
[früher  heiige"]  Name"stag;  G's.  und  Freude"  und 
e"s  längs  Lebe"  und  Alls,  was -er  selber  wü"sche"d 
ScawE.  (Lienert).  S.  noch  gesegnet  (Sp.  462  o.);  wider- 
sinnisch (Sp.  1075).  Sege"  und  G'sunket  ScHStdt;  s. 
Brätscheli-Mann  (Bd  IV  276).  In  der  Trinksitte.  (Zur 
Ap;  GlM.;  L;  GT.;  SBh.;  Th;  Z,  uf  di",  tui  Bs;  Gr) 
G's.!  entweder  (so  Aa;  Ap;  Bs;  BGadm.,  G.  und  lt 
Zyro;  FJ.;  GlM.;  Gr;  L;  GRh.,  T.;  SBb.,  L.  und  lt 
Reinh.;  U;  Z,  auch  lt  Dan.)  als  Ansprache  Dessen, 
der  unter  Erheben  des  Glases  gegen  den  Partner  bzw. 
Anstossen  mit  ihm  (putsche";  vgl.  auch  Bärnd.  1911, 
486)  einen  Schluck  tut,  oder  (so  Aa;  Ap;  BG..M.;  Gr 
D.,  Pr.,  Seh.)  als  Erwiderung  Dessen,  dem  man  zu- 
getrunken oder  ohne  zu  trinken  das  Glas  (mit  den 
Worten  ich  bringe" -der  's;  tue(-mer)  B' scheid;  trink 
Ei"s!)   gereicht   hat,   und   der   nun    aus   dem   eignen 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


oder  dein  gereichten  Glase  —  mit  (Aa;  BM.)  oder  ohne 
(Aa;  BM.;  GrD.,  Pr.,  Seh.)  Anstossen  —  Bescheid  tut; 
syn.  Wendungen  vgl.  unter  gelten  (Bd  II  277/8);  kom- 
men (Bd  III  265);  bringen  (Bd  V  691/2);  Wol-sin 
(Sp.  1045);  gesegnen  (Sp.  468).  Alle!  G's.,  Karlini! 
's  gilt-der,  Marianneli!  L  Hauskai.  1901.  [A.:]  G's.! 
söll-ech  gelte"!  [B.:]  Jo,  's  söll-der  gelte"!  JReinhart 
1907.  G's.!  Gott  erhalt-der  di"  Schönheit!  Z  (Dan.). 
,[Sie]  stiessen  die  Gläser  an  und  sagten  mit  verschmitzt 
sein  sollenden  Gesichtern:  Ges.!'  Gotth.  S.  noch  leben 
(Bd  III  971).  Zur  G's.,  ir  Herre"!  CStreiff  1902. 
G's.,  Alli  mit-enander !  Bs  (Linder).  ,G's.,  Streich 
heisst  eine  Redensart  und  sie  bedeutet  das  Gleiche 
wie:  Ja,  prost!'  Bond  1907,  590  (BGadm.,  wo  der  Fa- 
niilienn.  Streich  häufig  und  durch  die  breite  Aussprache 
des  ei  für  die  MA.  charakteristisch  ist).  S.  noch  an- 
putschen  (Bd  IV  1940).  G's.,  wer  's  dörst  (wer  türstj! 
beim  Erheben  des  Glases  GRh.;  ZNeer.  Mit  Dat.  P. 
G's.  alle"  Lidige"  u"ä  mir  z'erst!  Bärnd.  1911  (BG.). 
(Zur)  G's.  Allen  um  und  um!  L.  G's.  um  und  um: 
wer  NU  heig,  der  luegi  drum!  USch.  D'  G's.  bringe": 
Die  ersti  G'sunkeit,  wo-n-ich  wirde"  bringe",  wird 
si":  Es  lebi  Steffe"!  Wolt.  Jüngl.  (B).  Mit  Dat.  P.; 
s.  bringen  (Bd  V  694  o.).  G's.  mache"  AaF.;  Bs;  B 
(so  E.,  G.,  M.,  O.);  L;  S;  Th.  Cho"  G's.  machen  u"d 
B 'scheid  tue".  SGfeller  1911.  Mer  wei"  no'h  G's. 
mache";  ich  ha"  da  noch  e"  Mass  Bessere"  'brunge". 
Gotth.  ,Drinnen  schenkte  ...  der  Alte  wieder  ein 
[und]  machte  Ges.'  ebd.  Der  Köbeli  het  scho"  's  Glas 
i"  der  Hand  g'ha"  und  het  welle"  rüefe":  Dö  bin-ig, 
Bäbeli,  se  chumm,  mach  G's.!  JReinhart  1904.  Dem 
sist-me"  G's.  mache",  öni  das'-es  tönt,  sagte  Einer,  als 
sein  Hinterer  an  den  eines  Andern  stiess  BG.  G's. 
mache"  z'säme"  B  (so  O.  lt  Schwzd.).  Mit  Ei"'m.  Der 
Grösspapa  isch  obena"  g'sesse"  neb  dem  Götti  und  neb- 
der  Gotte"  und  het  mit-ne"  G's.  g'macht.  JReinhart 
1907.  ,Nimm  dein  Glas  und  mach  Ges.  mit  Uli... 
Vreneli  stand  auf,  nahm  sein  Glas,  machte  Ges.'  Gotth. 
.Alles,  was  der  Trinkende  [ein  zum  Trinken  aufge- 
forderter ungebetener  Gast  beim  Kindbettimahl]  der 
Höflichkeit  wegen  zu  tun  hat,  ist,  dass  er  mit  den 
Anwesenden  Ges.  macht.'  ebd.  Ebenso  G's.  (in  ä.  Spr. 
auch  ,zur,  auf  die  Gs.')  trinke"  Ap;  B  (Zyro);  Sch; 
Th;  Z;  Syn.  an-schlahen,  stössen.  Chome"d,  ir  Bäsli, 
mer  wend  G's.  trinke".  APletscher  1902.  ,Zur  Ges. 
soll  man  trinken  woll,  zur  Ges.  das  Krusi  voll.'  1789, 
AfV.  (auf  einem  Trinkkrug).  Mit  Gen.  P.  ,'s  Juden- 
Königs  Gs.  trinken.'  PSpichtig  1658.  ,Einse  Ges.  trin- 
ken, saluti  alieuius  libare.'  Hosp.  , [Der  Reifschwinger 
beim  Küfertanz  in  BsStdt]  trank  aus  dem  mittlem 
Glas  auf  des  Herren,  dem  zu  Ehren  sie  tanzeten,  seine 
Ges.'  1754,  Z.  Subst.  Inf.:  ,Was  ...  das  bei  uns  ein- 
gerissene Gesundheittr.  angeht...'  Z  Mand.  1636;  vgl. 
dazu  Troll  1844  IV  44/5.  In  freier  Weise  vom  Ge- 
tränk, mit  dem  man  auf  Jmds  Wohl  trinkt.  ,[Herodes 
zum  Weinschenk:]  Schenk  mir  die  Gs.  in  ein  Glas  ... 
schenks  weis  ein;  [scheltend,  als  er  , etwas  Unsaubres' 
im  Glas  erblickt]  die  Gs.  ist  amen;  ich  wil  es  lassen 
an  dich  körnen.'  PSpichtig  1658.  ,G.  schiessen':  ,Weil 
der  hochw.  P.  N.  allhier  bei  St  Clara  gesinnet  die 
andere  erst  Mess  zu  lesen,  als  wollen  MggH. ...  einige 
G's-en  schiessen  lassen.'  1753,  Ndw  Beitr.  1892.  Auch 
beim  Niesen.  (Zur)  G's.!  AaF.,  Muhen;  Ap;  Bs; 
G;  Schw;  Th;  Uw;  Z  und  weiterhin,  G'sundheitili! 
zu  Kindern  Ndw.    Syn.  Helf(-der,  -ech)  Gott!  (Bd  II 


11::;» 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


1140 


512,  in  BG.  auch  mit  dem  scherzh.  Zusatz  du  Schnuder- 
chinnd  ,-hunn'1);  zum  Wohl"!  (Sp.  1045);  's  söll-ich  wol 
tue"  !  G's. !  g'schii  bist  jo  { Verstand  braucht  man  dir  also 
nicht  zu  wünschen]  AAMuhen;  umgekehrt  G'schidheit, 
g'sund  bist!  GT.  Zur  G's.,  Herr  Schuelp fleger !  Chor 
der  Kinder  beim  Schulbesuch  ZPfäff.  G's.,  Herr  Lerer! 
sagte  ein  Schüler,  als  der  infolge  der  Schläge  aus  den 
Hosen  aufsteigende  Staub  den  Lehrer  zum  Niesen 
brachte.  Ndw  Kai.  1899.  Zur  Herkunft  der  Sitte  vgl. 
niesen  (Bd  IV  817),  ferner  Gr.  Myth.  *  934/5  und  Nach- 
trag 322;  SV.  1911,  19.  —  b)  Gesundheitszustand, 
Befinden  übh.  Gueti  G's.  Ap;  B;  G;  Th  und  weiter- 
hin. .Einer  guoten  gs.sein,  stabili  salute  potiri.'  Fris.; 
Mal.  Bes.  in  Wunschformeln.  Ick  wünschen -ech  es 
guets,  glückhaftigs  neus  Jär  u"d  gueti  G's.  B;  ähnlich 
allg.  Vergelt-uch  's  Gott  z'  tüsi"g  hundert  Malen,  ich 
ivünschen-uch  Glück,  und  gueti  G's.  geb-uch  Gott! 
[Dank  des  Bettlers].  Osenbr.  W.  (BSi.).  S.  noch  Segen 
(Sp.  449  u.).  .Gute  Ges.!  wünschten  [sich  die  Kinder] 
beim  Trinken  und  Niessen  und  in  unberechneter 
Übereilung  der  Liebe  wohl  auch  gar  beim  Husten.' 
KSteioer  1839.  ,Arme  und  schwache  ges.,  ein  blöde, 
schwache  ges.,  da  einer  nit  ze  bett  ligt,  mithin  aber 
übel  mag,  infirma  atque  iegra  valetudo.'  Fris.;  Mal. 
—  2.  Gesund  werden,  Genesung,  Heilung.  .Der 
mensch  was  über  vierzig  jar  alt,  an  welchem  dises 
zeichen  der  ges.  geschehen  was.'  1530/89,  Apostelo.  ; 
.gesundmachung.'  1638;  gr.  x^g  Idoecog.  .Eine  verzwei- 
felte krankheit,  da  man  kein  hoffnung  der  gs.  nit  hat, 
perdita  valetudo.'  Fris.;  Mal.  ,Als  ...  sy  [eine  an  den 
.bösen  blateren'  erkrankte  Frau]  irer  gs.  angfangen 
enpfinden.'  1541/3,  Z  Ehegericht. 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  432 1  /35.  4346/7  (.Gesundheittrinken'); 
Fischer  III  573.  Das  Wort  ist,  obwohl  allg.,  doch  ausser 
in  gewissen  Formeln  nicht  eig.  ma.  (vgl.  die  weitgehende 
Übereinstimmung  mit  der  schriftspr.  Form,  tw.  im  Gegs. 
zum  Adj.;  zur  Behandlung  der  Ableitungssilbe  vgl.  auch 
Bärnd.  1904,  437/8).  Die  bodenständige  Form  G  tunket,  die 
ausserhalb  der  für  SchStdt  (Sulgers  Angabe  für  SchSt.  heute 
abgelehnt)  belegten,  gegenwärtig  ausgestorbenen  formelhaften 
Wendung  .SV"  und  G's.  (s.  Sp.  1137;  vgl.  dazu  auch  Stickelb. 
1889,  387)  noch  für  Teile  von  Z  (doch  zumeist  als  f )  und 
für  GrA.,  Pany  (Ungsunket)  bezeugt  ist  (vgl.  ferner  ß'mn/eet-, 
Zunket-  unter  Gesundheit- Lumpen  Bd  III  1280;  als  G'sunghet 
auch  bei  JFelner  1803;  GSunket  bei  Martin-Lienh.  II  364; 
nach  DM.  IV  2  O'mnkat  im  Montavon;  ein  Beleg  aus  XVIII. 
bei  Fischer  aaO.),  wird  unmittelbar  auf  mhd.  gesundecheit 
neben  gesuntheit  (Lexer  I  936/7;  vgl.  auch  Wilmanns  *  II 
§  290,  1)  zurückzuführen  sein;  die  MA.  kennt  auch  sonst 
die  Bildung  mit  -l-eit  in  Fällen,  wo  die  Schriftspr.  sich  für 
-heit  entschieden  hat  (vgl.  zB.  Fulkeit  Bd  I  791).  Im  vorliegen- 
den Falle  ist  auch  noch  der  analogische  Einfluss  in  Betracht 
zu  ziehen,  der  vom  Gegs.  Chranket  (vgl.  Chrankheit  Bd  III  834) 
ausgegangen  ist. 

Ge-sundi  G'sündi  (bzw.  -i-,  -ö-),  in  Schw  (in 
Bed.  2)  -t-  —  f.:  1.  entspr.  gesund  1  a,  Gesundheits- 
zustand Ap;  B  (Zyro);  GrAv.,  Gast.,  He.,  Rh.,  sG.;  Ndw 
(Matthys).  G's.  halbe"  han-ich-mich  Nüt  z'  chlage"  B 
(Zyro);  ähnlich  GRSch.  G's.  halbe"  chönnt-er  schön 
werche"  GRCast.  Der  ist  e"  G's.!  von  unverwüstlicher 
Gesundheit  Ap;  G;  Z.  De  bist  e"  G's.,  's  wurd-der 
Alls  Nüt  mache"  GT.  —  2.  entspr.  gesund  2  c,  Zu- 
träglichkeit Schw  (Schwzd.  35,  84). 

Ahd.  gisunti,  mhd.  gesunde  f.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  1, 
4317/8;  Fischer  III  573. 

ge-sundlich  :  =  gesund.  .Gsundtlich,  daz  gsund 
ist  und  gsundtheit  bringt,    salubris;    gsundtlich,   mit 


gsundtheit,  salubriter.'  Fris.;  Mal.  Spec.,=gesund2c. 
,Dass  sie  [die  Kinder  durch  ein  bestimmtes  Mittel] 
die  gesündesten  Complexionen  gewinnen,  die  ihnen 
fast  gesüntlich  ist  wider  all  ander  Krankheit.'  Paracels. 
Ubertr.  .Darum  ist  es  gesüntlich  und  göttlich,  das 
das  böss  mit  dem  guoten  verbessert  werde.'  HBull. 
1531.  —  Mhd.  gesüntlich  neben  ungesuntlich ;  vgl.  auch  Gr. 
WB.  IV  1,   4J47/S;   Fischer   III   573. 

sonder  II  (als  Adv.  auch  ,s-s'),  ,sonder(s)': 
Adv.,  in  Bed.  1  und  3  auch  Adj.  I.  besonder(s)  i.  S. 
von  abgesondert,  getrennt,  für  sich,  a)  Adv.  ,Beid 
und  ieder  s-s';  s.  um-bringen  (Bd  V  713).  ,Sam(en)t 
und  s-s  (sonders)';  s.  Sp.  908.  926.  Adv.  oder  präd. 
Adj.:  , [Jakob  gab  sein  Vieh]  under  die  hand  seiner 
knechten,  ie  ein  härd  s.'  1530,  I.  Mos.;  7to£[mov  xaxa 
u.övaj.  LXX.  —  b)  Adj.  (auch  durch  eigen  oder  eine  Zss. 
mit  Sonder-  wiederzugeben).  Rein  örtlich.  .Das  kalb 
[war]  in  einer  s-n  gehalte.'  1472,  Z  RB.  .[Eine  Weibs- 
person habe  ihnen]  in  ein  s.  kammer  ze  gande  be- 
volhen.'  1482,  ebd.  ,An  ein  s.  ort.'  1530,  III.  Mos.; 
.sonderbares.'  1667.  ,Als  er  in  HPöfers  huss  ob  einem 
sondern  tisch  gesessen.'  1552,  ZAnd.  .Sunderbar,  an 
einem  s-en  ort,  seorsum.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Sül 
(Sp.  793  u.).  Von  nicht  rein  örtlichen  oder  nicht  ört- 
lichen Verhältnissen.  .Enhein  s.  gelüpde  noch  bunt- 
nüst  ze  machenne.'  äL  RB.  .Wer  ouch,  das  dry  oder 
vier  by  einer  fürstatt  weren,  der  jegklicher  sin  s. 
brot  essi,  der  sol  jegklicher  geben  dem  vorster  ein 
dinklin  garbe  und  ein  wienachtbrot.'  1347,  ZBirm. 
Offn.  ,Bischoff  von  Munster  lyt  an  der  rechten  syten 
und  hatt  ein  s.  Wagenburg.'  1475,  Bs  Chr.  ,Und  fuort 
mit  zwenzig  rittern,  der  ietlicher  hett  ein  s-n  sö- 
mer.'  Volksb.;  Varr.  ,s-igen,  eignen.'  .Sie  [die  Wieder- 
täufer] haben  auch  sonder  Wyss  mit  Essen,  Trinken, 
Gebeten,  Grüssen  etc.'  1528,  JLüscber  1898.  ,Als  dan 
mancherlei  zweiung  sich  erhebt  in  unserm  waren 
cristanlichen  glouben  us  ursach  nüwer  sect,  durch 
sonder  [sektierische]  prediger  under  dem  schyu  des 
heiligen  gottsworts  ussgespreit ...'  1529/33,  W  Blätter. 
.Wies  wyter  gieng,  stat  in  s-n  tichten.'  Salat.  ,S-e 
meinung,  peeuliaris  ratio.'  Fris.;  Mal.  , [Ein  früherer 
Geschäftsteilhaber  hat]  einen  sondern  Laden  uffge- 
stellt.'  1627,  L.  ,S-er  hof'  =  S.-Hof  (Bd  II  1031);  vgl. 
auch  S.-Lüt  (Bd  III  1524).  ,Was  aber  von  wälden 
und  güetern,  so  sondern  höfen  zuogehörent,  gerüdt ... 
werdint.'  1523/6,  Z  RB.  ,Es  sint  ouch  innert  denen 
zillen  [im  Gebiet  des  dem  Gotteshaus  zu  Luzern  ge- 
hörigen Hofes  Küsnacht]  s.  höve.'  1561,  Schw  Rq. 
Mit  ausgedrücktem  Gegs.  ,gemein.'  ,Nach  vilen,  beder 
teilen  s.  und  gmeinen  tagleistungen.'  Ansh.  , Sondere 
Herrschaften',  im  Gegs.  zu  den  .gemeinen.'  1719,  Absch. 
Exempt,  vorbehalten;  s.  Schweig-Hof  (Bd  II  1032). 
Spec.  a)  einzeln.  .Dass  man  sundren  knechten  keinen 
brantschaz  nachlassen  sölte.'  1499,  Ansh.  ,Das  gebot 
Gottes  Exod.  20,  4  blybt  in  ewigheit  styf  ston,  ob- 
schon  Gott  s-en  personen  zuo  zyten  wider  das  gebot 
befelch  tuot.'  LJim  1530.  .Darzuo  [abgesehen  von  der 
Verdammung  Luthers  durch  die  Sorbonne]  so  hatten  vil 
sundrer  hummel  und  brämen  mit  reden  und  gschriften 
hart  uf  in  gestochen.'  Ansh.  Auf  einen  einzelnen  Fall 
bezüglich,  speziell  (Gegs.  allgemein):  .Christus  [hat] 
hie  sin  red  von  der  s-en  zuo  einer  gmeinen  red  ge- 
zogen.' Zwingli.  —  ß)  privat  (im  Gegs.  zu  öffentlich). 
Von   Personen   (bes.  häufig   ,s.  lüt,    personen').     ,Dis 


1141 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


1142 


jars  hat  ein  stat  Bern  allen  salzgwerb  von  sundren 
kouflüten  an  sich  gezogen.'  Ansh.  ,Gemeinden  oder 
sundren  personen.'  1526,  Absch.  .Indem  daz  der  salz- 
gwerb der  statt  entzogen  und  in  sonder  lüt  banden 
komen.'  1536,  B  RM.  , Sondren  personen  durch  s.  per- 
sonen ist  zuokumen,  das  der  N.  [seine  Untertanen 
schlecht  behandle].'  1547,  Absch.  (L  Schreiben).  ,Et- 
lich  gmeinden  und  s.  personen.'  1549,  ZRüti.  ,Es  sy 
auch  ein  oberschaft  ab  Saviesy  in  trüwen  daran  nit 
schuldig,  sonder  es  habens  under  ihnen  tan  sonder 
personen.'  1550,  W  Blätter.  Der  Vogt  und  .etlich 
sonder  personen.'  1561,  Sca.  , Bannhölzer  und  Tagwens- 
hölzer,  so  sondern  Personen  eigen  sind.'  1571,  Steinm. 
1802.  ,Ein  Gemeind  oder  sondere  Persohnen.'  1713, 
Gr.  S.  noch  S.-Lüt  (Bd  III  1524);  Näch-Pür  (Bd  IV 
1518);  Post  (ebd.  1796);  Gelt-Rapp  (Bd  VI  1172).  Von 
Sachen.  ,Ouch  sülen  wir  die  vorgenanden  wisen  ier- 
lich  höwen  und  einden  und  darnach  sülen  wir  enkein 
s.  weide  haben  uf  dien  selben  wisen.'  1347,  Z  Rq. 
1910.  ,Minü  s-ü  hölzer  ze  Jegistorf.'  1354,  B.  ,Gieng 
ich  [ins  Wallis],  dan  ich  hatt  s-i  geschäft  doheiman.' 
ThPlatter  1572.  ,Von  wegen  der  frankrichischen  Pen- 
sionen, gemeinen  und  sondern.'  1502,  Z  RM.;  vgl.: 
,Die  grossmächtige,  huldriche  pension,  einfach  gmeine 
und  ofne,  aber  zwifach  sundre  und  heimliche.'  Ansh. 
S.  noch  Ab-Ort  (Bd  I  486).  —  2.  Adv.  a)  detaillierend, 
besonders  =  speziell,  im  Einzelnen,  um  es  genauer 
zu  sagen,  nämlich;  von  b  nicht  durchweg  scharf  zu 
scheiden.  ,Von  ieklichem  hus  der  erberst  mensch 
und  s.  ein  man  [soll  an  der  Näfelser  Fahrt  teil- 
nehmen].' Z  Chr.  XV.  ,Man  sol  nachgan  und  richten, 
als  N.  etwas  unbescheidner  red  an  dem  gerieht  gerett 
hat  und  s.,  dass  er  gesprochen  hat,  PKel  selig  hab 
einen  gehulfen  miirden.'  1409,  Z  RB.  .NN.  stalten 
sich  für  uns  in  recht  mit  fursprechen  und  raten  ... 
s.  so  versprach  der  HTorer...'  1448,  AaB.  Urk.  ,Es 
ist  ouch  s.  zuo  wissen,  welche  die  bürgen  sind  [folgt 
eine  Aufzählung].'  2.  H.  XV.,  ÄAWett.  Offn.  ,Item 
und  ist  am  boden  [einer  .ledinawe']  die  wite,  als 
daz  mess  von  alter  har  ist  komen,  an  fünff  enden  ze 
messen,  s.  in  der  mitte  und  vor  dem  ioch  [usw.].' 
1469,  L.  ,Redte  im  der  N.  darin  und  s.  brucht  er  die 
wort...'  1470,  ZRB.  ,[Der  Feind]  tet  uns  vil  Scha- 
dens mit  dem  geschütz,  s.  ob  40  man  tod  und  wund, 
ouch  vil  pferd.'  1475,  Bs  Chr.  .Dozuo  ist  von  der 
fürsten  und  stetten  botschaften  vil  zuogeredt,  s.  wie 
das  nit  müglich  sy  [eine  gemeinsame  Beute],  denn 
manger  das  sin  verspilt  [usw.].'  1476,  ebd.  ,Dies  schloss 
Gryffenberg  mit  ...  aller  zugehörd  und  sonder  die 
vogty  zuo  Bärentswil.'  1507,  Z  Rq.  1910.  ,Sider  die 
lüt  von  Grüeningen  die  vögt,  sonder  dem  alten  sin 
plunder  dannen  und  dem  nüwen  dar,  bishar  gevertiget 
band.'  1519,  Z.  .Darnach  [soll  Einer  studieren]  epi- 
stolas  Pauli,  s.  am  ersten  ad  Galatas.'  Zwingli.  ,[Es] 
habe  wenig  gfält,  das  sy  den  Steinibach  nit  greicht, 
und  s.  sig  das  die  ursach  gsin  ...'  1563,  Uw.  S.  noch 
Burdi  (Bd  IV  1544);  richten  I  (Bd  VI  386).  — 
b)  zugleich  hervorhebend,  besonders  =  namentlich, 
zumal.  Die  drei  ersten  Belege  veranschaulichen  den 
Übergang  von  Bed.  a  her.  ,In  dem  wurdent  etlich 
erschossen  und  vil  wund  und  s.  eins  ritters  sun,  der 
40  000  guldin  rieh  was,  umb  den  vil  leids  was,  ouch 
sust  ob  60  tod  und  wund.'  1475,  Bs  Chr.  .[Wisset] 
dass  die  uwern  uff  denselben  tag  ...  sich  erlich  und 
redlich  gehalten  band,  s.  das  nüw  fenlin  by  den  vor- 


dem ist  gesin.'  1477,  ebd.  ,[Man  solle  nur  die  Haupt- 
leute einlassen]  all  ander  güetlich  furwisen  und  son- 
der daby  die  tor  behueten.'  ebd.  ,Das  aber  ietweder 
teil  noch  bisher  dem  andern  hat  usgeslagen,  s.  ietz 
uff  dis  zit.'  1420,  Z  StB.  .Also  brocht  man  das  an  das 
gemein  folch;  die  worent  nun  fast  dorwider,  s.  die 
von  Bern.'  1445,  Bs  Chr.  ,Die  ussren,  s.  vom  see, 
hatten  einen  obristen  houptman  gemacht  und  sust  von 
sundren  enden  houptlüt  und  weibel  gesetzt.'  Waldm. 
Aufl.  1489.  ,Ouch  nit,  dass  mir  an  der  kinder  touf  so 
vil  gelegen  sye,  s.  so  ich  aller  menschen  Müdigkeit 
ermiss.'  Zwingli.  .Durch  disser  dryen  bruodern  schuld, 
die  nüt  band  wellen  kommen,  s-s  der  herzog  von  Agre- 
munt.'  Haimonsk.  1531.  ,Mit  bericht,  dass  sy  beide 
und  sonder  die  tochter  [vor  Ehegericht]  ungschickter 
Worten  gwesen.'  1541,3,  Z  Ehegericht.  ,Süliche  äugen 
werdend  am  adler  gelobt,  s.  so  er  in  den  landen  gegen 
nidergang  erboren  worden.'  Vogelb.  1557.  .Sonder 
diser  zeit.'  II.  helv.  Conp.  1566/1644;  .sonderlich.' 
1718.  S.  noch  Lad  (Bd  III  1082).  —  3.  besonder(s) 
=  ausnehmend,  ausserordentlich,  a)  Adv.  Bei  Adj. 
und  Adv.  ,Sy  wolt  ouch  s.  gern  tuon,  was  den  Eid- 
genossen lieb  were.'  1476,  Bs  Chr.  .Strengen  fürsich- 
tigen  ersamen  wysen  s.  lieben  und  guoten  fründe  und 
gtrüwen  eidgnossen.'  1482,  Obw  an  L.  ,S.  gnedigen 
lieben  herren.'  1516,  AaB.  ,Ain  sonder  gros  gefallen 
war  mir,  ir  kernen  selber  zuo  mir.'  1518,  ZSth.  Brief. 
,Sich  s.  alt  cristen  und  des  uralten  glowens  rüemen.' 
Ansh.  .Sonders  lieber  und  guoter  fründ.'  1529,  B. 
.Ein  sonder  guter  Patron  undt  Fürderer  dises  guten 
Werks.'  RCys.  .[Der  Rigi]  ist  ein  sonder  lustiger 
Berg.'  ebd.  S.  noch  zue-geben  (Bd  II  94).  Negiert, 
nicht  sonderlich,  nicht  eben.  .Klagtend  nit  sonders 
vil.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,[Die  Hexe  habe]  einen 
regen  gemacht,  darunder  dann  stein  ouch  gefallen, 
aber  nit  sonders  vil,  ouch  nit  grösser  dann  wie  erbs.' 
1539,  Z  RB.  ,[Sie]  spreche  in  nit  sonders  an,  dann 
was  iren  das  recht  gebe,  darby  weite  sy  blyben.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Hett  um  Wintertur  nit  sonder 
vil  schaden  tan.'  1544,  UMey.  Chr.  ,So  mögend  die 
übrigen  sachen  ein  ufschlag  wol  erlyden  ane  sonders 
wachsenden  schaden.'  1562,  Gl.  ,Diewil  er  sich  diser 
herschaft  nie  sonders  beladen.'  1578,  ScHSt.  —  b)  Adj. 
Von  Sachen  (Abstr.).  ,Durch  s.  tugend,  liebi  und 
früntschaft  willen.'  1430,  Z.  ,Zuo  sondern  hohen 
fröden.'  1477,  Bs  Chr.  ,Von  s.  lieb  wegen.'  DSchill.  B. 
,[Als  Auszeichnung  für  die  Bürger]  so  diseren  krieg  in 
Swaderloch  gelegen  sind  und  etwas  sundrer  gescheft 
und  arbeit  ussgericht  haben,  ist  geordnet...'  1499, 
Z  RM.  .Daran  tüegind  sy  rainen  herren  s-s  gefallen.' 
1527/9,  ZRB.  .Der  gemeinde  Gottes  zuo  sonderm 
tratz,  schmach  und  schand.'  1538,  Z  RB.  ,Sinem  kind, 
so  im  mit  der  bschwerlichen  sonderen  krankheit  der 
malecy  beladen.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,S-e  liebe  an 
einen  legen,  einen  vast  lieben,  familiariter  aliquem 
diligere.'  Fris.;  Mal.  .[Dazu]  hab  ich  sonderen  lust 
gehabt.'  Eckl.  1575.  .Wir  haben  mit  sonderen  fröwden 
angehört...'  1576,  Gfd.  , [Einem]  ein  wolgefallen  und 
ein  sondern  dienst  tuon.'  1584,  Z.  .Ein  s.  kurzwyl.' 
Mal.  1593.  .Ein  sonder  Lob.'  RCys.  (Br.).  ,Aus  soli- 
derem Gunst  und  Gnaden.'  JJBreit.  1613/43.  ,ün- 
gessen  mag  zwar  niemandt  gleben,  Godt  tu  dann  son- 
dere Gnad  im  geben.-  L  Spiel  1616.  ,Mit  soliderem 
Missfällen.-  1645,  Z.  Einem  .ein  sonderes  Gefallen 
.'  1730,  Zg  Brief.    8.  noch  Günsel  (Bd  II  376); 


11143 


Sand,  send,  sind,  sond,  snnd 


1144 


Bös-Pßnning  (Bd  V  1127).  Von  Personen.  ,Hoch- 
wirdiger,  sundrer  herr',  Anrede  an  den  Bischof  von 
Sitten.  1467,  B.  Sonst  nur  vor  einem  zweiten  Adj. 
, Sundren  guoten  fründ  und  lieben  getrüwen  eidge- 
nossen.'  1469,  UUrs.  .Unsern  sundern  guoten  fründen 
und  getrüwen  lieben  pundgnossen.'  1475,  Bs  Chr.  (W 
Brief).  ,Unsern  sondern  guoten  fründen.'  1476,  ebd. 
(S  Brief)-  ,S-en  lieben  herren.'  1491,  Gfd.  Negiert. 
,[Sie]  bette  warlich  des  kein  sonder  acht  meer.'  1546, 
Z.  , Lucern  hat  kein  sonderen  wynwachs.'  RCvs.  ,Doch 
solle  Solches  ohne  sonder  Nachteil  der  Apotheken 
besehenen.'  1645,  B.  S.  noch  Buew  (Bd  VI  1893). 
,Nüt  s-s.'  ,Nit  s-s  nie;  die  muotter  und  das  folk  als 
land  uich  ...  fast  grüezen.'  1519,  G  Brief  (Schluss- 
forrael).  ,Sunst  nit  sonders,  dan  Got  bewar  üch  und 
uns  alzit.'  153.1,  ebd.  ,A.:  Ist  dir  sust  wyters  ange- 
legen, magst  mirs  mit  kurzen  worten  segen.  B.:  Nüt 
sonders,  Gott,  das  obrist  guot,  der  hab  uns  beid  in 
siner  huot!'  GBinder  1535.  ,N.  seit,  er  wüsste  nüt 
sonders  vom  eehandel,  aber  vor  8  tagen  [usw.].'  1541/3, 
Z  Ehegericht.  , [Leute,  welche  die  Gespenster]  für  ytel 
fabelwerk  habend  eins  teils  darumb,  dass  inen  der 
dingen  ir  laben  lang  nichts  sonders  begägnet.'  LLav. 
1569;  .Sonderbares.'  1670.  —  4.  a)  Präp.,  ohne,  ausser. 
Sonder  Zwifel  B  (Zyro).  ,Von  der  kleger  bett  wegen 
da  ward  das  obgenannt  pfund  gelts  uff  dem  obge- 
nannten  hoff  s.  der  vorgenannten  CISteffens  [!]  rech- 
tung veil  gerüeft.'  1452,  Z.  ,Die  genant  mülly  mit 
aller  zuogehört,  s.  Clausen  Metzgers  vorgenant  rech- 
tung.' 1465,  Waldm.  ,Sy  habend  sechs  herren,  sunder 
der[!]  wellent  sy  nüt  tuon.'  1474,  Bs  Chr.  ,[Da]  mir 
das  [ein  Todschlag]  in  trüwen  leid,  nit  gern,  s.  minen 
willen  besehenen  ist,  so  hoff  ich...'  1485,  Z  RB.  ,Der 
beste  Schatz  und  Adel  ist  Leben  sonder  Tadel.'  GMüller 
1674.  —  b)  ausser  als  Einleitung  eines  Satzes.  ,Denne 
was  vor  zyten  der  hoff  ze  Wald  wol  dhein  dienst  mit 
reisen  nach  mit  sturen  nit  schuldig,  sonders  so  man 
im  landt  offen  krieg  hette,  sy  eins  tags  früe  by  sonnen- 
sehyn  uss  und  desselben  tags  aber  by  sonnensehyn 
heimzugind.'  1586,  Z  Wald.  S.  noch  ge-samlet  (Sp.  921). 
—  c)  sonst,  widrigenfalls.  ,Da  gebühret  nun  keinem 
treuen  Soldaten,  dass  er  auss  dem  Feld  entlauffe  und 
den  Schilt  von  sich  werffe,  sonder  wird  er  ehr-  und 
wehrlos  gemachet.'  AKlingl.  1691.  —  5.  Conj.,  son- 
dern. .Etlich  wölf,  die  nüt  sonders  des  vychs,  sonder 
auch  zween  hirtenknaben,  die  der  schalen  ghüetet,  an- 
gefallen, geschadiget  und  tödt,  der  schafen  aber  ver- 
schonet.' 1515,  Wick.  ,Er  hette  doch  nit  im,  s.  sinem 
meister  gelüt.'  1473,  Z  RB.  ,Sölte  sich  niemer  erfinden, 
das  es  der  Bruppbach,  s-s  der  Krumppach  Messe.' 
1487,  AaB.  Urk.  .[Pfarrer  N.]  wird  nit  gescholten, 
sonders  gelopt,  dann  das  er  frecher  Worten  sye.'  1530, 
G.  ,Aber  N.  was  ir  weder  wenig  noch  vil,  s.  gar  nüdt 
gichtig.'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Der  Ion  ist  nit  ein 
gab  oder  schenke,  s.  ein  schuld  oder  besoldung.' 
OWerdm.  1552;  .sondern.'  Herborn  1588.  ,S.,  aber, 
verum.'  Fris.  ;  Mal.  ,[Der  böse  Feind]  hat  nit  nach- 
gelassen, sonders  stark  fürgetruckt.'  Bs  Mord  1665. 
,Ein  Land  von  brennendem  Pech,  das  weder  Tag  noch 
Nacht  erlöschen,  sonder  von  welchem  ewiger  Rauch 
aufgehen  wird.'  AKlingl.  1691.  S.  noch  güdig  (Bd  II 
125/6);  üf -brechen  (Bd  V  328);  Hüs-Pfister  (ebd.  1197); 
samenthaft  (Sp.916).  ,Nit  allein,  nit  nur  [uä.],  s.'  ,Das 
ich  nit  allein  benüegen,  s.  merklich  mitliden  mit  dem 
armen  man  gehebt  hab.'  1486,  Waldm.     So  auch  bei 


LJud  1526;  OWerdm.  1552.  ,[Die  Zuschauer  sollen]  nit 
nur  Achtung  han  des  Mangels  unser  Weis  und  Berdt ..., 
sunders  d  Materi  z  Harzen  fassen.'  Com.  Beati.  ,Nit 
einfaltig,  sonder  auch.'  JJBreit.  1642.  Die  Negation 
kann  auch  lediglich  durch  ein  W.  negativer  Bed.  aus- 
gedrückt sein  oder  im  Zshang  liegen.  ,[Der  Inhaber 
der  Pfründe]  sol  ouch  entladen  sin  der  malen  der 
priestern  uff  die  hochzitlichen  tag,  s.  sollen  fürer  die- 
selben priester  durch  unser  frowen  Schaffner  ussge- 
richt  werden.'  1483,  B  RM.  ,Als  er  noch  gar  kleins 
ansehens,  sonder  unachtbar  gsyn.'  LLav.  1578.  ,Die 
güeter  und  reben  unverhaget,  sonder  offen  [lassen].' 
1590,  ÄAWett.  Arch.  ,An  wenig  Orten  hört  man,  das 
halb  so  vil  Wein  gemacht  werde  als  vor  einem  Jahr, 
s.  etwas  minder.'  1730,  ZoBaar.  S.  noch  Bd  V  931  o. 
Mit  Inversion  des  Gedankenverhältnisses,  wobei  ,s.' 
in  den  negierten  Satz  zu  stehen  kommt.  ,Das  der... 
dasselbig  fass  der  statt  ganz  verungelten  soll  und 
muoss,  sonder  so  sollent  im  die  ungelter  nüzit  ab- 
schlahen  noch  nachlassen.'  1521,  AaB.  StR.  ,[Die  mit 
der  Aufsicht  über  die  Dorfbrunnen  Betrauten  sind 
berechtigt,  die  Vier  heranzuziehen]  die  ouch  dan  zuo 
inen  gan  und  inen  in  söllichem  behulfen  und  beradten 
syn,  sonder  sich  darwider  nit  setzen  sollent.'  1562,  Z  Altst. 

Vgl.  zur  ganzen  Gruppe  Graff  VI  48/53;  mbd.  WB.  II  b 
736/43;  Lexer  II  1305/13;  Gr.  WB.  X  1,  1571/87;  Sanders 
111117/8;  Schni.  a  II  307/9  ;  Martin-Lienh.  II  364/5.  Sünder 
aus  ahd.  suntar  (in  Bed.  1  Dur  oder  fast  nur  Adv.),  nihd. 
sunder  (Adv.  und  Adj.).  Die  Formen  mit  ,-o-'  (in  der  ganzen 
Gruppe)  und  die  Adv. -Form  auf  ,-s'  (aueb  bei  den  Zssen) 
erscheinen  bei  uns  ausser  in  Basel  erst  seit  dem  XVI.; 
sonder  als  Conj.  noch  als  Lehnwort  im  roniau.  Lugnetz 
(RBrandst.  1905,  31).  Die  in  der  nhd.  Schriftsprache  durch- 
gedrungene Form  auf  ,-n'  findet  sich  bei  uns  erst  in  jungen, 
rein  schriftsprachlichen  Quellen;  Huuzikers  Bemerkung  ,auch 
die  Conj.  sundere",  sondern,  ist  jedenfalls  weuig  gebräuchlich' 
(S.  266)  ist  dahin  zu  berichtigen,  dass  auch  die  verbildetste 
Stadt-MA.  keine  genaue  Entsprechung  des  nhd.  .sondern' 
hat.  Es  ist  daher  recht  zweifelhaft,  ob  .sondern'  in  der 
Bed.  ,aber'  im  Seh  Pilger  1882,43.45.46  eine  ma.  Grund- 
lage hat;  vgl.  ungardeutsch  .sondern'  =  .aber'  bei  Schm.  *  II 
307.  Vgl.  noch  .Souder-Anit',  alte  Bezeichnung  eines  Be- 
zirks von  Ap  (Leu,  Lex.  XVII  351).  Über  Berührungen  mit 
sunder  1  s.  Sp.  1130. 

a  b-:  =  dem  Vor.  2  b.  Absonders  d'  Chnabe".  PHeng. 
1836  (ScHwMa.).  Drum  sind-si  de""  au°h  mengist 
z'säme"  cho",  absunders  im  Winter.  Hüw.  Kai.  1852. 

Wohl  aus  ab-sunderlich  rückgebildet  (zum  Ausgang  vgl. 
be-sundere)  wie  das  nhd.  Adj.  .absonder'  (Gr.  WB.  I  120) 
aus  absonderlich.' 

in-:  1.  =  sunder  1.  ,[N.  sagt  aus,  dass]  er  und 
HEscher  mit  einander  giengen,  also  kam  pfaff  Speich, 
nam  den  Escher,  fuort  inn  i-s  [an  einen  besondern 
Ort],  rett  lang  mit  im.'  1432,  Z  RB.  ,OGötzen  wip 
sye  zuo  iro  ietwederm  i-s  komen  und  zuo  ietwederm 
gerett...'  1466,  ebd.  ,3  Zentner  anken,  30  käss,  der 
venner  insonder  6  käss.'  1501,  B  RM.  (Beisteuer  der 
Leute  von  Frutigen  zum  Brand  an  der  Spitalgasse  in 
Bern).  ,Von  deren  ieder  in  sonder  [näml.  von  den 
Th  Herrschaften]  wirt  hernach  gesagt.'  Vad.  ,Von 
rüw  und  leid  wird  bald  in  sunders  geredt.'  OWerdm. 
1552;  .insonderheit'  Herborn  1588.  S.  noch  Gelten 
(Bd  II  282);  Bäb  (Bd  VI  13).  Mit  ausgedrücktem  Gegs. 
,Diser  dinge  aller  und  iegliches  ensunders  sint  gezüge 
[NN.].'  1297,  Bs  ÜB.  (Copie  des  XV.).  ,Die  nachge- 
schribenen  gueter  alle  und  ieklichs  i.'  1368,  Gfd  (L). 
,Si  alle  gemeinlich  oder  etlichen  i-s.'   1430,   ZAltst. 


1 1 4  r> 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


1146 


,Der  stat  Basel  soldenern  uf  dem  stein  vor  Nüss  sampt 
und  iegklichem  i-s.'  1475,  Bs  Chr.  (Briefadresse).  ,Inen 
oder  iegklichem  i.'  1481,  U.  ,NN.,  zögern  dis  briefs 
und  ir  iedem  insonder  [wird  Vollmacht  erteilt].'  1490, 
G.  —  2.  a)  =  sunder  2  a.  ,[Uns  kommt  zu  Ohren] 
allerlei...  wie  die  Werbung  des  schribers  geschechen 
ist.  Und  in  sonder  welle  er  ...'  1481,  Gr  Brief.  ,[Der 
Priester  soll]  wuchentlichs  und  uff  jede  wochen  in- 
sonders  uff  den  zinstag  ain  mess  ...  halten.'  1501,  Sch 
Chr.  .Insunderheit,  i.,  distincte.'  Fris.;  Mal.  ,[Ein 
Ehepaar]  mit  lyb  und  guot  gan  Frenisperg  uff-  und 
angnomraen,  insonders  mit  300  pfund.'  1563,  BRM. 
—  b)  =  sunder  2  b.  ,[Die  Boten  von  B,  F  und  S]  er- 
zalten inen  dis  ding  [den  Miteidgenossen  die  burgun- 
dischen  Vorbereitungen],  und  i-s  begert  man  von 
inen  zuo  wissen,  ob  die  fromen  lüte  [zu  Murten  auf 
Entsatz  rechnen  könnten].'  DSchill.  B.  ,Dass  ein 
iedlicher  sich  fiyss,  die  göttlich  geschrift  zuo  lesen, 
und  i.  die,  so  prediger  und  Seelsorger  sind.'  Zwingli. 
,lch  hab  nie  ghört  einer  solchen  kälte,  i-s  um  dise 
zitt.'  UMet.  Chr.  1540/73.  S.  noch  ge-rüeft  (Bd  VI 
69(3).  _  3.  =  sunder  3  a.  Mit  auffälliger  Stellung:  , Des 
sinen  gnaden  ein  ersamer  radt  von  Zürich  grossen  i-s 
dank  saget.'  Zwingli.  —  4.  =  sunder  5.  ,[N.  bittet, 
dass  die  Richter]  nicht  nach  dem  rechten,  insonders 
nach  gnaden  und  erbermde  ob  im  richten  wölten.'  1439, 
AaB.  Urk.  —  Anihd.  insunder  (seit  Notker);  vgl.  auch  Gr. 
WB.   IV  2,   2143/4. 

iez-;  s.  Bd  I  630  Anm. 

Dass  ,iezunder(s)'  von  den  Schreibern  oft  als  ,iez-snnder(s)' 
gefasst  wurde,  zeigen  auch  die  Schreibungen  ,jetz  sonder.' 
Eckl.  1575  (jetz  sondern.'  1667),  ,jetz  sonder.'  1612,  Z,  ,jetz 
sunder.'   1639,  Z  (mehrfach). 

ge-:  =  sunder  1  a.  ,[Der  Sohn  des  Scharfrichters 
soll  in  der  Schule]  gesonders  gesetzt  [werden].'  1606, 
JLüscber  1898.  —  Schon  mhd.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  1, 
4321. 

mit-:  =  sunder  2  a  nnd  6.  ,Als  sieh  unser  herr  von 
Toggenburg  und  die  von  Zürich  vor  uns  obgenanten 
botten  fürwantend  und  erklegtend,  mit  sonder  der 
herr  von  T.,  wie  ...'  1428,  Gl  ürk.  (Schiedspruch). 
,[Die  Säumer  sollen]  den  lüten  das  ir  mit  guoten 
trüwen  versorgen,  und  mit  sunder  sol  gebunden  guot 
vorgan.'  1452,  Z  StB.  ,[Si]  söllent  ouch  das  bunden 
guot  zeerst  füeren,  und  darnach  das  guot,  so  zeerst 
geantwurt  wirt,  das  sol  des  ersten  gevertiget  werden 
und  in  gevertiget  werden  und  in  guoten  eren,  und 
mit  sunder  söllent  sy  das  salz  suber  in  britter  füeren.' 
ebd.  .Glich  daruff  habe  der  landtvogt  [zu  Breisach] 
einen  nüwen  rate  besetzt  und  mit  sunder  inen  geben 
einen  obristen.'  1474,  Bs  Chr.  ,Nun  ward  der  cristinen 
ouch  gar  ein  michel  schar  und  teil  erschlagen.  Mit 
sunder  wart  mit  manlicher  wer  erschlagen  Vivancz.' 
1475,  Volksb. 

Scheint  nur  Schweiz,  zu  sein.  Wohl  rückgebildet  aus 
,mitsnnderheit'  (s.  Sunderheit)  nach  dem  Muster  , insunder- 
heit' :  .insunder.' 

b'-sunder  (bzw.  -ng-,  so  B,  -nn-,  so  BG.;  GT.tw.) 
als  Adj.  wohl  allg.,  auch  als  Adv.  (in  Bed.  1  a)  Aa 
Bremg.;  S,  sonst  dafür  wohl  allg.  b'sunders  (b'sunders" 
GRPr.,  b'sonders  Ap,  b'sunners  BG.):  1.  =  sunder  1. 
a)  Adv.  (bzw.  präd.  Adj.).  Me"  chüechlet-der  tut  b's-s, 
man  wartet  dir  nicht  besonders  auf,  macht  mit  dir 
keine  Ausnahme  Bs.  Jeder  Teil  b's.  AABremg.  Es  slg 
schad,  wenn  d'  Lüt  z'säme"  chume",  wo-nand  verstienge", 


das'-si  rät  chönne"  b's.  si".  Si  welle"  zügle" :  im  Hinter- 
stübli  [der  Wirtschaft]  wäre"-si  rüihig.  JReinhart 
1903.  Mir  esse"  b's.,  mir  esse"  ßni  Chost  und  d' 
Dienste"  rüchi.  ebd.  Es  wär-mer  nid  recht,  we""-me"  s&t 
meine",  ich  heig  [in  meinen  Erzählungen]  dises  oder  äis 
Dörfli  b'sungers  g'meint.  Loosli  1910.  .Also  hat  es 
sich  uff  ein  nacht  geschikt,  das  er  und  sy  in  N.'s 
hus  gessen  hand,  sy  bes.  und  er  ouch  sunderlich.' 
1442,  Z  RB.  ,Dem  marggrafen,  dem  wir  ouch  ietz 
aber  darumb  bes.  schriben.'  1476,  Bs  Chr.  ,Doch  hat 
bisunder  die  genante  MHechtin  ir  ...  vorbehept.'  1476, 
Gfd.  ,Järlich  und  jegelichs  jar  besonder.'  1525,  Z Berg. 
,Mich  vorgemelten  mitschuldner,  gült  und  bürgen 
allein  und  bes.'  1540,  B.  ,Bes.  legen,  underscheiden, 
succernere.'  Fris.;  Mal.  ,By  den  alten  habend  die 
mannen  besonder  und  die  wyber  besonder  ire  gast- 
maal  gehalten.'  LLav.  1583.  ,Die  Wyber  stand  be- 
sonder, von  Mannen  abgesendert  [!],  haben  besonder 
Gestüel  in  Kirchen.'  RCvs.  ,Der  under  Brunnen  ligt 
harwärts  an  dem  Rein  bes.'  Myricaos  1630.  , Ein  jedes 
[Gewürz]  besonder  gestossen  und  alles  undereinan- 
deren.'  Arzneib.XVII./XVIII.  Mit  ausgedrücktem  Gegs. 
,Gmein  Eidgnossen  und  bes.  Bern.'  Ansh.  ,Inen  allen 
oder  bes.'  1429,  ZAltst.  S.  noch  sament-haft  (Sp.  917). 
—  b)  Adj.  Ich  ha'  nid  es  b'sungers  Dörfli  im  Oug 
g'ha",  in  meinen  Erzählungen.  Loosli  1910.  Er  weft 
eisster  öppis  B's-s  ha"  Aa;  B;  Th;  Z.  Mer  wird-der 
iez  e"  b's-i  Wurst  brüte"!  iron.,  du  wirst  nicht  meinen, 
etwas  Besseres  als  die  Andern  zu  verdienen  Gl; 
vgl.  3  b.  Me"  ivürd-der  nünt  B's-s  mache"  ScßSt. 
(Sulger).  ,[Die  ihr]  b.  brod  hand  und  usgesundert  sind.' 
1469,  Sch;  vgl.  Bd  V  943  o.  973  o.  ,Ob  sy  ouch  by 
inen  in  der  irrten  sin  ald  ein  bes-e  haben  wöltent.' 
1473,  Z  RB.  ,Von  wegen  der  Chorchappen  hat  es  sein 
Besonders.'  RCrs.  S.  noch  Bat  (Bd  VI  1574).  ,1ns- 
besonder' :  ,Ja  wann  ihr  ...  Ihr  Weisheit  selber  als  einen 
Titul  euch  iusbesonder  eigen  trüget.'  JJUlr.  1731. 
Spec.  et)  =  sunder  1  b  a.  ,Bes.  gegninen',  einzelne  Ge- 
meinden. 1527,  Absch.  —  ß)  =  sunder  1  b  ß.  ,Es  were 
dann,  dass  jemand  bes.  von  einer  statt  in  die  andere 
zug.'  1480,  Absch.  ,Bes-e  person,  die  kein  amt  hat, 
idiota,  privata;  bes.,  eim  sunderlich  zuogehörend,  pe- 
culiaris,  privatus.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  anders  gebürt 
dem,  der  ein  ampt  hat  und  ein  gemeine  person  ist, 
denn  dem,  der  allein  ein  besondere  person  ist.'  HBull. 
1597.  —  2.  a)  =  sunder  2  a.  ,Des  ersten,  das  der  probst 
von  Enberrach  und  sin  gotzhus  by  allem  irem  rechten 
...  ze  Berg  beliben  süllent  ...  und  bes.  so  sol  der 
probst...'  1395,  Z  Rq.  1910.  ,Die  zitt  und  aber  das 
von  iro  geredt  und  beschechen  sin  solle,  sye  vor  jar 
und  tagen  und  bes.  by  achtagen  nach  sant  Jakobstag 
ungevarlich  im  72.  jare  volgangen.'  1473,  Z  RB.  ,[Ich] 
versprich,  die  2  pfund  alle  jar,  bes.  uf  ostern  ze 
richten.'  1492,  Z.  ,Die  stöss  und  irrungen,  so  dan  N. 
mit  etlichen  personen  hat,  bes.  daz  er  vermeint  [usw.].' 
1493,  U.  —  b)  =  sunder  2b.  wohl  allg.  Si  nid  so  age"- 
haft  [ärgerlich],  b'sunders  nid  ame"  Sunntig.  Schwzd.(Gr 
Pr.).  .Also  hattend  sich  dieselben  anfaher  und  besonder 
Studenoberlin  hinweg  gemacht.'  1475,  Bs  Chr.  .Ietzund 
ist  das  heilig  evangelium  durch  den  druck  (bs.  zuo 
Basel)  in  die  weit  kummen.'  Zwingli.  ,0  ich  bekenn 
mich  ouch  wol,  das  ich  nit  vast  gschickt  bin,  besonder 
wenn  ich  trunken  bin.'  1553,  Z.  ,Den  aller  hüpsche- 
sten  knab,  als  ich  ie  kind  gesechen  hab,  besonder 
von    einem   wyb    so    alt',    näml.  von   Sarah.    Haberer 


1147 


Sand,  send,  sind,  sond,  snnd 


1148 


1562.  S.  noch  Mül  (Bd  IV  177  u.);  reichen  (Bd  VI 
142).  —  3.  =  sunder  3.  a)  Adv.  allg.  Salbi  und  Balsam 
vo"  Diesbach,  b'sungers  guet  für  alli  Bschwerdi.  vAlmen 
1897.  .Besonders  guote  fründt.'  1474,  Bs  Chr.  ,Das 
hauss  sol  gross  und  bes-s  furpündig  sein.'  1530, 
II.  Chron.;  ,gros  sonderlich.'  Luther;  jiiYag  xal  ivdogog. 
LXX.  Negiert.  Nüdb's-s.,  Antw.  auf  die  Frage:  wie 
geht's?  Han-ich  en  Vetter  z'  Torlike"?  Wüsst  Nut 
devu".  Und  auch  kei"  Bas  z'  Meilinge"?  Nüd  b's-s; 
hier  in  freierer  Verwendung  als  scherzh.  Verneinung. 
Schwzd.  (Z).  ,N.  seit,  er  hab  irs  wäsens  besonder 
kein  acht.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  Infolge  Ellipse  des 
Adj.  scheinbar  präd.  Es  ist-mer  hütt  nüd  b's-s,  ich 
befinde  mich  heute  nicht  eben  gut  Tb;  ZO.  ,t»ie  Blume 
ist  nicht  besonders,  aber  sie  bringt  schöne  Apfelein.' 
JCSdlzer  1772.  —  b)  Adj.  ,Bes.  under  allen  wiben',  von 
der  ,virgo  singularis'  Maria.  DvHof  1483.  ,Unsern  bes-n 
lieben  guoten  fründen.'  1465,  B;  wechselnd  mit  ,be- 
sunder.'  ,Unsern  besondern  lieben  und  guoten  frunden.' 
1474,  Bs  Chr.  ,Lieben  besondern  fründ.'  ebd.  .Ersamer 
lieber  bes-er',  Anrede  im  Schreiben  an  einen  Prädi- 
kanten.  1531,  Strickler.  ,Ich  hab  alltag  ein  bs-s  kleidt, 
syden,  schamlot,  guoten  daramast.'  VBoltz  1551.  ,Ein 
bes-s,  exquisitum,  singulare,  pr*clarum.'  Fris.;  Mal. 
Oftnegiert.  Esiste"(ke<")  b's-s  Verg'nüege".  Dasistnüt 
B'ss,  auch  von  Personen  (zB.  einer  sittlich  anrüchigen 
Frauensperson)  Th;  Z.  Öpfelstückli  tmd  Bire"  dawi- 
der, wer  dich  überchund,  der  häd  nüd  B's.  ZW.  ,Dwyl 
kein  teil  besonder  lust  hat.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  — 
4.  =  sunder  5.  ,[Wir  Eidgenossen  wollen  die  Badener] 
in  dehein  wis  von  ir  [der  Freiheit]  trengen,  bs. 
daby  hanthaben.'  1427,  AaB.  StR.  ,[Die  Fleisch- 
schauer  sollen  den  fehlbaren  Metzgern  das  Fleisch] 
nit  geschowen,  besonder  die  [Schuldigen]  eim  schult- 
heissen  ...  angeben.'  1455,  Aar.  StR.  ,Kein  teil  [soll] 
dem  anderen  verbieten  noch  ouch  sin  guod  in  haft 
leggen,  ps.  ein  jeder  teil  den  anderen  suochen,  da  er 
säshaft  ist'  Ndw  LB.  ,Nit ...  zuo  richten,  bes-s  dem 
rechten  vor  der  geistlichen  oberkeit ...  sinen  gang  zuo 
'lassen.'  1523,  Absch.  ,In  kainer  flucht,  besonder  in 
mannlicher  weer.'  Anwyl  1527.  ,Mit  sünden  Gott  nit 
wyter  btrüeb,  bes.  btracht  die  grosse  lieb  [Gottes].' 
JKolross  1532.  , Semlichen  handel  nit  verhalten,  bes. 
kunt  tuon.'  1537,  BHa.  ,[Adam  zu  seinen  Söhnen:] 
Übern  andern  erheb  keiner  sich,  bes.  tuond  einandren 
s  best'  Buep  1550.  .Nicht  nur  Zeit  und  Weis,  be- 
sonder auch  das  Ort'  GMüller  1650;  s.  auch  Sp. 
528  o.  —  b8-sunderbar,  in  BsLie.;  B;  S  -ng-,  in 
BG.;  GT.tw.;  WVt.  -nn-;  1.  =  sunder  Ib.  .Ein  yede 
sect  hat  ire  bes-e  meinung.'  OWerdm.  1552;  .beson- 
dere.' Herborn  1588.  .Particularia  purgatoria,  bes-e 
fägfür,  uss  bes-en  Ursachen  von  Gott  etlichen...  be- 
stimpt'  LLav.  1569;  .besondere  Particular-Fegfeuer.' 
1670.  ,Es  sind  besonderbare,  leidliche  Zufähl  be- 
gegnet Denen,  so  da  [in  einem  Schauspiel]  vertretten 
die  Person  des  Todts.'  Bedenken  1624.  .Die  Trom- 
menschlager  schlagen  [beim  Abzug  von  der  Parade] 
einen  besonderbaren  Trouppenscblag.'  Kriegsb.  1644. 
.[Manche  verlangen,  dass  ein  Sünder]  eine  jede  Sünde, 
die  er  begangen,  mit  einer  auf  die  Sund  jederzeit  fol- 
genden, würklichen  und  besonderbaren  Busse  bereue.' 
AKlingl.  1691.  S.  noch  an-hängisch  (Bd  II  1448). 
Präd.  .Seligere,  aussevläsen.  aussonderen,  ausserwel- 
len,  bes.  legen.'  Fris.;  Mal.  ,Es  wird  wegen  der  quart 
jeder  eimer   besonderbar    in    ein  züberlin   gemässen.' 


E.  XVI.,  Z.  ,So  ein  Sach  ussgesprochen  wurde,  we- 
liche  eine  Partei  nit  haben  wolte,  mag  ein  jedes  Gricht 
besonderbar  synen  Nachtag  haben  zu  Grüningen.'  Z 
Grün.AR.  S.  noch  nebent-sich  (Sp.  171).  Spec.  a)  =  sun- 
der  lba.  ,Nit  nun  bs.  personen,  sonder  ouch  ganze 
heerzüg.'  LLav.  1569;  .einzelne  Menschen.'  1670.  ,Es 
were  in  gemein  olt  besonderbare  Personen.'  1625,  Gr 
Mbl.  1898.  —  ß)  =  sunder  1  b  ß.  ,Wir  lesend,  das  die 
allerheiligisten  auf  ertreich  ire  besonderbaren  gastun- 
gen  gehebt,  auch  an  gmeine  erenraal ...  kommen  syend.' 
LLav.  1582.  ,Wenn  sy  [arbeitscheue  Bettler]  von 
besonderbaren  personen  zur  arbeit  gedinget  werden, 
so  sind  sy  unersettiget  ...  und  suochen  allerlei  anlass, 
dass  sy  nit  arbeiten  müessen.'  SHochh.  1591.  , Zu  ge- 
meinem und  besonderbarem  Wolstand  des  werten 
Vaterlands.'  JMüller  1665.  —  y)  von  besondrer  (kör- 
perlicher) Veranlagung.  .Wie  das  schräpfen  etlichen 
besonderbaren  personen  nutzlich,  also  ist  es  den  ma- 
gern leuten  sehr  schedlich.'  HPant.  1578.  —  2.  Adv., 
=  sunder  2b  Bs;  B;  GrD.;  GT. ;  W;  Z.  B'sungerbar 
de"  Wittfraue"  het-er  gern  g'röte"  BsLie.  Es  ist-mer 
wol,  b's.  wenn-ich  g'nueg  g'gesse"  ha"  Z.  Alle"  Walsere", 
b's.  de"  Taväsere"  GrD.  B's.  für  jungi  Lüt  da  schickt- 
sich  doch  das  Pflenne"  Nüt.  GJKdhn  1819.  Es  si"-re" 
vil  da  g'si",  b'sunnerbar  MiHscheni.  B  Volksztg  1900 
(BG.).  S.  noch  Böseier  (Bd  VI  1406).  .Gottes  Wort 
und  Geist  gehen  jederzeit  mit  einander,  besonderbahr 
unter  dem  Dienst  des  h.  Evangeliums.'  JJUlr.  1731. 
—  3.  =  sunder  3;  in  B  fast  regelmässig  mit  affektischer 
Endbetonung,  a)  Adv.  Aa;  Bs;  B;  GRPr.;  S;  ZO. 
Bei  Adj.  Es  ist  heute  b's.  ehalt  BR.  Öppis  b's. 
Wichtige  SL.  E"  b's.  guets  Trank  ZO.  Das  ist  e" 
b'sungerbar  e"  Witzige  für  so-ne"  Junge".  Gotth.  Er 
wisse  b's.  stif  zu  reden,  ebd.  N.  stellte  ,den  Jungen 
als  seinen  b's.  gescheudten  Götti  vor.'  Breitenst.  1868. 
Die  jung  Bäsi  wär-em  gar  b's.  en  a"ständigi  Schiciger- 
tochter.  FOschw.  1895.  Es  b's.  fridfertigs  liebärtigs 
Mensch.  GFient  1898  (GRPr.).  S.  noch  Sach  (Sp.  106). 
Bei  Vben.  Doch  lachet -is  [uns]  d's  Glück  e'so  b's. 
JCOtt  1864.  Sich  ganz  b's.  a'strenge".  Joach.  1892. 
Eine"  ganz  b'sungerbar  uf  de"  Zug  n'e".  AHeimann  1899. 
S.  noch  In-Ge-richt  (Bd  VI  346).  —  b)  Adj.  Aa;  B; 
GlM.;  L  (Ineichen);  ZO.  Du  hast  e"  b's-s  G'fell  ZO. 
Si  hei"  e"  b's-i  Freud.  GJKuhn  1819.  Das  muess  gar 
e"  b'sungerbarer  Chindernar'  si".  B  Ldw.  Wbl.  1847. 
,Geld  regiert  die  Welt  und  in  Amerika  in  b's-em 
Masse.'  Schwz.  Bauer  1900.  W'e  aueh  d'  Lüt  überall  e" 
Güeti  mit  ü"s  sind,  es  ist  ganz  b's.  CStreiff  1902.  ,Ain 
besonderbare  magt  under  allen',  virgo  singularis. 
Hören  1476.  ,Ein  besonderbare  liebe  sol  der  has  gägen 
seinen  jungen  tragen.'  Tierb.  1563.  .David  rüempt  die 
kind  als  ein  besonderbaren  segen.'  LLav.  1582.  ,Es 
ist  hochbedenklich  und  in  der  bsonderbaien  Regierung 
Gottes  unfehlbar  eingeschlossen.'  1664.  Z.  —  4.  son- 
derbar, seltsam,  wunderlich  Bs;  B;  L  (Ineichen);  S 
(Joachim).  E"  b's-i  Tracht  Bs.  In-ere"  b's-e"  Lün  B;  S 
(Joachim).  —  b'-sunderbarlich:  =  sunder  1.  ,[Bar- 
auslagen  der  Gesandten]  werden  hierinn  vorbehalten, 
welliches  inen  in  der  zytt  besonderbarlich  bezalt 
werden  soll.'  1583,  B.  —  B'-sunderueit  f.  .Mit  b.' 
=  siender  2  a.  ,In  disen  sachen  ist  ouch  berett  mit 
bes.:  were,  das  [usw.].'  1401,  AaB.  Urk.  —  be-sun- 
derheitlich  V sunderheitlich,  in  ZSth.  -lech:  Adv.,  = 
sunder  3  AABreing.;  GRPr.;  uTh;  ZF..  O.,  Sth.  Da'  ist 
en  böse  Weg,  b's.  wenn  's  g' regnet  hat  ZSth.    B's.  im 


1149 


Sani],  send,  sind,  sond,  sund 


1150 


Winter.  Schwzd.  (GrPi\).  —  be-sunderig  (in  BG. 
-nn-),  fielet.  b'sundergC  U,  in  BE.;  Gl  (neben  b'sun- 
derig);  GT.  b'sundrig:  1.  =  sunder  1  b  Aa;  B;  Gl;  Schw; 
Zg.  Ich  ha"  Ällz  gern  C'chli"  apartig,  der  Dreck  b'sun- 
nerig  u"d  d's  Esse"  b'sunnerig,  Hausmutter,  Unsäuber- 
liehkeit  beim  Kochen  tadelnd  BG.  Er  het  's  B's.  gern 
aparti,  er  liebt  strenge  Ordnung  ÄALeer.  (H.).  B's. 
esse",  gä",  schlafe",  nicht  in  Gesellschaft  B  (Zyro). 
B's.  si",  besondre  Haushaltung  führen  BE.  Wo 
Jedes  i"  der  gliche"  Frag  ...  dri  b's.  Meini"ge"  hetti. 
CStreiff  1900  (GlM.).  E"  b's-s  [Zimmer],  ebd.  1902. 
Alle  b's-en  (oder  sundrige")  Name",  Sonderbezeich- 
nungen. BXrnd.  1908  (BGr.).  1657  und  1692  wollte 
eine  Anzahl  Allmendgenossen  von  der  vielhundert- 
jährigen Gemeinschaft  .faren  und  bs.  syn.'  ebd.  1911 
(BG.).  Spec.  =  sunder  1  b  ß.  ,Als  denne  etwas  spenne 
und  stössen  warent  zwischent  gemeinen  kilchgnossen 
in  Schächental  an  einem  und  och  etlichen  besundrigen 
lüten  am  andren  teil.'  1483,  U.  —  2.  =  sunder  3  Ap; 
B  (nur  Adj.);  Gl;  GRMai.;  G;  ml'H.  a)  Adv.  (in  Ap 
auch  b' sonderige").  B's.  hed  iez  der  Bach  g'wachse" 
ApI.;  s.  noch  recht  (Bd  VI  202).  Vile  devo"  hättet 
b's.  guete  Lost.  Ap  Kai.  1816.  Was-mi'h  b's.  freut... 
EFeurer  (GT.).  E"  b's.  guets  Z 'mittag.  CStreiff  1901 
(GlM.).  —  b)  Adj.  Er  ist  doch  e"  b'sonderige''  Ma"" 
Ap  (TTobler).  Das  war  e"  b'sonderegi  Er  Ap.  B's. 
Lüt  hend  b's-e"  Fall,  das  Sjmichli  beicärt-sich  überall. 
Ap  Kai.  1861.  Ganz  e"  b'sunnerige-  Witz.  Barnd.  1911 
(BG.).  We""  's  im  Fall  i"  der  Nacht  öppis  B's-s  ge" 
sö'ti,  bei  dem  Kranken.  CWeibel  1885.  Das  ist  mit 
B's-s  Ap;  B;  Gl.  —  3.  =  be-sunderbar  4  Ap;  Schw;  U; 
Z.  Er  tued  b'sonderig  ond  es  göd-em  irari  b'sonderig 
Ap  (TTobler).  Das  isch  e"  B'sunderger,  ein  Sonder- 
ling USil.  —  bo-sunderlich:  \.  =  sunder  Ib.  .[We- 
der] alle  [Leute  von  Baden]  gemeinlich  noch  ir  de- 
heins  besonderlich.'  1439,  AaB.  Urk.  ,Ab  denselben 
zweien  hüsern  samentlich  JVischern  zwen  guldin  und 
ab  dem  undern  hus  besonderlich  dem  Brunner  ein 
guldin.'  1492,  ebd.  —  2.  =  sttnder  2  b.  Chilche"guet  ganz 
b's.  nid  [=  nimmt]  nie  Tee"  brave"  Christ.  Scaw  Gespr. 
—  b'-sündere"  (in  S  -ng-):  aussondern,  sortieren 
Aa;  ScaHa.;  S;  Th,  auch  lt  Pup.  's  Tilli  sitzt  inen  am 
Tisch  und  b'süngeret  Böne".  BWvss  1885.  Dernö'h 
si"-si  dra"hi"  und  hei"  's  b'sünderet,  den  Erlös  aus 
den  verkauften  Lebkuchen.  JEeinb.  1901.  Bes.  bei 
der  Weinlese,  auslesen,  nach  Farbe  oder  Qualität 
ScHSt.;  Th;  Z.  B'sündereter  (Wi"),  Auslese  Z  (Dan.). 
Chöme"d,  iez  trinke"d-mer  Ei"s  naeh  bi  mir  vorne" 
b'sündrete"  Tröpfli.  MUsteri.  —  be-sünderigen  Aa 
Bremg.,  b'sündrige"  Schw;  ZG:  =  dem  Vor. 

Vgl.  ausser  deu  zu  sunder  genannten  Stellen  noch  Lexer 
I  231;  Gr.  WB.  I   1630/4;  Fischer  I  921/2. 

sunderbar:  \.  =  sunder  Ib.  E"  s-i  Hüshalti"g, 
eine  besondere,  eigene  BsSiss.  (1845).  ,Won  der  selb 
zoll  vormals  sunderlich  von  der  herrschaft  Kiburg 
versetzt  ist  umb  ein  s-i  summ  gelts.'  1442,  Absch. 
,[Man  soll]  theinerlei  s-er  gefarlicher  gemeinden,  sam- 
lungen  oder  anträg...  weder  heimlich  noch  offenlich 
fürnemmen.'  1481,  ebd.  ,Ein  sonderbare  buoss.'  B 
StSatzg  1539.  ,Si  [die  Mönche]  habend  ire  sonderbar 
Zeilen  gehapt.'  Vad.  ,[Die  des  Aussatzes  verdächtigte 
Mutter  habe  beim  Essen]  allwegen  ein  s.  gschir  ghept.' 
1555,  B  Turmb.  ,S.  gsatz,  das  s.  leut  antrifft,  Privi- 
legium.' Fris.;  Mal.  ,S-e  freiheit,  Privilegium.'  ebd. 
,Wenn  ...  sy  die  husshaltung  innerthalb  zehen  jaren 


teiltend  und  sonderbar  husshaltungen  anrichten  wei- 
ten.' 1570,  ZAlt.  ,Wo  khinder  sonderbar  guot  hät- 
tend.'  1572,  Aar.  StE.  ,Syge  iro  der  böse  Geist... 
erschinen,  der  sich  mit  einem  sonderbaren  Mammen 
genamset.'  1611,  Z  EB.  ,Da  hat  man  sonderbare  Män- 
ner dazu  verordnet.'  1612,  Baüernchr.  ,Alle  Ankün- 
dungen  ...  in  ein  sonderbar  Eödli  verzeichnen.'  1614,  B. 
,Man  teile  denselben  [den  Schlachthaufen]  in  vier 
sonderbahr  Häuffen.'  VFrieder.  1619.  ,In  der  Küchen 
sollend  sy  [die  Armen]  ire  sonderbare  Stiiel  haben.' 
1630,  Z.  ,Es  solle  der  evangelische  Sigrist  [zu  Aa 
Würenlos]  auch  mit  einem  sonderbaren  Kilchen- 
schlüssel  versehen  werden.'  1639,  AAWett.  Arch.  ,Ist 
uff  hernach  benamsete  Wahren  ein  sonderbarer  Yn- 
und  Usszoll  bestimbt.'  Z  Zollordn.  1640.  ,Von  dannen 
kompt  man  an  die  Undermatt,  einen  sonderbahren 
Hoff  und  Hochwald.'  JLCvs.  1661.  ,Ubrige  Verbot  sind 
in  volgenden  sonderbaren  Satzungen  begriffen.'  B 
Chorg.  1667.  , Sonderbahre  hierzu  gemachte  Schleiften.' 
BsFeuerordn.  1681/1763.  Jedes  [Schiff]  hat  seinen 
sonderbaren  Haubtmann.'  JEEscher  1692.  , Alsdann 
so  geht  der  Fürsprech  samt  Dem,  so  Eechtens  be- 
gehrt, aussen  an  ein  sonderbahr  Ort.'  1720,  Z.  Sonder- 
bare Mittel',  speeifica.  1740,  L.  ,In  ein  sonderbares 
Zimmer  abtreten.'  Spreng.  S.  noch  Hüs-fürer  (Bd  I 
950);  Friheit  (ebd.  1265);  C/iäspZi(BdlII  533);  Nebent- 
Bott  (Bd  IV  1887);  Brot  (Bd  V  943);  E-Buns  (Bd  VI 
1150);  sunder  {Sp.  1140).  Präd.  ,[Wir  haben]  ervaren, 
dass  wir  dazuo  [an  einen  Wasserlauf]  s.  und  alleine 
an  die  gebursami  ze  Buchse  enkein  recht  haben.'  1345, 
ZBub.  ,So  verre  daz  sü  visch  gemain  koffin  mit  en- 
ander,  die  selben  sont  sü  tauen  und  ietwedere  sinen 
tail  s.  verkoffen.'  THÜiess.  StE.  ,I)es  hat  der  N.  s. 
win  besendet  und  trank  ouch  besunder.'  1400,  Z  EB. 
,Da  wolt  aber  N.  und  etlich  mit  im  nit  als  kostlich 
leben  und  giengen  s.  in  ein  ürten.'  1422,  ebd.  ,Sihe, 
das  volk  wird  s.  wonen  und  nit  under  die  beiden  ge- 
rechnet werden.'  1530,  IV.  Mos.;  .sonderbar.'  1667. 
, Alles  kreuz  und  leiden,  sonderbar  oder  gemein.' 
OWerdm.  1564;  ,es  belang  uns  und  die  unsem  allein 
oder  die  allgemeine  christliche  kirch.'  Herborn  1587. 
,Von  den  formen  ze  machen  hab  ich  im  s.  bezalt...' 
1571,  B  Festschr.  1879.  ,Wenn  aber  ein  Brütgarn  ald 
andere  zuo  einem  Mal  Wildprät  oder  indianisch  Hanen 
haben  weite,  soll  derselb  Solches  sonderbar  bezalen.' 
1600,  Z  EM.  ,[Entgegen  dem  eidgen.  Abkommen]  sind 
etliche  Ort  der  Eidgnoschaft  mit  Änderung  der  Münz- 
ordnung sonderbar  fürgefaren.'  Z  Münzmand.  1622. 
,Dass  ein  nüwer  Organist  und  Schuolmeister  sonderbar 
[also  zwei  Beamte]  werde  angenommen.'  1633,  Ndw 
Beitr.  1885.  ,[Den  Patienten  soll]  ihr  Teil  sonderbar 
bestimmt  sein.'  1643,  B.  ,[Die  Bestrafung  nächtlichen 
Unfugs]  ist  sonderbar  verzeichnet.'  1668,  ZWth.  ,Es 
gibt  dann  auch  sonderbare  Trübsalen,  die  da  treffen 
das  oder  dises  Mensch  sonderbar.'  FWtss  1697.  ,Es 
soll  einem  Pfarrer  nicht  benommen  sein,  Diejenigen, 
so  ihme  sonderbar  bekannt  sind,  sonderbar  zu  be- 
schicken [statt  sie  vor  den  ganzen  .Stillstand'  zu 
laden].'  Z  Kixchenordn.  1711.  ,[Man  soll  den  Vogt]  in 
das  deshalb  sonderbar  haltende  Pflegbuch  einschrei- 
ben.' 1722,  BsVogtsordn.  S.  noch  sunder  (Sp.  1140). 
Spec.  a)  =  sunder  lba.  ,[Es  traf]  etwan  uff  ein  sonder- 
bare Person  200  GL'  ECts.  S.  noch  be-ruewen  (Bd  VI 
1901);  Fuer-Saumer  (Sp.  952).  —  ß)  =  sunder  1  b  ß. 
Von  Personen.     .Gemeinden  ald  sonderbar  personeu.' 


1151 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


1152 


1559,  ZAff.  ,Diser  zit  [ist]  by  oder  under  uns  kein 
span  noch  zwytracht;  es  hat  sich  aber  zwischen  et- 
lichen sonderbaren  personen  etwas  spans  zuogetragen.' 
1569,  L.  ,Nit  allein  unsers  gemeinen  lands,  sondern 
auch  sonderbarer  personen  unserer  landleuten  lob, 
nutz  und  frommen.'  1571,  Steinm.  1802  (Gl).  ,Etlich 
[von  den  Bädern]  seind  gemein,  andere  etlichen  sonder- 
baren personen  zugeeignet.'  HPant.  1578.  ,Ein  Ge- 
richt, Gmeind  oder  Nachpaurschaft  oder  sonderbar 
Personen.'  GrKI.  LB.  ,Äls  etliche  sonderbare  Personen 
von  Wipchingen  den  Zechenden  zu  Birmenstorff  hürigs 
Jars  empfangen  [haben].'  1601,  Z.  ,Als  wir  ofter- 
mahlen  von  sonderbaren  Personen  Steur  an  ihre  W öh- 
rinen zu  tuon  angesuocht'  U  LB.  1609/1793.  .Privat 
sind  sonderbare  Personen.'  1619,  UwE.  Von  Sachen, 
(einzelne)  Private  betreffend,  ihnen  gehörend.  ,Sunst 
sind  sonderbar  brunsten  ouch  gsin,  dieselben  nit  klain, 
doch  nit  mit  schaden  gemainer  stat.'  Vad.  ,Do  be- 
sann sich  abt  H.,  sein  abtei  faren  ze  lassen  und  in 
sonderbarem  wesen  sich  zuo  enthalten.'  ebd.  .Seine 
s-e  sachen,  die  im  allein  und  nit  der  gemeind  zuo- 
gehortend,  res  quae  ipsius  erant  privata;  ein  eigen 
und  s.  wäsen,  leut,  die  für  sich  selbs  labend  und  keine 
ämpter  habend,  vita  privata.'  Fris.;  Mal.  ,In  diser 
fürnemmen  Houptgassen  hat  es  gmeine  und  vil  sonder- 
bare Gebüw.'  JJRüeger  1606.  ,In  Wirts-  ald  sonder- 
baren Hüseren.'  Z  Mand.  1650.  S.  noch  Äb-Ort  (Bd  I 
486).  —  2.  a)  =  sunder  2  a.  ,Do  wurden  die  gesellen 
etwas  sagend  vom  krieg,  und  s.  redt  der  N. ...'  1409, 
Z  RB.  ,Dis  ist  die  Ordnung  ...  von  des  markts  wegen  ... 
Item  s.  umb  anken,  den  sol  man  uff  unserm  offnen 
merkt  veil  han.'  1427,  ScawMa.  LB.  ,Von  dem  Kinder- 
tauff  sonderbar.'  Z  Täuferber.  1639.  —  b)  =  sunder  2  b. 
,Sie  kaufen  viel  mehr  Güter,  als  sie  können  bezahlen 
...  sonderbar  bei  vorigen  teuren  Zeiten  ist  das  vielfältig 
geschehen.'  JCEscher  1723.  .Eine  grosse  schmerzhafte 
Beschwerd,  welche  sich  an  ihm  bald  all  ander  Tag 
etlich  Stund  spüren  liess,  sonderbar  sint  dem  Neu- 
jahr.' 1741,  aZoll.  1899.  ,[Die  Franzosen]  fingen  an, 
ihre  Truppen  gegen  die  Grenzen  des  Schweizerlandes 
anrücken  zu  lassen,  sonderbar  gegen  den  Genfersee.' 
JvWeissenflüh  1792/1821.  , Sonderbar  wurden  die 
Wachten  auf  die  Vorposten  gegen  dem  See  und  Platz 
genau  bestelt.'  1795,  Z.  S.  noch  er-äugen  (Bd  I  140); 
Wln-Sinner  (Sp.  1084).  —  3.  =  sunder  3  BO. ;  Z.  a)  Adv. 
Der  Ghäs  isch  sonderbar  guet  BO.  (Zyro).  Eine  Pflanze, 
die  sich  durch  s.  starke"  G'schmack  auszeichnet.  Bärnd. 
1908  (BGr.).  S.  noch  Berg  (Bd  IV  1552).  ,Zwei  sonder- 
bar vornehme  Herren.'  Gotth.  ,Wie  auch  die  Bademer 
in  kriegen  mannlich,  also  seind  sie  zu  fridenzeiten 
ein  sonderbar  freundliches,  ehrerbietig  und  frölichs 
volk.'  HPant.  1578.  ,N.,  der  sonderbar  gerühmt  wor- 
den, wird  [zum  Kaplan]  gewählt.'  1619,  New  Beitr. 
1884.  ,Wan  Gott  unserm  catholisch  Heuffelin  nit 
sonderbar  beigestanden.'  AzdrGilgen  1656.  .Wann  sie 
[Beamte]  sich  nit  sonderbar  wohl  aufführen.'  JCEscber 
1723.  —  b)  Adj.  Von  Sachen  (Abstr.).  En  E-pfeli"g 
vo"  's  Herr  Eschers  und  es  werd-ene"  e"  s-i  Er  st", 
wenn  der  Herr  Helfer  morn  nach  dem  Essen  es  Kafi 
bi-n-ene"  trinkt  Z  f.  ,Das  der  vienden  anslag  were, 
das  leger  an  etlichen  enden  anzegriffen  und  mit  einer 
s-en  macht  das  überfallen  und  verbrönnen.'  DSchill.  B. 
,S-e  und  träfifenliche  gegenhilft'  oder  arznei,  prseeipua 
remedia.'  Fris.;  Mal.  ,Die  natürlich  hoffnung  ist  ein 
sonderbare  gaab  und  schenke  Gottes.'  üWerdm.  1564; 


.besondere.'  Herborn  1587.  .Christus  lobt  an  diser 
kirchen  die  sonderbare  standhaftigkeit  im  glauben.' 
LLav.  1587.  .Welicher  eines  sonderbaren  grossen 
Hauptwehs  sich  erklagt.'  Z  Täuferber.  1639.  .Ihre 
Sünden  wären  sonderbare  Sünden,  die  ihnen  Gott  nicht 
verzeihen  wolle.'  AKlingler  1691.  .Eine  sonderbare 
Freude.'  1707,  Zeph.  S.  noch  salben  (Sp.  810  o.).  Von 
Personen.  , Meinen  insonders  hochgeehrten  grossgön- 
stigen  Herren  und  sonderbaren  Patronen.'  JMüller 
1665.  ,Diese  so  gar  hoch  situirte  Wasser-Sammlung 
[einen  Bergsee]  hat  der  sonderbare  Gott  Zweifels 
ohne  dahin  geordnet,  dass ...'  Sererh.  1742.  —  4.  =  be- 
sunderbar  i  Aa;  PA1.  (,sonderbor,  singulare.'  Giord.; 
wohl  nicht  zu  1).  —  Sünder  bar  keit  f.:  Merk- 
würdigkeit. ,Hieby  wollen  wir  es,  so  vill  die  Er- 
zellung  des  Harkommens  undt  Verenderung  der  Statt 
anlangt,  beruhen  lassen  undt  zu  anderen  Sonderbar- 
heiten schreitten.'  BCvs.  —  sunderbarlich:  =  j «un- 
der 1.  ,S.,  ietlichs  besunder,  eins  nach  dem  anderen, 
singulatim.'  Fris.;  Mal.  ,S.,  nit  vor  allen,  privatim, 
singulariter,  unice,  pneeipue.'  ebd. 

sundere"  BsLie.;  Seil  (Kirchh.),  sundru"  W, 
sondri"  WLö.,  sündere"  B  (Zyro,  neben  -o-);  ZStdt 
und  lt  Spillm.,  Ptc.  -et:  a)  (ab)sondern,  trennen,  aus- 
scheiden. aaOO.  , Sünderen,  von  einanderen  tuon,  dis- 
cludere,  distinguere,  separare.'  Fris.;  Mal.  Von  Sachen; 
s.  Band  (Bd  IV  1327).  ,Die  Steinbrecher  sollen... 
die  stein  Sündern,  jeden  nach  sinem  wert.'  1521,  BBM. 
,Sol  ich  nit  fragen,  war  der  Werkmeister  sye  diser 
weit  ...  war  die  zerströwten  ding  zesamen  geläsen, 
die  vermischten  gesünderet  und  underscheideni"  LJüd 
1530.  ,[Man  soll]  eins  jeden  [der  Fehlbaren]  sach 
und  handlang  so  vil  iendert  müglich  erduren,  sundern 
und  uss  einander  züchen.'  1532,  Z  RB.  ,[Die]  fron- 
wäld  nach  vermog  der  marchen  mit  graben  und  zünen 
von  einandern  sondern.'  1559,  ZAft'.  S.  noch  heil-galzin 
(Bd  II  296);  in-grdben  (ebd.  684);  sihenen  (Sp.  591); 
Galfen-Sdlz  (Sp.  890).  Von  Personen.  Me"  hät-s'  [die 
Gefangenen]  g' Sünderet  von  enand  ZStdt.  .Damit  [durch 
den  hohen  Zoll  der  Sempacher]  wir  sunderlich  ge- 
sündert  sint  fürer  denn  andre  lüt.'  1411,  LSurs.  ,Ob 
jeman  einen  vermähleten  priester  sündrete  oder 
schupfte.'  Zwingli;  übersetzt  aus  .siquis  discernit'  etc. 
Mit  pers.  Obj.  an  Stelle  des  sachl.:  ,NN.  [wollen] 
umb  ir  vätterlich  guot  billich  ussgericht  und  von  ein- 
andern gesondert  werden.'  1562,  Z.  Spec.  a)  vor  dem 
Keltern  die  roten  und  weissen  (auch  etwa  die  guten 
und  schlechten)  Trauben  sondern,  um  eine  Auslese  her- 
zustellen Sch  (Kirchh.);  Syn.  be-sünderen  (Sp.  1149). 
, [Missbrauch]  inn  dem,  das  etliche  Lüt  die  roten  und 
wyssen  Trüben  von  ein  anderen  sonderen  und  jede 
Gattung  allein  wünimen  und  trucken  lassind.'  1613,  Z. 
—  ß)  Jmd  schlechter  halten,  nähren  als  die  Andern 
W  (Tscheinen).  —  y)  zum  Ausstand  veranlassen.  ,Das 
ein  vogt  hinfüro  by  der  gemeind,  so  die  zuosamen- 
kompt,  blyben  und  nit  mer  ussgestelt,  gesündrot  nach 
verschalten  werden  [soll].'  1539,  Z  Rq.  1910.  —  8)  von 
der  Ermittelung  eines  Abstimmungsergebnisses.  ,Man 
sol  nachgan,  als  die  meister  metzger  zunft  by  enander 
gewesen  sind  und  ein  frag  gehept  hand  und  da  RPolits 
rat  das  mer  ward,  und  dass  si  do  das  andrest  sund- 
roten und  das  da  Ruhens  rat  das  mer  wart.'  1425, 
ZRB.;  s.  noch  Bat  (Bd  VI  1562).  —  e)  in  Parteien 
spalten.  ,Als  die  H.  Ehrengesandten  ein  gut  Mitel 
syn   befunden,    dass   zu  desto  besserer  Erkundigung, 


1153 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


1154 


wes  Sines  und  Meinung  Jeder  were,  ein  Hussuchung 
besehenen  sölte,  syge  er  [Weibel  G.,  ein  Bädelsführer 
der  unzufriedenen  Wädenswiler]  darwider  gsyn,  für- 
gebende, man  sündere  das  Volk.'  1646,  Z  Verhör  (Wä- 
denswiler Handel).  —  C)  von  rechtlicher,  kirchlicher 
Trennung.  .Nachdem  die  kilchen  zuo  Ligerz  von  der 
zuo  Dess  gesündert  ist.'  1483,  B  RM.  .Dadurch  das 
die  kilch  zuo  Wyla  von  der  gemelten  kilchen  zuo 
Turbental  gesündert  und  geschidiget  ist.'  1491,  Z. 
,Wie  wir  vormals  die  obbemeldtcn  an  der  A  und 
Burghalden  von  der  grafschaft  daselbs  gesündert  und 
den  unsern  von  der  statt  Lenzburg  zuogeordnet  haben.' 
1507,  AaL.  StR.  ,Das  sy  zuo  verhüetung  wyterer 
spännen  und  Unwillens  mit  den  weidgängen  in  höl- 
zeren  von  einanderen  wol  zuo  sünderen  sygint."  1559, 
ZAltst.  , Wo  die  eine  oder  andere  Religion  verlangte, 
dass  die  Schule  gesondert  wurde,  oder  aber  eine  neue 
aufrichten  wollte,  solle  solches  derselben  auf  eigenen 
Kosten  zu  tun  bewilliget  sein.'  1712,  Absch.  S.  noch 
Hüs-Pfister  (Bd  V  1197).  —  i])  im  Einzelnen,  ge- 
nauer) bezeichnen.  ,[Eine  Frau  sagt  aus]  daz  all  ein- 
ander sluegen,  und  kan  si  aber  nit  gesundern  noch 
gesagen,  wele  einander  sluegen.'  1423,  Z  RB.  ,N. 
meinte  damit  [mit  einer  beleidigenden  Äusserung]  die, 
so  sin  meister  hettind  betrogen,  und  sünderde  darinn 
nieman  mit  namen.'  1456,  ebd.  .Andern  gemeinen 
frowen  [ausser  den  vornehmen  wurde]  solicher  vorteil 
[Ausnahmen  von  der  Kleiderordnung],  als  davor  ge- 
sündret  und  usgescheiden  ist,  verbotten.'  DSchill.  B. 
—  b)  refl.  .Damit  er  sich  von  im  nit  sündre',  in 
einer  Bürgschaftsangelegenheit.  1479,  Waldm.  ,Von 
wip,  kinden  und  guot  sich  Sündern.'  1495,  F.  ,So 
wellen  mh.  sich  von  inen  och  nit  sündren  und  mit 
inen  darin  gon.'  1496,  Z.  ,[Die  Lenzburger  beschlossen] 
sich  von  obbemeldter  pfarkilchen  zuo  sündren.'  1514, 
AaL.  StR.  ,[Die  Glarner]  vermeintend,  diewyl  sie  [die 
Werdeuberger]  ihr  eigen  leut  werind  und  sich  also 
wider  sie  gesünderet  hetind  [sich  nicht  auf  ein  Schieds- 
gericht einlassen  zu  können].'  Val.Tschudi  1533.  ,[Sie, 
eine  Ehefrau,  sei]  nit  der  meinung,  sich  von  ime  ze 
Sündern.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  ,[Wir  wollen]  uns 
sölichs  ze  tuon  nit  sündern  noch  Wägern.'  1561,  Gl. 
,Ir  wellind  üch  in  diserem  fal  nüt  sonderen  und  uns 
mit  üwer  statt  eerenwaapen  begaaben  ...'  1574,  Z 
(Bitte  der  Z  Schützengesellschaft  an  die  Stadt  Brem- 
garten).  ,Vil  meinend,  sy  habend  sieh  wol  versprochen, 
wenn  sy  sagend:  das  ist  yetz  der  gemein  brauch, 
woltend  wir  uns  sünderen?'  LLav.  1582.  ,Sich  von 
einanderen  des  regiments  und  gmeinen  guots  halber 
sonderen  und  scheiden.'  1597,  Ap  (Landteilungsbrief). 
, [Infolge  von  Streitigkeiten  mit  den  Katholiken  haben 
wir  Reformierte]  2  Jahr  einanderen  nach  uns  gsön- 
deret  und  den  Fahrttag  in  einen  Bättag  verwandelt.' 
1653,  Gl.  .[Man  reibt  den  Samen]  mit  den  Händen 
so  lang,  biss  er  sich  sonderet.'  JCSdlzer  1772.  S.  noch 
Insehen  (Sp.  562);  Ein-sinnlichkeit  (Sp.  1076).  —  ge- 
sünderet: 1.  abgesondert,  getrennt.  ,Umb  die  ge- 
sunderten  pfrüende,  so  ieglichen  der  Chorherren  sun- 
derlich  angehört.'  um  1340,  Z.  .Darzuo  entzihen  wir 
uns  ouch  des  rechten,  daz  da  sprichet,  gemein  ver- 
zihung  vervahe  nicht,  es  ge  denn  ein  gesünderte  vor.' 
1365,  AaB.  Urk.  S.  noch  Müs-Fleisch  (Bd  I  1222). 
In  abs.  Konstr. ;  vgl.  üs-gesunderet.  ,[ Jeder  Art]  arg- 
list  und  geverd  hierinn  ganz  hindan  gesündert.'  1432, 
Scb  StB.    , Alles  arglist  und  gevärd  hierinn  hindan  ge 

Bohwelz    Idiotikon  VII. 


sündret.'  1433,  Z.  Zu  sünderen  a  a.  G'sündereter  Wi", 
Wein  von  blauen  Trauben  Sch  (Kirchh.),  G'sünderets, 
Wein  von  den  besten,  zB.  blauen  Trauben  Z  (Spillm.). 
Im  rechtlichen  S.  .Dieselben  von  Hettlingen  weren 
ouch  jewelten  von  den  unsern  us  der  grafschaft  Ky- 
burg  sölher  mas  gesündert  gewesen,  daz...'  1493,  Z 
StB.  .Das  die  obgenannten  vier  gmeinden  ...  von  disem 
tag  hin  fryg  von  einanderen  gesünderet  und  gescheiden 
syn  [sollen].'  1559,  ZAltst.  Im  Einzelnen,  genau  an- 
gegeben, spezifiziert.  ,Er  hat  verrechnet  272  guldin 
14  ß  den  taglönern  gen,  ist  by  78  guldin  me  dann 
vor  je  von  keinem  amptman  verrechnet  sige,  es  stadt 
ouch  nit  gesündert,  welchen  taglönern  dise  sum  wor- 
den sige.'  1547,  Z  RB.  —  2.  ausserordentlich,  unge- 
wöhnlich schwer.  ,Dem  nach  dann  Gott  ...  meinen 
sun  mit  straff  dermassen  angegriffen,  dass  er  mit  der 
gesünderten  krankheit  des  ussatzes  oder  malcei  be- 
fleckt.' 1543,  Z  (Copie);  vgl.  Sp.  1142  (unter  3  b).  — 
un-ge-:  nicht  getrennt.  .Meister  und  gsellen  gemein- 
lich ungesündert'  1529/30,  Z. 

Ahd.  euntarön,  mhd.  sundern  (vereinzelt  »ändern).  Wegen 
der  uingelauteten  Form,  die  auf  hd.  Boden  vornehmlich 
Schweiz,  ist  (vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1584  o.,  sowie  HBylaud  1903, 
32.  56),  braucht  keine  andre  Bildung  (mit  j)  vorausgesetzt 
zu  werden,  da  der  Ural,  (wenigstens  im  Osten)  keinesfalls 
lautgesetzlich,  sondern  auf  Grund  der  faktitiven  Bed.  (s.  BSG. 
V  53  f.)  analogisch  eingeführt  worden  ist.  Iu  den  ä.  Belegen 
lassen  sich  übrigens  die  Formen  ohne  uud  mit  Umlaut  nicht 
sicher  abgrenzeo,  da  es  sich  bei  dem  vermeintlichen  Umlaut- 
zeichen oft  lediglich  um  ein  u-  Zeichen  zur  Unterscheidung 
von  dem  folgenden  «  handeln  mag.  Die  B  Furm  mit  -ö-  wird 
durch  Mischung  des  heimischen  mindere''  mit  dem  schriftspr. 
.sondern'  entstanden  sein. 

ab  -  sündere"  AaF.,  -sündere"  B  (Zyro;  -ö-);  ZStdt: 

a)  =  dem  Vor.  a,  zB.  von  Kranken;  doch  nicht  recht 
volkstümlich.  ,[Die  Leute  von  Benken]  gestüendind 
nit,  das  sy  der  frowen  vogt  neisswan  von  der  gemeind 
abgesündrot  ald  ussgestelt.'  1539,  Z  Rq.  1910.  ,Es  sye 
nüt,  das  uns  von  der  liebe  Gottes  absünderen  möge.' 
Güalth.  1555.  .Damit  und  aber  die  fronwäld  ...  genz- 
lich  von  einanderen  abgesünderet  [werden].'  1559,  Z 
Rq.  1910.  ,[Spreu  und  Kerne  werden]  von  einander 
abgsündert  im  wannen.'  OWerdm.  1504;  .abgesondert.' 
Herborn  1587.  .[Die  Römer  haben]  Gallierland  in  vier 
Provinzen  abgesündert.'  HPant.  1578.  .Absonderen, 
einen  vom  anderen,  distraherc,  secernere  [usw.].'  Hosp. 
S.  noch  zue-bringen  (Bd  V  736);  sichten  (Sp.  243).  — 

b)  refl.  ,Si  sunderend  sich  selbs  offenlich  und  bärlich 
ab.'  1532,  EEgli,  Act.  ,Das  vil  frommer  lüten  sich 
von  unseren  kilchen  trönnend  und  absünderend.'  B 
Wiedert.  1597.  —  ab-ge-sunderet:  getrennt;  s.  be- 
halten (Bd  II 1238);  Hof-Eeiti  (Bd  VI  1652);  besunder 
(Sp.  1146).  —  un-:  ungetrennt.  , Fürer  wie  von  alter- 
har  unabgesündert  by  einander  blyben',  im  Weidgang 
usw.  1559,  ZAltst.  S.  noch  Wasser-Runs  (Bd  VI  1154). 
—  Ab-sunderiDg  f.  ,[N.,  der  die  Wiedertäuferei 
abgeschworen,  hat]  sich  siderhar  mit  absünderung 
abgworfen  und  unghorsam  gezöugt.'  1551,  B  Turmb. 
.Absonderung  der  Kapellen  zu  Beggenriedt  von  der 
Pfarr  Buochs.'  1629,  Gpd;  nachher  .Sünderung.'  ,Man 
finde  nicht,  dass  diss  ein  gnugsame  Ursach  zur  Ab- 
sonderung [der  reformierten  Glarner  von  den  katho- 
lischen sei].'  1653,  Gl.  —  ab-sunderlich,  in  Bs  -ig: 
1.  Adj.,  =  sunder  Ib.  .Absonderliche  Zusammenkünften.' 
Gegenber.  1658.  ,[Der  Hexerei  Verdächtigte]  sollen 
in  a-en  Gefenknusen  aufgebalten  werden.'  1661,  Schw. 


1155 


iid,  send,  sind,  sond,  snnd 


1156 


.Männliches  und  weibliches  Geschlecht ...  in  absonder- 
liche Gemach  legen.'  BChorg.  1667.  ,Die  Juden  [sollen] 
in  absonderlichen  Bädern  baden.'  1673,  AaB.  StR. 
,Yor  12  Jaren  [wurde]  die  Stämpfi  in  ein  absönder- 
lichs  neuws  Böuwli  versetzt.'  1684,  Z.  ,Die  Brühe 
[wird]  in  ein  absonderliches  Pfännlein  getan.'  E KÖNIG 
1706.  .Dem  hiesigen  vorderisten  Hrn  Stadtarzt  [ist] 
kein  a-s  Salarium  bestimmet.'  1733,  Z.  S.  noch  Säm- 
ling (Sp.  926).  Präd.  (bzw.  adv.).  .Mann-  und  Weibs- 
personen [sollen  in  den  Bädern]  absonderlich  gesetzt 
werden.'  1652,  B.  ,Ein  fürnemes  Mittel,  den  Andacht 
zu  beförderen,  ist  einsam  betten,  allein  betten,  abr 
sonderlich  betten.'  FWyss  1677.  .Absondern,  eins  vom 
anderen  absonderlich  verhandlen,  aliud  ab  alio  seorsim 
tractare.'  Hosp.  ,Wan  [Verheiratete]  ohne  oberkeit- 
licbe  Erkantnus  absonderlich  hausend.'  GiiVDörf.  LS. 
1692.  ,Die  Hanfpündten,  welche  mehrenteils  absonder- 
lich, ussert  der  Zeigen  und  allein  einzühnt  liggend.' 
1699,  ZEmbr.  , Knaben  und  Töchtern  absonderlich 
unterrichten.'  ZPrädikantenordn.1758.  Mit  ausgedrück- 
tem Gegs.  ,gemeinlich,  all'  udgl.  ,Der  muoter  [Äbtissin] 
und  der  samlung  sowol  gemäinlich  als  absonderlich 
gnuog  tuon.'  1506,  Z.  .JJScheuchzer  hat  im  Jahr 
1730  seine  Untersuchungen  dieses  Wassers  an  allen 
Quellen  und  mit  jeder  absonderlich  vorgenommen.' 
DHess  1818.  S.  noch  sament-haß  (Sp.917).  —  2.  =  sun- 
der 2  b.  Absunderlig  amene"  Suntig.  Breitenst.  Wie 
der  laidige  Tüfel  sich  au  zutäppisch  machet  an  Hoch- 
und  andera  Mahlzita,  absondsrli  wo  ma  säuvoll  ist 
und  au  danzet.  AKornhoffer  1656.  —  3.  =  sunder  3  a. 
,Absünderlich  und  ernstlich  anbefohlen  [wird  die  Be- 
obachtung der  Keuschheit  usw.].'  ABütelrock  1682/ 
1712.  S.  noch  Bosöli  (Bd  VI  1445).  —  un-:  nicht 
von  einander  zu  trennen.  ,Es  seige  Passnachtfeuer 
machen  und  darum  danzen  unabsönderlich  heutigs 
Tags.'  1696,  Z  Svn.  —  Ab-sönderlichkeit  f.,  als 
Übersetzung  von  species  im  Gegs.  zu  genus.  Replica 
1691.  —  Vgl.  ausser  den  zu  sunder  II  genannten  Stellen 
noch  Gr.  WB.   I   121;   Fischer  1   69. 

üs-:  aussondern  B  (Zyro,  -ö-).  ,Wie  die  von  Wil 
ir  rät  mit  tapfern,  guotglöubigen  mennern  besetzt 
und  die  gottlosen  ussgesöndert  haftend.'  Vad.  S. 
noch  be-sunderbar  (Sp.  1147  u.).  —  üs-ge-sunderet: 
ausgesondert,  ausgenommen.  ,[AUe  bei  dem  Rauf- 
handel Anwesenden  sollen  bestraft  werden]  nämlichen 
gar  niemants  ussgesundert,  den  das  liecht  beschinnen 
und  in  der  stuben  gewesen.'  1530,  Z  RB.  ,Mit  allen 
andern  fryheiten,  rechten  [usw.],  nichts  davon  uss- 
gesöndert.' 1540,  Sch.  —  Üs-sundering  f.:  Aus- 
nahme. ,[Die  Tagsatzungsgesandten  sollen]  denen  von 
Romishom  dahin  verhulfen  syn,  das  sy  lut  landts- 
fridens  one  einiche  ussünderung  zu  der  kur  der  pfruon- 
den   kommen   mögind.'    1586,    Z  RM.  —  Vgl.  Gr.  WB. 

ver-:  =  sunderen  a.  .Welich  platz  und  dörfer  ... 
allenthalb  ...  zwüschent  der  stift  Basel  und  der  her- 
schaft  Thierstein  mit  guoten  steinen  und  marchen 
versündert  [sind].'  1522,  Absch.  Spec.  =  sunderen  a  T) : 
,0er  muotmass,  wie  harin  versündert  ist,  unbeschwäch- 
lich  [unbeschadet].'  ebd.  —  Vgl.  Fischer  II   1341. 

Sunderheit  f.:  a)  abstr.;  nur  in  adv.  Verbin- 
dungen. In  (in  B  i")  S.  ,In  s.,  separate,  separatim, 
disiuncte,  seiuncte,  discrete,  distincte.'  Fris.;  Mal. 
1)  =  sunder  1  a.  ,[Für  die  Pestzeit  wird  das  Sterbe- 
geläut für  den  Einzelnen   abgeschafft]    es   wäre   dan, 


das  jemand  von  der  priesterschaft  oder  mh.  den  raten 
abgieng,  dem  sol  man  in  s.  lüten,  wie  von  alter  har- 
komen  ist'  1519,  BRM.  ,Die  [Vier]  söllint  einem 
herren  obervogt  im  narnen  der  raten  und  des  gstifts 
schweren  ...  und  solcher  eid  als  vil  gelten  soll,  als 
wann  sy  dem  gstift  auch  insonderheit  geschworen 
hettind.'  1561,  ZAlbisr.  ,Weil  etwann  sonderbare 
reiche  personen  sich  in  dise  kleine  beder  tun,  damit 
sie  dester  mehr  ruh  mögen  haben,  wirt  es  [eines  davon] 
denselbigen  auch  insonderheit  [zu  alleinigem  Gebrauch] 
verliehen,  damit  sie  mit  irem  haussgesind  daselbst  ir 
badenfart  nutzlich  vollbringen  mögen.'  HPant.  1578. 
—  2)  =  sunder  2  a.  .Und  das  um  zwo  Ursachen:  ins. 
die  ein  ....  die  ander  ...'  Haimonsk.  1531.  ,1ns.  und  mit 
underscheid,  definite  ac  distincte.'  Fris.;  Mal.  ,Wie 
dann  witer  meidung  wirt  geschehen  von  irem  [der 
Schulherren]  ampt  in  specie  und  Sonderheit  (wie  hie 
in  gemein  geschähen).'  F  Schulordn.  1577.  —  3)  =  sun- 
der  2  b  AALeer.;  Bs;  B;  ZBül.  Und  hiitigs  Tags  ins. 
KRHagenb.  1863.  Da  wäre"  doch  iez  wullig  [Strümpfe] 
Wsländiger  g'si",  i"s.  dä-n-es  ja  uf  äen  Winter  geit. 
CWeibel  1885.  ,Dcm  künig  gfiell  das  schloss  vast 
wol,  ins.  der  schön  brunnen,  der  an  mitten  im  schloss 
was.'  Haimonsk.  1531.  ,Diss  buoch  Job  insonderheit.' 
LLav.  1582.  ,1ns.  auf  deinem  Todtbet.'  AKlingler 
1691.  S.  noch  subtil  (Sp.  95);  Sach  (Sp.  97).  — 
4)  =  sunder  3  a.  ,Vast  und  ins.  lieben,  eximie  diligere.' 
Fris.;  Mal.  ,Er  habe  zum  dritten  mal  ...  die  böse 
plag  ghan  ...  stände  daruf,  wo  er  sich  nit  ins.  schoui, 
daz  es  noch  nit  ablassen  werde.'  1561,  B  Turmb.  .Mit 
s.'  1)  =  sunder  1  a.  .[Kaufbriefe  soll  man  siegeln]  mit 
unser  statt  mindrem  insigel.  Wa  aber  der  kouff 
träffe  über  zwainzig  mark,  vorderte  da  jeman  daz 
gross  insigel  mit  sunderhait  [extra],  damit  mag  man 
denn  die  brief  ouch  besigeln.'  1403,  Sch  StB.  ,Darzuo 
ist  mit  s.  berett,  daz  [usw.].'  1415,  Aar.  StB.  .[Ich] 
hab  die  kuntschaft  also  verhört  und  mit  Sonderheit 
ieglichen  allein  für  mich  und  alle  obgenant  teil  be- 
sandt.'  1437,  AaB.  Urk.  .Usgen  an  des  gotshus  buw 
mit  s.,  nit  an  disen  kilchenbuw,  den  man  vorhanden 
hat  ...'  1441,  Z.  ,Es  wurden  ouch  mit  s.  die  von 
Mülhusen  in  disen  friden  vergriffen.'  DSchill.  B.  — 
2)  =  sunder  2.  ,N.  seit,  dass  er  zuo  den  Bredyern  an 
der  bredye  was,  do  hört  er  wol,  dass  der  bredyer 
vast  von  Juden  bredyet,  mit  s.  sprach  er ...'  1421,  Z 
RB.  ,Von  der  bösen  swüer  wegen,  so  er  zuo  Pfeffikon 
am  Zürichsew  getan  hatt  und  mit  s.,  so  hatt  er  under 
andern  bösen  swüeren  unser  lieben  frouwen  das  vallend 
übel  gefiuochet.'  um  1430,  Z.  ,Dass  nieman  in  kein 
kilchen  freffenlich  louffen  und  gan  sol,  die  zuo  ent- 
eren und  mit  s.,  was  zuo  der  kilchen  gehört,  von  der 
kilchen  nit  zuo  tragen.'  1476,  Bs  Chr.  (,Eid  in  das 
veld').  S.  noch  richten  I  (Bd  VI  375).  Abgekürzt  (wie 
,laut'  für  ,nach  Laut'  ua.)  sunderhi-t,  besonders  BBe. 
,Mit  Vorwissen  und  Beiwesen  der  beiden  Obleuten, 
Sonderheit  in  treffen  Sachen.'  1695,  FMarti  1898.  — 
b)  con er.  ,[Die  Vollmacht  wurde  der  ganzen  Gesandt- 
schaft und  jedem  einzelnen  Teilnehmer  erteilt]  also 
das  die  gemainschaft  die  sunderhait  noch  die  s.  die 
g.  nit  irren  noch  hindern  solle.'  1490,  G.  —  sunder- 
heitli(ch)  (in  Tb;  Z  auch  v"-"  betont),  in  Ztw. 
(.mittlerer  Kantonsteil')  z'  sunderheitlich :  =  sunder  2  b 
AaF.,  Leer.  (H.);  GrPi\;  Sch;  Th;  Z.  Sonderheitlich 
und  im  iiberhaupte"  AaBosw.  S.,  tuenn...  Tb.  S.  noch 
Rueben  I  (Bd  VI  83).    Zur  Anschaffung  von  Gewehren 


1157 


Sand,  send,  sind,  sond,  snnd 


1158 


solle  .sonderheitlich  das  so  genannte  Krautgelt'  an- 
gewendet werden.  1715,  Z.  ,Die  Übertreter,  sonder- 
heitlich die  Wuecherer.'  1721,  TuHw.  Arch.  .Weil 
hin  und  wider,  sonderheitlichen  an  denen  Gränzorten 
vil  Märchen  manglen.'  173*2,  Hotz  1865.  , Hagel  war 
sonderheitlich  im  Entlehuch  gefallen.'  JJScheüchz. 
1746.  ,Die  Zimmerleute  werden  teils  zum  Soldaten- 
dienst, teils  aber  und  sonderheitlich  zu  Zimmer-  und 
dergleichen  Vorfallenheiten  [!]  gebraucht.'  B  Kriegs- 
ordn.  1764.  ,Voll  Danks  immer,  sonderheitlich  aber 
am  Ende  eines  glücklich  hingelegten  Jahrs.'  UBragg. 
1787.     S.  noch  Herren-Bock  (Bd  VI  829). 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  2143/4  (.insonderheit');  zu  ,mit  s.' 
mich    mit-sunder   uiit  Aum.   (Sp.  1145). 

sunderig  sundrig  BGr.:  1.  -  sunder  1  b.  Einen 
eigenen  oder  sundrigen  Namen  bekommen.  Barnii.  1908 
(BGr.).  ,Swaz  man  do  mite  mac  koufen,  dar  über  sol 
man  einen  s-en  brief  machen.'  1291,  Bs  ÜB.  , [Finniges 
Fleisch  soll]  in  ein  s.  schale.'  äL  BB.  ,Für  finniges 
Fleisch  soll  man]  einen  sundrigen  bank  haben.'  1410, 
Aar.  StB.  .Als  si  hi  enander  in  einem  hus  ze  hus 
warend,  doch  in  sundrigen  gemachen.'  1424,  Z  BB.  ,Als 
ich  von  den  sundrigen  priestcm,  so  darzuo  [zu  einer 
ausserordentlichen  Beichte]  geordnet  gewesen  sind, 
gehört.'  1476,  B.  ,Hiemit  so  sind  die  sondrigen  artikel 
der  vorgeschribuen  geginen  und  gmeinden  ...  geendet.' 
1525,  Absch.  ,Ir  sönd  anrueft'en  üwer  stat  Gott  oder, 
wenn  üwer  stett  kein  sondrig  Gott  hend...'  HvRüte 
1532.  ,So[n]driger  Speiss  und  Trank'  sein,  in  ge- 
trennter Haushaltung  leben.  1675,  BÄsehi.  S.  noch 
Bd  V  943  o.;  Buew  (Bd  VI  1893);  Gesell. (Sp.  721). 
Präd.  ,legklich  s.,  es  sig  frowen  oder  man,  sond 
jerlich  ainem  vogt  ainen  tagwan  tuon.'  1468,  GNider- 
wil.  .[Ich  verlangte]  das  mir  ain  bekandtnus  son- 
derig geben  werde,  wie  ich  den  handel  ...  gehandelt 
hette.'  Rainsp.  1553.  S.  noch  Galfen-Salz  (Sp.  890). 
Spec.  a)  =  simder  1  b  a.  ,Ir  pfarrer,  Seelsorger,  prädi- 
canten  gemeinlich  und  jeder  insunder  oder  ob  sunst  sun- 
derig priester  hierzuo  ze  reden  willens  wärend.'  1523,  Z. 
.Von  unsern  Eidgnossen,  aller  oder  sundriger  örter  ... 
boten.'  1524,  ebd.  ,Nit  das  gmein  heer,  aber  sondrig 
herzlos  personen  [flohen].'  1531,  Strickler.  .Land, 
stett  oder  herrschaften,  die  durch  sondriger  lüten 
guotdünken,  gevallen  oder  gwalt  urteilen  und  regie- 
runghaben und  dulden  müessen  [sind  untergegangen].' 
B  StSatzg  1539.  S.  noch  Land-Bresten  (Bd  V  846). 
—  ß)  =  sunder  1  b  ß;  vom  Vor.  wie  sonst  nicht  sicher  zu 
scheiden.  .Wissend  ouch  domit,  daz  kein  sundrig  per- 
son  ützet  uff  unser  gemein  merkt  ze  tryben  hab.'  1469, 
UUrs.  ,Von  irer  gemeinen  statt  und  ouch  von  sonde- 
rigen lüten  wegen.'  1424,  AAAar.  (Gem.).  .Von  einzigen 
und  sondrigen  personen.'  1474,  Bs  Chr.  .Einicherlei 
sundriger  personen  eine  oder  mer.'  1481,  Absch.  ,Wo 
ein  sundrige  person  einicher  zunft  in  im  gewärb 
langen  wurde.'  149U,  Z.  ,Ein  gemeind  von  Zollikon 
und  etlich  sondrig  personen.'  1512,  Z  EM.  ,Die  Pen- 
sion, gemein  und  sundrigen  personen  zuogesagt.'  1522, 
B.  , Etlich  wirt...,  desglych  etlich  sondrig  personen 
[übertreten  das  Fastengebot].'  1523/6,  Z  RB.  ,Von 
geginen  ald  sondrigen  personen.'  1525,  Absch.  .Den 
werchlüten  mh.  ...,  ander  tagwaner,  so  sondrigen 
lüten  werken.'  1529,  B  RM.  S.  noch  Chör-Ge-richt 
{Bd  VI  359);  be-suechen  (Sp.  229).  —  2.  =  sunder  3  b. 
[Einer,  der]  eppas  Sundrigs  si"  wil1  und  ha"  wil'. 
Bärnd.  1908  (BGr.).     ,Were,  daz  ieman  üt  anders  s-s 


von   inen   [den   Spezereiliändlern]    wölt   und   vordert, 
daz  mögent  si  wol  eim  gen.'  1418,  L. 

sunderige"  sunderge":  besonders  legen,  setzen 
usw.  SchwE. 

sunderlich  (-</  BsStdtf):  1.  =  sunder  1.  ,Swele 
des  rates  knecht  worden  ist,  das  der  enheis  herren 
noch  burger  s.  gewant  noch  röke  tragen  sol.'  um  1319, 
Z  StB.  ,Es  [ist]  von  rechter  wissende  bezüget,  daz 
von  der  ufslahunge  und  der  s-en  samenunge  [des  edeln 
Weins]  unser  kilche  ze  einem  sweren  unheil  der  seien 
etteswenne  an  den  zehenden  geschadigot  ist'  um  1340, 
Z.  ,S.,  specialis,  peculiaris.'  Fris.;  Mal.  ,Wyl  er  [der 
Schulmeister]  vielfältige  Müe  und  Arbeit  in  Ammann 
Wasers  sei.  Geschäften  und  darum  nid  sonderlich  Be- 
soldung empfangen  [wird  der  Rat  sich  bemühen]  im 
eine  billig  Belohnung  gefolgen  zu  lassen.'  1612,  Ndw 
Beitr.  1885.  Die  Beschwerden  bestehen  aus  7  Haupt- 
punkten und  70  .sonderlichen.'  1732,  Absch.  S.  noch 
pfänden  (Bd  V  1147).  Präd.  bzw.  adv.  ,Ob  der  herren 
dekeiner  ald  die  reblüte  den  edelen  win  s-e  lese.'  um 
1340,  Z.  ,Das  wüssend  allein  die,  die  heimlich  und 
s.  von  Gott  gelert  sind.'  LJdd  1530.  S.  noch  Sigrist 
(Sp.  510);  be-sunder  (Sp.  1146).  Mit  ausgedrücktem 
Gegs.  .[Nicht]  beide  noch  ir  dewedern  s.'  1373,  L. 
,Unsrer  statt  und  unsren  burgern  gemeinlich  oder 
keinem  s.'  1409,  Z.  .Allen  und  jeden  gmein  und  son- 
derlich.' BMand.  1628.  S.  noch  Kolben-Ge-richt  (Bd 
VI  358).  ,Samen(t)lich  und  s.';  s.  Sp.  918.  Spec. 
o)  speciell.  ,Er  wisse  ouch  nit  anders,  den  HMünch 
syg  ouch  darby  gewesen,  nit  künde  er  iez  zuo  mal 
anders  s-s  sagen.'  1491,  Z.  —  ß)  =  sunder  1  b  ß.  ,S-er 
hass,  privatum  odium.'  Fris.;  Mal.  —  2.  a)  =  sun- 
der 2  a.  ,[N.  hat  einen  Hof]  kouft'et  ...  und  [hat]  den 
selben  kouff  s.  getan  mit  dem  gedinge,  daz  ...' 
1308,  Z.  ,In  den  selben  löffen  zugen  die  von  Bern 
uf  die  von  Friburg...  und  s-en  lüffent  si  ab  dis  ve- 
stinen:  Tachsberg  [usw.].'  Z  Chr.  XV.  ,[Sie  haben] 
gar  viel  Regen,  Riffen,  Nebel  und  Hagel  gemacht, 
sonderlich  aber  haben  sie  auch  verschienenen  Meien 
den  so  verderblichen  grossen  Reiften  machen  helfen, 
welcher  den  ganzen  Rordorferberg  verderben  sollen.' 
1642,  AABremg.  ,Dess  Jars  seige  sie  wenigist  3  oder 
4  Mahl  zue  dem  Pflanzenbach  gefahren  mit  Gespielen 
...  darbei  sonderlich  gesin,  die  sie  kent  [folgt  die 
Aufzählung].'  ebd.  .Ein  jeder  [der  vier  Profosen  soll] 
an  den  Pässen  in  seinem  Bezirk  [auf  die  Bettler 
achten],  sonderlich  der  im  Dorff  zu  Toren  [usw.].' 
1676,  BG.  (Bärnd.  1911).  -  b)  =  sunder  2  b.  , [Wir  be- 
geben uns  verschiedener  Ansprüche]  und  s.  des  rechtes, 
das  da  sprichet  ...'  1304,  B.  ,Den  selben  orden  und 
s.  dis  kloster  zuo  Töss.'  Elsbet  Stagel;  an  anderer 
Stelle  .sunerlich.'  ,Mit  stege,  mit  wege  und  s.  mit 
allen  den  eren...'  1367,  AAFreienw.  ,Der  win  wart 
[1420]  zemale  guot  und  s.  ze  Bern.'  Just.  ,Mine  brief 
und  papier,  sonderlich  den  permenten  hoptbrief.' 
Rainsp.  1553.  ,S.,  s-en,  fürnemlich,  praisertim,  utpote.' 
Fris.;  Mal.  ,Man  [soll]  eerenweiber  und  töchteren 
nit  allein,  s.  by  nacht,  wohin  sy  wollend,  laufen  lassen.' 
LLav.  1582.  S.  noch  Sigrist  (Sp.  510);  Samen  (Sp.  930). 
—  3.  =  sunder  3.  a)  Adv.  ,So  bald  die  [genannten 
Hülfstruppen]  zuoz  inim  komen,  der  er  ouch  s.  wartet.' 
1476,  Bs  Chr.  (B  Schreiben).  ,S.  nutzlich,  eximie  utilis; 
s.  trag  und  faul,  singulari  nequitia  praediti.'  Fris.; 
Mal.     ,N.,  in  Etschland  und  auf  Davas  sonderlichen 


1159 


Sand,  send,  sind, 


1,  siind 


ir,n 


wol  erkannt.'  Ard.  1598.  S.  noch  Sei  (Sp.  707);  selb 
(Sp.  829).  Negiert.  I<*  mag-en  rät  sunderlig  BsStdt  f. 
—  b)  Adj.  ,Umb  üwer  s-e  tugent.'  1521,  Absch.  S. 
noch  Pracht  (Bd  V  389). 

Sunderlichkeitf.:  =  Absonderlichkeit  (S p.  1 1 55). 
,Wo  es  auff  eine  Sonderlichkeit  oder  speciem  gerichtet 
ist.'  Beplica  1691 

Sunderurig,  ,-ü-'  f.:  Absonderung,  Trennung, 
Scheidung.  .Heimbsch  und  frömbd  one  sönderung 
[ohne  Unterschied].'  1573,  Z  RM.  ,Züni  und  Sünde- 
mng'  eines  Grundstückes.  1630,  BG.  (Bärnd.  1911). 
S.  noch  letz  (Bd  III  1551).  Das  Abtreten,  sich  in  den 
Ausstand  Begeben.  ,Uarzuo  betten  sy  [die  Leute  von 
ZBär.]  einen  bruch,  das  schwäger  und  gesipt  fründ 
am  gericht  säsen  und  da  kein  sündrung  wäre,  das 
doch  inn  [den  Gerichtsherrn]  ouch  beunbillichete  ... 
[Es  wird  entschieden,  dass  in  Zukunft  solche  Richter] 
an  iren  eren  unschedlich  nebent  sich  gestellt  und  ob 
die  notdurft  das  erfordert,  ander  an  ir  statt  usserthalb 
irem  gericht ...  in  das  gericht  gesetzt  werden.'  1511,  Z. 
Von  rechtlicher,  kirchlicher  Trennung.  ,[Pfarrherr 
N.  von  ThMü.  willigt]  in  uffrichtung  der  lütpriestery 
[Hüttlingen]  und  sündrung  von  siner  kilchen.'  1485, 
Z  RM.  ,Zuo  solicher  endrung  und  sündrung  [Errich- 
tung einer  besondern  Kirchgemeinde].'  1519,  AaL. 
StR.  ,Dise  obgeiuälte  sünderung  der  wälden  [von  vier 
Gemeinden].'  1559,  Z  Rq.  1910.  ,Umb  die  vorhabende 
sönderung  des  kilchhofs  zuo  Hüttwylen  [zw.  Katho- 
liken und  Reformierten].'  1590.  Z  RM.  .Wann  kein 
Sündrung  oder  Teilung  [einer  ungeteilten  Haushaltung] 
erfolge,  [könne  sich]  noch  etwas  Trauriges  zwüschent 
ihnen  zutragen.'  1701,  Z.  Genaue  Unterscheidung, 
Bestimmung.  .Wiewol  der  abscheid  darin  dhein  sünd- 
rung tuot.'  1524,  Z  Schreiben;  nachher:  ,Dass  wir  uns 
den  fünf  orten,  ouch  üch  und  andern  orten,  darin  der 
abscheid  wie  obstat  dhein  sündrung  macht,  wellint 
glichförmig  machen.'  Rechtlicher  Vorbehalt,  Sonder- 
recht. ,[Wir]  wellen,  das  der  selb  hof  [der  Turm  Rore 
zu  Aarau]  bi  aller  und  iegklicher  siner  fryung,  ex- 
emption  und  sündrung  belip.'  1484,  B.  ,[Die  Gläu- 
biger eines  Verstorbenen  verzichten  auf  den  Nachlass] 
doch  mit  diser  sündrung,  das  NN.  [besondere  An- 
sprüche] vorbehalten.'  1493,  AaB.  Urk.  ,Das  dissere 
Mülli  ohn  alle  Sönderung  dem  Gottshaus  Wettingen 
ehrschetzig  ist.'  1684,  AAWett.  Oft  von  unerlaubter, 
zu  missbilligender  Absonderung,  Spaltung,  Parteiung. 
,l)ie  wil  der  orden  und  die  kutt  nit  selig,  sonder  mer 
ein  sünderung  mach  in  dem  glouben  und  an  heil  der 
Seligkeit,  solt  inen  [den  .frowen  an  Ötenbach']  die  kut 
abgenommen  werden.'  1523/6,  Z  RB.  ,[U  und  Uw 
sollen]  kein  sündrung  tuon,  sunder  bi  schwerlich  ge- 
machtem vertrag  hüben.'  Ansh.  ,Wie  dann  ein  sünd- 
rung und  verfüerische  sekt  etlicher  ...  uferstanden 
sye.'  1527,  B.  ,Wie  das  uff  gestern  des  nüwen  jars 
tag  [der  auf  einen  Freitag  fiel]  etlich  von  reten  und 
der  gemeind  uff  iren  zünften,  da  man  fleisch  geessen, 
nit  wollen  essen,  sonders  uff  ander  ort,  end  und  zünft, 
da  man  visch  gehept,  gangen,  alda  gessen  und  also 
ein  sondrung gemachet  habint...'  1527/9,  Z  RB.  ,Nüwe 
bruoderschaften  ufrichten  und  also  under  dem  christen- 
volk  ein  sünderung  machen.'  LLav.  1577.  .[Durch  die 
Gründung  einer  besondern  Transportgesellschaft  werde] 
under  den  söumeren  ein  sönderung  gemacht.'  1580,  Z 
RM.  S.  noch  ab-gän  (Bd  II 9);  Ein-sinnlichkeit  (Sp.1076). 


Sünderli"g,  -ö m.:  Sonderling  Ap;  Th.     Er 

ist  scho"  lang  en  S.  g'si",  von  einem  Verrückten. 
Spec,  religiöser  Sektierer;  syn.  Singularist,  Separatist. 
.Gerichte,  die  Gott  an  solchen  Sonderlingen  ausübet.' 
JJUlr.  1731.  ,Ein  S.  oder  gar  ein  Sectierer.'  JÜTschcdi 
1749;  neben  ,-ö-'.  ,Die  Prediger  [sollen]  solche  Son- 
derlinge bescheiden,  ihnen  ihr  eigenwilliges  Unter- 
nehmen ...  vorhalten  [usw.].'  Z  Prädikantenordn.  1758. 
,Das  Lebewesen  dieser  Irrgeister  und  Sonderlingen.' 
B  Sectierermand.  1753. 

Heute  wohl  ziemlich  allg.  (so  angegeben  Tür  Ap;  B;  G; 
Th;  Z)  Sonderling  in  der  unveränderten  Form  der  Schriftspr. 
und  auch  als  entlehnt  empfunden. 

sundiere"  Bs;  ZO.,  sond-  B;  Gl;  Ztw.  und  sonst, 
Ptc.  -t:  1.  tastend  untersuchen  Bs;  B;  Gl;  Z  (so 
O.,  Schwerz.)  und  wohl  weiterhin.  Sondiercd  da  [im 
See]  mit  de"  Stange",  d'  Chiste"  cha""  nüd  teuf  unde" 
si".  CZwickt  1901.  Der  Schnegg  ...  sundiert  mit  Dene" 
[Hörnern]  hi"  und  her,  eb  eppen  epiris  G'färligs  war. 
Hindebm.  —  2.  verlesen,  sortieren,  zB.  Bohnen  Zu. 
(auch  Russ.),  die  blauen  und  weissen  Trauben  bei  der 
Weinlese  ZWetz.  (Messikommer).  Me"  het-s'  [die  Boh- 
nen] e"chli"  sundiert,  die  als  Söme"  el'ei"  'tö"  und  die 
für  Chostsuppe".  Messikommer  1910  (ZWetz.).  In  der 
Kirche,  Schule  sundiert  sitzen,  nach  Geschlechtern 
getrennt  ZWetz. 

Aus  frz.  sonder  (bzw.  Span,  eondar);  vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
1587;  Weig.  6  888.  Bed.  2  hat  sich  unter  dem  Einfluss  von 
sunderen,  viel),  auch  sortieren  entwickelt.  An  der  Stelle: 
,Nach  Verhörung  der  Clag,  Antwort,  Replic,  Duplic,  Triplic 
und  Sonderieruug  aller  eingelegten  Documenten.'  1660,  PFoffa 
1861,  ist  , Sonderieruug'  eher  ein  Fehler  für  .Sondierung' 
(wobei  höchstens  das  frühe  Vorkommen  des  Wortes  stutzig 
machen  könnte)  als  eine  Abi.  von  .souderieren'  (für  .sondern'); 
die  Bed.  ist  ohne  Frage  .Sichtung,  Prüfung.' 

Siind  (bzw.  -i-,  -Ö-),  in  BsB.;  BG.;  GT.  (neben  sel- 
tenen« -nd)  -nn,  in  BsB.;  BU.;  S  tw.  -ng  —  f.,  PI.  -«" 
(in  FJ.  -i):  1.  wie  nhd.  Sünde,  allg.  a)  als  reines 
Subst.  Die  sibe"  S-e";  s.  Sp.  48.  Die  nun  fremde" 
S-e",  Sünden,  die  zwar  von  Andern  begangen,  uns 
aber  als  Mitschuldigen  angerechnet  werden  und  deren 
der  Katechismus  9  aufzählt,  kath.  Schweiz;  einen  Beleg 
s.  AfV.  13,  294  (1829,  ScHwBr.  Bartlispiel).  Da-  ist 
e"  S.,  de  muesch-cs  bichte"  AaF.;  vgl.  dazu  Sünde"- 
Müller  als  Übername  eines  gesuchten  Beichtvaters 
SchwE.  Die  kathol.  Valseru-ibli,  die  früher  zur  Neu- 
jahrszeit ins  reform.  Rheinwaldtal  kamen,  quittierten 
eine  Gabe  für  den  aufgesagten  Spruch  mit:  Vergelt  's 
Gott  tüsi'gmal!  und  fügten  dann  noch  bei:  Vergib-mer 
doch  mi"  S.,  dass-ich  eme"  Chätzer  Eppes  abg'no"  hän 
GRNuf.  (Trepp).  Gott  verzih-mer  mini  S.!  einem  der- 
ben Ausdruck  beigefügt  Z  und  weiterhin;  vgl.  auch 
unter  b.  ,Sage  ich  Das,  so  ruhen  die  Hagle  [Tochter 
und  Tochtermann],  Gott  verzeih  mir  meine  Sünde, 
nicht,  bis  sie  es  [das  Geld]  haben.'  Gotth.  Mer  [ein 
Liebespaar]  müesse"  ü"si  Süng  biiesse".  ebd.  Uni  Wüssen 
öni  S.  ZEls.  und  lt  Spillm.  Am  Maitagabend  gehen 
die  jungen  Bursche  vor  die  Häuser  und  .bringen  den 
Mädchen  die  Sünden  aus'  G.  ,üie  s.,  misshandlung, 
peccatum,  crimen,  transgressio.'  Fris.;  Mal.  ,Dass  ich 
nicht  allein  das  Volk,  sondern  auch  die  Fürgesetzten, 
beides  vor  sonderbaren  Stands-  und  Landssünden,  vor 
den  Beruffssünden,  vor  den  Eidsünden,  vor  den  Sab- 
bathsünden,  vor  den  Blutsünden,  sondern  auch  von 
anderen  durchgehenden  S-en,  vor  Fluchen  und  Schwee- 


1161 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


1162 


ren  ...  gewarnet.'  JMüller  1673.  S.auch  Bd  II  1422  o. 
,S.  und  fäl':  .Sein  s.  und  fäl  allenthalben  ausskünden 
und  offenbaren,  differre  aliquem.'  Fris.;  Mal.  ,S.  und 
schand.'  ,Gott  bhüete  ein  ieden  vor  s.  und  vor  schand!' 
JHaller  1550/73.  ,[Die  Gerechtigkeit  zum  Landvogt:] 
Du  stäckst  voll  s.  und  schand,  verfüerst  dich  selbs 
und  alle  weit!'  VBoltz  1551;  nachher:  ,so  stäckst  in 
s.  biss  über  die  oren.'  ebd.  I"  d'  S.  falle'  1)  der  S. 
anheimfallen.  .Nun  ist  Adam  in  die  s.,  bresten  und 
tod  gfallen.'  Zwingli.  ,Ee  Adam  in  d  s.  gfallen.'  Güalth. 
1555.  —  2)  uneig.,  aus  dem  ersten  Schlafe  schreckhaft 
aufwachen.  oO.  (FStaub).  .Offne  s.',  öffentliche  Sünde: 
.Salvator  zu  Mathso:  ...  Du  sitzest  an  offner  S.  am 
Zol;  aber  du  sollt  darvon  abstan  und  jetzund  von  Innen 
mit  mir  gan.'  1616,  EBrandst.  1885.  In  abgeschwäch- 
tem S.  's  ist  e"  S.,  wie  De  si"  Güetli  (sini  Rebe", 
si"  V'ech)  vertvarlöset,  wie  Dey  (oder  we""-me"  de"  Weg) 
mit  dem  Brot  (Obs,  Gelt)  umgöt!  Th;  Z  und  weiterhin; 
vgl.  b.  Erlieh  tanze"  sei  kei"  S.,  aber  's  wüest  hei'"gö" 
ZSchlatt.  Obe"  durchen  isch  hei"  S.,  unde"  durche" 
schlieffe"  d'  Hund,  Sprw.,  wer  sich  über  Andre  empor- 
gearbeitet hat,  begebt  keine  Sünde,  wenn  er  sich  dann 
auch  seiner  Stellung  entsprechend  benimmt  BsL.  J* 
ha-  Das  nüd  für  e"  (für  ke")  S.  Ond  liebe",  das  halti"d- 
mer  för  ke"  Sönd,  wenn-me"  schäni  Mäteli  föndt.  Ap 
VL.  1903.  I'h  tat  (wür(d))-mi'h  (in  ZO.  laut  Spillmann 
auch  I<*  weH-mer)  de(rj  S-e"  (drum)  fürch(t)e"  [oä.], 
Dies  oder  Jenes  zu  tun  Gl;  Sch;  Z;  s.  Bd  I  994  o. 
[Zuger  beim  Viehhandel:]  Mit  d'ene"  Glarnere"  isch 
doch  e"  verdammts  Handle",  ...  heusche"  tuend -si, 
mir  Zuger  würde"d  ü"s  der  S-e"  fürchte"!  CStreifp 
1901.  leh  müesst-mich  de  S-e"  fürchte",  wän"-ich  nur 
für  mich  ive't  luege"  und  deheime"d  Alls  im  Stich  liesst ! 
ebd.  1908.  Sö'ttist-dich  de  S-e"  fürchte",  eso-n-e"  Ma"", 
we-n-ich  bi",  i"  Boden  ine"  z"  trugge".  ebd.  1904.  Me" 
muess-sich  de  S-e"  (drum)  furche",  es  Mül  üfz'tue"  Z. 
Auch  ohne  Art.  Mer  müesste"d-i"s  Sünde"  furche".  Dan. 
(wahrsch.  Ap).  .Pfarrer:  Ich  würde  mir  Sünde  fürchten, 
dem  schwachen  Andreas  da  so  etwas  [eine  starke 
Arznei]  anzuraten.'  Borgerfr.  1818  (GMontl.).  Ieh 
möcht-si  [ein  böses  Weib]  nüd  um  all  mini  S-e"!  selbst 
wenn  mir  dafür  alle  meine  Sünden  verziehen  würden. 
oO.  ,0,  ich  könnte  einen  solchen  Kerl  für  meine  Sünden 
nicht  vor  mir  sehen.'  Gespr.  1798.  ,Die  Holzfrevler 
sind  wohl  allzumal  Schelmen  und  Die  kann  ich  nun 
für  meine  Sünden  nicht  leiden.'  B  Hink.  Bot  1804. 
Wie  d'  S.,  als  Verstärkung.  Eine"  (Öppis)  hasse"  wie 
d.  S.  G;  Z.  Wüest  wi  d'  S.,  von  einem  hässlichen 
und  gemeinen  Menschen  G.  En  leide  Bursch,  wüest 
wie  d'  S.  Alpenr.  1827  (BO.);  vgl.  unter  2.  —  b)  (von 
der  artikellosen  präd.  Verwendung  aus)  übergehend 
in  adj.  Funktion:  's  ist  s.,  sündhaft,  auch  nur  = 
unrecht,  ungehörig,  allg.  's  ist  s.  zB.  wenn  man  Brot 
verunehrt  (vgl.  Bd  V  944),  auch  andere  Gottesgaben, 
Geld  usw.  missachtet,  vergeudet,  im  ZO.  sogar,  wenn 
ein  Kind  das  Kerngehäuse  eines  Apfels  wegwirft  oder 
die  Kirschensteine  nicht  verschluckt.  Es  ist  sünn, 
Pm  [Einem]  das  Ahmtest"  nit  z'  ge",  wa-me"  der''' 
Gotts  Wülle"  hüHcht  BG.  S.  auch  messen  (Bd  IV  456). 
Minn  Vatter  hed  g'säd:  ond  das  Tanze"  sei  sönd;  dö 
han-ich  verslande":  wenn-ich  's  no-  auch  chönnt.  Ap  VL. 
1903;  s.  noch  Bd  V  1172.  Wä""-me"  lachet,  bis  Ei"'m 
d'  Augen  überlauffe"d,  so  isch  ['s]  s.  ZEuss.  .Wenn 
Derjenige,  der  einen  Kropf  hat,  in  der  Kirche  während 
der    Predigt    zwei    Personen    miteinander    schwatzen 


sieht,  so  greife  er  an  den  Kropf  und  spreche:  Was 
ich  sehe,  das  ist  S.,  was  ich  greife,  das  verschwind.' 
HZahler  1898  (BSi.);  in  BE.  (AfV.  XV.  8/9)  gegen 
.Dornwarzen.'  ,Wa  ich  das  stro  und  höw  alles  nit  in 
Eegensperger  guot  ze  bessrung  gefüert  hette,  so  hette 
ich  es  je  alle  jar  verkouft,  da  were  ein  grosse  summ 
jedes  jares  uss  300  fuoder  höw  und  stro  gelöset;  sölte 
mir  das  nit  bezalt  werden,  were  doch  s.'  1468,  Gfd 
(Mötteli  an  den  L  Bat).  ,Sigend  aber  nit  vil  Lüt  zu 
ime  [einem  Quacksalber]  komen,  habe  nit  gmeint,  dass 
es  böss  oder  sündt  syge.'  1637,  Z.  S.  noch  ver-reden 
(Bd  VI  565).  Mit  Dat.  P.  Ond  i<*  ond  minn  Schatz, 
mer  sönd  G'schwösterigchend,  mer  sönd  all  bi-n-enander, 
es  ist-i"s  nüd  sönd.  Ap  VL.  1903.  Einen  Beleg  von 
1431  s.  Bd  V  287  o.  ,Und  seye  es  [der  Handel  mit 
Erz]  Niemandem  S.  und  verbotten  als  ihnen,  den 
Stattkupferschmiden.'  1675,  ZStdt.  Bes.  in  der  einer 
derben  Wendung  vorausgeschickten  Formel:  Es  söll- 
mer  nüd  s.  si"  Ap;  Gr;  Z;  vgl.  unter  a.  [Gast,  dem 
ein  gebratener  Hahn  gereicht  wird:]  Lueget,  mi"s 
Fräuli,  es  söll-mer  nüd  s.  sin:  i'h  weiss,  der  Hauen 
ist  bis  jez  in  allen  Teilen  g'sund  und  recht  g'sin,  aber 
es  ist -mer  doch,  a's  ob-i'h  Choge"fleisch  esse"  s&tti. 
GFient  1898.  Si  hüset,  's  soll -mer  nüd  s.  si",  vff's 
Hörli  wie  nen  Stall  voll  Sau.  Stütz,  Gem.  S.  noch 
Sp.  1033  Mitte.  Etw.  ,für  s.  han.'  .Darumm  wolt  er 
es  ouch  nüt  für  s.  han  und  wolt  er  es  nit  rüwen  noch 
bichten  noch  büessen.'  Volksb.  ,Der  us  blödigkeit 
oder  unwüssen  sich  will  on  ursach  verärgren,  den 
soll  man  nit  krank  oder  klein  lassen  blyben,  sunder 
in  stark  machen,  dass  er  nit  für  s.  hab,  das  nit  s.  ist' 
Zwingli.  S.  un  d  schad  (in  BsStdt  sind-f-schad,  auch 
geschr.  sindeschad,  d.  i.  .sündenschade';  vgl.  2)  si" 
1)  im  moralischen  S.  Da'  ist  doch  sönd  ond  sch., 
dere"wege"d  mit  dem  Bröd  omz'gö"  TuEgn.;  ähnlich  Ap 
und  sonst.  S.  auch  KSteiger  1839,  169  ff.  .HSpiegeli 
habe  gesagt,  es  wäre  s.  und  sch.,  dass  JAndres  Schmid 
[von  dem  es  heisst,  dass  er  in  seinem  Hause  Messe 
lesen  lasse]  das  panner  in  der  hand  gehept  hat.'  1532, 
EEgli,  Act.  787.  ,Eeden  wir  mit  einem  Frömden,  da 
dörffen  wir  nicht  gleich  sagen:  gib!  sondern  müssen 
...  zierliche  Wort  brauchen;  wann  wir  aber  Gott  um 
Etwas  ansprechen  ...  und  so  wir  ihm  nur  Vatter 
rüffen  [erfüllt  er  unsre  Bitte].  Darum  were  es  s. 
und  sch.,  wann  wir  das  Wörtlein  ,gib!'  nicht  mit 
kindlichem  Vertrauen  an  Gott  langen  Hessen.'  FWtss 
1677.  —  2)  ohne  moralischen  Nbsinn  als  Ausdr.  starken 
Bedauerns,  =  jammerschade,  wohl  allg.  's  ist  s.  und 
sch.  drum  (defür).  En  Ast  voll  guldgel'-i  Bire"  sige" 
überüs  g'hanget  [so  dass  sie  nicht  gepflückt  werden 
konnten],  es  sig  s.  und  sch.  g'si"  derfür.  JEeinu.  1907. 
's  ist  (war)  s.  und  sch.  um  (für)  jede"  Rappe"  a"  De" 
ane"  Th.  's  ist  s.  und  sch.  um  d'  ZU,  um  jedes  Wort. 
Es  sig  s.  und  sch.,  das  Zug  e'so  la"  z'  graue" !  EIscher 
1901.  's  war  doch  Sindeschad,  ame"  settige"  Tag  da- 
heim z' si"  Bs.  's  ist  s.  und  sch.  um-en,  zB.  einen 
auf  Abwege  Geratenen.  Süng  u"d  sch.  war -es  für 
di'h,  we""-d%  so-n-e"  Tonners  Stube"hocker  wurdisch. 
Loosli  1910.  .[Abraham  zu  Gott:]  Es  ist  ja  s.  und 
sch.  um  das  schön  Kind  [Isaak],  es  hat  ja  dar  art- 
lichist  Grind.'  Ttrolersp.  1743.  In  der  ä.  Spr.  auch 
im  Comp,  .sünder.'  ,Do  er  sin  [Karl  des  Beischlafs 
mit  der  eigenen  Schwester]  ynen  ward,  do  meint  er  nit, 
daz  es  im  sünder  wer  den  ein  ander  unkünsch  werk,  won 
er  es  nit  vor  gewüst  hatt.'  Volksb.    .[Ein  neugläubiger 


Sand,  send,  sind,  sond,  sund 


1164 


Pfarrer  habe  gepredigt]  man  soll  nit  leren,  dass  fleisch- 
essen sünder  sye  an  eim  tag  dann  an  dem  andern.'  1525, 
Ap.  ,Oh  er  joch  gelt  [Pensionen]  hätte  genommen, 
worum  das  im  s.  sölte  sin  den  sinen  Widersachern, 
so  vil  me  genommen,  nämid  und  suochtid.'  Ansh. 
, Einen  heimlichen  Dieben,  der  vom  Verbanneten  ge- 
stohlen, welches  s.  war,  dann  als  hätte  er  einen  ge- 
meinen Diebstal  begangen.'  FWtss  1672.  —  2.  be- 
griffsverst.  als  1.  Teil  von  Zssen;  s.  sünd(en)-billich 
(Bd  IV  1167  u.),  -starch,  -wiest,  ferner  Sünden-Gelt 
(Bd  II  263;  auch  Th),  wohl  auch  S.-Bass  (Bd  IV  1660), 
■Tenor,  und  vgl.  dazu  DM.  V  28. 

Ahd.  sunt(e)a,  mhd.  Bünde:  vgl.  Sanders  II  1272;  Schm. 
»II  306;  Martin-Lienh.  H  363.  Der  durchgehnde  Um), 
beruht  sicher  nicht  überall  auf  bodenständiger  Entwicklung; 
vgl.  die  Aum.  zu  gesund  (Sp.  1136).  Zu  1  b  (auch  schon 
mhd.)' vgl.  Analoges  unter  Not  B  (Bd   IV   856/7);  Schad. 

Erb-:  Erbsünde.  ,Man  sol  nit  leren,  dass  Cristus 
allein  hab  glitten  und  gnuog  tan  für  die  e.'  1525,  Ap. 
,Dass  Unser  Frow  in  e.  enpfangen.'  Ansh.  S.  auch 
durch-gän  (Bd  II  36  o.).  —  Mhd.  erbemnde;  vgl.  auch  Gr. 
WB.   III   741;   Fischer   II    769'70. 

Für-,  ,Es  gibt  allerlei  Sünden  und  gibt  auch 
Feurs-en.  Deren  zu  Sodoma  Geilheit  war  ein  Feurs.; 
sie  brunnen  innwendig  wie  ein  Feur,  mit  Feur  sind 
sie  desshalb  gestraft  worden.  Geschenk  nemmen  und 
darauss  Hütten  bauen  ist  ein  Feurs.;  darum  stehet 
Job.  Cap.  15,  das  Feur  werde  die  Hütten  Deren,  welche 
Gaben  nemmen,  verzehren  [usw.].'  FWyss  1675,  81/2. 

Jesuiter  Jesewiter-:  kleines  Vergehen,  's  höchst 
c"  J.  L  Lied. 

Eig.  ein  so  geringfügiges  Vergehen,  dass  es  nur  nach 
der  strengen  Regel  der  Jesuiten  als  Sunde  taxiert  werden 
könnte.  Das  W.  ist  nach  Ineichens  und  Andrer  Zeugniss 
nicht  volkstümlich. 

Kapital-:  Hauptsünde.  ,Da  doch  der  Selbstmord 
eine  C,  eine  Sund  aller  Sünden  genennt  werden  kan.' 
AKlingler  1691. 

Buesem-  , Busein-':  Busensünde.  , Sich  selber  frei 
machen  von  allen  groben  Ärgernussen,  item  herr- 
schenden Schoos-  und  Busemsünden,  die  das  Aug  un- 
serer Seele  nicht  bloss  verdunkeln,  sonder  gar  zer- 
quetschen.' JJUlr.  1731.  ,[Man  kann]  gar  kommlich 
und  aufrecht  auch  mit...  ganzen  geladenen  Heufuderen 
heimlicher  B-en  und  fleischlichen  Lüsten  daher  fahren.' 
ebd.  ,Das  Verläugnen  der  liebesten  B-en.'  ebd.  — 
Auch  bei   Gr.   WB.  II  569. 

Bluet-Sind:  Blutschande  PA1.  (Giord.).  Auch  hei 
JMüller  1673;    s.  Sp.  1160  u.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  IUI. 

Schäss-  s.  Buesem-S.  und  vgl.  Gr.  WB.  IX  1606. 

Tod-:  wie  nhd.  Im  theologischen  S.;  s.  siben 
(Sp.  48).  Auch  sonst  von  einer  schweren  Sünde  übh. 
Me"  nur1  meine",  's  war  e"  T.  Als  Pfarrer  Piedinger 
,um  Benamsung  der  Klagen  anhielte',  da  seien  fol- 
gende .Todsünden'  von  Baden  her  vorgebracht  wor- 
den: er  habe  dort  gekegelt  und  sei  oft  in  das  Wirts- 
baus zum  .Schlüssel'  oder  ,Glas'  gegangen.  1666, 
JJRed.  (FZoll.  1905).  —  Töd-sünder(in).  .Helffent 
mir  Gott  bitten  ...  über  all  todtsünder  und  -Sünderin.' 
XV.,  GT.  (Gebet  des  Pfarrers  nach  der  Predigt).  ,Tod- 
sünder  absolvierend  nit.'  JStdmpf  1541.  —  Schon  mhd.; 
vgl.  auch  Fischer  II  246. 

Schlüff- winke)-:  eine  Sünde,  wie  sie  in  .Schlüff- 
Winkeln'  (s.  d.)  begangen  zu  werden  pflegt.  .[Seckel- 
meister  Werdmüller  hält  die  Verlegung  der  militäri- 


schen Übungen  auf  den  Sonntag  für  besser]  dan  man 
sonsten  sich  mit  anderen  Schl-en  in  mehreren)  Tun, 
mit  Suffen,  Spillen  und  Unzüchtigkeit  sich  versündige.' 
1652,  GJPeter  1907. 

sünde",  Ptc.  g'sünnod  PIss.:  1.  a)  intr.,  sündigen. 
,Daz  paradise,  da  Adam  inne  was,  e  er  gesundoti.' 
E.  XU.,  Wack.  1876.  ,Hant  dann  die  unsern  gesundet, 
so  werdents  gestroft  syn.'  1499,  S.  .[Jesus  sprach  zur 
Sünderin:]  Sund  nümmen  me!'  NMan.  .Nimpstu  ein 
wyb,  du  hast  nit  gesundet.'  Zwingli.  .Dass  der  zur 
buoss  gehalten  werd,  so  gefrefnet  und  gesundet  hat.' 

1529,  B.     .Die  aber  sündend,    sind  feind   irer  seien.' 

1530,  Tob.  ,Si  heigs  nit  wellen  tuon,  er  nemrae  si 
denn,  und  im  daby  gseit,  si  heig  vor  gsündet  und 
unrecht  tan,  welle  hinfür  söllichs  nit  me  tuon.'  1530/3, 
Z  Ehegericht.  ,S.,  sich  etwarinn  vergon  und  unrecht 
tuon,  committere  aliquid,  delinquere.'  Fris.  ;  Mal. 
,Man  sagt,  s.  ist  menschlich,  aber  in  der  sünd  wollen 
verharren  ist  tüfelisch.'  LLav.  1584.  S.  noch  finden 
(BdI846u.,  wo  .gsündet'  zu  lesen);  ent-gelten  (Bd  11 
279);  Bits  I  (Bd  IV  1986);  ring  (Bd  VI  1059  u.);  Ur- 
sach (Sp.  120  o.).  Mit  Adv.  .Unglaub  sündet  tödtlich.' 
JStumpf  1541.  .Wenn  wir  böses  gedenkend  und  über 
das  ein  lust  und  gefallen  daran  habend,  so  sündend 
wir  dester  schwerer.'  LLav.  1582.  .Darum  man  allhie 
uf  Ärden  muotwiligclich  nit  s.  sol.'  1600,  Ard.  Mit 
präp.  Bestimmung.  S.  gege",  .wider,  an,  vor.'  Ick  henn 
g'sünnod  (en)gege(n)  de"  Himil  und  gegen  ouch,  Übers, 
von  Luc.  15,  18.  21.  Schott  1842  (PIss.);  dafür  ,in 
den  h.  und  vor  dir.'  1530,  Luc.  (nach  dem  griech.  eig 
-uöv  oöpavöv  xa't  sviimiov  aou),  ,wider  den  h.  und  wider 
dich.'  Goalth.  1559.  .Wenn  ir  aber  also  sündend  an 
den   brüedern  ...  so   sündend   ir  in  Christum.'    1530, 

1.  Cor.;  , wider  die  brüeder.'  1560.  ,[N.  habe]  am  mei- 
sten wider  u.  gn.  h.  gsindet,  ghandlet  und  grett'  1550, 
W.  .[Dass]  du  vast  übell  vor  Gott  und  mier  wurdest 
sinden  ...'  1555,  ThPlatter  Br.  .Daran  gegen  inen 
er  übel  gsündet  hatt.'  1562,  Klageschrift  der  V  Orte. 
,Du  sündest  wider  dich  selbst'  JJGessner  1702.  S. 
auch  sündigen.  ,S.  mit':  ,N.  ist  gestraft  ...  darumb, 
das  er  mit  siner  stiefftochter  hat  gesundet.'  1485,  B 
RM.  ,S.  in':  ,Hand  ir  gesündt  in  füllen,  brassen,  so 
sönd  ir  üch  in  abbruch  fassen.'  Aal  1549.  —  b)  mit 
innerin  Obj.  ,Die  drit  sünd,  die  Karlus  sündet  wider 
Gott,  daz  was,  daz  er...'  Volksb.  ,Man  soll  nit  leren, 
dass  weder  bapst,  bischof  noch  pfaff  mög  sünd  ver- 
geben, dann  die  wider  sy  gesundet  sye.'  1525,  Ap. 
,Nit  wüsse  er,  was  sy  gesundet  habe.'  1541/3,  Z  Ehe- 
gericht.   ,Was  hand  ihr  gsündet'?'  Scbimpfr.  1651.  — 

2.  refl.,  sich  versündigen.  ,Si  [die  Geliebte]  sündet 
sich  an  mir.'  Hadl.  —  sündend.  ,Den  s-en.'  Zwingli. 
—  Ahd.  mnt(e)ön,  mhd.  Sünden   (mnden). 

ver-  (-«</-  BU.;  S.  -nn-  GRFläsch),  Ptc.  -t  Ap; 
GL(Leuz.);  GT.;  Th, -eiBHa.  und  lt  Gotth  ;  Gl  (Hial.): 
refl.,  sich  versündigen  Ap;  B;  Gl;  Gr;  GT.;  S;  Th; 
ZO.  Versünd-di'1'  nüd!  S.  auch  Bd  VI  129  o.  .Israel 
hat  sich  versündet.'  1530,  Jos.;  .versündiget.'  Luther. 
Mit  Adv.  Er  hät-sich  schwär  versünd(e)t.  ,Farst  für, 
so  versandest  dich  übel.'  LLav.  1583.  .Dann  wir  uns, 
so  wirs  tätend  ...  übel  v.  wurdent.'  HBull.  1551.  ,Der 
Teufel  hat  es  dahin  gebracht,  dass  die  Welt  an  Sonn- 
tagen sich  mehr  versündet  als  an  anderen  Tagen.' 
FWvss  1697.  Mit  Präp.  An.  Alte,  i  ha"-viich  ver- 
sinded  am  Himmel  und  an  dir  (Übers,  von  Luc.  15, 


1 1  i;r> 


Sand —  suud.     Sanf- 


i  ig«; 


18.21)  BHa.;  ähnlich  Gl  (Dial.).  Mer  händ-is  am 
liehe"  Gott  versandt  Gl  (Leuz.).  Das  [allzufrühes 
Entwöhnen]  wär-sich  versünget  am  King.  Gotth.  ,Wo 
man  wider  ain  sölichen  man  mit  straf  ze  faren  under- 
stüende,  man  wurd  sich  an  im  versönden.'  Vad. 
,An  dieser  Vollkommenheit  versünden  sich  Diejenige, 
welche...'  JMüller  1673.  Mit.  Mit  ü"sem  Chummer 
chönne"-mer-i"s  grüsam  versünge",  dass-er  [Gott]  -i"s 
zeigt,  wie  's  noch  ganz  angers  cho"  chönnt.  Gotth.  ,Dass 
der  Mensch  sich  mit  disen  eitelen  Dingen  versandet, 
vergiftet,  vernarret.'  A Klingler  1688.  S.  noch  chüb- 
len  6  (Bd  UI  117).  Dür°";  s.  buseren  I  (Bd  IV  1748). 
Mhd.  versünden  (tr.  und  refl.);  vgl.  auch  Adelung8  IV 
1157;  Sanders  II  1272;   Sehm.  2 II   306;   Fischer  II   1371. 

Sünder  m.:  wie  nhd.  allg.  Beue"der  S.;  s.  Bd  VI 
1885  u.;  dazu  noch:  E"  reue"der  S.  u"d  schö"s  Wetter 
chöme"  nie  z'  spät  BHk.  Armer"  S,  „Malefikant,  der 
zur  Richtstätte  geführt  wird"  Ap  (T.);  „VO";  SoHSt. 
(Sulger) ;  Ndw  (Matthys) ;  vgl.  auch  Arm-sünder-Glöggli 
(ScuSt),  -Schmalz.  Heute  wie  nhd.  nur  noch  in  den 
RAA.:  Dästä",  früre",  schlottere'',  üsg'seh",  Angst  ha" 
toie-n-en  armer  S.  wohl  allg.  ,Es  ist  so  eine  kühle  Nacht 
gewesen,  dass  ich  gefroren  habe  wie  ein  armer  S.  an 
Dreikönigen.'  Lüegisl.  1891  (L).  .Verblenten,  ver- 
stopften s.;  eilender,  türftiger,  verfüerter,  verkoufter, 
verratener  s.'  XV.,  Bs  Schimpfw.  —  Sünderi",  in 
PA1.  Sindri  —  f.:  Sünderin.  ,So  sich  ützit  args  uff 
sy  ghandlet  haben  erfunde,  so  söte  man  sy  nit  wie 
ein  andre  sündrin,  sonder  mit  zwyfacher  buoss  straffen.' 
1538/40,  Z  Ehegericht. 

sündhaft:  wie  nhd.,  zunächst  im  moralischen 
Sinne  Aa;  B;  G;  S;  Th;  Ndw.  's  ist  s.,  sovil  Geld 
für  Settigs  (Derigs)  üsz'ge".  Es  s-s  G'schwätz  B.  Das 
isch  doch  ämel  orh  s.  g'redt  vo"-der!  ,du  führst  doch 
unverzeihliche  Reden  ins  Feld.'  ebd.  (AvRütte).  In 
abgeschwächter  Bed.,  arg,  stark  B;  G;  S.  S-s  Wetter, 
=  Sait"-  Wetter  G.  Dass-er  grad  so  über  d"  [Jericho-] 
Bösen  übere"  g' neblet  het,  s-e"  Tabakrauch  über-s^-n-a 
bläst.  BWtss  1863.  Wie  ,arg'  auch  rein  verstärkend. 
Es  het  gar  s.  g' stauche"  (g'stunke")  bi-ne"  B;  G.  Er 
hat  s.  vil  Geld  G;  Th.  S.  wüest,  von  Personen  B;  G. 
,üer  Borst  [an  den  Bürsten]  war  von  Anfang  an  s. 
schlecht.'  JSenn  (Zu.). 

sündig:  wie  nhd.,  doch  wenig  volkstümlich.  Ke'" 
s-er  Mansch,  verstärktes  Niemand:  ,[Er  übernehme 
die  Liegenschaft  zum  Schatzungswerte]  bloss  aus  Er- 
barmen ...  ke'"  s-er  Mansch  sonst  hätt  Das  chön"e" 
drum  ge".'  Gotth.  St"  s-i  Sei,  als  Beteurung;  s.  Bd 
V  215.  ,Als  wenig  ein  mensch  einen  engel  gebären 
mag,  also  wenig  mag  der  gefallen  s.  Adam  einen  un- 
sündlichen  menschen  gebären.'  Zwingli.  —  Mhd.  »und«-. 

sündige"  (-»m-PGr.;  WG.,  Leuk,  V.),  in  PA1.  -u", 
Ptc.  -et,  in  PAL;  WLeuk,  Lö.,  V.  -ut  f-udj,  in  PGr. 
(-ogödj,  Mac.  (-ogod),  Rima;  WRar.  -ot  (-od):  wie  nhd. 
sündigen,  wohl  allg.;  so  häufig  (neben  sic!'  versün- 
d(ig)e";  s.  dd.)  in  der  Übers,  von  Luc.  15,  18.  21  in 
der  Dial.  und  bei  Schott  1842,  mit  den  (wohl  zT.  von 
der  nhd.  Vorlage  heeinfiussten)  Präpp.  gege",  wider, 
a",  vor,  i",  bi.  Scherzh.:  Was  hat  der  Stuel  g'sün- 
diget,  das'-er  mues'  da  usse"  stä"?  Z.  ,Das  ir  nit  sün- 
digetind.'  OWerdji.  1564.  .Solche  versünden  sich  selbs 
und  machen  noch  s.  Andere.'  JMüller  1666.  ,Wann 
Einer  dich  verleumdet,  ein  Solcher  sündet  wider  dich 
und  wider  Gott.     Was    er   wider  dich   sündiget,   das 


kanstdu  ihm  verzeihen  ...  Was  er  aber  sündiget  wider 
Gott,  das  kanst  du  ihm  nicht  verzeihen.'  FWtss  1677. 
—   Mhd.  sündigen. 

ent-:  wie  nhd.,  von  Sünden  reinigen.  ,Dass  wir 
alle  ...  werden  gerecht  gesprochen,  entsündiget,  unsere 
Sünden  werden  uns  zugedeckt.'  FWyss  1677. 

ver-:  refl.,  =  ver-siinden  (Sp.  1164).  wohl  allg. 
Öfter  (neben  versünden,  sündigen)  in  der  Übers,  von 
Luc.  15,  18.  21  in  der  Dial.  (mit  den  Präpp.  gege", 
wider,  a",  vor).  Er  hed-sich  schtvär  versündiget,  zB. 
durch  Missbrauch  einer  Gottesgabe.  ,Dieweil  sich  die 
armen  in  dem  grösslich  versündiget,  dass  sy  ire  kinder 
weder  in  die  kyrehen  noch  schuolen  gefüert.'  SHochh. 
1591.   —   Auch  mhd. 

sündli(ch):  wie  nhd.  sündlich  Ndw  (Matthys; 
.selten').  [Ich]  glaub  doch  nüd,  dass  's  sündlich  sei, 
we""-me"  Freud  am  Buckle"  hei  Z  Wald  (Lied).  ,Nach 
dem  süntlichen  fürschutz.'  Volksb.  ,Du  hast  mir  gen 
der  sönen  zwen  in  diss  süudtliches  leben.'  Kessl. 
(Dankgebet).  ,Süntliche  werch',  spee.  von  unerlaubtem 
Geschlechtsverkehr.  ,[Ein  Vater  kann  den  Sohn  ent- 
erben] ob  ein  sun  bi  sines  vatters  wibe  mit  muot- 
willen  und  wüssenclichen  lit  nach  s-en  werken,  daby 
noch  fürer  mergelich  ze  verstende  ist,  ob  ein  sun  by 
siner  eigenen  muoter  söliche  s-e  werk  volbrechte.' 
1438,  B  PES.  ,Wir  habent  ouch  mit  einandern  ge- 
sessen und  trunken  und  ouch  s-e  werch  mit  einandern 
leider  volbracht.'  1459,  Z  RB.;  ähnlich  1483,  ebd. 
S.  auch  üs-richten  (Bd  VI  420  o.).  In  S  als  Verstär- 
kungsadv.;  vgl.  sündhaft  (Sp.  1165).  —  Mhd.  imntlich. 

u"-:  sündlos.  E"  liiteri  Sei  und  schier  u"sündtlic''. 
Schwzd.  (Schw).  S.  auch  sündig.  Hieher  (?):  ,Mit  vil 
unkristlicher  untrüw,  unglowens  und  betrug,  fürnem- 
lich  des  unsintlichen,  wilkerigen  babsts.'  Ansh.2V  389. 


Sanf  —  sunf. 

Seufm.:  wie  nhd.  ,Seneffes  chorn,  granum  sinapis.' 
Notker.  .Sinape,  senf.'  Voc.  opt.  ,Der  senff,  sinapi.' 
Fris.;  Mal.  1.  Senf  bzw.  -mf  AAMönth.;  BsL.;  B;  Sch; 
Th;  U;  Z,  Sempf  Th,  Seif  AABr.,  Holzrüte,  Villn., 
Saipf  ZO.  (Stutz),  Sauf  ÄASchneis.,  Säupf  ZBär., 
Pfäff.,  Russ.,  Pflanzenname,  a)  die  Senfpflanze,  und 
zwar  a)  Ackersenf,  Sin.  arv.  AaBi'.,  Holzrüte,  Mönth., 
Schneis.,  Villn.  (auch  wilde'-  S.)  und  lt  Mühlb.  1880 
(gÜT,  wilde'-  S.);  Bs;  B  (gel"er  S.);  Th  (gWe"  S);  U 
(gel"f  S.J;  ZO.  (auch  gel"er  S.),  Pfäff.,  Russ.  Sust 
händ-er  glich  verhext  vil  Chatze"schicänz,  Fürblueme", 
Chleberen  und  Saipf  [im  Acker].  Stütz,  Gem.  —  ß)  wis- 
se' S.,  Ackerrettig,  Raph.  Raphan.  Aa  (Mühlb.);  Th; 
U;  Z.  .Wilder  senff,  sinapi  aemulans  aut  Raphanum.' 
Aretiüs.  —  y)  schwarze*  S.,  schwarzer  Kohl,  Brass. 
nigra  Sch.  —  8)  wilde  S.,  Bauernsenf,  Ib.  amara  BGr. 
(Bärnd.  1908).  —  b)  für  senfähnliche  Pflanzen,  a)  Kreuz- 
kraut, Sen.  vulg.  THEgn.  —  ß)  Erdkresse,  Barb.  vulg. 
Durh.  —  2.  Senf  bzw.  -mf  AaF.,  Leer.;  Ap;  BsL.; 
BGr.,  G.,  Stdt;  LG.;  GT.;  S;  Ndw;  Z,  Sempf  GlGI.; 
Sch;  S;  Th;  ZKloten,  O.  und  lt  Dan.,  Senft,  Sümpft 
BsStdt;  SThierst;  ZO.,  Senfsamen,  bereiteter  Senf. 
S.  a"mache",  aus  Senfmehl  und  Essig,  in  Wirtschaften, 
ab  und  zu  auch  in  Familien  AaF.;  GT.  und  weiterhin. 
,4  ß  umb  senff.'  1420,  ZFraumünster  (Ausgaben).  ,By 
der  Hoffhalden   hette   er  senff  gereicht  ...  stalte  den 


1167 


Sauf— Sunf.  Sanft 


ifl 


1168 


s.  an  die  gassen.'  1472,  Z  EB.  ,N.  [sagt  aus],  uffjetz 
sonnentag  vor  dem  nüwen  jars  tag  sig  er  mit  s.  gen 
Zug  gangen,  und  als  er  für  die  metz  komen,  hette  er 
in  daselbs  undergestellt;  wäre  einer  zuo  im  kommen 
und  zwürent  gesagt,  das  wäre  Zürich  s.  und  hette 
der  Zwingli  darin  geschissen.'  1523,  Strickl.  S.  auch 
salzen  (Sp.  894  u.).  Verwendung.  Als  (Ab-)Gabe. 
,Sinapis  duo  quartalia.'  XII./XIIL,  ScbwE.  Urb.  ,Der 
jährlichen  zu  Herbstzeit  auss  dem  Amt  Fraumünster 
denen  Herren  Klein-  und  Grossen  Räten,  Pfarrern  ge- 
gebene Senif  wird  abgekennt.'  1622,  ZFraumünster. 
,Uiewil  ich  [ein  Amtmann]  ein  Boten  hab  müssen 
schicken,  hab  ich  imme  gleich  den  S.  ufgeben,  damit 
in  unser  gn.  Herren  noch  vor  der  Fastnacht  können 
bruchen.  Ich  hab  in  darum  in  das  Fässli  ingemachet, 
damit  er  dester  bas  könne  tragen.'  1630,  Z.  Als  Heil- 
mittel. In  der  Volksmedizin  spielt  das  S.-Pflaster 
überall  eine  grosse  Rolle.  .Senft  und  kressigsaamen' 
in  einer  Arznei.  JRLandenb.  1608.  ,Wysser  s.'  gegen 
Husten;  s.  Bd  VI  16.  Als  Würze,  bes.  von  (Fleisch-) 
Speisen,  allg.,  doch  vielfach  nur  in  Wirtschaften  ver- 
wendet. ,Daz  nieman  deheinen  win  hinnanthin  lutren 
noch  s.  [zum  schärfer  machen]  darin  tuon  sol.'  1416, 
Z  StB.  S.  noch  Ronen  (Bd  VI  978);  Bässi  (ebd. 
1280  o.).  .Sürer  s.';  s.  Üter  (Bd  I  606);  Grämpier 
(Bd  II  738).  RAA.  De"  (sin)  S.  derzue  (auch  dri"  Z) 
ge",  durch  Witze  und  Zoten  ein  Gespräch  würzen 
(AaF.),  das  schärfste,  treffendste  Wort  (Th  und  sonst), 
übh.  seine  Meinung  zu  einer  Sache  äussern,  oft  mit 
geringschätzigem  Nbsinne  Aa;  Ap;  Bs:  B;  L;  G;  Scb; 
Tb;  Z.  Wenn  no'h  der  Ziböri  oder  der  Kolumbus  der 
S.  de'zue  g'enä,  wenn  Das  nid  zieht,  so  weiss-i'h  de"" 
Nu'  mer.  L  Tagbl.  1899.  Er  meint,  er  mües'  sin  S. 
au'h  noeH  derzue  ge",  sin  S.  zu  Allem  ge".  Frau  N., 
mer  hätte"  gern,  Si  gäbe"  dö  ire"  S'empft  au'h  derzue! 
Scbwzd.  (Bs).  ,So,  das  wäre  mein  S.'  OvGreyerz  1911 
(Schluss  einer  Rede).  ,N.  [der  sich  in  einen  Ross- 
handel mischte]  strich  seinen  S.  an  Alles.'  Gotth.  Er 
hätti  wäger  lieber  ung'schiniert  'ne  [ihnen]  mit  dem 
Stecke"  S.  darztie  g'serwiert  [sie  durchgeprügelt]  BG. 
(Bärnd.  1911).  S'emf  zum  Fleisch  ha",  ein  reiches,  aber 
böses  Weib  haben  Bs  (Spreng).  Jetz  hast  der  Sempf, 
die  Bescherung.  CStreiff  1904  (GlM.).  .Jetzt  waren 
wir  wirklich  im  S.  [in  der  Patsche,  im  Unglück]  und 
blieben  auch  darin  bis  über  die  Ohren  stecken  auf 
geraume  Zeit.'  Lobbacer  1864.  Am  S.  si",  mit  der 
Weisheit  zu  Ende  sein:  Ich  seil 's  bewise":  da  bin-ieh 
am  S.  g'si".  Wolf,  Rel.  Gespr.  ,Bi  dem  s.  sitzen'; 
s.  Heuw  (Bd  II  1816).  Sich  S.  i"  d'  Auge"  schlirgge" 
lö",  sich  blenden,  ,Sand  in  die  Augen  streuen'  lassen. 
L  Gespräch  (1905). 

Ahd.  senaf  (-if,  -ef),  mhd.  sen(e)/.  Lehnw.  aus  griech.-lat. 
einSpi(e).  Zum  Laut],  vgl.  Hanf  (Bd  II  1437).  Eig.  boden- 
ständig sind  wie  dort  nur  die  Formen  mit  lokalisiertem 
Nasal',  die  ausschliesslich  für  deu  einheimischen  Ackersenf 
gebraucht  werdeD.  Die  Rundung  >  äu  entspricht  der  in 
säu/eren  <  eei/eren  (Sp.  343);  vgl.  auch  die  Anm.  zu  Reiff 
(Bd  VI  656).  Über  die  weitre  Verbreitung  der  Form  mit 
angetretenem  l  (schon  1469,  ZWth.)  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  580; 
Martin-Lienh.  II  360;  Follmann  480.  Über  das  Sachliche 
s.  noch  VHehn,  Kulturpflanzen  6  207  f.;  AVuillemain,  Bei- 
träge zur  Kenntniss  der  Senfsamen  (Zürcher  Diss.  1904). 
S.  als  Abgabe  erscheint  auch  an  folgender  Stelle:  ,Es  hat 
der  Herr  zu  empfachen  18  Senflegelen,  die  welle  der  Herr 
jedem  Thumbherren,  einem  nüwen  und  alten  Oberpfleger  eine 
geben,  ouch  der  Herr  für  sich  eine  behalteu.'  1622,  Konstanz. 


Acker-:  =  Senf  1  aß  AASuhr,  auch  lt  Durh.  — 
Auch  bei   Fischer  I    101   für  Sinapis  arv. 

Ale"-:  aus  Senfmehl  und  neuem  unvergorenem 
Wein  aus  der  Gegend  von  Aigle  (Waadt)  bereiteter 
Senf  Bs.  Auch  bei  Bartsch,  Hirsmändigsteigeri"g  1869. 

—  Frz.  moutarde  d' Aigle. 

Bure" -Sempf:  =  Senf  1  ai   mTa  (Eberli  1904). 

—  Vgl.  Sanders  II   1078;   Fischer  I   729. 
Süri-1S,ew/-AA(Mühlb.);  SOlt.;  Ndw,  -Semf  LSurs., 

Will.,  -Sempf  S:  1.  Sauerampfer,  Rumex  ac.  aaOO. 
(ausser  Nnw).  —  2.=  Senf  2  Ndw  (Matthys);  heute 
abgelehnt.  ,Ein  zinnine  Surensenffstytzen.'  1612,  L. 
,6  Surensenffblättlin.'  ebd.  —  Vgl.  .sürer  seuf  unter 
Senf  2,  sowie  .Sauersenf  bei   Gr.  WB.   VIII   1874. 

Sinfoni  Simf-  f.:  Totenprozession  W.  Syn.  Nacht- 
Volch  (Bd  I  804). 

Die  Prozessionen  werden  meist  als  von  Musik  und  Gesang 
begleitet  vorgestellt;  vgl.  W  Sagen  II  235  ff.  und  die  Anm. 
zu   Sinatjötjen  (Sp.  1085). 


sanft,  saß,  sauft,  senft,  seft,  säuft,  säuft,  auch 
g*-s.:  A.  Adj.  I.  se/t.  GRVal.(s.c),  g'säft  Ap  (T.),  sonst 
nur  in  der  schriftspr.  Lehn  form  sam(p)ft,  ä.  , senft, 
sanft':  a)  wie  nhd.  sanft,  milde,  (ge)lind.  Der  Volksspr. 
im  Allg.' fremd;  in  Ap  lt  TTobler  (,g'säft,  Adj.  und 
Adv.,  etwas  verschieden  von  sanft,  mehr  im  mora- 
lischen Sinne');  Bs  lt  Seiler  spec.  vom  menschlichen 
Charakter.  , Sanft,  senft,  milt,  zam,  mansuetus,  pla- 
eidus;  sanft  und  güetig  machen,  lenire;  sanft  machen, 
schmeichlen,  muleere.'  Fris.;  Mal.  ,Zam  und  sanft 
werden,  mansuescere.'  Fris.  Von  Menschen  (auch 
Tieren).  ,Uffin  weme  sol  min  geist  geruowen,  wan 
uffin  deme  senftin  unde  deme  demuoten.'  E.  XII., 
Wack.;  lat.  , super  mansuetum  et  humilem.'  .[Die 
Löwen]  giengen  mit  im  sitte[n]klich  senften  schaffen 
gelich.'  WvRbeinaü.  .Gott  aber  keret  das  gmüet  des 
künigs,  das  er  senft  ward.'  1531/84,  Esth.;  , sanft.' 
1667.  ,[Der  Herr  ist]  barmherzig,  senft  und  darzuo 
milt.'  Rdef  1539.  .Ein  gar  senft,  woltätig  man.'  Vad. 
Die  Ander  [Frau]  sänfter  dän  Jachel,  die  häd  ihn  oft 
mit  dem  Flederwisch  die  ain  Stega  uf,  die  ander  aba- 
gheit.  AKornboffer  1656.  Von  Lebensäusserungen. 
,Süez  unde  senf  ir  aten  was.'  WvRheinaü.  ,S.  wort' 
uä.  .Diss  sagt  er  mit  kluogen  und  senften  Worten.' 
Zwingli.  ,Die  guoten  und  senften  wort.'  1529,  Abscb. 
.Mit  senften  worten.'  Salat.  ,Mit  senften  und  tugen- 
lichen  worten.'  Kessl.  .Sanfte  red,  wenn  einer  lieb- 
lich und  demüetig  redt,  submissio  orationis,  suavi- 
loquentia;  sanfter  worten,  suaviloquens.'  Fris.;  Mal. 
.Ein  senfte  antwort  stellt  den  zorn  ab.'  OWerdm.  1504; 
.sanfte.'  Herborn  1587.  ,S-er  schlaf':  ,Ein  linser  oder 
sanfter  schlaaff,  soinnus  tener.'  Fris.;  Mal.  Von 
äussern  Dingen,  Vorgängen,  Zuständen.  .Nim  pre- 
silien  und  süde  die  in  einer  senfter  lougen  mit  halb 
win.'  Künste.  1474.  ,Daz  wasser  sol  senft  sin  ...  Riben 
mit  senftem  wasser.'  ebd.  .Lene  vinum,  ein  lieblicher, 
sanfter  und  milter  wein,  der  nit  rauch  ist.'  Fris.  ,Ein 
warmer,  senfter  winter.'  Vad.  .Hyems  mollis,  ein  sanf- 
ter oder  angenämer  winter,  nit  zu  streng  oder  rauch.' 
Fris.  .Sanfter  angenämer  wind  oder  luft,  mollior  aura, 
coelum  placidum,  aura  levis;  es  gadt  ein  sänfter,  stiller 
luft,  Eequatse  spirant  aur».'  Fris.;  Mal.  ,[Der  Nau- 
tilus]   ruoderet,    so    ein    sanfter   luft    zuo    band   ist.' 


ift,  sunft 


Fischb.  15(53.  .Senfte  Hitz';  s.  Bd  VI  1059  u.  ,Ein 
sanftes  kolfeür.'  Vogelb.  1557.  ,Ein  sanfter  und  zamer 
runs,  alveus  Üuminis  clementior.'  Pris.  ;  Mal.  ,Dass 
kein  besseres  und  senfteres  Ding  darzu  sei  [als  in  Öl 
getränkte  Baumwolle  auf  die  Wunde  zulegen].'  ZElgg 
Arzneib.  um  1Ü50.  —  b)  insbes.  leicht  (zu  tragen  oder 
auszuführen),  mühelos,  bequem;  vom  Vor.  nicht  scharf 
zu  scheiden.  ,Fore  dir  ist  semfte  ...  daz  du  alle  diete 
becherest'  Notker.  ,Mein  joch  ist  sanft.'  1531,  Matth.; 
,senft.' 1589;  ,kommlich.*  1683;  gr.  sXacppöv.  , Ring  und 
leicht  (leichtlich  auf  und  abzesteigen),  nit  stotzig,  nit 
gäch,  senft,  mollis  ascensus.'  Fris.  ,S.  leben'  uä. 
, Sanft  leben  wirt  nit  gern  verlassen.'  Zwingli.  ,Statt- 
läben  ist  ein  sanft  laben,  Clemens  vita  urbana.'  Mal. 
, Sanfter  dienst,  clemens  servitus.'  Fris.;  Mal.  ,S-er 
stuolgang.'  , Rossmilch  ursachet  ein  sanften  st.'  Tierb. 
15(33.  ,Das  süberet  die  därm,  machet  senfte  stuol- 
geng.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Deck  dich  warm  zu,  das 
macht  einen  sa[n]ften  Stulgang.'  Arzneib.  XV1I./XV1II. 

—  c)  (seft)  spec.  von  Kühen,  ,leichtmelkig'  GRVal. 
Syn.  lind-,  ring-melch(ig)  (Bd  IV  191).   Vgl.  sanftig  2. 

—  2.  ,Uas  hart  und  sanft  G'sang  =  c  dur  und  f  dur(?)' 
ApWolfh.  (Dan.);  doch  wohl  eher  (Übersetzung  von) 
Dur  und  Moll.  Heute  abgelehnt.  —  3.  a)  sieft,  süss, 
von  der  Sahne  BSa.  (auch  St.2).  Siefti  Nidlen;  s.  auch 
Gepsen  (Bd  II  393).  Isch-si  [die  Sahne]  no'h  sieft 
oder  scho"  sür?  BSa.  —  b)  säuft,  seuft,  ungesalzen, 
fade  F  (so  Stdt).  D'  Suppe"  ist  säufti.  Das  ist  es 
säufts  Zug  F.  Übertr.:  Das  ist  e"  Säufti,  eine  apa- 
thische, trockene  Frau  F.  —  c)  söüft,  söift,  von 
einem  Gefühl  der  Sattheit,  Übersättigung  BG.f  Nur 
präd.  und  unpers.  Es  wird-mer  vo"  Schmutzigem  geng 
grad  e'so  söüft  BG.  Es  wird-mer  noua"  va"  öppis 
Guetem  noch  glich  e'so  söift.  Bärnd.  1911.  —  4.  g'säft, 
schön,  geschmackvoll  gebaut,  gemacht  GrL.  Gew. 
vom  Vieh:  En  g'säfti  Chuo,  eine  schöne  Kuh.  — 
B.  Adv.  1.  entspr.  Ala  (s.  d.  wegen  der  Ap  Form 
g'säft).  ,[Der  Sultan  wolle]  sinen  köpf  nit  senft  legen, 
biss  die  ganz  kristenheit  under  sin  gwalt  gezwungen 
ist.'  Ansb.  , Es  wird  dir  sanft  tuon.' 1530,  Prov.  .Sanft 
anrüeren,  allambere;  sanft  und  sittig  dahär  gon,  cle- 
menter ambulare.'  Fris.;  Mal.  ,Güetigklich,  senft, 
mansuete.'  Fris.  ,[Die  Erde]  trucket  man  mit  der 
Hand  sanft  und  satt  nieder.'  JCSclzer  1772.  —  2.  säft 
BHa.,  Kand.,  Sa.,  Si.  (nasal.,  so  in  Lenk),  StSteph.  (nasal. 
-Ö-);  FJ.  (nasal.);  Gl  (so  L.);  GRObS„  V.;  PPo.;  WLö., 
Vt.  (nasal.),  g'säft  BKand.;  Gl  (so  GL,  H.,  L.);  TB., 
sauft  (der  Voc.  meist  verschieden  vom  Vertreter  des 
mhd.  ou)  AaB.,  Br.  (,-äu-'),  Leer.,  L.,  Wohl,  Zein., 
nicht  in  Aar.;  BsL.  (ohne  Unterland);  BoAa.,  Br.  (-ou-), 
E.  (so  Goldb.,  Huttw.,  Lutz.,  auch  ,-aw-'),  G.  (-o-u-,  -au-, 
,-aw-'),  Hk.  (-ü*-),  Ha.  (-oi-,  so  Meir.),  M..  R.  (-ou-),  Stdt 
(auch  -ou-)  und  lt  Id.  B.;  F  (so  Mu.,  Stdt,  auch  ,-ou-'); 
GLLimmern;  L  (so  E.,  G.,  selten  in  Stdt);  GA.;  Schw 
(so  E.,  Muo.);  SL.;  Uw  (bzw.  -ai-,  so  E.);  ü  (bzw.  -äu-, 
soMad.,  Urs.);  Zg  (so  Äg.);  ZAff.,  Kn.,  auch  lt  Spill- 
raaiiii,  g' sauft  GRHe.  (so  Mai.),  säuft  BuE.  (so  Huttw., 
Lutz.,  auch  ,-äw-'),  saift  BGr.;  W  (so  G.,  auch  ,-oi-'), 
Comp.  „säufter  L;  Zg",  -äu-,  ,-äw-',  -öu-,  ,-eu-'  B 
(in  E.  -ew-,  -ei-),  -äi-  Ndw;  W,  -e-  PPo.:  a)  entspr. 
Alb,  leicht,  mühelos,  bequem.  aaOü.  ,Sanft,  fa- 
cile.'  Id.  B.  Es  göt  (geit)  s.  Aa  (H.);  B.  Er  geit  nimmer 
saift  obs'i''1  W.  Das  hän-i'h  saift  g'macht  WMü.  Das 
Fertli  han-ieh  säft  'trage"  BLenk.  S.  fertig  werde" 
(f.cho")  B;  GRÜbS.    Er  tuet  saift  lern"  W,  lernet  säft 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


GRÜbS.  Säft  Holz  sagu"  PPo.  De"  Haffe"  brüehe"-si 
sauft,  von  einem  Vorrat  Bs.  Es  schläft  das  Jör  noch 
sauft  el'ei",  kann  wohl  noch  ein  Jahr  warten  mit  Hei- 
raten, ebd.  Me"  merkt  im  's  soift  an,  das'-er  daheime" 
Starz  überchunt  BHa.  Gab  's  au'h  langi  ZU  ke'"  Rege", 
's  gieng-mer  doch  mi"  Muli  sauft.  JBHäffl.  1813.  ,Mit 
einem  Ross  hätte  man  das  sauft  geführt.'  Gottb.;  fehlt 
1861.  [Der  Wirt]  hed  's  sauft  erlitte",  d'r  ist  emäl 
schön  a"  d'r  Wermi  g'sl".  Lienert  1x91  (Scuwlb.).  [Den 
Weg  nach  Lauis]  mache"d-mir  g'säft  i"  sechs  Stunde". 
CStreiff  1902.  Der  Choli  [die  Lokomotive]  lauft,  e  wie 
sittig,  e  wie  sauft!  UDürrenm.  1903.  E'so-n-e"  Schind- 
plätz  zum  Tödschaffe"  und  Tödärgere"  chum-ich  noeh 
sauft  über.  L  Vaterland  190(1.  Dem  Junker  Christoph 
sig  's  de""  noch  sauft  zuez'troue".  RvTavel  1910.  Es 
s.  ha",  ein  (ökonomisch)  angenehmes  Leben  führen  B. 
S.  noch  be-reichen  (Bd  VI  149).  ,Wieo  samfto  er  [der 
Wettfahrer  im  Circus]  her  ros  sament  turnet.'  Notker. 
.Irstant  die  sundare,  ettelicher  sanfte,  ettelicher  un- 
sanfte.' E.  XII.,  Wack.  1876.  ,Von  jugent  uff  hat  er 
die  art,  das  er  sich  sanft  der  witz  erwart.'  HvRüte  1532. 
,Gib  im  darvon  [von  einer  Arznei]  täglich  zuo  trinken, 
so  gat  er  sanft  zuo  stuol.'  Zu  Arzneib.  1588.  S.  auch 
rüch  (Bd  VI  183  u.).  Im  Comp,  und  Sup.  Das  geit 
säufter  B.  Mi"  wär  söufter  z'  Fuess  g' gange"  B  (Zyro). 
Mi"  wa"  söufter  öni  Frau  als  mit-ere"  settige".  ebd. 
Mi"  gab  söufter  amen  enarme"  Blieb  en  Batze",  das'-er 
die  Kumissiö"  miech,  als  selber  lauffe"  bi  dem  Weg. 
ebd.  Ich  wär  söufter  im  Schal'e"werch  als  bineme" 
settige"  Wib.  ebd.  Mu"  geid  sefter  am  Schatte"  PPo. 
D'  Boss  möchte"  ume"  säufter  g'lauffe".  B  Kai.  1840. 
,Man  grüeb  es  sanfter  usser  eim  herten  stein  mit 
einer  vedern,  dann  dass  man  von  im  ingewunn.'  1398, 
Z  RB.  ,Ich  gib  üch  ein  sölliche  buoss,  das  ir  vil 
senfter  giengent  zuo  fuoss.'  HvRüte  1532.  ,Es  habe 
der  Gsell  gsagt,  man  gebe  solches  Spiessglas  könig- 
lichen und  fürstlichen  Persohnen  ein,  damit  selbige 
desto  sänfter  sterbind.'  1730,  Z.  Bes.  bei  den  Hilfs- 
verben ,mögen,  können',  auch  .dürfen.'  a)  entspr. 
dem  Vor.  Bei  mögen;  vgl.  s.  müglich,  leicht  möglich 
B.  Du  magst  noch  (ganz)  s.  (i"  d'  Schuel,  uf  de"  Zug) 
g'cho"  B;  F;  GA.;  ZKn.  Du  magsch-es  s.  trage"  (träge") 
B;  GRÜbS.,  V.;  S.  ,[Mädeli  sagte]  es  möge  Das  gar 
sauft  machen.'  Gottb.;  , wohl.'  1861.  's  ist  nit  so  heiss, 
mu"  mag  's  g'säft  verlide"  TB.  [Das  Mädchen]  ma> 
d's  Werche"  o  [auch]  nit  sauft  erlide".  B  Hink.  Bot 
1882.  I"  söttige"  [Herren]  muess-me"  der  Zi"s  e"chli" 
b'schnlde",  si  mögi"d  's  de""  dernäch  nu'h  sauft  verlide". 
Schw  Fasn.  1896.  [Mädchen  zum  Kilter:]  Chumm  du 
de""  am  Samste?  z'  Äbe"a,  de""  ma?  's  notti  sauft  a"gä". 
GJKubn  1819.  ,Hans  sagte,  er  mög  sauft  erwarte", 
bis  ich  wiederkomme.'  Gottb.;  ,er  möchte  wohl  war- 
ten.' 1861.  Iez,  Büedel,  we""'s-di'>'  mir-a"  so  freut 
z'  arbeite",  so  gang  du  afe"  dra"hi",  ig  für  mi'*  ma* 
noch  sauft  chli"  warte".  CWeibel  1885.  S.  auch  ver- 
bringen (Bd  V  723  o.).  ,[Dcr  Ledige  spricht:]  ich  mac 
mich  einen  sanft  begen.'  Hadl.  ,Entpfnnde  sin  [des 
Bruders  Claus]  herz  ein  grundliche,  unussprächenliche 
süessigkeit,  von  dero  er  darnach  wurd  enthalten  und 
sanft  möchte  entperen  der  narung  gemeins  lebens.' 
Salat.  ,[Der  Brunnen]  ist  warm,  das  äs  [?]  einer  äs 
sauft  drin  ma  sitzen.'  1600,  DGemp.  1904.  ,Das  mier 
die  Statmuren  [von  Ancona]  sampt  der  veste  gar  souft 
megen  gsen.-  Stockm.  1606.  So  auch  bei  vermögen  uä. 
Das  vermag  ich  de""  nuch  säft  BLenk.    Si  [die  Bauern] 


1171 


Sanft,  senft,  sinft,  sonft,  sunft 


vermöge"  sauft  is  [uns]  z'  erhalte".  Gotth.  Er  ist  s. 
noeh  im  Stand  ga"  z' ...  B.  Mit  Ellipse  des  Inf.  Ich 
mag  Das  s.  (nochJ  [essen,  machen,  gehen]  Aa;  B;  Ndw. 
Ich  mag-fejne"  g'säft,  ich  kann  ihn  leicht  bewältigen 
Gl.  De"  ma^-n-ich  de""  noch  sauft  B.  Sä,  nimm  e" 
Schluck,  du  ma^st  sauft.  Gotth.  Im  Winter,  we""-mer 
nit  sauft  Wi"  möge"  hei".  CWeibel  1888.  Wenn-ich 
noch  säufter  möge"  hätti,  ich  hätt-ene"  [den  Burschen] 
de""  reelle"  der  Bock  i"  Stall  tue".  Bauernst.  1900. 
Bei  chönnen;  von  b  nicht  scharf  zu  trennen.  De 
channsch  sauft  noch  gö",  de  hesch  iez  Nüt  z'  tue"  Bs 
(Seiler).  Mir  chönne"  de"  Äbe"a  souft  noch  fertig 
werde"  B.  Du  cha""st  di"s  Brot  noch  s.  verdiene"  B 
Kand.,  R.;  New;  W;  ZKn.  Das  cheu"-mer  sauft  mache" 
B.  ,[Die  Kinder]  könnten  es  sauft  machen  [ohne 
Essen],  bis  sie  [die  Mutter]  heim  käme.'  Gotth.  Ich 
cha""  sauft  e"  weni«  warte",  ebd.;  ,ich  habe  Zeit  zu 
warten.'  1861.  ,[Die  Mägde]  klagten,  dass  sie  nicht 
sauft  zuche"  und  dänne"  könnten.'  ebd.  ,[Das  Kind] 
cha""  sauft  es  par  Tag  U-n-is  [uns]  Mibe".  CWeibel 
1885.  Es  chönn  sauft  noch  dervo"  zere"  [von  einem 
Vorrat]  bis  morndess.  FOschw.  1895.  Das  cha""  's  ja 
sauft  ge".  Spinnet.  Hülf,  wo  de""  g'wüss  disi  und  jeni 
armi  G'meind  sauft  chönnt  bräche".  Balz  1898  (Schw). 
Ich  ha"  das  Redli  mängisch  g'hört  u"d  cha""  's  sauft 
nache"b 'richte".  Loosli  1910.  Ich  cha""  säwft  wider 
go"  a"  d'  Sunne"  lige".  SGfeller  1911.  We""-men  Eim 
Öppere"  schick  [zum  Arbeiten],  so  les-me"  gäng  öppe" 
der  Dümmst  üs  ...  teil  me"  De"  deheimen  em  sewftiste" 
chönn  e"tmangle".  ebd.  Du  cha""st  sauft  so  säge"  B. 
Du  cha""st  sauft  e'so  rede",  du  hast  gut  so  reden. 
Bärnd.  1911  (BG.).  Du  channsch-mir  Das  sauft  ge", 
,es  soll  dich  kein  Opfer  kosten'  B  (Zyro).  S.  noch 
Chrutz  (Bd  III  937);  da-U  (Bd  IV  908);  Bat  (Bd  VI 
1560  u.);  Sach  (Sp.  104  u.).  Bei  dörffen.  E"  Ter- 
spruch  het-er  [der  Schulmeister]  e"  guete"  g'ha"  u"d 
säwft  am  heiterheVe"  Tag  dörfe"  go"  a"hosche".  SGfeller 
1911.  S.  noch  BdIV  1872  0.  —  ß)  in  Sätzen,  die  ein 
Angemessensein,  eine  moralische  Verpflichtung  uä.  aus- 
drücken,=  (ganz)  wohl.  Bei  chönnen.  Du  hättisch 
s.  chönne"  cho",  seimige"  Aa  ;  B  (Zyro).  Du  chönntisch 
s.  0  [auch]  Öppis  für-in  tue"  B.  Du  hättist  s.  chönne" 
noch  chli"  warte",  ebd.  Du  chönntisch  oh  soft  mit  üs 
Freud  ha",  dass  di"  Brueder  . . .  umhi"  lebenda  und  un- 
rersärta  he'"  cho"  isch,  Übers,  von  Luc.  15,  32.  Dial. 
(BHk.).  De'  Herr  Bedakter  chönnt  sauft  si"  Nasen 
e"chli"  i"  das  Zug  stecke".  Schweizer  Bader  1898.  Er 
chönnt  's  [das  Pferd]  iez  sawft  noch  chli"  la"  zieh". 
Bärnd.  1904.  Die  zwe"  Schlirggine"  chönnte"  sauft 
undere"  gö".  JReinh.  1907.  Das  chann-er  g'säft  tue", 
,Das  darf  er  wohl  tun'  GlL.  Nachdem  es  lange  ge- 
regnet hat,  chan"  's  iez  de""  souft  umhi"  ei"s  schöne" 
BR.  I'h  chönn  sauft  z'fride"  si".  Gotth.  Mit  Ellipse 
des  Inf.:  De''  cha""  sauft  [bezahlen,  einen  Beitrag 
dazu  geben  usw.]!  B.  Bei  dörffen.  Der  tarf  sauft 
zale"  BE.  Me"  dörft-en  [einen  Zuchthäusler]  ömmel 
sauft  rüeihig  lö".  JReinh.  1901.  —  b)  eine  nahe  Mög- 
lichkeit bezeichnend,  =  leicht,  wohl.  Es  gibd  hit  saift 
noch  e"  Schoche"sprenggcte",  bei  zweifelhaftein  Heu- 
wetter. Bärnd.  1908  (BGr.).  Me"  wird-mi'h  [den  aus 
der  Wanderschaft  heimkehrenden  Peterli]  sauft  vor 
Freud  uf  d'  Achsle"  ne".  Dekl.  (B).  Das  Eüs  het  säft 
besser  wann  IOO  Chröni  kostet.  B  Hink.  Bot  1843.  Das 
[Schloss  Burgdorf]  stVt  sauft  Sit  Erschaffung  der 
Welt.  ebd.    's  Bue'"bett  hätt-sich  säwft  'dräit,  wen"  e" 


Verschuss  "gange"  wär  [die  Alten  einmal  ihre  Plätze 
vertauscht  hätten].  SGfeller  1911.  We""  d'r  Schu'- 
meister  war  Welte"meister  g'si",  er  hätt  säwft  i"  d'r 
erste"  Hitz  di  ganz  Welt  verstümplet.  ebd.  S.  noch 
bisen  (Bd  IV  1685).  .Mancher  tuot  so  gar  vil  han, 
es  hätent  sauft  ihr  zachen  dran.'  Com.  Beati.  In  Po- 
tentialen Sätzen  lediglich  verstärkend,  's  cha""  s.  si" 
BHk.,  Kand.,  Si.  Das  cha""st  du  sauft  erlebe".  UDür- 
renm.  1903.  's  cha""  hütsäft  noch  r&ne"  FJ.  —  c)  „hin- 
länglich, wohl."  D's  Erdbebe"  hei"-mier  z'  Saane" 
de""  no'h  säft  g'spürt  BSa.  Sind  busper  und  jüchse"d, 
mer  händjo  sauft  'gruchset  im  Winter.  Minn.  1836.  ,So 
hat  er  es  [ein  gutes  Andenken]  gewiss  mehr  als  sauft 
verdient.'  Ndw  Kai.  1908.  Bei  Adj.:  D'  Verfassi"g  ist- 
is  sauft  nuch  guet,  mer  chemi"d  so  kei"  bessri  über. 
ABusinger  (Uw).  Sauft  ZU  ha",  genügend  Zeit  haben 
ZGÄg.  Bei  Zahl-  und  Massangaben.  „Er  muss  sauft 
(wohl,  wenigstens)  50  Jahre  alt  sein  L;  Zg."  Si" 
Bart  ist  sauft  zwo  Elle"  lang  L.  I"  der  Dechi  sind 
Federe"  sauft  es  Pfund  Schw.  Es  ist  saift  Fi"ß  Ndw 
(Matthys).  I'h  bin-im  sauft  e"  Stund  näehg'lüjfe"  BG. 
Dö  wird-er  Chnecht  ...  hed  flissig  g' schaffet,  sauft  für 
Zwe".  Schwzd.  (L).  S.so...  Sauft  so  vil  (wert)  B;  L. 
Das  ist  sauft  so  schö"  GA.  Es  ist  säft  so  wit  als  ... 
BSi.  Du  bist  saift  so  gross  als  der  Brueder  W.  Er 
liH  da  unte"  [der  Gemsjäger  in  der  Gletscherspalte] 
sauft  so  guet  a's  i"me"  Grab.  GJKdhn  1819.  ,Die 
Matten  wären  im  Stanserboden  sauft  so  feisse  als 
[in  L].'  Ndw  Kai.  1889.  S.  g'nueg,  völlig  genug.  „Es 
ist  uns  sauft  (hinlänglich)  genug  L;  Zg."  Es  ist  sauft 
guet  g'nueg  BsBub.  Ich  meine"  doch,  es  sett-der  's  tue", 
di"  Porziön  ist  sauft  gross  g'nueg  L.  S.  noch  %n- 
brocken  (Bd  V  563);  Sach  (Sp.  117  0.).    Es  tuet 's  s. 

1)  es  genügt  völlig  B;  L;  GA.  Das  tuet 's  emel  säft 
BLenk.  ,Das  [ein  zerrissenes  Hemd]  tue  es  sauft.' 
Gotth.  Luiseli  het  der  Muetter  a"föh"  vorrechne"  ... 
wi  's  der  alt  Chittel  noch  sawft  tüei,  we""-men-e"  rang- 
schier und  es  neus  Stücki  i"he"setz.  SGfeller  1911.  Er- 
weitert. Hör  iez  uf,  's  tuet  's  sauft  a"  Dem  L.  Mit 
Dat.  P.  oder  für.  Es  tuet-der  's  sü2ft,  ist  gut  genug 
für  dich  BHk.  Dem  [einem  Studenten]  tüei  's  d's  alt 
Chaste"rue'"bettli  sauft.  RIscher  1903.  Es  tuet  's  säwft 
for  de"  Chacheltreger.  SGfeller  l"911.  ,Es  tue  ihm 's 
sauft,  die  Holzboden  zu  tragen.'  Gotth.;  .Holzschuhe 
seien  lange   gut  genug  für  ein  Knechtlein.'    1850.  — 

2)  stets  mit  Dat.  P.,  es  gehört  sich  für  Jmd,  ist  Jmdes 
Sache,  Pflicht  B.  Es  tuet  's  dene"  riche"  Geldchnub- 
lene"  sauft  ech  z'  fuere",  mir  vermeu"  's  nit  BM.  ,Es 
dünkte  Anne  Bäbi  manchmal,  es  täte  es  dem  Vicari 
sauft,  den  Jakobli  einmal  anzuziehen  in  der  Predigt.' 
Gotth.  , Der  Gerichtsäss  antwortete:  Wenn  ich  etwas 
von  ihnen  wolle,  so  tue  es  mir  's  sauft,  sie  dafür 
z'  ha"  und  Selbsten  zu  kommen,  das  sei  anständig.' 
ebd.  ,Es  tue  es  den  Kindern  auch  sauft,  Etwas  für 
sie  [die  Mutter]  zu  tun.'  ebd.;  ,es  sei  nichts  als  billig, 
dass  die  Kinder  Etwas  für  sie  täten.'  1861.  ,Die  Ver- 
wandtschaft ist  gross,  und  Denen  tut's  sauft,  Eins 
oder  das  Andere  [der  Kinder]  zu  ihnen  zu  nehmen.' 
ebd.  ,Der  Wirt  meinte,  es  tue  mir  's  sauft,  einmal 
einen  Schoppen  bei  ihm  zu  haben.'  ebd.;  noch  oft. 
,Es  tuet's  denen  Sackers  Engländern  sauft,  über  unsem 
Berg  zu  fahren  und  ein  Paar  Tuble"  dahinten  zu 
lassen.'  B  Hink.  Bot  1844.  Da  [an  ein  Begräbniss] 
cheu"  de""  einisch  die  Ghlöline"  vo"  Manne" völehere" 
gä",  's  tuet  's  Di-ne"  sauft,  ebd.  1886.    S.  noch  süff'en 


117:: 


S  au  et, 


lit, 


lft,  sunft 


1174 


(Sp.  348).  —  (1)  (jö)  sauft!  jawohl,  gewiss  GA.,  F. 
(Zahner);  ZoÄg.  Auf  dem  Vierwaldstättersee  beklagte 
sich  ein  Reichsdeutscher  beim  Schiffskapitän  über  die 
Grobheit  eines  Matrosen,  der  ihm  auf  die  Frage,  ob 
er  noch  Zeit  habe,  eine  Flasche  Wein  zu  trinken, 
antwortete:  0  ja,  sauft. 

Ahd.  oanfti  Adj.,  samfto  Adv.,  mild,  seifte  Adj.,  mn/te 
Adr.;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1775.  XI,  583,  eine  vereinzelte 
Spur  der  bei  uns  mehrfach  bezeugten  Zss.  mit  ge-  ebd.  IV  1, 
3796.  Im  Gegs.  zur  Schriftspr.,  wo  die  Adverbialform  , sanft' 
zur  Alleinherrschaft  gelangt  ist,  hat  sich  in  den  bodenstän- 
digen Formen  nnsrer  MA.  der  alte  Unterschied  zw.  umge- 
lautetem  Adj.  (senß  >  seß  bzw.  seift  süift,  woraus  durch 
sekundäre  Rundung  säuft  säuft;  s.  die  Anm.  zu  SenfSp.  1167) 
und  unumgelautetem  Adv.  (sanft  >  läft'Jozw.  sauft  souft  usw., 
in  BHk.  mit  altem  ou  zs.  zu  sü2ß  weiter  entwickelt)  tw.  er- 
halten, auch  da,  wo  (wie  in  BG.,  Sa.;  F  tw.)  Adj.  und  Adv. 
noch  neben  einander  stehn,  indem  durch  divergierende  Bed.- 
Entwickluug  das  psychische  Band  zw.  beiden  zerrissen  ist. 
So  stehn  einerseits  die  umgelauteten  Formen  mit  Ausn.  von 
BE.  (wo  säuft  neben  sauft  adv.  gebraucht  wird)  nur  adj., 
die  unumgelauteten  überwiegend  adv.:  eino  Ausnahme  macht 
hier  g'säft,  das  in  Ap;  GrL.,  Pr.  (s.  uns.  2)  adj.  Funktion 
übernommen  hat.  In  der  ä.  Spr.  behauptet  sich  adj.  ,senft' 
bis  ins  XVII.,  daneben  tritt,  wohl  unter  dem  Einfluss  der 
Schriftspr.,  schon  seit  dem  XVI.  auch  ,sanft'  in  adj.  Ver- 
wendung auf.  So  überwiegend  bei  Fris.;  Mal.:  l'ml.  erscheint 
hier  übh.  nur  in  4  Fällen,  darunter  merkwürdigerweise 
einmal  beim  Adv.  Der  Zshang  mit  nhd.  ,sanft'  wird  auch 
bei  den  ma.  Adverbialformen  wohl  nirgend  mehr  empfunden; 
bezeichnend  dafür  ist,  dass  in  BGoldb.,  wo  an  -f-  Spirans  und 
cm"  4- Kons,  lantges.  in  au  zsfallt,  bei  der  Jüngern  Generation 
eine  falsche  Restitutionsform  salft  begegnet  (ZfhM.  IV  306). 
Wenn  Schwzd.  12,  24  für  BLenk  die  Form  süß  (statt  saß) 
bietet,  so  erklärt  sich  dies  daraus,  dass  der  aus  BKirchb. 
stammende  Verfasser  sein  heimisches  souft  nach  Analogie  der 
Fälle  mit  altem  ou,  das  in  BLenk  ü2  ergibt,  irrtümlich  in 
süß  umsetzte.  , Sauft'  im  Fischb.  1563  ist  sicher  Druck- 
fehler. —  Namen.  In  Flurnn.  .Sanfte  Matt'  Z.  Ganz  un- 
sicher Selbiaß  (rom.  .Grepliun')  Berg  Gl.  Als  PN.  , Lebsanft.' 
1385,  ZRB.  FN.  ,Senf.'  XVIII.,  ZStdt  (Leu),  ,Senftli.' 
1287/1392,  Aa  (.Seinftli.'  1386),  ,Senf(f)li.'  1490,  Z;  1581, 
ThSulgen. 

u  n-:  1.  schwer.  Adj.  ,Daz  ist  unsemfte  ze  tuonne, 
doh  iz  fore  gote  semfte  si.'  Notker.  Adv.  ,Wan  ich 
in  den  senften  tagen  vil  unsanfte  mac  bejagen  daz 
süeze  gotes  riche.'  EvEms.  ,[So  mancher  hat  Erhörung 
gefunden]  daz  ichz  unsanfte  trage.'  Hadl.  S.  noch 
Sp.  1170.  —  2.  un-g'säft,  .unerfreulich,  ungut,  ab- 
stossend,  widerlich'  GisPr.  (so  Schud.).  En  u-er  Gherli. 
U-i  Meinungen,  unanständige  Ausdrücke.  U.  fare", 
rasend  schnell  fahren.  —  Auch  amhd.  in  Bed.  1. 

licht-:  mild,  nachgiebig.  , Einer  dunket  uns  niht 
guot,  der  ist  ze  lihtsemfte  gemuot.'  RvEms.  ,[Abt 
WvTrutburg]  waz  ain  lyhtsenfter  man.'  Küchim.  1335. 
,Si  wisten  wol,  dass  er  ein  liechtsenfter  man  was 
und  nieman  dehain  leid  tet.'  ebd.  —  Vgl.  Lexer  II 
1920. 

sanfte":  1.  „sanft  werden"  Ndw  (Matthys);  Dial. 
—  2.  sanft  machen;  s.  Glissi  (Bd  II  649).  Syn. 
Sänften. 

sanftig,  , sänftig':  1.  sanft.  .Sanftig  und  ohne 
Schaden  Etwas  austreiben.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  ,Die 
Schärpfe  ihm  sänftig  mit  Rosenöl  vertreiben.'  S 
Kai.  1727.  —  2.  s.  sefzg  mit  Anm.  (Sp.  370;  auch  Gr 
Val.,  Vers.).  —  sanftiglich,  , sanft-':  =  dem  Vor.  1. 
.Senfteklich  sprechen.'  Boner.  ,Bescheche,  das  dehein 
mishellung  uffstüende,  darzuo  sulle[n]t  die  witzigosten 
und  die   biderbesten  gan   senfteklich    ze    bestellende 


die  mishellung  under  den  teilen.'  1291,  Bündesbrief. 
.Sänftigklich,  nit  zornmüetigklich,  lieblich,  clementer, 
leniter,  molliter,  suaviter.'  Mal.;  s.  auch  sänftlich. 
,Ein  Tuch  uf  die  Schäden  glegt  weiket  sy  sänftigk- 
lich uf.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  S.  noch  sam  (Sp. 
902).  —  Vgl.  Lexer   II  881/2. 

Sänfteier  Sieft-  m.:  .Mensch,  der  allzu  süss  und 
freundlich  spricht,  dem  nicht  allzusehr  zu  trauen  ist' 
BSa.     Syn.  Sänftling.     Das  isch-mer  noch  fi"  en  S. 

—  Von    "länftelen   zu    sanft  A  8. 

sanfte":  „sanft machen",  mildern.  Dial.  .G'salzen 
senftet  es  [das  Fleisch  des  Stachelschweins]  die  Wasser- 
sucht.'   TlERB.  1563.  —   Mhd.  senften. 

Lehn-Sänfter  m.:  Einer,  der  Sänften  ausleiht. 
.Tobler  war  [vor  1775]  L.'  PScheitlin  1828. 

sanftere"  .senftern':  sanfter  machen,  mildern. 
,Ir  ungemach  gesenftert  wart  ein  kleine.'  WvRbeinaü. 

—  Sänfterung  f.  ,Dur  ganzes  vrides  güeti  und  dur 
strenges  gerichtes  zimelich  senfterunge.'  1278,  L.  — 
Vgl.   Lexer  II  882/3. 

Sänfterich  m.:  Bett.  Gaunerspr.  ,Ein  senfterich 
sint  bette.  Tretten  von  uwerm  8.!'  1430/40,  Bs  Chr. 
.Senftrich,  bett'  Geng.  Bettl.  —  Vgl.  Bs  Chr.  III  567. 
Gleichbed.  lt  ALiit.  auch  Sanft;  vgl.  Ave-Lallemant  IV  594. 

Sänfti  f.:  1.  a)  Sanftmut  Gl  (Leuz.).  ,Din  fürnem 
geschlecht,  rychtag,  eigen  fügend,  sanfte  und  gnad  gegen 
den  menschen.'  Zwingli.  ,Die  sanfte,  senfte,  miltig- 
keit,  güetigkeit,  levitas,  mollimentum,  suavitas,  lenitas, 
lenitudo,  placiditas.'  Fris.;  Mal.  S.  auch  sagen  (Sp. 
392).  —  b)  Annehmlichkeit.  ,Der  man  slafe  oder 
wache:  mit  senfte,  mit  ungemache  wehset  ie  des  alters 
zit.'  RvEms.  —  2.  Sänfte,  Tragsessel.  ,Die  sanfte, 
senfte,  arca  camerata,  gestatorium,  arcera,  lectica, 
cameratum  vehiculum.'  Fris.;  Mal.  , War  Herzog  von 
Würtenberg  zu  Schaffhusen  ingerytten  mit  3  Gutschen- 
wegen und  einer  Senfzi.'  1652,  Bauernchr.  ,[Ein  Lohn- 
kutscher] musste  sich  [um  1760  in  GStdt]  noch  an 
Sänften  oder  Litieren  halten.'  PScheitlin  1828.  .Sogar 
unsere  Tagsatzungsherren  [von  GStdt]  inussten  sich 
in  Sänften  nach  Frauenfeld  tragen  lassen.  Die  Sänfte, 
die  hiezu  benutzt  wurde,  schön  blau  angestrichen  und 
mit  Plüsch  ausgeschlagen,  als  Reliquie  auf  unserem 
Stadthause  aufbewahrt,  wurde  erst  vor  wenigen  Jahren 
als  unnötig  und  veraltet  zusammengeschlagen.'  ebd. 
Noch  1804  kam  der  Abt  von  AAWett.  in  der  Sänfte 
von  2  Pferden  getragen  nach  Zürich.  S.  auch  Boss- 
Bär  (Bd  IV  1432);  Baspen  (Bd  VI  1482). 

Vgl.  Lexer  II  881;  Gr.  WB.  VIII  1782.  X  1,  583.  Zur 
Form  , Senfzi'  vgl.  die  Anm.  zu  sefzg  (Sp.  370),  sowie  mhd. 
eiufzen  <  ahd.  süftiön. 

sänftige",  .senftigen:  lenire,  delinire,  placare, 
(de-,  per-)mulcere.'  Mal. 

sänftle":  sanft,  mild  sein.  ,So  soll  der  richter  ... 
nit  s.,  da  man  grosses  übel  begangen  hat,  als  Eli  tat.' 
Zwingli.  —  Anders  bei  Gr.  WB.  VIII   17S3. 

sänftlich:  =  sanft  B  1.  ,S.,  leniter,  molliter,  sua- 
viter.' Fris.  .Senftigklich,  still,  senftlich,  facile.' 
Mal.  ,[Man]  wirft  die  [verschiedene  Arzneien]  s.  in 
einen  hafen.'  Vogelb.  1557.  ,So  man  die  Biren  und 
Zw[e]tschgen  s.  und  lang  in  den  Händen  reibet,  werden 
die  süsse,  weil  der  in  der  Frucht  enthaltener  Geist 
noch  flüchtiger  wird,  dessen  Ursach  die  sänftlinge  [!] 
Weichmachung  selbiger  Frucht  ist.'  JMuralt  1715. 
S.  noch  be-rüerlich  (Bd  VI  1267).   -  Vgl.  Lexer  II  883. 


Sanft  —  sunft.    Sang  —  sung 


Sänftling  m.:  =  Sänfteier.  ,Mit  dem  Schwätzer, 
orenblaaser  und  senftling  verbind  dich  nit  in  freunt- 
schaft'  1531,  Prov. 

Sunft  s.  Sumpf  (Sp.  992). 


Sang  — sung. 

Sang  In.:  1.  das  Singen,  Gesang.  De"  Vögle(n) 
ir  S.  (od.  G'sang).  Dat.  ,Sanc  hat  boun  und  würzen 
da  [beim  Manesse].'  Hadl.  .Gewesen  mit  Ennelin  in 
der  Comödi  im  Ballenhauss:  gefallt  mir  nit  übel,  das 
S.'  Anf.  XVIII.,  BsTgb.  (EHetzel  1879).  —  2.  das 
Gesungene.  ,[Die  Manesse]  hant  vil  edels  sanges... 
zesemne  braht.'  Hadl.  —  Mhd.  mm-  n.  m.;  Tgl.  auch  Gr. 
WB.   VIII    1788/9. 

Engel-;  s.  Luft  (Bd  III  1157  u.). 

Vogel-:  Vogelgesang.  Vgl.  V. -Gesang.  Herre"- 
werch  und  V.  lütet  icol  und  wert  nid  lang  Aa  (Kochh.). 
Saite'spü  und  V.  chost  nüd  ril  und  wert  nüd  lang. 
ApVL.  1903.  Im  Oberland  (Underland)  ist  V.  (so  B; 
L;  ScHwBrunnen,  V.-G'sang  Ap;  FO.;  Gl;  GRh.;  Sch; 
Th:  Z),  in  dem  verbreiteten  Kinderreim  Giggis  gaggis 
Eiermues;  s.  auch  Ober-Land  2  (Bd  III  1299),  Rie- 
men I  (Bd  VI  905  o.)  und  vgl.  Martin-Lienh.  II  3(36. 

Mhd.  eogekanc;  vgl.  auch  Fischer  II  1603.  1605.  Häu- 
figer Flurn.  (meist  im  V.;  sicher  als  Neutr.  SHalten;  ZWtli.; 
1546,  ThEgu.)  für  waldige,  wasserreiche  Orte,  wo  die  Vögel 
sich  gerne  aufhalten  (im  Einzelnen  kommt  auch  Zugehörigkeit 
zu  Sang  //  in  Betracht;  vgl.  Yogel-Ruti),  so  Aa  (öfter);  Bs 
(mehrfach);  B  (häufig);  F  (mehrfach);  GrEms  (bei  Sererh. 
1742  ,das  Vogelgesang');  L  (häufig);  G  (mehrfach);  SchGächl.; 
Schw;  S;  Th  (mehrfach);  Obw;  UAltd.;  Zg;  Z  (häufig),  urk. 
1337,  ZKapp.;  XIV.,  ZOEngstr.;  1433,  ZRüdl.;  1434,  Z 
Uster;  um  1544,  AaZ.;  1653,  AaWett.,  ferner  bei  Leu,  Lex. 
für  AaGeb.,  Lengn.;  BGurz.,  Seedorf;  LEich;  GWattw.;  Th 
Dussn. ;  UAltd.;  ZEssl.,  daneben  mit  volksetym.  Anlehnung 
an  ,Sand'  auch  , Vogel-Sand'  Bs;  SchKüdl.;  S;  ZEgl.  (neben 
,-Sang'),  Marth.,  urk.  1547/60,  ZZoll.  (,-Gsang.'  1790);  1705, 
ZStdt;  vgl.  dazu  Fischer  II  1603  und  bes.  Beitr.  zur  deutschen 
Philologie.  Halle  1880,  239  ff.  Als  Hausname:  ,Zum  V.' 
ZStdt,  so  1413  (,In  HGawerschen  hus  zum  F.'),  1762  (Vög.- 
Nüsch.)  und  nach  Leu,  Lex.  In  Personennamen:  ,TJoIricns 
de  V-e  servus.'  1296,  Bs,  .Waltherus  im  V.'  1352,  Z, 
.Andres  im  V.'  1470/85,  Z  RB.  (vgl.  dazu:  Einer  ,uss  Fluon- 
tern  ...  ist  vogt  Audressen  bruoderson,  ain  bankhart  uss 
dem  V.'  1531),  ,Elsi  Frank  uss  dem  V.'  1530/3,  Z  Ehe- 
gericht. AlsFamilienn.  AaGeb.;  XV. /XIX.,  SStdt;  1449,  ZRB. 
(vgl.  ebd.  1469:  ,zuo  RUediu  und  Heinin  den  Klottinen  genant 
V.');    1507/1813,  ZOEngstr.     Abi.  .Vogelsanger',  FN.  Sch. 

Meister-:  Gesang  eines  , Meisters',  kunstgerechter 
Gesang.    ,Des  prüeft  man  dick  da  [in  Zürich]  m.'  Hadl. 

Vor-:  das  Vorsingen.  .[Dass  in  der  Judenschule] 
ouch  enheina  den,  so  die  herren  hiessin  singen,  an 
dem  v.  nit  sumen  solte.'  1384,  Z  EB.  -  Vgl.  Lexer  III 
478;  zur  Sache  auch  Vor-singer. 

Hoch-:  Hochgesang.  ,Psalterium  scillit  also  ... 
ein  Organum.  Unde  wanda  daz  luto  scillet,  daz  man 
darana  singet,  pe  diu  chit  psalmus  hohsang.  Der  hoh- 
sangot,  der  den  hohesten  lobot.'  Notker.  —  Ein  andres 
Höch-S.  s.  in  der  Anm.  zu  Sang  II. 

Lob-:  Hymnus;  vgl.  L.-Ge-sang.  ,Won  der  babst 
hatt  gelesen  die  lobsang  der  Sequenzen...'  XV.,  G 
(Notkerlegende);  wiederholt,  neben  häufigerm  ,lobges.' 
(s.d.).   —  Auch  amhd.;  vgl.  ferner    Gr.  WB.  VI   1091. 

Sing-  m.:  wie  nhd.  .Tabak  und  Schnupf  vom 
schönsten  S.  oder  Marago.'  Nachtsprüch  (B):  woraus 
entstellt? 


Ge-sang  n.  m.  (s.  die  Anm.),  PI.  G'sänger  Ap 
(lt  T.  in  Bed.  3);  Ndw  (Matthys),  Dim.  (in  Bed.  3) 
G'sängli  Ar:  1.  wesentlich  wie  nhd.  Gesang,  a)  das 
Singen,  bes.  mit  Bez.  auf  das  vom  Ohr  wahrgenom- 
mene Produkt  der  Tätigkeit,  a)  vom  Singen  des  Men- 
schen. Wenn  den  Worten  das  Mark  fehlt,  so  ist  dem 
Landvolk  das  G's.  grad  öni  Wort  lieher,  und  g'nöteds 
braucht  Dieses  dann  auch  nicht  zu  sein;  lieber  ver- 
lässt  man  sich  aufs  G'her  und  die  B'reihi  [Treffsicher- 
heit].' Barnd.  1908.  D's  G's.  [am  Sängerfest]  hat  mir 
guet  g'falle".  CStreiff  1900  (GlM.).  's  G's.  [auf  dem 
Schulausflug]  hat  nümmer  recht  g'stimmt;  me"  mues' 
die  Stimme"  z'erst  e"chli"  i"schmiere".  Messikommer 
1910.  ,[Der  kranke  König  Ludwig  XI.  hat]  lassen 
beriefen  all  spillüt  von  gs.  und  instrument,  deren  uf 
zwenzig  und  hundert  zuosamenkommen.'  Ansh.  ,Wie 
bald  s  gs.  ein  end  wirdt  han,  werdend  d  engel  [s]  spyl 
heben  an.'  Rdef  1550.  ,Dem  ges.  zuolosen,  prsebere 
aures  cantibus;  das  ges.  gadt  wol  und  lieblich  zuo 
den  seitenspilen,  concordant  carmina  nervis.'  Fris.; 
Mal.  ,Gott  hat  daz  gs.  den  menschen  zuo  fröud  und 
ergetzligkeit  geben;  es  ist  uns  anerboren,  dass  wir 
durch  das  gs.  gestillet  werdend,  wie  wir  an  den  jungen 
kinden  erfarend,  die  wir  mit  dem  gs.  gschweigend.' 
LLav.  1582.  ,Ich  hatt  ein  sundere  Inclination  zuo  der 
Music,  sunderlich  zuo  den  Instrumenten...  Das  Ges. 
gefiel  mir  auch  altzeit  seer  wol  und  lart  deshalben 
die  Music,  aber  singen  schampt  ich  mich,  das  Mul 
vor  den  Leuten,  wie  ich  altzyt  sagt,  ze  zenen,  dan 
ich  gar  schamhaft  gewest,  dorumb  ich  auch  nie  selbs 
vil  vor  der  Welt  ...  wie  auch  nit  in  der  Kirchen, 
singen  dörfen.'  FPlatter  1612.  .Durch  Ges.  und  Sai- 
tenspiel wird  der  Mensch  geschlachter  ...  Beschwer- 
liche Arbeit  macht  der  Ges.  ringer.  Ist  derowegen 
ein  edler  Segen  Gottes,  wo  in  einer  Stadt  Musik  und 
Ges.  gehört  wird.'  1629,  ZWth.  (Stiftungsbrief  des 
.Musikcollegiuras',  des  ersten  Musikvereins  in  der 
Schweiz).  .Schon  schallet  das  Ges.  der  Winzer  weit 
umher.'  Z  Neuj.  D.  Sch.  1778.  Mit  Adj.  E(s)  schöns 
(e(n)  schöne)  G's.  .Angnäm,  lieblich  gs.,  fluens  cantus; 
wollautend  gs.,  melodia.'  Fris.;  Mal.  .Unzüchtig  oder 
muottwillig  Gesang,  Wäsen  und  Geschrey  by  Tag  und 
Nacht  verbotten.'  RCts.  ,Was  kann  doch  auf  Erden 
geliebet  mer  werden  als  süsses  Ges.',  Inschrift  auf 
einer  Hausorgel.  1762,  ZWald;  oder  zu  y?  .Hart  und 
sanft  G's.';  s.  sanft  (Sp.  1169).  .Das  g.  regieren':  ,My- 
conius  miest  mit  sinen  diseipulis  zum  Frowen  minster 
in  kilchen  gan  vesper,  mettin  und  mäss  singen  und 
das  gs.  regieren.'  ThPlatter  1572.  .Das  G.  füeren', 
als  Vorsänger;  s.  füeren  (Bd  I  977);  Wochen-Ge-sang ; 
Vor-singer  und  vgl.:  ,Der  Englen  täglich  Werk... 
ist,  dass  vor  Gottes  Tron  sie  führen  das  Ges.:  Gott, 
Heilig,  Heilig...  ist  ihrer  Music  Klang.'  1710,  Z. 
Sprw.  .Welicher  fahen  will,  muoss  etwas  gesangs 
singen.'  Zwingli  II  b  414;  wohl  eig.  vom  Vogelsteller 
(vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  3799).  ,[Kriegsraann:]  Ulf  dass 
ich  s  Königs  Gunst  behalt,  sag  [ich]  oft,  sei  recht, 
schons  mir  nit  gfalt:  was  Gs.  er  gern  hört,  ich  oft 
singen.'  GGotth.  1619;  vgl.:  ,Wes  Brot  ich  ess,  des 
Lied  ich  sing.'  —  Spec.  vom  liturgischen  Gesang  im 
katholischen  Kultus;  vgl.  singen.  ,2  Ib.  den  bre- 
diern,  do  man  mit  krütz  gieng  uf  den  [Linden-]  hof 
ze  pfingsten;  si  hatten  den  ges.'  1402,  Z  Seckelamts- 
rechn.;  ähnlich  1488  (auch  m.).  ,Wie  si  [die  gebannten 
Appenzeller]  aber  sturbend  und  man  die  pfafl'en  ankam 


1177 


Sang,  seng,  sing,  song, 


mg 


1178 


um  das  ges.  und  die  begrepnuss,  wollend  si  den  puren 
weder  singen  noch  lesen.'  Vad.  ,Zur  Zeit  der  Refor- 
mation ist  nüt  geendert  worden,  als  dass  die  Geist- 
lichen des  Gegenteils  [die  Kath.]  allein  das  Gs.  und 
Gebätt  by  der  Procession,  der  Evangelischen  Pfarrer 
aber  allzeit  die  Predig- by  Nähefels  versehen  müssen.' 
1653,  Gl  (Vertrag  betr.  die  Näfelsei  Fahrt).  ,Das 
gregorianisch  g.'  , Sobald  dann  die  [die  Disputation 
am  Freitag]  vollendet,  wollen  wir,  das  die  übrige  zit 
des  tags  verzert  werd  mit  singen,  also  das  der  schuol- 
meister  den  drien  obern  classen  vorsinge  alwäg  das 
ampt,  so  am  nechsten  suntag  fallt,  und  inen  zeige  das 
gregorianisch  gs.,  damit  si  s  lernend.'  F  Schulordn. 
1577.  ,Das  gs.,  wie  es  yetzund  im  bruch  ist  und  Gre- 
gorianisch heisst,  hat  vil  unlydenlicher  missbiüch  und 
irrturab,  ist  in  der  apostolischen  und  ersten  kilchen 
nit  gebrucht.  Das  gs.  aber,  das  uss  der  heiligen 
gschrift  genommen  und  massig,  ist  fry;  so  mag  ein 
kilch  ouch  wol  one  das  singen  syn.'  HBull.  1568. 
In  der  reformierten  Kirche;  in  diesem  S.  oft  ,das 
christenlich  G.'  Erst  lange  nach  der  Reformation  und 
nach  zähem  Ringen  kam  der  Gemeindegesang  im  re- 
form. Gottesdienst  auf;  vgl.  bes.  HWeher  1866  und 
Ders.  1876  (.Geschichte  des  Kirchengesanges  in  der 
ref.  Schweiz'),  dazu  Mem.  Tig.  1742,  249;  Troll  1844, 
152;  Z  Gem.  II  74  f.;  Bs  Beitr.  zur  Vaterland.  Gesch.  9 
(1870),  327  ff.;  JCMörikofer  1874,  65  ff.;  FMeier  1881, 
540/1;  B  Kirchl.  Jahrb.  1892,  232  ff.;  Biechtold,  LG. 
407  ff.;  ApJB.  1896,  145  ff.;  JNater  1898,  561;  Bärnd. 
1911,  634/5,  ferner  die  Zssen,  auch  Sänger  mit  Zssen 
und  die  Gruppe  sing.  Hier  nur  wenige  bes.  sprechende 
Belege.  ,Deshalb  uns  beduocht  hat,  unserem  volk  im 
bruch  dises  nachtmals,  so  wenig  wir  immer  möchtind, 
ceremonien  und  kilchengepräng  fürzeschryben  ...  In 
dem  wir  andrer  kilchen  mee  ceremonien  (als  villycht 
inen  fuoglich  und  zuo  andacht  fürderlich),  als  da  sind 
ges.  und  anders,  gar  nit  verworfen  haben  wellend.' 
Zwingli  (Abendmahlsliturgie).  ,Diewyl  sy  [die  Orgeln] 
nitt  wol  stimmend  mitt  der  apostolischen  leer  1.  Co- 
rinth.  14,  ward  Zürych  die  orgelen  in  dem  Grossen 
münster  in  disem  1527  iar  abgebrochen,  dann  man 
fürohin  weder  des  gesangs  noch  orgelens  in  der  kyl- 
chen  wolt.'  HBull.  1572.  , Fürtrag  der  dieneren  der 
kirchen  alhie  wegen  verwilligung  des  kirchengesangs 
[Titel]  ...  Anfangs  der  reformation  ist  M[eiste]r  Ulrich 
Zwingli  von  einem  ehrsammen  raat  ouch  des  kilchen- 
gsangs  halber  befraaget  worden  ...  Hat  er  disen  rich- 
tigen bescheid  geben:  Das  gesang  sye  ein  mittelding, 
möge  deshalb  in  der  kilchen  syn  und  nit  syn;  wo 
man  kommligkeit  und  glegenheit  habe,  möge  man  es 
wol  haben,  wo  man  aber  nit  kommligkeit  und  glegen- 
heit habe,  möge  man  es  wol  lassen  fahren,  dann  es 
der  Substanz  der  religion  nüt  gebe  und  nüt  nemme. 
Daruf  unsere  altvorderen  alles  gs.  us  der  kilchen 
allenklichen  cassiert  und  usgetan  ...  Diewyl  ein  ganzer 
ehrsammer  raat  und  (wie  wir  berichtet  werdent)  ein 
ganze  christenliche  gemeind  das  kilchengesang  von 
uns  begehrend  [so  wollen  wir  dessen  Einführung 
unterstützen.  Dass  man  dagegen]  cantum  figuratum 
oder  musicgsang,  wie  auch  und  insonderheit  die  in- 
strumentalisch musie,  nit  nebet  ynführe,  sonder  die- 
selbig  gnot  und  gar  usschliesse;  dann  als  bald  etwas 
derglychen  solte  mit  yngeführt  werden,  es  were  über 
kurz  oder  lang,  so  were  es  weger,  das  ges.  were  ennert 
dem  meer,  denn  dass  wir  unsere  löbliche  reformation 


hiemit  söltind  entgesten.'  1598,  Z.  , Diewyl  der  Herr 
Predicant  das  christenlich  Gs.  uf  der  Gmeind  [ZDiet- 
likon]  Begehren  in  die  Kilchen  daselbst  eingeführt 
und  bisher  vil  Guts  geschaffen  [solle  die  Neuerung 
beibehalten  werden].'  1609,  Z  Ratsprot.  ,So  sol  auch 
Niemand  zu  einicher  Predigszeit,  da  das  christliche 
Ges.  geübt  wirf,  auss  der  Kirchen  gohn,  zuvor  das 
Ges.  und  das  allgemein  Gebät  verrichtet  ist.'  G  Mand. 
1611.  ,Das  Gs.  seig,  wies  möge  [meinte  der  Sigrist 
zu  ZHöngg],  man  könne  davor  nit  ein  Vater  Unser 
beten.'  1638,  HWeber  1866.  ,Das  christlich  Ges.  soll 
täglich  in  den  Schulen  geübt  werden,  damit  es  in  der 
Kirchen  desto  bessern  Vordtgang  haben  möge.'  1645, 
Sca  Chr.  ,Über  das  kommt  auch  grosse  Klag  von  et- 
lichen Kirchen  unseres  Landes,  wie  das  christliche 
Ges.  bei  ihnen  so  abnerame,  und  von  denen,  so  vor 
diesem  gesungen,  lassend  dasselbe  ietzunder  gar  unter- 
wegen,  und  könne  man  sy  dahin  nit  bringen,  dass  sy 
in  der  Kirche  singen,  aber  in  den  Wirtshäusern  können 
sy  sich  wohl  hören  lassen...'  1648,  ApA.  ,[Wir  ge- 
bieten den  Kirchenbesuchern]  dem  Gottsdienst  bis 
zum  End  und  Beschluss  mit  dem  heiligen  Tauff  und 
Lobgesang  (an  denen  Orten,  da  man  das  Ges.  haltet) 
usszewarten.'  Z  Mand.  1650.  ,[Vom  Chorgericht  scharf 
getadelt  wurde,  wer]  vorm  Gs.  und  Usspruch  des  Se- 
gens us  der  Kirchen  lief,  um  dem  Kram  nachzulaufen.' 
1668,  BGr.  ,Dem  Schulmeister  [als  Vorsinger;  s.  d.] 
für  das  Ges.'  1786,  ZGrün.  Amtsrechn.  S.  noch  brü- 
cken I  (Bd  V  355  u.);  brüchlich  (ebd.  366);  pflanzen 
(ebd.  1256  o.).  —  ß)  vom  Gesang  der  Vögel,  allg. 
,sgs.  der  vöglen.'  Funk.  1553.  , Der  trostel  gs.' Vogel- 
gesang um  1560.  ,Das  kleine  Vögelein  singt  ...  sein 
natürliches  Ges.'  FWyss  1670.  ,Die  Stimm  der  Ver- 
künderen Göttliches  Worts  nirat  ab,  wie  Winterszeit 
das  Ges.  der  Vöglen.'  ebd.  1673.  S.  auch  er-brechen  1  b  ß 
(Bd  V  331).  Bildl. :  ,[Der  Vicar  von  Chur  hat  vor- 
gebracht, wie  die  reformierten  Pfarrer]  offenlich  kätzer, 
rotter  und  secter  sygind,  zerstörind  die  heiligen  sa- 
crament  ...  und  der  glychen,  nit  not  vil  davon  ze 
sagen,  dann  yetz  jedermann  weisst,  was  dise  vögel 
für  ein  ges.  singend,  wenn  sj  umb  iren  hanffsomen 
kybind.'  SHopmstr  1526.  RAA.;  s.  schon  Bd  I  691. 
We""-mW  nummen  ei"  Vogel  g'herd  pfiffen,  su  g'herd- 
mu"  nummen  ei"s  G's.  BGr.  .Qualis  vir,  talis  oratio, 
wie  der  Vogel,  also  das  Ges.'  Denzl.  1677.  1716.  — 
Y)  vom  Klang  von  Musikinstrumenten.  , Auss  mit 
der  vile  deiner  gesangen  [vgl.  b]!  Das  ges.  deines  music- 
spils  mag  ich  nit  hören.'  1530,  Amos.  ,Ges.  auff  in- 
strumenten,  die  wol  zesamen  gericht  oder  gestimpt 
sind,  symphonise  cantus;  gs.  von  fryer  stimm  oder 
auss  instrumenten,  incentio.'  Fris.;  Mal.  Vom  Ton 
des  Harschhorns:  ,Der  stier  von  Ure  [s.  Stier]  treib 
ein  grob  ges.';  s.  Sp.  608  o.  —  S)  iron.  von  Kinder- 
geschrei Ap;  Th;  Ndw;  Z  und  wohl  weiterhin.  Vgl. 
dazu:  ,Weinen  ist  das  erst  Ges.,  unsers  Lebens  ein 
Anfang.'  Z  Neuj.  M.  1706.  Wol,  wol,  Das  ist  (Du  hast) 
iez  e(s)  (schons)  G's.!  Verfüer-mer  nüd  efso-n-e(s)  G's.! 
Auch  vom  Lärm  spielender  Kinder  ApLb.  Vom  Jam- 
mergeschrei eines  Erwachsenen;  s.  Sp.  910  o.  —  b)  ge- 
sungi~.es  oder  zum  Singen  bestimmtes  Stück,  Lied 
Ndw  (Matthys);  Z;  im  Allg.  aber  kaum  mundartlich. 
,Es  syend  yms  [Hymnus]  oder  gesang,  die  da  haissent 
troppi  oder  lettanyen  und  ander  gesang,  die  denn  die 
haiigen  vätter  gemachot  band.'  XV.,  G  (Notkerlegende). 
,Mit  einem  ges.  belustiget  und  erfröuwet  werden,  capi 


117!' 


Saug,  seng,  sing,  song,  sung 


1180 


carmine.'  Fris.;  Mal.  .Gesang  aussetzen,  coraponere 
carmina  ad  lyram.'  Mal.  ,Wil  wir  des  gesangs  mei- 
dung tüent,  wollen  wir,  das  der  alt  bruch,  so  ab- 
gangen, wider  ufbracht  werde  und  die  knaben  lemind 
Catherine-  und  sanct  Nikiauslieder  acht  tag  vor  dem 
fest  . . .  [folgt  der  Beleg  unter  Boss  Bd  VI  1420  o.]. 
Solche  gesäng  sollen  si  ordentlich  ufzeichnet  han  in 
iren  büechlin.'  F  Schulordn.  1577.  ,Es  sol  auch  der 
teutsch  Schulmeister  sich  alle  Wuchen  mit  synen 
Schuleren,  so  anfallend  lehrnen  singen,  zwei  mall  zu 
den  latynischen  Schuleren  ins  Closter  verfügen,  die 
Psalmen  und  Gsang  mit  einanderen  zu  exercieren, 
damit  nach  und  nach  das  Gs.  geüfnet  werde.'  Aar. 
Schulordn.  1609.  .Underscheidenliche,  auf  Zeiten  und 
Anlässe  gerichtete  Gesänge.  [Darauf  folgen  als  Über- 
schriften die  Zssen:]  Catechismus-,  Beicht-  und  Bitt-, 
Lob-,  Morgen-,  Abend-,  Tisch-,  Hochzeit-,  Traur-,  Ver- 
mahnungs-,  Frühlings-,  Sommer-,  Herpst-,  Winter-, 
Wunsch-,  Ehren-,  Trost-Ges.'  JWSimler  1648/88. 
,Ges.,  das  frölich  anfallet,  aber  traurig  endet,  cantilena 
Bffiotica.'  Denzl.  1677.  1716.  ,Man  hört  etwan  an  den 
Samstags-  oder  Sonntags-Nächten  erwachsne  Knaben 
einige  Psalmen  oder  andere  Gesänge  singen.'  GSiml. 
1703.  .Gesänge  und  Klagelieder.'  JJUlr.  1731.  ,Dodt 
(post  cantilenam):  Jetz  hat  diss  Gs.  ein  End.'  Ty- 
rolersp.  1743.  Mit  Attr.  , Frölich.  holdsälig  oder 
lieblich  gesang,  festivi  cantus;  herrlich  ges.,  insignis 
camcena;  traurig  und  kläglich  ges.,  lugubres  cantus; 
hirten  oder  peurisch  ges.,  pastoralis  cantus;  wüest, 
üppig  und  unverschampt  ges.,  cantio  obsccena.'  Fris.; 
Mal.  .Psalm  oder  geistlich  Ges.'  1629,  ZWth.  ,Das 
Singen  gottesdienstlicher  Gesänge  bei  Wein  und  Most, 
bei  der  Buche,  den  Toren  und  auf  andern  Spielplätzen 
soll  beiden  Teilen  verboten  sein.'  1728,  Absch.  (Eini- 
gung zw.  Reformierten  und  Katholischen  in  THArb.). 
Über  ,das  Gs.  von  Löflen',  ein  Scherzlied  auf  einen 
Träger  des  Namens  Löffel,  s.  FPlatter  1612,  S.  346  ff. 
mit  Anm.  ,Das  alt  g.',  wie  nhd.  das  alte  Lied.  ,Diewyl 
dise  schwäre  krankheit  in  [den  König  Ezechias]  über- 
fallen, ist  wol  zuo  gedenken,  dass  iren  vil  ire  raüler 
von  nüwem  gebrucht  und  ir  altes  gs.  widerumb  ge- 
sungen habind  [nämlich,  dass  dies  die  Strafe  sei  für 
die  von  ihm  durchgeführten  Neuerungen].'  Gualth. 
1584.  ,Das  Überig  anlangend,  so  fern  nämlich  man 
sy  [die  Wiedertäufer]  uss  H.  Schrift  in  den  Puncten 
vom  H.  Tauff,  vom  H.  Nachtmal  und  vom  Bann  ent- 
scheiden und  berichten  könne,  sy  alsdann  ungezwungen 
in  die  Küchen  zu  kommen  gesinnet,  wiewohl  es  ihr 
altes  Ges.,  aber  ihnen  niemahlen  recht  ernst  ist,  den- 
nocht  habend  wir  dasselbig  in  ein  ryffes  Bedenken 
gezogen  [und  schlagen  ihnen  eine  schriftliche  Aus- 
einandersetzung vor].'  Z  Täuferber.  1639.  —  2.  Ge- 
sangsübung,  -stunde  (in  der  Schule,  eines  Gesang- 
vereins) Ap;  Gl;  G;  Th;  WLeuk;  Z;  wohl  zieml.  allg. 
G's.  ha",  's  (De)  G's.  ist  üs.  I"  's  (in'n)  G's.  gä". 
Ich  bi"  im  G's.  g'sl".  ,Es  klaget  Vifii  der  jung  uf 
Mösslin  den  Juden,  dass  sich  etzwe  dik  gefüegt  hat, 
dass  ges.  ist  gesin  mit  Viflin  in  der  [Juden-]schuol 
und  dass  dann  M.  us  der  schuol  gieng,  Viflin  ze  einer 
smacht,  won  si  mögen  nit  mit  recht  singen,  ir  syen 
dann  zehen  oder  me,  und  ist  ouch  die  gröst  smach- 
heit,  die  ein  jud  dem  andern  erbieten  mag.'  1385,  Z 
RB.  ,Weil  der  Vorsinger  N.  sich  ghebt,  dass  fast 
Niemand  das  sontägliche  Gs.  im  Gesellenhaus  besuche 
...hat  er  für  solches  Anweisen  zum  Singen  für  diss 


Jahr  einen  Mütt  Kernen  erlangt.'  1698,  aZoll.  1899. 
,Ges.  halten'  (vgl.  schon  unter  laa):  .Weilen  vom 
Herbst  biss  im  Frühling  [in  der  Kirche]  keine  Kinder- 
lehren gehalten  werden  ...  [so  soll  der  Schulmeister] 
solch  Ges.  den  Winter  durch  nachmitag  in  der  Schuhl- 
stuben  halten  mit  allen  Liebhabern  der  Musik.'  ApHeid. 
Schulordn.  1737.  —  3.  Vereinigung  von  Singenden. 
Von  der  singenden  Gemeinde  in  der  Kirche:  .[Über 
den  Schulmeister  wird  geklagt,  er]  beschäme  sich, 
beim  Ges.  den  baculum  zu  führen,  er  hab  sich  ge- 
schewt,  zum  Ges.  zu  stehen  und  nur  in  seinem  Stuel 
gesungen.  [Er  wird  ermahnt,  er  solle]  in  der  Kirchen 
für  das  Ges.  stehen,  den  baculum  und  Tact  führen.' 
1661/3,  BsMuttcnz  (Visitationsakten).  Spec.  Gesang- 
verein Ap;  Gl;  L;  S;  Th;  Z,  in  Ap  auch  Dim.  (in 
Wald  spec.  für  den  Jugendchor).  Bist  auch  (b)im  G's.? 
I"  's  G's.  i"trette".  's  G's.  chunt  hat  z'säme",  macht 
hui  e"  Beisli.  's  sig  tcegr"-dem  Fest,  wo  's  G's.  well 
mitmache".  JReinhart  1901.  En  i"g'schrebe"s  G's., 
,eine  eingeschriebene  Sängergesellschaft'  Ap  (T.). 
's  G's.  vertrinke",  den  Schluss  eines  Singkurses  mit 
einem  Trunk  oder  Mahle  (auf  Kosten  der  Vereins- 
kasse) feiern  ebd.  (T.  und  lt  Dan.  für  Wolfh.). 

Mhd.  rjesmic  n.  iu.;  vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  1,  3796  ff.; 
Martin-Lieuh.  II  366  (auch  in  Bed.  3);  Fischer  III  -141/2. 
Das  Neutr.  ist  zT.  noch  heute  in  allen  Bedd.  ausschliesslich 
üblich  (so  für  Ap ;  Gl ;  ZO.,  Stdt  angegeben),  anderwärts  ist 
das  (auch  sonst  aus  der  Sehriftspr.  eindringende)  Masc.  häu- 
figer, so  in  Bs  (Spreng  hat  nur  n.);  ThMü.  (auch  iu  Bed.  2), 
Differenzierung  nach  der  Bed.  ist  bezeugt  für  GT.  (m.  in 
Bed.  1  a,  n.  iu  Bed.  2);  ThHw.  (m.  in  Bed.  1  a,  n.  in  Bed.  2 
und  3);  Z  (lt  LTobler  m.  neben  n.  für  1  b,  n.  für  1  a  und  3 ; 
nach  einer  Angabe  für  KU.  m.  für  1  a  und  b,  n.  für  2).  In 
der  ä.  Spr.  erscheint  das  Masc.  schon  1402  uud  1488;  zu 
den  augeführten  Belegen  kommen  noch  1629,  ZWth.;  1637, 
ZZoll.  Taufb.  (neben  .das  Kirchengesang').  , ( I in )  Gsang'  als 
Fluni.  BErisw.,  Frut.,  Sum.;  ZRuss.,  Wth.,  ,Gsang- Holz'  Seh 
Tha.,  ,-Weid'  ZNeschwil;  wohl  eher  zu  Sang  II  (s.  d.)  und 
sekundär  an  unser   W.  angeschlossen. 

Oster-:  Ostergesang.  Die  Engel  singen  ,das  O.' 
RCys.  (Br.).  Um  ein  Spiel  mit  verteilten  Singrollen 
(vgl.  Öster-Lied  Bd  III  1095)  handelt  es  sich  wohl  in 
dem  Belege  von  RCys.  unter  Ge-sind  (Sp.  1023);  vgl. 
dazu  Gfd  60,  22.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  1375. 

Figural-:  figurierter  Gesang;  vgl.  Sp.  1177  u.  ,Uf 
das  soll  der  Organist  glich  das  Te  deum  laudamus  uf 
dem  positivo  [vgl.  Bd  IV  1737]  anheben  und  mit  dem 
figuralgs.  die  cantores  respondieren.'  F  Schulordn.  1577. 
,Der  Musigk,  Figuralgsangs  und  Orgalen,  durch  die 
Closterfrauwen  selbs  ohne  frömbdes  Zutun  zierlich 
undt  perfect  gefertiget.'  RCys.  —  Vgl.  Sanders  II  854. 

Vogel-:  1.  =  V.-Sang  (s.  d.).  Bö  chit  [nach  einem 
Gewitter]  scho"  wider  's  V.  Lenggenh.  1830.  Herre"- 
gunst  und  V.  lütet  wol  und  wert  nid  lang  UwE.;  s. 
auch  Menschen- Gunst  (Bd  II  378);  Her  I  (ebd.  1521); 
chlden  II  (Bd  III  149),  ferner  Fischer  II  1605.  ,Was 
allen  pfarrem  [im  VIII.]  eingebonden,  dass  sie  iren 
befolhnen  undertonen  den  heideschen  altfränkeschen 
aberglouben  zuo  weren  sich  undernemen  soltend  ... 
item  das  warsagen,  das  vogelgs.  und  den  vogelflug.' 
Vad.  Als  Titel  von  Liedern;  s.  Quellenverz.  S.  46  e, 
ferner  ,Das  geistlich  Vogelgs.'  von  BGlett.  (1560)  bei 
Odinga  S.  93  ff.,  sowie  LTobl.  VL.  II  214.  —  2.  eine 
Art  Orgelpfeifen;  s.  Büss-Pfiffen  (Bd  V  1073). 

Mhd.  mgdgaanc.  Als  Fluni.  B  (mehrfach);  L  (mehrfach; 
nach  Leu,   Lex.  bei  Eb.,  Kriens);  Seh;  Schw  (mehrfach) ;   Uw 


Sang,  seng,  sing,  song,  sung 


1182 


mehrfach);   WNiedergest.  (,V.-Lufen');  ZObcrstr.,  Zoll,  (sei 

1790);  1720,  F  (,bis  gegen  den  Vogelgs.');  s.  die  Anm.  zu 
7.-Sang.     Als  Hausname  ZStdt. 

Vor-:  den  Gottesdienst  eröffnender  Gesang.  ,Wenn 
das  Vorges.  und  Gebet  verrichtet,  machet  der  Prediger 
eine  kurze  Eingangsrede.'  Herrlib.  1751.  —  Fest-: 
Kirchenlied  für  einen  Festtag.  ,In  etlichen  Pfarren 
wird  noch  nicht  gesungen,  in  etlichen  allein  am  Sonn- 
tag in  der  Kirche,  in  etlichen  auch  am  Dienstag  vor 
und  nach  der  Predigt,  in  etlichen  auch  alle  Festtage 
die  Festgesänge,  in  etlichen  vor  und  nach  der  Kinder- 
predigt.' 1(340,  JJBreit.  .Psalmen,  Festgesänge,  Kir- 
chen- und  Hauslieder  [usw.].'  1704,  Z  (Gesangbuch- 
titel); ähnlich  1763,  ebd.  ,Der  Verfasser  der  Neuen 
Fest-Gesängen.'  Gespr.  1709.  ,18  Pfd  9  ß  für  246  Stück 
Psalmen  und  Festgesänge  zu  schreiben  ä  1  ß  6  Hlr.' 
1798/9,  ZRüschl.  Kirchengutsrechn.  —  Freuden-. 
, Mitten  in  dem  Freudengs.'  Reime  über  das  Käsmahl 
zu  BWimmis  1741.  ,Das  Freudenges,  an  Arners  Fest 
tönte  in  der  Kirche  so,  wie  in  dem  Tal  von  Bonnal 
noch  kein  Fr.  ertönte.'  HPest.  —  Gegen-  s.  Wider-G. 
—  Guggu-:  einförmiger  Gesang.  ,Das  Büchlein  ist 
ein  rechtes  Gugguges.'  Klostergcggu  1687;  vgl.  die 
parallele  Stelle  Bd  III  1370  o.  —  Häftli-:  Bezeich- 
nung des  Mitte  XIV.  abgekommenen  Neumengesanges 
(mit  Häkchennoten).  , [Hermann  II.,  seit  1330  Abt  von 
Pfäfers]  magno  labore  reformavit  cantum  ecclesiasti- 
cum:  inprimis  opera  Gerhardi  de  Berna  mutavit  can- 
tum confusum,  quem  Häftligesang  vocabant.'  AEich- 
horn, Episcopatus  curiensis  1797,  285;  danach  im 
GfdX  194/5  (Fussnote).  —  Hanen-:  Hahnengeschrei; 
Zeit  desselben.  ,So  tag  und  nacht  scheidet,  gond  sy 
[die  Hähne]  gen  schlaaft'en;  drei  stund  vor  mittnacht 
kräyend  sy,  um  mitte  nacht  ...  tuond  sy  das  widerum, 
drei  stund  nach  mittnacht  abermals,  welche  zeit  man 
darumb  das  hanengs.  genennt  hat.'  Vogelb.  1557. 

Hüs-G'sängK:  Hausangehörige,  die  sich  zum  Sin- 
gen zu  vereinigen  pflegen.  ATobler  1901/2.  —  Vgl. 
Gr.  WB.   IV  2,   667   (Goethe). 

Chilene»-  B(m.);  Gl,  ChiVH"-  AaF.  (n.);  B  (m.), 
Chirche"-  GT.  (n.  in  Bed.  3,  m.  in  Bed.  1);  Th:  1.  Kir- 
chengesang B;  Gl;  GT.  und  wohl  weiterhin.  Die 
Geistlichen  beschweren  sich  an  der  Synode  von  1636 
über  ,das  Kirchenges.,  das  an  etlichen  Orten  gar  fast 
abnimmt,  obwohl  der  Prediger  das  Seinige  gern  tat, 
einen  Psalmen  anfacht,  muss  er  ihn  schier  allein  singen 
und  hat  gar  schlechte  Hülf;  1037  klagen  sie,  ,dass 
Diejenigen,  so  dem  Kirchengs.  beiwohnen  wollen,  von 
andern  Unverständigen  verlacht  werden.'  Ap  JB.  ,Auf 
den  heil.  Wienachtstag  1637  hab  ich  Caspar  Weiss 
[Pfarrer]  dem  Allerhöchsten  zu  Ehren  und  der  christ- 
lichen Gemeind  zu  Erbouwung  angehebt  und  eingeführt 
das  christenliche  Kirchenges.'  1637,  ZZoll.  Taufb.  ,Uf 
Martini  füert  N.  das  Kirchenges,  in  der  Kirchen  Trülli- 
kon  zu  vier  Stimmen  ein.'  1644,  Baüernchr.  ,Alle 
Sonn-  und  Predigtag  soll  der  Üiacon  und  Schulmeister 
die  Schulkinder  vor  der  Predig  ...  versammeln  umb 
dasrander  Zeichen,  mit  inen  das  Gebät  und  christenlich 
Kilchengs.  üben  und  sy  alsdann  inn  die  Küchen  führen.' 
ZSth.  Schulordn.  1658.  ,Das  Lateinische  Kirchenges.' 
ClSchob.  1699.  ,Die  Eheweiber  weigern  sich,  am  Kir- 
chengesange  Teil  zu  nehmen.'  1715,  Z.  ,Da  das  Kirchen- 
ges, [im  J.  1259]  der  Geistlichkeit  mehr  und  mehr  zu  ge- 
fallen anfienge  und  beinahe  den  vornehmsten  Teil  des 
Gottesdienstes  ausmachete  ...'  vMoos  1778.  Weitere  Be- 


lege Sp.  1177.  —  2.  Kirchenlied.  ,Da  haben  die  Luter- 
schen  tütsche  mess  und  tütsch  psalmen  und  etliche 
kilchengsang  mit  etlichen  alten  ceremonien  zuo  eines 
nüwcn  babsttuoms  anfang  angericht.'  Ansh.  ,Der  ander 
priester  ...  halff  die  gsungen  ämpter,  väsper,  salve  und 
andere  kilchengsang  singen  biss  an  syn  tod.'  um  1560, 
Gl.  —  3.  Kirchenchor  AaF.;  GT.;  Th  und  wohl  weiter- 
hin. —  Vgl.   Gr.   WB.   V   802. 

Chor-:  der  Chorgesang  in  der  kath.  Kirche.  ,Hie 
hilft  ghein  widerbeftzen  mit  dem  korgs.  der  psalmen, 
das  der  hundertest  nit  verstat ...'  Zwingli.  ,Nach  dem 
[im  J.  1177]  das  Chorges.  zu  Zürich  aufgekommen 
und  die  Seelmessen  sich  vermehret ...  legten  sich  [die 
Kirchendiener]  vornehmlich  auf  das  Ch.  und  Mess- 
lesen.' vMoos  1778.  —  Chatze0-:  disharmonischer 
Gesang  ScbScIiI. 

La-  n.:  1.  Solmisationsgesang  (das  Singen  eines 
Stückes  auf  die  Notennamen  ut,  re,  mi  usw.)  Ap 
(ATobler).  Auch  Name  eines  solchen  Tanzliedcbens; 
s.  ApVL.  1903,  110.  —  2.  aus  Unerwachsenen  ge- 
bildeter Gesangchor  ApGais;  vgl.  Mappen-G.  Abi. 
Lä-G'sängler.  —  2  so  genannt,  weil  ,im  ersten  Jahr  HGNä- 
gelis  Tabellenwerk  mit  der  Silbe  la  durchgeübt  wurde.' 

Lob-:  a)  das  Lobsingen;  von  b  nicht  scharf  zu 
trennen.  ,0  Herr,  erhör  das  lobges.  und  gebett!'  B 
Disp.  1528.  ,1m  Jahr  1635  uff  den  15.  Tag  Hornung, 
an  der  alten  Fastnacht,  ist  das  christenliche  Lobges. 
in  der  Pfarrei  zu  Stäfen  zum  ersten  Mal  anghört  und 
ingführt  worden,  durch  mich,  N.,  dieser  Zit  Pfarrer 
daselbst...'  Es  wurde  ein  Verzeichniss  aller  Sänger 
angelegt,  die  zu  .christenlichem  Lobgs.  ze  üben'  sich 
einschreiben  Hessen.  Bodmer  1894.  ,Nach  getaner 
Predigt  wird  verriebt  das  Gebätt  und  gesungen  das 
Lobgs.  Nach  vollendetem  Lobgs.  hättet  Jedes  noch 
ein  Vater  Unser.'  1639,  ZMaschw.  Die  Capitulare 
sollen  von  dem  Missbrauche  abmahnen,  dass  man  ,das 
gottselig  Psalmen-  und  christenlich  Lobgs.  by  den 
Mahlzyten  und  wo  man  sunst  by  dem  Trunk  zusam- 
men kumpt,  alsdann  allererst  pflege  zu  singen,  wenn 
man  ganz  voll  und  toll  sei.'  1040,  Z  Ratsbeschl.  ,Der 
Chor  und  himmlische  Lobges.  der  Heiligen.'  AKlingler 
1691.  S.  noch  Gesang  (Sp.  1178).  —  b)  Loblied.  ,Do 
machet  er  daz  lobges.,  daz  man  nemt  die  sequenz... 
derselb  bähst  bestä[t]gete  alle  die  lobgesang,  die  sant 
Nögger  gedichtet  hat.'  XV.,  G  (Notkerlegende).  ,Do 
sang  Mose  und  die  kinder  Israels  diss(es)  lobg(e)s. 
dem  Herren  ...'  1530/1667,  IL  Mos.  ,Alle  engel  ...  sin- 
gend diss  lobges.:  O  Jesu  Christ...'  VBoltz  1551.  .Dar- 
nach intiniert  man  antiphonam  über  den  lobges.  Magni- 
ficat  anima  mea  ...  Das  lobgs.  Ambrosii  und  Augustini ...' 
1588,  Schw  (Erz.  1855).  ,[Es  wurden]  schöne  Lob- 
undt  Bussgesanger  [1.  -gesänger]  gesungen.'  1705,  Zg. 
S.  auch  Gesang  (Sp.  1179).  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI  10SO. 
Der  PI.  ,lobgesenger'  auch  F  Schulordn.  1577  (neben  ,gesäng'). 

Land-  n.:  von  Pfr  SWeishaupt  im  J.  1824  aus  den 
örtlichen  Gesangvereinen  gebildeter  kantonaler  Sän- 
gerverein; im  J.  1899  waren  darin  10  ausserrhodische 
Gemeinden  und  Appenzell  mit  zs.  390  Sängern  ver- 
treten Apf;  vgl.  ATobler  (S.  u.  Kl.)  1899,  Vff.  ,Die 
Sektion  des  Landgesanges  zählt  46  aktive  Mitglieder.' 
MRohner  1867  (ApHeiden). 

Mappe"-  n.:  .gemischter  Chor'  von  Erwachsenen, 
zu  dem  manchmal  auch  bessere  Lä-G'sängler  (s.  La- 
Gesang)  zugezogen  wurden  ArGais. 

So  genannt,   weil  die  verschiedenen  Hefte  der  vmi  SWeis- 


sing,  sc>iii,r,  sung 


haupt  (s.  im  Vor.)  herausgegebene!]  Chorlieder  HGNägclis 
für  jeden  einzelnen  Säuger  in  blaue  Mäppchen  versorgt  und 
vielfach  mit  heimgenommen   winden. 

Morge"-.   M.  macht  de"  Tag  ('s  Tägli)  lang  G;  Z. 

—  Mess-.  ,Die  lateinischen  Mess-Gesänger.'  Gespr. 
1769.  —  Musik-  s.  Sp.  1177. 

Meister(s)-:  Gesang  eines  ,Meisters';  vgl.  M.- 
Sang. ,Es  klaget  Theodoricus,  orgelmeister,  utf  Eber- 
harten  Wüesten  von  ßaperswil,  p[ro]visor,  wie  er  mit 
dem  selben  Wüesten  etwas  wurde  redent  umb  etwas 
schuld,  die  er  im  solt,  als  er  das  umb  inn  verdienet 
hatt,  da  wider  im  der  selb  W.  ouch  etwas  hatt  ver- 
heissen  meisters  ges.  ufzeschriben;  und  da  er  das  also 
an  inn  fordert,  do  swuor  er...,  das  ist  erlogen.'  1424, 
Z  KB.  ,Alternis  dictis,  eins  umbs  ander,  stuck  umb 
stuck,  gleich  wie  meistergesang.'  Fris.  ,Versibus 
incomptis  ludunt,  sy  singend  schiächte  gsang,  unge- 
rympte  ding,  böss  meistergsang.'  Fris.;  Mal.  Von 
alten  Heldenliedern:  ,Darum  küng  Carli  sich  beflissen, 
der  alten  teutschen  beiden  manliche  taten  in  teutsclie 
reimen  ze  stellen  und  dermass  zuo  beschreiben,  dass 
man  si  ouch  singen  könte;  welichem  nach  von  den 
Franken  etlich  lieder  von  alten  riterlichen  taten  und 
geschichten  gesungen  worden  sind,  deren  Schriften 
man  noch  in  alten  liberien  findet  ...  weliche  lieder 
man  nachmalen  meisterges.  genent  und  auf  allerlei 
materiell  mit  besserem  teutsch  verweilt  hat.'  Vad.  III 
113.  —  Vgl.  Lexer  I  2086;   Gr.   WB.   VI   1967. 

Nach-:  Übung  im  Kirchengesang,  die  früher  vieler- 
orts im  Ktn  Zürich  jeden  Sonntag  (ausgen.  die  käl- 
testen Wintermonate,  in  Äff.  von  Ostern  bis  Martini) 
nach  der  Kinderlehre  mit  den  Unverheirateten  beider 
Geschlechter  und  altem  Schülern  abgehalten  wurde, 
nach  HWeber  1866,  46  bis  ins  XIX.;  vgl.  auch  FMeier 
1881,  540.  ,Alle  Mitglieder  sollen  das  Gesang  bei 
dem  öffentlichen  Gottesdienst  und  den  Nachgesängen 
...zu  äufnen  allen  Fleiss  anwenden.'  1768,  ZWetz. 
(Gründungsstatut  der  Musikgesellschaft).  , Diesen 
Nachmittag  wird  das  Nachges.  nach  der  Kinderlehre 
wieder  anfangen  und  werden  die  jungen  Leute  er- 
mahnt, demselben  fleissig  und  andächtig  beizuwohnen 
und  zuzuhören.'  1786,  ebd.  (Pfarrer  von  der  Kanzel). 

Nacht-:  nächtlicher  Gesang.  ,Als  bysshar  zuo 
ingang  eins  jeden  nüwen  jars  vil  nachtgesangs,  wurst 
samblen  und  derglichen  besehenen  ...  [gebieten  wir, 
dass  Niemand]  n.,  wurst  samlen  oder  guotte  jar  singen 
...  bruchen  [soll].'  1501,  Bs.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  180. 

Wihen-nacht-:  Weihnachtsgesang.  ,Zuo  wihe- 
nacht  wollen  wir  auch,  das  also  die  wihenachtgesang 
von  knaben  gesungen  [werden].'  F  Schulordn.  1577.  — 
Nunnen-:  Gesang  der  Nonnen.  ,Nunnengs.  nützt  zuo 
keinen  dingen,  und  wenn  sie  schon  ir  lebtag  singen; 
drum  wird  inen  Gott  eben  Ionen  als  sungens:  gang  mir 
us  den  bonen.'  Eckst.  1526.  —  Bader-:  Lied  für  Bad- 
besucher. ,Alt  und  geistlich,  iezt  um  etwas  verenderter 
Baderges.'    JWSiml.  1663;   s.  ebd.  1688,  S.  198.  320. 

—  Psalmen-:  das  Psalmensingen.  ,Die  alten  Franken 
habend  das  psalmenges,  zuo  den  grebem  der  fürsten 
gestift.'  Vad.  ,[Dass  die  Prediger]  daselbs  zuo  sant 
Ursen  des  psalmengesangs  müessig  gangen,  aber  zuo 
den  Barfuossen  singen,  wie  bisshar  gebrucht.'  1529, 
Aesch.  (S).    S.  auch  Lob-G.  (Sp.  1182). 

Rappen-:  Kabengekrächz.  .Rappengeschrey  oder 
-gesang,  crocatio,  crocitus.'  Fris.;  Mal.  ,[Teufel  Pluto, 
den  linken  Schacher  zu  Judas  in  die  Hölle  bringend:] 


Mitt  Juda  wird  er  hüwlen  gnuog,  diss  Rappengs.  wird 
sin  sin  Fuog.'  RCys.  (Br.).  —   Vgl.  Gr.  WB.  VIII  it. 

Schuel-.  Die  Gemeinde  Dorlikon  steht  ,in  Gefahr 
des  Abgangs  des  Schul-  und  Kirchengesangs.'  1652,  Z. 

Schwanen-:  wie  nhd.,  eig.  und  übertr.  ,Das 
schwanenges.,  cygnea  vox  vel  cantio.'  Fris.;  Mal. 
,Also  hat  der  heilige  David  in  seinem  sehr  schönen 
Schwanengs.  oder  letsten  Reden  diss  Leben  verglichen : 
O  Herr,  unser  Leben  auff  Erden  ist  wie  ein  Schatten  ...' 
Hopmstr  1645.  .[Während  die  Parzen  den  Faden 
spinnen  und  abschneiden]  singt  Helvetia  solches  Schwa- 
nenges.'  JUWeissenb.  1701.   —   Vgl.  Gr.  WB.  IX  2214. 

Stgckli-  n.:  scherzh.  Bezeichnung  des  von  einem 
Dirigenten  mit  dem  Taktstock  geleiteten  Vereins-Ge- 
sanges, auch  des  betreffenden  Vereins.  1.  H.  XIX.,  Ar; 
vgl.  ATobler  1902,  125  und  St.-Sänger.  ,In  dem  Ge- 
müte  des  Volkes,  nachdem  die  erste  Begeisterung  ver- 
raucht ist,  lebt  ein  dunkles  Gefühl  auf  von  einem 
Widerspruch  zwischen  achtem  Volks-  und  diesem  St. 
(wie  sie  treffend  die  Lieder  auf  den  Taktschlag  eines 
Chorregenten  benennen).'  Der  Freimütige  1830.  — 
Sterbens-.  In  Langen-Rickenbach  hätten  die  Bauern 
, das  bekannte  Sterbensges.  (vermutlich  das  alte:  Wenn 
mein  Stündlein  vorhanden  ist)  auch  ohne  eine  Leichen- 
bestattung am  Sonntag  Morgen  nach  der  Predig  bei 
Verkündigung  der  Lyell,  die  in  der  Woche  war  be- 
erdigt worden,  nach  ihrem  Belieben  angestimmt  und 
also  den  Meister  gespült.'  1687,  HWeber  1866  (Visi- 
tationsakten). —  Kar-Fri-tags  -tigs-:  übertr.,  trau- 
riger Gesang  aScnw.  —  Tempel-.  ,So  muoss  ie  fol- 
gen, dass  tempelgs.  oder  gschrey,  one  andacht  und 
nun  um  Ion,  eintweders  ruomsucht  vor  den  menschen 
oder  gwünn  [Schlusstitel]';  nachher:  ,üie  gsang,  die 
man  in  den  templen  tuot  um  Ion  . . .'  Zwingli.  — 
Durst-.  Die  Juden  in  der  Wüste  singen  ,das  Durstges.' 
RCys.  (Br.).  —  Wachen-:  Kirchengesang  an  einem 
Wochentage.  , Zinstags  den  28.  Jenner  1710  ist  in 
allhiesiger  Kirch  zu  Feltheim  das  erste  Wochenges, 
mit  dem  in  der  Ordnung  folgenden  78.  Psalmen  ... 
angehebt  worden,  welches  Gesang  führte  N.,  Alt- 
schulnieister  neben  seinem  Sohn  und  künftigen  Nach- 
fahr seines  Vaters.'  HWeber  1866.  —  Wider-.  ,Das 
widerges.,  gegengesang  (die  gägengsang),  palinodia.' 
Fris.;  Mal.  —  Zit-:  der  in  den  Klosterkirchen  für 
die  verschiedenen  Tageszeiten  vorgeschriebene  Ge- 
sang; vgl.  Siben-zit-Bett  (Bd  IV  1827/8).  ,[Die  Re- 
formatoren haben]  an  stat  des  zitgsangs  und  bäts 
tägliche  verkündung  des  lutren  wort  Gots  dargestelt.' 
Ansh.     S.  auch  Bd  IV  1544  o. 

G e -  s ä n  g  n. :  coli.  1.  =  Gesang  laa..  Will-er  [der 
ältere  Bruder]  nöcher  zum  Hüs  cho"  ist,  g'hört-er  's 
G's.  und  de"  Beige",  Übers,  von  Luc.  15,  25.  Dial. 
(GniT.);  nach  Luther?  ,Gesäng,  Schrygen,  Juchzen 
und  derglychen  Lychtfertigkeiten,  deren  leider  die 
Wellt  überal  bis  an  Hals  voll  ist.'  RCys.  —  2.  »meh- 
rere Sänge  zu  einem  Ganzen  vereint,  als  verschieden 
von  G'sang."  St.2  (oO.).  —  Mlid.  yesenge;  vgl.  .Gesäuge' 
bei   Gr.  WB.  IV  1,   3803/4. 

Sänger,  in  ä.  Spr.  meist  ,-e-'  —  in.:  wie  nhd. 
Sänger,  allg.,  auch  etwa  in  den  Zssen  Pass-,  Tenör-S. 
Vgl.  Singer.  Wenn-men  ime"  Chind  die  ersti  Bappen 
a"brennt,  se  giH  's  e"  guete"  S.  BsL.  ,[Wir]  sind  also 
blind  lichter  in  unserer  eigenen  sach  gewesen,  glych 
als  so  einer  uss  sinem  eigen  urteil  sich  selb  für  einen 


1185 


Sang,  seng,  sing, 


II--. 


guoten  s.  oder  wysen  menschen  schützt.'  Zwingli. 
,S.,  der  singt  oder  singen  leert,  musicus,  auleedus, 
cantor,  psaltes,  cantator;  s.  zum  seitenspil,  psallo- 
cytharistse.'  Fris.;  Mal.  (Herumziehender)  Sänger, 
der  um  Lohn  singt.     ,Geben  zuo  Murgental  einem  s. 

1  batzen;  zistag  nach  Bernardi  4  sengereu  gen  16 
batzen.'  1525,  LStUrban  Eechnungsb.  .Mendig  den 
28.  Dan  ich  am  Morgen  dem  S.   [bei  einer  Hochzeit] 

2  Gl.  gen.'  1641,  Zg  TgB.  Neujahrssänger:  Den  30. 
Dez.  an  .Sänger  und  Arme  6  ß.'  1803,  ZZoll.  TgB. 
Sänger  beim  jüdischen  Gottesdienst:  .[Paulus  lehrt 
uns]  das  wir  nit  mit  der  stimm,  als  der  Juden  senger, 
sunder  mit  dem  herzen  die  lob  und  bryss  gotes  sin- 
gind.'  Zwingli.  Kantor  in  Klöstern  und  kath.  Kirchen. 
,Her  Chuonrat,  der  s.  ...  münch  des  gotzhus  ze  Lu- 
cerren.'  1321,  UwE.  ,Aiu  byschoff  [von  Chur]  hat 
ze  verlihen  die  sengry.  Der  s.  hat  dii  wirde  und 
das  recht  für  ander  Chorherren,  das  er  zuo  hoch- 
zitlichen  ziten  anvacht  das  gesang,  als  ainem  s.  zuo- 
gehört.  Es  sol  och  ain  s.  oder  sin  Statthalter  zuo 
allen  hochzitlichen  tagen  ...  in  dem  chor  sin  und  in 
processionibus,  als  von  alter  herkomen  ist.'  Gr  Amterb. 
19/20.  Damals  war  ,zuo  St  Peter  buwherr  meister  N., 
corher  und  s.  doselbs.'  1514,  Bs.  Den  Hof  zum  grünen 
Schloss  (die  Kantorei)  beim  Grossmünster  ,hat  herr 
AWalder  der  s.  inn.'  1525,  Z  (Vög.-Nüsch.).  ,S.,  Under- 
senger',  als  Klosterämter.  RCys.  Im  reform.  Gottes- 
dienst; vgl.  Chilchen-S.  , Nachdem  es  verläutet  hat, 
steht  der  Kirchendiener  [d.  i.  der  Pfarrerl  zu  den 
Sängern  zunächst  am  Chor  und  singt  ein  Stückli  oder 
zwei.'  1639,  ZMaschw.  Auf  der  Synode  wurde  ange- 
zeigt, dass  man  ,an  etlichen  Orten  uff  der  Landschaft 
sich  gar  vil  legge  uff  die  Musik  und  dahero  in  den 
Küchen  die  Sänger  zusammen  standind  und  zu  vier 
Stimmen  singind,  dass  das  gmein  Volk  nit  nachfolgen 
könne.'  1643,  Z.  In  BGr.  waren  in  der  2.  H.  XVI. 
bestimmte  Sänger  gegen  eine  kleine  jährliche  Ent- 
schädigung für  den  Kirchengesang  angestellt;  s.  Bärnd. 
1908,  616.     Vgl.  auch  SeleU  1  (Sp.  737). 

Ah.t.  mmgari,  mhd.  «enger;  Tgl.  Gr.  WB.  VIII  1790/1. 
Auch  da,  wo  älterer  und  jüngerer  Uml.  vor  Nasal  nicht  im 
offenem  Laute  zsgefallen  sind  (Ar.;  BG.;  GT.),  erscheint 
unser  W.  mit  -o-,  offenbar  unter  dem  Einfluss  der  Schriftspr. 
In  Namen.  ,Heinr.  Meyer,  genannt  Sänger,  ze  Vellaudeu.' 
1545,  Z.  .Senger',  FN.  XV./XVI.,  AaAar.  ,Drei  Sänger', 
Hausn.   1820,  ZStdt,  ,zu  den  drei  Sängern.'   1859,  ebd. 

Und  er-;  s.  das  Vor.  und  vgl.  Neben-S. 

Vor-:  wie  nhd.  a)  der  Stimmführer  beim  Singen 
von  Volksliedern  L;  vgl.  ALGassmann  1906,  S.  V  f. 
Der  Sänger  hed  [für  die  Gabe]  'tanket  und  i"  Alle" 
's  Neujör  a"g' wünscht;  drüf  hed-me"  schnell  de"  V. 
g'stüpft,  r'ass  's  guet  üsg'halte"  heig  und  er  noch  M"s 
soll  a"stimme".  L  Vaterland  1908  (LW.).  —  b)  bestellter 
Vorsänger  beim  Kirchengesang  Aa;  Gl;  Tu:  ZO.  (sel- 
tener als  Vor-singer),  doch  meist  f.  Vgl.  das  syn.  Vor- 
sänger. —  Schon  mbd. 

Haupt-.  .Derjenige,  der  das  Psalmen-Singen  einig 
nur  darum  vertädiget,  weil  er  vielleicht  die  Melodeyen 
trefflich  vermeint  zu  können,  weil  er  vielleicht  in  der 
Gemeind  und  bei  der  Gesellschaft  für  einen  H.  aus- 
geruhten wird,  und  wann  etwas  Anders  eingeführt 
wurde,  er  vielleicht  eine  Übung  brauchen  musste,  w 
er  seines  Ruffs  nicht  wollte  entsezt  werden  ...'  Gespr. 
17G9.  —  Nuw-jär-;  s.  Nüw-Jär  (Bd  III  61/2).  - 
Chilcl'en-:  Kirchensänger  Aa;  L.    ,Die  sog.  Küchen 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


sänger  im  Ktn  L,  welche  das  ganze  Jahr  hindurch  beim 

Gottesdienst  singen,  singen  um  Weihnachten  und  Neu- 
jahr vor  den  Häusern  und  werden  dafür  bewirtet  und 
belohnt,  ihre  einzige  Besoldung'  L.  Die  Kirchenrechn. 
von  SHüniken  verzeichnet  Anf.  XIX.  als  Ausgabe  für 
die  Kirchensänger  für  Amt  und  Vesper  zusammen  in 
vier  Jahren  5  Fr.  5  Bz.  LRSchmidlih  1895.  Die  heu- 
tige jährliche  Ausgabe  für  die  Kirchensänger  in  SBib. 
ist  50  Fr.  ebd.  1886.  —  Nebe--:  ein  neben  dem 
Vorsinger  für  den  Kirchengesang  angestellter  Sänger. 
Der  Schulmeister  hat  den  Kirchengesang  zu  leiten 
und  zu  dessen  besserer  Führung  einen  ,N.'  zu  halten. 
1773,  THStettf.  (JNater  1898).  ,Von  1779  an  erscheint 
ein  N.,  der  anfänglich  mit  5  Pfd,  später  mit  10  Pfd 
besoldet  wurde...  Nach  dem  Tode  des  pensionierten 
Vorsingers  A.  1812  wurde  Schulmeister  B.,  bisheriger 
N.,  zum  Vorsinger  erwählt  und  dem  bisherigen  Ge- 
hülfen C.  der  Nebensänger-Platz  gegeben.'  ANäf  1891. 

—  Wih-nacht-;  s.  Bd  IV  659  u.  und  vgl.  Wih-nacht- 
Singen.  ,Auf  dem  Lande  [ziehen]  die  sog.  Weihnachts- 
sänger mit  Musik  und  Gesang  [herum].'  AFeierab. 
1843  (L).  —  Bettel-.  In  der  RA.  Us-eme"  junge" 
Müessiggänger  gibt's  (wird)  en  alte"  B.  Z.  —  Steckli-: 
Mitglied  eines  Gesangvereins,  der  nach  dem  Taktstock 
eines  Dirigenten  übt  Ar-Wolfh.;  vgl.  St.-Ge-sang  (Sp. 
1184).—  Stüeli-:  Bänkelsänger  B.  In  BStdt  pflanzten 
sich  solche  beim  Zeitglockenturme  auf:  .Folgende 
Wundergeschichte  wird  uns  ...  gemeldet,  und  da  es 
meines  Wissens  noch  kein  Stühlis.  bey  dem  Zeit- 
glockenturm  verhandelt,  auch  noch  nicht  auf  seiner 
zierlieh  gemalten  Tafel  vorgestellet  hat  ....  so  will 
ich  sie  hier  vor  der  Vergessenheit  retten.'  B  Hink. 
Bot  1775.  —  Ständli-.  .Christen,  der  St.'  HPest.; 
1781  erklärt  und  in  der  2.  Ausg.  1790  ersetzt  durch 
.Bänkelsänger.'-  Stern-;  s.Drei-Chüng  (Bd  III  332). 

—  Zue-:  beim  Nider-singe"  (s.d.)  Bezeichnung  Der- 
jenigen, die  das  Zue-singe"  (s.  d.)  besorgen  L. 

Sänger!  I  f.:  Amt,  Pfründe  eines  Kantors;  s.  auch 
Sp.  1185.  ,Ouch  vernim  ich  ufl'ton  sin  ein  schuol  zuo 
predigen.  Bitt  ich,  ir  wellind  disen  [von  Zwingli  für 
die  Predigerstelle  empfohlenen]  mann  hören,  weiss 
ich  wol,  dass  ir  demnach  gheinem  andren  nachfragen 
werdend,  hindan  gesetzt,  dass  diss  nit  ist  als  ein 
sengery,  ouch  dass  es  nit  licht  lüt,  sunder  hochgeachtet 
reizt.'  Zwingli  (an  den  Rat  von  ZWth.).  —  Mhd.  »en- 
ger*;; vgl.  auch   Gr.    WB.    VIII    1791. 

Sängeri",  in  B  und  weiterhin  Sänger  e"  —  f.: 
1.  wie  nhd.  Sängerin.  ,Die  sengerin,  psaltria,  cantrix, 
percantatrix.'  Fris.;  Mal.  Als  Klosteramt:  .Schwester 
N.  was  sengerin  ...;  ob  allen  dingen  hat  sy  den  besten 
fliss  zuo  dem  kor,  won  sy  was  obresti  s.;  sy  sang  selb 
unz  an  iren  tod  und  ward  darzuo  aller  der  kor  von 
ir  wol  gerichtet.'  EStagel.  —  2.  Bezeichnung  einer 
Geschützgattung.  ,Das  gschüz  zuo  fertigen,  mit  nam- 
men  von  Brysach  die  3  sängerin,  3  dorndreierin  und 
7  fakunen.'  Ansh.;  dagegen  in  den  Absch.:  ,die  dry 
singern,  die  dry  dornträgern  oder  notschlangen  und 
7  vacunen'  zu  Breisach.  —  Mhd.  *•  »jw'mp.  Zu  2  vgl. 
.Singerin'  bei   Gr.   WB.   X  1.    1091   (wo  auch  .Sängerin'). 

Vor-:  Stimmführerin,  sei  es  beim  Gesang  in  der 
Kirche  oder  sonst  AaF.  (Säleier). 

sängle":  leise  vor  sich  hin  singen.  ,Er  sängelt: 
da  da,  nüssli  da!'  Ring.  ,Do  sängelt  Junker  Triefnas  - 
ich  gehöret  nie  gesingen  bas.'  ebd. 


1187 


Sang,  seng,  sing,  song,  sung 


Sang  II,  , Sangen',  ,Seng(en)'  usw.:  häufig  als  (bzw. 
in)  Flurnamen. 

Sang  nur  in  Zssen.  Als  1.  Glied:  ,Saugholz-Hau'  AaJon., 
,Sank-Holz'  BZweis.  Als  2.  Glied:  ,Höch-Sang'  (anderwärts 
auch  als  Flurn. ;  vgl.  dazu  Blätter  des  Vereins  für  Landes- 
kunde von  Niedercesterreieh  26,  19  f.)  bei  uns  nur  im  FN. 
.Hosang'  (gespr.  Hosiy)  GrMutten,  S.  .Cunrat  H.  von  [SJBett- 
lach.'  1299,  Bs  ÜB.  , Hans  H.  von  Birmistorf,  undervogt  ze 
Baden'  und  , Jacob  H.,  lütpriestei  zuo  Rordorf.'  1441/56, 
AaB.  Urk.  Fem.:  .dicta  Hosangin.'  1293,  Bs  ÜB.  Vgl.  auch 
die  Annim.  [zu  Vogel-Sang  und  zu  Gesang.  ,(Im)  Saugen' 
ApHer.  (auch  Leu,  Lex.);  ThAltn.,  Bürglen,  Egn.  (,im  S.',  ,an 
Sanggen.'  1546;  ,im  unteren,  oberen  S.'  1798),  Erm.,  Schweiz., 
Weinf.  (schon  1492,  s.  Ab-Rieh  Bd  VI  108;  ,L.  Keller,  der 
muller  zu  Weinf.  im  S.'  1524).  Als  1.  Glied.  ,Sangen-Ebne' 
ThErm.,  ,-Hölzli.'  1798,  ThEgn.,  ,im  S.-Hau'  ZWast.,  ,-MBlle' 
ThWeinf.  (Leu,  Lex.),  ,-Bach'  ApHer.,  ,-BUel',  Hofname,  ebd., 
,-Tobel'  ThErm.,  Schweiz.,  ,-Tal'  SÄderm.  (auch  .Sangetcl', 
früher  ,Sangel-'),  ,-tal-Acker'  ThAad.  (schon  1544),  ,-Wis.' 
1492.  1740,  ThEgn.  Als  2.  Glied.  ,Schochen-Sangen.'  1798, 
ThEgu.  Dazu  der  FN.  , Sanger.'  1409/35,  Z  BB.  ,Seng' 
WRar.  (dazu  ,S.-Alp'),  ,Sengg'  BGr.  (,an  der  S.',  auch  als 
Masc.  ,vom  S.  her'),  Iseltw.  (dazu  ,S.-Alp',  ,-Fluh';  ,-Gassen', 
'-haus.Platz',  ,-Boden',  ,-Brunnen'),  L.;  dazu  die  FKN.  ,Sengg.' 
XVI.,  ZgStdt  (Leu,  Lex.),  ,Seng'  (auch  ,Säng').  XV./XV1I., 
ZStdt  (Leu,  Lex.),  ,Imseng'  W  (so  in  Saas-Fee).  .Sengen'  B 
Sign.;  WStaldeuried(auch,Dsenggeu'),  ,Senggen'  BEgg.,Heim., 
Sum.  (auch  Leu,  Lex.),  Trachs.  Als  1.  Glied.  , Sengen-Halde' 
SchTha.,  ,-Tal'  BsHemm.,  ,-Wald'  BLaup.  ,Senggen-HUbeli' 
BSum.,,  -Matt'  BSchaugn.,  ,-Berg'  BSum.  (neben  .Sengen-'), 
,-Ried'  BLauperswil,  Watt.  (.Senken-').  , Sengger'  BLangn., 
dazu  ,S.-Hüsli' BLangn., Sum.(,Senger-Häusli').  .Sängi'BFrut. 
(.Pfrund-Sengi'),  USteckholz  (neben  ,Sangi' ;  auch  Leu,  Lex.); 
ThEscb.  (ueben  ,-a-'),  Mii.  (,-a-'),  Xnf.  (,-a-');  ZAnd.  (,-a-'),  Oss. 
(,-a-1.  ,Es  hat  diss  Schloss[  Wyden]  auch  noch  eine  alteBurgstal, 
das  Sangi  genannt.'  1641),  Wila  (,die  untere  und  obere  Sengi.' 
Z  Amtsbl.  1901;  ,in  der  obern  (und  unteru)  Sengi  (-e).'  ebd. 
1900/1 ;  auch  bei  Leu,  Lex.) ;  als  FN.  ,Jenni  Sengi.'  1367,  SStdt 
(Leu,  Lex.).  .Senggi'  BAd.,  Rüsch.  (,in  der  S.'),  Sa.,  Si.  (auch 
lt  Imob.:  .der  Sengge  oder  das  Senggi,  Name  vieler  Grund- 
stücke, die  ganz  der  Sonne  zugewendet  sind,  wo  sich  im 
Sommer  grosse  Hitze  entwickelt'),  Walkr.  Als  1.  Glied. 
,Sängi-Acker'  ZWila  (,-e-'),  ,-Feld'  BRad.;  ThXuf.  (,-a-'), 
,-Hof  ThWag.,  ,-Bächli'  BSchwarzenegg  (,-e-'),  ,-Buck'  Th 
Nnf.  (,-a-'),  ,-Rain'  ThEsch.,  ,-Weid'  ZWyla  (,-e-';  .Senge-.' 
Z  Amtsbl.  1900),  ,-Wil'  BWahl.,  .-Wald'  BBoll.  (.Sänge-'), 
USteckholz;  ThHerd.  (,-a-').  ,Senggi-Gräbli'  BG.  (2  mall, 
,-Holz'  BOBalm,  ,-Weid'  BAd.,  Si.,  ,-Wald'  BSi.  ,Sengis-Wil' 
BBUren.  Dim.  .Sängeli'  BLangn.  (,-e-'),  Sign.,  Thunstetteu, 
,Senggli'  BSum.,  Trachs.;  dazu  die  FNN.  .Sangli.'  XIV./XVI., 
SStdt  (Leu,  Lex.;  , Ulrich  Sanglin,  burger.'  1359;  .Hans  S., 
des  rats.'  1530),  ,Seng(e)lin.'  XIV.,  ZStdt  (Leu,  Lex.).  Als 
1.  Glied.  ,Säugeli-Hubel'  BSign.,  , -Boden'  AaEik.,  ,-Weid' 
BLangn.  (,-e-'),  ,-Wald.'  ebd.  (,-e-').  Als  2.  Glied.  .Haseu- 
bach-Senggli' BSum.  .Sängel-'  in  ,S.-Acker'  SDer.,  ,-Hau' 
ZSth.  (,-a-'),  ,-Matt(en)'  AaBiberstein  (,-e-');  BRapp.;  SDer. 
,Säug(e)len'  AnBremg.  (,Säuglen';  .hinder  die  Senkellen.'  1606, 
Arg.),  Häggl.  (.Sengelen'),  Mer.  (,Sängleu');  BsHemm.  (,Sen- 
gelu');  BSign.  (.Sängelen');  LE.  (.Sengeln';  ,ein  Heimwesen, 
genennt  Mattenbüel,  stosst  an  die  Sängelen.'  1705),  Rusw. 
(, Sängeleu',  ,-e-');  ZWetz.  (,Sengeleu';  ,Pfaffenhuserwise  ze 
Senteuhus  von  Sengeion  unz  in  Gruoben.'  1324;  ,ein  juchart 
holz  inn  der  Sengelen.'  1533;  ,1'A>  juch.  an  der  kilchcn 
Sänglen.'  1545 ;  ,zu  der  Sengeln.'  1619),  Wit.  (,Sengleul).  Als 
1.  Glied.  ,Sängelen-Hubel'BSum.  (nebeu  ,-a-'),  ,-Wald'  LRusw. 
(,-e-').  -  Zsgehörigkeit  der  Sippe  mit  Sang  I  ist  nicht  zu  bezwei- 
feln; die  Trennung  wurde  aus  äussern  Gründen  vorgenommen. 
Die  angeführten  Flurn.  stellen  sich  t.  zu  einem  mit  Sang  I 
identischen  Sang,  Brand  usw.  (vgl.  Gr.  WB.  VIII  1789)  bzw. 
zu  Weiterbildungen  dieses  Stammes,  t.  zum  Kausativuni 
sängen  I  (s.  d.  und  bes.  die  Ann),  zu  besängen).  '  Dabei  ist 
zunächst  an  die  Brandrodung  von  Wald  (zum  Sachlichen  s. 
briinnen  Bd  V  616/7;  RHU  Bd  VI  1814;  ferner  Vilmar  382; 


vgl.  auch  Br.inJ.  Bränden  in  ONN.  Bd  V  678/9.  684  und 
die  in  den  Ablautverhältnisseii  übereinstimmende,  bedeutungs- 
verwandte Gruppe  Srhicuml)  od.  an  das  Abbreunen  wenig  er- 
giebigen Wiesbodens  zur  Erhöhung  der  Fruchtbarkeit,  zT. 
viell.  aber  auch  an  die  an  gewissen  Bodenstelleu  bes.  er- 
kennbare Sonneuwirkung  zu  denken.  ,Sang'  erlaubt  zT.  (auf 
jenem  Gebiet,  wo  nd  mit  altem  ng  zsgefallen  ist)  auch  Be- 
ziehung auf  .Sand  (vgl.   die  ONN.  Sp.  1112/3). 

A-  m.:  Anzünden,  Brandstiftung.  , Kerne  ez  ouch 
so  verre,  ob  in  [den  Leuten  des  Klosters  Wettingen] 
dekein  hus  von  minen  [Walther  von  Eschenbachs] 
wegen  verbrunne  von  asange  oder  sust  Undankes  oder 
unwissende,  der  schade  sol  stan  an  dem  erbern  N.' 
1308,  JEKopp  (ÄAWett.). 

Mhd.  Ssanc;  vgl.  dazu  Gr.  WB.  I  433  (unter  .Ansang'). 
VIII  1789  (unter  .Sang').  XI,  585  (unter  .sengen');  Birl. 
WB.  384  (unter  .Sang');  Schm.  a  II   311;   Weig.  6  II  848/9. 

sangle":  belästigend  bitten  BBr.  Syn.  ganten  2 
(Bd  LI  380);  gresten  3  (ebd.  820);   tranglen;  tränsen. 

Zur  Bed. -Entwicklung  vgl.  die  syn.  bransden  (Bd  V  741); 
bräsen  (ebd.  776);  ferner  tir.  »engen  bei  Schöpf  670  (danach 
Gr.  WB.  X  1,   587)  in  gleicher  Bed. 

Sangli  m.:  Einer,  der  lästig  bittet,  Querulant 
BBr.     Syn.  Bräsi  (Bd  V  777);  Trangli. 

sänge"  I  (bzw.  -e-):  als  techn.  Ausdr.  der  Tuch- 
fabrikation, wie  nhd.,  die  aus  der  Gewebeoberfläche 
hervorragenden  Härchen  abbrennen  Gl;  GT.  (JMHun- 
gerb.  1852,  80/1)  und  wohl  weiterhin. 

Mhd.  sengen  als  Kausat.  zu  singen  in  dessen  (auch  mhd. 
bezeugter)  Bed.  kuistern,  zischen  uä.,  vom  Feuer  (vgl.  st'n- 
gen  3  Sp.  1197/9),  also  eig.  .knistern  machen';  vgl.  auch  die 
Bed.-Entwicklung  bei  sunggen  uud  sünggelen,  ferner  Gr.  WB. 
X  1,  585/7.  Auch  bei  Martin-Lienh.  II  365.  Sehr  unwahr- 
scheinlich klingt  die  Angabe:  das  verlöschende  Feuer  sengd- 
nch.  Bärnd.  1911,  462  (nach  neuerer  Auskunft  des  Verfassers 
, versengt,  verzehrt  sich'). 

be-,  in  BSi.  -senge"  (DGemp.  1884)  und  -sengge" 
(Imob.),  Ptc.  -t:  versengen,  oberflächlich  anbrennen 
BSi.  Es  het  's  nit  möge"  verbrenne",  es  het  's  nummen 
en  Bit;  b'sengt.  S.  noch  Bräwen  (Bd  V  1028).  .Seine 
schoss  werden  dürr,  als  wärend  sy  von  einem  flammen 
besengt.'  1531/89,  Hiob;  ,dürr  von  dem  flammen.'  1638; 
tiv  ßXaoxöv  aÜToö  p-apävai  äveu.oc;.  LXX.  ,In  dem  ist 
er  ...  der  brunst  entflocht  und  hiedurch  och  ain  sinem 
lib  übel  besengt  und  verletzt.'  Kessl.  ,Besengen,  ein 
wenig  brennen,  sub-,  amh-,  adurere;  vom  feuwr  be- 
sengt werden,  afflari  incendio.'  Fris  ;  Mal.  ,Es  schluog 
das  wätter  ...  in  zwei  hüser  [und  tötete  eine  Frau]; 
ein  andere  ward  an  eim  Schenkel  bsengt  und  kam 
doch  wider.'  JHaller  1550/73.  Mit  bedeutungsver- 
wandten  Vbb.  ,Des  fürs  natur  besengt  und  brennt.' 
OWerdm.  1552;  ,zündetan  und  brennet.'  Herborn  1588. 
.Gleich  einem  Trunknen,  der  sich  nicht  achtet,  ob  er 
gleich  von  dem  Feur  besengt  und  verzehrt  wird.' 
AKlingl.  1691.  ,Diss  Feur  [der  Hölle]  besengt  und 
verbrennt  nicht  nur  die  Kleider,  den  Leib  [usw.], 
sonder  auch  die  armen  Seelen.'  ebd.  Von  der  Wirkung 
der  Sonne  auf  Pflanzen,  wodurch  diese  zu  lampe"  be- 
ginnen BSi.  Es  het  dem  Maie"züg  Nüt  'tä",  es  het  's 
nummen  es  Hart  b'sengt.  Auch  von  der  entsprechen- 
den Wirkung  des  Frostes  (stärker  als  brüeije")  BJeg., 
S.;  Syn.  (ge-J  frören  (Bd  I  1315);  chochen  BG.  (fehlt  Bd 
III  126).  Im  Garte"  het 's  noch  nit  b'sängt.  —  be- 
sängt:  1.  a)  eig.  ,Von  der  brunst  besengt,  ambustus 
incendio.'  Mal.  Der  Ammann  von  Albligen  bringt  an, 
beide  Städte  (B  und  F)  besitzen  etwas  Holz,  welches 


[189 


Sang,  seng,  sing,  song,  sung 


aber  zum  Teil  an  ,Unorten,  ouch  besengt'  und  un- 
fruchtbar sei.  1554,  Absch.  S.  noch  Schwins-Bachen 
(Bd  IV  964).  —  b)  vom  Kornbrand  befallen;  Syn. 
brändig  (Bd  V  (386).  ,Da  -wachsend  sibne  [Ähren], 
die  warend  besengt  und  toub  ganz  über  d  raassen.' 
Ritef  1540.  —  2.  mit  Verblassung  der  urspr.  Bed.; 
Syn.  ver-brännt  (Bd  V  632).  a)  V sengt  GRÜVaz;  GO. 
f-i'-J  und  lt  einer  Angabe  oü.,  b'senkt  Gr  (so  Nuf.,  Spl., 
V.);  LWigg.f-ä-J;  ScHwMa.  (PHeng.),  Muo.;  U,  adj.,  als 
Kraftwort:  verwünscht,  verflucht,  arg.  E"  b'sengtc 
Cherli,  Teufelskerl,  Schalk  SchwMuo.  E"  b's-er  Cheib 
LWigg.  Das  ist  iez  e"  b's-i  Meini"g  Gk.  En  b's-i 
Lugi  GRNuf.  , [Luther]  schreib  die  ...  erlüterung 
[seiner  Disputation]  dem  besengten  heiligen,  römischen 
babst  zuo.'  Ansh.  —  b)  b'sengt  lt  Angabe  oO.,  b'sent 
(b'sentisch)  GGrb.,  b'senkt  GrV.;  aScHW  (-ä-,  in  Muo. 
,-e-'J,  IIa.  (PHeng.),  W.(-ä-),  b'seicht  L;  Ndw  (Matthys); 
UwE.;  U,  als  Steigerungsadv.  B's.  schö"  GGrb.;  aScHW, 
Muo.;  UwE.  I'hho"b's.  b'longel  GGrb.  Wie  b's.,  ,wie 
besessen',  aus  Leibeskräften  SchwW.  Hut  hau"i"d-s' 
zue  wie  b's.,  beim  Mähen.  —  Be-sängi  f.:  gelber 
Eost,  „Brenner,  Röte  an  den  Weinreben"  GRC'hur  und 
lt  Steinm.  1804,  334/5  (.Rheintal';  danach  St.).  Syn. 
Fleck  5  c  (Bd  I  1 188) ;  Bränner  5  c  (Bd  V  634 15) ;  Bost  2 
(Bd  VI  1525);  Böti  (ebd.  1781);  Sängi  2. 

Amiid.  bi-,  besengen:  vgl.  dazu  Gr.  WB.  I  1616;  ächm.  2 
II  311;  Fischer  I  914.  -gg-  in  BSi.  beruht  auf  Bewahrung 
westgerm.  Gemination  nach  Cons.  Aus  den  Flurun.  (s.  die 
Anm.  zu  Sang  II)  ergibt  sich,  dass  die  Erscheinung  dem 
Kanton  B  (mit  Ausnahme  des  NW.)  angehört.  Zur  Bed.  vgl. 
brausen  (Bd  V  742).  Das  isolierte,  lautlich  eigenartig  ent- 
wickelte Ptc.  in  Bed.  2  (vgl.  noch  die  Belege  unter  be-seicht 
S]i.  145),  der  wohl  urspr.  auf  die  Strafe  des  Verbrenneus 
(vgl.  die  Anmm.  zu  er-lajen  Bd  II  1101,  ver-brännen  Bd  V 
632)  oder  eher  der  Brandmarkung  (vgl.  zum  Sachlichen 
bräunen  Bd  V  61  S/9)  bezügliche  Wendungen  wie  V saugte'-  Cheib 
uä.  zugrunde  liegen,  umfasst  ausser  unserm  annähernd  ge- 
schlossenen Gebiet  (abgelehnt  für  GrThs;  LF.;  GFs;  SchwG.) 
auch  das  Schwab,  und  Vorarlberg.  Zurückfuhrung  auf  be- 
segnet (Sp.  470),  die  semasiologisch  (vgl.  zB.  frz.  saere)  und 
für  uns  auch  lautlich  (vgl.  ausser  segnen  noch  etwa  regnen  Bd 
VI  729)  nahe  läge,  lehnt  Fischer  (aaO. ;  s.  auch  Jiöllbesengt' 
ebd.  III  1772)  aus  lautlichen  Gründen  ab.  Für  die  auf  einem 
Teil  unsres  Gebietes  (L;  Ndw)  altem  k  analoge  Entwicklung 
kann  auf  die  in  Beteurungswörtern  häufigen  verhüllenden 
Entstellungen  (vgl.zB.  Sakrament  Sp.  653/8)  verwiesen  werden. 

Sängerill  , Sengerei'  f.:  techn.  Ausdr.  in  der  Tuch- 
fabrikation, Ort,  wo  Gewebe  gesengt  werden  Gl;  GT. 
(JMHungerb.185'2,  auch  ,Waren-S.)  und  wohl  weiterhin. 

sängerle",  Ptc.  -et:  sehr  leicht  und  ohne  Wind 
regnen  GRNuf.  Syn.  fiserlen  (Bd  I  1077).  Es  het 
prächtig  g's-et. 

Vgl.  das  ebenfalls  dem  Walsergebict  angehörende  Sängi  1  b 
und  zur  Bed.-Entwicklung  Nabel  «»(»Jen  (Bd  VI  1338),  zur 
Bildung  regnerJen  neben  regenlen  (Bd   VI    732.  728). 

Sängi  f.:  1.  a)  beissende  Winterluft  GrD.;  W, 
kalter,  an  gewissen  Orten,  bes.  auf  Berggräten,  immer 
wehender  Wind  W  (so  Vt.).  —  b)  , Winterwasserdunst, 
namentlich  über  Riedboden'  GrD.  (B.).  Da  d's  Bied 
ueher  hed  's  doch  en  grüsami  S.  —  2.  =  Be-sängi.  ,Uff 
dye  zitt  kam  dye  senge  in  der  reben  und  dett  grosen 
schaden  und  rysend  die  drüben.'  Stockar  1520/9. 

Auch  bei  Gr.  WB.  X  1,  584;  Unger-Khull  593.  Vgl.  auch 
die  Flurnn.  Sp.  1187.  Zu  Bed.  1  b  vgl.  die  parallele  Ent- 
wicklung bei  Bränt  (Bd  V  752). 

sänge"  II:  nach  Tscheinen  =  .schlendernd  gehen 
(wenn  die  langen  Rockschösse  der  altvaterischen  Weste 


beim  Gehen  um  die  Beine  schlagen)',  als  Erklärung 
zu  der  Stelle:  De""  sänge"-mer  de""  so  schö",  aus  dem 
Vexierlied  auf  die  Prozession  zu  WErnen.  —  Wohl 
identisch   mit  sängen  I;  vgl.  Bangten  (Sp.  1188);  sangglen. 

Ge-singn.:  ununterbrochenes,  lästiges  Singen  Bs; 
Ndw  (Matthys).  Höret  au'h  bald  mit  dem  G's.!  Iez 
han-ich  das  ewig  G's.  bald  satt!  Bs  (Seiler).  —  Vgl.  Gr. 
WB.   IV  1,   4117;   Fischer  III  529;    Martin-Lienh.   II  365. 

singele":  Dim.  zu  singen  GRh.  (Kdspr.). 

Singele"  f.:  „Ohrfeige,  Schlag,  dass  Einem  die 
Ohren  singen,  dh.  sausen  Ap";  Gl;  Gr  (so  D.,  Pr., 
UVaz);  L  (so  G.);  GMs,  Sa.,  Wl.,  Wb.  (auch  Maul- 
schelle). Synn.  s.  unter  Flanggeu  II  (Bd  I  1201),  wozu 
noch  Schwinten,  Tus(e)len;  vgl.  auch  Sinnere»(Sp.l085). 
Erger  süse"  chönnt  der  Grind  Ai"'m  nid  birre"  S.  old 
ere"  Tussle"  va"  me"  Batschierring.  Schwzd.  (MKuoni). 

Vgl.  singen  4  und  bes.  singlen  2  bei  Martin-Lienh.  II  366, 
sowie  Schellen.  Unklar  ist  der  Fluni.  , Singelen'  Lluwil  (ein 
Hof,  auch  schon  bei  Leu,  Lex.),  , (Wiesen)  in  Singeleu'  ZNWen. 

Ör-:  =  dem  Vor.  Gl;  GA.     S.  saftig  2  b  (Sp.  369). 

singelig:  „Adj.  und  Ailv.,  zum  Singen  aufgelegt 
Sch";  Th.     Syn.  singerig.     's  ist-mer  nid  s. 

singe",  Conj.  Prat.  sung  Aa;  Bs;  BoAa.,  E.,  Herz., 
Si.;  Gl;  Uw  (auch  lt  Matthys);  WVt.,  sungi  FJ.;  Gr 
Hint.  (in  Spl.  nicht  mehr),  Sch.,  sang  GKilchb.,  Marb. 
(-1-*),  sängi  BStdt,  sieng  THErm.  (ONäg.  1898),  singti 
BE.,  Goldb.,  Kön.;  Gl;  Ndw  (Matthys);  ZRicht.,  Ptc. 
g'sunge"  (einmal  auch  g' singt  BG.  in  Bed.  2  Sp.  1 197  u.) : 
wesentlich  wie  nhd.  1.  vom  Menschen,  a)  eig.  Oft  in 
Kinderreimen;  s.  zB.  an-richten  (Bd  VI  408);  Euedolf 
(ebd.  629);  Bigel  (ebd.  748);  Bing  I  (ebd.  1072).  Es 
gibd  Bege",  d'  China  singi"d  ZNeer.;  s.  auch  Bd  VI  725. 
Blten  und  s.  ist  ziceierlei  [geht  nicht  gut  zs.].  Sülger; 
vgl.  etwa  reden  (Bd  VI  1667  u.;.  Wenn  d'  nid  cha""st 
lese",  cha""st  auch  nid  s.,  wenn  du  das  Leichtere  nicht 
verstehst,  kannst  du  auch  das  Schwerere  nicht;  oft 
in  der  Weise  eines  läppischen,  schwachsinnigen  Men- 
schen (etwa  mit  Ersetzung  aller  s  durch  d)  gesprochen 
ZEls.,  Zoll.  Wer  bim  Esse"  singt,  chunnt  e"  böses 
W%b  über.  Sprww.  1869.  ,Wer  litzel  kan,  der  hat 
schier  gesungen.'  XV.,  GHdschr.;  lat.  hie  cito  can- 
tavit,  quem  pauca  scientia  pavit.  ,[Die  Deutschen 
hätten]  von  alters  har  allweg  gern  gesungen  und  s. 
gern  ghört.'  Vad.  Mit  Dat.;  s.  auch  unten.  Im  StoV 
het  der  Isidör  noch  eisster  so  süferli'h  sine"  Chilene" 
g'sunge"  bim  Milche".  JReinb.  1905.  , Einem  tummen 
(stummen)  s.,  das  ist  umbsunst  und  vergäbens,  alle 
arbeit  verlieren,  surdo  cantare.'  Fris.  ;  Mal.  Mit 
modalen  Bestimmungen.  Ab  dem  Blatt  (Vom  Bl.  e"w'eg) 
s.,  prima  vista  Ap;  B;  G;  Th;  Z.  Usstoändig.  (auch 
Uss  aem  Chopf)  s.  wohl  allg.  Hau(pjth6chli"ge"  s.; 
s.  Bd  II  980  o.  (auch  Aa).  .Holops  s.';  s.  holops  mit 
Anm.  (Bd  II  1159).  Ein  Kind  lernt  gut  s.,  wenn  man 
ihm  seinen  ersten  Brei  anbrennt  (Rochh.  1857;  vgl. 
dazu  Sänger  Sp.  1184  u.),  wenn  man  beim  Kochen 
des  ersten  Breies  singt  BE.  ,[Landammann  N.]  hat 
(seiner  ersamkeit,  freundtlichkeit  und  wolsingens  halb) 
grossen  gunst  gehabt.'  Ard.  1598.  ,Sür,  süess  s.';  s. 
unter  c.  ,Möchtist  d  herren  darzuo  bringen,  dass 
müesstind,  wie  du  wöltist,  s.'?  Eckst.  1526.  S.  (chönne") 
wi'-n-e"  Lerch  (BE.),  wie-n-e"  Nachtigall  (GSaL.). 
G'sunge"  hei"-si  wi'  a"  Lörchli  BsL.  S.  auch  Hanf- 
Samen  (Sp.  934).  Du  cha""st  s.  wie-n-en  Herc"vogel, 
d.h.  nicht  (schön)  Z;  s.  auch  Bd  I  694.     S.  tei'-n-es 


1191 


hang,  seng,  sing,  song,  sung 


Boss;  s.  Bd  VI  1416  o.  Mit  Acc.  des  Inhalts.  Nöte" 
s.  1)  eig.  wohl  allg.  Mer  wund  z' erst  d'  Nöte"  s.  ond 
nachher  d'  Vers  Ap.  —  2)  uneig.  Nöte"  s  ,  wo  dreien 
c"  Ghübel  (es  Chübeli)  voll  ge",  sich  stark  erbrechen 
BE.  (Bärnd.  1904;  SGfeller  1911);  vgl.  Nöten  1  zu 
Ende  (Bd  IV  867).  Si"-si  zn-änzgi,  so  singe"-si  noch : 
do  la  mi,  sl"-si  drissgi,  so  singe"-si  scho":  mi  la  fa. 
GZür.  1902,  103  (BGsteigw.).  D'  Vers  s.,  die  Worte, 
Strophen,  wohl  allg.  Nummt"  d'  Bettler  u"d  d'  Stin- 
deller  singen  all  Verse".  Bärnd.  1908  (BGr.);  ähnlich 
auch  sonst.  .[König:]  Kan  under  üch  ein  keiner  s.? 
[Ein  Fürst:]  Ich  weiss  nit  vil  von  music,  gsang,  diss 
aber  hau  ich  triben  lang,  das  ich  den  text  sing  biss 
an  boden,  ee  ich  das  buoch  lass  uss  den  knoden.' 
JMurer  1559.  .Versamlet  sieb  ein  grosse  Welt  [von 
Feinden],  dem  Beren  Music  zs.'  HRRebh.  1620  (Lied 
auf  die  Schlacht  bei  Laupen).  E(s)  Lied(li)  s.  allg.; 
s.  auch  Bd  III  1095.  Ieh  will-der  es  Liedli  s.,  dass-d' 
»tue»!  in  ii  Cheller  sjiringt":  es  Schöppli  Wi",  es  Seh. 
W.,  das  Geldli  muess  versöffe"  si" .'  Z.  ,Ich  bin  der 
Vogel  aller  Dingen:  Dessen  Brot  ich  esse,  dessen  Lied 
ich  singe,'  Spruch  auf  einer  Platte.  1835,  LLangnau; 
Weitres  Bd  V  942  u.  , Allwäg  ein  liedle  s.,  für  und 
für  von  eim  ding  tanten,  auff  der  alten  geigen  sein, 
eantilenam  eandem  canere.'  Fris.;  Mal.  ,[Man  habe] 
solches  dem  Lehenmüller  mit  Ernst...  undersagt,  hate 
stets  verfangen,  allein  unbestendig,  allermassen  daz 
alte  Liedlein  widerumb  gesungen.'  1660,  ZTöss.  S. 
noch  Sprww.  1824,  99,  ferner  Bappetitzli  (Bd  VI  1187), 
Ge-sätzli.  Ei"s  s.  allg.;  vgl.  Bd  I  272.  Mer  wend 
(wider)  Ei"s  s.,  Aufforderung  am  Wirtstisch.  S.  auch 
Bd  VI  2  u.  (JBinder  1535).  In  der  ä.  Spr.  auch  vom 
Dichter  eines  Liedes  (mit  Bez.  darauf,  dass  er  es 
urspr.  auch  zum  ersten  Mal  vortrug);  vgl.  die  unter 
Lied  (Bd  III  1095)  angeführte  Lit.,  dazu  etwa:  ,[Die 
Beklagten  hätten  einander  hin  und  her  gestossen]  biss 
daz  sy  inn  [den  Kläger]  in  sölichern  irern  wesen  umb 
und  under  einen  tisch  stiessint,  das  er  von  inen  in 
schimpfs  wise  uffnäme  ...  [Worauf  einer  der  Beklagten] 
anvienge  und  sunge  im  daran  und  machte  ein  lied 
davon,  wie  sy  inn  nider  gestossen  heften.'  1481,  Z  RB. 
Bes.  häufig  im  Eingang  der  bist.  Volkslieder;  zB. :  ,Gen 
disem  werden  sumer  so  wil  ichs  heben  an  ein  nüwes 
lied  ze  s.'  1446;  ,So  wil  aber  s.,  s.  ein  nüws  gedieht' 
1499;  ,Wol  her,  ir  lieben  gsellen,  ich  sing  üch  nüwe 
mär.'  1513;  ,Ein  Liedlin  will  ich  s.  tu».'  1712.  Ebenso 
in  der  Schlussformel:  ,Der  uns  das  liedli  nüw  gesang, 
zwen  Scliwizerknaben  sind  si  gnant.'  1477;  , Der  diss 
Lied  componieret  hat,  ein  Baur,  ist  gewesen  an  der 
Schlacht ...  von  neuem  hat  ers  gsungen.'  1656.  Mit  Be- 
zeichnung des  Liedes  durch  Titel  oder  Anfangs- 
worte. ,Des  Zwingiis  Lied  [ein  Sehmählied  auf  den 
Reformator]  habe  N.  nicht  nur  gesungen,  sondern  auch 
mit  dem  Munde  geflötet.'  1529,  EEgli,  Act.;  vgl. 
Zwingliana  II  439.  ,[Der  Priester  in  THÜiess.  be- 
schwert sich,  die  Leute  dort]  singent  des  Zwingiis 
liedly,  sige  ein  heiliger  fromer  man  gsin.'  1534,  Absch.; 
ist  das  in  den  Zwingliana  II  441  ff.  gedruckte  Lied 
gemeint?  .StJakobs  lied  s.<;  s.  Bd  III  1096  (der  Beleg 
unter  Atem  Bd  I  587),  ferner  ALüt.  (Sagen)  449.  ,Wie 
hört  man  nicht  bei  allen  Zachen  den  Wilhelm  Tällen 
s.  und  damit  die  Gedächtnuss  der  vorigen  Tyranney 
der  Halssherren  erfrischen.'  Pol.  Gespr.  (um  1685). 
De"  Peterma""  s.;  s.  Peter -Mann  (Bd  IV  273).  De" 
Pumperniggel  s.;  s.  Pmnper-Niggtl  mit  Anni.  (Bd  IV 


7u7).  .(Einem)  das  Bönenlied  s.';  s.  Bd  III  1097.  ,Das 
Grettlin  s.';  s.  Psalmen-Singen.  Scherzh.  Einem  ,den 
knist  Uoli  s.',  ihn  durchprügeln:  ,Das  der  N.,  nach- 
dem aller  handel  zuo  rächt  gesetzt  worden,  vor  der 
türen  ussen  geredt,  kome  sy  wider  zuo  im,  so  welle  er  iro 
denn  knist  uoli  s.'  1548,  Z  Ehegericht.  Im  gleichen  S. 
, Einem  den  klocker  s.':  .Henkers  knecht:  ...  meister, 
bis  guotter  dingen,  der  [ungehorsamen]  luonzen  solt 
du  den  klocker  s.,  und  ghy  sy  hynacht  d  stägen  ab.' 
Meinrad  1576.  ,S.  boch  über  boch';  s.  hoch  (Bd  IV 
969).  (De")  Pass,  Tenor  [usw.]  s.  wohl  allg.  ,Den 
(auch  ,zuo')  ring  s.';  s.  Bd  VI  1080/1  und  vgl.  Bing- 
Singen.  ,Unser  reyen  s.',  nach  unsrer  Pfeife  tanzen; 
s.  Bd  VI  3  o.  und  vgl.  dazu:  ,l)aruff  meint  dass  rieh 
die  eidgenossen  zu  zwingen,  alss  müssen  sy  tanzen, 
wass  sy  singen.'  NSchradin  1499.  ,Man  hat  alles  das 
müssen  danzen,  das  der  papst  gesungen  hat.'  Gualther 
1546.  ,S.  von.'  .[Kürsenerknecht:]  Uns  ist  geseit 
worden,  du  sigist  ouch  dero  einer,  der  das  lied  von 
uns  gesungen  hat.  [Schererknecht:]  Ich  hab  das  lied 
nie  gesungen...;  wol  hab  ich  hören  sagen,  das  der 
N.,  ein  Schererknecht,  das  lied  in  einem  schiff  ge- 
sungen hab.'  1442,  Z  KB.  ,Das  [die  Armut  der  Mönche] 
ietz  den  grösten  argwan  bringt,  darvon  der  pur  im 
acker  singt.'  NMan.  ,Von  ei(ne)m  s.  oder  im  gsang 
vast  loben,  canere  (cantare)  aliquem;  von  seinem 
buolen  s.,  amicam  cantare.'  Fris.;  Mal.  ,S.  um.'  ,Um 
den  kränz  s.',  welchen  die  Jungfrauen  zum  , Abend- 
tanz flechten  und  dem  Jüngling  (,Singerl)  aufsetzen, 
den  sie  nach  einem  Wechselgesang  mit  verschiedenen 
Rätselfragen  in  ihren  Kreis  lassen;  vgl.  dazu  Gr.  WB. 
V  2046  und  die  dort  angeführte  Lit.,  ferner  Rochh. 
1857,  213  ff.  ,Wie  man  umb  ein  kränzlin  singt  [Titel]. 
Ich  kumm  uss  frömbden  landen  här. . .  die  (blüemlin) 
brächend  d  jungfrouwen  mitt  ganzem  flyss  und  ma- 
chend daruss  ein  kränz  und  tragend  in  an  den  abeudt- 
tanz  und  lond  die  gesellen  darumb  s.,  bis  einer  das 
kränzlin  tuot  gewinnen  [Nun  folgt  der  Wechselgesang].' 
1558,  Lied  (in  Bern  gedruckt),  vollständig  im  ZWthur 
Neuj.B.  1871,  8ff.;  vgl. auch  LTobler,  VL.I  S.  138  f.  In 
Verbindung  mit  bedeutungs  verwandten  WW.  S. 
und  pfiffe";  s-  Bd  v  1077  (2  Belege  unter  c)  und  vgl. 
dazu  ebd.  1070/1.  ,Das  pfiffen  und  s.  nachts  zuo  wie- 
nachten abgestellt.'  1529,  B  RM.  ,S.  und  schrieD.' 
,[Dass]  vil  gesellen  uff  der  stuben  zuo  dem  win  ge- 
wesen syint  und  under  andern  dingen  unfuor  mit  s.  und 
schrigen  angefangen  habint.'  1476,  Z  RB.  Das  Sakra- 
mentin der  Kirche  werde  durch  das  ,tanzen,  springen,  s  , 
schryen'  in  dem  benachbarten  Zunfthause  beunruhigt. 
Ende  XVI.,  L  (FHaas  1909).  ,S.  und  wüelen':  ,[N. 
hörte]  ein  gross  s.  und  wüellen  darinn  [im  F'rauen- 
haus].'  1530/3,  Z  Ehegericht.  Reimverbindungen.  ,Ein 
breiter  Weg,  darauf  man  mit  ganzen  Choren  s.  und 
springen  kan.'  JJUlr.  1731.  .[Der  Pfaffen]  goukel- 
wereh,  s.  und  klingen  mag  mit  dem  tüfel  gar  uüt 
ringen.'  HvRüte  1532;  vgl.  a.  Allitt.  mit  sagen;  s.  Sp. 
396.  Beide  Vbb  noch  als  Einheit  gefasst.  ,Die  war- 
heit  tuot  mich  zwingen  . . .  dass  ich  ein  lied  muoss 
singen,  dardurch  ich  üch  duon  kunt,  wie  es  kurzlich 
ist  ergangen,  darvon  man  singt  und  seidt.'  nach  1531, 
Lied.  ,Man  sang  ouch  und  sait  mau  von  disem  jämer 
[einer  Mordtat]  im  ganzen  Turgow,  wo  man  zuosamen 
kam.'  Vau.  ,S.'  dem  , sagen'  gegenüber  gestellt.  ,Got 
geb,  was  der  abt  Bernhart  darwider  [gegen  die  welt- 
liche Gesinnung  der  Geistlichen]  gesungen   oder  ge- 


1193 


Sang,  seng,  sing,  song,  sung 


sagt  habe.'  ebd.  ,Wann  dann  die  uarung  grat  uf  erden, 
so  will  er  [der  Eigennützige]  toub  und  unsinnig 
werden ;  man  sing,  man  sag,  pfiff  oder  biet,  so  seit 
er  stets,  das  guot  gelt  nüt,  der  win  schlacht  ab  .  .  .' 
Salat.  .[Pharisäer:]  Ich  lass  in  [Christus]  s.  oder 
segen,  sin  schwätzen  kümbert  mich  nit  vil.'  Aal  1549. 
,Gott  muss  dir  Genade  geben,  sonst  ist  alles  mein  S. 
und  Sagen  vergeben/  JMeyer  1694.  ,Sich  von  diesem 
Weg  durch  kein  S.  noch  Sagen  der  Welt  ableiten 
lassen.'  JJUlr.  1731.  S.  noch  Bd  VI  554,  ersoffen 
(Sp.  352)  und  vgl.  dazu  regenlen  (Bd  VI  728),  ferner: 
,Zuo  dem  redte  er:  Hensly  [Wiss],  ich  will  nit  mit 
dir  hadern;  ich  wil  es  aber  dinem  vatter  sagen, 
das  er  mit  dir  red...  Da  stüende  der  genant  Wiss 
für  inn,  redte  zuo  im:  Gang,  sing  ims !  Du  bist 
nit  als  manlich,  das  du  ims  getörest  sagen.'  1459, 
Walbm.  —  Spec.  <x)  vom  kirchlichen  Singen.  Vom 
lat.  Gesang  beim  kathol.  Gottesdienst,  bes.  bei  der 
Messe.  ,Ouch  ist  der  rat  übereinkomen,  daz  niemen 
sol  in  der  stat  nach  der  ave  Marie  gloggun  tanzen, 
noch  gigen  ...  offenlich  unz  mornedes,  das  man  ze 
der  kapelle  gesinget  [d.  h.  bis  zur  Frühmesse],  bi  10  ß.' 
äL.  RB.;  s.  auch  Lauben- P fister  (Bd  V  1197  u.);  be- 
reiten 2  (Bd  VI  1044  u.).  .Wart  der  brieff  geben  ... 
an  dem  sunnentage  nach  mitter  vasten,  so  man  singet 
Judica  nie  deus.'  1305,  Z.  ,A.n  dem  zistage  vor  dem 
sunentage  in  der  vasten,  so  man  singet  Oculi  mei.' 
1321,  U.  ,Die  4  jar  han  ich  verrechnet  am  zinstag 
nach  dem  suntag,  so  man  singt  Oceuly.'  1467,  ZWth. 
,[Es]  ist  der  Stiftern  meinung  gesin,  das  dasselb  gelt 
jars  in  vier  geteilt  werd  und  alle  fronvast  der  vierd 
teil  geben  werd  besunderlich  den  schüelern,  also  das 
die  schüeler  in  drye  teil  geteilt  werden,  die  grösten, 
die  alle  ding  s.  können,  uff  ein,  die  mitlen,  die  ver- 
sickel  und  antiphen  [!]  singen,  zem  andren  und  darnach 
die  kleinsten,  die  nütz  können  s.,  zum  dritten  teil, 
und  also  das  den  minsten  eim  1  pfennig  geben  werd, 
den  mittlen  2  pfg  und  den  grösten  5  oder  6  pfg  ... 
umb  das  yeglichem  ettwas  werd  und  sü  alle  dester 
gefiissner  sigeut,  zuo  dem  salve  ze  körnend.'  E. 
XV.,  Bs  (Stiftungsbrief  für  Errichtung  eines  , Salve 
regina'  in  der  StNiklauskapelle  der  StTheodorskirche). 
,Ich  sag  by  der  warheit,  dass  ich  das  um  Ion  s.  mee 
sündig  warlich  schätzen  mag  dann  guot;  denn  was 
tuond  die  kinder  minder,  die  um  die  gass  krüzend 
und  ouch  darzuo  singend  und  huckend  ire  münd  ouch 
in  seltsame  wort,  die  weder  sy  noch  andere  menschen 
verstond.  Also  singt  der  meerteil  joch  der  münch 
und  pfaffen,  dass  sy  wenig  verstond,  was  sy  singend; 
doch  muoss  man  inen  Ionen  oder  aber  sy  singend  nit.' 
Zwingli.  ,Dan  diser  zeit  die  eifelzierd  der  bischofen 
sonderbar  eigen  was  und  nachgender  zeit  erst  den 
äbten  mit  sonderbarer  freiung  ze  tragen  und  (wie  man 
spricht)  darunder  ze  s.  durch  wolwellen  der  päpsten 
zuogelassen  worden  ist.'  Vad.  ,Uf  sontag  den  palmtag 
1528,  wie  der  pfarrer  zuo  Someri  im  Turgöw  nach 
altem  bruch  den  esel  ziechen  und  zuo  im  das  volk  mit 
palmen  schiessen  liess,  begab  es  sich,  dass  er  vor  sinem 
kaplon  nider  uf  ain  tuoch  lag  und  über  sich  s.  liess, 
wie  man  an  disem  fest  gewon  was.'  ebd.  Vgl.  Sp.  1197. 
,Fand  man  manchen  [Priester],  der  bass  das  plären 
kond,  den  ein  evangelium  exponieren;  das  gsach  man 
täglich  in  den  schuolen,  wie  tolle  bacchanten  uff  die 
wichinen  zugen,  wurden  gewicht,  das  sy  ein  wenig 
konden  s.,   sunst  weder  exponieren  noch  grammatik.' 


ThPlatter  1572.  ,(Die)  mess  s.'  ,Sol  man  ein  schön 
ampt  ...  haben  mit  messe  s.  und  bredienne.'  Z  RBr. 
,Das  hinfür  dehein  münch  sol  hie  sin  ersten  mäss  s.' 
1488,  B  RM.  S.  auch  plapperen  I  (Bd  V  128).  ,Das 
ampt  s.':  ,Sönd  die  priester  si[n]gen  2  empter,  eins 
von  unser  lieben  frowen,  daz  ander  ...'  XVI.,  BXid. 
Jahrzeitb.  ,(Die)  metti  s.';  s.  Bd  IV  556.  557  o.  (übertr.). 
,Das  ist  der  pfaffen  bruch  und  sitt,  das  sy  die  jung- 
frouw  darumb  dingen,  dass  inen  helffind  metti  s.'  Rief 
1539.  De-  Passion  s.;  s.  Bd  IV  1604.  ,Die  siben  zyt 
s.';  s.  siben  (Sp.  47  o.).  ,Das  salve  (regina)  s.';  s.  Sp. 
862  o.  ,I)ie  litany  s.';  s.  Passion  (Bd  IV  1604)  und 
vgl.  Litani- Singen.  ,S.  und  lesen',  beim  Celebrieren 
der  Messe.  ,[Als  1338]  diu  pfafheit...  weder  s.  noch 
lesen  wolte,  noch  kain  gotesdienst  tuon  wolte,  do 
muosten  si  uz  der  statt  Zürich.'  Z  Chr.  1336/1446. 
,Swaz  ouch  schuoler  ze  Zürich  wonhaft  sint,  die  und 
ir  schuolmeister  suln  [trotz  des  Interdiktes]  ze  köre 
gan  und  da  s.  und  1.,  als  si  billich  tuon  suln.'  1.  H. 
XIV.,  Z  StB.  ,[Ein  Priester  bittet,  ihm  die  neuge- 
stiftete] pfruond  durch  gott  umb  s.,  umb  lesen  und 
durch  des  N.s  seligen  sele  heiles  willen  ze  liehen.' 
1406,  Z.  .Sechs  messen  s.  und  1.  lassen.'  1506,  Z. 
,Zuo  sant  Joder  seilen  9  ampelen  brennen:  5  im  kor 
al  firtag  und  hochzit,  wen  man  sind  [!]  oder  list.' 
Anf.  XVI.,  Bs  Chr.  ,[Dass]  die  vesper  wyter  nit  ge- 
halten, weder  gesungen  noch  geläsen  werden  solle.' 
1523/6,  Z  RB.  ,So  die  pfaffen  die  jarzit  begangen  mit 
s.  und  läsen  uf  den  gräbern.'  1534,  Absch.  ,[Der 
Pfarrer  zu  ScHwFreienb.  soll]  die  pfruondt  fleissig 
verstellen  mit  mess  halten,  s.  und  1.,  predigen  [usw.].' 
1546,  SchwE.  Arch.  S.  noch  Metti  (Bd  IV  556);  Sti- 
mmig (Sp.  969).  Vom  deutschen  Gesang  beim  reform. 
Gottesdienst.  Si  häud  scho"  g'sunge"  g'ha",  wo-n-ich 
i"  a"  Chirche-  cho"  bi".  ,[Wir  wollen]  dem  Herren  eins 
um  das  andere  s.'  JJUlr.  1731.  Psahne"s.;  s.  schon 
Bd  V  1044/5,  ferner  die  Zss.  ,Auff  Laurentii  [1526] 
fiengen  der  reformierten  religionsverwandten  an,  in 
s.  Martins  pfarrkirchen  teutsche  psalmen  zuo  s.' 
Wurstisen  1580.  Ausserhalb  des  Gottesdienstes:  ,[Es 
werden]  citiert  die  alte  Lismerin, unterschiedliche  ledige 
Gsellen  und  einige  Meitle,  angeklagt  wegen  Eilten, 
die  aber  vorgeben,  mit  einander  Psalmen  gsungen  han. 
Vermahnt,  dass  sie  unter  diesem  Vorwand  nicht  etwas 
Schlimmes  s.  sollen,  auch  mehr  bei  Tag  als  bei  Nacht 
beisammen  im  S.  sich  üben  sollen.'  1706,  BRoggw. 
(Chorgericht).  S.  auch  Gegen-Lied  (Bd  III  1095). 
Übertr.;  s.  Luzerner-,  Murte"- Psalm,  sowie  Psalter 
(Bd  V  1046).  —  ß)  vom  Gabensingen;  vgl.  auch  die 
subst.  Zssen.  ,Dem  armen  Henslin,  der  da  singt, 
hiessen  min  herren  durch  got  geben  10  ß.'  1441,  B 
StRechn.  ,Gen  3  Dickpfennig  einer  frowen  von  Ein- 
sideln,  die  hie  gesungen.'  1531,  L  (Rechuungsb.  von 
StUrban).  Zum  Bettelsingen  der  , (armen)  schuoler'  im 
Mittelalter  (,das  (den)  partem  s.')  s.  AFechter  1837, 18  f. 
und  die  Belege  unter  Partem,  Partist  (Bd  IV  1618/9), 
um-,  umen-singen,  auch  unter  präsentieren  (Bd  V  781), 
(Spend-)Bröt  (ebd.  939.  985).  ,Um  das  Kränzleingelt 
s.':  ,Es  war  zu  diesen  Zeiten  [in  Bs]  der  Gebrauch, 
dass  man  vor  den  Häuseren  um  das  so  genannte 
Kränzleingelt  sänge  und  damit  den  Tag  über  die 
Bürgerschaft  sehr  belästigte;  dieser  Gebrauch,  der 
vermutlich  von  den  Kränzen  nach  eingesammleter 
Erndte  entsprungen,  ward  in  diesem  Jahre  aberkannt.' 
1604,  Wurstisen  1779,  39;  einzig  darauf  beruht  die  un- 


1195 


Sang,  seng,  sing,  song,  song 


1190 


genaue  Angabe  unter  Kränzli-Gelt  2  (Bd  II  254).  Bei 
bestimmten  Anlässen.  Um  d'  Wurst  ('s  Würstli, 
so  auch  Bs)  s.,  zur  Zeit  des  Schweineschlaehtens;  s. 
Ghrumb-bein-Lied  (Bd  III  1096/7)  und  zu  der  dort  an- 
geführten Literatur  noch  AfV.  VII  103  ff.;  SV.  1912,  1  f. 
Mer  wand  go"  um  d'  Wurst  s.  ZDüb.  So  auch  ('s) Chrumb- 
Bei"  s.  ZPfäff.,  Wetz.  Mer  wend  go"  's  Chr.  s.,  sagen 
die  Kinder.  Der  Gumpisch  s.  hiess  es,  wenn  Knaben 
und  Mädchen  vor  einem  Hause,  in  dem  geschlachtet 
worden  war,  einige  Lieder  sangen,  wofür  sie  mit  Wein, 
Brot  und  Wurst  bewirtet  wurden  ScHÜa.  (Neukomm); 
zu  Giimpist  3d  (Bd  II  318)?  um  Weihnachten  (s. 
Bd  IV  659  u.)  und  Neujahr;  s.  auch  Bd  III  59/60. 
61/2  und  vgl.  noch  Sing-Äbend  (Bd  I  38);  Blutiger  III 
(Bd  V  299);  Silvester  (Sp.  864  o.),  ferner  Ap  Volksbl. 
1832,  1  f.;  Republikaner- Kai.  (JJBär)  1835,  29;  BWyss 
1863,  1  ff.;  JWHess  1905,  113/4;  AfV.  VII  59  nnd  103 
ff.;  Th  Beitr.45,  79  f.;  AAltherr,  Beckenfridli  13  ff.  (Ap). 
Wenn  die  lieb  heimelig  Wihe"nechtszit  cho"  ist  und  de"" 
die  ganz  gross  Chilche"musig  umc"g' gange"  ist  und 
g'sunge"  hed  im  ganze"  Chilchgang  ume"  vor  alle" 
Hüsere",  wo-mer  öppe"  g'meind  hed,  es  luegi"d  e"  par 
Fränkli  use".  Schwzd.  31,  3  ff.  (L).  ,Ouch  verbieten 
wir  allen  den  ünsern,  daz  dis  hochzit  nieman  dem 
andern  s.  sol.'  1.  H.  XV.,  Z  StB.  ,5  ß  Heini  Mönch 
[Stadtknecht],  rüeft,  daz  nieman  sing  uf  daz  ingänd 
jar.'  1418,  Z  Seckelamtsrechn.  ,Es  ist  by  kurzen  jaren 
ein  frömde  gewonheit  hie  in  der  statt  ufferst[and]en, 
daz  man  die  zuo  eim  dorff  machen  mit  s.|  umb  würst 
uf  ein  ingond  jar,  als  man  in  den  dörffern  gewonlieh 
tnot.'  1418,  Bs.  ,Es  soll  ouch  niemand  s.  gan  vor  noch 
nach  dem  hochzit  umb  würst,  gelt  noch  anders,  als 
etwenn  besehenen  ist,  noch  niemand  dem  andern  an 
siner  tür  klopfen.'  1420,  ebd.  ,Als  dann  die  schüeler 
zuo  wynnacht  gewonlieh  ir  guottjar  ze  Küngssfelden, 
zuo  Brugg  und  an  andern  orten  zuosamentragen  und 
ersingen,  solichs  sol  ein  schuolmeister  getrüwlich  ze- 
samen  behalten  und  süss  in  kein  weg  anders  dann 
zuo  ir  niessung  bruchen.  Und  als  dann  den  schüelem 
zuo  wynnacht  zuo  Küngsfelden  zuo  irem  guotten  jar 
wirt  ein  lebkuochen  und  5ß  hlr,  der  selb  lebkuoch 
und  die  5  Schilling  sond  werden  des  schuolmeisters 
frouwen,  und  darumb  sol  sy  inen  die  selben  zitt  irs 
singens  umb  das  guott  jar  kochen  und  ir  ding  zuo 
eren  und  irem  nutz  bringen.'  AaBi\  Schulordn.  um 
1500.  ,S.  umb  das  guotjar'  verboten.  1503,  Sch  Chr.; 
ebenso  1638,  GRh.  Mand.  ,Uff  diss  hochzytt  der  wyn- 
nechten  ettlich  frouwen  und  man  nachts  ...  vor  der 
lütten  hüseren  umb  ein  guott  jar  und  wurst  ze  singen 
gepflegen,  daruss  ze  ettlichen  zytten  frommer  lütten 
kinder  gesmecht  und  ander  scheden  entsprungen  sind ...' 
1507,  Bs.  ,2  Ib.  den  manen  und  wiber,  so  mir  am 
nuiwen  jar  aubet  gesungen  haind.'  1527,  SchwE. 
(Ausgaben  des  Abtes).  ,1  Ib.  den  gesellen,  so  mir  zuo 
Pfefflca  gesungen  haind  am  nüwen  jar;  item  10  ß  den 
dochteren,  so  mir  gesungen  haind.'  1531,  ebd.  , Min  herin 
schult[hei]s  und  rätt  haben  betrachtot  die  merklich 
gross  Unordnung,  so  verluffner  jar  mit  dem  s.  gebrucht 
worden,  und  söllichs  abgestellt,  allso  das  niemand 
weder  zuo  den  französischen  herren,  noch  für  biderben 
lütten  hüser  louffen,  s.  noch  höuschen  solle,  by  ver- 
mydung  derselben  miner  herrn  straffe.'  1531,  S  (,fryt- 
tag  in  der  wychenachtwochen').  ,Des  Singens  halben 
am  nüwen  Jars  Abent  seilend  alein  drien  Scharen, 
nämlich   den   jungen  Knaben    und  jungen  Töchteren 


undt  den  Männeren  und  nit  witters  mögen  s.,  doch 
in  aller  Bescheidenheit.'  1600,  Nnw.  ,Es  ist  auch  vor 
vill  Jahren  auf-  und  angenommen  worden,  dass  Nie- 
mandt  unsers  Landts  weder  im  Landt  noch  dan  vor- 
aussgehen  soll,  das  neu  Jahr  zu  s.  ...  aussgnommen 
Sondersiechen  und  armb  Leut,  die  umb  das  heilig 
Allmuosen  gehen,  mögen,  wie  sich  gebührt,  s.  und 
sonst  nit  weiter.'  XVII.,  ApI.LB.  ,An  der  Weihnacht 
[soll]  Niemandt  bei  der  Gfangenschaft  weder  spihlen 
noch  s.,  ausgnomen  die  Wächter.'  1747,  ebd.  ,ln  G. 
hält  der  Kaplan  Schule  und  hat  kein  anderes  Ein- 
kommen, als  dass  er  am  Neujahr  mit  seinen  Kindern 
vor  den  Häusern  singen  darf,  wofür  man  ihm  Almosen 
zuwirft.'  E.  XVIII.,  Ap  JB.  1862.  Um  Dreikönigen; 
s.  Bd  III  332  und  vgl.  noch  ALGassmann  1906,  178. 
,Wir  der  vogt  [usw.]  ze  Schafhusen  haben  gesetzet 
dur  guotes  frides  willen,  das  nieman  sol  bitten  in 
unser  stat  und  in  unsern  gerillten  ze  Sch.  an  des 
ingenden  jares  abent,  ald  an  dem  zwelften  abent 
[d.  b.  nach  dem  Christtag,  also  am  Dreikönigsabend], 
ald  an  andern  tagen,  als  man  in  den  ziten  da  her 
getan  het,  dur  dehein  geverde  mit  singenne  oder  süsse, 
und  sol  das  menglich  miden.'  Sca  StB.  XIV.  An  der 
Fastnacht;  s.  Bd  IV  651  u.  ,[Es  soll  sich  zur  Fast- 
nachtszeit Jedermann  ua.]  des  küechlinholens  und 
darum  singens  [enthalten].'  1599,  BsMand.;  vgl.  dazu 
Chüechli- Singen.  Ei"€m's  Chüechli  s.:  .Hinecht  ist  die 
Fasenacht,  gend  is  au  es  Chüechli  z'  Nacht!  Chüechli 
raus!  Chüechli  raus!  sist  ein  bravner  Paur  im  Haus  ... 
Ir  singed  dem  Pure"  das  Küechelein.  Das  Küechlein 
ist  gibache-...'  ZDielsd.  (LTobler,  VL.).  De(r)  Maie" 
s.;  s.  Bd  IV  2u.,  dazu  noch  Bärnd.  1911,  499/500;  zur 
Sache  vgl.  AfV.  XI  257  ff.  (franz.  Schweiz).  Hieher  auch 
die  RA.  (s.  die  Anm.):  Einem  d's  Maiji  od.  d's  Maijeli 
(B  allg.,  in  E.  und  lt  Zyro,  wohl  auch  sonst  -ä-,  in  Gr. 
lt  Bärnd.  1908,  561  -ä-J,  's  Maui  (S  lt  BWyss  1863), 
's  Mali  (AaKöII.),  es  Mali  (LuWigg.)  s.;  s.  Mauwi  2 
(Bd  IV  606).  Im  Folg.  noch  einige  bei  solchen  An- 
lässen gesungene  Liedchen.  Scho"  wider  es  Liedli 
g'sunge"  und  en  Batze"  g"unne";  g,rünn(sing)-ich  vil, 
so  sing  (g"ünn)-ich  vil,  vergebe"  sing-ich  nümmer  Aa; 
ähnlich  Tu;  Z.  Ich  singen  (gigen  ZS.)  um  efnejs  Stückli 
Bröd,  ich  singe"  (gige")  nüd  vergebe",  und  wann  der 
Winter  überen  ist,  se  göm-mer  (gän-ich)  wider  i"  d' 
Rebe"  ZReg.,  Regensd.,  S.  S.  auch  präsentieren  (BdV 
781).  Das  Hüs  stät  uf  de"  Mure",  mer  singi"d  's 
dene"  riche"  Bure"  ...  SchwMuo.  (aus  einem  Neujahrs- 
wunsch). Mer  singi"d  's  hie  und  Alle"  glich,  mer 
wü"schi"d  Alle"  's  Himmelrieh  . . .  ebd.  Mer  hauwe"d  en 
Maien  und  stecke"d-s'  i"  's  Tau,  mer  singe"d  dem  Uerre" 
siner  hübsche"  Frau,  Lied  der  Mareieli  (Bd  IV  356  o.) 
am  Sechseläuten  ZStdt.  In  disem  Bus  sind  gizigi 
Lüt,  si  !Önd-i"s  s.  und  g'end-i's  Nüt  ZWein.  (die 
Weininger  Bauern  vor  dem  Kloster  Fahr).  Wenn-i'h 
nid  s.  mag  und  Nüd  z' s.  weiss,  blös-mer  Der  Halb- 
batze"  (Var.  e"  Leberwurst),  wo-mich  s.  g'heisst.  ALGass- 
mann 1906.  —  b)  .singend'  sprechen,  vom  Tone 
eines  Predigers  Ap;  G;  Tu;  Z  und  sonst.  —  c)  scherzh. 
od.  iron.  für  sprechen,  reden,  sagen.  ,[Den  Hohen 
der  kath.  Kirche]  muoss  man  ,Üwer  gnad'  und  ,Üwer 
fürstlich  gnad'  um  die  oren  s.;  sunst  lassend  sy  sich 
nit  schweigen.'  Zwingli.  ,Man  hat  ir  dry  gefangen, 
ist  der  canzler,  des  abts  [von  StGallen]  schwager...; 
sorg,  man  werd  sy  mit  dem  henker  bruchen;  nit  waiss 
ich,  was  sy  [auf  der  Folter]  s.  werden.'  1530,  Absch. 


1107 


Sang,  seng,  sing,  song,  sung 


,[Ein  Teufel:]  Er  [Tobias]  Hess  mich  s.  und  im  rollten, 
noch  wollt  im  schmecken  nit  mein  Brodteu:  blib  stüff 
an  Gottes  Gsatz  seins  Herren  ...'  GGotth.  1619.  ,Süess, 
sür  s.'  , Er  lad  mich  sur  und  süess  s.,  kein  wort  kan 
ich  nit  uss  im  bringen,  gott  geb,  ich  segi,  was  ich 
well.'  XV.,  Keller,  Fastn.  (.Der  kluge  Knecht').  ,Dabi 
[bei  dem  Gerichtsentscheid]  muost  es  bliben,  Gott  geb 
wir  sungid  sur  oder  sües.'  1515,  B  Schreiben  (Ansh.). 
,[Der  verlorne  Sohn :]  Ich  hab  mich  von  myra  vatter 
gschwungen,  Gott  geb  wie  süess  er  mir  hab  gsungen; 
ich  wollt  sust  nit  also  syn  intan  und  mich  myn  lebtag 
meistren  lan.'  GBinder  1535.  .Herodias:  Min  bitten 
ist  gsin  als  vergeben  ...  Ich  habe  gsungen  sur  old 
süess,  so  ists  umb  sust.'  Aal  1549.  —  d)  in  der 
alten  Bed.  gehoben,  feierlich  sprechen  (doch 
s.  Sp.  1193  u.).  ,[Der  ,pfaff  von  Winingen'  hat 
den  N.  für  eine  Schuld  gepfändet.  Aber  N._]  nam 
im  daz  pfand  schalklich,  darzuo  rett  er  vor  minen 
herren  frefenlich  und  sprach:  der  pfaff  wil  Judas 
fluoch  über  inn  [!]  s.,  und  sprach  zuo  dem  pfaffen 
under  sin  ougen:  ...  wenn  ich  wissete,  dass  du  es 
tuon  wöltest,  ich  wölt  dich  durch  den  grind  gesnyen.' 
1394,  Z  RB.  ,Der  kaiser  schluog  seu  [beim  Ritter- 
schlag] mit  der  kling  entwerchs  und  ward  in  singend 
disen  vers:  Hie  besser  ritter  danne  knecht!'  Ring. 
,Wenn  ich  din  heiligen  sun  sehn  sott...  so  sung  ich 
mit  dem  Simeon:  Nun  lass,  herr,  dinen  knecht  hin- 
scheiden im  friden...'  Aal  1549.  —  2.  von  Tieren. 
Zunächst  von  Singvögeln,  allg. ;  der  Volksspr.  aber 
zT.  (so  in  Ap;  G;  Th)  weniger  geläufig  als  pßffe" 
(Bd  V  1079).  Häufig  im  Kinder-  und  Volkslied.  Alli 
Vögeli  singe"d  schön  bis  am  Samstig  z'  Öbe"d  [usw.], 
verbreitetes  Kdld.  Nachtigall,  ich  hör  dich  s.,  's  Merz 
im  Llb  tuet  mir  zerspringe*.  Lied.  ,Der  Star  schwätzt, 
schnadert,  pfifft  und  singt:  er  ist,  der  Alles  kann.' 
Lied  (,geistl.  Vogelgesang').  D'  Vögeli  hend  Chröpfli, 
si  singi"d  der  mit:  min/n  Schatz  hed  en  Chropf,  aber 
singe"  chan"-er  nüd.  ApVL.  1903.  Die  Vögel,  wo  am 
Morge"  so  lüt  singi"d,  sind  z'  Abi"g  der  Chatz,  sprw. 
ZEls.  ,Urteü  du  [Strauss]  nit  höher,  dann  dich  ver- 
standist, dass  s  dir  nit  gange  wie  dem  esel,  der  ur- 
teilet, der  gugger  sunge  bas  weder  die  nachtgall.' 
Zwixgli.  ,Vögel,  die  natürlich  singend  als  nachtgallen 
und  dergleichen,  cantrices  aves.'  Fkis.;  Mal.  ,Der 
Graff  von  Vatz  [1322] ...  war  so  hart,  [dass]  wann  er 
die  Gefangnen  wegen  grossem  Hunger  erbärmlich  ge- 
hört heulen,  er  gesprochen:  Dise  seind  meine  Vögelin, 
welche  lieblich  in  meinen  Ohren  singen.'  Sprecber 
1672.  Von  andern  Vögeln.  ,Kaka  [ist]  syn  [des  Spatzen] 
spraach,  die  bhalt  er  noch,  syn  vatter  hats  ouch 
gsungen.'  Vogelgesang  um  1560.  Auch  von  Hühnern,  = 
grägelen  1  (Bd  II  723)  ZF.,  ,wenn  sie  recht  zufrieden 
sind'  Bs.  Mer  höre"  's  Hüenli  s.,  es  wird  (d'  Frau 
ivül)-i"s  (d'J  Eili  bringe"  ...,  singen  die  Eier  bettelnden 
Kinder  an  Mittfasten  BsB.,  Reinach.  .Einen  feinen 
Ton  durch  die  Nase  ausstossen,  wie  der  Hund,  wenn 
er  vor  Ungeduld  wimmert'  Z  (Dan.);  Syn.  sünen  (Sp. 
1103);  sunggen.  Vom  Brüllen  einer  stiersüchtigen  Kuh 
GRNuf.  (Trepp).  Di"  Ghue  singt.  Von  den  langgezo- 
genen, hohen  Tönen,  die  der  Herdenstier  bei  starker 
Erregung  ausstösst  BG.  (Bärnd.  1911,  167).  —  3.  von 
unbelebten  Dingen.  Von  einer  Pfeife;  s.  Bei  (Bd  VI 
2  u.).  Im  Rätsel  von  der  Chüeglogge" :  Es  geit  Öppis 
zum  Brunne"  u"d  süß  Nut  »'"'  gcit  zum  G'leckchastc" 
u"''  frisst  Niit  u"J  geit  uf  d's  Feld  use"  ge"  s.   B  (Kurz). 


Vom  Pfeifen  der  Büchsenkugeln;  s.  pfitzen  (Bd  V 
1207/8).  Vom  Winde;  s.  al-sö  (Sp.  33  o.).  Von  dem 
feinen,  langgezogenen  Ton,  den  kochende  Flüssig- 
keiten hervorbringen  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  S;  Th;  Z; 
Syn.  sünen  (Sp.  1103);  sunggen.  's  Wasser  singt  Tb; 
Z.  Im  Pfänndli  inne"  het  's  g'chöcherlet  und  g'sunge". 
JReinh.  1905.  Wenn  das  Chindbettersiippli,  das  der 
Wöchnerin  in  einem  noch  ungebrauchten  Becken  oder 
Teller  gereicht  wird,  nicht  singt,  so  ist  Etwas  nicht 
in  Ordnung  BsBinn.  (Seiler),  's  Tüpfi  singt  im  Ofe"- 
rör  L.  Auch  von  Äpfeln,  die  an  offenem  Feuer  braten: 
D'  Öpfel  hei"  a"fah"  s-en  und  pfüse".  RvTavel  1904. 
Von  einem  grünen  Scheit,  das  ins  Feuer  geworfen 
wird  AALeer.  (H.).  —  4.  vom  Klingen  in  den  Ohren. 
Syn.  lüten  2  aß  (Bd  III  1508/9);  sunggen;  vgl.  auch 
Ör  (Bd  I  412).  's  singt-mer  i"  den  Ore",  nach  dem 
Volksglauben  ein  Zeichen,  dass  irgendwo  von  dem 
Betreffenden  gesprochen  wird  L.  ,Mir  schwept  neiss- 
was  schwers  vor,  mir  singt  den  ganzen  tag  das  or.' 
HvRüte  1546.  ,Sonant  aures,  die  oren  singend  oder 
tosend.'  Fris.  ,üie  oren  singend,  sausend  oder  pfeisend 
mir,  aures  tinniunt  sonitu  suopte.'  Mal.  ,Ziegelsteinöl 
vertreibt  das  Singen  und  Sausen  der  Ohren,  so  her- 
kompt  von  dicken,  groben  Dämpfen  und  kalten  Flüs- 
sen.' JRLandenb.  1608.  ,üie  Ohren  singen,  tinniunt 
aures.'  Denzler  1677.  1716.  ,Das  rechte  Ohr  singt 
mir,  dexter  mihi  oculus  salit,  dextra  tinnit  auris.' 
Hosp.;  s.  auch  recht  (Bd  VI  209  u.).  In  anderm  S., 
nachtönen:  ,Dört  hab  ich  gehört,  wie  das  galt  klingt, 
min  or  noch  singt.'  GBinder  1535.  —  5.  lauten,  von 
Urkunden.  Vgl.  sagen  (Sp.  393/4).  .(Friburg  und  Berne) 
die  kann  nieman  gescheiden  ...  als  noch  ir  briefe 
singent,  wan  sis  zesamen  bringent  [vergleichen].'  XV., 
LTobler  VL.  —  Singe"  n.  Hut  häm-mer  S.,  Sing- 
stunde, wohl  allg.  Du  chunnst  nach  dem  S.,  zu  spät 
BG.  (Bärnd.  1911);  eig.  mit  Bez.  auf  den  Gesang  zur 
Eröffnung  des  Gottesdienstes.  , Singen  eins  singens, 
cantare,  cantitare,  exercere  cantus.'  Fris.;  Mal.  Un- 
eig.:  ,Er  hörte  von  den  Schätzen  in  Luisiana  allent- 
halben so  viel  Rühmens  und  Singens,  dass  [ihn  dar- 
nach gelüstete].'  Sintem.  1759.  Vgl.  auch  Singens. 
—  singend.  .(Allerlei)  s-e  vögel,  oscines.'  Fris.; 
Mal.  ,S-er  reigen  (tanz)',  von  Gesang  begleitet;  s.  Bd 
VI  2.  —  ge-sungen:  a)  in  der  RA.  (a's)  wie  g'sunge", 
=  wie  'pfiffe"  (Bd  V  1077  u.).  Das  geit  w.  g's.  W. 
D'  Arbet  ist  gär  rucldich  vo"  Statte"  g 'gange" ,  a's  wie 
'tenkt  und  w.  g's.  MKuoni  1884  (GRPr.).  ,Es  sei  ein 
recht  kurzweilig  Dreschen  da  Weg,  der  Tag  sei  ihm 
ume"g'gangen  w.  g's.'  Gotth.  Was  doch  hittiges  Tags 
die  Kinder  nit  Alles  miend  lere":  remischi  Zalen  und 
ditschi,  's  isch  grad  glich,  si  lese"-s'  w.  g's.  Firm.  (Bs). 
Vgl.  dazu:  ,Wäre  also  hier  für  beide  Klassen  nicht 
ein  gleich  nützlich  und  vorteilhafter  Kauf  oder  Aus- 
tausch zu  treffen?  Ich  glaube,  wie  erwünscht  und 
gesungen.'  ADennler  1817.  —  b)  eine  .gesungene 
Messe'  uä.,  im  Gegs.  zur  stillen.  Vgl.  besingen.  .[Eine 
Jahrzeit  begehn]  mit  vigili  und  morndes  mit  einem 
gesungenen  selampt  und  mit  einer  gesprochenen  messe.' 
1387,  ZRüti.  ,Die  jarzit  began  ...  nach  der  selemesse 
mit  einer  gesungen  messe  von  unser  lieben  frowen.' 
1394,  L.  ,Ob  es  sich  begeben  wurde,  das  zwei  ge- 
sungne  empter  uff  einen  tag  in  der  kilchen  gehalten 
wurden.'  1519,  Schw.  ,Das  der  kilchherr  mit  fünf 
priesteren  ir  jarzit  sol  began  mit  ainer  gesungnen 
vigily  und  mit  einer  gesungnen  selmes  und  ain  ampt 


1109 


seng,  sni^r.   song,  sunt,' 


1200 


von  unser  frowen  gesungen  und  die  andern  messen 
gelesen  Ton  den  seien.'  1530,  ZEgl.  ,Ein  gesungen 
Ampt.'  1055,  SchwE.  S.  noch  Chilchen-Ge-sang  (Sp. 
1182  o.).  —  un-gesungen.  Nur  in  der  häufigen  For- 
mel ,u.  sin',  ohne  gesungene  Messe,  ohne  Gottesdienst, 
im  Interdikte  sein;  vgl.  Bann  3  d  (Bd  IV  1273).  ,Daz 
du  stat  in  dekeinen  ban  valle,  davon  man  u.  müeste 
sin.'  1321,  Z  StB.  ,[1338]  ward  alliu  pfafheit  ze  Zürich 
uz  der  statt  geschlagen  und  was  man  10  jar  ze  Zürich 
u.  und  an  allen  gotes  dienst'  Z  Chr.  1336/1446;  s.  auch 
Z  Chr.  XV.  42;  Vad.I  445,  ferner  Just.  352.  ,Dass  der 
selb  Nagler  einen  banbrief  dem  lütpriester  ze  sant 
Peter  gab,  dass  man  von  des  Sagers  wegen  u.  müeste 
sin,  won  das  er  lopt  und  verhies,  usser  dem  kilchspil 
und  von  der  statt  ze  gand.'  1394,  Z  RB.  ,Man  sol 
nachgan  und  richten,  als  N.  her  in  die  statt  ist  komen 
darüber,  dass  es  im  verbotten  was,  und  ouch  als  verr, 
dass  die  von  Wintertur  und  ouch  er  in  banne  sint, 
dass  man  von  ir  wegen  u.  müess  sin.'  1395,  ebd. 
,Vogt  und  rät  ze  Seh.  syen  uberkomen  ...  besunder 
darumb,  daz  nu  hinnenthin  gotsdienst  dester  minder 
nidergelait  werd,  daz  nu  fürbas  ain  ieglicher  unser 
burger  oder  burgerin  ald  bysäss  oder  lantman,  ainer 
oder  me,  die  als  verre  gebannet  werdent,  daz  man 
von  ir  wegen  sölt  oder  müest  u.  sin,  dieselben 
personen  [sollen  schwören  die  Stadt  zu  verlassen] 
unz  uff  die  zit,  daz  si  sich  von  den  bannen  genzlich 
gelediget  haben.'  1406,  Scb  StB. 

Amhd.  ringem,  -m;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1067  ff.;  Martin- 
hienh.  II  365.  Hinsichtlich  der  B  RA.  Ei'Hi  <f «  Maij(el)i 
«.  (Sp.  1196)  darf  die  schon  iu  der  Aura,  zu  Mauwi  (Bd 
IV  606)  erwogene  Zugehörigkeit  zu  Maria  als  sicher  gelten; 
Mäui  (wofür  Mali  lediglich  falsch  restituierende  Schreibung) 
beruht  auf  Entstellung,  welche  die  RA.  erfuhr  bei  ihrem  Vor- 
dringen in  die  au  B  angrenzenden  Gebiete,  denen  sowohl  der 
zugrunde  liegende  Brauch  als  auch  die  B  Form  Mäiji  für 
Maria  fehlte.  Altes  Nom.  ag.  zu  gingen  (vgl.  Singer)  ist  wohl 
der  FX.  „Sing'  Tb;  Z  (schon  im  XVI.).  Hieher  auch  der 
FX.  .Ningiseu,  -ysen,  -eisen.'  XVI./XVIII.,BsLie.;  XVI./XV1L. 
AaMell.;   1610,  BBiel;   1612,  AaMuri. 

ab-:  1.  wie  nhd.  Ein  Lied  a.  B  (Zyro);  Ndw 
(Matthys).  Auch  bei  Spreng;  s.  trocken.  —  2.  ein 
Gebiet  a.,  vor  allen  in  Betracht  kommenden  Häusern 
desselben  singen,  von  Gahensängern.  Es  tcär  natürli'h 
nid  mögU'*  g'sl",  i"  einer  Nacht  der  ganz  Chilchgang 
mitsamfem  Stedtli  go"  abz' singe";  drum  hed-mer  's  i" 
föif  Öbi"g  oder  Strich  i"'teilt  L.  —  3.  I°h  will-der's 
a.,  gleichs.  die  Schuld  durch  Singen  abverdienen, 
Schuldner  iron.  zum  Gläubiger  GA. 

über-,  über-  Ndw:  1.  Einen  mit  etw.  ,ü.',  Etw. 
über  ihn  singen;  vgl.  Sp.  1192.  .[Stallknechte]  so... 
zuovor  in  [Vadian  in  Zug]  mit  unbeschaidnen  groben 
liedli  tratzlich  übersungen  betten.'  Kessl.  —  2.  refl., 
sich  beim  Singen  überanstrengen  Tb;  Ndw  (Matthys). 
Vgl.  Chasten  3  (Bd  III  536).  -  Mhd.  und  nhd.  in  andern 
Bedd.  (Lexer  II  1658;  Sanders  II    1101). 

um-  trennb.:  von  Haus  zu  Haus  um  Gaben  singen 
L;  s.  Wihen-Nacht  (Bd  IV  659  u.).  .Noch  jetzt  dürfen 
die  Chorales  (Sängerknaben)  nach  Weihnachten  in  der 
Stadt  und  Umgebung  herumsingen,  und  im  XVIII. 
wird  erwähnt,  dass  neben  dem  lateinischen  Schulherrn 
auch  der  deutsche  Lehrer  mit  seinen  Knaben  am  un- 
schuldigen Kindleintag  und  am  Neujahr  u.  dürften' 
LSurs.  ,So  uf  beider  festagen  abend  [am  Fest  Ca- 
tharinie  und  Nicolai]  die  schuler  nach  altem  bruch  in 
die  schul  zum  nachtessen  zusammenkummen  begeren, 


wollen  wirs  inen  verwilliget  han,  und  hernach  umb- 
zusingen,  aber  also,  das  ...  mit  dem  singen  das  gschrei 
mit  sovil  manchen  rotten  der  knaben  uf  der  gassen 
abgstellt  werd  (vorhhalten  die  armen)  und  coralis 
mit  den  schulern  in  bisin  des  Schulmeisters  ein- 
helligklich  singind.'  F  Schulordn.  1577.  ,So  unsere 
klöster  in  der  statt  sölehs  [die  Speisung  der  ,armen 
schuler']  nit  vermögen,  so  teilt  man  in  richlich 
gnug,  wan  si  umsingen  [folgt  der  erste  Beleg  unter 
Partem  2  Bd  IV  1618  u.].'  ebd.  —  ume"-:  =  dem 
Vor.  L;  Ndw.  's  isch  e"  alti  Üebi"g  g'si",  dass-si  [die 
Kirchensänger  und  -musikanten]  all  drü  Jör  hend 
dürfe"  i"  der  Wihe"nechtszlt  im  ganze"  Chilchgang  go" 
u.  Schwzd.  (L).  ,[Die  ,armen  Chorschuler'  haben]  den 
Partem  Freitag  und  Sambstag  vor  den  Häusseren  zu 
singen,  wie  auch  auf  der  Heiligen  drei  Königen  Tag 
und  Fest  mit  dem  Stern  umben  zu  singen  und  das 
gute  Jahr  einzuziechen.'  Anf.  XVII.,  UAltd.  Kirchen- 
satzg.  —  Uinen-singer  Omme"-  m.:  ,ein  Lauf-  oder 
Strassensänger,  ein  Kurrendaner'  Ai-M.  (TTobler). 

an-:  1.  (als  der  Erste)  zu  singen  anfangen  Nnw 
(Matthys).  .[Sperber  zur  Nachtigall:]  Nu  dar,  sing  an!' 
Boner.  —  2.  mit  (Dat.  P.  und)  Acc.  S.,  (Einem)  durch 
Singen  Etw.  ankündigen.  Bes.  's  Neu-Jär  a.  I"  eile" 
Orten  im  Türgi  ist  vor  drissg  und  me''  Jöre"  noch  der 
Bruch  g'sl",  dass  de"  Schuelmeister  mit  sine"  Schüelere" 
i"  de*  leiste"  Nacht  im  Jör  g'gange"  ist  go"  's  alt  Jör 
üs-  und  's  neu  a"singe".  Schwzd.  33,  49  tf.  (.  D'  Ncujör- 
singer').  Die  Feststimmung  am  Neujahr  wurde  einge- 
leitet durch  das  ,Neujahransingen'  der  Nachtwächter. 
Sie  sangen  nämlich,  unterstützt  von  einigen  lieder- 
kundigen altern  Männern,  Weibern  und  jungen  Mäd- 
chen, während  der  Neujahrsnacht  vor  dem  Pfarrhause, 
dem  Hause  des  Präsidenten,  den  Häusern  der  Ge- 
meinde-, Kirchen-  und  Schulvorsteher,  verschiedener 
andrer  Bürger  und  namentlich  der  Kranken  einige 
Verse  eines  Gesangbuch-  oder  Bachofenliedes  ScHSchl. 
(APletscher).  Grossweibel  N.  stiftet  15  ß  den  beiden 
Wächtern,  damit  sie  von  St  Michelstag  bis  Ostern  den 
Bürgern  und  Herren  ,den  guoten  tag  ansingen.'  1595, 
LWill.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  403  und  bes.  Schm,  2II  313; 
Fischer  I  261/2;  Schullerns  I   148/9. 

oben-ine"-:  ,die  obere  Stimme  singen'  BE.  , Unser 
Volk  singt  seine  Lieder  stets  wenigstens  zweistimmig, 
meist  aber  dreistimmig,  ganz  abgesehen  von  dem 
früher  mehr  als  jetzt  gebräuchlichen  „Obenynesingen" 
(Tenorpartie,  von  Frauenstimmen  ausgeführt).'  B 
kirchl.  JB.  1892,  269.  —  undere"-:  mit  Dat.  P.,  = 
nider-s.  (s.  d.)  L  (nach  Zyro). 

er-:  1.  mit  Singen  erwerben  Ndw  (Matthys).  Si"s 
Wtbli  e.,  vom  Finkenmännchen.  Bärxd.  1911  (BG.). 
,Sol  ich  niht  e.  wan  der  liute  haz.'  UvSingenberg. 
,Das  guotjar  e.';  s.  Sp.  1195.  —  2.  der  Öbe"d  e.,  sich 
mit  Singen  bis  dahin  die  Zeit  vertreiben  S  (BWyss 
1863,  175).  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  985. 

üs-:  1.  das  Singen  beendigen  Ndw  (Matthys).  Iez 
isch  ['s]  üsg'sunge",  hat  das  Singen  ein  Ende,  wohl 
allg.  S.  auch  lesen  (Bd  III  1416).  ,Der  ander  gesell 
stuond   bi    inen,   bis   dass   si    usgesungen,    und   do  si 

gesungen,  do  sprach  N '  1411,  Z  RB.    S.  noch  Sina- 

gögen  (Sp.  1084  u.).  Mit  Acc.  ,[Die  Schulmeister  sol- 
len] ee  man  anheb  ze  predigen,  ein  psalmen  oder 
sunst  ein  geistlichs  gsang  mit  den  knaben  singen, 
nach  vollendter  predig  aber  ein  andern  psalmen  an- 
heben  oder,    so   der   vordrig   nütt   ussgesungen    war, 


120] 


Sang,  seng,  sing,  song,  sung 


vollenden.'  ZWth.  Scliulordn.  1571.  ,Wan  dass  Patrem 
schier  ussgesungen  ist,  ist  Zyt  ze  gon.'  SchwE.  Kanzlei- 
kal.  1620.  —  2.  's  alt  Jör  ü.;  s.  ans.  2.  —  Vgl.  ür. 
WB.   I  973;  Fischer  I   521. 

ver-.  Nur  in  der  Wendung  versunge"  ha"  a)  mit 
Singen  fertig  sein  B  (Zyro).  Si  hei"  i"  der  Chil'he" 
grad  versunge"  g'ha",  ivo-n-ich  ine"g'gange"  bi".  ,Wann 
man  versunken,  wann  der  Kyrchendiener  Amen  spricht, 
so  laufet  ihr  alshald  hinweg.'  JMüller  1G73.  , Selbst 
in  der  Kirche  gab  es  nach  der  Predigt  verschiedene 

Angriffe;  als  man  versungen,  rief  N '  G Walser,  Ap 

Chr.  1829.  —  b)  sl"s  Geld  v.  h.,  verschleudert,  ver- 
prasst  haben  BBurgd.   -  Vgl.  Gr.  WB.  XII   1327. 

vor-:  wie  nhd.  1.  (vor  im  räuml.  S.)  singend  vor- 
tragen, wohl  allg.  Ei"'m  Öppis  v.  S.  auch  näch-pfiffen 
(Bd  V  1081  o.).  ,Nun  hört,  jezt  geht  die  Music  an, 
der  Dorfmagister  lobesan  will  selbsten  eins  v.:  das 
Vreneli  ab  dem  Guggisberg  und  Simes  Hans  Jogeli 
änet  dem  Berg  vortrefflich  tun  erklingen.'  Reihe  über 
das  Käsmahl  zu  BWimmis  1741.  S.  noch  Gesang 
(Sp.  1177).  —  2.  (vor  im  zeitl.  S.)  den  Gesang  mit 
seiner  Stimme  führen.  ,Als  ettlich  frömbd  handt- 
werchsgesellen  ein  unzuchtig  wesen  mit  singen  und 
schryen  zem  Elsässer  gebrucht  haben,  als  man  gegen 
dem  wetter  und  ave  Maria  gelütet  hat,  ist  erkendt, 
das  der,  so  inen  vorgesungen  hat,  V2  march  und  der 
andern  jeder  1  Ib.  5  ß  bar  zuo  buoss  geben  sollen.' 
1496,  Z  EM.  Insbes.  (meist  abs.)  beim  reformierten 
Kirchengesang  G;  Th  und  weiterhin;  s.  Vor-Singer 
,üass  er  [der  Schulmeister]  das  ganze  Jahr  durch 
beim  öfentlichen  Gottesdienst  ...  vorsinge  und  das 
ohne  absonderliche  Belohnung,  weilen  das  V.  in  der 
ganzen  Christenheit  einem  jewiligen  bestelten  Schuhl- 
meister  und  nit  einem  Pfarer  zustehet.'  ApHeiden  Schul- 
ordn.  1737.  ,1742,  den  5.  Christmonat,  hat  ein  ehr- 
same Kirchhörin  Heiden  dissen  5ten  Art.  entkräftet; 
ess  solle  der  Hr  Pfarer  v.  oder  in  seinem  Kosten  ein 
Vorsinger  haben.'  MRohner  1867.  , Zur  Verwunderung 
gereichte,  dass  [bei  dem  Gottesdienste,  welchem  der 
von  Zürich  gewählte  Landvogt  vor  dem  Huldigungsakt 
in  Diessenhofen  beiwohnte]  ein  halb  Dozend  bewaff- 
neter Bürgeren,  die  zuvor  unter  dem  Gewehr  ge- 
standen, einsmahls  hervorgetreten  in  ihrer  Waffen- 
rüstung mit  Patrontuschen  und  Degencoplen,  und  an- 
gefangen haben  v.'  1762,  Z  TB.  1881  (Memoiren  des 
betr.  Landvogts).  —  Vor-singer  m.:  Vorsänger. 
Scherzh.:  Ich  ha"  e"  Chüeli  ond  e"  Ghalbeli  ond  en 
Esel  dabei,  's  ist  nüd  eil  dra"  g'lege",  wer  de''  V.  sei! 
Firm.  (Ap).  Spec.  a)  der  Vorsänger  der  vor  den  Häusern 
singenden  Neujahrssänger  GrTIis.  —  b)  =  Vorsän- 
ger b,  zunächst  beim  reformierten  Gottesdienst,  so  Ap; 
B;  G;  Th;  Z,  heute  mit  der  Sache  meist  f.  De"  Vatter 
ist  V.  g'se"  i"  de"  Cherche".  ATobler  1901/2.  Vgl. 
auch  Stimm-Sack  (Sp.  641  u.).  ,Mart.  27  werden  denen 
Vorsingern  wegen  bisher  in  der  Kirchen  geführten 
Gesang  jedem  15  fl.  verehret  und  hinfort  jedem  V.  zu 
StLorenzen  und  St  Magni  jährlich  12  fl.  zu  einer  Be- 
lohnung bestimmt.'  1600,  KWilii  1847  (GStdt).  ,Weil 
in  der  Kirchen  das  Gesang  schlecht  fortgehet  und 
wenig  neue  Sänger  gepflanzet  werden,  hat  man  dem 
V.  für  ein  Jar  erkennt  von  der  Gmeind  einen  Mtttt 
Kernen  zu  geben  mit  dem  Geding,  dass  alle  Sonntag 
von  im  im  Sommer  im  Gemeind-,  Winterzeit  in  seinem 
Haus  das  Gsang  mit  der  Jugend  soll  geübt  werden 
und  er  verbunden  sei,  einem  Jeden  die  Noten,  Schlüssel, 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Auf-  und  Absteigen  zu  weisen.'  1694,  ZZoll.  Pfarrprot. 
,Die  junge  Mannschaft,  Knaben  und  Tochter,  sollen... 
von  den  Vorsingern  im  Gesang  geübt  werden.'  1716, 
Z  Ratserk.  ,[Dem  Vorsinger  wurde]  3  fl.  36  Kr.  Be- 
lohnung und  Hs  Konrad  Hirameli  zum  Sekundanten 
gegeben;  dessen  Bruder  Hs  Ulrich  war  der  erste  V.' 
1724,  ApWaldst.  (.TJSchläpfer  1839).  Das  Amt  lag  auf 
dem  Lande  fast  überall  in  den  Händen  des  Schul- 
meisters; vgl.  bes.  H Weber  1866,  101  ff.,  ferner  ANäf 
1891,  38  (XVIII./XIX.,  ZRüschl.);  EStauber  1894,  69 
(1771,  ZEH.);  HMorf  1896,  30(1692,  ZRorb.);  HHasen- 
fratz  1908,  168  (XVIII.,  Th).  Im  XVII.  musste  in 
THAad.  der  Pfarrer  das  Amt  des  ,Vorsingers'  über- 
nehmen; später  wurde  es  Sache  des  Schulmeisters. 
JNater  1898.  Auch  beim  kath.  Kircbengesang:  ^lei- 
dem f.  zu  (Jberwyl  1  Gl.  20  ß.'  1791,  AiKe.  In  der 
Synagoge:  ,Michel,  v.,  jud,  [klagt]  uff  Kaiman,  den 
Juden,  als  ir  gewonheit  in  ir  jutschheit  ist,  daz  die 
Juden  an  dem  mentag  und  an  dem  cinstag  für  ein  v. 
gerueffet  werdent  und  daz  si  der  selb  v.  dann  segnet, 
als  ir  gewonheit  ist,  daz  ist  der  obgen.  Mychel  in  dem 
zit,  als  dis  beschach,  v.  gewesen  und  beruefte  den 
egen.  K.,  daz  er  für  kam,  und  do  er  in  gesegnet  mit 
den  fünf  buochen  Moysi,  als  ir  gesetzt  statt,  do 
fluochet  der  K.  dem  M. ...'  1384,  Z  RB. 

Vgl.  Sanders  II  1101;  Fischer  II  1672;  Martin-Lienh. 
II  365.  , Vorsingers'  als  Familienzuname.  1764,  ZHö.  (H  We- 
ber 1899). 

fort-:  weitersingen.  ,Alle  Psalmen  der  Ordnung 
nach  [wie  sie  im  Buche  aufeinander  folgen]  f.'  Gespr. 
1769.     S.  auch  Lied  (Bd  III  1095). 

mit-:  wie  nhd.  allg.  Das  Lied,  wosi  scho"  als 
Chinder  mitg'sunge"  hei".  BWyss  1863.  ,Alle,  welche 
lesen  können,  sollen  in  allen  Kirchen  des  Landes  am 
Sonntag  und  in  der  Woche  andächtig  und  eifrig  in.; 
die  Verehlichten  und  Ledigen,  Männer  und  Weiber, 
Söhne  und  Töchter  sollten  bei  Freuden-  und  Trauer- 
anlässen das  Psalmenbuch  mitbringen,  den  Gesang 
abwarten,  den  Psalmen  aufsuchen  und  entweder  nach- 
singen oder  nachlesen.'  1716,  Z  Ratsbeschl.  —  Mit- 
singer m.:  ,N.  ist  ein  guter  M.'  1637,  ZEmbr.  (Be- 
völkerungsverzeichniss). 

nä '■''-,  nöch-:  1.  a)  wie  nhd.  nachsingen,  wohl 
allg.  S.  auch  mits.  —  b)  spec,  =  grad  haben  (Bd  VI 
501)  L  (ALGassmaiin);  vgl.  zues.  Weleher  singt  nö'k? 
's  müer'-mer  aber  üppe"  swe  oder  drei  n.i  sagt  der 
Vorsänger.  —  2.  nachrühmen;  s.  und  (Bd  I  322  Mitte). 
—  näche"-:  =  dem  Vor.  1  a;  auch:  Andern  nachspre- 
chen Ndw  (Matthys). 

nider-:  „mit  Dat.  P.,  zu  Bette  singen  L",  Neu- 
vermählten am  Hochzeitsabend  (oder  nach  der  Hoch- 
zeitsreise vor  der  ersten  Nacht  im  neuen  Heim)  das 
alte  Nider singer- Lied  (,Wo  kommt  denn  auch  der  Eh- 
stand  her  ...')  singen;  die  Singenden  werden  darauf 
zu  einem  gemütlichen  Abend  ins  Haus  geladen  oder 
erhalten  ein  Geldgeschenk  für  einen  gemeinsamen 
Trunk  im  Wirtshaus  LWigg.  (doch  in  Dagm.,  Reid.f); 
s.  ALGassmann  1906,  47/9  (Texte).  184  und  vgl.  un- 
deren-s.  ,Beim  N.  ahmten  Diejenigen,  welche  nicht 
mitsingen  konnten,  die  Fabrikation  einer  Wiege  nach 
mit  lautem  Gepolter.'  oO.  (FStaub).  ,Sind  etlich  Meitle 
vor  Chorgricht  bschickt  worden,  weil  sie  nächtlicher- 
weis Mannenkleider  anglegt  und  vor  des  Lienhards 
Haus  niedergsungen  hei".'  1663,  BRoggw.  .Die,  welche 
den  Hochzeitleuten  niedergesungen,  sind  ermahnt  wor- 


Sang, 


sing,  song,  sung 


1'JiU 


den,  von  solcher  Insolenz  abzustehen.'  1670,  ebd. 
1698  verbot  die  B  Regierung  alles  sogenannte  Nieder- 
singen. JJFrickart  1846.  ,In  F  schaffte  1809  durch 
Beschluss  der  kleine  Rat  das  sog.  N.  als  einen  Miss- 
brauch ab,  welchen  Beschluss  der  grosse  Rat  1810 
zum  Gesetz  erhob.  Dieser  alte  Volksgebrauch  bestand 
darin,  die  Neuvermählten  eines  Dorfes  durch  Gesang 
zum  Brautbette  zu  begleiten.  Ein  Chor  aus  Jüng- 
lingen und  Mädchen  sang  Lieder  mit  plumpem,  doch 
nicht  unanständigem  Inhalt,  bis  die  Getrauten  durch 
Geld  oder  Wein  dem  Gesänge  ein  Ende  machten.  Es 
schlichen  sich  aber  Missbräuche  und  Unordnungen  in 
diesem  Vergnügen  ein.'  Schweizerb.  1811;  darnach  bei 
St.  —  Nider-singet  m.  B,  -singete"  f.  F:  der 
Anlass  des  ,Niedersingens'  mit  der  sich  anschliessen- 
den Bewirtung  und  Lustbarkeit  B  (auch  lt  Zyro);  F. 
Es  wird  doch  [bei  deiner  Hochzeit]  e"  N.  ge"?  Gotth. 
,Hier  müssten  sie  Hochzeit  halten  und  ein  N.  müsse 
sein  wie  lang  nie.'  ebd.  ,Die  Niedersinget,  die  nach 
und  nach  abgehen.'  ebd.    S.  auch  An-süffet  (Sp.  351). 

Auch  schwäb.;  vgl.  Gr.  WB.  VII  797;  Birl.  1862,  331. 
385;  .1874,  305,  zur  Sache  auch  ,Ansing'  bei  Fischer  I  261. 

be-:  1.  ein  neues  Orgelwerk  ,b.',  dessen  Töne  an 
der  menschlichen  Singstimme  prüfen.  ,Uf  das  ward 
das  werch  zuo  Bischofzel  ...  im  1523  jar  ussgemacht. 
Und  uf  nächsten  tag  nach  Verene  im  selben  jar  nam 
ich  herN.,  och  [wie  Sicher]  Organisten  zuo  Sant  Gallen, 
uss  entpfelch  miner  herren  vom  capitel  zuo  ainem 
gehilfen  und  bsungend  das  werch,  und  was  trülich 
und  wol  gmacht  nach  lut  des  verdingzedels.'  Sicher 
1531.  —  2.  mit  .Singen'  dh.  Messehalten  versorgen. 
Eine  Pfründe  ,b.  (und  belesen)',  die  vom  Stifter  vor- 
geschriebenen Messen  (und  Gebete)  halten.  ,[Dass 
N.]  jerlich  10  müt  kernen  da  von  ze  zinse  geben  sol 
eim  caplan,  der  die  alten  pfruonde  zuo  der  kapeilen 
zen  Nidern  Baden  besinget.'  1358,  AaB.  Urk.  S.  auch 
be-lesen  (Bd  III  1418).  Entspr.  .eine  kilchen,  einen 
altar  [uä.]  b.  (und  besorgen).'  .Wenn  ein  lütpriester 
ze  Barr  an  einem  sunnentag  sin  helfer  bar  uf  gen 
Husen  nüt  senden  mecht,  die  kilchen  ze  Husen  ze  bes., 
so  batt  er...'  1402,  Z.  ,[N.  vermacht  einen  Zehnten] 
an  St  Gallen  altar  [der  Propstei  Zürich],  uff  dem  kor 
gelegen,  den  jetz  herr  BRichaman  besingt,  capplan  ze 
der  brobsty  Zürich,  und  die  pfruond  desselben  altars 
nüsset,  also  mit  dem  geding,  das  herr  R.  und  ein 
jeklieher  capplan,  so  dann  den  obgen.  altar  besinget 
und  die  selben  pfruond  ...  nüsset,  in  dem  kor  ein 
selmess  haben  und  lesen  sond.'  1429,  ebd.  , Fürer  gilt 
die  selb  widern  einem  priester  zuo  Büllach,  der  daz 
kilchli  ze  Büllach  besingt,  4  mütt  kernen.'  1433,  ebd. 
.Dass  her  N.  dieselbe  kilchen  sol  b.  und  besorgen.' 
1450,  S.  ,[Dass  der  Priester  in  LMei.]  die  cappel  b. 
sol  also,  das  er  all  wuchen  ungefarlich  4  messen  haben 
sol.'  1472,  Gfd.  S.  noch  Chappel  (Bd  III  382).  Eine 
,bruoderschaft  [s.  Bd  V  425,  Bed.  3]  begän  und  b.' 
.Desglich  die  opfer,  so  dann  fallt,  so  man  sant  Martis 
bruoderschaft  begatt  zuo  den  fronfasten,  sollent  wir 
uns  ouch  nützit  annemen,  sunder  das  ouch  sant 
Martin  und  dem  gotshus  volgen  lassen,  so  oft  man 
die  zuo  den  fronfasten  began  und  bes.  wirt.'  1519, 
Schw.  .Brut  und  bare  b.';  vgl.  Bd  IV  1431/2.  V  995/6. 
Verkommniss  zw.  dem  Leutpriester  zu  Winau  und  dem 
Kaplan  zu  Aarwangen,  der  Letztere  ,sol  kein  br.  noch 
b.  bes.'  1341,  B.  Mit  Acc.  P.:  ,[Die  Leute  von  U 
Erstf.  haben  das  Recht]  das  si  von  einem  kilchherren 


usser  dem  hoff  besungen  und  versorget  sullen  sin 
mit  einem  biderben  priester  ungeverlich  ...  und  sol 
der  inen  messe  han  alle  sunnentag...'  1393,  U.  Mit 
Objektverschiebung:  ,Die  mess  b.',  die  Messe  singen 
(als  Amt).  ,[Dass  N.]  ein  mütt  kernen  jerlicher  gült 
...  ze  kouffen  geben  hat  der  früeyen  mess  in  unser 
frowen  capell  ...  die  jetz  her  Johans  Schwarz  be- 
singet' 1403,  Z.  ,Das  wir  einem  jeklichen  priester, 
dem  dann  die  vorgeseit  pfruond  verliehen  wirt  und 
die  selben  früemesse  besinget,  jerlich  uff  sant  Martis 
tag  richten  süllen  30  stuck  gelts  ...  darum  daz  der 
selb  priester  bi  uns  beliben,  die  selben  früemess  b. 
und  die  narung  bi  uns  gehaben  muge.'  1419,  aZoll. 
1899.  , [Herrn  N.]  8  Ib.  von  dem  ewa[n]gelgum  ein 
jar  ze  b.'  1423,  ZFraumünster.  Dann  geradezu  =  singen 
in  der  scherzh.  Wendung:  Wo  's  der  Bruch  isch,  b'singt- 
me"  der  Pumpernigqel  in  der  Chilche"  BsL. ;  s.  Pumper- 
Niggel  (Bd  IV  707).  —  Be-singniss  f.,  in  UBauen, 
Seh.  Bsiijk/niss  f.  n.:  Totenmesse,  ,Gedächtniss.'  Der 
Pfleger  der  Bruderschaft  der  33  Brüder  soll  sorgen, 
dass  für  den  verstorbenen  Mitbruder  eine  besondere 
.Besinkhnus'  gehalten  werde.  1653,  AKüchler  1895. 
.[Die  Kirche  in  Bauen  soll]  aber  kein  Taufstein  [ha- 
ben], wie  auch  kein  Freithof  zu  begraben,  sonder 
dise  Rechtsamen  soll  der  Pfarrkirchen  zu  Seedorf 
alleinig  sein  und  verbleiben,  samt  allen  Besingnussen 
der  Abgestorbenen,  wie  von  altem  häro.'  1696,  U. 
Begräbniss(tag),  Beerdigung  UBauen,  Seh.;  vgl.  B's.- 
Tag.    Morgen  ist  d'  B's.    Pk  bin  a"  der  (am)  B's.  g'si". 

Mhd.  besingen  (auch  in  Bed.  2) ;  einen  (töten)  &.,  für  ihn 
die  Exequien  siugeu;  besinynüese  f.,  exeiiuiie;  vgl.  zu  Vit  und 
Subst.  Gr.  WB.  I  1621/2;  Schm.  2  II  313;  Birl.  WB.  57  a; 
Fischer  I  918/9;  Unger-Khull  72.  Die  Ausspr.  -;;/./-  ver- 
gleicht sich  der   von  b'eäißxt  für  b'sängt  (Sp.  1189). 

z  u  e - :  =  näch-s.  1  b,  spec.  von  der  zweiten  Stimme 
(=  Sekund  mache"  Sp.  680)  L;  vgl.  ALGassmann  1906, 
S.  VI  und  174.  Mer  wei"  [wollen]  noch  ei"s  singe'! 
Welche*  macht  Sekund?  Du?  —  Jö,  wenn  's  mues'-si"; 
aber  de''  Seppli  cha""  besser  z.  —  He  nw  so  de""!  L 
Vaterl.  1905. 

Alt-jär-äbe-d-Singe-  n.;  s.  Nüw-Jär  (Bd  IH 
61).  —  Guet-jär-;  vgl.  Sp.  1195  und  s.  auch  Bing 
(Bd  VI  1080  u.);  Nacht-Ge-sang  (Sp.  1183);  Sternen-S. 
,Die  wyl  dann  vormalen  umb  die  Zytt  des  nüwen 
Jars  biderb  Lütt  mit  dem  guten  Jar  singen  uber- 
louffen  und  übel  beschwärt  worden,  neben  dem  das 
under  dem  Schyn  desselbigen  vil  Ungeratens  für- 
gangen, [haben]  wir  ouch  solches  abgeschafft  und  ver- 
botten.'  1600,  L. 

Nuw-jär-;  vgl.  Sp.  1183  und  s.  auch  Nüw-Jär 
(Bd  III  61/2);  Bing  (Bd  VI  1081);  Brunnen-Sock  (Sp. 
683);  Narren-S.  Wie  mengsmol  han-i'1'  och  mitg'holfe" 
neujörsinge" !  Schwzd.  (Th).  ,Das  Nühjars.  soll  ins- 
künftig in  unseriu  Land  ganz  und  gar  abgestellt  sein 
in  allen  Uertenen.'  1674,  Ndw  Beitr.  1884;  vgl.  auch 
ebd.  S.  18.  ■ —  Nüw-jär-Singer  m. :  =  N.-Sänger  (Sp. 
1185  u.)  BG.  (Bärnd.  1911);  Th  (s.  an-singen  2). 

Chüechli-:  das  Singen  um  Fas-nacht-Chüechli 
vor  den  Häusern;  vgl.  Bd  III  139,  auch  Sp.  1196. 
,[Der  Rat  verbietet]  Butzenwerk  und  Singen  [an  der 
Fastnacht,  da  er  seit  mehrern  Jahren  mit  Missfallen 
gesehen]  welcher  Gstalt  das  Verbutzen  und  Vergstalten 
in  andere  unrymliche  Bekleidungen,  ouch  das  Küchlint 
singen  und  Busen  und  Prassen  ...  so  gar  überhand- 
genommen.'   1604,    BStdt  (Polizeibuch).   —   Kranz-: 


Sang,  seng,  sing,  song,  sung 


I2Ö6 


=  ,.um  den  Kranz  singen'  (Sp.  1192).  ,Das  Tanzen, 
Spilen  und  das  Kranz-  und  Ringsingen  [wird  abge- 
stellt].' 1597,  L  (AI'V.).  —  Chräpflime-:  die  Sitte 
des  CAröy>/K-Bettelns  durch  ledige  Burschen  Zg;  s. 
Bd  III  843  u.  —  Litanei-.  .[Durch]  das  L.  der  [Ein- 
siedler] Bilgeren  ...  werde  nicht  geringes  Argernus 
verursachet,  [daher  sollen  die  Wirte]  die  Bilgrin  vor 
dem  L.  fründtlich  wahrnen.'  1083,  Z  (Schreiben  des 
Rates  an  den  Vogt  zu  Wädenswil). 

Nacht-.  ,[N.  solle]  luogen,  das  er  nit  raee  mit 
semmlichen  Sachen  körne  und  des  nachtzsingens  [!] 
und  schlaftrunken  müessig  gange.'  1533/8,  Z  Ehege- 
richt.  .Das  N.  am  Neujahr  wird  bei  Strafe  verboten.' 
1559,  AaBi\  StR.  (Regest).  —  Fas-nacht-;  vgl.  Sp. 
1196  und  s.  auch  Nüw-Jär  (Bd  III  62).  ,[Verboten 
wird]  auch  das  Fasnachts.  vor  den  Häusern,  tags  und 
nachts,  Alten  und  Jungen,  sonderheitlich  auch  den 
Schülerknaben  und  Töehteren,  welche  disen  Tag  wie 
sonsten  die  Schuhl  besuchen  sollen.'  G  Mand.  1708. 
—  Wihen-nacht  Wienecht-;  vgl.  Sp.  1195.  No'h 
jedesmal,  wenn  d'  Buchser  dö  uf  de"  Berg  ufe"  sei"  cho" 
w.,  hed  's  Heu,  Öpfel  und  Bere"s  g'nue"  g'ge"  LWigg. 
(ALGassmann).  S.  auch  Nüw-Jär  (Bd  III  62).  — 
Narren-:  wohl  das  Bettelsingen  von  Fastnachts- 
narren. 1590  wird  in  Luzern  ,das  Neujahrsingen  und 
N.  ganz  abgestellt.'  AfV.  —  Psalmen-.  .[Wie  der 
Abt  von  St  Gallen  den  reform.  Toggenburgern]  auch 
understanden,  das  psalmensingen  abzestricken  und  ze 
weeren  und  wie  landtamman  Redig  von  Schwytz  dar 
und  uffgestanden  in  öffentlicher  landtsgmeind,  die 
biderben  lüt  ermannet,  dass  sy  sich  der  psalmen  söl- 
lind  müessigen,  söllind  darfür  das  Grettlin  singen  etc., 
dann  auch  grad  etliche  ort  der  Eidtgnoschaft  die 
psalmen  auch  nit  singind.'  1598,  Z.  ,[Es  soll]  zu  der 
gewonlichen  Mittagpredig  das  Ps.  ingeführet  und, 
wie  in  andern  reformierten  Küchen  auch  brüchig, 
geübt  [und  dafür  gesorgt  werden],  wie  dassälbige  durch 
die  Schüler  in  der  oberen  Schul  mit  den  Führern  des 
Gsangs  ins  Werch  gerichtet  werde.'  1600,  Z.  ,Es  ist 
merkwürdig,  dass  bei  der  Einführung  des  Ps-s  an  vielen 
Orten  nach  der  Predigt  fast  alles  Volk  aus  Aberwillen 
zu  den  Kirchen  hinausgeloffen,  dass  man  oft  in  den 
grösten  Gemeinden  nicht  mehr  als  8  oder  10  Männer 
samt  dem  Schulmeister  singen  gehört.'  Gespr.  1769. 
S.  auch  ver-pfruenden  (Bd  V  1290  u.) ;  sehen  (Sp.  536  o.) ; 
Haupt-Sänger  (Sp.  1185).  —  Ring-;  s.  Bd  VI  1081, 
auch  Kranz-S.  —  Sterne"-;  vgl.  Drei-Chünig  (Bd 
III  332).  .Guottjarsingen  und  St.'  RCysat  (Br.).  — 
Würstli-:  =  um  d'  Wurst  singe"  (Sp.  1190  o.)  BsB. 
( A  f  V .  1 1 1  334  f. ).  —  H  Ö  c  h  -  z  i  t  Höchsig- :  =  nider -singen 
LWigg.  (ALGassmann  1906). 

Singe°s  n.:  =  ße-sing  (Sp.1190  o.)  Bs  (Seiler).  Da' 
'sch-mer  au'h  e"  S.  Das!  —  Eig.  Gen.  des  Iuf.  (Geruud.). 
Auch  eis.  (neben   O'nnge")) ;   s.   Martin-Lienh.   II  3G5. 

Singer  m.:  Sänger  Ap  (T.);  Gr  (B.);  L  (Ineichen); 
PAL;  S.  Wie  die  Singer  ...  mit-ere"  Freud  g'sunge" 
händ!  an  einem  Sängerfest.  Alpenb.  1825  (GT.).  In  L; 
S  zunächst  von  den  Weihnachts- und  Neujahrssängern, 
die  von  Haus  zu  Haus  gehn,  ,eine  ehrenhaftere  Art,  die 
Wohltaten  der  Leute  in  Anspruch  zu  nehmen'  (In- 
eichen). Langsam  iß"  die  [Neujahrs-]Sinr/er  ires  Wegs 
fürt,  wo  's  Lied  bald  verbi  g'sl"  ist.  BWvss  1863  (S). 
S.  auch  Bettler  (Bd  IV  1837).  ,S.,  sänger,  cantor,  musi- 
cus.'  Fris.;  Mal.  ,Do  Heliseus  weissagen  solt,  beschickt 


er  ein  psalten  oder  s.'  LLav.  1582.  ,Den  Singeren  [bei 
der  Messe  im  Wildkirchlein  sollen  aus  den  jährlichen 
Zinsen]  10  Batzen  gegeben  werden.'  1679,  Ap  (Stif- 
tungsbrief). .Denen  [Kirchen-]Singeren  1  fl.  2  ß.'  1779, 
ÄALunkh.  (Pfarreirechn.).  S.  auch  singen  (Sp.  1192); 
Ziting-S. 

Mhd.  singcere,  -er  (Lexer  II  929);  vgl.  Gr.  WB.  X  1. 
1090/1.  Wie  in  der  Schriftspr.,  ist  auch  in  unsrer  MA.  (viel), 
abgesehn  vou  einem  Teil  der  aaOO.)  Sänger  die  heute  herr- 
schende Form;  Singer  erscheint  mehr  nur  als  gelegentliche 
Neubildung  zum  Vb  singen  für  Einen,  der  gerade  singt;  vgl. 
dazu  unter  Pfiffehr  2  (Bd  V  1068).  S.  als  Beiname:  ,Ich 
Cnonratt  Holzriitiner,  den  man  nempt  S.,  der  zyt  miiller 
zuo  Flawil  ...'  1451,  GB<r.  1906.  ,Hans  Schneitter,  gen.  S., 
zue  Obernennffohren.'  1604,  Th.  Als  FN.  Th,  urk.  1.  H. 
XIV.,  ZUet.  a/S.;  XIV.,  LSenip.;  1400,  UwBuochs;  1412, 
ZRB.;  1435,  Zg;  um  1450,  SchwTugg.;  1454/1635,  ZAlt.; 
1469,  UwNiederrick.;  XVI.,  AaZof.;  XVI.,  SStdt;  1589,  h 
Schötz;  1603/39,  SchSt.  (oder  vom  Ortsu.  .Singen'?) ;  XVIII., 
BKirchd.  Als  Fluni.  (lAltStJoh.  (Buchenwald);  in  der  Zss, 
,V8geli-S.'  ZOGlatt  (,Acker  im   V.'). 

Leg-ören-  s.  Leg-ör  2  (Bd  I  415)  und  vgl.  noch 
Ursenkai.  1893,  18.    -    Kirchen-.    1779,   AALunkh. 

—  Lieder-.  .Demnach  uns  unser  Burger  JAVulpi, 
der  Buchtrucker  alliier,  vorbringen  lassen,  dass  wegen 
vielfaltigen  Verkauft's  frömbder  Calender  durch  die 
Buchhändler,  Buchbinder,  Umbtreger  und  Liedersinger 
er  der  oberkeitlichen  Concession  ...  verlürstig  und 
beraubt  werde  [so  erkennen  wir]  dass  Mänigklichen,  als 
den  Husierern,  Calendertregern,  Liedersingern  und 
dergleichen  [der  Verkauf  anderer  Kalender  verboten 
sei].'  1692,  B  Spruchbuch;  vgl.  JHGraf  1896,  32.  — 
Mai  Mei-:  die  Bd  IV  2  u.  erwähnten  Gabensänger. 
Bärnd.  1911  (BG.). 

Tripel-?  ,Ihr  verbeinte  Luftespringer  und  ge- 
kripte  Tripelsinger  ...  spielt  eins  nach  der  sanften 
Art.'  GMüller  1650  (Vorspruch  zum  Totentanz  der 
geistlichen  Herren). 

Ziti°g  .Zeitung-':  wohl  =  Stüeli-Sänger  (Sp.  1186). 
,[Tod  zum]  Z.:  O  Singer,  ich  hab  ein  newe  Gschicht 
zusamen  componiert  und  gricht.'  Anf.  XV1IL,  oO. 

singerig  Bs,  ge-s.  AiLeer.  (H.):  =  singelig  (Sp. 
1190).  's  isch(t)-mer  (lez)  nit  (g')s.  —  Auch  bei  Gr. 
WB.  XI,    1091;   Martin-Lienh.  II   366. 

Singeri-,  in  PA1.  Singri"  —  f.:  1.  Sängerin  PA1. 
(Giord.);  Ndw  (Matthys).    ,S-in,  psalteria.'  Fris.;  Mal. 

—  2.  =  Sängerin  2;  s.  d.  (Sp.  1186  u.).  —  Vgl.  Gr.  WB. 
X  1,  1091/2. 

Alt-:  Altsängerin  GA. —  Lieder-.  .Einer  L-in  von 
Zürich  [sind]  wegen  eines  zu  Justificierung  des  neuw 
verbesserten  Calenders  aufgesetzten  Lieds  zwen  Taler 
ausszerichten  und  zuverrechnen.'  1701,  BRM.;  vgl. 
dazu  JHGraf  1896,  37. 

singerle":  leise  oder  langsam  tändelnd  singen. 
Dial. 

ab-:  herunterleiern.  Jeden  Abend  muss  eine  ge- 
sätzliche  Anzahl  Kapitel  [aus  der  Bibel]  von  einem 
Kinde  unter  dem  Geschnarre  der  Spinnräder  mit  ge- 
fallenen Händen  abgesingerlet  werden,  und  keine  Ka- 
pitel werden  andächtiger  hergeleyert  als  die  Ge- 
schlechtsregister.' Sintem.  1759. 

singeri  ich:  in  langweilig  singendem  Tone;  s.  das 
Vor.  .[Ein  schlechter  Prediger]  betet  so  s.,  dass  den 
Zuhörern  dabei  nicht  änderst  wird,  als  ob  sie  wiederum 
mit  ihm  in  der  Schule  wären.'  Sintem.  1759.  —  Bei 
Gr.  WB.  X  1,    1092  =  singerig. 


L207 


Sang  —  Sung.    Sangg  -  sungg 


12ns 


Singet  m.:  Gesangfest  S;  Ndw  (Matthys;  ohne 
Def.). 

Siugete"  f.:  Singerei  Ndw  (Matthys).  Neujahrs- 
singen vor  den  Häusern:  ,Liess  im  ASchoch  in  recht 
tragen,  wie  sy  am  nüwen  jar  [in  ZFäll.]  ein  singotten 
ghept  und  aber  sinem  schwächer  nit  gsungen  ... 
[JMeyer  sagt  aus]  wie  er  zuo  inen  kumen  in  des 
Schochen  huss  ...,  do  habent  sy  von  dem  singen  gseitt 
und  dem  glich,  als  ob  ers  sölt  abgschlagen,  das  man 
des  Schochen  schwächer  nit  sölt  gsungen  haben.' 
1538,  Z  KB. 

singig:  1.  singlustig  B  (Zyro);  2.  leicht  zu  singen 
Ndw  (Matthys). 

Singäller  m.:  Hauptschwein  BJura  (Jägerspr.,  lt 
Diana  1909,  55).  Syn.  Ein-Gänger  (Bd  II  358  u.);  Ein- 
Sidler  (Sp.  305);  Soldier  (Sp.  861). 

Ausspr.?  Zu  gründe  liegt  ein  für  die  Formen  der  roin. 
Patois  des  BJura  vorauszusetzendes  "ringler  <(porcu)  singulare. 

Singel,  um-singlen  s.  unter  Z-. 

Singe":  .weisse  faserige,  zähe  Masse  im  Fleisch, 
wie  es  der  Metzger  gibt'  GGoss.  Syn.  Sing -  Fleisch 
(Bd  I  1223),  -Leder  (Bd  III  1073);   Wachs. 

Die  Bed.  spricht  für  Anschluss  an  Senen  (Sp.  1012). 
i  in  der  Wurzel  zeigt  sich  auch  anderweitig  (vgl.  Hr.  WB. 
X  1,  148/9)  und  kann  auf  alter  Doppelheft  beruhen  (vgl. 
ahd.  rinewa  Graft'  VI  266;  ferner  an.  sin.  ags.  sunt).  Zum 
Übergang  von  dentalem  Xasal  in  velaren  vgl.  etwa  Chinni  II 
(Bd  III  320).  Etym.  Zsgehürigkeit  mit  ringe"  ist  unwahrsuh. : 
der  Volksglaube  vom  günstigen  Einfluss  auf  die  Stimme  (vgl. 
die  Anni.  zum  Folg.)  wird  erst  Folge  des  Gleichlauts  sein  (vgl. 
aber  Ahuliches  unter  Walt.*-  ir</<7is).  l>as  Geschlecht  war  nicht 
sicher  festzustellen,  der  Einsender  vermutet  n.,  viell.  durch 
Anlehnung  an  die  Synn.  (oder  an  den  subst.  Inf.  's  Singe"?). 

Singere"  f.:  .Sehne,  bes.  eine  breite,  dicke'  ApH., 
M.  (T.). 

Zu  der  Bemerkung  bei  TTobler:  ,Junge  Leute  essen  sie 
mit  Vorzug,  da  sie  die  Stimme  verbessern  soll;  daher  der 
Name'  vgl.  die  Anm.  znir.   Vor. 

Singess  GBh.,  -esse"  Gr  (lt  JJörger  1905)  —  f.: 
Kubglocke  GRh.,  Glocke  Gr  (für  Pr.  abgelehnt).  Syn. 
Fimmelen  II  (Bd  I  827). 

Amhd.  eingoß  m.  Das  W.  ist  auch  vorarlb.  (JMeyer 
1866  II  139)  und  steir.  (Unger-Khull  596);  weitres  bei 
Gr.  WB.  X  1,    1092. 

Singnlarist  m.:  wer,  insbes.  in  Glaubenssachen, 
eigene  Wege  geht.  Syn.  Sünderling  (Sp.  1160  o.).  ,Wil 
[Einer]  sich  nicht  in  Allem  gleich  stellen  der  übrigen 
Welt,  so  ist  er  nach  vieler  Leuten  Urteil  ohne  anders 
ein  S.,  Separatist  [usw.].'  JJUlr.  1731.  —  Vgl.  Heyse, 
Fremdwörterbuch   1S  850. 

Sangg  — sungg. 

Vgl.  auch  die   Gruppen   sang  usw.,   sank   usw. 

Sanggel  m.:  nicht  anstelliger,  blöder  Mensch  GW1. 

sanggele":  £tw.  auf  mühselige  Art  von  einem 
Ort  zum  andern  schaffen  GWidn.  Im  Herbst  muss 
man  die  Früchte  oft  heim  s. 

Sanggli  m.:  1.  =  Sanggel  GW1.  —  2.  leichter 
Bausch  GW1.     Er  het  e"  S. 

Vgl.  zu   der  Sippe  eanglm   (Sp.  11SS);  sunygen  4. 

Sänggn.  Ich  möcht  gern  für  5  Sanum  S.  WG. 
(FGStebler  1903,  109). 


Sänggerbäng  m.:  Gerumpel  BsStdt.  Syn.  Mütech  II 
(Bd  IV  575/6).     I«*  ha"  de"  ganz  S.  verkauft. 

Aus  frz.  tont  le  sainteripin,  das  zunächst  Schusterhand- 
werkszeug, dann  Ersparnisse,  Siebensachen  bedeutet.  St  Cris- 
pinus  war  der  Patron  der  Schuhflicker  und  herumziehenden 
Hand  werksburschen. 

Senggi,  lt  St.2  „Sengge,  -e-  f.:  Senkung,  Bergkluft-, 
ItBärnd.  1911  ,tnosegi  Stellen,  wo  der  Durchschreitende 
a'hiHrappet  und  einsinkt'  BG. 

Gewiss  identisch  mit  den  iu  der  Anm.  zu  Sang  II  ge- 
brachten gleichlautenden  BG.  Ortsnn.  und  die  Bed.-Angaben 
nur  aus  Diesen  abstrahiert  (vgl.  die  Anm.  zu  Rängg  Bd  VI 
1121).     St. 's  Angabe  mit  -e-  ist  allerdings  auffällig. 

Singg(e)li,  Singgi:  Kurzformen  für  Eufersina  (Bdl 
109),  Rosina  (s.  Bd  VI  1405)  Gl  (so  K.,  Schw.);  vgl. 
auch  Sina  (Sp.  1084). 

siengge",  Ptc.  -et:  seihen  ZW.  und  lt  Dan.  D'  Milch 
wird  ja  doch  na'h  g'siengget. 

Intensivbildung  zu  sienen  (Sp.  591).  Daneben  sieggen  (Sp. 
520),  das  als  Neubildung  nach  Mustern  wie  mienggen :  mieggen 
(Bd  IV   332.    124)  aufzufassen  ist. 

Snngge"  1  m.:  Backenstreich  U. 

Schliesst  sich  au  sunggen  2  a  an  ;  vgl.  das  gleichbed.  Sin- 
gelen zu  singen;  auch  sunggen  2  steht  nahe.  Das  Vb  ist  für 
U  wohl  nur  zufallig  nicht  bezeugt. 

Sungge"  II  PA1.  (,Suncka  o  Sungha.'  Giord.), 
Süngge»  BÜDiessb.,  Stdt  —  f.:  1.  Cigarre  BStdt. 
Syn.  Sünggeren.  —  2.  dichter  Talnebel,  ,nebbia  bassa 
e  umida'  PA1.  —  3.  Lache,  Pfütze  BODiessb. 

1  schliesst  an  das  allerdings  schwach  und  nur  lit.  be- 
zeugte sunggen  3;  vgl.  aber  auch  sünggelen  2  und  stmitii,  zur 
Benennung  etwa  .Glimmstengel.'  Zu  2  vgl.  Süngi  mit  Anm. 
(Sp.  1189  u.).      3  geht  von  sunggen  1  c  aus. 

sungge"  (Id.  B),  sonst  süngge"  (bzw.  -i-),  Ptc. 
-et  (-ed):  1.  als  Schallwort,  a)  klingen,  summen, 
,tintinnare,  ronzare'  PAL  (Giord.).  Von  erlöschendem 
Feuer,  von  brennendem  grünem  Holz  BHa.  ,D's  [er- 
löschende] Fir  singged  unter  leisem  Zischen.'  Bärnd. 
1908,  462  (BHa.).  Das  Roh  ist  ja  grasgriens,  es  tüod 
vellig  e'so  singgen  BHa.  ,In  den  Ohren  tönen  B'  (St.b), 
auch  lt  Id.  B  (,auribus  sonare');  Syn.  singen  4  (Sp.  1198). 
—  b)  klagende,  bittende  Laute  ausstossen,  wimmern, 
von  Mensch  und  Tier  (so  Ochsen,  Kühen,  Kälbern, 
Schweinen)  GRPr.  (so  KL),  Seh.,  „Dumpfe  Laute  des 
Schmerzens  auslassen,  weil  man  es  laut  nicht  tun 
kann,  bes.  von  kleinen  Hunden  GrA."  Syn.  ringslen 
(Bd  VI  1112),  sünen  (Sp.  1103/4).  Schi  häd  nid  g'rägget 
wi-es  rechts  Weib,  si  häd  nun  a'so  g'süngget  GrScIi. 
Wü  d'  Ohne  da  z'  Chalber  g 'gangen  ist  und  allpott 
e'so  g'süngget  hed.  GFieni  1898  (GrPi\).  Dort  heind-s" 
es  Chalb  ing'laden  und  das  hed  angefangen  s.  ebd. 
1892.  Wenn's  [ein  krankes  Schwein]  Ei"'m  so  e"t- 
gäge"  süngget,  meint-me"  grad,  me"  müessa-ma  helfe". 
Scbwzd.  (GRPr.).  Ununterbrochen  und  daher  belästi- 
gend weinerlich  bitten  (stärker  als  tremächten)  BSi. 
Syn.  chärren  (Bd  III  429);  süfenen  (Sp.  360);  sanglen 
(Sp.  1188);  surren,  tränsen.  —  c)  unpers.,  gurgeln, 
quatschen,  das  Geräusch  bezeichnend,  das  bei  Druck 
aus  sumpfigem  Boden  aufsteigendes  Wasser  hervorruft 
B  (so  U.).  Syn.  chnatschen  (Bd  III  769);  sücheren 
(Sp.  205/6);  söken  (Sp.  685).  —  2.  pulsierend,  zuckend 
schmerzen  (bei  Zahnweh,  Rheuma  udgl.),  „heftige 
Schmerzen  empfinden  B"  (auch  lt  St.b)  G.  (lt  Bärnd. 
1911),  Si.;  „LE."  (heute  abgelehnt).  Syn.  sücheren 
(Sp.  205/6);  surren;  zocken.    I'h  ha"  Zandice,  aber  si 


Sangg  —  sung£.    Sank 


süngge"-mer  all  z'säme"  BSi.  Meist  unpers.  mit  Dat.  P. 
Es  süngget-mer  im  Zand  BSi.  (Imob.).  Es  wolt  Wetter 
endere",  es  süngget-mer  im  BV"  BSi.  Du  hest  ver- 
trieben dich  errecht  [verrenkt],  Das  süngget-der  em  Bitz. 
Schwzd.  (BSi.).  —  3.  ,sunggen,  micare  ardore.'  Fris. 
1541. —  4.  .langsam  und  träge  arbeiten  BHa.'  (St.b). 

Mhd.  tunke»,  iutr.  anbrennen  (Mhd.  WB.  II  2,  299),  dazu 
gleichbed.  besungen  tr.  und  iutr.  (Lexer  I  231);  die  Bed.- 
Entwicklung  entspricht  der  vou  Hängen  I  (s.  d.  mit  Anui.  Sp. 
1188).  Zu  Bed.  1  vgl.  Bingen  3  (Sp.'ll97/8)  und  sünggelen  1; 
für  1  a  und  b  iiesse  sich  freilich  auch  au  eine  Intensivbildung 
zu  dem  syu.  sünen  (Sp.  1103)  oder  an  Vermischung  mit  einer 
solchen  denken;  vgl.  hünggen  (Bd  II  1453).  Der  bei  1  c 
hervortretende  Begriff  des  intermittierenden  Geräusches  knüpft 
spec.  an  die  Bed.  ,kuistern'  an  (vgl.  auch  3) ;  von  1  c  geht  Bed.  2 
aus,  wozu  die  parallele  Entwicklung  bei  sücheren  (Sp.  205/6) 
zu  vergleichen  ist;  vgl.  auch  zunggen.  Zu  .'!  vgl.  »iinggelen  ;', 
zu   4  sängen  II  (Sp.  1189/90)   und  bransclen  6  (Bd  V   741). 

vev-singge":  =  sunggen  1  a,  vom  verlöschenden 
Feuer  BMeir.    D's  Fir  e-ed. 

G"-süngg  n.:  zuckender  Schmerz  (vgl.  sunggen  2) 
BSi.  Der  Barometer  cha""  säge",  was-er  mV:  mi"s 
G's.  in  der  Achsle"  icolt  anders  Wetter  ha". 

sünggele"  bzw.  -i-,  in  ä.  Spr.  auch  .sunkeln',  — 
Ptc.  -et:  1.  knistern,  zischen.  ,Diu  leide  gift  wiel 
unde  sot  und  sunkelt  als  ein  pfanne,  da  man  spec 
inne  smelzet.'  KvWirzburg.  —  2.  a)  glühend  heiss  sein 
Bs  (Spreng).  Der  Ofe"  singgelet  und  stinkt  frei.  Spreng. 
.Sünkelen,  vast  heiss  sein  und  wider  glasten,  refervere.' 
Fris.;  Mal.  —  b)  glühen,  brennen,  von  Körperteilen, 
prickelnd  schmerzen  (zB.  vor  Kälte)  Bs  (auch  lt  Spreng). 
D'  Hand  singgele".  Er  het-im  e"  Flärre"  'söge",  dass- 
es  g'singgelet  het.  Spreng.  ,[Die  Bettler  haben]  sich 
vor  Ion  mit  nesslen  schnüren,  dar  von  ir  lyb  in  sinkein 
werden.'  Gengenb.  Bettl.  Auch  bei  grosser  Ermüdung 
der  Gliedmassen.  Der  Arm  singgelet -mer.  Um 's 
Danzen-isch-mer  nit  g'si",  d'  Fiess  hän-mer  g'singgelet. 
EHetzel  1885.  —  3.  nach  stark  Erhitztem,  Ange- 
branntem, nach  eingesperrter,  schlechter  Luft  übh. 
riechen  Bs  (so  Binningen,  Stdt);  ScnSt.  (Sulger).  Syn. 
brüetelen  (Bd  V  1011).  Flre"-mer  no°h-n-e"möl  V,  no'h 
zteei,  drei  Welle"!  Der  Ofe"  het  zu-ör  fast  g'singgelet 
scho".  EKron1867  (oder  zu  2  a?).  Unpers.  's  sünggelet 
fürchtig  i"  der  Stube-  SoHSt.  Insbes.,  durchdringend 
nach  trocknendem,  menschlichem  Harn  riechen  Scu. 
Syn.  seichelen  (Sp.  141).  We""  me"  zue  dene-  Litten  i" 
d' Stube"  chunnt,  so  schlöt  's- Ann  fast  um,  so  sünggelet  's. 

Mhd.  snngeln,  -kein,  knistern.  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1067 
(.singeln').  1097  (,sinkeln');  ferner  Sehm.  2  II  314  ;  AHeusler 
1888,  65;  Martin-Lienh.  II  366  und  über  die  Verbreitung 
eiues  entsprechend  zu  ,seugen'  gebildeten  .sengeln'  Gr.  WB. 
X  1,  584.  Zu  Bed.  3  vgl.  etwa  mäeehelen  (Bd  IV  71)  als 
Vertreter  der  zahlreichen  eine  Geruchswirkung  ausdrückenden, 
übereinstimmend  gebildeten  Vben. 

sünggelig:  1.  .sinkelig,  woran  man  vor  Hitze  die 
Hand  kaum  halten  kann'  Bs  (Spreng).  —  2.  elend, 
matt  vor  Hunger,  Durst,  seltener  Unwohlsein  AAZein. 
's  isch-mer  e'so  s.,  dass-ich  hat  möge"  umg'heie".  — 
Zu  Bed.  2   vgl.  sunggen  4. 

Sünggere-  Z-  1.:  =  Sunggen II 1  BStdt  (RvTavel). 

Für  den  Anlaut  Z-  kommt  einerseits  Verschmelzung  mit 
dem  best.  Art.  (<!'  S-),  anderseits  Anlehnung  an  die  mit 
Affric.  gesprochene  Form  von  Sigarre"  (vgl.  Sp.  490)  in 
Betracht. 

„Sünggete"  f.:  dumpfes  Geheul,  Gewimmer  GrA." 
Vgl.  sunggen  Ib. 


sank  — sunk. 

Vgl.  die  Gruppen  sang  usw.. 


„,,,/ 


Sank  in.:  1.  „Vertiefung",  Einsenkung,  Einsattlung, 
im  Boden,  in  einem  Bergrücken  udgl.  AaBi\,  Leer.  (Hunz., 
ohne  Bed.),  Wohl.,  Zein.;  Bs  (Seiler);  B  (AvRütte);  L; 
SchSL;  SNA.;  ZDättl.,  Tu.  und  lt  Dan.,  Spillm.;  St. 
(oO.).  Syn.  Tüelen.  De'  Bode"  hat  en  S.  ZDättl., 
macht  e"  S.  AaWoIiI.;  Bs;  Z  lt  Spillm.  De-t,  ivu 
d'  Strös'  e"  S.  macht,  si"-mer  z'säme"  cho"  AaWoH. 
's  macht  dort  [auf  einem  Feld  odgl]  e"  S.  Bs.  .Neigung 
eines   Gegenstandes'   AAZein.  —   2.  „Verlust   B;  L." 

Got.  sanqs,  Ort,  wo  die  Sonne  sinkt,  Westen;  sonst 
scheint  dio  Bildung  ausser  bei  uus  nirgends  vorzukommen. 
Zu  2  vgl.  etwa  it.  rimessn,  Einbusse,  zu  rimettere,  nachlassen, 
sich  senken. 

Sänkel  (bzw.  -e)  AaF.,  Ke.,  Leer.  (IL);  Ap  (-e'-J; 
BuE.,  G.;  L;  ScuRüdl.;  S;  Tu;  ZO.  (so  Russ.),  -il  PA1. 
(-ck-  Giord.),  Seichel  BGr.  (-h-);  WMü.  (-/'-),  Sech'el 
FJ.  (e  nasal.;  —  m.:  1.  a)  Senkblei,  Bleilot.  aaüO. 
Syn.  Bit  (Bd  V  2).  S.  Ristrument  (Bd  VI  1517).  ,Der 
wirt  sich  fröuwen,  so  er  den  senkel  oder  plywaag 
in  der  band  Serubabel  sehen  wirt.'  1530/48,  Sach.; 
,se[n]ckel.'  1589;  ,so  er  die  bleywaag.'  1G38;  xöv  XKl-ov 
iöv  xaaatTdptvov.  LXX.  , Bleywaag  oder  senkel,  das  bley 
der  werkmeisteren,  perpendiculum;  ein  grundklotz, 
ein  gewicht  an  ein  schnuor  gebunden,  darmit  man  die 
tiefe  des  meers  misst,  ein  senkel,  bolis;  dem  senkel 
nach  oder  der  schnuor  nach  machen,  ad  perpendiculum 
facere.'  Fris.;  Mal.  ,Die  Gelegenheit  einer  wasser- 
ebenen Fläche  [ermittelt  man]  mit  der  Bleiwag,  aber 
einer  auffrechten  Ebne  mit  dem  Senkel.'  Spleiss  16G7. 
Im  S.  fil",  stö"  uä.),  in  der  Richtung  des  Senkbleis,  senk- 
recht BuE.,  Gr.,  G.;  PA1.  (,a  piombo.'  Giord.);  Sch; 
Th;  ZO.  und  wohl  weiterhin.  Die  Mürbender  [die 
auf  dem  Mauerwerk  aufliegenden  untersten  Holz- 
bohlen] müssen  besonders  genau  im  Wihel  und  im 
Seihel  liegen.  Barnd.  1908  (BGr.).  Mi"  het  e"  Grabe" 
üfg'worfe",  drüber  oppe"  drl  Schueh  höj  uf  drie"  Site" 
schön  im  Senkel  e"  Wann''  befestiget,  ebd.  1911  (BG.). 
Ein  Zimmermann  muss  püntig,  im  Winkel  und  im 
Senkel  arbeiten  ScHRudl.  ,Alle  eck,  tryangel,  winkel 
band  [ihr  Steinmetzen]  gstellt  und  gmacht  in  senkel.' 
Ruep  1550.  Gegs. :  Der  vormalige  Ühilehtiircn  mit  seiner 
Abweichung  vom  Seihel.  Barnd.  1908  (BGr.).  Negiert, 
im  uneig.  S.,  nicht  im  Gleichgewicht,  nicht  in  Ord- 
nung. Der  Schu'meister  het  ändtligen  auch  g' wäret,  dass 
Öppis  nümmer  ganz  im  S.  ist.  SGfeller  1911.  Am 
A"schin  nöch  het  sogar  der  Stumm  g'merkt,  dass  nid 
Alls  im  S.  ist.  ebd.  Insbes.  vom  geistigen  Befinden. 
,Man  sagt...  der  Risten-Sali  sei  nicht  mehr  ganz  im 
Senkel.'  AHuggenberger  1911.  In  gleicher  Bed.  ms 
Hm  S.  S;  Z  und  weiterhin.  Er  isch  doch  us  dem  S. 
JReinh.  1905. 2  Mit  Hm  Isidör,  i'h  teeiss-es  nit:  eitteöder 
het-er-n-es  Prämi  'zöge"  . . .  oder  isch  dö  obe"  Öppis  us 
Hm  S.  ebd.  ,Es  ist  bloss  recht,  wenn  er  ein  wenig  zu 
den  Leuten  geht,  er  käme  uns  sonst  ganz  aus  dem 
Senkel.'  AHuggenberger  1911.  —  b)  Ankerstein  Th 
Erm.;  vgl.  sänklen  1.  —  c)  (Uhr-)Gewicht.  ,[N.  soll] 
die  urgloggen  [auf  dem  StPetersturm]  hinnan  hin  untz 
an  sin  tot  mit  sin  selbes  kosten  machen  und  buwen  ... 
waz  ...  dar  zuo  gehört  von  jsen,  von  senkten,  von 
seilen.'  1306,  Z  StB.  —  d)  bei  altem  Gewehreu  eine 
Vorrichtung  am  Lauf  zur  Feststellung  der  horizon- 
talen Lage  desselben,  bestehend  aus  einem  zwischen 


Sank, 


zwei  Säulchen  aufgehängten  kleinen  Pendel;  s.  Ab- 
sehen (Sp.  544  u.).  —  2.  a)  Haftband,  Nestel  zum 
Verschluss  von  Kleidungsstücken  durch  Einführung 
in  eine  gegenüberliegende  Öse;  in  ä.  Zeit  bes.  der 
durch  den  .ringgen'  gesteckte,  oft  reich  geschmückte 
(beschlagene),  zungenartige  Ansatz  am  Gürtel  (.bor- 
ten'). ,N.,  goldsmit,  [hat]  Fritschi  Schönen  wip  zwen 
senkel  ...  gemachet.'  1423,  Z  RB.  ,1  sänkel  und  ein 
ringgen  zu  einem  porten ;  1  guldiner  sänkgürtel  [!].'  1560, 
Z ;  vgl.  dazu :  ,1  bschlagne  silberni  Senkelgürtlen.'  1613, 
ebd.  ,Man  sol  sich  enthalten  aller  Ohrenbhänken, 
Sänklenen  und  anderer  Zieraden.'  Z  Mand.  1703.  S. 
noch  Borten  (ßd  IV  1631  o.);  Eingg  I  (Bd  VI  1122). 

—  b)  Schnur,  mit  welcher  das  Siegel  an  der  Urkunde 
befestigt  ist.  ,Bitt,  diewyl  diser  brief...  alt  und  der 
senkel,  daran  das  sigel  hanget,  etwas  blöd  ...  davon 
ein  vidimus  under  unser  statt  insigel  zu  machen.' 
1393,  Z. 

Amhd.  eenkil,  -et.  Vgrl.  'Gr.  WB.  XI,  589/90;  luxemb. 
WB.  407;  Martiu-Lienh.  II  366;  Weig.  6  II  849.  Bed.  2 
(a  seit  mhd.  Zeit)  erklärt  sich  ohne  Schwierigkeit;  auch 
lautliche  Gründe  für  die  AnDahme  eines  bes.  Etymons  (frz. 
sengle  <  lat.  cinrjulu;  vgl.  dazu  Lexer)  fehlen.  Mehrfach 
erscheint  in  der  genannten  Bed.  das  Dim.  (vgl.  oben  Z 
Mand.  1703  und  Bd  IV  1631  o.).  .Seichel'  als  Name  eines 
Moors  BsBrctzw.  ist  eher  zu  »eichen  2  (Sp.  143)  zu  stellen. 

Sänke"  f.:  durch  Ablegen  (vgl.  sänken  1)  heran- 
gezogener Weinstock.  , Eine  junge  oderjährige  Senke... 
soll  ...  auf  drey  Augen  über  der  Erden  [geschnitten 
werden].  Eine  zweyjährige  Senke  schneidet  auf  an- 
derthalb Knot  ...  Eine  drey-,  vier-  und  fünfjährige 
Senke  schneidet  nochmals  nur  auf  anderthalb  Knot 
[usw.].'  EKünig  1706.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  588. 

sänke-,  Ptc.  -t:  wesentl.  wie  nhd.  Aa;  Bs;  B; 
LE.;  Th;  Ndw  und  weiterhin,  aber  (ausser  in  den  spec. 
Bedd.)  nicht  eig.  mundartl.  1.  tr.  (auch  mit  verschwie- 
genem Acc).  .Senken,  inclinare.'  Fris.;  Mal.  Uneig.: 
,Gott ...  der  die  sinen  umb  irer  ufersteeung  und  selbst- 
erkantnus  willen  tief  s.  tuot.'  Kessl.  Insbes.  als  techn. 
Ausdr.  a)  des  Weinbaus:  im  Herbst  (sonst  gruebe"; 
vgl.  Bd  II  696)  einen  Ableger  (Senker)  unter  vor- 
läufiger Wahrung  des  Zshanges  mit  dem  alten  Reb- 
stock, zum  Antreiben  so  in  eine  kleine  Grube  ver- 
senken, dass  das  Ende  daraus  hervorschaut  Bs.  Wei- 
tere Synn.  in-hunden  (Bd  II  1435);  an-henken  (ebd. 
1461);  (ab-)chnieglen  (Bd  III  803);  aben-,  in-legen  (ebd. 
1178.  1183).  Me"  chennt  morn  go"  Bebe"  s.,  's  isch 
jetz  sehen  Wetter  derzue.  —  b)  der  Fischerei:  eine  mit 
einem  Stein  (vgl.  , Senker'  bei  Klunzinger  1892,  125. 
144)  beschwerte  Angelschnur  in  die  Tiefe  lassen  Th. 

—  2.  refl.  De-  Bode"  hed-si'h  g 'sänkt  Aa;  B;  Th;  Z 
und  weiterhin.  ,Sich  s.,  sidere;  hat  sich  eingelassen 
oder  gesenkt,  desedit.'  Fris.;  Mal.  ,Der  Schutz  [sei 
ihm]  durch  das  Gnick  hinyn  gangen,  da  er  vermeine,  es 
[das  Geschoss]  werde  ...  sich  durch  den  Schluck  abbin 
gesenkt  haben.'  1616,  Z.  Uneig.  a)  sich  abwärts  be- 
wegen: ,Als  [die  Zürcher  bei  Kappel]  gegen  Mülin- 
graben  zuo  ylten  und  sich  dem  Mos  zuo  sanktend.'  Im- 
thurn,  Mein.  —  b)  sich  einlassen  (Syn.  sich  ver-tiefen) : 
,Xun,  hat  er  sich  in  diebstal  gsenkt,  so  war  er  wert, 
dass  er  wurd  ghenkt.'  Rdef  1540.  —  ge-sänkt:  ein- 
gesunken, eingefallen.  E"  q's-i  Chue,  die  einen  Sank- 
Bugge*  (vgl.  Bd  VI  792)  hat  LE.  E«  g's-e-  Chäs,  der 
in  der  obern  Fläche  eine  Einbuchtung  zeigt  Ndw; 
s.  lupfen  (Bd  III  1356  u.).     Syn.  gesunken. 


Amhd.  senken.    Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  591/5;   Martiu-Lienh. 

II  366.  Angaben  aus  dem  -nk-  zu  -/-  entwickelnden  Gebiet, 
die  für  die  Frage  der  Bodenständigkeit  in  Betracht  kämen, 
fehlen;  doch  wäre  für  dieses  Gebiet  der  an  deu  meisten  Orten 
eintretende  Zsfall  mit  altem  seichen  (Sp.  141)  der  lautgesetz- 
lichen Entwicklung  hinderlich  gewesen.  Die  spei'.  Anwendung 
unter  1  a  auch  anderweitig  (vgl.  Gr.WB.  aaO.).  Flurn.  ,Senki' 
f.,  Bodensenkung  ApHer.  ,1m  Senkbrunnen.'  1605,  Z;  vgl. 
zum   Letztern   Gr.  WB.  X  1,   588;  Motbes  *  IV  189. 

!■-.  Nur  iQ-sänker  m.:  Ableger  (vgl.  sänkeril  a) 
von  einem  Weinstock  ScuSt.  (Sulger;  heute  abgelehnt). 
Syn.  In-leger3  (Bd  III  1195).  -  Auch  bei  Gr.  WB.  III  292. 

er-:  tr.,  ersäufen.  , Erhenkte  und  Ersenkte.' 
JCWeissenb.  1701/2;  vorher:  ,Die  zu  Gransee  erhenkte 
und   ersaufte   (ersäufte)   Eidgnossen.'  —  Bei  Gr.  WB. 

III  982  nur  refl. 

ver-:  a)  wesentl.  wie  nhd.  Aa;  B;  Z  und  wohl 
weiterhin,  aber  nicht  eig.  volkstüml.  ,V.,  under  sich 
senken,  underhin  tunken,  ins  wasser  stoszen,  sub-,  de-, 
imniergere.'  Fris.;  Mal.  E"  Stet"  v.  ,Die  schiff  v.  oder 
ze  boden  lassen,  mergere  cymbas;  versenkt  schiff, 
ertrenkt,  das  undergangen  ist,  mersa  carina.'  Fris.; 
Mal.  Spec.  als  techn.  Ausdr.  der  Holz-  (Metall-)Be- 
arbeitung.  E"  Schrübe"  v.,  so  dass  der  Kopf  nicht 
vorsteht  Aa;  Syn.  in-lässen  (Bd  III  1405).  Mit  ver- 
schwiegenem Obj.;  s.  Buet  (Bd  VI  1827  o.).  Mit  Rich- 
tungsbest.  ,Ein  teil  [der  gefallenen  Engel  wurde] 
versenchet  in  die  tuffi  der  hella.'  E.  XII.,  Wack.  1876. 
,[Es  wäre]  wäger  ...  dass  man  dem,  der  das  schmächt, 
das  by  Gott  eerlich  ist,  ein  müllstein  ann  hals  hankte 
und  ins  meer  versankte.'  Zwingli;  dagegen  , ertrenkt 
wurde.'  1530/89,  Matth.;  .versenckt.'  1638.  ,[St  Gal- 
lus]  nam  ...  die  abgott  und  ir  opfer  [und]  ver- 
sanete  die  in  das  wasser.'  HBrennw.,  Chr.  S.  noch 
Samen  (Sp.  931  u.).  Uneig.  , Menschen  versenkend 
mich  täglich  ...  meine  feind  versenkend  mich  täglich.' 
1530,  Ps. ;  ,man  verschlindet  ...  verschieden.'  1589; 
y.aTsramjae  u.e  ävö-powtos  . . .  xatsjidxyjoav.  LXX.  ,[Wenn 
Hetzer]  solliche  vermessenhait  ...  vermiten  hett,  were 
er  villicht  von  so  hocher  anfechtung  nit  betretten 
nach  versenkt  worden.'  Kessl.  Mit  Richtungsbest. 
,Das  er  nit  in  ze  vil  grösser  traurigkeit  versenkt 
werde.'  1530/89,  II.  Cor.;  .durch  überflüssige  Traurig- 
keit ...  verschlunden  werde.'  1638;  gr.  y.a.xa.izo&Jj.  ,[Die 
Naturerscheinungen  lehren  die  Menschen]  an  Gottes 
treuwen  flyssig  denken,  das  ers  nitt  lass  in  sünd  v.' 
VBoltz  1551.  ,Die  da  reich  werden  wollen,  die  fallen 
in  versuochung  und  ...  schädliche  lüst,  welche  ver- 
senken die  menschen  ins  verderben  und  verdatrj- 
nuss.'  1589/1707, 1.  Tim.  Refl.  ,Dass  ...  durch  starkes 
Rinnen  derselben  [der  Mühlkanäle]  die  Mauer  des 
Mülli-Ketts,  allwo  sich  das  Wasser  versenkt ...  schäd- 
lich geworden.'  1781,  ZKapp.  Uneig.  ,Sich  in  allerley 
laster  v.  und  stecken,  ingurgitare  se  in  flagitia.'  Fris.; 
Mal.  —  b)  e"  Brunne"  v.,  einen  (Sod-)Brunnen  zum 
Versiegen  bringen  (bes.  durch  Zugiessen  von  Queck- 
silber) Aa.  —  c)  versetzen,  verpfänden.  ,l)ie  guot 
sind  uff  der  Wanderschaft,  die  helffen  in  [den  Schü- 
lern, ,die  nit  gern  studieren']  daz  ir  verionen  und  v.' 
Gengenb.  Bettl.;  im  ,Vocabularis'  , versenken,  ver- 
setzen.' —  Amhd.yiY-,  versenken.  Vgl.  Gr.  WB.  XII  1277/81 
(wo  auch  Bed.  b  und  c);  Fischer  II   1334  (auch  Bed.  c). 

sänkle"  L;  THErm.;  ZO.,  se'ichle"  WMü„  Ptc.  -et: 
1.  einen  an  einem  Seil  befestigten  Ankerstein  (s.  Sän- 
kel  1  b)  in  die  Tiefe  lassen,   bes.  zur  Festlegung  des 


iL' 13 


Sank,  senk,  sink,  sonk, 


12H 


Fischerbootes  beim  Zocke"  (s.  d.)  ThEmo.;  vgl.  Klun- 
zinger  1892,  189.  —  2.  die  Richtung  (im  Verhältniss 
zur  Vertikale)  mit  dem  Senkblei  bestimmen  L;  WMü.; 
ZU.;  wohl  weiterhin.  S.  niffen  (Bd  IV  680).  —  Auch 
bei  Gr.  WB.  XI,  591.  Vgl.  ferner  Martin-Lieuh.  II  3G6; 
Unger-Khull   594. 

ab-:  a)  =  dem  Vor.  2.  ,[Die  Mauer  wurde]  böss  und 
haldachtig  funden,  do  man  sy  abgesenklet  hat.'  1543, 
Z.  —  b)  die  Tiefe  mit  dem  Senkblei  bestimmen. 
Bildl. :  Iri  Liebi  ist  mit  kei"'m  Hew'seil  z'  ermesse" 
und  mit  kei"'m  Bli  abz's.  g'si".  Lie.nert. 

sinke",  Cond.  stink  AALeer.  (H.);  Bs  (Seiler),  sunki  B 
StSteph.,  sank  BStdt,  sint«t  ÄAÜRohrd.;  BKön.;  ZRicht, 
Ptc. g'sunke":  wie  nhd.  AaF.,  Leer.;  Ap  (lt  T.  schneller 
als  suchen  Sp.6S5);  BE.,  Kön.,  Stdt,  StSteph.;  GT.;  Th; 
Z  und  wohl  weiterhin,  aber  (ausser  dem  Ptc.  in  spec. 
Bed.)  wenig  volkstüml.  ,S.,  helden,  sich  setzen,  sich 
einlassen,  desidere.'  Fris.;  Mal.  , Petrus  ...  gieng  auff 
dem  wasser  ...  und  huob  an  ze  s.'  1530/1707,  Mattb.; 
gr.  xaxaitovti$sai)-a'..  ,Sy  ...  fülletend  beide  schiff  voll, 
also  das  sy  sunkend.'  1530/1707,  Ldc.  ;  gr.  puS-igeoS-ai. 
Bildl.:  ,Von  deinem  schelten  ...  sinkt  und  schlaaffet 
beide  ross  und  wagen.'  1530,  Ps.;  ,werden  entschläft' 
1587/1638;  iv'Jaxagav.  LXX.  Mit  Richtungsbest.  I«* 
sunk  i"  Boden  i"e"  for  Schand,  wenn  [usw.].  AALeer. 
,[Es]  ist  fast  guot,  in  den  Schiffbrüchen  den  wellen 
nit  zuo  begegnen  und,  ob  sich  die  erhüeben,  mit  de- 
muot  darin  zuo  s.'  1489,  Waldm.  ,[A.  habe  den  B.  ge- 
schlagen] daz  er  uff  den  tisch  nider  sunki.'  A.  XVI.,  Z. 
,[Mir]  ward  ...  onrnäcktig,  das  ich  grad  zur  erden 
sank.'  1530/1638,  Dan.;  ,sanke  ich  in  einen  tieffen 
schlaf.'  1683/1707;  nimm  litt  npöotamv.  LXX.  ,Nidsich 
s.  oder  an  boden  s.,  sidere,  nietare,  mergere.'  Fris.; 
Mal.  ,Wir  fürchtend  uns  nit,  wenn  glych  die  berg 
mitten  ins  meer  sunkind.'  OvVerdm.  1564;  ,sünken.' 
Herborn  1587;  .füerind.'  1530,  Ps.;  .versunken.' 15S9. 
,Nimm  ein  Teil  Wermut,  ein  Teil  Habernesslen  [usw.], 
truck  das  Saft  aus,  tu  das  in  einem  gläsin  Gschirr  an 
die  Sonne,  so  sinkt  das  Tick  an  den  Boden.'  Arzneib. 
XVII./XVIII.  Uneig.:  ,Ein  Jüngling  ...  sank  in  einen 
tieffen  schlaaff.'  1530/1707,  Apostelg.;  gr.  xatcKpepd- 
p.svos  urcvra  ßa&et.  —  ge-sunke":  eingesunken,  einge- 
fallen, vom  Käse,  der  auf  der  Oberfläche  Vertiefungen 
(iHiimpf)  hat  BE.  Syn.  In-ge-heit  (Bd  LT  1109  u.); 
bläterig  (Bd  V  209);  ge-sänkt  (Sp.  1211). 

Amhd.  siiikan,  -en;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1097/102;  Martiu- 
Lieuh.  II  367.  Für  das  Gebiet,  in  welchem  -nk-  lautgesetz- 
lich >  /  entwickelt  wird,  fehlen  Angaben.  Ausdrücklich 
abgelehnt  wird  das  W.  für  WMü.  Ptc.  Piks,  im  Flurn.  ,in 
dem  sinkenden  mos.'  1378,  AaB.  Urk.,  ,im  Sinckenmoss.1 
1520,  AaB.  StR.;  vgl.  auch  den  FN.  ,Margaretha  Sinken- 
thaler', Äbtissin.   151S,   LRathausen. 

ab-:  herabsinken.  Wenn  ir  a'r  Chopf  schtver  g'sin 
ist  wie  e"  Blichnolle",  dass-'r  abg'sunke"  und  d's  Chin"- 
pai"  üfg'lege"  ist  uf  d'm  G'stältli.  Scbwzd.  (GrScIi.). 
S.  noch  Regula  (Bd  VI  742).  Uneig.,  an  Ansehen 
verlieren.  .Sollt  diss  ungestümkeit  nit  ordenlich  uss- 
gelescht  werden,  das  alle  erenstend  werden  absnicken 
[1.  ,absincken'].'  1489,  Waldm.  (B  Bericht  über  den 
Auflauf).  —  Auch  bei  Gr.  WB.  I  120. 

abe"-:  hinuntersinken  Ap;  Tb. 

i"-:  1.  a)  einsinken  Aa;  B;  G;  Tb;  Z  und  weiter- 
hin, 's  Grab  ist  Vg'sunke".  Wenn  ein  frisches  Grab 
bald  ein  wenig  einsinkt,  so  sagt  man,  es  sterbe  bald 
ein   Verwandtes   des  Verstorbenen.   ApV.  (Sob).     Der 


Sehne  ist  weich,  nie"  sinkt  i".  Me"  ist  bis  über  d'  Chnit 
i"g'sunke",  im  Schnee.  ,Wie  die  murern  [!]  an  irem 
kilchhoff  gar  inn  abgang  kommen,  ingesunken  und 
enteckt  [seien].'  1565,  Z  RM.  —  b)  zssinken.  Er 
ist  i"g'sunke",  in  die  Knie  gesunken  AALeer.,  ohn- 
mächtig geworden  AaF.  ,Dass  er  vor  Ermattung  und 
Schwäche  fast  einsank.'  HPest.  ,Der  Vogt ...  war  last 
atemlos  und  zum  Einsinken  erschöpft.'  ebd.  —  2.  ein- 
fallen, die  Fülle  der  Glieder  verlieren  AALeer.  (H.); 
Bs  (Seiler);  GT.  Syn.  in-ge- fallen  (Bd  I  754).  Er 
ist  (ganz)  Vg'sunke"  (lünder  den  Öre"). 

Ahd.  insinchan,  mhd.  insinken;  vgl.  Gr.  WB.  III  297  (wo 
noch  einige  Belege  aus  HPest,);  Martin-Lieuh.  II  3C7;  Fi- 
scher II  648. 

under-  Bs,  undere--  AaF.;  GT.;  Tb;  Z:  wie 
nhd.  Er  ist  bim  Bade"  under(e")g  sunke".  Beteurungs- 
formel:  So  will-ich  u.,  wenn  [zB.  meine  Aussage  nicht 
wahr  ist]  Bs  (Seiler). 

ent-:  entfallen,  aus  dem  Gedächtniss  entschwinden. 
,Was  ihnen  etwan  under  währender  Handlung  ent- 
sunken oder  vergessen  syn  möchte.'  Z  Mand.  1639.  — 
un-ent-sunken.  ,Euch  ist  sonder  zweiffei  noch  un- 
entsunkhen,  welcher  gestalt  newlicher  tagen,  als  ihr 
alhie  gewessen,  die  undertanen  zu  Sax  um  erlaubnus 
angehalten  [usw.].'  1598,  Scbreiben  der  Freifrau  zu 
Hohensas  an  den  Z  Rat.  —  Mhd.  entsinken;  vgl.  Gr.  WB. 
III   624/5;   Fischer   II   740. 

er-:  versinken.  1595,  Lied.  —  Mhd.  tramkm;  vgl. 
Gr.   WB.   III   985. 

ver-:  1.  eig.  a)  wie  nhd.,  versinken,  untergehen 
AaF.;  G;  Th;  ZO.  und  wohl  weiterhin.  ,Also  wirdt 
Babylon  v.'  1530/1707,  Jer.;  xaxaSöcssTai.  LXX.  .Ver- 
sunken, verfallen,  eingesunken  böum,  haust»  in  profun- 
dum  arbores.'  Fris.;  Mal.  Mit  Ortsangabe.  Me"  ver- 
sinkt jo  ganz  i"  dem  Bett  ine"  G;  Th.  ,Sein  ausserwelte 
ritterschaft  ist  versunken  im  roten  meer.'  1530/1707, 
IL  Mos.;  xaxsitöthjaav.  LXX.  ,[Wir  sollen]  uns  nit 
förchten,  obgleich  ...  die  berg  in  die  tieffe  des  meers 
versunken.'  1589/1638,  Ps.:  .ins  meer  füerind.'  1530; 
,in  das  meer  sunken.'  1683/1707;  jiexaxi&sS-a'..  LXX. 
,Zuo  Zug  versunkent  3  hüser.'  Ard.  1594.  —  b)  zu- 
sammensinken, -brechen.  ,Vor  schmerzen  v.,  das  ist, 
sich  den  schmerzen  überwinden  lassen,  doloribus  suc- 
cumbere.'  Fris.;  Mal.  Spec,  ohnmächtig  werden  Z 
(lt  Dan.).  —  2.  uneig.,  herabkommen,  zugrunde  gehen. 
,Du  tuest,  a's  ob  d'  v.  wöl'est,  du  geberdest  dich,  als 
müsstest  du  auf  der  Stelle  zugrunde  gehen'  Ap  allg. 
(T.).  ,Das  wir  lange  zitt  da  har  ünsrer  spittalen  ge- 
legenheiten  und  überladni  der  spittalkinden,  so  denn 
von  der  türen  jaren  wegen  dar  in  komen  und  [die  Spi- 
täler] da  durch  ettwas  versunken  sint,  angesehen  . . . 
haben.'  1440,  B  StR.  ,Als  wir  ...  unser  spittale  mit 
armen  lüten  und  pfruondkinden  in  massen  beladen 
gehept  haut,  das  da  durch  dieselben  unser  spittale  so 
ferr  versunken  sint,  daz  si  bald  zuo  verderplichkeit 
komen  werent...'  1450,  ebd.  .Solte  solichs  [die  Über- 
füllung .der  spitalen']  nit  verkomen  werden,  so  mües- 
tent  doch  die  vilgenanten  spitalen  grossen  abgang 
nemen,  sunder  ouch  vil  noch  v.'  1457,  ebd. 

Ahd.  'fininhtm  (Graff  VI  255,  nur  Ttc.  joraunchan),  mhd. 
versinken;  vgl.  Gr.  WB.  XII  1328/32;  Fischer  II  1339.  In 
Ap  lt  T.  18S/9  im  eig.  S.  nicht  gebräuchlich;  dafür  ver-sucken 
(vgl.  Sp.  685). 

,da-hin-':  sich  gleitend  abwärts  bewegen,  mit 
dem  Nbsinne  der  Vernichtung;  s.  er-geben  (Bd  II  84). 


1215 


Sank  — sank.    Sankt  —  sunkt.    Sans  — ; 


be-sinkeu,  Ptc.  -t  nnd  b'sunkt:  ,affondare,  nau- 
fragare'  PA1.  (Giord.). 

Mhd.  berinken,  hinabsinken.  Die  schwache  Bildung  ist 
auffällig:  hängt  sie  mit  seltenem  Gebrauch  des  Wortes  zs.? 
Die  Formen  b' linkt :  b'sunkt  verhalten  und  erklären  sich  wie 
g'richt :  g'rucht  zu   richten  (s.   die  Aum.  Bd   VI   396). 

Sinkung  f.  ,Die  s.,  natürliche  neigung  oder  hel- 
dung,  nutus.'  Fris.;  Mal.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  X  1,  1102. 

Sank  ra. :  1.  Wassertümpel,  auch  Wasser  im  Schuh 
Züst.  (auch  Z  Chr.  1903).  —  2.  Schuh  voll  Wasser. 
ebd.   Ieh  hän  en  S.,  sagen  die  Knaben,  wenn  sie  einen 

gefüllten  Schuh  aus  dem  Wasser  ziehen. 

Lautlich  am  nächsten  steht  ,Snnk'  m.,  ,Sunke'  f.,  Ein- 
senkung  (im  Boden);  vgl.  Sanders  II  1272  c;  Schm.  2 II 
314;  Unger-Khull  601.  Doch  weist. die  Bed.  vielmehr  auf 
Zshang  mit  (dem  allerdings  geogr.  abliegenden)  sunggen  1  c, 
Sunggen  II  3  (Sp.  1208).  Wegen  des  ausl.  k/  (st.  gg)  wird 
aber  immerhin  volksetym.  Anlehnung  des  isolierten  Wortes 
an  die  Sippe  .sinken'  anzunehmen  sein.  Doch  vgl.  auch  das 
folg.  W. 

snnke"  süchu":  glimmen,  unter  starker  Rauch- 
entwicklung brennen  WVt. 

Der  Ansatz  setzt  (nicht  sicher  bezeugte)  Nasalierung  des 
«  voraus  (vgl.  B  SG.  II  45),  ist  aber  kaum  anzuzweifeln, 
bes.  im  Hiublick  auf  das  offenbar  nahestehende  sunggen, 
sünggelen  (Sp.  121  S/9).  Zum  Nebeneinander  von  k  :  gg  vgl. 
allenfalls  Rank  mit  Aum.  (Bd  VI  1133/S);  alte  Differenz 
des  Wurzelauslauts  anzunehmen,  hat  freilich  wenig  Wahr- 
scheinlichkeit, doch  muss,  wie  die  lautliche  Entwicklung 
zeigt,  die  Nbform  mit  k  schou  früh  bestanden  haben. 


Sankt,  Sant  usw.:  wie  nhd.  vor  Heiligennamen. 

Sankt  erscheint  nur  ausnahmsweise,  zB.  Sankt  Butt  B 
Därst.,  Th.  (GZüricher  1902),  Sankt  Zum  und  Zänderli  in 
einem  Aa  Kdld  (Rochh.  1857,  42).  Sonst  allg.  Sant  bzw. 
daraus  entwickelte  Formen,  a)  mit  anl.  Z-  (vgl.  dazu  AHeusler 
1888,  93;  BSG.  II  86),  entstanden  durch  Verschmelzung 
ce)  mit  dem  best.  Art.,  bes.  im  Gen.  Sg.  m.  (auch  Nom.  Sg.  f.), 
so  Zant  AaLeer.  (Zantehans-Trübel),  St.  (Zant-Johannie-ChrBt), 
Zfin.  (Zant-VU)  :  Bs  (Zantih&nt) ;  BBr.  (Zantigglaws) ,  »it.  (Zanti- 
glaus),  Si.  (Zanti-,  Zäntihans-Blueme",  in  BG.  dafür  Zant-Jo- 
hansereV;  GrChur  (Zand-Anderiet-Märcht)  ;  WG.  (Zant-MatlU) , 
Vt.  (Zant-Agata.  der  Zant-Petruss,  Zant  Jodm" ;  s.  u.),  Zet  GrV. 
(Zappürtlamani-Tag).  In  ä.  Spr. :  ,Nach  Zent  Martis  Dag;  an 
Zentichans  Dag.'  1600,  DGemp.  1904.  —  ß)  mit  der  Präp. 
ze  iu  Ortsnamen.  ZeA  Bs  (vo"  Zet- Albe";  vo",  bi  Zet- Lienert ; 
vo"  ZH-Marti") ;  GrPr.  (vo«  Zat-Bochut).  Mit  Assini.  an  den 
folgenden  Anlaut:  vo",  bi  Ze-Peter  Bs;  GrSch.,  bi  Ze-t-Jödere« 
Bs;  s.  Joder  I  mit  Anm.  (Bd  III  11/2),  Zi-'GoMe«  mTh.  — 
h)  blosses  T:  a)  in  GWil,  T.;  Th  T-Opas-Markt  s.  Markt  Bd 
IV  409);  ZSth.  T-Jerge«-Miktig  (s.  Mitt-icoch-Tag),  durch 
falsche  Trennung  nach  der  Proportion  Santomas  :  San  Tomas 
=  Santoper  :  San  Tcqxr.  —  ß)  in  Ortsn.  entstanden  aus  Zet, 
indem  ze  als  Präp.  anfgefasst  wurde:  T-Albe" ,■  i"  der  T-Eh- 
bete"  Bs.  —  c)  mit  Assim.  an  den  folgenden  Anl.  (s.  auch 
unter  aß):  Sam-Marie"  Aa,  Sam-Maltis  L  (s.  Matthias  Bd  IV 
553),  Sam-M.njr.i,"  GStJIargr.,  Sam-Bistiä  GrD.  (s.  Sebastian 
Sp.  40),  Sam-Peter  B,  Sam-Pläsi,  StBlaise  BG.,  SaykaKDe" 
St  Gallen.  —  d)  völlige  Verschmelzung  mit  dem  Heiligen- 
namen; s.  auch  b  a.  Santi-Bans  (Bd  II  1473);  Weitres 
unter  Johannis-Ber  (Bd  IV  1468),  -Bluem  (Bd  V  79).  Santi-, 
Sami-Chlaus  (Bd  III  687),  wozu  noch  Sammer-CMaus  SchSchl. 
Zn  Santi-TBni  vgl.  RBrandst.  1900,  41.  ,Santi  Aindrens  dag.' 
Stockar  1519.  Sanggelibö  GGoss.,  Tschanggelibö  ApHer.,  die 
St  Columbanushöhle  in  GGoss.  Bäsitanners,  Zuname  einer 
Familie,  die  bä  Sit  Anne"  d.  i.  bei  der  St  Annakapelle  wohnt 
ZSth.  —  e)  wohl    absichtliche    Entstellungen    sind    ,Samet- 


Hansa-Segen.'  AKornhoffer  1650  (s.  St  Johanna -Segen  Sp. 
452);  ,Sammet-Haase.'  Tyrolersp.  1743.  Vgl.  zum  Ganzen 
Martiu-Lienh.  II  366. 


sans- 

3.  auch  die  Gruppe 


(Sp.  993  IT.). 


Sensal  (bzw.  -ä-)  S.-hwE.  (auch  -ei);  GStdt,  Zänsal 
Z  (lt  Dan.,  Spillm.)  —  m.:  Sensal,  Börsenmakler. 

Zur  Etym.  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  604;  Weig.  5  II  850;  an- 
ders Schirmer  174.  Die  Form  mit  Z-  kann  auf  Neuanlehnung 
an   ein   Wort  der  Sippe  von   lat.   eensus  beruhn. 

Sensel:  =  Sätlkella  (Sp.  1210)  FJ.  —  Unklar;  die 
ä.  Angabe  nicht  bestätigt. 

Sense"  Seisa  BG.;  F  — f.:  Fluss  in  den  Kantonen 
B;  F;  frz.  Singine.  Mit  der  Ganteriscli-S.  vereinigen 
sieh  die  Hengst-  oder  Wäbere'-S.  und  die  Muschere"-S. 
zur  ehalte"  S.,  die  weiterhin  mit  der  warme"  S.  zu- 
sammenfliesst.  Bärnh.  1911,  12/13;  vgl.  weiter  Leu, 
Lex.  XVII  73/4;  FGem.  12;  AJahn  1850,  637. 

Urk.  Formen.  ,Sensun(a).'  1076/1298,  ,Sen[s]ina.'  1294, 
, Sensen' (auch  ,-ss-').  1354/1647  (.aller  S.  nach'  verläuft  ein 
Stück  der  Amtsgrenze.  1647,  Bärnd.  1911),  ,Senseueu.'  1606. 
In  Flurn.  ,Sensen-An'  (Seinen-),  ,-Fluh'  (Seise"-Flüeh)  BG., 
,-Brücke'  FWUnnenwil  (,-Brugg.'  Leu,  Lex.).  , Zwei-Sensen' 
(Zw&'-Seiee"),  beim  Zsfluss  der  kalten  und  der  warmen  S. 
Hieher  wohl  der  FN.  ,Senser.'  XV./XVI.,  BStdt  (Leu,   Lex.). 

sensibel:  fühlbar,  empfindlich.  , [Einer,  der]  die- 
jenigen Predigten,  die  das  Herz  am  meisten  angreiften  ... 
am  allerliebsten  höre  und  sich  darüber  recht  touchiret 
und  mit  einer  sensiblen  Vergnügung  befangen  finde.' 
JJÜLR.  1731.    -   Aus  frz.   sensible;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  612. 


sant  —  sunt. 

Ge-santer  m.:  wie  nhd.  allg.,  doch  nicht  volks- 
tümlich. Vgl.  BottI2  (Bd  IV  1883  ff.).  ,Ein  bott, 
gesandter,  apostolus,  legatus,  orator.'  Fris.;  Mal. 
Insbes.  a)  Abgeordneter  an  die  schweizerische  Tag- 
satzung Ap  (T.);  bis  zur  Annahme  der  Bundesverfas- 
sung von  1848  gebräuchlich.  En  G's.  schicke",  Jmd 
an  die  Tagsatzung  abordnen.  Der  G's.  heä  Oiffrcuts 
he'"  g'schrebe".  Jeder  Ort  hatte  2,  Uw  3  Gesandte  mit 
nur  einer  Stimme;  im  XVI.  war  die  Vertretung  durch 
einen,  im  XV1I./XVIII.  durch  2  Gesandte  die  Regel. 
Seit  1698  wurde  den  zugewandten  Orten  nur  ein  G-er 
zugestanden.  .Über  die  Frage,  ob  ein  Landvogt  zugleich 
G-er  sein  könne,  gehen  die  Ansichten  auseinander.' 
1778,  Absch.  Vgl.  Eren-Ge-santer.  —  b)  ,G-er  über  das 
Gebirg',  Abgeordneter  zur  Prüfung  der  landvögtlichen 
Amtsführung  in  den  ennetbirgischen  Vogteien.  N.  von 
Glarus  geht  1706  und  1718  als  ,G.  übers  G.'  Gl  JB. 
,G.  ü.  d.  G.  [Titel]:  haben  die  Ort  der  Eidtgnossschaft 
geordnet,  dass  die  4  Vogt  aus  den  4  [ennetbirgischen] 
Vogteien  nicht  zu  Baden  im  Ergoüw  wie  die  andern 
Vogt  gemeiner  Herrschaften,  sondern  zu  Lauwerz  ihre 
jährliche  Rechnung  vor  den  Herren  Eidtgnossen,  ge- 
sandten Ratsherren  gebind  ...  Ein  Herr  G-er  tut  3  Ritt 
und  soll  am  5.  Tag  nach  Medardi  zu  Lauwerz  er- 
scheinen.' Z  Pfründenb.  1757.  Vgl.  Siudikät  (Sp. 
1129/30). —  c)  von  den  .Regierungsabgeordneten,  die 
einen  Landvogt  in  das  Amt  Werdenberg  zur  Installa- 
tion begleiteten'  Gl  f  (FStaub).  —  d)  Abgeordneter  einer 


1217 


Sant,  sent,  sint,  sont,  sunt 


1218 


Gemeinde.  .Etliche  gesandten,  so  von  ainer  ganzen 
gemaind  [GLenggenwil]  mit  vollem  gewalt  für  ihr 
fürstlich  gnaden  [den  Abt  von  StGallen]  verordnet.' 
nm  1560,  G  Rq.  1903.  ,Äls  die  gmeind  zu  Nüferen 
vor  iuynen  herren  durch  iren  gsandten  erschinen.' 
1570,  Z  RM.  ,Als  ein  ganze  gmeind  und  kilchhöri  zu 
Talhvyl  den  N.  durch  ire  verordneten  gsandten  für 
myn  gnedig  herren  zu  recht  vertagen  lassen.'  1582,  Z 
EB.  ,Da  N.  nit  ein  gs-er  [der  Gemeinde  ZOss.]  gwessen.' 
1589,  Z  RM.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  3792;  Fischer  III  441. 

After-:  falscher  Gesandter.  .[Vorschläge]  die  ein 
unrechtmässiger  A-er,  dem  des  Principalen  Creditiv  er- 
mangeln, an  eine  andere  Herrschaft  tut.'  JJUlr.  1731. 

Eren-:  =  Ge-santer  a,  als  Titel.  Vgl.  E.-Gesant- 
schaft.  ,Die  Herren  Ehrengesandten  beider  hohen 
Stände  Zürich  und  Bern.'  1712,  DHess  1818.  .Gestern 
wurde  von  sämmtlichen  Herren  Ehrengesandten  die 
Mittagsmahlzeit  bei  den  Capucincrn  in  Frauenfeld 
eingenommen.'  1795,  Absch. 

Auch  bei  Wieland:  ,Lang  und  breit  genug  zu  einem 
Khreug-en  steigt  jetzt  der  Riese  herab  ...'  Neuer  Amadis  II  3, 
mit  der  Anm.:  ,So  nennt  man  in  Helvetien  die  Gesandten 
der  Cantone  und  zugewandten  Orte  zu  ihren  Tagsatzungeu.' 

Vor-:  Derjenige  der  beiden  Tagsatzungsabgeord- 
neten eines  Ortes,  der  ,die  Stimme  führte'  und  den 
eidgenössischen  Gruss  eröffnete.  E.  XVIII.;  bei  Siml.- 
Leu  dafür  , erster  Gesandter.'  Vgl.  das  Folg.  ,Der 
Herr  Vorgesandte  des  Standes  Schwyz  zog  lebhaft 
gegen  die  ungläubigen  Franzosen  zu  Felde.'  1793, 
Absch.  ,Um  seinen  Vorstellungen  mehr  Nachdruck  zu 
geben,  benutzte  der  Herr  Vorgesandte  von  Uri  sein 
Recht,  sich  als  den  Boten  des  uralt-ältesten  helve- 
tischen Standes  anzukünden,  der  zu  seinen  Jüngern 
Brüdern  gesandt  sei.'  1795,  ebd.  —  Nach-:  der  Tag- 
satzungsgesandte eines  Ortes,  der  ,keine  Stimme  führte.' 
E.  XVIII.;  vgl.  das  Vor.  Die  Gesandtschaften  lassen 
die  Beschwerden  der  100  Schweizer  in  Frankreich 
durch  die  .Nachgesandten'  von  Luzern  [usw.]  unter- 
suchen. 1778,  Absch.  .Mit  mehr  Feinheit  behauptete 
der  Herr  Nachgesandte  [von  Schw],  der  gegenwärtige 
Krieg  sei  bloss  eine  Auflösung  des  Problems,  ob  Frank- 
reich eine  Republik  werden  solle  oder  nicht.'  1793,  ebd. 

G8-santeri  f.:  Gesandtschaft.  ,Die  fürnemere 
Gs.'  L  Ans. 

G=-santi  f.:  =  dem  Vor.  Syn.  Botti  (Bd  IV  1905). 
,Gsantyen  zue  Fürsten  und  Herren  ...  usserthalb  der 
Eidtgnossenschaft.'  1656,  LT  LB.  Spec.  a)  entspr.  Ge- 
santer  a.  ,Belange[n]t  die  Gsandteyen  ussert  den  Jahr- 
rächnungen  ...  wo  die  [Tagsatzungen]  umb  Wichtig- 
keit der  Sach  nit  ausszueschlagen  werent,  sollen  doch 
nit  mehr  denn  2  Gsanten  geschickt  ...  werden.'  ebd. 
.Welche  zuo  Bodteyen  oder  Gsanteyen  auff  Eidge- 
nossen Tagsatzung  dargeben  wurden.'  1662,  U.  Tschudy 
fragte  den  Landshauptmann,  ob  er  lieber  eine  Land- 
vogtei  nach  Werdenberg  oder  eine  .Gsantei'  hätte. 
1776,  Gl  JB.  ,Auf  die  Gesandteien  mag  kein  Burgsäss 
m.  gn.  Herren  und  Oberen  Landsfarb  als  Überreiter 
tragen.'  1779,  U  LB.  —  b)  entspr.  Ge-santer  b.  ,Dass 
Regale  von  änetbürgischen  Gs-en.'  1656,  U  LB.  — 
c)  entspr.  Ge-santer  d;  s.  rollieren  (Bd  VI  879/80). 

Ge-santschaft  f.:  wie  nhd.;  spec.  ,das  Personale, 
welches  ein  Kanton  an  die  Tagsatzung  abordnet'  Ar 
(T.);  bis  1848. 

Ere"-:  =  dem  Vor.,  ,als  Titel  von  Seite  der  Kanz- 

8chweiz.  Idiotikon  VII. 


listen'  Ap  (T.).  ,Die  unterwaldensche  Ehrenges.'  1793, 
Absch.  ,Bei  Schreiben  der  Kantone  an  die  Tagsatzung 
soll  die  Überschrift  lauten:  An  den  Landammann  und 
die  versammelten  Ehrenges-en  der  19  Kantone  der 
Schweiz.'  1803,  ebd. 

Siintlm  (meist  neben  -im)  Ap;  Bs;  BG.;  Tu;  W(soV.); 
Z,  SdntifmJ  Wilü.f-i-  und  ■  %-),  Sdntin  B  —  in.  (in  Bs 
auchf.),Pl.unver.,  San time"Bs (Seil.);  BG.f-*-;,  Stdt; 
GlM.;  ZRuss.f  C-l-J,  Santine"  AäF.  (-t-,  so  Jon.),  St. 
(■i-);  Bs  (so  Lie.,  Rüml.);  BE.,  G.  (-i),  Jeg.(auch  -ine"), 
M.;  FJ.;  GlM.;  SchwE.;  ZO.  (■% ),  Samtine"  BM.,  in 
AaJoh.;  Bs;  BE.;  ZO.,  Russ.  m.,  in  AaF.,  St.;  B  f., 
PI.  unver. :  Centime,  Rappen,  a)  eig.;  vgl.  Rapp  II 
(Bd  VI  1173).  Fwfzg  Sanum  WV.  Diei-e"d-zwanzg 
Franke"  sibe"zg  Santine"  BsLie.  Es  pfünnigs  rüchs 
Brötli  vierzehe"  Chrützer,  d.  i.  50  Santime".  Bärnd. 
1911.  Da  heit-er  eui  füfzg  Santine".  OvGreyerz  1911. 
Die  5  Santine"  FJ.  E"  toppleti  Santine"  BsLie.  — 
b)  als  Bezeichnung  eines  sehr  kleinen  Betrages.  Er 
muess  Sorg  ha"  zu  siner  par  Santine"  BG.  Es  par 
Santin  verdiene"  B  (Schwz.  Frauenheim  1905).  Siner 
par  Santine"  verputze".  Loosli  1910.  Alls  Glüsslen  u"'' 
Schile"  het-im  nid  for  föif  Santinen  ab'treit.  SGfeller 
1911.  D's  Lisebetli  het  der  Lön  ...  bim  Santime"  der 
Muetter  'brächt.  RIscher  1903.  Kei"  S.  uä.  Der  (Das) 
ist  he'"  S.  wert;  t"*  gdb-der  ke<"  S.  derfür  Aa;  Tn.  E" 
Santinen  ist  e"  Santinen,  aber  ich  ge2b-em  he'"  San- 
tine" AaF.  Die  Abstellte",  wo  5—1O0O0  jdrliche" 
G'halt  hend,  mixend  e"ke'n  Santine"  dervo"  verstüre". 
Schw  Gespr.  Vo"  euch  hau-ig  noch  kei"  Samtine"  über- 
cho".  CWeibel  1885.  Kei"  Santine"  weniger.  CStreiff 
1904.  Üni  dass  d'  e"  Santime"  Geld  bi-der  g'cha"  hast. 
ebd.  1899.  Verst.  kei"  röti  S.  Aa;  B.  S.  noch  Bd  VI 
1177.  1749  u. 

Frz.  Centime.  Auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  367).  Zur 
geogr.  Verbreitung  vgl.  noch  die  Anm.  zu  Rupp  II  (Bd  VI 
1179).  In  Z  wird  das  W.  als  modern  empfunden,  in  An;  Th 
und  wohl  auch  sonst  im  Osteu  vorwiegend  oder  nur  in  Bed.  b 
gebraucht.  Der  Übergang  von  m  zu  n  hat  jedenfalls  (im  Au- 
schluss  an  andre  Wörter  auf  -ine")  in  der  dreisilbigen  Form 
stattgefunden.  Diese  ist  eig.  PI.  und  erst  nachträglieh  auch 
als  Sg.  verwendet  worden,  womit  tw.  Übertritt  ins  Fem. 
verbunden  war.  Ob  Sg.  und  PI.  irgendwo  noch  formell  ge- 
schieden sind,  lässt  unser  Material  nicht  erkennen.  Nach 
einer  Angabe  aus  BM.  soll  das  W.  verächtlichen  Nbsinti 
haben,  wobei  wohl  an  die  Verwendung  unter  b  gedacht  ist. 
Vgl.  auch   Sent. 

Santimeter  (in  ZUst.  Z-)  in.:  1.  Centimeter; 
auch  in  der  Volksspr.  allmählich  durchdringend.  — 
2.  nach  Centimetern  eingeteiltes  Messband,  wohl  allg. 
Gim-mer  de"   S.!  —   Wenig   volkstümlich   auch  Zentimeter. 

Santrnek:  geräuchertes  oder  zum  Räuchern  be- 
stimmtes Stück  Fleisch.  ,Mit  tignem  fleisch,  schul- 
teren, harnen,  santtrucken,  zungen.'  G  Küchenordn. 
XV.  —  Mhd.  tendrinc,  zentrine.  Unsre  Form  scheint  ein 
'zantrunc  vorauszusetzen. 
Säniele-  (-e2-):  Johannisbeeren  iiiTh  (so  Märst.). 

Kurzform  zu  Sdnt-Johannit-Btr  (BJ  IV  1JCS);  vgl.  ÄV- 
pcle".  EipeU"  zu  Erd-B,r,  ll„mp,h"  zu  Hind-Ber  (Bd  IV 
1463.    1467). 

Säntis(s),  in  ApI.  ;  GT.  (nach  Wint.  138)  auch  Säm- 
tiss  neben  Säntiss  —  in.:  1.  Name  des  höchsten  Gipfels 
des  Säntisgebirges.  Syn.  der  hoch  Mesmer  (Bd  IV 
465).  Eini,  wo  g'hört  d'  Flöh  wueste"  vom  S.  oben- 
abe"  ZSchlatt.  —  2.  Name  eines  Kantons  zur  Zeit  der 


12111 


Sant  -  sunt. 


Sanz — sunz 


1220 


Helvetik  (1798/1803),  bestehend  aus  Ap  und  einem 
Teil  von  G;  vgl.  G  Wbl.  1798,  Off,  dazu  WÖchsli, 
Geschichte  der  Schweiz  im  XIX.  Jhdt,  S.  175.  — 
3.  Stiername  Gi,Elm. 

Der  Stammvoc  hat  den  Laut  des  Sekimdärumlauts. 
Älteste  Formen:  ,mons  Sambiti'  (868),  ,alpis  Sanibatina' 
(1155);  vgl.  Götzinger,  Die  romanischen  Ortsnamen  des  Kts 
St  Gallen,  S.  74.  Die  ältere  Form  noch  in  Säm(h)tuer-Alp, 
auch  .Appenzeller-,  Rheintaler-Säm(b)tis',  für  Alpweiden  im 
Säntisgebirge  (GL.  IV  310).  von  da  dürfte  der  Name  auf 
den  Berggipfel  übertragen  worden  sein.  Dazu  auch  uoch 
,Sämbtiser-See'  (GL.  aaO.);  vgl.  die  Sage  vou  dessen  Ent- 
stehung im  G  Wbl.  1798,   160. 

Seilt  m.:  in  der  Verbindung  ke'n  S.  =  kein  Santim 
(Sp.  1218)  Ap.     J*  gab  ke'n  S.  deför. 

Dafür  studentisch  Zent  (zB. :  /"*  gib-der  ke'n  röte"  Z. 
defur),  im  G  Kai.  1868  Cent  (kein  C.  verdiene").  Zugrunde 
liegt  (etwa  von  Überseeern  eingeführtes)  engl,  erat;  der  Ap 
Anlaut  verrät  den   Einfluss  von  Santim. 

Sentenz  in.,  in  ScHSt.;  Ndw  in  Bed.  3  auch  f.: 
1.  Meinung,  Ansicht.  ,Dass  wir  geflissen  syen  zank 
zuverkommen  alles  Vermögens  und  kein  artikel  ze 
machen,  damit  einer  den  andern  zu  knüpfen  und 
in  synen  s.  zefüeren  und  zetringen  pflegt.'  B  Syn. 
1532/1775.  —  2.  Sinn,  Bedeutung.  .Priester,  so  ir 
unnütz  gesch wätz  dem  kleinverständigen  mit  ver- 
kertem  s.  zuo  mermalen  für  das  hell  gotzwort  für- 
gehend.' 1528,  Absch.  —  3.  a)  Spruch,  Ausspruch.  .Soll 
auch  achtung  druf  geben  werden,  ob  etwann  in  der 
lection  ein  schöner  s.  oder  sprüchwort  . ..  vorhanden 
were.'  F  Schulordn.  1577.  ,Es  ist  ein  schöner  S.  oder 
Spruchred  eines  mir  zwar  unbekannten,  doch  ohne 
Zwyfel  wohlerfahrnen  Autoris.'  Helmlin  1623.  ,0  gute 
Freund,  bedenket  den  unwiderruflichen  S.  [folgt 
Matth.  18,  6].'  1636,  Mise.  T.  1724.  .Solchen  ünchristen 
gibt  St  Paulus  den  S.  [folgt  I.  Tim.  5,  8].'|  FWvss  1673. 
Sentenzensammlung:  ,Man  las  [in  der  Lateinschule] 
das  eine  Mal  Sentenz  und  tags  darauf  den  Herrn 
Terenz.'  HSulzer  1830.  —  b)  Satz  im  grammatischen 
S.  ,Was  das  exponieren  anlanget,  sollen  die  pra> 
ceptores  erstlich  alle  wo  rtlin  besunder  [übersetzen] ...; 
letztlich  neme  er  den  ganzen  s.  zusammen  und  mache 
us  guoteni  latin  guot  natürlich  tütseb.'  F  Schulordn. 
1577.  ,üises  Gebett  solte  nicht  mehr  haben  als  sechs 
kurze  Sentenzlein.'  FWyss  1677.  —  4.  Richterspruch, 
Schiedspruch.  Der  S.  uise"ge",  das  Urteil  sprechen 
Ndw.  ,Da  kam  der  Weibel  mit  der  Nachricht,  der 
S.  sei  gefällt.'  Wolf,  Baurengespr.  In  der  ä.  Spr. 
häufig.  ,Hab  dises  für  ein  s.  und  urteil.'  1488,  G 
Hdschr.  ,Do  Bilattus  zuo  gericht  sas  und  Jesum  ver- 
urttallet  und  den  s.  fallt  ...  Und  darnach  hies  By- 
lattus,  als  er  den  s.  hat  gen,  waser  über  die  band 
gen.'  Stockar  1519.  ,So  zwo  partyen  mit  einandren 
in  recht  gelegen,  sind  sy  der  urteil  oder  des  s.  brief 
und  sigel  ze  nemen  genöt  worden.'  1524,  Absch.  ,Nach 
der  anclag  ist  der  official  mit  ainem  zedeli  herfür 
kommen,  den  s.,  den  sy  über  in  gefeit  haben,  in  latin 
verlesen.'  Kessl.  ,Uer  s.  und  spruch  Gottes  ist,  dass 
wir  widerumb  in  das  erdtrich  kömmind.'  Gualth.  1552. 
.Hand  ein  ganze  gemeind  ier  urttel  und  s.  gesprochen.' 
1574,  UwNdw.  ,Der  schwere  S.  über  den  untrewen 
Knecht  soll  uns  alle  Untrew  erläiden.'  FWvss  1653. 
.Endlich  wurde  der  S.  gefällt.'  S  Kai.  1730.  .Für  den 
Maleficanten  ein  Zeichen,  dass  ihme  der  tödliche  S.  ge- 
machet seie.'  JJUlb.  1733.    ,Den  S.  anhören.'  UBragg. 


1788.  S.  noch  üs-fälhn  (Bd  I  760);  Handling  (Bd  II 
1406  u.);  rüch  (Bd  VI  183  o.).  ,S.  des  Tods',  Todes- 
urteil. ,Als  ich  in  mir  selber  den  S.  des  Todts  em- 
pfangen.' WMayer  1623.  ,Wann  der  S.  des  Tods  schon 
über  uns  aussgesprochen  wäre.'  FWyss  1672.  .Nach- 
dem der  S.  des  Todts  über  ihn  gefället  worden.'  S 
Kai.  1752.  Übertr.,  Ei"'m  de"  (in  ScHSt.  d')  S.  mache-, 
das  Kapitel  lesen,  die  Meinung  sagen  ScHSt.;  ZO. — 
5.  Schluss,  Ende  (einer  Arbeit,  Speise  usw.)  AaF.; 
ScHSchl.;  ZO.,  Sth.,  auch  lt  Spillm.  Das  ist  en  schöne' 
S.,  ,Ende'  ZZell.  De"  S.  abwarte"  ZO.  Das  ist  iez 
(dann  noch)  der  S.,  zB.  die  letzte  Garbe  beim  Dreschen 
ZP.,  Wyla,  auch  lt  Spillm.  Das  hät-em  na'h  de"  S.  g'ge", 
den  Rest  ZO.  Pleonastisch:  Da(s)  ist  iez  der  letst  S., 
sagt  die  Mutter,  wenn  sie  das  letzte  Gericht  auf  den 
Tisch  bringt,  das  letzte  Stück  Brot  vorschneidet  AaF. 
Zum  S.,  zu  guter  Letzt  ZO.  Druf  abe"  ist  zum  S. 
e"  ganzi  Zeine"  roll  Chüechli  cho".  Messikommer  1910. 
Mer  icerd  's  dann  wol  g'seh"  zum  S.  ebd.  Am  S. 
(usse"),  am  Ende  (des  Lebens)  ZRuss.,  Sth.,  Zell  und  lt 
Spillm.  Si  wand  dann  di  Bravste"  si",  wenn  's  bald 
am  S.  usse"  ist  ZZell. 

Aus  lat.  eententia;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  613  (auch  das 
Masc).  Bed.  5  (auch  eis.;  s.  Martin-Lienh.  II  367)  geht 
vou  4  aus :    das  Urteil   bildet   den  Schluss  eines  Prozesses. 

Sentinelle0,  ,Sant-'  f.:  Wachthäusehen,  -türmchen. 
,Eine  gar  nüwe  säntinellen  [Schützen-  oder  Schar- 
warttürmchen]',  am  Schloss  Chillon.  XVI.,  B  Rechn. 
(JRRahn);  vgl.  Z  Ant.  Mitt.  XXII  141.  ,Reinow  be- 
treffende sind  Porten,  Mauren  und  Anderes  im  alten 
Wässen  ussert  2  oder  3  gemachten  Santelen  [!]  oder 
Wachtheüsslenen.'  1655,  Z. 

Frz.  sentinelle,  Schildwache.  Eine  genaue  Parallele  zur 
Bed.-Entwicklung  bietet  frz.  ,'charguette.  In  der  eig.  Bed. 
scheint  ,S.'  erst  seit  dem  XVII.  bei  uns  belegt,  zunächst 
nur  in  frz.  Form  und  mit  beigefügter  Übersetzung:  ,Die 
Sentinells  perdu  oder  verlohren  Schiltwachten.'  Kriegsb. 
1644;  ,die  Seutinelles  oder  Schiltwachten.'  1679,  Z.  In 
pers.  Bed. :  Santinell  m.,  Spitzname  eines  alten  Neapolitaners 
SchwE.;   vgl.   dazu   Martin-Lienh.  II   367. 

Se'ntüre",  in  S  -nd-  f.:  a)  Gürtel  aus  Leder  oder 
Elastique  über  dem  Frauenkleide  Aa;  SThierst.  — 
b)  ,Band,  das  den  Unterrock  (ohne  Brust)  über  den 
Lenden  festhält'  SBüren.  —  Frz.  ceinture.  Auch  bei 
Martin-Lienh.   II  367. 

sint  s.  si'. 

„Siinti  f.:  Pfütze,  Pfuhl  von  Kot,  Mistwasser  vor 
Bauernhäusern,  Sennhütten  BKirchb."  (St,2). 

Nbform  zu  '  Sünggi,  zu  sunggen  1  c  (Sp.  1208).  Zum 
Laut],  vgl.  Gunten  (Bd  II  384),  Gunggen  (ebd.  635  unter 
Glunggen). 


Se'nz  I  -ä-  f. :  Zuckeressenz  BG.  ,Mit  Schiggere 
[Cichorien]  oder  gar  mit  S.  versetzten  [Kaffee]  schalt 
er  [ein  Bauer]  SchloderiggaffeS  Bärnd.  1911.  —  Zur 
Aphärese  der  ersten   Silbe  vgl.  BSG.  etwa  I  208/9. 

Senz  II:  Abkürzung  des  männl.  Taufnamens  Ures- 
cens.  1609,  GBalg.  (,S.  Tanner«);  1710,  GAltst.  (,S. 
Schneider'). 

Auch  als  FN.:  .Ammann  S-en  Sohn.'  1531,  L  (Absch.) ; 
.Caspar  S.'  1851,  ZgUÄg.  Hierher  viell.:  ,Ein  Stafel,  Senzen 
genannt.'  W  Sagen. 


1221 


Sanz 


Sap  —  sup 


Senza  W  (so  Vt.),  Senzs  S  (BWyss  1885),  Dim. 
Senzi  S;  Ndw;  W  (so  Vt),  -üfl)i  Ndw;  W  (so  Vt.): 
Abkürzung  des  weibl.  Taufnamens  Crescenz. 

Senz  III.  JJörger  1905  (auch  .Senzer'),  ,Sinz.' 
Edlib.  1488,  ,Sönz.'  Geng.  Bettl.:  Herr,  lt  Geng.  Edel- 
mann. Gaunerspr.  —  Vgl.  ,Sonz,  Sünz'  bei  Gr.WB.X  1,  1749. 

Über-.  ,Daz  21.  capittel  sagt  von  ubersonzen  [1. 
,-sönzen']  gangen,  der  man  findt  vil  in  allen  landen, 
sind  betler,  neraend  sich  edel  lüt,  sind  gfangen  worden 
in  einem  stryt.  Etlich  sprechen,  sie  sien  verbrunnen, 
sigen  also  umb  das  ir  kummen.'  Geng.  Bettl. 

,H6ch-sinz:  ein  grosser  her.'  Edlib.  1488. 

.Sönzin:  edelfrow.'  Geng.  Bettl. 


Sap,  sep,  sip,  sop,  sup  bzw.  sapp  usw. 

Sappe"  -a  f.:  .Wässerbeil',  mit  dem  die  Wasser- 
gräben ausgehoben  weiden  W  (so  Lb.).  Syn.  Grab-Ax 
(Bd  I  619).    Eine  Abbildung  bei  FGStebler  1901,  39. 

—  Frz.  mppe  (ital.  zappa);  vgl.  auch   Gr.  WB.   VIII   1796. 
sappe-  I,  3.  Pras.  und  Ptc.  -et  BE.,  Si.:    1.  einen 

Stein,  einen  Baum  mittels  eines  Hebels  aus  dem  Boden 
herauswägen;  abs.,  eine  schwankende  Bewegung  verur- 
sachen AALeer.  (H.).  —  2.  einsacken,  mit  vollen  Händen 
in  die  Tasche  fassen,  sich  mit  einer  Speise  (zB.  mit 
Früchten)  unverschämt  bedienen  BSi.  (Imobersteg). 
Hör  jitz  s.!  .Beide  Sorten  [,Brämenl  und  Surrfliegen 
wie  empfehlende  Zirkulare,  Extrablätter  zugunsten 
des  Versicherungsgesetzes]  gehen  aufs  Blutsaugen  und 
Sappen  aus.'  B  Volksztg  1900.  —  3.  zsstampfen,  fe,t 
zsdrücken  BE.  Sinnlose  RA.:  ,Du  bisch  e"  hingerache" 
g'sappeter  HebammCstifu,  ein  hinten  krummgetretener 
Hebammenstiefel'  BE. 

Bed.  2  (auch  bei  Gr.  WB.  VIII  1796  unter  .sappen'  1) 
und  die  Zssen  zeigen,  dass  Sappt?  f.  bei  uns  früher  auch  in 
der  Bed.  Pickel  mit  gekrümmter  Spitze  zum  Schleppen  vou 
Holz  (wofür  jetzt  Zappf,  S-)  heimisch  gewesen  sein  niuss; 
Bed.  2  sagt  also  eig.  ,wie  mit  einem  Haken  an  sich  ziehen.' 

üf-:  ,auf-,  zsnehmen';  zB.  ein  G'soder  (ausge- 
schüttetes Wasser  odgl.)  mit  einem  Lappen  vom 
Tisch  oder  Fussboden  entfernen,  einen  frischen  Tinten- 
klecks durch  ein  Löschpapier  aufsaugen  lassen;  Flöh 
ü.,  von  Kindern,  die,  sich  auf  dem  Boden  wälzend, 
Flöhe  ins  Gewand  bekommen  BG.  (Bärnd.  1911).  — 
in-:    einsacken  BR.,   gierig   einstecken,   zsraffen  oBs. 

—  z*-säme°-:  zsraffen  BHa.  Duo  hed  der  jünger 
Sun  Alls  z'sämeng'sappet.  ebd.  (Übers,  von  Luc.  XV  13). 
Unpers.,  (den  Schnee)  zstreiben,  -jagen  BGr.  ,[Eine 
Schneemulde]  heisst  die  Schissie";  dert  tued  's  de" 
Sehne  z's.,  bis  er  als  die  Schissellouina  unter  gewal- 
tigem Getöse  hinunterfällt.'  BIrnd.  1908  (BGr.). 

Sapper  m.,  PL  Sappera:  Sappeur  WVt. 

Frz.  aapeur;  in  der  frz.  Form  in  der  Militärspr.  allg. 
Vgl.  Martiu-Lienh.   II   367;   Follmanu   428   (Sapär). 

Sappeta  f.,  PI.  -i:  ein  kleiner  Sack  voll  BR. 

Sappi"  s.  Zappln. 

Säpperli"g  m. :  derber  Haufe  von  beliebigen 
Dingen  BE.,Si.    E"  S.  Sehne. 

sappe"  II:  .hervorquellen,  von  Grundwasser  [unter 
den  Füssen]'  B  (LTobler).  —  Vgl.  gleichbed.  nd.  ,sappen, 
sappig'  (Gr.  WB.  VIII  1797),  auch  , sabbeln,  sabben'  usw.  (ebd. 
158S/9);  ferner  Follmanu  424. 


Sapper ment  uä.  s.  Sp.  655/6. 

Sapristi  -issti:  Fluchformel,  =  Sakrament  (Sp. 
653  ff.)  Bs.  —   Aus  frz.  sapristi;    auch    eis.  (Martin-Lienb. 

II   371). 

Sep  AAHold.;  Ai'L;  ZKn.,  Dim.  Sepeli,  Sepi,  Sepel 
AaF.;  L,  Sepp  (Dim.  Seppli)  Aa;  Ap;  Bs;  B  (auch 
Id.  B);  F;  Gl;  Gr;  L  (Dim.  auch  Söppli);  GT.,  We. ; 
ScoStdt;  Schw;  S;  Th;  Uw;  U;  Zg  (nur  Dim);  ZKn.; 
„allg.",  Dim.  Seppeli  AAHold.;  Gl;  L;  SchwE.;  S; 
„allg.",  Sepjri  AaF.;  ApGais;  Bs;  B;  F;  L;  S;  Ndw; 
W;  Zg;  ZKn.;  „allg.",  Seppel  m.  (meist  als  derb  em- 
pfunden) AaBosw.;  L;  ScnHa.;  SchwE.;  Ndw;  „allg.", 
Söppel  L  (RBrandst):  1.  Kurzformen  zw  Joseph  {ßA.  III 
76);  vgl.  Seb  (Sp.  39);  Sef  (Sp.  340);  Sepsch.  Land- 
ammann .Seppli  Suter.'  1784,  Ap;  s.  auch  noch  Sp. 
340.  In  Verbindung  mit  andern  Taufnamen.  Voran- 
gehend. Seppnlo(i)si,  Jos.  Aloisius  Bs  (Frei).  Sepp- 
antoni  THMamm.,  Seppatoni  Ap;  Bs;  GT.,  Jos.  Anton. 
Seppdhansjakob  ScnHa.  Sepplunz,  Jos.  Leonz  Aa  (Hür- 
bin);  L.  Folgend.  Franzsep,  -sepp(li)  AaF.;  Ap. 
Hanessepp,  Hans  Jos.  Ap;  S  (.Hanssepp  Wiss.'  1797). 
,l)er  Zingelihanssepp.'  KGisler  1911  (ÜSeel.).  Ka(r)U-, 
Kärlesep  Ap.  Ludisepp,  Ludwig  Jos.  Übw.  Petersepp  S. 
Tonisep  Ap.  Durssepp  S.  Tschamperisepp,  Jean  Pierre 
Jos.  ebd.  Typisch.  Heidildum,  ha"  Nuss  im  Sack, 
h.,  drü  Höckli,  h.,  wer  hed-si  g'g'e",  h.,  der  Söppli  L. 
Seppli,  Pebbepli  hat  's  Böckli  verbrennt,  da  ist-em 
d'  Muetter  mit  der  Fitze"  nächeng'rennt,  um  d'  Schür 
und  um  's  Hüs,  um  's  Hüs  und  um  d'  Schür:  Seppli, 
Pebbepli,  spil  nümme"  mit  Für!  ZWald.  Seppeli  mit 
dem  nasse"  Lumpe"  macht  di  alte"  Wiber  z'  gumpe" 
ZReg.,  W.  Deckerseppe"  Deckbett  het  vier  Egge",  der 
Egge"  het  's  Deckerseppe"  Deckbett,  zum  Schnellspre- 
chen Aa.  S.  noch  süffen  (Sp.  350).  Halb  appell.  ,Sepp 
bei  den  Schweizern  appellativ  in  scheltender  Rede, 
zB.  du  wüeste-  S.!'  Wack.  1874.  Mi"  Sep  s.  Sp.  704. 
Vgl.  auch  die  Zssen.  —  2.  Sepp,  Seppli,  Ochsenname 
Ap.     Sepp,  Stiername  GKapp. 

Vgl.  Schm.  a  II  317;  Martin-Lienh.  II  367;  Follmaun 
477.  ,s  Seepe"',  Familienzuname.  1748,  AaJon.  Als  FN.: 
.Sepp.'  1584,  LSemp.  In  Ortsnamen.  ,Sepp-Hofstatt'  B. 
,Seppen-Äckerli.'  179S,  ThEgn.,  ,-Breunl'  Aa.  .Seppis-Ried' 
B.    .Seppli-Hüsli'  B.     .Seppel'  Schw.     ,HUsli-Seppis'  L. 

A  u  g  e  "  -  Seppeli :  Einer,  der  gross  dreinschaut  L. 
—  Finke"-  Seppel:  Einer,  der  in  seinen  Tuchschuhen 
schwerfällig  einhergeht  ZNeer.  —  Kanone"-&j)p.' 
schwerer,  plumper  Mensch  GGoss.  (vereinzelte  An- 
gabe). —  Chnoche"-  Sepp:  penis  BStdt  (vulgär).  — 
Bütel-.  Nur  in  der  RA.  ,Büttelsepp  sueche",  von  Einem 
zum  Andern  gehend  lange  vergeblich  suchen'  ApH. 
(TTobler).  —  Sehn  egge"-.  ,Die  Schnecken  waren 
dies  Jahr  sehr  ergiebig  ...  Aus  Spass  nannte  man  den 
Küchenmeister  [des  Klosters]  den  Schneckensepli.' 
1807,  ZRhein.  Diarium. 

Waschli-<Se^)Zi:  Plappermäulchen  BE.  (Bärnd. 
1904). 

Dim.  zu  Waschlieepp;  so  wurde  E.  XIX.  im  B  Volksmqnd 
der  Arbeitersekretär  Wassilief  genannt  (uuter  Anlehnung  au 
Waochli,  Schwätzer). 

Sepe-  ZKn.,  Seppe"  AaF.;  Gl;  S;  Th;  ZKn.  —  f., 
Söppli  n.  Zg  (Kai.),  Seppere"  f.  SchwE.:  Nachtrag  zu 
Jösi  (Bd  III  76).  ,Josepha,  das  Seppeli  genannt.' 
KGisler  1911  (UAltd.).  ,[Das  Mädchen  hiess]  nach- 
dem   es    Sommer  Jungfrau   gewesen    war,    nicht    mehr 


Sap,  sep,  sip,  sop,  sup 


1224 


Seppeli,  sondern  Sehösi.'  Obw  Blätter  1899.  's  ordlech 
Seppeli  hiess  30  Jahre  später  d'  Schmutzseppe"  L. 
Kathri"-  (ScbwE.),  Mari-(\i.F.;  Ndw)  Seppe". 

Separatist  rn.:  =  Singularist;  s.  Sp.  1207.  —  Vgl.  zur 
Gruppe  Gr.   WB.  XI,   616. 

separiere"  seperiere"  Gl:  absondern.  EKönig  1706 
(neben  .absondern').  Für  sich,  ohne  Wissen  eines 
Andern  treiben:  Hüttigs  Tags  tüege'd  halt  di  Junge" 
hinder  dem  Eugge"  vu"  den  Alte"  allerlei  z'säme"  se- 
pariere". CStreiff  1906  (GlM.).  —  Separierte'  in.: 
=  Separatist.  We"n-mer  d'  Pinte"wirte  mini  Buebe" 
nit  verfüere"  u"d  d'  Neutäufer  mini  Meitli  nit  und  die 
Separierte"  mini  Alti  nit,  su  han-irh  wege"  der  Religion 
ke'"  Chummer.  Gotth. 

Sipp  f.:  (Bluts-)Verwandtschaft.  ,Das  ich  mensch 
ie  gesäch,  das  mich  von  sip  angehört!.'  Elsbet  Stagel. 
,Die  s.  nemmen  [nennen].'  äRechtsspr.  ,[Bei  einer 
Erbschaftsverhandlung]  hat  jeklicher  sin  s.  genempt 
und  dar  umb  sin  zügen  in  schrift  geben.  [Später 
kommt  N.  vor  den  Rat]  hat  da  erzellet,  es  sye  war, 
er  hab  sin  s.  und  zügen  als  ander  lüt  ouch  in  schrift 
geben,  er  hab  aber  sich  selben  in  der  s.  und  mit  den 
zügen  ze  nemmen  etwas  Übersechen  und  getrüwe,  er 
welle  wol  kuntlich  machen,  dass  er  dem  aberstorbnen 
man  nächer  sipp  sye,  dann  er  vor  genempt  hab,  also 
were  er  zuo  dem  vogt  von  Grüeningen  gangen,  hette 
den  gebctten,  im  sin  schrift  mit  den  zügen  und  der 
s.  ze  endren.'  1434,  Z  RB.  , Darnach  ist  herr  Swend 
erfragt,  ob  er  die  s.  ze  nemmen  wisse.'  1493,  ebd. 
,Die  Wort  Sippschaft,  gesipt  sein  und  die  Sipt  nennen 
sind  under  unserm  Volk  jetziger  Zeit  fast  unverstend- 
lich  zum  Teil  von  ihres  Alters,  zum  Teil  von  dess- 
wegen,  dass  sie  gar  ungleich  gebraucht  werden.  Einer 
haltet  Sippschaft  für  Blutsfreundschaft,  ein  Anderer 
für  Magschaft.'  1626,  JJBreit.  —  Vgl.  zur  Gruppe  Gr. 
WB.  X  1,   1223/30,  zur  Form  mit  -(  ebd.  1229. 

sipp:  (bluts-)verwandt.  ,0b  si  ze  beiden  teilen 
einander  sipp  sint  oder  nit,  kan  er  nit  wissen.'  1413, 
Z  RB.  Meist  in  Verbindung  mit  ,näch',  nahe  ver- 
wandt. ,Wie  nach  si  einander  s.  syen,  des  weis  er 
nit.'  1413,  Z  RB.  ,Wenn  die  sippschaft  da  für  hin 
kumpt,  wer  dann  des  toten  menschen  vatter  aller 
nechst  s.  ist,  der  sol  den  selben  toten  menschen  erben, 
usgenommen  ein  ana,  die  sol  nit  erben.'  1419,  Z  StB.; 
ähnlich  noch  um  1600,  ZAescb.  ,N.,  sin  öchen,  der 
im  nach  s.  ist.'  1421,  Z  RB.  ,Alle  ander  ir  fründ,  die 
inen  so  nach  s.  sind,  das  sy  einandem  zuo  rechen 
haben.'  1470,  ebd.    S.  noch  brüten  (BdV1002);  Sipp. 

ge-:  =  dem  Vor.  , [Die  Verwandten  eines  Erschla- 
genen werden  gefragt]  was  irs  willens  sye,  nach  dem 
sine  [des  Totschlägers]  kind  und  ire  kind  ein  andern 
gesip  syent.'  1478,  Z  RB.  —  Ge-sippschaft  f.:  = 
Sipp.  ,Ouch  angesehen  g.,  die  do  ist  zwischend  uns 
und  unser  muomen.'  1478,  Bs  Chr.  ,ln  der  appellatz, 
von  wägen  etlicher  gs-en  halb  ergangen.'  1559,  B  RM. 
,Äffinitas,  g.,  fründtschaft,  schwagerschaft.'  Fris.  ,Die 
gs.  oder  Verbindung,  affinitatis  coniunctio.'  Mal.  .Et- 
liche vermeinten,  sie  möchten  gesiepschaft  halb  mit 
einandem  nicht  ehelich  werden.'  Würstisen  1580.  — 
Vgl.   Gr.   WB.   IV  11),   4123  f.;    Fischer  III    530. 

Sippschaft  f.:  a)  abstr.,  =  Sipp  (vgl.  die  dort 
abgedruckte  Stelle  aus  JJBreit).  ,[A.  sagt  aus,  dass 
B.  des  C]  angeborner  fründ  ist,  wie  nach  aber  die  s. 


ist,  mag  er  nit  wissen.'  1412,  Z  RB.  ,Daz  ein  fründ 
den  andern  erben  mag,  so  verr  man  die  s.  gerechnen 
kan.'  1419,  GT.;  ähnlich  G  Rq.  1906,  270.  406.  466; 
s.  auch  Bd  VI  117  u.  ,An  denen  zweien  kinden  [Sohn 
und  Tochter]  teilt  sich  die  sibschaft  und  zwiget  der 
sun  in  vatermag  und  die  tochter  in  ira  maus  mag 
oder  in  ira  mans  geschlecht,  und  darnach  soll  man  erbe 
teilen.'  nach  1450,  LBür.  Herrschaftsr.  ,Der  ander  grad 
in  der  s.  [ist  bei  Wiederverheiratung  einer  Witwe] 
verbotten,  aber  der  dritt  zuoglassen  worden.'  1541/3, 
Z  Ehegericht.  .Bluotsfreundschaft,  sibschaft,  necessi- 
tudo,  consanguinitas;  sibschaft,  fründtschaft,  necessi- 
tas,  necessitudo.'  Fris.;  Mal.  ,Er  hat  schyn  der  s. 
vom  vogt  zuo  Grüeningen.'  1565,  Z  RM.  ,Ainer  linien 
oder  grad  der  sibschaft  wyter.'  1588,  Z.  ,[Dass]  wo 
nit  sonderliche  Verding  oder  ordentlich  testiert  ist, 
die  nächsten  Erben  nach  Sibschaft  und  der  nächsten 
Linien  des  Geblüts  erben.'  THDiess.Erbr.(ZfsR.I).  ,Von 
(selten  ,um')  s.  (wegen),  s.  halb.'  ,N.,  der  von  rechter 
sibschaft  ir  vogt  sin  solte.'  1313,  Z.  ,Wer  ein  erbe  an- 
sprichet  als  ein  erbe  von  s.,  der  sol  offenen,  wie  nohe  er 
sie  zen  glidern,  und  machet  er  kuntlich  sin  s.  zen  glidern 
mit  zwein  erbern  manen,  so  het  er  sin  meinunge  wol 
bezüget.'  E.  XIV.,  L  RB.;  ähnlich  noch  um  1480.  .Stürbe 
der  ab,  also  daz  er  kein  fründ  nit  hette,  der  in  von 
s.  wegen  arbte.'  X1V./XV.,  ZBass.  Offn.  ,Des  N.  frün- 
den,  die  in  von  s.  wegen  und  nach  unser  statt  recht 
ze  rechend  hand.'  1448,  Z  RB.  ,Mit  siben  sinen  näch- 
sten erbornen  fründen  von  s.'  M.  XV.,  AABremg.  StR.; 
lat.:  Septem  proximioribus  congnatis.  .Ansprach  zuo 
dem  erbe  von  s.  wegen.'  1451,  Scbw  LB.  ,[A.  mischt 
sich  in  einen  Streit]  über  das  und  in  der  B.  von  sib- 
schaft wegen  nützit  zuogehörte.'  1463,  Z  RB.  ,Swa- 
gern  und  die  einandem  zen  dritten  kinden  sind  oder 
einandem  von  s.  wegen  ze  rechen  band.'  1472,  B  RM. 
,[N.  stand  seinem  Vetter  bei]  als  er  des  sibschaft 
halb  nach  unser  statt  recht...  schuldig  und  pflichtig 
gewesen  ist.'  1480,  Z  RB.  .[Zeugen]  die  dem  selben 
teile  um  s.  so  nach  gefründet  weren,  das  sy  in  von 
sölicher  s.  wegen  ze  rechen  betten.'  um  1480,  L  StR. 
,Kein  kuntschaft,  so  von  s.  so  nach  verwant  wäre, 
dardurch  sy  einandem  ze  rächen  und  ze  versprechen 
hettind.'  1545,  Absch.  Verbunden  mit  syn.  Aus- 
drücken; vgl.:  ,S.  heisst  Fründschaft,  gesippt  sein 
heisst  gefründt  sein.  Sind  also  S.,  Verwandtschaft, 
Fründtschaft  eins  und  das  genus,  aber  Blutsfründt- 
schaft,  Magschaft  und  Schwägerschaft  sind  die  species.' 
1698,  Z  Ehegericht.  Mit  .mägschaft  t.  als  Gegs.,  t. 
gleichwertig  damit  im  Gegs.  zur  Blutsverwandtschaft; 
s.  schon  Bd  IV  98.  ,So  nun  ...  ouch  die  s.  oder  mäg- 
schaft nüdt  irren  mag  ...  erkennend  die  richter  die 
parteien  elich  zuosamen.'  1525/7,  Z  Ehegericht.  ,Nach 
diser  rächnung  ist  die  frauw  ime  in  der  sibschaft  ald 
mägschaft  im  dritten  und  in  der  bluotfründschaft  im 
vierten  grad  verwandt.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,In 
Graden  der  S.  und  Magschaft.'  B  Chorg.  1667.  Mit 
, fründschaft.'  ,Es  were  dann,  das  einich  dem  wider- 
speuigen  mit  so  nacher  fruntschaft  oder  s.  verwandt 
weren,  das  die  recht  solichs  [Zeugniss  abzulegen]  nit 
erliden  möchten.'  1490,  G.  ,[Zeugen,  die  den  Beklagten] 
von  S.  oder  Freundschaft  so  nach  zugewant  wärent, 
dass  sie  dieselbe  zu  erben  oder  zu  rechten  hättent.' 
L  StR.  1706/65.  ,S.'  =  .Übliche  fr.':  ,Ir  findend  Levi- 
tici  am  XVI1L,  dass  verboten  ist  mägschaft  und  wyter 
ushin    denn    die    Schwester.     Ist   nun    das   ferer   und 


1225 


Sap,  sep,  sin,  gop, 


fiss.erlicher  glid  in  der  s.  oder  lyblichcn  Kündschaft 
verboten,  so  ist  vil  nieer  das  nächst  verboten.'  Zwingli. 
An  andern  Stellen  ist  ,fr.'  im  Gegs.  zu  ,s.'  das  En- 
gere. ,[Da]  zwüschet  im  und  der  frowen  nit  ein  fründ- 
schaft, sonder  nun  ein  sibschaft  ist,  so  mögent  sy 
einander  wol  haben.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Diewyl 
das  nit  ein  bluotfründtschaft,  sonder  nun  ein  s.  des 
jetzigen  maus  und  der  frauen  halb  ist,  liessends  min 
herren  zuo  kilchen  gan.'  ebd.  —  b)  concr.,  nur  ver- 
ächtlich, auch  in  weiterm  S.  von  jeder  Gemeinschaft, 
wohl  allg.  Wa'  g'heit-tni'h  Der  ond  die  ganz  'bugglet 
S.1  ThMü.  Das(s)  ist  e"  netti  S.!  GT.:  Tu;  Z.  —  In 
Bed.  b  auch  bei   Martiu-Lienh.  II  368. 

ver-sippt:  =  sipp.  ,[Die  Fehlbaren  waren]  im 
andern  und  dritten  grad  der  maagschaft  oder  schwager- 
schaft v.'  1599,  Z.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XII   1339/40. 

ge-:  =sipp.  Attrib.,  bes.  in  Verbindung  mit  ,fründ.' 
,Sin  g-er  fründ.'  1472,  Z  RB.  ,Ob  gesipter  fründ  wider 
sin  g.  fründe  in  sachen,  so  ere,  lib  oder  leben  be- 
rüerten,  kuntschaft  geben  sol.'  L  StR.  um  1480;  nach- 
her: ,wider  iren  g-en  teil,  den  sy  ze  rechen  band'; 
so  noch  L  StR.  1706/65.  ,N.  batt ...  im  als  dem  nech- 
sten  g-en  mansnamen  des  stammens  das  obgenant  guot 
zu  einem  rechten  leben  zuo  verlihen.'  1486,  Waldm. 
,Sin  vatter,  ouch  ander  sine  g-en  fründe.'  1527,  Z. 
,[Wer  Zins  oder  Gült  verkaufen  will]  der  oder  die- 
selbigen  sollen  solchen  kauf  iren  g-en  fründen,  die 
inen  zu  den  dritten  kinder  seigend  und  nächer  ... 
anzebütten  schuldig  sein.'  1538,  GRMal.  ,Des  ent- 
lypten  tochterman,  g-e  fründ  und  verwandte.'  1561,  Z. 
.Welcher  Richter  einer  Partei  von  gesibtem  Bluot 
recht  Geschwisterkindt  oder  nächer  ist,  der  sol  ihm 
nit  urteilen.'  GrD.  LB.  Präd.  ,Er  ist  g.  dem  römi- 
schen küng.'  NSchradin  1499.  ,Des  knaben  vatter  und 
des  meitlis  grossmuoter  [seien]  geschwisterde  kind 
gesin,  deshalb  sy  der  landtvogt  für  ein  teil  zun  dritten 
kinden  gs.  sin  achtet'  1538/40,  Z  Ehegericht.  ,Mit 
bluotfründtschaft  biss  in  daz  dritt  glid  gs.  und  ver- 
want.'  B  StSatzg.  1539;  1659  wiederholt.  ,[N.  sei] 
dem  keiser  g.'  Wurstisen  1580.  .Geschwüstrige,  die 
von  ihren  beiden  eitern  geblüet  und  g.  sind.'  TüDiess. 
Erbr.;  vgl.  Bd  V  227.  .Glich  g.'  .Sind  der  lidmagen 
mer,  all  glych  gs.  und  gfründt.'  B  StSatzg.  1539. 
, Gleich  g-e  Brüder  und  Schwöstern,  wie  die  erben 
sollen.'  1712,  See.  ,Näch  g.'  ,Des  N.  nach  g.  fründ.' 
1473,  Z  RB.  ,Des  propsts  von  Wangen  dirnen,  die  im 
nach  g.  und  desshalb  ein  harte  misstat  ist,  von  land 
ze  wisen.'  1483,  B  RM.  ,[N.  hat  eine  Frau  genommen] 
die  siner  vorigen  eefrouwen  nach  g.'  1538/40,  Z  Ehe- 
gericht. ,Die  nächstgesipte  Persohnen.'  Z  Mand.  1667. 
Subst.  ,Den  herzogen  von  Lutringen,  unsern  g-en 
und  zuogewanten.'  DSchill.  B.  ,Sin  tochter  [ist]  unser 
nechste  g-e  und  göttin.'  1477,  Bs  Chr.  ,Ein  rechter 
g-er.'  1525,  Absch.  ,N.,  des  küngs  gs-er.'  Ansh.  ,Siner 
künglicher  majestat  g-er.'  Sicher  1531.  ,One  anderer 
g-er  oder  verwanter  und  mengklichs  intrag.'  B  StSatzg. 
1539;  ähnlich  1607,  AaL.  StR.  ,NN.  als  vögt,  ver- 
waltere  und  g-en  wyland  HJvonUlms  seligen  kinden.' 
1539,  Z.  ,Von  kundschaft  der  g-en.'  1545,  Absch.  .Die 
gesibten,  verwandte,  necessarii;  g-e  oder  schwäger, 
gefründte,  affines,  necessarii.'  Fris.;  Mal.  Noch  1721, 
G.  S.  auch  an-ge-boren  (Bd  IV  1477).  Im  uneigent- 
lichen Sinne,  von  lautlicher  Verwandtschaft:  .Fünf- 
tens das  1  mit  sinen  G-en.'  Rei>.  1656.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
IV  1,   4124;   Fischer  III   530. 


bluet-ge-:  blutsverwandt.  ,Sin  nächst  bl-er  küng 
von  Frankrich.'  Ansb. 

Sun.  Nur  Söpe"  m.  SchScIiL,  SöpH  Bs  (Spreng; 
BMeyer);  „Gr  (m.)":  =  Hysop  (Bd  II  1688).  [Die 
Mutter]  pflanzet  nor  so  Chabisschüpe"  und  Söpe"  und 
Zimperginggis  [im  Garten].  APletscher  1902(SchSc1i1.). 
Vgl.:  .Die  äschen  [der  Kuh  solle  man]  in  ein  gschir 
samlen,  daran  frisch  wasser  giessen  und  sölichs  mit 
einem  söplystüdly  den  Sündern  zur  reinigung  an- 
sprützen.'  HBüll.  1551;  nach  IV.  Mos.  19,  6,  wo  1530 
,isopen.'     ,Die  isöple,  hyssopus,  -um.'  Mal. 

Vgl-  auch  Gr.  WB.  X  1,  1753  (,Söppel').  Die  einsilbige 
Form  stammt  wohl  aus  der  folg.  Zss.,  wo  sie  sich  leicht 
ergab. 

Chilcl'e°-  (in  GnMai.;  GNeut,  Wil;  SchKI.;  Th 
Chirehe"-,  in  GSa.,We.;  SchKI.,  Rüdl.,  St.;  uTh;  Züss., 
Wilb/R.  Chilche"-,  in  ScHSt;  TuHw.,  Mü.  einlache"-) 
Söp  ZDüb.,  Volk.,  Söpe'  ScHRüdl.;  ZO.  (Stutz),  W., 
Söpli  ZZoll.  und  lt  Dan.,  Sope"  AAMönth.  und  lt 
Mühlb.,  Söpli  Aa  (Mühlb.),  Söppli  GWe.,  Sup  Aa 
(Mühlb.),  Suppe"  Aa  (Mühlb.);  GNeut.;  ZDüb.,  Süpplig 
GRMai.,  Sepeli  ÄAJon.,  Seppli  GSa.,  Se«plig  GWe., 
Zöpli  Aa  (Mühlb.),  Ze,,pli  GWe.,  Sörpfel  GWil, 
Sürpfli  GlMoII.;  m  und  oTh,  Sürpfeler  oTh,  Schöpf 
m.  AABb.,  Vill. ;  SchKI.;  ScHwMa.;  m  und  uTh,  Diess. 
bisScHSt.;  ZOss.,Rafz,  Wilb/R.,  Schöpli  ScmSt.  (Sul- 
ger);  ThFi\,  Hw.,  Mü.,  Tschöpli  AaoF.;  GWe.  (-ör): 
1.  =  Kirchen-Hysop  (Bd  II  1688).  aaOO.  ausser  AaoF., 
Mönth.;  ScHSt;  ZRafz,  Volk.  Oft  in  Gärten  kulti- 
viert und  verwildert.  Als  Würze  für  Speisen  GlMoII. 
In  Wein  gesotten  und  warm  getrunken  als  Gegen- 
mittel bei  Vergiftungen  mit  Schierling  oTh.  Auch 
des  Wohlgeruchs  wegen  geschätzt;  deshalb  mit  andern 
wohlriechenden  Kräutern  (zB.  Rosmarin  Bd  VI  1444) 
zu  Sträusschen  gebunden,  die  zum  Kirchgang  ins 
Mieder  oder  Gesangbuch,  von  Männern  in  den  Mund 
oder  hinters  Ohr  gesteckt  werden  (so  AABb.;  ScHRüdl.; 
ZOss.).  .Während  des  Gottesdienstes  pflegen  die  Land- 
leute ein  Büschel  starkriechender  Blumen  und  Kräuter 
in  der  Hand  zu  halten,  unter  denen  der  Isop  nie 
fehlen  darf,  weshalb  er  auch  Kilchenschopen  genannt 
wird.'  Sch  Gem.  Neben  Nelken,  Majoran  und  Veilchen 
in  einem  Strauss,  den  ein  Mädchen  seinem  Liebhaber 
bereit  gemacht  hat:  I'h  hän-em  dri"  'tö"  Chil'he"söpe", 
er  soll -mer  auch  chli"  nohe"töpe".  Stütz.  , Hyssopus, 
kirchensöple.'  Fris.;  Mal.  Die  folgenden  Belege  kön- 
nen auch  zu  2  a  gehören.  ,Kylchensöpli  und  Ruten.' 
B  Arzneib.  XVII.  .Kilchensöpli.'  Z  Arzneib.  XVII. / 
XVIII.  ,Kilenschöpliwasser.' Z  Kochb.  XVIII.  S.  noch 
Sät-Hös  (Bd  VI  1401).  —  2.  übertr.  auf  andere  wohl- 
riechende Kräuter  (bes.  solche,  die  zum  Kirchgang 
mitgenommen  werden);  vgl.:  ,Zum  Kirchengehen  brach 
man  gerne  ein  Resedazweiglein  oder  ein  Schungilleli 
(Narzisse)  oder  ein  Gläsli  (Hyazinthe)  ab,  um  daran 
zu  riechen,  oder  steckte  es  ins  Knopfloch,  das  hiess 
ein  Chileche»sürpfli.'  AfV.  (Th).  .Ch.-Sürpfli,  eine 
wohlriechende  Gartenpflanze'  Th  (Pup.).  a)  Saturei, 
Bohnenkraut  ScuSt,(Sulger).  ,Kilchenseplin.'  Zwinger 
1696.  ,Kilchensöplein.'  Bs  Apothekeitax  1701;  EKönig 
1706.  —  b)  Thymian  ZVolk.,  Rafz.  Wilde"  Chil^e"- 
schöpe",  Thymus  'chamsedrys  AAMönth.  —  c)  =  La- 
vänder  (Bd  III  1108)  AaoF.;  SchKI. 

Zu  den  Umbildungen  vgl.  zB.  Batönitn  (Bd  IV  1S0S). 
Am  weitesten  steht  ab  Chüchen-SSmU  (Sp.  935).  Die  zwei- 
silbigen   Formen    Ch.-Söpe",    -Suppe"    sind    eig.    Pl.-Formen, 


Sap,  sep,  sip,  so]),  sup 


tw.  viel],  auch  wirklich  als  solche  gebraucht.  Geschlechts- 
angaben fehlen  fast  völlig,  was  sich  aus  dem  vorwiegend 
koll.-plur.   Gebrauch  des  W.  zur  Genüge  erklärt. 

Soppel  I:  männl.  Taufname,  Hans  Jakob  ZBenk. 
,HRüegg,  S-s,  von  Bliggenschwil.'  1872,  Z  Amtsbl.  — 
Aus  [Hanls-Oppel;  vgl.   die  Aum.   zu  Jakob  (Bd  III   33). 

Soppel  II  (auch  -ü),  Soppu"  —  m.:  handhohes 
fettes  Gras  oder  handhohe  gutgewachsene  Saat  (Rog- 
gen, Weizen,  Hafer,  Gerste,  Flachs)  W  (so  Ems,  Er- 
gisch, Turtm.,  Unterbäch).  A.:  Wie  sind  die  Vorsäss? 
B.:  0,  es  ist  scho"  e"  hibsche''  S.  Chrüt.  E*  S.  Choru", 
Sät.  —   Vgl.  das  Folg.? 

Soppe"  (o'-J  m.:  Pflanzenn.,  steifes  Borstengras, 
Bocksbart,  Nardus  strieta  GrA.,  D.,  He.,  Pr.,  Seh.  Auf 
schlechtem  Alpboden  wachsend;  s.  auch  Bruch  I  (Bd 
V  341,  wo  Soppe"  zu  lesen).  ,Auf  einzelnen  Höhen 
findet  man  den  von  allen  Heuern  gefürchteten  S.,  der 
gegen  Mittag  hin  der  schärfsten  Sense  trotzt.'  Gr 
Mbl.  1897  (GuSapün).  ,Auf  der  Meierhoferalp  in  GrA. 
wird  das  Borstgras  (S.)  an  solchen  Stellen  alle  sechs 
Jahre  einmal  gemäht  und  jeder  Genosse  erhält  jedes 
Jahr  auf  je  ein  Stoss  Alprecht  ein  Soppenlos.'  FGSteb- 
ler,  AW.  ,üas  senkrechte  Nardengras,  im  Provinzial- 
namen  Soppa  genannt ...  Einige  Alpen,  die  viele  dürre 
Hügel  und  wenig  Quellen  haben,  werden  von  diesen 
Pflanzen  sehr  bevölkert.  Denen,  die  in  Beigwiesen 
mähen,  verursacht  sie  viel  Mühe,  weil  sie  durch  ihre 
Härte  ihre  Sensen  immer  stumpf  macht  ...  Es  ist 
wahr,  diese  Pflanze  ist  nicht  milchreich,  doch  haben 
die  Hirten  in  der  Erfahrung  gefunden,  dass  diese 
Milch  butterreich  ist  und  viele  Molken  giebt.'  Gr 
Sammler  1784,  318  f.;  darnach  St.;  Durh. 

Nbform  zu  Suppen  I  (der  Vok.  -o'-  ist  etym.  o).  Viel), 
nacli  dem  Standort  benannt  und  eine  ä.  Bed.  .Sumpfboden' 
voraussetzend,  wozu  steir.  Soppe  f.,  Kotlache,  Soppwert, 
uasses  Wetter  (Unger-Khull  597),  luxemb.  Supp  f.,  Moor- 
boden, seichte  Stelle,  nippeck,  sumpfig  (WB.  434)  zu  ver- 
gleichen wäre;  allenfalls  auch  be-söppen,  besudelu  (Fischer  I 
922),  weiterhin  Vilmar  408.  In  Ortsnamen  (vgl.  dazu  Birl.  AI. 
XV  140;  1890,  69):  ,Soppensee'  GrA.  ,Soppensee,  -stig'  bei 
LRusw.  (bei  Leu,  Lex.  ,Soppen-  oder  Soppi-See,  Soppen-  oder 
Oppenstig').     Dazu:    ,HSuppensews  eliche  wirtin.'   144S,   Z. 

soppig  GrScIi.,  soppnig  GrPi\ :  aus  Borstengras 
bestehend  (soppnigs  Gras),  damit  bestanden  (von 
trockenem  Boden). 

Suppel  m.:  aus  schwächer  gezwirntem  Faden  her- 
gestellte, nicht  abgekochte,  weiche,  glanzlose  Seide  Z. 
supel-M-:  untertänig  Bs.  —  Wie  das  Vor.  aus  frz.  «oty*. 

Suppe"  I,  -a  f.:  zähes  Gras  auf  moorigem  Boden 
BAd.,  Frut.,  oSi.  Synn.  s.  unter  Fachs  (Bd  I  655).  I'* 
muess  ga"  dengele";  ich  han  de"  ganze"  Morge"  S.  g'meit, 
der  Fade"  ist  abder  Sefnjse"  BSi.  —  Vgl.  Soppen.  Un- 
sicher ist  die  Zugehörigkeit  von  ,Supe"  f.,  Moorgras'  AaZein. 
ältere  Angabe  (heute  abgelehnt).  Vgl.  auch  die  ON.  .Suppen- 
Tal'  AaVillin.;    im  Supp.'lor  [aus  '-lek]   ZSchwerz. 

Suppe"  II  (bzw.  -o-),  Suppa,  in  PPo.  in  den  obl. 
Gas.  -u"  —  f.,  PI.  unver.,  Dim.  Süppli  (bzw.  -ö-,  -*-),  in 
Ndw  auch  Suppli,  in  der  Kinderspr.  (so  B;  Z)  Süppeli, 
in  BStSteph.  Sü})pi,  in  Ndw  Suppili:  1.  wie  nhd. 
Suppe.  ,Suppa,  suppe;  brodium,  bruegi;  oft'a,  begossen- 
brot;  vippa,  brot  in  wine;  ipa,  brot  in  wasser.'  Voc. 
opt.  Jus,  brüey  oder  supp.'  Fris.  a)  Beschaffenheit. 
Nach  den  Bestandteilen  unterschieden  als  Grümmeli- 
(SL.),  Gries-,  Chabis-  (GRMai.),  Chol-,  Chestene"-  (GrS., 


Tschapp.),  Chnödli-,  Chnöttli-  (GRPr.,  S.,  Scuolms,  Spl., 
Tschiertschen),  Bis-S.  usw.;  s.  auch  die  Zssen.  Brockli 
(s.  Bd  V  560),  Tünk(l)i  i"  der  S.;  vgl.  Brockli-, 
Tünkli-S.  Es  Tünkli  uf  d'  S.,  .Beweis  für  eine  Tat- 
sache, ein  Verbrechen'  ZLunn.  Us  (von)  der  sibe"te" 
S.  e(s)  Tünk(l)i;  s.  Sp.  57/8.  Dafür:  Vo"  der  nünte" 
S.  (Aa;  GTa.;  ZEuss.;  s.  auch  nünt  Bd  IV  770),  vo" 
sibe»zeh"  S-e"  (Bs),  öppen  uf  100  S-e"  (Bs),  us  der 
hundertste"  S.  (Gl)  e(s)  T.  ,Er  ist  mir  gfründt  von  der 
9.  S-en  ein  Tünkli.'  Schimpfr.  1651.  Andere  Bestand- 
teile der  S.  s.  unter  brechen  (Bd  V  317  o.);  Braten 
(ebd.  882u.);  Brot  (ebd.  934  u.);  riben  (Bd  VI  55). 
Öppis  Grüefnjs  (Schnitt-Lauch,  Peterli,  Selleri)  uf 
d'  S.,  zur  Würze;  vgl.  S.-Gruen  (Bd  II  749  u.).  S. 
auch  Sp.  71,  ferner  Peterli  (Bd  IV  1842).  Pfeffer  und 
Salz  in  der  S.;  s.  Chats  (Bd  III  587  u.);  Salz  (Sp.  884, 
mehrfach).  Ungehörige  Zutaten.  E(s)  Här  i"  der  S. 
B;  G;  Th;  Z;  s.  Bd  II  1506.  E"  Mugg  i"  der  S.; 
s.  Bd  IV  128  o.  's  ist-em  e"  Flüge"  i"  d'  S.  g'heit,  von 
einem  unerwarteten  Hinderniss  GBern.  Jmdm  Dreck 
(WuestJ  i"  d'  S.  mache"  B;  Z;  vgl.  Milch  (Bd  IV  199). 
Mit  Adj.  Spanischi  S.  i"  der  Glosche",  Kalb-,  Schweine- 
fleisch und  Kabis  im  Bratofen  gekocht,  oü.  (Dan.); 
ähnlich  ist  die  französische  Suppe'  im  Bs  Kochb.  be- 
schrieben. .Welsche  Suppe',  =  Bettler-S.  (s.  d.).  , Alles 
durch  einander  wie  in  einer  welschen  Suppe  (Bettler- 
suppe).' Gotth.  Grüeni(Fleisch-)S.  s.  Bd  II  750  (auch 
Th);  Gegs.  türri  S.  (aus  gedörrtem  Fleisch  gewonnen). 
G'röst(n)i  S.,  aus  gerösteten  Brotschnitten  Aa;  G;  Z, 
g'rösti  S.,  aus  in  Butter  geröstetem  Mehl  W.  E*  roui 
S.,  aus  rohen  Kartoffeln  bereitet  BG.  ,tngeschnittne 
S.';  s.  Braten  (Bd  V  882  u.).  Süri  S.,  mit  Wein  ge- 
säuerte BHa.,  sauer  gewordene  Suppe  G;  S  und  sonst. 
D'r  Dursli  isch  z'ersl  parmöl  drum  umme"  g'loffe", 
ivie-n-e"  Chatz  um  ne"  süri  S.  JReinh.  1905.  's  het-mic" 
'dunkt,  es  si-mer,  wie  wenn-ig  ne"  süri  S.  müesst  helfen 
esse",  ebd.  ,Süesse  S.':  ,[Die  Prätigauer]  machend  dem 
Balderon  fast  suhr  sein  süsse  S-en,  so  er  gässen.' 
1622,  Zinsu  1909.  E"  gueti  S.,  eine  gehaltvolle,  bes. 
fette,  's  giht  e"  gueti  S.,  Metzger  beschwichtigend  zum 
Kunden,  der  die  Knochenzugabe  zu  reichlich  findet;  vgl. 
S.-Bein  (Bd  IV  1302).  Me"  wur"  mäne",  si  hett  di  ganz 
Wuche"  (dure")  ka"  gueti  S.  (z'  esse"),  von  einer  magern 
Frau  Th;  Z.  S.  auch  Sp.  312  o.  Schmutzigi,  feissi, 
'zügeti  (mit  heisser  Butter  übergossene)  S.  Schmutzigi 
S.,  feissi  S.  (ZO.),  feissti  S.,  schmutzigi  S.  (G  Buchs), 
Schnellsprechvers.  Er  g'seht  üs,  wie  wenn-er  noch  nie 
ke'"  'zügeti  (warmi  Th)  S.  g'esse"  hett  Z.  Übertr.:  .[Die 
geistlichen  Fürsten]  gebend  pensionen,  schenkinen, 
feisst  suppen.'  Zwingli.  S.  noch  Bueb  (Bd  VI  80  o.); 
Sechsets  (Sp.  241).  Fettlose  Suppe  heisst  mager,  u"- 
g'schmalze",  u"züget,  scherzh.  blind  (s.  Bd  V  110),  auch 
barfuess  GNessl.  Ber  mues"  slner  Lebtig  d'  S-en  u"- 
züget  esse",  wird  es  nie  zu  Etw.  bringen  Z.  ,1m  Kü- 
chenschrank  nicht  soviel,  um  eine  stockblinde  S.  zu 
machen.'  Gotth.  .Einem  Tischgänger  wird  von  seiner 
Ehfrauwen  ein  S-en  uff  den  Tisch  zu  tragen  gegeben; 
wyl  sie  aber  gar  mager  und  dünn  war,  stellt  er  sie 
by  der  Tür  nider,  macht  ein  Schnur  umb  d'  Platten 
und  führt  sie  also  zum  Tisch.  Gfraget,  was  er  da 
mache,  antwortet  er,  diesse  S.  säche  nüt,  sie  habe 
keine  Augen,  er  müess  sie  eben  führen.'  Schimpfr. 
1651.  S.  auch  sehen  (Sp.  539)  und  vgl.:  Die  S.  ist 
höchmüetig,  si  bieget  Ann  mit  kämm  Aug  a"  ThMü.,  es 
Süppli  het  's  g'ge",   eso-n-es  stolzes,   das'-es  Ei"'m  nid 


122H 


Sap,  sep,  sip,  sop,  snp 


12:1(1 


mit.ei"'m  Oug  hält  möge"  a"luege".  Loosli  1910.  Auf 
den  Salzgehalt  bezieht  sich  (W-Jg'nalmi  (Sp.  895/6), 
lisi,  rdssi  (Bd  VI  1271)  S.  ,Wo  si  [die  Villmerger] 
kamen  vor  Joggeiis  Haus,  fressen  sie  en  Blatte"  voll 
S.  aus.  Der  Erst  said,  si  sei  nid  guet,  der  Zwöut 
said,  sie  sei  nit  g'salze"  gnueg,  der  Dritt  said:  Salz 
hed  gar  kei"  Not,  wenn  nur  drinnen  ist  vil  Brot'  Aa 
ULunkh.  (Spottlied  auf  die  Villmerger).  Eine  fade  S. 
heisst  auch  öd,  blöd,  nüechter  (ÜT.),  senft  (Sp.  1169), 
dächt-,  tuchtlös  (Bd  III  1434);  Gegs.  chreftig,  chüstig. 
D'  Süppli  sind  au'h  gar  s.j  blutt  und  hend  no'h  Chraft 
wo"*  Salz.  Lienert  1906.  Vgl.  auch  Ack  (Bd  I  163); 
Tugend.  (Schlegel-)dicki,  dünni  S.  D'  S.  [wird]  dünner, 
ivie  me'Lüt  dass  z'  Brunne"  sind.  ScawBrunn.  Bartli- 
spiel  1784.  Es  luters"  [dünnes]  Süppli  BG.  S.  noch 
Brüej  (Bd  V  550);  Sechsets  (Sp.  241).  Warmi,  chalti 
S.  E"  warmi  S.  öbercho",  ,heiss  bekommen'  Ap  (T.). 
S.  auch  an-richten  (Bd  VI  407);  siben  (Sp.  56),  säumig 
(Sp.  953).  —  ß)  Zubereitung,  Essen  der  S.  .Einem 
ein  s-en  machen.'  1530/3,  Z.  ,[Magis]  namra  daz 
schwarz  brot  und  macht  s-en  daruss  in  einer  schüss- 
len.'  Haimonsk.  1531;  frz.  ,en  faisoit  des  soupes  de- 
dans  un  hanap  de  bois.'  ,Ein  s.  inschniden.'  ,Es 
klaget  A.  ...,  er  und  ettlich  ander  habint  zwo  suppen 
in  zwo  schüsslen  ingeschnitten  und  in  die  beid  suppen 
nit  über  vier  angsterwert  brott  brucht,  und  die  N. 
inen  darfür  gehöischen  zechen  angster.'  1477,  Z  RB. 
,[Die  N.  habe]  iren  herren,  als  er  ein  s-en  inschnyden 
wellen,  durch  ein  arssbagken  mit  eira  messer  gesto- 
chen.' 1534,  ebd.  ,Für  die  S-en  und  Fleisch,  wann 
der  Wirt  einschneidet,  sollen  6  ß  und  wann  der  Gast 
einschneidet,  5  ß  gerechnet  werden.'  1657,  Schw.  ,Con- 
eidere  panem  in  iusculum,  S-en  einschneiden.'  Denzl. 
1677.  1716.  E"  S.  i"brocke",  bes.  bildl.;  s.  Bd  V 
562/3.  Wart,  Schu'meisterli,  dir  will-i'h  au'h  es  Süppeli 
i"broche"!  SGfeller  1911.  D'  S.  übertue"  (aufs  Feuer 
setzen);  auch  bildl.:  Ei"em  d'  (oder  e")  S.  «.,  Unge- 
legenheiten  verursachen  (Sulger),  , einen  starken  Ver- 
weis zuhaben'  (Kirchh.)  Sch.  S.  choche".  ,[Sie  müsse 
ihrem  Mann]  s-en  kochen,  wann  sy  schon  kein  anken 
hab.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Als  ir  muoter  kommen 
und  sy  heimgsuocht,  hette  sy  nit  im  hus,  das  sy  ir 
könnte  ein  s-en  kochen.'  ebd.  ,Wie  wird  das  Rum- 
pell-Tier  [die  Frau]  mit  mir  erst  bochen,  wan  sie  mihr 
nuhr  muos  ein  Suplin  kochen.'  1772,  Gfd  (Zg).  In 
RAA.  Me"  heb  noch  hei"  Suppe"  so  gleitig  g'esse",  ivie 
si  g'chochet  sig.  JReinh.  1903.  Dö  hesch  e"  schöni  S. 
g'chocht,  zu  einem  Bauern,  der  sein  eigenes  Pferd  zu 
einem  viel  höhern  Preise  wieder  kauft,  als  er  es  ver- 
kauft hat  BLauf.  .Demnach  stüende  N.  uff  einen 
stuol  und  trowte,  er  wolt  eim  ein  süppli  kochen.'  1509, 
Z;  vgl.  unter  y-  S.  auch  chochen  (Bd  III  126);  bochen 
(Bd  IV  970).  D'  S.  salze";  s.  auch  Sp.  884.  Ei"'m 
d'  S.  versalze",  verpfeffere"  (auch  verpulvere"  Schw), 
etwas  Schlimmes  zufügen,  einen  Plan  vereiteln  Ap; 
G;  Schw;  Z  und  weiterhin;  s.  auch  Sp.  897  u.  Du 
hest  dir  selbst  <F  S-en  versalzen  W.  E"  S.  a"richte", 
häufig  übertr.;  s.  Bd  VI  407/8,  ferner  un-guet  (Bd  II 
545  u.);  Chust  (Bd  III  554).  E"  S.  (a"-)reise" ;  s.  Bd 
VI  1307.  1318  u.  D'  S.  blase";  s.  Bd  V  141,  auch  Mül 
(Bd  IV  176  u.).  S.  trinke"  BL.,  süffe"  (s.  Sp.  346/7),  gew. 
esse";  s.  schon  Sp.  1228.  We""-me"  dich  (und  de"  Löffel 
GBern.)  nid  hett  (und's  lieb  täglich  Brot  BsL.;  Sch;  Z), 
so  müesst  (chönnt  Sch)-»ic"  d'  S.  trinke"  (danke"  BsL.) 
GBern.;  Sch;  Z,  auch  mit  der  Einleitung:    Wenn  ich 


nüd  war  (Si  nüd  iväre"d)  Z;  s.  noch  Bd  V  941  o. 
Das  ist  die  S.,  wo-mer  gester  nüd  g'esse"  händ,  .Scherz- 
wort G  (RBülsterli).  An  den  heute  mehr  und  mehr 
abkommenden  Brauch,  die  S.  aus  gemeinsamer  Schüssel 
zu  essen,  knüpfen  die  RAA.  an:  Me"  sc/t  halt  z'erst 
zwölf  S-e"  mit-enand  esse",  ehe  man  meint,  man  kenne 
sich  hinlänglich  Z;  vgl.  Sp.  885.  ,Bald  d'  Herre" 
e"möl  e"  S.  mit-enand  g'esse"  hand,  sönd  allsame"  glich, 
sobald  die  neugewählten  Herren  in  die  Luft  der  alten 
kommen,  so  atmen  sie  die  gleiche  aus,  dh.  sie  sind  so 
herrisch  als  sie'  Ap  (T.);  s.  auch  Her  (Bd  II  1522).  ,1'* 
wfft  nüd  gern  d'  S.  mit-em  g'me"'  ha",  wollte  nicht  gerne 
gemeinsame  Sache  mit  ihm  machen'  Ap  (T.).  S.  auch 
ruewig  (Bd  VI  1906).  ,[Der  Totschläger  hat]  offenlich 
gerett:  ich  hatt  N.  [den  Getöteten]  geladen  mit  mir 
ein  s-en  ze  essen;  aber  ich  wüst  wol,  wie  ich  im 
ein  s-en  geben  wolt,  sy  ist  im  aber  ietz  worden.'  1480, 
Z  RB.  Hilf  ist  guet,  aber  d'  S-en  ist  glich  üs,  Sprw. 
L  (Ineichen);  vgl.  Wander  II  814.  Er  cha""  wider 
guet  werden  a"  der  gliche"  S.,  sein  Zorn  verraucht 
bald  Z  (Dan.);  vgl.  ßd  I  523.  V  942.  D'  S.  üs- 
esse",  -fresse"  (auch  üslöffle"  B)  müesse",  bildl. ;  s.  Bd 
I  525.  1323  (auch  Ap;  Gl;  G;  Th;  oft  mit  der  Fort- 
setzung: ivo  en  Andre  V'brocket  hat).  ,Das  Bäbi  la- 
mentierte, dass  immer  es  die  Suppe  ausfressen  müsse.' 
Breitenst.  1860.  ,[Die  Mutter]  begehrte  die  Suppe 
nicht  mit  auszuessen,  welche  Anne  Mareili  einbrockete.' 
Gotth.  ,Sie  wollten  Niemand  seine  S.  ausfressen', 
von  Kiltern,  die  ein  übelbeleumdetes  Mädchen  mieden, 
ebd.  , Kauft  ers  [ein  kostbares  Kleid]  ir  nit  und  tuots 
vergessen,  so  muoss  er  büss  s-en  essen.'  VBoltz  1551. 
Ausgehend  von  den  im  Vor.  angeführten  Wendungen 
Ei"'m  e"  S.  i"brocke",  a'richtc"  usw.  erhält  S.  den 
Sinn  von  , schlimmer  Handel,  schlimme  Lage'  übh.; 
doch  vgl.  auch  Bed.  2  und  das  Syn.  Brüej  (Bd  V  551). 
Du  hast  da  e"  schöni  S  !  ZSchwerz.  Jetz  hei"-mer 
d'  S.,  brummlet  der  Arme"vogt  [weil  er  für  Kinder  zu 
sorgen  hatte,  deren  Eltern  gestorben  waren].  Joach. 
1892;  nachher  dafür:  Jetz  hei"-mer  der  Chrom.  Was 
für-nme"  vermalndite"  G'mäli  werde"-mer  die  S.  z'  ver- 
danke" ha"?  Schwzd.  (GRPr.).  In  e"  wüesti  (bösi, 
schöni,  lechtij  S.  (ine")  cho"  (g'hije")  Ap;  G;  Ndw.  ,Wir 
[Soldaten,  die  Werbern  in  die  Hände  gefallen  waren] 
erzählten  uns  ...  in  welch  wüste  S.  wir  hineingeraten 
seien.'  Ndw  Kai.  1906.  I"  d'  S.  (ine")  cho"  1)  in  eine 
missliche  Lage  geraten  GkPi\  ;  GRh.;  Z  (s.  Rüchling 
Bd  VI  191).  ,NN.  sorgeten,  dass  si  ouch  etwa  in  die 
s-en  kämen',  in  den  Prozess  verwickelt  würden.  1526, 
EEgli,  Act.  —  2)  verblümt  für  ,die  menses  bekommen 
ApK.  Diese  Redensart  bringt  auch  LZellweger  an 
Hirzel,  und  der  Appenzeller  leitet  sie  daher,  dass 
die  Menstruierenden  keinen  Haferschleim  ässen.' 
TTobler.  Vgl.  suppnen.  Ein  i"  d'  S.  bringe",  in 
Unannehmlichkeiten  SchSL  (Sulger).  ,[Der  frz.  König] 
hatt  kein  ruw  so  lang,  bisz  er  die  5  ort,  so  wider 
yn  warent  und  kein  verein  mit  im  annemmen  wolten, 
durch  ettlich  tagsherren  und  heimliche  pensioner  ... 
ouch  zeletst,  gott  erbarms,  in  die  s-en  bracht.'  1516, 
Bs  Chr.  ,N.  hat  uns  in  die  s-en  helfen  füeren.'  Rainsp. 
1553.  ,Es  machet  auch,  dass  sich  der  bapst  mit  dem 
keiser  vertruog  und  den  Franzosen  in  der  s-en  stäcken 
liesä.'  JHaller  1550/73.  —  y)  besondre  Verwen- 
dungen; zT.  mit  b  sich  berührend.  Als  Gabe.  ,[Bei 
Bauernhochzeiten  besteht  die  Sitte]  Armen  und  Kran- 
ken   eine   tüchtige  Portion    S.  und  Fleisch   ins  Haus 


1231 


Sap,  sep,  sip,  sop,  snp 


1232 


zu  schicken.'  Z  Chr.  1905/6.  Beim  Militär  wird  die 
übrig  gebliebene  S.  jeden  Abend  an  die  Armen  aus- 
geteilt. ,Von  des  lüttens  wegen  und  der  grossen 
gloggen,  ouch  der  s-en  den  sigristen  und  andern  zuo- 
gehörig  ...  Als  aber  die  sigristen  und  ander  von  sö- 
licher  gloggen  wegen  die  s-en  ervordert  haben,  sol 
sölichs  hinfür  abgestellt  sin  und  inen  für  sölich  s-en 
nit  mer  dann  dry  betzen  geben  werden,  dieselben  zuo 
teillen  under  die,  so  bisshar  an  der  s-en  recht  ghept 
haben.'  vor  1523,  B  StR.  ,[Die  Schüler  sollen]  so  der 
schenkhof  us  und  zuogetan  ist  [dh.  wenn  die  Ferien 
zu  Ende  sind;  vgl.  Bd  II  1032  o.],  kein  s-en  mer  von 
herren  erforderen  noch  nemen.'  1541,  Z.  ,Am  Tage 
vor  dem  Schweersonntag  gehet  einer  der  beiden 
Wächter  auf  dem  Grossmünsterturm  in  das  Wettinger 
Amtshaus  und  haltet  da  um  die  grosse  Suppe  an;  am 
Schweersonntag  selbst  werden  dann  5  Pfd  Fleisch  in 
bemeltem  Amtbaus  gesotten;  nach  vollendeter  Hul- 
digung gehen  beide  Wächter  mit  ihren  Knechten 
dahin.  Eine  grosse  hölzerne  Schüssel  stehet  alsdann 
bereit,  und  wird  in  dieselbe  ein  ganzes  Brot  einge- 
schnitten; das  Brot  wird  mit  ein  wenig  Fleischbrühe 
begossen,  die  übrige  Brühe  aber  samt  dem  Fleisch  in 
ein  Geschirr  getan,  welches  dann  Der,  welcher  die 
Woche  auf  dem  Turm  hat,  in  sein  Haus  tragen  lässt; 
darzu  bekommt  er  noch  3  Brot  und  20  ß  für  den  Wein. 
Der  ander  Wächter  aber  empfängt  1  H.  an  Geld  und 
4  Brot.  Ehedem  hatten  Beide  die  Suppe  gemein;  die 
Suppe  wurde  auf  den  Turm  getragen  und  von  beiden 
Wächtern  mit  ihren  Familien  und  guten  Freunden 
genossen.'  vMoos  1774/7.  ,Den  Klöstern  und  Herr- 
schaften wurde  das  Suppen-,  Brot-  und  Getränkeaus- 
teilen  an  Fremde  verboten.'  1798,  THMand.  (HHasen- 
fratz  1908).  Als  Krankenspeise,  meist  im  Dim. 
Soll-ich-der  nid  öppen  es  Süppli  chochen  oder  es  Ei 
üsschlöh"?  fragt  die  Tochter  den  kranken  Vater.  SGfel- 
ler  1911.  ,[Eine  Wöchnerin]  solle  etwa  auch  ein 
Süppli  kochen.'  Gotth.  .[Ich]  Hess  imm  [dem  Kran- 
ken] ein  süppli  bringen,  aber  ob  ers  gässen,  was  er 
tod.'  JHaller  1550/73.  ,[Die  Kranken  sollen  bessere 
Nahrung  bekommen]  item  auch  von  den  Bodenzins- 
Hünern  und  Hanen  ...  neben  der  guten  und  kreftigen 
S-en  darvon.'  1714,  Imob.  1878.  S.  noch  ge-brännt  (Bd 
V  624).  In  der  S.  wurde  oft  Gift  verabreicht.  ,N. 
hat  ouch  uff  ein  zyt  eine  spinn  in  der  s-en  funden. 
Item  manchmal  hat  sy  [seine  Frau]  im  aber  ein  s-en 
gen,  darin  ist  am  boden  ettwas  wysses  zemen  glouffen; 
dasselb  hat  er  in  ein  fleschen  gnon  und  aber  dem 
dokter  bracht,  der  habe  gseit,  es  sye  abglöschnen 
kalch  ...  er  soll  nit  me  mit  ir  essen  noch  trinken.' 
1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Habe  N.  dem  anderen  Kind 
ein  Pulffer  in  die  S-en  gelegt,  dass  ess  ussgeserbt.' 
1642,  ÄABremg.  ,N.  suchte  Reparation  des  über  inn 
ussgegangenen  Lümbdens,  samm  hete  er  syner  Eewür- 
tin  Gift  beigebracht  in  einer  Ankenballen,  sauren 
S-en  und  einem  Glass  voll  Wyns.'  1665,  Z.  Das 
Dim.  geradezu  für  Gifttrank.  ,Celestinus  was  nur 
17  tag  bapst,  dann  er  ein  süppli  geessen,  das  er 
nit  vertöuwen  mocht.'  HBdll.  Tig.  Vgl.  dazu:  ,[,Bras- 
ser'  zur  .Grechtigkeit':]  Drumb  ...  wer  myn  rodt, 
du  Messest  uns  jetz  grad  on  nodt  ...  man  doift 
dir  auch  ein  süpplein  kochen,  das  du  nit  bald 
würst  verdeüwen.'  VBoltz  1551.  So  bes.  .wälsches 
süppli.'  ,Die  gröste  fröud...  was,  dass  der  cardinal 
von  Sitten  an  der  pestilenz  oder  wie  gedacht  an  eim 


wälschen  süple  sin  unrüewigs  kriegischs  leben  ver- 
lies.' Ansh.  ,Intercipiamus  vitam  eius  cibo,  pro  quo 
nos  diciinus:  lassend  uns  im  ein  wälsches  süppli  zuo- 
rüsten.'  HBull.  1558.  Zu  Zauberzwecken.  , Do  rette 
die  N.,  sy  könne  wol  ouch  eim  ein  s-en  machen  wie 
ir  muotter.'  1548,  L  Hexenproz.  ,Er  solle  3  Ringli  aus 
Grundträblenen  machen  und  selbe  der  [verhexten] 
Kuh  an  das  Uter  s.  h.  stossen  und  dardurch  melchen  ... 
Wann  die  Kuh  ausgemolchen,  solle  er  einen  Teil  der 
Milch  mitsammt  den  Grundträblenen  der  Kuh  zu  essen 
geben,  mit  dem  andern  Teil  der  Milch  solle  er  einen 
Ziegelscherb  voller  Menschenkat  s.  h.  anmachen  und 
nachts  unter  die  TachtreifTen  stellen,  so  werde  dann 
die  Täterin  in  der  Nacht  kommen  und  den  Ohnflat 
auffressen  müssen;  diess  solle  er  zum  Zeichen  nem- 
men,  die  Täterin,  so  die  wüste  S-en  aussgefressen, 
werde  dardurch  auff  ihne  so  böss  werden,  dass  si 
weder  mit  ihme  noch  den  Seinigen  nicht  ein  Wort 
mehr  ein  ganzes  Jahr  lang  reden  werde.'  1701,  Z;  nach- 
her ,ohnflätige  S-en',  auch  .Milchsuppen.'  —  8)  neben 
andern  Speisen,  Getränken.  S.  und  Fleisch;  s. 
schon  oben  und  bes.  Fleisch  (Bd  I  1221).  Gib  de"  Bliebe" 
Sen  und  Fl.  und  französische"  Wi"  und  Hung  und 
Chüechli  und  de"  Chinde"  Chatze'dreck !  ZUit.  (Kdld). 
,Wann  die  von  Dietliken  ir  vogtstür  bringen  wellen, 
sollen  si  das  vorhin  anzeigen  und  ein  kornmeister  inen 
altem  bruch  nach  ein  s-en  und  fl.,  ouch  zu  trinken  nach 
der  gepür  geben.'  1569,  Z.  ,Nit  allein  s-en  und  fl., 
sonder  junge  hüener  und  tuben.'  1584,  ebd.  ,[Pfarrer 
N.  zum  Wirt:]  Warum  habt  ihr  mir  am  Bättag  nicht 
wollen  S-en  und  Fleisch  geben'?'  1704,  Z.  ,[Dass]  der 
dissmahlige  Weinschenk  zu  Sulzbach  nit  nur  Wein 
bim  Zapfen  auswirten,  sondern  auch  S-en  und  FL, 
Wein  und  Brot  zu  essen  und  zu  trinken  Jedermann 
nach  Belieben  aufstelle.'  1707,  Z  Rq.  1910.  ,[Bei 
einer  Hebammenwahl  gab  man]  den  Vorgesetzten  und 
ihren  Weiberen  sammt  beiden  Hebammen  S-en  und 
Fleisch.'  1714,  ZKlot.  S.  noch  Ge-mües  (Bd  IV  496); 
Braten  (Bd  V  882).  Neben  Mues;  s.  die  RÄA.  Bd  IV 
488,  dazu  noch  präzis  (Bd  V  1038).  ,[N.  klagt,  seine 
Frau]  bschlüsse  im  den  anken,  salz,  brot  und  haber- 
mel  vor,  das  er  den  kinden  nit  dörfte  ein  süppli  ald 
habermuoss  kochen.'  1541/4,  Z  Ehegericht.  Vo"  der 
S.  i"  ä"  Schnitz  luege";  s.  Bd  III  1221.  ,Von  der  S. 
bis  zur  Tattere»';  s.  Bd  IV  1818.  Neben  ,Win.'  .Wenn 
eim  der  zwing  verrüeft  wird,  so  mag  im  ein  würt  gen 
uff  die  stras  und  nit  im  hus  1  moss  wyn  und  ein  s-en 
und  nit  witer.'  1495,  AAVillm.  ,So  hatt  N.  gsetzt  und 
geordnet  den  schuelercn  am  morgen,  wan  das  jarzitt 
gehalten  wurdt,  zu  gebe.n  zwo  mutten  mit  s-en  und 
4  mass  win.'  1555,  U.  ,Ob  die  richter  hell  geurteilt 
und  nach  guoten  s-en  und  wyn.'  1578,  Z  RM.  S.  auch 
Hell  (Bd  II 1137  o.).  —  s)  Häufigk  eit,  Wertschätzung. 
I'h  mues'-es  all  Tag  us  der  S.  (uf  alle"  S-e")  esse",  be- 
komme es  (einen  Vorwurf  udgl.)  alle  Tage  zu  hören 
ScHSt.  (Sulger).  Das  mues' -er  uf-eren  iedere"  S. 
g'höre"  Z.  Er  häd-mer  's  uf  jeder  S.  für  ZZoll.  ,[Ein 
Mann]  dem  seine  Frau  ihr  winziges  Zugebrachtes 
beständig  vorhielt  (uf- einen  iedere"  Löffel  voll  S.  het 
z'  esse"  g'ge").'  Bärnd.  1904.  Wer  lang  S-en  isst,  wird 
alt,  bes.  zu  Kindern,  die  nicht  gerne  S.  essen  Aa;  Bs; 
G;  Th  und  sonst.  Iss  brav  S.,  so  wirst  g'schid!  AAEhr.; 
Ap;  GT.;  UAltd.;  ZO.  Vom  Suppenesse"  wird-me"  gross 
GT.;  Z.  S.  auch  Puppen  (Bd  IV  1426).  O  Jere"  Ma- 
reie",   ha"  d'  S.  lo"  g'heie"!    Ausruf,    wenn    man    etw. 


Sap,  sep,  sip,  sop,  snp 


12::4 


Ungeschicktes  begangen  hat  L  (EBrandst.).  Bi  Nähert 
d'  S-e"  verschütte",  Jindes  Gunst  verscherzen  Ap  (T.). 
S.  noch  Sack  (Sp.664).  —  5)  im  Kinder lied  und -spiel. 
Was  giH  's  z'  Mittag';  S-en  und  Feister  zue  und 
Hammenix  und  Brätiskei"  und  furtg' flöge"  Tube"  ZKü.; 
vgl.  Bd  I  872  0.  Wem-mer  sötte"d  Chüechli  ha",  Kam- 
mer halt  nw  S.  S;  ZStdt.  Fürli  a"mache",  Chüechli 
buche",  Süppfejli  choche",  Häfeli  'broche"  ZAnd.,Gund. 
Gügge"-,  gügge'hü,  d'  S-en  über  's  Für,  's  Habermues 
owh:  wenn  d'  esse"  wi't,  so  b'elt  ouch!  EStoll  1907. 
Here"  Here"  Häxe"geiss,  mach-mer  d'  S.  nüd  so  heiss! 
Spruch,  mit  dem  die  Kinder  das  Hin-  und  Herziehn 
des  Stengels  eines  Gänseblümchens  durch  einen  Löwen- 
zahnschaft begleiten  Z;  vgl.  dazu  (Schnider-)Geiss  (Bd 
II  457  u.  464);  räss  (Bd  VI  1271).  D'  Chelle"-Marei 
ist  auf*  d'  Stegen  ab  g'rännt,  het  d'  S-en  üsg'heit  und 
d'  Schussle"  verheit  AaF.  Uf  der  S.  hat  's  Mugge"  und 
im  Chrüt  hat  's  kei"  Speck:  ml"  Schätzli  will-mieh 
nümme',  de'  hoffärtig  Dreck!  ZBül.  B'hüet-is  Gott 
die  S.  cor  Flüge"  und  vor  Mugge",  vor  Spatze"  und 
vor  Ameritz,  das'-is  keine"  i"  d'  S.  sitz.  Belzchappe", 
Arne"  Th  (AfV.).  Unser  Vatter,  der  du  bist,  d'  S.  stät 
uf  dem  Tisch,  der  Löffel  hanget  o"  der  Wand,  der 
Vatter  schläd-mi'h  abenaud  Z  (Dan.).  S.  noch  gigen 
(Bd  II  150);  Chrumm-bein-Lied  (Bd  III  1096);  in- 
brocken  (Bd  V  562);  brännen  (ebd.  623  0.);  Brite  (ebd. 
1033);  Bast  (Bd  VI  1496);  hi-räten  (ebd.  1585);  salzen 
(Sp.  894/5,  dazu  GZür.  1902,  158;  AfV.  XIII  138).  In 
Spielrufen.  Bei  dem  Spiele  Stock  errät  (s.  Stock)  muss 
das  als  Stock  bei  Seite  stehende  Kind  auf  den  Ruf: 
Stock,  errät,  wer  het  di  alti  süri  S.  g'esse"?  erraten, 
in  wessen  Schoss  ein  beim  Spielen  benutzter  Gegen- 
stand gelegt  worden  ist  BG.  Mit  dem  Ruf:  zur  S., 
zur  S.,  der  Eond  fresst  's  Fidschi  werden  bei  dem 
Spiel  rischallen-roschallen  (Bd  VI  1463)  die  wegge- 
laufenen Spieler  zurückgerufen  ApHer.  In  dem  Spiel 
Herr,  ich  tritt -der  uf  di"s  Füessli  (s.  Fuess  Bd  I 
1088  0.)  werden  die  Tierli  mit  den  Worten  entlassen : 
{Gang  bis  zum  Brunne"  B;  Z)  u"d  chumm  de""  zur  S.  B, 
und  zurückgerufen:  zur  S.,  zur  S.,  zur  S.!  B,  Storch, 
Storch,  cher-dich  um,  S.  zum  Fleisch!  BDärst.,  S.  und 
Fleisch,  Wäschen  und  sträle".'  Z.  S.  noch  Fleisch  (Bd 
I  1221);  Brüdeli  1  (Bd  V  412),  ferner  ver-brüeijen, 
-brännen  (ebd.  555.  631  0.).  S.  süffe",  Spiel,  bei  dem 
Einer  mit  verdeckten  Augen  erraten  muss,  wer  ihn 
auf  die  über  dem  Rücken  verschränkten  Hände  ge- 
schlagen hat  W  (so  Leuk).  —  b)  Mahlzeit;  wieweit 
nur  aus  einer  S.  bestehend,  also  eins  mit  a  (vgl.  bes.  •(), 
ist  in  den  ä.  Belegen  meist  nicht  zu  entscheiden.  ,D'  S., 
welche  in  alter  und  neuer  Redeweise  die  ganze  mit 
ihr  eröffnete  Mahlzeit  bezeichnet.'  Bärnd.  1911  (BG.). 
,üas  nieman  s-en  geben  sol.  [Es]  sol  von  disshin 
nieman  von  enkeinem  brutloff  enkein  s-en  me  geben 
in  kein  geselschaft  noch  in  ander  offen  tafernen  ... 
ussgenomen  die  geselschaft,  darin  er  stubengesell  ist.' 
1408,  B  StR.  ,Dennen  [,die  ein  gfangnen  gan  Zürich 
ferggend']  soll  ein  s-en  und  trunk  nach  zimligkeit 
gegeben  werden.'  1534,  ZKn.  ,Vogt  von  Wädischwyl 
sebryben,  das  todtne  und  kinder  zuo  vertrinken  ab- 
zstellen  ...  doch  wann  man  die  todtnen  etwas  wyt 
tragen  müeste,  möge  man  inen  ein  s-en  und  ein  trunk 
geben  und  darinne  dehein  unmass  bruchen.'  1567,  Z 
RM.  ,[Beim  Bau  einer  Kirche  wird  man]  die  Fronen- 
den mit  einer  S.  und  Trunk  wie  bräuchig  ihrer  Ar- 
beit nach  Gebühr  ergetzen.'  1600,  Streitschrift  1713. 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


,Für  Brod,  Trinken  und  mehrere  Suppen  43  fl.  36  kr.' 
1820,  GStdt.  S.  noch  Brütigam  (Bd  V  1004  u.);  heim- 
suechen  (Sp.  227  0.).  Insbes.  a)  vom  Frühstück;  Syn. 
Morgen- S.  ,[Der  Pritschenmeister,  der  jeden  Tag  das 
Kränzlein  einem  andern  Badegast  aufsetzt,  diesen  da- 
durch verpflichtend,  die  ,s.'  zu  bezahlen,  zu  A. :]  Kum 
har  ...  und  lass  dir  setzen  uf  den  kränz,  hab  mit  der 
s-en  ein  vortanz!  [zu  einem  Andern:]  Hab  acht  und 
guot  sorg  darzuo,  dass  d'  supp  si  gmacht  am  morgen 
fruo!'  Badenf.  1526,  abwechselnd  mit  ,morgensuppen'; 
s.  noch  versehen  (Sp.  568).  .Welcher  in  dises  [das 
Herren-]  bad  will,  gibt  zu  einzug  zwen  doppelfierer 
oder  ein  angster  und  drei  creuzer.  Demnach  geben 
sie  alle  morgens  um  6  uhr  die  s-en,  ordenlich  nach 
einander,  etwann  einer  vil,  der  ander  wenig,  nach 
dem  ein  jeder  will  gesehen  sein.  Ob  wol  auch  zu  vil 
essen  und  trinken  in  dem  bad  nicht  nutz,  begibt  sich 
doch  oft,  das  iren  vil,  so  umb  3  oder  4  uhren  in  das 
bad  sitzen,  eines  süpplin[s]  notwendig...  Man  bettet 
vor  und  nach  der  morgensuppen  und  danket  dann  mit 
einem  kurzweiligen  lied  dem  wirt...  Nach  disem  be- 
stellet man  ein  anderen  wirt,  auff  welchen  die  Ord- 
nung kommet,  setzet  im  einen  kränz  uff  ...  Doch 
lasset  man  am  sontag  und  grossen  feirtagen  die  ge- 
meine s-en  und  gesang  anstehn.'  HPant.  1578,  76  f. 
,In  disem  [dem  Frauenbad]  haben  die  frawen  auch 
alle  tag  nach  Ordnung  ir  wirtih,  haben  ein  fröliche 
s-en.'  ebd.  S.  noch  Ge-richt  (Bd  VI  337  0.).  —  ß)  vom 
Nachtessen.  S.  süffe",  , zu  Nacht  essen'  W.  ,NN.  haben 
mit  einandern  keglet,  und  als  man  in  dem  die  s-en 
brachte...';  nach  einer  andern  Zeugenaussage:  ,wie 
das  ir  vil  mit  einandern  keglet,  dem  nach  hab  man 
das  abentbrot  bracht.'  1486,  Z  RB.  —  2.  übertr.  auf 
andere  Brühen,  a)  künstliche  Mistjauche.  ,Die 
Suppe,  welche  von  dem  Kühmistpulver  und  Wasser  zu- 
gerichtet ist.'  EKömg  1706.  —  b) , Branntweinschlempe, 
zur  Ochsenmast  verwendet'  B  (Dan.).  —  3.  =  Mues II 
(Bd  IV  497),  Brüej  6  (Bd  V  551)  AaFh.,  Wett.,  nach 
einer  Angabe  allg.;  BsStdt;  BFrut;  L;  ZTJst.  Vgl. 
auch  Gigeli-,  Chatzen-S.  Ich  muess  me  S.  ha",  gim-mer 
(e"chli")  me  S.i  Kind  zum  andern  beim  Schaukeln. 
—  4.  (Süppli)  Pflanzenn.,  Sauerklee,  Oxalis  acet.  ZO. 
(Messikommer).  Syn.  Herr-gotten-S.  Wie  häm-mer 
amigs  uf  dem  Schuelerweg  Habermolche"  und  Sür- 
hampfele"  g'suecht  oder  sind  i"  's  Holz  use"  go"  ge" 
Süppli  esse",  si  händ  eso  e"  Süri  g'ha"  und  Ei"'m  de" 
Turst  g'no".  Messikommer  1910. 

Spätmhd.  suppe  iso/,]»:)  f.;  vgl.  Sanders  II  1273;  Martin- 
Lienb.  II  368;  Schm.  21I  318;  Schöpf  730.  Das  W.  ist 
nach  Ausweis  seiner  Lautform  (obtl.  wäre  Supfen  oder  Sop/en 
zu  erwarten)  auswärtiger  Herkunft  und  zwar  wahrsch.  Lehuw. 
aus  frz.  witpe  (älteste  Bed. :  in  Flüssigkeit  getunktes  Brot, 
seit  dem  XIV.  auch  Suppe),  das  seinerseits  aus  dem  Germ, 
stammt;  vgl.  mnl.  soppe  f.  (nebeu  sop  n.),  eingetunktes  Brot, 
Suppe  (holl.  sop  n.  f.,  Art  Suppe,  bes.  in  Milch  usw.  ge- 
weichtes Brot;  Schlempe;  daneben  soep  f.,  Suppe,  aus  dem 
Frz.),  me.  soppe  f.,  eingetunkter  Bissen,  zur  gern],  Wurzel 
süp,  schlürfen  (wozu  unser  süßen  Sp.  846,  ferner  tupfen). 
Die  auffällige  Angabe  Malers:  .Suppen  (derl,  panis  e  iure, 
ius,  iusculum'  dürfte  aus  einer  nördlichen  Quelle  stainmeu, 
darauf  weist  auch  das  sonst  bei  uns  unerhörte  Masc.  (mild. 
sop(p)e  f.  m.).  Zu  den  RAA.  unter  1  vgl.  auch  Wander  IV 
97-2  ff.  Zu  3  (auch  eis.)  vgl.  die  Anm.  zu  Muess  I  (Bd  IV 
497),  zu   4  die  Anm.  zu  den  syn.  Chäs  II  6  c  (Bd  III  506). 

Ä-be-ce-,  in  Ap  Ä-pe-:  Suppe  mit  Teigbuchstaben 
Ap;  B;  S  (BWyss  1863,  166);  Z.   Syn.  Buech-staben-S. 

78 


12::r> 


sep,  sip,  sop,  snp 


tu*; 


'Eiet-,SüppK':  mit  Eiern  bereitete  Suppe,  bes.  als 
Krankenspeise.  ,Von  dem  gemüess  ist  fleisch-  oder 
hüenersüpplin,  dünne  babermüesslin,  baberkernen, 
eyersüpplin  und  reiss  nutzlich;  bonen  und  erbsen 
bleyen  zu  vil  auff;  so  geben  zibel-  und  Wassersuppen 
wenig  kraft.'  HPant.  1578.  ,Nim  klein  gebülferten 
Tormentil  ...  nehme  es  in  ein  E.  ein.'  Arzneib.  1822. 
,Nim  Taussig-Guldi-Krauts-Bletli ...  in  ein  E.  geessen.' 
ebd.  —  Mliil.  deraappe)  vgl.  auch  Gr.  WB.  III  87;  Fischer 
II  567/8. 

Anke"-,  in  BG.  meist  -Siippli:  Suppe,  die  bereitet 
wird,  indem  man  zu  Brotschnitten  Butter,  Suppen- 
grün und  etwas  Gewürz  fügt  und  das  Ganze  mit  ko- 
chendem Wasser  übergiesst  B  (so  G.,  Si.  und  ltGotth.); 
Ndw  (Matthys)  und  weiterhin.  ,Man  bedenke,  dass 
geschustert  werden  muss,  wenn  die  Kindbetterin  ihre 
A.  gehörig  haben  soll.'  Gotth.;  .Butter-'  1861.  —  Vgl. 
Martin-Lienh.  II  369. 

Süess-anke"-,  auch  Dim.:  =  dem  Vor.  Z  (so  Ust. 
und  lt  Dan.). 

Erd-epfel  Herdöpfel-:  Suppe  aus  roh  (seltener 
gekocht)  geschälten  und  zerschnittenen  Kartoffeln  und 
meist  auch  geröstetem  Mehl  Aa;  Ap;  B;  GrV.;  L; 
GT.;  S;  Th;  Ndw;  ZO.  (auch  lt  Messikommer  1909. 
1911;  dagegen  H.-Brüeij  aus  gestossenen,  -Brügel  aus 
gerösteten  Kartoffeln),  in  BLütz.  mit  Zutat  von  Käse 
(Bärnd.  1904).  Syn.  Erd-biren-S.  ,Eine  mächtige 
Schüssel  gewürzreich  duftender  H.  ist  als  bäuerliches 
Abendgericht  gleich  obligat  wie  im  Simmental  Milch 
und  Brot:  ender  feit  der  Äbe"d  gob  d'  Suppe",  und  zum 
wählerischen  Kinde  heisst  es :  Du  muest-mer  H.  rie", 
süst  muest-mer  sterbe"!1  Bärnd.  1911  (BG.);  vgl.  auch 
Ärbs-S.  S.  noch  H.-Möckli  (Bd  IV  141);  rutschen 
(Bd  VI  1858).  Als  Beteurung:  Of  mi"  armi  türi  Hl  S. 
—  Vgl.   Martin-Lienh.   II   369:   Fischer  II   772. 

Ärbs-,  in  Aa;  Th;  Z  und  wohl  weiterhin  (auch) 
Ärbse"-,  in  ÄAÜött.  auch  Ärbsli-:  wie  nhd.  Erbsen- 
suppe Aa;  B  (in  G.  gern  mit  Safferet  gewürzt);  F; 
GT.;  S;  Th;  Ndw;  Z  (so  0.);  wohl  allg.  Syn.  Eün- 
deli-S.  Als  Abendgericht  mit  der  Herdöpfel-S.  ab- 
wechselnd. Bärnd.  1911  (BG.).  Nach  dem  Vorbild  der 
Milchsuppe  von  Kappel  wurde  von  den  Arbeitern  aller 
Parteifarben  gemeinsam  die  , Erbsensuppe  von  Aarau' 
gegessen,  als  sie  dort  1887  den  Arbeiterbund  gründeten. 
Cürti  1896.  Als  Gericht  der  Sträflinge:  BaV  werde"- 
dich  ü"si  gnädige"  Herre"  hinger  Schloss  und  Rigel  mit 
Ä.  abfuetere".  Schild  1866.  Aus  Ä.  und  Nidle"  samt 
Zubehör  bestand  die  vormalige  Bewirtung  beim  Trauer- 
mahl; heute  gew.  A  ,  Spis  (d.  i.  Ghäs  u"d  Brot)  und 
Milchkaffee  BG.  (Bärnd.  1911,  638/9).  Die  zur  Be- 
gräbnissfeier Eingeladenen  sammelten  sich  im  Trauer- 
hause, wo  man  sie  meist  mit  Kässuppe  oder  E.  bewirtete, 
zum  Gebet.  FAnd.  1898  (als  Brauch  ,in  den  Alpge- 
bieten').   —   Vgl.   Gr.  WB.   III   740;   Fischer  II   768/9. 

Arme"-:  wie  nhd.,  den  Armen  verabreichte  Suppe. 
Syn.  Spar-S.  Anno  1847,  zur  Zeit  des  Eintritts  der 
Kartoffelkrankheit,  wurde  [in  AASeon]  sogen.  ,A.'  ge- 
kocht und  pro  Portion  ä  1  Mass  gratis  an  die  Be- 
dürftigen abgegeben.  JLüscher  1908.  —  Arter-.  ,[Der 
Pfarrer  von  ZGßisch  war  verpflichtet]  uff  den  tag  der 
Arter  küchwyhe  oder  Sant  Verenen  tag  järlich  den 
armen  ein  kessel  vol  gekocheten  hirses  zu  veralmosen, 
so  man  die  A-en  genannt.'  XV./XVI.,  Zg  (Liebenau). 

Ess-.    Schwlg-  und  E.,  scherzh.  abweisende  Ant- 


wort auf  die  ungeduldige  Frage  der  Kinder,  was  es 
zu  Mittag  gebe  GRHe.   —   Auch  bei  Martin-Lienh.  II  369. 

Fide'li-  Ap;  Z,  Fi'deli-  B;  G;  Th;  Z:  Suppe  mit 
Fadennudeln.  Syn.  Würmli-S.  —  Vögeli-.  Auf  die 
Frage?  Was  händ-er  z'  Mittag?  antwortet  man  scherzh. 
abweisend:  V.  und  d'  Pfeister  zue  [Wortspiel  mit 
Fleisch  der  zue;  vgl.  Bd  I  872  o.  und  oben  Sp.  1233] 
L  (Ineichen;  jetzt  abgelehnt).  —  Feld-:  im  Militär- 
dienst verabreichte  Suppe.  Syn.  Soldäten-S.  D'  Schneid 
w'erd-im  de""  scho"  vergä",  wenn-si  de""  us  ''ein  gliche" 
Hafe"  müesse"  d"  F.  esse".  RvTavel  1910. 

Filz-.  In  der  RA.  .Einein  eine  F.  übertuon',  ihn 
zurechtweisen.  Syn.  Brummel-S.  1  b.  ,[Die  Gesandten 
von  Zug]  hätten  ...  dis  Morgens  verstanden,  dass 
wegen  dessen,  so  unlängst  by  ihrem  ürt  vergangen, 
ihnen  ein  F-en  übergetan  wäre.'  1670,  Absch.  —  Vgl. 
Fih  S  (Bd  I   823)  und  Sp.  1129. 

Färli-:  für  die  eben  entwöhnten  F'erkel,  aus 
Hafer  und  abgerahmter  Milch  bereitete  Suppe  GSa. 
S.  sich  (Sp.  151).  —  Fitze"-:  scherzh.,  Schläge  Z. 
Syn.  Prügel-S.  Dö  hat  's  statt  Chriesitribel  e"  F.  g'g'e". 
Frdl.  Stimmen  (Z). 

Flädli-:  Suppe  mit  nudelartig  zerschnittenem, 
dünnem  Eierkuchen  G;  Z.  —  Auch  bei  Martin-Lienh. 
II   369;   Fischer  II    1538. 

Fluggetz-  GrAv.  (Tsch.),  V.,  FalggHz-  GRPany, 
Schud.,  Spl.,  Tsehiertschen,  Fargetz-,  F$rgä'tz-  GrD.: 
das  oft  ohne  weitre  Zutaten  genossene  Wasser,  in 
dem  FluggHz  (s.  Bd  I  1001.  1181)  gesotten  worden  ist. 
aaOO.,  Einlaufsuppe  (,Suppe,  die  aus  überbliebenen 
FargHz  bereitet  wird'  B.)  GrD. 

R&torom.  (surselv.,  eugadin.)  flut/it,  Flocke  (Carigiet  118), 
PI.,  Mehlspeise  (Pallioppi  300)^  mit  Suff,  aus  iat.  floecua. 
Vgl.  die  bed.-verwaudten  Bezeichnungen  unter  dem  Syn. 
-Jn-laaff-S. 

Fleisch-:  wie  nhd.  wohl  allg.  11  f  "em  Ghuchi- 
schaft  vo"  hat  z'  Mittag  isch  noch  vomene"  Fleisch- 
süppli  i"  der  Schussle".  JReinh.  19051.  S.  noch  Morgen 
(Bd  IV  404);  blind  (Bd  V  110  u.);  Brügel  (ebd.  521  u.); 
Erbs-Brüej  (ebd.  552  o.);  Eier-S.  , Wegen  seines  [des 
Lauches]  nicht  unangenehmen  Gebrauchs  in  Fleisch- 
Suppen.'  EKönig  1706.     S.  auch  Saffran  (Sp.  335  o.). 

Vgl.  Gr.  WB.  III  1762;  Martiu-Lienh.  II  369;  Foll- 
maun   166. 

F  r  e  u  d  e n -  Süppli.  In  der  RA.  Ei""m  es  Hör  i" 
sV'sFr.  g'heie",  seine  Freude  verderben  BuE.  (SGfeller 
1911,  311). 

Frue  ,Fru-':  Frühstück.  Syn.  Morgen-S.  .Mor- 
gens nach  der  Fr-en.'  RCys.  —  Mhd.  vniesuppe;  vgl. 
auch   Gr.  WB.   IV  1,   323;   Fischer  II   1S04. 

Üäbeli-:  =  Nidel-Bröt  (Bd  V  973)  ZBauma. 

Gi'geli-:  1.  a)  fingierte,  angeblich  das  Lachen 
befördernde  Suppe  AaF.,  Ke.,  Suhr.,  Wohl.,  Zein.  (nach 
einer  Angabe  f)  und  lt  Rochh.  (,Narrenfressen');  Bs 
(Seiler);  B;  L  (so  Ha.);  G;  Sch;  SchwE.;  S  (auch  lt 
Schild  1863,  82);  Zg;  Z.  Syn.  G.-Mues  (Bd  IV  491). 
E"  G.  g'ha"  (auch  g'esse"  AASuhr.,  Wohl.;  SL.;  Z)  ha", 
unaufhörlich  kichern  AaF.,  Ke.,  Suhr.,  Zein.;  Bs;  L; 
SchwE.;  SL.;  Zg;  Z.  Hesch  G.  (z'  Mittag)  g'ha"? 
Händ-er  e"  G.  g'esse",  Chinde"?  AAWohl.  Dlni  Meitli 
si"  rechti  Narre",  si  gigele"  alliwil  bi  jedem  Wörtli, 
ico-me"  sait;  me"  chönnt  maine",  si  hätte"  G.  g'ha" 
AAZein.  Ich  mein,  Der  hat  G.  g'ha",  Der  cha"" 
nümmer  höre"  der  Böcl;el  abz'lö"  SchwE.  (Lienert). 
—  b)  persönl.,    wer   beständig   kichert,    grundlos    in 


1237 


Sap,  eep, 


l'j:;:- 


Lachen  ausbricht,  bes.  von  Kindern,  Mädchen  Bs;  L; 
SohwE.;  GrStdt,  T.;  S;  Tu;  Z.  Di«  6w«  doch  au'*  e"  G.\ 
Das  ist-mer  e"  <?..'  ScbwE.  (Lienert).  —  2.  quirlende 

Bewegung,  in  die  das  Bit-Seil  gerät,  wenn  man  die 
Stricke  zsdreht  und  dann  loslässt  SStdt.  Syn.  Milch-, 
Brummet-,  Bibel-,  Trüll-,  'J'rirmmel-,  Zw  Helen-  IS.; 
Suppen-TriÜti.  —  In  Bed.  1  a  auch  bei  Martin-Lienh.  II  3G9. 
Garn-:  Wasser,  in  dem  Garn  gesotten  wurde  (vgl. 
sieden  3  a  g  Sp.  312).  ,Müs  us  den  Krutgärten  ver- 
tryben:  Nimm  heisse  G-en,  schiitts  in  die  Löcher,  sy 
fliehend  hinweg.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650. 

Gerste"-:  wie  nhd.  wohl  allg.  S.  Schaff-Bciti 
(Bd  VI  1654).  RA.  (E")  G.  süde",  schnarchen  Gl; 
Syn.  Bäbe"  süde"  (Bd  VI  18).  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1, 
3740;  Fischer  III    127/8. 

Herr-gotte"-  ZZoll.,  -Süppli  B  (ltDurh.);  Z  (so 
B.,  U.):  Sauerklee,  Oral.  acet.  Syn.  Chäs  6  c  (Bd  III 
505);  Hasen- Chi e  3  (ebd.  608):  Süppli  (Sp.  1234); 
Miich-S.  2  b;  Suppen-Tünkli. 

In  ZZoll.  mir  die  Laubblätter,  während  die  Blumen- 
blätter H.-Fkisch  heissen;  vgl.  H.-Bröt  mit  Aum.  (Bd  V  960). 
Be-gräbt-:  Leiclienmahl.  Syn.  Gräbt-Mäl  (Bd 
IV  158);  Töten- S.  Spec.  das  bei  der  ,Begrebt'  eines 
Zunftgenossen  (oder  eines  Mitgliedes  seiner  Familie) 
ron  den  Hinterbliebenen  der  Zunft  gegebene  Mahl. 
,Umb  die  suppen,  es  syent  brutlöuff-  oder  begrept- 
suppeu  uff  diegeselschaften  [Überschrift].'  1520,  BStR. 
Grund-:  =  Gr. -Brüej  (Bd  V  552)  B  (auch  1t  Zyro). 
,Wir  hattind  unsern  platz  unden  im  schiff  und  ...  der 
bitter  bös  geschmak  von  der  gr-en  hat  uns  im  haupt 
übel  beleidiget.'  Mal.  1593.  Bildlich.  , Die  Springflut 
sturmköpfigcr  Juristen  reisst  Gesetz  und  Ordnung  ein 
...  und  machen  Platz  der  aufgewühlten  Gr.  des  mensch- 
lichen Herzens,  der  tierischen  Begehrlichkeit.'  Gotth. 
,Rasch  ging  die  Schlacht  los,  alle  Truppen  wurden 
ins  Feuer  gejagt,  die  Batterien  spieen  einander  die  Gr. 
ins  Gesicht  [bei  einem  ehelichen  Streit].'  ebd.  Hefe, 
Brutstätte.  , Caput  scelerum,  der  recht  Ursprung  alles 
lasters,  die  grundsupp  und  hauptsächer.'  Fris.  1511. 
,Grundsupp,  Ursprung  und  urhaab  alles  unraats,  semi- 
narium.'  Fris.;  Mal.  .[Infolge  Müssiggangs  ist  der 
Mörder]  in  solche  Grundtsuppen  [das  Laster]  biss  über 
die  Ohren  hinein  gewattet.'  Bs  Mord  1065.  Meist  mit 
Gen.  ,Ich  wil  aus  deiner  hand  nemmen  ...  den  kelch 
mit  der  gr-en  meines  zorns.'  1530/1038,  Jes.;  .die 
hepfen  des  Kelchs  meines  Grimmens.'  1007;  xh  xdvä'j 
toü  3-uu.oO  u,oo.  LXX.  ,Er  [der  Papst]  nennet  sich  ein 
...  houpt  der  kilchen,  ein  Statthalter  Christi  [usw.]; 
wir  aber  hörend  ...  das  er  ist  der  mensch  der  sünden, 
die  gr-en  aller  bosheit  und  schänden.'  Güaltu.  1546; 
.scelerum  et  vitiorum  sentina.'  ,Das  concilium  Latera- 
nense,  die  gr-en  grosser  und  viler  irrtummen.'  HBüi.l. 
Tig.  ,Und  Compostell  ligt  nach  darbey,  ein  Grund- 
supp der  Abgötterey.'  HRRebm.  1020.  ,Müssiggang, 
eine  Grundsupp  aller  Versuchungen.'  J  Wirz  1050.  ,Ein 
Gr-en  aller  Lasteren,  gurges  et  vorago  vitiorum.' 
Denzl.  1677.  1716.  ,Die  Almosen  [können]  eine  Gr., 
ein  Grundursach  aller  Lasteren  sein.'  AKlingl.  1093. 
,Wie  es  mit  dieser  Gr-en  aller  Gottlosigkeit  beschaffen.' 
Inf.  1713. 

Vgl.  mhd.  grunuophe  (Lexer  I  1103).  Auch  bei  Adelung 
II  836;  vgl.  ferner  MHeyne  WB.  I  1267;  Schm.  - 1  1004; 
Fischer  III  879/80. 

Grutz-:  wie  nhd.,  dünne  (nicht  breiige)  Suppe 
von  Hafergrütze  Gl;  OnHe.;  Sch.    S.  auch  Grütz  (Bd 


II  839).  —  Auch  bei  MHeyne  WB.  I  1271.    Vgl.  ferner  Gr. 
WB.   IV  ■_',   83   (.Habergrützsuppe'). 

Haber-:  wie  nhd.  Hafersuppe,  bereitet  aus  Hafer- 
kern, meist  unter  Beifügung  von  etwas  Butter  Aa;  Ap; 
B;  L;  G;  Z  (Messikommer  1911,  22)  und  weiterhin, 
Schweinefleischsuppe  mit  mitgekochtem  Haferkern 
ScHwE.t;  vgl.  H.-Mues  (Bd  IV  491).  Als  Mittagessen 
wurde  früher  oft  eine  H.  ohne  irgend  weitere  Zu- 
taten serviert.  Messikommer  1911.  Jetz,  u-o-n-i'h's 
anfe"  se't  guet  ha",  bin-i'h  en  i»g'charrete  Gaul  und 
frö,  u-niti-i'1'  nocU  (fnueg  Haber  hätt,  dass-irh  chönnt 
un'zilgeti  H.  choche"  L.  —  Mhd.  haberwppt;  vgl.  auch 
Gr.  WB.   IV  2,   88;  Fischer  III   1003. 

Haie"-:  die  vom  Hafen-Sutt  (Rauchfleisch,  das 
mit  Gerste  und  Bohnen  zusammen  gekocht  ist)  abge- 
gossene Suppe  GrPi-,  (so  D.,  Sapün,  Schs).  S.  auch 
Pleins  (Bd  V  122).  —  lu  andrer  Bed.  bei  Fischer  III  1023. 

Henne11-:  Hühnersuppe  GT.  Syn.  Hüener-S.  — 
Hunig  Hung-:  Wiesenklee,  Trif.  prat.  UwE.  Syn. 
Himmels-,  Zucker-Bröt  (Bd  V  903.  989);  (Hunig-) 
Süger  (Sp.  518). 

Hüener-:  =  Hennen- S.  BBurgd.;  G;  Ndw  und 
weiterhin.  ,Töd  deine  Hühner  und  Güggel  und  mach 
ihm  [dem  Kranken]  alle  Stund  eine  Hühnersuppe.' 
Ndw  Kai.  1908.  S.  noch  Eier-S.  In  BBurgd.  besteht 
mit  Unterbrechungen  bis  heute  die  Sitte  der  H.,  einer 
an  einem  bestimmten  Tage  gewissen  Personen  zu- 
kommenden Festmahlzeit,  angeblich  zurückgehend  auf 
den  alten  Brauch,  den  Frauen  am  Jahrestag  des  Kam- 
pfes von  Bickigen  (11.  Juni  1389),  in  dem  sie  sich 
hervorgetan  hatten,  durch  die  Frau  des  Schultheissen 
eine  H.  verabreichen  zu  lassen;  vgl.  dazu  Schweiz. 
Merkur  1835  I  272  ff.  (bes.  3u2.  306);  Jahn  1857,  195; 
Neue  Bündner  Ztg  1864,  60;  Burgd.  Tagblatt  1912, 
31/2.    -    Vgl.   Gr.    WB.    IV  i,    ISS'2;    Fischer    III    1901. 

Jämer-  (-ö-2):  .leicht  zum  Jammern  geneigte  Per- 
son"  Ap  (T.);  GT.     Syn.  J.-Chatz  (Bd  IH  592). 

Jutta-:  =  Gersten-S.  GrD.  (B.),  V.  S.  auch  Julten 
(Bd  III  84).  -  Vgl.  zum  1.  Glied  auch  Bull,  de  dialect. 
romane   1911   (III)   75  K 

Chuchi-:  Suppe  aus  verschiedenem  Gemüse  (Kar- 
toffelwürfeln, Reis,  grünem  Gemüse),  zum  Schluss  mit 
frischer  Milch  versetzt  und  neuerdings  aufgekocht  W 
(so  Mü.).  Syn.  Manestren  (Bd  IV  294);  Chrüt-S.  — 
Chifle"-:  eig.  Schotenerbsensuppe;  bildl.  Gekeife, 
Gardinenpredigt.  ,Was  die  Speiss  betreff,  so  soll  er 
[der  ein  böses  Weib  geheiratet  hat]  nit  sorgen  umb 
Kifflen-Suppen  ...;  Kifflen  werd  sie  ihm  alle  Tag  und 
Stund  ...  geben.'  Scuimpfr.  1051.  —  C'hilche"-;  s. 
Ch.-Söp  (Sp.  1226). 

Chümmel  Chümmi-  GT.;  ZO.,  1t  TTobl.  Chemfmji- 
ApL,  M.,  Kemmi-  ApK.,  Ghömig-  ApH.  :  ,mit  Kümmel 
stark  gewürzte  Brotsuppe.'  Bes.  gegen  Leibschmerzen 
verabreicht.  ,Zu  den  Kümmi-Suppen  [dient]  der  Küm- 
mel.'  EKöNlG   1706.  —   Vgl.   Gr.   WB.   V   2592. 

Chind-:  das  nach  einer  Kindstaufe  den  Teil- 
nehmern auf  Kosten  des  Paten  verabreichte  Essen. 
Vgl.  Göüi-Wm.  ,Es  sönd  ouch  die  priester  und  kil- 
chendiener  an  kein  hochzit  noch  k-en  gan,  sy  werdent 
dan  von  den  hochziteren  old  dess  die  k-en  ist,  ge- 
laden.' 1568,  Gfd  (UwSa.). 

Kapitel-:  =  Filz-S.  E"  süttigheissi  K.  für  's  X,<,l 
üsrichte".  MLien.  1891.  S.  Kapitel  (Bd  IU  399).  — 
Wohl   individuelle  Bildung. 

Kapuziner    Chappiziner- :    im    Kapuzinerkloster 


123H 


Sap,  sep,  sip,  sop,  snp 


den  Armen  ausgeschenkte  Suppe.  In  der  RA.:  Es 
g'heit  Alles  durchenand  wie  e"  Ch.  Aa  (Rochh.). 

Die  K.  bestand  gew.  aus  zsgeuiengten  Speiseresten;  Tgl. 
Puter-S.  und  ,Kloster-S.'  bei   Martin-Lienh.  II   S69. 

Chern(d)li-:  aus  Hülsenfrüchten  (Bohnen,  Erb- 
sen) bereitete  Suppe  ZN.  Syn.  Chost-S.  —  Chürn 
Chiru"-:  aus  Müos-Chiru"  (von  der  Kleie  befreiten 
Weizenkörnern)  bereitete  Suppe  WVt.  (FGStebler 
1901,  89). 

Chirs-  Bs;  B;  SL.,  Chriesi-  Aa;  B;  GrV.:  ,Art 
Brei,  dessen  Bestandteile  frische  Kirschen,  Butter, 
Wasser  und  Mehl  sind,  gekocht,  mit  gesottenen  Brot- 
würfelchen'  Aa;  Bs;  B  (auch  lt  Zyro);  GrV.;  SL.  und 
wohl  weiterhin;  vgl.  auch  Af V.  IV  205.  Syn.  Chirsi- 
Mues  1  (Bd  IV  492),  -Zunnen.  ,Kirss-en,  süss  und 
halbsüss',  für  die  Kranken  des  Inselspitals.  1715, 
Imob.  1878.  RA.:  's  Alter  chunnt  mit  Schwachheiten 
und  d'  Chriesis.  mit  de"  Steine"  Aa  (Rochh.).  Wohl 
auf  einer  RA.  (die  aber  nicht  mehr  festzustellen 
war)  beruht  die  Stelle:  .[Ein  zu  Massena  sich  be- 
gebender Gesandter  zu  einem  Knaben,  der  mit 
möchte:]  Was,  du  Hudelbub?  Pack  dich  auf  der  Stell 
wieder  heim,  wenn  du  nicht  da  von  dieser  Kirschens. 
zum  Imbiss  willst!  Dabei  hob  er  auf  eine  nicht  eben 
einladende  Weise  seinen  knotigen  Marktstecken  empor.' 
JFrey,  Erz.  aus  AaF.  —  Chriesi-Süppler  m.:  Über- 
name der  Bewohner  von  AaBi\  wegen  ihrer  angeb- 
lichen Vorliebe  für  das  Gericht;  vgl.  Rochh.  1856  II 
262;  ebd.  1857,  35.  —  Flurn.  , Kirschen-Suppe'  SchBuchth. 
,Kriesi-suppen-Acherli'  LKleinwangen. 

Chäs-:  dünn  geschnittenes  oder  geriebenes  Brot 
mit  geschnittenem  oder  geriebenem  Käse  lagenweise 
abwechselnd  über  einander  geschichtet,  mit  siedendem 
Wasser  (auch  Fleischbrühe  Z)  Übergossen  und  nach 
Abgiessen  des  Wassers  mit  Butter  gebraten  ('züget  Z) 
Aa;  BG.  (heute  mehr  flüssig  zubereitet);  Gl  (vgl.  auch 
Steinm.  1802,  139);  Gr  (vgl.  HLLehm.  1799,  267);  L; 
GMs,  Sa.  (vgl.  AfV.  VI  31),  W.;  Schw;  Ndw  (,dickes 
Geköche  aus  Brot  und  Käse.'  Matthys);  UwE.;  U; 
Zg  (vgl.  AfV.  I  59);  Z,  .geröstete,  in  heisser  Butter 
mit  vielem  geriebenem  Käse  durchschmelzte  Weiss- 
brotschnitten' Gr  (B.;  ,churrheintalerisch').  Syn. 
Ch.-Bappen,  -Ge-zänlc.  Vgl.  Zelten-S.  Insbes.  als 
Sennenkost  Gl;  G  (so  W.).  Als  Fastenspeise  am 
Karfreitag  L.  Bei  Leichenfeiern;  s.  Ärbs-S.  Si 
chänni  Fraue",  wo  d'  Ch.  in-ere"  Pfanne"  voll  Wasser 
g'sotte"  heige"d  und  demäh  sig  uf  das  G'schwäder  nuch 
Zugger  und  Zimmet  chu".  CStreiff  1901.  S.  noch 
Chriesi-Brägel  (Bd  V  511  u.);  an-brüeijen  (ebd.  555). 
RA.:  Du  chaust  [kannst]  ietz  go"  schisse"  Ch.  choche", 
wenn-d'  Buebe"  der  Chäs  g' fresse"  hend,  zu  Einem,  der 
Etw.  vergessen,  verlegt  hat  LHa.  .Herr  Caplan  N. 
stiftet  20  Pfd  Gelts  an  ein  3  Schuoh  hoche  K-en.' 
1765,  ScHwArth  (Hirsmontagscherz).  ,[Das  Stift]  gibt 
ihnen  [den  ihr  Vieh  von  der  Alp  holenden  Leuten 
von  ScHwReich.]  auf  den  Abend  eine  Suppe  und 
K.  oder  Reis  an  Fasttagen  ...,  am  Morgen  wieder 
eine  Suppe  und  K.'  1776,  ORingholz  1908.  ,[Man] 
hauete  ...  auf  dem  Brüel  bis  6  Uhr;  da  wurde  wegen 
einfallendem  trüben  Wetter  aufgehört;  die  Leute 
wurden  nach  der  K.  entlassen.'  1780,  ebd.  S.  noch 
Bizoggel  (Bd  IV  1994).  —  Vgl.  Unger-Khull  3S1.  Als 
Kasaüpa  auch  in  den  oT.  gedrungen  (Boll.  stör.  25,  96). 

Ohost-:=  Chost  113  (Bd  III  547)  Gf;  Z  (so  0„ 
Stdt  und  lt  Dan.).     Syn.  Chernli-,   Ge-mües-,  Bönen-, 


Ge-sÖd-S.  S.  sundieren  (Sp.  1160).  , Frau  Rosine  stellte 
die  runde  Schüssel  auf,  welche  die  ganze  Mahlzeit 
enthielt...  Anton  Maria  rühmte  die  K.'  Schwz.  Heim- 
kal.  1912  (EZahn).  —  Chatze"-:  =  Suppen  3  ZHorg. 
Syn.  (Chatzen-)Mues  I  (Bd  IV  497/8). 

Chluster-:  wie  nhd.,  im  Kloster  an  Arme  ver- 
teilte Suppe  Ndw  (Matthys).  —  Vgl.  Gr.  WB.  V  124:; ; 
Martin-Lienh.  II  369. 

Chnolle»-  GRMai.,  Chnölle"-  ZO.,  Chnölleli-  Ndw 
(-e-);  ZO.,  Chnölli-  GrV.:  Mehlsuppe  mit  kleinen 
Knollen,  bereitet  durch  Eingiessen  von  rohem  (so 
ZRuss.)  oder  in  Butter  zu  Klösschen  gebackenem 
Mehl  in  siedendes  Wasser.  Syn.  Chnöllen-Brüej  (Bd  V 
552).  ,Die  Mutter  wolle  ...  uns  eine  schlegeldicke 
Chn.  kochen.'  Ndw  Kai.  1906. 

Chnöpfli-:  Suppe,  in  welcher  Chnöpfli  (s.  Bd  III 
750)  gesotten  wurden  Ap  (T.);  Bs;  B;  GT.;  Th;  Z 
und  wohl  weiterhin.  —  Vgl.  Martin-Lienh.  II  369  (.Fleisch- 
kuöpflesuppe'). 

Chrüt-  (Chrü't-  BG.;  GrTIis,  V.):  Suppe  aus  ge- 
wiegtem Spinat  mit  Zutat  von  Petersilie,  Schnittlauch 
und  meist  auch  Eiern  (vgl.  ELandolt  1854,  29)  Ar; 
B  (so  oAa.,  G.,  Lutz.,  O.,  Steff.),  (Wasser-  oder  Fleisch-, 
auch  Reis-,  Gersten-)  Suppe  mit  grob  geschnittenem 
Mangold  GrV.,  mit  verschiedenen  Gemüsen  GrTIis. 
Syn.  Chuchi-S.  Als  Abendgericht  BLütz.  , Wilde  We- 
hen rühren  Alles  durcheinander,  wie  die  Köchin  eine 
Krauts.'  Gotth.  Von  Chr.  u"d  Hane"pappe"  wird  man 
gross,  sagt  man  zu  Kindern,  die  die  Chr.  nicht  essen 
wollen  BMad.  ,In  der  Fasten  gieng  es  zimlich  schmal 
zuo;  man  gibt  ein  Krautsuppen  von  Köl  mit  Öl  kocht.' 
FPlatt.  1612  (Boos).  ,12  Blatten  Kapaunen  mit  Krauts.' 
1645,  AWapf  1895.  Im  (Anzähl-)Reim.  Ane,  quaquane, 
drei  Türggen-am  (bim)  Finger  (Anige,  ticanige,  Tüte, 
Pfinger),  Schnäggägge  (Sehnegge),  Palone,  Puppuppe 
(Puppe),  Chr.  GZür.  1902  (BSteff.,  StSteph.).  S.  noch 
süber  (Sp.  69  o.).  —  Mhd.  krütmppe.  Vgl.  Gr.  WB.  V  2125; 
anders  Martin-Lienh.   II  369. 

l"-lauff-:  wie  nhd.,  Suppe,  bei  der  man  einen 
Uüssigen  Teig  aus  Mehl  (Butter,  Eiern)  in  kochendes 
Wasser  oder  Fleischbrühe  einlaufen  lässt  B;  G;  Z 
und  weiterhin.  Syn.  Fluggetz-,  Luft-,  Teigli-,  Baum- 
wullen-,  Zettel-,  Zöttili-S.  —   Vgl.   Fischer  II   623. 

Brüt-lauff-:  den  Zunftgenossen  anlässlich  der 
eignen  Vermählung  oder  der  Verheiratung  eines  Kindes 
gespendetes  Mahl,  das  auch  durch  eine  Geldleistung 
abgelöst  werden  konnte.  .Welcher  wybet  oder  seine 
kind  zu  der  ee  versorget,  der  gibt  des  ersten  die 
brutloffs-en  oder  dar  für  ein  guldin.'  1574,  B  (,der 
stuben  zun  obem  gerwern  fryheit  und  gewarsame'). 
S.  noch  Be-gräbt-S. 

Luft-:  1.  =  In-lauff-S.  Bs;  GT.;  Z.  -  2.  scherzh., 
über  die  Mittagszeit  sich  erstreckender  Schularrest, 
durch  den  man  die  Suppe  versäumt  Bs. 

Bed.  1  wohl  (vgl.  Luft  i  Bd  III  1159)  wegen  der  Leichtig- 
keit und  geringen  Konsistenz  des  in  der  S.  verkochten  Teiges. 

Lumpe"-:  1.  Käse  in  Essig  und  Öl  angemacht 
Ap;  GRh.,  T.;  THHorn.  Chäsflade"  ond  Mostbröckli 
ond  Lompe"suppe".  ATobler  1909.  —  2.  Kartoffelsuppe 
G  (Götzinger).  —  1  als  Mittel  gegen  den  Katzenjammer 
gebraucht. 

Lüre°-:  mit  Lilre"  (in  Bed.l;  Bd  III  1378)  statt  mit 
Wasser  bereitete  Mete-»?.  Bs.  —  Mäuchli-:  Metzel- 
suppe ScHWilch.  Syn.  Mäuchli  3  (Bd  IV  57);  Metzgi- 
Mäli  (ebd.  161). 


1241 


ip,  sop,  sop 


IL' 4L' 


Milch-  (in  Ap;  G;  Th  auch  Milch-),  Dim.  -Süppli: 
I.  a)  wie  nhd.,  meist  mit  (SuppeP-JTilnkli  Aa j  Ar;  Bs; 
B  (auch  lt  Zyro);  Gr;  G;  Soh;  Schw;  S;  Tu;  Ni.w  (Mat- 
thys);  Z;  wohl  allg.  Kindern  d'  M.  münze".  Mänggerhi 
han-i'h  nit  g'chochet  ...  de"  Morgen  c"  M.  und  g'sehwellt- 
nig  H'erdbpfel  ...  und  z'  Nacht  ne"  dicki  Suppe".  Joach. 
1881.  ,[Ich]gieng  ...  ins  Wirtshaus  [und]  bestellte  für 
mich  eine  M.'  Ndw  Kai.  1906.  ,Er  und  der  N.  [haben] 
mit  einanderen  ein  m-en  gässen.'  1587,  Z  KB.  ,Den 
jungen  Kinden  ...  bruchent  sy  [die  Bewohner  der 
landlichen  Kantone]  zuo  irer  Narung  Geissmilch  ... 
Wann  aber  sy  gan  künnent,  erhalten  sy  die  mit  Milch- 
und  Brotsuppen.'  RCys.  (Br.).  S.  noch  Ge-choch  (Bd 
III  126  o.);  Haber- Biiw  (Bd  V  1035);  (Sp.  1232). 
Über  die  , Kappeier  M.<  vgl.  HBull.  1572,  183;  Z  Neuj. 
St.  1769,5/6;  Alpenr.  1837,  158  ff.;  Dändl.,  Geschichte 
der  Schweiz  II  561/2.  Es  besteht  der  Glaube,  man 
solle  mit  dem  Messer  kein  Brot  aus  der  M.  oder  dem 
Milchkaffee  herausholen;  die  Kuh,  von  welcher  diese 
Milch  ist,  spürt  den  Stich  im  Euter  ZBül.,  ähnlich 
0.;  vgl.  auch  Milch  (Bd  IV  200  o.);  Messer  (ebd.  460). 
In  Spruch  und  Lied.  Chasper,  Melcher,  Balt  esse"d 
d'  M.  ehalt,  Spruch  am  Dreikönigstag.  AfV.  (Tb). 
S.  auch  Herd-Besem  (Bd  IV  1669,  ähnlich  G.;  vgl. 
auch  Melw-S.);  Brlw  (Bd  V  1034)  und  vgl.  noch  das 
(aus  bair.Sprachgebiet  eingeschleppte)  Lied  bei  ALGass- 
mann  1906,  133;  Messikommer  1910,  197.  Im  Spiel. 
Eine  Gesellschaft  sitzt  um  den  Tisch,  auf  welchem  Löffel, 
einer  weniger  als  Teilnehmer,  liegen;  der  Sprecher 
zählt  mit  den  Worten  ,ich  esse  gern  [usw.]',  eine  An- 
zahl Speisen  auf;  beim  Wort  ,M.'  muss  Jeder  nach 
einem  Löffel  greifen;  wer  keinen  erhascht,  gibt  ein 
Pfand  Th;  vgl.  AfV.  VI  150.  E"  M.  mache",  Kinderspiel, 
=  Gigeli-S.2  ZWilb/R.  RAA.  .Meinen  ist  eine  M. 
und  Spinnen  drin  gesotten  [es  gibt  dabei  leicht  Ent- 
täuschungen].' ADiethelm  1897;  vgl.  Sprww.  1824,  254. 
Im  Vergleich,  Ufflnge"  (pfülze")  wie-n-e"  M.,  leicht 
aufbrausen,  aufwallen  Ap  (T.);  SchSL  (Sulger); 
Sprww.  1809;  s.  noch  üf-pfützen  (Bd  V  1211).  ,Oer 
Hanns  ist  eben  viel  zu  geschwind  im  obern  Stüblein, 
ich  will  sagen  hitzig,  aufwallend  wie  eine  M.'  Gespr. 
1800/3.  Üsfg'Jseh"  (dri"luege")  wief-nj-e"  (g'ehotzeti, 
verchotzeti)  M.,  blass,  schlecht  aussehen  AaL.;  Ap(T.); 
Bs;  GSa.,  T.  (auch  DBrägger  1780);  Th;  Z;  s.  schon 
Bd  III  599/600  und  Prästanz  (Bd  V  835  o.).  Im  glei- 
chen S.:  Es  G'sicht  wie-n-e"  M.  (öni  Tvmkli)  Z.  — 
b)  pers.  <x)  Mensch  von  bleicher  Gesichtsfarbe  ApH., 
I.,  M.  lt  TTobler;  GT.  Syn.  Grüen-Fink  2  (Bd  I  867); 
M.-Mueslen  (Bd  IV  493);  Ziger-Brüej  2  (Bd  V  553); 
Bleich- Schnabel.  —  ß)  Mensch  ohne  Energie  BoAa. 
Syn.  M.-Mues  2  (Bd  IV  493);  Win- Warm.  —  2.  Dim., 
Pflanzenn.  a)  Wiesenschaumkraut,  Card.  prat.  Sch  (so 
Rudi.).  Syn.  Chressen  (Bd  III  852);  Leiteren-,  Bläh- 
Ghrüt  (ebd.  900.  905);  Gug-gauch-Bluemen  (Bd  V  7-4) 
—  b)  =  Herr-gotten-S.  ZO. 

Mhd.  müchsuppe;  vgl.  Gr.  WB.  VI  2200;  Martin-Lienh. 
11  370  (wo  auch  das  o.  erwähnte,  wegen  der  quirlenden 
Bewegung  M.  mache"  geuanute  Spiel);  Fulluiann  362.  Flurn. : 
, Mi]ch-Sup]>c',  ein  dem  Bürgerspital  gehür«ndes  Bauerngut 
BsSt. 

Melw-:  wie  nhd.  Mehlsuppe,  bei  der  in  Fett  ge- 
röstetes Mehl  mit  kochendem  Wasser  übergössen  wird, 
häufig  mit  Zusatz  von  Tünkli  (so  Z,  z.  U.  von  der 
Mel"-Brüej),  auch  von  geriebenem  Käse  und  Milch, 
seltener  (so  GSa.)  von  Wein  oder  (so  GT.)  Essig  Aa; 


Ap;  Bs  (lt  Spreng);  B  (auch  lt  Zyro);  Gl;  Gr;  L;  G; 
Sch;  Th;  Z  und  weiterhin.  Syn.  Mues  1  ä  ( Bd IV  490); 
M.-Brüej  (Bd  V  552/3);  Bränn-,  Schweizi-S.;  Melw- 
Trülli.  Den  Mähdern  früh  am  Morgen  vor  dem  Gang 
zur  Arbeit  verabreicht  Th.  Als  gew.  Nachtessen  GSa.; 
vgl.  AfV.  VI  31.  33.  Der  Schmittenätti  hei  älbe"  g'seit: 
d'  M.  ist  der  Ziment  BMad.  ,[Das  Mädchen]  wusste 
nicht,  ob  man  zu  einer  M.  Anken  oder  Schmutz  nehme.' 
Gotth.  ,Mädeli  stellte  nun  eine  Mehlsuppe  oder,  wie 
andere  sagen,  eine  Wassersuppe  auf  den  Tisch.'  ebd. 
, Locken,  worüber  ...  der  Vorraht  zu  einer  Mählsuppe 
verschwendet  worden.'  Sintem.  1759.  S.  noch  Chäs- 
Milch  (Bd  IV  202);  plütschen  (Bd  V  237);  Grund-Räb 
(Bd  VI  21);  rösten  (ebd.  1522/3).  Mit  Adj.  Eso-ne" 
dünni  M.  ist  das  Best  g'si"  für  ,le"  Durst.  Gl  Nachr. 
1901.  Am  Morgen  e"  tolli  M.  und  gtieten  alte"  Chäs. 
GFient  1898.  , Trübe  Mehlsuppe  nennen  unsere  Bauern 
eine  M.,  wozu  sie  Milch  anstatt  des  Wassers  nemen.' 
Spreng.  ,Eine  dicke  Mehlsuppe  mit  Haferbrei  oder 
Kartoffelrösti  bildete  [im  Bauernhause]  das  Morgen- 
essen' (nach  einem  Gr  Haushaltungsbuch  von  1829). 
.Weilen  man  ...  jetziger  Zeit  nur  fro  ist,  wenn  man 
eine  brockenlose  Mäl-Suppen  erschnappen  kan.'  1689, 
GSax  (Bericht  des  Landvogts  an  Z).  S.  noch  an-brün- 
selen  (Bd  V  745).  'brännti  M.;  s.  Bd  V  624  (auch 
GT.).  G'rÖsti  M.  GT.;  Tu.  Im  (Kinder-)Lied.  Dert- 
ene"  (im  G'länd  uss,  üf  dem  Belpberg,  z'  Altstette",  z' 
Delsberg  usw.)  isch-es  lustig,  wo-n-es  d's  ganz  Jär  nie 
(geng)  schneit  (üf  <'em  Belpberg  het  's  g'schneit),  wo  der 
Ghemifeger  (mit-dem  (Ofe"-,  Stumpe"-,  Stimggi-JBese", 
auch  vom  Chemi  a''he")  i"  d'  M.  abe"  (i"he"J  g'heit 
ÄAZof.;  B(,allg.');  LE.;  GBuchs  und  wohl  weiterhin ; 
vgl.  AfV.  VII  278;  GZür.  1902,  82;  ferner  Milch-S. 
Liri,  läri,  Fingerhuet,  M.  isch  gar  nid  guet,  Sürchabis 
isch  besser.  GZcr.  1902  (BAarb.).  .Mehlsuppe  alle  Tag, 
immer  die  alte  Plag:  esse,  wer  essen  mag,  ich  esse 
nicht'  ZWyla.  RAA.  M.  z'sammc"  esse",  sich  genau 
kennen  lernen  GW.  Bevor  man  sich  mit  einem  Mäd- 
chen verlobt,  soll  man  mit-ere"  M.  esse"  GSa.;  vgl. 
Sp.  1230  u.;  Salz  (Sp.  885).  Der  mues-  no'h  mengi  M. 
esse",  muss  noch  ein  gutes  Stück  älter  werden  (bis 
er  zu  Etw.  reif,  fähig  ist)  GW.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI 
1869;  Martin-Lienh.   II  370;   Follmann   358. 

Morge"-,  in  BGr.  Morgen-:  wie  nhd.,  am  Mor- 
gen bereitete  oder  gegessene  Suppe.  Am  Morgen  hed- 
mu"  v'licht  och  eppe"  Suppe"  g'macht  und  der  M. 
Morge"tspis  g'seid;  selhi  Morge"tspis  hed-mu"  dahei- 
men  eppe"  um  Nlni  g'essen.  Barnd.  1908.  Im  weitem 
S.,  am  Morgen  (und  zwar  zu  verschiedenen  Zeiten, 
t.  als  Frühstück,  t.  als  Mittagessen)  eingenommene, 
aus  verschiedenen  Gerichten  (Suppe,  Fleisch,  Gemüse 
usw.)  und  geistigem  Getränk  bestehende  Mahlzeit  (oft 
auch  nur  Zecherei);  Syn.  Morgen-Essen  (Bd  I  527), 
-Brot  (Bd  V  970);  Früe-S.  ,191  lib.  1  ß  1  d.  allenthalben 
in  den  herbergen  zuo  schlafftrunken,  m-en  und  aben- 
turty  verzert.'  1508,  Bs  Chr.  (Rechnung  einer  Gesandt- 
schaft). .Zu  Burdolf  ward  [den  Eidgenossen  auf  dem 
mailändischen  Zug]  geschenkt...  zu  der  morgets-en 
ein  kannen  mit  met  und  ein  kannen  mit  win.'  1512,  B. 
,Morn  hab  der  m-en  war  und  was  man  witer  haben 
sol.'  Badenf.  1526;  vgl.  Sp.  1234  o.  .Morndes,  als  ob 
3500  puren  zuosamen  waren  geloffen  ...  do  ward  der 
fal  zuor  m-en  gon  Ittingen  ins  Karthuserkloster  sich 
do  ze  versamnen  und  zuo  beraten.'  Ansh.  .Als  sy 
morndes  die  morgensupen  essind,  do  spreche  N.  [usw.].' 


124.: 


Sap,  sep,  sip,  sop.  sup 


1538,  ZWäd.  ,N.,  der  stattknecht,  soll  hinfür  ussert- 
halb  sinem  huss  dehein  morgensupen,  dehein  mal  ald 
schlafftiunk  tuon,  sonder  daheimen  ässen  und  trinken 
und  uff  sinen  dienst  warten.'  1568,  Z  RM.  ,Der  Phi- 
lister fürsten  ...  schicken  dir  [König  Saul]  hie  disen 
brieff,  dass  du  zu  in  kompst  in  die  tieff  und  essest 
mit  in  die  m-en,  sie  wollen  dir  gen  eins  uf  die  schnup- 
pen', höhnische  Aufforderung  an  den  Feind.  Holzw. 
1571.  ,Morndes  zogen  wir  ...  zur  Küchen  Elfingen, 
do  wir  by  Herr  N.  inkarten,  der  uns  Sahnen  zur 
Morgen-Sup  gab.'  FPlatter  1612  (Boos).  ,Der  Aman 
[hat  Oberstwachtmeister  Kesselring  und  seinem  Be- 
gleiter] ein  M-en  ze  geben  anerbotten.'  1632,  Th 
Beitr.  ,[Als  Beispiele  für  den  Gebrauch  des  Wortes 
,und'  werden  angeführt:]  Hoch-Zeit  und  Würgeten, 
ein  Gulden  und  M-en  [usw.].'  Ringgli  1736.  ,Am 
Morgen  wird  des  Rosshirten  Schweig  vollends  abge- 
hauen noch  vor  der  M.'  1780,  ORingholz  1908.  Die  M. 
spielt  bei  verschiedenen  (festlichen,  öffentlichen) 
Anlässen  eine  Rolle.  ,Und  mornist  am  sontag,  so 
man  das  erst  in  rat  lutt,  do  kam  ein  rat  uff  dem  richt- 
huss  ...  zuosammen,  und  so  man  das  ander  lutt,  so 
gieng  ein  rat  (hinuff)  in  des  bischoffs  hof;  do  was 
ein  morgensupen  bereit',  bei  der  Ratswahl,  um  1530, 
Ba  Chr.  ,Es  kommen  allerley  ehrliche  menner  in  dises 
[das  Männerbad  im  .hinderen  hof'  zu  AaB.]  zusam- 
men, geben  nacheinander  die  m-en  und  besetzen  das 
gericht  allerdingen,  wie  im  stadthof  beschicht.'  HPant. 
1578;  vorher:  ,In  disem  bad  wirt  ein  schultheiss  er- 
welet  mit  mehrer  hand  der  badergesellen,  desgleichen 
ein  Statthalter  [usw.],  so  nach  der  suppen  das  gericht 
besitzen  und  die  Unzucht,  so  daselbst  und  in  allen 
bedern  dises  hofs  begangen,  wol  straffen';  s.  auch 
vor.  Sp.  Für  die  ,m.'  zu  Ehren  des  Amtsantritts 
eines  Obervogtes  wird  1587  1  Pfd  verrechnet.  Boumer 
1894.  Bei  der  Zehntenverleihung  im  J.  1604  waren 
sowohl  bei  der  M.  zu  Hittnau  als  beim  Imbiss  und 
Abendtrunk  in  Bäretswil  23  Personen  mit  Pferden 
und  verursachten  57 Va  Pfd  Zehrungskosten.  JStuder 
1870.  Gesetzliche  Bestimmungen,  die  sich  auf  die  M. 
beziehen  und  sich  meist  gegen  die  Unmässigkeit  rich- 
ten, sind  häufig.  ,Ob  sy  [die  , pfander  und  zuopotten'] 
jemand  usschickt ...  so  sollend  sy  für  belonung  nem- 
men  ...  für  den  gang  von  jeder  myl  dry  Schilling 
[usw.];  hiemit sollend  die  morggensuppen,  schlafftiunk 
und  ander  umbeosten  gar  abgesetzt  sin.'  B  Mand.  1531. 
Für  die  M.,  das  Abendbrot  und  den  Schlaftrunk  soll 
kein  Wirt  mehr  als  je  3  Kreuzer  fordern.  1532,  Absch. 
,Sidtmalen  inn  den  morgensuppen  die  jungen  gsellen 
das  ir  gar  liederlich  vertuond,  ouch  sölliche  morgen- 
brötli  ganz  unnotwendig,  so  söllent  uff  den  gsell- 
schafteu  und  Zünften  allhie  ...  alle  m-en  und,  was 
derglychen  zech  sind,  zenemmen  und  zeniessen  fryg 
abgestrickt  sein;  also  das  dhein  stubenknecht  ald 
-frouw  dheine  ra-en  änderst  dann  irem  eignen  huss- 
gsind  geben.'  Z  Mand.  1572;  wiederholt  1574.  1599. 
,Es  söllent  auch  die  Morgenbrot  und  Morgensuppen, 
dessglychen  das  Brantenwyn-  und  Wurmettrinken  am 
Morgen  inn  den  Winklen  ...  genzlich  abgestrickt  syn.' 
ebd.  1627.  ,[Es]  soll  kein  Wirt  Einem,  so  allhir  wohn- 
haft, an  einem  Sonn-  und  gebottnen  Firtag  ein  M-en 
geben.'  GWil  Mand.  1640.  ,[Bei  konkursrechtlichen 
Amtshandlungen  soll]  künftig  ein  iewyliger  Obervogt 
zuosambt  synen  Bysessen  ...  erstens  in  aller  Beschei- 
denheit ein  Morgensüpplein  niessen,  daruff  an  die  Ar- 


beit sitzen.'  Z  Mand.  1660;  auch  ZGrün.  AR.;  ähnlich 
1694.  ,Wan  Einem  beliebete,  seine  Fründ,  Verwante 
oder  Andere  ...  zuo  einer  Morgensupen  oder  ehrliche[n] 
Gastery  ze  halten,  last  man  es  zuo  ...  jedoch  lenger 
nit  dan  von  der  Meyenlandtsgemeindt  bis  zuo  Endt 
der  Fassnacht.'  1667,  Scuw  LB.  Insbes.,  die  am  Morgen 
des  Hochzeitstages  (in  ScHSchl.  um  10  Uhr)  vor 
dem  Kirchgang  im  Hause  der  Braut  (in  einer  Wirt- 
schaft ScaSchl.,  im  Gemeindehause  ZSth.,  in  ä.  Zeit 
auch  im  Hause  des  Bräutigams,  in  einer  Zunft,  Wirt- 
schaft) den  geladenen  Gästen  verabreichte  Mahlzeit, 
gew.  bestehend  aus  Suppe,  Fleisch  und  Gemüse  (kal- 
tem Aufschnitt  Z)  BsL.;  Gl  (ausser  S.;  vgl.  Gl  Gem. 
304);  GT.;  SchScIiI.  und  lt  Kirchh.;  Z  (so  Dättl.,  Stdt, 
Sth.).  Suppe  mit  Fleisch,  welche  am  Hochzeitsmorgen 
von  den  Brautleuten  in  einer  grossen  Schüssel  den 
Angehörigen  der  Gäste  geschickt  wird  ZFlurl.  Der 
, vermögliche'  Bräutigam  musste  [E.  XVI.]  alle  Nach- 
barn zu  einer  ,m.'  laden  oder  drei  Gulden  zahlen. 
Stadlin  1824.  ,Uncosten,  so  er  mit  syner  Frauen 
Brutfueder  und  M-en  gehept'  1647,  ZWetz.  ,Dass 
ihr  wöllind  kommen  erstlich  in  sein  des  Ehren-Hoch- 
zeiters Hauss  und  Heimen  an  die  ehrlich  M-en  und 
nach  demselbigen  an  den  christenlichen  Kirchgang', 
Einladungsformel.  JKeller  1679.  ,Die  sogenannte 
M.  und  die  dabei  vorgehende  Aushin-Forderung  der 
Braut,  die  an  einigen  Orten  mit  lächerlichen  Um- 
ständen eines  formalen  Marktens  ...  begleitet  ist.' 
Herrlib.  1751.  Unmässigkeit  gehörte  dabei  nicht  zu 
den  Seltenheiten;  vgl.  JWHess  1905,  58.  ,14  Pfd  [ein- 
genommen als  Busse  von  der  N.],  hat  bei  ihrer  Hoch- 
zeit an  der  M-en  zu  viel  getrunken,  dass  darüber 
in  der  Kirchen  Argernuss  entstanden.'  1722,  ZKyb. 
(Landvogteirechn.).  Gesetzliche  Bestimmungen  gegen 
die  M.  bei  Hochzeiten.  .Demnach  min  gn.  Herren... 
betrachtet  die  grosse  Unordnung,  Missbruch  und  Umb- 
eosten, so  etliche  ...  irer  Burgern  und  Hindersessen 
in  Haltung  und  Verrichtung  irer  Kinderen  Hoch- 
zyten  mit  köstlichen,  übermässigen  M-en  ze  bruchen 
angefangen,  da  allwegen  Einer  dem  Andern  mit 
Köstligkeit  fürkommen  wollen,  und  also  dahin  ge- 
raten, das  nit  allein  die  Hochzytere  sampt  geladnen 
Töchtern  und  Ehrenwybern  zu  solcher  M-en  korn- 
mendt,  sonder  ouch  jung  und  alt  Manspersonen  sich 
dahin  verfüegendt  [so  wird  verordnet]  das  ein  jeder 
erbarer  Hussvatter  und  Hussmutter  uff  irer  Kinderen 
Hochzyt  den  Ehrenwybern  und  Töchteren  allein  und 
gar  keinen  Knaben  noch  Mannen  ein  zimliche,  be- 
scheidenliche  M-en  mit  einer  Blatten  Fleisch  geben... 
und  die  geladnen  Knaben  und  Mann  uff  bestimpte 
Gsellschaft  gan,  daselbst,  wo  von  Nöten,  ein  beschei- 
denliche  M-en  niessen  sollindt.'  B  Polizeibuch  1604; 
ausführlicher  wiederholt  1610.  ,lst  unser  Befehl,  dass 
der  Hochzeiter  und  sein  Gespons  den  beruffenen  Gä- 
sten fürterhin  keine  M-en  weiters  geben  [sollen].' 
BsMand.  1619.  ,Fur  das  Erst  sollend  alle  M-en 
an  Hochzyten  jungen  und  alten,  ledigen  und  ver- 
ehelichten, sowol  Wybs-  als  Manspersonen,  die  wer- 
dind  ins  Hochzyters  oder  anderen  Hüsern,  in  Wirt- 
schaften oder  uff  Gsellschaften  zugerüstet,  gänzlich 
verbotten  syn.'  B  Mand.  1628.  .Demnach  ...  an  den 
Hochziten  ain  Missbruch  mit  den  M-en  eingeschli- 
chen, bi  welchen  sich  die  Hochzitlüt  lang  ufhalten 
und  desswegen  mehrmalen  zuo  spat  in  die  Kir- 
chen kommen  ...  auch    Etliche    sich    so    unbebutsam 


Sap,  sep,  sip,  sop,  st 


124«; 


verhalten,  dass  sie  ...  mit  Wein  angefüllt  in  die  Kir- 
chen kommen  ...  als  solle  hirmit  dises  abgestrickt 
und  verbotten  sin.'  GWil  Mand.  1641.  .[Verboten  wer- 
den] die  grossen,  überflüssigen  und  langwährenden 
M-en,  das  darby  yngerissne  ärgerliche  Bezächen 
und  Bewynen,  daher  man  etwann  gar  spat  oder 
ein  grosser  Teil  gar  nit  in  die  Küchen  gabt.'  Z 
Mand.  1650  (.Hocbzyten  uff  der  Landschaft');  wieder- 
holt 1692.  1699.  .[Verboten  wird]  die  grosse  Hoch- 
zeits-Einladung von  Gemeindsgnossen  ...  die  lang- 
währende M-en,  dadurch  die  Predig  verspätet  wird  . .. 
die  Nachhochzeiten,  jedes  diser  Stucken  bei  fünf  und 
mehr  Pfund  Buss.'  ebd.  1718.  , Bei  den  Morgen-Suppen, 
Hochzeiten  und  Tauffe-Mählern  verbieten  wir  alles 
kostbare  Tradieren,  sonderlich  mit  Geflügel  und 
Zuckerzeug.'  ebd.  1764.  In  RAA.  (vgl.  Wander  III 
734).  ,Magere  m.  geben',  wenig  eintragen.  ,[Abt  Cralo 
war]  wenig  leuten  werd  ...  welichs  ein  böser  siechtag 
an  der  fürsten  hof  ist  und  gar  mager  m-en  gibt.'  Vad. 
Für  etw.  Alltägliches,  Bedeutungsloses,  das  man  leicht 
und  angenehm  abmacht,  wie  das  Essen  der  M.  ,Es 
ist  ihm  wie  eine  M.'  Sprww.  1824.  Da'  got-im  für  c" 
M.,  ist  ihm  eine  Spielerei  SchSI.  (Sulger).  Er  frisst-en 
für  e"  M.,  wird  leicht  mit  ihm  fertig,  ebd.  ,[Es  kam 
die  Nachricht]  ein  hüfle  Swytzer  wärid  [am  Bruder- 
holz] vorhanden,  das  inen  [den  Königlichen]  für  ein 
m-en  nit  möcht  entrinnen.'  Ansh.  aII  154.  —  morgen- 
süpplen:  eine  ,Morgensuppe'  ausserhalb  des  Hauses 
(in  einer  Wirtschaft  odgl.)  nehmen.  ,Es  sollend  hie- 
mit  die  Morgenbrot  und  Morgensuppen,  dessglychen 
das  Brantenwyntrinken  am  Morgen  in  den  Winklen 
genzlich  abgestrickt  syn,  also  das  man  nit  mehr 
weder  uff  Zünften  noch  in  Wirtshüsseren  tn.  oder  in 
die  Brantenwynhüser  gähn  sol.'  Z  Mand.  1616.  Abi. 
Morgen- Süppler  m.  ,üie  vier  obersten  meister 
söllent  alle  wirt,  stubenknecht  und  -frauwen  bschicken, 
inen  die  Ordnung  umb  die  abstrickung  der  morgen- 
broten  fürhalten  und  sy  vermannen,  darüber  niemanden 
zmorgen  ze  geben;  hienebent  söllent  NN.  hierüber  ir 
ufsehens  haben,  von  denen,  so  darwider  handient,  es 
sygen  morgensüpler,  wirt,  stubenknecht  ald  -frauwen, 
die  bussen  inzüchen.'  159S,  /.  K.M. 

Vgl.  Gr.  WB.  VI  2583/4;  femer  Schm.  I  1648.  II  318 
(auch  für  den  Hochzeitsbrauch);   Martin- Lienh.   II   370. 

Fast-mues  Fasmis-:  Suppe  aus  Gerste,  Erbsen, 
Saubohnen  mit  Anke"  -  Truese"  geschmalzt  SchwE. 
(MLien.).  's  Müetti  hät-ene"  drüf  e"  chreftigi  F.  uf-e" 
Tisch  g' stellt,  der  Löffel  hat  chönne"  stö"  dri"  inne". 
MLien.  1888.  —  Ge-mües-:  =  Chost-S.  Z  (so  Stdt, 
Wäd.). 

Most-:  1.  „ süsser  Weinmost  Sch"  (heute  abge- 
lehnt). Syn.  Most  1  (Bd  IV  541).  In  ä.  Zeit  bestimmte 
Menge  vom  neu  gepressten  Wein,  als  Naturalleistung 
an  Amtspersonen,  Anstalten,  Gemeinwesen  udgl.  ,Mit 
den  eltisten  einer  gmeind  zu  Küssnacht  abzehandlen, 
wie  man  sich  mit  einer  gmeind  der  m-en  und  anderen 
uncostens,  so  inen  jerlich  uss  der  zendentroten  zu 
Küssnacht  gegeben  worden,  verglychen  und  uff  ein 
genambts  vertragen  möge.'  1577,  Z  RM.  ,7  vrtl  wyn 
sind  zu  m-en  verbrucht.'  1584,  Z  (Kappelerhof,  unter 
den  .Herpst-Costen').  ,Jkr  Amtman  N.  [hat]  von  allen 
denjenigen  Zehndenwyuen,  so  in  den  Keller  gekommen, 
sy  seigen  gleich  eingesammelt  oder  verliehen  worden, 
die  bestimbte  M-en  bezogen  und  aber  allein  die  M-en 
verrechnet  von  denjenigen  Zehendwynen,  so  verliehen 


werden.'  XVII.,  ZTöss  (.Memoriale  Hin  Amtman  A. 
zu  Töss,  dass  ihme  gleich  Jkr  Amtmann  N.  zu  Winter- 
thur  die  M.  vergünstigt  werden  möchte').  ,4  Köpf 
M-en  nach  altein  Bruch  dem  Torwächter  uff  Dorf.' 
1609,  Z  (Ötenb.  Rechn.).  ,Schulmeisterbesoldung:  [ua.] 
im  Herbst  eine  M-en  ...  Die  M-en  sei  eine  wilkürl. 
Gnad  nach  Beschaffenheit  des  Jahrgangs.'  1609,  ZRicht. 
Es  wird  bestimmt,  dass  der  I.andvögtin  im  Rheintal 
für  die  M.  ein  Saum  Wein,  wie  von  Alters  her,  ge- 
geben werden  solle.  1642,  Absch.  ,[Es  ergeht  eine 
Warnung,  da]  etliche  eigennützige  und  untrüwe  Le- 
henlüt  ...  ihnen  selbstens  eigents  Gwalts  hinderrugs 
und  ohnwüssent  der  Hr.  Ambtlüten  zu  Herpsts  Zyten 
starke  M-en  schöpfint.'  1643,  Z.  Die  Beschwerden 
Rheinaus  betreffend  Pfruiulwein,  M.  usw.  veranlassen 
ein  Schreiben  an  Zürich,  keine  solchen  Neuerungen 
vorzunehmen.  1658,  Absch.  .Spezifikation  der  M-en, 
so  anno  1694  aussgemässeu  [folgen  die  Angaben]. 
Darby  zum  Bericht,  dass  ussert  ...  der  M-en,  so  in 
das  Ambthuss  gegeben  wird,  die  andern  all  bei  vollem 
Eimer  ...  genommen  werden.'  1694,  ZKü.  ,Es  habend 
...  A.,  der  Trottmann,  und  B.,  der  Trottknecht,  gleich 
ihren  Vorfahren  nach  vollendetem  Herbst  1  Eimer 
M-en  uss  der  Zenden-Trotten  zu  Küssnacht  (ob  sy 
gleich  daselbst  keine  Arbeit  verrichten)  biss  dato  em- 
pfangen.' XVIII.,  ZKü.  (in  der  gleichen  Urk.  noch  ö.). 
,M-en  den  Pfrüenderen:  zehen  Fierling  Wein  lauter 
Mass  gibt  man  ihnen  zusammen  und  jedem  •/»  Brot.' 
1703,  ZWth.  (Spitalakten).  ,An  Zehnden-Wein  ge- 
fallen: 2  Vrt.  M-en  H.  Pfarrer  A.  ...  2  Vrt.  M-en  Herrn 
Helfer  B.'  1717,  Z  (Kappelerhof).  ,Gfäll  Herren  Amt- 
man N. :  M-en  [folgt  Angabe  der  jährlich  entfallenden 
Mengen.  Für]  die  in  dieser  Ausrechnung  nicht  auss- 
gesetzten Jahrgang  [kann]  die  M-en  [ermittelt  werden] 
aus  dem  Titul  des  ganzen  Einnämens  an  Wein  [nach- 
dem] hiervon  in  circa  50  S[au]m  für  Aussgaben  den 
Pfründen  abgezogen  worden,  darvon  ein  Amtman  keine 
M-en  hat.'  1721,  ZEmbr.  ,Von  den  sieben  Eimern, 
so  sie  [die  Gemeinde  ZZoll.]  jährlich  vom  Stift  zur 
M-en  empfangen,  einige  dem  Schulmeister  abfolgen.' 
1721,  aZoll.  1899.  1729  erscheint  unter  den  Einkünf- 
ten des  Pfarrers  in  TaAad.  1  Saum  ,M.'  JNater  1898. 
Jn  Betreff  des  Wein-Zehndens  zu  Eglisau  und  den  12 
Saum,  die  das  löbl.  Obmann-Amt  jährlich  einem  Hr 
Landvogt  unter  dem  Titul  M-en  geben  niuss.'  1763,  Z. 
Zum  Einkommen  des  Pfarrers  in  ZEgl.  gehörten  E. 
XVIII.  auch  2  Saum  ,M-en';  der  Lehrer  bezog  ua. 
Vs  Saum  ,M-en'  von  verschiedenen  Personen.  AWild 
1883.  —  2.  eingekochter  Obstsaft.  Syn.  Most  3  (Bd 
IV  542).  ,1m  Sommer  macht  das  junge  Volk  am  Sonn- 
tag wildes  Obst  ab,  mosten  dasselbe  und  kochen 
daraus  M-en.'  1603,  JWHess  1905.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI 
2600. 

Nacht-:  1.  die  (wohl  aus  einer  Suppe  bestehende) 
letzte  Tagesmahlzeit.  ,Wo  die  Landwirtschaft  mit 
zahlreichem  Gesinde  betrieben  wird,  setzt  man  sich 
des  Tags  fünf  Mahl  zu  Tische,  nähmlich  zum  Früh- 
stück, zum  Vormahle,  Mittagessen,  Vesperbrot  und 
zur  N.'  GLHartm.  1817.  —  2.  dem  neuvermählten  Paar 
am  Hochzeitsabend  zum  Bette  gebrachtes  (Suppen-) 
Gericht.  ,N-en  in  der  nüwen  Ehelüteu  Kammeren 
[Überschrift].  Die  N-en,  so  man  in  der  nüwen  Ehe- 
lüteu Schlaffkammeren  mit  Verüebung  unsinnigen  Ge- 
schreys,  Uffbrechung  der  Türen  und  derglychen  Un- 
wäsen   für   ihre  Bet  zebringen   bisshero    an    etlichen 


1247 


Sap,  sep,  sip,  sop,  sup 


1243 


Orten  gewohnt  gewesen  ...  soll  als  ein  unanständige 
Sach  höchstes  Ernsts  verbotten  syn.'  B  Mand.  1628. 
—  Fas-nacht-:  Festmahl  in  der  Fastnachtzeit;  vgl. 
zum  Sachlichen  Bd  IV  651.  , Anfrag  ...  ob  m.  gn. 
Herren  [dem  Bürgermeister  von  GStdt]  gelegen  wäre, 
künftigen  Donnerstag  zu  Mittag  mit  ihro  hochfürstl. 
Gnaden  ein  F-en  im  Kloster  zu  gemessen. '  1744, 
KWild  1847.  —  Polente"  Palenttc"- :  Maismehlsuppe, 
bereitet,  indem  Maismehl,  das  vorher  mit  Milch  an- 
gemacht wurde,  in  kochendem  Wasser  unter  Zutat 
von  Butter  (manchmal  auch  Zwiebeln  und  Käse)  ver- 
rührt wird  W.  S.  brücken  (Bd  V  351).  -  Bolle- - 
(bzw.  -e-)  GRObS.,  V.  (jetzt  abgelehnt),  Bulle"-  GStdt; 
THErm.:  Zwiebelsuppe,  bei  der  Zwiebelschnitten  mit 
Brotstückchen  (mit  oder  ohne  Beigabe  von  Mehl)  in 
Butter  geröstet  werden,  worauf  das  Ganze  in  kochen- 
dem Wasser  verrührt  wird.  Syn.  Zivibelen-S.  1.  Ist 
Das  nid  e"  Trülle"suppe"?  Jö,  Das  ist  e«  Tr.  Ghocht- 
me"  dö  e"  B.  ?  Nei",  me"  chocht  hei"  B.  B.,  Tr.,  jö, 
Das  ist  e"  Tr.  [usw.],  bei  der  Trülle"- Sappe"  (s.  d.) 
auf  dem  Eise  gesungen.  ONägeli  1910. 

Panä'da-  GRMai.  (neben  B-).  Pr.  (MKuoni  1886): 
aus  (geriebenem)  Brot  mit  Butter  ohne  Mehl  durch 
langes  Kochen  bereitete  Suppe  GRMai.  ,Brot-  und 
Krafts.'  GRPr. 

Aus  rätorom.  panada.  In  der  Form  ,Pauatel,  Banadel' 
(selbständig  oder  in  Zss.  mit  , Suppe')  auch  oesterr!  und  hier 
dem  it.  panata  bzw.  lombard.  /«uuidu  entstammend;  vgl.  Ca- 
stelli  1S47,  74;  Schöpf  486;  Uuger-Khull  47 ;  ZfhM.  IV  274. 

Böne"-:  aus  getrockneten  (weissen  und  farbigen) 
Bohnen  und  meist  (so  Ar;  ZO.,  nicht  in  GT.)  mit  Gerste 
bereitete  Suppe  AaF.;  Ap;  B;  GRObS.,  V.;  GT.;  S; 
ZO.  Syn.  Chost-S.  Als  erstes  Gericht  beim  festtäg- 
lichen Mittagessen  ZO.  (Messikommer  1909).  RAA. 
Eine'',  wo  g'wüsut  het,  aass  's  Lebe"  nit  "ume"  vomene" 
guete"  Stiere"handel  öder  von-ere"  dicke"  B.  abhanget. 
JReinh.  1901.  ,Die  Engländer  haben  einen  bösen 
schwarzen  Buben  entrinnen  lassen  ...  welcher  den 
Deutschen  in  Südostafrika  viel  Muess  in  die  Bohnen- 
suppe machte.'  Bauernst.  1907.  —  Auch  bei  Sanders  II 
1273;  Martin-Lienh.  II  369. 

Bängel-:  Tracht  Prügel;  Syn.  Brügel-S.  S.  ab- 
brüglen  (Bd  V  523).  —  Auch  bei  Gr.  WB.  I   1472. 

E  r d-bir e"  Herppire"-  GRZiz.,  Heppire"-  GRÜVaz : 
=  Frd-epfel-S.  GRÜVaz  (Tsch.),  Ziz.  (Fleischsuppe  mit 
rohen  oder  Mehlsuppe  mit  rohen  oder  raitgekochten 
Kartoffelwürfeln).  Die  H.  hat  a"fe"  lang  g'chuelet 
GRÜVaz.  —  Ge-büre"'  Pure"-:  nach  Bauernart  be- 
reitete, kräftige  Suppe  WG.     S.  süffen  (Sp.  346). 

Pasti-I?-:  Suppe  mit  eingekochten  Teigstücken, 

Mehlspeissuppe   Gr   (B.).    —    It.   zuppa   di  paste. 

Batälie"-:  Suppe  mit  darin  gekochten  fein  ge- 
schnittenen trockenen  Gemüsen,  Juliennesuppe  B;  Z. 
Syn.  Bettler-S.  , [Fässer]  in  welche  die  Weinhändler 
alle  möglichen  Restchen  werfen,  in  denen  eine  ärgere 
Mischung  stattfindet,  als  in  einer  sogenannten  Bataille- 
oder  Bettlers.,  welche  auch  aus  Welschland  stammt.' 
Gotth.  —  Ma.  frz.  (F;  Genf;  Neuenburg;  W)  toup,  a  la 
bataille;  vgl.   GWissler,   Das  Schweiz.  Volksfrz.   64. 

Pater  Pader-:  Suppe  aus  verschiedenen  Gemüse- 
resten (Reis,  Kraut,  Bohnen  usw.)  GrV. 

Nach  dem  Einsender  (CSchuyder)  gibt  es  , solche  Suppe 
gewöhnlich  an  den  Klosterpforten,  zB.  bei  den  Kapuzinern'; 
vgl.  Kapuziner-S.      Das  -d-   weist  auf  rätorom.   Quelle. 

Chind-better-,  in  BStdt  -bettere"- :  Wassersuppe 


aus  geröstetem  Brot  (Mehl  mit  Brotwürfeln),  wie  sie 
gerne  Wöchnerinnen  gereicht  wird  Bs;  BStdt;  GRMai.; 
ZO.  (1t  Messikommer  1911  mit  Zusatz  von  Kümmel) 
und  lt  FStaub.  Syn.  Bröckli-,  Brannten-,  Würfeli-S. 
S.  auch  singen  (Sp.  1198  o.).  Scherzh.  für  fades  Ge- 
tränk oder  Gericht  (FStaub,  wohl  für  ZS.).  —  Vgl. 
Martin-Lienh.  II   369   (liini.). 

Bettler-:  a)  Wassersuppe,  aus  Brotschnitten  mit 
etwas  Butter  mit  oder  ohne  Beigabe  von  Mehl  B; 
GRMai.  (Dan.);  SL.;  Z.  Scherzh.  auch  von  der  Sücss- 
anken-S.  (weil  ohne  Fleisch  gekocht)  Z  (Dan.).  Si"s 
ganz  Leben  ist-im  vorcho"  wi-n-e"  dünni,  mageri  B., 
wo-me"  vergeben-es  Bröcheli  oder  es  Schmutzaug  druffe" 
suecht.  SGpeller  1911.  ,[Das  Land]  wo  die  einzelnen 
Kapacitäten  dürftig  herumschwammen  wie  das  Brot 
in  einer  B.'  Gotth.  —  b)  Suppe  mit  darin  gekochtem 
Gemüse  (Bohnen,  Gerste,  Kartoffeln,  Rübli,  Kohlarten 
usw.)  B  (Gotth.);  GSa.,  W.;    Syn.  Batälien-S.  (s.d.). 

—  Bizoggel-,  Bt-,  BT:  das  oft  ohne  Zutaten  ge- 
nossene Wasser,  in  welchem  Bizoggel  (vgl.  Bd  IV 
1994)  gesotten  wurden  Gr  (so  V.  und  lt  Tsch.).  — 
Bluet-:  1.  , das  Wasser,  worin  Blutwürste  aufgekocht 
wurden'  ApK.  (T.).  Syn.  Bös-S.  —  2.  .geöffnete  Blut- 
würste, in  gekochte  Milch  gerührt'  ApK.  (T.). 

Brügel-  (bzw. -i-):  1.  dicke  Suppe  aus  Kartoffel- 
schnittchen  und  Mehl  ZO.  (so  Wald  und  lt  Spillm.). 
Syn.  Brügel  0  (Bd  V  521);  FAr-stein-S. ;  Fisch-Wis. 

—  2.  =  Bängel-S.  Bs;  B  (.Inbegriff  der  Prügel,  die 
Einer  bekommen  hat.'  Zyro);  GRObS.  (B.)  und  lt  Tsch. 
Syn.  Brügel-Brüej  (Bd  V  553).  ,Er  esse  keine  Suppe 
gern,  aber  Pr.  am  allerwenigsten.'  Gotth.  ,Brügel- 
supen,  fustbiren  und  kolbengmües',  zwei  Mägden  vom 
Arzt  verordnet.  1565,  L  Spiel  (FrStirnimann  1900). 
, Einem  Br.  anrichten.'  Mey.  1692.  .Stand  nit  zu  nach, 
in  die  Bücher  ze  guggen,  sonst  möcht  dir  werden 
Br-en!'  1718,  Troll  1844.  ,[Die  Offiziere  der  Kaiser- 
lichen hätten]  selbst  um  ein  Kleines  noch  die  Haut  voll 
Br.  gekrieget.'  Sererh.  1742.  .Mir  schmeckt  keine  Suppe 
weniger  als  die  Pr.  und  meinem  Herzen  hat's  all 
meine  Tage  Überwindung  gekostet,  sie  anzurichten.' 
ÜBrägger.  —  Vgl.    Gr.   WB.  VII   2192;   Fischer   I    1167. 

Bröckli-,  Bröchfejli- :  .Wassersuppe  mit  Butter 
und  Brotbröckli,  die  in  Butter  geröstet  worden'  B  (so 
G.,  Si.  und  lt  Zyro,  Gotth).  Syn.  Chind-better- S.  ,Die 
Andere  hätte  noch  M'el"'  solle"  reiche"  für-n-e"  Br.' 
Gotth. 

Brum(m)el-,  in  GrD.  in  Bed.  1  b  Brüm(m)el-,  in 
B  in  Bed.  3  auch  Brüm(m)eli- :  1.  a)  fingierte  Suppe, 
die  gleichs.  zum  Brummen  reizt  Z  (Spillm.).  Er 
hat  Br.  g'esse".  —  b)  Strafpredigt,  Scheltrede  B 
(Gotth.);  GrD.  (.namentlich  bei  Tisch  seitens  des 
Hausvaters'  B.),  ObS.,  Ths,  Val.  Syn.  Rumpel-Metti 
(Bd  IV  558);  Filz-,  Rumpel-S.  ,Die  Frau  musste  alle 
Tage  ihre  Br.  schlucken.'  Gotth.  —  2.  pers.,  vor  sich 
hin  brummender,  mürrischer,  unzufriedener  Mensch, 
Brummbär  Bs;  BSi.  und  lt  Gotth.;  Z  (Spillm.);  auch 
lt  Sprww.  1869.  Syn.  Brummel-Chessi  (Bd  III  520), 
•Ber  (Bd  IV  1452).  De  bist  e"  rechti  Br.  Z  (Spillm.). 
.Aussehn  wie  eine  wandelnde  Br.'  udgl.  .[Sorgen 
giengen]  ihm  im  Kopfe  herum,  dass  er  oft  aussah 
accurat  wie  eine  wandelnde  Br.'  Gotth.  .Acht  Tage 
lang  blickten  keine  freundlichen  Sterne  über  der  Veh- 
freude;  die  Männer  giengen  umher  wie  wandelnde 
Br-en.'  ebd.  .Ich  glich  einer  wandelnden  Br.,  man 
hörte  mich  von  weitem  surren  [beim  halblauten  Auf- 


Sap,  sep,  sip,  sop,  snp 


1250 


sagen  des  Gelernten],  und  meine  Kostleute  ...  meinten, 
das  Spuhlrad  zu  hören.'  ebd.  —  3.  =  Gigeli-S.  2  B  (so 
Gr.,  M.  und  1t  Zyro). 

1  and  2  auch  bei  Uuger-Khull  121;  Fischer  I  1469; 
Martin-Lienh.  It  369;  Follmaun  68.  Vgl.  auch  Mutter-S. 
bei   Martin-Lienh.   II   370. 

Bränn-:  =  Melw-S.  Tu  (Dan.). 

Aach  bei  Gr.  WB.  II  371;  Schm.'I  358;  Unger-Khull 
115;   Fischer  I    1402;  anders   bei   Martin-Lienh.  II   309. 

Brösme--  BsL.,  Brösnieli-  bzw.  -ö-  Ar  (T.);  Bs 
Stdt;  B  (so  G.,  auch  lt  Zyro,  für  Si.  abgelehnt);  GStdt, 
T.;  ScHwSchwyz,  Bröselt-  ApK.  (T.);  Soh  (-üi-J,  Dim. 
-Söppli  Ap  (T.):  Suppe,  in  die  geriebenes,  in  Butter 
geröstetes  Brot  gestreut  oder  die  durch  Übergiessen 
tou  solchem  Brot  mit  kochendem  Wasser  bereitet 
wird.  Syn.  Chind-better-S.  .Zuhause  wartete  dann 
noch  eine  Mehl-  oder  Brösmelis.,  wenn  man  noch 
Hunger  hatte',  beim  Heimkommen  aus  der  Gesellschaft. 
M.  XIX.,  BStdt  (B  Volksztg  1904).  —  Vgl.  Martin-Lienh. 
II   369  (.Brosemensuppe1). 

Brot-:  wie  nhd.,  bereitet  durch  Übergiessen  von 
(meist  in  Butter  gerösteten)  Brotschnittchen  mit  ko- 
chendem Wasser,  bzw.  Fleischbrühe  Bs:  Gr;  Scu;  Z 
und  weiterhin.  Syn.  Bankett  (Bd  IV  1391);  TünMi-S. 
S.  Milch-S.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  406;  Fischer  I   1450. 

Räb-  GrD.  (B.).  Bäbe"-  GrV.:  Suppe  von  nudelig 
geschnittenen  weissen  Rüben  (auch  mit  Zusatz  von 
Reis,  Kümmel  usw.).  —  Entspr.  ,Rübensnppe'  bei  Gr.  WB. 
VIII  1337;  Martin-Lienh.  II  370  (.Euehen-'). 

Ribel-  (bzw.  -V-)  Gr  (so  Jen.,  L.,  Pr.,  ÜVaz),  Bi- 
beli-  Aa  (so  Ehr.);  Ap;  Bs  (Seiler);  GrNuI'.;  G  (so 
Buchs,  T.,  We,  Widn.);  ScHSt.;  Th;  Z  (so  O.,  Stdt,  Wil 
b/R.),  Bübeli-  S  (so  Balsth.,  Kriegst,  und  lt  Joach.): 
1.  Fleischbrühe  (oder  Milch  GnNuf.;GBuchs,We.,Widn.) 
mit  eingekochten  Eibelfi)  (s.  Bibel  5  Bd  VI  49),  d.  h. 
mit  flockig  in  Wasser  angerührtem  oder  (zwischen  den 
flachen  Händen  oder  auf  dem  Würk-Brett)  verriebenem 
(auch  fein  zerschnittenem),  sich  beim  Kochen  noch 
weiter  zerfaserndem  Teig  aus  Ei  und  Mehl  Aa  (so 
Ehr.);  Ap;  Bs;  G  (so  Buchs,  T.,  We.,  Widn.);  ScnSt.; 
Th  (so  Mü.);  Z  (so  Stdt,  Wil  b/R.),  mit  eingeschlagenem 
Teige  GrL.,  mit  kleinen  Klössen  GrNuL  (aus  Weizen- 
mehl und  Eiern);  S.  mit  zerriebenen  gesottenen  (in 
Butter  unter  Zufügung  von  Mehl  gerösteten  Kar- 
toffeln GRjen.,  Pr.,  UVaz;  ZStdt.  Nötis-nö°h  han- 
ieh  's  [das  Kochen]  aueh  besser  g'lert,  ha"  Herdöpfel- 
stock  a"föhn  choche"  und  Bübelis.  und  Bappe". 
Joach.  1881.  Eine  Frau  wurde  1866  in  GRJen.  für 
eine  Hexe  gehalten,  weil  sie  einer  andern,  die  in 
geschlossenem  Kübel  ihrem  Manne  das  Mittagessen 
brachte,  sagte:  ,So,  bringst  du  deinem  Manne  eine 
Riebeis.?'  NSenn,  Archiv  Tamins  24/5.  S.  noch  räumen 
(BdVI  899);  siben  (Sp.  53  u.).  Im  Kdld:  B.  (Trudilis. 
ScHTha.,  Trüllilis.,  Zöttüis.  ScuNnk.,  Bib.)  tralldUa, 
's  Wib  isch  Mäster,  nid  der  Mann.  EStoll  1907  (ScBSt.). 
—  2.  =  Gigeli-S.  2  SDorn. 

Bed.  1  auch  bei  Martin-Lienh.  II  370.  -ii-  wird  falsche 
Rückbildung  in  heute  nicht  mehr  entruudendem  Gebiete  sein. 

Rügeli-:  Suppe  mit  fein  geschnittenen  Knöllchen 
eines  aus  Mehl  und  Eiern  bestehenden  Teiges  Z 
(Spillm.);  \g\.  Bügelt  1  f  (Bd  VI  761).  —  Rumpel-: 
=  Brummel-S.  1  b  GnObS.  (B.).  —  Ründeli  Bändelt-: 
=  Ärbs-S.  Ap  ;  vgl.  Bündelt  2  a  (Bd  VI  1043).  —  R  8  s  - : 
Suppe,  in  welcher  Bös- Wurst  (s.  d.)  gesotten  wurden, 
Blutwurstsuppe  ApK.  (T.);  GRh.    Syn.  Bluet-S.  1.  — 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


G"-söd-:  =  Chost-S.  Ap;  G  (so  Ta.,  T.).  Syn.  Ge-södb  * 
(Sp.  319).  —  Saffian  Safferet-:  Fleischsuppe  mit 
Safran  B.  ,Da  war  eine  gelbe  Safferet-S.  in  mehreren 
Kacheln  auf  dem  Tische,  wo  das  Brot  so  dick  einge- 
schnitten war,  dass  man  auf  eine  Kachel  hätte  knien 
können,  ohne  dass  das  Brot  ein  Dfimpfi  bekommen 
hätte.'  Gotth.  1841;  .Fleischsuppe  mit  Saffian.'  1850. 
1861.  —  Soldate"-:  =  Feld-S.  Z. 

Semmel-:  Griessuppe  Gr  (B.). 

Rätorom.  semdla,  Kleie,  Gries  (vgl.  Archiv  f.  d.  Stnd.  d. 
neuern  Spr.  120,  143/41;  auch  «,//r.,  da  tmola  (lemolina). 
Vgl.   Gr.   WB.   X  1,   567. 

Sür-:  wohl  mit  saurer  Milch  oder  Essig  bereitete 
Suppe,  angeblich  Leibgericht  der  Bewohner  von  Bs 
Bückt.,  die  deshalb  den  Spitznamen  S.-Fresser  trugen. 

—  Auch  bei  Schui.  2 II  321;   Gr.  WB.  VIII  1874. 
Schaf-:  Alpenfrauenmantel,  Alchem.  alp.    .Schaff- 

s-en  septenis  constat  ut  plurimum  foliis,  uno  pediculo; 
heptaphyllum  dici  potest  montanum.'  Aretids.  —  Vgl. 
Nemnich   I   161;   Pritzel- Jessen    15. 

Schinder-:  geringschätzig  von  schlechter  Brot- 
suppe Uw.     Syn.  Schl.-Brüej  (Bd  V  553). 

Schli'"-:  wie  nhd.  Schleimsuppe  ZZoll. 

Iu  der  Form  mit  -m,  ohne  überall  volkst.  zu  sein,  auch 
in  B;  G;  Th ;  Z  und   weiterhin. 

Schlözi-  f-e-J:   (unangenehm)  dicke  Suppe  Obw. 

—  Schwig-  s.  Ess-S.  —  Schweizi-:  =  Melw-S. 
Kdw  (Matthys).     Syn.  Schw.-Brüej  (Bd  V  553). 

Speck-:  wie  nhd.,  durch  Sieden  von  gedörrtem 
Speck  in  Wasser  (unter  Beifügung  von  Gewürz  und 
Brotschnitten)  bereitete  Suppe  S  f  (bes.  in  bäuerlichen 
Kreisen);  ThMü.  ,Sp.  sei  ihr  [einer  jungen  Bäurin] 
nicht  mehr  gut  genug,  koche  lieber  mit  Anken.'  Joach. 
1898.  Sp.-Fresser,  spöttisch  von  einem  bäurischen 
Menschen.  , [Einer]  der  Zeit  seines  Lebens  noch 
nicht  weiter  gesehen  hat  als  sein  Hornvieh  und  über 
seinen  Düngerstock  hinaus  ...  soll  ich  mich  etwa  von 
einem  solchen  dummen  Sp.-Fresser  ...  futieren  lassen?' 
ebd.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1.   2051,2:   Martin-Lienh,  II   370. 

Span-:  verächtliche  Bezeichnung  des  im  S})än-Fass 
(Bd  I  1053)  enthaltenen  Weines.  ,Markgrärler,  Gran- 
soner,  Sp.,  Längnauer,  Oberhofer,  wohl  gerüttelt,  gaben 
einen  Trank,  wo  man  die  Lippen  lange  schlecken 
musste,  ehe  man  die  Chust  vertrieben  hatte.'  Gotth. 
—  Viel),  wortspielend  mit  Span-Wm   (-.  d.). 

Sag-spän  -spö"-:  verächtliche  Bezeichnung  einer 
in  der  Kaserne  verabreichten  Suppe  Z  (Dan.). 

Spar-:  =  Armen-S.  ,Das  Hungerjahr  1817  gab  der 
Behörde  viel  zu  schaffen;  zum  Genuss  der  Span- 
suppe [!]  hatten  sich  137  Personen  gemeldet.'  Rüdlio.er 
1875.   —   Vgl.  Gr.  WB.  X  1,   1957. 

Spitäler-:  verächtliche  Bezeichnung  einer  kraft- 
losen Speise  Z  (Dan.).     Syn.  Sp.-Kaffe  (Bd  III  155). 

Spittel-:  im  Spittel  (Armenhaus)  verabreichte 
geringe  Suppe  Bs;  Ndw  (s.  auch  Spiüel-Mues  Bd  IV 
494).  Bei  Gotth.  ,Spital-S.':  ,Was  Mancher  am  Ende 
seines  Lebens  davon  bringt,  ist  Bettlerbrot,  Sp.  und 
ein  schlechter  Strohsack.'  Gotth.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
2561.  2562;  Martin-Lienh.   II   370. 

Bnech-stabe°-:  =  Ä-U-ee-S.  G;  Z. 

Fur-stei--:  =  Brügel-S.  1  ZO. 

Wie  ScliHf-yhin-S.  von  der  Form  der  Kartoffelschnitten. 
Für  GT.,  woher  die  Bezeichnung  nach  ä.  Angabe  stammen 
soll,  heute  abgelehnt. 

79 


1251 


Sap,  sep,  sip,  sop,  sttp 


1252 


Chisel-stei"-:  scherzh.,  aus  Kieselsteinen  be- 
reitete (und  darum  Nichts  kostende)  Suppe  S.  Was 
het-er  ietz  Geld  z'  fresse"  und  gruggset  wie -n- es  alts 
Tennstor,  's  isch  bi  Gott  ömmel  wör,  wie  wenn -er 
müesst  Gh.  fresse"!  JRejnh.  1907.  —  Schlif-stei"-: 
Suppe  mit  Scheibchen  von  harten,  festen  Kartoffeln 
ZNeer.  (Dan.)-  Vgl  Für-stein~S.  —  Sternli-:  Suppe 
mit  eingekochten  Teigsternchen  Ar;  Z  und  weiterhin. 
Tauf(i)-:  Taufschmaus  Bs.  Syn.  Tauf (i) -Mal 
(Bd  IV  163).  .Unsere  Undertanen  auf  der  Landschaft 
[vergehen  sich  gegen  das]  Verbott  der  Entheiligung 
des  Sabbats  ...  indem  sie  ...  auf  eben  selbigen  Tag 
Tauff-Suppen,  Weinkäuffe,  Verträge  [usw.]  anzustellen 
...kein  Scheuens  tragen.'  Bs  POrdn.  1715.  .[Allerlei 
Volk,  das]  mir  bei  Gelegenheit  der  Taufs.  ...  Glük 
zum  neugebohrnen  Kinde  wünschte.'  Sciiweizerb.  1807. 
S.  noch  Gotten-Bäsen  (Bd  IV  1040).  —  Vgl.  Gr.  WB. 
XI   194;   Fischer  II   110. 

Män-tag-:  am  Montag  vom  Meister  den  Gesellen 
gewährte  (wohl  von  der  an  den  andern  Wochentagen 
üblichen  Beköstigung  abweichende)  Mahlzeit.  ,Wel- 
licher  [meister]  aber  den  werchlütten  ze  essen  git, 
dem  sol  an  iedem  tagwen  3  ß  abgon  ...  die  menntag- 
suppen  sind  ahgstelt,  also  daz  die  werchlüt  niemants 
dieselben  zegeben  zumutten  noch  abvordern  sollent.' 
B  StSatzg  1539  (.leerknechten  Ion').  —  Teiggli-: 
Suppe  mit  eingekochtem  dickflüssigem  Teig  aus  Mehl, 
Eiern  und  etwas  Milch  AaF.,  Ke.  Syn.  In-lauff-S.  — 
Tünkli-:  (Fleisch-)Suppe  mit  (manchmal  auch  in 
Butter  gerösteten)  Brotschnittchen  Ap;  G  (so  Ta.,  T.); 
Tu;  Z.  Syn.  Bröt-S.  —  Türgge"-:  aus  Maismehl 
durch  Aufkochen  in  Milch  oder  durch  (Rösten  in  Fett 
und)  Ubergiessen  mit  kochendem  Wasser  bereitete 
Suppe  GuRh.  S.  Bibel  (Bd  VI  50  o.).  —  Töten-: 
=  Be-grebt-S.  .Weil  die  kostlichen  Hochzytt-  und 
Tauffinähler,  Todtensuppen  undt  derglichen  vihl  Geldt 
kosten  tuen,  sollen  solche  verbotten  undt  Alles  dero- 
halb  allein  in  möglichister  Bescheidenheit  zugelassen 
sein.'  1653,  Absch.  (AaB.).  —  Trudili-.  Im  Kdld 
ScHTha.;  s.  Bibel-S. 

Trüll-  G;  mTH,  Trülle"-  TBErm.,  Trülli-  BsL.; 
GT.,  Trüllili-  ScnBib.:  drehende  Bewegung.  E"  Tr. 
mache",  das  beim  Annähen  eines  Knopfes  entstehende 
Fadenbündel  mit  dem  Fadenende  umwickeln  G.  Im 
Kinderspiel,  a)  Spiel,  wobei  zwei  Mädchen,  sich  an 
den  Händen  haltend,  die  Füsse  gegen  einander  stem- 
mend und  den  Oberkörper  zurücklehnend,  sich  mög- 
lichst schnell  im  Kreise  drehen  Bs;  Th.  Syn.  Täller 
fegen  (Bd  I  686);  Trümmel-S.  a;  Suppen-Trülli.  — 
b)  Spiel  auf  dem  Eise  bzw.  die  dazu  dienende  Vor- 
richtung, bestehend  aus  einer  um  einen  vertikalen 
Pflock  drehbaren  Stange,  an  deren  Enden  je  ein 
Schlitten  befestigt  ist,  der  in  schnelle  Kreisbewegung 
versetzt  wird  THErm.  Wie  schön  ist  im  Winter  der 
tvissgrau  Se  ...  wenn  [d'J  Tr.  tuet  jage"  die  Chind 
z'ringsum,  wie  's  Wasser  der  Wirbehcind.  ONag.  1898 
(G.).  S.  noch  Böllen-S.  —  c)  =  Gigeli-S.  2  Bs;  GT.  Im 
Kdld;  s.  Bibel-S.  1.  —  Bei  Fischer  II  383  ,Priller-Suppe' 
in  der  Bed.  Kaffee. 

Trümmel  Dri- :  Einderspiel,  a)  wirbelnde  Dre- 
hung allein  oder  zu  zweit  (s.  das  Vor.  a),  die  bis  zum 
drimmlig  werden  fortgesetzt  wird  Bs.  —  b)  =  dem 
Vor.  c.  ebd.  —  Auch  bei  Fischer  II  424. 

T  ras  et-:  mitTrisenet  bereitete  Suppe  (vgl.  Träset). 
,Trässets-en  [unter  andern  Gerichten  bei  der  Martini- 


mahlzeit].' XVII.,  XRickenm.  1855  (GR.).  —  Här-we- 
Süppli:  Suppe,  der  man  günstige  Wirkung  gegen  das 
sog.  Här-We  zuschreibt  AaB.;  Z. 

Baum-wulle"  Bauele"-:  =  Luft-S.  G  und  lt  einer 
Angabe  oO.  —  Von  der  flockenartigen  Konsistenz  des  Teiges. 

Wolf-;  s.  Ansh.  2 III  92. 

Wi°-:  wie  nhd.  Weinsuppe,  bereitet  (durch  Uber- 
giessen von  geröstetem  Brot)  mit  heissem  (auch  ge- 
würztem) Wein  Bs;  B  und  wohl  weiterhin.  Syn.  Fasten- 
Brot  (Bd  V  959);  Win-  Warm.  ,Er  [habe]  an  etlichen 
orten  wynsuppen  funden,  die  so  lang  da  gstanden, 
das  ein  beiz  darob  gewachsen  were.'  1541/3,  Z  Ehe- 
gericht.  .Du  magst  es  [ein  Mittel  gegen  Gebärmutter- 
vorfall] uff  volgende  wyss  bereiten  und  yngeben  [folgt 
Angabe  der  Bestandteile].  Daruss  sol  ein  w-en  oder 
wynwarm  kochet  werden  nach  yedes  lands  bruch.' 
Iti'EF  1554.  —  Schon  nihd.  Auch  hei  Sanders  II  1273; 
Martin-Lienh.  II   370. 

Brannte"- win-:  wohl  eine  Suppe  mit  Brannt- 
wein-Zusatz. ,Den  Küfern  und  Brannteweinhändlern 
wird  verboten,  am  Morgen  Jemand  Brannteweins.  zu 
geben  oder  sonst  Brannteweingastungen  zu  haben.' 
1556,  KWild  1847  (G).  —  Vgl.  ,Brennt-Suppen'  hei  Martin- 
Lienh.  II  369. 

Ge-wunder-  BStdt;  Z  (in  Bed.  2),  G'tcunderli- 
Aa  (Rochh.  1857),  -ü-  bzw.  -ö-  Ap  (so  I.);  Gl;  GT.; 
Z  (so  O.),  Wunnerli-  GBern.,  Buchs:  1.  im  Vexierbe- 
scheid an  Einen,  der  fragt,  was  es  zum  Mittagessen 
gebe,  odgl.;  s.  Frag  (Bd  1 1289),  auch  BStdt  (e-  G' Wun- 
ders, mit  Schnittlauch  druffe".  GZür.  1902);  GBuchs, 
T.  und  lt  Henne  1867,  13;  Sprww.  1869,  8.  Syn.  Ge- 
ivunder  -  Zunnen.  Ich  bring -dir  e"  silbernigs  Nieneli- 
g'schirr,  es  guldigs  Beiteli-lang  und  Wärteli-Wil,  e" 
herzgulde"gueti  G'tvunderlis.  und  säessbachni  Frög- 
line"  dinn.  Rochh.  1857.  —  2.  pers.,  wer  viel  neugierig 
fragt  GT.;  Z.     Syn.  Ge-wunder- Ghratten  (Bd  III  876). 

Würfel-  GT.,  Würfeli-  BsStdt:  Fleischbrühe 
oder  Wassersuppe  (Syn.  Chind-better-S.)  mit  gerösteten, 
aus  dem  Banft  geschnittenen  Brotwürfelchen  BsStdt. 
—  Anders  hei   Follmaun   544. 

Würmli-  (in  GG.  -eli-):  =  Fideli-S.  L;  G  (so  A., 
G.,  T.).  Beim  Hochzeitessen  gV'd  's  z'  erst  es  Schabi- 
mues,  ausser  wenn  Einer  lieber  e"  W.  we't  LBer. 

Wurst-:  , Wasser,  worin  Blut-  und  Leberwürste 
vorläufig  gesotten  (geschwellt)  wurden'  B  (Zyro).  RA. 
(Das  ist)  klär  (chlär)  wie(-n-e")  W.,  iron.  (da  dieselbe 
trüb  ist;  dagegen  Zyro:  ,sie  enthält  kein  Fett')  von 
einem  unklaren  Argument  udgl.  B  (so  E.,  G.,  Stdt  und 
lt  Zyro);  G;  Z.  Syn.  chlär  tvie  Wurst-Brüej  (Bd  V 
553).  ,[Eine  Anzahl]  Juristen  ...  beweist  aus  der 
Vernunft  klar  wie  W.,  dass  Gesetz  und  Ordnung  un- 
vernünftig seien.'  Gotth.  —  Auch  hei  Sanders  II  1273; 
Martin-Lienh.  II  371;  Follmann  551. 

Wasser-:  wie  nhd.  wohl  allg.  Bios'  e"  W.  z'Mittag, 
bei  armen  Leuten  ThMü.  Jedesmal,  wenn  die  Frau 
sog.  W.  macht,  setzt  sie  ihr  im  Anfang  ein  gut  nuss- 
grosses  Stück  Feissti  aus  dem  Feissti-Chübel  bei  Gr. 
Nuf.  Er  ist  bi  W.  u"d  Brot,  im  Gefängniss  BG.  und 
weiterhin.  ,üie  armen  sechs  Kinder  [sassen]  zuhause 
bei  kalten  Erdäpfeln  oder  einer  W.  oder  bei  gar 
nichts.'  Gotth.  S.  noch  Eier-,  Mehc-S.  —  Vgl.  Martin- 
Lienh.  II  37n. 

Wespi-.  In  der  RA.:  Tf  W.  isch-em  g'chochet, 
,es  wird  an  ihm  Vergeltung  ausgeübt  werden.'  Schild 
1881  (SL.).  —    Ziger-  =  Ziger-Brüej  1   (Bd  V  553) 


125.". 


Sap  — snp.    Sapf—  supf 


1254 


ScaSt.  (Sulger;  heute  abgelehnt);  Z.  In  RAA.  's  Letst 
ist  's  Best  i"  der  Z.  Z  (Schulthess).  's  Best  chunnd 
hiw'e'dn"  wi  bi  der  Z.  Z  (so  W.).  Es  chunnt  nünt 
(auch  nienc  öppis  ScuSt.,  nie(ner)  nüd  Z)  Bessers 
nohe"  als  (weder)  i"  (bi  Z)  der  Z.  ScaSt.  (Sulger); 
Z;  auch  Feierab.  1860,  284.  .Unsere  [die  Walliser] 
Protestanten  undt  loose  Eott  haben  sey  [die  Ge- 
sandten der  Reformierten]  aller  derjenigen  Sachen, 
so  sey  ihrer  Ankunft  halber  allhie  gehört  undt  ge- 
sechen,  berichtet  ...  jedoch  so  haben  sey  den  Hafen 
allein  oben  ab  geschaumet  und  das  Best  (wie  man 
sagt)  wie  in  einer  Z-en  ...  am  Boden  gelassen.'  1603, 
L  (Schreiben  des  Hauptmanns  Chr.  v.  Riedmatten).  — 
Zelte"-:  dünne,  mit  Wasser  angefeuchtete  Schnitten 
von  (Brot-) Zelte"  mit  je  einer  Zwischenlage  von  ge- 
riebenem Schabzieger  übereinander  geschichtet  und 
in  Butter  gebraten  Gl.     Vgl.  Chäs-S. 

Zettel-.  ,Z.  [Überschrift].  Man  macht  ein  Teiggli 
von  Mehl  und  Ey  mit  Milch,  dann  lässt  mau  Fleisch- 
brüh sieden;  wenn  sie  recht  heiss  ist,  so  zettet  man 
allgemach  den  Teig  darein.'  Kochb.  1820.  Syn.  In- 
lauff-S. 

Der  Beil.  nach  und  viel],  auch  etyni.  identisch  mit  dem 
Folgenden,  wobei  nicht  zu  entscheiden  ist,  welche  Form  die 
primäre  ist  und   welche  auf  Unideutung  beruht. 

Zötteli-:  =  Suppe  aus  dem  unter  In-lauff-S.  be- 
schriebenen, in  Milch  (Milch-Zötteli-SJ,  Fleischbrühe 
oder  Salzwasser  gekochten  Teig  (auch  g'rösti  Z.,  wenn 
der  Teig  vorher  geröstet  wurde)  ScnBib.,  Nnk.;  ZO. 
Im  Kdld;  s.  Bibel-S. 

Zwibele"  Zibele"-:  \.  =  Böllen-S.  Bs;  BDärst.,  S. 
,[Klosterschwester:]  Huss  halten  hab  ich  nie  gelert; 
verzehr  vil  jor,  tag  und  wochen,  kan  nit  ein  zibel- 
suppen  kochen.'  VBoltz  1551.  S.  noch  Eier-S.  Im 
Kdld:  Z.,  Z ,  Zibele"  si"  im  Garte";  mues,-ich  den"  es 
ganzes  Jär  uf  Z.  warte"?  GZür.  1902  (BDärst.).  In 
Wasser  gesottene  Zwiebeln;  solche  Z.  wird  den  Kühen 
nach  dem  Kalben  gegeben,  um  den  Prozess  der  Sü- 
beri'g  (vgl.  Sp.  88)  zu  befördern  BS.  —  2.  =  Gigeli-S.  2 
BS.  (Bärnd.  1911).  -  In  Bed.  1  auch  bei  Schm.  2 II  1  IT  I  ; 
Martin-Lienh.   II   371.     Bed.  2  nicht  bestätigt. 

g°-suppet  (-d):  dick  wie  Suppe  BHa.  So  von 
Wasser,  das  mit  Eis  und  Schnee  gemischt  ist:  I"sers 
Bächli  chunnt  hit  vellig  g'suppeds.  —  Abi.  von  Suppen. 
Vgl.  suppet,  düun  wie  Suppe,  bei  Schm.'2  II   319. 

gc-suppig:  scherzh.,  die  Suppe  liebend  ZKn.  I°* 
bi"  nüd  g's. 

Suppli  m.:  .unordentlicher  Esser;  Einer,  der  sich 
immer  besudelt'  TüTäg.  (Lehrer  Müller). 

suppne":  1.  a)  (viel)  Suppe  bereiten  BMeiringen 
(selten).  —  b)  das  Vieh  schlachten,  gleichsam  um 
davon  Suppe  zu  kochen,  dh.  um  das  Fleisch  in  der 
Familie  zu  verwenden  BGt.,  Meir.  ,Es  bleibt  für  diese 
und  jene  [Bauern  während  einer  Futternot]  nichts 
Anderes  übrig  als  das  Vieh  zu  s.,  aber  auf  die  Dauer 
geht  das  S.  nicht.'  Ztgsnotiz  1902  (BHa.).  —  2.  sich 
vorzugsweise  von  Suppe  ernähren  GWb.  —  3.  die 
menses  haben  BHk. 

.Suppnen',  Suppe  essen,  auch  bei  Fischart.  3  angeblich, 
,weil  die  Weiber  in  der  betr.  Zeit  häufig  Suppe  zu  gemessen 
pflegen':  vgl.  aber  Suppen  (Sp.  1230). 

v  e  r  - :  =  suppnen  1  b  BHa. 

„süpple"  L;  Sch",  süppele"  L  (Ineichen);  Ndw 
(Matthys,  auch  suppele"):  1.  gern  und  oft  Suppe  essen. 


aaOO.  —  2.  Gift  schlucken  (müssen);  vgl.  Suppen  (Sp. 
1231).  ,Lueg,  wie  vil  tütscher  hopsten  müesend  s.',  nach 
Aufzählung  mehrerer  Päpste,  welche  vergiftet  wurden. 
HBulu,  Tig.  —  ver-:  vergiften.  ,Die  [ein  Weib,  von 
der  ein  Giftmord  berichtet  wird]  solt  ouch,  von  pfaffen 
angereizt,  beide  predicanten,  Farell  und  Viret,  wo  si 
Got  und  d'arzet  nit  erretet  hätind,  versüplet  haben.' 
Ansh. 

süppisch  (-Ö-):  die  Suppe  liebend  Ap  (T.). 

g°-süpplig:  =  dem  Vor.  ZO. 

suppe"  II:  schlürfen.  ,Der  [Huw]  suppet  aus  der 
tauben  eyern.'  Vogelb.  1557;  bei  KGesn.  .columbaruin 
ova  exorbet.' 

Vgl.  Sanders  II  1273";  Martin-Lienh.  II  371  (ebd.  368 
auch  eine  Form  mit  langem  Voc.) ;  Luxemb.  WB.  434 ;  Follmann 
513.  Entlehnt  aus  gleichbed.  nmd.  nippen  (=  unserm  >«p/en)? 
Doch  lässt  sich  auch  au  eine  Iuteusivbildung  zu  der  uuter 
süfenen  (Sp.  360)  besprochenen  Wz.  «u//»«4  denken.  Hieher 
wohl  als  Nora.  ag.  der  FN.  .Supper.'  1530/4,  Bs;  dafür 
.Johannes  dictus  Supher.'    1287,   ebd.   (ASocin    1903,    143). 

Super  m.:  Spiel  mit  dreifachen  Gewinn-  und  Ver- 
lustchancen beim  Tappen  (s.  d.)  Schw.  —  Wie  die 
folgenden  Wörter  zu  lat.  sup< r. 

Saperiin  m.:  Sopran.  Er  het  Tinör  g'sunge"  und 
es  S.  JReinb.  1905  (S).  —  Mlat.  „uperanut. 

supe'rb  B  (Gotth.);  Ndw  (Matthys),  suberp  Bs 
(Meyer),  supert  Ap;  TnEgn.;  Z  (Spillm.),  süperb  Ap; 
B;  GT.;  Tb;  WLeuk  (s-p);  Z,  supert  GlM.;  GS.;  Z 
(KdMeyer  1844),  süperd  WVt.:  sehr  schön,  prächtig. 
aaOO.  ,Man  wird  ob  allem  charmirt  und  findet  alles 
süperb.'  Gottb.  ;  in  der  Berner  Ausgabe  .süperb.'  Sü- 
pärbi  Musik.  OvGreyerz  1911.  En  superter  Ma""  Z 
(Spillm.).     Supärt  schö",  ausnehmend  schön  GS. 

Aus  lat.  euperbue,  frz.  sujierbe.  Zur  dissimilatorischen 
Veränderung  von  -b  in  -t,  -d  vgl.  B  SG.  I  §   193. 

Snperflx  m.:  =  Üf-läg  1  (Bd  III  1163;  so  Aa). 

Snppleänt,  in  G  (lt  Zahner);  SchScW.  Supplidnt 
—  m. :  1.  Ersatzmann  in  Behörden,  bei  Gerichten  Aa; 
B;  G;  Sch;  Tb;  Z  und  weiterhin.  Auch  der  zum  Er- 
satz eingestellte  Ackerstier  ÄAAar.,  Br.  —  2.  Suppliant, 
mit  scherzh.  Beziehung  auf  Suppen  II:  Liebhaber 
von  Suppe.  Dan.  (oO.).  —  Frz.  suppliant. 

Siipplikatz  f.:  Supplication,  Bittschrift.  1526,  Absch.; 
Fris.;  Mal. 

supplizieren:  eine  Bittschrift  einreichen.  ,On 
alles  wegern,  appellieren  und  s.'  1511,  Absch. 

snppiitiere":  (be)reehnen.  ,So  mans  [eine  Anzahl 
Diebstähle]  zemen  suppotiert,  hette  etwas  by  100  pfd 
bracht.'  UMey.  Chr.  1540/73.  —  Lat.  eupputan. 


Sapf — supf. 

sapferisch  s.  sakramentisch  (Sp.  660). 

„Sanpf  m.:  Mensch  oder  Tier  von  schmächtigem 
Körperbau  und  schmutzigem  Aussehen  Scaw;  Zg."  — 
„ v  e  r -  s a  u  p  f  t" :  schmächtig  gebaut  und  schmutzig  aus- 
sehend „Scuw;  Zg."  —  Besser  bezeugt  ist  die  gleichbed. 
Sippe   Zaupf;  s.  d. 

Seipf  s.  Senf  (Sp.  1160). 

„seipfele-",  säupfele"  Z,  sdpfeie"  Ap,  -ff-  B;  St.: 
nach  Seife  riechen  oder  schmecken. 


l-_'.r,r, 


Sapf,  sepf,  sipf,  sopf,  supf 


1256 


Seipfeler  m.:  Seifensieder  Ni>w. 

seipfelig  „-//'-":  nach  Seife  riechend.  St. 

Seipfe»  ÄALeer.,  Scherz,  St.;  GlM.;  GNeut.,  oT. 
tw.;  Ndw;  U;  ZElgg;  St.,  Säupfe"  AaF.;  GoT.  tw.; 
Z  (so  0.,  Schwerz.,  S.),  Säpfe"  Ap;  G  a  und  uT.,  Säpfe" 
ArK.;  GStdt  (jünger  Seiffe");  Sch;  Tu  (als  jüngere 
Form  tw.  auch  -ei-),  Särpfe"  GTa.,  Seipfi  L;  SG., 
Seupfi  GA.,  Seiffe",  -a  Bs  (in  L.  -i);  B  (allg.,  tw.  -V-); 
Gr  (allg.);  PAL;  UUrs.;  W,  Seuffe"  Gr  m  und  hPr.  — 
f.,  in  BG.  m.f:  1-  Seife,  allg.  Blüchers  Schätli"  Wase"- 
mätli  hat  mües'e"  e"  Zäne"  voll  Säpfe"  d'  Läteren  üf 
schlüpfe",  Verspottung  der  Ausspr.  ä  für  ei  G.  D'  Lenz- 
burger brüchi"d  am  meiste"  Seipfi  i"  der  Schwiz,  der 
weisch  jo_  si  tuend  d'  Möre"  Wäscher  L.  Neulingen 
unter  dem  Gasthauspersonal  gab  man  vor,  sie  hätten 
im  Frühling  in  u"b'schlagnen  Schuehne"  mit  Ziberli 
und  Risbürsten  und  Seiffen  den  obren  Gletscher  oben- 
a'-hf  z'  butzen  BGr.  (Bärnd.  1908).  S.  schnetzle",  für 
die  "Wäsche.  Eine"  öni  S.  balbiere"  s.  Bd  IV  1188. 
,N.  hetti  s-eu  in  sin  nidlen  getan,  daz  wer  vor  minen 
herren  kuntlich  worden,  und  ist  im  dennocht  daselbs 
vor  minen  herren  wol  gangen,  das  er  darumb  nit 
vester  gestraft  worden  ist,  doch  getar  er  nit  me  nidlen 
veil  gehaben.'  1433,  Z  EB.  ,[Der  als  Epileptiker  auf- 
tretende Bettler:]  Ich  trag  im  mul  ein  stückly  s-en; 
wen  ich  im  mund  das  küwen  wol,  so  geiffer  ich  ein 
küpflin  vol.'  VBoltz  1551.  ,üie  s-en,  sapo.'  Fris.; 
Mal.  .Laugen,  S-en,  Wasser.'  FWyss  1G50.  .Bewähre 
und  erfahre,  o  Herr  Jesu,  der  du  bist  wie  das  Feur 
eines  Goldschmids  und  wie  die  Säiffen  Deren,  die  wa- 
schen, unsere  Gedanken.'  JJUlr.  1718.  ,Die  Kleider 
zu  waschen  per  Lohn,  Speis  und  Trank,  Holzaschen, 
Säupfen  und  Ammlung  5  Fl.  35  ß.<  ZZoll.  Inv.  1808. 
S.  noch  Secht  (Sp.  242);  Nesslen-Sämen  (Sp.  936). 
Arten,  Herstellung.  Gueti  Säupfe"  schämet  Z.  Unter- 
schieden als  Fleck-  (B).  Harz-,  (Harz-)CMrn-,  Mar- 
seljäner-,  G'sicht-,  Sand-,  Schmier-S.  ,Wiltu  ein  s-en 
machen  on  erbeit,  so  nim  bonenstengel  und  die  hülssen 
von  den  bonen  und  winstein  und  galiciensteiu.'  Künste. 
1474.  ,Wiltu  ein  s-e  on  für  machen  (in  der  Über- 
schrift ,trucken'),  so  nim  wol  bereiteten  amelung  und 
netze  den  mit  bomöl  und  tuo  darunder  gepulverten 
wissen  hundestreck.'  ebd.  ,Von  eichen  holzeschen  die 
loug  mit  kalt  wasser  und  salz  ist  guot  zuo  einer  ge- 
meinen s-en.'  ebd.  ,Bonenstengeleschen  [gut  zu]  den 
swarzen  s-en.'  ebd.  , Wisse  s-en.'  ebd.  .Venedische  S.' 
,Ein  halb  Quintlein  gestossene  v.  Seiften',  zu  einem 
Mittel  gegen  die  Schweinepest.  EKönig  1706.  ,Nimm 
v.  S-e,  Baumöl  und  Essig,  auch  Bosswasser,  temperiers 
undereinander.'  Arzneib.  XVII.  /  XVIII.  .Capunen- 
schmalz,  Geisanken,  vinedische  Seipfi  und  schwini 
Schmalz.'  Arzneib.  1822.  Form,  Packung.  Ne"  Stange" 
Seipfi,  als  Ehrengabe  am  Schützenfest  L  (Eoos).  E" 
Bü/i  Seipfi  S.  E"  Tafle"  Säupfe",  eine  Stange  Seife 
von  5—6  Pfund  Z.  ,Zwo  Tafelen  S.'  1597,  Z  EB. 
Als  Handelsware.  ,Von  eira  Zentner  seiphffen  2  ß 
[Zoll].'  1394,  HU.;  in  anderer  Eedaktion  .sayffen'; 
ähnlich  noch  mehrfach  im  XV.  Jung  Hegnouwerin 
[sagt  aus],  dass  die  alt  Hegnouwerin,  ir  swiger,  ein 
stuk  der  s-en,  so  der  Schurtenberg  inen  ze  kouffen 
geben  hatt,  mit  einem  ruggmesser  wolt  zerschnitten 
haben,  da  mocht  sy  nit  da  durch  komen.  Da  morndes 
wart,  da  gieng  der  alt  Hegnouwer,  ir  vatter,  ouch 
über  das  selb  stuk,  da  vand  er  den  stein  darin.'  1429, 
Z  KB.     ,Item  Hl  ß   umb  saifen.'    1529,  ScbwE.     ,Zum 


sibenden  sollen  die  frembde  Krämer  ihre  Wahren  nit 
aussrüefen  lassen,  es  seie  dan  S.  und  Baumöl.'  1640, 
AaB.  StE.  ,[Als  besonderes  Gewerbe  wird  aufgeführt] 
Handien  mit  Specerei,  Zucker,  Tabac,  Jauchten,  Pulfer, 
Blei,  Seyfen,  Öhl,  Farbzeug  und  was  der  Specerei  an- 
hängig ist'  1715,  Aar.  StE.  —  2.  benetzter  , Leber- 
felsen', Mergelsandstein  iuTh  (Früh). 

Ahd.  tei/(f)a,  eeipha;  vgl.  Gr.  WB.  XI,  188/90.  Auf- 
fallig ist  das  durchgehende  -ff-  im  Walsergebiet  (B;  Gr; 
PA).;  W),  da  sonst  gerade  dieses  alte  Geiniaata  nach  langem 
Vokal  in  weitem  Umfang  bewahrt  zeigt.  Aber  an  schriftspr. 
Einfluss  ist  trotzdem  kaum  zu  denken.  Zur  Form  auf  -i  vgl. 
die  Anm.  zu  Binden  (Bd  IV  1342).  An  Formen  der  a.  Spr. 
seien  noch  genannt:  ,seipfeu.'  1571,  Z;  1596,  L,  ,Seipfe.' 
JJNüsch.  1608;  Z  Mand.  XVII. 

Sünli  Sü-ndli-Saff'e":  volkstüml.  Entstellung  für 
die  infolge  der  Eeklame  allbekannte  Sunlight-Seife  B; 
gew.  Sunlicht-S.  gespr.,  so  G;  Z.  —  Zu  SW  (Sp.  1086). 

Schmöck- iSW/fe":  wohlriechende  Toilettenseife 
BE.  (SGfeller).  —  Teig- Seiffe":  Kali-,  Schmierseife 
BE.  (Bärnd.). 

seipfe"  S,  -äu-  Z,  -ä-  Tu,  seiffe"  B,  saifu"  PAL, 
Ptc.  -et  B;  Th,  -t  Z  (neben  -et):  seifen,  mit  Seife  be- 
handeln. aaOO.;  ,insaponare'  PA1.  5.  und  zupfe",  von 
einem  Mädchen.  Joacu.  1892.  Eobi  seifet,  ribt  u"ä  het 
nider,  bis  schier  a"  Hut  am  Wäschtüechli  hanget. 
SGfeller  1911.  Jedes  hilft  und  riblet  und  säupfed, 
was-es  mag,  bei  einer  Wäsche.  EEschmann  1911.  ,Dise 
wort  sind  klar,  dörffend  gheins  usslegens,  es  dörffend 
ouch  die  kutten  gheines  andren  seipfens,  sy  sind  suber 
hie  ussgestrichen.'  Zwingli.  .Also  tuond  wir  hütby- 
tag,  wir  eerend  Got  mit  bladergebctt,  mit  füllvasten, 
mit  usswendigem  sehyn  der  kutten  wyss  geseipfet,  der 
blatten  süberlich  geschorn.'  ebd.  .Durch  vieles  Eei- 
ben,  Seiften  und  Wäschen.'  JJUlr.  1718.  .Dem  Anneli 
in  der  Tollen  ein  Tag  s.  10  ß.'  1763,  aZoll.  1899. 
S.  noch  sichten  (Sp.  243).  Es  göl  wie  g'säupft,  leicht, 
mühelos,  zB.  auf  einer  Sehlittbahn,  auch  von  irgend 
einer  Tätigkeit  Z  (so  0.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  I,   190/1. 

an-siipfe"  ApH.,  L,  M.,  -sä(r)pfe"  ApK.:  einseifen. 
De"  Bard  a. 

i°-:  =  dem  Vor.  Big.  Aa;  Ap;  B;  L;  G;  Tu;  Z; 
wohl  allg.,  zB.  bei  der  Wäsche,  beim  Barbier.  Nie- 
deres hartes  Gras,  dessen  Blätter  dem  Sensenzuge 
ausweichen,  das'-me"  's  soft  i.  BIrnd.  1904  (BE.)  Uneig. 
Me-  werft  all  Jär  es  Chind  us-em  Brandertal  in  d' 
Welle"[i.es  wilden  Lünersees]  und  tüe-nen  mit  Cliöttene" 
binden  und  mit  Gapitschlnersprüch  i"seife".  GFient 
1898  (GRPr.).  Hernehmen:  Los,  der  hesch  doch  gester 
e"  rechte"  Eselstreich  gemacht,  's  G' rieht  wird-dich 
g'hörig  %.!  L.  Hinters  Licht  führen  Gl;  Z  und  wohl 
weiterhin.  Jmd  für  Etw.  bearbeiten,  gew.  günstig 
stimmen,  gewinnen  B;  L;  Z  und  weiterhin.  —  Ent- 
sprechend bei  Martin-Lienh.  II  329;  Fischer  II  646. 

Seipfete"  (ä)  ScHSt.  (Sulger);  Th,  Seiffete"  B 
(Zyro)  —  f.:  1.  das  Seifen,  lavatio  ScHSt.  (Sulger); 
Th.  —  2.  feines  Weisszeug  B  (Zyro). 

ge-seipfig  (-äu-).  G's-s  (Wasser),  Seifenwasser 
ZO.  (Messikommer). 

Sapf,  in  GRVal.  Sipf  —  m.,  PI.  mit  Unil.,  Hirn. 
Süpfli  (bzw.  -i-):  Schluck,  „Schlurf  Aa;  GR"D.,Nuf.. 
Pr.,  Val.;  UwE.;  UE.  (Diin.);  W;  „Zu  (St.2).  En  S.,  e" 
par  Süpf  ne".  Munzig  Idaini  Süpfleni  ne".  Schwzd. 
(GrPi\).    E"  S.  Öbsler.  GFient  1898  (GrPi\).    S.  noch 


1257 


Sapf —  supf.    Sejisch.    Sept.    Seq.    Sar 


Bd  VI  1808  o.  ,Das  süpfle,  kleins  tvünkle,  sorbiti- 
uncula.'  Mal.  S.  noch  Sumpf  Sp.  992  (wo  statt  ,Sünfle' 
.Süpfle'  zu  lesen). 

Vgl.  die  Gruppen  Suff,  Suff  (Sp.  345.  358).  Sipf  ist 
eig.  Pl.-Form.  ,S.',  ausgestorbener  B  Farcilienn.,  1458  be- 
zeugt (Leu,  Lex.),  w  i  r d  auf  einem  Nom.  ag.  "sup/o  zu  tupfen 
beruhn;  vgl.  ,Supfer'   in  der  Anm.  zu  Suppen  II. 

Durch-:  Diarrhöe  ZBenk. 

Altere  Angabe;  , heute  nicht  mehr  bekannt;  die  Jugend 
braucht   noch  bisweilen  den  zweiten  Teil   der   Bezeichnung.' 

supfe"  I  „AA"Fri.;  „Gr"  ;  W  (tw.  -«»);  „Z", 
süpfe«  BsL.;  Gr  (so  D.,  Pr.);  ScawE.,  Pt.  -t  GrD.: 
a)  schlürfen  AaFi'L  (zB.  Eier  austrinken);  BsL.  (so 
von  Kindern);  Gr;  ScuwE.,  bes.  den  obersten  Teil  des 
Inhalts  eines  übervollen  Glases  wegschlürfen  „Aa"; 
Gr;  W;  „Z",  verschüttete  Flüssigkeit  vom  Tische 
aufsaugen  AAFri.  Syn.  surpflen.  Du  brächst  nid 
grad  esö  z"  süff'e"  [ohne  abzusetzen  Milch  zu  trinken], 
du  cha""st  süpfe"  GrPi\  Süpf,  sus  überlauft 's  noch! 
GrI).  Auch  von  Hühnern  GrKüM.  ,Des  warend  do 
die  andern  hie  und  saufteus  [die  verschüttete  Brühe] 
auf,  ich  wais  nit  wie,  daz  daz  tischtuoch  also  truken 
beläib  do  pey  von  irera  s.'  Bing.  ,Suphen.'  Ebinger 
1438.  ,Das  s.  oder  surpflen,  sorbitio.'  Fris.;  Mal. 
,Sorbitio  oriz;e,  ein  reissniuoss,  so  dünn  gekochet,  das 
es  zuo  s.  ist,  als  in  einer  fleischbrüeyen  oder  sunst.' 
Fris.  ,Brüele  zuo  s.,  wie  man  es  den  kranken  gibt, 
sorbitiuncula;  s.,  surpflen,  als  ein  ey  oder  brüeylin, 
exorbere.'  Mal.  ,[Der  Hirsch  zieht  Schlangen  aus 
ihren  Löchern]  mit  seinem  atem  härfür,  gleich  bei 
uns  die  hünd  etlich  meuss  auss  den  schärlöcheren 
saugend  oder  supfend.'  Tierb.  1563.  ,Sorbere,  s.,  ein- 
schlucken; sorbitio,  das  s.;  sorbilis,  das  sich  s.  lässt.' 
Denzl.  1666.  1677;  ,surpfen.'  1716.  —  b)  heisse  Suppe 
mit  dem  Löffel  essen  BHa.  1729.  —  c)  von  porösen 
Stoffen.  .Baumwollen,  die  kein  saft  an  sich  supfe.' 
Tierb.  1563.  —  d)  übermässig  trinken.  Syn.  süggelen 
(Sp.  521).  ,Dem  N.  ist  anzeigt,  sich  seines  s-ens  zue 
müessigen.'  1645,  ÄABr.  KM. 

Mhd.  tupfen,  schlürfeo,  trinken;  vgl.  die  Anm.  zu  Sup- 
pen II,  suppen  II,  ferner  Schm.  *  II   319;  Schöpf  731. 

über-,  in  Gr  -süpfe":  die  oberste  Schicht  des 
Inhalts  eines  übervollen  Gefässes  wegschlürfen  „Aa; 
Gr"D.  undltTsch.;  „Z"Kn.  Syn.  ü.-sü{r)pflen.  ,Einem, 
dem  der  Brei  lange  nicht  sieden  wollte,  wurde  geraten, 
stärker  zu  heizen;  als  der  Brei  pflütterte,  meinte  er, 
es  sage  aus  der  Pfanne  zu  ihm:  Übersüpf  und  lüpf, 
ü.  und  l.!'  Gr  (Tsch.).  —  in-(hin)-:  einschlürfen. 
,[Den  Fischen  fliesst  durch  die  Flossen  das  Wasser  aus] 
das  sy  im  speissfang  erschnappen  und  einsupfen.' 
Tierb.  1563.  , Wider  einhin  s.  oder  sürfflen,  resorbere.' 
Fris.;  Mal.  ,Kesorbere,  widerumb  hinein  s.'  Denzl. 
1666.  —  üs-:  ausschlürfen,  zB.  ein  Ei  „AA"Bb.,  Fri.; 
Bs  (Spreng);  „Gr;  Z«  (St.2).  De'  Marder  supft  de" 
Hüenere"  d'  Eier  üs  AABb.  Supf  üs,  komische  Über- 
tragung des  Kuckuckrufes  (im  Munde  von  Trinkern), 
auch  komisch  für  Kuckuck  Aa  (Rochh.).  ,Wenn  ein 
grasmuck  eier  leit,  denn  ist  der  gugger  ouch  bereit, 
supft  us  die  eier  der  grasmucken,  syn  eier  kann  er 
darsebmucken.'  UEckst.  1525  (Conc).  ,Auss.,  ob-,  per- 
sorbere.'  Fris.;  Mal.  , Sorbilis,  ein  lindgsotten  ey, 
das  man  auss.  mag.'  Fris.  ,Auss.,  exsorbere.'  Denzl. 
1666.  1677;  ,aussurpfen.'  1716.  S.  noch  surpflen.  — 
ver-;  (bis  auf  den  Grund)  ausschlürfen;  s.  Wasser- 
Fluss  (Bd  I  1217). 


süpfle"  (in  W  -u"),  Ptc.  -et:  a)  =  supfena  AAFri., 
von  einem  übervollen  Glase  GnÜbS.  Langsam,  in 
kleinen  Zügen  trinken,  nippen  AAFri.;  Bs  (Seiler);  Gr 
Nuf.,  ObS.,Pr.,Val.;  W.  Arne"  Drier  s.  GRPr.  Was 
wi't  so  lang  dran-umme"  s.!  AAFri.  ,Sorbere,  s., 
surpflen,  sanft  einhin  schlucken  und  abhin  lassen; 
sorbillare,  s.,  surpflen.'  Fris.  .Sorbillare,  süpfeln.' 
Denzl.  1666.  S.  noch  bitzlen  (Bd  IV  1993).  —  b)  .öfter 
trinken'  AAHold.,  ,alle  Tage  zu  wiederholten  Malen 
Etw.  trinken'  AASuhrent.  —  c)  scherzb.  für  trinken 
übh.  Kai"  Wunder,  wenn  [an  einem  Gastmahl]  bi  der 
Schicäri  under  Tach  'tue"  und  mer  g'süpflet  würt,  a's 
grad  in  d's  M'ess  mag.  Schwzu.  (GRPr.).  —  Hieher  der 
Familienn.  ,(vogt)  Süpfler  (vou  Schwyz).'  HBull.  1572. 

um  he"-:  (in  den  Wirtschaften)  herumtrinken  Gr 
Nuf.    Er  liet  die  ganz  ZU  umhe" g'süpflet. 

Süpfli  m.:  wer  nippt  AAFri. 

Süpfli-g  (-Ö-)  m.:  Trinker  THBisch.  Das  seie"d 
alles  Söpfli'g,  wo  dort  sehüsse"d.   Schwzd.  (TuBisch.). 

supf:  im  Anzählreim;  s.  savi  (Sp.  331). 

„supfe"  II:  mit  haben,  fehlschlagen  AaF."  (St.2). 
-    Fehler  für  pfuffen  (Bd   V    1166)? 


Sepsch:  spöttisch  für  Joseph  aScHw;  vgl.  Sep 
(Sp.  1222). 

Se'ptember,  in  Arl.  auch  Septemper,  in  AaF.;  GrV.; 
ScHwMa.  (PHeng.  1836)  Se'ttember  —  ra.:  Monats- 
name, wohl  allg.  bekannt,  doch  volkstümlich  Herbst- 
Münet  (Bd  IV  236).  ,Der  erste  tag  des  ersten  herbst- 
manodes  genemt  s.'  1427,  B. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  616;  die  Form  mit  -mp-  auch  bei 
Martin-Lienh.  II  371.  .SV-«-  braucht  nicht  ital.  zu  sein, 
sondern  kann  durch  Dissimilation  von  p:b  oder  durch  Assi- 
milation wie  in  Haut  <|  Haupt  erklärt  werden. 

„Septier  m.:  Gemäss  für  Flüssigkeiten,  das  einen 
Kubikfuss  oder  1500  Kubikzolle  hält  W"  (St.2).  — 
Frz.  septier,  andere  Schreibung  für  setier,  Sester;  vgl.  Sester. 


Sequenz  m.:  wie  nhd.  ,Den  s„  den  StNogger  ge- 
dichtet hat.'  XV.,  G  (Notkerlegende).  S.  noch  Lob(Gc-) 
sang  (Sp.  1175.  1182).  -   Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  617. 

Sequester  m.:  wie  nhd.  De"  S.  a"legge",  uf  Öppis 
legge",  gerichtlich  beschlagnahmen  ZO.f  RA.  Im  S. 
s%",  in  Verlegenheit  sein  BSchwarzenegg.  Da  bin-ich 
jitz  wider  schön  im  S.,  zB.  wenn  Besuch  kommt  und 
kein  Fleisch  im  Hause  ist. 

Hieher  viel].  .Sekuasteri,  Zuname  einer  gewissen  paten- 
tierten Sehrüpfcri"  und  Z'ödtrldssert"  SchHa.;  vgl.  die  eben- 
falls nicht  klare  Verwendung  des  Wortes  als  Spottname  bei 
Gr.  WB.  X  1,   617. 


Sar,  ser,  sir,  sor,  sur  bzw.  sarr  usw. 

Sar(r)  Sär  n.:  a)  Flussgesciiiebe.  ,Als  dann  die 
gross  wassergüssi  hür  by  13  jucharten  haber  und  14 
jucharten  körn  mit  sar  gar  überfüert  hatt,  dann  nun 
an  etlichen  orten  kein  sichlen  meer  uff  das  fäld  nit 
kommen  ist.'  1562,  -Z  (betr.  Güter  des  Amtes  Kappel 


Sar,  ser,  sir,  sor, 


l'JGi) 


in  Adliswil).  —  b)  Seeschlamm,  durchweichter  Lehm 
im  Seegrund  ZS.  Syn.  Setc-Dreck.  Ein  Lieblingsauf- 
enthalt der  Karpfen,  deren  Fleisch  davon  einen  eigen- 
tümlichen Beigeschmack  erhält;  vgl.  särrelen.  ,S.  aus 
dem  See  graben  zu  Landanlagen'  ZRüschl.  ,Den  an- 
dern tag,  da  werchoten  si  dem  Strussen  in  sinen  reben 
[nahe  der  Stadt,  am  rechten  Seeufer],  da  kam  der 
Maler  mit  einer  karroten  sares  und  wolt  das  in  sin 
guot  füerren  und  fuort  es  ouch  darin.'  1425,  Z  RB. 
,Wover  der  Herr  Spitalmeister  den  Wyger  in  sinem 
Costen  ablassen  wolte,  stad  zu  sinem  Gefallen.  Er 
mag  das  Saar,  so  im  Wyger  ist,  im  Wyger  lassen 
oder,  sos  im  gefalt,  ins  Spittels  Costen  uff  ein  Wisen 
dun,  sonst  sol  er  gar  kein  Saar  in  andere  miner  Nach- 
buren Güter  weder  verschenken  noch  verkouffen  und 
kein  Saar  ussert  miner  Wisen  füren.'  1602,  Z  (Stif- 
tung einer  Wiese  zugunsten  des  Spitals  auf  drei  Jahre). 
Vgl.  S.-Grabm  (Bd  II  682),  -Büffm,  Schlammhaufen  Z 
(Spillmauu),  -Loch  (Bei  III  1038),  -Boden  (Bd  IV  1031), 
-Brunnen  (Bd  V  662),  weiter  S.-BacJi  (Bil  IV  052.  954)  und 
die  damit  zsgehürenden  S.-Bollcn,  -Baum,  -Bon  (ebd.  1174. 
1245.  1314),  -Wid,  Sar(r)en  II.  Hieher  (bzw.  zum  Vb) 
noch  die  ONN. :  ,Saar-Hau'  ZAugsterberg.  ,Sar-Lauineu'  B 
BlumensteiD.  ,Sar-Ried' BBolt.  ,Sar-Wis'  1331,  SehwFreienb. 
Da  die  Sippe  in  keiner  der  in  Frage  kommenden  Sprachen 
etym.  Anschluss  findet,  kommt  vorromanische  Herkunft  in 
Betracht;  viell.  besteht  Zshaug  mit  den  anklingenden  Ele- 
menten der  Toponomastik:  ,Sar',  Flüsschen  GVilters  (,Sär.' 
1425,  ZKornordn.,  ,Saur.'  1453,  GSa.,  1t  Leu,  Lex.  XVI  78 
, ehemals  auch  Saren,  Sarn,  Sarun'),  ,Sarnen'  l'w;  Ähnl.  auf 
heutigem  rätoromanischem  Gebiet.  Weiteres  uugesichtetes 
Material  bei  JLBrandst.  1902,  56  (vgl.  Gfd  42,  180  ff.);  über 
die  Möglichkeit  weiterer  Beziehungen  s.  Bull,  de  Diabeto- 
logie Komane  III  74/6.  Die  Sippe  berührt  sich  mehrfach 
mit  der  von  süren;  s.  d. 

Sar(r)e"  I  ,Sarra'  m.:  =  Sar(r)  b.  ,Als  dieselben 
sechs  dürfer  [in  der  Gegend  von  PMu.]  fürgewandt, 
wie  si  ein  teil  der  wegsarae  in  das  mos  haben  helfen 
machen,  dessen  die  unseren  von  Murten  inen  anred 
sind  gewesen  und  doch  nit  anders,  dann  dass  soliche 
wegsamc  allein  gemacht  sye  worden,  den  sarra  uss 
dem  mos  ze  füeren,  ist  geordnet  und  abgeredt,  dass 
die  genannten  sechs  dörfer  söliche  wegsame  wol  mögen 
bruchen,  den  sarra  zuo  reichen  und  usszuofüeren  und 
sonst  nit  witer.'  1524,  Absch.  IV  1  a,  418. 

sar(r)e"  -ä-  Ndw,  -ä-  L  (Ineichen);  Obw;  UwE.; 
U,  Ptc.  -et:  Morast,  Geröll  mit  sich  bringen  und  damit 
das  Gelände  überdecken,  von  Wildbächen. 

über  (in  B;  Uw;  U  auch  uber)-sarre"  „Aa;  B;  VO; 
S";  L  (RBrandst.),  -säre"  BMeir.  und  lt  Dan.;  Schw; 
Uw;  U  (in  Urs.  -ö-):  mit  Geschiebe,  Schutt  und 
Schlamm  überdecken  „Aa;  B"  (auch  lt  Dan.);  „VO";  L 
(RBrandst.);  ScHwMa.,  Riemenstalden;  „S";  Uw;  U; 
Syn.  l"-be-sinderen  (Sp.  1129).  Wo  jetz  d'  Siessberge" 
sind,  isch  e"  grosse"  Se  g'si",  der  isch  ils'broche"  und 
het  ganz  Schitref  |  Schattdiirf]  underg' macht  und  iber- 
säret  U  (AfV.).  Übersärets  Land,  ä"s  Übersäred  Obw; 
UwE.  War  's  aueh  mor""n  ke'"s  Wasser  mer,  se  wär- 
st [die  Matte]  Ma""s  hoch  Übersäret.  JBHäffl.  1813. 
S.  noch  Rufinen  (Bd  VI  673:  zwei  Stellen,  an  der 
zweiten  ist  zu  lesen  ,übersaart'  statt  .übersäet').  .Diese 
Bäche  haben  viele  Güter  übersart  (:  erspart).'  XVIII. , 
Erz.  1856  (Gedicht  aus  SchwMuo.).  Auch  der  Unter- 
scheidplatz  sei  1740  und  1745  vom  Lielibach  ,über- 
saret'  worden.  1786,  Gfd  (UwBeck.).  .Erst  am  29.  Heu- 
monat ...  wurde   noch   eine  Matte  gegen   die   Kirche 


zu  übersarret.'  Mus.  1795.  .Nackt  liegende,  halb  über- 
sarrete  Baumstämme.'  ebd.  .Die  Bach  kamen  sehr 
gross  daher,  der  Teufbach  übersarete  dem  N.  sein 
Mattli.'  1799,  SchwMuo.  Tageb.  Auch  von  einem  Tisch, 
der  mit  Unrat  bestreut  ist,  von  einer  verunreinigten 
Fensterscheibe,  einem  Gemüsebeet,  das  vom  Unkraut 
überwuchert  ist  BMeir.  Der  Tisch  ist  alle  ubersärete''. 
—  Über-sar(r)ing  (-ä-)  f.:  Überdeckung  mit  Ge- 
schiebe Uw;  Zg. 

i°-säre":  wie  über-s.  U.  ,Von  dem  alten  Schaddorf 
ist  nichts  mehr  übrig  als  ein  halb  eingesaarter  schön 
gemauerter  Turm.'  U  Gem.  —  undere"  -  säre":  wie 
über-s.  U.  —  üs-sä?-e":  durch  Überdeckung  mit  Ge- 
schiebe entwurzeln,  von  Wildbächen  mit  Bez.  auf 
Pflanzen  (zB.  Kartoffelstauden)  Schw. 

ver-„sarre"  Aa;  B;  VO;  S",  sonst  -säre": 
&)=über-s.  „Aa;  B"Si.;  „VO";  L;  ScHwMa.;  „S";  Uw. 
Es  hat  vAt  umme"  Alls  versäret  ScHwMa.  Es  soll 
Jeder  gegen  sein  Gut  sorgen,  damit  der  Rus  Nichts 
versare.  1508,  Küchler  1886.  Betreffend  den  ver- 
sarrten  See  [in  den  italien.  Vogteien]  sollen  Die  unten 
und  oben  im  Land  einander  helfen,  denselben  auszu- 
graben. 1533,  Absch.  Versärt,  von  angeschwemmtem 
Land  THBuhwil.  —  b)  refl.  ,Wenn  ein  Wuhr  oder 
ein  Damm  noch  nicht  wasserdicht  ist,  sondern  das 
Wasser  noch  durchlässt,  so  sagt  man,  es  versare  sich, 
wenn  durch  angeschwemmtes  Sand  und  Grien  die  Öff- 
nungen sich  sperren.'  Füglistaller;  darnach  St.  (für 
„Aa;  B;  VO;  S").  —  Yer-süri"g  f.:=  Über-s.  Uw. 

zu e -säre":  Schutt  bringen,  von  Wildbächen  U. 

„Sar(r)ete""  (in  B;  U  -Ü-)  f.:  1.  „Gand,  Steinge- 
rölle  von  Wildwasser  Aa;  B;  VO;  S";  U.  —  2.  mit 
Flussgeschiebe  überdecktes  Land  Uw  (nach  JRWyss 
1817,  432;  darnach  die  unter  Ueggis  Bd  I  160  abge- 
druckte Stelle  aus  Kasth.). 

g°-sar(r)ig  s.  ge-sörig  mit  Anm. 

sär(r)elen  I  -<52-;  einen  erdigen  Beigeschmack 
haben,  von  Fischen,  bes.  Karpfen  ZS.    Syn.  herdelen 

(Bd   II    1600).   —    Abi.  zu    San: 

Sara  Ap;  B;  Gl;  Sch;  Th;  Z  und  weiterhin,  Säre 
B;  Gl;  G;  Scb;  Th;  Z,  Dim.  (doch  tw.  ohne  Dim.- 
Bed.)  Säri  AaSL;  BHa.;  Gl;  Z,  Säri,  Särli  Bs,  Sätschi 
Keif-  und  Spottform  Gl:  weibl.  Taufname;  im  allg. 
nicht  (oder  nicht  mehr)  häufig;  in  der  ä.  Spr.  seit  dem 
XVI.  .Wiesen  in  Saren  Erlen.'  1805,  ZHettl.  .Hein- 
rich Frei,  Heinrichs  sei.,  Saaren,  in  Hagenbuch.'  1880, 
Z  Amtsbl.  In  Reimereien.  D'  Säre  und  d'  Chläre  mit 
ire"  lange"  Eure"  uf  irem  neue"  Charre",  wil-s'  nüd 
händ  chönne"  spare",  die  Tunderhagels- Narre",  sind 
d'  Säre  und  d'  Chläre"  in'n  Himel  ufe"  g'fare",  ,in  be- 
liebiger Reihenfolge  zu  wiederholen'  ZWäd.  0  du 
liebi  Säre,  d'  Chnöpfli  si"  verfare"  BStdt  (GZür.  1902), 
o  du  alti  (in  Sch  liebi)  Säre  (auch :  (Ach)  Säre,  liebi 
Säre  Z),  d'  Pfanne"  (in  ZStall.  d'  Blatte")  hat  e"(s) 
Loch,  d'  Chnöpfli  sind  verfare",  d'  Brüeje"  (d'  Brüe, 
die)  häm-mer  noch  Sch;  Z  (so  Reg.,  Wth.),  die  Brüe, 
die  ist  verfare"  und  d'  Blocke"  hem-mer  noch  ZStall., 
liebi,  liebi  Sära,  d%"  Pfanne"  het  es  Loch,  der  Schmutz 
ist  üsg'runne",  d'  Bezoggel  sind  verbrunne",  der  Tatsch 
ist  ab  dur'h  d's  Loch  und  d'  Suppe?  heic-iver  noch  Gr 
Tschapp.  Beru-ei  berivei  schimja  gomja  stand,  Bräute" 
Still  dra"  Sara  Sara  Grata,  die  Pfanna  hat  es  Loch, 
der  Schmutz  ist  all  usgrunnu"  und  d'  Sara  hei" -wer 
noch  (.drolliger  Gaukelspruch';  soll  von  einem  Tiroler 


1261 


Sar,  ser,  sir,  sor,  sur 


gebracht  worden  sein)  W  (Tscheinen).  Die  biblische 
S.{?);  s.  Bündel  II 3  (Bd  IV  1364).  Halb  appell.  E" 
langi  Säre,  hochgewachsene,  hagere  Weibsperson 
SchSL  (Sulger).     Sära,  Kuhnanie  ZPfäff. 

Der  Reim  mit  P/atmen  auch  bei  Martin-Licnh.  II  371, 
wo  auch  eine  Parallele  für  die  Angabe  vui  Sulger.  ON. 
,Sara-Hof  StJoseph  bei  GSchmer. 

Sä'r(r)ass  (nach  einzelnen  Angaben  für  AASeet.; 
Bs;  GitPr.;  GNessl.;  Th;  ZO.  -as),  ^Saris  Bs  (Spreng); 
Sch  (lt  Kirchh.  neben  -es,  St.b)  —  m.:  1.  schwerer, 
langer  Säbel  AiLeer.  (H.);  Bs  (Spreng);  Sei!  (lt  Kirchh., 
St.b);  ZO.,  Russ.  —  2,  a)  schwerer  Rausch  Aa;  Ap; 
Bs  (auch  schon  lt  Spreng);  B;  L;  G;  Th;  Z.  En  S. 
ha".  Der  tnüend  gester  ordli'h  'bürstet  ha",  du  liest 
emcl  cn  üsg'u-achsne"  S.  mit-der  hei'"  gschleipft  L. 
,Der  Wein  schnallt  dir  den  S.  an.'  Hagr.  —  b)  ^er- 
wünschte Sache'  ZO.  (Hürlimann).  Es  ist  en  S.  — 
3.  pers.,  Rauhbein  BLangn.  En  Turniers-,  Regiments-S., 
barsche,  energische  Person  beider  Geschlechter  ,mit 
schneidiger  Stimme'  ZF.  Als  Schimpfw. :  Du  Hans- 
dampf, du  drleggiger  Sarras,  du  infamme''  verdammte'' 
Sehubiak.  GFient  1898  (GrPi\). 

In  (Jer  urspr.)  Bed.  1  bei  Gr.  WB.  VIII  1802.  Zur 
Übertragung  (2  a  auch  bei  Martin-Lienh.  II  :!T1)  vgl.  Säbel 
(Sp.  36/7).    Euphemistisch  entstellt  Härmst  I   (Bd  II  131fi). 

Sar(r)e"  II  Sare"  ScHwMa.,  Sö're"  SoHwSchüb., 
Siebnen  —  f.:  Schwarzpappel,  Populus  nigra.  Rhiner. 
Syn.  S.-Bach  2  (Bd  IV  954). 

Wohl  Kurzform  zu  Sar(en)-ßach  (dies  wieder  Kurzform 
zu  Sarbach-Baum),  also  zu  Sar(r)  (Sp.  1258).  Die  Form  mit 
-o-  ist  etym.  nicht  verschieden,  da  einzelne  MAA,  das  durch 
Dehnung  entstandene  ä  verdumpfen;  vgl.  für  ar  >  iir  zB. 
Pfarrer  (Bd  V  1170),  sarren;  freilich  steht  in  SchwSiebnen 
neben  Sure"  das  W.  ver-täre".     Ygl.  Särlen. 

Bach-  Söre":  =  dem  Vor.  ScHwSchüb. 

Sar(r)e°  III  bzw.  -en  (so  in  BLenk,  Sa.),  in  BE.; 
SL.  Säre"  —  in. :  a)  (eiserner  Tür-)Riegel,  bes.  walzen- 
förmiger Riegel  mit  Handhabe,  woran  der  ins  Schloss 
einspringende  Haken  befestigt  ist  BBe.,  E.  (an  der 
Stalltür),  „0.",  Ki.,  Sa.,  Si.,  Thun  (an  Kellertüren);  SL. 
Der  S.  stösse",  fürtue".  ,An  der  Stalltüre,  ehedem 
auch  am  Speicher  und  an  Turmzellen  (nach  Akten 
von  1791  und  1789)  schiebt  sich  der  eiserne  Säre" 
hin  und  her,  während  sein  Handgriff  zum  Schliessen 
mit  dem  Schlüssel  eingerichtet  ist.'  Bärnd.  1904.  Dem 
Geisterrieh  vermacht  kei"s  Schloss  u"d  b'schMsst  kein 
Saren.  JJRomang  1870.  —  b)  Riegelschloss  BHa., 
„0.",  Si. 

Aus  einer  Dialektform  zu  frz.  serrc  (vgl.  unsern  Artikel 
Serren),  ital.  terra,  serrare;  der  Wandel  err  >  arr  findet  sich 
zB.  in  der  Waadt,  im  Pays  d'Enhaut,  Wallis,  Aostatal,  wo 
das  Vb  in  den  Formen  sarä  usw.  erscheint;  der  Geschlechts- 
wechsel nach  Rigel.  Die  Schreibung  des  W.  mit  -n-  im 
Deutscheu  deutet  lediglich  die  Kürze  des  -a-  an.  Vgl.  noch 
lirafl  VI  271  iserraj  und  die  Anm.  zu  Särlen.  Hieher  viell. 
der  ON.  , Sarren'  BKirchd. 

.sare",  särelcll:  Weiden  hauen  auf  den  Aarinseln' 

Aa  (Rochh.).    -    Nicht  bestätigt.     Vgl.  Surren   11/ 

er-sarre":  ,in  heftigen  Zorn  geraten'  BMeir.  (nach 
einer  Angabe). 

Sari:  =  Flinggen  1  (Bd  I  1202).  oO. 

Wenn  der  Anklang  der  Synn.  Lentseh,"  m.  (Bd  III  134:,). 
Liengge"  m.  (ebd.  1342)  an  Koseformen  für  Magdalena  (Bd 
III  1888.  1342.  1345)  nicht  zufällig  ist,  Hesse  sich  das  W. 


an  Sara  (Sp.  12C0)  anknüpfen;  die  unter   Flinggen    i   (Bd  I 
1202)   angesetzte  Länge    findet   im   Material    keinen  Anhalt. 

Saris! :  =  Salesl  (Sp.  693)  BJeg. 

Saru  m.:  ,ricotta  [Molken]'  PA1.  (Giord.). 

Ohne  Frage  zu  ital.  «i'era,  lat.  verum;  doch  zeigen  die 
benachbarten  roman.  MAA.  keine  Formen  mit  a.  Giord, 
bezeichnet  mit  a  auch  die  Vertretung  von  e. 

Säre",  in  ä.  Spr.  ,serjen,  sergen'  oä.,  in  AASt.  Sari 
—  f.:  I.  Stoffname,  a)  Sarsche,  frz.  serge  oder  ein 
ähnlicher  Stoff.  Die  Wände  des  Sitzungssaales  der 
Tagsatzung  zu  Baden  sollen  mit  guter  ,Sarije'  [1. 
,Sarye']  tapeziert  werden.  1714,  Absch.  —  b)  grobes 
hänfenes  (Pack-)Tuch  GRh.  (Mooser);  vgl.  S.-Bletz  (Bd 
V  282).  Syn.  Taren.  Säre'-Sack,  hänfener  Sack  Th 
Andw.  —  2.  a)  aus  Sarsche  verfertigte  Decke,  bes. 
Bettdecke.  ,Dis  nachgeschriben  pfand  hat  A.:  ...  lin- 
lachen  und  säryen.'  1414,  Z  RB.  ,Ein  sergen.'  nach 
1422,  L  Vogtkinderrechn.  ,üar  nach  bot  sy  iro  [über 
den  Zaun]  ein  sergen  und  ein  michle  bürde  mit  wupp- 
garn,  ein  möschin  beky.'  1430,  Z  RB.  ,29  sergen  und 
bettüecher.'  1441,  Bs.  ,11  sorgen',  unter  ,federwat.' 
1445,  BsPfeff.  Schlossinv.  ,N.  hat  veriehen,  das  er  in 
Wettingerhus  gangen  sye  und  habe  da  unnen  an  dem 
eren  ein  fardel  ufgehowen  und  etwe  menge  sergen 
daruss  verstoln.'  1453,  Z  RB.  ,So  habe  sy  [eine  der 
unberechtigten  Gremplerei  beklagte  Frau]  einem  gast 
10  gülden  zuo  wechslen  geben,  der  schankte  ira  ein 
särye.'  1460,  ebd.  ,Vier  teckinen  und  ain  sergen.' 
1469,  ZWth.  Teilrodel.  .Darnach  den  deckel  über  die 
laid  [Lade],  daruff  darnach  die  serge  mit  den  wappen 
Veningen  uff  die  laid,  darnach  die  laid  uff  ein  rossbar 
und  also  füern  lassen  gen  Basel  für  daz  münster.' 
1469/70,  Bs  (Testament  des  Bischofs  Joh.vonVeningen). 
,Bettgewant,  pfulwen,  küssen,  sergen,  decklachen  ...' 
ebd.  , Meister  Jacob  der  koch  hat  bracht  ein  serye, 
ein  zinin  kenly,  aber  ein  dein  sergly  tuochin  [1.  sergy 
tuochlin].'  1476,  Beuterodel  von  Grandson.  , Hobsack, 
2  linlachen  und  1  sergye,  cost  alles  17  lib.'  E.  XV., 
\Vall»i.  (Nachlassabrechnung).  ,Zwo  grüen  sergen 
super  lectis  in  camera  hospitum.'  1511,  Bs  Chr.  ,1  gu- 
teren  und  4  sargen.'  1515,  BsPfeff.  Schlossinv.  ,1  alte 
serginen  in  der  kleinen  kamer.'  1557,  Z  Inv.  ,Särg, 
sargen,  decke,  gausapa,  gausapina;  die  sergen,  matzen, 
matzelonen,  storea.'  Mal.;  entsprechend  bei  Fris.  ,üie 
Koze,  rauwe  Decke,  Sarg,  gausape,  tega,  storea.'  Red. 
1662.  S.  noch  Wät-Sack  (Sp.  647).  -  b)  altes,  abge- 
nutztes, löcheriges,  schmutziges  Stück  Bettzeug,  Lein- 
tuch oder  , Anzug',  auch  ein  zerlumptes  .Fürtuch'  Aa 
Wohl,  f  (Donat-Meyer).  —  c)  altes  schlechtes  Bett 
ÄASt.,  elendes  Bett,  Schrägen  AaWoIiI.  (Eisler). 

Mhd  serge,  mnje  f.  zu  frz.  sarge,  terge,  ital.  sargia  (Quelle 
lat.  terica);  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1802.  X  1,  623  (wo  ebenfalls 
die  Bed.  Decke  bes.  stark  belegt  ist;  nach  624  ist  die  Bed. 
Bettüberzug  noch  elsässisch);  Unger-Khull  5 IS  (Sarsehet). 
Die  ma.  Form  Säre"  beruht  auf  'Sarjen.  Zur  Furm  ,serginen' 
im  Beleg  von  1557  vgl.  mlat.  sargineum.  ital.  sargina,  grobes 
Tuch;  oder  liegt  der  sg.  gebrauchte  PI.  von  'Särji  O  Säri) 
vor?  Zu  g.  j  gegenüber  rom.  ;/  vgl.  auch  ,sargaut,  sariand', 
frz.  «./;/.,>«(  bei  FPlatter  270.  271  (Boos).  Die  Nebenformen 
, Sarsche,  Scharse'  (Gr.  WB.  VIII  1S02)  finden  auch  bei  uns 
ihre  Entsprechung:  ,6  Ein  schwarz  französischer  Scharssen 
...  grüne  französische  Sarssen.'   160S,  Z. 

gB-säret,  in  GoT.  -a-:  gestreift,  meliert,  von  Zeu- 
gen GA.,  0.,  gesprenkelt,  getigert,  von  Tieren,  so 
Katzen,  Hunden,  Hühnern  GA.,  oT.;  Gl  (so  K.).    E" 


1203 


Sar,  ser,  sir,  sor,  sur 


120-1 


g's-ef  Tschöpet"  GA.    —   Vgl.  frz.  aergi  in  gleicher  Bed.  von 
Stoffen. 

säri"  ,sergy':  aus  Sarsohe;  s.  Sären  2  a. 

sär(r)e°  (-£-),  3.  Sg.  Praes.  und  Ptc.  -et:  „(mit  sein) 
rauschend  fliessen,  von  Flüssigkeiten;  in  rauschender 
Eile  weggehen  Z",  dahin  sausen  ZSchwerz.  Mer  sind 
g'säret,  in  grösster  Eile  dahin,  davon  gerannt  ÄAJon. 
Beva"  s.,  schnell  davonlaufen  ZKn.  Abe"  s.,  herunter- 
sausen, auf  einem  Leiterwagen,  Schlitten  AiNeuenh.; 
ZStdt  (Knabeuspr.).  S.  lä",  (den  Schlitten)  sausen 
lassen  AaJoh.;  Z  (Spillmann). 

Vgl.  Ȋderen  (Sp.  296),  weiterhin  surren.  In  AaDott.  naol 
einer  (von  andrer  Seite  bestrittenen)  Angabe  sam". 

Saira:  1.  s.,  s.,  sairassa,  Anfang  des  unter  reisen 
(Bd  VI  1306)  abgedruckten  Z  Liedchens,  wozu  einige 
Varianten  bei  Brenner  1857,  47  (BsStdt);  Rochh.  1857, 
57  (saieras,  saieras,  saierassa);  GZür.  1902,  75  (BStdt); 
EStoll  1907,  66  (Sch)  und  eine  als  Fortsetzung  aus- 
gegebene Strophe  gel'  du,  Mueier,  's  ist  hei"  Sund, 
we""-me"  s.  s.  singt;  s.  s.  mues'-me"  singe",  we""-me" 
will  d'  Französe"  zwinge"  ZEeg.,  Russ.  (in  den  50er 
Jahren  viel  gesungen),  Stdt,  Zoll.,  zum  Kaiser  springe" 
Z  (Vernal.  1858,  432).  —  2.  (in  Z  nach  einer  Angabe 
n.,  nach  andrer  f.,  andre  Geschlechtsangaben  fehlen, 
in  Sch  auch  Sairassa  n.)  zwei  durch  eine  ganz  kurze 
Achse  verbundene  Holzscheibchen,  die  man  an  einer 
elastischen  Schnur  auf-  und  abtanzen  lässt,  wobei  das 
Liedchen  s.  s.  sairassa  usw.  gesungen  wird,  ein  Spiel- 
zeug der  Mädchen  BsStdt  (Brenner);  Scb;  Z,  für  das 
ganze  Spiel  (Lied  und  Rädchen)  AaZoi. 

Ans  frz.  ra  ira  etc.,  Anfang  eines  Liedes  aus  der  Re- 
volutionszeit; vgl.  zum  Ganzen  auch  LTobler,  VL„  I,  S. 
LXXI.    70. 

saure"  bzw.  -äu-:  schläfern,  schläfrig  werden  U. 
—  ver-:  unwillkürlich  einschlafen  U. 

Bestätigt.  Ist  an  Zshang  mit  uhd.  ,zaudern'  « ,zau(w)ern') 
zu  denken?    Vgl.  das  Syn.  (ver-)nau(we)ren  (Bd   IV   880). 

ser,  in  G,0.',  We.  sbjr,  in  FJ.  sier:  A.  Adj.  1.  a)  obj. 
(sachlich  von  b  oft  nicht  zu  scheiden)  wund,  offen, 
von  Hautstellen,  bes.  infolge  Schürfung,  Reibung, 
Ätzung  Ap;  B;  FL;  Gl;  Gr  (Tsch.);  LReid.,  Stdt;  G 
Buchs,  Stdt,  T.;  See;  m,  oTh,  Steckb.;  WVt.;  ZSchwerz., 
Tösst,,  Wei.,  oberflächlich  geschürft  Z  (Rahn),  wund 
gerieben  ZO.;  ,wund,  aufgerieben,  aufgefressen  von 
Schweiss,  Hitze  udg].'  Bs  (Spreng);  doch  auch  von 
ernsthaftem  Wunden:  ,von  offenen  Wunden'  B 
(vGreyerz);  ,eine  Wunde  ist  s.,  wenn  sie  noch  eitert, 
blutet  und  schmerzt'  ApTeuf. ;  in  Gr  lt  Tsch.  syn. 
mit  ver-güet  4  a  (Bd  II  556),  chüen  4  (Bd  III  336).  E" 
s-i  Hand,  ,weh,  verletzt'  SEgerkingen.  RA.  Miessigi 
Fingra  machunt  es  s-s  Hindra,  .verderbliche'  Kinder 
bekommen  die  Rute  W  (Tscheinen).  Mi"  Buche" 
ist  so  s.  g'si",  dass-ich-mich  im  Bett  nümmer  ha" 
chönne"  cherc"  und  rode"  Gr  (Tsch.).  S-i  Hand,  bei 
den  Waschfrauen,  durch  Waschen  aufgerieben  GO., 
Rh.  E"  Wöseheri"  überchunnt  vom  Bibe"  s-i  Finger 
B  (Zyro).  S.  uf  de"  Füesse",  wund  an  den  Füssen 
GrD.  Von  der  Fussohle,  wenn  sich  die  obere  Haut 
einer  Blase  abschält  G.  Es  siers"  Mül  FJ.  Wund, 
entzündet  GMs.  Entzündet,  von  einer  Geschwulst  Gr 
UVaz.  Von  entzündeter,  schmerzhafter  Körperstelle 
GBuchs,  We.  S-i  Üter,  Euter,  die  infolge  schlechten 
oder  unreinlichen  Melkens  Blasen  bekommen,  wund 
werden  BGr.    Von  dem  zur  Heilung  des  Schliers  auf- 


gestrichenen, später  abgetrockneten  Lehm  wurden  die 
Striche"  s.,  und  jede  Berührung  schmirzd  nun  das  Tier. 
Bärnd.  1908  (BGr.).  D'  Cime  [ist  s-i,  leidet  an  der 
Euterentzündung  WMü.  Den  engen  Zshang  zw.  a 
und  b  zeigen  die  Angaben:  , schmerzend  wund'  SchwE., 
, schmerzhaft,  von  offenen  Wunden,  Hautschäden'  Th 
Egn.,  ,durch  Reiben  empfindlich  gemacht,  von  der 
Haut'  L  (Ineichen);  ZO.  (Brunner).  ,Dass  die  scherpfe 
des  hams  und  des  schweiss  nit  etze,  seer  mache  und 
das  kind  nit  verunreinige  und  verletze.'  Ruef  1554. 
, Seer  oder  geschwärig  machen,  exuleerare.'  Fris.;  Mal.; 
vgl.:  .Exulcerare,  sehr  machen,  versehren.'  Denzi. 
1677.  1716.  ,Dem  der  rächen  seer  und  aufbrochen, 
der  gurgle  darmit  [mit  Eselsmilch].'  Tierb.  1563;  lat. 
faueibus  exuleeratis.  .Wann  es  schon  ein  starke  er- 
härtete Haut  hette,  so  müsste  sie  ihm  [dem  Kinde 
infolge  zu  heftigen  Reibens]  wol  zart  und  seer  dar- 
von  werden.'  FWürz  1634.  ,Es  werden  etwar  die 
Kinder  oft  fratt  und  verwundt  zwischen  den  Bein- 
lein, under  den  Armen  und  am  Sitzlein,  und  wann 
sie  alsdann  das  Wasser  von  sich  laufen  lassen,  so 
machet  es  sie  fast  seer  und  beisset  übel.'  ebd.  ,Wann 
sie  [,ein  Abtrieffung',  der  sog.  ,Hauptfiuss']  die  Lungen 
versehret  (sehr  oder  schwing  machet),  [bewirkt  sie] 
die  Lungensucht.'  Spleiss  1667.  ,Der  Salat  davon  [von 
Gänseblümchen]  heilet  die  sehren  Lungen.'  EKönig  1706. 
S.  noch  fratt  (Bd  I  1337).  Das  Neutr.  subst,  wunde 
Stelle:  ,Das  Pflaster  uff  das  Seehr  gelegt.'  B  Arzneib. 
XVII.  —  b)  subj.  (oder  davon  ausgehend),  empfind- 
lich U  a)  gegen  Berührung,  von  heilenden  Wunden, 
über  denen  sich  erst  ein  dünnes  Häutchen  gebildet 
hat  ÄAAar.,  Br.;  Bs  (Spreng);  B  (mehr  im  O.);  GrD., 
Mai.,Pr.;GF.,  T.,  Wb.,  We.;  SRech.;  Tu;  Obw;  ZDättl., 
Russ.,  Tu.;  ,Ostschweiz'  (Lindinner);  „s.  bezeichnet 
die  Empfindung  eines  dumpfen  Schmerzens  oder  besser 
zu  sagen  mehr  Empfindlichkeit  denn  eigentlichen 
Schmerz,  so  zB.  die  Empfindlichkeit  eines  verletzt 
gewesenen  Teiles,  die  Mitempfindung  in  den  entfern- 
testen Teilen  eines  leidenden  Gliedes,  das  Gefühl  einer 
Stelle,  wo  die  Haut  durch  starkes  Reiben  oder  durch 
langes  Sitzen  auf  hartem  Polster  empfindlich  geworden ; 
eine  sehre  oder  sehr  gemachte  (Mal.  p.  369)  Haut, 
d.  i.  eine  empfindliche  oder  empfindlich  gemachte  (we- 
niger denn  wunde)  Haut" ;  ,physisch  schmerzhaft,  aber 
nicht  heftig,  sondern  gelinde,  bes.  bei  chronischen 
Leiden,  nicht  spontan,  sondern  unter  Berührung  oder 
Druck,  nur  vom  Rumpf,  bes.  von  der  Rippengegend' 
BAmtThun  (DrRis);  ,mollis,  tenuis  cum  sensu  doloris 
in  contactu.'  Id.  B.  Es  (zB.  der  Finger)  ist  noeh  s. 
De''  Finger  tuet -mer  niimme  we,  aber  er  ist  na'h  s., 
ich  cha""  Nut  mache"  ZDättl.  's  ist-mir  noch  s.,  ,wenn 
eine  Wunde  am  Zuheilen  ist'  GO.,  Rh.  Empfindlich, 
vom  verletzten  Glied  BSi.  Sider  han-ich  gäng  es  s-s 
Ärmli  BBr.  Von  empfindlicher,  zarter  Haut  übh.,  zB. 
infolge  einer  Entzündung,  Krankheit  Ap  (TTobler: 
.leicht  schmerzhaft,  krankhaft  empfindlich');  B;  L; 
GWe.  und  lt  Zahner;  ScbwMuo.;  S;  THArb.;  Obw; 
ZO.  E"  s-i  Hut  (ha").  Me"  chunt  vo"  der  Lauge"  so 
e"  s-i  Hut  über  ZDättl.  D's  Wasche"  macht  s.  Fingerr, 
s-i  Hut  BSchw.  Hut  göt  d'  Bise"  wüest,  ich  ha"  s-i 
Hut  im  G'sicht  SWA.  ,Die  Haut  hinter  den  Zähnen 
[des  am  Frosch  leidenden  Pferdes]  wird  s.  (äusserst 
empfindlich),  ist  dem  Wundwerden  nahe  und  hindert 
das  Tier  am  Fressen.'  Bärnd.  1904  (BE.).  Ich  bin  am 
ganze"  Lib  s-er  Gr.    ,Wer  das  tropfen  hat  oder  s.  ist 


1265 


Sar,  sei",  sir,  sor,  sur 


1266 


an  der  hut.'  Kunstb.  1474.  ,Wann  die  Wunden,  ob 
sie  schon  noch  frisch  ist,  nit  seer  ist  oder  gar  em- 
pfindlich, also  dass  der  Patient  wol  leiden  kann,  dass 
man  ihme  dieselbige  betaste...'  FWürz  1634.  Auch 
von  einer  an  sich,  ohne  Verwundung,  Krankheit  em- 
pfindlichen Hautstelle:  ,[I>er  Bär  beisst  den  Ochsen] 
in  die  nasen,  also  am  seeresten  glid  in  zuo  bewunden.' 
Tierb.  1563;  lat.  in  loco  teneriore.  —  ß)  zart,  von 
Wiedergenesenden  BoSi.;  oTh.  Er  ist  iio'*  s.  oTh. 
Von  zarter  Konstitution  übh.  SchwMuo.  Us  der  Fa- 
mili  use"  sind  alli  eso  s-i.  —  y)  reizbar  von  Gemüt 
BG.,  Schw.  und  lt  AvRütte;  Gl  (1t  Leuz.,  Rochh.);  Gr 
Mai.  S.  u"d  gäi  [Bd  II  99]  BG.,  Schw.  —  c)  .unem- 
pfindlich, fast  gefühllos,  schlaff',  von  den  Händen, 
Fingern,  infolge  übermässiger  Arbeit,  auch  infolge 
Hantierens  in  heisser  Lauge  AaWoIiI.;  Zu.  D'  Hand 
sim-mer  s.,  durch  Arbeit  krampfhaft  geworden,  so  dass 
man  sie  kaum  biegen  und  strecken  kann  Zu.  S-i 
Finger,  ausgelaugte,  fast  gefühllose  Finger  AaWoIiI. 
S.  auch  d.  —  d)  schmerzend  übh.  E"  s-er  Finger, 
schmerzhafter  Finger  BKirchb.  Mi"s  Bö"  [Bein]  ist 
gerst  noch  s-er  g'si"  weder  vornächt,  berichtet  Einer, 
der  den  Fuss  gebrochen  hat  TiiEgn.  E"  s-er  Ghopf, 
von  Kopfschmerz  B.  MVs  Herz  ist  s.,  ,tut  mir  weh, 
leidet  Schmerz'  BKirchb.  Von  entzündeten,  schwachen 
Augen  GRPr.  Wile"ins  zeichnet  's  gross  und  röse'röt 
Flecke"  in  de"  Chalchstei"felse",  die  ml"  di  seren  Auge" 
nid  wol  me*  vertrage"  mögend.  MKuoni  1886/7.  Ein 
s-C  Zahn,  von  Zahnschmerz  BBe.,  Kirchb.  Lose,  von 
Zähnen  GWe.  „Sere  Zähne,  als  eine  schmerzliche 
Empfindung,  die  man  am  Zahnfleisch  hat,  wenn  zB. 
unreifes  saures  Obst  gekaut  wird,  dentes  acerbi  [allg. 
lt  St.1]  oder  durch  herbe  Säure  stumpfe  Zähne,  an 
welchen  sich  beim  Beissen  eine  solche  schmerzliche 
Empfindung  äussert,  als  wenn  sie  ganz  ihre  Ecken 
und  Schärfe  verloren  hätten."  St.*  ,Nach  Genuss 
von  saurem  Obst  werden  die  Zähne  s.'  ZB.,  0.;  Syn. 
lang  (Bd  III  1321),  sür  (Sp.  1277).  S.  wird  die 
Zunge  nach  dem  Genüsse  von  Johannisbeeren  ZTu. 
.Verwundet,  krank,  unwohl'  AALeer.  (H.).  Es  ist-mer 
s.  und  blöd.  Psychisch  schmerzlich.  ,Das  aber  im  s. 
und  leid  were.'  1487,  Z  RB.  Wenn  Dies  aber  nichts 
verfienge,  was  seinen  [des  Z  Gesandten]  Herren  ,seer 
und  leid'  wäre.  1536,  Absch.  —  2.  übertr.  vom  Käse, 
a)  von  .durchgelegenem'  Käse,  der  durch  langes  Lie- 
gen ohne  Wenden  etw.  gelitten  hat  B.  —  ß)  fleischig, 
von  Käse  mit  fleischigen  Narben  BE.  —  B.  Adv., 
sehr  AALeer.  (H.);  SchwMuo.  (.moderner  Eindringling, 
doch  selten  zu  hören');  WMü.  und  weiterhin,  doch 
als  fremd  empfunden  (ma.  fast,  grüselich,  schüchlich 
ua.).  ,Do  erschrak  er  s-e  und  vasi'  1436,  Z  RB.  ,Da 
trungen  die  lüt  so  vast  und  s.  gegen  inn...'  1437, 
ebd.  ,N.  schluog  sy  also  s.  und  vast,  das  ...'  1440, 
ebd.  ,N.  machet  inn  serr  und  vast  hluotrünsig.'  1442, 
ebd.  ,So  sint  ouch  etzlich  gesellen  ...  hart  und  s. 
verwundet.'  1446,  B.  ,So  sind  wir  doch  s.  und  heftig 
erfröwt.'  Ansh.  .Denen  zoch  zuo  hilf  heruss  N.  mit 
einem  seer  wol  gerüsten  volk.'  JHaller  1550/73.  .Das 
im  nun  seer  leid  gsin  were.'  1557,  Z.  ,Ist  denen  seer 
nutz.'  Vogelb.  1557.  ,Wend  euch  nit  Ion  so  seer 
in  Gfar  ston  euer  Fynden.'  1601,  Lied.  .Kümert 
mich  seer.'  FPlatter  1612  (Boos).  ,Es  waren  viel 
seer  misvergniegt  [über  die  Franzosen],  sonderbar  die 
Lumpen  und  Bettler.'  JvWeissenkluh  1792/1821.  S. 
noch   Lich(n)am   (Bd  III   1015);   Eüd   (Bd  VI  623); 

Sehwetz.  Idiotikon  VII. 


be-rüiven  (ebd.  1888;  ,sere');  ver-siechen  (Sp.  203). 
Viell.  das  Adv.  als  Adj.  gebraucht  (vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
160):  ,In  dem  sehrsten  Weh',  von  der  Todesstunde. 
GMüller  1650.  —  Ainli.l.  »],•;  vgl.  zur  Gruppe  Gr.  WB. 
XI,   160/5,   dazu  Martin-Lienh.   II   371;  Unger-Khull   590. 

über-:  Adv.,  über  die  Massen.  ,Von  welcher  ge- 
schieht sich  der  keiser  übersehr  verwundert'  JWetzel 
1583;  in  der  Quelle:  Di  che  datosi  1' Imperadore  in- 
finita  ammirazione. 

Ser  n.:  Schmerz,  physisch  und  psychisch.  ,Daz 
siune  wedir  innan  wart  getwanges  noh  s-es.'  XII., 
Wack.  1876.  ,Do  sy  an  irem  tod  lag,  do  lag  sy,  als 
sy  kaines  s-es  befundi.'  EStagel.  ,[Sie]  lobt  Got  umb 
iekliches  s.  sunderlich.'  ebd.  ,Sy  begert  och  lang  zit, 
das  sy  Got  befinden  lies  etwe  fil  unser  frowen  s-es.' 
ebd.  .Von  unmässigem  innbrünstigen  s.,  das  sy  hat 
von  ünsers  heren  marter.'  ebd.  .[Sie]  bat  ünsern 
heren  gar  inneklich,  das  er  ir  die  wunden  usswendig 
abnem  und  ir  aber  das  s.  zuo  dem  herz  liessi ...  Do 
was  die  wund  ussnen  zemal  hail.  Aber  das  scharf  s. 
belaib  ir  unz  an  iren  tod.'  ebd.  .Das  liplich  s.  ires 
herzen.'  ebd.  (noch  oft).  —  Amhd.  »er  n.  m. 

sere":  1.  tr.  a)  versehren,  verletzen,  a)  physisch. 
,Swer  ouch  innerhalb  den  muron  treit  deheiner  slahte 
messer  ald  swert,  stab  ald  stein  ald  ander  ding,  daz 
argwenlich  were,  iemen  ze  serenne,  daz  sol  er  bessern 
mit  fünf  phunden.'  1252,  L.  ,Swer  in  der  stat  rennet, 
ist  daz  davon  ieman  gesert  wirt ...'  ä.  L  RB.  ,Du  [der 
Dornstrauch]  serest  manges  menschen  lip.'  Boner. 
,Wenn  ...  der  geteter  sinen  einung  bezalt,  dennecht 
sol  er  nit  in  die  stat  komen,  er  richte  sich  denn  mit 
dem,  den  er  gesert  hat.'  XIV./XV.,  B  StR.;  noch  B 
StSatzg  1539.  ,Ich  AOwling  versegnen  hüt  mit  Gottes 
bluot  alle  waffen  guot,  das  sy  Götz  helgen  wunden 
an  mir  eren  und  mich  miden,  das  sy  mich  weder  ste- 
chen, schniden  noch  seren.'  Auf.  XVI.,  W  Besegnung. 
Von  Waldbeständen:  ,Wer  der  wery,  der  inrent  der 
wery  ...  thein  holz,  es  sy  klein  oder  gross,  serty  oder 
abschlecht.'  1343,  Schw  LB.  (,Ura  den  bann  in  Erlen'). 
—  ß)  psychisch.  Einen  erzürnen  BG.  (Bärnd.  1911). 
.Swele  mit  scheltenne  oder  mit  vluochonne  alder  ite- 
wisse  deheines  lasters  einen  bruoder  gesert,  der  er- 
kenne sich  zehant  und  besserege  iesa  mit  der  buose 
daz  er  het  getan  und  daz  da  gesert  ist.'  Stat.  der 
Lazariten.  —  b)  schmerzlich(er)  machen.  ,Wil  ab  si 
[die  Geliebte]  mir  s.  herzen  wunden  zallen  stunden, 
owe  wa  ist  ir  trost?'  Hadl.  —  2.  intr.,  fliessen,  von 
Wunden  AaZ.  —  ge-sert.  Subst.,  Verletzter.  .Wer 
ouch  den  andern  stosset  oder  schlaf  oder  wirft  frä- 
venlich,  der  soll  dem  g-en  geben  zechen  schillig  und 
sinen  schaden  abtuon.'  1342,  Schw  LB.  ,Das  der,  so 
die  wundaten  getan  hat,  sich  von  erst  versüene  mit 
dem  g-en.'  XIV./XV.,  BStR.;  auch  noch  B  StSatzg 
1539.  .Darumbe  wirt  enkein  bcsseiunge  der  stat  noch 
dem  herren  noch  dem  g-en.'  F  Handf.  (Übersetzung 
von  1410);  lat.  leso.  .Wann  der  Versehrt  unerlaubt 
zu  Küchen  und  z  Märit  gat  und  dann  stirbt.  Wann 
Jemands  einen  andern  schlacht  oder  verwundet  und 
dann  der  Gesehrte  nach  der  Wundtat  sich  misshüetet 
und  muotwilligklich  zu  Küchen  oder  zuo  Märit,  zuo 
Wasser  oder  zuo  Wyn  gaht,  sol  er  nur  die  Einung 
leisten.'  BGS.  1615.    S.  noch  miss-räten  (Bd  VI  1611). 

And.  elren.  tr.  (in  Bed.  1  a),  sere«  iutr.,  Schmerz  em- 
pfinden ;  mild,  seren  tr.  und  intr.  Das  Intr.  ist  auch  kämt. 
und  steir.  noch  lebendig  (Lexer  1862,  232;  Unger-Khull  590). 


1267 


sar,  ser,  sir,  sor,  sur 


ver-,  Ptc.  -t  AAZein.:  a)  =  dem  Vor.  1  a.  ra)  phy- 
sisch. ,Beschädigen,  die  Haut  schmerzlich  reiben'  W; 
vgl.  üf-figgen  (Bd  I  714).  ,[Der  Pflichtige  soll  die 
Abgabe  an  Schweinen  entrichten]  also  das  er  du  swin 
an  den  beinen  nit  v.  sol.'  1331,  SchwE.  ,Ob  etwer  aber 
einer  den  andern  in  der  selben  hervart  in  etlich  mass 
oder  wiss  hetti  verseret,  das  sol  buosot  werden,  a[ls  e]s 
in  der  stat  geschechen  wer.'  XIV./XV.,  Aar.  StR.  ,In 
dissem  monat  ist  geflügel  und  tier  guot  an  allein  der 
krebs,  wan  der  wirt  verserret  von  den  merslangen.' 
Kunstb.  1474.  .Spricht  der  verletzt  ...  er  wüsse  nit, 
ob  der,  so  in  der  gezigde  ist,  inne  versert  habe  oder 
nit ...'  B  StSatzg  1539.  ,V.,  am  leib  verletzen,  geschwär 
machen,  (ex)ulcerare,  labefacere,  offendere,  sauciare; 
pflaster,  das  die  haut  verseert  und  auffetzt  oder  auff- 
briclit  und  macht,  dass  der  wuost  ausshin  gadt,  exul- 
ceratorium  medicamentum.'  Fris.;  Mal.  ,[Manche 
Bettler  haben,  um  das  Mitleid  der  Leute  zu  erregen, 
Kinder]  gepeiniget,  geplaget,  verseert.'  SHocbh.  1591. 
S.  noch  Gift  (Bd  II  134):  Siechtum  (Sp.  203);  ser 
(Sp.  1264).  Schaden  tun  übh.  's  Ross  isch  durch  's 
Gras  g'sprunge",  hat  aber  nit  vil  versert  AAZein.  's  hat 
zimlich  stark  g'rislet,  doch  ist  nit  vil  versert  worde". 
ebd.  ,[Den  Verbannten  wird  untersagt,  Etw.  zu  unter- 
nehmen] da  von  ...arme  und  riebe  burger  Zürich... 
an  lip  oder  an  guote  verseret  oder  bekümbert  ald  ge- 
schadigot  [werden  könnten].'  1330,  Z  RB.  ,Was  ver- 
sehret, das  lehret',  durch  Schaden  wird  man  klug. 
Spleiss  1667.  —  ß)  psychisch,  kränken.  ,Daz  si  mich 
verseret  hat  so  manic  jar,  daz  wolt  ich  gar  lieplich 
vergeben  ir.'  Hadl.  ,Hast  sidhar  neiswas  gehört,  das 
dir  din  herz  so  hart  versert?'  GBinder  1535.  —  b)  refl.; 
s.  Sah  (Sp.  887  o.).  —  ver-sert:  verletzt,  ge-,  be- 
schädigt; oft  subst.  (vgl.  ge-sert).  a.)  von  Körperver- 
letzung, offenen  Wunden.  ,[N.  habe]  iro  fünf  wunden 
in  iro  houpt  geben,  sy  ouch  bluotrünsig  gemacht  und 
ir  mengen  herten  streich  geben  uffiren  lib,  das  aller 
iro  lib  v.  und  swarz  worden.'  1442,  Z  RB.  ,Ist  ouch, 
das  theiuer  ...  einen  wundet,  der  sol  dem  v-en  büessen 
fünf  pfund.'  M.  XV.,  AABremg.  StR.;  ähnl.  B  StSatzg 
1539;  1607,  AaL.  StR.  ,Uem  v-en  sinen  costen,  scha- 
den und  arzet  abtragen.'  1457,  BPES.  ,So  zwen  un- 
eins  sind  und  zuo  beiden  siten  kein  kuntschaft  hand, 
solle  man  dem  v-en  glouben.'  1530,  Aar.  StR.  ,Sein 
die  Bläterlin  veraltet,  so  vertreib  sie  erstlich  mit 
einem  glüenden  Eisen  oder  Zangen,  darnach  so  salbe 
darmit  das  v-e  Ort'  JJNüsch.  1608.  ,[Eine  Salbe  be- 
wirkt, dass  der  Harn  des  Kindes]  seine  Kraft  an  den 
v-en  und  offenen  Orten  nicht  vollbringen  mag.'  FWürz 
1634.  S.  noch  ver-reren  (Bd  VI  1226).  —  ß)  von  krank- 
haften Zuständen.  ,Er  hatt  grosse  not  vor  sim  end 
mit  harnen,  denn  die  blateren  was  imm  v.  und  fulet.' 
JHaller  1550/73.  ,Den  v-en  magen  heilet  auch  esel- 
milch getrunken.'  Tierb.  1563;  lat.  stomachum  exul- 
ceratum.  ,Der  rächen  und  magen  des  kranken  sind 
v.'  LLav.  1569.  ,So  einem  die  ghörd  v.  ist.'  ebd.;  ,um 
etwas  verletzt.'  1670;  doch  gleich  nachher:  ,Auss 
Mangel  eines  unversehrten  Gehörs.'  ,Etwan  ist  auch 
die  blasen  versehret.'  HPant.  1578.  —  f)  be-,  geschä- 
digt übh.  ,Wer  den  burger  siecht  oder  vahet,  der 
sol  darnach  niemer  in  die  stat  komen,  e  das  er  ver- 
süenet  wirt  mit  der  stat  und  mit  dem  v-en.'  F  Handf. 
(Übersetzung  von  1410).  ,Als  gegenwurtiger  brief  an 
sinem  alten  ingesigel  etlicher  mas  v.,  aber  sonst  das- 
selb   noch   sichtbar    und  ane  argwon   gwesen.'    1562, 


AABr.  StR.  Von  ökonomischer  Schädigung,  Verschul- 
dung: , [Die  Äbtissin,  die  aus  ökonomischer  Bedräng- 
niss  den  Kirchensatz  zu  St  Peter  in  Zürich  an  den 
Bürgermeister  Brun  verkauft  hat,  erklärt]  daz  wir 
niht  wellen,  daz  gegen  dem  vorgenanden  RBrun  ieman 
uszihe  [geltend  mache]  das  recht,  das  wir  an  disem 
kouffe  über  daz  halbe  teil  betrogen  sin  und  uns  mit 
dem  rechten  wolten  werren,  mit  dem  man  v-en  gotz- 
hüsern  ze  helfe  komt.'  1345,  Z.  —  8)  verpfändet;  s. 
rer-chumberen  (Bd  III  302).  —  un-ver-sert,  in  BHk. 
(Dial.)  W-versärt  (s.  Sp.  1171):  (physisch)  unversehrt, 
unbeschädigt,  im  Allg.  kaum  volkst.  In  sexuellem 
Sinne.  ,[Sie]  ist  also  u.  eelicher  werken  halb  von  im 
gangen.'  1525/7,  Z  Ehegericht.  ,Äls  er  von  Maria,  u. 
irer  jungfrowschaft,  geboren.'  Zwingli.  .[Rebekka 
war]  noch  ein  u-e  jungkfrauw.'  1531,  I.  Mos.  Im  recht- 
lichen Sinne.  ,Ein  ewig  buntniss,  die  ouch  nn  und 
hienach  unwandelbar,  unverbrochen  und  aller  ding 
u-et  mit  guoten  truwen  stet  und  vest  ewenklich  bliben 
sol.'  1352,  Absch.  ;  an  der  gleichlautenden  Stelle  des 
Bündnisses  zw.  Z  und  Gl  von  1408  .unfersert.'  ,By 
kurzen  tagen  hette  er  in  sinem  ghalt  zwen  u.  usge- 
schnitten  zedel  funden,  die  zeigtend  an  [usw.].'  XVI.,  Z. 
,[N.  hat]  den  zinssbrief  zuo  sinen  banden  gebracht 
und  hinder  im  u.  liggen  gehept.'  1560,  Z  RB.  ,[N. 
habe  ihm]  für  selbige  summa  ein  unnützen  und  un- 
werschaften  schuldbrieff,  so  doch  nach  allerdings  u., 
das  houptguot  aber  abgelösst  gwessen,  als  wenn  der 
nach  grecht  were,  zuo  pfand  geben.'  1575,  ebd.  — 
Ver-serung  f.:  Verletzung  (eig.  und  uneig.),  krank- 
hafter Zustand.  ,[N.  verlangt  Bestrafung  der  Ver- 
leumderinnen, damit  sie]  nit  dest  durstiger  werden 
zuo  v.  siner  tochter  eren.'  1487,  Z  RB.  ,Alle  usser- 
liche  verwirsung  oder  v.  [des  Unterleibes],  es  sye  von 
schlahen,  stossen,  lupfen,  misstretten.'  Ruef  1554. 
,[Ein  Heilmittel]  nimpt  die  v.  der  selbigen  [der  Ohren], 
also  warm  darein  geschütt.'  Vogelb.  1557.  ,V.,  sau- 
ciatio;  v.  der  arsbacken  als  der  wolff  vom  gon  oder 
reiten,  sedis  vitia  etattritus;  v.  der  haut,  so  die  haut 
verseert  wirt  und  auff bricht,  (ex)ulceratio;  die  v.  oder 
das  yglen  der  conscienz  oder  gwüssne,  labes  con- 
scientise.'  Fris.;  Mal.  ,On  v.  irer  jungfrawschaft.' 
Gegenber.  1588/1658.  ,Das  [ein  Mittel]  heilet  alle  V. 
im  Mund  und  Hals  und  Zahnfleisch.'  Arzneib.  1822. 
S.  noch  üf-figgen  (Bd  I  714). 

Mhd.  verseren;  vgl.  auch  Gr.  WB.  XII  1259/64;  zum 
,Rlickuinlaut'   iü  u"oer»ar(  vgl.   Bd   III    1368/9. 

serhaft:  empfindlich,  schmerzhaft  GRPr.  ,[Da] 
kam  sy  ain  tödlicher  siechtag  an,  von  dem  sy  die 
grössten  bitterkait,  laid  und  s-e  not  [hatte].'  EStagel. 
,Ire  glider  warent  ...  in  sterbender  not  mit  s-er  bitter- 
kait.' ebd.  ,Mit  disem  s-en  schmerzen  was  sy  allent- 
halben umbgeben.'  ebd. 

Seri  f.:  1.  Abstr.  zu  ser  1,  das  Wund-,  Entzündet- 
sein einer  Hautstelle,  bes.  aber  die  hohe,  krankhafte 
Empfindlichkeit  einer  wunden,  entzündeten,  übh.  kran- 
ken, auch  einer  heilenden  Hautstelle  und  diese  Stelle 
selbst  Ar;  B  (Zyro);  Gr;  GT.;  W  (Tscheinen);  ZO„ 
empfindliche  Körperstelle,  an  der  sich  nach  einer 
Schnitt-  oder  Brandwunde,  nach  dem  Aufbrechen  eines 
Geschwürs  die  Haut  neu  bildet  Gr  allg.  (B.).  O,  wie 
we  tuet-mer  der  Chopf  und  u-ie  ist  Alls  e"  grüsammigi 
S.!  sagt  Einer,  der  von  einem  Fall  eine  Kopfwunde 
erhalten  hat.  Schwzd.  (GRPr.).    Spec.  von  den  Füssen 


r,  ser,  sir,  sor,  sur 


1270 


(BGr.)  und  Eutern  (BG.)  der  Tiere  (Bärnd.).  ,Der 
samt  Essig  aufgestrichene  Lehmbrei  wirkt  denn  auch 
trefflich  [gegen  den  Schlier].  Nur  hinterlässt  er  gern 
beim  Abtrocknen  ...  Spränge  in  den  Zitzen,  welche 
leicht  ser  werden  (dem  Wundwerden  nahe  kommen) 
und  das  Melkgcschäft  heikel  machen.  Diese  S.  tritt 
anch  ein,  wenn  tiefhängende  Euter  der  Weidekühe  in 
lehmigen  Schlamm  eintauchen.'  Barnd.  1908.  —  2.  Kuh- 
pocken GrOIiS.  (B.).  Der  Ausschlag  am  Euter  der 
Kühe  wird  geheilt  durch  eine  Mischung  von  unge- 
löschtem Kalk  mit  Baumöl,  welche  zu  einem  Brei 
gestossen  und  dann  an  das  Euter  der  Kuh  gestrichen 
wird;   die  S.  ist  ein  Milchfehler,    ebd.  —  Mhd.  sere  f. 

Glid-:  Körperverletzung.  ,Item  Glidsähre  und 
Lame',  unter  den  Kompetenzen  der  niedern  Gerichts- 
barkeit. ÄAKe.  Copialbuch. 

Serung  f.:  =  Ver-serung.  ,Die  S.  der  Lungen.'  B 
Arzneib.  XVIII. 

tJs-sering  s.  Üs-zering. 

Mueti-ser  s.  Bd  II  1555  u. 

Sera  f.:  Ceratsalbe,  für  Wunden  BsBinn.f  —  Frz. 


Serafln  AaF.  (Sere-);  BsB.;  WSaas  (,neu  und  selten'), 
Serß  AaF.  —  in.,  Serafine"  BsB.,  Sertfi"  AaF.  —  f.: 
Taufn.,  Seraphin(e).  —  Das  Haupt  des  hl.  Seraphin  wurde 
1689  nach   UwE.  gebracht.  (AfV.  III   16). 

söre".  Nur  in  s.  Weg  SchwE.  (MLien.),  e"s.  Weg  Z 
(so  Hombr.,  Horg.,  Euss.):  so,  auf  diese  Weise.  E"  s. 
Weg  glaub-ich  's  scho".  —  KrcimiDg  von  dcre"  (s.  d.)  und 
«5;  Tgl.  die  Anm.  zu  al-sö  (Sp.  33). 

serig  bzw.  -e2-  Scbw  (Brubin);  ZBauma,  F.,  Rieht. 
C-e'-J,  Euss.,  Wald,  Zoll,  und  lt  Spillm.,  Cserig  ZHorg., 
Rieht.:  solch,  derart.  Syn.  sonig  (Sp.  33),  sorig,  derig. 
S.  Öpfel.  E"s-er  Wi".  Bring-mer  kei"  s-i  War  mer! 
ZZoll.  Wo  sind  doch  S-i  [solche  Leute]  hütt  mer 
utiime"!  Schwzd.  (Scbw).  En  PalmeHorn  . ..  selte"  selte" 
gib  's  e'serig.  aGo.  (ZHorg.). 

serlig,  auch  sertlig:  =  dem  Vor.  GG. 

Serre"  f.:  1.  Säre-,  auch  Blueme"- S.,  Treibhaus 
BM.  —  2.  Särre",  Laufstand  für  Schweine  AaWoM. 
(Elsler).  —  Frz.  serre  f.  in  Bed.  1.  Tgl.  auch  ,Serre', 
Schloss  (Gr.   WB.   X  1,    627)   und  Sarren  II  (Sp.  1261). 

Sero:  Null  im  Rechnen  W.  —  Frz.  zen.  Auch  eis. 
(Martin-Lienh.  II   371). 

Sfrach  (in  B  -i1-)  m.:  das  biblische  Buch  Sirach. 
RA.  I"  S.  cho",  im  S.  si",  in  Streit  geraten,  uneins 
werden  bzw.  sein  BG.,  Jeg.,  Si.,  lt  AvRütte  mehr  in 
den  Städten.  Si  si"  im  S.  mit  enangere",  zB.  wegen 
einer  Erbteilung  BJeg. 

Die  RA.  hängt  wahrsch.  mit  der  wiederholten  Mahnung 
zur  Sanftmut  und  Warnung  Tor  Hader  im  Buch  Sirach  zs., 
so  3,  16;  4,  33;  6,  9;  8,  4;  19,  6;  28,  1  ff.  Sirache"wisli, 
Waldparzelle  ThTäg.  (JJMüller  1867);  nach  eiuem  frühem 
Besitzer  benannt. 

si  räche",  Ptc.  -et:  lärmen,  Radau  machen  L; 
UwStans.  Das  hed  am  letzte"  Märktzistig  uf  dem 
SchicanCplatz  au'h  g'eheibet;  teas  der  Länder  [Einer 
aus  den  Urkantonen]  nid g'sirachet  hed!  L  (ERöthelin). 

Sireif. :  eiterndes  Geschwür;  Syphilis.  .Fressender 
Schade:  aus  demselbigen  teilen  sich  die  Schäden. 
Was  im  Angesicht  oder  Hals  ist,  dasselbig  heisst  Syrei 
oder  Fressen,   und   was  fornen  oder  binden  am  Leib 


ist,  behaltet  den  Namen  Krebs.'  Paracels.  .Durch 
Etzungen  wird  aus  mancher  Wunden  oftmalen  ein 
giftiger  Schaden  als  Fisteln,  Krebs,  Sirei  etc.  gemacht.' 
FWürz  1612.  .[Liquor  vitrioli]  mag  auch  sehr  nütz- 
lichen gebraucht  werden  in  der  Syrei.'  ebd.;  dafür 
später  .unsaubere  Krankheit  der  Franzosen.' 

Mlat.  siria  (Höfler  1S99,  652),  wohl  oine  gelehrte  Abi. 
Ha  ist  nach  Roths  klinischer  Terminologie  '  XIV  das  zweit- 
häufigste Suffix   bei   Kraukheitsnamen)    von  siro;    vgl.  Suren 

sire",  sirele":  schmerzlich  weinen,  von  kränk- 
lichen kleinen  Kindern  B. 

Da  nähere  Angaben  fehlen,  lässt  sich  nicht  entscheiden, 
ob  Zshang  mit  dem  syn.  surren  oder  eine  selbständige  Bil- 
dung anzunehmen  ist. 

sTrig:  brünstig,  ,halb  wütend  vor  Geilheit,  von 
Stieren,  Hengsten,  Männern'  Z  (Spillmann). 

Bair.  sirig,  wuud,  schmerzhaft,  empfindlich,  aufgebracht, 
begierig;  vgl.  Schm.  2  II  323,  dazu  Schöpf  676;  Lexer  1862, 
233;  Gr.  WB.  XI,  165  (.sehrig1).  962.  1235  (Belege  aus 
Parac).  Die  Bed.  weist  auf  Zshang  mit  der  Gruppe  sei; 
aber  das  laut].  Verhältniss   ist  unklar. 

Sirnp  in.:  wie  nhd.  wohl  allg.  bekannt.  Syn. 
Saft  2  a  (Sp.  362  o.).  En  (in  B  es)  S.  verlangt  man 
in  Wirtschaften.  Arten:  Holder-,  Him-ber-S.  ua.  In 
ä.  Spr.  nur  offizinell.  ,Wenne  sy  [ymber]  den  ein  fri- 
schen guoten  geschmacht  gewünnent,  so  lege  sy  in 
ein  syropp  und  lo  sy  darin  ligen  2  tag.'  Kunstb.  1474. 
,Das  der  syrup  und  die  büllilin  also  gewürkt  band.' 
1526,  G  Brief  an  Vadian.  ,S.  von  honig,  essig  und 
wasser  eingesotten,  oxymel(i).'  Fris.;  Mal.  ,[Man  soll] 
den  Zucker  klein  sieden,  bis  er  gleich  einem  Sirop 
gesotten  [ist].'  Z  Kochb.  XVIII./XIX.  Eine  Reihe  von 
offizinellen  Sirupen  s.  Bs  Apothekertax  1647,  41/3. 

Mhd.  sirup,  -op  usw.;  vgl.  Gr.  WB,  X  1,  1236;  Martin- 
Lienh.   II  371. 

Isop-.  Indianischer  I.,  sir.  liquir.  Z  (Apotheker 
Vogel).  .Ysopsyrup.'  Bs  Apothekertax  1647.  —  Viol-: 
Veilchensirup.  .Braun'  und  .gemein  Violensyrup.'  Bs 
Apothekertax  1647.  ,In  der  Haushaltung  kan  man 
jetzt  [im  März]  Veyel-Syrup  einmachen.'  EKöxig  1706. 
—  Chinder-,  Chindli-:  sir.  pro  infant.  B  (Apotheker 
Lindt).  —  Weg-luege"-:  sir.  rhei  Z  (Apotheker 
Vogel). 

Töten-baum-:  schwarzer  Kaffee  mit  Schnaps  LH., 
Wigg.  —  Vgl.  Sarg-Nagel,   studentisch  für  Brissago-Zigarre. 

Rüebli-:  S.  aus  Rüben  und  Zuckerkandel,  als 
Hustenmittel  ZUst.  —  Mer-rettig-:  sir.  raphani  B 
(Apotheker  Lindt).  —  Skabiose"-:  sir.  cap.  ven.  B 
(Apotheker  Lindt).  —  Schnegge"-:  sir.  althaie  Z 
(Apotheker  Vogel).  —  Roll-wage"-:  Schnaps  Gr 
Luz.;  L.  —  Rege°-wurm-:  =  Schneggen-S.  Z  (Apo- 
theker Vogel). 

Zingge"-:  Kartoffelbranntwein  B. 

Nach  den  Zinken  des  Karstes;  vgl.  das  syn.  Chänller  2 
mit  Anm.  (Bd  III  487). 

sirupisiere":  zu  Sirup  verarbeiten.  EKönig  1706, 
535.  539.   -  Auch  bei  Gr.  WB.  X  1,  1237. 

Sö'r  I  m.  AAZein.,  n.  Aa  (Hürbin):  Unkraut  im 
Werch,  zumal  die  leicht  fallenden  schwachen  Stengel 
Aa  (Hürbin),  Rückstände  beim  Hanfausziehen  Aa 
Lengn.,  der  junge  Hanfnachwuchs  Aa  (Rochh.),  der 
kleine  Hanf,  das  sog.  Ratsch-  Werch,  das  mit  der  Hanf- 


1272 


breche  entfasert  wird,  während  der  grosse  Hanf  von 
Hand  .gereitet'  wird  ÄAZein. 

Viel].  Substantivierung  des  Adj.  sör,  trocken,  dürr,  das 
freilieh  nur  nd.  belegt  ist  (Gr.  WB.  X  1,  1425),  aber  auch 
durch  das  weitverbreitete  Vb  aören  (s.  d.)  vorausgesetzt  wird. 
Doch  ist  auch  eine  Abi.  zu  «ören  1  b  möglich.  In  den  fol- 
genden Ortsnn.  liegt  kaum  unser  W.,  sondern  eher  eine 
Entsprechung  zu  ,Sor'  n.,  scaturigines  (Gr.  WB.  X  1,  175-1), 
vor;  vgl.  Sor-Ent  (Bd  I  355).  ,Sohr  (Soor)'  BsRoth.,  Wiuter- 
singen;  SchHa.  (,im  Sohr');  ThEschl.;  ZgUAe.;  ZElgg(1537; 
,im  Soor'),  Hin.  (,im  Sohr'),  Zell  (Wiese;  f.,  zB.  i»  der  Sör 
hinne",  wohl  gekürzt  für  S.-Wiae").  Für  die  Zssen  kommt 
auch  das  Vb  aören  (bzw.  s»ren)  in  Frage.  ,Sor-Acker'  Lisch, 
Maihusen.  .Sohr-HoP  KsWintersingen.  ,Sor-Matt(e)'  BsL. 
(wiederholt);  SBeinw.  ,Sor-Bach' BEgg.  ,Soor-Brücke, -Zeig' 
GBUtschwil.  ,Sor-tel'  BG.  ,Sor-Wiesen'  ThGütt.;  1542,  ZElgg 
(,Soorwiesel).  ,Sörli-Brunnen',  Äcker  BsTherw.  Als  f.  (vgl. 
Soren):  ,Ein  Morast  oder  Sumpf,  welcher  die  Sohr  oder  Saul 
hiess.'  Bs  historisches  Festbuch  1892,  175  (BsRiehen).  Vgl. 
noch  Sttr,   Suren. 

„G^-sor  n.:  Unkraut,  das  ausgehackt  und  dürr 
ist  B."  —  „Ab-ge-:  =  dem  Vor.  B." 

Wohl  mit  -o-;  die  Stufen  -ö-  und  -8-  sind  nach  dem  vor- 
liegenden  Material  übh.   nicht  streng  zu  scheiden. 

,Sore"  I  f.:  ein  Bach,  der  bald  fliesset  und  bald 
verseiget,  aranis  modo  vigens  modo  evanescens.'  Spreng. 

Weder  die  Quantität  lässt  sich  ermitteln,  noch  woher 
Spreng  die  Angabe  hat.  Hieher  die  ON.  ,Soren-Graben' 
SchwLach.,  ,S.-Bach,  -Tal'  bei  ThHanptwil  (bei  Leu,  Lex. 
,Sorendal  oder  Sorlen').     Vgl.  Sören  (Sp.  1273). 

söre"  (in  Obw  nach  einer  Angabe  in  Bed.  1  d 
soure"  gegenüber  sören  für  1  c),  Ptc.  -et  (-ed):  1.  ,S., 
truknen,  arescere,  marcescere,  exsudare.'   Red.  1662. 

a)  „dürr  werden,  langsam  verblühen,  zB.  an  der  Sonne 
B";  L  (Ineichen);  abdorren,  vom  ,Laub'  des  Hanfes  an 
der  Sonne  S.  —  b)  von  Pflanzen,  die  schlecht  aussehen 
und  sich  nicht  entwickeln  BK.,  Si.,  Amt  Thun,  verkom- 
men LE.,  zsschrumpfen,  verwelken  SSelz.  —  c)  von 
Menschen,  kränkeln,  langsam  dahinsiechen,  bes.  auch 
an  Schwindsucht  BO.  (so  Br.,  Hk.,  Ha.,K.,R.,  Si.,  im 
Amt  Thun  selten);  LE.  (auch  von  Tieren)  und  lt  In- 
eichen; SNA.;  Obw  (söre").  Syn.  serwen,  zue-hin- 
trochnen.  S.  auch  Bd  VI  1300  u.  —  d)  ,von  Speise, 
welche  lange  ungedeckt  auf  dem  Ofen  steht'  B  (Zyro), 
einsieden,  zsschrumpfen  U,  ,die  Speisen  zu  lange  über 
dem  Feuer  lassen,  so  dass  sie  zu  trocken  werden'  U 
(Dr  Müller).  Langsam  kochen  BSi. ;  Obw  (soure");  Syn. 
suderen  (Sp.  326),  sütterlen,  —  e)  langsam  arbeiten 
BHa.  I'h  tuen  du  so  dran  umhe"  s.  —  2.  Ausdr.  im 
Hanfbau,  a)  Häuf  s.,  die  Blätter  vom  dürren  Hanf- 
stengel schlagen  ÄALeer.  (H.),  die  ausgebreiteten 
Hanfstengel  durch  Niederschmeissen  auf  den  Boden 
von  den  Blättern  frei  machen  SNA.;  s.  auch  Bd  IV 
1730  o.  Den  jungen  Hanfnachwuchs  vom  reifen  Sten- 
gel, den  man  brechen  will,  abstreifen,  sowie  auch 
Hanf  brechen  Aa  (Rochh.).  Beim  Hanfausziehen  die 
unbrauchbaren    Rückstände    beseitigen    AALengn.    — 

b)  das  Sör  ausreissen  Aa  (Hürbin),  auf  einer  Hanf- 
beunde  jäten  AAEhrend.,  eine  Hanfbeunde  nach  der 
Hanfernte  mit  dem  Rechen  und  von  Hand  von  Un- 
kraut befreien  ÄABb.  Auf  dem  frisch  gepflügten  und 
geeggten  Acker  Unkraut  auflesen  AaWoM.  —  c)  den 
kleinen  Hanf  vom  grossen  absondern  ÄAZein.  — 
3.  durchprügeln  Aa  (Rochh.).     Syn.  ver-s.  2. 

Ahd.  sören,  mhd.  sören,  trocken  sein,  werden;  vgl.  Gr. 
WB.  X  1,  1426.  1755,  weiterhin  das  parallele  sSren.  Bed.  2 
ist  Abi.  von  Sör  I.     3  geht  von  2  a  aus. 


ab-:  1.  a)  =  dem  Vor.  1  a,  von  Pflanzen  „B."  — 
b)  =  dem  Vor.  1  c,  von  Menschen  „B"Hk.,  Sa.,  Si.  und 
lt  Zyro;  LE.  und  lt  JLBrandst;  Obw;  UwE.  (mit  .ha- 
ben'). De"  söret  nöeh  und  nöch  ab  L.  S.  noch  sament- 
haft  (Sp.  917).  Subst.  Inf.:  Drüfanhi"  hat  der  DoUor 
das  schicinig  Fleisch  den  armen  LMeng'gen  z'  brächen; 
an  denen  hät-mu"  vam  A-en  NM  mögen  achten.  Scbwzd. 
(BSa.).  —  2.  uneig.,  langsam  verklingen.  Drüf,  win 
am  Oletscher  d's  Edelwiss,  sört  langsam  ab  die  Oeister- 
wis.  JJRomang  1870.  —  ab-g6-söret:  ausgezehrt  BE. 
(Bärnd.  1904). 

ume"-:  sich  krank  umherschleppen  AaMuh;  Obw. 
's  ist  Ein  ab-eme"  Baum  abe"  g'falle"  und  häd  sechs 
Wuche"  u.  müesse"  AaMuH.  —  des-ume"-:  =  dem 
Vor.  Ein  ab-  oder  ausgezehrt  Umhergehender  söret 
nume"  so  desume".  Bärnd.  1904(BE.).  —  i°  -:  =  sören  ld 
U.     Die  Milch  ist  i"g'söret. 

üs-:  a)  austrocknen,  von  Mist  S  (Schild),  von 
Bäumen  L.  Du  lösch  di"s  Bitzli  Mist,  wo-""  noch  hesch, 
vor  dem  Hüs  a"  der  Sunne"  ü.  Schild.  —  b)  =  sören  1  c 
B  lt  Zyro ;  L.  Sie  hed  zwar  zweimol  z'  Öder  glö"  und 
het  vil  Bluet  verloren  und  se't  der  Jast  noch  einist  cho", 
se  müest-si  schier  ü.  JBHäffl.  1801.  ,[Er  hatte]  ein 
gar  junges  töchterli  mit  gwalt  bezwungen,  sin  willen 
zu  vollbringen,  und  es  darmit  geschendt,  dass  es  us- 
sorete  und  gar  znüt  ward.'  1585,  F.  S.  noch  lungen- 
süchtig (Sp.  291).  —  üs-ge-söret:  a)  ausgedörrt. 
,Da  drinnen  muss  ich  sein,  wie  eine  Fliege  im  Spinnen- 
netz. Zapple  mich  zu  todt,  kann  nicht  frei  werden, 
bis  ich  endlich  ausgsorret  bin  und  es  fertig  ist  mit 
mir.'  Gotth.  —  b)  ohne  Kraft  und  Saft,  von  überlang 
und  wiederholt  warmgestellten  Speisen  BE.  (Bärnd. 
1904).  —  Üs-söring  f.:  Auszehrung  S  (so  Gänsbr., 
L.,  veraltend). 

Die  Schreibung  mit  ,-rr-'  in  literarischen  Belegen  kann 
hier  wie  im  Folgenden  durch  .verdorren':  ma.  ver-töre"  ver- 
anlasst sein,  beweist  also  nichts  für  Kürze. 

ver-:  1.  a)=  sören  la  und  lb  „B",  langsam  ver- 
trocknen, welken  Aa  (Rochh.);  SSelz.  —  b)  ,durch 
Feuchtigkeit  langsam  zugrunde  gehen'  AaF.  (nach  der 
vorliegenden,  aber  nicht  ganz  sichern  Angabe  mit 
-ö2-,  also  allenfalls  Dehnung  aus  -ö-).  Von  Samen  im 
Boden,  zugrunde  gehen:  ,Wie  viele  ungünstige  Um- 
stände aber  können  das  Keimen  hinterhalten,  so  dass 
der  Same  im  Boden  versöret,  vermüderet.'  Bärnd.  1904 
(BE.).  —  c)  =  sören  1  c  „B"Br.,  R.,  Si.,  auch  lt  Zyro; 
L;  SGr.,  Häg.;  Uw ;  U;  .durch  schlechte  Behandlung, 
Hunger,  Krankheit,  Siechtum  allmählich  und  unmerk- 
lich zugrunde  gehen'  BSi.  Si  sin  us  der  Famili  alli 
versöret,  an  Schwindsucht  gestorben  BBr.  Es  rüefi"d 
vili  Schwizerchind  im  Vater  Bund  i"  d'  Öre" :  Du  löst- 
i"s  [uns]  lw  v.  1882,  L  (polit.  Gedicht).  ,Das  Versorren', 
unter  altern  Bezeichnungen  von  Stalltierkrankheiten. 
Bärnd.  1904.  ,Er  versorret  und  verdorret,  geht  öko- 
nomisch oder  physisch  zugrunde'  S  (Schild).  —  d)  =  sö- 
ren 1  d  U  (Dr  Müller).  Anbrennen  in  der  Pfanne 
BHa.  Lach  denn  der  Fisel  nid  aber  v.!  Kraft  und 
Saft  verlieren,  von  zu  lang,  wiederholt  warmgestellten 
Speisen  B  (Zyro).  Langsam  versieden,  ganz  weich 
werden,  von  Siedefleisch,  Braten  AAAar.  's  isch  ver- 
söret. Ich  muess-mich  schicke",  wenn-ich  zu  rechter  Zu 
zur  Cousine  Julie  ivo't  cho"  zum  z'  Mittagesse",  und 
i'h  macht  nid  gern  la"  warte";  d'  dinde  truffee  versöret 
gar  bald  und  der  Sürchabis  räukelet.  Walters  1882. 
.Schon  wider  branntet  's  Sauerkraut  und  ist  das  Brö- 


127:: 


Sar,  ser,  sir,  sor,  sar 


tisli  versorrt.'  Postheiri  (S).  —  2.  =  sören  3,  zer- 
zausen, durchprügeln  AALeer.  (H.).  —  ver-söret: 
=  üs-ge-söret  b  BE.,  ausgebraten  AAAarb.,  L.  —  Mhd. 
versören,  vertrocknen,  verdorren;  vgl.  auch  Gr.  WB.  XII  1358. 

zue-:  =  sören  1  c  und  d  U. 

Sörete»  f.:  Siechtum  UwE. 

Sori  m.:  dahinsiechender  Mensch  Obw. 

Söri°g  f.:  =  Üs-söri"g  S. 

Sörli"g  m.:  =  Söri  UwE. 

sörele":  bei  schwachem  Feuer  sieden  U  (Dr 
Müller). 

Sureier  m.:  Schwindsüchtiger  BHk. 

uinher-söre°,  3.  Sg.  Prses.  Ptc.  -et:  faul  herum- 
liegen  GßNuf.   —  Vgl.   (ver-)sauren  (Sp.  1263)? 

Söre"  f.:  , schwache  Brunnader  oder  ein  Bächlein, 
das  leichtlich  versiegt.'  Spreng  (.Söre'  f.).  ,Die  sören 
ist  ein  blöde  schwache  brunnader,  die  kaumerlich  ein 
rören  treibt,  scaturigo  debilis.'  Mal. 

Vgl.  Soren  I  mit  Anni.,  weiter  Suren  und  hess.  ,Sühre', 
Wald-  und  Berguame  (Vilmar  386).  In  ONN.  ,Sören'  SNGösgen 
(Weiler);  UwHerg.;  ZWaltensteiu.  ,Als  denn  etwas  irrung 
und  spen  waz  von  der  sörren  wegen,  haut  sich  uh.  erkenut, 
das  iedernian  in  den  sörren  mag  vischen,  unser  vischer  und 
ander  lüt.'  1422,  L  (,von  nnser  vischenz  wegen  in  der  Ruse, 
so  gen  Rotenburg  gehört').  ,Söhren-Bühl'  Ap  (am  Sintis). 
(Im)  Sore"-Berg,  die  sumpfigen  Talgehänge  im  Flysch  hinter 
Flühli  LE.  (,Söhrenberg.'  Leu,  Lex.).  ,Süren-Tal'  AaBötzen. 
,Sören-Wald'   LBuchraiu.    Sö'rike",  Häuser  AaButtw.  h/Muri. 

Sö2r  II  n.:  Heidekraut  ApWalz.  (TTobler). 

ö!  fuhrt  auf  älteres  ö  oder  8  zurück.  Im  ersten  Fall 
könnte  als  Etymon  Saher  >  Sar,  , Schilf,  breitblättriges 
Gras'  (Schweiz,  nicht  belegt;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1662;  Lexer 
1862,  211;  Martin-Lienh.  II  371;  Unger-Khull  515),  in 
Betracht  gezogen  werden,  doch  macht  auch  die  Bed.  stutzig. 
Wahrscheinlicher  ist  daher  Anschluss  an  die  folgende  Sippe. 

„Soren  II,  -ä-  m.:  Fenn,  versumpftes  Land  Z" 
(St.2).  —  Zum  Wechsel  von  o  und  a  in  der  Sippe  vgl. 
PSuter   1901   §   15,  zur  Bed.   (ver-Uoren  b. 

söre"  Z,  so  Glattf.  (Spillm.),  Stdt  und  lt  Schult- 
hess  (für  W.?),  säre"  ZKn.,  Lunn.,  Schwerz.  und  lt 
Spillm.,  3.  Sg.  Prass.  Ptc.  -et:  a)  ,an  der  Sonne  oder  am 
Feuer  langsam  braten  und  dorren'  Z  (Schulthess); 
vgl.  d.  —  b)  stocken,  vom  Wasser  ZKn.  —  c)  sich 
nicht  recht  entwickeln,  im  Wachstum  stocken,  von 
Pflanzen  ZKn.,  Lunn.  (infolge  von  Feuchtigkeit)  und 
lt  Spillm.  Die  Pflanze"  säre"d  mC  eso  Z  (Spillm.). 
Es  ist  de"  ganz  Brächmonet  ehalt  und  nass  g'si",  d' 
Rebe"  händ  nw  g'säret  ZKn.  Das  Gras,  die  Blüten 
särerd  ZLunn.  —  d)  schmoren  ZStdt,  , bräteln'  Z 
Schwerz.  ,Von  Speisen,  die  lange  gedeckt  auf  dem 
Ofen  stehen'  Z.  Langsam  sieden  ZGlattf.  (Spillm.). 
—  e)  mit  einer  Arbeit  nicht  vom  Fleck  kommen  Z 
(Spillm.). 

Von  sören  (Sp.  1271)  durch  die  Ablautstufe  geschieden; 
während  soren  auf  'säur-  (aus  vorgerm.  "saus-,  vgl.  griech. 
aäo;,  trocken,  aüaixXsos,  sonnverbrannt,  verschrumpft, 
litauisch  sausas,  trocken)  zurückgeht,  führt  sören  auf  älteres 
"sir-  <  "sUs-  zuriiek.  Im  Gegs.  zur  Stufe  saus-  ist  die  Stufe 
sus-  im  Germanischen  sonst  nicht  bezeugt;  vgl.  aber  altindisch 
rusi/ati,  trocknet  (ein),  dorrt  aus,  welkt  hin,  <;uil;a,  trocken 
=  persisch  huska  usw.  bei  Fick  III  446  f.  Sekundäre  Kür- 
zung aus  sören  kommt  nicht  in  Betracht,  wenn  auch  im  Ein- 
zelnen infolge  der  Beschaffenheit  des  Materials  in  der  Ab- 
grenzung der  beiden  Stufen  einige  Zweifel  bleiben.  Die 
Bed. -Entwicklung  entspricht  ziemlich  genau  der  von  sören. 
Vgl.   auch  Sür,   Suren,   Sürch. 


\xmea-säre":  a)  .bräteln'  ZSchwerz.  —  b)  ohne 
Ernst  arbeiten,  tändeln  Z  (Spillm.).  Warum  ä  [auch] 
so  u.,  wenn  Öppis  doch  muess  g'machet  si"!  —  c)  (gleich- 
sam energielos)  herumliegen  ZW.  (FStaub).  Der Sehne 
säret  de"  Winter  doch  en  ebigi  Lengi  ume".  —  Ume°- 
sorete"  fä-J:  nicht  ernsthafte  Arbeit,  Tändelei  Z 
(Spillm.).     Es  ist  nw  eso  en  U. 

ver-söre"  AAAar.,  Köll.;  BBe.;  ScHSt;  ZGlattf., 
Stdt,  -säre"  ZZoll.,  -säre"  AABözen,  Stilli,  Villn.;  „Z 
(auch  -o-)"  Adliswil,  Lunn.:  a)  vertrocknen,  zB.  von 
Hutzelbrot  ScHSt.  (Sulger).  —  b)  „versumpfen",  ver- 
sickern, von  einem  Wasserlauf  „Z"Adliswil.  —  c)  ver- 
welken, verblühen  AaKöII.  Von  Pflanzen,  absterben 
(infolge  von  Feuchtigkeit),  ,wenn  der  Verfaulungs- 
prozess  schon  ziemlich  vorgeschritten  ist'  ZLunn. 
Verwesen,  von  organischen  Stoffen  ÄAÄar.,  Bozen, 
Stilli,  Villn.  —  d)  die  Schwindsucht  haben  BBe.  .Ein- 
schrumpfen, sich  abzehren'  ZZoll.  —  e)  zu  stark  ein- 
kochen, zB.  Fleischgerichte  ZStdt.  Durch  langsames 
Sieden  einen  schlechten  Beigeschmack  erhalten  ZGlattf. 
(Spillm.).  D' Herdöpfel  sind  versorret.  —  ver-söret 
(-ä-):  kränklich,  abgezehrt  (aussehend)  ZZoll.  Er  ist 
ganz  versäret.     Versäret  üsg'seh",  ,auszehrig.' 

Sörete"  (-a-)  f.  Es  ist  hür  e"  Sarete"  g'si"  mit  dem 
Bluest,  die  Blüten  fielen  ab  ZWäd. 

ge-sörig  g'särig,  in  ZZoll.  auch  siirig:  a)  ohne 
rechtes  Wachstum,  verkümmernd  Z  (Spillm.).  Es  ist 
nw  eso  g'särigs  Zug,  von  Pflanzen.  —  b)  von  flüssigen 
Speisen,  auf  denen  sich  beim  Kochen  ein  Häutchen 
gebildet  hat  ZSchwerz.  —  c)  mit  sumpfigem  Beige- 
schmack, von  Wasser  ZZoll.  —  d)  wässerig  und  von 
herbem  Geschmack,  von  Kartoffeln  ZZoll.,  von  Baum- 
früchten ZLunn.  Usse"  g'härig,  inne"  g'särig  und  hed 
en  Herte"  drin,  Rätsel  vom  Pfirsich  ZLunn. f 

Für  c  und  d  kann  auch  Auschluss  an  Sarr  (Sp.  1258) 
in  Betracht  gezogen  werden. 

sörele":  infolge  geschmorten  Fettes  übelriechen, 
von  Speisen  ZStdt. 

„sörre",  söre":  sich  beim  Kochen  langsam  be- 
nehmen, mit  der  Zurichtung  einer  Mahlzeit  trändeln 
BO.  (St.2);  Abi.  G'-sörr  n„  das  Trändeln  beim  Ko- 
chen BO."  —  Trotz  der  Schreibung  mit  -rr-  kann  die  Länge 
gemeint  seiu. 

Sore:  Dachs.  .TJörger  1005. 

sori:  Obacht!  Schlittenruf  SOlten,  Wangen.  -  Ent- 
stellt aus  gleichbed.  Sorg!  (s.  d.). 

sorig:  solch  Z1S.  von  Bendl.  bis  Horg.  —  Konta- 
miniert aus  serig  (Sp.  1269)   und  sonig  (Sp.  33). 

,un-sor:  störrisch,  rasch  böse  werdend'  GO. 

Vereinzelte  ältere  Angabe.  Entstellung  aus  un-söd  (Sp. 
320/1)? 

Söreli:  Hundename  Bs  (BMeyer).  Auch  als  Über- 
name eines  Redaktors  der  alten  konservativen  Basler 
Zeitung  (cand.  Hörler),  dessen  Aufgabe  es  war,  die 
Leute  zu  verhetzen  (gs  gsj  Bs  (Socin).  —  Dim.  zum 
frz.   Hundenamen   Azor. 

sur,  Comp,  mit  (in  Ndw  lt  Matthys  auch  ohne) 
Uml.:  1.  Bezeichnung  einer  Empfindung;  im  Wesentl. 
wie  nhd.  sauer,  doch  auch  noch  im  ä.  allgemeinem  S. 
von  scharf,  herb  übh.  Vgl.  räss  A  1  (Bd  VI  1270/3); 
scharf,     a)  von   der  Wirkung   auf  den  Geschmack. 


sar,  ser,  sir,  sor,  snr 


1-27 « ; 


allg.  S.  werde".  Bild].:  , [Rüben  zum  Vater  Jakob: 
Du]  kennst  ouch  wol  din  orden,  dass  dir  all  din  glück 
s.  ist  worden.'  Reef  1540;  vgl.  Sür  I.  ,Saur,  saur- 
lächt,  esselächtig,  acidus;  s.  sein,  acere;  s.  werden, 
zuo  essig  werden,  acere,  (co)acescere.1  Fris.;  Mal. 
Oft  verbunden  mit  dem  Gegs.  süess;  s.  auch  unten. 
WiP-i'*  süess,  so  wiF-si  s.  uä.,  im  Volkslied  (vgl.  Sp. 
1279)  Aa  (Grolimund  1911,  142);  B  (DGemp.  1904, 
382);  Z  (Messikommer  1909,  77);  vgl.  Wander  IV  24  u. 
Neben  weitern  Geschniacksbezeichnungen;  s.  Bd  VI 
1271.  Von  Früchten  uä.  .Saurlächt  oder  saure  frücht, 
acidi  fructus.'  Fris.;  Mal.  S-s  Obs.  En  s-er  Öpfel; 
vgl.  auch  Bd  I  371  ff.  D'  Öpfel  sind  s.  und  d'  Bire" 
nüd,  d'  Meitli  sind  falsch  und  d'  Buche"  nüd  Z  (Dan.). 
Sex  Epfle  anem  Schnierli,  dri  sür  und  drl  siess,  u"d 
d'  Grindelwaldmeitscheni  kein  alli  chrumm  Fiess. 
Barnd.  1908  (BHa.).  Im  Herbst  chochet  d's  Wibe"volch 
Biebleni  u™1  sür  Epfle  z'säine"  BGr.  RA.  In  efn) 
s-e"  Öpfel  bisse"  müesse",  wie  nhd.  wohl  allg.;  s.  Bd  I 
366  u.  und  vgl.:  ,1h  hab  just  lassä  ä  Zahn  ausreissä, 
hätt  lieber  wöllä  inä  saurä  Äpfel  beissä.'  Tyrolersp. 
1743.  Daher  wohl  die  Angabe:  En  s-en  Öpfel,  ein 
schweres  Werk  ZLunn.  En  s-e  Holzäpfel;  s.  die  RA. 
Bd  I  370  o.  SOri  Holzöpfeli  und  E^pperibluest :  fern 
bist  mi"s  Schätzeli  g'sl",  hur  bist  en  Wuest  ZStäfa; 
Ähnliches  unter  Schmutz-Güggel  (Bd  II 194  u.);  Pfärzi 
(Bd  V  1184);  Rueben  I  (Bd  VI  83  o.);  Bunggunggelen 
(ebd.  1132).  Süri  Öpfelstückli  (sür  Öpfelschnitz)  gelten 
als  durststillend.  Süri  Öpfelstückli  mit  Halsspeck  zu- 
sammengesotten, häufiges  Gericht  ZO.  (Messikommer). 
S.  auch  Öpfel-Mues  (Bd  IV  490).  Von  Trauben;  s. 
blävi  (Bd  V  240  u.);  rlff  (Bd  VI  661  o.)  und  vgl.  zu 
Letztem  recht  (Bd  VI  200  u.).  ,Die  Juden  klagtend 
sich,  sy  müesstend  dess  entgälten,  dass  ire  vätter  ab- 
götterey  getriben  hettend  ...  brauchtend  daz  sprüch- 
wort:  ire  vätter  hettend  ein  unzeitigen  sauren  trauben 
geässen  und  ergeletend  inen  die  zän  darvon,  oder,  wie 
wir  sagend:  was  die  vätter  eingebrocket,  müesstend 
sy  (die  kind)  aussässen.'  LLav.  1582.  ,[Wir,  die  Glar- 
ner,  habeu  mit  der  Vogtei  Werdenberg]  von  Anfang 
bis  jetz  so  viel  Geduldt  und  Sanftmut  gebraucht,  dass 
wir  mit  gutem  Grund  fragen  mögen :  Wass  hetten  wir 
unserm  Weingarten  mehr  tun  sollen?  Doch  tragt  er 
immer  saury  Trauben.'  1719,  Gl.  S-i  Chriesi.  ,In 
diss  gköch  magst  du  pflaumen  und  saure  kirsen  tuon.' 
Vogelb.  1557.  S-i  Bützli;  s.  Bd  IV  2006.  S-i  Blettli; 
s.  Blatt  I  (Bd  V  179).  ,[Die  Wurzel  des  Baumes] 
ist  bitter  gar,  hert  und  s.'  Boner.  Von  Getränken. 
S-e''  Wi";  s.  auch  Ursele  (BdI468);  Michael  (Bd  IV 
60);  Brot  (Bd  V  934  u.);  hl-räten  (Bd  VI  1586);  Galli-, 
Michaeli-,  Zürich- Win.  ,[N.  habe  ihn]  verklagt  und 
besunder  geredt,  er  habe  des  suren  wins  under  den 
guoten  win  getan.'  1468,  Z  RB.  ,In  disem  jar  was 
so  ein  kalter,  nasser  sumer,  das  der  win  so  s.  ward, 
das  man  im  den  namen  gab  der  gott  b'hüet  mi.' 
1529,  Z.  ,N.  hat  den  win  wellen  han  ze  herpst  ab 
der  rannen,  er  werd  s.  oder  süess.'  1547,  ebd.  ,Gotts 
lyden,  was  ist  das  für  ein  wyn,  wie  ist  er  so  s. !' 
1561,  Z  RB.  ,[Man  soll  nicht]  erst  wan  der  vor- 
schuss  und  das  best  hinweg  ist,  den  süristen  wyn  und 
das,  so  von  der  knütscheten  ustruckt  wirt  oder  zletst 
überblybt,  zu  zehnden  geben.'  um  1580,  Z.  ,10  Soum 
Wyn,  so  gar  s.  und  schlecht.'  1627/8,  ebd.  S.  noch 
Most  (Bd  IV  541);  ring  (Bd  VI  1065).  ,Kein  haller 
nit,  kein  suren  drunk  er  niemand  git.'  JMurer  1560. 


S-i  Milch  1)  in  saure  Gärung  übergegangene  Milch, 
wohl  allg.,  in  B  (z.  U.  von  der  g'sürete"  M.;  s.  süren); 
ZS.  und  weiterhin  auch  spec.  .abgerahmte  Milch,  die 
man  hat  stehn  lassen  (um  sie,  wenn  sie  sauer  ge- 
worden, zu  gemessen)';  daneben  vielfach,  bes.  neuer, 
auch  für  geronnene  Milch,  wofür  sonst  g'runneni,  ticki 
M.;  vgl.  auch  Schlotter  -  Milch  (Bd  IV  205).  Was 
brücht-men  i"  der  Schtviz?  E"  Milch,  die  süess,  nid 
s.,  dervo"  der  Schwizerpür  mängs  hundert  Zäntner 
Anke"  macht.  L  Volkslied  (Firm.).  S-i  M.  und  Aletsch- 
ber  ist  der  Lötscher  3Iuskatell!  FGStebler  1907  (Neck- 
vers der  Jugend  von  WGampel  auf  die  Lötscherknaben). 
,Was  bringen  uns  dann  d'  Walze'müsler?  Nichts  als 
s-i  M.  und  grobe»  Zwi'ch.'  Ap  VL.  1903.  Tiri  täri 
Anke"milch,  t.  t.  Nidle",  t.  t.  s-i  M.,  die  man-n-ich  nid 
erlide".  GZdr.  1902  (BErisw.).  S-i  M.  läppe".  ATobler 
1909.  Von  einem  faulen,  unreinlichen  Bauern  heisst 
es :  D'  M.  icerd  [wird]-em  im  Chessel  scho"  s.  THSchönh. 
Es  G'sicht  mache",  dass  d'  M.  mächt  drab  s.  werde"  Z; 
ähnlich  Bd  IV  1122  u.  (Mey.,  Hort.  1692);  vgl.  e.  Im 
gleichen  S.:  Er  macht  es  G' sieht  wie  s-i  M.  ZRuss. 
Ei"'m  d'  M.  s.  mache";  s.  Bd  IV  199  (auch  L).  — 
2)  Pflanzenn.,  Sauerklee.  oO.  (Dan.);  vgl.  Sür  IL 
S-i  Anke"milch;  s.  Bd  IV  201  und  vgl.  unter  Büer- 
Milch  (ebd.  204).  S-i  Schotte",  auch  subst.  Sürfs); 
s.  Sür  I.  S-i  Suppe";  s.  Sp.  1228.  S-i  Tropf,  Elixir 
acidi  Halleri  B  (Apotheker  Lindt).  S.  noch  Esels-Seich 
(Sp.  139).  Von  Speisen.  ,Wo  lernet  man  besser  süss 
und  säur  essen  und  trinken,  als  im  Krieg?'  Kriegsr. 
1704.  Sür(s)  Fleisch,  in  Essig  gebeiztes;  entsprechend 
s-er  Brate",  e(s)  sürfs)  Leberli  usw.  S-er  Mocke";  s.  Bd 
IV  141  (auch  AaF.).  S-i  Herdöpfel;  s.  Bd  I  379  (auch 
AaL.;  B).  Ein  Bauernknecht  schrieb  als  Auf  kündung 
ans  Scheunentor:  Am  Morge"  Herdöpfel  süess,  z'  Mitlag 
H.  sür,  z'  Nacht  Hebi  [s.  Erd-bir  Bd  IV  1500]  mit 
der  Montür:  so  leb  denn  wol,  Herdöpfelbür !  B  Hink. 
Bot  1902.  ,Die  Dritt  starb  im  Kindbette,  weil  sie 
gleich  am  zweiten  Tag  mit  ihrem  Volk  Erdäpfelstock 
und  saures  Muss  ass.'  Gotth.  ,Sürer  Senf';  s.  Sp. 
1167.  Hautausschläge  werden  auf  saures  Essen  zurück- 
geführt; bei  Ausschlägen  soll  man  keine  sauren  Speisen 
(nüt  SürsJ  essen  (verbreitet) ;  vgl.  2  a  und  Süren  IL 
,[Im  August]  esst  saure  Speiss.'  B  Hink.  Bot  1753. 
S.  auch  Bd  VI  1271  o.  (Eine  Speise)  s.  choche".  Der 
Schulthess  und  de  Platte"pür,  die  hend-e"  [den  Wal- 
fisch] welle"  choche"  s.;  dö  händ-s'-e"  g' chochet  s.  und 
süess,  z'letst  ist  er  worde"  wie  Chatze"füess  ZS.  S-i 
Bäbe",  Rüebli;  s.  Bd  VI  18.  82.  S-fsJ  Chrüt;  vgl.  Sür- 
Chrüt  (Bd  III  908).  ,Am  Mittwoch  haben  wir  saures 
Kraut'  LStürb.  S-e-  Chabis;  s.  Sür-Chabis  (Bd  HI 
100)  und  vgl.  Sür-ChÖl  (ebd.  212  u.).  Subst.  Sürs, 
Sauerkraut,  Sauerrüben  Bs,  alles  Eingemachte  (Choli, 
Chabis,  Büebe")  BBe.  (Dan.).  .Sürsbröt':  ,Also  hetten 
si  ein  heilige  swester,  die  puoch  inen  prot,  als  sie 
kont;  das  was  recht  säur  und  als  nass,  dass  si  s  leiten 
an  die  sunnen  und  so  es  trucken  ward,  so  fiel  der 
ranft  einen  weg,  die  prosen  den  andern.'  M.  XIV.,  Z 
(Leben  der  Schwestern  zu  Ötenbach).  , Saurer  Käse': 
,Ein  halb  Pfund  sauren  Käss',  zu  einem  Mittel  gegen 
eine  Viehkrankheit.  EKönig  1706;  vgl.  Sür-Chäs  (Bd 
III  509;  auch  Ap),  ferner  ,sauer  sennen'  (Sp.  1006  o.) 
und  dazu  GRSammler  1781,  36/7;  FAnd.  1898,  467. 
S.  üfstösse",  von  saurem  Aufstossen  der  Speisen,  's 
isch-em  s.  üfg'stösse",  uneig.,  es  ist  ihm  übel  bekommen 
Bs.  —  b)  aufs  Gehör.    Süess  und  s.  uf  eijier  Gige"; 


1277 


Sar,  ser,  sir,  sor,  sur 


s.  Bd  II  M8  u.  ,Er  rühmte,  was  er  für  einen  treuen 
Freund  besitze;  doch  sein  Vater  schüttelte  den  Kopf: 
Sauer  und  süss  macht  man  auf  der  Geige.  Öl  und 
Wasser  mengen  sich  nicht.  Der  Hannis  ist  so  ein 
Muckentüssler,  einer  von  denen,  die  mit  unschuldig 
scheinendem  Wort  Andere  in  ein  furchtbar  schiefes 
Licht  stellen  können  ...'  Sch  Pilger  1896.  ,S.  oder 
(und)  süess  singen';  s.  Sp.  1197  o.  —  c)  aufs  Gefühl, 
a)  scharf,  schneidend,  rauh,  vom  Winde  Ap;  B  (auch 
Id.);  FJ.,  Mu.;  GrPt.  E"  s-er  Luft,  Wind.  Albeneinist 
ist  er  Jon  s-er  Schneluft  cho".  SGfeller  1911.  Gib 
lei  Hecht  es  sürs  Lüftli  cho"  isch,  su  het-er  [der  Ge- 
nesende] wider  müesse"lige".  Loosli  1910.  Es  schneierlet , 
es  beierlet,  es  geit  e"  s-er  Luft  (Wind)  ...  im  Kdld  B. 
Es  gi't  noch  menge'  s-er  Luft,  bis  alle  Hoffnungen 
erfüllt  sind.  Bärnd.  1911.  D'  Bise"  wäit  so  s.  B.  D'r 
Luft  chunnt  eso  s-er;  ich  traue",  uf  aen  Äbe"a  chönnt  's 
de""  Sehne  ge".  B  Hink.  Bot  1886.  ,Der  Vater,  der  auf 
dem  Bänkchen  sein  Pfeifchen  rauchte,  sagte,  er  hülfe 
hinein  gehen,  der  Wind  sei  sauer.'  Gotth.  S.  noch 
Rugg  (Bd  VI  785);  Sock  (Sp.  082).  In  bildl.  Wen- 
dungen. Es  wäi  e"  s-er  Luft  dürch  d'  Hüshalti"g  : 
Grobi,  bösi  Wort,  hässelen  u"d  schnelle",  trumpften  «'"' 
stichle",  so  stand-es.  SGfeller  1911.  Die  NN.  zelle"- 
sich  zum  Burgeradel  und  werde"  och  mit-im  falle":  es 
geit  e"  s-er  Luft  über  die  Schwarze".  Bari  1885.  ,Da 
ist  gsin  ein  solcher  kalter  tag  von  des  bisswinds  wä- 
gen, das  niermant  an  der  gassen  hett  künden  pliben 
vor  dem  kalten  luft,  also  s.  hett  er  gwäget  den  ganzen 
tag.'  ÜMey.  Chr.  1540/73.  ,Wie  hab  ich  ussgestanden 
so  manchen  sauren  Wind!'  1621,  Gr  Gedicht.  ,Wie 
der  Saamen  manchen  sawren  Luft  ...  leiden  muss.' 
Hofmstr  1645.  ,Ein  Ort,  das  nicht  zu  hoch  gelegen 
und  also  den  sauren  Lüften  desto  weniger  under- 
worfen.'  EKönig  1706.  ,Die  kalten  sauren  Luft  und 
Eeiffen.'  ebd.  E(n)  s-eT  Nebel,  beissend  kalt  Ap;  B. 
We""  's  vorusse"  süri  Nebl^  het.  Loosn  1911.  Sür(s) 
Wetter,  nasskalt,  (anhaltend)  unfreundlich  Ap;  B;  FJ.; 
Gr.  's  ist  s.  hüt  Ap;  B.  E"  s-er  Tag  BGr.  ,Es  war 
ein  trüber,  saurer  Novembertag,  grau  der  Himmel, 
gelb  die  Erde...'  Gotth.  ,Süre  kelte';  s.  Bd  V  842 
(NMan.).  ,[Ein  kalter  Winter]  ist  herte  und  s.;  er 
twinget  mange  kreatur,  daz  si  muoz  suochen,  wa  si 
sich  generen  müge.'  Boner;  vgl.  d.  —  ß)  schmerzhaft, 
von  einer  Wunde.  ,Den  löuwen  lerte  sin  natur  und 
ouch  sin  wunde  (diu  was  s.),  daz  er  eins  arzates  be- 
gert.'  Boner.  —  y)  , Sauere  Zähne  bekommt  man  vom 
Genuss  unreifen  Obstes,  bes.  Trauben'  BHk.;  heute 
abgelehnt.  Syn.  erggelig  (Bd  I  450);  ser  (Sp.  1265). 
—  d)  auf  die  Empfindung  im  Allg.,  herb,  bitter, 
schwer;  von  den  Lebensumständen,  von  Leistungen 
irgend  welcher  Art  und  ihrem  Ergebniss.  Oft  in  aus- 
gedrücktem Gegs.  zu  süess.  [Seine  Frau]  wo-n-em  so 
mängs  Jör  darch  Sür  und  Süess  scho"  g'hulfe"  het 
dur'h  's  Lebe"  gö".  JReinh.  1905.  ,Ein  Christ  muoss 
all  gschöpft  verlon,  von  gott  s.  und  süess  fürguot 
han.'  Eckst.  1525  (Conc).  .[Christus:]  Wirt  es  im 
[Dem,  der  mir  nachfolgt]  schon  nit  nach  sym  sinn 
gon,  surs  und  süess  gelt  im  nun  glych:  man  gadt 
durch  trüebsal  in  min  rych.'  ebd.  (Dial.).  ,[Der  Mensch 
ist  in  diesem  Leben  verpflichtet,  Gott]  aufzuwarten, 
so  lang  als  sein  Herr  wil,  und  mit  Säur-  und  Süssem 
vorlieb  zunemmen.'  AKlingler  1691.  ,Die  von  Stall 
und  Pflug  herkommende  Säur  und  Süsses  gewohnte 
Kerls.'  Kriegsr.  1704.    ,Süss  getrunken,  säur  bezahlt.' 


Sulger.  .Vermeinest  du,  es  seye  unbillicb,  dass  auf 
dein  viles,  oft  widerholetes  Sündigen  auch  endlich  die 
Straff  erfolge  V  Hast  du  es  manchmal  süss  getrunken, 
so  ist  es  ja  recht,  dass  du  es  jetzunder  auch  säur 
bezahlest.'  JMeyer  1094.  S.  heisst  in  der  Sprache 
der  Kattundrucker  der  im  Voraus  bezogene  Lohn, 
süess  der  noch  nicht  bezogene  Z.  ,So  und  so  viel  s. 
fsüessj  haben.'  ,S-re  Zit',  e"  s-i  Ärbet,  e(n)  s-er  Gang 
udgl.  Die  Vorfahren  haben  die  Kirchenfondationen 
.durch  iro  sure  ühelzyt  erkouft  und  gebessert.'  1532, 
ZKü.  ,[Er  habe]  disen  jüngling  mit  s-er  arbeit  dahin 
gebracht ...'  1541/3,  Z  Ehegericht.  S.  auch  Bd  VI  384  u. 
(Salat).  , Seufzer  und  Verdruss,  die  ihnen  mehr  als 
eine  saure  Stunde  verursacht  hatten.'  MEv.-Mer.  1853. 
Sürs  Brot,  sauer  verdientes ;  s.  Schuel-Bröt  (Bd  V  942. 
983).  Öppis  s.  (g'nueg)  verdiene"  mües'e".  wohl  allg. 
Ir  s.  verdientnigs  Geld.  WMüller  1906.  ,Syner  lyp- 
lichen  muotter,  die  in  under  irem  herzen  getragen, 
s.  erarnet  und  im  vil  guots  getan  hette.'  1532/01,  Z. 
.Die  Fryheit,  so  s.  erarnet.'  RCts.  (Br.).  Ei"'m  's 
Lebe"  s.  mache",  wohl  allg.  [Einem  jungen  Knecht- 
lein] cha""  's  g'räte",  das-ne"  die  angeren  uf  d'  Mugge" 
ne"  und-im  d's  Leben  eso  s.  a's  müglig  mache".  Loosli 
1910.  .Wart,  ir  Halunken!  denkt  er  do,  will  euch 
[zwei  Einbrechern,  die  er  gut  bewaffnet  erwartet]  doch 
ewer  Handwerk  sur  machen.'  1622,  Bs  Familienchr. 
S.  gä",  (Ei"°m)  s.  si".  [Wenn  ich  Knecht  wäre]  müesst- 
i"'1  doch,  gieng  's  auch  chlei"  s.,  nit  gang  vergebe" 
schachte".  JReinh.  [Der  alte  Basler  geht  nicht  von 
seinen  Geldsäcken  weg]  usen  in  d'  Natur,  Das  w&r-em 
z'  gfärlig  und  auch  z'  s.  Hinderm.  ,Es  ist  schwär,  hert 
und  s.,  ein  menschen  wider  die  Ordnung  der  natur 
zuo  endern.'  HvRüte  1532.  Ei"'m  (auch  Eine")  s.  a"- 
cho"  B;  G;  Th;  Z  und  wohl  allg.  ,Es  kumpt  uns  an 
ouch  lichem  s.,  inn  [den  Pfaffen]  tag  und  nacht  ge- 
spannen  ston.'  Rüef  1539.  .Kompt  sy  [die  Untertanen] 
glych  ein  ding  s.  an,  sollend  sy  doch  gedenken,  dass 
sy  Gott  heisst  iren  herren  gehorsam  syn.'  LLav.  1583. 
,S.  werden':  ,Soll  dann  das  schwärdt  on  end  frässen? 
Weistu  nit,  das  es  zue  letst  wird  s.  werden?'  1530/ 
1707,  IL  Sam.  ;  Sti  7it*pa  saxat  s'.g  ta  sa/ata.  LXX.  Gew. 
mit  Dat.  P.;  s.  Pflueg  (Bd  V  1243).  ,Do  es  ir  aber 
so  säur  ward  in  der  geburt,  sprach  die  hebamm...' 
1530, 1.  Mos.  , [Bessere  N.  sich  nicht]  so  soll  er  wüssen, 
das  er  ein  Ion  eutpfahen,  der  im  one  zwyfel  s.  gnuog 
werde.'  1550,  Z  RB.  ,N.  nahm  fünf  seiner  Nachburen, 
die  zogen  mit  ihm  dran  [zu  einem  Rettungswerk]; 
ihr  keinem  ward  es  suwre,  sie  warend  Bidermann.' 
1617,  BSi.  —  e)  übertr.  auf  Personen:  a)  scharf, 
grimmig  (im  Streit).  Vgl.:  ,Was  nyeman  do,  den  es  [den 
Einfall  der  Eidgenossen]  verdross?  Sind  doch  die  he- 
göwischen  buren  mit  iren  sachen  ye  gsin  so  sureu, 
das  in  gross  ding  zuo  ist  gemessen.'  JLenz  um  1500. 
,Wend  euch  [die  Feinde]  ankommen,  sauer  und  ress.'  Gr 
Ged.  1629.  Etwa  dem  nhd.  .schneidig'  entsprechend: 
,Man  lobt  [heute]  einen,  der  wunderlich  stellet  sin 
gewand  und  sin  har;  swel  man  ein  scheite]  breit, 
vürwar,  der  sol  der  suren  einer  sin.'  Schachzabelb. 
Davon  ausgehend:  „Von  Mädchen,  geziert,  anmassend 
BO.",  , sauber,  aufgeputzt'  BBr.  (Schild).  Das  ist  es 
s-s  Meitschi!  ,reich  und  gefällig  angezogen,  schön  (nie 
in  tadelndem  Sinne)'  BBr.f  (FBichsel).  —  ß)  verdriess- 
lich,  mürrisch,  allg.  Zunächst  vom  Gesichtsausdruck. 
E(s)  s-s  G'sicht  uä. ;  vgl.  den  fingierten  Namen  ,Sür- 
Gesicht'  (Bd  II  944  o.).     Wenn-si  enand  begägne",   so 


1279 


12S0 


giH  's  zwöi  s-i  G'sicht.  E(s)  s-s  G's.  mache";  s.  Sp. 
255.  ,Hans  Joggi  machte  eiu  sauer  Gesicht,  musste 
aber  in  den  Apfel  beissen.'  Gotth.  ,Saure  Gesichter 
gebe  es  selten.'  MEY.-Mer.  1854.  D'  Augsbraue"  [des 
Erzürnten]  hei"-sich  verzöge"  hoch  an  der  s-e"  Stirne". 
Breitenst.  1863.  S-i  Muler  mache"  S  (Joach.).  ,Es 
gab  allemal  saure  Augen,  wenn  es  irgend  wohin  wollte.' 
Gotth.  ,Mit  sauren  Augen  ansehen.'  Sebast.  1730.  S. 
(drl")  luege",  gugge"  uä.  allg.  Selb  Ma""  lueget  hüt 
wider  s.  dri";  er  g'hört  halt  zo  d'n  Sure"  ScHSchl. 
Lueg-ich  süess,  so  luegt-si  s. :  bin-ich  nid  e(n)  g'schlagne'' 
(g-ströftr)  Pur?  Aa;  B;  Z;  ähnlich  L;  vgl.  Sp.  1275  o. 
S.  auch  Bungg-Gunggelen  (Bd  II  368  o.,  für  Aa;  B); 
brummlen  (Bd  V  612);  ver-süren.  Du  [ein  um  Her- 
berge Bittender]  g'sehst-mer  vil  z' s.  BG.  (Seeberg- 
Spruch).  S.  auch  Sp.  580  o.  ,A1  eidgnossen  ...  wend 
dich,  Friburg,  nit  lassen...;  Rapperswil,  Baden  und 
Wintertur  [usw.]  sechen  vast  s.'  DSchill.  B.  ,S.  sechen 
hilft  nit  vil.'  Ryff,  Chr.  ,Do  Joseph  sach,  das  sy 
[der  Mundschenk  und  der  Oberbeck]  säur  sahend, 
fraget  er  sy  und  sprach:  Warum  sehend  ir  heutt  so 
übel?'  1530,  I.  Mos.;  v;aav  tstapayiievoi.  LXX.  ,Drab 
[wegen  der  Abnahme  der  Opferspenden]  sehend  die 
bäpstlinger  sur.'  Lied  1532.  ,Du  weist,  wie  sunst 
Aram  der  bur  dir  find  ist  und  gsicht  ab  dir  s.'  HvRüte 
1546.  , Säur  sähen,  austerum  esse.' Fris.;  Mal.  S.  noch 
Milch  (Bd  IV  199);  Bans  (Bd  VI  1142);  sehen  (Sp. 
528  o.)  und  vgl.  den  fingierten  Namen  ,Kuonz  Sihe- 
sur.'  NMan.  Eine"  s.  a"luege"  (a"g'seh").  We""-men 
e"  Geis'  s.  a"luegt,  so  ggrebiert-si.  BiRND.  1904;  ähn- 
lich SGfeller  1911.  ,N.  mache  im  sin  frowen  abschweiff 
und  widerwertig;  so  er  sy  nun  s.  anseche,  so  louffe 
sy  schnell  zuo  im  und  tüegind  inn  nütz  dann  ver- 
klagen.' 1533/8,  Z  Ehegericht.  .[Die  A.]  were  mit  iren 
utfhin  gegangen,  das  sy  [B.]  nit  gern  gehept  und  sy 
s.  angsechen.'  1541/3,  ebd.  Vom  (vorübergehenden) 
Gemütszustand.  ,üli  marterte  sich  mit  Zorn  ...  ward 
immer  saurer  und  übler  im  Gemüte.'  Gotth.  ,Düster 
und  sauer  sah  es  aus  in  Reslis  Gemüte.'  ebd.  ,Als 
die  Mutter  mit  sauerm  Blick  mich  empfieng  ...  da 
merkte  ich,  dass  ihr  Herz  sauer  geblieben,  keine  Liebe, 
keine  Vergebung  da  sei.'  ebd.  Von  Sinnesart,  Cha- 
rakter übh.  Öppis  Sürs  ha"  [in  seinem  Wesen] ;  s. 
räggelig  (Bd  VI  771).  En  süre*  Bibel;  s.  Bd  VI  50 
und  vgl.  Sür-Bibel  (ebd.  51)  mit  den  dort  angef.  Synn., 
ferner  die  Beinamen  Sürwäbel,  Sürscherer,  Sürchriste" 
ScHHa.  (CNeukomm).  's  süre"  Mumpfels  Donis  Tochter. 
ScHwBr.  Bartlispiel  1829.  .Schlachte  Rüter,  die  nicht 
klepfen,  sure  Jumpfren,  die  nicht  schwetzen,  alte 
Pfärd,  die  nicht  springen:  war  hätt  Lust  zu  solchen 
Dingen?'  1784,  BLangn.  (Spruch  auf  einer  Platte). 
Er  ist  (halt,  numen)  e(n)  Sürer,  ein  sauertöpfischer 
Mensch  AALeer.;  Ap;  FJ.;  GrPt.;  Sch.  Eine  Spröde 
erklärt,  sie  wolle  nid  e"  Siesse"  und  nid  e"  Süre", 
besser  Keine"  WLö.  Vgl.  auch:  Di  Süre"  hiessen 
seinerzeit  die  freisinnig  Neugläubigen,  di  Süesse"  die 
Positiven,  Altgläubigen.  ATobler  1908  (Ap).  —  2.  in 
besondrer  Anwendung,  a)  , saures  Blut';  vgl.  räss  (Bd 
VI  1273),  scharf.  ,Der  Schröpfgaden  [in  AaB.],  wo 
die  wohlhabenden  Leute  sich  ihr  saures  Blut  abzapfen 
lassen.'  Aa  Gem.  —  b)  von  einem  Geschwür,  ,das 
schlechten,  jauchigen  Eiter  erzeugt'  GTa.  —  c)  s-er 
Bode",  nasser,  schlechter  (nach  einer  Angabe  .kiesel- 
säurehaltiger') Wiesen-,  Streuegrund  Aa;  Ap  (Gegs. 
süess);  BoAa.  und  lt  Zyro;  Gr;  G;  Th;  Z;  vgl.  auch 


die  Flurnn.  in  der  Anm.  Auch  von  Dem,  was  drauf 
wächst:  S-(s)  Gras  (Aa;  Ap;  B;  GrD.;  GT.),  Heu  (Ap; 
Gk),  Fueter  (Aa;  Ap;  G;  Th;  Z).  's  ist  Sürs  (s-s  Heu) 
drunder.  ,Ein  durch  stagnierendes  Wasser  versauerter 
Wiesengrund  het  e"  suri  Würze",  und  demgemäss  het 
und  ist  auch  e"  s-i  Würze"  ein  Weib  von  allzeit  un- 
freundlichem Wesen.'  Bärnd.  1904  (BE.).  —  d)  von 
Holz.  Noch  saftig,  grün  Ap;  „B";  Gr;  „L";  GT.  Das 
(Holz)  ist  noeh  ganz  s.  (und  darum  zum  Brennen  oder 
Verarbeiten  noch  nicht  geeignet).  Vom  Liegen  im 
Wasser  oder  in  sumpfigem  Boden  ganz  durchnässt 
BHk.    Aussen  noch  frisch,  innen  aber  angefault  GrPt. 

Anihd.  nir;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1861/9,  dazu  noch  Martin- 
Lienh.  II  371/2.  Eine  hübsche  Parallele  zu  der  Bed.-Ent- 
wieklung  uuter  1  e  a  bietet  österr.  ,ras»i.  hantiehi  [nach 
mündl.  Mitteilung  auch  harbi]  Godl,  ein  feines,  heftiges  Mäd- 
chen' (Castelli  WB.  145).  leß  geht  eig.  von  a  (.scharf, 
grimmig')  aus,  wird  aber  vom  heutigen  Sprachgefühl  als 
Übertr.  von  1  a  empfunden.  Bei  2  c  könnte  die  Verbindung 
mit  Soden  sekundär,  die  mit  Gras  usw.  urspr.  und  die  Be- 
uennung  aus  dem  tatsächlich  sauren  Geschmack  des  Sumpf- 
grases zu  erklären  sein.  Aber  die  wohl  nahe  damit  zsgehörige 
Bed.  2d  deutet  doch  auf  einen  andern  Ausgangspunkt;  vgl. 
dazu  Schm.  2 II  230;  Kehrein  337,  ferner  muser-a.  —  In 
Namen.  1)  in  Flurnn.  (zT.  nicht  sicher  hieher  gehörig;  vgl. 
Siir):  ,Sur-Acher'  ZZoll.,  ,-Äcker' Aa;  1798,  ThEgn.  ,-Gass' 
AaMuhen.  ,-Gäuw'  s.  Nöten-Burg  (Bd  IV  1578).  , -Graben' B 
Durrgraben  b/Muns.  ,-Hüttli'  BSchwarzenegg.  ,-Laueneu'  B. 
,-Moos'  GMagdenau;  Th.  .-Matte'  Aa.  ,-Mettlen'  BEggiwil. 
, -Boden'  AaSchöftl.;  W  (2  mal).  ,-Bühl'  G.  ,-Banm'  Bs;  vgl. 
.beim  suren  Baum.'  XVIII.,  BsRein.  ,-Berg'  AaL.;  G.  .-Brun- 
nen' (s.  Bd  V  670)  BMüns.;  SchwE.  ,-Rain'  S.  ,-Tal'  Aa 
Schöftl.;  S.  ,-Tanne',  Hof  ApUrn.  (auch  bei  Leu,  Lex.). 
,-Wald',  ein  Hof  S  (Leu,  Lex.).  ,-Wisli'  ZZoll.  (.Der  Wil- 
hoferen  surwis.'  1560);  .Saure-Wiesen'  Th.  N.  im  süre" 
Winkel  SchHa.  , Suren-Moos'  GDeg.,  OUzw.  ,-Matt'  LHa. 
(.Surren-.'  Leu,  Lex.).  ,-Bach'  AaEhr.  (.führt  viel  Kalk  und 
pflanzt  Ried.'  Frey);  ZMäun.  ,-Boden'  B.  ,-Baum'  ZRuss. 
(.Wiesen  im  S.').  —  2)  in  Familienn.  ,Sur-EnpferIi.'  1358, 
AaB.  .-Opfel(iu).'  1408/12,  Z.  ,-Louff.'  1533/8,  Z  (,Jörg  S., 
genant  Löffler').  ,-Maul.'  1538,  BStdt  (Leu,  Lex.).  ,-Beck' 
s.  Bd  IV  1110  (auch  S,  1533  aus  SchHa.  eingewandert); 
.Surbecken',   Weinberg  SchHerbl. 

erde"-,  in  ZTag.  widen-erde"-:  sehr  sauer,  von 
Salat,  Wein  Z.  —  gritz-:  =  dem  Vor.,  von  Wein;  s. 
Bd  VI  953  o.  (Kessler). 

hebel-.  Nur  subst.  in  pers.  Bed.  im  Volkslied 
von  den  verschiedenen  Freiern:  Es  chunnt  en  lustige" 
Beckerssu"  (-ehneeht):  ö  Meiteli,  wi!t-du  De"?  Ö  nei", 
ö  nei",  du  Hebelsür ...  Z.  —  Vgl.  ,hefelsauer'  bei  Fischer 
III   1325  und  das  Folg. 

hebi-:  säuerlich  schmeckend,  vom  Brot  B  (so  lt 
Zyro).  .Seine  [des  Hebels]  Wirkungsweise  muss  man 
kennen,  um  nicht  h-s  Brot  zu  bekommen.'  Bärnd.  1904. 

blitzg(-sterne°)-:  sehr  sauer  GSa.  (Prophet 
1855).  D'  Chrieche"  sind  auch  gär  bl.  S.  noch  Ge- 
seileti  (Sp.  760  o.).  —  Auch  bei  Schöpf  584  o.;  Fischer  I 
1208. 

selb-,  S-i  Milch,  von  selbst  (ohne  Säurezusatz) 
durch  langes  Stehen  sauer  gewordene  Milch,  als  durst- 
stillend geschätzt.  Bärnd.  1911  (BG.).  —  strigel-. 
Str-i  Süffe",  geronnene  Milch,  welche  den  höchsten 
Säuregehalt  erreicht  hat,  so  dass  die  Flüssigkeit  eine 
grüne  Färbung  bekommt  GFs;  s.  Süffen  I  (Sp.  345  u.) 
und  vgl.  Strigel,  ferner  tciggen-s.  —  wigge"-trank-: 
=  dem  Vor.,  von  der  Milch  U;  vgl.  wiggen-s.  Ieh  meine", 
si  sigg  wigge"tranksüri. 

wid-  ScHSt.  (Sulger),  Wide"-  ZMönch.,  Russ.,  Stdt 


1281 


Sar,  ser,  sir,  sor,  sur 


(auch  entstellt  wider-),  Wide"-  BGr.;  SchScIiI.,  vidli- 
UlM.,  Obst.:  stark  sauer  (wie  Weidenzweige).  aaOO. 
Vom  Wein  GlM.;  ScnSchl.,  St.;  ZRuss.,  von  der  Milch 
BGr.;  ZRuss.  B's  Windli  ist  totalis.  g'siH.  CStreiff 
1907.   —  Auch  bei  Schniid  530  (.wiedsauei1). 

wigge(n)-  BHa.;  U,  u-igget-  Ndw,  g'wigget-  G 
Buchs,  Gr.,  wiggle"-  UwE.;  U:  ausserordentlich  sauer. 
aaOO.  W-i  Suiffi  Ndw,  g'w-i  Schotte"  GGr.  Von  .ab- 
gestandener' Milch  BHa.;  UwE.;  vgl.  strigel-sür.  D' 
Milch  ist  ja  ganz  w-süri  BHa.  G'tv-i  Holderlatwäri 
GBuchs.  —  wasser-.  Eisenhaltiger  Lehmboden  wird 
bei  jeder  Nasse  w.  und  liefert  blosse  Sanerwiesen. 
Bärnd.  1911  (BG.).  Am  Standort  des  Viehs  im  Stalle 
wird  das  Holz  derart  vom  Urin  durchsetzt,  dass  es 
id.  wird.  ebd. 

Sür  1  n.,  in  BE.  (ltlmob.);  GsSeew.  (Gr  Sammler 
1805);  GT.  (Wint.),  Wb.  (Linder)  m.,  Sürs  GRNuf., 
Rh.  (lt  Tsch.  Sür),  ObS.  (nach  einer  Angabe  ,das  Sürs'), 
Süra  n.  PAL  (Giord.):  a)  als  Ausdruck  in  der  Alp- 
wirtschaft, a)  saure  Molken  („Nachmolken"),  die  in 
die  erhitzte  Käsemilch  gegossen  wird  zur  Ausschei- 
dung des  Ziegers  (unterschieden  vom  ,Lab',  mit  dem 
die  erste  Scheidung  der  Milch  bewirkt  wird  zur  Ge- 
winnung des  Käsestoifes;  vgl.  Bd  III  952  und  die  dort 
angef.  Synn.)  Ap;  „B"E.,  G.,  0.  (Zyro,  PAnd.  1898); 
„Gr"Av.,  He.,  Nuf.,  ObS.,  Pr.,  Rh.,  S.,  Sculms,  Seew., 
sG.,  Tschapp.,  Val.;  „L";  U;  W;  Ebel;  Kronfels  1826; 
Tschddi,  LB.  1863;  s.  auch  Vor-Bruch  (Bd  V  373); 
Süffi  (Sp.  355  u.  357  u.).  .Schotten-,  Milchessig'  Gr, 
.Milchsäure'  GT.  (Wint.),  .aceto  fatto  col  siero  della 
ricotta'  PA1.  (Giord.;  s.  auch  Sp.  1063  u.).  Syn.  Achis 
(Bd  I  71);  Etscher  II  (ebd.  608);  Sür-Schotten,  -Trank. 
Gew.  gewonnen  durch  Stehenlassen  und  fortwährendes 
Erneuern  der  Schotte  (vgl.  Sür-Fässli  Bd  I  1053, 
-Chübel  Bd  III  115,  -Tansen  und  s.  Sp.  1063  u.  für 
PAL);  doch  auch  durch  Zusatz  von  Essig  (Bärnd. 
1904),  von  .Labmagen'  (GMs).  .Hier  presst  ein  stark 
Gewicht  den  schweren  Satz  der  Molke,  dort  trennt 
ein  gährend  Säur  das  Wasser  und  das  Fett.'  AvHalleu 
(Alpen).  Lt  Alpenw.  IU  49  (für  B)  und  Imob.  (wahrsch. 
für  BE.)  auch  zur  Ausscheidung  des  .Vorbruchs'  (vgl. 
Bd  V  372,  Bed.  2);  s.  vor-brechen  (ebd.  335).  —  ß)  als 
Surrogat  des  Labes  auch  zur  ersten  Scheidung  der 
Milch  gebraucht:  , saure  Schotte  zum  Ausscheiden  der 
käsigen  Teile  der  Milch'  GNessl.,  .Milchessig'  (GWb.), 
.Gesäuertes'  (GrRIi.)  zur  Gerinnung  der  Milch  .die 
Masse,  womit  man  die  Milch  zum  Käsen  bricht  (durch 
den  Labzusatz  scheidet  sich  der  Käsestoffaus,  als  Surro- 
gat für  das  Lab  oder  Mage"  braucht  man  Essigsäure  oder 
Weinsäure  oder  eine  andere  den  Käsestoff  fällende  Sub- 
stanz (Alaun);  diese  Surrogate  ...  nennt  man  S.)'  GrD. 
(B.),  ,Lab.'  DIN.  (,Titlis').  —  y)  spec.  zur  Gewinnung 
des  Milchziegers  für  die  Schabziegerfabrikation  aus 
abgerahmter  Milch  Gl:  ,Über  die  erwärmte  Milch 
wird  eine  Portion  „Sauer"  (Etscher,  Milchessig,  aus 
Kälber-  oder  Ziegenmägen  bereitet)  ausgeschüttet' 
(WSenn  1870).  ,Ein  Haupterfordernis  zum  Zieger- 
machen ist  der  Etscher  oder  das  Säur.  Sobald  der 
Senn  in  seine  Alp  kommt,  macht  er  diesen;  er  giesst 
nemlich  in  die  Etsthertause  gleichviel  Gaissmilch  und 
gute  Kuhmilch  oder  Buttermilch,  schüttet  an  dieselbe 
eben  so  viel  warme  Schotten,  stellt  diess  Gemisch  an 
einen  warmen  Ort,  lässt's  stehen,  bis  es  sauer  ist,  ge- 
braucht es  dann   und   füllt  das  Gefäss  immer  wieder 

Bohwelz.  Idiotikon  VII. 


mit  frischer  Schotten  auf.'  Steinm.  1802;  s.  auch  noch 
Süffen  I  (Sp.  346  o.).  —  8)  gelegentlich  in  weiterer 
Verwendung:  ,[Ein  gutes  Mittel,  damit  der  ausge- 
schiedene Zieger  beim  Aufbewahren  keine  Würmer 
bekommt]  ist  der  Sauer  (Schottenessig),  womit  man 
ihn  wöchentlich  zweimal  tod  aussen  anfeuchtet.'  Gr 
Sammler  1805  (GRSeew.).  —  b)  „auch  übh.  Essig  Ap; 
B;  Gr;  L"  (St.»  und  *■).  Syn.  Achis  2  (Bd  I  71).  - 
c)  in  bildl.  Wendungen.  ,Ze  süre  brechen';  s.  Bd  V 
322  u.  (Boner).  ,Ze  sür(e)  werden',  zum  Nachteil  aus- 
schlagen. ,N.  hat  zuo  der  Schuwingen  gerett,  wes 
si  da  stüent;  do  sprach  si,  si  wartet  ir  vatter;  do 
sprach  er,  si  lug  und  müeste  ir  ouch  daz  gelt  ze  sur 
werden.'  Blaspb.  äcc.  , [Graf  Johann  von  Savoyen]  Hess 
sich  überreden  [vor  Laupen  gegen  die  Berner  zu  käm- 
pfen]; daz  wart  im  bald  ze  sure  [er  fiel  nämlich  in 
der  Schlacht].'  Just. 

Substantivierung  des  Adj.  t.ür.  Zu  a  und  b  vgl.  Schm. 
2  II  320  und  die  dortigen  Verweisungen,  ferner  Schupf  :.il. 
sowie  Gr.  WB.  VIII  1869.  Das  mask.  Geschlecht  (auch  bei 
Schmeller)  wohl  nach  Achis,  Etscher.  Zu  c  vgl.  Lexer  II 
1325.     S.  noch  das  Folg. 

Sür  II,  Sür(el)e-,  Süri  bzw.  Sürfelje",  Süri: 
1.  a)  Süri  BR.  (PL  Süreni  BBr.,  Ha.,  O.  lt  Durh.  und 
Zyro,  R.),  Süri  (PL  Süreni)  BSi.  —  n.,  Süre"  GrAv.; 
TB.;  W  (so  Lö.),  Süre"  I  Aa;  BO.,  Sürele"  BGr. 
(-'IIa),  Sürele"  GrNuL,  Spl.,  Sürle"  BBe.;  GRSchs,  Sü- 
rene"  P  (Schott),  Sürlene"  GRRh.  —  f.,  Sauerampfer, 
Rumex  ac,  in  BO.  (Durh.);  W  (s.  unter  Blacken  2  a 
Bd  V  54)  auch  kleiner  S.,  Rumex  acetosella.  Syn.  Sür- 
Ampferen  (Bd  I  240),  -Hebel  (Bd  II  944),  -Chnebel 
(Bd  III  716),  -Lappen  (BG.),  -Bengel  (Bd  IV  1373), 
-Bibel  (Bd  VI  51),  -Stengel;  Süri-Senf  (Sp.  1168).  — 
b)  Suira  f.,  schildblättriger  Ampfer,  Rumex  scut.  WLü. 

—  c)  Sürele"  f.,  Alpenampfer,  Rumex  alp.  FGStebler 
1899  (oO.).  —  2.  Sür,  Süreli,  Sauerklee,  Oxal.  acet. 
B  (Durh.).  —  3.  ,Suralla,  PL,  ribes',  Johannisbeere 
PAL  (Giord.).  —  4.  Sürli  n.,  ,die  getrocknete  Krieche 
oder  Sauerkirsche'  ApL,  K.,  M.  (T.). 

Sür  II  ist  mit  Sür  I  morphologisch  identisch.  Zu  den 
übrigen  Bildungen  fiudeu  sich  unter  den  Namen  von  Pflanzen 
(bes.  in  Masse  auftretenden)  hzw.  Fruchten  zahlreiche  Par- 
allelen.    Die   Formen  auf  -i  sind   vou   Haus  aus   Dim. 

Gagger- Sür:  =  dem  Vor.  1  a  ,B;  S'  (Dan.).  — 
Wohl  Fehler  für   Gugger-S.;  s.  das  Folg. 

Gugger-Sür:  La)  =  demVor.  „B"  (St.1,  in  St.2  dafür 
„L")  Mad.,  U.;  LE.,  Surs.,  Will.;  SNA.  G.  (in  S  Guggi-S.) 
macht  d'  Meitschi  sür,  Habermarch  macht  d'  Buebe" 
starch  BHerz.;  S.  Habermarch  macht  d'  Buebe"  starch, 
G.  macht  d'  Meitli  fü'  BU.  —  b)  (auch  wilds  G.)  = 
Sür  1  b  LE.;  Durh.  (oO.)  -  c)  =  Sür  1  c.  FGStebler 
1899  (oO.).  —  2.=  Sür  2  „L",  auch  ltDurh.;  Uw  Gem. 
Syn.  (Gugger-)Sür-Ampferen  (Bd  I  240);  Sür-Gugger 
(Bd  H  188,  für  GSa.),  -Glöggli  (ebd.  617);  Gugger- 
Chds  (Bd  III  505  u.),  -Chost  (ebd.  547);  Gugger-,  Sür- 
Chle  (ebd.  607.  609);  Gugger-Bröt  (Bd  V  959),  -Spis. 

—  Eis.   Gticker-Suri  in   Bed.  la  (Martin-Lienh.   II   372). 
Guggi-Swr   S    (n.),    -Süri    LSurs.,  Will.  (Uhiner 

1866):  =  dem  Vor.  1  a.  aaOO.  —  Hämpfeli-  Sür:  = 
dem  Vor.  Aa  (Mühlb.  1880).  Syn.  Sür-Hampfelen  (Bd 
II  1303);  ( Hämpfeli-) Sür-Chrüt (Bd  111  9oS).  -  Matt- 
ere": =  dem  Vor.  BG.  —  Stei"- Sürele":  =  Sür  1  b 
GRNuf.  (Trepp).  —  Sin- well  Simbel- Sür:  runde 
saure  Apfelart  BJeg. 

Sürach(er),  -ocher,  -ech(er)  m.:   1.  .Sürach', 


i-,  sur 


1284 


=  Erbselen  (s.  Bd  I  433).  .Saurauch-  [!]  oder  Erbsel- 
saft.'  JRLandenb.  1608.  ,Saurach,-  crespinus.'  Denzl. 
1677.  1716.     ,Rote    Saurach-Küchlein.'    EKönio  1706. 

—  2.  Sürach2er  (auch  Ap),  -ocWer  (auch  1793,  Th), 
-,;cher  Bs,  eine  saure  Apfelsorte,  auch  saurer  Apfel 
übh.;  s.  Bd  I  376  o.  —  3.  Sürach2er,  saurer  Wein  Ap; 
Z  (Dr  Jucker).    Syn.  S.-Bäbis(ser)  (Bd  VI  23),  Suremus. 

—  4.  Sürach'er,  sauertöpfischer  Mensch  ApK. 

1  schon  spätmhd.  in  der  Form  sürach,  -och  bezeugt;  Tgl. 
Gr.  WB.  VIII  1922/3.  Hieher:  ,1m  Suracherwiukel',  drei- 
eckiges Stück  Weide  Grlg.  .Suracher',  Familienn.  XV./XVI., 
Bs;  vgl.  .Johannes  dictus  Sürach.'  1299,  ebd.  (ASocin  1903). 

K&g-Sürrcher:  =  dem  Vor.  1  ScbKI. 

R6t-Win-/SärecÄ  s.  Bd  I  376  o. 

Süre'mus  (in  B  Sü2-),  in  GStdt  auch  -mes  —  in.: 
1.  =  Suracher  3  Bs;  B  (,mehr  in  Städten',  so  in  Biel  f); 
L.  Hür  giH  's  entweder  gar  ke<"  Wi"  oder  de""  nw  S. 
L  (ERöthelin).  Das  ischja  der  Uterist  S. !  B  (AvRütte). 
,[Der  Wein  in  Thun]  ist  verdammt  sauer,  und  die 
Radikalen,  die  sind  accurat  wie  der  Wein,  sind  von 
Natur  sauer  ...  In  dem  lustigen  Städtchen,  wo  man 
aber  noch  andern  Wein  hat  als  radikalen  S.,  da  fand 
N.  viele  andere  Bursche.'  Gotth.  —  2.  =  Suracher  4 
BStdt;  GStdt.  —  Urspr.  burschikose  Bildung  nach  Habemus 
(Bd  II  930).  1  auch  anderwärts,  so  in  Strassburg,  Wien,  im 
Tirol  (Schöpf  584). 

süre",  3.  Sg.  Pras.  und  Ptc.  -et:  a)  eig.,  sauer 
werden,  bes.  von  der  Milch  Aa;  B;  FJ.;  S;  Ndw;  U; 
ZO.  We""-me"  d'  Milch  £  Nacht  a"  der  Wermi  het, 
su  süret-si  gern  B  (Zyro).  S.  auch  Chüp-Sucht  (Sp. 
279).  D'  Milch  la"  s.  B.  D'  Milch  ist  g'süret  AaF.; 
B  (s.  Sp.  970);  FJ.  D'  Milch  i-st-im  i"  d'  Vättere" 
g'süret,  sprw.,  wenn  Jmdem  eine  ungeschickt  unter- 
nommene Arbeit  oder  ein  boshafter  Plan  raisslingt 
BSi.  .Wann  hitzig  Wetter  einfalle  und  er  des  Surens 
sorgt,  mag  er  [der  Senn  zum  Käsen]  wohl  neue  Milch 
nehmen,  doch  dieselben  Käse  zeichnen  und  allein 
legen.'  1585,  SchwE.  (ORingholz  1908).  S.  noch  Milch 
(Bd  IV  199).  Von  Wein  uä.  De-  Wi"  wird  bald 
z'  Essig,  er  fangt  scho"  a"  s.  Z.  's  Most  ist  g'süret 
AaF.  Von  Speisen  B.  .[Wenn  ihr  schon  gegessen 
habt]  so  will  ich  den  Kabis  in  Keller  stellen  bis 
morgen;  es  ist  zwar  nicht  mehr  so  gefährlich  mit  dem 
Sauern,  es  ist  nicht  mehr  so  heiss.'  Gottb.  Vom 
Sauerteig:  ,Dass  der  hebel  wie  vor  und  e  wirt  sauren 
ie  lenger  und  ine.'  1521,  Scbade  1863  (Göttl.  Mühle). 

—  b)  von  der  Witterung,  unfreundlich,  kühl  und 
windig  werden  B.  's  süret.  's  hett  toll  g'süret  nume" 
sit  gester.  —  c)  in  dem  Sprw.  ,Was  nicht  säuert, 
süsst  auch  nicht.'  Sprww.  1824;  vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1873;  Wander  IV  27.  —  g'-süret:  zu  a,  (von  selbst) 
sauer  geworden  B;  vgl.  Sp.  1276.  G's-i  Milch;  es 
g's-s  Schäffüstli;  g's-s  G'chöch  [Geraüsereste]. 

Ahd.  süren,  mhd.  tmren.  Uuklar  ist  ».  iu  der  RA.:  ,Man 
muss  nicht  sauern,  ehe  die  Kühe  in  den  Stall  angebunden 
sind.'  Sprww.  1824,  289  (darnach  Sprww.  1869);  Abi.  von 
Sari  in  Bed.  a,  =  das  , Sauer'  in  die  Milch  schütten? 

ume"-,  in  GrPt.  ummer-:  unwohl,  kränkelnd 
(daher  mit  verdrossener  Miene)  herumgehn  oder  liegen 
GühPr.;  TbHw.;  Ndw;  Z  (Schoch).  Allerlei  (leichtere) 
Arbeit  an  die  Hand  nehmen,  ohne  Etw.  fertig  zu  ma- 
chen, langsam,  ohne  Energie  arbeiten  Z  (Schoch, 
Spillmann);  dazu  das  Abstr.   Ume"-sürete"  f.    Vgl.  «.- 


brueten  (Bd  V  1008),  -sören  (Sp.  1273).  —  Kämt.  ,nmen- 
audersauern',  feiern,  faulenzen  (Lexer   1862). 

e  r-:  a)  eig.,  (völlig)  sauer  werden  BGr.,Si.  (DGernp.); 
Gr  (Tsch.);  Ndw  (Matthys);  U.  D'  Milch  bricht, 
wenn-s"  ersüret  Gr.  Man  lässt  die  Milch  e.  BGr. 
(Bärnd.  1908).  —  b)  uneig.  von  Personen;  Syn.  ver- 
süren  1  b.  ,Eiu  Lehrer  ersüret  in  drückenden  Verhält- 
nissen, wenn  er  stagniert  und  steif  wird'  BSi.  (Zyro). 

Ahd.  irsüren,  mhd.  ersüren ;  vgl.  Gr.  WB.  III  950;  Fischer 

üs-:  durch  und  durch  , sauer'  (i.  S.  von  sür  2  c 
oder  d)  werden.  ,Wann  das  Feld  zu  nass  oder  die 
Gerstensaat  zu  sehr  beregnet  wird,  so  säuret  sie  auss 
und  gehet  gelb  auf.'  EKönig  1706. 

Ter-:  1.  intr.,  ganz  sauer  werden,  a)  eig.  B  (Gotth.); 
UwE.;  UO.  Tersürts  G'wäsch,  sauer  gewordenes 
Schweinefutter  ü  (Gotthardpost).  ,Weun  die  Weiber 
wüssten,  wie  solche  missvergnügte  Gesichter  die  Hebi 
sind,  die  Alles  versäuert,  das  Haus  und  das  Herz,  die 
Liebe  und  das  Glück,  wie  ein  solch  Gesicht  für  die 
Wohlfahrt  ist,  was  ein  ungewaschen  Geschirr  für  die 
Milch  im  Sommer,  wo  Alles  versauret  im  Umsehen.' 
Gottb.  ,Von  einem,  der  mächtig  säur  aussgluget,  sagt 
Einer:  wann  er  in  ein  süsse  Milch  lugete,  sie  wurd 
gstraks  versauren.'  Schimpfr.  1651.  —  b)  übertr.  Ver- 
bittert werden,  vom  Gemüt,  Charakter  B.  ,Dass  end- 
lich [der  schlechten  Dienstboten  wegen]  das  Gemüt 
eines  Meisters  oder  einer  Meisterfrau  versauert  und 
verbittert,  wen  will  das  wundern?'  Gottb.  Vom  Alter, 
griesgrämlich,  unfähig  zur  Arbeit  werden  Bs.  's  Alter 
versürt  und  verschrumpft.  Breitenst.  1864.  Insbes. 
aber  von  Personen,  die  in  engen  Verhältnissen  ohne 
anregenden  Umgang  und  ohne  befriedigende  geistige 
Betätigung  leben  müssen  und  daher  geistig  und  ge- 
mütlich verkümmern,  sauertöpfisch  werden  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  G;  Tb;  Uw;  Z.  Gell',  wärist  i" 
d'  Stadt  cho"!  lez  cha""st  da  i"  di"em  Grabe"  (Loch) 
verräble"  u"'>  v.  B  (Friedli).  Me"  sö't  De"  e'chlei"  üf- 
chlepfe",  süsch  versüret-er  z'  völlnig.  ebd.  (AvRütte). 
E"  junge"  Purscht  sö't  deheime"d  nüd  v.  CStreiff 
1908  (GlM.).  S.  noch  versumpfen  (Sp.  992  u.);  ge-west 
(Sp.  1038).  —  2.  tr.  in  der  Wendung  Ei-m  's  Lebe" 
v.,  verbittern,  schwer  machen  Aa;  Ap;  B;  G;  Z  und 
wohl  weiterhin.  —  Mhd.  versüren  intr.;  vgl.  Gr.  WB.  XII 
1042/3;   Fischer  II   1290/1;  Martin-Lienh.  II  372. 

Röt-sürerm.:  eine  Apfelsorte.  D's  G'sichtli  [des 
Mädchens]  glüet  und  hed  d'  Färb  vame"  B.  Scbwzd. 
(GrvPt.). 

Sure"  m.:  =  Bifer-Mann  (Bd  IV  270).  Ein  Senne 
von  der  Alp  Seeberg  bei  BG.,  auf  der  mangels  Milch- 
essig keine  Milch  mehr  schied,  ist  i"  d's  Latin1'  ahhi" 
g' gange";  si  tete"-ne"  vexiere":  Gob  der  Süesse"  geng 
noch  tili  regiere"?  Er  sVt:  Hi2"-mer  der  Süesse"  g'häbe", 
su  ma9-n-i"s  der  S.  nit  e"tbelle"  [s.  Bd  IV  1153/4,  wo 
BSi.  in  BG.  zu  verbessern  ist]!  Un*  als  der  S.  Das 
vernam  [gieng  er  zornig  hin  und  verdarb  den  Sennen 
auf  Seeberg  Milch  und  Käse]  BG.f  (.Seebergspruch,); 
wechselnd  mit  Bifer-Mann. 

sür  lacht  ZFehr.,  -locht  UwE.,  -lachtig  AALeer. 
(H.;,  -lacht  Bs;  Tb;  W,  ,-licht',  in  der  ä.  Spr.  auch 
mit  Uml.:  säuerlich.  Der  Wi"  ist  s.  W.  ,Saurlächt, 
seurlächt,  zum  teil  säur,  das  sich  auff  seure  zeucht, 
acidulus,  subacidus;  ein  wenig  saurlächt,  subacidulus.' 
Fris.  ;  Mal.    ,Wan  man  selbigen  [Braten]  gern  säur- 


lL'sr. 


-in- 


lacht  hat,  so  kan  ein  wenig  Essich  darin  getan  wer- 
den.' Z  Kochb.  XVIII./X1X.  ,[Der  Rahm  wird]  wegen 
der  Kürze  der  Zeit  nicht  sauerlicht.'  EKönig  1706. 
,Wann  man  guten  Weinstein  mit  Regenwasser  sieden 
liesse,  so  wird  das  Wasser  von  dem  Weinstein  säuer- 
licht ...  ein  Teil  gedachten  säuerlechten  Weinstein- 
wassers ...'  ebd. 

sürocht:  =  dem  Vor.  Ndw  (Matthys). 

surele",  in  Bstw.;  Ndw  lt  Matthys  sürle"  (bzw. 
■%-)  —  Ptc.  -et:  „säuerlich  sein,  darnach  schmecken 
oder  riechen",  bes.  von  Milch,  Suppe,  Wein,  Most 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Th;  Uw;  W  (-ulW);  Z;  „allg." 
D'  Essiggutterc"  sürlet  [auf  dem  Ofen].  Hinderm.  Es 
het  e"  zollange"  Bart  dranne"  [am  Brot]  g'ha"  u"d  het 
g'sürelet,  das,-es-mi'h  gar  Nüt  g'lustet  het,  dervo"  ab- 
z'haue".  Loosli  1911.  .Sapperruent!  da  haben  sich  ja 
die  ehemals  so  fein  aufgepützelten  Leute  in  die 
schmutzigsten  und  lumpigsten  Vogelscheuchen  ver- 
wandelt! ...  statt  bismele"  und  pomädele"  süürelet's 
zum  Erbarmen.'  Stütz.  .Diese  Milchkachle  säuerle 
ja  wie  ein  Sauerkrautfass,  in  welchem  dreijähriges 
Sauerkraut  gewesen  sei.'  Gottb.  ,üas  Butterfass  darf 
nicht  säuerlen.'  Obw  Volksfrd  1892.  ,Seurelen,  ein 
sauren  geschmack  haben,  acescere;  das  seurlet  (,seu- 
relet.'  Fris.)  und  essiglet,  das  säur  wirdt  oder  zuo 
essig,  acescens.'  Fris.;  Mal.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1S72; 
Schm.  a  II  321;  Unger-Khull  518. 

ge-sürelet:  =  sf/Wac7j«.  ,[Es  solle]  kein  verrosteter 
Harnischblätz,  kein  ges-er  Wäschlumpen  [vorhanden 
sein].'  1829,  ScHwBr.  Bartlispiel. 

sürelig:  =  dem  Vor.  ÄALeer.;  ZDättl. 

süre":  1.  tr.,  säuern  AALeer.  (H.);  Ndw  (Matthys). 
Spec,  in  die  Käsemilch  Sür  (s.  d.)  giessen,  um  die 
Schotte"  auszuscheiden  GrS.,  Sculms,  Tschapp.  Übertr. : 
,Wer  achtet  auf  die  Tropfen  alle,  welche  in  die  Ge- 
müter fallen,  sie  zuckern  oder  pfeffern,  säuren  oder 
salzen?-  Gotth.  —  2.  intr.,  =  Büren  a.  ,Der  Wein  [in 
Montpellier  ist]  nit  über  die  Jor  zuo  behalten,  seirt 
baldt  zuo  Essig.'  FPlatter  1612.  —  ge-sürt:  ge- 
säuert. Vom  Brotteig;  s.  Bd  II  945  o.  Vom  Wein 
(vgl.  dazu  EKönig  1706,  35  f.):  ,[Die  Wirte  sollen] 
schenken  Elsesser  für  Elsesser  ...  und  sol  keiner 
zweyerley  Elsesser,  es  were  denn  gesüret,  getrebret 
und  schlechten,  ...  in  einem  kelre  schenken.'  1410/Anf. 
XVI.,  Aar.  StR.  —  un-ge-sürt:  ungesäuert.  , In  der 
urstendnacht  wicht  der  oberste  priester  die  fladen,  un 
zwifel  herkomende  von  dem  u-en  brot  der  Juden.' 
Kessl. 

a"-:  ansäuern  AALeer.  (H.);  Ndw  (Matthys).  — 
Vgl.  (ir.  WB.  I  434;  Sanders  II  867. 

er-:  , stark  säuern'  Ndw  (Matthys).  Ei"'m  de"  Mage" 
e.,  von  Sachen  und  Personen,  zuwider  werden,  ver- 
leiden BBe.;  vgl.  unter  Magen  I  (Bd  IV  99/100).  Es 
(Er,  De")  hed-mer  der  M.  (ganz)   ersürt.  —  JIM.  er- 

Huren;  vgl.  auch   Gr.    WB.   III   950. 

ver-:  a)  ,zu  stark  säuern'  Ndw  (Matthys).  — 
b)  durchsäuern.  ,Ein  wenig  Saurteig  verseurt  den 
ganzen  Teig,  sagt  Paulus.'  JHFXsi  1696.  S.  noch  Bd 
II  943  und  ver-süren  1  a.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XII  1042/3. 

Süri,  in  PA1.  lt  Giord.  Süri  —  f.:  1.  saure  Be- 
schaffenheit, Säuregehalt  Aa;  Ap;  Bs;  B;  FJ.;  Gr; 
PA1.  (.aciditä');  G;  Sch;  Th;  Ndw;  UwE.;  U;  Z.  De' 
Wl"  hat  (e")  S.,  hat  (z'J  vil  S.  Dem  Wein  usw.  d'  S. 
ne".     Tue    [Das   und    Das]   dri",   Das   nint-em   ä"  S. 


S.  auch  bäjen  I  (Bd  IV  lloii).  ,Xim  die  boumnuss... 
und  leg  sy  in  kalt  aquam  ...  daz  die  surre  darus 
gang.'  Kunstb.  1474.  ,Die  seure,  acor,  acritudo,  auste- 
ritas.'  Fris.;  Mal.;  s.  auch  sürlacht  (Sp.  1284).  Von 
zu  nassem  Boden;  s.  Ge-kei  I  (Bd  II  851,  wo  für  GrD. 
zu  lesen  ist  GRFan.,  Schud.).  —  2.  concr.  Zum  Schei- 
den von  Milch :  's  sür  G'sicht  vo"  der  Büri"  scheidt  mer 
Milch  a's  d'  S.  L  Kai.  1887.  Scherzi),  bezeichnet  man 
in  BS.  udE.  als  Bielersiri  vom  obere"  Mlrli  den  sauren 
Wein  vom  Bielersee  (zugleich  Spott  auf  die  entrun- 
dende Ausspr.  der  Bieler). 

Ahd.  »Ort,  mhd.  »iure;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1923  I, 
,Süri',  Fltiru.  Aa  (f.  V) ;  BNeu.  (,iu  der  S.';  auch  ,S.-Öhle, 
-Hubel'),  Nid. 

Trank  Traich-:  =  Sür  I  a  (Sp.  1281)  W. 

Surler  f.:  =  S.-Bir  (Bd  IV   1495)  Z Egg,  Zoll. 

.Sürler'  m.,  Flurn.  ZRegeusd.  (Reben,  Waldung  ,im  S.') 
XV.,  ZAlbisr.  (,Bie  ehofstctteu  ze  Rieden  vachent  au  an 
dem  S.'). 

Sürli  m.:  =  Sür  II  1  b  BÜ.  (Zyro);  Durh.  (oO.). 
„Der  S.,  die  Sürampfele",  Sauerampfer,  bes.  Rumex 
scut,  wie  auch  scherzweise  Sauertopf,  von  einem 
Menschen  B  (St.2;;  Gr;  L;  Sch;  Z." 

Als  Familienn.  XIV.,  LSemp.  (.Sürlin') ;  1391,  Z  (.HSiirly 
der  schuochmacher');  XIV./XVI.,   Bs  I.Sürliu,  Sürly'). 

sürlich  AaF.,  -h;ch  B;  Z,  -lig  Bs:  =  sürlacht. 

Surli°g  m.:  1.  a)  =  Süracher  2  (Sp.  1283)  Ap.  — 
b)  =  Süracher  3  ApK.  —  c)  Sauerkäse  (aus  abgerahmter, 
saurer  Milch  hergestellt)  Ap  (Steinm.  1804);  „GR"He., 
Pr.  Syn.  Sür-Cltäs  (Bd  III  509).  S.  werden  im  Früh- 
ling in  den  Maiensässen  gemacht  und  auch  sonst, 
wenn  die  Milch  von  selbst  sauer  geworden  ist  GrPt. 
,Zur  Sommerszeit  werden  für  den  Hausgebrauch  Sürlig 
gemacht  und  verspiesen.'  Steinm.  1804  (Ap).  —  2.  Pflan- 
zenn.,  =  Sür  II  1  a  (Sp.  1282)  GrScIis  (AUlrich).  — 
3.  von  Personen,  a)  =  Süracher  4  ApK.;  UwE.  — 
b)  ,ein  in  Pubertät  übergehender  Jüngling'  GSa.  f 
Vgl.  Grüenling  3  und  4  (Bd  LT  756).  Wie-n-i'h  esou 
e"  junge  Schnüfer  —  jou  au'*  esou  e"  nütrechtsege 
S.  g'si"  6t",  se  sind  Ü"seren  e"  Püscheli  zur  Stubeti 
g gange".  Prophet  1855.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1S73; 
Sanders  II  S67;   Schm.  2  II   321;   Unger-Khull   518. 

Vögeli-:  =  dem  Vor.  2  GrScIis  (AUlrich). 

Sur  (■&'-,  -ö'-J .-  a)  auch  Sü'ref  f.,  aus  dem  Sempacher- 
see  kommender  Nebenfluss  der  Aare.  —  b)  an  diesem 
Fluss  gelegenes  Dorf  in  Aa.  Uf  S.  gä",  Wortspiel 
mit  uf  's  Ör  gä",  sich  aufs  Ohr  legen  AAÄar.  — 
Surer  m.:  Bewohner  von  AaSu1ii\  Füriö.  der  Bach 
brönnt,  d'  Sörer  Mnd-e"  a"'zönt,  ä"  Arauer  händ-e" 
g'lösche",  d'  Ghüttiger  rite"  uf  de"  Frösche"  AAÄar., 
im  Herbst  gesungen,  wenn  der  Stadtbach,  nachdem 
er  3  Tage  abgestellt  war,  wieder  erscheint;  die  Kinder 
gehen  dem  Bach  bis  nach  Suhr  mit  Papierlaterneu 
entgegen  und  lassen  von  dort  brennende  Schiffchen  den 
Bach  hinunter  fliessen,  die  in  Aarau  gelöscht  werden. 
Dazu  der  FN.  ,Surer.'  1382/1453,  L.E.;  1535/56,  B. 

Mit  dem  Fluss-  bzw.  Dorfnamen  zsgesotzte  Ortsnn.  ,Suhr- 
Fold'  AaSuhr,  ,-Bach' (,Snren-.'  Leu),  durch  das  Dorf  Suhl- 
fliessendes  Bächlein,  ,-See'  (Sü'rei,  auch  im  Volksl.  Chomm, 
mer  wend  uf  S.  gö».  ALGassmann  1906,  163),  Städtchen  L; 
dazu  Sü'rser,  Name  der  Bewohner.  .Suren-Matten'  LRot, 
,-Weid'  L.  Zum  gleichen  Stamm  viell.  der  Fluiu.  , Suren. 
S.-Moos'  (-ü-)  ZgWalchw.  ,Sur'  als  Flnssuame  auch  in 
Baiern,   Elsass,   Luxemburg. 


Sar, 


i',  sir,  sor,  süt 


l'2ss 


Surr  m.,  PI.  Surr:  einmaliges  Surren,  schwirrendes 
Geräusch  GRSchs.  Beeht  Surr  hed  's  g'ge"  in  der  Luft 
[wenn  der  Hurri  geschlagen  wurde].  Schwzd.  I'h  han 
Nüd  g'hört  a's  e"  S.,  von  einer  Versammlung,  die 
einen  Vorschlag  mit  missbilligendem  Gebrumm  be- 
antwortet. Von  einer  brummigen,  verdrossenen  Äus- 
serung: E"  S.  tue",  lä".  Du  bist  doeh  der  gröst  Pech- 
vogel uf  zwei  Bei"!  län  ich  en  S.,  du  muest  d'  Nase" 
nur  zer  Hüstür  üsstrecke",  sg  liest  sr  g'wüss  a's  heilig 
Büge"  old  Sehne  uf  d'm  Grind.  MKooni  1886/7.  —  In 
anderer  Bed.  bei  Martia-Lienh.  II  373. 

Ge-surr  (bzw. -ö'-)  Aa;  I3E.,  G.,  Si.,  Stdt;  GrScIis, 
Seew.;  L;  G;  Th;  Zu.,  Russ.,  -siVr  Bs;  UwE.,  Cr'- 
surr  BG.;  GlM.;  GrScIis,  -sü'r  FJ.  —  n.:  1.  abstr., 
Gesurre,  Gesumme  uä.  (entspr.  den  Bedd.  des  Vbs; 
s.  d.).  aaOO.  Es  G's.  und  es  G'schnurr  ZO.  D's  G's. 
vo"  de"  Trummle".  RvTavel  1910.  Bes.  von  Insekten 
(Bienen,  Hummeln,  Bremsen),  von  Maschinen  u.dgl. 
Gebrumm,  mürrisches  Beden.  Was  hesch  aurh  alliwil 
für  e"  G's.?  Bs  (Seiler).  Eswas  G'fliiech  und  G'sürr 
GüSeew.  (Schwzd.).  Von  Stimmengewirr,  wirrem  Ge- 
räusch einer  Menschenmenge.  Due  ist  aber  es  G'sürr 
(G'sürr)  ang'gange"  GrScIis.  E"  Lärmen  und  e"  G's., 
in  einem  Wirtshause.  Scbwzd.  (Bs).  I"  de"  Wirts- 
hüseren  inne"  da  ist  es  G'sürr  und  e"  Lebelang  g'sl" ! 
CStreipf  1909/10.  I"  dem  G'stürm  inne",  bi  dem  G's. 
und  G'sang  und  G'murr,  an  einem  Schützenfest.  JRoos 
1907.  [In  der  Festhalle  ist]  es  G's.  g'si"  wi-n-ime" 
gottsallmächtige"  Bejistock  inne".  ebd.  ,Allmälig  er- 
hob sich  [bei  einer  Gräbt]  ein  Surren  wie  in  einem 
Bienenstock,  der  stossen  will,  und  aus  demselben 
scholl  hie  und  da  ein  helles  Lachen,  das  immer  häu- 
figer wiederkam,  je  lauter  das  Gesurre  wurde.'  Gotth. 
Vom  Ohrensausen:  Ich  ha"  neue"  geng  so-n-es  G's.  i" 
den  Öre"  BE.,  G.  —  2.  coli.,  Geschmeiss  BG.  Vgl. 
Surri-Flieg  (Bd  I  1178);  Surr-Mummlen  1  (Bd  IV  228); 
Surr-Beiji  (ebd.  911);  Surren.  ,Dem  Tier  wird  zu- 
weilen der  Schatte"stall  der  Sommerweide,  der  es  vor 
G'sürr  (Geschmeiss)  ...  schützt,  lieber  als  der  Winter- 
stall.' BiRKD.  1911.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4350/1 ;  Martin- 
Lienh.   II   373;   Fischer  III   574;  Schtu.  *  II   324. 

surr(e)len  sü'r-:  den  Kreisel  (Su'ri)  treiben  Bs. 

surre"  (bzw.  -ö'-),  in  Bs;  BoAa.,  E.;  S  (so  G.,  Stdt); 
Uw  sii-re",  in  ScuSt. ;  ApK.  tw.  sucre",  8.  Sg.  Pr.  und  Ptc. 
■et  (-ed),  in  uBs,  B.,  Stdt  -t  (in  oBs  -et):  im  Allg.  wie 
nhd.  surren,  doch  tw.  in  weiterer  Anwendung.  Vgl. 
särren  (Sp.  1200),  ferner  rurren  (Bd  VI  1242),  schnur- 
ren, auch  süsen.  1.  „Onomatopoeie  eines  dumpfen,  ein- 
förmigen, zitternden  Tones,  dergleichen  schnurrendes 
Ungeziefer  in  der  Luft  oder  die  Spinnräder  und  Brumm- 
kreisel oder  selbst  ein  heftiger  Schlag  an  den  Kopf 
verursachen  kann,  allg."  ,Surru",  far  il  rumore  di 
trottola'  PA1.  (Giord.).  a)  mit  Überwiegen  der  Schall- 
bedeutung. Von  Dingen.  „Das  Gesumm  einer  grossen, 
schweren  Glocke,  allg."  (St2).  L)ö  cha""  noch  menge'' 
Glogge"schlag  com  Chilche"turm  dödurc's.  APletscher 
1899.  's  Wandzit  surred.  MLien.  1906.  's  het  zwo  Mal 
g'süret  wie  närr'seh,  von  einer  elektrischen  Klingel. 
OvGreverz  1897  (bäurisch).  Von  einem  Amboss:  Wenn 
ich  Das  müesst  erlebe",  ''ass-me"  zweit  Schmidhorn  im 
Dorfg'hÖrti  s.l  jammert  der  Dorfschmied.  BWvss  1885. 
Vom  Ton  der'  Surren  in  Bed.  3,  s.  Sp.  1292,  GWe. 
Summen,  vom  Feuer  im  Ofen  Bs.  Lustig  surret  im 
Ofe"  's  Für.   Breitenst.  1863.     Rauschen,  von  einem 


Gewässer:  Der  Bach,  Fluss  surret  AaWoIiI.  (Donat- 
Meier).  Von  siedendem  Wasser;  s.  sünen  (Sp.  1103). 
—  Von  Tieren.  Brummen,  vom  Bären.  En  B'er  het 
g'murret  und  g'surret  als  wie  en  Stier.  Ap  Gedicht. 
G'surret  hät-er  [ein  Bär  im  Bärengraben  zu  Bern],  da 
ist  e"  Alpstier  Niit  dergäge"d.  CStreiff  1902.  Von 
der  Kuh:  ,[Die  Kühe]  surre"d,  sei's  vor  Hunger,  sei's 
vor  Sehnsucht  nach  dem  heimischen  Stall.'  Bärnd. 
1911  (BG.).  Knurren,  vom  Hunde  Ap;  Gl;  GrRIi. 
Zornig  schnurren,  von  der  Katze  F  (Eichhorn).  — 
Vom  Menschen.  Von  der  Basstimme.  D'  Manne"  ... 
hond  g'surret  iren  Pass  derzue  [zum  Liede  der  Jungen] 
THTäg.  Der  N.  het  der  Chopf  vorabe"  g'ha",  das'  sln 
Bass  recht  teuf  unde"  g'surret  het.  JReinb.  1907.  Das 
ist-ech  e"  Bass  g'si"  ...  wie  de'  alle"  g'surret  und 
g'murret  und  g'rärret  hed!  L  (Ineichen).  Summen:  Er 
surret  es  Lied  vor  im  anhe".  Alpenr.  1827  (BO.).  S. 
auch  Sp.  1248  u.  Von  Stimmengewirr:  's  surret  wie-n-im 
Beiühüs,  in  einer  Wirtschaft.  EEscbmann  1911  (ZS.). 
S.  auch  Ge-surr.  Vom  Wiederhall  lauten,  eifrigen 
Sprechens.  .Ehemals  hätten  sie  [die  Pfarrer]  unter- 
weisen können,  es  heig  fr%  g'surret  a"  de"  Wange". 
Gotth.  ,Kaum  sei  es  in  der  Kirche  abgesessen,  so 
hätte  der  [Pfarrer]  auch  angefangen  zu  sticheln,  dass 
es  fri  g'surret  heig.'  ebd.  S.  noch  chüten  (Bd  III  570). 
Spec.  a)  „knurren,  brummen",  mürrisch,  unzufrieden 
sein  Aa;  Bs;  B;  F;  „VO;  Gr"V.;  L  (St.b);  G;  „Scu" 
Schi.;  SL.;  Zg  (St.b);  „Z"Wth.  Schlug  s.!  SchScIiI 
Ick  gibe"  nit  ab  und  gibt"  nit  ab;  und  haue"-s'-mer 
gar  der  Chopf  ab,  so  surren -ich  mit  der  Bore"  [Hals- 
röhre]. Schild  1873.  Potz  tüsi"g,  wie  hand-ir  en  Strit, 
und  wie  tond-ir  dö  s.!  APletscher  1899.  Wo  d'  Muetter 
's  Ghrättli  g'lärt  g'ha"  het,  so  het  Die  us  ''em  Bern- 
biet [die  Magd]  aurh  no'h  a"g'fange"  s.  JReinh.  1904. 
Wa  due  d'  Muetter  uiter  fragt,  wie  dem  Stini  die 
Henne"  g' falle"  heig,  hed-er  [der  Knabe]  due  g'surret: 
Nit  aparti.  JJörger  1912.  ,Wenn  bei  mir  war  nur 
Ach  und  Murren,  wenn  ich,  dein  kranker  Herr,  tat  s.' 
HSulzer  Absch.  ,Er  hed  mit-mer  g'surret  L;  Zg'  (St.b). 
S.  noch  surr-mummlig  (Bd  IV  228);  Sür-Bibel  (Bd  VI 
51);  Brummel-Suppen  (Sp.  1248).  —  ß)  mit  singendem 
Tone  leise  weinen,  von  kleinen  Kindern  Tu,  .schreien, 
ohne  dass  das  Geschrei  einen  bestimmten  Charakter 
hat,  von  Kindern'  AABb.  (Frei),  heftig,  aber  unterdrückt 
weinen,  schluchzen  BE.,  Ha.,  „laut  und  widerlich 
weinen  Gr;  Sch;  VO;  Z."  's  Chindli  surret  de"  ganz 
g'schlage"  Tag  Th.  ,Wer  vorher  nur  leise  sürmte 
[von  Kindern  am  ersten  Schultag],  der  fängt  jetzt 
an  zu  schnopsen  und  schnupfen,  und  wer  vorher 
hat '  g'suret,  der  pflännet  jetzt.'  RGrieb  1911  (BE.). 
Los,  Annelli,  tuen  nid  eso  ubermietig,  i'''  weiss  grunt- 
li'h,  es  geid  nid  lang,  du  surrist  denn  noch  BHa. 
Trätti  het  Hansen  z'  s-en  'tän.  ebd.  's  lütcr  Wasser  s. 
BMeir.  —  b)  mit  Hinzu-  bzw.  Hervortreten  einer  Be- 
wegungsvorstellung. Vom  Kreisel,  Spinnrad,  Ma- 
schinen uä.  Der  Surri  [Kreisel]  surret  ZO.  Womer 
so  z'sämme"  g'spunne"  hend,  dass  's  g'surred  hat  dureh 
alli  Wand.  Stutz.  [Früher]  hand  d'  Bädli  vo"  de" 
Morge"  um  Sübni  bis  z'  Nacht  um  Zehni  g'surret ;  iez 
Ut-me"  ruehig  im  Bett  und  löt  a"  Maschine"  für  Äs 
[Eines]  s.  APletscher  1902.  Di  Fllssige"  surre"  am 
Abe"d,  von  Spinnerinnen  (iron.)  B.  ,Ihre  Kinder  waren 
anschicklich,  und  das  Spülerad  surrte  meisterlich  unter 
ihren  Händen.'  Breitenst.  1860.  Nach  ''em  z'  Vieri 
sur'et   d'  Bönnle".    Loosli  1911.     Me"  het  kei"   Muli 


Sar,  sei-,  siv, 


uw 


g'hört  s.  RvTavel  1910.  Das  [ein  Dampfschiff]  hat 
halt  g'surret  und  e"  Lärme"  g'ha"!  J Hüber.  Uf  ei"möl 
hei  's  hinder-i"s  a"föh"  tütle"  und  s.  wie  's  heilig  Dunner- 
wetter, von  einem  Automobil  BsLie.  Der  Zeppelin 
[Luftschiff]  chunnt,  mer  höre"d-en  scho"  s.  ONägeli 
1910.  S.  auch  ratschen  (Bd  VI  1848).  Schwirren,  von 
einem  (befiederten)  Pfeil  uä.  BO.(Zyro);  Gl;  Th;  Z. 
Da  surret  's  z'  ei"smäl,  und  e"  Pfil  /lügt  dem  ßessler 
z'  mitzt  i"  d's  Herz.  CStreiff  1900/1.  Dertt"  wirß-er 
e"  Spiess  ...  dass-er  surrt,  um  1865,  Bs.  Von  Insekten, 
allg.  Der  Imb  surret,  das  Bienenvolk  lässt  aus  dem 
Stock  ein  summendes  Geräusch  hören;  vgl.  jämeren 
(Bd  III  41);  püpen  (Bd  IV  1425).  D'  Beji  ...  pfure", 
sure",  uerche",  schaffe".  Loosli  1911.  ,Fleissige  Bienen, 
die  um  die  Blumen  lustig  surren.'  Gotth.  D'  Breme" 
(d'  Mugge")  surre"d.  Am  Fenster  surre"d  d'  Schmelze". 
U  Wbl.  1902.  Wenn-me"  d'  Wäspi  stüpft,  so  surre"-si 
Sprw.  Schild  1881.  S.  noch  Mummet  1  (Bd  IV  227); 
Brämen  (Bd  V  604);  süber  (Sp.  68).  Sausen,  vom 
Sturmwind.  Und  wilder  surret  's  lenger-i-mer.  Schwzd. 
(Schw).  .Jetzt  ein  S.,  dann  ein  Chräsle"  der  Wände, 
ein  Chläfele"  der  Fenster',  bei  einem  Sturm.  Barnd. 
1911  (BG.).  S.  noch  Backen-Bläst  (Bd  V  169).  - 
C)  mit  Überwiegen  der  Bewegungsvorstellung;  meist 
mit  Richtungsbest.  «)  sich  sausend  bewegen,  von 
Wurfgeschossen,  einem  Schlitten,  Eisenbahnzug  udgl. 
wohl  allg.  's  ist  g'gange",  das'-es  g' surret  hat  GRChur. 
De'  Stei"  ist-mer  am  Chopf  durche"  g'surret.  E"  Stai", 
ilf'\'.\  int'-n-e"  Wetterlaich  dem  Bis  [Goliatb]  scharf  tuet 
an  Schädel  s.  Schwzd.  (Bs).  [Eisenbahn-]  Zug  surre'd 
en  Ei"'m  verbi.  CStreiff  1902.  Si  [die  SchlittenJ 
pfurrcd,  si  surre"d.  ONageli  1910.  So  surre"d-mer 
durckabe"  [auf  dem  Schlitten].  EEschmann  1911.  <S.  lä" 
mit  verschwiegenem  Obj.,  einem  Schlitten,  Wagen 
über  einen  Abhang  hinunter  freien  Lauf  lassen  L; 
GT.;  Tu;  Z.  Hansli  löt  dur'h  d' Matte"  ab  lo"  s. 
Vaterland  1908.  —  ß)  von  Menschen,  (geräuschvoll) 
.einher-,  herumfahren  Aa;  Bs;  B;  L;  G;  Th;  Z  und 
weiterhin.  De'ther,  devo",  verbi  s.  So  bin-ich  druf  lös 
g'surret  wi-n-es  Wäspi  um  's  Hüsli  itme".  Vaterland 
1884.  Z'  Mittag  bin-ieh  dernöch  g' schwind  uf  Betti"gen 
üse"  g'surrt  Bs.  —  2.  übertr.  auf  inneres  Hören, 
a)  (in  den  Ohren,  im  Kopfe)  sausen,  dröhnen;  bes.  nach 
einer  heftigen  Erschütterung  (zß.  einem  Kanonen- 
schuss),  nach  einem  Schlage  Ar;  Bs;  B;  G;  Schw; 
Th;  Uw;  Z.  Syn.  sunggen  (Sp.  1208).  's  surr(e)t  Ei">m 
i"  den  Ore".  Er  hät-mer  en  Örßge"  g'g'e",  das'  's-mer 
im  Chopf  g'surret  hat  ZDättl.  ,So  entstehe  ein  Ge- 
brüll, dass  Einem  die  Ohren  surren.'  Gotth.  ,Nun 
schlug  er  [der  Hauptmann]  auf  uns  ein  mit  flacher 
Klinge,  dass  mir  noch  jetzt  die  Ohren  surren.'  ebd. 
—  b)  von  Gedanken,  Worten,  die  man  zu  hören  glaubt. 
,Geld,  Geld,  zahlen,  zahlen,  surrete  es  ihm  [einem 
verschuldeten  Weibe]  fort  und  fort.'  Gotth.  ,So  lauten 
ihre  [der  Frauen]  Sprüchlein,  welche  den  Männern 
so  oft  in  den  Ohren  surren.'  ebd.  ,Was  für  Gedanken 
und  Pläne  den  Alten  und  den  Jungen  Tage  lang  durch 
die  Köpfe  surrten.'  Breitexst.  1800.  —  3.  zuckend 
oder  ziehend  schmerzen,  bes.  in  den  Zähnen,  auch  im 
Kopfe,  an  einem  Glied,  zB.  infolge  von  Schlag  oder 
Stoss  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Sch;  S;  Th;  Z.  Syn.  sunggen, 
süsen.  D'  Zä"  surre"d-mer;  es  surret-mer  i"  de"  Zäne". 
S.  auch  saftig  (Sp.  369).  I°*  ha"-mer  's  Narre'beinli 
a"g' schlage":  ö,  Das  surret!  B.  Es  surrt  im  Chopf  und 
d'  Auge"  bränne".  MPlüss  1908.    Minn  Fuess  surret- 


mer  Th.  [Die  Hand  schütteln]  dass  Ei"'m  d'  Chnödli 
noch  e"  halb  Stund  g'surret  hei".  OvGreyerz  1911. 
Wo-n-im  d'  Hand  g'surret  het,  vom  Durchprügeln 
eines  Knechtes.  SGfeller  1911.  's  het-ene"  [den  Sän- 
gern] g'wiiss  e"fange"  g'surrt  im  Halszäjifli  BsLie. 
De"  Dütsche",  wo  hei"  möge"  Chnöpfli  fresse",  bis-ne" 
der  Nabel  g'surret  het.  BWyss  1863;  vgl.  Nabel-Surren. 
,Ein  Streich  surrete  ihm  im  Nacken.'  Gotth.  Aufs 
Geistige  übertr.:  Denn  het-er  dem  Joggi  Ei"s  la"  lige" 
[eine  beissende  Bemerkung  gemacht],  wo-n-im  no°h  e" 
Zitlang  g'surret  het.  Loosli  1910.  —  i.  =  surrelen  Bs. 
Lautmalende  Bildung,  nihd.  und  änhd.  noch  unbezeugt; 
vgl.  aber  mnd.  eurrimje  bei  Schillur-Lübben  IV  478.  Uuseru 
ältesten  Beleg  bietet  JCWeissenb.  1678  (s.  Backen-Blatt  Bd 
V  169).  Zur  weiteru  Verbreitung  des  W.  vgl.  Martin-Lienh. 
II  372/3;  Follmauu  514;  Schumi  .".'21;  Schm.  a  II  324; 
Schöpf  731;  Unger-Khull  601;  Weigand 5 II  1012.  Ähn- 
liche aussergerni.  Bildungen  bei  Walde,   lat.  etym.  WB.  unter 

ab-:  abkanzeln  Gl.  Der  [den  Briefboten]  han-ieH 
aber  nüd  leid  abg'surret.  CStreiff  1898.  Er  hät-mer 
aber  due  glich  nuch  g'hulfe",  wänn-e"  ich  schu"  e" 
chlei"  abg'surret  ha",  der  Wäschtisch  ...  e"  d's  Örtli 
z'  tue",  ebd.  1906.  —  In  andrer  Bed.  bei  Gr.  WB.  I  136; 
Martin-Lienh.   II  373. 

abe"-:  hinuntersausen,  zB.  auf  einem  Schlitten 
Aa;  G;  Th  und  weiterhin.  —  In  andrer  Bed.  bei  Martin- 
Lienh.  II  373. 

um- (untrennb.):  tr.,  umschwirren.  .Solche  Reden 
umsurreten  Anne  Mareili.'  Gotth. 

umen-,  umenand-:  a)  herumsummen,  -schwirren, 
von  Bienen,  Bremsen  udgl.  Aa;  Ap;  Bs;  G;  Th;  Uw;  Z. 
Am  Obig  surri"d  schare"icis  Laubcheber  umenand. 
WMüller1906.  -  b)  geräuschvoll,  unwirsch  herum- 
fahren, von  Menschen  G;  Th;  Z.  IT.  wie-n-e"  Brem, 
HomÜSS.  —  Vgl.  Martin-Lienh.   II   :17:;. 

a"-:  unwirsch,  barsch  anfahren  BSi.;  Gl.  Rauche" 
hät-me"  überall  chänne",  üni  ''as'-si  Ei"em  a"g'surret 
händ.  CStreiff  1900.  —  Ebenso  bei  Martin-Lienh.  II  373; 
in  andrer  Bed.  bei  Gr.  WB.  I  495. 

üs-:  zu  Ende  surren,  „aufhören  zu  s."  a)  entspr. 
surren  laa.  Bs ;  L.  Und  so  ...  hed-er  noch  üsg' surret 
und  fertig  g'schumpfe".  L  Tagbl.  1900.  —  b)  entspr. 
surren  1  b,  von  einem  Mechanismus,  surrend  ablaufen. 
Bildl. :  Mi's  Muetterli  het  g'lost,  ob  ich  fertig  sei  [mit 
Reden];  si  het  a"fe"  g'wüsst,  dass-me"-mich  muess  la" 
ü.,  wenn-ich  einisch  üfzoge"  bi".  RIscher  1903.  — 
c)  entspr.  surren  3  Z.     Syn.  rer-s. 

ver-  (meist  mit  ,haben'):  1.  a)  entspr.  surren  la, 
summend  austönen,  verklingen  B;  GRLq.  D'  Tiir- 
glogge"  het  en  helle"  Tön  g'ha",  wo  langsam  versurret 
isch.  RIscher  1903.  Versausen:  Das  [Tännchen]  cha"" 
gleitig  de""  erwarme",  wenn  die  Stürm  versurret  hei". 
GStdcki  1897.  —  b)  =  äs-surren  a  B.  Wenn  der  Herr 
e"  böse"  Lün  g'ha"  het,  so  het-ne"  d'  Frou  la"  v.  RIscher 
1903.  [Der  Doktor]  het  der  Chopf  tnörderleeh  a"- 
g'schlage"  und  het  noch  mörderlecher  g'schimpft.  . . .  Er 
het  d'  Stirne"  g'ribe"  und  het  versurret  g'ha",  gob  d's 
Babette"  cho"  isch.  ebd.  —  c)  entspr.  surren  3,  auf- 
hören zu  schmerzen,  nachlassen,  vergehen,  bes.  von 
Zahnschmerzen  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Sch;  S;  Th;  Z. 
D'  Schmerze"  händ  versurret,  aber  auch:  der  Za",  der 
Arm  usw.  hat  versurret.  ,Der  Hieb  will  nicht  v.,  er 
schmerzt  und  beisst  noch  jetzt.'  B  Volksztg  1903.  — 
2.  übertr.  (von  1  a  und  c),  verrauschen,  vorübergehn, 


1291 


12:>2 


von  geräuschvollen,  unruhigen  Zeiten  und  deren  (un- 
angenehmen) Nachwirkungen,  weiterhin  von  unange- 
nehmen Geschichten  übh.  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Scb;  S; 
Th;  Z.  ZB.  von  einer  landwirtschaftlichen  Haupt- 
arbeit BO.  's  Neujör  het  versurret,  ,die  Neujahrsfest- 
lichkeiten und  ihre  Nachwehen  sind  vorbei'  Aa  (H.). 
Wo  's  Höchzit    ändlige"   versurret  g'ha"   het.   JKeinh. 

1901.  Im  Jör  1501,  wo  wider  Fride"  g'si"  ist  und  de 
Ghrieg  versurret  g'ha"  hat.  Schweizern.  1891  (Sch). 
,Üer  letzte  Dachdeckerstreik  hat  noch  immer  nicht 
ganz  versurrt,  und  es  dürfte  noch  einige  Zeit  wahren, 
bis  die  Nacheiterungen  vorbei  sind.'  B  Volksztg  1908. 
Insbes.  auch:  aufhören  das  Tagesgespräch  zu  bilden 
Aa;  Bs;  B;  Tu;  Z:  vgl.:  ,Das  [Gerede  der  Leute]  werde 
auch  v.'  RW.ss  1890.  Die  G'schicht  hat  e"fange"  e'chlei" 
versurret  g'ha"  Th.  So  versurret  die  G'schicht  am  Inste". 
ACorr.  1886.  ,Als  die  Geschichte  [eine  Hochzeit]  ver- 
surret hatte.'  Gotth.  ,Kaum  hatte  das  Schulwesen 
etwas  versurrt,  so  kam  das  Wirtschaftswesen  an  die 
Tagesordnung.'  ebd.  Von  Affekten,  Leidenschaften 
udgl.  's  ist  lang  nöd  versurret  (i"-mer  inne"),  zB.  der 
Arger  über  eine  Enttäuschung  ApK.  's  het  versurret, 
.die  Leidenschaft  hat  sich  gesetzt,  bes.  in  Sachen  der 
Liebe'    B  (Zyro).     Z'letst   versurret   Alls.    HBlattner 

1902.  S.  noch  ver-rauchnen  (Bd  VI  101).  —  Vgl.  Sau- 
ders II   1273;   Martiu-Lienh.   II   373;   Fischer   II   1372. 

dürcb-  (untrennb.):  tr.,  ,ohne  Aufenthalt  durch- 
eilen' B  (AvRütte).  ,Es  ist  merkwürdig,  wie  so  ein 
Engländer  die  Länder  durchsurret,  aecurat,  wie  durch 
ein  Astloch  der  Sturmwind.'  Gotth. 

durche°-  Th;  Z,  dür'he"-  B;  GT.:  hindurch-,  (un- 
wirsch) vorbeischwirren.  Bas  isch  Nüt,  nume"  so 
dürche"z's.,  me"  sö't  doch  d'  Sache"  e'chlei"  g' schaue"  B. 
Es  muess-nen  Upper  taub  g'macht  ha":  luv,  wie-n-er 
dürche"surret !  ebd.  —  Auch  eis.  (Marün-Lienh.  II  373). 

M u  m m  e  1  i -  Sü're"  n.:  ein  Spiel,  bes.  der  Hüter- 
buben. Jedem  Teilnehmer  wird  ein  gleich  grosses 
Stück  Land  zugewiesen.  Nun  schleudert  der  Erste 
einen  zugespitzten  Stab  in  den  Boden,  die  Andern  tun 
dasselbe  und  suchen  dabei  den  ersten  Stab  aus  dem  Bo- 
den herauszutreiben.  Derjenige,  dem  das  gelingt,  darf, 
bis  er  frisch  Atem  holen  muss,  vom  Lande  des  Be- 
troffenen Rasen  herausschneiden  und  dem  eigenen 
Lande  zutragen.  Um  den  Andern  die  Kontrolle  zu 
ermöglichen,  muss  er  während  der  Arbeit  summen  wie 
eine  Hummel.  Wird  Schluss  des  Spieles  beschlossen, 
so  muss  Derjenige,  der  dann  der  Betroffene  ist,  die 
herausgeschnittenen  Rasenstücke  auf  seinem  Rücken 
und  auf  allen  Vieren  an  ihren  Ort  zurücktragen  SL. 
(FStaub).   —   Vgl.  surr-mnmmlen  (Bd  IV  228). 

Nabel- Surre":  scherzh.  für  Leibschmerzen  Gl;  Z; 
vgl.  surren  3.  Hasch  d's  N.?  zu  Jmdm,  der  ein  ver- 
driessliches  Gesicht  macht  Gl.  —  In  andrer  Bed.  bei 
Maitiu-Lieuh.   II   373. 

Surre"  f.:  1.  surrendes  Insekt;  vgl.  Ge-surr 2  (Sp. 
1287).  a)  Aas-,  Fleisch-,  Ross-,  Schmeissfliege  BBr., 
Gr.,  G., Ha.,  O.,  Si.;  Gl;  GrD.  und  lt  Tseh.;  GWb.  Syn. 
Surri-Fliegen  (Bd  I  1178);  Brummlerin  (Bd  V  613); 
Küssen  (Bd  VI  1447).  .Durch  blosse  Lästigkeit  ma- 
chen sich  bemerkbar  die  Mugge"  und  die  Flüge",  zu- 
mal die  riesige  Sure".'  Bärnd.  1911  (BG.).  Tuen"  das 
Fleisch  flät  in  Cheller,  sust  giH  's  Speizi;  g'sih,  da  ist 
schon  e"  Surre"!  BHa.  —  b)  Bremse  GrD.  (Bühler). 
—  c)  Hummel  WVt.   -  2.  Kreisel  Bs  (Seiler);  Fj  Z. 


Syn.  Surri-Mutz  (Bd  IV  619);  Hurrli-Bueb  (ebd.  932); 
Burri  (Bd  VI  1243);  Topf.  —  3.  aus  der  Rinde  eines 
Erlenzweiges  verfertigtes,  3-4  cm  langes,  vorn  platt 
gedrücktes  Röhrchen,  mit  dem  ein  lauter,  dumpfer  Ton 
hervorgebracht  wird  GWe.;  vgl.  surren  (Sp.  1287  u.). 
—  4.  unwirsches,  mürrisches,  keifendes  Weib  B;  F; 
GWb.;  SL.;  Z.  E"  rechti  S.  [N.  zur  Magd:]  Hütt 
darf  der  Herr  nw  heitert  G'sichter  (/seh";  verstanden, 
alti  S.!  ACorr.  1875.  Isch  das  Meitschi  acht  es  Bib- 
isen,  e"  Chnurren  oder  e"  S.?  Schild  1866.  .Eine 
Magd,  eine  alte  S-en.'  B  Hink.  Bot  1779.  —  5.  .Sieben- 
schläfer' AAZein.  (heute  abgelehnt;  gemeint  ist  wohl 
Myoxus  glis).  —  Vgl.  Martin-Lienh.   II  373. 

Trumpf-:  Bassgeige  F. 

Surrens:  in  der  Verbindung  e"  Sü2re"s  ha",  brum- 
men, mürrisch,  unwirsch  reden  Bs.  Was  hesch  au'h 
alliwil  für  e"  S.? 

Surrere"  (-üs-)  f.:  =  Surren  2  BsStdt  f. 

Surrerne"  f.:  =  Surren  1  a  Gr  (Tsch.). 

g'-surret:  unwirsch,  mürrisch  Gl;  G.  [Weib  zum 
Manne:]  Worum  cha""st  nümmer  rede"  und  machst  e" 
Grind  wie  ne"  g-er  Stier?  CStreiff  1899.  En  alter 
g-er  MaP*.  ebd.  1902.  Mi"  g'chunnt  [mit  Höflichkeit] 
vil  e  dur'H",  a's  mit  dem  g-e"  Wese".  ebd. 

Surrete"  (bzw.  -ö-,  -ü2-)  f.:  lästiges  Surren  (in 
Jen  verschiedenen  Bedd.  des  Vbs)  Ap;  Th;  Ndw  und 
weiterhin.  Da'  ist  doch  en  ebigi  S.!  ärgerlich  zu  einem 
immerfort  weinenden  kleinen  Kinde  Th. 

Surri  (-w*-  Bs;  Ndw),  in  Sch  lt  Kirchh.  Sürri  — 
m.,  in  F  h.:  1.  =  Surren  2  Bs;  F;  ZBül.,  O.,  S.,  Stdt 
und  lt  Dan.  In  Bs;  F;  ZStdt  der  gewöhnliche  im 
Laden  gekaufte  Kreisel,  in  ZO.  das  unter  Hurrli- 
Bueb  1  (Bd  IV  932)  beschriebene  selbstverfertigte 
Spielzeug.  —  2.  von  Menschen,  a)  Brummbär,  mür- 
rischer, unzufriedener  Mensch,  .Knurrtopf"  AAWohl., 
Zein.;  BsStdt;  B;  F;  Gl;  Gr;  L;  G;  „Sch;  Schw"E.; 
„üw;  U«;  Zg;  Z.  Syn.  Surri- Murri  (Bd  IV  386); 
■Mutz  (ebd.  619);  Burri  I  (Bd  VI  1243);  Sürmel.  Es 
rechts  S.,  .mürrische  Frau'  F.  B'hüet-mi'h  Gott  vor 
somene"  S.  [einem  zänkischen  Ehemann]!  B  Hink.  Bot 
1822.  Der  Herr  Schuelrät  ist  nüd  immer  esö  friner 
ivie  in  der  Fründi,  deheime'd  ist-er  mängmäl  e"  rechte 
S.  CStreiff  1901.  S.  noch  müssen  (Bd  IV  482).  — 
b)  weinerlicher  („VO;  Sch;  Z"),  heftig  weinender 
(BHa.  lt  St.")  Mensch.  Spec.  von  Kindern  Th.  — 
3.  in  der  Verbindung  de"  S.  ha",  mürrischer,  unwir- 
scher Laune  sein  GF.  (Zahner);  ZGlattf.  (Spillmann). 

Vgl.  Martin-Lienh.  II  373.  Als  Zuname:  ,JGantner, 
Surris  Jakoben  Sohn.'  1882,  ZEgl.  Kaum  in  diesen  Zshang 
's  Sö2rris,  Zuname  einer  übelbeleumdeten,  , rabiaten'  Familie, 
um  1900,  AaWohl.  (wo  als  Appell,  allerdings  S,.m  beengt 
ist);  dazu  d'  Sö'rrme*,  Name  der  Mutter,  d\Sö*mn  Babi, 
Name  einer  Tochter,  und  die  RA.:  .Vit  mainli,  de  warist 
Aine''  vo"  's  Sijrrris,    zu   einem    uuliebuiiswurdigen   Menscheu. 

Epfel-:  Kreisel,  bestehend  aus  einem  durch  einen 
Apfel  gesteckten  Stäbchen,  dessen  oberes  Ende  frei 
drehbar  durch  eine  hohle  Haselnuss  hindurch  geht 
und  im  Innern  derselben  mit  einer  Schnur  umwickelt 
ist;  zieht  man  an  der  durch  eine  seitliche  Öffnung  der 
Nuss  hinausgehenden  Schnur,  indem  man  gleichzeitig 
die  Nuss  festhält,  so  wird  der  Kreisel  in  schnurrende 
Bewegung  versetzt  Bs.  Syn.  E.-Trüllen.  —  Vgl.  schwäb. 
ÄpfelrSchnum  bei   Fischer   I    294. 

Strippe"-:  =  Surri  2  a  Gr  (Tsch.). 


t-j;»:: 


1294 


.surrig  (-0'-  Th  tw.,  -ü2-  BE.;  Ndw),  ge-s.  Aa; 
Ni>w;  Z:  zum  Surren  geneigt,  a)  brummig,  mürrisch, 
unwirsch  Aa;  BG.;  TiiSteckb.;  Ndw.  [Der  Ätti]  ist 
das  Mol  nid  übel  s.  g'si".  AaBi\  Neuj.  1S95.  Numme" 
mal  g's.  iez!  ACorr.  1875.  G's.  und  tröisselig.  ebd. 
1879.  S.  noch  surren  a  o.  —  b)  weinerlich  BE.;  TbHw. 
(von  kleinen  Kindern).  —  Vgl.  Schon.  '  II  324;  Birl. 
WB.   389. 

mummel-sü'rig:  =  dem  Vor.  a  S. 

brummel-SH-nV/:  =  dem  Vor.  Bs;  S. 

rumpel-sumY/  AaKöH.;  BoAa.,  G.,  Stdt,  -sü'rig 
Bs;  BE.;  S  (so  L.,  Stdt):  =  dem  Vor.  B.  wie-n-es  Hor- 
nüsi  in-ere"  Laterne"  bin-ig  im  Hüs  ume"  g'fare". 
JReinh.  1903.  Wenn  Eine'  drei  Füfzgtüsi"ger-Fraue" 
im  Chopf  het  und  nit  weiss,  will- er  Eini  oder  Keini 
oder  Weli,  so  cha""  Eine'  scho"  r.  icerde".  ebd.  ,Hocke 
ganz  r.  in  einen  Ecken,  fluche  inwändig  über  das 
neumodische  Reisen.'  Postheiri  1873.  E"  r-ey  alte'' 
Jungg'sell  Bs  (Schwzd.).  E"  B-i,  ,Frau,  die  gerne 
grollt'  BsL.  In  Verbindung  mit  Synn.  's  het  wol  g'seh", 
urie  der  Lix  ei"  Tag  um  der  ander  u"lidiger  und  r-er 
worden  isch.  JReinh.  1901.  Der  Houp'me""  Lombach 
isch  enchli"  r.  und  hinderheltig  g'sl".  RvTavel  1904. 
B.  und  hässig.  RGrieb  1911.  B-en  u'"1  verdrüssigen 
ist-er  um's  Hüsli  ume"  g'notschet.  SGfeller  1911. 
S.    noch    rau-bauzig    (Bd  IV  1979).  —  Vgl.   die   synn. 

bumpel-,    rumjtel-,    sumj'd-rumy    (Bd  VI    1243). 

Surrli  I  m.:=  Surri  1  Z;  s.  Bolli  (Bd  VI  878  u.). 
Vgl.  auch  Surrli-Bueb  (Bd  IV  940). 

sürrele":  1.  Dim.  zu  surren  B;  GWe.  En  Imb, 
wo  sürrelet.  Schwzd.  (B).  —  2.  =  surrelen  Bs. 

sürrisch:  =  surrig  a  AaWoIi).;  GrNuL  E"  s-s 
G'sicht  GrNuL  —  Vgl.  Martin-Lienh.  II  373. 

i"-saiTe°:  .eindicken,  von  Speisen'  G. 

v  er  -surre"  II  ThHw.,  -so'rre"  ThMü.,  Ptc.  -et: 
zsschnurren.  Nur  bildl. :  vor  Ungeduld  (fast)  v.;  Syn. 
ver-räblen  (Bd  VI  27),  -strupfen.  Ich  bi"  fast  versurret, 
bei  langem  Warten.  Du  ivürst  iez  nid  v.,  wenn  t'  noeh 
e"chlei"  muest  warte".  Du  muest  iez  no'h  tvarte",  und 
wenn  t'  grad  versurrist.  —  Über  das  Verhältniss  zur  voran- 
gehenden Sippe  vgl.  schnurren. 

Snrrli  II,  auch  G's-  —  n.:  Frankenstück  AaF. 
(.Sprache  der  Viehhändler'). 

Sure-  II  (bzw.  -i-)  —  f.,  PI.  unver.,  Dim.  Sürli, 
auch  -eli:  1.  „Krätzmilbe."  St.  (wohl  aus  alter  Quelle). 
,Surio,  siur;  tarmus,  fleischwurn.'  Voc.  opt.  .Acarus, 
ein  süren,  item  ein  milwen.'  Fris.  ,Die  seuren,  die 
süren,  acarus.'  Mal.  , Acarus,  Wachsschaben,  Milwen, 
Seuren,  Kässwürmlein.'  Denzl.  1677;  .Milben,  Seyren.' 
1716.  ,[Insekten  auf  dem  Pilatus :]  syro,  Seure;  acarus 
humanuni,  Fingerwurm  oder  Umlauff;  pulex.  Floh.' 
Capeller  1767.  Im  Übergang  zu  2,  als  Ursache  der 
dort  genannten  Krankheit.  ,Es  wachsen  den  Kinderen 
an  Händen  und  Füssen  lebendige  Syren,  welche,  so 
man  sie  ausgräbt,  so  knallen  sie  wie  Niesse.'  FWürz 
1634.  , Süren  (sirones),  welches  kleine  Würmlein  sind, 
die  in  Bläterlein  stecken,  und  auss  ihrem  Eiter  er- 
zeugt werden,  die  Leute  beissen,  insonderheit  an 
Händen  und  Füssen.'  JMuralt  1697.  —  2.  (häufig 
auch  Dim.)  „Hitzblase,  Finne  am  Gesicht,  die  Eiter 
in  sich  enthält,  oder  aus  der  eine  gewisse  Feuchtig- 
keit herausfliesst",  Acne  vulgaris,  Hautknötchen  bei 
Mitessern,  Friesel,  Masern  Aa  (so  F.,  Leer.,  St.);  Ap; 


BsL.,  Stdt  (seltener  als  Blbeli);  Gr;  „L";  G  (allg.); 
Sch;  Th;  ZRuss.,  Stdt,  ,Säure,  Sauerblätterchen,  Wein- 
blätterchen,  dergleichen  den  Krätzigen  und  Wein- 
süchtigen gerne  ausfahren.'  Spreng.  Syn.  Bibi  III 
(Bd  IV  924).  Giftigi  Sure".  Er  het  (kl)  Süren  im 
G'sicht,  's  G'sicht  voll  Sure",  e(s)  Süre"g'sicht.  Danie- 
der für  de"  ferndrig  Anke",  für  die  hürig  Lüre".  du 
bist  oeh  gar  voll  Sure",  scherzh.  Dank  ZRuss.  ,Och 
Ion  ich  üch  wissen,  daz  mir  in  dem  angesicht  und  an 
dem  lib  hin  und  her  nit  vil  sürli  und  grüffeli  vast 
kline  endspringend  ...  Sust  endspringend  mir  hin  und 
her  och  kline  sürli.'  vor  1525,  Vad.  Br.  ,Es  werden 
auch  oft  viel  Syren  und  Fratte  umb  die  Wunden  und 
das  etwan  von  wegen  der  Wärme  und  des  Verbindens, 
etwan  auch  dass  der  Kranke  ein  phlegma  salsum,  das 
ist  eine  böse  versalzene  Feuchte  bei  ihm  tregt.'  FWlkz 
1612.  D'  S-e"  rif  werde"  lä".  S-e"  ufsteche",  üf-,  üs- 
drucke".  ,Kein  sür  usstruck!'  Fris.  1562;  lat.  ,scabiem 
urgere.'  .Seuren  oder  blateren  auslassen,  aperire  pu- 
stulas  acu.'  Fris.;  Mal.  RA.  Me"  cha""  (iez)  nüd  all 
S-en  üs-,  üfdrucke",  kann  nicht  alle  (strittigen  oder 
anstössigeD)  Einzelheiten  erledigen,  nicht  in  pedan- 
tischer Weise  Alles  tadeln  und  verbessern  ApL;  G. 
Ähnlich:  Al'i  S-e"  mues'-me"  nid  uftrucke"  Th.  Andere" 
Lüte"  d'  S-en  (üf)steche",,  auf  lieblose  Art  anderen  Leuten 
die  Fehler  aufdecken',  Kleinigkeiten  tadeln  Ap;  GT.; 
THPfyn;  vgl.  Süren- Stecher.  Er  tued  all  S-en  uf,  ,er 
rügt  Anderer  Fehler,  auch  die  geringsten,  auf  lieblose 
Art,  er  splitterrichtert'  Ap  (Tobler).  Heilmittel  gegen 
S.  ,Gegen  Säuren  bindet  man  Knoblauch  in  einen 
Hosensackzipfel'  GAu.  ,Wiltu  daz  die  süren  an  den 
henden  oder  füessen  abgangent,  so  r[ecipe]  reddich- 
loub  und  brenne  darus  ein  aq[uam].'  Kunstb.  1474. 
,Dis  [Sanikel-Jesche  ist  guot  zuo  süren.'  ebd.  .Dieses 
[,Guldin-']Wasser  vertreibt  Alles,  so  sich  wider  den 
gemeinen  Brauch  der  Natur  erhebt  und  entspringt  im 
Angesicht  under  den  Augen,  als  da  sein  die  roten 
Blateren,  Finnen,  Schwinten  und  Seuren.'  JRLandenb. 
1608.  .Für  die  Sauren  an  Händen.  Stoss  Balsamkraut 
und  zwach  die  Hand  mit  dem  Saft.'  Arzneib.  XVII. / 
XVIII.  S.  noch  Büd  (Bd  VI  623  o.).  —  3.  (auch  Dim.) 
Kleinigkeit,  ,etw.  unsagbar  Kleines'  OßwSa.  Kei"  Sire" 
Anke"  ist  druis  [aus  dem  Käse],  .nicht  das  Mindeste', 
von  ganz  fettem  Käse.    Kei"s  Sireli  dervo"  isch  war. 

Ahd.  siuro  m.  neben  niv.r(r)a  f.,  mild,  siure  f. ;  mit  mnd. 
s«™  (Schiller-Lübbeu  IV  47S),  mnl.  «Vif  f.  (Mnl.  WB.  VII 
1088),  boll.  ziere  f.,  ofries.  «tr  (Doorukaat-Koolman  III  1S7) 
aus  einer  Grnndf.  'siurjan-  bzw.  -jön- ;  vgl.  dazu  die  Latini- 
sierung wri(g)o.  XII./XVI.  (Graff  VI  273;  Diefenb.  1857, 
538).  Dem  Deutschen  entlehnt  ist  prov.  soiron  ni.  (ELevy, 
Petit  Dict.  prov.-fr.  349),  afrz.  (seit  dem  XIII.)  smron,  siron, 
ufrz.  ciron  (s.  Dict.  gen.  I  442),  latinisiert  ririo.  XIII.  (Du 
Cange  s  VII  496)  und  siro.  XV./XVI1I.  (Diefenb.  aaO.  und 
1867,  341),  wonach  Linue  die  Käsemilbe  Acartu  tiro  nennt. 
Die  einsilbige  Form  nur  im  Voc.  opt.  und  bei  Fris.  1562; 
in  der  herrschenden  zweisilbigen  Form  haben  wir  wohl  die 
PI. -Form  zu  sehn,  von  der  auch  der  Übertritt  ins  Fem. 
(soweit  dieses  nicht  alt  ist)  ausgegangen  seiu  wird.  Iu  Bed.  2 
wird  das  W.  vom  Sprachgefühl  heute  au  *«r  angelehnt,  von 
der  aus  der  Hunioralpathnlugie  stammenden  Anschauung  aus- 
gehend, dass  in  der  Schärfe  (,Säure')  des  Blutes  die  Ursache 
der  Hautkrankheit  liege;  vgl.  dazu  Sp.  1276.  Die  Auuahme, 
dass  das  -ö-  des  Stammes  sich  erst  auf  Grund  dieser  Au- 
lehnung  entwickelt  habe,  ist  abzuweisen,  da  das  -im-  zu  einer 
Zeit  auftritt,  wo  Bed.  2  noch  gar  nicht  bezeugl  ist.  .Syren' 
bei  FWürz  1634  beruht  wohl  eher  als  auf  der  entrundenden 
MA.  des  Autors  auf  Aulehnung  an  Syrti  (s.  Sp.  1269).    Zum 


Sar  —  sur.    Sarb  —  snrb.     Sarch  —  surch.     Sard  — surd.    Sarf- 


Übergang  von  Bed.  1  zu  2  vgl.  noch  ZfdA.  53,  119  ff.  Bed.  3 
ist  auch  nd.,  mnl.,  hol),  und  ofries.  Vgl.  zum  Ganzen  MHöfler 
1899,  651/3;  Gr.  WB.  VIII  1921  (Säure  3);  X  1,  164 
(sehr).    1231    (Sire) ;  Martin-Lienh.   II   372. 

ver-süret:  voll  Sure"  GT.;  ZZoll.  Syn.  ver-büzet 
(Bd  IV  2003). 

Sfire-  (-<>'■)  —  f.:  Pfütze,  Lache  ApH.,  I.  (T.).  ,Eine 
kaum  1  in2  grosse  nie  trockene  Stelle  von  einigen  ca- 
rices,  juncus  oder  scirpus'  ApA.  (Früh  und  Schröter, 
Moore  der  Schweiz  301). 

Nbf.  zu  Sören  (Sp.  1273);  vgl.  ebd.  die  Anm.  zu  siren. 
Hieher  viel!,  die  Ortsnn.  ,Ober  und  unter  Suren'  (-!•-)  Zg 
Walchw.;  ,Siiren-Loo'  Z,  ,S.-Berg'  BTrub. 

Sueri  ZWilb/R.,  Süeri  GlH.;  ZBenk.:  der  Tauf- 
name Hans  Ulrich.  Vgl.  Suechel  unter  Uelerich  (Bd 
I  183).  -  Auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  373).  Znr  Bildung 
Tgl.  Scppel  I  (Sp.  1227). 


Sarb  —  surb. 

Hüener-Serb;  s.  Serpeli. 

Sarb  f.:  Name  eines  Flüsschens  in  Aa;  Z,  ,ein 
Flüsslein,  welches  in  der  zürichischen  Landvogtey 
Eegensberg  entspringt  ...  und  bey  Döttingen  in  die 
Aren  sich  ergiesset.'  Leu,  Lex.  ,11  mt.  kern  geltz  ab 
einem  guot  zuo  Hünikon  an  der  Surb.'  XV.,  AäB. 
ürk.     S.  noch  rinnen  (Bd  VI  1000). 

Dazu  der  Flurn.  ,Surbenl  ZNWen.  (,in  S.'  Z  Amtsbl. 
1S72/1900),  wovon  der  FN.  .Surber'  Z;  vgl.  Surber  1869, 
22.  ,Surb-Wieseu'  ZWen.  Zur  Etym.  vgl.  die  Anm.  zu 
Surpf  I. 


dorffs  bach  das  dorff  ab  gon  bis  zno  dem  S.,  und  wenn  er 
kompt  zuo  dem  S. ...').  Mit  anderm  Suff.  ,Surgen'  ZStadel, 
,Surle',  Snmpf  bei  ZEH.  Ähnliche  Verhältnisse  in  der  eben- 
falls toponomastisclu-n  Gruppe  Sol  I  :  Sul  :  Suleh  :  Solg  (Sp. 
766.   798.   S45/6.   866). 

S'ürcliel  m.:  , Grobian'  BAarb. —  Mit  parasitischem  r 
(vgl.  zB.  MuchJ  :  Uärehd  Bd  IV  64.  395)  zu  Siiehel  (Sp.  805). 


Sarch  —  surch. 

Sarch,  sarch  e";  s.  Sarg. 

sarchle":  röcheln  GWe. 

sorchle"  (-<>'■):  =  dem  Vor.  GWe.  Er  het  e"chU" 
g'sorchlet  und  denn  isch  ['s]  üs  g'si".  —  Viell.  schon  im 
Familienn.  .Ulrich  Sörchli  von  Buch.'    1541,  Seh  Chr. 

surchle"  (-u'-):  =  dem  Vor.,  infolge  Verschleimung 
der  Luftröhre  mit  rasselndem  Geräusch  atmen,  von 
Mensch  und  Tier  GGrb. 

Tir.  eürchlen  (Schöpf  731).  Vgl.  die  syn.  Reihen 
harchlen  :  hürehhn  (Bd  II  1515),  räehelen  :  rochlen  :  rüch(e)len 
(Bd  VI  93.  173.  192)  und  bes.  charchlen  :  chorchlen  :  chürchlen 
(Bd  III  457/8;  dazu  auch  Sp.  84Gu.),  deren  Verhältniss  zu 
chanen.  churren  (ebd.  428.  449)  sich  dem  der  unsern  zu 
surren   (Sp.   1287)   vergleicht.      Vgl.  ferner  surggkn. 

Sürch:  .Sumpfpflanze,  zB.  im  See  von  ZStadel; 
hat  Blätter  ungefähr  wie  das  Schilfrohr,  wird  aber 
nicht  so  hoch;  man  benutzt  es  zu  Streu;  auch  macht 
man  Sitze  davon,  die  sehr  praktisch  sein  sollen,  so 
weich  wie  ein  Kanapee'  (ältere  Angabe). 

Sicheres  nicht  mehr  zu  ermitteln,  wohl  das  schilfartige 
Glanzgras,  Phalaris  arund.  Bair.-österr.  Sürch  (vgl.  Sorg  1) 
ist  etym.  verschieden.  —  Als  Name  für  Sumpfgegenden  bei 
ZHettl.,  Obergl.;  ThSchlattingen,  für  einen  Wald  bei  ZEffr. 
Der  Pflanzenn.  ist  wahrsch.  (vgl.  etwa  Wm-Hag  Bd  II  1073; 
Sar-Bach  Bd  IV  954/5  und  über  entspr.  rom.  Fälle  Herrigs 
Archiv  124,  87)  aus  dem  urspr.  appellat.  Staudortsnamen 
abstrahiert.  Dieser  ist  suff.  Weiterbildung  zur  Wurzelstufe 
'sur-  (vgl.  die  Sippe  von  toren,  ferner  bair.-österr.  Aar, 
Sehmutzbrühe;  dazu  Schopf  731;  Schm.  2 II  324;  Unger- 
Khull  601).  Mit  -o-  vgl.  .Sorchen',  Sumpf  bei  AaRohrd. 
uud  viell.  auch  .Sorrochen.'  XV.,  ZBenk.  (,Item  so  sol  des 


Sardelle"  f.:  wie  nbd.  Sardelle.  , Sardelle,  ein  meer- 
fisch, behalt  by  den  Frantzosen  und  Italianern  noch 
iren  nammen,  den  häringen  nit  ungleich,  sardinia.' 
Fris.  (,Novum  dictionariolum'  1556);  Mal.  ,Nimm 
kleine  gsalzne  fischlin  als  Sardellen.'  Tierb.  1563. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1798;  Weig.  6II  650.  Im  Fischb. 
1563  IIb  dafür  ,vou  dem  sardein.' 


Sarf  —  surf. 

S.  auch  die  Gruppe  sarpf  usw. 

Ge-serf,  ,geserpf'  —  n.:  Bestandteil  der  Aus- 
rüstung der  Armbrustschützen;  Vorrichtung  zum 
Spannen  der  Armbrust  (?).  ,Do  was  der  panzer,  die 
man  hatt,  152,  der  armbrosten  143,  der  geserfen  115, 
der  nüwen  waffenröcke  90  [usw.].'  1361,  Ochs.  ,2  pfd 
4  ß  10  d.  gaben  wir  Hans  Fröstlin  umb  51  pfd  smalz 
ze  dien  geserfen  ...  14  pfd  gaben  wir  Kuenin  Danner 
von  110  geserfen  und  kocher  ze  machen.'  1404,  Z 
Seckelamtsrechn.  ,323  hürnen  armbröste,  1  hürnen 
böge,  103  genuwer['?],  30  ruege,  250  geserpfe.'  1415, 
Bs  Inv.  ,13  pfd  3  ß  dem  Danner  umb  geserf  und 
umb  stegrifriemen.'  1416,  Z  Seckelamtsrechn.  ,Dem 
schützenmeister  uff  die  gürtel  und  geserpff  7  Ib.'  1437, 
BStRecbn.  ,Peter  Seiler  [Schützenmeister]  umb  25 
geserpf  zu  machen  29  Ib.  15  ß.'  ebd.  S.  noch  Spann- 
Bank  (Bd  V  1388).  In  B  als  Abgabe  von  bestimmten 
Ämtern.  ,\Vele  unser  brüggampter  ...  oder  unser  sinner 
werdent,  die  sollent  uns  geben  ...  hinnan  zuo  Sant 
Johans  tag  zuo  süngichten  siben  guote  stegreiffarm- 
brest  ...  und  siben  geserpfe,  mit  namen  unser  nider 
brüggampt  zwei  ambrest  und  zwei  geserpfe,  das  ober 
brüggampt  zwei  armbrest  und  zwei  geserpfe  [s.  weiter 
unter  Sinner  Sp.  1083  u.].'  1406,  B  StB.  ,Ouch  so  sol 
ir  [der  .inlasser']  ieglich  bi  sinen  eiden  der  stat  ein 
guot  armbrest  und  ein  geserpht  geben  und  das  ant- 
wurten  unserm  schutschenmeister  [!].'  1409,  BPES. 
(Eid  der  ,inlasser').  .[Der  Grossweibel]  sol  ...  von 
disshin  jerlichs  zwei  guote  armbrest  und  zwei  geserpfi 
geben.'  1411,  B  StE, 

Sonst  nirgends  bezeugt  uud  etym.  unklar.  Anknüpfung 
an  ahd.  sarf,  scharf  (in  unserm  Material  zudem  nur  spärlich 
bezeugt)  ergibt  keinen  befriedigenden  Sinn ;  gegen  die  Zsstellung 
mit  ahd.  gisar(a)wi,  mhd.  gaerwe,  Rüstung,  sprechen  ausser 
semasiologischen  vor  Allem  lautliche  Bedenken.  Die  sicher 
aus  Inventuren  (vgl.  unsern  Beleg  von  1415)  zsgestellte  An- 
gabe in  Bs  XIV.  121:  ,Bürger  und  Soldner  ...  angetan  mit 
Waffenröcken,  Curriten,  Platten,  Panzern,  Geserfen,  Eisen- 
haubeu  [usw.]'  beruht  ohne  Zweifel  auf  falscher  Deutung 
(vgl.  o.). 

Servatias  Serfü'zi  BsB.,  Serfäei  BsStdt;  L  (f  neben 
-w'ä«»');  Z,  Serfäe  (in  BG.;  ZStdt  und  weiterhin  -wäz, 
in  GStdt  -wäz)  Af;  Bs;  B;  L;  Gr  (so  Malix);  G;  Tb; 
Z  —  m.:  Name  des  Heiligen  bzw.  dessen  Kalendertag 


1297 


Sari — surf.    Sarg 


surg 


(13.  Mai),  an  dem  die  letzten  Kälterückschläge  zu  be- 
fürchten sind.  aaOO.  ,Vor  Servazi  kein  Sommer,  nach 
Servazi  kein  Frost'  L  (Ineichen);  vgl.  frz.  pas  d'cte 
avant  S.  Servais,  plus  de  froid  apres.  ,Der  Sommer 
kommt  erst,  wenn  Servazi  schon  vorüber.'  ebd.  ,Vor 
Servazi  ist  der  Sommer  noch  nicht  da,  nach  Servaz 
aber  schadet  kein  Frost  mehr'  Z.  Gew.  in  Verbin- 
dung mit  Pankraz(i)  (und  Bonifaz);  s.  Bd  IV  1391. 
Dazu  noch  als  Nachtrag:  Wenn  's  am  Servazi  und 
Pankrazi  regnet,  so  mues'  's  Bluest  abe"  und  wenn  's 
mit  Tröste"  a"'bunde"  war  ZRiesb.  Eegnets  am  Pan- 
kratiustag,  so  gibts  keine  Birnen,  regnets  am  Ser- 
vatiustag,  so  gibts  keine  Äpfel  B;  Z  (so  Horg.).  Daher 
Syn.  Öpfel-Tag  (entspr.  gilt  Birli-Tag  für  Pankraz). 
Se'rfi  m.:  Zephir,  dünnes,  durchsichtiges  Gewebe 
AaWoIiI.  (Elsler).  — ■  Von  der  Arbeiterschaft  aus  dem  syn. 
frz.  zfphyr  entstellt. 

Servis  m.:  Derwisch.  .Unter  den  Türken  die  S-en 
und  die  Bramini  in  Ost-Indien,  die  sich  mit  Messern, 
Pfriemen  und  andern  stechlichen  Instrumenten  über 
den  ganzen  Leib  rizen,  hauen,  stechen.'  AKlingl.  1091. 

—   Der  Anlaut   ist    auffallend :    Druckfehler   für   ,D-'V 


Sarg(g)  —  surg(g). 

Sarg  Ap;  B;  Gr;  G;  Z  und  weiterhin,  Sarch 
BBe.,Gr.,  G.,  Hk.,  SL,  lt  Zyro;  FJ.;  Schw  (in  Bed.  b); 
W,  mit  Dehnung  Ap;  BG.;  FJ.;  G;  Tb;  W  tw.  (so 
Vt.);  Z  und  weiterhin  -  m.  Ap;  B  (in  G.  und  lt 
Zyro  auch  in  der  Form  Sarch);  Gr;  G;  Z  und  weiter- 
hin, f.  BBe.  (lt  AvRütte,  in  der  Form  Sarg);  aScHW 
(in  Bed.  b);  W  (nach  einer  Angabe),  n.  BBe.  (Sarch), 
Gr.,Hk.;  FJ.;  W  (so  Vt.),  PI.  Sarg,  in  ScawMuo.  (in 
Bed.  b)  Sarche":  a)  wie  nhd.  allg.  bekannt,  doch 
volkstümlicher  Töten-Baum  (Bd  IV  1247);  S.  wird 
tw.  als  feierlicherer  Ausdruck  empfunden.  Vgl.  auch 
Lieh  3  (Bd  III  1014).  ,Für  alle  war  noch  vor  50 
Jahren  das  Sarch  eine  ungehobelte,  ungeschwärzte 
und  ungefirstete  Bretterkiste.'  Bärnd.  1908  (BGr.). 
,Wenn  am  Andreasabend  ein  Bursche  oder  ein  Mäd- 
chen einen  Sarg  hinter  einem  Baume  sieht,  so  sterben 
sie  ledig.'  AfV.  (BE.).  ,N.  träumte  von  sieben  Särgen 
und  im  Laufe  des  Jahres  starben  sieben  Personen  aus 
seiner  nähern  Bekanntschaft.'  ebd.  (ZHorg.).  RA.  Das 
isch  e"  Nagel  i"  si"  Sarg  B  und  weiterhin.  ,N.  sprach, 
man  hette  das  hiiumelbrot  für  die  kranken  in  die 
särch  behalten,  also  solt  man  ouch  das  sacrament  für 
die  kranken  behalten.'  SHofmstr  1520.  ,Den  langen 
sarch  [Herzog  Leopolds].'  HPant.  1578.  ,Zu  oberst  in 
disem  saal  [in  einem  Pariser  Spital]  ...  warend  be- 
schlossen porten  und  by  jeder  ein  karren  und  daruff 
ein  sarch  oder  todtenbaum.'  Mal.  1593.  ,Ein  Sark 
oder  Todtenbaum.'  JMüller  1005.  ,Keiser  Severus  ... 
Hess  ihm  bei  seinen  Lebzeiten  einen  Todtenbaum  ina- 
chen, legte  sich  darein,  küsset  ihn  und  sprach:  O  du 
lieber  Sark  [usw.].'  FWyss  1673.  ,Auf  Nebel  stark 
füllt  Pest  den  Sark.'  EKönig  1706  (Regel  für  Pauli 
Bekehrungstag).  —  b)  Sarch  (nach  einer  Angabe  in 
aScHW  f.)  spec.  Reliquiar,  Behälter  zur  Ausstellung 
von  Reliquien  auf  den  Altären,  bei  Prozessionen  an 
zwei  Querstangen  herumgetragen  Schw.  ,Do  giengen 
si  über  ein  sarch  [in  der  Kirche],  do  funden  si  ir 
ledli  mit  dem  helfen  dar  inn.'  1404,  Z  RB.    ,10  ß  dem 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


N.  von  serchen  uf  den  hof  ze  pfingsten  [zu  tragen].' 
1413,  Z;  vgl.  Edlib.  270.  ,N.  hat  verrechnet,  daz  er 
an  der  kilchen  an  serchen  und  andern  gezierden  ver- 
buwen  hab  ...  137  pfd  15  ß.'  1439,  Z  StB.;  an  einer 
zweiten  Stelle  ,särchen.'  ,Also  gieng  man  mit  dem 
krütz  und  mit  dem  sarch  St  Fridlin  uf  Burg.'  1400, 
Z  Chr.  ,Vor  jaren  brächt  N.  im  [einem  Goldschmied] 
ein  särchli,  daran  wäre  etwas  golds,  bi  dry  marchen.' 
um  1490,  Z  (Verhör  betr.  die  Abtei  Fraumünster). 
,[Die  in  Aussicht  genommene  Altartafel  soll]  in  dem 
sarch,  daruff  die  tafel  statt,  haben  die  heiligen  dry 
küng  uud  in  dem  corpus  unser  liebe  frow.'  1509,  BFrut. 
.Ganz  särch  voll  heiltumb.'  1514,  G.  ,Das  särchlin 
mit  den  gsegneten  ostien.'  1523,  Salat.  ,Der  unzer- 
trent  rok  unsers  hern  [zu  Trier]  ...  in  kostlichen  sarch 
vervast.'  Ansb.  ,Zweicristallini  vergälte  serchli.'  1528, 
B.  .Als  man  1529  das  silberwerch  der  särchen  und 
bilder  zergenzt  und  näbend  anderm  den  sarch  S.  Gallen 
ouch  zernomen  und  alles  armen  lüten  verorndt,  hat 
man  in  demselben  nit  mer  dan  ein  schinbein  fonden.' 
Vad.  .Zürych  zum  münster  warend  särch,  die  man 
nampt  der  seligen  marterer,  Felicis  und  Reguhe.' 
HBdll.  1572.  ,[Es]  treit  der  diaconus  den  sarken, 
darin  das  heilig  hochwürdig  sacrament  ist.'  1588,  Scbw  ; 
neben  ,den  sark.'  ,Zwelf  silbere  Sarken,  do  in  ieder 
von  den  zwelf  Apostlen  sol  reliquias  haben.'  FPlatter 
1612  (Boos).  ,Umb  4  schwarz  Heiltum-Taffeln,  3 
Särchli,  ein  Crucifix  ...'  1634,  UwE.  ,Sarch  der  Hel- 
tumben  von  15  römischen  Martirer  und  Martirin.' 
1697,  Scbw  (Translationsfest).  .Alles  köstliche  Holz 
dienet  für  die  Altar,  Bilder,  Sarchen  ...'  ClScbob.  1699. 
,Die  Sarch,  in  welcher  die  Heiltümer  des  h.  Marci  sein 
sollen.'  GKönig  1715/7.  .Dem  Gürtler  N.  für  die  4 
neuen  schwarzen  Sarchen  mit  Mösch  zu  beschlagen  ...' 
1740,  UwE.  ,Die  silberne  und  zum  Teil  mit  Edel- 
steinen besetzte  Sarchen  des  h.  Meinradi  und  Mauritii.' 
SchwE.  Chr.  1752.  .Folget  [an  einer  Prozession  zu 
Bremgarten]  auf  einem  ferculo  in  einer  Sark  das 
Häuptlein  samt  anderen  schönen  authentischen  h.  Re- 
liquien...' Z  Nachr.  1753.  S.  noch  Prozess  II  (Bd  V 
1043);  SeU  (Sp.  746). 

Mhd.  raref-fc»,  -cht»)  m.,  aarche  f.;  vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1798;  Martin-Lienh.  II  374;  aus  griech.-lat.  earcophatpis 
(Kluge  '  385;  Weigand  6  II  650).  Die  schiiftdeutsche  Form 
San/ dringt  vor;  bemerkenswert  ist  die  Differenzierung  zwi- 
schen dem  nicht  volkstümlichen  Sarg  in  Bed.  a  und  dem 
volkstümlichen  Sarch  in  Bed.  b  in  Schw.  Ähnlich  lebt  Sarch 
(unter  •/•/■  S.)  noch  als  Bezeichnung  einer  Stelle  des  rechten 
Seitenschiffes  der  St  Oswaldskirche  in  Zg  fort.  Die  drei  Ge- 
schlechter erscheinen  auch  anderwärts.  An  Formen  der 
ä.  Spr.  seien  noch  genannt:  , sarch'  f.  Ziely  1521,  ,sarch'  m. 
1528,  Z;  1530,  Abscb.,  , sarch'  m.  1531,  II.  Sani.  (,der 
haar.'  1548;  ,dem  Sark.'  1667),  .sarch.'  LLav.  1582,  ,Sarch' 
f.  JGross  1624;  1641,  Absch.  (Gl),  ,Sark'  f.  1653,  Gl, 
,Sarch'  f.  FrHaffner  1666,  ,Sark'  f.  GKönig  1693,  im  PI. 
.särch.'  HBrennw.,  ,särk.'   1588,  Schw. 

Töte"-:  =  dem  Vor.  a.  ,N.,  dem  tischmacher,  von 
zachen  todtensargen  zu  machen  19  pfd.'  1577,  B.  ,Ein 
Brett  von  einem  verfaulten  Todten-Sarg.'  Sererh.  1742. 
,Der  Tannenbaum  so  lang  und  stark  gibt  villicht  ein 
Totensark.'  1786,  ZZoll.  Ofeninschrift. 

sarche",  3.  Sg.  Präs.  und  Ptc.  -et:  einen  Sarg 
verfertigen  BGr.,  Si.;  F.  D' Nächbüre"  sarchen  um 
der**  Gottswülk"  F.  ,Nur  das  Biel,  die  Säg,;  und  ein 
Nägwerli  durften  beim  Sarchen  gebraucht  werden.' 
Bärnd.  1908  (BGr.).  -  Mhd.  aorfen,  xrker,  (Lexer  II  891). 


Sarg,  serg,  sirg,  sorg,  surg 


i ° - sarche" :  einsargen  B  (Zyro);  FJ.  —  be-  „b'sär- 
/,•<?»":  =  dem  Vor.   „W." 

Sarcher  m.:  Sargschreiner  BSi. 
Sarg(e")-s.  Zargß"). 

Sorg  I:  Moorhirse,  Sorghum  vulg.  .[Gezähmten 
wilden  Enten  ist]  nichts  liebers,  dann  s.  in  wasser 
gesotten.'  Vogelb.  1557.  ,[Zu  einer  Lockspeise  für 
Tauben]  nimm  s.,  kümmich,  honig  [usw.].'  ebd. 

Aus  it.  »orrjo,  surgo,  mlat.  surgum,  sur(i)cum  (DuCange 
2  VII  677/8).  Vgl.  Gr.  WB.  XI,  1799  (.Sorggras').  1809 
(.Sorgsame').  1230  (,Sireh');  Weigaud  5  II  894;  Ünger-Khull 
596  (Sirk);  Sclira.  2II  325  (Sürch);  Schöpf  731  (Sürch); 
Helm,   Kulturpflanzen  und   Haustiere   7  502/4.   612  ff. 

Sorg  II  (meist  mit  Dehnung  ö,  in  PAL  -oh-,  in  FJ. 
-uo-)  f.,  PI. -e":  wesentl.  wie  nhd.  Sorge.  ,Die  s.,  fleiss, 
angst,  arbeit,  müey,  vigilantia,  cura,  attentio,  diligentia, 
accuratio,  negotium,  mentis  inquietudo.'  Fris.  ;  Mal. 
(Weitres  ebd.  377).  1.  a)  subj.,  beunruhigende,  quä- 
lende Gedanken,  Befürchtung,  wohl  allg. ;  tw.  weniger 
Volkstum',  als  Chumber  (Bd  III  300/1).  Das  ist-mer 
iez  di  chllnst(i)  S.  De*  Blieb  ist  ml"  gröst(i)  S.  Ich 
han  (Es  ist-mer)  e"  grössi  S.  ab.  S.  ha".  I'h  im"  kn"  S. 
wege"  Dem  ApK.  Muest  ha"  S.  ha",  du  kunst  de"  Lö" 
scho"  noch  über!  ApK.;  Th.  Oft  im  PI.  Ich  ha"  vil  S-e". 
Er  ist  us  de"  S-e",  ,der  Sorgen  ledig'  AALeer.  (Hunz.). 
Er  löt-em  d'  S-e"  nid  über  d'  Ghneu-j-ufe"  wachse",  ebd. 
In  Angst  und  S(-e")  si".  wohl  allg.  Ond  z'  Gonte" 
ist  kein  Bolizei,  dö  lebtmen  öni  S-e".  Ar  VL.  1903.  ,Sol 
kein  burger  den  andern  [,umb  geltschulden']  übervallen, 
er  komme  vor  für  den  rat  und  swer  au  den  heiigen, 
daz  er  sinre  schulde  in  s-en  sie.'  1382,  L;  vgl.  sorgen. 
,üas  ist  min  mindste  s.,  dann  ich  weis  wol,  dass  si 
es  nit  tuend.'  1424,  Z  EB.  ,Went  du  s.  muost  haben 
ze  stritten  oder  vientschaft  haben.'  Kunstb.  1474. 
,Und  babent  [1.  oder  3.  Plur.  Piks,  oder  2.  Plur.  Imp.] 
ein  kein  s.  me  sinenthalb  [Karls  des  Kühnen]  Nüsse 
der  loblichen  statt.'  1475,  Bs  Chr.  ,Den  Eidtgnossen 
[wurde]  zuo  wüssen  getan,  das  man  s.  hätte,  das  die 
sach  [der  Waldmann-Auflauf]  nit  guot  weg  haben 
wölt.'  1489,  Waldm.  (B  Bericht).  ,[Die  drohende  Hal- 
tung der  Leute  am  ZS.  bewirkte,  dass]  Waldman  sich 
von  Baden  heim  gan  Zürich  zu  ritten  füegt,  und  von 
s-en  dheinen  rechten  weg  zu  ritten  dahin  pflag.'  ebd. 
,N.  solt  nit  s.  noch  wunder  haben,  mh.  tetten  im 
nit  unrecht.'  E.  XV.,  Z.  , Saget  Hofmann:  Nun  so 
geb  üch  Gott  glück.  Redt  Zwingli:  Das  wirt  er  on 
s.  tuon.'  Z  Disp.  1523.  ,In  s-en  stan.'  1559,  Z.  ,S. 
und  angst  auss  mangel  dess  gälts,  argentaria  cura; 
der  in  grosser  angst  und  s.  ist,  vast  sorgfeltig  oder 
angsthaft,  solicitudine  affectus;  s.  und  angst  haben, 
anxio  animo  esse;  in  s.  und  angst  werffen,  curas  in- 
jicere;  on  angst  und  s.  sein,  das  vögele  lassen  sorgen.' 
Fris.;  Mal.  S.  noch  Blitz  (Bd  V  268  u.).  RAA.  Chlini 
Chind(e"),  chlini  S-e" ;  grössi  Chindfe"),  grössi  S-e"  B; 
G;  Th;  Z;  s.  auch  Plag  (Bd  V  34).  Vil  Geld,  vil  S-e"  B; 
L;  G.  ,Z'vil  s.  die  macht  alt.'  Rdef  1540.  —  b)  obj., 
Gefahr,  Not;  von  a  nicht  scharf  zu  scheiden.  ,In  den 
s-en  [näml.  in  der  Amalekiterschlacht]  rieph  Moyses 
zuo  Gote.'  XII.,  Wack.  1876.  ,Wele  unser  burger  von 
unsern  burgern  flühet  ab  dem  velde,  ob  si  in  not  oder 
in  s.  kämen...'  1370,  Sch  StB.  ,Dieselb  vesti  uss- 
wendig  ein  tür  bat,  dadurch  er  [BvLandenberg]  lüt 
mag  bringen,  vil  oder  wenig,  davon  wir  dick  und  vil 
gross  arbeit,  s.  und  getrang  enpfangen  habent.'  1411, 


THFr.  (Klage  bei  Österreich).  ,Yetlicher  ouch  by 
sinem  eide  darzuo  [zum  Fang  eines  Mörders]  sin  bestes 
und  wegstes  tuon  soll,  so  ver  yetlicber  das  vermag 
oder  getar  vor  sins  libs  s-en.'  1447,  ScawLB.;  Var. 
,libs  gefar.'  ,Es  ist  gester  umb  mittag  in  unser  statt 
kommen  herr  Adrian  vom  Buobenberg  [der  mit  2  An- 
dern als  Gesandter  nach  Frankreich  geschickt  worden 
war]  in  schlechtem  stat  und  mit  yl  und  gibt  ...  zuo 
erkennen  allerlei  handlungen  und  sorg,  die  inn  zuo 
sölher  yl  bewegt  haben,  mit  vil  umbständen  ...  und 
sagt  doch  daby  luter,  die  andern  botten  werden  er- 
lichen  gehalten  und  mit  nutz  und  eren  gelassen  und 
es  sy  allein  uff  im  s.  gestanden.'  1477,  Waldm.  (Schrei- 
ben von  B  an  Z).  ,Als  an  mh.  gelangt  ist,  das  die 
büchsenschützen  das  bulfer  in  der  statt  machen  und 
terren,  das  aber  merkliche  s.  uff  im  hat ...'  1491,  Z  RM. 
,Wir  [sind]  mit  schwärem  s.  tragendem  krieg  beladen.' 
um  1500,  Z.  —  2.  angelegentliche  Bemühung,  Sorg- 
falt. ,Darnach  schwert  ain  underknecht  ...  das  tor ... 
mit  s-en  uf  und  zuo  ze  tuond.'  1480,  ZRhein.  .Kriegen 
grosse  s.  und  fürsichtigkeit  und  guot  regement  haben 
wil.'  XVI.,  AaTB.  .Damit  dis  Ordnung  dest  stiffer 
und  die  meister  in  s-en  behalten  werdend,  so  [haben] 
wyr  dryg  man  us  unserem  ratt  verordnet,  die  zu  allen 
vierteil  jaren  ...  unversehenlich  herumbgan.'  1547,  Z 
Anz.  1888.  ,So  lang  er  den  vorsterdienst  mit  guoter 
s.  und  trüwen  verseche.'  1590,  ZHegi.  ,Mit  Rossen, 
die  des  Gebürgs  nicht  gewohnet  sind,  braucht  es  auf 
diesem  gehen,  rauhen  und  engen  [Gebirgs]weg  S.  und 
Aufsehen.'  Guler  1625.  S.  noch  Sinn  (Sp.  1048  o.). 
Sprw. :  ,S.  und  Fleiss  fallt  nicht  auf  dem  Eis.'  Denzl. 
1677.  Occasionell  =  Sparsamkeit  PAL  (.risparmio'), 
bes.  in  formelhafter  Verbindung  mit  Borg  (Bd  IV 
1574);  so  auch  im  Folg.  S.  ha"  (hebe"),  Sorge 
tragen,  Acht  geben,  sich  vorsehen,  wohl  allg.;  ,aver 
cura,  far  attenzione;  risparmiare'  PA1.  (Giord.).  Heb 
(heit,  händ  usw.)  S!  Häb  S,  sust  g'hist  appe"! 
Habet  S.,  's  chunt  e"  Wage"!  Heb  S.,  dass  du  d's 
Gaffeschüsseli  nid  g'hie"  last!  Heid  S.,  wa-n-er  geit! 
PPo.  Ich  ha"  jo  S.  g'ha",  entschuldigt  sich  ein  Kind, 
das  Etw.  ausgeschüttet,  zerbrochen,  beschmutzt  hat. 
[Man]  muess  S.  ha"  um  die  Beder  und  Bieme"  ume". 
CStreiff  1901  (GlM.).  Uercheli,  Uercheli,  heb  S.  im 
Ränke"!  Messikommer  1910  (ZO.);  vgl.  ranken  (Bd  VI 
1139  o.).  ,Ein  Kind  stüfelete  um  der  Mutter  Beine 
und  Karst  herum,  dass  sie  alle  Augenblicke  sagen 
musste:  Nit,  nit,  häb  S.,  häb  S.!  ich  könnte  dich  ja 
treffen.'  Gotth.  ,So  sehr  auch  Chlausli  S.  hatte,  die 
Türe  [zur  Laube]  gixete  halt  doch  und  die  Diele 
chrächelete.'  Obw  Blätter  1900.  ,Ein  guoter  wachter, 
der  da  s.  hab  und  lose,  ob  jeman  an  den  swiren  nützit 
fürnemen  wölte.'  um  1440,  Z.  .[Als  einige  Gesellen 
.gegörbset  und  gekoppet'  hatten]  rette  er  mit  dem  N. 
als  einem  schützen-  und  stubenmeister  s.  zu  haben.' 
1484,  Z  RB.  ,Hand  s.,  dass  keiner  schwank  [zu  Be- 
trunkenen]!' Ruef  1540.  , [Der  Wächter  soll  schwören, 
bei  ausbrechendem  Feuer]  die  nachpurn  desselben 
orts  angends  und  mit  ernst  ufzemunteren  und  heissen 
s.  ze  haben.'  1557,  ÄABremg.  StR.  ,S.  haben,  etwas 
fleissigklich  versorgen  und  tuon,  accurate;  s.  haben 
glauben  zehalten  oder  das  einer  etwas  verheissen  hat, 
fidem  suam  curare;  mit  s.  haben  oder  verhüeten  für- 
kompt  oder  vermeidet  man  ein  Unglück,  vitatur  malum 
cavendo.'  Fris.;  Mal.  ,[Die  Leute  von  ZÄsch]  sollend 
ein  yeder  allwäg  ein  wuchen  [den  Wald]  zuo  hüeten 


1301 


Sarg,  serg,  Birg,  sorg,  surg 


schuldig  syn,  und  also  einer  als  lang  als  der  ander 
s.  haben.'  1567,  Z  Rq.  ,Händ  S.,  der  Bär  ist  allbreit 
do.'  Myricäds  1630.  Subst.  Inf.  und  Ptc.  in  RAA.;  oft 
personifiziert.  (Der)  S.-ha"  (S.-g'häbet  Ap,  S.-g'häben 
BR.,  S.-heber  Ap;  G;  Th;  Z)  ist  aueh  scho"  niderg'cheit 
Ap;  BR.,  über  (durch)  d'  Stegen  abe"g'heit  (g' falle", 
Hrolet)  Ap;  Bs;  BG.;  G;  Sch  (Sprww.  1S24);  Tu;  Z. 
Mit  S.-ha"  dar'''  d'  Stegen  abg'heit  ZLunn.  Der  Herr 
S.-ha"  ist  der  best  Dokter  und  chost  am  Mindste"  L 
(Ineichen).  S.  noch  für  (Bd  I  956  u.).  Mit  Gen.  .Et- 
licher dingen  s.  haben,  concurare.'  Fris.;  Mal.  Mit 
Dat.  Dem  G'wändli,  den  Auge"  [usw.]  S.  ha",  allg. 
Heb-der  nor  noch  e"chli"  S.!  zu  einem  Genesenden  Ap; 
B;  G;  Th;  Z.  Du  hast  dir  selbs,  mein-ich,  nid  S.  g'ha" 
WLö.  Es  ist  e"  gueti,  alti  Marei,  ich  mues'-ere"  S. 
ha".  HBlattner  1902.  S.  noch  borgen  (Bd  IV  1575). 
RAA.  Heb  der  Nase"  S.,  d'  Auge"  hend  Deckel  ZEls. 
Der  Arbet  S.  ha",  faulenzen  Z.  Mit  ,für'  (Sp.  1123), 
mit.  Er  hed  S.  mid-me  [ihm]  g'han  GrD.  ,Den  pre- 
dicanten  fürhalten  ...  wie  das  sy  ires  teils  mit  dem 
kilchenguot  ...  nit  wie  sy  schuldig  s.  habint,  sonders 
helfind  das  ir  vertrinken.'  1567,  Z  RM.  Mit  zue.  (Jetz) 
heb  e'chli"  S.  dezue!  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Th.  Heb  S.  zom 
G'wändli,  zom  Geld,  zom  Chend!  Er  het  Nut  (nüd)  S. 
zur  (zu  slner)  Sach.  Er  hed  S.  zue- nie  GrD.  Du 
mttest  zu  di"'m  Wib  S.  ha"  Gr  (Tsch.).  Er  het  schröcke"- 
li<h  S.  zu  si"'r  Frou  B.  Most  e"chli"  S.  ha"  zonnere" 
[einem  Mädchen],  sös  will  's-dich  nomine  Ap.  Me"  het 
müesse"  S.  ha"  zue-mer.  RIscher  1903.  Heb  zum  Seckli 
S.!  Messikommer  1910.  Mi"  mues'  zum  Mist  S.  ha" 
wie  zum  Zucker.  Barnd.  1911  (BG.).  ,Er  hätte  nicht 
geglaubt,  wie  wohl  so  30  Kronen  bschüssten,  wenn 
man  S.  dazu  hätte.'  Gotth.  ,Häb  S.  zu  dinem  Gutt!' 
DGemp.  1904  (Hausspruch).  ,Man  rauosst  s.  han  ze 
Wil  im  Turgew  [vor  einem  Überfall].'  Bossh.  Chr. 
(Titel).  ,Etwarzuo  s.  haben,  in  cura  aliquid  habere; 
zuo  eim  s.  haben,  curationem  ad  aliquem  admovere; 
zuo  eim  ding  s.  haben,  eim  ein  ding  lassen  angelägen 
sein,  cur»  habere  rem  aliquam.'  Fris.;  Mal.  ,Der 
vogler  ...  gibt  denen,  so  mit  ime  geredt,  das  käfin  mit 
sampt  dem  vogel,  ime  s.  darzuo  zu  haben.'  JWetzel 
1583.  ,Ein  Oberkeit  erstattet  ...  ihre  Pflicht,  wann 
si  S.  hat  zu  Gewünn  und  Gewerben.'  FWyss  1673. 
,S.  haben  zuo  einem  Ding,  curam  habere,  gerere  rei; 
der  S.  zu  sich  selbs  hat,  observantissimus  sui.'  Denzl. 
1677.  S.  noch  ver-reren  (Bd  VI  1226);  süber  (Sp.  65). 
RA.:  Zue  den  eigne"  Füesse"  S.  ha",  für  seinen  Ruf, 
seine  Stellung  Sorge  tragen  BE.  Guet  S.  ha".  Heb 
guet  S.!  Ermahnung  zB.  an  ein  Kind  Th.  A.:  Häid 
guet  S.!  B.:  Ja,  will's  Gott!  und  ier  äuch,  Gruss  beim 
Bergheuführen  GRCast.  ,Non  hand  guot  s.!'  1490, 
G.  ,NN.  doch  guot  s.  haben  sollent,  das  da  nüdt 
geschendt  noch  gewüestet  ...  werde.'  1537,  Z  RB. 
,Wart  des  provant  halb  guot  s.  ghan.'  Vad.  ,Den 
trottmeistern  zuo  Wedischwyl  schryben,  guot  s.  ze 
haben.'  1557,  Z  RM.  ,Dem  goldschmid  ist  bewilliget, 
alhie  an  Ötenbach  im  krützgang  fechtschuol  zuo  hal- 
ten ...,  doch  das  er  guot  s.  habe,  das  niemandts  frömb- 
der  ...  ingelassen  werde.'  1562,  ebd.  , Haben  meine 
herren  auch  geordnet,  dass  die  tor  und  wachten  nach 
notturft  versehen  werden  und  man  an  allen  orten 
guot  s.  habe.'  1563,  HOHuber,  Chr.  ,Ä  Baschli,  häb 
guotts.!  darfst  der  sach  nit  verdruwen.'  1564,  Z.  ,Ist 
N.  zu  sollichem  ampt  [eines  Bettelvogtes]  und  dienst 
von   noynen    herren    angenommen    und    soll    guot   s. 


haben.'  1565,  Z  RM.  ,Der  verstorbene  N.  sei.  am 
Sonntag  zuvor  verwarnet  worden,  guot  S.  zu  haben, 
sonaten  imm  ein  Kuglen  ins  Gsess  gähn  möchte.'  1641, 
Z.  ,Heb  guete  S.  darzuo!'  FWyss  1672.  ,Letsten 
Montag  hat  die  Wildin  zu  N.  gesagt,  wann  sie  nicht 
mehr  heimbkomme,  solle  er  auch  gut  S.  zu  ihren 
Kinden  haben.'  1701,  Z.  Mit  Synn.  ,Wo  wir  ...  von 
alterher  geweget  hand  ...  da  soll  es  fürer  bcschechen 
und  unser  buwmeister  darzuo  acht  und  s.  haben.' 
1542,  Z  RB.  .Wellent  wir,  das  ein  jede  gineind  den 
schwynen  ...  mit  einem  hirten  hüeten  lassen,  derselb 
guot  s.  und  huot  haben  [soll].'  1559,  Z  Rq.  1910.  .Ich 
hatt  da  guot  s.  und  fleiss,  ich  hielt  da  guot  wacht, 
diligenter  hie  eram.'  Fris.;  Mal.  ,Ir  wellen  S.  und 
Acht  haben  ...  allerlei  Misstrüwungen  und  Irrungen 
aufzuheben.'  Anhorn  1603/29.  Entspr.  besser  S.  ha" 
Th,  in  ä.  Spr.  auch  ,bass.'  .Lieber  H.,  du  hast  mir  und 
minen  khinden  200  fl.  verton,  hinfür  wil  ich  bas  s. 
haben.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  ,Es  hat  ein  künig  vil 
gwalts;  aber  ye  höher  in  Gott  setzt,  ye  besser  er  s. 
haben  sol,  das  er  in  nit  erzürne.'  LLav.  1583.  ,NN. 
sollend  Herrn  Spitalmeister  für  den  Schaden,  so  ir 
Fych  inen  zugfügt,  5  Pfd  ...  zustellen  und  sy  ein 
ander  Mal  bass  S.  haben.'  1602,  Z.  Mit  adj,  Stei- 
gerung (vgl.  Angst  Bd  I  337;  Sund  Sp.  1161):  sörger, 
am  Sörgste"  (in  Ap;  GT.  auch  de"  sargest)  ha"  (vor- 
breitet). Er  hett  sörger  dass  früener  Ap.  Ich  ha"  sörger 
zu  mine"  Ghleidere"  a's  du  AaF.;  B.  Cha""st  zum 
Buech  sörger  ha"!  GWb.  Du  muest  e"chli"  sörger  ha" 
(zur  Sach)!  B.  Je  sörger  das' -nie"  häd,  desto  lenger 
häd-me"  an-ere"  Sach  ZZoll.  .4»»  Sergste"  hed  Er  Xi.w. 
Ich  han  e"  Mol  zue-n-ere"  g'seit,  si  soll  auch  chlei" 
sörger  ha",  es  war  glieh  Öppis  'bräche".  BWyss  1863. 
Jize"  het-me*  S.  u"ä  geng  sörger  zu  den  Waldungen. 
Barnd.  1911  (BG.).  Was  me"  erwerhet,  het-me"  sörger 
derzue.  ebd.  Hürmehi"  müess-me"  so  de"  Dienste"  sörger 
ha"  weder  zomenen  ung'schaleten  Ei,  säst  mache" -si 
vo"  hüt  uf  morn  Ppacksamsti'.  SGfeller  1911.  RAA. 
Mi"  mues'  (soll)  zo  Ye"  Sach  am  Sörgste"  ha",  we""- 
si  am  Mindste"  (Wenigste")  gilt  BE.  Wenn  e"  Ding 
u"wert  ist,  so  sell-men  am  Sörgste"  dezue  ha"  L  (In- 
eichen); vgl.:  ,Wenn  die  Sache  unwert  ist,  sagt  ein 
altes  Manuskript,  so  habe  man  S.!'  HWeber  1899. 
In  ä.  Spr.  auch  ,s.  tragen,  halten,  (an)legen,  nemen.' 
,[Der  Förster  soll  schwören]  zuo  den  schirmhägen 
und  türlinen  s.  zenemen.'  1557,  ÄABremg.  StR.  ,S. 
anlegen  seinem  leib  ze  pflägen,  dare  aliquid  cur»  cor- 
poris; alle  s.  anlegen,  ponere  omnem  curam  in  re 
aliqua;  alle  seine  gedanken,  sinn  und  s.  etwar  auf- 
legen, omni  cogitatione  curaque  in  aliquam  rem  in- 
cumbere;  einer,  der  sein  s.  und  fleiss  an  notwendige 
und  im  nutzliche  ding  legt  und  wendt,  felix  curarum.' 
Fris.;  Mal.  ,S.  für  seine  eitern  tragen,  sich  des 
willens  vatters  und  muoters  fleissen,  sy  in  eeren  haben 
und  inen  guots  tuon,  curare  parentes;  der  sich  selbs 
liebt  und  s.  für  sich  selbs  tragt,  sibi  commendatus.' 
ebd.  ,Gott  will  S.  tragen  für  sein  Perleinschatz.'  Ev. 
Bott  1681.  ,[Der  Sonntag]  ist  ein  Kleinot,  das  euch 
Gott  vertraut,  haltet  S.  dazu.'  FWyss  1697.  Mit 
Ellipse  eines  Imperativs  als  Ruf.  S..'  SJ  Warnungs- 
ruf der  Lastträger  BStdt.  Sorg  (auch  Zorg,  S.  üss) 
Schlittenrufe  Ap;  BG.;  GrCüui-,  Malix,  Peist;  vgl.  horg 
(Bdll  1606);  sori  (Sp.  1274). 

Amtad.  torga,   -e;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,    1755/72   (1756   die 
Verbindung  .Sorge  tragen'    aus   GKeller);    Martin-Lienh.    II 


Sarg,  serg,  sirg,  sorg,  surg 


1304 


374.  Die  F  Form  Suorg  hat  mit  alid.  suorga  (=  aworgu)  nichts 
zu  schaffen,  sondern  zeigt  die  regelrechte,  örtliche  Entwick- 
lung von  gedehntem  o.  Die  Stelle:  ,Die  reisigen,  der  N.  sorg 
hat  [etwa  =  befehligt].'  1476,  BsChr.11401  beruht  auf  einem 
uicht  vorhandenen  lat.  Original.  Im  Zunamen:  ,Uolriche  ane 
s-c.'  1300,  Bs;  Tgl.:  Du  bisch  e"  Bans  Onesorg  B  (Zyro). 
FN.  ,Sorg.'  XV./SVI.,  BStdt  (.Sorgen.'  1449);  XV./XVI., 
GKriess.  (,des  S-en  acker.'  1400,  ,der  S-enhof.'  1517);  Seh 
Stdt  (schon  im  XVI.);  vgl.  ,Jacobus  Sorgo.'  1294,  BBiel,  doch 
auch  ,Sorga.'  1525,  BStdt.  .Kleinsorg.'  1882,  ZDiet.  ,Sorg- 
heit.'  1329,  ZStdt  (Leu). 

Ob-  ,0-e:  Aufsicht,  hohe  oder  höchste  Fürsorge, 
Schutz.'  Spreng.  ,Ein  Kirchenschaffner,  welcher... 
auch  auf  die  Mittel,  so  zur  Dotation  der  Kirchen  und 
Fabric  als  1000  Gulden  ...  gewidmet  seind,  die  ordent- 
liche O.  tragen  soll;  und  für  dise  seine  Pflicht  und 
O.  ist  ...  ein  Capital  von  1000  Gulden  ...  hierzu  an- 
gewiesen.' 1772,  LESchmidlin  1895.  ,Wann  eine  Fass- 
nachttochter das  Glück  hätte,  mit  einem  Hochzeit  zu 
halten,  ...  so  soll  sie  als  Hochzeiterin  verpflichtet 
sein,  dem  Herrn  Meitlivogt  ein  anständiges  Schnupf- 
tuch zu  geben  für  die  0.,  die  er  allezeit  für  sie  ge- 
habt.' ScHwBr.  Bartlispiel  1829.  -  Vgl.  Gr.  WB.  VII  1120. 

Amt-:  Sorge  für  ein  Amt.  ,Wir  lernen,  wie  doch 
dem  lieben  Gott  das  unzeitige  Sorgen  so  gar  zuwider 
seye  ...  Wir  reden  da  nicht  von  der  A.;  freilich  sol 
Der,  der  ein  Amt,  ein  Stand,  ein  Beruff  hat,  Tag  und 
Nacht  sinnen  und  sorgen,  wie  er  demselbigen  genug 
tue.'  FWyss  1677.  —  Wohl  nach  Luther;  vgl.  Gr.  WB. 
I  284.  Die  dort  angeführte  Stelle  bezieht  sich  wie  unser 
Beleg  auf  Matth.  VI  25.   31. 

Un-:  Sorglosigkeit.  .Wurden  durch  u.  und  ver- 
messenheit die  vier  vänle  von  Spanyeren  ...  uber- 
vallen.'  Ansh.  ,So  eim  Schweinhirt  ein  Schwin  old 
Gans...  durch  U.  verloren  gieng...'  1622,  MEsterm. 
1882.  ,In  aller  U.  und  Sicherheit  leben.'  FWyss  1655. 
,Aus  U.  dessen,  so  solche  Bettstatteu  und  Bettzeug 
anfenklich  gemacht...'  1661,  ADettl.  1905.  S.  noch 
um-halben  (Bd  II  1170). 

Vor-:  1.  Sorge,  Furcht  vor  dem  Kommenden.  ,Die 
v.,  forcht,  vorlauffcnde  angsthaftigkeit,  praniolestia.' 
Fris.;  Mal.  —  2.  Vorsorge.  ,[Der]  Stattarzet,  welcher 
mit  Ordinieren  und  Überschicken  der  Medicamenten 
grosse  V.  und  Mühewaltung  gehabt.'  1668,  ZUster 
Neuj.  1868.  .Nachdeme  die  Capel  zu  Nottwyl  ...  auss 
unser  lieben  Vorfahreren  als  auch  unser  getrüwer 
V.  ...  an  eignen  Mittlen  also  zugenohmen  ...'  1678, 
LNottw.  —  Vgl.  Sanders  II  1120;  Martin-Lienh.  II  374; 
Fischer  II  1875  (unter  , Fürsorg'). 

Für-:  1.  =  dem  Vor.  1.  ,Da  muose  michel  riuwe 
sin,  wan  ze  diseme  tegedinge  sazen  da  ze  ringe  tusent 
frowen  unde  me:  den  tet  diu  f-e  [für  das  Heil  der 
Königin]  we.'  Lanzelet.  ,[Es]  lüffent  vil  knechten... 
zum  küng  [von  Frankreich]  urnb  sold  ...  und  hatten  die 
von  Bern  und  ander  eidgnossen  f-e,  es  wurde  wider  das 
heilig  rieh  dienen.'  DScbill.  B.  .[Der  Papst  will  die 
Eidgenossenschaft]  beschirmen,  damit  nieman  an  ir  mt. 
keinen  grusen  oder  f.  bedörf  ze  haben,  dass  in  künf- 
tigen ziten  etwas  nachteils  einer  Eidgnoschaft  uss  ir 
mt.  wolfart  möchte  entstan.'  1521,  Absch.  —  2.  in 
AALeer.  (Hunz.);  Ap;  BG„  O.  (Zyro)  und  bei  Gotth.;  Th; 
ZRuss.  f.,  in  BE.,G.;  SL.;  ZNeer.  m.,  =  dem  Vor.  2. 
.Die  f.,  fttrsähung,  provisio;  f.  mit  speiss  und  zeerung, 
commeatus;  f.,  fürsähung  der  speiss,  die  man  hinder- 
sieh legt  oder  gehaltet,  conditivus  eibus.'  Fris.;  Mal. 
Mit  Prajp.    Zur  (zum)F..  zur  Vorsicht.  aaOO.    Nimm 


zur  F.  de"  Parisol  mit -der!  B  (Zyro).  Wer  macht 
auei,  r0«  flg,,,  Chueleder  [zähes  Fleisch]  us  Sonder- 
bundszite"?  Nei",  ha"  deheim  g'esse"  zum  F.  JReinh. 
1901.  Par  Flasche"  zum  F.  hei"-si  no,h  mitg'no".  ebd. 
Zum  F.  het-er  a"g'fange"  [sich  zu  entschuldigen],  ebd. 
1907.  Joggeli  het  g'sinnet,  was  sinerzit  e"  b'rüemter 
Begieri"gsrät  g'seit  het:  ,Jitze"  hilft  Nut  me"  weder 
verfluecht  lüge"!'  u"d  du  het-er  zum  F.  no'h-n-e"  Für- 
sprech g'no".  Loosli  1910.  .Grubenchlaus  zog  eine 
wohlgefüllte  Flasche  aus  seiner  Tasche  und  meinte, 
er  habe  die  zum  F.  eingesteckt.'  Addrich  1877.  Für 
*e(n)  F.  BG.;  ZNeer.  .Wenn  Andere  den  Verstand 
hätten,  von  Zeit  zu  Zeit  zu  sagen:  wenn  du  was  magst, 
so  findest  dort  und  nimm,  so  müssten  wir  nicht  für 
d'  F.  futtere".'  Gotth.  ,Um  Nichts  zu  versäumen, 
wollte  eben  Christen  noch  für  den  F.  Etwas  tun.' 
Dorfkal.  1865.  Im  F.,  im  Vorrat:  Ich  ha"  immer  es 
par  [Löffel]  im  F.  Dorfkal.  1858.  Gleichbed.  ,üfF.': 
.Die  Erst  [Hostie]  hat  er  selbs  gnossen,  die  Zweit  hat 
er  in  die  Montschranz,  die  Dritt  hat  er  uff  F.  in  ein 
Corporal  getan.'  RCvs. 

Mhd.  viirsorge  f.  Vgl.  Gr.  WB.  IV  1  a,  825/7;  Fischer 
II  1875.  Das  Masc.  in  Bed.  2  nach  dem  syu.  Vor-Rat  (Bd 
VI   1581). 

Hirten-:  Seelsorge.  S.  geb  III  (Bd  II  67).  — 
Liecht-:  Vorsorge  für  das  Licht  (beim  Lichter- 
löschen). ,So  wird  zu  gewisser  Stund  die  Glocke 
auch  angezogen,  dadurch  dann  Jedermann  zur  L.  wird 
bewogen.'  JWetter  1642.  —  „Lau(w)i-"  Louuri- 
BHa.,  Lowwi-  WVt.:  „Gefahr,  Besorgniss  vor  her- 
unterstürzenden Lauwinen,  erweckt  aus  gewissen  ihre 
Ankunft  verkündenden  Kennzeichen."  .Interessanter 
ist,  dass  jeder  Lawinenzug  seine  Zeit  hat;  denn  da- 
durch erhalten  die  Bewohner  die  Gewissheit,  dass, 
wenn  der  ihnen  benachbarte  Lawinenzug  sich  einmal 
glücklich  entladen  hat,  es  dann  für  diess  Jahr  mit 
der  Gefahr  oder,  wie  sie  sich  ausdrücken,  mit  der  La- 
winensorge vorüber  sei.'  Kohl  1851. 

Be-:  Besorgniss,  Furcht.  ,Wir  [die  Berner]  sind 
in  willen  ...  witer  ze  zihen  und  ander  me  schloss 
und  stett  gewinnen;  deshalb  [ich]  och  b.  hab  in  einer 
zyt  nit  so  bald  heim  ze  kommen.'  1475,  Bs  Chr.  ,[Die 
von  Äsche  beklagen  sich]  wie  der  kilchher  si  gar 
torlich  mit  siechten  heifern  versorg,  dess  si  in  grosser 
b.  ir  seien  stan  müessen.'  1485,  B  EM.  ,Üs  b.'  ,So 
uns  nun  will  gebüren,  semlich  schwer,  unbillich  Sachen 
ze  strafen  und  uns  fürer  nit  also  liechtlich  ...  zuo 
gnaden  bewegen  zuo  lassen,  uss  b.,  wo  das  beschäch, 
dass  dardurch  semlich  erdicht  unwarhaft  reden  ge- 
nieret... werden.'  Ansh.  ,Uss  b.  merklicher  unruow, 
Widerwärtigkeit  und  kriegsufruor.'  ebd.  ,In  b.':  ,Er 
[der  König  von  Frankreich]  hett  inen  [den  Eidgenossen] 
geschriben;  aber  in  b.,  das  die  brieff  wurden  funden, 
so  hat  er  es  nitt  getan.'  1476,  Bs  Chr.  —  Aus  dem  Folg. 
umgebildet  durch  Anschluss  an  besorgen;  vgl.  Gr.  WB.  II 
1634/5. 

Bi-:  =  dem  Vor.  .Zuerst  erschracken  sie  [die  3  Orte 
bei  Dornach]  der  Beis.,  es  weren  frische  Feinde.' 
Grasser  1624.  .Dann  nebet  anderen  Bys-en  ...  so 
wurd  man  by  disem  Anlass  [bei  der  Auslegung  eines 
Gesichtes]  ihre  selbs  eignen  Theologos  aber  hinder 
einanderen  richten.'  Antw.  1650.  S.  noch  Miss  I  (Bd 
IV  448).  ,tJs  B.'  , Die  verordneten  Herren  finden  nicht 
gut,  dass  man  nach  dem  Begehren  der  Pfisterzunft 
das  Brotkauffen  im  Kloster  verbieten  solle,  aus  Beis., 


Sarg,  serg,  sirg,  sorg, 


rg 


der  Abt  möchte  den  Seinigen  auch  verbieten,  Brot  in 
der  Statt  zu  kauffen.'  1630,  KWild  1847.  ,Uss  Beis., 
die  Sach  möchte  nit  wol  aussfallen.'  1072,  Gl.  ,Auss 
Beis.  schwerer  Krankheit.'  AKlingl.  1691.  .Wann  dir 
dein  oft'enbahrer  Feind  einen  Trunk  darbieten  wurde, 
du  nehmest  denselben  nicht  an  aus  Beis.,  er  möchte 
dir  Gift  darein  getan  haben.'  JMey.  1694.  ,Die  alten 
Römer  [haben]  eine  gute  Zeit  den  Stock  [eines  Obst- 
baumes] nicht  spalten  dörffen,  auss  Beis.,  derselbe 
hiemit  verdarben  wurde.'  EKönig  1706.  ,Auss  Beis., 
dass  der  Kauft' möchte  gezogen  werden.'  L  StR.  1706/65. 
,Aus  Beis.,  er  möchte  ihnen  zu  mächtig  werden.'  Grimm 
1786.  —  Mhd.  lisonje  (Lexer  I  284),  nomin.  Zssetzung  zu 
besorgen;  vgl.   noch   Gr.   WB.   I    1394;    Fischer   II   811. 

Buch-:  1.  Sorge  ums  tägliche  Brot,  Nahrungssorge. 
,Reisse  aus  meinem  Herzen  alle  unnötige  Bauchs.!' 
Hott.  1666.  ,Wir  sollen  ihnen  [den  Heiden]  nicht 
gleich  sein  in  der  Bauchs.'  FWvss  1677.  ,Wir  reden 
von  der  Bauchs,  und  nicht  von  der  bescheidenlichen, 
sondern  von  der  übertribnen  ungläubigen  Sorg,  deren 
es  am  Vertrauen  auf  Gott  manglet.'  ebd.  ,Die  so  gar 
notleidend  nicht  sind,  sonder  auss  allzugrosser  Bauchs, 
und  Eigennutz  zwaren  den  Mangel  und  die  Not  wider 
Wüssen  und  Gewüssen  fürschützen.'  AKlingl.  1693. 
,[Wir  sollen]  vor  missträuiger  Bauchs,  uns  hüten.' 
JCNIg.  1738.  —  2.  m.,  wer  nur  für  seinen  eigenen 
Bauch,  für  sich  selbst  sorgt,  Egoist  Gl.  Als  fingierter 
Name:  ,Eusebius  B.'  HvRütte  1532.  —  1  zuerst  bei 
Luther;   vgl.  Gr.  WB.  I   1169;  Fischer  II  692. 

Sei-:  Seelsorge.  .[Der  Helfer  von  Lenzburg  soll] 
verbunden  sin,  die  erberen  lüt  daselbs  ...  zum  laben 
und  tod,  es  sye  mit  touffen,  bichthören,  predigen,  ouch 
der  begrebt  und  allen  andren  pfarlichen  rechten  und 
dem,  so  der  s.  anhangot,  zuo  versächen.'  1514,  AaL. 
StR.  ,Sol  ein  lüpriester  zuo  sant  Peter  die  frowen 
versehen  mit  messhalten,  predigen  und  ander  s.'  1523/6, 
Z  RB.  ,Die  seels.,  animae  cura  fidelis.'  Mal.  —  Vgl. 
Gr.  WB.  X  1,   53  (ältester  Beleg  aus  Mal.). 

sorge"  (bzw.  -ö-,  in  FJ.  -uo-),  in  W  lt  Tscheinen  -u, 
in  WVt.  -e,  in  PA1.  sourgi,  in  FJ.  auch  ge-suorge°, 
3.  Sg.  Prses.  und  Ptc.  -et,  bzw.  -ed,  in  Ndw  lt  Matthys 
auch  -d,  in  ZStdt  (jünger)  auch  -(:  1.  a)  in  Sorge 
sein,  (be)fürchten  B  und  weiterhin,  doch  nicht  eig. 
volkstüml.  Abs.  Er  het  geng  z'  chummere"  (z'  deiche") 
u"d  z'  s.  B.  Wo-n-es  [ein  armes  Bäuerlein]  amen  Abe"d 
grüsam  g'sorget  het  u"d  'bistet.  Loosli  1911.  ,S.,  sorg 
haben,  curare,  morari,  respicere,  cura  esse.'  Fris.; 
Mal.  Mit  Objektsatz.  „Ich  sorge,  es  werde  noch 
lange  dauern."  St.2  ,Do  begund  ich  s.,  ...  das  die 
schwestren  über  mich  kement.'  EStagel.  ,[N.  habe] 
ein  karrenbom  an  sinem  hus  leinen  gehept  und  den 
nider  uff  die  erd  lassen  wollen  ...  Habe  er  gesorgt, 
ira  [einer  danebenstehenden  Frau]  von  sölichem  bom 
ettwas  beschäch.'  1467,  Z  RB.  ,[Ich]  sorg,  dass  der 
krieg  gross  werd.'  1476,  Bs  Chr.  ,Da  habe  si  gesorget, 
wenn  N.  darzuo  kerne,  möchte  erstochens  leben  daruss 
volgen.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Wil  si  [die  .scham- 
haftigen ingenia']  scheinen,  sogar  vor  den  andern,  wäre 
zu  s.,  das  si  gar  abwendig  wurden.'  F  Schulordn.  1577. 
,Wil  nit  bei  allen  Orten  mit  erfarnen  Officier  ver- 
sehen, so  sorg  ich  wohl,  wir  müssen  uns  wohl  brau- 
chen lassen.'  1652,  G  Brief  eines  Hauptmanns  aus  dem 
Felde.  ,lch  sorge  zallererst,  ...  der  alte  Glaub  und 
Treüw  wird  endtlich  auch  noch  neüw.'  Tyrolersp. 
1743.    Parenthetisch.   ,Der  gesellen  [Schwindler],  sorg 


ich,  hat  es  vil  in  der  Eidgnoschaft.'  HPant.  1578. 
,Walgöwer  Knecht,  deren  vil,  als  ich  sorg,  mit  andren 
usslendischen  Knechten  bliben.'  um  1640,  Calyenf. 
1899.  ,Es  geschieht  auch,  sorgen  wir,  einen  grossen 
Affrond,  wann  Ihr  [Redinger]  da  bleibt'  JJRed. 
(FZoll.  1905).  Mit  abh.  Fragesatz.  ,Das  sy  nit 
sorgeti,  was  ich  gschriben  hetti,  lass  ich  iren  den 
brieff  für.'  TbPlatter  Br.  Mit  Gen.  ,Mag  ie  der  man 
dem  andern  besliessen,  swelher  swerren  mag,  das  er 
sines  guotes  sorgende  si.'  1343,  Z  StB.  ,[Die]  von  des 
bapsts  1er  verblendt,  deren  ich  gar  vil  wirsch  sorg  we- 
der deren,  die  d'  warheit  nit  erkennet  haben.'  Zwingli. 
,So  man  der  frauwen  s.  [Besorgniss  für  ihr  Leben 
haben]  müeste.'  Rdef  1554.  Mit  Acc.  ,Uff  ein  tag 
hat  es  zenacht  umb  das  nachtmal  zum  eersten  geton- 
deret,  2  oder  3  malen  uffeinanderen,  das  bedütet  ein 
guot  vollkomen  jar  an  khorn  und  wyn,  aber  doch 
etwan  krieg  zuo  s.'  1576,  Aa  TB.  .Unordnung  mag 
nicht  bestahn,  ein  gspaltes  Rych  muss  undergahn, 
dass  muss  ich  mit  betrübtem  Herzen  by  üch  [den 
Bündnern]  s.  mit  grossem  Schmerzen.'  1618,  Zinsli 
1911.  —  b)  gleichbed.  mit  refl.  Dat.:  ,Ob  einer  im  s. 
müesse,  der  leg  den  [Schlangen-]Stein  in  Spyss  oder 
Trank.'  RCys.  —  2.  sich  bekümmern,  bemühen,  Für- 
sorge haben,  wohl  allg.  ,Sourgi,  assistere,  far  atten- 
zione'  PAL  (Giord.).  La"  du  mich  s.  =  luege",  dass  d'Sach 
t"  d'  Ordni"g  chunnt  B  (Zyro).  's  giH  vil  (g'nueg) 
z'  denkt"  ond  vil  z'  s.  ThMü.  's  mues'  Eine'  s.  u"d 
biege".  Loosli  1911.  S.  noch  Amt-Sorg  (Sp.  1303). 
De'  lät  ('s)  guet  Vögeli  ('s  V.  guet  ZW.)  s.  Th;  ZStdt, 
W.;  s.  noch  Sakrament  (Sp.  656  u.);  Sorg  (Sp.  1299). 
S.  für.  E"  Hüsfrau  mues'  für  d's  Esse"  u"d  für 
d'  Chleidli  s.  B  (Zyro).  Si  [die  Frau]  mues'  för  Alls  s. 
Für  Se'b  (deförj  ist  g'sorgfeß.  Lueg  es  Niedersch 
for  ins,  de""  isch  for  Alli  g'sorget.  SGfeller  1911. 
,Da  kam  es  Uli  wohl,  dass  er  dafür  sorgte,  soviel  als 
möglich  durch  den  grössten  Teil  des  Sommers  altes 
Heu  zu  haben.'  Gotth.  Für  de"  ferndrige"  Sehne  s., 
,für  abgetane  Sachen'  AALeer.  (Hunz.).  Es  ist  derfür 
g'sorget,  dass  ä"  Bäum  nid  i"  Himmel  wachse?1  Aa; 
B;  Z.  ,S.  umb.'  ,Wie  ein  boum  sin  eigne  frucht  im 
selbs  nit  bhalt,  darzuo  nit  brucht,  also  ouch  ein  yet- 
lich  Christ  umbs  nächsten  nutz  sorgen  ist.'  Eckst. 
1525.  ,Wir  dörffent  nit  umb  hilf  oder  schirm  s.,  so 
Gott  unsern  glouben  und  zucht  sieht.'  Zwingli.  ,S. 
auf:  ,S.  auff  das  künftig  jar,  extendere  curas  in  an- 
num  venientem.'  Fris.;  Mal.  —  g6-sorget:  wofür 
gesorgt  ist,  worum  man  sich  nicht  bekümmern  muss. 
G's-s  Bröd  Z,  g's-i  Kost  (GRChur,  =  u"g'sorgeti  Kost), 
Arbet  (THWeinf.)  ha",  versorgt  sein  mit  Brot  usw. 
Etw.  g's-s  ge".  Das  giben-i'h  g'suorgets,  ,die  Sorge 
dafür  überlasse  ich  Andern'  FJ.  Die  Kälber  ,un- 
gehütet  sich  selber  überlassen:  ne"  d'  Weli  gen  oder 
ne"  's  g'sorgeds  gen.'  Bärni».  1908  (BGr.).  —  u(n)-ge- 
sorget:  sorgenfrei  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  G;  Th;  Ndw; 
Z.  Attr.  En  u-s  Lebe"  ha"  Aa;  B;  Z.  ü-s  Brot;  s.  Brot 
(Bd  V  942  u.);  auch  Ap;  B;  Ndw.  ,U-er  Schlaf.'  AyIIal- 
ler.  ,Du  meinst  vielleicht,  so  ein  Klosterherr  habe  es 
eituä  schön  und  gut;  denn  er  habe  u-es  Brot.'  Ndw  Ka). 
1908.  Pra>d.  Bis  doch  u.  JJRabm  1883.  Das  la"  du 
u-s!  darum  kümmere  du  dich  nicht  B.  ,U.  zu  essen 
und  zu  trinken  haben'  Z  (FStaub).  ,Die  Männer 
hätten  einander  angesehen  und  angestossen,  dass  der 
Landvogt  meine,  sie  hätten  noch  keine  Pastete  ge- 
sehen, während  die  Meisten  unter  ihnen  u-er  Pasteten 


1307 


Sarg,  serg,  sirg,  sorg,  surg 


essen  konnte[n]  als  der  Landvogt.'  Gotth.  S.  noch 
rösch  (Bd  VI  1469  o.). 

Ahd.  sorgen,  -ön,  -an,  mhd.  sorgen.  Sorge  WVt.  (vgl. 
BSG.  II  §  227)  und  sourgi  PA1.  entsprechen  ahd.  «orgai ;  sorg* 
in  W  beruht  auf  Beeinflussung  durch  die  andern  Verbal- 
klassen. Vgl.  noch  Gr.  WB.  XI,  1773;  Martin-Lienh.  II 
374    (auch   un-ge-sorgt). 

er-:  a)  einer  Sache  mit  Sorge  entgegensehen,  (be-) 
fürchten  Aa;  B;  Gl;  Gr;  PAL;  G;  Schw;  Th;  Zg;  Z.  Mit 
Objektsatz.  Ich  han  ersorget,  ich  chäm  's  Za"we  über, 
aber  's  het-mer  Nüt  gemacht  ZO.  ,Das  zu  ersorgend 
gewesen  ist,  das  noch  grösserer  und  merer  unrat  und 
schad  darus  [aus  der  Blutrache]  erwuechse.'  1500,  Z. 
,Zu  e.  ist,  daz  der  Zürichse  [durch  die  Fischerei] 
ganz  erbst  und  gescheut  werde.'  1506,  Z.  ,Zuo  Nider- 
ensteringen  vor  des  N-s  hus  lit  ein  eich  im  wasser; 
da  ist  ze  e.,  wann  das  wasser  gross  werde,  das  die  in 
rechten  schiffweg  rüne.'  1545,  Z.  ,[N.,  der  ein  Mäd- 
chen ,geschwecht'  hat]  ersorget,  es  gebe  zuoletst  nüt 
guots  den  erstochens  laben.'  1561,  B  Turmb.  ,Wir 
[die  Appenzeller]  ersorgend,  dass  es  [der  Bau  der  Feste 
Grimmenstein]  uns  und  unserm  land  übel  werd  kom- 
men.' Äg.Tschüdi.  S.  noch  für-sehen  (Sp.  578).  Mit 
Acc.  I'h  ersorge"  's  (recht),  han  's  scho"  lang  ersorget, 
zB.  den  Tod  eines  Menschen  B;  G;  Z.  D's  Exame", 
de"  Winter  e.  GßChur.  Ein  mit  Keuchhusten  behaf- 
tetes Kind  ersorget  en  neuen  A"fall  B.  Der  Hans 
hat  's  villicht  nuch  speter  schwing  z'  hüräte",  wil  eben 
e"  rechts  Meitli  eso-ne"  u"g'hoblete"  Schwacher  miiesst  e. 
CStbeiff  1899.  Z'  e.  gi'-t  's  Nüt  ZO.  ,Ich  ersorge  das 
Sterben  nicht.'  Inderb.  1826.  ,Sie  ersoigeten  die  neuen 
Hausleute  sehr.' Gotth.  .Smario,  hab  din  gemach!  Inen 
[dem  Smuel  und  seinen  Begleitern]  ist  geleit  und  frid 
geben  von  unsern  herren  von  Zürich  für  dich  und  für 
menlichen;  won  der  Smuel  ersorgt  dich  vorhin,  e  dass 
er  her  wölt  komen.'  1391,  Z  KB.  ,[Die  Sundgäuer]  er- 
sorgtend  wol  aber  ein  solchen  struss.'  1468,  LToeler 
VL.  .Etwas  übel  e.  und  vast  fürchten,  prseforrnidare; 
timent  boves  aratrum  collo,  die  ochsen  ersorgend  oder 
entsitzend  den  pfluog.'  Fris.;  Mal.  ,Hab  ich  von  disem 
1588ten  Jar  sagen  hören,  das  man  diss  Jarübel  ersorgt 
hatt.'  RCts.  ,Diesen  Tag  des  Zorns  sollen  e.  alle  Die, 
die  den  Zorn  Gottes  reizen  mit  ihren  Sünden.'  FWtss 
1672.  ,Ich  ersorge  ein  Unglück.'  Kosmopolit  1782  (B). 
S.  noch  zue-risen  (Bd  VI  1343).  Gleichbed.  refl.  .Darum 
[dass  die  Söldner  sich  selbst  bezahlt  machen]  müessen 
wir  uns  dick  e.'  Ansh.  ,Sie  ersorgete  sich  aber  noch  sehr 
auf  die  letzte  Ferggerei.'  Feierab.  1860.  Unpers.  mit 
Dat.  P.  (sim)  1)  essere  titubante  per  timore  PA1. 
(Giord.).  —  2)  weh,  leid  tun.  ebd.  .  Du  hast  sette"  rüeicig 
g' schlöffe",  das'  's-mer  häd  ersourged  dich  £  erwecke", 
che  mi  faceva  pena  lo  svegliarti.'  —  b)  mit  Ungeduld 
erwarten,  herbeisehnen  UAltd.  Alligs  ersorg-ich  d'  ZU, 
wo  es  von  Altdorf  ins  Sommerquartier  auf  den  Urner- 
boden  geht.  —  er-sorglich:  Besorgniss  erregend, 
bedenklich,  gefährlich  ürL.  —  Ersorgnuss  f.:  Be- 
sorgniss. ,Aus  E.,  dass  das  Begehren  fehrners  Be- 
richts ...  mehr  das  Ansehen  einer  Ausflucht  dann 
einer  rechtmässigen  Entschuldigung  haben  möchte.' 
Mise.  T.  1723.  S.  noch  kommen  (Bd  III  267  o.).  — 
Vgl.   Gr.   WB.   III   986. 

ver-:  1.  =  er-sorgen  a  AaF.;  L;  GSa.,  Wb.  I'h  se't 
zum  Tokter,  aber  ich  versorg-es  recht  AaF.  ,Da  jam- 
merte sie  [die  Mutter]  viel,  wie  sie  um  uns  beküm- 
mert  sei   und   wie   sie  es  versorge,   uns  in  die  Welt 


hinaus  zu  lassen.'  XHerz.  1863.  —  2.  sorgen  für,  Vor- 
sorge treffen,  vorkehren,  Acht  geben,  besorgen.  ,V., 
dass  (damit)...'  (gelegentlich  mit  antizipiertem  Obj.), 
dafür  sorgen,  dass...  1)  mit  posit.  Nbsatz.  ,Waz  daz 
mer  wirt,  daz  sol  man  v.,  daz  sömlichs  gehalten  werd.' 
1487,  Seg.  RG.  ,Zu  v.,  das  unser  statt  beslossen  werd, 
ist  bevolchen  N.,  bumeister.'  1489,  Walpm.  ,Ira  winter 
...  soll  der  schuolmeister  v.,  das  in  jeder  class  zwo 
[Kerzen]  ufgesteckt  werdint.'  F  Schulordn.  1577.  — 
2)  mit  negat.  Nbsatz,  verhindern,  verhüten.  ,Sol  ie 
der  man  daz  bi  sinem  eide  verhüeten  und  v.  für  sich 
selben,  für  sin  wip  und  für  alles  sin  gesinde,  daz 
nieman  enkeine  miete  herumbe  [für  die  Fürsprache 
vor  Gericht]  enpfahe  ald  ...  von  nieman  geben  werde.' 

1335,  Z  StB.  ,Daz  si  [die  3  Gerichtsbeisitzer]  versorgen 
und  verhüeten,  daz  nieman  enkeinen  gezüg  nemme  noch 
leiste  durch  verzihens  wegen  der  sache  uf  den  eit.' 
1348,  ebd.  ,Begert  die  A.,  als  wir  B.,  irem  elichen 
man  das  hus  zuogeordnet  hettind,  daz  wir  nu  ver- 
sorgind,  daz  er  ab  dem  selben  hus  nützit  fürbaz  ver- 
kouffen  sölt.'  1432,  Z.  ,An  fryweibel  von  Göppingen: 
Versorge,  damit  der  tor  dhein  schaden  bringe.'  1551, 
B  RM.  S.  noch  zün-brüchig  (Bd  V  381).  Mit  abh. 
Fragesatz:  ,N.  versorgt  allenthalb,  was  von  Nöten.' 
RCts.  Mit  Acc.  S.  Ein  Geschäft  besorgen,  erledigen. 
,Do  si  [die  Nonnen  beim  Bau  des  Klosters  Ötenbach] 
alle  dink  versorget  betten,  do  sassent  si  in  2  verhengte 
schiff.'  1340,  Z  TB.  ,A11  drig  vil  und  dick  so  vol  win 
worden  und  abkommen,  das  etwa  mit  inen  nüt  ver- 
sorget noch  usszerichten.'  1544,  Z  RB.  , Vermeint 
iederman,  die  sach  were  nun  wol  versorget  und  ver- 
richt.'  HBdll.  1572.  S.  noch  für-sehen  (Sp.  578  o.). 
Eine  (amtliche)  Verpflichtung  erfüllen.  ,Wer  och,  das 
das  [1.  du]  kilch  buwes  oder  dekens  oder  gloggen  be- 
dürft, das  sond  die  undertan  v.  und  den  kosten  genz- 
lichhan.'  1328,  LWangen.  ,[Die  Berner  sollten]  ir  rei- 
sen und  züge  also  v.,  daz  si  dez  nütze  und  ere  hetten.' 
Just.  ,[Ein  Priester]  der  ein  mess  teglich  v.  sol,  durch 
in  oder  durch  einen  andern.'  1408,  AaB.  Urk.  ,Des 
gnädigsten  herren  gbott,  welches  du  flyssig  v.  sott.' 
Mauritiana  1581.  S.  noch  prächten  (Bd  V  398  o.); 
bringen  (ebd.  695  u.).  Von  Konkreten,  besorgen, 
warten,  unterhalten.  ,[Ein  Tuchscherer  musste  nach- 
weisen] das  er  das  antwerk  kunne  in  der  masse,  das 
der  liuten  guot  bi  im  wol  versorget  und  behalten  si.' 

1336,  OFecht  1909  (Z).  ,[Damit  die  Schiffleute]  meng- 
lichem sin  guot  desto  sicherer  gefüeren  und  v.  mögen.' 
1378,  Sch  Chr.  ,Die  hüser  in  guoten  eren  haben  und 
halten  und  v.  an  dien  muren,  an  dem  gezimer  ...  und 
an  allen  dingen,  so  dien  selben  hüsren  notdürftig  sint.' 
1400,  UwE.  ,[Der  Rheinwart  soll]  alle  glocken  v. 
und  die  ufziehen.'  1428,  Bs  Chr.  ,So  soll  ich  pflichtig 
syn,  des  gottshus  garten  ze  v.  mit  säen,  jäten,  kölen 
[usw.].'  1452,  JCZdpp.  1894.  ,Der  N.  hat  mir  sin  guot 
schlechteklich  bevolchen  und  ich  hab  ims  trüwlicher 
versorgt,  denn  hette  er  mit  mir  vil  wortten  gebrucht.' 
1460,  Z  RB.  ,NN.  söllent  der  statt  armbrüst,  büchsen 
und  andern  züg  ...  nach  dem  besten  v.'  1481,  Waldm. 
,[Ratserkenntniss,  ein  baufälliges  Haus  betreffend:] 
das  so  nidergefallen  oder  noch  stat  und  bresthaft  ist, 
zuo  buwen  und  also  zuo  v.,  damit  kein  schad  darvon 
entstände.'  1498,  Z  RM.  .Leite  er  [ein  Knecht]  sich 
uff  die  gutschen,  ein  wyl  zuo  warten  und  dann  das 
vych  zuo  v.'  1541/3,  Z.  ,V.,  eines  dings  acht  haben, 
curare,  attendere  aliquid,    rem  aliquam  cur«  habere; 


l:!0!) 


Sarg,  serg,  sirg,  sorg,  surg 


1310 


versorget,  euratus.'  Fris.;  Mal.  .[Ratsbeschluss:]  dass 
eine  ehrsame  Gemeind  Albisrieden,  ihre  Häg,  Gatter 
und  Rigel  ...  allein  machen  und  v.  solle.'  1726,  Z  Rq. 
1910.  S.  noch  zün-brüchig  (Bd  V  381);  Bresten  (ebd. 
840  u.);  rinnen  (Bd  VI  1001);  gesegnen  (Sp.  466 u.). 
Verwahren.  Es  hed  Nüni  g'schlage"  ...  versorgen  wol 
das  Für  ond  Liecht.  Ap  VL.  1903  (Abendruf  des  Nacht- 
wächters). ,Der  sitz  des  stuols  soll  mit  linden  tüech- 
linen  umbbunden  und  versorget  syn.'  Ruef  1554;  vgl. 
Bd  III  1315.  Beaufsichtigen,  von  der  Zensur:  ,Her- 
widerumb  versorge  man  den  truck  dermassen  ouch, 
dass  nüdt  args  ...  getruckt  werde.'  HBcll.  1575.  Mit 
Richtungsbestimmung  (vgl.  c):  ,[Die  Luzerner  sollen] 
die  nüwen  münze  der  herzogen  von  Österrich  nemen 
...  und  die  münze  in  ir  stat  v.  [dafür  sorgen,  dass  sie 
in  ihre  Stadt  komme],  das  man  mit  nüwen  phenningen 
kouffe  und  verkouffe.'  1336,  Absch.  Mit  Acc.  P.  Die 
anvertrauten  Seelen;  s.  Sp.  666  o.  Vgl.:  ,[üie  Engel- 
berger  wollen]  einen  lupriester  han,  der  tod  und  leben 
[Tote  und  Lebendige]  versörgti[!].'  1469,  UwE.;  vgl. aß. 
Sexuell  befriedigen  (Syn.  besorgen):  Der  ist  och  z'  alte'', 
für-ne"  söltegi  Frau  z'  v.,  mit  absichtlicher  Zwei- 
deutigkeit. Barnd.  1911  (BG.).  Vom  Henker,  hin- 
richten: [Ritter  zum  Henker:]  Wen  wend-er  so  früe 
v.?  In  unserem  Land  ist  's  nit  der  Bruch,  dass  ma" 
's  Wibervolk  tuet  henken  üf.  LTobler  VL.  Insbes. 
a)  ausstatten,  versehen.  Jmd  mit  Spis  und  Trank, 
Holz  usw.  v.  Ap;  B;  Ta;  Z  und  weiterhin,  doch  nicht 
eben  häufig.  In  ä.  Spr.  auch  mit  Acc.  S.  ,Tätind 
si  [die  Kurfürsten]  daz  nit  [einen  König  wählen], 
so  wolt  er  [der  Pabst]  daz  rieh  v.  mit  einem  künge.' 
Z  Chr.  1336/1446.  ,Es  sol  ouch  ein  lupriester  den 
chor  mit  liecht,  tach  und  gemach  v.'  1488,  LSurs. 
,Das  yederman  stet  und  Schlösser  versorgte  [mit  Kriegs- 
volk und  Proviant]  zum  basten  so  sy  möchten.'  Mor- 
gant  1530.  ,Gieng  Rengnold  im  velssen  ummhar  und 
samlet  steinn  ...  und  versorget  all  werinnen,  da  sine 
brüeder  sinn  sottend.'  Haimonsk.  1531.  ,Dass  sy  [die 
Kirchgenossen]  mit  geschickten,  wolgelerten  predi- 
kanten  versorget  werden.'  1553,  BLenk.  ,[Die  ,Hurd- 
waud'  soll  N.]  undenhar  mit  einer  steininen  Blaten 
v.'  1618,  Z.  ,Die  Vorsehung  tun,  dass  durch  das 
ganze  Jahr  die  Metzg  jeweils  dergestalten  mit  Rind- 
und  allerhand  Bratisfleisch  versorgt  werde,  auff  dass 
einiger  Mangel  daran  sich  nicht  erscheinen  tüege.'  Bs 
Mand.  nach  1650.  S.  noch  Büchi  (Bd  VI  188);  be- 
singen (Sp.  1204);  Besorg  (Sp.  1304).  Spec.  et)  von 
der  Ausstattung  zur  Ehe,  zum  Eintritt  in  den  geist- 
lichen Stand;  vgl.  Sp.  570  f.  ,Ir  sond  im  ain  kind  v., 
weders  er  wil,  gaistlich  oder  weltlich.'  1495,  Gpd. 
,N.  soll  die  kind  selbs  erzüchen  und  v.'  1590,  Z  RM. 
,Ein  kind  zuo  der  ee,  den  eren  v.'  .Wenn  die  kind 
zuo  iren  tagen  komint...,  so  mag  der  vatter  mit  rat 
siner  fründen  dieselben  sine  kind  zuo  den  eren  v.  mit 
irem  tail  guot.'  1487,  GT.  Rq.  .Alsbald  ein  kind  zuo 
sinen  tagen  kompt,  inmassen  daz  es  zu  der  ee  mag 
versorgt  werden,  so  soll  alsbald  die  [in  zweiter  Ehe 
lebende]  muotter  verpunden  sin,  demselben  kind  ein 
zimmliche  eestür  hinus  zu  geben.'  1539,  B  StR.  ,Zwo 
von  Wattenwyl  wurden  mit  gunst  irer  brüederen 
zur  ee  versorget.'  Ansh.  Refl.,  sich  verheiraten;  Syn. 
sich  versehen  (Sp.  571).  ,Die  schwangere  Wiber  ... 
namen  [im  Pestjahr  1565]  andere  Mannen,  das  die 
Oberkeit  bewegt,  solches  ze  verbieten,  under  einem 
gewissen  Termin  von  Monaten  sich  nit  ze  v.'  FPlatt. 


1612.  .[Nach  dem  Tode  des  Mannes  niuss  die  Mutter 
das  Erbe  nicht  mit  den  Kindern  teilen]  es  wäre  dann 
Sach,  dass  die  Mutter  sich  mit  einem  andern  Ehemann 
v.  ...  wurd.'  SMutach  1709.  S.  noch  Sp.  572  o.  - 
ß)  mit  den  Sterbesakramenten  versehen  Bs;  PSs.,  Stdt; 
„L";  Ndw;  W;  Synn.  s.  Sp.  571.  Der  Pfarrer  het-ne" 
versorget  mit  Allem  FStdt.  [Petrus]  het-mer  g'siH,  ich 
kennt  da  nit  inhi"  [in  den  Himmel],  ich  sigi  no'h  nüt 
versorgete.  Schwzh.  (FSs.);  s.  noch  reichen  (Bd  VI 
140  u.).  Hieber  wohl:  Der  Mesmer  ver-(bi-)sorget  d' 
Lütli;  s.  Heiden-Für  (Bd  I  945).  —  b)  als  Rechts  w„ 
sicherstellen,  a)  von  Sachen.  Duich  eine  äussere  Form 
(Eid,  Brief  usw.)  bekräftigen;  .gerichtlich  fertigen.' 
Püp.  ,Das  dis  vorgeschriben  alles  [ein  Verbot]  ...  also 
versorget  werde  mit  eiden  und  mit  andern  dingen,  das 
enkein  gebrest  noch  irrung  herunderkom  bi  dem  eide.' 
1348,  ZStB.;  ebenso  1369.  ,Wan  guot ...  ist,  das  man 
der  Sachen,  die...  den  lüten  zuo  eren  und  zuo  nutz 
...komend,  mit  briefs  handvesti  versorge,  versichere 
und  bestätige...'  1440,  GT.  Rq.  ,Von  der  verkomnus 
wegen,  die  man  mit  dem  küng  [von  Frankreich]  ma- 
chen sol,  ...  ist  denen  von  Bern  bevolchen  uft'zerichten 
und  ze  v.'  1474,  Absch.  .Welcher  gelt  um  zins  us- 
licht  oder  entlechnet,  soll  allwegen  von  zwenzigen 
eins  verzinst  und  ...  das  mit  brief  und  sigel  versorgt 
werden.'  1525,  ebd.  Eine  Forderung  (hypothekarisch) 
sicherstellen.  ,Dass  die  summ,  so  sy  [die  Eidgenossen 
von  Savoyen]  fordert  hettefn],  verschriben  und  ver- 
sorgt wurde  noch  aller  notdurft.'  1476,  Bs  Chr.  Die 
Bemegger  haben  die  3000  Gulden  ,zu  v.'  übernehmen 
müssen.  1768,  JGöldi  1897.  —  ß)  von  Personen,  durch 
Hypothek,  Faustpfand,  Bürgschaft  in  Bezug  auf  eine 
Forderung,  ein  Erbe.  ,Ob  ein  man  sin  wip  ouch  gerne 
versorgete  [in  Bezug  auf  das  Erbe]...,  du  süln  beide 
für  einen  rat  gan  und  süln  den  bitten,  das  si  die 
frowen  besorgen,  ob  der  man  stürbe,  das  ir  des  guotes 
ouch  volgte.'  Z  RBr.  ,Umb  900  guldin  sol  er  uns  v., 
von  20  einen  ze  gebend,  mit  guotten  underpfanden, 
gülten  und  bürgen.'  1430,  Z  StB.  ,Als  N.  sin  eliche 
gemahel ...  400  Rinsch  guldin  ir  morgengab  bewist  und 
versorgt  hat  uff  die  vesti  Braitelandenberg.'  1443,  Z. 
,[A.  ist  mit  seinem  Schuldner  B.]  verkomen,  das  er 
im  von  den  10  guldin  ein  eimer  wins  des  jares  zuo 
zinss  geben  sölte,  darumb  er  [B.]  inn  versorgt  hab.' 
1467,  Z  RB.  ,30  gülden  sol  N.  zuo  Basserstorff,  hat 
Waldman  selig  im  glichen,  mit  dem  geding,  ob  er  im 
die  uff  Martini  nechst  verschinen  nit  gebe,  so  sölte 
er  inn  darumb  hablich  v.  und  dannenthin  davon  zins 
geben.'  1490,  Walmi.  (Abrechnung).  ,Will  man  inen 
[der  Gemeinde  Wallisellen]  ouch  noch  ein  jar  lang 
umb  iren  fürsatz  warten,  doch  das  sy  den  zins  darvon 
geben  und  herrn  obman  mit  hablicher  bürgschaft  v. 
söllind.'  1564,  Z  RM.  ,A.  [soll]  den  B.  ouch  mit 
underpfanden,  das  biderb  lüt  gnuogsam  bedunkt,  v.' 
1566,  ebd.  , Nachdem  synes  bruoders  kind  umb  ir 
vätterlich  erb  und  guot  von  ime  versichert  und  andere 
syne  schuldvorderen  umb  ire  ansprachen  ouch  ver- 
sorget und  bezalt  syn  wellen.'  1578,  Z.  S.  noch  ver- 
sicheren (Sp.  181  o.).  Refl.,  sich  Sicherheit  verschaffen, 
geben  lassen.  ,Das  man  do  iedem  man  erloubt  hat, 
sich  umb  sin  geltschult  ze  v.  mit  gyselschaft  und  mit 
andern  Sachen.'  1354,  Z  StB.  .Mag  iederman  sich  gen 
dem  andern  v.,  als  im  dann  nottürftig  ist.'  1372,  ebd. 
,Dass  einer  das  hauptguot  nit  über  3  jar  nit  an- 
stahn  lassen;    dann  welcher  3  jar  zinss    davon   nimt, 


1311 


Sarg,  serg,  sirg,  sorg,  surg 


1312 


der  soll  dann  schuldig  sein,  sich  um  das  haubtguot  v. 
zu  lassen.'  1544,  Streitschrift  1713.  ,A.  soll  dem  B. 
30  gl.  lychen,  ouch  sich  darurab  v.  und  mit  züg  bezalen 
lassen.'  1557,  Z.  (Sich)  gegen  Feindseligkeiten  sicher 
stellen:  ,[Die  Zürcher  sollten  Rapperswil  besetzt  und 
den  einen  Grafen  von  Habsburg  gefangen  halten]  all 
die  wil  unz  uf  die  stund,  das  die  von  Zürich  sich 
selber  versorgtin  und  sicher  getan  wurden,  das  si  und 
ir  nachkomen  sölichs  mordes  ...  nu  und  hienach  ledig 
wärint  von  dem  vorgenanten  von  Habspurg  ...  [Als 
geraume  Zeit  Nichts  geschah,  berichteten  sie  an  die 
Habsburger]  sid  nieman  si  v.  wolte,  so  Wolfen  ouch 
si  also  nit  lenger  in  forchten  sin,  wan  si  wolten  sich 
selber  besorgen  mit  der  statt  ze  Eappreswil  und  mit 
andren,  als  si  notdürftig  sint.'  Z  Chr.  XV.  (Zürcher 
Mordnacht  1350);  ähnlich:  ,Si  söltin  grauf  Hansen 
von  Habspurg  in  gefangnus  haben  als  lang  unz  die 
von  Zürich  besorgot  wurden.'  Z  Chr.  1336/1446.  — 
c)  mit  Ortsvorstellung,  (sicher)  unterbringen, 
a)  von  Sachen,  aufheben,  bergen,  aufbewahren,  mit 
oder  ohne  Angabe  des  Ortes  Ap;  Bs;  B;  Gl;  G;  S;  Th; 
Nnw;  Z.  Öppis  so  guet  v.,  das'-me"'s  nümmer  findt 
Z.  D'  Eüebe"  v.,  nach  der  Ernte  Bs.  Mer  wei"  's  [ein 
Kleid]  dank  wider  v.  OvGreterz  1911.  Er  nimmt  de" 
ganz  Plunder,  versorget-ne"  im  Stube'schaft.  SGfeller 
1911.  D'  Hand  i"  de"  Hose"seck  v.,  untätig  bleiben. 
RvTavel  1904.  ,Ich  will  den  Weinschenk  gebeten 
haben,  dass  er  ...  den  100jährigen  Kalender  versorge, 
damit  ich  meine  Kalender  anbringen  konnte.'  S  Wbl. 
1805.  Auch  bei  GKeller  II  48.  ,Die  von  Barre,  von 
Egre  und  ab  dem  Berg  meintent,  si  söltent  ir  paner, 
ir  insigel  und  briefe  under  inen  selber  ouch  v.  als 
wol  als  die  in  der  statt  Zug  ...  Darwider  aber  die 
von  Zug  redtent,  si  wärent  von  alter  also  herkomen, 
daz  si  die  paner  und  ir  insigel  und  ir  brief  in  ir  statt 
behaben  und  v.  söltent.'  1404,  Gl  Urk.  ,Do  Magis 
den  [erbeuteten  goldenen]  adler  versorget  hat,  do  kam 
er  wider  zuo  Karlys  zält.'  Haimonsk.  1530.  ,Ob  es 
sich  begab,  daz  einem  uf  unser  allmeind  vech  . ..  ver- 
durb,  so  sol  ers  von  1  stund  angents  vergraben  und 
v.'  1536,  Schw  Rq.  S.  noch  rätsamen  (Bd  VI  1620); 
Sach  (Sp.  112).  Scherzh.  =  eine  (gehörige)  Portion 
Speise  und  Trank  unterbringen,  bewältigen,  tüchtig 
essen  und  trinken  (können)  Ap;  Bs;  B;  L;  G;  S;  Th;  Z; 
Syn.  under  Dach  bringen.  Der  versorget  Öppis  (cha"", 
mag  Ö.  v.J.'  hat  einen  gesegneten  Appetit  Bs;  B;  G;  Z. 
Mer  hei"  die  Spis,  der  Wi"  versorget  B  (Zyro).  E" 
Pfund  Fleisch  v.  Z.  I"  den  Driss' gerjöre"  hed  so  e" 
Spisse"bueb  [Bauernsohn  vom  Hofe  Spissi]  in  ei"'m 
Hock  sini  drü  alti  Mass  Most  versorget  L.  Wo-n-er 
afe"  drizeh"  Chännli  voll  versorget  g'ha"  het,  ''ass-em 
der  Wi"  anfe"  d'  Pelzchappe"  lüpft.  BWyss  1863.  Brötis, 
Herdöpfel  und  Salöt  sind  versorget.  JRoos  1907.  I" 
der  Wirtschaft  hihi  es  Wüschli  jungi  Purst  zur  Seit- 
sami Prönz  versorget.  Barnd.  1911  (BG.).  .Nachdem 
sie  die  Säuohren  versorgt  hatten.'  Gottb.  ,Er  packet 
den  aufgestellten  Vorrat  von  Kuchen  und  Braten,  die 
er  mit  seinen  Hunden  auf  einmal  nicht  v.  kann,  in 
eine  oder  zwo  Futertaschen.'  Sintem.  1759.  S.  noch 
seglen  (Sp.  443  u.).  —  ß)  von  Personen,  in  einem  Quar- 
tier, im  Spital,  Zuchthaus,  in  einer  Anstellung  usw.  Aa; 
Ap;  B;  G;  Th:  Z.  Si  händ-e"  mües'e"  v.,  in  die  Irren- 
anstalt verbringen  Th;  Z.  Er  het  sini  Matli  guet  ver- 
sorget, in  einem  Dienst  untergebracht  oder  verheiratet 
Ap;  G;  Th;  Z.   Es  sind  alli  versorget,  in  einer  Stellung, 


verheiratet  oä.  B;  Th;  Z.  Von  einem  Verstorbenen 
sagt  man,  der  liebe  Gott  habe  ihn  versorgt  Z  (FStaub). 
Der  ist  versorget,  gestorben,  auch  zu  Grunde  gegangen 
von  einem  Weinstock  Z  (Dan.).  So  Eine  [ein  Stum- 
mer] g'hört  nid  in  Spittel,  der  sfft  änderst  versorget 
si".  H  Blattner  1902.  Sobald  si  di  beide"  Gest  het  ver- 
sorget g'ha",  isch  d'  Frou  Käteli  in  iri  Stube"  g'gange". 
RvTavel  1910.  ,[Die  beiden  Totschläger]  füert  man 
heim,  band  und  versorgt  si.'  Salat.  ,Ist  aber  der  [ge- 
vangene]  schmid  sunst  ein  grosser  unglichmacher  gsin 
all  sin  tag,  das  er  billicher  solt  bass  fersorget  sin.' 
1561,  ÜMev.  Chr.  1540/71.  ,N.,  so  ein  liederlicher 
bolz  und  bisshar  umb  keine  Züchtigungen  nützit  geben, 
soll  uff  ein  jar  inn  dem  brunnenstübli  im  spital  ... 
versorget  werden.'  1598,  Z  RM.  ,[Man  habe  N.]  wegen 
seines  unrichtigen  Haupts  in  den  Spital  v.  müssen.' 
1680,  Z.  ,11  m  allda  [im  , Spittel'  von  ÄASeon]  eine 
gewisse  Anzahl  armer  Leute  v.  zu  können  und  bei 
diesem  zu  erbauendem  Armenhaus  3  Jucharten  von 
der  Allmend  zum  Anpflanzen  für  die  allda  versorgenten 
Armen  einzuschlagen  . . .'  1792,  JLüscher  1898.  S.  noch 
er-rüefen  (Bd  VI  700  u.).  —  3.  sich  der  Sorge  ent- 
schlagen. ,Üb  die  seien  werden  verlorn,  dar  uf  hant 
si  [die  Priester]  versorget  gar.'  Boner.  —  ver-sorget: 

a)  akt.,  von  Tieren  (Pferd,  Rind,  Hund),  mit  denen 
man  gut  versehen,  bedient  ist,  für  deren  gute  Eigen- 
schaften man  bürgen  kann  Aa;  BE.,  G.  Syn.  be- 
sorget. ,Versorgete  Kühe  sind  solche,  welche  man 
erprobt  hat  und  erfunden  als  gesund  im  Fressen,  zahm 
im  Melken,  gut  bestellt  im  Euter,  fett  und  reich  in 
der  Milch,  bereit,  alle  Jahre  zu  kalben,  wenn  die  Zeit 
um  ist,  aber,  je  nachdem  es  sich  eben  trifft,  ins  Grüne 
oder  ins  Dürre.  Die  Kühe,  mit  welchen  man  in  der 
Regel  am  Besten  versorget  ist,  sind  die,  welche  mau 
selbst  erzogen  hat.'  Gotth.    Vgl.  Bärnd.  1911,  140.  — 

b)  pass.,  (wohl)  versehen  B  (Zyro);  Syn.  versehen  b 
(Sp.  574).  I°*  bi"  der  Magd,  Chue  v.  (Fehler  für  mit 
der  M.?).  , [Knecht,  der  für  seinen  Meister  ein  Kleid 
kauft:]  Gend  mir  ettwass  guots  dar  bii,  und  dass  min 
meister  v.  siig.'  Fastn.  XV.  ,Nemmend  in  [den  Diener] 
gschwind!  ich  weiss,  dass  ir  v.  sind.'  Rdef  1540.  ,So 
ein  Schroit,  Wagner  ...  nit  gute  Werschaft  machtend, 
dass  man  v.  were,  soll  er  [der  Klosterschaffner]  Sol- 
ches anzeigen.'  XVII.,  AaMuH.  Mit  adv.  Zusätzen  B; 
Gl;  G;  Th;  Z.  Mit  dem  Mvtli  ist-er  schlecht  v.  BG. 
Mit  dir  war  d'  Welt  schön  v.!  Gl.  Men  ist  ke'" 
Bitzli  v.  mit-em.  —  un-:  a)  nicht  besorgt.  In  abs. 
Konstr.:  ,Gan  zaller  Sachen  u.,  hus  und  hofes  und  unser 
ewiber  halb  [mussten  wir  die  Heimat  verlassen].'  1448, 
B  AM.  —  b)  nicht  versehen  (mit),  a)  =  un-versehen  2  a 
(Sp.  575).  ,Ob  nach  beder,  vatter  und  muoter,  tode 
söliche  kinder,  mit  namen  so  noch  u.  und  ungestüret 
sind,  mit  tod  abgiengen,  so  gand  aber  die  gemelten 
usgestürten  kinde  zuo  erbe.'  1488,  AAWett.  ürk.  — 
ß)  =  un-versehen  2b  F;  W.  Du  bün-ich  g'storbe"  u-er. 
Schwzd.  (F).  .Unversorgt  kann  ich  den  Vater  nicht 
sterben  lassen.'  W  Sagen.  —  ,Ver-sorger  m.:  Ver- 
walter, tutelarius.'  Fris.;  Mal.  —  Chnöpfli-:  wer 
gerne  Chnöpfli  (Bd  III  750)  isst  Bs.  [Vetter  zum 
Knaben]:  Muess-der  d'  Ore"  lö"  und  's  Lebe"  schenke", 
du  Chnop/h!  [Knabe:]  Nai,  i°*  bi"  kai"  Chnopf,  aber 
du  bisch  e"  Clin.!  Breitenst.  —  Ver-sorgi°g  f.: 
a)  Besorgung.  ,Die  Versorgung,  procuratio.'  Mal.  ,In 
v.  han',  von  Kindern,  aufziehen  und  erhalten:  , Weiher 
. ..  der  nechst  wer,  der  sol  haben  oder  tragen  die  sorg 


1313 


Sarg,  serg,  sirg,  sorg,  sitrg 


1314 


der  [verwaisten]  kind.  Aber  er  sol  sy  han  in  Ver- 
sorgung unz  zuo  12  jaren.'  um  1500,  AAR.StR.  —  b)(aus- 
kömmliche)  Anstellung  udgl.  B;  G;  Th  und  weiter- 
hin ;  vgl.  versorgen  2  c  ß.  Er  het  e"  gueti  V.  im  Wältsch- 
land  GT. —  Ver-sorgniss  f.:  a)  Vorsorge,  Vorsicht. 
,Die  Steglen  [?]  sambt  einem  yssenen  Pfaal  hat  man 
auch  mehrer  Versorgkniss  willen  in  das  Züghuss  ge- 
tan.' 1662,  Z  Neuj.  N.  —  b)  Amtsversehung.  .Hatdiss 
gottshuss  alle  pfärlichen  rächt  und  gewonhaiten,  so  vil 
und  so  ferr  ietz  zum  Closter  hiehär  zuo  pfärlicher 
värpflicht  und  värsorgnus  gehörend.'  1514,  FJecklin 
1910.  —  c)  Sicherstellung,  Pfand,  Bürgschaft.  Meist 
finanziell.  ,Und  ze  merer  Sicherheit  und  versorgnuss 
...  hab  ich  mli.  von  Baden  zuo  rechten  unverscheidnen 
bürgen  geben  und  gesetzt  diss  nachgeschriben  erber 
manne.'  1437,  AaB.  Urk.  .Haben  wir  zuo  derselben 
bewisung  und  versorgnuss  [von  400  Gulden]  unsern 
gunst  und  willen  gegeben.'  1443,  Z.  ,Mh.  von  Fri- 
burg  sollend  ir  schuld,  25000  gülden,  noch  innhalt 
irer  brieff,  und  ouch  der  v-e  der  50000  gülden  abge- 
tragen werden.'  1476,  Bs  Chr.  ,Man  sol  den  swestern 
im  Hröwenhus  versorkniss  umb  ersatzung  irs  hoffs  zu 
Wyler  geben.'  1484,  B  RM.  ,Och  haben  wir  in  disen 
sorglichen  löffen  und  uffruor  mangel  an  kom  und  gelt 
und  bitten  üwer  fruntschaft ...,  ir  wollen  uns  300  mut 
kom  und  darzuo  5  oder  600  gülden  zuo  zins  oder 
sust  uff  unser  erber  gnuogsam  versorgknus  verhelffen.' 
1499,  Calvenf.  1899  (Chur  an  Zürich).  In  allgemei- 
nem) Sinne:  ,[Man  soll  die  Verbrecher]  mit  dem  turn, 
trostung  oder  andren  versorgnussen  verwaren.'  1578, 
AAK.Rq.  Spec.  =  Eichung  3  b  (Bd  VI  477).  .Unser 
frow  die  herzogin  sol  och  in  derselben  versorgkniss 
sich  und  die  iren  verbinden,  niemant  wider  die  Eid- 
gnossen  zuo  enthalten  [usw.].'  1477,  Bs  Chr.  ,Ob  sach 
war,  dass  die  underhandlung  langen  Verzug  nemen 
wurd  und  nit  möcht  forderlich  gefridet  und  die  ver- 
sorgnuss ufgericht  werden,  dass  dann  der  herzog  [von 
Savoyen]  6  statthaftig,  wolhabend,  gwaltig,  rieh  per- 
sonell ...  zuo  bürgen  geben  solle.'  1530,  Absch. 

Mini,  airsorgen;  vgl.  Gr.  WB.  XII  1359/64;  Martin-Lienh. 
II  374;  Fischer  II  1341/2.  Versorget  a  wohl  <  versorgend 
(Pte.  Pries.);  vgl.  die  Aam.  zu  Mayen  (Bd  V   35). 

vor-:  wie  nhd.  Aa;  Ap;  B;  Gl;  G;  Th;  Z.  Für  de" 
Winter,  di  schlechte"  Zite"  v.  ,In  das  künftig  jar  v., 
in  annuni  prospicere.'  Fris.jMal.  —  Vor-sorgung  f.: 
=  Vor-Sorg  2.  Der  Berner  Rat  traf  folgende  ,V.'  1754, 
B.  -  And.  fonuorgen.  Vgl.  Sanders  II  1121;  Fischer  II 
1875  (unter  ,fürsorgen'). 

für-:  a)  =  vor-sorgen  AALeer.  (Hunz.);  B.  Für  de" 
Winter  f.  B.  ,F.  auf  künftiges,  providere,  in  posterum 
prospicere.'  Fris.;  Mal.  —  b)  ,F.,  etwas  für  einen 
andern  schaffen  und  verwalten,  procurare.'  Fris.;  Mal. 
—  Für-sorger  m.  ,[Du,  Zwingli,  hast  mir  geschrie- 
ben] wie  du  mir  f.  syest.'  1525,  Zwingli  Br.  ,F., 
provisor.'  Fris.;  Mal.  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV  827/8;  Fischer 
II    1875. 

b"-:  1.  a)  =  sorgen  1  Ndw  (Matth.).  ,B.,  in  sorg  sein, 
vereri.'  Fris.;  Mal.  Mit  Objektsatz.  ,Das  ...  iederman 
besorgti,  das  es  [das  Töten  der  Hunde]  ettlichs  zuo- 
künftygs  ungfels  und  Unglück  ein  anfang  und  Ursprung 
weri.'  1489,  Waldm.  ,In  dem  sind  die  knecht  so  in 
merklicher  zal  ...  heimzogen,  dass  wir  besorget  hand, 
es  wurde  nit  lang  beit  han  noch  mögen  erliden.'  1521, 
Absch.  ,Man  besorgt,  er  [ein  Komet]  zaigte  nunz  guots.' 
Vad.     ,lch  furcht  oder  besorg,   er   möge  nit  gestillet 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


oder  versuent  werden,  vereor  ut  placari  possit.'  Fris.; 
Mal.  ,Man  dörffe  auch  nit  zu  b.,  daz  der  geist  ein 
solche  person  am  lyb  verletze.'  LLav.  1569;  ,nian  habe 
nicht  zu  förchten.'  1670.  ,[Der  Feind]  besorget,  er 
verlier  die  Schanz.'  1621,  Zinsli  1911.  S.  noch  Bluet 
(Bd  V  222);  roden  (Bd  VI  618);  un-ver-sichüich  (Sp. 
271).  Mit  abh.  Fragesatz.  ,Als  N.  besorget,  waz  im 
drus  entston  möcht...'  JHaller  1550/73.  ,Ich  besorg, 
was  doch  darauss  wolle  werden,  sane  cur*  est,  quod 
eveuturum  hoc  siet.'  Fris.;  Mal.  Mit  Inf.  ,Und  waz 
die  letzy  [bei  Frastenz]  so  guot,  daz  man  sy  besorgt 
zuo  gewännen.'  Edlib.  I.  S.  v.  Bedenken  tragen. 
,[N.  habe]  sy  ermant,  so  sy  sich  das  kindly  ze  machen 
nit  gschampt,  das  sy  ouch  den  vatter  anzuzeigen  ouch 
nit  bs.  solte.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Er  besorgts  ze 
sagen,  er  weisst  nit,  ob  er  es  sagen  sol  oder  nit, 
dubitat  dicere.'  Fris.;  Mal.  ,Was  sind  das  für  läri 
Fanten,  dass  man  bsorgt,  die  Supplikanten  glich  als 
Bürger  anzunän?'  ScHwBr.  Bartlispiel  1784.  Mit  Gen. 
1)  vor  Einem  in  Sorge  sein,  sich  fürchten:  ,Der  bös- 
wicht ist  hie  by  uns,  des  ich  besorg,  der  das  fleh 
ermürt  hat.'  1500,  Z.  —  2)  für  Einen  in  Sorge  sein: 
,Ich  besorg  deinen,  ich  förcht,  dich  gange  etwas  Un- 
glücks an,  timor  meus  de  te;  ir  fürchtend  oder  be- 
sorgend meinen,  vos  mihi  veremini,  ne  labat  ad  opi- 
nionem.'  Fris.;  Mal.  Mit  Acc,  fürchten.  ,Er  besorgt 
den  küng  vast.'  1476,  Bs  Chr.  ,Es  half  an  anstössen 
wol  scheiden,  dass  der  adel  d'  Eidgnossen  besorgt' 
Ansh.  ,A1s  er  sich  vermerken  Hess,  dass  er  ...  ire  ge- 
fründten  besorgte,  sprach  N.,  es  tat  im  niemandt  nütz.' 
1554,  Z  Ehegericht.  , Einen  frömbden  Gott,  den  du 
Nichts  zu  b.  oder  zu  förchten  [hast].'  FWyss  1670.  .Viel 
Unbekannts  [ist]  noch  zu  b.'  Z  Neuj.  D.  Seh.  1733. 
S.  noch  ge-rösten  (Bd  VI  1523).  —  b)  gleichbed.  refl. 
a)  mit  refl.  Acc.  ,I)az  er  etlichen  sinen  künden... 
entragen  hab  etwen  ein  klungeli  garn  ...  doch  nun 
denen,  so  er  sich  besorgte,  an  inen  am  Ion  verlieren 
rnüesd.'  1490,  Z  RB.  ,Daz  der  pfaff  sich  als  übel  be- 
sorgte, daz  er  nit  harus  torst  gon.'  1500,  Z.  ,Du  hast 
dich  meinethalb  nicht  zu  b.,  tibi  a  me  nihil  est  peri- 
culi.'  Hosp.  1683.  ,Wann  sich  Frankreich  nicht  b. 
würde,  die  Eidgnossen  möchten  gar  zu  gut  keiserisch 
werden,  so  würde  er  [der  König  von  Frankreich]  ihnen 
durch  seinen  Ambassador  nicht  so  sittlich  an  dem  Hals 
kratzen  lassen.'  Coxloquidh  1689.  Mit  Gen.  ,Jeder- 
man  besorget  sich  sonderlich  der  wynräben.'  1574, 
Aa  TB.  .Vermeinet,  sye  hätten  sich  yetz  keiner  Be- 
lagerung mehr  zu  b.'  RCys.  ,In  dem  nun  mein  Muter 
seer  krank,  also  dass  man  sich  Sterbens  besorgt.' 
FPlatter  1612.  ,[Die  Obrigkeit]  muss  auch  ...  sich 
der  göttlichen  Straff  sowohl  als  andere  Leut  b.'  Heut. 
1658.  ,[Zu  einem  zum  Tode  Verurteilten:]  Der  Schan- 
den halben  hast  du  dich  nichts  zu  b.  Wan  dein  Weib 
und  Kinder  recht  tun  ...  wird  man  ihnen  deinen  Tod 
nicht  aufrupfen.'  JMeter  1694.  ,Als  die  Grafen  von 
Habspurg  mit  Zürich  keinen  Frieden  machen  und  die 
Züricher  ihres  Besatzes  sich  b.  mussten,  beschickten 
sie  die  Ihrigen  zurück.'  JCEschek  1692.  Mit  Acc. 
,Wir  vernemend  allerlein  pratik  und  red,  so  zwuschend 
den  fursten  und  küng  sol  fürgan  und  ir  uch  etwas 
besorgend,  das  flucht  über  uch  und  uns  gang.'  1485, 
B  Anz.  ,Mir  [=  wir]  uns  nit  haben  zu  b.  des  bösen  Geist 
Trug  und  Falschheit.'  GGorrn.  1619.  ,Sich  b.  vor'; 
vgl.  Sp.  1316.  ,Man  [die  Eidgenossen]  sich  vor  im 
[Thoman  von  Falkenstein]  gar  nichtz  besorgt  und  in 
83 


1315 


*,  serg,  sirg,  sorg,  surr; 


für  ein  guoten,  getriiwen  fründ  hielt'  Äg.Tschum  Chr. 
,lch  geschwygen  yetz,  dass  wir  ouch  von  denen  vil 
guots  ze  erwarten  habend,  vor  welchen  wir  uns  vorhin 
raüesstend  b.'  Gualth.  1559.  In  abgeblasster  Bed., 
denken  auf,  sich  (geistig)  beschäftigen.  ,Sich  b.  üf-: 
,Was  ist  anders  die  ursach,  darumb  der  mensch  so  vil 
ungrnach  erlyden  muoss,  dann  dass  er  sich  uf  des 
bapsts  buoss  bsorgt,  wie  er  dero  nachkumm.'  Eckst. 
1525.  ,Sich  b.  um':  , Wehrend  dieser  merkwürdigen 
Zwischenzeit  [während  des  Imbisses  der  Soldaten]  haten 
sich  die  Standtshäupter  bei  denen  wohlehrwürdigen 
Vätteren  Capuzinern  um  fast  gleiche  Gedanken  be- 
sorget [nämlich  ebenfalls  sich  mit  Trank  und  Speise 
gestärkt].'  1766,  UwSa.  —  ß)  mit  refl.  Dat.  ,Wann 
er  het  im  niemmer  mer  vor  Rengnold  und  Richarden 
besorgt.'  Morgant  1530.  ,Ich  besorgt  mir  wol,  es  wurd 
uns  übel  ussschlachen.'  ebd.  ,Als  er  [ein  päpstlicher 
Gesandter]  die  Rüche  und  Strenge  des  Gebirgs  [Gott- 
hard]  ...  gesehen  hatte  und  irne  ouch  anders  besorgt...' 
RCys.  —  2.  =  versorgen  2.  ,B.  dass  ...'  =  .versorgen, 
dass...'  (Sp.  1308).  ,[N.,  der  eine  Waise  zu  sich  ge- 
nommen] hat  verheissen,  daz  er  b.  sol,  daz  du  selb 
tochter  weder  ze  kloster  noch  ze  manne  beraten  sol 
werden  ...  dann  mit  willen  und  gunst  der  vorge- 
nanten ir  muoter  und  fründen.'  1384,  Z  StB.  ,Ob  allen 
dingen  so  ist  besorgett  und  berett  bi  lib  und  bi  guot, 
daz  nieman  enkeinen  ussloufftue,  noch  usser  der  statt 
louff.'  1410,  BStR.  ,Daz  sy  [die  Äbtissin  von  Hohen- 
klingen]  die  münz  in  unser  statt  verlihen  hat  den 
[Genannten],  also  daz  sy  die  selben  münz,  beide  klein- 
gelt und  plapphart,  schlahen  oder  fürbas  enpfelhen 
und  b.  süllent  und  mügent,  daz  sy  mit  sölichem  ban 
bestan  sol,  daz  ie  so  vil  angster,  als  uss  einer  ge- 
schickten mark  gemünzet  werdent,  sibenthalb  lot  fines 
silber  uss  dem  für  tuon  und  41  angster  uf  ein  lot 
gan  süllen.'  1421,  Z.  .[Der  Scherer  dem  Patienten] 
dehein  band  tuon  wölte,  sunder  inn  in  anderwege  be- 
sorgte, damit  er  nit  geswulle.'  1JX3,  Z  RB.  S.  noch 
Sel-Ge-rät  (Bd  VI  1622  u.).  Mit  Acc.  S.  Ein  Geschäft 
,b.'  ,Des  waren  ouch  die  Zunftmeister  und  etswefil  der 
raten  zuo  enander  gangen,  etlich  der  stat  notdürftig 
ze  b.'  1377,  Z  StB.  Ei"m  Herdöpfel,  Chriesi  usw.  b's., 
an  seiner  Statt,  für  ihn  einkaufen  Ap;  G;  Th;  Z.  ,Der 
gemeinen  Holzlüten  Nutzen  nach  bester  Möglichkeit 
zu  b.'  1742,  aZoll.  1899.  Es  b's.:  D'  Bäsi  Margret 
hat  g'seit,  mit  der  Vri-ne"  well-si  's  da""  b's.,  dafür 
sorgen,  dass  sie  ihre  Zustimmung  gebe.  CStreiff  1900 
(GlM.).  Eine  amtliche  Verpflichtung  ,b.';  s.  Wiss-Bröt 
(Bd  V  988  u.);  ver-pfrüenden  (ebd.  1291);  besingen 
(Sp.  1203  u.).  Von  Konkretem,  warten,  unterhalten 
Ap;  B;  Gl;  L;  G;  Scii;  Tu;  Z;  oft  mit  Dat.  P.  D' 
Sach,  de"  Garte",  d'  Chüe,  d'  War  b's.  Warum  löst  die 
Tide"  wider  flüge"?  De  hetsch-si  solle"  b's.  Joh.Mey. 
1866.  ,Der  alte  Turnplatz  ...  dürfte  etwas  besorgt, 
d.  h.  geebnet  und  mit  Gerberlohe  bedeckt  werden.'  B 
Volksztg  1901.  Verwahren.  ,Sol  man  der  kouflüten 
guot  niderlegen,  das  es  besorget  si.'  1397,  Absch.  ,Und 
als  noch  mer  gelts  in  der  bichsen  und  aber  die  nit 
wol  besorgt  wer  und  die  in  einem  kästen  läge,  der 
zu  vil  zitten  offen  stuende  und  nit  beschlossen  were, 
als  den  ir  huswirt  bruehte...  von  dem  sy  zu  dickem 
mal  gebetten  wurdint,  die  bichsen  oder  das  gelte 
darinne  in  ander  weg  ze  besorgent ...'  1472,  Z  RB. 
,Soll  auch  das  Feuer  nach  dessen  Gebrauch  in  die 
Peuergruben  gewuscht,  allda  wohl  besorget  oder  gar 


ausgelöscht  werden.'  GRThs  Peuerordn.  1767.  Ver- 
wahren im  militär.  Sinne.  ,Es  sol  ein  ieklicher  houpt- 
man  sin  werre  ...  unverzogenlich  ze  stund  besechen 
und  b.  mit  hilf  und  wussend  eins  schultheissen.'  1415, 
AABremg.  StR.  ,Von  der  untrüwen  löuffen  halb,  so 
iez  sind'  soll  Schultheiss  Seiler  an  der  Eidgenossen 
Boten  zu  Zürich  bringen,  dass  man  die  Städte  am 
Rhein  besetzen  sollte,  damit  uns  die  ,nit  veruntruwet 
sunder  besorgt'  werden.  1489,  Absch.  ,Soll  man  denn 
uff  den  selben  Tag  unser  Land  Glarus  besetzen  und 
b.  nach  aller  Noturft.'  1623,  Gl.  In  Ordnung  bringen, 
ausgleichen:  ,[Die  Berner  haben]  mit  iren  nächsten 
nachburen  von  Luzern  ein  verstand  gmacht,  einandren 
nit  ze  schädigen  und  also  vil  unrat  ze  b.'  1529,  NMan. 
(Rede  an  die  Zürcher).  Mit  Acc.  P.,  zB.  einen  Kranken 
B;  Th;  Z.  Eini,  e"  Witfrau,  sexuell  befriedigen,  stu- 
dentisch; Syn.  versorgen  (Sp.  1309).  ,So  erlaubet  ihr 
türkisch  Heiligkeit,  der  Muffti  oder  der  türkische 
Papst,  keine  öffentliche  Hurenhäuser  in  Constantinopel, 
wie  ihr  päbstliche  Heiligkeit,  der  römisch-katholische 
Pabst,  in  seiner  heiligen  Residenzstatt  Rom,  ja  wohl, 
dass  sich  etwann  3  oder  4  teutsche  Mönchen  solten 
zusammen  tun,  eine  Maitresse  mit  einander  geniein- 
samlich  zu  erhalten  und  zu  b.'  Goliath  1741.  Refl. 
sich  vorsehen.  ,Schicken  mir  bulfer  und  klocz,  ... 
wond  ich  muos  mich  wol  b.'  1499,  Dorn.  1899.  ,[Die 
Eidgenossen]  die  sich  in  mittler  zit  [während  des 
Waffenstillstandes  mit  den  belagerten  Zugern  1352] 
ouch  bas  besorgtend,  des  herzogen  und  der  entschüttung 
zuo  warten.'  HBrknnw.  Chr.  ,Skh  b.  vor',  sich  vor- 
sehen, hüten  vor;  vgl.  Sp.  1314/5.  ,Daz  sond  sy  [die 
Glarner]  ainem  herren  byschoff  und  den  burgern  ze 
Cur  getrülich  und  ungevarlich  kunt  tuon,  daz  sy  sich 
vor  denselben  wüssent  ze  b.'  1402,  Gl  Urk.  ,Wie  man 
sich  in  der  stat  von  hus  ze  huse  b.  sol  vor  dem  füre.' 
1406,  BStR.  ,N.  im  für  und  für  böse  wort  gebe,  sig  nit 
on,  er  müeste  sich  vor  im  b.'  1487,  Z  RB.  Insbes. 
a)  =  versorgen  2  a.  .Ich  setze  ...  daz  nach  mineiu  tode 
der  schultheiss,  der  rat  und  die  200  von  Berne  ...  den 
[Insel-]spital  besetzen  süllent  und  b.  mit  Vögten  und 
mit  andern  dingen,  so  man  dazuo  notdürftig  ist.'  1354, 
Imob.  1878.  ,Als  wir  si  [die  Pflster]  mit  einer  andren 
brotschal  und  Göttfritz  säligen  louben  besorgtend...' 
1413,  BStR.  .[Der  .kilchher'  von  Dietwil  soll]  sin 
Untertan  b.  mit  bicht  und  den  würdigen  sacramenten.' 
1432,  LDietw.  Refl.  ,Gebürt  sich  ouch,  das  bedü 
stett-  und  dorfflüt  an  sant  Tomatz  tag  vor  wienächten 
sich  ...  mit  brot  und  andren  notdurftigen  dingen  b. 
und  versechen  müessent.'  1367,  BStR.  ,Als  denne  der 
fride  ze  Keysersperg  ...  ufgenomen  wart  allermeist 
darumb,  daz  gar  vil  lütes  unbesorget  warent  an  körne 
an  wine  ...  und  sich  aber  die  in  dem  friden  by  uns 
b.  mochtent  nach  notdurft.'  1410,  Bs  Chr.  ,Wenn  die 
muotter  sich  mit  einem  andern  eeman  b.  und  sich 
mit  der  ee  verendern  wurde.'  1539,  B  StR.  ,Sich  b. 
umb':  ,Umb  leimi  wend  ist  geraten,  das  die  stat  för- 
derlich sich  b.  sol  umb  nie  ziegelhöfen.'  1406,  ebd. 
—  b)  =  versorgen  2  b.  a)  von  Sachen.  ,Daz  dis  vor- 
geschoben alles...  also  stät  belib  und  besorget  werd 
mit  eiden  und  mit  andern  dingen.'  1376,  Z  StB.  Da 
der  Kauf  des  Hauses  erst  vor  Kurzem  verschrieben 
(.besorget')  worden  ...  1530,  Absch.  Eine  Forderung 
sicherstellen:  ,<  'asper  Murer  gen  200  guldin,  gab  Jörg 
Grebel  bar  von  sintwegen,  und  100  guldin  soll  herr 
Felix  Murer  b.   umb    5  g.  geltz.'    Waldm.  —  ß)  von 


1317 


Sarg,  serg,  sirg,  sorg,  surg 


mv 


Personen.  ,AIs  ouch  ein  artikel  in  der  richtung  stat: 
wie  man  uns  nach  unser  notdurft  b.  so],  ob  uns  von 
der  sach  wegen  ienian  bekümberren  oder  schadgen 
wölt  in  dehein  wis,  daz  man  uns  do  vor  schirm,  be- 
hulfeu  und  beraten  sy,  der  besorgnuss  ligen  wir  noch 
genzlich  uss.'  1364,  Z  StB.  ,Wer  ze  sinne,  das  si  das 
wol  tuon  möchten  [eine  Vogtei  verkaufen]  ...  und  das 
die  von  Hünaberg  [die  Käufer]  da  mit  wol  besorget 
und  dar  an  habent  werk.'  1381,  Z  Rq.  1910.  ,Wer, 
daz  wir  ...  den  N.  ald  sin  erben  ...  von  der  obge- 
nanten  unser  herrschaft  von  üsterrich  mit  brieten 
besorgtin,  daz  si  umb  den  vorgeseiten  zehenden  und 
umb  den  pfandschillingdaruff  sicher  wenn  ...'  1400,  L. 
,So  band  die  selben  unser  eidgnossen  ...  uns  [die 
Glarner]  umb  ir  anzal  des  geltz,  so  inen  da  von  ge- 
hütet ze  geben,  mit  ir  briefen  besorget.'  1415,  Gl  Urk. 
,[Dass  NN.]  den  müt  kernen  jerlichen  uff  sant  Martis 
tag  dem  nüwen  altar  und  sinem  capplan  an  allen  ab- 
gang  richten  und  weren  und  sy  mit  brieffen  darumh 
b.  söllent.'  1423,  ZAltst.  ,E  das  min  eliche  hussfrow 
umb  die  vorbenempte  sum  geltz  bewist  und  besorgt 
ist.'  1426,  Z.  ,lch  besorg  ouch  sy  [die  Barfüsser  in 
Zürich]  und  iro  nachkomen  der  selben  zwen  müt 
kernengeltz  jerlicher  ewiger  gült  uff  dem  genannten 
hoff.'  1439,  AaB.  Urk.  S.  noch  versicheren  (Sp.  180); 
cer-sorgen  (Sp.  1310).  ,Sich  b.'  ,Das  die  [,Lamparter' 
als  gewerbsmässige  Geldverleiher]  umb  ir  geltschult 
sich  mit  giseln  mugen  b.  gen  ünsern  burgern.'  1372, 
Z  StB.  ,Von  frowen  guot  ze  b.  Mag  sy  [eine  Ehe- 
frau] sich  umb  das  ir  lan  b.,  wenn  sy  will,  sy  hab  das 
guot  ald  valle  ir  zuo.'  Ndw  LB.  Sich  gegen  Feind- 
seligkeiten sicher  stellen,  einen  Vertrag  schliessen. 
,Were,  das  wir  ...  uns  ienderthin  gen  herren  oder 
gen  stetten  fürbas  b.  und  verpinden  wöltent,  das 
mugen  wir  wol  tuon.'  1351,  Absch.  (Z  Bund).  ,Were, 
das  söllich  verlündet...  personen,  zuo  denen  also  ge- 
griffen wurde>  mit  recht  nit  umbgebracht  möchten 
werden,  mit  den  selben  söllent  ünsers  herren  von 
Costenz  amptlüt  ...  sich  nach  notturft  b.,  das  si  und 
die  landsässen  in  der  grafschaft  ...  von  inen  ane  kum- 
ber  und  entgeltnüsse  beliben.'  1450,  AaK.  StR.  S.  noch 
versorgen  2  b  ß  (Sp.  1311).  —  be-sorgend:  pass., 
was  zu  besorgen  ist,  zu  Besorgniss  Anlass  gibt.  ,[Ein 
Hinderniss  soll  aus  der  Limmat  geräumt  werden]  damit 
die  Schiffmeister  nit  zuo  klagen  haben,  ouch  besorgendte 
Gefar  und  Schaden,  dessen  man  sich  bei  inen  [den  Sehlie- 
rern]  wurde  erhollen  wollen,  vorkommen  werde...1 
1642,  Z.  ,An  disem  Egg  ist  ein  Brunnenstuben,  welche 
faul...;  das  Meiste  aber,  so  b-en  Schaden  verursachen 
möchte,  ist,  dass  ein  Brunnaderen  in  dem  Keller,  von 
welcher  das  Wasser  durch  die  Mauhr  in  diese  Brunn- 
stuben tringt.'  1708,  ZRüti.  —  be-sorget:  =  ver- 
sorget a  Aa.  E"b's-i  Chue.  —  üb-:  nicht  versehen  mit. 
,So  ist  ouch  das  huss  Schenkenberg  zu  dem  krieg,  ob 
der  angon  sölt,  u.  an  züg;  denn  ich  hau  daruff  nit  mer 
denn  drü  armbrost.'  1448,  B  AM.  ,Die  knecht ...  sind 
mit  schössen  u.'  ebd.  S.  noch  besorgen  (Sp.  1316  u.!. 
—  Be-sorger  m.:  Verweser;  vgl.  Pfleger  1  a  ß  S  (Bd 
V  1228/9).  ,Das  dehain  burger  zu  dem  andern  burger 
...  swüeri,  ald  sich  gen  im  verbundi  mit  trüwen,  an 
des  ratts  ald  der  besorger,  ob  nit  rates  war,  urlob 
und  willen.  Wenn  das  dem  rat  fürkunt  und  gewar 
wirt  ald  die  besorger  [1.  ,den  b-n'],  ob  rates  nit  war, 
so  sold  derrat  ald  die  besorger  bi  dem  ait  dieselben 
burger  ...  für  die  vier  crütz  verbieten.'  1358,  GScher- 


rer  1859.  —  Be-sorgi°g  f.:  1.  Besorgniss,  Angst. 
,In  B.'  ABütelrock  1682/1712.  —  2.  wie  nhd.  Be- 
sorgung G;  Th;  Ndw;  Z;  nicht  volkstüml.  E"  B's.  ma- 
che'', Etw.  besorgen. —  be-sorglich:  aj  =  ersorglich 
(Sp.  1307).  .In  dieser  b-en  Zeit,  wo  der  Wolf  in  den 
Schafstall  Christi  einbricht.'  1525,  Hiliy  1891.  ,Soll 
unser  Oberamtsmann,  wann  solches  Ruten  an  b-en 
Orten  unternommen  wurde,  alsobald  Innbalttun  lassen.' 
BTracbs.  Schwellenordn.  1766.  —  b)  was  zu  befürchten 
ist.  ,[Segel]  denen  wir  einen  an  diesem  Ort  b-en  Sturm 
ausszustehen  nit  mehr  trauwen  dörften.'  AHerport 
1669.  Adv.,  wie  zu  befürchten  ist,  vermutlich?  ,Dass, 
wenn  ihn  der  Herzog  von  Ostreich  begehren  würde,  man 
ihn  demselben  b.  ausliefern  müsste.'  1622,  Slherrer, 
G  Chr.  .1  >ie  Verhandlung  würde  b.  allzu  lang  worden 
sein.'  JJUlr.  1718.  —  Be-sorgniss  f.:  a)  Besorgung, 
Unterhalt,  Pflege.  ,Besorgnuss  des  füres  [Titel].'  1406,  B 
StR.  ,Dass  ...  der  kilchensatz  der  lütkilchen  ze  Visslis- 
pach  dem  spital  ze  Baden  ...  zuogehört  an  den  tisch 
und  besorggnuss  der  armen.'  1419,  AaB.  Urk.  ,B.  tuon 
umb',  besorgen,  beschaffen:  ,Buschenbulfer  [1.  buch- 
sen-]  ist  da  2Va  Zentner,  das  aber  ganz  nütz  beschüsst. 
Harumb  sol  man  besorgnis  tuon  in  allen  stetten  kosten, 
als  vor  stat.'  1475,  B  Anz.  ,In  huot  und  b.  halten': 
,Es  sol  mängklich  gedenken,  guot  sorg,  vlyss  und  ernst 
zuo  haben  zuo  synen  füren  und  liechtern,  dieselben 
nachts  und  tags  in  guoter  huot  und  besorgnus  zuo 
halten.'  1505,  AABr.  StR.  S.  noch  besorgen  (Sp.  1317  o.). 
—  b)  Vorrat.  ,[Für  den  Papstbesuch]  ist  notdurftig, 
das  wir  etwas  besorgnuss  an  vischen  bestellen.'  144U, 
Gfo.  (B).  —  c)  =  Versorgniss  c.  ,[Weil  die  Augustiner] 
enkein  besorgnuscht  von  irem  änin  [2  Brüdern,  deren 
Vorfahren  dem  Kloster  gewisse  Ziuse  geschenkt  hatten] 
und  irem  vatter  sei.  hettin,  daran  si  habend  werin, 
[wollen  NN.  die  Augustiner]  umb  die  egenanden  jer- 
lichen gült  besorgen.'  1426,  Z.  ,Die  h.  von  der  stift 
sollen  mh.  besorknuss  geben  der  gerichten  halb  zuo  An- 
soltingen,  die  sie  inen  geschenkt  haben,  zu  ergetzung 
des  kostens,  so  mh.  zuo  erwärbung  ir  stift  gehept 
haben.'  1487,  B  RM.  ,Ein  besorgknuss  den  wissen 
swestern,  als  si  sagen  werden.'  1489,  ebd.  —  be- 
sorgsam: sorgfältig,  vorsichtig.  ,Die  4  fürschower, 
die  dann  ingesessen  und  geschworen  burger  und  bsorg- 
samm  man  sin  sollend.'  ZElgg  Herrschaftsr.  1535.  — 
un-be-:  unvorsichtig.  ,Uie  4  fürschower  sollend  an 
orten,  da  u.  volk  ist  und  man  sorgklich  füret,  die 
herdplatten,  ofen  usw.  besehen.'  ebd.  —  Be-sorg- 
sami  f.:  Versorgung.  ,[Man  soll  2  Pfründer]  be- 
sorgen mit  gewand,  mit  schuochen  ...  und  mit  b. 
füres  und  liechtes,  gemachs  und  taches.'  1413,  AaB. 
Urk.  ,Es  sol  N.  und  sine  erben  die  vorgeschriben 
gruoben  der  zweijer  beder  ...  in  bescheidnen  eren 
haben  in  der  mass,  als  sich  denn  ie  schultheiss  und 
rat  bekennend,  in  welher  mass  si  an  b.  sin  söllent 
nach  anzal  so  vil  wassers,  als  der  vorgeschriben  gruo- 
ben der  zweijer  beder   denn    zuo  gehört.-    1421,    ebd; 

Amhd.  bimrgen,  uilid.  baiortjen;  vgl.  Gr.  WB.  1  1685/8 
Fischer  I  922;  Martin-Lienb.  11  374.  Auch  die  Form  deute* 
auf  junge  Entlehnung  aus  üVr  SHuit'tspr.  lud  l,i»„nj  •'.  lusir^.ii, 
pflegen  B  (Zyro);  Ndw  (Matth.),  befürchten  B  (Zyro),  bitoryt, 
i»   Furcht,   ebd.,  bUoryt  (st.  -et),  an  Alles  denkend   Li;   G;   Z. 

Sorger  m.  Nur  als  FN.;  vgl.  den  FN.  ,Sorg'  (Sp. 
1303  o.). 

Mini,  sorjrere  (Lexei  II  1057);  vgl.  ßr.  WB.  X  I,  1790/1. 
.Renerus  Sorgere.'   1226,    Bs;   .Heinricus  der  Sorger."    1289, 


1319 


Sarg,  serg,  sirg,  sorg,  surg 


ebd.;  .Wernher  Sorgir.'  XIII.,  ebd.  Das  dem  Namen  zugrunde 
liegende  Appellativum  war  wohl  die  Bezeichnung  eines  Amtes; 
Vgl,     Ver-,    lie-soryer. 

Geld-:  im  Woit;piel  mit  Sel-S,  Pfarrer,  der  mehr 
darauf  ausgeht,  seinen  Pfarrkindern  Geld  abzunehmen 
als  für  ihre  Seelen  zu  sorgen.  ,Oft  bleibt  eine  Pfarrei 
gut  bei  einem  gleichgiltigen  Seel-  oder  Geldsorger.' 
XHerz.  1863.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  55  (unter  .Seelsorger') 
und  IV  1,   2922  (,Geldsorge'). 

Mel"-:  =  dem  Vor.  .Mehlsorger  haben  wir  für- 
wahr genug,  während  an  Seelsorgern  ein  so  grosser 
Mangel  sich  findet.'  1885,  Brief  von  Pfarrer  Schiess 
an  einen  Theologiestudenten. 

Sei,  in  Aa  auch  Sei-:  wie  nhd.  wohl  allg.  bekannt, 
doch  nicht  volkstünil.  .Meines  ehemaligen  S-s  treuge- 
meinte Warnungen.'  UBragg.  ,Es  hat  sich  vor  zyten 
begeben,  das  ein  pfarrer  abgestorben  was,  und  die  von 
Winterthur  ein  andern  erwellen  wolltend,  hand  sy  gen 
Rinfelden  ir  bottschaft  zuo  eim  ersamen  priester  ge- 
tan, wie  im  die  pfarr  gelihen  syge,  so  verr  er  sy 
welle  annemen.  Do  antwurt  er  inen,  er  hab  ein  seel, 
wüsse  nitt  dieselb  ze  versorgen,  noch  vil  minder,  so 
er  viler  menschen  s.  sin  sollte.'  Bossh.  Chr.  ,S.,  suoch 
pfarrer.'  Mal.  .Wollend  wir  [die  evang.  Gemeinden 
im  Puschlav]  ein  S.  erhalten,  müesend  wir  mit  Schnitz 
[Steuern]  verrichten.'  1635,  Gr.  Vgl.  Geld-,  Atehc-S. 
—  Mhd.  sel-sorger  (Lexer  II  871;   Nachtrag  3611. 

Sorgfalt  f.:  Sorge,  Besorgniss.  ,[Die  Seele  war 
ohne  die  aus  dem  Glauben  fliessende  Freude  gleich] 
einem  lebendigen  Ameishauffen,  in  deme  Alles  von 
wider  einander  lauffenden  unrüehigen  Affecten  und 
1000  widerwärtigen  S-en  gewimslet'  JJUlr.  1718.  - 
Sorgfalt  ig  f-e'-J:  Nachtrag  zu  Bd  I  821.  1.  a)  besorgt, 
ängstlich.  ,Sy  [die  Z  Regierung]  sind  noch  vas  sorg- 
fältig der  genieiml  halb  in  der  statt.'  1489,  Waldm. 
(B  Bericht).  ,Und  muosten  die  [eidgen.]  potten  in  allen 
Handlungen  vast  sorgvaltig  und  mit  iren  Worten  ganz 
behuot  sin.'  ebd.  ,Fleissige  und  s-e  händel,  die  mit 
grosser  angst  und  sorg  geschähend,  actiones  accuratas 
et  solicitav  Fris.;  Mal.  S.  noch  Sorg  (3p,  1299).  Weitres 
bei  Gr.  WB.  X  1,  1793.  —  b)  Besorgniss  erregend,  be- 
denklich, gefährlich.  .Beschwerung,  so  geleit  ist  wor- 
den ...  uff  ein  ganz  gemeind  Zürich  ...  von  einem  sorg- 
valtigen,  bössen,  überlägnen  gewalt  des  burgermeisters 
Waldman.'  1489,  Waldm.  (B  Bericht).  ,Uud  wiewol 
die  sach  sorgvaltig  was  in  der  stat,  das  man  sich  wol 
vei-sächen  eines  uflouffs...'  ebd.  ,Der  sorgfeltigen 
loiffen  nach.'  GWyl  CB.  —  2.  wie  nhd.  nicht  volkst. 
,Ze  vil  sorgfeltig  und  gnauw  geflissen,  affectator;  sorg- 
feltiger  fieiss,  mit  welchem  man  understadt  ein  lob  ze 
überkommen  oder  ein  namen  ze  machen,  diligentia 
ambitiosa.'  Fris.;  Mal.—  Sorgfältigkeit  f.:  Nach- 
trag zu  Bd  I  821.  ,Sorgfeltigkeit,  unrüewig  gemüet, 
solicitudo,  cura,  anxietas;  sich  in  sorgfeltigkeit  und 
angst  für  einen  stecken,  für  einen  sorgen  oder  sorg 
tragen,  adire  solicitudinem  pro  aliquo.'  Fris.;  Mal.  ,S., 
Bekünimernuss,  solicitudo.'  Denzl.  1677.  ,Den  [Zorn] 
solt  du  flocken  und  fliechen  als  ein  trutzbarlicher 
grusamen  viend;  won  die  adren  uff  der  stund  und 
stett  empfahend  ein  schnels  erwallen  und  syeden,  in 
weihen  sy  überlouffend;  des  gelich  vor  angst,  häfti- 
keit,  sorgvaltikeit,  zornsamy,  griraraikeit  und  vreffli.' 
Türst,  Ges.  —  sorgfältiglich:  1.  =  sorgfältig  1  a. 
,Sorgfeltigklich,  mit  sorg,  solicite,  affectate,  anxie.' 
Fris.;    Mal.     ,S.,    solicite,    anxie.'    Denzl.  1716.    — 


2.  =  sorgfältig  2.      ,Sorgfeltigklich    und    fleissigklich, 
religiöse.'  Fris.;  Mal. 

Mhd.  sorcveltic,  aorcvelticheit,  sorcvelticllchen  (Lexer  II 
1056/7;  Nachtrag  367).      Vgl.   Gr.   WB.  XI,    1791/S. 

sorghaftig:  eifrig,  fürsorglich.  , Wiewol  der  s. 
venner  Manuel  dem  baren  vast  ernstlich  schreib... 
so  kam  er  doch  erst  am  dritten  tag  nach  wolgeratner 
sach  uss  sinem  loch.'  Ansb.  —  Weiterbildung  zu  arnhd. 
eorchaß;    vgl.    Gr.  WB.   XI,    1799. 

Sorgi  GRHe.,  Sörgi  Ap;  GStdt,  T.;  ZStdt  -  f. 
Nur  in  der  Verbindung  e"  S.  ha",  sehr  besorgt,  sorg- 
fältig sein  oder  umgehen.  Hest  iez  doch  e"  Sörgi  z'lieb 
tcege"  Dem!  Ap.  Me"  mues"  mit  ire"  Sache"  e"  Sörgi  ha"; 
si  ist  gär  exakt  GT.;  ZStdt.  Die  chan"  e"  Sörgi  ha"  zu 
Allem!  G8tdt.  Zu  Dem  mues'-men  e"  Sörgi  ha"!  ebd. 
Abi.  von  Sorg  S  (in  der  Verbindung  Sorg  ha"  als  präd. 
Adj.  empfunden)  nach  Analogie  der  Adj.-Abstracta  auf  -i. 
Vgl.  als  Analogon   Angati  (Bd   I   339). 

sorglich  B  (Zyro);  „W",  sorggli'h  WMü.,  sögglich 
ApK.  (T.):  1.  a)  =  sorgfältig  1  a.  ,Manig  mönsch  in  der 
zweijung  [der  Kirche  vordem  Konstanzer  Konzil]  sorgk- 
lich  gestorben.'  Just.  ,Da  lag  der  küng  gar  sorgklich  mit 
wenig  Volkes.'  ebd.;  od.  zu  b.  —  b)  =  sorgfältig  1  b  „  W" 
Mü.  Von  Vorgängen,  Handlungen,  Zuständen.  .Diu 
captivitas  ist  sorglih.'  Notker.  .Hab  ich  mein  sei  rein 
behalten  in  der  sorgklichen  weit  vor  aller  unziralichen 
begirlichkeit.'  EStagel.  .Underrettend  sich  rät  und 
burger  ...  daz  man  sölich  sorgklich  lang  reisen  und 
usser  landes  niemermer  getuon  noch  geziechen  solten.' 
Just.  ,[Der]  vogt  zuo  Baden  [ist]  vor  allen  frömb den 
der  erst  zuo  bandel  diss  gar  s-en  gerüers  [des  Wald- 
mann-Auflaufs] erschynen.'  1489,  Waldm.  (B  Bericht). 
,Disen  sweren  sorgklichen  krieg  beharren.'  1499,  Cal- 
venf.  1899.  ,Die  fart  ist  vast  sorcklich.'  Stclz  1519. 
.Diser  landschaft  halb  ist  es  R.;  denn  si  uns  tröuwend.' 
1531,  Strickl.  .Haben  sy  im  wollen  vor  dem  huss 
hanff  schwingen,  das  nun  des  fürs  halb  vast  sorgk- 
lich syge.'  1538/40,  Z  Ellegericht.  ,Die  s.  und  schäd- 
lich unghorsame  sich  vast  bin  knechten  hat  erzeigt.' 
Ansb.  ,S-e  sach,  voller  sorg,  res  solicita.'  Mal.  .Wie 
angentz  lüt  zuo  iren  [einer  Tante]  kamen  und  sagten, 
wie  ich  so  an  eim  s-en  dienst  weri;  ich  wurd  mich 
einmal  ztott  erfallen.'  TbPlatter  1572.  ,Ist  uns  kein 
s-e  antastung  von  jemands  mehr  ...  begegnet.'  Gulden 
Bund  1586/1658.  S.  noch  rechen  III  (Bd  VI  119  o.); 
un-be- richtsam  (ebd.  443).  Bes.  häufig  ,s-e  löuff.' 
,Füegte  sich,  das  dhainest  s.  leuff  werend  ...'  1474, 
Tb  Beitr.  , Angesechen  die  selznen  s-en  löuf,  so  jetzt 
vor  handen  schweben.'  1496,  Absch.  ,In  betrachtung 
der  s-en  löufen  ward  im  [dem  Gesandten  des  fran- 
zösischen Königs]  tag  verstreckt  uf  Johannis  und 
Pauli.'  Ansb.  S.  noch  Lauf  (Bd  III  1113,  mehrmals); 
Prozess  II  (Bd  V  1043);  Ver-sorgniss  (Sp.  1313).  Vom 
Wetter.  .Der  Sigrist  ist  verpflichtet,  zur  Sommerzeit 
über  das  Wetter  zu  läuten,  es  sei  Tag  oder  Nacht, 
sobald  es  sich  s.  erzeigt  oder  anfängt  dondern.'  1568, 
AKücbler  1895.  ,Die  Wolkenhrüch  und  Platzregen 
sind  auch  s.  und  erschröcklich.'  Guler  1625.  Von 
Örtlichkeiten.  ,Weren  ouch  die  pass  und  wege  gar 
sorgklich.'  Just.  ,Doch  hand  wier  sorgglich  huotten 
und  wit,  und  ist  unser  wening.'  B  AM.,  1448.  ,Denn 
ich  an  den  enden  gelegen  bin,  da  es  denn  gar  s.  ist.' 
ebd.  ,Er  wannet  uff  dem  Sorgklichen  berg.'  Morgant 
1531;  frz.  ,le  Mont-perilleux.'  ,Zuo  Gümmeren  übers 
wasser  gat  ein  sorgklicher  steg.'  HvEüte  1532.    ,So  die 


13J1 


Sarg  —  surg.  Sargg  -  snrgg 


l:.:22 


Wanden  an  einem  s-en  Ort  ist.'  FWürz  1612.  ,Sie  [die 
Berner]  entbotten  sieh,  bei  der  Statt  Basel  zugenesen  und 
zu  sterben,  mit  Beger,  man  sollte  sie  auch  an  das  aller 
s-ste  Ort  stellen.'  JGross  1624.  ,Auff  derselben  Seiten 
ist  ein  gäher,  spitziger,  s-er  Weeg  über  den  Urseler 
oder  Splügner  Berg.'  Sprecher  1672.  Bes.  von  feuer- 
gefährlichen Orten.  , Niemai)  kein  Hecht  in  keinen 
stal  noch  süss  an  sorgklich  stette  tragen  sol  denn  in 
laternen.'  Z  Mand.  1450/60.  ,Es  sol  ouch  nieraan  kein 
Hecht  an  kein  sorgklich  statt  ane  ein  laternen  tragen.' 
um  1510,  Aar.  StR.  ,Es  soll  Niemand  nachts  mit  Liech- 
tern  one  Laternen  in  die  Stall  oder  an  die  End  gan, 
da  Holz,  Strow  oder  Höw  ligt.  noch  sunst  an  andere 
sorgkliche  End.'  1528,  Scb  Chr.  ,Niemants  soll  mit 
liechtern  one  laternen  an  sorgkliche  ort  gan.'  1539, 
B  StB.  S.  noch  faren  (Bd  I  888).  Von  Gegenständen, 
Dingen.  ,Man  mag  och  gebieten,  daz  nieman  arm- 
prost,  spiess  noch  dheinerlai  s-er  wäffen  trag  zuo  dem 
gerichtzring  oder  in  das  huss,  da  man  inne  rieht.' 
1466,  G.  ,Ob  ein  streich  beschehe,  das  die  hut  wiche 
...und  das  doch  weder  aderschrote,  beinbruch  und 
ouch  nit  s.  wer,  das  das  darumb  nit  ein  wundat  heissen 
noch  sin  sol.'  1449,  Bs  Rq.  ,Mit  sorgklichen  venstern 
in  der  badstuben.'  1526,  Z.  Von  Lebewesen.  ,Es  ist 
gar  ein  s.  tier,  ein  junger  pfaff,  der  zuogang  haben 
mag  von  sines  amts  wegen  zuo  jungem  volk,  es  syind 
wyber  oder  jungfrowen.'  Zwingli.  Mit  Dat.:  ,Under- 
halb  bei  dem  dorff  Grellingen  hat  die  Birs  ein  ge- 
fährlichen Strudel  ...,  den  holzflössern  s.'  Wurstisen 
1580.  Mit  ,zuo':  ,Ob  einer  schaden  getan  hat,  der 
zum  tod  s.  were.'  1479,  Gr.  Mit  erklärendem  Inf. 
,Diser  berg  ist  nass,  raub,  unwegsam  und  sorgklich 
zu  wandeln  und  verfallend  viel  leut  darauff.'  JStumpf 
1548.  ,Der  pfister  soll  hinfüro  in  N-s  huss  nit  witers 
bachen,  sidtmalen  s-en  daselbs  ze  füren.'  1569,  Z  RM. 
S.  noch  Miss-Bruch  (Bd  V  350).  Adv.  Mach  de"" 
nit  sorggUch,  du  chenntist  d's  Fir  Wsteckt",  sei  vor- 
sichtig (mit  dem  Licht)!  WMü.  .Wenn  es  sorgklich 
weyet.'  1504/32,  G  Hdschr.  ,Wie  sorgklich  es  zuo 
Rodis  stadt.'  B  Fastnachtspiel  1522.  ,Wo  die  zwei 
stuck  [Stärke  und  List]  vorhanden  seind,  gar  s.  es 
steht  um  den  feind.'  GGotth.  1599.  S.  noch  un-be- 
sorgsam  (Sp.  1318).  —  2.  =  sorgfältig  3.  ,Fernim  sorg- 
licho  disen  rat!'  Notker.  .Sorgklich,  diligenter.' 
Fris.;  Mal. 

Ahd.  mnßih,  mini,  »orclieh  usw.  Vgl.  Gr.  WB.  X  I,  1800/5; 
Martin-Lienh.   II   374.    Zur  Ap  Form   vgl.  BSG.  I  §    167. 

sorglös:  Nachtrag  zu  Bd  III  1434.  ,Sorgloss,  der 
keins  dings  nit  achtet,  liederlich,  unfleissig,  ineuriosus, 
curse  expers,  negligens;  eim  liederlichen  und  sorglosen 
menschen  gleich,  in  securitatem  compositus.'  Fris.; 
Mal.  Jncuriosus.  unachtsamb,  sorgloss.'  Denzl.  1666. 
1716.  —  Sorglösi  f.:  Sorglosigkeit.  ,Die  s-e,  ineuria, 
negligentia,  securitas.'  Fris.;  Mal.  .[Der  Apotheker 
gibt  den  Medikamenten  einen  schädlichen  Zusatz] 
zum  teil  uss  unflyss  und  s-e,  zum  teil  aber  uss  gyt 
oder  unordenlicher  begird  des  gwünns.'  1594,  Reber 
1898/9.  —  Sorglosigkeit  f.:  wie  nhd.  ,S.,  acedia, 
securitas.'  Das.  ,S.,  ineuria,  securitas;  in  aller  S. 
leben,  cuticulara  curare,  in  diem  vivere.'  Denzl.  1677. 
—  .sorglösiglich,  ineuriose,  oscitanter.'  Denzl. 
1716.  —  sorglöslich:  =  sorglös.  ,Sorglosslich,  in- 
euriose.' Fris.;  Mal.  —  Mhd.  wrgdBs.  Vgl.  noch  Gr.  WB. 
XI,   1805/7. 

Sorgnuss    f.:  =  Ver-,    Be-sorgniss  c    (Sp.  1318). 


,[2  Bürgen  müssen  eine  Bürgschaft  bezahlen].  Was 
A.  darüber  witer  schuldig,  mag  er  mit  briefen  zalen; 
desglychen  soll  vom  B.  der  700  pfd  wertig  brief  ge- 
nommen und  des  übrigen  soll  A.  darhinder  sorgnuss- 
wyse  staan.'  1574,  Z  RM.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XI,  1807. 
sorgsam:  1.  a)  =  sorg fältig  1  a.  .Wurd  einer  sorg- 
sem  des  synen  [wegen  einer  unsicheren  Forderung] 
an  einem  hofman,  kumpt  der  zue  einem  ammann,  der 
soll  im  losen  ze  stund  und  im  dann  richten  nach  zwy- 
fels  recht.'  XVI.,  ZStäfa.  ,Solicitus,  sorgfeltig,  s., 
voll  sorgen.'  Fris.  , Sorgfältig,  s.,  solicitus,  anxius, 
curiosus.'  Denzl.  1677.  1716.  —  b)  =  sorgfältig  1  b. 
,Wirt  ainer  wund  von  dem  andern,  und  ist  die  wund 
s.'  1297,  ChKind  1882.  ,Also  ist  unser  herren  mei- 
nung,  ...daz  man  sich  von  dishin  in  künftigen  ziten 
hüeten  solle  vor  solichen  ungewonlichen  sorgsamnen 
reisen.'  Jost.  S.  noch  siech  (Sp.  193  u.).  —  2.  =  sorg- 
fältig 3.  ,S.,  fleissig,  sedulus,  providus,  impiger;  vast 
s.,  curax;  s-e,  fleissige  und  wol  bewarte  huot,  custodia 
acris.'  Fris.;  Mal.  —  .Sorgsame  f.:  sedulitas,  Pro- 
videntia.' Fris.;  Mal.  —  Sorgsamkeit  f.:  Gefahr. 
,Wo  s.  und  schaden  einem  menschen  nachet,  da  sol  er 
an  zwifel  dik  und  vil  rat  haben.'  Stretl.  Uhr.  — 
,sorgsamlich,  mit  sorg,  von  guotem  herzen,  sedulo, 
provide.'  Fris.;  Mal.  —  Ahil.  sorgsam,  sorgsamf,  mini. 
soremm.  eoremme;  vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  1807/10.  — 
un-sorgsam:  1.  ungefährlich.  .[Gebot:]  Das  hanff 
ald  rätschtarren  von  den  httsern  und  dörffern  dannen 
inn  das  veld  usshin  uff  fryge  wyte,  an  sichere  und 
u-e  ort  gemachet  und  ufgericht  werdint.'  1547,  ZAnd. 
—  2.  liederlich,  gleichgültig.  ,Vil  glük  macht  u.  und 
vermessen.  Uiisoigsame  und  vermessenheit  geraten 
selten  wol.'  Ansh.  ,U.  und  untrüw.'  HBull.  1558. 
,ü.,  liederlich,  igna'vus.'  Fris.;  Mal.  .Unverständige, 
uusorgsamme  personen.'  XVI.,  Gl  JB.  —  Un-sorg- 
sami  f.:  Gleichgültigkeit,  Unachtsamkeit.  ,Ist  durch 
hinlässigkeit,  Unordnung  und  u-e  unsrer  wachten  be- 
schechen.'  1531,  Strickl.  ,In  diseni  monat  [Juli] 
hahent  unsere  lieben  Eidgnossen  uss  u-e  in  Frank- 
rych  gar  übel  streich  gelitten.'  1575,  Aa  TB.  S.  noch 
das   Vor.   —   Mhd.    an-aorgaam   (Luxur   II    1939). 


surgge"  1  (-ü2-),  Ptc.  -et:  1.  schlürfen,  schlürfend 
trinken  B.  —  2.  schleppend,  langsam  gehn,  schleichen 
BO.  (AvRütte).  Syn.  sueggen  (Sp.  523).  —  Bed.  1  und 
2   vereinigt  auch  nhd.  .schlürfen.'     Vgl.  auch  surpen. 

umhi"-:  hin  und  her  schlendern,  sich  versäumen 
BHk. 

surggle",  in  BSi.  sürgle",  Ptc.  -et:  schlürfend 
saugen  BE.,  Si.  Es  [ein  Kalb]  tcolt  nit  silge",  es  tuet 
"unten  eso  sürgle"  BSi.  Uf  *em  Ofe"tritt  ist  silbisch 
ü"ser  Grössatt  gern  ga"  hocke",  het  a"  a'r  Tubakpfiffe" 
g'surgglet,  isch  i"  d's  Berichten  i"che"  cho".  Loosli  1911. 

Österr.  aürkdn  in  Bed.  1  a;  bair.  aurkeln,  klecksen,  schlecht 
schreiben  (Schill.  2  II  320).  Zum  Be'l.-Veihältuiss  vgl.  die 
Aura,  zu  Surpfl  (Sp.  1332). 

(Tuback-) Surggle"  f.,  Dim.  Surggeli:  wegwer- 
fende Bezeichnung  für  eine  Tabakpfeife  (aus  der  Saft 
austritt)  BE. 

(Tuback-)Surggli  m.:  unappetitlicher  Raucher 
BE. 

Sürggel  BStdt  (OvGreyerz),  Swrgel  BDiemt.,  Si. 
(FAnd.)  —  m.:    1.  das  hölzerne  Saugrohr  am  Milch- 


1323 


Sargg  —  surgg.  Sark  —  snrk.  Sari  —  sui  1 


1321 


kübel  BDiemt.,  Si.  (FAnd.).  Der  Zapfen  an  der  Saug- 
flasche der  kleinen  Kinder  B  (OvGreyerz).  —  2.  Schnaps- 
flasche B  (OvGreyerz  1911  I  13). 

sürggele"  (-M2-  BG.,  M.),  in  BE.  tw.  sürgele": 
1.  a)  Dim.  zu  surggen  1,  (ein  wenig)  schlürfen  BE., 
M.,  „0.;  LE.",  langsam  schlürfen,  nippen,  aus  Behagen 
oder  aus  Sparsamkeit,  von  Einem,  der  selten  zu  Wein 
kommt  B  (lt  AvRütte  allg.),  bedächtig  schlürfen,  um 
zu  kosten  L,  .langsam,  unanständig  trinken'  BE.  Lue", 
wie  Der  a"  si"em  Schöppli  sürgoclet!  B  (AvRütte).  De'' 
muess  mit  Schin  nit  vil  zum  Wi"  cho",  dass-er-ne"  su 
sürggelet,  wenn-er  einisch  dra"  isch!  ebd.  ,Ich  wusste 
wohl,  wie  der  Bauer  an  seinem  Schoppen  sürgelet 
und  gewöhnlich  die  Tropfen  berechnet,  dass  sie  ihm 
aushalten  bis  zum  Augenblick,  wo  er  gehen  will.' 
Gotth.  —  b)  „mit  Etw.,  wovon  man  trinkt,  einen 
sparsamen  Gebrauch  machen,  Etw.  in  kleine  Por- 
tionen abteilen;  zB.  wir  haben  an  diesem  eingekauften 
Kaffee  fast  ein  halbes  Jahr  gesürggelet  BQ.;  LE.", 
ängstlich  abteilen  B  (AvRütte),  mit  Wenigem  so  gei- 
zen, dass  man  damit  auskommt  B  um  Burgd.  ,Sürgele", 
pane  [1.  pasne?]  uti.'  ST.b  (oO).  —  2.  Dim.  zu  surggen  2 
BÜ.  (AvRütte).  —  ze-säme°-sürgele":  mühsam  zs- 
sparen,  -behalten  BoE.  Dert  müesse"-si  d'  Nidle"  z's., 
ue""-$i  wi-"  anke".  —  durchhe"  düre"- :  (ein  Stalltier 
bei  knappem  Futter,  einen  Armen  durch  Almosen) 
mühsam  durchbringen  BG.  (Bärnd.).  Einen  d.  va"  hüt 
uf  morn'n.  ebd.     Refl.  Mer  tücn-is  so  d.  B  (Zyro). 

sürgge":  1.  =  sürggelen  1  a  B„0.',  Si.,  Stdt;  „LE." 
N.  sürgget  glücksälig  mit  si"'m  alte"  Fründ  us  dem 
gliche"  Glas.  RvTavel  1904.  —  2.  quietschen,  vom 
Gehen  in  nassen  Schuhen  SchwE.    Syn.  sorken,  sarpfen. 

„über-":  wohl  =  ü.supfen  (Sp.  1257)  „BO.;  LE." 
—   „üs-":  ausschlürfen   „BO.;  LE." 


sorke"  sörgge":  quietschen,  beim  Gehen  auf  nassen 
Wiesen,    in  nassen  Schuhen,   Strümpfen   Gl;  GA.  — 

Aus  eSken  (Sp.  685)   durch   r-Eiuschub. 


Surkel  m.:  Sehe 


Sär]e°  f-i-'-J,  in  GStdt  lt  Wegelin  Ze'rle"  —  f.: 
1.  a)  junge,  schlanke  Tanne  (s.  den  Beleg  Sp.  1324  o. 
und  unter  särlen);  von  b  oft,  bes.  in  der  Verbindung 
,s-en  houwen',  nicht  sicher  zu  unterscheiden.  ,Von 
der  serlen  wägen  sye  ouch  ein  nüwerung  besche- 
chen  und  inen  ein  beschwerd,  dann  meniger  möge 
sine  güeter  nit  befriden  noch  buwen  nach  siner  not- 
durft'  1489,  Z  (Beschwerden  der  Leute  vom  ZS.);  in 
der  Antwort:  ,Von  der  serlen  wägen,  das  haben  min 
herren  uff  anpringen  und  beger  der  iren  und  inen  zuo 
guot  angesächen,  damit  die  weid  und  holz  geschirmbt 
und  nit  verwüest  werden.'  ebd.  ,Item  von  der  serlen 
oder  hagtannen  wägen,  die  von  unseren  eidtgnossen 
von  Zürich  verbotten  gewäsen  sind  zehowen,  das  selbig 
gebott  habent  sy  ouch  durch  unser  arbeit  guetlich 
abgetan  und  das  ein  yeklicher  serlen  oder  hagtannen 
in  und  uff  dem  sinen  howen  und  darmit  das  sin  befriden 
mag,  wie  im  füegklich  ist,  doch  das  niemand  die  fron- 
wäld  envveder  rüten  noch  wüesten,  besunder  das  man 


die  in  eren  haben  soll.'  Waldm.  Spruchbr.  ,Als  grosse 
klag  ab  der  landschaft  kam,  was  Schadens  von  den 
särlenzünen  erwüechse  und  wie  man  dardurch  die  weld 
übel  verdarbte  etc.,  da  ward  durch  ein  radt  gesetzt 
und  gebotten,  das  man  fürterhin  nit  solte  särlen  (das 
sind  junge,  gerade,  hübsche  tannen)  zuo  den  zünen 
abhowen  und  die  holzer  also  sehenden,  sonder  sunst 
anderer  gattung  zun  von  stecken  oder  sehyen  ma- 
chen.' XVI.,  Waldm.  (.Historia').  ,Ouch  ward  an  in 
gebraacht  [seine  Feinde  suchten  Waldmann  dazu  zu 
veranlassen],  wie  man  die  särlen  verbieten  sölte  ab- 
zehouwen,  darmit  der  uffsatz  der  puren  uff  in  dester 
meer  fiele.  Do  fraagt  herr  Hs  Waldman  ritter,  was 
die  särlen  werend.  Mag  ein  wolferstendiger  wol  mer- 
ken, das  es  nit  us  im  kerne,  die  särlen  abzehouwen.' 
XVI.,  ebd.;  in  anderer  Überlieferung  beidemal  ,särg- 
len.'  ,Und  wie  ouch  bishar  von  den  huoberen  hin 
und  wider  one  not  und  mit  grossem  schaden  des 
walds  vil  mit  särlen  und  hagtannen  gezünt  und  die 
one  allen  underscheid  gehouwen  worden,  ist  geordnet, 
das  fürhin  keiner  meer  one  erloubtnuss  und  vor- 
wüssen  des  Stiftverwalters  kein  särlen  abhouwen  noch 
nemmen  [soll].  Ob  aber  einem  särlen  von  besonderer 
noturft  wegen  ze  zünen  erloubt.  das  er  ouch  die 
selbigen  nit  nach  synem  gefallen  houwen,  sonder  wo 
und  wie  im  der  stift  weibel  die  zeigen  wirt,  allein 
nemmen  solle.  Und  welicher  darwider  tete,  das  der 
unablesslich  nach  lut  der  offnung  und  des  einungs 
von  jedem  stumpen  solle  gebüesst  und  gestraft  wer- 
den.' XVI.,  Hotz  1865.  ,Wer  irgend  welches  Holz  ab- 
haut und  wegführt  und  geleidet  wird,  der  soll  zu 
Busse  verfallen  sein  von  einer  Eiche  5  Pfund,  von 
einer  Tanne  2'/2  Pfund,  von  einer  Serien  1  Pfund, 
von  einem  Wysholz  1  ß.'  1506,  aZoll.  1899  (moderni- 
siert). ,Das  der  Baur  kein  Serien  auf  seine  Zeuhn, 
sondern  nur  auf  die  Ehfad  solle  hauen.'  1560,  ZNä- 
nikon  (Kopie).  ,Zuodem  [soll]  ouch  niemandts  in  ge- 
melten  hölzern  dheine  ghouwne  sehytter,  stigkel  ald 
staglen,  dessglychen  dhein  leiterholz  noch  serlen  gar 
nit  houwen,  usmarchen  noch  hinwäg  füeren  ald  tragen.' 
1567,  'L  (Sihlamt).  ,Was  sölicher  Dingen  und  Fräflen 
im  Holz  und  Veld  by  Nacht  und  Nabel  beschechend, 
desglychen  auch  so  Einer  dem  Andern  ufgemachtes 
Holz  nemme  oder  sontsten  glych  Tags  ganze  Böum 
abhouwen  ald  Böum  schütten  und  mit  Holz  entragen 
bis  uf  acht  oder  zechen  Serien  oder  noch  gröber 
handlete  [das  fällt  nicht  in  die  Kompetenz  des  Ge- 
richtsherrn,  sondern  des  Vogtes  von  Gveifensee].'  1604, 
ZGreifensee.  , Welicher  über  vorerzelte  Artikel  Holz 
hauwt,  der  selb  sol  zuo  Buoss  verfallen  syn  nämlich 
von  einer  Eich  3  Pfund,  von  einer  Tannen  1  Pfund 
5  ß  und  von  einer  Buch,  Ahorn,  Etschen,  Aspen  oder 
Serrlen  von  jedem  Stumpen  1  Pfund,  von  einer  Reiff- 
stangen,  sy  seige  häslin,  birchin,  kriesböumen,  sal- 
wydin  ald  anderen  Holzes,  10  ß.'  1610,  ZHöngg  Rq. 
,[Für  die  Reparatur  der  Kirche  werden  benötigt]  40 
Serien  zu  Gerüststangen  und  ein  Stümpli  Holz  von 
etlichen  30  Schu.'  1783,  ZDättl.  ,Da  die  Holzzäunung 
durch  Latten  viele  Serien  und  andere  der  nutzbarsten 
Holzarten  aus  den  Waldungen  wegnimmt,  so  soll  in 
Zukunft  die  Umzäunung  ganzer  Wälder,  Waiden  oder 
anderer  Güter  entweder  durch  Graben,  trockene  Mauern 
oder  Grünhage  von  Tannen,  Dornen  oder  Buschholz 
gemacht  werden.  Auch  ist  die  Entwendung  ganzer 
Holzzäune  oder  einzelner  Latten  oder  Serien  als  ein 


1325 


Sari 


offenbarer  Frevel  oder  Holzdiebstahl  anzusehen  und 
vor  den  Gerichten  also  zu  bestraffen.'  Z  Forstordn. 
ISO?.  —  b)  ,lange  Stange,  zB.  von  einer  jungen  ast- 
losen, schlank  gewachsenen  Tanne,  länger  und  dicker 
als  ein  Beitel;  von  Zweigen  befreite  Stange,  dicker 
als  eine  Bohnenstange,  doch  nicht  über  15  cm  dick, 
zu  Leiterbäumen  und  Gartenzäunen  gebraucht'  ZÜättl. 
Horizontal  über  die  kreuzweise  stehenden  Pfähle  des 
Feldzauns  gelegte,  von  einer  jungen  Rottanne  ge- 
wonnene Stange  ZF.,  0.  (JSenn),  Ramsberg  bei  Tu.;  s. 
auch  Flecht-Buet  (Bd  VI  1833).  ,[Bei  einem  Wort- 
wechsel betr.  den  Weidgang]  erzuckte  der  N.  ein 
seilen  und  sluege  inn  damit  uff  sin  band,  das  er  in 
ein  zun  fiele.'  1477,  Z  RB.  ,Da  lüffe  N.  mit  der  ags 
durch  den  bomgarten  us  und  sprungi  vor  im  über  zun 
in  die  gass;  do  er  daz  säch,  stüendi  er  von  sim  ross, 
erwusti  ein  särlen  [nach  einem  andern  Zeugen  ,ein 
sparren']  und  wölti  sich  sinen  erweren,  und  in  dem 
als  sy  zuosamen  schlüegindt,  do  zerbrach  im  die 
särlen.'  1506,  ZKyb.  Jedoch  säche  er  ein  särglen  an 
dein  zun  stan,  die  selbig  er  erwüste  ...'  153(3,  ebd.;  noch 
öfter  so  in  diesem  Aktenstück.  ,Diewyl  den  jungen 
höuwen  und  anderen  güeteren  dadurch  gar  vil  Scha- 
dens begegnet,  das  von  frömbden  und  heimseben  die 
zun  beidersyts  fräfenlich  zerzert,  die  särlen  und  hag- 
tannen,  ouch  ander  holz,  damit  ie  gezünt  wirt,  hinweg 
getragen,  sol  das  mit  höchstem  ernst  abgeschaffet  und 
gestraft  werden.'  ZSchwam.  Offu.  1573;  in  der  Er- 
neuerung von  1691 :  ,Wer  auss  den  Zühnen  Holz  zeehrt 
ald  sonst  Särlen,  Hagtannen  oder  anders  nimbt,  damit 
gezühnt  ist,  wo  das  beschicht  im  Holz  und  im  Feld, 
im  Dorff  und  ausserhalb,  soll  iedes  Mahls  ein  Pfundt 
verfallen  sein.'  S.  noch  Bd  III  1482  (Fris.j  Mal.; 
letzterer  hat  .seerlen').  Im  PI.  auch  =  S.-Hag  (Bd  II 
1071):  ,Sie  langten  bei  den  Serien  ihrer  heimatlichen 
Wiesen  an.'  JSenn.  Im  Wasser.  ,Von  Einsidler  hof 
an  durch  nider  bis  neben  den  roten  turn  ist  gar  ein 
schwaal  von  ferrich,  schwirren,  fachen,  laden  und 
särlen  ...  [es  scheint  gut]  das  es  alles  uffgehept  werde, 
damit  das  wasser  sin  frygen  gang  gehaben  möge.'  1523, 
Z  (Akten  betr.  das  ,Niderwasser')-  ,Da  legind  vil  brett- 
stuck und  särglen  im  wiger.'  1536,  ZKyb.  In  weitrer 
Verwendung  und  als  Stoff.  Jtem  am  herpst  vergangen 
sye  er  nachts  zuo  Sant  Annen  durch  ein  serlen  uf 
gestigen  zum  türnli,  in  die  kilchen  und  daselbs  den 
stock  ufbrochen.'  1515,  Z  RB.  .[Er  habe]  ein  Gluot 
ab  der  Herdblatten  uff  einen  flachen  Ziegel  genommen 
und  damit  das  Huss  anzünden  wellen;  wylen  er  aber 
meint,  wann  das  Huss  angahn  wurde,  möchte  er  nit 
wol  entfliehen,  habe  er  die  Gluot  in  der  Schüren  under 
ein  Serien,  da  kein  Strauw  gsyn,  glegt  und. erlöschen 
lassen.'  1618,  ebd.  ,Die  Latte,  Serien,  tigillum,  assula, 
lamina.'  Red.  1662.  —  2.  a)  Hecken-,  Zaun-,  auch 
Mauerdurchgang  mit  verschiebbaren  Stangen  (auch 
Brettern  GWe.),  die  man  auch  zum  Hinübersteigen 
benutzen  kann  GBuchs,  Sev.,  Wb.,  W.,  We.  Syn.  Legi 
2bc,  Be-hgi  5  (Bd  DI  1196.  1200);  Stigelen.  —  b)  in 
der  Wendung  (nur,  grad)  a"  der  S.  (lt  Wegelin  Ze2rle") 
si",  von  einer  Tür,  nur  angelehnt,  nicht  eingeklinkt 
sein  „G'Stdt  (auch  lt  Id.  1799,  in  der  Form  .Serrle'). 
Syn.  uf  der  Falle"  si"  (Bd  I  747),  an-char  (Bd  III 
420).  Tue"  d'  Tür  a-  d'  S.!  GStdt.  D'  Täer  i«  d'  S. 
tue".  Dan. 

Die    Etym.    des    auseheiuend    nur    Schweiz.   Wortes    (die 
Belege  bei  Gr.  WB.  XI,   826  führen  auf  Mal.  zurück)  steht 


nicht  fest.  Da  der  Vokal  den  Laut  von  germ.  2  hat,  so 
wird  der  (auch  durch  die  Bed.  nicht  eben  empfohlene)  An- 
schluss  au  die  Sippe  von  Sar(r)en  11  (Sp.  1261)  in  Frage 
gestellt;  auf  St. 's  Angabe  „Sari,"  f..  .junge  schwarze  Pappel 
Z"  darf  man  sieb  nicht  berufen,  du  die  Bed. -Angabe  auf 
einem  Versehen  beruhen  dürfte.  Eher  i-t  an  roman.  terra, 
Latte,  Riegel,  anzuknüpfen  und  Bed.  2  a  bzw.  1  b  als  die 
älteste  zu  betrachten  (vgl.  Sarren  111  Sp.  1261,  Serrm  Sp. 
1269);  für  roman.  Ursprung  kannte  die  Verbreitung  (60.; 
ZO.)  geltend  gemacht  werden.  '/.,  ,h"  steht  in  bekannter  Weise 
für  d'  S.  Die  Schreibung  mit  g  ist  etym.  bedeutungslos; 
Einfluss  von  Sarg  (s.  Zanß'i  Hieher  die  Ortsnamen:  ,(St.usset 
ubsich  an  das  banholz,  neben  an)  Serien.'  um  1450,  Schw 
Tugg.  JzB.;   ,bim   Serliweg.'   XVI.,    ZAltst. 

Ga.xie"- Serie":  Stange  am  Gartenzaun  ZO. 

särle":  junge  Tannen  zum  Zäunen  abhauen. 
,Item  von  des  serlens  wegen,  das  ist  das  an  vil  enden 
die  lütte  mit  jungen  tannen  zünent,  da  dennocht  nit 
sölich  tannweld  sint,  das  es  unschedlich  sin  möge: 
das  hinfür  in  allen  iren  herlikeiten,  gerichten  und 
gebieten  mit  sölichen  tannen  nieman  deheinen  zun 
machen  noch  die  darzuo  abhouwen  sol,  die  anwalten 
des  dorfs,  da  die  stand,  habint  denn  vor  besechen,  ob 
da  die  tannweld  von  jungen  tannen  so  dick  standint, 
das  es  zuo  erlütern  notdurftig.'  1460/70,  Z.  ,Hinfür 
[soll]  nieman  in  allen  fronwälden  und  rächten  hölzern 
dheinerlei  rütinen  machen  noch  darinn  serlen,  das  ist 
die  jungen  tenly  abzuohowen  und  damit  zezünend 
oder  die  in  ander  wäg  zebruchend.'  1485,  Z.  ,Der 
von  Wald,  uss  Grüeninger  ampt,  anbringen  von  des 
serlen  und  rütens  wegen...'  i486,  Z  RM. 

sörle":  1.  fesseln.  JJörger  1905.  —  2.  tauschen. 
ebd.  —  a°-,  ver-:  henken,  ebd. 


Sarm  —  surm. 

Särment  (-ä-)  n.:  (abgeschnittene)  Rebschosse, 
-zweige,  Rebholz  WVt,  „Knotholz,  Rebreisig  W."  — 
It.   aarmento, 

Särmele"  (-&-)  f..  PI.  unver.:  (abgeschnittenes) 
Rebschoss,  Rebholz,  auch  ein  Bündel  von  solchem  als 
Brennmaterial  BS.,  „Schnittlinge,  Knotholz  F."  Syn. 
Respi  II  (Bd  VI  1490).  Fern  isch  es  guets  Jär  g'si", 
's  giH  de"  FrüeWg  toll  Särmele"  BS.  (AvRütte).  A  ba, 
das  grüen  Holz  teeft  gar  nid  bränne",  reich  du-n-e" 
S.,  su  cha""-me"  doch  ändlige"  Für  übercho".  ebd. 

Vgl.  westschweiz.  earme",  serme'  <  lat.  »armentum  bei 
LGiguoux,  La  terminologie  du  vigneron  dans  les  patois  de 
la  Suisse  romande   1902,    17. 

Sermon  m.  (in  ä.  Spr.  auch  f.):  a)  Rede  übh.  ,Da 
huob  an  einner  ...  vor  dem  küng  zuo  reden  gar  mit 
einner  lustigen  s.'  Edlib.  ,Daruff  würd  durch  den 
Landtamman  als  Richter  der  erste  Fürsprech  ange- 
fragt mit  einer  hübschen  S.  des  keiserlichen  Rächten 
und  der  Haupturtel.'  GrD.  LB.  —  b)  Predigt.  Hütt 
isch  Fritig,  morn  heit-Dcr  [Pfarrer]  der  ganz  Tag 
no°h  Zit,  e"  fulminante"  S.  üsz'dänke".  RvTavel  1910. 
,Was  antritt  des  predigens  halb,  soll  der  pfarrher  in 
diser  zyt  der  fasten  die  firtag,  montag,  mitwochen  und 
fritag  den  canzel  versehen  mit  Verkündigung  des  evan- 
geliums,  als  von  alter  hergebracht  worden,  und  so  er 
daruff  ein   s.,   doch   nit  lenger  dan  1  stundt  [halten 


Sann,  serm,  sinn, 


1328 


will],  lasst  man  ims  auch  zu.'  1589,  Ndw  (Gfd).  ,S.' 
mit  ,Predig'  wechselnd.  1690,  AiVelth.  Chorgerichts- 
man.  ,[Der  Provinzial  kündet  den  Franziskanern]  nach 
einer  gehaltenen  S.  die  Visitation  [an].'  ClScbob.  1699. 
Uneig.,  Strafpredigt.  .Einen  S.  halten',  einen  Verweis 
erteilen  Zg.  Vgl.:  ,[Der  Vater]  verzichtete  grossmütig 
auf  den  bereitgehaltenen  Strafsermon.'  Joach.  1898. 
—  Vgl.   Gr.   WB.  X  1,   620. 

ab  e^serine".  Ei"'m  Öppis  a.,  Einem  eine  Straf- 
predigt halten  BM. 

Sinnamlan  m.:  siler  montanum,  als  Arzneimittel. 
Früchte  des  Laserpicium  siler  (Prof.  AFlückiger). 
,Item  von  einem  zentner  sirmandaus  [1.  ,-ans']  1  ß.' 
um  1400,  Aar.  StE.  —  Mhd.  mkrmontän,  sirmontän,  -ondän, 
-endän,    sermetanj  s.   Lexer   II  924  f. 

Sinnende-  -a  BSi.  (auch  lt  Imob.);  „GrA.\D.;  W 
(-unda),  so  Vt.,  -ente"  Gr,  -eten  GrD.  (auch  -ite"),  Pr., 
S.,  Sirme"  Gr„A."  und  ltKochh.,  Sirwenda  BGr.;  PA1. 
(-anda),  Sirbenda  BGr.,  Sirbete"  BSa.,  Si.  (nicht  be- 
stätigt), Sirpete".  Ebel  1804,  Sirbene"  -a  BÄschi,  Frut., 
Sa.,  Sigr.  (auch  -ina);  FJ.  (-Ü-),  Sirbele"  „B"Lauenen, 
Si.,  lt  Zyro  und  St.b;  F  (-m-  lt  Eichhorn  und  Kuenlin 
1834.  1840),  Sirpe"  BSi.;  Gl  (Steinm.  1802;  Rochh.); 
GR(Rochh.);  L  (St.b);  SchwE.  (abgelehnt);  Zg  (St.b); 
ZLunn.,  Sirwolte"  Gr\v.  f-älte"),  V.;  W  (Tscheinen), 
Sirbolte"  GRSchud.,  Sirgolte"  GrRIi.  (auch  -de"),  S., 
Tschapp.,  Val.,  Z-  GRSculms,  Tschapp.,  Ths,  Val.,  Sirte" 
(bzw.  -j*-)  oBs;  BE.,  Ha.,  Si.  (lt  Imob.),  Sum.,U.;  GlL., 
M.,Schw.;  GRÜbS.;  „L"E.;  GWb.;  ScbwE.,  Muo.,Rigi; 
SThierst.;  Uw  (auch  Gem.);  UUrs.;  W  (so  älü.);  „Zg" 
UÄg.;  ZKn.  -  f.:  Ausdr. der  Milchwirtschaft,  a)  die  beim 
Käsen  nach  Entnahme  des  Quarkes  im  Kessel  zurück- 
bleibende oder  (vgl.  Sirten-Blächen  Bd  V  50)  vom  Quark 
durch  Pressung  abrinnende  (sog.  erste)  Molke,  die  ge- 
trunken (vgl.  Sirten-Mölli  Bd  IV  173)  oder  durch  neuer- 
liches Aufkochen  (Erwelle")  zu  Ghäs- Milch  (Süffl)  wird, 
aus  der  sich  dann  durch  Säurezusatz  (zweite  Scheidung ; 
vgl.  Sür  I  Sp.  1281)  der  Zieger  absetzt,  „Käsewasser, 
eine  Art  Molke  oder  bestimmter  das  milchichte,  wäs- 
serichte  Wesen,  was  sich  aus  der  geronnenen  Milch 
scheidet,  wenn  diese  zerstückt  wird,  und  woraus  der 
Zieger  niedergeschlagen  wird,  oder  kürzer,  der  Zu- 
stand der  bereits  zum  Käsen  geronnenen,  aber  noch 
nicht  verdichteten  Milch  im  Kessel  über  dem  Feuer" 
oBs;  „B"Äschi,  E.,  Gr.,  Ha.,  Lauenen,  Sa.,  Sigr.,  Si., 
Sum.,  IL,  lt  Zyro;  GlM.;  „Gr"Av.,  D.,  Nuf.,  Pr.  (so 
„A.",  Sehuders),  Rh.,  S.,  übS.,  Sculms,  Ths,  Tschapp., 
Val.,  V.;  „L»E.;  PA1.  (,siero  di  latte'  Giord.);  GWb.; 
ScbwE.,  Muo.,  Rigi;  SThierst;  Ndw  (auch  lt  Matthys); 
UwE.;  UUrs.;  „W;  ZG"UÄg.;  lt  Ebel  1804;  St."; 
Rochh.  Syn.  Chäs-Milch  a  (Bd  IV  202);  Mulchen  3 
(ebd.  208);  Süffl  1  (Sp.  355);  Schrann;  Chäs- Wasser. 
Gewinnung  und  Behandlung.  .Durch  Erhitzen  [der 
Käsematten]  sowie  durch  wiederholtes  Umrühren  ... 
wird  die  Sirte",  dh.  die  sich  aus  der  Käsemasse  ab- 
scheidende Flüssigkeit  entfernt  (drusg' schaffet).'  Bärnd. 
1904.  .Durch  die  zahlreichen  Löcher  des  Formnapfes 
tropft  die  Sirwenda  in  das  darunter  gebettete  Fätterre"- 
Gepsli.'  ebd.  1908.  ,[Zur  Ziegerbereitung  wird]  die 
nach  Enthebung  des  Käses  zurückbleibende  Sirwenda 
erwelld.  ...  Zugegossene  Wellmilch,  etwa  1  1  auf  20  1 
Sirwenda,  lässt  den  Quark  solider  und  reichlicher,  nur 
weniger  fein  ausfallen.'  ebd.  ,[Die]  geronnene  Milch, 
Dicliete",  [wird]  in  kleinere  Stücke  zerbröckelt.    Diese 


nun  zäher  gewordene  Dichete"  heisst  Chäsbuldere", 
die  grünlichte  Flüssigkeit,  in  welcher  selbe  schwimmt, 
aber  Sirte".'  U  Gem.  .[Fehler  beim  Käsen :]  Man  käset 
zu  wenig  nach.  Wenn  man  nicht  schon  im  Kessi  die 
Sirte  ordentlich  aus  dem  Käs  bringt,  so  gerät  derselbe 
nicht  gut.'  Obw  Volksfr.  Der  Risenmann  . . .  zücht  den 
Brüssel  uf,  het  d'  Sirbenen  in  d'  Gepsi  'tan.  JJRomang 
1870.  D'  Sirtä  über  's  Für  stossä.  ScHwBr.  Bartlispiel 
1829.  S.  noch  Hand-Chnab  (Bd  III  712;  nach  Steinm. 
1804,  255  auch  Ap).  , I >ie  ...  zum  Käse  machen  dien- 
liche ...  zusammen  geronnene  Materie  nennet  man 
Bulderen;  diese  zerbricht  der  Senn  ...  in  kleinste 
Stücke.  Wenn  Dieses  geschehen,  so  scheidet  sich  die 
dicke  Materie  von  einem  wässerichten  Wesen  und 
heisset  jene  Käse,  diese  aber  Sirpeu.  Von  dieser  Sirpen 
nimmt  der  Senn  ...  etliche  Mass  hinweg...  Indessen 
wird  die  Sirpen,  weilen  sie  noch  viel  fette  nährhafte 
Teile  in  sich  hat,  wiederum  über  ein  stärker  Feuer 
gesetzt  [usw.].'  JJScueucbz.  1746.  , Dieses  Wässerichte 
[das  im  Käsekessel  nach  Entnahme  des  Käses  zurück- 
bleibt] heisst  Käsemilch  oder  Sirten.'  Beitr.  1785. 
, Siedet  sie  [die  abgerahmte  Milch  bei  der  Magerkäse- 
bereitung], so  wird  in  3  FMnger  Lupp  genommen, 
selbigs  in  ein  Gefäss  getan,  warme  Milch  daran  ge- 
schüttet, herumgerührt  und  dann  Alles  in  den  Kessel 
getan,  worauf  der  Senn  ...  wenn  der  Zieger  hinläng- 
lich von  der  Syrten  geschieden  ist,  den  Zieger  oder 
den  Käs  in  einer  Gepse  herausnimmt.'  Steinm.  1802. 
,Die  beim  Käsen  übrig  bleibende,  noch  viele  fette 
Teile  enthaltende  Sirte,  aus  welcher  der  Ziger  be- 
reitet wird.'  Z  Neuj.  M.  1817.  ,Durch  das  Käslab  [wird] 
die  Scheidung  bewirkt  ...  Beginnt  dieselbe,  so  heisst 
die  ganze  Flüssigkeit  Sirten.'  Alpenr.  1825.  ,Der 
Senne  [nimmt]  die  geronnenen  Teile  (die  sie  den  Flusch 
nennen  und  welche  den  Käse  geben)  heraus  [aus  der 
mit  Lab  gemischten  und  erwärmten  Milch],  so  dass 
Nichts  mehr  bleibt  als  eine  gelbliche  Flüssigkeit,  das 
sogenannte  Käswasser  (Syrte).'  Kronfels  1826.  S. 
noch  Vor-Bruch  (Bd  V  372/3);  Pressel  (ebd.  786). 
Lüteri  Sirte",  ,was  beim  Käsen  nicht  dick  ist'  Schw. 
Als  Nahrungsmittel  für  Mensch  und  Tier.  ,Ein  paar 
Maasse  [von  der  , Sirten'  werden]  zum  Gebrauche  des 
Sennen  weggeschöpfet.'  JXSchnid.  1782.  S.  auch  üs- 
hirten  (Bd  II  1651);  Süffl  (Sp.  357).  Zu  Haut- 
waschungen: D'  Muoter  ...  hät-me"  mit  Siru-olte"  der 
ganz  Grind  und  auch  no'h  d'  On"  g' wasche",  dass  er 
chrebsröter  cho"  ist.  D'  Sirwolte"  giH  gar  e"  wissi 
und  zarti  Hut,  wie  we""-me"-si  'buchet  hätti.  JJörger 
1910.  Zum  Auswaschen  des  Käsekessels;  s.  Häl  II 
(Bd  II  1134).  Als  Abführmittel  BSi.  Verkaufswert. 
,Fur  210  Kessi  voll  Sierpe  a  10  Batzen,  315  Pfd.' 
1776,  ORingbolz  1908.  .Für  195  Käs[s]i  voll  Sierpen 
a  3n  Schi.,  292  Pfd  10  Schi.'  1778,  ebd.  ,Der  Herr 
Statthalter  [wird]  für  jene  300  Pfd,  für  welche  ihm 
die  Sierpen  angeschlagen  ist,  wohl  3  oder  4  gemästete 
Schweine  kaufen  können.'  1784,  ebd.  —  b)  erste  Molke 
mit  Zusatz  von  Buttermilch,  zur  Ziegerbereitung  die- 
nendes , Gemisch  aus  Schotte",  der  der  Käse  bereits 
entnommen  ist,  und  A"ch-Milch  im  (Chäs-)Chessi' 
GRÜbS.  —  c)  ,der  ziegerartige,  flockige  Fettstoff,  der 
entsteht  und  oben  aufwallt,  wenn  beim  Käsen  der 
Käse  aus  dem  Kessi  genommen  ist  und  die  Käsmilch 
aufs  neue  gekocht  wird'  BSa.  (AvRütte).  Syn.  Fei- 
meten (Bd  I  826);  Gugger  III  1  (Bd  II  189);  Vor- 
Bruch 2  a  (Bd  V  372);  Brusel  1  (ebd.  814);  Schraun. 


1329 


Sarm,  senn, 


sonn,  snrm 


1330 


—  d)  nach  der  Ziegerbereitung  zurückbleibende  (sog. 
zweite)  Molke,  ,sehr  geringe  und  schwache  Art  von 
Molke,  aus  der  man  den  Zieger  gewonnen  und  die 
man  den  Schweinen  gibt'  F  (Eichhorn),  ,die  grünliche, 
wertlose  Flüssigkeit,  die  zurückbleibt,  wenn  der  Vor- 
bruch gewonnen  ist'  F.J.,  , Flüssigkeit,  welche  zurück- 
bleibt, wenn  aus  der  Milch  zuerst  der  Käse  mit  Kälber- 
magen und  dann  der  Zieger  mit  Etscher  ausgeschieden 
worden  ist'  GlL.,  .Nebenprodukt  bei  der  Ziegerbe- 
reitung' GLSchw.,  .Schotte'  ZLunn.,  .Milchabfall  in 
der  Sennerei'  ZKn.  Syn.  Mulchen  3  (Bd  IV  208); 
SüffenI2  (Sp.  345);  Süffl  (Sp.  355);  Schotten;  Chäs- 
Wasser.  .Ein  Senn  legte  ihm  [einem  Geist]  jeden 
Abend  ein  Gebslein  mit  Milch  oder  Rahm  in  eine 
Mauerhöhle  ...  als  er  aber  eines  Tages  Sürbelen  darin 
fand,  verschwand  derselbe.'  Kuenlin  1840;  dazu  die 
Anm.:  .die  schlechteste  und  schwächste  Art  der  Mol- 
ken, die  man  bloss  den  Schweinen  gibt.'  ,Die  [Kloster- 
schwester] was  gar  ein  einfaltig  mensch,  und  eines 
tages  was  si  das  almusen  samnen.  Do  sprach  ein  man 
in  seinem  spot  zu  ir:  ich  wil  euch  schurweczlen  geben! 
Das  ist  die  milch,  die  von  dem  ziger  kunt,  so  man 
den  machet.  Also  west  si  nit,  was  es  was,  und  pot 
ir  keltuechlein  dar  und  wolt  es  darein  han  enpfangen.' 
M.  XIV.,  Leben  der  Schwestern  zu  ZÖtenbach  (Nürn- 
berger Hdschr.  aus  dem  XV.). 

Ausschliesslich  schwz.  (so  auch  Adelung  II  1507.  IV 
110  nach  JJScheuchz.  1746  I  59  f.;  Gr.  WB.  XI,  1835). 
Romanisches  Lehnw.,  wie  viele  Ausdrücke  der  Alpwirtschaft 
(vgl.  Luchsinger,  Schweiz.  Alpwirtschaft  40/1),  und  schon 
von  Adelung;  Stalder;  Gr  Sammler  1811,  370;  Gr.  GS. 
697/8  zu  lat.  «mim  gestellt.  Für  -i-  vgl.  das  vorton.  i  in 
rätoroman.  s(ch)irnn,  Molken.  Für  den  suff.  Bestandteil  lässt 
sich,  ausgehend  von  den  Formen  auf  -nd-,  -nt-,  an  schon 
roman.  Contamination  von  serum  mit  pulmentum  (rätoroman. 
pulmainit,  , Milcherzeugnisse,  Molken';  vgl.  unsre  Gruppe 
ßulmen  Bd  IV  12 IS)  denken.  Für  dieses  würde  man  (vgl. 
die  parallele  Entwicklung  unter  Mulchen  Bd  IV  207)  ausser 
der  collectiven  eiue  Bed.  .Käsemilch,  -wasser'  vorauszusetzen 
haben,  die  sich  mit  der  unseres  Wortes  deckte.  Auf  "«/■- 
mentum  Hessen  sich  sämtliche  Formen  zurückführen;  vgl. 
bes.  den  weitgehenden  Parallelismus  bei  Murmenden  Bd  IV 
4  IS;  dabei  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  die  Übernahme  in 
mehreren,  bereits  roman.  geogr.  verschieden  entwickelten 
Formen  stattfand.  Betreffs  der  heutigen  Verbreitung  unsres 
Wortes  ist  zu  erinnern,  dass  die  Form  Sirte"  (seltener  Sirpe"; 
so  Adelung  aaOO.)  zum  halbschriftspr.  Ausdr.  der  Molkerei 
geworden  und  als  solcher  gewandert  ist,  immerhin  ohne  den 
NO.  zu  erreichen.  Merkwürdig  ist  die  Form  ,schurweczlen' 
(die  Lesung  ist  bestätigt)  im  Schlussbeleg,  der  jedoch  ohne 
Zweifel  hieher  gehört.  Zur  Sache  vgl.  ausser  den  o.  genannten 
Synn.  noch  chäeen  (Bd  III  510/1);  ferner  Steinm.  1802,  169  ff.; 
Alpenw.  III  67/8;  FAud.  1898,  479  ff.;  FGStebler,  AW.  126/7; 
AfV.  XIII   10  ff.  -  Im  ON.  ,Sirten-8tock',  Bergmassiv  U. 

Ge-sürm  (in  B  tw.  -w2-)  n.:  1.  Gesurre,  Gesumme 
(von  Stimmen  oä.)  B;  Z  (Schulthess);  „aUg."  Syn. 
Gesurr  (Sp.  1287),  auch  in  Bed.  2.  Du  het  's  [in  der 
Versammlung]  e"  Lärme"  g'g'e"  wie-n-es  Büschen  und 
es  allg'meins  G's.  RvTavel  1910.  —  2.  Koll.  für  flie- 
gende Insekten,  zB.  Brummfliegen   „B." 

Zur  weitern  Verbreitung  der  Sippe  vgl.  Schm.  s  II  327; 
Schopf  731;  Leser  1862,  246;  Unger-Khull  601  und  die 
Anm.  zum  Folg. 

Sürmel  (in  B  tw.  -m2-)  bzw.  -i m.,  PI.  Surmle 

BE.:  a)  mürrischer,  unfreundlicher,  sauertöpfischer 
Mensch  Aä  (so  Wohl.);  BE.,  M.,  unzufriedener,  launen- 
hafter Mensch    L,   missmutiger   Mensch,  der   in   den 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Bart  brummt  AiLeer.,  schmollendes,  seufzendes,  mur- 
rendes Kind  B.  Läntwilige*  S.!  zu  Einem,  der  das 
trunkene  Elend  hat.  SGfeller  1911.  —  b)  unfreund- 
licher, bockbeiniger  Knabe  B  (OvGreyerz),  unwirscher, 
störrischer,  ungezogener  (junger)  Mensch,  Flegel,  Gro- 
bian Aa  (so  F.,  Fri.);  Bs  (.ungezogener  Knabe,  der 
störrisch  sich  beträgt  und  immer  wieder  murrt.'  An. 
ad  St.);  S.  ,Er  sei  ein  rechter  Bub  und  kein  so  grus- 
liger S.  und  Lalenburger  wie  die  Buben  daheim', 
meinte  das  Mädchen.  Breitenst.  Si"  grob  S.  [näml. 
sein  Sohn],  der  Hans.  JHofst.  1805.  —  c)  (zugleich 
grober  und)  läppischer  Mensch  Bs;  S,  unbeholfener, 
verschlossener,  tölpelhafter  und  mürrischer  Mensch 
AaZ.,  ungeschickter  Mensch  AAFri.,  Tölpel  TitArb., 
Diess.,  Fr.,  Sirn.,  Wag.  Der  S.,  de'  Bueb,  aas'-er  isch, 
er  isch  a"  Allem  schuld,  an  einem  drohenden  Konkurs. 
JReinh.  1901.  S.  noch  Bd  III  1151  o.  Energieloser 
Mensch  BsStdt.    Dummer,  liederlicher  Mensch  SRech. 

—  d)  als  Schimpfwort  allgemeinerer  Bed.  AASchneis.; 
ZNWen.  Du  Cheibe"  S.!  -  Auch  eis.  (Martin-Lienb.  II 
374/5). 

Sürmeli  -ei  f.:  Rohheit,  Flegelei  S. 

sürrne",  in  BSigr.  auch  sirme",  in  B  lt  Dan.  sur- 
me",  3.  Sg.  Prats.  und  Ptc.  -et,  in  BE.  lt  Gfeller  -t: 
1.  a)  summen  (so  von  den  Bienen)  BBiel  und  lt  Dan., 
„schwarmweise"  schwirren  B.  —  b)  sausen,  rauschen, 
von  Muscheln,  die  ans  Ohr  gehalten  werden  B  (Dan.). 

—  c)  .hörbar  schlafen,  nicht  gerade  schnarchend  oder 
störend'  BStdt  (Dan.).  —  2.  a)  undeutlich  singen, 
brummen  B.  Bliebe",  dir  müesst  nit  numen  eso  s.,  dir 
müesst  brüele",  dass -der  chöltschblau  werdet  a"  de" 
Gringe".  Loosli  1910.  [Ein  Teil  der  Soldaten]  si"  still 
mitmarschiert,  hei"-sech  flissig  der  Schweiss  abg'tcäscht 
und  vor  Langiziti  iippe"  noch  cltlt"  mittfsürmet,  wenn 
g'sunge"  worden  isch.  RvTavel  1910.  —  b)  halblaut 
sprechen  BoAa.  —  3.  a)  unterdrückt  weinen,  wimmern, 
greinen,  „ein  wenig  wimmern,  insonderheit  wenn  man 
aufgehört  hat  zu  weinen"  B  (wohl  allg.).  Auch  von 
Tieren,  so  von  Hunden,  winseln  B,  vom  hellen,  lang- 
gezogenen Klageton  der  Kühe  BG.  (Bärnd.  lull). 
Wenn-ich  nit  g'si"  war,  si  [die  Verlobten]  hätte"  lang 
chönne"  s.  [halb  weinen,  halb  seufzen],  aber  zum 
Pfarrer  iväre"-si  nie  cho".  Gotth.  Schivig-mer  da  s. 
oder  i*  hau«>e"-der  Ei"s!  B  Volksztg  1900.  Wo  der  Tanz 
üs  ist,  hocket-er  dusse"  z'  underist  uf  der  Gade"stegen 
u"d  sürmt  SGfeller  1911.    S.  noch  surren  (Sp.  1288  u.). 

—  b)  weinerlich  klagen  B  (so  E.,  Si.),  griesgrämig  sein 
Aa.  Ach,  Heiri,  fäht-si  a"fah"  s.  ...  Schwz.  Fraüexh. 
1905  (B).  Undereinist  foht-er  [ein  Betrunkener]  a"  s. : 
Du  hassisch-mieh,  Alls  hasset-mich  ...  SGfeller  1911. 

—  4.  Etw.   .langsam,  schleppend  tun'   BSigr.  (Zyro). 
Vgl.  auch  das   verwandte  surren  (Sp.  1287).     Zu   4   vgl. 

sunggen  (Sp.  1208  f.). 

Sürmi  m.:  wer  mit  weinerlicher  Stimme  spricht 
oder  sich  weinerlich  beklagt  B. 

sürmig:  unfreundlich,  mürrisch,  weinerlich.  Ich 
cha""  keini  so  füli  u"a  s-i  Lermeitscheni  brücke",  sagt 
eine  Schneiderin.  Sohwzd.  (BoAa.). 

surmle»  (-ü!-  Btw.),  auch  -ele"  B  (vereinzelt);  L, 
in  BSigr.  sirmle",  in  B  lt  Dan.  auch  surmle",  3.  Sg. 
Pries,  und  Ptc.  -et:  1.  a)  (surmle")  =  sürmen  1  a,  von 
den  Bienen  B  (Dan.).  —  b)  (sü2rmle")  =  sürmen  1  c  B 
Stdt  (Dan.).  —  2.  sürmen  2  a  B.  Singe"  chan"-i'h  's 
[das  Lied]  nümme',  nume"  so  s.  OvGreyerz.  -  3.  a)  =  .->•«)'- 


1381 


Sarm  — sann.    Sorn.    Sarp  —  surp.    Sarpf—  snrpf 


men3  a  BE.  (Gfeller),  auch  winseln,  von  einem  Hunde 
B.  —  b)  =  sürmen  3  b  BE.  (Gfeller),  griesgrämig  (Aa), 
schlechter  Laune,  tadelsüchtig  (LE.)  sein,  sich  miss- 
mutig und  unzufrieden  stellen  AALeer.  (H.),  sich  un- 
wirsch, mürrisch  benehmen  Bs.  A.:  Was  macht  dl" 
Ätti?  B.:  He,  ivas  we't-er  mache"?  auch  der  ganz  Tag 
sürmele"  LE.  (ERöthelin).  —  4.  sich  flegelhaft  (Bs), 
ungeschickt  (AaFH.)  benehmen.  Sinnlos  umherstol- 
pern, unbesonnen,  wie  betäubt  umherlaufen  AAZein. 
—  5.  Etw.  schleppend,  träge,  langsam  tun  BSigr. 
fsirmle");  THDiess.,  Wag.     Sürmle"  nid  so!  Tb. 

ume°-,  lt  An.  ad  St.  umenander-:  wild  und  trotzig 
umherlaufen,  -rennen,  von  Knaben  Bs  (auch  lt  An. 
ad  St.  und  St.2).  Als  Bliebe"  sim-mer  mengmöl  mit- 
enander  ume"g'sürmlet  Bs  (ASocin).  —  ver-:  tr.,  Etw. 
(zB.  eine  Unternehmung)  durch  Ungeschicklichkeit  ver- 
derben, misslingen  lassen  AaFh.   Syn.  ver-un-schicken. 

sürmlig  (in  B  -ü2-):  I.  mürrisch  B.  —  2.  unbändig, 
flegelhaft.  Eso-n-e"  recht  s-er  Bängel  vomenen  un- 
g'stre-lte"  Repidierschüelcr.  Hausfrd  1886. 


sürnig:  =  sönig  (Sp.  33),  serlig  (Sp.  1269)  GlU. 

Vgl.    nernig  ebd. 


Sarp  —  surp. 

Serpeli  n. :  gemeiner  Thymian,  Thymus  vulg.  G 
Gossau,  Stdt,  Ta. 

Nach  Linnes  Thymus  serpyllum.  Bei  KdGesn.  1542  (dar- 
nach Fris.;  Mal.)  ,Hüener-Serb'  (s.  Hüener-Chöt  Bd  III  212); 
vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1881/2;  Martin-Lienh.  II  373;  Fischer 
III   1900;   Müller-Fraureuth  I   538. 

Sirpe"  I  s.  Sirmenden. 

.Sirpenll:  Lacerta  salamandra,  Schweiz.'  Nemnicb. 
—   Vgl.   Gr.   WB.  X  1,   1235. 

,sorple° :  Wasser  über  die  Oberfläche  wegschwibben ; 
figürl.,  Etw.  kurz  und  gut  abtun  Aa'  (Rochh.). 

Chilchen-Söl'pli:  .Schmerzenskind, Sorgenmensch' 
GRNuf.  —  Man  denkt  an  Chüchen-Sop  (Sp.  1226),  aber  die 
Bed.  scheint  keine   Vermittlang  zuzulassen. 

U"-snrp  m.:  1.  unreinlicher,  unflätiger  Mensch 
Bs  (Seiler  294  b).  Da'  'seh  der  ergst  U.!  —  2.  in 
Etw.  (im  Schlimmen)  übers  Mass  hinausgehender 
Mensch,  ebd.  —  Mit  verstärkendem  un-  (Bd  I  298). 

G°-surpel  (-ü2-)  n.:  schlechtes  Nähen;  schlecht 
Genähtes  BLütz.  (Bärnd.  1904). 

surpe"  (bzw.  -ü2-)  GRMai.,  Pr.,  zü2rpe"  GühPr., 
sürpe"  GRoHe.,  3.  Sg.  Pr»s.  und  Ptc.  -et:  in  der  Zss. 
ume"-  (umhe"-  GnPr.,  umer-  GRhPr.)  s.,  herumsiechen, 
matt  und  in  gedrückter  Stimmung  herumgehen,  bes. 
vor  dem  Ausbruch  einer  Krankheit.  Eini,  wo  albig 
ume'surpet,  von  einer  Frau,  die  entweder  Wöchnerin 
oder  schwanger  ist.  —  Vgl.  aurggen  2  (Sp.  1322)  und  die 
Anm.  zu  Surf/  I. 

surple"  (bzw.  -ü2-),  3.  Sg.  Pries,  und  Ptc.  -et:  eine 
Handarbeit  (Nähen,  Stricken,  Garnwinden  usw.)  pfu- 
scherisch, schleuderhaft  machen  BBurgd.,  Lutz.  Syn. 
sulperen  (Sp.869);  sarpfen;  stapfen ;  schlurzen;  schnür- 
pfen.  ,Sie  [die  Kinder  beim  Strickenlernen]  chnüble" 
und  chnupple"  an  ihren  Latsche",  sie  chnorze"  und 
chnebele",  sie  paggle"  und  surple".'  RGrieb  1911.    Auch 


subst.  =  Ge-surpel  BLütz.  (Bärnd.  1904).  —  Vgl.  Surbel, 
surblen  bei   Martin-Lienh.   II   373. 

be-:  besudeln.  ,Papyr  mit  dräck  bestrichen  oder 
beschlirppet,  besurpplet,  charta  cacata.'  Fris.  —  ze- 
s|amen-:  zusammenstoppeln, -schmieren.  Syn.  z.-bagg- 
len  (Bd  IV  1073).  ,Der  bapst  hat  a.  1237  syne  decre- 
tales  lassen  ussgahn,  die  im  der  predigermünch  Ray- 
mundus  hat  zsammengesurplet.'  HBull.  Tig. 


Sarpf  —  surpf. 


l"gl.  di, 


ipi- 


'■/!'• 


sarpfe",  3.  Sg.  Pr«s.  -et  „L":  1.  quietschen,  beim 
Gehen  in  nassen  Schuhen  SRech.  —  2.  „eine  Arbeit 
unordentlich  und  langsam  verrichten  L." 

„ver-" :  Etw.  durch  Unordentlichkeit,  Langsamkeit 
verderben   „L." 

Sarpfer  m.,  -i"  f.:  Person,  die  sarpfet  „L." 

Snrpf  (bzw.  -«»-,  -5-)  m.,  PI.  mit  Ural.  Ap,  Dim. 
Sürpßi  Ap;  UAltd.  (Sirpfli,  auch  -eli) :  1.  so  viel  auf 
einmal  geschlürft  wird,  Schluck  Ap;  BGadm.;  U  (so 
Altd.,  Wassen);  Z  (Dan.).  Syn.  Supf  (Sp.  1256).  Er 
nimmt  en  S.  (es  Sürpfii).  Auch  abschwächend  von 
einem  Trinker:  Er  nimmt  eppe"  hie  "nd  da  es  Sirpfeli 
UAltd.  —  2.  unordentliche  Naht  GRMai.  Syn.  Schnurpf. 

Mit  schwacher  Bildung  als  Nom.  ag.  bei  Martin-Lienh. 
II  375.  Zur  weitern  Verbreitung  der  Sippe  vgl.  bes.  die 
Anm.  zu  surpßen,  über  aussergerm.  Beziehungen  derselben 
AWalde,  Lat.  etyni.  WB.  unter  sorbere.  Dazu  mit  andrer 
Auslautstufe  auch  die  bed.-verwandte  Gruppe  von  eurpen, 
viel!,  auch  ,Surb'  (Sp.  1295).  Beide  Bedd.  (vgl.  zur  Ent- 
wicklung etwa  Schlarp)  kehren  unter  dem  Aul.  Z-  (s.  d.)  wieder. 

surpfe»  (bzw.  -ü2-)  AALeer.;  BHa.;  GlK.;  „GR- 
Mai.; Sch;  UAltd.,  sürpfe"  (bzw.  -ü2-,  -Ö-)  Ap;  „B" 
Hk.,  nO.",Si.;  „Gl"H.;  GRMai.  (Dan.),  UVaz;  GA.,  T.; 
S;  St.  -  3.  Sg.  Praes.  und  Ptc.  -et  (bzw.  -ed):  1.  schlür- 
fen, schlürfend  trinken.  Sörpf  nüd  eso!  Ap.  Tue  rät 
esö  s.!  Du  channsch  g'hörig  trinke"  UAltd.  S.  noch 
supfen  (Sp.  1257).  Mit  Obj.-Acc.  Tue  d'  Milch  nüd 
esö  s.  I"ser  Färtscheni  chennen  jitz  a"fe"  d'  Milch 
sirpfe"  BHa.  Prägnant,  unmässig  trinken.  Wenn  's 
Übergewicht  [den  Berauschten]  bald  dö  und  bald  wider 
dei  hi"  zieht,  bis  er  roruse"  schüsst  weg*"  dem  z'vil 
sürpfe".  NBöscu  1892.  —  2.  „flicken,  zB.  ein  Loch  an 
einem  Kleide."  St.  —  Bed.  1  auch  bei  Schm.  2 II  325; 
Martin-Lienh.  II  375. 

,ab-sürfen:  absorbere,  deglutire.'  Red.  1656.  Syn. 
db-.sür/len.  —  Vgl.  Martin-Lienh.   II  375. 

üher-surpfe"  „Gr";  ScnStdt,  -sürpfe"  „BO.;  Gl; 
L":  von  einem  zu  vollen  Gefäss  abtrinken,  „über- 
schlürfen."  —  ns-sürpfe"  (bzw.  -ö-):  ausschlürfen  Ap 
(T.).  S.  noch  üs-supfen  (Sp.  1257).  —  „v er- sürpfe"" : 
=  sarpfen  2.  St.  —  z'sämen-siirj)/e":  unordentlich 
zsflicken.  ,Die  Krausen  zusammen  gesürpft,  als  ob 
man  es  mit  einem  Spiss  genäht  hätte.'  Ap  Kai.  1836. 

surpfle"  (bzw.  -ü2-)  Bs;  Z,  sürpfle"  (bzw.'-ü2-, 
■ö-,  -i-)  ÄABb.,  Zein.;  Ap;  Bs  (so  Bub.,  L.,  Stdt);  „B" 
Gr.,  Ha.,  „O.;  Gl";  GRMai.;  „L";  G  (so  Stdt,  T.);  Sch 
Ha.,  Schi.;  Scbw;  munduTa;  UwE.;  U  (so  Wassen); 
Z  (so  0.,  Wth.),  -ele"  AALeer.  (H);  BGr.  (-euer);  UwE.; 
U  (so  Altd.);  Z,  surfte"  Ndw  (.bisweilen' lt  Matthys), 
surfju"  PAL,  sürfle"  (bzw.  -ü2-,  -ö-,  -i-)  Aa  (so  Aar., 
Bremg.,  F.,  Fri.,  Kulmert,  Wohl.);  BsL.;  ß  (so  Be.,  G., 


Sarpf,  serpf,  sirpf,  sorpf,  snrpf 


w-y\ 


Lutz.,  0.,  Si.  und  lt  AvRütte);  Gl;  L;  ü  (so  Ms); 
ScbwE.;  SBib.;  ThFt.,  Steckb.;  Ndw  (Matthys);  UwE.; 
W  (-Wj;  Z  (so  Febr.,  Schwerz.,  Wth.  und  lt  Dan.); 
„allg.",  -ele"  ÄALeer.  (H.);  Ndw  (Matthys);  Z  -  3.  Sg. 
Präs.  und  Ptc.  -et:  1.  wesentlich  =  surpfen.  a)  zunächst 
mit  Überwiegen  der  Geräusehvorstellung.  aaOO.,  oft 
mit  dem  Nbsinn  des  Unappetitlichen,  Ungehörigen  Aä; 
Ap;  Bs;  B  (.unedel'  Zyro);  GT.;  Tb;  W;  Z  und  wei- 
terhin, unordentlich  aus  einer  Schüssel  essen  GMs. 
Syn.  gurgelen  (Bd  II  418);  lorggen  4  (Bd  III  1382); 
lurischen3  (ebd.  1388);  lieschen  (ebd.  1460;;  sülferen 
(Sp.  865);  süpften.  D'  Chind  s-e"d,  wann  s'  d'  Suppen 
esse"d.  Hör  esö  s.  und  trink  (iss)  ordenlieh!  zu  einem 
Kinde.  Noch  strenger  als  Sprechen  bei  Tisch  ist  das 
Surfte"  verpönt.  Bärnd.  1904  (BLütz.).  ,Den  Wein  aus- 
tünkle  nicht  und  sürfle  nicht  im  Trinken!'  Bienenkorb- 
Kal.  183S  (Tischzucht).  ,Sug  und  sürflen  nit  ynhar, 
nee  surge.'  Fris.  1562.  Mit  Synn.  Die  Chind  hei" 
g'sirpfelled  u"''  g'schlirpfelled  u"d  g'chisted  »"•' g'mängled 
«•"'  geng  noch  mer  [Katfee]  wellen.  Bärnd.  1908  (BGr.). 
,Br  [der  Sigrist,  dem  Enzianschnaps  vorgesetzt  wurde] 
sürfelte  und  schlückelte  mit  sauersüsser  Miene.'  Lie- 
nert  1898.  S.  noch  Süger  (Sp.  518).  —  b)  mit  Hervor- 
treten der  Quantitätsvorstellung,  in  (wiederholten) 
kleinen,  schlürfenden  Zügen  trinken,  nippen,  oft  mit 
dem  Nbsinn  des  behaglichen  Prüfens  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
Gr;  L;  GT.;  Sch;  Schw;  Th;  U;  Z.  Er  tuet  nu"  esö  s. 
De''  Bitter  diir  hei  g'sürpflet  blas',  von  dem  köstlichen 
Wein.  APletscher  1902.  's  sind  mer  a's  hundert 
G'sclnvisterli;  d's  eine  schenkt  dem  andere"  i";  st '.surftet 
all  und  alli;  der  Letzte  löt  's  la"  falle",  Rätsel  von 
den  Dachziegeln  Aa.  ,In  sich  sürfflen,  persorbere.' 
Fris.;  Mal.;  s.  noch  supfen  (Sp.  1257);  süpflen  (Sp. 
1258).  ,0b  sie  [die  Vögel]  schon  sürpflen  (tropfenweis 
trinken),  so  harnet  gleichwol  Keiner.'  Spleiss  1667. 
, Sürpflen,  versuchen  nur  ein  wenig,  pitissare.'  Denzl. 
1677.  1716;  s.  noch  bitzlen  (Bd  IV  1993).  ,Surpfeln, 
sorbillare.'  ebd.  1716;  ,süpfeln.'  1677.  Bei  einem  zu 
vollen  Gefäss  mit  gespitztem  Munde  schlürfend  ab- 
trinken AABb. ;  Th;  Z;  auch  oben-ab-s.  Syn.  über- 
sürpflen.  Mit  Obj.-Acc.  Wadtländer  s.  Z.  Sin  röter 
Wl"  wird  nüd  übel  z"  surfte"  si".  HNägeli  1842. 
[Jungfer  Meriau  von  Bs:]  Iberhaupt  isch  's  schregglig 
ung'sund,  so  vil  Wasser  z'  sirpfte".  FOschw.  1900.  [Die 
Leute  haben]  's  Dreiröre"ivasser  grad  asa  mit  d"m  bare" 
Mül  vo"  de"  Bore"  e"iceg  g'sörpflet.  ATobler  1901/2. 
.[Frauen]  die  nicht  danach  trügen,  ob  die  Bohnen 
gesetzt  und  der  Flachs  gejätet  sei,  sondern  nur  ihren 
Gaffe  surfte"  und  die  gegenseitigen  Mägde  aushunzen 
täten.'  MWalden  1880.  ,Wenn  sie  uns  Zuckerwasser 
gab,  so  durften  wir  es  nicht  trinken,  sondern  bloss 
surpfte".'  JMähly  (Bs).  [Bantli  hat]  weder  Brandtwy 
no  Knjsiwasser  truncha,  sonder  nur  Most  und  Wasser 
häd  er  g'sürpfelt.  AKornhoffer  1656/1712.  S.  noch 
Bosöli  (Bd  VI  1445).  Mit  innerm  Obj.:  U"d  no'h 
anW'erfart  streckt  er  d'Hann''  ahhi"  u"'!  surftet  i-"  Schluck 
um  der  annder.  Bärnd.  1911  (BG.).  Prägnant,  gerne 
über  den  Durst  trinken,  ,gewohnheitsmässig  lange 
beim  Wein  sitzen,  ohne  sich  gerade  zu  betrinken'  Aa; 
Ap;  B  (AvRütte);  U.  Syn.  süffelen  (Sp.  359);  suggelen 
(Sp.  521);  sürggelen.  Er  tuet  e"chli"  s.  Er  s-et  eppe" 
hie  und  da.  Er  sirpflet  wider  Ei"s  UWassen.  ,Die... 
die  manchmal  so  gnietig  wurden  nach  Mitternacht, 
sürfelten  und  stürmten  und  doch  nicht  zu  Bette  woll- 
ten.'  Gotth.     Mit  Syn.     Sürpfle"  und  süpftc"  AAZein. 


Tuest  all  noch  gern  e"chli"  surpfte"  ond  süfte"?  ATobler 
1908.  —  2.  unterdrückt  weinen  BSi.  (Imob.).  Syn. 
flennen  (Bd  I  1199);  süfenen  (Sp.  360). 

Siiätmhd.  Bürji/etn,  sür/eln;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1235  (wiener. 
airfdn);  ferner  MHöfer,  Etym.  WB.  204;  Lexer  1862,  246; 
Schm.  2II  325;  Martio-Lienh.  II  375.  913  (ziirfek");  Unger- 
Khull   601. 

Ab  -  sürpfle" :  abschlürfen  Tu.  E"chlei"  a.,  von 
einem  vollen  Glase.  .Absürüen,  absorbere,  deglutire.' 
Red.  1656. 

üb  er  -sürpfle"  „BO.;  Gl";  GRMai.;  „L";  G;  ThHw., 
-sürfle"  Z:  =  ü.-surpfen.  D'  Bannst ande",  e"  Beckeli 
Kafi  ü.  Z.  —  Auch  strassburgisch. 

ti-sürpfle"  SceHa.,  -surfte"  ZFehr.:  aufschlürfen. 
Der  üsg'schütt  Wi"  ü. 

i  ( n )  e "  -  sürpfle"  Bs  (Spreng);  GT.,  -surfte"  Scaw 
(so  Muo.);  ZFehr.,  S.:  eiuschlürfen.  Du  muest  d' 
Suppe"  nüd  esö  i.,  zu  einem  Kinde.  Er  surftet  d'  Arznei 
ie",  wie  wann 's  Zuckerwasser  war  ZFehr.  ,So  die 
ochsen  und  ander  vech  trinkend,  so  sürflend  sy  das 
trank  hinein.'  Tierb.  1563;  an  andrer  Stelle  ,härein.' 
Mit  verschwiegenem  Obj.:  ,[Die  Esel]  stond  am  sta- 
den,  sürfflen  all  gemach  durch  die  zän  hinein,  also 
das  du  kaum  siehst,  ob  sy  trinken.'  ebd.  —  Vgl.  auch 
Gr.  WB.  III  318   (,einsurfeln'). 

üs-sürpfle"  Bs  (Spreng):  GT.;  ScHBarg.,  -sürfle" 
SchwE.:  =  üs-surpfen.  ,Er  sürfelte  seinen  Enzian  aus.' 
Lienert  1898.  ,Ein  ey  aussürpflen,  sorbere  ovum.' 
Mal.  .Süpplein,  Brühen,  lind  gesottene  Eier  usf.,  die 
man  nicht  mit  aussgestreckter  Zungen  einschläket, 
sondern  mit  dem  Löffel  aussürflet.'  Spleiss  1667.  — 
Vgl.   Gr.   WB.  I  974   (,aussörfeln').  995;   Fischer   I   528. 

,ver-surflen:  ganz  verschlucken,  verschlinden, 
absorbere.'  Fris.;  Mal.) 

Sürpfel  Sürfel  m.:  =  Surpf  1  BSi.  (derb).  Wir 
wi2"  nuch  e"  S.  ne",  im  Wirtshaus  BSi.  —  Verhält  sieh 
zu   aürpfld*  wie  Surpf  zu   aurpfe". 

Ge-sürpfel  G'sürfel  n.:  schlürfendes  Geräusch, 
Geschlürfe  AaWoM.     Syn.  Sürpfteten. 

Sürpfe"  f.:  1.  vertikales  Abflussrohr  im  Brunuen- 
trog,  Überlaufrohr  GoT.  —  2.  Sö'rpfe",  =  Suren  (Sp. 
1295)  Ap  (T.).  Wohl  zu  2  .Sürpfen',  Name  eines  Hofes 
LInwil  (Leu). 

Sürpfler  GT.;  UwE.,  Siirpfeler  (-i-)  UAltd.,  Sürfter 
UwE.;  „allg."  (St.2;  lt  St.1  VO;  Gr;  Scu;  Z),  Sürfeler 
BLütz.  —  m.:  „Person,  die  sürfelt."  Gelinde  Bezeich- 
nung eines  Trinkers:  Er  ist  e"chli"  e"  S.  UAltd.  Als 
kosende  Anrede  an  ein  Kind  BLütz.  (Bärnd.  1904). 
Sürpflete",  Sürflete"  f. :  =  Ge-sürpfel  UwE. 
Sürpfli,  Siirfli  (bzw.  -i-)  —  m.:  1.  =  Sürpfler,  von 
einem  Trinker  Bs.  —  2.  von  einer  Pfeife,  in  deren 
Rohr  sich  die  Flüssigkeit  mit  Geräusch  auf  und  ab 
bewegt.  Da' isch  e"  Sürfli  ron-ere"  Pfife"!  EHetzel  1879. 
Vgl.  Tuback-Surgglen  (Sp.  1322).  —  Auch  hei  Martin- 
Lienh.  II  375.  Als  PN.  .Gabriel  Sürpfli.'  1559,  Sch  Chr.  Als 
fingierter  Name  eines  Wirtes.  Grütliauer  189S  (Bs). 

Te-Sürfli:  Einer,  der  viel  Tee  trinkt.  MWalden 
1880  (BM.). 

Siirpf  AAAar.,  Br.,  in  B  (lt  Gotth.)  Sürfli  —  im: 
kleiner  Kerl  AAAar.,  Br.  Als  Schimpfw.:  Du  ewige 
Stopfli,  du  Sürfli!  Gotth.;  Schnürfli.  1861.  —  Das  Vor- 
hältniss  zu  Surpf  vergleicht  sich  dem  von  mmn  :  tn-aurren 
(Sp.  1287.  1293).    Reicher  entwickelt  in  der  Nbform  reit  Z-. 


Sars.    Sart  —  surf.    Sarw— surw 


i:;:;t; 


SarseHe"  S  (GvBurg)  f.,  Sarzelli  Bodensee  (Meisn. 
u.  Scbinz  1815,  303;  heute  abgelehnt):  Kriekente,  Anas 
crecca.     Syn.  Giriz  3   (Bd  II  408);    Chläfeli   (Bd  III 

631  O.).    —    Frz.    sarcelh,    lat.    •iittrtjiietlulii. 


Sart  —  surf. 

Sart  I  m.  oder  n.  Nur  in  der  Verbindung  ,(nit) 
ein  s.',  =  nicht  das  Geringste.  ,[Wir]  gebint  urab  nie- 
man  nit  ein  s.  [:  bart].'  Ap  Krieg  1405.  ,Seu  verstend 
es  [von  meinem  Spiel]  einn  s.  [:  narrenvart]',  Spiel- 
mann von  betrunkenen  Bauern.  Ring. 

Zu  serten  (s.  d.),  also  eig.  .stuprum.'  Vgl.  aber  Zort.  Der 
gleichwertige  Gebrauch  mit  und  ohne  Neg.  wie  bei  andern 
synn.  Formeln;  vgl.  Seich  (Sp.  139);   Drlck.     S.  auch   Surt. 

Sart  II.  Nur  „PI.  Sarten:  aufgebrochene  oder  be- 
hackte Plätze,  zB.  Gärten,  Beunden,  worin  mancherlei 
gepflanzt  wird.  Ich  brauche  viel  Dünger  auf  die 
Sarten  BoSi."  —  Vgl.  frz.  ««ort,  Gereute  <  •«raarfum,  za 
lat.  earrire. 

Sertäte"  f.:  eine  Art  Haube  BsStdt.  —  Frz.  serre-tete. 

serte",  1.  Sg.  Prss.  ,sirt',  Prat.  ,sart',  Ptc.  ,ge- 
sorten':  futuere  und  uneig.  plagen;  hauen  (auch 
,zer-s.');  locken.  Ring;  s.  die  Belege  bei  Schm.  *II  328. 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  628,  sowie  Sart,  Surt.  Über  die 
z.  T.  entsprechende  Bed.-Eutwickliing  des  syn.  ge-hien  s.  Bd 
II   1108   (Anm.)   und   Gr.   WB.   IV  1,   2340  ff. 

ver-.  Nur  in  der  Verbindung  ,fast,  gar  versarten 
sin  (werden)',  =  hin,  verloren,  foutu.  ,Wie  wend  ir 
uns  nun  rautenV  wir  syen  [Ind.]  fast  versartten.'  Ap 
Krieg  1405.  ,Ich  wil  das  niemer  geraten:  sy  wurden 
[Konj.]  vast  versartten.'  ebd.  ,Do  wurden  sy  gar  ver- 
sarten [vor  Freude],  wann  er  hatt  in  iren  sinn  ge- 
raten.' ebd.  ,[Sie]  sprachen,  si  hettintz  verrauten.  Si 
waren  vast  versauten  [!].'  ebd. 

Schreibung  für  ,versorten.'  Zum  Reim,  der  als  surrten 
(bzw.  -km  Y/,,,1:  i'j-'irn  zu  interpretieren  ist,  vgl.  , Worten  :  ge- 
ra(u)ten.'  ebd.  S.  76.  130,  weiterhin  ,ross :  stra(u)ss'  (häufig) 
uam. 

sertlig:  =  ser(l)ig  (Sp.  1269)  GG. 

Sirte"   s.  Sinnenden. 

Sort  ZRuss.,  sonst  Sorte-  (in  BG.;  THKessw.  tw. 
-ö-)  —  f.,  PI.  -e"  (in  FJ.  Sorti):  a)  wie  nhd.  Sorte, 
allg.  E"  gueti,  ßni,  bosi  S.  (Herdöpfel,  Zigarre",  IM 
oder  vo"  H.,  Z.,  L.J.  Die  S.  Hüener  kännt-me",  uneig. 
von  Menschen  ZO.  (Messik.  1910).  Es  isch  so-n-e"  S. 
Lüt,  sonderbare,  liederliche,  schlechte  Leute  Bs.  E" 
netti  S.  vo"  Ma"".  HDietzi  1900.  Vo"  derfe")  S.  Ei"'m 
co"  di""r  S.  SGpeller  1911.  ,N.,  dem  forruschnider, 
von  den  40  Sorten  verrüefter  talern  uff  holz  zu 
sehnyden  32  pfd.'  1579/80,  Z.  ,üie  zwo  Sorten  nüwer 
Bononieren  umb  3  Schwytzer  batzen  das  stuck.'  1591,  Z 
RM.  ,Dise  Sort  [Schuhe]  ist  Burgern  und  Puwren  vast 
gemein.'  RCvs.  (Br.).  ,Ein  guter  Teil  oberzehlter  Sorten 
Personen.'  JJBreit.  1639.  ,In  Bezalung  der  Zinsen... 
soll  der  Glöubiger  die  S-en,  wie  sy  denzmalen  ge- 
würdiget,  anzunemen  schuldig  sein,  und  die  S-en  des 
Haubtguts  höcher  nit  anzurechnen  haben,  als  was  sy 
a.  1613  galten.'  1653,  BSi.  Rq.  S.  noch  Anm.  zu  Chleinöd 
(Bd  III  656);  ver-rüeffen  (Bd  VI  704  o.).  In  Zssen. 
,Gold-  oder  Silbersorten.1  1645,  BSi.Rq.;  1661,  Z  Rq. 
N.  hatte  in  dem  Gewölbe  des  Vorkellers  in  seinem 
Hause  220  .Goldsorten'  [Goldmünzen]  gefunden.  1717, 


Absch.;  vgl.  zur  Bed.  Gr.  WB.  XI,  1812.  .Tarif  über 
den  Curs  der  Gold-,  Silber-  und  Münz-Sorten.'  S  Cal. 
1770.  —  b)  Dim.  Sörtli,  das  Quantum  Seide,  das  dem 
Heimarbeiter  auf  einmal  zum  Winden  übergeben  wird, 
gewöhnlich  1  Pfd  bis  1  Pfd  3  Lot  mit  20  Zapfen  Z 
(Seidenindustrie;  vgl.  HDolder  1851,  16  f.);  Syn.  Po- 
sten II  2  b  ß  (Bd  V  1800,  wo  jedoch  zu  lesen  ,zum 
Winden  gegebene').  —  Vgl.  zur  Gruppe  Gr.  WB.  X  1. 
1811/4;   Martin-Lienh.   II   375. 

sortiere":  wie  nhd.  G;  Th;  Z  und  weiterhin. 
Der  hat  awh  G'sortierts  und  Ung'sortierts  bi-n-enand, 
hat  keine  Ordnung  ZWetz.  (Messikommer).  —  Vgl. 
auch   das   syn.   suudiercn  S   (Sp.  1160). 

Sorti nen  f.:  =  Sort  AAWohl.  Es  sind  vu"  alle" 
S.  Liit  dert  g'si". 

Surt  m.  oder  n.:  =  Sart  I.  a)  in  Schwurformeln 
,Swer  och  unordenlich  sweret  vor  unserm  rat  ald  vor 
gericht  bi  unsers  herren  Gottes  schedel,  styrnen,  grind, 
hopt,  köpf,  s.,  vist,  schaiss,  geheiiet  ald  sölich  swüere, 
der  sol  unser  statt  ze  buoss  geben  fünf  Schilling 
phenning  als  dikk  es  beschult.'  XIV.,  Sch  StB.  ,So 
mir  ein  s.!  ich  han  sey  gsehen.'  Ring.  —  b)  als  Ver- 
stärkung von  Schimpfwörtern;  vgl.  Zers.  ,Du  s.  ver- 
snita  böswicht.'  1390,  Z  RB.  ,Du  s.  verhite  gelwer 
gehigend  schelm.'  1415,  ebd.  —  Vgl.  Lexer  II  1326/7. 

SiPrtü  m.:  1.  Überrock;  uneig.  Deckmantel.  .Her- 
zensbosheit unter  dem  Surtout  einer  verstelleten  Gott- 
seligkeit.' JJUlr.  1731.  —  2.  Tafelaufsatz  ZStdt.  — 

Frz.   surtout   in   beiden  Bedd. 


Sarw  —  surw. 

Sarwatte";  s.  Saivatten. 

Serw  S'erb  m.:  Schwindsucht  Bs  (Spreng). 

Eius  mit  Sinnen  (s.d.):  die  einsilbige  Form  setzt  den 
Nom.,  die  zweisilbige  den  Obliquus  des  alten  schwachen 
Mask.   fort. 

Serwel  Serbel  I  (bzw.  -I-)  —  m.,  Dim.  Serbeli 
(s.  1):  1.  kränkelnder  oder  verkümmerter,  dem  Ab- 
sterben entgegengehender  Organismus,  von  Menschen 
(namentlich  schwächlichen  Kindern,  Phthisikeru), 
Tieren,  Pflanzen  Aa  (so  Fri.,  Wohl.,  Zein.);  Bs  (so 
Stdt);  G;  S;  Zg,  auch  Dim.  Aa;  BLütz.  (.Bezeichnung 
eines  dahinschwindenden  oder  wenigstens  im  Wachs- 
tum zurückgebliebenen  und  völlig  abgemagerten  Kin- 
des.' Bärnd.  1904).  Syn.  Gerbel  I  (Bd  II  415);  ßroggel 
(ebd.  728);  Mägerli  (Bd  IV  103);  Bäbling  (Bd  VI  29); 
Rämpel  (ebd.  936).  Wer  wö't-n-esö-ne"  S.  setze"!  zB. 
von  einem  Kabissetzling  Aa.  Kei"  chranke''  Ghrächeler, 
kei"  armseliger  S.,  kei"  elände''  Grugsi.  JHofst.  1865. 
—  2.  derfresse'd  S.,  Bezeichnung  verschiedener  Krank- 
heiten, bei  denen  unter  starkem  Hunger  rasche  Ab- 
magerung eintritt,  Fresstieber,  Auszehrung  mit  Heiss- 
hunger,  Febris  hectica  S;  vgl.  MHöfler  1899,  115  (unter 
,Ettich');  140  (unter  ,Fress-Fieber').  Syn.  ((fr)essend, 
Ess-,  Fresser-,  Hunger-) Ettiken  (Bd  I  599/601). 

F  resser- Zirbel:  =  Serwel  2  SOlt.  (Dan.). 

Entstellung  aus  fressend  S.  (s.  das  Vor.  2) ;  vgl.  zum  1.  Glied 
aber  auch  Fresser  (Bd  I  1324)  und  Fr&iaer-Ettiker  (ebd.  601). 

Hunger-:  =  dem  Vor.  BG.  ,[Die  Gäste  meinten] 
sie  mögen  doch  gewiss  nicht  schon  wieder;  da  müssten 
sie  ja  den  leibhaftigen  H.  ersinnet  haben.'  HNyd.  1890 


l:;:;v 


Siirw,  serw,  sin 


1338 


s6rw(e)len  serbele"  (bzw.  -e-)  BE.  (neben  serble"), 
M.;  GrL.;  Ndw  (Matthys);  ZO.  (neben  häufigerm 
serble"),  sonst  serble"  (bzw.  -I-),  in  L;  TuSteckb. 
(heute  abgelehnt)  auch  serfle"  —  3.  Sg.  Praes.  und  Ptc. 
-et:  allmählich  hinsiechen,  absterben,  kränkeln,  nicht 
gedeihen,  von  Pflanzen  (bes.  Bäumen),  Tieren  und 
Menschen  Aa;  Ap;  Bs;  B  (so  E.,  M.,  Si.);  Gl;  GrL., 
Mai.;  L;  GP.,  G.,  0.,  T.;  „Sch"  ;  SchwE.;  S;  Tb;  Ndw; 
Zg;  Z.  Syn.  griggen  2  (Bd  II  727);  (ab-,  ver-Jmauglen 
(Bd  IV  105);  (er-,  ver-Jbudercn  (ebd.  1036);  beigeren 
(ebd.  1056);  (ab-)rablen  (Bd  VI  26);  ratzen  (ebd.  1918); 
siechen  (Sp.  202);  sören  (Sp.  1271).  Hat  echt  das 
Bäumli  Hambitzgi,  dass  's  esö  serblet  und  niene''  hi" 
will?  Z.  Lueg  dort  selbe"  Baum!  Am  Abstö"  isch-er, 
er  serblet.  Breitenst.  1864.  's  Chindli  hat  g'serblet  vu" 
dem  a",  dass  's  de"  Frisel  g'ha"  hat  ZDättl.  [Der 
Knabe]  het  g'serblet  zwöi,  drü  Jör  und  hei"  Dokter 
het-em  chönne"  helfe".  Joach.  1885.  Der  Ueli  selber, 
wo-n-er  g'seh"  het,  wie  das  Meitschi  serbelet,  ist  stiller 
worde".  Schwzd.  (BM.).  Si  föhd  a"  s.  und  cha""  nümmer 
verdiene".  L  Vaterland  1884.  Vom  seelischen  Leiden: 
Es  blibt-em  [dem  Kind,  das  seine  Mutter  verloren 
hat]  e"  Letzi  z'rugg,  's  hed  slner  Lebtig  z'  s.  dra". 
Schwzd.  (L).  Unpers.,  in  übertr.  Bed.  Es  serblet  mit 
dcne"Lüte",  ,sie  kommen  ökonomisch  zurück'  THSteckb. 

Vgl.  Leier  II  892;  Gr.  WB.  XI,  621;  Martin-Lienh. 
II  373.  Die  Form  mit  /  ist  auch  Schwab,  (s.  die  Aum.  zu 
as-8.)  und  bair.-ö'sterr.  (Castelli  1S47,  125;  Hintner  1878, 
208;  Unger-Khull   594). 

ab-ser&eZe"  Zg,  sonst  gew.  -serble":  an  einer  lang- 
sam (chronisch)  verlaufenden  Krankheit  zugrunde 
gehen,  dahinsiechen,  verkümmern,  „verwelken,  all- 
mählig  absterben",  von  Pflanzen  (bes.  Bäumen),  Men- 
schen (,grob'  Z)  und  Tieren  Aa;  Ap;  Bs;  BG.;  Gl  (so 
H.);  GGrb.,  T.;  S;  Th;  U;  Zg;  Z  (so  F.).  Was  macht 
diu  Brüeder?  Hä,  er  serblet  halt  ab  und  mues'  sterbe" 
Z.  D'  Buebe"  [die  nicht  austoben  können]  serbli"d  ab 
i"'n  junge"  Jöre".  ATobler1909.  —  Ab-serblete"  f.: 
,eine  langwierige,  auszehrende  Krankheit'  Ap  (T.).  — 
ab-.serblig:  .auszehrend,  hektisch'  Ap.  Es  ist  en 
a-er  Zug,  ,eine  Auszehrungskrankheit'  (TTobler),  auch 
übertr.,  ,die  Sache  nimmt  ab'  (ATobler  1905). 

um(m)e°- serble",  in  L  auch  -serfle":  krank  und 
schwach  herumgehen,  herumsiechen  AABb.,  Fri.;  Ap 
Her.;  L;  GF.,  G.,  T.;  Zg;  Z  (so  0.).  Syn.  umen- 
rätze(re)n  (Bd  VI  1918  f.),  -siechen  (Sp.  202),  -sören 
(Sp.  1272).  Es  war  besser,  me"  wurd  die  Sou"  metzge", 
a'statt  dass-si  mues'  esö  u.  Z.  Mächt  schier  zur  Hut 
üsschlüfe",  wenn-ich  ander  Lüte"  Purscht  muess  g'seh" 
und  mini  de"  Weg  u.  müend.  Stütz,  Gem. 

üs-serble":  .auszehren,  auskränkeln'  (T.)  ApI.,  K., 
M.;  ThMü.  Syn.  (üs-)giblen  (Bd  II  98).  —  Auch  bei 
Fischer  I   518  (,aus-serfleu'). 

v  e  r  -  serbele"  BE.  (neben  -serble"),  M.,  sonst  -serble" 
(bzw.  -c-):  =  ab-s.  AaF.;  Ap;  Bs;  B  (so  E.,  M.);  Gl  (so 
K.);  L;  G  (so  T.);  ScuwE.;  SL.;  Th;  ZO.  (so  F.).  Syn. 
rer-räblen  (Bd  VI  27),  -riglen  (ebd.  756),  -sören  (Sp. 
1272).  Me"  weiss  nüd,  eb  's  [ein  Blumenstöckchen] 
verserblet  oder  glich  noeh  dem"  chunnt  ZF.  Wenn  's 
nid  bald  üfhört  regne",  so  verserblet  Alls  i"  Feld  und 
Wald  L.  Duss  im  Stall,  o  lieber  Gott,  verserblet  Boss 
und  Chue.  Schild  1866.  Miner  Schwöster  Chind  het 
das  Impfen  au'h  vertruckt;  ist  verserblet,  g'storbe" 
g'schioind.  Ap  Kai.  1880  (Tu).  Im  ökonomischen  S., 
kümmerlich  sein  Leben  verbringen.    Er  het  begriffe", 


dass-me"  nit  uf-eme"  chline"  Bitz  Land  z'  v.  brücht, 
we""-me"  öppis  Anders  tveiss  a"z'fäh".  Schwzd.  (BM.). 
Wie  vil  Fraue"  und  Chind  müesse"  v.  und  chömme" 
i"  die  bittersti  Not,  ivill  d'  Manne"  ires  Geld  i"  's  Wirts- 
hüs  träge".  Schwz.  Frauenh.  1903  (SL.).  S.  noch  Huseli 
(Bd  II  1752).  Von  Gegenständen,  zugrunde  gehen, 
der  Zerstörung  anheimfallen  SchwE.;  s.  ver-brosmelen 
(BdV808).  —  ver-s6rb(e)let:  verkümmert,  herab- 
gekoinmen,  bes.  von  zurückgebliebenen  Kindern  B 
(so  E.);  s.  ver-riglen  (Bd  VI  756).  Von  einem  Bau- 
werk: Vor  füfz'g  Järe"  isch  uf  dem  gliche"  Fleck,  wo 
ietz  di"s  stolz  Büre"hüs  steit,  en  alti  vers'erbleti,  ruessigi 
Hütte"  g'stande".  Dorfkal.  1887  (B).  —  Vgl.  Gr.  WB. 
XII   1282;  Fischer  II   1334. 

Serw(e)ler  Serbler  m.:  =  Serwel  1  GRMai. 

Serw(e)let  Serblet  in.:  Schwindsucht,  Atrophie 
der  Kinder  BsL.;  SL.  Wenn  es  Ching  der  S.  het, 
sell-men-em  e"  lebige"  Fisch  a"  Hals  hänke";  wie  der 
Fisch  abstirbt,  stirbt  auch  d'  Chranket  ab.  Schild  1863; 
entspr.  BsL.     Der  fresse"d  S.  =  Serioel  2  S. 

Serw(e)li  Serbli  I  in.:  Mensch,  der  serblet.  oO. 
(FStaub). 

sgrw(e)lig  serbelig  B,  serblig  BsStdt;  BSi.;  GRh., 
Stdt;  Th,  ge-serblig  Z  (so  Schwerz.):  dahinsiechend, 
kränkelnd,  schwächlich,  schlecht  gedeihend.  En  s-er 
Baum.  Serblige"  Chinde"  mues'-mu"  toll  z'  esse"  ge", 
süst  tödt-si  der  hungrig  Serbe"  BSi.  G's-s  Zug  Z 
(Spillm.).  Übertr.,  von  einer  Angelegenheit,  die  nicht 
vorwärts  gehen  will:  E"  serbligi  G'schicht  THSteckb. 

serw(e>ligen  serblige" :  =  serwelen  BSi.  Er  s'erb- 
liget  dahi";  z'weg  chunt-er  üf  ki-"  Fall]  mer.  Das 
Chind  fäht  och  a"  s.;  wenn-d'  es  nit  cha""st  siPgge", 
su  muest  im  süst  z'  esse"  ge". 

Serw(e)li°g  Serbli"g  (in  ApK.,  M.  Serbli  II)  m.: 
Geschöpf  (bes.  jugendliches),  das  serblet,  von  Pflanzen, 
Tieren,  Menschen;  „Pflanze,  Blume,  die  in  ihrem 
Wachstum  zurückbleibt,  keine  frische  Farbe  hat  und 
bei  der  besten  Wartung  nicht  gedeiht,  so  wie  ein 
Kind,  eine  Person  siechen  Zustandes"  AaF.,  Leer.,  Z. 
und  lt  Rochh.;  Bs  (auch  Spreng);  ApH.,  I.,  K.,  M.;  BSi.; 
„Gl";  Gr;  „L"  (soE.);  G(so  Ms,  Rh.,  T.);  Sch;  Schw  ; 
Th;  UwE.;  „Zg;  Z;  allg."  (St.2).  Syn.  Mägerli(ng) 
(Bd  IV  103);  Batzen  (Bd  VI  1919);  Sörling  (Sp.  1273). 
Das  Bäumli  ist  e"  S.  und  chund  nie  zum  Chime"  L. 
Er  ist  e"  S.  u"d  toürdt  Vner  blibe"  BSi.  Der  leid  S. 
Gr  (Schwzd.);  vorher  der  leid  hülpig  Chrüppel.  ,Ein 
armer  Serbling.'  MEY.-Mer.  1853/6.  .Sein  Vater  hasste 
ihn  [einen  kränklichen  Knaben],  sagte  ihm  nur  Serb- 
ling und  alte  Grochserin.'  HPest.  S.  noch  Ettiken 
(Bd  I  601);  Bristen  (Bd  V  838  o.);  Bett-Ris  (Bd  VI 
1364).  Im  Bild:  ,Und  dann  wieder  [sagte  der  Vogt 
zu  sich  selber]:  Wie  meine  Wurzeln  faulen,  so  finden 
diese  Serblinge  [die  Bauern  des  Dorfes]  mehr  Nah- 
rung.' HPest.  Übertr.,  Schwächling,  auch  im  mora- 
lischen S.  Ü"s  Serbli"g,  im  Gegs.  zu  den  kraftvollen 
Vorfahren.  Schwzd.  (Schw).  .Kräftige  Regierungen 
haben  wie  kräftige  Menschen  überhaupt  im  Leben 
denn  doch  mehr  Wert  als  Serblinge.'  Dubs,  Öffentl. 
Recht.  ,Wie  ungeheuer  ist  die  Nacht  der  Unwissen- 
heit noch  in  unserm  Jerusalem?  Wie  lauftet  dissfalls 
Alles  unter  uns  von  elenden  Serblingen,  von  magern 
Kühen  Pharaonis.'  JJUlr.  1718.;  s.  noch  Schwind- 
Sucht  (Sp.  2S3).  ,Er  bleibet  in  seinem  Christentum 
ein   dürrer   Serbling   und   Hälbling.'    ebd.  1731.     ,1m 


Sarw,  senv,  sirw,  sorw, 


Grund  ists  ...  dem  Menschengeschlecht  beilsam,  dass 
Eltern  und  übrigkeiten  es  dahin  [zur  Selbsthilfe] 
weisen,  -wenn  ...  Kinder  und  Volk  -wirklich  erzogen 
sind.  Aber  wenn  ...  die  armen  Geschöpfe,  in  beiden 
Verhältnissen  zu  Krüppeln  und  Serblingen  gemacht, 
sich  weniger  als  Unmündige  helfen  können  ...  dann 
ist  etwas  Andres.'  HPest.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  <;-22  (wo 
uoch  ein  Beleg  aus  HPest.).  Auch  kärutu.  (Beitr.  28,  103). 
Welt-Serbling:  weltlich  gesinnter,  sittlich  halt- 
loser Mensch.  ,Weil  die  Lehr  des  Glaubens  wider 
solche  elende  W-e  ist,  so  sind  sie  auch  wider  sie.' 
JJÜlr.  1718;  auch  ebd.  1727. 

Serwe"  Serbe"  m.: , Sucht'  BE.,  auszehrende  Krank- 
heit, Lungenschwindsucht  BO.  (Zyro).  ,[Ein]  cardinal, 
der  jung  ...  am  Serben  gestorben.'  Ansu.  ,Für  Leid 
der  Alt  auch  bald  wurd  sterben.  Ach,  dass  ihn  ankam 
jetzt  der  Serben!'  MtricXus  1630.  Der  himg(e)rig  S. 
=  Serwcl  2  BoAa.,  Be.,  E.  (jede  Krankheitserscheinung, 
die  mit  starker  Kräfteabnahme  riesigen  Appetit  ver- 
bindet, wie  Rhachitis,  Amyloid  von  Leber  oder  Darm, 
Diabetes  udgl.'  Bärnd.  1904),  G.,  Si.  (.krankhafter  Hun- 
ger mit  Abmagerung  verbunden,  aus  grundfehler- 
hafter Verdauung  und  Assimilation.'  Imob.)  und  lt 
Zyro;  SL.  (Schild).  Er  het  der  h.  S.,  isst,  wi  wen"-er 
der  h.  S.  hätti,  von  einem  Vielfrass.  's  meint  Ei"em, 
•'ass  Niedc,  wo  dö  innen  isch,  der  hungrig  S.  heig. 
Schild  186b'.  S.  noch  scrtvelig.  Der  turstig  S.,  Diabetes 
BE.;  vgl.  Bärnd.  1904,  442.  Er  het  der  turstig  S., 
auch  iron.  von  einem  starken  Trinker.  —  Eig.  Nom. 
ag.  zu  sei-u-en.     Ein  Fem.  .Serbe'  bei  Gr.  WB.  X  1,   620. 

serwe"  s'erbe",  3.  Sg.  Prses.  und  Ptc.  -et,  in  GrD. 
(lt  B.)  -t:  =  s'erie(eßen.  a)  im  eig.  S.  Von  Pflanzen, 
siechen,  „vor  der  Zeit  verblühen,  vergehen,  welken" 
AALeer.  (H.);  „B"Si.  (Imob.);  „Sch;  Z"  (so  Dättl.); 
vgl.  auch  PAnd.  1897,  289.  .Wollt  ihr  ihn  [einen 
Apfelbaum]  versetzen  ...  dann  wisst  ihr  nicht,  ob  er 
nicht  verdorret  auf  seiner  neuen  Stelle,  wisst  nicht, 
wie  lange  er  s.  muss,  bis  er  z'weg  kommt.'  Gotth. 
.Sehet,  wie  die  kleinen  Bäume,  die  unter  dem  Schatten 
der  hohen  Eichen  serbten,  jetzt  zugenommen  haben.' 
HPest.  .[Die]  Alpenpflanze,  die,  in  Gärten  versetzt, 
gewöhnlich  ihre  eigentümliche  Lebensfrische  verliert 
und  dahin  serbt'  Scawz.  Literaturbl.  1829.  Von  Men- 
schen und  Tieren,  „in  Siechtum  auszehren,  langsam 
hinschwinden"  AALeer.  (H.);  Ap  (T.);  BoAa.,  E.,  Si. 
(Imob.);  GrAv.,  D.  (B.),  Mai.,  Ths;  GWb.  und  lt  Zahner  ■ 
Ndw  (Matthys);  U;  ZDättl.,  Kn.,  Wil  b/R.  (heute  ab- 
gelehnt). Er  het  g'serbet  BSi.  (Imob.).  ,[Des  kranken 
Kindes]  Wangen  färben  sich  frisch  und  rosenrot; 
vorüber  ist  sein  Serben.'  Reith.  1853.  S.  noch  ver-gän 
(Bd  II  27).  ,Welen  menschen  an  disen  [Unglücks-] 
tagen  we  wirt,  der  kumpt  kum  wider  oder  er  särwet 
lang  und  geniset  kum  von  keinerley  artzeny.'  E.  XV., 
Z.  ,In  sinen  letsten  jaren  ward  N.  gar  ein  eilender, 
anner,  kranker  man,  serwet  lang,  fulet  und  stank.' 
1524,  Z.  , Peters  schwiger  und  Timotheus  särbend 
am  fieber.'  LJdd  1531.  .Der  tod  ist  wäger  dann  ein 
arbeitsäligs  laben  und  langwyrige  krankheit  oder  sär- 
ben.'  1531/1638,  Sir.;  ,oder  särben'  fehlt  seit  1665; 
i£pa>OT7]|ia  iu.u.ovov.  LXX.  ,Was  lasst  mich  Gott  also 
s.,  hut  und  bein  an  mir  verderben?'  VBoltz  1551. 
,Särben,  erligen,  lasz  und  müed  werden,  oblanguere; 
schwach,  mugloss,  blöd  und  müed  sein,  särben.'  Fris.; 
Mal.     .Eselmilch  sol  auch  [gut  sein  gegen]  huosten, 


bluot  speuwen,  miltzstächen  und  s.'  Tierb.  1563.  ,Von 
den  grossen,  tödtlichen  krankheiten,  die  den  ganzen 
lyb  einsmals  überfallend,  dass  der  mensch  ...  eintweders 
lange  zyt  särwet  oder  schnell  durch  den  tod  dahin 
genommen  wirf  Gualth.  1584.  , Kranke,  die  von  alten 
und  laugwirigen  krankheiten  serwend.'  SHochh.  1591; 
.särben.'  1C93.  , Schwinden,  Schweinen,  s.,  decrescere, 
tabere.'  Red.  1662.  ,[N.]  hat  gsärbet.'  1669,  ZKlot. 
(Pfarrb.).  ,Wenn  der  Säugling  um  seines  [des  Vaters] 
Saufens  willen  serbet.'  HPest.  .Seine  Kinder  sie  Ser- 
ben, sind  gelb,  krumm  und  schwarz  wie  Zigeuner.' 
ebd.  .Wir  kränkeln  nicht  und  Serben  nicht,  die  Wan- 
gen glühen  im  Gesicht.'  Z  Neuj.  D.  Sch.  1788.  Neben 
, sterben'  (tw.  in  assonierender  Verbindung).  ,Die  Erd- 
äpfel haben  Pestilenztiecken,  und  wer  davon  isst, 
Mensch  oder  Vieh,  muss  sterben  oder  s.  ohne  Gnad 
und  Pardon.'  Gotth.  (Hdschr.  von  Käthi  die  Gross- 
mutter; in  den  Ausgaben  fehlt  der  Schluss  von  ,oder' 
an).  ,Ain  sollicher  schwerer  sterbend  [ist]  under  sy 
[die  Soldaten  der  kaiserlichen  Armee]  kommen,  das 
in  fünf  wochen  (wirt  gesagt)  ob  10 OoO  man  gestorben 
sijen;  ...dann  [hat]  och  das  gift  des  serbens  und 
Sterbens  des  künigs  leger  angriffen.'  Kessl.  ,Am  6.  jan. 
starb  fraw  N. ...,  nachdem  si  lange  zyt  gsärwet  und 
usszert  hatt.'  JHaller  1550/73.  ,By  3  menschen  habe 
sy  [eine  Hexe]  ouch  verderpt,  daz  sy  gestorben  und 
lang  gserbet.'  1575,  L  Turmb.  ,Sie  hattend  Exempel, 
dass  etwan  Diejenigen,  welche  in  den  Comödien  ver- 
treten die  Person  Gottes,  für  dieselbige  Zeit  hin  ge- 
hebt habend  kein  einige  gesunde  Stund,  sonder  ge- 
särwet  und  gestorben.'  Bedenken  1624.  .Stirb,  eh  du 
sterbst,  dass  nicht  verderbst,  Genad  erwerbst,  nicht  ewig 
serbst  im  Höllenreich  und  Schwefelteich.'  GMüller 
1650.  ,Er  [sei]  in  eine  Krankheit  gefallen,  an  deren  er 
auch  geserbet  und  gestorben.'  JJGessner  1702.  Vom 
Tier  (s.  auch  schon  o.).  's  Chalb  tuet  s.  ZWil  b/R. 
,Ettlichs  [verhextes  Vieh]  hept  sich  jar  und  tag,  ge- 
serbet, und  etlichs  kümerlich  wider  kon.'  1531,  L 
Hexenproz.  ,So  gnäsen  sy  [die  Maulesel]  nimmer  ee 
von  dem  serben  und  abnemmen,  dann  so  sy  medicam, 
das  ist  spanische  wicken  essend.'  Tierb.  1563.  ,[Der 
Mensch]  schafft  einzelne  Tiere,  die  in  der  Wildniss 
serbten,  zu  Heerden  um.'  HPest.  —  h)  uneig.  .Das 
S.  und  Kümmern  vieler  Gewerbe.'  Schweizerb.  1827. 
Vom  Menschen,  a)  sich  vor  Kummer  verzehren,  ab- 
härmen. .Nesereweta  ih  umbe  dine  fienda,  nonne  ... 
super  inimicos  tuos  tabescebam?'  Notker.  ,In  h Öff- 
nung särben  oder  kummerlich  geläben,  animam  tra- 
uere in  spe.'  Fris.;  Mal.  ,[N.]  serwet  ertliche  zyt 
vor  kummer  und  ist  hernach  über  ettwas  zyts  zu 
Bern  seliklich  abgescheiden.'  HBull.  1572.  —  ß)  see- 
lisch, sittlich  herabkommen.  ,Der  ist  aufgeblaasen 
und  weisst  nichts,  sonder  särbet  in  fragen  und  zank 
der  Worten.'  1531/1707,  I.  Tim.;  , sunder  särwet  mit 
fräglen  und  Worten  kämpf.'  HBull.  1531;  gr.  voaSv 
Ttspt  £>;T»y3iis  xal  Xcyou.axtag.  ,[Der  Anhänger  der  Ohren- 
beichte muss]  an  dem  Ach-  und  Weh-Zweiffelstrick, 
ob  ihm  seine  Sünden...  vergeben  werden...  zahlen, 
s.  und  ewig  verderben.'  ClSchob.  1699.  ,Es  wäre  ihm 
[dem  Menschen]  besser,  er  könnte  seine  nichtigen 
Tage  ...  im  Wald  dahin  leben,  als  Bürger  eines  Staats 
zu  sein  und  aus  Mangel  bürgerlicher  Bildung  am 
Fluch  einer  Kette  zu  s.,  die  ihm  das  Gefühl  der  Rechte 
seiner  Natur  von  allen  Seiten  verwirrt'  HPest.  — 
serwend.    ,[Sie]  gienge  ein  halb  jar  serwen,  daz  er 


1341 


Sarw,  serw,  sirv 


l:;i'J 


wand,  si  wölt  erlarnen.'  1454,  L  Hexenproz.  ,fDie 
deutschen  Söldner]  ellenklich  uf  dem  veld  ...  und 
sanfter  in  den  höwhütlin  und  uf  den  mistinen  wie 
serbend  kund  verdurbend  und  sturbend.'  Ansh.  ,Sär- 
bend,  languidns.'  Fris.  (.särbende.'  1541);  Mal.  ,[N. 
habe]  sich  am  lyb  übel  gehebt,  grossen  durst  erlitten 
und  [sei]  also  särwend  im  heuwmonat  daruff  gestorben.' 
1576,  ZKüti.  ,1m  ganzen  Hause  Nichts  als  halb- 
nackende Kinder,  serbende,  Hunger  und  Mangel  at- 
mendeGeschöpfe.'HPEST.  Mit  verschobener  Beziehung: 
,s-e  Krankheit',  Auszehrung;  s.  Ettiken  (Bd  I  601). 
Im  inoral.  S.  ,Er  hätte  sollen  die  Evangelischen  mit 
serbenden  Fragen,  Wort-Gezänk  [usw.]  unangefochten 
lassen.'  ClSchob.  1695.  ,Dem  Pater  Vicari  alle  seine 
listige  Rank,  serbenden  Wortfragen  und  sophistische 
Folgungen  zu  nichten  machen.'  ebd. 

Ahd.  serawen;  mhd.  sem-en,  -ben;  vgl.  Gr.  WH.  X  1,  621/2 
(wo  noch  mehrere  Belege  aus  HPest.);  ferner  Martin-Lienh, 
II  373.  Die  Sippe  ist  vorwiegend  alem.-bair.  Der  Voc. 
deutet,  soweit  altes  e  und  Sekundär-Umlaut  voa  a  geschieden 
werden,  auf  ersteres  (auch  e'  G1K.  ist  regelmässige  Ent- 
sprechung von  sekundär  gedehntem  ?).  «•  ist  in  der  lebenden 
Spr.  (im  Gegs.  zB.  zu  föru-en  Bd  I  990;  gärwen  Bd  II  448) 
nirgends  mehr  nachzuweisen  (letzte  Belege  Gwerb  1646; 
1662,  ZKlot. ;  s.  ü«-s.),  worin  wohl  Eiufluss  von  sterben  (s.  o.) 
zu  erkennen  ist.  Das  W.  weicht  heute  vor  serb(e)len  zurück 
(so  Aa;  GMs;  ZWil  b/R.)  und  ist  tw.  schon  völlig  abge- 
kommen.    Zum  Sachlichen  vgl.  MHöfler   1899,   638. 

ab-,  mit  ,sein'  (so  BG.;  GiiNuf.  und  lt  TTobler), 
in  ä.  Spr.  auch  ,haben':  =  ab-serwelen  Ap  (T.);  BG., 
Si.  und  lt  Imob.,  Zyro;  GrAv.,  Nuf.,  Rh.;  Ndw  (Mat- 
thys);  U;  ZSchwerz.  Die  serbet  ab  GrNui".  Er  serbet 
langsam  ab.  Er  ist  ganz  abg'serbet  BG.  ,Absärben, 
nach  und  nach  abnemmen,  verschweinen,  unmuotig 
werden,  krank  und  blöd  werden,  erlucken,  erligen, 
kraftlos  werden,  languescere,  e-,  oblanguere.'  Fris. 
1541/68;  Mal.  ,Ein  halben  bächer  voll  gemsunschlit 
mit  gleich  so  vil  milch  getrunken  sol  die  zrächt  bringen, 
die  one  alle  ursach  von  tag  zu  tag  abserbend  von  ge- 
schwär  wägen  und  prästen  der  lungen.'  Tierb.  1563. 
,Das  fleisch  der  kräbsen  ...  wirt  gelobt  von  denen,  so 
abserbend,  schweinend,  megerend.'  Fischb.  1563.  ,[Der 
Krebs]  hat  ein  zart,  süess,  lieblich  fleisch  ...  ist  guot 
den  absärbenden,  mageren  leuten.'  ebd.  ,Graf  Bern- 
hardt und  graf  Heinrich  von  Regenspurg  kamend  biss 
gen  Jerusalem,  doch  also  abgesärbet,  dass  si  allda 
beid  sturbend.'  Äg.Tschitdi  (Chr.).  ,Ein  Trank  geben 
Denjenigen,  so  abgeserbet  und  ganz  ausgezehrt  ha- 
bend.' JJNüSCH.  1608.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  116;  Schm.  2II 
324;  Unger-Khull  10. 

um(m)e°-,  in  GRNuf.  umhe"-:  =  u.-sericelen  Gr 
Mai.,  Nuf.,  Ths;  Ndw  (Matthys);  UWassen.  Dan.  Ich 
macht  nit  gere"  ledig  sterbe",  sust  chämt-ich  ja  i"  d's 
Grüzimos  und  müesst  dert  eländ  u.,  bis  ieh  des  Feg- 
fürs icurdi  lös,   Klage  einer  alten  Jungfer  UWassen. 

üs-,  mit  ,sein'  (so  Ap),  in  ä.  Spr.  auch  , haben': 
=  üs-senvelen  ApH.,  I.,  M.  lt  TTobler;  Bs  (,die  Schwind- 
sucht haben.'  Spreng);  Ndw  (Matthys);  U;  ZWil  b/R. 
und  lt  Dan.  ,Dass  er  ein  jar  lang  schmerzlich  us- 
serbet  und  sich  gon  Torberg  ...  lies  vergraben.'  Ansh. 
,Verschwynen,  aussdorren,  ausserben,  den  schwynen- 
den  etticken  haben,  extabescere.'  Fris.  ,Aussärwen, 
elanguere,  elanguescere.'  Mal.  ,N.  ...  hat  aussgsärwet.' 
1662,  ZKloten  Pfarrb.  ,Mannen  [die]  in  das  Schwaben- 
land gangen,  krank  heimkommen  und  nach  und  nach 
usgeserbt  haben.'  ZVeltheim  Pfarrbericht  1692.    ,[N.] 


hab  dem  Schulmeister  Wein  aus  dem  Keller  gestollen 
und  doch  darvor  geschwohren,  wann  er  es  getan  habe, 
so  wollte  er,  dass  er  aussärben  müsste.'  Wast.  Proz. 
1701.  ,N.'s  Söhnli  starb  an  langem  Ausserben.'  1706, 
ZZoll.  Totenb.  ,Ein  Weib,  so  ganz  contract  und  wie 
ein  Toten-Cörper  aussgeserbt.'  EKönig  1706.  Oft  von 
dem  durch  zaubrische  Kräfte  bei  Mensch  und  Tier 
bewirkten  Siechtum.  ,Der  böss  [habe  einer  Hexe] 
zwen  sporen  geben  und  sy  das  ross  damit  gesporret, 
darnach  were  es  ussgeserbet  und  ettwan  in  nun  Wo- 
chen gestorben.'  1539,  Z  RB.  ,[Der  Böse  habe]  iro 
etwas  kruts  ...  geben  und  darby  anzeigt,  sy  solle  ge- 
melt  krut  in  die  brüygen  tuon.  [N.,  der  davon  genoss] 
syge...  ussgeserwet  und  letstlichen  gestorben.'  1586, 
ebd.  ,Sy  [habe]  C Widmers  ...  schwyn  etwas  geben, 
das  es  ussgeserwet  und  volgents  abgangen.'  1598, 
ebd.  ,Dann  habe  sy  [eine  Hexe]  irer  Tochter  Kind 
angriffen,  das  es  lang  ussgesärwet,  dasselbig  aber 
nachgenz  wider  gsund  worden.'  1611,  ebd.  ,Sie  [habe 
ein  Zauberpulver]  uff  des  Kindts  ...  Teggbet  gelegt, 
und  ist  das  Kind  darüber  elend  ussgeserbt.'  1642,  Aa 
Bremg.  Turmb.;  noch  öfter  in  der  Quelle.  ,Da  er  den 
Teufel  gesehen,  falt  er  in  ein  Krankheit,  an  deren  er 
allgemach  ausssärwen  und  aussdeeren  müessen.'  Gwerb 
1646;  ähnlich  Zauberei  1704  (,allgemächlich  auss- 
serben').  S.  noch  Suppen  (Sp.  1231  u.).  —  üs-ser- 
wend.  ,Das  dadurch  [durch  schlechte  Ernährung] 
ihre  Mägen  übel  verderbt,  ausserbende  Krankheiten 
unter  ihnen  verursachet  und  die  zuvor  starke  Leiber 
...  entkräftet  werden.'  1692,  Z  lose  Blätter  1896.  S.  noch 
Schwln- Sucht  (Sp.  283).   -   Martin-Lienh.  II  373. 

ver-,  mit  ,sein'  (so  Ap):  =  ver-s'erwelen  Aa  (Rochh.); 
ApH.,I.,M.;  B  (so  Si.  und  lt  Gotth.,  Zyro);  Ndw  (Mat- 
thys); UwE.;  Z  (Usteri).  De'  Chabis  chunnt  verderbe", 
die  Nägelistöck  v.  [.verkommen'].  Usteri  1853.  ,Bet! 
...  vielleicht  verzeiht  dann  Gott  dir  und  mir  die  Sün- 
den und  lässt  uns  selig  sterben  und  nicht  im  Elend 
v.'  Gotth.  (Hdschr.).  S.  noch  ver-räblen  (Bd  VI  28  o.). 
Insbes.  von  dem  durch  Hexen  bewirkten  Siechtum. 
,Ihr  Buol  [habe]  ihren  [einer  Hexe]  zuegemuet,  sein, 
N.'s,  Döchterli  zu  küssen,  damit  ess  verserbe.'  1642, 
AABremg.  Turmb.  ,Sie  [habe]  einem  jungen  Knaben 
ein  angesalbtes  Stekhli  in  die  Hand  geben  ...  davor 
er  verserben  [sollte]  und  in  einem  halben  Jahr  dar- 
nach gestorben  seige.'  1654,  ebd.  ,[Eine  Hexe  habe] 
Hern  NN.  an  ihren  Husstigen  3  Seigel  angesalbet, 
also  wan  sie  sich  daran  stossen  oder  mit  blossen 
Füessen  daruf  treten  werden,  eintweders  erlamen  oder 
v.  sollen.'  ebd.  —  ver-serwet  -serbet:  verkümmert 
B(Zyro).  .Verserbete  Haferstengel.'  Gotth.  .[Söldner] 
deren  ouch  nit  hundert,  ouch  nit  gsund,  heim  kamend, 
wurdend,  vast  verserbt,  ins  mer  by  Attellen  [in  Unter- 
italien] vergraben.'  Ansh.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XII  12S2. 

Serwer  Serber  in.:  hinsiechender,  kränkelnder  Or- 
ganismus (Mensch,  Baum)  GrPt.  (so  Valz.).  Nä"*  und 
näch  hend-s"  [die  Angestellten]  im  Dienst  irne  Chreft 
üfg'ribe",  di  G'sundheit  i"'büezt  und  später  hed  's  arem 
Serber  us-ne"  g'ge".  Freier  Rhatier  1871  (GRvPr.).  — 
Auch   tir. :   vgl.  VHiutner,   Deferegger  Dial.  208  (.Server'), 

Serwet  Serbet  m.:  .langwierige  Kränklichkeit, 
bes.  von  der  Auszehrung,  Schwindsucht",  Atrophie 
(namentlich  bei  Kindern)  Aa;  „Gl;  L;  Sch;  Zg;  Z" 
(St.1),  von  der  unter  Kräfteverfall  zu  Verkrüpplung 
führenden  sog.  englischen  Krankheit  der  Kinder  (Rha- 


vw. 


Sarw,  serw, 


1344 


chitis)  SThierst.,  Seuche,  epidemische  Krankheit  Aa 
Leer.  (H.).  Sid-ich  us  ''em  Spittel  fürt  bi",  han-ich  de" 
S.  am  Chrage"!  HBlattner  1902.  ,Und  darnach  kam 
sin  muoter  in  ein  serwet  lang  zit;  und  als  sy  sterben 
solt,  do  nam  sy  es  uff  ir  letst  end,  sy  hat  es  von  N.' 
1502,  LHexenproz.  Der  fresse'd  (hungrig  B;  SB.)  S. 
-  Serwel 2  „B;  L" ;  SG.,  L.  Jitz  ...  het-er  och  si"  ganzen 
Appetit  wider  g'funden  und  ist  derhinder,  wie  wenn-er 
der  hungrig  S.  hätti.  EvTavel  1904.  ,Den  [einen  aus- 
gehungerten Menschen]  kann  man  lange  füttern,  dop- 
pelt so  viel  als  einen  andern  ...  und  er  sieht  aus,  als 
wenn  er  den  hungrigen  S.  hätte.'  Gotth.  (.Diabetes' 
lt  EB.).  .Für  den  hungrigen  Särbet  der  Kinder 
[Überschrift].  Nimb  das  Kind  auf  am  Freitag  am 
Morgen,  sobald  der  Tag  anbricht,  und  gang  zum  Fen- 
ster und  tu  es  auf  und  sprich  diese  Wort:  Gott  grüss 
dich,  heiliger  Freitag,  und  der  Man,  der  in  der  Kir- 
chen lag,  der  komb  und  nänie  diesem  Kind  der  Särbet 
ab  [usw.].'  E.  XVIII.,  HZahler  1898. 

Serwete"  Serbete"  f.:  =  dem  Vor.  ApH.,  I.,  M.  (T.); 
„Gl;  L;  Sch";  UwE.;  U  (.chronische  Krankheit'); 
„Zg;  Z." 

Serwänte"  (in  BsStdt  ~ x  J),  in  B  auch  -dyte"  —  f. : 
1.  Gestell  mit  mehrern  Platten  in  Tisch- (auch  Schrank-) 
Form,  bes.  zur  Aufbewahrung,  Bereitstellung  von  Tisch- 
gerät, stummer  Diener  BsStdt;  ZStdtf.  .Sie  öffnete  eine 
reich  geschmückte,  mit  Messing  beschlagene  Servante 
und  hob  aus  »einer  Nische  einen  schwerfälligen  Leder- 
behälter.' EHetzel1879.  —  2.  Vorrichtung  zur  Warm- 
haltung des  Teewassers  (seltener  des  Kaffees),  Koch- 
maschine, in  ä.  Zeit  (in  ZStdt  bis  M.  XIX.)  bestehend 
aus  einem  auf  vier  (wenn  rund,  drei)  ungefähr  60  cm 
hohen  Füssen  ruhenden  viereckigen  oder  runden  Käst- 
chen, das  an  zwei  Griffen  tragbar  bei  Tisch  neben 
den  Sitz  der  Hausfrau  gestellt  wurde  und  in  dessen 
Innern  der  Teekessel  auf  einem  Eost  über  einem 
Kohlenbecken  (in  ZStdt  auch  heissen  Stein)  Platz 
fand  BStdt  (,auch  in  den  Landstädten  hie  und  da, 
auf  dem  Lande  nur  etwa  in  Pfarrhäusern.'  AvEütte); 
ZStdtf.  Frau  Pfarrer,  i°*  ha"  de"-  d'  S.  inne"  'tä", 
sagt  die  Magd,  wenn  Alles  zum  Abendessen  bereit  ist 
B  (AvEütte).  D'Servangte"  putze".  Bischer  1903.  .Der 
Kaffee  steht  auf  der  brodelnden  Servante.'  B  Sonntags- 
post 1870  (BStdt).  .Eine  hübsche,  wenig  gebrauchte 
Servante'  B  Ztgsins.     S.  auch  sünen  (Sp.  1103). 

Frz.  Kcrranu-  in  Beil.  1;  so  auch  bei  Sanders  II  1080; 
Gr.  WB.  X  1,  628.  Das  stamnihafte  -<?-  stimmt  in  unserm 
W.  wie  in  den  übrigen  der  Gruppe  entweder  mit  dem  Laut 
von  germ.  e  (so  Ap;  Btw.;  G;  Th;  Ndw;  Z)  oder  mit  altem 
Um!,  e  (so  Bs;  BG.;   L;   W)  überein. 

Te-:  Gestell  mit  Wärmevorrichtung  für  (Koch- 
und)  Teekessel,  Teemaschine  ZStdt  (Dan.). 

Servent  n.:  Mittel,  Medikament.  .[Überschrift:] 
Ein  heinliches  S.  für  die  Schwingung.'  ZElgg  Arzneib. 
um  1650. 

serwiere",  in  WVt.  -u":  bei  Tisch  aufwarten, 
zunächst  und  auf  dem  Lande  ausschliesslich  in  Wirt- 
schaften Aa;  Ap;  Bs;  Th;  Ndw;  WVt.;  Z  und  wohl 
allg.  Si  göt  gi"  s.,  als  Aushülfsbedienung  in  eine 
Wirtschaft  Ap  und  sonst.  —  Frz.  servir.  Vgl.  Gr.  WB. 
XI,   630,  ferner  Martin-Lienh.   II  375;  Follmann  477. 

Serviet  n.:  Tischgedeck.  ,[Bei  den  Festmählern 
des  Musikkollegiums  in  ZWth.  führte  das  Streben 
nach  grösserm  Luxus]    eine  Vermehrung   der  Tisch- 


geräte herbei,  deren  Last  auf  die  Köpfe  der  Gesell- 
schaftsglieder fiel  ...  Im  Jahre  1739  wurde  die  Ein- 
standsgebühr für  ein  ,S.'  um  24  ß  vermehrt.'  Troll  1844. 

Serwi-etten,  in  GT.;  Ndw  (lt  Matthys)  auch  -Hte", 
in  GRPr.  -iete"  —  f.,  Dim.  -ettli,  in  GRPr.  Serwietli: 
wie  nhd.  Serviette  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Gr;  L;  S;  Th; 
Ndw;  Z;  wohl  allg.  [Mutter  zu  den  Kindern:]  Ich 
han-ech  vergesse",  e"  Lumpe"  z'  ge",  e"  S.  han-i'h  wolle" 
säge".  Bärnd.  1911  (BG.). 

Frz.  serviette.  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  629/30;  Weig.  6  II 
S54;  ferner  Martin-Lienh.  II  375;  Follmann  477;  WB.  der 
luxemb.   MA.   503. 

Serwiss  m.,  in  BStdt  in  Bed.  2  auch  Sericisse"  n., 
PI.  in  B  -e":  1.  Bedienung  B  und  weiterhin.  —  2.  coli., 
Tischgeschirr,  Tafelgerät  als  zsgehöriges  (gleich- 
artiges) Ganzes  Ap;  B;  GStdt;  Th;  ZStdt  und  weiter- 
hin in  Kreisen  mit  städtischer  Lebensführung.  Es 
burschelänigs  S.  z'  Ghrutt  und  z'  Fetze"  verschlage". 
EGünter  1908.  PI.,  die  bei  Tisch  verwendeten  Ess- 
geschirre ohne  Eücksicht  auf  Zsgehörigkeit.  Wäre"t 
d's  Julie  der  Tisch  'deckt  het  und  d's  Bäbeli  noch  i" 
der  Chuchi  d'  Sericisse"  näche"g'luegt  het.  EIscher  1903. 
D's  Rosa  het  d'  Serwisse"  abg'leit.  ebd.  -  Frz.  serviee. 
Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  628/9;  ferner  Martin-Lienh.  II  375;  Foll- 
mann 477;  WB.  der  luxemb.  MA.  503. 

Serwitü't,  in  GlM.;  Th  auch  Serf-,  in  ZO.  Serfi- 
tü't  —  f.  Aa;  Gl;  Th;  Z,  n.  B;  GLf;  Z:  Servitut. 
1.  in  der  Eechtspr.,  auf  einer  Liegenschaft  lastende 
Dienstbarkeit  Aa;  B;  Gl;  Th;  Z  und  weiterhin  ;  vgl. 
EHuber  PE.  III  335  ff.  I'"  wiV  e"kei"s  S.  uf  miner 
Lige"schaft.  .Bei  diesem  Baue  [des  Zentralunter- 
suchungsgefängnisses 1860/2]  wurde  ...  ein  juristisches 
Kuriosum  obergerichtlich  statuirt:  ein  .schlafendes 
Servitut',  d.  h.  die  Bestimmung,  dass  auf  diesem  Bau- 
platz nicht  mehr  gebaut  werden  dürfe,  wenn  das  gegen- 
wärtige Gebäude  abgetragen  werden  sollte.'  Liebenaü 
1881.  Aus  der  Dienstbarkeit  für  dritte  Personen  sich 
ergebende  Rechte,  Befugnisse.  Syn.  Servituten-Becht 
(Bd  VI  299).  ,[NN.  lassen  Jedermann  verbieten]  über 
ihre  Liegenschaft  zu  gehen,  zu  fahren,  irgend  Etwas 
darauf  abzulegen  [usw.]  oder  überhaupt  irgendwelche 
Servitute  auf  ihrer  Liegenschaft  auszuüben.'  1887,  Gl. 
Insbes.  Wegrecht:  .Die  Servitut  oder  Wegsamme.'  1755, 
BG.  (Bärnd.  1911).  —  2.  im  weitern  S.,  (drückende) 
Verpflichtung,  die  man  auf  sich  nehmen  muss  Th;  Z 
(so  Euss.,  Stdt). 

Aus  lat.  servitus;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  630.  Bei  Vad.  ,ser- 
vitet'  mit  Anlehnung  an  die  Bildungen  auf  mhd.  -tat,  -tut, 
frz.  -t£ :  .Der  eerschatz,  den  man  in  verenderung  der  hof- 
güeter  zuo  legen  gwon  ist,  ein  altfränkisch  servitet  oder 
dienstbarkeit';  .schwäre  änipter  [des  Bischofs  und  Abtes]  und 
burdinen  [sind]  zuo  digniteten  ...  angeloffen  (aus  servitet 
ward  diguitet).' 

Se'rwela  AaF.;  B:  L  (so  Stdt);  Th,  -<i  Ap;  GT.; 
Th;  Zg,  -j  Ap;  Th,  -olä  L,  -ola  Sch,  -ula  AaF.;  GlM.; 
L  (soSuhr.),  -üa  Z,  Serbelä  Zg,  -a  AaF.;  Sch,  -ula 
AaF.,  Serfele  GlH.;  Th  —  f.  AaF.;  GlH.,  M.;  GT.; 
Th;  Zg,  m.  Ap;  L;  Th;  Z,  Serbü  Sch,  -fei  GT.  —  m.: 
Cervelatwurst.  In  der  Parodie:  ,(Heü  dir,  Helvetia) 
Bratwurst  f-icürstj  und  S.  cha""-me"  bim  Metzger  ha", 
und  die  sind  guet.'  ApHer.;  Sch  (EStoll  1907);  Th; 
Zg;  Z  und  gewiss  weiterhin.  .Schmerzliche  Mitteilung, 
dass  unsere  innigst  geliebte  Tochter  Anna  Bäbe  Web- 
stuel  mit  sibe"  Spuele"  und  acht  Fäde"  i"  di  ewig  Side"- 
fabnk  abe"g'heit  ist.    Monte" nwrge"  würt-si  verlochet  im 


1345 


Sarw  - 


WurstgässK  Nummerer  Serbela,  SchwartCpäckli  links', 
seherzh.  Todesanzeige.  EStoll  1907. 

Wie  im  Eis.  (Martin-Lienh.  II  375)  zurückgehend  auf 
frz.  cervelaa.  Das  Fem.  durch  Eiufluss  von  Wurst.  Das  Ge- 
schlecht ist  übrigens  nicht  für  alle  Orte  sicher  zu  stellen. 
Serbel  (-fei)  erklärt  sich  als  Neubildung  von  dem  plur.  auf- 
gefassten   Serbele"  aus. 

Serwis:  durchlöcherte  Kelle  zur  Entnahme  des 
Ziegers  aus  der  Molken,  .scumarola'  TB.  Syn.  Locher- 
(PPo.),  Ziger-Chellen. 

Ans  gleichbed.  sereis  «  lat.  c«wem)  der  umgebenden 
tessin.  MAA.;  vgl.  ChrLuchsinger,  Molkereigeräte  37/8 ;  zur 
Etym.  vgl.  weiter  Arch.  glott.  IX  218;  Boll.  stör.  d.  Svizz. 
it.  XVII  146.  Eine  Angabe  über  das  Geschlecht  des  heute 
aligelehnten   Wortes  fehlt. 


sos(s),  sus(s). 


Säss  I  Säss  ra.:  Bewohner.  ,[Jereniias  ruft:] 
Horche,  Erden,  Erden,  Erden!  Gott  will  ein  Säss 
deiner  werden',  durch  die  Menschwerdung  Christi. 
JJWeissenb.  1680,  95. 

Ahd.  aäßo,  aäßeo,  mhd.  säße,  aceße  nur  als  2.  Glied  von 
Zssen;  erst  nhd.  tritt  auch  das  einf.  W.  auf  (Gr.  WB.  VIII 
1803/4;  Sanders  II  857  a),  das,  wie  in  unserm  Falle,  durch 
sekundäre  Abstraktion  aus  deu  zahlreichen  Zssen  gewonnen 
ist.  Inwieweit  die  ä.  Belege  mit  ,säss,  sess'  (s.  die  folg.  Zssen) 
neben  mhd.  aceße  eine  gleichbed.  Bildung  mit  Ablautstufe  ;■ 
(ahd.  aeßßo,  mhd.  aeßße)  fortsetzen,  lässt  sich  nicht  erkennen. 

Ob-Säss:  oben,  in  der  Höhe  Angesessener.  ,Als 
sieb  ettlicb  spenn  und  irrtung  gehalten  gehept  habendt 
enzwüschent  des  heiligen  geistes  spital  Zürich  und 
gemeinen  huohbrüedren  ...  von  clag  wegen  aller  der 
obsessen  an  dem  Schneltzberg,  wie  das  die  ein  fuos- 
weg  durch  des  spitals  guot  gemacht  habent  und  dem 
spital  über  das  sin  gangint...'  1502,  Z. 

Eigen-Säss:  PL,  auf  eigenem  Grunde  sitzende 
freie  Leute;  sie  haben  ihr  altes  freies  Gericht  be- 
wahrt, wenn  auch  die  Herrschaft  den  Richter  aus 
ihrer  Mitte  wählt,  und  bezahlen  bloss  einen  geringen 
Vogteizins  (Andr.  Heusler);  vgl.  dazu  FvWyss,  Ab- 
handlungen S.  163  ff.  .[Ritter  Marquard  von  Morel 
erklärt  eidlich]  quod  dicti  homines  de  Buele  [Biel  in 
WG.]  et  ipsorum  antecessores  sunt  liberi  alloditarii, 
quibus  vulgariter  dicitur  eigensecin,  et  non  tenebamur 
ab  eis  exigere  servicium,  neque  placitum,  neque  ali- 
quam  iuridicionem  occasione  rerum  requirendarum  ... 
exceptis  undeeim  denariis  quos  tenentur  dare  annuatim 
homines  supradicti;  insuper  dicti  homines  infra  XL 
annos  non  habebant  maiorem  neque  psalterura,  nisi 
aliquem,  quem  ego  vel  pater  meus  ...  eis  proposuerit 
procuratorem  et  defensorera  et  hoc  hominem  aliquem 
inter  ipsos.'  1277,  W  (Gremaud,  Documents  II  256; 
dazu  die  Berichtigung  ZfsR.  N.  F.  VII  251,  No  444); 
vgl.  auch  W  Blätter  I  155. 

Hieher  viell.  der  FN.  .Heinrich  Eigensetzre  [zur  Form 
s.  die  Anm.  zum  Folg.]  von  obren  Bereitem  [bei  AaBremg.].' 
1348,  Aa  Weist.;  vgl.  aber  auch:  ,Hans  Eigensatz.'  1500, 
AaSpreitenb.,  ,Cuonrat  Eigensatz.'  1496/1500,  BStdt  (s.  auch 
Leu,   Lex.  VI   253). 

Um-Säss  (s.  Anm.),  -Säss(er):  gew.  PI.,  Um- 
wohner,   Anstösser,   Nachbar.     ,Und   sol   nieman  den 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


vordem  hüsern  den  brunnen  weren  noch  versagen, 
swenne  si  sin  bedorfen,  si  [die  Pächter  einer  Bad- 
stube] ensollent  och  der  umbesetzen  enkein  krenken 
an  sime  rechte.'  1296,  BsStdt.  ,[Dass  der  Käufer  das 
Haus]  besezzen  sol  mit  erbern  lüten,  die  wol  an  eren 
gezemen  beide  den  vorgenanden  [geistlichen]  herren 
und  den  andern  umbesezzen.'  1308,  ZStdt.  .Wider  kein 
ünsern  burger  und  wider  kein  ünsern  umsezen.'  1314, 
L.  , Weihe  zuo  Basserstorff  inwendig  etters  gesessen 
sint,  die  sint  enander  recht  weidgenoss  . . .  und  sölent 
ouch  ir  umbsässen  weder  wunn  noch  weid  mit  inen 
haben,  denn  alz  verr  sy  inen  des  gunnent.'  XIV. /XV\, 
ZBass.  Offn.  ,Was  holzes  sy  [die  Bremgartner]  not- 
dürftig sind  zuo  ir  bruggen,  mügent  sy  in  der  von  Wolen 
holz  ...  howen  als  in  ander  ir  umbsässen  hölzer.'  1431, 
AABremg.  StR.  ,[Die  Feinde  hatten]  allen  umbsessen 
vom  adel  gebotten,  geschriben,  nütz  in  die  stat  [Basel] 
zuo  füeren.'  1448,  Bs  Chr.  ,Die  umbsässen  allent- 
halben an  denselben  ort  und  geginnen,  so  an  die  von 
Tablatt  stiessen.'  1470,  G  Rq.  ,An  fryweibel  von  Wola, 
mit  den  nächsten  umbsässen  zuo  verschaffen,  die  wäg- 
same  im  Bremgarten,  by  der  nüwen  brugg,  zuo  bes- 
sern.' 1508,  B  RM.  ,[I>ie  Stadt  Bern  hat]  ir  umsässen 
eintweders  mit  williger  früntschaft  oder  mit  genötigter 
fiendschaft  beherrschet'  Ansh.  ,Ein  gemeind  und  pur- 
samme  zuo  Rieden  ...  glych  wie  andere  der  statt  umb- 
sessen.' 1561,  ZAlbisr.  Offn.  ,[Den  beim  Erdbeben  aus 
Basel  Geflüchteten]  vergienge  Speiss  und  Trank,  das 
ihnen  die  Umbsässen  Halldtreichung  tuon  muossten.' 
Würstisen  1580.  ,Und  stand  dise  Gebott  gegen  un- 
seren Umsessen  und  Pundtsgnossen,  wie  man  uns  halt, 
also  sönd  wir  sy  ouch  halten.'  1605,  SchwG.  LB.  S. 
noch  Friheit  (Bd  I  1266);  Bruch  II  (Bd  V  345); 
bröggen  (ebd.  535);  Sumer  (Sp.  977);  Sinn  JI(Sp.  1078). 
Einmal  im  Sg.:  , Enkein  umbsäss  dero  von  Oberhusen 
sol  uff  ir  wuuu  noch  uff  ir  weid  varn  mit  sinem  vich, 
es  beschäch  denn  mit  ir  guoten  willen.'  1393,  Z. 
Neben  syn.  Ausdrücken.  ,Die  umsessen  und  die  lantlüt 
umb  und  umb,  wit  und  nach,  die  nemment  den  berg 
Frekmünd  oder  Pylatusberg.'  XV.,  ALüt.  ,Unser 
[der  Stadt  B]  nachgeburen  und  nechsten  umbsessen.' 
1465,  B.  .Unser  umsessen  und  nachburen,  die  hundert 
jar  hie  harumb  sind  gewandlet.'  1513,  SZuchw.  ,NN. 
als  den  nebenanstössern  und  umbsessem.'  1556/62, 
ZDielsd.  Offn.  S.  noch  Bi-S.  Von  den  abseits  sitzenden 
Angehörigen  einer  Gemeinde.  ,[Die  Verordneten  des 
Dorfes  Jenaz  klagten]  wie  das  die  urasesen  enhalb 
der  Fuma  in  iro  gemeint  sesen  und  vor  etlicher  zit 
spis  und  Ion  den  hirten  [vgl.  Spis-Gclt  Bd  II  268]  in 
das  dorf  Jenatz  geben  bettend  und  darnach  etlieh  zit 
das  gelt  für  die  spisung  ...;  alle  die  do  sesent  imm 
dorf  oder  dishalb  der  Fuma,  denen  sy  [sei]  daz  gelt 
für  die  spysung  nit  erkeitt,  die  wil  doch  die  güeter 
enhalb  ouch  in  Jenatzer  gemeint  werent  und  ouch 
ezen  möchtent,  dann  die  umbsesen  gebent  daz  gelt 
für  die  spysung  von  der  wyte  und  ungelege[n]heit 
wegen...,  1538,  GRJen.  ,Der  Kinderbericht  ist  mög- 
lich, wenn  die  Gemeinden  keine  Umsässen  haben,  so 
dass  derselbe  gleich  nach  dem  Morgenbrot  gehalten  wer- 
den kann,  ehe  das  Volk  sich  verläuft.'  1600,  JCMöri- 
kofer  1874  (ZKn.).  Adj.  (?):  .Kein  sondersiech,  er 
syg  landsfrömd,  umbsäss  oder  haimsch.'  1524,  Sch 
Bettlerordn. 

Mhd.  umbeaceße;    vgl.  auch    Sehnt.  -  II   332    (auch    adj.). 
Die  zweimal  (1466,  AaBr.  StR.; 


.  *  II   332    (auch 
Z)  belegte  Form 


sas. 


1348 


sassen'  dürfte  lediglich  Schreibfehler  sein,  an  der  ersten 
Stelle  um  so  eher,  als  daneben  wiederholt  ,unibsässen'  ge- 
schrieben ist.  Die  im  Beleg  von  1556/62  erscheinende  Form 
.umbsessera'  könnte  auf  Angleichung  au  das  vorangehnde 
parallele  ,anstössern'  beruhn,  doch  begegnet  die  Weiterbildung 
auf  -er  auch   sonst  nicht  selten;   s.   unter   Hinder-,  Bl-S. 

Amt- Säss:  in  einem  ,Arat'  Angesessener.  ,üaz 
[Weibelgebühren]  stat  zuo  der  amptsessen  willen.' 
1492,  AaBi-.  StR.  , Amptsessen  in  der  herrschaft  Schen- 
kenberg und  die  im  Eigen.'  1536,  ebd.  —  Ygl.  Gr.  WB. 
I  282;  Sanders  II   857  a. 

A"-Säss  uTh,  Mü.;  auch  S  Gem.  1836;  Th  Gem. 
1837;  L  Gem.  1858,  -Säss  TbMü.  (seltener);  ZBenk., 
Däg.,  Dättl.,  Elgg,  Hettl.,  Schwerz.,  S.,  Sth.,  auch  Gem. 
1844,  PI.  -e"  (in  ThMü.  -Sasse»  und  -Säss):  1.  in  einer 
Gemeinde  Niedergelassener,  im  Gegs.  zum  Ortsbürger 
einer-,  zum  blossen  Aufenthalter  anderseits.  Vgl. 
Burger  2  a  (Bd  IV  1580)  und  die  Synn.  Hinder-,  Bi-S., 
spec.  über  die  thurg.  Verhältnisse  Th  Beitr.  17,  54  ff. 
Der  Aufenthalter  Zimmermann  N.  bat  um  Hintersitz 
für  6  Jahre;  der  Rat  gab  ihm  zu  bedenken,  dass  er 
bis  anhin  frei  gesessen  sei,  als  Ansäss  müsse  er  Hinter- 
sitzgeld bezahlen,  Zug,  Wacht  und  Tagwen  leisten; 
als  er  dennoch  auf  seinem  Begehren  blieb,  wurde  ihm 
die  Niederlassung  auf  4  Jahre  gestattet  mit  der  Be- 
dingung, dass  er,  wenn  während  dieser  Zeit  ein  Bürger 
seines  Handwerks  heimkomme,  er  ohne  weitere  An- 
sprüche daä  Weite  suchen  und  jedes  Jahr  5  Pfund 
Niederlassungsgebühr  bezahlen  müsse.  1655,  ZElgg 
(KHauser  1895).  ,Ein  Ansasse  musste  E.  XVII.  für 
sich  und  seine  Familie  2  fl.  bezahlen  und  100  fl.  Bürg- 
schaft leisten'  GSev.;  vgl.  Sitz -Gelt  2  (Bd  II  264). 
,[Die  N.  sei]  eine  Bürgerin  von  Elgg  und  zu  Bassers- 
torf nur  Ansässin';  nachher:  ,Frau  N.,  gegenwärtig 
Ansäss  in  Basserstorf.'  Z  Rechtspfl.  1833.  —  2.  =  An- 
sässen-Gelt  (Bd  II  263  u.)  Zf  (auch  lt  Dan.,  Spillm.). 
Sjn.  Binder- Säss  3.  Hast  du  den  A.  scho"  'zalt?  Wie 
vil  macht  Dlner?  —  An-sässin  f.;  s.  unter  1. 

Mhd.  ansäße,  Anwohner,  Nachbar  (Lexer  I  76);  vgl.  auch 
Sanders  II  857a  (,Ausasse',  Ansässigerl;  Ungor-Khull  24 
(,Ansass',  Grundherrschaftsuntertan,  der  im  eigenen  Hause 
wohnt).  Das  durchgängige  a  in  A"-Säss  statt  des  für  altes 
o  zu  erwartenden  ö*  zeigt,  dass  es  sich  um  eine  in  jüngerer 
Zeit  aus  der  geschriebenen  (amtlichen)  Spr.  in  die  Volksspr. 
gedrungene  Form  handelt;  vgl.  auch  das  folg.  W. 

I'-Säss  Aa,  so  F.  C-Säs),  Leer.  (H.),  Seet.;  Bs;  B 
lt  Zyro  (,seit  1831,  vorher  gew.  Hinder-S.');  ScnSt. 
(Sulger),  -Säss  GitNuf.  (-SäsJ;  „L"  (St,2);  Schw;  Th 
(auch  lt  St.«),  PI.  -e»  (-Säse»  AaF.),  in  GrNuL  unver.: 
1.  Eingesessener,  Einwohner.  Syn.  In-ge-sessener.  Als 
die  Helvetier  unter  Divico  nach  Gallien  kamen,  sagten 
die  Römer:  Das  gäd  nid  esö!  Mier  sind  da  die  alte" 
I"sässe"!  Was  wend-ir  da,  ir  Bisässe"?  Schw  Fasn. 
1883.  ,Wond  ein  jegklicher  unser  statt  iusetz  nach 
der  selben  unser  statt  friheit  vollen  gewalt  haben  sol, 
mit  lib  und  guot  von  unser  statt  zefarent  ane  der 
herrschaft  widersprechen.'  1415,  Aar.  StR,  ,Wer  im 
gericht  zuo  Tablatt  sitzt  [und]  nit  gehorsam  sin 
wölt,  dem  hat  ain  aman  oder  andrer  insess,  ob  der 
aman  nit  gegenwürtig  wer,  zuo  gebieten,  gehorsam 
zuo  sind.'  1471,  G  Rq.  ,Unsern  lieben  und  getrüwen 
aman,  richtern  und  ganzen  insessen  des  necken  unsers 
hofs  und  dorfs  zuo  Roschach.'  1487,  ebd.  ,[Weil]  die 
insäsen  durch  vile  der  inzüheren  beschwärt  werden', 
soll  Jeder   10  Pfd   Einzuggeld   bezahlen.    1527,   Aar. 


StR.  ,So  mögent  bürgermeister  und  rat  [von  Konstanz] 
ainen  vogt  oder  aman,  ...  darzuo  acht  richter  usser 
den  insässen  in  grichten,  welche  inen  darzuo  gfellig 
sind,  nemmen.'  1544,  ThBucIi  (bei  Happerswil)  Offn.; 
s.  auch  Bd  VI  267.  , Welche  sich  ...  inkoufen,  den- 
selben sol  wie  anderen  rechten  insässen  zuo  Bernhart- 
zell  holz  mitgeteilt  werden.'  1559,  GBernhardz.  ,[Es 
solle]  ein  gmeind  [Uster]  in  umb  die  5  pfd  inzuggelt 
anzuonemen  schuldig  sin  und  er  wie  ein  anderer  in- 
sess und  die,  so  vorhin  syn  huss  ingehept,  zuo  der- 
selbigen  syner  erkouften  behussung  in  wun  und  weid 
grechtigkeit  haben.'  1567,  Z  RM.;  ähnlich  1570,  ebd. 
(für  ZVelth.).  ,Der  meiger  von  Seebach,  so  in  der 
wacht  Fluntern  ein  huss  kouft  und  sich  daselbs  zuo 
setzen  understanden,  ist  in  ansehung,  das  die  insessen 
der  wacht  sich  synen  übel  beschwerend,  abgewissen 
und  soll  wider  zuo  synem  bruoder  gen  Seebach  züchen 
und  die  wacht  Fluntern  inne  nitt  anzuonemmen  schul- 
dig syn.'  1570,  ebd.  .Unser  lieb  und  getrüw  gmein 
insessen  zuo  Adlicken  in  unser  herrschaft  Andel- 
fingen.'  1587,  Z  Ratserk.  ,Wann  ein  Vater  in  die 
Gmeind  Basserstorff  zücht  und  den  Inzug  bezalt  und 
in  syner  Husshaltung  Söhn  mit  im  darhin  brechte, 
die  schon  verhyratet  werind,  so  söllint  dieselben  Söhn, 
so  lang  sy  bim  Vater  in  syner  Husshaltung  belybend, 
nit  rechte  Insessen  heissen  noch  syn,  sonders,  so  dero 
einer  hernach  in  irer  Gmeind  Eigen  und  Erb  erkaufte 
oder  ererbte,  solle  derselbig,  zevor  er  von  der  Gmeind 
zum  Insessen  angenommen  und  des  Gmeinwerchs  teil- 
haftig wirt,  das  gwonlich  Inzuggelt  ouch  erlegen.' 
1603,  ZBass.  ,üer  minder  Teil  der  Insässen  zu  Zolli- 
ken.'  1622,  aZoll.  1899.  .Sowohl  die  Landleute  als 
übrige  Einsässen  der  Landschaft.'  BoSi.  Landrecht 
1796.  S.  noch  Burger  (Bd  IV  1581  o.);  Sun  (Sp.  1037). 
Im  ausdrücklichen  Gegs.  zu  ,gast'  oä.  ,Wenn  das  ist, 
das  ain  insäss  ainen  andern  insässen  oder  ain  gast 
ainen  insässen  fürgepütt...'  1420,  TuÜssl.Offn.  , Weiher 
das  recht  in  dem  gericht  anrüeft,  er  sy  gast  oder  in- 
sess, dem  sol  man  zem  rechten  helffen.'  1469,  GRorsch. 
Offn.  ,Es  ist  unser  alt  harkomen,  daz  kein  innrer 
oder  insäs  noch  uswendig  in  unsern  cfaden  ...  holz 
howen  sollen  one  der  gemeind  orloubung.'  1480,  Z 
Hinw.  Offn.  ,Wenn  ein  gast  mit  einem  insessen  ze 
rechten  hat,  so  sol  der  usswendig  dem  iniendigen  das 
recht  vertrösten.'  XV.,  ZWetz.  Hofrodel;  ähnlich  1576, 
THZihlschl.  Offn.;  vgl.  auch  Hinder-S.  Sp.  1353  Mitte. 
,Das  ein  insäss  einen  frömbden  hie  verbieten  möge  ...; 
so  er  aber  nit  anred,  alldan  sol  er  ein  ingesessen  zuo 
einer  trostung  geben.'  1534,  Aar.  StR,  .Wellicher  im 
gericht  zuo  Zuckerriet  syzt  ald  wonhaft  ist,  er  seye 
insäss  oder  dienstknecht,  und  daraus  ziechen  weite  ...' 
1543,  GRq.  , [Es]  solle  nunfürohin  kein  insäss  der  statt 
Arouw  einiche  matten  ...  einem,  so  ussenthalben  der 
statt  gesessen,  ze  koufen  geben.'  1562,  Aar.  StR.; 
nachher  ,inwoner.'  In  Verbindung  mit  syn.  Aus- 
drücken. ,Die  erbern,  wolbeschaidnen  gemain  insessen 
und  gerichtsgnossen  des  gerichts  zuo  Rorschach.'  1469, 
GRq.  ,Wo  doch  nit  ain  geschworen  glicht  ist,  da 
soll  danacht  niemandt  urtail  geben  noch  uffgeben, 
dann  die  darzuo  von  ainem  vogt  oder  sinem  Statt- 
halter gesetzt  werden,  dann  die  insässen  oder  gots- 
husslüt.'  1472,  TuSulgenOffn.;  nachher:  ,die  hoffge- 
nossen oder  insässen',  ,ain  vogtman  oder  insäss'  (als 
Gegs.  zu  ,gast').  ,Des  hus  Buobikon  eigen  lieb  ge- 
trüwen lüte,  gemein  insässen  und  nachpuren  daselbs 


1349 


zuo  Hünwyl.'  1480,  ZHinw.  Offn.  .Gmain  hofgnossen 
und  insessen  des  gerichts  zuo  Kilchperg.'  1515,  GT. 
Rq.  S.  noch  rechtlich  (Bd  VI  318).  ,t.  und  burger', 
von  der  selben  Person;  s.  u.  ,l)as  sy  N.  [den 
Toclitermann  einer  Bürgerin],  so  im  Thurgöw  erzogen 
und  erboren,  ouch  eigen  huss  und  beim  daselbs  habe, 
zuo  einem  insessen  und  burger  annemen  sollte,  das 
weite  ir  gmeind  nit  tuon.'  1565,  ZAnd.  ,Diss  Fleckens 
[Büsingen]  Grichtsherr  ist  ein  Burger  und  Insäss  zuo 
Schaffhusen,  von  desswegen  si  ouch  gmeiner  Stat  mer 
verbunden,  dann  wann  er  nit  Burger  were.'  JJRüeger 
1606.  —  2.  spec.  =  An-S.  aaOO.,  in  Aa  und  sonst  auch 
von  Frauenspersonen.  D'  Litt  si"  dödur'^e*  [in  BsL. 
udE.]  gege"  d'  I'sässe"  nit,  wie-si  si"  se'tten;  so  seit 
der  Vollbluetliestler  vom  l'säss,  er  sig  "umme"  e"  Tscha- 
manch;  d'  Ghinder  vo"  l"sässe"  z'  Liestel  sterbe"  a's 
Tschamauche",  es  ivurd  nit  Cinäl  Eine''  a's  Bürger 
ang'non  BsLic.  (Meier).  , Fremde  im  Stadtbann  sitzende 
Tavernenwirte'  zahlen  4  Kr.  Weinumgeld  per  Eimer. 
Wer  von  den  ,anderu  Einsassen'  nicht  ein  jährliches 
Schirmgeld  von  wenigstens  10  fl.  entrichtet,  darf  gar 
keinen  Wein  einlegen.  1724,  Sch  Chr.  ,Man  könnte 
die  Alppflanzen  in  Eingeborne  und  Einsassen  oder 
Einheimische  und  Fremde  einteilen.'  Gr  Sammler  1784. 
.Bittschrift  der  Einsassen  von  Sursee,  welche  die 
bürgerlichen  Nutzniessungen  wieder  begehren,  die  sie 
vor  ungefähr  einem  Jahrhundert  besassen.'  1798,  De- 
kret der  helv.  Republik.  ,Elgg  kann  nicht  wie  ein 
Dorf,  das  mit  einem  unbedeutenden  Gemeindegut  ver- 
sehen ist,  angesehen  werden,  und  in  welchem  ein 
Einsäss  oder  Einkäufer  um  einen  Trunk  allen  Anteil 
und  Nutzen  erwerben  kann.'  1800,  ZElgg.  , Ewige  Ein- 
sassen', hiessen  in  der  1.  H.  XIX.  in  Aa  (bes.  zahlreich 
im  Fri.)  solche  Kantonsbürger,  welche  zur  Zeit  der  Bil- 
dung der  Bürgergemeinden  durch  Schaffung  von  Bür- 
gergütern  von  der  Heimat  abwesend  waren  und  bei 
ihrer  Rückkehr  wohl  zu  den  politischen  Rechten  und 
zur  Armenunterstützung  zugelassen  wurden,  vom  Mit- 
genusse  am  Bürgergut  aber  ausgeschlossen  blieben; 
s.  Aa  Gem.  1844  I  428/30  und  vgl.  dazu  die  Bestim- 
mung des  Bundesgesetzes  von  1850  zur  Beseitigung 
der  Heimatlosigkeit:  ,Den  sogenannten  Landsassen, 
ewigen  Einsassen  oder  andern  Personen,  welche  gegen- 
wärtig ein  Kantonsbürgerrecht,  nicht  aber  ein  Ge- 
meinde- oder  Ortsbürgerrecht  haben,  soll  der  be- 
treffende Kanton  ein  Gemeindsbürgerrecht  verschaffen.' 
In  der  altern  Zeit  bisweilen  statt  der  prägnantem 
Bezeichnungen  ,Hinder-,  Bi-Säss';  s.  d.  ,Hat  ein  zwei- 
facher landtrat  angenommen,  die  weil  und  von  wegen 
der  heimlich  einschleichenden  insässen  oder  auslän- 
dische zu  bhausen  annemme[!]  ohne  eines  zweifachen 
rats  erlaubnuss,  dass  es  der,  so  häblich  in  das  landt 
setzen  wolte,  zuvor  erlange  bei  der  buoss  5  pfd.'  1563, 
ApI.  LB.;  sonst  immer  ,hindersäss.'  Wenn  Einer  in 
das  Rheintal  ziehen  will  als  ein  , Insäss'  oder  Hof- 
mann, so  soll  er  bei  den  Hofleuten  um  den  Einzug 
anhalten  ...  Die  zu  .Insassen'  Angenommenen  sollen 
nicht  Nutzniesser  und  teilhaftig  der  Hölzer  und  .Ge- 
meinwerken' der  Höfe  sein,  damit  durch  sie  die  Ge- 
meinden nicht  .beschwert  und  übersetzt  weiden'  und 
die  Hofleute  ihre  Weiber  und  Kinder  desto  ,bass'  er- 
halten mögen.  1578,  JGöldi  1897.  .Antreffende  die 
Annemung  der  By-  oder  Hindersässen  in  dem  Tal 
Engelberg  ist  gesprochen,  daz  die  Tallüt  keinen  ... 
ohne  eines  Herren  Abbt  zu  Engelberg  usstruckenliche 


Bewilligung  annemmen  und  insitzen  lassen,  ouch  für- 
hin  von  solchen  inzüglichen  [!]  oder  nüwen  Insessen 
einich  Inzuggelt  mehr  fordern  noch  nemmen,  sonder 
dieselbigen  einem  Herren  Prelaten  zu  des  Gottshuss 
Händen  heim  dienen  und  gelangen  [sollen].'  1605,  Gfd. 
.Insassen  ...  die  liederlich  huss  hieltendt',  sollen  vor 
den  Rat  beschickt  und  rückfällige  ausgewiesen  werden. 
Anf.  XVII.,  ULB.;  daneben  .Bysessen.'  ,Um  deren  je 
mehr  und  mehr  in  ihres  Dorff  begebende  neuwe  Yn- 
zugere  und  Insess  von  Mannsgedenken  har  üblich  ge- 
habten Ynzug.'  1697,  ZAdlisw.  Dorfrecht.  ,Auf  die 
Bittschrift  der  Herren  Bei-  und  Einsassen  ist  erkennt, 
dass  die  Beisassen,  welche  unter  dem  Freifahnen 
wirklich  gezogen  oder  ziehen  werden  und  unter  selben 
schwören,  sollen  wirklich  sie  und  ihre  Kinder  als 
gefreite  Landleute  erklärt  und  anerkannt  sein.'  1798, 
Schw.  ,Die  ehemaligen  Bei-  und  Einsassen  sollen 
Sitz  und  Stimme  haben  gleich  übrigen  Landleuten  und 
zu  allen  Ämtern  wählen  und  gewählt  werden  mögen.' 
1802,  ebd.;  dagegen  1814:  ,Die  ehemaligen  Ein-  und 
Beisassen  sollen  heute  weder  mindern  noch  mehren 
bei  2  Neutalern  Buss.'  In  Städten  oft  unterschieden 
vom  .burger.'  .Schultheissen,  burgermeister,  rate,  bur- 
gern, insessen  und  ouch  eigen  lüten  der  stat  zuo 
Keiserstuol.'  1373,AAK.StR.  .Die  bürgere  und  insässen 
ze  Lenzburg.'  1429,  AaL.  StR.  .[Der  Stadt  Bern]  bur- 
ger und  insässen.'  Ansh.  .Welcher  nunhinfür  zuo 
insässen  angenomen,  sol  8  gl.  und  welcher  zuo  burger 
angenomen  wirt,  der  sol  24  gl.  um  das  burgrecht  gen.' 
1563,  THÜiess.  .Dass  kein  Burger  oder  Ynsess  in 
unser  Statt  allhie  sich  usserhalb  der  Statt  ehelich 
ynsägnen  ze  lassen  befügt.'  Z  Mand.  1650.  ,Es  soll 
jeder  Burger  und  Einsäss  schuldig  sein  ...  sein  Har- 
nisch und  Gewöhr  [zu]  haben.'  1687,  AaK.  StR.  .Seit 
der  Mitte  des  17.  Jhdts  teilte  sich  die  bleibende  Ein- 
wohnerschaft der  Stadt  [Bern]  in  regiraentsfähige 
Burger,  ewige  Einwohner  und  Insassen  ...  Die  In- 
sassen oder  Hintersassen  waren  solche  Landesange- 
hörige oder  Fremde,  welche  in  der  Stadt  keinerlei 
Rechte  besassen,  sondern  die  um  ihres  bessern  Fort- 
kommens willen  ihren  Wohnsitz  in  derselben  auf- 
schlagen wollten  und  bei  guter  Aufführung  die  Be- 
willigung dazu  erhalten  hatten.'  EFFischer  1868.  S. 
noch  Sp.  1356/7. 

Mlid.  in-,  imaße;  vgl.  auch  Gr.  WB.  III  264/5.  IV  2, 
213S ;  Fischer  II  636.  Über  die  Form  mit  -a-  s.  die  Anm. 
zu  An-S.  An  der  Stelle:  .Siilicher  in-,  durch-  und  widerzug 
[der  Verbündeten  soll]  den  insässnern  und  dem  land  an  allen 
schaden  beschächeu'  (1526,  Absch.)  scheint  eine  Kontamina- 
tion von  .iusässern'  (vgl.  zu  dieser  Bildung  die  Anm.  zu 
Vm-S.)  und  ,iogesessnen'  vorzuliegen. 

Land(s)-L:  Landeseinwohner.  ,Das  man  die 
landsinsässen  warnen  [solle],  das  sy  uff  solche  [falsche] 
nüwe  Schilling  achtung  haben.'  1589,  L  RB.  L  erkennt 
für  seinen  Ort,  dass  der  Landschreiber  B.  im  Rheintal, 
seine  Kinder  und  deren  ewige  Nachkommen  wegen 
seiner  den  regierenden  Orten  geleisteten  langjährigen 
Dienste  für  , gefreite  adenliche  Landsinsässen'  des  un- 
tern und  obern  Rheintals  gehalten  werden  sollen,  um 
1716,  JGöldi  1897;  die  rheintalischen  Gemeinden 
wehren    sich   dagegen  unter  Hinweis  auf  die  Folgen. 

Under-Säss,  -Säss:  wer  unter  einem  (Grund-) 
Herrn  sitzt,  Untertan.  ,Wür  die  Leut  gemainlich  alle 
und  yekliche  der  Täller  in  Engadein  ...  und  gemain- 
lich all  ander  Leut  und  Untersessen,  die   zu  dem  Bis- 


1351 


Sas, 


1352 


tumb  zu  Chur  gehören.'  1392,  PFoffa  1861  (Bündniss 
zw.  dem  Bischof  von  Chur  und  Österreich).  ,Wir  Peter 
...  apt  des  gotshus  ze  Tisentis,  der  aman  und  die  ganz 
geraaind,  die  dienstman,  die  edlen  lüt  und  gemainlich 
all  ander  lüt  und  undersäsen,  die  under  dem  obgen. 
gotshus  gesessen  sind  und  dar  zuo  gehörend  in  du 
geruht  und  gebiet...'  1424,  Gr  (Bundesbrief  des 
Oberen  Grauen  Bundes);  nachher  .hindersäss.'  ,Were 
sache,  daz  dhein  pfaffheit  oder  priesterschaft,  so 
under  uns  beden  teilen  gesessen  were,  jemanden, 
der  dewederem  teile  under  uns  zuogehörte,  mit  geist- 
lichen gerichten  bekümberte  umbe  sachen,  die  welt- 
lich werent,  und  ein  teile  under  uns  dem  andern  teile 
solichs  ze  wissende  tete  und  begerte,  mit  iren  under- 
sässen  ze  redende,  davon  ze  stände,  so  sol  der  teile, 
an  den  solichs  gevordert  wirt,  ire  undersässen,  so  die 
sache  antreffende  ist,  für  sich  besenden  und  sy  des 
güetlichen  bitten  ...'  1441,  Absch.  (Bündniss  von  Bs  mit 
B  und  S).  .Zwüschen  des  herzogen  [von  Burgund] 
undersässen  und  den  Eidgnossen.'  1473,  DSchill.  B. 
,Die  undersässen  der  ganzen  propstie  [BMünster].' 
1532,  Strickler.  ,Wer  an  ire  [der  Blarer  von  Warten- 
see] belechneten  hinder-  ald  undersässen  ze  sprechen 
hat  umb  zins  ...  Deren  von  W.  lehenlüt  und  under- 
sässen.' 1569,  G  Bq.  ,Drei  seiner  [des  Königs  Fer- 
dinand] Uutersässen  zu  Tafas  im  Brätigäuw.'  MStett- 
ler  1627.  , Toggenburg  er  [der  Abt]  ohne  massen 
dränget  und  gedrucket  hat,  beider  Gattung  Under- 
sässen.' Pfaffenkr.  1712.  ,Undersass'  neben  .Unter- 
tan.' DlSCIJRSE  1722.  —  Mhd.  undersäße,  -steße,  -si'ßße; 
vgl.  auch  Haltaus   1958;  Sanders  II   857  c. 

Üs-Säss:  auswärts  Ansässiger.  Syn.  Üs-Sässling. 
,[Wenn  Einer  Holz]  im  wald  wil  verkouffen,  so  soll 
er  das  einem  gen,  der  recht  in  deren  wailden  hat,  und 
nüt  einem  usssässen.'  1542,  Ap;  vorher  als  Gegs.:  ,es 
sy  ein  rodgnoss  older  ussgnoss.' 

Fri-Säss:  Aufenthalter  (Knecht,  Lohnarbeiter 
usw.  aus  der  Umgebung).  XVII./XVIIL,  GStdt  (JDier- 
auer).  1674  werden  die  Nichtbürger  als  .Freisassen' 
und  .geschworne  Hindersässen'  unterschieden.  Dass 
,von  denen  Personen  geringen  Stands,  als  da  sind 
Dienst,  Stockleut,  Faliten  ...  und  Freisassen,  kein 
Sammet  auf  den  Hüten  getragen  werde.'  KWild  1847. 
—  In  andern  Bedd.  bei  Gr.  WB.  IV  1,  119/20;  Sanders  II 
B57  b;  Schm.  »II  331. 

Guet-Säss:  Gutsbesitzer.  Vgl.  Land- S.  .Fremde, 
die  Gerichtsherrlichkeiten,  Müllinen  oder  andere  li- 
gende  Güter  auf  unserer  Landschaft  besitzen  [Titel]. 
Wenn  ein  landsfremder  Gutsäss  mit  Tod  abgehet  und 
seine  in  unseren  Immediat-Landen  gelegene  Gerichts- 
herrlichkeiten, Müllinen,  Sitz,  Güter...  an  Orte  und 
Ende  fallt,  wo  man  gegen  uns  in  besonderen  anders 
bestimmenden  Abzugsrechten  steht,  soll  davon  der 
gewohnte  Abzug  von  10  vom  Hundert  bezogen  wer- 
den.' Z  Abzugsordn.  1786. 

Hof- Säss:  wer  auf  einem  Hofe  sitzt.  Die  von  St 
Gallen  beschweren  sich,  dass  die  Amtleute  des  Abtes 
den  H-en  auf  den  Gütern,  die  der  Spital  zu  verleihen 
habe,  wider  Briefe  und  Siegel  zugemutet,  dieselben 
von  dem  Abt  zu  empfangen.  1534,  Absch.  —  Mhd.  hove- 
smfie  (Lexer  I  1367);  vgl.  auch  Gr.  WB.  IT  2,  1697;  Fischer 
III   1752. 

Hinder- Säss  (in  Bs;  Ndw  lt  Matthys;  U  auch 
-Säs,  in  GRObS.,  V.  -Säss),  PI.  -e"  (so  B,  auch  lt 
Zyro;    L  und  sonst),   unver.   Ap  (TTobler);    GRNuf.; 


GSev.,  -Süsser  W  (Tscheinen):  1.  a)  wer  .hinter' 
(s.  Bd  II  1414)  einem  Herrn  sitzt,  in  irgend  einem 
Gewaltsverhältniss  (vielfach  mit  Ausn.  der  Leibeigen- 
schaft), so  als  freier  Bauer  hinter  dem  (die  Gerichts- 
barkeit ausübenden)  Vogte,  als  Lehenmann  (meist 
nach  Erbleibe)  hinter  dem  Grundherrn,  auch  (Unter-) 
Pächter,  Mieter  ohne  .Eigen'  oder  ,Erb';  vgl.  dazu 
Blumer,  RG.  111;  Bluntschli,  RG.  »I  422  Anm.;  EGraf 
1890,  25  ff.,  ferner  GLMaurer,  Dorfverfassung  I  151  ff. 
und  Ders.,  Fronhöfe  IV  18  f.  25  f.  ,Die  burger  von 
Lucerron  sind  ouch  also  har  komen,  swas  si  dienst- 
mangüeter  hant,  dac  mit  dien  nieman  hat  ze  tuonne 
wan  si,  und  swas  si  hindersezzen  hant,  die  uf  ir 
guote  mit  lib  und  mit  guote  ir  hindersezzen  sint,  mit 
dien  hat  ouch  nieman  ze  tuonne  want  si.'  XIII./XIV., 
L;  vgl.  Seg.,  RG.  I  67.  .Allen...  künde  ich  her  Jo- 
hans  von  Humlincon,  das  ich  Chuonraten  Stephan  von 
Höngge,  der  min  rechter  vogetman  ist  und  das  gotshus 
ze  Sant  Gallen  eigenlich  anhört,  gibe  ze  einem  rechten 
hindersezen  dien  erberren  herren,  dem  probste  unt 
dem  capitel  von  Zürich,  uf  den  meierhof  ze  Höngge, 
also  daz  sio  recht  gegen  dem  selben  St.  beigen  nach 
des  landes  gewonheit  für  ein  rechten  hindersezzen, 
und  wan  derselb  meierhof  von  Höngge  ielichs  jares 
zwirent  lidig  ist,  so  loben  ich  dem  probst  unt  dem 
capitel,  daz  ich  sio  nicht  irre,  si  lihen  den  meierhof 
dem  St.'  1301,  ZGrossmstr  Urb.  ,Bona  mobilia  [eines 
Hingerichteten],  que  essent  de  illo  que  essent  [1.  qui 
esset]  inderseizen,  debent  dividi  in  hunc  modum,  quod 
dominus  prior  habeat  duas  partes  et  dictus  advocatus 
terciam;  bona  vero  de  illo,  qui  non  esset  inderseizen 
sed  liber,  debent  dividi  conmuniter  inter  ipsos.'  1338, 
BRüegg.  ,Es  klaget  Jos  Graser  uff  NN.,  dass  die  beid 
in  sin  hus  nachtes  brachen  schalklich  und  frevenlich 
und  hatten  sin  hindersetzen  hert  mit  Worten  und  mit 
werken.  [Dieser  sagt  aus]  daz  die  [NN.]  daz  hus  uff 
brachen,  daz  er  ze  len  hat  von  Jos  Grasser.'  1377, 
Z  RB.  ,Wer  ouch,  daz  uff  dewederm  teil  ieman  uss- 
wendig  dewedern  kreissen  in  twingen  oder  in  bennen 
hinder  dem  gegenteil  sitzen  wolte,  der  mag  daz  wol 
tuon,  doch  also,  daz  der  selb  dien  selben  twingen  und 
bennen  genuog  tuon  soll  und  daz  er  die  zinse  rieht 
und  gebe,  als  er  mit  dem,  hinder  dem  er  sitzet,  über 
ein  kunt,  doch  ussgelassen,  daz  der  selb  hinderses  von 
sinem  lib  nicht  sturen  noch  dienen  sol.'  1389,  Absch. 
,Ir  h-en  werdent  schwören  einer  herschaft  zuo  Clingen- 
berg,  alle  diewil  ir  h-en  sind,  trüw  und  warheit,  ir 
nutz  ze  fürdern  ...,  gericht,  zwing  und  benn  zuo 
halten  und  was  sich  verluff,  diewil  ir  in  den  gerichten 
sitzend,  darum  sollent  ir  recht  hie  nemen  und  geben.' 
1449,  THKlingenb.  Offn.;  vorher  der  Eid  der  .eigenlüt 
und  vogtlüt.'  ,Der  höuscher  und  ankleger  mag  dan 
des  angesprochenen  und  beklagten  herschaft  uf  ge- 
mein dingstett  laden...  Den  sol  die  herschaft  sich 
iro  hindersetzen,  so  anklagt  ist  worden,  enziechen, 
den  sol  sy  ledig  sin.'  1533,  BoSi.  (Übereinkunft  mit 
BSa.).  ,[Der  Gläubiger  kann]  zuo  dem  lähenheren 
gann,  des  die  eigenschaft  des  sälbigen  haffs  ist  [auf 
dem  der  Schuldner  sitzt]  und  in  bädten,  das  er  mit 
synem  hyndersessen  verschaffte,  dass  er  im  gäldt 
oder  pfandt  gebe  umb  syn  schuldt.'  1556/62,  ZDielsd. 
Offn.  ,Wäre  aber,  das  ein  erber  man,  der  erb  von 
dem  gotshus  hett  und  selber  daruf  nit  ensäss  und  ein 
hinderseszen  daruf  hette,  von  demselben  hinderseszen 
nimpt  das  gotshus  den  fal.'  1572,  ZThalw.  Offn.  S.noch 


135:i 


Sas,  ses,  sis, 


1354 


Under-S.  (Sp.  1351).  Neben  andern  Ausdrücken  der 
selben,  verwandter  oder  gegensätzlicher  Bed.  , Super 
homines  albergatores,  hindersetzo  sive  censerios  dicti 
prioratus.'  1326,  B;  mehrfach.  , All  die  unsren  [der 
Freiherren  von  Räzüns],  aigen  und  hindersäsen.'  1424, 
Gr.  ,Ob  einer  nu  siben  schuoch  wyt  derselben  (fryen) 
güetern  hetti,  so  mag  man  im  darzuo  [zu  den  Ge- 
richten ,ze  mayen  und  ze  herpst']  gebietten,  er  sye 
ein  fry  oder  nit;  wol  wäre  daz  einer,  des  die  fryen 
guot  wärint,  einen  h-en  ald  puwman  hetti,  der  möchti 
den,  des  die  eigenschaft  weri,  wol  verstau;  doch  wenn 
es  die  eigenschaft  der  güetern  beruorti,  so  sol  er  selber 
dazuo  keren  und  mag  in  sin  h.  an  der  eigenschaft  nit 
verstan.'  1433,  ZKyb.  Üffn.  , Wer  in  dein  kreiss  sitzet, 
der  sol  den  herren  und  vögten,  denen  die  kleinen 
gerichte  zuo  Neftenbach  zuogehörent,  dienen,  es  sye 
eigenman  oder  h.'  XV.,  ZNeft.  Offn.  ,Der  erber  lüten 
gemeiner  undertaneu  und  h-en  des  dorfs  zuo  Zuozwyl 
volmechtig  botten  [klagen  gegen  den  Abt  von  St  Gallen 
wegen  des  Hauptfalls].'  1484,  G  Rq.  .Wann  eins 
herren  von  Sant  Gallen  rät,  diener  ald  amptlüt... 
sinen  gnaden  etwas  klag  und  handeis  von  eira  gotts- 
husmenschen  ald  h-en  fürbrächten...'  1525,  Absch. 
,Von  des  huses  Buobikou  vogtbaren  lüten  oder  h-en.' 
1535,  ZBub.  Da  die  in  dem  Dorf  Sax  gesessenen 
, Eigenleute  und  Hintersassen'  bisher  miteinander  in 
der  Gemeinde  ,mehrten  und  minderten,  auch  Bote  und 
Verbote'  erliessen  [usw.].  1562,  Planta  1881;  vgl.  ebd. 
S.  272/3.  .Unsere  [der  Blarer  von  Wartensee]  h-en 
und  lehenlüt.'  1569,  G  Rq.  ,Das  fürohin  dheiner,  so 
hie  ...  gesessen,  solle  noch  möge  einen  frömden,  so 
nit  in  diserm  dorff  erzogen  und  erboren,  zuo  einem 
hussman  ald  hindersessen  nit  anneiumen  noch  inher 
sezen.'  1575,  ZBass.  .Wenn  ouch  ein  insesz  oder 
hindersesz  uss  den  grichten  Zilschlacht  ziechen  will, 
soll  er  zuvor  die  herschaft,  darnach  die  insessen  be- 
zalen.'  1576,  THZihlschl.  Offn.  S.  noch  Absch.  IV  1  b, 
1543  fi.,  auch  under-reden  (Bd  VI  561).  ,H.  und  burger' 
von  der  selben  Person:  ,Uss  ansprach  ires  [der  Solo- 
thurner]  h-en  und  burgers,  her  Hansen  Caspers  von 
Buobenhofen.'  Ansb.;  nach  Leu,  Lex.  hatte  ,HCvonB. 
von  der  Stadt  Solothurn  (da  er  auch  Burger  gewesen) 
das  Schloss  Wartenfels  zu  Lehen  empfangen.'  — 
b)  wer  als  neu  Zugezogener,  Niedergelassener  .hinter' 
einer  Gemeinde,  Landesobrigkeit  sitzt  (vgl.  Schirm- 
Gelt  2  Bd  II  265  u.)  und  mindern  Rechtes  ist  als  die 
alteingesessenen  vollberechtigten  Einwohner;  in  den 
ä.  Belegen  gegen  a  nicht  immer  sicher  abzugrenzen. 
.[Abraham  zu  den  Hethitern:]  Ich  bin  ein  frömbder  und 
h.  bei  ouch.'  1530/1638,  I.  Mos.;  .ynwoner.'  1525  (nach 
Luther);  .Einkömling.'  1667/1707;  .Beisasse.'  1868; 
racpsTtfäriiios.  LXX.  .Der  h.,  ein  frömbder,  der  sich  in 
unser  statt  oder  landschaft  gesetzt  hat,  incola.'  Fris.; 
Mal.  .Aerarius,  H.,  Aussburger,  der  Schätzung  gibt; 
incola,  Einwohner,  H.'  Denzl.  1677.  1716.  a)  in  den 
Landsgemeindekantonen  im  Gegs.  zu  den  .Land- 
leuten' (s.  Land-Lid  2  Bd  III 1522),  wer  also  das  .Land- 
recht' (s.  Land-Recht  2  a  Bd  VI  288)  nicht  besitzt  Af 
(TTobler,  auch  lt  Ebel  1798);  Gl  (auch  wenn  Inhaber 
eines  Tagwenrechtes);  Uw;  U,  doch  überall  f;  in  Ap; 
Gl;  Uw  unterschieden  vom  Bi-S.;  s.  d.  und  vgl. 
bes.  Blumer,  RG.  II 1,  312  ff.;  FvWyss,  Abhandlungen 
S.  65  ff.  124  ff.  Sini  Voreitere"  seji'd  halt  ebe"  g'ad 
ase-n-eso  dere"  nüntege",  herg'loffne"  Hendersäss  g'si" 
oder  denn  wele'weg  nöd  mer  a's  g'ad  dere"  mendere" 


Bisäss  oss-eren  andere"  G'mänd.  ATobler  1909.  .Die 
bindersetzen  sollent  schweren,  eim  amman  und  synen 
botten  gehorsam  syn  und  des  tals  nutz  und  er  fürd- 
ren  ...  Was  für  hindersäss  sint,  die  sollen  von  ir 
oberkeit  bringen  hrief  und  sigel,  wohar  er  syg  oder 
wer  er  syg,  und  wo  er  es  nit  hette,  so  mögen  myn 
herren  in  dahin  richten,  wo  er  harkon  ist.'  XV./XVi.. 
UUrs.  Talb. ;  weitere  Belege  zur  rechtlichen  Stellung 
s.  ZfsR.  XII  65  ff.  und  dazu  JSG.  32,  45  f.  Der  Rat 
beschloss,  dass  kein  H.  mehr  als  ein  Gewerb  brauche 
bei  6  Pfd  Buss  und  dass  ein  Ruf  in  allen  Kilchhören 
geschehe,  dass,  wenn  ein  II.  nicht  sein  Mannrecht 
zeige,  er  aus  dem  Land  verwiesen  werde.  1558,  Obw. 
.Die  weibel  in  den  kilchhörinen  söllent  ouch  uffsechen 
haben,  wa  ouch  sich  h-en  hinder  uns  setzen,  das  sy 
die  angentz  ermanen,  das  sy  ir  guot  manrecht  erzeigen 
und  ouch  fünf  guldin  an  münz  zuo  inzug  erlegen 
innerthalp  dry  tagen  und  sechs  wuchen  oder  sy  von 
lant  wysen.'  XVI.,  ebd.  ,Hat  ein  zweifacher  landtrat 
...  erkent,  dass  keiner  soll  zuo  h-en  angenomen  wer- 
den, man  seye  dan  seines  handtwerks  oder  handtierung 
von  nöten  und  mangelbar...'  1571,  Arl.  LB.  ,Wie 
vyl  ein  h.  vych  uff  die  allmy  triben  soll  [Titel]  Um 
das  die,  so  hinder  uns  sesshaft  sind  und  in  allen 
dingen  lieb  und  leid  mit  uns  müessendt  lyden,  spürren 
mögent,  das  wir  semlichs  gegen  inen  erkennent,  so 
band  wier  inen  gönnen  und  nachgelassen,  das  iro  yet- 
licher,  so  es  hatt,  mag  vier  rinderhoupt  vech  uff  unser 
allmy  tryben  ...'  XVI./XVIL,  Scaw  LB.  ,Den  Fremden, 
ob  sie  schon  für  H.  angenommen  werden,  solle  Alpen 
und  Matten  zue  kauffen  und  zu  Lehen  geben  verboten 
sein  bei  50  Gl.  Bues.'  1693,  Obw.  ,H-en  sollen  nit 
mehr  als  für  ihr  Hausbrauch  Holz  hauen;  welcher 
nit  ein  geschwohrner  H.,  mag  gar  kein  Holz  hauen.' 
U  LB.  ,N.  [an  der  Landsgemeinde]  zum  geschwohrnen 
H.  zu  Fliehlen  angenommen.'  1755,  U.  S.  noch 
Bruch  II  (Bd  V  345);  Mann- Recht  (Bd  VI  291). 
Ausdrücklich  vom  .Landmann-  unterschieden.  In  An- 
betracht des  Schadens,  den  ,das  gewild  durch  heimisch 
und  frömd  h-en'  erleidet,  wird  jedem  ,lantman  oder 
h.'  verboten,  im  Heuberg  Gemsen  zu  schiessen.  1487, 
Scaw.  ,Wer  die  sind,  es  sige  lantma,  lantwib,  gest 
oder  hindersassen  ...'  1488,  U;  nachher  .hindersässen.' 
.Keiner  unser  landtlüten,  hindersessen  oder  bywoner, 
so  unser  geschworne  sindt.'  1521,  Schw  LB.  ,Es  habs 
kein  h.,  sonder  ein  landtman  getan.'  1531,  Abscb. 
(Scaw).  .Keiner,  der  nit  ein  geschworner  sesshafter 
Hindersess  ist,  [soll]  in  keinen  unseren  Weiden  kein 
Holz  howen...;  es  soll  ouch  kein  Landtman  Gmein- 
schaft  haben  mit  Bysessen  zehowen,  sonder  allein 
umb  den  Taglohn  für  sin  Hussbruch  mögen  anstellen.' 
XVI./XVIL,  U  LB.  ,Es  sollen  alle  Haubtleut  und  Rät 
anginem  jeden  Ort  kein  H.  bei  ihnen  sitzen  lassen, 
er  vertröste  dann  100  Gulden  gegen  den  Landleuten  ...' 
ApA.  LB.  S.  noch  Bluemen  (Bd  V  69);  Rechneten  (Bd 
VI  128);  Land-Recht  (ebd.  288);  In-S.  (Sp.  1349  u.); 
ferner  Bi-S.  (LE.).  —  fj)  auf  dem  übrigen  Gebiete 
im  XIX.  =  An-S.  1  (Sp.  1347)  AALeer.  (H.).St.;  B,  so 
R.,  auch  bei  Gotth.,  lt  Zyro  (,vor  1831';  vgl.  In-S.) 
und  AvRütte;  Gl  (in  neuerer  Zeit);  Gr,  so  Nuf. 
(neben  Bi-S.),  Ths,  V.,  auch  lt  St.b  und  Pfr  Klotz; 
L  lt  St.  und  ERöthelin  (,vor  1848');  GSev.,  Stdt  und 
Umg.;  ScHHa.  (Neuk.l,  St.  (Sulger);  ScawE.  (neben 
Bi-S.);  S;  „Th"  (St.s);  W  (.Einwohner' lt  Tscheinen); 
Zu  (St.b);    ZF.  und  lt  Dan.,  in  Schweiz.,  Sth.  neben 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sus 


!:::,<; 


An-S.  Die  politische  Gleichstellung  des  ,H-en'  mit  dem 
Bürger  in  der  helv.  Republik  hatte  keine  nachhaltige 
Wirkung  gehabt:  die  hergebrachten  Verhältnisse  (wor- 
über weiter  unten)  dauerten  zunächst  fast  überall 
fort  und  die  rechtliche  Stellung  des  ,H-en'  blieb  örtlich 
eine  ganz  verschiedene.  Erst  die  Bundesverfassung 
von  1848  brachte  für  die  ganze  Schweiz  (manche 
Kantone  waren  bereits  vorangegangen,  so  B  und  L 
1831)  die  politische  Einwohnergemeinde,  und  erst  die 
Bundesverfassung  von  1874  gab  (nachdem  wiederum 
eine  Reihe  von  Kantonen  vorangegangen  waren)  den 
Niedergelassenen  das  Stimmrecht  auch  in  allen  Ge- 
meindeangelegenheiten, so  dass  seither  der  Nieder- 
gelassene nur  noch  ausgeschlossen  ist  vom  Genüsse 
des  Bürgergutes;  vgl.  zur  Entwicklung  in  den  ein- 
zelnen Kantonen  besonders  MVVirth,  Statistik  der 
Schweiz  II  3  ff.  und  die  einzelnen  Bändchen  der 
Gemälde  der  Schweiz.  Du  bist  numene"  H.!  sagte 
früher  der  stolze  Bürger  verächtlich  B;  auch  Zyro 
erklärt:  ,ein  mehr  oder  minder  gehässiger  Name.' 
's  Guncli  het  ns  dcm  G'meinswald  kei"  Göb  'zöge",  viil  's 
numme"  H.  g'si"  isch.  JReinh.  1901.  E"  Sehamauch, 
das  heisst  esön-e"  H.,  wo  mir  auch  es  par  im  Dorf 
händ  und  wo  meine'd,  si  ehämed  Alls  regiere",  und 
i"  d'  G'meindrät  ine"  ivette"d  ...  Aber  mir  Bürger  sind 
de""  glich  d'  Hauptsach.  CStreiff  1902  (GlM.);  s.  auch 
präzis  (Bd  V  1037  u.).  Wenn-me"  meint,  nie"  heig  en 
Fisch,  schnappen-in  Ei"'m  d'  Hindersässe"  weg.  Dietsch 
1841;  die  Frönibde"  1844.  ,Das  geht  ja  verdammt 
vorwärts:  Kaum  noch  als  Hintersäss  mit  dem  H[in- 
tern]  angesehen,  nun  Kirchgemeinde ratspräsident,  der 
höchste  Posten  in  der  Gemeinde.'  Gotth.  ,Dass  ein 
jeder  Hintersäss  schreiben  und  rechnen  lehre,  selbs 
möchte  er  auch  sehen.  Werchen  müsse  man,  mit  dem 
Werche"  verdiene  man  Geld  ...'  ebd.  ,Es  ist  mit  diesem 
Fremdsein  fast  ebenso  wie  an  vielen  Orten  noch  mit 
dem  Hintersäss  sein  —  gegen  ihn  ist  Alles  erlaubt. 
So  zB.  erkannte  einmal  noch  nicht  vor  langer  Zeit 
ein  Gemeindrat,  man  müsse  sich  für  einen  als  be- 
rüchtigten Dieb  eingesteckten  Burger  eifrig  verwen- 
den, derselbe  sei  noch  ein  rechter  braver  Burger  ge- 
wesen und  hätte  nur  den  Hintersassen  gestohlen,  nie 
aber  einem  Burger;  wenn  ein  Anderer  an  seinen  Platz 
käme,  so  könnte  es  ihnen  übel  gehen.'  ebd.  (in  der 
Hdschr.  gestrichen).  Dö  stöt  [am  Sechseläuten]  öppe" 
am  Egg  en  H.,  de''  doch  auch  gern  mit  [den  Bürgern] 
z  Imbiss  äss.  Z  Sechseläuten  1834.  S.  auch  Pfosten 
(BdV1199);räiew7(BdVI  1598  u.).  Für  die  ä.  Zeit 
ist  wegen  der  verschiedenen  Entwicklung  nach  Stadt 
und  Land  zu  scheiden.  1)  in  den  Städten  hatte 
sich  schon  sehr  früh  ein  fester  Gemeindeverband 
und  ein  persönliches  Bürgerrecht  herausgebildet,  und 
schon  seit  dem  XIV.  treffen  wir  hier  die  selben  Klassen 
wie  im  XIX.  als  ,burger,  h.  und  gast';  vgl.  Bluntschli, 
RG.  '1  146  ff.;  GLMaurer,  Städteverfassung  II  221  ff.; 
Ochs  VI  489  ff.  (Bs);  Seg.,  RG.  IUI,  198  ff.  (LStdt); 
Gfd  59,  34  ff.  (LWill.).  .Welcher  einen  pfenden  wil, 
es  sy  frouw  oder  man,  ein  burger,  gast  oder  hinder- 
säs...'  AaB.  StB.  1384.  .[Die  Schützen]  syend  burger 
oder  hinderses  oder  dienstknecht.'  1460,  Bs  Armbrust- 
schützenordn.  .Nieman  in  unser  statt  Zürych,  unsern 
graffschaften  ...  und  gebieten  wonend  oder  gesässen, 
er  sye  burger,  landtman  oder  h.'  1526,  Z  (HBull.  1572). 
,Wir  ...  die  zweihundert  der  statt  Zürich  embietend 
allen  und  yeden  unsern  bürgeren,   undertanen,   h-en, 


amptlüten  und  landtsässen,  ober- und  undervögten  ... 
unsern  gruoss...'  Z  Mand.  1530.  ,Alle  burger  und 
h-en.'  1540,  Bs  Chr.  .Etlich  der  frömbden  ...  bleibend 
ein  zeit  irer  geschaffen  halb  an  einem  ort,  etliche 
setzend  sich  mit  hauss  an  einem  ort  als  burger  oder 
h-en.'  LLav.  1582.  ,Wir  entpietten  ...  allen  unseren 
lieben  und  getrüwen,  unser  Steffen,  Landen  und  Ge- 
pietten  Inwoneren,  H-en  und  unserer  Regiments-Ver- 
waltung undertänig  Angehörigen  ...'  B  Wuchermand. 
1613.  1628.  .Leute,  die  in  der  Stadt  ihre  Zuflucht 
haben'  sind:  .Ausburger,  Einwohner,  Hintersassen.' 
1779,  BThun  Handf.  (Komm.).  Rechtliche  und  soziale 
Stellung  der  ,H-en';  vgl.  auch  die  Schilderung  Sprenge 
(für  Bs)  Alem.  XV  218.  .Anfänglich  durften  die  Hinter- 
sassen noch  einzelne  Gewerbe  betreiben,  doch  schon 
1543  befahl  der  Rat,  verbürgerte  Werkleute  besser 
zu  berücksichtigen  wie  Hintersassen ;  nach  und  nach 
sanken  diese  zu  einer  Art  Heloten  herab.  Sie  dienten 
den  Bürgern  als  Rebleute  und  Tagelöhner,  die  Weiber 
ah  Wäscherinnen;  die  meisten  wohnten  in  finstern, 
engen.  Gassen;  eine  nicht  sehr  kleidsame  Tracht  war 
ihnen  vorgeschrieben.  Kinder  von  H-en  wurden  zu 
einer  andern  Stunde  getauft  wie  bürgerliche  Kinder; 
verstorbene  H-en  begrub  man  auf  einem  besondern 
Gottesacker,  zu  einer  andern  Stunde  wie  verstorbene 
Bürger,  und  es  durften  nur  die  Glöckchen  der  Sonder- 
siechenkirche  geläutet  werden.  In  der  Kirche  durften 
sie  bei  Strafe  sich  nicht  zwischen  die  Bürger  setzen. 
Starb  eine  Magistratsperson  oder  ein  Reicher,  so  bil- 
deten die  H-en  stets  den  Schluss  des  Leichengefolges...; 
war  das  Leichenbegängniss  vorüber,  so  erhielt  jeder 
H.,  der  demselben  beigewohnt  hatte,  an  der  Tür  des 
Trauerhauses  ein  Geldgeschenk.  Man  konnte  sie  jeder- 
zeit der  Stadt  und  die  Nichtkantonsangehörigen  des 
Kantons  verweisen.'  Scbweiz  1859,  65  f.  (ScaStdt).  ,Wo 
ein  h.  ein  hus  oder  ander  ligend  guot  kouffen  wurd, 
sollen  und  mögen  unsere  burger  dem  h-en  die 
köuff  in  jaresfrist  des  nächsten  abzüchen.'  L  StR. 
XV./XVI.  ,...  ist  erkent,  das  sy,  min  herren,  kein 
hindersess  nit  mer  wölend  in  ir  statt  uff-  noch  an- 
nemmen,  sunders  sollend  diejenigen,  so  dessen  be- 
gerend,  eintweders  hingwisen  oder  aber  zum  burger 
angentz  angnomen  werden.'  1512/3,  ÄABr.  StR.  ,So 
auch  jemand  von  den  Edeln  ein  Hintersäss  bleiben 
und  ihm  das  Bürgerrecht  zu  kaufen  ungelegen  sein 
wollte,  doch  seinen  haushäblichen  Sitz  hier  hätte,  der 
soll  jährlich  der  Stadt  auf  das  Richthaus  4  Gulden 
rheinisch  geben...'  1525,  Bs  (Ochs).  ,Es  sei  altes 
Herkomen,  so  lange  die  Stadt  [Walenstadt]  bestanden, 
dass  die  Hintersassen  niemals,  in  keinerlei  Geschäften, 
mit  ihnen  gemindert  oder  gemehrt  haben,  indem  die- 
selben gar  keine  Genossame  mit  den  Burgern  und 
keinen  Teil  weder  an  den  Kirchen,  noch  an  der  Stadt 
oder  irgend  welchen  Dingen  haben;  so  können  sie 
auch  kein  Recht  besitzen,  über  Etwas  zu  mehren, 
was  nicht  ihnen  gehöre  [nämlich  bei  der  Abstimmung 
über  den  Glauben];  seien  sie  doch  fremde  Leute,  die 
sich  heute  hier  und  morgen  dort  aufhalten  und  die 
aus  der  Stadt  gewiesen  werden  können,  wenn  es  der 
Gemeinde  beliebe.'  1530,  Absch.  .Wann  nun  fürhin 
ein  usslendischer  oder  frömdling  by  inen  zuo  Cling- 
now,  Tötungen  und  Kobolz  ein  wittfrowen  oder  junk- 
frowen  zur  ee  nemen  wurde,  [sollen]  die  unseren  von 
Cl.,  T.  und  K.  nit  schuldig  sin,  denselbigen  ...  zuo 
einem  burger,   in-  oder  hindersessen  ufzu 


1.".57 


Sas.  ses, 


135s 


sye  dann  inen  gfellig  und  annemlich,  and  wann  er 
dann  ...  zuo  einem  insessen  angenommen,  [soll  er] 
8  pfd  li.  und  darnach  über  ein  jar,  so  er  zuo  burger 
angenommen  wird,  4  pfd  h.  bezalen.'  1558,  AaKI.  StR. 
,Sovil  die  hindersessen  belangt,  söllent  die  kleinen 
ret  gegen  denselbigen  nach  glegenheit  zuo  handien 
gwalt  haben,  doch  nit  grad  einen  jeden,  der  daher 
kompt,  zuo  hindersessen  annemen,  sonder  die,  so  dem 
allmuosen  nachteilig,  abwisen.'  1503,  Z  RM.  ,Rcchen- 
herren  sollen  beradtschlagen,  diewyl  vil  personen 
alhie  in  hindersess  wyss  sitzend  und  wonend,  die  ge- 
meiner statt  gar  nüdt  geben,  dann  allein  die  4  ß  der 
Constafel,  ob  nitt  jeder  jerlichen  gemeiner  statt  ouch 
ettwas  geben  solle.'  1567,  ebd.  ,lst  abgeraten,  dass  alle 
hindersessen  biss  uff  sant  Verenen  tag  diss  jars  hinweg 
ziehind.'  1574,AiK.StR.  ,Uffhütt  band  m.gn.h.  Martin 
Martin,  den  goldsshmiden,  uss  den  Pündten  pürtig,  zum 
h-en  angenommen,  soll  bis  nächstkünftig  liechtmess 
sin  mannrecht,  uodel  und  bürgschaft  stellen  und  20  gl. 
zuo  ynzug  zallen,  wo  nitt,  widerumb  dahin  strychen, 
dahaar  er  kommen.'  1592,  L  Ratsprot.  ,Das  man  die 
hindersessen  ordenlich  durebgan  [solle]  und  wellicher 
nicht  für  gemeine  statt  seye,  denselben  heissen  usshin 
ziechen  ...  [Wer  angenommen  wird,  mit  dem  soll  man] 
dess  schutzgelts  halber  überkommen  nach  messigung 
sins  guots,  doch  von  deheinem  minder  als  3  fl.  schutz- 
gelt nemmen.  ...  [Ausserdem  soll  er]  nach  laut  der 
Satzung,  darumb  gestelt,  das  glübdt  tan  und  da- 
nebendt  100  fl.  verbürgen.'  1597,  GStdt.  ,Dass  alle 
Diejenigen,  so  dise  Krankheit  [die  Pest]  in  iren  Hü- 
sern  habend,  ouch  zuo  den  kranken  Lüten  gond  (wie 
dan  die  H-en  ze  tuond  schuldig  sind).'  1011,  GLicht. 
(Schumi).  ,Uer  H-en  halb  judicatur,  das  dieselbigen 
in  Monats  Frist  sich  by  10  Pfd  hinweg  machen  sollen; 
was  [!]  aber  inskünftig  sich  zuotragen,  das  ein  Bur- 
gers Tochter  sich  mit  einem  Usseren  verehlichen  täte, 
die  sönd  sich  auch  ins  Monats  Frist  von  der  Stat 
(wovehr  sy  die  Gnad  des  Burgrechten  nit  erhalten 
können)  hinweg  machen,  und  soll  sy  Niemand  beher- 
brigen  by  10  Pfd  Buss.'  1614,  Aar.  StR.  /Die  Burger- 
schaft beklage  sich  hart  des  Überdrangs,  welchen  sy 
von  den  Hindersassen  lyden  müssen,  von  welchen 
ihnen  und  ihren  Kinden  das  Brod  vor  dem  Mul  ab- 
geschnitten werde;  sy  wollend  der  Obrigkeit  klagend 
fürtragen  und  by  ir  Hilf  suchen.'  1651,  LStdt.  Es 
wird  beschlossen,  bis  auf  Weiteres  in  der  Stadt  Zürich 
keine  ,Hindersäss'  mehr  anzunehmen,  weil  durch  solche 
.unserer  lieben  Burgerschaft  und  Angehörigen  nicht 
allein  in  vielen  Sachen  grosser  Nachteil  verursacht, 
die  Gemachzins  und  Esswahren  in  dem  Preis  merk- 
lich verteuret,  sondern  auch  vieler  Verdienst  vorab- 
gezogen wird.'  Anf.  XVIII.,  HMorf  1896.  ,In  Ansehen 
des  Kauffs  der  Häuseren  in  der  Statt  oder  Wohnungen, 
Güter  und  Gelegenheiten  um  dieselbe,  so  weit  der 
Stadt  Bezirk  sich  erstreckt,  solle  allen  usseren  und 
frömbden  H-en  und  Einzüglingen,  das  ist  allen 
Denjenigen,  die  weder  Burger  noch  ewige  Einwohner 
sind,  dergleichen  einiches  an  sich  zu  kauffen  ver- 
hütten sein.'  1711,  B.  ,Wann  ein  H.  oder  Diensten- 
gesell ...  zu  den  bürgerlichen  Ämbteren  viel  oder 
wenig  reden  oder  rahten  wurde,  sollen  sie  mit  allem 
Ernst  befragt  werden,  wer  ihnen  das  zu  tun  befohlen  ... 
[Wenn  sie  die  Strafe  nicht  zahlen  können]  sollen  sie 
des  Hiudersäsenrechts  beraubt  und  sodann  als  Frembde 
samt   Weib    und    Kind    zur    Stadt    und    Burgerrecht 


hinauss  geschaffet  werden.'  Zu  Ref.  1723.  ,Ein  jeder 
H.  [solle]  6  junge  Eicblein  zu  sezen,  sie  zu  um- 
zäunen ...  und  wann  eins  oder  mehrere  verdürben, 
dero  Stelle  mit  frischen  zu  ergänzen  schuldig  sein.' 
1734,  Sch  Chr.;  vgl.  dazu  Bs  Rq.  II  238.  ,In  Erwägung, 
dass  die  Hinterlagen  für  künftige  Schulden,  welche 
die  ehevorige  Regierung  den  ehemals  so  geheissenen 
ewigen  Einwohnern  oder  Hintersassen  von  Luzem 
abfoderte,  das  vollkommene  Eigentum  dieser  Bürger 
sind  [wird  deren  Rückgabe  angeordnet].'  1798,  Gesetz 
der  helv.  Rep.  S.  noch  JMüller  1867,  41  (AaL.),  ferner 
üedel  (Bd  I  98);  ge-bärlich  (Bd  IV  1435);  Präsentiering 
(Bd  V  782);  Ge-rechtiglceit  (Bd  VI  231  u.);  Morgen- 
Suppen  (Sp.  1244);  Frl-S.  (Sp.  1351);  Bi-S.  —  2)  auf 
dem  Lande  bildeten  sich  erst  seit  der  Refor- 
mationszeit Gemeinden  heraus,  bestehend  aus  sämt- 
lichen allmendberechtigten  Grundbesitzern;  auch  diese 
schlössen  sich,  wie  die  städtischen  , Burger',  immer 
mehr  ab:  die  Einzugsgebühren  für  die  ,H-en'  wurden 
immer  höher,  und  doch  wurde  ihnen  kein  oder  doch 
nur  ein  beschränkter  Anteil  an  den  Gemeindenutzungen 
gewährt.  Ein  persönliches  Ortsbürgerrecht  kam  erst 
im  XVII./XVI1I.  auf,  und  im  Zshang  damit  entstand 
ein  ganz  andersartiger  üegs.  zw.  ,H-en'  und  Bürgern, 
indem  Letztere  nicht  nur  die  frühern  Realberechtigten, 
sondern  (als  eine  Folge  der  eidg.  und  kantonalen  Ge- 
setzgebung über  das  Armenwesen  und  die  Unter- 
stützungspflicht der  Gemeinden  gegenüber  allen  zur 
Zeit  in  ihnen  fest  Ansässigen)  auch  die  bisherigen 
,H-en'  mit  umfassten  und  in  Gegensatz  traten  zu  neuen 
,H-en',  die  sich  von  da  an  in  der  Gemeinde  nieder- 
liessen;  vgl.  dazu  FStettler,  Gemeinde-  und  Burger- 
rechtsverhältnisse im  Ktn  Bern  1840,  S.  38  ff.;  Seg., 
RG.  III  2,  192  ff.;  Bluntschli,  RG.  2  II  13  f.  56  ff.; 
Orelli,  Staatsrecht  1885, 121  ff.;  FvWyss,  Abhandlungen 
S.  88  ff.,  ferner  EStauber  1894,  78  f.  (ZEIL);  KHauser 
1895,  641  f.  (ZElgg);  H Weber  1899,  155  f.  (ZHöngg); 
HHasenfratz  1908,  117  f.  (Th).  .Hindersess  wyss... 
by  inen  [der  Gemeinde  Pfäffikon]  wonen.'  1566,  Z  RM. 
,Wie  H-en,  nicht  wie  Hofleute.'  1585,  GBern.  ,Den 
Inwohnern,  sie  seyen  Hofleut  oder  Hindersessen.'  1639, 
GAltenrh.  Gemeindeordn.  .Welche  ...  in  daz  Tann- 
egger  Ampt  ererbter  oder  erkaufter  Güeter  halber 
ziechen,  darauf  bürgerlich  oder  für  einen  H-en  haus- 
hablich  wohnen  wolten.'  1693,  GT.  Rq.  .Wenigstens 
im  4.  Jahrzehn  des  vorigen  [XVIII.]  Jahrhunderts  wur- 
den in  Trogen  alleNichtortsbürgerHöndersäss  genannt.' 
TTobler.  ,Ein  neuer  Inzügling  oder  Hintersäss,  er 
seye  ein  Landmann,  Gottshausmann  oder  Fremder.' 
1760,  GFlaw.  ,Er  sei  ein  Eingesessener  und  Hinder- 
sess.' 1764,  AATäg.  Gerichtsb.  S.  auch  (Näch-)Ge-bür 
(Bd  IV  1513.  1519).  Rechtliche  Vorschriften.  ,[Die 
Hintersassen  mussten  bei  der]  fürgesetzten  oberkait 
gloubsamen  sehyn  ufflegen,  das  man  by  inen  [in  ihrer 
Heimat]  sömliehe  gnossami  in  iren  unbestossnen  alpen 
ald  allmeinden  den  h-en  ouch  vergunne,  bewillige  und 
zuolasse,  dieselbigen  zenutzen.'  XVI.,  GT.  (JMHun- 
gerb.  1852).  ,So  ein  Appenzeller,  der  ein  Toggenbur- 
geri  zuo  der  ehe  genommen,  iro  der  frawen  nachze- 
ziehen  undt  sich  in  dass  land  Toggenburg  zuo  ihr 
hausshablichen  zesetzen  begerdte,  [solle  ihm]  be- 
williget werden,  als  wie  ein  anderer  h.  bei  seiner 
frawen  hauss  zehalten  und  zewohnen,  je  so  vehr  und 
er  zuovor  sein  rechtmässig  manrecht  von  seiner  ober- 
kait erschaint,   ouch   die   gewohnliche   trostung   tuot 


1359 


Sas,  ses,  sis, 


1  :-:<;o 


und  den  inzug  erlegt.'  1579,  Zellw.  Urk.  ,Ein  jeder 
landziigling  soll  fünf  jar  ein  hindersess  in  der  Herr- 
schaft syn  und  so  er  dann  ein  grichtsgnoss  zu  werden 
begert  und  sich  indert  den  vorbestimpten  jaren  woll 
ghalten,  ouch  syn  gebärend  manrecht  ufzeleggen  hatt, 
soll  er  dann  für  die  beid  gmeinden  kommen  und  dann 
zu  derselben  gfallen  staan,  inne  zu  einem  grichts- 
gnossen  anzunemmen  nebent  bezallung  des  gwonlichen 
inzuggelts.'  ZWäd.  Herrschaftsr.  1593  (Z  Statute  1839). 
,Unsere  landslüt,  so  anderstwo  hindersäs  sint,  die 
solent  und  mügent  in  unser  gmeind  nit  hölfen  gmein- 
den und  mehren.'  XV1./XVIL,  GrS.  LS.  ,lst  mit  mehrer 
Hand  geornet,  daz  die  Hindersesser,  die  in  der  Gmeind 
sind,  die  mögend  und  kennend  sich  mit  r.  100  bis  am 
anderen  Sambstig  Meien,  daz  ist  an  unser  Gricht- 
satzig,  einkoufen;  wer  aber  sich  nit  einkoufen  wirt, 
so  solle  danethin  auf  20  Jahren  eingestelt  sein,  daz, 
bys  die  20  Jahren  nit  vorüber  sind,  so  sollend  keine 
mähr  angenommen  werden.'  1657,  GaTenna.  ,Wan 
ein  Gemeindtsman  ...  einen  Hindersessen  in  sein  Haus 
neme  oder  nemen  wolte,  soll  er  alsbald  der  Gemeindt 
drey  Dugaten  erlegen  ...  [Es]  soll  kein  Gemeindts- 
gnoss  keim  Hindersess,  so  nit  von  der  Gemeindt  an- 
genomen,  Herberg  und  Underhaltung  geben,  sonder 
selbige  alsbald  abschaffen.'  1671,  GTübach  (Gemeinde- 
beschluss).  ,Die  einheimischen  Armen  [sollen]  also- 
bald  nach  Publication  dieser  unser  Ordnung  sich  in 
ihre  Gemeinden  begeben...;  doch  soll  ihnen  zuge- 
lassen sein  ...,  auch  anderswo  ...  ehrliche  Dienst  zu 
suchen  und  anzunemmen,  welchem  nach  ein  jede  Ge- 
meind  ihre  Armen  also  widerum  auffnemmen  soll  und 
zwar  nicht  allein  die  Dorfsgenossen,  sondern  auch  die, 
so  nur  Hindersessen  daselbsten  sind,  welche  sie,  die 
Gemeind,  mit  den  ihrigen  ferners  dulden  sollend.'  B 
Bettlerordn.  1690.  ,Ein  Ieglicher,  welcher  zu  Ober- 
neunforen zu  einem  Hindersassen  angenommen  wird,  der 
soll  jahrlichen  einem  jeweiligen  Grichtsherren  einen 
Taler  und  der  Gemeind  einen  Eimer  Wein  geben.' 
1697,  T/HNnf.  ,[Die  Werdenberger  beklagen  sich] 
dass  die  Hindersäss  das  gebührend  Sitzgeld  nicht  ab- 
statten, sich  unbescheidenlich  und  solcher  Gestalt 
aufführen,  als  wann  sie  besser  Recht  als  sie,  die  Land- 
leute selbst,  hätten.'  JPTschodi  1726.  .Demnach  die 
Gemeind  von  vielen  Jahren  her  immer  mehr  und  mehr 
mit  Hintersassen  beladen  worden  ...,  dass  solche  bald 
die  Zahl  der  Gemeindtsleuten  überstiegen  hätten, 
dieser  Beschwärde  abzuhelfen  [bitten  sie  den  Abt  um 
einen  Einzugbrief].'  1777,  GStraub.  .Hintersassen  auf 
unserer  Landschaft  [Titel].  Wofern  einer  unserer  An- 
gehörigen äussert  der  Vogtei  oder  Herrschaft,  worinnen 
er  Burger-  und  Gmeindrecht  hat,  in  einer  andern 
Vogtei  hintersäss-  oder  tischgängerweise  oder  auch 
sonsten,  zwar  auf  Erb  und  Eigen,  aber  ohne  Gemeind- 
recht hintersitzt,  soll  ein  solcher  ...  Abzugs  halber 
als  ein  eingesessener  Bürger  seiner  Heimatsherrschaft 
angesehen  werden.'  Z  Abzugsordn.  1786  (Z  Ges.  1757/93 
VI  18);  vgl.  auch  die  .Verordnung,  die  Hintersassen 
auff  der  Landschaft  betreffend'  von  1779  (ebd.  S.  169  f.). 
,Den  sogenannten  Hintersassen  oder  Tauneren,  die 
keinen  Anteil  an  einer  Hub  oder  Erblehengüteren 
hatten,  Hess  man  an  dem  Tage  der  Holzverteilung 
unter  die  Huber  jedem  ein  halb  Klafter  Holz  um  den 
geringen  Preiss  von  30  ß  als  eine  Wohltat  zufliessen  . . . 
Jezo  aber,  da  durch  die  neue  helvetische  Constitution 
der  Unterschied  zwischen  Tauneren,  Hintersassen  und 


Hubleuten  qua  Dorfgenossen  aufgehoben  worden,  regte 
sich  bei  den  ehemaligen  Tauneren  der  Gelüst,  auch 
Anteil  an  der  Hubsgerechtigkeit  zu  erhalten,  unbe- 
kümmeret  über  die  Erbgrundzinsse,  die  auf  jenen 
Gerechtigkeiten  hafteten.'  1799,  Hotz  1865  (Bericht 
des  Stiftsverwalters  in  ZSchwam.).  S.  noch  Bi-S.  — 
c)  uneig.  Scherzh.  von  Jmd,  der  sich  unfreiwillig  auf 
den  Hintern  setzt,  fällt  Aa;  Bs;  THErm.;  U;  Z.  Er 
ist  H.  worde".  ,Babettli  war  etwas  unsanft  Hinter- 
säss geworden.'  ONXgeli  1896.  Buebe",  hebed  recht 
Sorg,  es  chönnt  licht  Ain  [auf  dem  schlüpfrigen  Wege] 
hinderses  ['.]  werde".  Schwzd.  (BsLA  In  Z  auch  (en) 
H.  ge".  Ich  hän  fast  H.  müesse"  ge"  ZF.  Es  hat  en 
H.  g'ge"  (Dan.).  Nimm-dieh  in  Acht,  sust  giH's  en 
H.!  ZBrüttis.  H.  ge",  werde",  hinten,  zurückbleiben, 
leer  ausgehen  oder  auch  Schaden  nehmen  Z  (LTobler). 
—  2.  Eigenschaft,  Rechtsstellung  eines  , Hintersassen.' 
,Peto,quodN.per  sacramentumdicat, quantum  extorserit 
ultra  censum  statutum  ab  hominibus  censum  vel  alia 
debita  solventibus  sive  in  onerariis  sive  mortuariis, 
sive  iure  quod  dicitur  Hindersetze  vel  aliis  quocunque 

nomine  censeantur.'    1330,   L ist  der  H Wanner, 

Murer,  für  ein  ehrsame  Gemeint  gstanden  und  ein 
Fürspräch  begärt  wägen  seines  Hindersäss;  so  lass  er 
ganz  Gemeint  bäten,  man  wöli  in  zuo  einem  Hinder- 
säss annämen  ...'  1670,  ScaSchl.  —  3.  =  Hinder-sässen- 
Gelt  (Bd  II  263  u.)  B  lt  Zyro;  ZWettsw.,  Zoll,  und  lt 
Dan.;  Syn.  An-S.  2.  H.  ge";  s.  Er-losen  (Bd  HI  1436  u.). 
(De")  H.  zale"  1)  eig.  B  lt  Zyro;  ZZoll.  E"  Pfarer 
brücht  ke'"  H.  z'  zale"  B  (Zyro).  —  2)  scherzh.  von 
Einem,  der  auf  den  Hintern  fällt  B  (Zyro);  ZZoll. 
Er  het  H.  'zalt;  ich  ha"  müesse"  H.  zale",  zB.  auf  dem 
Eise  B  (Zyro).  ,Der  Eselimann  sagte:  Das  [der  Be- 
trag, der  ihm  vom  Ammann  angeboten  wurde,  wenn 
er  sich  in  einer  andern  Gemeinde  niederlasse]  mache 
nicht  einmal  H.  und  Einzug.'  N.  B  Kai.  1842.  ,Wan 
die  Hindersässer  jährlich  den  Hindersäss  bahr  er- 
legen.' 1728,  GRTenna.  —  Hinder-Sässin  f.  ,Wenn 
Margaretha  Wirtlin  nach  myner  herren  ansehen  bür- 
gen stelt,  wellent  myn  herren  sy  zuo  irer  hinder- 
sessinen  annemmen.'  1572,  Z  RM.  Dazu  wohl  auch: 
,Ob  ein  frow  har  kam  und  hie  begerty  zuo  wonen, 
zewerken,  wo  sy  dann  einem  rat  süss  gevalt  hie  zuo 
lassen,  so  sol  sy  geben  der  statt  drü  pfd  und  damit 
schuldig  sin  stür  und  tawen,  huoten  und  wachten  als 
ander  frowen  oder  wytwen  und  damit  unser  hinder- 
sässen  heissen  und  sin.'  1502,  AABr.  StR. 

Mhd.  hindersceße  ;  vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1514/5;  Martin- 
Lienh.  II  375/6;  Fischer  III  1662/3:  Schm.  2  II  331.  Für 
weitres  reiches  Material  s.  die  Register  zu  den  Schwz.  Rqq. 
Zur  Form  auf  -er  (auch  schwäb.)  vgl.  die  Anm.  zu  Um-8. 
Iu  der  Formel  H.  werde"  unter  1  c  wird  das  W.  vielfach  als 
Adj.  aufgefasst;  vgl.  dazu  Fischer  aaO.,  sowie  Um-S.  (zu  Ende). 
-S&ai  in   GrObS.,  V.   wohl  nach  Sans  =  Sess  (s.  d.i. 

Stadt-H.  ,Ein  Stadt-Hintersäss,  der  unser  Im- 
mediatangehörige  ist  und  entweder  Bürger-  oder  ander 
Stadthintersässengut  erbt,  zahlt  5  vom  Hundert  zu 
Abzug  ...  Ein  Stadt-Hintersäss,  der  nicht  unser  Im- 
mediatangehörige  ist  [bezahlt  10  %].'  Z  Abzugsordn. 
1786  (ZGes.  1757/93  VI  13  f.). 

Hüs-Säss:  Hausbesitzer.  Meine  Herren  wollen 
jedem  ,hussessen  zuo  Grenchen,  so  züg  und  ros  haben', 
aus  dem  Kalkofen  eine  Benne  mit  Kalk  geschenkt 
haben.  1574,  SRM.;  in  einem  Beleg  aus  der  selben 
Zeit   und    dem   selben    Orte    bei    LRSchraidlin  1886, 


221/2  dafür  .Husgsäss.'  -  Auch  bei  ßr.  WB.  IV  2,  (ISS; 
Fischer  III   1298;  Martin-Lieuh.   II   876  (ff««  G  >S 

Land-Söss  B,  -Säss  ApA.  (T.)  —  PI.  -e",  in  der 
ä.  Spr.  auch  ,-Sässer':  1.  a)  im  Lande  Ansässiger.  Syn. 
Land-Sideling  (Sp.  304).  ,[Auf  die  Frage  des  Land- 
richters nach  den  landgräflichen  Rechten]  wart  mit 
gemeiner  einhelliger  urteil  uff  den  eid  erteilt  von  den- 
selben lantsessen,  nach  dem  die  briete  seitent  und 
wystent  und  sie  selb  ouch  nie  anders  gehört  hettent 
von  iren  eitern  und  vordem.'  1367,  BsSiss.  (Spruch 
zw.  den  Landgrafen  und  dem  Bischof).  ,Wer  ze  Rap- 
rechtswil  herr  ist,  daz  der  erben  mag  alle  landsessen, 
die  dar  komen  sind,  es  sije  denne,  daz  si  liberben 
lassend  ...  von  dien  sol  ein  herschaft  ein  valle  nemen.' 
1376,  Gfd;  vgl.  die  sachlich  entsprechenden  Bestim- 
mungen Sp.  304/5,  sowie  Land-Zügling.  ,[Wer]  güeter 
kouft  und  die  inn  hat  drig  loubrisinen  vor  einem  land- 
sässen  und  nun  loubrisinen  vor  einem,  der  nit  inlands 
ist,  unversprochen  mit  dem  rechten,  den  sol  dannethin 
ein  gewer  und  gericht  da  by  schirmen.'  1431,  ZNoss.Offn. 
.Der  eide  der  landtsessen  in  der  graffschaft  Baden.  [Die 
Boten  der  VIII  Orte  haben]  die  lüt  gemeinlich,  so  in  die 
grafschaft  tiaden  gehörend,  versamlen  lassen  und  die 
inn  eid  genommen.  [Aus  dorn  Eid:]  Ir  werdentauch 
schweren,  dass  keiner  den  anderen,  ess  syge  joch 
landtsess  oder  knecht,  uff  kein  frömde  und  usslendig  ge- 
richt nit  laden  noch  bekümberen  [soll].'  1487,  Z  Staats- 
arch.  (Kopie).  ,[Die  Leute  des  Herzogs  von  Burgund 
haben]  der  landtschaft  verderplichen  schaden  zuoge- 
füegt  mit  ...  unibbringung  vil  frommer  landtsessen. 
von  mannen,  wiberen  und  kinden.'  NRüsch.  ,[Wir 
werden]  von  den  landsässen  gnuogsam  früntlich  ge- 
halten und  umb  unser  gelt  wol  gespist  und  tränkt.' 
1522,  Schreiben  von  L  Hauptleuten  aus  den  ennet- 
birgischen  Vogteien.  ,Nach  solichem  ward  erkundet, 
wer  N.  [den  Anstifter  eines  Mordes]  enthalten  het, 
und  befunden  vil  vom  adel,  frömbd  und  landsessen.' 
1537,  Bs  Chr.  ,Tel  uf  die  edlen  lantsässen  und  gots- 
hüser  gelegt.'  1494,  Ansh.  ,Vil  fläcken  in  dryen  Wald- 
stätten ...,  da  das  gottshuss  Muri  etwas  güeteren  und 
rechtung  gehebt,  so  edle  und  unedle  landsässen  an 
dasselb  gottshuss  gegabet  habend.'  Ag.Tschüdi  Chr. 
,Von  den  Landsässen  undt  Besitzeren  des  Orts.'  RCys. 
,Anno  1560  begab  sich  ein  erschrockenliche  Geschieht 
in  der  Graffschaft  Rotten  bürg  Lucerner  Gebietts  mit 
eines  Puwren  oder  Landsässen  Eefrawen  ...'  ebd.  (Br.). 
, [Diese  Strasse]  wird  nicht  allein  von  den  Landsässen 
...gebraucht,  sondern  ist  auch  allen  Denen  ganz  ge- 
mein, die  aus  Italien  ...  in  Österreich  [usw.]  zu  wandlen 
haben.'  Güler  1625.  An  Feiertagen  gehen  viele  Ge- 
schworne  und  Landsassen  auf  die  Alpen  und  besuchen 
keinen  Gottesdienst.  1653,  L  (Beschwerdepunkt  gegen 
die  Entlebucher).  ,[Der  Überfluss  Italiens  hat]  främbde 
verleckerte  Herren,  so  die  alt  einwohnende  Landsässer 
vertriben,  ihme  auf  den  Hals  gezogen.'  Sprecher  1672; 
wiederholt.  ,Eid,  so  die  Landsässen  und  Undertanen 
der  Grafschaft  Baden  dem  Landvogt  schwehren  müs- 
sen.' 1720,  ZStaatsarch.  S.  noch  Absch.  IV  2,  115/'; 
und  besorgen  (Sp.  1317).  Mit  poss.  Pron.  oder  Gen. 
zur  Bezeichnung  der  Herrschaft.  ,Wir  der  Schultheis 
und  rhat  zuo  Bern  tuond  kundt  ...,  als  dann  die  er- 
samen  unser  lieb  getruw  landtsessen  zuo  Obersibental 
an  uns  haben  langen  lassen  ...,  was  nachteils  uns  und 
inen  ...  beschechen  möcht,  indem  das  die  berggüeter 
und  weiden  by   inen  den  frömbden   usserthalb   lands 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


verkouft  und  also  den  landtsessen  entfrömbdet  wer- 
den ...'  1527,  BoSi.  Rq.  ,Alle  des  gotshuses  Inder- 
lappen, der  herschaft  Ringken [berg],  Brienz  und  Hassle 
lantsässen.'  Ansh.  Im  Gegs.  zu  .Burger'  und  .Gerichts- 
Säss'  (s.d.):  ,[In  der  9.  Klasse  sollen]  dann  die  um 
die  laufenden  Schulden,  erstlich  die  Burger,  nach 
ihnen  die  Gerichtssässen  und  dann  die  Landsässen 
bezahlt  werden;  ob  dann  noch  was  übrig  und  bevor, 
solle  Selbiges  allen  andern  aufrichtigen  Schuldnern 
gehören.'  1618,  THFr.  Auffallsordn.  —  b)  spec,  wer 
wohl  das  Landrecht,  aber  kein  Ortsbürgerrecht  besitzt 
ApA.f(T.:  .ehemals,  noch  zu  meiner  Zeit');  Bf(Zyro). 
In  ApA.  , waren  solche  Landsassen  meist  Konvertiten 
aus  Inroden.'  TTobler;  s.  auch  Ap  Gem.  1835,  54. 
,Ich  wollte  Männer  suchen,  die  gerne  gaben,  wo  ge- 
geben sein  sollte,  wollte  betteln  bei  guten  Herzen 
selbst  für  Landsassen.'  Gotth.  ,1m  Jahr  1778  erbarmte 
sich  der  [bern.]  Senat  der  Heimatlosen;  sie  wurden 
districtsweise  aufgezeichnet,  verbunden,  Vorgesetzten 
unterworfen,  unterstützt,  mit  Polizey  versehen  und 
Landsassen  genannt.'  Bonst.  1782.  1780  wurden  in 
B  alle  Heimatlosen  des  Kantons  in  eine  Korporation 
zsgefasst  und  der  , Landsassenkammer'  unterstellt;  sie 
waren  zwar  den  einzelnen  Gemeinden  als  , Hinter- 
sassen' zugeteilt,  wurden  aber  im  Notfalle  aus  dem 
Korporationsgute  unterstützt,  an  das  sie  eine  geringe 
Steuer  entrichten  mussten;  vgl.  die  .Verordnung,  die 
inkorporierten  Landsassen  betreffend'  von  1780,  ferner 
Neue  Schweiz.  Vierteljahrsschrift  1851,  S.  142  ff.; 
KGeiser,  Gesch.  d.  Armenwesens  im  Ktn  Bern  S.  246  ff. 
und  JRaaflaub,  Hundert  Jahre  einer  Familie,  Bern 
1862.  1804  übernahm  Aa  von  B  eine  Anzahl  seiner 
armen  Landsassen  und  verordnete:  ,Die  Landsassen 
des  ehemaligen  Ktns  Bern,  welche  dem  hiesigen  bei 
der  gemachten  Verteilung  zufallen,  bilden  für  sich 
eine  Gemeinde  und  sind  verpflichtet,  für  die  Unter- 
stützung ihrer  Gemeindsangehörigen  zu  sorgen.  In 
diese  Gemeinde  darf  kein  neues  Mitglied  aufgenommen 
werden;  vielmehr  sind  die  Landsassen  zum  Ankaufe 
von  Ortsbürgerrechten  anzuweisen  und  darin  zu  unter- 
stützen'; vgl.  auch  Land-sässen-ße-mein  (Bd  IV  306) 
und  s.  Aa  Gem.  I  427/8,  ferner  In-S.  (Sp.  1349).  .All- 
gemeine Landsassen',  uneheliche  Kinder  von  Berner 
Patriziern.  Dan.;  durch  das  sog.  Bastardenreglement  von 
1788  wurde  nämlich  Gesetz,  dass  in  Zukunft  die  bür- 
gerlichen Bastarde  der  Landsassenkorporation  einver- 
leibt werden  sollten  und  zwar  weder  unter  dem  Namen 
des  Vaters  noch  der  Mutter,  sondern  unter  einem 
neuen  Namen  (vgl.  Vierteljahrsschrift  1851,  153  ff., 
auch  BFresspr.  1877,  5).  —  2.  auf  dem  Lande  An- 
sässiger. Spec.  die  Inhaber  von  Edelsitzen  (und  der 
damit  verbundenen  niedern  Gerichtsbarkeit)  auf  der 
Landschaft,  die  t.  nur  Schutzverwandte  der  Stadt  und 
als  solche  deren  Satzungen  und  Gerichten  unterworfen, 
t.  in  der  Stadt  verburgert  sind;  später  auch  übh. 
von  auf  der  Landschaft  ansässigen  Stadtburgem. 
XV./XVIII.,  Z.  .Landtsäss:  Der  eid,  so  die  edellüt, 
die  hinder  minen  herren  sitzend  und  nyt  burger  sind, 
sweren  sollen  [Titel].'  um  1490,  Z  StB.  III  195/6. 
,Herr  Hans  von  Landenberg,  ritter,  unser  guoter  fründt 
und  landtsess.'  1492,  Z.  ,Als  unser  getrüwer  lieber 
landsäss  N.  zuo  Wyden  vermeint,  das  unser  getrüwer 
lieber  landsäss  und  vogther  zuo  Altigken,  HLöwen- 
berg,  in  in  der  Thur  vischung  sumpte  ...'  1536,  Z  Rq. 
,Hans  von  Landenberg   von    der    Breiten-Landenberg 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sus 


1364 


auf  Schramberg  [ersucht  die  Eidgenossen]  diewil  er 
doch  ein  geborner  Eidgnoss,  auch  noch  heut  bei  Tag 
ein  Burger  und  Landsass  Deren  von  Zürich  were, 
man  wollte  im  in  dieser  Sach  [gegen  die  Stadt  Rott- 
weil] beholfen  und  beraten  sein.'  1538,  MStettler 
1627.  ,Diewyl  die  landtsessen  mitsampt  den  predi- 
canten  niendert  änderst  dann  vor  der  hochen  oberkeit 
umb  allen  ansprach  besuocht  werden.'  1563,  Z  RM. 
,Ob  glych  die  predicanten  und  landtsessen  das  recht 
alhie  nemmen  müessend.'  1564,  ebd.  ,Ein  Landsass, 
dessen  Voreltern  Bürger  gewesen,  soll  für  die  Er- 
neuerung des  Bürgerrechtes  6  rhein.  Gulden  bezahlen, 
ein  Landmann,  dessen  Voreltern  nie  Bürger  gewesen, 
10,  ein  Eidsgenosse  20  und  ein  Ausländer  30.'  1565, 
Z  Gem.  ,N,  burger  zuo  Ravenspurg,  so  den  sitz 
Schwandegg  erkouft,  ist  sambt  synem  sone  zuo  einem 
landtsessen  angenommen.'  1575,  Z  RM.  ,[N.,  der]  den 
sitz  und  die  grichtsherrlichkeit  zuo  Flaach  erkouft 
und  den  nun  meer  2  jar  inngehept  ...  [bittet]  mine 
herren  ...  inne  zuo  irem  landtsessen  ...  uf  und  anze- 
neinen.'  ebd.  ,Das  der  Burgeren  und  [nachher:  oder] 
Landtsessen,  geist-  und  weltlichen  Persohnen,  Guott, 
wenn  es  zum  Fahl  korabt,  vor  alhiesigen  Statträchten 
verrechtfertiget  werden  solle.'  1634,  Z.  ,Die  Schuldig- 
keit eines  dankbaren  Burgers  oder  Landtsessen  [gegen- 
über dem  Vaterland].'  Hott.  1666.  ,Von  den  Landt- 
sässen  [Titel].  Wann  auch  ein  Landtsäss,  der  nicht 
unser  Burger  ist,  mit  Tod  abgehet  ...  soll  der  ge- 
bührende Abzug  durch  die  Herren  Pfundschillinger, 
nicht  aber  die  Land-  und  Obervögt  des  Orts,  hinter 
welchen  ein  solcher  Landtsäss  sesshaft  were,  bezogen 
werden.'  Z  Abzugsordn.  1699.  ,Alle  und  jede  unsere 
Verburgerte,  Landsass  [später  ,verburgerte  L.';  so 
auch  1718],  geist-  und  weltlichen  Stands,  benantlich 
unsere  Seelsorger,  Land-  und  Obervögt,  Amtleut,  Ge- 
richtsherren, Landschreiber  und  alle  ihre  Hausge- 
nossen.' Z  Mand.  1699. 1718  (,auf  der  Landschaft  ver- 
kündet'). ,Dass  by  nechster  Gelegenheit  die  sambt- 
liche  Herren  Landsessen  für  die  Herren  Kriegsräte 
citirt  werden,  damit  man  denselben  die  Gedächtnus 
erfrischen  könne  derer  Pflichten,  mit  welichen  sy  im 
Fahl  der  Not  dem  Vatterland  zuezeziehen  verbunden 
sein.'  1701,  Z  RM.  ,An  das  Stadt-Gericht  sollen  ge- 
hören alle  und  jede  Burger,  Geist-  und  Weltliche  in 
der  Stadt  und  auf  der  Landschaft.  Dannethin  die 
Hintersassen  in  der  Stadt  ...  Item  die  frömden  Land- 
sässe  auf  dem  Land  ...'  Z  Stadtgerichtsordn.  1715. 
, Allen  Verburgerten  auf  dem  Lande,  Land-  und  Ober- 
vögten, Amtleuten,  Pfarreren,  Landsässen  samt  allen 
den  Ihrigen.'  Z  Mand.  1772.  S.  noch  Hinder-S.  (Sp. 
1356  o.);  Stadt-S.  (Sp.  1370).  —  Mhd.  ianumße;  vgl.  auch 
Gr.  WB.  VI  130;  Sandeis  II  857  b.  Als  FN.:  .Anna  Land- 
sässiü  vou   Zürich.'   ZGlüeksh.  1504. 

Mit-Säss:  1.  wer  am  selben  Ort  ansässig  ist. 
,Die  lieben  Nachpuren  und  Mitsessen  zu  Dafetsch  mit 
Namen  ...,  alle  sesshaft  in  Dafetsch.'  1625,  Gr  Mbl.  — 
2.  Beisitzer  im  Gericht.  Syn.  Bi-,  Ge-richt-S.  ,Wann 
Einer  um  die  Urteil  gefragt  wird  und  deren  Rahts 
begehrt,  so  spricht  er:  Ich  begehre  Rahts  der  Herren 
meiner  M-en.'  BGS.  1615. 

Bi-  (in  ApL.M.;  GrCIiui-,  Nuf.;  GW.  Bei-jSäss  (in 
SchwE.;  Ndw  auch  -Säs)  —  PI.  -e"  GrScIis;  Sohw;  Ndw 
(Matthys),  unver.  Ap  (TTobler);  Ndw  (Matthys),  Bi- 
Sässer  W:  1.  wer  bei  Einem  sitzt,  a)  eig.  ,Wo  zwen 
oder  drey  Predicanten   by   ehrlichen  Lüten  zu  Tisch 


sitzend  und  anhebend  des  Wyns  empfinden,  ist  ihr 
erstes  Werk,  einanderen  zu  verkleineren  und  Sachen 
ufzurupfen,  deren  sich  die  B-en  schämend  und  dar- 
durch  der  ganze  [Prediger-]Stand  in  Verachtung  komt.' 
JJBreit.  1626.  ,Als  ich  mich  [in  meiner  Predigt]  nach 
Beschluss  dieser  Ermahnung  gewendt  gegen  den  Herren 
B-en,  Herren  Burgermeister,  Kleinen  und  Grossen 
Räten,  ihnen  zu  danken  ...'  ebd.  1642.  ,0  des  für- 
nemmen  Gasts  und  Beisassen  gottsäliger  Menschen ! 
[von  Christus  m.  Bez.  auf  Matth.  18,  20].'  Hopmstr 
1645.  Spec.  Beisitzer  in  einem  Vorstand  Gl;  wenig 
gebräuchlich.  In  einem  Gericht  uä.  ,Was  ir,  unser 
herr  obman  und  b-en  [des  Untersuchungsrates],  har- 
zuo  vero[r]dnet  ...'  1491,  GStdt.  ,Es  wurden  etlich 
b-en  [des  im  Jetzerhandel  urteilenden  Gerichtes]  ver- 
dacht als  von  dem  orden  forniert.'  Ansh.  ,[Die  Par- 
teien haben]  mich  und  myne  Ehrenbysessen  gebätten,  sy 
disers  irs  habenden  Gspans  ...  güetlich  zu  entscheiden.' 
1605,  ZRq.;  nachher  .Bysessen.'  , Richter  und  Bei- 
sessen.'  Sprecher  1672.  ,Die  Beirichter  oder  Beisassen, 
wann  sie  ...  von  dem  Richter  umb  ihre  richterliche 
Urteil  gefragt  werden.'  SMütäch  1709.  S.  auch  reden 
(Bd  VI  545  o.);  Morgen-Suppen  (Sp.  1243  u.).  —  b)  in 
der  Nähe  Ansässiger,  Nachbar,  ,0b  es  in  dheinem 
jar  beschehe,  das  in  ir  [Derer  von  Dübendorf]  hölzern 
vil  eiclieln  und  buochs  wurde,  das  darumb  gross 
achrat  wurde  und  daz  darumb  ander  lüt,  ir  bisessen, 
mit  iren  schwinen  zuo  inen  und  uff  sy  ziehen  und 
driben  wölten  ...'  XV.,  ZDüb.  ,Die  bi-  und  umsässen.' 
Ansh.  ,[Den  Namen  Etuatier]  habend  noch  die  ober- 
sten b-en  by  dem  vordem  Rhin  behalten,  werdendt 
uss  Verböserung  nach  grobheit  yetziger  art  der  spraach 
Tauetier  oder  Tauetscher  genannt.'  Äg.Tschddi  1538. 
—  2.  in  besondrer  Anwendung,  =  Hinder-S.  lb 
(Sp.  1353).  a)=  Hinder-S.  1  b  ß  Gr,  so  Chur,  Nuf.,  Schs; 
„L";  GW.;  SchwE.  (im  Gegs.  zu  den  alteingesessenen 
, Waldleuten';  heute  auch  von  Neubürgern  gebraucht, 
insofern  diese  an  den  im  Sonderbesitz  der  alten  Ge- 
schlechter verbliebenen  .Genossamen'  keinen  Anteil 
haben);  „Thu  (St.s);  W.  Der  istjo  blöiss  e"  B.  SchwE. 
Die  Schierser  sagen,  ihre  B-e"  siend  nid  in  Schiers 
daheimeH,  dh.  nicht  dort  Bürger  (Tsch.).  Die  .Bei- 
sassen' oder  .Hintersassen'  sind  Bürger  einer  andern 
Gemeinde,  welche  im  Orte  niedergelassen  waren;  viel- 
fach wird  diesen  kein  Recht  an  der  Alpnutzung  ein- 
geräumt. Auch  sonst  waren  sie  stets  minderen  Rechtes; 
man  betrachtete  sie  als  freche  Eindringlinge.  In  einem 
Liede  über  das  Schicksal  der  Churer  Bürger  nach 
dem  Tode  heisst  es:  ,Die  schlechten  Beisäss  kommen 
all  direkte  in  die  Hölle.'  FGStebler,  AW.  In  GRChur 
gab  es  1836  neben  der  Schützengesellschaft  der  Bürger 
eine  besondere  Schützengesellschaft  der  Beisasse. 
.Bürger,  bises  oder  gast.'  1384,  AaB.  StR.  ,Wol  mag 
einer  ziechen  in  unser  statt  und  da  ein  b.  sin  und 
nit  burger  und  sol  dannocht  einem  schultheiss  und 
rat  gehorsam  sin  und  dienen  als  ander  burger...' 
1428,  ÄABrerng.  StR.  .Ein  b.  und  die  dienstknecht 
sönd  sweren  und  die  frouwen  geloben,  die  wil  und 
die  zyt  sy  by  uns  wonent  sind,  unsren  heren  von 
Bern  und  uns  schulthes  und  rat  zuo  Brugg  ...  ge- 
horsam zuo  sind.'  um  1495,  AaBt.  StR.;  s.  auch  ebd. 
S.  97  Fussnote.  ,[Die  Wiedikoner  beschweren  sich] 
sy  wurdint  mit  b-en  umb  eins  solichen  kleinfüegen 
inzugsgelts  willen  übersetzt  und  überladen.'  1517,  Z; 
ähnlich  1540,   ZAlt.     ,Das  man  diser  zit  keinen  vom 


1365 


Sas, 


adel  by  uns  zuo  raten  und  bürgern  wollen  solle  in 
ansächen,  das  sy  um  ungliche  ires  Stands  ...  dem 
gmeinen  man  nit  glägen  ...;  aber  sonst  möge  man 
ires  rats  wol  pflägen  ...,  ouch  sy  als  erenbisässen 
halten.'  1534,  Aar.  StR.  Die  Bürger  von  Seebach 
klagen  gegen  die  .tagnere  und  b-en',  dass  ihnen 
diese  ,in  holz  und  veld,  an  wun  und  weid  mit  irem 
vech  dermassen  überlegen  werind,  das  sys  nit  wüstind 
mer  mit  ynen  zu  verliden,  dan  sy  schwer  zins  von 
güetern  geben  müesstind.'  1545,  Z.  ,Uf  hüt  dato  ha- 
bent  MGH.  N.  von  Strassburg,  Buchfergeren,  uf  sin 
Wolhalten  hin  zu  ihrem  B-en  in  der  Statt  angenom- 
men und  ihne  der  Udel  und  Burgschaft  zu  stellen 
entlassen.'  1636,  L.  ,Dass  fürohin  alle  und  jede  Bei- 
sassen ...  in  dissers  Buoch  verzeichnet  und  alle  Jahr 
für  meine  Herrn  bescheiden,  auch  über  ihr  Tuon  und 
Lassen  befraget  werden  und,  so  lang  sie  alhie  ge- 
duldet, ein  jeder  zuo  banden  der  Statt  Seckel  Schirm- 
gelt erleggen  sollen  jerlich  4  Pfd  ...  [folgen  die  Namen 
von  43  Beisassen].'  1647,  AaB.  StR.  Ein  .Beisess'  ist 
,von  der  Gemeind  ausshin  gemehret  worden,  weil  er 
ein  Frömbder.'  1663,  ZSth.  In  einem  bestimmten  Fall 
wird  entschieden,  dass  ein  B.  sein  Handwerk  nicht 
mehr  betreiben  dürfe  und  ,sein  Glück  weiters  suechen 
solle',  weil  ein  Burger  das  selbe  Handwerk  ausüben 
will.  1680,  AaB.  StR.  .Wegen  der  Beisessen,  ob  sie 
sollen  bei  StVeren»,  St  Ann»  oder  auf  dem  Pfahr- 
kirchhof  begraben  werden,  ist  erkent,  dass  der  Pfar- 
kirchhof  für  die  Burger  und  nit  die  Beisessen  seye  ...' 
1686,  ebd.  S.  noch  ebd.  S.  306.  315.  324.  325,  ferner 
ver-itlen  (Bd  I  602  u.);  un-ge-sungen  (Sp.  1199).  Neben 
gleichbed.  ,Hinder-S.'  ,Wie  das  sich  Strit  erhebt  in 
der  Gmeindt  und  Vogty  Hünenberg  entzwüschend  da- 
selbst Gnossen  eins-,  andersteils  der  ihrigen  By-  oder 
Hindersäsen  ...  was  Gstalt  sy  Wunn,  Weidt,  Holz  und 
Feldt  zu  nutzen  habend  ...  Wann  ...  ein  Hindersäss 
syn  Huss  täte  verkauffen  einem  ussert  der  Vogty 
Hünenberg  und  derselbige  nit  Gnoss  were,  so  soll 
derselbige  Bysäss  syn  Gmeinsamme  und  Bysäsen- 
grächtigkeit  verkauft  haben  und  mag  man  ihn  heissen 
uss  dem  Gricht  und  Vogty  H.  züchen.'  1641,  Stadlin 
1819;  s.  auch  noch  Ge-nöss  (Bd  IV  819).  ,Wan 
einer  von  den  angenomenen  Bei-  oder  Hindersässen 
mit  Tod  abgienge  [soll  seine  Familie  in  die  Heimat 
des  Vaters  abgeschoben  werden].'  1648,  AaB.  StR. 
,Dass  alle  die,  so  nit  Burger  sind,  glyeh  zuo  Hinder- 
oder Bysessen  angenommen,  ...  weder  in  Holz  noch 
in  Veld  kein  Nutzung  nit  haben  söllind.'  1649,  Aa 
Bremg.  StR.  ,[Die  Gemeinde  Oberuzwil  möge  den] 
neüwen  Lechenbauren  N.,  so  aber  kein  toggenburgi- 
scher  Landman,  sondern  [!]  als  ein  Hinder-  und  Bei- 
säss  uf  erraelten  [äbtischen]  Hof  ...  einziehen  lassen.' 
1736,  G  Rq.  .Alle  und  jede  Einwohner,  Hinter-  und 
Beisäss  dieser  Orten.'  1784,  JGöldi  1897  (GRh.).  — 
b)  =  Hinder-S.  lba  ApI.  (noch  Mitte  XIX.;  vgl.  auch 
TTobler  41  a);  aScHw  f  (s.  Schw  Gem.  100  ff.  und  In-S. 
Sp.  1347);  Uf.  ,Ein  jeder  Beisess  solle  so  viel  schuldig 
sein  zu  geben  [an  die  Kosten  der  Translation  eines 
Heiligen],  als  ein  Landmann  von  dein  Landlütengelt.' 
1697,  ScHwIng.  ,Es  soll  keinem  Bysessen  für  das 
Innsitzgelt  von  einer  Gnossame  mehr  uffgelegt  werden, 
weder  mau  der  hohen  Oberkeit  gibt.  Und  wan  der 
allso  angenommene  Bysess  mit  der  Gnossame,  die  er 
zesitzen  Vorhabens,  abkommen,  soll  er  erst  dan  für 
ein  Rat   keren  ...  und   pittlich    umb   den    volkomnen 


Innsitz  anhalten,  ob  man  inne  in  unserem  Landt  husen 
lassen  welle.'  Anf.  XVII.,  ü  LB.  ,Geschworner  Bei- 
sassen sollen  20  Jahr  keine  mehr  angenommen  mögen 
werden.'  1745,  ebd.  ,Alle  Beisassen,  welche  zu  den 
schwyzerischen  Freifahnen  schwören,  sollen  nebst 
ihren  Kindern  und  Nachkommen  als  gefreite  Land- 
leute angesehen  sein.'  1798,  Schw  Landsgemeinde- 
beschl.;  s.  auch  In-S.  (Sp.  1350).  Auch  bei  Ebel  1798 
(für  ApI.).  S.  noch  Jär-Gelt  2  (Bd  II  251);  Land-Lüt 
(Bd  III  1523),  -Männin  (BdlV267u.);  Ge-santi  (Sp. 
1217,  wo  , Beisäss'  zu  lesen  ist),  Hinder-S.  (Sp.  1354). 
Wechselnd  mit  gleichbed.  , Hinder-S.':  ,[Da]  uns  für- 
komen,  dass  sich  unser  Bysässen  in  unserm  Landt 
grosser  Unbescheidenheit  ...  in  Uffsetzung  der  Gülten 
gebruchent,  habent  wier  ...  erkent,  dass  alle  Gülten, 
so  fürohin  von  diss  datto  von  den  Hindersässen  ge- 
macht werdent,  söllent  ungültig  sin.'  1612,  Schw  LB. 

—  c)  z.  U.  vom  landesfremden  Hinder-S.  der  Kan- 
tonsbürger (,Land(s)mann'),  der  in  einer  andern 
Gemeinde  (Tagwen,  Kirchgang,  Ürte)  seines  , Landes' 
niedergelassen  ist,  als  wo  er  das  Bürger-  (Genossen-) 
recht  besitzt  ApA.  (s.  Sp.  1354  o.);  Gl;  Uw;  vgl.  die 
zu  Hinder-S.  lb a  angeführte  Lit.  sowie  ApGem.  54;  Gl 
Gem.  283;  Uw  Gem.  41;  Ap  Monatsblatt  1831,  17/24; 
Gl  JB.  XV  102.  XXIII  107.  Ja,  ja,  die  Herre»  Chilcher 
megi"d  scho"  g'schnuife",  aber  mier  Bisäss  setti"d  d's 
MuH  ane"  Nagel  uifhänke".  Obw  Blätter  1900.  .Ur- 
sprünglich Bürger  von  Hundwil  und  nur  in  Schwell- 
brunn niedergelassen,  war  N.  unzufrieden  über  die 
beschränkten  Rechte  der  Beisassen,  die  an  alle  Ge- 
meindeausgaben zu  steuern,  aber  kein  Stimmrecht 
hatten.'  E.  XVIII. ,  ApJB.  Da  sich  JB.  und  Hinder-S. 
in  ihrer  Bed.  zT.  decken  (beide  bezeichnen  Den,  der 
an  seinem  Wohnort  kein  Bürgerrecht  hat),  so  werden 
sie  bisweilen  verwechselt  oder  einander  gleichgesetzt 
(dies  zB.  von  Matthys).  Auch  in  den  ä.  Quellen  ist 
der  Unterschied  nicht  immer  festgehalten.  ,Von  wegen 
Annemung  der  Hinder-  oder  Bysässen,  wie  auch  der 
Tallüten,  diewyl  ein  Herr  Prelat  und  das  Gottshus  die 
rechte  Oberkeit  des  Tals  und  also  des  Ynzugs  einzig 
fähig  ist ...'  1619,  UwE.  S.  noch  Sp.  1349  u.  ,Dass  die 
Hinter-  oder  Beisassen,  sie  seien  gleich  in  der  eint 
oder  andern  Gemeinde  unseres  Landes  Tagwenleut, 
Kirch-  und  Gemeindsgenossen,  zu  keinerlei  Sachen, 
es  sei  viel  oder  wenig,  weder  mindern  noch  mehren 
sollen  [wie  das  in  Mitlödi  namentlich  geschehen  war] 
...auch  denselben  von  Niemand  keine  andere  Gewalt 
ohne  unsere  Erlaubniss  gegeben  werde.'  1726,  Gl. 
Zahlreiche  weitre  Belege  (für  Uw)  s.  ZfsR.  X  b,  67  ff. 
(dazu  die  Ausführungen  ebd.  X  a,  87  ff.);  B  Anz.  1891, 
184  f.  —  d)  ,Uie  Einwohner  des  Landes  [LE.]  be- 
stehen aus  den  Landleuten,  die  allein  zu  den  poli- 
tischen Bedienungen  den  Zutritt,  das  Recht  zu  wohnen, 
wo  sie  wollen,  und  noch  einige  andere  Vorzüge  haben, 
den  Beisassen,  welche  von  dem  Allem  nur  das  Recht, 
sich  in  einem  der  drei  Ämter  nach  Belieben  zu  setzen, 
haben,  den  Hintersassen,  welche  dadurch  ein  Recht,  sich 
im  Lande  haushäblich  niederzulassen,  erhalten,  weil  sie 
in  einem  der  drei  Ämter  eine  Heimat  erkaufet  haben, 
aber  dann  auch  nur  in  selbigem  Amte  Hintersassen 
sind,  und  den  Gästen,  die  nur  Lehenleute  oder  sonst 
geduldet  sind;  nur  die  von  den  drei  erstem  Gattungen 
ist  das  Amt,  in  dem  sie  sässhaft  oder  eingefertiget, 
[bei  Verarmung]  schuldig  zu  erhalten.'  JXSchnid.  1782. 

—  e)  .Neben  den  Bürgern  sassen  in  [LJWillisau  auch 


1367 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sus 


130* 


die  Hinter-  und  Beisassen,  über  deren  Belassung  die 
Bärgerschaft  entschied.  Die  Beisassen  waren  blosse 
Aufenthalter,  die  auf  ein  bis  zwei  Jahre  geduldet 
wurden,  die  Hintersassen  Niedergelassene.  Als  Bei- 
sassen wurden  namentlich  Ärzte,  einzelne  Handwerker, 
wie  Büchsenschmiede  und  Glasmaler,  angenommen. 
Bei  einzelnen  Beisassen  wurde  gleich  anfangs  die  Be- 
stimmung getroffen,  dass  sie  weder  als  Bürger  noch 
als  Hintersassen  sollen  angenommen  werden,  wie  1621 
bei  der  Aufnahme  von  HKSuter  von  Münster.'  Gfd 
59,  37  f,  (ThvonLiebenau).  —  Bi-sässin  f.:  zuBi- 
Säss  2  b.  ,So  ein  Beisesin  einen  Landtman  heuraten, 
selbiger  aber  vor  ihro  sterben  solte,  selbige  ihr  Leben 
lang  Landtrccht  haben  solle,  ess  wehre  dann,  dass 
sye  widerumb  einen  Ussländischen  old  Beisassen  heu- 
raten wurdi.'  1681,  Schw  LB.  ,N.,  Beisassin  [wegen 
Hexerei  angeklagt].'  1674,  ADettl.  1905. 

Mhd.  h.saße,  -Keße;  vgl.  auch  Gr.  WB.  I  1390/1;  San- 
ders II  857  a;   Fischer  I   810  (unter  .Beisitzer'). 

Näch-B.:  Nachbar.  ,Es  söllent  die  schiff lüt  von 
allen  burgern  und  nachbysässen  Zürich  nit  mer  löns 
uemen  denn  ...  4  haller,  süss  von  einem  lanzmann 
oder  fremden  bilgrin  ...  1  ß.'  1438,  Z  (Oberwasserordn.). 

G8-richt(s)-Säss,  PI.  -e":  1.  im  Gerichtsbezirk 
Angesessener.  ,Es  soll  dehein  ger.  mer  fuotter  dann 
umb  5  Schilling  pfening  ungevarlich  in  die  gericht 
koffen.'  1484,  GRindal  Offn.  .Welche  frömbde,  die  nit 
gr-en  sind  oder  sunst  in  andern  der  statt  Costanz 
grichten  nit  sitzend,  in  disen  grienten  fräfleten,  so 
sollend  die  gr-en  ine  in  glübt  nemmen,  das  er  den 
grichtsherren  ...  welle  zum  rechten  sten.'  1544,  TiiBuch 
h/Happersw.  Offn.  ,So  ain  grichtsman  uss  den  grichten 
ziehen  will,  der  andern  gr-en  oder  den  grichtsherren 
schuldig  wer,  so  mag  man  im  das  sin  heften.'  ebd.; 
wechselnd  mit  ,insässen.'  S.  noch  Land-S.  1  a.  — 
2.  Mitglied,  Beisitzer  eines  Gerichtes.  ,[Wenn  in  der 
Notwehr]  ein  frävel  mit  bluotruns  oder  sust  bescheche, 
alldann  so  sol  an  den  geswornen  ger-en  stan,  des  ur- 
habs  halb  zuo  erkenen,  was  si  recht  und  billig  wirdt 
bedunken.'  1509,  BoSi.  Rq.  ,Als  dann  ettlich  zit  daher 
gebrucht  ist...,  das  söllich  frävel  von  den  gr-en  und 
andern  ab  dem  rechten  gezogen  und  neben  dem  rechten 
an  andern  orten  gericht  und  betragen  sind  worden 
[wird  dies  verboten].'  Anf.  XVI.,  BStR.;  nachher: 
,Die,  so  am  rechten  sitzen.'  ,Wenn  es  den  grosweibel 
und  des  gerichtes  schriber  not  sin  bedunket,  die  ge- 
richtsherren  ...  zuo  besamnen,  ...alldann  söllent  die 
gr-en,  so  man  inen  gepüttet,  dargan.'  1516,  ebd.  ,Ein 
bischöflich  korgericht,  ...  in  sachen,  die  kilchenper- 
sonen  und  -güeter,  die  eespän  [usw.]  belangende,  ze- 
richten,  zeurteilen  und  zestrafen,  doch  einem  rat  alein 
nüws  rechtens  ofnung  vorbehalten  und,  wo  die  gr-en 
beschwert,  rat  zegeben.'  Ansh.  ,Wir  ...  entpietten  allen 
unseren  Schuldtheissen,  Landvögten,  Gubernatoren, 
Tschachtlanen,  Vögten,  Statthalteren,  Undervögten, 
Freiweiblen,  Amman,  Weiblen,  Ehegöumeren,  Gr-en 
und  verordneten  Uffseheren  ...'  B  Wuchermand.  1613. 
1628.  .Wann  einer  Party  Fürsprech  umb  die  Urteil 
der  übrigen  Grichtsessen  Rahts  begert,  so  soll  der 
Richter  ihme  Rahts  zu  pflägen  erlauben.  Uff  welches 
die  Grichtsessen  zusamen  tretten  und  durch  den,  so 
umb  die  Urteil  vom  Richter  angefragt,  by  ihnen  umb- 
gefragt  werden  soll.  Wann  sie  dann  all  ihr  Urteil 
gegeben,  soll  Jeder  widerumb  an  syn  Ort  sitzen,  dem- 
nach  der  Angefragt   (nach    dem   es   ihme  durch   den 


Richter  erlaubt)  die  Urteil  öffentlich  ussprechen  . . .' 
B  GS.  1615.  ,Die,  so  an  regierenden  Empteren  sitzend ..., 
es  syent  Schultheissen,  Rät,  Burger,  Twingherren, 
Statthalter,  Gr-en,  Weibel  und  Andere  ...'  1622,  AABr. 
StR.  ,Dem  Richter  und  Gr-en.'  1627,  ebd.  ,[Es  wird] 
vor  dem  Amtsmann  sich  einzufinden  ihm,  dem  Schuld- 
ner, förmlich  geboten,  ein  Gr.  aus  dem  Gricht,  in 
welchem  das  Unterpfand  gelegen,  auch  darzu  beruft 
und  folgendts  vor  dem  Amtsmann  und  diesem  Gr-en 
...  ein  Urkund  genommen  werden,  des  Inhalts,  dass 
das  Unterpfand  ...  auf  die  Gant  erkennt  seye.'  1678, 
BoSi.  Rq.  Auch  1748,  AATäg.  Gerichtsbuch.  , Ein  paar 
Gerichtssässe,  die  wie  eine  Dole  schwatzen  konnten.' 
HPest.  Spec.  .Beisitzer  am  Untergericbte,  das  in  jeder 
Kirchgemeinde,  hauptsächlich  für  Fertigung  von  Käu- 
fen, bestellt  war  und  dessen  Mitglieder  in  der  Kirche 
wie  die  Gemeinderäte  ihre  besondern,  mit  Namensbe- 
zeichnung versehenen  Stühle  hatten'  (Gotth.,  EB.), 
.Beisitzer  in  dem  (aus  4  Mann  bestehenden)  Gerichte, 
das  die  kleinen  Rechtshändel  eines  Amtsbezirkes  zu 
schlichten  hat;  seit  1830  heissen  sie  Amtsrichter,  der 
(fünfte)  Vorsitzende  Gerichtspräsident'  (AvEütte)  Bf, 
(vgl.  auch  Bärnd.  1908,  626/7),  .Amtsrichter'  .UAarb. 
(LTobler);  S.  Im  Ktn  B  waren  die  Beisitzer  der  nie- 
dern  Gerichte,  die  ,Gerichtssässen',  sehr  häufig  als 
solche  zugleich  Vorsteher  ihrer  Gemeinden.  ZfsR. 
(FvWyss).  Der  Verstorbene  sig  selber  ne"  Bär  und 
derzue  no'h  G'r.  g'si".  Joach.  1892.  Si  hein-e"  zum 
G'r.  g'macht.  N.  B  Kai.  1842.  ,Als  er  endlich  Gericht- 
säss  worden  war,  kam  er  am  Abend  seiner  Wahl  spät 
heim.  [Gegenüber  Vorwürfen  seiner  Frau  bemerkt 
er:]  Du  weischt  nit,  zu  wem  ä%  so  redst!  ...  mit-emene" 
Gerichtsäss  redsch  so,  mit-emene"  Hüspt  vo"  der 
G'vie'nd!'  Gotth.  , Jenseits  dem  [Wirts-] Tische  sass 
ein  lustiger  Gerichtsäs.'  ebd.;  1850  dafür  .Gemeinds- 
vorgesetzter.' S.  noch  ver-siglen  (Sp.  503  u.);  sälig 
(Sp.  697  o.).  ,In  dem  Amt  Arburg  besteht  das  Gericht 
aus  dem  oberkeitlichen  Commandanten,  dem  Unter- 
vogt, 5  Ger-en  aus  dem  Städtlein  Arburg  und  6  aus 
dem  Amt...,  zu  welchen,  wann  Blutgericht  gehalten 
wird,  noch  die  12  Richter  von  Bottenweil  zugezogen 
werden.'  Leu,  Lex.  ,Der  ehrende  Urs  Weyermann, 
Gr.  von  Lüsslingen.'  1794,  S.  Bei  Gotth.  und  CWeibel 
1885  auch  G'richtsässi",  Bezeichnung  und  Anrede  der 
Frau  eines  GW.  D's  G'r-e",  Bezeichnung  der  Familie. 
CWeibel  1885.  —   1  auch  bei  Adelung  II  588. 

Rin-Säss:  Anwohner  des  Rheins.  ,Die  Swizer 
und  ire  nechsten  Rinsessen  habend  die  keltische 
[Sprache].'  Red.  1656.  —  Süff-.  ,Von  eim  grossen 
Sauffer  [sagt  man]:  Er  ist  ein  guter  Philussuphus; 
Suffsass;  Wynteuchel;  Wynheld.'  Schimpfr.  1651. 

Stuel-Säss:  a)  von  den  aus  den  Dingpflichtigen 
genommenen  Beisitzern  des  Gerichtes.  An  dem  drei- 
tägigen Obergericht  in  Luzern  [vgl.  Staffel-Gericht  Bd 
VI  369],  wohin  die  stössigen  Urteile  von  den  15  Hofge- 
richten gezogen  wurden,  ,sun  bi  im  [dem  Abte  von  Mur- 
bach] sizzen  zwelve,  die  heissent  stuolsezzen,  das  waren 
vrie  lüte,  die  behaltent  dem  gozhus  sin  recht.'  XIV.,  L. 
,Das  N.,  zuo  disen  zitten  weibel  daselbs  ze  Griffense  ... 
ze  Nossicon  in  dem  hoff  an  einer  rechten  frygen  statt 
...  offenlich  ze  gericht  sass,  und  komend  da  für  in  und 
die  st-en  desselben  gerichts  in  offen  gericht  XX.-  140:'., 
Z  (.an  dem  meyengericht  ze  Nossicon').  .Die  selben 
güeter   (die  in  die  dingstat  gehörent)    söllent  setzen 


1370 


siben  frig  st-en  ze  der  gerechten  band  des  richters; 
die  selben  fryen  st-en  söllent  och  als  wis  und  witzig 
sin,  das  si  wol  urab  eigen  und  unib  erb  erteillen 
könnent ...  War  aber,  das  die  urtalen  under  den  st-en 
stössig  wurden,  so  sol  ein  lichter  ander  fryen  us- 
wendig  dem  stuol  fragen,  und  die  urteiln,  die  den  ge- 
sprochen werdent,  söllent  gan  und  komen  gen  Grift'ense 
in  den  rosgarten  [Bd  II  438]  und  die  sol  ein  herr  da 
entscheiden.'  1431,  ZNoss.  Offn.  (Gr.  Weist.  I  24);  vgl. 
dazu  FvWyss,  Abhandlungen  180  f.  ,N.,  Vogt  zu 
Grifensee,  erteilt  Urkunde,  wie  N.  ...  dem  Kloster  im 
Gfenn  sein  Hanfland  zu  Grifensee  ...  vergäbet,  am 
6.  Wintermonat  1424.  Hiebei  waren  die  7  fryen  St-en 
[folgen  7  Namen]  und  ander  Husgenossen  viel.'  Z 
Greifens.  (Regest.).  Von  einem  Landbewohner  auch  auf 
städtische  Richter  angewendet:  .Demnach  vermeine  ich, 
es  syge  euwer  erenveste  wissheit  midtsampt  den  raten 
und  stuolsessen  noch  nicht  in  vergess,  wie  das  ich 
von  wegen  ettlieher  Worten  halber  ...  bin  in  Ungnaden 
kommen  ...'  M.  XVI.,  Z  (HsJRuch  von  Bubikon  an 
.Bürgermeister  und  rat  der  Statt  und  Landtschaft 
Zürrych').  —  b)  im  weitern  S.  von  den  dingpflichtigen 
Insassen  eines  Gerichtsbezirkes  ilbh.  (die  alle  in  ä.  Zeit 
bei  der  Urteilsfindung  im  .Umstand'  mitzuwirken 
hatten),  dann  auch  =  In-S.  (Sp.  1348)  im  Gegs.  zu 
,gast.'  ,Des  ersten  soll  man  richten  umb  erb  und 
aigen;  nach  erb  und  aigen  soll  man  richten  frowen  ...; 
nach  den  frowen  soll  man  richten  gesten,  stuolsessen 
und  nachpuren  und  darnach  ainem  herren  oder  am- 
man  umb  fräffel.'  1432,  TuFisch.  Offn.;  vgl.  nachher: 
,Umb  erb  und  aigen  soll  man  niemer  richten,  dann 
zuo  den  jargrichten  als  [1.  ald?]  wenn  die  12  ge- 
schworen richter  da  sitzent  ...  und  soll  darumb  nie- 
mandt  urtel  sprechen,  dann  allein  gotshusslüt  und 
fryen,  die  in  denen  gerächten  sitzent.'  ,Ocb  so  hat 
ein  herr,  sin  vogt  ald  sin  waibel  den  hussgenossen 
zuo  dem  gericht  ze  bieten,  ob  ain  gast  käme  und  ge- 
richts  daselbs  zuo  aim  begerti...;  war  aber,  ob  ain 
st.  gegen  dem  andern  rechts  begerti,  dieselben  sond 
dann  erber  lüt  zum  rechten  bitten  und  soll  ain  herr 
oder  sin  aman  zum  rechten  sitzen  und  losen.'  1435, 
GTrungen  Offn.  ,Nun  wir  die  [Öffnung]  nit  wüstendt 
alweg  monatlich  zetuon,  so  band  uns  hiernaehbenemp- 
ten  vier  parteyen  ussgeschlossen  und  darzugeben  vor 
einem  offnen  jargricht  zu  Mülibach  und  by  iren 
guoten  trüwen  in  aideswiss  gelobt  an  dess  grichts 
stab  alle  st-en,  so  vil  und  irn  dann  da  wass,  ain 
offnung  in  geschrift  zuo  stellen  und  wie  wir  die  stel- 
lindt,  das  sy  dann  darby  beliben  ...  werden,  und  mit 
nammen  [folgen  vier  Namen].'  1472,  THSulgen  Offn. 
(Kopie);  s.  noch  In-Gaum  (Bd  II  299).  ,Es  sollen 
alle  jare  yeklichs  gehalten  werden  drü  jargericht ..., 
daselbs  sol  ain  yeklicher  stuolsess  dem  andern  ains 
rechten  syn;  es  mag  ouch  ain  yeklicher  st.  im  selbs 
tag  erlangen  von  ainem  biss  uf  das  dritt.  Man  hat 
ouch  ainen  yeden  st-en  ze  gebieten  an  dry  Schilling 
...  Ain  yeder  herr  ...  sol  daselbs  haben  ain  ge- 
schworen waibel,  der  im  gebieten  sol  alles,  so  er  zu- 
gebieten  hat,  an  Ion,  dessglychen  den  st-en  ouch  gegen 
ainandern;  erloubt  aber  ain  vogt  des  herren  ainem 
gast  gegen  ainem  st-en  gerichts  oder  rechts,  davon 
sol  der  gast  ainem  waibel  Ionen  ...  Die  pfand  sollen 
ligen  ainem  gast  acht  tag  und  ainem  stuolsessen 
vierzehen  tag.'  XV.,  THWeerswilen  Offn.  ,Zuo  sö- 
lichen  jargerichten   sol   man  richten  des  ersten  umb 


erb  und  eigen,  frowen  vor  den  mannen,  und  darnach 
den  gesten  und  demnach  den  st-en  und  hoflüten,  so 
imm  hof  Vischental  gesessen  sind,  und  dannothin 
einem  herren.'  1511,  ZF.  Hofrodel  (Erneuerung). 

Ahd.  stuoisäßo,  architriclinus,  iudex  (üraff  VI  305). 
Ausserhalb  der  Schweiz  in  Bed.  a  auch  ,Stuhlgenossen'  (s. 
im  Register  zu  den  Weist.),  .Stuhlfreie'  (RS.-hröder,  RG. 
5  461  Anm.).  Vgl.  noch  Gfd  51,  295  f.;  Gr.  RA.  *  374; 
GLMaurer,  FronnSfe  IV  177  und  bes.  Osenbr.  1881  (Stu- 
dien) S.  38  ff.  In  Namen.  ,Der  stuolseze  von  Warte',  Zeuge. 
1275,  Z  Ant.  Mitt. ;  wohl  noch  appell.  .Stuolsezo',  Zeuge. 
1267,  ZTöss.  .Walter  Stuolseze',  ein  Freier.  1299,  ebd. 
.Hans  Stuolsetz.'  1468,  ZDättl.,  ,Uuser  [des  Gotteshauses 
Töss]  eigen  frouw,  genampt  Auuliu  Stuollsetz  vou  Tettliucou.' 
1511,  ZTöss.  Unsicher:  .Stuhlsatz.'  1589,  LSchötz.  In 
Flurnn.  , Unser  guot  ze  Tegerfeld,  das  man  nempt  des  Stuol- 
setzen  guot.'  1400,  AnB.  Urk.  ,Des  Stuolsässen  gärtli.'  1511, 
ZTüss. 

Stadt-Säss:  1.  =  Binder-  Säss  lb$.  Hans  Gletting 
wird  zu  einem  ,stattsässen'  angenommen.  1577,  B  RM. 
—  2.  in  der  Stadt  wohnender  Burger,  im  Gegs.  zu 
,Land-S.'  In  Verzeichnissen  des  XVIII.  (so  1769. 1780) 
werden  die  Mitglieder  der  Z  Zünfte  unterschieden  in 
,Stadtsäss,  Landsäss'  und  solche  im  Ausland.  —  Auch 
bei   Gr.  WB.  X  2,   496  (aus  Das.). 

Dorf- Säss.  ,Wir  Dorffmeyer,  auch  Vierer  und 
ganze  Gemeind  des  Dorffs  zu  Hütwylen  ...tun  kund, 
dass  wir  ...  auf  Ansuchen  des  ehrbaren  Uoli  Eberlins 
von  Seeben  hin,  Eberlin,  auch  seine  eheliche  Kinder 
zu  unsern  Bürgern  und  Dortfsässen  gegen  dem  Bürger- 
rechtgeld, so  er  uns  ...  aussgericht  und  bezalt,  auf- 
und  angenommen  haben;  wir  nemmend  sy  auch  also 
zu  unseren  Burgern  und  Dortfsässen  mit  söllicher 
Erleuterung  auf...'  1596,  TuHw.  Arcli.  (Kopie). 

Truch-Säss:  der  die  Aufsicht  über  Küche  und 
Tafel  führt,  Inhaber  eines  der  vier  weltlichen  Hofämter. 
,Do  gienc  alda  mit  sime  stabe  des  keisers  truhsreze  und 
schicte,  daz  man  *ze.'  KvWürzb.  ,Die  ambtliute  us 
des  biscboves  costen  suln  im  [dem  gefangen  gehal- 
tenen Dienstmann  des  Bischofs]  rat  tuon,  der  mar- 
schalcb  sinen  rossen,  der  trusseze  daz  ezzen  als  dem 
bischove,  der  schenke  den  win  also...'  Wack.  DR. 
,Die  mönch  vermeinend  ...  dass  keiser  Carol  der  gross 
das  closter  [St  Gallen]  zuo  einem  fürstentuomb  ge- 
macht und  mit  fürstlichen  hofaniptlüten,  nämlich  eines 
markschalks,  schenken,  truogsässen  und  cainerers  be- 
gabt und  geziert  habe.'  Vad.  (sonst  ,truksäss',  einmal 
.trukgsäss').  —  Under-.  ,Des  aptes  truchses  sol  sein 
der  freiher  von  Wediswil...  Undertruchsess  sol  sein 
der  ritter  oder  edelknecht  von  Humbrechtikon.'  AvBon- 
stetten  (,Von  der  Stiftung  des  gotshus  Ainsideln'); 
vgl.  ORingholz  1910,  28,  zum  W.  auch  Vad.  I  136/7. 

Ahd.  truh(t)säß(e)o,  mhd.  truh(t)»<xße;  vgl.  Mhd.  WB. 
112,  341;  Fischer  II  412.  Im  spätem  Mittelalter  häutig 
noch  als  erblicher  Titel  von  Rittergeschlechtern;  vgl.  Leu, 
Lex.  XVIII  303.  Tr-en  des  Reichs  waren  die  von  Rhein- 
felden  (zB.  ,der  Truchtsetze  von  Ryufelden.'  XIII.,  ,Henman 
Truksetz  von  R.'  und  ,die  Tmgsetzin  von  R.'  1388/9;  vgl. 
WMerz,  Die  niittelalterl.  Burganlagen  und  Wehrbauten  des 
Kts  Aargau  S.  424),  Tr-en  der  Kyburger  die  von  Diessen- 
hofen  (zB.  ,Ritter  Johannes  Truchsass  zuo  Diessenhofcn.' 
1333,  ,Wir  zwen  Johans  Truchsäzze,  genant  Prakk  und  Jo- 
haus,  genant  Blüemliglanz,  beid  Truchsäzze n  (!]  von  Diessen- 
hoven,  ritter.'  13S3;  vgl.  ThBeitr.  45,  5  ff.  47,  124  ff.  18, 
4  ff.),  der  Habsburger  die  von  Wildegg  (zB.  .Her  Peter,  der 
Im],  as  von  Wildegk.'  1281,  , Peter,  deu  Trugsetzen  von 
Wildegg.'  um  1380;  vgl.  WMerz  aaO.  S.  202  ff.),  des  Abtes 
vou  St  Gallen  die   von  Singenberg  (zB.  .Herr  Uolrich  von  S., 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sus 


ritter  und  druchsäze  des  gotshuses  ze  sant  Gallen.'  1228, 
.Uolrich  der  Truchsess  von  S.,  des  alten  Truchsessen  sun.' 
Kuchim.  1335;  vgl.  Schwz.  MS.  XXVI  und  die  dort  ver- 
zeichnete Lit.),  des  Abtes  von  Einsiedeln  die  Freiherren  von 
Wädenswil  (s.  o. ;  ,Her  Ruodolf  Trugsetze  zden  Einsidellen.' 
um  1320,  Z  Stiftsurb.).  Ferner  gab  es  Tr-en  von  Wolhusen 
(,Her  Peter  Truchsezze  von  W.,  rittere.'  1369,  ,Junchker 
Hans  Truchsäss  von  W.,  unser  burger.'  1431,  L),  von  Lenz- 
barg (,Der  Trugsess  von  L.'  1390,  , Jungher  Trugsäss  von 
L.'  1447,  ZRB.)  uam.  In  einen  bürgerlichen  FN.  über- 
gehend. , Gertrudis  dicta  Trnhseszin.'  1284,  Bs.  ,Cuonrat 
der  Truhsezze,  burger  von  Raprehzwile.'  1288,  ZfGO.  ,Her 
Ruodolf  Trucksäss',  Ritter  und  Ratsnritglied.  1326,  Z.  .Do- 
minus Johannes  Scultetus  miles  et  domina  Margaretha  Truch- 
sässin,  uxor  eins.'  XV.,  SchStdt.  ,Heini  Trucksäss  von  Ötti- 
kon.'  1456.  ZRB.  ,Hans  Truchsess.'  1494,  Aa  (Ansh.). 
.Johannes  Truchsäss',  Kaplan  zu  Baden.  1497/1526,  Absch. 
,Jörg  Truchsess',  Pfarrer.  1501,  SchwFeus.  ,Jacob  Truck- 
ses.'  1546,  Bs  (ThPlatter  1572),  dazu  ebd.  ,im  Drucksessen- 
hof,  nachher  ,ins  Drucksessen  hof.' 

Zuo-Säss:  =  Beisitzer  in  einem  Schiedsgericht; 
vgl.  Bl-,  Ge-richt-S.  (Sp.  1364.  1367/8).  ,Wir  N.,  ein 
gemeiner  obman  in  der  hienach  geschribnen  sach,  NN., 
zuosessen  uff  der  cleger,  NN.,  zuosessen  uff  der  ant- 
wurter  siten,  tuond  kunt ...'  1493,  NSenn  1872;  nach- 
her öfter  .wir  obmann  und  zuosessen',  neben  ,der 
obman  und  die  vier  zuogesetzten.' 

Säss  II,  Sasse»  I:  1.  Säss  f.  BGr.  (PI.  Sässi); 
WLö.  (Säs),  m.  „BO.".  Sasse"  f.  (PI.  unver.)  BHk.; 
GrL.  (nach  einer  Angabe  m.),  Pr.:  a)  .Einschnitt  in 
den  Erdboden,  den  man  beim  Bauen  eines  Hauses 
macht,  um  festen  Grund  für  die  Mauern  zu  haben' 
WLö.  D'  S.  graben,  machen.  —  b)  „grosser  Grund- 
stein, als  eine  Unterlage,  worauf  die  vier  Ecken-  und 
Grundbalken  eines  hölzernen  Gebäudes  ruhen",  bes. 
an  Heuschobern,  ,1'undamentum'  BGr.,  Hk.  „0."  (St.2); 
GrL.,  Pr.  Da  feit  's  a"  der  Sasse",  an  der  Stein- 
unterlage GßPr.  —  2.  Säss  f.  B,  Säs  m.  SJura,  Säss 
m.  BsL.;  S,  in  der  Jägerspr.,  tiefes,  ausgescharrtes 
Lager  des  Hasen. 

Mhd.  säße  f.,  Sitz,  Wohnsitz;  Versteck,  Lauer  usw.;  vgl. 
Gr.  WB.  VIII  1805.  Bed.  1  dürfte  von  der  Bed.  Sitz, 
Grundlage  ausgehen;  2  ist,  wie  tw.  auch  die  Lautform  zeigt 
(ä  für  ö),  aus  der  allg.  Jägerspr.  entlehnt.  Die  Angabe 
,Sössi  f.  pl.,  Speicherstiitzel'  bei  JHunz.  1913,  96.  224 
für  BGr.  ist  wohl  sicher  Fehler  für  Sässi.  Inwieweit  die 
Ortsn.  Sas  BHa.  (Berggipfel;  ,im  Sass'  lt  JRWyss  1817); 
Gl  (,Saas-Berg');  Schw  (Alp;  vgl.:  ,An  dem  weg,  da  man 
gat  an  Sass  in  Klön.'  XVI.;  dazu  ,Saas-Alp,  -Berg')!  U  (im 
Sas  Realp;  ,Saas-Firn,  -Stock');  W  (Dorf  im  ,Saas(er)tal', 
auch  ,im  Grund'  genannt;  in  der  Säe  MU.,  dazu  Säe-Weng), 
Sassi  UwBeck.  (Heimwesen);  Ulsent.  (.Sassi-Graf)  hieher- 
gehören  oder,  was  der  geogr.  Lage  nach  für  alle  in  Frage 
kommt,  undeutscheu  (roman.)  Ursprungs  siud,  muss  dahin- 
gestellt bleiben  (für  WSaas  vgl.  B  Anz.  1896,   339). 

V  or-  Säss  BLenk(nach  einer  Angabe);  WTurtm.und 
lt  LTobler  (wohl  für  B;  s.  auch  Ge-fäll  Bd  I  745),  -Säss 
BGr.  (Bärnd.  1908),  -Sass  BO.  (lt  St.*  und  Zyro,  auch 
sonst  als  Schriftform,  so  bei  JRWyss  1815),  Vorsess, 
auch  Vors;Ss,  -s  BG.,  O.(AvRütte),  Si.,  Vories  BSa.;  FL, 
Vorsiss  BBe.  (Dan.)  —  f.,  PI.  -i  BGr.,  G.,  Dim.  Vorsassli 
BGr.  (PI.  -dient),  Vorsessli  BG.,  Vorsassli  P J. :  die  un- 
terste der  zwei  (oder  drei)  Alpstufen.  aaOO.;  Syn. 
Vor- Alp  (Bd  I  195),  -Berg  (Bd  IV  1557),  -Sess,  -Satz. 
Vgl.  Bärnd.  1908,  248.  292  ff.;  FGStebler,  AW.  9.  Drüi 
grüen  Bletza:  der  underist  isch  der  V.  g'si",  der  mittlist 
der  Vorberg  u"d  der  höjist  der  Berg  BSa.  .[Wir]  haben 
us  unser  alment   zu   einem  teil   vorsas   gemacht,   die 


dann  einer  gemeinen  bursami  angesechen  ist  ze  ma- 
chen ...  Und  stost  die  ingezunet  vorsas  obsich  an  den 
berg  Fromat...  Wir  haben  ouch  gelopt  semliche  unser 
weid  und  vorsas  ...  in  guoten  eren  ze  halten  mit 
zunen,  schwenten,  rinnen  und  andren  notturftigen 
dingen.'  1498,  BSi.  Rq.  (Bäurt  Bettelried).  .Ein  grosse 
wyte  und  vorsass  etwan  by  100  küe  oder  rindern.' 
1530,  BG.  (Bärnd.).  ,Es  sye  leider  war,  das  er  us 
demselbigen  spicher  dry  bergkes,  aber  der  ein  sye  an 
der  vorsass  gmachet  worden,  sampt  zweien  kleinen 
käslinen  gnommen  habe.'  1561,  B  Turmb.  ,Die  schwen- 
den und  vorsasseu.'  1576,  Absch.  (BG.).  ,Wann  Jemand 
in  gemeinen  Weidenen  mit  einanderen  besetzt  und 
hernach  ein  Teil  vor  den  Anderen  sein  Weid  entladen 
wurde,  so  mag  Einer  in  Vorsassen  von  dreien  Tagen 
wegen  nit  wieder  besetzen.'  1654,  BSa.  ,In  Vorsassen 
und  Fängen.'  1652,  ebd.  —  vor-sässe",  Ptc.  -ed:  in 
einer  Vorsass  sich  aufhalten,  hausen  BGr.  D's  Graben- 
Jelli,  wo  neben  naha"  im  andre"  Weidli  mid  zwei  Chue- 
linen  hed  g'corsassed.  Bärnd.  1908  (BGr.). 

Vgl.  sasscn  2,  Sässer.  Die  Formen  mit  geschwächtem 
2.  Glied  siud  auf  grund  des  Geschlechtes  hieher  (und  nicht 
zu  Yor-Sess)  gestellt.  Als  Alpname  ziemlich  häufig  im  ganzen 
BO.  von  BSa.  bis  Ha.,  meist  in  der  Zss.  (zB.  .Gusti-,  Lade"-, 
Bare"-,  Schloss-,  Wide"- Vorsass'  BG.),  auch  im  PI.  (in  den 
Formen  ,-Vorsäss,  -e'  BSi.,  die  wohl  die  Form  mit  reduziertem 
Vokal  wiedergeben)  und  im   Dim. 

sässe",  in  GRPr.  sässne",  Ptc.  -et:  1.  „(ein  Haus) 
mit  Sassen  unterlegen  BO." ;  GrL.,  Pr.,  auch  übh.  den 
Grundstein  zu  einem  Hause  legen  GrL.,  mit  Stein 
fundamentieren,  bei  Gebäuden,  Brücken  BGr.,Hk.  Eilt 
hei"-wer  nun  [nur]  g'sässet,  wer  sind  nümmer  zom  An- 
spanne" chon  GrL.  —  2.  sich  mit  der  Viehhabe  auf 
einer  Alp  niederlassen.  Syn.  staflen.  .[Auswärtige 
wollen  ,uf  der  von  Kerns  alpen']  zimmren  und  s.  ... 
sie  truwiten,  hetti  einer  sechs  ...  oder  zwölf  kün  alp, 
das  er  den  wol  eins  gesess  machen  und  denen  s. 
möchti.'  1464,  UwK.  (noch  öfter). 

Mhd.«ä.fien  tr.  und  refl.,  (fest)setzen,  besetzen,  einrichten; 
vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII   1804.   1806. 

sunder-sässen:  refl.,  sich  abseits  von  Jmd  setzen, 
von  Jmd  trennen.  ,Als  Ruodolf  der  elter  Möttely  und 
Lütfrid  sin  bruoder  in  ier  clag  zuo  Jergen,  Hansen 
und  Ruodolfen  den  Möttely  [ihren  Neffen]  umb  13  fl. .... 
so  in  ierre  diener  ...  uf  ier  notturft  habend  gelüchen  ..., 
uff  diss  verantwurt  sich  Jerg  Mettely  allein  und  für 
sich  selbs  und  sunddersaussotte  sich  gern  von  sinen 
bruodern,  darmit  er  in  nit  hulffe  bezallen  daz  sy  zuo 
ier  notdurft  bedurft  habend  und  daz  in  als  von  ier 
aller  driger  wägen  ...geliehen  worden  ist.'  um  1469,  Gfd. 

Sässer  m.:  Nom.  ag.  zu  sässen  2.  .Die  künftigen 
Benutzer  oder  Sasser  unser  Gemeinalpen.'  1804,  Obw 
Sachs.  .Sobald  in  einer  Alp  ein  Sasser  das  Unglück 
hat,  dass  ihm  ein  Stück  Vieh  gelähmt  oder  krank 
und  presthaft  wird,  so  zwar,  dass  selbes  nicht  mehr 
seine  Nahrung  zu  suchen  selber  im  stände  ist,  so 
sollen  die  übrigen  Sasser  der  Alp  zusammenberufen 
werden  und  ihm  in  der  Alp  inner  den  Hägen  zeigen, 
wo  er  für  sein  krankes  Vieh  Gras  sammeln  dürfe.' 
OßwSachs.  Statutarrecht. 

ant-,  ent-säss:  wer  (was)  ,zu  entsitzen'  dh.  zu 
fürchten,  scheuen  ist,  furchtbar,  schrecklich,  a)  von 
Personen.  ,Um  welcher  [der  alem.  Vorfahren  der 
Eidgenossen]  willen  inen  die  päpst  vor  disen  fürsten 
[den  Staufern]   am  meisten  entsassend  und  noch  hüt 


1373 


Sas,  sas, 


1374 


bei  tag,  als  si  den  namen  löblicher  Eidgnoschaft  über- 
komen  hat,  gleioherruass  entsitzt  [1.  entsitzend]... 
weil  ouch  die  Burgundischen  land  darzuo  komen,  die 
gleichennass  an  entsäss,  sighaftes  und  streitbares  volk.' 
Vad.  ,[Abt  Heinrich  IV.  war]  ain  hädrig  und  antsäss, 
rachgirig  man.'  ebd.  —  b)  von  Sachen.  ,Item  ant- 
säss der  ganzen  landschalt  und  ouch  gegen  der  statt 
[wäre  das  neue,  in  ßorschach  zu  bauende  Kloster], 
und  das  mit  guotem  glimpf  und  ruow.'  1468,  G  (Me- 
morial des  Abtes  Ulrich  betr.  den  Klosterneubau).  ,In  so 
gfärlichen,  sorklichen  und  anzässen  löufen  und  zitun- 
gen.'  Vad.    ,Ein  entsess  wort';  s.  Chetzeri  (Bd  III  598). 

Got.  andanets,  verabscheuenswert,  ags.  andeate,  entsetz- 
lich, ahd.  'antsaßi  (mir  belegt  iu  der  Weiterbildung  anl- 
säßig,  tremendus,  reverendus,  suspectus,  erectus),  mhd.  anl- 
mße  (von  einem  bösen  Hunde),  Verbaladj.  zu  ent-sitzen  (s.  d.). 
Gegenüber  der  regelrecbten  Form  ,äntsäss'  verrat  ,entsä'ss' 
durch  die  Präfixform  Anschluss  au  das  Vb  .entsitzen',  mit 
dem  es  vom  Sprachgefühl  noch  als  zsgehörig  empfunden 
wurde  (vgl.  den   1.  Vadianbeleg). 

un-:  1.  nicht  zu  fürchten.  ,Zuo  dem  allem  so 
hett  man  [im  Kloster  zu  St  Gallen]  weder  bech  noch 
prunnen  darinn  noch  gehalter,  als  man  denn  das  zuo 
Rorschach  hat;  darzuo  wir  und  unser  nachkomen 
ewigklich  unantsäss  plibint  und  unruewig.'  1468,  G 
(Memorial  des  Abtes  Ulrich  betr.  den  Klosterneubau); 
in  einer  andern  Kopie  .unantses.'  —  2.  nicht  in  Furcht 
zu  setzen,  furchtlos.  ,Welich  [die  Franken]  ain  hand- 
fest, ernsthaft,  onentsäss,  rachgirig  und  streitbar 
volk.'  Vad.  ,Die  Normeuner  ...  warend  gar  streitbar, 
onentsäss  und  handvest  leut.'  ebd. 

2  schliesst  sich  der  Bed.  nach  an  .entsetzen'  an;  vgl. 
mhd.  unentmtzelieh,   nicht  ans  der   Fassung  zu   bringen. 

sunder-sass:  abgesondert,  für  sich  wohnend. 
,Swer  dem  'andern  gelten  sol  und  er  im  nit  ze  geltende 
hat,  dem  sol  man  husgemach  verbieten  ...,  es  si  danne 
ienes  euch  wirti  oder  sin  kint,  dem  nüt  usgeben  ist, 
dem  sol  man  nüt  husgemach  verbieten...;  weri  aber, 
daz  ains  sun  ald  sin  tochter  sundersezz  weri  und 
sunder  husgemach  hett,  der  vatter  hab  inen  usgeben 
ald  nüt,  den  sol  man  ouch  husgemach  verbieten.'  Ta 
Diess.  StR.  ,Wo  kind  sind,  denen  vater  und  muoter 
abgond  und  nit  ussgericht  noch  von  einandern  geteilt 
sind,  si  sigent  bi  einander  oder  sondersäs,  das  die 
gelich  mit  einander  erben  sind.'  GAltst.  Erbr.  1475. 

Kann  urspr.  Adj.  oder  durch  Funktionswechsel  aus  einem 
Subst.  Sunder-Säss  hervorgegangen  sein;  vgl.  die  Anm.  zu 
Hinder-S.   (Sp.  1360). 

Vor-,  Maie"-Säss  s.  Vor-,  Maien-Sess. 

G"-säss  (inB;  Ndw  lt  Matthys ;  UwE.;  Zg  G'säs) 
n.:  1.  a)  Belagerung.  ,Were  ocb,  daz  die  sache  alz 
groz  were,  das  man  eines  gezoges  oder  eines  gesezzes 
darumb  notürftig  were,  wenn  harunib  deweder  teil 
von  dem  andern  teil  ...  darumb  gemant  wirt,  darnach 
sollen  wir  unverzogenlich  ...  ze  tagen  komen.'  1350, 
Abscb.  (Entwurf  eines  Bündnisses  zw.  Zürich  und 
Österreich);  die  gleiche  Bestimmung  im  Zürcher  Bund 
von  1351.  ,Were  ouch,  das  man  jemand  besitzent 
wurde,  so  sol  die  statt  oder  das  land,  so  die  sach 
angat  und  die,  die  dann  zemal  gemandt  hand,  den 
costen  einig  haben,  so  von  werken  der  werklüten  von 
des  gesesses  wegen  daruff  gat.'  1351,  Absch.  (Zürcher 
Bund).  ,Wer  ouch  daz  wir  ...  einhelleklich  eines  ge- 
zoges und  geseses  ze  rat  wurdin  für  stett  oder  für 
vestine  ...'    1352,   ebd.  (Glarner  Bund).  —  b)  Lager. 


,Geben  in  dem  gesesse  vor  Alt-Büron.'  1309,  HU.  ,Es 
waren  ouch  in  dem  gesesse  [vor  Laupen]  spise,  win, 
aller  rate,  waz  man  haben  solt.'  Just.;  ähnlich  bei 
Etterlin.  .Also  beliben  wir  mit  ünserm  here  in  dem 
gesäss  [in  einer  andern  Hss.  ,geses']  still  unverrucket, 
unz  das  die  vorgenanten  wuchen  genzlich  us  kamen.' 
Z  Chr.XV.—  2.  a)  Wohnsitz,  Wohnhaus;  nicht  selten 
für  Burg-Ge-s.  1.  ,[Sie]  vertigoten  dem  N.  daz  vor- 
geschoben geseze',  nämlich  ,ein  ziegeltechin  hus  ge- 
muret  und  ein  gemuret  trotten  und  ein  hof.'  1297, 
Bs  Chr.  ,Swas  der  man  gegen  dem  sewe  hat,  da  sol 
er  nit  furo  schiessen,  wan  als  sin  sellan  ald  sin  wuor 
aide  geses  gat.'  Z  RBr.  ,Von  UKloters  seligen  gesesse 
ze  Fluontrein.'  um  1320,  Z  Stiftsurb.  ,Das  gesesse, 
so  gelegen  ist  ze  Liestal  in  unserm  graben  hinder 
dem  sinewelen  turne,'  1355,  WMerz  1910.  ,Dise  güeter 
sint  lechen  von  der  herschaft:  und  des  ersten  die 
bürg  ze  Wildenberg  und  den  [1.  der]  berg  von  dem  ge- 
sesse, als  es  von  der  matten  abgat,  als  die  buochstöck 
stand,  und  in  die  Lorenzen.'  1361,  HU.  ,Von  dem  kuttel- 
huse  oder  gesesse  der  kutteler.'  E.  XIV.,  Bs.  ,RSi- 
grists  gesäss.'  XIV./XV.,  LWill.  Jzb.  ,[Die  Edlen  und 
Freien  im  BO.]  buwten  vil  bürgen  und  starke  gesässe.' 
Just.  ,Beschäche,  daz  Got  diss  gesäss  [ein  Haus]  de- 
heinest  anders  wassers  beriete  denn  des  wassers  von 
den  vorgescbribnen  zwein  kesslen,  darzuo  möchte  diss 
gesäss  wol  ander  gruoben  haben.'  1421,  AaB.  Urk. 
, Unser  gesäss  zem  Rappen.'  1440,  ebd.  ,[N.  soll  dem 
minderjährigen  Kinde,  das  verlobt  wurde]  400  pfund 
und  30  gülden  für  das  gesess  für  sinen  teil  geben.' 
1442,  Z.  ,Hertenstein  das  schloss,  ein  Ursprung  und 
gesess  nit  weniger  manschaft  der  edlen  des  geschlechts.' 
Türst  1496/7.  ,[Dem  säumigen  Schiffmann  im  Rohr 
bei  Fällanden  am  Greifensee  wird  bedeutet]  daz  man 
lüt  vinde,  die  dasselb  gesäss  und  die  nutzung,  so  von 
sölicher  eich  [Einbaum]  wegen  nachgelassen  ist  ... 
gern  annemend  und  dagegen  die  eich  halten.'  1507, 
Z  RM.  ,Sy  [Babylon]  wird  nimraermer  eingewonet 
noch  ...  einigerlei  gesässes  da.'  1530/48,  Jes.  S.  noch 
süssen  2  (Sp.  1372).  ,Hüs  und  (oder)  g.'  ,Das  hus  und 
das  gesesse,  dem  man  sprichet  zem  Tanze.'  1309,  Bs 
Urk.  ,Entzwischent  RMeigers  hus  und  geseste  [!]  und 
des  Büeler  von  Bonstetten  wingarten.'  1358,  AaB.  Urk. 
,[Der  Abt  von  Wettingen  bittet]  das  wir  im  und  sinem 
convent  ...  göndin  hinnan  hin  ze  beliben  bi  iren  hü- 
sern  und  bi  irem  gesess,  so  si  in  unser  statt  hand, 
mit  der  hofstat,  so  zwische[n]d  irem  hus  ...  und  dem 
kilchhof  gelegen  ist'  1382,  Z  (Anhang  zum  RBr.). 
,UAman  hat  gesetzt  4  ß  ab  sim  gesäss  und  huss  zenest 
by  Ulmhofs  huss.'  XV.,  LWill.  JzB.  ,Unsern  [des 
Klosters  Engelberg]  hof  und  unsere  hüser  und  ge- 
sesse ...  gelegen  in  Losner  bistuome  an  dem  Byell- 
sewe.'  1406,  Gfd.  ,Ab  dem  hus  und  gesässe  zum 
Slüssel.'  1417,  AaB.  Urk.  ,Unser  gesäss,  huss  und  hof- 
raite  zuo  Chur  in  der  statt.'  1464,  Gr.  ,[In  Zukunft 
soll  niemand  mehr  ohne  Bewilligung  des  Rates]  dhein 
hus,  hofstatt  oder  gesäss  nit  mer  koufen  noch  ver- 
koufen.'  1525,  Z.  ,Das  hus  und  gsess  sampt  den  wy- 
gern  und  greben',  vom  Schloss  Benken.  1528,  Bs. 
,Ein  huss  und  gesess  sampt  aller  zuogehördt,  mit 
einem  garten  binden  daran,  under  den  Undern  zünen 
gelegen.'  1551,  Z.  .Einem  jeden,  so  zuo  Atfolteren 
syn  eigne  behussung,  gesess  ald  dorfgrechtigkeit  hat.' 
1584,  ZRq.  1910.  ,In  sinem  Huss,  Hof  oder  Gesäss.' 
1607,  AaL.  StR.    S.  noch  Brunnen  (Bd  V  659);  Pfän- 


1375 


i:V76 


ning  (ebd.  1115);  Anni.  zu  Böst  (Bd  VI  1522).  Vom 
sichtbaren  Teil  eines  Wohnhauses,  mit  Ausschluss 
des  Kellers:  ,Der  lange  kelr  und  das  gesesse,  das 
daruffe  ist.'  1324,  ZStdt.  Von  einem  in  ein  andres 
eingebauten  Hause:  ,1  müt  kernengeltz  uff  dem  keller 
und  dem  andern  gesäss  in  der  Schmiden  hus  zuo  dem 
Guldin  hörn.'  1432,  ebd.;  =  ,inhus'  im  Beleg  von  1416 
unter  Inn-Hüs  (Bd  II  1705);  vgl.  Vög.-Nüsch.  1  303/4. 

—  b)  Abteilung  eines  Hauses;  vgl.  zwei-,  drü-,  vier- 
(ge-)sässig.  Es  G's.  a"boue",  einen  Schopf  oder  Stall 
an  die  Scheune  bauen  ZW1.  Anteil  an  einem  Hause: 
,[Dem  N.  gehört]  ein  Gsäss  Scheune  und  Stall',  öfter 
in  ä.  Notariatsakten  Zllln.  Hieher  (?):  ,Mer  so  ist 
bedingt,  dass  A.  dem  B.  [dem  er  sein  Gut  als  Pfand 
für  ein  empfangenes  Darlehn  zur  Benutzung  über- 
gibt] das  badkessi  bi  dem  bad  lassen  und  im  och  ein 
gesäss  höw  und  ströw  darzuo  lassen  [solle]';  nachher: 
,Wie  A.  im  daz  kessy,  och  höw  und  ströw  ietz  am 
uffzug  geben  hat  [so  soll  es  ihm  B.  beim  Abzug  wieder- 
geben].' 1509,  Z;  eig.  so  viel  als  zu  einem  ,Gesäss' 
gehört?  —  3.  Brückenlager,  -joch.  ,[Um  den  Zu- 
sammenbruch der  Ziegelbrücke  zu  verhüten]  finden 
wir  kein  nächer  und  minder  kostbares  Mittel,  als 
under  dieselbe  in  der  Mitte  ein  gut  stark  Joch  oder 
Gesäss  machen  zu  lassen.'  1717,  Gl.  ,Eben  so  wird 
er  [der  Lands-Seckelmeister  als  Oberaufseher  der  Land- 
strassen] auch  die  Brücken  von  Zeit  zu  Zeit  unter- 
suchen, und  wenn,  sei  es  an  Hauptarbeiten,  Gesässen, 
dem  Streuen  oder  an  den  Scheuhölzern  etwas  Mangel- 
bares oder  Gefahrdrohendes  wäre,  die  Pflichtigen  Ge- 
meinden zur  Reparatur  anhalten.'  1756,  Gl  LB.  1807. 

—  4.  a)  Sitzteil  des  Körpers,  Hinterer  Ap;  B;  Gl; 
L;  G;  Sch;  Th;  Uw;  Zg;  Z;  wohl  allg.  ,Muss  uns 
da  der  alte  Webstuhl,  auf  dem  wir  so  sorglos  oder 
so  anmasslich  gesessen,  nicht  feurig  werden  unter 
dem  G's.?'  Gotth.  ,[Belzebock:]  Mir  ist  das  hembd 
im  gsess  verschoben  von  fröüwden.'  Rüef  1538.  ,Nun 
kumm,  Jägglin,  ich  will  dir  die  Spinnwuppen  uss  dem 
Gs.  vertryben!'  mit  diesen  Worten  soll  1523  ein  Bauer 
in  ZMaschw.  das  Bild  des  Apostels  Jacobus  ins  Feuer 
geworfen  haben.  RCvs.  (Br.).  .Einer  von  dissen  drygen 
Puren  [habe]  gsagt,  N.  solle  imme  (reverenter)  ins 
Gsess  blaassen.'  1622,  Z.  ,[N.  habe  gesagt]  hette  sy 
[das  Weib  Matth.  26,  6/9]  nun  das  Gsess  genommen 
und  mit  trochnet.'  1653,  ebd.  ,Gesäs,  der  Hindere.' 
Denzl.  1677.  1716.  .Wollust  hat  ein  schön  Gesicht 
und  ein  beschissen  Gsäss.'  Mev.  1692.  ,[Die  Hexe 
habe]  den  Teuffei  an  den  Baggen,  an  den  Seiten  und 
entlichen  an  dem  Gsess  s.  h.  ...  küssen  müssen.'  1701, 
Z.  S.  noch  Blöder- Hosen  (Bd  II  1695);  Brütsehen- 
Meister  (Bd  IV  523);  bett-siech  (Sp.  200);  Sorg  (Sp. 
1302  o.).  —  b)  das  Gesäss  deckender  Teil  der  Hose 
Ap;  B  und  wohl  weiterhin.  Syn.  Hosen-Füd-loch  (Bd 
III  1028).  I"  d'  Hose"  es  nöüs  G's.  Vhe"  mache  B. 
Für  e'  Berg  han-ich  es  par  Hose"  mit  toppletem  G's. 
Im  XVI.  für  die  ganze  Bekleidung  von  Hüfte  und 
Oberschenkel,  meist  als  besonderes  Kleidungsstück; 
vgl.  Bntech  2  a  (Bd  V  383),  wo  auch  Belege  für  unser 
W.  ,An  stat...  der  hosen  mit  kurzem  gsäss,  flachem 
laz  und  halben  fürfüessen  ...  sind  [in  der  neuen  Tracht] 
kommen  ...  hohe  ganze  hosengsäss,  gfült  gross  läz, 
ganz  fürfiess,  teilt  mit  färben  der  länge  nach  durch 
nider.'  Ansh.  .[Satan:]  Es  will  mir  s  gsess  im  ars 
zerrissen',  vor  Ärger.  Rüef  1538.  ,N.  sye  ein  junger 
langer  gsell,  hab  ein  lyni  gsäss  und  zwilchi  strumpf.' 


1551,  B  Turmb.  ,[N.  habe]  zwen  schwarz  strumpf  und 
ein  rot  gsäss  anghept.'  1552,  ebd.  ,[Der  Sendung  des 
Teufels  berichtet:  Ich]  stiftet,  dass  man  dem  Beel 
sot  geben,  darvon  die  pfaffen  möchtend  gläben,  im 
sehyn  als  obs  der  abgott  fräss:  das  was  schon  tuoch 
zuo  einem  gsäss',  damit  war  schon  viel  gewonnen. 
JMdrer  1559.  ,N.  hab  ein  grüens  zerhowens  gsäss 
an  mit  gänsfüessen';  ein  Andrer  ,habe  an  rot  hosen 
mit  2  strichen  über  das  gsäs.'  2.  H.  XVI.,  AaB.  Kri- 
minalakten. ,Das  gsäss,  halbhosen,  subligaculum,  fe- 
moralia.'  Fris.;  Mal.;  s.  auch  Bruech  (Bd  V  383). 
,Ein  schwarz  line  gsäss.'  1562,  F  Inv.  ,N.  habe  ein 
glismet  gsess  verstolen  und  etwan  14  tag  tragen.' 
1564,  Z  RB.  ,[N.  trage]  landsknächtisch  grüen  gesess 
und  strumpf  ob  den  knüwen  abbrochen.'  um  1565,  AfV. 
(LE.).  ,Unwyt  von  Hagnau  by  Strassburg  habe  er  ein 
wullin  gesess  vorstollen.'  1576,  Z  RB.  ,Ein  gels  ge- 
sess.' 1579,  ebd.  ,Wyss  gsess  und  strumpf,  rugger  in 
hossen.'  1582,  Gl.  ,[N.  habe]  unwyt  von  Lucern  ein 
par  blaw  hossen  ...  verstollen  und  die  hossen  an  ein 
ander  blaw  gsess  vertust  [=  vertuscht].'  1599,  Z  RB. 
—  c)  Sitzspuren,  zB.  im  Grase  Ndw  (Matthys). 

Ahd.  gisäßi  n.,  sedes,  domicilium  (öfter  bei  Notker), 
mlid.  geteeße  n.  in  Bt-d.  1,  2  uud  4;  vgl.  Gr.  WB.  IV  1, 
3806  rt'.;  Martin-Lienh.  II  375;  Fischer  II  443  f.  Inwieweit 
daneben  auch  ahd.  gieeß,  mhd.  ges'eßtße)  in  Frage  kommt, 
lässt  sich  nicht  sagen.  Als  Ortsn.  O'näss  GBenken;  S.  .Unter- 
G's.'  am  Pilatus.  .Gsässliwald'  UwStNiklausen. 

Hose°-<?'säs:  =  Ge-sdss  4  b  B.  ,Uss  dem  sack 
habe  er  ein  hosengsess  machen  lassen.'  1569,  Z  RB. 
,Ein  zerbouwen  Hossengsess.'  1601,  ebd.  S.  noch  vor. 
Sp.  —  Vgl.  Gr.   WB.   IV  2,    1841. 

Hüs-G.:  =  Ge-sdss  2  a.  .Insonderheit  sollen  ir  [die 
Bewohner  von  BsLie.]  nit  gestatten,  das  schüren  oder 
stall,  da  vor  hüser  gestanden,  yez  gebuwen,  sondern 
widerum  husgesessen  do  uffgerichtet  werden.'  1536, 
WMerz  1910.  —  Püre°-G.  Gott  Vodä  hat  kein 
Pauräg'säss,  meint  Gottvater,  als  die  ihn  Tragenden 
ihm  drohen,  ihn  fallen  zu  lassen.  Tyrolersp.  1743. 

Burg-G. :  1.  Burg,  häufiger  befestigtes  Nbgebäude, 
Vorwerk  einer  solchen,  Turm  (als  Lehen  eines  Dienst- 
mannes); abstr.  Wohnsitz  darin  und  das  Recht  dazu. 
.[Herzog  Rudolf  hat  Fr.  v.  Hinwil]  ze'burgman  genomen 
gen  Rapretzwyl,  da  sin  vordren  und  er  vormals  burg- 
manne gewesen  sind,  und  daz  [1.  da?]  si  ein  burggesezze 
gehebt  hant,  daz  zergangen  und  unnütz  worden  ist,  und 
sol  der  egenant  Friderich  daz  selb  burggesezze  wider 
ufrichten  und  buwen  ...  wenne  ouch  wir  in  unsern 
landen  da  oben  krieg  haben,  so  sol  er  oder  sin  lehens- 
erben  mitt  ir  selbs  liben  da  sitzen  ...  Aber  bi  frid- 
lichen  ziten,  so  sullen  si  in  demselben  burggesezze 
haben  stetekliche  einen  erbern  knecht  mit  eim  har- 
nesch,  ob  si  selb  nicht  da  sitzen  wolten.'  1359,  HU. 
,Als  die  von  Zürich  Regensperg  innamen,  da  hat  Fr 
Effinger  ein  burggesäzz  in  der  rechten  bürg,  daz  hand 
die  von  Zürich  im  entwert  und  darnach  verbrent.' 
1411,  AABr.  ,Das  burggesäss  ze  Waltshuot'  1423,  AaZ. 
,[Der  Vogt  von  Steinach  verkauft  an  die  Stadt  St  Gallen 
seinen  Besitz]  ussgenommen  die  bürg  und  das  burg- 
gesäss mit  allen  iren  begrifungen  und  zuogehörden; 
dieselben  burggesäss  [soll  er]  inhaben,  nutzen  und 
niessen.'  1459,  G  Rq.  1903.  —  2.  dem  auf  einem  B. 
sitzenden  Dienstmann  vom  Lehensherrn  angewiesene 
Abgabe.  , Herzog  Albrecht  ...  hat  Fridr.  von  Hunwile 
gen  Raperswile  ze  burgman  genomen  und  hat  im  ze 


1377 


Sas,  ses, 


S,    SOS,    SUS 


1378 


burg[g]esezze  4  mark  gelts  geben  und  hat  im  die 
verschriben  uf  dem  nidern  ampt  und  ze  Glarus.'  1356, 
HU.  ,Die  Hoch-Jufalt.  Darzuo  gehört  der  liofCatplan, 
giltet  12  ß  an  wert.  Die  [nämlich  die  12  ß]  lat  man 
iez  dem  burgherren  zuo  sim  burggsäss  und  darzuo 
den  zehenden  ze  Scheid.'  XIV. /XV.,  GRÄmterb.  ,Das 
burg[g]esäss  ze  Triengen  und  der  kilchensatz  sint 
zwein  teil  ir  eigen.'  1423,  L.  —  Auch  bei  Lexer  Nachtr. 
113.     Vgl.   Burg-Stn  (Sp.  1383)  mit  Anm. 

ßloder-G.:  faltiges,  bauschendes  ,Gesäss'  (in  Bed. 
4  b).  ,Sy  hand  schwarzes  blodergsess  an,  der  ein  böss 
strumpf.'  1565,  Z  RM.  ,[N.  habe]  etlichen  ufgetrennten 
schürlatz  verstollen,  uss  demselben  das  plodergsess,  so 
er  antrage,  gemachet.'  1575,  Z  RB.  ,Item  zu  Vollenweid 
er  uss  einem  huss,  darinne  er  über  nacht  glegen,  einen 
sak,  den  er  ferwen  und  das  blodergsess,  so  er  antrage, 
daruss  machen  lassen,  verstollen.'  1577,  ebd.  ,By  St 
Blesy  ein  schwarz  bludergsess  [gestohlen].'  1586,  ebd. 
,Über  die  Ristung  hatten  sy  [am  Kübelturnier]  zwil- 
chene  schwarz  kuttinierte  Juppen,  auch  Plodergsess, 
gar  wul  mit  Heuw  ausgefietret.'  FPlatter  1612. 

Vgl.  Gr.  WB.  II  140.  Hieher  auch  die  unter  Bloder- 
Ge-fäss  (Bd  I  1064)  stellenden  Belege,  ebenso  wohl  auch  Ge- 
fälle 6  zu    Ge-eäse  4  b. 

um-sässend:  umwohnend.  .[Die  Stadt  Bern]  be- 
schreib harzuo  [zu  einer  Feier]  ir  nächst  umsässend 
amptlüt.'  Ansh. 

Wohl  nur  eine  Gelegenheitsbildung  Anshelms  von  üm- 
Säs»  (s.  Sp.  1346)  aus;  ein  Vb  um-sässen  ist  sonst  nirgends 
bezeugt. 

sassig:    „mit  Feuer   und   Licht   angesessen"    W. 

Im  Folgenden  handelt  es  sich  zT.  um  Abll.  von  den  ent- 
sprechenden subst.   Zssen  mit  -Säst. 

üf-:  aufsässig  B;  Tb  und  weiterhin.  Scherzh.: 
Ieh  bi"  dem  süre"  Zug  nit  b'sunners  «.,  esse  es  nicht 
gern  BG. 

a",-  (in  Aa  lt  H.  auch  -sdsig):  ansässig  Aa;  Ap;  B'; 
Th;  Uw;  W;  Z;  St.;  wohl  allg.,  aber  zT.  nicht  eig. 
volkst.  „A.  werden,  sich  niederlassen."  —  Vgl.  Gr. 
WB.  I   433;    Sanders  II  857c,    sowie  An-Sam  (Sp.  1347). 

vier-,  in  ZF.  -g'sässig:  mit  vier  Abteilungen, 
zB.  von  einer  Scheune  mit  Stall,  Tenne,  Schopf  und 
,Walmen'  ZGoss.,  0. 

hinder-:  in  der  Eigenschaft  eines  .Hinder-Sässen' 
(in  Bed.  1).  ,Es  sindt  och  zwen  hoff  in  dem  dorff, 
wel  die  ze  lechen  hant,  die  sindt  hindersäzig  mit  lib 
und  mit  guott;  wellr  da  abstirbet  oder  darab  ziechet, 
der  ist  dem  vogt  gevallen  zwen  teille,  was  er  hatt, 
und  seil  ime  oder  sinen  erben  oder  sinen  gelten  ein 
tridteil  belyben.'  A.  XVI.,  ScawMerlisch.  (Kopie).  ,N. 
gitt  järlichs  und  eywigs  bodenzinses  von  disem  guott 
...,  ist  h.  umb  6  Hb.'  1531,  BTrub  Urk.;  ähnlich 
wiederholt  bei  jedem  Zinsmann. 

büs-:  =  hüs-hablich  1  (Bd  II  929).  ,Eine  ehebrü- 
chige Person  [soll]  äussert  derselben  Kirchhbri  haus- 
sässig  wohnen.'  B  Chorg.  1667.  —  Mhd.  hümaßec  (neben 
-säße);  vgl.  Gr.   WB.  IV  2,   688;   Fischer  III   1293. 

land-:  als  ,Land-Säss'  (Sp.  1361)  auf  der  Land- 
schaft ansässig.  Bürgermeister,  rät ...  von  Zürich  an  die 
usburger  und  landsässigen  edlen.'  1524,  Z  (Militärauf- 
gebot). —  drü  (drei  AABirui.)  -sässig,  in  ZElgg  auch 
■g'sässig,  nach  einer  andern  Z  Angabe  -g'sdsig:  aus 
drei  Abteilungen  bestehend,  vom  Haus,  das  quer  zum 
First  hinter  einander  geordnet  Stube,  Küche  und  ein 
drittes  verschieden  benanntes  Gemach  enthält  AABirui.; 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


ZElgg,  Embr.,  Seen;  Syn.  drü-schlächtig,  -icälmig.  Vgl. 
JHunz.  1908. 1910  (,Das  dreisässige  Haus').  ,Eine  drei- 
g'sässige  Scheune,  die  aus  drei  Abteilungen  über  ein- 
ander, Stall,  Heu-  und  Dachboden,  besteht'  Z  (FStaub); 
eine  dreisässige  Scheune,  aus  Stall,  Tenne  und  ,Wal- 
men'  (oder  Schopf)  bestehend  ZGoss.,  0.  —  won-: 
=  ans.  WLö.,  V.  —  zwei-:  von  einer  Scheune,  die 
nur  aus  Stall  und  Tenne  besteht  ZGoss.,  0. 

Üs-sässling  m.:  =  Üs-Säss  (Sp.  1351).  ,Daz  all 
ussäsling  daz  imy  geben  söllent,  die  körn  in  unser 
statt  füerend,  nieman  usgelaussen,  es  sigend  gotshus- 
lütt  oder  ander,  wer  der  ist.'  1429,  Z  StB;  wiederholt 
1432  (,von  allen  ussässlingen').  —  Eine  Bildung  wie 
.Hintersässling'   bei   Fischer  III   1663. 

Sasse"' II  B  (so  G.,  Stdt);  F;  lt  Dan.  (wohl  für  B), 
Säse"  ÄALeer.  (H.) ;  F J.  (-a),  S  ö  s  s  e"  BStdt;  GrPt.  f-aj ; 
PA1.  (-a);  S;  Z  (so  0.,  Stdt),  Söse"  AaF.;  Ap;  FJ. 
(-a);  GRPr.  f-a);  L;  GT.;  S;  Tu;  ZO.,  in  der  ä.  Spr. 
,sass(en)',  ,saus(s)en'  —  f.  (in  der  ä.  Spr.  auch  ,sass', 
,soss'  n.),  Dim.  Sösseli  (nur  so)  BStdt,  SÖsi  (in  Bed. 
2  b)  SThierst:  1.  eig.  a)  Sauce.  aaOO.;  auch  von 
der  Brühe  eingemachter  Früchte  (Gegs.  's  Tick)  ZStdt, 
Brätis  an-ere"  guete"  Süsse".  Postb.  1865  (BStdt).  Er 
weH  glichwol  's  Grittli  alliwil  noch  lieber  naturell  als  's 
Hansuereche"  Heich  a"  der  schönste"  Söse".  Messi- 
kommer  1910.  S.  noch  passieren  (Bd  IV  1660);  plärren 
(Bd  V  138  o.).  ,Er  sölte  do  brod  nemen  und  daz  hegen 
uff  der  gluot  und  darnach  im  ein  sass  druss  machen.' 
Ziely  1521;  später:  ,er  macht  die  sass  so  guot.'  ,Du 
magst  [an  das  Fleisch]  sasseu  oder  sure  brüelyn  ma- 
chen von  santihans-trübli,  latwergen,  erbseien  oder 
surampferen-saft.'  Rüep  1554.  ich  gib  üch  ...  zuo 
jeder  tracht  guot  sassen  von  imber  und  von  trüblen- 
saft.'  Haberer  1562.  ,Saussen,  allerley  brüeyen,  darein 
man  dunket,  als  fischbrüeyen  und  dergleichen,  em- 
bamma,  conditio,  condimentum.  intinctus;  sausen  von 
essig,  acetaria  (ein  saussen  von  knoblauch  und  anderen 
kreüteren,  moretum;  sausen  von  rässen  und  scharpfen 
stucken  gemacht,  oxyporum;  in  ein  sausen  dünken, 
intingere).'  Fris.;  Mal;  s.  noch  Agres  (Bd  I  129); 
Salzung  (Sp.  899).  ,ltem  so  macht  man  auch  ein  guute 
sülzen  oder  saussen  aus  inen  [gewissen  Fischen].' 
Fiscbb.  1563.  ,Garum  [ist]  liquor  sociorum,  das  ist 
gsellensass  genennt  worden  und  aus  einem  fisch,  den 
die  Griechen  ersts  garon  genennt,  gemachet  worden 
...  Hernach  [habe  man  dazu]  den  scombrum  gebraucht 
[und  daraus]  obgeinälts  sass  angmacht  ...  Wo  aber 
aus  söiichen  fischen  die  labin  nit  mocht  zuo  wägen 
bracht  werden,  nutzt  man  an  ir  statt  auch  fischsass, 
die  aus  sunst  andern  schiächten,  kleinen  fischlin, 
die  von  dem  ragen  wachsen  und  apue  genannt  wur- 
den [bereitet  wird].'  Tif.rb.  1563.  .Dieses  Wasser 
braucht  man  zum  Soss  oder  Eintunken,  sonderlich 
zum  Gebrates,  so  dasselbig  nach  warm  ist.'  JRLan- 
denb.  1608.  ,Etwan  gab  er  das  Öl  ein  mit  dem  Sos 
des  Senfsamens  und  Pfeffers.'  ebd.  ,Das  Tischtuch 
nicht  beschmirr  mit  Sossen  oder  Schmalz.'  Z  Neuj.  St. 
1645  (Tischzucht).  ,Ein  Tunke,  ein  Sassen,  intinctus; 
Sassen,  tinctus,  embamma.'  Denzl.  1677;  ,ein  Soss... 
Sassen.'  1716.  ,Eine  gute  Sass  zu  haben,  müssen 
Petersilgen,  Wein,  Salbey  [usw.]  richtig  eingetragen 
sein.'  Heii>.  1732.  ,Hun  an  gelber  Sassen.'  Reihe  über 
das  Käsmahl  zu  BWimmis  1741.  S.  noch  sich  (Sp. 
151V  —  b)  durch  Kochen  eingedickter  Saft  von  Kir- 


1-70 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sus 


1:180 


sehen  (FJ.),  Äpfeln  und  Birnen  (Syn.  Bir-S.)  BG.;  P. 
Syn.  Most  3  (Bd  IV  542);  Saft2aS  (Sp.  364).  ,Die 
Brombeeren  geben,  nachdem  sie  gesotten  und  das  Saft 
dürchg 'richtet  worden,  [Süsse"  für  Halsübel  oder,  mit 
Mehl  eingedickt,  Brei  als  Leckerbissen.'  Bärnli.  1911. 
,AmeleUen  mit  eingelegter  Sasse"  (d.  i.  Gomfitftre").' 
ebd.  , Sasse  gesotten  von  guotem  most.'  Türst,  Ges. 
S.  noch  Tubak-Saft(S\>.  3(37).  —  2.  übertr.  a)  er  (längi) 
Sösse"  mache",  von  abschweifendem,  (oft  in  unred- 
licher Absicht)  den  Kern  der  Sache  verhüllendem  Ge- 
rede B  und  sonst;  Syn.  Brüej  4  a  (Bd  V  551);  Brlw. 
—  b)  Unannehmlichkeit,  missliche  Sache  oder  Lage 
B;  F;  S.  Syn.  Brüej  4  b  (Bd  V  551);  Suppen  (Sp. 
1230).  Ei"'m  er  rechti  Süsse"  ane"mache"  B.  J3r  het-em 
er  schöni  Sösse"  ane"g'richtet  S.  Sösi  a"richte",  ,ein 
(kleineres  oder  grösseres)  Unglück  stiften' •  SThierst. 
I"  der  Sasse"  si"  bis  über  d'  Öre"  F.  [Wir  wären] 
jitz  schon  i"  der  Sasse".  OvGreyerz  1897.  S.  auch 
Schätz-Batz  (Bd  IV  1973). 

Zu  frz.  tiauce  <  mlat.  sähe,  (s.  Sahen  Sp.  870);  vgl. 
Martin-Lienh.  II  376  (,Sose');  Follmann  428  (,Sas').  Die 
ältest  bezeugte  Form  mit  -ö-  beruht  entw.  auf  diphthon- 
gischem afrz.  -nii-  i-au-0  oder  aber  (und  dazu  würde  ihre 
heutige  geogr.  Verbreitung  stimmen)  auf  frz.  dial.  -a-  (so 
BJura,  Pontarlier,  Montbeliard,  in  ä.  Zeit  noch  verbreiteter). 
Die  seit  Anf.  XVII.  auftretende  Form  mit  -s-  dagegen  geht 
auf  die  monophthongische  schriftfrz.  Ausspr.  zurück;  an 
Übergang  von  ä  >  ö  im  Zshang  mit  der  internen  Entwick- 
lung von  altem  ö  ist  nicht  zu  denken,  weil  der  Voc.  unsres 
W.  (wohl  überall -ö'-)  nur  für  ein  beschränktes  Gebiet  (Bs; 
BoAa. ;  S)  zu  dem  Ergebuiss  jener  Entwicklung  stimmt  und 
weil  überdies  Sasse"  in  AaLeer.  (neben  öä  aus  altem  ä)  es 
wahrsch.  macht,  dass  der  Wandel  ä  >  ö  älter  ist  als  die 
Entlehnung  unsres  W.  Nur  als  Schriftform  im  Anschluss  au 
das  frz.  Vorbild  ist  das  im  XYI./XYIII.  erscheinende  ,-au-' 
zu  beurteilen.  Nach  dem  langen  Voc.  ist  weithin  (wohl  in 
weiterin  Umfange,  als  unsre  Angaben  erkennen  lassen)  Leni- 
sieruug  eingetreten;  vgl.  auch  rätoroman.  sösa  (MKuoui  1SS6, 
'.".iL  Das  Neutr.  bei  den  literarisch  bezeugten  einsilbigen 
Formeu  möglicherweise  durch  Eiulluss  von  ,saf(t)'j  vgl.  auch 
Gr.  WB.  VIII  1805.  Zu  1  b  vgl.  die  parallele  Entwicklung 
von  hair.-österr.  ,Salse'  (Gr.  WB.  VIII   1702). 

Fisch-:  Fischsud,  -brühe  B  (Zyro)  und  wohl 
weiterhin.  S.  auch  Süssen  IL  —  Auch  bei  Sanders  II  866. 

Melw-:  einfachste,  geringste  Art  Sauce  BStdt. 
Was  iveft  Die  vom  Choche"  verstü"!  öpper  zumene" 
Breili  m""7  zunere"  M.  wird  's  länge". 

Bir-Sässa:  durch  Kochen  eingedickter  Birnensaft 
FJ.  —  Brate»-  (Aa;  Z),  Brätis-  (L;  GT.;  Z):  Braten- 
sauce. 

Sasse»  GLNäfels;  Walensee;  „Zg;  Z"Limm.,  S.  (so 
Kü.,  Oberr.),  Süsse"  II1 1  Wäd.  und  lt  Dan.,  „Zasse",  -ü- 
Zg;  Z",  Schasse" I  ZLimm.,  S.  (so  rS.)  —  f.:  1.  a)  schau- 
felartiges Werkzeug  der  Schiffer  und  Fischer  zum  Aus- 
schöpfen des  in  den  Kielraum  eingedrungenen  Wassers, 
entweder  aufrecht  zu  handhaben  mit  langem  Stiel 
(Gesamtlänge  etwa  1,2  m)  oder  (bes.  für  kleinere 
Schiffe)  mit  henkelartiger  Handhabe  (Gesamtlänge 
etwa  45  cm),  „Schöpfgelte  in  Gestalt  eines  grossen 
hölzernen  Löffels,  womit  man  den  übrig  gebliebenen 
Traubenbrei  aus  dem  Grund  der  Kufen  [nach  Helv. 
Kai.  1803,  3]  oder  das  eingedrungene  Wasser  aus  den 
untersten  Teilen  des  Schiffes  schöpft  Zg;  Z"Limm., 
S.  (so  Oberr.,  rS.,  Wäd.)  und  lt  Dan.;  Walensee.  Syn. 
Gön  (Bd  II  331);  Chellen  II  lb  (Bd  III  200);  Chlippen 
(ebd.  665);   Schueffen;   Schöpfen.     ,Man   schöpfte  mit 


der  Sassa  Wasser  aus  dem  Schiff.'  Gr  Kai.  1874  (Wa- 
lensee). ,[Der  Steuermann  erhält]  1  Ruder,  1  Stachel, 
1  Hacken,  1  Sasse.'  1889,  Anleitung  zum  Fachdienst 
der  Pontonniere.  ,[A.  sagt  aus]  daz  B.  im  schiff  were, 
hette  ein  s-en  in  der  band  und  schapfte.'  XIV. /XV.. 
Z.  ,[A.  sagt  aus]  dass  B.  den  einen  under  im  hatt 
und  sich  nach  einer  s-en  büket,  dass  er  inn  da  mit 
wolt  geslagen  haben.'  1410,  Z  RB.  ,[A.  sagt  aus] 
dass  der  B.  [ein  Schiffer]  des  scherers  knecht  mit  der 
s-en  sluog,  dass  er  blüet.'  1435,  ebd.  ,Uff  das  erwust 
N.  [,der  schiffman']  einen  [!]  s-en,  lüff  damit  gegen 
dem  Jakob,  sprach  zuo  im:  wer  dich;  das  dir  Got  das 
valend  übel  geb!  schluog  inn  damit  an  sin  hopt,  das 
die  sass  zerbrach.'  1435,  ebd.  ,Da  lüffe  N.  mit  einer 
s-en  hinab  zuo  dem  se  und  brechte  die  vol  wasser.' 
um  1473,  ebd.  ,Vil  fischer  auf  dem  fluss  Nilo  habend 
kein  ander  instrument  oder  s-en,  das  wasser  aus  iren 
schiffen  zu  schöpfen,  dann  des  onvogels  kröpf.'  Vogelb. 
1557.  ,Ein  schuoffen  oder  s-en,  darmit  man  das  wasser 
aus  den  schiffen  schöpft,  cymbium.'  Fris.  ;  Mal.  ,Gies- 
ser,  Sasse,  Oose,  Schöpfe,  haustrum,  capula.  Wo  ist 
die  Sasse  (Schöpfer),  ubi  haustrum?'  Red.  1656.  ^Aus- 
gaben für  Kriegsschiffe:]  Unib  Sassen,  Stachelschyter, 
Holz  zum  Ruoderen,  Widen  112  fl.  8ß.'  1656,  Gfd  (Z). 
, Sasse,  damit  man  schöpft,  cymbium.'  Denzl.  1677.  1716. 
,[NN.  klagen,  dass  ihnen]  bei  hiesigem  Kornhaus  eine 
S-en  aus  ihrem  Schiff  seye  genohmen  worden.'  1786, 
ZS.  Als  Keltergerät:  , Jettchen  bringt  blinkende  Glä- 
ser ...  aber  der  feurige  Jüngling  nimmt  lieber  die 
Sassen  zum  Schlürfen.'  Helv.  Kai.  1803  (David  Hess). 
—  b)  als  Fischbehälter  dienende  Vertiefung  im  Schiff? 
,Und  sol  oueh  ein  ietlicher  Weidmann  ein  s-en  oder 
ein  schlosschiff  inn  sinem  schiff  han,  das  er  die  hecht 
und  visch  lebendig  behabe.'  1559,  ZGreifensee.  — 
2.  übertr.,  .dicke  Person;  Weibsperson,  die  sich  in 
ihren  Kleidern  breit  macht  und  sich  nicht  sehr  um 
die  Arbeit  bekümmert'  GLNäfels. 

Bei  Gr.  WB.  VIII  1804  aus  schwz.  Quellen.  Geogr. 
hält  sich  unser  W.  mit  Ausnahme  von  Zg  an  die  Wasser- 
strasse Walensee-Zürichsee-Limmat  (vgl.  zB.  die  Verbreitung 
von  Riemen  II  Bd  VI  912).  Früh  aus  einer  it.  MA.  (daher 
auch  das  frz.,  aber  in  den  westschweiz.  romau.  MAA.  fehlende 
sasse,  das  St.  als  Quelle  unseres  W.  annimmt)  entlehnt;  vgl. 
die  weitergebildeten  it.  *,iW«  neben  sesmln  (dessen  -e-  im  syn. 
bair.-österr.  Sess  wiederkehrt;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  631)  und 
dazu  HSchuchardt,  ZfrPh.  33,  655  ff.  Zshang  mit  der  Sippe 
von  sitzen  ist  abzuweisen;  hingegen  ist  1  b,  wenn  die  Deu- 
tung richtig  und  nicht  vielmehr  ein  Gefäss  nach  Art  von 
1  a  gemeint  ist,  möglicherweise  von  unserm  W.  zu  trennen 
und  mit  Süss  II  (in  einer  ä.  Bed.  Vertiefung;  vgl.  tir.  Süss 
Schöpf  5S1)  zsznstellen  (vgl.  aber  Gr.  WB.  X  1,  641:  ,Sess- 
tall,  mittelste,  breiteste  und  bis  auf  den  Bodeu  offen  ge- 
lassene Stelle  des  Schiffes,  wo  das  eingedrungene  Wasser 
ausgeschöpft  wird').  2  offenbar  von  einer  bes.  Form  des 
Werkzeuges  mit  grosser  Schaufel;  vgl.  den  Hausn.  .Grosse 
Sasse'  ZStdt  (Mein.  Tig.  1820).  Z-  durch  Verschmelzung  mit 
dem  best.  Art.  Seh-  beruht  viell.  auf  Dissim.,  auch  der  Anl. 
des  syn.  Schließe"  köunte  mitgewirkt  haben;  (wohl  erst  se- 
kundäre) Anlehnung  an  das  Vb  schasse"  verrät  die  Angabe  : 
.Schöpfgerät,  womit  das  Wasser  im  Schwung  aus  dem  Schiff 
geschasst  oder  geschafft  wird'  (ZrS.).  Auffallend  wegen  Stamm- 
voc.  und  Geschlecht  (vgl.  aber  ähnliches  Schwanken  bei 
Schließe")  ist  die  Angabe  Dr  Juckers  (für  Z)  Sösse"  m.  (etwa 
nach  dem  Gedächtniss  aufgezeichnet?). 

Sasi  n.,  PI.  Süsini:  1.  (neben  Süser  m.)  Bewohner 
von  Saas  W  (s.  die  Anm.  zu  Süss  II).  -  2.  a)  Es 
witndrigs  S-,  neugieriger  Mensch  W.  —  b)  Geizhals, 


1381 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sus 


PI.,  geiziges  Volk.  ebd.  —  Zur  Bildung  vgl.  BSG.  II 
§   238.  246. 

säusele",  Säusli°g  s.  süselen,  SüsKng. 

säuserle":  a)  =  seiferlen  1  a  (Sp.  344)  TiiBaltersw., 
Hugelsh.,  zB.  Wasser  aus  einer  Röhre.  —  b)  =  sei- 
ferlen lb  ThEi'11).  —  Knutamination  aus  säuj 'erlen  «  sei- 
ferlen) und  süsen,  die  wegen  des  bei  dem  Heraussickern  durch 
eine  enge  Öffnung  sich  einstellenden  Geräusches  nahe  lag.  Vgl. 
süserien  II. 

ses  nach  ä.  Angabe,  nach  neuerer  se'esftj,  ses:  in 
der  Grussformel  s.  Christ  (Antw.  in  E(wig)keit)    FJ. 

Ans  globt  s[i]  Jeses  Christ;  vgl.  Jesus  (Bd  111  71)  lind 
s3  (Sp.  1).    Mit  stärkerer  Reduktion  auch  nur   t.  Christ. 

ses;  s.  es  (Bd  I  509;  auch  BSi.;  SooStdt). 

Ses,  ,sess':  sechs  Augen  im  Würfel-  (Brett-)Spiel. 
,Ses,  senio.'  Voc.  opt.  ,[A.  klagt]  dass  A.  und  B.  mit 
einander  im  brett  spilten  ...  Do  solt  A.  ses,  zingg 
geben  und  gab  es  ouch.'  1415,  Z  BB.  ,Ich  hab  ge- 
sehen zwürend,  als  du  mit  N.  sputest,  das  du  ein  ses 
in  dem  brett  liesst  stan.'  1440,  ebd.  ,Mit  spilen  keiner 
über  in  ist;  er  wirft  ses,  ess,  wie  dick  er  will.'  GBin- 
der  1535.  Mehrere  Belege  s.  unter  Quattiwr  (Bd  V 
1313).  -  Amhd.  se»  <  altostfrz.  seis;  vgl.  Gr.  WB.  X  1, 
638.      Vgl.  Sessen. 

Süss  n.  GRChur;  GPfäf.  (Ses),  SaL.,  Wb.,  m.  GrD., 
L.,  ObS.,Pr.,  Seh.;  PAL,  Dim.  Sessli  GO.,  Sessji  GrFy.: 

1.  ,Ses,  veglia',  Abendsitz  PAL  (Giord.);  vgl.  die  Be- 
schreibung bei  Giord.  94  ff.  ,Hina  gangi"-tcer  ho"  en 
grousse"  Ses,  noi  avremo  una  veglia  numerosa.'  ebd.  — 

2.  »Hauptsitz  in  den  Alpen,  dh.  wo  das  Obdach  für  Men- 
schen und  Vieh  istGR;GSaxu,  verhältnissmässig  ebener, 
plateau-  oder  kesselartiger  Teil  einer  Alpweide  (im  Gegs. 
zu  den  steilen  Planggen)  GMs,  Alpstufe,  -Station  (die 
Alp  ist  häufig  in  zwei  oder  mehr  Stationen  eingeteilt, 
die  abwechselnd  benutzt  werden;  vgl.  FGStebler,  AW. 
81  f.)  Gr  (so  Chur,  D.,  He.,  L.,  Pr.,  Seh.);  GO.  (s.  Anm.), 
gedüngter  Grasplatz  um  die  Alphütte  GRÜbS.  Vgl. 
Stäfel.  Der  ober,  mittler,  under  S.  ,  Auf  dem  sog.  Sessli, 
bei  der  Sennhütte  des  Hirten.'  Steinm.  1804  (GW.).  ,Ein 
Stük  weiter  hinauf  ob  diesem  Kirchlein  vom  obern 
Säss  (genannt  Pass)  hinab  ist  ein  zierlich  schäumender 
Wasserfall  zu  sehen.'  Sererh.  1742.  ,Auf  jedem  Stafel 
oder  Säss  sind  einige  Hütten  und  in  jeder  Hütte  et- 
liche Sennereien.'  Gr  Sammler  1781. 

Amhd.  sgfi  n.  m.,  ags.  sU  n.,  Sitz;  nach  Ausweis  des 
aisl.  setr  (neben  sei)  n.  urspr.  neutraler  a-Stamm  (=  gr.  §3og). 
Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  637;  Martin-Lienh.  II  376.  Zu  Bed.  2 
vgl.  aisl.  satr  u.,  mountain  pastures,  neunorw.  sater,  Som- 
merweide, Sennhütte,  Alpwirtschaft.  In  GO.  (vom  Kurfirsteu- 
gebiet  und  Werdenbergischeu  bis  zur  Bündner  Grenze)  häufig 
als  Alpname  oder  im  Übergang  dazu,  meist  in  der  Zss.  (zB. 
,Neu-,  Alt-,  Vorder-,  Hinder-,  Heu-,  Kflh-,  Rinder-,  Schaf-, 
Sommer-,  Lani-Säss'  GSaL.,  Altsess  GSev.),  auch  im  Dim. 
(,im  Sässli').  ,Sess,  Höfe  iu  der  Pfarr  Flums  und  Landvugtei 
Sargans.'  Leu,  Lex.;  heute  ,Säss.' 

Ober-:  obere  (oder  oberste)  Alpstufe  Gr;  GO. 
,Die  Alp  hat  nur  eine  Sennhütte,  ist  aber  in  Unter- 
und  Obersäss ...  eingeteilt.'  Steinm.  1804  (GSax).  Auch 
als  Alpname.  —  Ochse"-:  Ochsenweide.  ,14  Tage 
[bleiben  die  Ochsen]  auf  der  Ochsenweide  oder  dem 
Ochsensäss.'  Gr  Sammler  1780.  Als  Alpname  GSaL. 
—  Alp-.  ,Vor  Zeiten  [sei]  der  Ort,  wo  jez  der  See 
ist,  ein  Alpsäss  gewesen.'  Sererh.  1742.  —  Under-: 
untere  (oder  unterste)  Alpstufe  Gr;  GO.  S.  Ober-S. 
Auch  als  Alpname. 


Ver-:  Versäumniss;  konkr.  =  aufgelaufene,  rück- 
ständige Zinsen.  ,[N.  soll]  den  zins,  die  hüener  und 
tagwen  lut  des  urbars  mitsampt  dem  versess  wie  vor- 
nacher  richten,  tuon  und  bezalen.'  1544,  Z. 

Zu  versitzen.  Vgl.  Scherz-Oberlin  1771;  Schm.  2II348; 
Fischer  II   1335,  sowie   Vor- 

Vor-,Säs(s)'  LFlühli;  Uw  (s.  Anm.),  Vorses(s)  (PI. 
-8%s(s)i,  Dat. -süssen)  BBr.,  Ha.,  Vorsiss  BR,  —  n.,  in  BR.; 
Obw  (seltener)  m„  Dim.  ,Säs(s)li,  -iW  Nuw  (Matthys), 
VorSfSsli  BBr.:  =  Vor-Säss (Sp.  1371).  I"  Vorsessen etzt- 
nie"  tl's  HetciD  d's  wir  /.ii  cor  "tm  Xtvjär  BHa.  .[Denen 
von  Brienzwiler  wird  das  Recht  abgesprochen  auf] 
weide,  vorsässe  und  etzweide  ob  Wilerbruge.'  1372, 
JSG.  ,Die  von  Lungern  betten  inen  [Denen  von  Sach- 
sein] den  hag  ufgebrochen  und  das  fürsess  geetzt, 
darzuo  sie  kein  recht  betten.'  1442,  Gfd.  .Also  legi 
da  eins  vorsess,  hiessi  ze  Wegis,  da  heften  sie  ge- 
swendt.'  ebd.  ,Es  sol  ouch  niemand  uff  der  gemeinen 
kilcheren  forsesy  faren,  sy  sien  im  dan  gelüwen  nach 
der  kilcheren  mer.'  XVI.,  UwSachs.  ,Von  der  schwinen 
wegen,  die  man  an  die  alp  tuot  oder  an  die  gemeinen 
vorsese.'  ebd.  ,Das  Vorsäss;  (PI.)  die  Vorsäss.'  1736, 
ebd.  ,[Sie]  legreten  sich  ehnert  dem  Brienig  iu  denen 
ünterwaldner  Vorsässen.'  JvWeissenfluh  1792/1821 
(BHa.).  ,Schöne  Vorsäss  [im  Glarnerland].'  ebd.  S. 
noch  Brett  (Bd  V  891).  —  ,vor-sass(l)e°':  =  vor- 
sässen Ndw  (Matthys). 

Auch  im  Bregenzerwald  (, Vorsess').  Die  vorliegenden 
Formen  siud  etyni.  nicht  eindeutig.  Von  den  Uw  Angaben 
spricht  für  altes  -Sits,  das  in  Uw  regelrecht  zu  -Ses  werden 
musste,  die  Schreibung  -Säs  (ä  =  e)  bei  Matthys,  während 
das  durchgehende  -Säss  der  übrigen  Einsender,  wenn  richtig 
(auch  Matthys  gibt  -»«-  fürs  Vb  und  neben  -.-  fürs  Dim.)  auf 
eine  urspr.  zweisilbige  Form  mit  alter  Länge  (nihil.  -.»<>■&■) 
weist;  vgl.  EOdermatt  1903,  §  10.  Auch  die  Formen  mit 
geschwächtem  2.  Glied  köunteu  au  sich  auf  "vorsceße  zurück- 
gehn.  Doch  spricht  gegen  diese  Herleitung  das  (für  Uw 
freilich  schwach  bezeugte)  Masc. ;  das  Geschlecht  verwehrt 
auch,  die  BO.-Formen  an  Vor-Säss  anzuknüpfen.  In  Obw 
soll  das  W.  vor  dem  .neumodischen'  Vor-Alp  zurückweichen. 
Als  Flurn.  ,(Laui-,  Pfrund-,  Würzi-)Vorsäss'  BHa.  ,Äschi- 
Vnrsäss',  Gütername  Ndw. 

Maie°-Sessn.  GRÜhur,  He.,  ObS.,  Seh.,  Ths.V.  (sel- 
ten); GPfäf.  (-SesJ,  Sa.  (in  Ms  gew.  dafür  Berg),  m.  GrD., 
ObS.,  Pr.,  Rh.,  V.,  -Säs  n.  Uürs.:  =  dem  Vor.;  Syn. 
Langsi-Fart  (GrV-)  ;  Maien  (Bd  IV  3).  Die  M-e  (auf  dem 
Pizokel;  s.  Bd  IV  1994)  sind  noch  heute  ein  beliebtes 
Ziel  für  Pfingstausflüge  und  Schulausflüge  im  Mai  (i"'s 
M.  gö")  GRChur;  vgl.  Helv.  Kai.  1806,  65  ff.;  AfV.  II 
133.  148;  Chron.  Helv.  1893,  127/30.  S.  noch  früeh 
(Bd  I  1293).  ,N.  ab  dem  Grapserberg  sol  jerlichen 
zinss  ein  pfund  ...  ab  sinem  berg  genant  Sydul,  am 
Grapser  mayensess  gelegen.'  GBuchs  Jzb.  1540.  ^Gren- 
zen einer  Alp  im  Tavetsch]  ein  wenig  ob  den  Meyen- 
ses  [des  N.]  und  aller  Gredi  [nach]  durcli  den  Walt 
inen  biss  an  den  Meyensessen,  so  man  nempt  C  1609, 
Gr  Mbl.  1898.  ,N.  wohnete  zur  selben  Zeit  auff  einem 
Berg  oder  Meyensäs  von  wegen  des  Vychs,  das  er 
daselbst  zu  birten  hat.'  Gwerb  MIO.  .Aclas,  das  ist 
Mayensässen.'  Sererh.  1742.  ,Vor  40—50  Jahren  wurde 
in  ...  Luvis  der  Weidgang  auf  den  Heimgütern  und 
in  den  Mayensässen  von  alt  St  Andrea  bis  zur  Alp- 
entladung abgeschafft.'  Gr  Sammler  1805.  [Der  mit- 
leidige Bürger  schickte  den  verlornen  Sohn]  i"  si"s 
Maggesäs  [Fehler  für  Maie'säs?],  er  seil  ga"  ä"  Sib 
hirie",  Übers,  von  Luc.  15,  15.  Um.  (UUrs.). 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sus 


Auch  in  Galtlir  im  Paznaun  (Maisis) ;  s.  Birl.  1890,  95  f. 
Zur  Form  -Säs  vgl.  die  Anm.  zu  Vor-S.  Ausserhalb  seines 
Heimatbereichs  wird  das  W.  meist  auf  grund  der  Schreibung 
,Maiensäss'  als  Maie"-Säss  gesprochen,  eine  Ausspr.,  die  auch 
ans  Gr  vereinzelt  angegeben  wird,  aber  kaum  irgendwo 
bodenständig  ist.  Auf  einem  Missverständniss  beruht  das 
Fem.  bei  Kohl  1849  II  8  und  die  Angabe  ebd.  (vgl.  Sanders 
II  858  a),  dass  die  Ausflüge  auf  die  M-e  selbst  M.  genannt 
worden  seien.    Maie"sess  m.,  Name  von  Berggütern  GSev.,  W. 

Langsi-Maie"-:  =  dem  Vor.  GRPr.  Derzue  han-ich 
noch  e"  Vormnteri'g,  en  Prädewis  und  e"  L.  GFient 
1898.  —  Mittel-Süss:  mittlere  Alpstufe  GRPr. 

Be-:  1.  Besitz(recht).  ,[N.  könne  auch]  kainen 
besäss  noch  gewere  anziehen.'  1464,  WMerz  1910.  — 
2.  =  Ge-sdss  1  a  (Sp.  1373).  ,Wo  ouch  wir  baid  tail 
mit  ainandern,  uns  und  unsern  land  und  lüten  zuo 
schütz,  schirm  und  handhab,  berietint  mit  unserm 
offnen  zaichen,  es  wäre  bannern  oder  fenlin,  usze- 
ziehen  und  läger  oder  besäss  zetuon  ...'  1527,  Abscb. 
(Burgrecht  zw.  Zürich  und  Konstanz). 

Ahd.  blseß  (zB.  bei  Notker:  ,Diu  erda  ist  fol  dinis  pi- 
sezzis',  impleta  est  terra  possessione  tua),  mhd.  besiß  (biseß 
noch  in  spec.  Bed.);  zu  besitzen.  Vgl.  Lexer  I  214.  Nachtr. 
69;  Gr.  WB.  I  1618;  Schni.  »II  332.  346/7;  Fischer  I 
886/7.  Über  das  Verlültniss  der  altern  und  jungem  Form 
vgl.   die  Anm.  zu    Besorg  (Sp.    1304). 

Burg-:  1.  =  Burg-Ge-säss  1  (Sp.  1376).  ,[Als  Zu- 
behör der  Herrschaft  Wagenburg  erscheinen]  das  burg- 
ses  und  der  burghof  ze  W.'  1281,  B  Anz.  1884.  ,Diss 
sind  unsers  gottshuss  [zu  Säckingen]  burgsäss  vor  Zeiten 
in  dem  tal  ze  Glarus  gewesen :  Die  bürg  ze  Glarus  [usw.].' 
um  1350,  Gl  Urk.  (Späte  Kopie).  ,Das  burgsätz  ze 
Rapraswile.'  1379,  Z.  ,Darnach  habent  sy  im  60  mark 
geschlagen  uf  daz  burgsess  ze  Lenzburg.'  um  1380, 
HU.  ,Als  uns  N.  ...  ouch  fürbaz  warten  sol  mit  der 
vestin  ze  Oberberg,  die  sin  burgsäss  ist  von  unserm 
gotzhus.'  1403,  G.  ,Dis  ist  die  gült,  so  an  das  burg- 
säs,  das  binden  an  der  feste  Grüeningen  gelegen  ist,  ge- 
hört.' 1482,  ZKyb.  ,Das  burgsäss  zuo  Burgow  mit  sampt 
siner  zuogehörd  gehört  ainem  vogtherren  zuo.'  1469, 
G  Rq.  1906.  ,[Die  Herrschaft  Zuckenriet  wird  verkauft] 
mit  bürg,  mit  burgsäss,  mit  burgstal,  burggraben 
[usw.].'  1478,  G.  ,Des  ersten  so  sol  Romishorn  in  und 
usserhalb  dem  etter  in  die  landgrafschaft  im  Thurgöw 
gehören,  aber  das  burgsäss,  so  dann  iez  ist  old  hin  für 
gebuwen  wirdet,  das  sol  fry  sin.'  1501,  Absch.;  des- 
selben burgsäss  oder  huses.'  ebd.  ,Do  Berchtold  abt 
ward,  do  hatt  das  closter  kein  ander  burgsäss  dan 
Klangs  in  Appenzell  und  hat  iezmal  under  allen  denen, 
so  er  verliess,  keine  mer  dan  Iberg  und  Blatten,  die 
von  gebeuw  schlechte  und  kleinfüege  heuser  sind.' 
Vad.  .Stainach  [war]  vornacher  ain  fri,  ledig  burg- 
säss.' ebd.  .Urteilbrief,  dass  die  von  Goldenberg... 
den  bruch  von  denen  gueteren,  so  zuo  iren  habenden 
burgsessen  gehörent,  zegeben  nit  schuldig  syn  söllint.' 
1553,  Z.  .Nachdem  und  ire  voreitern  ...  mit  den 
baiden  burgsässen,  dem  vordem  und  dem  hindern  zu 
Wartensee  ...  berechnet  gewesen.«  1569,  G  Bq.  1903. 
.Burgsess  und  nidere  gericht  zuo  Berg.'  1574,  Z  RB. 
S.  noch  im  Folg.  —  2.  =  Burg-Ge-säss  2.  ,Wir  [Bi- 
schof und  Kapitel  zu  Chur  verpfänden  der  Familie 
Planta  für  ein  Darlehn  von  200  Mark  samt  Zins] 
unser  und  unsers  gotzhus  vesti  Castelmur  mit  dem 
alten  burgsess  ...  mit  dem  geding,  weles  jares  wir  in 
oder  iren  erben  den  zins  20  mark  und  das  alt  gewon- 
lich  burgsess  nit  entrichtend,  so  sond  sis  uff  dieselben 


schlachen  und  sol  den  darumb  pfand  sin  als  umb  die 
200  mark,  und  sond  sis  darumb  inne  haben,  unz  daz 
si  der  200  marken  und  des  zins  und  burgsess,  des  si 
nüt  gewert  werdend  allü  jar  ...  gar  und  genzlich  mit 
gewert  sind.'  vor  1341,  Mohr  CD.  ,Küng  Albrecht  hat 
W  von  Gachnang  30  mark  geben  ze  burgsetze  gan 
Frouwenfeld.'  um  1380,  HU.;  vgl.:  ,Das  die  von  Gach- 
nang sesshaft  zuo  Maigersperg  ain  hus  in  unser  statt 
hant,  das  an  ainem  ort  der  ringmur  gelegen  ist,  davon 
sy  von  üwern  gnaden  [von  Österreich]  burgsäss  hant...' 
1411,  THFr.  2  Pfd  7Va  ß  Zins,  die  in  die  Burg  Berneck 
,zuo  burgsäss' jährlich  zu  entrichten  sind.  1418,  JGöldi 
1897.  Zinse,  die  man  Burgsäss  oder  Hofzins  nenne. 
1464,  ebd.  ,[üie  Widnauer]  werdin  ouch  järlichen 
vom  gottshus  St  Gallen  ...  angelangt  ...  umb  ainen 
järlichen  zins,  genannt  burgsäss,  und  wüssend  nit, 
wannenhar  der  flüsst  oder  worumb  sy  in  geben  mües- 
sen.'  1523,  HWärtm.  1887. 

In  Bed.  1  auch  bei  Gudeuus  Cod.  dipl.  III  14  (Mainz); 
Fischer  I  1542.  Pa  ,burg-s.'  und  ,burg-ge-s.'  nach  der 
Synkope  -des  Präfixvocals  lautlich  in  burl-s.  zsfielen  und  der 
Voc.  der  letzten  Silbe  etym.  e  und  ä  sein  kann,  ist  eine 
sichere  Scheidung  unsres  W.  von  Burg-Ge-säss  nicht  möglich. 

Sessel,  in  AaKöII.,  Leer,  echt  ma.  Sesel  —  m.,  PL 
unver.,  in  B;  FJ.  Sessla  -e,  Dim.  Sesseli:  1.  a)  wie 
nhd.  allg.,  aber  mit  örtlich  und  zeitlich  wechselnder 
und  im  Einzelnen  nicht  sicher  festzustellender  Ab- 
grenzung gegen  die  bed.-verwandten  Sidelen  (s.  Sp. 
300/1),  Stabellen,  Stuel.  Im  Allg.  z.  U.  vom  (tw.  mehr- 
sitzigen) Stuel das  anspruchsvollere, modernere.mannig- 
faltiger  ausgestattete  (immer  einsitzige  und  gew.  mit 
Lehne  versehene)  Möbelstück,  das  mehr  den  vermögen- 
den oder  städtischen  Kreisen  angehört  (jeder  bessere 
Stuhl' AiLeer.,  gepolstert  AALeer.;  Gl;  GrTIis;  SchwE.; 
S,  mit  Polster  oder  Geflecht  SchSL,  aus  gebogenem 
Holz  mit  Rohrsitz  BSi.,  ,einplätzig  und  ohne  Arm- 
lehnen in  bessern  Häusern'  Z);  demgemäss  zumeist 
auch  von  Sidelen  und  Stabellen  unterschieden,  welche 
Bezeichnungen  mehr  oder  weniger  fest  an  bestimmten, 
heute  zT.  veralteten  Formen  haften  (s.  u.  den  L  Beleg 
und  1740,  Mus.).  Abweichend  (vgl.  dazu  die  ä.  Ver- 
hältnisse bei  MHeyne  HA.  I  55.  108)  in  WLö.  der 
lehnenlose  Sitz  aus  einem  Brett  mit  vier  Beinen,  in 
FJ.  der  (sonst  Sidele"  genannte)  Holzstuhl  mit  herz- 
förmig ausgeschnittner  Rückenlehne.  B'  Stabelle"  hend 
e"  breite"  Sitz;  [die  magern  Schreiber]  ehönnefd's  mit- 
eme"  S.  g' mache*  L.  ,[A.  klagt,  dass  NN.]  inne  nider- 
wurffint,  mit  fünsten,  och  mit  ussgezuckten  tegnen 
und  mit  sesslen  schlüegint  und  hüwint.'  1476,  Z  RB. 
,Sässel,  stuol,  bank  (sitz,  sidlen),  sedes,  sedile,  ca- 
thedra, abacus,  scabile,  scamnum;  (sitzle)  sässele, 
sedecula,  abaculus.'  Fris.;  Mal.;  s.  noch  Bank  (Bd 
IV  1380;  auch  Fris.).  .Aller  hölzene  Hausrat,  Bett- 
statten, Trog,  Sessel,  Sydelen  und  Tisch.«  1696,  Z  Rq. 
1910  (Kaufbrief  über  ZAlt).  ,[In  der  1.  H.  XVIII. 
stieg  der  Luxus:]  Fenster  und  Bettstatten  wurden 
itzt  mit  Umhängen  bekleidet,  die  Stuhl  mit  S-n  ver- 
tauscht, die  Kästen  angestrichen  und  gefirnisst.'  1740, 
Mos.  1784,  745.  Arten.  En  tannige',  herthölzige  S. 
.Ein  zesamengleit  s.'  nach  1422,  L  Vogtkinderrechn.; 
vgl.  Gr.  WB.  X  1,  633.  ,1  hölzener,  umbgehender 
SässeL'  1625,  ZInv.;  vgl.  Cher-S.  ,1  genäheten  S.' 
1716,  ebd.  Bes.  Verwendungen.  Richtstuhl:  ,Dass 
man  mir  den  Sässel  zum  driten  Maal  uff  die  Waldt- 
statt  gestelt,   daruf  den  Kopf  abschlachen  ze  lassen.' 


13S5 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sus 


1609,  Z;  vgl.  dazu:  ,[Der]  Nachrichter  [soll  den  De- 
linquenten] ob  er  vor  Schwachheit  nit  knüwen  möcht 
...  uf  einen  sässel  setzen  und  im  daselbs  sin  hopt  mit 
einem  schwört  von  sinem  cörpel  schlachen.'  1530,  Z 
RB.  Ehrensitz,  als  Attribut  gewisser  Ämter,  Würden. 
Jetweder  [Richter]  sol  ein  s.  han,  daruf  er  size.' 
Schachzabelb.  ,[Zu  den  Lehenspflichten  des  Vogtes 
von  ZWein.  usw.  gehörte  es]  allwegen  zu  den  vier 
hochzyten  gen  Einsidlen  [zu]  kommen,  einem  herrn 
und  apte  den  s.  nacbzetragen.'  1496,  ScbwE.  ,[Die 
Eidgenossen  in  der  Schlacht  von  Grandson]  gewunnent 
des  Herzogen  S.'  1560  (Kopie  des  XVIII.),  Nnw  Beitr. 
Sitz  in  einer  Behörde  uä.;  vgl.  S.-Gelt  (Bd  II  264), 
-Riter  (Bd  VI  1703).  Bundespräsident  JFurrer  pflegte 
bei  schwierigen  Wahlsituationen  zu  sagen :  Me"  FüdKch 
als  Sessel.  Ccrti  1896.  .Hannes  [der  Vorsitzende  in 
der  Chäsg'meind]  ist  leidenschaftlich  gegen  Alle,  die 
ihm  ...  wie  er  sich  auszudrücken  pflegt,  Rang  und  S. 
streitig  machen  wollen.'  FAnd.  1891.  Für  den  Inhaber 
des  Sitzes:  , Für  jeden  S.  [Tagsatzungsgesandten]...' 
1755  (Dan.).  Im  (uf  dem)  S.  (sitze")  uä.  ,[N.  sagt] 
daz  sy  vor  der  tür  uff  eim  s.  und  nit  uff  der  hussell 
gesessen  sig.'  1483,  Z  RB.  ,In  einem  sässel  sitzen 
und  geruowen,  menibra  sedili  relevare.'  Fris.;  Mal. 
Bildl.  Si  wdt  numen  im  S.  hocke",  nicht  arbeiten, 
die  Dame  spielen  ÄALeer.  (H.).  Me"  chanf-ech  nit 
i"'n  S.  setze",  mit  der  Arbeit  verschonen  Bs  (Seiler). 
S.  noch  Sp.  1052  o.  und  vgl.  dazu  schänden.  E"  Herr 
im  S.,  fallen  gelassene  Masche  beim  Stricken;  s.  schon 
Bd  II  1527.  Wie  so  menge"  Her  im  S.  het  's  g'ge"! 
in  der  Strickstunde.  EKron  1867.  Im  Kinderspiel  und 
-Lied.  Sesseli  trage",  Spiel,  bei  dem  zwei  Kinder  auf 
den  verschlungnen  Händen  ein  drittes  tragen,  um  es 
(so  B;  ZGundetswil,  Thalw.,  Wth.)  nach  einigen  Schrit- 
ten fallen  zu  lassen,  wobei  sie  singen:  Sesseli  trage" 
(träge"),  Nieme"ts  (Niemer(t)em)  sage"  (säge")  Bs;  B; 
Scb;  Z,  mit  der  Fortsetzung:  weder  dem  Vatter  und 
der  Mueter  Sch,  ähnlich  Z,  Vatter  und  Mueter  in 
Himmel  (Spittel)  träge"  Bs,  Cheller  abe"gä",  Wl"  use"lä" 
und  das  (oder  mi"s)  Schätzli  z'  Bode"  falle"  lä"  Z 
Thalw.,  Wth.,  Sesseli  treit  {Boden  abe"  g'heit  oder 
d'  Suppe"  la"  g'heit  B),  Niemerem  g'seit  (Mueter  u'"' 
Vatter  si"  d'  Stegen  abe"  g'heit  BLaup.)  B  (GZür.  1902, 
36) ;  Sesseli  'trat,  Niemerem  g'sät,  ligge"  lö",  wo  's  isch 
Ap.  —  b)  Dim.  (auch  Chinde"-S.),  Stuhl  für  kleine 
Kinder  mit  daran  befestigtem  Tisch  (verbreitet).  ,Für 
Kinder  eine  Art  Wagen,  worein  dieselben  gesetzt 
werden,  damit  sie  im  Sitzen  nicht  umfallen,  und  wel- 
cher Wagen  geschleppt  wird'  ApH.,  L,  M.  (TTobler). 

—  e)  Dim.,  zum  Weinen  vorgeschobene  Unterlippe 
eines  Kindes  ZrS.  Syn.  Hand-Beckeli  3  (Bd  IV  1114). 
Es  Sesseli  mache".  —  2.  Steissbein.  ,Ein  kleinen  s. 
hat  er  [der  menschenähnliche  Affe].'  Tierb.  1563;  ,os 
coccygis  ...  minutum.'  .Etliche  ...  äffen  ...  ziehen  der 
ardt  der  hundsköpf  zuo,  also  das  auch  der  s.  etwas 
langlächt  und  spitz  biss  zum  schwänz  sich  erstreckt.' 
ebd.  —  3.  zur  Geschützausrüstung  gehörendes  Gerät, 
Geschossetzer?  , [Fuhrwerk]  zu  Ladschaufflen,  Sessel, 
Wüscher,  Kolen,  Winden,  Ämbd,  Stroh,  Höw  zun 
Stucken.'  Kriegsb.  1644.  1667. 

Amhd.  »Pßßal,  -cl;  vgl.  Gr.  WB.  XI,  631/4,  ferner 
Sehm.  2II  332/3;  Martin-Lienh.  II  376.  Ein  S.  als  Haus- 
zeichen  WLö.;  vgl.  die  Abbildung  bei   FGStebler  1907,  88. 

—  S.  in  Namen.  Haus  ,zum  S.'  seit  1360,  BsStdt  (vgl. 
BsStadtb.  1890,  155/7).    Fluru.  .Sessel' ZZell,  , Sessel-Rain' 


ZHorg.,  ,Sässeli'  BBiel.  Familienn.  ,Sässeli.'  XVI.,  BStdt 
(.Wolfgang  S.'  1546,  BKM.;  vgl.  Leu,  Lex.  XVI  12);  XVI., 
SBalsth.  (.Beruhart  S.  vou  Balstal.'  1513,  Ansh.),  Bib.  (uoch 
heute). 

Arm-,  in  GlM.  Arme"-:  wie  nbd.  Gl;  GT.;  Th 
und  weiterhin.  Der  A.  mit-eme"  toppelbläben  Überzug. 
CStreiff  1906.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  560. 

Ge-strauw-Arme"-:  Armsessel  mit  strohgefloch- 
tenem Sitz  GlM.  Es  ist  e"  G.  zum  Gxgampfe",  Schotte"- 
stampfe",  von  einem  Schaukelstuhl.  CStreiff  1906.  — 
Cher-:  gepolsterter  Drehstuhl,  ,1m  grossen  Saal  [in 
JJBodmers  Haus]  paradierte  ein  grosser  altmodischer 
Kehrs.  mit  seinem  und  seiner  Frau  Wappen,  von  ihr 
selbst  kunstvoll  gestickt.'  N.  Z  Ztg  1883  (Literar.  Bilder 
aus  Zürichs  Vergangenheit).  —  An-len-:  Lehnstuhl. 
,3  grosse  Anlähu-S.'  1720,  Z.  —  Läutsch  (-ei-):  Ruhe- 
sessel BsStdt,  ,Lehn-,  Krankensessel'  (Spreng).  ,Der 
sogenannte  L.  [im  Verhörzimmer] :  aus  der  geschnitzten 
Rückenlehne  drohte  eine  Satyrsfratze  ...  die  Armlehnen 
hingegen  waren  von  durchbrochener  gewundener  Ar- 
beit ...  an  dem  Sitze  bewunderte  man  das  mühsame 
und  bunte  Gewirke  der  Ausbesserungen.'  Sintem.  1759. 

Bogen-.  ,Bogensässel,  wie  ein  halber  cirkel  ge- 
macht, hemicyclus.'  Fris.;  Mal.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  221. 

Brettli-:  Sessel  mit  Holzsitz  Z.  .[Steigerungs- 
anzeige:] Wirtstische,  Brettlisessel,  1  Würktisch 
[usw.].'  Z  Amtsbl.  1904  (ZHombr.).  —  Strau"-:  Sessel 
mit  Sitz  aus  Strohgeflecht  Z  (so  Stdt). 

Trag  (-ä-):  Tragsessel,  offen  z.U.  von  der  ge- 
schlossenen Sänfti  (Sp.  1174)  Z  f.  ,[Man  habe  einen 
Schwerverwundeten]  mit  einem  Trägs.,  so  sie  in  dem 
Spital  entlehnet,  sittlich  heimgetragen.'  1708,  Z.  ,Für 
einen  Trägsässel  wegen  Impfung  der  Schutzblater  dem 
Kindlein  20  ß.'  Z  Hausb.  1824.  — -  Vgl.  Gr.  WB.  XI,  633. 

sesshaft,  in  B  lt  Zyro  säs-,  lt  AvRütte  säss-,  in 
BG.  säs-:  wie  lihd.,  „mit  Feuer  und  Licht  angesessen" 
B;  G;  Th;  wohl  zieml.  allg.  Syn.  (an-)sässig.  Er 
war  eigentlich  vo"  Langnau,  weder  s.  isch-er  z'  Laupers- 
wil  B  (AvRütte).  Scherzh.,  von  Leuten,  die  den  Wirts- 
tisch schwer  verlassen  können,  student.  Er  ist  niener 
s.,  mit  tadelndem  Nbsinn,  er  bleibt  nirgends  lange 
BG.  Zur  Alpnutzung  ist  vielfach  nur  Der  berechtigt, 
der  eigenen  Hausstand  führt,  oder,  wie  es  heisst,  er 
muss  ,haushäblich'  oder  ,s.'  sein.  FGStebler,  AW.  In 
der  ä.  Spr.  sehr  häufig.  ,Unde  git  den  zol  [an  den 
Bischof]  menlich  ane  ...  die  burgsere,  die  seshaft  sint.' 
Wack.  DR.  1260.  ,Swer  ze  Zürich  burger  ist  und 
doch  hie  nit  seshaft  ist,  das  [Diese]  dienen  süln  ...  als 
ander  burger,  die  hie  seshaft  sint.'  Z  RBr.  ,Iemant, 
der  in  disen  münzen  [vorher  ,in  den  kreissen,  do  dis 
münzen  gant']  s.  were.'  1377,  Absch.  ,Erbe  ...  von 
lütten  oder'  von  guott,  die  da  s.  oder  ligent  sind  [fällt 
zu  den]  lütten,  die  ie  diss  zitten  seshaft  oder  güetter 
inne  hand  ze  X.'  1427,  Ndw  Beitr.  ,[I)ie]  Wächter 
[=  Bischöfe]  namend  sy  [die  Apostel]  us  den  glöubigen, 
sesshaften  lüten.'  Zwingli;  s.  noch  Reiser  (Bd  VI  1324). 
,N.  s.  by  Knonow.'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Das  gricht 
[der  Vogtei  Homberg  soll]  von  personell,  so  in  der 
fryen  vogty  s.  und  lantlüt  sind,  besetzt  [werden].' 
1572,  GRq.  1906.  .Diewyl  dann  ein  sehr  unanständig 
Ding,  dass  sich  Einer  usserthalb  syner  Gemeind,  dar- 
innen er  aber  erboren  oder  sonsten  s.,  zu  dem  heiligen 
Ehstand  ynsägnen  lasse.'  Z  Mand.  1650.  S.  noch  bri- 
sten (Bd  V  847  u.)  und  Sp.  1363.  1366.  1384.  ,Hinder 
einem  s.  sin',  in  Jemands  Schutze  angesessen,   Jmds 


1387 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sns 


Untertan  sein;  vgl.  Hinder-Säss  (Sp.  1352).  ,Ob  einer, 
der  nütz  hetti  und  hinder  dem  herren  sässhaft  wäre, 
dem  selben  sol  man  ein  khuo  und  ein  schwyn  lassen 
gon,'  ZGreifenb.  Hofr.  (bestätigt  1475).  S.  noch  ßd  II 
1114u.  Verbunden  mit  ,wonhaft.'  ,leklich  burger  ze 
Arouw  und  wer  in  unsrer  statt  daselbs  sezbaft  und 
wonhaft  ist.'  1363,  Aar.  StR.  ,[Der  Landvogt  urkundet, 
dass  er]  allen  leybrüedern  in  den  weiden,  in  den 
stetten,  so  in  disem  land  s.  oder  wonhaft  sint,  die 
gnad  getan  [folgt  Verordnung  über  die  Zulassung  von 
Waldbrüdern].'  1393,  AaB.  StR.  S.  noch  Seidener  (Sp. 
849).   —    Mhd.  seßhaft;  vgl.   Gr.   WB.  X  1,   638/40. 

sesshaftig:  =  dem  Vor.  ,Were  ouch,  daz  dekein 
talman  ...  von  redlichem  totschlage  wegen  von  unserm 
tal  ...  verbotten  wurdi,  wo  joch  der  danne  seshaftig 
wurde  [usw.].'  1430,  UUrs.  Talr.  Mit  verschobener 
Beziehung:  ,So  ich  eines  Sitzes  bleibhaftig  were  und 
dieselbige  Constellation,  euch  gleich,  so  lange  Zeit 
geübet,  so  wolt  ich  gestrackter  einander  nach  gefahren 
sein,  meinen  seszhaftigen  Ort  zu  ehren.'  Paracels.  — 
Mhd.  seßhaftec;  vgl.   Gr.   WB.  X  1,   640. 

sesslen:  als  Sesselträger  im  Gebirge  sein  Brot 
verdienen  Uw  (wohl  f). 

S essler  in.     ,Sässler,  der  sässel  machet.'  Mal. 

Als  Familienn.  XV.,  AaB.:  XVt./XVII.,  BsStdt;  XVI./ 
XVIII.,  ZHombr.  (.Sässler') ;  XVI.,  ZKilchb.  (,Junghans  Sässler 
uss  der  kilchhöri  Kilchberg.'  1531;  ,Jörg  S.  von  Kilchberg.' 
1551/2,  Z  Ehegericht);  XIV. /XVI.,  ZStdt  (.Bersehi  Sesseler.' 
1357,  ZSteuerb.;  .Heini  S.,  der  inüller.'  1454;  , Conrad 
Müller,  gen.  S.'  1503;  vgl.:  .Erkundigen,  ob  Michel  S.  selig 
ein  S.  von  gschlecht  ald  was  namens  er  syge.'  1566,  Z  RM.). 
Als  Flurn.:  ,1m  S.'  ZKilchb.  (auch  Leu,  Lex.). 

Ver-sessung  f. :  =  Ver-sess.  ,Das  Jörg  uf  der 
Flu  ...  ingenon  [habe]  von  den  tiantzosischen  anwalten 
ein  tusend  franken  hinderstelliger  v.'  1529,  W  Blätter. 

sessa:  Bejahungspart,  und  Interj.,  so  ist  es!  richtig! 
BsStdt;  B.  —   Frz.   c'est  ga.     e  wie  altes  Umlaut- e. 

Se2se°.  In  der  Verbindung  bim  S.  =  bim  Bitzen  (Bd 
IV  903)  GrRIi.  Er  het  sins  Sachli  bim  S.  verbutzt. 
Alls  bim  S.  üffresse". 

Sessen  m.:  in  der  RA.  ,(einen)  S.  setzen',  etwa 
=  hoch  und  teuer  versichern,  sich  verschwören.  ,Ha- 
bendt  sy  [die  Wächter  des  gefangenen  KesselringJ  S. 
gesetzt  der  Gestalt,  wellicher  über  sy  ussgehe,  das  sy 
geheissen  den  Kesselring  laugnen,  der  sige  so  gwüss 
ein  Kezer  und  Lants-Verräter.  [Kesselring  sagt  aus] 
das  er  mit  guoter  Gwüssne  und  der  Wahrheit  künde 
bezeugen,  das  er  keines  Laugnenfs]  nie  gedacht...  Nun 
gebüre  ime  als  einem  Gefangnen  und  Undertonnen 
nit  S.  zu  seczen,  er  wolle  aber  nebent  deme,  der  inne 
desse  bezichtige,  für  Gottes  Angesicht  nider  knüwen 
und  Gott  piten,  das  er  an  dernme,  der  Unrecht  habe, 
wolle  ein  Zeichen  erzeigen.'  nach  1635,  Th  Beitr.  XIII 
79  (übereinstimmend  im  Kesselringschen  Familien- 
archiv); in  Z  Abschriften  .Sessan',  .Fassen.'  ,0b  nun 
woll  in  der  Gfangenschaft  Kesselring  diseren  Punkten 
[der  Klage]  nit  recht  verstohn  noch  beantworten 
können,  hat  er  doch  ihme  Renharden  wegen  seines 
auf  ihne  schwedischen  Inlassens  halber  falschen  Auss- 
gäbens  dissen  Sesen  gesezt,  dass  er  auf  ihn  reverenter 
gelogen  wie  ein  Schölm,  Dieb  und  ergste  Landsver- 
räter.'  l.H.  XVII,  Z  Staatsarch. 

Das  W.  ist,  abweichend  vom  Kontext,  überall  lat.  ge- 
schrieben, tw.  nachträglich   eingesetzt;    dass  es  den  Schrei- 


bern zT.  selbst  nicht  verständlich  war,  verrät  auch  die 
schwankende  Schreibung.  Die  Formel  deutet  auf  einen  urspr. 
Spielausdr.,  der  doch  wohl  (trotz  formeller  Bedenken;  vgl. 
aber  den  PI.  , sesen'  unter  Quattuor  Bd  V  1313)  zu  Ses  (Sp. 
1381)  gehört,  wobei  zu  erinnern,  dass  ,ses'  die  höchste 
Xu  mm  er  am    Würfel  ist. 

Session  f.:   Zession,  Abtretung  Z  (Spillm.). 

Frz.  cessio«  bzw.  lat.  cessio.  S-  nach  der  frz.  Ausspr. 
oder   durch   Auflösung  von  Z-   in  d'  S-. 

Seiser  m. :  Nordostwind  GRChur  (nach  jüngerer 
Angabe  scherzh.). 

Abi.  vom  ON.  Sayis  (Seijis):  der  Wind  kommt  aus  der 
Richtung  dieses  Ortes.  Vgl.  Panixir  (Bd  IV  1286);  Schal- 
figyer  für   Ostwind;   ferner  Yür-Schlüsser. 

Sis;  s.  Esis  (Bd  I  530);  auch  Dim.  Siseli. 
sissi:    Lockruf  für  Ziegen   SL.  (Schild  1863,  41). 

—  Vgl.  sä(sä)  (Sp.  10). 

Soss:  =  Sä  I  (Sp.  33).  , Zechen  s-en.'  1517,  Z  RB. 
(Bericht  über  einen  Diebstahl  zu  Genf).  4990  Kronen 
und  etwas  ,soss.'  1545,  Abscb.  (Sohw  an  L).  ,45  soss 
Frankricher.'  1550,  L.  6  Lausanner  ,Soss.'  1582, 
Absch.  S.  noch  üs-richten  (Bd  VI  417).  —  Eig.  frz. 
PI. -Form,  dann  aber  als  Sing,  gebraucht. 

b°-söss  (Spreng;  St.),  -sö's  (nach  mehreren  ä.  An- 
gaben, auch  lt  Ochs),  einmal  -sös  (für  BsL.?):  Adv. 
(nach  einer  Angabe  auch  Adj.,  aber  wohl  nur  präd.), 
ruhig,  sanft,  behutsam  (zB.  gehn),  massig,  enthaltsam, 
bescheiden  (im  Essen  und  Trinken,  Leben  übh.)  BsSt. 
B's.  lauffe",  zB.  bei  Glatteis.     B's.  lebe". 

Sonst  uubezeugt.  Wahrsch.  ein  ahd.  'bisaßo,  mhd.  'bi-, 
besäße,  Adv.  zu  ahd.  'bisäßi,  mhd.  "bi-,  besäße,  Verbaladj.  zu 
besitzen  in  der  Bed.  .sitzen  bleiben',  aus  der  sich  leicht  eine 
Bed.  , ruhig  bleiben,  an  sich  halten,  sich  beherrschen'  ent- 
wickeln konnte  (in  der  lebenden  Spr.  dafür  sich  besitzen). 
Die  Entw.  besäße  >  b'sö's(s)  entspricht  den  örtlichen  Laut- 
gesetzen. 

Sösse"  s.  Sassen  IL 

Süs  m.:  lärmende  Fröhlichkeit,  Wohlleben,  Pras- 
serei; s.  Prass  (Bd  V  777).  Fast  nur  in  bestimmten 
Verbindungen.  ,Ich  wil  in  dem  s-e  varn',  mich  lauter 
Fröhlichkeit  hingeben,  jubeln.  Schwz.  MS.  ,1m  sauss 
und  luoder  (an  einer  Stelle  , dampf.'  Fris.)  ligen, 
prassen,  schlemmen,  pergrrecari,  heluari.'  Fris.;  Mal. 
,Kumm,  mir  [=  wir]  wend  fyn  in  den  Saus!  He,  he, 
Glück  zu,  ins  Trinkers  Haus!'  JMahl.  1620.  S.  noch 
freuen  (Bd  I  1254).  Insbes.  ,im  s.  leben.'  ,Die  herren 
hattends  [näml.  die  Mönche  die  Weiber]  in  ir  hus 
und  lebtend  damit  in  dem  s.'  Ap  Krieg  1405.  ,Sy  [eine 
schlecht  bezahlte  Besatzung]  lebten  selten  im  süss, 
sy  wettind  denn  bonen  essen.'  ebd.  ,Fryhet:  Hädt 
ich  vyl  gelts,  ich  wer  ein  herr  und  kaufte  nammen, 
gunst  und  eer;  doch  ist  mir  lieber,  ich  sey  also  und 
lab  im  süss,  juh  heya  höh!'  HBüll.  1533.  ,Das  heisst 
gelebt  recht  wol  im  seuslin!  Duck  dich,  du  niuost  ins 
narrenheuslin.'  Funk.  1551.  Seit  dem  XVII.  dafür  ,im 
Saus  und  Braus  leben.'  , Drauf  gieng  die  Plündrung 
an...  Der  hievor  fasten  musst,  lebt  jetzt  in  Saus  und 
Brause  [:  Hause].'  1620,  Zinsli  1911;  nachher:  ,Dass 
nicht  der  Feind  sie  Überfall  im  Sauss.'  ,Es  vermeinen 
Manche,  sie  wollen  frei  nur  im  Sauss  und  Brauss 
leben.'  JMey.  1700.  So  auch  halbma.  im  S.  und  Brfis 
lebe";  s.  Bd  V  814.  VI  1749. 

Mhd.  nü  m.,  Sausen;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1925/7;  Martin- 
Lienh.  II  377.  Von  den  anklingenden  Namen  sind  die  meisten 
etyni.   unsicher    oder  andrer  Herkunft.     ,Sus'  (m.  oder  n.), 


Flurn.  1433,  ZThalw.  SttseHb<Srg,  Ortsn.  ZAml.,  Flunt.,  OWth., 
,(has)  uf  Susenegg.'  142",  ZRB.;  zum  ahd.  PN.  ,Suso',  der 
doch  wohl  Norn.  ag.  zu  susen  ist;  vgl.  die  Aum.  zu  Sümr, 
sowie  den  PN.  .Susing.'  1283,  Bs  (ASocin  1903,  100)  und 
den  FN.  Süali  Z  (so  schon  1588).  Aber  erst  sekundär  au 
unsre  Gruppe  angelehnt  sind  die  Ortsn.  .S'u»,  Alp  BL.,  ,Sus- 
Egg'  BAd.,  ,Süsler'  BGr.,  die  sicher  ä.  Formen  zeigen  Diph- 
thongen: .S'ous,  Alp  BL. ;  dazu  Sous-Bach,  -Tal,  der  FN. 
.Sanser'  (vgl.  schon  Leu,  Lex.  XVI  118);  .Sausmüli.'  1447/ 
1545,  BO.  (Kopie  des  XVIII.);  .Sausenegg'  BInt.;  FN. 
.HSäuser',  ein  Berner.  1507,  AaL.  StR.  Vgl.  auch  .Sauset', 
Ortsn.  SSelz. 

„süs:  gärend,  im  Gären  VO;  Gr;  Sch." 
G°-süs,  ,-süs'  —  n.:  ,(G'süs)  ronzio,  sussurro' 
PA1.  (Giord.).  Ohrensausen:  ,Wo  auss  kalten  aussen 
das  ghör  verschlagen  oder  das  gseuss  darinnen,  so  ist 
nichts  besser  darzuo  dann  die  bibergeilin.'  Tierb.  1563. 
—  Vgl.   Gr.   VfB.  IV  1  b,   3812;   Fischer   III  447. 

siise"  (-u  PAL),  züse"  I,  3.  Sg.  Prss.  und  Ptc.  -et 
(in  Bs;  oTh  tw.  -t):  1.  (in  ApWalz.;  U;  WMü.  »-)  als 
Schallw.,  wie  nhd.  sausen  Aa;  Ap;  B;  Gl;  Gr;  L;  G; 
Th:  Z,  .ronzare'  PA1.  Meist  unpers.  Das  süset!  hat 
g'süset!  von  einem  hinuntersausenden  Schlitten.  Dei 
abe"  [jene  steile  Halde  hinunter]  süset  's  scho",  beim 
Schlittenfahren  Th.  Mäsi*  s.  L  (RMohr  1909).  Devo" 
s.  ApK.  Von  der  Bewegung  der  Luft,  vom  Winde 
Aa;  Ap;  B;  G;  Tb;  Z.  Dö  süset  der  Luft  (od.  süset  's) 
allweg  nid  übel,  zß.  auf  einer  freien  Anhöhe  Th.  Vom 
Laub  der  Bäume:  Es  schneidet,  es  -weidet,  es  gät  en 
chüeler  Wind,  es  süsi"d  alli  Läubeli  und  eusers  Hanse" 
Chind  ZStall.,  W.  .Ein  susender  Wind.'  KCvs.  (Br.). 
S.  noch  brüsen  (Bd  V  814);  brastlen  (ebd.  833).  Auch 
wie  nhd.  säuseln:  .Dass  der  Soldat  das  Pfeissen  der 
Kuglen  bald  nicht  mehr  als  das  Sausen  eines  ange- 
nehmen Lüftleins  achtet.'  JJUlr.  1718;  vgl.  dazu  Bd 
V1185o.  Uneig.  .Das  inwendige  Sausen  des  h.  Gei- 
stes.' ebd.;  s.  Bd  V  1185.  ,Den  saussenden  Einge- 
weiden der  Liebe  Jesu.'  ebd.;  vgl.  vorher:  .Der  muss 
blind  sein,  der  hier  [bei  Jesus]  nicht  entdecket  sihet 
...brausende  Eingeweid  der  zartesten  Erbärmden.' 
Vom  Ohrensausen  Ap;  PAL;  G;  Th;  U;  WMü.;  Z  und 
weiterhin;  Syn.  Uten  (Bd  III  1508  u.).  Es  het-mer  i" 
den  Öre"  züset  WMü.  ,Sausen,  tönen,  susurrare,  tin- 
tinnare,  als  wenn  einem  die  oren  sausend.'  Mal.  .Esels- 
kaat  mit  rosenöl  also  warm  in  die  oren  getreuft,  ver- 
treibt das  sausen.'  Tierb.  1563.  ,Es  [das  Badener 
Wasser]  nimpt  hin  das  saussen  der  oren.'  HPant.  1578. 
Es  sausst  mär  in  den  Ohrä  luie  n  ä  Fleuthä.  Ty- 
rolersp.  1743.  S.  noch  singen  (Sp.  1198).  Sausen  im 
Kopf:  .Der  [Wein]  von  Nüfforen  tut  den  Kopf  er- 
boren, der  von  Steckboren  sausst  zwüschen  den  Ohren.' 
Schimppr.  1651.  Summen,  von  Insekten.  D'  Mugge", 
d'  Wäspi  süsi"d  ApLb.  lch  iveiss  amen  Ort  es  Hum- 
belinest  (Umb-J,  i°h  han-si  (das  han-ich  Z)  g'höre"  s.  Aa  ; 
Z,  ...  es  Bielihüs,  dert  g'chört-me"  ä"  Bieli  s.  Gl.  .Ein 
seltsam  Getös  und  Susen,  anfangs  einem  ganzen  Imbd 
oder  Bigenschwarm  glych.'  RCts.  (Br.).  Von  Speisen 
im  Ofen,  bevor  sie  zu  kochen  anfangen:  Im  Ofe" 
süset  's  ApLb.  Von  kochenden  Substanzen,  Wasser. 
E"  Dotse't  Eier  i"  d'  Pfanne"  schloh"  und  lose",  wie-si 
züse"  [:hüse"J  ApWalz.;  vgl.  Bd  II 1740  u.  Nachdem  das 
Wasser  leise  singend  g 'siedet  (g'süset)  het,  kann  man  es 
durch  weitere  Feuerung  sädere".  Bärnd.  1911.  Von 
Wasser  übh.,  brausen:  , [Durch  den  Laufen  schiesst 
der  Rhein]  mit  grossem  Susen  und  Rauschen  herab.' 
RCvs.    Insbes.  („süsen,  züsenWO;  Gr;  Sch",  sonst  s-J 


vom  Gärungsgeräusch  des  jungen  Weins,  (Apfel-, 
Birnen-)Mostes,  gären  AALeer.;  ApLb.;  Bs;  B;  „VO"; 
Gr;  G;  „Sch";  Th;  ZDättl.;  vgl.  Süser.  Das  süset 
im  Fass  in(n)e"!  Der  Weinmost  ist  starch  am  S.  Bs. 
Auch  von  der  ungehörigen  Gärung  eingemachter 
Früchte  GRHe.  Z'  s.  cho".  Vom  Getöse  menschlicher 
Stimmen:  ,Uss  Oberburgund  in  kirchen  und  klusen 
das  klcglich  mortgeschrei  wurt  s.'  1475,  Bs  Chr.  (Ge- 
dicht). —  2.  süsse"  GRPr.;  „L";  GW.,  züse"  ÄAFri.; 
GT.;  ScHSt.;  THKessw.,  Tag.,  neben  s-  Ap  (z-  stärker 
als  s-J;  Bs;  ThMü.;  ZDättl.,  0.,  zuckend  (brennend, 
stechend)  schmerzen,  infolge  eines  Schlages  (zB.  auf 
Hand  oder  Wange)  oder  Stosses,  von  einer  Wunde, 
einem  Geschwür,  bei  Zahn-,  auch  Kopfschmerzen. 
Vgl.  surren  3  (Sp.  1289).  Dem  hau-i'h  Äs  [Eines], 
das'-em  d'  Öre"  süse"d  Th.  Ei""m  über  d'  Fingerberi 
abe"  zwacke",  dass  's  grad  a'se  süset  ZF.  Es  het-mer 
'züset,  dass-ich  's  Für  im  Elsis  g's'eh"  ha"  AiFri. 
's  züset  Ei"'m,  wenn  Einen  eine  Biene  sticht,  eine 
Nessel  brennt  ScHSt.  (Sulger).  's  hed-mer  doch  g'süset, 
sagt  Einer,  der  Schläge  bekommen  hat  ApLb.  D' 
Finger  hand-mer  'züset,  so  han-ich  g'frore".  ebd.  D' 
Hand  süset-mer  noch  ThMü.  „Die  Zähne  susen  mir 
L";  ebenso  Ap,  dagegen:  Das  hed  bigott  züset!  beim 
Ausziehn  eines  Zahns,  ebd.  Da'  züset  und  zocket!  von 
einem  Geschwür  ThMü.  S.  noch  Singelen  (Sp.  1190). 
,Mit  minem  Kolben  will  dir  lusen,  dass  dir  din  Kopf 
und  Hudt  müend  süssen.'  RCys.  (Br.).  .Der  Wildmann 
wolt  ihn  lusen  mit  seinen  Neglen  lang,  das  in  der 
Kopf  tet  susen  [:  Grusen].'  1001,  Zinsli  1911.  ,Die 
Hand  sausse  ihm  ganz  starch',  sagt  Einer  nach  einem 
Raufhandel.  1698,  Z.  —  3.  prassen.  .[Lose  Dirnen 
unter  einander:]  Dein  Güli  muss  dir  Weiti  machen; 
da  wend  wir  sausen,  dass  s  möcht  krachen.'  JMahl. 
1620.  Subst.  Inf.:  ,Da  lebten  sie  in  Sausen  beim 
guten  Trubenwein.'  1035,  Zinsli  1911. 

Ahd.  süsön,  -en  und  süsen  (<^  'süsjan),  mhd.  süsen  nnd 
siusen;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1930/5;  Martiu-Lienh.  II  377. 
Die  (bes.  in  Bed.  2  häufige)  Nbform  mit  z-  ist  wohl  weniger 
aus  dem  Einfluss  des  nicht  sehr  verbreiteten  züsen  II,  als 
durch  emphatische  Anlautsteigerung  zu  erklären,  wie  manche 
Fälle  mit  Anlautswechsel  f :  pf.  Zur  Bed.  und  Bed.-Entwick- 
lung  vgl.  auch  pfisen,  pfüsen  (Bd  V  1184.  1188),  zu  Bed.  3 
die  Synn.  prassen  (Bd  V  777),   tosen. 

aben-:  hinuntersausen,  bes.  von  Schlitten  Ap;  B; 
Gl;  G;  Z.     S.  noch  Bd  VI  1712  o. 

er-:  sausen  machen.  In  der  scherzb.  Abi.  .Kopf- 
er-süser':  .Schaffhauser  [Wein]  ist  ein  Kopfersaus- 
ser.'  Schimpfr.  1651.  —  Sonst  nur  intr.;  vgl.  Lexer  Nachtr. 
163;   Gr.   WB.  III  951   (,e.  machen')., 

üs-:    vergären,   vom  Wein    „VO;  GR"He.;  „Sch." 

ver-:  1.  intr.  a)  =  dem  Vor.  Ap;  Bs;  „VO;  GR"He.; 
„Sch."  —  b)  -süse"  Ap;  Bs;  „L";  G;  Th;  Z  (Dan.), 
-züse"  Ap;  ScHSt.;  ScHwMa.  (Bruhin);  ZDättl.,  Kn.,  O. 
und  lt  Dan.,  nachlassen,  vergehn,  vou  leiblichen 
Schmerzen.  Es  hat  versüset.  D'  Töpli  hend-im  ver- 
zinset ScHSt.  (Sulger).  Auch  von  seelischem  Schmerz 
Bs  (Seiler),  's  isch  lang  g'gange",  bis  's  versüst  g'si" 
isch.  .Der  Schmerz  wird  versausen,  eh  zwei  Jahre 
umsind.'  UBrägger  1788.  Mit  Subjektswechsel:  Und 
äntlich  cha""  du  d'  Welt  verzüse",  ,vom  Gestürm  [näml. 
Kriegslärm]  sich  erholen.'  Schwzd.  (ScHwMa.).  —  2.  tr., 
verprassen.  ,St  Lorenz  söllichs  [sein  Gut]  armen  Chri- 
sten gab  und  hats  nit  also  mit  huoren  verpusst,  wie 
diser   lotter    [der    Papst]    der   armen   guot   versusst.' 


1-01 


IM:  "2 


HvRüTE   1532.  —   Vgl.  Gr.   WB.  XII   1048/9;   Fischer  II 
1291  ;  Martin-Lienh.  II  377. 

Ören-:  Ohrensausen,  's  Ö.  ha".  ,Ist  gut  zum 
Ohren-Sausen,  Schwindel  und  Sand.'  EKönig  1706. 
,Von  Taubheit  oder  Ohrensausen.'  Kunstb.  1474  (Nach- 
trag aus  dein  XVI1L). 

Süser  rn.:  .Sauser',  junger  gärender  (nicht  mehr 
süsser,  sondern  schon  etw.  herber)  Wein,  ein  beliebter, 
aber  nicht  ungefährlicher  Herbstgenuss  Aa;  Ap;  Bs; 
B;  „VO;Gr";  G;  „Scb";  Th;  Z;  allg.  bekannt.  Syn. 
Hurrli  3  (Bd  II  1584).  In  Ap;  GT.  auch  von  süssem 
Weinmost:  De-  S.  ist  noch  süess,  warm.  ,Eine  alte 
Sage  bezeichnet  einen  unbestimmten  Jahrgang,  in 
welchem  der  Wein  vom  ersten  Trieb  bis  zur  Kel- 
terung 18  Wochen  Zeit  gebraucht  hat,  während  man 
sonst  im  Durchschnitt  24  Wochen  rechnen  muss,  mit 
folgendem  Reimsatze:  Sechs  Wuche",  bis  der  Wi"  ver- 
bittet, sechs  andri,  bis-er  farbig  glüet;  dann  noch  sechs, 
bis-er  S.  sprüet:  de"  hat  de  glichig  Jörgang  'brüet' 
THTäg.  Der  Weinmost  ist  (noch  nid,  scho"  e*weng)  S. 
Th;  Z.  De-  S.  zücht,  der  junge  Wein  beginnt  zu 
gären  Ap.  S.  im  Stadium,  in  dem  Gärungszustand, 
in  dem  er  am  besten  schmeckt,  wohl  allg.  (Spr.  der 
Wirte).  .Alles  dies  macht  ihnen  [den  Seldwylern] 
grossen  Spass,  der  nur  überboten  wird,  wenn  sie  all- 
herbstlich ihren  jungen  Wein  trinken,  den  gärenden 
Most,  den  sie  Sauser  nennen.'  Gottfr.  Keller.  S.  noch 
chrällelen  (Bd  III  809)  und  vgl.  Messikommer  1909, 
62,  sowie  S.-Zit.  ,[Er  habe]  zu  im  geredt,  du  füerst 
vil  win  har  in,  wie  ist  der  süsser?  gebe  er  im  zur 
antwort:  er  ist  guot,  wilt  du  inn  versuochen,  so  kum 
mit  mir,  und  fuorte  inn  zuo  dem  roten  löwen,  da 
hette  er  einen  grossen  sester  mit  süsser  stan,  daruss 
gebe  er  im  zuo  versuochen.'  um  1500,  Z.  ,Der  prior 
Augustineren  ordens  redet,  er  wäre  heiser,  möchte 
nit  lüterer  reden.  Es  redt  ein  burger,  er  wäre  vom 
s.  heiser  worden.'  1523,  Z  Disp.  ,Etlich  knecht  be- 
hieltend  s.  biss  lang  nach  dem  herpst.'  1525,  Hotz 
1865  (Unregelmässigkeiten  in  der  Ablieferung  des 
Weinzehntens).  ,Bring  nüwen,  alten,  most  und  s., 
lass  etwas  guots  zum  züglin  user!'  HsRMan.  ,Ich 
danken  üch  ouch  üwer  früntlichen  ladung,  das  wir 
ouch  zuo  üch  komen  soltind,  den  nüwen  win  oder 
süsser  versuochen.'  1533,  Z  Brief  an  Vad.  , Als  etliche 
herpst  ein  grosser  zuolouff  in  schenk[hof]  zum  s.  ist, 
damit  aber  ein  Unordnung  erwachsd,  vil  zites  und  s-s 
unnützlich  verbrucht  und  vergüdet  wirdt...'  um  1540, 
Z.  ,Zum  dritten  soll  nun  hinfüro  aller  über-  und 
zuolouff  zu  dem  süsser  und  den  stangenknächten  [bei 
Ablieferung  des  Zehntenweins  im  Schenkhof  des  Stiftes 
zu  Zürich]  abgestellt  sin,  also  das  niemants  meer, 
wäder  jung  noch  alt  ...  die  gedingenten  stangen-  und 
sunst  knächt  überlouffen,  süsser  da  trinken  und  by 
inen  ässen  [soll].'  1560,  aZoll.  1899  (,Suserbrief);  vgl. 
Sp.  225  o.  .Und-  dann  so  werde  jerlichen  im  herpst 
einer  gmeind  Zolliken  siben  eimer  wyns  ald  mosts 
gegeben,  by  inen  der  s.  genant.'  1591,  ebd.  Die  Zu- 
sammenkunft ist  ausdrücklich  und  ohne  Anhang  nach 
dem  Herbst  angesetzt  worden,  und  es  hat  —  ,zum 
Wortzeichen'  —  der  Gesandte  von  Uri  gesagt,  dass 
man  alsdann  den  S.  versuchen  könne.  1643,  Absch. 
,Vinum  recens  nostratibus  pro  more  lingual  patrise 
vocatur  Suser  quasi  Sauser  per  metonymiam  caus» 
efficientis  pro  effecto  sive  potius  adjuncti  prscedanei 


pro  subjecto.'  Oen.  1707.  ,Wir  legen  es  [den  Ausdruck 
vini  prsmissa  oder  primitias  bei  Plin.  n.  h.  12,  1]  aus 
vor  einen  Sauser  oder  neuen  Wein.'  JJSchedchz.  1746. 
S.  noch  Most  (Bd  IV  541);  räss  (Bd  VI  1270  u.); 
Gleich- Sucht  (Sp.  277). 

W.  und  Bed.  gehen  im  Norden  und  Osten  Ulier  unser  Gehiet 
hinaus;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1935;  Martin-Lienh.  II  377. 
Als  Familionn.  (vgl.  die  Ann),  zu  Süa):  .Uolrich  S.'  1296, 
Bs;  .Wernherus  S.'  XIV.,  ebd.;  .Walther  S.'  UUrs.  JzB.;  ,S-s 
Mateli.'  XV.,  BNidau. 

Most-:  =  dem  Vor.  ,Ich  spize  schon  den  Mund 
nach  dem  Most-Sauser.'  31.  X.  1778,  Z  Brief.  —  Wi- 
ber-:  (noch  etw.)  süsser,  noch  nicht  (stark)  gärender 
Weinmost  Z  (so  Wl.).  Syn.  W.-Win.  —  Forch- 
zäpfli-.  ,Der  Siltaler  [Wein]  de-  ist  bi  eus  umenand 
als  der  berüemt  F.  bekannt.'  Z  Bauer  1872. 

süsere":  .Sauser'  sein  oder  werden  TuMü.  Iez 
süseret-er  fest,  von  Apfel-,  Birnenmost. 

a»-g«-süseret:  ein  wenig  von  Sauser  berauscht, 
.angesäuselt';  s.  buechig  (Bd  IV  984). 

Süserete"  f.:   Sausergelage  Z  (Spillm.). 

süsig.  Nur  in  der  Verbindung  zur  s-e"  ZU,  zur 
Sauserzeit  GRHe.  —  Anders  bei  Gr.   WB.  VIII  1936. 

Süsiger  m.:  =  Süser  Gr;  auch  lt  St. 

susele"  ,säusele"':  nur  in  der  Verbindung  säusele" 
und  bräusele",  wohl  leben  (Schild);  s.  Bd  V  740  u.  — 
Auf  grund  von  .Saus  und  Braus'  (willkürlich?)  gebildet. 

süserle°I:  1.  nach  Süser  riechen  Ap;  Tb;  Z.  — 
2.  Süser  werden,  vom  jungen  Wein  TuMü.  Er  fangt 
a"  s.  —  3.  (gemütlich)  Süser  trinken  Ap;  G;  Th;  Z, 
„gerne  neuen  Wein  trinken  L;  Z."  Mer  wend  e"weng 
s.  der  Öbe"d!  Tb.    Mer  händ  tüchtig  g'süserlet  ZDättl. 

über-:  refl.,  zu  viel  /Süser  trinken  Z  (Spillm.).  — 
aD-.     A"g'süserlet  =  an-ge-süseret  ZO. 

süsle":  1.  mit  glühendem  Eisen  kastrieren  UwE. 
Syn.  brännen  (Bd  V  619).  —  2.  (,söslen')  Dim.  zu 
süsen  3.  ,Prodigus  [sein  Erbe  zspackend]:  So,  so,  da 
lass  mich  s.  mit!'  Salat  1537,  V.  385. 

1  nach  dem  zischenden  Geräusch,  das  mit  der  Operation 
verbunden  ist.  Zu  2:  ,sösleu'  wird,  wenn  nicht  für  ,süslen* 
(oder  für  ,töslen'?)  verdruckt,  als  .söuslen'  zu  lesen  sein; 
zum  Diphthong  vgl.  das  folg.  W.  Die  Entsprechung  des 
nhd.  ,säuseln'  ist  der  Volksspr.  durchaus  fremd  und  nur 
literarisch  bezeugt. 

Süsli-g  ZZoll.,  Säusli'g  ZZoll.,  Söisli'g,  -öü- 
ZO.,  Wyla  —  m. :  Windbeutel,  abschätzige  Bezeich- 
nung eines  jungen  Burschen  von  Seite  eines  Alten 
ZZoll.f,  Gelbschnabel,  Pinsel  ZO.,  Wyla.  De- S.!  So 
en  (junge-)  S.!  ZZoll.f  De  Seuslig  ['s  Müllers  Bub] 
häd  si  ufgla,  wie  er  [in  den  Krieg]  wegzogen  isch, 
als  wann  er  de  Tüfel  alei  frässen  wet.  Bantle  1656. 
,Indem  er  [Zeuge  in  einem  Injurieuprozess]  berührtes 
Tages  uf  dem  Rathuss...  by  der  Stägen  gespazieret, 
habe  er  das  Wort  Söüssliug  gehen  hören.'  1657,  Z. 
.Silherr  Zimbermann  [habe]  gsagt  ...  der  Grossweibel, 
der  Soüssling,  hat  mir  Nüt  zu  befehlen  ...  [Zimber- 
mann behauptet,  er  habe  die  Knechte  des  Grossweibeis] 
Lumpen  und  Soüssling  geschulten.'  1658,  Z.  ,Als 
Marx  aber  den  Moritz  einen  Läcker,  Saüssling  etc. 
geschulten,  seien  beid  Bruderen  auch  an  einanderen 
geraten.'  1684,  Z.  —  Mit  .emphatischem'  -au-.  Zur  Bed. 
vgl.  nhd.  .Sausewiud.' 

sus  s.  es  (Bd  I  509;  auch  St.). 


I :',!».", 


Sas,  ses,  sis,  sos,  sus 


stts  (bzw.  -o-)  BBe.  und  lt  Zyro;  FJ.  (in  Bed.  La); 
Gl  (Dan.);  Gr  (so  L.,  Pr.,  Ths);  P  (lt  Clement,  in  AI. 
lt  Giord.  sos);  GG.,  Grb.,  Sa.,  oT.  (Dial.);  Son:  h,  o  und 
uTh;  ZBenk.,  Kn.,  süss  (bzw. -o-)  ApK.;  GuChur,!}., 
Kübl.,  Mal.,  S.,  Ths,  V.;  GSa.,  We.  und  lt  Zahner;  Sch 
Ha.,  Schi,  und  lt  Kirchh.;  TuEgn.,  Erni.,  Fr.,  11«..  Mü.. 
Tag.,  sü's  ApWalz.,  Wolfb..;  GA.,  süs  Ap  (sös,  sös,  in 
K.süs);  BBe.;  GT.  (auch  sös);  oTu  (sös),  süss  (bzw. 
-Ö-)  ApH.,  I.,  M.;  BE.  (selten);  L;  G  (so  T.);  Th  (so 
Egn.);  ZO.  (selten),  susst  Gl  (Gem.  1840);  ZSchwam., 
sust  (bzw.  -o-)  Aa  (ausser  dem  Südwesten);  Bs;  BBr., 
Gr.,G.,Hk.undltZyro;  „VO";Gl;  LE.,G.;PPo.;  Sch; 
Schw;  IiTh,  Egn.,  Fr.,  am  Rhein  und  Untersee;  Ndw 
(Matthjs);  U;  WVt.;  Z  (so  0.,  Stdt,  Volk.),  sus  AaDö«., 
Wohl.;  BG.  und  lt  Gotth.,  Zyro;  L;  Th  am  Rhein  und 
üntersee;  U,  süst  (bzw.  -ö-)  swAa;  Bs;  B  (so  oAa.,  E., 
G.,  Sa.,  Si.  und  lt  Zyro,  nicht  in  BStdt,  in  Br.  sist);  FJ.; 
L;  SG.,  Starrk.;  THEgn.;  UwE.,  süs'  swAa;  BE.,  G., 
Stdt,  nach  AvRütte  allg.;  LBer.  (sös);  SL.,  Rech.,  ver- 
einzelt mit  Assimilation  des  Anlauts  sus  U,  süs  B 
Stdt,  mit  eingeschobenem  Nasal  (neben  den  unnasa- 
lierten  Formen)  süns  BBe.,  sun(t)st  (bzw.  -o-)  Aa  (so 
B.,  Br.,  Lauf.,  Leer.,  Rein.,  Rheinf.);  Bs  (Seiler);  B  lt 
Zyro;  G;  S  (BWyss);  Th  ;  Z;  suns  B  lt  Zyro,  sünst 
Bs;  B  (so  Sa.,  Stdt);  L,  süns  B,  auch  Süns  BStdt,  er- 
weitert sus'ter  „W"  (so  Visp,  Vt.),  süster  BG.  und  lt 
Zyro;  FJ.;  SB.  (Hofst.,  neben  süs),  süstert  B  (so  oAa., 
Biel,  auch  sünstert);  „L",  sustig  (in  lied.  B  4  b)  SchwE. 
(Ochsner):  1.  so  (oder  dieser  Bed.  nahestehend).  a)  =  sö 
AI  (Sp.  15).  a)  bei  Verben,  auf  diese  Weise  FJ.;  P 
(Clement).  ,Noch  klag  ich  ...  daz  si  mich  lat  sus 
verderben.'  Hadl.  ,Umb  die  übergriffe  ...  und  von 
der  ungehorsame  wegen  ...  getrüwetcnt  si  [die  Leute 
von  ZGBaar]  den  Eitgnossen  ald  ir  botten,  so  si  dar 
zuo  schiken  wurdent,  süss,  was  si  sich  dar  umh  er- 
kantent.'  1404,  Absch.  ,Sus(t)  oder  (noch)  so'  uä. ;  s. 
Sp.  16  u.  ,Wer  aber,  daz  jeman  do  wider  täte  oder 
rette  ...  süss  oder  so,  heimlich  oder  offenlich  ..."  1399, 
Z  StB.  .[Schädigen]  weder  an  Hb  noch  an  guot,  sus 
noch  so  in  thain  wise.'  1402,  Gl  Urk.  ,Ein  yet- 
licher  hat  sein  eigne  gab  von  Gott,  einer  sunst,  der 
ander  so.'  1530,  I.  Kor.;  ,also  —  also.'  1607.  ,Wiewol 
N.  mänigerlei  vergichten,  eine  sunst,  die  ander  so 
und  keine  wie  die  andre  geben.'  um  1530,  Bs.  — 
ß)  bei  Adj.,  in  dem  Grade.  ,An  weler  magide  werdin 
ie  mere  zwei  sus  ungelichu  ding  [Verkehr  mit  dem 
Himmel  und  Heirat  mit  einem  Zimmermann]!'  XII., 
Wack.  1876.  —  b)  correlativ  ,als  ...  sus';  s.  Sp.  1092  o. 
(Schachzabelb.).  —  c)  als  koordinierende  Konj.  a)  also, 
daher.  ,Sus  besant  der  werde  Regensberger  mich.' 
Hadl.  ,Sus  vuogt  ez  sich,  daz  ich  ir  da  nicht  gesach.' 
ebd.  ,Wond  wurden  si  [die  beiden  die  Städte  Bern 
und  Freiburg  darstellenden  Ochsen]  entwetten,  so 
gieng  es  übel  us.  Sus  ich  si  beide  warne...'  Just. 
,I)ardurch  min  volk  ist  worden  gschwecht  ...  sunst 
rüwt  mich,  das  ich  bschaffen  han  den  mensch.'  Rcef 
1550.  —  ß)  so  aber.  ,Hetten  sy  gebeitot,  daz  si  ze- 
sament  komeu  weren,  sy  werent  mit  Gottes  hilfe  ane 
schaden  von  dannan  komen;  sust  do  musten  si  den 
spot  und  den  schaden  haben.'  Jost.  ,Sölte  ich  für- 
hin  erst  ein  hantwerk  triben,  so  müest  ich  villicht 
in  Zwilchen  gan;  sust  trag  ich  samet,  gold,  siden  an.' 
NMan.  ,Solt  ich  hacken,  rüten,  buwen  ...  so  wurd 
ich  tragen  gwüss  böss  schuoch  ...  sunst  gan  ich  wie 
ein  edel  man.'  Ruef  1538.    ,Hett  er  sich  nit  an  dsünd 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


ergäben,  der  mensch  hett  mögen  ewig  laben.  Sunst 
muoss  er  starben  nach  sinr  art.'  ebd.  1550.  ,Do  Bich 
anfieng  das  völkle  meren,  «"1  hett  man  dsünd  inn 
mügen  weeren  ...  sust,  do  maus  inen  nach  hat  glon, 
do  ist  das  böser  nacher  kon.'  ebd.  ,0  het  ich  auch 
ein  Handwerk  giert,  so  war  iez  Wyb  und  Kind  ernert; 
süss  muoss  ich  werken,  dass  mir  bald  der  Ruggen  von 
ein  andern  falt.'  JMahl.  1674.  —  2.  (immer  mit  Satz- 
ton) a)  so  im  aussch liessenden  Sinne,  ohne  etwas 
Andres  (in  Rede  Stehendes  oder  aus  den  Umständen 
sich  Ergebendes)  Ar;  Bs;  B;  Gr;  G;  Th;  Ndw;Z;  wohl 
allg.;  tw.  von  4  c  nicht  genau  zu  scheiden.  Me"  cha"" 
(auch)  sus  si",  auch  ohne  Das  auskommen  GA.;  Th. 
Er  mues'-es  halt  s.  luege"  z'  mache",  's  hat  's  früener 
auch  sust  g'gc",  zB.  ohne  die  jetzt  empfohlenen  Ein- 
richtungen Z.  's  wer'1  's  wol  och  sös  ge"  Ap.  Der 
Joggeli  schloß  sunst,  ohne  wie  früher  in  den  Schlaf 
gewiegt  werden  zu  müssen  Bs  (Seiler).  Da'  göt  süss, 
ohne  Werkzeug  oder  fremde  Hilfe  Tu.  Er  cha*n's  $., 
zB.  ein  Schüler,  ohne  seine  Aufgabe  zu  Hause  zu 
lernen  Th;  Z.  Me"  mo"-n-em  de"  Finger  nal  g<:"  [wie 
dem  Saugkalb],  er  cha""  's  soss,  närnl.  trinken  ThMü. 
Ich  chan"-en  auch  sust  trinke",  zB.  Kaffee,  ohne  Zutat  Z. 
Wer  nöd  gern  hört,  gang  söss  verbi  G  (Firm.).  D' 
Schicarzbuebe"  die  hei"  Schnaps  mit  g'nn",  Keine  war 
jo  süster  cho"  S  (ALGassm.  1908).  Het-er  [der  Zu- 
künftige] Geld,  so  bring  er  's  mit,  u"d  het-er  Nfit,  so 
chöm-er  süst  BE.  Di  Pitta  si  noch  glogge"pfenni"g- 
ganzi;  wenn- er -im  's  süss  nid  glaubt,  chönn-er  da 
luege".  Schwzd.  (GrPi\).  ,N.  ist  hütt  an  dem  ge- 
richt  gesin,  hat  sich  von  dir  klagt;  kunnen  wir  es 
nit  sus  siecht  machen?'  1431,  Z  RB.  ,N.  hat  ver- 
jeehen,  das  er  sin  elich  wib  ermürdet  ...  hab  und  sy 
darnach  also  tott  in  ein  vichkripfen  geleit  hab,  als 
ob  sy  sus  [eines  natürlichen  Todes]  gestorben  were.' 
1454,  ebd.  ,Was  bedarft  du  mir  min  ross  so  fräffen- 
lich  zucken,  kanst  mir  den  zol  nit  sust  höischen?' 
1463,  ebd.  ,[Die  Berner  haben  Boten  gesandt]  mich 
zuo  vermögen,  wo  ich  sust  darzuo  willig  nit  sin  wolt.' 
1491,  Gfd.  ,Do  handt  die  tallüt  ze  Urseren  wellen 
die  obgemelten  buosen  mit  recht;  do  sindt  sy  sust 
einss  worden.'  1498,  ebd.  ,[Ihm  sei  zu  Gericht]  nie 
verkündt  worden,  [er]  wäre  aber  on  alle  gevärd  sunst 
da.'  1524,  ZAnd.  ,Die  richter  wend  sich  ein  manot 
bsinnen  und  stillstan  in  hoffnung,  die  partyen  werdint 
sunst  eins.'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Nachgenempt  per- 
sonen,  die  man  hy  iren  eiden  und  die  wypsbilder  sunst 
(ane  eid)  verhört.'  1538/40,  ebd.  Spec.  a)  ohne  be- 
sondere Absicht,  ohne  besondern  Grund,  Zweck.  ,Wer- 
lich,  er  gab  dir  nit  sin  trüw,  er  bot  dir  süss  sin 
hand.'  1404,  Z  RB.  G(r)ad  (Ap;  G;  Tu),  nu"  (e)so 
(Ap;  G;  Z)  s.,  nur  so,  zB.  zum  Schein,  Scherz  Etw. 
sagen,  tun.  Ich  han-em  's  grad  süss  g'säd,  im  Scherz 
Ap;  G.  Und  ist  Ein  nüd  b'sonderig  religiös,  so  göt-er 
für  d'  Churzwll  und  g'ad  so  sös,  in  die  Kirche.  NBösch 
1892;  vorher  süs.  I'*  säge"  (tue")  Das  (nüd)  nu"  eso 
sust  Z.  Ich  chume"  nu"  eso  sust.  ebd.  Das  ist  nüd 
nu"  eso  sust.  ebd.  Gleichbed.  sust  eso  ZO.;  grad  süss 
eso  GrD.,  ase  süss  asr  ScHHa.  Sus(s),  darum,  als  Ab- 
fertigung, ausweichende  Antwort  auf  eine  Frage,  die 
man  nicht  beantworten  kann  oder  mag  Ap;  Gr;  Th. 
Auch  g'ad  s.  Tu,  lies.  Z.  A.:  Worum  chunst  nid  mit? 
B.:  G'ad  süss  Th.  S.  auch  EEschmann  1911, 61.  Gleich- 
bed. süss  dromm  GBuchs,  g'ad  söss  drotnm  Ap  (s.  Bd 
VI  507).     Scherzh.  dafür  auch  susum  (in  GrPi'.,  Ths 


Sas, 


um 


auch  -ss-)  GrD.,  ObS.,  Pr'.,  Ths.  A.:  Warum  liest  Das 
getan?  B.:  Susum  GRÜbS.  (Grad)  sussum  (zB.  lach- 
i«*)  GrPj.  —  ß)  umsonst,  gratis  AALeer.;  Ap;  Bs;  B; 
Gr;  L;  „G"Sa.,  T.  und  lt  Zahner;  Th;  Ndw;  Z.  I«» 
chumm(e")  sust  mit.  Der  chaust-es  nid  sust  ha"  L 
(Ineichen).  Das  chostfetj  NM,  ich  gib-es  s.  Ich  han-em  's 
grad  söss  g'g'e"  Ap.  31er  n'emen  's  grad  sus,  scherzh. 
Gr.  —  y)  vu"  s->  von  selbst:  Es  chunt  kei"s  Bros- 
wcli  vu"  sust.  KdMey.  1844.  —  b)  so  schon,  ohne- 
hin Ap;  B;  Gr;  L;  G;  Th;  Z;  wohl  allg.  Ich  ha"  s. 
g'nueg  z'  tue",  kann  Dies  nicht  auch  noch  übernehmen. 
Er  mag  s.  nid  g'cho".  Es  gät-em  s.  schlecht  g'nueg, 
auch  ironisch,  zB.  bei  einer  Besoldungserhöhung  Z. 
,Die  Sonne  gieng  in  dem  schönsten  Abendrot  unter, 
machte  die  sonst  angenehme  Gegend  sehr  prächtig.' 
um  1780,  Z  TB.  1900.  D'  Muetter,  wa  sus  e"  Bitz 
tauber  Gatti"g  g'si"  ist,  ...  hed  das  Buebli  bim  Tschöpli 
g'nu".  JJörger  1912.  Bes.  s.  a"fe",  scho".  Pläg-mi'1" 
nid  noch,  ich  bi"  süst  a"fe»  u"lidig  B.  Die  Grössgringe" 
brüche"  nit  Alles  z'  wüsse",  si  meine"  sust  scho",  di 
Welt  sig  alli  tri.  Gotth.  Sust  so;  s.  8p.  21  o.  ,[I)er 
Freiherr  von  Regensberg  lehnt  das  Anerbieten  der 
Zürcher,  ihn  zu  ihrem  Hauptmann  zu  machen,  ab  mit 
der  Begründung:]  er  het  sus  land  und  lüt  gnuog  ze 
versorgen.'  Z  Chr.  1336/1446;  in  einer  andern  Re- 
daktion: ,si  müestind  sus  tuon,  was  er  wölti.'  .[Wir 
bitten  euch]  uns  daz  by  dem  nechsten  hotten,  den  ir 
süss  herab  zuo  uns  habent  verschriben,  wissen  lassen.' 
1476,  Waldm.  ,A1s  er  süss  muot  hette  harin  in  die 
statt  ...  gienge  er  mit  iro.'  1481,  Z  RB.  ,E,  lass  in 
leben,  er  hat  sin  süss  gnuog.'  1482,  ebd.  ,Es  ist  nit 
not,  das  einer  wett  hoffen  das  er  sust  bar  hett.- 
Eckst.  1525  (Klag).  ,Nun  sitzend  ztisch,  das  essen 
kumpt!  Wir  hand  uns  sunst  im  rodt  lang  gsumpt.' 
HBull.  1583.  ,[A.:]  Ich  hau  dir  vor  ein  frouwen  gen, 
sol  ich  dir  noch  eini  gen?  Doruff  B.  gret:  Es  tarf 
sin  nit,  dann  sy  were  sunst  syn.'  1541/3,  Z  Ehegericht. 
,Adam:  [Verfällst  du,  Kain,  der  Sünde]  so  müess  es 
Gott  trüwlich  erbarmen!  Hert  müend  wir  unsers  sunst 
erarnen,  langwylig  unser  zyt  vertryben,  ins  herren 
zorn  und  fluoch  sunst  blyben.'  Ruef  1550.  .[Die 
Höngger]  umb  die  es  sonster  armlich  stadt  [sollen 
nicht  unnötigerweise  ein  Gesellenhaus  kaufen].'  1566, 
Z  RM.  ,[N.  weist  einen  Betrunkenen,  der  ohne  Geld 
Wein  verlangt,  ab  mit  der  Begründung]  das  er  sonster 
vil  an  im  und  synem  vatter  verlieren  müessen.'  1575, 
Z  RB.  ,Der  ausgebrente  Anken  muss  gut  sein  auf  der 
Pfründeren  ihre  sonst  schlechte  Müssli.'  XVII./XVI1I., 
Z. —  3.  unter  andern  Umständen,  andern  falls,  allg. 
Am  Satzanfang.  Lass  Das  si",  s.  cha""st  denn  luege" 
(s.  gV't  's  ander  Wetter)!  zu  einem  Kinde.  Mach,  dass 
du  fürt  chunsch,  sus  teil l-i'h- der!  BBe.  Bring  Gelt 
mit-der,  süss  chumm  lieber  nit!  GSa.  Art  lät  nüd  vo" 
Art,  sust  liessi  d'  Chatz  vom  Muse",  Sprw.  BHk.  S. 
noch  Bd  II  1557  o.;  Sp.  1135  u.  We""  albe"  d's  Büssi 
g'chräblet  het,  wen-ich  's  ha"  welle"  plage",  het  's  g'heisse" : 
Hansli,  gang  i"  d's  Bett,  süst  nimmt ■me"-dich  bim 
Chrage".  JCOtt  1864.  Sünsch  icen"-ich  vernime",  dass- 
de-dich  nid  hesch  la"  henke",  so  län-i'h-dic!'  de"". 
OvGkeyerz  1900.  Und  wenn-ich  einst  es  Fraueli  ha", 
so  mues'  's-mer  ordli'1'  tue",  sösch  hänk-em  denn  es 
Gongeli  a",  verchauf-es  für  ne"  Cime.  ALGassm.  1906. 
In  ä.  Spr.  auch  nach  ,und,  dann.'  ,Do  baten  si  ouch 
nit  ziug  bi  in;  wan  in  möht  sus  nieman  widerstanden 
sin.'  Z  Chr.  1336/1446.  .[Eine  Frau  erhält  eine  Pfründe 


im  Spital]  doch  das  si  rüewig  und  zefriden  sin  soll 
und  sust  so  werde  si  darus  gestossen.'  1498,  BRM. 
,Die  lybliche  gegenwürtigkeit  Christi  was  nit  sunders 
fruchtbar;  dann  sust  wärend  die  Juden  ouch  selig 
gsyn.'  Zwingli.  ,So  sieht  er,  dass  üch  ernst  ist,  suster 
lond  sy  mich  noch  lang  hie  ligen.'  1526,  Strickler. 
,Mögent  wir  etwas  guots  schaffen,  sy  wol  guot;  denn 
suster  syent  sy  entlich  des  wille[n]s ...'  1531,  Absch. 
,Ein  saramat  stuck  versprach  er  mir  ...  sunst  hett  ich 
müessen  zwilchen  koufl'en.'  Rcef  1550.  ,[Die  Leute 
von  Wald  meinen,  die  von  Walpersberg  usw.  sollen] 
zuo  inen  dienen,  sonst  und  wann  inen  die  abgezogen 
...  möchten  sy  zuo  iren  gebürenden  teilen  nit  kommen.' 
1558,  Z  Rq.  1911.  .Sontsten  ein  Sölliches  inen  an  iren 
habenden  Mülligewerben  zu  Nachteil  reichen  wurde.' 
1603,  ZAnd.  , Sonster,  wenn  der  Hafen  zerspielte...' 
JJNüsch.  1608.  ,Zemm  dein  Fleisch  ...sonst  welcher 
nicht  verleugnen  kann  die  edlen  Gaben  [irdische 
Güter],  so  er  ghan  ...  der  ist  wirdig  nicht  des  hochen 
Namens  Christi.'  1622,  Zinsli  1911.  ,Machs  hübschlich, 
sonstig  tränk  [ich]  dirs  yn.'  JMahl.  1674.  Auch  im 
Nbsatz:  ,Wo  der  Eidgnossen  gwaltigen  in  disen  jaren 
wärid  einträchtig  und  vest  gsin  [hätten  sie  Ehre  und 
Gut  gewonnen],  da  [=  während]  sust  durch  partiung 
ouch  ir  glück  zuo  Unglück  muost  gedien  und  werden.' 
Ansh.  Im  Innern  oder  am  Schluss  des  Satzes.  Gib-em 
[dem  Bettler]  Öppis,  er  gät  s.  nüd  fürt.  Heit-ech 
still,  der  Engel  g'seht  's  süsch,  Zuruf  der  Kinder  in 
der  Schulstunde.  Schild.  S.  noch  bisen  (Bd  IV  1685); 
be-rechten  (Bd  VI  311).  ,Er  solle  do  kein  nüwerung 
machen,  denn  ander  windend  suster  ouch  also  tuon.' 
1526,  Absch.  S.  noch  fressen  (Bd  I  1322);  Chog  (Bd 
III  184);  ehalt  (ebd.  239).  Pleonastisch  neben  .änderst': 
, Änderst  du  wurdest  irren  sust  [:  lust].'  Haberer  1562. 
—  4.  von  dem  in  Itede  stehenden  Fall  abgesehn,  im 
Übrigen,  allg.  , Sunst,  on  diss  (das),  anders,  alioqui(n), 
aliter,  c«teroquin,  alias.'  Fris.;  Mal.  Im  Satzanfang. 
Er  trinkt  e"  Bitzeli  z'  vil,  süss  ist-er  en  rechte''  Ma"" 
Th.  Söss  göd,'s-em  ordli"'1  Ap  usw.  Mengi  i"  der  Pfarri 
chile  [können]  Dütsch,  süst  isch  d' G'mei"  wälsch  FJ. 
Suster  hätti"  mier  Nüt  z' chlage".  UDürrenmatt  1903. 
,Und  sind  die  von  Toll  gewesen  on  win  by  14  tagen, 
sust  ist  fleisch  und  brot  ein  notdurft  do  gewesen.' 
1477,  Bs  Chr.  , Sunst  so  haben  wir  trost  und  unver- 
zagti  herzen.'  1489,  G.  ,Da  wurdend  inen  ire  regel, 
vasttag...  abgenomen  ...,  sust  solt  des  Ordens  gwon- 
liche  ghorsame,  kleidung  und  beschlüssung  unver- 
änderlich hüben.'  Ansh.  .Sontsten  syge  das  burgstal 
Westerspüel  lut  koufbriefs  ein  ingfangen  guot.'  1588, 
ZRq.  1910.  .Sonst  so  ist  die  Statt  [Luzern]  ...  wol 
erbuwen.'  RCvs.  (Br.).  ,Und  habe  maus  mithin  dem 
Hm  W.  zubracht  uff  gut  Glück  als  angendem  Buw- 
herren,  sontsten  syge  ussert  4  verehrten  Kopf  Wyns 
alles  Gast  gsyn.'  1638,  Z.  Im  Satzinnern.  Er  ist  s. 
recht  mit-ere"  [seiner  Frau].  Er  ist  s.  en  rechte''  Ma"", 
Einwand  gegen  eine  Beschuldigung,  die  gegen  Jmd 
erhoben  wird.  All  mi"s  Zanwe  isch  verschwunde" 
[seitdem  ich  rauche],  ich  bin  auch  suster  'blibt"  g'sund. 
JHofst.  1865.  Wibercolch,  wenn  's  süsch  öppe"  mängi 
Untuge"d  an  im  heig,  sig  doch  g'wönlig  barmherziger 
weder  's  Manne"volch.  MWalden  1880.  Er  ist  süss 
en  offne"  grade''  Ma""  g'si"  ...  mit  fümeme"  Herre" 
hät-er  e"möl  nid  chönne"  rede".  SPletscher  1903.  Ich 
wo't  Nüt  gäge"  d's  Gongstangsse"  g'seit  ha",  es  isch 
sünsch  es  rechts   Meitschi.    OvGreyerz  1898.     , Keine 


as,  ses, 


[der  aus  der  Stadt  Verwiesene]  aber  nacher,  so  sol 
man  von  im  richten  nach  recht  und  umb  die  frefin, 
so  er  süss  begangen  hat.'  1395,  Z  RB.  ,Er  ist  werlich 
sus  ein  from  man.'  Pastn.  XV.  ,Lit  üch  ützit  gen 
uns  an,  so  ist  doch  guot  recht  Zürich,  da  nemend  uns 
mit  für  und  lassend  uns  sunst  unbekümbert.'  1448, 
Z  RB.  ,[Es  wurde  verwundet]  eins  ritters  sun  ...  ouch 
sust  ob  60  tod  und  wund.'  1475,  Bs  Chr.  ,Und  bitt 
üch,  an  mich  sölichs  nit  für  übel  ze  han,  und  erbütt 
mich  aber  sust  mit  sampt  allen  hern  [usw.]  üch  sust 
ze  tuond,  daz  üch  lieb  und  dienst  sye.'  1477,  Waldm. 
,Die  Münchalp  ...  stost  litzehalb  uswiirt  an  Trussä- 
sebän  und  sunst  zering  umb,  so  wyt  man  sy  bruchen 
und  waiden  mag.'  1514,  GrKI.  ,Dess  sol  sich  niemants 
verwundren,  dass  die  jünger,  so  sunst  einfaltig  wa- 
rend,  solche  gestalt  und  wyss  der  red  so  bald  ver- 
standen habend.'  Zwingli.  ,[Die  weitläufige  Verwandt- 
schaft soll  kein  Ehehinderniss  für  die  Vorgeladenen 
bilden]  ob  sy  sunst  beidi  einandern  gern  wellend 
haben.'  1538/40,  Z  Ehegericht.  , Sunst  ein  feiner  ge- 
schickter mann,  virum  cietera  egregium;  sunst  oder 
in  anderen  dingen  gelert,  caetera  doctus;  sunst  ein 
ungesunden  und  gesüchtigen  leib  haben,  morbidum 
alias  corpus.'  Fris.  ;  Mal.  ,EKramerin,  so  sich  mit 
einem  von  Winterthur  vereelichet  und  hiemit  ir  burgk- 
recht  vermannet,  zuodem  sonster  ein  üppigen  wandel 
und  wessen  gefüert  hat.'  1570,  Z  RM.  S.  noch  un- 
ver-masget  (Bd  IV  437);  Üf-richti  (Bd  VI  406);  Sold 
(Sp.  852  o.).  a)  örtlich,  an  anderm  Ort,  an  andern 
Orten  Ap;  B;  Gr;  Th;  Z  und  weiterhin.  Neben  Orts- 
adv. Das  giH  's  aneh  sust  tippe"  (nüd  nW  da)  Z.  Süss 
näme",  sonstwo  Th.  En  enzigs  Bletzli  ist  e"fangs  ober 
g'se",  sös  Ixet  's  no'h  überall  Sehne  g'cha"  Ap.  Allein- 
stehend. Im  Loch  dussne"  hed  's  eswas  Prächtigseh 
'bälgglet  g'ha"  und  au'h  süss  is  [ist  es]  es  Bitzleggi 
erluemet  g'sl".  Scbwzd.  (OrPt.).  ,1m  leger  oder  sust.' 
1475,  Bs  Chr.  ,Die  übrigen  Kelch  hatten  die  Priester 
sonst  behalten  [sie  befanden  sich  nicht  in  der  Kirche].' 
RCts.  S.  noch  Sp.  1321  o.  —  b)  zeitlich,  zu  anderer 
Zeit,  andere  Male  Ap;  Bs;  B;  PAL  (,altre  volte');  GT.; 
Th;  Z  und  weiterhin.  Neben  Zeitadv.  S.  einist,  einmäl, 
ein  ander  Mal  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Th;  Z  und  weiterhin. 
Chöme"d  s.  e'"mäl  zue-n-is!  S.  öppe*  Tu.  S.  all,  alli- 
wil,  nie.  Bist  sös  all  bi-n-em  g'steck(e)t!  Ap;  Th.  Si 
sind  s.  immer  (no'h)  zue-n-is  cho"  Aa;  Bs:  Z.  Ich 
ha"  s.  nie  der  ZU,  drum  komme  ich  heute  oä.  Gab 
wie-n-ieh  süsch  nie  tanze",  woH-ich  's  probiere".  Schild 
1889.  S.  noch  Bruch  (Bd  V  343).  ,S.  alweg' ;  s.  Bd 
IV  1718.  Alleinstehend.  I"si  junge"  sistert  g'wenlich 
eppe"  e'chlei"  ibermietige"  Birger  BBiel.  's  Wasser 
het-ne"  ganz  anders  'düecht  als  süstert.  Schwzd.  (BoAa.). 
Weisch,  der  Däll  isch  drum  sus  nit  e"  Glimpf ege*  g'si". 
Schweizer!!.  1891  (U).  Selb  Hüstage"  isch  ender  cho" 
weder  süsch.  JReinh.  1907.  Jitz  i"  Chültäbe""  si"  wie 
süster  o"ch  e"  Biescheleta  Lüt  zum  Zwergli  cho". 
Barnd.  1911  (BG.).  S.  noch  riechen  (Bd  VI  170);  riten 
(ebd.  1672).  ,[Zieht  der  Herzog  von  Berg  dem  Kaiser 
zu]  so  wurde  der  herzog  von  Burgund  von  Nüsse 
getriben;  wann  alle  spisung,  so  er  hatt,  würd  im  ab- 
geschlagen, die  ime  sust  durcht  des  von  Bergen  land 
zuogot.'  1475,  Bs  Chr.  ,[Kann  das  Gericht  vor  dem 
Essen  die  Geschälte  nicht  bewältigen]  alsdenn  soll  das 
gericht  nach  essens  aber  sitzen  ...  und  dem  gericht  von 
sollichem  nach  essens  richten  der  Schilling  wie  sust 
ouch  gegeben  werden.'  1495,  Bs  Rq.    S.  noch  Kräjcn- 


Plappert(Bd  V  132).  Spec.  in>ndern,  frühern  Zeiten, 
ehedem  Aa;  Ap;  Bs;  Gr;  G;  Schw;  Tu;  Z  und  sonst. 
S.  albe"  Came",  amig  usw.;  s.  Bd  I  2u9),  amel  (Bd  IV 
145).  's  ist  s.  amel  nöd  so  g'si"  ApK.;  Th.  S.hedmer 
ami"  (amel)  g'seid  ...  Aa;  Th.  Sust  het-me" 's  amen 
änderst  g'macht  Bs.  Alleinstehend,  's  ist  süns  nit  so 
g'si",  dass  di  Junge"  heind  welle"  Meister  si"  BBe. 
(AvRütte).  31er  händ  süss  me' zöge"  [grossem  Ertrag 
gehabt]  us  de"  Bebe"  Th.  Süss  hät-me"  g 'meint ..., 
süss  händ  si  immer  g'sait  . . .  GRCliur.  —  c)  auf  andre 
Weise  B;  PAL  (.altrimentc');  GT.;  Tu;  Z.  Wänn's 
so  nüd  gut,  müe"-mer 's  halt  s.  luege"  z'  mache" ;  vgl. 
oben  Bed.  2  a.  ,Swa  ein  burger  den  anderen  ...  slat 
mit  handen  ald  mit  stabe  und  es  geklaget  ald  sust 
offen  wirt.'  Z  RBr.  ,Das  nieman  mit  dem  andern 
ritten  noch  sust  wandeln  sol,  der  [usw.].'  1393,  Z  StB. 
, [Sultan  Bajesid]  hies  den  cristen  gefangenen  allen 
die  houpter  abeslahen  und  ouch  sust  tötten,  wie  man 
mochte.'  1396,  Bs  Chr.  ,Wär  aber,  das  ich  das  recht 
von  den  von  Glarus  ...  anderswa  suochti  ...  oder  süss 
wider  sy  täte  in  friden  oder  in  kriegen  . . .'  1406,  Gl 
Urk.  ,Man  sol  nachgan  und  richten,  als  ir  etlich 
einander  ...  mit  stüelen  und  sus  geschlagen  hand.' 
1424,  Z  RB.  ,Wenn  einer  sturbi  oder  süss  endrung 
geschehe  in  koufen  oder  ander  wyse.'  1469,  Obw. 
,[Man  hiess  ihn  kommen]  ein  kamer  uffzebrechent ... 
Als  er  dahin  komen  sye,  da  hettent  sy  die  sust  uff- 
getan,  das  sy  sin  darzuo  nit  bedörftent.'  1472,  Z  RB. 
.Welcher  guot  verkouffen  ald  verliehen  wil  ald  wie 
er  sust  darvon  gan  wölte.'  1475,  Z  Rq.  1910.  ,Lagend 
der  wirtin  zum  Ochsen  zwog  diechteren  ain  der  be- 
stalenz  und  warend  vor  uns  im  hus  verborgen  und 
detten  eben,  as  werend  sy  sust  krank.'  Stockar  1519. 
.Schlüege  er  sy  aber  übel  mit  einem  alten  schuoch 
und  sust'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,[Er]  weite  nit  wäben 
nach  sunst  werchen;  denn  wann  er  nit  vischet,  so 
were  er  bym  win.'  ebd.  , Damit  durch  sorglose  und 
in  arider  weg  dem  huss  kein  schaden  mit  füwr  oder 
sonster  begegne.'  1561,  Z  Rq.  1910.  ,Mit  der  Weer  oder 
sontst  mit  gewerter  Hand.'  um  1600,  ebd.  ,Er,  Zug, 
wundere  sich,  wie  er  [der  Beklagte]  siben  Müler  mit 
Verkaufung  Brantenwyns  erhalten  könne,  die  Kinder 
bättlind  zwaren  nit,  aber  standind  sonst  nach  zuhin.' 
1640,  Z.  S.  noch  glimpfen  (Bd  II  627);  ter-chrämen 
(Bd  III  813);  Bd  IV  296  u.;  Zunft-Brueder  (Bd  V  423); 
brännen  (ebd.  618);  be-senden  (Sp.  1121).  —  d)  aus 
einem  andern  Grunde,  zu  einem  andern  Zweck. 
Weg-em  Aug  und  söss,  Abfertigung  GWittenb.  S.  noch 
Sp.  970.  ,Er  [ein  Priester]  hab  mess  oder  er  werde 
süss  besendet.'  1393,  U.  ,Wenn  er  das  nechst  mal 
anderer  syner  gscheften  halb,  es  syge  an  das  meigen- 
gericht  oder  sonster,  hinüber  kompt.'  1574,  Z  RB. 
,[Die  von  der  Obrigkeit  gelieferten  ,harzrümpf'  soll 
man  nicht  andern  Leuten  geben]  es  syge  zum  wöschen 
oder  sonster.'  1500,  Z.  —  e)  überdies,  ausserdem. 
,Diser  wurde  gestraft  umb  5  gülden  ...  und  sol  süss 
sweren,  gen  Rom  zu  gan  und  sich  lassen  absoltiren.' 
1487,  B  RM.  ,Als  N.  mit  werffen  und  suntst  gruben 
worten  und  schweren  übel  gewerchet.'  1523/6,  Z  RB. 
,Es  waren  der  arzet  ...  vil,  do  ich  gon  Basel  kam, 
als  nemlich  von  graduierten  ...  Darzuo  kamen  NN., 
zugen  aber  baldt  hinweg.  Sunst  waren  empirici  der 
A.  und  B.'  FPlatter  1612  (Boos).  S.  noch  sunder 
(Sp.  1142  o.).  Neben  einem  subst.  Ausdr.,  vertauschbar 
mit  ander  (auch  =  anders  geartet),  allg.    S.  Ein(e')  (im 


Sas,  ses,  sis,  sos,  SQS 


1400 


PI.  ohne  Art.)  1)  ander  übh.  Wirst  wol  s.  (noch) 
Eine"  finde",  zu  einem  in  einer  Heiratsaussicht  ge- 
täuschten Mädchen.  Der  N.  und  s.  noch  zwe.  S.  auch 
Herz-Brecherli  (Bd  V  3311).  ,Das  man  in  den  rechten 
einen  trefflichen  man  und  süss  einen  zuo  im  und  in 
der  heiligen  geschrift  ouch  zwene  und  in  artibus  viere 
bette  zuo  einem  anfange  [der  Universität],  wer  gnuog.' 
M.  XV.,  Bs  Chr.  ,Der  T.  und  .sus  ainer.'  1530,  Absch. 
S.  noch  Bläteren-Salb  (Sp.  806).  Bei  PI.  ,Und  suzz 
[ausser  den  Pflstern]  von  allen  bürgern  und  mengk- 
lichem  ...'  1384,  AaB.  StR.  ,A.,  B.  und  sus  zwen  [ha- 
ben] mit  einander  gekartet.'  1436,  Z  RB.  ,Sy  beid 
und  sust  ouch  zwen  gesellen.'  1438,  ebd.  ,NN.  und 
sust  al  die  edelüt,  die  zuo  ring  umb  uns  worent.' 
1444,  Bs  Chr.  ,Ant\vurte  die  selb  frow,  es  weren  susd 
gesellen  ouch  by  inen  [sie  könnten  sich  dem  Gelage 
anschliessen].'  1485,  Z  RB.  ,N.,  wie  sust  vil  riter, 
zuo  Rhodis  vergraben.'  Ansh.  —  2)  anders  geartet. 
,[Wenn  weder  der  Abt  noch  ein  Gotteshausmaim  von 
ihrem  Vorkaufsrecht  auf  die  Wirtschaft  Gebrauch 
machen]  so  süllen  wir  sy  sust  einem  biderman  ...  ze 
kouffen  geben.'  1408,  AAWett.  Arch.  ,Er  sye  eigen 
oder  vogtman  ald  sus  einer.'  1483,  ZBub.  .Ein  koch- 
löffel  und  sust  ein  totzen  [ein  Dutzend  anderer  Löffel].' 
XV./XVL,  AfV.  ,So  es  gar  schwer  Winter  gäbi ...  oder 
so  es  eim  süss  ein  Notsach  an  die  Handt  stiesse  [sich 
an  die  Obrigkeit  zu  wenden].'  1622,  SohwHö.  Bei  PI. 
,N.  seite,  es  werdent  nitbättler  sin,  es  sint  gwüss  sunst 
lüt.'  2.  H.  XVI..  Z.  .Karfunkel  und  sonst  herte  Apo- 
stemen  oder  Schlieren.'  JRLandenb.  1608.  ,6  Fl.  an 
Agaten  und  sonst  Krallen.'  1625,  Z.  ,Es  waren  da 
guti  Schützen  und  sunst  jungi  starki  Mann  und  Kna- 
ben.' 1638,  Z  Neuj.  N.  1906.  Bei  artikellosem  Sg. 
.Keiner  [soll]  ze  der  wuchen  mer  metzgen  dann  drü 
rinder  und  sus  vichs,  als  vil  er  wil.'  1423,  Z  RB.  ,Es 
sye  sin  Schwager  oder  sust  fründ.'  1483,  ZBub.  ,Es 
sig  bar  gelt  oder  sust  varende  hab.'  um  1500,  ZKyb. 
,N.  vermeint  das  nit  frecht  sin,  besunder  sust  zins- 
haber.'  1524.  Z.  ,Ain  muos  von  rys,  fennek  oder 
sunst  von  milch  gekochet',  oder  ein  anderer  Milchbrei. 
1533,  G.  ,Um  ein  venster  und  sunst  um  bletzwerch.' 
1598,  AAZof.  S.  noch  Mues  (Bd  IV  488).  Auch  in 
der  Bed.  gewöhnlich,  nicht  ausserordentlich.  Nenei", 
Da'  ist  nu"  sust  e"  Mugg,  keine  aussergewöhnliche. 
gefährliche  (Stech-)Mücke  Z.  ,Ein  burgermeister  [soll 
reiten]  mit  zwei  knechten,  ein  ritter  mit  zwei  knechten 
und  süss  einer  des  rats  [ein  gewöhnliches  Batsmit- 
glied]  mit  einem  knecht.'  1439,  Z  StB.  S.  Upper,  Nie- 
ineH  uä.  Chunt  s.  Öpper  mit'?'  I'h  weiss  s.  Niemert, 
der  dazu  imstande  wäre.  ,Wenn  ein  geselschaft  oder 
süss  jeman  vischen  notdurftig  was.'  1441,  Z.  ,Von 
dheim  fürsten,  er  were  geistlich  oder  weltlich,  oder 
süss  von  dheim  herren.'  1465,  Gpd.  ,Hand  wir  den 
lüten  zuo  essen  geben  und  zuo  trinken  und  sus  keinen 
Ion.'  1512,  Z.  ,[Die  Papisten  haben  die  prunkliebenden 
Prädikanten]  warlich  nie  uf  irer  part  weder  sust 
yeman.'  Zwingli.  .Deren  von  Adlicka  und  sunstig 
mengklichs  halb  ungesumpt  und  unverhindert.'  1545, 
Z  Rq.  1910.  ,Die  Kleger  oder  sonster  ein  Jeder.'  1701, 
G  Rq.  1903.  Vgl.:  ,Es  siiend  lantlüt  oder  jeman,  der 
sus  by  uns  in  unserm  land  wanhaft  ist.'  1414,  Scbw 
LB.;  in  einer  andern  gleichzeitigen  Urk.:  jeman  unser 
lantlüten  oder  jeman  anders,  der  by  uns  in  unserm 
lant  wanhaft  ist.'  ebd.  S.  Öpjtis,  Nüt  uä.  S.  noch 
Öppis  (g' fellig)?   fragt  ein  Verkäufer  G;  Th;  Z.     Ich 


hä"  'tankt,  sus  Nämis  (NäUs),  Abfertigung  eines  Be- 
gehrens, einer  Antwort:  warum  nicht  gar!  GG.,  T. 
Gleichbed.:  Ja,  und  süss  Öppis  (auch  en  S.-Ö.)\  Th 
Hw.,  Mü.  Wo'tst  en  S.-Ö.?  Wenn  t'  no"  kann  S.-Ö. 
[auch  =  Schläge]  wo'tst!  ,[N.  hat]  im  etwas  tröw- 
lich  zuogerett  und  ouch  süss  etwas  böser  red  gerett.' 
1395,  Z  KB.  S.  noch  numen  I  (Bd  IV  753).  (Weist) 
s.  Nut?  Wer  chretzt  und  chläbt,  De''  ist  (cha"")  sust 
Nüt  ZO.  Wer  Nüd  het,  het  Rue",  aber  süst  Nüd  derzue 
BSi.  (Gcmp.).  ,Kanst  mir  sunst  nüt  vorn  gesten  sagen  V 
der  Reiche  zum  Knecht,  der  ihn  an  Lazarus  erinnert. 
Laz.  1529.  ,Daz  sol  einen  schirmen,  sunst  nüt.'  1545, 
Ndw  LB.  ,Sy  hand  sunst  Nüt  in  ihrem  Heimet  dan 
wass  gut  Leut  mit  ihnen  teilen.'  1621,  Zinsli  1911. 
S.  noch  Gesell  (Sp.  722).  Wa(s)  s.?  was  sonst?  Wa' 
süss?  als  Spitzname.  Sch  Pilger  1882.  ,Was  der  prie- 
ster  süntsch  am  canzel  verkündt.'  1485,  BRM.  ,Was 
sontsten  für  kosten  uff  das  ampt  gadt ...'  Z Wald  Hof- 
rodel 1586.  Ja,  Heini,  loss  was  muss  der  süss  klagen! 
JCWeissenb.  1702.  ,Mach  sie  mit  Honig  ein  wenig 
süss  oder  was  du  sonst  Süsses  hast.'  Z  Kochb.  XVII1./ 
XIX.  S.  allerhand,  -lei.  Auf  dem  Markte  gab's  Dies 
und  Das  und  süss  (noch)  allerhand  (Sache")  Th.  Im 
Wald  stöt  Holz,  in'n  Wise"  dei  giH  's  Gras.  Süss  wachst 
no'h  allerlei.  APletscher  1902.  D'  Schwellbrunnere" 
die  sönd  halt  die  Höchsten  im  Land:  chönd  simelen 
und  lismc"  ond  sös  allerhand.  ApVL.  1903.  ,Item  so 
ist  sust  allerlei  uncost  über  den  keiser,  die  sinen  und 
sust  uffgangen.'  1473/4,  Bs  Chr.  ,Sin  houbtbuchsen 
und  ander  buchsen,  ouch  sust  allerlei.'  1475,  ebd. 
.Wurde  süss  allerlei  gerett'  E.  XV.,  Z.  ,Suster  vil';  s. 
Rappisser  (Bd  VI  1184).  Oft  pleonastisch  neben  .ander.' 
,Von  der  selben  nianung,  leistung  oder  süss  von  ander 
sach  wegen.'  1391,  AaB.  Urk.  ,Und  was  her  W.  ir 
houptmann,  und  denn  sust  ander  edel  ...  die  kamen 
all  darvon.'  Z  Chr.  XV.  .Ein  jeklic.her  Wechsler  noch 
sust  niemand  anders.'  1425,  Gl  Urk.  ,Were  aber,  das 
sich  süss  in  anderweg  dehein  frevenheit  ze  Altstetten 
verlüffe.'  1429,  Z  Rq.  1910.  .Weder  mit  noch  ane 
geistlichem  oder  weltlichem  geriebt  noch  süss  in  kein 
ander  wise.'  1444,  UwE.  .Süss  all  ander  zins.'  ebd. 
.Süss  ein  ander  priester,  wer  der  wer  oder  wannen 
er  were.'  1472,  L.  ,[Man  solle  nur  die  Hauptleute 
und  Verwundeten  in  die  Stadt  lassen]  süss  all  ander 
güetlich  furwisen.'  1477,  Bs  Chr.  ,Die  sygend  all  er- 
schlagen ztod  ald  suster  kon  in  andre  not.'  Ruef  1539. 
.Nüt  anders  sust  dann  dass  ich  lust  und  fröud  mög 
hau.'  .TMcrer  1559.  .Was  sontsten  ander  freffel  ... 
beschechend.'  ZWäd.  Herrschaftsr.  1593.  S.  noch  reisig 
(Bd  VI  1326).  Neben  .witer';  s.  sunder  (Sp.  1143). 
In  deutlich  attr.  Stellung.  .Als  er  sampt  sunst  dryen 
knechten  sinem  vatter  getröschen.'  1545,  Z  Ehegericht. 
.Darzuo  so  louft  er  by  tag  und  etwo  zuo  nacht  umbhin 
von  eim  wirts-  und  sunst  huss  in  das  ander.'  1555,  Z. 
,In  sonst  Heuser.'  1643,  Bauernchr.  Scheinbar  pleo- 
nastisch gebraucht  ähnlich  wie  gr.  äW-os,  lat.alius,  frz. 
untre.  ,Were  aber  yeman  als  arm,  daz  er  den  einung 
nit  geweren  möchte  oder  süss  sin  guot  verenderte  und 
den  einung  nit  weren  wölte.'  1454,  Schw  LB.  ,Ob- 
glych  Einer  ald  Mehr  syn  Huss  und  Heimb  eintweders 
durch  ingerissne  Unfäl  ...  oder  sontst  von  wegen 
liederlichen  Husshaltens  allerdings  verkauften  müsste.' 
1613,  ZRq.  1910.  S.  noch  Bd  IV  1706  u.;  Wät-Sack 
(Sp.  647).  Vgl.  das  scherzh.:  St  ist  kröpfet  ond  'bogglet 
ond  söss  nüd  g'schid  Ap  (TTobler).  —  f)  an   sich, 


14ol 


eigentlich,  im  Allgemeinen,  für  gewöhnlich  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Gr;  G;  Sch;  ScbwE.;  Tu;  /,.     's  HüS  war  Süst 

nid  :'  f'ir,  ,wenn  man  nämlich  iibh.  eines  kaufen 
wollte'  Aa  (H.);  ähnlich  auch  sonst,  's  wer-mer  süst 
iiit  .-'  eil.  ,wenn  ich  übh.  so  viel  Geld  ausgeben  wollte, 
dh.  die  Sache  ist  so  viel  Geld  wert,  nicht  zu  teuer' 
Bs  (Seiler),  's  war  s.  e"  schö"s  Plät:li  [aber  für  mich 
zu  teuer]  Ap;  Th.  's  w&r-mer  s.  glich,  mieeh-mer  s. 
NiU  (aber...)  Z.  [Verkaufer:]  I^  will  's  ge"  für  W  Fr., 
aber  es  sötti'd  süss  50  sin,  zB.  nach  dem  Marktpreis 
Tu.  I'h  ha"  s.  uf  me  if  rechnet,  ebd.  [A.:]  Bisch- de 
z'fride"?  [B. :]  I°*  cha-'  siis"  nid  grad  chlage"  B.  Der 
het  iez  Die  g'hürätet;  nu  ja,  's  isch  siis  es  a'ständigs 
Meitli.  ebd.  Isch  [ist  es]  söss  auswar?  G.  Wobist 
du  söss  diho'mm?  G;  THEgn.;  vgl.  Sp.  392  u.  I'*  ha» 
s.  nüd  vil  druff  Ap;  Bs;  Th;  Z.  S.  seit-mefn  au'h) 
Grüezi,  lupft-me"  ä"  Chappe»,  Mahnung  an  Kinder  Aa; 
Ap;  Th;  Z.  Die  chlepfige"  si"  susch  nid  e"mäl  di  g'fdr- 
lichste"  Müntschi.  HDietzi  1900.  Der  eltst  und  der 
sterchst  Maie'feldcr  isch  sus  der  P/m",  aber  doch  him- 
mer e"möl  en  Bürger  g'ha",  wo  au'h  Ettas  hat  'künne". 
Hausfrd  1885/6  (GitHe.).  I'h  hä"  da  es  Dingi  Magers 
g'rechet,  es  ist  süss  nüd  dürrs  g'si",  aber  ich  hän  's 
glich  i"tribe"  GrV.  (CSchnyder).  Me"  hätti  süss  g'meint, 
es  ud'-iid  kruschierti  Männer  drunder,  aber  Keine"  hed- 
si'h  anerbotte".  ebd.  ,Desgelich  band  frümd  liit  hüser 
by  uns,  die  mit  uns  weder  stürend,  dienend,  wachend 
alle  die  wile  die  Sachen  stand  als  bisher;  die  süss 
alle  sollend  wachen  und  dienen  nach  dem  und  die  ord- 
'  nung  angesehen  ist.'  1439,  Z  StB.  ,Tu  die  [die  Beeren] 
in  ein  sauberen  Haafen,  es  solt  sonst  ein  herdinen  ge- 
lesten  [glasierten]  Haafen  sein.'  Z  Kochb.  XV11I./XIX. 
—  g)  etwa  =  nhd.  .nebenbei  gesagt,  beiläufig  bemerkt'; 
nur  in  emphatischen  Sätzen  Aa;  Ap;  G;  Sch;  SchwE.; 
Th;  Z.  's  ist  sös  e"  schülichs  A"luege"  Ap.  Da(s)  ist  s. 
glich  nid  recht  Aa;  Ap;  G;  Th;  Z.  I'h  hätti  sust  (jl ich 
au'"  g'meint ...  AaF.  Das  ist  süst  a"fen  (auch)  en  Art  [zu 
reden,  sich  zu  benehmen]  Aa.  's  het  (ist)  s.  glich  (a"fe" 
oder  e"fange")  e"  Art  (Gatti"g,  Meini"g)  Aa;  G;  Tu;  Z. 
DafiJ  war  s.  e"fange"  scho(n)  Th;  Z.  Da'  sim-mer 
süss  glich  au,'h  (oder  e"fange")  Lüt.  Du  bist  sös  o'"  e" 
rechts  Chalb  Ar;  G.  Wie  ka""-me"  süs  o'h  e"  deri's 
Häs  träge"  ApK.  Nei",  wie  si  sust  auch  en  Rock  a"het; 
er  glitzret  wie  Side"  vo"  witem.  Stütz.  Me"  wässt  jo 
süss  wol  au'h,  aber  au'h  ase  z'  gar  au'''  und  z'  über- 
tribe"  und  z'  n'pärtig  und  z'  drüber  durch"i"  ...  ist 
z'  u"cernüftig  ScbScIiI.;  ähnlich  Tb  und  sonst.  S.  noch 
rar  (Bd  VI  1222);  Senf  (Sp.  1166).  —  h)  in  ellip- 
tischen Formeln.  Ja  s.  1)  als  starke  Bejahung:  das 
will  ich  meinen,  allerdings,  gewiss!  ZDüb.,  OGlatt,  0.. 
Volk,  (hier  soll  nie  mit  einfachem  ja,  sondern  immer 
mit  Ja  sust  bejaht  werden).  A.:  GV't's  ivol  üs?  B. : 
Ja  sust!  ZDüb.  Ja  sus  null!  GA.  —  2)  als  iron.  Ant- 
wort: warum  nicht  gar!  ZO.  (Dan.).  Ja  sust  wuel! 
Gl.    Sus  ebe",  nein  im  Gegenteil  ZBenk. 

Ahd.  «it«,  so  (auch  bei  Notker),  mhd.  »u»,  eu(n)st  auch 
in  den  übrigen  Hauptbedd.;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1730/49. 
Alle  unsere  Formen  finden  in  ausserschweiz.  MAA.  und  meist 
auch  in  ä.  Quellen  Entsprechungen.  Zur  Assimilation  im  An- 
laut vgl.  Martiu-Lienh.  II  367;  Gr.  WB.  aaO.  1733.  Zur 
Erklärung  der  «-Formen  hat  man  vermutet,  dass  der  Uml. 
zunächst  in  Wortfolgen  wie  sua  ist  >  )iia  £«(  eingetreten  sei 
(Bebagbel  1911,  134|.  Aber  es  ist  wohl  eher  auszugehn  von 
einer  in  satzunbetonter  Stellung  entwickelten  gr  .ciia.i.li'.n 
Form  mit  (unter  Einwirkuug  der  »)  palatalisiertem  Reduk- 
tionsvokal, der  bei  der  Übertragung  in  betonte  Stellung  zu 


volltonigem  ü  wurde.  Die  nasalierten  Formen,  die  freilich 
in  dei  Canzleispr.  schon  früh  erscheinen,  werden  in  den 
.MAA.  nuh  mehrfachen  Angaben  als  jünger  empfunden;  dazu 
stimmt  der  Mangel  an  Formen  mit  vokalisiertem  n  (vgl. 
dagegen  zB.  Chousl  <  Chunsi).  Merkwürdig  ist  die  Angabe 
von  Hunz.,  der  sust  und  «un«(  neben  süst  als  veraltend  be- 
zeichnet. Aus  der  all-.  Schliffs]. r.  stammen  die  Formen  mit 
,-o-'  (ausser  in  MAA.  und  Quellen,  in  denen  der  Wandel 
u  >  o  regelrecht  ist).  Die  Scheidung  zw.  -s  und  -m  mnsste 
auf  grund  der  vorliegenden  Angabi  u  erfolgen.  Zu  den  er- 
weiterten Formen  vgl.  bes.  echt  Bd  1  32.  An  Formen  aus 
der  ä.  S|ir.  seien  noch  erwähnt:  ,Suss'  wechselnd  mit  , sust.' 
1438,  ZStdt.  .Sonsten.' AKlingler  1691;  Spreng,  ,sontsten.' 
wiederholt  1588/1652,  Z.  ,Suster.'  1.  H.  XVI. 
1531,  Absch.;  B  Disp.  1528;  Ruef  1539;  Aal  1549,  ,sustert.' 
1527,BHuttw.,  ,sonster.'  häufig  in  Z  Akten  der  Jahre  1566/81; 
JJNüscheler  1608;  1701,  G  Rq.  .Sussig.' JMahl.  1620,  gün- 
stig.' 1489,  ZNeer.;  1534,  ZMeil.;  1545,  ZAdlisw.;  Euef 
1550;  ,sonstig.'  JMahl.  1674. 

all-:  =  susla.  ,Und  süln  wir  ouch  wer  sin,  daz 
daz  hus  alsust  komen  ist  von  des  gerichts  wegen  in 
dez  vorgenanten  E.'s  haut.'  1313,  Z;  ähnlich  oft  im 
XIV.  , Wunde  wir  dise  vergicht  von  inen  alsus  horten.' 
1357,  ebd.  ,Den  selben  kouff  haben  wir  alsus  gen 
inen  getan  mit  sölicher  gehügde  [usw.].'  1423,  ebd.  — 
Amhd.  alsus  (Belege  aus  Notker  bei   Graft'  VI   21). 

um-  (AALeer.;  Ap;  BsL.;  B;  GnD.,ObS.;  G;  Sch; 
UwE.;  Z;  St.,  um(m)e"-  Aa;  Ap  (o-);  Bs;  GrD.,  He., 
Pr.,Ths;  L;  GSaL.,  T.,  Wb.,  We.;  SchwE.;  Th;  U;  Z, 
ummer-  S)  susftj  bzw.  sosfs)  GrD.,  He.,  ObS.,  Pr.,  Ths; 
GSaL.,  Wb.,  We.;  Sch;  ThMü.,  Tag.,  „-süss,  -süss  Ap; 
Gr;  G;  Sch;  Tu;  Z,  sonst  -sust"  (St.2),  -sös(s)  Ap;  G, 
-sust  AaF.;  „V0;Gl";  SchwE.;  U;  Z,  -süst  B;  UwE., 
-sunst  Aa;  Bs;  L;  S;  Z,  um-,  imsonst  PA1.  (Giord.), 
ume"-sustig  SchwE.:  a)  ohne  Entgelt,  gratis.  aaOO. 
Syn.  sus  3 aß.  Meinst,  es  geb  's  [das  tägliche  Brot]  u.? 
AaF.  Es  ist  guet  g'nueg,  was-men  u.  giH  SchSL  (Sul- 
ger),  überchund  L  (Ineichen).  U.  ist  defrj  Tod  (auch: 
Nüt  a's  der  Tod  GSaL.),  gew.  mit  der  Fortsetzung 
aber  er  (und  de-  Bs;  ZW1.)  chostfeß  's  Lebe"  (lt  Sulger 
Lüt)  Aa;  Bs;  GSaL.,  We.;  ScHSt.  (Sulger);  ZVV1.  und 
lt  Spillmann.  Scherzh.:  Der  lme"sus  isch  g'storbe" 
GSaL.  ,[An  die  Zeche]  sölt  der  knecht,  der  inen  win 
und  brot  zuogetragen  hat,  nüt  geben  ...  N.  sprach, 
warumb  denn  der  selb  knecht  umb  sus  komen  sölt.' 
1403,  ZKB.  ,üer  schiffman  in  Grinow  sol  ...  ainen 
apt  ...  umbsust  on  allen  Ion  ...  überfüeren.'  Schw 
Tugg.  Offfi.  .Hindennachin  hett  sin  [näml.  Weines] 
einer  gnuog  funden  umbsust,  das  er  us  den  vassen 
were  komen.'  1465,  Z  Chr.;  vgl.:  ,Man  gab  an  etlichen 
enden  des  selben  alten  wins  ein  eimer  umb  ein  pfennig 
und  nmbsus.'  1473,  ebd.  ,Man  fint,  die  6  oder  8  jare 
lärnknächt  ...  gesin  sind  und  denn  erst  fil  jar  umb 
sus  dienen  müessend.'  1469,  Gftj.  ,Es  mag  auch  jeder- 
man  in  disen  bedern  sich  ergetzen  und  sein  badenfart 
umbsonst  vollbringen.'  HFant.  157S.  —  b)  vergeblich, 
frustra  Bs;  GrD.,  ObS.;  L  (Luegisl.) ;  PA1.  (.indarno'); 
Th;  Z.  Er  ist  umsus  an  den  Platz  g'loffe",  der  Doktcr 
ist  nid  daheimat  GrD.  [Bursche:]  Nei",  Bäbeli,  briegg 
au'"  nüd  eso,  i'h  will  uf's  Jar  ja  wider  eho".  [.Mäd- 
chen:] Ja,  wenn  d'  uf's  Jar  ja  wider  chunst,  so  »•///-/•" 
warte",  aber  nüd  umsunst  ZThalw.  's  ist  Alls  omsöss. 
Schwzd.  (AHaider).  S.  noch  Bd  V  770o.;  zue-rüsten 
(Bd  VI  1555o.).  Präd.  ,So  istüwer  ding  ombsus.'  Just. 
,Druinb  ists  schon  uss,  es  ist  umb  sust  [:  lust].'  HBill. 
1533.  ,Dyn  sagen  ist  umbsust  [:  lust].'  Edef  1550. 
,Umb  sunst  und  vergäbens  arbeiten,  laborein  iuanem 


Mi»:-; 


Sas,  ses,  sis, 


capere.'  Fris.;  Mal.  ,Ihr  übrist  hette  ein  Teufels 
Kunst  bei  sieb,  war  aber  urabsunst.'  1621,  Zinsli  1911. 
S.  noch  blüemen  (Bd  V  93).  —  c)  ohne  Grund  (Zweck); 
gew.  negiert.  Er  ist  nid  omme*sös  (eso)  tick  Ap.  's  chund 
Nüä  ume"sust  AaWoM.  Dieselbe"  Habsburger  hent  nit 
ume"sust  eso  g'heisse",  Die  hent  ei"fach  g  meint,  's  miess 
Alls  i"  ire"  Sack.  Schweizern.  1891  (U).  So  ume"sust 
het  Niemer  welle"  z'  Höll,  als  Opfer  für  den  Bau  der 
Teufelsbrücke.  Ndw  Kai.  1906  (ü).  ,Man  hat  wol  ver- 
standen, das  semlicher  anslag  durch  in  nit  urabsus 
was  beschechen.'  DSchill.  B.  ,Die  hern  werden  un- 
gerochen  nit  lassen,  dass  sie  also  urasust  verachtet 
und  verspotet  sigid.'  Ansh.  ,Das  zeiget  er  an  nit  urnb 
süss.'  Laz.  1529.  .Über  das  alles  [sei  die  Frau  des 
Sprechers]  hinweg  glüffen  und  sich  zuo  einem  pfaffen 
gen  Brysach  gesetzt,  ungezwyfflet  nit  umb  sunst.' 
1538/40,  Z  Ehegericht.    S.  auch  Vor-Bröt  (Bd  V  958). 

Mlul.  umhe  ms,  eig.  ,(nur)  um  so'  (Mild.  WB.  II  1,  757), 
urspr.  wohl  mit  hinweisender  Gebärde  (Paul  WB.  257<J); 
vgl.  auch  Heyne  WB.  III  1131;  Schi».  2 II  333;  Martin- 
Lienh.  II  367.  Die  dreisilbigen  Formen  (auch  eis.  und  bair.) 
enthalten  wohl  urspr.  den  unbest.  Artikel  (vgl.  ,uinb  ein 
sust.'  HSachs  bei  Sehm.  aaO.),  viel],  einem  'umbe  ein  niht  oä. 
nachgebildet.  Das  W.  ist  tw.  durch  das  syn.  ver-gibe"  (s. 
Bd  II  87)  zurückgedrängt;  tw.  (so  in  BG.)  wird  es  Diesem 
gegenüber  nicht  als  ma.  empfunden.  .Umbsunsten.'  ABütcl- 
rock   1682/1712. 

an-:  =  sus  B.  ,Ansonst,  sonst.  Wird  nur  von 
einigen  Schaffungen  gebraucht.'  Spreng.  ,Da  wir  an- 
sonsten den  ganzen  8ten  Art.  ...  genehmigen.'  1780,  S. 

—  Aus  der  allg.  deutschen  Kanzleispr.;  vgl.  Gr.  WB.  I  464. 
für  -  säst(ig)    SchwE.    (Lienert),     versüss    GrPi\: 

1.  ohne  besondre  Absicht  GRPr.  I"h  bi"  nu"  v.  da  üf 
g'gange".    Nu"  v.  han-ich  's  g'said,  auch  =  zum  Schein. 

—  2.  =  um-s.  b.  Fürsust  sueche"  SchwE.  (Lienert).  — 
Vgl.  zur  Entstehung  die  Anm.  zu  um-s. 

suslich:  solch.  ,Das  s-s  enzihen  desto  sicherer 
möchte  beliben.'  1296,  SchwE.  ,S-s  gelübde.'  ebd.  ,In 
s.  wise  als  hie  nach  geschriben  stat.'    1847.   AiLauf. 

—  Entspr.  amhd.    (Belege    aus  Notker  bei  Graff  VI  21/2). 

Susanna,  -<  (nach  Angaben  aus  AAFri.;  BE.,  Gr.; 
Sch;  WZerm.;  Zg),  Z-  Gl;  GRPr.;  G(sooT.),  Susann 
GStdt(-)V-,  vornehm),  Z-AaL.;  ApScbön.;  Th;  Z,  auch 
lt  Dan.,  Spillm.,  -us-  GT.;  ZO.,  Zusänte"  ZBenk. 
/:  Brente"]  —  Dim.  Susanni  GRMalix,  Susa(n)neli  ZEgl., 
Rafz,    Z-  (im  Kdld;    vgl.  u.)    Aa;    L;  G;  Sch;  Th;  Z 

—  derb  Zusannel  ZO.  (Stutz),  Zusanggel  lt  Dan.  (wohl 
für  Z)  mit  Dim.  Zusänggeli  ZStern.  —  Kurzformen 
Susa,  -.  BsL.;  BGr.  (1852,  lt  Bärnd.  1908),  -w-  BKand., 
Z-  BInt.;  S;  1.  H.  XIX.,  L  Spiel,  -ö1-  ApM.  (T.),  -w-  B 
ltZyro;  G  (Id.  1799),  Süsa,  -e  BInt,  Si.,  -*'-  BGr.,  Z- 
Blnt.  und  lt  Zyro;  ZO.,  Züs  Aa  (grob);  ZSell.,  Züs 
ZKn.,  0.  (-ü>-)  Stdt,  und  lt  Dan.,  Zusei  Z  f  (in  O.  lt 
Stutz  -ss-),  -o'-  ApM.  (T.),  Zö'sel  ApH.  (T.),  Susla,  -. 
Gr,  Z-  GRPr.;  GT.;  Sch  (auch  -ss-);  Z  (so  Seil.,  0. 
und  lt  Dan.),  -o>-  ApK.  (verächtlich  lt  T.),  Zö'sh   oTn 

—  Zütter  ZO.  (Stutz)  —  Dim.  Susi  I  Bs;  B;  GRMalix; 
L  (-ss- lt  Ineichen);  GStitf-ü'-J;  SchwE.;  SOBuchsiten; 
Ndw,  Z-  BInn.;  Gl;  L;  G;  Ndw,  -«'-  AALeer.  (H.); 
Bs  (Seiler);  B  lt  Zyro;  S,  Zuissi  W,  Susi  I  BsStdt 
C-i-J;  BE.,  Kand.,  Lenk;  FStAnt;  LHochd.,  Z-  B  (so 
uE„  lnn.,Kand.,  M.  undltld.);  FStAnt.:  Gl;  LHitzk., 
Hochd.;  G  (so  Stdt);  Sch:  uTh;  Z  (so  0.  und  lt  Usteri 
1853),  -ü'-  AALeer.  (H.);  Bs  (Seiler);  B  (so  Goldb., 
G.);  LBer.,  -V-  BBr.,  Gr.,  -o-  uTh,    Zisi  GStdt  (beute 


abgelehnt),  Suseli  B;  L  (-ss-  lt  Ineichen),  -ü'-  BsL. 
(Seiler);  GStdt,  -ui-  UwSa.,  Z-  BInt.;  Gl;  L;  G  (so  T.), 
Susli  Bs  (Seiler),  Z-  Bs  (Seiler);  GT.;  Zg,  Süseli 
BE.  (zärtlich),  Inn.,  Z-  AALeer.  f-ü'-J;  B  (so  Int.,  Stdt 
und  lt  Zyro,  in  Goldb.  -«'-);  L  (-ö>-);  Sch;  ScHwBr. 
(-«-,  auch  Bartlispiel  1829),  Th;  Z  (in  Rät.  -ss-), 
Ziselli  BBr.,  Süsli  SchwE.;  SMeltingen,  Z-  Bs 
(Seiler)  —  Züsgi  GlH.|  (etwas  roh)  —  Sanneli  Gl, 
Santschi  Gl:  1.  a)  weibl.  Taufname.  aaOO.  's  Babeli 
und  's  Zuseli  und  's  Döreli  und  's  Begeh.  Dorfkal. 
1890  (GoT.).  [A.  auf  die  Klage  der  B.,  dass  ihre 
Tochter  im  Dorf  en  pürsche"  Name"  erhalte:]  Mi" 
Chind  muess  anch  nW  d' Zusle"  sl";  ro"  hüt  a"  blib-ich 
halt  debl:  Susette"  säg-em  Jederma"".  EFeürer.  S.  noch 
in-gumpen  (Bd  II  313).  Süsikäti,  -käteli  BKand.  (auch 
Z-);  FStAnt.  D'  Farb-Zusla.  Schwzd.  (GrPi\).  Vgl. 
,Züs  Bünzlin'  bei  Gottfr.Keller,  Die  drei  gerechten 
Kammacher.  Typisch.  D'  Näehberslüt  ...  sin  orde"lichi 
z'säme"  g'sin  wie  d's  Susis  Jaggi  u"d  d's  Böse"gritli 
in  der  Buttiuucha.  Schwzd.  (BLenk).  D'  Mueter  u"'' 
der  Att,  Hans  u"a  Batt,  Grit  u"d  Grit,  d'  Süsa  u"d 
Elsbet  [usw.],  Antwort  auf  die  Frage  nach  dem  Fa- 
milienstand BSi.  (DGemp.  1904).  Exgüsi,  Jumpfer 
Züsi!  scherzh.  zu  irgend  einem  jungen  Mädchen  Th 
(so  Egn.,  Hw.).  Als  Züsi  namentlich  in  B  beliebt; 
daher  Berner-Z.  (in  L  auch  nur  Z.)  AaWoIiI.;  LBer., 
Uitzk.,  bes.  für  die  aus  dem  B  Gebiet  kommenden 
Bettlerinnen;  s.  noch  chugel-rund  (Bd  VI  1043).  Im 
(Kd-)Lied  meist  in  der  Form  Zusanneli  (S-J  verbunden 
mit  Anneli.  Anneli,  Z.,  wo  hesch  denn  du  diu  Ma""? 
Im  Tinte"fass,  im  TimtCfass,  jetz  cha""seh-ne"  numme'' 
ha"  GBuchs.  Anneli,  Z.,  wo  weide"d  dini  Schöfli? 
Z'  Wengen-öbe",  z'  Wengen-obe",  hinder  selbem  Brochli 
ScHGächl.  (EStoll  1907).  Anneli,  Z.  hat  höht  par 
Schueh;  si  g'ivigglet  und  g'ivagglet  im  Wirtshüs  zue 
Sch  (ebd.).  Anneli,  Z.,  chum  (her),  mer  icänd  i"  d' 
Em!  Ich  hän  e"  chlises  Plätzeli  und  schnid-es  (Ich  hau 
c"  rostigs  Sichelt,  es  tuet-mer  icc  im  Rüggeli,  aueh  schnid- 
ich  ZRät.)  nüä  so  gern  ZO.  (Messikommer  1907),  Rät.; 
eine  Var.  unter  Boggen  (Bd  VI  773).  Anneli,  Z.,  bis 
"it  hö"!  Im  Winter  wei"-mer  läse",  im  Summer  fange" - 
mer  d'  Floh  Aa.  S.  noch  rumplen  (Bd  VI  939;  in  B 
lt  GZür.  1902;  in  Th  tw.;  ZEgl.,  Rafz  Susanneli). 
Anneli,  Zusänte",  Ziger  i"  der  Brente",  chüele"  Wi"  im 
Cheller,  Fleisch  uf  <<em  Täller  ZBenk.  Scherzh.,  Zu- 
sannf.J  als  Deckwort  für  , Sonne.'  D'  Zusann  chunt 
cho"  wundere",  .die  Sonne  ist  neugierig'  Z  (Dan.).  D' 
ZusannfcJ  chunt  (hüt  nümer)  füre",  zum  Vorschi"  Ap 
Schön. ;  G  (so  T.) ;  Th.  Wenn  nor  d'  Zusann  ivider  e"möl 
före"luege"  wörd  Th.  Übergehend  in  appell.  Gebrauch, 
als  Rufname  der  Magd.  Eini  [Hausfrau]  sitzt  i"  der 
Chuchi  ror-ere"  g'hüftige"  Blatte"  roll  zündröte"  Berti 
...  dertcere"d  iri  Zusann  bim  Schüttstei"  rore"  's  Mosch 
butzt.  FOschw.  1900.  Eusers  Here"  Züsseli  het  welle" 
höfeli"*  gä",  ist  über  und  über  g'chügelet.  het  's  Füdli'h 
füre"  g'lä"  ZRät.  RA.  Ei"'m  d's  Züsi  pßffe",  Jmd 
den  Standpunkt  klar  machen,  seine  Meinung  sagen  B; 
in  BG.  (lt  Bärnd.  1911)  dem  Züsi  pßffe".  ,[A.]  möchte 
...  dem  B.  das  Maiji  singen;  es  hat  jedoch  den  An- 
schein, dass  ihm  selber  nach  Noten  das  Z.  gepfiffen 
wird.'  Bauernst.  1908;  s.  noch  pßffen  (Bd  V  1079). 
—  b)  appell.  a)  Zöseli,  im  allg.  S.,  kleines  Mädchen, 
Ding  L.  Das  arm  Z.  [die  kleine  Marie,  der  der  Vater 
gestorben  ist]  ist  uf  <'<"'  ehalt  Chochibode"  g'chneuet. 
Vaterland  1907  (L).  —   ß)  Zü'si,   Zü'si  n.,   Schelte, 


llor, 


Sas, 


1400 


dumme  Person  AALeer.  (H.).  —  2.  Susann(a)  lt  Dan. 
(oO.),  Susann*  ÄAFri.  (lt  Bochh.  1857,  63)  f.,  Glocken- 
name; s.  noch  Glogg  mit  Anm.  (Bd  II  011/2). 

Vgl.  Martin-Lienh.  II  377;  Follnmnn  514;  WB.  der 
Inxemb.  MA.  407.  434.  Her  Name  wird  als  häufig  ange- 
geben für  B;  Seh;  SOBuchsiten,  als  seit,.,  in  l'w;  WZ.  im. 
'/.-  durch  Verschmelzung  mit  dem  fem.  (bzw.  neutr.)  Art. 
(vgl.  zB.  Sa&fna  Sp.  39).  Das  auffallende  Zütter  etwa  nach 
Kälter  (Bd  III  560).  Die  Betonung  ist  meist  Süsann(e). 
Für  das  Geschlecht  (vgl.  die  Anmm.  zu  Anna  IM  I  261; 
Maria  Bd  IV  356)  liegen  wenig  Angaben  vor;  Schwanken 
herrscht,  wie  sonst,  bei  den  Bildungen  auf-/  [Suri  bzw.  '/.- 
f.  GStdt,  n.  AaLeer.;  Bs;  BE.,  Gr.,  G.,  Lenk;  Z).  Zu  der  RA. 
am  Sililn^s  von  1  a  Tgl.  das  syn.  Ki'"m  r/'s  Maiji  singe" 
lS[,.  1196),  dem  sie  wohl  nachgebildet  ist.  2  angeblich  Um- 
deutung  des  in  Glockeninschriften  häufigen  ,Osanna';  vgl.  auch 
den  klangmalenden  Vers  Bd  II  611  0.  A.  Belege:  ,Frowo  Su- 
selin  Eichin.'  144S,  B.  , Susanna  von  Kappeustcin.'  ebd.  ,Zu- 
san.'  1585,  ZZoll.  Im  Flurn.  , Susannen-Acher.'  1798,  ThEgn. 

Susette  GT.  (als  vornehm  geltend),  Z-  GT.;  Th; 
ZBauma,  Süsette,  -a  BInn.  (.nicht  sehr  gebräuchlich'), 
Z-  B;  GT.  (-ü'-)i  Th;  Z  —  Kurzform  Sette,  -a  Ap;  Z 
Rass.  (-€-'-)  —  Dim.  Su'setti  BGr.,  Süsetti  GlEIid,  Gl., 
Süsettli  B  (Zyro),  Z-  B  (Zyro);  GT.;  TbMü.;  ZSt.lt. 
Setti  BGr.,  Worb  und  lt  Zyro;  Gl  (auch  Seti);  S,  Setteli 
Gl,  Settli  Ap:  weibl.  Taufn.  [Verloren:]  Am  Mündig 
z'  Äbi'g  mVs  lieb  Züsettli.  Z  Eisztg  1891.  S.  noch 
das  Vor. 

Frz.  Susette,-  -u-  beruht  auf  Kontamination  mit  Susanna 
(vgl.  d.).  Der  Ton  ruht  auch  bei  den  dreisilbigen  Formen 
gew.  auf  der   1.  Silbe. 

Susi  II.  Uff  d"  S.!  in  dem  Zieh-si  (s.  ziehen  und 
vgl.  Sp.  13  o.)  genannten  Ballspiel  Zuruf  an  den  Spieler, 
der  dreimal  mit  dem  Ball  gefehlt  hat  und  sich  nun 
als  Zuschauer  an  die  Wand  stellen  muss;  auf  dem 
Wege  dahin  dürfen  ihm  noch  drei  Schläge  versetzt 
werden  Bs.     D'  S.  auch  Name  des  Spiels. 

Zu  süse"  (eig.  Ort  wo  es  «*»(,  mit  Bez.  auf  die  dem  Aus- 
geschlossenen versetzten  Schläge)? 

suserle"  II:  =  sfifer(l)en  2  a  (Sp.  360)  iiiTh.  Es 
süserlet  noch  e"  Bitzli.  —  Kontamination  aus  »uferten  und 
sü»en;  vgl.   täuterlm   (Sp.  13S0). 

Susi  II:  Katze  Obw.  —  l'rspr.  Lockruf;  vgl.  büs  mit 
Anm.  (Bd  IV   1738/41)  und  die  synn.  Zui,  Zizi. 

Süssi.  Im  Wiegenlied:  S.,  nunni,  bütti:  d's  Chälb- 
schi  geit  i"  d'  Bütti  ...  s.,  nunni,  wiegi:  d's  Chälbschi 
isch  en  Spiegi  BDärst.  (GZür.  1902). 

be-suesse",  Ptc.  -et,  seltener  -e"  (s.  2):  1.  reizen, 
herbeilocken  (zB.  einen  Hund)  Gl  (heute  abgelehnt). 
Syn.  hallen  III  (Bd  II 1130);  besolden  (Sp.859);  zöchen. 
—  2.  in  der  Verbindung  b'suesset  (auch  b'suesse")  si", 
erpicht,  versessen  auf  GlH.,  M.  Er  ist  b'suesset  auf 
ein  Mädchen,  von  einem  Tänzer.  Er  ist  b'suesset,  ä" 
d'  Fart  z'  gü",  von  einem  alten  Manne,  der  die  Nä- 
felserfahrt  bei  jeder  Witterung  mitmacht.  Ü"seri 
Chatz  ist  b'suesset,  ufdem  ehline"  Bire"bäumli  z'höckle". 
Auch  wie  b'suesseft).  Er  ist  we  b'suesset  drüf.  Der 
gut  ve  b'suesse"  dert  here",  zB.  in  ein  Wirtshaus,  des 
Wirtstöchterchens  wegen. 

Zum  F.dg.,  eig.  mit  Süssigkeiten  ködern?  Aber  die  Form 
(alul.  'üi-euoßen)  will  zur  tr.  Bed.  nicht  recht  stimmen. 
B' messe"  wohl  unter  Einfluss  von  b'sesse". 

siiess  (bzw.  -ie-),  in  GGr.;  WVt.  -s:  1.  wesentl.  wie 
nhd.  süss.  allg.  ,S.,  lieblich,  dulcis,  suavis,  benignus, 
clemens,  comis,  mitis,  melleus;  s.  machen,  (e)dulcare, 


indulcare.'  Fris.;  Mal.  a)  eig.,  von  der  Wirkung 
auf  den  Geschmack.  Oft  verbunden  mit  dem  Gegs. 
sür  (s.  Sp.  1275  o.)  oder  bitter;  s.  auch  u.  S.  ist  nüd 
better.  Ap  VL.  1903.  ,S-es  und  bitteres,  dulcia  et  amara, 
contraria.'  Mal.  Neben  andern  Geschmacksbezeich- 
nungen;  s.  Bd  VI  1271.  Von  Früchten  uä.  S-i  Öpfel 
(s.  auch  Bd  I  367  und  vgl.  S.-Epfel.  ebd.  376),  Bire", 
Chriesi,  Trübe"  usf.  ,Wer  viele  süsse  Äpfel  isst,  be- 
hält ein  gutes  Gedächtniss,  wird  gescheit'  B.  ,Wenn 
eine  Kuh  die  Striche  voll  Warzen  hat,  so  soll  man 
einen  süssen  Apfel  nehmen,  einen  Schnitz  daraus 
schneiden,  die  Warzen  damit  abreiben,  den  Schnitz 
wieder  in  den  Apfel  einsetzen  und  nachher  den  ganzen 
Apfel  in  der  Dachtraufe  vergraben'  BE.  ,S-i  Öpfel- 
stückli  (gedörrte)  mit  Fett  gekocht',  häufiges  Gericht 
ZG.  (Messikommer  1911),  ebenso  frische  s-i  Öpfelstückli 
Ap;  G;  Tb;  Z.  ,Von  fruchten,  als  ops,  s.  zengrend  öpfel 
...  s.  trüben  oder  winber,  süesslacht  criechen.'  Türst, 
Ges.  ,Ein  sure  under  etlichen  s-en  birren.'  Zwingli. 
S.  noch  Saft  (Sp.  363  u.).  S-i  Wurzle";  s.  Chrüt  (Bd 
III  883).  S-i  Muschgate";  s.  Bd  VI  1270  u.  Von  Ge- 
tränken, Flüssigkeiten.  S-er  Wi";  auch  im  Gegs.  zum 
gärenden  (vgl.  Süser)  oder  vergorenen.  Muschkateller 
(u"d)  s-er  Wi(n)  im  Biti  -  Bössli  -  Lied  GRChur,  Mai., 
Ths.  S.  noch  Gigeli-Gupf  (Bd  II  392).  ,Anno  1473 
hiess  der  heiss  summer,  so  in  4  manoten  kein  regen 
kam,  und  ward  ussbündig  s-er  win.'  1473,  Z.  ,Der 
wyn  ward  ouch  desselben  jars  [1540]  so  s.  und  guot, 
das  man  meint,  er  wurde  nit  bestendig  sin,  sonder 
ze  essich  werden.'  1540,  Aa  TB.  ,Die  wyssen  wyn 
werdend  gestrax  von  den  räben  uf  das  trottbet  ge- 
wümlet  und  ganz  s.  vor  dem  jäsen  hinweg  gemässen.' 
E.  XVI.,  Z.  ,Der  gute,  süsse  Wein,  so  in  dem  edlen 
Boden  ...  von  uns  [den  Bündnern]  warde  gezogen.' 
1615,  Zinsli  1911.  ,Des  allersüssesten  besten  Felt- 
liners.'  SchwE.  Kanzleikal.  1620.  ,N.  sagt,  als  er... 
zum  Schneggen  kommen  und  man  anfangs  s-en  Wyn 
gehapt...,  syge  man  guoter  Dingen  worden.'  1637,  Z. 
, Fluch,  Jüngling,  wo  du  wilt  vor  Schaden  sicher  sein: 
Veracht  ein  geiles  Wib  und  entlich  süssen  Wein' 
BSi.  (Inschrift  auf  einer  Platte).  S.  noch  Llchuam 
(Bd  III  1015);  Most  (Bd  IV  541);  sür  (Sp.  1275). 
Süser,  wo  noch  e"weng  s.  ist  Tb.  S-er  Most,  unver- 
gorener  (Gegs.  ge-räzt  Bd  VI  1279).  ,Vom  s-en  Most 
macht  er  [der  Freie]  kein  Pfacht.'  1618,  GRGed.  ,S-i 
Milech'  Tb;  EKösig  1706;  s.  auch  sür,  ver-suren  (Sp. 
12760.1284).  ,S-e(Kirs-)Suppe';s.Sp.  1228. 1239.  ,S-er 
und  lieblicher  saft  oder  angenämmer  saft,  suecus  blan- 
dior.'  Fris.;  Mal.  ,S-es  wasser.'  ,Hast  ouch  da  usshin 
[ause  iner  ,gatzen  mit  wasser']  trunken?  Ich  gloub  ja, 
es  ist  woll  so  liehen  s.  gsin.'  1566,  Z  Ehegericht.  .Wann 
das  Volk  Israel  wider  Moysen  wegen  Mangel  und  Ab- 
gang Spis  und  Tranks  nit  brummlet  bette,  hette  vil- 
licht  der  allmechtige  Gott  das  bitter  Wasser  noch  nit 
s.  gemacht  und  das  Himmelbrot  fallen  lassen.'  1651, 
L.  S.  noch  üs-sihen  (Sp.  589).  S.  Chriesiwasser,  ,ein 
destilliertes  Wasser:  Kirschen  und  Kirschenkerne 
werden  zerstossen,  mit  Wasser  Übergossen  und  dann 
abgetröpfelt'  ApK.,  M.  (T.).  ,S-er  Salpetergeist',  Spir. 
nitri  dulc.  Aa.  >S'-;  Tinte"  als  Var.  zu  dem  unter  Anken- 
Milch  (Bd  IV  201)  abgedruckten  Spruche.  ALGassmann 
1906.  Von  Honig;  s.  Bd  II  1368;  Saft  (Sp.  363  u.).  's  ist 
Öppü  so  gross  wie-n-es  Hüs,  so  chli"  a's  e"  Müs,  so 
bitter  wie  Galle",  so  s.  wie  Hung  B  (Rätsel  vom  Nuss- 
bauin,  der  Nuss,  der  Schale  und  dem  Kern).    S.  noch 


1407 


sns 


Brunnen  (Bd  Vöiiii.;  auch  Sch).  Nünt  (Nütz)  för 
unguet  ond  Zocker  för  s.,  scherzh.  Entschuldigungs- 
formel  Ap.  Von  andern  Speisen;  s.  Sp.  1276.  S-e* 
OhäbiSi  nicht  eingesäuerter  BGr.,  Lutz.  S-er  Mocke";  s. 
Bd  IV  141.  S-C  Nidel  (Baum)  Ap;  GT.;  Th;  Z;  vgl. 
auch  Bd  IV  072.  ,[Die  Welt]  streichet  uns  häufig 
s-en  Neidel  in  das  Maul.'  JJUlr.  1731.  S-er  Anke" 
Aa  (H.);  Z  und  weiterhin,  s(-es)  Schmalz  Ap;  GrA.; 
GT.;  Th,  frische  Butter.  S-e  Chäs  1)  fetter  Appen- 
zeller Käse  Ap  (ATobler),  Emmentaler  Käse  ApHer.; 
GT.;  Th,  im  Gegs.  zum  rässe"  Appenzeller  Käse.  — 
2)  Käse,  der  aus  frischer,  durch  Zusatz  von  Lab 
künstlich  zum  Gerinnen  gebrachter  Milch  bereitet  ist, 
im  Gegs.  zum  süre"  Chäs  aus  Milch,  die  durch  Stehen- 
lassen sauer  geworden  GRPr.  Entspr.  s.  chäse"  (ebd.); 
vgl.  auch  ,s.  sennen,  s-e  Sennereien'  (Sp.  1006  und 
dazu  Gr  Sammler  1781,  36/7),  feiner  die  Sage  ,wie 
die  Sennen  das  Süsskäsen  lernten'  bei  GFient  1896, 
161/2.  Im  Schopf  [Ortsn.]  chiese"-si  ke'"  s-e"  Tropf. 
GZür.  1902  (BDärst.).  S-e  Ziger,  mittelst  Sür  (s.  Sp. 
1281)  aus  der  Käsemilch  ausgefällter  Zieger,  im  Gegs. 
zum  , sauern'  (durch  Salzen  aus  dem  süssen  erzeugten) 
und  zu  dem  aus  den  Abfällen  beim  Käsen  (den  Käse- 
spänen) bereiteten  Chds-Ziger  BE.  ,Das  Nächsli  [?]  ist 
gemacht  von  Leim,  äs  gehört  Nidlen  und  süssen  Ziger 
daryn.'  1812,  BLangn.  (Inschrift  auf  einer  Nidel- 
schüssel). , Drinnen  stund  ...  Käse,  Hamme  und  süsser 
Ziger.'  Gotth.  ,S-s  Gift',  übertr.  von  den  ausländischen 
Pensionen:  ,Es  soll  nicht  mehr  in  unser  Grenz  ge- 
spührt  werden  das  s-e  Gift,  so  alle  Not  und  Unglück 
stift.'  1618,  Zinsli  1911.  ,S-e  Schleckbisslin':  ,Die 
Preykanten,  welch  unser  [der  Teufel]  liebste  Freunde 
sein  und  unser  s-este  Schleckbisslein.'  1618,  ebd.  S. 
noch  Puppen  II  (Bd  IV  1426).  E"  s-i  Blatte«;  s.  Bd 
V  192  u.  Subst.  Süesses,  süsse  Speise,  spec.  Backwerk, 
wohl  allg.  Si  händ  nw  S-es  g'ha".  Dorfkal.  1892. 
[N.  bezahlt]  dem  Anneli  auch  öppis  S-es.  JHefti  1905. 
Nöch  d'm  ZimHs  heig-si  pärforscht  noeh-n-es  Schwarzes 
[Kaffee]  miiesse"  ne"  und  öppis  S-es  derzue.  SGpeller 
1911.  ,An  der  Chilbi  führte  der  Knabe  das  Mädchen 
zum  Tanz  und  trank  mit  ihr  etwa  eine  Halbe  Gueten, 
dazu  e"  chli"  Süesses.  HMessikommer  1909.  In  die  Ge- 
ruchssphäre hinüberspielend  :  ,S-er  rauch';  s.  Bd  VI  97. 
—  b)  übertr.  auf  den  U  eh ör seindruck.  S.  und  sür  uf 
einer  Gige";  s.  Sp.  1276/7.  ,S-es  Gesang',  ,s.  singen' ; 
s.  Sp.  1176  u.  1197  o.  ,S-e  wort'  uä.;  s.  im  Folg.  — 
c)  auf  die  Empfindung  im  Allg.  Von  allerlei  Um- 
ständen, Verhältnissen,  meist  im  ausgedrückten  Gegs. 
zu  sür;  s.  Sp.  1277/8.  ,Was  ist  s-er  dan  den  flocken, 
der  under  allen  erschrockenlichen  das  allererschrocken- 
lichist  ist  [den  Tod]?'  Türst,  Ges.  Von  Worten  uä. 
(vgl.  b).  ,Preist  den  Nammen  Gotts,  den  s-en!'  1618, 
Zinsli  1911.  ,Das  Wort  Gottes  ist  erfüllet  mit  vielen 
der  allersüssesteu  Verheissungen.'  JMeter  1700.  Gew. 
im  ungünstigen  S.,  =  schmeichlerisch,  falsch.  ,Als  wir 
[die  eidgenössischen  Gesandten]  nun  gesächen,  das... 
man  uns  nit  anders  dann  mit  gelt  und  s-en,  betrognen 
Worten  hindergaut.'  1477,  Waldm.  ,Und  sind  die  wort 
[der  Franzosen]  vast  s.'  ebd.  .Glaub  nicht  den  Worten 
s.!'  1621,  Zinsli  1911.  S.  noch  ze-sämen-sehen  (Sp. 
583).  Entspr.  s.  rede"  Aa  und  weiterhin.  So  auch 
vom  Benehmen:  S.  tue"  Ap;  Th  und  sonst.  Vom  Ge- 
sichtsausdruck. E"  s-es  Mül  (Müli)  mache";  vgl.  den 
fingierten  Namen  ,Elsli  Süessraüli.'  NMan.  Oft  mit 
scherzh.  Beziehung   auf  den  Genuss    süsser  Speisen. 


Se!  cha""st  auch  e"chli"  e"  s-es  Mül  mache"!  zu  einem 
Kinde,  dem  man  eine  Süssigkeit  gibt  Ap;  Z.  .Unsere 
Magd  hat  ein  süsses  Maul,  wenn  sie  Zucker  leckt  und 
die  Nidlen  schäumt'  BLangn.  (Inschrift  auf  einer 
Platte).  Ei"m  's  Mül  s.  mache",  =  Ei"'m  Eung  i"  's 
Mül  striche"  (Bd  II  1367)  B;  G.  D'r  G'meindschriber 
...  het-i"s  's  Mül  grüsam  s.  g'macht.  B  Hink.  Bot  1882. 
S.  fdri-J  luege"  Aa;  B;  G;  Schw;  Th;  Z.  Si  luegt  s. 
dri"  wie-n-es  Hüpli.  MLien.  Süri  L'ebere"  han-ig 
müesse"  reiche",  dass  ü"si  Jumpfere"  der  Götti  het 
chönne"  mache"  s.  luege".  JReinh.  1905.  S.  noch  Sp. 
1279  o.  Vom  Menschen  selbst.  Ieh  bi"  nüd  so  s.  oder 
ich  bi"  süss  s.  g'nueg,  scherzh.  Ablehnung  angebotenen 
Zuckers,  einer  süssen  Speise  oä.  Min  Schatz  ist  vo" 
Zucker,  drum  ist-er  so  s.,  Volksreim  Z  (Spillm.).  S. 
noch  sehen  (Sp.  531  u.),  ferner  sür  (Sp.  1279  u.).  — 
2.  spec.  von  fettem  Heu.  Vgl.  den  Gegs.  sür  2  c.  ,1m 
ehemaligen  Sumpf  [in  GW].]  wächst  süsses  Heu,  ge- 
deiht prachtvoll  der  Türk.'  G  Kai.  1862. 

AhJ.  s(w)uoßi,  mhJ.  Küeßc;  vgl.  Martin-Lienh.  II  377; 
Schui.  21I  333;  Follmann  478.  Oft  in  Nameu.  1)  in  Fa- 
milienn.  ,Süess.'  XIII.,  BsStdt  (.dominus  Hugo  Dnlcis  ca- 
pellanns';  .N.dictus  S-e  faber  ze  Cruz');  1294, GWil;  1368/92, 
ZStdt;  1373,  AaB.  (,Cuonz  S-o') ;  1380/1410,  LStdt  (Leo); 
1502,  BStdt(Leu);  1531/1874,  ZStli. ;  1035,  ZBirm.;  1641, 
Zg.  ,S. -Trunk'  Z,  schon  1525/43,  ZHünikon  (,Suess-Tr.' Leu); 
1609,  ZAnd.;  1752,  ZZoll.  —  2)  in  Orts-  und  Flurn.  ,1m  s-en 
Mättli'  AaRtif.  ,In  dem  s-eu  Baumgarteu.'  167  4,  ZElgg. 
Zssen.  ,Süss-Egg'  B.  ,- Acker'  Aa;  ZEls.  ,-Halde'  Aa.  ,-Holz' 
L;  Th.  ,-Hüsli'  B;  GGais.  (Leu).  ,-Loch'  G.  ,-Ba.h'  AaBr. 
(,Süssen-B.'  1451/1685).  ,-Buck'  Z.  ,-Berg'  L;  U  (auch  PL 
,die  S.-Berge';  , Siesberg  oder  Süesb.,  auch  Diesb.'  Leu), 
,Süi  en-Berg'  GFs;  ZFeuerth.  .Süess-Flätz'  ZMaur  (,-blätz.' 
Leu).  ,-Bruunen*  li.  , -Tannen'  LRothenh.  (,Sües-T.'  Leu; 
.Süessi  Tann.'  Zg  Kai.  1879).  ,-WinkeI',  Weiler  GoRh.;  vgl.: 
1„*  s-e"  Winkel,  Hausn.  ThEsch.,  ,zum  s-en  Winkel',  Hans 
und  Hofstatt.  1487,  SchStdt,  dazu  im  nuren  W.  Sp.  1280. 
über-:  übermässig  süss  ApK. —  un-:  uneig.,  un- 
angenehm. ,Si  wolten  im  nicht  spise  geben  ...  daz 
was  im  gar  unsüeze.'  Boner.  —  hung-erde"-:  überaus 
süss  Z. 

früeling-.  Subst.  Name  einer  Apfelsorte  SThierst. 

Das  W.  wird  mit  Ellipse  von  Ep/tl  als  Masc.  gebraucht, 

doch  adj.  flektiert;  vgl.  heilig-,  hert-,  hnsen-  breit-,   sib-,  zelgli-s. 

heilig-.     Nur   subst.   als   Name   einer  Apfelsorte 

SBüss.    Mueter,  gib-mer  au'h  e"  H.!  —  Vgl.  die  Anm. 

zum   Vor. 

halb-  s.  Chirs- Suppen  (Sp.  1239). 
hung-:  honigsüss  Aa;  Ap;  B;  G;  S;  Th;  Z  und  wei- 
terhin; meist  übertr.  [Das  Mädchen]  het-em  ne"  par 
h-i  Blickt  g'ge".  JReinh.  1905.  Er  het-e"  h.  für  e"  Narr 
g'ha",  ,ohne  sich  irgend  ein  Gewissen  draus  zu  machen' 
Aa  (H.).  .Honigs.,  mellitus.'  Mal.  ,N.,  der  mir  die 
honigsüesse  Gnad  ...  in  lauter  Wermut  und  Gallen 
verkehrt.'  1679,  Z.  .Das  Honig,  so  geflossen  ist  durch 
den  Mund  unsers  honigsüössen  allerheiligster.  Lehrers 
Bernardi  von  Claravall.'  1681,  Tän.  1906.  —  Vgl.  Gr. 
WB.   IV  2.    1792;   Fischer  III   1801. 

hert-:  von  dem  Geschmack  gewisser  Äpfel  ZNeer. 
(Dan.).  Si  [die  Haberöpfeli']  sind  aber  h.  Subst.  als 
Bezeichnung  , einer  süssen,  aber  harten  Apfelsorte, 
meist  nur  gekocht  oder  zum  Mosten  verwendbar'  ZW. 
Vgl.  die  Amu.  zu  /'rüeliii<j-s.,  zur  Benennung  Zai-Sücstei-lier 
(Bd  I  376)? 

hase"-.  Subst.,  ,ein  fast  kugeliger,  hellgelber,  auf 
der  Sonnenseite  hellrot  gestreifter,  süsslicher  Apfel' 
ZThalw.  —  Vgl.  die  Anm.  zum  Vor. 


1409 


Sas, 


sis,  sos,  »ns 


leckerli-:  süss  wie  Leckerli  (Bd  III  1217).  Mit 
dem  Mül  l.  und  mit  dem  Tüfel  im  Herz.  Gl  Volks- 
gespr.  1836. 

met-:  ,süss  wie  Met',  honigsüss  Bs;  GttMai.;  Scn 
(auch  lt  St.),  .widrig  süss,  fad  süss'  GLObst.  ,Mulsus, 
m.,  glat,  häl.'  Denzl.  1677.  1716.  —  zucker-met-: 
=  dem  Vor.  Bs.  —  Auch  bei  Martin-Lienh.  II  377. 

nach  nöch-:  ,hintennach  süss  schmeckend'  Ap(T.). 

breit-.  Nur  subst.  für  eine  Apfelsorte  SThierst. 
Vgl.  Breit-Süessler.  —  Vgl.  die  Anm.  zu  früding-s. 

sib-.  Nur  subst.  für  eine  Apfelsorte  SThierst. 
—    Vgl.  die  Anm.  zum  Vor. 

sür-:  wie  nhd.  sauersüss.  wohl  allg.  S.  Pasteten 
(Bd  IV  1784).  —  scharpf-sim:  .ausgiebig  versüsst', 
von  Schnaps  BGr.  (Bärnd.  1908).  —  wasser-:  wäs- 
serig süss.  ,[Die  Biestmilch  erinnert  mit  ihrer  Dünni 
an  die  entrahmte,  bläuwi  Mülch  oder  an  die  w-i  Milch 
der  Stute.'  Bärnd.  1911  (BG.).  —  zucker-:  wie  nhd., 
eig.  und  übertr.  wohl  allg.  S.  Bd  VI  800  (Beleg  von 
1588).  Z.  wie  Mugge"füess  G.  I'h  wur''-em  nöd  recht 
troue",  er  ist  ouch  gär  z.  GT.  De'Z.,  Spottnameeines 
Mannes  ScmSt. 

zelgli-.  ,Zelglesüss',  subst.  als  Name  einer  süssen 
Apfelsorte  BsL.  (JKettiger  1857).  —  Vgl.  die  Anm.  zu 
früeling-8. 

Süess  m.:  =  Lind  (Bd  III  1317)  GoT.  -  Als  Fi\\; 
s.   die  Anm.   zu   süess. 

Edel-:  Pflanzenn.,  gemeiner  Tüpfelfarn,  Polyp, 
vulg.  BSa. 

Ö1-:  Glycerin  B  (Apotheker  Lindt).  —  Vgl.  Gr.  WB. 
VII  1286. 

Engel- m.  und  n.:  1.  Pflanzenn.  a)  =  Edel-S.  AaB.; 
LE.,  W.;  Scawlb.,  Kü.,  Muo.,  Schw.;  USis.;  Zg;  Syn. 
Süess-Holz  3  (Bd  II  1259),  -  Würz.  .Polipodium,  stein- 
varn  vel  e-e.'  Ebinger  1438.  ,Das  e.,  polypodium, 
ein  kraut.'  Fris.;  Mal.  ,Das  Farnkraut  sieht  schier 
dem  E.  gleich,  und  ist  nit  gmein  gross  Farn,  so  auf 
den  Feldern  wachst.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  Verwen- 
dung. D'  Würzli  vo"  E.  tverdi"d  'brückt  zum  Ablöse" 
des  Schleimes  auf  dem  Herzen  SchwMuo.  ,R[ecipe] 
früschen  e.,  klein  zerschnitten,  stos  in  woll,  truck 
den  saft  wol  uss.'  Zg  Arzneib.  1588  (für  ,torechte  men- 
schen'). ,E.,  dessen  Decoctnm  sonderlieh  den  sau- 
ren, herben  Wein  milteret.'  EKönig  1706.  ,Als  ich 
[ein  Chirurg]  ...  gegen  den  Flüe  und  Felsen  gegangen, 
in  der  Absicht,  allda  Hirschzungen  und  E.  zu  suchen.' 
1780,  ZNWen.  ,E.,  oft  gebraucht,  ist  gut  [für  das 
Bauchgrimmen].'  Arzneib.  1822.  S.  noch  mir  (Bd  IV 
367  u.);  Burätsch  (ebd.  1529).  —  b)  wahrsch.  roter 
Streifenfarn,  Asplen.  trichom.  ,Filicu]a,  E.,  roter 
Steinbrech.'  Denzl.  1677.  1716.  S.  noch  Stein-Brech 
(Bd  V  313).  —  2.  Succns  Liquiriti«,  aus  der  Süss- 
holzstaude  Glycyrrhiza  glabra  gewonnener  und  einge- 
dickter Saft,  der  in  Stangenform  in  den  Handel  kommt 
Aa  (auch  St.a);  Syn.  Beren-Dreek. 

Vgl.  Gr.  WB.  III  478;  Fischer  II  720;  Martin-Lienh. 
II   377;  Unger-Khull  202. 

Bitter-:  Pflanzenn.,  Nachtschatten,  Solan,  dulcam. 
AaF.;  B;  L;  mTH;  ZWettsw.,  spec.  das  von  den  Kindern 
gern  gegessene  Holz  der  Pflanze  B,  so  Stdt  (,Gassen- 
spr.').  Syn.  Hüntschen-,  Süess-bitter-Holz  (Bd  II  1252. 
1257).  Frisch  oder  gekocht  dient  die  Pflanze  gegen 
Leibschmerzen  und  Blähungen  AaF.;  L.  —  Übersetzung 
des  lat.  dvieamanu;  vgl.   Gr.  WB.   II   56;   Fischer   I    1146. 

Zucker-:  =  Edel-S.  Sch. 

Sobweiz.  Idiotikon  VII. 


Süessacher,  -echer  —  ni.:  süsse  Apfelsorte;  s. 
Bd  I  376. 

Dazu  viell.  (von  einem  am  betr.  Orte  st.  linden  Baum)  der 
Flurn.  Stiettriker  ZHüngg;  zur  Form  vgl.  Aehtr  (Bd  I  65). 
Vgl.  aber  auch   den    Flurn.   ,Süessikonier'   ZHirsl. 

Mass-Süesselen:  Pflanzenn.,  Massliebchen,  Bell, 
per.  KuGessn.  1542;  s.  Zit-lösen  (Bd  III  1437). 

Schwz.?  Bock  1546,  61  b  belegt  die  selbe  Form  für 
das  Bistum  Speier.  Bei  Gr.  WB.  VI  1751  (nach  Nemnich) 
,Ma*s-Süsselein';   vgl.   Mai-Sihssiti. 

süessele":  1.  „einen  meistens  widerlich  süssen 
Geschmack  oder  Geruch  haben"  Ap;  BG.;  GG.,  T.; 
Th;  Ndw:  ZS.;  auch  St.2  —  2.  süss  werden  Ndw 
(Matthys).  —  1  auch  lotbr.  (Follmaiin  47!))  und  bair. 
(Scbm.Ml   333);   in   andrer  Bed.   bei    Unger-Khull   601. 

Süesseli  in.:  a)  wer  gerne  süsse  Sachen  isst 
SchwE.  —  b)  übertr.,  wer  sich  süsslich  benimmt, 
Schmeichler,  ebd.  —  Noni.  ag.  zum  Vor. 

Mai-Süess(e)li  n.:  =  Mass-Siiesselen  Gr  (Durh.). 

Durh.  schreibt  ,Maisüsschen',  was  nur  ein  ma.  Atai- 
Süesseli  oder  -Süessli  sein  kauu.  Zur  Bildung  vgl.  mild. 
eüeßelm  bei   Lexer  II   1288.   Nachtr.  372. 

süesselig:  süsslich  ScBSt.  (Sulger). 

süesse":  a)  tr.,  süss  machen.  Dial.  S.  auch  süren  c 
(Sp.  1283).  —  b)  intr.,   süss  werden    Ndw  (Matthys). 

—   Vgl.   s'üessgen. 

ab-:  gehörig  süssen.  .[Gegen  ,fliessende  Ge- 
schwäre'  muss  man]  den  crocum  martis  ex  eius  vitriolo 
per  lixivium  salis  tartari  praecipitirt  und  abgesüsset 
und  in  einem  Bündelein  auffgestreut  brauchen.'  JMü- 
ralt  1697.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  136  (auch  aus  Parac),  ferner 
Fischer  1   76;   Unger-Khull   10. 

vor-:  wie  nhd.  versüssen,  aber  nicht  eig.  volkst. 
Vgl.  ver-süessgen. 

b'-:  versüssen.  ,Dardurch  der  straffe  bitterkeit 
besüesset  werde.'  B  Syn.  1532.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  I 
1691/2;   vgl.  auch  Fischer  I  944. 

durch-:  mit  Süssigkeit  durchsetzen.  , Deine  [des 
Todes]  Gall  ist  durchgesüsst  in  Dein,  der  die  Bitter- 
keiten mir  in  Zucker  kann  verleiten.'  GMi-ller  1650; 


Süesse"  m.:  Kobold,  der  das  Scheiden  der  Milch 
verhindert;  s.  Süren  (Sp.  1284). 

süessgele",  in  Aa  auch  süesgele":  =  süesseleii  1 
AAAar.,  Br.;  ScnSt.  (Sulger):  Z;  St.3  Die  gefrorenen 
Kartoffeln  süesgelcd  Aa.  —  Abi.  von  mhd.  stieße,-  wie 
das  syn.  süesselen   von  süess. 

Süessgele r  m.:  =  Süesseli  a.  Mir  sind  schülichi 
S.-  ZRiesb. 

Süessgeli  n.:  Pflanzenn.,  Taubnessel  und  zwar 
bes.  Lara,  mac,  auch  Lam.  purp,  und  galeobd.  ZAff., 
O.  Syn.  Hüngeli.  Die  Kinder  saugen  den  im  Grunde 
der  Blütenröhre  befindlichen  Honigtropfen  aus  ZAff. 
S.,  Ghünkeli,  Erdberibluest  dort  vo"  dem  sunnige"  Bai". 
Stütz,  Gem.  Auch  in  kosender  Anrede:  Di«  bist  mVs 
S.,  Ch.,  E.  Z. 

süessgelig:  von  (unangenehm)  süsslichem  Ge- 
schmack oder  Geruch  ThMü.  Diese  Blüten  schmeckend 
eso  s. 

süessge":  1.  intr.  a)  =  süessgelen  AiSt.;  ZDättl., 
Stdt.  Die  Eerdöpfel  süessgcd,  si  sind  g 'fröre"  g'si" 
ZDättl.  ,Mach  sie  [die  .schwinene  Sülz']  mit  Honig 
ein  wenig  süess  oder  was  du  sust  Süesses  hast,  das 
sie  nur  ein   wenig  süessge.'  Z  Kochb.  XVIII.     S.  noch 


1  11! 


sns.    Snsp.    Sast- 


1412 


mosteten  (Bd  IV  544).  —  b)  , süsse  Mienen  und  Worte 
machen'  Z  (Dan.).  Er  hat  immer  eso  g'süessget  zue-mer 
ane".  —  2.  tr.,  süss  machen.  De"  Teigg  s.,  indem 
man  Zucker  einmischt  Aa  (H.).  —  Mhd.  "süefiegen. 

ver-:  versüssen.  .Glycea,  Arznei,  so  die  scharfen 
Feuchtigkeiten  versüessget.'  Denzl.  1677;  ,versüsset.' 
1716.  In  übertr.  S.  ein  Modewort  in  den  theologischen 
Schriften  des  XVII./XVIII.  ,Die  Fröwd  in  Christo 
versüessget  das  Creuz.'  JWirz  1650.  .Lasset  uns  mit 
gläubiger  Betrachtung  uns  selbs  v.  alle  die  Bitterkeit 
unsers  Creuzes.'  FWtss  1655.  ,Der  Friden  mit  Gott, 
welcher  Alles  versüssget.'  JMey.  1694.  .Allem  Hass 
der  Welt  setzen  sie  [die  wahrhaft  Gläubigen]  entgegen 
die  ihnen  selbigen  reichlich  versüessgende  Liebe  ihres 
Gottes  und  Heilands.'  JJÜlr.  1718.  .Der  friedfertige 
Christ  [wird]  den  Ernst  seiner  Worten  ordenlich  zu 
verzuckeren  und  zu  v.  wissen  mit  der  Liebe.'  ebd.  1727. 

Auch  iu  der  versehriftdeutsehten  Form  .versiiessigeu' : 
,So  wird  bald  alle  Bitterkeit  versüessiget.'  AKlingler  1691. 

ge-süessgig:  einen  widerlich  süssen  Geschmack 
habend,  zB.  von  (gefrorenen)  Kartoffeln,  Äpfeln  Z 
(Dan.). 

Süessi  f.:  abstr.,  Süsse,  Süssigkeit.  wohl  allg. 
,Die  süesse,  süessigkeit,  dulcedo,  dulcor,  suavitas,  be- 
nignitas,  comitas,  humanitas,  iucunditas.'  Fris.;  Mal. 
Eig.  , Wisser  win,  der  ...  sich  neige  zu  süesse,  nit 
mit  surer  zengerheit  oder  mit  schnidender  ressi  be- 
schwert sy.'  Türst,  Ges.  S.  auch  HimmeJ-Bröt  (Bd  V 
963).  Uneig.,  vom  Vogelgesang:  ,Vil  mangcherlei 
vogelgeschlacht,  die  ...  ir  gesang  mit  süesse  über- 
gössen erbrachend.'  XV.,  G  Hdschr.  Von  Personen, 
bzw.  persönlich  Gedachtem.  ,Der  eherne  [der  Nuss] 
beeeihenot  die  suozzi  der  goteheit.'  XII.,  Wack.  1876 
.Wohldienerei,  Gleissnerei'  GrD.  (B.).  Ist  Das  an  S.! 
—   Als  Flurn.  oO.   (FStaub). 

.Mund-Süesse:  illecebra.'  Fris.;  Mal. 

Süessigkeit  f.:  wie  nhd.  Süssigkeit  (nur  im 
konkr.  S.).  ,Zu  vil  S.  geessen,  erwecket  das  Stossen.' 
JJÜlr.  1718.  In  der  ä.  Spr.  auch  abstr.;  s.  Süessi. 
.[Die  B  Regierung  verfügte,  dass  bei  Anpflanzung  von] 
Herdöpflen  und  Erdbirnen  bis  '/a  Juchart  kein  Zehnten 
entrichtet  werden  müsse,  massen  eine  gn.  Oberkeit 
diese  kleine  S.  ihren  Untertanen  wollte  verspüren 
lassen.'  M.  XVIII.,  B. 

süesslacht  ZFehr.,  -lachtig  Aa  (H.);  ZO.,  -lacht 
Ap;  Bs  (Seiler);  B;  LG.;  GRh.,  Sa.;  Ndw  (Matthys); 
Th;  W;  ZO.,  -lächtig  L;  W,  -locht  UwE.,  -lochtig  L: 
1.  süsslich.  SiÖpfel.  D'  Wurzel  ist  s.  W.  ,Süesslächt, 
minder  und  mer  süess,  dulciculus,  subdulcis.'  Fris.; 
Mal.  ,Das  gedistilliert  Wermutwasser  ...  ist  nicht 
bitter,  sonder  viel  mehr  süesslächtig.'  JRLaxdenb.  1608. 
S.  noch  süess  (Sp.  1406  o.).  —  2.  (Süesslacht)  subst., 
Name  einer  Apfelsorte  GSa. 

Auch  eis.  (Martin-Lienh.  II  377).  Bei  JKLandenb.  1608 
die  Formen  .süesslächtig,  -lächtig,  -leeht.'  .Süesslacht',  fin- 
gierter Name  bei   Gotth. 

Süessle"  f.:  Wiesenbocksbart,  Tragop.  prat.  G 
oRh.  Syn.  Süess-Ampfelen  (Bd  I  141),  -Bengel  (Bd 
IV  1373),  -Stirzel. 

Süesslerm.:  a)  (reinettenartige)  Apfelsorte  Gr 
He.;  Tb.  —  b)  Birnsorte  ZZoll.  —  Fluni,  ,1m  Süessler' 
ZBSngg.Wast. 

Gel"-:  Birnsorte  Th. 


Breit-:  Apfelsorte  Th.  —  Vgl.  brät-maa  nnd  .Breit- 
süssling'  bei   Gr.   WB.   1   361. 

Süesslere"  Siesslerra  f.:  .die  bittersüss  schme- 
ckende Wurzel  des  Engel-Süess'  (Sp.  1409)  BGr.  (Bämd. 
1908).  —  Als  Flurn.  ,In  der  Süessleren'  AaMand.  .Siiess- 
lera.'    1586,  BG.   (heute  an  der  Sliesm). 

süessochtig:  süesslich.  Dial. 


Saspiri  n.  ,Ein  s.  halten,  das  ist  eins  halben 
atumbs  zugs  die  reed  uffziehen  und  still  halten.' 
JKolross   1530.   —   Lat.  nispirium. 


Säst  —  sust. 

„Sästen,  Sesten  —  m.:  Unterlage  von  Stein,  auf 
welcher  ein  Pfeiler,  Pfosten  ruht  BO."  (St.!  und  2; 
danach  Zyro;  für  BMeir.  heute  abgelehnt). 

Das  syn.  Sam-Siein  legt  die  Annahme  einer  zu  gründe 
liegenden  Zss.   mhd.  'saß-  oder  »eß-etein  nahe. 

Sester  I  in.,  in  BsL.;  W  lt  ImOb.;  Z  auch  n. :  1.  Hohl- 
mass  von  örtlich  und  zeitlich  wechselnder  Grösse; 
heute  im  Allg.,  auch  wo  es  nicht  ausdrücklich  ange- 
geben ist,  durch  das  metrische  System  verdrängt. 
,Ein  köpfliger  s.'  1431,  Z  RB.  ,1  beschlagenen  s.'  1515, 
BsPfeff.  Schlossinv.  ,1  hölzin  s.'  1571,  Z  Inv.  ,Am 
Mittwuchen  ...  hult  man  den  Kübelturnier.  Es  zogen 
nach  Essens  20  Rütter  ...  uf  den  Renblatz,  hatten 
anstatt  der  Helmen  grosse  Kübel  oder  Sester  uf.' 
FPlatter  1612.  ,Mr  N.  dem  Kubier  ettliche  Sester 
zverbessern.'  1648,  Z.  ,2  köpflg  Sester,  2  massig 
Sester,  2  halbmässig  Sester.'  1665,  ZWoll.Inv.  .[Aus- 
gaben:] 1  köpflger  S.  1  fl.,  1  massiger  S.  30  ß,  ein 
halbmässiger  S.  25  ß.'  1803,  Z  Haush.  .[Ausgaben:] 
ein  Sesterli  15  ß.'  1814,  ebd.  S.  noch  buezen  (Bd  IV 
2031);  sinnen  II (Sp.  1081  o.).  a)  als  Trockenmass, 
bes.  für  Körnerfrüchte,  aber  auch  Kartoffeln,  Obst  ua. 
„Gewisses  Hohlmass  für  trockene  Früchte  B"  (danach 
Zyro):  1)=  '  io  Malter  sAa,  Fri.,  Leer.  (H.);  ScHHa.; 
SG.;  Th;  Z  (so  Bül.,  Sth.;  nach  einer  andern  Angabe  10, 
Messli  haltendes  Holz-  oder  Tongefäss  für  Getreide); 
Ndw  (ltGes.  1867=  15frz.Liter,  =  4F8eW8"<7oder  IQImmi 
oder  Becher).  —  2)  in  Bs  =  '  io  (bei  g'hüßiger  Ware 
wie  Kartoffeln  =  lh)  Sack,  lt  Schweizerb.  1825,  275  a 
=  '/s  Sack  oder  Mütt  oder  * 1  Viertel.  ,1  Sack  =  4  grosse 
Sester  =  8  kleine  Sester  =  6520  franz.  Cubikzoll.'  FHekd- 
mann  1811,  14.  —  3)  in  SchH*.,  Schi.  =  >'«  (bzw.  '/, 
einer  ruhen)  Mütt.  Weitres  über  Grösse  und  Stellung 
im  jeweiligen  Massystem  s.  Immi  (Bd  I  223);  Viernzel 
(ebd.  1022);  Chüpfli  (Bd  III  419/20);  (Basel-)Sack  (Sp. 
613.  632).  Syn.  Miss  II  (s.  Bd  IV  451/2);  Vier-Teil. 
RA.  Er  hete(n)  Chopf  (a's)  wie-n-es  S.  BsL.;  Z;  vgl. 
der  S.,  Spitzname  einer  Schülerin  mit  solchem  Kopfe 
ZWth.f  S.  auch  Sp.  885  Mitte.  ,Die  müller  sollen  ge- 
recht gefechtet,  gezeichnet,  gesteget  sester  haben.'  Bs 
Müllerordn.  1471.  ,24  fierzel  körn  und  12  sester.'  1515, 
BsPfeff.Schlossinv.  ,8  sester  hanfsamen.'  ebd.  ,1  alt  fass 
und  2  sester  salz,  darinn  ärb[s]  und  bonen  by  3  sester.' 
ebd.  ,S.,  symmerin.'  APetri  1523;  Luther  .scheffel.'  .Ein 
gattung  kornmäss,  vierteil  genannt  oder  s.  ungefarlich, 
modius;  (ein  mässle  oder)  sesterle  (viertele),  modiolus. 
Fris.;  Mal.  ,Nimm  ein  S.  oder  ganz  Vierteil  voll 
Weckholterbeerin.'  JJNCsch.  1608.  ,S.,  Meze,  Si 


1413 


Säst,  sest,  sist,  sost,  sust 


1411 


Viertel.'  Ked.  1662.  ,S.,  Kornmäss,  modius;  halber  S., 
semiiaodius.'  Denzl.  1677.  1716.  ,Der  geschworne  Mel- 
messer  soll  das  Mel  ...  mit  einem  einzigen  Schupf 
oder  Stoss  redlich  ohne  alle  Vortelhaftigkeit  in  Sester 
messen.'  Bs  Mand.  1098/1712.  , Habern  ein  Vierzel  oder 
zween  Sack  voll  zu  16  klein  Sester  gerechnet.'  EKönig 
1706.  In  gelegentlicher  andrer  Verwendung.  Zur  Be- 
messung des  für  die  gesammelten  Maikäfer  zu  ver- 
gütenden Betrages,  nämlich  für  je  1  S.  1  Franken 
ScHHa.  Für  Fische,  Fischköder.  Chübel  träge"d-s' 
[die  Fischer],  g'ad  en  S.  volle"  Röckli  und  voll  Keiler. 
ONägeli  1910.  .Darnach  unlang  er  inen  ein  nüwen 
s.  und  voll  vischen  geschenkt.'  1541/3,  Z  Ehegericht. 
—  b)  als  Flüssigkeitsmass.  a)  für  Milch.  .[Das 
Kloster  Muri  besitzt]  ad  Lutersee  et  ad  Füren  et  ad 
Tagelstal  in  unaquaque,  quod  ad  unutn  sistre  pertinet. 
Si  queris,  quid  sit  sistir  ...  tantuin  lactis,  quod  sera- 
cium  potest  fieri,  vocant  [armentarii]  imi,  et  octo  inii 
dicunt  s.;  ideoque  s.  nichil  est  aliud  nisi  8  seracia; 
unumquodque  autem  seracium  secuntur  8  casei.'  Acta 
Mürensia;  danach:  ,In  alpen  gehört  dem  gottshuss 
[Muri]  ...  zu  Lucersee,  zu  Füren  und  zu  Söglistal  in 
jeder  alp,  was  zu  einem  sister  oder  s.  gehört,  und 
haltet  ein  sister  8  immi,  und  ist  ein  immi  so  vil  milch, 
dass  es  ein  ziger  geben  möge,  und  uff  jedem  ziger 
volgend  8  käss.'  Äg.Tschddi,  Chr.  —  ß)  „Gemäss  von 
Flüssigkeiten,  19—20  Mass  haltend"  W  (St.2,  lt  jün- 
gerer Angabe  bes.  für  Wein  =  25  Mass,  lt  ImÜb.  = 
Saum),  hölzerner  Eimer  zum  Messen  des  Weines  in 
der  Trotte  ZEafz,  Gefäss  aus  Holz  für  Getränke,  3—6 
Liter  haltend  Z,  „grosses  Weingeschirr,  woraus  man 
kleinere  Trinkgefässe  anfüllt,  um  sie  auf  den  Tisch 
zustellen"  B(Zyro);  „Zg;  Z",  hölzernes  (oder  metal- 
lenes Z)  Gefäss  (in  ZAdlisw.  A.  XIX.  6—8  Liter  fas- 
send) zum  Ausleeren  mit  Schnabel  (Zolgge")  oder 
Röhre  versehen,  bes.  zum  Holen  des  Weins  aus  dem 
Keller  Sch  (Kirchh.);  Z  (so  Adlisw.),  „ein  ziemlich 
beträchtliches  Trinkgefäss  für  durstige  Kehlen  Sch." 
Syn.  Schenk-Fass  (Bd  I  1053);  Gelten  2b  (Bd  II  282). 
,sie  haben  einen  nahe  gestandenen  S.  Wein  ergriffen.' 
1833,  Z  Eechtspfl.  Nach  Strickler  1882,  82;  EStauber 
1894,  100  war  der  S.  im  XV.  ein  in  Schenkhäusern 
allgemein  übliches  hölzernes  Gefäss,  das  aber  der  un- 
gleichen Grösse  wegen  nicht  als  gesetzliches  Mass 
diente.  ,[A.  sagt  aus]  dass  die  B.  einen  s.  mit  win 
vor  dem  vass  hatt,  do  si  den  Elsasser  usscliankte 
und  ouch  usser  dem  s.  den  lüten  win  gab.'  1392,  Z 
RB.  ,Einen  halben  s.  wines.'  1426,  BTwann.  ,[NN.] 
habint ...  ein  schlafftruuk  getan,  und  da  habe  [die  A.] 
zwen  köpf  wins  in  zweyen  s-n  gebracht.'  1483,  ebd. 
,Das  etlich  in  den  haben  und  schiffstellinen  den  lüten 
mit  gelten,  s-n  und  andern  über  ire  fass  gangint  und 
inen  ir  win  daruss  lasind.'  Z  Mand.  1483.  ,So  sy  [die 
Wirte]  nit  eignen  win  haben,  das  sy  dann  uit  vässli 
oder  lägel  vol  usserthalb  by  den  winschenken  nenien 
und  inieggen  sollen  ...  sunder  allein  in  s-n  oder 
kannen.'  1493,  Z  RM.  ,[Diener:]  Ir  herren,  ir  band 
redlich  trunken;  der  s.  der  hat  langist  ghunken;  der- 
halben,  wend  ir  me  win  han,  so  muoss  ich  mit  dem 
s.  dran.  [Äser:]  Lauf  wunderbald  und  lass  dir  lingen: 
zwen  s.  voll  die  solt  uns  bringen.'  Rüef  1540.  ,Ein 
kant,  s.,  (gelten),  bocal,  ein  geschirr,  in  wölchem  man 
den  wein  auss  dem  käller  auff  den  tisch  stelt,  ba- 
tiocus.'  Fris.;  Mal.;  s.  noch  Gelten  (Bd  II  282).  ,Das 
niemandts  dhein  wyn  inn  grossen  s-n  heimtragen  und 


dann  in  die  vässli  schütten  und  hinder  sich  halten 
[solle].'  1564,  Z  RM.  ,So  die  wirt  wyn  koufent,  sollen 
sy  darüber  nit  gon  oder  mit  s-n  ald  andern  geschiren 
darus  Ion,  bis  sy  denselben  wyn  durch  die  geschwornen 
salzknecht  in  ire  keller  ziechen  lassint.'  Z  Umgeldordn. 
1509.  ,50  sester'  Wein  bei  einer  Hochzeit.  1596,  W 
Blätter  (WSitten).  .[Terminverkauf  von  Getreide  oder 
Wein  ist  verboten]  by  Peen  zechen  Pfund  ...  von 
jedem  MuttGetreidt  ...  und  von  einem  S.  Wyns  glyche 
Buoss.'  B  Wuchermand.  1628.  ,Ja,  ja,  wie  bist  so 
schön,  du  ganz  versoffne  Schwöster!  Du  haltest  stets 
am  Mund  die  Krusel  und  den  S.'  Waurs.  1675.  ,S., 
Weingeschirr,  vas  vinarium,  cirnea;  hölzene  Flaschen, 
S.,  obba.'  Denzl.  1677.  1716.  ,Ein  silbrin  Sesterlin', 
unter  Tafelgeschirr.  1694,  UwE.  Inv.  ,Der  Wein,  den 
man  in  hölzernen  S-n  in  die  Kirche  brachte.'  Merkw. 
1802.    S.  noch  Schenk-Fass  (Bd  I  1053);   Quart  (Bd 

V  1307);  Süser  (Sp.  1391).  Für  Bier:  .Indem  der 
Kellermeister  den  lautem  Wein  in  die  Krusslen  und 
das  Bier  in  den  S.  heruntergelassen  hat.'  Spleiss  1667. 
Bild].:  ,Dieweilen  alle  Tag  die  Messen  bei  Eimeren 
und  S-en  in  dem  Papsttum  werden  ausgemessen.'  Cl 
Schob.  1699.  Hieher  die  zahlreichen  Belege,  in  denen 
,s.'  als  corpus  delicti  bei  Rauf  händeln  udgl.  auftritt. 
,Do  sluog  er  si  frevenlich  und  schalklich  mit  einem  s. 
in  ir  houpt.'  1384,  Z  RB.  ,Es  klaget  A.  uf  B.,  dass 
er  in  mit  eim  s.  frevenlich  in  sin  houpt  geworffen 
hat.'  1385,  ebd.  ,[A.]  sluog  si  zwirent  mit  der  fust  und 
ze  dem  dritten  mal  mit  eim  s.  ...  und  do  der  B.  wolt 
stallung  nemen,  do  sprach  der  A.,  dass  er  [auf-]horte 
stallung  nemen,  ald  er  gehite  inn  mit  dem  s.  durch 
sin  köpf.'  1396,  ebd.  ,[N.]  erwust  ...  einen  s.  und 
warf  gen  im.'  1426,  ebd.;  nachher  ,schenkvas.'  ,[N.] 
neme  den  s.  und  tätt  gelich,  als  ob  er  inschenken 
wolt,  und  schlüege  inn  damit  an  sinen  köpf.'  1450, 
ebd.     S.  noch  Schenk-Fass  (Bd  I  1053);   Ge-reiz  (Bd 

VI  1923 o.).  Als  Lärminstrument.  , Etlich  ...  bliesen 
in  ein  s.  und  täten  gelich,  als  ob  si  iro  spotteten  . . . 
Da  sprach  er,  si  spotteten  min  und  schissen  uf  mich 
und  bliesen  in  ein  s.'  1425,  Z  RB.  ,Da  hört  er  wol, 
dass  einer  an  der  gassen  wüest  ted,  er  weis  aber  nit 
wo  mit,  dann  dass  er  siderhar  hat  vernommen,  es  hab 
einer  mit  einem  s.  getan.'  ebd.  —  2.  kleines,  scheiben- 
förmiges, mit  Füssen  versehenes  Fässchen  aus  (Eichen-) 
Holz,  in  dem  der  Trunk  auf  die  Arbeitsstätte  mitge- 
nommen wird  ZAdlisw. f;  F,  ,eine  Art  Fässchen,  in  wel- 
chem Wasser  etc.  kühler  bleibt  als  im  Glasgeschirr.' 
oO.  (FStaub).  Syn.  Hand-Fass  (Bd  1  1050);  Fla- 
schen II 2  (ebd.  1220).  —  3.  Tränkeimer  für  Kälber 
GWb.    Syn.  (Chalber-)Gelten  (Bd  II  282.  283). 

Amin],  süster.  Mit  Sechster  (Sp.  242):  Serhter  (Sp.  245; 
dazu  noch:  ,Für  2  neuwe  Zechter  in  das  Trüel  3  Btz.'  Kued 
1725)  aus  lat.  aextarius;  vgl.  Gr.  WB.  XI,  635;  ferner 
WB.  der  luxemb.  MA.  407;  Follmann  477.  Der  Staumi- 
silbenvoc.  ist  überall  =  altera  Umlaut- e;  vgl.  dazu  \,\t  mit 
Anm.  (Bd  IV  S36/8).  Das  Neutr.  (auch  bei  JCWeissenb. 
1702)   durch   Einfluss   von   Synu.    wie   Mens. 

Chorn-:  Massgefäss  für  Koru.  ,2  wannen,  item 
2  kornsester.'  1445,  BsPfeff.  Schlossinv.  —  Mel"-: 
Massgefäss  für  Mehl.  ,2  gros  multen  und  1  melsester.' 
1445,  BsPfeff.  Schlossinv.  —  Basel-:  ein  Hohlmass  S. 
,In  der  Amtei  Dorneck-Thierstein  [wird]  der  B.,  Ritter- 
mass,  zu  914  französischen  Kubikzoll  gebraucht.'  S 
Gem.  —  W  i"- :  =  Sester  1  b  ß  ZHombr.  , Weinsester, 
(bocal),  cirnea.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  Weinsester  ä  8  Maass.- 


1415 


Säst,  sest.  sisl.  sosl,  siist 


1660,  Troll  1844  (Inv.  des  Musikkoll.).  -  Wasser-: 
eiinerartiges  Wassergefäss;  s.  Sigeltäl  (Sp.  507).  — 
Höch-zit-:  bei  Hochzeiten  verwendetes  Weinge- 
schirr. .Trinken  und  zechen  ...,  dass,  wann  sie  [die 
Geistlichen]  am  Morgen  kommen  gen  beichten,  ihnen 
der  Wein  noch  zum  Maul  ausstechet,  aber  übler  als 
ein  seuchter  Hochzeit-Sester.'  ClSchob.  1695. 

Sester  II;  s.  Esch-Tor. 

Sieste"  -ä:  in  den  Wendungen  S.  mache",  halte1,  ein 
Schläfchen  machen,  ruhen  GrNui".  (noch  bei  altern 
Leuten). 

Sosti:  Kurzform  zu  Chrysostomus  GOberriet 
(GBaumbergcr  1903).  Appell..  .Einer,  der  sich  zu 
jedem  Geschäft  brauchen  lässt'  GO. 

Snst  „B"Br.,Gr.  undltZyro;  „VO";  Gl;  Gr  (so  He., 
Nuf.,Pr.);  L;  „Sch;  S" ;  Th  (TTobler);  UwE.;  U;  „Z"S., 
Schust  (di.  sust)  Za,Zust  „Gl"  (bei  Ziegelbrücke);  „Gr"  ; 
GW.,  Zuschg  GRHe.;  GSa.,  Sax  (lt  St.  „Züseh"),  Sev., 
Wb.,  Suste"  Gr  (nach  vereinzelter  Angabe),  Sueste" 
GRObS.  —  f.,  in  GrPi\;  GSev.  m.,  Dim.  vZüstli  Gl": 
a)  im  alten  Transitverkehr,  öffentliche  gedeckte  Halle 
zum  Einstellen  der  Saumtiere  bzw.  Wagen  mit  Kauf- 
mannsgütern oder  öffentliches  Lagerhaus  für  Waren 
B;  „VO";  Gl;  Gr;  L;  GSa.,  „Sax",  Wb.,  W.;  „Sch"; 
ScHwBr.;  „S";  UwE.;  U;  „Z"S.;  jetzt  überall  f.  Syn. 
Gred  I  (Bd  II  704);  Gred-,  Chauf-,  S.-,  Wäg-Eüs 
(ebd.  1710. 1714.  1728.  1735);  Nider-Legi  (BdHI  1199). 
Die  Benutzung  war  obligatorisch  und  geschah  gegen 
Erlegung  einer  Gebühr;  in  der  S.  wurde  auch  der 
Zoll  erhoben.  Vgl.  S.-Gelt  (Bd  II  264);  -Herr  (ebd. 
1543);  -Mann  (Bd  IV  277);  -Meister  (ebd.  526); 
WOechsli  1890,  228;  Strickler  1882,  87/9;  auch  die 
Sustordnungen  Z  StB.  III  219  ff.  (1452);  Z  Ges.  1779, 
209ff.  (1777);  Ndw  LB.  1867,  128 ff.  132  ff.  (1855/66). 
Hechts  ist  d'  Zuschg  [auf  der  Luziensteig],  wo  d'  Höch- 
ster- Fuermanne"  d'  Wägen  l"g'stellt  hind,  wil  's  no"h 
kä"  IsCba"  g'ge"  hat.  Schwzd.  (GRMai.).  ,Die  S.  der 
Gemeinde  ZWäd.  dient  1)  zur  Erleichterung  und  einer 
zweckmässigen  Verbindung  mit  der  Wallenstatter-  oder 
Linthschiffahrt.  2)  als  Waaghaus  zur  Sicherheit  für 
das  handeltreibende  Publikum.  3)  als  Magazin  zur 
Aufbewahrung  der  Dispositions-  und  anderer  Güter.' 
1836,  Z  Rechtspfl.  .Verkauf  der  alten  S.  in  Flüelen.' 
1906,  Ztgsins.;  abgebildet  bei  KGisler  1911  (Titel- 
bild). .Lagerhäuser  oder  S-en  gab  es  [im  XIII.]  zu 
Domo,  Simplon,  Brig,  Leuk,  Sitten  und  Martinach.' 
W  Blätter  1890.  ,[Wir,  Reichsvogt  WvHomburg  und 
die  Schwyzer,  sichern  euch  Luzernern  den  Verkehr 
mit  Kaufmannsgütern]  von  uwer  stat  uf  dem  sewe 
unz  an  die  sustun  ze  Flüelen.'  1309,  Kopp,  Urk.  ,Do- 
mum  qu*  dicitur  die  s.  in  Silenon.'  1354,  U.  ,Item 
ein  ledi,  waz  under  die  zust  kumt,  gilt  3  dn  Curer 
werschaft.'  GRMai.  StR.  XV.  Eine  den  Ringgenbergern 
gehörende  ,s-e  im  Kienholz.'  XV.,  BO.  .[Schenkung] 
in  die  s.'  1444,  B  StRechn.  ,Als  man  von  100  käsen 
...  hievor  by  iegelicher  s.  5  ß  geben  hab,  das  man 
denn  nu  fürhin  von  ieglichem  soum  käsen  by  iege- 
licher s.  nit  mer  dann  dry  angster  geben  und  nemen 
soll.'  1491,  Gfd  (Vergleich  wegen  der  Fürleite  über 
den  Gotthard).  ,[Die  Berner  landeten]  an  der  s.  [bei 
Unterseen].'  Ansh.  ,Der  haber  [sei]  nit  in  die  s.  gan 
Horgen  gefüert,  ouch  villicht  nit,  wie  sich  gebürt,  ver- 
zollet [worden].'  1530,  Z  RB.  ,N.  solle  darbringen, 
das  sölich  vass  gen  Zug  in  die  s.  kommen  sye.'  1555, 


Z  RM.  ,Do  zmal  was  ouch  ein  man  by  der  s-en  [zu 
ScHwBr.],  do  man  die  kouffmansgueter  in  tuot;  der 
sprach:  gsell,  ich  han  do  inen  etlich  lagel  Vältliner 
win,  dären  hüet  mier.'  ThPlatter  1572.  .Landvogt 
zuo  Sargans  schryben,  wess  sich  die  kouflüt  klagind, 
da  begere  man  an  in,  das  er  gebürendts  insehen  tüege 
und  verschaffe,  das  einem  jeden  in  den  zusten  und 
uff  den  wägnen  das  syn  wol  versicheret  blyben  möge.' 
1573,  Z  RM.  ,[Einc  Kommission  soll  prüfen],  ob 
tuonlich  syge,  in  die  zust  [zu  ZHorg.)  ein  waag  zuo 
machen.'  1592,  ebd.  ,Zuo  oberst  uf  dem  Kopf  des 
Gemmiberges  stot  ein  Häuslin,  das  ist  ein  Zust  oder 
Hall,  daryn  die  Seitner  Dasjenige  legen,  so  sy  von 
Wallis  beruf  über  den  Felsen  soumen.'  ARvff  1C00. 
.Der  Zoller  zu  Flüelen  soll  schwören,  das  Salz  und 
was  in  die  S-en  kombt,  eigentlich  zu  Zeilen.'  U  LB. 
1609/1793.  ,Alle  Waaren  und  Kaufmannsgüter,  so  in 
Richtenschweil  ankommend,  die  sollen  in  die  S.  da- 
selbst getan  werden,  wann  und  aber  wegen  der  Viele 
darinn  nicht  möchten  Platz  haben,  mögen  die  übrigen 
in  nächst  darbei  gelegenen  Kellern  aufenthalten  wer- 
den.' 1620,  Schw.  ,[Die  Eglisauer  seien]  alda  in  irem 
Costen  einen  komnilichen  Stadel  ald  Zust,  damit  die 
Wahren  und  Salz  vor  dem  Wätter  Schirm  haben,  ze 
buwen  erbietig.'  1630,  ebd.  ,Die  S.  oder  Kauffhauss, 
zu  Niderlag  der  Kauffmanns-Güteren  ein  kommlicher 
Baw.'  JLCvs.  1661.  .Die  S.,  Schiffschopf,  xystus,  por- 
ticus,  portus.'  Red.  1662.  ,Die  S.  neben  der  Anken- 
wag  ...  soll  ...  von  dem  H.  Seckelmeister  jährlich  ver- 
lyhen  werden.'  1665,  ÜLB.  .Käss,  so  im  Landt  ge- 
macht, solle  man  nit  schuldig  sein  in  die  S-en  zu 
tuon.'  1723,  ebd.  .Dass  alle  und  jede  im  Land  fabri- 
zirte  Waaren,  sowohl  eigene  als  durch  Fremde  auf- 
gekaufte, laut  altem  Herkommen  nicht  in  die  S-en 
gelegt  werden  müssen.'  1732,  W.  ,Die  Zehnden-Suste 
der  Stadt  Sitten.'  ebd.  .Soll  auch  ein  Talseumer  zu 
der  S.  allhier  schauwen,  als  ob  es  sein  eigen  Sach 
wäre,  und  die  Wand  ussen  und  innen  nit  mit  dem 
s.  v.  Bau  erfüllen,  sonder  selbige  mit  dicken  Läden 
bewahren.'  1738,  UwE.  Die  1799  zerstörte  S.  der 
Engelberger  in  Stansstad  hatte  auch  Gelegenheit  zum 
Übernachten  für  ihre  Fuhrleute,  Boten  usw.  darge- 
boten. S.  noch  Nagel  (Bd  IV  684);  richtig  (Bd  VI 
468  u.);  Salz(S\).88'2u.);(Strack-)Saumer(Sp.9hl.9b2). 

—  b)  Wagenschuppen  übh.  GRHe.  und  lt  Kind;  GSev. 
(auch  etwa  als  , Trotte'  dienend),  W.  (grosser  Wagen- 
schuppen bei  Wirtshäusern);  Zg  (auch  zur  Aufbe- 
wahrung von  Holz  gebraucht).  .Jedes  Gemach  und 
jeder  Ort  zur  Niederlage  von  mannigfaltigen  Waren 
und  Gerätschaften'  BHa.  Hieher  wohl  auch  die  ver- 
einzelte Angabe  .Vorratskammer'  Gr.  .Deckgang, 
Laube,  S.,  pergula,  xystus,  ambulacrura.'   Red.  1662. 

—  c)  Schirmdach  (auf  steinernem  Unterbau)  für  das 
Vieh  in  den  Alpen  Gr  (so  ObS.).  —  d)  ,Casteria,  ein 
fischerheussle,  darinn  man  die  ruoder  gehalt,  so  man 
nit  mer  schifft  oder  fart,  ein  zust.'  Fris.;  ,zust,  der 
fischeren  gehalter,  casteria.'  Mal. 

Aus  dem  Roman.;  vgl.  schriftital.  sosiu,  Ruhe,  Rast, 
Stillstaud  (zu  lat.  mbrtare),  piemont.  ,luogo  coperto  riparato 
dalle  iugiui'ie  del  tempo,  riparo,  sottotetto'  (StAlbino),  west- 
schweiz.  «■'"  uii..  sav.  iuta,  prov.  su(s)ta,  meist  in  der  Bed. 
des  Schweiz.  Schirmen,  rätorom.  sueta,  suosta,  Schoppen: 
Warenlager.  Zu  iuit  vgl.  ius  unter  ans.  '/,-  aus  d'  S. ; 
Suesten  GrObS.  zeigt  rätorom.  Diphthongierung.  Die  Form 
,zust'  erscheint  in  Z  Quellen  von  1564  bis  1618  noch  mehr- 
fach; rein  graphisch  ist  .snnst.'   1452,  Z  (wiederholt).     In 


1417 


S.isl       sust.     S;il  —  sut 


III- 


l;ii.  W  I  rk.  ,sosta,  susta';  s.  JHunz.  1900,  237  Anm.  8.  In 
Namen.  ,Snst'  ZHerrl.,Horg.,Stäfa,  .Susten'  (in  WVt.ÄW«  f.), 
Bergpass  zw.  BGadm.  und  UWass.  (dabei  ,Susten-Horu'  usw., 
,Sustli-Alp,  -Bach';  bei  Leu,  Lex.  .Sust,  auf  Susten,  Siisten'J, 
Weiler  bei  VVLenk  (,uiit  einem  grossen  Lagerhaus  für  durch- 
gehende Waren  und  einem  stark  besuchten  Wirtshanse.' 
Leuthy  1846;  ,an  der  Susten,  ein  Herberg  in  dem  Zehnten 
Lenk  und  dem  Land  Wallis,  nllwo  die  Kaufmans-Güter, 
welche  von  dem  Genfer-See  hierauf  gefertiget  werden,  aus- 
geladen und  weiter  nach  Visp  und  sofort  durch  das  Saser- 
Tal  in  Italien  geliefert  werden.'  Leu, -Lex.;  jetzt  Bahnstation 
für  Lenk),  d'a  Züetli  (offiziell  .Süstli')  G1K.  ,Ein  hus,  nempt 
man   zur  S.'    1552,   B  Tnrmb. 

sust,  suster  usw.  s.  sus  (Sp.  1392). 

Snstcl  WLö.,  Susten  BGr.  —  ra.:  Klöppelring  (an 
der  Glocke).  ,Ber  Chatten  ist  der  Klöppel  oder 
Schwengel,  welchen  der  Susten,  im  Lötschental  der 
Sustel,  d.  i.  der  Klöppelring,  frei  hin  und  her  schwin- 
gen lässt.'  Barnd.  1908  (BGr.). 

Vgl.  schriftital.  susta  f.,  Strick  zum  Zsschnüren  der 
Lasten  der  Saumtiere;  Spriugfeder;  Brillenstange,  -Steg, 
-gestell,  bergamasc.  sosta,  asticciuola  della  catena,  sostrf,  sostil, 
asta  di  legno  o  di  ferro  che  sorregge  la  catena  da  fuoco  sul 
camino  (Tiraboschi)?     Darnach    etym.  zsgehörend   mit  Susi. 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut  bzw.  satt  usw. 

Vgl.   säd   usw. 

Sät,  in  AiWohl.;  Tn  tw.  Sät,  in  PA1.  Söd  —  f., 
PI.  Säte",  in  BG.,  Si.  Säti,  Dim.  Sätli  (PI.  Sätlenf) 
BSL,  Sätli  Gl:  1.  =  Säijet  1  a  (Sp.  599).  .Frühe  S. 
betreugt  selten,  spate  S.  aber  betreugt  oft.'  E König 
1706;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1580  o.  ,Zur  s.  eren'  =  saf- 
eren (Bd  1  405).  ,Als  man  verschinens  herbsts  zur 
saat  geert'  1565,  Z  RB.  ,Zur  s.  rüsten';  s.  Bd  VI 
1544  u.  —  2.  (zur  Aussaat  bestimmter)  Same,  Saatgut. 
Hieher  ('?):  ,N.  umb  etzwaz  säten,  so  man  von  ime 
kouft,  8  guldin.'  1444,  B  StRechn.  II 178  a ;  oder  zu  3  ? 
Zur  Massbestimmung  von  Ackerland;  vgl.  Sp.  929  o. 
Im  Gen.  oder  mit  ,von.'  ,Ein  hanfland,  ist  fünf  viert- 
linger  s-en.'  1533,  Z  Wetz.  , Hanfland  am  Rennenfeldt, 
ist  müttiger  saat.'  1548,  Z.  ,[Mit]  einem  hanfland 
drygviertliger  saat.'  1577,  ebd.  ,Ein  Hanfpünten,  ist 
drüy  viertliger  S.'  1628,  ZZoll.  ,Ein  Bletz  Hanfland 
ohngefehr  von  2  Mässli  S.'  1785,  Z.  Mit  ,gröss';  vgl. 
s.-gröss  (Bd  II  806).  ,Ein  Hanfland  anderthalb  Viertel 
S.  gross.'  1686,  ZMeil.  ,2  Mässli  Kernen  auf  einer 
Pünt  vor  der  Gasse,  zirka  9  Mässli  S.  gross.'  1847,  Z. 
-  3.  a)  die  Saat  von  der  Aussaat  bis  zur  Ernte  Aa; 
BO.;  PA1.  (.semenza');  Tu;  ZO.;  oft  übergehend  in 
die  Bed.  Saatfeld  (vgl.  b).  E"  schönt  Söt  AaWoIiI. 
Da  [in  Regensommern]  si"  d'  S-i  vertschöderet,  ver- 
moderet BG.  (Bärnd.  1911).  ,Die  S.  liegen  lassen', 
einen  Acker  brach  liegen  lassen,  nachdem  man  ihn 
mit  Gerste  oder  Dinkel  besät  hat,  deren  Frucht  man 
verfaulen  lässt  BSi.  ,Es  ist  ouch  ze  wissent,  das  die 
züne,  die  man  nempt  vaden,  die  man  machet  die  satte 
ze  verhuetend,  söllent  gemachet  sin  zuo  der  habersat 
an  Sant  Walpurg  abent  und  zuo  dem  herbstkorn  an 
Sant  Martis  abent.'  1338,  ZHöngg  Rq.;  lat.  ad  custodiam 
segetum  circa  avenam.  ,Aber  setzen  wir,  das  garten, 
set  und  mist  winter  und  sommer  frid  han  sond.'  LE. 
Landr.  1491.  ,Es  ist  diser  winter  gar  ruch  gsin..., 
desshalb  die  sät  [oder  ,sät']  zum  teil  erfroren,  zum  teil 


ertrunken.'  JHallkr  1550/73.  ,Mit  den  puren  von 
Mattsteten  verschaffen,  den  wäg  besseren;  wo  nit,  die 
fuorlüt  über  d  sät  faren  lassen.'  1555,  B  RM.  Rei- 
cher dem  anderen  in  solchem  allmeind  und  gmeinmerk 
in  seiner  angesäeten  s.  und  samen  gleichwol  mit  dem 
fuoss  ald  sunst  schaden  tete,  derselbige  solte  umb 
5pfd  pf.  gestraft  werden.'  1584,  GT.  Rq.  1906.  ,[Der 
Reif  ist]  ein  grosse  Straff  von  Gott  gesendt,  doch  er 
auch  d  Wiirm  der  Sethen  gschend.'  HRRebm.  162". 
,Wer  dem  Anderen  auf  dem  Feld  in  seinen  Güteren 
durch  sein  Vieh  mit  Abätzen  oder  sonsten  an  Säten 
und  Früchten  von  ungefehr  Schaden  zugefügt,  der 
soll  einem  Obervogt  5  ß  zur  Besserung  verfallen  seyn.' 
Bs  LO.  1757.  S.  noch  Chid  I  (Bd  III  148);  übersehen 
(Sp.  545)  und  Sp.  930  (zweimal).  In  formelhaften  Ver- 
bindungen. ,[Ich  N.]  versetz  inen  ietz  mit  disem  brief 
allen  minen  bluomen  und  s.,  so  ich  uff  den  egenempten 
kelnhoff  gesägt  hab.'  1419,  ZWtb.  ,[Es  wird  berichtet] 
daz  das  höfly  zuo  Wollishoffen  gelegen  mit  grund, 
grat,  s.,  bluomen,  wisen  [usw.]  von  unsern  ingewinnern 
ingewunnen  [worden  sei].'  1474,  Z.  S.  noch  Ge-rtlt 
(Bd  VI  1805).  Häufig  ,s.  und  mäd';  s.  Bd  IV  72  o. 
,[A.  liess  dem  B.  pfänden]  was  er  uf  dem  vand,  s.  und 
mat  und  den  buw,  der  in  dem  hof  lag.'  1401,  ZKapp. 
,Item  die  von  Borsikon  hant  ouch  das  recht,  das  sy 
mit  iren  swinen  mugent  varen  durch  den  Oisperg  unz 
an  Kriemhilten  graben  und  herwiderumb  ob  Öisten 
an  s.  und  an  mat  unschedlich.'  1412,  ZKn.  Urb.  ,Were 
aber,  das  hinnanthin  deweders  teiles  vich  dem  andern 
teil  deheinen  schaden  täte  an  s.  oder  an  mat,  daz  sol 
deweder  teil  dem  andern  ablegen.'  1415,  Z.  ,AUe  die 
gerechtigkeit,  so  N.  in  dem  höfli  genant  Sellenbüren 
mit  s.,  mat,  wunn,  weid  und  mit  aller  zugehörde  ge- 
hept  hat.'  1481,  ebd.  ,Wo  aber  farende  pfandt  nit 
verhanden  wärendt,  denn  sönd  sye  sich  mit  s.  und 
mat  und  ligenden  güeter  verpfenden  und  versorgen 
lan.'  1482,  AAWett.  Arch.  ,Hauss  und  hofstatt,  huss- 
matten,  weiden,  holz  und  veld,  wunn  und  weid,  sad 
und  mad,  alles  zuo  Arna  gelegen.'  1514,  Z.  ,Diewyl 
A.  für  B.  umb  ein  summa  gelts  gegen  C.  bürg  worden, 
und  derselb  ime  saat  und  maat  dargegen  zuo  under- 
pfand  ingesetzt.'  1564,  Z  RM.  ,Mit  sambt  der  saat 
und  maat,  so  heur  darauf  vorhanden  gsein.'  1592, 
ZAsch.  ,Sölicher  Infang  mit  Grund,  Gradt,  Sadt, 
Madt,  Steg,  Weg,  Wasser,  Wasserrunsen  und  Gräben.' 
1625,  ZKn.  ,[Die  Zinseinnehmer  beklagen  sich]  das 
die  Undertanen  inen  die  Zins  verziechend,  und  wenn 
sy  Pfand  vorderend,  das  [sie]  inen  dann  weder  Korn 
noch  andere  fahrende  Pfand  geben  wollend,  sonder 
Saht  und  Mahd,  das  aber  dem  Gottshus  merklich 
Schaden  bring.'  1638,  ÄAWett.  Arch.  ,Matth  und  Satth.' 
1723,  TB.  Arch.  Oft  auch  (aus  dem  Vor.  entstellt?) 
,s.  und  wät.'  ,[Ich  A.  bezeuge]  dass  ich  dem  B.  den 
hof  mit  hus  und  mit  hoffstätten  ...  mit  s.,  mit  wat  ... 
ufgeben  han.'  1405,  ZRüml.  ,[Der  Vogt  zu  Knonau 
soll]  RGletlis  hab  und  guot,  liggends  und  varends, 
s.  und  wat  ...  eigentlich  ufschriben  lassen.'  1527/9, 
Z  RB.  ,Sy  habent  doch  guot  gwünn  und  gwerb,  satt 
und  watt  und  drü  hüser,  und  hast  du  nütz.'  1528,  Z. 
,[N.  verkauft  zwei  ,manwerch'  Land]  darinn  ein  halb 
jucharten  ufgeprochen  ist,  mit  saat  und  waat.'  1551,  Z. 
,[Ein  Gut  wird  angekauft]  mit  matten,  holz  und  veld, 
saat  und  waat,  grundt,  gradt,  steg,  weg,  wunn,  weide.' 
1578,  Z.  ,Er  welle  sath  und  wath  ynschriben  lassen.' 
1582,   ebd.  —  b)  Saat-,    Ackerfeld.     .Sowohl   der  an- 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


bepflanzte  als  der  bepflanzte  Acker  (meist  Kartoffel- 
acker); Sätli,  Äckerchen'  BO.  (ImOb.).  „Sät»  n.,  be- 
pflanztes Erdreich,  zB.  Gärten,  Äcker,  was  nicht  zu 
Gras  liegt."  Si.  (oO.).  Spec.  a)  PI.  und  Dim.,  =  Länder 
(Bd  III  1297),  Bütenen  (Bd  VI  181 1)  GlH.,  „Stück  Erd- 
reich von  unbestimmter  Grösse  zum  Anpflanzen  Gl." 
D'  S-e"  umme'mache"  (Bd  H  1328  u.),  rode"  (Bd  VI  617). 
Ich  ha"  hür  im  Sinn,  mV  [mehr]  S-e"  umme"z' mache" 
a's  vor  eme"  Jär.  Gl  Volksgespr.  1834.  ,S-en  üsteilen.' 
,[Es  ist]  einhelligklich  erkent,  das,  wenn  man  im 
Herbst  widerum  S-en  usteilt,  so  solle  je  wederen  in 
seiner  S-en...  einen  Kreinsbaum  [!]  darin  setzen  und 
nachenzüchen,  bi  einer  Krunen  Bus.'  1705,  Gl  JB. 
,Auf  den  26sten  Weinmonat  1725  Jahr  hat  man  S-en 
ausstellt  ...,  und  solend  weren  12  Jahre.'  ebd.  — 
g)  Kartoffelacker  Gl.  I"  d'  S-e"  gö",  i"  S-e"  usse";  es 
Sätli  chaufe". 

JIhd.  sat  f.,  PI.  taste;  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1579/83.  X  1, 
1817;  Martin-Lienb.  II  378  (nur  in  unsrer  Bed.  3  als  f., 
sonst  in.,  bei  uns  nur  in  den  Zssen  auch  m.  und  u.),  zu  s&ijm, 
Samen.  Der  umgelautete  starke  PI.  ist  bei  uns  bis  ins 
XVI.  nicht  selten,  vereinzelt  bis  ins  XVIII.  belegt,  der 
uinlautlose  schwache  erscheint  seit  dem  XIV.  In  der  ge- 
läufigen nhd.  Bed.  3  ist  das  W.  in  einer  Reihe  von  MAA. 
durch  das  syu.  .Samen  (Sp.  930)  verdrängt  und  wird  als 
fremd  empfunden;  auch  die  Lautform  deutet  auf  schriftspr. 
Entlehnung  in  der  Angabe  Sat  (statt  Söt)  für  AaLeer.  In 
Orten,  üf  der  S.  GrD.  .Saatendurnagel'.  .Sätliboden'  GlH. 
Vgl.   Setin. 

Aber-:  ,die  zweite  Saat  in  dem  selben  Sommer, 
auf  dem  selben  Felde;  sie  ist  in  der  Regel  dem 
Zehnten  nicht  unterworfen'  Z  (Prof.  Grob).  —  Auch 
bei   Schm.  2I   12;   Fischer  I   21. 

An-:  1.  das  Ansäen.  ,Die  vorzunehmende  A.' 
Gotth.  —  2.  =  Sät  2.  ,Das  Viertel  A.  Bischofszeller 
Maas  kann  15  bis  30  Kloben  rohen  Lein  geben.'  Alp. 
1827.  —  Zu  an-saijen  (Sp.  597).  In  den  andern  WBB.  nicht 
gebucht. 

Und  er-:  bei  der  Aussaat  unbesät  gebliebene 
Stelle  ScHSt.  (Sulger);  Syn.  (U.-)Sätelen;  vgl.  u.-gän 
(Bd  II  23);  U. -Samen  (Sp.  932).  ,Waun  die  Saat  aus 
dem  Schwarzen  hervorsticht,  durchsehen,  ob  die  Un 
acht  keine  TL  gemacht;  ists,  mit  der  Nachsaat  eilen.' 
EKöhig  1706. 

Haber-:  Aussaat  des  Hafers;  Syn.  Haberet  (Bd  II 
935).  .Aber  so  geb  die  N.  ...  zern  körn  ein  halb* 
mütt  kernen  und  zuo  der  habersate  ouch  ein  halben 
mütt  kernen.'  1461,  AaB.  Urk.  ,Heut  bei  Tag  brächet 
man  alsbald  nach  der  H,  welches  gemeinlich  in  Aprillen 
kommt.'  EKönig  1706.     S.  noch  Sät  (Sp.  1417  u.). 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  86;  Fischer  III  1002.  Als  FN. 
, Habersaat'  noch  heute  in  ZHausen  a/A.,  LangD.;  X1V./XVIII., 
ZStdt  (nach  Leu  i.  J.  1701  ausgestorben);  XVI.,  ZKn.;  nicht 
näher  zu  lokalisieren  ,Hensliu  H.  von  Houren.'  1574,  Z  KB. 
(LHohenrein?).  Als  ON.  (tw.  sicher  vom  FN.  ausgehend): 
.11.  (oder  Breitmatt)',  Hof  ZÄugst  (,N.  in  der  H-en.'  Z 
Amts«.  1911),  ,H-en-Hau,  -Bächli'  ZSihlwald,  ,H.-Matt'  Z 
Adlisw.  Den  FN.  enthält  wohl  auch  die  Verbindung  ,vom 
h.  sagen'  in  einem  Z  Verhör  von  1474,  in  der  nach  dem 
Zshang  etw.  Obszönes  stecken  muss  (das  bair.  .Haberfeld- 
treiben'  bleibt  besser  aus  dem  Spiele):  ,[Eiu  Zeuge  sagt  aus, 
die  Masken  seien  mit  dem  ,purenbischoff'  zum  Hause  der 
Äbtissin  des  Fraumünsters  gezogen]  und  were  CGul  der 
vordrist;  der  selb  und  etlich  by  im  giengeo  zur  türen  und 
klopfeti  G.  an,  do  käme  rainer  gnedigen  frowen  jungfrow 
das  Adelheitli  herfür  und  redte:  wer  da?  daruf  G.  redti,  sy 
sölt  uftuon,  tif  das  redty  das  A.,  sy  sölten  nun  hiugan  und 
sagen,    der   butt    liett  sich  besehysseu.    Do  Hesse  G.  mit  urlob 


einen  grossen  furz,  und  giengeu  die  audreu  hiu  und  her. 
einer  in,  der  ander  uss,  und  syge  nit  an,  ir  etlich,  die  er 
zeneuimen  nit  wüsse,  die  sagten  vom  h....  G.  geb  antwurt 
und  widerantwurt,  ob  er  aber  vom  h.  geseit  hab,  wüss  |er] 
nit  für  war.  [Ein  audrer  Zeuge]  seit,  ...  als  sy  nf  die  brugg 
kernen,  da  ghorte  er  wol,  daz  etlich  vum  b.  sölt  gesagt 
haben.  [Ein  Dritter  sagt],  er  wüss  nit,  wer  der  syg,  so  vom 
h.  gesagt  hab';  vgl.  Puren-,  SoKöpen-Buchqf  (Bd  IV  1762). 
Halb-.  Nur  die  Abi.  Halbsäter:  viell.  =  Halber 
(Bd  II  1170).  Nur  als  Zuname  und  FN.  ,Peter  in 
der  Riedstatt  [bei  BG.],  dem  man  sprichet  der  H.' 
1336,  FRB.  ,Joh.  H.'  1354,  ebd.  ,Adam  H.'  1540,  BRM. 
Hanf  Haif-Sät  BGr.,  Hamsöd  PAL (Giord.),  Hasset 
BLenk  (nach  eiuer  Angabe  auch  Ässet),  Zweis.,  Häset 
BoSi.  (mit  nasal,  ä);  LReid.,  Hoisset  BBurglauenen, 
Hausset  bzw.  -ou-  BBr.,  E.,  G.  (aus  dem  U.  entlehnt), 
Mad.,  M.,  IL,  „U." ;  FMu. ;  S  (BWyss),  Hauset  bzw.  -ou- 
„B"U.  und  lt  Dan.;  F;  „LE." ;  S  —  f.  BBurglauenen, 
E.,  Gr.,  M.,  „U.";  PAL;  S  (Joach.),  m.  „B"G.,  Lenk, 
R„  Si.  (ImOb.),U.;  FMu.;  „LE.";  S(JReinh.):  wesentl. 
=  H.-Sämen  (Sp.  934).  1.  Hanfsamen.  aaüO.  ,Wenn 
irgendwo  eine  Wirtschaft  ausgeschrieben  wird  ...  so 
fackelt  Das  daher  ...  wie  Mäusi  hinter  eine  Wanne 
mit  Hausset.'  Gotth.  ,Wenn  das  Buchenlaub  hervor- 
stiess,  wurde  in  der  Regel  die  Hausset  gesät'  B 
Volksztg  1889.  ,In  einem  zite  daz  beschach,  daz  ein 
swalwe  ssejen  sach  hanfsamen  uf  ein  acker  breit. 
[Sie  fordert  die  andern  Vögel  auf:]  Ezzent  uf  den 
[Var.  ,die']  hanfsat  gnot  und  gar!'  Boner.  Überleitend 
zu  2  (vgl.  Bd  II  1437  u.):  Wie  d'  Vögel  im  H.  uä., 
der  RA.  auf  Sp.  934  entsprechend  B  (so  R.):  S 
(JReinh.).  We""  mier  hei"  solle"  hürate",  so  sl"-mer  alli 
z'weg  u"d  buschüf  g'si"  wie  d'  Vögel  im  Hausset  u"'!  hei" 
lustigi  Liedli  g'sunge".  B  Hink.  Bot  1842.  Die  Lütli 
hein  es  Lebe"  g'ha"  z'säme"  wie  der  Vogel  im  Hauset. 
JReinh.  1901.  's  Herz  isch-em  üfg'gange"  wie  imene" 
Bueehfink  im  Hauset,  ebd.  1907.  —  2.  Hanf  als  Pflauze 
S  (BWyss  1884),  ,die  Hanfpflanze  im  rohen  Zustand 
(im  Gegs.  zum  Werchy  BG.  Spec.  die  weibliche  Hauf- 
pflanze,  die  man  zum  Samentragen  stehen  lässt  BM., 
R.,  U.  Syn.  Sämen-Hanf  (Bd  II  1439);  Maschelen 
(Bd  IV  502);  H.-Stengel;  Tregel.  Wi*"-mer  o*  la" 
H.  stä"?  BBclpb. 

Vgl.  Lexer  Nachtr.  227;  Gr.  WB.  IV  2,  435;  Fischer 
III  1146.  Das  Mask.  (auch  eis.;  s.  Martin-Lienb.  II  378) 
beruht  liier  wie  bei  andern  Zssen  von  Sät  auf  dem  Einfluss 
der  syn.  Zssen  mit  Samen.  Bei  dem  überwiegenden  koll. 
Gebrauch  des  W.s  fehlen  die  Geschlechtsangaben  in  unserm 
Material  nicht  selten.  Völlige  Verblassung  des  2.  Gliedes 
beweist  die  Zss.   Hanfsät-Samen  (Sp.  937). 

L  i  n  Ll"-Sät  GrNuL,  ObS.,  S.,  Val.,  V.;  W  (Tschei- 
nen),  Liset  Ap  (-1-);  GF.,  o„Rh.  (-%-)-,  T.  (-i-);  mTH, 
Hw.  (■%-),  Kessw.f-I-;  und  lt  Krapf:  WG.,  Lisig  GF., 
G.,  Goss.,  Stdt,  Ta.;  o„Th"  (-1-),  Bisch.  (-%-),  Tag.  und  lt 
Krapf  -  f.  GrS.:  „Th"  (auch  lt  Krapf);  W,  m.  Ap: 
„GRh." ;  ThHw.,  Kessw.,  n.  GRNuf. :  a)  =  Flachs-,  Lln- 
Sämen  (Sp.  933.  935).  aaOO.  Zu  Umschlägen  ge- 
braucht. Mit  L.  bäje"  Ap  (T.).  D'  L.  ist  guet  zum 
fülu",  beschleunigt  die  Eiterung  W.  ,2Va  Viertel 
Lieset  zum  Ansäen.'  1820,  G.  ,6  Viertel  Liset  oder 
Leinsaamen.'  ebd.  ,Der  Werdmüller  sol  kein  nussöl 
machen ;  kunnent  aber  die  grempler  nit  uss  hanff,  uss 
linsatt,  uss  mage  öl  machen,  so  mag  er  das  machen.' 
1431,  Z  StB.  ,Item  an  frow  von  Appenzell,  so  linssit 
vorm  komhus  fail  gehept,  wie  man  sy  hat  ghaissen 
an  ain  ander  ort  gon  und  fail  han,  het  sy  gsait,  ess 


1421 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


1122 


tüei  Bit  recht,  bis  ire  menner  uns  von  St  Gallen  d 
grind  voll  schlahind.'  1538,  Absch.  ,Min  Frow  hett 
viel  Hantf  und  Lysset  gsayet.'  1661,  JMHunüerb.  1852 
(GT.);  s.  noch  Sp.  594.  —  b)  die  Pflanze,  Flachs,  Li- 
nura  us.  G;  mTH,  Bisch.:  WG. 

Mini.  Untat  (Lexer  I  1928);  vgl.  Gr.  WB.  VI  708;  Martin- 
Lienh.  II  378;  Unger-Khull  436.  Kürzung  des  2.  Gliedes 
zeigt  auch  ,linsettland.'  1579,  GKriess.  Die  in  einigen  MAA. 
eingetretene  Kürzung  des  1.  Gliedes  zeigen  auch  tir.  MAA. 
in  der  Form  Linset  Deben  Lein  (DM.  II  516.  IV  500.  VI  445). 
Betr.  das  Geschlecht  vgl.  die  Anm.  zu  Hanf-S.  Zum  Ersatz 
des  als  suffixal  empfundenen  -et  vgl.  zB.  Abig  <  Abe"d  (Bd 
I   34). 

Flachs-Zwet  m.:=  dem  Vor.  a  ThHw.  —  Tauto- 
logisch  wie    Wtrch-L.  und  österr.  Bar- Linset  (Castelli  165). 

Sunne"-L. :  eine  hervorragende  Qualität  Flachs- 
samen. ,3*/5  Viertel  Leinsaamen  ä  fl.  S'/a  (wohlver- 
standen Sonnenliset)  fl.  13.'  1819,  G.  —  Werch-L.: 
=  Lin-S.  a.  ,4  immi  werchlinsaat'  als  Zehnten.  1574, 
JNater  1898. 

Mag-  m.:  =  Mag-Sämen  (Sp.  935).  ,Kalt,  trocken 
sei  magsat,  dreierlei  art  ...  Der  edelst  hat  weisse 
blommen  ...'  Tierb.  1563  (Übers,  eines  lat.  Gedichtes); 
vorher  dafür  .magsomen.'  —  Mhd.  ynaijesät;  vgl.  auch 
Martin-Lieoh.   II  37S. 

Nach-:  das  Nachsäen;  s.  Under-S.  —  Vgl.:  ,Nach- 
säyen  oder  -pflanzen,  subserere.'   Fris. ;  Mal. 

Sefel-  m.:  =  Wurm-Sämen  1  (Sp.  938).  ,Dass  dei 
Geisse  und  alle  veirfüssige  Teire  leich[t]lich  ihr  Jun- 
gen werfen,  stosse  marssilischen  Sefelsat  und  gibs 
ihnen  mit  warmem  Beir  zu  trinken.'  Arzneib.  1822. 
—  Vgl.  Gr.   WB.  X  1,   708  (.Seversaaf). 

Schmal-,  auch  ,schmalset,  -zet':  Sammelname  für 
Feldfrüchte,  die  in  kleinern  Mengen  angesät  werden, 
im  Gegs.  zur  Hauptaussaat  an  Getreide,  bes.  für  Hülsen- 
früchte (Erbsen,  Wicken,  Bohnen,  Linsen),  aber  auch 
das  Nebengetreide  (namentl.  als  Sommerfrucht)  wie 
Hirse,  Fennich,  Gerste,  auch  Hafer  mitumfassend.  bis 
B.  XVIII.  Vgl.  dazu  die  sprechenden  Belege:  , Haber 
und  anderley  sm.'  1430,  ZBB.  Jngenommen  ansm.: 
23  müt  bonen,  8  müt  erwissen,  9  müt  linsen,  20  inüt 
hirs.'  1433,  Z  (Zinsbücher  des  Spitals),  ,6  mutt  kernen 
und  darzuo  4  viertel  schmalsait,  nämlich  1  viertel 
muosmel,  1  viertel  erbs,  1  viertel  bonen  und  1  viertel 
gestampfeter  gersten.'  1480,  G.  ,Der  klein  zechend 
mit  sampt  allerlei  schmalset,  es  syg  gersten,  erbs, 
lynsi,  bonen  und  hirs.'  1539,  ZWth.  ,Die  Schm.,  als 
Gersten,  Erbsen,  Linsen,  Hirs,  Fench  usw.,  in  die 
Brachen  gesät,  solle  beim  kleinen  Zehnten  verbleiben.' 
1629,  Näf  1863.  ,Ab  Schmalsaht  erlöst ...  Erbsen  und 
Wiken  ...Bohnen  ...  Gersten.'  1717,  Z  Rechn.  des  Ob- 
mannamts. Syn.  mit  Fast-Mues  (Bd  IV  491),  Ge-mües 
(ebd.  496).  ,Sm.'  im  Pfandrodel  von  ca  1320  gegen- 
über .vasmuos'  des  HU.;  s.  d.  II  380.  ,Korn,  haber, 
sm.'  Anf.  XV.,  Z  StB.;  nachher  ,korn,  haber,  vasmuos.' 
,So  vil  einer  schmaltzet  und  fassmuos  uf  einem  acher 
buwen  wil,  der  mag  den  selbigen  acher  so  lang,  unz 
die  schmaltzet  darab  kommt,  mit  einem  zun  befriden.' 
1544,  ZWyla.  ,N.  sol  für  syn  frouwen,  die  wider  der 
zunft  zum  Kämbel  grechtigkeit  gmüesset  und  schm. 
uff  der  bruggen  feil  gehept,  5  pfd  ...  zbuoss  geben.' 
1593,  Z  EM.  Negativ  bestimmt.  ,28  müt  kernen,  10 
malter  habern,  3  müt  sm.  Zürich  nies  [usw.]',  als 
Zins.  HU.  (ähnlich  noch  oft).  ,12  mut  kernen,  4  malter 
habern,  3  mut  sm.  Wintertur  mes.'   ebd.;  lat.  3  mod. 


leguminis.  ,Swa  eins  burgers  lenian,  der  nit  ein  kouf- 
mau  ist,  har  in  bringet  uf  eim  rosse  6  viertel  kernen 
ald  6  viertel  sm.  ald  zwen  matte  habern  ald  dinkeln. 
der  sol  da  von  nit  imis  geben.'  Z  RBr.  .Weder  körn 
noch  sm.'  1332,  Z  StB.  ,Swer  der  ist...  der  für  sich 
körn  oder  sm.  setzet  ze  verkouffenne,  swelher  leie  körn 
oder  sm.  es  ist,  und  uf  arges  das  guote  schüttet  [wird 
mit  5  ß  gebüsst].'  1342,  ebd.  ,Und  wart  ouch  des 
selben  jars  [1393]  vil  guots  korns  und  lützel  smalsad 
[Varr.  ,schmalsat,  -et'].'  Z  Chr.  XV.  ,Ouch  sol  man 
einem  jeklichen  pfister  gunnen  ze  kouffen  jeklicher 
wuchen  10  stuk,  daz  si  an  körn,  habern,  an  mal  oder 
an  sm.'  Anf.  XV.,  Z  StB.  ,Was  jeman  da  [auf  dem 
Markt  von  ZGrün.]  kornes,  sm.  kouffet,  daz  das  nit 
von  dem  land  gefüert  werde.'  1416,  ebd.  ,Maister  N. 
sol  daran  [als  Bezahlung  für  die  Aushebung  eines 
Weihers]  nemen  das,  so  er  notturftig  ist,  nainlich 
körn,  erbis,  bona,  schmalz  und  schmalzat.'  1470,  G. 
,Wo  einer  den  andren  schadiget,  es  sige  an  höuw  oder 
an  körn,  welcherlei  das  ist,  oder  an  schm.  [wird  er 
gebüsst].'  E.  XV.,  ZWied.  Offn.  ,Es  ward  [1481] 
wänig  körn,  aber  vast  guot  und  wenig  schm.'  Bossh. 
Chr.  ,60  müt  kernen,  13  malter  haber,  10  som  win, 
10  guldin  und  zwen  müt  schm.'  1530,  ebd.  (Besoldung 
des  Pfarrers  von  ZWth.).  ,Den  Zehenden,  es  seie  von 
Heu,  Embd,  Obs,  Gesäm,  Hanf,  Schm.  oder  weisse 
Frucht.'  1740,  ZEmbr.  ,In  Ansehung  des  Mannes  soll 
liegendes  Gut  heissen  und  sein  ...  die  Bibliotheken, 
die  troknen  und  nassen  Früchte  als  Korn,  Haber, 
Gersten,  Boggen,  Schmaalsaat,  ^Wein  und  andere 
Früchte.'  1779,  ZWth.  (Z  Erbr."l831).  S.  noch  Sp. 
594  o.  ,Schm.'  wird  gedroschen.  ,Daz  nieman  enkeinen 
win  koufen  sol,  die  wil  er  an  den  reben  stat,  noch 
kein  körn  noch  kein  schm.,  e  es  usgetröschen  wirf 
1430,  Z  StB.  (Titel);  im  Text  des  Erlasses:  ,enkeinerlei 
körn,  haber,  sm.  noch  äsig  guot.'  ,4  pfd  10  ß  N.  uf 
Tübelstein  von  einem  tenn  in  einer  schür  ze  machen, 
och  bu  uszuofüeren  und  schmalsot  zuo  tröschen.'  1489, 
Z.  Anbau.  ,Es  sol  nieman  in  dem  hof  ze  Wald  uf 
brahen  zünen  den"  schm.  und  sölicben  hoüwachs,  da 
von  alter  har  hoüwachs  gwessen  ist.'  XV.,  ZWald. 
,[Dass  NN.]  anderthalb  juchart  ackers  wol  misten 
süllent  zuo  sm.  oder  sus.'  1427,  AaB.  Urk.  ,Ob  vil 
oder  wenig  einen  infang  machen  und  wölten  dar  inn 
schm.  buwen,  die  selben  sollend  einander  frid  geben 
als  urab  efaden.'  1480,  ZHinw.  Offn.  .[NN.  haben] 
nütz  änderst  begärt,  dann  das  man  sy  in  der  brach 
lasse  schmalsott  säyen  und  inzünen,  wie  ander  in  der 
grafschaft  Kyburg  daz  ouch  bruchtindt'  1525,  ZKyb. 
,[Dem  Pächter  soll  für  die  Verpflichtung,  den  Eber 
zu  halten]  der  dritteil  zechend  von  der  schm.,  so  uff 
den  brachen  und  den  haberzeigen  erbuwen  worden, 
gevolgen.'  1567,  Z  EM.  ,Wo  aber  etwer  ...  in  die 
braachen  schm.  seygen  weite,  das  solle  wider  der 
gmeind  willen  ...  nit  besehenen.'  1570,  ebd.  ,Was 
aber  die  puren  in  die  hanflender  an  anderen  fruchten 
und  schm.  seygend,  von  demselben  [sollen]  sy  dem  pre- 
dicanten  dheinen  zechenden  schuldig  syn.'  1589,  ebd. 
S.  noch  Bd  V  308  o.;  (über-Jsäijen  (Sp.  594.  597).  Als 
Bestandteil  des  (kleinen)  Zehntens  (s.  schon  o.).  .Aller 
ciain  zehent  von  schm.,  da  hört  der  halb  tail  ainem 
kilchherren  zuo.'  1490,  GAndw.  Der  Same  wird  im 
Hause  in  eignem  Behälter  aufbewahrt;  vgl.:  ,In  der 
junkfrowen  kamer:  item  2  spanbett,  ein  loubsack,  ein 
zuber    und   ein   schmalsetkast.'    1489,  Waldm.  (Inv.); 


142o 


Sat.  set,  sit,  sot,  sut 


1421 


,1  schmalsetkästli.'  XVI.,  Z  Teilrodel.  ,[Die  N.  hat 
ua.  gestohlen]  ein  küsziechly,  da  were  ouch  smalset 
und  linin  tuoch  inD.'  1459,  Z  RB.  ,Die  B.  habe  zuo 
dem  R.  geredt  ...  sin  junkfrow  entrage  im  anken, 
schm.,  kerzen  und  anders.'  1464,  ebd.  ,[Eine  Frau 
beschuldigt  ihre  frühere  Magd,  sie  habe  ihr]  lilachen, 
anken,  schni.  und  anderes  [gestohlen].'  1471,  ebd. 

Arnhd.  smal(ahat  f.;  vgl.  Gr.  WB.  IX  924,  ferüer  Schaubg 
Rq.  I  15.  Foruicll  siud  noch  von  Interesse  ,(6  mütte)  smal- 
sete.'  1290,  HU.  (Rodel  der  Herzogin  Agnes);  ,(2  mutt) 
smalesat.'  um  1320,  ebd.  Aufgelöst  (vgl.  Gr.  WB.  IX  911 
unter  1  c):  .Verbot...  einiche  schmale  Saat  anzusäen.'  1743,  Z. 

Winter-.  Dazu  winter-sätig:  zur  Wintersaat 
gehörig.  ,Sampt  Roggen  und  Gerste  und  anderer  w-er 
Frucht.'  1667,  ZElgg. 

Sätele»  „B"U.,  Sötele"  AiBrittn.,  Häggl.,  Herrn., 
Walt.,  Wohl.;  oBs  (so  Diegten);  BJeg.,  Lutz.;  LG.; 
ScHÜegau,  Reyath;  SThierst.  (auch  Sörteh"),  Sörtele" 
AaKöII.,  Leer.,  Seon,  Zein.  und  lt  Rochb.;  BLütz. 
(neben  Sät-);  SThierst,  Sätle"  bzw.  -ö2-  Sch  ausser 
Hegau,  Reyath,  so  auch  Rudi.  (-Ö-);  ThHw.  (-&-);  Z 
Benk.,  Zoll,  und  lt  Dan.  —  f.:  1.  Längsstreifen  des 
Ackers,  den  der  Sämaun  in  einem  Gang  besät,  so  breit, 
als  der  Wurf  des  Sämanns  reicht  (nach  Angaben  4—5, 
auch  6  Schritte  breit)  AAßrittn.,  Köll.,  Leer.,  Seon, 
Walt.,  Zein.  und  lt  Rochh.;  oBs;  „B"U.  (auch.  E.,  S.); 
LG.:  Sch;  SThierst.;  ThHw.;  ZBenk.  und  ltDän.  Syn. 
Gang  2  a-^  (Bd  II  339;  so  in  BsBinn.);  Jan  (Bd  III 
43).  's  giH  3  Sötele",  's  brückt  e"  Sester  Chorn  mer 
BsDiegten.  Wo-n  im  [einem  Lehrer]  ei"smöl  Sami  der 
Säjsack  umg'häicht  het  ...  u"d  gemacht  e"  Sörtele"  Haber 
z'  säijc"  [war  er  wie  im  Himmel.  Später  führte  er] 
d'  Mueter  auch  zom  Haberacher ;  pärforst  het-si  müessc" 
cho"  luege",  wi  schön  glichlig  di  Sälelen  errunne"  sig, 
won  er  g'säit  heig.  SGfeller  1911.  E"  Sätele"(s)  breit, 
etwa  4—5  Schritt  Bü.  ,Ainer  satellen  braiti.'  THTobel 
Offn.  1492  (Grenzbestimmung).  ,Ein  satelen  wit  ob 
den  eichen  oben.'  1534,  Z.  ,Item  so  sollind  sie  nun 
zeringsweis  um  den  zäun  nach  innerthalb  einer  sa- 
telen breit  holz  stehen  lassen.'  1538,  Glür  1835.  ,Und 
stände  der  zun  uff  denen  von  Gachnang  im  acker  wol 
ein  saatala  witt.'  1540,  Z.  ,[Ein  Stück  Ackerland,  ist] 
einer  halben  sattelen  breit.'  1594,  AATäg.;  , Saatelen.' 
1745.  1785.  Als  ungefähres  Ackermass.  , Kleine 
Streifen  Land  werden  in  den  Stiftsurbarien  satulon  ge- 
nannt.' MEsterm.  1882;  vgl.  ebd.  1875,  264.  ,Item  im 
obern  infang  am  fuossweg  gen  Wiedikon  in  Oeten- 
bacher  acker  ein  grosse  satel.'  1452,  Z.  ,Ein  sattelen 
ackers.'  1452,  ZKü.  ,Ein  sattel  acker,  mitten  in  Wiedi- 
komer  zeig  under  Albis.'  1453,  Z.  ,Ein  saattelen  acher.' 
1553,  ZHinw.  ,Zwo  sattelen  unden  am  kilchweg.'  1526, 
Z.  ,ltem  aber  ein  stugk  litt  in  der  Breitten  zuo  Oft- 
ringen, das  ist  wol  ein  guott  satelen  und  stosset  an 
den  tych.'  1537,  AiKön.  ,Item  aber  ein  stugky  akkers 
...  ist  wol  zwo  satellen.'  ebd.  ,Ein  juchart  und  ein 
sattelle.'  ebd.  ,Denne  ein  acberli  ist  zwo  satellen;  des 
ersten  ein  guote  satelen,  trettet  uss  hin.'  1539,  AaL. 
,Item  drei  sotlen  ackher.'  XVI./XVIL,  AaZ.  Stiftsarch. 
,Ein  halbe,  ein  grosse  sotlen.'  ebd.  ,Ein  grosse  Satleu, 
gehet  durch  Fendrich  N.'s  Acher.'  1644,  AAWett.  Arch. 
—  2.  zu  dicht  oder  zu  dünn  stehender  Streifen  in 
der  aufspriessenden  Saat,  dadurch  entstanden,  dass  der 
Sämann  beim  Besäen  eines  Ackerstreifens  (s.  Bed.  a) 
vom  vorausgegangenen  a)  zu  wenig  Abstand  nahm, 
so    dass   die   Grenze    zwischen    beiden    doppelt   besät 


wurde,  die  keimende  Saat  auf  der  Grenze  zu  dicht  steht 
AAHäggl.;  ZWil  b/Rafz,  Zoll.  Syn.  Über-S.  (E")  S. 
mache",  ha".  —  ß)  zu  viel  Abstand  nahm,  so  dass 
eine  unbesäte  Lücke  zwischen  den  beiden  Acker- 
streifen sich  ergibt  AAHäggl.,  Herrn.,  Wohl.,  Zein.; 
ScuRüdl.  Syn.  Under-Sät  (Sp.  1419),  Undcr-S.  Vgl. 
zu  «  und  ß  under-gän2a  (Bd  II  23);  S.-Rüetli  (Bd 
VI  1837),  ferner  die  Angabe:  , Hafer  wird  gern  bei 
stillem  Wetter  gesät,  damit  es  eine  gleichmässige 
Saat,  keine  Sätle"  gibt.'  oO.  (LTobler). 

Ahd.  '  sätala  f.  (zu  sät;  vgl.  zur  Bildung  Wiluianus  II  2 
§  208).  Wie  bei  uns,  ist  das  W.  (auch  als  n.  und  m.), 
vornehmlich  in  der  Bed.  eines  Ackermasses,  in  Hessen  und 
Thüringen  bodenständig;  vgl.  Frisch  II  288°;  Adelung  IV 
153;  Schmidt  wester w.  Id.  16S:  Kehreiu  335;  Vilmar  338 
(wozu  Beeh,  Beitr.  XXVIII);  luxemb.WB.  368;  Gr.  WB.  VIII 
1583.  1809.  1824o.  XI,  1819;  auch  in  der  ä.Spr.;  s. 
Lexer  II  613.  1050  (md.,  aber  auch  südwestd.).  Zum  Ein- 
schub  von  r  vor  t  vgl.  Chart  <  Chat  (Bd  III  557).  Von  deu 
drei  Formen  Sötele",  -ö-  und  -ör-,  die  nach  bestimmter  An- 
gabe in  BLütz.  vorkomme!),  müssen  die  beiden  letzten  ein- 
geschleppt  sein.  Iu  Flurn.  ,Sotelen'  AaThalh.  , (Acker)  in 
der  Saatlen'  ZSchwam.  (,von  eim  acker  an  Satellon.'  um 
1320/30).    ,Saatlen-Zelg.'  ebd. 

Ü ber- Sötele- :  =  dem  Vor.  2  a  ÄAHerm.,  Wohl.; 
LG.  (lt  St.  und  Ineichen).  —  Under-  (in  L  -ö-,  in 
AAZein.  -Sörtele"):  =  Satelen  2  ß  AAZein.;  LG.  (auch  lt 
St.);  Sch.  Auch  von  Lücken,  die  durch  schlechten 
Samen  entstehen  AAZein.  —  Über-  und  Under-S.  sind  nicht 
Zsseu   von  Satelen,  sondern  Ableitungen  zu  den  entspr.  Vben. 

Doype\- Sötele"  bzw.  -Sötle":=  Satelen  2 a  Sch. 

sätele-  (-Ö-)  Aa  (Rochh.),  sätle"  ÄAEhr.  (-ö-);  Z 
Rüml.,  W.,  Ptc.  -et:  Sätfejlen  (in  Bed.  2)  machen,  un- 
gleich säen  (hier  zu  dünn,  dort  zu  dicht)  ÄAEhr.;  Z 
Rüml.,  W.,  beim  Säen  Lücken  lassen  Aa  (Rochh.). 
Der  Säer  häd  g'sötlet  AaE\u.  —  über-  (in  AaWoIiI. 
über-) sötele":  die  Grenze  zwischen  zwei  Ackerstreifen 
doppelt  besäen  AAWohl.;  BJeg.  Syn.  ü.-säijen  2  b  (Sp. 
597).  —  under  ungersötele" :  beim  Säen  den  Samen 
zu  wenig  weit  werfen,  so  dass  zw.  den  Streifen  un- 
besäete  Stellen  bleiben  BJeg. 

Sätelete-  (ö-)  AAHägg.,  Sätlete«  ScHHa.  (-Ö-); 
ZW.  —  f.:  a)  ,eine  abgesteckte  Linie  beim  Säen  auf 
dem  Felde'  ScHHa.;  wohl  =  Satelen  1.  —  b)  =  Sä- 
telen  2  a  AAHäggl.;  ZW.  (.doppelt  besäete  Stellen  auf 
dem  Acker,  dgl.  entstehen,  wenn  der  |Säemann  aus 
Ungeschicklichkeit  oder  Unachtsamkeit  beim  Rück- 
wege einen  Fleck  bestreut,  welchen  er  schon  auf  dem 
Hinwege  besäet  hatte.'  FStaub). 

sätne",  3.  Sg.  Prass.  und  Ptc.  -et:  den  Acker  bzw. 
die  .Saaten'  (vgl.  Sät  3  b  aß)  anpflanzen,  zum  Anpflanzen 
rüsten  BSi.  (ImOb.);  Gl  (lt  Schuler,  St.). 

satt,  Komp.  setter  AALecr.:  L;  Xnw  (lt  Matthys 
auch  satter):  Adj.,  in  Bed.  1  b  — 5  auch  bzw.  vorwie- 
gend Adv.  1.  a)  in  der  gewöhnlichen  nhd.  Bed.  wohl 
allg.  bekannt  (auch  für  PA1.  bezeugt),  doch  vielfach 
als  unecht  empfunden  (so  Ap;  BG. ;  G;  Th),  bes.  gegen- 
über dem  Ausdruck  durch  ge-nueg  (Bd  IV  698).  Eig. 
Mit  Gen.  Ph  bi"  aller  Güetere"  s.  B  (Zyro).  Ich  bin 
s.  und  wer  s.  ist,  ist  sälig,  soll  ein  geiziger  Pfarrer 
beim  Essen  gesagt  haben,  um  die  Tafel  aufzuheben  Z. 
Sprw.:  Me"  mues'  de"  Löffel  nid  us-der  Hand  ge", 
bis-me"  s.  isch,  zB.  das  Vermögen  nicht  zu  früh  ab- 
treten B.  Sich  (an  Öppis)  s.  esse".  ,Füll  dich  s.', 
Name  der  Hauptstadt  von  Narragonia.  HvRüte  1532. 


1425 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


142*3 


Uneig.  .Die  Familie  ist  eine  von  den  s-en,  da  fehlt 
Nichts.'  Breitenst.  Überdrüssig.  Etw.,  Einen  s.  ha", 
wie  nhd.  Mit  Gen.  I'h  bi"  sinere-  s.  B.  !•*  bi«(-mic*J 
dessi  s.  ebd.  ,Wyl  s  ihnen  glücklich  gung  von  Statt, 
warden  [die  Israeliten]  mutwillig,  geil  und  s. :  sey 
wolten  d  Richter  nit  mehr  hau,  sprachen  Gott  umb 
ein  König  an.'  GGottb.  1619.  —  b)  von  Farben.  .Ist 
es  ze  s.,  so  tuo  me  bliwis  dar  ander.'  Künstb.  1474. 
.[Harn]  mit  einer  s.  geferwten  truosnen.'  Türst,  Ges. 
,Der  waldschnäpf  ...  hat  ein  gleiche  färb  [wie  die 
Henne],  doch  etwas  dicker  und  s-er.'  Vogelb.  1557. 
,Ein  vast  s-e  und  volle  oder  dicke  färb,  saturatior 
color.'  Fris.;  Mal.  ,Satur  color,  ein  s-e,  volle  färb, 
die  sich  im  anschauwen  nit  verkleineret  oder  verleurt' 
Fris.  Adv.:  .Oben  auf  dem  köpf  ist  er  [der  ,stock- 
henfling']  s.  scharlachrot.'  Vogelb.  1557.  —  2.  hin- 
reichend, reichlich.  ,Mit  s-er  kleidung,  mit  gnuog- 
same  und  überfluss  speis  und  tranks  [sind  die  Mönche 
versehn].'  Vad.  ,Din  spys  seig  ouch  gewürzet  s.'  XVI., 
Z  Kai.  ,Die  Gärten  geben  zwar  nicht  .«.,  jedoch  nun- 
mehr zimlich.'  1692,  Z  (HMorf  189(3).  —  3.  a)  voll, 
ganz  mit  Bez.  auf  Umfang,  Ausdehnung.  ,[Eine 
Lampe,  die]  erst  vor  wenigen  Stunden  mit  Lewatöl  s. 
gefüllt  worden.'  Vaterland  1907  (LH.);  vgl.  satt-voll 
von  einem  ganz  gefüllten  Getreidesack  Aa  (Rochh.). 
Meist  in  abstr.  Sinne,  a)  voll,  vollkommen.  ,[I)ie 
Schrift]  mit  s-em,  wolverglichenem  verstand  [Ver- 
ständniss]  zuo  erduren.'  Vad.;  vgl.:  ,üiewyl  er  dessen 
kein  s-en  verstandt  entpfangen,  welchermossen  dise 
factorei  zu  versechen  sein  wurde.'  ARyff  1592.  .[Die 
Mönche  taten  Schritte]  damit  si  ...  bei  freier  und  s-er 
[uneingeschränkter]  wal  eines  abts  ...  beston  und  blei- 
ben möchtend.'  Vad.  ,[Üer  Verfasser  hat  sich  bemüht] 
einen  s-en  und  gründlichen  Underricht  zu  geben.' 
Rhag.  1639;  vgl.:  ,Bis  dass  das  gemeine  Volk  fein  s. 
und  grundlich  underrichtet  sei  von  der  Einsatzung 
und  rechtem  Gebrauch  des  h.  Nachtmahls.'  FWyss 
1670.  .Eine  s-e  Wissenschaft  [der  Oculierkunst]  ha- 
ben.' Rhag.  1676.  ,S-e  tugend,  s-er  glouben,  s-e  freud- 
uä.  ,[Im  Himmel]  kämmend  die  allein  zusamen,  die 
fester,  s-er  und  rechtgeschaffner  tugend,  nit  dem  schum 
...  nachgestelt  habend.'  LJud  1531.  ,Fcelicitas  solida, 
ganze,  s-e  und  vollkomne  glücksäligkeit.'  Fris.  ,1'ie 
werdend  disen  ...  Zügknussen  s-en  Glauben  geben.' 
1605,  Z.  ,So  ists  ungewüss,  ob  ir  an  der  Canzlen 
allen  eueren  Zuhöreren  getan  hettet  ein  s-es  Ver- 
gnügen, wenn...'  JJBreit.  1642.  ,Zu  s-em  Vernügen 
hochen  und  niedern  Stands.'  1658,  Z.  ,Gott  segn  euch 
alle  beed,  er  geb  euch  s-e  Freud.'  1675,  Bs  Hoch- 
zeitsged.  ,Zu  unserm  s-en  Vergnügen.'  1770,  S.  ,S-er 
frid'  uä. ;  vgl.  4  b.  ,l)a  B  ...  mit  den  Eidgnossen  uff 
einen  rechten,  s-en  verstand  [Verständigung],  wess  sich 
nun  hinfür  ein  teil  gegen  dem  andern...  halten  soll, 
gehandlet...  werd.'  1529,  Absch.  ,Also  ward  ein  s-er 
frid  beredt.'  Wurstisen  1580.  ,Damit  man  nicht  nur 
jetz,  sonder  auch  aufs  künftig  ein  s-en  friden  erlangte.' 
ebd.  ,S-er  rätschlag',  gründliche,  reifliche  Überlegung. 
,Die  Sachen  nit  mit  yl,  sonders  s-en  ratschlegen  wol 
ze  erwegen.'  1531,  Strickler.  ,Ein  s-en  ratschlag 
tuon,  wie  man  den  altglöubigen  gehelfen  mochte.' 
1561,  Ndw.  ,Wie  und  welcher  Gestalten  selbiger  Bauw 
an  die  Hand  zu  nemraen  ...  einen  s-en  Ratschlag  zu 
fassen.'  1636,  Z.  ■*-  ß)  übergehend  in  die  Bed.  bündig, 
bestimmt,  klar;  endgiltig.  .[Luther]  bewärt  mit  s-er 
gschrift,  dass  der  war  glow  alein  vor  Gott  rechtver- 
Sohweiz.  Idiotikon  VII. 


tige.'  Ansh.  ,Üas  ouch  gägenurbar  gemacht  werdint 
alles  ynkommens,  damit  man  von  einem  Schaffner 
gwüsse,  s-e  rächnung  ...  haben  möge.'  HBill.  1572; 
vorher:  ,[Man  soll  von  dem  Schaffner]  räehnnng  and 
vollen  gewüssen  bescheid  alles  ynnämens  ...  nemraen.1 
Die  Räte  beschlossen,  die  Sache  von  Amtswegen  mit 
einem  ,s-en'  Urteil  zu  entscheiden.  1572,  Seg.  1881. 
,Nach  vernerer  Nachschlagung  solle  [über  eine  Rechts- 
frage] s-er  und  fründtlicher  billichraessiger  Entschluss 
by  erstem  ervolgen.'  1641,  BSi.  Kq.  ,Dass  wir  von 
Euch  ein  rechte,  s-e  und  offne  Wüssenschaft  durch 
dass  Ja  oder  Nein  habent,'  1662,  Gl.  ,S-e  antwort, 
s-er  bescheid,  bericht'  .[Man  begehre  nochmals]  s-e 
antwort,  ja  oder  nein.'  1523,  Absch.  ,So  were  unser 
meinung  und  beger  ...  uns  darumb  ein  sadte  andtwurt, 
ja  oder  nein,  zegeben.'  1530,  ebd.  ,Unz  man  irer 
handlung  sedteren  und  gewissen  bescheid  haben  möcht.' 
ebd.  .Demnach  ir  uns  ...  dhein  s-en  bericht  geschri- 
ben.'  1531,  Strickler.  .Desshalben  uns  hoch  von 
nöten  ist,  das  wir  ein  gwüssen  s-en  bericht  habind, 
wie  ...  wir  uns  im  gebätt  halten  söllind.'  Gualth.  1559. 
.Worüber  ich  üch  dann  nit  s-en  bescheid  geben  kan, 
das  wollend  wir  endern  [in  der  Erklärung  der  Namen].' 
1572,  Ig.Tschtoi  Br.  ,[I)ie  bilderfeindlichen  Bürger] 
baten  umb  ein  s-e  antwort.'  Wurstisen  1580.  ,Die 
gmeind  wolte  sich  des  [eines  Aufschubs  um  1  Tag] 
nicht  ersettigen  lassen,  sonder  kurzumb  noch  die 
selbige  nacht  ein  s-en  bescheid  kriegen.'  ebd.  .Dheinen 
gwüssen  ald  s-en  bscheid  geben  können.'  1583,  Z. 
.[Das  Domstift  erhoffte]  einen  s-en,  gwissen  Bscheid.' 
1607,  Gfd  (W).  ,Ein  Copyg,  darinnen  wir  dhein  s-en 
Bricht  finden.'  1615,  Z.  .Damit,  wo  Einer  anderwerts 
angesprochen  wird,  [er]  s-en  Bericht  desswegen  er- 
teilen könne.'  Hott.  1666.  S.  noch  un-be-richtsam  (Bd 
VI  443).  Subst.  Neutr.:  .Sich  keins  s-en  hören  lassen'; 
s.  Sp.  442  Mitte.  Adv.:  .Under  Anderen  war  insonder- 
heit Einer,  der  die  Unseren  täglich  angejochet  und, 
wie  gut  und  s.  immer  man  ihm  geantwortet,  allwegen 
wie  ein  Schlang  ausswütschen  können.'  FWyss  1655. 
-  b)  ein  Ganzes  bildend,  ungeteilt;  vgl.  das  Folg. 
[Die  Esel]  wie  andre  tier,  die  da  ein  s-en  huoff  haben.' 
Tierb.  1563;  vorher:  .andre  tier,  so  ungespaltnen  huoff 
tragen.'  —  4.  a)  dicht,  fest  mit  Bez.  auf  die  Kon- 
sistenz. ,S.,  eitelvöllig,  solidus.'  Fris.;  Mal.;  s.  auch 
check  (Bd  III  122).  Kompakt  (nicht  zu  porös),  von 
Stoffen  BsStdt.  S-er  BösCchöl;  Gegs.  lüggf.  ,Ein 
guot,  gesund  fleisch  ...  ob  es  gleich  ein  wenig  hart 
ist  zuo  verdöuwen,  so  gebirt  es  doch  naher  ein  ge- 
sund, schön  geblüet  und  macht  einen  s-en  stuolgang.' 
Fischb.  1563.  ,DLe  schlechten  irdinen  Gefess,  dieweil 
sie  nit  s.,  sonder  viel  kleine  Löchlein  allenthalben 
haben,  so  tringt  und  schlecht  das  Öl  leichtlich  hin- 
durch.' JRLandenb.  1608.  .Die  allerbeste  Wuizel  ist, 
welich  inwendig  wyss  und  s.  und  etlicheimassen 
schwer  und  nit  löcherig  ist.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  Von 
Mauern,  Gebäuden  uä.,  fest,  massiv.  .Ein  Wagenburg 
ward  geslagen  vor  Erikort  so  s.'  1474,  Lied.  .Darin 
was  ouch  ein  vil  guot  sloss  mit  muren  also  s-e  [:  state].' 
1475,  ebd.  .Ein  guote,  s-e  mur,  die  dem  pfymmet  ge- 
mess  syge.'  1543,  Z.  .Strassburg,  du  tust  dich  trutzen, 
du  wolgezierte  Stadt;  hast  viel  kunstreiche  Schützen, 
gross  Mauren  steif  und  s.'  E.  XVII.,  Lied.  Entspr. 
,s.  mären,  büwen'  uä.  ,Ich  hatt  gehauen  s.,  aus  Holz 
und  Steinen  hart.'  Sutekm.  1860  (ZStall.).  .[Der  Werk- 
meister soll  am  Schloss  Dornach]  einen  tum  ...  buwen, 


1427 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


von  grund  s.  gemuret.'  1499,  SEM.  ,St  Batten  loch 
s.  ussvermuren.'  1547,  B  KM.  ,Dass  Ihr  seigt  der 
Bauherr  der  Statt  und  sie  oruiert  gut,  fest  und  s.' 
MvRicius  1630.  ,S-er  Grund'  uä.;  vgl.:  ,Lasset  euch 
die  Gedult  nur  nicht  dauren,  es  ist  der  erste  Grund, 
er  muss  s.  ligen.'  Zg  Gespr.  1747.  1)  eig.  ,Hie  ist 
ein  vesten,  s-en  grund,  uff  dem  gadt  menger  zarter 
mund,  ein  usserwölte  jugendt.'  BGlett.  (Lied  auf  die 
Grafschaft  Toggenburg).  —  2)  uneig.  ,Ein  s-en  grund 
haben.'  ,Mit  üwerer  schwaderten  habend  ir  gar 
keinen  s-en  grund.'  HBüll.  1531.  , Damit  sy  ires  glou- 
bens  ein  s-en  grund  haben.'  Gualth.  1552.  ,Da  die 
gemeinen  Gelten  Das  nüt  glouben  wolten  und  wir 
darumb  keinen  s-en  Grund  gehept,  band  wir  dise 
Sach  für  üch  unser  gnedig  Herren  gewisen.'  Anf. 
XVII.,  Z.  ,Deren  Spruch  und  Urteil  keine  s-en  Fun- 
dament haben.'  FWtss  1673.  ,Zwei  neuere  Begeben- 
heiten [näml.  Spukgeschichten],  die  sich  bei  guten 
Mansgedenken  begeben  und  deren  man  s-en  Grund 
hat.'  Sererh.  1742.  ,Mit  s-em  Grund.'  ,Nit  mit  eitelem 
geschwätz  oder  hochpracht,  sunder  mit  s-em  und  steiffem 
grund.'  1560,  Bib.  (Vorr.).  ,Das  [näml.  Etw.  nachzu- 
weisen] sy  mit  keinen  s-en  gründen  niemarmer  ver- 
mögend.' ebd.  ,Das  kan  ich  mit  s-em  grund  und  mit 
guotem  gewüssen  sagen.'  SHocbh.  1591.  Gleichbed. 
,ein  s-er  Fuss';  s.  Bd  I  1087  o.  Fest,  von  der  Erde 
im  Gegs.  zum  Wasser.  ,Du  hast  den  wäg  im  meer 
gemacht  und  ein  s-en  pfad  in  meerflüssen.'  1531/1667, 
Weish.  ,Gott  der  bschaffen  hat  den  himmel  und  die 
ärden  s.'  GBrün  1545.  ,Nit  im  wasser,  sonder  auff 
dem  s-en,  trocknen  gestad  oder  erdtrich.'  Fischb.  1563. 
,Dem  gestad  und  s-en  grund  nahen.'  ebd.  S.  noch 
Riet  (Bd  VI  1731).  Fest,  gedrungen,  vom  animalischen 
Körper  und  seinen  Teilen.  ,[Fische]  die  da  rot  oder 
wis  s.  fleisch  habend.'  Türst,  Ges.  .Winterszeit  ha- 
bend sy  [eine  Quallenart]  ein  zimlich  s.  hart  fleisch; 
Sommerszeit  ...  werdend  sy  lind.'  Fischb.  1563;  lat. 
carne  constante.  S.  noch  ch'ech  (Bd  III  122);  ge-boget 
(Bd  IV  1069).  Kräftig:  ,Zum  Zweien  soll  man  ein 
ticken,  s-en  und  früchtrichen  Rebstock  nemen.'  ZZoll. 
Arzneib.  1710.  Von  Personen,  „stark,  stämmig;  zB. 
vier  s-i  Bursche  Bs."  In  weitrer  Anwendung.  In  ,s-er' 
[wohl  =  geschlossener]  Ordnung  vorrücken,  in  milit. 
Sinne.  1531,  Strickler.  Gedrängt,  konzis,  von  münd- 
lichen oder  schriftlichen  Darlegungen.  .Pressanarratio, 
ein  s-e  erzellung,  die  nichts  überflüssiges  hat.'  Fris. 
,Attenuate  presseque  dicere,  kurz,  wenig  und  s.  ding 
reden.'  ebd.;  ,s.  ding  reden,  seuberlich,  mit  kurzen 
worten  und  on  überfluss,  dicere  presse.'  Mal.  — 
b)  fest,  unbeweglich,  sicher,  beständig.  ,S.  stän' 
uä.  ,[Der  Schwertfisch  soll  aus  Furcht  vor  dem  Wal- 
fisch] seinen  schnabel  oder  schwerdt  in  den  grund 
hinein  stecken,  also  s.  steen  on  bewegnuss.'  Fischb. 
1563.  ,[Die  Steckmuscheln]  werdend  angeheftet  mit 
ganz  reiner  wullen  oder  syden,  damit  sy  s-er  stan- 
dind.'  ebd.  ,[Der  Tintenfisch]  hat  zwen  lang  arm... 
sich  damit  an  die  velsen  zu  kleiben  und  s.  zuo  halten.' 
ebd.;  lat.  ad  saxa  aliquot  adharentes  se  veluti  an- 
choris  stabiliunt.  Uneig.:  ,Dweil  euwer  gmüet  stat 
s.  doruf  [zu  kämpfen].'  VBoltz  1554.  Häufig  in  der 
Verbindung  ,stif  und  s.'  ,Schafhusen  heisst  dieselbig 
stat,  in  eren  stat  sie  stif  und  s.'  1499,  Arg.  1861 
(Spruch  auf  die  Dornacher  Schlacht).  ,Was  an  in 
stosst,  fröud,  leid  und  schmerz,  ganz  styf  und  s.  ist 
im  syn  herz.'  Ruef  1540.     ,Ich  will  vil  lieber  sitzen 


in  einer  statt  und  rüewig  wonen  styf  und  s.,  dann 
füeren  s  leben  büwrsch  und  grob.'  ebd.  1550.  , Darumb 
ich  blyben  styf  und  s.  der  meinung,  das  gmacht  werde 
d  statt.'  ebd.  ,Ein  tempel  Gotts  und  heiige  statt,  die 
uf  Gott  sehe  styf  und  s.'  Fcnk.  1553.  ,Der  Zorobabel 
hat  den  anderen  zweien  styf  und  s.  ufglöst  also  ir 
argument.'  Murer  1575.  ,Genf  ...  [du]  führst  dein  Re- 
giment gar  steiffunds.'  1669,  Lied.  Adj.  , Erst  anno 
1171  ward  disem  [Carmeliter-]Orden  ein  stife  und  s-e 
Regel  fürgeschriben.'  JJRüeger.  ,[MgnH.  haben  vor 
vielen  Jahren]  ein  weitläuffige,  s-e  und  heilsame  Ord- 
nung [betr.  die  Fischerei]  auffgesetzt.'  1655,  U  LB. 
Hieher  wohl  auch  (vgl.  aber  auch  3  aß):  ,Als  wir  nun  das 
verstanden,  haben  wir  anzeigt,  ich  woll  die  Johanne- 
mess  [Acc.  der  Zeit]  in  Strosburg  s.  mit  im  abhandeln 
[fest  mit  ihm  abmachen],  darbei  es  dissmols  verhüben.' 
ARtff  1592.  —  c)  fest,  angespannt,  straff,  eng 
(anliegend).  Im  Übergang  von  a:  s.  lisme"  Ap;  Bs; 
Z;  Gegs.  lugg  (Bd  III  1232  u.);  vgl.  auch  gllchlig  (Bd 
II  602).  „Straff,  zB.  gebunden,  von  einem  Seile  Schw; 
Zg".  (Es  Seil)  s.  (a'Jbinde",  s.  a'zieh"  Bs.  Muesch  d' 
Strumpf  nit  so  s.  binde",  ebd.  S.  gespannt  Z.  ,Man 
braucht  einen  Bengel,  um  eine  Bruechkette  s-er  zu 
spannen.'  oO.  ,Nemmen  hernach  ein  Schnur  oder 
Ende  von  wullenem  Tuch  und  binden  mit  diesem  die 
Wiegen  s.  und  stark  über  das  Kind  zu.'  FWürz  1634. 
.Eine  Öffnung  knapp,  genau  ausfüllend'  ApK.;  Z  (Hand- 
werkerspr.),  knapp  anliegend,  anpassend  Ap;  Bs;  Sch 
Ha.  S.  a"ligge"  Ap  (T.).  's  göt  s.  inH",  in  eine  Öff- 
nung ApLb.  Auch:  's  Bas'  göt  s.  i",  lässt  sich  knapp 
zuhaken,  -knöpfen,  ebd.  .Seiten  und  Boden  [des  Ge- 
fässes]  sollen  also  s.  aufeinander  geschlagen  werden, 
dass  es  nicht  rünne.'  JRLandenb.  1608.  ,Die  Binde 
[sei]  gelimpfig...,  damit  sie  sich  desto  besser,  näher 
und  s.  anlege.'  FWürz  1612.  ,[Beim  Pfropfen  der 
Bäume  soll]  das  Rörlein  an  das  ledige  Schoss  so  lang 
angestossen  werden,  bis  dass  es  wol  aussgefüllt  ist 
und  s.  aufligt.'  Rhag.  1639.  ,Die  Hüpp  [am  Hülsen- 
bajonett, vgl.  Bd  IV  1100]  soll  suber  gelöt  sein,  sich 
aller  Orten,  insonderheit  oben,  ordenlich  sehliessen, 
auch  ...  sich  fyn  s.  lassen  ynryben  und  in  kein  Weg 
lodachtig  sein.'  1708,  Z.  Adj.,  zB.  von  einem  Kleide 
Ap;  „Bs."  Ba"  Häs'  ist-mer  (z'J  s.  ApLb.  D' Zwinge" 
ist  wol  s.,  zu  eng  Ap  (T.).  Bas  Seil  ist  z'  s.,  es  löt 
g'wüss  Bs.  Strime"  ro"  de"  s-e"  Strumpfbändle",  ebd. 
,Diss  ist  ein  gar  s-es  Band  und  das  beste,  so  mir  be- 
wust.'  FWürz  1612.  Vor  Ortsadvv.,  hart,  dicht  (an 
uä.)  Bs;  GrD.  ;  S.  S.  a".  S.  an  einand,  eng,  nahe 
beisammen  Aa  (Rochh.).  Di  Palggabritter  sind  s. 
an  enandere"  GrD.  S.  a"-ma  zuehi",  ganz  nahe  bei 
ihm.  ebd.  S.  am  Sand  BsStdt.  S.  am  Bach  nö'h 
lauffe".  ebd.  B'  Kugele"  isch  s.  an  si"'m  Kopf  dur'hhe". 
ebd.  S.  a"  der  Grenze"  vom  Kanton  Bern.  JHofst. 
1865.  Fasch  versprützt  vor  Chib,  bestelle" -si  dort  s. 
a"  dem  Tisch  [indem  sie  sich  in  nächster  Nähe  nieder- 
lassen] ne"  Mos'  Achtbatzige".  ebd.  En  ölteri  Burg- 
frau lauft  s.  am-mer  durM'e".  Schwzd.  (BsL.).  Bh 
g'seh  vo"  eusem  Hüs  e"  Weg,  e"  Garte"  s.  dra"  zue. 
MPlüss  1908.  S.  über,  nebe"  uä.  B'  Fülballa  ist-ma, 
s.  über  den  Rück,  an  d'  Müra  zuehi",  ,der  Ball  hat, 
fast  seinen  Rücken  streifend,  die  Mauer  getroffen' 
GrD.  (B.).  S.  dernebe"wonc"  BsStdt.  Bö  lauft  e"  Bueb 
s.  neben-^im  Ätti.  Breitenst.  Ber  lauft  ganz  s.  dort 
neben  im  durchhe",  der  Rhein  am  Isteiner  Klotz,  ebd. 
Und  gibsch-em  [einem  Geiste]  B'scheid,  so  rüscht  's  s. 


1429 


Sat,  sat,  sit,  sot,  sut 


14ö«> 


um  di'h  um  undjüzgt  nie  du.  Schwz.  Unterh.  1848  (S). 
—  d)  fest,  stark  in  steigerndem  Sinne.  Mit  s-ero, 
starkem  stich  verwunden.'  Tiebb.  1503;  lat.  ictu  adacto, 
quod  fortiter  et  magno  animo  i'aciendum  est.  — 
5. sachte,  behutsam;  gemiic  h lieh, langsam, nach  und 
nach  AaF.,  Hold.,  Leer.;  BsL.;  B  (so  E.,  G.,  Sa.,  Si.  und 
lt  Zyro);  „L"G.;  SL.  (Schild),  Starrk.;  Ndw  (Matthys); 
W  (Tscheinen),  ,leniter.'  Id.  B.  Syn.  sattlich,  sattsam. 
Trag  Das  s.!  Zieh  s.!  BSi.  Du  muest  mit  dem  Boss 
s.  fare"  W.  S.  gä",  lauffe",  von  Menschen  und  Tieren 
(auch  yon  einem  Brunnen  LG.).  Wir  wV"  a"fe"  s. 
gä",  uns  langsam  auf  den  Weg  machen,  langsam  vor- 
ausgehn  BSi.  S.  schaffe"  L.  ,S.  zogen  die  Rosse  an.' 
Gotth.  ,Da  machte  sich  Lisi  s.  los,  rückte  mir  vom 
Leibe  weg.'  ebd.  ,D's  Kunträri,  antwortete  der  An- 
dere und  machte  s.  (gelassen)  das  Läufterli  zu.'  ebd. 
(E)so  s.  's  geit  so  s.  bergüf  B  (Zyro).  's  besseret  im 
[dem  Kranken]  so  s.  ebd.  , Während  er  sich  anzog, 
balgete  er  so  s.  vor  sich  hin,  was  das  Frühaufstehen 
doch  abtrage.'  Gotth.  ,Es  fängt  so  s.  an,  die  Gross- 
hanse"  z'  kehre",  wie  es  aber  auch  recht  ist.'  ebd. 
,Es  sei  ein  wenig  hart  gegangen,  sagte  die  Hebamme, 
und  wenn  die  Kiudbetti  vorbei  sei,  so  müsse  es  so 
s.  abführen,  es  werde  dann  schon  bessern.'  ebd.  Der 
Se2>p  het  ungerwile"  gäng  eso  s.  g'soffe"  u"d  gäng  g'soffe", 
bis-er  isch  voller  g'si".  Loosli  1910.  S.  «"''  glichlig; 
s.  Bd  II  002  (Gotth).  S.  u"d  sanft.  ,S.  und  sanft 
giengen  die  Preise  wieder  herunter.'  Gotth.  Ahnlich 
bei  JCSulzer  1772  (Sp.  1109).  ,S.  und  züchtig'  : 
, Einige  liefen  hinaus  [aus  der  Kirche],  wie  wenn  man 
sie  jagte,  Andere  giengen  s.  und  z.,  hüben  kein  Aug 
auf.'  HPest.  1783.  Gleichbed.  s.  anhi"  BG.  (Bärnd. 
1911).  CNjume"  s.,  nur  sachte!  AaF.  und  lt  Rochh.; 
Bs;  L  (Ineichen  1859),  bes.  als  Zuruf  ans  Zugvieh 
beim  Pflügen  AaF.  G'mach,  ir  Herre",  numme"  s.! 
Ineichen  1859.  Ho  ho,  Durs,  numme"  s.,  numme"  nit 
g' sprängt !  Das  ist  neuer  starchc  Dubak.  Schild.  Im 
Komp.  Es  gäd  e  längirsi  setter,  immer  langsamer 
Ndw  (Matthys).  Setter  tue",  sich  Zeit  lassen  L.  ,Die 
Nation  und  ihri  Stellverträtter,  die  sollid  leben  froh, 
und  gods  nid  grad,  se  tuend  es  Bitzli  satter,  z'letzt 
muss  's  recht  usen  cho.'  JBHXffl.  1801.  Der  Hasen- 
burg hed  satter  tö",  bei  Sempach.  Ineichen  1859.  Auch 
als  Adj.  AALeer.;  L;  Scbw;  Ndw.  E"  s-e''  Gang  Aa 
Leer.  ,Ein  s-er  Gänger,  der  nur  langsam  geht'  Schw. 
[I'''J  bin  a"fe"  gar  e"  S-e''  L.  Im  S-e(n),  langsam, 
gemächlich  BBe.,  Gr.  I.  S.  isch-er  doch  der  ganz  Tag 
dranne",  von  einem  Arbeiter,  der  zwar  nicht  rasch, 
aber  doch  stetig  arbeitet  BBe.  ,Der  im  Satten  (, sittig') 
ausgeführte  Polka'  BGr.  (Bärnd.  1908).  ,Läbendiger 
schwäbel  mit  s-era  für  gekocht.'  Tierb.  1503;  lat. 
adiecto  sulphure  vivo  leni  igne  decoctum. 

Amhd.  mt  (auch  bei  Notker);  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1811/9; 
Martin-Lienh.  II  378  (bes.  auch  iu  Bed.  4);  Schm.  2  II  334. 
Zu  1  b  vgl.  and.  mta-a  (Notker),  mhd.  satbla,  -rot  (dazu  Bd 
VI  1769).  Bed.  2—4  lassen  sich  in  den  ä.  Belegen  vielfach 
nicht  mit  Sicherheit  scheiden.  Zu  4  vgl.  chech  2  a  und  .5  (Bd 
III  121/2).  5  geht  viell.  von  der  Vorstellung  des  Anschmie- 
gens,  behutsamer  Berührung  aus  und  knüpft  an  i  c  an;  vgl. 
aber  auch  sattsam  S.  Hieher  viell.  die  Ortsnn.  ,Satteubtihl' 
ZHegn.,  Battenberg'  AaFr. 

a  1 1  s - :  ganz  gemächlich,  langsam  AALeer.,  L.;  B 
(Gotth.).  A.  fürsich  gö".  Ich  will  a.  a"fe"  gö".  .Sarai 
liess  die  Mähre  alleine  stehen,  als  eingeschirrt  war, 
und  die  marschierte  alles  s.  samt  dem  Wägeli  mitten  in 
einen  Kleeacker.'  Gotth.  —  Vgl.  alls-gc-mach  (Bd  IV  17). 


satte",  3.  Sg.  Praes.  und  Ptc.  -et:  1.  intr.  a)  satt 
werden  im  eig.  Sinne  B  (Zyro);  „L"  (auch  lt  St.b); 
UwE.;  Zo  (St.b);  üial.  lch  satte".  Auch  nnpers. :  Es 
sattet-mer  L;  UwE.;  Ndw  (Matthys),  es  saftet  mit  im 
„L"  (auch  lt  St.b);  Zg  (St.b).  Uneig. :  Es  fäht-mer  a" 
s.,  ich  bekomme  es  satt.  Zg  Kai.  (Eis.)  1872  (L).  — 
b)  sich  verlangsamen,  langsamer  werden  AALeer.  (H.); 
„L"  (auch  lt  St.b);  Ndw  (Matthys);  Zg  (St.b).  D's 
Wasser  sattet,  der  Zufluss  lässt  nach  U.  An  Leb- 
haftigkeit, Kraft  usw.  abnehmen,  phys.  und  mor.  UwE. 
Minder  steil  werden,  von  einem  Berge;  minder  heftig 
und  begehrlieh  werden,  sich  setzen,  vom  Temperament 
B  (Zyro).  —  2.  tr.,  sättigen.  ,Die  genade,  daz  er  uns 
brahti  in  sin  riche  unde  uns  da  gesateti  sinis  ant- 
lutes.'  XII.,  Wack.  1870.  ,[Schwester  Belis]  herz  wart 
also  süessklich  gesaftet  von  dem  gütlichen  geschraak, 
das  sy  in  fil  zites  wenig  spis  nos.'  EStagel.  ,Der  ge- 
bure  äss  wol  allen  tag,  vil  kum  man  in  gesatten  mag.' 
Boner.  ,Guot  hat  die  art,  daz  guotes  nie  gesaftet  wart 
kein  herze.'  ebd.  —  Ahd.  satön  (auch  bei  Notker),  mhd. 
säten  (meist  tr.);   vgl.   Gr.    WB.   VIII    1S29. 

über-:  sich  übersättigen  UwE.  —  er-:  (langsam) 
genug  werden  Ndw  (Matthys). 

sattlicU  BE.,  Herz.;  SchwE.,  Ib.,  satte"lich  Aa 
Ruedert.;  BsL.;  BWorb;  SStarrk.,  sätte"lich  AALeer. 
(Kdspr.);  L  (eine  Angabe);  S  lt  Joach.  und  BWyss: 
1.  =  satt  3  aß.  Die  von  S  haben  sich  dadurch  ver- 
anlasst gefunden,  nochmals  um  eine  , heitere  und  satt- 
liche' Antwort  zu  schreiben.  1547,  Absch.  —  2.  =  satt  5. 
Mach  ganz  saüe"li'h!  Bs  (Seiler).  Mir  wei"  a"fe" 
satte"lich  gä"  BWorb.  Es  geit  gäng  so  sattli'''  vorwerts 
BE.  (Bärnd.  1908).  Sattlich  Wildhei  mäje"  ScHwIb. 
Sätte"lich  schiesse",  beim  Kegeln  L;  Syn.  luem  (Bd  III 
1270).  Ieh  löse"  d"  Strich  ab,  ganz  still  und  sätte"lir1'. 
Joach.  1881.  Doch  schlüft  's  eister  wie  witer  ine"  durch 
das  G'stüd,  ganz  sätte"lich.  ebd.  1885.  [Sie]  sind  sattli''' 
sattli'''  über  's  Stäyort  durchhe".  Lienert  1888.  Sattli'h 
ist -er  nidsich.  ebd.  1899.  Eso  satte"li'h  de"  Birg  ab 
trampe".  AGvsi  1899.  Nume"  satte"lich!  ebd.  Di  zwe 
Bue"'bettmanne"  lege"  sattlich  ei"s  Chneu  über  's  andere. 
SGfeller  1911.  So  schön  glichmässig  u"<!  sattlich  hei" 
die  Tier  'zogen,  es  ist  e"  wäri  Freud  g'si".  ebd.  S. 
noch  näch-lassen  (Bd  III  1411);  Bd  IV  43  u.  .[Wenn 
der  Polyp  einen  Meerkrebs]  in  einem  velsen  ersieht, 
schwümpt  er  sattlich  herzuo,  setzt  sich  im  au  ff  den 
ruggen  [usw.].'  Fischb.  1563.  So  auch  im  Tierb.  1563; 
s.  be-seichen  (Sp.  144;  lat.  leniter  et  caute). 

Spätmhd.  satlich,  satius  (Diefenb.  1857);  in  ähnlicher 
Bed.  bei  Gr.  WB.  VIII  1834.  Die  dreisilbigen  Formen  (vgl. 
dazu  die  Synn.  hübsch(en)lieh,  hoj{t")Uc1'  Bd  II  966.  1037) 
sind  nicht  lautgesetzlich  entwickelt;  sie  siud  entw.  durch 
den  Einfluss  von  Fällen  wie  das  syn.  mgenlieh  (mhd.  ./•;..;/.«- 
liehe),  auch  ordenlich,  wcide"lich  (mhd.  ordadfehe,  weidtnllche) 
uä.  zu  erklären  oder  aber  —  was  wahrscheinlicher  ist  —  zu 
dem  als  Dinünutivbildung  empfundenen  nitthch  nach  bekannten 
Mustern  als  verst.  (hypokoristisches)  Dim.  hiuzugebildet  uud 
eig.  in  der  Kdspr.  zu  Hause  (vgl.  die  Angabe  für  AaLeer.) 
bzw.  daraus 


sattsam:  1.  =  satt  2  oder  3  a.  Adj.  ,In  der  obern 
lateinischen  Classe 'fiel  solches  [das  Examen]  zu  s-era 
Vergnügen  aus.'  1740,  Aa  Gem.  S-e  Assistenz  [Unter- 
stützung] bekommen.'  Sererh.  1742.  Adv.  Bei  Vben. 
,Mit  tauglichen  Qualitäten  s.  versehen  und  begabt,' 
1677,  AKüchler  1895.  .Damit  die  Wägen  s.  ihren 
Fortgang  haben  könnind.'  1702,  Z.    ,Wie  Solches  die 


u.u 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


Erfahrenheit  ...  s.  gelehrt  und  an  den  Tag  geleget.' 
1724,  ehd.  ,Die  immerdar  wehrende  Verfolgung  der 
2  arrestierten  Heren  [habe  ich]  leider  sathsam  ver- 
standen.' 1732,  Zg  (Brief).  ,Die  Regiments-Form  in 
Ghur  ist  s.  in  Sprechers  Kronik  beschrieben.'  Sererh. 
1742.  Wie  ,genug'  vor  Subst.  ,Weil  die  Joch  alle 
gut,  in  der  Gemeinde  s.  Holz  [zu  der  Brücke]  vor- 
handen ...'  1750,  LRSchhidlin  1886.  —  2.  =  satt  5, 
sattlich  2  THEgn.  (.langsam  und  sicher,  bedächtig,  aber 
ausgiebig');  ZHütten.  S.,  s.!  Zuruf  des  pflügenden 
Bauern  an  den  .Mennbuben'  THEgn.  (jünger  hösam  I 
Bd  II  860).  Es  regnet  s.,  .massig,  aber  anhaltend  und 
genügend.'  ebd.    S.  noch   Wider-Chnall  (Bd  III  738). 

—  1   aus  der  Kanzleispr. ;  vgl.   Gr.  WB.  VIII   1835  f. 
satte",  serie" :  =  satten  2.  Dial.    ,Was  suochet  nu 

der  mensch  me  denn  sinen  schöpfer,  der  im  alle  ding 
wirt,  ald  was  mag  den  gesetten,  den  an  Got  nit  be- 
nüeget?'  Waldregel  1425.  ,Isse  mit  züchten  und  nit 
mit  swindikait  des  frazzes,  alz  ob  du  nit  gesettet 
mügest  werden.'  1425,  G  Hdschr.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1829. 

er-:  =  dem  Vor.  ,Die  wytwen  wird  ich  segnen 
mit  minem  segen,  sin  armen  wird  ich  ersetten  mit 
brot.'  XV.,  G  Gebet  (Ps.  131,  15).  —  un-er-sättig 
,-settig':  unersättlich.  XVI./XVII.;  zB.:  ,Min  meinung 
[ist]  nit,  dass  du  dich  selbs  hungers  tödist,  sunder 
dass  du  dem  u-en  fraass  nit  dienen  wöllist.'  Zwingli. 
,In  sinen  begirden  u.'  Güalth.  1559.  ,U.,  inexaturabilis, 
insatiabilis  et  inexplebilis.'  Fris.;  Mal.  (Weitres  ebd. 
460c).  ,Uss  u-era  gyt.'  LLav.  1583.  ,Ein  u.  Eigenehr.' 
1622,  Zinsli  1911.  ,N.  ist  eines  u-en  Gyts.'  1636,  Z 
(Pfarrbericht).  .Ist  im  nur  um  den  u-en  Wucher.'  1639, 
Z.    S.  noch  über-fressen  (Bd  I  1323);  Sack  (Sp.  616). 

—  un-er-sättlich  ,-e-':  1.  =  dem  Vor.  ,U.,  das  man 
nit  ersettigen  oder  erfüllen  mag,  insatiabilis,  inex- 
plebilis.' Fris.;  Mal.  (Weitres  ebd.  460°).  S.  noch  un- 
ver-nüeglich  (Bd  IV  701).  —  2.  unbefriedigend,  zu 
wenig  bestimmt  (Gegs.  , sattlich').  Ihrer  Botschaft  sei 
eine  ganz  , unendliche  und  u-e'  Antwort  geworden. 
1547,  Absch.  (S). 

Sätti  ,-e-'  f.:  Abstr.  zu  satt.  1.  entspr.  satt  1  a, 
Sattheit  B  (Zyro).  .Sötty  ald  trunkenheit;  unz  zur 
setti.' XV.,  G  Hdschr. ;  lat.  sacietas  aut  ebrietas;  usque 
ad  sacietatem.  —  2.  entspr.  satt  4  a.  .Die  käche, 
satte  [!],  dicke,  soliditas.'  Mal.  —  Ahd.  neu  f.  (auch  bei 
Notker);  vgl.   Gr.  WB.  VIII   1819  u. 

sättig:  satt  U.  Einen  s.  mache".  —  un-:  uner- 
sättlich. ,Bim  unsättigen  steinin  heiligen  was  gelt 
nemen,  on  achtung,  wannen  das  käme,  guot  und  recht', 
mit  Bez.  auf  die  Ablieferung  der  Pensionengelder  an 
den  Berner  Münsterbau.  Ansh.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1830u. 

sättige"  (-e-J,  Ptc.  -et:  a)  =  satten  2  B  (Zyro); 
Ndw  (Matthys);  Z;  nicht  volkst.  .Settigen,  ersettigen, 
satiare,  saturare,  exatiare,  exaturare,  explere,  farcire.' 
Fris.;  Mal.  ,Mit  Worten  gesättigt.'  HPest.;  s.  Gr. 
WB.  V11I  1832  o.  —  b)  befriedigen,  zufrieden  stellen. 
,Vorab  so  vinden  wir  [die  Tagsatzungsgesandten],  das, 
wenn  das  landtgericht  in  ThurgöV  uns  Eidtgnossen 
...  zuogelassen,  so  werde  man  sovil  gesettiget,  damit 
der  übrigen  stucken  halb  nit  grosser  mangel  sin  ... 
wurde.'  1499,  Calvenp.  1899.  .Damit  ir  [von  Luzern] 
gesettigt  werden  [erfüllen  wir  Basler  eure  Forderung].' 
1523,   Absch.     ,Sich   s.  (lassen)',   sich   begnügen,   zu- 


frieden geben.  XVI./XVIII.  Mit  Gen.  ,Der  zuover- 
sicht,  man  werde  sich  diss  erbietens  billich  und  bil- 
licher  s.  lassen.'  1524,  Absch.  ,Seite  sy  nei,  des  Hesse 
er  sich  s.  und  gienge  nit  zuo  ir.'  1541/3,  Z  Ehegericht. 
,[N.  solle]  sich  des  stückli  achers  under  der  strass  s. 
lassen.'  1552,  ZHöngg.  ,Das  die  gmeind  zuo  Affoltern 
dissmals  dheins  nüwen  gsellenhuses  notwendig,  son- 
ders söllint  sich  irer  wirtshüseren  s.  lassen.'  1568, 
Z  EM.  ,[N.,  ein  Gläubiger,  solle]  sich  der  billicheit 
s.  lassen.'  1577,  Uw.  ,Wo  sach  wäre,  das  jemand... 
sich  güetlichen  oder  rechtlichen  anerbietens  nit  s. 
würde.'  1579,  Seg.  1880/82.  ,[Der  jeweilige  Arzt]  soll 
sich  allein  der  alten  Belohnung  für  sein  Gang  und 
Recept  sädtigen.'  2.  H.  XVII.,  Uürs.  ,[Die  Händler 
sollen]  sich  eines  billichen  Gewinns  s.'  1728,  Z.  ,Sie 
[sollen]  des  hienach  bestimmten  billichen  Lohns  sich 
s.'  BsMand.  1779.  Mit  Präp.  (,an,  mit').  ,Welicher 
sich  aber  mit  diser  Antwort  nit  wellen  s.  lassen.' 
1616,  Z.  .Solle  Derjenige,  so  ein  verschribnes  Under- 
pfand  hat,  sich  an  selbigem  s.'  1674,  Schw  LB.  ,1m 
Fall  kein  Mantel  [vorhanden],  soll  die  Frau  sich  allein 
mit  dem  besten  Kleid  s.'  1675,  Z  Erbrecht.  .Etliche  Hern 
Landschryber,  eh  und  bevor  sy  den  Zugbrief  zu- 
stellen, befragen  vorderist  den  Bezücher,  ob  er  alle 
Güter  sines  Briefs  wolle  haben  oder  sich  mit  den- 
jenigen s.,  so  in  den  Auffahl  kommen.'  E.  XVII.,  Z. 
,[Man]  hörte  meine  Verantwortung  an,  man  sättigte 
sich  darmit  und  nahm  die  Rechnung  ab.'  JLWeissenb. 
1772.  S.  noch  Sp.  511  o.  Mit  Syn.  .Sich  des  frideus 
...nit  s.  ald  benüegen  lassen.'  1546,  Z  RB.  .Eines 
billichen  zimmlichen  Ions  sich  s.  und  beguüegeir  lassen.' 
1590,  Ndw.  .Jeder  teil  [solle]  sich  dessen,  so  ime 
zuerkennt,  s.  und  benüegen  lassen.'  1599,  AaK.  StR. 
,Ich  hette  vermeint,  du  wurdist  dich  an  dem  Wort,  so  ich 
von  mir  geben,  darby  s.  und  benügen  lassen.'  1637,  Z. 
—  .Settigung  f.:  satietas,  saturitas,  expletio.'  Fris.; 
Mal.    —    Mhd.   setigen;  vgl.  auch   Gr.  WB.  VIII    1831/3. 

er-sättige°,  ,-e-':  a)  =  dem  Vor.  a.  Eig.  ,Du 
wirst  essen  und  ersättiget  by  dem  herren.'  Zwingli 
(nach  V.  Mos.  16,  10.  11).  ,Famem  explere,  den  hunger 
büessen  und  e.'  Fris.  1541.  .Sich  an  cim  jungen  lamb 
e.,  famem  tenera  consumere  in  agna.'  Fris.;  Mal. 
.Ersettiget  band  wir  uns  wol,  Gott  euchs  vergelt  zu 
tusent  Mohl.'  GGotth.  1619.  S.  noch  Sp.  779.  Uneig. 
.Mit  läsen  nit  mögen  ersettiget  werden,  legendo  non 
posse  satiari.'  Fris.;  Mal.  ,Sein  geit  mit  galt  e., 
explere  avaritiam  suam  pecunia.'  ebd.  —  b)  =  dem 
Vor.  b.  ,[Die  Leute  von  UBürgl.  erklären]  dass  sie 
des  järlichen  Zinses  halber  ersettiget.'  1633,  U  Neuj. 
1901.  .Sich  e.  (lassen).'  Mit  Gen.  ,Land  üch  billiches 
e.'  1529,  Absch.  ,[Es  wird  verfugt]  das  si  sich  irer 
pfruond  e.  lassen.'  1544,  Sch  Ratsprot.  .Diewyl  5  gl. 
gewert  worden,  sol  N.  sich  desse  e.  lassen.'  1594,  Z. 
,Sy  sollen  solicher  handlung,  biss  geldt  kompt,  sich 
e.  lassen.'  1594,  Gl.  ,Und  werden  sich  die  H.  Medici 
dieses  geschöpften  Salarii,  auch  ihres  Berufs  e.  lassen 
und  über  den  nicht  schreiten.'  1645,  B.  .Recht  nemen 
und  desselbigeu  sich  e.  lassen.'  1647.  1666,  GWil. 
, Ebener  Massen  würdet  sich  ein  Stattschreiber  hier- 
innen ...  dess  jetzt  bestimpten  Taxes  e.  lassen.'  1683, 
Bs  Rq.  ,Die  Schreiber  sich  des  hienach  ausgesetzten 
ordenlichen  Schreiber-Taxes  ohne  Steigerung  zu  e. 
haben.'  Z  Mand.  1694.  ,Sich  seines  Haupt-Gutes  [usw.] 
nach  Billichkeit  e.  lassen.'  SMdtach  1709.  ,Zur  not- 
wendigen Leibskleidung   sich    eines   ehrbaren  Habits 


u;:;;; 


S;tl,  set,  sit,  sot,  sut 


H.  ;i 


zue.  und  zu  gebrauchen.'  B  Sittenmand.  1716.  Mit 
Präp.  ,Er  sye  an  die  muren  sins  huses  gfallen  der- 
gstalt,  das  er  noch  ein  schaden  am  köpf  empfangen, 
und  [sein  Gegner  habe]  sich  mit  demselbigen  nit  e. 
lassen,  sonders  in  ze  schlachen  fürgfaren.'  1561,  B 
Turmb.  ,Der  könig  wolte  sich  von  dieser  antwort 
nicht  e.  lassen.'  JWetzel  1583.  .Diejenigen,  so  kleine 
Knaben  am  Tisch  haben,  sollen  sieh  ein  Wochen  über 
mit  1  Rthlr  e.'  Bs  TOrdn.  1646.  Mit  Synn.  ,[Die  Zim- 
merleute haben  keinen  Anspruch  auf  das  abgehende 
Bauholz,  sondern  sollen]  sich  irs  täglichen  Ions  ...  be- 
nüegen  und  e.  lassen.'  B  StSatzg  1539.  ,[Der  Kardinal 
wolle]  sich  des  e.  und  benüegen.'  1567,  Gf-d.  .Sich 
bequemen  und  der  Billichkeit  e.'  1635,  ebd.  —  ,er- 
settiget:  satiatus,  expletus.  Schlaaffens  e.,  somno 
satiatus.'  Fris.;  Mal.  —  uu-:  ungenügsam,  unzu- 
frieden; s.  Sp.  1148  o.  .Unersettigt  des',  nicht  damit 
zufrieden,  ohne  daran  genug  zu  haben.    1531,  Absch. 

IV  1  b,  118U.  —  ,unersettigklich:  one  ersettigung, 
insatiabiliter,  insaturabiliter.'  Fris.;  Mal.  —  .Er- 
settigung f.:  inassleidigkeit,  satietas,  expletio,  satias.' 
Fris.;  Mal.  —  Mhd.  eraetigen;  vgl.  auch  Gr.  WB.  III  919 
(mit  Belegeu  aus  Paracelsus);   Fischer  III   835. 

Engel-Sat  m.:  eine  Art  geringen  Wollgewebes. 
,Den  e.,  den  si  [die  Magd]  hat.'  XIV.,  B.  ,Ze  R.  habe 
sy  inn  des  Schultheissen  Hus  1  engelsati  Kleid  ...  ein 
rot  glismet  Par  Strumpf ...  veruntrüwet  ...  den  E.  der 
Wirtinen  zum  Sternen  daselbst  verkauft  umb  2  Gl. ... 
die  Strumpf  aber  sampt  dem  E.  sygind  des  Schult- 
heissen Volk  wider  worden.'  1613,  Z  RB. 

Mhd.  engeheit  zu  ahd.  «am«  (s.  die  Anm.  zu  Saijen  8p. 
593);  vgl.  Gr.  WB.  III  476  (.Eugelsaaf)  und  bes.  Fischer 
II  719  (.Engelsaif,  vereiuzelt  auch  ,-sat'),  sowie  Schm.  2 II 
335.      Das  Vokalverhältuiss  ist  unklar. 

engel-sati":  aus  Engel-Sat.  ,Ein  libfarw  engelsati 
kleid,  darutf  4  blaw  strich.'   1609,  Z.    S.  auch  das  Vor. 

Satan  AaF.  (Sä-,  Sätän) ;  Ar  (Sätän);  BG.  (Sä-, 
SätänJ,  Stit  (Sätän);  Gl;  L  (-an);  GT.  (Sätän);  Schw; 
Th  (Sä-,  auch  Sätän);  Ndw  (-an);  1  (Sätän),  Säten 
GrL..  Sät,,  BGr.;  GrScIis  —  m.,  PL  Satan(n)e"  AaF.; 
BG.;  Gl;°GT.;  Th;  Ndw,  Säte'  GrScIis,  Dim.  Sa- 
tänli  GT.  (s.  unter  2):  1.  Satan,  Teufel;  doch  nicht 
überall  volkst.,  tw.  nur  im  Vergleich,  ,1m  augsten 
ward  ein  häx  zuo  Erlach  sampt  ir  tochter,  die  si  dem 
s.  vermeelet,  verbrenDt.'  JHaller  1550/73.  Als  Fürst 
der  Teufel  einem  einzelnen  Teufel  gegenübergestellt; 
s.  bringen  (Bd  V  691  Mitte).  Als  Name  eines  Teufels 
(des  nächsten  bei  Lucifer)  oft  im  altern  Drama,  so 
bei  Euef  1538.  1539.  1550;  Meinrad  1576.  Im  PI.  auch 
appell.  für  die  in  Mehrheit  gedachten  Teufel:  Wa'r 
[ein  von  seiner  Mutter  verfluchter  Senn]  awh  hi"luege" 
mag,  g'siehd  'r-si  üs'zannet  va"  böslächlande"  Säte". 
Schwzd.  (GrScIjs).  Im  Vergleich;  übergebend  in  eine 
blosse  Verstärkung.    Üsg'seh"  wie  e"  S.;  s.  Bratsch  (Bd 

V  1012).  , Seine  Mutter  sei  wie  ein  wahrer  S.,  ein  erz- 
böses Weib.'  1797,  Z.  .Schimpfen,  toben  wie  der  leben- 
dig S.'  Gl  und  sonst.  Ebenso :  Tue"  wie  en  (wäre')  S. 
Ap;  G;  Th.  's  het  doch  auch  'tue"  wie  en  S.,  vom  Sturm, 
Wetter,  ebd.  's  brennt  wie  en  S.,  von  einer  Wunde 
Tu.  Laufe"  tcie  en  S.  ebd.  D'  Breme"  tuend,  händ 
Ho"  wi  d'  Satan(n)e";  's  giH  ander  Wetter  AaF.;  G; 
Th.  —  2.  Schimpfname,  auf  Menschen,  Tiere,  auch 
Sachen,  wohl  allg.  Das  ist  en  S.!  Warte"d  nur,  ir 
Satane",   üch  icill-i'''  da""  schu"  traktiere"!  CStreiff 


1898.  Der  wulli"  S.  [ein  Bär]  hat  allweg  nuch  lang 
a"  mi"s  Hüetli  'tänggt  [das  er  gefressen  hatte],  ebd. 
1902.  We""-me"  de"  S.  vo"  Hemlis-chnopf  no'h  mues' 
ander  "cm  Sofa  ga"  fure"gusle".  UyGreyekz  1911.  Da' 
ist  en  S. !  eine  vertrakte  Aufgabe,  Lage  Th.  Auch 
als  derber  Ausdr.  der  Bewunderung  wie  Siech  (Sp.  195) 
uä.  Das  ist  (Du  bist)  en  S.,  ,ein  verfluchter  Kerl' 
Tu;  Z.  A. :  Ir  händ  aber  auch  e"  rechtschaffeni,  wackeri 
Frau!  B.:  Ja,  das  ist  würkli"1'  so;  si  ist  en  wärer  S. 
ZStdt.  So  auch  das  Dim.:  Er  ist  doch  e"  verdammts 
Satänli  GT.  Als  Übername  SchwE.  —  3.  tüchtiger 
Rausch  Z  (Spillm.).  Syn.  Cheib  (Bd  III  102);  Siech. 
Er  hat  en  S.  g'ha".  —  4.  Pfeifenstopfer.  Studentenspr. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1806/8;  Martiu-Lienh.  II  379.  Die 
Z  Bibeln  1531  —  89  braucheu  die  Formen  .satauas'  und  ,sa- 
tan'  meist  übereinstimmend  mit  der  l.utheiliibel  (vgl.  Gr. 
WB.  aaO.).  Das  neue  Test,  von  15  7  1  und  1614  dagegen 
und  die  Bibeln  von  1597  und  16  18  ersetzen  das  W.,  sofern 
es  sich  nicht  um  den  Eigennamen  handelt  (wie  zB.  im  Hiob), 
durch  ,teufel.'  Das  Breitiuger'sche  neue  Test,  von  1629  und 
die  Bibeln  seit  1638  führen  unser  W.  an  allen  Stellen  wieder 
ein,   und  zwar  ausschliesslich  in  der   Form  ,Satan.' 

tteM-Sätq:  verst.  Satan  BGr.  Der  fiendsälig  H., 
von  einem  bösen  Hunde.  Bärnd.  1908.  Der  rergVstig 
H.  von-em  Wibli.  ebd. 

satane"  -äne":  wüsten  Lärm,  Radau  machen  L. 
Hättist  auch  seile"  g'höre",  wie  die  Kärlene"  nächti 
g'satanet  händ! 

Sattel,  in  PAL  -al,  in  W  -ol,  auch  -il  (so  Leuk, 
Rar.)  -  m..  PL  Sattla,  -,-  BG.;  W  tw.,  sonst  Sättel, 
Dim.  meist  Sätteli,  in  W  Sattolti,  -ilti:  1.  wie  nhd. 
wohl  allg.  ,üer  s.  und  anders,  das  man  gwonlich 
auff  die  ross  legt,  ephippiura.'  Fris.;  Mal.  ,Gang, 
nimm  dem  bapst  esel  und  s.  und  lass  inn  ze  fuoss 
gon.'  Zwingli.  S.  auch  Ge-reit  (Bd  VI  1638);  üs-be- 
reiten  (ebd.  1647  o.);  under-siech  (Sp.  196).  Sprw.:  D's 
Gold  am  S.  schind,  es  geht  glänzend  zu.  Bärnd.  19oS 
(BGr.).  S.  und  Bast;  s.  Bd  IV  1778  o.  .Wernlin  sattler 
umb  miner  herren  bester  und  setten  [1.  settel]  ze 
bletzen  1  Ib.'  1447,  B  StRechn.  ,Ein  offnen  brieff, 
von  denen,  so  in  die  statt  souraen,  es  sye  uf  basten 
oder  sätlen,  den  zol  zu  nämen.'  1523,  B  RM.  Neben 
anderm  Reitzeug,  Pferdegeschirr.  .Usser  dem  stadel 
hinweg  getragen  den  knechten  ire  bett,  etlich  wägen 
und  karengeschir,  reder,  sätel,  körnend  und  anders, 
das  zuo  wagengeschier  gehört.'  1489/90,  Zellw.  Urk. 
, Seigent  weder  der  S.  noch  Zaum  werschaft.'  1622,  Z. 
S.  noch  Bund-Seil  (Sp.  753).  In  Bez.  zum  Reittier. 
Under  'm  S.  heisst  das  Zugpferd  linker  Hand,  =  Sattel- 
Boss  (Bd  VI  1435)  AaB.  , Die  jungen  Pferde,  die  man 
das  erste  Mal  unter  den  S.  nimmt.'  J Meyer  1700. 
S.  auch  die  RAA.  unter  Boss  (Bd  VI  1420 u.);  Süu: 
Bildl.  für  drückende  Last,  Beschwerde.  ,S.  kumpt 
(ist)  mir  ab  ruggen';  s.  Bd  VI  782  u..  dazu  noch:  ,Dass 
uns  und  den  unsern  [wenn  ein  kath.  Vogt  nach  Ba- 
den käme]  niemer  s.  ab  dem  rugken  ...  komen 
wurd.'  1529,  Strickler  (Z).  ,Es  drücket  sie  etwa 
hart  der  S.  der  Armut.'  JMever  1700.  Mit  Bez. 
auf  den  Reiter.  Er  hebt  am  S.  und  iöt  «"  Gurre" 
laufe".  Sprww.  1869;  vgl.  auch  Gurren  II  (Bd  II  409). 
Der  treu  Nüd  hindert  im  S.;  lässt  sich  Nichts  auf- 
binden. oO.  S.  fare",  reiten  L.  Z'  S.  si",  gä",  cho", 
zu  Pferde,  beritten  BG.,  Lutz.,  Sa.;  LH.  Er  üt  z'  S. 
ufThunuehe"BG.  Lüsft-er?  Ni!",er  giHz'  S.  ebd.  Der 
Reiter  chunnt  z'  S.  oder  mit  dem  S.  Barnh.  1911.    Oft 


11;:;. 


Sat,  set,  sit,  sot, 


kommen  bis  20  Personen  z'  S.  zu  Besuch  BSa.  ,Der  Hof 
war  weder  mit  dein  Wägelein  noch  z'  S.  gut  erreichbar.' 
Schweizer  Bader  1903.  Hoch  z' S.  si",  hochfahrend, 
stolz  sein  B;  vgl.  Boss  (Bd  VI  1420).  I"  S.  cho",  obenauf 
kommen,  einen  Vorteil  erringen  B.  Der  Herr  Seckel- 
meister  ...  het-sech  g'seit,  er  müessi  htege",  dass-er  wider  i" 
S.  chömi  und  dass-me"  z'  Bern  merkt,  dass-vie"  de""  noch 
mit-im  müessi  rechne".  RvTavel  1910.  ,So  kam  der 
Schulmeister  [weil  er  einen  Schüler  rühmte,  bei  dessen 
Eltern]  für  den  Augenblick  wieder  in  S.'  Gotth.  ,So 
sy  [die  Kaiserlichen]  uns  mit  guoten  Worten,  unz  sy 
baas  in  iren  s.  und  vorteil  kommend,  uffzühend.' 
HBdll.  1572.  Us  dem  S.  cho"  1)  das  Gleichgewicht 
verlieren.  [N.,  Wein  einschenkend:]  Ne  nei",  Herr 
Vetter,  ir  chönnd  nüd  g'rad  us  aem  S.;  G'meindröt, 
die  mön'nd  de"  Wi"  gar  guet  verlide".  Stütz,  Gem.  — 
2)  von  der  Arbeit  loskommen.  .Scherpfend  ihnen  [den 
Gemeinden]  woll  yn,  was  sy  [die  Obrigkeit]  für  un- 
auffhürliche  Sorgfältigkeit  tragen  niüessind,  sy  kom- 
mend glychsam  nie  uss  dem  S.'  JJBreit.  1637.  ,Aus 
(von)  dem  S.  blitzen,  feilen,  lupfen.'  ,N.  hat  sich... 
so  mannlich  gewehret,  dass  er  drei  von  ihnen  [den 
Verfolgern]  auss  dem  s.  gebutzt.'  Äg.Tschudi.  .Diesen 
türen  Hauptmann  [Medici],  den  hat  er  [Mülinen]  auss 
dem  S.  gfelt.'  1631,  Zinsli  1911.  ,Dran,  ihr  Helden, 
dran,  an  dise  Trupp  zu  Pferd,  mit  Spiessen  lupfet  sie  von 
Sätlen  aufdieErd!'  1654,  ebd.  Dazu:  ,Die  rüttery  ... 
machten  fll  sätel  bloss.'  1351,  LiED(Kopie).  JJndverlor 
der  herzog  von  Österrich  [bei  Laupen]  ...  14  grafen, 
und  wurden  15  hundert  sattel  leer.'  Z  Chr.  XV.  Bildl. 
's  hät-en  us  dem  S.  glupft,  er  hat  Bankerott  gemacht 
Th.  ,Die  Mutter  hatte  gar  grosse  Freude  daran,  dass 
noch  ein  zweites  Söhnchen  nachkam,  um  mich  [in  der 
Gunst  des  Vaters]  aus  dem  S.  zu  lüpfen.'  Gotth.  ,Den 
Sitz  im  S.  bewahren':  ,Es  ist  wunderlich,  dass  Regenten 
oft...  nichts  mehr  sehen  und  schmücken,  als. ..wer 
ihnen  den  Sitz  im  S.  bewahren  könne.'  Gotth.  Fest 
im  S.  sitze",  von  einer  gesicherten  ökonomischen,  amt- 
lichen, gesellschaftlichen  Stellung,  auch  von  guter 
Gesundheit  (Aa),  von  Wissen  und  Können  Aa;  Ap; 
B;  Th.  De''  [ein  Beamter  zB.]  sitzt  no'h  fest  im  S., 
De"  chönne"d-s'  nid  e"wegspränge".  In  alle"  Sattle" 
g'recht(ey)  si",  für  alle  Lagen,  Verhältnisse  gerüstet, 
ihnen  gewachsen  BG.;  GT.  und  weiterhin.  ,Ein  mann 
in  alle  sattel  gericht,  ze  brauchen  oder  gerüst,  worzuo 
man  seinen  bedarff  oder  in  haben  wil,  vir  in  quovis 
loco  paratus;  ein  zeug  auffalle  sattel  gerüst,  der  dem 
feind  allenthalben  weeren  kan,  compositum  ad  omnes 
casus  agmen.'  Fris.;  Mal.  ,So  müessend  wir  (wie 
man  sagt)  in  alle  sattel  gerüst  syn.'  Gualth.  1584. 
,Die  papistischen  legaten  schlahen  sich  zuo  in  allen 
reichstägen,  ...sie  sind  in  all  sattel  gerüst.'  LLav. 
1587.  S.  noch  ram  (BdVI894).  —  2.  übertr.  a)  auf 
Dinge,  die  wie  ein  S.  getragen  werden,  a)  Sätteli, 
beim  sog.  Silen-Ge-schirr  (s.  d.)  quer  über  den  Rücken 
des  Zugpferdes  gehender  Gurt,  an  dem  da,  wo  er  auf 
dem  Rücken  aufliegt,  ein  kleiner  Sattel  (mit  den  Leit- 
seilringen) angebracht  ist,  und  der  auf  den  beiden 
Seiten  die  Deichselstangen  trägt  AaoF.  (Hürbin);  Syn. 
Schlingen-S.  —  ß)  auf  dem  Rücken  der  Ziege  be- 
festigtes Gestell  mit  einem  nach  oben  gehenden  Holz- 
kreuz, welches  das  Tier  verhindert,  durch  Zäune  zu 
schlüpfen  Ap;  Syn.  Hag-S.  Eine  Abbildung  bei 
FGStebler,  AW.  460.  —  \)  in  der  Tracht  der  alten 
Weiber  ein  um  die  Lenden  geschlungener,  wurstähn- 


licher Gürtel  zum  Aufhängen  der  Röcke  (so  dass  kein 
Tragband  über  die  Schultern,  keine  G'stalt  nötig  ist) 
GA.f  —  b)  Träger,  Unterlage,  et)  halbmondförmig 
ausgeschnittene  Unterlage  eines  Fasses  ZZoll.,  auch 
nach  oben  und  unten  zugleich  ausgeschnitten,  um  ein 
Fass  auf  ein  anderes  legen  zu  können  (vgl.  sattlen  lb y) 
ApK.  Wir  haben  im  Keller  zu  wenig  Platz  für  die 
Fässer,  mer  mond  en  S.  mache"  ApK.  —  ß)  Querholz 
über  der  Achse  des  Vorderpfluges,  worauf  der  Grendel 
aufliegt  Aa  (nur  Diiu.);  SBb.,  L.,  WA.  —  y)  auf  die 
Achse  eines  Langholzwagens  aufgesetztes  Stück  Holz, 
das  als  Unterlage  für  die  Baumstämme  dient  und  ge- 
wöhnlich mit  Löchern  für  die  Ketten  versehen  ist, 
mittels  deren  die  Stämme  befestigt  werden  ScHSt. 
Syn.  Schemel.  —  S)  der  auf  einem  Pfosten  aufgesetzte 
Träger  eines  Längsbalkens  ScHSt.  (Zimmermannsspr.). 

—  s)  in  der  Schifferspr.  der  mittlere  der  drei  durch 
Ruten  zusammengeflochtenen  Pflöcke  (s.  Stören),  auf 
denen  das  Flossruder  ruht  und  arbeitet  Aa  (Rochh.). 

—  Q  beim  Spulrad  die  mittels  einer  Schraube  ver- 
stellbare Unterlage  der  Spille",  die  links  auf  dem 
G'stell  angebracht  ist  Aa;  vgl.  die  Abbildung  Bärnd. 
1904,  385.  —  c)  der  Form  nach  einem  S.  Ähnliches. 

a)  sattelförmige  Einsenkung  eines  Bergrückens,  allg.; 
s.  auch  die  Anm.  —  ß)  ,Teil  am  Dachstuhl'  SL.  Vgl. 
S.-Dach.  —  y)  „die  holzartige  Faser  zwischen  den 
beiden  Hälften  eines  Nusskerns  Aa"  ;  ApK.;  „L"; 
GA.;  ScHSt.  (Sulger);  übw;  ZRuss.  Syn.  Chrüz  3  c 
(Bd  III  942).  ,Nauci,  nusschal,  der  stein  einer  oliven 
oder  der  s.  in  der  nuss,  so  zwüschend  den  kernen 
ist.'  Fris.,  ,der  s.  am  nusskernen,  der  underschlacht 
zwüschend  dem  nusskernen,  dissepimentum,  nauci.' 
Fris.;  Mal.  ,S.  in  der  Nuss,  un  zest  de  noix.'  DeLa 
Codr  1736.  —  5)  (in  Th  Sätteli)  von  den  harten,  ste- 
chenden Häutchen,  die  das  Kerngehäuse  des  Apfels 
(GRh.;  Th;  ZHott.,  Russ.,  Wth.)  und  der  Birne  (GRh.; 
Th)  bilden.  Bim  Stückle"  se't-me"  d'  Sättel  use"  tue" 
ZHott.,  Wth.  Du  machst  dört  vil  z'  gross  Sättel,  schnei- 
dest beim  Öpfelrichte"  zu  viel  heraus  ZRuss. 

And;  »atul  usw.  (s.  die  Formen  bei  Graff  VI  166/7); 
rahd.  satel;  vgl.  auch  noch  Gr.  WB.  VIII  1820/4;  Martin- 
Lienh.  II  379;  Follmann  429;  Unger-Khull  514/5,  zu  den 
RAA.  Wander  IV  1/4.  Iu  Ortsn.  (meist  zu  2  c  a).  a)  das 
einf.  W.  ,Sattel'  AaMell.  (schon  1480);  Ap  (mehrfach);  BsL.; 
B  (öfter);  FJ.;  GlEnn.;  GrPr.,  Eh.;  LMnrb.  (Leu),  W.  (,unz 
an  ein  S.';  ,ab  dem  S.'  1315);  G  (mehrfach) ;  SchwE.,  Schw. 
(,am  S.  zuo  Switz.'  1518;  ,ab  dem  S.'  1616);  UwAIpn. 
(schon  um  1400),  E.  (,bis  zum  roten  S.'  1689),  Flüehli, 
Luug.;  U;  WBrig,  Gesch.  (uf  dem  S..  kleines  Plateau),  V., 
Vt.  (uf  dem  S„  im  8.;  auch  bei  Leu),  dazu  der  FN.  ,Vom 
S.'  WStaldemiet;  ZgWalcbw.;  ZUln.  (,im  S.'),  Stdt  (Hausn., 
schon  im  XV.:  ,die  wirtin  zum  S.'  1463;  noch  1820),  Wei. 
(,im  S.').    ,Sätteli' Ap;  BGadm.;  L;Schw;  U,  ,Satt(e)li' B.  — 

b)  in  Zssen.  Als  1.  Glied.  ,S.-Egg'  BBolt.,  Gr.;  SchwMa.  ,-Äcker' 
SchGächl.  ,-Alp'  üw.  ,-Gass.'  XIII. ,  Bs  (,N.  in  der  Sateigassen, 
Satilgassuu').  ,-Hof  (vgl.  Gr.  WB  .VIII  1826)  AaStaffelb.  uö. 
,-Horn'  B;  W,  ,-Hörner'  U.  , -Knopf  B;  G.  ,-Legi'  LEothenb. 
(Leu;  heute  ,Satteu-Lege') ;  Schw  (,bonum  in  S.'  um  1330); 
ThBich.  ,-lehen-Wald'  (vgl.  Gr.  WB.  VIII  1826)  B.  ,-Lücke' 
W.  ,-Bach'  F;  GrL.  (,an  den  S.'  XVIII.).  ,-Büden'  AaWohl. 
,-Bogen'  (vgl.  Gr.  WB.  VIII  1825)  Th;  ZRicht,  (schon  1677). 
,-Berg'  G;  Obw  (JvWeissennuh  1792/1821,  heute  ,S.-Pass'). 
,-Spitz(en)'  B.  ,-Stock'  LT.  ,-Stall'  L.  ,-Teife'  üw.  ,-Weg'  B. 
,-Wald'  B;  L.  ,-Wand'  G.  .-Würzen'  GKriess.  (1534).  ,Satt- 
len-Rüti'  Aa.  Als  2.  Glied.  ,Ober-S.'  B;  L.  , Unter-'  üw. 
,Vich-'  B.  , Vorder-'  B.  ,Hugi-'  BGr.  (genannt  nach  dem 
ersten  Besteiger  FJHugi).  , Hinter-'  B;  Zg.  , Hergen-'  Gl 
(auch  1734;  ,Horgen-.'  1196/1483).  .Hirsch-' Zg.  ,Lueg-' B. 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


1438 


,Ross-'  G.  , Schaf-'  B.  ,Rot-tal--  B.  In  Familienu.  ,Sättcli.' 
1318,  ZStdt  (Leu).  ,Kleb-Sattel.'  1389,  BStdt (,Hensli  Kieps.'); 
XV.,  BXid.;  vgl.  dazu  KGAndresen,  Deutsche  Volksetymo- 
logies  210. 

Fuer-:  dem  Sattel-Boss  (s.  Bd  VI  1435)  aufge- 
legter schwerer  Sattel,  zum  Schutz  gegen  Deichsel- 
schläge auf  der  rechten  Seite  oft  mit  einer  herab- 
hängenden, bis  auf  die  Steigbügel  reichenden,  starken, 
eisernen  Schiene  versehen  ScB.Ha.;  Th;  Z  (Dan.).  — 
Vgl.   Gr.   WB.   IV  1,   473. 

Frau  wen-.  ,N.  hab  an  in  begert,  im  einen  frowens. 
ze  machen.'  1482,  AaB.  Gerichtsb.  .[Mein  Vater]  Hess 
sich  ...  zu  mir  füeren  zu  ross  uf  einem  fr.,  synes 
schweren  lybbruchs  halber.'  Mal.  1593.  —  Hag-: 
=  Sattel  2  a  ß  Ap. 

Karren-:  =  Fuer-S.  ,Ein  K.  sarnmt  der  Gurt.'  Bs 
TOrdn.  1646  (unter  Sattlerwaren).  ,Karrer-S.';  s.  Hin- 
der-ße-reit  (Bd  VI  1638).  —  Vgl.  Fischer  IV  235. 

Krüz-:  nur  in  der  bildl.  Wendung  ,den  Kr.  tra- 
gen', =  Leiden,  Heimsuchungen.  ,Es  muss  mancher 
Frommer  sein  Leben  lang  den  Creuzs.  tragen,  biss 
der  Tod  ihm  denselben  abnimmet.'  JMeyer  1700.  ge- 
wöhnet euch,  als  willige  Rösslein,  des  Herren  Jesu 
geistlichen  Creuzs.  bei  Zeiten  zu  tragen.'  JJUlr.  1731. 

Mannen-.  .Drei  lidere  Manuensettel  und  zween 
Rytzöüm.'  1633,  ZEmbr.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI   1583. 

Bock-:  eine  Art  Saumsattel.  ,Das  Saum-Boss 
trägt,  behufs  Aufnahme  der  Last,  auf  seinem  Rücken 
einen  hohen,  stark  gewölbten  hölzernen  Sattel,  B. 
genannt,  dessen  untere  Längskanten  seitwärts  auf  dem 
Rücken  des  Lasttiers  ruhen,  so  dass  die  Wirbelsäule 
von  der  Belastung  frei  ist.  Mittelst  Gurten  wird  der 
Sattel  auf  das  Tier  geschnallt.  Ein  hinten  am  Sattel 
angebrachter  Schwanzriemen  und  ein  vorn  vom  Sattel- 
bogen ausgehender  Brustriemen  verhindern,  dass  wäh- 
rend der  Fahrt  der  Sattel  mit  der  Last  weder  seit-, 
noch  vor-,  noch  rückwärts  rutschen  kann.'  FAnd.  1898. 
—  Puren-.  ,Ein  gemeiner  Baurens.'  Bs  TOrdn.  1646 
(unter  Sattlerwaren).  —  Bast-:  =  Bast  II  a  (Bd  IV 
1778).  Syn.  Saum-S.  ,1  nüwer  b.  uf  dem  esel.'  1515, 
BsPfeff.  Schlossin v.;  vorher:  ,2  somlogel,  domit  man 
wasser  fürt  uf  dem  esel.' 

„Rumi-",    in   BBe.  Bi 
Weib  B"  (St.2).     , Wilder, 
rechtes   Unkraut':    Du    bis 
müller). 

Wohl    aus    'Rümenmtel    (d, 


i-:  „mürrisches,  grobes 
sgelassener  Mensch,  ein 
e»  B.   BBe.  (Pfr  Buch- 


rumen  bei  Lexer   II   536   unter   rümen  n.),   u 
name  eines  verwegenen,   wildeu   Reitergeselle 


rume  den  satel ;  vgl.  tetel 
etwa  Bei- 
is  der  Zeit 

des  alten  Tarnier-  und  Fehdewesens  stammend,  wo  Namen 
dieser  Art  bes.  beliebt  waren.  Vgl.  zur  Bildung  Herrigs 
Archiv  43,  13  ff.  395  ff.  (mit  dem  Imp.  rüme  gebildete 
Namen  ebd.  26.  33.  402),  auch  FBecker,  Satzuamen.  Basel 
1873.  Das  mittlere  i  zeigt  die  regelrechte  Entwicklung  der 
unbetonten  Lautgruppe  en  -\-  s;  die  Tonsilbe  hat  wohl  nach 
bekannter  Regel  frühzeitig  Kürzung  erfahren,  die  auch  durch 
die  Entstellung  Eömi-S.  vorausgesetzt  wird.  Zum  PN.  ge- 
hört wohl  auch  der  Flurn.  ,Rumisattel'  ZWülfl.  (, Reben  im  R.' 
Z  Amtsbl.  1903);  ,im  Rumensatel.'  1547,  Z  Schirmbücher 
(in  der  Nähe  von  Zürich). 

Bit-.  1531,  Strickler  (s.  Plunder  Bd  V  115  Mitte); 
1659,  ScawE.  Arch.  (,Reits.'). 

Saum-:  wie  nhd.  ,Wemli  sattler  von  dem  soms. 
miner  herren  ze  bessren  und  ze  füllen  ...'  1443,  B 
StRechn.  ,Ein  souras.'  1476,  L  (Beuterodel  von  Grand- 
son).  ,Der  s.,  serumna,  clitellse.'  Fris.;  Mal.  Auch 
1659,    SchwE.  Arch.     S.    noch   Bast  I  (Bd  IV  1778; 


2  mal);  Seil  (Sp.  746  u.);  Saum  II  (Sp.  044).  —  Schon 
amhd.;  vgl.  auch  Gr.   WB.   VIII   1920. 

Säumer-:  =  dem  Vor.  ,  Wemli  sattler  ...  umb  söi- 
mersettel  ze  bessren...'  1446,  B  StRechn.  —  Schlin- 
ge"-: =  Sattel  2  a  a,  ,ein  Bestandteil  des  alten  Pferde- 
geschirrs vor  bald  100  Jahren.  Es  war  ein  kleiner, 
gepolsterter  Sattel,  an  welchem  zu  beiden  Seiten  je 
ein  eiserner  Ring  an  einem  Riemen  hieng,  ganz  ähn- 
lich dem  Steigbügel  eines  Reitsattels,  durch  welche 
die  Landen  der  damals  gebräuchlichen,  zweirädrigen 
Karren  gesteckt  wurden'  ScüHa.  (Xeukomm).  —  Wi- 
ber-:  =  Frauwen-S.  B  (Zyro).  ,Ein  Weibers.'  1709,  Z. 
Auch  1792,  ZHutz.  Inv.—  Wagen-.  ,[Die  Teilnehmer 
am  ,Kübelturnier']  ritten  schlechte  Pferdt,  sassen  uf 
kleinen  Wagensettelin  ohne  Gurt  und  Vorbüg  oder 
Schwanzriemen,  on  allen  hangenden  Stegreif.'  FPlat- 
ter  1612. 

sattle"  (-u-  PAL):  1.  a)  eig.,  wie  nhd.  satteln, 
wohl  al!g.  E(sJ  Boss  s.;  auch  abs.  ,Die  ross  s.,  ster- 
nere  equos.'  Fris.;  Mal.  ,Den  esel  s.';  s.  Bdll  50  Mitte. 
Scherzh.  d'  Geiss,  de"  Bock  s.;  s.  brännen  (Bd  V  623  o.); 
rlten  (Bd  VI  1672  o.).  —  b)  uneig.,  mit  Etw.  belegen, 
belasten;  in  mehreren  Anwendungen,  a)  abs.,  Name 
eines  Knabenspiels,  =  (Ballen-)Biteris(Bd  VI  1707)GSev. 
ß)  von  einer  brünstigen  Kuh,  eine  andre  besteigen  UwE. 
—  y)  einen  Wagen  s.,  mit  Benne"  [s.  Bd  IV  1289],  Weiu- 
bäumen,  Leitern  versehn  ZWäd.;  vgl.  üf-rüsten  (Bd 
VI  1549  Mitte).  Ähnlich:  Eine  Chaise  s.  ZS.  —  8)  die 
Fässer  in  einem  Keller  (aus  Mangel  an  Platz)  auf 
einander  legen  ApK.  (auch  lt  T.);  vgl.  Sattel  2  b*.  — 
s)  ,Bei  sehr  hohem  Wasserstand  pflegten  die  Salz- 
schiffer zu  s.,  dh.  je  zwei  Weidlinge  in  einander  zu 
legen  und  dann,  im  obern  stehend,  der  eine  vorn, 
der  andrehinten,  die  Schiffe  rheinaufwärts  zu  stacheln' 
ZEgl.f  —  Q  jeine  suppen  s.',  mit  Zutaten  (Fleisch, 
Gemüse)  ausstatten;  vgl.  ge-sattlet  1  b  a.  , Satel  uns 
die  suppen  wol!'  Badenf.  1526.  —  vj)  ein  Geldstück 
(Geldstücke)  durch  eine  Zugabe  zu  einer  höhern 
Werteinheit  ergänzen,  zB.  ,auf  4  Taler  ein  Vierund- 
zwanzigkreuzerstück  [1.  Zwölf-]  legen,  damit  sie  1 
Louisdor  ausmachen'  Z  f  (FStaub);  vgl.  ge-sattlet 
1  b  ß,  ferner  granen  (Bd  II  742).  (En)  Brabänder 
(Taler)  s.,  (den)  Brabanter  Taler  (=  2  fl.  18  ß)  durch 
Zulegen  von  2  ß  auf  2Vs  fl.  (=  2  fl.  20  ß)  aufrunden 
Z  f.  —  »)  beim  Kartenspiel  Bocken  (Bd  IV  1134)  den 
Einsatz  eines  Spielers  parieren  dadurch,  dass  der 
Bockinhaber  auf  den  aus  einer  Münze  bestehenden 
Einsatz  eine  ebensolche  Münze  legt.  ,Es  klagt  A.... 
uff  B.,  wie  daz  B.  und  ander  mit  einandern  bocket 
haben,  begebe  sich,  daz  B.  im  einen  krützer  in  den 
bock  schlüege,  daruf  er  im  ein  krützer  satzte;  also 
gewunne  er,  A.,  den  selben  krützer.  Uff  das  schlüege 
B.  aber  ein  krützer,  und  als  er  im  den  och  halten 
und  die  karten  erzuckte  und  daruf  werfen  weite, 
schlüege  B.  die  hand  uff  den  krützer,  spreche,  es  gulte 
nit,  er  satzte  dann  och  ein  krützer  uff  den  sinen  und 
satlote  inn.'  1488,  Z  RB.  .[Beim  Kartenspiel]  schlüege 
der  A.  dem  B.  ein  halben  batzen  und  sattliti  der  B. 
denselben  halben  batzen,  und  als  er  die  karten  umb- 
wurffe,  do  funde  er  eins  oberbuobens  mer,  dann  aber 
zum  spil  horte.  Der  selb  oberbuob  were  im  wider- 
uflesen  [das  Spiel  war  vorher  zu  Boden  gefallen]  zum 
spil  kommen.  Do  gülte  es  nünz,  dwil  einer  karten 
zu  vil  da  were.  Do  neme  der  A.  den  halben  batz«n, 
den  B.  im  uff  den   sinen   hat  gesattlet.'    1510,   Z.  — 


im 


Sat,  set,  sit.  Bot,  sut 


i)  ein  Besitztum  mit  Hypotheken  belasten.  ,Der 
Pfarrer  merkte  bald,  dass  ein  Hof  hoch  oben  und  am 
Wald  nicht  so  viel  koste  als  ein  sonnenhaldender  und 
dass  man  einen  Hof  auch  mit  Hypotheken  s.  könne.' 
XHerzog  1863.  ,[Der  Arme]  sattlet  seine  güeter,  hauss 
und  hof,  dass  sy  im  zuo  grund  geritten  werden.' 
SHochh.  1591.  ,üass  angeregtes  Haus  bereits  so  Till 
gesattlet,  dass  schon  etliche  darauf  geliehene  Schuld- 
posten in  Gefahr  sind.'  1711,  Z.  Im  Rheintal  haben 
viele  Bündner  und  St  Galler  dadurch,  dass  sie  die 
gekauften  Güter  mit  Geldanleihen  beschwerlich  ,ge- 
sattlet',  das  Zugrecht  den  Rheintalern  erschwert.  1738, 
Absch.  —  2.  auf  dem  Rücken  tragen  Ndw  (Matthys). 
Si  sattled  ire"  Blieb.  —  3.  , Einen  us  der  stat  s.',  ver- 
treiben: , Fürer  hat  sich  begeben,  daz  der  genant  B. 
satler  uff  min  vater  [Sattler  Z.]  100  guldin  gebetten 
und  hin  damit  von  sinem  gewin  und  gewerb,  och  sinen 
kleinen  kinden  zuo  vertriben  und  zuo  trengen  wider- 
standen. [Zeuge  T.,  Sattler,  sagt  aus]  B.  hab  wol  zuo 
im  geredt,  Z.  sig  dem  handtwerch  ein  schedlicher 
man,  dann  er  mache  bös  ding  ...  und  er  weite  50  pfd 
an  inn  wagen,  und  ob  er  das  och  tüee,  weiten  sy  inn 
us  der  stat  satlen.  [Zeuge  P.,  Sattler,  bestätigt]  er 
hab  wol  geredt,    inn   us   der  stat  ze  s.'    1485,    Z  RB. 

—  4.  abs.  mit  Richtungsbest.,  (auf  dem  Hintern  rut- 
schend) über  einen  Abhang  hinunter  fallen,  zB.  beim 
Schlittenfahren  BStdt  (burschikos).  Di  ganzi  G'sell- 
schaft  (Schlittenpartie)  isch  über  d's  Bort  ab  g'sattlet. 

—  5.  abs.,  Sattlerarbeit  verrichten,  das  Sattlerhand- 
werk  betreiben  BG.  und  lt  Zyro;  Nnw  (seltener  als 
sattleren).  Wa  oppa  e"  Sattler  ...  amene"  Chomet  Öppis 
0'saUto  W.Bärnd.  1911  (BG.).  —  g«-sattlct:  1.  a)  eig. 
E(s)  g's-s  Ross;  's  Boss  ist  (schlechtj  g's.  [Ein  Schuh- 
macher, der  in  der  Quatembernacht  einen  unheim- 
lichen Ort  aufsucht,  nimmt  mit  sich]  es  g's-s  Boss, 
en  gueten  schuldende"  Sebel  und  en  g'wichti  CherzW. 
FGStebler  1907.  ImKdld:  Hüs,  Hof,  g'sittleti  g'satt- 
leti  Boss.  Barnd.  1911;  s.  auch  Boss  (Bd  VI  1423  o.). 

—  b)  uneig.  a)  entspr.  sattlen  lbt,.  G's-s  G'mües, 
Gemüse  (Kohl)  „mit  Auflage"  (Schweinefleisch,  Speck) 
AAAar.;  S;  „VO."  Subst.:  ,Der  [Knecht]  werde  mit 
Schein  nicht  gewohnt  sein,  viermal  täglich  Gesatteltes 
(Gemüse  mit  Speck)  zu  bekommen.'  AHarim.  1855  (S). 
E"  g's-i  Anke'schnitte",  zwei  aufeinander  gelegte  Stücke 
Brot  mit  einer  Schicht  Butter  dazwischen  ÄAAar.  — 
ß)  entspr.  sattlen  1  b  ij.  En  g's-er  Taler,  ein  Taler 
(2  fl.  18  ß)  +  2  ß  =  2'/ä  fl.  ZZoll.f  E"  g's-i  Dublone", 
eine  Dublone  (10  fl.  48  Kreuzer)  +  12  Kreuzer.  =  11  fl. 
Th  f.  20  Brabänder,  aber  ieh  wo't-s'  g's-et  ha",  beim 
Viehverkauf  ZZoll.f  ,Als  der  Kranke  dem  geistlichen 
Herrn  die  80  Neutaler  aus  dem  Gänterli  geben  Hess, 
sagte  er:  Aber  verziend,  Herr  Pfarrer,  si  sind  nid 
g's.'  Klosterkr.  —  2.  wie  ein  Sattel  über  Etw.  ge- 
legt: Dort  hanget  ob  de"  Ffäistere"  der  Flachs  zum 
Derre"  chrüzwis  über-n-es  hölzigs  Stangeli  g's.  BWvss 
1885.  —  3.  von  Personen,  a)  bereit,  gerüstet,  zu- 
nächst zum  Ausgelin  Aa;  Ap;  B  (Zyro);  Th,  dann 
übh.  zu  irgend  Etw.  (zB.  zu  antworten)  Ap;  ScnSt. 
In  der  erstem  Bed.  oft  auch  g'stiflet  und  g's.  (oder 
umgekehrt)  Aa;  Ap;  Th.  —  b)  g's.  si",  die  Menses 
haben  B  lt  Zyro,  der  auf  ein  (von  den  Wörterbüchern 
nicht  verzeichnetes)  syn.  frz.  etre  ä  cheval  hinweist. 

—  un-:  Gegs.  zu  ge-sattlet  1  b  ß:  vgl.  itn-ge-granet 
(Bd  II  742).  Ung's-i  Dublone",  einfache  Dublone  ohne 
die  Ergänzung  zu  Hfl.  Th  f. 


Ahd.  salalön,  mhd.  satclen ;  vgl.  auch  Gr.  WD.  VIII  1826/7  ; 
Martin-Lienh.  II  379.  Sattlen  3  setzt  wohl  eine  Bed.  .Einen 
s.  =  zum  Ausritt  mit  Sattel  und  Sattelzeug  ausrüsten'  voraus, 
von  der  auch  ge-sattlet  S  a  ausgegangen  sein  könnte.  Die 
Wendung  scheint  nach  dem  Beleg  der  Sattlerspr.  angehört 
zu  haben. 

ab-:  1.  wie  nhd.  absatteln  B;  G;  Th;  Ndw  und 
weiterhin.  —  2.  Einen  aus  dem  Sattel  heben.  Bildl.: 
,Da  sattelte  sie  [die  radikale  Regierung]  das  Volk 
ungsinnet  ab;  an  einem  schönen  Morgen  sassen  die 
Herren  im  Trocknen  ...  Nun  möchten  sie  wieder  in 
Sattel,  begreiflich!  Um  aber  in  Sattel  zu  kommen, 
muss  man  das  Ross  wieder  haben.'  Gotth.  , Einen 
abspeisen,  sich  vom  Halse  schaffen,  mit  Worten  schla- 
gen', barsch  abfertigen  Ap  (T.);  Gl;  L  (Ineichen); 
GW.;  ZWettsw.  und  lt  Spillm.  Hest-e"  doch  abg' sattlet, 
,du  hast  ihm  tüchtig  den  Weg  gewiesen'  Ap  (T.).  Mb" 
het  de"  Spitzbueb  recht  dbg' sattlet  ZWettsw.  D'VrVne" 
blibt-em  aber  nie  Nut  schuldig;  es  sattlet-ne"  albigs  ab, 
dass  's  e"  Name"  hat.  CStreiff  1904.  S.  noch  das  syn. 
ab-rüsten  (Bd  VI  1548).  Auch  durchprügeln:  De"  han- 
t'*  abg' sattlet!  Wart,  dich  vjH'-i'k  a.!  ApEb.  —  3.  abs., 
unverrichteter  Dinge  abziehen,  ,abfahren'  BStdt  (bur- 
schikos).    Er  isch  suber  abg'sattlet. 

Vgl.  Gr.  WB.  I  93;  Martin-Lienh.  II  379  (in  andrer 
Bed.);   Fischer  I   56. 

abe°-  (appe"-  Nuw):  1.  tr.  a)  auf  dem  Rücken  hinab- 
tragen Ndw  (Matthys).  —  b)  =  dem  Vor.  2  GW.  — 
über-:  „von  liegenden  Gründen,  die  mit  Pfandbriefen 
usw.  gar  zu  sehr  beschwert  sind  L"  (auch  lt  Ineichen); 
„S";  meist  im  Ptc.  Perf.  ,Dass  ...  die  Höf  und  Güter 
von  Neuem  übersattlet  werden.'  SHochh.  1591.  ,So 
Einer  übersattlete  Güter  kauffte,  mag  er  die  hindersten 
Gülten,  biss  der  Drittel  bezalt,  mit  geschetzten  Gülten 
ablössen.'  1670,  Schw  Rq.  ,Wer  will  sie  auslösen, 
wann  die  Güter  übersattelt  sind?'  Siml.  Urk.  1760.  — 
—  2.  abs.  =  sattlen  4  BStdt  (burschikos). 

ü  f- :  1.  seine  Habseligkeiten  so  rasch  als  möglich 
zspacken  und  sich  aus  dem  Staube  machen  (von  Einem, 
der  etwa  in  Zahlungsschwierigkeiten  ist  oder  mit  dem 
Gesetz  in  Kollision  gerät)  THTäg.  —  2.  beim  Fleisch- 
auswägen  den  Sigel  (Sp.  494)  auflegen,  ebd.;  Syn. 
siglen  (Sp.  503).  —  üf-ge-sattlet:  von  einem  abge- 
nutzten Mühlstein,  der  durch  einen  zweiten  Stein 
beschwert  wird,  um  ihm  wieder  das  richtige  Gewicht 
und  damit  den  richtigen  Schwung  zu  geben  ScnSt. 
(Müllerspr.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  718;  Fischer  I  411; 
Unger-Khull  34. 

um-:  die  Meinung  (auch  nur  die  Stimmung),  die 
(religiöse,  politische)  Gesinnung,  den  Beruf  wechseln 
Bs;  B;  G;  Sch;  Th;  Z  und  wohl  weiterhin.  I'h  denk 
schier,  de  werdsch  öppen  auch  noch  u.,  ab  's  mor'e" 
früeh  sig  Bs  (Seiler).  Mir  ist  der  Verstand  schier 
ganz  still  g'stande",  w'e  das  Wibli  [das  vorher  sehr 
unwirsch  war  und  plötzlich  freundlich  wird]  umg'sattlet 
hat.  UStreipf  1902.  Wo-si  [eine  Mutter,  die  ihre 
Tochter  mit  dem  Sohn  des  Präsidenten  verheiraten 
wollte]  g' merkt  het,  dass  's  mit  d's  Presidänte"  binde" 
abe"  gät,  (lue  het-si  a"g'fange"  u.  JHefti  1905.  Wenn 
die  übrigen  katholischen  Orte  .umsatteln'  und  den- 
jenigen von  Schwyz,  Zug  usw.  nachfolgen  sollten. 
1670,  Absch.  ,Viel  Familien  unter  ihnen  [den  Bürgern 
von  GRTarasp]  hatten  allbereits  die  Reformation  an- 
genommen, weile  aber  die  groben  Schulsser  Unfug 
wider  sie  anstellten  wegen  der  Kirchenstühle  und  Be- 


1441 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


gräbniss,  so  sattelte  Alles  um.'  Sereru.  1742.  Auch 
unpers.,  umschlagen,  von  einer  Krankheit:  's  hetum- 
g'sattlet   ScHSt.  (Sulger).  —  Vgl.  Martin-Lienn.  II  .".TD. 

umen-:  =  dem  Vor.  L  (Ineichen). 

ent-:  1.  =  ab-s.  1.  ,Were  daz  ieman  [Holz]  da  hüwe, 
so  sol  ein  bumeister  nachjagen  und  niemer  pherit 
e.,  unz  daz  es  wider  kert  wirf  XIV.,  LAdl.  ,Als  ich 
gestern  har  wollt  riten,  begegnet  mir  ein  schwärm 
hurnussen  und  wäspi,  umgabent  und  stachend  so  vast 
in  mich,  das  ich  von  dem  ross  viel  und  es  entsattlet, 
und  nam  den  sattel  mir  zuo  schirm  uf  min  houpt.' 
HBrennw.  Chr.  —  2.  =  ab-s.  2.  .Nachdem  er  [Hans 
Wal  bei  Frastenz]  ir  [der  20  Feinde]  etlich  mit  sinem 
spiess  entsatlet'  Ansh.  —  Schon  ahd.;  vgl.  auch  Gr. 
WB.   III   :.93. 

ver-:  für  Sattlerarbeit  verbrauchen.  ,13  pfd  11  ß 
gen  Heinrich  Bremen  dem  sattler,  so  die  marchstaler 
ein  jar  lang  an  im  versattlet  hand.'  1531,  Z  Seckel- 
amtsrechu.  ,8  ß  dem  R.,  hat  des  narichters  knecht 
versattlet.'  1538,  ZGrün.  Amtsrechn.  ,11  ß  dem  K.,  hat 
W.  versattlet  uf  Rüedy  Hotzen  landtag.'  1539.  ebd. 
S.  noch  Ge-leits-Bott  (Bd  IV  1887).  .Verschieden  (ver- 
seilen) und  v.'  ,Verschmit  und  versattelt...'  1491,  S 
Wbl.  ls40.  .Verschmidet  und  versatlet,  verseilet  und 
derglich.'  1531,  Z  Seckelamtsrechn.  ,1  pfd  7Vs  ß  hand 
sy  verschmidet  und  versattlet.'  1584,  Gl.  —  In  andrer 
Bed.  bei   Gr.   WB.  XII    1041. 

Sattler  m.:  1.  wie  nhd.  allg.  Näje"  wi-n-e"  S., 
dh.  schlecht  BLütz.  (Bärnd.  1904).  ,Der  hinger  S.  zalt 
Alls,  RA.  bei  Einem,  der,  ohne  die  Zeche  zu  zahlen, 
sich  fort  machen  will.'  Schild  1803.  .Sattler,  seiler 
zuo  Wil  und  zuo  St  Gallen  gestat  och  nit  under  80 
guldin.'  1489,  G  Mitt.  ,Ist  erkennt,  das  die  satler  die 
vilz  machen  und  in-  und  usserthalb  der  stat  verkaufen 
sollen  und  mögen  ....  es  sig  dann  sach,  das  die  weber 
durch  lüt  oder  brief  inen  das  absetzint.'  1527,  Z. 
,Fridly,  satler  oder  täckymacher.'  1529,  ebd.  ,S.,  der 
sattel  machet,  stragularius.'  Mal.  In  ZStdt  bildeten 
die  ,Satteler'  seit  1336  eine  Zunft  mit  den  Wein- 
schenken, Weinrufern,  Fassziehern,  Malern  und  Unter- 
käufern, in  BsStdt  seit  dem  XIV.  mit  den  Scherern 
und  Malern,  mit  den  Malern  spec.  die  Halbzunft  zum 
Himmel;  s.  OFecht  1909,  41;  Ochs  II  161  f.  1851  gab 
es  in  GT.  21  Sattler.  —  2.  Name  von  Kartoffelarten; 
s.  FrA-Epfel  (Bd  I  381). 

Schon  amhd.;  vgl.  noch  Gr.  WB.  VIII  1834;  Martio- 
Lienh.  II  379;  Follmann  429.  475  (Sedler);  Lnxemb.  WB. 
405.  Bed.  2  ist  wohl  von  einem  Flurn.  Sattel  (s.  Sp.  1436) 
abgeleitet.  Als  Beiname.  , Conrad  Stoub,  genannt  S.'  1475,  S. 
,Meister  Johann  Burghart  vulgo  Sättlerli.'  1740,  ZSth.  S.- 
üeli,  -Vagi  AaF.  ,S.-Franz.'  1840,  BStdt.  Als  FN.  in  älterer 
Zeit  häufig,  so  XIV./XV.,  AaB.,  Bremg.,Br„  Zof.;  XIII. /XVII., 
BsStdt;  XIII./XVI.,  BStdt;  XIV./XVI.,  LSemp.,  Stdt;  XV., 
GStdt;  XVI.,  Schw;  XV.,  SStdt;  XV.,  üwSa.;  XVI.,  ZgStdt; 
XVI.,  ZStdt.  Als  Flurn.  ,S.'  B;  SchHemish.  (,im  S.');  Z 
Horg.  ,S.-Grabeu'  B.  ,-Hubel'  BInt,  ,-Hiisi'  BZäziwil.  ,-Matt' 
S.  ,-Wiese'  ZUst.  , Sattlers'  Aa.  ,Sattlers-Äckerli'  ThEgn. 
(1798).  ,-Hus'  BSum.  ,-Stück'  ThEgn.  (1798).  Unsicher: 
,SatiIlarahusa.'  96S,  Z;  vgl.  .Satalara,  -im'  bei  Fürstemann 
II  »  1294/5. 

Fuer-:  Sattler,  der  das  Geschirr  für  Fuhrpferde 
verfertigt;  s.  BUS.  und  vgl.  Kommet-S. 

Hof-:  Sattler  des  äbtischen  Hofes  in  GWil.  ,Zuo 
Wyl  im  Turgöw  by  meister  N.,  dem  h.'  1568,  Aa 
TB.  1904. 

In   Wil    gab    es    eine  Menge  Arbeiter    und  Handwerker, 

Schweiz.  Idiotikon  VLT. 


die  ausschliesslich  oder  teilweise  im  Dienste  des  dortigen 
äbtischen  Hofes  standen.  Eine  entsprechende  Benennung 
führen  allerdings  sonst  nur  die  Beamten:  der  , Hof-Ammann, 
-Schreiber,  -Weibel.' 

Kommet-:  wahrsch.  =  Fuer-S.  1604  wird  als 
Neubürger  in  BsStdt  aufgenommen  Jacob  Frey  von 
Schulbach,  ein  c.'  Wurstisen  1779.  S.  noch  das  Folg. 
—  Rit-:  Sattler,  der  Reitzeug  verfertigt.  ,üie  Sattler 
waren  im  Jahr  1480  schon  in  Reit-  und  Kornmet- 
sattler  geteilt.  Die  Reitsattler  durften  nur  Reitsättel 
und  was  zum  Reitwerk  gehört,  machen;  hingegen  die 
Kommetsattler  kein  neues  Reitwerk;  doch  konnten 
sie  den  durchreisenden  Fremden  wohl  alte  Sättel  aus- 
füllen und  Reitwerk  flicken,  nicht  aber  den  Einhei- 
mischen.' Oces.  ,Der  Reitsattieren  Lehrjungen  lehrnen 
3  Jahr  lang  und  geben  40  Ib.,  der  Fuhrsattler  Lehr- 
jungen aber  geben  30  Ib.,  Trinkgeld  2  Ib.  10  ß  und 
sollen  auch  3  Jahr  lehrnen.'  Bs  TOrdn.  1646. 

sattlere":  das  Sattlerhandwerk  treiben  G;  Th; 
Ndw  und  weiterhin. 

Sattli  n.:  Ziege  mit  schwarzem  Fleck  auf  dem 
Rücken  (nach  andrer  Angabe  ,mit  schwarzem  Hals- 
band')  W. 

Satte"  s.  Zatten  usw. 

Satterje"  f.:  ein  Saiteninstrument.  ,[A.  sagt  aus] 
dass  er  und  B.  uff  den  sunnentag  fruo  mit  einander 
giengen  und  sluog  er  die  s-en  ...  [Die  C.  sagt  aus] 
da  sy  her  uff  kam,  da  bekam  ira  zwen  und  truog  der 
ein  ein  s-en.'  1430,  Z  RB. 

Mhd.  p&xlterje  f.  (Lexer  II  304).  Da  an  eine  Assim. 
nicht  zu  denken  ist,  muss  wohl  ein  Hörfehler  des  Schreibers 
angenommen  werden  (das  W.  ist  dreimal  deutlich  mit  ,-tt-' 
geschrieben).     Zum  Anl.  vgl.  Salter  (Sp.  870). 

Satisfaz:  Satisfaktion.  Angeklagter  vor  Gericht: 
Ich  will  Satisfaz!  Usteri  1831. 

Zum  Ausgang  vgl.  zB.  Vüitaz  (Bd  I  1080).  Das  Wort 
ist  natürlich  auch  sonst  bekannt,  gewöhnlich  mit  voller  En- 
dung;  im  ersten  Teil  hört  man  oft  Sadia-, 

Satlinet:  ein  streifiges  Halbseidenzeug.  , Mit  kost- 
lichem sammet,  tamast,  s.  oder  anderer  siden',  von 
Frauengewändern.  Edlie.  269. 

Viell.  aus  einem  frz.  'satdinet,  das  aus  einem  it.  ..  t.  Hin.  tt> 
entstellt  wäre  wie  frz.  salin  aus  it.  xetiuo. 

.Satnrei  f.:  satureia,  gartenhysop,  zwibelhysop, 
cunila,  thymbra.'  Fris.;  Mal.  —  Auch  mhd.;  vgl.  Gr. 
WB.   VIII   1836;  Unger-Khull   515. 

ver-  sattere":  ,mit  einer  Flüssigkeit  (Tinte,  Lauge) 

unordentlich  umgehen'  BStdt.  —  Nbform  zu  ver-säderen 
(Sp.  296). 

Set  m.:  männl.  Vorname.  ,Seth  Büelman.'  1029, 
GLicht. 

Setadir:  Übername  SchwE.  —  Aus  frz.  ,■,_,<  a  dire. 

sete":  =  seden  (Sp.  300).  ,D'  Frucht  s.,  der  im 
Frühjahr  zu  hocli  und  zu  mastig  aufgeschossenen  Saat 
mit  der  Sichel  die  (obern)  Spitzen  abschneiden  Bs 
Riehen  (Seiler). 

Sette":  Kurzform  verschiedener  weibl.  Taufnamen, 
a)  Sette'  ZKn.,  Se'tti  B;  FStAnt.;  Z,  Se'tteli  B,  Eli- 
sabeth); vgl.  Zisew  (Bd  III  1423).  Appell.:  Söu-Sette" 
Z.  —  b)  s.  Bosetten  (Bd  VI  1405).  —  c)  s.  Susetten 
(Sp.  1405). 


1443 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


1444 


Settin  ,Sädti',  Settit  —  n.:  Bezeichnung  eines 
ganz  kleinen  Gewichtes  (V2  oder  lU  Lot).  Als  Münz- 
gewicht. .Einrlei  pfenning  der  löwen  an  crütz  im 
swanz;  do  hant  gen  35  ß  2  lot  und  1  setit  an  silber. 
Item  Nidower;  do  hant  gen  35  ß  2  lot  Silbers  eins 
halben  setids  minr.  2  Ib.  allerlei  geltes  hant  gen 
2  lot  eins  halben  setids  minr.'  1388,  Z.  ,Von  ie  der 
geschickten  march  gat  ab  '/a  lot  geschickt  ze  giessen, 
das  gebüit  1  lot  und  1  settet  geschickt  an  der  flnen 
rnarch.'  1421,  Z  StB.  ,Ein  mark  sol  han  an  finem 
silber  6  lot  minder  Va  seditt.'  1484,  FHaas.  .Wegent 
35  ß  der  pfenning  mit  dem  houpt  5  lot  1  settid.  Item 
wegent  35  ß  der  pfenning  mit  dem  löwen  an  krücz  in 
dem  swanz  5  lot  1  setid  und  8  d.  Item  wegent  35  ß 
Nidouwer  4  lot  3  setid.  Item  wegent  35  ß  der  löwen 
mit  dem  krücz  4  lot  3  sedid.'  1531,  Z.  Für  Seide.  ,Anna 
Z.  hat  verjehen,  das  sy  unser  lieben  frowenze  Altstetten 
verstoln  hab  drig  sidin  bendel  und  ein  lott  und  ein 
settit  siden.'  1429,  Z  EB.  Für  Gewürz.  ,1  settit  macis.' 
1431,  B;  s.  Sp.  333  u.  ,[Man  darf  Safflor  unter  den 
Saffran  mischen]  doch  allweg  under  ein  halb  lot  safflor 
ein  settit  guoten  saffren.'  1545,  Z  RB.  ,Zu  einem 
Meerretich  nim  ...  2  Sädti  Calmis,  1  SSdti  Cardamönli, 
1  Sädti  Galgan,  2  Sädti  Marcys,  1  Lot  Museatnus.' 
Z  Kochb.  XVIII./XIX.  Mit  Anlehnung  an  Sät:  ,Mer- 
redtich-Latwarien  zu  machen.    Nim  ...  3  Lot  Kalmes, 

I  Säätli  lareden  mondi  [?]  ...  1  Lot  Nägeli,  1  Saatli 
Paradieskörnli,  1  Säätli  Galgan,  1  Sätli  Muscat- 
blust.'  ebd. 

Mhd.  Kt(t)in,    set(t)it    usw.    (vgl.   Lexer  II   894;    Schm. 

II  335;  Gr.  Wß.  X  1,  641/2)  aus  afrz.  «ett'n  (,ly  demiquin- 
zenne  est  appelee  1  setin  et  poise  5  esterlins  [als  Gewicht 
für  .crasche  et  chire'].'  M.  XV.,  Chronique  de  Jean  de  Sta- 
Telot  '213  und  Audi.),  das  noch  in  wallonisch  salin,  setin 
lebt  (,=  im  quart  d'once.'  Grandgagnage,  Dict.  etym.  de  la 
langue  walloue  II  342,  wo  auch  ein  altvlämisches  satyn 
,=  dragmae  duae'  angeführt  wird).  Zu  Grunde  liegt  wohl 
mlat.  'septtmu;  vgl.  Quim  (Bd  V  1303)  <  mlat.  'quintmiu. 
Eiue  Nbforni  mit  f-  Suffix  kannte  viel),  schon  das  Frz. ;  Tgl. 
proveuz.  quartet  neben  quartin  (Zeitschr.  für  frz.  Spr.  und 
Lit.  XXVI  165);  doch  vgl.  auch  Quintat.  -et  (Gr.  WB.  VII 
2373)  neben  Quintin.  Die  Formen  auf  -K  knüpfen  an  die 
Dim.  an.    Hie  urspr.  Bed.  des  W.s  ist  wie  bei  Quint  verwischt. 

settle"  s.  sedlen  (Sp.  299). 

Seite»  (bzw.  -ä-,  -&-,  -i1-)  111.  BE.,  Gr.,  G.  (neben  f.), 
Hk.,  Ha.  (-en),  Si.,  sonst  f.  (in  PA1.  Saita,  PI.  Saite), 
Dim.  Seitli:  I.  Saite  an  einem  Musikinstrument  (bes. 
an  der  Geige),  allg.  Silberni  S.  s.  Sp.  843.  's  gibt 
schön  Wetter,  d'  S-e"  [der  Violine]  gön  it/f'e",  spannen 
sich  straffer  BsL.  (Wetterregel);  vgl.  dazu  EKönig 
1706,  1015«'.  ,Schouwint  an  die  harphun!  Da  ist  daz 
holz  unde  der  seite  unde  diu  hant;  der  list  tihtot, 
tihtot  daz  werch,  diu  hant  ruorit,  der  seito  clingit.' 
E.  XII..  Wack.  1876.  ,Die  s-en,  chorda,  fldes;  s-en 
auff  die  instrument  als  lauten,  harpfen,  geigen  und 
dergleichen  seitenspilen,  nervi;  die  s-en  greiffen,  schla- 
hen,  kurzweilen  auff  instrumenten,  movere  fides;  die 
s-en  versuochen  als  mit  einem  vorlöuffle,  ob  sy  wol 
und  rächt  gerieht  seigind,  experiri  chordas.'  Fris.; 
Mal.  RA.:  .Sässeli  ward  zuo  Enssheim  gefangen  und 
berechtiget;  aber  der  seit  wolt  nit  dönen',  es  war 
Nichts  aus  ihm  herauszubringen.  Ans«.  D'  S.  spanne". 
Z'  Underillau,  z"  Oberillau,  z'  Dübe'dorf  und  Wange" 
hät-eme"  Giger  d'  S-e"  g'lä",  iez  chann-er  nümme" 
spanne"  ZBrüttis.  S.  auch  das  Kdld  unter  reijen  (Bd 
VI  9),    ferner    reiten   I  (ebd.  1639  u.);    ähnlich    Gl; 


SchwE.;  ZEls.  ,Die  Not  ist  das  rechte  Bätglöcklein. 
Wann  die  Saiten  aufs  höchste  gespannet  [wenn  die 
Not  am  grössten],  dann  klinget  die  Gebätsharffe  am 
allerlieblichsten  und  lautesten.'  JJUlr.  1731.  , Einem 
die  s-en  spannen',  ihn  arg  hernehmen:  ,Ich  [ein  schwä- 
bischer Hauptmann]  will  ir  [der  Eidgenossen]  nit 
beiten,  das  red  ich  uf  minen  eid:  si  spannten  mir  die 
s-en,  wurd  ich  inen  in  ir  hend.'  1499,  LTobler,  VL. 
,Die  S-en  überspannen':  ,Sy  [der  Adel  in  Gr]  über- 
spannten d  S-en,  griffen  zur  Tyrannei.'  1621,  Zinsli 
1911.  ,Üfziah"  d'  Saite,  tender  le  corde  del  violino' 
PAL  (Giord.).  Anderi  S-en  üfzieh"  (üfspanne",  a"- 
schläh")  uä.,  andere  Massregeln  ergreifen,  wohl  allg. 
Ich  will  iez  denn  anderi  S-en  üfzieh"!  Synn.  RAA.  s. 
unter  Register  (Bd  VI  741);  Segel  (Sp.  442).  .[Nachdem 
der  Freier  sich  zurückgezogen]  kehrten  sie  [Mutter 
und  Tochter]  den  Stiel  um  und  zogen  sie  andere 
Saiten  anf  und  fielen  schmähend  über  ihn  her.'  Brei- 
test. 1860.  Dö  [in  einer  neuen  Wohnung]  het-me" 
müesse"  fineri  S-en  üfzieh",  von  einem  händelsüchtigen 
Ehepaar.  JReinh.  1905.  Wo  der  Tokter  g'merkt  het, 
dass  Götti  schier  warme''  wird,  het-er  chli"  milteri  S-en 
üfzoge".  SGfeller  1907.  S.  noch  blasen  (Bd  V  143). 
Der  recht  S.  striche",  die  richtige  Saite  anschlagen. 
SGfeller  1911.  ,Auf  einen  andern  S-en  bringen',  auf 
andre  Gedanken  bringen,  anders  stimmen  BHk.  Uf 
dem  S-en  si",  gutgelaunt  sein;  ab  dem  S-en  si"  (cho"), 
aus  dem  Geleise  sein  (kommen),  verstimmt  sein  (wer- 
den) BHa.  ,Für  und  für  auff  einem  s-en  ligen  oder 
schlahen,  oberrare  eadem  chorda.'  Fris.;  Mal.  Als 
Ausruf:  Du  ebigi  S.!  Sprww.  18ö9.  —  2.  (gespannte) 
Saite,  Schnur  uä.  in  verschiedener  Verwendung.  ,[Ein 
Bärenjäger  hat]  ein  Pirschrohr  mit  zweien  Kuglen 
geladen  und  selbigs  bei  einem  Stäg  und  sehr  engen 
Pass,  wo  das  Tier  notwendig  durchmusst,  an  Boden 
gelegt  und  ordenlich  mit  einer  Seiten  an  dem  Züng- 
lein zugericht.  ...  Folgenden  Sambstag  gegen  Tag  ist 
der  Bär  auff  den  Gang  oder  Pass  kommen  ...  hat  an 
die  Saiten  geträtten,  darüber  das  Rohr  lossgangen.' 
JLCys.  1661.  a)  Sehne  an  der  Armbrust  G.  —  b)  die 
zwischen  den  beiden  Armen  der  Handsäge  gespannte 
Schnur,  in  deren  Mitte  der  Spanner  angebracht  ist 
Aa;  GT.;  vgl.  Sp.  424  0.  Syn.  Schmier.  —  c)  Trans- 
mission beim  Spinnrad  (aus  Darm,  Ise"fade"  usw.)  B; 
PA1.  (.corda  del  fllatojo');  ScaHa.;  Th;  Z,  beim  Spinn- 
(Wulle"-)Bock  BG.;  GRPr.,  beim  Spulrad  BLütz.  (aus 
Wollgarn);  ZRuss.  Vgl.  dazu  die  Abbildungen  Bärnd. 
1904,  373.  385;  1911,  411;  AfV.  VI  90.  Bim  Spinn- 
rad wird  d'  S.  g'chrättkt,  bim  Spuelrad  hät-si  ei"fachen 
Umlauf  ZRuss.  Der  förmig  S.  für  das  Spinnrad 
(Gürbe")  wird  von  der  Spinnerin  oft  eigenhändig  her- 
gestellt: Vom  Schlächter  holt  sie  sich  den  nötigen 
Schafdarm  oder  noch  lieber  Gi'sstarm,  macht  ihn  mittels 
einer  Zwiebel  Unna  (geschmeidig),  bewahrt  ihn  durch 
geschicktes  Tröchne"  davor,  dass  er  sperrig  wird,  und 
spinnt  ihn  zur  gebrauchsfähigen  Saite.  Bärnd.  1911 
(BG.).  Am  Samstig  näch  d'm  Firäbe"dlüte"  het-ma"  der 
Si-te"  ahi"  g'lVt,  Sunntig  g'macht  u"d  nahi"g' schiäffe". 
ebd.  Gued  uf  de"  Seitnen  si",  in  guten  Verhältnissen 
sein.  ebd.  1908  (BGr.),  mit  der  Bemerkung:  ,Man  muss 
nämlich  wissen,  dass  der  Seiten,  welcher  am  Girbe"rad 
doppelt  umläuft,  in  der  Regel  bloss  aus  Ise"faden 
statt  aus  Schafdarm  besteht  und  deshalb  durch  häu- 
figes Reissen  viel  Unannehmlichkeiten  bringt';  vgl. 
aber  auch  unter  1  (gegen  das  Ende). 


Sat,  sei,  sit,  sot,  sut 


1446 


Ahci.  aeita  f.,  eeito  in.,  mliJ.  seite  f.  und  m.;  vgl.  noch 
Gr.  WB.  VIII  1663/7;  Martiu-Lienh.  II  37«;  Follmann  429; 
Luxemb.  WB.  408.    Im  Fauiilienn.  .Saiten-Macher.'  1532,  F. 

Gürbe°-S4-7e"m.:  Saite  am  Spinnrad  BG.  (Bärnd. 
1011).  —  Rad-  f.:  =  dem  Vor.  Nnw  (Matthys).  — 
Tarm-:  aus  Darm  verfertigte  Saite  Aa;  B;  G  und 
weiterhin. 

Sit  BO.  (Zyro);  GrAv.,  sit  ÄAFri.  (-i1-);  Ap  (neben 
-e'-) ;  BsStdt^-J;  ßBe.(-i'-J,  E/-V-),  Gol&b. (-i*-J,  G.f-i'J, 
M.  (-i'-J,  Si.  (-i'-J,  Stdt  (-i1-  neben  -i'-J  und  lt  AvRütte 
(4--);  GrD.  (B.),  Nu  f.,  Schs  (-i'-J,  Ths  (-i'-J;  LH.  f-eS); 
GT.  (-i'-J;  S,  «-  Aa;  BsL.  (,ziW);  FCordast,  J.;  GT. 
(■i'-J  und  lt  Lenggenh.  1830,  sid  Aa  (-i*-J  Bb.,  F.,  Leer., 
L.;  Ap  (neben  -e'-,  so  auch  lt  T.  in  K.);  L  (Ineichen; 
nach  jüngerer  Angabe  in  Bed.  2  ausser  H.  -e'-);  PAL; 
GEh.  (-en-J;  SchwKü.;  TbHw.,  Kessw.  (-e'-J,  Mü.;  W, 
so  m.^l'-J;  ZKn.,  0.;  St.,  seb  ZStern.  (,sieb.'  Stutz, 
Gem.),  Tu.,  in  ä.  Spr.  auch  ,sint'  (bzw.  ,-i--):  1.  Adv., 
später,  seither.  ,[Der  Pfau]  zoch  im  [der  Krähe]  uz 
al  sin  gevider;  daz  wuochs  dem  ruoste  nie  s.  wider.' 
Boner.  ,Han  ich  sid  erfaren.'  1468,  Gfd  (Mötteli- 
handel).  ,Er  hett  sid  dick  an  inn  dacht.'  1512/4,  Z. 
,[Er]  were  ouch  syd  nie  widerkomen.'  1538/40,  Z  Ehe- 
gericht. ,Syge  yetz  17  jar  sid,  alss ...'  1539,  Z  RB.  — 
2.  Piäp.  mit  Dat.  (in  Btw.;  PAL  Acc).  a)  temporal, 
wie  nhd.  seit.  allg.  a)  von  einem  Zeitpunkt  an.  S.  aem 
Idorge",  Äbe"d;  s.  dem  letste"  Sunntig.  S.  dem  Herbst 
vor-eme"  Jär.  Zit  Üstage-  lVd-er  im  Bett  FJ.  S.  dem 
Heuet.  S.  anno  Tubak  AALeer.  (EL);  B  und  weiterhin. 
Sit  Adam  und  Eva  GrNuL  ,Sye  etwa  2  jar  sid  der 
erkantnus.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Syd,  ex;  syd  dem 
anfang  der  wält,  als  lang  die  wält  gewäsen  ist,  ex 
omnibus  seculis;  sid  menschlicher  gedächtnuss,  post 
hominum  memoriam.'  Fris.;  Mal.  ,Sint  dem  ersten 
Juli.'  1692,  Z  lose  Blätter  1896.  ,Sint  a°  1687.'  1791, 
ThHw.  Arch.  S.  noch  sunderbar  (Sp.  1151).  ,Alt  s.' 
,N.  ist  sidt  Meyländer  schlaeht  alt.'  1533/8,  Z  Ehege- 
richt. ,Ein  Kalb  sint  dem  Herbstmonat  alt.'  1797, 
ZTu.Inv.  Mit  Bestimmungssatz ;  s.  be-richten  (Bd  VI 
435  u.).  Mit  Zeitadv.  S.gester(t).  Me"  häd-sich  scho" 
sit  gestert  bis  hüt  de"  Imbiss  erzangget.  Usteri  1853. 
Sit  fern  im  Summer  B.  Sit  denn  (z'mäl)  B.  S.  dö, 
seit  damals  Ap;  Th;  Z.  ,S.  ...  her'  (vgl.  Bd  II  1564/5). 
,Sid  den  kriegen  har.'  1400/10,  Z.  ,Die  zit  sid  mitten 
ougsten  har.'  NMan.  ,Sit  ostren  har.'  1525/7,  Z  Ehe- 
gericht. ,Syt  der  selbigen  zyt  har.'  Haisionsk.  1531. 
—  ß)  während  einer  bestimmten  Zeit  (bis  zu  einem 
aus  dem  Zshang  sich  ergebenden  Zeitpunkt).  S.-e»ie" 
Jär,  ere"  Stund.  Sid  as  Jör  PAL  Sit  Jör  und  Tag 
Aa  und  weiterhin.  S.  wie"  Järe",  vier  Wuche".  Sit 
merere"  Jöre".  üsteri  1853.  ,Sint  einigen  Monaten.' 
1751,  Z.  ,Sint  mehr  als  hundert  Jahren.'  1752,  ZWth. 
S.  churzem.  ,Vor  längstem  oder  auch  sint  k.'  JJUlr. 
1718.  ,Hat  sich  diss  Gewächs  sint  k.  vermehret.' 
JCNäg.  1738.  Er  ist  scho"  s.  Langem  nit  recht  z'w'eg 
g'si"  B.  S.  geng,  immer  B.  —  y)  spec.  in  mehr  oder 
weniger  festen  Verbindungen.  1)  s.  dem  ("*,  in  Aa 
Leer,  lt  H.  *")  Aa;  Ap;  B;  G;  Th;  W;  Z  und  weiterhin. 
Hest-du  s.  dem  Öppis  g'hört?  Mit  Bestimmungssatz. 
Sit  dem,  das'  (oder  wö)-mer  i"s  z'letst  g'seh"  hei",  isch 
es  Jär  vergange"  B.  In  conj.  Gebrauch  B  und  sonst.  Sit 
dem  das  Meitli  im  Hüs  isch,  geit  's  bös  B.  —  2)  mit 
Zit.  S.  der  (der  Aa  lt  Hunz.)  ZU  Aa;  Ap;  Tu;  Z  und 
weiterhin.    ,Das  ist  seit  der  zeit  und  fürhin  in  Israel 


ein  sitt  und  recht  worden.'  1530/1638,  I.  Sam.  ,Seint 
der  Zeit  [hat  sich  die  Zahl  der  Kühe]  umb  ein  Mahl 
vermehret.'  1716,  ZKyb.  Mit  gen.  Bestimmung.  Sit 
Noahs  Zite".  Bärnd.  1911.  ,Seit  der  zeit  Josua  bis  auf 
disen  tag.'  1530/1638,  Neuem.  ,Sid  Romuli  Zeiten,  von 
Romuli  zeiten  här,  usque  a  Romulo.'  Fris.;  Mal.  ,sint 
den  Zeiten  der  christenlichen  Reformation.'  1672,  ZSth. 
Mit  Bestimmungssatz.  ,Seint  der  Zeit,  das  dem  Nebu- 
cadnezar  sein  Verstossung  vorgestelt  worden.'  AKlingl. 
1688.  ,Sint  der  Zeit,  da  das  Land  von  den  Engel- 
ländern bewohnet  wird.'  Carolina.  Infolge  rel.  Funk- 
tion des  Demonstr.  scheinbar  conj.:  ,Seid  der  zeit  er 
abgefallen  ist,  bisshär.'  1530/89,  I.  Sam.  Sit-ere"  Zit 
wird's-mer  so  wunderiech  BO.  (Zyro).  Mit  adj.  Be- 
stimmung. S.  undenklige"  Zite"  Aa;  B.  , Sint  geraumer 
Zeit.'  1728,  Z.  ,Sint  einiger  Zeit.'  HPest.  —  3)  mit 
Mal.  S.  "em  se'be"  (lt  Zyro  auch  d's  selb)  Mal  Ap; 
B;  Th  und  weiterhin.  ,S.  dem  mal'  usw.;  s.  schon 
Bd  IV  147/8.  Dazu  einige  Nachträge.  1)  adv.,  seither. 
,[B  schliesse  keinen  Frieden]  den  Sprüchen,  ze  Zürich 
geben,  bescheche  denne  gnuog  vorhin  und  wurde  ouch 
widerkert  daz  sidmales  genomen  were.'  Jist.  — 
2)  conj.  Temporal,  seit.  ,Sittenraal  wir  von  inen  ge- 
wichen, ist  uns  vil  Übels  widerfaren.'  1530/89,  Makk.  I; 
,in  dem.'  1638;  ä<p'  fjs  Sx^P^W^-  LXX.  Caus.,  da  (ja), 
weil.  .[Bitte  der  Leute  von  ApTeuf.  um  Anstellung 
eines  Pfarrers]  sidmals  inen  der  kilchgang  ...  ze  Sant 
Laurenzen  ...  gar  schwer.'  1479,  G  Stiftsarch.  , Losend 
uff  das  argument,  sidmal  wir  iez  ...  gros  Unglück 
und  vil  unfal  hand.'  Ruep  1538.  .Sidmalen  ir  mich 
mins  läbens  gesichert  habend,  so  ...'  Ag.Tschddi 
(Chr.).  .[Betrüger  können]  nicht  betten  :  gib,  siten- 
mahl  Gott  bei  ihrem  Schacherwerch  sein  gebende 
Hand  nicht  hat.'  FWyss  1677.  S.  noch  sorglich  (Sp. 
1321).  Mit  ,und.'  ,Sy  meintend,  seitmals  und  Ren- 
wart den  allersterkosten  überwunden  hatt,  so  möcht 
ir  keiner  genesen.'  Volksb.  ,Sid  dem  mal  und  [N. 
zugesagt  hat...].'  1423,  Z  Rq.  1910.  .Sidmal  und  du 
selb  Petrus  bist,  weistu  denn  nit  wol,  wer  er  [der  in 
prunkvollem  Aufzug  vorbeigetragene  Papst]  ist,  das 
sol  mich  billich  wunder  nen.'  NMan.  —  4)  mit  ,\Yil\ 
caus.,  da  (ja),  weil.  ,Sittenwyl  du  jetz  dyn  huss  und 
heimbd  verkoufft  hast,  so  will  ich  myn  gelt  jetz  han.' 
1588,  ZDüb.  .Unsere  Unmöglichkeit  [Busse  zu  tun] 
ist  eine  freiwillige,  angenommene  Unmöglichkeit,  sin- 
tenweil  [wir]  hierin  weder  sehen  noch  sehen  können 
auf  die  ...  heimlichen  Ratschlüss  Gottes.'  JMüll.  1666; 
noch  öfter.  ,Dise  gemeine  Bibel  ist...  für  die  cano- 
nische ...  anno  1546  durch  ein  Decret  erklärt  worden, 
hiemit  46  Jahr  eher  als  sie  an  das  Tag-Liecht  kom- 
men, sittenweil  selbige...  anno  1592  ...  ist  vollendet 
worden.'  ClSchob.  1699.  —  b)  lokal,  von  (...  an)  F 
Cord.  Ich  ha"  es  Eihörndli  g'seh"  gumpe"  dt-dem  Gipfel 
von-ere"  Tanne"  bis  zum  Bode".  Ich  bi"  g'sprwngff 
zit-der  Lischere"  [Name  eines  Bauernhofes]  Ms  Kur- 
taman  [Courtaman].  leh  ha"  abg'sehribe"  zit-der  eierte" 
Linie".  —  3.  Conj.  a)  temporal,  wie  nhd.  seit,  allg.; 
zT.  von  b  nicht  mit  Sicherheit  zu  scheiden  (vgl.  nhd. 
.nachdem').  Ich  ha"  Nüt  von-em  g'hört,  s.-er  fürt  ist. 
En  Obsjör  ...  wie  no'h  gär  nie,  sit  d'  Welt  stöd. 
ATobler  1908.  ,Sidt  er  vogt  worden,  were  er  des 
houpts  lenger  dan  vor.'  1546,  Z  RB.  , Das  bluot  aller 
Propheten,  welches  vergossen  ist,  s.  der  wält  grund 
glegt  ist.'  1589,  Luc;  ,von  der  Grundlegung.'  1638. 
Mit  dass.    Sit  das'-er  he'"  cho"  ist  Ap.    Sit-das'  du  d's 


1447 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


letst  Mal  bi-mer  g'si"  bist  GitSchs.  Es  si"  zwöü  Jär, 
sit  das'-mer  z'säme"  wone"  B.  Der  Pflanzbletz  mit  de" 
Böne"  ...  isch  noch  nie  so  schön  g'si"  wie  hür,  sit  das'-en 
's  Meitli  b'sorget  het.  JReinh.  1901.  .[Güter]  die  ge- 
wesen werint  vail,  sid  das  der  krieg  wer  angangen 
[sollen  an  den  urspr.  Besitzer  zurückfallen].'  Ap  Krieg 
1405.  .Weistu  nit,  das  es  alle  zeit  also  gangen  ist, 
seit  das  menschen  auf  erden  gewäsen  sind?'  1530, 
Hiob;  ,von  dem  an  als.'  1589.  ,Das  ist  yetz  der  sibend 
munat,  syd  das  sy  zuo  dir  kommen  ist,  postquam  ad 
te  venit,  mensis  hie  agitur  septiraus.'  Fris.;  Mal.  Mit 
wo.  S.  wo-mer  i"s  d's  letst  Mal  g'seh"  hei"  [ist  irgend 
ein  Ereigniss  eingetreten]  B.  De  bist-mer  allewil  im 
Sinn,  zit  wo-n-ich  bi"  bl-der  g'si".  Lbnggenh.  1830.  Mit 
,und.'  ,Wäri  ungevarlich  by  den  einliff  jaren,  sid  und 
er  ir  die  [Schaube]  gemacht  hab.'  1518,  ZWetz.  ,Sid 
und  der  nüw  kätzerisch  gloub  ...  uferstanden,  so  syge 
dhein  glück  meer  inn  der  weit.'  1570,  Z  BB.  S.  noch 
bringen  (Bd  V  704).  —  b)  caus.,  da  (ja,  nun  einmal), 
weil.  ,Doch  hab  ichz  iu  [Frau  dem  Manne]  ...geseit,  daz 
ir  iueh  scheident,  s.  ez  tagen  sol.'  Hädl.  ,Sid  ich 
eigens  insigels  nit  hab  [siegelt  N.  für  mich].'  1397, 
AaB.  Urk.  , [Nimmt  die  eine  Partei  als  Fürsprech 
Einen]  der  ein  gesworner  ampman  ist,  so  sol  der  selb 
arapraan  in  der  selben  sach  kein  urteil  sprechen,  sid 
der  frömde  fürsprech  nyt  gefraget  wirt  noch  urteil 
sprichet.'  1409,  Bs  Bq.  ,Unserm  [der  Stadt  L]  sehult- 
heiss  und  amman  ...  sönd  die  hüener  [als  Abgabe  aus 
dem  Gericht  LHo.]  allein  bliben,  sid  die  anders  nüt 
von  der  statt  hant.'  1427,  Seg.  BG.  ,Und  versechen 
uins  nit,  sid  nieman  uff  den  tag  komen  ist,  daz  den 
uss  dem  tag  nuitzit  werd.'  1446,  B.  ,[A.  dem  B.  Fische 
verweigernd]  ich  lan  dir  sy  joch  niemer,  sydt  du  als 
stolz  bist'  1485,  Z  RB.  ,Sid  er  [N.,  der  den  Aarauern 
die  Steuerzahlung  verweigert]  in  der  stat  gesessen 
wer  [so  soll  er]  mit  inen  sturen  ...,  sid  ouch  ander 
sin  vordren  das  getan  betten.'  1490,  Aar.  StB.  ,[Lands- 
knechthauptmann:]  Sid  nun  ir  pfaffen  krieg  wend 
füeren  ...  so  wil  ich  üch  mit  minen  gsellen  dienen.' 
NMan.  ,[Tell :]  Sit  ir  mir,  herr,  wend  släben  fristen, 
so  han  ich  spfyl  darumb  tuon  rüsten  ...'  Buef  1545. 
S.  noch  bringen  (Bd  V  695  o.);  zue-be-rüeren  (Bd  VI 
1267);  versehen,  -sorgen  (Sp.  566.  1311  o.).  Mit 
,das(s).'  ,[N.  testiert  zu  Gunsten  der  Gotteshäuser] 
sid  daz  der  mönsch  nit  sicherer  ist  denne  des  todes 
und  nit  unsicherer  denne  der  stunde  des  todes.'  1383, 
Gfd  (L).  ,Sid  das  der  merteil  an  dir  lit,  so  [usw.].' 
NMan.  S.  noch  anred  (Bd  VI  543  o.).  Mit  ,und.' 
,Ist  der  nit  da,  der  den  [Fisch-]  zug  beheft  hat,  so 
mag  inn  ie  der  nechst  tuon.  [A.  und  B.  beschliessen] 
das  sy  den  zug  wöltind  anwerfen,  sid  und  er  [der 
Besitzer  des  Netzes]  nit  da  wer.  [Als  dieser  kommt, 
entschuldigt  sich  A.:]  Ich  was  nit  in  dem  sinne,  das 
du  inn  fallend  tuon  wöltist,  sid  und  din  garn  noch 
trochen  ist.'  1448,  Z  RB.  ,Sid  und  der  luft  das  erst 
und  nechst  uns  umgeben  ist,  so  [usw.].'  Türst,  Ges. 
,Sid  und  dem  selbigen  also  sig ...,  vermeine  sy  [usw.].' 
1525,  ZElgg. 

Amhd.  sid,  -i,  alter  adv.  Comp.;  vgl.  Gr.  WB.  XI, 
370;  ferner  Martin-Lienh.  II  379;  Follmann  480.  -d  ist 
kaum  auf  den  Einfluss  des  neuen  Comp,  sider  (Bd  II  1564/6), 
sondern  auf  lautliche  Entwicklung  im  Schwachton  zurückzu- 
führen; vor  Voc.  besteht  diese  Entwicklung  wohl  in  weiterm 
Umfang  als  unsre  Angaben  erkennen  lassen,  deren  -(  zT. 
aus    der    durch    folgenden    Kons,    bedingten,    mit    der    und. 


Schreibung  übereinstimmenden  Sandhiforui  (vgl.  bes.  vor 
Dent.  s.  dem,  «.  dass)  gefolgert  sein  kann.  Der  Voc.  ist  fast 
allg.  gekürzt,  und  zwar  muss,  wie  unsre  Formen  zeigen, 
schon  mhd.  -!-  (zur  Erkl.  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  757  u.;  dazu  noch 
Franek,  ZfdA.  46,  168  f.)  neben  -t-  gestanden  haben.  -i'-  bzw. 
-X'-  mit  junger  Kürzung  infolge  Tonlosigkeit  gilt  in  B  (ausser 
M.)  und  zT.  iu  Ap  (vgl.  BSG.  I  §  122).  Zu  z-  vgl.  Bd  II 
1566  o.;  doch  kommt  sicher  auch  Beeinflussung  durch  Zu 
in  Betracht  (vgl.  Gr.  WB.  X  I,  374  o.),  ausgehend  von  Wen- 
dungen wie  Zu  (muhen"  Stund,  im  Verlauf  einer  Stunde, 
d'  Zu  her  udgl.  -h  könnte  sich  assimilatorisch  vor  lab.  An- 
laut (zB.  >«t",  ine'')  entwickelt  haben;  doch  lassen  sich  bes. 
häufige  eutsprechoude  Verbindungen  nicht  nachweisen;  eher 
ist  au  Vermischung  mit  seb  2  (Sp.  39)  zu  denken.  Zu  den 
liter.  nasalierten  Formen  vgl.  Gr.  WB.  XI,  1204/5;  dazu 
noch  Franek  aaO.  Sie  erscheinen  auch  bei  uns  häufig  erst 
seit  E.  XVII.,  herrschen  namentlich  M.  XVIII.  und  ver- 
schwinden mit  dem  XIX.  (letzter  Beleg  1800,  ZEmbr.).  Bib. 
zeigt  1530/1638  ,seit  (seid)',  1667/1724  ,sint',  1755  , seit', 
1772  ,siut'  neben  ,seit.'  Zu  den  Formen  von  ,s.  dem  mal' 
(vgl.  auch  Gr.  WB.  X  1,  1211)  noch  einige  Nachträge:  ,Seit- 
tenmal.'  1530,  Jes.;  .sittemal.'  1638.  ,Sydmol.'  HBull.  1533. 
,SidniaI.'  Äg.Tschudi.  ,Sidermals.'  Just.  ,Sitmals.'  OWerdm. 
1552  (.sintemal.1  Herborn  1588);  1589/1638,  Bib.  ,Seit- 
mals.'  1530/89,  Mos.  ,Sintemal.'  1683/1707,  Bib.  Dem  in 
2  b  vorliegenden  Übergang  von  temporaler  in  lokale  Bed. 
stehen  viel  häufigere  Fälle  entgegengesetzter  Entwicklung 
gegenüber. 

Site"  (bzw.  -a  BO.;  PAger,  AI.;  W,  flekt.  -u"  P 
Ager,  AI.;  W),  in  Ap  (mehr  bei  Jüngern);  Bs;  Btw.; 
GBern.,  Sa.,  T.;  ZRuss.  und  auch  sonst  -j-,  in  der 
ä.  Spr.  zuweilen  auch  ,sit'  —  f.,  PI.  meist  unver.,  in 
BGr.,  Sa.,  Si.  und  einmal  bei  Gotth.  Siti,  in  W  Site', 
Sito  m.  (PI.  -u")  WVt.  (neben  Sita,  PI.  -e>),  Dim. 
vorwiegend  Sitli,  doch  auch  -eli  (so  Ap),  in  Ndw  lt 
Matthys  -ili:  wesentl.  wie  nhd.  Seite.  1.  a)  Seite  im 
engern  Sinne,  a)  am  menschlichen  Körper,  Lenden- 
gegend; weiterhin  rechte  oder  linke  Körperseite  übb. 
wohl  allg.  Vgl.:  Es  isch  Öppis,  es  het  zwo  S-e"  u"d 
ke'"  Eügge",  Rätsel  vom  Bettanzug  BoAa.  (Kurz). 
Langi  S.  Er  mag  vil  esse",  er  hat  gär  langi  S-e"  Th 
Mü.;  Z.  [Der  Pfaff]  hat  chruselachtig  Zä",  g'schwullni 
Eär,  langi  S-e",  chrumbi  Bei"  Z  (aus  einem  Neckvers). 
,In  die  lange  s-en',  unter  Flüchen,  die  im  XV.  auf 
Bs  Zunftstuben  vorkamen.  TGeering  1886,  89;  vgl. 
die  Anm.  zu  Baggen  (Bd  IV  1075).  's  sticht-mic''  i« 
der  S.,  uf  der  (rechte",  lingge")  S.;  vgl.  S.-Stechen. 
,Do  zuchtN.  sin  tegen  und  stach  HSangi  in  sin  linggen 
sitten.'  1448,  B  AM.  ,Wem  sin  sitten  we  tue.'  Künstb. 
1474.  ,Das  wasser,  das  us  Gotes  siten  flos,  das  wesche 
mich.'  2.  H.  XV.,  ZWth.  (Gebet).  ,Hat  Gott  mich  an- 
griffen mit  einer  schweren  krankheit.  das  die  halb 
sitten  gar  tod  ist  gsin  an  minem  Hb.*  1556,  Z.  ,Ab 
latere  ictus,  in  die  syt  oder  lende  gstochen.'  Fris. 
1541.  ,üie  seit,  pleura;  er  hat  im  das  schwärdt  durch 
die  Seiten  gestochen,  er  hat  in  durchstochen,  latus  ense 
peregit;  der  tödtlich  pfeil  stäckt  im  in  der  seifen,  hueret 
lateri  letalis  arundo.'  Fris.;  Mal.  ,Sy  habe  den  Hansen 
mit  der  Hand  inn  die  S-en  gestupft,  darnach  geflochen 
und  der  Hans  iren  nachgeloffen.'  1604,  Z  Ehegericht. 
Hieher  auch  (oder  dann  zu  3  b):  's  Herz  uf  der  rechte" 
[richtigen]  S.  ha"  BGr.  (Bärnd.).  Uf  d'  (der)  S.  lig(g)e", 
beim  Schlafen ;  Gegs.  uf  <'em  Bugge".  Uf  der  fühl"  S-u" 
liggu",  auf  der  faulen  Haut  WV.  ,Auff  die  seifen 
ligen,  submittere  latus.'  Fris.;  Mal.  's  Dege"li  uf  der 
S.,  im  Kinderreim  unter  Hanseli-Mann  (Bd  IV  260). 
,Ein  yeglicher,  der  da  bauwet,  hat  sein  schwärdt  an 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


1450 


seiner  Seiten  gegürtet.'  1530/1,  Nehem.  ,Er  wolle  nur 
synen  Tagen  holen  und  an  syn  Sytten  leggen.'  1678,  Z. 
.Sich  an  Jmdes  S.  legen'  uä.  ,[Er  habe]  über  ein 
Wyli  sich  ouch  wider  zuo  inen  an  ein  s-en  [ins  Bett] 
gelegt.'  1600,  Z  Ehegericht.  Vom  ehelichen  Zsleben. 
,[Er  sei]  inn  krieg  gezogen  und  iro  [seiner  Frau] 
fürhin  an  ir  s-en  nit  rueer  kommen.'  um  1541,  Z  Ehe- 
gericht. ,Die  frow  zuo  Bremgarten  [habe  einein  Boten 
des  Mannes  geantwortet],  das  sy  an  sin  s-en  nie- 
raermer  welle.'  1548,  ebd.  ,[Er  habe  sie]  ouch  zun 
meermalen  über  das  bet  abbin  gworffen,  mit  anzeigten 
Worten,  wann  sy  meer  imme  an  sin  sydten  kuminen, 
sollt  imme  Gott  nütt  gnedig  sin.'  1568,  ebd.  , Einem 
die  recht  S.  geben',  ihn  rechts  gehen  lassen:  ,[Sie] 
seyend  also  fridlich  mit  einandern  weggegangen  und 
habe  der"A.  dem  B.  die  recht  Seiten  gegeben.'  1682, 
Z.  ,Dornoch  reit  des  keisers  sun  und  der  byschoff 
von  Mencz  uff  einer  s-en  und  der  byschoff  von  Triel 
uff  der  andren  s-en.'  1473,  Bs  Chr.  Rechter,  lingger 
S.,  auf  der  rechten,  linken  Seite  AALeer.  (H.).  ,Zar 
rechtu",  zar  letzu"  Situ",  al  lato  destro,  al  fianco 
sinistro'  PA1.  (Giord.).  Zur  Rolle  der  rechten  und 
linken  S.  im  Aberglauben  s.  lingg  (Bd  III  1341);  recht 
(Bd  VI  209/10).  —  ß)  am  tierischen  Körper.  Spec. 
am  geschlachteten  Schwein,  wie  nhd.  Speckseite  Aa 
(H.);  BsL.;  B;  L;  S;  Z.  Fü»f  Söu«  gend  nun  S-e", 
wenn  der  Metzger  e"  Schelm  ist  L.  Fünf  Söu"'  gend 
nun  S-e"  und  e"  Zäne"  mit  Wurst  derzue.  Hpkww.  1869. 
E"  Hamme"  näch-n-ere"  S.  werfe",  auch  ,eine  Brat- 
wurst nach  einer  Seiten  Speck';  s.  Hammen  I  (Bd  II 
1270  o.)  und  vgl.  Speck-S.,  ferner  Bachen  (Bd  IV  963). 
Mer  händ  iez  nach  vier  S-e"  im  Chämi,  scherzh.  Wort- 
spiel (mit  b  a)  gegenüber  einem  Gaste,  um  ihm  anzu- 
deuten, dass  man  ihm  gerne  mitGeräuchertem  aufwarten 
würde,  wenn  noch  Etw.  im  Kamin  Menge  Z  (Bölsterli); 
ebenso  eis.  (Martin-Lienh.  II  380).  D'Site"  im  Wortspiel 
mit  gleichlaut,  d'  Zite".  D'  S-en  ändere"-sich,  we""-mu" 
der  Speck  drab  haut  BSi.,  wenn  der  Sp.  drob  ist,  ,ein 
Unternehmen  gelingt  nicht,  fällt  mager  aus'  S  (Schild 
1873).  D'  S-e"  chönni"d-sich  auch  ändere",  wenn  cUr 
Speck  drab  ist,  ,wenn  der  Wohlstand  vorbei  ist'  L 
Neud.  D'  S-en  ändere"  und  d's  Ung'schlächt  isst-me" 
BsL.  (AfV.).  Me"  mues,-sicH  i"  d'  S-e"  schicke",  wem- 
me"  kein  Hamme"  hat,  mit  dem  Schlechtem  vorlieb 
nehmen,  wenn  man  nichts  Besseres  hat  ZUster  (Spillm.). 
Im  Kindervers.  ...  Gang  mit  mir  i"  's  Nöchbers  Hüs 
und  bring-mer  denn  e"  S-e"  drüs.  Messikommer  1909. 
S.  auch  Chrumm-bein-Lied  (Bd  III  1096);  rlten  (Bd 
VI  1672;  gew.  e"  halbi  S.).  ,Kein  müller  sol  mer 
schwin  haben  eins  jars  den  drüy,  die  er  mit  sinem 
husgesint  esse  und  weder  lebend  noch  tot  verkoufen, 
an  den  siten  noch  süss.'  1458,  AaBi\  Müllerordn.;  ähn- 
lich 1517,  AaB.  StR.  ,[Der  Dieb  habe]  uff  die  2  pfd 
(schwyni)  fleisch  ab  einer  s-en  gehowen.'  1595,  Z 
RB.  E"  S.  Speck  (L),  .fleisch.'  ,N.  lfif  in  sin  hus 
und  nam  im  ein  s-en  fleischs  und  wolt  im  die  enweg 
getragen.'  1391,  Z  RB.  ,[N.  habe  gestohlen]  ein  s-en 
fleisch  by  Breitten  uff  einem  einlitzen  hof.'  1540,  ebd. 
S.  noch  Bd  VI  1193.  Meist  ausdrücklich  ,schwini"(s) 
fleisch.'  ,Vier  s-en  swinis  fleisch  ...  verstollen.'  1459, 
Z  RB.  ,60  s-en  schwinis  und  vil  tigens  fleischs.'  Ansh. 
,9  s-en  schwyny  fleisch  in  dem  salz  und  auffghenkt, 
darvon  brucht  man  täglich.'  1528,  ZBub.  (Inv.  des 
Ritterhauses).  ,Zuo  Spreitenbach  inn  der  Mülli  1  S-en 
schwyni    Fleisch    Nachts    uss   dem    Kemi    verstolen.' 


1620,  Z  RB.  S.  noch  Bd  VI  1057.  Häufig  e»  halbi  S.; 
s.  o.  ,Eine  halbe  s-en  schwinins  fleisch,  die  hette  er 
ab  der  asslen  verstollen.'  1526/32,  Z  RB.;  ebenso 
1564.  1589.  1613,  ebd.  Di  schwinige"  Slti.  Barnd.  1908 
(BGr.).  ,Ein  schwynin  sitlin  und  ein  riemen  rind- 
fleisch.'  1542,  Z.  ,[Die  Fledermäuse]  frässend  auch 
fleisch,  späck  und  durchnagend  die  schweininen  Seiten.' 
Vogelb.  1557.  S.  noch  Brät  II  (Bd  V  871).  —  y)  an 
andern  Dingen  mit  vorherrschender  Längenausdehnung. 
Uf  der  rechte"  oder  lingge",  eine"  oder  andere"  fenere") 
S.  eines  Tales,  Wasserlaufs,  einer  Strasse  usw.  allg. 
In  ScHSchl.  wird  von  den  zu  beiden  Seiten  des  Dorf- 
baches laufenden  Strassen  die  nördliche,  tiefer  ge- 
legene auf  dem  rechten  Ufer  di  under  S.,  die  Süd- 
liehe,  höher  gelegene  di  ober  S.  genannt;  zB.:  Wo 
n-ich  di  ober  S.  abH"  be",  marschierest  d'  Soldäte" 
scho"  uf  der  undere"  ufhi".  Uf  der  Schivizer,  uf  der 
tütsche"  S.  des  Rheins,  der  Grenze  übh.  S.  auch 
Höfler-S.  (Bd  II  1021  u.).  ,Die  von  Seebach  an  ald 
by  gemalter  brugg  uff  irer  sit  ...  die  von  Affoltern 
dissthalb  dem  zun  alt  graben  uff  irer  sitt  ...'  1545, 
Z  Rq.  1910  (Vergleich  zw.  Äff.  b/Z.  und  Seebach).  An 
einem  See;  s.  Sp.  962.  An  einem  Wagen.  Heu  udgl. 
uf  di  ei"  S.,  auch  nur  uf  d'  S.  lade";  öfter  abs.  Aa; 
Ap;  Bs;  Th;  Z.  Bildl.:  Er  het  uf  d'  S.  g'lade",  hat 
einen  Rausch  Bs;  Th.  An  einem  Messer:  Di  hawig 
(s.  Bd  II  1814),  schnidig  S.  Miner  Muetter  Kabis- 
messer haut  uf  bede"  S-e":  Schätzli,  wenn-d'  mi'h  du 
nit  wi't,  so  säg-mer  's  doch  bi  Zite"  GrTIis;  ähnlich 
Sch  (EStoll  1907,  49).  ,Daz  an  beiden  seiten  hauwt 
oder  schneit,  aneeps  ferrum.'  Fris.;  Mal.  ,Die  seiten 
an  einer  türen  oder  die  füess  und  stüdle,  darauff  man 
sy  zuoschleusst,  ant«.'  ebd.  —  8)  von  den  zwei  Be- 
grenzungsflächen an  platten  Gegenständen.  Di  recht 
oder  lingg,  recht  oder  letz,  rüch  oder  glatt,  ober  oder 
under,  usser  oder  inner  [usw.]  S.,  an  Häuten,  Zeugen, 
Strickmustern,  Brettern  usw.  allg.;  s.  lingg  2  (Bd  III 
1341);  letz  1  (ebd.  1549);  recht  (Bd  VI  199).  Blatt- 
seite. Ieh  ha"  «o'*  niid  zwo  S-e"  g'lese"  i"  dem  Buech. 
,Ufl  der  rechten  s-en  des  blattes.'  Türst,  Ges.  ,Die 
seiten  eines  blatts,  pagina.'  Fris.;  Mal.  —  b)  im  wei- 
tem Sinne  a)  jede  Begrenzungsfläche  eines  Körpers, 
bei  Hohlräumen  auch  die  innern.  allg.  Vgl.  Wand. 
,An  dien  siton  dines  huses,  in  lateribus  domus  tu«.' 
Notker.  Spec.  (steiler)  Abhang  eines  Berges,  Talseite 
B;Gr;  PA1.  (,china  di  montagna');  W,  auch  nur  .steile 
Grashalde'  BE.,  .abhängige  Seite  eines  Grundstücks' 
BSi.  (ImOb.);  vgl.  dazu  die  Flurnn.  in  der  Anm., 
ferner  Litzi-,  Sunn-,  Schatt-S.  Am  Morge"  bizite", 
scho"  lang  gäb-es  taget,  da  gät-mer  a"  d'  S.,  da  mäje"- 
mer  Gras.  Loosli  1911.  [Der  Betrunkene]  tätschlet 
über  's  Port  üs,  halb  i"  d'  S-en  abher.  SGfeller  1911. 
.Dorsum,  der  ruck  eins  bergs  oder  seiten,  ein  heruss- 
bogne  syten  eins  bergs,  ein  bück.'  Fris.  1541.  ,Die 
letze  oder  böse  S.';  s.  letz  1  (Bd  III  1549).  S.  auch 
Rufinen  (Bd  VI  676).  Am  menschlichen  oder  tierischen 
Körper.  Ei"em  di  scho"  S.  chere",  scherzh.  den  Rücken 
zuwenden  Ap;  Th;  Z  und  weiterhin.  Die  zwis  Manne" 
händ  mi's  Muneli  hinden  und  vorne"  und  z'  alle" 
Site"  i"spiziert.  CStreiff  1909/10  (GlM.);  vgl.  3  b.  — 
ß)  jede  Begrenzungslinie  und  der  angrenzende  Teil 
einer  Fläche.  Di  läng  S-,  die  vordere  oder  hintere 
Längsseite  des  Hausdaches  (auch  des  Hauses)  BL., 
Lutz.,  Thor.;  Syn.  Läng-S.  ,Ein  halb  juchart  wisen- 
bletz,  stosst  mit  der  nidem  s-en  uff  den  grossen  brun- 


1452 


nen  und  andersite  an  des  Kellers  guot.'  1484,  Z  Rq. 
1910.  ,Ein  stuck  hohes,  so  undenhar  stost  an  die 
Jonen  und  an  der  obern  s-en  durchufhin  an  N.s 
güeter.'  1559,  ebd.  ,(Ein  guot)  stost ...  inwert  uff  die 
ruchen  s-en  an  Medriger  weidt.'  1574,  GrL.  Zinsrodel; 
vgl.  Heuw-S.  S.  noch  rüdig  (Bd  VI  624  u.).  Auch 
hier  oft  mit  Gegenüberstellung  zweier  Seiten.  ,Brot 
habe  ich  nur  ein  klein  Stückli  gesehen  darin  [in  der 
Suppenschüssel,  aus  der  Alle  assen],  und  das  war  noch 
auf  der  andern  Seite;  ich  konnte  es  nicht  erlangen., 
Gotth.  .Hielt  der  herzog  mit  grosser  Ordnung  sin 
volk,  die  bogner  uff  einer  sitten,  die  mit  den  glenen 
uff  der  andren  Sitten.'  1473,  Bs  Chr.  -  e)  uneig.  En 
iederi  Sach  (oder  Alls)  hat  zwo  S-e".  Di  bösi  S.  von 
ere"  Sach  gibt,  wie  überall  in  der  Welt,  mehr  zu 
reden  als  die  gute.  Barnd.  1904  (BLütz.).  Di  schönt 
S.  fürhe"  chere",  sich  von  der  besten  Seite  zeigen, 
ebd.  1911  (BG.).  S.  auch  räch  1  a  6  (Bd  VI  176).  E" 
welch  e"  Dümmi  sind  aueh  d'  Lüt  uf  der  g'schidere"  S. ! 
Albr.  1888  (GSa.).  Uf  der  eitere"  S.  sl",  in  hohem 
Jahren  Ap;  B;  G;  Z.  I'h  bi"  och  afe"  uf  der  e.  S.  und 
sö't  g'  Nacht  ml"  Buew  ha".  OvGreyerz  1911.  , Jetzt 
seien  sie  [die  Meistersleute]  auf  der  alten  Seite  [und] 
sehnten  sich  nach  Ruhe.'  B  Hink.  Bot  1869.  Er  ist 
uf  der  böse",  guete",  letze",  rechte",  magere"  S.,  ,es  ist 
schlecht,  gut,  falsch,  richtig,  mager  bestellt  mit  ihm' 
Aä  (H.).  Mer  uf  "tii  ander  S.  hebe",  auf  die  Gegen- 
seite neigen  Ap;  Bs;  Th;  Z.  ,Wie  sy  [die  Wieder- 
täufer] bisshar  uff  ain  s-en  zuo  wit  hinuss,  also  sprun- 
gend  sy  über  das  mittel  uff  die  anderen  in  das  wider- 
spil.'  Kessl.  Insbes.  =  Partei.  Er  ist  uf  ü"ser(er)  S.. 
gehört,  hält  zu  uns,  beim  Spiel,  einem  Streit  usw. 
allg.  ,Auff  unserer  Seiten  sein,  wenn  daz  glück  un- 
serem fürnemmen  wol  will  oder  willfaret  und  grad 
gadt,  wie  wir  begärend,  indulgere  ausis  nostris  dicitur 
fortuna.'  Fris.;  Mal.  ,lst  der  Herr  Christus  Gott  im 
Fleisch  geblieben,  so  ist  er  unser  wahrer  Mittler: 
dann  er  bleibt  als  wahrer  Gott  also  auf  Gottes  Seiten, 
wie  er,  als  ein  wahrer  Mensch,  bleibet  auf  unser 
Seiten.'  JMeter  1700.  Streit-,  Prozesspartei.  Zwo 
S-e"  tuend  strite",  zum  Fride"  wird  g'schide"  ZKn. 
(Schneebeli).  ,Da  ward  zuo  beden  sitten  [von  den  Ver- 
tretern der  Stadt  und  der  Aussengemeinden]  vil  darzuo 
gerett.'  Waldm.  (Höngger  Ber.).  .Die  richter  auff  sein 
seiten  bringen,  Judicium  animos  sibi  conciliare.'  Fris.; 
Mal.  ,Bei  Öffnung  dises  güetigen  Spruches  seindt 
gewesen  auff  Seiten  der  Gemaindt  Warth  NN.  und 
dann  auff  des  Müllern  Seiten  NGebhardt,  der  Müller 
selbsten,  sein  Haussfrauw  [usw.].'  1642,  THWarth. 
Kampf-,  Kriegspartei.  ,[Es  wurde  erschlagen]  vil 
folkes  zuo  beden  s-en.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,[Zu  dem 
vereinbarten  Kampfe  zw.  Franzosen  und  Italienern] 
ward  von  jeder  syt  13  reisiger  dargeben.'  Ansh.  Kon- 
fession. Uf  ü'serer  S.;  vgl.  ünser-sitig.  D'  Birgler 
sind  scho"  noch  dra"  g'si"  abz'falle"  und  protistantisch 
z'  werde";  der  Pfar  isch  scho"  uf  der  andere"  S.  g'si"  U. 
,0  wie  wunderbar  die  gericht  und  urteil  Gots!  Wie 
dan  ouch  folgender  handel,  uf  der  linken  [dh.  katho- 
lischen] s-en  ergangen,  bezügt';  folgt  die  Erzählung 
einer  im  Luzernbiet  vorgenommenen  Bahrprobe,  durch 
die  ein  Mörder  zum  Geständniss  gebracht  wurde.  Ansh. 
—  2.  der  Teil  der  Saumlast,  den  das  Saumpferd  auf 
jeder  Seite  trägt;  nur  von  Salz.  Vgl.  Salz-S.  ,Wär 
das  ain  gast  salz  her  ze  markt  füorti,  es  war  in  stöp- 
chen,   in   krötli  ald  in   siten,   und   das  hie  uff  offem 


markt  verkouffen  welti .. .'  1386,  G  Ratsbeschl.  ,Dem 
Vieh  geben  [die  Hirten  auf  der  nahe  der  Schweizer- 
grenze gelegenen  Alp  Fermunt]  wöchentlich  dreimal 
Salz,  und  sie  sollen  bei  20  Seiten  oder  Säcke  Salz  in 
einem  Sommer  verbrauchen.'  Gr  Sammler  1781.  — 
3.  a)  (von  1  a  ausgehend)  seitliche  Richtung, 
Lage.  Eine"  vo"  der  S.  a"luege"  (a"schäche"J,  nur 
schüchtern  oder  scheel,  geringschätzig.  Bes.  in  der 
Verbindung  uf  ä"  S.,  auf  die,  zur  Seite,  beiseite, 
nebenaus,  weg.  Uf  d'  S.!  Warnungsruf,  zB.  beim 
Herannahen  eines  Wagens,  Reiters  usw.  allg.;  insbes. 
als  Schlittenruf  Aa;  Ap;  GrD.;  G;  Z;  auch  nur  d' 
Site"  (,Z\ta-)  GStdt,  Site"  G,  d'  Sita  S,  Zitö  Ap  (Götz. 
1891);  G,  Ziö(lt  Götz.  1891  Zw)  Ap;  G  (lt  Götz.  1891 
auch  of  d'  Ziel  und  nur  Ziel).  Vgl.  noch  Bd  I  23 
(unter  -ö  III).  Uf  d'  S.  gä"  1)  beiseite,  weg  gehn. 
allg.  I  will  mit  minem  Gretli  uf  d'  Si/ta  goh,  das 
will  i.  Göldi  1712.  —  2)  verhüllend,  die  Notdurft 
verrichten  Ap;  B  (Zyro);  Th;  U,  von  ehelicher  Un- 
treue B.  Mit  E'nner  of  d'  S.  gö",  zu  unerlaubtem 
Umgange  Ap  (T.).  —  3)  es  göt  Öppis  uf  d'  S.,  die 
Arbeit  wird  gefördert  AALeer.  (H.).  Hütt  mues'  Öppis 
uff  d'  S.!  ein  schönes  Stück  Arbeit  erledigt  werden 
Ap;  Bs;  G;  Th;  Z.  Entspr.  Öppis  uf  d'  S.  bringe" 
Ap;  G.  Wenn  De"  e"mol  a"fangt,  so  bringt-er  Öppis 
uff  d'  S.!  Mit  Acc.  P.,  auf  die  Seite  schaffen,  besei- 
tigen GrV.  Ufd'  S.  cho",  (unvermerkt)  abhanden  kom- 
men AALeer.  (H.);  Ap;  Bs;  G;  Th;  Z.  Uf  d'  S.  stä", 
zur  Seite  treten.  ,Sie  mögend  uf  ein  S-en  ston  und 
warten.'  GGotth.  1619.  Entspr.  uf  d'  S.  stelle".  [Der 
Knecht]  stellt  de"  Kübel  uf  d'  S.  ond  gaupet  mit  der 
MaH.  ApVL.  1903.  Reff:  Ein  Zugtier  stöllt-si^  uf 
d'  S.,  verweigert  seinen  Zugdienst.  Bärnu.  1911  (BG.). 
Öppis   uf  d'  S.   legfgje"    1)   beiseite,    weg    legen.   — 

2)  Ersparnisse  machen  Ap;  B;  G;  Th;  Z.  —  3)  (Un- 
angenehmes) nicht  mehr  berühren,  ruhen  lassen  Ap; 
B(Zyro);  GT.;  Z.  Öppis  uf  d'  S.  mache"  1)  zssparen 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Th;  Z.  —  2)  unrechtmässig,  heim- 
lich sich  aneignen,  unterschlagen  AALeer.  (H.);  Bs; 
B;  Th;  Z.  Er  het  's  wellen  uf  d'  S.  mache"  Bs.  Uf 
d'  S.  tue"  1)  auf  die  Seite  tun.  Tue  Das  uf  d'  S.! 
Mit  Dat.  P.,  Einem  Etw.  aufbewahren  Ap;  B;  G; 
Th;  Z.  I'h  ha"  der  's  Esse"  uf  d'  S.  Hä"  ('tue"),  Frau 
zum  verspätet  heimkommenden  Manne.  Mit  Acc.  P., 
beseitigen  Ap;  GrV.  Der  Ma""  si  rätig  cho",  na  [den 
Esel]  uf  d'  S.  z'  tue"  GrV.  (.Bremer  Stadtmusikanten'). 
—  2)  zssparen  Ap;  B;  G;  Th;  Z.  Es  fält-mer  [zum  Hei- 
raten] noch  e"chli"  am  Gelt  ...  Ich  ha"  g'sinnet,  ich  well 
z'ersch  noch  Neuis  uf  d'  S.  tue".  Loosli  1910.  Ieh  ha" 
m\"'m  Lönli  g'luegt  u"d  ha"  's  uf  d'  S.  'tä".  ebd.  1911.  — 

3)  reff,  mit  sich  eine  Ausnahme  machen,  sich  aus- 
nehmen GRHe.  (Dan.).  Mit  Ei"'m  uf  d'  S.  fare",  ab- 
fahren; s.  hinken  (Bd  II  1467).  Uf  der  S.  Uf  der 
S.ha"  1)  Etw.  erspart  haben  Ap;  G;  Th;  Z.  Er  het 
Näbes  off  der  S.  —  2)  Etw.  abgetan,  erledigt  haben 
Th.  Wenn-i'h  Da'  >w  e'moll  uf  der  S.  hett!  Mit 
Acc.  P.  Wenn-i'h  nur  in  uf  der  S.  hätl!  .bezahlt  oder 
beseitigt  hätte'  Z  (Spillm.).  Was  het-em  [dem  sich 
unwohl  Fühlenden]  acht  Die  wider  Trecks  i"g'schänkt 
i"  der  Stadt  inne" !  Si  löt  nit  lugg,  bis  dass-s'-en  uf 
der  S.  het.  JReinh.  1905.  Uf  der  S.  si",  getan,  er- 
ledigt sein  Ap;  Gr;  Th;  Z.  Wer  wönd's  g"ad  noch 
wädli'''  packe";  's  ist  denn  off  der  S.!  Ap.  Näch  dem 
Ggaffe  chönne"-wer  's  [d's  Lind,  den  geschleizten 
Hanf]   denn  noch  :opfe";   si  sei  de""  frö,  was  uf  der 


i  i.y; 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


Seite"  sei  GRSch.  Uf  der  S.  lä",  nicht  (mehr)  erwähnen, 
berühren,  bes.  etw.  Unangenehmes  Ar;  B;  G;  Tu;  Z. 
—  b)  (von  lb  ausgehend)  Richtung  übh.  Vo"  alle" 
S-e"  (her).  Vo"  d'ere"  S-e"  han-icH  die  Sach  noeh  nie 
a"g'lueget.  Z'  alle"site"  hät-men  ü"s  [die  Glarner  in 
Bregenz]  a"gstünet.  CStreiff  1909/10  (GlM.).  Uf 
alle"  S-e",  allenthalben.  .[Die  Eidgenossen]  griffen.! 
die  von  Zürich  hinnen  und  fornen  und  an  allen  sitten 
an.'  Edlib.  Uf  all  S-e"  fuse"J,  nach  allen  Seiten  (hin). 
Uf  kei"  S.  ivelle",  unpers.,  nicht  rücken,  sich  nicht 
entscheiden  wollen,  zB.  von  einer  Krankheit,  's  Vreni 
isch  scho"  lang  chrank,  und  es  will  uf  k.  S.  BWtss 
1863.  Hieher  wohl  auch :  D'  Chüeje"  lige"d  all  uff  di 
glich  S.,  ein  Anzeichen  schlechten  Wetters  ZSth.  Ab 
(AALeer.),  vo",  auch  uff  (Ap;  Th;  Z)  S-e»  miner  (diner 
usw.)  Verwandte"  (Mutter  usw.).  ,Die  Couriers  seind 
abseiten  Berns  mit  der  Schlusnahme  an  alle  fran- 
zösische General  ...  abgeschickt  worden.'  1798,  L 
Schreiben.  Site"  (ZEuss.),  slter  (ZO.)  miner,  meinet- 
wegen. S.  m.  cha""st  wol  gö".  S.  m.  scho"!  Site" 
desse",  deswegen  AaKc;  Z  (Spillm.).  S.  d.  cha""st  tue", 
was  d'  wi't  Z  (Spillm.).  Mit  Bez.  auf  die  Blutsver- 
wandtschaft, wohl  allg.  Vo"  Vatters  [usw.]  S-e"  sind 
kei"  Erbe"  dö.  ,[Sind]  väterlicherseits  allein  Halbge- 
schwösterte  ...,  mütterlicherseits  aber  sie,  die  Mutter 
selbst,  samt  Kindern  von  ihrer  Seiten  ...  vorhanden.' 
1747,  BoSi.  Rq.  1912. 

Ahd.  sila,  mhd.  sfte  f.;  vgl.  Gr.  WB.  X  1,  379  ff.;  Martiu- 
Lienh.  II  380.  Das  Mask.  Silo  (neben  dem  Fem.  Sita)  in 
WVt.  ist  viel),  als  Neubildung  von  einem  altem  PI.  fem.  "Situ 
aus  zu  erklären;  vgl.  BSG.  II  §  196.  201.  Morphologisch 
bemerkenswert  ist  auch  die  Verbindung  z'  böd  S-e"  BsStdt, 
z'beidS-e"  B  (RvTavel  1910),  auf  beiden  Seiten.  —  Häufig 
ist  S.  in  Fluru.  (wohl  meist  zu  1  b  a;  s.  d.).  Site(n)  (,Sei- 
te(n)')  Aa  (mehrfach;  auch  ,Sit');  Bs;  B  (häufig);  Gl  (häufig; 
.meist  Grashalden');  L  (häufig);  G  (mehrfach);  Schw  (mehr- 
fach); Uw,  urk.  1339,  ZKapp.  (.zwei  mauwerch  mattun  in 
dem  mose  in  der  Situu  und  4  jucherteu  achers  in  der  Situn'); 
um  1350,  UwE.  Zinsrodel  (,zuo  Beringen  von  dem  guot  uff 
der  Siten...');  XIV.,  SchwE.  Urbar  (,Heini  under  der  Siten 
von  der  Siten  2  den.')  und  bei  Leu,  Lex.  für  LHasle  im  E. 
(Hof),  Meggen(Hof);  ZHirzel  (Hof).  Di  warmi,  obenti,  „,in- 
U  /,,  tmaer»ti  S.  BG.  (Alpnamen).  .Untere  S.'  B.  .Vordere 
S.1  ZHirzel.  , Grosse  S.'  GIBetschw.  (Berggut).  In  Zssen 
1)  als  1.  Glied:  ,S.-Acker'  ZDäll.  ,-Graben'  B.  ,-Grat'  B. 
,-Hub'  GWittenb.  ,-Bach'  B  (auch  .Seit-').  , -Bauer'  Aa.  ,-Berg' 
B;  LSchüpfh.  , -Bronnen.'  1534,  BsGelterk.  (,Sytten-').  ,-Re- 
ben'  Aa  (.Sitt-1).  ,-Ried'  Z.  ,-Rain'  Aa;  SchHa.  ,-\'or-sässe' 
B.  ,-Tobel'  SchHa.  ,-Wald'  B;  Gl;  G.  ,-Wängen'  B.  —  2)  als 
2.  Glied:  ,Ober-S.'  Z.  ,Bresten-egg-'  L.  .Unter-'  SchwE.;  Z. 
,Ösch-'  BZweis.  (,Descendit  minor  Simma  ex  meridionali 
latere,  ijua  itur  Sanan  versus,  von  der  Üschsitten.'  Aretius). 
,Vor-'  Schw.  .Vorder-'  Z.  .Gnfel-'  GlElm.  .Gold-'  L.  .Gut-' 
Uw.  .Gross-'  Gl.  .Hoch-'  Schw.  .Hefti-'  L.  .Holz-'  Gl;  L. 
.Hasel-holz-'  BLiitz.  .Hund-'  G.  .Linden-'  B.  ,Neu-hus-'  B 
Lutz.  .Weiss-haus-'  B.  .Loch-'  B;  Gl;  L.  .Lein-'  GlEngi. 
.Langer-'  BLenk.  .Bohl-'  BHk.  .Burg-'  L.  .Blatti-'  Uw. 
.Brand-'  B;  Uw.  .Breit-'  U.  .Ruch-'  B.  .Rauch-'  Gl.  .Ried-' 
B.  .Rogg-'  Schw.  .Schlaft-'  L.  .Schrak-'  Uw.  .Schwendleu-' 
L.  .Sehwanten-'  G.  , Stock-'  G.  , Gross-stein-'  L.  ,Triib-'  G. 
,Trog-'  B;  Gl.  .Schwarz- wald-'  L.  .Winter-'  Schw.  ,Zehu- 
ders-'  BG.  Siti  (.Seiti')  f.  (eig.  PI.)  oder  n.  B  (.Auf  der 
Seiti',  dazu  .S.-Vor-sass,  -Stock,  -Wald,  -Wäng';  dagegen 
lokal  verschieden  ,S.-Berg,  -Weiden,  -Weg');  Schw  (,im  S.' 
bei  Ib.,  dazu  .S.-Nosseo',  viel),  auch  ,S.-Boden';  dagegen 
lokal  verschieden  ,S.-Wald';  .den  weg  von  dem  seewstege 
by  dem  seewe  uider  unz  in  daz  Sity.'  1340,  Schw  LB.); 
UwE.  (,So  haben  sy  ouch  verbannet  das  Site  und  was  an 
der  Siten  durchinhe  an  der  Urner  biet  ist.'  XVI.,  Talrecht), 


Sachs.  (.Syti,  ein  hoher  Berg.'  Leu,  Lex.l;  Tis.  (dazu  ,S.- 
Tobel');  vgl.  auch  den  FX.  .Heini  Ainsitin.'  I4S5,  UwSa. 
Sitli  Gl  (häufig);  Zg.  ,S.-Berg' GIBraunw.  (Berggut).  .Aben-' 
Uw.     .Fall-'  GIK1.     .Loch-'   L.    .Buchen-'  Schw. 

Ab-:  1.  abgelegene  Seite,  Ort.  ,[Die  Schwalben] 
ziechen  aber  nicht  weit,  sondern  verkriechen  sich 
[über  den  Winter]  grad  in  der  Nähe,  wo  sie  under- 
kommen  mögen,  in  die  warme  Abseiten  der  Berge.' 
JLCts.  1661;  =  apricos  montium  secessus  (Plinius).  — 
2.  abfallende  Seite?  Längsseite?  ,Vom  eichholz  in  der 
Huser  allraent ...,  das  das  holz,  wie  es  jetz  mit  marg- 
steinen  underscheiden  syge,  des  gotshus  Cappel  eigen 
sin  solle  und  dero  vou  Husen  offen  schatt,  und  das 
die  von  H.  allein  bruggholz  ...  darinn  howen  mögent, 
und  das  zuo  beiden  a-en  die  binzböschen  die  march 
sin  sollen.'  1508,  Z.  —  3.  überwölbter  Seitenraum  in 
einer  Kirche.  ,[N.  hat  einen  Altar  gestiftet]  in  unser 
kilchen  in  der  a-en  ze  der  ablösi  vor  sant  Blasien 
und  sant  Pancrazien  altar.'  1335,  Z.  ,Sant  Martis 
alter  ...  in  dem  gotshuse  ze  Münster  im  Ergow  in 
der  a-en  nebent  sant  Katharinen  alter.'  1340,  Gfd. 
.Das  fürbas  me  alle  techer,  es  sy  au  kor,  an  kilchen, 
a-en,  Wendelstein  ...  in  gemeinschaft  sülent  geteket 
werden.'  1381,  ZKü.  Flachziegel,  Kalk,  Sand  ,zuo  der 
a-en  an  der  kilchen'  gegen  den  Münsterhof.  1429,  Z 
Fraumünsterrechn.  ,1m  [Jahr]  1509  ward  die  a-en  an 
der  kilchen  gegen  der  Einiger  hus  gemacht.'  AABr. 
Chr.  (Z  Anz.  1884).  ,Die  zwo  a-en  und  die  sant  Mar- 
tins capell  [der  Kirche  auf  dem  Heiligenberg  wurden 
abgebrochen].'  Bossh.  Chr.  ,Der  ganz  chor  [im  Kloster 
St  Gallen]  mit  den  zwaien  abtsiten.'  Vad.;  s.  auch 
alt-fränkisch  (Bd  I  1309),  wo  ,absiten.'  .Diser  chor 
ist  in  zwo  a-en  umbgeben.'  Kessler.  .Die  Abseiten 
bei  dem  Creuzgang  von  St  Kaiser  Heinrichs  Altar 
dannen  bis  zu  Endt  des  Creuzgangs.'  RCys.  Auch  in 
der  Bibelübersetzung.  .Nach  dem  fuort  er  mich  zum 
tempel  und  mass  die  abseifen.'  1530/48,  Ezech.  41,1; 
,die  erker  an  den  wänden.'  Luther;  xi  ceiXdu..  LXX. 
.[Salomon]  bauwet  einen  umbgang  an  der  wand  des 
hauss  rings  urabhär  ...  und  machet  abseiten  umb- 
här.'  1548/89,  I.  Kön.  6,  5. 

1  =  mhd.  ahmte;  vgl.  auch  Schm.  2  II  336;  Schullerus 
I  36  ;  Sauders  II  1072  a.  3  (=  ahd.  abeida,  abmta,  mhd. 
ab-,  apsite)  ist  eig.  ein  andres  W.,  volksetym.  umgedeutet 
aus  mlat.  abnda,  =  spätgr.  ädjTSa,  eig.  Acc.  zu  ddng;  vgl. 
Gr.  WB.  I  116;  Schm.  *  II  338;  Fischer  I  68.  2  ist  un- 
klar; wenn  die  Bed.  Längsseite  richtig  wäre,  läge  Übertr. 
von  3  vor.  Von  3  ausgegangen  ist  viell.  urspr.  auch  d'  A., 
im  Munde  älterer  Leute  die  am  einen  Ende  ziemlich  steile 
Strasse,  die  südl.  von  der  kath.  Kirche  dem  Dorfe  zufuhrt 
SGr.  (heute  ,Lindenstrasse');  eine  Sage  zur  Erklärung  des 
Namens  bei  Schild  1860,  S8  ff.  Zur  Umbildung  von  absida 
vgl.  porticus  >  Vor-zeichen. 

Äbe-(d)-,  -i"g-:  Westseite  Aa;  Ap;  B;  Th;  Z  und 
sonst.  Si"s  Heimelt  lit  inn-erc"  Tüele"  inne"  uf  der  Ö. 
vom  Hörnli.  Messikommer  1910.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  I  26. 

Eid-:  .die  wirklich  im  Amte  stehende  Abteilung 
des  kleinen  Rates,  deren  Mitglieder  beim  Eide  ver- 
pflichtet waren,  den  Rat  zu  besuchen,  während  denen 
der  stillstehenden  Seite  der  Besuch  desselben  frei- 
stund.' XVIII.,  LStdt  (Seg.  RG.  III 1,  354).  Vgl.  Su- 
mer-,  Winter-S.  —  Under-:  Unterseite  (häufiger  di 
under  S.).  So  von  der  Bauchseite  eines  Vogels.  BXrni>. 
1911  (BG.).  —  Esels-:  entspr.  Siten  1  a  ß.  In  dem 
Spottreim:  A"  Rotschalp  isch  der  Esel  tot,  der  Sigrist 
sollti  Uten,   d'  Schwander  nämten  o'''-n-en  Bits  von- 


1  155 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


1456 


eren  E-en.  GZür.  1902  (BOberried).  —  Vorder-:  wie 
nhd.;  doch  häufiger  di  vorder  S.  —  Vor-fass-, 
Näch-fass-:  die  untere  (V.),  bzw.  die  obere  (N.) 
Hälfte  eines  , Flügels'  am  Webergeschirr  Z.  Beim 
G schirr fasse"  (vgl.  Bd  I  1059  u.,  ferner  Geschirr-fass- 
Stuel)  wird  zuerst  die  V.  hergestellt,  indem  man  mit 
dem  G'schirrfade"  einfache  Schleifen  um  den  untern 
G'schirr- Stecke"  und  die  Fass-Stange"  (s.  d.)  legt,  dann 
die  N.  zwischen  der  Fasslange"  und  dem  obern  G'schirr- 
stecke",  wobei  oberhalb  der  Fass-Stange"  zuerst  die 
Rickli  (s.  Bär-Laufen  Bd  III  1142)  in  die  Schleife 
geschlungen  werden.  Vgl.  vor-,  nach -fassen  (Bd  I 
1062).  —  Frauke"-:  die  Seite  in  der  Kirche,  wo  die 
Frauen  sitzen  Ap;  G;  Th;  Z;  vgl.  Mannen- S.  Syn. 
Wiber-S.  —  Ger-:  =  Geren  ab  3  a  (Bd  II  401)  ZuSth. 
(JHunz.  1910).  —  Hinder-:  wie  nhd.;  doch  häufiger 
di  hinder  S.  —  Heuw-:  Seite  (oder  Abhang?)  mit 
Heuwachs;  vgl.  Sp.  1450.  ,Zwei  Fuoder  Landguot  uf 
Medrigen  in  der  Heüwseiten.'  XVII.,  GrL.  —  Järb-: 
die  vom  Järb  (Bd  III  68)  geformte  Randfläche  des 
Käselaibes  BE.  Vgl.  Chessi-,  Be-lad-,  Strebel-S.,  ferner: 
Im  A"ne"  [der  Käse]  het-er  nid  dörfe"  z'  eige"lig  sl", 
und  es  ist  mänge''  Gläsler,  mängc  Nisser,  Järbsite"- 
holer  u"''  Luemg' machten  i"g'woge"  worde".  EGünter 
1908.  —  Chessi-:  die  untere  Seite  des  frisch  auf 
der  Presse  liegenden,  noch  niemals  gekehrten  Käse- 
laibes, die  aus  dem  wertvollsten,  am  Boden  des  Chessi 
gelegenen  Käsestoff  besteht  BE.  (SGfeller);  vgl.  Be- 
lad-,  Strebel-S.  —  Le-:  gegen  Norden  geschützte  Lage 
eines  Weinbergs  ZWth.;  vgl.  Le  I  (Bd  III  947).  — 
Be-lad-:  die  (obere  und  untere)  flache  Seite  des 
Käselaibes  BE.;  vgl.  Chessi-,  Strebel-S.  —  Bett- 
lade--^ Ort-Brett  a  (Bd  V  900)  Z.  Vgl.  Bett-S.  — 
Luft-:  Westseite,  Westen  BG.  (Bärnd.  1911).  Gage" 
(f  L.  —  Läng-:  Längsseite  eines  Daches  BE.;  vgl. 
unter  Sit  1  b  ß  und  Tach-S. 

Litzi-:  Schattenseite  Gr,  so  A.,  Av.,  D.,  Nuf.,  Pr. 
Syn.  Litzi  II  2  a  (Bd  III  1566/7).  In  Davos  heisst 
die  Talseite  links  des  Landwassers  d'  L.,  die  andere 
d'  Sunnisite";  vgl.  B.  71  o.  Uf  der  Schatte"-  old  Litzi- 
slte"  gänd  bi  de"  G'mächer  noch  die  Tachtrauf,  im  Vor- 
frühling. MKüoni  1886/7.    D'  L.  ist  noch  nid  eroberet 

GrA.   —   Vgl.  litzi-sits. 

Von-de-'-Ma""-,  Zue-de-'-Ma""-:  die  Seite 
rechts  bzw.  links  der  Deichsel  AaF.;  vgl.  V.,  Z.-Ross 
(Bd  VI  1432).  Setz  d'  Cime  uf  der  V.  (Z.)  a"!  — 
Man(n)e"-:  die  Seite  in  der  Kirche,  wo  die  Männer 
sitzen  Ap;  G;  Tb;  Z.  ,Am  nächsten  Sonntag,  als  aber- 
mals die  Männerseite  halb  leer  stund  ...'  XHerz.  1863. 

Morge"-:  Ostseite  Aa;  Ap;  B;  Gl;  Th;  Z.  ,Gegen 
Seitenstechen  hebe  einen  Stein  auf  der  Morgenseite 
ein  wenig  auf  und  spucke  dreimal  darunter.'  Messi- 
kommer  1909.  ,Auf  der  Morgensite  [des  Berges].' 
JvWeissenflüh  1850/1.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI  2580. 

Neben-.  ,Ein  grüenen  sidin  mantel,  des  sint  zwo 
nebentsiten  vor  mit  hermlinen  gebremt.'  1402,  B 
(Verzeichniss  der  Paramente  im  Münster).  —  Nacht- 
ZWilb/E.,  Mitt-nächt-  Th:  Nordseite.  —  Nord-: 
=  dem  Vor.,  doch  wenig  volkst;  vgl.  auch  Schatt-S. 
,Auf  der  Nordseiten  [der  Insel  Jamaika].'  JRZeller 
1673. 

Bild-:  bei  Stoffen  die  Seite  mit  der  Zeichnung 
GStdt;   Th;   Z.   -    Vgl.   Gr.   WB.   II   21. 

Bund-:  ,die  zuerst  behauene  Seite  eines  Blockes, 
welche  zur  Regulierung  der  Winkel   dient;   sie  wird 


durch  einen  Schnurschlag  über  die  Mitte  besonders 
bezeichnet'  GRPr.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  II  524;  Mothes 
*  I   552,  daher  wohl  allg.  in  der  Zimmermanns]»-. 

Bise"  Bise"-:  Ostseite,  Osten  BG.  (Bärnd.  1911); 
vgl.  Luft-S.  Diesen  Frühling  hat  es  z'erst  va"  B.  har 
g'ritmplet  [gedonnert],  ebd. 

Bett-:  a)  =  Bett-laden-S.  B.  Die  vorderi  B.  — 
b)  ,die  langen  Dielen  oder  Laden  bei  Vertäfelungen' 
AAZein.  (Steinhauser).  —  b  durch  Verallgemeinerung  aus  a; 
vgl.  Mothes  4I  363;   Fischer  I  976. 

Blatt-:  Buchseite  BE.  (bei  altern  Leuten).  — 
Rig-:  Hauswand  aus  Riegelwerk.  ,Das  Ausmauern 
der  vier  Riegseiten  des  Gebäudes  mit  Sandmutten'  L. 

Suder-:  Süden.  , Auf  der  Suderseiten  diser  Insul 
[Jamaika  liegt  die  Insel]  la  Serrana.'  JRZeller  1673. 

Die  Lautform  zeigt,  dass  das  Wort  nicht  bodenständig 
ist;   s.  sunder  I  (Sp.  1130).     Vgl.    Wester-S. 

Salz-:  ein  Sack  Salz,  wie  ihn  ein  Saumpferd  auf 
jeder  Seite  trägt  GrD.  (B.).  N.  ist  halt  zu  siner  ZU 
en  Checher  g'sin:  mid-ere"  S.  ist -er  über  Flüela  wie 
Nild  [ohne  Anstrengung],  —  Summer-:  1.  Südseite, 
zB.  eines  Berges.  UBrägger;  s.  Gr.  WB.  XI,  1556. 
Gegs.  Winter-S.  —  2.  die  im  Sommerhalbjahr  im  Amte 
stehende  Abteilung  des  kleinen  (innern)  Rates.  XVIII., 
LStdt;  so  noch  Helv.  Kai.  1782.  Gegs.  Winter-S.;  vgl. 
auch  Eid-S. 

Sunn-  AALeer.(H.);  Bs;  B,  so  Gr.,  G.,  Lutz.,  auch 
lt  Zyro;  GrKI.;  L;  S;  St.2,  Sunne"-  Ap;  Bs;  GrD.; 
GSaL.,  T.;  SchwE.;  Th;  UwE.;  Z,  Sunni-  GrD.  (B.),  Pr. : 
Sonnen-  (Morgen-,  Mittag-)Seite;  Gegs.  Schatt(en)-S.; 
s.  auch  Litzi-S.  und  vgl.:  D'  Sunnsite'mülch  ist  di 
wäri  BG.  (Bärnd.  1911).  betreffend  die  Vigilanz  und 
execution  wegen  veräusserung  dieser  bergen  soll 
selbige  von  Niederhorn  und  dem  Bonfahl  auf  sonn- 
seiten  der  landschaft  Ober-Simmental,  von  dem  Bon- 
fahl auf  Schattseiten  aber  der  landschaft  Nieder-Sim- 
mental  obliegen.'  1757,  BSi.  Rq.  ,[Die  Lawine]  hat  eine 
Scheuer  in  der  Bergwerk-Ey  Sonnseiten  niedergewor- 
fen.' JvWeissenflüh  1850/1.  ,Bei  Leuk  wird  noch  auf 
der  Sonsite  Wingezoge'.  ebd.  1792/1821.  In  den  von 
Ost  nach  West  laufenden  Gassen  einer  Stadt  die  der 
Sonne  zugekehrte  Häuserseite  B,  auch  lt  Zyro;  vgl. 
sunnen-halb  2  (Bd  II  1169).  ,N.  wohnt  in  der  ...  gasse 
Sonnseite  Nummer  ...'  Mir  wone"  S.  Auch  sonst  in 
adv.  Verwendung.  ,Bis  auf  1500  m  Höhe,  allerdings 
nur  Sunnsite",  stösst  der  Guggisberger  seine  iJeV- 
öpfelbletze  und  seine  Haber  acherlini  vor.'  Bärnd.  1911. 
Nes  Gärtli  will-ig-auch  ha",  dort  sunnsite",  unten  am 
Hüs.  Joach.  1881.  RAA.  D'  L'ebere"  uf  der  S.  ha"; 
s.  Bd  III  975  u.  (auch  Gr).  Er  het  's  Milzi  uf  der 
Sunns.  Sprww.  1869;  s.  auch  Mihi  (Bd  IV  224).  U"* 
du,  Sunnhalde"bür,  wer*  dl"s  Hers  uf  der  S.  lag,  so 
hättisch  nid  der  Ä"trag  gestellt,  mir  d'  Chind  z'  ne" ! 
AHeimann  1899.  Wieder  adv.:  Dem  Trunkenbold  ist 
d'  L'ebere"  Sunnsite"  g'wachse"  BG.  (Bärnd.  1911). 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1679.  Zur  Form  Sunni-S.  vgl. 
Sunni  Ort  (GrD.),  Sunni-Berg  (Bd  IV  1561  «.).  In  B  und  L 
sehr  häufig  als  Flurn.  (BLütz.  zählt  zB.  7  Sunnsite"  neben 
8  Schattsite"),  auch  neuerdings  zsgesetzt,  zB.  , Mahlenwag-, 
Neuegg-S.'  B,  ,Enziwald-,  Kieuis-S.'  L  (vgl.  Schatt-S.).  Iu 
L  zweimal  im  Dim.  Sunn-Sftli  (oder  =  mmntftli'*!  s.d.).  S. 
ferner  s.-Hts. 

Schoggeläde"-:  derb  für  Hinterer,  Hinterseite 
Aa;  GT.;  Z  und  weiterhin.  Ei"<m  d'  Seh.  chere".  Uf 
der  Seh.  si".    auf   der  schlechtem  Seite  sein,    zB.  im 


145? 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


IC* 


Spiel  bei  der  verlierenden  Partei  sein  ÄAÄar. ;  vgl. 
Schiss-Gass  (Bd  II  452). 

Schatt-  AALeer.  (H.);  B  (so  Gr.,  Lutz.,  Stdt  und 
lt  Zyro);  S;  St.3,  Schatte"-  AaF.;  Ap;  Bit  Zyro;  GrA., 
Pr.;  G;  Th;  Z:  Schattenseite.  1.  eig.  aaüO.;  Syn. 
Litzi-S.  Das  Hüs,  Stuck  [Grundstück]  lu  uf  der  Seh. 
In  der  Stadt  die  Strassenseite,  deren  Häuser  keine 
Sonne  haben  B,  auch  lt  Zyro.  ,NN.,  Spitalgasse  37, 
Schattseite.' 1912,  BZtgsins.  Adv,:  Sch.u-one"  B.  .Nach 
Rötenbach  zu  lagen  auch  ärmliche  Häuschen,  deren 
Bewohner  aber  dort  an  der  Sonne  behaglicher  lebten,  als 
viele  Palastbewohner  Schattseite.'  Gotth.  RAA.  'shät 
jedes  Hüs  sl"  Seh.  ZW1.  Wenn-me-  halt  uf  der  Schatt- 
siten  [dh.  als  Pechvogel]  uf  ä"  Welt  cho"  isch,  wie  mir, 
so  cha""-me"  latig,  dö  nützt  Alls  Nüt!  JReinh.  1901. 
Uf  der  Seh.  sl",  in  schlimmer  Lage,  im  Nachteil  sein, 
von  Personen  Aa  (H.).  Seh.  (adv.)  cho":  [Der  kath. 
Kaplan  weiss]  u-o  die  Gestorbene"  hi"chöme",  ob  mundüf 
i"  Himmel  oder  e"  Zltlang  i"  's  Fiele  für  oder  ganz 
schattsite",  reo  kei"  Hoffiii'g  ȟr  isch  in  Ebigkeit.  Joach. 
1885.  Eini  van  der  Seh.;  s.  Sunnen-Berg  (Bd  IV 
1561/2).  —  2.  uneig.  a)  scherzh.  für  den  menschlichen 
Rücken.  Dermit  chert-es-im  d'  Schattsiten  u"a  geit 
wegg.  SGfeller  1911.  Dazu  die  höhnische  Wendung: 
Ei"'m  d'  Schutts,  miesche"  (chönne")  BLütz.,  eig.  ,an 
nassen,  schattigen  Stellen  Moos  holen,  ein  unange- 
nehmes Geschäft'  (SGfeller).  Vgl.  Ei"em  de"  Buggel 
üf  stige"  (Bd  IV  1088).  Gang-mer  wegg,  chaisch-mer 
d'  Seh.  m.l  SGfeller  1911.  Nachher  het-er-im  [dem 
sich  von  ihm  abwendenden  Mädchen]  mit  den  Auge" 
chönne"  d'  Seh.  m.  ebd.  —  b)  wie  nhd.,  schlimme, 
schwache  Seite  von  Personen,  Verhältnissen  Ap;  B 
(Zyro)  und  sonst.  Er  hed  's  all  i"  der  Mode",  Amm 
[Einem]  d'  Seh.  f'aere"  z'  ne",  er  liebt  es,  an  allen  Men- 
schen die  schlimme  Seite  hervorzukehren  ApLb. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  2266  und  den  Gegs.  Sunn-S.  Schatt-S. 
in  B;  L;  S  häufig  als  Flurn. ;  auch  in  Zssen,  so  ,Buchholz- 
Sch.'  B,  ,Enziwald-,  Kienis-,  Laueli-Sch.'  L.  S.  noch  sch.- 
ntig,  -Kits. 

Schwin-:  =  Siten  1  a  ß  (Sp.  1449).  S.  Chämneten 
(Bd  III  260  u.). 

Speck-:  1.  =  dem  Vor.  Bs;  B;  GBern.,  T.;  S;  Z, 
, Rippenstück  von  geräuchertem  Schweinefleisch'  GrD. 
(B.).  Dragoner  sein  heisst  mit  andern  Worten  ,Mösch 
[Geld]  und  Sp-en'  haben,  dh.  ein  reicher  Bauernsohn 
sein  B.  Der  Tod  holt  den  Bauer  vo"  sine"  Sp-e",  g'fülltnen 
Anke"häfen  und  Fruchtchästen  e"ivegg.  Joach.  1892. 
Ja,  Specksiti  sV-mer  doch  lieber  als  Visiti!  seufzt  der 
Bauer  nach  einer  Bewirtung  der  Pfarrersfamilie.  Gotth. 
Uf  Daväs  im  Underschnitt  überchund  der  Her  [Pfarrer] 
noch  rechti  Sp-e"  g'scheicht  GrD.  (B.).  S.  noch  Bäuchi 
(Bd  VI  103);  regnen  (ebd.  730);  Bieschelen  (ebd.  1463); 
Soller  (Sp.  784).  RAA.  Er  hed  5  Söu",  aber  9  Sp-e", 
,der  Dumme'  Aa  (Rochh.).  E"  Wurst  (in  B  auch  Mit- 
nere"  W.)  nöch-(n-)ere"  (in  GBern.  an  e")  Sp.  (in  Bs 
neben  D'  W.  nöch  der  Sp.)  werfe"  (rüere",  tribe"),  ein 
kleines  Opfer  bringen,  um  mehr  zu  erhalten  Bs;  B; 
GBern.;  ZO.  (Messikommer  1910);  vgl.  oben  Sp.  1449, 
ferner  Gr.  WB.  X  1,  2049/50  (mit  Belegen  aus  Gotth. 
und  GKeller).  ,Er  solle  dem  Hauptmann  was  anbieten, 
er  solle  eine  Wurst  an  eine  Speckseite  nicht  scheuen.' 
Gotth.  Er  het  welle"  mit-ere"  W.  e"  Sp.  abe"schlah" 
B.  E"  Sp.  nöch-n-ere"  W.  (D'  Sp.  nö'h  der  W.)  werfe", 
Wertvolles  für  Wertloses  hingeben  Bs.  Ei"'m  zicü- 
sche"  d'  Sj)-e"  cho",  ins  Gehege  kommen,  Jmd  in  seinem 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


behaglichen  Dasein,  seinem  Sicherheitsgefühl  stören 
S  (JReinh.).  Ich  glaube"  's,  ■'as'-ere"  Die  [der  alten 
Haushälterin  die  Geliebte  |  chlei"  zwüsche"  d'  Sp-e" 
chunnt!  JReinh.  1905.  —  2.  =  Sp'eck-slten- Chutten  (Bd 
III  574)  B  f  (s.  u.),  ,die  vordem,  etwas  schräg  zuge- 
schnittenen Rockschösse  der  langen  Bauernzwilcli- 
röcke'  ZZoll.f  (HBruppacher).  ,[Der  Bauer]  holte  aus 
einer  geheimen  Tasche  seiner  Specksite  ein  Brönz- 
gütterli  hervor.'  Dorfkal.  1859  (B);  vorher:  ,aus  seiner 
hundertjährigen  Specksitenchutte.' 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  2U4lJ/.J0.  Als  (fingierter)  Name  eines 
H;iih-niliofes  bei  Gotth. 

Stege"-:  seitliche  Einfassung  der  Treppenstufen, 
Treppenwange.  Z  Baurechnung  1837.  —  S  t  ür  - :  in 
einem  Schiffe  ohne  Stür-Lande"  (Bd  III  1313  o.)  die 
linke  Seite,  auf  der  sich  das  vom  Steuermann  gehand- 
habte Stehruder  befindet  VwSee  (Schürmann).  — 
Stirn-:  Front  an  Gebäuden  Aa  (H.).  —  Strubel-:  an 
dem  auf  der  Presse  liegenden,  noch  niemals  gekehrten 
Käselaib  die  obere  Seite,  welche  aus  dem  geringwer- 
tigem Staub  (s.  d.)  und  dem  (gew.  gegen  den  Rand 
hin  eingepressten)  Strebet  (s.  d.)  besteht  BE.;  vgl. 
Chessi-,  Be-lad-S.  —  Tach-:  vordere  und  hintere 
Längsseite  des  Daches  (Hauses)  BAmmersw.,  Gross- 
affolt.,  Münch.,Rütib/Arch;  LHaslib/Emmen;  SOber- 
dorf,  Selzach;  vgl.  JHunz.  1910,  24.  Di  corder  und 
hinder  T.;  Syn.  der  vorder,  hinder  Schilt.  —  Mit-tag-: 
Südseite  Aa;  Ap;  Th.  —  Wiber-:  =  FraWen-S.  AaF.; 
Ap;  Th;  ZO.,  Russ.  —  Wich-.  .Unsere  ganze  Armee 
geriete  in  Unordnung  und  auf  die  Weichseite',  ergriff 
die  Flucht.  Pfaffenkr.  1712. 

Wester-:  Westseite.  , Sevilla  [liegt]  an  der  Nord- 
cüsten   der  Insul  [Jamaika],  gegen   der  Westerseiten 

ZU.'    JRZELLER   1673.    —    Mhd.    wistersite.     Vgl.    Suder-S. 

Winter-:  1.  .Abendseite'  L  (St.b);  Sch  lt  Kirchh. 
—  2.  die  im  Winterhalbjahr  im  Amte  stehende  Ab- 
teilung des  kleinen  Rates.  XVIIL,  LStdt.  Gegs.  Su- 
mer-S.  ,Die  Herren  des  Innern  Rats  löblicher  Statt 
Lucern  Winter-Seiten.'  1741  (Kyd). 

Zu  1  vgl.  ,Sommerseite'  bei  Gr.  WB.  X  1,  1556;  San- 
ders II  1072b.  Als  Flurn.  Aa  (mehrfach);  B  (mehrfach); 
L  (2  mal);  S. 

Wetter-:  wie  nhd.  Wetterseite;  bes.  Westseite 
(nach  ImOb.  , Abend-  und  Nordseite')  Ap;  B;  G;  Th; 
Z;  „aUg."  Vgl.  Wetter.  D'  W.  eines  Hauses  hat 
bessere  Mauern,  weniger  Fenster  und  einen  Schendle"- 
scherm  ThMü.  Iez  tuet  's  dünnere"  und  blitze"  ...  lönd 
hurtig  d'  Feisterbälchen  abe"  uf  der  W.  Messikommer 
1910.  Als  Himmelsrichtung:  ,Das  Guggisbergerhaus 
bedarf  gegen  Westen,  gäge"  d'  W.,  eines  kräftigen 
Wetterschutzes.'  Bärnd.  1911.  —  Vgl.  Sanders  II  1072  b 
unter  , Sommer-Seite.' 

site11,  Ptc.  -et:  a)  tr.,  auf  die  Seite  stellen,  weg 
heben  BSi.  (ImOb.).  —  b)  refl.,  sich  auf  die  Seite 
stellen  BO.  (auch  lt  St.),  Si.  (ImOb.).  Du  han-i^-mi^ 
g'sitet  z'  spangürle"  [beobachten],  uie-n-er  en  Mouggere" 
schnldi.  Alpenr.  1827  (BO.).  SU-dich!  stelle  dich  seit- 
wärts, sagt  der  Hirte  zur  Kuh  BSi.  (ImOb.);  vgl.  um- 
hin 1  c  (Bd  II  1327)  und  das  Folg. 

um-zite":  trennb.  und  refl.  a)  zur  Seite  treten, 
rücken,  von  Personen  und  Tieren,  zB.  von  Kühen 
(auch  nur  mit  dem  Hinterteil)  GRNuf.  Zei,  cha""st-dich 
nit  e"  Bitz  u. !  ZU-dich  um,  wenn-d'  cha""st!  Wenn-er 
da  sieh  e"  Bitz  u.  täti,  so  hätte"  uier  etlichi  auch  besser 
Platz,  aber  Der  steit  da  wie  'n  Ölgötz.  —  b)  sich  um- 


1159 


SM. 


Sit,  sot,  sut 


wenden,  ebd.  Wenn-ich  mirh  umz'zite"  g'chäm,  gäbt'''  der 
e"  vermalediti  Schivättere"  an  de"  Grind.  —  Das  anl.  z 
gebt  vod  der  artikulierten  Form  des  Subst.  (d'  Site")  aus. 
ob-,  nid-siten  Adv.:  auf-,  abwärts.  , [Zum  Basler 
Freischiessen  1523]  kam  ein  grose  erliche  geselschaft 
...  ouch  uss  der  Eidgnoschaft,  von  andren  wyden 
stetten  nidsiden  und  obsiden;  es  komen  ouch  die  von 
Strosburg.'  Rtff,  Chr. 

bi-site":  nur  in  (G')Spass  b..'  Spass  beiseite  B; 
G;  S;  Th;  Z  und  weiterhin.  Volkstümlicher  (G'-jSpass 
aparti  (s.  Bd  I  361).  —  Vermundartlichung  der  schriftspr. 
Wendung. 

sitig:  eine  Seite  lang,  von  einem  Briefe  Ar:  GT.; 
Tu.     En  s-er  Brief. 

eige"  äge"-:  eigensinnig,  voll  Eigenheiten,  quer- 
köpfig,  ,morosus'  (Sulger),  von  Personen  ScHSt. 

ei"-:  1.  wie  nhd.  wohl  allg.  a)  eig.  (auch  zwei-, 
drei-s.  usw.),  zB.  von  Briefen.  —  b)  im  geistigen 
Sinne.  —  2.  körperlich  einseitig  entwickelt,  schief 
(gewachsen),  von  Bäumen  und  von  (alten)  Personen 
Ap;  Bs;  G;  Tb;  Z.  Scherzh.:  Du  bist  ja  ganz  e.! 
zu  Jmd  mit  geschwollener  Wange,  ebd. 

ünser-:  unserer  Konfession  angehörig  Ap;  GStdt, 
T.  Ich  bi"  scho"  e"  Stock  wit  im  Ghemi  obe"  g'se"  ond 
dö  rüeft  die  [kath.]  Frau:  G'elid,  Chömi feger,  ier  sönd 
auch  ü"sersili^?  Wü-ich  halt  refermiert  bi"  ond  si  nüd 
ha"  weh"  ver zürne",  rüef-ieh  dö  i"  d'  Kochi  abe":  Jö 
jö,  Frau  Locher,  ich  bi"  auch  w.  JHartmann  1912. 

schatt(en)-sitig:  auf  der  Schattenseite  gelegen. 
Schatts.  ist  geng  schatts. !  Grundstücke  auf  der  Schat- 
tenseite können  mit  keinen  Mitteln  so  ertragreich  ge- 
macht werden  (wie  die  auf  der  Sonnenseite)  FMün- 
chenw.  (Bauernsprw.).  Von  Wein,  auf  der  Schatten- 
seite gewachsen:  ,Er  dachte,  wenn  der  Wirt  mit  ihm 
trinke,  kriege  er  wirklichen  34er,  guten,  und  nicht 
1851er  Finsteraarhomer  Schattseitigen.'  Gotth. 

ge-sitlet,  häufiger  ei°g'sitlet:  von  einer  Per- 
son, die  beim  Gehen  auf  eine  Seite  neigt  Gl  (CStreiff ). 
G'sitleter  gü".    Subst.  e(n)  (Ei"-)G'sitleter. 

sitlingScH(Firm.),  „sitning  Sch"  (St.2),  sitli"geH 
B,  so  G.fege",  lt  Bärnd.  1911  -eche'J,  M.  (AvRütte), 
Si.  (IinOli.)  und  lt  Zyro;  Schw  (auch  in  E.);  Ndw  lt 
Matthys  (-&");  W  f,sitjiga',  1.  -u?J,  sitli(n)gs  Sch 
(Kirchh.);  Schw,  „sitU-ge",  sitlings.  allg."  (St.2,  lt 
St.1  Gl;  Gr;  L;  Sch;  Zg),  sltli"ge"ts  Gl  (CStreiff), 
sitlegse"  aScHW  (KEichh.  1885):  Adv.  „seitwärts", 
auf,  von  der  Seite.  Sitlege"  ligge"  (Ndw),  legge"  (BG.). 
Sitlege"  (Ndw),  sitlir-ge"ts  (Gl)  gä"  (gü"),  ,auf  eine 
Seite  geneigt  gehen'.  ,Sitlige"  fahren  (im  Schlitten), 
reiten  (von  Damen),  mit  einer  Seite  in  der  Richtung 
der  Bewegung'  B  (Zyro).  Ieh  bi"  sitli"gs  appe"g'hid, 
,ich  bin  seitwärts  (und  auf  die  Seite)  herunterge- 
fallen' SciiwSchw.  [Die  Mühlenschleuse]  geit  sitli"gen 
üf.  RvTävel  1910.  E"  breiti  Strasse" federe"  ...  ist-im 
s-en  uf  d'  Achslen  abe"  g'hanget.  ebd.  [Die  Kleider  des 
Bruders]  hei"  s-en  a"  de"  Hosen  und  hinden  am  Chutlli 
noch  Rosasse"  vo"  gel"e"  Band  g'ha".  ebd.  Linggs 
sitli"gs  vo"  enem  Brunne"  SchwE.  Schüsst  aueh  der 
Habich  uf  ins  [das  Schwälblein]  dar,  wie  'n  Welter- 
icich schwenkt  's  sitling  zue.  Firm.  (Sch).  Jede  [der 
am  Abend  heimziehenden  Heuer]  merkt  jo  de""  glvh 
der  Dfit,  wo-n-em  so  sitli"ge"  's  Meitli  giH  SchwE. 
(Ochsner).  Mit  der  Seitenfläche:  Die  .Flachsbre- 
cherinnen'  haben  zum  Schluss    mit  den  keilförmigen 


Breche" schiltere"  mitenandere"  üfzoge"  u"d  de""  geng 
z'erst'  viermal  sitleche"  und  dernäch  viermal  grad  a^hi" 
g'schlage".  Bärnd.  1911  (BG.).  ,Obliquus,  seitling, 
schlämm  oder  schälb.'  Fris.  1541.  ,Seitlingen,  beseits, 
unerzwärch  har,  ex  transverso,  oblique,  in  obliquum.' 
Fkis.;  Mal. 

Ahd.  •mtiliaijün,  mild,  ntelingm  (Lexer  II  943),  ,seit- 
lings'  bei  Gr.  WB.  X  1,  402.  SitU"gets  berubt  auf  tatlingau 
>  -ents,  das  schwach  bezeugte  sitlegse"  ist  (wenn  richtig) 
Kontamination  aus  atlfgt  nud  sitlege". 

Sitli°g  m.:  Wassertierchen,  das  seitlich  schwimmt 
GRTschapp. 

Wahrsch.  der  Wasserflob,  Cancer  pulex;  s.  Gr.  WB.  X  1, 
402.      Mhd.  sitelinc  in  der  Bed.   ,Seitenverwandter.' 

sit(s):  als  2.  Comp.-Glied,  wie  nhd.  -seits.  Mit 
Pron.  poss.,  miner-sits  usw.  wohl  ziemlich  allg., 
doch  nicht  volkst.  ,Da  unsserseits  von  Ertlichen  zim- 
lich  hitzig  Reden  geflossen.'  1653,  G  Schreiben;  auch 
getrennt  ,unsser  seits.'  Mit  Adj.  ,1m  Fahl  wettin- 
gischersyts  schon  vilicht  Etwas  von  gedachtem  [strit- 
tigem] Zähenden  bezogen  worden  were.'  1653,  JJRed. 
(FZoll.1905).  Väterlicher-,  müeterlicher-sits.  ,Den  näch- 
sten Verwandten  väter-  und  mütterlicherseits.'  1747, 
BoSi.  Rq.  —  In  den  folg.  Bildungen  liegen  zT.  Ableitungen 
von  den  eutspr.  subst.   Zssen  vor. 

ab-sits,  in  der  ä.  Spr.  auch  ,-sit':  abseits,  wohl 
allg.  a)  auf  die  Frage  woV  Us-emen  Ächerli  nid  wit 
a.  FOscnw.  1898.  D'  Mama  isch  a.  ga"  sitze".  RvTavel 
1910.  A.  blibe".  ebd.  Mit  vo".  E"chli"  a.  vom  Lärme". 
EGünter  1908.  A.  vo"  den  Andere".  RvTavel  1910. 
A.  si",  ligfgje"  (vo")  Aa;  Ap;  Gr;  G;  S;  Th;  Z,  bes. 
von  Örtlichkeiten,  's  UH  ganz  a.  (vom  Weg,  vo"  der 
Sträss).  A.  vom  Bletz  isch  ne"  Bire"baum  g'si".  JReinh. 
1907.  Mer  si"  va"  üch  e"chli"  a.  GRPr.  Es  sig  dö 
so  schön  a.  und  rüeihig.  Joach.  1881.  —  b)  auf  die 
Frage  wohin?  A.  mache"  1)  entwenden  Bs  (Spreng). 
—  2)  (auch  tue")  töten  ZO.  ,Sich  a.  machen':  ,N.  were 
auch  mit  Schlägen  an  ihne  geraten,  wenn  er  sich  nicht 
abseit  gemacht  hete.'  1686,  Z.  ,Das  sei  Einer,  dachte 
sie  [die  Bäuerin],  der  d'  Sach  schmöck,  aber  sie  doch 
für  Das  halte,  was  sie  sei,  und  d'  Nase  abseits  dreh.' 
Gotth.  A.  cho",  verloren  gehn  ZO.  A.  gä",  häufig 
verhüllend,  seine  Notdurft  verrichten  B  und  weiterhin. 
,Ware  zwar  der  Schutz  nit  abseits  gangen.'  1675, 
SchwE.  (ADettl.  1904).  Elliptisch.  I<>>  bi"  mit  der 
YrVne"  a.  [um  zu  beraten].  CStreiff  1909/10.  I«* 
will  es  Bitzeli  a.  [um  nicht  Zeuge  eines  Streites  zu 
sein].  Stütz,  Gem.  Wer  ü"sem  Glaube"  nümmer  treu 
will  si",  seil  ü"si  G'mein  verlö",  De'  seil  a.!  Das  het 
der  Amme"  g'seit  —  und  Eine  bloss  isch  gleitig  fürt, 
der  Weg  ab  und  a.  Schild  1860.  Numme"  de"  Krucg 
[mit  dem  Kirschwasser]  a.!  's  isch  Manne"volch  i"  der 
Nächi  Bs  Gedicht.     A.l  Schlittenruf  Aa. 

Vgl.  Gr.  WB.  I  116;  Scbm.  2 II  336/7;  Martin-Lieuh. 
II  380;  Fischer  I  3  (abseit).  Lat.  absque  vertretend  (?) : 
,Ob  es  sich  üch  kommlicher  schickte  ...  sanipstags  harze- 
komen,  möchtend  wir  alsdann  ...  uuseie  rüewige  coover- 
sierung  haben,  absyz  impedimento;  dann  uf  den  kilchwichen 
tragt  sich  ahveg  etwas  zuo,  das  man  ze  schaffen  gewinnt.' 
1568,   Äg.Tschudi   1565/72. 

,ober-seits':  oberhalb  Bs  (Dan.).  —  Nicht  be- 
stätigt. 

über-sit(s):  auf  die  Seite;  s.  bocken  (Bd  IV 
1134  o.).  Auf  der  Seite:  ,Da  sieht  man  ouch  in  aller 
Hoch,  wie  man  die  Geissen  z'  weiden  flocht,  mit  sampt 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


1462 


den  Hirten  übersytz,  dort  uff  der  hohen  Flüeyen  Spitz.' 
RCys.  (Br.)-  —  Vgl.  Sanders  II  1071b,  auch  Gr.  WH. 
X  1,  387. 

aller-siis:  a)  lokal,  auf,  von  allen  Seiten,  überall. 
,Die  Porten  [der  zu  erobernden  Stadt]  mit  Petarden 
und  andern  Instrumenten  allersyts  öffnen.'  1623, 
GJPeter  1907.  ,[Das  ,Haubt',  der  oberste  Befehls- 
haber:] Herr  Haubtinan  Stuki,  Schmid,  nemt  ewer 
Partisan,  ihr  rechts,  ihr  lings  in  Feind,  ...  in  mitten 
auf  ihn  dar  wil  ich  mit  meiner  Truppen;  seht,  dass 
wir  allerseits  ihn  bringen  in  die  Kluppen!  Schnell 
gredt,  schnell  tahn  beidseits,  in  mitt  das  Haubt  an- 
fallt...' M.  XVII.,  Zinsli  1911.  ,Die  ganz  Arme  ist 
3  Stundt  in  die  Runde  in  Quartier  zertailt,  doch  aller- 
seits im  Feld  campiert.'  1653,  G  Schreiben.  ,Zwey  und 
eine  halbe  Tagwenn  des  Prosis  Gud  stosst  Zürich 
an  NN. 's  Raben,  Bergs  an  Strass  [usw.],  allerseits 
Raben.'  1818,  ZMeil.  ,Ze  a.':  ,Wie  dann  das  alles  mit 
vil  mer  Worten  ze  allersidt  gebrucht  und  hie  zuo 
melden  nit  nodt  ist...'  1501,  BSi.  Rq.  Einmal  attr.: 
,[Ein  Bär  hat]  so  wol  in  Lucerner  Gebiet ...  als  durch 
das  Land  Underwalden  und  anderstwo  ...  Sehaden  getan, 
ist  auch  durch  allerseits  Landtleut  vilmahls  gesucht 
worden.'  JLCts.  1661.  Unsinnlicher,  in  jeder  Hinsicht, 
Beziehung:  .Unser  allerseits  gnädigen  lieben  Herren 
und.Oberen.'  1645,  BSi.  Rq.  1912.  .Unser  allersyts  gnedig 
und  gebietenden  Herren.'  1655,  ZRüti.  —  b)  übergehend 
in  einen  Zahlbegriff,  insgesamt,  alle  (miteinander). 
Grüez  Gott  (Gueten  ÄU"d,  Guet  Nacht)  a.!  Aa;  Ap; 
Bs;  L;  G;  Th;  Z.  , Guten  Abend  allerseits.'  Gespr.  um 
1800.  Beim  Abschied:  Ich  wünschen  a.  en  gueti  Nacht 
(gueti  Besseri"g  oä.)!  Ap;  Gl;  G;  Z;  s.  auch  Buew 
(Bd  VI  1891).  Gesundheit  a.,  um  und  um!  L  Nachr. 
1865.  .Also  wir  mit  allen  teilen  gerett  und  getädinget, 
je  das  sy  allersyt  uns  verwillget ..."  1523,  Z  Rq.  1910. 
.Das  sy  all  gemeinklich  uss  den  gemeinen  hölzern 
zuo  der  zünung  irer  güetern  nüt  schädlichs  hohes  ... 
howen  und  sich  allersyts  des  gemeinen  nutzes  und 
der  bescheidenheit  flyssen.'  1563,  ebd.  ,[Sie]  söllent 
umb  ein  andern  tag  werben  und  dann  allersidts  wider 
für  myn  herren  kommen.'  1571,  Z  RM.  .Derwegen 
sy  zuo  allen  drygen  partygen  mit  einanderen  für  ... 
unser  gnedig  herreu  zuo  rechtlichem  entscheid  kom- 
men, und  nachdem  diesälbigen  sy  allersydts  in  irem 
fürwandt  angehördt  ...'  1584,  Z  Rq.  1910.  .Als  wir 
ihnen  dieseren  Auspruch  eröffnet,  band  sie  denselbigen 
allerseits  durchwillig  angenommen.'  1606,  BSi.  Rq.  .Da- 
mit sy  allersyts  irer  Güeteren  und  des  Gmeinwerchs 
destbas  gefröüwt  werden  mögind,  [so  sollen  sy  zuo 
allen  Teilen,  nämlich  die  Pursamme  und  Meyer,  wie 
ouch  die  Tagnöüwer,  schuldig  syn  ...'  1619,  Z  Rq.  1910. 
S.  noch  ze-sämen-sehen  (Sp.  583). 

en-sit:  =  enfentj-halb  (Bd  II  1167).  Mit  Gen.  ,Vor 
unsern  schultheissen  hie-  oder  ensyt  Rines.'  1476,  Bs 
Chr.  ,Die  ussren  ensit  des  Rins.'  E.  XV.,  Waldm. 
(B  Bericht).  Mit  Gen.  oder  Dat.  ,Ensit  und  hie- 
disunt  der  brugge.'  1367,  L.  , Ensyt  der  Musel.'  E.  XV., 
Bs  Chr.  ,Ensit  der  stat,'  E.  XV.,  Waldm.  (B  Bericht). 
Mit  deutlichem  Dat.  , Ensit  den  marchen.'  1431,  Aa 
Bremg.  StR.  ,Die  kilchen  der  apostlen,  so  hiedisset 
des  birgs  sind,  wil  ich  [Abt  Ulrich]  alle  jar,  so  jensit 
des  birgs  sind,  alle  zwai  jar,  die  ensit  dem  mer  sind, 
alle  drü  jar  durch  mich  selbs  oder  minen  boten  haim- 
suochen.'  Vad.    ,Ensithalb':  ,Zugent  die  von  Basel  . .. 


über  Ryn  uss  e.  für  Rynfelden.'  1  145.  Bs  Chr.  —  MhJ. 
(j)auit;  vgl.  auch  Gr.   WB.   IV  'J,   2a  10  f.     S.  auch  Jen-». 

euer  ,äner-seits':  =  dem  Vor.  AzurGilgen  1656.  — 
Bei   Gr.  WB.  IV  2,  2309  .jenerseits.' 

ein  (er)-:  auf,  von  der  einen  Seite.  ,Von  dem 
boumgarten  hinder  sinem  huss,  stost  einsyt  an  des 
Büelers  matten.'  1461,  AaB.  Urk.  .Das  holz  ...  näbent- 
halh  dem  Käfferberg  ...  entzwüschend  obernämpten 
beiden  dörffern  ald  gemeinden,  einsit  an  Seebacher 
güetern  ligende.'  1545,  Z  Rq.  Neben  ,andersit(e)'  uä. 
1)  lokal.  ,[Der  Weingarten]  stosset  ...  ein  sitt  an  den 
wingarten  genant  der  Hürdler,  ander  sitt  an  ein  win- 
garten  genant  der  Hasenbürer.'  1387,  AaB.  Urk.  ,Das 
hus  ...  stost  ainer  sydt  an  HHilwers  hus,  zur  andern 
an  E Haffners  hus.'  1478,  G  Stiftsarch.  ,Ein  wisenbletz 
stosset  einsite  an  die  lantstras  und  andersite  an  N.s 
güeter.'  1484,  Z  Rq.  ,Der  yfang  ...  stost  ein  sitt  an 
das  mure,  andersitt  an  Zopüis  yfang.'  1497,  Ndw  Beitr. 
.Der  kleger  hard  zuo  Altstetten,  so  da  stiesse  einer 
sit  an  Underhärdem,  andersit  an  N.s  hard  und  der 
dritten  siten  an  Altstetter  zeig.'  1511,  ZAltst.  ,1  ju- 
chart  acker,  stosst  einsyt  an  Hans  Tachsen,  andersyt 
ratwendet  man  daran.'  1533,  BSchw.  -  2)  mit  Bez.  auf 
Parteien.  .Zwüschent  dien  edeln  fryen  hern  NN.  einsit 
und  dien  lantlüten  von  Sybental  ...  ze  dem  andern 
teile.'  1378,  BSi.  Rq.  .Zwüschent  unsern  Eidgnossen 
von  Bern  ...  einsit,  den  von  Lucern,  von  Ure  und 
Underwalden  andersit.'  1418,  Z  StB.  .Zwüschent  den 
. ..  Zünften  und  den  gesellschaften  schuomacher  hant- 
werchs  ...  einsit  und  gemeinen  gesellen  den  schuoch- 
knechten  desselben  hantwerchs  andersit.'  1421,  Z. 
Mit  Bez.  auf  Blutsverwandtschaft:  .Denjenigen  Brüe- 
deren  und  Schwesteren,  die  dem  Verkäufer  nur  einer- 
seits, das  ist  entweders  nur  Vater  oder  Mutter  halb 
Geschwüsterte  sind.'  1645,  BSi.  Rq. 

Vgl.  Gr.  WB.  III  1C8.  Als  einer-aite  (:  cmder-atta)  wie 
nhd.  allg.  bekannt,  aber  nicht  eig.  volkst. 

ander-,  in  B  lt  Zyro  -sits  und  sitsg:  auf,  von  der 
andern  Seite;  s.  das  Vor.  mit  Anm.,  ferner  ein-halb 
(Bd  II  1167  u.).  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  313.  Zu  der  Form 
-aitag   vgl.   Platzg  (Bd  V   254)   ua. 

ersten-:  zuerst.  .Alle  Sachen  in  grichten  zuo 
Berg  ...  sond  erstensits  by  dreig,  sächs,  nun  schiling 
gebotten  werden,  und  ob  einer  nit  mag  durch  dieselbe 
zur  gehorsame  bracht  werden,  so  solle  demselben  der 
vogther   syne    bott  anlegen  lassen.'    1531,    ZBerga/I. 

hie(r)-:  hier,  auf  dieser  Seite.  ,[Es  soll]  weder 
Heu  noch  Stroh  auss  dem  Land  verkauft  werden, 
welches  dem  Land  hierseits  nützlich  und  sehr  erbauw- 
lich  ist.'  1753,  B  (Bärnd.  1911).  Als  Präp.,  im  Gegs. 
ZU   ,en-S.';   S.d.   —   Vgl.   Gr.   WB.    IV  2,    131S. 

jen-:  =  en-s.  (s.  d.).  ,Zwei  alte  Roubhüser,  das  ein 
jhensit,  das  ander  hie  dissert  der  Rüss  [gelegen].' 
RCys.  ,Jenseit  dem  Wasserstrom.'  M.  XVII..  Zinsli 
1911. 

Suhst.  Jenaita  ist  natürlich  aus  der  Kirchenspr.  überall 
bekannt,  in  BsStdt  gelegentlich  seherzh.  mit  Bez.  auf  k'lein- 
Basel  (,das  jenseitige  Basel'  bei  Wurstisen ;  vgl.  dazu  Häm- 
mer :  Dänemer  unter  //«-,  <lä-i'iu.u  Bd  I  267);  s.  auch  Hin- 
derm.  1866.   101  ff. 

litzi-slts:  auf  der  Litzi-Siten  (s.  d.)  GrPi\ 

n  6 b e n -sits :  seitwärts,  seitlich.  Mit  G'walt  >t"llt- 
me"  e"  Gi's'  n.  Barnd.  1911  (BG.);  vgl.  Bd  II  450. 
.Obliqui  via  fulminis,  die  nit  gestracks  dahär  schla- 
hend,  sunder  entwärchs  oder  nebendseits.'   Fris.  1568. 


14t;:; 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


1464 


,Das  Hus  stosst  nebentsyts  an  Anderes  Tüggelin  den 
Schnyder.'  1601,  Z  Kaufbr.  Daneben,  nebenbei.  ,Es 
bat  o'uch  üwer  anwalt  von  Underwalden,  letst  by  uns 
gewesen,  vor  uns  und  nebensits  geredt,  als  anzug  be- 
scbechen...'  1531,  F  Schreiben.  Von  dem  zum  Auf- 
sehen gemahnten  Wallis  habe  man  noch  keine  Ant- 
wort erhalten,  ,wie  wol  nebensydts  vermerkt,  dass  sy 
einen  uszug  getan.'  1533,  ebd.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  505. 
be-sits:  von,  auf  der  Seite,  seitwärts,  seitlich.  Adv. 
,Dardurch  beschach,  dass  dem  üweren  mächtigen  hufen 
der  weg  uss  dem  wald  geöffnet  ward,  dass  si  heruss 
in  die  unseren  b.  fallen  mochtend.'  HBull.  1532.  ,[Die 
Eidgenossen]  Iiefend  durch  den  wald  den  berg  ab 
gegen  den  vänlinen,  b.  in  die  viend.'  Ansh.  ,Als  die 
Franzosen  die  Italischen  b.  und  kurz  anranten.'  ebd. 
,Das  [Unrecht]  roch  imm  noch  uf,  und  als  er  inn  da 
antrat,  hüw  er  inn  b.  uff  den  tod.'  JHaller  1550/73. 
,Beseits  (besyts),  ex  obliquo,  ab  latere,  oblique.'  Fris.; 
Mal.  S.  auch  sitling  (Sp.  1460),  ferner  Stotz-Laden 
(Bd  III  1070).  ,Ze  b.':  ,Die  puntgnossen  ...  namend 
iren  forttel  [gegenüber  der  Schlachtordnung  des  Her- 
zogs] und  zugend  ze  b.  und  griffend  in  an  in  der 
mitte,  also  daz  sy  nüt  gegen  den  gräbnen  und  büchsen 
kamend.'  Edlib.  Neben  andern  Orts-  oder  Richtungs- 
bestimmungen.  ,Die  will  sy  nun  also  streng  und  hert 
strittend,  da  brachent  die  von  Entlibuoch  b.  an  der 
letze  über  inn.'  Edlib.  , Krenionen  zücht  sich  b.  ussi 
gegen  der  Spanger  läger.'  1521,  Strickler.  , Deren 
greber  näbendsich  beseits  in  der  hellen  sind.'  1530/48, 
Ezecb.;  ,an  den  Seiten  der  Grube.'  1607.  ,B.  nebed 
der  tafel  gegen  mittag  stuond  an  nüw  gemachter  stuol.' 
Kessl.  ,Beseits  här,  de  transverso.'  Fris.;  Mal.  ,An 
dero  von  Nider-Rifferschwyl  holz  und  zuo  underist  b. 
durch  ufhin  an  dero  von  Affholtern  holz  biss  zuo 
einem  zeichneten  boum  ...'  1559,  ZAff.  ,Es  warend 
by  dem  tor  zwo  karrenbüchsen  b.  für  ein  anderen.' 
ChrGrob  1599.  ,Guntmadingen  das  Fleckli  ligt  bsits 
uss  nebend  Löningen.'  JJP.üeger  1606.  ,B.  legen': 
,[Er  nahm  es]  von  iren  henden  und  legts  beseits  im 
hauss.'  1530/48,  II.  Kön.;  ,beseit.'  Luther;  roxpäS-exo. 
LXX.  AlsPräp.:  , [Die  Bleiche]  so  ihenet  halb  gegen 
der  Bernegg  besits  diser  nüwen  blache  ligt.'  Kessl. 

Mhd.  leHt(e),  -Sites:  aus  bis.  durch  Schwächung  der  vor- 
tonigen Präp.  Vgl.  Gr.  WB.  I  1613;  Fischer  I  911/2,  sowie 
das  Folg.  Bei  Ansh.  steht  an  mehreren  Stellen  einem  be- 
sits' der  2.  Ausg.  iu  der  1.  Ausg.  ,hisits'  gegenüber;  doch 
vgl.    Trippd-SMner  (Sp.  8G1). 

bi-:  =  demVor.  Adv.  Vil  Kugle"  sönd-mer  bisits  ond 
ober  de-  Kopf  dör'^e"  g'/loge".  ATobler  1902.  .[Dieser 
Fisch]  hat  keine  fischoren  beiseits,  sonder  anstatt  der 
selbigen  oben  uff  dem  köpf  zwey  löchle.'  Fiscbb.  1563. 
, [Dieser  Fisch]  ist  auff  dem  ruggen  braun,  am  bauch 
weiss,  beiseits  mit  guldinen  strichen  durchzogen.'  ebd. 
,[Die  Meerkrabben]  sich  nit  fürsich  oder  hindersich, 
sonder  beiseits,  entwerch  bewegen.'  ebd.;  vgl.:  ,Ich 
samlet  ...  Kreps,  deren  es  vil  im  See,  so  rundt  und 
bysits  laufen.'  FPlatter  1612.  ,[Es  soll  eine]  march 
bysyz  an  dem  biel  gesezt  werden.'  1563,  Vertrag 
zw.  Urseren  und  Disentis.  , Die  Persohn,  so  beiseit... 
verzeichnet  stadt'  1.  H.  XVII.,  Zinsli  1909.  S.  auch 
Bing  (Bd  VI  1080  o.).  B.  gä«  (gö"J  AALeer.  (H.);  Ndw 
(Matthys).  .Salvator  gat  von  im  [Zebedäus]  ein  wenig 
bysyts.'  1597,  L  Ostersp.  .Einen  b.  nemen':  ,Er  heige 
inne  bysits  genommen  und  in  gebeten  ...'  1627,  GSax; 
vgl.  dazu:    .Ein  Edelmann   gat  mit   seinem  Schnider 


zu  eim  Tuchherren  ...  erwellt  endtlich  eins,  das  ihm 
der  Schnyder  bysyts  missraten,  es  seigind  da  bessere 
Tücher.'  Schimpfr.  1651.  ,B.  trotten',  mit  Dat.,  Platz 
machen:  , Unser  einer  soll  auss  seinem  eigenen  Willen 
aussgehen  und  dem  Willen  Gottes  beiseits  tretten  und 
sagen:  Dein  Will  geschehe.'  FWvss  1677.  ,B.  komen': 
.[Diese  Bildwerke  sind]  wegen  schadhaften  Steinwerks 
im  Frühling  beiseits  kommen  [beseitigt  worden].' 
JJHott.  1698/1729.  Etw.  bisits  legge,  beiseite  legen, 
,far  risparmii'  PAL  (Giord.).  S.  auch  Sp.  272  o.  ,B. 
tuon':  .Dass  solche  [Zäune]  beiseits  getan,  durch  den 
Winter  best  möglichst  beschärmet,  nachwärts  wieder 
zu  gleichem  End  gebraucht  werden.'  1753,  BSi.  Rq. 
Als  Präp.:  ,Bysyts  dises  Baches  hatt  es  zuo  beiden 
Teilen  einen  dicken  und  zähen  Lätt.'  ECys.  (Br.).  — 
Vgl.  Gr.  WB.  I  1392/3.  Aus  dem  Vor.  durch  neuerliche 
Einführung  der  Präp.  bi. 

beid(er)-:  wesentl.  wie  nhd.  beiderseits;  auch 
mit  Zurücktreten  der  örtl.  Vorstellung,  =  alle  beide. 
.Söllent  die,  so  an  das  fallentor  stossent,  beidersit 
enandren  helfen,  das  fallentor  machen  und  henken.' 
XIV./XV.,  ZEIL  Offn.  ,Die  erberen  lüt  der  zweyer 
lendren  von  ober  und  nider  Sibental,  beider  sit  unser 
lieben  getrüwen.'  1432,  BRatserk.  .Es  klaget  A.  uff  B. 
...das  sy  beidersit  mit  einander  kartod  habind  und 
stössig  worden  sigind.'  1436,  Z  RB.  ,Das  sy  so  witt 
mit  worten  an  einandern  kämint,  das  zwüschent  inen 
beidersitte  stallung  genomen  wurde.'  1480,  ebd.  ,Die 
[Geschütze]  bruchten  sie  beidersyts  [die  Franzosen 
und  die  Eidgenossen  bei  Marignano]  nach  all  irem 
vermögen.'  Schodoler.  ,Dises  missverstands  halb  sy 
beidersyts  für  die  frommen  ...  herren  zuo  erlüterung 
und  entscheid  kommen  sind.'  1556,  Z  Rq.  1910.  ,Nach- 
dem  MGH.  ...  von  den  Kilchgenosscn  zuo  Buochs  an 
einem  und  denen  von  Beggenried  am  andern  Teil,  so 
sy  beidersits  fürbracht,  abgehört  ihr  Span.'  1618,  Gfd. 
S.  noch  Bigel  (Bd  VI  749  o.);  Särlen  (Sp.  1325);  aller-s. 
(Sp.  1461).  Attr.  .[Die]  Friheiten,  so  ir  beidersits 
Altvorderen  eruffnet  und  also  bis  dato  erhalten.'  1618, 
Gfd.  .Das  verhoffentlich  zu  beidersyts  Wohlfahrt  er- 
spriessliche  Pundtsgeschäft.'  Parisische  Reis  1664. 
.Under  beiderseits  [zweier  zswohnendeu  Familien] 
Kindern  ist  die  Bitterkeit  so  gross  ...'  1701,  ZWäd. 
,Zuo  beiders.'  .Von  der  zerwurffnust  wegen,  als  ett- 
lich  von  Meilan  ...  mit  denen  von  Grüeningen  ...  ge- 
hept  hand,  als  sy  zuo  beider  site  zuo  Egg  an  der 
kilchwichi  by  enander  gewesen  sind.'  1431,  Z  RB. 
.Das  min  herren  ...  mit  inen  [zwei  Gegnern]  zuo  beider 
sitte  redtend.'  1467,  ebd.  .Haben  wir  uns  zuo  beider 
sytt  underredt  und  vereinbaret...'  1500,  Bündnis  zw. 
W  und  B.  ,Also  wurdend  zuo  baider  sit  brief  ufge- 
richt  und  übergeben.'  Vad.  Präp.  mit  Gen.:  .[Einige 
Geschlechter  der  Stadt]  habend  ihre  sonderbahre  Juris- 
diction, an  und  in  den  Rohren  zu  beederseits  dess 
Sees  mit  Netzen  und  Bären  zu  fischen.'  JLCys.  1661. 

Vgl.  Gr.  WB.  I  1365/6;  Fischer  I  792.  Dazu  der  FN. 
, (Antonen)  Bedersiter' [Dat.].  1437,  BStRechn.,  .Bedensiter' 
[Dat.].   1433,  ebd. 

sunni-sits:  auf  der  Mittagseite  (s.  Sunn-Siten) 
GrPt.  —  schatte"-sirs:  auf  der  Schattenseite.  Ber- 
gesthalbe", seh.,  hangt  >utc''  mängs  wisses  Fetzli  [Schnee]. 
MLienekt  1906.  Iez  ligg-ich  einist  seh.  und  lö"  der 
Gugger  singe",  ebd.  —  der-:  auf,  von  dieser  (unsrer) 
Seite.  .Man  solle  der  seits  an  die  Grafschaften  Wil- 
lisow  und  Rotenberg   schreiben,    das  sey  ihre  Redli- 


11H5 


Sat, 


führer  ...  alher  liffern.'  1658,  G  Schreiben.  ,Der  seits 
sucht  man  uss  dem  Feldt  zu  kommen,  zuvor  ein  be- 
stendigen Frideu   zu  machen.'    ebd.;    noch  mehrfach. 

dis-:  diesseits.  ,Das  holz,  das  gelegen  ist  dissit 
Baldern  an  dem  berge.'  1324,  Z.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II 
1143/4;  Fischer  II   231. 

dritt-:  auf  der  dritten  Seite.  ,[Das  Gut]  stosst 
an  beed  Strassen,  so  gen  Villraergen  und  Sarmistorff 
gand,  dritsitt  an  die  müli...'  1596,  AaWoM.  —  en- 
twercb-:  quer.  ,Der  Wassergraben  inn  der  Buch- 
breiti  soll  geleitet  werden  entwersydts  inhin  gegen 
hinder  Boll  im  Gültengraben.'  1605,  ZEorb.  Offn. 

Sitte"  f.,  in  der  ä.  Spr.  gew.  Sit(t)  -  m.  (s.  die 
Anm.):  wesentlich  wie  nhd.  Sitte,  wohl  allg.,  aber  nicht 
volkst  1.  =  Bruch  2  (Bd  V  342).  a)  in  mehr  äusser- 
lichem  Sinn.  ,Der  sitt,  mos.'  Fbis.;  Mal.;  noch  bei 
Red.  1662.  , Sitten,  Gebrauch,  Gewonheit,  mos.'  Denzl. 
1677.  Von  einer  einzelnen  Person.  ,[Der  Bote  bringt 
von  N.]  der  do  sin  gewonten  sitt  behalt,  nitt  dann 
betrugsame  und  unwarhafte  wort.'  1477,  Waldm.  ,Ich 
han  nit  gwonnet  solchen  Sit,  mit  Assen,  Bäten  [usw.].' 
JMahl.  1674.  (Nicht gewohnheitsmässiges)  Benehmen: 
,Im  Stallgricht  braucht  er  seltzam  Sit  gegen  Anderen, 
täubt,  wüet,  ist  rauch.'  1618,  Zinsli  1911.  Von  einer 
grössern  Gemeinschaft,  herrschender  Brauch,  Mode. 
,Der  sit  ist  in  üesterrich  unminnenclich,  daz  schoene 
frouwen  tragent  alle  hüete  breit.'  Hadl.  .Welchen 
s-en  der  leer  ich  beger  noch  hütbytag  wider  ange- 
nommen werden,  nämlich  dass  man  ...  die  kinder  für- 
neme  ze  leeren.'  Zwingli.  ,Sich  auch  nit  uff  den  sitt 
der  wält.'  JÜGrob  1599.  Auch  PL,  Gebräuche.  ,Wir 
...  haben  ouch  diss  Verpfandung  getan  mit  aller  Sicher- 
heit, s-en,  Worten,  werken  und  mit  allen  andern  Sa- 
chen, so  herzuo  notdürftig  waren.'  1492,  Gl  Urk. 
,S(-en)  und  (ge)bärd(en)';  s.  Bd  IV  1540  (auch  bei 
Mal.).  Mit  Poss.  ,Kein  adel  [Hessen  die  Bauern]  in 
ireni  land  uffkommen  ...  er  lepte  glich  dann  irem 
sitt.'  Ruef  1538.  .Kriegen  und  bochen  ist  unser  sitt.' 
ebd.  1539.  ,Ein  jedes  Land  hat  seinen  Sitt.'  Svlloge 
1676.  Mit  Adj.  ,Als  kurzliche  ein  nüwer  sitt  Zürich 
ufgestanden  was,  daz  ...  der  brütgom  dien  lüten,  so 
im  dann  schankten  ...,  ze  essen  gab.'  1400,  Z  StB.  ,Uf 
den  ...  klösteren  [ist]  der  erstlich  sitt  ze  lernen,  mit  dem 
göttlichen  wort  umzegon, ...  abgangen.'  Zwingli.  S.  noch 
glich-form  (Bd  I  1016);  Blitz  (Bd  V  266).  Mit  ,näch' 
(,after'),  ,üf.'  , After  heidenemo  site.'  Notker.  JJnsirs 
herrin  lichamin  salbon  nach  deme  site  der  Judon.' 
E.  XII.,  Wack.  1876.  .Ietlicher  [musste  sich]  bekleiden 
nach  heidischem  sitten.'  HSchürpf  1497.  ,Zerschnittne 
klaider,  uff  kriegschem  site  mitt  siden  und  samat  ver- 
bremt'  Kessl.  ,Nach  altem  sitt.'  Ruef  1539.  .Einen 
nach  seinem  s-en  ziehen,  formare  hominem  in  suos 
mores;  nach  bürgerlichem  s-en  und  brauch  handien, 
more  agere  institutisque  civilibus.'  Fris.;  Mal.  ,Nach 
kriegischem  Sitten.'  RCvs.  ,Kein  Schwyzer  sind  sei 
einmal  nit,  wyl  s  gar  nit  tuon  nach  unserin  Sit.' 
JMahl.  1674.  ,(Der)  s.  sin  (werden).'  ,Ze  Romo  was 
sito,  daz  ...'  Notker.  ,Wonde,  es  [ausserhalb  der  Bad- 
stube zur  Ader  zu  lassen]  wer  hie  sit  als  an  andern 
enden.'  1453,  Z  RB.  ,Ietz  [ist]  ganz  der  sitt  worden, 
all  gerichtshändel  [usw.]  in  tütsch  usszuorichten.' 
Äg.Tscbudi  1538.  ,Gott  lestren,  schweren  ist  der  sitt' 
Ruef  1539.  ,1ns  haus  teten  sie  [die  Nachbarn  bei 
einer  Feuersbrunst]  tringen,  wie  dann  da  ist  der  sitt.' 


1566,  AfV.  (Bs).  ,Zum  Zündloch  da  wolts  helfen  nit 
das  Lüederen,  wie  dann  ist  der  Sit'  JHGrob  1603. 
,Sag,  obs  nit  also  der  Sitt.'  S  Kai.  1731.  Mit  Adj. 
.Besonder  so  es  ein  gemeiner  sitt  ist  under  guoten 
fründen,  die,  so  von  Baden  widerkommend  ...  zu  eeren.' 
Zwingli.  ,Das  sprüchwort  ist  ein  alter  sitten  [:  bitten]', 
folgt  Sprw.  NMan.  S.  noch  ühue  (Bd  III  88  o.).  In 
Verbindung  mit  Synu.  , Allwäg  knecht  sin,  dunkt 
mich  nitt,  das  es  ein  guotter  ord  und  sitt  syg.'  Ruef 
1539.  ,Brüch  und  s.  sin';  s.  schon  Bd  V  344.  ,Es  ist 
nitt  sin  [Gottes]  bruch  und  sitt,  das  er  verschon  keir 
missetat'  Ruef  1539  (öfter).  ,Wie  es  der  brauch  und 
sitt  ist,  ut  mos  est'  Fris.  ,S.  und  (noch)  recht';  s. 
Bd  VI  247  Mitte.  ,S.  und  gewonheit':  ,[N.]  ted  ein 
ban  in  der  schuoll  an  irem  [der  Juden]  ostertag,  daz 
ir  sitt  noch  g.  nie  wart'  1384,  Z  RB.  ,S.  und  ge- 
wonlich)', adj.  Funktion  sich  nähernd;  vgl.  sittlich  1. 
,Wer  aber  beklaget  wirt  umb  eigen  ...  der  sol  liden, 
daz  sit  und  gewonlich  ist  gesin  unzher  in  dem  lande.' 
1347,  BSi.  Rq.  1912.  ,Den  einung  machen,  als  unzher 
sitt  und  gewonlich  ist.'  1370/90,  ANäf  1891  (auch 
sonst).  ,Es  sye  zuo  Schenys  sidt  und  gewon,  daz  ...' 
1483,  Z  RB.  ,Die  rechten  lön  und  kein  furleite  geben 
...  als  ouch  das  von  alter  har  sit  und  gewon  gewäsen 
ist.'  1491,  Gfd.  ,Wie  sidt  und  gwon  ist,  den  zehenden 
...dem  spital  geben.'  1523/6,  Z  RB.  .Schenken  und 
erung  tuon  ...  als  das  von  altem  har  sit  und  gwon 
ist  gewesen.'  Ansh.  ,Und  aber  allweg  sitt  und  gwon 
gwesen,  nit  für  die  schwellen  ze  gand.'  1546,  Z.  S. 
noch  Pfleger  (Bd  V  1228  u.);  Rechting  (Bd  VI  315). 
,S.  und  löufig':  ,Und  ist  och  nit  sit  noch  löfig,  kainem 
söllichen  lernknaben  kainen  laun  ze  gäbend.'  1469, 
Gfd  (Mötteli).  Erweitert.  ,Und  vertgot  N.  ...  drissig 
Schilling  ...  zuo  ains  herren  und  abtes  [von  St  Gallen] 
banden  und  gcwalt,  als  recht,  sitt  und  gewonlich  was.' 
1426,  GT.  Rq.  1906.  .Zwürend  im  jar  [sollen]  ie  24 
den  rat  schweren  ...  als  sidt  und  gewonlich,  ouch  von 
altem  harkomen  ist'  1489,  Waldm.  , Hacken,  ruiten 
ich  nitt  kan  ...  in  dinem  winberg,  wie  der  sitt,  ouch 
won  und  bruch  ietz  danen  ist'  Ruef  1539.  .Gewon- 
lich Gyselschaft  zu  feilem  Kauft'  ...  nach  Leistens 
Bruch  und  Recht,  Sitt  und  Gewonheit  zu  halten  und 
zu  leisten.'  1600,  Z.  S.  noch  Hecht  (Bd  VI  247).  Re- 
ligiöser Brauch,  Satzung.  .Das  [die  vorhergehenden 
Bekleidungsvorschriften]  sol  im  und  seinem  somen 
nach  im  ein  yemerwärender  sitt  sein.'  1530/1,  II.  Mos.: 
.brauch.'  1548/1638;  .Gebrauch.'  1667;  vöpipov.  LXX. 
.Gebeut  den  kinderen  Israels,  das  sy  zuo  dir  brin- 
gend das  aller  reinest  lauter  öl  ...  Das  sol  euch 
ein  ewiger  sitt  sin  auff  euwere  nachkomnen.'  1530/ 
1638,  ebd.;  .Gebrauch.'  1667;  v6p.ip.ov.  LXX.  S.  noch 
Sit  (Sp.  1446  o.).  PI.  .Das  sind  die  breüch  und  s-en 
des  altars  ...  daz  man  brandopfer  darauf  opfere.' 
1530/1638,  Ez.;  fehlt  1683;  rcpofcdYpata.  LXX.  ,Dass 
du  wandlist  in  seinen  [Gottes]  wägen  und  haltist  seine 
s-en,  gebott,  recht'  1530/1707,  I.  Kön.;  svioXag.  LXX. 
—  b)  mit  Bez.  auf  Moral,  Schicklichkeit  Von  einem 
Einzelnen:  .[Engel  zu  den  hl.  3  Königen:]  Trauwet 
nit!  Herodes  deckt  sein  böse [!]  Sitt'  PSpichtig  1658. 
Von  einer  Mehrheit.  ,Guote  s-en'  uä.  ,Böse  gespräch 
verbrechend  guot  sitten.'  Zwingli;  ,bösegeschwätz  ver- 
derben guote  s-en.'  1589/1707,  I.  Kor.;  gr.  rj8-r;.  ,Die 
s-en  rächt  gestalten,  einen  guote  s-en  oder  zucht  leeren, 
conformare  mores;  ein  volk  rächte  s-en  und  brauch 
leeren,   condere   mores   alicuius   gentis.'    Fris.;    Mal. 


Sat,  set,  sit,  sot,  sut 


UÖS 


,Der  leerraeister  [soll]  acht  haben,  das  si  [die  Schüler] 
guote  und  eerbarliche  zucht,  mores  und  s-en  in  allen 
dingen  lernind  und  gebürlich  haltind.'  F  Schulordn. 
1577.  ,Von  guten  S-en,  bonis  moribus  imbutus;  von 
groben  S-en,  incultis  moribus.'  Denzl.  1677.  —  2.  prägn., 
Gesittetheit,  feine  Lebensart.  ,Sitt  oder  weiss,  ein 
lobliche,  eerliche  gewonheit  und  brauch  ze  laben, 
mos,  ritus,  consuetudo.'  Fris.;  Mal.  PL  ,Von  s-en 
und  von  unstüemekeit  [Überschrift].'  Boner.  ,Daz 
man  ze  hove  solte  han  ...  daz  rieht  er  uz  mit  s-en.'  ebd. 

Anibd.  situ,  -e:  vgl.  Gr.  WB.X  1,  1238/4S;  Follmanu  480. 
Das  W.  scheint  im  Obd.  nirgends  mehr  volkst.  In  den  liter. 
Belegen  erscheint  regelmässig  das  Jlasc.  Im  Nom.  Sg.  ist  die 
endungslose  Fol  n  R<  gl  i :  .sitten'  hei  NMan.  wohl  durch  Reim- 
zwang. Im  Dat.  Sg.  gilt  ,sit(t)'  (,site*  bei  Wack.  1876  und 
Kessl.)  und  ,sit(t)en',  im  Acc.  wie  im  Nom.  ,sit(t)',  seltener 
, sitten';  bei  Boner  noch  ,sitte.'  Der  PI.  zeigt  durchaus  die 
Form  , sitten.'  Hieher  viel!,  der  Familienn.  .Sittli'  (vgl. 
Förstern.  I2  1315):  .Ruodolf  S.'  1337,  Gfd  (Urk.  des  Klosters 
Kappel).  .(Ruodolf)  Sittly  (von  Schwitz).'  1466.  1487,  Z  RB. 
,Peter  Syttli.'  1580,  Kfd  (UwBeck.).  .Verena  Syttli.«  XVI., 
SchwMorsch.  Dazu:  ,Sittlis-Alp'  USch.,  ,Sitlis-Mat.'  1528, 
UwBeck.   (.sechzig  pfund  drü  lib.  zins  ab  S.'). 

Kleider-Siten  (PL):    Kleidermode.    1653,    Lied. 

ge-sitt(et):  geartet,  gewohnt.  .Wüetend  und 
lästrig,  als  leider  etlich  der  widersächeren  ze  vil  ge- 
sitt  sind.'  Zwinrli.  ,Die  pfaffen  sind  der  meerteil 
gsitt,  uns  zheissen  vil.'  JKolross  1532;  s.  noch  Rüwer 
(Bd  VI  1888).  ,So  ein  husvatter  in  synem  gsind  keinen 
dienst  duldet,  der  im  nit  glych  gesittet.'  OWerdm. 
1552;  ,gleich  gesinnet  oder  geartet  ist.'  Herborn  1588. 
.Gleich  gesittet  und  geartet,  consimilis  moribus;  wol 
oder  übel  gesittet,  der  guote  oder  böse  sitten  an  im 
hat,  moratus;  wol  gesittet  und  züchtiget,  moratus 
bene.'  Fris.;  Mal.  .Möchten  sie  die  Kinder  recht 
christlich  gesittet  machen.'  JJUlr.  1731. 

Amhd.  geait  und  gesitöt,  -et ;  vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4124. 
4125;   Fischer  III  530. 

be-:  =  dem  Vor.  ,Diss  schützlich  tier  [Ruhmsucht] 
ist  gwon  und  bsit,  in  regierung  lidt  es  kein  gsellen 
nit.'  Salat.  ,Der  sitten  halb  ein  Jüngling  oder  besittet 
wie  ein  jüngling,  adolescens  moribus.'  Fkis.  1541. 
,Wol  besittet,  züchtig,  moratus  bene;  übel  besittet, 
unzüchtig,  male  moratus.'  Fris.;  Mal. 

sittig:  a)  wesentl.  wie  nhd.,  „sanft  (im  mora- 
lischen S.)",  wohlgesittet,  schicklich,  wie  sich's  ge- 
hört, bes.  mit  Bez.  auf  das  äussere  Handeln  B  (auch 
lt  St.);  „L."  Von  Personen.  .Warum...  gegen  Kol- 
legen so  unwirsch  tun?  Man  ist  sonst  so  s.  und 
schüchtern.'  B  Schulbl.  1900.  , Wolgeleert,  kunstrych, 
sittig  menner  [sollen  die  hl.  Schrift  in  der  Ursprache 
lehren].'  1523,  Z  (JJMezger  1876).  ,S.,  milt,  güetig 
und  wol  zogen,  affectus  mites  atque  compositi;  s.,  das 
zuo  sitten  und  zucht  gehört,  moralis;  s-er  mensch, 
civilis,  aulicus,  moralis,  ethicus.'  Fris.;  Mal.  Bes. 
von  Frauen,  sittsam,  zuchtig.  Das  isch  doch  es  s-s, 
Nüt  anlässigs  Meitschi,  ,ein  bei  aller  Freundlichkeit 
in  den  Schranken  der  guten  Sitte  bleibendes  Mäd- 
chen, das  sich  keinerlei  Ausschreitungen  gestattet'  B 
(AvRütte).  .[Vreneli]  grüsste  s.  den  Pfarrer  und  dessen 
Frau.'  Gotth.  Von  Handlungen,  Zuständen.  ,Also... 
luf  man  mit  guoter  und  s-er  ordnunge  unerschrocken- 
lichen  an  das  slos.'  DSchill.  B.  ,S-e  art,  milt  und 
lieblich,  cicur  ingenium.'  Fris.;  Mal.  Neben  , still': 
,Flysscnd  üch  s-en,  stillen  wandeis.'  HvRüte  1532. 
Im  Übergang  zu  b.     Mi"  grössi  Schwöster  Trini  weft 


gern,  si  chönnt  esö  [gumpe"  wie  ich];  si  isch  halt  gar 
e"  flni,  drum  mue'-si  s.  gä".  GZür.  1902  (BMünch.).  ,[üm 
bei  der  Kreuzmittwoch-Prozession  in  GStdt  Streitig- 
keiten über  die  Reihenfolge  zu  verhüten,  rief  der  Stadt- 
schreiber] ainer  gegne  nach  der  ander,  wann  die  in- 
tretten  solt...  Also  gieng  man  s.,  mit  grossem  pomp 
und  bracht  ...  iu  guotter  Ordnung.'  Kessl.  ,An  stat 
../sittig,  stil  gnupftänz  ...  sind  kommen  ...  unsittig 
juchzen,  louf-  und  springtänz.'  Ansh.  —  b)  „sanft  (im 
physischen  S.)",  sachte,  ruhig,  leicht,  angenehm  „B" 
E.,Gr.,  G.,Münch.,R.,Si.,Stdt;  „L."  Syn.  hö-sam(Bd 
II  860);  hofelich  2  (ebd.  1037);  süberlich  3  (Sp.  90); 
satt  5  (Sp.  1429).  S.  gä".  Vom  Tanz;  s.  satt  (Sp. 
1429  u.).  S.  schlittle"  B.  Von  einem  Pferde,  das  leicht 
und  gleichmässig  zieht,  oder  von  einem  Wagen,  der 
sanft  und  ohne  Geräusch  rollt  B  (AvRütte).  S.  lauffe", 
von  der  unter  dem  Bild  eines  Zugpferdes  dargestellten 
Lokomotive;  s.  Sp.  1170  o.  Die  nüwwe"  Fuericerch 
gange"  doch  jitz  s.,  die  mache"  nüd  es  G 'rassei  wie  die 
alte"  liumpelchäste"  BR.  ,Der  Wagen  ritet  s.  [Gegs. 
holperig].'  Bärnd.  1911.  [Der  Zug]  fart  ...  s.  über  d' 
Brügg.  B  Volksztg  1907.  's  isch  doch  de""  nädisch  es 
Wetters  s-s  Fare"  so  imene"  g'federete"  Wägeli  B 
(AvL'ütte).  Es  soll  es  meineidigs  s-s  Rite"  drinn  [in 
einem  Wagen]  st".  Gotth.  I"*  bin  wol  und  s.  d'  Stegen 
ab  cho",  sagt  eine  Kranke,  welche  von  drei  Personen 
getragen  wurde  BStdt.  Unpers.  Ineme"  Fuerwerch  uf 
Federe"  und  uf-eme"  glatte"  Weg  geit  's  s-er  als  uf 
dem  rüche"  Bode"  in-ere"  Schnellbenne"  ß.  ,S.  gieng  es, 
aber  geschwinndl,  bei  einer  Schlittenfahrt.  B  Volksztg 
1902  (BG.).  Die  chönne"  tanze",  g'schou"  g'rad  Ei"s, 
wie  s.  das'  Das  geidl  BR.  Das  isch  s.  g' gange"! 
prächtig,  flott,  von  einer  Reise,  einem  Fest  B.  Vom 
Lauf  der  Gestirne.  Büejig  u"a  s.  isch-er  [der  Mond, 
der  vom  Mops  angeheult  wird]  si"  Weg  am  Himmel 
witer g' wandlet.  OvGreverz  1900.  ,Je  höher  ein  Planet 
am  Himmel,  je  einen  gemacheren,  langsammeren  und 
s-eren  Lauff  er  hat.'  FWvss  1650.  Von  fliessendem 
Wasser,  fallendem  Regen,  Schnee.  S.  regne",  still  und 
gleichmässig,  im  Gegs.  zu  starken  Regengüssen  BGr. 
(Bärnd.  1908),  G.  Fccice"  [Schneeflocken]  schier  wi 
Wäschlümpe"  si"  langsam  u"d  s.  cho"  z'  rite".  SGfeller 
1911.  's  Bechli  ...  lauft  so  s.  nebe"  dem  Strössli  i"he". 
ebd.  [Der  Brunnen]  gluntschet  s.  Loosli  1911.  Von 
einem  sanft  ansteigenden  Wege;  s.  süber  (Sp.  74  u.). 
Von  schonender,  vorsichtiger  Behandlung  von  Per- 
sonen, Gegenständen.  S.  mit  Ei"'m  umgä"  B  lt  Id. 
(.placide  agere  cum  aliquo'),  Zyro.  ,Wie  ein  kranker 
den  arzet  bittet,  das  er  hüpschlich  und  s.  mit  den 
wunden  umgange.'  OWerdm.  1564;  .gemächlich  und  s.' 
Herborn  1587.  S.  rüere"  [werfen]  BSi.  Trag  Das  8.1 
ebd.  (ImOb.).  S.  noch  siblen  (Sp.  45).  —  Amhd.  eittg, 
-ec.  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1261/4  (auch  über  die  sonstige  ma. 
Verbreitung  der  spec.  Bed.  I).  —  un-:  unanständig,  aus- 
gelassen. .  S.  das  Vor.  —  Amhd.  unsittg,  -a:  —  Un- 
sittigkeit  f.:  Ungezogenheit;  s.  prachtig  (Bd  V  392). 

sittiglich,  ,sittenklich':  a)  =  sittiga.  ,[Der  Schul- 
meister soll  den  Schülern  die  Lektion]  gezäm  und 
sittengklich  erkleren.'  AABr.  Schulordn.  um  1515. 
,BHaller  [hat]  zuo  kommenlicher  infüerung  evange- 
lischer 1er  ...  sitiklich  ...  geprediet  die  10  gebot.'  Ansh. 
S.  noch  sanft  (Sp.  1168).  —  b)  =  sittig  b.  (,Die  unsern 
in  ir  Ordnung  hielten  und  zugen  in  sittenklichen  en- 
gegen.'  DSchill.  B.    ,[N.]  habe  inn  ...  uff  sin  achslen 


Sat,  set,  sit.  sot,  sut 


sittenklich  geschlagen.'  1473,  Z  KB.  ,Das  die,  ilenen 
nach  gelassen  ze  disputieren,  zam,  sittenklich  und 
gsatzlich  reden,  damit  die  vier  notariell  die  wort 
glychlig  verfassen  möchtind.'  B  Disp.  1528.  .Mässig- 
klich,  sittigklich,  moderanter.'  Pris.;  Mal.  .Sittigklich 
oder  schnall  darvon  fliehen,  hiipschlich  oder  allge- 
machist abziehen,  fugam  ruaturare.'  Fris.  ,[1569]  Ju- 
nius  rägnet  am  ersten  tag  sittigklich.'  TgB.  WScho- 
dolers.  ,Tue  es  [ein  Elixir]  in  ein  Glass  ...  brenn  es 
auss  gar  sittiglich.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  S.  noch 
Lümmel  (Bd  III  1209).  —  Mhd.  riteeto*t(n) ;  vgl.  Gr.  WB. 
X  1,   1265. 

sittlich:  1.  der  Sitte,  dem  Brauche  gemäss,  bräuch- 
lich. ,[XN.  sollen]  wisen,  aker  und  veld  mit  sttberen 
[usw.]  helfen  besseren  und  der  ganzen  huob  und  ir  zuo- 
gehörd  mit  s-en  buwen  unzergenglich  und  unverwüest- 
lich  in  guoten  eren  halten  und  lassen.'  1554,  Z.  ,Als 
s.  und  gewonlich  ist.'  XVI.,  G  Urk.  (öfter).  Adv.:  ,Es 
mag  ouch  in  keinen  weg  gesprochen  werden,  dass  Chri- 
stus s-en  die  Ordnung  Melebizedek  erfült  hab,  in  dem 
so  er  sich  ein  fart  am  crüz  ufgeopfret  hat;  dann  er  hat 
vil  mer  die  Ordnung  des  alten  priestertumbs  Aaron 
erstattet...'  Z  Disp.  1523;  .moraliter'  (Gualther).  — 
2.  moralisch  im  neutralen  Sinne.  ,S.,  das  von  Sitten 
handelt,  ethicus.'  Denzl.  1066.  -  3.  a)  =  sittig  a  „B; 
L."  ,S.,  zeugsam,  hoflich,  commodus;  geschlachtern, 
s-eren,  geschickteren,  zeugsameren,  commodiorem  ho- 
minem.'  Fris.  ,S.  leben';  s.  hofelich  (Bd  II  1036). 
—  b)  =  sittig  b  Aa  (AGysi);  „B"Be.  und  lt  Zyro;  Gl 
(Schüler);  „L."  Adv.  S.  trinke",  .massig,  nicht  in 
grossen,  vollen  Zügen'  B  (Zyro).  ,I)aruf  klopfete 
er  noch  einist  s.  und  mit  keiner  ungestüemikeit 
[an  die  Tür].'  1474,  Z  RB.  ,Das  sy  [die  Weiher] 
wol,  suber  und  s.  gevischot  werdint.'  XV.,  G  Hdschr. 
, Gemächlich,  hüpschlich,  s.,  lins,  nach  und  nach, 
sensim.'  Fris.;  Mal.  ,[Die  Ziegelsteine  an  der  Bö- 
schung eines  Ententeiches]  sollend  auch  nit  staffel- 
weiss  aufgericht  werden,  sunder  all  s.  gen  tal  abge- 
schroten  sein,  damit  die  enten  gleich  als  von  einem 
gstad  in  das  wasser  kommen  mögind.'  Vogelb.  1557. 
,Auff  solch  fürbringen  [der  Wiedertäufer,  die  Erwach- 
senen zu  taufen]  antwortet  Oecolampadius  ganz  s.' 
Würstisen  1580.  , Säumt  sie  [die  Nachgeburt]  sich 
aber  ein  wenig,  muss  man  ...  selbige  s.  heraussholen.' 
JMdralt  1697.  ,Da  fienge  es  an  zu  schneien  gar  sit- 
lich.'  JvWeissenfluh  1792/1821.  ,Zerlass  es  [Honig] 
sitlich  oh  einer  Glut.'  Arzneib.  1822.  S.  noch  nider 
(Bd  IV  671);  purgieren  (ebd.  1587);  besorgen  (Sp. 
1314).  Bes.  mit  Bewegungsverben.  [Der  Haifisch]  isch 
du  neue"  sitlech  i"  d'  Teufi  g'fare".  AGysi  1883.  .Dar- 
nach Hess  man  [die  Eidgenossen  bei  Marignano]  die 
acht  stucken  mit  einanderen  gegen  den  fyenden  ab- 
schiessen.  Do  dasselb  beschach  und  also  mithin  s-en 
ruckt,  so  geschechen  zweu  schütz  ...  us  der  fyenden 
beer.  [Darauf  verrichteten  die  Eidgenossen  ein  Gebet.] 
Do  man  nun  ufstuond  und  mit  Ordnung  aber  sytlich 
ruckt  gegen  den  fyenden  ...  so  fachen  die  fyend  an 
[zu  schiessen].'  Scuodoler.  , [Luther]  wolt  in  diser 
unhanzelbaren,  gefarlichen  sach  sitlich  gan,  nüt  ura- 
stossen,  noch  zerbrechen.'  Ansh.  ,Wan  N.  sinen  zug 
sitlich  uss  dem  gfar  an  Sicherheit  fuort.'  ebd.  ,So 
fuor  aber  der  gschwind  Spanyol  mit  sinem  glük  sit- 
lich für.'  ebd.  ,[Man  muss  den  zu  mästenden]  vogel 
in  ein  eng  keii  ...  auf  henken.  Und  so  der  vogel  satt 
ist,  sol  man  die  kefi  all  sitlich  härab  lassen.'  Vogelb. 


1557.  ,[Der  Delphin]  lasst  sich  s.  in  die  tiefte.'  Tieris. 
1563.  ,[Tod  zum  Bettler:]  Tritt  s.,  fällst  mir  sonst 
ins  Grab!'  Bs  Totentanz  1621.  , [Von  Hospental]  nimbt 
die  Reuss  ihren  Lauft'  zimblich  sitlich  gen  Urselen  in 
Flecken.'  JLCvs.  1661.  Eine"  s.  trage"  BBe.  Es  ist 
s.  g'gange",  das  Trage",  ebd.  S.  noch  Trag-Sessel  (Sp. 
1386).  ,[Man  soll]  sitlich  mit  den  Buren  [verfahren].' 
1653,  JSG.  (L).  Adj.  ,[Wir]  hattend  aiu  schön  dag 
und  gutt  s.  wind.'  HsStockar  1519.  —  Amhd.  sind,!,. 
-elibh.     Vgl.   Gr.  WB.  X  1,    1200/71;   Martin-Lienli.   II    380. 

alt-:  dem  alten  Brauch  entsprechend,  altmodisch. 
,Die  altsittlechi  Gewohnheit  sich  zu  kleiden  lebte  bloss 
noch  in  der  bäuerlichen  Landbevölkerung  fort.'  Barnp. 
1911  (BG.).  —  un-:  unanständig  GrA. 

Sittlichkeit  f.:  Brauch,  Regel.  ,Ir  [der  ägyp- 
tischen Mönche]  kleidung  was  schlecht  from  gestaltet, 
kein  kutt  noch  ander  angebonden  [verbindliche]  s.' 
Vau.   —   In  andern  Bedd.  bei   Gr.   WB.  X  1,   1271. 

sittsam:  a)  =  sittig  a.  ,Die  supplication  ...  wart 
beden  raten  sytzen  uberantwort.'  1529,  Bs  Chr.  — 
b)  =  sittig  b.  Da  beim  Fangen  der  Aalböcke  oft  Spitz- 
linge und  Buchfische  mitgefangen  wurden,  empfahl 
die  übrigkeit,  die  Netze  so  ,s.'  zu  ziehen,  dass  diese 
Fische  durchfielen.  1617,  HTürler  1895.  ,Ist  zu  wis- 
sen, das  das  Hinauf-  und  Abensteigen  s.  seye.'  GKönig 
1693.  ,Die  junge  Neben-Brut  [von  den  Zwiebeln  ab- 
lösen], welches  s.  geschehen  solle.'  JCSülzer  1772. 

Ahd.  sitneam.  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1272/4  (auch  die  re- 
duziert« Form).     Bed.  2  auch  bei  Martin-Lienli.  II  380. 

sitter  II:  schwächlich,  nach  einer  Krankheit  BE., 
S.   -    Vgl.  das  syn.  tcküter. 

Sit(t)icll,  Sit(ti)kust,  ,Si(d)kust'  m.:  Name  ver- 
schiedener Arten  der  Psittacin»  (vgl.  Vogelb.  1557, 
220/1),  Saittich,  Papagei.  ,Sickust,  psitacus.'  Voc.  opt. 
,Von  dem  sickusten  [Titel].  Der  sickust  wirt  auch 
ein  sittich  und  pappengey  genennt.'  Vogelb.  1557. 
,Sickust  (auch  ,sittkust.'  Mal.),  pappagey,  psittacus; 
das  ringle  um  den  hals  eines  sickusten,  torquis.'  Fris.: 
Mal.  ,Sittkust,  Papagey,  psittacus.'  Spreng  (nach 
Würstisen  1580).  Schon  früh  als  gezähmter  Vogel  ge- 
halten. ,[Die]  frowe  ...  git  im  zuo  einer  obenture  ein 
gewenten  sittekust  in  einer  guldinen  keffigin.'  1431, 
Bs  Chr.  ,[Der  Mensch  hat]  dem  sitich  usgetriben  sinen 
gewonlichen  gruoss.'  Türst,  Ges.  ,Leer  man  ein  agol- 
stren  oder  sittich  sprechen  ...  redend  sy  ouch  im  heiigen 
geist?'  Zwingli.  ,Zuo  Rom  hat  der  cardinal  Ascanius 
einen  sickusten  umb  hundert  pfennig  ...  gekauft.' 
Vogelb.  1557.  ,Gleich  wie  die  kind  geleert  werdend 
reden,  also  lernend  die  dreü  sittichgschlächt  in  India 
alle  reden.'  ebd.  ,Vögel,  die  Wörter  gleich  wie  ein 
mensch  dichtend  als  der  sickust,  simulana  vocum 
ales.'  Fris.  Der  grüne  ,sit(t)kust'  im  weissen  Feld 
als  Wappen  einer  Adelspartei  (Psittaci),  deren  Trink- 
stube sich  im  Haus  ,zur  Muggen'  befand  und  die  in 
Feindschaft  mit  einer  andern  lebte,  welche  in  ihrem 
Wappen  einen  weissen  Stern  führte  (Stelliferi).  M.XI1L, 
Bs;  vgl.  Würstisen  1580,  126;  JStumpf  1606,  703b; 
JJRüeger  528;  Leu,  Lex.  II  176.  XVII  244.  Daher 
,Psittichei"  (Syn.  .Papageien'  Bd  IV  1415)  als  Name 
der  Partei  bei  Reith.  1S42,  455;  AHeusl.  1860,  122. 

Mhd.  (p)eitich,  auch  rifien«,  -acut  (so  WvRheinan),  titkiut 
nä.,  aus  gr.-lat.  (p)sittw:«» ;  vgl.  (auch  zum  Verhältuiss  der 
Formen)  Hr.  WB.  VII  2201  (.Psittich').  X  1,  1258  (.Sittich'). 
1205  (.Sittkust'l.   Hier  noch  eiuige  Belege.   .Sittkust.'  Wurst- 


1471 


set,  sit,  sot,  sut 


1472 


isLii  l.'jSil.  ,Sittikust.'  JStumpf  160«.  .Sikust.'  JJROeger. 
,Süttich.'  Vogelgesaug:n37.  Als  Hausn.:  ,Sit(t)kust'  (.Sit- 
tich.' 1796.  1859)  ZStdt  Oberdorf  (seit  1357;  vgl.  Vög.- 
Nüsch.  I  255;  Waldm.  II  142)  und  MUnsterhof.  Als  FN. . 
,Sit(t|kust'  (auch  ,Sidk-,  Sikust,  Sicust').  XIV./XVI.,  ZStdt; 
Tgl.   Leu,    Lex.   XVII    124. 

Sott  m.:  =  Sud  1  (Sp.  324).   ,Tu  es  über  ein  Fewr 

und  lass  es  sieden  ein  guten  starken  Wall  oder  S.' 
FWüRZ  1634.  —  Schreibung  für  Sutt  (s.  d.)? 

Ge-sott  n.:  Absud.  ,Vil  Haushaltungen  haben 
etliche  Wuchen  lang  Nichts  als  G.  von  Krüsch  und 
Habermähl  ...  genossen.'  1693,  HMorf  1896.  —  Vgl. 
aber  auch   Gr.  WB.  IV  1  b,  4126  u.  und  bes.  Schm.  2  II  339. 

sötte":  (ein  Ei)  im  siedenden  Wasser  (weich  oder 
hart)  kochen  BG.  (Bärnd.  1911);  Syn.  schwellen. 

Sotterich  -eck  m.:  I.  Haufe  in  sich  gärender 
Stoffe  AALeer.;  Tgl.  Soderieh  (Sp.  323/4).  Von  schmu- 
tziger Wäsche:  Me*  Und  de"*  nümmen  eso  ne*  S. 
z'sämme"cho";  wie-  mer  öppe"  schön  de''  ZU  händ,  so 
machi"d-mer  es  Wöschli  L  (Roos).  —  2.  Schelte  auf 
einen  fetten  Menschen  AALeer. 

sottere":  =  soderen  2  a,  suderen  2  a  a.  (Sp.  323. 
326)  AaWoM.  (Donat-Meyer);  Bs  (Seiler).  —  Vgl.  Gr. 
"WB.  X  1,    1820,  sowie  sutteren. 

sötterle-:  1.  =  söderlen,  süderlen  (Sp.  324.  331) 
AABb.,  F.;  BsL.  (so  Bub.);  G  (so  Ta.,  T.,  Wb.  und  lt 
Zahner);  Sch;  Z  (so  Glattf.,  0.,  Schwerz.).  's  darf  nüd 
strodle",  's  mues'  nw  öppe"  föüf  Minute"  lang  s.  Z 
und  weiterhin.  Bald  hat  's  dem  Rand  nöch  a*fange"  s. 
Messikommfr  1910.  [Es]  södderlet  am  Sune"schi"  e" 
fürig  Trübe*bluet.  SWinz.  —  2.  gern  trinken  ZBauma. 

—    Vgl.   süttcrien. 

söt(en),  süt-,  sott-,  sott-,  söüt-:  1.  söter  GrAv. 
(Sg.  f.  söti)  und  lt  Tsch.  (Dat.  PI.  säte");  PPo.  (söter, 
Dat.  sötem),  söter  (Acc.  söten),  söti,  söts,  PI.  söten 
und  söti  GrL.,  sotter,  sotti,  sottes  GRNuf.  (auch  sotts, 
PI.  m.  f.  sott,  n.  sotti,  Dat.  sötte")  PGr.  (flektiert  wie 
,diser'),  sötte,  sötti,  sottes  (Gen.  n.  sottis),  PI.  m.  n.  sotti, 
f.  sott,  Dat.  sötte"  GrV.,  sötte',  sötti,  sottes  GrD.,  Pr., 
Sch.  (PI.  sötte"),  söttis  GRGlar.,  Schs  (Dat.  PI.  söttne"), 
Scbud.,  Tschiertschen,  auch  sötts  GRPr.  (PI.  f.  sott, 
Dat.  sötten),  sott  (PI.  f.)  GRNuf.,  ,sötta,  sötti,  sötta,  PI. 
sötta'  ApH.,  I.  (T.),  settene',  settes  PAL,  söüter,  söüti, 
söütes  BSa.  (auch  lt  St.),  söütes,  söüte"  (PL  m.)  FJ., 
süHtene,  -eni,  „~enes"  BSL,  solch;  entspr.  solich  A  1 
und  3  (Sp.  785  ff.).  aaOO.  Attrib.  Im  Sg.  ohne  Art.; 
so  immer  bei  Koll.  Sü'ttene*  Wi"  han-i'h  noch  wenig 
'trüche*  BSL  Sötte"  Tabak  törff-ich  nid  rauchen.  GFient 
1898  (GRPr.).  Doch  auch  in  andern  Fällen.  Söten 
Purst  findst  nit  licht  GrL.  Iez  hör  söti  Umhe"gügete" 
/(ä".'GRÄv.  La"  nit  sotti  G'scherla"!  GrNuL  Mitsötem 
altem  Plag  PPo.  Sötti  [Fest-JHütta  han-i'h  de""  scho" 
min  Tag  und  Lebe*tag  keini  g'sehn.  GFient  1898  (Gr 
Pr.).  Mit  unbest.  Art.  (bzw.  PL  ohne  Art.).  ,En  sötta 
Mentsch;  sötta  Lüt'  ApH.,  I.  (T.).  En  sotti  Bäbe",  PL 
sott  Bäbe"  GRNuf.  Es  sotts  Chleid,  sotti  Chleider.  ebd. 
E"  sötte  Lappi,  solch  ein  dummer  Kerl  GRPr.  Hör  söten 
Tempe*  spilen  (od.  machen)\  GrL.  Sott  Bleumänner 
cha""-me"  sueche"  GRNuf.  Ime"  sötte"  Herbst,  wie-men-e" 
sit  Ma""sdenke"  gär  nie  hübscher  erlebt  hed.  MKuoni 
1886.  S.  noch  Leidi  (Bd  III  1085);  Richi  (Bd  VI  166); 
ab-sügen  (Sp.  516);  Sehen  (Sp.  540).  Vor  Adj.  E" 
süHteni  bravi  Frau  BSL  Um  e"  sötte"  guetmüete"  Ma"" 
und  trü,re"  Vater  geid  's  erschröcke"lich  übel.   Schwzd. 


(GaSchs).  Präd.;  vgl.  frz.  tcl.  Min  Noamff'  :<  sotten 
u"d  sotter  PGr.  Das  ist  söütes,  das  ist  so  FJ.  Subst. 
Mi'-me"  Sötte",  hed-er  [Goliath]  g'meint,  chemm-er 
licht  fertig.  Scbwzd.  (GaSchs).  Nebet  Söttne"  wurt- 
es-mer  wind  und  we.  ebd.  Sötte"  [solche  Mädchen] 
giH  's  nit  uf  de"  Gasse"  GrScIi.  Bes.  im  Neutr.  Sg. 
Za  Glück  und  Sege"  fiieri  Sötts  nid.  Schwzd.  (GaPr.). 
Uns  wär  jez  Sottes  nit  z'  Si""  cho".  JJöbgeb  1910 
(GaV.).  Das  ist  Sottes!  Ausdruck  des  Unwillens  über 
eine  Handlung,  ein  Vorkommniss  GRNuf.  Mit  ,etwas' 
,Aswos  Settes  muass  ['s]  si"^  deve  essere  qualche  cosa 
di  simile'  PAL  Eppes  Sottis,  so  etwas;  nüt  Sottis, 
nichts  dergleichen  GrV.  —  2.  Adv.,  ,setten,  in  questo 
modo'  PAL  ,Dos  is  woul  as  Wunder,  dich  sette"  z' 
g'heirre"  reidu",  parlar  cosi'  PAL  Sette"  lo",  desistere. 
ebd.  S.  noch  ver-narren  (Bd  IV  784);  er-sorgen  (Sp. 
1307). 

Aus  ä.  sö-(ge-)tän,  so  beschaffen  (s.  d.),  durch  lautliche 
Schwächung  vor  dem  Starkton  (in  attrib.  Stellung)  und  tw. 
daran  anschliessende  flexivische  Umbildung.  Das  unbet.  -an 
wurde  zu  -jn  reduziert,  wie  es  noch  vorliegt  in  den  drei- 
silbigen Formen,  ausserdem  in  den  zweisilbigen  auf  -e  (-n) 
für  Nom.  Sg.  m.  und  n.  und  Noni.  Acc.  Sg.  (=  mhd.  .unflekt.' 
Nom.  Sg.  sögetän  bzw.  PL  sögetän[e])  und  auf  -es  (auch  -is, 
soweit  dies  nicht  auf  Angleichung  an  solis  Sp.  785  beruht) 
für  Nom.  Acc.  Sg.  n.  (=  mhd.  sögetäneß).  Die  Identifizierung 
des  Ausgangs  -j  (-a)  im  Nom.  Sg.  m.  mit  der  gleichlautenden 
st.  Endung  <  er  (vgl.  auch  sottes  mit  ireles  uä.)  führte  daun 
zum  Anschluss  an  adj.  Prou.  wie  mehr,  dise"  usw.  In  der 
1.  Silbe  ist  der  Vok.  meist  gekürzt;  der  Umlaut  stammt 
entw.  aus  den  Formen  mit  i  in  der  Endung  (s.  0.  die  An- 
gabe aus  GrV.),  oder  ist  von  sbttia,  sülich  übertragen.  Das 
auffällige  sUU-  (woraus  in  BSi.  regelrecht  sü*-,  gekürzt  sii2-) 
kann  nur  durch  Kontraktion  aus  sö-gc-  (bzw.  ä.  sö-gi-)  er- 
klärt werden ;  5  allein  hätte  in  den  betr.  MAA.  oe  bzw.  ue 
ergeben  müssen.  Ausserschweiz.  Parallelen  zu  der  Entwick- 
lung des  Wortes  s.  bei  Gr.  WB.  XI,  1407.  1818,  ferner 
unter  icett(en)  <  wie  getan.  Das  Paradigma  ist  vielfach  un- 
vollständig, zT.  auf  wenige  Formen  beschränkt  (in  FJ.  zB. 
mir  söütes,  söüte*  bei  altem  Leuten;  vgl.  auch  B.  I  149)  und 
wird  durch  die  entsprechenden  Formen  von  sottig  (s.  d.) 
ergänzt,  das  übh.  im  Vordringen  begriffen  ist  (in  FJ.  sollen 
die  jungem  Leute  nur  noch  Formen  mit  -eg  brauchen)  und 
auf  weitem  Gebiet  die  ä.  Bildung  bereits  völlig  verdrängt 
hat.      Zur   Bildung  des  Adv.   vgl.  solich  (Sp.  785). 

sottig  GLÜbst.;  ScuwE.;  Ndw  (Matthys);  W  (so 
V);  ZKn.,  söttig  Aa  (so  F.,  Leer.,  Zof.);  ApL;  B  (so 
auch  E.,  0.;  auch  schon  lt  Id.  B);  Gl;  GrD.,  Mai., 
Nuf.,  Pr.;  LE.;  GA.,  SaL.,  Stdt,  W.  (söutig);  SchSL; 
aScHw,  E.,  Ma.  (Hengeler);  S  (Schild);  UwE.;  ZO.;  St., 
settig  AaF.,  Leer.,  L.,  Ruedert.,  Zof.;  BsL.;  BE.,  Gr., 
G.,  M.,  B.,  Si.  (gegenüber  süHte",  süHtig  vordringend), 
Stdt,  ltZyro  gegenüber  sölig  mehr  städtisch;  Gi.(Leu- 
zinger);  GRÜbS.  (selten);  L;  S;  Ndw  (Matthys);  W;  Zr; 
ZKn.,  0.,  Buss.,  um  Wth.,  söüteg  FJ.,  süHtig  BSL, 
vereinzelt  e"söttig  (s.  Schatt-Gadem  Bd  II  120),  e"settig 
L  (Ineichen);  ZO.  —  flekt.  -iger,  -egcr:  =  dem  Vor.  1. 
aaOO.;  gegenüber  astig  (Bd  I  504),  selbig,  sänig  auf  das 
Nähere  weisend  Ap;  Zg.  In  Korrelation.  Frilig  giH  's 
eso  [gottlose]  Lüt,  noch  settigi,  ico-me"  's  nitglaubti.  Brei- 
test. S.  noch  Bd  V  1038  0.;  Bd  VI  1222  0.;  Sp.  161  u. 
Söttige  Leckers-Buoba,  die  si  der  Tüfelskunst  bedienind 
und  vo  euserm  Herr  Gott  abwichind.  Göldi  1712.  Gew. 
ergibt  sich  die  Beziehung  aus  dem  Zshang.  Mit  best. 
Art.  Das  söttig  Holz  ist  rar.  Anderl.  1852  (Gl).  Di 
settige*  Wide*  sind  Nüt  nutz  AALeer.  Dort  obe*  isch 
Eine,  wo  die  Settige*  richtet.  JHofst.  1865.  Ohne 
Art.  bei  Sg.    S-s  Zug.    Niemer  hätt-im  settigs  [Abzug] 


1-17:1 


Sat,  set,  sit,  sot.  sut 


1474 


q'iji,n,  tJbers.  von  Luk.  15,  16.  I  > i a i..  (BE.).    Bi  s-utn 

Wetter.   W  Sagen.    Mit  unbest.  Art.  (im  PI.  ..I Art.). 

E"  s-er  Ma"",  e"  s-s  Zug;  s-fij  Manne*,  Lüt.  Kim" 
in  e"  settigi  Angst  jage"  ZO.  Settig  Lfit  stJt-me" 
chönne"  anders  ziceie"  BsL.  Settigi  Drnbel  han-i°h 
hür  no'h  kaini  g'siih".  ebd.  S.  noch  Bd  Y  Töl  u. 
1309 u.;  er-rinnen  (Bd  VI  1009);  rischun  (ebd.  1463); 
1596  u.  (Beleg  von  1712);  Sp.  42  o.  158  o.  1162  o.  Im 
selben  Satze  an  verschiedenen  Stellen.  ,Auf  söttigen 
Kilben  giebf's  söttigen  Ablass.'  Sprww.  1824.  S.  noch 
Bd  IV  2014  o.;  vgl.  Sp.  786  u.  Präd.  Isch-er  [zB.  ein 
vermisster  Hut]  e"  settige''  g'si"?  B  (Zyro).  Es  ist 
sottigs  (""mal,  ,es  verhält  sich  so,  ja  wohl!'  W.  Es 
ist  eimmel  jetz  settigs,  es  ist  nun  mal  so  BR.  Vor  Adj. 
E*  settigi  alti  Chü'derfrau  B  (GZür.  1902).  Settig 
schöni  Sache"  B  (GStucki  1897).  Ime"  settige"  trürigen 
Üfzug.  Breitenst.  Subst.  E"  S-e'',  -i,  oft  in  lobendem, 
häufig  auch  in  verächtlichem  Sinne  Aa;  B;  ZO.  E" 
Settige"  [näiul.  einen  so  tüchtigen  Knecht]  uberehunsch 
grad  %-nist  nümmer  BG.  Settiger  sellt-men  usi"g'heic" 
BNiederried  b/Ringg.  Ne"  Settige*,  wie  Benz  Einer 
ist,  überchumen-ich  geng  noe".  C  Weibel  1885.  Settigne", 
het  's  der  Schu'meister  'düecht,  sö't-me"  's  mit  ''ein 
Stei"fass  chönnen  i"schütte".  SGfeller  1911.  S.  noch 
er-sorgen  (Sp.  1307).  Sottigs  chan"  Ei"s  erteippu" 
WVt;  ähnl.  BG.  Was  ist  auch  Settigs,  was  soll  Das 
heissen?  ZO.  S.  noch  Sp.  71  u.  440.  Hienähe"  Bern 
chunt  Nüt  Settigs  fürhe" !  Ausdruck  des  Erstaunens, 
der  Befremdung  BG.  Gleichbed.  Nei"  (aber)  Settigs! 
BGr.,  R.  Nei"  aber  Settigs,  ica  chu"st  du  grad  so  uf 
einmal  har?  BR.  Pleonastisch  so  s.;  s.  Sp.  21.  So  Söt- 
tige" giH-me"  hei"  seilige"  Pfoste".  Gotth.  ,So  ein  Söt- 
tigen finden  ich,  wo  ich  hingahn.'  älteres  B  Lied.  Ge- 
legentlich im  Wortspiel  mit  süttig  (gespr. -ö-):  Einen 
Knaben,  der  vor  unerwünschten  Hörern  mit  den  Worten 
Mer  [wir]  händ  nid  vil  Hötnmli  den  Haushalt  bloss 
stellte,  wies  die  Mutter  zurecht:  So,  worum  häm-mer 
de""  eso  ne"  s-i  Big  [näml.  schmutziger,  gärender 
Wäsche]  unden  im  Chasten  hin?  AATäg.  Vgl.:  ,Die 
Vorderländer  spielen  mit  diesem  Worte  [söttig  ArL], 
das  mit  sieden   (süde",   söd)  etwas    zusammenklingt.' 

TTOBLER. 

Vom  Yi.r.  ans  gebildet  wie  ,sotanig'  (s.  Gr.  WB.  X  1, 
1818/9)  von  ,sotan';  vgl.  aeig  (Bd  I  504),  nonig  (Sp.  33) 
und  bes.  trietiy  (totttig).  Die  Eutruuduug  in  etttig  <T  sättig 
ist,  abgesehn  von  den  allg.  entrundeuden  MAA.,  aus  dem 
Einfluss  der  relativen  Schwachtonigkeit  zu  erklären;  vgl. 
auch  stich  neben  solch  (Sp.  7S5).  Zu  sö'uterj,  Hii'-ttiij  vgl.  die 
Anm.  zum  Vor.  Die  Neutr.  Sg.  ,sotgäs',  ,sotgas'  in  spätem 
Abschriften  von  ZRheinauer  Rechtsdenkmälern  von  1464  und 
Anf.  XVI.  (bei  Schaubg  Rq.  I  151.  154)  siud  sicher  irrig: 
es  steckt  eine  Abkürzung  von  ,sog(e)tans'  dahinter  (die  Ori- 
ginale sind  verloren). 

söttlich  söttli»  ApK.f  (T.),  settlig  Ai>H.(T.);  B 
(nach  einer  Angabe);  SchwE.;  ZKn.:  1.  =  dem  Vor. 
Settligi  War;  settligs  G'mües  ZKn.  (Schnebeli).  ,Das 
sich  die  schaff  wirs  vor  sötlichen  hirten  fürchtend 
dann  vor  wollten.'  Gyrenr.  1523.  ,Als  kuntschaft  ge- 
stelt  und  sy  [die  Zeugen]  söttlich  reden  nit  ghört.' 
1572,  Gr.  Vor  Adj.  Va"  seidigem  tumme"  Zug  ZKn. 
(Schnebeli).  ,Ist  wunderbarlich  ding  zu  sehen  von 
airn  settlich  grosen  dier  [näml.  von  einem  Kamel] 
als  das  ist.'  Stockar  1519.  ,Ain  settlich  gros  wassar.' 
ebd.  1520/9.  ,Wele  Gott,  das  sy  [die  Herren  von  Zü- 
rich] vier  wochen  nütz  änderst  es[s]en  müestend  dann 
sötlich  verdorben  körn.'  1530,  Z  RB.  —  2.  =  solichA3 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


(Sp.  788).  ,Ich  JHonegger  ...  bekenn  ...  sötlichs  vor 
mir,  ouch  mit  miner  hilf  beschechen  »in.'  1526,  Abscb. 
, Hat  N.  settlich  gelt  von  mir  abgelehnt.'  1528,  Stockar. 
,Söttlichs  [ist  von  uns]  nie  erfordret  noch  ankörnen.' 
1529,  Strickler;  gleich  nachher:  ,Schribend  uns  set- 
lichs  tapfer  und  heiter  zuo.'  ebd.  —  Kontaminiert  aus 
sotän   und  eolich. 

Sotten:  in  der  RA.  .(voll)  Sotten  und  Possen',  unter 
der  Überschrift  ,Es  ist  Alles  gar.'  Sprww.  1824  (Ap).  — 
Zu  Zotten;  ?.  d.     Vgl.  auch  .sotten'  bei  Martin-Lienh.  II  380. 

Söttise"  PL,  in  ZRiesb.  Sotti'se"  n.:  1.  Dumm- 
heiten, harmlose,  dumme  Streiche  ZTösst.  Si  händ 
alli  S-e"  g'macht.  Ei"'m  es  S-e"  mache",  einen  harm- 
losen Streich  spielen  ZRiesb.  —  2.  Unverschämtheiten, 
Schnödigkeiten  Bs;  B;  S;  Th;  Z.  S-e"  mache";  sich 
S-e"  la"  mache",  säge".  Vo"  Dem  lä"-mer  keini  S-e" 
mache"!  Allimeglige"  S-e" erlebe"  Bs(ZWth.  Schützen!'. 
1895).  S.  noch  Bd  I  788  u.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XI,  1821. 
In  ZRiesb.  ist  das  W.  volksetym.  in  eine  Zss.  mit  Imn  um- 
gedeutet. 

Soti  f.:  ausgeschüttete  Flüssigkeit  auf  dem  Tisch, 
dem  Küchen-,  Zimmerboden  ScnHa.  Du  hest  e"  S.! 
zu  einem  Kinde,  das  seine  Kleider  am  Brunnen  oder 
Bach  stark  benetzt  hat. 

Verwdt  mit  Söd  (Sp.  317);  vgl.  auch  Suiten.  Auch  jen- 
seits AaK.  Hieher  die  Ortsn.  ,in  der  Söten',  Stelle  an  der 
Aare  bei  AaKl.,  ,Söten-Zelg'  AaKobl. 

Sutt  m.  (lt  AHeusler  in  BsStdt  f.),  PI.  Sütt,  Dim. 
Süttli:  1.  a)  =  SW2(Sp.3'24)  Bs  (ltBMeyer  und  Spreng); 
GrXuC,  Ths;  ScHwMa.  (Heng.);  St."  (mehr  als  Wall). 
Es  Für,  das  auch  für  's  chältist  Bluet  zu  S.  und  Wall 
chönnt  tauge".  PHeng.  1830;  vgl.  b  ß.  ,Wann  dan  der 
Weber  hat  das  rohe  Garn  bekommen,  da  wird  ein 
heisser  S.  zuvorderst  vorgenommen',  dh.  es  wird  mit 
heissem  Wasser  übergössen.  JWetter  1642.  En  S. 
ne"  uä.  La"  's  norh  en  S.  ne",  noch  einmal  auf- 
sieden GRNuf.  ,Lass  es  sieden  einen  guten  Sudt.' 
Arzneib.  XVII./XVIII.  , Kutten  zu  erhalten,  lass  sie 
einen  Sudt  im  Wasser  tun  [usw.].'  EKönig  1706.  ,Lass 
es  etliche  Sudt  tun.'  ebd.  ,Lass  [es]  nur  einen 
Sudt  tun.'  Z  Kochb.  XVIII./XIX.  D's  Wasser  im  S. 
ha",  siedendes  Wasser  haben  GRNuf.  ,Den  Thee  im 
S.  angiessen'  Bs  (Spreng).  .Das  Salz  muss  im  Sudt 
daran  geworfen  werden.'  EKönig  1706.  ,[Man]  hänget 
das  Bündelein  mit  den  Kräutern  im  Sudt  darein.'  ebd. 
—  b)  uneig.  a)  in  ai"em  S.  (si"),  in  vollem  Schweiss 
BsStdt  (BMeyer).  —  ß)  Aufregung:  Innere"  S.  si", 
geistig  erregt  sein  BsStdt  (AHeusler).  Gemütswallung 
(als  Ausdr.  des  Selbstbewusstseins):  Ö  Schwizer  Hoch- 
muet,  duck-dich  bas'  ...  ö  stigt  's  i"  Chopf  und  tribt  's 
im  S.,  se  gang  uf  Goldau,  gang  go"  chnüwe"!  Schwzd. 
(ScHwMa.  lt  Bruhin);  vgl.  Sud  1  (Sp.  324).  -  y)  „tüch- 
tiger" Rausch  Bs  (An.  ad  St.).  Er  het  e"  S.  —  2.  =  Sud  2 
AaP.,  Leer.;  ApK.;  Bs;  GrS.,  Sculms;  Th;  Z,  von 
Wasser  bzw.  solchen  Dingen,  die  im  Wasser  gesotten 
werden,  wie  Fleisch  („allg."),  Kartoffeln,  Würsten  (Z), 
Wäsche  (AaF.),  im  Dim.  von  Kartoffeln  GSa.  (s.  Sp. 
1033  o.),  Erbsen  ScHSt.  (Sulger).  Von  Bier  Bs,  beim 
Schnapsbrennen  Th.  E(n)  S.  übertue";  es  ist  e(n)  S. 
ob.  En  S.,  3,  3  Sütt  mache",  zB.  zum  Bügen  (Bd  IV 
1071)  eines  Fasses,  zum  Brühen  eines  geschlachteten 
Schweines  ApLb.  ,Die  drei  Südt  [Holzwasser].'  Arz- 
neib. XVII./XVIII.  ,Mit  einem  Sudt  Biers.'  Bs  Mand. 
1774.  —  3.  =  Sud  3  (Sp.  324)  G. 


Sat,  set,  sit,  sot,  snt 


1 47.; 


Mhd.  tut  tu.;  vgl.  auch  Schm.  -  II  340  o.  Die  Angaben 
ans  den  ßr  Walsertälern,  wo  aus).  Verschlnsslenis  fortisiert 
wird,   können   auch  zu   Sud  gehören. 

Über-:  was  beim  Sieden  über  den  Gefässrand 
hinausfliesst.  Uneig.:  ,Hass  ist  der  Schaum  des  Zorns 
und  Raach  und  Lästerung  sind  der  Ü.  des  Hasses.' 
JJUlr.  1727;  Tgl.  über-sieden  I  (Sp.  314). 

Hafe"-:  kochender  Inhalt  eines  Fleischtopfes  Gr 
D.,Pr.;  vgl.  H.-Suppen  (Sp.  1238).    Hest  en  H.  über? 

—  Vgl.  die  Aum.  zu  Sutt. 

Lim-:  eig.  ein  Sud  Leim;  scherzh.  Bezeichnung 
einer  bestimmten  Abendgesellschaft  Bs  (ASocin);  vgl. 
L.-Sieder  (Sp.31ö).  —  Hage"-:  =  M.-Söd  (Sp.  319)  L. 

—  Schwi"-:  so  viel  Schweinfutter,  als  auf  einmal 
gekocht  wird  GrScIis;  s.  Ge-füetcr  (Bd  I  1139). 

Sutte"  f.:  =  Söd5  6(Sp.317).  ,Wer  da  das  wasser 
in  die  agker  laut  gan,  da  sutten  sind,  das  es  über  die 
dritten  furi  gaut  [verliert  sein  Leibgeding].'  1475, 
Weist.  (Erbrechtssatzung  zu  GAltst.,  Marb.,  Bern,  und 
Balg.);  wiederholt  1633,  JGöldi  1897.  —  Mhd.  aut(t)e  f.; 
vgl.  Schm.'II   339;   Gr.   WB.  XI,    1819. 

suttere"  AAZein.;  Bs;  GlH.;  GRMal.;  GWe.; 
ScHHa.,  suttere"  Gl;  Grü.;  ZO.,  3.  Sg.  Pra:s.  und 
Ptc  -et:  1.  &)  =  sotteren  (Sp.  1471),  unter  Geräusch 
langsam,  aber  anhaltend  kochen,  sieden,  zB.  von  Was- 
ser, Fleisch,  Kartoffeln  Bs;  Gl;  GRMal.;  ScHHa.  (bes. 
vom  Trester  beim  Schnapsbrennen).  —  b)  =  Sudeten 2  b  ja 
(Sp.326),  ,in  kleinen  Bläschen  ruckweise  hervorquellen' 
GkD.  und  weiterhin  (B.).  —  2.  aus  Unzufriedenheit 
(zw.  den  Zähnen)  murren,  brummen  AAZein.;  Bs;  G 
We.;  ZO.  (Dan.),  ,vor  Unmut  und  Zorn  zwischen  den 
Zähnen  murmeln  und  brummen  wie  ein  Kessel  im 
Sode'  Bs  (Spreng),  .brummen,  ehe  man  anfängt  zu 
schimpfen'  Bs  (nach  einer  Angahe).  Syn.  futteren  (Bd 
I  1135).  „D'  Mueter  tuet  immer  s.  und  mutiere"  Bs" 
(wohl  nach  An.).  —  3.  unwohl  sein,  bes.  von  allge- 
meiner Mattigkeit,  Rheumatismen  ZO.  (Brunner). 

Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1820  (unter  ,sottern');   Martin-Lienh. 

u m e ° - süt tere" :  halb  krank  umherschleichen  ZSth. 

—  ine" -suttere":  .einsinken,  in  Sumpf,  Kot,  Schnee, 
auchübertr.  hereinfallen'  BsStdt(AHeusler).  —  usser- 
süttere":  hervorsickern,  so  Wasser  aus  nassen  Schu- 
hen, aus  Riedboden,  aus  einem  Riss  des  Brunnen- 
stockes, Wein  am  Spund  des  Fasses  GrD.  und  weiter- 
hin (B.). 

Suttere"  f.:  .Plaggeist'  GBuchs.    E"  müedi  S. 

Sutteri  Bs,  Sütteri  ZO.  —  m.:  brummiger,  gries- 
grämiger Mensch  Bs;  ZF.,  , ungeduldiges,  unzufrie- 
denes Kind'  ZWald. 

Suttere"  f.:  =  S äderen  a  (Sp.  330)  ApK.  (T.);  G 
We.,  Widn.  ,Eine  bare  S.',  von  einem  Geschwür  G 
Widn.   —   Als  Ortsn.  Ap,  als  Hansn.   UwE. 

sütterle"  (bzw.  -ö'-,  -)'-):  1.  =  sötterle"  (Sp.  1471) 
Bs;  „B";  Gl;  GRMai.,  Pr.,  Rh.,  Ths;  GBuchs,  Ms.  Sa., 
Wh.;  „ScH"St;  ThMü.;  ZO.  's  mue"  blas-  all  e"weng 
s.  [darf  nicht  stark  sieden]  ThMü.  —  2.  leise  jammern, 
murren,  abgebrochene  leise  Töne  von  sich  geben,  als 
Zeichen  des  Unbehagens,  der  Unzufriedenheit  BsLang.; 
GBuchs.     Was  hesch  denn  allewil  z'  s.? 

füre"-:  hervorsickern;  s.  Türggen-Mues  (Bd  IV 
494). 

süttig (bzw. -ö'-,-i-),  in  Ndw  auch  g' sittig:  1.  siedend 
(heiss)  a)  eig.  Aa  ;  Ar:  Bs;  B  tw.  (in  G.  dafür  choehig) ; 


Gl.;  Gr:  L;  P.M.;  G;  Sch;  S;  Tn;  Uw;  Z;  St.;  wolil 
allg.  S-en  Anke";  s-i  Suppe",  s-s  Wasser.  S-i  Lauge" 
BsL.  (Breitenst.).  (G)sittigi  Suiffi  Ndw  (Matthys). 
.Desglich  das  houpt  des  grossen  Crassi  wart  gefült 
mit  s.  golt  und  bly.'  wohl  1514,  Z  Neuj.  St.  1879.  ,Ach 
das  ...  die  fräfnen  gleich  wie  das  wasser  vom  feur  s. 
wurdind!'  1530/48,  Jes.  ,So  man  den  hecht  sieden 
wil,  sol  man  den  in  s-em  wein  ühertuon.'  Maxgolt. 
,[Das  Murmeltier  wird]  mit  s-em  wasser  gebrüeyet 
wie  ein  sauw.'  Tierb.  1563.  ,S.,  fervens,  fervidus;  s. 
wein,  fervefactum  vinum;  s.  machen,  ze  sieden  machen, 
fervescere.'  Fris.;  Mal.  ,[Die  Feuersbrunst]  was  ent- 
standen von  s-em  anken,  mit  dem  die  köchin  nit 
bhuotsam  gnuog  was  umbgangen.'  Mal.  1593.  ,Ward 
der  Tunersee  ...  dermassen  so  heiss  und  s.,  dass  er 
ein  ganzen  Huffen  gsottner  Fischen  heruss  an  das 
Land  warf.'  JJRüeger.  ,Heisse,  s-e  Wasser.'  JRLan- 
dexb.  1608.  ,Doch  beschüttet  er  die  Säuen  zuvor  mit 
heissem  (s-em)  Wasser.'  Spleiss  1667.  ,So  das  Wasser 
s.  ist,  so  bäye  den  Fuess  darob.'  Arzneib.  XVI1./XVI1I. 
S.  noch  ver-sieden  (Sp.  315);  samenthaft  (Sp.  916).  Mit 
verschobener  Beziehung:  ,Tuo  treubelbeere  ...  in 
einen  s-en  hafen.'  Vogelis.  1557.  S.  und  brüttig ;  s.  Bd 
V  1007.  Adv.,  bes.  in  der  Verbindung  s.  heiss  Aa; 
Ap;  Bs  (auch  lt  Spreng);  B;  G;  S;  Th;  Uw;  Z.  Trink 
doch  dl"  Milch  nüd  so  s.  h.!  , Sittig  heiss  brannte 
[die  Sonne].'  Ndw  Kai.  1907.  ,Der  wüeterich  [Hess  die 
Märtyrer]  in  das  s.  heiss  öl  setzen.'  HBrennw.  Chr. 
,Tuo  sy  in  ein  s.  heiss  wasser.'  Vogelb.  1557.  ,Gar 
s.  heiss,  über  die  mass  heiss,  prsfervidus;  s.  heiss 
machen,  zuo  sieden  machen,  de-,  infervefacere;  s. 
heiss  sein,  infervescere.'  Fris.;  Mal.  , Ein  Strom  da 
[auf  Cuba]  für  fleusset  mit  Waal,  der  s.  heiss  ist 
gahr  von  Brandt.'  HliREnM.  1620.  ,Ein  Brunnen  wirt 
gefunden  do  [in  Libyen],  der  Tags  eischkalt,  Nachts 
sütich  heiss.'  ebd.  ,Nira  kalte  Milch,  mach  sie  s.  heiss.' 
Z  Kochb.  XVIII.  /  XIX.  Von  der  Körpertemperatur. 
[Die  Gäste  mussten  essen]  dass's-ene"  glich  der  s. 
Schweiss  het  chünnen  üstribe".  Breitexst.  Es  hät-mer 
mi"s  Bluet  ganz  s.  i"  's  G'sicht  g'jagt.  Schwzd.  (Z). 
Es  ist  (uirdj-mer  s.,  heiss,  bes.  infolge  von  Erregung 
GlM.;  ZO.  Ich  han  g'seit ...  iez  ivär-ich  frö,  wän"-ich 
us  dem  Chräbel  usse"  war,  es  werd-mer  näch  und  näch 
glich  e"  chlei"  s.  CStreiff.  S.  noch  rein  (Bd  VI  989). 
S.  heiss.  's  ist-mer  s.  h.  de"  Ruggen  ab  (über  de" 
Rüggen  abe")  g'loffe"  Aa;  B.  S.  h.  isch  's-em  i"  Chopf 
g'fare".  JReixh.  1904  (S).  Es  wird-mer  s.  h.  Ap;  Bs; 
Th;  ZO.  's  isch-mer  schivümpeng  worde"  und  sittig 
haiss  Bs.  Es  macht  dem  Ransli  s.h.  EEschmanx  1911. 
S.  noch  Bd  I  890  o.;  chirsi-röt  (Bd  VI  1767).  Glühend 
(vor  Zorn):  ,N.  ging  [nach  dem  Streit  mit  seiner 
Frau]  gsittig  h.  vor  Täubi  unters  Dach  hinauf.'  Ndw 
Kai.  1899.  —  b)  uneig.,  glühend,  brünstig.  Ich  ha" 
au'h  g'meint  ...  ich  mög  mi"s  s.  Herz  ver'Hha".  Feierab. 
1860  (Schw  Ma.).  ,Ein  heisses  Feuer  einer  s-en  Liebe 
Gottes.'  JJUlr.  1727.  ,Ach,  dass  euere  Gebäter  je 
länger- je  heisser  und  s-er  würden!'  ebd.  1731.  E" 
S-er,  ein  feuriges  Temperament  Aa.  —  2.  steigernd. 
Es  hätt  es  s-s  Donnerwetter  abg'setzt.  JRoos  1907  (L). 
Du  s-e'  U"flöt!  Ap.  —  Mhd.  aütec. 

sibe"-.    Nur    's  ist  s.  tmd  acht  Mal  heiss,  siedend 
heiss  Sch.   Es  ist-mer  s.  worde",  angst  und  bange,  ebd. 

silte"  BHa.  (silten);  W  („suten",  nach   andrer  un- 
sichrer Angabe   sutten),    Ptc.  -ed  BHa.:    „nähen  W", 


1477 


Sat  — sut.     Satsch(g)  —  sutsch(g).     Saw 


1478 


in-sbes.  flüchtig,  schlecht  nähen,  flicken  BHa.;  W. 
Syn.  schnür pfen;  willen;  zurpfen.  Dem  Büob  es  Par 
Hosen  s.,  en  Blitz  uf  d'  Chneivtr  s.  BHa. 

Alid.  "sütün.  zu  mild,  nute  (auch  siut  in.),  Naht,  aisl.  südh  f., 
.coropages  tabularum',  also  im  Gegs.  zum  Folg.  2  urverw. 
mil    SfiJe«   //  (Sp.  798),  Saum   I  (Sp.  943). 

Süter  ra.:  1.  „Einer,  der  nähen  kann  W";  vgl. 
das  Vor.  —  2.  Schuster.  ,Der  rat  ist  ouch  uberein 
komen,  swele  s.  der  nüwe  schuo  machet,  das  ouch 
der  nüt  vvan  nüwe  solen  sol  inslahen  von  eime  stukc 
bi  1  Hb.'  äL  RB.  ,Die  suter  Zürich.'  1330,  Z  (Ent- 
wurf des  Zunftbriefes  der  Schuhmacher);  darüber  als 
Korrektur  .schuomacher.'  ,Die  rete  sind  überein  ko- 
men, daz  man  die  suter,  die  alt  schuoch  machent,  sol 
lassen  bi  ir  rechnung  ...  beliben.'  1341,  Z  StB.  ,So 
im  ez  der  küng  enbütet,  so  sol  dez  herren  aminan  an 
offennem  market  nemen,  dem  herren  ze  nutze,  eins 
menschen  schuohe  von  iegclichem  s.  nach  dem  besten, 
welhü  er  wil.'  P  Handf.  (Übers,  von  1410).  S.  noch 
BdIV1608o.  Neben  ,snider':  .Enhain  antwerchman, 
ez  si  snider,  s.,  schraid  oder  weber.'  E.  XIV.,  THÜiess. 
StE.  Neben  ,näter':  ,Nach  den  s-n  man  hie  vint  von 
den  natern  ouch  geschriben.'  Schachzabelb.  Als  Zunft- 
genossen der  .gerwer'  (vgl.  unter  Süterschaft):  ,Dar 
zuo  setzen  wir,  das  man  ierlich  zem  zwölften  tage 
fünve  nemen  sol,  drye  suter  und  zwen  gerwer,  die 
dis  einunges  bi  dem  eide  hüeten  und  pflegen.'  Z  RBr. 
Darnach  sind  die  an  sich  undeutlichen  Stellen  zu 
beurteilen.  ,N.  (der)  s.'  1278,  Sch;  1297,  Bs;  1312/ 
1466,  Z;  1389,  B  (,sutterl).  ,N,  der  s.  und  der  schri- 
ber.'  1407,  G.  , Schenkinen  des  wines  ...  den  metzgern, 
sutern,  smiden...'  1448,  BStRechn. 

2  =  ahd.  »fllori,  mhd.  sütcere  m.,  umgebildet  aus  lat.  sütor; 
vgl.  Schm.  2  II  341.  Als  FN.  verbreitet  (in  ApHor.;  B  SU'ter, 
in  BG.  auch  Zü'ter,  mit  dem  Häusernamen  d's  Sii'terihüs,  in 
der  Form  ,Sutershaus'  schon  bei  Leu,  Lex.;  der  Anl.  Z- 
aus  dem  Gen.  d's  Sü'teri).  Über  die  Verbreitung  in  ä.  Zeit 
(auch  in  der  lat.  Form  ,Sutor')  vgl.  ASocin  1903,  535/7; 
Leu,  Lex.  XVII  780/6.  XVI  120  (.Sauter');  1534  trugen 
von  12  Bauern  in  ZAff.  7  den  Namen  ,S.'  ,Der  alt,  den 
mau  uempt  Bur  S.  ...  sin  sun  Brosi  S.'  1541,  Z  RB.  In 
der  Zeit  des  Aufkommens  der  FN.  als  Name  mit  dem  syn. 
.Schuomacher'  wechselnd:  ,Heinzen  Schuomacher  von  Gla- 
rus  ...',  nachher:  ,dem  egenanteu  S.'  1396,  Z  StB.  Vgl.  auch 
,Jos.  Schuomacher  von  Küssnach  hat  geswurn:  hab  er  Haus 
S.  schuomacher  icht  anzesprechen  ...'  1418,  ebd.  Im  Dim. 
,Sütterlin'  BsL.  (,Suterli(n).'  XIII.  /  XIV.,  .WSuterli'  von 
Stettheim  bei  Riehen.  1413).  ,Hensly  (Haus)-Süterly.'  1421. 
1424,  AaB.  ,Aneli  Sütterli.'  1462,  Z  RB.  ,Cuoni  Süterly.' 
147S,  AaKI.  Ortsn.  , Suter'  Sch;  Schw;  Z.  ,S.-Acker'  Z, 
,-Matt'  Aa;  Z.  , -Boden'  G,  , -Stein'  Gl,  ,Sauters-Wies'  Th. 
Sutijierg  (Schriftform  ,Sutenberg')  ZSth.  wohl  dissim.  aus 
S.-Btrg.  ,Sutern'  Schw.  .Süterlis'  Ap. 

Halb-.  Nur  als  FN.  XIV./XV.,  L;  s.  Bschtold, 
LG.  197.  —  Eig.  wohl  Einer,  der  nur  zur  Hälfte  (neben 
einem  andern  Beruf)  den  Beruf  eines  Schusters  ausübt. 

Bloch-.  Nur  als  FN.  ,N.  des  Bl-s  knecht.'  1431, 
Z  RB.     ,B1.,  schuochmacher.'  1434,  ebd. 

Vgl.  Leu,  Lex.  XVII  780 :  ,Suter.  Ein  Geschlecht  von 
verschiedenem  Herkommen  in  der  Stadt  Zürich,  aus  welchem 
...Bloch  und  Hans  unter  den  60  sogenannten  Bücken... 
gewesen.' 

Schueh-  s.  Schuechter,  Schuechzer. 

sütere":  ,streng  und  ungeschickt  an  Etw.  lierum- 
arbeiten',  herumpfuschen  ScbwE. 

ab-,    in    ZFehr.  auch  -M-:    mit   barschen  Worten 


abfertigen,  abkanzeln  ZFehr.,0.,  Wila.  —  er-:  durch- 
walken, tüchtig  schütteln,  zausen  ZTu.,  Wila. 

Süterschaft  f.:  die  Z  Zunft  der  Gerber  und 
Schuhmacher.  ,Ist,  daz  ein  gast  versnitten  solleder 
harfüert  und  das  verkouft'et,  der  sol  von  iegelichem 
phunt  phennige  zwen  phennige  geben  den  gerwern 
und  den  suteren  ze  stüre  an  ir  s.'  Z  RBr.  (spätere 
Hand;  ähnl.  noch  mehrfach).  ,10  ß  gab  meister  HGürtler 
von  der  s.'  1410,  Z.     ,15  ß  git  die  s.'  1487,  ebd. 

Satsch(g)— -  sutsch(g). 
Sitsch  m.:  ,Weiberjüppe'  PPo. 
Sf'tsche"  f.:  , Wassereimer  zB.  am  Sod'  PPo.;  TB. 
Aus  tessin.  sedza  =  ital.  secchia  <  lat.  situla;  vgl.  At'V. 
IX   257. 

sötsehe"  BSi.,  sö'tschge"  GuT.,  sötsche"  GRChur, 
D..  Kühl.,  Panl,  sotsehge"  (iK.Ienins.  Pr.  (so  Pani, 
Schs,  Schud.),  Sch.,  Tschapp.,  Wiesen;  GSa.  —  3.  Sg. 
Prses.  und  Ptc.  -et:  (wohl  meist  unpers.)  =  sörken  (Sp. 
1323).  aaOO.,  auch  von  einer  schlecht  gereinigten  Ta- 
bakspfeife GrPi-.  Er  ist  traufnasse'  g'sln  vmä  in  de1 
Schuehne"  hed  's-m<;  grad  g'sötschet  GrD.  —  Vgl.  »sfan 
(Sp.  685);  sotzgen,  ferner  SSti. 

„Sötschen  PL:  Schuhe  voll  Wassers,  geschmol- 
zenen Schnees,  wobei  jeder  Tritt  ertönt  als  wie  ein 
Butterfass  GrA." 

Sötschgi  f.:  dünnflüssige  Masse;  scherzh.  von 
Butter,  Fett  zum  Kochen  GRPr.  D's  Choche"  brückt 
S.  Sohwzd.  (GrScIis). 

Abend- SÖtschi  GrA.,  -Sötschgi  GrScIis:  JNicder- 
schlag,  schlechtes  Wetter;  in  Wetterregeln.  Äbe"dröti 
Morgentöti,  Morge"dröti  Ä.  GrA.  (FStaub).  Öbendroti 
Morgendschoni,  Morgcndröti  0.    Schwzd.  (GrPi-  ). 


Saw,  sevv,  siw,  sow,  snw. 

Säwä'tte"  f.:  Ohrfeige,  Maulschelle  AaF. 

Frz.  «raile  f.,  Bezeichnung  einer  militätischen  Prügel- 
strafe (Näheres  bei  Littro  s.  v.);  durch  Söldner  in  fremden 
Diensten  eingeführt  (vgl.  dazu:  Für  Das  het-er-mer  [ein  Kor- 
poral einem  Schweizer  im  neapolitanischen  Heere |  du  Surntte" 

diktiert  ...  Er  selber  het-mei-si  -n-il/g' me-se",  ßi"f-eml-Kihe":gi  irul- 
'zellt.    D's  Hem''li  hi  l"-si-iiur  idi'zugi"    lind   d'   II und    und  <l     I  u.  ■. 

z'sün if»'liuitd'",  und  di"ir,u  nli.i-ii."  Schämet.  OvGreyerz  1911). 
In  andrer  Bed.  bei  Martin-Lienh.  II  3S1;  Follmann  430. 

ab-sawätte°  -sabatte"  BE.,  -sarwatte"  AASeet.;  II: 
abprügeln.  Syn.  ab-schmirwen,  -schwarten.  Wosch  iez, 
du  Blitzg!  Wart,  dich  iml'-ich  a.!  SGfeller  1911.  — 
üs- sarwatte":  ausprügeln  AaL.  Syn.  üs-schmirwen.  — 
ver-sarwotte"  AASchöftl.  (auch  -sawatsche"),  Suhr.: 
SSchön.,  in  SB.,  NA.  nach  einer  Angabe  -sänväte": 
verprügeln.  aaOO.,  auch  bildl.:  mundtot  machen,  zB. 
durch  schlagfertige  Rede  AASchüftl.  Syn.  ver-saläten 
(Sp.  692).     Di"  häm-wtr  nrsarwattet! 

Sawnscher  (T)sawü'ser  m.:  eig.  Bewohner  von  Sa- 
wusch  ((T)saunis),  einem  Weiler  zwischen  GrTIis  und 
GRCazis  (jetzt  in  Schauenberg  umgetauft).  Appellativ. 
Er  ist  en  Ts.,  unzuverlässig,  ein  Mann  ohne  Worl 
GRThs.  Er  ist  wie  en  Ts..  von  unordentlichem  Aus- 
sehn, ebd.  —  Der  Weiler  war  früher  von  Korbmachern. 
Kesselflickern,  vagieroudeu  Bettlern  bewohnt. 


1479 


Saw, 


11  SO 


Sew  (bzw.  -ei,  -ie,  -ea)  m.,  PI.  unver.  Aa  (seltener); 
Ap;  LG.  (seltener);  Th;  Z,  Sew(wJ<} , -e  (bzw.  -ei-  usw.) 
BBr.,  Gr.,  Ha.,  M.;  FJ.  (Siewa  und  Sia);  GBPr.;  PAL, 
Sewe^a  PGr.  (BSG.  VI  161),  Se"e"  Aa  (vorwiegend);  LG. 
(vorwiegend),  <Seje"  Ndw,  Dat.  PI.  in  Aa;  BM.  auch 
Sene",  Diw.  Sew(w)li  BBr.,  Gr.,  Ha.  (lt  Id.  1729  ,Seüw- 
lin',  lt  Id.  B  Soüli),  0.  (lt  Zyro  Söuwli);  W  (Seuyi), 
sonst  meist  Sewli,  in  Ndw  auch  Sejili,  in  ZBauma 
auch  Sendli,  in  WVt.  Seiet:  1.  a)  wie  nhd.  der  See; 
auch  für  stehende  Gewässer  kleinen  und  kleinsten  Um- 
fangs,  dann  oft  Dim.  (s.  die  Anra.).  Vgl.  Wier.  Für 
einen  bestimmten  See  im  Munde  seiner  An-  und  Um- 
wohner (zB.  den  Bodensee  in  ApHer.;  GF.;  Th  tw.).  Der 
S.  blüet;  s.  Bd  V  52  und  vgl.  Sew-Bluest  (ehd.  178); 
Bust  (Bd  VI  1528).  Es  nimmt  de"  S.;  s.  Bd  IV  728  u. 
S.  auch  brüelen  (Bd  V  592).  ,Die  sew,  wyger  und 
bech.'  1416,  Z  StB.  ,Der  see,  still  wasser,  stagnum, 
lacus;  stiller  see,  mite  stagnum.'  Fris.;  Mal.  Von 
den  .stehenden  Altwassern  der  Reuss'  bei  ÄALunkh. : 
,Ist  ouch  ze  wüssen,  wenne  daz  wasser  ussgat,  so 
mögend  die  fischer  den  Aschen  nachjagen,  als  verr  sy 
mit  schalten  gevarn  mögend,  und  sol  man  daz  nieman 
weren  an  allein  in  den  rechten  sewen.'  XIV.,  Ar«.; 
s.  auch  Absch.  I  192.  ,Über  s.'  ,Fuerte  er  die  [ge- 
stohlenen Kleider]  über  se  [den  Bodensee].'  1490,  Z 
RB.  S.  noch  Bläteren  (Bd  V  203).  ,Ze  s.'  ,Es  soll  ouch 
kein  weidman  durch  das  ganz  jar  weder  am  zinstag 
noch  donstag  ze  se  faren  mit  keinem  zug.'  1559,  ZGreif. 
RAA.  's  hat  Wasser  under  allem  Wi"„  wo  de"  S.  ab 
chunnt  Z.  Es  ist  nüd  in' n  S.  g' falle",  nicht  verloren, 
ebd.  Das  war  rein  in'n  S.  use"  g'heit  (g'rüert),  rein 
weggeworfen  (zB.  wenn  man  einem  Prasser  Geld  geben 
wollte),  ebd.  Er  hat  's  wie  's  Motze"  Chälbli,  wo  hat 
welle"  über  de"  S.  ine"  go"  Wasser  trinke"  ZZoll.  S. 
noch  Loch  (Bd  III  1017  u.);  Bin  (Bd  VI  994).  Wetter- 
und Winzerregeln.  En  1s  im  S.  chost  Beben  und  Lüt 
THÜntersee.  S.  noch  Beb  (Bd  VI  50  o.);  Bin  (ebd. 
995);  ver-süffen  (Sp.  353  u.).  Im  Kdld.  Alti  Wiber 
(alti  Gans,  chlini  Bliebe")  und  Ente"  (Tante"),  si  schnä- 
dere"d  (schnattere'd,  schivadercd)  über  de"  (u.f  dem) 
Se  (Sehne),  si  strecl'Cd  d'  Bei"  i"  d'  Eöchi  und  ma- 
che"d  (rüefe"d,  singe"d)  Bütelihe  (Budeli-,  Buderi-, 
Jüpehe)  Aa;  LG.,  H.,  Stdt,  Wigg.;  GWb.,  und  wenn- si 
wend  vertrinke",  so  rüefe"d  (chräje"d,  schreie"d)-si  juhe 
(o  we)  Bs;  Scn;  ZThalw.,  Wth.,  mit  verschiedenen 
Varr.ÄA;  BStdt;  Gl;  GT.;  Th;  ZWülfl.  Abece,  d' Chatz 
lauft  (göt,  rannt)  über  (d)e"  Se,  und  de''  Hund  (lauft) 
über  (d)e"  Bach  (über  ''en  Acher),  und  wenn-si  z'sämme" 
chöme'd,  so  säge"d-s'  guet  Nacht  (müend-si  de"  Buggel 
voll  lache")  AaoKu.;  ZEls.,  mit  verschiedenen  Varr. 
Aa;  Ap;  G;  ScHStett.;  Th;  ZBendl.,  Sth.;  s.  auch  näch- 
rännen  (Bd  VI  967)  und  vgl.  abe  ce  (Bd  1 1).  Füriö! 
de''  S.  brünnt;  s.  brinnen  (Bd  V  639)  und  vgl.  Stirer 
(Sp.  1286).  Müsli,  Müsli  über  dem  Sea,  wenn-ich  di 
wisse"  Zänli  g'seah,  muesch'  e"  Pfand,  Pf.,  Pf.  gi" 
(man  kitzelt  das  Kind  zuerst  über  dem  Rock,  dann 
über  dem  Unterrock  und  zuletzt  am  nackten  Knie) 
GBuchs;  vgl.  dazu  Chrüseli  II  (Bd  III  863).  S.  noch 
redlich  (Bd  VI  579  o.);  Bör  (ebd.  1227);  röt  (ebd.  1747). 
Zicöü  Seli,  im  Kinderrätsel  als  Bezeichnung  der  Augen  ; 
s.  Bibi  (Bd  VI  67  u.).  Im  Kinderspiel;  s.  Bin  (Bd  VI 
996  o.).  Im  weitern  S.  von  jeder  ausgebreiteten 
grössern  Menge  Wasser,  Flüssigkeit  übh.;  vgl.  Sumpf 
(Sp.  992,  dazu  Sp.  1257  o.).  's  ist  Alls  ci(n)  S.  fg'si"), 
bei  einer  Überschwemmung  Aa;  Ap;  G;  Th;  Z.     ,Es 


kam  gros  schwer  wetter  mit  regen  und  hagel  und  gros 
wasergusina  ...  und  zerras  die  Strassen  das  wasser 
dumendum,  und  was  da  was,  was  ain  sieg.'  1521, 
Stockar  1520/9.  's  ist  en  ganze  Se  uf  rfem  Bude" 
(Tisch),  von  verschütteter  Flüssigkeit,  ausgeronnenem 
Wein  usw.  ebd.  En  Se  mache",  pissen  GoT.  (Kdspr.).  — 
b)  Anteil  an  einem  See  als  Fischereigerechtigkeit.  ,[N. 
verkauft]  sinen  S.  am  Meggen-Horn  gelegen.'  1540,  Ber. 
1S68.  —  c)  übertr.  auf  das  an  einen  See  grenzende  Gebiet 
und  dessen  Bewohner.  ,See'  oder  , Seebezirk',  einer  der 
politischen  Bezirke  von  F  (am  Murtner  See)  und  G  (am 
obern  Zürichsee).  De''  Se  [die  Gemeinden  am  ZS.] 
hat  a"g'no",  ein  Gesetz  in  der  Volksabstimmung  Z. 
,Da  enbodend  min  herren  dem  see  und  denen  von 
Höngg,  sy  södind...'  A.  XVI.,  Waldm.  (Höngger  Be- 
richt). ,Also  zog  der  ganz  Zürichsee  mit  irem  ganzen 
anhang  gen  Zürich.'  ebd.  ,Der  Bott  am  See';  s.  Bd 
IV  1883  u.  —  2.  wie  nhd.  die  See;  vgl.:  ,See  nobis 
est  lacus  qui  ex  fluviis  colligitur  locis  humilioribus, 
prassertim  iuxta  vel  inter  montes.  Aliis  vero  Germanis, 
pnesertini  maritimis,  vel  mare  (quod  nobis  est  Meer) 
vel  stagnum  marinum  signifleat.'  KdGesn.  .Underwegs 
[auf  der  Fahrt  nach  ,Cochin']  ein  gute  halbe  Stund 
von  Land  ab  ligt  ein  Felsen  im  See,  dahin  unser 
Admiral  mit  einem  Schalupp  fahren  Hesse.'  AHerport 
1669. 

Aha.   tl(o)    (PI.   sswi,  gew.  sewa),    mhd.  se  (PI.    e)   Dl, 

(f.).  Vgl.  Gr.  WB.  XI,  2807  ff.;  Martiu-Lienh.  II  316. 
u  den  RAA.  auch  Wander  IV  487/90.  Das 
stimmhafte  »•  (bzw.  das  daraus  entwickelte  b  im  nördl.  Ge- 
biet; vgl.  dazu  ewig  Bd  I  609)  erscheint  ma.  im  Auslaut 
nirgends  mein-;  aber  isolierte  Formen  wie  die  Ortsn.  Seio  n. 
WVt.  (BSG.  II  102),  Seb  ZBül.  (amtlich  ,Seeb'  und  ,Seew', 
urk.  Formen  bei  HMeyer  1849,  38;  in  der  Nähe  das  .Seeber- 
Seeli'),  die  doch  wohi  urspr.  Dative  Sg.  sind,  zeigen,  dass 
das  Fehlen  des  »•  (h)  in  den  mhd.  noch  zweisilbigen  Formen 
auf  analogischer  Übertragung  vom  alt  einsilbigen  Nom.-Acc. 
Sg.  beruht.  Das  je  einmal  bei  Edlib.  (,ein  seltzam  wurm  ... 
schwam  uss  der  sew'  219)  und  bei  HBiennw.  Chr.  (,ein 
merkliche  se'  I  267)  auftretende  Fem.  muss  ein  Fehler  sein, 
da  beide  sonst  nur  das  Masc.  zu  kennen  scheinen.  Sicher 
affektierte  Nachahmung  (viell.  von  Klopstocks  Ode  ,der  Zür- 
chersee',  die  in  der  ältesten  Fassung  das  Fem.  gebraucht) 
ist  das  weibl.  Geschlecht  in  Helv.  Kai.  1783,  127  ff.  (,die 
See';  , die  Zürich-,  Obersee';  ,die'  und  , der  Bodensee').  Das 
Dim.  X.  min  ist  gebildet  nach  Fällen  wie  Bei",  Beindli;  vgl. 
Ein(d)li  (Bd  I  131.  —  S.  in  Namen;  oft  auf  abgegangue  Seen 
sich  beziehend  (vgl.  über  den  Rückgang  unsrer  Seen  in  den 
letzten  Jahrhunderten  HWalser,  Veränderungen  der  Erdober- 
fläche im  Umkreis  des  Kts  Zürich  seit  der  Mitte  des  17. 
Jhts.  Bern  1896,  S.  19  ff.  a)  als  eiuf.  W.  in  Ortsn.  (nach 
GL.  V  161  etwa  60  mal).  Im  Sg.  ,See'  Bs;  B  (öfter);  GrPr.; 
Zg;  Z  (öfter),  Sew,  Seb  (s.o.).  ,Ob  S.'  UwLuug.  (,ze  Ober- 
sews.'  1388);  dazu  , Heini  Obsee.'  1386,  Ndw.  ,Ob  dem  S.' 
GrD.;  Seh.  ,Am  8.'  AaBirrw.;  GrSeb.;  LMenzu.;  ThScherz.; 
Z.  ,1m  S.'  Aa;  S.  ,Vor  dem  S.'  G.  .Hinterm  S.'  BLaueuen. 
,Beim  S.'  BGr.  (bim  S.;  ,zem  Sewe.'  1354;  ,am  S.'  1670), 
,beim  lautern  S.'  BHa.  ,Zum  S.'  AaRein.  (,Jeni  ze  Sewe  de 
Rinaoh.'  1386);  BSi.  (,zum  Seewe',  jetzt  .Mannried');  LSemp. 
(,Burgi  zem  S.'  1386).  Im  (Dat.)  PI.  .Bei  den  Seen'  GrPr.; 
ü.  ,Se(e)wen'  GILuchs.;  1,11".;  GSa.;  SchwOIb.,  Schwyz  (,de 
Sewa.'  129:.,  ,von  Seun.'  1312);  S  (gespr.  Sebt»;  ,Sewiu,  -en.' 
XII.);  UwSa.  ,Se(e)ben'  GNessl.  (Allmend);  ThHw.  (in  der 
Nähe  3  Seen);  Z.  ,Seon'  Aa  (gespr.  .fei;  ,de  Sewa,  Seaun.'  893 ; 
Edle  ,de  Seon,  Sewon,  Sewin.'  XIII.).  Im  Dim.  .Seeli'  B; 
F;  Gl;  SchDürfl.;  GKirchb.;  Schw;  Uw;  ZAdlikon  (,im  S.'), 
Neer.,  Rieht,  ,Se(e)wIi'  AaAsp  (,im  S.');  B;  F.l.  [Sinti, 
.Siewli');  Dw  (mehrfach);  ü  (mehrfach,  lt  U  Gem.  Alpen,  in 
welchen  Alpseen  liegen).  ,Se(e)bli'  AaGrän.;  GlObst.;  GBern. 
(,uuder  dem  Sebly.'    1611);  Schwlb.;  S  (,im  S.').    .Seeweli' 


Saw,  sew,  siw,  sow,  suw 


1482 


■  ■  ■!.,  li-  Ap;  iil.uiu-riit.  ,Bei  .l.-i!  S.-i-l.-ur-n'  Gl.  >-',„." 
BG.  (Wald).  —  b)inZssen.  Als  1.  Glied.  ,See-Achern'  AaAsp 
(,nf  Sewachern'),  , -Acker'  Aa;  B;  L;  SchDiirtL;  ZAff.  b/H., 
, -Äcker'  Th;  Z.  ,-Egg'  G.  ,-Alp'  ApI.;  U  (1609).  ,-Feld' 
Aa;  BInt,;  L;  GGoldacb,  Kirchb.  (eig.  scherzh.  für  einen 
bei  Regenwetter  sehr  nassen  Dorfteil,  jetzt  amtlicher  Name); 
Sri,«  ;  Th;  UwLung.,  Sachs.:  ZgUÄg.;  ZMarth.,  B 
1289),  Zell.  ,-Fnren'  Ow,  ,-Foren'  (Leu).  ,-Fa(b)rt'  ZWäd. 
,-Flueh'  BLenk.  ,-Gaden'  Aa;  BBurglaueueu  (hin,  S.i .-  ZBirm. 
(,unz  an  S.'  1660;  heute  .Seegadenhau').  ,-Gnbel'  6.  .-Gar- 
ten' Aa;  Z.  ,-Graben'  Aa;  Gl;  Th;  Z,  ,-Gräben'  Dorf  Z 
(s.  HMeyer  1849,  IV).  ,-Gruben'  GrArosa.  ,-Hubel'  B.  ,-Hof 
B  (Dorf;  frz.  ,Elay');  L;  G;  Schw ;  Th;  Zg;  ZAff. b/H.  ,-Hal- 
de(n)'  Aa;  Ap;  BSigr.  (auch  bei  Leu);  Th;  ZHorg.  (,an  Se- 
haltuii.'  1279),  Meil.  (,an  Sehalden.'  1316;  auch  bei  Leu), 
Thalw.,  , -Halten'  L;  Schw.  ,-Holz'  B;  Th;  ZAff.  b/II. ;  dazu 
aei  FN.  .Sceholzer'  ZStdt  (XVII.  bis  heute).  ,-Heim',  heute 
.Seen',  Dorf  bei  ZWth.  (s.  HMeyer  1849,  62:  bei  Leu 
.Sehen');  dazu  .Seenmer-Rüti',  ferner  .Seemer',  Wein  von 
Seen  ZWth.  und  der  FN.  .Seehaimer.'  1345,  ZWth.  ,-Horn' 
BSi.;  GrD.,  Rh.;  WBrig.  ,-Haus'  B;  Th;  ZHorgen,  ,-Häu- 
ser(n)'  LOberk.  (,-Hausen'  bei  Leu);  Z,  ,-Hüsli'  B;  L;  üw. 
,-Keller'  ZHerrl.  ,-Knubel'  B.  ,-Krut' U.  ,-Lachen'  GBern. 
(1654).  ,-Loch'  Aa;  Gl;  L;  SDorn.  (Leu).  ,-Land'  B;  Gl 
Filzb.  (,von  dem  Selandt.'  1302,  heute  ,Sihlaud');  LW.;  G 
(,NeuS.').  ,-Mühle'  G.  ,-Moos'  B;  Th  (,-Holz').  ,-Matt(en)' 
Aa;  BTh.;  Gl;  LMegg.;  Schw;  WZerm.  (,in  der  S.';  dazu 
die  FN.  .An  der  Seematten,  Seematter.'  1476);  ZBul.,  Ku. 
(,in  der  S.');  ,-Mätteli'  B;  L.  ,-Bach',  Bach-  und  Ortsn. 
li  (mehrfach);  Gl;  LWolh.;  G  (öfter);  S;  Th  (so  Hw.l;  Uw 
(Leu);  ü;  ZDüb.  (schon  1212),  Dorf  bei  Zürich  (-.  HMeyei 
1849,41);  auch  FN.  AaZof.  (XIV.);  B  (XVI.);  Z(XV./XVI.; 
,Uolrich  Stoll,  zuogenanipt  Se(e)bach.'  1528/9).  ,-Btichel' 
Schw.  ,-Boden'  BBurglauenen  (im  Sj;  L;  SchwKii.;  üw 
Luug.;  ZOtelf.  ,-Buck'  Seh;  ZNiederhasli.  ,-BUhl'  Aa;  B 
Höfen;  Z.  ,-Band'  B.  ,-Pünt'  Z.  ,-Berg'  AaKu.,  L.;  BÄschi, 
G  (Sebergsewli),  Sa.,  Wangen  (auch  bei  Leu),  Zweis.  (.Seeberg- 
see',  schon  1757);  Schw;  ZHeisch  (,am  S.  hiuder  Hengst.' 
HBull.  1572);  dazu  der  FN.  ,Henricus  Seberch.'  1267,  Bs, 
,Seeberger'  AaZof.  ,-Burg'  LStdt  (auch  bei  Leu);  GRorsch.; 
Th.  ,-Blatten'  BGr.  (bir  S.).  ,-Brngg'  Aa;  Seh;  Z.  ,-Brunnen' 
Aa.  ,-Reben'  Aa.  ,-Rechen'  L  (,-Feld,  -Wald').  ,-Rücken'  Th 
(Höhenzug).  ,-Rain'  B;  Z.  ,-Rüti'  GINetst.  (auch  bei  Leu); 
SchwSchüb.  ,-Satz'  (ItLeu,  Lex.  auch  ,-Sat'  [?])  LNeuk.,  Semp. 
(früher  auch  ,-Ho(u)pt,  Seeshopt' :  vgl.  Bd  II  1497).  ,-Spitz' 
L.  ,-Stad'  SchwMa.  ,-Stock'  ü.  ,-Thal'  B;  Gl;  GrPr.;  L;  S. 
,-Damm'  G.  ,-Dorf  BAarb.  (auch  bei  Leu),  Manch,  (auch 
,Moos-S.');  FNoreaz;  ThLandschl.;  U.  ,-Wadel'  AaRohrd. 
(auch  bei  Leu);  ApHer.  (auch  bei  Leu);  G;  SchBuchth., 
Herumish.,  Ramseu;  Th;  ZAnd.  (,Bruuni-S.'),  Au  (heute  ,Au- 
see';  ,den  Sehewadel  und  die  boschis  zuo  ring  umb  den 
Sehew.'  1484,  Z  Kq.),  Bauma (auch hei  Leu),  Benk.  (,gegen  Mar- 
tallen  bis  an  S.'  1722,  Z  Bq.),  Febr.  (Teich;  auch  ,Hunger-S.'), 
Guut.,  Hittn.,  Mettm.,  Pfäff.  (,ein  blezli  im  Sewadel.'  1407), 
Etischl.,  Sulzbach  (,über  die  Sulzbacher  Zeig  an  deu  S.'  1619, 
Z  Bq.),  Trüll.  (,im  untern  S.'),  Trutt.  (,ein  gimt,  nämlich  ein 
S.'  1534),  Uhw.  (,Acker  im  Eiedtweg  oder  S.'),  Volk.,  Wallis. 
(.Wiesen  im  S.'),  ,-Waden'  Aa;  Uw;  ZSchlier.  (,Acker  im 
S."  1450),  ,-Wädeli'  ZUSth.  (.Hanffeld  im  S.'),  Dst.  (Streue- 
land im  S.'),  ,-Wädler'  ZZell  (,Acker  im  S.').  ,-Weid'  F 
(,-Bach');  L;  G;  ZHombr.  (auch  bei  Leu).  ,-Wag',  Bach  L, 
,- Wagen'  LKottw.  (auch  ,S.- Waten';  auch  bei  Leu);  dazu 
der  FN.  ,Seewageu'  BStdt  (XVI.;  auch  bei  Leu).  ,-Wil'  B 
Bapp.  (auch  bei  Leu).  ,-Wald'  Ap;  Schw,  ,-Waldi'  ÜErstf. 
(Leu),  ,-Wiildli'  L.  , -Weingarten'  Th.  ,-Wart'  Z.  ,-Wies(en)' 
Grllanz.  Pr.;  GJona,  Wildh.;  Th  (öfter);  Z.  ,-Watte'  U. 
,Seeweu-Egg' BÄschi.  ,-Alp'  Gl  (,Sewen-');  ü  (,Seen-').  ,-Feld' 
SBüren.  ,-Firn,  -Stock'  U.  ,-Seeli'  Obw.  Seben-Egg,  -Hau, 
-Tanne"  SchHa.  ,Seben-Haus'  L  (Ber.  1868).  ,Seeli-Alp'  B; 
Uw.  ,-Furen'  BInt.  ,-Graben'  BG.;  FStAnt.  (,im  Seligr.'). 
,-Grat'  G;  U.  ,-Hau'  Aa;  Seh.  ,-Hubel'  BG.,  ,-Hübel' BGr. 
,-Bach*  BG.;  F;  Uw:  ,-BüeI,  -Berg'  BG.  ,-Spitz' Uw.  .-Tal' 
BG.;  ü.    ,-Wald'   G;   Uw;   U.     .SeewIi-Vor-s&ss'  B.    ,-Stut/.' 


BGr.  ,Seewji-Horn'  WG.,  ,-Stafel'  WBrig.  ,Se(e)bli-Matt'  Aa, 
,-Boden'  Schwlb.  ,Seeweli-Alp,  -Furkli,  -See'  l  .  ,Sebeli- 
Eain'  Zg.  ,Seelis-Büel'  BGum.  ,-Berg'  U  (,Se(e)wlis-'  1490/ 
1600;  ,Seblis-,  lacus  montis  Seblisii.'  JJWagn.  1680;  ,Seblis-' 
und  .Seelis-.'  Leu,  Lex.;  vgl.  die  Sage  bei  Rl'ys.  Br.  49), 
dazu  der  FN.  ,von  Sewelisberg.'  1328,  LStdt.  ,-Tal'  ZAnd. 
(,-Strasse').  ,Seewlis-Weid'  B.  ,Se(e)welis-Grat,  -Wald'  B. 
Personennamen.  ,See-Vogel'  BsStdt  (XIV./XV.,  Leu);  BStdt 
(XV.);  ZKü.  (XIV.).  ,-Mauu'  AaAar.  (A.  XVI.,  auch  bei  Leu); 
BStdt  (XV./XVI.,  auch  bei  Leu);  SStdt  (XV.,  Leu);  UwSa. 
(1485);  U  (1315,  Leu),  dazu  der  Flurn.  ,Seman'  AaB.  (,von 
dein  S.  an  dem  Rosenblat.'  1428;  ,von  einem  wingarteu, 
heisst  der  S.'  1449).  .Seefrid'  SStdt  (E.  XIV.,  Leu),  wohl 
volksetym.  aus  .Siegfried'  umgedeutet;  vgl.  die  Aum.  zu  Sig 
(Sp.  485)  und  Forstemann  I2  1313.  —  Als  2.  Glied.  Das 
1.  Glied  geht  auf  a)  die  Gegend,  Örtlichkeit,  in  oder  bei 
welcher  der  See  liegt,  den  Bach,  FIuss,  der  ihn  speist; 
vgl.  die  Aufzählung  bei  JStumpf  1548  II  290  a.  1)  das 
erste  Glied  erscheint  in  der  Stammform.  ,Ei-'  Uw.  , Spiel- 
au-' Schw.  ,Ägeri-'  Zg.  ,Spann-egg-'  Gl.  ,Ober-alp-'  D.  , Tal- 
alp-' Gl.  , Alpelen-'  Schw  (,-Seeli').  .Engstlen-,  Aruen-'  B. 
.Arui-'  Uw  (,-Seeli').  .Öschinen-,  Meien-iäll-'  B  (,-Seeli'). 
,Forst-'  G  (,-Seeli').  ,Flnh-'  B.  ,Fläsch-'  U  (,-Seeli').  Oibidm- 
WVt.  .Golzeren-'  U.  .Gantrisch-'  BG.  (Gantnerisch-Sewli). 
,Guppen-'  Gl  (,-Seeli').  ,GIat-,  Glatte-'  (1260/1346),  ä.Name 
des  Greifensees;  s.  unter  ß.  .Glatten-'  Schw.  .Kohlgruben-' 
ZAnd.  .Gräppelen-'  G.  .Ober-horn-'  B.  .Haus-'  Seh.  .Haslen-' 
Gl.  .Lauenen-' B.  .Gaden-laui-' B.  ,Ling(g)i-' ZMarth.  ,Meiel-' 
B.  ,Mad-'  G  (,-Seeli1).  .Melch-'  UwKerns.  ,Murg-'  G.  ,Mattx 
Ndw(1868).  , Motten-'  Gl.  ,Bach-'  BGr.  ,Beicbleu-'  ZHütt.  ni . 
.Bödmer-'  U  (,-Seeli').  ,Berg-'  U.  ,See-berg-'  BG.,  Zweis. 
,Burg-'  BGr.;  U.  Hinder-burg-  BBr.  (Sea-wli).  ,Betten-'  Z. 
,Ober-blegi-'  Gl  (Sage  darüber  bei  Henne  1879,  70).  ,Platti-' 
U.  .Bristen-'  U  (,-Seeli').  ,Rot-'  LEot  (auch  bei  Leu).  ,Sihl-' 
Schw.  ,Sur-'  s.  Sp.  1286  u.  (urspr.  Name  des  Sempacher- 
sees?).  ,Seewen-'  Uw  (,-Seeli').  ,Seewli-'  U.  , Stampf-'  B 
(,-Seeli').  ,Schwibogen-'  Ndw  (1868).  ,Hoh-schwaud-'  B 
(,-Seeli').  ,Schwend-'  G.  ,Sägis-taI-'  B.  ,Üschinen-täli-'  B. 
,Moos-See-dorf-'  B  (auch  nur  ,Moos-').  .Zürich-'  (Zun'''-;  ,m 
laco  Zurihsee.'  744);  im  Kdld:  MV  Schätzen  Viani  am  Z., 
zwimoirrwimoipompe,  hest-nier 's  auch  noeh  nienc''  g'teh",  zw. 
Z,  Uf  dem  grosse"  Z.  (auf  dem  grausten  Züricherise  ZStdt), 
ist  e"  grosses  (graustes  ZStdt)  Unglück  g'tcheh"  :  sibe"  Peri- 
söne"  sind  veritrunke"  ZStdt,  Wth.,  ähnlich  bei  ALGassmann 
1906,  148;  s.noch5«rop/(BdVI948n.);  flipp  (ebd.  1193o.); 
sehen  (Sp.  531.  533).  —  2)  das  1.  Glied  geht  auf  -er  aus. 
, Stein-egger-'  ThNnssb.  ,Alpler-'  U  (,-Seeli').  ,Alpnacher-' 
Uw  (Teil  des  Vierwaldstättersees).  ,Örlinger-'  Z.  , Urner-'  U 
(Teil  des  Vierwaldstättersees).  ,Vilterser-'  G.  .Golzwiler-'  B 
(früher  .Faulen-').  .Hallwiler-'  L.  .Hergiser-'  Nd*  (1868). 
,Mettmen-hasler-'  Z.  ,Hauser-'  ZOss.  ,Küssnacher-'  L;  Schw 
(Teil  des  Vierwaldstättersees).  , Luzerner-'  L  (Teil  des  Vier- 
waldstättersees; ,ze  Küssnach  bi  dem  Lutzersee.'  1391). 
,Seel-matter-'  Th;  Z  (auch  .Bichel-').  .Nidower-.'  14S9,  B 
(=  ,Bieler-').  .Neeracher-'  Z.  .Baldegger-'  (ä.  .Heidegger-')  L. 
,Nnss-baumer-'S;  Th.  .Seelis-berger-' U  (,-Seeli').  .Brienzer-' 
B.  ,Pfäffiker-'  Z.  .Sämbtiser-'  Ap.  .Sempacher-'  L.  ,Sarner-' 
Uw.  .Stadler-'  Z.  .Vier-wald-stätter-'  Vw.  .Tuggener-.'  XV., 
Schw.  ,Klön-taler-'  Gl.  .Türler-'  ZHausen  (auch  ,-Törler-' ; 
früher  auch  ,ZUl(l)i-.'  1366.1540;  ,der  Ziilysee,  den  mau 
gmeinlich  nempt  Törlersee.'  1540).  ,WiIer-'  Th  ;  Zg.  ,Wang- 
ser-'  G  (,-Seeli').  .Wauwiler-'  L.  , Zuger-'  Zg.  , Zeller-- 
(nördlicher  Arm  des  Uutersees,  früher  für  deu  Untersee 
iibh.:  ,den  man  deu  Undersee  oder  Z.  nent.'  Vad.;  ,den  uu- 
dern  Bodeusee,  genant  Z.'  ebd.;  so  auch  bei  JStumpf).  — 
3)  -«--Bildung  wechselt  mit  blosser  Stammform  des  ersten 
Gliedes.  ,See-alp-'  Ap  (.Seealper-.'  Leu).  .Fahlen-'  und 
.Fahler-'  Ap.  .Hütten-,  Hüttner-'  Z.  , Lungern-'  Uw  (.Lun- 
gerer-.' JStumpf).  .Lowerzer-'  Schw  (.1.  ■«.  i.-.'  JStumpf). 
,Murten-'B  (jetzt Muriner-;  .Murter-'  bei  JStumpf).  , Boden-', 
Bode"-  (,zuo  underst  am  see  ligt  das  uralt!  achlosa  Bödmen, 
darvon  der  see  genempt  wirt  lacus  Podamicns,  di  t  Bodmersee 
oder  Bodensee.'    JStumpf;    ,ad  lacum  Bodimse.'    1090,  Seh; 


r,  sow,  suw 


.Bödmen-.'  1527,  FJAuwyl;  .Bodiner-.'  1826,  JRWyss;  vgl. 
Fürstemanu  s  II  295  f.),  dazu  das  Kdld  Konstanz  (Choste'z) 
hl  um  Bullt"-  (Bode"-)w,  (und)  mir  's  nöd  globt,  cha""  's 
selber  y'«Ä"  [hat  LH»  und  Floh  GBuchs)  ApHer.;  B;  G 
Buchs;  Z  uud  die  Verwünschung:  Ieh  icA,  de  lägist  am 
l;,,.l, ■■....  ,<•'■  g'säch-di'*  nümmer  me!  ZUit.;  ,ich  wett,  erleg 
im  Bodense  mit  audren  me!'  GBiuder  1535.  ,Bieler-'  B  (,an 
dem  Bielsewe.'  HOC;  früher  auch  .Nidower-').  ,Thuner-' 
(.enent  dem  Wendelsee,  den  man  nu  nempt  Thunsee.'  Streu. 
Chr. ;  ,Thunse.'  Ansh.).  —  ß)  den  frühem  Besitzer,  die  An- 
wohner des  Sees.  ,Ermen-'  (Ärmi-)  L  (,Armeu-.'  1178). 
,Grifen-'  Z  (Schloss  mit  Städtchen  und  See,  urspr.  nur  das 
erstere,  während  der  See  , Glattsee'  hiess;  vgl.  uuter  a, 
sowie:  ,Grifense  die  bürg  unt  die  stet  mit  dem  sewe,  dem 
man  sprichet  Glatse.'  1300;  über  den  Ursprung  des  Namens 
s.  Bd  II  709  und  Z  ÜB.  III  125  Note).  .Hirtlis-'  ThNnf. 
(,in  dem  Infang  genant  H.'  1654).  , Pfaffen-'  Seh.  , Riehen-' 
CRt-J  L.  .Rudolfen-'  Seh.  ,Wa)(l)en-'  Gl;  G  (,Wali-.'  XV., 
,Walhen-.'    1571/1678);    Schw;    vgl.  OBehaghel   1911,   7  ff. 

—  Y)  die  Lage  im  Verhältniss  zu  andern  Seen  oder  Örtlich- 
iten.  .Ober-'  GINäf.  (Alp);  Gr;  G;  Th;  UwLung.  (Leu); 
II ;  W.  ,Under-'  G  (,-Seeweli');  Th  (Teil  des  Bodensees; 
auch  bei  Leu);  Z.  ,Usser-'  Th  (1553,  Teil  des  Bodensees). 
.Vorder-,  Hinder-'  B  (,-Seeli').    .Mitten-'  G.  .Nieder-'  Gl;  U. 

—  8)  die  Bewegung  oder  Ruhe  des  Wassers  und  die  dadurch 
bedingte  Wirkung.  .Arg-'  U  (,-Seeli').  .Faulen-'  BGr.  [zum 
FaU'-S..  Häusergruppe),  Spiez  (Dorf  mit  See;  , der  faule  See, 
weil  ohne  sichtbaren  Abfluss.'  DGemp.  1904  nach  JRWyss 
1816/7);  U  (,Fulen-').  ,Bösen-'  ZThalh.  (Wald).  .Bossen-'  B 
(,-Seeli').  ,Wild-'  ApI.  (Seli);  BGr.  (Sewlü;  G;  vgl.  ,iu 
summis  quoque  Helvetiffi  Alpibus  seil  moutibus  lacus  re- 
periuntur,  quos  W.  appellant.'  JJWagner  1680;  , lacus  mon- 
tani.  W.,  an  et  quales  habeant  scaturigines  et  exitus,  an  et 
quos  alant  pisces.'  JJScheuchzer.  —  s)  den  Wasserstand. 
.Hunger-'  L  (s.  Bd  II  1448  u.);  ZFehr.  (,so  genannt,  weil 
er  zeitweise  austrocknet';  auch  ,Seewadel');  vgl.  Hunger-Bach 
(Bd  IV  954).  ,Sigen-'  ThMünchwilen.  , Dürren-'  BSi.  (auch 
,am  durrenJS.');  Uw.  ,Trocken-'  U(,-Seeli\l.  —  Q  die  Form, 
Gestalt,  Ausdehnung.  .Gross-'  GrD.  (.Der  grosse  S.'  Leu); 
G;  Schwlb.  (,-Seebli');  ZAnd.  .Klein-'  Schwlb.  (,-Seebli'). 
.Krummen-' G.  .Lützel-'  ZHombr.  (,in  loco  Lucikinse.'  744; 
.Luzzilunsea.'  S26).  .Breiten-'  Z.  .Täger-'  Z;  vgl.  .Teger- 
Bach'  Bd  IV  951.  .Wendel-',  ii.  Name  des  Thunersees;  s. 
unter  a  und  vgl.  JRWyss  1816,  160;  Jahn  1857,  664.  — 
ff)  das  Aussehen  des  Sees  in  Bez.  auf  Färbung,  Reinheit 
usw.,  Beschaffenheit  des  Seebettes.  ,Finster-'  (Fister-)  Z 
Hütten  (,Vinstirse.'  1232).  ,Stein-grund-'  ZAnd.  Das  graue 
Sewli  BGr.  ,Hell-'  Z.  ,Haar-'  «  hör-;  vgl.  Horb  Bd  II 
1592)  ZHengg.  (,ein  nur  zeitweise  mit  Wasser  bedecktes 
Ried').    ,Lüter-'  B  (,beim  lautern  S.');   Uw;   U.    ,Blau-'  BK. 

Mi);  Gl;  Uw,  , Blauen-'  SRamisw.  ,Blind-'  U. 
, Schotten-'  Gr;  G.  .Schwarz-'  BG.  (,der  schwarze  S.',  auch 
.Schwarzen-'),  Si.;  FJ.  (auch  bei  Leu;  frz.  ,lac  d'Aumaine, 
Domene,  du  Moine,  noir';  Sage  darüber  bei  Kuenlin  1840 
II  106);  GrD.  (Leu);  G;  WLö.  (Sage  darüber  bei  FGStebler 
1907,  52).  .Trüeben-'  Uw;  U.  .Wissen-'  BBr.  (SeumU).  — 
■9-)  die  Tierwelt.  .Ägel-,  Egel-'  (s.  Bd  I  131)  AaKiudh. 
(auch  .Nagel-,  Nägeli-'),  Spreit.  (schon  1283);  BHa.,  Kirchl. 
(Leu),  Si.;  LMalt.  (,de  bono  dicto  Egelse.'  1314);  GFlaw.. 
Waldk.;  Seh;  ThBuswil,  Rickenb.;  ZgMenz.  (Sage  bei  ALüt. 
291;  Henne  1879,  192);  ZAltreg.  (oberer  Teil  des  Katzen- 
sees; schon  1473,  auch  bei  Leu),  Bub.  (auch  , Nägeli-'), 
Kn.,  Seln.t,  ,Negel-'  Th,  .Nägeli-'  Aa  (s.  o.);  ThHw.,  Kaltenb. 
(,Negeli-');  Z  (mehrfach;  s.  auch  o.),  ,Eglen-'  GWe.  (Sage 
bei  Henne  1879,  71).  .Albeli-.'  1566,  Uw.  ,Enteler-'  Z, 
, Enten-'  SchHa.,  Schi.  (Felder).  .Fröschen-'  Uw;  Z.  .Hasen-' 
ThXussb.  .Katzen-'  Z  (schon  1473);  s.  aber  Bd  III  1583  u. 
.Biber-1  Zg.  —  i)  Pflanzenwelt.  .Raffolter-'  ZWaltal.  (auch 
.Kaffli.-'  154S;  aus.Affolter-'V).  .Apfel-'  B;  SÄsch.  ,Heu-'  G. 
.Kletten-'tG.  .Riet-'  G.  ,Soppen-'GrA.;LRusw.(.C.deSoppense., 
1296);  s.  die  Anm.  zu  Soj/jien  Sp.  1227.  .Tannen-'  Uw.  ■ — 
x)  Aberglaube,  Sagenhaftes:  vgl.  dazu  auch  die  Sagen  bei 
Henne  1S74,   257  ff.:    1879.  68  ff.  .Geist-'  B.    .Hagel-'  BGr. 


.Hexen-'  BGr.  (Sewli,  auch  .Hinder-birg-').  .Mörder-"  Z. 
.Toten-'  BHa.  (.Saussure  sagt,  der  See  heisse  der  Totensee, 
weil  man  die  Leichen  der  Verunglückten  hineinwerfe  ...  Der 
tote  See,  nicht  der  Totensee,  heisst  so,  weil  er  keinen  Ab- 
fluss hat.'  Alpenr.  1813;  .der  meist  beeiste  und  daher  be- 
nannte Totensee.-  Jahn  1857,  411).  —  X)  Verschiedenes. 
Urspr.  präp.  Verbindungen.  ,Enuet-Seewen'  GlHaslen.  , Unter- 
Seen'  BInt.  {ündmivmcen  BBr.,  Gr.,  Unnenöije"  Bii.,  Cnger- 
iSije"  BE.,  üngersöue"  Hl'.,  Undereiewe."  FJ.:  ,Undersewen.' 
1380;  ,Undersüwcn.'  Ansh.).  Satznamen.  .Schauen-'  L 
(,R.  von  Schowen-.'  1291),  aus  .Schau  in  S.'  .Schirmen-'  Z 
(schon  XV.),  aus  .Schirm  den  S.'  .Warten-'  L;  G,  aus  ,Wart 
am  S.'  Volksetym.  an  ,S.'  angeschlossen:  .Geuensee'  LSurs. 
(.Geinwisou.'  996),  , Buchsee'  BKüniz  (auch  ,Buchsi' ;  ,Buchsa.' 
1275),  ,Herzogen-Buchsee'  B  (,Puhsa.'  886;  ,villa  Buxe.' 
1254;  .Herzogenbuchsi.'  1443/1559;  , Herzogbuchse.'  Ansh.), 
, München-Buchsee'  B  (Buchst;  .Buchse.'  1376;  .Buchsi.' 
1433/43);  vgl.  dazu  Bd  IV  1 und  Gl,  II  554.  —  \i)  Un- 
klares. ,Gerzen-'  BSeft.  .Haupt-'  Zg.  .Kernen-'  Z.  .Maueu- 
L  (,Mogin-.'  117S,  ,Mo(n)wen-.'  1275/1358).  .Messer-'  W 
Binii  (Si  wji).  ,Bibet-L  ZRicht.  (so  schon  im  XVI.,  .Bybenten-.' 
1505).  .Bichel-'  Th ;  Z.  .Barchet-'  ZAnd.  .Beet-.'  ebd.  ,Bützli-' 
Z.  ,Raubrich-'  Z.  .Runimeu-'  ZZoll.  .Riezel-'  B.  .Scheifen-' 
B.  .Dauben-'  WGemmi  (.Tuben-.'  1S50).  —  c)  in  Ablei- 
tungen. ,Se(e)wleu'  BLenk  (auch  bei  Leu),  Ringolt.,  ,Se(e)b- 
len'  LWill.  (auch  bei  Leu);  SHold.  (,in  der  S.');  dazu  (vgl. 
aber  auch  Ober-Semler)  der  FX.  .Sewler.'  146S,  Z,  .Sebler.' 
1592,  UwSachs.  ,Seweleu'B;  G.  Seicer;  s.d.  ,Seewer(e)n' 
Schw  (f.,  Abfluss  des  Lowerzersees) ;  ZAdlisw.  .Seewinen- 
Horu-   WV. 

Eigen-.  .Eigenseen,  dh.  eigene  Fischzüge  bei 
Stansstad  hatte  im  XIII.  das  Benediktinerstift  im  Hof 
zu  Luzern.'  Nnw  Ges.  1868,  82  ff.  Vgl.  auch  das  Folg. 
—  Land-lüten-,  ,Der  See  innert  denjenigen  Mär- 
chen, welche  die  Fischfangsberechtigung  der  Land- 
leute  von  Nidwaiden  gegenüber  andern  Kantonen  be- 
zeichnen, und  soweit  nicht  Privateigentum  an  einzelnen 
Fischzügen  nachgewiesen  werden  kann,  ist  L.'  Ndw 
Ges.  1868,  82  ff.  —  Bueben-SeZi:  Knabeubadeanstalt 
im  Aarzihli  BStdt. 

sewele",  meist  zsgs.  üsser-  (GRPr.),  fürhe'-  (Gr 
Nuf.)  s..-  herausfischen,  so  die  Einlagen  (Brot,  Bohnen, 
Gerste  usw.)  aus  der  Suppe  GRJNuf.,  insbes.  ,die  sel- 
tenen Brocken  aus  einer  dünnen  Suppe'  GRPr.  Di 
erste",  wo  de""  use"  n'emme",  solle"  de""  nit  nur  leat 
(=  graä)  d's  Dicke,  fürhes.,  dass  di  Andere"  de""  nW 
Dünnz  hent  GrNuL    Me"  mues'-es  grad  nun  u.  GRPr. 

sewe"  (in  BGr.  -ww-),  Ptc.  -et :  einen  See  bilden, 
sich  stauen,  ansammeln,  von  Wasser;  refl.  BGr.,  „0." 
So  von  Schmelz-  und  Sickerwasser,  das  sich  zu  Sewwen 
und  Wijeren  staut.  Bärnd.  1908  (BGr.).  Auch  von  Eis- 
massen :  .Talgletscher  können  in  so  grossen  und  fla- 
chen Firnmulden  wie  dem  Ismer  ein  gewaltiges  Ma- 
terial aufspeichern  und  drücken  es  erst  stossweise 
talwärts,  wenn  der  Eisstrom  sich  in  seinem  Laufe 
plötzlich  eingeschnürt  (i"g'girteta)  oder  gestaut  (g'siiv- 
weta)  sieht.'  ebd.  „Das  Wasser  seewet  sich,  zB.  in 
den  Strassen  bei  heftigen  Regengüssen  BO."  (St.2). 
Intr.  und  unpers.,  von  einer  Überschwemmung  des 
Landes,  auch  des  Zimmerbodens:  Es  seicet,  ,es  ist 
Alles  im  Wasser'  WMü.;  auch  tr.:  Es  het  Alls  g'sewet. 

ebd.  —  Ahd.  sewen,  stagnare  (bei  Notker  sevsentiu  icaßßer 
im  Gegs.  zu  rinnenten  icaßßeren),  nihd.  sewen,  refl.  und  intr. 
Vgl.  auch  Gr.  WB.  IX  2828. 

üsser-:  =  setvelen  GrD.,  Schs,  Seew.  Bröchleni  ü. 
—  hinder-seiojoe»:  refl.,  =  sewen,  vom  Ansammeln 
des  Wassers  hinter  einer  Erdmasse  BBr. 

Sewer  1:  1.  subst;  s.  Anm.  —  2.  adj.    S.  Sunni- 


I  isr, 


Sita,  Litzisita,  die  Sonnen-  bzw.  Schattenseite  des 
[Davoser]  Sees  GrD.;  dazu  die  Ortsn.  S.  Sunnihalb, 
Litzihalb,  .Nachbarschaften'  im  Oberschnitt,  ebd.  (B. 
1  156).  Von  Sebe»  (Sp.  1480)  abgeleitet:  Der  Seber 
Für,  Hof,  's  S.  Holz  [Wald]  ThHw. 

Als  Personenn.  Der  Seber,  Beiname  ThHw.,  ,N.  dir  Se- 
were.'  1262,  BsBiun.,  ,N.  dictus  (der)  Sewer.'  XIII.,  Bs. 
FN.  .Seewer'  BSa.  (Siewer) ;  WLeuk;  ZBiil.  (schon  1473); 
,Seeber'  in  dem  Flurn.  ,Seebers  Kain'  ZRbeiu.  AlsFlurn.: 
.Seewer'  ZHöri  (.Acker  im  S.'). 

über-se wisch:  (von)  jenseits  des  (Boden-)Sees. 
,[Es]  hat  ein  raut  verbotten,  das  hinfür  dehain  frömbde 
ü-e  linwat  weder  frömbden  noch  hainischen  hie  ge- 
ferwt  werden  soll.'  1488,  GStdt;  vgl.  JHäne  1899,  20/1. 

ene(n)t-:  =  dem  Vor.  ,Dass  wir  uns  mit  enend- 
seewischen  steten  und  den  von  Costenz  und  Strass- 
burg  dester  minder  huldetind.'  Vau.  ,Die  enendseewi- 
schen.'  ebd.  ,Es  wird  jedem  von  denen  Herren  Kauf- 
leuten zugelassen,  100  Stück  ennetseeischer  Leinwad 
hier  bleiken   zu  lassen.'    1633,   KWild  1847  (GStdt). 

Vgl.  .„.m-binjiseh   (Bd   IV    1573). 

Über-Sewler  -Seier  m.:  Einer  von  jenseits  des 
Sees  ZWäd. 

Über-Sewner  -Sener:  a)  =  dem  Vor.  ZS.  ,Das 
hat  kein  Ü.  getan',  der  Übeltäter  ist  nicht  sehr  weit 
zu  suchen.  —  b)  adj.  Übersener  Wv  nennt  man  zB. 
in  ZUet.  a/S.  den  Horgener  Wein  (Spillm.). 

Sewer  II  Se'ber,  nach  einer  Angabe  Seber  —  m.: 
penis  BStdt  und  ümg. 

Wohl  vom  Folg.  aus  gebildet.  Die  Annahme  eines  Nomen 
ag.  zn  einem  von  Se"  abgeleiteten  Factitivum  'sewen,  pissen 
(vgl.  glek'hbed.  berlin.  ,seeen'  bei  Gr.  WB.  IX  2828  und 
unser  en  Se  viaehe"  Sp.  1480)  ist  wegen  des  durch  das  inl. 
b  bezeugten  Alters  der  Bildung  weniger  wahrsch. 

sewere"  sebere":  pissen  BStdt  (einzelne  Angabe). 
Vgl.  das  Folg.  2.  —  ab- sebere":  1.  von  den  zerstossenen 
und  oder  gemahlenen  meist  einige  Tage  (bis  zur  Gärung) 
stehn  gelassenen  Trauben  den  .Vorlauf' (s.Vor-Lauf2b, 
Vor-Lassla  Bd  III  1116.  1392)  aus  dem  Bottich  ab- 
zapfen ZBül.,  Glattf.,  Rafz,  oder  ihn  dadurch  gewinnen, 
dass  man  ein  leeres  geflochtenes  Gefäss  (vgl.  Saug-, 
Slg-Chorb  Bd  III  453)  in  die  Masse  druckt  und  den 
eindringenden  Most  herausschöpft  ZLimm.,  Marth., 
Rafz.  Syn.  absaugen  3  (Sp.  440),  ab-seigen,  -seigeren 
(Sp.  483.  484).  De»  Most,  Wi"  a.  ZGlattf.,  Rafz.  Es 
(der  Most)  ist  abg'seberet,  der  Most  ist  abgelaufen  Z 
Glattf.  Me"  tuet  a.  ZRafz.  ,Und  mag  dann  [Einer] 
also  in  synem  huss  den  win  rotten  [s.  Bd  VI  1779  u.], 
und  so  der  den  abseweren  will,  so  soll  der  vor  dem 
zehender  solichs  sagen...;  so  ainer  absewerotte,  dem 
zehendcr  nit  vor  gesagt  hette,  der  [soll  bestraft  wer- 
den].' XV.,  ZRhein.  ,Wann  die  von  Eglisouw  iren 
rotten  win  absewern  wellen,  so  sollen  sy  daselbig  by 
iren  eiden  der  zechendherren  verordneten  amptlüten, 
so  inen  den  zechenden  inzüchen,  by  zyt  zuovor  an- 
zeigen und  inen-  von  demselben,  so  sy  absewern,  an- 
genz  den  gepürenden  zechenden  geben,  und  was  sy 
dann  inn  die  trotten  tuond  und  trucken  lassen  [davon 
soll  auch  der  gebührende  Zehnten  gegeben  werden].' 
1572,  Z  RM.  Nach  einer  Angabe  oO.  auch  ,den  Wein 
von  der  Hefe  abziehn.'  —  2.  =  seweren  BStdt  und 
Umg.;  ZBül.,  Glattf.  lt  Spillm.  (,nur  vom  Manne;  etwas 
gemeiner  Ausdr.').  Er  hat  abg'seberet  ZGlattf.  (Spillm.). 
—  Ab-g'-seberet  m.  ZBül.,  Ab-seberete"  f.  Z 
Marth.:    der  auf  die  unter  1  beschriebene  Weise 'ge- 


wonnene Wein;  Syn.  auch  's  Ab-g'-sauget,  Ab-saugete" 
(Sp.  140),  Ab-sewer- Win.  Er  wird  gew.  gesondert 
aufbewahrt  und  hat  den  Vorzug,  dass  er  keinen  Druck- 
wein von  unreifen  Beeren  enthält  und  nüd  trappelet 
(s.  räppelen  Bd  VI  1184),  ist  jedoch  weniger  haltbar 
und  darum  gerade  geeignet  ins  Stege"-Fässli  (vgl.  Bd 
I  1054). 

Alul.  '«ewerö»,  Weiterbildung  zu  ahd.  '»iwen  (ans  'saPa- 
Jan),  Kaus.  zu  sihen  (s.  die  Anm.  Sp.  587)  wie  »etjen  /  (Sp. 
483,  wozu  seigeren  Sp.  4S4),  zu  dem  es  sich  lautlich  verhält 
etwa  wie  got.  hnaiwjan  zu  ahd.  ih  •„■  ,-/■  «,  neigen.  Bei  Notker 
begegnet  ein  offenbar  gleichbed.  «cwenSn  (Ps.  80,  1:  ,die 
torcularia,  mit  dien  daz  oleum  gesewenot  wirt  tougeno  in 
gemellarium  unde  amurca  gecheret  wirt  in  plateam'),  das 
wohl,  woran  schon  Graft"  dachte,  in  eewerön  zu  bessern  und 
mit  unserm  W.  identisch  ist. 

SilW  GRObS.;  Ndw  C-ui-J;  U,  -m-  PPo.;  TB.,  Süw(w) 
BBr.,  Gr.  (-M2-  lt  Bärnd.  1908),  Hk.  (neben  Sü),  Ha., 
Int.,  Si.;  WLeuk.Rar.,  -ü-  PAL  (Giord.);  W  (so  Binn, 
Mü.),  Sü  AALeibst.,  L.,  Oberfl.,  Zeih,  (überall  neben 
Sou);  ApH.,  V.  (Sü)  ausser  Reh.,  Wald;  oBs  (neben 
häufigerem  Sou) ;  BE.  (neben  Sou),  G.,  Hk.  (neben 
Suw);  FJ.,  öS.;  GlH.  (in  Bed.  6);  GrA.,  Av.,  D.  (B.), 
Nuf.,  Pr„  V.;  LGreppen,  V.,  W.;  PPo.  (,Sli)' ;  GA., 
Bern.,  F.,  G.,  Marb.  (emphat.  auch  Sou),  Rh.,  Ta.,  T.; 
See  (emphat.  in  Bed.  5  a  auch  Sou),  so  Nnk.,  Schi., 
Stdt,  St.;  Schw  (so  Biberbr.,  E.);  iuTh,  Diess.,  Egn., 
Hw.  (emphat.  auch  Sou),  Kessw.,  Mü.,  Tag.;  Ndw  (Sui); 
UwLung.  (Sui),  Sa.  (Sui);  UR.  (Sü),  Urs.  (Sü);  W,  so 
Vt.  (in  Bed.  5  a);  Zg  (so  Äg.,  Stdt);  Z  (so  And., 
Auss.,  Dättl.,  O.,  Stil.,  ühw.),  Souw  B  (Zyro),  Sou 
Aa  (so  Bb.,  F.,  Köll.,  Leer.,  St.,  Wohl.,  in  Leibst.,  L., 
Oberfl.,  Zei.  neben  Sü);  ApI.,  M.,  Reh.,  Wald;  Bs  (in 
oBs  neben  Sü);  B,  so  E.  (neben  Sü),  Sigr.,  Stdt  und 
lt  Zyro,  AvRütte;  FAlt.;  GRMai.;  L  ausser  Grep- 
pen,  V.,  W.;  GBuchs,  Kaltbr.,  Marb.  (nur  emphat.), 
Ms,  Rag.,  SaL.,  Stdt,  We.;  S  (so  L.,  Thierst.);  Th,  so 
Diess.,  Hw.  (nur  emphat.),  Stettf.;  Z  (so  Elgg,  Eis.,  F., 
0.,  Obf.,  Pfäff.,  Räterschen,  Rorb.,  Russ.,  Wangen, 
W..W1.),  SöüUwE.  —  f.,  in  GrD.  (oberschnitterisch) 
in  Bed.  5  d  ß  lt  Bühler  Suf  (f)  m.  —  PL  Süw 
Uw  (■'%-);  DR.  (-i-),  Säw(w)  BHk.  (neben  -ü),  Int., 
R.,  Sa.,  Si.  (neben  -Ü-),  -i-  BBr.,  Gr.  (-V-),  Ha.;  PPo.; 
TB.,  Sip  (nach  andrer  Angabe  Sib)  Uürs.,  Sü  Aa 
Leibst.,  L.,  Oberfl.,  Zei.  (überall  neben  Söii);  BsL.; 
BG.  (Dat.  PL  Süije"),  Hk.  (neben  Süwiv),  Si.  (neben 
Süiv);  FAlt,  J.;  GRÄv.,Nuf.;  LE.,  Greppen,  Stdt,  V., 
W.;  Schw;  Ndw  (Si);  ZaStdt,  Söuw  B  (Zyro),  Söü 
(bzw.  Söi  usw.)  Aa,  so  Aar.,  B.,  F.  (Dat.  PL  Seune"), 
Fri.,  Köll.,  Leer.,  Zof.;  BsL.,  Stdt  (auch  lt  Spreng);  B 
(Dat.  Söüje"),  so  oAa.,  Biel  (Sai  lt  DiaL),  Bär.,  Därst., 
E.,  Gerz.,  Sigr.  (lt  DiaL  Sui),  Stdt;  FAlt;  L  (Dat.  PL 
Söine")  ausser  Greppen,  V.,  W.;  S,  so  L.  (Dat.  PL 
Söüne"),  Thierst;  UwE.  (Soij) ;  ZsBaar;  Z  (so  Dättl., 
Kn.,  Rafzerfeld,  S.,  Stdt,  W.),  Süe"  ApH.;  GRObS. 
(Süwa),  Pr.  (-a);  GKaltbr.,  uRh.,  Sou(w)e"  AALeer. 
(in  Bed.  2);  ApL,  M.,  V.;  GaL.,  Kaltbr.,  Rh.,  Stdt, 
uT.;  Sch  (so  B.  und  lt  EStoll  1907);  Tu  (so  iuTh, 
Bisch.,  Hw.,  Kessw.,  Mü.);  ZBass.,  S0ü(w)e"  (bzw. 
-öij-  usw.)  AABr.;  LNebikon;  Sch  (so  KL,  Nnk.,  Schi., 
Stdt);  THBasad.,  Erm.,  Hw.,  Steckb.;  ZElgg,  Eis., 
Limm.  (so  Wein.),  S.,  Stdt,  Wl.  und  lt  Spillm.  —  Dim. 
Süwli  (bzw.  -i-)  Ndw  (auch  Siivili,  Sijili);  UwSa.: 
UR.,  Süw(w)li  (bzw.  -*-)  BHk.,  Ha.,  Int.,  Si.  (auch  Süir- 
weli),   Siwwji  WMü..   Sibli  UUrs.,    SM  AaU.,  Leer. 


1487 


Saw,  sew,  siw,  sow,  snw 


(-$,-  neben  -S&-J,  Zein.;  ApH.,  V.  ausser  Reh.,  Wald; 
oBsL.  (neben  -öü-);  BHk.;  FJ.,  öS.;  GRNuf.;  LGreppen, 
V.,  W.;  GKaltbr.,  uWe.;  Sch  (so  Schi.,  St.);  ScHwBiber- 
brücke;  Th  (so  mTn,  Egn.,  Esch.,  Hw.,  Kessw.);  Ni.w 
(SM  seltener  als  Siiv-);  ZStb.,  Uhw.,  Söiili  (bzw.  -öi- 
usw.)  AaB.,  F.,  Leer.  (,Süli,  einer  andern  MA.  entlehnt, 
ist  zieml.  verbreitet.'  Hunz.),  Z.;  AfI.,  M.,  Reh.,  Wald; 
Bs  (in  oBs  auch  -ü-)\  B  (so  Büren,  Därst.,  E.,  0., 
Sigr.  und  lt  Gotth.,  Zyro);  FAlt;  L  ausser  Greppen, 
V.,  W.;  GBuchs;  Sch  (im  Kdld  Söüeli);  S  (so  Thierst. 
und  lt  Joacb.);  UwE.  (Soijli);  ZEidberg,  Elgg,  F.,  Kn., 
0.,  Regensb.,  Russ.,  Stall.,  Wald,  Souli  Aa  (s.  Schnu- 
der -  Saudi);  L  (selten);  ZLunn.:  1.  zahmes  Schwein, 
Hausschwein,  a)  als  Gattungsbezeicbnung.  aaOO., 
ausser  GlH.;  GrA.,  Av.,  D.,  Mai.,  ObS.,  Pr.,  Rh.,  V.; 
PAL,  Po.;  GMs,  Rag.;  WBinn,  Leuk,  Mü.,  Rar.,  Vt.,  wo 
dafür  Schw%n;  n  e b  e  n  Schicin  in  Bü.,  so  Ha.  (.Schwin 
wird  als  nicht  heimisches  W.  gefühlt'),  Sigr.;  FoS.;  GA., 
Buchs,  Kaltbr.,  OSchan,  SaL.  (,S.  selten  und  als  fremd- 
artig angesehen'),  m  und  oT.,  Trübbach;  (JwLung.  (S. 
seltener),  Sa.,  neben  FerHin  (Bd  1  921)  in  BGr.;  FAlt., 
J.  Wechselnd  mit  ,schwin'  oft  auch  in  ä.  Spr.  (vgl. 
auch  unter  2).  ,[A.  sagt  aus,  er]  halff  dem  hündli 
[des  Leutpriesters],  als  die  swin  über  das  hündli  wölten. 
Do  [warfen]  der  lüpriester  und  zwen  siner  helffer  ... 
dem  A.  sine  swin  mit  steinen,  [worauf  A.]  rett,  dass 
si  im  die  swin  nit  ze  leit  wurffen.  [B.  sagt  aus]  dass 
er  ein  bunt  hört  schryen,  do  luogt  er  hinus,  do  waren 
des  A.  süw  ob  im.  [A.]  sluog  die  süw  von  dem  hunt... 
Des  kam  der  lüpriester  herab  ...  und  warff  an  die  süw 
wol  zwirent.'  1412,  Z  RB.  ,Und  söllent  die  von  Etis- 
wil  türli  an  das  mos  henken  für  süw,  daz  nit  swin 
darin  gangen.'  1422,  L  Ratsprot.  ,A.,  der  metzger  ... 
habe  dem  B.  ein  swin  abkouffen  wollen,  das  er  [B.] 
im  umb  einen  guldin  geben  wollen  und  er  [A.]  im 
darumb  drissig  Schilling  butte,  [worauf]  der  markt  ge- 
macht wurd  umb  35  ß  ...  und  Hesse  [B.]  im  ouch 
daruff  das  swin  also  volgen.  [Beim  Bezahlen  macht 
B.  Einwendungen]  daruff  er  [A.]  zuo  im  redte,  das  er 
[B.]  die  suw  wider  neiue.'  1475,  Z  RB.  ,[A.  und  B.] 
habint  uff  ein  zite  ein  guot  swer  swin  über  die  ni- 
dern  bruggen  ...  triben  wellen.  [B.  bittet  die  Leute, 
die  im  Wege  stehen]  abweg  ze  stände,  das  sy  sölich 
swin  überhin  bringen  möchtint;  daran  sy  sich  aber 
nichzit  kartind  [so  dass]  im  die  suw  ...  schier  nebent 
umhin  in  den  see  geloffen  ald  gesprungen  were.'  1478, 
ebd.  ,Sauw  oder  schwein  (oder  loss),  sus,  porcus.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Ein  saw  oder  suw,  su,  schwyn  oder 
schwein,  sus  vel  porcus.'  Tierb.  1563  (in  der  gleichen 
Quelle  noch  öfter  wechselnd).  Weitre  Bezeichnungen 
des  Schweines  (zT.  aus  Lockrufen  entstanden;  vgl.  6) 
s.  unter  Fägg  (Bd  I  712);  Fatschi  I  (ebd.  1140;; 
Fotz  II  (ebd.  1154);  Galz  (Bd  II  296);  Gusil  (ebd. 
472);  Guslen  I  (ebd.  475);  Güzli  (ebd.  585);  Heimich 
(ebd.  1285);  Harschlen  (ebd.  1634);  Uasi,  Haslen  I, 
(Süli-)Häsi  (ebd.  1670/1);  Hess  I  (ebd.  1682);  Hoss 
(ebd.  1688);  Haschen  (ebd.  1753) ;  Hatscher  (ebd.  1709); 
Hutsch  (ebd.  1801);  Jager  (Bd  III  18);  Läufer  (ebd. 
1145);  S.-Niggel  (Bd  IV  705);  Nuqgeli  (ebd.  711); 
Bärli  I  (ebd.  1447);  Säugelen  (Sp.  441);  Sigel  II  (Sp. 
489);  Sugeli  (Sp.  519);  Suggel  I,  Suggen  I,  Suggi  I 
(ebd.  520);  Springer;  Triber,  spec.  des  männlichen 
Schweins  Eber  (Bd  I  46);  Leucher  (Bd  III  1013); 
Münch  (Bd  IV  318);  Motz  (ebd.  614);  Mutz  I  (ebd. 
616);  Ber  I  (ebd.  1453);  Barch  I  (ebd.  1535);  Barg 


(ebd.  1548);  Bez  (ebd.  1980);  spec.  Bezeichnungen 
des  weiblichen  Schweins  s.  unter  1  b.  Das  Dim.  im 
Allg.  =  Ferkel  (s.  auch  Span-Ferlin  Bd  I  921),  aber 
auch  =  .mittelgrosses  Schwein'  Z  (so  Lunn.),  gering- 
schätzig für  ein  mageres,  geringes  Schwein  (Syn. 
Igel  2  Bd  I  149).  wohl  ziemlich  allg.  Mit  Siwili 
werden  die  Schweine  angerufen  Ndw  (EOdermatt 
1903);  vgl.  6.  cc)  natürliche  Eigenschaften,  Zu- 
stände. Körper;  vgl.  S.-Äugli,  kleine  Augen  (Th;  Z), 
■Ör  (Bd  I  416),  -Hör  (Bd  II  1509),  -Ge-hör  (ebd.  1572), 
-Burst,  -Bürsten  (Bd  IV  1608.  1610),  -Bläteren  (Bd 
V  208),  -Eugg  (uneig.  Bd  VI  792/3),  -Rüessel  (ebd. 
1459),  -Schnorren,  -Schwanz,  -Stil.  Ö  's  ist  glich  Öppis 
amene"  Möntsch:  öüsi  Sou  het  au'h  nen  Hoger,  Ent- 
schuldigung L.  Als  die  Bäuerin  zum  z'  Nüni  vom 
Feld  heimkommt  und  ein  am  Morgen  gestochenes 
Schwein  nicht  vorfindet,  läuft  sie  erschreckt  ins  Nach- 
barhaus und  ruft:  Händ-er  kä"  töds  Söüli  mit-eme" 
schwarze"  Blitz  —  Gott  grüezi  —  am  Füdli"1'  g'seh" 
durch  's  Dorf  ab  springe"?  GuT;  ZWald;  vgl.  S.-Füd- 
loch  (Bd  III  1029).  Henn''-er  nid  e"  Sou  g'sehe"  —  guete" 
Tag,  Herr  Pfarrer  —  mit-eme"  sclmarze"  Tupf  am 
Füttlech?  GWe.  (Senn-Rohrer).  I'h  han  e" fange"  'tenkt, 
ich  war  [ich  wollte,  ich  wäre]  der  Sü  im  Füdlech ! 
ApRüti.  Reimerei:  ('s  ist  schüli'h  ZBass.,  Stdt,  B'hüet- 
i"s  trülich,  nei",  wie  scln'ilich  ZEgg,  's  ist  nüd  so  schidich 
ZWila)  de"  Herr  (e"  Frau,  der  Beck,  's  Meitli)  vo" 
Bülich  (und  d'  Frau  vo"  Börne")  het  sibe"  Süli,  het 
keini  (kei"s)  kei"(s)  Muli  (und  kei"s  hat  es  Muli), 
ä  b'hüet-i"s  trülich,  ist  Das  nüd  (wie  ist  Das  so)  schü- 
K'h!  G;  Z  (so  Bass.,  Egg,  Stdt,  Wila),  der  Uli  vo" 
Büli"''  hat  sibe"  Süli,  und  die  sibe"  Süli  händ  sibe" 
Müli,  und  die  sibe"  Süli  mit  dene"  sibe"  Midi  g'hore"d 
"em  Uli  vo"  Büli°h,  's  isch  schüli'\  EStoll  1907; 
weitre  Varr.  s.  Sp.  54.  S.  noch  Lamp-Ör  (Bd  I  415/6). 
.Gügelschwenzli  von  tusent  süw;  der  trippitrab  von 
tusent  süw.'  Z  Glücksh.  1504.  ,Das  Glück  juckt  jetzt 
der  Saw  die  Haut',  mit  Bezug  auf  Spanien,  das  Vor- 
teile im  Reich  gewonnen  und  Absichten  gegen  die 
Eidgenossenschaft  hat.'  1627,  Zinsli  1909.  E"  jungi, 
alti  S.;  s.  Gatter  (Bd  II  496);  Ber  I  (Bd  IV  1453). 
,N.  hett  gehept  ein  junge  suw.'  UMey.  Chr.  1540/73. 
G'faslig  üftcachse"  wie  d'  Söü;  s.  Bückling  (Bd  VI 
191).  E"  feissi  S.;  s.  Bd  I  1071;  Eich  I  (ebd.  72); 
Chue  (Bd  III  87)  und  vgl.  s.-feiss  (Bd  I  1073).  E" 
Sou  cha""  guet  feiss  werde",  wo  Sache"s  g'nueg  isch. 
Schild  1873.  Chind  und  Buebe",  "'s  feiss  wie  jungi 
Sauli.  Stütz,  Gem.;  s.  noch  brav  (Bd  V  426).  ,Die 
süw  [werden]  vom  ligen  feisst.'  NMan.  ,Der  etty  hat 
ein  feiste  suw;  wir  wend  ein  frisch  hochzyt  haben.' 
1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Man  macht  die  Sau  feisster, 
als  sie  ist,  in  majus  äuget  fama.'  Mey.  1692.  S.  noch 
Pfruend  (Bd  V  1287).  E"  mögen  S.;  s.  Baut  (Bd  VI 
891).  Der  Jokeb  hei  d'ere"  magert  Säue"  g'ha",  dass- 
men-e"  hei  mües'e"  Chnöpf  i"  d'  Schwänzli  mache", 
dass  s'  ein  nüd  heii"d  chön"e"  dörch  d'  Schronde"  usH" 
schlüfe".  ATobler  1902.  Hungrige"  Siwwe"  (ßiiwwe" 
BSi.)  troimd  (ertrü'mt  BSi.)  von  Acherand  (Acheram 
BSi.)  BGr.  (Bärnd.  1908),  Si.  (DGemp.  1904);  s.  auch 
Bd  I  70.  E"  füll  S.;  s.  Bd  I  788.  Es  chann  au<h 
e"  füli  Sou  en  Eichle"  finde"  Z  W.  Ie  schöner  d'  Eichle", 
ie  führ  d'  Söü,  je  besser  es  einem  Dienstboten  geht, 
desto  schlechter  verrichtet  er  seine  Arbeit  Z  (Dan.). 
Die  fülste"  Solle"  fresse"d  (Der  fülste"  Sü  lt  Sprww. 
1809)  die  beste"  Eichle"  ZEls.,  Wl.j  Sprww.  1869.    Die 


Saw,  sew,  siw,  sow,  suw 


1400 


wüestiste"  Sau  fressi"d  am  liebste"  die  schönste"  Eichle". 
Wolf,  Baurengespr.  Je  schlimmer  d'  Sou,  desto  besser 
d'  Eichle".  Sprww.  1824.  1869.  Ähnliches  unter  bös 
(Bd  IV  1710).  E"  blindi  S.;  s.  Bd  V  109/10;  auch 
Bs  (Auch  e"  blindi  Sou  findet  en  Eichle");  Sprww. 
1824.  Erweitert:  Das  ist,  efs  wann  e"  blindi  Sü  en 
Achle"  findt;  si  frisst,  wa'  chunnt  THÜiess.  Über 
weitre,  zT.  spezifische  Schweinekrankheiten  s.  finnig 
(Bd  I  839);  rüdig  (Bd  VI  625),  ferner  Böt-Lauf  (Bd 
III  1119;  Syn.  Soue"-Chrdnkheit  GBuchs);  Brüni  II 
(Bd  V  652);  (S.-)Rangen  (Bd  VI  1054/5);  vgl.  auch 
die  Anni.  Er  macht  es  G 'sieht  wie-n-e"  chrankni  S., 
eine  mürrische  Miene  L.  Über  ,!e"  Brunne"mist  trat- 
sche" wi-n-es  chrämpfigs  Säuli.  SGfeller  1911;  vgl. 
Chrämpfegi,  Rheumatismus  der  Schweine.  Bärnd.  1911, 
155.  E"  töti  S.  Mi"  muess-ere"  töte"  Sou  nit  i"'s  Füd- 
lech  luege",  über  Geschehenes  nicht  viel  Worte  ver- 
lieren AaKöII.;  auch  heim  Kartenspiel  gesagt  (vgl.  4  d). 
,Der  [zum  Tode  verwundete]  Schneider  [habe]  noch 
etwan  3  oder  4  Mahlen  den  Mund  geöfnet  wie  ein 
todtne  Sau.'  1743,  Z.  Natürliche  Verrichtungen;  s. 
S.-Seich  (Sp.  140)  und  vgl.  S.-Cher  (Bd  III  434).  Fort- 
pflanzung.Fruchtbarkeit;  s. üför //(BdIV 377);  r»ss(%> 
(Bd  VI  1447.  1449),  ferner  ge-faslet,  fasligI(Bd  1 1058). 
E"  Fasel,  Burdi  Süli:  s.  Bd  I  1055.  IV  1545.  Es  gö" 
e"  Chuppele"  Söu  dür"1'  d's  Wasser  u"d  wird  numen 
eini  nass,  Rätsel  von  der  trächtigen  Möre"  B.  Ge- 
hässigkeit, Fressgier;  vgl.:  ,Ein  unrein,  wüest,  un- 
flätig, frässig  tier  ist  ein  sauw.'  Tierb.  1563.  E"  gueti 
Sau  mag  gäng.  Bärnd.  1904.  Oeh  ne"  Suww  weis1,  we""-s' 
g'nueg  hed.  ebd.  1908.  E"  gueti  (rechti  B)  S.  frisst 
Alls  B;  Z  (so  Zoll.).  Er  hätt  e"  gueti  S.  g'ge",  meist 
mit  dem  Nach-  (od.  Vorder-)  Satz  er  frisst  Alls  AaBIj.; 
L  (Ineichen) ;  Sprww.  1824. 1869.  Was  ke"  Sau  g' fresse" 
hält  (wurd  süffe"),  ,den  höchsten  Grad  der  Ungeniess- 
barkeit'  bezeichnend.  Bärnd.  1904.  E'  Fresse",  es 
näm's  bi  ü"s  deheime"  e"  ke<n  Sou.  Loosli  1910.  ,Das 
wäre  aber  eine  Predigt  gewesen,  welche  keine  Sau 
gefressen  hätte.'  Gotth.  D'  Rus'iker  Chrde"  fresse"d 
de"  Speck  ab  der  Wäe",  d'  Fricker  Söü  sitze"d  an-en 
Sun"e"rai"  und  fresse"d  al'i  Chaibe"bai",  Spottreim  Z 
Madetswil.  ,Er  bekümmert  sich  um  den  Himmel  so 
wenig  als  ein  Sau  sich  bekümmert  um  Zucker-Brot 
und  Ziinmet,  so  lang  sie  genug  Karspelen  hat.'  JJUlr. 
1731.  Dri"  fare"  wie  a"  S.  i"  d'  Eichle";  s.  Bd  I  895. 
Dri"  fare"  (Schüsse"  Aa;  Z  lt  FStaub)  wie-n-e"  S.  ('s 
Söüli  lt  FStaub)  i"  a"  Tränki  (auch  in-e"  Trank  GBern.) 
Aa;  GBern.;  Z.  ,Was  diserartikel  [in  einem  für  die  Ge- 
sandten des  Königs  von  Frankreich  ausgestellten  Ge- 
leitsbrief] halte,  mochten  die  erberen  wol  ermessen, 
aber  nit  mit  fuogen  wenden,  biss  die  suw  nach  irer 
art  süwisch  in  kessel  fuor.'  Ansh.  Er  schiesst  dri" 
wie-n-e'  Sou  in-e"  Büebliacher  Bs.  Urne"  fare"  wie-n-e" 
Sou  imene"  Chrütgarte"  Z  (Spillm.).  Einen  a"farc" 
(.balgen',  ,sudlen',  , umzerren')  wie  d'  S.  de"  Bettelsack; 
s.  Bd  I  895  o.;  Sp.  328.  633.  ,üie  minderen  und  ermeren 
Augustiner- Brüederlin  [haben]  den  harschlicheren, 
gottsjunkerischen  Bettleren,  den  Franciscanern,  mües- 
sen  wichen  wie  ein  Sau  der  anderen  von  einem  Öpfel.' 
JJRüeger.  .Einen  erapfahen  wie  ein  Saw  einen  Apfel, 
indignis  modis,  dure,  segre,  sinistre,  aspere  aliquem 
aeeipere.'  Mey.  1677.  1692.  Unwirtschaftliche  Behand- 
lung des  Futters.  Wenn  d'  Sou  g'nueg  het,  g'heit-si 
der  Ghübel  um.  Sprww.  1869.  Wo  g'nueg  ist,  chann 
e"  S.  hüse";  s.  Bd  IV  698  und  Bodem  (ebd.  1027  o.); 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


auch  AAWohl.  (auch  Wo  War  g'nueg  ist . . .);  BSi. 
(DGerop.  1904);  S  (Wo  Sache"  z' g'nueg  [vgl.  Bd  IV 
699  o.]  tisch,  chönne"  d'  Söu  hüse".  Schild  1873)  ;  ZPfäff. 
(auch  Wo  vil  ist . . .),  W.;  Nachsatz  darf  e"  Sou  güde" 
L(Ineichen);  Sprww.  1824. 1869.  Unordentlichkeit 
übh.,  Unreinlichkeit.  Nucle"  ivie-n-e"  S.  (in  'n  Eichle"); 
s.  Bd  IV  718,  wo  noch  Weitres.  Gang  [3.  Sg.  Konj.] 
verbiet-me"  de"  Söue"  d's  Nüele"!  Bärnd.  1904.  So 
lang  e"  Sou  lebt,  nuelet-si  BsL.  E"  rechti  Sou  hat 
glich  vil  g'nüelet,  wenn  Jmd,  bes.  eine  Magd,  flüchtig 
arbeitet  ZRorb.  ,Darzuo  hat  man  etlich  eichlen  gesegt 
in  die  löcher  [im  Eichwald],  wie  die  süw  das  umb- 
genüelet  hatten.'  1.  H.  XVI.,  AABr.  /Das  [Flecken  auf 
Bändern]  sei  kein  Wunder,  wenn  man  so  unflätig  darin 
herum  wühle  wie  eine  Sau  im  Sauerkraut.'  Breitenst. 
1860.  Nodere";  s.  Bd  IV  675/6.  .Pflegt  man  einen 
Rosmarin-Stock,  an  dem  eiue  Sau  riecht,  zu  mahlen 
mit  dieser  Überschrift:  Apage  sus,  non  tibi  spiro,  huy, 
Sau.  ich  habe  meinen  Geruch  nicht  für  dich!'  JJUlr. 
1731.  Wale"  uä.  Me"  soll  keiner  Sou  Chat  a"rüere" 
[anwerfen],  si  walet-si"'1  scho"  drin  ZWangen.  .Wenn 
man  einer  Sau  ein  goldenes  Halsband  anlegte,  so 
wälzte  sie  sich  doch  damit  in  den  Kot.'  Sprww,  1824. 
.Legte  man  einer  Saw  ein  gülden  Stuk  an,  so  welzet 
sie  sich  gleichwol  im  Kot,  simia  est  simia,  etiamsi 
aurea  gestet  insignia.'  Mev.  1677.  1692.  I"  's  Glück 
ine"  g'heie"  wie  e"  Sou  in  'n  Dreck  ine"  Z  (Spillm.). 
We""-me"  d' Sü  chützlet,  so  leit-si-sich  in'n  Dreck. 
Sprww.  1869.  ,Die  Saw  leget  sich  nach  der  Schwemme 
wider  ins  Kot.'  Mey.  1677.  1692.  Volla  un  schuri  muri 
isch  [er]  gsi  asivi  a  Su  in  der  Chotlacha.  Rapieri 
1700.  S.  noch  Bd  111  585  o.  Di  ftilsti  Sü  (Di  fülst 
Sü  überchunnt  Sprww.  1869)  de"  gröst  Dreck  ScnSt. 
(Sulger);  vgl.  o.  E"  dreckigi  S.  So  chönnt  's  e"  stinkigi 
Geiss  inere"  dreckige"  Sou  abg"  ünne" !  RA.  beim  Kar- 
tenspiel. oO.  ,Der  arme  Teufel,  der  nicht  einmal  eine 
unreine  Sau  . .  .  geschweige  ein  ausserwehletes  Schaaf 
des  Hm  Jesu  anrühren  darf.'  JJUlr.  1718.  Dreckig 
wie-n-e"  S.  Ar;  B;  Th  und  weiterhin.  Dibeiden  [vom 
Pferd  gestürzten]  ÄbeHürer  hei"  üsg'seh"  wie  d'  Söuli. 
RvTavel  1904.  De  chunnt  (derftjher)  wi-n-e"  Sou 
AaF.;  Th  und  weiterhin.  [Ich]  butz  mih  drin  [im 
Weihwasser]  um  und  um,  das  ih  nit  wie  äss  Säule 
in  Himmel  kumm.  Tyrolersp.  1743.  Er  het-si"''  mit 
dem  Söuli  g' wasche",  von  einem  Schmutzfinken.  Sprww. 
1869.  Söu  si"  Söu!  mit  Bez.  auf  die  Unreinlichkeit. 
Bärnd.  1904.  Bildlich  mit  Bez.  auf  moral.  Schmutz; 
vgl.  5  a  ß.  Sich  vo"  der  Welt  zu  'n  Söüe"  bekere"  ZB., 
Wth.  und  lt  Dan.,  Spillm.;  vgl.  Bd  III  1518  u.  Wohl- 
behagen; vgl.  s.-wol.  [Es]  isch  Ei"'m  handwm  sä  woll 
g'si"  wie  der  Sou  bi-der  Tränki.  JSenn  1864.  Es  ist 
der  Sou  niene"  wöler  als  im  Dreck  B  (Schweiz  1859). 
Wann  's  der  Sou  z'  woll  ist,  sä  scharret-si.  JSenn  1864. 
Wenn's  der  Sou  em  wölsten  ist,  hed-si  de"  Metzger 
z'  förch'e".  ATobler  1902.  Ges  ehr  ei;  s.  günsen  (Bd  II 
376  o.);  brüelen  (Bd  V  590  u.);  rüchelen  (Bd  VI  192); 
rüssen  II  (ebd.  1448);  wichsen;  winsen.  Wenn-men 
e"  Bengel  unter  ne"  Herd  Söu  wirft,  so  schreit  "ume" 
die,  wo  's  trifft  S;  ähnlich  unter  Bengel  (Bd  IV 
1370/1);  vgl.  auch  Bd  11  375  u.  Guusse",  brüele" 
wie-n-e"  S.  [Leute]  wo  nit  chönne"  rede",  bis  si  voll 
si",  u"d  de""  graduse"  brüele"  wie  hungerig  Sau. 
Guttu.  [Das  Kind  hat]  g' irrisset  ni-n-c"  S<>u,  tri"" 
me"-se  tuet  ringge".  Loosli  1910.  Schrä  lö"  wie  t"  S. 
am    Messer,    wie-n-e"    qstochni   S.   Ar;  GT.     Das    Ge- 


1491 


^aw,  sew,  sn 


1-102 


schrei  des  Schweins  wird  von  Hexen  verhüllend  für  den 
Klang  der  Glocken  (vgl.  Eochh.  1857,  Gl)  gebraucht. 
Eine  Hexe,  die  auf  einem  Stein  zu  Tal  reitet  und 
durch  die  Klänge  der  Wetterglocke  an  die  Stelle  ge- 
bannt wird,  ruft:  Wenn  -nur  die  grouss  Sil  nid  cho" 
war  chu"  dri"  gü"sse",  so  hätt-ich  mit  m¥"m  Bergli 
doch  e"mäl  über  das  Chätzers  Dörfli  üs  welle"!  Scbwzd. 
(LW.).  Sobald  das  ,Säuli  von  Schönbrunn'  schreie, 
habe  sie  keine  Macht  mehr,  soll  eine  1737  in  Zug 
verbrannte  Hexe  mit  Bez.  auf  die  Glocke  von  ZüSchön- 
brunn  gesagt  haben.  AfV.  Vgl.  dazu:  Die  Glocke  der 
StPaulskircbe  in  GiiRäzüns,  die  ,Geistersau'  soll  die 
Markstein-  Versetzer  vertreiben.  Als  der  Messmer  einst 
zum  Wetter  läuten  wollte,  vernahm  er,  wie  die  auf 
dem  Gottesacker  versammelten  Hexen  zu  einander  sag- 
ten :  ,Lasst  uns  fertig  machen,  bevor  die  Sau  von  StPaul 
singt.'  ebd.;  vgl.  noch  Sp.  1400  (Jecklin  1878).  Lär- 
mendes, unruhiges  Treiben.  Auf  schlechtes  Wetter 
deutet  es,  wenn  d'  Snv  ganggli"d,  hosli'd,  schwingi'd 
Obw.  's  wird  g'wiss  wider  fuil  üre";  d'  Siw  schwingi"d 
scho"  icider.  Obw  Blätter  1000.  ,Seu  riten  in  enander 
[beim  Turnier]  recht  sam  die  säw  von  Flander.'  Ring. 
Besonders  in  der  Verbindung  tue"  (als)  wie-n-e"  (ver- 
ruckti  B)  S.  (auch  es  Söuli  B),  wie  d'  Söu,  (unanständig) 
lärmend,  wild  AABb.,  F.  (bes.  zu  Kindern);  Ap;  B;  S; 
Th;  Ndw  (Matthys);  vgl.  Bd  III  216  u.  VI  1415  u. 
S.  noch  Sil  (Sp.  704).  Tue"  wie  d'  Söu  in  'n  Eichle"  Z. 
Tue"  wie-n-e"  S.  im  Sack  Aa;  vgl.:  ,Als  ein  swin  in 
einem  sacke  vert  min  herze  hin  und  dar.'  Steinmar. 
Er  het  'tön  . . .  wi-n-e"  Sau"  ime"  Sack  inn,  von  einem 
infolge  einer  Mitteilung  Aufgebrachten.  HBlattner 
1002.  Gegs.:  Sich  erge"  wie  d'  S.  im  Sack;  s.  numend 
(Bd  IV  751).  Jez  ergiH-er-sich  wie  's  Chräbeljöre"  Söuli 
ZRuss.  Wohl  iron.:  Er  ist  rüehig  wie-n-e"  Sou  Aa 
Bb.  (heute  abgelehnt).  In  weitern  Vergleichen,  zT. 
bloss  verstärkend.  Lüstere"  wie  d'  Sou  am  Gatter 
Aa.  DrVluege"  wi-n-e"  Sou,  we""  's  neb""-eren  in-e" 
Glungge"  haglet.  SGfeller  1011.  ,Es  bänke  Einer  den 
Kopf  hie-,  der  Ander  dorthin  wie  ein  Suw,  dem  [!] 
man  Wasser  ins  Ohr  geschüttet.'  1639,  B  Arch.  Blüete" 
wie-n-e"  S.:  s.  Bd  V  225  und  vgl.  auch  Bd  III  216  u. 
Bis  's  Schnlders  Ruedi . . .  'blüet  hat  wie-n-es  Söüli. 
Messikommer  1010.  Schwitze"  wie-n-e"  S.  Ap;  G;  Schw; 
Tu;  Z  und  wohl  weiterhin.  Entsprechend  auch  als 
1.  Glied  von  Zssen  (vgl.  auch  die  Anm.).  Zumeist 
pejor.  (daher  namentlich  zur  Bildung  von  Schimpfww. 
geeignet) :  S.- Arbeit  (Bd  I  424),  -Ordning,  -Gösch,  -Geist, 
-Gatten,  -Glogg,  -Grind  (Bd  II  480.  400.  526.  617.  768), 
-Hudi  (,Kerle,  die  sich  in  unansehnlichen  Kostümen 
mit  Geschrei  und  Lärmmachen  durch  die  Strassen 
wälzen'  SchwE.),  -Hund,  -Huet  (Bd  II  1433.  1777), 
■Chetb,  -Chog,  -Chopf,  -Kerli,  -Chrankheit  (Bd  III  103. 
184.  415.  463.  835);  ver-sW-leben  (Bd  III  072;  vgl. 
i"  mi"em  S.-Lebe",  bei  Erzählung  von  Lebenserfah- 
rungen Z);  S.-Loch,  -Leder  (ebd.  1038.  1073),  -Magen 
(Bd  IV  100),  -Mül  (freches  Maul  AaF.),  -Mann  (ebd. 
277),  -Meitli  (B),  -Bueb,  -Beiz,  -Brütten  (ebd.  040. 
1224.  1911),  -Rugg  (Bd  VI  702),  -Gesicht  (Z),  -Sclnväb, 
-Wetter,  seltener  rein  verstärkend:  s.-übel  (Gotth.); 
S.-Aff  BStdt,  -Ge-fäll  (Bd  I  747),  -Gelt,  -Glück  (Bd  II 
203.  622);  s.-grob  (ebd.  600);  S.-Chalb  BStdt;  s.-ehalt 
(Bs;  vgl.  Bd  III  241);  S.-Chelti  (Bs;  Th);  s.-lustig  (BE.), 
■massig  (vgl.  Bd  IV  442);  S.-Bech  (BE.),  -Busch 
(Th);  s.-taub;  vgl.  auch  DM.  V  24/5.  —  ß)  Ver- 
hältniss  zum  Menschen.  Über  Verbreitung,  Zucht- 


richtung, Rassen  (vgl.  auch  die  Zssen),  Betriebswirt- 
schaft im  Allg.  vgl.  Steinm.  1802,  100/1;  Alp.  1827  II 
353/80;  JDängeli  1860,  158/64;  Tschudi,  LB.  1863, 
308/0;  FAnd.  1898,  610/26;  FGStebler,  AW.  181/7; 
Bärnd.  1004,  200/4.  1908,  343/5.  Es  muess  i"  jeder 
Hüshalti"g  e"  Sou  ha"  (spielend  mit  5  a  ß).  Sprww. 
1869,  in  iederem  Hüs  mues'  e"  Suu  sl"  Z(IJTobler); 
vgl.  auch  Sp.  1501  o.  S.  ferner  Pfarrer  (Bd  V  1172). 
D'  Frauen  [als  Stickerinnen]  ond  d'  Saue"  erhalti"d 
ganz  Innerröde"  Ap;  vgl.  auch  FGStebler,  AW.  181. 
.Der  Herr  bhüet  das  Haus  und  auch  die  Söü.  Johannes 
Grob  und  AnnaFrey',  Hausspr.  Suterm.  1860(ZWeissl.). 
Sfdi  (Söüli)- Amt  als  Name  von  ZKn.  Neben  andern 
Haustieren.  Ein  hablechc  Guggisberger  besitzt  zB. 
17  Habstuck,  daneben  ein  Totze"1  Sü  und  15  Stuck 
chl\"s  G'vicht.  Bärnd.  1911.  En  armer  Taunersso"... 
wo  Nüt  hat  vermöge"  weder  e"  par  Gässli  und  am 
End  aller  Ende"  e"  Chüeli  und  vil'icht  no'h  e"  Süli 
derzue.  SPletscher  1903.  S.  noch  Pfiff  (Bd  V  1060); 
Senntum  (Sp.  1009  o.).  ,Ein  tagner  mag  han  ein  ross, 
ein  kuog  und  ein  kalb,  darzuo  vier  süw  und  zechen 
hüener.'  1538,  Z  Statute  1834  (Z  Reg.).  S.  noch  Mör  II 
(Bd  IV  377).  Im  Kinderreim.  Ich  und  du  und  's  Müllers 
(Herre"  lt  GZür.  1902,  Here"  ZF.,  Fere"  Z)  Sü  und  's 
Becke"  (auch  Müllers  ZF.  und  lt  GZür.  1002)  Stier  sind 
ü'ser  (euser(e"),  auch  irer  lt  EStoll  1007,  iner  ZSth.)  vier 
ApHer.;  B  (GZür.  1002  für  Lang.,  Stdt);  GBuchs.T.; 
Sch  (EStoll  1007);  ZAnd.,  Däg.,  Gundetswil,  O..  Reg., 
Sth.,Sün.,  W.;  wohl  weiterhin;  eineVar.  s.  unter  Pfarrer 
(Bd  V  1172  o.);  mit  der  Einleitung:  Gärtners  Esel  sait 
zue  Fuermanns  Gaul  beilt  JStöcklin  1002.  (Anne  Bäbili, 
wolsch-mich  ha" ?  Sch ;  Z)  Bin  en  brave''  (guete'od.  chline1' 
Z)  Zimberma"",  wil'-der  e"  Hüsli  baue"  (auch  ich  han 
. . .  'boue"  Z),  (und  ene"  od.  hinde"  noch  es  Stäl'i  dra" 
Z),  dass-mer  chönne"d  Hüendli  (dass  du  cha""st  oder 
da"-n-ich  cha""  es  Chüeli  Z)  ha"  und  e"  Pärli  Saue" 
Sch  (EStoll  1007);  Z.  Die  Wartung  der  Schweine 
gehört  zumeist  zu  den  weiblichen  Obliegenheiten:  vgl. 
S.-Mueter  (Bd  IV  595).  Was  chönne"d  auch  d'  Statt- 
froue"  z'  tue"  ha",  wann  s'  e"  kei"  Söu  händ?  Z  (Dan.). 
Mi"  Frau  die  het  guet  lebe",  kei"s  Chümmerli  muess-si 
ha";  dem  Chüeli  hed-si  g'gebe",  und  's  Söüli  hed  scho" 
g'ha"  ZStall.  Ne"  süberi  Sau,  e"  süberi  Frau;  ne" 
dreckigi  Sau,  d'  Magd  isch-es  auch.  L  Kai.  1887.  WH 
. . .  ich  [die  Hausfrau]  el'ei"  auch  schier  nümme''  macht 
g'cho"  mit  ''ein  d'  Hüshalti"g  mache",  de"  Söinen  und 
Hüenere"  z'  luege",  se  sim-mer  einig  worde",  mer  welli"d 
biziten  es  Meitli  i"stelle".  Roos  1902.  [Bäbi:]  Mer  hei" 
au  Chind  und  e"  Sfili,  u'O  men  a"'bunden  isch.  Breitenst. 
1863.  ,N.  sye  nit  ab,  sy  [seine  Frau]  einmal  gschlagen 
haben,  ja  uss  der  ursach,  sy  hab  im  schier  zwo  süw 
verderpt  mit  heisser  spis.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Des- 
halb  [um  ungestört  mit  ihrem  Liebhaber  zu  sein,  habe 
die  N.]  die  junkfrowen  geschickt  die  süw  zuo  baden. 
Als  aber  sy  villicht  zuo  bald  mit  den  süwen  wider  kö- 
rnen were,  bette  sy  über  gewonlichen  und  vorigen  brach 
die  selben  süw  nach  einmal  baden  und  inns  wasser  tri- 
ben  müessen.'  1546,  ebd.  ,Die  Sau  pflegen',  sich's  wohl 
sein  lassen  (vgl.  Sp.  1501  u.):  ,Ein  trostloser  Radikaler, 
der,  wenn  er  einmal  einen  Brüll  ausgelassen,  meint,  er 
habe  die  Welt  bezwungen,  sich  hinter  ein  Weinfass 
setzt  und  die  Sau  pflegt.'  Gotth.  Stall;  vgl.  S.  (SchwinJ 
-Figler  (Bd  I  690);  -Gade"  BBr.,  -Chrammcn  (Bd  III 
818),  -Schür,  -Stlgen,  -Stall  und  s.  Pfärrich  (Bd  V  1175). 
In  zweckwidrigen  Ställen  halten  sich  Ratten  auf;  denn 


1493 


Ratte"  si"  gern,  wa  Sü  si".  Bärnu.  1911.    Wenn  e'möl 

e"  Sau  imene"  Stall  y'sc"  ist,  so  blibt-er  en  Saiistall 
si"V  Lebtig  ApA.  ,Ü,  du  klini  Dreckmaschine,  du 
ligst  mir  im  Herzli  drinne",  du  ligst  mir  in  meinem 
Sinn  wie  die  Sou  im  Söustall  drin'  Z  (Spillm.).  ,Ich 
acht  er  sich  verbergen  wöll.  Im  ist  grad  wie  ainer  saw 
im  stall,  die  furcht,  das  sei  der  metzler  anfall.'  Aal  1549. 
S.  auch  Sp.  1496.  De"  Söüe" miste";  s.  Bd  IV  540.  Füt- 
terung. De"  Söüline"  chocht"  B;  vgl.:  ,[Der]  Sau- 
hafe"  [steht]  in  grössern  Betrieben  auch  in  eigener 
Säuchuchi,  bedient  von  der  Säuchöchi".  Bärnu.  1904. 
De"  Söüe"  abbrüeije";  s.  Bd  V  555  o.  De"  Säuen  a"- 
richte" ;  s.  Bd  VI  408  o.  , [Einer]  der . .  .  einer  sauw, 
mitgunst  ze  melden,  nun  nit  ein  tränke  könnte  machen, 
und  underwindet  sich  über  Gott  ze  sein.'  LLav.  1582. 
D'  Sü  fuetere",  meste".  Eine  Hexe  konnte  mit  Ilä.nrl 
ä"  Sü  nieste".  Bärnd.  1911.  ,[Die  hohen  Geistlichen 
geben  ihren  Bauern]  so  wenig,  dass  man  ein  suw 
kum  darus  möchte  mästen.'  Zwingli.  ,Süw  inmassen 
niesten,  dass  in  der  speck  eins  klafters  dick  wirt  an 
dem  dünsten  werden.'  NMan.  Abg'rüchti  Söüli  Z ; 
vgl.  Bd  VI  188.  S.  noch  sehen  (Sp.  539).  Futter- 
gefässe;  vgl.  S.  (Schwin)  -Fass  (Bd  I  1053),  -Gelten 
(Bd  II  284),  -Hafen  (ebd.  1016),  -Melchteren  (Bd  IV 
211),  -Mutten  (ebd.  57S),  -Baren  (ebd.  1442),  -Brenten 
(Bd  V  756),  -Standen,  -Trog,  -Zuber.  Gang  in'n  Wald, 
hau'"  e"  Tänndli  um,  mach  es  Trögli  drüs,  d' Säue" 
fresse"d  's  üs.  EStoll  1907.  Auch  mit  dem  von  einem 
andern  Kind  nach  jedem  Satz  wiederholten  Refrain 
Ich  auch:  Ph  gönen-i"  Wald.  Jrt  hauen  e"  Tanne". 
Ich  machen  es  Trögli.  Eusi  Sou  mues'  drüs  fresse" 
AaF.;  eine  Var.  bei  GZür.  1902,  56  (BStdt).  Ph  gä" 
mit  de"  angere"  Siiie"  zum  Trug,  mache  es  wie  die 
Andern  BhE.  Zum  Tisch  gö"  (auch  zum  Esse"  cho" 
L)  wie-n-e"  S.  Cd'  Sü)  zum  Trog,  ohne  Tischgebet 
BE.;  L  (Ineichen);  Sprww.  1824.  Wend-er  com  Tisch 
wie  d' Söu  vom  Trog?  sagten  die  Alten  zu  den  Kin- 
dern, wenn  diese  das  Tischgebet  vergassen.  aZoll. 
1899.  ,Es  stirbt  keine  Sau  ab  einem  unsauberen  Trog.' 
Sprww.  1824;  auch  schon  bei  Mey.  1677.  1692  (,von 
einem...').  Nahrung;  vgl.  S.  (Schrein)  -Erd-epfel 
(Bd  I  381),  -Fuder  (ebd.  1138),  -Chost  (Bd  III  547), 
■Melw  (Bd  IV  222),  -Mass  (ebd.  444),  -Südereu  (Sp. 
330),  -Tränkt,  -Ge-wäsch  und  s.  Dial.  273  ff.  .Speiss 
oder  narung  der  seüwen  sind  solche:  eichlen,  allerley 
dattlen,  allerley  nnss,  damarisc,  allerley  wilder  öpfel 
[und  andre  Früchte],  allerley  kocht  als  erbis,  bonen, 
kicheren,  linse,  hirss  und  garsten,  auch  haber,  roggen 
und  weitzen.'  Tierb.  1563;  s.  die  Fortsetzung  Bd  V 
982/3.  Eicheln,  Äpfel;  s.  unter  a.  Grüsch;  s.  Bd  II 
817.  Wer-sich  i"  's  Chri'isch  mischt,  fresse'd  d' Söu, 
AaB.,  wenn-mu"-sich  under  d's  Chr.  m.,  su  fressen 
Pne"  d'Süww  BSi.(DGemp.  1904);  auch  Sprww.  1824, 
296;  vgl.:  ,Wer  sich  unter  die  Schweine  mischt,  wird 
von  ihnen  gefressen.'  Ndw  Ges.  1867.  Abfall  aller  Art. 
Das  ganz  erst  [Fallobst]  hä"-mer  g' sotten  und  de"  Söuie" 
g'ge".  JRoos  1903.  Da'  gV't-me"  de"  Söue"  (Tb),  's  ist 
für  d'  Söu  (B),  geringschätzig.  ,Jetz,  so  ich  gern  wolt 
essen  guuog,  so  ist  der  süwen  aass  min  fuog.'  GBinder 
1535.  ,Sy  [die  Ehefrau]  und  der  vatter  ...  gäbend 
im  sonderlich  ze  essen  wie  einer  su.'  1538/40,  Z  Ehe- 
gericht. Die  ßne"  Sache"  wie  Schäffüstli  [usw.]  cha""- 
me"  z'letst  [wenn  die  erwarteten  Ausflügler  des  schlech- 
ten Wetters  wegen  nicht  kommen]  de"  Sä ulene"  fuetere" 
FMarti.    ,Ir  sollend  ...  euwere  pärlin  ...  nit  für  die 


seuw  werffeu.'  1530,  Mattu.;  entsprechend  in  den 
spätem  Ausgg.;  ,die  margaritenbärlin  nit  für  die  süw 
schütten.'  Zwingli  1524.  ,Das  heilig  schüft  man  nit 
für  d  suwen.'  GBinder  1535.  D'  Sü  (auch  der  Soue" 
G,  de"  Säße"  Z)  hüete":  s.  Bd  II  1794  u.;  Miet  (Bd 
IV  566  o.),  sowie  die  Überss.  von  Luc.  XV  15  in  den 
ZBibb.  (vgl.  dazu:  .Nachdem  der  eilend  mensch  by 
den  süwen  sin  sünd  und  eilend  anfieng  erkennen, 
gedacht  er  an  sines  vatters  hus.'  Gi-altu.  1559)  und 
Dial.  273  ff.  Albe"  bin-ich  lustig  g'sl",  wo-n-ieU  d'  Söu 
ha"  g'hüetet,  i'h  han  e"  holzig  Gigli  g'ha"  und  ha"  druff 
ume"  g'fiengget.  Grolimunu  1910  (SGrindel);  s.  die  Var. 
unter  Pfiffen  (Bd  V  1069/70).  ,[NN.]  habend  die 
suwen  gehüett  im  Schlatt,  darum  so  syge  sin  meinung, 
sy  habend  gefrevelt  und  sollend  im  abtrag  tuon  von 
ietlicher  suw  dry  Schilling  haller  und  dem  forster  von 
ietlicher  suw  ein  brott.'  1500,  ZAlt.  .Seüwhirt,  der 
den  seüwen  hüetet,  suarius,  subulcus.'  Fris.;  Mal. 
Das  Hüten  der  Schweine  gilt  als  verachtete  Beschäf- 
tigung; vgl.  die  o.  genannte  Lucasstelle.  ,Alss  die 
gemeinde  zu  Regenstorff  iren  predicanten  anhalten 
wellen,  der  süwen  ze  hüeten  und  aber  unsere  herren  . . . 
die  predicanten  allenthalben  inn  iren  gebieten  sollicus 
hüettens  und  gemeinwerchs  erlassen  und  gelediget, 
so  habend  sy  in  ansechung,  das  die  priester  . .  .  nit 
zu  sölichen  ergerlichen,  niderträchtigen  diensten  ge- 
widmet sind,  sölich  ir  vorige  urteil  becreftiget  und 
wellent,  das  obgemelte  selhirten  zu  Regenstorff  und 
anderswo  . . .  nit  schuldig  sin,  witer  die  gemeinwerch 
ze  tuon  noch  der  süwen  ze  hüetten,  damit  unsere 
herren...  diser  abschüchlichen  ergernuss  by  andern 
Völkern  überhept  und  die  nit  sagen  mögint,  wir  ma- 
chint uss  den  dienern  der  kilchen  süwhiiten.'  1540. 
Z  RB.  Ph  we't(ti)  lieber  (möge")  Söu  (Soue"  ThHw.,  Mü. 
hüete"  (od.  Söütriber  werde"  ZO.),  als  Dies  oder  Jenes 
tun,  starker  Ausdr.  der  Abneigung  gegen  eine  Arbeit 
BsL.;  GT.;  TbHw.,  Mü.;  ZO.;  vgl:  ,Er  wollte  lieber 
Sauhirt  werden.'  UBrägg.  1780.  Wer  Niki  giert  het. 
nwess  Söu  hüete"  ScHSt.  (Sulger);  Sprww.  1869.  ,Min 
herren  haben  ...  ettlichen  narren  darin  [in  den  Rat] 
gesetzt,  dem  er  nit  getruwte  der  süwen  ze  hüeten.' 
1489,  Waldm.  Einist  mues'  Jede'  d'  Söue"  hüete", 
herunterkommen  LNebikon.  Ph  ha"  (no'h)  nie  mit 
dir  (Mir  händ  nie  mit -en andere"  oder  z'säme")  Söu 
(Ph  ha"  kani  Soue"  mit  dir  ThMü.)  g'hüetet,  Abweisung, 
wenn  Jmd  sich  zu  familiär,  zudringlich  benimmt  Aa 
Köll.,Leer.;  BoAa.,  E.  (auch  ltSGfeller  1911);  S  (Schild 
1881);  Th;  Z.  Bes.  zu  Jmdm,  der  Einen  unerwünschter 
Weise  dutzt  B;  G;  S;  Z.  Ir  brüche"d-micb  nüd  :'  duze", 
ich  ha"  nach  nie  mit-eucH  de"  Söue"  g'hüet't  Z  (Spillm.). 
,Da  sprach  die  N.  zu  im:  Worumb  duwest  mich?  Bin 
ich  diu  huor  oder  hab  ich  der  süwen  mit  dir  gehüetV 
1430,  Z  RB.  D'  S.  hüete"  als  Spiel;  s.  5  b  a  S.  D'  Sü 
(Sib)  hirte"  U  (Dial.);  Zg;  vgl.  Bd  II  1650  und  s. 
Maien-Sess  (Sp.  1382).  ,[Die  N.  habe  dem  .Pfleger'], 
vor  Martini  ein  Suüwli  glich  einer  Faust  gross  in; 
etlich  Wochen  lang  gehütet.'  1605,  Z.  D'  Sü  gaume" 
Schw  (Dial.).  Der  Bueb  fart  mit  de"  Siwe"  UR.  's  ist 
e"  Sü  voll;  wenn  all  voll  sind,  se  chan"-irh  (l")fare", 
,wenn  ein  Kind  bei  Tisch  rülpst'  (Sulger)  ScnSt.; 
Sprww.  1869.  D'  Sü  tribe";  s.  usen-riben  (Bd  VI  61) 
und  vgl.  S.-Tribel,  -Triber.  .Unser  metzger  bettend 
vil  jar  har  uss  Paierland  die  sauwen  triben  und  si 
hie  verkauft;  ietz  tribe  der  abt  die  pfaffen  auss  Paiem 
und  koufte  si  um  der  mess  willen;  die  suwen  [!]  wurdend 


l-t'X. 


haw,  sew.  siw,  sow,  suw 


i  lo»; 


hie  faisst  ab  molchen,  die  pfiffen  ab  pfruonden.'  Vad. 
Als  Spiel;  s.  5ba3.  E"  Tribete"  Sü  BG.  (Bärnd.  1911). 
An  manchen  Orten  ruft  der  Hirt  die  Schweine  Mor- 
gens durch  Blasen  zusammen;  s.  ushin-güggen  (Bd  II 
181).  Bestimmungen  über  Weide,  Verwahrung  uä. 
.[PvLuternau  soll  bei  dem  ,mos',  dessen  Nutzniessung 
die  Ettiswiler  angesprochen  hatten,  bleiben;  das  sollen 
sie]  im  nicht  inzünen  noch  die  süw  darin  lassen.' 
1422,  Seg.  RG.  ,Den  insässen  gebieten  ...  ross,  küen, 
süwen,  gens  und  derglich  für  den  hirten  ze  triben 
und  nit,  andern  zu  schaden,  ledig  gen  ze  lassen.'  1493, 
Th  Beitr.  (Offn.  der  Herrschaft  Kefikon-Islikon).  ,Von 
süwen  [Überschrift].  Item  wer  süw  in  unsrem  gricht 
darafter  umlouffen  lad,  der  ist  kon  von  einer  ietlichen 
suw  umb  ein  pfundt  buoss  zu  ietlichem  mal,  als  dick 
einer  die  louffen  lat,  es  sye  sommer  ald  winter,  ald 
einer  ald  einy  töre  dan  an  heiigen  sweren,  daz  sy  im 
über  sin  willen  uss  entluffen  syent.'  1510,  Ndw  LB. 
,Wenn  die  stroftelweid  hinüberkompt,  das  die  zeig 
offen  stand,  das  dann  die  beid  partyen  [Glattfelden 
und  Seglingen,  die  wegen  des  Weiderechts  im  Streite 
liegen]  ir  vicb,  es  syen  süw  oder  küo,  uffschlachen 
und  das  dann  also  gon  lassen  und  kein  teil  dheinen 
hirten  daby  haben...  solle.'  1512,  Z  RM.  ,Das  die 
husfürer  [vgl.  Bd  I  950]  einer  nit  me  solle  haben  dan 
zwo  süw  und  die  zuo  veld  für  den  hirten  schlachen 
und  inlegen  ze  mesten.'  1530,  Aar.  StR.  ,Die  Suw 
sol  ein  Stall  oder  Hirten  haben,  damit  dieselbige 
Niemands  Schaden  tüge.'  1621,  GT.Rq.  (G  Gant.). 
Sogar  Städte  erlassen  Verbote  gegen  das  Laufenlassen 
der  Schweine:  ,L>en  schwynhirten  zedel,  daz  si  d  lat 
warnend,  d  süw  nit  in  der  statt  umherlouffen  lassen.' 
1557,  B  RM.  .Die  suw  intuon.'  .Verkünden,  das  jeder- 
man  die  süw  intuon  [solle].'  1532,  BRM.  ,Sy  hette... 
gseit,  sy  weite  d  süw  yntuon.'  1541/3,  Z  Ehegericht. 
,Die  süw  inlegen';  s.  Bd  III  1182;  vgl.  5dr-  D'  S. 
ablä"  (student.),  üslä"  (BE.),  sich  ungebührlich  be- 
nehmen, ,sich  viehisch  geberden'  (Bärnd.  1904).  ,[Dass] 
man  bei  einer  Beerdigung  doch  Frieden  und  Austand 
bewahrte  bis  ins  Wirtshaus,  nicht  schon  Stunden 
vorher  auf  dem  Todtenacker,  ja  in  der  Kirche  selbst 
die  Sau  ausliess.'  Gotth.  ,[Das  Wallfahren  sei]  ein 
hin-  und  widerlauffen  wie  ein  suw  in  dem  rat  [1.  ,kat'?].' 
1554,  Zu  Verhörakten.  ,Es  ist  umb  ein  Eidgnosschaft 
wie  umb  eelüt,  wyb  und  man:  dann  wie  übel  die 
uneins  werdent,  wann  inen  darzwüschent  ein  suw  in 
garten  lüffe,  si  näment  stecken  und  bängel  und  schlüe- 
gent  und  jagtent  die  su  daruss  und  wurdent  wol 
wider  eins.'  Aa  TB.  1904  (TgB.  WSchodolers  d.  J.). 
En  anderi  S.  lauft  's  Dorf  ab  (durch  's  Dorf  durchhe"), 
eine  andere  Neuigkeit  taucht  auf  TaEgn.  Jez  ho"d 
doch  d'  Lüt  Nämis  z'  schwätze",  bis  wider  en  anderi 
Sü  's  Dorf  ab  lauft,  ebd.  Die  G' Schicht  von  der 
Bachgumpete"  [ist]  in  Vergesse"heit  'cho";  denn  es  ist 
öppe"die  wider  en  anderi  Sou  dor'*  's  Dorf  durchhe" 
g'laufe".  G  Kai.  1890.  .Der  s.  die  schellen  anhenken', 
eine  Sache  in  die  Öffentlichkeit,  unter  die  Leute 
bringen  (vgl.  Schellen):  ,Wo  das  [die  Bemühungen 
der  Geschlechter  um  die  Regierungsgewalt]  iedermann 
hette  betrachtet  ...  so  wer  ich  ...  nit  iez  in  disem 
rollfass  und  wurde  gezwungen,  von  der  statt  recht 
wegen  der  suw,  wie  man  spricht,  die  schellen  anzuo- 
henken.'  ThFrickart  1470.  D'  (der)  S.  ringe"  (ringle"); 
s.  schon  o.  (Sp.  1490  u.)  und  Bd  VI  1100.  1102  und  vgl. 
Bärnd.  1904,   71.     Sü   üshaw'e":   vgl.   Bd  II   1809  o. 


Sü,  Süli  verschnlde" ;  s.  Gälzen  (ebd.  296)  und  vgl. 
S.-Galzer  (ebd.  296),  -Pingger  (Bd  IV  1378),  -Schni- 
der;  ferner  Steinm.  1804,  281.  ,Die  s.  (ge)schouwen'; 
s.  ge-rilten  (Bd  VI  1679)  und  vgl.  S.-Ge-schauwer.  ,[A., 
Metzger,  will  dem  B.]  von  sölicher  siner  schuld  gelt 
abziehen  [mit  der  Begründung,  dass  er  dem  B.]  ein 
s.  geschowet  hett.  [B.  erwidert,  A.  habe]  im  dehein 
s.  geschowet  und  by  zwey  oder  dry  jaren  nie  kein  s. 
in  sim  hus  gestochen.'  1471,  Z  RB.  E"  S.  (ab-) steche"; 
s.  auch  Sp.  1496  u.  und  vgl.  Süwli- Stich.  Metzger,  wetz- 
mer  (d)'s  Metzgermesser  (Metzger,  wetz-mer  's  guet  Z 
Stdt,  Wald,  wol  ZF.),  dass  »"*  cha""  mi"s  Söüli  (an 
mehreren  Orten  auch  Chälbli)  steche"  (mV  Sou  ersteche" 
ZWila),  Schnellsprechvers  ZF.,  Reg.,  Stdt,  Wald, 
Wulff,  Wila,  Zoll,  und  lt  Dan.,  Fortsetzung  und  icenn-t' 
(-mer)  's  du  nüd  wetze"  wi't,  se  nim-ich  dir  de"  Huet 
Z  (ltDän.).  S.  noch  Brat  (Bd  V  886);  rot  (Bd  VI 
1741).  ,[Der  Selbstmörder  hat]  sich  selbs  . . .  erstochen 
in  sinen  hals  glich  wie  man  ein  sauw  sticht.'  UMey. 
Chr.  1563.  D'  Sou  absteche",  ,das  entscheidende  Wort 
zu  reden  haben',  auch  ,sich  nicht  darein  reden  lassen' 
B  (AvRütte).  Ich  will-ech  da  la"  bifele",  Dir  stechet  doch 
de""  d'  Sou  ab.  He,  ich  metzge"  sust  Sil,  Dorfbarbier,  auf 
die  Frage  nach  seinem  eigentlichen  Beruf.  Breitenst. 
1864.  Ich  will-der  Öppis  säge"  con-eren  alte"  Stege",  min 
Vater  hat  es  Söuli  g'metzget,  mir  e"  Wurst  und  dir  e" 
Wurst,  mir  de"  Speck  und  dir  de"  Dreck  ZReg. ;  vgl.  die 
Var.  Sp.  396  u.  's  gut  nit  «'  Tod,  bis-me"  d'  Sou  metzget. 
Sprww.  1869;  s.  noch  die  syn.  RA.  Bd  IV  625  o.  S- 
auch  cor-be-reitet  (Bd  VI  1647).  ,A.,  der  Metzger  . . " 
habe  verschinen  Martini  dem  Hin  Pfleger  N.  obge- 
dachtes  Söuwli  gemetzget.'  1665,  Z.  [Herodes  hat] 
am  selba  Tag  zwey  Ochsa,  dry  Kühe,  vier  Kälble  und 
feuf  Sau  gmexget  und  s  Würstmahl  gha.  AKornhoffer 
1679.  S.  noch  Asne  (Bd  I  505  o.).  E"  (wüesti)  S. 
(bi  Ei"'m  V-)  metzge" ;  s.  Bd  IV  625/6.  Er  het  e"  wüesti 
S.  bi-im  Vg'metzget,  ,ihn  grob  bescholten'.  Sprww. 
1869.  E"  S.  brüeije";  s.  Bd  V  554;  sättig  II  (Sp. 
1476)  und  vgl.  S.-Muelt  (Bd  IV  217).  Er  ist  so  wiss 
wie  e"  g'schabeti  Sou.  Sprww.  1869.  Sitten  bei  der 
Metzgete";  vgl.  Wurst- Mal  (Bd  IV  165)  und  s. 
Chrumm-bein-Lied  (Bd  III  1096/7;  weitre  Varr.  aus 
Bs  s.  SV.  1912,  1/2);  Wurst-Brief  (Bd  V  495)  und  vgl. 
S.-Sack  (Sp.  638);  um  d'  Wurst  singen  (Sp.  1195  o.). 
Dazu  einige  Nachträge:  Dürri,  dür'i  Bire",  hinder 
dem  Ofe"  füre":  's  Süli  het  e"  Chrumbbei",  geu-mer 
auch  en  Würstli,  hau"et  ufe",  haW'et  abe",  hautet  e" 
Stuck  ro"-der  Siten  e"weg!  AaDj.  Gueten  Abe"d,  Herr 
und  Frou,  gebt -mer  o"ch  von  öüer  Sou  (I'h  hält  gern 
vo"  euer  Sou  Aa),  nid  gar  (z')  weni'-1,  nid  gar  (und  doch 
net  Aa)  z'  vil,  (nomen  auch  Aa)  vo"  den  Öre"  bis  zum 
Stil  Aa  (auf  einem  Zettel  an  die  Türklinke  gehängt, 
worauf  der  Schreiber  sich  mit  einem  Stein wurf  an 
die  Haustüre  entfernt);  B  (GZür.  1902).  I«*  wemche" 
dem  Metzger  e"  goldi"s  Messer,  dass-er  uf  's  Jär  chan" 
e"  Söüli  steche"  (Fortsetzung  Bd  VI  826)  ZEidberg. 
Zur  Nutzung  vgl.  auch  S.  (Schwin)-Feissli  (Bd  I  1074), 
-Fleisch  (ebd.  1223),  -Grüben  (Bd  II  686),  -Lid  (Bd  III 
1088),  -Bachen  (Bd  IV  964),  -Bein  (ebd.  1303),  -Büp- 
peli  (Bd  VI  1195),  -Sigel  (Sp.  496),  -Schmalz,  -Schmer. 
,Von  der  sauw.  Nutzbarkeit  des  tiers  ist  die  gröste, 
so  man  hat  von  der  meerung,  fleisch  und  feisste  . . . 
Auss  der  haut  werdend  schuoch,  halfteren,  riemen 
bereitet . . .  Das  schmär  wirt  von  den  schuochtzeren 
gebraucht  . . .  der   späck   zuo   dem   karrensalb  . . .  das 


1497 


Saw, 


bluot  zuo  Jen  tiscbaassen  und  gwild  zuo  fallen  ... 
Der  seuwmist  [ist]  nit  in  kleinem  brauch,  vorauss 
zuo  etlichen  böumen  ze  legen.'  Tierb.  1563.  De'  Giz- 
hals  und  e"  feissi  Sou  nütze"d  erst,  wänn-s'  töd  sind. 
JVIessikommer  1910.  ,Wanu  die  Sau  geschlachtet  ist, 
geniesst  man  ihr  am  besten,  avarus,  nisi  cum  moritur, 
nil  recte  agit.'  Met.  1692.  D'r  Speck  vo"  ü"se"  Sänne" 
luegt  albe"  drus  [aus  dem  Kraut]  usse".  Schwz.  Frauenh. 
1907  (SL.).  ,Ein  Schnefeli  Fleisch  . . .  grünes  oder 
gesalzenes  . . .  von  einer  Sau.'  Gotth.  S.  noch  Burst  II 
(Bd  IV  1607).  ,[N.,  der  dem  Gatten  der  A.  zwei 
Schweine  geliefert  hat  und  beim  Konkurs  des  Schuld- 
ners leer  ausgeht,  erklärt:]  Nun  sige  A.  die,  so  die 
suwen  hab  hellten  ässen,  darumb  stände  er  da  vor 
gericht  und  begere  von  iro  früntlichen  umb  sin  schuld 
ussgericht  zu  werden.'  1524,  ZAnd.  Der  Hansli  m1"* 
si"  Frou,  si  fresse"  z'sämen  e"  Sou.  Der  Hansli  mW 
gar  vil,  er  frisst  der  Sou  der  Stil.  GZür.  1902  (BMünch.). 
E"  halbi  S.;  vgl.  (Speck-) Siten  (Sp.  1449.  1457).  Gott 
Lob  und  Dank!  Iez  bin-ic''  nümme'  chrank,  (ich)  mag 
ivider  e"  Bitzeli  esse":  e"  halbi  Sou  (ühue  ZThalw.) 
und  der  Pfund  Brot  (und  es  Brot  de'zue  ZThalw.), 
Das  ist  mi"s  Bitzeli  (mi"  ganzes  ZThalw.)  Esse"  Z 
Ebm.,  Thalw.  .Alleweil  eine  halbe  Sau  im  Kamin... 
Das  verleidet  einem  Bauer  zehnmal  weniger  als  das 
schönste  Weibsbild.'  Lienert  1898.  Handel  und  Wandel 
(vgl.  S.-Märkt  Bd  IV  414).  De'  Vatter  ist  mit  Sülene" 
z' Markt  Th.  Weide"li'>'  weide*li">  lauf,  lauf,  lauf! 
De'  Vatter  hat  e"  Süli  g'chauft,  Kinderreim  ThHw. 
, Weihe  suwen  kouffen  uf  zil  und  tag,  demnach  zuo 
klegt  komen,  sind  zuo  buoss  verfallen  ein  pfund  baller 
üii  gnad.  Es  sol  ouch  nieman  tribsuwen  dings  kouffen; 
wer  das  Übersechen  wurd,  die  werdent  ein  scbulthess 
und  raut  straffen  nach  irkanntnüs.'  THDiess.  StR. 
,Seüwtreiber,  der  seüw  verkaufft,  suarius  negotiator.' 
Fris.;  Mal.  Diebstahl.  Er  ist  vo"  N.,  wo  de' Bravst 
e"  Sou  g'stole"  hat.  Sprww.  1869.  ,Der,  so  die  suw 
und  hupen  verschlagen  hatt,  ist  gestraft  umb  2  gülden.' 
1513,  BRM.  Häutig  unter  Abgaben;  vgl.  zB.ZKyb.Urb. 
um  1261  (ASG.XII  147  ff.);  SchwE.  Urb.  1331  (Gfd  45, 
60 ff.);  ferner  Färli  (Bd  I  921);  Zehenden- S.  Unter 
dem  Zehnten  des  Pfarrers  erscheinen  .kalber,  kytze, 
fülle,  suwen  [usw.].'  1529,  GSennw.  (Strickler).  ,Was 
jedes  järlich  von  sinem  krutgarten,  dessglicben  für 
das  ops,  bynli,  färli,  süli  und  kalber  geben  sol.'  1597, 
Z  Bq.  1910  (Beschreibung  des  kleinen  Zehntens  von 
ZAlbisr.).  Schweine  unterliegen  der  Verbrauchssteuer; 
vgl.  Un-Gelt  (Bd  II  243).  ,Zoll  von  2  Säuen  10  ß', 
unter  Ausgaben.  1785,  Z  Haush.  Wertschätzung. 
An-ere"  Sou  ist  Alles  guet  vom  Schnörrli  bis  zum 
Schivänzli.  Messikommer  1910.  Wän"  e"  Sou  wüsst, 
dass-si  e"  Sou  war,  so  wuri-se-sieh  selb  fresse"  ZRuss. 
Die  Sou  nam-ich  für  mi"  Frau,  von  Etw.,  das  man 
sich  gerne  schenken  liesse,  das  Einem  begehrenswert, 
wertvoll  erscheint  Z.  ,So  ne"  U'flät  [ein  Hund]  fress 
für  zweu  Söuleni,  und  das  seien  denn  doch  weit  wert- 
vollere Glieder  der  tierischen  Gesellschaft.'  B  Schulbl. 
1900.  D'  Söü  gelte"  nie,  was  si  wert  sind  L  (Ineichen). 
S.  noch  Hälsel  (Bd  II  1211).  ,Zwo  suwen  um  42 
batzen,  uf  zil  und  tag  zuo  bezalen.'  1524,  ZAnd. 
,Dass  Söuwli  [sei]  anfangs  nit  5  batzen  wert  gsein.' 
1665,  Z.  Er  ist  wert  (so  u'wert  Scu)  wie  e"  S.  im 
Jude"hüs  L  (Ineichen);  Sch;  Sprww.  1869.  ,Er  seye 
so  wärt  als  eine  Sau  ins  Juden  Hause.'  JJUlr.  1731. 
Cho"  wie-n-  e"  (d'  THDiess.)  S.  i(n)'s  Jude"hüs,   un- 


erwartet, unerwünscht  Bs;  BStdt;  THDiess.  ,Gang  in 
aller  Säue  Namen,  so  frisst  dich  kein  Jud!'  Sprww. 
1824;  s.  noch  Bd  III  12  u.  Als  verachtetes  Tier.  E" 
Sou  und  en  Amme"  b'halti"d  eisster  der  Name"  L 
(Schweiz  1859);  s.  schon  Bd  IV  246.  .[Kaiser  Augustus 
habe  im  Hinblick  auf  den  Kindermord  gesagt]  er  wölte 
lieber  des  Herodis  suw  syn  dann  sin  son.'  LLav. 
1583.  Gott  Vodä  der  alt:  [Ich]  tvolt  ehender,  das  mich 
d'  Sau  fressä  als  noch  länger  so  vill  Gift  und  Gall 
auflesä.  Ttrolersp.  1743.  S.  noch  Hund  (Bd  II 
1424  u.).  Insbes.  in  Bez.  auf  das  Äussere.  ,[Einer] 
dessen  Lyb,  Angesicht,  Gang  und  Proportion  unflätig 
wüest  undt  besser  einer  Suw  zuo  verglychendann  einem 
hübschen,  wolgestalten  Mann.'  1608,  AfV.  (Zg).  Mit 
Neg.,  nicht  einmal  ein  Schwein;  vgl.  Chats  (Bd  III 
587  o.).  ,Wie  möchte  dann  die  seel  oder  das  gmüet 
des  menschen  [zergehen],  so  doch  nit  ein  krott  oder 
suw  als  stirbt,  daz  sy  gar  ufhörend  syn':"  LJud  1531. 
Kei"  S.,  in  best.  Verbindungen  =  Niemand.  Us  Dem 
chund  (e")ke'"  S.  (drüs),  wird  Niemand  klug,  darin 
findet  sich  Niemand  zurecht,  von  einem  Wirrwarr  von 
Fäden,  einem  verwickelten  Handel  udgl.  Aa;  Bs;  B;  G 
Th;  Z  und  weiterhin.  Bi  d'ere"  G'schicht  ist  bald  ke'" 
Sou  ml'  drüs  cho".  JEgli  1895.  Es  weiss  kei"  Sou, 
was  Das  ist  ZW.  Es  het-ne"  e"  ke'"  Sou  verstände" 
BStdt.  Verstärkt.  E,  e,  Chinde",  wie  güderi"d-er  doch 
au'h!  ke'"  hoffärtigi  Sou  tat  so  Eppis  numede"  a"luege" 
L.  E"  Bett  ...'s  W'ti  kei"  hoffärtigi  Sou  dri"  i"he". 
Huw.  Kai.  1853.  .Betten,  so  miserabel,  dass  ...  leicht 
eine  hoffärtige  Saw  sich  nicht  darein  gelegt  hätte.' 
Gotth.  E"  eige"ligi  Sou  friiss-es  nid,  von  einem  schlecht 
zubereiteten  Essen  BE.;  s.  noch  Bd  I  147.  Als  Typus 
des  in  allerlei  Verhältnissen  Ungeschickten,  Un- 
brauchbaren, Unpassenden.  ,[Narr  von  Zweien,  die  sich 
unüberlegt  rasch  verlobt  haben :]  Hand  sich  verehlechet, 
bei  meiner  Treuw  nit  zemmen  zeit,  gleich  wie  die 
Seuw,  die  im  Verstand  sind  grob  und  rauch.'  L  Spiel 
1733.  Du  mosch  ['s]  ha",  aber  nüd,  bis  der  A"hau'c 
chalberet  ond  d'  Saue"  ufflügi"d.  ATobler  1905.  Singen 
können  wie-n-es  Süli  chlimme";  s.  Bd  III  647.  .[Weis- 
heit würde  einem  Narren]  gleich  als  wol  anston,  als ... 
wölt  ein  suw  die  luten  schlau ;  das  war  on  zwifel  sehen.' 
HsRMan.  .[Leute]  die  sich  auf  die  Musik  verstahnd 
wie  eine  Sauw  auf  das  Orgelschlagen.'  1629,  Troll 
1844  (Stiftungsurk.des  Musikkollegiums  ZWth.).  ,Was 
soll  eine  Saw  am  Spinnrad  V  Graculo  cum  tidibus  nihil.' 
Mev.  1677.  1692.  ,Die  Saw  ist  ein  Apoteker  worden, 
camelus  saltat.'  ebd.  Dö  mächt  (we't)-me"  (am  liebste" 
hinderst  GStdt)  uf  (auch  mit)  der  (od.  -ere")  S.  (auch 
wilde"  Sou  Z)  fürt  (rite"),  ,es  ist  nicht  zum  Aushalten', 
ist  zum  Davonlaufen,  aus  der  Haut  fahren!  Aa;  Bs;  G; 
Sch;  S;  Th;  Z;  Sprww.  1869.  S.  auch  schon  Bd  VI 
1672  o.  und  vgl.  Geiss  (Bd  II  456).  F"  ha"  gemeint,  i'h 
müess  uf-der  Sü  cho",  sagt  zur  Kennzeichnung  seiner 
Verlegenheit  Einer,  ,der  sich  blamiert,  die  Finger  ver- 
brannt hat'  THTäg.  ,Üf  der  s.  sitzen';  s.  Bd  VI  1169  o. 
(auch  Wander  IV  1172).  's  passt  (-ere")  wie  de'  Sattel 
für-e"Sü  ScuSt.  (Sulger),  we-n-ere"  Sü  en  Sattel  ThHw. 
Passe"  wie-n-ere"  Sou  es  röts  Halsbängeli.  Loosli  1910. 
,Ein  [putzsüchtiges]  Weib  ohne  Zucht  ist  wie  eine 
Sau  mit  einem  goldenen  Halsband.'  1766,  aZoll.  1899. 
,Es  ist,  als  wann  man  der  Sau  einen  Beiz  anlegte, 
simia  est  simia,  etiamsi  aurea  gestet  insignia.'  Hosp.  ; 
danach  wohl:  ,Der  Sau  einen  Pelz  anlegen.'  Sulger. 
S.  noch  Chor-Bock  (Bd  VI  830).  —  y)  Glaube  und 


ir.>'.' 


Saw,  sew,  siw,  suw,  suw 


Brauch.  ,Die  Sau  läuft  in  der  Frucht',  heisst  es, 
wenn  zur  Erntezeit  der  Wind  bei  schönem  Wetter 
Wellen  im  Korn  schlägt.  Süterm.  ES.;  vgl.  Rochb. 
1856  II  187;  Wander  IV  18;  Follmann  429;  ferner 
5  d  a  ß  (dazu  die  Anni.);  süwen  1  c.  Beim  Kauf 
junger  Schweine  muss  der  TF^c/iaufabgehalten  werden, 
sonst  gedeihen  dieselben  nicht  gut;  s.  Bd  IV  726  u. 
und  vgl.  Bd  III  167  u.  Ein  Schneider  traf  einst  Nachts 
auf  dem  Wege  zwischen  Wängi  und  Heiterschen  (Th) 
eine  grosse  herrenlose  S.  an  und  band  ihr,  da  er 
keinen  Strick  hatte,  sein  Halstuch  um,  um  sie  nach 
Hause  zu  führen.  Er  musste  hiebei  über  einen  Steg, 
und  als  er  auf  der  andern  Seite  desselben  angelangt 
war,  hatte  er  auf  einmal  nur  noch  das  leere  Halstuch 
in  der  Hand,  die  S.  war  und  blieb  verschwunden.  AfV. 
In  GOUzw.  starben  einem  Manne  stets  die  jungen 
Schweine.  Man  riet  ihm,  sobald  die  Ferkel  wieder 
krank  würden,  ein  lebendes  Schwein  unter  der  Dach- 
traufe zu  begraben.  Er  wollte  es  tun,  aber  das  Tier 
schrie  fürchterlich,  und  sofort  erschien  ein  Weib, 
welches  ihn  inständig  um  Erbarmen  bat.  Als  er  aber 
nicht  nachgab,  entfernte  sich  die  Hexe  und  starb  so- 
gleich. Henne  1879.  ,Wenn  ein  Schwein  überfahren 
ist,  so  spricht  man:  Ist  dir  des  Tags  oder  Nachts 
Etwas  widerfahren,  so  klag  es  der  Schwester  Elia, 
dass  sie  dir  es  wieder  abnehme.  Dazu  fängt  man 
vorne  bei  der  Schnauze  des  Tieres  an,  fährt  langsam 
über  den  Rücken  bis  ans  Ende  des  Schwanzes.  Beim 
Zurückgehen  macht  man  mit  der  Hand  drei  Kreuze, 
eines  auf  dem  Kreuz,  eines  auf  den  Laffen  und  eines 
über  dem  Kopfe.'  HZahler  1898.  Ein  gewisser  Kno- 
chen aus  dem  Kopfe  des  Schweins  in  der  Tasche  ge- 
tragen verhütet  das  Verlieren  der  darin  befindlichen 
Gegenstände  S.  ,[In  einem  vom  bösen  Geiste  besessnen 
Knaben]  hat  sich  der  bös  Feindt  mit  14  seiner  Ge- 
sellen, die  sich  alle  der  Säuwen  Muetter  genant,  an- 
gefangen zeigen.'  RCys.  (Br.).  Vgl.  noch  Rochel-Mör 
(Bd  IV  378);  Färli-,  Rät-hüs-S.  und  Rochh.  1  93.  II 
87;  ferner:  ,[Bei  GitRäzüns]  sieht  man  dann  und  wann 
eine  riesige  Sau  mit  fünf  Jungen  und  zwar  zwischen 
Nacht  und  Tages-Anbruch.  Diese  gespenstigen  Tiere 
haben  feurige,  furchtbar  grosse  Augen,  die  Sau  so 
gross  wie  Wagenräder,  die  Jungen  nur  wie  Ptiugs- 
räder.  Nicht  Jedermann  kann  sie  sehen,  sondern  nur 
Solche,  die  zu  gewissen  Stunden  das  Licht  der  Welt 
erblickt  haben.'  Ein  Mädchen  wurde  von  ihnen  .her- 
umgejagt, und  habe  immer  in  einem  Kreise  herum- 
laufen müssen,  bis  der  Messmer  in  StPaul  den  Tag  an- 
geläutet habe.'  Jecklin  1878;  vgl.  Sp.  1491.  —  b)  nur 
für  das  weibliche  Schwein,  Mutterschwein  GrA., 
Av.,  D.,  Mai.,  Nuf.,  ObS.,  Pr.  (lt  MKuoni  ,Sau,  Alp- 
schwein'), V.;  PA1.  (,troia'  Giord.),  Po.;  GMs,  Rag.; 
W  (so  Binn,  Mü.);  vgl.  auch  die  Anrn.  Syn.  Leuch 
(Bd  III  1013);  Lös  I  (ebd.  1425);  (Färli-,  Lammer-, 
Süw-)Mör  (Bd  IV  377/8);  Nunn  (ebd.  765);  Bach 
(ebd.  964).  D'  Föz  und  d'  Sita  hed  V  [der  sündhaft 
verschwenderische  Senn]  g"  futteret  mid  Milch,  aber 
nü"  mid  ganzem.  MKconi  (Schwzd.).  Schläfe",  bis 
all  Sil  chräje",  bis  in  den  hellen  Tag  GRNuf.  ,Su 
vel  more,  scrofa.'  Ebinger  1438.  —  2.  Wild- 
schwein S  (Jägerspr.  lt  Diana  1909).  Syn.  Wild-S. 
s.  d.\  D' Söu  chessle",  wühlen  den  Boden  auf,  haben 
das  Gras  zertreten.  D'  Sou  het  ne"  Chambe"  wie-n-e" 
Stallbese"  SL.;  spec,  .Weibchen  des  Wild-schweins', 
Bache    AALeer.  (H).     Im   gleichen   Sinne:    E"   wildi 


S.  Tu;  Z.  Es  ist  irie  irä""-me"  e"  Herd  mldfij  Söü 
üslies',  wann  die  Chind  us  der  Schuel  ehömfd  Z ; 
vgl.  Rudel  I  (Bd  VI  626).  In  den  altern  Belegen 
nicht  immer  sicher  von  der  Zss.  zu  unterscheiden. 
,Dem  puren  von  Yffwil,  der  eine  wilde  suw  gebracht, 
3  pfd.'  1538,  AFlüri  1894.  .Denen  von  Erlach,  so 
die  wildsuw  bracht,  jedem  ein  par  hosen.'  1541,  BRM.; 
nachher:  ,von  der  wilden  suw  wegen',  ,der  die  wilde 
suw  bracht.'  ,12  pfd  10  ß  trinkgelt  denen  von  Wald, 
Ober-  und  Nidertürten,  den  nachburen,  ouch  beiden 
herren  von  Rüti,  als  sy  minen  herren  drig  wild  süwen 
geschenkt.'  1549,  Z  Seckelamtsrechn.  ,Aper,  ein  Wild- 
schwein oder  wildesauw.'  Fris.;  ,das  wild  schwein, 
aper,  wilde  sauw  . . .  von  einer  wilden  sauw.'  Mal. 
,Von  dem  fleisch  der  wilden  seuwen.'  Tierb.  1563; 
meist  ,w.  schwein'.  .[Schulkinder  haben]  zu  Zeitten 
ein  wildes  Schwein  oder  Sau  gesehen  aus  dissem  Loch 
des  Berges  [in  dem  ein  Schatz  liegen  soll]  hinaus- 
springen.' XVIII./XIX.,  THEscb.  —  3.  .indianisch  suwli', 
Meerschweinchen;  Syn.  Mer-Süli.  ,Ir  [der  Meer- 
schweinchen] stimm  ist  gleich  der  stimm  der  jungen 
seuwlinen,  aus  ursach  man  söliche  indianische  seüwle 
genennt  hat.'  Tierb.  1563.  —  4.  Nachbildungen  des 
Schweins,  a)  aus  Lebkuchen.  [Abraham  bietet  Gott 
Vater  Sammichlaus-G&ben  an:]  So  nimm  doch  ä  span- 
hischhrödige  Frau  oder  ä  züriläküeehige  Sauw.  Tyro- 
lersp.  1743.  --  b)  Trinkgefäss  in  der  Form  eines 
Schweins.  ,1  laimine  Sauw  ...  daraus  man  trinkt.' 
1627,  TnBürglen  Schlossinv.  —  c)  als  Abzeichen  auf 
Bannern,  so  des  .Grossen  Rates'  (vgl.  Bd  VI  1573)  in 
ZsStdt  (vgl.  S.-Banner  Bd  IV  1286),  der  ehemaligen 
Knabenzunft  in  GR.  (vgl.  S.-Becher  ebd.  967,  -Ge-richt 
Bd  VI  368  und  die  dort  angegebene  Literatur)  —  d)  das 
As  im  Kartenspiel,  das  urspr.  das  Bild  einer  S.  zeigte 
Aa  (auch  lt  H.);  Ap  (,bei  den  deutschen  Karten  das 
am  meisten  zählende  As'  T.;  vgl.  aber  die  Zssen); 
Bs;  B;  L;  G;  Th;  Ndw;  Z;  wohl  ziemlich  allg.,  aber 
heute  zumeist,  bes.  in  gebildetem  Kreisen,  durch  Axs 
(Bd  I  503)  verdrängt;  vgl.  auch  S.-Igel  3  (ebd.  150) 
und  die  Zssen.  A.  ansagend:  Hundert  Söü  [d.  s.  vier 
As,  die  hundert  gelten]!  B. :  Donnersdonner!  Ieh  ha" 
100  Meitscheni  [4  Damen].  Postheiri  1869  (B).  Vier 
Siliv  sind  obenüs.  NDwVbl.  1867  (Jasspolitik).  Wo  treit- 
me"  d'  Söü  in '«  Hände"?  (Im  Charte'spil) .  Schwzd.  (Z). 
.Sich  hab  begeben,  das  NN.  mit  einander  kartetent  [und] 
das  N.  zwo  süwen  hette  ...  Also  leit  N.  sine  zwo  süwen.' 
1486,  ZRB.  D'S.  steche";  s.  fliegen  (Bd  I  1179  o.). 
I'h  merke"  tvol,  was  Trumpf  si"  sö't,  aber  d'  Sou  isch 
noch  nit  g'stoche",  das  Spiel  ist  noch  nicht  verloren, 
,es  ist  noch  nicht  aller  Tage  Abend'.  Gotth.  .Einem 
die  s.  stechen',  Jmdn  seine  Sache  verlieren  machen. 
.Gugg,  Galli,  wem  zu  trauen  sey,  sonst  sticht  man  dir 
die  Sau!'  Spottlied  auf  den  Abt  von  StGallen  1712. 
TV  S.  gV't  's,  scherzh.  Aufforderung,  das  Spiel  zu  geben, 
an  den  Partner,  der  beim  Ablupfe"  (vgl.  Bd  III  1358) 
ein  As  abgehoben  hat  Ap;  B;  G;  Th;  Z;  vgl.  ScheUen-8. 
D'  Sou  giH  's,  Vatter,  gib  's  du!  G.  D'  Sou  giH  's;  Ätti, 
du  gisch  d's  Spü!  B  Hist.  Kai.  1793.  Du  hest  ja  drei 
Söu  in  'm  Charte",  du  cha""st  schu"  vier  wise",  die 
vierte  bist  du  selbst  Z.  Auch  sonst  oft  im  Spiel  mit 
Bed.  5  a.  D'  Sou  sticht  de"  Chüng.  Sprww.  1869. 
.[Drei  angesehene  Berner  mussten]  einen  untüchtigen 
man,  N.,  um  schmächlich  flüech  und  reden,  ergangne 
ufruor  [wegen  der  frz.  Pensionen]  anlangende,  mit 
recht  vertigen,  so  da  billich  von  gmeiner  eren  wegen 


1501 


.Saw,  sew, 


1502 


sölte  von  einer  stat  gevertiget . . .  sin  worden.  Aber 
in  semlichem  spil  sticht  d  su  den  kiing.'  Ansh.  Es 
ist  (giH)  (e")  kei's  (Charte"-)  Sjril,  es  ist  auch  e"  S.  drin 
(dass  nit  ...  ist)  L  (Iueichen);  Z  Rät.  In  iederem  Spil 
mues'  e"  Sou  si".  oO.  (LTobler).  Es  si"  im(en)en 
iedere"  Spil  Süü  (ist  oder  hat  ...  e"  Sü  Th)  BLütz. 
(Bärnd.  1904);  Th  (,in  jeder  Gesellschaft,  Familie  ein 
gefehltes  Individuum').  ,Es  ist  manchmal  eine  Sau 
im  Kartenspiel.'  Sprww.  1824.  Der  (Si)  ist  albig(s) 
(d')  Sou  im  Gharte"spil,  ,der  Hauptsünder'  GBuchs, 
We.  ,I)o  ward  gredt  von  sinen  [eines  Pfarrers,  der 
auf  der  Kanzel  die  wichtigsten  Glaubensdinge  mit  den 
einzelneu  Karten  verglichen  hatte]  aignen  undertonen, 
dass  er  die  suw  im  kartenspil  wer  und  tag  und  nacht 
voll  were.'  Vau.  S.  noch  Bolen  (Bd  IV  1179)  und  vgl. 
dieEAA.Sp.  1492o.  —  5.  übertr.  a)  als  Schimpfwort 
auf  Menschen  (Tiere);  vgl.  die  syn.  Zssen  Sp.  1491  u. 
a)  mit  Bez.  auf  vorwiegend  physische,  denen  des 
Schweins  unmittelbar  vergleichbare  Eigenschaften. 
Hinsichtlich  Ulireinlichkeit,  Uuordentlichkeit,  verwahr- 
lostem Äussern  Aa  (so  ßb.,  F.,  Leer.);  Ar;  Bs;  B;  Gr; 
G;  Sch;  Th  (bes.  auch  von  Einem,  der  unappetitliche 
Dinge  anfasst);  Nd w (Matthy s) ;  WMü.(auch  von  Tieren, 
zB.  von  einer  Kuh),  Vt.  (,nicht  allg.  üblich');  Z  und 
weiterhin.  Du  bist  e"  (reehtij  S..'  E"  bari  Sou  si" 
ZF.  Er  ist  e"  Sou  im  Folio,  und  wer 's  nüd  glaubt, 
ist  auch  esö  Z  (Spillra.);  vgl.  Sp.  31  o.  De'',  wo-sich  nüd 
wäscht,  ist  e"  Sou,  und  ic'er-si'h  mues'  wasche",  ist  auch 
e"  Sou.  Nw  e"  Sou  mues'-si''1  all  Tag  wasche"  Z  Wangen. 
,Das  ist  der  Weg  zur  Sau',  sagt  man,  auf  einen  Tinten- 
klecks (vgl.  5bßl)  deutend  Z  (Dan.),  Das  ist  d' Ströss 
zum  Söüli,  zu  unsauber  essenden  Kindern  (vgl.  u.) 
ZF.;  vgl.  de  Weg  zum  StLappi  (Bd  III  1350  u.). 
S.  noch  Anken-Ghubel  (Bd  III  113);  Recht  (Bd  VI  240); 
un-ge-räten  (ebd.  1599);  sehen  (Sp.  528).  Insbes.  von 
weiblichen  Personen  AaF.;  BO.  (bes.  ,die  in  der  Küche 
unreinlich  wirtschaftet'  Zyro);  Gr  (so  D.,  Mai.,  ObS. 
und  lt  Tsch.);  Tb;  ü;  WBinn.;  ZO.  (Messikommer 
1910).  Syn.  Choslen  (Bd  III  526);  Lös  (ebd.  1426); 
Mör  II  (Bd  IV  377).  Das  ist  e"  Sü!  sagt  ein  Bursche 
von  einem  für  eine  Heirat  in  Frage  kommenden  Mäd- 
chen, als  er  sieht,  dass  es  den  Käse  mit  dem  Chäs- 
jäst  (Bd  III  79)  verzehrt  U.  Du  alti  Sou !  AaF.  E" 
recht  treckigi  Süw,  auch  von  Kindern  WBinn.  Von 
Kindern  sonst  bes.  im  Dim.  (s.  schon  o.)  in  abgeschwäch- 
tem Sinne.  Du  Sali  (Söüli)!  Aa;  G;  Th;  Z,  auch  zu 
lärmenden  Kindern  Z Wangen.  Du  wüests  Süli,  tue 
's  Mül  abwüsche"!  Ap.  Du  bist  e"s  chll"s  Süwweli; 
gugg  dVs  Schürzli,  wie  's  üsg'seht !  BSi.  A  b'hüet-i"s 
trülich,  wie  bisch  du  e"  Süli!  auch  etwa  zu  Haus- 
tieren GBuchs.  Hinsichtlich  Unmässigkeit  im  Essen 
und  bes.  Trinken.  ,Etlich  buch,  Sardanapali,  Nerones, 
Heliogabali  und  der  glichen  süw.'  Zwingli.  E"  rolli  S., 
von  einem  Betrunkenen  B;  GT.;  Z  und  weiterhin;  vgl. 
s.-roll  (Bd  I  783)  und  Sp.  1490.  1494  u.  1501  o.  ,[N.] 
sprach:  Du  verhite  volli  su !'  1397,  ZRB.;  später:  ,Er 
wer  ein  trunkne  su.'  S.  noch  Pöbel-Volch  (Bd  I  804). 
,[Wenn  der  Statthalter  desRegierungsstatthalters]  voll 
am  Boden  sich  wälzen  [würde],  so  würde  ich  es  dem 
Regierungsstatthalter  sagen  ...:  Ich  hatte  geglaubt, 
ein  Statthalter  wäre  sein  Stellvertreter  ...  und  hatte 
nun  gefürchtet,  die  Schwarzen  möchten  sagen,  wer 
sich  durch  ein  Schwein  vertreten  lasse,  müsse  selbst 
eine  Sau  sein.'  Gotth.  Du  b'soffne  Sou!  Grolimcnh 
1910  (SGrindel).     Hinsichtlich  Trägheit.    E"  füli  S.: 


s.  Bd  I788o.  —  ß)  mit  Bez.  auf  moralische  Fehler. 
Sittenlosigkeit,  bes.  Vorbringen  von  Zoten  Aa;  Ap;  B 
(auch  lt  Zyro);  GRMai.;  Th;  UwE.;  Z  und  weiterhin; 
vgl.  auch  1  a  ß  und  4  d.  ,[A.  zu  B. :]  Es  wil  N.  noch 
ich  nit  din  süwerch  [schmutzige  Geschäfte],  so  du 
tribst,  liden  ...  Uff  das  rett  der  B.  zum  A.:  Du  bist 
als  ein  grosse  su,  als  Zürich  ist.'  1434,  ZliB.  ,Als 
der  pur  zur  suw  was  worden,  do  ward  das  kloster 
[Ittingen]  berowt  und  jämerlich  verprent.' Ansh.  ,Der 
Himmel  [ist]  nicht  für  die  Säue  und  stinkende  Sünden- 
Böcke  gebauet.'  JJUlr.  1731.  S.  noch  recht  (Bd  VI 
202/3).  Insbes.  von  Frauen  AaF.;  BSi.;  GhObS.;  L 
(Ineichen);  Z.  De"  Marge"  bette"d  d'  Jumpfere",  z' 
Mittag  d' Fratte",  am  Abi"g  d' Saue"  ZBass.  S.  noch 
Frau  (Bd  I  1244;  auch  Messikommer  1910).  — 
b)  auf  Dinge,  a)  ausgehend  von  der  (dicken,  run- 
den) Form.  1)  an  der  Kelter,  die  dicken,  kurzen 
Holzstücke  (mindestens  drei  an  der  Zahl),  die  zwi- 
schen den  auf  den  Deckbrettern  des  Kelterbettes 
(vgl.  Trott-Bett  1  Bd  IV  1816)  angebrachten  Leiste" 
(vgl.  Leistläf  Bd  III  1469)  oder  Spange"  und  dem 
Kelterbaum  (vgl.  Trott-Baum  Bd  IV  1248/9)  zur  Ver- 
mittlung oder  Verstärkung  des  Druckes  eingeschoben 
werden  (vgl.  rucken  2a.y  Bd  VI  850)  Aa;  Z,  so  Limm., 
Rafzerf.,  W.,  Zoll.  Syn.  Glid  3  (Bd  II  606);  (Trott-) 
Berg  (Bd  IV  1553/4);  Trott-S.  -  2)  ,die  grosse  Sau' 
hiess  zu  THArb.  ein  150  Centner  wiegender  Stein, 
welcher  1695  durch  die  Gewalt  des  Grundeises  gegen 
die  Stadtmauer  geschleudert  worden  war  und  als 
Naturmerkwürdigkeit   gezeigt   wurde.    THNeuj.  1824. 

—  3)  in  U  Slwli,  .steinerner  Ball'  Ap  (T.),  ,Ball'  U, 
.Holzkugel  von  ca  2  Zoll  Durchmesser'  GA.,  , rundes, 
kleines,  auch  polygones  Holzstück,  etwa  in  Hand- 
flächengrösse',  das  die  Spieler  ,mit  Stöcken  in  ein  in 
der  Mitte  des  Kreises  oder  Quadrats  gelegenes  Loch 
in  den  Boden  treiben'  GrD.  (B.);  vgl.  auch  die  Anm. 
S.  noch  Chessel  (Bd  III  516).  D'  S.  (i"'s  Ghessi  Ap, 
in  d's  Loch  GrD.)  tribe"  Ap;  GRh.;  GrD.;  U;  W;  vgl. 
Hatschlen  (Bd  II  1799);  Mör  II  3  a  (Bd  IV  378), 
ferner  Rochh.  1857,  395/7;  Gr.  WB.  V1H  1847:  AfV. 
XVI  148.  S.  noch  S.-Ätti  (Bd  I  586).  In  gleichem 
Sinne  d'  Sü  hüete"  GA.  (,nur  auf  den  Alpen  gebräuch- 
lich'). —  4)  Söüli,  Pflanzenn.,  Herbstzeitlose,  Coleb, 
autumn.,  im  Frühling,  wenn  die  Pflanze  die  Frucht- 
stände trägt   ZRuss.     Syn.  Muni-Seckel  2  a  (Sp.  671). 

—  ß)  ausgehend  von  der  Unreinlicbkeit,  Unordentlich- 
keit. 1)  in  BSi.  Süwwli,  Tintenklecks  auf  dem  Papier 
Ap  (Rochh.) ;  BSi.,  Klecks  BsStdt  (auch  lt  Sei).).  G'selust, 
wettigs  Süwtvli  hest  uf  d"m  Heft!  BSi.  —  2)  was  stö- 
rend, hindernd  Zshang  oder  Ausführung  einer  Sache 
unterbricht;  in  der  Verbindung  ,ein  s.  machen  (werften)' 
in  Etw.  .[Judas:  Es  ist]  die  meinung  min,  kein  suw 
well  ich  nit  werfen  drin  [in  den  Plan,  Joseph  zu 
töten].'  Ruef  1540;  vgl.  das  syn.  Häggen  2  b  (Bd  II 
1091).  ,Der  mit  seinem  schwätzen  einen  an  seiner 
arbeit  saumpt,  item  der  ein  sauw  in  ein  gesang  wirft, 
interpellator.'  Fris.  Spihlgraff:  Ih  sorg,  ih  sorg,  Gott 
Vodä  mach  uns  ä  Sau  drei  [in  das  Spiel] ;  er  tuet  wie 
halb  z'  hinderfür.  Tyrolersp.  1743.  —  c)  in  der  Ver- 
bindung du  g'felligi  Sü,  Glückspilz  Zu;  vgl.  das  syn. 
du  g'f.  Süfß  (Sp.  357  u.).  —  d)  zur  Bezeichnung  des 
in  bestimmten  Verhältnissen  Letzten,  a)  in  ScHSt. 
(Sulger)  Gliom-,  in  THÜomb.  Gerste"-,  Haber-,  Chom-, 
liogge"-S.,  der  bei  der  Ernte  zuletzt  fertig  werdende 
Schnitter    (Binder,  Drescher)    SchSt.;  Th;  ZSth.;  So- 


1 :,(.:: 


Saw, 


3W,    S1W,    SO  Vi  .    MIM 


term.  ES.  596.  —  ß)  in  GRNuf.  Sali,  in  GrD.  Ober- 
schnitt (lt  B.)  Stif(f)  m.,  die  kein  Stückli  (volle  Schlit- 
tenlast) mehr  ergebende  letzte  Heubürde  beim  Heu- 
einsammeln, bes.  beim  winterlichen  Heuzug  aus  den 
Bergwiesen  GrAv.,  D.  (B.),  ganz  kleine  Wildheubürde 
im  Winter  GRNuf.  Syn.  Guschen  (Bd  LT  482;  auch 
Dim.  Güschi);  Süggi  GrD.  (vgl.  Sp.  520);  Schwinli 
GRNuf.;  vgl.  auch  Strütschen.  —  y)  der  (urspr.  wohl 
oft  aus  einer  S.  bestehende)  letzte  Preis  bei  Wett- 
kämpfen; spec.  ,die  letzte  Gabe  beim  Schiessen'  ApI., 
K.,  M.  (T.).  ,Die  s.  heimfüeren,  -bringen'  uä.,  auch 
auf  andre  Verhältnisse  übertr.,  im  S.  von  Misserfolg, 
Schlappe;  oft  im  Spiel  mit  1.  ,Er  [Dr  Eck]  ist  mer  uff 
dem  schiessen  gsin,  füert  allweg  d  süw  mit  im  dahin 
und  wider  heim  on  d  hossen ;  yetz  aber  bringt  er  mit 
im  heim  ein  ussgeweschne  losen.'  UEckst.  , [Knecht 
zum  Arzt,  der  ohne  Erfolg  die  kranke  Messe  behan- 
delt hat:]  Potz  marter,  herr!  Wo  wölt  ir  mit  den 
süwen  allen  hin,  die  ir  dise  jar  mit  üch  heim  brin- 
gend? Man  würt  uns  für  fürköuffer  halten.'  NMan. 
,Zuo  Spyr  ietz  uf  dem  disputatz  da  hand  si  [Eck  und 
Faber]  ouch  gewunnen  von  süwen  ietz  ein  grossen 
schätz;  in  ist  keine  entrunnen.'  ebd.  .Unser  will  und 
meinung  [ist],  dass  ir  bescheidenheit  hieltind;  dann 
wo  wir  semlichs  [,die  jarrechnig  zuo  Baden  und  Tur- 
göw']  mit  gewalt  weren  söltiud,  wurd...  alles,  das, 
das  wir  zuo  Bremgarten  ufgricht  [näml.  der  refor- 
mierte Gottesdienst]  zuoruck;  dann  die  V  Ort  hand 
die  suw  heimgfüert,  Gott  hab  lob;  wir  hand  sy  mit 
dem  feilen  kouf  sunst  in  unser  hand.'  25.  VI.  1531, 
Strickl.  (Pim  Hag  und  J  Wagner  von  Bern  an  Zwingli). 
Abfertigung,  Zurechtweisung.  .Dasselbig  [die  mangel- 
hafte Abfassung  eines  überbrachten  Abschiedes]  hand 
wir  vier  botten  von  Bern  inen  [den  nachgerittenen 
S  Gesandten]  in  gegenwirtikeit  unserer  herren  nit 
vergessen  und  anders,  das  sy  mit  uns  schmechlich 
gehandlet...  und  inen  ouch  ein  suw  gen  heim  zuo 
füeren.'  1530,  ebd.  ,Die  frömbden  gesandten...  be- 
grüessten  ihn  [den  Hofmarschall,  den  sie  für  den  Kaiser 
hielten]  nach  keiserlichen  ehren,  entpflengen  aber 
hievon  ein  grobe  sauw,  indem  sie  von  edlen  hoff- 
jungen ...  verlachet,  mit  feusten  abgetrocknet  und 
fort  gewiesen  wurden.'  Wcrstisen  1580.  ,Er  [,ein  un- 
förmiger, roher  Grotz']  verderbet  keine  Gesellschaft, 
da  es  drunter  und  drüber  gehet  und  man  Leute  be- 
darf, die  brav  Säue  verschlucken  und  auch  wieder 
austeilen  können.  Selten  fällt  ihm  bey,  dass  er  sich 
ärgern  und  einen  Schimpf  allzu'  höh  aufnemen  solle.' 
Sintem.  1759.  Freier:  ,Eine  S.  inlegen';  s.  Ölt  (Bd  I 
181);  vgl.  la  (Sp.  1495).  —  8)  ,Kind,  welches  auf 
seiner  Schrift  die  letzte  Nummer  bekommt'  ApI.,  K., 
M.  (T.),  Wolfh.  Früher  wurde  .einem  solchen  Kinde 
eine  gemalte  S.  umgehängt'  ApT.  .Dem  Kinde,  wel- 
ches an  Ostern  die  letzte  Zahl  hatte,  riefen  die  Kinder 
mit  lauter  Stimme  hess,  hess!  zu'  ApTrogen.  —  e)  die 
dem  Rang  nach  letzte  Prüfungsarbeit  Ap(Rochh.)  — 
6.  su,  su,  su,  Lockruf  an  Schweine  GlH.  (so  Diesb.). 
Synn.  (zT.  auch  Scheuch-,  Treibrufe)  üss,  fatsch  (Bd 
I  564.  1140);  güs,  harsch  I,  hos,  hess  II,  hoss,  hasch, 
husch  (auch  Scheuchruf  BG.),  husch,  hatschi,  hutsch  I, 
hatz  (Bd  U  472.  1634.  1670.  1682.  1688.  1753.  1759. 
1760.  1799.  1801.  1831);  nugg  (Bd  IV  711);  sü,  sig(g), 
sug,  sugg  (Sp.  34.  489.  519.  520);  sitz.  Starkes  Schnal- 
zen mit  der  Zunge  ZZoll.  Vgl.  auch  Wack.  1869,  37. 
Ahd.  «ü,  Pl.«üfw;t,  mhd.ss,  PI.  niu(wc).   Vgl.  Gr.  WB.  VIII 


1843  ff.;  ferner  Martin-Lienh.  II  314  ff.;  Schm.  2 II  198  ff.; 
WB.  der  luxemb.  MA.  370  ff.;  Follmann  429.  Über  die 
Grenze  zwischen  monophthongischem  und  diphthongierendem 
Gebiet  vgl.  im  Allg.  GL.  V  74  b,  ferner  Büic  mit  Anm.  (Bd 
IV  1945  ff.).  In  emphat.  (namentlich  für  5  a  in  Frage  kom- 
mender) Ausspr.  zeigt  sich  auch  im  monophthong.  Gebiet 
sporadisch  Diphthongierung  (vgl.  die  Anm.  zu  min  Bd  IV 
314).  Kürzung  durch  Emphase  scheint  in  der  Ap  Form  Nil 
vorzuliegen  (vgl.  BSG.  I  §  106).  Bühlers  Angabe  Sufifi  m. 
in  Bed.  5  d  ß  ist  abgelehnt  und  Ubb.  höchst  auffällig.  In 
den  literar.  Belegen  fehlt  ausl.  -«•  öfter  im  XIV./XV.  (1397, 
ZKB.;  1434.  ebd.;  Ebinger  1438);  im  XVI.  wird  es,  von 
wenigen  Ausnahmen  (Ansh.;  Tierb.  1563)  abgesehen,  ge- 
schrieben; seit  M.  XVII.  gilt  die  Schreibung  ohne  w.  Über 
die  Verteilung  der  umgelauteten  und  umlautlosen  Form  im 
1.  Glied  von  Zssen  (vgl.  die  entsprechenden  Verhältnisse 
bei  Chue)  lässt  sich  für  B;  Z  sagen:  Steht  S.  in  der  glei- 
chen Zss.  t.  in  eigentlicher,  t.  in  übertr.  (pejorativer  oder 
verstärkender)  Funktion,  so  unterscheiden  sich  beide  durch 
den  Uml.,  und  zwar  steht  in  BG.  (lt  Bärnd.  1904,  294),  Stdt 
Uml.  in  eigentlicher,  in  Z  lt  Dan.  iu  übertr.  Funktion;  an- 
dernfalls gelten  in  B  für  die  übertr.  Funktion  beide  Formen, 
und  zwar  überwiegt  bei  rein  verstärkender  (bes.  im  Adj.)  die 
umlautlose,  während  bei  pejorativer  beide  Formen  (lt  AfV.  XII 
184  in  BE.  die  umgelautet«  harmloser)  vorkommen.  Anderwärts 
(so  Th  tw.)  ist  die  umgelantete  Form  übh.  wenig  gebräuch- 
lich. Die  ma.  Pl.-Typen  lassen  sich  sämtlich  schon  in  ä.  Zeit 
belegen;  so  öfter  im  XIV./XVI.  (ältester  Beleg  ThDiess.  StE.) 
,suwen'  (wobei  die  mangelhafte  Bezeichnung  des  Uml.  in  Be- 
tracht zu  ziehen  ist),  seltener  ,süwen'  (1486,  Z  RB.),  .seüwen' 
(Tierb.  1563  mehrmals).  Über  das  Alter  der  heute  bestehen- 
den geogr.  Scheidung  zwischen  5'.  und  Sdunn  in  Bed.  1  a, 
durch  die  unser  Gebiet  in  zwei  annähernd  geschlossene  Teil- 
gebiete zerfällt  (in  einem  kleinen  Bezirk  fehlen  beide  Aus- 
drücke zugunsten  andrer  Synn.),  lässt  sich  nichts  Bestimmtes 
ermitteln;  eine  Vorstufe  mit  syu.  Gebranch  beider  Wörter 
im  gleichen  Gebiet,  ein  Verhältuiss,  das  dem  heute  in  den 
Grenzzonen  bestehenden  entspricht,  lässt  sich  in  unsern  Be- 
legen des  XV./XVI.  erkennen.  Dass  Schwm  früher  weiter 
reichte,  zeigen  auch  die  ONN.  mit  ,Schwin-'  im  heutigen 
i'ü-Gebiet.  Innerhalb  des  geschlossenen  ,SV//win-Gebietes  be- 
steht S.  zT.  in  bes.  Anwendungen,  so  in  der  auch  der 
Schriftspr.  geläufigeu  (danach  ist  wohl  die  Angabe  .ziemlich 
allg.'  bei  FAnd.  1898,  621  zu  beurteilen)  spec.  Bed.  1  b,  in 
der  übertr.  5  d  ß  und  in  Bed.  6  (vgl.  aber  die  anklingenden, 
als  Schallwörter  zu  beurteilenden  Lockrufe,  die  etym.  Ver- 
schiedenheit vermuten  lassen).  In  den  genannten  Fällen 
handelt  es  sich  offenbar  um  bodenständige  Spezialentwick- 
lung.  Jüngere  Wanderung  ist  dagegen  wohl  anzunehmen  bei 
Sü  in  Bed.  5  a  (als  Schimpfw.;  vgl.  in  gleicher  Verwendung 
einerseits  Schicin-Cheib  Bd  III  104  für  Ap,  wo  sonst  S., 
anderseits  S.-Hudel  Bd  II  99S  für  Gl,  wo  ScÄreS"  gilt)  für 
WVt.  (wo  Palatalisierung  lautgesetzlich  wäre,  vgl.  BSG.  II 
§  48;  dagegen  Süww  WMü.),  und  bei  dem  auch  aus  GrD. 
(vgl.  syn.  rätoroman.  dar  la  parcha);  W  (in  der  nicht  pa- 
latalisierten  Form  Sü)  belegten  Spielausdr.  unter  5  b  a  3, 
wo  die  Bezeichnung  des  Balles  bzw.  Holzes  erst  aus  der 
Gesamtbezeichnung  des  Spieles  (vgl.  Sp.  1494/5)  abstrahiert 
ist.  Übh.  kehren  die  meisten  Metaphern  und  RAA.  (vgl. 
dazu  auch  Schumi)  auch  anderwärts  wieder;  vgl.  ausser  den 
genanuten  WBB.  bes.  WMedikus,  Das  Tierreich  im  Volks- 
munde 53/60;  Wander  IV  6/21:  Herrigs  Arch.  56,  367/76. 
In  den  Kinderreimen  '«  ist  schulich  usw.  (Sp.  1488),  Ich  und 
du  usw.  (Sp.  1492)  ist  die  monophthongische  Form  auch  iu 
diphthongierendes  Gebiet  gewandert  (die  betr.  Orte  sind  im 
Verzeichniss  unter  den  monophthongischen  Formen  nicht 
angeführt).  2  entstammt  der  allg.  Jägerspr.  (vgl.  auch  den 
PI.  Souwe"  gegen  Söü  in  Bed.  1  bei  Hunz.  214  und  dazu 
Gr.  aaO.  1843).  Zu  3  vgl.  frz.  cochon  d'lvde;  zu  4  b  Ross  S  b 
(Bd  VI  1424).  Über  die  den  Bedd.  Sda  (auch  bei  Fischer 
III  427.  1002.  IV  644)  und  ß  zugrunde  liegende  myth.  Vor- 
stellung des  Vegetationsdämous  vgl.  WMannh.  1875,  487. 
1612:    ebd.   1884,   112.   1S7:    SSinger,  Schweizer  Märchen 


Saw,  sew,  siw,  sow,  snw 


15<iG 


33  ff.;  ferner  ausser  lest  (Bd  III  1467)  einerseits  die  synn. 
Tiernamen  Pßcjel-Esd  (Bd  I  521);  Muchd  4  (Bd  IV  64), 
anderseits  Fuchs  5,  Rütsch-Yo,jel  (Bd  I  657.  696};  Güggel 
(Bd  II  193).  Zu  5  de  vgl.  das  syn.  Hess  I  4  (Bd  II  1682). 
—  In  Namen.  Als  Hausn.  ,Hus  zuo  der  So.'  XV.,  AaB. 
.Ein  hus  [in  ZWth.]  an  der  obren  gasscn,  ze  nächst  an  der 
Su.'  Bossh.  Chr.  .Behussung  zur  Suw  am  Reunweg.'  1580, 
ZStdt;  .zum  Söüwli.'  1662,  ebd.;  ,Säuli.'  Mem.  Tig.  1820. 
.Sauköpfli.'  ebd.  (ZStdt).  In  Beinamen.  Sü-Fide»  Seh  (vgl. 
Bd  I  681),  -Jerli.  ebd.  (vgl.  Bd  III  67),  -Toni  SchwE.  (Lien.); 
Th.  Als  Beschützer  der  Schweine  vor  Krankheiten  steht  der 
h.  Autonius  ,in  so  grossartigem  Ruf,  dass  er  schlechthin 
Säutoni  heisst.'  Blätter  f.  Gesundheitspflege  1887.  Appellativ. 
Se-Ueli,  -T,.n,.  Schmutzfink  Th.  Vgl.  weiter  S.-Ludi  (Bd  III 
1103),  -Michel,  -Niayel,  -Bäben.  -Banth  (Bd  IV  61.  705.  918. 
1398),  -Rucdi  (Bd  VI  632),  -Selten  (Sp.  1442).  Als  Fluni.  Sau- 
ll,,,i','h  ZFeuerth.  (,Acker  im  S.,  auf  dem  S.'),  -Hans  ZNUrd. 
(.Acker  im  S.'  ebd.  1903).  Weitre  Orts-  und  Flurnamen  (zT. 
wohl  zu  2).  ,Su'  SchwBrunu.  .Sau'  BErisw.  Als  1.  Glied. 
,Su-  (bzw.  , Sau-')  Acher'  BLutz.,  ,- Acker'  SchHemmenthal; 
1652,  JGöldi  1897  (,vier  Juchart  Acker  im  Unterfeld,  Saw- 
äcker  genannt').  ,-Anger'  GBalg.  ,-Fass'  SchwMuo.  ,-Gass' 
AaMeist.  ,-Graben'  BZweis.  ,-Grub'  GWaldk.  ,-Hag'  SchSchl. 
,-Hau'  ThAmr.  ,-Kopf  SchHemmenthal.  , -Lache'  SchSt. 
,-Loch'  GSa-;  ,-JIoos'  ThHugelsh.  (,-Holz').  ,-Nest'  ThEgn. 
(,Su-,  San-N.'  1798).  ,-Bach'  GO.  (vgl.  Bd  IV  953  o.).  ,-Bad' 
ZSchö  .  (vgl.  ebd.  1014;  dazu  noch:  ,NN.  im  Säüwbad.' 
1677,  ZWäd.;  auch  bei  Leu).  ,-Boden'  BBolt.;  G51s;  UwE. 
,-Büh(e)l'  (vgl.  Bd  IV  1097  u.)  ApSchweudi  A/R.,  Urn. 
,-BUnte'  GRag.  ,-Berg'  BAarb.  (auch  bei  Leu),  Trüb  (auch 
bei  Leu:  .Vorder-,  Hinter-,  Mittler-';  auch  ,Säu-B.');  Seh 
Begg.  ,-Borst'  GSchännis,  ,-Burst'  ThFr.  ,-Plätz'  BL.  .-Brun- 
nen'; s.  Bd  V  664  o.  ,-Rücken'  (vgl.  Bd  VI  792/3)  ApTrogen; 
GFlaw.;  Schwlb.;  ThPfin,  Weinf.;  ZTu.  ,-Rain'  ThDiess., 
Steckb.  ,-Rüti'  (-Ritti:  vgl.  Bd  VI  1815)  UAltd.,  Amsteg. 
.-Eiu-schlag'BBüren.  , -Stall' SchHemmenthal;  ZAud.  ,-Weid.' 
1652,  GKriess.  ,-Weg'  SchWilchingen.  ,-Wang'  ThTobel 
b/Weinf.  ,Sü-'  (bzw.  ,Säu-)  Acker'  AaVelth.  ,-Gass' AaKu. 
,-Gruob.'  1557,  aZoll.  1899  (,N.s  Rüterwis,  stosst  an  die  Sü- 
gruob').  ,-Hubel'  BBüren,  Th.,  Worb.  ,-Krommen.'  1596, 
SchwSchindelle  i  (ORingholz  1910).  ,-Loch'  SchwSattel;  Uw 
Sachs.  (,Siw-').  ,-Mettlen'  LMeuzb.  ,-Nest'  LE.  (vgl.  Bd  IV 
839).  ,-Bad'  LMalt.  ,-Boden'  BRöthenbach  b/Sign.  (,-Wald, 
-Weid').  ,-Bühl'  NdwStans.  ,-Berg'  BSchangn.  , -Brunnen'; 
s.  BdV664o.  ,-Rücken'  SchSchl.  (,-Ruggen');  SchwSehwvz. 
,-Rain'  BWin.  ,-Rüti'  AaWölfl.  ,-Sack';  s.  Sp.  638.  ,-Scha- 
cheu'  LFlühli.  ,-staller-Hau'  SchStdt.  ,-Stel'  ZRuss.  ,-Stelle' 
BsLang.;  BAns.  ,-Weid'  NdwBuochs.  Dim.  ,Siweli-Brunuen' 
üwSa.  ,Siwi-Boden'  WSaasertal  (W  Sagen).  ,Säulis-Wies'  Th 
Rom.  Abi.  .Säuler'  BsGelt.,  Lauf.;  SGempen.  .Süleren'  Schw 
Lach.  Vgl.  noch  die  Erklärung  des  ON.  Willisau  aus  ,ich 
will  die  Sau'  bei  Rochh.  1856  I  92.  —  Zu  den  folgenden 
Zssen  vgl.  die  Zssen  mit  -Schwtn. 

Über-,  lt  RGrieb  auch  Über-Sou:  mehr  als  Sau. 
Zunächst  im  Vergleich:  Tue"  wie-n-en  U.,  vom  Men- 
schen, sehr  ausgelassen,  übermütig  BE.;  vgl.  Sp.  1491. 
Selten  als  direkte  Bezeichnung  einer  solchen  Person: 
Ein  alter  Knecht  pflegte  von  seiner  frühern  Meisterin 
zu  sagen:  Iez  isch-si  er  tüsings  Finettli  [eine  Frau,  die 
sich  nicht  fein  genug  benehmen  kann],  früecher  albe" 
er  settigi  U.  BE.  (HHaldimann). 

Vgl.  das  analoge  Uber-Gitzi  (Bärnd.1904,  251)  und  die 
Anm.  zu   über  (Bd   I   60  o.). 

Eichle--  (bzw.  Ä  Ä-):  Eichel-As  im  deutschen 
Kartenspiel  Äp;  L;  G;  Th;  Z.  Der  Schelle'pür  und 
<£'  Eichlensou,  als  Paar  in  einem  geträumten  Masken- 
ball.  JRoos  1907.  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  79;  Fischer  II  557. 

Egge"-:  Carreau-As  im  frz.  Kartenspiel  Z.  — 
ünger-  BE.;  Z  (Dan.),  Ungerer-  Bs,  Ongere"-  AaF.: 
aus  Ungarn  eingeführtes  (rötliches)  Schwein.  ,[Ein 
Kerl]    mit    borstigem   Schnauz,    ungefähr   von  Farbe, 

Sohwelz.  Idiotikon  VII. 


wie  die  Ungernsäue  Borsten  nahen.'  Gotth.  —  Färli-: 
Mutterschwein  Ar;  BE.;  Gr;  L;  G;  ScbwE.;  UwE., 
Sa.;  Zg  (im  Alter  heisst  man  sie  Lös).  Syn.  Süwlb; 
Fasel-S.  Vgl. :  ,3  Monat  alte  Färkelsch  weine.'  1.  Ztgsins. 
Als  Nachtgespenst:  Früer  heind-s"  bi  'n  Äuergader 
\"chi"  d'  Färlisü  g'hört,  die  het  'tä"  wie  e"  Sü,  wenn-? 
Färli  het  GRV.(AfV.);  vgl.  auch  JSA.  32,  133;  Schwz. 
Frauenh.  1907,  438  b. 

Fasel-,  in  Seuw;  ZO.  auch  Dim.:  junges  (mageres) 
Schwein  Aa;  BM.;  ZO.  (Messikommer  1910),  sobald 
es  der  Milch  entwöhnt  ist  Z  (s.  abrüchen  Bd  VI  188), 
im  Alter  von  6  —  12  Wochen,  das  Stadium  zw.  Ferkel 
und  ,Jager'  ThMü.,  .nicht  mehr  Ferkel  und  auch  noch 
nicht  Läufer'  ScHSt.  Vgl. :  ,5  Faselschweine.'  B  Ztgsins. 
,Die  Färklen  ...  wann  sie  von  der  Dutten  abgesezt 
werden,  [heissen]  entwehnte  Färklin  (Faselsäwen).' 
Spleiss  1667.  Spec.  a)  etwa  halbjähriges  Schwein, 
welches  gemästet  wird  ScßHa.  (Neukomm),  's  mues' 
Ein  i"  sinem  Lebe"  einmöl  e"  Faselsou  si",  entweder  i" 
der  Jugend  oder  im  Älter  AiEhr.  (Frei),  wozu  die 
Angabe:  ,Die  Faselsou  (junges  Schwein)  erhält  ma- 
gere Kost  und  dafür  viel  Tränke,  damit  der  Leib  stark 
aufgetrieben  werde;  erst  wenn  dies  erreicht  ist,  be- 
ginnt das  Mästen'  AiBb.  —  ß)  zum  Züchten  bestimmtes 
oder  gebrauchtes  Schwein  BE.  (Bärnd.  1904);  Scbw 
{,F.-Sü,  -Süli,  das  Mutterschwein  und  seine  Jungen'); 
Zg;  ZBül.  (,von  etwa  einem  halben  Jahre  an,  sobald 
es  zum  Züchten  bestimmt  wird').  S.  auch  Bd  I  1055 
(1530,  Aa  Weist).  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  1339;  Fischer  II 
962  (,F.-Schwein');   Unger-Khull   214. 

Fress-:  auch  Dim.,  entwöhntes  Ferkel,  das  im 
Stalle  mit  Abfällen  gefuttert  wird  SchwE.  Syn. 
Fresser (li)  (Bd  I  1324);  Gegs.  Milch- S.  —  Gerste--, 
Haber-;  s.SKw5da(Sp.l502u.). -Hol'-.  .Hofflecker, 
hoffsu.'  Ende  XV.,  Bs  Scbimpfw.     Vgl.  H.-Schwln. 

Hälsi"g-,  in  S  Dim.:  Schwein  im  Alter  von  4  —  5 
Monaten  ÄALeer.,  KölL;  S  (GvBurg).  Brüele"  wi'- 
n-e"  H.,  von  Kindern,  welche  bei  einer  Züchtigung  oder 
um  Etwas  zu  erzwingen,  laut  hinausschreien  ÄALeer. 
Köll. 

In  diesem  Alter  müssen  die  Schweine,  da  sie  noch  sehr 
lebhaft  und  zum  Tragen  schon  zu  schwer  sind,  an  einem 
Strick  geführt  werden. 

Herz-:  GVeur-As  im  frz.  Kartenspiel  Ap  (TTobler); 
Z.  —  Auch  bei  Sanders  II  865  o. 

Hä.s-Süli:  =  Häs  1  (Bd  II  1671  o)  SL.  -  Hüs-. 
,Dass  aus  dem  unverständig  hoffärtigen  Mädchen  nicht 
eine  Hausfrau,  sondern  eine  Haussau  wird,  das  lehrt 
die  Erfahrung.'  Gotth.  —  Rät-hüs-.  ,Diegrünäugige 
Rathaussau',  ein  Ungeheuer,  das  lange  auf  dem  Rat- 
haus in  Sitten  hauste  und  nächtlich  sein  Grunzen  er- 
tönen Hess.  W Sagen, 242.  —  Chüejer-:  Älplerschwein 
(FVetter);  vgl.  Chüejer  (Bd  III  97  u.),  auch  Stäfel-S., 
ferner  Süw  1  b.  .Christen  b'richtete  von  Kühersäuen. 
die  er  gesehen,  und  wie  die  ihm  gefallen;  so  schöne, 
glatte,  lange,  auf  kurzen  Beinchen,  aber  mit  geringelten 
Schwänzchen  hätte  er  noch  nie  gesehen.'  Gotth.  Vgl. 
ebd.:  ,Es  heisse  nicht  umsonst,  mit  Küherschweinen, 
Müllerrossen  und  Wirtstöchtern  müsse  man  sehen, 
wie  man  es  mache.'  —  ChSller  Cher-Sou  ApM.,  Ker- 
Sü  ApK.;  =  Cher-Fräuli  (Bd  I  1250),  lt  TTobler.  ,Die 
Kellersauen  oder  Kellerwürmer  treiben  den  Urin.' 
TTobler  1830.  —  Chöpfe"-:  ,Schellen-As'  im  Kar- 
tenspiel SchwE.  (MLienert);  vgl.  Ch.-Rölli  (Bd  VI 
B82o.)   und  Chöpfe»   (Bd  III  419).  -  Chorb-SdüK: 


150? 


Sä* 


sew,  siw,  sow,  snw 


15ns 


junges  Schwein  in  einem  Alter,  wo  man  es  im  Korbe  auf 
dem  Bücken  vom  Markte  heimträgt  ZZoll.  (HBrupp- 
acher).  Syn.  Milch- Söuli;  Gegs.  Trib-S.  .Ein  Korbsäuli 
gekauft,'  1845,  ZZoll.  —  Chorn-;  s.  Süw  5  d  a  (Sp. 
1502  u.).  —  Kartüser-.  ,I)er  Hauptstamm  der  soge- 
nannten Cartheusersäue  wurde  im  Kloster  Carthus  des 
Kant.  Thurgau  erzogen.'  Alp.  1827,  355.  Vgl.  Kartüs 
usw.  (Bd  III  492  o.).  —  Chrüz-:  Tiefte- As  im  frz.  Kar- 
tenspiel Ap(T.)  und  weiterhin.  —  Leb-:  wohl  zur  Auf- 
zucht geeignetes  od.  bestimmtes  Schwein;  vgl.  L.-Vich 
(Bd  I  649).  , 1-jährige  Lebschweine.'  Bote  der  Ur- 
schweizl883  (Scuw).  —  Lauf-,  in  ScHwMa.tw.;  UwE. 
L>im.:  junges  Schwein  UwE.,  entwöhntes  Ferkel,  das 
man  frei  nach  Futter  .laufen'  lässt  ScHwMa.  Vgl. 
Jager  2  (Bd  III  18);  Läuffer  la$,  Läufling  (ebd.  1145. 
1149),  Trib-S. 

Land-:  Schwein  der  einheimischen  Rasse,  mit 
langgestrecktem  Körper,  hohen  Beinen,  grossen,  herab- 
hängenden Ohren  und  gerader  Nase  SoHSt.  (jetzt  durch 
das  sog.  veredelte  Landschwein,  eine  Kreuzung  mit 
englischen  Rassen,  fast  verdrängt);  ThMü.  —  Län- 
der-: Schwein  aus  den  .Ländern'  (s.  Land  i  a  Bd  III 
1298),  spec.  aus  dem  Entlebuch  BE.;  vgl.  L.-Chue 
(Bd  III  94);  -Chalb  (ebd.  219).  ,Die  Lampiöre"  der 
ehemals  so  beliebten  Ländersäu.'  Bärnd.  1904.  ,Dass 
sie  nicht  so  langes,  zähes,  ungesehmalzet  Kraut  fressen 
müssten,  an  dem  eine  Ländersau  erworgen  rnüsste, 
geschweige  denn  ein  Christenmensch.'  Gotth.;  ,eine 
Luzerner  Sau  ersticken  rnüsste. '  1861.  ,[Die  erzürnte 
Frau]  wäre  zur  Türe  eingefahren  wie  eine  L.  in  einen 
Bohneuplätz.'  ebd.  —  Müllers-:  von  einem  Müller 
gehaltenes  Schwein  Ap.  Speck  ap-ere"  Müllerssau, 
die [!]  noch  nie  g'stole"s  Mel  g' fresse"  hed,  iron.  für  ein 
unmögliches  Heilmittel.  ATobler  1908;  vgl.  Bd  IV 
185.  —  Müli-:  =  dem  Vor.  Speck  von  ere"  M.,  über- 
mässig fetter  Speck  (von  einem  zu  sehr  gemästeten 
Tier)  ZO.  (Messikommer  1910). 

Mil(e)ch-,  Dim.:  junges  Schwein,  bevor  es  ent- 
wöhnt ist  GG.;  ScrwE.;  ThHw.,  Mü.;  ZW1.;  Gegs. 
Fress-S.  S.  ab-rüchen  (Bd  VI  188).  ,Ein  Paar  Milch- 
säuli  zum  Mästen'  ZSth.  —  Vgl.  , Milchschwein'  bei  San- 
ders II   1044  a. 

Mer-,  T>im.:  =  Süw3  Aa;  Ap;  G;  Th;  Z;  1829,  Schw 
Br.  Bartlispiel  (,Meersüli').  Ich  bi"  nie  zommen  ägne" 
Chüeli  cho";  ieh  ha"  's  grad  zo  Chöngeli  ond  Mersüli 
'brächt.  JHärtmaxn  1912.  —  Wohl  noch  weiterhin;  doch 
findet  sich  Mer-Schwi(nHi  auch  auf  dem   .S'aro-Gebiet. 

Möre"-:  =  MörlIl(BA  IV  377)  ZZoll.  —  Mar ch-: 
1.  Schwein  aus  der  March  THKreuzl.  und  weiterhin. 
.Einen  Hauptstamm  der  vorzüglichsten  Art  [Schweine] 
halten  die  Bauern  der  March  und  des  Wägitals,  welche 
eine  Menge  derselben  als  Ferkel  unter  dem  Namen 
Marchsäue  in  die  zürcherischen  Überämter  Kiburg, 
Greiffensee  und  Grüningen  und  in  den  Ktn  Glarus 
verkaufen.'  Alp.  1827,  354.  — •  2.  schmutziges  Weib 
SchwE.  (Ochsner).  —  Musol- Söuli,  bei  Mal.  ,Müsel-': 
=  Museli  1  unter  Musel  (Bd  IV  483  u.)  Z  (Spillm.). 
.Sordidulus,  ein  unflätle,  suppenwüestle,  sudlerle, 
muselseüwle.'  Fris.  ,Müselseüwle,  unflätle,  sordi- 
dulus.'  Mal. 

Mast-:  Mastschwein  B;  S;  Z  und  weiterhin.  S. 
Eipp  (Bd  VI  1192).  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI  1719;  Sanders 
II  865  c;    Martin-Lienh.   II   315. 

Metzg-:  =  dem  Vor.;  s.  Fasel  (Bd  I  1055).  — 
Fas-nacht  Fassn^cht-:    Schwein,    das   an  der  Fast- 


nacht geschlachtet  wird  AaWoIiI.;  s.  Bd  V  430  u.  und 
vgl.  Chilch-wih-S. 

Baier-,  in  SchScIiI.;  ZW1.  P-:  1.  aus  Baiern  ein- 
geführtes Schwein  von  weiss-  und  schwarzer  oder  roter 
Farbe  Ap  (TTobler);  L;  GWa.;  SceSchl.;  ZW1.  Syn. 
Baier  3  (Bd  IV  896).  .Stattliche  Säue  heissen  noch 
jetzt  im  Ktn  Zürich  Baiersäue.'  Wack.  1869.  ,Ein  un- 
flätiges Schwein  oder  rote  oder  brandschwarze  Bayersau.' 
JJUlr.  1731.  Es  wurden  früher  ganze  Herden  in  die 
Schweiz  getrieben,  hier  verkauft  und  von  den  Bauern 
gemästet;  vgl.  auch  Süw  (Sp.  1494  u.).  In  SchScIiI. 
wurde  ausgerufen:  Wel'H'  will  Paiersöue"  chauffe", 
der  soll  zum  G'mändhüs  abhi"  lauffe",  Dings  bis  z'  Mar- 
tini! und  au  Martini  mahnte  der  Ausrufer:  Hand-er's 
g'hört  dohe":  Me"  soll's  Gelt  für  d'  Paiersöue"  uf's 
G'mändhüs  bringe"!  ,[Es]  ist  ein  grosse  Härd  Payer- 
sauweu  durch  unsern  Eichwald  gfahren  und  habend 
uns  grossen  Schaden  in  dem  Ackeret  getan.'  1663, 
ScHDörfl.  Im  Vergleich.  Esse"  wie-n-e"  Peiersou,  sehr 
viel  ZW1.  Öre"  ha"  wie-n-e"  B.;  s.  Frau  (Bd  1 1243  u.). 
.Dieser  Biswind  tut  wie  e"  Baiersou.'  oO.  S.  auch  rot 
(Bd  VI  1738  o.).  —  2.  .unflätige  Person,  Schweinnickel' 
Ap  (TTobler)  Vgl.  dazu:  .[Teufel  zu  .Bruoder  Ulrich 
uss  Bayern':]  Du  Bayersauw,  Vytztanz  dich  schänd!' 
JMahl.  1674. 

Vgl.  Sanders  II  865;  Fischer  I  579  uud  zur  Sache  auch 
Schm.  *II  200,  ferner:  ,(Der  Fremde]  gab  sich  bald  zu  er- 
kennen, dann  er  sagte,  er  were  auss  Porcomannia  [in  der 
.Clavis'  erklärt  als  ,Bavaria'],  einer  Landschaft  also  genant 
von  wegen  der  Menge  und  Grösse  der  Schwein,  so  man  im 
selben    Land    findet,'   Heut.  1658. 

Becker-:  von  einem  Bäcker  gehaltenes  Schwein. 
,Ir  [der  Feinde]  keiner  mocht  beliben  me,  man  treib 
ir  vil  hin  in  den  se,  als  die  beckersüwe  [in  die 
Schwemme].'  1476,  DSchill.  B.  (Murtnerlied).  —  Vgl. 
.Beckensau'  bei   Gr.   WB.  I    1216;   Fischer   I   745. 

Bier-,  P-:  scherzh.  Anrede  an  ein  älteres  Se- 
mester. Stüdentenspr. 

Brach  Brö2ch-Süli:  sehr  fettes  Schwein  SchScIiI. 
Vgl.  Hr.-LöK  unter  Brach  (Bd  V  307  u.,  auch  bei  Fischer 
I    13:J4). 

Rogge"-;  s.  Süw  5  da  (Sp.  1502  u.)  —  Rose"-: 
Rosen-As  im  Kartenspiel  Aa;  Ap;  G;  Tu;  Z.  — 
Suppe0-  Söuli.  In  dem  Kdvers:  Amereili,  S.,  gang-mer 
us  de"  Böne" ;  wann  de"  Vetter  Michel  chunnt,  se  nimmt- 
er-dich  a"  den  Öre"  AAlt. ;  vgl.  unter  Maria  (Bd  IV 
355),  wo  dafür  Supperteili.  —  Schüfle"-,  -ü- :  Pique- 
As  im  frz.  Kartenspiel  Ap  (T.);  Th;  Z  und  weiterhin. 
Schalle»- UwE.  (neben  Schelle"-);  U,  sonst  Schel- 
le"-: 1.  Schellenas  im  deutschen  Kartenspiel  Ap;  L; 
G;  Th;  Uw;  U;  Z.  Syn.  Chöpfen-S.  D'  Seh.  ume"- 
schloh"  (L),  omschlahe",  -schlage"  (Ap),  Ausdr.  beim 
Kartenspiel:  1)  nachdem  die  Spielkarten  verdeckt  aus- 
geteilt sind,  wendet  Jeder  der  Reihe  nach  die  oberste 
seiner  Karten  um;  wer  die  Seh.  hat,  muss  die  Karten 
für  das  nun  beginnende  Spiel  austeilen  L  (ASchür- 
mann).  Daher  die  RA.:  Das  ist  jetz  afig  bald  wie 
d'  Seh.  u.:  me"  iceiss  nid,  was  debi  use"chunnd!  bei 
einer  Wahl,  bei  der  mehrere  fast  gleich  starke  Par- 
teien sich  bekämpfen,  ebd.  Von  Einem,  der  Glück 
gehabt,  zB.  in  der  Lotterie  gewonnen  hat,  heisst  es: 
Er  hed  halt  d'  Seh.  nme"g'schlage",  oder:  Es  ist  au'h 
g' gange"  wie  bim  Seh.  u. :  wer  d'  Sou  hed.  hed  Glück ! 
ebd.  —  2)  die  Karten  werden  an  die  Teilnehmer  aus- 
geteilt; wer  dabei  die  Seh.  bekommt,  muss  einen  be- 


1510 


stimmten  (gew.  kleinem)  Betrag  entrichten  Ap  und 
wohl  weiterhin;  vgl.  unter  Äss  (Bd  I  503).  Oft  von 
Gesellschaften  gespielt;  zB.  wenn  Math"  ond  Bliebe" 
onderenand  en  Toppelliter  üsmache"  wend,  so  hässt  's: 
Selewie!  nur  tvend  g'ad  noc''  wädli°*  d'  Seh.  o.  /  wobei 
das  Spiel  so  lange  fortgesetzt  wird,  bis  die  bezahlten 
Beträge  die  nötige  Summe  ergeben  Ap(AToblei).  — 
3)  wenn  unter  vier  Spielern  zwei  die  gleiche  Punkt- 
zahl haben,  so  werden  die  Karten  nochmals  unter  die 
vier  verteilt  und  es  hat  dann  von  den  zweien  der- 
jenige gewonnen,  der  die  höhere  Schellenkarte  erhält 
(es  muss  nicht  gerade  die  Seh.  sein)  Ap.  Um  Jmd  zu 
demütigen,  sagt  man  scherzh.:  Du  wdrist  auch  nüd 
Richter  worde",  icenn-me"  nüd  g'ad  hett  möse"  d'  Seh. 
o.!  Ap  (ATobler).  —  2.  Name  eines  der  nach  den  36 
Spielkarten  benannten  Glieder  einer  Gaunerbande.  So 
in  einer  U  Sage  (AfV.  XV  79).  .Einer  [von  der  aus 
,drei  Kartenspielen'  zsgesetzten  Bande]  heisse  Jacob 
Lienhart  von  Bassel,  habe  an  rott  hossen  [usw.],  neme 
sich  schällensuw.'  2.  H.  XVI.,  AaB.  Verhörprotokoll. 
Vgl.  das  Folg.  2.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  2199. 

Schilte"-:  1.  ,Schilten'-As  im  deutschen  Karten- 
spiel Ap;  Th;  Z;  1829,  ScHwBr.  Bartlispiel (,Schiltäsu'). 
—  2.  entspr.  Schellen-S.  2.  Der  Amtmann  zu  BWan- 
gen  halte  einen  Heinrich  Ziegler  von  ZFlaach  gelangen, 
den  seine  Gesellen  die  ,Schildtensuw  nambsendt.'  1007, 
B  Missiv.  —  Schützli"g-:  halbgewachsenes  Schwein 
Bs  (Seiler);  vgl.  Schützling (- Blieb).  —  Schnuder- 
Soue't:  Bezeichnung  eines  kleinen  Kindes,  wohl  = 
Rotznäschen  Aa.  —  Schwabe"-.  , Schwabensäue  aus 
der  Baar  und  dem  Badischen.'  Alp.  1827,  356. 

Spa"  Spä"-,  meist  Dim.:  =  Sp.-Fährlin  (Bd  I  921) 
Bs  (auch  lt  Ochs).  Sie  werden  in  Säcken  auf  den 
Markt  gebracht.  Der  eint  [Knabe]  het  Eier  'trau, 
der  zweit  e"  Säckli  mit  Spa"s<rä.  JMähly  1856.  's  Alier- 
ärgst,  was  nur  en  Ör  ha""  höre",  sind  d'  Spa"säu, 
die  [!J  sich  in  de"  Säcke"  kere".  ebd.  Es  gi''t  e"  stränge" 
Winter,  d'  Spa"säuli  sind  billig  Bs.  Spa"säuli  bröte". 
EKbon  1867.  Spa"seili,  Schunken  und  Salät,  als  Ge- 
richte. Hinderm.  1866.  ,Das  Mimpfeli  war  so  gross 
wie  eine  halbe  Spa"sau.'  RKeltekb.  ,Kunnt  [am  Neu- 
jahrstag] mit  einmol  ein  Spasäulein  uf  den  Tisch,  zwier 
grösser,  als  sunst  uftrait  werdend,  schier  usgwachsen.' 
1622,  Bs  Familienchr.  —  Vgl.  Gr.  WB.  X  1,  1917;  Martin- 
Lifuh.   II   315,   feruer  mhd.  spensü  bei   Lexer   II   1080. 

Stech-:  (zum  Schlachten  bestimmtes)  Mast- 
schwein; Syn.  St.-Schwin.  ,Hett  wellen  ein  stechsuw 
mezgen.'  UMey.  Chr.  1540/73.  Auch  XVI.,  ZElgg  Zoll- 
ordn.  (.stechsuw');  ZWthur  StB.  (,ein  stechsauw').  — 
Auch   bei   Gr.  WB.  X '2,    1283. 

Stäfel-:  1.  Mutterschwein,  das  im  Sommer  bei 
den  Alphütten  von  Kräutern  und  Schotte  lebt  GrA.; 
vgl.  Chüejer-S.  Mit  b'schissnen  Täpen  ime"  Chessi  unter 
hantieren,  wie  en  Stäfelsü  in -er  Mistwürfi.  Scbwzd. 
(GrA.).  —  2.  unreinliche  Weibsperson  GrA.  —  Stecke11- 
f-gg-):  =  Eichlen-S.  Gi-Lth.  (noch  bei  altern  Leuten). 
Vgl.  die  Sage  bei  Henne  1874,  175.  1879,  330.  — 
Egg-stei°  Eggste"-:  =  Eggen-S.  Ap  (T.).  —  Stäts-: 
Prachtsschw'ein  Z.  —  Trib-,  meist  Dim.:  einige  Mo- 
nate altes  Schwein,  das  nicht  mehr  getragen  werden 
muss  GG.;  Z;  vgl.  Hälsing-,  Chorb-,  Lauf-S.  Es  be- 
kommt nicht  mehr  nur  gute  Milch,  sondern  wird  vom 
Senn  mit  Molken  aufgefüttert;  s.  auch  ab-rüchen  (Bd 
VI  188).  Ich  we't  gern,  ml"  zwäi  Trlbsöuli  chemend 
bald  a'se-n  e"  rechti  Ghranket  über,  dass  's-ent"  öppen 


en  halbe"  Sehue  tick  über  de"  Muggc"  dut'hhe"  a'setze" 
wor.  JSenn  1864.  Einen  Beleg  aus  TaDiess.  StR.  (E. 
XIV.)  s.  Sp.  1497. 

Drgck-:  unreinliche  (Weibs-)Person  B;  ScnwE.; 
Z  und  weiterhin.  Von  Kindern  im  Dim.:  Ja  was,  du 
chliner  Gampiss  hast  i"  d'  Hose"  g'houfiert?  Nei", 
welch  es  Drecksüli  bist  jetz  du  nüd!  ScnwE.  (MLienert\ 
Auch  als  Übername:  D'  Drecksü,  's  Drecksüe"  Schw?  . 

—  Vgl.   Gr.   WB.   II    1359;   Fischer  II   317. 
Trumpf-:  Trumpf-As  Ap;  L;  G;  Tu;  Z  und  son^t. 

—  Auch  bei   Sanders   II   865  c. 

Trott-:  =  Süw  5b  a.1  (Sp.  1502)  Z1S.,  Wein.  — 
Chile h-wih  Chilbi-:  Dim.,  an  der  Chilbi  (im  Oktober) 
eingekauftes  junges  Schwein  (vom  ersten  Wurf,  oder 
auch  grösser,  sog.  Läufer),  das  dann  auf  die  Fastnacht 
(vgl.  Fas-nacht-S.)  gemästet  wird  AaWoIiI.  (Eisler); 
s.  Bd  V  430  u. 

Wild-:  1.  Wildschwein  Aa;  B;  S.  Tue"  wi'-n-e" 
W.,  ausgelassen  BE.  (RGrieb).  Im  Zug  ume"chessle" 
wie-n-e"  W.  S  (Diana  1909).  ,Eine  fette  Wildsau.' 
Gotth.  S.  auch  das  , Wildsaulied'  bei  Schild  1863,  17  ff; 
ALGassmann  1908,  66  ff.;  AfV.  XIV  301  ff.  .üssgen 
3  lib.  dem  Hediger  im  Tall  um  einer  wildtsuw.'  1562, 
ADettl.  1904.  S.  noch  unter  Süw  2  (Sp.  1499).  — 
2.  Übername  der  Bewohner  von  AABirm.  —  Auch  bei 
Martin -Lienh.   II   315;   Follmauu   51-2. 

Winter-  Süwwli:  im  Sommer  aufgezogenes  Seh  wein, 
das  man  den  Winter  über  mästen  will  BSi.  (ImOb.). 
Vgl.  W.-Schwin.  —  Zehenden-,  .Zendensüwli':  als 
Zehnten  entrichtetes  Schwein;  s.  Chnüw  (Bd  III  775). 

G"-süw  G'sou  B  lt  Gotth.,  AvRütte,  MWalden, 
OvGreyerz  1900,  G'süw  Ndw  (-%-),  G'süww  BR.,  G'sü 
BHk.;  L;  Zg,  G'söu  AASt.,  Wohl.;  Bs  (Seiler);  BLütz. 
und  lt  Zyro;  S  —  n.:  arge  Unordnung,  Unreinlichkeit, 
Schweinerei,  abstr.  und  konkr.  aaOO.  Verunreinigung, 
bes.  des  Fnssbodens,  zB.  durch  Abfälle,  verschüttete 
Flüssigkeit  usw.  AaF.;  B.  Syn.  Süweri,  Süweten, 
ferner  Ge-char  (Bd  III  421);  Ge-sudel  (Sp.  325/6).  Es 
G's.  a"stelle",  mache".  ,Eine  [unordentliche]  Hausfrau, 
die  überall,  wo  sie  hantiert,  es  G'söu  a"stellt.  Barnh. 
1904.  [Kleinkinderschüler,  die]  es  G'sou  mache"  com 
Tüfel,  dass-men  Nüt  cha""  weder  mit  der  G'hüder- 
schufte"  u"d  dem  Bode"lumpe"  desume"  gumpe".  MWal- 
den 1880.  ,Es  hatte  so  oft  mit  den  Mägden  ausge- 
kehrt, ob  sie  dann  nicht  Achtung  geben  könnten  [beim 
Tragen  von  Milch]  und  ein  G'sau  machen  müssten.' 
Gotih.  Von  einer  unreinlich,  unordentlich  gemachten 
Arbeit,  zB.  dem  schlechten,  nachlässigen  Geschreibsel 
eines  Schülers  B  (AvRütte).  Unordnung,  Durchein- 
ander umher  gestreuter  (unbrauchbarer)  Dinge  AASt.; 
Bs;  B;  L;  S;  Zg.  Syn.  Ge-chafel  (Bd  III  155).  ,Auf 
der  Bühne  [vgl.  BdIV  1319]  ist  es  G'sau  (schweinische 
Unordnung).'  Gotth.  —  Vgl.  Martin-Lienh.  II  315;  Fischer 
III  117. 

sü(w)e"  (bzw.  -ou-),  sü(  w)e"(bz\v.  -tiü-  usw.),  Ptc. 
-et:  1.  (Nüd)  guet  söüe",  in  der  Schweinezucht  (kein) 
Glück  haben,  (nicht)  viel  damit  verdienen  ZZoll. 
(HBruppacher).  Mer  händ  hür  (nüd)  guet  g'sgüet.  — 
2.  stiye",  vom  Begattungsakt  des  Ebers  L.  Der  Eber 
söijet  d'  Mar  lang,  's  ge''d  fil  Jongi.  —  3.  ,l)er 
Wind  säuet  im  Korn'  =  ,die  Sau  läuft  in  der  Frucht' 
(Sp.  1499  o.).  Siiterm.,  ES.  —  4.  a)  säe"  FJ.,  sou(w)e" 
AaScIu.;  Bs  (neben  -öij-);  B  (so  E.,  M.);  L  (neben 
■öij-);  GF.;  S;  Tb;   Stodentbsspr.,   sü(w)e"  (bzw.  -i-) 


1511 


sew,  siw,  sow,  suw 


L  (St.b);  aScaw,  E.;  Ndw  (lt  Matthys  neben  -ij-)\  U; 
Zg  (of.b).  siwwe"  WMü.,  söü(wje"  (bzw.  -öy-)  Bs  (neben 
-OM-);  B  (so  Stdt);  L  (neben  -oww-);  Sch  (Kirchh.); 
UwE.;  Z:  ,sich  aufführen  wie  ein  Schwein.'  a)  im 
Kot  herumwühlen  (Bs;  S;  Syn.  mören  1  Bd  IV  378  u.), 
übh.  mit  etw.  Unreinlichem  oder  unreinlich,  unordent- 
lich mit  Etw.  umgehn,  sudeln.  aaOO.  Syn.  charen  I 
(Bd  III  421);  sudlen  (Sp.  327).  Du  hast  iez  wider  e'"möl 
g'söüet  Z.  Eine  Wirtin  lässt  einem  hohen  Gaste 
eine  Serviette  reichen  mit  den  Worten:  Er  chennt 
sust  siwe"!  U.  Einen  Tintenklecks  machen  (vgl. 
Süw  5  b  ß  1).  Gott  Vodä  der  neu  [im  Begriffe  zu 
schreiben]:  Die  Feder  will  schier  hofierä,  ich  muess 
an  andere probierä.  [Abraham:]  Vodä,  Vodä,  da  wüst 
schier  seuwä;  ih  will  ä  Bitzeli  Sand  drauff  streuwä, 
da  muest  nit  so  drauff  umä  tappä.  Tyrolersp.  1743. 
In  der  Küche:  Das  ist  g'souet,  unappetitlich  zube- 
reitet B  (AvEütte).  's  Chind  süet  am  Brunne-  SchwE. 
Von  Kindern  auch:  an  ungehörigem  Orte  die  Notdurft 
verrichten:  D's  Chind  hed  i"  d'  Stube"  g'siwed  Ndw 
(Matthys).  Mit  Etw.  unachtsam,  sündhaft  umgehn, 
geuden :  Der  Blieb  siwed  nur  mid  dem  Bröd.  ebd.  — 
ß)  unordentlich  arbeiten,  pfuschen  Bs;  B;  L;  Th;  W; 
Z.  Syn.  pfuelen  3  a  (Bd  V  1096).  Das  ist  g'souet, 
schlecht  gewaschen  B  (Avßütte).  Das  heisst-mer  ned 
g'schaffet,  Das  ist  nor  g'souwet  L.  S.  auch  charen  I 
(Bd  III  421).  Bes.  auch:  unordentlich  schreiben, 
schmieren  B;  Th  und  weiterhin.  Du  hast  iez  wider 
e"moll  recht  g'souet,  Lehrer  zum  Schüler  Th.  —  y)  un- 
anständig reden,  Zoten  reissen  AaScM.;  Sch  (Kirchh.); 
Stddentenspr.  —  b)  sou(w)e"  ScHRamsen.  St.;  Th;  ZO., 
süe"  SchwE.,  siwwe"  BHa.,  unpers.,  von  unwillkomm- 
nem  (starkem)  Regen,  auch  Regen  und  Schnee  durch- 
einander. Syn.  sudlen  1  b  (Sp.  327  u.).  Es  chunt  wider 
cho"  s.  Es  siwwed  grüsam  BHa.  's  ist  chu"  go"  souen 
und  go"  winde"  ScHSt.  (SWinz).  Ä'"1*  scho"  hat  's  [an 
der  Fastnacht]  g'souet;  de"  Petrus  wo't  's  ehe"  nüd 
al'imöl  richte",  das'  d'  Sunn  schint.  WHoffmann  1912 
(ZO.).  —  5.  refl.,  ,sieh  söüwe",  se  conspurcare.'  Id.  B. 
Syn.  sudlen  3  (Sp.  328). 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1860/1  (,sauenl);  Martin-Lienb.  II 
315  (näut").  Da  der  herrschende  Ausgang  -et  in  der  3.  Ps. 
und  im  Ptc.  eine  alte  j«n-Bildung  ausschliesst,  muss  das 
Nebeneinander  von  umgelauteteu  und  nicht  umgelauteten 
Formen  an  den  entspr.  Wechsel  im  Grnndw.  anknüpfen;  vgl. 
bes.  die  Doppelheit  Sa-  :  Sä-  iu  Zssen.  Ähnliehe  Verhält- 
nisse liegen  bei  cAiirae"  :  chuent"  (Bd  III  336)  vor.  In  B 
soll  nach  einer  Angabe  in  Bed.  4  a  ß  -ou-,  in  Bed.  1  a  a  -äu- 
gelten; von  andrer  Seite  werden  jedoch  beide  Formen  als 
durchaus  gleichwertig  bezeichnet. 

ab -säe"  ApH.,  -soue"  ApI.,  M.:  .schnell  und  schlecht 
abschreiben'  Ap  (.niedrig'  lt  T.). 

In  der  Bed.  .ausschimpfen'  bei  Martiu-Lienh.  II  315, 
ohne  Bed.  bei  Fischer  1   57. 

aben-soue"  ScHRamsen;  Th,  -süe"  Schw:  1.  tr. 
a)  Etw.  unordentlich  auf  den  Boden  streuen  SchwE. 
—  b)  unpers.,  Einen  beim  Fallen,  Hinunterfahren 
(zB.  mit  einem  Menner- Schütte",  wenn  es  dabei  durch 
G'ripsch  [Bd  VI  1219]  hindurchgeht),  arg  herum- 
werfen, mitnehmen  aScHW.  Es  hed- er  tüflisch  abe"- 
(appe"-)g'süet.  —  2.  intr.  =  süwen  4  b  ScHRamsen;  Th. 
Es  souet  abe".  —  um(m)e°-sowe"  Ap  (omme"-J;  GT., 
-sine"  Ndw;  U,  -sinne"  WBrig,  G.,  -sÄe"GG.;  SchwE., 
-söüe"  ,Schw;  Zg',  -soije"  UwE.:  1.  intr.,  herumsudeln, 
zB.  im  Wasser,  in  einer  Pfütze,  da  und  dort  Unrein- 
lichkeit  machen  (so  durcli  Exkremente),  bes.  von  Kin- 


dern, auch  Tieren  GG.;  Ndw;  UwE.;  U;  WBrig,  G. 
Der  Chli"  tuet  u.  U.  Tue-mer  nit  u.l  Ndw.  Auch  im 
moral.  Sinne,  durch  Handlungen  oder  Reden  GG.  — 
2.  Etw.  unreinlich,  unordentlich  behandeln,  herum- 
zerren, -werfen  Ap;  GG.,  T.  's  Gras  u.  GG.  Mit  Acc.  P., 
n  Menschen  verächtlich  behandeln,  herumschlep- 
pen, zu  niedrigen,  wohl  auch  seiner  Gesundheit  schäd- 
lichen Arbeiten  brauchen  Schw;  Zg.  —  3.  Einen 
herumschlagen,  zB.  von  einer  schweren  Traglast 
SchwE.;  vgl.  aben-s.  1  b.  Die  Burdi  nasses  Heu  het-e" 
schou"  ume"g'süet ! 

&"-soue"  Ap;  GT.;  Th,  -siwe",  -sije"  Ndw  (Matthys), 
-söue"  Z:  Etw.  verunreinigen,  beschmutzen  (indem 
man  es  unnötiger  Weise  in  Gebrauch  nimmt),  so  Ge- 
schirr, Leinenzeug  uä.  aaOO.  Syn.  an-sudlen  (Sp.  328). 
E"  Hemp  a.  Th.  Nemm  nor  das  Wäschtüechli ;  most 
iez  nüd  z'  lieb  e"  neus  a.!  Ap.  Auch  's  Mül  a.:  Wege" 
dem  Bitzeli  ico't  ieh  's  Mül  nüd  a.  Z  (Spillm.).  Übertr. 
(vgl.  ver-s.  und  das  syn.  an-schlurzen) :  De  Tag  ist 
iez  scho"  a"g'söuet,  .angegriffen'  Z  (Dan.).  —  Vgl.  Gr. 
WB.   I  434. 

aneD-soue":  eine  Arbeit  nur  so  hinwerfen,  bes. 
etw.  Schriftliches  hinschmieren  Tb;  ZGlattf.  I'h  ha" 's 
nor  so  ane"g'souet,  aus  Mangel  an  Zeit  Th.  —  Vgl. 
Martin-Lieub.   II   315. 

inne'-sii«";  von  Tieren,  das  Zimmer  verunrei- 
nigen U.  Der  Hund  (D'  ChatzJ  het  inne"g'siwet.  — 
ev-söue":  mit  Schweinezucht  oder  -handel  verdienen 
L;  Schw;  Zg;  vgl.  süiven  1.  Der  hed  i"  ei"'m  Summer 
500  Franken  ersöuet  L.  —  üss(en)-swe"  GRNuf., 
use"-söije"  BE.:  a)  abs.  von  Haustieren,  die  Futter 
(Heu,  Mass)  aus  dem  Troge  werfen  GnNuf.  D'  Chue 
süet  üss(e"J,  het  üss(e")g'süet.  —  b)  Jmd  aus  einer  Ge- 
sellschaft, einem  Besitze  hinausdrängen,  um  seinen 
Anteil  bringen  BE.  (SGfeller).  Die  Saugferkel,  welche 
durch  die  stärkern  von  den  Zitzen  weggedrängt  wur- 
den, klagen  der  Saumutter:  Iez  hei"-si-n-i"s  wider 
use"g'söijet!  Iez  sölle"-mer  wider  Nüt  ha"!  SGfeller. 
ver-SMioiee"  BSi.,  -süe"  FJ.;  GrD.,  Nuf.,  Schs,  -sou- 
(w)e"  AALeer.;  ApV.;  Bs;  B;  L;  GF.,  Ms,  Rag.,  Rh.,  T., 
We.;  Th;  Z;  St.",  -süwe"  ,Gl;  L'  (St.b);  U  (-1-);  Zg 
(St.b),  -süwwe"  BBr.(siwän),Gi:(-i-'-),Kk.,rIa.(-i),  -süe" 
GG.  (Zahner);  SchwE.,  Muo.,  -söü(w)e" (bzw.  -öij-)  Aa  (so 
Bb.,  Bremg.,  F.,  Ke.,  Köll.,  Leer.,  Seet.);  B  (auch  lt  Id.) ; 
GRMai.;  UwE.f-oi/v),-  Z  —  Ptc.  -et,  in  GRNuf.  -t:  I.  a)  tr., 
arg  verunreinigen,  beschmutzen,  a)  zunächst  im  phys. 
Sinne  Aa;  Ap;  Bs;  B  (.conspurcare,  contaminare,  inqui- 
nare  aliquid.'  Id.);  FJ.;  Gl  (St.b);  Gr;  L;  G;  Schw;  Th: 
Uw;  U;  Zg  (St.b);  Z.  Syn.  ver-charen  (Bd  III  421), 
-mören  (Bd  IV  379),  -sudlen  (Sp.  328/9),  -salben  (Sp. 
815/6),  -schmirwen,  -drecken.  .Fcedare,  verwüesten, 
besudlen,  beflecken,  verunreinigen,  versüwen.'  Fris.; 
Mal.  Von  Dingen.  D'  Hand,  d'  Finger,  's  Häss,  de" 
Tisch,  d'  [Fenster-]&7i»6e",  de"  Bode",  d'  Stube"  [usw.] 
v.  Uneig.,  verunstalten,  , verschandeln.'  Mer  u"d  mer 
teird  ü"ses  guete  heimelige  Berndütsch  versauet  n"d 
verminggmängglet,  das"  es  e"  Schang  und  e"  Spott 
isch.  Loosli  1910.  ,Der  schöne  [Zürich-]Seespiegel 
dürfe  nicht  [durch  Errichtung  eines  schwimmenden 
Restaurants]  verhunzt  und  versauet  werden.'  BVolks- 
ztg  1907.  .[Gottvater,  die  Apostel  in  die  Welt  hinaus- 
sendend:] Da  sond  ir  ...  min  garten  buwen  mitt  guotten 
trüwen,  in  keinen  wäg  inn  lan  versüwen  mit  keinem 
faltsch  noch  menschen  tant.'  Rüef  1539.  .[Teufel  bei 
der  Nachricht  von  der  Erschaffung  der   ersten  Men- 


1511 


Sav 


1514 


sehen:]  So]  diser  mensch  von  kaat  und  erden  im  rych 
Gotts  unser  erben  werden!  ...  Mich  wundret,  was  nun 
sinnet  Gott.  Wil  er  sin  rych  also  versuwen,  das  selbig 
mit  kaat  und  erd  ufbuwenV  ebd.  1550.  Seltener  auch 
mit  Acc.  P.  Nu",  gib  Acht,  du  versouisch-mich  ja 
ganz!  B  (AvRütte).  -  ß)  im  moral.  Sinne.  Ein  Mäd- 
chen v.  Gell,  versouet  hättisch-mi'h  jetz;  aber  mich 
icider  z'  Ere"  bringe"  witsch  nid  welle"!  ,zu  Fall  ge- 
bracht hast  du  mich  nun,  aber  mich  heiraten  wirst 
du  nicht  wollen'  B  (AvRütte).  ,[A.  zu  B.,  der  ein 
Mädchen  zum  Tanze  auffordert:]  ...  ein  ehrliches 
Meitschi  rühre  mir  nicht  an!  Verkarret  [vgl.  Bd  111 
421  und  Bärnd.  1904,  339]  hast's,  versauen  sollst  es 
nicht  noch!'  Ootth.  In  schlechten  Ruf  bringen,  ver- 
leumden L.  , gemein  ausschelten'  Bs  (Seiler).  Er  hed- 
mieh  bi  alle"  Lüte"  versouivet  L.  —  b)  refl.,  phys.  und 
moral.  Versouet  hei"-mer-i"s  [beim  Mistführen],  das'- 
cs  e"  Schang  und  e"  Spott  isch  g'sl".  Loosli  1910. 
Sich  eine  Geschlechtskrankheit  zuziehen  Bs  (Seiler); 
B  (Zyro).  Durch  Ausschweifungen  seine  Gesundheit 
ruinieren  ZS.,  .sich  herunterbringen'  ZKn.  Der  hed- 
si'h  recht  versouet,  drum  hed-er  alliwll  s'  grochse"  ZS. 
Sich  durch  den  Umgang  mit  jmd  Gemeinem  herab- 
würdigen Bs  (Seiler);  B  (Zyro),  ,iinpari  connubio  de- 
honestare  se.'  Id.  B.  I'*  uolt-mich  nid  a"  dir  versöüe", 
Ausdruck  der  tiefsten  Verachtung  und  Schmähung  B 
(Zyro).  ,Er  wurd  meine",  er  versöüte-sich,  wen'er  mit- 
mer  gieng,  rubori  sibi  duceret,  me  habere  comitem.' 
Id.  B.  Sich  durch  unsittliche  Handlungen  in  Übeln 
Ruf  bringen  AaF.,  Ke.  Er  hed-sich  versouet.  —  2.  tr., 
unsorgsara,  unordentlich  mit  Etw.  umgehn,  Etw.  ver- 
schütten, verstreuen,  dadurch  verunehren,  vergeuden, 
bes.  von  Nahrungsmitteln  udgl.  Aa;  B;  GrD.;  GF.; 
SchwE.;  Th:  U;  Z.  Sya.  pfuelen  2  (Bd  V  1096);  ver- 
sudlen  b  (Sp.  329).  ,Arg  verderbte  Speise,  hässlich 
zerkrümeltes  Brot,  zerknülltes  Papier,  nachlässig  zer- 
streutes Samengut,  zerworfenes  Wasser  zB.  ist  ver- 
siwweds'  BGr.  (Bärnd.  1908).  De  cha""st  di"s  Bröd 
esse",  nüd  's  halb  versöüe"  ZS.  .Wieviel  Brot  wird 
von  den  Soldaten  fortgeworfen  und  versauet.'  B  Volks- 
ztg  1904.  Tuejetz  d'  Milch  nüd  eso  versüicwe" !  zu  einem 
Kinde,  das  beim  Trinken  unruhig  ist  BHk.  Das 
Brennöl  üshljen  u"d  versiwwen  BGr.  (Bärnd.  1908).  ,Der 
Geidelbach  verzettelt  sein  Wasser:  er  tued's  asö  ver- 
geidellen  (oder  versiwwen).'  ebd.  Heu  v.  GRNuf.;  Schw 
Muo.  Er  hed  nid  Sorg  zum  Heu,  er  versüet  vil  Schw 
Muo.  Auch  von  Tieren,  beim  Fressen:  Die  Matte" 
[Bd  IV  571]  versöüe"  geng  d's  Heu:  si  ne"  es  Mül  voll 
u"d  luege"  zur  Chripfe"  use"  B.  D'  Halme"  v.,  die  zum 
Flechten  bestimmten  Halme  auf  Tisch  und  Boden 
zerstreuen  (statt  Sorge  zu  tragen,  dass  sie  schön  bei- 
sammen bleiben)  AaF.,  Ke.  Wi"  versöüist  auch  wider 
e"  Masse"  Halme"\  Unsinnlicher,  vergeuden,  ver- 
schwenden. Me"  mues"  Nüd  v.!  AaBK  Geld  ha"  zum 
V.,  im  Überfluss.  ,In  einer  summ:  das  uns  wirt  grü- 
wen,  das  wir  die  fruchten  so  versuwen  [damit  Wu- 
cher treiben,  sie  lieber  verderben  lassen  als  in  billigen 
Zeiten  herzugeben].'  Rcef  1538.  ,[Abel  fordert  Kain 
auf,  Gott  die  besten  Garben  zu  opfern;  Kain  will 
dazu  nur  die  schlechtesten  nehmen  und  entschuldigt 
sich:]  Gott  weisst  ouch,  war  mir  d  garben  gyt:  allein 
min  grosse  übelzyt;  darumb  ichs  kan  nit  alls  ver- 
suwen [:  vertruwen].'  ebd.  1550.  ,[Es]  sollen  die  Schuh- 
ler, die  in  der  Schuhl  essen  wollen,  die  Gaben  Gottes 
nit   versauwen.'    1737,   ApHeid.  Schulordn.  (MRohner 


18(37).  Mit  verschwiegenem  übj.:  ,[Es]  versuwet  et- 
wann  ein  bischof  oder  abbt  uf  sinen  lychnam,  dass 
man  järlich  tusend  menschen  damit  verbessren  möcht.' 
Zwingli.  Übertr.  (vgl.  ans.):  De''  Tag  ist  iez  scho" 
versouet,  es  lohnt  sich  nicht  mehr  an  die  Arbeit  zu 
gehn  Z  (Dan.).  —  3.  intr.  Er  hat  iez  versouet,  .lange 
genug  unzüchtig  gelebt'  Z  (Dan.).  —  ver-süwet  -souet: 

a)  verschmutzt.  Du  hast  ganz  versoueti  Hose",  recht 
en  versouete"  Bock!    S.  auch  ver-salbet  (Sp.  816  o.).  — 

b)  abgelebt,  durch  Ausschweifungen  ruiniert  ZS.  Der 
g'sehd  auch  versöüet  üs!  —  Ver-suwerm.  Malerund 
Lackierer,   Versöüer  und  Verschmierer  ZGundetsw. 

Vgl.  Gr.  WB.  XII  104'2;  Schöpf  583;  Martin-Lienh.  II 
315;  Fischer  II    1287/8. 

S  ü  w  e r  i  Süwwerl  BBr.;  W  Vt.,  Süerl  ApH.,  Sou(w)erei 
AALeer.  (H.);  ApI.,M.,  V.;  Bs;  BE.,0.,Stdt;  L;  GT.; 
Th;  ZKn.,  Stdt,  Süweri  (bzw.  -1-)  Ndw  (-iw-  neben 
■ij-);  U,  Süerl  LGreppen,  Stdt,  V.,  W.,  Söü(iv)erei  (bzw. 
-öüj-,  -öij-)  AaF.,  Leer.  (H.);  Bü.,  Stdt;  L  (ohne  die 
eben  angef.  Orte);  UwE.  (-oij-);  ZKn.,  Russ.  —  f.,  PI. 
-e":  wie  nhd.  Sauerei,  abstr.  und  konkr.  a)  Sudelei, 
Geschmier  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Th;  Z;  wohl  allg.  Syn. 
Ge-süw.  Wirtin  zur  Magd:  Gang  dene"  Herre"  go" 
d'  Sousrei  [auf  dem  Tische]  abbotze"!  Th.  Stellen-eich 
die  Souerei  vor!  D'  Stegen  isch  g'sl"  wie-n-e"  Wasser- 
fall. Volksfrd.  Von  unreinlicher,  unordentlicher 
Schrift  Th.  E"  rechti  Souerei!  von  einem  schlecht  be- 
arbeiteten Ackerstück.  Bärnd.  1904.  Arge  Unordnung, 
Durcheinander  Ap  ;  G ;  Th  ;  W;  Z,  unangenehme,  schlimme 
Geschichte  Z.  Das  ist  e"  netti  Souerei  g'sl",  's  ist 
Alls  drunder  und  drüber  g 'gange"!  GT.  Da  hette"d-mir 
d'  Souerei  [den  Krieg]  au'h  bald  an  euserne"  Gränze". 
1912,  Z.  —  b)  in  moral.  Sinne.  Von  Unmässigkeit  im 
Essen  und  Trinken  :  ,Die  süwischen  fresser  und  suffer, 
die  ouch  andere  zuo  glycher  süwery  genötiget  habend.' 
Gtjalth.  1552.  Unflätiges  Handeln,  Reden  B  (Zyro); 
Th  und  weiterhin.  S-e"  tribe",  schwätze".  We""  's  es 
Wlbervolch  isch  g'sl",  su  het-er  [ein  Trunkenbold]  im 
e"  Souerei  parat  g'ha".  Loosli  1910. 

Vgl.  Gr.  WB.  VIII  1871;  Martin-Lieuh.  II  315/6;  Foll- 
mann  430;  Luxemb.  WB.  371.  Die  uuigelautete  Form  iü  B 
vorwiegend  in  der  koukr.,  die  liuumgelautete  in  der  abstr.  Bed. 

g°-süwet  g' souet  Ap,  g'süet  GG. (Zahner):  säuisch, 
unreinlich.  En  g'souele"  Bode"  [in  der  Stube].  Bür- 
gerfr.  1825  (Ap).  Auch  adv.:  Es  göd  g'souet  zue 
ApH.,  M.  (T.). 

Süwete-  GrD.,  Süete"  ApH.,  Sou(w)ete"  ApL,  M., 
V.;  GT.,  Söü(ivjete"  UwE.  (-oij-);  ZElgg  —  f.: 
1.=  Süweri.  aaOO.  —  2.  ,die  mit  Eiter  und  Blut  ver- 
mischte rote  Milch,  welche  die  Kühe  geben,  die  die 
Gelti  [s.  Bd  II  238]  haben'  GrD.  (B.). 

ge-süwig  -souig  SThierst,  g'-süivig  -söijig  L 
(s.  rauzen  Bd  VI  1921);  ZKn.,  Russ.:  unreinlich,  un- 
ordentlich.    G's.  choche"  ZRuss. 

süwocht(ig)  sou-  BSi.(ImOb.).  siwwocht  PPo., 
suwtscbocht  W:  säuisch,  höchst  unsäuberlich. 

Suwel  Ndw  (-Iw-  neben  -ij-),  Suüfwjel  Bs  f-öij-J ; 
L  (auch -öy-)  m.:  Schmutzfink,  auch  im  moral.  Sinne. 
Nei",  so  redt  doch  nur  e"  S.!  L. 

süwele"  (bzw.  -1-)  BHk.  (neben  -ij-);  Ndw  (-iw- 
neben  -Ij-);  UR.  (in  Bed.  1  und  2);  W  (slwilu"),  süele" 
GG.,  söü(wjele"  (bzw.  -öifj)-)  AABb.;  Bs  (-öij-);  BE., 
Sigr.(-öi-)  und  1t  Zyro;  L;  GG.;  Sf-öij-);  UwE.  (oij-); 
ZRuss.,    nsäu(w)elen,   süfwjelen    VO",    süwle"    BBr. 


1515 


Saw,  sew, 


1516 


(siwwle"),  Hk.,  Si.  (suwwle");  UR.  (-»-,  in  Bed.  3),  Urs. 
(sible",  in  Bed.  3),  söüle"  BSigr.  (-öi-),  Stdt  —  3.  Sg.  Prass. 
und  Ptc.  -et:  I.  (nur  -ele")  pers.  und  unpers.,  nach  dem 
Schweine(stall)  riechen  oder  schmecken  Ap;  Bs;  B;  L; 
G;  Dial.,  den  Geschmack  oder  Geruch  von  gekochtem 
Schweinefutter  haben,  von  Speisen  AaB1>.  (,von  Etw., 
das  lange  gekocht  in  der  Pfanne  stehn  geblieben  ist  und 
dadurch  einen  Geruch  und  Geschmack  bekommen  hat 
wie  das,  was  man  den  Schweinen  kocht');  L;  S,  „nach 
etwas  im  höchsten  Grade  Unreinlichem  riechen  und 
schmecken,  bes.  von  faulem  Kohl,  Obst  und  andern 
Gartenpflanzen  VO",  stinken  BE.;  GG.;  UR.  E,  toi 
du  söüelisch!  B.  Auch:  recht  schmutzig  aussehn  GG. 
Unpers.,  schmutzig  zugehn,  phys.  und  moral.  L  (In- 
eichen);  GG.;  UR.  Es  s-et.  —  2.  Dim.  zu  süweni,  un- 
säuberlich  verfahren,  sudeln,  die  Kleider  beschmutzen, 
zB.  beim  Spielen,  Essen,  Kochen;  bes.  von  Kindern 
Aa;  B;  L;  G;  Sch;  Uw;  U;  Z.  La"  g' seh",  was  söüe- 
lisch  da  so?  Lue",  du  Söümöri,  hesch  ja  di"s  Böckli 
ganz  versöüelet  u"d  verschmuslet !  B  (AvRütte).  ,Eine 
Reinigungsarbeit  (zB.  Wäsche)  äusserst  unreinlich 
vollziehen'  (AvRütte),  übh.  eine  Arbeit  unordentlich 
verrichten  B.  Auch  unflätig  reden  BE.;  GG.  —  3.  ein 
Kinderspiel,  =  Sü  triben  (s.  Süw  5b  a  3  Sp.  1502)  UR., 
Urs.    Mer  hend  i"  der  Schellene"  [Schöllenen]  g'siwlet. 

Auch  bei  Martin-Lienh.  II  315  (Miieh").  Zur  Bildung 
vod    1    vgl.  Dial.  195. 

ume,-s!it'den,  sijele":  Dim.  zu  ummen-süuen  1  Xr>w 
(Hatthys).  —  ver-:  entspr.  ver-süwen,  „versauen", 
verunreinigen,  verschmieren  BBr.,  Si. ;  L;  GT.;  Th 
Erm.  (-süle") ;  Ndw.  So  laufe"d-mer  verludet,  versudlet, 
voller  Sand,  verdrecket  und  vereidet  der  Grössmamma 
i"  d'  Hand.  ONageli  1910.  S.  auch  süwelen 2.  Auch: 
Etw.  schlecht  ausnutzen,  vergeuden,  zB.  Speisen  Ndw. 

Süweler  (bzw.  -i-)  Ndw,  so  Stans  und  lt  Matth. 
(auch -y-),  Soijcler  UwE.,  Süwler  UR.  (%■),  Süivider 
BBr.  (-%-),  Si.,  Söuler  BE.  -  m.,  in  Bed.  2  auch 
Soijclert"  f.  UwE.:  1.  grosse  Sau  UR.  —  2.  =  Sütcel 
BBr.,  Si. ;  UwE.;  Ndw.  Tue"  nid  ging  eso$  an  Bode" 
chodere"!  Du  bist  e"  S.  BSi.  —  3.  zur  Schweinemast 
verwendete  kleinste  Kartoffeln  BE.  Syn.  Sauen-,  Säu- 
Erd-epfel  (Bd  I  381);  Sihrcr.  [Mädchen,  das  in  einem 
bes.  reichen  Kartoffeljahr  gefragt  wird,  ob  es  mit  der 
Ernte  zufrieden  sei:]  He  ja,  si  [die  Kartoffeln]  wärt" 
brav  und  es  giH-ere"  g'nue',  tceder  es  het  neuen-eso 
ke'ner  Säuler.  Loosli  1910. 

suwelig  „säu(w)elig" :  1.  entspr.  süwelen  1,  was 
nach  etw.  Unreinlichem  riecht  oder  schmeckt  „VO." 
—  2.  entspr.  süwelen  2,  „säuisch,  physisch  und  mo- 
ralisch  L."   —  Bei   Martin-Lienh.   II   315   in  Bed.  1. 

Süwer  Siwwer  BGr.,  Söüer  ÄAZein.;  Bs;  S  —  m., 
PI.  unver.,  in  BGr.  Snvwra,  Dim.  Söüerli  S:  =  Su- 
weler 3.  [Beim  Kartoffelausnehmen  in  einem  schlech- 
ten Jahr]  het-men  es  halbdotze"'1  Mal  vergebe"  dri"- 
g'sehlage",  bis  nummen  es  armsäligs  Säuerli  dra" 
g'hanget  isch.  JReinh.  1907.  —  Auch  eis.  (Martin-Lienh. 
II   315). 

süwig,  söüig  L  (-öij-);  ZDüb.:  I.  brünstig,  vom 
Mutterschwein  L.  Ne"  s-i  Mör.  D'  Mör  wird  s.,  si 
hed  gar  nes  grosses  Nest  [vulva].  —  2.  mit  Schweine- 
fleisch (Speck)  versehn  ZDüb.;  nur  in  der  wortspie- 
lenden RA.  unter  Eäb  (Bd  VI  17).  Vgl.  süwisch.  — 
g».-;  s.  Sp.  1514. 


suwin:  Schweinen,  vom  Schweine.  .Seüwin,  schwei- 
nin,""porcinus.'  Fris.;  Mal.  ,Dem  seüwinen  rüessel 
nit  ungleich  oder  dem  schweininen  gleich,  haud  ab- 
simile  suillo  (rostro).'  Fris.  ,Nim  süen  gallen,  ysen- 
krut,  mische  mit  rosenhonig,  strychs  in  die  ougen.' 
Zg  Arzneib.  1588.  ,Süwis  Fleisch,  schwinis  und  linis.' 
JMahl.  1674.  S.  noch  heil-galzin  (Bd  II  296);  bärgin 
(Bd  VI  1549).  Als  Schimpfwort:  .Unser  herren  ... 
verpietend  mengklichem  ...  dass  niemas  den  andren 
anreize  mit  worten,  als  dann  die  burgerssün  und  handt- 
werchsgsellen  einander  habent  geton  mit  den  worten: 
einer  syge  schwyni,  süwe  oder  Schwab.'  1522,  EEgli, 
Act.  —  Suwins  Söüis  n.:  scherzh.  für  Schwinis, 
Schweinefleisch  Z. 

Süwiner  m.  .[Gast  zu  einem  Vorübergehenden:] 
Kumm  inhin,  du  s.,  und  trink  mit  uns!'  1522,  EEgli, 
Act.  —  Snbst.   virn  sSwin   (s.  d.)? 

süwisch  Ndw  (-lw-  neben  -ij-);  W,  süwwisch  B 
Sa.,  Si.;  WMü.  (-iivic-),  süsch  GrRIi.,  söü(irjiseh  (bzw . 
-öüj-,  -öij-)  Aa;  BE.,  Sigr.  und  lt  Zyro;  GRÜe.,  Ziz.; 
L;  Th;  UwE.  (oij-J;  Z,  ge-süisch  SchwE.:  1.  wie 
nhd.  säuisch,  a)  im  phys.  Sinne;  auch  abgeschwächt 
=  unordentlich,  nachlässig.  aaOO.  E"  süscher  Stall 
GnSpl.  Eh  söüischer  Eärli  Tb.  Es  g'süisches  Chind 
SchwE.  Das  ist  en  grusig  Süscher  GuXuf.  S.  si". 
, Säuisch  waren  sie  [die  Kühersleute],  wie  ich  mir 
Menschen  nie  gedacht.'  Gotth.  S.  de(r)tlier  (derhar) 
cho".  S.  esse",  choche".  Ich  gä"  nit  nie  zum  Vreni  uf 
de"  Tagica";  es  chochet  so  süwwisch,  das*-mun's  nit 
mag  esse"  BSi.  [Er]  hat  g'merkt,  d<iss-si  denen  Süwwen 
in  chupfriijen  G  schirren  chochen  u"ä  's  drin  län  chuelen, 
u"d  churzum  süwuischer  umgän  mit  d'r  Sach  wan  d' 
Süww  selber.  Sriiwzn.  (BSa.).  Eine  Arbeit  s.  mache";  zF. 
s.  höuwe"  (BSa.),  mäje",  reche",  schribe".  Esö  schribt-mu" 
nit,  das  ist  s.  BSi.  —  b)  im  moral.  S.  Unmässig;  s. 
Süweiib.  ,S.  leben.'  ,[Der  verlorne  Sohn:]  Doch  han 
ich  allzyt  s.  glebt,  mit  süwen  ietz  min  imbis  ghebt.' 
GBixder  1535.  ,Ein  süwisch  leben,  ein  schwini  end 
wirt  denen,  so  nit  anders  wend.'  Aal  1549.  .Denen 
allen  [den  Epikuräern]  ir  muotwillig  süwisch  laben 
übel  ussgeschlitzt  hat.'  OWerdm.  1552;  .sewisch.'  Her- 
born 1588.  S.  noch  metzgen  (Bd  IV  625).  Unsittlich, 
unflätig  GRMai.;  L;  Th.  En  s-e"  Hengert  GRMai.  8. 
schwätze"  Tb.  .Solche,  die  recht  bestialisch,  brutalisch, 
viehisch,  hündisch,  säuisch  gesinnet  sind.'  JJUlr.  1731. 
—  2.  wie  süwig  2  in  der  wortspielenden  Verbindung 
s.  choche";  s.  Räb  (Bd  VI  17;  auch  ZStall.,  ähnlich 
ZW.  und  lt  Dan.).  ,Die  weissen  Rüben  und  die  Runkel- 
rüben, sagt  der  Bauer,  müssen  halt  söüisch  g'chochet 
und  s.  a"g'richt  si";  man  richtet  sie  nämlich  meistens 
nur  als  Schweinemastung  an,  mit  Zugabe  von  Schweine- 
fleisch und  Speck  aber  können  sie  auch  dem  Menschen 
munden'  Z  (FSiaub).  Der  Surchabis  ist  am  beste", 
wenn- er  säuisch  g'chochet  u"d  sufer  a"g' richtet  teird. 
Bärnd.  1904.  —  Vgl.  Gr.  \VB.  VIII  1899;  Martin-Lienh. 
II  316:   Follmanu  430. 

süwischelen:  =  süwelen  1.  D'  Milch  tuet  s.,  wenn 
sie  unrein  ist,  einen  Beigeschmack  hat  GRNuf. 

Sü"ischi  f.:  Schmutz  GRNuf. 

Suwling  Siwwli"g  m.:  =  Süwel  WMü. 


Sil/. 


1518 


Sax,  sex,  six,  sox,  sux. 

Sax.     Nur  in  Namen. 

Zu  lat.«rawn,  wozu  auch  diegeograph.  Verbreitung  stimmt. 
In  Ortsn.  ,Sax'  GrMalad.;  GMs  (mit  ,S.-Ilolz, -Kopf, -Bach'), 
Senuw.  (Dorf;  ehemals  Z  Landvogtei),  ,Saxli'  GMs.  ,Über-Sax' 
GILth.  ,Ober-Saxen',  Dorf  Gr  (,Ubersax.'  1424,  CJeckliu 
1883;  ,Obersaxen,  auch  Ubers.'  Leu).  Unsicher:  ,Bei  dem 
kleinen  Saxen...bei  dem  grossen  Saxen',  ,bei  dem  kleinen 
und  grossen  Saxen  unfehru  von  Flüelen.'  JLCys.  1661 ;  heute 
,Axen.'  ,Saxen-HoIz'  ZSchöffl.  ,Saxen-Huseu.'  um  1516,  Z  (vgl. 
aber  Sachs  II  Sp.  238).  Abi.  ,Saxeten'  Blut,  (Dorf),  mit 
,S.-Bacb,  -Thal,  -Wald.'  Wohl  auch  (mit  Eintritt  von  -che- 
für  das  der  MA.  fehlende  -x-)  .Sächseln',  Dorf  Uw  (bei  Leu, 
Lex.  ,SaxIen,  auch  Sachsien').  In  Personenn.  ,von  Sax.'  XII.,' 
XVII.,  Gr,  ,von  Hoheu-Sax',  nach  ihrem  bei  GSeuuw.  ge- 
legenen Schloss.  XII./XVII.;  vgl.  Leu.  .Uoricb  von  der  Lo- 
chen Sax.'  Edlib. 

Saxer;  s.  Bd  I  381. 

Wohl  aus  ,Sax'  iu  GRh.  (s.  o.)  stammend.  Als  Familienn, 
GStdt  (schon  XV.);  ThNussb.;  XVII./XVIII.,  AaAar.  (Leu); 
XVIII.,  GrChur  (ebd.);  1426,  GAltst.;  XVII.,  GSa.  Als 
Ortsn.:  ,Reben  im   S.'   ZKlgg. 

Six;  s.  Sp.  704. 


Sextäri  m.:  in  der  kath.  Hierarchie  Einer  der  sechs 
in  geheimer  Abstimmung  aller  Kapitelmitglieder  ge- 
wählten Priester,  die  dem  Dekan  bei  der  Leitung  des 
(aus  10 — 27  Pfarreien  bestehenden)  Kapitels  zur  Seite 
stehn  Aa;  L;  Zg.  ,Der  Oberst  ...  wusste  gar  nicht, 
was  ein  S.  für  ein  Ding  sei.'  XHerz.  1862.  ,N.,  Pfarrer 
in  Oberwil,  Sextar  des  Capitels.'  ABütelrock  1682/ 
1712.  ,Für  die  Fissydatyonen  dem  Herr  Dechet  und 
Heer  Pfarher  Camer  und  Heer  Pfarer  Sechdary  von 
Oberwyll  4  Pfd  15  ß.<  1751,  Z  Anz.  1904/5  (.UBremg.). 
Vgl.  auch  JXSchnid.  1782,  179. 

Sextern  m.:  Lage  von  6  Bogen  oder  12  Blatt. 
, Die  ...  swester  [hatte]  die  geschrift  iu  sexsternen  ver- 
porgenlichen  in  einem  gheim.'  EStagel.  ,Ein  sexstern, 
darin  der  von  Arow  statt  recht  stand.  Ein  sexstern 
der  statt  Lenzburg  recht.'  1495,  AABr.  StR.  ,Er  [Mur- 
ner] legt  ...  siner  prob  einen  s-en  hinder  d  Eidgnossen.' 
Axsh.  ,Als  ich  ...  min  cronik  schreib,  gab  ich  N.  ouch 
zuo  schryben  ettlich  sextern.'  Salat.  —  Mhd.  «fitem; 
vgl.   Gr.   WB.  X  1,   708. 

Sixt:  männlicher  Taufn.  GrRIi.  , Konrad  Wirth, 
S-en.'   1.  H.  XIX.,  ZOSth. 

,Sixst  Nadler.'  1485,  Z  KB.  ,S.  Schumacher',  von  ZOSth. 
1524,  Absch.  ,Obervogt  Meister  S-en  Vogel  [Acc.].'  1588, 
Z  RB.  Als  Familieuu.:  ,Hanusen  Sixsten,  den  metzger.'  1483, 
ZRB.  Hieher  (oder  Nbf.  zu  ,Siz'?  vgl.  Sp.  486)  ,Six':  ,Des 
Syxen  guot  zu  Zufikon.'  E.  XIV.,  Arg.  Dazu  der  Ortsn.  ,Six- 
Keld'   BsHölst. 


Saz,  sez,  siz,  soz,  snz. 

Satz  m.  (in  Bed.  B  5  a  in  GoT.  auch  n.),  PL  Satz,  in 
BG.;  GRSpl.  Setz,  in  BSi.  (ImOb.)  Satz,  Dat.  Setze",  Dim. 
Säteli,  in  BGr.  Setzli  (PI.  Setzhni) :  A.  entspr.  tr.  und 
intr.  setzen.  1.  das  (Ab-,  Auf-,  An-,  Ein-  usw.)  Setzen, 
auch  Art  oder  Ort  des  Setzens,  bes.  aber  was  gesetzt 
wird,  a)  beim  Kegelspiel  die  Art,  wie,  und  die 
Stelle,  wo  die  Kugel  beim  Werfen  aufgesetzt  wird  L. 


—  b)  in  der  Gerberei  das  Einlegen  der  Häute  in  die 
Lohgrube  bzw.  das  betr.  Stadium  der  Lederbereitung. 
,26  Stück  Kuhhäute,  welche  sich  im  zweiten  und 
dritten  S-e  befinden.'  B  Aratsbl.  1865.  —  c)  im  Land- 
bau.  a)  die  gesetzten  Kartoffeln,  , Aussaat'  GrD.  Hür 
hed  's  jetz  doch  erschröcke"lirh  lütschel  Herdöpfel  g'gen, 
wer  heind  vile"  nid  der  S.  "berchon.  —  ß)  die  gesetzten 
Fruchtbäume.  ,Es  [ist]  mit  dem  nicht  genug,  dass 
man  die  Pflanzatöck  in  rechte  Weite  und  Linien  setze, 
sondern  man  muss  die  Satz  auch  also  richten,  dass 
die  Bäum  den  Sonnenschein  ein  wenig  voi halten.' 
EKönig  1706.  —  y)  Reihe  zB.  Reben  ScbSL  (Sulger), 
einzelner  Rebstock^TH;  ZLimm.,  S.  und  lt  Spillrn.  Da' 
Stock  Bebe'  hat  300  Satz;  der  S.  gilt  en  Franke"  Th 
Mü.  Eine  Juchart  hat  4000  Satz  (Rebe")  ZS.  Und 
dünn  die  schöne"  Beben  erst  bim  Spiegelhaf,  bim  Höuel! 
Iez  zerre"d-s'  d'  Satz  zum  Boden  üs,  es  ist  en  Grus,  en 
Gröuel!  aGG.  (ZS.).  , Zirka  18  Aren,  angeblich  aber 
nur  1595  Sätze  Reben.'  Z  Amtsbl.  1903.  ,[Zu  ver- 
steigern] die  Trauben  am  Stock  aus  zirka  13000  Sätzen 
Reben.'  ebd.  1905.  ,Um  100  Satz  rot  gut  Reben,  der 
S.  1  Rappen  . . .'  1693,  Zubers  TgB.  —  8)  ,nuw  sätz', 
neue  Anpflanzung  übh.,  bes.  Reben;  vgl.  Nüw-S.  ,Nüw 
setz  mit  reben.'  Ebinger  1438.  ,Anträfend  das  hoch- 
gricht  zu  Ryneck,  da  dann  nüw  sätz  sind,  da  die  inn- 
haber  gebätten,  dass  man  söllich  hochglicht  dadannan 
tuon  und  in  irem  costen  an  ein  ander  ort  setzen,  soll 
der  vogt  biderb  lüt  zuo  imm  nämeu  und  ort  und  änd 
ussgan,  wo  söllich  hochgricht  am  füegklichisten  gsetzt 
und  ufgricht  möge  werden.'  1544,  Abscb.  ,Uffbrüch 
oder  neuw  Sötz';  s.  Bd  V  370  o.  —  d)  in  Jagd  und 
Fischerei,  a)  „Stelle,  wohin  man  Tiere  lockt,  um  sie 
daselbst  zu  fangen  L;  Zg."  Bes.  in  der  Fischerei. 
,üie  Fischer  führen  Anfangs  Oktober  viele  Kähne  voll 
Steine  und  Kiesel  den  [Ägeri-]See  hinauf  und  werfen 
sie  da  an  gewissen  Stellen  in  die  Tiefe.  Innert 
Monatsfrist  wird  dieser  Ausschutt  etwas  überschlammt, 
und  die  Rotforellen  setzen  dann  gerne  ihren  Rogen 
ab.  Ungefähr  um  Martini  macht  nun  jeder  Fischer 
seinen  S.,  dh.  er  bindet  Nielen  zusammen,  an  deren 
einem  Ende  ein  grosser  Stein,  an  dem  andern  Ende 
ein  Baumstrunk  befestiget  ist;  dem  Zwischenräume 
gibt  er  eine  solche  Länge,  dass,  wenn  der  Stein  auf 
dem  Grunde  des  Sees  liegt,  das  Holz  senkrecht  über 
ihm  aus  dem  Wasser  in  etwas  emporragt.  Zwei  sol- 
cher Satzzeichen  werden  in  der  Entfernung  von  einem 
Klafter  und  ungefähr  auf  ein  Klafter  tief  unter  dem 
Wasser,  wieder  mit  Nielen  aneinander  gebunden.  Der 
Fischer  stellt  dann  seinen  Kahn  der  nur  aus  dem 
Stamme  einer  grossen  Tanne  ausgehöhlt  ist,  zwischen 
diese  Satzzeichen  mitten  inne,  steckt  den  Rogen 
grosser  Forellen  an  den  Angel,  wirft  ihn  in  die  Tiefe 
und  hält  die  Angelschnur  an  einem  Haspel  in  der 
Hand.  Sobald  eine  Rotforelle  angebissen  hat,  wird 
sie  schnell  heraufgehaspelt.'  GLHartm.  1827;  vgl. 
Böt-S.  ,Item  6  pisces  von  zwein  vechern,  eins  am 
graben,  daz  ander  an  dem  Rosshorn,  da  hört  ein  s. 
in,  gat  von  der  Lützelow  uff  unz  an  das  Rosshorn.' 
1331,  SchwE.  Urb.  .[Landammann  und  Räte]  ver- 
bannen .. .  die  hassel  im  seew  zuo  Brunnen  vor  der 
sust,  also  das  nieman  theinen  s.  tüeye  noch  tuon  solle 
zuo  den  hasslen  von  der  wery  biss  uffhin  zuo  dem 
Geissteg.'  1514,  SchwLB.:  im  Glossar  die  Erklärung: 
,ein  Fach  in  einem  Fluss,  um  in  Körben  (Reussen) 
Fische  zu  fangen.'    Wenn  Einer  einen  ,«.'  einnimmt, 


sez,  siz,  soz,  suz 


IVJO 


soll  er  ihn  mit  allem  ,züg',  ,init  angeln,  schnüeren 
und  stüden'  besetzen,  sonst  mag  ein  anderer  Fischer 
den  ,s.'  einnehmen.  1537,  HTürler  1895.  ,Es  ist  ouch 
gesetzt  und  geordnet,  das  man  uss  einem  huss  nit  me 
dann  dry  sätz  haben  noch  bezeichnen  soll  in  der 
Muotaa.'  1542,  Scbw  LB.  ,Der  1  te  S.  gehet  an  bei 
der  dürren  Fluh  und  gehet  bis  an  StNiklausenegg.' 
1752,  Ber.  1868;  vgl.  Balchen-S.  S.  noch  Bd  II  1747  o.; 
Bd  III  431  o.  —  ß)  =  S.- Vogel  (s.  Bd  I  696);  —  y)  die 
(zur  Vermehrung  in  den  Fluss  gesetzten)  jungen  Fische. 
1684,  ZRhein.  (1628  dafür  ,die  zuchtfischlin').  — 
e)  in  der  Alpwirtschaft,  die  Zahl  der  ,Stösse',  mit 
denen  eine  Alp  besetzt  wird  oder  besetzt  werden  kann, 
Tragfähigkeit  einer  Alp  BGr.;  OimLung.  Syn.  Ran- 
dung (Bd  VI  1024),  Be-,  Berg-Satz,  Besatzung.  ,Es 
soll  den  Herrn  Einigern  überlassen  sein,  Alpzins  zu  be- 
willigen oder  selbe  Alp  mit  Vieh  im  leichten  S.  zu  be- 
setzen, wobei  [sie]  auf  Alpsatz  und  Zeitläufe  Rücksicht 
zu  nehmen  haben.'  1839,  ZfsR.  (Obw).  —  f  j  (zu  einem 
bestimmten  Zwecke)  aufgesetzte,  bereitgestellte 
Menge  von  Etw.  a)  die  auf  der  Kelter  aufgeschütteten 
Trauben  Z  (FStaub);  Syn.  Stock,  Truck,  Träsch.  ,[Auf 
die  Form  der  Kelter  kommt  Nichts  an]  wann  nur  der 
Wein  fein  sauber  aussgetruckt  wird,  daran  am  meisten 
gelegen,  darzu  dann  sehr  dienstlich,  wann  der  S.  recht 
auffgesetzt  und  behawen  wird.'  Rhag.  1639.  —  ß)  „im 
wirtschaftlichen  Sinn,  von  Milch,  was  man  auf  einmal 
käset  Gr";  nach  Gr  Samml.  1805,260:  , Was  man  auf 
einmal  käset  (dh.  ein  S.),  wird  abgerahmt.'  —  y)  Feuer- 
werks-, Pulversatz,  .materia  sulphureo-nitrosa,  qua 
utimur  ad  ignes  missiles.'  Id.  B;  vgl.  Gr.  WB.  VIII 
1838/9.  —  8)  übh.  „eine  aufgehäufte  Menge,  zB.  von 
Steinen,  Heu,  Schnee  B",  ,ein  Stoss,  Heustoss,  Schutt- 
stoss  oder  -Kegel;  e"  tolUr  S.  ,ein  tüchtiger  Stoss, 
Würfel,  ein  gutes  Stück'  BSi.  (ImOb.).  Die  Eisenbahn- 
arbeiter haben  tolli  Sätz  Erde,  Schutt  wegzuräumen, 
ebd.  Insbes.  vom  Schnee  BG.,  Si.  E"  tolle  S.  Schne%, 
eine  tüchtige  Lage  Schnees  BSi.  ,So  bereichert  sich 
das  anfänglich  wieder  wegschmelzende  Blferli  oder 
Schümli  zum  S.,  zur  Legi,  zum  Patsch.'  Barnd.  1911. 
,Ein  S.  Korn',  eine  Reihe  Kornsäcke  ScHSt.  (Sulger) ; 
Syn.  Schachen.  —  g)  Unterlage,  Stützpfeiler.  ,Es  ist 
vermeint  worden,  es  könnte  solche  [die  Schwelle,  die 
sich  gesenkt  hatte]  mit  Hebgeschirren  ongefähr  2  Schu 
vom  Boden  aufgebebt  und  mit  6  Sätzen,  das  Übrige 
aber  sonst  undermauret  werden.'  1708,  ZGrün.  Land- 
feste zu  einem  Brückenbogen  Schw:  vgl.  Bruggen-S. 
,Man  sieht  noch  jetzt  den  S.  der  zerstörten  Brücke 
im  Muotatal.'  ,Es  liegen  dem  Bezirk  [Schwyz]  zu 
erhalten  ob:  die  vordere  gedeckte  Ibacher-Brugg  mit 
drei  Sätzen,  die  hintere  Brugg  samt  Sätzen.'  vEow 
1857.  Übertr.,  Grund(lage):  .[Religiöse  Zweifler]  die 
im  Herzen  noch  nicht  hand  ein  vesten  und  gewüssen 
S.'  1616,  JJBreit.  1  «13/43.  —  h)  „Fond,  Grundlage 
zu  Etw.,  Vorrat  an  Geld,  Waren  B;  VO;  Gl;  Scb;  Z", 
Vorrat,  Depot  AAWohl.,  Vorrat,  Niederlage  von  Geld, 
Vermögen  Ndw  (Matthys),  Fond  für  ein  Geschäft, 
Gewerbe,  Betriebskapital,  Reservefond  Ap;  B;  L;  Tb; 
UwE.;  Z,  ,certa  peeunia  deposita,  quam  diminuere 
nolumus.'  Id.  B,  Warenfond  B  (Zyro).  Er  liet's  am  S., 
hat  ausser  seinem  Betriebskapital  noch  genügend  an- 
dere Mittel  zur  Verfügung  AaWoIiI.  ,Er  hat  's  im  S, 
er  hat's  im  Vermögen'  Sch  (Kirchh.).  ,Im  S.,  en  fonds.' 
St'1.  (Eh)  S.  ha".  Me"  mite"  schaffe"  ond  hüsef,  bis- 
me"  e"weng   en  S.  hat  TbMü.     Me"  cha""  Nünt  a"- 


fange",  wenn-me"  kann  S.  hat.  ebd.  Me"  mues'  e"chli" 
en  S.  ha",  das'-me"-sich  auch  cha""  chere"  ZRuss.  Bi 
dem  B'ruef  brücht's  en  grosse"  S.  Z.  ,We""-men 
einist  e"  S.  het,  so  ehunt-me"  glicH  wit,  sorte  naeta  non 
tardat  usura.'  Id.  B.  Mi"  mues'  geng  e"chli"  S.  b'ha", 
eine  gewisse  Summe  Geldes,  über  welche  hinaus 
man  die  Kasse  nicht  angreift  B  (Zyro).  Ich  ha" 
ämel  noch  e"  S.,  ieh  g'heie"  de"  dri",  su  chunt  's  relicht 
noch  nit  so  bös  use"  B  (AvRütte).  ,Er  muss  sich  aus 
Mangel  eines  S-es  mühsam  mit  seiner  Haushaltung 
durchhelfen.'  1811,  Z  Brief.  ,Wenn  ich  noch  zehn 
Jahre  diente  . . .  dann  hätte  ich  tausend  Pfund,  und 
somit  den  S.,  um  etwas  Eigenes  anzufangen  und  wieder 
ein  Bauer  zu  werden.'  Gottb.  ,Aus  dem  [Hanf]  lösten 
wir  so  viel,  dass  wir  ein  Sätzlein  für  die  Kindbetti 
zu  haben  hofften.'  ebd.  Im  [=  dem]  Chesslerödel  het 
zume"  wärschafte"  Bür  Nüd  g'fdlt  tveder  der  S.  JRoos. 
Hieher  (oder  zu  i'?):  's  Tüfels  S.,  als  Verstärkung  bei 
Quantitätsbegriffen,  Vben;  vgl.  Tüfel.  Erhed's  T.  S. 
voll,  hat  Geld  wie  Heu  AaF.  Laubcheber  hed  's,  's  T. 
S.  coli!  ebd.  's  T.  S.  recht  ha"  AALeer.  's  T.  S.  lüge" 
L  (Nachr.  1868).  —  i)  in  (Wett-)Spielen.  a)  der 
für  die  Preise  ausgesetzte  Geldbetrag  bei  einem  Preis- 
kegeln, an  einem  Schützenfest  Scbw;  Uw;  Z  und  wei- 
terhin; vgl.  S.-Geber  (Bd  H  95).  -  ß)  „Geld,  das  ein 
Spielender  setzt"  oder  koll.  was  von  sämtlichen  Spie- 
lern eingesetzt  wird  AALeer.;  Ap;  BSi.  und  lt  Zyro, 
auch  lt  Id.;  GL(St.b);  GrD.;  L  (St.h);  ScHSt.;  S;  Tb; 
Uw;  Zo(8t');  Z.  „allg."  Was  ist  der  S.?  BSi.  Ich 
han  ml"  S.  ebd.  I'h  ha"  mV  S.  use"  B  (Zyro).  A. :  Hest 
g'wunne"  mit  Spile"?  B.:  Kai",  grad  de"  S.  ho»-»"" 
wider  «berchon  GrD.  ,Grif  e"  ledere"  uf  si"  S ,  cor- 
ripiat  sibi  quisque  depositum.'  Id.  ß.  S.  noch  sügen 
(Sp.  516).  ,Der  s.,  das  zuosetzen  in  einem  spil,  pignus.' 
Fri8.;  Mal.  ,Man  sol  spilen,  damit  es  ergezlich  seje, 
mit  seines  Alter  und  seines  Gleichen  und  Das  mit 
einem  S.  (Gewette),  saber  doch  nicht  um  hoch.'  Spleiss 
1667.  ,Die  Spielsucht  hat,  schädlicher  als  vor  diesem 
geschehen,  zu  raasen  angefangen,  massen  in  einem 
Sitz,  auch  wol  in  einem  S.,  grosse  Summen  darauf 
sollen  gegangen  sein.'  B  Mand.  1686.  ,Der  zu  vil 
will,  verderbt  das  Spil,  hat  oft  den  S.  verloren.' 
JCWeissenb.  1701.  In  RAA.  I^  bi"  S.,  sagen  die 
Kinder  beim  Spiel  mit  Spielkugeln,  wenn  sie,  ohne 
zu  gewinnen  oder  zu  verlieren,  ihren  Einsatz  zu- 
rückerhalten Gl.  (Mit-enand)  S.  ha",  auch  mache" 
(„VO";  L),  beim  Spiel  auf  grund  vorheriger  Abma- 
chung Gewinn  und  Verlust  mit  einander  teilen  (und  zu 
diesem  Zweck  gegen  die  Mitspieler  insgeheim  zshalten) 
L;  ScuSt.;  Zo;  Z,  „wenn  Einige  bei  einem  Spiele  zum 
Voraus  mit  einander  abmachen,  dass  der  Gewinnende 
ihnen  einen  Teil  desGewinnstes  überlassenjmüsse  VO.u 
A.  hat  nach  einem  glücklichen  Wurf  b'hebet  (s.  be- 
hoben 1  c  Bd  II  918);  B.,  ein  geschickter  Spieler,  macht 
ihm  den  Vorschlag  S.  z'ha",  dh.  wenn  Einer  von  ihnen 
Beiden  gewinnt,  soll  er  dem  Andern  seinen  Einsatz 
zurückgehen  Tb.  Spieler  A.  zu  B.:  Hem-mer  S.  (mit- 
enand)?  ScaSt.  —  k)  im  Pfandrecht,  ix)  Verpfändung 
Gl  (nach  verzeinzelter  Angabe;  vgl.  ßV).  , Sind  aber  da 
kind  oder  kinds  kind  und  die  abgand  vor  dem  vatter, 
muoter,  enin  oder  anen,  an  dem  der  pfandschilling 
staut,  so  sol  aber  das,  dem  [der  Ehegatte,  zu  dessen 
Gunsten]  der  s.  beschechen  ist,  by  dem  pfandschilling 
beliben  und  an  inn  oder  sy  widerumb  Valien.'  1384, 
AaB.  StR.     ,Welicher    burger   ald   herschaftman  dem 


1521 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1522 


andren  win,  körn  oder  glichen  uff  ein  zalung  insatzte 
und  der  besorgte,  der  Schuldner  wölte  im  das  ingesetzt 
körn,  haber,  wider  [1.  win]  oder  anders  uss  dem  s.  ent- 
weren  und  sin  zuosagen  nit  halten,  dem  mag  er  das  in- 
gesetzt guot  uff  recht,  biss  inn  der  davon  bezalt,  für- 
aberwanden  und  entweren  wol  verbieten.'  ZElgg  Herr- 
schaftsr. 1535.  ,Wo  ain  abt  das  schloss  Iberg  mit 
siner  zuoghör  ze  verkoufen  willens  wer,  dass  er  das 
denen  von  Schwitz  vor  menklicheni  anbieten  und  um 
ain  gelich  oder  beschaiden  gelt  in  koufs  oder  s-es  wis 
volgen  lassen  [solle].'  Vad.  ,Die  summa  geltz,  die  der 
herzog  von  Burgund  dem  fürsten  von  Österrich  um  den 
s.  obgemelter  landschaft  gen  hat,  verluf  sich  in  die 
achtzigtusend  guldin.'  ebd.  Etw.  ,in  eines  s.  lian',  an 
Jmdn  verpfändet  haben.  ,Diewyl  dann  uns  die  sach 
bewust  und  wir,  onangesehen  das  der  von  Landen- 
berg alhie  huss  und  hoff  in  unserem  s.  und  aigne 
ligende  güeter  hat,  doch  uns  derselben  nit  annemen 
wellen...'  1591,  THDiess.  —  ß)  =  Pfandschaft  1  (Bd 
V1146).  „Unterpfand  einer  Verschreibung  Gl"  (auch 
lt  St.b).  1367  bekennt  Herzog  Albrecht  von  Österreich, 
dem  N.  118  Gl.  schuldig  zu  sein  und  weist  die  Summe 
an  auf  ,den  s.  ze  Arburg,  den  er  von  uns  inne  hat.' 
ALechner  1906.  ,M.  h.  bede  [von  Österreich]  habent 
dem  N.  uff  den  s.  ze  Werre  geslagen  150  guldin.' 
1368,  ebd.  Sehr  häufig  im  habsburgischen  Pfand- 
register von  ca  1380  (vgl.  das  Glossar  zum  HU.);  zB.: 
,N.  hat  von  der  herschaft  in  phandes  wis  den  zol  ze 
Brugg  und  die  gült  ze  Gebistorf  umb  1320  gülden. 
Den  selben  s.  hant  nu  die  burger  von  Brugg  an  sich 
erlediget  und  erlöset'  HU.  ,E.  von  Küsnach  het  einen 
s.  von  der  herschaft  miner  herren  vordem,  von  wilent 
herzog  Albrecht  und  herzog  Lüpolt  umb  dienst  und 
umb  ross  und  hengst  für  107  mark  Silbers,  und  dar- 
urub  wurden  im  versetzt  9  mark  gelts  uf  korngült 
und  phenninggült  ze  Küssnach  und  Imensee.  Den 
selben  s.  loste  aber  von  sinen  erben  G.  von  Uotzingen  ... 
Disen  s.  hat  aber  nu  erloubet  der  selb  herzog  L.  ze 
lösen  EimTurn.'  ebd.  ,Die  vesti  ze  Guotenburg... 
und  30  pfd  d.  geltes ...  die  vor  Hermans  von  Landen- 
berg s.  gewesen  sint.'  ebd.  ,Uf  den  gartenzins  ze 
Wintertur,  der  sin  s.  von  uns  ist.'  ebd.  ,NN.  hetten 
einen  s.  inne  von  der  herrschaft  wegen,  und  der 
stuond  in  40  mark  Silber  und  bringet  6  mark  gelts. 
Der  selb  s.  geviel  ir  muoter  frowen  E.  an  rechter 
teilung.'  ebd.  ,N.  hat  einen  s.  umb  127  guldin  uf  vier 
sweiggen  ze  Wege  hinder  der  alten  Raperswile,  an 
kesen,  ziger  und  anken,  und  bringet  17s  mark  gelts.' 
ebd.  ,S.,  underpfand,  pignus.'  Fris.;  Mal.  , Wann  ein 
allhiesiger  Beisitzeter  ein  Gült  ussert  dem  Landt  kauft, 
welche  ihr  S.  in  unserem  Landt  hat,  so  hat  der  Schuld- 
ner diser  Gült  ein  Jahr  lang  den  Zug  hierzu.'  1751, 
SchwG.  Artikelbuch.  S.  noch  Quitt-Brief  (Bd  V  476). 
—  y)  auf  einem  Heimwesen  liegende  Pfandsumme, 
Hypothek  Gl.  Syn.  S.-Brief(Bä  V  482).  Erste'  S.  usw. 
N.  hat  vu"  si"'m  Vater  e"  schü"s  Heimedli  g'erbt,  es 
ist  e"kei"  Rappe"  S.  drüf  g'si".  CStreiff  1904  (Gl  M.). 
,Ein  Pfandbrief,  in  welchem  ein  Haus  oder  anderes 
Gebäude  zum  Unterpfand  verschrieben  ist,  soll  als 
Landwährschaft  gelten,  wenn  der  Boden,  auf  dem  das 
Gebäude  steht,  so  viel  wert  ist,  als  der  S.  beträgt.' 
Gl  LB.  1835.  .Welcher  landtman  ein  s.  uff  einem  huss 
ald  andern  gebüwen  hette  und  der  boden,  daruff  das 
gebüw  stat,  nit  so  vil  wert,  dass  es  den  s.,  so  daruff 
stat,  ertragen  möcht,  so  sol  der  sälbig  brieff  hinfür  nit 
Schweiz.  Idiotikon  TU. 


lantzwerschaft  geschätzt  und  gehalten  werden.'  1588, 
Gl  LB.  -  1)  (rechtliche)  Festsetzung,  a)  (Preis-) 
Ansatz.  Zu  irverschamt  höehe"  Sätze"  I,  (ERöthelin). 
Hieher  viell.  die  RA.  ,S.  und  Platz  haben':  ,Dass  A. 
dem  [Gläubiger]  B.  andere  Mitel,  die  S.  und  Platz 
haben,  verzeigen  und  geben  solle.'  1648,  SchwRB.; 
vgl.  Bd  V  257  (ist  dort  ,Satz'  zu  lesen?).  —  ß)  (obrig- 
keitliche) Satzung.  ,S.  und  Ordnung';  tw.  sicher  = 
,satzung  und  Ordnung.*  „S.  und  Ordnungen,  Gesetze 
und  exekutive  Befehle  eines  republikanischen  Staates." 
St.2  ,Das  der  S.  undt  Ordnung,  wan  ein  Landtman 
[usw.;  s.  Bd  VI  610  o.].  solle  obgehalten  werden.'  1723, 
U  LB.  ,Nach  S.  und  Ordnung.'  1732,  AATäg.  Gerichtsb. 
Alpfrevel  oder  Unbotmässigkeit  gegen  die  .gutgeheis- 
sene  wohl  hergebrachte  S.  und  Ordnung'  werden  durch 
das  Alpgericht  bestraft.  Ndw  Beitr.  1889.  Doch  auch 
in  freier  Stellung.  ,Als  der  rat  und  die  burger  ge- 
meinlich in  unser  statt  ze  Clingnow  ...  ein  Ordnung 
und  saze  in  unserm  gerichte  ze  Clingnaw  zwischen 
den  beken  geordnet  und  ufgesetzt  haben...'  1366, 
AaKI.  StR.  .Nach  Ordnung  und  s.  beider  rechten.' 
1544, GRq.  1906.  -  r)  Abkommen,  Vertrag,  Vergleich 
(bes.  schiedsgerichtlicher).  ,Do  sy  den  s.  also  gelopten 
stät  zuo  halten.'  1363,  Z.  ,Wiss  ...  von  des  s.  wegen, 
den  ich  han  mit  dir,  daz  ich  dir  den  s.  absag.'  1394, 
Foffa  1864.  , Sprach  N.,  die  knecht  von  Höngg  werin 
hie  und  wölten  den  s.  vertrösten.'  1398,  Z  RB.  S.  noch 
Bd  II  25  u.  ,S.  und  frid'  uä.  ,Als  wir  von  unser 
gnädigen  herrschaft  wegen  von  Österrich  gen  der 
Eidgnosschaft  in  krieg  körnen  warent,  daz  wir  da  mit 
den  erbern  wisen  dem  landaman  und  dem  rat  und  der 
gemeind  des  landes  ze  Schwitz  und  mit  allen  den 
iren  einen  guoten  getrüwen  friden  und  s.  uffgenomen 
und  gelopt  haben  ze  halten  als  lang,  unz  daz  wir 
inen  denselben  s.  absagent  oder  des  glich  si  in  uns 
absagent,'  1415,  GR.  ,Und  also  ist  es  zwischent  der 
obgenanten  herschaft  und  unser  Aidgnosschaft  in 
sätzen  und  in  guoten  friden  gestanden  etwe  menig 
jaur.'  Z  Chr.  XV.  ,Das  wir  wollend  den  s.  und  den 
friden  halten  unz  ze  mittervasten.'  1428,  Gl  Urk. 
,Da  es  frid  solt  sin  und  in  einem  s.  was.'  Z  Chr. 
XV.  ,Sy  standen  in  guoten  friden  und  setzen  gegen 
unser  herschaft  von  Österich.'  1465,  B.  ,Der  koch 
[wurde]  bi  nacht  überfallen  und  in  fenknos  gelegt 
in  einem  frid  und  s.,  so  von  den  6  orten  der  Eid- 
gnosschaft gemacht  worden  ist.'  E.  XV.,  G.  ,S.  und 
richtung.'  ,Do  nu  graf  Ruodolf  sach,  daz  dem  apt 
disü  richtung  und  s.  wol  gefiel.'  Z  Chr.  1336/1446. 
,S.  und  (üs)spruch.'  ,Do  si  ze  beiden  teilen  disen  s. 
und  usspruch  also  lopten  und  swuoren  stät  ze  halten.' 
1379,  Z.  ,Sid  der  s.  und  der  spruch  vor  mit  erbern 
lüten  bewiset  ist.'  1394,  Z  RB.  Mit  Adj.  ,. . .  wond 
daz  man  es  uff  si  bracht  het  mit  nüwen  bünden  und 
mit  nüwen  setzen,  anders  den  si  von  alter  her  komen 
syent.  Dorumb  ouch  si  kein  stür  noch  enkein  dienst 
nümmen  wellend  tuon.-  um  1381,  LE.  ,Des  ersten 
sond  si  [die  Entlebucher]  noch  ir  erben  noch  nach- 
komen  sich  fürbas  niemer  mer  nienert  anderswo  hin 
verglüpten  noch  verbinden  in  dehein  wise  zuo  herren, 
zuo  land  noch  zuo  stetten  noch  under  in  selber  kein 
bund  noch  buntnüst  noch  keinen  nüwen  s.  nit  tuon 
mit  burgrecht  noch  mit  lantrecht.'  1382,  L.  .Alle  die 
wile,  so  unser  deheiner  in  unser  stat  gesessen  ist,  er 
sy  burger  oder  gesessen  gast,  gehorsam  ist  recht  zuo 
tuond   unverzogenlich  umb  die  vorder,   so  inn  ieman 


152" 


siz,  soz,  stiz 


1524 


ansprechig  hett,  das  man  denn  darüber  von  unser  stat 
noch  von  unser  stet  recht  wegen  nitsol  schedigen  noch 
nit  twingen,  daz  er  dehein  verdingeten  s.  tuo,  denn 
recht  ze  tuonde  und  zuo  nemende  an  all  gevärd.'  1347, 
BStR.;  dafür:  ,Denselbigen  sollent  weder  wir  noch 
iemants  anders  nötigen  noch  zwingen,  einichen  vertrag 
ze  geloben  noch  anzeneraen.'BStSatzg  1539.  ,Alsogieng 
euch  der  N.  von  mir  und  dem  geswornen  s.  ane  urlob, 
ane  urteil  [usw.].'  1402,  AaB.  Urk.  —  m)  im  schieds- 
gerichtlichen Verfahren,  a)  schiedsgerichtliche 
Verhandlung,  Entscheidung;  vgl.  1  f.  ,Dez  si  ze  einem  s. 
utt'den  burgermeister  von  Lindouwe  [ze]  einem  gemeinen 
man  komen  sint.'  1362,  Z  StB.  ,Wir  [haben]  die  stösse 
betegdinget  und  ze  einem  s.  bracht  uf  Wernher  den 
schenken  von  Bremgarten  zuo  einem  gemeinen  man.' 
1375,  Gfd.  ,Dar  umb  kamen  si  zuo  eim  s.  zuo  ge- 
meinen und  ze  schidlüten.'  1404,  Z  RB.  ,[Ich  RvHünen- 
berg  als  Vertreter  der  Herrschaft  Österreich  und  Propst 
Fridinger  als  Vertreter  des  Gotteshauses  StBlasien] 
namen  zuo  beider  sitt  einen  s.  und  tag  für  der  selben 
miner  herscbaft  rät ...  sol  man  wissen,  das  derselb  her 
Fr.  probst  in  dem  s.,  e  das  wir  komen  syen  für  der 
egenanten  miner  herschaft  rät,  von  des  egenanten 
gotzhus  wegen  vor  mir  mit  erbern  lüten  kuntlich 
gemacht  hat,  das  N.  dem  gotzhus  StBlesyen  zuogehörr 
von  eigenschaft  wegen  sines  lips  und  nit  mir  von 
miner  herschaft  wegen.'  1406,  AaB.  Urk.  ,Soverre  daz 
die  sache  zuo  Eschol[z]matte  ufgemeinem  tag  zuo  einem 
s.  kam.'  Just. ;  nachher:  ,Uber  daz  die  sache  im  s-e 
stuont  zem  rechten.'  ebd.  ,Der  Eidgnossen  botten, 
neralich  die  achtu,  uf  die  der  s.  stuond.'  ebd.  ,Das  der 
Schultheis  noch  die  araptlüte  dhein  satzunge  an  sich 
nemen  söllent.  Item  es  sol  ouch  hinnathin  dhein 
Schultheis  noch  fürspreche  dheinen  s.  an  sich  nemen, 
sunder  sich  der  genzlich  enteinigen.'  1457,  Bs  Eq. 
,Das  ain  s.  gemacht  ward  uff  84  man  unpartysch.' 
1401,  G.  ,Acht  tag  lang  wart  zuo  Kilchberg  ein  s. 
gemacht.'  AgTschudi.  —  ß)  pers.,  Schiedsrichter.  Selten 
im  Sg.  ,An  den  Hm  von  Erlach,  Schuldtheissen  von 
Bern  und  S.  in  diesem  Span.'  1631,  JJBreit.  Gew. 
im  PI.;  oft  im  XVI./XVII.  ,Die  dry  setz  miner  herren 
von  Zürich  ...  die  dry  setz  der  nun  orten.'  1523,  Absch. 
.Nachdem  sich  span  halt  zwüscheu  üch  und  uns  und 
der  handel  in  klag  und  antwurt  verhört  und  den 
sätzen  beidersits  überantwurt  und  zum  rechten  gesetzt, 
by  welichem  rechtsatz  wier  es  lassend  bliben.'  1529, 
Strickler.  ,Den  säzen  [seien]  beide  obrigkeiten  lieb.' 
1583,  Absch.  ,Zween  unpartigische  underhändler  oder 
sätz.'  1599,  AaK.  StR.  ,Den  verordneten  vier  Herren 
Sätzen  von  Zürich.'  1600,  Streitschrift  1713.  ,Wie- 
wol  unsere  Gesandte  [in  Glarus]  vermeldet,  das  sy 
einen  Eächtspruch  hierüber  ze  tuond  keinen  bevelch 
[haben],  dann  sy  nit  als  Sätz,  sonder  allein  als  Ge- 
sante  vorhanden.'  1626,  Z.  ,Deren  von  Glaruss  uss 
üwerm  [der  Zürcher]  Mittel  erpettne  Ehrensätz.'  1627, 
Sch.  ,Von  den  Partyen  [wurden]  beidersytz  sowoll 
geistliche  als  weltliche  von  ihnen  erkiesete  Ehren- 
sätz und  Schidherren  dahin  bescheiden.'  1631,  Uw. 
.Ussgeben  ...  wegen  der  Herren  evangelischen  Ehren- 
sätzen ...'  1656,  Z.  ,An  die  Unkosten  der  Herren 
Sätzen  und  Schrybers  von  Basel.'  ebd.  , Rechtspruch 
der  Herren  Ehrensätz  von  Friburg  und  Solothurn.' 
1657.  ,Neben  denen  von  dem  andern  Teil  ernamseten 
Herren  Sätzen  und  Schidrichtern.'  Urteil  1657.  ,Das 
Protokoll  der  katholischen  Ehrensätzen.'  1700,  Schw. 


,In  deine  ihr  beiderseits  in  disem  Streit  selbst  Sätze 
ernanibsen  können.'  Gespr.  1708.  , Selbiges  Missver- 
ständniss  sollte  durch  einen  eidgenössischen  Rechts- 
spruch entschieden  werden.  Weil  aber  die  Sätze  in 
ihren  Urteilen  zerfielen  ...'  JKFasi,  Th.  .Glich  (vil) 
sätz.'  Der  Handel  werde  ,an  gleichviel  Sätze'  von  jeder 
Seite  kommen.  1578,  Absch.  ,[Sie  hätten  sich]  beider- 
sidts  uff  schidlüt  und  glyche  sätz  verglichen.'  1578, 
Z  RM.  ,Fürohin  [sollen]  dergelychen  Schmechungen 
von  zwölf  ehrlichen  Personen  von  beiden  Religionen 
zu  glychen  Sätzen  gerechtfertiget  und  abgestraft  wer- 
den.' 1623,  Gl.  ,Sotane  Spänigkeit  andrest  nicht  als 
durch  gleiche  Sätz  entscheiden  zu  lassen.'  1681,  ebd. 
.Debattre  nos  differends  avec  l'abbe  ä  parties  egales 
(zu  gleichen  Sätzen).'  1750,  Ap  Brief  (LZellweger). 
Verallgemeinert,  Mitglied  einer  Kommission;  daher 
,Kommissionssatz'  Ap  (TTobler).  ,Pfarrer  N.  forderte 
Satisfaction;  hierauf  ward  von  Obrigkeit  wegen  eine 
obrigkeitliche  Commission  auf  den  20.  Uec.  angesetzt. 
Sätze  waren  ...'  GWalser  1830  (wohl  nach  Akten  von 
1734).  —  n)  von  der  Sprache,  a)  Schreibart,  Stil 
UwE.  —  ß)  Aufsatz,  bes.  Zeitungskorrespondenz,  -ein- 
sendung  GA.,  T.;  Th;  Z.  En  S.,  es  Sätzli  im  Blatt- 
ha",  i"  's  Bl.  mache"  G;  Z.  Es  ist  en  S.  im  Blatt 
cho"  drüber.  Da  sfft-men-e'"mäl  en  S.  i"  a"  Ziti"g  tue"! 
—  y)  i'1  syntakt.  Sinne  wie  nhd.  —  2.  a)  Sprung, 
von  Menschen  und  Tieren,  auch  etwa  mit  Bezug 
auf  Unbelebtes,  allg.  E"  S.,  u"'1  du  bisch  drüs 
und  dänne"!  auch  vom  Fassen  eines  kühnen  Ent- 
schlusses B  (AvRütte).  E(n)  S.,  Sätz  ne"  Ap;  Bs;  B 
(auch  Id.);  Gr;  Th;  Z,  mache"  Aa;  Ap,  tue"  B  (Zyro). 
Wie  De''  noch  Sätz  nimmt!  von  einem  altem  Manne. 
Wie-n-er  au'h  Sätz  macht!  HFleiner  1900.  ,Ich  hätte 
einen  S.  nehmen  mögen  über  den  weiten  [Boden-]See 
hinüber,  um  den  ersten  besten  Schweizer  beim  Kopf 
zu  nehmen  und  wahrscheinlich  Schläge  zu  kriegen 
zum  Dank  für  meine  Zärtlichkeit'  Gotth.  ,Zum  Brunnen 
gingen  schwere  Kühe,  zuweilen  einen  schwerfälligen 
S.  versuchend.'  ebd.  ,Da  hörte  er  einen  gewaltigen 
S.  auf  den  Bettkasten  und  fühlte  das  Gespenst  neben 
sich  im  Bette.'  W  Sagen.  De''  Hansli  geusset  lüt  wie 
letz  und  nimmt  im  Bächli  Gümp  und  Sätz.  EEschmann 
1911.  ,D' Chrugle"  het  e"  S.  g'no",  sphsra  percussit 
solum,  deinde  arcuatim  devolavit.'  Id.  B.  Z'  S-es  BG., 
ei"s  S-es  BHa.  und  bei  Gotth.,  im  S.  B  lt  Id.  und  Zyro; 
S,  ime"  S.  ZWäd.,  i(n)  (auch  mit  Ap;  B;  Gl;  Th) 
H"'m  S.  AALeer.:  Ap;  Bs;  B;  Gl;  L;  G;  Th;  St.,  im 
(in  einem)  Sprung.  Du  springt-er  ^s"  Mals  z'  S-es 
üf.  Barnd.  1911  (BG.).  Ein  Pferd  setzt  z'  S-es  (in 
V"em  S.)  über  Zaun  und  Graben,  ebd.  Im  S.,  unico 
saltu,  primo  lapsu,  e  vestigio.  Id.  B.  Im  S.  wider  da 
si",  reditum  suum  maturare.  ebd.;  ähnl.  lt  Zyro.  In 
H"'m  S.  über  ae"  Bach,  zum  Bett  iis  springe".  I"  ei"'m 
mächtige"  S.  RvTavel  1910.  Auch  in  abgeblasstem 
Sinne,  auf  einmal  B  und  sonst.  Er  hed  d's  Glas  a"- 
g'stitzt  und  ei"s  S-es  üstrüchen  BHa.  ,Erst  erschraken 
wir  vor  den  [zahllosen]  Schoppen  [unserer  Männer],  wo 
doch  Jeder  auf  einen  S.  nur  einen  trinken  will,  weil 
mehr  ihm  nicht  wohl  macht.'  Gotth.  I"  grosse",  zwe", 
drei  Sätze"  uä.  I"  (de")  helle"  Sätze"  B;  S.  In  es  parne" 
Sätze".  RvTavel  1910.  I",  mit  drei  Sätze"  d'  Stegen  üf 
springe".  S.  noch  Bd  I  1030  o.;  hüpp  (Bd  II  1489).  I" 
d'  Sätzgä",  zB.  von  Hasen,  Pferden  B  (so  E.,  G.).  Sofort 
giH's  [das  neugeborne  Füllen]  i"  d'  Setz.  Barnd.  1911 
(BG.).    Von  Menschen,  sich  eiligst  aufmachen.    Bi  de" 


1.V2?. 


Sa/, 


S1Z,  soz,  suz 


l.vj.-; 


Zwöien  ume"  het  Christi"  i"  d'  Sätz  müesse"  go"  der 
Tokter  reiche".  SGfeller  1911.  Richtig  ü"ser  Benz  i" 
d'  Satz  gage"  di'  Boss  sueche".  Loosli  1910.  I"  d'  Satz, 
auf!  B:  auch  als  Aufforderung,  eine  Arbeit  zu  be- 
ginnen. Hup  i"  d'  Satz!  B  Volksztg  1903.  Eine"  i" 
d'  Satz  bringe"  Ap;  B  (auch  jage") ;  L;  G;  Z,  i"  d'  Satz 
cho"  Ap;  Bs;  B;  L;  G;  Z,  in  Aufregung,  ins  Feuer 
bringen  bzw.  geraten.  Übertr.,  Spässe,  Witze  Th. 
Wenn  Dev  sini  Satz  macht,  würd  's  lustig.  —  b)  in 
der  Verbindung  (Mit  Ei"'m)  S.  ha"  U;  Z,  hebe"  Z 
(vereinzelte  Angabe),  halte"  AALeer.;  ZO.  und  1t 
Spillm.,  Schritt  halten,  eig.  (beim  Gehen,  Reiten)  und 
übertr.  (zB.  im  Geldausgeben,  Trinken,  Arbeiten). 
[Mann:  Du]  muest-mer  g'wüss  cho"  wie  ä"  Frau  Pfar- 
reri".  Frau:  Das  wo't-ich  aber  au'*,  dö  halt  i'h  S.; 
und  wenn-si  z'letst  noch  chäm  g'rad  wie-n-en  Chlaus,  so 
wö't-ich  g'rad  au"''  ase  cho".  Stutz.  —  B.  entspr.  refl 
setzen.  1.  Hasenlager  AaWoIiI.;  auch  sonst  in  der 
Jägerspr.  Syn.  Süss  112  (Sp.  1371).  Der  Has  lid  im 
S  ;  de"  Has  im  S.  Schüsse".  Dazu  viell.  die  beiden 
RAA. :  Eine"  us  dem  S.  ne",  aus  dem  Schlafe,  Bette  Z. 
Eine"  ab  S.  ne",  ins  Verhör  nehmen  Z;  etw.  anders 
definiert  schon  Bd  IV  730  o.,  wozu:  .[Michel]  nahm 
den  Kriecher  und  den  Marx,  da  er  eben  dazu  kam, 
dass  sie  ihm  ein  paar  Gesellen  aufwiegelten,  solcher- 
gestalten  absaz,  dass  ihnen  die  Lust  nach  fernerm 
Aufwiegeln  ...  vergieng.'  HPest.  —  2.  Standort,  Stel- 
lung, Lage.  Nur  in  bestimmten  Verbindungen.  ,Ein 
heisser  S.',  eig.  eine  Lage,  in  der  es  Einem  heiss 
macht,  ein  heisser  Strauss,  Streit.  ,Man  muss  auch 
unsern  gemeinen  Kriegsleuten  das  gute  Lob  zulegen, 
dass  sie  bei  einem  so  heissen  S.  einen  weit  stand- 
hafteren Mut  erwiesen,  als  von  kaum  über  3  Monat 
auf  den  Füssen  stehenden  Truppen  immer  zu  ver- 
hoffen wäre.'  Pfaffenkr.  1712.  ,l>ie  Schweizer  haben 
sich  in  so  vielen  heissen  Sätzen  und  Sträussen  der- 
massen  mutig  erwiesen  ...'  Speotateor  1734.  Uf  ei"'m, 
sV'm  S.  blibe",  seinen  Standpunkt,  seine  Meinung  fest- 
halten und  verteidigen  L  (Ineichen).  Siehst  dann, 
''as-s'  starch  of  erem  S.  sönd,  so  channst-enen  onver- 
merkt  Becht  g'e".  Blrgerfr.  1823  (Ap).  A.  soll  auch 
klueg  si"  und  e'"möl  vo"  si"em  S.  ablö",  so  lös -nie" 'n 
sicher  grad  usse"  [gebe  man  ihn  frei].  SPletscher 
1903  (ScaSchl.).  Hieher  (?):  ,Im  S.  si",  wohl  zufrieden 
sein,  zB.  mit  Kauf  und  Tausch';  syn.  im  Begel  sin  [Bd 
VI723]GrD.  (B.).  —  3.  Fruchtansatz.  ,Gewürz-Näge- 
lein,  die  ein  länglichter  Anfang  oder  S.  sind  der  Frucht 
eines  Baums.'  E  König  1706.  —  4.  Senkung,  a)  ,die 
Senkung  der  Wandpfosten,  sofern  sie  sich  als  ein  mit 
hörbarem  Schall  verbundener  Ruck  kundgibt'  BSi. 
(ImOb.):  WMü:  ,Es  hat  einen  S.',  von  einem  neuen 
Gebäude  WMü.  ,Die  Türe  tat  einige  Sätze'  W  (nicht 
genauer  bestimmbar).  Auch  von  einem  Heuschober, 
ebd.  ,Das  Heu  hat  keinen,  hat  einen  grossen  S.'  - 
b)  ,der  Raum,  den  man  den  Wandpfosten  am  Ort  ihrer 
Einfügung  gibt,  damit  sich  das  (hölzerne)  Gebäude 
nach  Massgabe  des  Zsschrumpfens  (Abdorrens)  der 
Wände  setze"  (senken)  kann'  BSi.  (ImOb.).  —  5.  a)  (in 
GoT.  n.)  Niederschlag,  Bodensatz,  Rest  (zB.  bei  Kaffee, 
Wein)  Ap;  Bs;  B  (.sedimenta.'  Id.);  Gr;  G;  Sch;  S; 
Th;  Uw;  Z.  wohl  allg.  De'  S.  chost  Geld,  nicht  die 
Brühe  Z  (Dan.).  Er  verdient  chüm's  S.  i"'s  Kaffi, 
kaum  seinen  notdürftigsten  Unterhalt  GKapp.  Was 
uosch  mit  im  [dem  gestürzten  Husaren]  V  I"  d's  B'schütt- 
loch,   Das  giH  guete"   S.   RvTavel  1901.     [Frau:]   's 


Chänndli  isch  gli'h  lär,  gib  acht,  es  chunnt  der  S..'  ... 
Was  chunnt  dö  use"  ?  Nes  halbs  Zikorie"päckli ...  [Mann :] 
Da' 'sch  wol  vil  SJ  JReinh.  1905.  ,Lass  es  [das  Fass 
mit  trübem  Wein,  der  durch  Chemikalien  geläutert 
wird]  acht  oder  zehen  Tage  ruhen;  hernach  lass  den 
Wein  ab  dem  S.'  EKonig  1706.  Hieher  viell.  die  RA. 
bim  Sätzli,  vollständig,  ad  unguem,  von  irgend  einer 
Arbeit,  Handlung  ScHSt.f  Mir  sind  hüt  in'n  Bebe" 
fertig  tcorde"  bim  Sätzli.  —  b)  von  der  Oberfläche 
einer  Flüssigkeit  rings  an  der  Gefässwand  zurück- 
gelassene Spur.  ,Als  er  züg  gen  Berg  in  keller  be- 
rueft  worden  . . .  bettend  sy  [er  und  seine  Begleiter] 
kein  sonderbaren  fäler  am  fass  [aus  welchem  Wein  aus- 
gelaufen sein  sollte]  funden,  dann  das  uf  dem  liger- 
ling  ein  grawer  trochner  blätz  gsin  were.  Ouch  hette 
das  fass  inwendig  zwen  aber  [trockene]  sätz  etwan  eins 
gemüntz  [s.  Bd  IV  322/3]  hoch  von  einandren  ghan, 
als  ob  man  zwei  mal  win  daruss  abgelassen  hette. 
Item  HSchoub  sagt,  als  ...  diss  spänig  fass  ussge- 
schlagen,  hette  er  zwen  aber  sätz  etwan  eins  gmüntz 
hoch  von  einandren  im  fass  funden.'  1587,  ZFlaach. 
—  c)  die  etwa  vor  Sonnenaufgang  am  westlichen 
Horizont  bemerkbare  dunkelschwarze  Verdichtung  der 
Atmosphäre,  ein  schlechtes  Wetterzeichen  Schw,  dunk- 
les Gewölk  am  Abendhimmel  Ap;  ZO.  Syn.  Sack  13  d 
(Sp.  615).  's  hat  en  S.  am  Himmel.  D'  Sunn  göt  in 
en  S.  abe".  Wolkenansatz  übh.  Es  hed  newwa  e"  Heide'' 
S.  im  Ort  [bestimmte  Örtlichkeit];  es  wollt  den"  umhi" 
anders.  Bärnd.  1908  (BGr.).  Wenn  über  die  nnn''ere" 
Berga  e"  S.  ist  (über  oder  vor  dem  Jura  Nebel  hängt), 
ist  Regen  zu  erwarten,  ebd.  1911  (BG.).  —  6.  a)  Fels- 
stufe, schmale  Terrasse  an  einem  Abhang,  Fels  BGr., 
Si.  undltZyro;  GrL.,  Spl.,  V.;  Uw,  „jeder  Sturzfall  für 
sich  selbst  oder  auch  mehrere  Sturzfälle  auf  einander 
B;  LE.",  auch  gemauerte  Terrasse  Gl;  Ndw  (Matthys), 
insbes.  techn.  Ausdr.  für  Talsperre  bei  der  Verbauung 
von  Wildbächen  Gl.  Syn.  Abs. 2b.  Setzleni,  zerklüftete 
Absätze  BGr.  (Bärnd.  1908).  Auch:  jedes  Plätzchen 
im  Felsen,  auf  das  man  sich  setzen  kann  BSi.  Es 
macht  [in  einer  Gletscherspalte]  wie  'n  S.,  aber  stä" 
chönnte-me"  nid  drüf.  CSchnyder  1911  (GrV.).  ,Von 
dieser  Quell  geht  man  nur  circa  drei  Schritt  über  ein 
gäches  Säzlein  weiter  hinauf.'  Sererh.  1742;  s.  noch 
Bort  (Bd  IV  1629).  .Unter  den  sog.  Sätzen  im  Ca- 
väll  unter  dem  Schweizertor.'  1781,  Alpenp.  1875£  — 
b)  , Ebene,  flaches  Land'  S  NA.  (nach  einer  Angabe). 

Mhd.  saz  m.:  vgl.  Gr.  WB.  VIII  1837/40;  Sanders  II 
861/2;  Martin -Lienb.  II  381.  Zum  u.  unter  B5a  vgl. 
Kajfe-S.  In  Ortsnn.  (wohl  meist  iu  Bed.  A  6  a).  Im  obre" 
S„  Name  einer  Partie  am  Wetterhoru  BGr.  ,Aber-Satz'  Th 
Koggw.  (vgl.  Satz  556).  ,Unter-S.'  LSörenberg.  ,Grafen-S.' 
ZgWalchw.  , Gross-,  Klein-S.'  U  (am  Pizzo  Centrale).  ,Mor- 
nen-S.'  G  (im  Spitzmeileu-Gebiet).  ,Bueh-S.'  ZMedikon  (bei 
der  Falletsche).  ,See-S.'  LSemp.  Formell  unklar:  , Sätzen' 
LSörenberg.  ,Satzeuehrh-n'  ZL'Ohringen.  —  Vgl.  auch  S,,inn,:i 
und  Zssen,  zu  den  folg.  Zsseu  mit  Adv.  als  erstem  Glied  die 
entspr.   Zssen  vou  setzen  und  «('(201. 

Ab-:  1.  Absatz  von  Waren,  Verkauf  Ap;  Bs;  G 
Tb;  Z  und  weiterhin.  Er  het  hüt  gtteten  A.  g'ha".  ,Sie 
verstünde  die  Sache  [das  Weben]  wohl,  um  den  A. 
wäre  sie  nicht  bange.'  Gotth.  —  2.  das  Abstehen 
(von  Etw.),  Aufgeben,  Unterbrechung.  ,Dann  billich 
wurden  ir  [die  Freiburger]  von  inen  [den  Eidgenossen], 
ob  üch  ieman  das  üwer  und  des  ir  domalen  in  besitz 
gewesen  sind,  abziechen  wölt,  von  inen  gehanthabt 
und  ganz   umbillich  zuo  a.  desselben  von  inen  selbs 


1  r.'JT 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


l.v> 


bekürnbert.'  1483,  B  Schreiben.  ,Das  dis  friung  in 
dheinem  weg  zuo  letzung  oder  a.  mog  komen,  ...  bin- 
den und  pflichten  wir  uns  [usw.].'  1483/4,  B.  ,Abt 
Wilhelm  [wolt  im]  so  vil  nit  grausen  lassen,  dan  dass 
er  zuo  krieg  und  fecht  offenbare  rüstung  füert  und 
zuo  dem  a.,  von  dem  die  sag  aussgieng,  keins  wegs 
hören  wolt.'  Vad.  ,A.  (und  enderung)  tuon',  Etw.  auf- 
heben, ändern.  ,[Wir  haben  uns  verständigt]  dis  vor- 
geschriben  münzen  und  werung  ...  war  und  stät  ze 
halten,  ze  vollfüeren  und  schaffen  gehalten  werden 
und  darinn  keinen  a.  zetuond  in  deheinerlei  wise  die 
vorgeschriben  jarzal  us.'  1425,  Absch.  , Darin  die  jarzal 
uss  deheinen  a.  noch  endrung  ze  tuond.'  1487,  ebd. 
,[Die  Glasermeister  sollen]  in  dem  allem  [Tarif  für 
Glaserarbeiten]  dehein  endrung  noch  a.  tuon,  sunder 
bi  solieher  Schätzung  und  belonung  beliben.'  1501, 
BEM.  —  3.  konkr.  =  Satz  B  6  a  BsL.  (Linder);  B; 
GRÜalfr.,  Valz.  und  weiterhin.  ,Er  kletrete  . . .  von 
einem  A.  auf  den  andren.'  JvWeissenfluh  1850/1.  , Ab- 
sätz der  bergen,  articuli  montium.'  Fkis.;  Mal.  ,[Der 
Pilatus]  mit  scharpfen  ruchen  Felsen  und  Schroffen, 
ouch  vil  Absätzen.'  RCvs.  (Br.).  Uneig. :  Oha.  di  Sach 
het  en  AA  .einen  Haken'  B.  —  b)  Vorsprung  an  einem 
Hause,  Möbel  Ap  (auch  Dim.);  Th,  an  einem  zugeschnit- 
tenen Brett  (vgl.  absetzen)  Aa.  .[N.  soll]  den  A.  an  der 
Muren  hinweg  tuon.'  1606,  Z.  S.  noch  Trag-Baum  (Bd 
IV  1248);  Reiff(B&  VI  656).  An  einem  Altar;  s.  Ranft 
(Bd  VI  1049).  —  c)  erhöhtes  Gartenbeet  (für  ein  Spa- 
lier), als  Erklärung  von  .Rabat';  s.  Bd  VI  1540  o.  — 
d)  stufenweise  Verjüngung  eines  Zweiges.  ,Under  den 
Fruchtästen  seind  auch  vielerlei,  als  da  sind  etliche, 
die  in  ihrem  neuen  Trieb  zwischen  dem  alten  und 
neuen  Holz  einen  starken  A.  machen,  und  die  bleiben 
ohne  Schneiden;  so  sie  aber  zwei  solche  Absätz  haben, 
auch  noch  keine  Frucht  gegeben,  werden  selbige  auf 
zwei  Augen  über  dem  zweiten  A.  beschnitten.'  E König 
1706.  -  e)  Absatz  am  Schuh,  Hacke  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
L;  G;  Th;  Z;  wohl  allg.  Leder  am  A.  ond  Chüedreck 
am  Hoslatz,  Ausdr.  der  Ausgelassenheit  ApWolfh. 
Schueh  u"d  kei"  A.  dra",  Bür  ist  kei"  Edelma"",  Bür 
ist  Bür,  schlau  von  Natur  BSi.  (DGemp.  1904).  A., 
Spitzli,  ei"s,  zwei,  drii,  .ländlicher  Text  zu  einem 
Tanz'  ZStdt  (Dan.);  vgl.:  ,Der  heilige  Martini  hat  sich 
das  Jahr  auch  lustig  g'macht  uf  de"  Zeche"  und  uf 
de"  Absätze".'  Klosterkr.  1841.  Er  hätsi'1'  uf  r'em 
A.  um  'träit,  wo-n-ich  Da'  g'sät  ha",  zum  Ausdruck 
der  Überraschung,  des  Zornes  Th.  I'h  muess-mich  uf 
d'  Absätz  stelle-,  mich  kräftig  wehren  GF.  Ei"'m  uf 
d'  Absätz  trappe",  uneig.  von  einem  Mädchen,  einem 
Burschen  nachlaufen,  sich  ihm  antragen  BE.  (Gfeller). 
Si  hed  en  A.  verlöre",  die  Jungfrauschaft  L;  Syn. 
Isen  (Bd  I  537  u.).  Wenn  's  nid  will,  so  taged's  nid, 
und  we""-mer  der  A.  zum  Pfeister  üs  streckt.  JRoos 
1892.  ,Die  gestickte  und  ander  französische  Schuo 
[sollen]  mit  ihren  nichtswertigen  Absetzen  bei  zwei 
Pfd  Pf.  Straff  ab  und  hindan  geschaffet  sein,  andere 
Schuo  aber  mit  Absätzen  mögen  gemeine  Burger  und 
Handwerks-Leut  wol  tragen,  was  aber  ringeren  Stan- 
des, sollen  sich  allein  der  Bamenschuoen  und  nit 
höcher  als  mit  halben  Absätzen  bedienen,  bei  Straff 
auch  ein  Pfd  Pf.'  1683,  GWil.  Wan  mär  nur  nit 
etwan  in  der  Comedi  b'stechä,  ih  wolt  schier  lieber  an 
A.  ä  da  Stifflä  abbrechä.  Tyrolersp.  1743.  ,Ein  Schuo 
gebüözt  und  ein  A.  gemacht,  Nagelfleck  und  20  Negel 
3  Bz.'  1780,  AaJou.  —  f)  Ein-,  Abschnitt  eines  Schrift- 


stückes, eines  Druckes,  einer  Rede  uä.  wohl  allg. 
,Wer  in  diser  Morgenpredig  die  Wort  Jesaje  hören 
und  bei  einem  jeden  A.  ihm  nicht  wird  sein  lassen, 
er  höre  es  auss  dem  Mund  gehen  dem  ewigen  all- 
mächtigen Gott  selbs,  der  tut  Gott  zu  kurz.'  FWvss 
1697.  —  g)  Zeitabschnitt.  ,Beim  Bau  eines  Schul- 
hauses gibt  es  fünf  Hauptpunkte  oder  fünf  Absätze 
oder  Perioden.'  Gotth.  —  4.  .schriftliche  Erkenntnis 
einer  Behörde,  schriftliche  Einlage  an  eine  Behörde, 
Gr;  vgl.  A.- Kommission  (Bd  III  288).  —  5.  Abstand. 
Eig.  ,Der  a.  der  gemachen  am  hauss.'  1530,  Ez. ;  xä 
dndXoiTta  tä  äva  uiaov  xwv  rc?,suf(Bv  xoö  otxoo.  LXX. 
Uneig.,  Abstand,  Unterschied  ApH.,  I.,  M.  (TTobler). 
,Es  ist  ein  A.  zwischen  den  Handtwerkern  zu  Zürich, 
welche  kein  ander  Gwünn  und  Verdienst  haben,  und 
denen  Burgeren  zu  Winterthur,  welche  Nebent-Gwün, 
Verdienst  und  landtsmännische  Vorteil  haben.'  1701, 
Z.  , Einen  A.  haben',  einen  Unterschied  ausmachen. 
.Eine  Frag  ist  auch:  wann  ein  Officier  eine  Honorance 
oder  Ehrenfest  tun  wolle,  ob  der  gemeine  Knecht 
könne  gehalten  werden,  mit  daran  zu  zahlen?  ...  Da 
ist  ein  Underscheid  zu  machen,  dass,  wann  es  der 
Compagnie  zum  Besten  ...  geschehe,  so  seie  billich 
der  gemeine  Knecht  auch  beizusteuern  ...  Etwas  schul- 
dig. Geschehe  es  aber  für  des  Herrn  Hauptmanns 
utile  allein,  da  habe  es  einen  A.'  Kriegsr.  1704.  ,Es 
kommt  ein  Officier  (mit  den  Gemeinen  hat  es  eine 
andere  Gattung  und  A.)  in  ein  Quartier  [usw.].'  ebd. 

—  6.  ,avvallamento,  deposito'  PA1.  —  7.  a)  Herunter- 
setzung des  Wertes  einer  Münze:  ,Umb  dass  wir  mit 
Beduren  vememraen  müessen,  ob  soltend  unser  Eidgn. 
von  Schaffhusen  Verburgerte,  so  in  unsere  Landschaft 
kommend,  uss  Anlaas  dess  A-es  ihrer  Örtlinen  und 
dass  wir  Vorhabens,  ihre  in  unserem  Landt  habende 
Schulden  damit  abzulössen,  hin  und  wider  wider  ge- 
meinen unsseren  lobl.  Stand  ...  Schmach-  und  Lester- 
wort  fallen  lassen  [usw.].'  1678,  Z.  —  b)  .Abfall': 
.Auch  der  besten  Maler  Copien  leiden  doch  einen 
A.  von  dem  ersten  Meisterstuck.'   JJUlr.-Haog  1731. 

—  Mhd.  abeeaz;  vgl.  Gr.  WB.  I  93  f.;  Sanders  II  862; 
Martin-Lienh.  II  381;  Fischer  I  56  f.  —  Fels-A.:  = 
dem  Vor.  2  b  a.  .Die  hervorstehenden  Felsabsätze 
und  Bergrücken.'  Jv  Weissenfluh  1850/1.  —  Stegen- 
A.:  Treppenabsatz.  leh  ha"  gar  nid  dra"  'dankt  dem 
Dokter  z'  säge",  er  müess-sech  bim  obere"  St.  ganz  rechts 
ha"  und  e"  chli"  bücke".  RIscher  1903.  ,Der  alte 
Stegenabsatz  innert  dem  Vorhöfflein  [der  Farnsburg 
soll]  widerumb  erbessert  [werden].'  1669,  WMerz  1910. 

Ober-:  im  Holzbau  der  oberste,  den  Bau  rings 
umgebende  solide  Balken,  der  unmittelbar  den  Dach- 
stuhl trägt  B  (AvRütte). 

Über-,  in  BGr.;  UwE.  Über-:  1.  a)  übermässige, 
zu  starke  Besetzung  einer  Alp  mit  Vieh  BGr.,  Ha.,  Hk., 
„0.",Si.;  auch  lt  Ebel.  Syn.  Ü.-Stöss.  Vgl.  FGSteb- 
ler,  AW.  94  f.  .Dieser...  rationellen  Massregel  steht 
eine  andere  sehr  unrationelle  gegenüber,  wir  meinen 
den  sog.  Ü.,  der  namentlich  in  Gegenden  sich  rindet, 
wo  man  an  Sommerungen  Mangel  leidet.  Es  ist  näm- 
lich hier  und  dort  in  Übung  gekommen,  dass  eine 
Alpgenossenschaft  dem  einzelnen  Alpgenossen  über 
seine  bestimmte,  ihm  eigentümlich  angehörende  Zahl 
von  Bergrechten  hinaus  ein  oder  mehrere  Treibrechte 
gestattet,  für  welche  er  eine  bestimmte  Taxe  in  die 
gemeinsame  Kasse  bezahlt.'  Alpenw.  ,Wenn  infolge 
gewisser  Verhältnisse   (zB.   Haltung  grösseren  Rind- 


Saz,  sez,  siz,  soz,  saz 


viehs)  mit  der  reglementarisch  festgesetzten  Stoss-Zahl 
doch  Ü.  eintritt,  ist  diesem  hin  und  wieder  aber  durch 
Aufweid,  dh.  durch  Zuschlag  von  Bruchteilen  auf  den 
Stoss  für  Kühe,  abgeholfen.*  FAnd.  1897.  ,In  der 
Not,  wenn  anderes  Futter  mangelt,  zB.  zu  Anfang  der 
Weidezeit  oder  bei  Ü.  der  Alp,  werden  die  Giftpflanzen 
auch  von  anderen  Tieren  [als  zB.  Ziegen]  gefressen.' 
FGStebler  1899.  ,Von  Bestrafung  des  U-es.'  1796, 
BSi.Rq.  1912.  Auch  die  Bewilligung  dazu:  ,Darby  so 
hat  das  gotzhus  in  beiden  alpen  eigne  alp  und  den 
u.'  1526,  UwE.  ,Es  mag  der  Ü.  für  eine  halbe  Kuh 
auf  gebührendes  Anmelden  erteilt  werden.'  1796,  BSi. 
Rq.  1912.  —  b)  was  an  Vieh  zu  viel  aufgetrieben 
wird  Ndw  (Matthys);  Obw.  Ü.  üftribe"  übw.  ,Bei 
sämtlichen  Alpen  wird  der  Auftrieb  jedes  einzelnen 
Genossen  kontrolliert.  Der  Ü.  muss  nun  entweder 
abgetrieben  oder  hiefür  eine  Busse  entrichtet  werden.' 
FGStebler,  AW.  ,Item  wir  Alpgnossen  ob  den  Haag 
und  Blanggen  haben  allezeit  gehört  von  unsern  alten 
Alpvögten,  das  ir  Gnaden  möge  ein  Stuten  mit  einem 
Füle  ufdreiben,  [oder]  die  vier  küe  U.  ufdreiben,  und 
also  rechnet  ir  Gn.  jez  den  Ü.  zue  der  anderen  Alp  und 
wil  danuocht  die  Stuten  mit  dem  Füle  ufdreiben.  So 
vermeinend  die  Gnossen,  der  U.  gehöre  nit  zue  rechnen. 
Und  ist  das  den  Alpgnossen  ein  grosse  Beschwert  und 
vermeinen  sy,  ir  Gn.  solle  erscheinen,  das  er  die  4 
Küesatz  zuesampt  der  Stuten  möge  ufdreiben,  wie  wol 
ir  Gnaden  selig  allwegen  nur  hat  die  4  Küesatz  Ü. 
gerechnet  und  die  Stuten  nie  uftriben.'  1616,  UwE. 
(ZfsR,  VII  b  103/4).  .Almendübersatz.  Ü.  solle  Kei- 
ner ohne  oberkeitlich  Erlaubnis  treiben  bei  12  Gl. 
Buss.'  1732,  ebd.  S.  noch  Bd  V  1113  Mitte.  Eigen- 
tümlich ,auf  dem  [1.  ,den'?  dann  zu  1  a]  Ü.  treiben': 
,Vom  Ü.  Ist  angesehen  und  geordnet,  dass,  wann  ein 
Alpgnoss,  der  eigende  Alp  hat,  selbige  wegleihen  und 
nachwerts  noch  auf  dem  Ü.  treiben  würde  und  also 
mit  Gfehrden  handlet,  soll  von  einer  Kuh  12  Pfundt 
Ü.-geld  und  8  Pfundt  Buss  erlegen.'  1749,  BEngstlen- 
alp.  —  2.  Überforderung  durch  zu  hohen  Zinsfuss, 
Wucher.  ,Du  solt  im  dein  gelt  nit  auff  wuocher  geben 
noch  dein  speiss  auff  ü.  ausstuon.'  1530/1667,  III.  Mos.: 
entspr.  bei  Luther.  ,[Er]  verstat  hie  [V.  Mos.  23,  19] 
den  ü.  und  den  schändlichen  gwün  durch  den  wuocher.' 
HBull.  1531.  ,1593  wird  N.  wegen  U-es  und  Wuchers, 
so  er  gegen  etliche  Kriegsleute  gebraucht,  um  50  Pfd  d. 
gebüsst.'  KWild  1847  (G).  .Wucher  und  Ü.'  1602, 
ebd.    S.  noch  Rütschhart  (Bd  II  1645). 

Mhd.  übermz.  supertaxatio  (Lexer  II  1653  :ius  Haltaus 
und  Schni.),  entspr.  unsrer  Bed.  2;  so  auch  bei  Sanders  II 
864  b  aus  ä.  Lit.      Vgl.  auch  über-mtzen. 

Üf-:  1.  a)  das  Aufsetzen,  -legen,  a)  Auferlegung 
(einer  Busse):  ,In  die  4  landtgricht.  Haltung  der 
mandaten  der  kindbethinen,  by  u.  einer  mansperson 
und  einer  frowen  7>  gülden  buoss.'  1555,  B  RM.  — 
ß)  Einsetzung,  Anordnung  (eines  religiösen  Brauches) 
,Es  sye  nun,  das  sich  Christus  von  wyn  enthalten 
welle,  gesagt  habe  vor  dem  u.  der  danksagung  oder  von 
stund  an,  so  bald  die  apostel  das  zeichen  geessen  habend, 
so  nennet  er  es  warlich  wyn,  das  sy  getrunken  habend 
[und  nicht  ,bluot'].'  Zwingli.  ,Wir  glaubend,  dass  der 
einig  tauff  der  kirchen  in  dem  ersten  aufs,  geheiliget 
seie.'  II.  Helv.  Conf.  1566/1644;  nachher:  ,die  erste 
aufsatzung  des  Herren  nachtmals.'  ,üas  nachtmal  nach 
dem  u.  unsers  Herrn  und  nach  dem  byspil  syner  apostlen 
begon.'  HBüll.  1568.  —  b)  das  Aufgesetzte,    a)  was 


auf  etw.  Anderes  aufgesetzt  wird.  Scherzh.:  Muest  en 
Ü.  lä"  uf  "e"  Chopf  mache",  um  deinem  kurzen  Wüchse 
abzuhelfen  B.  1)  Insbes.  Tafelaufsatz  Bs.  —  2)  nicht 
fest  verbundener  oberster  Teil  von  Möbeln,  so  an  Kom- 
mode, Pult,  Büffet  BE.;  G;  Th  und  sonst.  —  3)  am 
GüllenSöd  B;  s.  Sp.  319.  —  4)  auf  einem  Brennge- 
schirr AABb.  —  5)  auf  einem  Öfchen,  ein  Stein,  der  ver- 
hindern soll,  dass  ein  aufgesetzter  Topf  zu  weit  ins 
Feuer  reicht  AABb.  —  6)  Vorrichtung,  mittels  deren 
Geschütze  auf  die  richtige  Höhe  eingestellt  werden, 
bestehend  in  einer  hinten  auf  dem  Rohr  aufgesetzten 
Stange  mit  Gradskala  und  verschiebbarem  Visier.  ,Zu 
Werkzeug-Eisen,  Abzug  und  Abzug-Bläch,  Creuz-  und 
Holz-Schrauben,  Bügel,  Füstlen,  rtiemenbüglen,  Aufs., 
Blech  under  die  Ladstöck,  Kugelziehern  etc.  ohnge- 
fahr  25  Ctr  [Eisen].'  1708/10,  Z  (Projekt  einer  Waffen- 
fabrik). S.  noch  Zünd-Buet  (Bd  VI  1839).  —  ß)  Ver- 
einigung, Einheit  auf  einander  aufgesetzter  Gegen- 
stände. 1)  Satz  von  Fruchtmassen.  ,1  ganzer  Aufs. 
Fruchtmäss.'  1793.  1796,  ZHutzikon  Inv.  —  2)  Satz 
(kreisförmiger)  Tirggel  (s.  d.)  Z.  Von  einer  Familie, 
deren  zahlreiche  Kinder  nach  Alter  und  Grösse  eine 
regelmässige  Stufenfolge  bilden,  heisst  es:  Si  händ 
Chind  wie  Tirggeli  im  Ü.  ZWL;  vgl.  Orgelen-Pfiffen 
(Bd  V  1072);  Stegen.  —  y)  auf  einem  Heimwesen, 
Grundstück  haftendes  Kapital,  Hypothek  GF.,  G.  — 
8)  Last,  Belastung  im  ökon.,  auch  moral.  Sinne.  ,Diewyl 
der  statt  durch  solliche  nüwerung  [finanzielle  Unter- 
stützung der  Schützengesellschaft]  ein  beschwärlicher 
u.  erwachsen  möchte.'  1541,  Z  RB.  ,Wie  ein  so  schli- 
pferig  Ding  es  sei  um  den  Eid,  wie  Einer  da  seiner 
Seelen  so  bald  einen  grossen  Aufs,  machen  könne  und 
seinem  Todbet  ein  schwäre  Decke.'  FWyss  1673.  ,[Er] 
wolle  gerne  sterben,  man  soll  aber  nicht  machen,  dass 
er  seiner  Seelen  einen  Aufs,  mache.'  1701,  Z;  s.  noch 
Sp.  701  u.  —  e)  insbes.  Auflage,  Abgabe,  Steuer;  vgl. 
auch  £.  ,Das  ungelt  ist  von  alter  von  ainem  som  4  mazz 
an  die  ufsätz,  die  si  selb  getan  hand.  Die  mugent  sy 
ablazzen;  das  ist  inen  bestätet  von  der  herschaft.' 
1394,  AaL.  StR.  Mit  solchen  ,unzitlichen,  unbillichen 
ufsätzen'  sind  wir  [die  Leute  von  ZGrün.]  allzu  sehr 
überladen,  mit  Bez.  auf  die  Kriegssteuer  für  den  Zug 
nach  Bellinzona.  1411,  KHadser  1899.  ,Und  sollend 
sölich  werbend  und  hantwerklüt  [die  in  Sch  aufgenom- 
men werden]  der  stat  stür,  mülizol,  tringkwin  und  ander 
uffsetz,  ouch  raisen,  hüeten  und  wachen  als  ander 
burger  ungevarlich.'  1459,  Sch  StB.  , [Die  infolge  der 
Vergabungen  an  die  Kirche  verarmten  Edelleute 
mussten]  habend  sy  wellen  leben,  nüwe  ufsätz  von 
tag  zuo  tag  erdenken,  darus  sy  sich  erzugind.'  Zwingli. 
, Grossmächtig  beschwerden  und  unzimlich  ufsätz... 
nämlich  fäll,  läss,  fassnachthüener ...'  1525,  Absch. 
,Item  es  soll  ouch  entwederer  teil  dem  andern  sine 
undertanen  mit  einicherlei  beschwärd  als  zollen  oder 
andern  ufsätzen,  nit  beladen.'  1528,  ebd.  (Entwurf 
eines  Landrechtes  zw.  L,  U,  Uw  und  W).  ,[Die  Aufstän- 
dischen beklagen  sich,  dass  ihnen  die  L  Obrigkeit]  vil 
neuwe  Ufsätz,  grosse  Straffen  und  Beschwernussen 
haut  ufgeladen  und  bezwungen  wider  ihr  Brieff  und 
Sigel.'  1653,  JSG.  ,NÜw  fünd  und  ufsätz.'  ,[1400] 
erhuob  sich  ein  schwärer  span  zwüschend  [dem  Abt 
von  St  Galleu  und  den  Appenzellem]  von  wegen,  das 
die  Apenzäler  mit  nüwen  fänden  und  ufsätzen  ze  vil 
beschwärt  wurdend.'  XV./XVI.,  Z  (Chronik).  .Wie 
werdend  die  vor  Gottes  gericht  besten,  die  fromm  leut 


1531 


Saz,  sez,  siz,  soz, 


1532 


ab  den  lechen  verstossend  ...  mit  neuwen  fünden  und 
aufsätzen  beschwerend?1  LLav.  1582.  —  ^obrigkeit- 
liche Verordnung,  Ver  fügung  (oft  mit  dem  Nbbe- 
griff  des  Lästigen);  vgl.  auch  ß,  s  und  x.  ,[Nach  einem 
Verbot,  neue  lieben  anzupflanzen,  sagte  N.:]  Wenn  hand 
unser  herren  gnuog  ufsätzen  getan  uf  arm  lüt?'  1410,  Z 
RB.:  Tgl.:  ,Won  die  vonSwiz  allweg  sprechend,  si  habint 
nie  kein  u.  wider  uns  noch  die  unsren  getan,  daz  sich 
aber  nüt  findet,  won  der  u.  [ein  Verbot,  Heu  usw.  aus 
der  March  zu  führen],  wie  wol  er  nüt  gross  ist,  doch  so 
lang  gewert  hat.  daz  wir  darin  verstand  iren  guoten 
willen.'  Edlib.  ,U.  der  jungen  knaben.  Wier  sind  ouch 
kommen  überein  als  von  der  jungen  knaben  wegen  ...' 
Anf.  XV.,  Schw  LB.  ,Wir  sint  überein  komen,  das  wir 
vestenklich  halten  wellent,  das  man  kein  unelichen 
weder  an  rat  noch  an  die  hundert  setzen  welle,  want 
wir  daz  ouch  ie  dahar  gehalten  hant  und  unser  fry- 
heit  und  uffsatze  ist.'  1429,  Seg.  EG.  ,Und  soll  disser 
u.  weren  und  bestan,  bis  inn  ein  landtamman  und  die 
landtlüte  endern.'  1440,  Schw  LB.  ,[Wem]  diser  u. 
kunt  und  offenbar  würt...'  1480,  U.  ,Hiemit  theinen 
vorgeschribnen  u.  um  spylen  nüt  abgetan,  sunder  ganz 
kreftig  lassen  blyben.'  1519/44,  Schw  LB.  ,[Wer]  so 
lang  diser  u.  wärt,  von  einichem  ussländischen  fürsten 
...  nämi  miet,  gaben  [usw.].'  1522,  Absch.  ,Dennocht 
weiss  ich  wol,  dass  der  missbruch  Gott  nit  gevellig 
ist.  und  nit  kraft  hat  nach  dem  u.  Gottes.'  ebd.  ,Die 
aufsätz  des  herr[e]n  sind  richtig.'  1530,  Ps. ;  parallel: 
,Die  gebot  des  herren  sind  lauter.'  ebd.  ,Ward  erkent, 
dass  die  von  Appenzell  billich  solich  ufsätz  zuo  halten 
schuldig  wärind.'  Vad.  ,Das  sy  by  dem  wellent  beliben, 
wie  der  u.  gemacht  ist.'  1554,  Schw.  ,1566  hett  man  u. 
gemacht,  dass  fürohin  kein  hindersäss  ...'  Obw.  ,Wen 
ein  frembder  in  unserm  tal  krieget  wider  unsern  u., 
zuo  dem  soll  man  grifen  und  heisen  trösten.'  1582, 
UwE.  ,Die  von  Wäggiss  mögen  wol  üffsätz  tun, 
doch  allein  umb  ire  Gmeinwerk-Sachen.'  RCvs.  .Wel- 
cher wider  disen  Aufs.  Kürn  auff  den  Fürkauff  auf- 
kauft.' ULB.  1609/1793.  .Aufsatz,  an  der  Talgemeind 
angeuomen  ...'  1645,  UwE.  ,Zum  33.  ist  ouch  unser 
Graeind  U. :  wer  der  wer,  der  Alpa  ufnäraen  weite  ...' 
M.  XVII.,  GRTenna.  ,Nach  dem  Ü.,  welchen  gemeine 
Landleut  in  den  vier  Gerichten  ersechen.'  1670,  BSi. 
Rq.  Mit  Synn.  ,Grob  und  ungewonlich  uffsatze  und 
Ordnungen.'  Fründ  1446.  ,lr  einung  und  ufsetz.'  1464, 
UwK.  .Wider  der  hailigen  kirchen  ufsätzen,  Ordnung, 
ainhellig  langwirig  herkomen  und  haltung.'  1523, 
Absch.  ,Die  Ordnung  und  u.  Christi.'  Zwingli.  , Disser 
u.  und  ban.'  1524,  Schw  LB.  .Statuten,  Landrecht, 
Einung  und  Ufsetz.'  1605,  ScawG.  LB.  Mit  Adj.  .Mit 
menschlichen  ufsätzen';  s.  ver-blichen  (Bd  V  9).  ,Nüwe 
ufsätz.'  .[Wir  haben]  gewalt,  das  wir  wol  nüwe  uf- 
setze  uff  uns  setzen  mögent  durch  des  riches  ...  willen.' 
1361,  BStR.  .Die  ambtlüt  sollen  uf  die  lüt  hinenhin 
keinen  neuwen  u.  nicht  tuon  noch  machen.'  1409,  Z. 
.Denn  so  teten  die  von  Arouw  in  der  stat  inen  nuw 
uffsetz,  die  ouch  vormalen  nie  beschechen  weren; 
sunder  verhütten  si  inen  [usw.].'  1441,  Aar.  StR.  ,[Der 
Herr  von  Bussnang  habe  den  Wädenschwilern,  die  ihm 
schwören  sollten,  gesagt:]  Ich  will  kein  nüwen  u.  uff 
üch  tuon.'  um  1460,  Z.  ,Ein  gmeindt  an  der  A  hat 
ufgesezt  von  ürtenrecht  und  alprecht  also:  ob  sach 
wer,  das  yeman  da  nüw  uffsätz  oder  ander  recht  oder 
uffsätz  machen  weit...'  1490,  Nnw.  .[Die  Herren] 
hettint  des  fichs  halb  ein  nüwen  u.  gemacht  und  jet- 


lichem uffgelegt,  wie  vil  er  fichs  uff  das  feld  und  all- 
ment  schlachen  und  gan  lassen  sölte.'  1517,  Z.  ,Da 
hettind  etlich  biderb  lüt  der  yetzgemelten  höfen  und 
güeter  halb  wollen  einer  gemeind  rat  haben,  das  hett 
herr  meisters  [von  Bubikon]  Schaffner  verboten,  also  daz 
man  kein  gmeind  hett  mügen  gehaben;  das  were  ein 
nüwer  u.'  1524,  ebd.  .[Die  L  Bauern  verlangten]  dass 
man  si  bi  altem  harkommen  lasse  bliben  und  inen 
die  nuwen  ufsäz  abnärae.'  Ansh.    S.  noch  Bd  VI  1608  o. 

—  tj)  (durch  eine  Verordnung  festgesetzte)  Busse. 
,Wäre  sach,  das  ein  gmeind  [bei  einem  Holzfrevel] 
nüt  cleger  darzuo  gäbe,  welchen  dan  lusty  umb 
den  u.  zuo  clagen  und  der  erst  war,  dem  sollte  es 
einer  ouch  also  büesen  wie  obstat.'  1563,  NSenn  1879 
(Vertrag  zw.  GSchmer.  und  ScHwTugg.).  Es  dürfte 
zweckmässig  sein,  eine  Ordnung  zu  erlassen,  dass 
künftighin  bei  Gewahrung  solcher  bösen  Buben  in 
dem  Gebiet  der  Vogteien  durch  das  ganze  Land  Sturm 
geläutet  würde,  wobei  dann  Jeder  verpflichtet  wäre, 
bei  seinem  Eid  selbige  zu  verfolgen;  dabei  sollte  dem 
Einbringer  solcher  Schandbuben  der  vierte  Teil  des 
,U-es'  erfolgen;  wollte  dann  die  eine  oder  andere 
Landschaft  sich  diesem  Aufs,  nicht  unterziehen,  so 
sollten  auf  ihre  Kosten  Soldaten  aus  den  Orten  hinein- 
geschikt  werden.  1660,  Absch.  (betr.  die  ennetbirg. 
Vogteien).  —  S-)  .Aufs,  des  Werts,  pretium  impositum, 
certum.'  Denzl.  1677.  1716.  —  i)  aufgesetzte  Schrift, 
schriftl.  Arbeit  oder  Abhandlung  GF.,  G„  Zeitungs- 
artikel Th.  ,Aufs.  der  Alten,  traditiones.'  Denzl.  1677. 
1716.  ,Vor  endtsbemeldten  des  Rathausgebäudes  halber 
verordneten  Herren  warend  der  3  Offen  halber  in  die 
klein  und  grosse  Ratstuben  underschidliche  von  Herr 
Landtvogt  H.  verfertigte  Aufsätz  [oder  =  Entwürfe;  s. 
im  Folg.],  wie  nämlichen  selbige  mit  Sinnenbildern, 
Denksprüchen  und  Historien  geziert  werden  sollind, 
abgelessen  und  selbige  mit  etwas  Correction  einhellig 
placidiert.'  1697,  Z.  .[Als  Antwort  auf  die  gegen  mich 
gerichteten  Verleumdungen  habe  ich]  zur  Steuer  und 
Schirm  der  Warheit  nachfolgenden  kurzen,  aber  war- 
haften, uf  klaren  Beweisstura  gegründeten  Aufs,  verfer- 
tigen lassen.'  1710,  Z  Ehegericht.  Schulaufsatz,  allg. 
Entwurf,  Brouillon:  .Keine  [kein  Mädchen]  hätte  Sinn 
so  für  einen  rechten  Menschen...  der  eine  so  ferme 
Handschrift  schrieb  und  schon  hie  und  da  was  ins 
Amtsblatt  gemacht  hatte  ohne  Aufs.,  was  doch  gar 
mancher  nicht  könne,  der  meine,  was  er  sei.'  Gottb. 

—  v.)  Abkommen,  Vertrag.  , War,  daz  A.  und  B.  dar- 
über [über  ein  Erbe]  kein  u.  oder  tegding  von  der  sach 
wegen  mit  einander  bettln  getan,  daz  sol  ouch  genzlich 
ab  sin.'  1376,  Z  StB.  .Weilen  unsere  loblichen  Amtsvor- 
fahren aus  beiden  Landschaften  (vermög  vorgewiesenen 
Aufsatzes  a.  1645  datiert)  sich  mit  einanderen  ver- 
bunden ...'  1693,  BSi.  Rq.  .Dieses  Kaufs  halber  [sei] 
kein  Aufsatz  gemacht  worden.'  1785,  ÄATäg.  Gerichtsb. 
Von  (geheimen)  Abmachungen  der  Zünfte;  mit  £,  aber 
auch  mit  2  a  sich  berührend.  ,[N.  sagt  aus]  daz  die 
gerwer  Zürich  mit  dien  ussren  nüt  versprochen  haben, 
doch  so  haben  si  under  einander  ein  u.  gemachet,  daz 
iro  keiner  von  metzger  noch  von  andern  enhein  hut 
sol  kouffen,  die»er  uf  den  pfragen  kouft  hat,  und  süllen 
si  im  ouch  nicht  gerwen.'  1404,  Z  RB.  .Von  des  wegen, 
das  die  vorgenanten  meister  uff  die  egenanten  schuoch- 
knecht  oder  die  selben  schuochknecht  hinwiderumb 
uff  die  egenanten  meister,  ir  zünft  und  gesellschaften 
etzwas    uffsetzen    getan    oder  gesetzet   sollen  haben.- 


153:1 


Saz,  sez,  siz,  soz, 


1534 


1421,  Z  Schiedbrief.  ,Man  sol  nachgan  und  richten, 
als  die  metzger  ein  nüwen  u.  gemacht  hand,  daz  sy 
nit  so  vil  rindfleischs  bedörffent  ufhenken  noch  metz- 
gen,  als  sy  aber  wol  verkouffen  möchten.'  1430,  Z  RB. 
,Es  sol  ouch  dewedri  zunft  [Wollenweber  und  Gerber] 
uff  die  andern  kein  u.  tuon  noch  machen.'  1431,  Z 
StB.;  so  noch  mehrfach.  .[Bäckermeister  A.  sagt  aus, 
dass]  er  uf  sampstag  zwei  gebachen  hab,  wol  hab  er 
raer  melwes  gehan,  meint  aber  nit,  das  brots  gebresten 
sölte  ...  und  dass  er  kein  u.  dar  in  hab  gehan.'  1439, 
Z  RB. ;  vgl.  Bd  V  930  u.  ,B. ...  seit,  daser  nit  mer  melws 
hab  gehept,  denn  das  er  verbachen  hat,  und  weis  umb 
kein  u.  nütt.'  ebd.;  dafür  nachher  ,geverd.'  Mit  Synn. 
,  Als  für  si|[die  Regierung]  komen  was,  wie  daz  die  metz- 
ger zunft  etwas  u-es  oder  bannes  gemachet  hettin.' 
1416,  Z  StB.;  nachher:  ,[Sie  sollen]  enkeinen  ban  noch 
ufsatzt  uff  die  burger  nit  setzen.'  ebd.  ,Man  sol  nach- 
gan ...  als  minen  herren  fürkomen  ist,  daz  die  pfister 
etwas  nüwer  Ordnung  und  u.  under  inen  selben  uf- 
gesetzt  hand.'  1427,  Z  RB.  S.  noch  Bd  IV  1271  u.  — 
X)  ü.-wis,  bedingungsweise  Gl  (Leuz.).  —  2.  a)  Nach- 
stellung, (feindlicher,  böser)  Anschlag,  Hinterlist 
in  Tat,  Wort,  Gedanken;  von  b  nicht  scharf  zu  trennen. 
,NN.  hant  den  u.  uff  hin  getan  an  schuld.'  1394,  Z 
RB.;  zur  Situation  vgl.  Bd  VI  1922/3.  ,Also  ist  der 
selb  N.  oder  villicht  siner  gesellen  einer,  die  ein  sem- 
lichen u.  uff  inn  erdacht  hand,  zuo  den  meistren  gan- 
gen, hat  inn  geleidet.'  1435,  Z  RB.  ,N.  seit  inen,  wie  die 
herst  [Harste]  hieltent  und  wie  ir  u.  was.'  1444,  Bs  Chr. 
.Derselb  kilchherre  seit,  dass  ein  u.  sye  uff  meinung, 
by  nacht  in  die  statt  zuo  Greyen  zu  kommende,  die 
Franzosen  alle  umbzuobringen.'  1477,  ebd.  ,In  dem 
kam  er  selb  [der  aus  Paris  zurückberufene  Berner 
Schultheiss],  mit  list  und  sorg  dem  u.  entrunnen.' 
Ansh.  ,Meintend,  es  wäre  vilicht  ein  u.,  die  ziegel- 
schüren zuor  frucht  inzenemen.'  ebd.  ,Es  wirt  uns 
ouch  ring  syn,  unser  leer  durch  allen  u.  ze  erhalten.' 
Zwingli;  lat.  per  omnes  insidias  et  pericula  undique 
structa.  ,So  Christus  synem  u.  entrünnt  und  läbendig 
darvon  kumpt',  mit  Bez.  auf  den  bethlehemitischen 
Kindermord.  LJud  1530.  ,So  wir  besorgen,  dass  etwas 
u-es  darinne  [in  den  kriegerischen  Vorbereitungen 
gegen  Genf]  sye  und  die  kriegsrüstung  nit  allein  über 
die  statt  Jenf,  sonders  uns  allen  zuo  nachteil  ge- 
richt  ...'  1530,  Abscb.  ,Füer  nit  yederman  in  dein 
hauss;  dann  vil  aufs-es  kan  der  listig.'  1530/89,  Sir. 
,vil  Aufs.'  1667 ;  ,dann  der  Listige  kan  vil  Aufs. 
stellen.'  1707;  .viel  Aufs,  bereiten.'  1828.  .Dieweil 
sy  [die  Haselhühner]  mer  den  aufs,  der  raubvögeln 
dann  den  list  der  menschen  förchtend.'  Vogelb.  1557; 
lat.  rapacium  volucrum  insidias.  .Darnach  vermachend 
sy  [die  Rebhühner]  sich  mit  stauden  wider  allen  aufs, 
der  tieren.'  ebd.;  lat.  ut  contra  feras  abunde  vallentur. 
,Ir  aufs,  ward  Saulo  kund.'  1560/1707,  Apostel«.;  gr. 
7j  IjtißouXrj  aOimv.  ,Aufs.,  heimliche  nachstellung  und 
das  warten  autf  einen,  insidise;  einem  ein  aufs,  zuo- 
richten,  auffeinen  setzen,  einem  aufsetzig  sein,  insidias 
alicui  locare;  in  aufs,  fallen,  pracipitari  in  insidias.' 
Fris.  ;  Mal.  .[Konzilien,  die]  nit  gehalten  wurdend 
fry  und  allgemein,  on  vorteil  der  widerpart  und  u. 
der  warheit.'  HBüll.  1562.  ,[Gott,  der]  uns  gnedigk- 
lichen  schützt  und  schinnpt  wider  den  u.  des  bösen 
fyends.'  LLav.  1569;  , wider  die  Aufsätze  des  leidigen 
Teufels.'  1670.  ,Als  man  für  Mellingen  hinus  in  das 
fäld  kämm,  beschach  ein  schütz  näben  der  strass  imm 


holz  ...  man  vermeint  etwas  u-es  vorhanden  sin.'  HBüll. 
1572.  ,Tue  also  schliesslich  Euch  ...  und  Eueren  ... 
Stand  in  Schirm  des  Allmächtigen  wieder  allen  Aufs, 
von  Herzen  treulich  befehlen.'  1619,  JJBreit.  (Brief). 
S.  noch  Bd  VI  1478.  Bemerkenswerte  präp.  Verbin- 
dungen. ,üf  (ein)  ü.'  ,Welicher  uss  der  obgeseiten 
dingstatt  hinder  unser  herren  von  Zürich  ...  zuge  und 
unz  an  sin  tod  hinder  inen  belibe,  der  selb  sol  kein 
dritten  pfening  geben;  welicher  aber  uff  u.  ein  zit 
hinder  unser  herren  von  Zürich  ziechen  weit  und 
dann  wider  von  inen,  umb  das  er  des  dritten  pfening 
ledig  wurde,  der  sol  ...  den  dritten  pfening  geben.' 
XV.,  ZGrün.  .Damit  nieman  betrogen  werd  und  söm- 
lichs  nit  uff  ein  u.  old  schirm  beschech.'  L  StR,  um 
1480.  ,Uf  einen  u.  namend  die  von  Gent  ein  stätle 
in.'  Ansh.  ,Än  ü.'  ,On  all  ufsätze  und  gevärde.'  1438, 
AaB.  Urk.  ,ün  u.  und  geverd.'  1443,  Aar.  StR.  ,[NN.] 
habend  das  hus  uffrechtenklich,  redlich  und  an  allen 
u.  gekouft.'  um  1450,  Z.  .Beratend  min  schryben 
zum  besten,  dann  es  one  allen  alefanz  oder  u.  be- 
sehenen ist.'  Zwingli.  ,Darby  würt  anzeigt,  wie  die 
fryheit  nimmer  on  u.  sei.'  HBüll.  1533.  ,On  u.  und 
redlich.'  ebd.  1546.  ,One  gsüech  und  u.'  ebd.  1572. 
,Simpliciter,  ane  arglist  und  aufs.'  Fris.  ,In  ü.'  ,[N. 
soll  erklären]  daz  er  sölliche  wort  geret  habe  in 
kainem  argen  noch  bösen  fund  noch  u.'  1490,  U. 
,Us  ü.'  .Wann  das  nit  us  hass  oder  u.,  sunder  us 
guoter  meinung  ...  besehenen  ist.'  Z  Disp.  1523  (Worte 
Vadians).  ,Ir  wellind  für  das  erst  verwundren  tragen, 
dass  ich  on  minen  namen  zuo  üch  schryb,  dann  es  mee 
us  demuot  weder  us  u.  beschicht.'  Zwingli.  ,Dass  sy 
nüts  uss  u.  oder  listen  fürnemind.'  ebd.  .Saul  gab  im 
[David]  auss  aufs,  sein  tochter,  das  inn  die  Philistiner 
uinbrächtind.'  1530/48,  I.  Sam.  (Überschrift  zu  Kap.  18). 
,Auss  aufs,  und  unredlich  handien,  einen  hindergan, 
ex  insidiis  ageie;  auss  aufs,  und  hinderlist  oder  be- 
trugnuss  ein  ding  handien,  de  insidiis  aliquid  agere.' 
Fris.;  Mal.  ,Mit  ü.'  ,Do  forchten  die  von  Friburg. 
si  wurdin  villicht  aber  mit  ufsetzen  hindergangen.' 
Just.  ,Wer  ouch,  das  jeman  dem  andern  sini  kind 
oder  fründ  also  gevarlich  betrug  mit  der  heiligen  e, 
...  und  das  mit  u.  beschehe  von  des  guots  wegen...' 
1435,  Z  StB.  .Wurde  sich  füegen,  daz  den  von  Lenz- 
burg der  zoll  entragen  und  entfüert  wurde  mit  u.  und 
geverden.'  1457,  AaL.  StR,  ,Als  die  Saffoier  sy  an- 
kommen sind,  haben  die  von  Sitten  und  Sanen  mit  u. 
die  flucht  wider  Sitten  die  statt  zuo  geben.'  1476,  Bs 
Chr.  ,Mit  einem  u.  und  ganzer  vorbetrachtung.'  1482, 
Z  RB.  ,Als  in  disem  24ten  jar  durch  bös  verrätersch 
lüt  in  miner  herren  von  Zürich  Iantschaft  mit  u.  et- 
lichen he  hüser  verbrennt  [wurden].'  1524,  ebd. 
,Ir  sehend  wol,  man  lasst  üch  [die  Eidgenossen  in 
fremden  Diensten]  nümmen  ze  schlahen  kummen, 
sunder  ficht  man  üch  mit  u.,  gschütz,  schanzen  und 
vorteil  und  listen  den  hals  ab.'  Zwingli.  ,Es  ist  kein 
fromm  mann  mer  auff  erden  ...  sy  stellend  alle  dem 
bluot  mit  aufs,  nach.'  1530/1828,  Micha.  .Schmach 
in  [deinen  Freund]  nit  mit  betrug  und  aufs.'  1530/1707, 
Sir.;  ,Nachstellung.'  1828.  ,Mit  aufs,  und  verderben 
des  heiligen  volks  in  Israel.'  1530/1707,  I.  Makk.; 
sig  eveSpov  xtji  <xYidau.axt  *<*'  ei?  SidßoXov  novrjpov  tö> 
'IopavjX.  LXX.  ,Gilead  ist  ein  statt  der  übeltäteren, 
in  deren  man  mit  aufs,  bluot  vergeusst.'  1589/1707, 
Hos.;  .Nachstellung.'  1828;  ,der  übeltäteren,  der  fräf- 
leren    und    bluotvergiesseren.'    1530.     S.   noch    Bd  V 


1535 


Saz,  sez.  siz,  soz,  suz 


15*; 


234  u.  .Durch  ü.'  ,1444  ...  ward  die  stat  Brugk... 
durch  u.  her  Th  von  Falkensteins  ...  by  der  nacht  in- 
genommen und  verbrand.'  Bs  Chr.  .Durch  aufs.,  per 
insidias;  durch  aufs,  und  list  etwas  auffahen,  excipere 
insidiis  aliquid.'  Fris.;  Mal.  Oft  im  PI.  (vgl.  lat.  in- 
siduc);  auch  schon  im  Vor.  .Wir  sendent  üch  ouch  der 
gyleren  ufsätz  [näml.  die  Beschreibung  davon],  damite 
si  der  weite  ir  gelt  abertriegent'  1410,  Bs  Brief  an 
Bern;  gemeint  sind  ,die  betrugnisse,  damite  die  giler 
...  umbegand.'  Bs  Chr.  ,Da  rett  der  N.,  das  müesse 
Gott  erbarmen,  das  ir  sölich  uffsätze  mit  mir  süllent 
triben;  dann  es  ist  versetzt,  das  ir  das  nit  tuon  sol- 
tent.'  1435,  Z  RB.  ,Der  hoptlüt  zuo  Friburg  uffsetz 
gross  sint,  vor  denen  sich  guot  ze  hüeten.'  1448,  B 
AM.  ,[Die  Österreicher  haben]  mit  mengerlei  ufsetzen 
daruf  gestudiert,  wie  si  dieselbe  stat  Mülhusen  ... 
under  ir  gewaltsami  bringen  mochten.'  DSchill.  B. 
,Dann  ir  bekennen  ir  [der  Feinde]  ufsätz,  so  wüssen 
ir  die  macht.'  1476,  B  Brief  ins  Feld.  ,Weliche  mord, 
verrätery,  andre  derglychen  ufsätz  angeschlagen  und 
nit  vollbracht  habend,  werdend  under  die  täter  gezält.' 
Zwingli.  .Die  Einfalt  der  Dauben  besteht  ...  darin, 
dass  sie  von  keinen  hinterlistigen  Weisen,  sich  vor 
den  Aufsätzen  der  Sperbern  zu  vergaumen,  Nichts 
wissen.'  JJUlr.  1731.  Mit  bedeutungsvollen  (nicht 
bloss  quantitativen  oder  verstärkenden)  Adjj.  .Wolt 
ouch  der  A.  und  die  sinen  den  B.,  sinen  sun  und 
ander  ...  unredlich  und  an  schuld  und  mit  bösen  uf- 
setzen erslagen  und  ermürdet  haben.'  1391,  Z  EB. 
,ünd  hat  si  der  Mechtild  ...  die  streich  frefenlich 
mit  verlognen  ufsetzen  getan.'  1412,  ebd.  .[Verbot, 
Landleuten  Geld  zu  leihen  oder  Waren  zu  verkaufen] 
mit  sölichem  bösem  gevorlichem  u.  win  uff  rechnung 
daran  ze  nemmende.'  1417,  Bs  Rq.  ,In  demselben  zite 
warent  vil  Juden  ze  Berne,  die  doch  in  diser  weit 
anders  nüt  tuond  denne  wie  si  die  kristanheit  ge- 
schedigen  mit  allen  sachen,  offenlich  mit  dem  wuo- 
cher,  heimlich  mit  valschen  ufsätzen.'  Just.  ,Die  val- 
schen  ufsetze,  so  die  grafen  von  Kyburg  den  von  Bern 
getan  hatten  [sie  planten  einen  heimlichen  Überfall].' 
ebd.  ,Daz  nieraan  gedenke,  daz  wir  darinn  deheinen 
argen  u.  suochind.'  Edlib.  .Alle  hinderlistige,  heim- 
liche ufsäz  hindangestelt.'  Ansh.;  Übers,  des  lat.  post- 
positis  insidiis.  .[Luther  erklärt,  nicht  nach  Augsburg 
kommen  zu  können]  von  wegen  unvermögenheit  libs 
und  guots,  item  vil  und  dötlichs  u-es  der  nidigen, 
pluotdurstigen  widersächeren.'  ebd.;  bei  Luther  ,in- 
sidia;  adversariorum  ...  aut  ferri  aut  veneni  insidias 
paratas.'  .[Ihr  Eidgenossen  habt]  der  tyrannen  und 
wüetrichen  bösen  ufsätzen  alzit  mit  ganzen  kräften 
widerstanden.'  ebd.  ,An  den  begrundtlich  wüssent- 
haften  u.,  damit  der  abgestorben  apt  dry  tag  ...  ver- 
halten bliben  [wäre  Kilian  Küuffi  nicht  Abt  geworden].' 
1530,  Absch.  ,Wyter  so  syend  wir  gloublich  bericht 
und  gewarnet,  dass  der  züg,  so  vor  Florenz  gelegen, 
harus  züche  dem  herzogen  zuo,  desglichen  der  bischof 
von  Jenf  einen  nüwen  züg,  grösser  dann  der  vordrig 
sye,  ufbracht  hab,  darab  ze  nemen,  dass  es  alles  ein 
geschwinder  u.'  1530,  ebd.  (B  Brief);  vgl.:  .Dass  der 
anschlag  und  geschwinder  u.  entdeckt,  hat  es  Gott 
also  gefüegt,  dass  das  spil  durch  den  bischofen  von 
Jenf  und  Savoyer  zuo  früe  angefangen.'  ebd.  .Biss 
nit  ein  orenblaaser  und  Schwätzer  und  brauch  dein 
zung  nit  zuo  tückischem  aufs.'  1530/1707,  Sir.;  ,zu 
tückischen  Nachstellungen.'    1828.     .[1514   vereinigte 


sich  Mülhausen  mit  den  Eidgenossen]  sich  vor  manig- 
faltigem  gefarlichem  aufs,  irer  umbsässen  zuo  be- 
waren.'  Wurstisen  1580.  S.  noch  Bd  VI  1318  u.;  Sp. 
787  o.  Mit  Synn.  und  Wörtern  der  gleichen  Sphäre; 
so  auch  schon  oben.  ,N.  tat  das  alles  frävenlich  mit 
gewalt  und  one  recht  mit  rechten  ufsätzen.'  E.  XIV., 
Sch.  ,Wand  etliche  unser  burger  ...  grossen  wuocher 
und  u.  mit  körn  und  win  fürzekoufende  ...  gegen 
armen  dorüüten  ...  getriben.'  1417,  Bs  Rq.  ,A.  lou- 
genet  nit,  do  er  ein  sölichen  bösen  gevarlichen  willen 
und  u.  sah,  er  griffe  mit  lerer  ungewapnoter  hand 
gegen  den  B.'  1436,  Z  RB.  ,Wir  vernement  ouch,  das 
u.  und  geverde  getriben  werde  mit  den  wissen  krüze 
und  kleidern  als  Eidgenossen.'  1448,  B  AM.  ,Nachdem 
ir  vormals  vernomen  hant,  wie  der  adel  gedenke  und 
ufsatze  hat  in  daz  Ergow  ze  komen,  ist  wol  sorg  zuo 
haben  mit  huot  und  wacht.'  ebd.  .Alle  gefärd  und 
ufsätz  gemitten.'  1475,  B  Anz.  1909  (Waffenstillstand). 
.Mit  untrüwem  u.,  gyt,  betrug  und  gewalt.'  Zwingli. 
,Ist  daz  nit  voll  betrugs  und  u-es?'  ebd.  ,U.  und  radt- 
schlag  zuo  nachteil  minen  herren  und  mir.'  ebd.  ,Es 
ist  ein  u.,  ein  falsch.'  LJdd  1530.  ,Uss  einichem  u. 
oder  argem  willen.'  1530,  Abscb.  .Derglychen  und  vil 
anderer  Verhinderungen  und  gefarlicher  ufsätzen.' 
1531,  Absch.  .Wohin  und  zuo  was  übertrang,  arglist 
und  u.  das  schlecht,  fromm  und  getrüw  ansechen  der 
pündten  gebrucht  werden  inöcht.'  1532,  Strickler. 
.In  erwegung  viler  betrügen,  uffsetzen  und  gefarlich- 
keiten,  so  bisshar  von  den  arglistigen  gemüetern  ge- 
suocht  und  [Elie-]scheidung  geursacht  worden.'  1533, 
Bs  Rq.  ,Es  ist  des  tüfels  will  und  u.  [dass  der  Mensch 
sündigt].'  UWerdm.  1552;  .anreizung.-  Herborn  1588. 
,Die  list,  künst,  practiken  und  ufsätz  der  dieneren  des 
antichrists.'  1560,  Z  Bib.  (Vorr.).  .Durch  schalkheit  der 
menschen,  zum  bschiss  und  u.  der  verfüernuss.'  1560, 
Eph.;  ,durch  Listigkeit  nach  dem  dückischen  Rank 
des  Irrtums.'  1667;  gr.  Sv  ifl  xoßitx  xräv  dv9-pcÖJtu>v,  lv 
Tiavoopficj  Ttpbc,  iy,v  [is&oSiav  tfjs  7tXdvrjs.  , Insidias  alicui 
comparare,  eim  einen  betrug  oder  aufs,  zuorichten, 
auff  einen  halten  und  laussen,  einem  aufsetzig  sein; 
gefaarliche  ort  voll  aufs-es  und  lists,  loca  insidiosa; 
unbehuotsam  von  bösen  listen  und  aufs.,  der  sich  vor 
aufs,  nit  hüeten  kan,  incautus  insidiis.'  Fris.;  Mal. 
.Frömbde  Ufsätz,  Gwalt,  feindtlich  Taten  zvertryben 
helfen.'  1622,  Zinsli  1911.  .[Möge  Gott]  uns  alle  vor 
Uffruoren,  Kriegen,  Verrätereien  und  bösen  Uffsätzen 
vergaumen.'  Z  Lit.  1644.  ,Die  ihr  selbs  im  Buesem 
tragt  grösten  Aufs,  und  Gefahren.'  GMüller  1657. 
.Wegen  unzahlbarer  Gefahren,  Aufs-es,  Anreizungen, 
die  wir  haben  vom  bösen  Geist.'  FWyss  1697.  .Meu- 
terei, das  ist  Aufruhr,  Aufs.'  Z  Anl.  1701.  .[Wolle 
Gott  Zürich  und  Bern]  wider  den  Gewalt  und  Aufs, 
aller  ...  Feinden  ...  schützen,  schirmen  und  bewahren.' 
Pfaffenkr.  1712.  —  b)  Anfechtung,  Anfeindung, auch 
Bedrängniss  übli.;  vom  Vor.  und  von  a  nicht  durchweg 
sicher  zu  scheiden.  .[Paulus  habe  Gal.  2,  3]  Titum 
nit  lassen  bschnyden,  und  ob  im  schon  vil  u-es  darum 
geschehen  sye.'  Zwingli;  lat.  etiamsi  multa  illi  huius 
rei  gratia  sustinenda  essent,  njultse  devorandse  mo- 
lestiae.  ,[Gott:]  Ich  wil  sy  [die  Kanaaniter  wegen 
eures  Ungehorsams]  nit  vertreiben  vor  euch,  das  sy 
euch  zum  aufs,  werdind  und  ire  götter  zum  netze.' 
1530/1,  Richt.;  ,zum  Anstoss.'  1707.  ,Do  gebot  ich 
den  jungen  ein  fasten  vor  dem  herren,  das  ich  von 
imm  uns  ein  glückliche  fart  und  guoten  wäg  begärte, 


1537 


S;iZ,  s.'Z, 


15.:- 


ja.  uns  und  unsern  kinden  und  dem  vych,  dann  es  was 
aufs.'  1530/1707,  III.  Esra;  der  Schlussatz  ohne  Entspr. 
im  griech.  Original.  .Oecolampadio  entstuond  liierauss 
von  den  widerwertigen  schwerer  aufs.,  welcher  doch 
der  gemeind  also  sehr  geliebet,  das  diese  wider  ihn 
und  seine  mithellenden  nichts  gwaltigs  fürnemmen 
dorften.'  Würstisen  1580.  ,Als  nun  Milhausen  ires 
aufs-es  entladen  war  [der  eis.  Adel  hatte  die  Stadt  zu 
nehmen  versucht],  do  zogen  die  Eidtgnossen  ...  wider 
heimwertz.'  ARtpf  1597.  .Gedult  [dargestellt  durch 
Eulen,  die  von  Vögeln  umschwärmt  werden] :  Der  ist 
bei  mir  ein  weiser  Mann,  der  den  Aufs,  ring  achten 
kann;  er  muess  lan  Red  für  Ohren  gan,  der  Welt 
Gspött  sich  nicht  [lan]  fechten  an.'  Embl.  1622.  ,[Die 
Puschlaver  Protestanten  mussten]  viel  Unterdrückun- 
gen, Gefahr  und  Drohungen  von  den  Papisten  leiden, 
denen  sie  aber  jederzeit  mit  Tapferkeit  widerstanden 
und  wider  allen  Aufs,  sich  mainteniren  mögen.'  Se- 
rerh.  1742.  S.  noch  Sp.  134  u.  ,Ü.  han',  Anfechtungen 
zu  erdulden  haben,  von  solchen  bedroht  sein;  vgl. 
unter  a.  , Zweierlei  Reisen  Derjenigen,  welche  den 
Gwerben  nachgehen  [näml.  der  Jungen  und  der  in 
gereiftem  Alter  Stehenden].  Die  ersten  haben  vilerlei 
Aufs.'  Hott.  1666  (Überschrift;  im  Text:  ,üann  erst- 
lich setzt  man  solchen  jungen  Gesellen  mehr  zu  als 
etwan  anderen').  ,IT.  (er)liden.'  .[Waldshut  hat] 
vilerlei  u.,  krieg  und  kummer  on  underlass  erlitten.' 
1524,  Strickler.  ,Des  hat  er  [Zwingli]  u.  glitten  von 
bapst  und  andern  ort.'  1532,  Lil.  , Das  er  [derh.Gal- 
lus]  in  sinem  leben  widerfochten  [nämlich  Abgötterei] 
und  derhalben  grossen  u.  erlitten,  muost  er  nach 
sinem  tod  an  im  geschechen  lassen.'  Kessl.  ,[Otto  L] 
hat  grossen  U.  von  den  Sinen  erlitten.'  JJRüeger. 
,Discr  Kaiser  hat  in  die  acht  und  drissig  Jar  im  Rieh 
grossen  U.  und  Untrüw  erlitten,  und  das  allein  uss 
nidiger  Anstiftung  der  römischen  Bäpsten,  die  im  dann 
ouch  sine  eignen  Sön  und  Kinder  wider  alle  Natur 
widerspennig  und  unghorsam  gmacht  hattend.'  ebd. 
,Oandia  leidet  Aufs,  von  dem  Türken.'  JMüll.  1673. 
,Wenn  das  Gewächs  in  seinem  ersten  und  zarten  Alter 
ist,  so  erleidet  es  grossen  Aufs,  von  den  Würmern.' 
JMuralt  1692.  Übergehend  in  die  Bedd.  a)  (dauernde 
Anfeindung)  Feindschaft,  Hass.  .Wiewol  nun  diser 
krieg  verriebt  was,  so  weret  dannocht  der  u.  für  und 
für  zwüschet  bischof  und  abt.'  ebd.  .Solches  mochte 
den  gefassten  Unwillen  nicht  ausslöschen,  dann  das 
hierauss  feindtlicher  aufs.,  letstlich  auch  krieg  auff- 
erstuende.'  Wurstisen  1580.  ,Wie  mancher  unschul- 
diger mensch  muoss  vil  über  sich  sagen  lassen,  da 
er  weisst,  dass  es  allein  u.  ist.'  LLav.  1583.  .[Bischof 
Waldo  von  Basel]  hat  wegen  des  Bischofs  von  Co- 
stanz  Aufs,  das  Bistumb  verlassen.'  JGross  1624.  ,Er 
verspräche  mir,  sein  Bestes  bei  dem  Fürsten  zutun, 
musste  aber  den  Aufs,  der  Papisten  besorgen.'  JJRed. 
1664  (Zoll.  1905).  S.  noch  Sp.  1324  o.  Mit  Synn.  ,Zank, 
aufs.,  eerengeit,  hochfart,  eigennutz  . . .'  Vad.  ,Zuo- 
dem  hat  das  hus  [in  dem  die  evangelisch  Gesinnten 
zskamen]  grossen  Ungunst,  u.  von  den  papstler  uf 
sich  geladen.'  Kessl.  ,[N.  wird  vorgestellt]  das  er, 
wo  er  sy  nit  neme  [ein  Mädchen  zur  Ehe],  von  irem 
vatter  dem  undervogt  ...  gross  Ungunst  und  u.  über- 
keme.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Als  aber  Benedictus 
den  grossen  u.  und  Unwillen  gespürt,  gab  er  das 
pabstumb  uf.'  Äg.Tschudi.  ,Hieruss  entspringt  dann 
allerlei  Widerwillens  und  u-es.'  Gualth.  1555.  ,N.  be- 
Schwelz.  Idiotikon  Vn. 


holet  grossen  U.  und  Feindtschaft  von  dem  Huss 
Österrych.'  RCvs.  S.  noch  richsnen  (Bd  VI  195).  For- 
melhaft: Ü.  ha"  GF.,  G.  (mit  der  Def.  ,Hass,  Feind- 
schaft, Verfolgung').  Er  hat  (vil)  C,  hat  viele  Feinde, 
wird  stark  angefeindet.  .Ich  habe  grossen  aufs.'  1534, 
Z  (SHess  1811).  .Hinwiderumm  hat  er  [Zwingli]  von 
etlichen  fürnemmen  des  landts  Ungunst  und  n.,  dass 
er  etlicher  wybern  verargwont  was.'  HBull.  1572. 
Je  gewaltiger  die  herren  sind,  ie  raer  und  grösseren 
u.  sy  habend.'  LLav.  1583.  ,Nit  kleinen  Hass  und 
U.  han.'  JJRüeger.  ,[Dass]  die  Statt  Stein  ...  von 
der  benachbarten  Widerpart  ...  einen  merklichen  U. 
hat  und  derselben  glychsamb  ein  Tom  in  den  Augen 
ist.'  1640,  Z.  .Mein  Gott,  dein  liebe  Kirchen  hat 
grossen  Aufs,  in  der  Welt,  beides  von  Tyrannen  und 
dann  auch  von  Sectiereren  und  falschen  Propheten.' 
FWtss  1677.  ,Es  hat  zwar  der  Glaube  sehr  grosse 
Gefahr  und  Aufsätze.'  JMeyer  1700.  .Die  Gläubigen 
...haben  so  viel  Feinde  und  Aufsätze.'  ebd.  S.  noch 
Bd  VI  1686  u.  —  ß)  Streit.  ,Ain  vogtherr  mag  och 
zuo  Flawil  lassen  verbieten  an  10  pfd  pfennig  tanzen, 
wo  er  muoss  sorgen  zerwürfnuss  und  uft'sätz.'  um  1475, 
GT.  Rq.  1906.  .Alda  sich  erst  ein  frischer  aufs,  erhuob.' 
Vad.  —  Ofen-Ü.:  oberer  Teil  des  Ofens  BE.  (Bärnd. 
1904).  —  Pfruend-Ü.:  Pflichtenheft.  .Pfrundaufsatz 
eines  jeweiligen  Pfarrers  auf  Heiden,  erneuert  den 
11. Christmonat  1766.' MRohner  1867.  — Tirggeli-Ü.: 
=  Üf-satz  lb%2  Z;  auch  von  einer  eine  regelmässige 
Stufenfolge  bildenden  Kinderschar.  —  Ge-wicht-Ü.: 
Gewichtsatz.  .Einen  vollständigen  G.-Aufs.  von  einem 
bis  zum  zehnfachen  Pfundgewicht.'  1812,  Z  (Regie- 
rungsverordnung). —  Mhd.  u/mz  in.;  vgl.  Gr.  WB.  I 
718/9;  Martiu-Lienh.  II  382;  Fischer  I  411/2.  —  üf- 
sätzigGF.,G.,  Wb.,  -setzig  Ap;  Bs;  B;  L;  GF.,G.,Rh.. 
W.;  Soh;  S;  Th;  UwE.;  W;  Z;  St.,  auch  -setzisch 
lt  St.  und  Ineichen:  1.  wie  nhd.  aufsätzig,  feindselig, 
„sich  gegen  Jmd  auflehnend."  aaOO.  Von  Personen 
und  lebenden  Wesen  übh.  Meist  mit  Dat.  1)  eig. 
Ei""m  ü.  si".  Er  ist-mer  ü.,  hasst,  verfolgt  mich. 
D'  Fliege"  si"  Äi"'m  ü.,  lästig  Bs  (Seiler).  Es  isch 
nid  lang  g 'gangen,  isch- er  [der  Gänserich]  -mer  neue" 
nümmen  ü.  g'si"  u"d  het  g' macht,  das'-er  isch  furtcho", 
wen"-er-mirh  nume"  vo"  intern  g'merkt  het.  Loosli  1910. 
.Unseren  fygenden,  die  uns  iewelten  u.  gewesen.' 
Zwingli.  ,Inn  dunke,  sy  were  im  sunst  ufsetzig.' 
1528,  Z  Ehegericht.  ,Do  für  mich  kam,  das  etlich 
Juden  im  [Paulus]  aufsetzig  wärend.'  1530,  Apostelo. 
.Darumb  man  im  besunderlich  ufsetzig  und  wider- 
wertig  worden.'  Kessl.  .Insidias  alicui  steuere,  eira 
heimlich  aufsetzig  sein,  hindergon.'  Fris.  1541.  .Das 
sy  im  sunst  fygend  und  u.  [seien].'  1544,  Hotz  1865; 
.ufsätzig  und  verbünstig.'  1545,  ebd.  .Einem  aufsetzig 
sein,  bösslich  auff  einen  halten  in  ze  fahen,  instruere 
insidias  alicui.'  Fris.;  Mal.  ,Uff  ein  ander  zyt,  da  sy 
[eine  Hexe]  N.  dem  tischmacher  ghass  und  ufsetzig 
gewessen.'  1590,  Z  RB.  .[Sie]  warden  ihme  uffsetzig 
undt  nydig.'  RCvs.  ,N.  syge  derselben  [seiner  Frau] 
immerdar  ufsetzig  gewessen.'  1636,  Z.  .Unserer  Fein- 
den, die  uns  aufsetzig  sind.'  JMBll.  1665.  Weil  sie 
dem  Herrn  zu  Willen  gedient  und  die  Frau  ihr  des- 
wegen .aufsetzig  geworden  sei.'  1753,  ADettl.  1905. 
S.  noch  ge-fär  (Bd  I  881);  Nacht-Frau  (ebd.  1251). 
—  2)  uneig.,  erpicht  auf  Etw.  Bs  (Seilör);  Z.  Syn. 
ge-fär  3  (Bd  I  881).  *im  Wi"  ü.  si"  Bs  (Seiler).  I<*  bi" 
dem  Schwinene"  nid  ü.    Z.     ,[I>ie  Raben]    sind   allen 


1530 


Saz. 


1540 


gesäiten  somen  und  fruchten  der  böumen  aufsetzig.' 
Vogelb.  1557.  ,Wann  dem  Bericht  nach  zu  Altiken 
eine  grosse  Anzahl  Geissen  underhalten  werden,  solche 
aber  den  jungen  Holzhäuwen  und  Grunhegen  gar  auf- 
setzig und  schedlich  sind...'  1703,  Z  Rq.  1910.  ,Die 
Schnecken  und  Raupen  sind  ihnen  [den  ,Neben-Schöss- 
lein'  der  ,Cardinals-Blume']  aufs.'  JCSulzer  1772. 
Seltener  abs.  Äbah,  wie  du  's  [!]  Zite-wis  au'*  so  üf- 
setzig  si"  channsch!  Mutter  zum  Sohn.  Joach.  1883. 
Dem  o'g'wärlege"  ond  üfsetzege"  Göfe"!  ATobler  1909. 
Er  ist  en  Ufsetzige''  TnMü.  ,Versuochungen  ...  liden 
von  dem  nidigen,  giftigen,  ufsetzigen  tüfel.'  Salat. 
Hieher  (?):  .Zuerst  sassen  sie  [die  Hochzeitsgäste]  steif 
und  aufsetzig  wie  die  steinernen  Apostclen  am  St 
Gallentor  am  Tisch;  hernach  aber  gieng  es  ganz  heid- 
nisch lustig  zu.'  XVIII.,  EHetzel  1879.  Von  Sachen. 
,Ein  sölich  [verleumderisches]  schriben  oder  angeben 
[ist]  ein  u.  nüwrung  und  schuldigung.'  1470,  Z  RB. 
.Waldman  und  sin  mithelfer  söllint  umb  sölichen 
muotwilligen  ufsetzigen  und  unnotdurftigen  frefel... 
gebüesst  [werden].'  1482,  ebd.  ,Dannocht  bedurt  in 
sollich  ir  u.  und  hässig  fürnemen  nit  wenig.'  Kessl. 
.Damit  unseren  vienden  in  ufsetzigen  zyten  kriegs 
oder  belägerung  allerlei  vorteil  von  disem  ort  har, 
unsere  vesti  zuo  beschädigen,  möge  benommen  und 
abgestrickt  werden  [wird  eine  Waldparzelle  gerodet].' 
1578,  AaL.  StR.  —  2.  (hinter)listig,  verschlagen. 
Von  Lebewesen.  ,Sy  sind  alle  u.  in  dem  bluot.'  Zwingli 
(Zitat  aus  Micha;  vgl.  Üf-satz  Sp.  1534).  .Aufsetzig, 
der  understadt  einen  ze  überlisten  und  zebetriegen, 
insidiosus,  insidiator;  aufsetziger  (der),  insidiator.' 
Fris.;  Mal.  ,Ein  dapfer,  mannlich,  fräfen,  aufsetzig, 
listig,  röubig  tier  ist  der  wolf.'  Tierb.  1503;  lat.  lupi 
generosi,  feroces  et  insidiosi.  Audi  im  lobenden  S., 
anschlägig.  ,[Es  wurde  dem  NvDieshach]  in  allen 
sinen  raten  und  auslegen  vast  gevolget,  dann  er  gar 
ein  türer  wiser  und  ufsetziger  ritter  zuo  kriegen 
[war].'  DSchill.  B.  So  wohl  auch:  .[Der  Hauptmann 
der  Festung  Beilenz]  gar  ein  notvest  ufsetzig  man.' 
Jost.;  bei  Schilling  ,ein  türer  man.'  Von  Sachen. 
,Ufsetzigi  geleit.'  1434,  AaB.  Urk.  .Grobe  u-e  spil'; 
s.  Bd  IV  1134  u.  ,Do  ward  ouch,  durch  der  Franzosen 
anleitung,  der  Flemmingen  gunst  gegen  iren  herren 
so  klein,  dass  si  ...  durch  u-e  hilf  der  Franzosen 
understuonden,  den  herren  zuo  vertriben.'  Ansh.  Adv. 
,üfsetziglich':  .Einen  also  ufsetzenklich  umb  das  sin 
bringen.'  1435,  Z  RB.  S.  noch  Bd  V  867.  —  Mhd. 
afeetzee;  vgl.  Gr.  WB.  I  719  (auch  .aufsatzisch');  Sanders  II 
865  a;  Fischer  I  412.  Hie  Form  mit  e  weist  auf  Abi.  von 
u/setzen  (s.  d.).  —  un-:  Gegs.  zum  Vor.  1.  ,Mitle,  un- 
ufsätzige  befridung.'  Ansb.  —  Uf-sätzigkeit  f.:  = 
Üf-satz  2  b  a..  ,Umb  aufsetzigkeit  willen,  so  bischoff 
E.  gegen  im  getragen.'  Würstisen  1580.  —  üf-sätz- 
lieh:  -  üf -sätzig  2.  Von  Sachen.  ,Er  well  mit  dem 
ufsetzlichen  rechten,  das  wir  im  zuogeschriben  ha- 
bind,  nützit  ze  tuond  han.'  1434,  AaB.  Urk.  .[Die 
Schrift]  ist  in  ir  selbs  falschlich  und  u.,  erdicht 
und  erlogen.'  Ansh.  Adv.:  ,Wie  die  werlich  statt  Kin- 
felden  mit  5  bilgrinen  u.  wart  angenommen.'  1445, 
AaB.  —  Mhd.  Adv.  Ufeetzllche ;  s.  auch  Gr.  WB.  I  719; 
Fischer   I   412. 

Eigen-.  Nur  als  FN.  1453,  AASpreit;  um  1500, 
AARemetsw.;  1505,  B;  ,ein  ausgestorbenes  Geschlecht 
in  der  Stadt  Bern,  aus  welchem  in  dem  XV.  und  XVI. 
Seculo  des  grossen  Rats   gewesen.'    Leu,    Lex.:    ,das 


Geschlecht  E.  in  LEbikon  ist  längst  ausgestorben.' 
Z  Amtsbl.  1900. 

Allmends-.  En  A.  Sehne,  eine  starke  Schnee- 
masse B;  vgl.  Satz  Alft.  —  Allmende  lediglich  ver- 
stärkend;  vgl.   Allmeind  S  (Bd   I    191). 

Alp-:  a)  Bestossung  einer  Alp.  ,Ein  dreijähriges 
Pferd  mit  oder  ohne  Vühli  soll  fler  2  Kühschwärre 
in  A.  genohmen  werden.'  1844,  Obw.  —  b)  =  Satz  A  1  e; 
s.  Sp.  1519. 

Um-:  wie  nhd.  allg.  bekannt.  —  Vgl.  Sanders  II  864. 

An-,  in  BG.;  GrL.,  Pr.  An-:  1.  an  i.  S.  räumlicher 
Berührung,  a)  als  Vorgangsbezeichnung,  a)  wie  nhd. 
bei  Blasinstrumenten.  Er  hat  en  guete"  A.,  setzt  seine 
Lippen  anschliessend  an  das  Mundstück  G;  ZDättl. 
und  weiterhin.  —  ß)  Angriff,  Anfeindung.  ,Es  bat 
ouch  diss  C'loster  immerdar  vil  A-es  ghan  und  er- 
litten von  dem  Dorf  Wagenhusen  und  den  Grichts- 
herren  daselbst.'  JJRüeger.  —  b)  was  angesetzt  wird 
oder  sich  ansetzt,  .Zusatz,  Ansatz'  U  (Dr  Müller), 
a)  Vorspann  Z  (so  Dättl.,  Hörnli,  Schweiz.,  Tu.).  I'* 
mues'  de"  Berg  üf  A.  ha",  rie"  ZDättl.  —  ß)  an  ein 
Kleid,  an  Bettzeug  angesetztes  Stück  AABb.;  Ap;  Tb; 
Z.  En  A.  a"  ä"  Jüppe"  mache".  —  y)  vor  einem  Fen- 
ster des  Erdgeschosses  angebrachter,  aus  einem  ver- 
stellbaren Brette  bestehender  Verkaufstiseh.  ,Das 
enthein  krämer  under  den  Tilinen  ussert  sinem  hus 
ald  gaden  des  rychs  straass  vorüber  mit  benken, 
tischen  oder  ansetzen  beschweren  [solle] '  1538,  Z  RB. 
.Söllich  ansetz,  benk  und  tisch.'  ebd.  —  8)  an  einem 
Positionsgeschütz.  ,Wie  man  ein  tarras  machen  und 
darhinder  die  hoptbüchsen  mit  im  ansetzen  legen 
solle.'  1 197,  Z.  —  e)  Gelenkauswuchs  L  (Ineichen). 
—  Q  =  Satz  B  S  a,  Bodensatz  „L"  (Ineichen);  „Sch" 
(Kirclih.);  Ni.w  (Matthys);  W;  „Zg;  Z;  allg."  — 
rj)  angeschwemmtes  Land,  Alluvium.  ,Die  von  Cling- 
nouw  gend  jerlich  von  eim  a.,  lit  nechst  under 
der  statt  in  der  Aren,  ein  pfund  haller.'  AaB.  Urb. 
(oJ.).  ,Das  mergemelter  nüwer  A.  solle  besagter 
Probsty  [Klingnau]  zu  rechtem  Leechen  heimbdienen.' 
1601,  JHuber  1878.  —  »)  Unrat.  ,Recrementum,  uber- 
gewächs,  a.,  unflat,  uberfluss.'  Fris.,  .die  ansatz  [1. 
,ansätz'],  überflüssiger  unradt,  recrementum.'  Mal.  — 
2.  an  i.  S.  v.  Anfang,  a)  Anlauf  Ar  (.Anlauf,  Anfall, 
Satz'.  T.);  GT.;  Ndw;  W;  Z;  „allg."  Syn.  An-Bung 
(Bd  VI  1111  u.).  EnA.ne".  —  b)  ,Anfangssatz',  die 
Nüsse,  die  man  zu  Anfang  des  Spieles  nüssle"  (Bd  IV 
830)  auf  den  Tisch  legt  ZO.  .Seinen  A.  wiederge- 
winnen, verdoppeln'.  —  c)  Böschung  (Port,  Pörtli), 
die  vor  einer  Erdauffüllung  (zß.  hei  der  Anlage  von 
Gärten)  angelegt  wird  und  den  Umfang  und  die  Höhe 
der  Auffüllung  bezeichnet  THTäg.,  .Grundlage  bei  Auf- 
dämmungen' Th.  —  d)  Ansatz,  Anfangsstück.  De'' 
chlinn  schwarz  Schnabel  [des  Kuckucks]  mit  dem 
brlste"  gelbe"  Ans.  [an  der  Schnabelwurzel].  Barnd. 
1011.  Spec.  in  der  Weberei,  ,die  Stelle  im  Gewehe, 
wo  man  nach  einer  Tuech-Butzete"  [s.  Bd  IV  2026] 
wieder  mit  Weben  fortfährt,  sofern  dieselbe  durch 
unregelmässiges  Anschliessen  der  Schüsse  bemerkbar 
ist'  Z;  vgl.  Schinen-A.  —  e)  Ansatz  zu  einer  Rech- 
nung. Schulspr.  Der  A.  mache".  —  f)  übh.  Ansatz  zu 
Etw.,  .Anfang  eines  Dinges'  Sch  (Kirchh.);  ,L;  Scb; 
Zg'  (St.b),  zB.  Ansatz  zu  einem  Nebel  B  (Zyro).  zu 
neuem  Gras  Th;  ZOG1.,  Fruchtansatz  an  Obstbäumen, 
Weinreben  ApLb.  's  het  en  schöne"  A.  Bes.  Ansatz, 
Anlage  zu,  Beginn  einer  (schweren  innern)  Krankheit 


1511 


1512 


GkL.,  Pr.;  Soh  (Kirchh.);  D;  W;  ZDättl.;  ,L;  Seil; 
Zg'  (St.b),  „teilweise  Ausartung  oder  Fäulniss  zumal 
der  Eingeweide;  zB.  der  Peter  hat  einen  A.  an  der 
Leber,  Lunge  usw.  VO"  (so  auch  nach  einer  Angabe 
für  Scuw;  Zg),  ,im  Innern  des  Leibes  festgesetztes, 
gew.  unheilbares  Übel;  zB.:  Er  hed  en  A.  a"  der 
Lungge"-  Ndw  (Matthys).  Er  hat  en  A.  van  (zur) 
Uszerung  (-i"g)  W;  ZDättl.  ,[Er  könne  nicht  leugnen, 
dass  er]  inn  syner  Stallung  haubtmördige  Ross  ge- 
hebt; dorvon  das  abgetane  ohne  allen  Zwyffel  auch 
A.  bekommen  habe,  und  söllicher  Schaden  lang  in 
disem  Ross  müesse  gelegen  syn.'  1020,  UStütz  1912 
(ZHöngg).  —  Mhii.  anmz  in  anderer  (Jurist.)  Bed.,  wofür 
gew.  inmz;  Entsprechungen  zu  unscrn  Bedd.  bei  Gr.  WB.  I 
133  f.;  Sanders  II  862  c;  Martin-Lienh.  II  381;  Fischer  I 
250.  —  Mueter-A.:  Elixir  uterin.  Crollius  Z  (Apo- 
theker Vogel).  —  Vgl.  (auch  zum  Folg.)  Fischer  I  250 
unter  .Ansatz'  1.  —  Brust- A.:  l'ulv.  pector.  Z  (Apo- 
theker Vogel).  —  Schine"-A.  , Für  alle  Zettel  ...  ist 
die  erstere  Reinigungsmanier  sehr  zu  empfehlen  [niiml. 
den  ganzen  Zettel  gleich  hintereinander  zu  putzen], 
weil  dadurch  eher  sogenannte  Abschläge,  auch  Schie- 
nenansätze genannt,  in  der  Breite  des  Tuches  ganz 
vermieden  werden  können,  was  schwerer  zu  verhüten 
ist,  wenn  er  nur  stuhllängeweise  geputzt  wird.  Diese 
Abschläge  sind  Striche,  welche  vom  Lockerwerden  des 
Zettels  während  dem  Putzen  herrühren,  und  machen 
das  Stück  unverkäuflicher.  Wird  der  Zettel  nur  Rei- 
seten  für  Reiseten  gewoben,  so  verstehen  es  die  bes- 
sern Weber,  Abschläge  dadurch  zu  verhüten,  dass 
sie  jedesmal  eine  kleinere  Anzahl  zuletzt  getaner 
Schüsse  wieder  auflösen  und  erst  nachdem  diess  ge- 
schehen ist,  mit  dem  Weben  fortfahren.  Abschläge 
oder  Schienenansätze  können  aber  auch  durch  die 
Arbeit  der  Zettlerin  entstehen,  wenn  sie  nämlich  die 
Gänge  des  Zettels  verdreht  hat,  so  dass  die  Rispe  fast 
nicht  zu  lösen  (zu  öffnen)  ist.'  HDolder  1851.  Vgl. 
Ans.  2  d. 

1"-:  1.  Einsatz,  a)  als  Vorgangsbezeichnung. 
o)  (auch  Pfarr-I.)  festliche  Installation  eines  neuge- 
wählten Pfarrers  Th;  Z.  Syn.  In- Stand.  .Ward  N., 
derzyt  Statthalter  ...  darzuo  verordnet,  das  er  mich 
lut  christenlicher  Ordnung  der  gmeind  fürstellen  und 
also  zuo  minem  dienst  ynsetzen  solle.  Diser  bruch 
des  ynsatzes  ist  zuo  Wintertur  an  mir  angehebt,  vor- 
mals sydhar  der  reformation  nit  geüebt  worden.'  1583, 
Mal.  1593.  —  ß)  Einsetzung  eines  religiösen  Brauches 
uä.;  tw.in  b  übergehend.  »Christi  y.  ward  verschmacht.' 
Eckst.  1525  (Klag).  ,Denn  so  brucht  man  die  zehen- 
den nach  erstem  y.  zuo  enthaltung  der  leerenden  und 
armen  einer  ieden  kilchhöre.'  Zwingli.  ,Ist  min  höch- 
ster fiyss,  dass  sy  [die  heiligen  Sakramente]  nach  dem 
einfaltigen  y.  unsers  herren  Jesu  Christi  gebrucht 
werdind.'  ebd.  ,Die  heilig  zyt,  do  menklich  das  heilig 
nachtmal  und  i.  unsers  herrn  Jesu  Christi  begat.' 
1538/40,  Z  Ehegericht.  ,[Die  evang.  Städte  verlangen, 
dass  das  Konzil]  ufrecht  und  redlich  sinen  i.  hätte 
und  sin  fundament  im  heiligen  geist  begründt.'  1548, 
Absch.  S.  noch  Nacht-Mäl  (Bd  IV  101)  und  Sp.  615  o. 
—  Y)  bei  Vad.  als  Übersetzung  von  lat.  investitura: 
,So  iemand  dem  andern  under  dem  schein  eines  ein- 
satzes  sein  lehen  um  gelt,  binderruks  dem  lehen- 
herren,  zuo  banden  gestelt  und  also  verenderet  hette, 
dass  der  köufer  und  verköufer  das  lehen  verwürkt 
haben  ...  sölte.'   Vad.;    lat.  quasi  sub  colore  investi- 


tuni!  (Kahewini  gesta  Friderici  I  libr.  IV  10).  —  8)  Ver- 
pfändung. .Wellicher  in  verkauffung  oder  i.  und  ver- 
schrybung  der  güeter  vorgende  beschwärden  und  ver- 
satzungen  verschwygt  und  nit  anzeigt,  der  soll  durch 
die  oberkeit  an  lyb,  laben  und  eer  unverscbont  ge- 
straft ...  werden.'  1575,  Tu.  Zugleich  wird  der  Land- 
vogt angewiesen,  bis  zum  Austrag  des  Handels  denen 
von  Sala  ,dhein  i.'  der  spänigen  Güter  zu  bewilligen. 
1593,  Absch. —  b)  was,  auch  worin  Etw.  eingesetzt  ist, 
wird,  a)  auch  Dim.  I"sätzli  Ar;  Z,  eingesetztes  Stück 
Stoff,  bes.  eingesetzte  Stickerei,  Entredeux,  zB.  an  Hem- 
den, Leibchen,  Frauenröcken, -schürzen,  sog.  Matrosen- 
kleidchen, allg.  bekannt.  Bas  Wcss'li  ist  gwuss  z'enggs 
g'si";  g'seht-der,  mi"  het,  für  's  z'  verteuere",  a"  der 
Sita  en  I.  g' macht.  Bärnd.  1911  (BG.).  S.  noch  mu- 
sterten (Bd  IV  548);  Blocken  3  (BdV55).  —  ß)  Ein- 
schlag im  Gewebe  L  (so  Semp.).  Syn.  In-trag.  .Unsere 
Mütter  nannten  derartige  Stoffgebilde  eine  Leinwand 
mit  ebudrigem  Eins,  und  bärtigem  Zettel.'  B  Volksztg 
1906  (L).  —  y)  wie  nhd.  Einsatz,  von  Gewichten,  gew. 
durch  einen  Deckel  verschliessbar  Z  (Dan.).  So  auch 
von  Bechern;  nach  den  folgenden  Belegen  spec.  der 
grösste  Becher,  in  den  die  übrigen  eingesetzt  sind. 
,17  silbrin  becher  in  einem  i.  und  ist  der  obrist 
kleiner  dann  die  andern.'  XVI.,  Z  TB.  1900.  ,10  Tisch- 
bächer  sambt  einem  I.  uf  Granatöpflen.'  1613,  Z 
Schirmb.  Vgl.  I.-Becher  (Bd  IV  967,  wozu:  ,21  silbri 
becher  mit  insazbecher.'  XVI.,  Z  TB.  1900).  —  8)  ein- 
gesetztes Pfand  B.  ,Man  zog  ihm  die  Kutte  aus  zum 
Eins.,  da  Niemand  für  ihn  gutsprechen  wollte.'  N.  B 
Kai.  1843.  —  e)  Pfandverschreibung:  ,Ein  langer  i. 
der  pfänden.'  Ansh.  III  266.  —  Q  =  Satz  Alh  (Sp. 
1519).  .Verrnög  diser  rechnung  und  nach  anzeigen 
vorgomälts  usgäbens  ist  uf  vorbenemten  St  Johannstag 
herr  commenturs  i.  uf  den  lüten  und  bar  im  kästen 
gewesen,  nämlich  im  kästen,  auch  im  kär  und  bar': 
Fasen  55  Mltr,  Haber  39  Mltr  1  Mt.,  Geld  78Gld  1  Schi. 
3*/s  D.  . . .  ,und  restanz  uf  den  lüten':  Fasen  24  Mltr 
3  Mt  4'/2  Immi . . .  1544,  Absch.  (THTobel).  .Demnach 
sind  obgemelt  Restansen  . . .  und  was  in  dem  kästen 
in  beschliessung  des  jars  ...  vorhanden  gewäsen  ist, 
von  dem  obgedachten  ussgen  zogen,  und  dem  herrn 
[Komentur]  zu  einem  i.  gäben,  raitnammen:  Restant 
uff  den  lütten...'  1547,  ebd.  —  vj)  (kirchliche)  Ord- 
nung, Satzung;  s.  unter  aß.  —  2.  in  der  Verbindung 
I.  grabe'1,  beim  Pflügen,  mit  dem  Karst  den  Anfang 
einer  Furche  machen  (zum  Einsetzen  des  Pfluges)  HE. 
.Anderwärts  muss  die  Pflugfurche  mit  dem  Urne"- 
schlag-,  Anthaupt-,  I.-Charst  begonnen  werden:  I. 
grabe":  Bärnd.  1904  (BE.).  Isch  Christi  mit  I-satzgrabe" 
fertig  g'si",  so  het- er  [der  Treiber]  bloss  der  Gcisel- 
stecke"  üfg'ha"  u"'1  der  Strick  g'no"  [und  das  Gespann 
gieng   von    selbst   seinen   Weg].    SGfeller    1911.   — 

3.  ,was  man  auf  einmal,  dh.  vom  Morgen  bis  zum 
Mittag  oder  vom  Mittag  bis  zum  Abend  arbeiten 
kann,  zB.enl.  faxe",  ein  Stück  Acker  pflügen'  ScHSchl. 
Da'  ist  en  tüchtigen  1.,  ,ein  grosses  Stück,  wenn  es 
in  einer  einmaligen  Arbeitsleistung  bewältigt  werden 
soll.'  Iusbes.  auch,  was  ein  Mann  auf  einmal  mähen 
kann,  ebd.;  Syn.  Mann-Mad  (Bd  IV  73).  .Nachdem 
der  Einsatz  vollendet,  dh.  die  Wiese  gemäht  war, 
setzte  man  sich  mit  gutem  Appetit  zum  Morgenbrot 
um  die  Zeine  herum.'  APletscher  1908  (ScuSchl.).  — 

4.  Bade-,  Kur  zeit.  Syn.  Bad-I.  ,Ist  also  die  ge- 
meineste,  beste   und  kommlichste  Zeit  zu  Baden  die 


1543 


Saz,  sez.  siz,  soz, 


Zeit,  welche  eingeschlossen  ist  zwüschen  der  Osteren 
und  dem  Herbst.  Diese  Zeit  pflegt  man  in  drei  Haubt- 
Einsätz  abzuteilen,  deren  ein  jeder  in  sich  eine  Zeit  von 
sechs  in  sieben  Wochen  begreift.  Der  vorderste  diser 
drei  Einsätzen  fangt  an  von  der  Osteren  ...  Des  anderen 
Einsatzes  Anfang  ist  Pfingsten  ...  Der  dritte  Eins, 
beginnet  anzuheben  von  dieses  Apostels  Jacobi  Tag.' 
SHott.  1702.  .Welcher  under  den  dreien  zu  Baden 
gebräuchlichen  Einsätzen  der  beste  und  gesündeste 
sei?'  ebd.  .Diese  drei  Jahrszeiten  und  Einsätz.'  ebd. 
,Sonsten  erstrecket  sich  die  Badzeit  vom  Frühling 
biss  in  Herbst  und  teilet  sich  in  drei  sogenannte  Ein- 
sätze.' JJSCBEUCHZ.  1732.  —  Mhd.  insaz  entspr.  unsrer 
Bed.  1;  so  auch  bei  Gr.  WB.  III  265;  Sanders  II  863; 
Martin-Lieuh.  II  382;  Fischer  II  636/7.  Zu  3  vgl.  Schm. 
2 II  344.  —  Bad-t.-:  =  dem  Vor.  4.  ,[Die  für  das 
Armenbad  Spannweid  Verordneten  sollen]  in  Aus- 
teilung der  Bad-Ehren  und  Brüchen  [Bd  V  384]  alle 
mögliche  Sparsamkeit  gebrauchen  wie  nicht  weniger 
bei  den  Bad-Einsäzen  die  in  diesem  Hus  sich  be- 
findende Patienten  versuchen  und,  wie  selbige  ver- 
pfleget seien,  Nachfrag  halten.'  1757/69,  Z  Ges.  jähr- 
lich wurden  zween  sogenannte  Baadeinsätze,  deren 
jeder  fünf  Wochen  dauert,  gehalten,  wo  nämlich  arme 
Stadt-  und  Landbürger  nebst  der  Erlaubnuss  zum 
Gebrauch  des  Baades  medicinische  und  chirurgische 
Hülfe  wie  auch  Speise  und  Trank  ganz  unentgeltlich 
fanden.'  Z  Mem.  1801.  —  „ver-i°-satzen:  versetzen, 
d.  i.  zum  Pfände  für  eine  Schuldforderung,  zB.  Klei- 
der L"  (St,2).    Abi.  Ver-i"-satziHg.  ebd. 

Under  (bzw.  -nn-,  -ng-)-\  1.  unter  einen  andern 
als  Unterlage  gesetzter  Gegenstand,  zB.  Unterlage  für 
Bienenkörbe  ÄABb.,  Untertasse  Bs  (Seiler),  für  eine 
Kaffeemaschine  ScbScIiI.,  für  Blumentöpfe  Ap;  B;  Th; 
Z  (auch  Dim.),  für  eine  Stockuhr,  für  ein  sog.  Heb- 
Geschirr  ThMü.  ,Wann  man  uf  das  steini  Joch  2  Herz 
oder  Undersaz  gemacht,  hette  es  ein  Bestand  haben 
können.'  1653,  Z.  , Einem  Hauss,  das  man  bauet,  legt 
man  ein  gut  Fundament,  machet  gute  Undersätz.' 
FWyss  1673.  ,Von  einem  verkauften,  eisenblechernen 
Nanci-Ofen  samt  Rohren  und  U.  ...'  1814,  Z  Haush. 
—  2.  Spat,  Ablagerung  von  Knorpelsubstanz  auf  der 
innern  Seite  des  Sprunggelenks  der  Pferde  Aa  (H.); 
B;  „VO";  S;  Th;  Arcu.  vet.  We"n-men  eme"  Boss  en 
Ungersatz  (Flussgalle)  rertribe"  will,  so  sell-men  e" 
verlornen  Ekhte«;i>igg  (Eggenzahn)  ne"  und-en  dermit 
ribe"  S  (Schild).  S.  noch  Bläst  (Bd  V  166).  —  und  er- 
sätzig: mit  dem  Under-Satz  (in  Bed.  2)  behaftet 
B;  S.  Einem  anstatt  es  guets  Boss  en  ungersätzige" 
Schäli  ge".  Schild  (S).  Pferde,  die  i"  de"  Hachse" 
(dem  Sprunggelenk)  der  Hinterschenkel  unnersetzig 
geworden  (mit  Knochenauswuchs  behaftet)  sind.  Barnd. 
1911  (BG.).  S.  noch  biästig  (Bd  V  170).  —  Tgl.  San- 
ders II  864.  Der  ON.  , Unter-Satz'  LSörenberg  gehört  zu 
Satz  B  G  a. 

Ent-;  a)  Absetzung,  Enthebung  (von  einem  Amte). 
,[Dass  wir]  mit  besatz  und  e.  der  empter  tuon  und 
lassen  sollen  und  mögen,  wie  söllichs  an  uns  komen 
ist.'  1500,  Absch.  (Bündniss  mit  Konstanz).  —  b)  wie 
nhd.  im  milit.  S.;  der  MA.  fremd.  ,[Die  genannten 
Mannschaften  haben]  wo  von  Nöten,  mit  dem  Zuzug 
oder  E.  die  Versammleten  zu  Birmenstorff  nit  zu  ver- 
sumen.'  1660,  GJPeter  1907.  ,[Man  soll]  keinen  halt- 
baren Posten  aufgeben  ohne  höchste  Not,  als  da  ist 
der  Mangel   an  Lebens-Mittlen,   an  Kriegs-Munition, 


Entsatzes,  Wehrlossmachung.'  B  Artikelbrief  1711. 
,Zum  E.  ankommen,  senden.'  XVII.,  Zinsli  1911.  ,Zum 
E.  und  z  Hültf  kommen.'  ebd.  ,Zum  Zuzug  oder  E. 
sich  verfasst  halten.'  1660,  GJPeter  1907. 

Er-:  a)  wie  nhd.  nicht  volkst.  .Werkmeister.  Deren 
sind  zween,  nämlich  der  hölzi  und  der  steini  Werk- 
meister, werden  von  dem  kleinen  Rat  allein  ohne  E. 
[näml.  abwesender  oder  im  Ausstand  befindlicher  Mit- 
glieder] erwehlt.'  XVII.,  ZWth.  StB.  .MgnH.  haben 
eikendt,  dass  die  Wahl  eines  Spitalmeisters  von  den 
Herren  deinen  Räten  und  beiden  Rechenherren  von 
dem  grossen  Bat  beschechen  und  kein  E.  von  dem 
grossen  Rat  genommen  werden  soll.'  1668,  ebd.  , Ab- 
trag und  E.'  in  rechtl.  Sinne  bei  HLLeu,  Eidg.  Stadt- 
und  Landrecht  III  (1730),  285.  -  b)  =  Urs.  2  b.  ,De- 
fensional  todt-  und  ab-erkänt  mit  E.,  welcher  in  das 
Künftig  darvon  redte,  dem  Vogel  im  Luft  erlaubt  ... 
sein.'  1678,  U  LB.  (Register). 

Durch  Auschluss  ans  Vb  ersetzen  für  das  ältere  Urs.  wie 
schon  mhd.;  bei  Gr.  WB.  III  949  in  Bed.  a  (im  Schweiz. 
Beleg  aus  Weist.  I  83  f.  ist  ,ersatz'  Fehler  für  ,ursatz';  s. 
Sp.  1548). 

Eren-  s.  Satz  Alm?  (Sp.  1523). 

Ur-:  1.  Ersatz  für  ein  Amt,  Auswahl  an  geeigneten 
Kräften.  .Ordnung  und  satzunge  ...  das  wir  alli  jar 
ünsren  schultheissen  wandlen  und  enderren  sollent 
durch  des  willen,  das  wir  an  dem  selben  ampte  u. 
haben  mögen  und  einer  bi  dem  andren  leri.'  1418,  B 
StR.;  wiederholt  1446  (,u.  haben  und  gewinnen').  1456. 
1466.  1467  (.damit  einer  bi  dem  andern  leren  und  des 
besser  u.  allweg  funden  werden  mög').  .Darnach  ist 
inen  u.  der  aberstorbenen  bürgen  beschechen  mit 
CvScharnachtal  und  HvGasel.'  1448,  B  (so  noch  oft). 
.Damit  wir  für  und  für  u.  habind  der  dieneren  Gottes 
worts,  sind  wir  in  willen  kommen,  diss  zwen  knaben 
...  zuo  üch  ze  vertigen,  daselbst  ze  studieren.'  1547, 
B  Schreiben  an  Z.  —  2.  in  der  Rechtsspr.  a)  Sicher- 
stellung, Kaution  a)  geleistet  bzw.  auferlegt  bei 
Verträgen, Abmachungen  jeder  Art(bei  Kauf,  Tausch,  in 
Schiedsprüchen  usw.)  für  den  Fall  der  Nichterfüllung, 
bestehend  in  Grund  und  Boden,  Geld-  oder  irgend 
andern  Verpflichtungen.  iSpR.;  auf  diese  bezieht  sich 
auch  St.s  Angabe:  „die  beim  Kauf  bestimmte  Summe, 
welche  der  reuige  Teil  dem  nicht  reuigen  bezahlen 
muss,  damit  der  Kauf  wieder  aufgehoben  sei  (auch 
im  handschriftl.  Wörterbuche  des  ThEbinger  vom  J. 
1438)."  St.'  (in  St.2  fehlt  „auch").  Syn.  Hab-S.,  ferner 
Riiw-Gelt,  Wend-Schatz.  1)  die  Ursatzklausel  wird  von 
den  beiden  Kontrahenten  (auch  von  der  Obrigkeit 
in  der  Stellung  eines  solchen  bzw.  unter  Mitwirkung  der- 
selben) vereinbart  und  kommt  ihnen  allein  zu  gute. 
,Ad  habundantem  etiam  cautelam  idem  R.  de  Nordin- 
chon  dictis  abbati  et  conventui  Montis  Angelorum 
predium  in  Nordinchon,  quod  ab  eis  permutationis 
titulo  reeepit,  obligavit  ad  X  annos  eo  titulo,  qui  in 
vulgari  dicitur  u.,  si  interea  predium  Rossowe  coram 
quocumque  iudice  ipsis  sententialiter  fuerit  ablatum 
vel  minoratum.'  1268,  Z  ÜB.  ,Ad  cautelam  dicti  census 
persolvendi,  si  prefata  bona  deteriorentur,  posuit  ius 
suum  in  [h]ortum,  quem  tenet  Johannes  de  Rinveldin, 
pro  iure  cui  dicitur  vulgariter  u.,  in  manus  prefatarum 
dominarum.'  1285,  Bs  ÜB.  ,[Es  wird  kundgetan]  daz 
die  vrouwen  von  Klingental  hant  gekoft  umbe  Hein- 
rich den  meiger  von  Otlinkon  daz  holz  bi  Malgers  stege 
bi  dez  Romers   bivange,   und  dar  umbe   hant  si  ime 


Saz,  sez,  siz,  soz, 


geben  fünf  Schillinge  minre  den  fünf  pfunt,  und  dar 
umbe  hat  er  in  gesezzet  zeim  ursazze  ein  halb  man- 
werch  reben  ...  Und  daz  guot  ...  daz  sol  H.  den  vrowen 
von  Klingental  verrihten  in  disem  jare,  oder  der  u. 
ist  in  vrilich  lidig.'  1287,  ebd.  ,[Das  Kloster  Klingental 
vertauscht  an  den  Rat  ein  Haus  gegen  Zinse  von  der 
,Schol'].  Und  were,  daz  den  vrowen  [von  Kl.]  an  den 
schalen  abe  gienge,  so  sezzen  wir  in  ze  ursazze  daz 
selbe  hus  uf  der  Rinbrugge,  daz  si  irs  zinsez  da  uf 
warten.'  1289,  ebd.  ,[Zwei  Brüder  verkaufen  Joh. 
dem  Metter  ein  Stück  Rebland,  nehmen  es  aber  von 
ihm  wieder  zu  Erblehen]  und  gaben  dem  Johanse  ze 
ursazze  ein  garten  ...  für  lidig  eigen.'  1296,  ebd.  ,Es 
ist  ouch  ze  wissende,  daz  die  vorgenanten  [Verkäufer] 
...ze  u.  einer  werschaft  für  lidig  eigen  der  vorge- 
schriben  verkoufter  hofez  und  güetern  verbunden 
band  alle  ire  andere  güetere.'  1299,  ebd.  ,[Wir  Abt 
H.  haben  uns  verpflichtet,  Herrn  EvRosenberg]  ze 
lihenne  vier  march  geltes  von  dien  ersten  leben,  so 
uns  ...  ledig  werdint  ...  Und  dar  umbe  haben  wir  im 
gigeben  ainen  u.  umbe  drie  march  geltes  uz  unsers 
gottshuses  güetern,  die  hie  noh  binemmet  sint...  uz 
dem  kelnhof  ze  Wil  20  schefel  kernen  geltes  [usw.]. 
Wir  virjehin  ouch,  daz  wir  dem  hern  E.  die  vierden 
march  geltes,  umbe  die  er  niht  u-es  het,  liehen  son 
an  dien  ersten  lehen,  die  unser  abtei  ledig  werdint ... 
Wir  verkündint  ouch,  daz  uns  ...  als  vil  geltes  an 
dem  u.  ledig  sol  sin,  als  vil  wir  im  verlihen  über  die 
ainen  march  an  rehten  lehen  ...  Und  swenne  wir  den 
hern  E.  der  vier  march  geltes  ...  gewern  an  rehten 
lehen  ...  so  sol  der  vor  gesprochen  u.  uns  ...  ane  alle 
widerred  ledig  sin.'  1307,  G.  ,8  pfunt  ...  6  malter 
habern  geltes  und  nun  viertel  kernen  geltes  ...  usser 
dem  hove  ze  Wangen,  die  unser  u.  und  pfant  sint, 
unz  man  uns  von  dem  selben  gotzhus  verlihet  8  march 
geltes.'  1341,  G.  ,Die  selben  pfandschatz  und  u.,  die 
vor  sint  benemmet.'  ebd.  ,[H.  sollte  dem  W.  20  Pfd 
zahlen,  wenn  er  dessen  Weib  ferner  belästige,  W. 
dem  H.  bei  Stallungbruch].  Die  rät  hant  sich  erkent, 
dass  der  H.  dem  W.  den  u.  verfallen  ist.'  1394,  Z  RB. 
,Wo  die  von  Appenzell  sümmig  wurdint,  das  sy  die 
bezalung  dem  gottshus  nüt  tättint,  so  sond  sy  dem- 
selben gotshus  noch  harzuo  ze  rechtem  u.,  pen  und 
buoss  aber  dritthalbhundert  guldin  zegeben  vervallen 
sin.'  1458,  Zellw.  Urk.  ,So  si  [die  Appenzeller]  an 
der  zalung  sümig  sin  und  uf  bestimpt  zil  oder  ain 
monat  darnach  das  gelt  nit  legen  wurdend,  so  soltend 
si  dem  gotzhus  zuo  u.  200  fl.  rinsch  verfallen  sin.' 
Vad.  .Einen  ü.  tuon.'  ,[Die  von  den  Leuten  von  LE. 
gestellten  Bürgen  geloben,  die  Strafsumme  an  Peter 
von  Torberg  innerhalb  der  festgesetzten  Frist  aus- 
zurichten und  darauf  hin  zu  wirken]  an  alle  geverde 
bi  den  eiden  und  ursetzen,  so  wir  vor  oifem  lantge- 
richt  ze  Willisow  ...  getan  hant.'  1382,  L.  .Einen  ü. 
setzen  uf.'  ,Swa  dekein  uzman  wil  burger  werden,  der 
sol  swerren  zen  heiligen,  das  er  bi  10  iarefn]  dar  nach 
nie  rner  burgrecht  ufgebe  wan  mit  der  burger  willen, 
und  sol  man  doch  den  u.  uf  in  setzen  nach  siner  ge- 
legenheit,  waz  er  der  stat  hie  lasse,  swenne  er  von 
hinnan  vert.'  XIV.,  Z  RBr.  (Zusatz).  ,[N.,  dem  vom 
Lehensherrn  die  ausstehenden  Zinsen  für  ein  Erb- 
lehen nachgelassen  werden,  erklärt]  daz  er  dar  umbe 
einen  ewigen  und  stäten  u.  uf  sich  gesetzet  bette  also 
und  mit  der  bescheidenheit,  swa  er  hinnan  hin  den 
erbecins  allen  ...  jerlich  nicht  richte  ...  so  süln  allü 


dügüeter...  dannan  hin  genzlich  ledig  sin.'  1328,  Z. 
,Wir  sprechen  ouch  und  dunket  uns  recht  bi  unsern 
eiden,  das  ein  jeklicher  ingesessener  burger  von  Zü- 
rich uff  sich  selber  wol  setzen  mag  ursetz  uff  sinen 
Hb,  damitte  sin  eigen  und  erbe  vervallen  muge,  ob 
er  an  dem,  so  er  uff  sich  selber  setzet,  uberfuere.' 
1351,  Absch.  (Spruch  der  österr.  Schiedleute  zw.  Herzog 
Albrecht  und  den  Eidgenossen).  ,[N.  hat]  uf  sich 
selben  ze  u.  gesetzet,  wo  man  in  denn  erwüschet  und 
ankunt,  das  man  von  im  richten  sol  als  von  einem 
schedlichen  verschulten  man.'  1372,  Z.  ,[Die  Leute 
von  LE.  geloben,  ihre  Bürgen  vor  Schaden  zu  be- 
wahren] bi  den  vorgeschriben  unsern  eiden  und  ur- 
setzen, so  wir  getan  und  vor  dem  gericht  uff  uns 
selben  gesetzt  hant.'  1382,  L.  ,Es  ist  ein  u.  (ge- 
setzt) uf  etw.'  ,Wie  ...  die  stösse  in  ein  satz  ... 
komen  und  gesetzt  ist,  daruf  ein  u.  gesetzt  ist.' 
1417,  Absch.  I  182/3.  ,Des  ersten  so  sol  der  A.  dem 
B.  die  10  guldin  herusgeben  ...  Ist  ouch  dehein  u. 
uff  der  sach,  sol  tod  und  ab  sin.'  1439,  Z  RB.  .[Betr. 
die  schlechte  Lausanner  Münze  haben]  wir  sanient- 
haft  zwuschen  dem  bisehoff  und  burgern  von  Losen  ... 
einen  betrag  und  verkommuss  gemacht,  daruff  ein  u. 
gesetzt,  den  der  bischoff  unsers  bedunkens  vervallen.' 
1529,  Absch.  —  2)  der  U.  wird  durch  die  Schieds- 
richter, Obrigkeit  festgesetzt  und  kommt  tw. 
oder  ganz  ihnen  zu  gute,  so  dass  er  den  Charakter 
einer  obrigkeitlichen  Busse  annimmt;  vgl.  b.  ,Wölt 
aber  ieman  der  vorgen.  lüten  der  drier  dörfer  oder 
alle  die  stür  nit  weren,  als  vorberet  ist,  der  sol  dem 
vogt  umb  zwifalt  stür  verfallen  sin,  wie  dike  es  ge- 
schieht, und  unserem  gottshus  ze  Luzern  umb  den 
u.  [nänil.  60  Gulden,  die  demselben  bei  Bruch  des 
Schiedspruches  zufallen]  ...  Wölt  ouch  der  vogt  von 
dien  egenanden  lüten  me  stür  nemen,  denne  vorberet 
ist,  mit  gewalt,  in  welem  dort'  das  geschech  der  drier 
dörfer,  die  sullent  denne  der  stür  lidig  sin  ...  und 
sol  der  vogt  ouch  umb  den  u.  verfallen  sin  unserem 
gottshus  zu  Luzern.'  1284,  Gfd.  .Wem  die  ursetz 
uffem  land  söllent  zuo  gehören.  Wir  haben  ouch  ge- 
setzet: als  under  unsren  vögten  uff  dem  lande  von 
stössen  und  riebtungen  wegen  digk  und  vil  ursätz 
werdent  gemacht  durch  des  willen,  das  sölich  rieb- 
tungen desterbass  werden  gehalten,  semlich  ursetz 
unser  vögte  langezit  inen  selber  gemacht  und  genomen 
hant,  harüber  haben  wir  geordnet  und  gesetzet,  das 
von  disshin  alle  ursetze,  die  uff  dem  land  under  unsren 
vögten  werden  uffgesetzet  und  gemachet,  unser  ge- 
meinen stat  zuovallen.'  A.  XV.,  B  StR.  ,[In  einem 
Schiedspruch  wird  bestimmt]  daz  der  brüchig  teil  dem 
andren  teil  ...  genzlich  verfallen  sin  sol  aller  siner 
sach  und  ansprach  und  denen  von  Hallwil  20  guldin 
...  und  den  schidlüten  und  dem  gemeinen  jeklichem 
5  guldin  ze  einem  rechten  u.  und  den  gesellen,  die 
da  by  warent,  einen  soum  wins  ouch  ze  u.'  1402, 
ZKapp.  Urk.  ,Das  uff  sömlichs  unser  herr  von  Buss- 
nang  ein  spruch  getan,  daruff,  ob  die  N.  dem  nit 
nachkemen,  ein  u-t  gesetzt  hat,  das  es  ouch  by  dem 
selben  spruch  ...  beliben  und  bestan  [soll],  und  das 
er  sömlicben  u.,  nachdem  und  sy  der  sach  an  alle 
fürwort  uff  in  kommen  sint,  wol  ze  setzen  gehept  hat.' 
1466,  ZWäd.  ,[N.  sagt  aus]  das  dehein  herr  von 
Wedeswil  uff  ir  gemeind  old  sundrig  personell  dehein 
ewigen  u.  gesetz[t]  hab  oder  zuo  setzen  habe.'  ebd. 
,Ob  sich  begebe,   das  er  nach   ir  wyter  warben,    zuo 


1547 


ir  gan  und  si  beschicken  wurd,  so  soll  er  geben  Sanct 
Vincenzen  10  gülden  zuo  u.'  1487,  B  RM.  .Damit... 
diser  unsser  rechtlicher  Usspruch  ...  desto  bas  ...  ge- 
halten werde,  da  so  habend  wier  ...  disen  Uhrs.  hierauff 
gesetzt,  namblich  wann  es  sich  fürhin  füegte,  dass 
der  ein  oder  der  ander  Teil  ...  disen  unssern  Recht- 
spruch ...  überträttend  ...,  so  sollend  derglychen  Uhn- 
gehorsauie  und  Überträtter  als  meineide  erlosse  Lüt... 
von  der  Oberkeit  ...  gestraft  werden.'  1604,  Absch. 
.[Die  Sache  soll]  ein  usgmachter  Handel  sein  ...  [es] 
soll  hieinit  ein  U.  hierauf  gesetz[t]  sein:  so  disse  Sach 
ime  ...  ufghept  wurde,  sollen  die  ienigen,  so  oft  es 
bcscheche,  alle  Mol  zuo  Straf  gen  50  Pfd.'  1057,  Aa 
Meli.  S.  noch  Bd  VI  389  M.  Neben  ,pen,  buoss,  straf.' 
Wer  sich  an  den  Schiedspruch  nicht  hält,  der  soll 
jedem  der  3  Schirmorte  je  um  1000  Gulden  verfallen 
sein  ,ze  rechter  pen  und  ze  rechtem  u.'  1385,  Uw. 
,Wer  ouch,  das  die  egenanten  von  Baden,  schultheiss 
und  rät  oder  gemein  statt  da  wider  [gegen  den  Schied- 
spruch] tätte  ...,  so  süllend  sy  ...  ze  pene  und  ze  u. 
vervallen  sin  ze  geben  der  ...  herschaft  100  march.' 
1401,  AaB.  Urk.;  ,zuo  pen  und  rechtem  u.'  1404,  ebd. 
, [Falls]  wir  den  spruch  und  die  richtung  gebrochen 
und  nüt  stet  gehöht  hettent,  so  sollen  wir  denselben 
stetten  und  lendern  ze  stunde  zweihundert  guot  guldin 
ze  pene  und  ze  u.  verfallen  sin.'  1405,  Gfd  (UwE.).  ,Das 
er  sinnlichem  [einem  Schiedspruch]  nachkommen  und 
gnuog  tuon  solle  by  eim  u-t  und  buoss  nämlich  5  pfd; 
dann  so  dick  er  sömlichs  Übersech  und  das  von  im 
geclagt  old  geleidet  wurd,  so  wer  er  mim  herren  von 
Bussnang  die  5  pfd  verfallen.'  1466,  ZWäd.  (ähnlich 
noch  öfter).  ,Were,  das  ieman  dem  andern  sine  dienst 
uss  dem  jar  abdingete  oder  darus  lungerte,  der  sol 
minen  herren  fünf  pfund  zuo  buoss  und  u.  verfallen 
sin.'  1507,  SchwLB.  ,Zu  rechter  strooff  und  u.'  1596, 
Bs.  —  ß)  dem  Gerichtsherrn  geleistet  hei  der  Einlei- 
tung eines  Entwehrungs Verfahrens.  ,Weler  ain 
gotshussguot  inn  hat  gehebt  nach  lants  und  stett  recht 
in  gewalt  und  gewer  und  im  das  ain  andrer  ansprichet, 
sol  [der,  so  das  guot  ansprichet]  ainem  herren  ainen 
u.  [nach  einer  Kopie  des  XVIII.  ,versatz']  vertrösten 
und  dem,  der  das  guot  innhät,  als  vil  widerlegen,  als 
dz  guot  wert  ist  oder  mag  sin.  ...  Item  hat  aber 
ainer  ain  gotzhussguot  inn  an  recht  und  nit  mit  gunst 
und  willen  ains  heren  und  abtz  ...  spricht  im  das 
ain  gotzhussman  an,  der  des  guotz  rechter  erb  ist, 
hat  das  guot  behebt,  und  sol  im  der,  so  das  guot  inn- 
gehept  bat  wider  recht,  sinen  schaden  ablegen  an- 
gevarlich,  und  allweg  den  erschatz  [in  einer  spätem 
Abschrift  .ursatz',  in  einer  andern  .versatz']  ab- 
tragen und  widerlegen  als  obstat.'  XV.,  ZRhein.  Offn. 
,Wer  den  andern  umb  erb  oder  aigen  anspreche,  das  der, 
so  sölichs  anspricht,  ...  ainen  u.  vertrösten  soll.'  1464, 
AaK.  ,Ob  personen,  wib  oder  man,  usswendig  unser 
statt  und  dem  ampt  Röttelen  die  unsem  ansprächent 
umb  erb  und  eigen,  der  und  die  söllent  den  u.  ver- 
trösten nach  unser  statt  recht,  ob  er  die  sach  recht- 
lichen verlüre,  den  u.  unablässig  umb  zechen  pfund 
[bezahlen].'  um  1480,  AaK.  StR.  ,Von  des  u-en  [!] 
wegen,  das  nun  hinfür  ugnh.  von  Costenz  den  sol  und 
mag  innemen.'  1520,  ebd.;  vgl.  ebd.  S.  92.  122  (,von 
dem  u.').  .Welicher  dem  andern  eigen  und  erb  an- 
spricht, der  soll  den  u.  vertrösten  mit  zweien  inge- 
sessnen  burgern.'  AaZ.  Dorfr.  1550.  Auch  bei  einem 
Appellationsverfahren:  .[Wegen  des  Zudranges  zu  den 


Appellationen  in  Neuenburg]  sol  söllichs  durch  ein 
jed  oberkeit  abgestelt  werden  oder  aber  daruff  ein 
pehenn  und  u.  setzen,  was  einer  gäben  solle,  wenn 
er  also  ein  appelatz  und  sach  für  die  gedachten  Eidt- 
gnossen  wyl  ziechen.'  1524,  Absch.  —  b)  übergehend  in 
die  Bed.  obrigkeitlich  angedrohte  Busse  übh.  ,Item 
die  eilen,  die  der  dry  dörfer  sind  ...  wäri  dass  ieman 
huwi  dar  inn  ...  der  bessret  von  jedem  stumpen  5  pfd. 
Es  ist  ein  u.  daruff  gesetzt,  dem  herren  ein  anken- 
stuk  und  denen  gesellen  ein  eimer  win.'  1456,  ZAlt- 
regensb.  Offn.  (Weist.  I  83  f.,  wo  gedruckt  ,ersatz'). 
,[Es]  wird  bei  500  Kronen  U.  verboten,  sich  in  den 
Orten  um  Ämter  zu  bewerben,  indem  die  Verleihung 
derselben  nach  altem  Herkommen  den  jeweiligen  Ge- 
sandten zusteht.'  1586,  Absch.  IV  2, 1181  (betr.  Lauis); 
vgl.  ebd.  1312  (v.J.  1568).  ,Wellicher  zuo  Heglingen 
wonhaft,  der  solle  one  Vorwüssen  und  Bewilligung  der 
Geschwomen  in  Wald  und  Hölzern  kein  Holz  nit  ab- 
houwen,  Alles  bi  zwenzig  Schilling  IL'  1609,  AAHäggl. 
,Und  ist  ein  U.  daruf,  wann  der  Ambtman  zu  Cappel 
der  Gmeind  Hussen  verkündt,  das  sy  den  bestimpten 
Zinspfenning  erleggen  sollind  und  das  nit  beschicht.mag 
er  denselben  ynziechen  und  den  Fehlbaren  umb  drei 
Schilling  straffen.'  ZKapp.  Urb.  1641.  Neben  .einung' 
uä.  ,Twing  und  banne,  einung,  ursätze,  välle  und  ge- 
lässe.'  1351,  AaEi-1.  ,Was  der  merteil  unser  hofjün- 
gem  übereinkoment  umb  einung  und  umb  ursätz  und 
umb  unser  allmeind,  daz  sol  der  minder  teil  war  und 
statt  lassen  an  als  Widerreden.'  E.  XIV.,  ScHwWang. 
Hofr.  ,Was  man  ursätzen  ald  einingen  machet,  die 
sol  man  machen  mit  der  lüten  rät,  die  da  ze  schaffen 
hant.'  1427,  ScHwPfäff.  Dazu  noch:  ,1m  vierden  teil  dis 
buochs  stand  geschriben  die  ding,  so  besunder  lüt 
antreffent,  es  sy  das  ...  man  inen  von  der  allmy  etwas 
geben  hab  oder  das  sy  den  landtlüten  von  iren  güetern 
schuldig  syent  ursetz.'  1524,  Schw  LB.  S.  noch  Bd  VI 
392.  -  Mini,  urtaz;  vgl.  auch  Sctnn.2  II  Sil.  Absch.  IV  1  e, 
456.  K.7  und  JSG.  19,  126  ist  ,U.'  Fehler  für  ,Ufsatz.'  Das 
unter  Uedel  (Bd  I  98)  als  Syn.  zu  diesem  angegebene  U.  ist 
gewiss  nicht  ms.,  souderu  beruht  viell.  nur  auf  der  oben 
Sp.  15 15  abgedruckten  Stelle  aus  dem  Z  KBr.  —  „ur- 
satzen: eine  gewisse  Geldsumme  bestimmen,  die  bei 
Aufhebung  eines  Kontrakts  dem  nicht  reuigen  Teile 
zufällt."  St.  —  Vgl.  Lexer  II  2011;  Ch.  Schmidt,  hist. 
WB.  der  eis.  MA.  386  (unter  .ursassen').  —  ver-:  ver- 
setzen, verpfänden.  ,Als  der  herzog  zuo  Österrich  ... 
die  graffschaft  Pfirt  ...  für  ein  sura  gelts  ...  doch  uff 
ein  widerlosung  ...  dem  fursten  und  herren  herm  Karle, 
herzogen  von  Burgunn,  verursatzet.'  1469,  Bs  Chr.  III 
294;  ähnlich  ebd.  394.  —  Auch  bei  Lexcr  III  282. 

,Erb-:  testamentum,  legatum.'  Spreng.  Syn.  Erb- 
Be-scheid.  —  Ürti-:  fingierter  Personenname.  ,Ü.  und 
Hüenerschlund,  die  hand  verwettet  umb  ein  pfund, 
sie  wellent  samen  essen  ein  järig  schwyn  vermessen.' 
Leib  und  Seele. 

Üs-:  1.  als  Vorgangsbezeichnung,  a)  Ich  ha"  gege" 
Kei"s  kein  Ü.,  habe  an  Niemandem  Etw.  auszusetzen 
FMu.  —  b)  Aussonderung,  Entfernung.  ,Der  bann  ist 
nützit  anders  weder  ein  u.  und  usschliessen  des  bösen 
glids.'  BDisp.  1528.  —  2.  Aussatz,  lepra.  nicht  volkst. 
,Die  wil  ALamparterin  ...  in  die  straf  Gotts  gefallen  des 
u-es  halb.'  1533,  Z.  , Aussatz,  malzei,  lepra,  elephantia.' 
Fris.  (schon  1541);  Mal.  ,Den  dryen  schouwern  des 
u-es...'  1552,  BRM.  ,Die,  so  mit  dem  u.  beladen.' 
1563,  ebd.  ,Der  Wielandinen  tochter,  so  u-es  halb  ver- 


1549 


Saz. 


'.,  suz 


argwonet,  soll  um  Gotts  willen  beschowen  [!]  werden.' 
1564,  Z  RM.  ,[Ein  aus  Erdbeeren  destilliertes]  Wasser 
heilet  weiter  den  Auss.  mit  der  quinta  essentia  des 
gebrannten  Weins  vermischet.'  JRLandenb.1608.  ,[Eine 
Weibsperson  sei]  mit  der  abschüelichen  [!]  Krankheit 
des  U-es  behaft.'  1621,  See.  S.  noch  an-bläsen  (Bd  V 
146  o.);  S«c7i«(Sp.273).  —  Mhd.  üßmz;  vgl.  Gr.  WB.  I  948; 
Martin-Lienh.  II  382 ;  Fischer  I  502.  Hieher  wohl  auch  die 
Stelle  unter  Pfützlin  (Bd  V  1212),  wo  statt  .Aufsatz'  viel- 
mehr , Aussatz',  Ausschlag,  zu  lesen  sein  dürfte.  Dagegen 
ist  Gl  l'rk.  500;  Z  StB.  II  50  ,ufs.'  statt  ,uss.'  zu  lesen.  — 
Üs-sätzel  m.:  Aussätziger.  ,Man  sol  kein  fremden 
u.  ins  land  und  kein  heimschen  drus  lassen.'  Ansh.  I 
370  (Ordnung  von  1490);  dazu  ,ussätzelhus.'  ebd.  I 
392.  —  Mhd.  üßwtzel.  Das  W.  ist  aber  durch  obigen  Beleg 
nicht  als  Schweiz,  gesichert,  da  im  Original  (Absch.  III  1, 
370)  dafür  .sundersiech'  steht.  Im  Z  StB.  II  -107  (Anf.  XV.) 
ist  das  W.  für  Konstanz  belegt;  .ussetzelhuss'  (1445,  BsChr. 
V  377)  steht  in  einer  Chronik  eis.  Herkunft.  —  üs-sätzig, 
,-e-':  aussätzig.  , [Graf  P  von  Arberg  verkaufte  seine 
Herrschaft  an  Bern.]  Und  zoch  er  ab  und  zoch  in  sin 
schür  ...  Und  wan  graf  P.  ein  ussetzig  herr  was,  do 
kamend  die  vögte  gar  ungern  dahin.  Do  satztend  die 
von  Bern:  weler  ein  jar  schulthess  wäre,  der  solt 
darnach  ein  jar  vogt  ze  Arberg  sin.'  Just.  (Var.  .u. 
man-';  in  Jüngern  Hss.  ,ufsetzig');  vgl.:  ,Nun  was  diser 
her  ussetzig;  darum  zog  er  in  sin  schür  ...  Es  hat 
menglich  ein  schüehen  ab  der  vogtei,  wann  der  herr 
ussetzig  was.'  HBrennw.  Chr.  ,N.  hat  sich  angenomen, 
dass  er  ein  arm  ussetzig  mensch  sye.'  1424,  ZRB. 
,Von  der  ussetzigen  lüten  wegen.'  1433,  L.  ,üen 
frömden  landstrichern,  betleren  und  ussätzigen  [wird] 
die  Eidgnoschaft  verbotten.'  Ansh.  ,Ein  ussetziger  ab 
der  Spanweid.'  1528,  Z.  ,Disen  zweien  ussetzigen 
wybern  jeder  ein  mantel.'  1562,  BRM.  , Dem  ussetzigen 
N.  um  Gottes  willen  10  pfd.'  1572,  Barnd.  1911. 
.[Einer]  von  Fulach,  so  da  ussetzig  gewesen.'  JJRüeger. 
S.  noch  Bd  V  1285  o.;  feldsiech  (Sp.  197/8);  ver-,  be- 
suechen  (Sp.  223.  230);  Sp.  539  u.;  unsinnig  (Sp.  1070). 

—  Mhd.  üßsetzec;  vgl.  auch  Gr.  WB.  1944.  —  Üssätzigi 
f.:  =  Üssatz  2.  ,Die  erberen  lüt,  die  an  der  usetzige 
geschuldiget  werdent.'  1434,  B  StR.  ,Von  stund  an 
ist  sin  ussetzige  rein  worden.'  Zwingli.  —  Auch  mhd. 

—  Üssätzigkeit,  ,-e-'  f.:  =  dem  Vor.  .Gebresten  der 
ussetzigkeit.'  XV.,  B  StR.,  im  Original  von  1425  ,gebr. 
der  veitsiechen.'  ,Personen,  so  in  unser  stat  ver- 
lümdet  sint  mit  der  u.'  1445,  B  AM.  ,Der  wirt  der 
ussetzikeit  halb  ganz  schön  gegeben.'  um  1475,  Bs.  ,Ver- 
lümbdet  mit  den  siechtagen  der  u.'  1486,  Z  RB.  ,Als 
ich  [,der  scherer']  den  N.  der  ussetzikait  halb  ainig 
zwürend  geschowt  und  zuo  jedem  mal  ain  guldin  von 
im  genomen  und  in  derhalb  unschuldig  gegeben  [habe].' 
1492,  Sch.  ,[Die]  Flüss  der  Auss.'  Arzneib.  XVII. / 
XVIII.  S.  noch  Bed  (Bd  VI  530);  ver-sueehen  (Sp. 
223).  —   Auch  mhd. 

Veh-:  1.  Vieh,  mit  dem  eine  Alp  besetzt  wird. 
Sjn.  Besatz.  ,[Die  Kapitalistenalpen]  ursprünglich 
auf  2283'/2  Rindern  gestuhlt,  jetzt  aber  in  wirklichem 
Viehsatz  etwa  1800  Stücke  haltend.'  UwGem.  Vieh- 
habe übh.:  Ich  cha"n  min  V.  e"chli"  üfbesserc".  Lienert 
1891.  -  2.  auch  Dim.  Veh-Sätzti,  Geld  zum  Ankaufen 
von  Vieh  Z  (Spillm.).  —  Felsen-:  =  Satz  B  G  a  (Sp. 
1526).  ,Dieser  Geist  sazte  ihne  auf  einen  erhabenen 
F.  ob  dem  Schloss  Rauch  Aspermont  ...  nieder  in  den 
Schnee  und  liesse  ihn  allda  sitzen,  also  dass  der  arme 


Mensch  weder  hinder  sich  noch  für  sich  konte.'  Sererh. 
1742.    ,Zu  underst  dieses  Tobeis  ist  ein  hocher  F.'  ebd. 

Ver-:  1.  a)  Verstopfung'  ÄALeer.  (H.).  —  b)  Zie- 
ger im  Euter  der  Kühe  infolge  von  Erkältung  AABb. 
's  gibd  V.  —  c)  ,Rest  einer  Flüssigkeit'  Bs  (Linder). 
—  2.  a)  die  Übergabe  eines  Unterpfandes  für  ge- 
borgtes Geld  an  den  Gläubiger,  Verpfändung  Ar 
(allg.  1t  T.);  B  (Zjro);  GrPi\;  GT.;  Th.  Etw.  i(n) 
V.  ge«  Ap;  GRPr.;  GT.,  im  V.  ha«  Ap.  j»*  geb-der 
Das  in'n  V.,  zB.  eine  Uhr  Ap.  Scherzi).:  Ich  giben 
mi*  Fründ  i"  V.,  ,ich  lasse  den  Freund  dir  als 
Bürgen.'  GFient  1898.  ,1m  V.  lassen',  als  Unterpfand 
geben  B  (AvRütte  zu  Gotth.).  Im  V.  (sl"),  als  Unter- 
pfand (gegeben  sein)  Bs;  B.  ,Umb  farendes  kein 
pfandt  setzen  noch  den  v.  annemmen.'  1584,  Ap  LB. 
(Überschrift).  —  b)  „Unterpfand  einer  Verschreibung. 
In  den  mehreren  Kantonen,"  Faustpfand  Ap  (T.).  V. 
ge"  W.  —  3.  Ort,  wo  ein  aufgejagtes  Wild  sich  ver- 
steckt hält,  bis  die  Hunde  seine  Spur  verloren  und  sich 
entfernt  haben  Bs  (Seiler);  B.  Das  Wild  ist  im  V.  B. 
.Neugierige  Augen  entdeckten  mich,  fuhren  auf  mich 
zu  wie  Hunde  auf  den  Hasen,  den  sie  lange  gesucht 
und  endlich  im  V.  gefunden.'  Gotth. 

Mhd.  oermz;  vgl.  «r.  WB.  XII  1041;  Sauders  II  864; 
Martin-Lienh.  II  382;  Fischer  II  12S7.  Au  den  beiden 
folgenden  Stellen  ist  , Versatz'  verlesen  oder  verdruckt  für 
, Vorsatz'  (s.  das  Folg.  in  Bed.  3):  ,Ein  V.  von  einem  nam- 
haften Stuck  Gelt  umb  den  halben  Zins.'  16S1,  JMHnngerb. 
1852.  ,Ich  [habe]  den  ...  würdigen  Armen  in  diser  meiner 
Gmeind  mehr  als  über  die  400  11.  Borg  und  V.  getan.'  1092, 
HMorf  1896  (Pfarrbericht). 

Vor-  I:  1.  Voranstellung  (in  eig.  S.).  .Habend 
auch  für  gut  angesehen,  alliier  gleichsamb  in  einer 
feinen  Schlachtordnung  dem  Alphabet  nach,  damit 
sich  Niemand  des  Vor-  oder  Hindersatzs  halben  zu- 
beklagen, zusetzen  die  Namen  der  fürnembsten  ade- 
lichen Geschlechteren.'  Sprecher  1672.  —  2.  erste 
Hypothek  Gl;  vgl.  Näch-S.  ,Zu  unsrer  Zeit,  wenn 
Einer  Geld  auf  Grund  und  Boden,  Häuser,  andre  Lie- 
genschaften gesetzt,  so  war's,  wenn  er  der  Erste,  V., 
wenn  er  der  Zweite,  Nachsatz  ...  Und  wisst  ihr  jetzt, 
was  nach  den  neuen  Schulen  V.  und  Nachsatz  [näml. 
im  sjntakt.  Sinne]  ist?  Nur  Worte  sind's!'  Anderl. 
1849.  —  3.  (Geld-)Vorschuss.  Die  ältesten  Belege 
s.  in  der  Anm.  zum  Vor.  ,Umb  Arbeit  und  Lid- 
löhn, Vorsatz,  Hauss-  und  andere  dergleichen  Zins.' 
Z  Gerichtsordn.  1715.  ,Wann  aber  von  ehrlichen 
Kauften  oder  nötigen  Vorsäzen  Einer  dem  Anderen 
Etwas  schuldig  verbleibt  und  auf  abgeredte  Zeit  und 
Beit  nicht  zahlete...'  ebd.  ,So  Einer  dem  Anderen 
ein  oder  mehr  Stuck  Veih  auf  gewüssen  Termin  und 
Tag  um  und  für  einen  V.  oder  alten  Schuldresten 
verpfänden  wolte  ...'  ebd.  ,1m  Übrigen  wird  es  bei 
jeden  Orts  behörigem  Richter  nach  Beschaffenheit 
jeder  Herrschaft  Gebräuchen  und  Gewonheiten,  was 
einem  jeweiligen  Züger  für  Lid-Löhn  und  Vorsätze 
rechtmässig  vorzustellen,  zuerdauren  stehen:  da  in- 
sonderheit die  Lidlöhn  und  Vorsatz  auf  diejenige  Stuck 
und  Güter,  an  die  sie  eigentlich  gespendet  worden, 
gelegt,  ein  bescheidenlicher  V.  aber  eher  auf  die  Güter 
als  Häuser  angeschriben  werden  solle.'  ebd.;  dazu  im 
Register:  .Vorsatz  auf  Frucht,  wie  in  Auffänden  an- 
zusehen.' Zürich  stellt  das  Ansuchen  an  Bern,  ihm 
den  im  letzten  Kriege  vorgestreckten  ,V.'  zurückzu- 
erstatten. 1720,  Absch.    ,8  Miitt  Kernen  V.  den  Lehen- 


1551 


z,  sez,  siz,  soz,  suz 


1552 


leuten.'  1795,  Z;  vgl.:  ,100  Pfd  dem  Lehenraann  N. 
avanciert'  ebd.  —  4.  wie  nhd.  wohl  allg.  D'  Vorsatz 
gange"  gäng  vor  de"  Füesse",  .werden  vor  den  Füssen 
her  geschupft'  BwO.  Der  V.  mache",  fasse"  S  (BWyss 
1863).  .Die  und  dise  ...  Vorsatz  machen.'  JJÜlr.  1718. 
,In  einen  V.  fallen';  s.  Bd  VI  433/4.  —  Vgl.  das  ä.  F ür-S. 
—  Vor-Sätzer  m.:  Inhaber  einer  ersten  oder  übh. 
einer  vorangehenden  Hypothek  Gl  (Zwicky).  Syn. 
Vorder-  Sätzer. 

Vor- II  BO.  (St.  undSt.b);  F  (St.2  undlt  Kuenlin); 
Obw  (Christ),  Vorsez  BBe.  (nicht  bestätigt),  Vorige 
BSi.  (Friedli)  —  m.  BO.  (St.  und  St."),  f.  F  (St.2  und 
lt  Kuenlin),  n.  BSi.  (Friedli);  F  (Henne  1874),  PI. 
.Vorsätze'  BO.  (FAnd.  1897):  =  Vor-Säss  (Sp.  1371/2), 
-Süss  (Sp.  1382).  aaOO.  Wenn  di  Schneballe"  blüeje", 
so  gange"  d'  Cime  z'  Vorsez  BBe.  .Die  Kräuter  der 
höhern  Berge  [kosten  nicht  so  viel]  als  die  der  Vor- 
sätze und  Frühweiden.'  Scbweizerb.  1820  (F).  .Vor- 
sätze oder  Voralpen.'  Kuenlin  1834.  .Bis  zu  den  Wyler 
Vorsätzen,  Alphütten  nahe  der  Tannengrenze,  welche 
dem  Vieh  zur  Unterkunft  dienen,  bevor  es  im  hohen 
Sommer  die  obern  Alpen  befährt.'  HChrist  1869  (Obw). 
Ein  jeweiliger  Vogt  darf  darin  [in  einem  Walde  zu 
BSchw.]  schwenden,  ,vorsätz'  und  Weiden  machen. 
1525,  Absch.  ,V.'  1538/1659,  BGr.  Einungsbrief. 
.Spruch-  und  marchbrief,  den  schid-  und  hochwald 
wie  ouch  die  vorsätz  und  obre  allment  ...  betreffend.' 
1544,  BSchw.  (Jenzer  1869).  ,Ein  v.,  die  Müscheren 
genant.'  1545,  B  Turmb.  .Kein  Landmann  darf  Kraut, 
Heu  oder  Stroh  ab  den  Vorsätzen  verkaufen.'  1635, 
BSchw.  (Bärnd.  1911).  Klage  der  [FJGemeinde  Plaf- 
feien,  dass  die  Besitzer  der  an  ihren  Hochwald  an- 
grenzenden .Vorsätzen'  ihr  mit  ihren  Zäunen  Eintrag 
tun.  1635,  Absch.  Die  andern  [Berggüter],  welche 
,allein  ausgeteilte  Güter  von  dem  Schidwald  und 
mehrenteils  Vorsätzen  sind',  geben  keinen  Zins.  1645, 
ebd.  (BSchw.).  Der  Name  des  Berges  oder  ,Vorsatzes.' 
ebd.  Die  Kinderweide  ,in  dem  Schloss-V.'  ebd.  Hin- 
sichtlich eines  von  dem  Landsvenner  Gilgien  von 
einem  ,V.'  zu  entrichtenden  Zehntens.  1787,  ebd.  ,Am 
untersten  Rüken  der  Berge  (in  den  Vorsäzen,  [freib.] 
giettaz)  werden  einige  Wiesen  abgeweidet  und  andere 
abgemähet.'  Bonst.  1782/93  (BSa.). 

Kreuzung  aus  Vor-Saas  (Sp.  1371)  und  Satz  (vgl.  A  1  e)V 
Zum  (nicht  genügend  gesicherten)  Neutr.  vgl.  auch  Vor-Sess  n. 
In  BBe.,  Si.;  Obw  gilt  nach  neuen  sicherern  Angaben  Vor- 
-S'gss.     Ist  statt  , Vorsätzen'  .Vorsassen'  zu  lesen? 

Für-:  1.  ,Firsatz  ...  eine  Vorkragung  des  Ober- 
geschosses, mittelst  welcher  dieses  um  4 — 5  cm  über 
das  Untergeschoss  hinausragt.  Der  F.  trägt  einen 
ausgeschnitzten  Bogenfries,  ein  Kremänzel.'  Bärnd. 
1908  (BGr.).  .Ausser  den  beiden  Firsetzen,  welche 
nach  oben  und  aussen  die  beiden  Stockwerke  abheben, 
tragen  zur  wagrechten  Gliederung  der  Hausfront  noch 
die  Sinzenbristi  bei.'  ebd.  —  2.  ,ein  flaches  Gebinde, 
Gelte'  GRPr.,  rundes  Holzgeschirr  für  Wasser  (beim 
Waschen)  GRPani.Sch.  ,Uf  dem  hinder  keller ...  3  kleini 
fürsetzli.'  1515,  BsPfeff.  Schlossinv.  ,1m  sennhuss  ... 
18  fürsätz.'  ebd.  ,[Die  zerquetschten  Oliven  legt  man 
in  Montpellier]  in  Körb,  die  rundt  wie  ein  Fürsetzlin 
sindt,  mit  einem  Dekel.'  ThPlatter  1605.  —  3.  =  Vor-s. 
13  Ap;  ScnSt.  (Sulger).  .Pfuch  der  schänden,  dass 
sich  die  ...  gotlose  Wucherer  nit  schämend,  den 
gmeineu  man  zuo  trucken  und  klemmen  mit  dem  un- 
zimlichen  übernutz  von  irem  gältusslichen  und  f.  mit 


den  gfaarlichen  jarrächnungen.'  Z  Chr.  XVI.  (Kopie 
des  XVII.).  ,Mit  einem  f.  ...  zwenzig  und  fünf  eng- 
lischer cronen.'  Mal.  1593.  Der  Vertrag  enthält  die 
Bedingung,  dass  die  Schiffleute  möglichst  bald  ein 
eigenes  Schiff  machen  lassen  ...  Falls  sie  hiezu  Geld 
(etwas  F.)  nötig  haben,  so  werden  ihnen  die  Ge- 
meinden gegen  Verzinsung  solches  leihen.'  1644,  JGöliu 
1897.  .Das  ich  dem  N.  by  empfangenem  barem  F. 
schuldig  worden  bin  und  gelten  sol  60  Guldin.'  1648,  Z. 
,Wie  Lidlohn  und  F.  auf  Ernd  und  Herbst  [bei  Auf- 
fällen] anzusehen.'  Z  Mand.  1694.  .Unverjahrter  F. 
auf  Ernd  und  Herbst.'  Sch  Auffahls-Ordn.  1743.  S.  noch 
Kernen-Beilen  (Bd  IV  1164);  versorgen  (Sp.  1310  u.). 
,F.  gelts.'  Hieher  wohl:  .[Wir  wollen  unser  Unglück] 
klagen  Gott  dem  herren  ...  und  guoten  frommen  lüten, 
die  mögend  uns  d  band  wider  bütten  an  f.  gelt[s]  und 
ander  waar.'  Meinrad  1464.  ,Dr  JForers  schryben  uss 
Padua  ...  urab  wytern  f.  gelts.'  1599,  RCvs.  ,[N.  hat 
ihm]  Hilf  undt  Fürderung  getan,  es  sye  mit  F.  Gelts 
undt  in  anderen  Weg.'  RCvs.  ,F.  tuon.'  .Das  niemand 
des  alten  schultheissen  sun  zuo  essen  solle  geben  oder 
einich  f.  tuon.'  1497,  B  RM.  ,Dass  ainer  ainem  ain  f. 
tait  um  essen  und  trinken.'  1555,  Zellw.  Urk.  .Sollen 
die  rechenherren  gwalt  haben,  ime  einen  zimlichen  f. 
zetuond.'  1563,  Z  RM.  ,Diewyl  N.  gebätten,  ime  uss 
disem  Guot  einen  F.  ze  tuond.'  1601,  Z  Schirmb.  Denen 
vor  Chur  ...  hätten  etliche  Bürger  und  Kaufleute  zu 
Zürich  etwas  ,F.'  getan.  1619,  Absch.  .Daruff  [habe]  er 
P.  inne  Herrn  I.  pätten,  er  well  im  von  guter  alter  Künd- 
schaft wegen  einen  F.  mit  ainem  Guldi  oder  hundert 
tun.'  1789,  SchSL  S.  noch  er-reichen  (Bd  VI  145);  fte- 
ruewen  (ebd.  1901) ;  an-ge-säit  (Sp.  598).  ,Umb  f.'  bitten 
uä.  .[Meilen  und  Männedorf]  habend  gebätten  umb 
den  f.  und  lichung  etlichs  kernens,  inen  vormals  ge- 
tan.' 1530,  Z  RB.  ,[Es  kam  dazu]  dass  der  bauw- 
meister  anfieng  gelts  halben  mangel  haben.  Der  ruoft 
den  abt  um  einen  f.  an  mit  seines  capitels  willen.' 
Vad.  .[Sie  haben]  mh.  umb  rat,  ouch  umb  ein  f.  ... 
gebetten.'  1568,  Z  RM.  .[Pfarrer  N.]  ist  synes  be- 
gerens  umb  ein  f.  zum  ufzug  [auf  seine  Pfründe] 
abgewisen.'  1580,  ebd.  .Die  gmeind  Martalen  hat 
umb  300  gl.  zuo  einem  f.  gebätten.'  1585,  ebd. 
.Sontsten  ist  obgenanten  Herren  Schmid  synes  Be- 
gerens  [!]  umb  etwas  F-es  Gelts  zu  Bezalung  eines 
erkauften  VVisslis.'  1608,  Z.  ,[N.  habe]  inne  umb  ein 
F.  angsprochen.'  1612,  Z.  ,Die  Fürgesetzten  der  Ge- 
meind  Pfungen  hieltend  an  umb  etwas  F-es  Kernens.' 
1667,  ZWtb.  —  4.  =  Vor-s.  1 4.  .Der  f.  des  zuonemens 
wirt  dir  geswechet.'  1425,  G  Hdschr.  ,Das  sy  in  f. 
warren,  über  den  küng  von  Frankrich  zuo  ziechen.' 
E.  XV.,  Waldm.  ,In  d  Ebne  tetendts  [die  Römer] 
dringen  ...  ihr  F.  zu  vollbringen.'  XVII. ,  Zinsli  1911. 
,Us,  mit  f.'  .[Klage  der  Walliser]  wie  das  des  her- 
zogen von  Meiland  undertanen  ...  unzhar  vil  ver- 
gangner jar  mit  gevärd  und  gewaltlichem  f.  inen  in- 
genomen  ...  hand  etliche  güeter  ...'  1486,  W.  ,Die 
nit  mit  f.  todsieg  vollbringen.'  1475,  BSi.  Rq.  1912. 
,Dass  si  es  us  keinem  bösen  fürsazt  geton,  sonder ... 
us  muotwillen.'  1598,  Ard.  ,Uss  einer  starken  Yn- 
bildung,  Opinion  undt  F.'  RCvs.  —  Mhd.  fürsaz;  vgl. 
auch  Fischer  II  1868/9;  in  Bed.  2  auch  bei  Martiu-Lienh. 
II  3S1  und  Gr.  WB.  IV  1  a,  793  (aus  Fischart).  Als  ON. : 
,Die  fischenzen  am  F.  und  uff  dem  Fach  (in  GF1.].'  XIV./XV., 
Gr  Ämterb. —  für-setzlich:  vorsätzlich.  , [Die  Busse 
wird   abgestuft]   nachdem   die   Zured   schwer   und  f.' 


1551! 


Saz,  sez,  siz, 


1554 


Gr  D.  LB.  ,F-er  Weise  tun,  consulto,  data  opera  [usw.] ; 
er  hat  es  f.  getan,  non  iraprudens,  non  per  errorera, 
sed  sciens,  prudens  hoc  fecit.'  Hosp.  Adv.  ,f-en':  .Da- 
mit er  disses  Kindts  abkomme,  [habe  der  Betrunkene] 
ime  dem  Kind  das  Kelleli  mit  Gwalt  und  f-en  wyt 
ins  Mul  biss  inn  Hals  abhin  gestossen.'  1601,  Z  RB. 
—  Mhd.  försetdich.  —  un-.  ,Als  uff  der  Zilstatt  der 
Büchsenschützen  der  Zeiger  von  einem  Schützen  u. 
erschossen  worden.'  ECys.  (Br.). 

l"-fart-:  Einfahrtdamm  auf  die  Heubühne  (über 
den  Stallungen)  BG.  (Abbildung  Bämd.  1911,  336); 
Syn.  I.-Täntsch. 

Fort-  s.  Über-Bein  (Bd  IV  1298).  —  Vgl.  Gr.  WB. 
IV  1  a,  28. 

Vorder-.  Dazu  Vorder-Sätzer  m.:  =  Vor-Sätzer 
Gl.  ,Wie  und  wenn  der  Nachsätzer  den  Vorders.  aus- 
lösen soll  [Titel].  Wenn  zwei  oder  mehr  auf  dem 
nemlichen  Pfand  ihre  Ansprachen  nach  Landrechten 
verschrieben  haben,  so  ist  der  Vorders.  berechtigt, 
den  Nachsätzer  anzufragen,  ob  er  ihn  auslösen  wolle...' 
Gl  LB.  1807.  1835. 

Flueh-  (in  BG.  auch  Flucti-) :  Felsabsatz  „B'Be., 
E.  (auch  Dim.  Fl.-Sätzli).  G.,  Si.,  auch  lt  Zyro;  „LE.", 
jeder  Sturzfall,  für  sich  selbst  oder  auch  mehrere 
Sturzfälle  aufeinander  (Bergwort)'  L(St.b).  Ab  ei"  m  Fl. 
uf  den  andre"  BBe.  Das  isch  e"  Ma"  wie-n-e"  Flueh,  e" 
Fl.  BE.;  vgl.  Flueh  (Bd  I  1184/5).  ,Ein  wahrer  Fluh- 
satz von  einem  Mann.'  RSchXrer  1864.  S.  noch  Bisi 
(Bd  VI  1370).  —  Bei  Gr.  WB.  VIII  1S39  fälschlich  Flan-S. 

Fleisch-:  Bodensatz  von  Fleischteilen.  .Welches 
Viele  tun,  wenn  ihnen  das  Heuraten  fehlet,  sie  arm 
werden,  und  nachdem  sie  ein  Par  Jahre  die  Suppen- 
dünkli  genossen,  das  Dünne  nicht  wollen,  ihnen  ab 
dem  Fl.  am  Boden  grauset,  so  werden  sie  meineid  an 
ihrem  Versprechen  und  desertieren  von  ihrer  Pflicht.' 
Inderb.  1826.  —  Iu  anderer  Bed.  bei  Sanders  II  863. 

Gege"-:  1.  als  Vorgangsbezeichnung,  Gegenüber- 
stellung. .Gegens.,  oppositio,  oppositus.'  Fris.;  Mal.; 
noch  bei  Denzl.  S.  auch  im  Quellenverzeichnis  unter 
HBull.  1568.  Im  grammat.-rhetorischen  Sinn : , Gegens., 
antithesis.'  Denzl.  1666.  —  2.  was  entgegengesetzt 
wird,  ist.  a)  wie  nhd.  Gegensatz,  wohl  allg.  — 
b)  (schriftliche)  Entgegnung,  Replik  Ap  (T.).  En 
G.  {"  d'  Ziti'g  trocke"  lön.  ,[Die  N.,  Zeugin,  sei]  zue 
anfangenter  Kindbette  mit  der  natürlichen  Mueter- 
milch  begäbet  gewesst,  gleich  aber  selbiger  entraubt 
worden.  [Darauf  habe  ihr]  ihro  Schwigerin  ...  für- 
gerupft, dass  sy  mit  der  Milch  die  Kinder  verderbe, 
sy,  Zeugin,  aber  ihro  des  Verderbens  den  G.  getan 
mit  Vermelden,  sy,  Schwigerin,  hierzuo  die  Ursach 
seye.'  1648,  ADettl.  1905.  ,[Ein  Österreicher  hat]  in 
seiner  so  genandten  Beantwortung  und  Gegens.  sich 
schandtlich  in  eben  demjenigen  vertrabet,  dessen  er 
die  vatterländische  Erleuterung  ohne  Grund  betadelt. 
Keplica  1691.  ,Die  Obrigkeit  machte  einen  Gegens.' 
gegen  einen  geistlichen  Kapitelbeschluss.  UBräggler. 
—  c)  Gegenvorschlag.  , [Auf  ein  .rechtsbott'  der  3  Orte  in 
einem  Streit  betreffs  des  ,kornkoufs'  in  Locarno  machen 
die  9  Orte  den  Vorschlag]  das  sy,  unser  lieb  Eidtgnossen 
von  den  dryen  orten,  mit  den  iren  von  Bellenz  ver- 
schaffen, das  sy  den  unsern  von  Luggarus  den  pass 
des  salzkouffs  ...  fry  züchen  lassen  wellend,  so  wer- 
dent  dargegen  die  von  Luggarus  inen  den  kornkouf ... 
ouch  züchen  lassen  ...  Uff  das  die  gsandten  [der  3  Orte] 
wytter  redten,  [sie]  heftend  sich  diser  antwurt  nit  ver- 

Schwelz.  Idiotikon  VII. 


sächen,  sonders  vermeint,  wir  betten  sy  by  irem  recht- 
bott  blyben  lassen,  und  dwyl  der  pundt  wyse  das 
recht  und  kein  g.,  so  begerend  sy  von  iedem  ordt 
insonders  sin  antwurt,  welliches  ordt  sy  by  dem  pundt 
und  dem  rechtpott  welle  lassen  blyben  oder  nit'  1550, 
Absch.  —  d)  im  Erbrecht,  meist  PL,  die  gegenseitigen 
und  korrespektiven  Testamente  der  Ehegatten,  auch 
das  darin  vermachte  Gut;  vgl.  Blumer,  RG.  1  503. 
IIb  184;  Bluntschli,  RG.  II  326;  EHuber,  PR.IV374. 
Syn.  Wider -Fall  (Bd  I  743,  unter  3),  -Lüg  (Bd  III 
1165,  unter  2).  ,Von  gägensätzen.  [Wenn]  zwo  per- 
sonen  einandern  uff  iren  tod  hin  etwas  verordnen 
und  mitt  gegensätzen  verschaffen  wurden,  sol  ...  sö- 
lichs  ...  mit  gricht  und  recht  uffgricht  [werden].'  Zg 
StB.  1566.  Der  Witwer  erhält,  weil  seine  Frau  nur 
Vs  Jahr  mit  ihm  verehlicht  gewesen  und  von  Seite 
des  Mannes  ,kein  Gegens.'  gewesen,  nur  einige  Grund- 
stücke. 1704,  Z  Rechtspfl.  (ZEgl.).  ,Die  Eheverlobten 
mögen  zwischen  ihnen  einen  Ehe-Tractat  schliesseD, 
jedoch  so,  dass  solcher  beiderseitigem  Vermögen  und 
des  Gegens-es  gemes  der  Billichkeit  seye.'  SchwKü. 
LB.  1769.  .Vcrmächnus  mögen  zwüschen  Weib  und 
Mann  auf  Weiss  eines  Ehe-Tractats  aufgerichtet  wer- 
den, und  soll  als  gültig  angesechen  werden,  wan  solche 
...  beiderseitigen  Vermögen  und  gemachten  Gegensatz 
der  Billichkeit  gemess  anerfunden  werden.'  ebd.  — 
e)  Zusatz,  der  gewissen  Eigenschaften  entgegenwirkt, 
dieselben  aufhebt,  Gegenmittel.  ,Milterung  [nur  Fris.], 
gegens.  zuo  milterung,  als  zuo  dem  eisen  oder  an- 
derem metall,  temperatura  ferri.'  Fris.;  Mal.  ,In  eben 
gleichen  Rodel  berueffner  Zauberey  [gehören  Die- 
jenigen] die  nach  derselben  Model  anstellen  Gegen- 
satz und  Böses  treiben  ab  mit  Bösem  widerumb.' 
Gwerb  1646.   —   Vgl.   Gr.   WB.   IV  1,   2253. 

Gülte"-:  Summe  der  auf  einer  Liegenschaft  haf- 
tenden .Gülten'  (vgl.  Bd  II  286)  bzw.  das  hierüber 
vom  jeweiligen  Eigentümer  der  Liegenschaft  fort- 
laufend geführte  Verzeichniss  Ndw;  UwLung.;  vgl. 
ZfsR.  XIII  c  88.  —  Gärwi-: /.Anlage  für)  Lohgerberei; 
vgl.  Sats  Alb.  ,An  Ehehaften  findet  man  [ua.]  einen 
Gerbes.'  JJSchweizer  1830;  vgl.  Bd  I  8  u.  ,1  Gerbes.', 
unter  andern  Betrieben.  Glür  1835. 

Grund-:  1.  wesentl.  wie  nhd.  Er  hat  en  guele" 
Gr.,  von  der  Gesamtheit  der  Grundsätze,  der  Lebens- 
führung, dem  Charakter  Z  (ländlich,  lt  Dan.).  Mit 
Bez.  auf  eine  religiöse  Lehre:  ,[N.]  wurde  ...  bald 
Verehrer  seiner  [Zwingiis]  Grundsätzen.'  Stadlin  1824. 
Im  logischen  Schlussverfahren,  der  Vordersatz.  ,Wann 
der  Gr.  oder  das  suppositum  nit  wahr  ist.'  Replica 
1691.  ,Man  gestehet  den  ersten  Gr.  oder  maiorem, 
den  andern  oder  minorem  aber  ...  widerspricht  man 
absolute.'  ebd.  —  2.  pfandrechtlich,  die  auf  einer 
Liegenschaft  lastenden  Grundzinse.  ,Item  ist  unser 
Laudtrecht,  wann  man  Güeter  oldt  Heüsser  verkauft, 
worauff  Bodten-Zins  oldt  Grundts.,  als  Kämen,  Haber, 
Wax,  Nüssen,  Anken,  Käs  oldt  Ziger  verunderpfandet 
und  verzinset  werden,  in  den  Keüffen  undt  Verkeüffen 
aber  hiervon  Nichts  ...  angedungen,  sollen  solche  in 
den  Keuffen  abgezogen  werden,  wie  selbigen  Jahres 
der  gemeine  Mittlerpreiss  darumb  gangbahr;  undt  im 
Fahl  Keüffer  undt  Verkeüffer  sich  mit  einanderen  nit 
verstehn  ...  könten,  solte  es  an  einem  Amman  und 
Rat  stehen,  der  Billichkeit  nach  dergleichen  Bodten- 
satzung  an  dem  Kauff  abzuziehen,  der  Anschlag  zu 
erkennen.'  StHwMa.  LB.  1756.  —  Vgl.  Sanders  II  864. 


1555 


Saz,  sez, 


s,  saz 


ir>r,i; 


Hab-:  wohl  =  Ur-S.  2,  Sicherstellung,  die  der 
Lehennehmer  dem  Lehengeber  zu  leisten  hat;  vgl. 
Zue-S.  3  b.  ,Wer  der  ist,  der  dekein  guot  in  unssrera 
gericht  von  iemann  ze  erblehen  hett,  der  oder  die 
söllent  die  güetter  [dem  Lehensherrn]  wider  uff  gebent 
mit  dem  zinsse,  so  sy  denn  jerlich  davon  gebent,  mit 
semlichen  gedingen,  ob  sy  die  lehen  utzet  gebessert 
hetten  ...  daz  man  innen  daz  ablegen  und  widerkeren 
sol  ...  old  [wenn]  einner  daruff  utzet  ze  h.  geben  hett, 
daz  man  im  daz  ouch  wider  geben  und  kerren  sol.' 
1432,  NDwBeitr.  II  34;  vgl.  ebd.  31.  —  ver-hab- 
satzen:  Sicherheit  leisten  für  vertragsmässige  Lie- 
ferung von  Etw.?  ,[Dcr  Schultheiss  von  Tbun  soll 
dafür  sorgen]  dass  alle  die  visch,  so  umb  den  see 
gefangen  werdent,  dass  die  zuo  unsren  handen  be- 
stellet und  verhabsatzet  werden,  umb  dass  wir  sinen 
gnaden  [dem  römischen  König,  dessen  Besuch  in  Bern 
erwartet  wird]  dester  richlicher  volzug  und  ere  er- 
zoigen  mugen.'  1442,  B  Schreiben  (Gfo.). 

Hechten-:  Vorrichtung  zum  Hechtfang,  wahrsch. 
die  aus  einer  versenkten  Hauptschnur  mit  daran  be- 
festigten Angelschnüren  bestehende  sog.  Grundschnur; 
vgl.  Klunzinger  1892,  144.  ,Es  sollen  auch  Die  von 
Twann,  Ligerz  und  Andere,  welche  Schnüre  oder  so- 
genannte Hechtensätze  setzen,  solches  also  tun,  dass 
dadurch  selbige  den  grossen  Sommergarnen,  die  den 
Seezins  bezahlen,  nicht  im  Weg  und  hinderlich  seyen, 
mithin  der  See  mit  Schnüren  nicht  gar  zu  fast  über- 
setzt werde.'  1777,  B  (Fischerordn.  über  den  Nidauer 
See  und  die  Zihl);  wiederholt  1806;  vgl.  Liebenau 
1897,  129. 

Hin  der-:  1.  Hintansetzung;  s.Vor-S.Il.  —  2. a),Vor- 
rat,  vorrätiges  Vermögen'  Ndw  (Matthys).  Eppis  im 
H.  ha",  zu  einem  Geschäfte.  —  b)  in  der  Rechtsspr. 
a)  Grundpfand.  Ein  Stück  Beben  ,ist  ein  hinters, 
gegen'  das  Kloster  Rathausen  um  300  Gulden  Hauptgut 
oder  15  Gulden  Zins  jährlich.  1550,  JGoldi  1897. 
Gülten  mit  gutem  , Hintersatze.'  1653,  L  (JSG.). 
—  ß)  die  vom  H.-Säss  (vgl.  Sp.  1352,  Bed.  1  a)  an 
den  Herrn  für  den  H.-Sitz  (s.  d.)  geleistete  jährliche 
Abgabe.  ,Der  hof  ze  Alberswile,  den  hat  N.  ...  von 
dem  git  er  6  müt  kernen,  6  viertel  bonen  [usw.]  und 
ze  h-e  15  sol.'  1331,  SchwE.  Urb.  (Gfd);  später  die 
Summierung:  , Summa  ze  Ettiswile  ...  56  müt  kernen 
[usw.]  ane  15  sol.  ze  h.'  ,[Der  Kämmerer  soll  Rech- 
nung führen  über]  erschätz  oder  hindersätz.'  XV.,  L 
Berom.  Matrikelb.  (nach  einem  Original  von  1326). 
,Die  frömbden  buwlütt  der  kilchengüetter  bezalent ... 
den  h.  und  erschatz,  nach  dem  und  denn  mit  inen 
bekommen  gewesen  ist,  da  man  inen  der  kilchen 
güetter  geliehen  hat.'  ebd.  ,[N.  gibt  15  Seh.]  ze  h-e.' 
ebd.;  vgl.  MEstevm.  1875,  291.  ,Sie  sollen  auch  die 
lüt  mit  ürschetzen  und  hindersetzen  lassen  büliben 
in  der  gewanheit.'  1336,  L  Stürban  Urk.  —  hinder- 
sätzig:  a)  entspr.  Hinder- Satz 2 b a.  Ein  Weingarten 
ist  ,hindersatzig  gen  Constanz.'  1544,  JGoldi  1897. 
Ein  Gut  ist  ,hindersatzig'  um  16  Pfd  Pfennig.  1549, 
ebd.  Ein  Weingarten  ist  ,um  etlich  zins  hintersätzig' 
den  NN.  1552,  ebd.  —  b)  entspr.  Hinder-Satz  2b$. 
,Das  guot  ze  Pfaffenswand  ...  ist  liindersetzig  mit  3  lib. 
und  1  pV  1488,  Gfd  (l.Rusw.).  —  AnJers  bei  Gr.WB.IV2, 
1515.  Bed.  2  b  a  mit  dem  zugehörigen  Adj.  auch  bei  Fischer 
III   1663. 

Haupt-:  wichtigster,  grundlegender  Satz  einer 
Beweisführung.     ,Sie    [die   Vertreter    der    Gemeinde 


Steinach]  sezen  ein  für  allemal  zum  Haubts.,  dass  die 
vermeinte  Neuwhötier  auf  keine  Art  werden  bescheinen 
können,  dass  sie  eine  besondere  Gmeindt  ausmachen.' 
1760,  G  Rq.    1903.  —  Vgl.   Gr.   WB.   IV  2,    627. 

Chue-:  das  Auftreiben  einer  Kuh  bzw.  das  Recht 
hiezu.  ,Vor  Mitten  Mayen  aber  soll  Keiner . . .  Gwalt 
haben,  mehr  als  1  Kuehs.  daruff  [auf  die  Allmend] 
zue  besetzen.'  1675,  UwE.  Gew.  in  gen.  oder  appos. 
Verbindung;  so  viell.  schon  im  vorigen  Beleg.  ,In 
der  Alp  Eyen  soll  jeder  Gnoss  über  der  gemeinen 
Tagwen  von  jeder  halben  Kuehes.  ein  Tagwen  tuen.' 
1642,  ebd.  ,[Es]  soll  Jeder,  der  daselbst  Vieh  som- 
mert, von  jeder  Kuh  Satz  vierzehn  Rappen  Werkgeld 
zahlen.'  1749,  BEngstlen  Alpb.;  vgl.  Bd  II  273/4.  S. 
noch  Über-S.  (Sp.  1529).  -  Vgl.  Satz  A  i  e.  Die  morpho- 
logischen Verhältnisse  entsprechen  denen  bei  den  synn. 
(Chue-)Berg  (Bd  IV    1553.    1559). 

Kaffe-  B  lt  Zyro  (/,-);  GüNuf.;  ZO.,  Kafffji-  Aä; 
Ap;  Bs;  GT.;  Th;  Z,  in  Aa  (Rochh.);  GoT.  (neben 
m.)  11.:  wie  nhd.  Kaffeesatz,  wohl  allg.  S.  süff'en  (Sp. 
348).  Als  Farbstoff.  Zum  Eierfärben  Ap;  G;  Z  (fit 
Messikommer  1909).  .[Rezept,  um  schwarze  Nelken 
zu  ziehen:]  Man  nehme  schwarzerlene  Rinde,  siede 
sie,  tue  auch  Dinte  darunter  oder  Kaffes,  oder  was 
man  Schwarzes  hat  und  gebe  den  Stöcken  davon  zu 
trinken.'  G  Kai.  1863.  Ond d'  Gruebere" [Bewohnerinnen 
von  ApGrub],  ja,  die  sünd  allsamm  brandschwarz;  es 
ne"d-Änn  kä"  Wonder:  si  fressi"d  Kafis.  Ap  VL.  1903. 
Als  Mittel  gegen  Bleichsucht.  OStoll  1909.  Der 
Schuhwichse  beigemischt  Ap.  Zum  Reinigen  schwarzer 
Kleider  ebd.  Als  Pflanzendünger,  bes.  für  Schnittlauch 
Ap;  L.  RAA.  Der  (Kafi-JS.  chost't  Geld  Z  (Dan.);  vgl. 
Satz  Boa  und  DM.  VII  83.  's  Kafis.  ghört  de"  Gott- 
löse" Aa  (Rochh.). 

Vgl.  Gr.  WB.  V  23;  ferner  Martin-Lienh.  II  382;  Fi- 
scher IV  145;  WB.  der  lnxemb.  MA.  205;  Folimann  271. 
Das  Neutr.  (vgl.  Satz  B  5  a)  wird  durch  den  Eiuflnss  des 
syn.  's  Tick  oder  eher  durch  das  Geschlecht  des  1.  Komp.- 
Gliedes  (das  allerdings  in  Aa  gew.  m.  ist)   bewirkt  sein. 

Koramissiöns-  s.  Satz  (Sp.  1524). 

Cher-.     In  de"  Kersätze",  Flurn.  BsStdt. 

Vgl.  Satz  B  6  a.  Auf  volksetym.  Umdeutung  beruht  der 
B  Orten.  ,Kehr-S.'  (auch  Leu  ,Kersaz'),  wie  die  Ausspr. 
Chäuiz,   Chäse(r)z  beweist. 

Ohirche"-,  Ghüfchje"-:  1.  a)  Recht  der  Besetzung 
einer  Kirchenstelle  und  des  Bezuges  der  damit  ver- 
bundenen Einkünfte,  Patronatsrecht;  auch  die  betr. 
Stelle,  Pfründe  selbst  (vom  Standpunkt  des  Patronats- 
herrn).  Häufig  im  XIV./l.  H.  XVII.  ,WLv  hein  ouch 
uns  selben  usbehebt  de[n]  kilchens.  ze  Ustre,  also  das 
wir  die  [Kirche]  lihen  sun  ze  dem  ersten  male,  ob 
si  ledig  wirt  in  disen  nösten  fünf  jaren;  und  wirt  si 
danach  ledig,  swer  denne  Löbishof  het,  in  den  der- 
selben kilchen  satz  höret,  der  sol  si  lihen.'  1300, 
Zoster  Neuj.  1866  (Vertrag  zwischen  der  Gräfin 
EvHabsburg  und  HvLandenberg).  ,Icb,  N.,  tuon  kunt ... 
daz  ich...  alle  min  lüte,  alle  min  chilkunsezze,  min 
bürge,  min  vestine  [usw.]  gemacht  hau  und  hin  ge- 
ben . .  .  miner  lieber  ewirtin  ze  libgedinge.'  1306, 
JEKopp.  ,Wir  [das  Gotteshaus  zu  Luzern]  erteilen 
och  unsern  kilchensatz  ze  Malters  unseren  herren 
dien  herzogen.'  1.  H.  XIV.,  Gfd  (Hofrecht  von  LMalt). 
,Der  kilchens.  ze  Egge  höret  in  den  hof  ze  Muncli- 
Altorf  und  giltet  du  kilche  über  den  pfaffen  wol  uf 
lOmarchas.'  HU.  .[BischofUlrichvonLenzbnrgbelehnt] 


1557 


San,  sez, 


des  erbern  ritters  N.  sun  ...  mit  dem  kilchens.  zu 
Hano  [Heinau].'  1345,  GRÄmterb.  , Als  wir  [das  Kloster 
Schöntal  und  B]  der  kilchensätzen  halb,  zu  Arwangen 
der  capplany  und  zu  Bauwyl  der  pfarr,  in  ettwas  un- 
glicher  verstäutnüss  ...  siud  gewesen  [so  haben  wir 
nunmehr  beschlossen]  das  die  kilchensätz  in  unser 
beider  partyen  banden  syen.'  1482,  B.  ,Uie  von  Bern 
[haben]  kouft  die  zwen  zechenden  zuo  Wymmis  und 
Röitingen  mit  den  kilchensetzen,  die  ouch  darzuo 
gehören,  umb  500  gl.'  DSchill.  B.  ,[Die  Kloster- 
frauen im  Paradies  bei  Schaffhausen  erklären,  der] 
kilchens.  zu  Stammhen  ...  sei  ihnen  verpfendt.  A.  habe 
den  zehenden  von  dem  nüwgrüt  ingenommen  . . .  aber 
die  frowen  im  Paradiss  vermeinen,  [dass]  sölicher 
zeheuden  in  den  kilchens.  ze  Stammhen  gehöre.  A. 
erwidert,  der  zehnden  uss  dem  kilchens.  ze  Stammhein 
sei  sinen  vordem  umb  einen  merklichen  zinss  geliehen.' 
1498,  ZSth.  (Abschr.).  ,[Abt  und  Convent  zu  Wettingen 
haben  sich]  erbotten,  gan  Baden  und  andre  ort,  do  sy 
kilchensätz  habend,  cristenlich  und  warhaft  bredikanten 
zuo  setzen.'  1529,  Absch.  ,Der  kilchens.,  welcher  zu 
latin  ius  patronatus  genempt  wird.'  1588,  Zellw.  l'ik. 
,Dise  Pfarr  Büesingen  ...  ist  von  N.,  des  Herren  Stifters 
Son  sampt  dem  ganzen  Kilchens.  dem  Closter  Aller- 
heiligen vergäbet  worden.'  JJRüeger.  ,[Die  Berner] 
sind  Willens  gewesen,  disen  Kirchen-Saz  [Villmergen] 
samt  dem  ganzen  Flecken  einzuräumen  und  für  ihr 
Eigentum  zu  besitzen.'  1656,  Arg.  S.  noch  her-reichen 
(Bd  VI  146/7).  ,Kilch  und  k.'  uä.  ,NN.  sastent  ouch 
wissentlich  mit  disem  brief  den  obgenannteu  spittal 
der  dürftigen  [zu  Baden]  des  obgenannten  widenihofs, 
der  kilchen  und  des  kilchensatzts  und  aller  ir  zuo- 
gehört  in  recht  nutzlich  ruowig  gewer,  inn  ze  haben, 
ze  nutzen,  ze  niessen,  ze  besetzen  und  entsetzen.' 
1402,  AaB.  Urk.  ,[Das]  erwellen  eines  lütpriesters  ze 
Stouffcn  [steht  dem  Kloster  Königsfelden  zu],  wand 
die  selbi  kilch  und  kilchens.  dem  ietz  genanten  closter 
zuogehöret'  1429,  AaL.  StR.  ,Wenn  der  kilchens.  und 
die  kilcherry  daselbs  ledig  werde,  daz  dann  die  von 
Hellingen  mögen  einen  kilchherren  erwälen  und  uf- 
nemen.'  AaB.  Urb.  1490.  ,[Da  wir,  die  Kirchgenossen 
an  der  Lenk]  zuo  ziten  nüt  nach  unser  noturft  pre- 
dichanten  haben  möchten  an  hilf  und  zuotuon  der 
grosmächtig  edlen  ...  heren  der  stat  Bern  [so  haben 
wir  unsre  Bevollmächtigten  zu  diesen  geschickt]  mit 
semlicher  erbietung,  daz  sy  semliche  unser  kilichen  und 
kilichery,  pfruond  und  kilchens.  in  yery  hand,  schirm 
und  gewalt  nämen  und  haben  weltin.'  1533,  BSi.  Rq. 
Übh.  oft  mit  Zusätzen  aus  der  gleichen  Sphäre.  ,[Der 
Hof  Kalkofen]  darin  der  kilchens.  ze  Obren  Glat  mit 
lehenschaft  der  kilchen  von  alter  ingehöret  hat.'  1363, 
GT.  Rq.  1906.  ,[N.  verkauft]  dem  spital  und  den  armen 
lüten  darin  ze  Lucern  den  meyerhoff  ze  Ruswile,  da 
der  kilchens.  und  das  recht  ze  lihende  die  lütkilchen 
daselbs  in  gehört,  und  den  kilchens.  mitsampt  dem 
ietz  genanten  meyerhoff  unverscheidenlich.'  1419,  Gfd. 
.[HvLandenberg  verkauft  den]  herreu  auf  dem  Hei- 
ligenberg .. .  die  kilchensätz  und  lehenschaften  der 
lütkilchen  zuo  Schlatt,  in  latin  ius  patronatus  genannt, 
mitsammt  der  lehenschaft  der  altar  und  pfrüenden  ... 
also  dass  sie  dieselben  kilchensätz  und  lehenschaften  ... 
zuo  ewigen  ziten  inhaben  und...  die  liehen,  darauf 
presentieren  und  damit  gefaren  mögen,  wie  inen  am 
füeglichsten  ist.'  1473,  Z.  .Herr  abt  von  Rüti  ...  und 
sin    gotzhus   [haben]   den   kilchens.,   die  wydem   und 


etwelch  zehenden  zuo  Ustri.'  1524,  ebd.  ,[Der  Abt] 
von  Sant  Gallen  und  siner  gnaden  gotzhus  [sollen]  by 
dem  kilchens.,  by  der  pfarr  und  pfruond  zuo  Gossow  ... 
blyben.'  1525,  G  Rq.  1903.  .[Der  Abt  von  Einsiedeln 
solle]  wyl  er  zuo  Brüten  zinss,  zehenden,  grichte, 
lybeigen  lüt  und  den  kilchs.  habe...,  den  armen  da- 
selbs etwas  hilf  erschiessen  lassen.'  1587,  Z  RM.  S. 
noch  mann-lehig  (Bd  III  1238);  mitsamt  (Sp.  927).  — 
b)  die  von  gewissen  Liegenschaften  an  die  Pfarrkirche 
zu  leistende  Abgabe;  vgl.  Ch.-Eecht  4  (Bd  VI  286).  .Die 
kilcher  zuo  Betschwanden  [sind]  überyn  [!]  kommen  . . . 
daz  die  nachfolgenden  kylchensätz  und  gütt  uff  den 
acheren,  daruff  sy  gesetzt  sind,  unzeiteilt  allweg  be- 
lyben  söllent,  es  sy  dann,  das  einer  die  sinen  weit 
ablösen.'  1542,  Gl  JB.  —  2.  =  Ch.-Bätlb  (Bd  VI 
1589)  „VO"  (St.1);  LG.  Von  der  Jahressitzung  des  Kol- 
legiums. ,Die  Kirchen  haben  besondere  Verwalter  ihres 
Guts,  Kirchmayer  genannt.  Von  allen  diesen  [,Kirch- 
mayer,  Kirchenvogt,  Pfleger']  nimmt  der  Pfarrer  nebst 
einigen  von  ihm  dazu  berufenen  Geschworenen  an  dem 
sogenannten  Kirchens-e  alljährlich  die  Rechnung  ab.' 
JXSCHNID.  1782.  —  Mhd.  Hrchcnmz  in  Bed.  1  a.  Vgl.  auch 
Gr.  WB.  V  809;   Sehm.  3 II  342;   Fischer  IV   400. 

Land-:  landesgesetzliche  Bestimmung;  vgl.  Land 
(Bd  III  1298  u.);  L.-Satzing.  ,Es  ist  L.,  wen  ein  Zun 
zuo  nach  in  die  Strassen  . . .  gesetzt  worden  wäri  . . . 
so  niügent  Heimische  oder  Fronde,  welche  der  Zun 
geirt  hat,  gemelten  . . .  Zun  umb  rissen.'  XVI./XVII., 
GrS.  LS.;  wechselnd  mit  ,Es  ist  gesetzt'  auch  im  Folg. 
,Die  Banvögt  [haben]  die  Wal,  anderi  Kundschaften 
lut  dem  L.  zuo  stelen.'  ebd.  ,Etlich  Statuten  und 
Land-Setz,  als  von  der  ganzen  Gmeint  in  Safien  uf- 
gesetzt  worden  [folgen  Bestimmungen  über  Gerichts- 
wesen].' ebd.  —  Mal-:  die  auf  einmal  zum  Mahlen 
kommende  Getreidemenge.  ,Den  Staub  von  einem 
Mahls,  unter  vier  Mütten  mögen  die  Müller  behalten. 
Sollte  aber  Jemand  vier  Mütte  Korn  oder  mehr  auf 
einmahl  mahlen  lassen,  so  . . .'  B  Müllerordn.  1771.  — 
Müli-:  =  M.-Büf  (Bd  II  1048).  1659,  ZNWen.  S. 
auch  Bibi  (Bd  VI  66). 

Am -man  n-:  Landsgemeinde,  an  der  der  regierende 
Landammann  gewählt  wurde,  Landammannwahl.  ,lett- 
liche  urty  [vgl.  Bd  I  492  u.]  soll  sin  strasenmacher 
am  amens.  dartuon,  wenn  man  die  eindlitl'er  dartuot.' 
1545,   Ndw  LB.     ,[Dass  die  streitenden  Parteien]  bis 

uff  nechste  gmeint   irs  a wider  recht  ein  andren 

nützit  zuo  füegen  [und]  das  die  alten  abgesetzten  rätt 
bis  uff  die  gmeindt  des  amans.  zu  beiden  teilen  still 
stan  wollen.'  1558,  Absch.  (für  Schw.)  , Am  Neujahrstag, 
am  Ammans,  und  Kirchweihfest  giengen  [im  XVI.]  die 
Trunkenbolde  aus  besonderer  Begünstigung  ...  straf- 
frei aus.'  NowBeitr.  1884;  vgl.  A.-Mäl  (Bd  IV  160). 
S.  noch  Nacht-Mal  (ebd.  161);  Morgen-Bröt  (Bd  V 
971).  Nach  einer  Angabe  früher  auch  in  Zg.  Lt 
Liebenau  1881,  209.  210  auch  von  der  Wahl  des  L 
.Ammans';  vgl.  Bd  IV  247/8  und  A.-Bröt  (Bd  V  970). 

Mür-:  gemauerte  Endstütze  einer  Brücke;  vgl. 
Satz  A  lg.  .Die  Magd  ...  flüchtete  sich  [beim  Austritt 
der  Emme]  vorerst  auf  die  Bühne  und  ...  von  da  auf 
den  Mauersaz  der  Bühnisbrük.'  ChHalde.mann,  Beschrei- 
bung der  Gemeinde  Eggiwyl.  —  Neben-:  seitlicher 
Wurzcltrieb,  Ableger.  .Die  einfache  [Pflanze]  besamet 
sich  selbst;  die  dicke  aber  wird  entweder  von  den 
Nebensätzen  und  Zerteilung  der  Würzen  oder  durch 
Pelzung  der  frischen  Ästlein  vermehret.,  EKönig  1706. 


1559 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


Näch(en)-:  Hypothek,  die  nicht  an  erster  Stelle 
steht  Gl;  s.  Vur-S.  1 3.  —  Näch(en)-Sätzer  m.: 
Inhaber  einer  nachstehenden  Hypothek  Gl.  S.  auch 
Vorder-Sätzer  (Sp.  1553). 

Nider-:  =  Satz  B  5  a  PA1.  (.sedimento1  Giord.). 
—  Auch  bei  Gr.   WB.   VII   785. 

Nüw-:  =  Satz  Alci;  Bs  Binn.  (von  neu  an- 
gelegten Wiesen);  Z  Benk.  (von  Reben).  ,Der  Ge- 
halt des  1822ers,  die  Menge  des  1828ers,  ferner  der 
unvergessliche  1834er  ...  haben  ...  den  Wunsch  nach 
Mehrerem  hie  und  da  so  lebhaft  erregt,  dass  wir 
wieder  sogenannte  Neusätze  entstehen  sehen.'  JKet- 
tiger  1857.  ,Den  nüsaz  ze  Tetlincon.'  1318,  ZTöss. 
.Chuonr.,  der  keller  von  Meilan,  git  von  dem  hof  ze 
Meilan  10  viertel  kernen  und  sol  insamnen  5  sol.  1  den. 
von  den  nüsetze[n].'  SchwE.  ürb.  1331  (Gfd).  ,Ich  ver- 
gich  . . .  das  ich  . . .  empfangen  han  ze  ainem  stäten 
walderb  und  nach  walderbs  reht...  die  halden  gelegen 
am  Tanweg...  mit  sölichem  geding,  das  ich  ald  min 
erben  ...  sond  ainen  wingarten  da  zeigen,  und  ieklich 
werk,  was  zuo  ainem  nüws.  gehört,  sond  wir  förder- 
lich tuon.'  1423,  G  Stiftsarch.  ,N.s  Nüws.,  genant 
Rotenhald,  gelegen  ze  Hasslach.'  1435,  ebd.  (Kopie 
von  1613).  ,Der  Sanngart...  sie  nüwlich  zuo  einem 
nüs.  gemacht  worden...  Der  nüs.  [gehöre]  in  den 
kilchensatz  Stammheim.'  1498,  ZSth.;  später:  .Das 
holz  Sangarten,  so  zuo  nüwgriit  gemacht.'  ,Zwei 
flertel  kernen  von  des  Kellers  nüs.'  1522,  Beitr.  (Tb 
Mamm.).  ,Von  einem  insatz  [1.  ,nüs.]  und  acker  an  dess 
pfaffen  wyss  ein  mut  habern.'  ebd.  .Störlis  nüs.'  ebd. 
Urk.  auch  ausserhalb  unsres  Gebietes;  vgl.  ZfGO.  29, 
311.  Als  Flurname  (vgl.  N.-Bruch  Bd  V  375,  -ße-rüt  Bd 
VI  1806):  .Neusatz'  BsAnwil,  Benken  (Äcker),  Binn.,  Mntt. 
(,Newens.'  1446),  Oberw.  (Wald),  Therw.  (Reben);  GBalg.; 
SchXeuh.;  Th  mehrfach  (auch  ,-Sätz,  -Sätzli'),  so  Arb.,  Bach- 
tobel,  Scherziugen,  Steckb.,  , Neunsatz'  ZTrutt.  ,N.s  Wein- 
garten, genant  der  Nüws.'  1435,  G  Stiftsarch.  (Kopie  von 
1613).  Ein  Stück  Reben,  der  ,Nüs.'  genannt.  1575, 
JGöldi   1897. 

Netzi-:  Vorrichtung  zum  Befestigen  des  Fischer- 
netzes im  Wasser;  vgl.  Satz  Ald.  ,Hinder  der  Sinn 
hat  es  ein  Fach  mit  zwey  Augen  und  ein  Kripf,  samt 
dem  N.  bim  Bad;  ein  Fach  bim  Kreutz,  hat  ein  Aug, 
nebent  dem  Rad  auch  der  N.',  Aufzählung  von  Fi- 
schereivorrichtungen in  der  Limmat.  1700,  Z. 

Be-:  1.  a)  Belagerung;  s.  besorgen  (Sp.  1314  u.). 
—  b)  Geltendmachung  und  Nachweisung  des  recht- 
lichen Anspruchs  auf  einen  Leibeigenen.  ,[Wenn] 
einich  unser  vorgemelten  partien  meinte,  yemand, 
underdem  andern  teil  gesessen,  als  lybeigen  anzespre- 
chen,  so  soll  im  der  gegenteil  rechtz  und  besatzung 
nach  der  gericht  und  land  recht  gestatten,  und  wa  sy 
also  bezogen  werden,  ir  sye  wenig  oder  vil,  die  sollen 
dem  teil,  der  sy  also  mit  bes.  überwunden  hat,  on 
alle  fürwort  gelangen.'  1501,  Absch.  (Bs  Bund).  — 
c)  Besetzung  eines  Amtes.  ,Als  dann  in  handel  und 
bes.  unser  vorberüemten  ärnpter  ettliche  [Gast-] mal 
in  gesellschaften  geprucht  werdent . . .'  E.  XV.,  B  StR. 
.[Es  wird]  von  nüwem  uff  der  selben  statt  [Zürich] 
alt  harkomen  mit  irs  kleinen  und  grossen  rats  bes. 
mit  rat  zuogeachtet.'  1489,  Waldm.  (B).  S.  auch  Ent- 
S.  a.  —  2.  als  Ansdr.  der  Vieh-,  bes.  Alp-  und  Weide- 
wirtschaft. „Vieh,  bes.  eine  für  die  Benutzung  der 
Alpweide  oder  des  Winterfutters  verhältnismässige 
Anzahl  Vieh  L",  , Viehstand,  womit  der  Küher  seine 


Alp,  der  Bauer  seinen  Hof  besetzt'  B  (auch  lt  Bärnd. 
1904),  =  Satz  A  1  e  (Sp.  1519)  w  BsL.;  BGr.,  G.,  Si. 
(,die  Leistung  der  Alpe,  was  sie  ertragen  kann,  bzw. 
das  Vieh,  das  auf  eine  Alp  getrieben  werden  kann 
nach  Massgabe  der  Schätzung  ihrer  Leistung'  IniOb.); 
,L;  Zc'  (St.b);  vgl.  auch  FGStebler,  AW.  12;  Bärnd. 
1908,  313  ff.  ,Ihr  Geld  langte  nicht  [zum  Ankauf  des 
Heimwesens],  und  dann  war  Nichts  für  Bes.  und  Ein- 
richtung.' Gotth.  .Grösse  der  Weide  70—80  Juchart, 
B.  30—40  Rinder,  20—30  Ziegen'  wBsL.  Wie  vil  B's. 
het  der  Berg?  Er  het  (tuet)  100  Chüe  BSi.  (ImOb.). 
,B's.  [der  Alp  Stechhütte"]:  188  Jungrinder  [usw.].' 
Barnd.  1911.  Die  während  der  Alpzeit  eingegangenen 
und  deshalb  ab  dem  B's.  Hannen  Tiere,  ebd.  1908. 
,Hat  die  Hälfte  des  B'satzes  den  Berg  verlassen,  so 
darf  die  übrige  nicht  länger  verweilen.'  FAnd.  1898 
(BAlpregl.  von  1869).  Lichte",  schwere"  B's.  ha",  ,die 
Alpe  schwach,  stark  befahren'  BSi.  (ImOb.).  Zahl  der 
dem  einzelnen  Alpgenossen  zustehenden  Auftriebs- 
rechte.  Die  Festsetzung  der  Alpfahrt  steht  nament- 
lich bei  Denen,  .welche  dank  der  Höhe  ihres  B'satzes ... 
e"  grosses  Wort  hein:  Bärnd.  1908.  .Während  des 
Sommers  hat  ein  jeder  [Alpberechtigter]  na'H  B's. ... 
zu  taguanen.  An  Scheidegg  verpflichten  1V>  Chie  B's. 
hienäha  (diesseits  des  Grates)  und  2>/s  Chie  B's.  ene-d- 
näha  zu  einem  Tagwan.'  ebd.  „Alprecht  für  eine 
Kuh",  ein  Recht,  das  um  bestimmten  Preis  ge-  oder 
verkauft  wird  BBe.,  Hk.  „Wie  viel  Rechte  hast  du 
an  dieser  Alp?  Ich  habe  vier  Besätze."  St.  B's. über- 
cho",  ,ein  Berg-  oder  Weidrecht  bekommen'  BBe.  — 
3.  Kirchen-,  Altargerät?     S.  Turn-Sül  (Sp.  797). 

Anders  bei  Gr.  WB.  I  1541/2;  Martin-Lienb.  II  381. 
Ableitung  vom  Vb  besetzen;  vgl.  auch  be-mtzen.  Das  Ver- 
hältniss  zu  Bt-S.  ähnlich  wie  Be-  :  Bi-Sorg  (Sp.  1304/5). 
Zu   3  vgl.  Zue-S. 

Über-B.,  in  BG.  U-:  a)  =  Über-S.la  B,  so  G.  (lt 
Bärnd.  1911).  .Einen  grossen  Eintrag  erleidet  die 
Alp  durch  den  häufig  vorkommenden  Überbes.,  dh. 
durch  den  Mehrauftrieb  von  Vieh.'  FAnd.  1898.  — 
b)=  Über-S.lbB.  .Ohne  Bewilligung  der  Alpgenosscn- 
schaft  darf  Keiner  Vieh  als  Ü.  auf  die  Alp  treiben.' 
FAnd.  1898  (BAlpregl.  von  1869).  -  Veh-B.:  =  Vieh- 
stand. .Ein  braves  Wohnhaus  ...  Viehbes.  10  Kühe  und 
1  Pferd.'  Schweizer  Bauer  1897  (Inserat).  —  Für-B.: 
=  Über-Be-satz  a.  BG.  (Bärnd.  1911).  —  Berg-B.:  =  Satz 
Ale  BG.  ,Die  Alpgenossenschaften  müssen  jedes 
Jahr...  den  B.  unter  sich  vereinbaren.'  Barnd.  1911. 
—  Summer-B. :  die  sommerliche  (von  Mitte  Juni  bis 
Ende  September,  längstens  11.  Oktober  dauernde)  Be- 
setzung der  Alpweiden  BBe.  —  Üs-tag  Üstig-B.:  Be- 
setzung der  Alpweiden  (bes.  der  Vorsässe")  eine  Woche 
bis  10  Tage  vor  dem  Summer-B' satz  BBe. 

Bi-:  1.  Zusatz,  Anhang  zu  einem  Schriftstück 
TnMü.  ,[Das  Landrecht  zu  Simmental]  revidiert,  er- 
läutert, mit  verschiedenen  Abänderungen  und  Beisätzen 
vermehrt.'  1796,  BSi.  Rq.  —  2.  =  Neben- S.  ,[Der  Selleri 
gedeiht  am  besten]  wann  man  die  schönsten  Stengel 
von  den  übrigen  Beysätzen  säubert  [und]  nur  das 
Herzschoss  übersieh  keimen  lässt.'  EKönig  1706.  — 
3.  geschlechtlicher  Umgang.  ,Zuo  dem  andern  zog  er 
mich  an,  ich  war  jung  und  hetty  essen  und  trinken, 
desshalb  wol  ze  ermessen,  ich  hielt  nit  rainickait.  Wie 
wol  ich  kain  bys.  offenlich  hetty,  so  wäry  ich  doch 
in  ainem  closter,  da  bishar  ally  büebery  gepflanzt.' 
1530,  ZRhein. 


suz 


Bcd.  I  u ud  2  auch  bei  Gr.  WB.  I  1391.  Zu  3  vgl. 
fl,  Siti  und  Gr.  WB.  I  1393  (.beisetzen').  Vgl.  auch  die 
Anui.  zu   Be-S. 

Bodo»-:  =  Satz  B5a  Aa  (auch  beim  Buttersieden); 
B  (auch  lt  Zyro),  Hefe  (von  Wein  und  andern  Flüssig- 
keiten) Bs;  UwE.  Übertr.,  Auswurf  der  menschlichen 
Gesellschaft  UwE.  Syn.  Grund-Suppen  (Sp.  1237). 
Die  letzten  .Hocker'  im  Wirtshaus:  ,Ein  sog.  Höckeler 
[vgl.  Bd  II  1127],  der  mit  seinen  Trinkgenossen  den 
auch  sog.  B.  gegen  2  und  3  Uhr  Morgens  hin  bildet.' 
L(ERöthelin).  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  216/7. 

Balche"  , Ballen-':  Stelle  in  einem  Gewässer  (samt 
den  dort  befindlichen  Fangvorrichtungen),  wo  der  Fang 
von  Baichen  (Bd  IV  1191)  betrieben  wird  bzw.  werden 
darf;  vgl.  Eechten-S.  Die  Fischergerechtigkeit  der 
.Ballenherren'  zerfiel  in  14  .Ballensätze.'  1752,  Ber. 
1868.  —  Bunds-:  Satzung  des  (grauen)  Bundes. 
.Welcher  aber  lyber  [!]  ein  unpartiisch  Gricht  nach  dem 
Puntzsatz  begärt  [als  ein  nach  den  für  GrS.  geltenden 
besondern  Bestimmungen  zsgesetztes],  dem  sol  es  den 
Brüchen  nach  ingesetzt  wärden.'  1652,  GrS.  LS.  — 
Beren-:  Ort,  wo  man  ,Beren'  (s.  Bd  IV  1453)  setzt 
oder  setzen  darf.  ,[A.]  klaget...  uf  B.,  dass  sich  füegte, 
dass  A.  sin  berren  setzen  wolt,  so  vert  B.  vor  im 
anhin  und,  wo  er  wiste,  dass  A.  leger  und  berrensetz 
hat,  do  satz[t]  er  in.  Do  fuor  A.  zuo  im  und  sprach 
tugentlich:  ...  warumb  setzest  du  mir  in  mini  leger?' 
1385,  ZRB.  -  Berg-:  =  B.-Be-satz  BGr.  Für  die 
Schafe  bestimmt  jede  Alp  den  B.  oder  Satz  nach  Gut- 
tinden.  Bärnd.  1908;  vgl.  ebd.  353.  —  Bläwling-: 
bestimmter  Teil  eines  Gewässers  (mit  den  dort  be- 
findlichen Fangvorrichtungen),  Revier  für  den  Fang 
von  Bläulingen  (Bd  V  245);  vgl.  Balchen-S.  Dem 
Werkmann  auf  der  Insel  Ufenau  gehört  der  ,BJeüwlig- 
Satz'  ob  und  unter  der  Ufenau.  1684,  ORingholz,  Ge- 
schichte der  Ufenau.  —  Brügge"-:  Landfeste  eines 
Brückenbogens  Gl;  Schw.  Syn.  Satz  A  lg  (Sp.  1519). 
.Die  Brugg  zu  Steinen  sammt  beiden  Bruggensätzen.' 
vEcw  1857. 

Recht(s)-:  1.  was  (nach  Klage  und  Klagebeant- 
wortung, Replik  und  Duplik)  von  den  Parteien  ,zu 
Recht  gesetzt'  wird  (vgl.  Bd  VI  254  M.),  formuliertes 
Rechtsbegehren;  vgl.  Seg.  RG.  II  699.  Sehr  häufig 
bes.  in  Urteilen.  XV./XVIII.  ,In  dem  rechtshandel ... 
zwüschen  A.,  clegern,  eins-,  so  denn  B.  allhie,  ver- 
sprächern, andersteils  ...  cognitum  est,  der  statt  Satzung 
solle  um  den  beschächnen  r.  verhört  werden.'  1562, 
B  RM.  S.  noch  Güetigkeit  (Bd  II  557).  Deutlich  die 
dem  Urteil  unmittelbar  vorangehende  (vorletzte)  Phase 
des  Rechtsverfahrens.  ,Die  amptlüte  söllent  ...  in 
einer  sache  nit  me  denn  zwürent  reden  one  erloubunge 
des  schultheissen  und  des  gerichz;  sunder  so  ieglicher 
zwürendt  geredt,  sollent  sy  iren  r-e  tuon  und  umb 
die  sachen  fragen  lassen.'  1457,  BsRq.;  vgl.:  .Was 
sachen  nach  des  gerichtz  Ordnung  und  gebruche  ir 
entschaft  und  usstrag  haben  mögen,  daz  er  [der  Schult- 
heiss]  darumb  dheinen  r.  noch  frage  bescheen  lassen 
[solle].'  um  1520,  ebd.  ,[Da  die  von  A.  eingeklagten] 
meister  gemelter  [Schuhrnacher-]zunft  vermeinten, 
das  sy  im  uff  söliche  klag  zuo  antwurten  nit  schuldig 
weren  und  deshalb  ein  r.  geton  haben,  ist  erkenndt 
[usw.].'  1494,  Z  RM.  .Wasz  sach  vor  eitn  oder  dem 
andren  gricht  bisz  uff  den  r.  gebracht  werden,  das 
dann  das  selb  gricht  die  urtel  desz  r-es  geben  [solle].' 
1513,   BsRq.     .[Vollmacht]   clag    und    beger  ...    für- 


zebringen,  gegentails  schirm  und  fürwandt  zuo  ver- 
antwurten,  rechtzs.  ze  tuond,  urteil  und  abschaidt 
zuo  hören.'  1538,  Z.  ,In  Erwägung  der  grossen  Un- 
ordnung, welche  bis  dahero  an  dem  Stattrechten  vor- 
gegangen, in  dem  dass  die  streitenden  Parteyen  ihre 
Rechtsätz  selber  oder  durch  Hülf  der  Advocaten  auf- 
gesetzt [haben  und  infolgedessen]  der  Herr  Richter 
vermittelst  solcher  weitläufigen  Rechtsätzen  nicht 
besser...  worden,  [wird]  erkannt,  dass  Alles  wider- 
umb  in  alten  Stand  . . .  gerichtet  [werde],  nämlichen 
[es  solle]  beeder  Parteyen  Klag  und  Antwort  durch 
die  Amptleut  . . .  durch  Ablesen  deren  ihnen  über- 
gebenen  Instructionen  oder  Memorialen  den  Herrn 
Richtern  vorgetragen  ...  durch  den  Herrn  Gericht- 
schreiber aber  Klag  und  Antwort  und  was  weiters 
die  Amptleut  vorbringen,  in  das  Manual  [eingetragen 
und  daraus  sowie  aus]  deren  eingegebenen  Instruc- 
tionen oder  Memorialen  der  R.  formiert  und  ausge- 
zogen [hierauf  beiden]  Parteyen   sampt  ihren  Arnpt- 

leuten...der  ausgezogene  R abgelesen  und  [nach 

Vornahme  etwa  gewünschter  Ergänzungen]  solcher 
R dem  Herren  Richter,  welchem  die  Urteil  hinder- 
setzt, einbehändiget  [werden].'  1646,  BsRq.;  ähnlich 
schon  1618,  ebd.;  vgl.  dazu:  , [Gerichtschreibertaxe:] 
Einen  Rechtss.  zu  formieren  und  zu  protocollieren 
wie  auch  ein  Testament  einzuschreiben,  vom  Bogen 
10  S.'  1719,  ebd.  S.  noch  Satz  (Sp.  1523).  ,Üf,  nach 
(beschehenem,  getanem)  r.'  ,[Bei  Appellationen  sollen 
beide  Parteien  verhört  und  es  soll]  nach  irem  r.  durch 
ir  [der  ,commissarien']  urteil  entscheiden  werden.' 
1472,  BsRq.  , Darumb  [haben]  wir  sy  in  iren  reden 
und  Widerreden  mitsampt  vor  ergangnen  gerichts- 
liändeln  [usw.]  gehört  und  uns  daruf  nach  irem  r. 
zu  recht  erkenndt.'  1505,  Z  Rq.  1910.  ,So  wir  [die 
eidgen.  Gesandten]  den  A.  in  siner  beschwerd  und 
B.'s  anwald  in  siner  gegenwer  gehört  und  verstanden, 
habent  wir  uns  demnach  uff  iren  r.  zuo  recht  erkent.' 
1519,  ebd.  ,Wir  [haben]  an  die  zuogesatzten  die  urtel 
erfordert  uf  getonen  r.'  1525,  Absch.  .[Nachdem]  die 
partyen  ires  anliggens  zuo  allen  teilen  verhört  wor- 
den, habend  sich  min  herren  nach  beschehenem  r. 
erkennt.'  1530,  Z  RB.  ,Do  unser  gnädiger  herr  von 
St  Gallen  ...  einer  rechtlichen  urteil  begert,  haben  wir 
[eidgen.  Gesandte]  uns  nach  beider  teilen  getonen  r. 
zuo  recht  erkennt.'  1559,  G  Rq.  1903.  ,Ist  von  unns 
uff  beschechnen  r.  mit  gemeiner,  einheiliger  urteil 
erkent.'  1580,  Z.  In  erweiterten  Formeln.  ,So  habent 
daruff  nach  irem  fürwand  und  r.  wir  uns  zu  recht 
erkant  und  gesprochen.'  1508,  Z.  ,[Bei  Todschlag 
wird]  uff  des  clegers  r.  und  des  herren  richters  uiub- 
frag  erkennt'  BStSatzg  1539.  ,So  ist  uff  des  clegers 
und  siner  mithaften  beschechne  clag  und  getanen  r. 
nach  min  des  landtrichters  urfrag  mit  einhelliger 
urtteil  zuo  recht  erkenndt.'  1546,  Z.  ,Uff  ir,  der  par- 
tygen,  getanen  bschluss  und  r.  zuo  recht  erkendt.' 
1588,  Z  Rq.  1910.  ,Auf  ihr,  der  Anwälten,  getanen 
Bschluss  und  Rächtsaz  mit  einhelliger  Urteil  zu  Rächt 
erkennt'  1619,  ebd.  , Auf . . .  angehörten  Beweiss,  auch 
endlichen  R.  soll  in  Ehesachen  die  Urteil  ordentlich 
und  deutlich  verfasset  [werden].'  1717,  BsRq.  Mit 
,klag  (und)  antwurt.'  ,Mit  andrer  ir  ergangenen  clag, 
antwurt  und  r.  Schriften.'  1491,  Gfd.  ,Uff  semlichs  yr 
clag  und  antwurt  band  min  herren  sich  nütt  änderst 
künnen  erkännen  uffyren  tanen  rächtsaz.'  1563,  UMey. 
Chr.      .Nach    gehörter    klag    und    antwort    und    uff 


1. ■)(■;:; 


Z,  sez,  siz,  soz,  suz 


beschecliDen  r.  erkanntend  sich  die  richter.'  1592,  Z. 
Noch  mehr  erweitert.  ,Habent  w;r  . . .  uff  der  parteien 
clegten,  antwürten  und  allem  fürgewendten  handel 
und  getanem  rechtsatzt  uns  zuo  recht  erkennt'  1516, 
Z  Altst  , Haben  wir  nach  clag  und  antwurt,  ouch 
beider  partyen  furtrag,  verhörung  ingelegts  vertrag- 
brieffs  . . .  und  getanem  r.  zuo  recht  erkent.'  1523, 
Z  Rq.  1910.  Bes.  mit  ,klag,  (antwurt),  red  (und) 
widerred.'  ,Was  nach  klag,  antwurt,  red,  widerred, 
allem  furwenden  und  geschächnem  r.  ...  zuo  recht 
gesprochen  wirf  148(3,  Gfd  (Mötteli).  ,Das ...  wir  uns 
demnach  uff  ir  verhör,  klag,  red  und  widerred  und  r. ... 
erkannten.'  1493,  AaK.  StR.  ,Daz  sölich  [ein  Rechts- 
streit] nach  verhörung  clag  und  antwurt,  red,  widerred, 
dem  r.  und  anderm,  so  für  sich  tragen  und  rechtlich 
zuogelassen  wirt,  mit  ir  [der  Schiedsrichter]  urteil 
geendet  und  ussgesprochen  werd  in  monatsfrist  dem 
nechsten  nach  beschechenem  r.'  1500,  Absch.  ,Ist 
nach  clag,  antwurt,  red  und  widerred,  verhörung  in- 
gelegter kuntschaft,  allem  fürwand  und  getanem  r. 
zu  recht  erkennt.'  1527/9,  Z  RB.  , Haben  wir  demnach 
uf  iren  r.,  ouch  vilfeltig  vor  und  jetz  ingefüerte  clag, 
antwurt,  red  und  widerred  ...  zuo  recht  erkennt.' 
1560,  G  Rq.  1903.  .[Bei  peinlichem  Gericht]  tut 
der  Kleger  seine  Klag  ...  der  Antwurter  sein  Ant- 
wurt . . .  und  verhört  man  Red  und  Widerred,  biss  die 
Sach  zum  Rechten  gesetzt  wird.  Und  nach  dem  R. 
füert  man  den  armen  Menschen  für  die  Tür  aus  und 
redt  der  Ryehsvogt  dann  also:  Auff  Verhörung  der 
Klag,  Antwurt,  Red  und  Widerred,  auch  beschechnem 
R.  . . .  so  gebeut  ich  euch,  meinen  Herren  den  Recht- 
sprechern . . .  das  Jeder  da  urteile,  was  ihn  göttlich, 
Milien  und  recht  dunke.'  G  Mand.  1600.  S.  noch 
Chlag  (Bd  III  635).  —  2.  auf  ein  gestelltes  Rechts- 
begehreu  hin  angesetzter  Gerichtstag,  Rechtsverfahren. 
,Das  dann  sy  [die  beklagte  Partei]  uff  den  rechtss., 
so  inen  verkündt  wirt,  gehorsam  ersehynend  und  im 
rechten  antwort  gebint.'  1565,  Z  RM.  ,Auf  dem  R. 
ward  er  [PHagenbach]  zum  Schwert  verurteilt.' 
Grasser  1624.  ,Dargegen  [gegen  Ansprüche  auf  Weide- 
recht] obgemelter  A.  und  Übrigen  uff  ir  Brieff  und 
Sigel  vermeint  zu  tringen  und  die  Sach  sich  zu  einem 
öffentlichen  R.  ansecheu  lassen;  habend  hieruff  nach 
Erinnerung  und  Ermanung  [durch]  gemelten  Herren 
Landvogt  ...  beid  Parteyen  sich  ...  verglichen  und 
vertragen.'  1640,  Z  Rq.  1910. 

Vgrl.  Lexer  II  38'J;  Gr.  WB.  VIII  137.  Iu  der  Angabe 
.Rächtspruch,  rächts.  oder  gerichtsatz,  iurisdictio.'  Fris. ; 
Mal.  stellt  ,r.'  sicher  nur  eine  uugenaue  Wiedergabe  des 
iat.  W.  dar  und  nötigt  nicht  zur  Auuahme  einer  Bed.  Ur- 
teilspruch, Richterspruch  (so  Gr.  WB.  aaO.),  die  durch 
die  Mehrzahl  der  Belege  geradezu  ausgeschlossen  wird. 

Ge-richt-:  =  dem  Vor.  1  (s.  die  Anm.  zu  Diesem). 

—  Rüfi-:  Erdrutschung;  s.  Erd-Bruch  (Bd  V  372  o.). 

—  Rot-:  „Platz  auf  der  See,  wo  die  Rötelfische  her- 
beigelockt und  gefangen  zu  werden  pflegen  Zg"  (St.2); 
vgl.  Bläivling-S.  —  Rötel-:  =  dem  Vor.  Zuger- 
und  Ägerisee  (,eine  Aufschüttung  von  Kieseln  und 
Steinen,  dergleichen  die  Fischer  im  Ägerisee  herrichten, 
damit  die  Rotforellen  sich  dort  sammeln').  ,Der 
Zugersee  hat  8  bis  10  Rötelsätze  und  der  Ägerisee  nur 
2  Rötelsätze  (der  obere  und  undere).  ...  Die  Rötel- 
sätze auf  beiden  Seen  sind  genau  ausgemarchet  von 
den  Fischern  mit  Holzdötzen.  Man  fängt  äussert  diesen 
Sätzen  im  Ägerisee  noch  Rütelflsche'  (Lieut.  Ithen). 


Schleg-:  Abgabe,  die  dem  Inhaber  des  Münz- 
rechtes von  dem  mit  dem  Prägerecht  Beliehenen  (Ge- 
meinwesen, Münzpächter)  bei  jeder  Neuprägung  nach 
dem  Verhältniss  des  Ausgemünzten  zu  leisten  ist. 
,In  der  stat  ze  Zovingen,  die  der  herschaft  eigen  ist, 
ist  ein  münze;  da  git  man  von  der  marche  ze  schl-e 
6  d.'  HU.  ,Die  münz  [zu  Zofingen]  giltet  ie  1  mark 
2ß  pfenning   zuo   slegs.'    ebd.  —   Dissim.  aus  dem  syn. 

Steg-:  Landfeste  eines  Steges.  ,Über  die  Muota 
bei  Wylen  gieng  vor  400  und  mehr  Jahren  ein  ziem- 
lich breiter  Stäg...  Noch  bei  meiner  Zeit  fand  man 
bei  Erstellung  der  jetzigen  ...  Brücke  den  felsenfesten 
Stägs.'  FJKyd  (ScHwBrunn.). 

Tag-:  Ansetzung  eines  (Rechts-)Tages  bzw.  der 
angesetzte  Tag,  Termin.  Syn.  Tag-Fart  (Bd  1  1036). 
,Er  hab  rechts  begert  und  umb  t.  angerüeft,  daruf 
im  och  tag  gesetzt  sig.'  1493,  Z.  ,[Da  N.]  um  beladung 
diser  appellation  und  t.  angerüeft  und  gebetten  hat 
und  wir  söliche  appellation  angenommen,  och  ime  uff 
hüt  rechttag  für  uns  verkündt  und  angesetzt  [haben].' 
1508,  ebd.  ,[A.,  der  den  B.  wegen  einer  Schuld  be- 
treibt, erfährt,  der  B.]  vermöchts  nit  und  hett  nütz 
dan  vil  kleiner  kinden;  also  machtint  sy  ein  t.,  sott 
er  in  bezallen.'  1528,  ebd.  —  tag-satzen.  , Lange 
tagsatzten,  das  heisst  beratschlagten  wir  [einige 
Reisende],  ob  noch  ein  Abstecher  nach  dem  Grossen 
StBernhard  gemacht  werden  sollte.'   Kcenlin  1840. 

Ge-wicht-:  Gesamtheit  der  zu  einer  Wage  ge- 
hörenden Gewichte,  auch  (bes.  in  ä.  Zeit)  in  einander 
passend  in  einer  Hülse  untergebracht  Ap;  GT.;  Th;  Z 
und  wohl  weiterhin,  aber  kaum  überall  volkst.  ,1m 
historischen  Museum  in  Bern  . . .  sind  in  Messing  aus- 
geführte Gewichtsätze  aufbewahrt'  Schweiz  1897 1474. 

Wider-:  1.  a)  Widerstand  durch  Tat  oder  Wort. 
,Nach  verhör  beider  teilen  fürbringen,  Miefen,  siglen, 
gewarsamme  und  wes  sich  ein  jeder  zum  w.  trüwet 
zuo  behelfen.'  1573,  AaL.  StR.  ,Alle  anderen,  so 
diesem  gegenbischoff  gehuldet,  [wurden]  in  bann  ver- 
kündet, dadurch  si  ihres  w-es  abstehn  und  bischoff 
Gerharten  annemen  muossten.'  Wurstisen  1580.  ,Die 
Keisrischen  wolten  den  Meyländeren  ihren  W.  undt 
Tumult  yntrenken.'  RCys.  ,Bei  denen  geringereu  Ver- 
brechen aber  findt  mann,  dass  Selbige  [die  sich  in 
eine  Kirche  oder  ein  Kloster  geflüchtet  haben]  auf 
einen  Revers  de  non  oeeidendo  vel  mutilando  heraus- 
gefordert, bei  Widersaz  aber  auch  autoritative  heraus- 
genommen werden  könnten.'  1752,  Absch.  ,Ane  w.' 
,Als  nu  dise  Engeilender  allenthalben  in  dem  lande 
richsnoten  mit  gewalt  aun  allen  widersaz.'  Z  Chr. 
1336/1446.  ,Wir,  der  burgermeister,  die  rät  [usw. 
kamen]  über  ein,  daz  wir  . . .  wellen  bi  disen  vor- 
geschriben  stuken  allen  beliben  an  all  widersätz.' 
1405,  Z  StB.  (zweimal).  ,N.,  Rector  der  hohen  Schuel 
[zu  Basel],  bat  die  in  den  Kirchen  ungebrauchte  Orgeln, 
jedoch  nicht  ohn  W.,  wieder  in  Übung  gebracht.'  Leu, 
Lex.  —  b)  Feindseligkeit.  ,[Die  von  Z]  fiengend 
mengen  w.  gegen  inen  [Schw  und  Gl]  an.'  Fründ  1446. 
,Pr»fracte,  hertigklich,  ungnädigklich,  mit  kyb  und 
w.  oder  wider span,  rauchlich.'  Fris.  —  2.  Pers.,  Wider- 
sacher, Gegner.  ,Üwer  gnad  [haben]  die  sach  zwüschent 
minen  widersatzen  und  mir  underhant  genomen  ...  ze 
richten.'  1447,  B  AM.  —  Mhd.  widersaz,  auch  in  Bed.  2. — 
wider-sätzig,  ,-e-':  Widersätz  leistend,  dazu  geneigt. 
,[Üiocletian  sandte  Mauritius  mit  seinem  Heer]  wider 


Saz,  sez,  siz,  soz,  su? 


l; -,.;.; 


die,  die  dem  römischen  gewalt  widersetzig  werend,  daz 
sie  die  selben  undertänig  niachtind.'  Z  Chr.  1336/1446. 
,Nun  hatten  die  Römer  in  der  selben  zit  vil  wider- 
setziger lüten  und  sunderlich  in  Galea,  das  ist  Franken- 
rich.'  Z  Chr.  XV.  ,üas  er  sich  der  begerten  rächnung 
ie  widersätzig  erzeigt'  1573,  Z  Sth. 

Werch-:  1.  Abschnitt,  Los  einer  von  Mehrern 
zu  leistenden  Arbeit.  ,Die  Länge  der  Strassen  wird 
in  Werksätze  eingeteilt.  Die  nähern,  nicht  weit  von 
der  Strasse  gelegenen  Gemeinden  werden  verpflichtet, 
solche  Werksätze  znm  Bauen  und  Unterhalten  zu 
übernehmen.'  AAGem.  —  2.  Balkenriss  einer  Holz- 
konstruktion, bes.  eines  DachstuhlsGT.;  ScHSt.(Sulger), 
und  als  Wort  der  Zimmermannsspr.  sieher  weiter- 
hin; vgl.  AfV.  XVI  90.  S.  das  syn.  Böst  III  ca.  (Bd 
VI  1521)  und  anseilen  II  (Sp.  715).  —  In  Bed.  2  auch 
Adelung  IV   1505;  Sanders  II   864. 

Zue-:  1.  a)  wie  nhd.  Zusatz;  wohl  allg.  bekannt, 
doch  nicht  eig.  volkst.  ,Z.,  zuogab,  das  ausfüllen  oder 
zuoiullen,supplementuni,additamen  tum,  accessio,  corro- 
larium  [usw.];  ein  anhengle,  zuosätzle,  appendicula.' 
Fris.;  Mal.  Zu  einem  Schriftstück  uä.  Ap.  ,So 
lassen  wir  die  ietzgemelten  von  Übersibental  by  irem 
alten  landtrechten  ...  beliben  ...  und  damit  ouch  hin 
und  ab  sin  sol  die  enderung  mit  etlichen  nüwen 
zuosätzen,  dawider  ...  vormals  beschächen.'  1513,  B 
Si.  Bq.  ,[Der  Stadtschreiber  soll]  was  im  bevolhen 
wirdt  ...  one  truglichen  z.  ufschriben.'  ZElgg  Herr- 
schaftsr. 1535.  Zu  Speisen,  Getränken  Ndw  lt  Matthys 
(,zB.  Cichorie  zu  Kaffee').  .Etwas,  das  ein  ding  wol 
geschmackt  und  lieblich  macht,  lieblicher  z.  und  saul- 
sen,  condimentum.'  Fris.  (schon  1541),  .allerlei  zuos., 
der  ...'  Mau  In  ehem.  Sinne,  von  Legierungen.  ,Waz  si 
[die  Goldschmiede]  von  golde  oder  von  silber  wer- 
chent  ...  das  sol  alles  vin  sin  an  alle  zuosetze.'  1407, 
B  PES.  ,Dem  erz  ein  z.  geben,  das  es  geleitiger  und 
glimpiiger  oder  handsamer  werde,  »s  temperare.'  Fris.; 
Mal.  ,Item  ist  unser  Landrecht  ...  dass  die  Gold- 
schmidt zue  jedem  Mark  Silber  zwölf  Lot  fein  Silber 
zue  verarbeiten  bruchen  undt  kein  grösseren  Z.  dar- 
zue  tuen  sollen.'  ScHwMa.  LB.  1756.  Im  ungünstigen 
Sinne:  ,Der  Tüffel  heisst  aber  allwegen  ein  Z.  darzue 
[zu  den  heiligen  Handlungen]  tuen,  damitt  es  ein 
Missbruch  gebe  und  nit  in  der  rechten  Meinung  ver- 
riebt werde,  als  zum  Exempel:  Mess  lesen  zuo  sonder- 
barer Stund  ...;  opfern  ungrad  oder  unglyche  Stuck 
Oelts  [usw.].'  RCys.  (Br.).  —  b)  Zuschlag,  Draufgabe, 
die  bei  Ablieferung  des  Weinzehntens  auf  jeden 
gemessenen  Eimer  zu  leistende,  an  den  .Amtmann' 
fallende  Zugabe.  Vgl.  Zue-Mess  (Bd  IV  456).  ,[Es 
sei  beim  Messen  des  neuen  Weins]  der  z.  dess  kübels 
von  3  köpfen  zuo  jedem  eimer  hinzuogetan  worden 
[und  habe]  dergestalt  einem  ambtmann  in  guoten 
herbsten,  wann  es  400  eimer  in  den  keller  geben,  der 
z.  des  kübels  in  die  40  eimer  ertragen  mögen.'  um 
1565,  ZKü.  —  c)  Zulage,  Zuschuss.  ,Z.  des  Ions, 
schenke  zuo  dem  Ion,  mercedis  cumulus.'  Fris.;  Mal. 
,45  fl.  und  diess  Jahr  15  fl.  Z.  sind  mein  ganzes  Ein- 
kommen von  der  Schule.'  1799,  Gl  JB.  (Gl  Luchs.). 
—  d)  was  an  Aussenhöfen  zu  einer  Gemeinde  gehört. 
Syn.  Üss-Ge-mein  (Bd  IV  303).  .Jetzund  ist  es  [ein 
Dorf]  Gemeind  für  sich  selbs  mit  seinem  Z.'  Gcler 
1625.  —  e)  Zufluss.  ,Am  Julier  [ist  der  Ursprung] 
des  ...  Innrlusses,  welcher  ob  Sils  vom  Maloja  her 
ein  Z.  oder  Arm  bekonit.'  Sererii.  1742.  —  f)  ,Z.  der 


jaren,  zuonemmung  des  alters  oder  der  jaren,  annoruui 
accessio.'  Fris.;  Mal.  —  2.  Spieleinsatz.  ,[N.  sagt 
aus]  wie  das  ir  vil  mit  einandern  keglet,  demnach 
hab  man  das  abentbrot  bracht  und  giengen  etlich 
dannen  und  satzten  ir  dry  zuo.  Also  in  dem  redte 
A.,  er  wollte  ouch  nit  me  machen,  gienge  hinzuo, 
neme  gelt  dannen  . . .  Daruff  neme  er  [Zeuge]  sin  gelt 
ouch  dannen.  Also  lege  noch  ein  z.  da,  den  wollte 
B.  nemen.  Do  wuschte  A.  dar,  neme  das  und  redte,  er 
hette  für  sin  gsellen  ouch  zuogesetzt.'  1486,  Z  BB.  — 
3.  in  der  Rechtsspr.  a)  =  In-Bund  5  a  (Bd  IV 
1358  u.,  wo  auch  ein  Beleg).  .Wuochery  ...  durch 
onbillich  pfandung  oder  z.  setzen  und  zins  machen 
oder  durch  lichung  gelts.'  1529,  Strickl.  (GRh.).  — 
b)  die  vom  Erblehennehmer  dem  Lehensherrn  ge- 
Jeistete  Sicherstellung  für  richtige  Bewirtschaftung 
des  Gutes  und  Zinsleistung.  Syn.  Ur-8.2;  vgl.  Hab-S. 
, Erblehen  umb  Buochberg  [Überschrift]  ...  Darum 
das  die  vorgen.  abt  Johans  und  der  convent  . . .  und 
das  gotshus  ze  Rüti  des  vorgen.  jerlichen  erbzins 
dester  sichrer  syend,  so  band  wir  [die  Übernehmer 
des  Erblebens]  inen  zuo  einem  rechten  ewigen  z.  zuo 
dem  vorgen.  hoff  zuogesetzet  und  verbundenlich  ge- 
macht zuo  dem  vorgen.  irem  jerlichem  erbzins  unsern 
eigen  boumgarten,  genant  der  nider  boumgart.'  1432, 
ZRüti.  ,Die  hundert  und  fünfzig  gülden  sollend  syn 
ain  z.  des  genanten  erblehens,  das  dasselb  in  guotem 
buwe  und  eren  gehalten  werde.'  1471,  ThHw.  Arch. 
(Abschrift  von  1544).  Auch  bei  (nicht  bar  aus- 
bezahlten) Liegenschaftskäufen,  indem  der  Kauf  unter 
Verfall  des  ,Z-es'  rückgängig  gemacht  werden  konnte. 
,Köif  um  Güeter,  da  man  Z.  gitt  [Überschrift].  Wo 
Ieman  in  unsserem  Landt  Güeter  kouft  und  daruff 
einen  Z.  gitt,  des  sich  der  Verköifer  latt  benüegen, 
wenn  denn  der  Köifer  den  Z.,  den  er  uffs  Guet  geben 
hatt,  verlürt,  so  mag  er  wider  vom  Guet  stan.  Hat 
er  aber  keinen  Z.  uffs  Guet  geben,  wie  er  dann  das 
Guet  schleize  oder  wüeste,  so  mag  er  nitt  rner  davon 
stan,  sunder  muess  das  Guet  bezalen  bis  an  des  Ver- 
köifers  Gnad.'  1613,  Suuw  LB.  ,Das,  wan  Einer  ein 
kauftes  Guet  sambt  dem  gegebenen  Z.  ligen  lasset, 
ob  ein  Solcher  schuldig  seye,  den  neüw  undt  alten 
Zins  zue  bezahlen  oder  nit'  1709,  ebd.  —  4.  a)  bei 
Gerichten,  a)  Ersatz  bei  unvollständiger  Besetzung 
eines  Gerichts,  gew.  in  der  Verbindung  .einen  z.  geben, 
tuon.'  ,Ob  es  sich  . . .  i'üegen  wurd,  das  die  zwölf 
richter  nit  alle  das  gericht,  es  weri  von  sachen  wegen, 
die  früntschaft  berüertind,  oder  von  andern  dingen 
wegen,  besitzen  köndint  oder  söltind,  den  so  mag  ain 
herr  inen  ainen  z.  geben.'  1463,  G  Rq.  1903  (Offn.  von 
GGoldach).  ,Ob  es  . . .  notturftig  wurd,  so  mag  ain 
herr  und  apt  zuo  Sant  Gallen  das  gericht  zuo  Mörsch- 
wil  mit  lütten  usser  andern  gotzhus  höfen  besetzen 
und  ainen  z.  tuon.'  1469,  ebd.  (Offn.  von  GMörsw.); 
ähnlich  in  den  Offnungen  von  1469,  GGoss.  (erneuert 
1510);  1471,  GTa.;  1490,  GAndw.;  um  1490,  GOber- 
dorf;  1495,  GHelf.;  1495,  GBronshofen;  1509,  GStel- 
nach;  1510,  GNiederwil;  ferner  1500,  TiiKessw.  (ZfsR. 
I  b  94).  ,Ain  vogther  [kann]  das  gericht  zuo  den  ob- 
genanten  höfen  mit  lüten  uss  andern  sinen  vogtyen 
und  gerichten  besetzen  . . .  ald  ainen  z.  tuon,  wo  . . . 
ainen  vogtherren  bedunete,  das  von  früntschaft,  von 
arkwons,  von  partyge  oder  ain  dorff  secher  wer  oder 
das  gericht  übel  gevertgot  wer.'  1409,  GRq.  1906  (Offn. 
von  GBurgau).     ,Ob   es   sich   fuogte,  daz   nit  richter 


15117 


gnuog  da  werent,  das  ...  sie  gen  ain  ander  partyg 
weren  und  argwänig,  so  mag  ain  vogt  . . .  inne  ain  z. 
geben  und  zuo  setzen  uss  andren  sinen  gerichten.' 
um  1475,  ebd.  (Offn.  von  GFlaw.).  ,Es  ist  unser  gerichts 
bruch  und  ortnig,  wen  wier  zuosatz  ziend,  so  gänd 
wir  inen  zerig,  so  fll  sey  im  gerichtshus  verzerend  den 
tag,  und  also  halt  man  is  oucb,  wo  iser  geryclits  lit 
beschickt  wärdend  im  land  zuo  satz.'  GrTIis  Gerichts- 
ordn.1549.  —  ß)  Beisitzer.bes.einesSchiedsgerichtes. 
Vgl.  Zue-Säss  (Sp.  1371).  Im  koll.  Sg.  .[In  einem  Rechts- 
streit zwischen  Z  einerseits,  Scbw  und  Gl  anderseits 
wurden]  wir,  NN.,  von  unser  egenannten  herren  von 
Zürich  und  wir,  NN.,  von  unsern  herren  von  Schwitz 
und  vonGlarussals  z.  in  das  recht  gesetzt.'  1479,  Waldm. 
.Glicher  z.',  von  den  dem  Obmann  (Unparteiischen) 
durch  die  Parteien  beigegebenen  Schiedsrichtern.  Ein 
Streit  zwischen  L  und  den  Urkantonen  wird  ans  Recht 
gesetzt  ,uff  ein  obman  zem  glichen  z.'  1431,  Seg.  RG. 
.Nachdem  sich  span  halt  zwüschen  üch  und  uns  . . . 
dorum  tag  gehalten  mit  glichem  z.  inhalt  der  pündten.' 
1529,  Strickl.  ,Ob  unser  widerpart  tringen  wurd  uff 
ein  recht  mit  glychem  z.'  1560,  Aeg.  Tschudi  (Brief). 
, Eines  dinges  üf  einen  gemeinen  mit  glichem  z.  komen' 
uä.  ,Der  selben  stössen  sy  komen  gewesen  sind  uff 
den  fromen  vesten  her  N.  . . .  als  uff  ein  gemeinen 
mit  glicliem  z.'  1436,  Z  RB.  .Wegen  der  selben  stössen 
sy  zuo  beidersitt  uff  den  fromen  vesten  herr  N.  . . . 
als  uff  ein  gemeinen  mit  glichem  z.  komen  gewesen 
sind.'  ebd.  ,Oie  von  Zürich  und  die  Eigenosen 
koment  ir  spenen  gon  Keiserstuol  ...  mit  eim  geliehen  z. 
Wir  [die  Stadt  Basel]  und  die  herschaft  [Österreich] 
der  spenen  und  stös,  so  do  was,  kam  man  zuo  dem 
bischof  von  Basel  ...  ouch  mit  einem  geliehen  z. ... 
Also  säst  min  her  von  Basel  dag  . . .  der  herschaft 
und  der  stat  von  Basel  . . .  und  nam  min  her  von 
Basel  die  Sachen  mit  dem  z.  für.'  1444/6,  Bs  Chr. 
.Derselben  iro  stösse  und  zwayung  baid  vorgenant 
tail  ...  uff  mich  als  uff  ainen  gemainen  obman  mit 
glichem  z.  komen  sind  ...  mit  dem  gedingen  und  für- 
worten,  das  ich  und  die  nachbenempten  zuosätz  baid 
vorgenant  tail  ...  verhören  söllent.'  1458,  NSenn  1872. 
.Von  des  schmerzen  und  schaden  wegen  [bei  Verwun- 
dung] söllent  sy  zuo  baider  sydt  uff  ainen  gemainen 
mit  glychem  z.  zuo  minn  und  recht  komen.'  1462,  G 
Rq.  1903  (Offn.  von  GSteinach).  .Als  dann  ...  der 
Eidgnosschaft  rete  [die  streitenden  Parteien]  ermerk- 
lichen [1.  ,-er']  spenn,  stöss  und  irrungen  ...  uff  mich,  N., 
als  ein  gemeinen  obman  ...  mit  gelichem  z.  zum  rechten 
gewisen  habent.'  1493,  NSenn  1872.  Im  (wohl  meist 
koll.  zu  fassenden)  PI.  .Möchtent  aber  die  zuosetz 
urnb  einen  gemeinen  eins  nit  werden,  so  söllent  die 
unpartygyen  [!]  von  stetten  und  lender  . . .  einen  ge- 
meinen man,  der  unpartigyg  sy,  dargeben.  . . .  Und 
welher  den  ...  dargeben  wirt,  den  söllent  sin  obren 
darzuo  wisen,  dem  einen  z.  ze  helen  [beizustimmen]; 
ouch  [sollen]  der  geraein  man  und  die  zuosetz  zuo 
Got  und  den  heiligen  sweren  [usw.].'  1430,  L  (Ent- 
scheid im  Streit  zwischen  Luzern  und  Weggis);  vgl. 
Seg.  RG.  I  400.  ,A.,  gemain  man,  NN.  . . .  ains  tails, 
NN.  des  andern  tails  zuosätz  tuon  kund:  [Da  die 
genannten  Parteien  vertragsgemäss  im  Falle  eines 
Streites]  uff  mich  obgenanten  gemain  mit  glichem  z. 
zuo  rechtlichem  ustrag  komen  solten  [und  im  vor- 
liegenden Streitfall]  die  baid  tail  uns  die  zuosätz 
darzuo  geben  und  erkosen   und  uns  den  gemain  und 


zuosätz  obgenant  ernstlich  gebetten  . . .  haben,  uns 
der  sach  anzuonemen  [usw.].'  1474,  Z  Rq.  1910.  .Nach 
verhörung  beder  partyen  zuosätz  sprüch  und  urteln.' 
1477,  ebd.  ,Ich,  obgenanter  gemein  man  [habe]  beder 
teil  zuosätz  ankert  und  ervordret,  sich  des  rechten 
darumb  ze  erkennen.'  ebd.  .Die  zuosez  sollen  ouch 
darumb  mit  keinem  Widerwillen  oder  unfuog  von 
den  partyen  beladen  werden.'  1500,  Abscb.;  s.  noch 
Leist-Mann  (Bd  IV  268).  .Und  sollend  baid  tail, 
nämlich  die  klagend  uss  des  angesprochnen  tails  und 
herwiderumb  der  angesprochen  uss  des  klagenden  tails 
klainem  rat  zwen  mann  zuo  zuosätzen  erkiesen  und 
nemen  und  vor  denen  baider  syt  us  gesehrift  oder 
mit  mund,  je  nachdem  es  die  zuosätz  für  guot  an- 
sehent,  ir  klag  ...  fürtragen,  und  so  sy  also  gnuog- 
samklich  verhört  sind,  sollend  die  zuosätz  mit  recht- 
licher urtail  sy  entschaiden,  und  was  dieselbigen 
zuosätz  ainhelliklich  oder  mit  der  merern  stimm  er- 
kennent  ...  darby  soll  es  pliben.'  1527,  ebd.  (Burg- 
recht zwischen  B  und  Constanz;  ähnlich  zwischen  Z 
und  Constanz).  .Erkennen  wir  obmann  und  zuosätz.' 
1536,  Streitscbrift  1713.  ,Gliche  zuosetz.'  ,Von  sem- 
licher spen  . . .  wegen  [wurden  sie]  durch  die  fürsich- 
tigen wysen  aman  und  rät  . . .  uf  einen  gemeinen  mit 
glichen  zuosetzen  zuo  güetlichen  tagen  beredt  und 
wir  obgenanten  fünf  man  als  früntlich  undertädinger 
darzuo  erweit.'  1491,  G  Rq.  1906;  später:  .Uns  ob- 
genanten fünf  manen  als  einen  gemeinen  mit  glichem  z.' 
.Das  wir  solche  unsere  handlung  in  der  güetig- 
keit  oder  doch  mit  glichen  zuosätzen  veranlassen.' 
1590,  Gl.  Mit  zählendem  PI.:  .Bürgermeister,  klain 
und  grosser  rääten  [von  St  Gallen]  beschwerd  uf  die 
24  der  Pündtischen  ingelegten  artieul  vor  den  84 
zuosetzen.'  1491,  JHane  1899;  vorher:  ,84  schidlüten.' 
Bei  andern  Behörden.  .Damit  Span  und  Stöss  ...  ver- 
bietet ...  haben  wier  ...  gesetzt  und  verschafft,  dass 
von  allen  vier  Dörfferen  und  von  einer  jeden  Tärzen 
zu  gleichem  Z.  zwei  oder  drei  verstendige  Männer  ... 
mit  sampt  dem  Herren  Landama  ...  über  die  alten  Erb- 
fähl,  Brieffen  und  Landtbuch  sitzen',  zur  Revision  der 
Landsatzung.  GRVDörf.  LS.  1692.  Bei  einer  Wahl- 
behörde: ,Wann  ein  Probst  oder  Chorherr  stirbt,  soll 
ein  anderer  erwölt  werden  von  glychem  Z.  beider 
Teilen  [des  kleinen  Rates  und  des  Domkapitels].' 
RCvs.  Bei  einer  Regierungsbehörde,  als  Übers,  des 
it.  aggiunta:  .Jährlichen  erwöhlen  sie  [die  Clevner] 
einen  Consulen  ...  item  zween  Syndicos  ...  item  zween 
Provisionierer  [usw.].  Disen  werden  auss  den  Ältisten 
der  Statt  zugegeben  ihren  vier,  die  nambset  man 
l'aggionta  (den  Z.);  dise  4  Männer  haben  die  Ver- 
waltung der  Stattsachen.'  Sprecher  1672.  —  b)  von 
einer  Zunft  gewählter  Ausschuss.  ,Als  man  am  fry- 
tag  den  grossen  z.  gehept,  hat  er  [der  angeklagte 
zweite  Zunftmeister  OBürer]  hülfen  meren  und  geredt, 
das  man  sölichs  nit  liden  kunn  noch  welli,  wie  es 
ain  rat  für  sich  genomen  hab,  denn  es  wer  ir  zunft 
ain  grosser  appruch.  [Das  Urteil  lautet]  das  er  ge- 
richtz  und  ratz  entsetzt  sin  und  och  in  der  weber 
zunft  zuo  kainen  zuosetzen  noch  gebotten  geprucht 
werden  soll.'  1489,  JHane  1899.  —  5.  a)  Vorspann 
BS.  (AvRütte).  I'h  ha"  müesse"  Z.  ne",  so  stotzig  isch  's 
am  selben  Ort.  —  b)  Unterstützung,  Hilfe.  ,Man  sol 
nachgan  und  richten  von  der  kilchwichy  wegen  zuo 
Altstetten  ...  [Einer  von  Engstringen  habe]  geredt  ... 
heftend   die   von   Altstetten    dehein   z.   noch   niemant 


l.-.H!' 


Saz,  sez,  siz, 


1570 


anders  dann  sy,  so  wölten  sy  tanzen,  es  were  inen  lieb 
oder  leid.'  1469,  Z  RB.;  anderer  Zeuge:  ,Wäre  nie- 
mant  da  dann  die  von  Altstetten,  so  . . .'  , Unser 
altvordren  [haben]  mit  stiir  und  z.  biderber  lüten  ein 
kilchen  ...  ufgebracht.'  1553,  BSi.  Rq.  —  c)  im  mili- 
tärischen Sinne,  Hilfstruppen.  ,[Bei  der  Belagerung 
von  Waldshut]  wurden  die  fromen  lüte  von  Solotern 
enend  dem  Rine  zuo  bliben  geordnet  mit  etlichem  z.' 
DSchill.  B.  ,Der  herzog  hatt  uff  90  tusent  mann  bi 
imm  . . .  und  ist  darinn  begriffen  der  z.,  so  imm  komen 
ist  us  Westfoln.'  1476,  Bs  Chr.  ,Vor  und  ee  ouch  der 
von  St  Gallen  z.  komen  ist,  haben  wir  unser  z.  nit 
mügen  von  Rinegg  hinuff  in  daz  Rintal  bringen.'  1499, 
Calvenf.  1899.  ,Das  yeds  land  und  statt  der  9  ort 
der  Eidgenossen  ein  z.  inen  [den  Bündnern]  zuo  solt 
stossen.'  JLenz  um  1500.  ,Ettlich  knecht  usz  Basel ... 
verbrannten  . . .  das  vorstettlin  [des  Schlosses  Bloch- 
mont],  und  am  morgen  . . .  verkundten  sy  das  der  statt. 
Von  stund  an  hielt  man  [zu  Basel]  rodt  und  schickt 
ettlich  knecht  dar  zuo  einem  z.'  1522,  Bs  Chr.  S.  noch 
Un-Bed  (Bd  VI  534).  Insbes.  die  zum  Schutze  eines 
(festen)  Platzes,  auch  einer  Gegend  dienenden  (Hilfs-) 
Truppen,  Besatzung,  Garnison.  ,[Die  Königlichen 
haben]  Mayenveld  falschlich  ingenomen  und  da  ge- 
lasen 500  zum  z.  [Die  Eidgenossen]  nomend  daz 
stättli  wider  in  und  nomend  her  N.  mitsampt  dem  z. 
gefangen.'  1499,  Calvenf.  1899.  ,Des  z-es  halb  soll 
er  [Mötteli,  in  dessen  Scbloss  eine  Besatzung  gelegt 
wurde]  einem  jeden  zuosätzer  des  manots  zwen  gl. 
geben.'  1527/9,  Z  RB.  ,Die  kriegslüt  [sindj  umb  unser 
statt  [Genf]  gelägen  . . .  und  haben  wir  gehalten  alle- 
mal ein  garnison  oder  z.  siben-  oder  achthundert 
mannen.'  1530,  Absch.  ,Der  ganz  farhaf  brann,  da  ir 
z.  und  spys  gsin  was.'  Haimonsk.  1531;  frz.  ,garnison'. 
,Wie  er  in  den  Rotwyler  z.  habe  gewolt  . . .  do  hette 
sy  geweint.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,[Der  König]  büt 
dem  z.  [im  belagerten  Babylon],  dass  sy  . . .  all  ir 
arbeit  in  fröüd  verkeeren.'  JMurer  1559.  ,Z.,  für- 
nemmer  schirm,  als  der  kriegsleuten,  die  zuo  schirm 
und  erhaltung  in  ein  statt  gelegt  werdend,  prasidium, 
subsidium.'  Pris.;  Mal.  ,In  dem  schicktend  ...  die 
von  Leon  ein  botschaft  an  min  herren  um  ein  z.  zuo 
schirm  irer  statt  in  disen  gefaren.'  JHaller  1562. 
,So  habend  sich  ouch  dise  Hallower  mit  sarapt  irem 
Z.  in  dem  Schwabenkrieg  wol  gehalten.  Dann  als 
anno  1499  die  Eidgnossen  ...  disen  Flecken  Hallow 
innamend  und  mit  einem  Z.  besehirmbtend  [usw.].' 
JJRüeger.  ,[Die  Prättigäuer]  griffend  an  ohn  Wehr 
mit  Brügel  ihre  Peindt,  die  ihn  zum  Z.  gäben  sind  ... 
alt  versuechte  Kriegsleut.'  1622,  Zinsli  1911.  ,Die 
Bretigeüwer  [haben]  s  Haus  üsterychs  Z.  . . .  man- 
lichen  angefallen.'  ebd.  ,Das  ire  Statt  [Stein]  der  Zyt 
mit  einem  bestendigen  Z.  versehen  werde.'  1640,  Z. 
S.  noch  üf-nemen  (Bd  IV  737  o.);  ring  (Bd  VI  1056); 
Üf-Ge-räz  (ebd.  1923).  Mit  Orts-  (Richtungs-)  Be- 
stimmung. , Umb  den  z.gan  Fryburg  [Überschrift].  Daz 
dieselben  forsten  und  stett  ir  lüt  und  gezüg  . . .  zuo 
Fryburg  lassen  und  daz  ouch  wir  von  den  unsern... 
einen  mergclichen  z.  inen  zuordnen  sollend  ...  und 
wir  haben  angesechen,  daz  üwer  gnad  35  gerader 
soldner  ...  in  solichem  z.  haben  sol.'  1476,  Ocbsenb.  1876. 
(Schreiben  der  Eidgenossen  an  den  Abt  von  StGallen). 
,N.,  soldner  im  z.  zuo  Fryburg.'  1486,  Z  RB.  ,Wir 
haben  gemeint,  das  der  zuos-e  in  Novarra  sollt  ab- 
ziechen.'  1500,  JSG.  , Darin  [in  einer  Stadt]  ein  starker 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


■/..  lag.'  XVI.,  Lieh.  ,Der  z.,  der  zuo  Jerusalem  noch 
im  schloss  lag.'  1530/89,  Make.  I;  ,die  Besatzung.'  1638. 
,Dass  die  länder  [VOrte]  zuo  Bosswyl  zwüschen  Brem- 
garten  und  Muri  . . .  liggen,  ab  welchen  sich  der  z.  zuo 
Bremgarten  treffenlich  besorgt.  [Die  von  Z  sollen 
warten]  bis  wir  wol  verfasst,  die  zuo  Boswyl  das  läger 
ze  rinnen  [zu]  begwaltigen.  Damit  sind  wir  guoter 
hoffnung,  den  z.  zuo  Bremgarten  von  gfar  und  sorg  ze 
ledigen.'  1531,  Strickl.  (Bericht  der  B  Heerführer  vor 
Lenzburg  an  B).  ,Und  Hess  man  ainen  z.  zuo  Zug 
und  ainen  obman  von  Zürich.'  Vad.  ,[Der  Herzog] 
hielt  derhalben  ein  stäten  Z.  in  der  Statt  Zug...  Die 
österrichischen  Zuesetzer...  hatten  sich  schon  hinweg 
gemacht.'  RCts.  , Einen  z.  legen,  setzen,  schicken, 
ordnen.'  ,Fuogte  sich  aber,  das  dhainest  sorglich  leuff 
werend  ...  alsdann  so  mechtend  unser  gnedig  herrn  ... 
ainen  z.  in  die  vermeldten  höf  nach  notdurft  leggen.' 
1474,  TüDiess.  ,Dasz  ...  die  fürsten  und  stette  der 
vereinung  iren  zug  und  z.  ...  zuo  Fryburg  lassen 
und  des  ouch  gemein  eitgnossen  ...  ein  trefflichen  z. 
gan  Fryburg  schicken  sollen  ...  Es  sollend  ouch  . . . 
Strasburg  und  die  statt  Basel  . . .  angends  die  iren 
zuorüsten  und  von  stund  an  zum  z.  gan  Fryburg 
schicken.'  1476,  Bs  Chr.  ,Von  einem  z.,  so  man  von 
Basel  schickt  gen  Ellykurt.'  1521,  ebd.  ,Z.  legen, 
prssidia  disponere  (z.  schicken,  hilff  tuon,  praesidium 
ferre;  ein  huot  stellen  oder  ein  z.  etwan  hin  legen, 
Präsidium  collocare).'  Fris.  (auch  1541);  Mal.  ,Hie- 
näbend  ward  auch  ein  z.  geordnet  in  die  beede  Schlösser 
Gex  und  Iferden;  als  aber  die  selben  zuosätzer  schon 
hie  in  der  statt  warend  [usw.].'  JHaller  1550/73. 
.[Kaiser  Maximilian]  zog  vor  Meyenfelt  mit  Macht, 
das  Tor  war  göffnet  in  der  Nacht,  tat  da  ein  Z.  setzen.' 
1621,  Zinsli  1911.  ,Z.  in  ein  Ort  legen,  prasidio 
urbem  munire,  firmare  urbem  prasidiis.'  Hosp.  ,In 
(im)  z.'  ,1er  [habt]  mich  mitt  sampt  andren  xellen 
in  z.  zuo  Sarnetz  gelassen.'  1499,  Calvenf.  1899.  ,Unser 
gesellen,  die  wir  im  z.  gehept.'  ebd.  ,Do  sy  [die 
Kriegsvölker]  versamlet  warend  ...  do  ordnet  sy  Ruol- 
land  inn  die  stet  und  festinnen  inn  z.'  Morgant  1530. 
,[Auf  Ansuchen  der  eidgen.  Boten]  Hessen  wir  [der 
Herzog  von  Mailand]  nach  . . .  etlich  der  iren  in  z.  ze 
nemen.'  Ansh.  ,N.,  als  er  in  z.  gen  Iverdon  gangen, 
lOpfd.'  1547,  B(Stubenmeisterrechn.  der  Pfisternzunft). 
,Im  z.  ligen'  uä.  ,[Die  Leute]  so  in  dem  z.  zu  N. 
lagent.'  1479,  Z  RB.  ,[Die  Knechte]  so  von  den  vier 
Orten  zuo  Wil  in  z.  ligend.'  1489,  JHäne  1895.  ,Die 
dann  im  schloss  im  ■/..  gelegen  sind.'  NSchradin  1499. 
,Alle  Chaldeer,  die  er  da  [in  der  Stadt  Mizpa]  fand 
im  z.  ligen.'  1530/89,  Jer.  ;  ,in  der  Besatzung'.  1638. 
,[Die  Berner]  so  im  z.  [zu  Genf]  sin  werden.'  1546, 
Absch.  ,üie,  so  im  z.  des  Schlosses  ligend.'  Vogelb. 
1557.  ,1m  z.  ligen,  agitare  prsesidium;  zuosetzer, 
kriegsleut,  die  in  einer  statt  an  anstössen  im  z.  ligend, 
stationarii  milites,  cohortes  subsidiaria;,  praesidiarii 
milites.'  Fris.;  Mal.  ,Den  7.  Tag  Wynmonats  [hatten] 
sich  by  diszem  Kriegsgschr[e]yg  ...  80  Man  by  der 
Nacht  gen  Rapperschwyl  inn  Z.  gelegt.'  1619,  GJPeter 
1907.  ,1m  Z.  ligen,  prsssidium  agitare.'  Hosp.  Einen 
,in  z.  geben,  schicken.'  ,[AvBubenberg]  bleib  ouch 
also  müessig  zuo  Spietz,  unso  [!]  dass  in  sine  stuben- 
gsellen  in  z.  gon  Murten  gaben.'  Ansh.  .Hatten  min 
Herren  von  Lucern  etliche  Knecht  gan  Sempach  in 
Z.  geschickt,  die  Tor  und  Statt  zu  verwahren.'  ßCvs. 
,Als  Genf  die  Stadt  der  Feind  fiel  an  . . .  schickt  [Bern] 


1571 


Saz,  sez,  siz, 


1572 


den  von  Mülinen  in  Z.'  1620,  Zinsli  1911.  Im  PL; 
t.  im  koll.  Sinne.  ,Daz  sy  ir  zuosätz  im  Swaderloch 
nit  sölten  abwechslen.'  1499,  Z.  ,Wir  [haben]  an  vil 
orten  gross  und  stark  zuosätz,  unser  land  von  unsern 
fyenden  ze  retten,  getan.'  1531,  Strickl.  (B  an  Z). 
.Die  macht  zuo  Zofingen  [ist]  von  der  zuosätzen  wegen 
nit  als  stark,  als  vilicht  darvon  gehalten  wirf  ebd. 
,[Die  Berner]  liessend  800  zuo  Bremgarten,  400  zuo 
Hellingen  im  z. . . .  Und  uft'  deu  nächsten  sambstag  um 
vesperzyt  fuorind  also  bed  zuosäz  hinweg.'  WSteiker 
1532.  ,Die  von  Premgarten  . . .  warend  ouch  uff  unser 
sitten;  den  min  heren  von  Zürich  batend  zuosetz  da.' 
M.XVL,  Waldm.  (stadtzürch.  Bericht).  ,[Herzog  Fried- 
rich sah  wohl,  dass  den  Städten  und  Landschaften] 
witer  nit  möcht  vertruwt  werden,  si  wurdind  dan  mit 
sinen  merklichen  kosten  mit  zuosätzen,  hilf,  guot  und 
gelt  endschütt  und  underhalten.'  Vad.  ,Nachdem  er 
etliche  Stett  ...  befestiget  und  mit  Zuesetzen  wol 
verwaret.'  JJRüeger.  Auch  örtlich,  Garnison,  Truppen- 
standort.  ,üie  muotwilligen  knecht  [wollten]  in  den 
zuosätzen  nit  müessig  ligen.'  Ansh.  ,Tieff-Casten  ... 
darin  600  Spannisch  Mann  ihr  Zuesätz  und  Ver- 
wahrung ghan.'  1622,  Zinsli  1911.  ,Als  aber  die  Eid- 
genossen überall  auss  ihren  Zuesätzen  zuelauffeten, 
zugen  die  Feind  widerumb  ab.'  Sprecher  1672;  lat. 
concurrentibus  undique  Helvetiis  ex  locis  prsesidiariis. 
In  individueller  Bed.,  Soldat  (einer  Hilfstruppe,  Be- 
satzung). ,Dero  von  Tegerwyl  und  Gottlieben  botten 
[haben]  der  3  zuosetzen  halb,  so  im  schloss  Gottlieben 
sind,  ouch  bescheid  begert.  Daruff  ist  inen  von  minen 
herren  diser  bescheid  und  ratt  geben  ...  NN.  als 
ambtlüt  der  gestift  und  des  bischoffs  [zu  Constanz 
sollen  ihnen  eine  bestimmte  Summe]  geben  und  sy 
uss  dem  selben  ire  zuosetzer  erhalten  und  abfertigen.' 
1527/9,  Z  RB.  ,Ist  zuo  wissen,  dass  [Abt  Ulrich]  den 
Aidgnossen  100  man  gen  Bellenz  schickt.  Da  hat 
sich  ain  schwader  versamlot  ghan  etlicher  Mailän- 
discher  rüter.  Der  zerfuor  wider  und  kam  iederman 
haim  biss  an  ainen  z.'  Vad.  —  6.  zugefügter  Schaden. 
.Zeugnus  [des  Erdbebens]  geben  unsers  Grossen 
Münsters,  auch  anderer  Kirchen  und  Turnen  Spalt, 
Biss,  Klammeren  und  andere  dergleichen  Zusatz.' 
JJBreit.  1643.  —  7.  =  Be-S.3?  ,Wir  sind  landmärs 
wys  bericht,  wie  du  glich  uf  gemachten  bericht  zwü- 
schen  . . .  den  5  orten  und  uns  zuogefaren  syest  und 
den  z.  zuo  Wettingen,  das  Silbergeschirr,  slüssel  und 
anders  hinweg  genommen  und  dergestalt  an  dem  ort 
gehandlet,  dass  der  apt  und  die  conventbrüeder  ver- 
ursachet, dadannen  ze  wichen.'  1531,  Strickl.  (B  an 
den  Landvogt  zu  AaB.).  —  Mhd.  zuomz.  Vgl.  Schm.sII 
345;  Sander  II  864;  Weig.  5  II  1347.  Auch  im  WB.  der 
luxemb.  MA.  509.  —  Zue-Sätzer  m.:  1.  Beisitzer  eines 
Schiedsgerichts;  vgl.  Zue-Satz4a§.  , Dieselben  spann  ... 
sollen  erforderet  und  entschlossen  werden  durch  gliche 
zuosetz  ...  und  so  an  den  zuosetzern  im  urteilen 
zweispaltung  wäre  oder  wurde,  dass  aldann  ...  erwölt 
sollte  werden  einhelliklich  ein  obman  uss  der  Land- 
schaft Wallis.'  1532,  Strickl.  (Absch.)  S.  noch 
Redner  (Bd  VI  584).  —  2.  a)  Soldat  (einer  Hilfstruppe). 
,[Die  Bündner]  gewunnend  die  letzi  mit  etlichen  zuo- 
sätzeren  von  Aidgnossen.'  Sicher  1531.  ,Hie  mit 
bschickt  man  die  zuosätzer  wider  heim  und  ward  uss 
dem  usszug  nichts.'  JHaller  1550/73.  ,Johannes  der 
töuffer  [wurde]  von  den  kriegslüten  oder  zuosätzeren 
gefraget,    wie   sy   sich   söltind   halten.'    HBull.  1561. 


Insbes.  mit  Bez.  auf  eine  Besatzung,  Garnison.  ,Die 
ratsbotten,  so  ietz  in  den  clöstern  Rüti,  Bubikon  [usw.] 
und  anderschwa  als  zuosätzer,  ufseher  und  schirmer 
geschickt  sind,  [beziehen]  zum  tag  5  ß  fuoter  und  mal.' 
1525,  Z  EB.  ,[Der]  landvogt  uf  Küssenberg  [soll]  all 
frömd  zuosätzer  urlouben  und  uss  dem  schloss  tuon; 
dagegen  sollen  unser  gnädig  lieb  herren  von  Zürich 
vier  zuosätzer  uss  ir  statt  ...  darin  tuon  ...  Und 
sobald  die  vier  zuosätzer  in  das  berüert  schloss  kom- 
men ...  wollen  si  [die  aufständischen  Bauern]  iren 
zuosätz  und  alle,  so  si  da  haben,  abmanen.'  1525, 
Absch.  ,Die  gardenknecht  und  zuosätzer  [sind]  mit 
zweien  vänlin  uss  dem  schloss  brochen.'  Ansh.  ,Do 
wurdend  die  zuosetzer  allenthalb  in  den  stetten  auch 
erschlagen.'  1530/89,  Make.  I;  ,die  besatzungen.'  1638. 
,Uf  das  legtend  die  von  Sant  Gallen  in  das  closter  24 
zuosetzer.'  Sicher  1531.  ,Dass  ir  beratschlagint,  Brem- 
garten und  Mellingen  mit  zuosätzernzeversächen.'  1531, 
Strickl.  (B  an  seine  Feldhauptleute).  ,[B  schreibt] 
den  houptlüten  der  zuosätzern  zuo  Bremgarten  und 
Meilingen,  das  sy  söltind  ...  der  paner  gen  Aarow 
zuoziehen  . . .  Der  houptman  und  gwalthaber  der  zuo- 
sätzern haftend  selbs  ein  beduren  an  disem  abforderen.' 
1531,  HBdll.  1572.  ,Die  zuosätzer  us  gemeiner  Eid- 
gnoschaft,  die  gen  Rotwyl  verordnet  und  bescheiden 
sind.'  1540,  Absch.  ,Die  Österricher  [zogen]  uff  Meyen- 
berg  ...  und  reiztend  die  zuosätzer  [!]  der  Eidgnossen 
zuo  einem  scharmuz.  Die  zuosetzer  . . .  fielend  hinus 
in  die  Österricher;  die  namend  die  flucht.  Die  zuo- 
setzer iltend  inen  begirlich  nach.'  HBull.  1582.  .Die 
Keiserischen  . . .  trangend  mit  Gwalt  den  Flecken 
[Hailau]  durchufhin  biss  an  den  Kilchhof  ...  darin 
sich  die  eidgenössischen  Zuesätzer  mit  sampt  den 
Halloweren  . . .  begeben  haftend.'  JJRüeger.  .Wann 
man  auss  der  Guarnison  zeucht  [Überschrift].  So  bald 
man  abziehen  will,  so  sollen  die  Zuesätzer  angeloben ... 
sich  nicht  wider  den  General  oder  sine  Armee  zu 
Feld  brauchen  zu  lassen.'  Kriegsb.  1644.  1667.  ,Wan 
die  Landschaft,  zu  Beschirmung  der  Stadt  berueft,  ire 
Hüser  verlassen  mussten  und  inen  ...  die  Hüser  ... 
verberget  würden,  musste  man  nit  kleine  Fürsorg 
tragen,  das  die  Zusetzer  ab  dem  Land  nach  empfang- 
nem  Schaden  der  Statt  ...  ein  Untruw  bewisen  [wür- 
den].' Würstisen  1779.  S.  noch  ver -hüben  (Bd  III 
961);  Zue-Satz.  Seltener  im  Sg.  ,An  PGrafen,  unsern 
zuosätzer  zuo  Luckarus.'  1532,  Strickl.  (B).  S.  noch  räss 
(Bd  VI  1275  u.).  Koll.:  ,Der  fürnembste  Angriff,  so 
der  Feind  tuet,  ist  mit  dem  Geschütz;  ist  derwegen 
nötig,  dass  der  Zuesätzer  sich  mit  Geschütz  dargegen 
defendiere.'  Kriegsb.  1644.  1667.  —  b)  Helfer,  Unter- 
stützer übh.  ,Wann  sie  [die  Katholiken]  Christum 
recht  kenten,  [so  würden  sie]  ihm  in  seinem  hohen 
Mitler-Ampt  keine  Zuesetzer  und  Gehülffen  geben, 
keine  anderen  Mitler  ihm  an  die  Seiten  setzen.'  FWvss 
1677. 

ä-satz,  -setz,  ,-sätz',  auch  ,an-,  o(n)-s.':  unbesetzt. 
a)  i.  S.  v.  ledig,  vacant.  Vom  Reich  und  andern  welt- 
lichen Herrschaften.  ,Wer  och,  daz  daz  rieh  asetz 
wurde,  so  sont  wir  [Zürich]  uns  zu  nieman  verbinden.' 
1350,  Absch.  ,Zu  den  ziten  waz  daz  Römsche  rieh 
asatz,  also  daz  weder  Römscher  keiser  noch  küng  waz.' 
Jüst.  ,Also  das  selbe  land  [das  Eschental]  herrschaft- 
halb asätz  stuonde.'  1424,  Absch.  Von  geistliehen 
Herrschaften,  Ämtern.  ,Ob  das  bystuom  osetze  were.' 
1360,    BsL.  ÜB.     .Süllent   die    von    Ramstein  ...  eim 


1573 


l,   suz 


bischof  von  Basel  oder  dem  egenanten  unserm  eapitel, 
ob  das  bistuora  asetze  were  . . .  bescheiden  rechnung 
darumb  geben.'  1373,  ebd.  .Birsegg  die  vesti  sol  ouch 
dem  obgenanten  unserm  eapitel  offen  sin  und  die 
egenanten  lüte  inen  gehorsam  zuo  einer  gemeinen 
lantreise  alz  uns  und  eim  bischof  von  Basel,  wenne 
das  bistuom  ze  Basel  asetz  ist.'  1373,  ebd.  ,Wenn 
Got  über  den  ietzgenanten  unsern  herren  [den  Bischof 
von  Konstanz]  gebut  und  das  bistuom  asätz  wurd  ...' 
1406,  AaK.  StR.  ,[Die  ürserner  behaupten]  sy  habind 
daz  bysher  also  geprucht,  wenne  die  kilch  ansätz 
wurde,  daz  sy  dan  selbz  ein  kirchhern  wellen.'  14S4, 
Gfh  44,  142  ff.  (öfter).  ,Die  früemesspfruond,  so  aller 
erst  durch  fry  uffgeben  und  resignirn  N-s,  der  selben 
früemess  lotsten  besitzers,  ledig  und  in  ir  als  rechter 
lechenhern  [band]  onsatz  heimgefallen  ...'  1492,  AaB. 
Urk.  ,Die  lütpriesterye  zu  Stalligkon  [ist]  durch 
absterben  des  jüngsten  pfaarers  daselbst  onsatz  und 
ledig  worden.'  1532,  Z.  ,Sant  Sebastians  pfruond,  die- 
wyl  die  diser  zyt  onsatz  und  doch  unser  styft  zuo- 
stendig  ist.'  1532,  ebd.  ,Die  vikarie  Pfin,  so  durch 
tödtlichen  abgang  des  vikarii  onsatz  geworden.'  1533, 
Th  Urk.  —  b)  =  ohne  Besatzung.  ,[N.  schwört]  das  sloss 
Varsperg  getruwelich  zu  bewaren  und  zu  behüten  und 
das  sloss  niemer  asatz  lassen  stan.'  1470,  BsL.  ÜB. 
Bes.  noch  in  eis.  Quellen,  auch  schwäb.  bezeugt;  vgl. 
Gr.  WB.  I,  586  f.;  Lexer  I  101;  ChSehmidt,  bist.  WB.  der 
eis.  MA.  IS  ;  Fischer  I  342 ;  einen  Beleg  aus  Konstanz  s.  AaB. 
Urk.  I  447.  Die  urspr.  Form  ist  mhd.  ä-setze,  ,-satz'  durch 
Anlehnung  au  Salz;  vgl.  dazu  Lcxer  II  018.  Einmal  (Z  Chr.  XV. 
25)  ,assent',  wohl  im  Gedanken  an  lat.  abseits:  vgl.  auch 
,absentz'  bei  ChSehmidt  aaO. 

G«-satz  Aa:  Ap;  Bs;  B  (allg.);  FJ.;  GrD.,  Pr., 
ObS.,S.;L;PAl.;  Seil;  S;  Ndw;  WVt.;  ZKn.,0.  (Stutz) 
—  n.(inBed.4bYm.),  G'-sa^f  GRPr.(m.,  in  Bed.4bß), 
in  der  ä.  Spr.  n.  und  f.,  PI.  G'satz  BE.  (Gotth.),  Si. 
(auch  lt  ImOb.);  L  (Häffl.)  und  sonst,  G'satz  Ndw, 
G'satzer  BSi.  (ImOb.),  G'satzi  GRÖ-bS.,  G'satzti  (zum 
Sg.  G'satz)  GrD.  (B.),  üim.  G'sätzli  Aa;  Ap;  Bs;  ß; 
Gl;  GrD.,  Pr.;  GTa.,  T.;  Sch;  S;  Th;  Vw;  Z,  G'setzli 
BG.;  FJ.,  G'sätzli  BSi.  (neben  -ö-);  GRNuf.,  G'satzji 
PAL;  WVt.,  G'sätzi  BSi.:  1.  Gesetz,  obrigkeitliche 
Verordnung,  gesetzliche  Bestimmung  Ap  (T.);  Bs 
(Spreng);  BE.  und  lt  Zyro;  FJ.;  GrD.;  L  lt  Häffl., 
Ineichen;  PAL;  ScHSt.  (Sulger);  Ndw  (Matthys);  ZKn., 
0.  (Stutz);  heute  meist  veraltet  und  durch  Gesetz  (s.d.) 
verdrängt.  ,Es  hed  e"ke'"  G's.,  es  ist  nicht  vorge- 
schrieben, ist  ins  Belieben  gestellt'  Ap  (T.).  Not  hed 
keins  G's.,  ,Not  kennt  kein  Gebot'  L  (Ineichen).  In 
der  ä.  Zeit  wie  Satzing  (s.  d.)  bes.  vom  geschriebenen 
Recht  z.  U.  von  ,gewonheit',  ,herkomen.'  ,[Gott  zu 
Jesaja:]  Gang  du  yetz  bin  und  schryb  inen  das  in 
ire  taflen  und  verzeichne  es  in  ein  buoch  zuo  einem 
gs.'  LLav.  1577;  vgl.  Jes.  30,  8.  ,Sie  leben  ohne  ge- 
wisse Gesatz,  gebrauchen  sich  mehr  der  Gewonheit 
dann  desgeschriebnen  Rechtens.'  JGross  1624.  S.noch  u. 
a)  im  bürgerlichen  Leben.  ,Als  sich  der  burger- 
meister  und  die  rät  an  der  selben  vorgeschriben  gesatzt 
erkennet  und  geeinbert  hant.'  1376,  Z  StB.  , Kamen 
die  zwei  hundert  überein,  daz  die  gesatzt  [Verbot  des 
Kaufs  auswärtiger  Liegenschaften]  tod  und  ab  sin  sol.' 
1412,  ebd.  ,So  ein  gsatzt  gemacht  wirt  von  einem 
fürsten  und  er  etlich  wider  das  gsatzt  fryet,  ist  darum 
den  anderen  nit  erloubet,  das  ganz  gsatzt  zuo  brechen.' 
Zwingli.   ,Das  g(e)s.,  lex;  ges.  mit  angehenkter  buoss, 


sanetio;  ein  ges.,  von  einem  eersamen  radt  fürgebracht, 
annemmen,  aeeipere  rogationem;  ein  ges.  vor  der 
gmeind  anbringen,  ferre  rogationem  ad  populum.'  Fris.; 
Mal.;  s.  auch  an-bringen  (Bd  V  714).  .Also  ist  auch 
ein  Gs.  gemacht,  dass  ...  alle  Heuser  ...  für  ligend 
Gut  sollen  gerechnet  werden.'  1692,  GRVDörfer.  ,Das 
von  Räten  und  Gmeindt  gemachte  Gsazt,  dass  füro- 
hin  ...  keine  Persohnen  ...  zu  Landtleuten  anzunäm- 
men.'  1707,  GrD.  LB.;  noch  mehrfach.  ,Das  Gesatz.' 
AATäg.  Gerichtsb.  1753.  Im  PL  Was  brücht-me"  i" 
der  Schwlz?  G'satz,  dass  s' mir  verstund.  JBHäffl. 
1813.  ,Ir  müessend  styff  an  gsatzten  haften.'  HBcll. 
1533.  ,Die  gesatzte,  rogationes  et  plebiscita;  mit 
gsatzten  verbunden  werden,  den  gsatzten  verpflicht 
und  underworffen  werden,  astringi  legibus.'  Fris.;  Mal. 
,Es  kan  der  Vorgesetzten  Leben  die  beste  Kraft  den 
Gsatzen  geben.'  GMüller  1674.  ,Was  andere  Fälle 
betrifft,  darüber  weder  das  bisherige  Landrecht  noch 
die  neüw  errichtete  Gesaz  Nichts  melden.'  1747,  BSi. 
Rq.  S.  noch  müssen  (Bd  IV  440);  üf-richten  (Bd  VI 
403);  Recht- Setzerin.  Im  koll.  Sg.  ,Die  Regierung 
werde  es  einmal  erfahren,  dass  sie  die  Bauern  von 
der  Bibel  weg  zum  G's.  getrieben.'  Gotth.  ,Da  er- 
fuhr er's  praktisch,  dass  er  im  G's.  nicht  vollständig 
beschlagen  sei,  aber  noch  viel  weniger  in  der  Welt 
Lauf  und  Gang.'  ebd.  In  charakteristischem  Wechsel 
mit  ,G(e)setz'  als  der  von  Amtsleuten  gebrauchten 
Form:  .[Schreiber:]  Ih  ha  bloss  gseit,  was  im  G'setz 
ist  ...  [Eisi:]  Es  duech  ihns  ...  z  [=d's]  G'satz  werd 
ihn  öpjie  weni  agah.'  ebd.;  vgl.  nachher:  ,Was  weit 
d'r?  sagte  der  Schätzer,  es  ist  es  Wyberoolch ...  Was 
hei  die  de  Gesetze  nahz  frage,  die  gange  se  nüt  ah.  Si 
hei  's  mit  em  Zwänge,  Zwänge  ist  ihres  G'satz.'  ,Dem 
ges.  gehorsam  sein  und  undertänig,  legibus  cedere; 
nach  dem  gs.,  ordenlichen,  nach  dem  billichen  und 
rechten,  legitime.'  Fris.;  Mal.;  s.  auch  rüch  (Bd  VI 
183  u.);  ge-satzlich  1  und  vgl.  dazu  unter  Bucht  (Bd 
VI  190  o.).  ,Halt  steift"  bei  dem  allgemeinen  G's., 
keiner  tret  in  des  andern  Platz!'  1618,  Zinsli  1909. 
,Wan  der  geist-  und  weltliche  Stand  einanderen  treüw- 
lich  biedtend  d'  Hand  mit  steiffer  Haltung  beider 
Gsatz,  so  hat  Frid  und  Einigkeit  Blass  [!].'  1642, 
Scheibeninschr.;  vgl.  b.  S.  auch  guet-geben  (Bd  II  90). 
Neben  verwandten  Ausdrücken.  G's.  und  Hecht  ZKn. 
, Gesatzt  und  gerechtikeit.'  1475,  Z.  ,Alle  gesatzt, 
gerächtikeit,  friheit  und  regalia.'  DScbill.  L.  ,G.  und 
gewonheit'  uä.  ,Des  landes  und  der  stetten  gewon- 
heit und  gesast.'  1377,  Gpd(U).  , Recht,  gewonheiten 
und  gesassten.'  1384,  AaB.  StR.  .Friheiten,  rechten, 
gewonheiten  und  gesassten.'  1403,  AaK.  StR.  ,Die 
meschen  sont  si  [die  Fischer]  füeren,  als  ir  gesatzt 
und  gewonheit  ist.'  1421,  Gfd(L).  ,By  unsern  alten 
frigheiten,  gsatzen,  herkumen.'  1549,  UMey.  Chr. 
1540/73.  ,Leguleius,  der  gesatzen,  brüchen  und  ge- 
wonheiten seines  lands  berieht  und  erfaren.'  Fris. 
,Wan  die  Gewonheit  gültig  seie  undt  die  Kraft  des 
Gesatzes  haben  soll,  so  muess  dieselbige  gleich  wie 
das  Gs.  heilig,  ehrlich,  möglich  und  dem  Stand  nutz- 
lich sein.'  1696,  ZfsR.  ,G.  und  Ordnung.'  ,Hand  beid 
rät  dis  nachgeschriben  Ordnungen  und  gesatzten  ge- 
tan und  ernüwert.'  1418,  Z  StB.  .[Falls  einer  Stadi 
aus  der  Gewichtsverordnung  Nachteile  erwachsen] 
mag  die  selb  statt  dis  gesatzt  und  Ordnung  abträtten 
und  süllent  wir,  die  andern,  die  statt  ...  der  Ordnung 
und   diser  gesatzt  gebunden    sin  ze  erlassent.'    1426, 


1575 


Saz, 


1570 


AABremg.  StR.  ,Sol  dise  Ordnung  und  gesatzt  ... 
ewenklich  gehalten  werden.'  1430,  FHaas  1909.  ,Der 
Weber  Gs.,  Ordnung  und  Recht.'  XVIL,  KWild 
1844.  ,G.  und  ge-,  verbot.'  ,Wa  N.  söllich  gesatzt 
und  gebott  . . .  gehalten  hett.'  1467,  Z.  ,Vom  alten 
man,  der  uns  all  Zierden,  bkleidung  gitt  mit  allem 
gsatzt,  darzuo  verbott.'  Ruep  1539.  ,Das  der  [jeder 
Luzerner,  der  einen  Bürger  der  übrigen  drei  Waldstätte 
angreift]  das  dem  rat  der  stat  ze  Lucern  bessren  sol 
mit  fünf  phunt  phennig  stebler  zu  der  alten  gesast 
und  buosse.'  1380,  Gfd  (L).  ,[Die  Räte  wollen]  bi  der 
gesatzt  und  erkantnüscht  beliben.'  1421,  Z  StB.  ,Uss 
keinen  menschlichen  gesatzten  oder  Statuten.'  Zwingli. 
Häufig  in  Eidesformeln  unter  den  Rechten  genannt, 
auf  die  der  Schwörende  bei  Eidbruch  zu  verzichten 
erklärt.  ,Darumb  so  verzieh  ich  mich  herüber  aller 
friheiten,  gnaden,  rechten,  gewonheiten,  gesatzten, 
aller  vereinungen,  puntnüssen  der  herren,  der  stett 
und  aller  geistlichen  und  weltlichen  gerichten  ...' 
1412,  AaB.  ürk.  (Urfehde).  ,Sol  mich  nichtzit  weder 
friden  noch  beschirmen  . . .  dehein  gesellschaft  noch 
gesatzt  der  fürsten,  herren,  stetten  noch  lendern.' 
1445,  ebd.  (Urfehde);  so  noch  öfter.  .Friheit,  gnad, 
recht,  gericht,  geistlich,  weltlich,  gesatzt,  trostung, 
Sicherheit  und  geleit  der  fursten  ...  mich  dheins  wegs 
beschirmen  sol  [wenn  ich,  der  Münzmeister,  meinen 
Pflichten  nicht  nachkomme].'  1475,  Bs  Chr.  S.  noch 
Gesellschaft  (Sp.  732  o.).  Im  häuslichen  Leben :  Gretli 
[zu  ihrem  jungen  Ehemann  Balz]:  Ih  will  Meischter 
sy  und  dir  Gsoz  vorschreibä,  du  heschtz  netig.  Balz: 
1h  Gsoz  fo  dir  anäh?  Witt  du  scho  zeitli  d' Hernli 
firrä  lau?  Talhochz.  1781;  nachher  Regia  vorschreibä. 
—  b)  in  weitem,  bes.  sittlich-religiösem  S.  ,Sol 
ich  nit  fragen,  war  der  Werkmeister  diser  weit,  wie 
ein  söliche  grosse  in  ein  gs.  und  Ordnung  bracht  syeV' 
LJud  1531.  ,[Gott]  ist  under  keinem  gs.,  und  so  er 
under  keinem  gs.  ist,  so  sündet  er  nit'  ebd.  Natür- 
lich g.'  , Wider  natürlich,  mönschlich  und  cristenlich 
gs.  und  Ordnung.'  B  Turmb.  1552.  ,Die  natürlichen 
gesatz(t)  und  rächte.'  Gualth.  1553.  ,Ob  gleich  Job 
das  gschribeu  gs.  Mosis  nit  gehebt,  so  hat  doch  Gott 
in  sein  herz  das  natürlich  gs.  geschriben,  welches 
lautet:  was  du  nit  willt,  desse  überheb  auch  ein 
anderen.'  LLav.  1582.  Göttliches,  christliches  G.  ua. 
Du  hesch  's  G's.  und  d'  Ordni"g  g'ert,  zum  Hochzeiter, 
mit  Bez.  auf  I.  Mos.  2,  18.  Schweizekb.  1804  (Hoch- 
zeitslied). ,Das  Wort  Gottes  wird  verachtet  und  ver- 
fälscht, was  die  neue  Lehr  ja  tausendfach  beweist. 
Es  steht  kein  Wort  vom  alten  Gs.  mehr  drin.'  Stütz 
1853.  ,[Sie]  namen  enander  muotwilleklich  luterlich 
durch  Gott  und  nach  der  gesatzt  der  heiigen  Christen- 
heit ze  der  e.'  1403,  Z  RB.;  ähnlich  auch  sonst.  /Von 
geistlichen  gesatzten;  bischoffliche  gesatzt.'  1434/98, 
AaB.  Urk.  ,Gott  dyn  herr  gibt  dir  gsatzen  gnuog.' 
Eckst.  1525.  .Hörend  ir,  das  er  [Gott]  sin  xatzt  selb 
in  unsere  herzen  schryben  wil.'  Zwingli.  .Alle,  so 
ander  leeren  dem  euangelio  glych  oder  höher  messend ... 
haltend  das  euangelium  ein  gsatzt  sin,  das  uss  menschen- 
vernunft  entsprungen  . . .  sye.  Das  merkt  man  an  iren 
worten,  so  sy  sprechend:  Obschon  das  euangelion  nit 
wäre,  so  könde  doch  die  kilch  wol  von  nüwem  uff  gesatzt 
machen,  darinn  man  recht  lebende  sälig  wurd.'  ebd. 
,0b  uns  iernan  von  der  waren  gsatzt  Gottes  weite 
trengen.'  1528,  Absch.;  neben  ,gs.'  ,Wir  wüssend  von 
den   gesatzten    und    gebotten    unsers    heilands    Jesu 


Christi  wenig  oder  gar  nichts.'  Bib.  1531  (Vorr.).  ,Die 
canones  und  gesatzte  der  heiligen  altglöubigen  vättem.' 
Vad.  ,Gott  tuot  eben  sen  uff  sine  gsatzten  früe  und 
spat.'  Ruef  1539.  ,Da  [die  Ungläubigen]  durch  rechte 
Offenbarung  des  gesatztes  Gottes  zorn  erkennend.' 
OWerdm.  1564;  ,gesetzes.'  Herborn  1587.  ,Wie  es 
göttlich  Gs.  bevilcht.'  RCys.  S.  noch  Bär  (Bd  IV 
1431  u.);  be-reden  (Bd  VI  571  o.);  Bogen  (ebd.  758  u.); 
segnen  (Sp.  458  u.);  ansehen  (Sp.  557).  Der  .Satzung' 
untergeordnet:  .Wir  sehend  der  geistlichen  genennet 
[=  die  sog.  geistlichen]  Satzungen  von  irem  pracht 
rychtagen,  stenden,  titlen,  gesatzten  ein  ursach  aller 
unsinnigkeit  sin.'  Zwingli  (11.  Schlussrede).  Vom 
jüdisch-mosaischen  Gesetz.  ,Es  wirt  nit  zergon  der 
kleinest  buochstab  noch  ein  tittel  vom  gs.'  1530,  Matth. 
, Christus  [hat]  selbs  giert,  dass  in  disen  zweien  ge- 
satz  [Liebe  zu  Gott  und  zum  Nächsten]  das  ganz  gs. 
und  der  inhalt  aller  propheten  begriffen  seige.'  Vad. 
,Lamech  hat  wider  s  g.  zwei  wyber  gnun.'  Ruef  1550. 
,Ein  volk  [die  Juden],  hat  sonderbare  gsatzt  und  leer.' 
JMurer  1567.  ,Wie  der  herr  im  gsatzt  sinem  volk 
Israel  tröuwet.'  LLav.  1569;  .Gesatz.'  1670.  .Damit  die 
Juden  möchten  underwisen  werden  im  gs.'  F  Schul- 
ordn.  1577.  ,So  Moyses  uff  den  berg  Synai  kompt, 
das  gs.  zeholen.'  1597,  Gfd  (L).  .Den  Unbussfertigen 
und  Halsstarrigen  soll  man  werden  lassen  die  bitteren 
Wurzlen  des  Gesatzes,  den  bussfertigen  und  rewenden 
Sünderen  aber  soll  man  zeigen  die  süssen  Kräuter 
des  h.  Evangeliums.'  JMüll.  1661.  , [Jesus  kann]  das 
Ges.  geschwäigen  und  aus  einem  Ges.  der  Sünden  und 
des  Todes  in  ein  Ges.  des  Geistes  des  Lebens  in  Christo 
Jesu  verwandeln.'  JJUlr.  1731.  S.  noch  Schädel- Platz 
(Bd  V  262)  und  die  RA.  unter  Prüfet  (ebd.  504).  — 
2.  (in  B;  S  tw.Dim.)  festgesetztes  Mass,  bestimmtes 
Quantum  beim  Essen,  Trinken  Bs;  S.  Es  Glesli  über 
's  G's.  isch  g'wxe".  Schild  1866  mit  der  Erklärung: 
G's.  =  Grundsatz,  Festgestelltes,  Bestimmtes.  Meist 
mit  Poss.-Pron.  All  Mittag  si"  G'sätzli  trinke",  =  si" 
G'vmsses  Bs  (Seiler).  Hansli  nimmt  si"s  G's.  Milch, 
ivo-n-em  d'  Geiss  gi%  si"s  G's.  Bröd  . . .  und  haltet  si" 
Molelt.  EHanggi  1877.  ,Die  eingebornen  Stammheimer 
hatten  sich  so  gehalten  wie  an  jedem  andern  Trünke. 
Sie  blieben  bei  ihrem  ,Ges.'  und  dabei  befanden  sie 
sich  am  besten.'  AUZimmerm.  1900.  —  3.  a)  fest- 
gesetzte, vorgefasste  Meinung  Bs.  Wenn-erÖppis 
i"  si"'m  Chopf  g'ha"  het,  so  hätt-in  Keine''  vom  G's. 
'brächt.  Breitenst.  1864.  —  b)  Vorsatz.  ,Es  war  nun 
vor  Allem  unser  Gs.,  an  der  ebensten  bestgelegenen 
Stelle  die  Bäume  zu  fällen  und  die  Stauden  zu  reuten.' 
AHartm.  1890  (S).  —  4.  meist  dim.,  sprachliche, 
rhythmische  bezw.  musikalische  Einheit,  zunächst 
als  Teil  eines  grössern  Ganzen,  a)  (Dim.)  der  Ab- 
schnitt im  Rosenkranz,  bestehend  aus  10  Ave  Maria, 
dem  entsprechenden  Geheimniss,  Ehre  sei  und  Vater- 
unser GTa.,  T.  ,Wenn  wir  [Knaben]  die  Gesätzlein, 
all  die  vielen,  wohl  gezählt  hatten  [gab  es  eine  Nidel 
zur  Belohnung].'  Bund  S.  1900  (GT.).  —  b)  (Dim.,  in 
GrPi-.  auch  G'sats(t))  Absatz,  Abschnitt,  Stelle  eines 
(Prosa-)Textes,  einer  Rede  Bs;  BBiel;  Gl;  Gr 
D.,  Nuf.,  Pr.;  S.  E'sö  noeh  e"  Mängs  isch  in  der  Ziting 
g'si",  ei"  G'sätzli  wüester  a's 's  ander.  Breitenst.  1364. 
Mi"  überhüpft  dann  öppen  es  pur  G'sätzli.  in  der  Zeitung. 
CStreiff  1901.  Va"  dem  erste"  G'sätzli  us  der  G'schicht, 
u-a  w'r  liiit  [für  die  Schule]  üfhent,  verstän-i'h  spott- 
wenig, d's  zweite  ist  verständlicher  GRNuf.    Ich  ha"si 


1577 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


[Gebcttli  und  Sprüchli]  müesse"  nöche"  säge"  und  uss- 
wendig  lere",  G'sätzli  für  G'sätzli.  Joacii.  1SS1 :  oder 
zu  c?  Der  Her  seid,  d's  Vaterunser  müess-me"  län 
bliben,  wie  's  si,  und  törffi  weder  Eswas  derzue  tuen, 
noch  dervau  nen.  Drüf  gi''d  der  Ghrank  zer  Antwert, 
eswas  Nammi"s  [Nennenswertes]  heij-er  nid  derzue 
getan,  er  hei  nun  na"h  dem  G'satzt,  tva's  heissi:  Gib 
uns  unser  täglich  Brod,  noch  es  Trüchji  angedinget. 
GFient  1898;  vgl.:  Der  Her  hed-me  [ihm]  denn  d's 
Vaterunser  e'sö  g'sätzliwis  Sovel  dick  fürg'seid,  bis  er 
das  Meiste  chönnen  hed.  ebd.  Hieher  (V):  [Missbrauchte 
Gewalt  wird  gestürzt].  ,Der  byspilen  und  gsatzten  ist 
unzalbar  inallen  historien.'ZwiNGLi(Absch.IV  lb,  1401). 
Mit  Zurücktreten  der  Teilvorstellung,  a)  (Dini.)  (kur- 
zer) Aufsatz,  Zeitungsartikel,  Geschichtchen,  Anek- 
dote Ap;  B;  Gl;  GiiPr.;  L;  Th;  Z.  D'  Richter  händ  wol 
g'wüsst,  das"  se'b  G'sätzli  [die  Prozessschrift  eines 
Advokaten]  cerstunken  und  verlogen  ist.  Scbwzd.  (Th). 
Er  hat  es  G'sätzli  im  Tagblatt  Z  (Spillmann).  ,In 
einem  alten  Kalender  hab  ich  ein  G'sätzlein  gefunden, 
das  ich  so  gut  wie  rechtschaffenen  alten  Wein  dem 
neuen  vorziehe.'  SchweizerBaukr  1901  (Z).  Es  G'sätzli 
vom  Zicürnen.  AkV.  (GrPi\).  Iez  schliessen-i1''  mi"s 
G'sätzli,  einen  Brief  ans  Christkind.  GStucki  1897. 
Dö  händ-er  mi"s  G'sätzli:  machend  mit,  was-er  wand! 
Schluss  einer  in  die  Form  eines  Briefes  an  die  Re- 
daktion gekleideten  Zeitungskorrespondenz.  JRoos. 
Ei"'m  es  G'sätzli  säge",  verzeih"  Z  (Spillm.).  —  ß)  (Dim., 
in  B;  GrPi\  auch  G'satz,  in  GrPi\  auch  G'satzt  m.) 
meist  kurze  Rede,  Ausspruch,  .Spruch,  Sprüchlein' 
(vgl.coc)  Bs;  B;  Gl;  GrD.,  Pr.;  L;  Schw;  Tu;  Z.  Das 
ist  iez  doch  es  prächtigs  G's.  g'si(n)  GrPi\  Hut  hed 
ünser  Her  [Pfarrer]  es  ~eristliehs  G's.  getan,  ebd.  ,Irret 
üch  nid,  Gott  läd-si"  nid  spotte" ...',  e"  scharpfer  G'satzt, 
g'schribe"  worde"  vam  Apostel  Paulus  an  di  Galater. 
Schwzd.  (GrScIis).  Verstände"  het-es  das  schöne  G'sätzli 
[eine  Schmeichelei]  nid  recht,  aber  g' falle"  het  's  im. 
RIscher  1903.  Das  G'sätzli  het  der  Jakob  schier  all 
Tag  g'hört.  ebd.  Chüm  han-ich  das  G'sätzli  dusse" 
g'ha",  so  ist  d'  Vri-ne"  da  g'stande"  wie-n-e"  Salzsül. 
CStreiff  1899.  Si"s  G'sätzli  säge",  fürbringe",  chlage" 
B.  Säg  di"s  G'sätzli!  ,gib  auch  deinen  Beitrag  zur 
Diskussion,  erzähle  uns  auch  Etwas'  B  (AvRütte). 
,Dem  Anne  Marei  [seiner  Frau]  wolle  er  ein  Kapitel 
verlesen,  dass  es  das  Räsonnieren  vergesse  ...  Er 
war  kein  Hauptredner,  liebte  das  lange  Reden  nicht... 
Als  er  sein  Ges.  gesagt  und  A.  M.  schwieg,  fieng  er 
von  vornen  an  . . .'  Gotth.  Iez  han-ich  im  es  G'sätzli 
g'seit,  die  Leviten  gelesen  BsBretzw.;  B;  Gl.  ,[Die 
Magd  bei  der  Verleugnung  zu  Petrus:]  Man  muoss 
dir  auch  ein  Gsätzlin  lesen,  dann  du  bist  auch  by 
Jesu  gwäsen.'  RCvs.  (Br.).  Ich  muess  wider  es  G's. 
mit-der  han,  ,muss  dir  wieder  einmal  den  Text  lesen' 
BSi.  (ImOb.).  Si  hisn  aber  es  G's.  g'han,  ,es  ist  wieder 
losgebrochen,  sie  fuhren  hart  an  einander.'  ebd.  Es 
G'satz(li)  mit  Einem  haben,  einen  scharfen  Disput, 
Streit  BSa.,  Si.  Da  het 's  due  es  G's.  g'g'en,  ,ein  Auf- 
begehren, Ausschelten'  BSi.  Spruch,  Sentenz,  Sprich- 
wort. G'sätzli  mache",  .sprichwörtliche  Redensarten 
führen'  THTäg.  De''  hat  doch  albjvill  sini  G'sätzli. 
ebd.  Das  G'sätzli  [,multi  libri  et  liberi']  a"  mängem 
Berner  Pfarrhüs  steit.  Schwzd.  (BO.).  Der,  wa  das 
G'sätzli  [ein  Sprichwort]  g'mached  hed,  ist  wärli'h  nid 
uf  de"  Grind  g'chit  g'si".  ebd.  (GrPi.).  Segensspruch ; 
s.  Blick  II  (Bd  V  Ol);  säijen  (Sp.  595  o.).  —  y)  (G'satz 


m.)  Satz  im  syntaktischen  Sinne  oBs  (heute  abgelehnt); 
ScnHa.  —  c)  (in  Aa;  Bs;  B;  F.f.;  Grü.,  ObS.,  S.;  Scu 
lt  Kirchh.  auch  G'satz,  im  Übrigen  dim.)  Absatz, 
Strophe  eines  Gedichtes,  Liedes  Aa;  Ap(,allg.' 
lt  T.);  Bs;  B(allg.);  FL;  „Gl"  (auch  lt  St.b);  „Gr" 
D.,  ObS.,  Rh.,  S.;  PA1.J  Gl'.;  Sch;  Vw;  „Z".  Auch: 
musikalischer  Satz  Aa(IL).  Hut  hV"-wir  in  der  Chilha 
7  G'satz  müesse"  singe",  es  sl"  aber  numme"  churzi 
Gsatzleni  (G'sätzleni,  G'sätzeni)  g'si"  BSi.  In  BE. 
leitete  der  Pfarrer  den  Kirchengesang  ein  mit  den 
Worten:  .Lasset  uns  singen  aus  dem  xten  Liede  das 
erste  und  zweite  G's.';  so  nach  AvRütte  bis  um  1840' 
nach  anderer  Angabe  noch  der  Nachfolger  Gotthelfs 
(später  .Vers',  heute  , Strophe');  vgl.  ß.  , Könnt  ihr 
vielleicht  den  05sten  [Psalm]  auch?  Nein,  singen 
nicht  ...  aber  aufsagen  kann  ich  dir  davon,  wenn  du 
willst;  zwei  G'satz  kann  ich.'  Gottii.  Wo  's  letste  G's. 
[eines  Liedes]  abg'spuelet  ist.  SGfeller  lull,  ,1m 
Kanton  könnten  aus  diesem  Liede  [Studentenschulden] 
sogar  hochstehende  Staatsmänner  ein  G's.  singen.'  B 
Volksztg  1903.  ,Das  erst  gs.,  das  ander  gs.,  das  drit 
gs.'  [usw.],  als  Überschrift  der  einzelnen  Strophen 
eines  Trauergesanges.  HvRüte  1540.  ,Gs.  eines  lieds, 
versus.'  Mal.  ,[Die  dritte  der  klagenden  Töchter  an 
Hectors  Leiche:]  Wölln  unser  kläglich  gsang  lau 
hören,  das  wir  ihm  handt  gedieht  zu  ehren.  Wann 
ich  ein  gs.  vollendet  han,  so  fang  du  allweg  s  ander 
an!  [Die  vierte:]  Wölln  eins  lan  um  das  ander  gan.' 
GGotth.  1599.  ,[Der  Vorsinger  zu  StLaurenzen  in 
GStdt  soll]  mit  Gesang  nit  aufhören,  solang  bis  die 
Herren,  so  das  Allmusen  einsamlen,  wieder  an  ihren 
Ort  sich  begeben  haben,  wo  aber  alsdann  etwan  nur 
ein  Gesätzlin  an  einem  Gesang  noch  restieren  tete, 
dieselben  gar  aussingen.'  1634,  Wegelin  1832.  .[Hirten 
bei  der  Anbetung  Christi:]  O  Meister  Joseph!  dörffen 
mihr  drei  Gsätzlin  singen  oder  vier?'  PSpichtig  1058. 
Mit  Zurücktreten  der  Teilvorstellung,  ,ein  kleineres 
Ganzes,  Poesie  oder  Musik  ...  heute  der  unter  dem 
Volke  am  meisten  gebrauchte  Terminus  der  Poetik' 
(RBrandst.  für  L).  a)  (in  Gr  auch  G'salz(t),  sonst  nur 
dim.)  gereimter  Spruch,  Sprüchlein  zum  Hersagen 
oder  Singen,  Liedchen;  insbes.  techn.  Ausdr.  für  ein 
zum  Singen  bestimmtes,  meist  vier-  (auch  zwei-,  drei-, 
oder  fünf-  und  sechs-)  zeiliges  volkstümliches  Sprüch- 
lein scherzhaften,  spöttischen,  seltener  ernsten  Inhalts, 
.Schnaderhüpfel',  t.  für  sich  bestehend,  t.  in  grösserer 
Anzahl  zu  einem  losen  Ganzen  verbunden  Aa;  Bs;  B; 
GrD.;  L;  Scu;  Schw;  S;  Uw;  WVt.;  Z.  Syn.  Ge-satz- 
Liedli  (Ap  VL.  1903,  28).  Vgl.  bes.  LTobler  VL.  1  S. 
CXLVI  f. ;  Beispiele  s.  Schwzd.  2. 18  f. ;  AfV.  XI  35. 41  f. ; 
Grolimund  1910, 78/81  ;N.ZZtgl896Nr277  (zweizeilige 
Spottreime  bei  der  ,Girizenmoosfahrt').  [Anakreon]  hed 
in  sine"  G'satzte"  (Rimi)  b'sunderbar  den  Win  g'rüemt. 
üühler  (Gr);  , Gedichtchen.'  ,Nur  das  erste  beste  von 
meinen  schwachen  Gesätzlein  möchte  ich  nochmals 
von  dem  Munde  dieses  Knaben  [gesungen]  hören.' 
Gottfr.  Keller  (Hadlaub);  nachher  .Liedchen.'  E(s) 
lustigs,  trürigs  G'sätzli.  In  dem  Büechli  si"  Tüsi-gs 
hübschi  G'sätzleni  (G'sätzleni)  BSi.  U"d  Sprüchli  /«er- 
st [die  Kinder  an  der  Schulprüfung]  g'wüsst  famos,  es 
Jedes  het  si"s  G'sätzli  lös.  B  Volksztg  1886.  Säg  iez 
di"s  G'sätzli!  Lehrer  zum  Schüler  B.  Es  G'sätzli 
üfsäge"  B;  L;  Xi.w.  Bildl.:  Die  [Meitli]  hätten  au.** 
chönnen  e"  par  G'sätzli  üfsägen  über-si  [die  Herrin], 
Anrüchiges   von   ihr   erzählen  können.   JBEgli  1871. 


1570 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


158U 


Es  G'sätzli  singe"  uä.  Nimm  lieber  wider  einist 
d'  Ziteren  a"her  u"d  sing  es  G'sätzli!  Vater  zur  Tochter. 
SGfeller  1911;  viell.  eher  zu  d.  ,Ich  muss  an  ein 
Gesätzlein  denken,  das  eine  bleiche  Herrenfrau  ge- 
sungen hat.'  MLien.  1898.  S.  auch  vor-U  (Bd  IV  907). 
Iez  wei"-mer  noch-n-es  G'sätzli  n'e",  noch  Eins  singen 
B.  So  sing-mer  jetzt  doch  au'''  Ei"s!  du  weist  etsö 
schönt  G'sätzli.  FOscaw.  1897.  ,[Eaphael :]  Tobia,  lieber 
Bruder  mein,  wend  jetzt  ein  Gsätzlin  singen  fein, 
allein  zu  Gottes  Lob  und  Ehren.'  GGotth.  1619.  Einem 
,ein  Gesätzlein  anhänken',  wohl  einen  Spottvers;  s. 
Gigen-Nägeli  3  (Bd  IV  693).  —  ß)  (G'satz)  spec.  vom 
Liedtest.  G's.  und  Wisi  [Weise]  GrS.  (B.).  ,Das  G's. 
verlesen',  den  Text  des  von  der  Gemeinde  zu  singenden 
Liedes  (Psalms):  ,Kaum  konnte  ich  [der  Schulmeister 
in  der  Kinderlehre]  das  G's.  verlesen  ...  als  ich  aber 
präludieren  sollte  und  la  mi  re  ut  singen  wollte  ...' 
Gotth.  —  y)  ('1  der  lebenden  Spr.  nur  dim.)  von  der 
blossen  Melodie,  abgeschlossenes  kleineres  Tonstück 
Aa;  Bs;  B;  L;  Z  und  wohl  an  allen  unter  a  angef. 
Orten,  'sisch,  a's  wenn's-im  [dem  Tierchen]  verleidet 
war  si"  Liedli  z'  singe",  si"  G'sätzli  z'  surre".  JBreitenst. 
1864.  En  einsamer  Guggn  nimmt  sl"s  G'sätzli  auch 
wider  üf.  Schwzd.  (Z).  ,L)ie  Eederschar  verstreut 
tuend  vil  tausent  Gsätzlein  schwätzen.'  JCWeissenb. 
1678.  Es  G'sätzli  jüchze".  De""  [nach  dem  letzten 
Tanz]  jüchze"  d'  Bliebe"  noch-n-es  G'sätzli  B  Gedicht. 
Die  Chüejer  jü'''ze"  bald  es  G'sätzli,  bald  tüe"-si  Ei"s 
alphorne".  FAnd.  1898  (BE.).  Es  G'sätzli  pfiffe".  .Dann 
pfiff  er  ein  G'sätzlein  durch  die  Finger,  welches  unter 
Nachtbuben  eine  dringende  Einladung  bedeutet'  Obw 
Blätter  1900.  ,Die  klein  berichte  Sänger,  die  pfeifen 
ihrem  Fänger  ein  Dank-  und  Freudengsatz.'  JCWeis- 
senb. 1678.  Es  G'sätzli  (üf)spile",  ,eine  Melodie,  ein 
Musikstück  spielen'  Aa;  L.  Er  spilt  es  G'sätzli  [auf 
der  Geige],  singt  es  Lied.  Vaterland  1907  (L).  Ei"'m 
es  G'sätzli  üfspile"  Z  (Spillmann).  Es  G'sätzli  blase"; 
s.  Bügel  II  (Bd  IV  1071).  ,Ein  g.  machen.'  .Jacobs- 
brüederin  [die  auf  der  Leier  spielt]:  Will  dir,  myn 
Hanss,  ein  gsetzlin  machen;  was  wittu  für  ein  liedlin 
han?'  VBoltz  1551.  ,Ir  spillüt,  machend  uns  ein  gs.!' 
RSchmid  1579.  ,Hiemit  nimbt  er  etwas  seitenspils  oder 
vilycht  siner  gsellen  etlicher,  die  das  könnent,  machend 
ein  gsetzlin.'  L  Spiel  1597.  ,So  Herodias  in  Johannis 
houpt  gestochen,  sond  sy  ein  ges.  mit  schwäglen  und 
schallmeien  machen.'  ebd.  ,[Die  Buhler  der  Magda- 
lena sollen  bei  der  Zeche]  ein  Gsetzlin  machen.'  RCvs. 
,Ein  G.  aufschlagen':  ,Frölich,  ir  berichte  flnger,  fertig 
auff  der  Seiten  Feld!  können  ir  zwar  nit  fugieren  ..., 
schlagen  doch  mit  gschwindem  Lauf  Jedem  ein  Ge- 
setzlin  auf.'  JCWeissenb.  1678.  —  8)  Dim.,  von  dem 
taktmässigen  Stampfen  mit  den  Absätzen  als  Be- 
gleitung beim  Tanze  (bes.  beim  Walzer)  Ar.  Das 
G'sätzli  ,besteht  darin,  dass  ein  Tänzer  entweder  für 
sich  allein  oder  als  Intermezzo  zum  Tanze  neben  seiner 
im  Schritte  Hand  in  Hand  einhergehenden  Tänzerin 
streng  im  Takte  der  Musik  und  ganz  langsam  sich 
vorwärtsbewegend  so  schnell  als  nur  möglich  mit  den 
Absätzen  wirbelnd  stämpfelt.  Je  längeri  G'sätzli  a's 
Ann  mache"  cha"",  dh.  je  länger  Einer  dieses  an- 
strengende Stampfgewirbel  aushält  und  je  feiner  und 
ruhiger  im  Tone  er  es  macht,  desto  mehr  wird  er 
bewundert.'  AfV.  VIII  11  (Ap).  Synn.  (mit  de"  Beine") 
appenzellerlen;  beinlen;  schlötterlen ;  doppelteren.  — 
d)  (Dim.,  in  B  auch  G'satz)  übergehend  in  die  Bed. 


eines  unbestimmten  Quantitätsbegriffes:  so 
viel  (so  lange)  man  im  Allg.  oder  nach  den  be- 
sondern Umständen  auf  einmal  zu  lachen  etc.  pflegt 
Bs;  B;  Scaw.  Du  wirst  no'h-n-es  G'sätzli  lache" 
drab.  JCOtt  1864.  E"  Teil  [Kinder]  grine"  auch 
noch  e"  G'sätzli  derzue.  Scbwzd.  (Bs).  So  bägg  du  es 
G'sätzli!  Scuw  Fasn.  1898.  Were"d-dem  er  es  tolls  G's. 
witer  g'schumpfe"  het.  RvTavel  1910.  Der  wird  noch 
hinacht  es  G's.  mit -der  chriege"!  BG.  (Bärnd.  1911). 
De'  wird  es  G's.  b'richte",  wen"-er  hl2m  chunnt!  BG. 
So,  jitz  wil'-ich  no'h  es  G's.  ga"  meije",  ga"  Bolz  spalte". 
ebd.  Chömit  es  Mal  es  G'setzli  zue-n-is  uehe"!  ebd. 
[Der  Erregte]  schlügt  es  G'setzli.  Bärnd.  1911.  ,Jez 
wolt  ich  ouch  umb  ein  drunk  ein  gsezlein  liegen, 
daz  es  stunk.'  TStimmer  1580.  —  5.  nes  G's.  jung 
Hase",  ,Satz  von  jungen  Hasen.'  JIgerspr.  —  Mlid. 
getat  n.,  getazt  n.  f.;  vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4070/80  (unter  .Ge- 
setz', , Gesetzchen',  ,-lein');  Fischer  III  414/6;  Martiu-Lienb. 
II  381/3  (unter  Ge-satz  und  Gesetzte);  ChSchmidt,  hist.  WB. 
der  eis.  MA.  138/9;  Follmann  200  (unter  Gesetz),  sowie 
unser  Gesetz.  In  der  Form  G'satzt  kann  laut).  Antritt 
eiues  t  vorliegen  (vgl.  die  t-Formen  unter  Ur-,  Für-Satz 
ua.),  für  die  ä.  Spr.  kann  auch  an  Einfluss  des  Ptc.  ,ge- 
satzt'  zu  .setzen'  gedacht  werden;  daneben  spielt  aber  sicher, 
zumal  beim  Fem.,  das  nur  in  der  Form  .gesatzt'  erscheint, 
auch  Mischung  mit  .gesetzt'  (s.  uuter  Gesetz)  mit.  Iu  unsern 
ä.  Quellen  wechseln  .gesatz'  und  .gesatzt'  nicht  selten  beim 
nämlichen  Schriftsteller  mit  einander  ab,  so  bei  Zwingli, 
LJud,  Mal.,  KGualth.,  LLav.;  vgl.  zB.  Zwingli  II  66  (E.-F.), 
wo  unmittelbar  auf  .gesatzt'  zweimal  ,gsatz'  und  wieder 
,gsatzt'  folgt.  .Gesatzt'  ist  in  unsenn  Material  8  mal  als 
Neutr.,  7  mal  als  Fem.  belegt.  Die  Breslauer  Drucke  von 
Zwingiis  .Auslegen  und  Gründen  der  Schlussreden'  ändern 
.gesatz(t)'  des  Originals  regelmässig  iu  .gesetz'  (ZwiDgli  II  S 
E.-F.);  dasselbe  geschieht  in  den  Herburner  Ausgaben  von 
OWerdm.  Zur  Form  .gesast'  vgl.  die  Aum.  zu  setzen.  Das 
Masc.  unter  4  b  ist  von  Satz  beeinflusst.  Zw.  Bed.  4  b  g 
und  c  a,  wie  zw.  4  b  und  b  a,  4  c  und  c  a  ist  keine  sichere 
Grenze  zu  ziehen.  Zur  Bed.-Eutw.  vgl.  auch  Stuck.  — 
Fisch-G.:  Fischereivorschriften.  .Die  fischgesatzt 
lautend:  Die  egle  sol  man  von  aussgang  meyens  biss 
auff  Martistag nit  fahen.'  Fischb.  1 563.  —  M  e n  s c h  e  n -  G. 
,Got  versuochen  ist  menschengsatz  dem  Christenvolk 
ufflegen.'  Zwingli.  —  Ge-satzeri  f.:  koll.,  die  Ge- 
setze: wohl  in  geringschätzigem  S.  We""-de  scho" 
cha""st  Mist  üsfüere",  cha""st-du  drum  noeh  nit  regiere", 
z'  [=  d'sj  Recht  und  d'  G'satzerei  verstä".  Klagen  eines 
Schweizers  (.gedruckt  am  Bodensee').  —  Eine  Bildung 
wie  Chinderi,  Chalberi;  vgl.  den  PI.  G' satzer.  Die  Sprache  des 
Belegs  weist  nach  dem  Kanton  Bern ;  der  angegebene  Druckort 
ist  wohl  Fiktion.—  ge-satzlich  AABb.;  BM.,  0.,  Si.; 
L  (auch  -lech),  -Hg  ÄALeer.;  Bs;  B,  so  E.;  L;  GSev., 
W.;  S,  -li  AAWohl.  (flekt.  ■lige");  B;  Gl  (flekt.  -liehe', 
•leche'),  S;  Obw;  UwE.:  Adv.  und  Adj.  1.  gesetzlich, 
,nach  Satzung  und  Recht'  AAWohl.  Er  gihd  Ei"'m 
d'  Sach  g'satzlieh  und  recht.  E"  g'satzlige'  brävne'  Ma"". 
,Gs.,  ordenlich,  legitimus;  gs.  handlen,  dem  gs.  nach- 
kommen, legibus  agere.'  Fris.;  Mal.  —  2.  übertr. 
a)  vom  Menschen  mit  Bez.  auf  den  Charakter,  .wohl- 
geordnet in  Tun  und  Lassen',  gesetzt,  bedächtig,  solid 
Aa,  so  B.  (,wer  strenge  nach  Grundsätzen  lebt'),  Br., 
F.;  B;  Gl;  GSev.;  S,  „konsequent  LG.",  .gründlich 
L;  Zg'  (St.b).  Sini  früechere"  Kamerade"  [sind]  ietz 
scho"  zum  Teil  unterm  Bodc".  di  andere"  rüerige  Hüs- 
väter  oder  g'satzligi  Götti.  BWtss  1863.  Dö  ist  der 
alt  Pfarrer  vo"  Tag  zu  Tag  älter  und  g'satzliger  worde". 
HBlattnek  1902.  E"  rueige'',  g's-e"'  Ma"".  CStreiff 
1908.    .Der  ges-e,  hausliche  Mann.'  Joach.  1898.    .Ich 


1581 


Saz. 


15*  2 


musste  Schritt  halten  mit  g's-en  Männern.'  GoTTn.; 
.gesetzten.'  18(31.  Er  ist  en  G'satzlige1',  Einer,  der 
nach  seinem  Reden  handelt  und  dazu  steht,  der  sich 
nicht  leicht  von  seiner  Meinung  und  dem  eingeschla- 
genen Wege  abbringen  lässt  GSev.  —  b)  mit  Bez.  auf 
das  äussere  Auftreten  (bes. Gang  und  Rede),  gesetzt, 
(ab)gemessen,  bedächtig,  langsam,  oft  mit  dem  Nbsinn 
des  Gewichtigen,  Würdevollen,  Breitspurigen  Bs;  B; 
Gl;  L;  GSev.,  W.;  S.  ,Ein  grosser  Teil  hiesigen 
Volkes  [in  GSev.]  benimmt  sich  etwas  fromm,  sehr 
,ges.'  in  Wort  und  Geberde,  in  Schritt  und  Tritt.' 
GKal.  1861.  Er  het  die  Stich  [das  Essen]  g'satzlig 
g'no",  ei"  Bitz  nach  ''ein  angere".  Loosli  1910.  Di  Manne" 
hei"  g'wetzt  »'"'  gange"  g'satzlig  hinger  d's  Mäje".  ebd. 
1911.  So  langsam  u"''  g'satzlig  ...  trappet  Sami  gäge" 
der  Stube".  SGpeller  1911.  .Langsam,  g's.  rückte 
Michel  aus,  drückte  sich  ins  Gedränge  . . .'  Gotth. 
,Anne  Bäbi  trat  so  g's.  ab  und  wiegelte  den  Rücken 
so  majestätisch  wie  eine  Frau,  die  in  guter  Hoffnung 
geht,  Frau  Ratsherrin  zu  werden.'  ebd.  Wie  chunnst 
du  hüt  e'soe  g's.  dahar?  bist  obba  G'mi2nrät  worde" 
old  Ghörg'richter?  BSi.  E"  g's-er  Gang  B.  ,Z\vei 
Männer  steigen  in  g's-em  Gang  den  Hügel  hinan.' 
Dorfkal.  1878.  Die  schwere"  Chile,  im  gliche"  g'satslige" 
Schritt,  wie  alli  erfarni  G'meindröt,  wo  hei"  Tritt  neben- 
üse"  mache",  für  ömmel  irem  Ansuche"  jö  nit  z'  schade". 
JReinh.  1901.  G's.fare":  ,Der  Vater  mochte  mit  seinen 
zwei  Stieren  und  dem  Choli  noch  so  grad  und  g's. 
[.langsam  und  gleichmässig']  fahren  ...',  beim  Pflügen. 
AHartm.1855(S).  Vom  Reden.  G's.  rede",  „bedächtlich, 
gleichsam  einen  Satz  nach  dem  andern  LG.",  .lang- 
sam, abgemessen,  sei  es  aus  Temperament  oder  wegen 
organischer  Unbeholfenheit'  B  (Zyro),  ,langsam  und 
sehr  deutlich'  BSi.;  Gl;  GSev.  .genau  artikulierend'.  Di"s 
Brüederli  het  vil  g's-er  üfg'siH  [sein  Sprüchlein  auf- 
gesagt] BSi.  Er  hat  's  e'so  g'satzlig  g'seit,  bringt  's 
g's.  derthiir  GSev.  Er  seit  ganz  g'satzlig:  Nume"  nid 
so prüssisch !  RGrieb  1911.  Jez  r.ell-ech,  föht-er g'satzlig 
a",  ro"  's  Dürste"  Jagd  und  Hof.  Schwz.  Unterh.  1848 
(S).  ,Wie  andächtig  und  g's.  die  Base  erzählte.'  Gottu. 
S.  noch  Sp.  14Ö9  o.  (Beleg  von  1528).  Attrib.  Wenn 
du  chunnst  mit  dine"  g'satzleche"  Verse"  [Redensarten], 
so  muess  ja  Alls  meine",  es  ehern  en  englische''  Missionär 
us  Jerusalem.  CStreiff  1904.  —  c)  vom  Stil  und 
Inhalt  der  Rede,  wohlgesetzt,  klar  Gl;  GSev.;  Uw. 
Der  cha""  g'satzlich  rede",  predige"  UwE.  .Wir  un- 
gelehrte Leute,  welche  nicht  in's  Collegi  gegangen  sind 
und  daher  nicht  g's.  schreiben  können.'  Obw  Volksfr. 
1887.  ,Mineli  war  mit  seiner  Rede  recht  zufrieden 
gewesen;  denn  es  glaubte  dieselbe  gar  g'satzli  daher- 
gebracht  zu  haben.'  Obw  Blätter  1899.  —  d)  g'satz- 
lichi  Schrift.  ,eine  feste,  gleichmässige  (nicht  immer 
schiine),  grosse,  leserliche  Handschrift'  B(AvRütte).  — 
e)  g'satzlich  regne",  ,in  allem  Ernste',  tüchtig  S  (Dan.).  — 
Vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  4081  (unter  .gesetzlich');  Fischer  III  446 
(gesatzelig),  sowie  satzlich  und  gesetzlich.  —  G'-satzlich- 
keit  f.:  Bedächtigkeit,  Würde.  ,Es  war  weit  entfernt 
zu  glauben,  man  sollte  an  einem  Tauftage  nicht  fröh- 
lich sein,  aber  doch  alles  in  einer  ehrbaren  G's.'  Gotth. 
satzen,  in  BStdt  auch  satzge"  —  3.  Sg.  Praes.  und 
Ptc.  -et  {-ed):  Sprünge  machen,  springen  BE.,  Gr.,  Stdt 
(Knabenspr.).  Abs.;  s.  räuklen  (Bd  VI  1141);  rösslen 
(ebd.  1440).  Meist  mit  Richtungsbestimmung;  Syn. 
setzen.  Über-ne"  Bach  s.  Die  Alt  [Geiss]  gumped  u"'' 
satzed  um  d's  Junga  umha.  Bärnd.  1908  (BGr.).    Wv 


mängist  macht  so-n-e"  Hans  for  Ubcrigi  über  all  Zun 
it"'1  Garte"stöck  üs  s.  SGfeller  1911.  Schier  z'  ebene" 
Füesse"  isch'-si  zom  Bett  üs  g'satzet.  ebd.  Wi'-n-e" 
Schwiele  löt  Hans  d'Haue"  lo"  g'heie"  u?"  satzet  gäg 
''em  Strössli.  ebd. 

Zu  Salz  I  :•■•  (Sp.  1524).  In  andern  Bedd.  bei  Gr.Wß. 
VIII  1840;  Luxunib.  WB.  371.  Über  die  Form  auf  -tzg  in 
BStdt  (wo  auch  Satzg  für  Satz)  s.  die:  An  in.  zu  Platz  (BdV25S). 

über-  (in  BGr.  über-)  sätze":  eine  Alp  zu  stark 
mit  Vieh  besetzen  BGr.  (Bärnd.  1908);  Obw. 

Kreuzung  zw.  dem  syn.  über-tltsen  und  Ü'ber-Satz  1  a 
(Sp.  1528  u.).     Vgl.  das  Folg.  und  &e-*atee». 

üf-:  zerspaltenes  Holz  klafterweise  aufschichten 
SGrindel. 

Das  A'erhältmss  zu  dem  syn.  üf-setzen  und  zu  Vf-Satz  ist 
nach  der  vor.  Aum.  zu  beurteilen. 

an-:  Jmd  anspringen  BStdt.  D&'  Hund  isch-mer  uf 
ei"s  Mal  grad  a"g'satz(g)et. 

näch(eD)-:  nachspringen  BE.,  Stdt.  Dernö'h  ist-er 
den  Angere"  nahe"  g'satzet.  SGfeller  1911.  Di  Alt 
sig-im  [einem  Mädchen,  das  sich  ertränken  wollte] 
nöchg'satzet  u"''  heig  's  g'ha".  ebd. 

be-:  eine  Alp  beziehen  mit  so  und  so  viel  Kühen  BSi. 

Über  das  Verhältniss  zu  dem  syn.  besetzen  und  zu  Besatz 
(Sp.  I  ö 5 9 )   vgl.   die  Aum.  zu   übersatten. 

satzhaft:  als  Satz  (in  Bed.  Alk?;  s.  Sp.  1521) 
auf  einem  Grundstück  lastend.  ,Fr.  5000  Kapital  an 
einem  Instrumente,  s.  auf  einem  Heimwesen  in  der 
Gemeinde  Steinen  mit  verhältnissmässig  geringer  Vor- 
satzung, sind  zu  verkaufen.'  Bote  der  Urschweiz  1882 
(ScHwBrunn.). 

satzig:  1.  sprungfähig,  brünstig,  vom  Stier;  vgl. 
Satz  A2a  (Sp.  1524).  ,lst  gesetzt  und  geordnet,  das 
fürbashin  kein  dreijähriger  Stier  hei  den  Kühen  mehr 
solle  gestattet  werden;  doch  vorbehalten,  welche  under 
3  Jahren  und  nit  s.,  die  mögen t  auf  der  oberen  Allmend 
gehen.'  1661,  ZfsR.  (LKnutwil).  -  2.  ,Satz'  (in  Bed. 
B5a;  s.  Sp.  1525)  enthaltend.  Der  Kaffee  wird  s., 
wenn  die  Kanne  zur  Neige  geht  Tu.  Auch  von  einem 
Gefäss:  ,Das  s-e  Öhlglas  reibe  mit  Asche'  Z.  —  In 
anderer  Bed.  bei  Gr.  WB.  VIII  1840. 

Satzi°g,  in  der  ä.  Spr.  gew.  , Satzung'  —  f.:  1.  Art 
des  Setzens,  Ordnung,  Verhältniss.  ,[In  Krankheits- 
zuständen]  do  das  ser  blüegend  und  quallend  bluot 
übertrifft  und  ouch  die  vereint  s.  der  lungen  und  der 
andern  inwendigen  dingen  gelöst  oder  geledget  ist.' 
Türst,  Ges.  —  2.  im  Pfandrecht;  vgl.  Ver-satzing. 
a)  Verpfändung,  Pfandverschreibung.  ,Übr  daz  allez 
[was  ihnen  nach  dem  Pfandbrief  zukam]  ...  so  habnt 
N.s  chint  ingenomen  alle  jar  ...  25  stukeh  und  39 
pfenning,  deu  chomen  nicht  in  die  s-e,  und  da  von  hat 
man  siü  geleit  und  gesetzet  zuo  den  guoten,  di  wider  ze 
bringen  sint  [d.  h.  sie  sollen  zurückgefordert  werden].' 
1307,  Hü.  II  395/6.  ,Versatzung  [Titel].  Wa  ieman 
dem  andren  hus  ald  hof  oder  dehain  ander  gelegen 
guot,  das  ze  marktz  reht  und  inrent  den  vier  erützen 
gelegen  ist,  versetzt  hett  bi  der  sul  nach  der  stat  reht 
und  gewonhait  und  aber  dann  der,  der  die  s.  getan 
hat,  oder  sin  erben  ald  ieman  den  oder  die,  den  also 
versetzt  war,  an  dem  selben  pfant  trangtint  und  darumb 
uftribint,  wä  dann  die  s.  in  des  rätes  buoch  verschriben 
stat  und  dann  darnach  der  oder  die,  dien  da  versetzt 
war,  gesweren  mugent  ...,  das  sü  das  selb  pfant  ge- 
nossen habint,  als  es  in  gesetzt  ald  eupfolhen  sie,  wem 


1583 


1584 


damit  ze  wartenn  ald  ze  tragenn  und  wie  si  da  swerent, 
das  in  das  selb  pfant  enpfolhen  und  gesetzt  sie,  das 
sü  danne  des  billich  gemessen  sont  und  es  also  behept 
han  und  sol  in  das  nieman  widertailen,  noch  dawider 
reden,  noch  darunder  nüt  stössen.'  XIV./XV.,  G  StB. 
(G  Mitt.  IV  88;  vgl.  ebd.  56/7).  ,[Der  Stadtschreiber 
soll  seine  Gebühr  nehmen]  nach  den  summen,  als  denn 
in  den  briefen  je  geschriben  stand,  es  syend  koff- 
brief,  gemechtbrief,  satzbrief  [vgl.  Bd  V  482  o.].  . . . 
Aber  umb  s-en,  do  ein  man  sinem  wip  setzt  ir  hein- 
stür  und  morgengab,  darinn  sol  er  sich  nach  den  ob- 
geschribnen  summen  bescheidenlicher  halten  denn 
umb  koiff  oder  lipding.'  1432,  Z  StB.  ,Das  ein  jeder 
dem  andern  wol  möge  bargelt  lyhen,  es  syg  uff  s-en 
oder  handtschriften.'  XVI.,  Z  Gerichts!).;  nachher  ,söl- 
liche  s.  und  verschrybung.'  ,Dise  jetz  gemelte  stück 
und  güeter  . . .  [des  N.]  rechte,  frye,  ledige  underpfand 
sind  ...  Die  fünf  geschwornen  ...  hand  sich  ...  er- 
kennt, das  dise  s.  uff  gemelten  underpfanden  wol 
stände.'  1544,  ZMeil.  S.  noch  Burschaft  (Bd  IV  1530, 
wo  zu  lesen  ,oder  von  s-e').  , Ewige  S.':  ,Von  ewiger 
S.  [Titel].  Es  sollen  keine  ewige  Satz-Gültbriefe  oder 
Verschreibungen,  auf  was  es  wäre,  gemacht  werden, 
sondern  alle  solche  eine  bestimmte  Ablösungszeit  ent- 
halten.' Gl  LB.  1807.  —  b)  die  durch  die  Verpfändung 
begründete  hypothekarische  Belastung.  ,Ist  unser 
Landtrecht,  das  alle  Capitalien,  so  in  Teilungen  ein 
Erb  dem  anderen  auff  ererbten  Güeteren  schuldtig  ver- 
bleibt ...,  allen  anderen  S-en,  so  nachgentz  auff  die 
Güeter  gesetzt  werden,  vorgehen  sollen,  wan  selbe 
schon  nit  canzleyisch  verbrieffet,  desswegen  Jeder 
schuldtig,  solches  Erbguet  als  Vorsatzung  anzuegeben, 
damit  man  sich  zu  verhalten  wüsse.'  ScHwMa.LB. 
1756.  —  c)  Unterpfand,  „Sicherheit  für  eine  Schuld 
auf  unbewegliches  Gut  Schw;  Zg."  ,Es  geben  Sicher- 
und Satzung  die  Gebrüder  NN.'  L  Kantonsbl.  1849; 
ähnlich  ebd.  1876  und  noch  öfter  in  L  Schuldverschrei- 
bungen. ,Ir  koufzedel  die  wysind,  das  N.  im  solle 
100  guldin  gegen  dem  aman  zuo  Erlibach  abnemen 
und  um  100  guldi  in  unser  herren  piet  satzig  nemen, 
die  wol  stand,  und  100  guldi  uff  dem  hus  für  ein  satzig 
han  und  100  guldi  usshin  gen.'  1531,  Z  Stäfa.  ,Das 
A.  um  die  spennigen  300  guldin  gerüertem  B.  sin  müli 
samptanderm  sinem guot,  essige  liggendsald  varends..., 
gar  nüt  ussgedinget,  zuo  underpfand  insetzen,  haft  und 
pfantbar  machen  und  sich  auch  der  selb  B.  sollicher 
s.  benüegen  lassen  solle.'  1540,  Z  RB.  Dass  Diejenigen, 
welche  dem  Spital  [zu  Bellenz]  Restanzen  schuldig 
seien,  bezahlen  oder  ,S.  geben'  sollen.  1620,  Absch. 
Auch  für  eine  (eventuelle)  künftige  Schuld,  Kaution: 
,Wenn  die  Gemeindsgenossen  einen  Inzieher  oder 
Seckelmeister  ihres  gemeinen  Inkommens  ernambsen, 
der  einer  Fr.  Äbtissin  . . .  keine  S.  zu  geben  hätte, 
solle  sie  befugt  sein,  Einen,  welchen  sie  tauglich  er- 
kennt, zu  ernambsen,  und  ein  jeder  Solcher  solle 
genugsam  Hinderlag  oder  S.  geben,  damit,  wann  Einer ... 
Das,  so  er  inziehet,  der  Gemeinde  vertun  wurd,  die  Ge- 
meinde wüsste,  worauf  sie  Solches  zu  fordern  habe.' 
1666,  Aa  Rottensw.  Offn.  —  3.  obrigkeitliche  Fest- 
setzung, Bestimmung,  a)  wesentlich  wie  Ge-satz  1 
(Sp.1573).  a)  im  Staats- und  Verwaltnngsrecht.  ,Sazi"g, 
leges  scriptae,  sanctiones;  i'h  ha"-mich  a"  der  S.,  causam 
pro  me  dicent  statuta.'  Id.  B;  darnach  bei  Zyro.  ,Wie 
<lisü  s-e  mit  ingesigelen  gevestet  ist  [Titel].  Das  dis 
alles  stete  . . .  belibe,  so  besteten  wir  dise  s-e  [und 


geben  unsere  Siegel]  zeinem  ewigen  Urkunde  aller  der 
vorgeschriben  dinge  und  s-e.'  Z  RBr.  ,Wir  der  Schult- 
heis, der  ratt  und  die  zweihundert  der  statt  Bern 
habent  von  diser  nachgeschribnen  sach  diss  s.  hie 
nach  gemeldet  gesetzet:  ...'  1439,  B  StR.  ,Dis  sind 
die  s-en,  die  man  alle  jar  am  hüpschen  mentag  vor 
raten  und  200  list  [Titel].'  XV.,  ebd.  ,Den  N.  der  50 
krönen  dienstgelts  halb,  so  er  uff  sin  lib  und  pferdt 
von  Franzosen  gehept,  ledig  erkennt,  das  er  das  wol 
habe  mögen  haben  lut  der  s.  [dem  Pensionenverbot].' 
1523/6,  Z  RB.  ,Ein  bluotiger  fridbruch,  wellicher  nach 
myner  herren  s.  (als  ein  malefltzische  sach)  mit  dem 
schwerdt  gebüesst  werden  sollen.'  1545,  ebd.;  s.  auch 
ansehen  (Sp.  559  u.).  ,S-en,  mandat,  constituta,  man- 
data.'  Fris.;  Mal.,  ,removere  aliquem  a  legibus,  eim 
s-en  ze  machen  nach  seinem  gfallen  und  willen  weeren 
und  nit  nachlassen.'  Fris.  ,[Die  .schuolherren'  haben 
das  Recht]  auch  nüwe  s-en  zuo  machen  ...  Wo  aber 
ein  nüwe  s.  von  inen  gemacht  ...  [sollen  sie]  solche 
flissig  lassen  ufzeichnen.'  F  Schulordn.  1577.  ,Als  dan 
die  Statt  Baden  ein  alte  S.  hat,  das  kein  Burger  . . ., 
so  haben  meine  Herren  ...  angesehen,  dass  dise  S.  auch 
Statt  haben  solle  [gegenüber  Fremden].'  um  104n/6<>, 
AAB.StR.  ,S.  machen,  halten,  brechen,  aufheben;  es 
ist  ein  S.  darum,  legibus  hoc  comparatum,  sancitum 
est;  wir  haben  gute  S-en;  das  ist  wider  die  S.'  Hosp. 
S.  noch  Geiss-  Vieh  (Bd  1 648) ;  Besag  (Sp.378);  Binder- 
Säss  (Sp.  1357).  In  der  BGS.  1615  als  Unterabteilung 
eines  , Titels'  (wie  zB.  ,Von  dem  Alter  der  Personen' 
oder  ,Von  Pfändung  undVergandtung'),  die  (mit  I.,  II. ... 
, Satzung'  überschriebene)  einzelne  Bestimmung;  daher 
ebd.  Verweisungen  wie:  ,In  disen  Fahlen  bestadt  es 
by  denen  S-en,  so  hernach  zusechen',  nämlich:  ,1m 
I.  Teil  die  2.  S.  des  6.  Tituls,  item  die  1.  S.  des  8.  Tituls 
[usw.]';  so  steht  auch  noch  im  BCivilgesetzbuch  182511". 
,S.'  für  Art.  oder  §.  Spec.  =  ES.  (s.  d.).  ,N.  sprach, 
wenn  er  so  vil  ghandlet  hette,  das  inn  die  s.  bunde,  so 
söllind  wir  styff  darby  blyben.'  1530/3,  Z  Ehegericht, 
,Wie  wol  die  s.  ein  jar  still  ze  stan  und  zbeiten  ver- 
mag . . .  darumb  aber  inn  diserm  fal  nit  grad  streng 
uff  der  s.  glägen  und  doch  nit  gar  darvon  gfallen 
werde,  so  sollent  sy  noch  zwen  monat  lang  by  einander 
sin.'  1541/3,  ebd.;  noch  oft  in  dieser  Quelle.  Mit  Adj. 
,Als  dann  bishar  dhein  verschribne  s.  vorhanden,  wel- 
licher gstalt  ein  knab,  so  ein  witwen  fryg  zuo  der  heiligen 
ee  nimbt,  nach  der  statt  recht  ussgericht  solle  werden ...' 
1529,  Z  RB.  ,üaz  wir  vollmechtigen  gwalt  habent, 
die  gerichtlichen  s-en,  in  diserm  buoch  vergriffen,  . . . 
ze  endern  und  allwegen  nach  der  zyt  und  den  lönffen 
(darnach  all  menschlich  s-en  gerichtet  sin  sollent)  ze 
ordnen  und  ze  schicken.'  B  StSatzung  1539.  ,Land- 
buoch,  das  ist  verschribne  Sazungen  einer  loblichen 
Landschaft  Davoss,  geteilt  in  zwei  ...  Bücher,  deren 
das  erste  alle  Freffel  und  Buossen,  das  andere  un- 
buossbare  S-en  und  Landtrecht  der  Landtleuten 
gegen  einandern  inhalt,'  XVII.,  GrD.LB.  (Titel);  s. 
noch  un-buessbar  (Bd  IV  1753).  ,[Die  Abgeordneten 
der  Gemeinde  Tablat  bitten  den  Abt,  die]  durch  ge- 
meine mehrere  Stirn  ihrer  Graeindtsgnossen  beschlossene 
Mitel  [zur  Beseitigung  von  Missständen]  von  Obrig- 
keit wegen  zu  bestetigen  und  in  ein  öffentlich  S.  zu 
bringen.'  1620,  G  Rq.  ,So  haben  wir  ...  angemessen 
gefunden  ...  zu  einer  durchgängig-allgemeinen  S.  an- 
zusehen, zu  sezen,  zu  verordnen  und  zu  bestimmen, 
dass  ...'  Z  Mand.  1755.  Neben  verwandten  Ausdrücken. 


i:,s.-, 


Saz, 


',,  S1Z,  soz,  suz 


l;,-v, 


,S..nnd  recht.'  ,Daz  die  vorgenant  s.  und  reht  ewenk- 
lich  ganz  stete  und  [unjzerbrochen  blib,  so  verbietten 
wir,  daz  enkein  fürst  . . .  noch  dekeiner  schlahte  lüte 
die  selben  s.  und  recht  ünsern  ...  burgern  von  Brugg 
verstören  oder  zerbrechen  geturre.'  1284,  AABr. Stadt- 
brief und  so  schon  1283,  AAÄar.  Stadtbrief  (beide  von 
König  Rudolf);  dazu:  .Unser  statt  Brugg  s-en  und  recht, 
von  einer  loblichen  herrschaft  von  Hapspurg  säligklich 
entsprossen.'  1512/3,  AABr.StR.  ,Alle  die,  so  unser 
stat  hant  ewenclich  verloren  nach  unser  stat  recht  und 
s-e.'  Anf.  XV.,  B  StR.  ,S.  und  Ordnung.'  ,Dise  s.  und 
Ordnung  sol  an  heinischen  und  frömden  gehalten 
werden.'  Seg.  L  StR.  XV./XV1.  ,Uise  nachgeschribne 
stugk,  s.  und  Ordnung.'  1425,  BSi.  Rq.  ,üoch  so  be- 
halten min  herren  inen  bevor,  solich  ir  Ordnung  und 
saczung  ze  rneren  und  ze  minderen  ie  nach  irem  guot- 
bedunken.'  1534,  AAB.Metzgerordn.  ,Volgend  des  ersten 
Ordnungen  und  s-en  von  der  form  des  rechtens  [Titel].' 
1572,  AAR.StR.  ,Ob  Einer  weder  um  Vogt,  noch  um 
eines  Land  und  Gerichts  S-en  und  Ordnungen  Nüt 
geben  wollte.'  GrKI.LB.  S.  noch  Sp.  1522  o.  ,Doch 
sol  dise  s.  und  artikel  10  jar  nechstkomend  stet  be- 
liben.'  1457,  BSi.Rq.  ,Wer  sich  frävenlich  wider  sem- 
lich offnung  und  s.  und  alt  herkomen  des  dorfs  und 
der  vogty  satzte  und  nit  hielt  . . .'  um  1475,  G  Rq, 
.Nach  lut  unserer  gn.  h.  von  Bern  mandaten  und 
Satzungen  . . .,  ouch  nach  inhalt  miner  herren  von 
Arow  s-en  und  edicten.'  1538,  AAR.StR.  ,Den  An- 
grifter  [eines  Prozessgegners  soll]  Nützit  schirmen, 
weder  Hantveste,  S-en  noch  andere  Fryheiten.'  lb'20, 
AABr.  StR.  ,Vorred  über  dise  nüw  gemachte  S.  der 
Statt  Brugg  [Titel].  . . .  unser  alt  Harkommen,  guot 
Gwonheiten,  Fryheiten,  Stattrechten  und  S-en  (sy  sigend 
glich  gschryben  oder  nit  gschryben).'  1G20,  ebd.  ,Ge- 
schribne  Statuten  und  S-en.'  GrV  Dörfer  LS.  1692.  ,Alle 
übrige  Sazung,  Recht  und  Beschwerten,  so  in  diser 
neuen  Öffnung  nit  ...  widerholt.'  1697,  GMosn.Offn. 
S.  noch  Einings-Brief{BA  V449);  Rodel(M  VI  602o.).— 
ß)  auf  religiös-kirchlichem  Gebiet.  ,[Die  Ehe- 
erlaubniss  wird  erteilt;  denn]  dise  sipp  oder  magschaft 
ist  im  dritten  glid  und  hat  in  gots  s.  kein  verbott 
noch  irrung.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  .Darüber  ouch 
harnach  von  den  heiligen  väteren  und  päpsten  con- 
stitutiones  (das  sind  Satzung  und  beschlüss)  gemacht.' 
Zwingli.  , Christus  spricht,  so  man  got  eer  mit  leren 
und  s-en  der  menschen,  so  sy  es  vergeben.'  ebd.  .[Der 
Widerlegung  ihrer  Lehrsätze  an  Hand  der  h.  Schrift 
beugen  die  Päpstlichen  vor]  mitt  aignen  basthien  oder 
s-en,  das  nämlich  hailigegschriftniemat  änderst  verston 
sol  dann  wie  der  papst,  der  über  sy  gesetzt  ist.'  Kessl. 
S.  auch  Ge-satz  lb  (Sp.  1576).  —  b)  obrigkeitliche 
Preisbestimmung,  Tarif.  ,[Die  .fleischschätzei"] 
sollend  im  das  [Fleisch],  nach  dem  und  es  feist,  guot 
und  ein  ussbund  ist,  ie  nach  gstalt  der  lüuffen  und  nach 
unserer  nachpuren  zuo  Wintertur  s.  und  Schätzung  by 
iren  eiden  schätzen,  und  wie  das  von  inen  geschätz[t] 
wirdt,  also  und  nit  türer  sol  der  metzger  das  verkoufen.' 
ZElgg  Herrschaftsr.  1535.  ,[Dem  Vogt  zu  Wädenswil] 
die  letst  s.  der  kässen  zuo  schicken  und  berichten, 
das  sy  mit  iren  undertanen  redint,  söllichem  zu  ge- 
leben.' 1564,  Z  RM.  —  c)  auf  die  Übertretung  einer 
Satzung  gesetzte  Busse;  vgl.  zum  Übergang  von  a: 
.Deren  halb,  so  ir  burgrächt  uffgäben,  ist  geraten,  das 
sy  die  s.  liden.'  1527,  B  RM.  ,Mein  herren  habent  mit 
den  beiden  stattknechten,  dem  Wächter  und  dem  bettel- 

Schwelz.  Idiotikon  VII. 


vogt  geredt  von  des  uff  hebens  wegen  zun  bädern  niden, 
das  si  an  sambstagen,  an  unser  frowen  abent  ...  mogent 
uff'nemen,  doch  so  söllent  si  deheinem  an  sin  gmach 
gan  noch  ufftuon,  sy  wissent  dann  wol,  das  er  ein 
metzen  by  im  da  in  habe  ...;  sy  söllent  ouch  die,  so 
si  uffheben,  in  der  s.  bescheidenlichen  halten  ie  nach 
gestalt  der  personen  und  des  handeis.'  1520,  AaB.  StR. 
,So  der  pfistergsell,  ir  hüering  oder  eebrecher,  die 
beid  s-en  des  eebruchs,  ouch  des  krieglouffens  halb 
erstattet,  soll  er  dann  mit  ablegung  alles  costens  der 
gefengknuss  ledig  und  ussgelassen  werden.'  1527/9, 
Z  RB.  —  4.  (schiedsgerichtlicher)  Vergleich,  Ver- 
trag. ,Daz  disir  sazzunge  und  disir  richtunge  [!]  ... 
war  si  und  stete  belibe  ze  einer  gewaron  gezüchsami 
und  stetem  Urkunde,  henken  wir  [die  Schiedleute]  unsürü 
ingesiglü  an  disen  brief.  Diso  richtunge  geschah  zu 
Arowa  ...'  1298,  JEKopf.  .Die  satzunge  und  die  suone, 
so  die  edeln  herren  NN.  gemäht  hant  umb  den  bresten, 
so  wir  zeinander  hatten.'  1298,  ebd.  ,[Am  Schlüsse 
eines  Schiedspruches:]  Ich,  her  N.,  undervoget  . ... 
vergich,  daz  du  vorgenant  sazzenge  geschehen  ist  mit 
miner  gunst  und  mit  minem  willen.'  1314,  Z.  ,Daz  NN. 
von  der  selben  frevelen  und  des  unfuogs  wegen  ...  uff 
mich  [den  Bürgermeister  von  Basel]  als  uff  einen 
gemeinen  man  ein  s-e  tatent,  was  ich  darumb  nach 
dem  rechten  oder  nach  der  minne  seite  und  usspreche, 
das  gelobtent  sy  zuo  beden  siten  stete  ze  haltende  ... 
Und  als  nach  diser  s-e,  so  sy  diser  vorgeschriben 
dingen  uff  mich  kommen  warent,  aber  do  ein  knecht 
in  einem  friden  erschlagen  wart  ...,  do  spreche  ich  ...' 
1353,  Arg.  1861  Wechselnd  mit  dem  syn.  ,satz';  s. 
Sp.  1523  M. 

Mhu.  satzunge;  vgl.  auch  Gr.  WB.  VIII  1841  f.,  zur  Bil- 
dung Wilm.  II  §  283,  i.  Zur  Beu.  vgl.  das  mehrfach  syn.  Satz 
(Sp.  1517  ff.).  -  Mit  den  folg.  Zssen  siud  die  entsprechenden 
verbalen  mit  setzen  und  die  Abll.  davon  auf  -setzing  zszuhalten. 

E-:  Vorschriften  betr.  die  Eheschliessung;  s.  im 
Quellenverzeichniss  zum  Id.  unter  Z  Ehesatzg  1539. 
,Sy  [hat]  kein  zügen,  die  nach  lut  der  nüwen  oder  Ver- 
besserung der  es-en  kuntschaft  geben  möchtend.' 
1533/8,  Z  Ehegericht.  ,[Ein  Artikel]  der  im  buoch 
Verbesserung  der  ees-en  stat.'  1541/3,  ebd.  ,Wenn  sich 
ein  kind  under  denen  jaren,  wie  die  in  der  ees.  be- 
stimpt,  ...  in  die  ee  verpflichtet  hette.'  B  StSatzg  1539; 
ähnlich  1572,  Aar.  StR.  (,ehes  •).  —  Ab-  =  Absatz  7  a 
(Sp.  1528);  vgl.  auch  unter  Absatz  2  (Sp.  1527  o.).  ,Da 
in  [den  Herzog  von  Österreich  und  Burgund]  ein  stat 
Bern  durch  iren  ratsboten  Hess  hoch  grüessen  und  von 
wegen  der  münz  a.  und  salzkoufs  ansuochen.'  1503, 
Ansh.;  in  einem  lat.  Abschied  über  diese  Angelegen- 
heit heisst  es:  ,ob  immutacionem  monetarum  in  patria 
Burgundia  faetam'  (s.  Absch.  III  2,  239).  -  Über-,  in 
UwE.  T-:  übermässige  Besetzung,  Belastung  a)  einer 
Alpweide,  =  Ü.-Satzla  (Sp.  1528)  UwE.  ,Das  ist  der 
brief  von  ü.  uf  den  bergen:  ...  Wer  der  wery,  der  yetz 
hinfür  uf  einichen  alpen  und  azbergen  ü.  tetty  ...,  der 
und  die  selpigen  süllen  bezallen  den  schaden  und 
verlurst  des  fechs,  so  uf  rechty  besatzung  ufgetriben 
und  zuo  unnutz  abvallen  wurdi  ...  Ob  sach  wery,  das 
einer  ein  halper  kuo  weid  hetti  ...  alden  so  mag  er 
die  selpigen  kuoweid  wol  mit  einer  kuo  besetzen,  doch 
mit  rechten  gedingen,  das  er  semlich  halper  kuo  ü. 
sinen  bergteilen  offenlich  zuo  wüssen  tuon  und  nie- 
inaiit  heimli  nüt  umgangi.'  1529,  BSi.Rq.;  erneuert 
1747.  —  h)  einer  Liegenschaft  durch  Hypotheken  L 
100 


1587 


Sil/.. 


S1Z,  soz,  süz 


1588 


(Ineichen).  —  c)  eines  Gemeinwesens.  Durch  Auf- 
lagen: ,Wie  wol  des  fürnämens  und  ü.  vil  und  ruänge[r]- 
ley,  so  schwer  und  der  gemeind  unlidenlich  was,  so 
erhab  [1.  erhuob?]  doch  das  hundtöten  wit  und  zuo 
mangvaltigen  Unwillen  ...'  Walpm.  (BBericht).  Durch 
Zuzug  von  aussen:  ,Als  sich  gefüegt  ...,  das  ein  burger 
einem,  der  usswändig  gesässen,  sin  hus  zuo  koufen  git, 
der  dann  harin  zücht,  und  der,  der  im  zuo  koufen  git, 
ouch  in  der  statt  belibt  und  also  einen  ussman  zuo 
im  der  statt  ufsetzt,  daruss  dann  u.  der  burgern  und 
der  statt  übertrang  beschicht  ..."  15G9,  ÄABr.StR.  — 
Eid-:  Vorschriften  über  Aufrechterhaltung  von  Frieden 
und  Ordnung  im  Innern  und  nach  aussen,  auf  die 
alle  Einwohner  jährlich  einen  Eid  leisten  müssen. 
XVII.,  Aar.  StR.,  vgl.  S.  152  ff.  322.  ,Dass  dem  ... 
Würt  umb  söllichen  synen  Usstand  vermog  der  E. 
weder  Gricht  noch  Recht  solle  gehalten  werden.'  1627; 
häufig  in  der  Wendung:  ,Disser  Articul  (Ratschlag, 
disere  Erkantnus)  soll  der  E.  incorporiert  (yngelybt) 
werden.'  ebd. 

Üf-:  1.  Einsetzung,  Anordnung,  Verordnung;  vgl. 
Üf-satz  laß  (Sp.  1529).  ,Dis  u.  [dass  der  Kaiser  von 
den  sieben  Kurfürsten  zu  wählen  sei]  ist  gemacht  und 
bestätet  [im  Jahr  1001],  und  in  dem  selben  jar  starb 
ouch  kaiser  Otte  von  Sachsen,  der  dis  ordenunge 
gemacht  haut'  Z  Chr.  1336/1446.  ,[Da  die  Fasten- 
vorschrift] durch  die  heiligen  vätter  uffgsetzt  . . .  ist, 
so  wellen  wir  [die  kath.  Orte]  die  orgernuss,  so  uss 
ubertrettung  der  selbigen  uffs.  entstat.  in  unsern 
landen  nit  infüeren  lassen.'  1525,  Gfd.  ,Göttliche  Ü.': 
.Diewyl  [die  Kirchgenossen  von  ZDiet.  und  Schlier.] 
nach  göttlicher  Uffs.  den  Zehenden  recht  und  orden- 
lich zu  geben  schuldig.'  1674,  Mandat  des  Landvogts 
von  Baden.  Mit  subj.  Gen.  ,Die  alten  burger  zuo 
Luzern  hand  sich  versinnet,  dass  von  alter  har  von 
guotter  gewonheit  und  des  rats  u.  kommen  ist,  dass  ..., 
1410,  L.  ,[Hus  habe  gesagt]  man  sollte  den  layen 
das  sacrament  nach  der  u.  Gottes  under  beeden  ge- 
stalten geben,  des  wyns  und  des  brots.'  Zwingli. 
.[Dein  verstorbener  Freund]  hat  als  ein  tödtlicher 
mensch  eben  müessen  enden  nach  der  ersten  Gottes 
u.'  OWerdm.  1564;  .Ordnung  Gottes.'  Herborn  1587. 
Mit  obj.  Gen.  .Anfang  und  u.  des  krüz-  und  mittag- 
gebets  und  lütens  [Titel].  . . .  [Die  Stadt  Bern  hat] 
in  all  iren  gebieten  ufgesäzt  und  verordnet,  dass  ...' 
Ansii.  S.  auch  Üf-satz  (Sp.  1529  u.).  —  2.  =  Üf-satz 
Ibs  (Sp.  1530).  ,[Die  Landleute]  tatten  ir  anvorde- 
rung,  dass  ir  anligen  werre,  alle  nüw  uffs.  ab- 
zestellen  ...  So  was  der  abscheid,  dass  den  ussren 
ward  zuogesagt,  die  nüwen  uffs.  dünnen  zuo  tuond.' 
Waldm.  (B  Bericht).  ,Fryung  und  exemption  aller 
zollen,  weggelts,  fürleite  und  aller  andrer  uffs., 
wie  die  genempt  und  geheissen  ist.'  1512,  Absch. 
,[Der  Schiffspatron]  sol  uns  genzlich  schadlos  halten 
von  allen  zollen  und  uffs-en  in  sinem  eignen  kosten.' 
Stulz  1519.  —  MhJ.  üfsatmng!  :  vgl.  auch  Gr.  WB.  I  719; 
Fischer  I  412/3. 

Alp-:  Alpordnung.  ,Wir,  die  alpgnossen  im  Alply  . . . 
tuon  kunt,  dass  wir  ...  ein  alpsatzig  gemachet  und 
gestelt  habend,  nämlich  als  hernach  folget:  ...'  1550, 
GaStJoh.  und  ähnlich  öfter  im  XVI./XVIII.,  GT.Rq.  (s. 
im  Register).  .[Der  Abt  hat]  in  den  A-en  sich  nit 
gehalten  wie  ein  anderer  Gnoss,  und  in  den  Alpen 
wenig  gewärchet  . . .  und  ist  kliein  rechte  Ordnung  in 
den  A-en  niemer  beschechen;    dann  wann  das  Haupt 


krank  ist,  so  ist  auch  der  ganz  Leib  krank.'  1619, 
UwE.  (Klageschrift  der  Talleute).  ,[Wir,  Abt  von 
St. Gallen,  haben  Denen  von  Wildhaus]  ihre  Alps-en 
und  -Ordnungen  von  hoher  Oberkeit  wegen  confirmiert 
und  bestätiget'  1633,  GT.Rq. 

In-:  1.  Besitzergreifung.  .[Bern  hat  sich  gegen 
,innemung  der  herschaft  Oron  und  Palegus'  durch 
Freiburg  verwahrt,  weil  es  ältere  Rechte  darauf  habe] 
aber  unangesächen  des  habind  si  sich  ingesetzt  ... 
deshalb  reparation  begärt  der  i.,  so  sy  getan  . . .  [nach- 
her:] miner  herren  begär  ze  verschaffen  sölliche  i. 
abschaffen.'  1553,  B  RM.  —  2.  wesentlich  =  Üf-s.  1 
(Sp.  1587),  auch  Einrichtung.  Mit  subj.  Gen.  , Alles 
so  on  yns.  Christi  yngerissen  ist  und  zuogetragen,  das 
ist  ein  warer  missbruch.'  1523,  Zwingli.  .Das  sacrament 
under  beeden  gestalten  geben  nach  Ordnung  und  y. 
Gottes,  unscrs  herren.'  ebd.;  s.  auch  in-risen  (Bd  VI 
1341).  ,Die  heiligen  sacrament  nach  seiner  [Gottes] 
Ordnung  und  eins,  brauchen.'  LLav.  1582.  Mit  obj. 
Gen.  , [Adams  Fall  bedeutet]  das  verlieren  der  wol- 
getonen  i.  [Einrichtung]  mentschlicher  natur  und  den 
val  in  die  sünd.'  Zwingli.  .Der  Stiftung  undt  I.  des 
Jesuiter-Collegii.'  RCys.  S.  auch  satt  (Sp.  1425).  — 
3.  im  Pfandrecht,  a)  =  Satzing  2  a  (Sp.  1582).  .[Mit 
Bez.  auf  das  zur  Befriedigung  der  Gläubiger  eines 
Verstorbenen  ungenügende  Gut]  sol  kein  i.  kein  kraft 
han,  einer  hab  den  brieff  und  sigel  darumb,  den  sol 
man  davon  nüt  trengen,  e  das  einer  siner  schuld  be- 
zalt  werd,  und  umb  pfand  kein  kraft,  einer  hab  sy 
den  in  sinem  gewalt  mit  der  gant  recht.'  Anf.  XV., 
ScHwMa.  LB.  ,N.  solle  by  den  underpfanden  lut  sines 
Schuldbriefs  beliben,  es  werde  denn  fürbracht,  das  die 
i.  des  [dh.  zugunsten  des]  Juden  und  der  morgengab 
elter  und  vorhin  beschechen  sige.'  1484,  Z  RM.  (ZfsR. 
IX  a  45).  ,Dhein  i.  und  Verpfändung  varrender  pfänden 
soll  nit  statt  haben  einiches  vergangs  [!]  halb  vor 
andern  schulden  im  rächten,  wälliche  nit  öffentlich 
inn  bisyn  des  gerichtsherrn  ...  bescliechend  oder 
darumb  ordenliche  brief  und  sigel  uft'gericht  sind.' 
1575,  Tu  Landesordn.  ,Wan  Einer  dem  Anderen  ein 
ligend  Gut  verpfenden  will,  soll  solche  Verpfendung 
nienen  anderstwo  beschechen,  dan  vor  Schulthess  und 
Gericht  zu  Kaiserstuhl  ...;  dan  bescheche  dise  Eins, 
anderstwo  und  obschon  Brief  und  Sigill  darüber  auf- 
gericht  wären,  soll  dieselbe  Verpfendung  untaugenlich 
und  die  Ansprach  mehr  nit  dan  eine  gemeine  lauffende 
Schuld  sein.'  1687,  AaK.  StR.;  s.  noch  ebd.  S.  201 
(zweimal).  , Ordnung  wegen  Eins-en:  Allerforderst 
sollen  keine  Eins-en,  es  seye  durch  Handschriften 
oder  anderweegs  auff  einig  specificiertes  ligendes 
Underpfand  auffgerichtet  werden  ...  Die  Eins-en,  so 
vor  denen  Geschwornen  auf  der  Landschaft  gemacht 
werden,  sowohl  umb  Schulden  als  umb  Weiberguht, 
sollen  auch  in  Schrift  verfasset  werden  ...'  1719,  L 
StR.  1765,  106  f.  ,[Dass  die  noch  nicht  bezahlten 
,Erbs-  oder  Schatzungs-,  Kaufschilling-,  Gant-  und 
Verweisungsgelter']  von  den  Schuldneren  in  denen 
nachfolgenden  Eins-en  und  Verpfändungen  nicht  an- 
gegeben, sondern  treuloser  Weise  verhalten  worden.' 
1753,  Bs  Rq.  .Eins,  [auf  der  Aussenseite  der  Ur- 
kunde]: Zuo  wüssen  sey  hiemit,  dass  N.  zuo  Adligen- 
schwül  hat  ein  Eins,  gezeigt  und  geben  seiner  ehlligen 
Haussfrauw  ...  und  das  zuo  besserer  Sicherheit  ihres 
zuogebrachten  und  ererbten  Guots  [folgt  eine  Auf- 
zählung von  Hausrat  nüt  Wertangaben].'  1764,  LAdl. 


1590 


—  b)  =  Satsing  2  c  Bs;  Z.  ,[A.,  der  gegen  Verpfändung 
einer  Matte  das  Geld  zum  Bezahlen  des  Kaufpreises 
aufnehmen  will:]  Ich  wollte  Euch  eben  fragen,  wo 
ich  das  Geld  wohl  bekommen  könnte,  die  Eins,  ist  ja 
gut.'  Breitenst.  1868.  ,Auf  dieser  Eins,  haftet  . . .' 
1819,  Aa.  —  Mhd.  inrntz-umje,  Einsetzung,  Immission,  Pfand; 
Tgl.  auch  Gr.  WB.  III  265. 

Ent-:  a)  =  Ent-satx  a  (Sp.  1543).  , Was  iren  jetzigen 
Vorster  belangt,  sitmaln  zuo  desselbigen  E.  dheine 
billichen  Ursachen  sind,  sprechend  wir,  das  man  inne 
fürer  by  söllichem  synem  Dientst  solle  lassen  blyben 
und  man  die  Besatzung  des  Vorsterambts  ...  allwegen 
bruchen,  wie  hieoben  geschriben  stadt.'  1019,  Zßenk. 
,[Dass  den  .Pässhütern,  Zollnern,  Torwartern  und 
Fehren']  by  ihren  Eidspflichten  und  Mydung  der  E. ... 
gebotten  werde  . . .'  B  Mand.  1628.  Mit  Gen.  des 
Amtes:  ,[üass]  die  besatzung  und  e.  der  pfrund  ... 
zuo  myner  herren  gwalt  stände.'  1585,  Z  RM.  — 
b)  .rechtliche  e.',  Entziehung  eines  Rechtes  durch 
Richterspruch.  .[Junker  N.  macht  geltend,  dass]  ime 
uff  dem  tanz-  und  spilblatz  fürgehende  frävel  zu  strafen 
einzig  zustehn  und  gebüren,  von  welchem  er  sich 
auch  one  vorgehnde,  ordenliche  und  rechtliche  e.  nit 
tryben  lassen  werde.'  1599,  AäK.  (Schiedspruch).  — 
Vgl.  Fischer  II   736. 

Er-:  a)  Ersatz,  Entschädigung.  ,Die  bäginen  ... 
sollen  uf  die  Nidegg  komen  und  inen  des  gartens  halb 
e.  bcschechen.'  1492,  BRM. ;  s.  auch  Ver-sorgniss  (Sp. 
1313).  ,Wen  einer  sölichs  [verpfändetes  Gut]  on  er- 
louptnuss  verkoufte  und  uss  dem  pfand  verwandlete, 
der  ist  dem  gerichtsherren  buossvallig  und  dem  kleger 
andere  e.  oder  bezalung  schuldig.'  ZElgg  Herrschaftsr. 
1535.  ,Dass  den  grafen  von  Gryers  um  erlütne  schmäh 
und  schaden  gebürlich  e.  beschehe.'  Ansh.  ,Wil  er 
[der  Schulmeister]  den  armen  [Schülern]  nüt  soll  ab- 
nemen  [für  das  Wärmen  der  Schulstube],  soll  zuo 
siner  e.  der  bumeister  im  fürs  hus  lassen  füeren  dri 
fuoder  holz  mit  dem  stattzug.'  F  Schulordn.  1577. 
,[Der  jüngste  Sohn  soll  den  Hof  erben]  sover  sinen 
teilsgnossen  billiche  e.  dargegen  bscheche.'  B  StSatzg 
1539;  auch  1620,  AABr.  StR.  ,[Es]  wird  ein  Jeder  seiner 
ime  durchgrabnen  Gebeüwen  halben  sein  Versicherung 
und  E.  gegen  ihnen,  den  Salpetergraberen,  und  uf 
iren  Wahren  ze  suchen  wüssen.'  1653,  BSi.  Rq.  ,Es 
sollen  die  Müller  ...  den  Kunden  Nichts  verschlagen, 
bey  Straff  20  Pfd  und  E.  des  Entwendten.'  B  Land- 
müllerordn.  1693.  S.  noch  Wider-Gelt  (Bd  II  281  o.). 
, Einem  e.  tuon.'  ,Dem  N.  und  siner  husfrowen  um 
iren  ...  schaden  ker  und  e.  zetuon.'  Ansb.  ,Sol  ein 
wirt  von  den  hochzytlüten  nit  mer  zuo  ürten  nemmen 
dann  von  einem  man  10  ß  [usw.]  und  so  dann  der 
wirt  nit  usskomraen  mag,  soll  der  brütgum  im  e.  tuon.' 
1575,  Z  RM.  ,[Die  Söhne  erben]  das  lachen  und 
sollend  den  töchtern  us  eignem  oder  zinsbarem  guot 
e.  dargägen  tuon  nach  eerenlüten  erachtung.'  1590, 
BSi.  Rq.  ,[Der  Käufer,  der  den  Kauf  rückgängig 
machen  will,  soll  bei  Verschlechterungen]  dem  Ver- 
köufer  zimliche  und  billiche  E.  dargegen  tun.'  1600, 
Aar.  StR.  .Zweifache  E.';  s.  be-rüchtigen  (Bd  VI  478). 
Auch  im  moralischen  S.,  Sühnung  eines  unbestraften 
Vergehens  durch  nachheriges  Wohlverhalten:  ,Die 
stützigen  Obersibentaler,  Äscher  und  Frutinger  [haben 
beim  Einfall  der  Unterwaldner]  so  trengen  nachzug 
getan,  dass  vil  Berner  meinten,  man  solt  ire  zeichen 
zuo  ewigem,  buosswirdigem  exempel  hinder  sich  rucken 


[in  der  hergebrachten  Rangordnung  zurückstellen]; 
aber  im  glük  traf  gnad  für,  die  alt  Ordnung  nit  zuo 
verrücken,  iu  guoter  hofnung  des  fals  nachmalen  e. 
und  verhüetung.'  Ansh.  —  b)  Ersatz,  Ausfüllung  der 
Abgänge,  Lücken  in  einer  Körperschaft.  .Die  8  ort, 
die  ire  knächt  bi  der  Schlacht  gehebt  in  Frankrich, 
schicktend  ein  e.  der  fändlinen,  die  man  schätzt  in 
die  1500.'  1563,  HBull.  D.  .Nach  dem  etliche  Zeitt 
wegen  grossen  Ausstenden  des  kleinen  Rats  hernach 
die  grossen  Rät  die  E.  . . .  und  darüber  [ungerecht- 
fertigterweise] den  Nammen  gehaben:  klein  und  grossen 
Rät  habend  Solliches  ...  erkeundt  [verordnen  wir, 
dass  in  solchen  Fällen  ausschliesslich  vom  .kleinen 
Rat' gesprochen  werde].'  1029,  ZWth.  Ratsprot;  dazu 
die  Randbemerkung:  .Ersezter  Kleiner  Rat  nit  titul- 
liren  Clein  und  grosse  Rete.'  —  Vgl.  Gr.  WB.  III  950. 

Erb-:  Erbeinsetzung.  .Von  der  E.  [Titel].  Der 
recht  Grund  ...  eines  jeden  rechtmässigen  Testaments 
ist  die  Institution  oder  Satzung  des  Erben  ...  Setzt 
er  aber  einen  zu  Erben,  den  er  nit  nambsen  kann  .... 
so  ist  die  E.  als  kräftig,  als  ob  der  Testierer  den- 
selbigen  ...  benambset  hätte.'  1.  H.  XVII.,  FStB.;  im 
gleichzeitigen  frz.  Text  , Institution  d'heritier.' 

Ver-:  1.  =  In-ge-richt  a  *  (Bd  VI  345)  Z;  syn. 
Bes.  —  2.  im  Pfandrecht,  a)  =  SatzingSa  (s.  Sp.  1582). 
,Sullent  dieselben  herren  von  Österlich  sich  bedenken, 
ob  si  uns  [Schwyz]  versetzen  wellen  die  statt  Zuge 
und  das  ampt,  daz  dar  in  gehöret,  um  3000  guldin 
und  ouch  in  den  nechsten  fünf  jaren  nach  der  v.  nüt 
lösen.'  1369,  Absch.  ,Wer  in  unsrera  land  guot  ver- 
setzen wil,  es  si  ligents  oder  verents  [!],  daz  sol  ver- 
künt  werden  in  allen  unsren  lütkilchen,  oder  an  der 
v.  sol  nüt  sin  noch  sol  kein  kraft  han.'  1397,  Schw  LB. 
.Als  NN.  uns  [der  Stadt  Zürich]  ir  vesty  bürg,  statt 
und  das  ampt  Grüeningen  [usw.]  umb  8000  guldin 
versetzet  hand,  in  der  selben  v.  si  der  herschaft  von 
Österrich  ...  ein  losung  gegen  uns  vorbehept  hand, 
als  das  alles  die  brief  eigenlich  wisent.'  Mus,  Z. 
.Weicherhand  koff  und  gemecht  beschechend  oder  lüt 
enandern  zuo  gemainder  annemend  oder  welcherlai 
v-en  man  dät,  das  sol  alles  vor  gericht  beschechen  und 
gevertgot  werden,  oder  es  haut  nitcraft.'  1472,  GFlaw. 
Offn.  (entsprechend  noch  1609,  ebd.)  und  ähnlich  1495, 
THRickenb.  b/Wil  Offn.  (Weist.  I  212);  1510,  GGoss. 
Offn.  (G  Rq.  II  361/2).  .Das  fürhin  kein  landtman  ... 
sine  güeter  ...  möge  noch  solle  [ausser  Landes]  ver- 
setzen, verschriben  noch  pfandhaft  machen  mit  ver- 
bürgen oder  in  ander  wäg  ...;  söllich  bürgschafteD, 
v-en  und  verschribungen  [sollen]  kraftlos,  unnütz  sin.' 
1541,  BSi.  Rq.  Die  Übergabe  der  vom  Grafen  von 
Greyerz  an  F  verpfändeten  Herrschaften  sei  nur  des- 
wegen verzögert  worden,  weil  die  Vögte  der  betr. 
Herrschaften  nicht  gewusst  haben,  ob  die  V.  auf  Ab- 
lösung geschehen  sei  oder  nicht.  1553,  Absch.  (F). 
Die  Errichtung  von  Briefen  über  Käufe  und  ,V-en' 
von  liegenden  Gütern.  1628,  L  (JGöldi  1897).  Auch 
Verpfändung  von  liegenschaftlichen  Gerechtigkeiten: 
.[Dass  die  Unsern]  ir  twing,  benn  und  gericht  weder 
mitt  iren  Ordnungen,  verköuffen,  v-en  ...  niemanden 
weder  verordnen,  zuofüegen,  verköuffen  noch  versetzen 
söllent  noch  mögent.'  1459,  BStR.  —  b)  =  Satzing  :'!< 
(Sp.  1583).  ,Die  herschaft  und  schloss  Schwarzembach 
mit  bürg,  burgstalen,  pfandschaften,  v-en,  zymern, 
hüsem  [usw.].'  Ms::,  GRq.  (Kaufbrief).  ,Die  bnrg 
Altikon  ...  mit  dem  hol',  genannt  Oerolshof,  mit  siner 


15,91 


Saz,  sez,  siz,  soz, 


1592 


v.,  wie  der  versetzt  ist.'  1479,  Z  Rq.  (Kaufbrief).  ,[Der 
Kläger  macht  geltend]  das  N.s  hus  und  hoffreitin 
[welche  die  Gemeinde  Dorlikon  ergantet  hat]  allein 
A.  um  80  guldin  houptguot,  item  dem  B.  um  30  guldin 
houptguot,  denn  im  um  120  guldin  houptguot  ver- 
pfendt  und  der  gmeind  Thorlicka  um  ir  ansprach 
gar  niena  verschriben  were;  diewyl  er  dann  erbüttig 
were,  die  eiteren  v-en  über  sich  zuo  nemen,  verhoffte 
er,  ein  gmeind  Th.  solte  eintweders  im  sine  120  guldin  ... 
bezalen  müessen  oder  ime  sine  verschribnen  underpfand 
zuo  sinen  banden  stellen.'  1581,  Z  And.  ,N.  hat  ein 
Hüsli  und  Krutgarten,  1  Vierung  Raben,  darab  gadt 
jerlich  Grundzins  ...;  an  V-en  druff  schuldig  146  fl.' 
1628,  Z.  ,Grundtzins,  V-en  oder  andere  Bschwerden.' 
1634,  ebd.  (Kauf  eines  Ackers).  S.  noch  ver-halten 
(Bdll  1234);iJn'e/'(BdV440u.);  In-satz (Sp.  1542 o.).  — 
C)  =  Satzing  2  c  (Sp.  1583),  „Unterpfand  einer  Ver- 
schreibung"  Ndw  (Matthys);  UwE.;  „in  den  mehrern 
Kantonen."  ,Weil  ihm  die  Regierung  an  die  Studier- 
kosten vorgestreckt,  deshalb  gab  sein  Vater  derselben 
für  800  Pfd  V.  auf  Buntzlisfluh.'  AKüchler  1895. 
,Dass  die  Inhaber  solcher  beschwerten  Güetern  Den- 
jenigen, so  ihre  Zinsen  in  Gefahr  stehen  ...,  auf  Deren 
Begehren  Bürgschaft  oder  V.  geben.'  Ndw  Ges.  1867 
(und  schon  früher).  ,0,  ich  wollt  dir  doch  hundert- 
fache V.  geben,  wenn  du  mir  etwa  100  Gulden  könn[t]st 
geben.'  Stutz  (B.)  1852.  ,üie  v.,  pfand,  underpfand, 
pignus.'  Mal.  ,Es  solle  Jeder  dem  Anderen  wol  mögen 
bahres  Geld  borgsweis  liehen  oder  auf  V-en  oder  Hand- 
schriften oder  Faustpfande.'  Z  Gerichtsordn.  1715. 
,[Das  eingehende  , Weidgelt'  solle]  gegen  gute  V.  oder 
Underpfand  zu  einem  Capital  angelegt  [werden].'  1791, 
ThHw.  Arch.  -  Vgl.  Gr.  WB.  XII  1011/2  ;  Fischer  II  1287. 

—  Fueter  (uTh),  Mage"  (uTn;  Z  Bez.  Wth.)  -V.: 
eine  Verdauungsstörung  bei  Wiederkäuern,  so  dass 
die  Tiere  nicht  mehr  wiederkäuen  (,das  Futter  hat 
sich  im  Magen  versetzt').  aaOÜ.  (nach  Angaben  von 
AHuggenberger).  ,[Man  werde  wahrscheinlich  den 
Stier  wegtun  müssen]  wegen  der  Magenversatzung, 
die  sich  gar  nicht  beheben  lasse.'  AHuggenberger 
(Ebenhöch).  —   Vgl.  Versatz  l  ,,   (Sp.  1550). 

Vor-:  vorgehende  hypothekarische  Belastung;  s. 
satzhaft  (Sp.  1582),  Satzing  (Sp.  1583). 

Für-:  =  Für-satzS  (Sp.  1551).  ,Wir  werden  inen 
[unsern  Leuten  in  der  Lombardei]  uss  unserem  säckel 
f.  tuon  und  an  unser  fürdrung  nützit  lassen  erwinden., 
1524,  Abscb.  (B).  —  In  andrer  Bed.  bei  Lexer  III  607; 
Gr.  WB.  IV  1,  794. 

Grempel-:  verächtlich  für  Satzing3a$  (Sp.  1585). 
.Ward  das  sechst  buoch  Decretalium  und  die  Clemen- 
tinen, desgleichen  die  Extravaganten  obgemelts  bapst 
Hansen  erst  an  den  tag  geben;  in  summa  so  giengend 
mentschen-  und  grempelsatzungen  embor,  die  gesatz 
aber  Gotes  und  seines  sons  Christi  lagend  dürnider.' 
Vad.  -  Hinder-:  Pfand;  vgl.  E.-Satz2ba  (Sp.  1555). 
[Gast:]  I  ha  das  Mahl  kei  Geld  Urtier.  [Wirt:]  So 
wott  i  wenigstens  Hindersatzig  ha.  Wolf,  Baurengespr. 

-  Chue-:  =  Ch.-Satz  (Sp.  1556);  vgl.  auch  die  Anm. 
dazu.  ,Ist  byshar  die  gewonheit  und  der  bruch  gsin, 
das  man  in  gmeinen  alpen  von  einer  kuos.  nit  mehr 
soll  zyns  gäben  [nachher:  ,nit  mehr  von  einer  kuo 
alpzyns  nämen  solle']  den  4  bz.'  1598,  UwE.  TR.  — 
Kapitel-:  Verordnungen  und  Beschlüsse  eines  .Ka- 
pitels' (vgl.  Bd  III  399/400).  ,Hiemit  sollen  den  Geist- 
lichen beider   Religionen   ihre  Fryheiten,   Gerechtig- 


keiten, C-en,  Landrechte  und  Breuch  confirmiert  und 
bestetet  syn.'  Gr  LS.  1619. 

Land-:  =  L.-Satz  (Sp.  1558);  vgl.  L. -  Recht  1  (BdVI 
288).  ,[Im  Jahre  1527]  habend  gemeine  dry  pündt 
ein  landts.  gemacht  und  darüber  brief  und  sigel  uf- 
gericht,  das  si  für  bas  in  iren  landen  allen  denen,  so 
zechenden  schuldig,  zuogelassen,  allein  den  fünft- 
zächenden  ze  geben.'  1558,  GPfäf.  ,Landts-en  ge- 
meiner dreyer  Pündten  ...  [Titel].  Die  jüngst  an- 
genomnen  Artickel  beschliessend  in  sich  alle  alte 
Landts-en.'GRLS.  1619.  .Alsdan  [wir]  in  unseren  ...vier 
Gemeinden  vor  alten  Zeiten  ...  kein  geschribne  Statuten 
und  Landts-en  des  Erbfahls  und  anderen  notwendigen 
Dingen  gehabt  habend,  [haben  wir  jetzt  vom  Bischof 
zu  Chur]  geschribne  Statuten  des  Erbfahls,  des  Zugs  und 
anderer  notwendigen  Landts-en  geschriftlichen  ...  über- 
kommen.' GRVDürf.  LS.  1692.  Im  koll.  S.  .Besonderes 
Statutargesetzbuch  eines  Landbezirks  im  Gegensatz 
von  Stadt-  oder  allgemeiner  Gerichtssatzung;  daher  sagt 
man :  In  Fällen,  da  die  Lands,  schweigt,  giltet  die  Stadt- 
satzung' B  (Anon.  Habk.),  darnach  St.2  .Hienach  volgt 
der  gemeint  zu  Savien  lands.,  die  mit  der  meren  hand 
gemacht  ist';  später  wurde  noch  der  Titel  hinzugefügt: 
.Statuten  oder  lands.  der  geraeint  Sahen  oder  banbuoch.' 
XVI./XVIL,  GkS.  LS.  ,Dass  der  Schlegerei-  und  Schelt- 
bussen halb  laut  der  Landss.  die  höchste  Straf  ge- 
rechnetwerden ...  solle.'  1653,  BSi.Rq.  (,Bewilligungs- 
punkte'  des  Rates  für  Si.).  ,[Der  vom  Abte  für  das 
Neckertal  bestellte  Gerichtsverwalter]  solle  fieissiges 
Aufsehen  auf  die  Mannszucht,  auch  auf  die  Lands,  und 
Mandate  haben.'  17S3,GRq.  —  Ge-mein-:  Gemeinde- 
beschluss,  -Verordnung.  ,Ein  ehrsame  Gemeind  hat 
verordnet  15  Mann,  disses  gemein  Buoch  zuo  ornen 
und  zuo  setzen  von  einer  Gemeinsatzig  zuo  der  andern, 
alles  das  der  Gemein  notwendig  ist  zu  setzen  und 
zu  erkennen.'  XVI./XVIL,  GRÜVaz  .Gemeinbuoch' 
(Kopie  von  1706). 

Menschen-:  =  Menschen-Ge-satz  (Sp.  1580).  ,1m 
1519.  jar  am  nüwen  jarstag  do  fleug  der  meister  Uorich 
Zwingli  ouch  Zürich  ann  zuo  breden  Matteyum  und 
im  1522.  jar  in  der  fasten  die  mentschens.  an  zuo 
enderen  und  zuo  Batten  [Baden]  in  der  jarrechnung 
flengend  die  Eidgnosen  an  von  zuo  dagen  darvon  [!].' 
Waldm.  (stadtzürch.  Bericht).  .Traditio,  der  Alten  Auf- 
satz, M.'  Denzl.  1666.  S.  auch  Grempel-S.  -  Vgl.  Gr. 
WB.  VI  2065. 

Be-:  1.  a)  periodisch  wiederholte  Besetzung  der 
Sitzplätze  nach  den  Leistungen  der  einzelnen  Schüler. 
,Ich  hatte  schon  vier  Jahre  [in  Freiburg]  die  lateinische 
Schule  besucht  und  kam  nun  doch  erst  in  die  Gram- 
matik und  war  hier  unter  dreiunddreissig  der  Letzte, 
wie  die  erste  B.  ergab;  da  schaute  mich  Alles  an;  ich  bin 
auch  während  dem  ganzen  Jahr  nie  über  die  drei  Letzten 
hinausgekommen.'  XHerz.  1845.  —  b)  „Besetzung  einer 
obrigkeitlichen  Stelle,  Pfründe",  Wahl  eines  Beamten 
usw.  B  (,electio'.  Id.);  Ndw  (Matthys),  auch  das  Recht 
dazu  (ä.  Spr.),  spec.  die  periodisch  wiederkehrende 
Gesamterneuerung  der  Behörden  B  (Zyro;  1t  AvRütte 
bei  den  jetzt  vorwiegenden  Teilerneuerungen  selten 
mehr  gehört);  Gr  (s.  nachher).  , Einsetzung,  zB.  eines 
Pfarrers'  GRPr.  Wie  [in  Zg]  dem  unerlaubten  Practi- 
cieren  bei  ,B-en'  und  allen  andern  Gelegenheiten 
als  einem  landsverderblichen  Laster  vorgebeugt  werden 
könnte.  1768,  Absch.  S.  auch  Ge-richts-Bes.  a.  Mit  Gen. 
des  Amtes,  der  Behörde;   vgl.  auch  die  Zssen.     ,l>as 


1593 


Sa/., 


1594 


wir  nu  fürer  b.,  handel  and  lüttrung  unsers  grossen 
rats  ...  uf  donrstag  in  der  heiligen  österlichen  wuchen 
hruchen  sollen.'  XV.,  BStR.  ,Die  b.  des  weibelampts.' 
1559,  G  Rq.  ,Uas  sigristenampt  und  dienst,  dessen  b. 
vormalen  und  bisshar  dem  gotshuss  Nüwenkilch  zuo- 
stendig  gewässen.'  1589,  L.  ,l)ie  Waal  und  B.  der 
Empteren  beschicht  järliehen  uf  den  ersten  Meitag.' 
1622,  AABr.  StR.  ,Der  Landschreiberey  halber  ..., 
dass  die  B.  derselben  in  Händen  und  Gwalt  eines  Cast- 
lanen  [usw.]  stahn  solle.'  1044,  BSi.Bq.;  vgl.  im  Folg. 
,Bei  B.  der  hiesigen  Magistratur.'  1703,  AABr.  (, Be- 
satzungsreglement'). S.  auch  Recht  (Bd  VI  273  u.); 
Ent-s.  (Sp.  1589).  Mit  Gen.  der  zu  wählenden  Amts- 
person. , Betreifend  die  vogtyg  im  Gaster  und  b.  eines 
vogts  daselbst.'  1590,  Gl.  ,In  der  Waal  undt  B.  eines 
Probsts.'  RCys.  ,Ires  Schultheissen  Bs.  und  Erwölung 
halb.'  löll.AABretng.StR.  ,  Wider  auf  die  B.  der  Sechs- 
zehneren zu  kommen:  Wann  die  Balloten  im  Sack  sind, 
so  treten  die  Candidaten  in  ihrer  Ordnung  hervor  ...' 
M.  XVIII.,  B.  ,Des  Landschreibers  halb  ...,  dass  die 
B.  desselben  in  Händen  und  Gewalt  ...  stehen  solle.' 
1790,  BSi.Rq.  Auch  von  Wirten:  /Von  B.  der  Wihrten 
[Titel].  Nachdeme  wir  ...  die  Ordnungen  von  a°  1653 
und  1664  der  Wihrtenbesatzung  halb  ersehen,  haben 
wir  es  darbey  verbleiben  lassen  wollen,  dass  die 
Wihrten  eint  und  anderen  Ohrts  bei  B.  des  Grichts 
[bestellt  werden],  also  dass  auch  entzwüschen  nie- 
mandem anders  zu  wihrten  zugelassen  sein  solle.' 
1005,  ebd.;  noch  1790.  In  Gr  insbes.  die  am  ersten 
Maisonntag  abgehaltene  Landsgemeinde  zur  Wahl  und 
Einsetzung  der  Behörden  (vgl.  Bd  IV  304)  und  das 
damit  verbundene  Volksfest,  so  D.,  Lq.,  Mai.,  Val.,  in 
Pr.,  Seh.  (alle  2  Jahre)  der  Wahltag  der  Kreisgerichts- 
beamten mit  dem  Landammann  (vgl.  Bd  IV  249,  Bed. 
2  b)  an  der  Spitze,  in  Chw.  (alle  ungeraden  Jahre)  der 
Wahltag  des  Kreisgerichtes  (Instanz  für  Polizei-  und 
kleinere  Zivilsachen),  in  oHe.  (lt  Tsch.)  der  Sonntag 
(gew.  der  1.  Maisonntag),  an  dem  die  Obrigkeit  eines 
Dorfes  bestellt  wird.  .Klosters  bildet  mit  Serneus 
einen  Kreis;  Kreisgericht  heisst  die  Vorsteherschaft 
des  Kreises  ...;  dieselbe  zählt  7  Mitglieder,  der  Prä- 
sident heisst  Landammann  . . .,  die  Gesamtheit  der 
Bürger  Landsgemeinde  und  als  Wahlkörper  B.  [?].  Die 
B.  findet  alle  2  Jahre  am  ersten  Maisonntag  statt  und 
ist  ein  Volksfest  im  vollsten  Sinne  des  Wortes.' 
Alpenp.  1874,  191  a.  S.  auch  Be-setz-Platz  (Bd  V  262) 
und  vgl.  B.-Häss  (Bd  II  1079),  -Chnab  (Bd  III  712), 
-Marsch  (Bd  IV  424);  Her-Chalb  (Bd  III  218;  dazu 
Tsch.  164.  176.  273),  ferner  Kohl  1849  II  79;  Neue 
Bündnerztg  1863,  Nr.  115;  Sprecher  1875,  312  (dar- 
nach HHerz.  1884,  01  f.);  KRutish.  1880,  47  ff.;  Gr 
Mbl.  1897,  159  f.;  Schwzd.  19,  20  ff.  (D'  Schälfigger 
B's.).  Wart  nur  bis  uf  d'  B's.,  dann  welle"d-wer  ab- 
rechne"! Gr  (FStaub).  S.  noch  in-bläsen  (Bd  V  140). 
An  einer  B's.,  die  darum  di  leid  B's.  hiess,  sollen 
die  Frauen  mit  den  Malixerinnen  sich  gerauft  und  den 
Kürzern  gezogen  haben  GrCIiw.  (Pfr  Täschler);  heute 
entschieden  abgelehnt.  ,Wie  es  mit  der  B.  hinfüri 
solle  gebalten  werden.'  1000,  GrD.  Ratsprot. ;  daneben 
.Besetzung  der  Pundsempter.'  ,Eine  grosse  Anzahl 
haben  sich  an  der  Bsatzig  beweiniget  und  übergeben.' 
Gr  Kl.  Frevelbüchl.  1734.  Auch  im  alten  Bern  die  am 
Ostermontag  stattfindende  Ämter- Erneuerung;  vgl. 
Burgers-,  Regiments-Be-s.  ,[Zu]  den  Oster-  und  Meyen- 
Besatzungs-Zeiten,   da   der   höchste    Gewalt   in    voll- 


kommener Anzahl  sich  befindet.'  1703,  B.  —  c)  i"  der 
Alp-  und  Landwirtschaft,  a)  Besetzung  einer  Alp 
mit  Vieh,  Alpfahrt  B,  so  Si.,  auch  lt  Zyro.  Bist  du 
bi  der  B's.  derbi  g'si"?  BSi.  ,Es  sig  um  b.,  uf  oder 
ab  zefaren.'  1498,  BBettelried  Allmendordn.  .[Schaden] 
so  den  selben  an  der  Lengk  an  irem  vich  uf  den  bergen 
Dola  und  Hingen  in  b.  der  selben  mit  präschaftigem 
vich  zuogefüegt  sin  solt.'  1517,  BSi.  Rq.  ,Wo  Jemand 
eine  Eigenschaft  hat,  darinnen  weder  geäzt  noch  be- 
setzt wirdt  ...  er  auch  mit  solcher  Besizung  ohne 
Az-  und  Besazung  fortfahret  . . .'  1747,  ebd.;  ähnlich 
1790,  ebd.  ,Von  B.  der  Alp  und  wie  das  Vych  darauf 
getrieben  und  gerechnet  werden  solle.'  1749,  BHa. 
(Engstlenalp).  .Die  Zeit  des  Äzens,  die  Art  der  B. 
und  den  Preis  sollen  die  Züger  und  Verkäufer  [des 
Grasnutzens]  ...  behörigen  Orts  bestimmen  lassen.' 
1796,  UwE.  S.  auch  Berg  (Bd  IV 1553) ;  Für-Be-satzing. 
Übergehend  in  koll.  Bed.,  =  Satz  A  1  e  (Sp.  1519)  BE. 
(Bärnd.  1904);  L  (Ineichen);  UwE.;  Syn.  auch  Besatz  2 
(Sp.  1559/00).  Die  Alp  hed  c"  50  Chueschwäri  B's  ,  ,kanu 
mit  50  Kühen  besetzt  werden'  UwE.  S.  noch  Ghue- 
Berg  2  (MW  \bh$);  Über-S.  (Sp.l586u.).  Auch  =  CVi«e- 
Essenä  (Bd  I  526):  ,[Wer  nicht  auf  den  bestimmten 
Termin  den  Alpvögten  Rechnung  ablegt]  soll  von  dem 
Vych,  so  er  auf  der  Alp  hat,  umb  jegliche  Kuhschwäre 
oder  B.  alle  24  Stund  4  Schilling  Weidgelt ...  verfallen 
sein.'  1749,  BHa.  (Engstlenalp).  Auftrieb  auf  einen 
Viehmarkt:  ,Die  B.  auf  dem  Grossviehmarkt  bestand 
in  einem  Dutzend  Bindern  und  Kühen;  der  Handel 
war  gering.'  B  Volksztg  1901  (Marktbericht).  —  g)  der 
Viehstand  eines  Bauernhofes  B,  lt  AvRütte  selten  auch 
auf  Pferde  angewendet.  ,[Die  Kaufliebhaber  wussten] 
dass  der  Hof  abgeschleift  und  zu  dessen  Hebung  be- 
deutende Opfer  nötig  waren  ...  dazu  kam  dann  erst 
noch  die  Besatzig  des  Hofes.'  RWyss  1891  [Der  Hof] 
mit  B's.  und  Allem,  wo  derzue  g'hört.  MWalden  1880. 
,Mit  deinem  Gelde  kannst  du  keines  [kein  Heimwesen] 
zahlen,  hast  höchstens  für  die  B'satzig  (das  nötige 
Vieh  auf  einem  Hof;  man  besetzt  die  Berge,  d.  h.  schickt 
das  nötige  Vieh  hinauf).'  Gotth.  .Wenn  man  [durch 
Gebrauch  von  Mastfutter]  eine  doppelte  Bes.  und  zwölf 
Kühe  statt  sechs  halten  kann,  so  ist  es  möglich,  einen 
Hof  in  ganz  andern  Stand  zu  stellen.'  ebd.  ,Du  weisst, 
ich  habe  den  Hof  sehr  teuer  samt  Schiff  und  G'schirr 
und  aller  B'satzung.'  ebd.  ,Es  giebt  hier  und  da  Güter, 
wo  die  B'satzig  dabei  ist,  wo  man  sie  gegen  eine 
Schätzung  übernehmen  kann.'  ebd.  Anscheinend  auch 
in  allgemeinerm  S.  (so  viell.  schon  im  vorigen  Beleg) 
vom  gesamten  Inventar  eines  Hofes,  auch  das  tote  in- 
begriffen (vgl.  y):  ,Das  könnte  man  ja  machen,  dass 
das  Anfangen  [als  Pächter  eines  Hofes]  dich  Nichts 
kostete,  die  B.:  Vieh,  Schiff  und  Geschirr  ist  da.'  ebd.: 
oder  war  ,Vieh'  vom  Autor  als  erklärender  Zusatz 
gemeint?  Übertr.:  D' Tante"  het  dem  Herr  Pfarrer 
g'seit,  sie  hätt  Schangsse"  [Chancen]  für  i"  Biirger- 
spittel,  ...er  sö't  für  nöiji  B's.  sorge"  im  Pfarrhüs. 
RIscber  1903;  wohl  individuell  (da  von  verschiedenen 
Seiten  als  ungebräuchlich  bezeichnet).  Vgl.  aber  auch  : 
,üer  Hausvater  . . .  soll  der  Hüter  seines  Hauses  sein, 
die  rechte  B.  eines  christlichen  Hauswesens.'  Gotth. 
—  y)  ,die  zum  Betrieb  der  Haus-  und  Feldwirtschaft 
nötigen  Geräte,  das  Inventar'  1,  (Ineichen);  vgl.  unterm 
Vor.  .Grosse,  kleine  B's.'  —  d)  die  Besetzung  eines 
Weihers  mit  Fischen,  Fischbestand.  ,Ain  wyger  samt 
der  b.,   gelegen   im   land   Appenzell    uff  Bülinswylen 


15:'.'. 


Saz, 


Z,  S1Z,  soz,  suz 


I.V.  hi 


genant  ...  desglychen  ouch  ainen  gehalter,  zuo  söl- 
lichera  wyger  gehörig  ...'  1550,  JGöldi  1897  (Kauf- 
vertrag). —  e)  (Recht  zur)  Besetzung  eines  Lehens. 
,üarurn  so  habent  wir  [Graf  Friedrich]  uns  ...  gen 
den  vorgen.  landlüten  [zu  Wildhaus,  die  sich  losgekauft 
haben]  ...  verzigen  aller  aigenschaft,  aller  lenschaft, 
aller  manschaft,  alles  tails,  aller  gemaind,  aller  b., 
aller  gewer,  aller  kuntschaft,  aller  zügnüst,  lüt  und 
brief  und  rödel  ...  aller  vordrung,  clag  und  ansprach  ...' 
1408,  G  Eq.  ,N.  hat  sich  och  verzigen  und  verzieht 
sich  mit  disem  brief  ...  des  vorgeschribnen  halben 
hofs  ...  aller  eigenschaft,  aller  b.,  aller  zügnüst,  lüt  und 
brief,  aller  vordrung  und  ansprach  ...  untz  an  die  lechen- 
schaft,  die  er  im  selb  und  sinen  erben  vorbehept  hat.' 
1437,  G.  —  f)  Besetzung  im  militärischen  S.  .[Bern 
sind  von  der  Tagsatzung, Zusätze'  nach  Baden,  Diessen- 
hofen  usw.  auferlegt  worden.]  und  so  wir  uns  hierin 
von  andern  u.  Eidg.  nit  können  sündern,  dann  das  wir 
mit  inen  solliche  b.  sollen  und  müessen  tuon  . . .'  1499, 
BSchreiben.  — 2.  a)  Besät  zalsVerzierungan  Kleidungs- 
stücken; s.  Passament  (Bd  IV  1661).  —  b)  =  Vers.  1 
(Sp.  1590)  Z  und  übh.  in  der  techn.  Spr.;  s.  auch 
Ghrüz  3  d  (Bd  III  942)  und  vgl.  Müller-Mothes4 1  351; 
Gr.  WB.  I  1542;  Sanders  II  865b.  —  3.  =  Besatz  lb 
(s.  Sp.  1559).  ,Welieher  herre,  ritter,  knechte  oder 
erber  manne  ...  ouch  die  stette,  die  ir  eigen  lüte, 
manne  oder  frowen,  vor  uns  meister  und  rate  zuo 
Basel  besetzen  wellen,  denen  sol  man  dis  vorlesen :  Dez 
ersten,  das  si  sölich  b-e  nach  der  guldin  bulle  sage 
tuon  sollen  in  jares  friste  dem  nechsten,  nachdem  ein 
solich  person  by  uns  zuo  burger  emphangen  ist  worden, 
also  das  der,  der  ein  solich  person  für  sin  eigen  person 
besetzen  wil,  daz  tuon  sol  mit  sin  selbes  person  ... 
und  mit  zwein  der  anegesprochenen  personen  rechten 
muotermagen  ...,  also  das  die  selb  person,  so  besetzen 
wil  ...  vor  rate  und  meister  ze  Basel  sweren  sol  liplich 
zuo  Gott  und  den  heiligen,  das  die  person,  so  sy  be- 
setzen wil,  sin  sie  und  die  innegehept  und  harbracht 
habe  als  ander  sin  eigen  lüte,  und  das  ouch  die 
zwuo  personen,  so  muotermage  sint,  das  ouch  sweren 
•sollent,  und  wenne  die  b-e  also  beschicht,  so  sol  ir 
damitte  gnuog  besehenen  sin.'  1440,  Bs  Eq. ;  ähnlich 
1449,  ebd.  1238,  ferner  1507,  ebd.  mit  der  Änderung: 
,Wan  solich  b.  bescheen,  das  dann  . . .  dem  besetzer 
die  selb  person  verfolgt  werden  und  nit  not  sin,  das 
der  besetzer  solicher  b.  halb  sweren,  sunder  an  den 
muotermagen  gnuog  sin  solle.'  —  4.  .Einem  um  etw. 
b.  tuon',  (Schaden-) Ersatz  leisten:  ,Das  die,  so  daran 
schuld  hätten,  pflichtig  sin  sollen,  den  selben  schaden, 
verlurst  und  abgang  zuo  ersetzen  und  darumb  den 
unsern  von  Obersibental  wandel,  bekerung  und  b.  ze 
tuond.'  1517,BSi.Eq.  -  Vgl.  Lexer  1202;  Gr.  WB.  11542; 
Sanders  II  865;   Fischer  I  917/8. 

Ämter-B. :  Besetzung  der  Ämter  B  (Zyro).  ,[Ein 
Bauernführer  bekennt]  er  habe  über  Dasjenige,  das 
er  den  Amptslüten  zugesprochen,  dass  man  die  Obrig- 
keit nit  könne  der  Empterb.  halber  von  ihren  haben- 
den Siegel  und  Briefen  stossen,  doch  ...  die  Enderung 
und  Empterb.  wider  den  Vertrag  de  Anno  1570  für 
sich  genommen.'  1653,  L;  häufig  in  L  Akten  E.  XVI./ 
XVIII.  .Empterps.'  XVII.,  GrS.  LS.  Im  Helv.  Kai. 
1780  werden  der  14.  Brachmonat  und  der  13.  Christ- 
monat als  Tage  der  ,Ämterb.  in  Zürich'  angegeben. 
Auch  ,Amts-B.' :  ,In  welcher  Gemeind  der  Aman  wohnt, 
sollf  auch  zu  allen  Zeiten  die  Ambtsb.  [für  das  ganze 


Gericht]  gehalten  werden.'  1797,  G  Eq.  1903.  — 
Vogtei-B.:  Vogtwahl.  E.  XVI./XVIII.,  L  (öfter).  — 
Fänder-B. :  die  mit  einem  festlichen  Aufzuge  in 
alten  militärischen  Uniformen  und  einem  allgemeinen 
Volksfeste  verbundene  feierliche  Einsetzung  des  neuen 
Tal-  oder  Gemeindefähnrichs  am  Pfingstmontag;  die 
Wahl,  die  schon  vorher  in  einer  Gemeindeversamm- 
lung stattgefunden  hatte,  fiel  meist  auf  Denjenigen, 
der  die  Teilnehmer  am  reichlichsten  bewirtete  W;  s. 
die  Beschreibungen  mit  geschichtlichen  Betrachtungen 
(vgl.  auch  Farmer  3  Bd  I  832)  in  Alpenr.  1868,  158  ff. 
und  Ndw  Volksbl.  1872  Nr.  49  ff.  —  Für-B.:  .=  Über- 
Satzinga  (Sp.  1586).  .Dermassen  diese  Zeit  dahar  in 
Besatzung  gemeiner  Bergen  an  dem  ein  und  anderen 
Ort  viel  F.  beschechen,  so  dann  nit  wenig  Ohnord- 
nung,  Missrechnung  [usw.]  gibt.'  1654,  BSa.  LE.  — 
Land(s)-B.:  Wahl  der  Behörden  eines  ,(Hoch-)Ge- 
richtes';  vgl.  Bd  VI  335  u.  354  u.  .Wegen  der  Landt- 
oder  Grichtsbsatzig',  Titel.  GRVDörf.  LS.;  folgt  der 
Beleg  unter  Be-setz- Platz  (Bd  V  262).  ,Anno  1778 
den  13./2.  8bris  in  Ilanz  ...  wurde  die  Landsb.  in 
stiller  Euhe  vollführt,  wo  dann  ...  die  Landamen- 
schaft durch  einheiliges  Mehren  dem  Herrn  Land- 
schreiber W.  und  Geschworner  C.  auf  2  Jahr  um  die 
ordinari  Tax  vergeben,  sodan  Herrn  Landschreiber  W. 
für  das  erste  Jahr  zu  einem  regierenden  Herrn  Land- 
a[mmann]  erkiest  und  beeidigt  worden.'  Gr  Mbl.  1897 
(Besatzungsprotokolle  der  Gerichtsgemeinde  Ilanz- 
Grub);  wiederholt,  neben  .Landsgemeind.'  —  Bur- 
ger(s)-,  Bürgere"- B. :  die  am  Ostermontag  (doch  nur 
in  grössern  Zwischenräumen)  stattfindende  Ergänzung 
des  Grossen  Kates  (vgl.  Burger  2  a  y  Bd  IV  1581)  Bt 
(nach  AvRütte  bis  ins  XVIII.,  nach  HTürler  .offiziell 
bis  Mitte  XVIII.,  aber  noch  gebräuchlich  bis  1831'); 
vgl.  KGeiser  in  der  B  Festschrift  1191/1891,  S.  69  f. 
97  ff.  [Ich  empfehle  den  N.]  für  die  nächsti  Candi- 
datenwal,  wie  de""  jetz  d'  Burgere"Vs.  heisst.  um  1820, 
BStdt  (AvTillier).  Wo  d'  Burgerb's.  bald  isch  nache" 
g'sV,  so  han-i'h-mic''  bi  d's  Herr  Venners  Tochter  zue- 
täppisch  g' macht  und  ...  si  het-mer  d's  Baretli  'brächt 
und  mit  dem  Baretli  sl"  zwo  Vogteie"  cho".  ebd. ;  vgl. 
Baretli-Tochter.  [Im  , Oster-Umzug  der  Jünglinge  von 
Bolligen'  giengen]  schmucke  Tänzer  in  weisser  Klei- 
dung und  reich  mit  Bändern  geschmückt;  sie  trugen 
Eeiffen  mit  Blumengewinden  und  gliechen  so  dem 
Küferaufzuge,  der  ehemals  bei  der  sogenannten  Ke- 
giments-  oder  Burgerb.  als  Folge  des  Ostermontags 
das  Publikum  belustigte  und  den  Neuerwählten  die 
gewöhnliche  Aufwartung  machte.'  B  Hink.  Bot  1820; 
vgl.  Chüefer  (Bd  III  179  o.).  .[Wenn  nach  7  Jahren 
die  Zahl  der  .Bürgeren'  nicht  auf  200  gesunken  ist] 
so  soll  allwegen  am  Montag  vor  dem  hochen  Donstag 
vor  dem  höchsten  Gewalt  zur  Frag  kommen  und  da- 
selbst erkent  und  beschlossen  werden,  ob  man  zu 
einer  neuwen  Burgersb.  schreiten  wolle  oder  nicht.' 
1682,  B.  .Weilen  nach  der  hochoberkeitlichen  Ord- 
nung nach  verflossenen  siben  Jahren  alwegen  am 
Palmmontag  ballotiert  werden  soll,  ob  man  zu  einer 
neuwen  Burgersb.  schreiten  wolle  oder  nicht  . . .' 
1709.BEM.  —  Pfruend-B.:  Besetzung  einer  Pfründe. 
,Wir  [Zürich]  sind  des  ...  willens,  mit  ü.  f.  gn.  [dem 
Abte  von  St.  Gallen  als  Lehensherrn  der  Pfründe]  uns 
hernach  diser  und  anderer  derglychen  pfruondb-en 
halber  zuo  verglychen  ...'  1598,  JGöldi  1897.  — 
Ge-richts- B.:    a)  Besetzung   eines   Gerichtes.     ,Be- 


1S97 


S1Z,     Sc'/,     sei/,     SU'/ 


träffend  die  g.;  die  solle  jerlich  besetzt  werden  ... 
nämlich,  so  ein  aman  ein  richter  by  sinem  eid  dar- 
tuot...,  solle  der  richter  das  jar  belyben,  also  auch 
der  ander,  dritt  und  durchuss  also  gehalten  werden; 
doch  wie  die  besatzung  hür  zuo  jare  beschechen,  solle 
es  darby  belyben  biss  zur  nächsten  besatzung.'  1559, 
G  Rq.  .Extract  der  G.  de  A»  1600'  L.  S.  auch  Bd 
VI  273  u.  —  b)  =  Lands-Be-s.  (s.  d.).  ,[Nach  der 
Kirche  sollen]  die  Oberkeit  und  ganze  versambte 
Gmeind  uf  gemelten  Platz  zuosammen  verbliben  und 
die  Gerichtsps.  anheben.'  1667,  GrS.;  s.  auch  Bd  VI 
409  o.  —  Regiinents-B.:  Bestellung  der  Regierung; 
vgl.  Regiment  (Bd  VI  737).  ,Bei  heuriger  üwer  R.' 
1650,  AaL.  StR.  (Schreiben  des  B  Rates).  ,Dass  auf 
künftigen  Sonntag  die  R.  solle  für  und  an  die  Hand 
genommen  werden;  jedoch  solle  auf  heutigen  Tag  das 
Ehegericht  und  der  grosse  Rat  als  ehrliche  Leut  ledig 
gelassen  werden,  der  Herr  Landtammann  und  das 
Gericht  bis  Sontag  dienen.'  1660  (6.  Mai),  GrD.  Rats- 
und Landsgemeindeprot.  ,Die  Zeit  der  R.  ist  noch 
allezeit  wie  vor  alters  auf  Osteren  gesetzt.'  M.  XVIII., 
B.  Im  Helv.  Kai.  1780  werden  für  verschiedene  Städte 
die  Tage  der  ,R.'  im  Brachmonat  und  im  Christmonat 
angegeben.  ,Die  Herren  Zwanzig,  welche  nur  zu  denen 
R-en  berufen  werden.'  1782/94,  AAZof.  ,An  den  R-en 
erwählt  der  Grosse  Rat  einen  neuen  Bürgermeister 
aus  seiner  Mitte  und  die  Hälfte  der  zwanzig  Rats- 
herren.' DWvss  1796.  Auch  XVIII.,  Th  (HHasenfratz 
1908).  S.  noch  (Burgers-)Be-s.  —  Räts-B.:  Bestellung 
des  Rates.  E.  XVI./XVIII.,  L  (öfter,  so  auch  bei  RCys.). 
Im  Helv.  Kai.  1780  ist  unterm  26.  Christm.  angegeben 
,R.  zu  Lucern'  und  unterm  27.  .Grosse  R.  undSchwörtag 
zu  Lucern.'  —  Ta.g-B'satzi"g,  Täbs-  (d.  i.  Täps-),  so  Ap 
(T.,  .gewöhnlicher  aber  Tags-');  Ndw  (lt  Matthys 
häufig),  in  ApI.  (T.)  selten  Täts-:  =  Tag-Satzing  2 
(s.u.)  Ap;  L;  Ndw,  überall  f.  Bichtspiegel  für  d'  Tagb's. 
[Titel  eines  Gedichtes].  JBHaffl.  1801.  Die  Herre" 
Ereng'sandte"  vo»  der  Tagb's.  1808,  Ineichen  1859. 
Wenn  jetz  der  Landamme"  ond  di  ganz  Tabs.  chdm 
ond  icfft-mer-e"  [den  Säbel]  ne",  sogäben-e"  i'h  nüd  usde" 
Hände".  AHalder  1838.  WenH  d'  Tagb's.  z' säme"chunnt. 
Gotth.;  1861  dafür  .Tagsatzung.'  —  Anlehnung  an  die 
häufigen  Zssen  mit  Be-satzing.  —  Dienst-B.:  Besetzung 
der  Dienststellen,  zB.  des  Sigristen-  und  Weibeldienstes. 
1784,  ÄATäg.  Gerichtsb.  —  Wider-B.:  Erneuerung 
der  Behörden.  1763,  AaBt.  (.Besatzungsreglement'). 
—  Wirten-B.  s.  Be-satzing  Ib.  —  Zwings-B.:  Be- 
stellung der  Behörden  eines  .Zwings'  (s.  d.).  ,Item 
giebt  man  an  Zw.  iedem  Weinschatzer,  deren  zwei, 
ein  Mass  Wein  und  ein  par  Weissbrot.'  AaMuh  GOrdn. 
XVII.  1653  begehren  die  aufrührerischen  L  Gemeinden 
Erleichterungen  in  Fall,  Ehrschatz,  Fastnachthühnern, 
Zw-en  usw.  MEsterm.  1875. 

Bode"-:  =  Grund-Satz  2  (Sp.  1554  u.);  s.d. 

Recht-:  1.  Rechtsbestimmung,  Gesetz.  .[Gott  zu 
Moses:]  Diss  sind  die  r-en,  die  du  inen  solt  fürlegen.' 
1530/1,  IL  Mos.;  noch  in  der  Z  Bib.  1868  ,Rechtss-en'; 
bei  Luther:  .rechte.'  ,Wo  under  uns  Jemant  wäre, 
der  sich  obermelter  R-en  nit  benügen  noch  gehorsam 
syn  weit ..."  Gr LS.  1619.  —  2.  =  B.-Satz  1  (Sp.  1561). 
.Nachdem  [die  Parteien]  ir  clag,  antwurt,  red  und 
widerred  und  r.  . . .  volfüert  und  getan  habend.'  1489, 
Waldm.  (L).  ,Als  wir  sömliche  vorgemelte  clag,  antwurt, 
red  und  widerred  mit  sampt  ir  r.  gnuogsamklich  . . . 
gehört  hand  . . .'  ebd.  —  Erb-rechts-:  Gesetz,  Ver- 


ordnung betr.  das  Erbrecht.  1644,  BSi.  Rq.  -  Ge- 
richt^)-: 1.  =  Gerichts-Be-s.  b  (Sp.  1597);  s.  Hinder- 
Säss  (Sp.  1359  o.).  —  2.  Gerichtsordnung;  s.  unter 
Land-S.,  ferner  im  Quellenverz.  unter  BGS.  1615.  — 
Chör-ge-richts-:  ,das  bernische  Gesetzbuch,  wel- 
ches alle  Sittenpolizei  udgl.  beschlägl'  B  (Zyro).  So 
schon  1667;  s.  im  Quellenverz.  unter  B  Chorg.  — 
Schuel-.  ,Sch-en'  wechselnd  mit  .schuolordnung.' 
F  Schulordn.  1577.  —  Stein-:  das  Setzen  von  Mark- 
steinen. .Bedenken  ...  wegen  unrichtiger  St.  zu  Winter- 
singen .. .'  1759,  Bs  Eq.  II  398  ff.  .Beide  Gescheider 
sollen  in  der  Stadt  Zwing  und  Bahn  alle  nötigen  St-en 
vornemmen.'  1770,  ebd.  I  1048  ff.  (Gescheidsordn.). — 
Stadt-:  städtisches  Gesetz,  Verordnung.  ,Ein  kum 
gedachte  stats.,  nämlich,  welcher  eine  uss  der  Insel 
entfuorte,  der  sölte  sin  hopt  verwürkt  haben.'  Ansh. 
Im  koll.  Sg.;  s.  Land-S. 

Tag-:  1.  =  T.-Satz  (Sp.  1564).  .Wir  schulthais 
und  rat  der  statt  zuo  Frowenfeld  vergechen  ...  mit 
disem  brief,  das  uff  hütt  den  tag  siner  dato,  als  wir 
in  rates  wyse  beyenandern  versampnot  warent,  unser 
t.  nach  für  uns  komen  sind  NN.'  1493,  Tb  Beitr.  ,So 
er  die  (urteil)  appelliert,  sol  er  von  stund  an  10  schillig 
den  richteren  in  das  gricht  legen  und  demnach  die 
appellatz  in  nun  tagen  und  nun  nechten  annemen  und 
in  15  tagen  darnach  dem  widerteil  ein  t.  bringen.' 
um  1550,  AaK.  StR.  ,Urab  t.  werben'  oä.  ,Das  dem- 
nach der,  so  also  geappelliert  hat,  innerthalb  einem 
manot  an  einen  burgermeister  umb  annemung  der 
sach  und  t.  werben  und  och  ein  burgermeister,  so 
forderlich  es  sin  mag,  darum  tag  geben  sol.'  1507, 
Z  StB.  N.  beschwert  sich,  wie  seine  Ehre  von  einem 
Zürcher  verletzt  worden,  und  wiewohl  er  darum  das 
Recht  angerufen  . . .  und  Bern  wiederholt  um  .recht- 
liche t.'  und  Geleit  für  ihn  nachgesucht,  so  habe  er 
doch  nie  zum  Ziel  gelangen  können.  1521,  Absch. 
.Ein  t.  erlangen'  oä.  .Welcher  mit  einem  zuo  rechten 
hat  [in  einer  Sache,  die  9  Jahre  angestanden  hat],  der 
soll  die  t.  von  einem  landtamman  durch  sich  selbst 
und  nit  durch  ander  leut  erlangen.'  1547,  ApI.  LB. 
Wenn  auch  andere  Ansprecher  vorhanden  wären,  die 
gegen  den  König  das  Recht  brauchen  wollten,  so 
mögen  dieselben  bei  den  Richtern  ,t.  erwerben',  diese 
der  Gegenpartei  verkünden  und  dann  das  Recht  üben. 
1548,  Absch.  ,T.  geben,  erteilen';  vgl.  dazu  TTobler 
127  b.  ,Wan  Einer  usstribne  Recht  hat,  soll  er  mit 
denselben  mögen  fortfahren;  wan  es  Ein  oder  der 
Ander  nit  wolt  zulassen  . . .,  soll  man  Solchem  erst- 
lich bei  5  Taler,  2do  bei  10  Taler,  endtlich  beim 
Eidt  mögen  geboten  werden  [!],  und  soll  also  kein 
Regent  befüegt  sein,  weitere  T.  zu  geben.'  1716,  ApI. 
LB.  .Wann  Einer  nicht  Pfand  geben,  sondern  vor 
Recht  sich  aus  den  Pfänden  schwingen  wolte,  so  haben 
alsdann  beede  Landammann  und  beede  Statthaltere 
Macht  und  Gewalt,  die  T.  zu  erteilen...  Wann  Einer 
den  Anderen  under  5  Gulden  pfeudt,  so  soll  der  Haupt- 
mann Gewalt  haben,  die  T.  vor  die  gesambte  Rät  der 
Kirchhöre  zu  erteilen.'  ApA.  LB.  ,Ein  t.  verkünden, 
ansetzen'  uä.  Es  sollen  die  Ediktalladungen  nicht 
an  die  Kirchtüren  geschlagen,  sondern  die  ,t-en' 
an  offener  Kanzel  in  jenen  Herrschaften  und  Kirch- 
hören, wo  die  flüchtig  gewordene  Person  heimisch 
oder  wohnhaft  gewesen  ist,  verkündet  werden.  1533, 
Absch.  (Vereinbarung  in  Ehesachen).  ,Uarzuo  nach 
geenderter  hande  dieselben  lechentrager,  so  von  inen 


1599 


Saz,  siz,  sez. 


1600 


[den  Herren  von  B]  lechen  haben  und  empfachen 
mögent,  sich  in  nechster  jarsfrist  oder  wenn  die  t. 
die  lechen  ze  liehen  bestimpt  wirt,  wider  empfachen 
mit  nüwera  angeben  derselben  lechengüetern  ...,  ouch 
darüber  nüw  lechen-  und  widerbrief  geben  und  ge- 
nommen werden  söllent,  wie  lächens-  und  landsrecht 
und  bruch  ist . . .  Welche  person  also  . . .  innert  halb 
jarsfrist,  oder  wie  die  t.  der  [!]  lechen  ze  liehen  von 
unsern  g.  herren  bestimpt  were,  nit  weite  empfachen  ...' 
1562,  BSi.  Eq.  ,Was  wir  Puntsgnossen  all  mit  ein- 
anderen zuo  handien  und  ufzuorichten  habend  ald 
gewunnend,  darumb  sol  die  T.  alwegen  ein  Tag  gen 
Ilanz,  den  andern  gen  Chur,  den  dritten  aber  gen 
Ilanz,  den  vierten  gen  Chur  und  der  fünfte  Tag  gen 
Davos  angesetzt  werden.'  Gr  LS.  1619.  In  örtlichen 
Wendungen,  auch  die  tagende  Versammlung  selbst. 
,Es  sind  vor  minen  herren  ...  hüt  siner  dato  als 
harumb  sunderlicher  angesetzter  t.  erschinen  die  beid 
conventherren  zuo  Küti,  NN.'  1681,  Z  RB.  ,Du  laufst 
zuo  deiner  tagleistung  oder  t.,  die  selbig  zeverston, 
ad  vadimonia  curris.'  Fris.;  Mai..  ,So  ein  besondre 
üemeind  ald  sonder  Personen  gegen  gemeinen  dry 
Pünten  in  Recht  kernend,  sol  man  den  selbigen  ein 
Gericht  setzen  an  dem  Ort,  da  die  T.  ist.'  Gr  LS.  1619. 
,Ich...,  der  siben  Orten  der  Eidgnossen  Landvogt  in 
ober  und  nideren  Thurgew,  bekenne  öffentlichen 
dass  auf  heut  dato  in  dem  Schloss  zue  Frauenfeld  für 
hiesige  T.  kommen  [der  Abt  von  Fischingen,  Käufer, 
und  Vertreter  des  Bischofs  von  Konstanz,  Verkäufer 
des  Tanneggeramtes,  um  den  Kauf  bestätigen  und 
beurkunden  zu  lassen].'  1693,  G  Rq.  1906.  Spec, 
Heiratstermin.  ,Wie  das  er  ein  t.  gsetzt  und  abgeredt 
hette,  si  [die  Tochter]  elich  zuo  vermechlen;  do  sye 
si  zuogfaren  und  den  N.  oue  iren  [der  Angehörigen] 
gunst  selbs  gnommen  und  imm  ungehorsam  erzeigt' 
1533/8,  Z  Ehegericht.  ,[Der  Untervogt]  sy  daruff  ge- 
fragt: Vereni,  habent  ir  nit  t.  mit  einander  angschlagen 
oder  hat  er  dir  nit  gelt  daruff  geben?  seite  sy:  Er 
hat  mir  ein  dicken  d  geben,  aber  weder  zuo  eeren 
noch  zuo  uneeren  ...;  seite  vogt  noch  einist:  Vereni, 
es  ist  ein  t.  beschechen;  antworte  sy:  Nein,  es  ist 
keine  vorhanden.'  1541/3,  ebd.  —  2.  insbes.  von  den  seit 
dem  XV.  mit  einer  kurzen  Unterbrechung  zur  Zeit  der 
Helvetik(docl)  s.  unter  Kantöns-T.)  bis  1848  stattfinden- 
den Tagungen  der  Gesandten  aller  oder  auch 
nur  einzelner  eidgenössischer  Orte,  dann  auch 
die  so  tagende  Versammlungals  oberste  Bundesbehörde, 
allg.  t-  Vgl.  Tag-Be-satzing,  zur  Sache  vor  allem  die 
Absch.,  dann  Siml.  1577,  171  ff.;  FMBüeler  1696  (ZfsR. 
XVIb  151  ff.);  Siml.-Leu  1722,  429  ff.;  JKFäsi  1765, 
194  ff.,  aus  dem  XIX.  die  Werke  über  Schweiz,  öffent- 
liches Recht  von  Henke,  Snell,  Blumer,  Bluntschli, 
JohsMeyer,  vOrelli,  ferner  Ochsli,  Geschichte  der 
Schweiz  im  XIX.  Jhdt  I  590  ff.  II  457  ff.  Wenn 
allig  d'  T.  uf  Lueern  chund.  RMohr  (L).  Was  göt  uf 
der  Dagsazi"g?  G'hört-me"  Nütt  obenabe"?  GiH's 
acht  Chrieg?  1847,  Bs  (Frei).  ,[Dass  den  Rechts- 
gelehrten das  Lügen]  ihr  Lebtag  nachgehe,  sie  möchten 
zu  Ehren  kommen,  wie  sie  wollten,  und  kämen  sie 
in  die  T.'  Gottb.;  vgl.  dazu  EB.  451.  In  den  ä.  Quellen 
zunächst  lediglich  als  spec.  Anwendung  von  1 ;  erst  nach 
dem  XVI.  scheint  sich  das  W.  zur  offiziellen  (aber  nicht 
ausschliesslichen)  Bezeichnung  der  eidgen.  Tagungen 
übh.  entwickelt  zu  haben.  ,Ein  t.  hat  [!]  gemeinen 
Eidtgno[sse]n,   der   wirtembergischen    sach   halb   mit 


notdurftiger  erzalung,  was  gemeinen  Eidt[g]no[sse]n 
daran  ist  gelegen,  uff  Verene  zuo  nacht  hie  zuo  sin.' 
1484,  Z  K.M.;  vgl.  dazu  Absch.  III  1,  190  (2.  Sept.  1484 
unter  d).  ,Wir  die  uachbenempten  der  vier  orten  der 
Eidgnosschaft  mit  namen  Zürich,  Lucern,  Schwytz 
und  Glarus,  zuo  denen  dann  das  gotshus  Sant  Gallen  ... 
ve[r]wandt  ist,  rät  und  sandtboten,  jetz  uf  disem  tag 
zuo  Lucern  by  einandem  versampt  .  . .,  bekennen 
offenlich  ...  mit  dem  brief,  das  uf  diso  t.,  so  us  an- 
rüefen  nachgemelter  partiyen  von  unsern  herren  und 
oberu  angsehen  und  beiden  teilen  verkündt.  vor  uns 
uf  hütigen  tag  [erschienen  sind  die  Vertreter  der 
Gemeinde  Straubenzell  einer-  und  des  Abtes  von 
StGallen  anderseits].'  1523,  GRq.  1903.  ,Es  ist  ouch 
angezogen  worden  der  t.  halb  gegen  den  von  Glarus; 
ist  abgeredt,  das  söliche  t.  sol  anstan  bis  uff  nechsten 
tag  gen  Baden,  aldann  sol  davon  geredt  werden.' 
1529,  Absch.  ,l)ass  wir  [der  Ort  B]  uf  nächst  vergangnen 
mentag  inen  [Zürich]  und  allen  andren  orten  unser 
Eidgnoschaft  ein  erliche  guote  meinung  verkündt  und 
darzuo  zuo  merer  underred  diser  händlen  t.  in  unser 
lieben  Eidgnossen  von  Lucern  stat,  nämlich  uf  iezt 
kommenden  sontag  nachts  daselbs  an  der  herberg 
zesin,  verrumpt.'  Ansh.  , Actum  zuo  Zürich  uf  den 
10.  tag  meyen  und  uf  Uolrici  zuo  Baden,  der  sach 
halb  on  witere  t.'  ebd.  (am  Schlüsse  eines  Berichtes 
über  die  beiden  Tagungen  wegen  des  Pensionenun- 
wesens). ,Es  sol  ein  jeder  [Gesandte],  so  vorhin  uff 
der  nechsten  t.  gewässen,  sin  abscheidt  vor  minen 
herren  vertagen. '  1570,  SchwLB.;  s.  auch  Sp.  557  o. 
,[Die  V  Orte]  gaben  für  zu  Baden  auf  der  T.  glat  und 
fyn,  wie  das  sy  wolten  daran  syn,  das  Pündt  werden 
entladen.'  1621,  Zinsli  1911.  ,Man  hat  [im  Rat  in 
Zug]  2  Instruktionen  gmacht,  eini  gen  Lutzern  und 
[1.  ,an']  ein  katholische  Tagsatzig,  die  ander  gen  Solo- 
thurn,  den  neuwen  Ambasidoren  zgrüössen.'  1641,  Zg 
TgB.  ,Es  ist  [in  Baar]  ein  Gmeind  gsin;  man  hat 
ein  Gsanten  gen  Baden  uf  ein  13  ortischi  Tagsatzig 
gen.'  ebd.;  s.  noch  Stür-Brief  (Bd  V  488).  ,Wan  Sach 
weri,  das  in  Dagsatzungen  ein  oder  der  andere  Würt 
nit  genuegsamen  Ehrenwein,  die  Herren  Gesandten 
zue  tractieren,  hetten  ...'  1663,  AaB.  StR.;  s.  auch 
Jär-Eechniiig  (Bd  VI  134/5,  neben  .Tagleistung').  ,üie 
Herren  Ehrengesandte  ...,  dermahlen  auf  der  T.  zu 
Baden  bei  einanderen  versamt  ...'  1712,  ebd.  Häufig 
neben  ,tag',  ,tag-leistung'  (Bd  III  1473).  ,Wir  haben 
ein  tag  in  unser  und  üwer  1.  Eidgnossen  von  Luzern 
statt  angesetzt  uf  mentag  nechstkünftig  . . .  mit 
früntlicher  bitt  und  beger  ...  ir  wellent  sölich 
unser  t.  und  anslags  [!]  angentz  üwern  und  unsern 
getrüwen  1.  Eidgnossen  von  Friburg  verkünden.' 
1499,  Schreiben  der  eidg.  Boten.  ,Wiewol  wir  von 
Zürich  und  nach  uns  je  das  vorderst  ort  in  unser 
Eidgnoschaft  nach  altem  gebruch  und  herkomen  umb 
t.  angesuocht  werden,  tag  angesetzt  und  beschuhen, 
ouch  der  Ordnung  nach  die  ersten  statt  besessen,  so 
haben  doch  unser  Eidgnossen  und  sonderlich  von 
Lucern,  Uli,  Schwiz  [usw.]  . . .  ouch  vil  t-en  fürge- 
nomen  und  angesetzt,  darzuo  sy  ewer  herren  und 
obern  unser  lieb  Eidgnossen  und  uns  zuo  ziten  be- 
schriben  oder  underlassen  haben,  wie  inen  je  nach 
gelegenheit  der  händlen  füegklich  gewäsen  ist.'  1527, 
Absch.  ,[F  verlangt,  B  solle]  stilstan  biss  uff  den 
tag,  so  gan  Fryburg  angesetzt,  so  wellen  sy  ouch  stil 
stan.     [Die  von  B  aber  antworten,   sie]   könnend  nit 


1602 


darvon  stan,  dan  söllichs  ouch  nechstkünftig  t.  zuo 
Fryburg  nüt  berüere.'  1553,  BRM.;  vgl.  Absch.  IV 
1  e  849/50  und  dazu  die  Verbandlungen  der  betr.  Tag- 
satzung ebd.  869  ff.  ,TV  neben  .Tagleistung.'  1651, 
Absch.  ,Wan  ussert  diser  ordinari  T.  so  wichtige 
Gescheit  vorfallen,  dass  eine  T.  zu  halten  notwendig, 
so  tuet  gmeinklich  ein  Vorort  Züricii  allen  übrigen 
Orten  ...  ein  gwüssen  Tag  ansetzen  undt  solche  Tag- 
leistung zu  besuechen  einladen.'  FMBüeler  1G9ü.  ,Von 
Botschaften  oder  Gsandten  auf  die  T-en  zu  schicken 
[jüngerer  Titel].  Es  ist  auf-  und  angenommen,  wan 
man  Botschaften  auf  ein  Tag  schicken  will,  so  ...' 
ApI.  LB.  ,Es  werden  auch  andere  T-en  gehalten,  wann 
Solches  in  den  vergangenen  Tagleistungen  erkennt 
worden  ist,  und  wird  also  kraft  des  Abscheids  ein 
neuer  Tag  ausgeschriben,  dann  grosse  und  wichtige 
Geschäft  selten  auf  der  ersten  T.  vollendet  werden.' 
SiML.-Leu  1722,  wo  sonst  im  Text  fast  durchgehend 
.Tagleistung',  das  Siml.  1577  noch  allein  kennt,  bei- 
behalten ist;  in  den  Anm.  von  Leu  einmal:  ,Auf  die 
gemeine  eidgenössische  Tagleist-  oder  Tagsazungen', 
während  sonst  immer  (wie  auch  bei  Leu,  Lex.  II  '24 
v.  J.  1747  ausschliesslich)  , Tagsatzung.'  ,Die  meisten 
und  wichtigen  gemein-eidgenössischen  Geschäfte  wer- 
den auf  Zusammenkünften  durch  Abgeordnete  der 
Stände  beraten  und  behandelt;  diese  Zusammenkünfte 
nennt  man  T-en  oder  Tagleistungen  . . .  Vor  dem  Jahr 
1712  wurden  die  allermeisten,  so  wol  ordentliche  als 
ausserordentliche  T-en,  in  die  Stadt  Baden  ausgeschrie- 
ben.' JKFisi  1765.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XI  S4;  Sanders  II 
865  a;  Fischer  II  29,  zur  Bed.  bes.  T,u,.  —  Kantons-T.: 
Tagung  der  höchsten  kantonalen  Behörde.  ,l)ie  Cantons- 
Tagsatzung  von  Ury  an  die  allgemeine  helvetische 
Tagsatzung  in  Bern',  Titel  einer  gedruckten  Ein- 
gabe vom  J.  1801,  unterzeichnet:  ,1m  Namen  der 
Cantons-T.  von  Uri  . . .'  —  Jär-rechnungs- T.;  s. 
Jär-JRecluiing  (Bd  VI  134).  ,Was  die  eidtg.  allgemeine 
Tagsatzungen  berüehrt,  so  ist  verordnet  und  durch 
eine  Gewonheit  hargebracht,  dass  jährlich  eine  all- 
gemeine Zusammenkunft  gehalten  wird,  welche  nach 
Ausweisung  der  jüngeren  Abscheiden  auf  nechsten 
Sontag  nach  Petri  und  Pauli  der  HH.  Apostlen  an- 
gefangen undt  ohne  einiges  Ausschreiben  auf  selbigen 
Tag  zu  Baden  im  Ergeüw  von  gesambten  dreizechen 
undt  zugewandten  Orten  der  Eidtgnosschaft  besuecht 
undt  die  J.  genambset  wird.'  FMBüeler  1696.  ,[Vor 
1712  war  Baden]  der  gewohnliche  Platz,  wo  bald  alle 
ordinair  und  extraordinair  gemein  eidgenössische  Ver- 
sandungen und  Tagsazungen  gehalten  worden  und 
zwahren  so,  dass  man  die  alljährliche  so  genante  J. 
nur  nicht  mehr  ausgeschriben.'  SisiL.-Leu  1722. 

Zucht-:  Zuchtvorschrift(en).  ,[Nach  Feierabend 
sollen  die  Schüler]  förderlich  ab  der  gassen  sich  in 
ir  herberg  und  gwarsame  verfüegen,  wie  züchtigen 
schüeleren  zuostat  lut  der  schüeleren  z-en  hierin  ge- 
setzt, dero  sy  ouch  im  herpst  wie  andere  zit  geleben 
und  nachgan  süllend.'  1541,  Z  (Promptuar  der  Propstei). 

satzlich:  Adj.  und  Adv.,  =  ge-satzlich  2a  und  b 
(Sp.  1580/1)  „LG.",  .gründlich,  bedächtlich  L;  Zg'  (St.b). 

un-er-satzlich:  unersetzlich.  ,Mit  u-em  schaden.' 
Ansh. 

G--sätz  s.  Gesetz. 

sätze":  =  satzen  SOlt.  Dervo"  s.  —  Abi.  vom  PI. 
Satz.  Vgl.  setzen  2  c  a.  Iu  gleicher  Bed.  nach  mündlicher 
Mitteilung  auch  üsterr.  (s.  auch   Uugev-Khull   515). 


Idiotikon  VII. 


Sätzer  m.:  Hypothekargläubiger  Gl.  Vgl.VorfderJ-, 
Nach- Sätzer  unter  Vor(der)-,  Näch-Satz  (Sp.  1551. 1553. 
1559). 

g"-sätzet:  mit  .Sätzen'  (s.  Satz  B  G  a  Sp.  1526) 
versehen;  s.  simsen  (Sp.  997/8). 

sätzig:  vom  Pferde,  mit  einem  Under-Satz  (s. 
Sp.  1543)  behaftet  BE.  Luc«,  isch  das  Tier  nid  bi  allem 
och  no'h  8.?    Bärnd.  1904. 

sätzle":  ,in  kurzem  Trab  oder  Galopp  heran- 
kommen' B  (Dan.). 

Setz  f.:  das  Auswerfen  der  Fischernetze  ZHorg. 
Uf  d"  S.  gä". 

Entspräche  formell  einem  ahd.  sezza  (vgl.  herisrzza,  obsidio 
bei  Graft  VI  303),  nihil,  tetze  (Lexer  II  894),  soweit  dies  nicht 
auf  ahd.  sezzt  zurückgeht  (vgl.  Setzt).  Viel],  liegt  aber  ledig- 
lich ein  isolierter  PI.  zu  Satz  (vgl.  Sn.  1518)   vor. 

Gesetz  (heute  zieml.  allg.),  in  Ndw  lt  Matthys 
G'sätz  —  n.,  in  der  ä.  Spr.  bis  ins  XVII.  ,gesetzede, 
gesetz(e)t'  f.  n.,  PI.  unver.  Aa;  Ap;  B;  GrTIis;  L;  G;  S; 
Tu;  Uw;  Z,  G'setzer  Bs  (Seiler);  GT.,  G 'setzt  B;  Gr 
Pr.,  Rh.;  UUrs.,  G'setzti  (zum  Sg.  G'setz)  GrD., 
Pr..  Dim.  G'setzli:  1.  wie  nhd.  Gesetz;  bes.  in  der  ä.  Spr. 
auch  übh.  s.  v.  a.  obrigkeitliche  Verordnung,  Vorschrift, 
einzelne  Rechtsbestimmung.  Der  PI.  und  Sg.  oft  im 
koll.  Sinne.  Wenn's  nä'h  dem  G's.  gät,  chunt  Der  i"'s 
Chefi.  [Die  Advokaten]  drucke"d  d'  G'setzer  grad  und 
chrumm.  NBösch  1892.  G'setzimüesse"si"  GnRh.  RAA.; 
vgl.  Wander  I  1612  ff.  Ändert  G'setz  ander  Bruch 
ZDüb.  Neui  Herre"  neui  G'setz  L  (Ineichen).  Alti 
G'setz  und  neui  Chost  sind  am  beste",  ebd.  Not,  Zit 
und  d'  Lüt  mache"  's  G's.  eng  und  wit.  ebd.  Me" 
muess  d'  G'setz  nöeh  de"  Lüte"  richte",  nid  d'  Lüt  nörk 
de"  G's-c".  ebd.  G'setz  sind  SpinnhuppeP :  di  chline" 
Fleuge"  b'hange"  drinn,  di  grosse"  mache"  Löcher  durche". 
ebd.  Ke'"s  G's.  öni  Loch,  w'er's  finde"  cha"".  ebd.  Alli 
G'setz  z'  halte"  war  ke'"  Nagel  starch  g'nueg.  ebd.  ,Das 
Gesetz  hat  eine  wächserne  Nase,  man  kann  sie  drehen 
wie  man  will.'  Sprww.  1824;  s.  auch  Schweiz  1859,  216. 
,Dise  gesetzeden,  die  an  disem  buoche  geschriben 
sint,  haut  die  burger  von  Zürich  ...  ufgesetzet.'  ZRBr.; 
wo  noch  oft  in  der  selben  Form.  .Geschehe  von  ieman 
dekein  schade,  der  sin  messer  alsust  verborgenlich 
hette  bi  im  gehebt,  das  sol  ein  rat  richten,  als  si  sich 
darumbe  erkennent  uf  den  eit  nach  der  gesetzede  des 
messers  und  nach  den  alten  buossen.'  1314,  Z  StB. 
.[Einkünfte]  von  der  güsetzt,  daz  heisset  tafern,  18  pfd.' 
um  1330,  HU.  ,Dis  gesetzde  [eine  Münzordnung]  band 
die  vogte  uf  dem  lande  gemachet.'  1343,  Z  StB.  ,Die 
raet  und  burger  der  statt  Zürich  [kamen]  überein 
einer  ewigen  gesetzet.'  1359,  ebd.  ,Dis  sint  der  stat 
gesetztan.'  XIV. /XV.,  G Ratssatzungen;  jedes  Statutist 
eingeleitet:  ,Item,  es  ist  ouch  ain  gesetzt . . .'  .[Tiberius] 
macht  ain  gesetzt,  dass  man  das  guot  jar  nit  weiter 
geben  noch  nemen  solt  dan  am  nüwen  jarstag.'  Vap. 
S.  auch  Bd  III  1123.  .Schlafendes  G.',  ein  durch  Ge- 
wohnheitsrecht ausser  Kraft  getretenes  geschriebenes: 
A.  hat  Erde  aus  seiner  , Rosse'  ausgehoben  und  sie 
in  seinen  Weinberg  geführt.  Weil  von  den  dies 
verbietenden  Gemeindeerkanntnissen  diejenige  von 
1754  ungenau  und  diejenige  von  1724  , schlafendes  G.' 
sei,  da  Andere  vor  1754  durch  Ammänner  die  Er- 
laubniss  dazu  erhalten  hatten,  so  erhält  A.  Recht. 
1758,  JGöldi  1897.  Neben  verwandten  Ausdrücken. 
Wie  me  G'setz,  wie  weniger  Recht  L  (Ineichen).  I" 
Flienen  [Ortsn.]  uehi"  gibd's  kei"s  Recht  u"d  kei".<  G's 

101 


Saz, 


Barnd.  1908  (BGr.).  ,Wir,  die  bürgerte  von  Klingenowe, 
sin  über  ain  komen  der  gesezde  und  reht  unser  stette.' 
1314,  AaKL  StR.  ,Daz  sy  die  selben  unser  Ordnung 
und  gesetzt  volfüerend,  halten  und  beliben  Jaussen 
unverruckt.'  1364,  ÄABr.  StR.  ,üaz  die  gesetz  und 
benne  ...  belibent  und  gehalten  werdent.'  1378,  AaB. 
StR.  .Stette  recht,  burgrecht,  lantrecbt,  lantfride, 
büntnisse,  gesetzede,  friheit,  gewonheit  [usw.].'  1390, 
SchwG.  (Gfd).  , Allen  iren  rechtungen  unschedlich, 
sturen,  zinsen,  twingen,  bennen  und  gesesten.'  1398, 
ZoWalchw.  (ebd.)  ,In  der  gesetzt  Moysi';  s.  Wis-sag 
(Sp.  380).  —  2.  =  Ge-satz  4  c;  s.  d.  ,Us  einem  gesetzt  eines 
lieds.'  1504,  F.  —  Mhd.  geeetze  n.,  gesetzede  f.  n.  Die  Form 
O'-setz  ist  bei  uns  wie  anderwärts  (vgl.  zB.  Fischer  III  444  f.) 
ganz  überwiegend  schriftsprachlicher  Herkunft  und,  zT.  erst 
in  neuerer  Zeit,  an  die  Stelle  des  alteinheimischen  Ge-mlz 
(s.  .Sp.  15  731  getreten,  G'tätz  (auch  Schwab.;  s.  Fischer  aaO.) 
dürfte  ein  lautliches  Komprouiiss  aus  O'eatz  uud  G'eetz  dar- 
stellen; dagegen  sind  die  in  der  ä.  Lit.  seit  dem  XVII.  auf- 
tretenden Formen  mit  ,ä'  (,das  Recht  ...  Gesätzte  zu  erteilen.' 
Hott.  16G6,  .göttlich  oder  oberkeitliche  Gesätz.'  1696,  AaB. 
StR.,  .das  Gesätze',  vom  mosaischen  Gesetz.  JMeyer  1700, 
.Freiheiten,  Rechte  und  Gesätze.'  1796,  BSi.  Rq_.)  wohl  nur 
graphisch,  aus  dem  Einfluss  von  ,Gesatz(t)'  zu  erklären.  Zur 
Form  ,gesesten'  vgl.  die  Anm.  Sp.  1580.  —  Fart  .Fahrt-': 
Gesetz  betr.  die  Näfelser- Fahrt  (s.  Bd  I  1027).  seit 
1835,  Gl.  —  Gassen-:  Gesetz  betr.  die  Anlegung  von 
Gassen  auf  dem  Schanzengebiet  und  in  der  Umgebung 
der  Stadt.  1834,  ZStdt.  —  Summ-:  =  Summ  1  b 
(Sp.  972)  Z.;Äg.  —  Stämpfel-  s.  Pflanz  1  (Bd  V 
1253).  -  Teil-:  Steuergesetz  B  (Gotth.).  -  Zedel-: 
Gesetz  über  das  Pfandrecht  an  Liegenschaften 
Ar.     —     g"-setzli(ch),     -Ich,    -lig,    g'-sätzli(ch): 

1.  (nur  -e-)  eig.,  wie  nhd.  gesetzlich,  heute  wohl  allg., 
aber  nicht  eig.  volkst.  Syn.  ge-satzlich  1  (Sp.  1580). 
Zur  g's-e"  ZU;  bi  der  g's-e"  Buess.  G'setzlich  ist  gäge"t 
de"  Verchäufer  Nild  z' machen  g'sin.  GFient  1898.  — 

2.  uneig.  a)  in  B;  L  (St.b),  „LG."  -ö-,  =  ge-satzlich 2 a 
B;  L;  S.  ,üa  schüttelte  der  sonst  so  .gesetzliche' 
Ammann  grimmig  den  Kopf.'  Joach.  1898.  E"  g'setz- 
liger  Hund,  .der  sich  an  bestimmte  Gesetze  hält,  seine 
Pflichten  und  Rechte  kennt  und  nur  auf  Provokation 
hin  über  den  ihm  zukommenden  Kreis  hinaustritt'  BE. 
(SGfeller).  -  b )(-<*-)  =  ge-satzlich  2  c  Ndw;  UwE.  Er 
lied  's  g'sätzlieh  her  g'seid,  , recht  ordentlich'  Ndw 
(Matthys).  Der  Acht  nach  [in  Anbetracht  seiner  ge- 
ringen Bildung  oder  seiner  Talente]  hed-er  nuch  frei 
g'sätzli"''  g'redt  UwE.  ,L)er  Geschichtschreiber  will 
nicht  länger  jauseln,  sondern  g'setzlich  und  hantlich 
erzählen,  was  er  erlebt  hat.'  Ndw  Kai.  1899.  —  Vgl. 
Gr.  WB.  IV  1,  4081. 

Be-setz,  .besetzt'  n.:  Strassenpflaster.  Syn.  Be- 
setzt ,[Das  Wasser]  hat  das  besetzt  uff  dem  Fisch- 
merkt umb  den  brunnen  umbher  uffgeflötzt  und  hinweg 
fressen.'  1529,  ßs  Chr.  Gleich  nachher  ,das  besetz'; 
s.  Pflaster  (Bd  V  1260  u.).  ,1m  tor  ist  das  besetz  nach 
mosaischer  art  mit  kleinen  vierecketen  wie  wirfelstein- 
linen.'  TbPlatt.  1595.  —  Koll.-Bildung  zu  besetzen.  Das 
W.  ist  im  benachbarten  Elsass  noch  lebendig  (Martin-Lienh.  II 
l  ;i.  ebenso  bair.  (Schneller2  II  -241);  vgl.  auch  Gr.  WB.  I 
1618.  Zur  Furni  mit  -I  Tgl.  die  Anm.  zu  Ge-mtz. 
„setzbar:  starrköpfig,  eigensinnig  L." 
Setzei  I  m.:  (kurzer)  Stützbalken  ZWald,  Zoll., 
.provisorischer  Stützbalken  unter  einem  Querbalken 
bei  alten  Gebäuden'  Z  (Spillmann),  die  beiden  aufrecht 
stehenden  Stützen,   welche   beim  Bau   eines  Gerüstes 


die  Biegen  (in  Bed.  1 ;  s.  Bd  IV  1060)  tragen  Aa.  Syn. 
Setzling;  fUnder-)Stieber.  ,Ruedin  Fiösser  umb  setzel 
l'J  ß.-  1383,  B  StRechn.  .[Sie]  hatten  den  Schutzgatter 
mit  zwein  beschlagnen  s-n  undersetzt,  dass  er  nüt 
mocht  fallen.'  1445,  AaB.  ,S.,  Setzling  oder  Under- 
stützel,  fulcrum.'  RCvs.  ,In  einer  Cammer  [des  Pfarr- 
hauses] under  der  Kuchi  ist  allbereit  ein  Träm  in  zwei 
gebrochen,  darunder  dissmahlen  ein  S.  stehet,  welcher 
Boden  aber  nohtwendig  mit  neuen  Unterzügen  muss 
versehen  werden.'  1726,  ZFlaach.  ,Für  Setzei  und 
Grüstholz.'  AaL.  Forstordn.  1806.  ,Ein  S.  unter  die 
Zinne  gestellt.' Z  Baurechnung  1837.  — Soust  nicht  bezeugt. 

Under-setzel  m.:  Balken  als  Unterlage  ZZoll. 
Syn.   Under-Setzlitig. 

Setze"  f.:  1.  beim  Küfer  der  Setzhammer,  den  er 
auf  die  Reifen  von  Fässern  und  Kufen  aufsetzt,  wenn 
er  sie,  mit  einem  zweiten  Hammer  darauf  schlagend, 
antreiben  will  ZZoll.,  beim  Zimmermann  das  Stück 
Holz,  das  er  beim  Antreiben  eines  zweiten  Stückes 
aufsetzt,  um  es  vor  den  direkten  Hammerschlägen  zu 
schützen  GWidn.  —  2.  Gewichtsbezeichnung.  ,1  setze 
weiden  8  d.,  1  ströwe  häring  6  d.'  Bs  Zolltarif  1385 
(Ochs). 

Vgl.  Setz  n.  f.  in  Bed.  1  bei  Martin-Lienh.  II  383;  Foll- 
manü  477.  2  entspricht  gleichbed.  mhd.  setze  (vgl.  .ein  setze 
weidis,  daz  ist  also  vile  daz  zwene  tragen.'  Lexer  II  894), 
geht  aber  mit  Diesem  wohl  auf  ahd.  sezzi  zurück;  vgl.  Sete». 

setze",  in  WVt.  -u".  in  PAL,  Rima,  Ri.  s-,  2.3. 
Sg.  Pras.  setzist,  -is  (setzest  PAL,  -ust  PRi.),  setzt, 
Imp.  setz,  Cond.  setzti,  Ptc.  g'setzt,  in  WVt.  auch 
g'satzt,  in  PA1.  udE.  g'setzt,  ilect.  g'sasste"  (g's-J: 
wesentl.  wie  nhd.  setzen.  1.  a)  als  Kaus.  zu  sitzen 
in  eig.  Bed.,  sitzen  machen  od.  lassen.  Nur  mit  Acc. 
eines  lebenden  Wesens,  so  bes.  von  Kindern,  Kranken, 
wohl  allg.  Unpers.  's  het-mich  b' sesse"mässi'J  g'setzt, 
ich  bin  ausgeglitten  und  auf  den  Hintern  zu  sitzen 
gekommen  ApLb.;  ähnl.  Th.  's  het-mich  schön  g'setzt, 
beim  Schlittenfahren  B  (Zyro).  E"  Gluggeri,  Henne" 
s.,  zum  Ausbrüten  auf  die  Eier  Aa;  Ap;  BBe.;  GrV.; 
ScHSt.  (Sulger);  S;  Z;  Syn.  hucken  112  (Bd  II  1127). 
Mit  Ortsbestimmung.  Es  Chind  i"  's  Stüeli,  uf  de" 
Hafe"  C'sHäfeliJ  s.  S.  noch  Bingel-Beijen  (Bd  VI  8); 
BdVI1544;  Sp.  1385o.  Unpers.:  Wen"  -  es -ne"  [den 
mähenden  Schulmeister]  wider  het  wellen  underuse" 
ne"  uw'  a"  Bode"  s..  uf  der  Stell  het  's  d'  Amsle"  g' merkt 
«'"'  g'rüeft:  G'hei  nid  um!  SGfeller  1911.  In  RAA.; 
tw.  in  Übergang  zu  Bed.  3.  Jmd  uf  der  Esel  s.;  s. 
Bd  I  515  (auch  B).  ,N.  seit,  sy  haben  mit  einandern 
angleit  gehept,  herr  HvLandenberg  ze  machen  uf  den 
esel  ze  s.'  1496,  Z  (nach  späterem  Auszug).  Jmd  uf 
d'  Nadle"  s.;  s.  Bd  IV  666.  De"  Bür,  Bettler  uf  de" 
Herr  (ufhe")  s.:  s.  Bd  II  1521/2.  Jmd  ,üf  einen,  einem 
üf  den  hals  s.'  ,Der  tochter  ein  stieffmuoter  auf  den 
hals  s.,  inducere  novercam  tili*.'  Fris.;  Mal.  .Denen, 
so  das  ir  verkouffent,  inen  frömbd  lüt  uff  den  hals  setzen.- 
1574,  Z  RM.  ,N.  hat  sin  Grechtigkeit  einem  Frömbden 
verkauft . . .  und  der  Gmeind  widerum  ein  Frömbden 
aufn  Hals  gesetzt,'  1676,  Z.  S.  noch  Un-Brüch  (Bd 
V  348).  Eine"  i"  Sfege"reiff  s.;  s.  Bd  VI  658.  Jmd 
in  'n  Dreck  s. :  Drum  hei"-s'  due  sija  [die  Königin  Isabella 
von  Spanien]  oc''  abg'schifelled  und  in'n  Dreck  g'setzd. 
Barnd.  1908  (BGr.).  Refl.  B;  PAL,  Po.;  GT.;  Ndw 
(Matthys);  Th;  dafür  sonst  meist  sitze".  Sctz-dich  doch! 
nimm  doch  Platz!  BG.  und  lt  Zyro.  Setzed-ich  en  Bitz! 
PPo.    Sommervogel,  setz-dic'',  nimm  de"  Stei"  und  wetz- 


[605 


di'1'!  ZHüntw.  ,Swenne  sich  der  rat  gesetzet,  gat  denne 
deheiner  us  an  urlop,  der  git  1  ß.'  äLRB.  .Sich  s., 
considere,  sedem  eapere;  man  setzt  sich,  man  sitzt  ze 
tisch,  discumbitur,  considitur.'  Fris.;  Mal.  Mit  Orts- 
oder Zweckbestimmung.  D's  Mtieti  hcd-sich  im  Winter 
:ew  Chüder  g'setzt.  BIrmd.  1908  (BGr.).  ,Wenn  die 
vögel  vom  luft  hinabfarend,  setzend  sy  sich  auff  ein 
bauin  oder  sunst  etwar  auff,  aves  sidunt.'  Fris.;  Mal. 
,Im  nechsten  synodo  soll  den  predicanten  angezeigt 
werden,  das  sy  den  landtgrichten,  wann  man  die  uff 
der  landschaft  haltet,  nit  also  naclilouffen  und  sich 
inn  die  Schlösser  inn  die  mäler  s.  söllint,  sonders  sich 
des  enthaltind.'  1598,  Z  RM.  ,Setze  dich  hiehar,  sede 
isthic;  cape  locum;  reside  si  placet;  sessum  te  recipe.' 
Hosp.  S.  noch  Bd  V  329  o.  623  o.;  Bd  VI  1420.  RAA. 
Si'h  derhinder  s.,  hinter  eine  Arbeit,  sie  in  Angriff 
nehmen  L.  Si-*  z'  üue»  s.;  s.  Bd  VI  1890/1;  auch 
nur  sieh  s.  Bs;  Tn.  ,Sich  zuo  ruowen  s.,  convertere 
se  ad  (collocare  se  in)  otium,  se  otio  darc.'  Fris.;  Mal. 
,Er  hat  sich  selbs  übel  gesezt,  pessime  sibi  consuluit.' 
Hosp.  —  Spec.  und  in  leichten  Übertragungen,  a)  Jmdm 
einen  Platz  anweisen,  Jmd  placieren,  so  bei  Tisch, 
wohl  allg.  Me"  chann  a"  dem  Tisch  seh"  Persöne"  s. 
Wo  st/:t-me"  dich  ane"?  scherzh. -familiär  zu  einem 
Tischgast  Tu.  Wenn  ich  Kaiser  war,  so  tät-ieh  so 
regiere",  tat  die  schüne"  Maitschi  in-crc"  Gütsehe"  füere" 
und  die  uileste"  tät-i'h  in-e"  Char'e"  s.  GLBilt.  ,Ouch 
sol  enkein  krämer  noch  kremerin  sin  wib  noch  sin 
junkfrowen  noch  sin  knecht  an  keine  offnen  kilch- 
wichinen  noch  jarmerkten  für  enkeine  kilchen  s.  weder 
mit  bulffer  noch  mit  lebkuochen  noch  mit  anderr 
krämery.'  1430,  L.  , Alsbald  kameud  sy  und  satzt  man 
sy  oben  zu  tisch  ze  oberist  im  rat.'  1549,  UMey.  Chr. 
RAA.  ,Also  pflegt  er  ouch  in  sinem  burgermeisterampt 
gemein,  schlecht  und  liederlich  geachtet  lüt  ...  ans 
brett  zu  s.'  M.  XVI.,  Waldm.;  vgl.  Bd  V  893.  .Einen 
hoch  aufhin  s.  und  im  die  höchste  eer  beweisen, 
principatum  dare.'  Fris.;  Mal.  ,Ob  glich  er  gsetzt 
[ist]  hoch  ans  Brät,  könte  gleich  kommen  hinderwert.' 
1C58,  Lied.  ,Sich  für  einen  s.',  sich  über  ihn  erheben. 
,Wir  geren  des,  daz  uns  diu  mennisgin  undertan  sin; 
darane  sezzen  wir  uns  füre  Got.'  XII.,  Wack.  1870. 
Bes.  von  (Winkel-)  Wirten,  wirtenden  Privaten,  den 
Gast  zum  Trinken,  Essen  sich  setzen  lassen,  im  Gegs. 
zum  (Weiu-)Verkauf  über  die  Gasse.  ,Das  nunhinfür 
kein  zapfenwürt  oder  die,  so  vom  zapfen  wyn  schenken 
wellent,  keine  frömbde  lüt,  es  syent  baderlüt  oder 
ab  dem  land,  in  iren  hüseren  nit  mer  setzen,  inen  weder 
essen  nach  trinken  geben.'  1501,  AaB.  StR.  ,Es  sind 
roh.  berichtet,  das  über  letst  usgangen  mandat  der 
hochzyten  dise  gefaar  brucht  werde,  einner  setze  und 
lade  wol  inn  ein  wirtshuss  allein  40  personen,  be- 
scheide  aber  andere  gsellen  inn  andere  wirtshüsser.' 
1575,  /.  RM.  .Sölliche  Wynschenker  [sollen]  nit  be- 
fuogt  syn,  einiche  Burger  ald  Handtwerchs-Lüt  inze- 
züchen  und  dergstalt  zes.,  sonder  sy  [sollen]  dieselben 
hinweg  und  uff  ire  Zunft  wyssen.'  1600,  ebd.  , Welche 
Wein  vom  Zapfen  schenkend,  sollen  die  Burger  in 
ihre  Heusser  nit  s.  noch  einlassen.'  G  Mand.  1611. 
,Üoch  mag  er  den  Wein,  den  er  diesmal  noch  hat, 
vollends  vom  Zapfen  ausschenken,  aber  Niemand  s.' 
1620,  aZoll.  1899.  ,Es  soll  ein  Pfarrer  ...  kein  Wirt- 
schaft üben,  keinen  Wyn  bim  Zapfen  schenken,  dass 
er  Lüt  in  syn  Huss  setze,  denen  er  umb  Gelt  Spyss 
und  Trank  ufstelle.'    Z  Kirchenordn.  1628.     .Da  man 


dergleichen  vertüige  liederliche  Leut  einzeucht,  setzt, 
ihnen  das  Gelt  abnimmt.'  FWiss  1650.  ,Diewylen  nit 
anstendig,  auch  von  allerhand  Ursachen  wegen  nit 
tunlich,  dass  unser  Landtschryber  des  Wirtens  und 
S-s  sich  belade.'  16G0,  ZGrün.  AR.  ,Den  [bei  einer 
Feuersbrunst]  anwessenden  Landtlüten  ...  ist  Wyn 
und  Brot  gegeben  und  sind  selbige  uf  dem  Nöuwhus 
und  übrigen  Gesellschaften  gesetzt  worden.'  1668,  Z 
Wth.  .Drittens  ist  bedungen,  dass  in  diesem  Haus 
weder  jetzt  noch  inskünftig  einige  Wirtschaft,  es  sei 
mit  S.  oder  Beherbergen,  gar  nicht  betrieben  werden 
solle.'  1071,  aZoll.  1899.  ,Man  setzt  sie,  gibt  ihnen 
Essen  und  Trinken;  man  lasst  sie  spilen,  fluchen  und 
schweeren.'  FWyss  1072.  .[Dass]  Niemand  solche 
Leute  [Armengenössige]  s.  solle.'  AKlingler  1693. 
,Warumb  das  grosse  Bussmandat  nicht  auch  in  demme 
gehalten  werde,  dass  ihre  Beckenhäusser  an  den  Son- 
tagen  mit  S.  des  Landtvolkes  nit  auch  beschlossen 
bleibend?'  1701,  Z  (Bericht  des  Obervogts  zu  Kyburg). 
,Aus  dem  Schlosskeller  ein  Fässchen  Wein  in  das 
Pfarrhaus  zu  stellen.  Wenn  dann  durchreisende  Bürger 
sich  um  einen  Ehrentrunk  melden,  solle  jedem  1  Mass 
und  nicht  mehr  gegeben  und  fürohin  kein  Durch- 
reisender im  Schloss  gesetzt  werden.'  1714,  Troll  1844. 
.Alle  hiemit  verbietende  Sabbat-Briich  als  Mahlen, 
Bachen,  zum  Wein  s.  oder  gähn.'  Z  Mand.  1718.  ,Alle 
Schenk-  und  Trinkhäuser  [sollen]  nach  der  Torglogg 
beschlossen  [sein],  in  der  Meinung,  dass  Derjenige, 
so  über  die  Zeit  aus  zu  trinken  geben  wurde,  zwanzig 
Pfund  und  jede  Person,  die  er  sezt,  fünf  Pfund  Buss 
bezahlen  solle.'  ebd.  1723.  .[Man  soll]  allen  Wirten 
anbefehlen,  kein  jung  Volk  auf  solche  Zeit  zum  Wein 
zu  s.'  ebd.  1728.  ,[Dass  die  drei  Gemeinden  Rorbas, 
Freienstein  und  Teufen]  nit  änderst  dann  bei  dem 
Zapfen  ihr  Eigengewächs  ausschenken  und  Niemand 
s.  mögen.'  1732,  Z.  ,Dass  obbenannter  Wittib  von 
Stund  an  alles  Wirten  und  S.  der  Gäste  für  ihr  Weil 
und  Leben  lang  völlig  verbotten  [sei].'  1749,  KWild 
1847.  1771  werden  NN.  wegen  Weinschenkens  und 
,S-s'  bestraft.  JJWalli  1900.  S.  noch  Tisch-Gänger 
(Bd  II  360).  Mit  Sachsubj.:  ,Das  ander  ist  das  frawen 
bad,  so  ungefar  12  schuoh  lang  und  breit  ist  und 
auch  bei  24  frawen  s.  mag.'  HPant.  1578.  —  ß)  den 
Schülern  ihre  Plätze  anweisen,  wohl  allg.  Mer  sind 
änderst  g'setzt  morde".  Bes.  den  Rang  der  Schüler 
bestimmen  (Lokation)  BG.  und  lt  Zyro,  ,den  Schülern 
nach  ihrem  Verhalten  und  nach  ihren  Fähigkeiten 
den  gehörigen  Rang  bestimmen'  SciiSt.  (Sulger);  so 
früher  allg.  in  der  Schulsprache;  vgl.  besetzen.  Wie 
het-er-ech  g'setzt?  BG.  Auch  mit  Verschweigung  des 
Obj.  Me"  het  g'setzt,  ,man  hat  Schul-Revue  gehalten' 
ScuSt.  (Sulger).  ,[Der  deutsche  Schulmeister  soll] 
classes  und  Ordnungen  der  letzgen  under  inen  [den 
Schülern]  machen,  und  nachdem  ein  jeder  kann  und 
mag  lernen,  ordenlich  s.'  F  Schulordn.  1577.  Daher: 
,Die  Schriften  der  Schüler  [nach  dem  Wert]  numerieren, 
zele"' GrS.  Hut  tüe"-icer  s  „heute  lassen  wir  die  Schriften 
numeriren.'  —  y), Einen  über  einen  s.',  zu  Gerichte  sitzen 
lassen:  ,Wo  er  [der  nicht  vor  Gericht  Erschienene]  in 
unser  herren  statt,  gebieten  und  gerichten  beträtten 
werden  muge,  [soller]  fenklich  angenommen,  des  rychs 
vogt  über  inn  gesetzt  und  ...  zuo  im  gericht  werden.' 
1534,  Z  RB.;  vgl.  Richs-Vogt  (Bd  1  708).  —  5)  mit  ver- 
blasster  Symbolik,  (in  ein  Amt)  einsetzen,  wählen. 
.Wir   setzen    einen   Bischof   und   hiri  hart  ho:     Mer 


Saz,  sez,  siz, 


gend-em  d'  Hand  i"  d'  Fresse"  und  öni  Apropö  Th  (Äf V.). 
,Wir  [Friedrich  IL]  geben  üch  och,  daz  wir  ...  üch 
weder  Schultheis,  lüppriester,  schuolmeister,  sigristen, 
den  rat  noch  och  den  weibel  noch  enhein  ander  ampt- 
inan  s.  süllen,  wand  den  ir  mit  gemeinem  rate  er- 
wellend, den  süllen  wir  besteten.'  B  Handf.  ,Jerlich 
zuo  ostren,  so  man  die  zweihundert  s.  sol.'  1361,  B 
StR.  ,Wenne  och  der  herre  des  landes  von  Sibental 
deheinen  amptman  in  dem  selben  lande  wolt  verkeren, 
s.  oder  enderren.'  1378,  BSi.  Rq.  1912.  ,Do  man  den 
schultheissen  ze  Thuno  saste.'  1378,  B  StRechn.  ,Als 
er  schultheiss  gesetzet  wart.'  1384,  ebd.  .Der  yon 
Urdorf  und  Birmenstorf  kuntschaft,  als  sy  meinen, 
gerechtigkeit  zu  haben,  einen  undervogt  zu  wellen 
und  zu  s.  mit  der  meren  band.'  XV.,  Z.  ,Wenn  der 
herr  zuo  Griffenberg  sinen  weibel  s.  wil.'  1475,  Z  Rq. 
1910.  ,Zwen  nüw  fierer  s.  und  6  nüw  richter.'  1478, 
ebd.  ,Do  man  ein  araman  satzt  im  1482  jar.'  Ndw 
LB.  ,Eiuen  schuolmeister  s.'  1494,  ß  RM.  ,Und  sol 
man  da  ein  alpmeister  mit  merer  hand  s.'  1548,  GT. 
Rq.  1906.  ,Er  ist  schier  vor  ainem  jar  bapst  gsetzt, 
hat  jetz  talamer  glucks  gnuog  und  blipt  bapst  on  uns.' 
1555,  Gr  Brief.  ,Die  alten  Zunftmeister  oder  oberkeiten 
wider  s.  oder  nemmen,  reficere  tribunos  et  alios  ma- 
gistratus;  einen  künig  s.  und  bestäten,  regem  populis 
constituere;  richter  ordnen  oder  s.,  die  über  das  bluot 
richtind,  Judicium  capitis  in  aliquem  constituere.'  Fris.; 
Mal.  .Welcher  durch  miet  und  gaben  gesetzt  [ist] . . .' 
1572,  Gr.  , Einen  Amman  s.  und  erwöllen.'  RCys. 
, [Ausserdem]  setzt  man  ein  Steinmetz,  ein  Schlosser 
und  ein  Zimmermann.'  XVIIL,  ZWth.  S.  noch  Dorf- 
Meier  (Bd  IV  14);  Pfander  (Bd  V  1145);  Üf -seher 
(Sp.  552);  Stuel-Säss  (Sp.  1368/9).  ,S.  und  absetzen.' 
,Wenn  man  die  100  meren  welle,  daz  die  ret  ...  die 
100  mit  den  100  meren  umb  des  willen,  das  nit  die 
ret  ein  s.  und  die  100  dann  ein  wider  absetzen  müessen 
mit  uneren.'  1431,  Seg.  RG.  .Deren  halb,  so  zuo  un- 
eren  sitzen,  ist  beslossen,  das  sy  gewarnet  und  biss 
pfingsten  die  motzen  von  inen  tuend  und  des  erger- 
lichen  läbens  müessig  gangen,  alldann  gesatzt  [als 
Mitglieder  des  grossen  Rates  wiedergewählt],  wo  nit 
abgesatzt  [werden].  Her  B  vom  Stein  halb,  wo  er  die 
metz  von  im  tuot  und  sin  eefrow  wider  zuo  im  nimpt, 
so  ist  er  gesatzt.'  1527,  B  RM.  ,S.  und  entsetzen.' 
,Wann  ouch  des  lands  venner  von  uns  gesatzt  oder  ent- 
satztwirdt.'  1514,  BSi.Rq.  1912.  ,Ist  unser  der  amptlüt 
vermeinen,  daz  wir  einen  pfarrer  zuo  irem  kilchsperg 
zuo  s.  und  zuo  entsetzen  habent,  wo  er  nüt  daz  wort 
Gotes  verkündet.'  1525,  ZGrün.  ,Ain  abt  zuo  S.Gallen 
[habe]  das  recht  in  unser  stat,  ainen  statamman  zuo 
s.  und  zuo  entsetzen.'  Vad.  ,Umb  einen  Metzger 
minderen  und  mehren,  denselben  s.  oder  entsetzen.' 
1689,  Z.  S.  noch  Sp.  511  u.  Auch  von  einem  vor- 
übergehenden Auftrag.  ,[Wir  sollen]  zuo  dem  selben 
gemeinen  zwen  schidman  und  die  von  Zürich  ouch 
zwen  schidman  s.'  1415,  AABremg.  StR.  ,...wiedass 
uns  mh.  von  Zürich  . . .  gsetzt  habend,  menglichem 
antwurt  ze  geben  der  gegenwürf  halb,  so  von  üch 
harfür  getragen.'  Z  Disp.  1523  (LJud).  Refl.  .Keiner 
sol  lauften,  ehe  er  gesendt  wird,  denn  das  Messe  sich 
selbs  s.'  FWvss  1670.  ,Einen  an,  in  ein  amt,  über 
etw.  s.'  uii.  ,Ir  mügent  och  ellü  iar  den  Schultheis 
und  den  rat  ...  wandeln  und  ander  an  dero  stat  s., 
ane  einig  den  lüpriester.'  B  Handf.  ,Über  sich  sasten 
si  do  ein  künig.'   Boner.     ,Es   sol   ouch  ie  der  herre 


und  stat  drie  erber  manne  usser  iren  reten  kiesen 
und  zuo  der  münz  s.'  1387,  Absch.  (Münzvertrag). 
,Hant  unser  herren  N.  gestraft  umb  sin  ere  und  inn 
ab  den  hunderten  gesetzt.'  1425,  L.  ,Wie  sich  der, 
so  an  das  ampt  [eines  Bauherrn]  wirt  gesetzet,  und 
ouch  der,  so  da  von  gesetzt  ist,  halten  söllent.'  1437, 
BPES.  .Ein  künig  widerumb  in  sein  reich  s.,  in- 
ducere  regem  in  regnum;  einen  in  ein  eerenampt  s., 
collocare  aliquem  in  aliquo  gradu;  etliche  an  ämpter 
s.,  magistratus  aliquibus  committere;  man  hat  ein 
Schaffner  oder  Verwalter  über  das  gemein  körn  gesetzt, 
custos  in  frumento  publico  est  positus.'  Fris.;  Mal. 
,S.  an  eines  anderen  statt,  dargegen  stellen,  dare 
vicarium,  subrogare,  sufficere,  substituere.'  ebd.;  da- 
für: ,An  eines  Stell  s.,  substituere'  usw.  Hosp.  In 
gleicher  Konstruktion  von  der  Einsetzung  in  ein  Recht: 
, Einen  widerumb  in  sein  hauss  s.,  aliquem  in  sedibus 
suis  collocare;  einen  auff  ein  guot  s.,  eim  erlauben 
ein  guot  zuo  besitzen  und  einzenemmen,  in  possessionem 
mittere;  sein  haussgesind  auff  eines  anderen  erbguot 
s.,  collocare  familiam  suam  in  possessione  prmdiorum 
alieuius.'  Fris.;  Mal.  Einen  ,zuo  keinen  eren  s.';  s. 
Bd  V  353  u.  De"  Bock  zum  Gärtner  s.  wie  nhd.  GT. 
und  weiterhin.  , [König  Rudolf]  sasste  sin  sun 
Albrecht  ze  herzogen  ze  Wien  gewaltenklich  und  über 
alles  Österrich.'  Z  Chr.  XV.  ,Also  satz[t]  der  herzog 
graf  H.  gan  Wesen  ze  einem  houptman.'  ebd.  , Einen 
zuo  einem  hauptinann  s.,  exercitum  ducendum  dare.' 
Fris.;  Mal.  —  e)  refl.,  vom  Wild  in  der  Satzzeit  zur 
Geburt;  s.  Bruct  (Bd  V  1007);  vgl.  auch  2ay-  — 
Q  erlegen.  .Schalksnarr:  Wie  hat  der  tüffel  so  guot 
leben!  Es  hat  im  aber  wilpret  geben:  der  tod  hat 
gestren  zwen  gesetzt,  hats  [dadurch]  dem  tüffel  ins 
garn  gehetzt.'  VBoltz  1551.  —  b)  von  einer  abwärts 
gerichteten  Bewegung  übh.;  refl.,  vereinzelt  tr. 
(s.  S);  vgl.  sitzen,  sidere.  a)  sich  senken,  von  festen  und 
locker  aufeinander  liegenden  Dingen.  Von  den  Balken, 
Mauern  eines  Hauses,  Häusern,  Bauwerken  übh.  B; 
G;  Th;  W;  Z  und  sonst.  Die  Mür,  's  Eüs,  d'  Brugg 
hät-sich  gesetzt.  ,Wie  vergangner  jaren  bevolhen  wor- 
den, den  steinernen  schnäggen  in  StPeters  turn,  da 
die  inuren  sich  umb  etwas  gesetzt  haben  soll,  zuo 
besehen.'  1573,  Z  RB.  ,Da  nun  die  Brugg  sich  je 
lenger  je  mehr  gsezt  und  die  Tachlatten  sich  gekrümbt, 
habe  ers  imme  anzeigt,  woruff  die  Bseze  wider  hinweg 
getan  worden  und  die  Brugg  sich  darüber  wider  ein 
wenig  uffgelassen.'  1650,  ZHorg.  .Söllindt  sehen,  wie 
sich  die  Brugg  wegen  grünen  Holzes  nach  und  nach 
s.  werde.'  1651,  ebd.  Von  Beerenfrüchten  (zB.  Trau- 
ben), Obst  in  einem  Behälter  B;  Th;  Z,  von  Früchten, 
Gemüsen  in  Einmachgläsern  beim  Konservieren  B. 
Von  einem  Erdaufwurf,  Erde  übh.  Ap;  B;  Th.  .Den 
frischen  Grabhügel  schmückt  vorläufig  ein  Kranz, 
später  aber,  tven"-er-sich  gesetzt  het,  ein  Grabmal.' 
Bärnd.  1904  (BE.).  ,Das  erdtrich  zeucht  sich  nidsich 
oder  hat  sich  gesetzt,  consedit  terra.'  Fris.;  Mal. 
,[Man]  streuet  gegen  3  Zoll  hoch  Erden  darüber,  dass 
sie,  wann  sie  sich  gesetzt,  noch  2  Zoll  hoch  bleibe.' 
JCSulzer  1772.  Von  einem  Heu-,  Düngerstock  Ap; 
B;  GRNuf. ;  G;  Ndw;  Th;  WMü.  Nach  8  Tagen  het-si'h 
d's  Heu  g'setzt  Ndw.  Vom  Dünger  auf  den  Wiesen 
Ap  Lb.  Der  Mist  iäll-sich  gär  nid  s.,  angeblich  wenn 
er  imene"  schlechte"  Zäche"  versprätet  worden  ist. 
Von  Schnee.  ,Er  weich  sunst  [so  weit  er  nicht  von 
den  Dächern  lielj  wänig,  satzt  sich  wol  zum  teil  und 


1611'.' 


Saz,  sez,  siz, 


1610 


gierigen  die  tachtroiffen.'  Bossh.  Chr.  Von  einer  Ge- 
schwulst ApLb.;  SchScIiL;  Th;  Z.  Mer  wend  e"möl  e" 
wenge"  wärme"  mit  Chrätere",  öb-er  [ein  geschwollener 
Chnode"]  «v*  nit  setzt.  APletscher  1902.  .Die  ge- 
schwulst  setzt  sich,  gadt  nider  und  entschwilt,  desidit 
tumor.'  Fris.;  Mal.;  so  auch  Hosr.  —  ß)  nachlassen, 
von  ausströmenden  Flüssigkeiten:  ,[N.  hat]  mehr  dann 
ein  Haubtzüber  voll  Bluts  uss  den  Aderen  geblutet . . . 
[später]  hat  sich  die  Ader  gänzlich  gesetzt  und  für 
bass  hin  also  bstanden.'  RCvs.  Niedriger  werden,  vom 
Wasserstand:  ,Wylen  aber  die  Eüss  dissmalen  sehr 
gross  und  sich  wegen  der  Schneebergen  nit  bald  setzt, 
die  Fach  auf  unserer  Syten  glychfahls  angryft  ...' 
1667,  Z.  Von  wallender  Milch,  Butter  (Z).  Muest 
halt  rüere",  bis-er  [der  Anke"]  ■si'h  setzt!  ,ln  Ober- 
Uzwil  begegnete  einem  Bauern,  dass,  so  oft  Milch  ge- 
sotten wurde,  sie  sich  schied.  Da  riet  ihm  Jemand, 
so  wie  man  wieder  siede  und  die  Milch  wolle  auf- 
gehen, solle  er  mit  einer  Birkenrute  drin  rühren,  bis 
sie  sich  wieder  setze.'  Henne  1874.  S.  noch  Bd  II 
12  u.  —  •[-)  Tom  Fieber  ApLb.;  GT.  —  8)  sich  dämpfen, 
legen,  von  Zorn,  Schreck  B;  Ndw.  Der  Chlupf  het- 
sech  wider  g'setzt.  RIscher  1903.  .Derweilen  hatten 
Angst  und  Blast  in  Niggis  Peterli  Zeit  sich  zu  s.' 
Gotth.  ,Der  zorn  nimpt  uns  zum  teil  Vernunft  und 
verstand;  wie  er  sich  aber  gsetzt,  do  [usw.].'  LLav. 
1583.  ,[Ich  glaube  nicht]  iezmal  ein  lobliche  Eid- 
gnosschaft  zergon  werde,  und  sye  diss  nun  ein  blast, 
der  ouch  etwan  under  fründen  entstat  und  sich  wid- 
rum  setzt.'  Zwingli.  ,Aber  dannocht  wollt  sich  die 
Sach  nicht  s.,  sonder  nam  die  Verbitterung  zwüschen 
beiden  Teilen  ye  langer  ye  meer  zuo.'  RCys.  (Bi\). 
Von  Personen.  Sich  beruhigen  (nach  einer  Gemüts- 
bewegung) Aa;  B.  WeW-er  [der  Mann]  a" fällt  hone'' 
werde",  su  nimm  e"  Schluck  voll  i"  's  Mi'd  u"'1  schluck  's 
nit  abe"  u"d  b'häb  's  im  Mül,  bis-de  g' sehst,  dass-er-si''' 
g'setzt  het.  Gottu.  ,Es  hielt  hart,  bis  Eisi  sich  setzte; 
denn  wenn  eine  Frau  so  recht  ertaubet  ist,  so  fragt 
sie  nach  gar  nichts.'  ebd.  ,Sie  boten  Allem  auf,  die 
Meister  zu  begütigen  ...  Endlich  setzten  sich  die 
Meister.'  ebd.  Im  Eifer  nachlassen:  ,Er  hat  sich  ge- 
sezt,  suum  ille  impetum  remisit;  deferbuit  illius  Stu- 
dium; quiescit  nunc  ille.'  Hosp.  Das  Ungestüm,  den 
Übermut  der  Jugend  verlieren:  Wenn-es-sich  öppe" 
g'setzt  het,  su  giH's  noch  e"  rechti  Hüsfrau.  Aber  jetz 
het  's  der  Kopf  noch  voll  Fuge"  und  es  meint,  wenn- 
me"  nit  der  Narr  trib  all  Tag,  su  &ig  Das  nit  g'lebt. 
Gotth.  Entspr.  tr.  (wenn  nicht  von  la  ausgehend; 
vgl.  ab-s.):  1)  Jmd  beruhigen,  begütigen,  zur  Vernunft 
bringen  B;  Sch  (Kirchh.).  .Noch  mittelten  [bei  dem 
drohenden  Raufhandel]  die  Alteren,  setzten  die  Jün- 
gern.' Gotth.  —  2)  Einen  mit  harten  Worten  zur 
Ordnung  weisen,  zum  Schweigen  bringen  B  (AvRütte), 
Einem  sich  Überhebenden  kurz  und  barsch  seine 
Stellung  zum  Bewusstsein  bringen  B.  ,Wäre  ich  nicht 
eine  Art  Dorfnarr  gewesen,  die  Leute  hätten  mich 
schon  gesetzt,  dh.  mir  zu  verstehen  gegeben,  was  sie 
von  mir  hielten;  so  aber  wollten  sie  sich  den  Spass 
nicht  selbst  verderben.'  Gotth.  ,Wo  er  [ein  Gericht- 
schreiber] Untergebene  vor  sich  zu  haben  glaubte,  da 
konnte  er  tun  wie  ein  Landvogt  aus  uralter  Zeit  . . . 
Da  setzte  er  die  Leute,  dass  sie  meinten,  sie  seien 
stötzlige"  auf  den  Grind  gefallen.'  ebd.  —  e)  von  den 
festen  Bestandteilen  in  Flüssigkeiten,  die  sich  nieder- 
schlagen, so  in  trübem  Wasser,  Wein,  Kaffee,  dicker 


Milch  bei  der  Käsebereitung,  bzw.  von  den  Flüssig- 
keiten selbst  Aa;  Ap;  B;  Gr;  L;  G;  Th;  Z  und  sonst, 
„von  Sulzen,  Latwergen  uä.,  sich  verdichten,  zsziehen 
Th."  's  hed-sich  g'setzt  Ap;  Z.  I)'  Anke"rümme"  het- 
sich  uo'h  nit  g'setzt,  beim  Auslassen  von  Butter  B. 
D's  Wasser,  der  Raffe  het-sich  noch  nid  g'setzt  B;  G; 
Th  und  weiterhin,  's  hät-sieh  g'setzt,  ist  eingedickt, 
von  Eingemachtem,  Gries-,  Haferbrei  ThMü.  's  Malz- 
kaff ewasser  cha""-mer  e"chli"  lo"  stö"  i"  der  Pfanne"; 
es  hed-sich  im  Schind;  g'setzt  L  (Roos).  .Weitere  10  bis 
15  Minuten  lässt  er  ihr  [der  zerrührten  Dickete"]  Zeit, 
sich  z' s.,  dh.  zum  Niederschlag  des  Käse-  und  Fett- 
stoffes.' Bärnd.  1904  (BE.).  .Defecare  vinum,  ein  wein 
lauter  lassen  werden  und  warten,  biss  sich  die  truosen 
an  boden  gesetzt.'  Fris.  1541.  ,Sich  s.,  nidsich  sinken, 
an  boden  sinken  oder  ze  boden  gon,  sidere,  desidere; 
sich  in  ein  gschirr  an  boden  s.,  sidere  ad  ima  vasis.' 
Fris.;  Mal.  .Nimm  Blut,  stells  in  einem  Geschirr  an 
ein  Ort,  dass  es  sich  setze  und  gestehe.'  JJNüscu. 
1608.  .Wann  sich  der  Wein  widerumb  nidergelassen 
und  gesetzt  ...'  EKönig  1706.  S.  noch  ab-slgen  (Sp. 
588).  Etw.  s.  lä".  Mer  mues'  's  Kafi  ('s  Most,  de" 
Wl")  enchli"  lo"  s.  AaF.  .Man  lässt  die  Chäsete"  s.' 
BE.  ,Lass  es  [verschiedene  Ingredienzien]  in  dein 
küpfernen  Gefäs  wol  säzen  und  erkalten.'  Arzneib. 
1822.  —  2.  festsetzen,  a)  Bed.  la  noch  nahe- 
stehend, a)  gefangen  setzen.  .Einen  auf  das  Rathaus 
s.',  vorläufig  zur  Untersuchung  gefangen  setzen. 
1810,  Z  Brief.  En  Neutaler  dem  Jos  für  's  Hüsdurch- 
suechen  und  's  S.  [als  Entschädigung  für  die  unrecht- 
mässig ausgestandene  Gefangenschaft].  Usteri  1831. 
,Daz  N.  über  die  richtung  unser  burger  vieng  und 
die  saste.'  um  13C5,  Z  StB.  ,N.  wird  in  den  Ötenbach 
gesetzet.' nach  1701,  Z. —  ß)  Einem  Aufenthalt  geben  od. 
anweisen,  Jmd  (in  einem  Hause)  unterbringen,  wohnen 
lassen.  ,Es  sol  ouch  kein  meister  deheinen  knecht 
anders  s.  denn  umb  den  dritten  pfennig  und  von  dem 
knecht  umb  die  kuchyspis  nemen  dry  Schilling  zuo 
der  wuchen.'  1466,  Aar.  StR.  ,Sy  weite  schlechtlieh 
mit  im  hinus,  dann  er  welle  sy  allda  inn  ein  wirthus 
s.,  da  menigerlei  volk  uss-  und  inwandle.'  1533/8,  Z 
Ehegericht.  ,So  bald  ainer  sin  wyb  und  kinder  uf 
aigens  und  nit  uf  lechen  satzte  usserthalb  dem  hof, 
der  und  die  selben  sollen  ir  hofrecht  verwürkt  haben.' 
1535,  GRorsch.  .Fürs  Fünft  solle  auch  Keiner  dhein 
Husman  in  syn  Hus  s.  noch  zuo  imme  nemmen,  er 
syge  dann  ein  Dorfkind.'  1613,  ZAdetswil.  —  y)  refl-> 
„siedeln",  in  einer  Ortschaft  ständigen  Aufenthalt 
nehmen,  sich  bleibend  niederlassen  B  (Zyro);  „L"; 
Th;  NDw(Matthys);  „U;  Ze";  Z  (lt  St.  und  Spilhn.); 
,sedem  figere.'  Id.  B.;  St.b  Ich  ha"-mi'h  :'  Thün  g'setzt 
B(Zyro).  Ich  mue"-mich  iez  doch  namc"  s  ,  sagt  ein  junger 
Handwerker  ThMü.  ,Ouch  ist  mins  herren  recht  umb 
die  herkomenden  lüt,  die  da  fry  oder  Walser  sint,  die 
sich  in  disser  grafschaft  setzent  ...'  1453,  GSa.  ,Sover 
eines  bidermans  son  us  irem  dort'  sich  etwas  zyts... 
an  andern  enden  enthalten  und  gedienet  und  in  mitler 
zyt  etwas  ererbt  ald  sontst  by  inen  ze  s.  willens 
hette...'  1540,  Z  Rq.  1910.  ,N.  dem  metzger  erloupt, 
sich  hie  ze  s.  und  wonen.'  1543,  B  RM.  ,Den  glöu- 
bigen  Engellenderen  [wurde]  vergunt,  underschlouf 
zuo  suochen  in  miner  herren  piet,  wo  si  möchtind; 
die  habend  sich  hernach  gen  Arow  gesetzt.'  JHaller 
1550/73.  ,Er  sölte  sin  manrecht  reichen  und  sich  by 
inen   s.'    B  Turmb.    1551.     ,Sich    s.    und   an    eim    ort 


1611 


;i2 


bleiben,  subsidere  in  loco  aliquo.'  Fris.;  Mal.  ,Wo 
er  sieb  aber  an  der  frönibde  lut  der  Satzung  satzte, 
solle  er  das  burgkrecht  ufgeben,  wo  nit,  werde  ers 
sonst  verwürkt  baben.'  1567,  Z  RM.  ,Die  von  Flach 
band  sterkerung  ihres  inzugs  begert  und  sich  des 
[erklagt],  das  etlich  ander  inen  allein  etwan  ein  be- 
hussungli  erkouffend  und  dann  im  gemeiuwerch  wie  ein 
andern  [!]  grechtigkeit  baben  wellint,  oder  verkouffind 
alles,  setzind  sich  dann  ze  huss;  ist  für  die  rechen- 
herren  gwissen.'  1573,  ebd.  ,Wann  raitler  zyt  syne 
sön  sich  alhie  s.  weiten,  söllent  sy  vermög  der  Satzung 
ire  eignen  hüsser  haben.'  1596,  ebd.  ,[Arzt  N.  ist] 
gan  Wintertur  in  Zürichgebiet  . . .  zogen  . . .  und  hat 
sich  da  gesetzt.'  1599,  RCvs.  ,A1s  mH.  spüren  und  er- 
faren  indessen,  das  etliche  Burger  sich  ...  im  ßätelstab 
setzen.'  1617,  AaBi\  StR.  ,So  Einer,  der  in  irer  Gmeind 
gesessen,  von  inen  an  ein  ander  Ort  zuge  und  an 
einem  andern  Ort  ein  Schirm-  ald  Dorfrecht  annem- 
men  und  darnach  sich  wider  by  inen  ze  s.  begehren 
wurde,  dass  der  den  Ynzug  ...  ouch  widerumb  zuo 
erleggen  [habe]  oder  sy  denselben  by  inen  wonen  ze 
lassen  nit  verbunden  syn.'  1626,  ZAff.  b./Z.  ,Sich 
an  einem  Ort  s.,  fortunarum  sedem  tigere  in  loco.' 
Hosp.  ,Wie  wohlen  sei  die  Zyt  und  Jahr  hero  mit 
frömbdem  Volk,  das  zu  ihnen  gezogen  und  in  ihrem 
Dorf  zu  wohnen  und  zu  s.  sich  underfangen,  nit  wenig 
beschwert...'  1697,  ZAdlisw.  ,Die  erste  Bevölkerung 
[der  Stadt  Bern]  geschah  teils  durch  das  um- 
liegende Landvolk,  welches  sich  freiwillig  in  die  Stadt 
setzte.'  Goldb.  1723.  , Unsere  Väter  sind  Narren  ge- 
west,  dass  sie  sich  in  diesen  wilden  Schneebergen 
gesetzt  haben.'  UBragg.  S.  noch  Htls  (Bd  II  1701); 
Bruederschaft  (Bd  V  425);  Mann-Recht  (Bd  VI  291); 
In-,  Hinder-Säss  (Sp.  1348.  1353/4.  1358).  ,Sicb  hüs- 
hablich  s.';  s.  schon  Bd  II  929.  .Nachdem  etlich 
frömbd  uss  Wallis,  Grischenei  und  anderschwabär  zuo 
inen  ziechen  und  sich  by  [inen]  hushäblich  setzen  und 
niderlassen.«  1511,  BSi.  Rq.  1912.  —   b)  übh.     a)  tr. 

1)  ,den  fuoss  s.',  Stand  fassen,  sich  stellen,  eine 
Stellung  beziehen.  ,Der  pfarrer  zuo  StMartin  druckt 
für,  gab  nüt  umb  iren  kyb,  satzt  den  fuoss  wie  ein 
müeder  ochs,  bewärdt  sin  schlussred  mit  vil  gschriften.' 
SHofmstr  1526.  , Haltend  uch  als  biderb  lüt  im  rechten 
glouben,  styff  und  fest  setzt  üwren  fuoss.'  Rdef  1539. 
,Den  fuoss  s.,  stillston,  sich  stellen,  vestigia  premere, 
figere  pedem;  den  tritt  s.,  still  ston,  premere  vestigia; 
den  tritt  wol  s.,  lapsantem  firmare  gressum.'  Fris.; 
Mal.  -  2)  de"  Grind,  Chopf  s.;  s.  Bd  II  762;  III  410; 
Yglsetz-chöpfig  (Bd  III 418).  ,Den  Sinn  s.';  s.  Sp.  1053.— 
ß)  refl.  1)  von  Sachen,  sich  festsetzen,  ansammeln.  ,Ua 
die  Erfahrung  aller  Orten  überzeugend  beweist,  dass 
die  Gabelfuhren  die  Ursach  der  beständig  bleibenden 
und  immer  tiefer  gehenden  Gleissen  sind,  worinnen  das 
Wasser  sich  dann  notwendig  s.  und  eine  gemachte  Strass 
in  wenniger  Zeit  gänzlich  verderben  muss  ...'  1776, 
ZKyb.  ,Für  allerlei  Beulen  und  geronnen  Blut,  so 
under  dem  Haupt  sich  setzt.'  Arzneib.  XVII./XVIII.  — 

2)  von  Personen.  „Starrköpfig  auf  Etw.  bestehen  und 
Dasselbe  ausführen  B;  L."  Sich  uf-ene"  Fuess  s., 
s.  Bd  1 1086  u.  ,Sich  gegen,  wider  einen  s.',  sich  Jmdm 
widersetzen.  ,[Die  Mutter  Gottes  und  die  Heiligen] 
die  menneschen  warin  . . .  unde  sich  doch  also  verro 
wider  der  broidi  [s.  Bd  V  410]  ir  fleisches  sazton,  daz 
si  sint  gehert  in  himele  und  in  erda.'  XII.,  Wack.  1876* 
,Er  sezt  sich  wider  in  zehant  und  tuot  im  angest  unde 


not.'  Boner.  ,Ich  bekenne,  daz  ir  min  lechenherre 
sind  und  ich  üwer  man,  und  daz  ich  mich  unbillicb 
wider  üch  setze.'  Z  Chr.  1336/1446;  noch  oft,  .Durch 
daz  wir  ...  uns  wider  die  herren,  ufsetze  und  löuffe 
destekreftlichermöchtentgesetzen.'  1374,  Bs  Schreiben. 
,Da  wider  sich  etliche  dörffer  ...  gesetzet  haut.-  1403, 
Z  StB.  ,N.  sol  von  nun  hin  sich  niemer  gesetzen  noch 
legen  wider  die  herren  von  Rätsüns,  weder  mit  raten 
noch  mit  getaten.'  1418,  Gl  Urk.  ,Die  erberen  lüte 
[der  Waldstätte]  . . .  sasten  sich  also  wider  die  [öster- 
reichischen] amptlüte.'  Just.  ,[Wenn]  sich  jemand  wider 
uns  als  die  obersten  herschaft  weite  s.  und  uns  wider- 
wärtig erschinen.'  1509,  BSi.  Rq.  1912.  .Sich  wider  den 
gemeinen  nutz  s.,  commovere  se  contra  rempublicam.' 
Fris.;  Mal.  , Hernach  nam  im  [Salomon]  Gott  sein 
ansehen,  dass  sich  Jeroboam  wider  in  dorft  s.'  LLav. 
1582.  ,Handt  sich  die  von  Burgdorf  auch  wider  das 
Gottshus  gesetzt.'  RCys.  ,[Das  Begehren  des  Müllers 
N.]  wider  welches  Begehren  [einige  andere  Müller] 
als  ihnen  nachteilig  sich  gesezet ...'  1743,  Z.  S.  noch 
Bd  I  1296  o.  .Sich  an  einen  s.',  Einen  angreifen;  s. 
Sp.  1615  (VBoltz).  —  c)  mit  verschwiegenem  Obj.; 
ausgehend  von  bot  1.  a)  =  satzen  (Sp.  1581).  Über  en 
Grabe"  s.,  von  Boss  oder  Reiter.  Auch  ohne  Orts- 
best.,  als  technischer  Ausdruck  der  Reiterspr.  In  er- 
weiterter Bed.;  vgl.  nhd.  .setzen  (über).'  ,Uber  das 
Wasser  s.,  flumen  trajicere.'  Hosp.  ,[Der  Reiter  sei] 
unden  nebent  den  Pündten  am  Martini-Tag  durch  die 
Thur  gesetzt.'  1705,  Z.  ,[Er]  setzt  hiemit  über  den 
Bach  . . .  Im  Übersetzen  körnt  er  mit  dem  einten  Fuss 
in  den  Bach.'  Sererh.  1742.  ,Mit  diesen  [Ruttnern] 
setzte  er  noch  selbigen  Tags  über  den  Berg.'  ebd.  — 
g)  in  festen  Verbindungen,  meist  uneig.;  vgl.  stellen. 
,Uf  einen  s.'  1)  angreifen,  zunächst  wohl  von  Reiterei. 
, Zeitungen  sind  eingelangt,  wie  an  der  Elb  bei  Werpen, 
unfern  von  Magdenburg,  die  Schwedischen  auf  die 
Sächsischen  gesetzt,  so  beiderseits  in  40000  stark  ge- 
wesen.' 1636,  SWbl.  1846.  ,Der  Freiherr  von  Rezüus 
satzte  sampt  den  Seinigen  in  grosser  Ungestüme  mit 
vollem  Zaum  auff  die  Montfortischen,  von  welchen 
mehr  als  in  die  20  erlegt  worden.'  Sprecher  1672. 
Einen  Mord  verfolgen:  , Alsbald  man  gspürt,  dass  ihr 
[die  Mörder]  seind  fort,  dest  minder  setzt  man  uf  das 
Mord;  drum  luegent,  nit  hinlässig  sind  und  machent 
euch  von  hinnen  gschwind.'  GGottb.  1619.  —  2)  Einem 
nachstellen,  aufsätzig  sein.  ,Als  ir  wol  sehent,  wie 
sich  dienerten  ungewonlichen  löuffe  tegelich  vermerent 
und  fursten  und  herren  sich  vaste  zu  einander  ver- 
bindent  und  wie  man  berlich  und  grosslich  uf  erbere 
stette  leget  und  setzet ...'  1371,  Bs  Brief.  ,Da  satztend 
die  das  [eine  vor  2  Jahren  getane  beleidigende  Äusserung 
des  Vogtes  zu  Höngg]  von  im  gehört  hand,  mächtig  uff 
in  [in  der]  gmeind;  den  wer  dem  anderen  vor  10  jaren 
etwas  zuo  leid  dan  hett,  der  weit  es  an  im  rechen.' 
Waldm.  (jüngere  Fassung  des  Höngger  Berichtes). 
,[PvTorberg]  sazt  ouch  hie  nebet  uff  die  burger  von 
Lucern,  das  sy  vor  irer  stat  nit  wol  mee  sicher  warend.' 
HBoll.  1582.  , Weder  Haupt-,  Amt-,  noch  Kriegsleute 
hätten  auf  ihn  [Kilian  Kesselring]  gesetzt.'  1634,  Absch. 
S.  noch  uber-nöten  (Bd  IV  866);  Sp.  1533  u.  —  3)  ,üf 
etwas,  darüf  s.'  Auf  Etw.  fussen  i.  S.  v.  gründen  3 
(Bd  II  777);  s.d.  Darauf  halten,  dringen.  ,Und  diewyl 
sy  dann  uff  die  Sach  so  stark  gesetzt  und  sich  hoch 
protestiert,  wellend  nit  von  iren  Freiheiten  stan  ...' 
1616,    ZGrün.     .[Konstantin    der   Grosse]    hat    stark 


Uli.-, 


1014 


darauff  gesetzt,  dass  die  Decreta  und  Ganones  ...  steift' 
gehalten  wurden.'  Antw.  1650.  ,An  Einen  (Etw.)  s.' 
1)  Einen  od.  Etw.  (tätlich,  mit  Worten)  angreifen,  an- 
fechten. .Dazselbe  folk  [fremde  Hilfstruppen,  hätte] 
villich  an  die  von  Varspurg  gesetzt.'  Edlib.  ,Do  redte 
A.  zum  B.:  du  gist  den  nachpuren  unbescheidne  wort, 
und  strafte  iun;  do  satzte  er  an  den  selben  A.,  was 
es  inn  ghigte.'  1503,  Z  RB.  ,Da  satzte  er  mit  Worten  an 
si,  huorete  si  und  schulte  si  übel.'  um  1505,  Z.  ,Die 
schwarzen  rüter  satztend  besonders  an  die  Eidgnossen, 
griffend  si  zum  dritten  und  vierden  mal  an.'  JHaller 
1550/73.  ,N.  ist  so  unbesinnt  und  franschmüetig 
worden,  das  er  ouch  an  sin  schwecher  und  schwiger 
gesetzt.'  1550,  Z  RB.  ,Mit  grossen  trunken  an  einen 
s.,  gross  stotzen  vol  aussbringen,  poscere  maioribus 
poculis.'  Pris.;  Mal.  ,1m  [Karl  IX.]  verfuletend  sine 
gemach  und  satzt  die  herodianisch  plag  an  in.'  1574, 
HBull.  D.  ,[Der  Teufel]  hat  von  yewälten  har  an 
disen  artikel  [der  Auferstehung]  gesetzt.'  LLav.  1577. 
,Eusebius  schrybt,  dass  ...  auch  die  kirchendiener 
selbs  an  einanderen  gesetzt,  wider  einanderen  ge- 
schriben  und  geprediget.'  ebd.  1583.  ,Der  Geir  setzt 
[im  Hühnleinspiel]  an  den  Reien.'  Ahm.  1057.  ,Wo 
man  dergestalt  an  das  Gewissen  der  Untertanen  setzet, 
dass  sie  tausendmal  mehr  zu  sterben  als  zu  leben 
wünschen.'  JMbt.  1700.  ,Der  Teufel  ist  der  Feind, 
der  an  die  Kinder  Gottes  setzet,  sie  aus  ihrer  eigenen 
Bevestigung,  so  es  möglich,  ausszufällen  und  an  Gott 
abtrünnig  zu  machen.'  JJUlr.  1718.  ,Dieses  machte, 
dass  sy  hart  aneinandren  setzten',  die  Franzosen  und 
ihre  Feinde.  JvWeissenfluh  1792/1821.  S.  noch 
Sp.  1096  o.  —  2)  uneig.,  an  Eine"  s.,  in  Jmd  dringen, 
Jmd  bearbeiten  B  (Gotth.);  L,  an  Üppiss.,  Etw.  durch- 
setzen wollen  Z  (Spillmann).  ,0  Jere,  es  [eine  Dienst- 
magd] wüsste  noch  wo  sein,  es  seien  hundert  Plätzg 
für  eine",  wo  man  schon  lange  an  ihns  gesetzt  habe, 
und  wenn  es  nit  e"  ßöhl  war,  so  wüsst  l;en  Hung, 
was  es  jetzt  für  e"  Rerrenköehin  war  oder  noch  Öppis 
me;  Gotth.  ,[Der  Franzose]  satzt  an  sye  [die  Eid- 
genossen] mit  Betrug,  List  und  Practiken  nach  fran- 
zösischer Art.'  RCys.  , Setzt  man  an  dich,  was  du 
glaubest  des  und  dises  Articuls  halber,  so  antworte 
frei  rund  heraus:  Ich  glauben,  was  Gottes  Wort  auss- 
weist.'  FWyss  1077.  ,[Des  Paulus  Freunde  haben]  an 
ihn  gesetzt,  er  solle  sich  nicht  dahin  [nach  Jerusalem] 
wagen.'  ebd.  ,An  Einen  s.,  instare  alicui,  verborum 
ponderibus  aggredi,  urgere  aliquem;  stark  an  Etwas 
s.,  contendere  ad  aliquid.'  Hosp.  1683.  ,Die  Welt  sezet 
an  uns  mit  Schmeichlen  und  Liebkosen.'  JMey.  1700. 
,So  haben  sie  [die  Leute  von  TiiNussb.]  zu  wieder- 
holten Maleu  an  Diakon  N.  gesetzt,  diese  von  ihnen 
schon  lange  genossene  Predigtstunde  nicht  eingehen  zu 
lassen.'  XVIII.,  Z.  Gleichbed.  ,in  Einen  s.'  1)  ,Die 
Eidgnossen  ...  ob  schon  sie  ...  in  den  Feind  gesetzt, 
demselbigen  eine  grosse  Anzahl  erschlagen,  waren  doch 
an  Volk  zu  schwach.'  JGross  1024.  ,[Die  Prättigauer 
haben  mit  ihren  Prügeln]  alsbald  in  die  spanischen 
und  Leopoldischen  Soldaten  ganz  furios  gesetzt.' 
Imthdrn,  Mem.  —  2)  ,Frau  N.  setzt  ferner  in  sy  mit 
Bitt  ...'  1675,  ScHSt.  ,[Die  Katholiken  seien]  so  ver- 
schlagen, das  [sie],  wann  man  wyters  in  sy  setze,  mit 
der  Sprach  nit  rächt  heruss  wollind.'  1682,  Z.  ,[Ein 
Mädchen  sagt  aus]  in  der  Maria  Haus  habe  der  Böse 
zum  driten  Mal  in  sie  gesetzt.'  1701,  ebd.  .Entlichen 
haben  sie  ...  Selbsten   in  das  Kind  gesetzet  und  ge- 


fraget, solle  sagen,  was  es  wisse.'  1781/2,  Gl  JB. 
,Hinder  etw.  s.',  hinter  Etw.  gehen:  ,Wie  wäre  es,  man 
satzte  mit  gewalt  darhinder,  damit  die  mess  im  Veltlin 
gar  abgetan  würde?'  1558,  Brief  (JFabricius).  —  3)  aus- 
gehend vom  Vor.  (wenn  nicht  eher  von  b  a  2),  ohne 
übj.  und  präp.  Best.,  anhalten,  durch  anhaltendes 
Bitten  durchzusetzen  versuchen,  alle  Kräfte  an  Etw. 
setzen  L;  ZO.  .Damit  der  Pfarrer  sehe,  wie  weit  er 
komme,  wenn  er  s.  wolle.'  XHerz.  1863.  ,Er  bat  mich 
dringend,  nur  nicht  zu  s.,  das  gehe  nicht  hier  oben.' 
ebd.;  vgl.  unmittelbar  vorher:  .Wenn  der  Pfarrer  an 
uns  s.  will,  so  könnte  er  leicht  zu  kurz  kommen.' 
ebd.  —  d)  als  Ausdr.  des  Rechts-  und  öffentlichen 
Lebens,  doch  gelegentlich  auch  auf  andere  Verhält- 
nisse übertr.  <x)  sicher  stellen,  bes.  im  Pfandrecht,  vom 
Sicherheit  gebenden  Schuldner,  Ehegatten,  Donator. 
Mit  ,üf'  zur  Bezeichnung  des  Unterpfandes.  ,Und  hat 
N.  äffen  sinen  lip  gesetzet  einen  fierdung  wachses 
jarlich  zinses  unsenu  gotshus  ze  gebenne.'  1311,  Z. 
.[Ich  bezeuge]  das  ich  uf  minem  eignen  hof  . . .  gesetzt 
han  ein  halb  pfund  wachs  ...,  das  man  jerlich  weren 
sol  uff  StMartis  tag  dem  gottshus  ze  Rüti.'  1367,  ebd. 
,Nu  lietti  sie  dieselben  reben  verkouft  und  wolte  die 
egenanten  2  pfund  wachs  ab  den  reben  uff  ir  hus  und 
hofstatt  s.'  1396,  ebd.  ,N.  satzt  iro  [seiner  Frau]  die- 
selben [200  Pfund  Morgengabe]  uff  sine  5  eimer  win- 
gelts  und  4  mütt  kernengelts  jerlichs  zins.'  XV.,  Z.  ,[A. 
sprach]  B.  der  sehe  gern,  das  ich  im  zwen  guldin  gelts  uff 
mines  wips  güeter  satzte,  umb  das  er  dester  bas  ein 
wip  funde.'  1437,  Z  RB.  ,Was  A.  dem  B.  an  den  kouff 
gewert,  das  solle  uff  den  selben  halben  hof  gesetzt 
und  im  verzinset  werden.'  1562,  Z  RM.  .[Man  soll] 
dem  A.  uff  Dorf  syn  ingefallne  behussung  ...  in  ge- 
meiner statt  costen  wider  erbuwen  und  machen  lassen 
und  im  den  buwschilliug  uffs  huss  s.'  1583,  ebd.  ,Saste 
ouch  die  egenant  frow  ...  die  vorgeseiten  10  Schilling 
Pfenning  jerlicher  gült  uff  ir  hus  und  hofstatt  und 
garten.'  1589,  Z.  S.  noch  Sp.'  836  u.  Mit  Synn. 
.Doch  mag  eins  dem  andren  uff  die  güeter,  was  dera 
ist,  schlachen  und  s.  einen  pfandschilling  umb  ein 
summ  guotes.'  1384,  AaB.  StR.  ,Für  ein  recht  wärend 
pfand  ...  heruf  gesetzet  und  geslagen,  als  der  Pfand- 
brief wyset'  1411,  Z.  ,Was  Zinsen  uff  gelegne  güeter 
komen,  gesetzt  und  geschlagen  und  verbrieftet  sind.' 
1487,  GT.  Rq.  1906.  ,Es  ensoll  ouch  kein  hindersess 
in  unsserm  landt  kein  gült  noch  pfünder  oder  guldin 
gelts  uff  thein  guot  s.  noch  schlachen.'  1501/44,  Scnw 
LB.  .Das  den  brüedern  im  Nessental  sölich  pfund 
gelts  abgelöisd  oder  uff  ein  ander  underpfand  gesetzt 
und  geschlagen  sye.'  1506,  Z  RM.  .Zwei  pfund  haller 
järlichs  zins  ...  die  ich  im  senken  und  setzen  uff  und 
ab  minem  hus  und  hof.'  1510,  ZWäd.  ,Si  [soll]  im  die 
[200  Gulden]  s.  und  schlahen  uff  das  güetli,  so  ir  ewirt 
erkouft  hett.'  1523/6,  Z  RB.  Mit  Ortsadv.  an  Stelle 
der  Präp.  .[Die]  vogtei  ze  Esche,  da  er  der  vorgenanten 
vrou  Annen,  siner  elichen  husfrouwen,  zwenzig  mark 
silbers  mit  des  obgenanten  sines  herren  haut  einen 
pfantschilling  gesetzft]  ir  heinstür.'  1369,  Z  Rq.  1910. 
.(Einem)  etw.  s.'  , Sölich  zins  . . .  mit  brieffen  und 
underpfendern  ze  s.  versprechen.'  1441,  B  StR.  ,Es 
klaget  A.  uf  B.,  es  habe  sich  begeben,  das  in  der  B. 
mer  dann  ein  mal  vor  meister  W\,  im  ein  morgengab  ze 
setzent,  verklagt  hab  ...  [A.  habe  vorgeschlagen]  er  wölte 
im  die  s.  uff  zwei  manwerch  wisen  oder  uff  äcker  . . .' 
1480,  Z  RB.    ,Das  guot,  so  sy  zuo  im  bringe,  dasselb 


1615 


Saz,  sez,  siz,  soz, 


1616 


welle  er  iren  s.,  das  sy  sicher  sye  und  wüsse,  wo  siss 
finde,  dann  er  guot,  hus  und  hofstatt  [usw.]  habe.'  1533, 
Z  Ehegericht.  .Sittemal  er  ir  das  ir  nit  habe  ze  s., 
das  si  habend  sye,  so  solle  er  sich  des  zinses  vernüegen 
lassen.'  1533/8,  ebd.  ,Si  welle  im  nit  helfen  werchen 
noch  ir  guot  im  under  die  hend  lassen,  wiewol  er  iren 
das  s.  wolt  nach  irs  ampts  recht.'  ebd.  .[NN.  haben] 
versprochen,  jeder  iro  [zur  Heirat]  ein  pl'und  jerlichs 
zinses  ze  s.'  1541/3,  ebd.  .[N.  soll]  iro  [seiner  Schwester] 
das  überig  hablich  s.  und  iro  das  jerlichs  verzinsen.' 
1546,  Z.  ,[Der  Vogt  zu  Z  And.  wird  aufgefordert,  dafür 
zu  sorgen]  das  die  köuffere  dem  verköuffer  den  kouf- 
schilling  umb  gebürlichen  geltzins  nach  hablicher  not- 
turft  s.  lassind  und  diser  gstalt  dheine  kernengülten 
gemacht  werdint.1  1567,  ebd.  S.  noch  Bd  VI  265  u. 
Mit  blossem  Dat.  P.  ,Waz  si  denn  zuo  dem  man  hat 
bracht,  daz  sol  man  ir  nach  des  mans  tod  usrichten 
oder  ira  aber  darum  s.'  XIV.,  ZKü.  Offn.  ,Item  sol 
einer  frowen  guot  ligen  an  eigen  und  an  erb  und  sol 
ein  man  einer  frowen  s.'  ebd.  RA.  ,Es  üf  ein  wort 
s.',  sein  Wort  verpfänden.  ,So  bald  er  [David]  dises 
verding  hört,  schwuor  er  und  satzt  es  auf  ein  wort,  er 
wolt  sich  an  d  Philister  s.'  VBoltz  1554.  —  ß)  übh. 
Einem  Etw.  aussetzen.  ,Do  der  chelner  dis  guot 
alsust  an  sins  gotshuses  stat  in  gewalt  hatte,  so  saste  und 
lech  ers  ze  cinse  dem  N.  ...  jerlicb  umb  ein  vierding 
wachses.'  1290,  Bs  ÜB.  Unklar:  .Wegen  der  ver- 
eerten  stiflen  und  schuhen  halb  (mit  zucht  zu  melden) 
[habe  die  Magd]  anzeigt,  der  stubenmeister  zur 
Waag  habe  iren  die  gesetzt.  Uff  das  [der  ver- 
hörende Pfarrer]  gesagt,  daz  werind  wüeste  wort;  daruff 
si  geantwortet,  sy  meine  es  nit  also,  sondern  alein,  er 
habe  iren  die  geschenkt.'  1595,  Z  Ehegericht,  Vergaben, 
testieren.  ,[Die  überlebende  Ehefrau  erhält  das  Recht] 
an  ir  tode  ze  sezzene,  swem  si  wil.'  1290,  BsUB.  ,Es 
ist  ze  wissen,  dass  NN.  gesätzt  hand  umb  iro  seien 
heil  willen  jerlichen  3ßd.'  XV./XVL,  BNidau  JzB.  ,Zum 
6.  sol  nieman  in  krankeit  zu  testamentieren  gereizt 
werden,  doch  wen  einer  etwaz  s.  weit,  sol  er  mit  den 
nechsten  frunden  rat  ...  s.'  1524,  GiiKq.  ,N.  hat  ge- 
setzt 1  Mfltt  Dinkel.'  RCys.  S.  noch  Sp.  192.  —  r)  fest- 
setzen, ansetzen,  bestimmen,  von  der  (örtlichen 
und  zeitlichen)  Festsetzung  von  (Rechts-) Verhand- 
lungen, Märkten  uä.  ,[Wie]  man  iez  von  dein  anlass 
[schiedsgerichtliche  Verhandlung],  den  zuo  s.,  rede.' 
1446,  B  AM.  ,Über  den  artikel  des  messbabens  halb 
sitzen  und  ratschlag  s.,  wie  sich  derhalb  fürer  syg  zuo 
halten.'  1523/6,  ZRB.  , Darum  müessend  wir  den  stryt 
uff  ein  andren  tag  s.'  Morgant  1530.  .Demnach,  ob 
die  von  Bernang  ein  wochenmarkt  haben,  mögendt  sy 
den  am  mentag  ...  wol  haben,  s.,  ordnen  oder  halten.' 
1543,  GBern.  .Ein  recht  s.  wider  die,  welche  . . .' 
1572,  Gr;  vgl.  Recht-Satz.  ,Man  soll  uff  die  Mittwochen 
und  uf  den  Sambstag  durch  das  ganze  Jahr  weder  Gricht 
s.  noch  Schätzungen  anordnen.'  GrD. LB.  S. noch  An-1äss 
(BdIII1391);  BdVI257o.  , Ein  ortbestimmen  unds.,  sich 
mit  einandern  zeersprachen,  locum  colloquio  statuere; 
ein  rechtstag,  wie  und  wenn  einer  sein  klag  fürbringen 
sölte,  s.,  actionem  constituere;  ein  zeit  s.  oder  be- 
stimmen, constituere  tempus.'  Fris.;  Mal.  ,(Ein)  tag 
[uä.]  s.';  vgl.  Tag- Satz  fing).  ,Wir  haben  an  den  dingen 
tag  gesetzt  uff  hüttigen  tag.'  1468,  L  Urk.  ,Ist  tag 
gesatzt  gon  Lutzern.'  1475,  B  Anz.  1909.  ,Dann  nach 
verhörung  der  sach,  so  mögen  wir  die  sach  für  uns 
für  unsern  rat  nemen  und  darumb  tag  s.'  L  StR.  um 


1480.  ,Uff  mentag  ...  ist  tag  gesetzt  zwüschen 
1485,  Z  RM.  ,Umb  die  ansprach  ...  ist  im  tag  j 
1489,  ebd.  .Demnach  setzen  und  verkünden  uns  üwer 
liebe  tag  in  unser  statt  uf  zinstag  . . .'  1499,  Z  Brief. 
,Also  vermehrend  etlich,  es  werde  ...  wol  zuo  der 
sach  dienen,  so  man  ein  besundere  stund  satzte,  in  deren 
man  von  dem  fegfür  red  hielte  us  der  gschrift.'  Zwingli. 
.Setzend  ein  tag  an  ein  ander  end.'  Haimoxsk.  1531. 
.Ein  tag  s.,  ordnen  und  ansähen,  ein  gewüsse  zeit 
stimmen,  finire  diem;  ein  tag  des  tods  s.  und  ansähen, 
destinare  alicui  diem  necis.'  Fris.;  Mal.  S.  noch 
Bd  VI  1012  o.;  Sp.  214.  , Einem  zem  rechten  s.': 
,[NN.  kamen  vor  Gericht]  als  inen  beider  sit  umb 
dis  nachgeschribnen  ir  speun  und  stöss  für  den  rat 
zem  rechten  gesetzt  was.'  1440,  Aar.  StR.  —  8)  fest-, 
einsetzen,  bestimmen,  anordnen,  verfügen,  vom 
Erlass  von  Gesetzesbestimmungen,  von  der  Ein- 
setzung von  Institutionen.  ,S.,  ordnen,  bestäten,  san- 
cire.'  Fris.;  Mal.  Mit  Acc  (des  Ergebnisses).  ,Won 
dise  gesellschaft  und  einung  mit  aller  der  burger  Zürich 
gemeinem  raut  alsust  gesetzt  und  verschriben  ist  ...' 
1336,  Z  StB.  .Minuta  und  schlechte  ding  hand  wir 
gesetzt,  aber  nit  on  ursach.'  F  Schulordn.  1577.  .Feind- 
schaft s.'  Bodmer,  Milton;  in  anderer  Ausgabe  .fest- 
setzen.' S.  noch  Chesten  (Bd  III  542);  Sp.  1546  u. 
,Etw.  über,  umb  etw.  s.'  ,Swas  über  win  gesetzet  ist, 
daz  wil  der  rat  richten  endelich  und  vaste.'  äL  RB. 
.Was  um  buwlose  gezimber  gesetzt  ist.'  1524/44,  Scaw 
LB.  ,Etw.  üf  einen,  etw.  s.',  als  Auflage,  Strafe.  ,üf 
die  sol  man  niht  s.',  Denen  sol  man  nichts  auflegen. 
Wack.  DR.  .Der  sol  den  einung  geben,  den  die  burger 
daruff  setzeut.'  1.  H.  XIV.,  ÄABremg.  StR.  ,Ein  brief, 
den  er  uffen  si  gesetzet  het,  dar  hinder  si  nummen 
sin  wend.'  um  1380,  LE.  (Seg.)  ,Die  vorgenante  herschaft 
noch  die  iren  sullent  ouch  in  disem  frid  fürbas  keinen 
zoll  noch  geleit  uff  uns  die  obgenanten  stett  noch 
waltstett  legen  noch  s.  dann  in  der  masse,  als  es  un- 
gefarlich  vor  disem  krieg  waz.'  1389,  Absch.  , Etwas 
auff  ein  straff  s.,  poena  sancire  aliquid.'  Fris.;  Mal.; 
entspr.  bei  Hosp.  ,So  ver  sölliche  güeter  zuovor  dem 
apt  nit  fällig  ald  eerschätzig,  das  ime  [dem  Käufer] 
im  kouf  dheins  wegs  zuogelassen  und  gestattet  werden 
[solle],  weder  den  fall  noch  eerschatz  daruf  zuo  setzen.' 
1565,  Z  KM.  ,[N.,  Besitzer  des  Rors  am  Greifensee 
bittet]  man  weite  ime  uff  syne  güeter  zuo  schütz  und 
beschirniung  derselben  ein  offnung  ald  ban  s.'  1577,  ebd. 
,So  seie  auch  erst  neuwlich  auf  ein  Fässlin  Ops,  darvon 
man  bisher  2  Kreuzer  geben,  1  Batzen  gesetzt  [als 
Zoll].'  1644,  Sch.  S.  noch  Sp.  1533  o.  Mit  Obj.-Satz 
oder  dir.  Rede.  ,Wir  haben  ouch  gesetzet:  wer  dehein 
win  [usw.].'  1385,  B  StR.  ,Sin  meister  habind  ein  uff- 
satzt  gemachet  ...  und  sunder  gesetzt,  welicher  ...' 
1448,  Z  RB.  .Das  man  zuo  Zürich  satzt,  das  alle  die  ...' 
HBrennw.  Chr.  .Und  volget  erstlichen  der  Underscheid 
des  Stands,  do  wir  dann  setzen,  das  ...  für  Stands- 
Personen  vorauss  sollen  erkennet  und  gehalten 
werden  ...'  L  Kleiderref.  1696.  ,Als  ist  hiemit  gesatzt, 
dass...'  1757,  BSi.Rq.  1912.  S.  noch  Hell-Pfister  (Bd  V 
1196).  Mit  Synn.  ,Ich  setze,  ordenen  und  machen  mit 
disem  brief,  daz  ...'  1354,  B(ImObersteg  1878).  .Harumb 
so  ordnen,  sprechen  und  setzen  wir,  daz  ...'  1432,  BSi. 
Rq.  1912.  ,[Aus  den  genannten  Gründen]  setzen,  wellen 
und  ordnen  wir,  was  . . .'  1457,  ebd.  .[Die  Kirche] 
leert  und  setzt  nit,  dass  die  mess  ein  opfer  sye.- 
Zwingli.     ,Dass   sy   gemeinlich   und   einhälig  gesätzt 


1617 


Saz,  sez,  siz,  soz,  snz 


1618 


und  geordnet,  das  ...'  1541,  BSi.  Bq.  1912.  ,[  Wir]  haben 
also  ...  erkennt  und  gesetzt,  dass  . . .'  L  Eleiderref. 
1671.  S.  noch  Sp.  556  u.  —  e)  entspr.  Satzllf  (Sp.  1522). 

1)  (einen  Streit) schlichten,  beilegen.  ,Zu einem  Urkunde, 
das  dise  misshellung  zwischen  der  eptissin  [usw.] gesetzt 
und  geschlichtet  ist.'  1287,  BsUB.  (Kopie  des  XV.).  — 

2)  ,sich  mit  Einem  s„  se  reconciliare.'  Id.  B  (darnach 
Zyro);  St.b,  sich  aussöhnen,  einen  Vergleich  treffen. 
,A.  ist  der  wundoten  gichtig  und  hat  sich  mit  dem 
B.  gesetzet.'  1392,  Z  RB.  .Darnach  sazt  sich  der 
graf  mit  uns  und  mit  den  Eidgnossen.'  Z  Chr.  XV. 
,Denn  sol  ein  schriber  die,  so  ingeschriben  sind,  vor 
rat  läsen,  daz  die  gewarnet  werden,  ob  sy  sich  mit 
iren  Schuldnern  ges.  mögint.'  1469,  Z  StB.  .[Einen 
renitenten  Schuldner  soll  man]  in  gevengnus  nemen 
in  des  clegers  costen,  der  git  im  wasser  und  brot  und 
hat  in  gevangen,  ob  er  wil,  so  lang,  bis  er  sich  mit 
im  gesezt.'  1474,  LSemp.  ,So  die  Venediger  sich  mit 
dem  Türggen  gesetzt  heindt,  so  ist  er  über  den  herm 
von  Waffa  gefallen.'  HsSchürpf  1497.  ,So  er  sich  mit 
sinen  gelten  ges.  mag  ...'  1546,  L.  ,Als  nun  der  herzog 
dises  anschlags  bericht  ward,  sazt  er  sich  mit  den 
richsteten.'  HBrennw.  Chr.  S.  noch  Sp.  130.  ,Sich  ab- 
tragen und  s.' ;  s.  Bd  VI  30  o.  -  e)  Etw.  s.  (mit  refl.  Dat.), 
starrköpfig  Etw. vorhaben,  einen  festen  Entschluss  fassen 
Ap  (TTobler);  ZO.  (Stutz).  ,!•*  ha"  's  g'setzt  (ApM.) 
oder  ich  ha"-mer  's  g'setzt,  ich  tue'  s  nomma,  ich  fasste 
den  unabänderlichen  Entschluss,  ich  werde  es  nicht 
mehr  tun  (zugeben).'  TTobler.  Ich  ha'-mer  's  g'setzt 
und  fest  rorg'no",  ieh  well  [usw.].  Stütz.  —  3.  mit 
ähnlicher  Verallgemeinerung  wie  legen,  stellen, 
an  dem  (den)  gehörigen  od.  übh.  an  einem  (einen)  Ort 
niedersetzen,  anbringen,  bringen,  auch  als  allg.  Be- 
wirkungsvb  in  einen  Zustand  bringen;  oft  in  bestimmten 
Verbindungen,  in  denen  Bed.  1  od.  2  tw.  noch  durch- 
blicken, a)  meist  mit  blossem  (tw.  verschwiegenem) 
Acc,  doch  auch  erweitert  durch  Dat.  P.  und  adv.  Be- 
stimmungen; in  festen  Anwendungen,  a)  von  Grenz- 
zeichen uä.  EfnJ  Marchstei"  s.  wohl  allg.  ,Nach 
wisung  der  marchen,  so  dann  da  zwischent  gesetzt 
sind.'  1431,  ÄABremg.  StR.  ,Man  sol  nachgan  und 
richten,  als  etlich  vor  inen  hattent,  die  crüzer,  so  mh. 
jetz  geordnet  hand  zuo  setzent,  widerumb  dannen  zuo 
tuende  und  die  an  die  stett,  da  vor  die  alten  crüzer 
gewesen  sind,  zuo  vertigen.'  1460,  ZRB.  ,Nach  us- 
wisung  der  marchstein,  so  man  herumb  s.  wird.'  1474, 
MEsterm.  1907.  .Lauchen,  zeichnen  und  stein  s.'  1538, 
BG.  (Bärnd.  1911).  ,Dem  buwhern  ein  zedel,  das  er 
das  gässly  by  her  B.s  hus  beschowen,  ob  ein  stock 
da  ze  s.  syge,  damit  man  nit  dardurch  faren  möge.' 
1543,  B  RM.  ,. . .  dass  da  kein  march  stan  sott  nach 
gsetzft]  war.'  1543,  Z.  , Markstein  oder  zil  s.,  terminos 
statuere.'  Fris.  ;  Mal.  ,4.  werden  diese  Stein  öfters 
so  nachlässig  gesezt,  dass  man  selbige  ohne  die  ge- 
ringste Mühe  ausheben  kan.'  1759,  Bs  Eq.  S.  noch 
Bd  III  998  u.  999  u.;  IV  389  o.;  Sp.  793.  ,Ein  zil  s., 
metam  constituere.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Bd  IV  388. 
—  ß)  im  Landbau.  1)  pflanzen  PA1.  (, plantare'),  von 
jungen  Bäumen,  Sträuchern,  Pflänzlingen  jeder  Art 
(vgl.  Setzling)  Ap;  B;  Gl;  Gr;  L  (Ineichen);  GSa.;  Tb; 
W;  Z  tw.,  von  Zwiebeln  Th,  tw.  auch  von  Kartoffeln, 
Bohnen,  Erbsen,  Eüben  AaF.,  Leer.;  Bs;  B;  FJ.;  S;  Z 
(so  Wald,  Wl.),  wofür  anderswo  stecken  (s.d.).  Tänn(d)li 
s.  bei  der  Anpflanzung  eines  Waldes.  ,Hiessen  den  A.  dem 
B.  3taglönen  von  den  setzreben  ze  s.'  1409,  ZRB.; 

Idiotikon  VII. 


s.  noch  Bd  VI  46  o.  ,Dehainerlei  geböm,  zam  noch  wild 
geböm,  noch  dehainerlei  gestüd  ...  weder  s.,  zwigen, 
zügen,  wachsen  noch  uffkommen  laussen.'  1419,  G. 
.[1512]  zog  man  mit  einer  ganzen  gmeind  ...  hinuf 
und  saztend  eichlen.  Also  mit  einem  stecklin  macht 
man  ein  loch  und  die  eichlen  darin  mit  dem  fuoss 
zuogetreten.'  1540,  AaBt.  ,S.  als  zwy,  serere.'  Fris.; 
Mal.  ,Edle  Blum  ...  ich  will  sy  s.'  JC  Weissem;.  1701. 
,In  der  Mitte  lasst  man  ledigen  Platz,  damit  man  die 
Melonen-Pflänzlein  samt  dem  Mutter-Grund  darein  s. 
könne.'  JCSülzer  1772.  ,53/j  Taglöhne  vor  Bäume  zu 
butzen  und  zu  s.  11.  1, 18.'  1795,  Z  Haush.  ,Meien  s.'; 
vgl.  BdIVS.  ,Es  klaget  A.,  wie  dass  sinen  tochtern  ein 
meien  gesetzt  were;  den  selben  meien  nam  inen  der  B. 
frefenlich.'  1423,  ZRB.  Erdepfels.;  s.  Bd  I  379.  [In 
günstigen  Jahren]  kam  es  hinter  der  Egg  vor,  dass- 
ma"  no'h  am  lengste"  Tag  het  Herdüpflt  (/setzt.  Bärnd. 
1911  (BG.).  Böne"  s. ;  s.  Bd  IV  1310;  Sp.  1333  u.  An 
Bonifäz  muess-me"  Böne"  s.  Bs.  D'  Bönli  söll-men  im 
Nitsichgänt  s.,  si  hänke"  mir  a"  BsL.  's  brückt  Keine'' 
reklamiere",  me"  heb-em  d'  Er  verletzt,  sunst  tien  mir- 
cm  's  nächst  Jör  zeige",  wie-me"  richtig  Böne"  setzt  Bs 
(Schnitzelbankztg  1903).  [Kartoffeln  g'schwelle"  sagen 
sie  in  BU.  für  sieden]  teie  we""-si-si  icelti"  machen 
üfz'gän  wie  ä"  Siwböni  vor  dem  S.  Bärnd.  1908  (BGr.). 
Man  soll  am  10.  April  (od.derhunn"ertist  Tag  soll)  d'Ärbs 
s.  ebd.  1911  (BG.).  Bäbe",  Bunggle"  s.;  s.  Bd  VI  19. 
1131.  Vereinzelt  sogar  Chorn  s.  In  Nebentälern  des 
Simmentais  ...  wurde  oder  wird  ...  das  Getreide  nicht 
vertan  (breitwürfig  gesät),  sondern  zlUet  g'säjd  (in 
Reihen)  oder  sogar  g'setzd  (gesteckt).  Bärnd.  1908 
(nach  Kasth.).  Aber  der  aus  der  Stadt  stammende 
Vikar  bei  Gotth.'XXII  408,  der  die  Leute  fragt:  Sit- 
er  am  Ghorns.?  wird  als  Urbild  der  Dummheit  ver- 
lacht. RAA.  und  Sprww.  G'setzt  ist  nit  g'säit  usw.; 
s.  Sp.  594  u.  (auchAA;  SchSL;  S;  Z).  Nu"  g'setzt,  so 
wachst  's!  Ablehnung  einer  Behauptung,  bei  der  man 
sich  nicht  länger  aufhalten  will  Z  (Spillm.).  —  2)  ein 
Grundstück  mit  Etw.  bepflanzen.  ,Des  [von  einem 
Rebberg]  bat  N.  fier  cämerli  und  ein  platz,  den  hat 
er  mit  kneblen  gsetzt.'  XVI.,  Z.  —  y)  in  der  Fi- 
scherei. 1)  Netze,  Setzschnüre  im  Wasser  anbringen, 
um  sie  eine  Zeit  lang  (zB.  über  Nacht)  dort  zu  lassen, 
in  Erwartung  eines  Fanges  BO.  und  lt  AvRütte;  LWin.; 
Th;  Ndw;  Z;  Boden-  und  Hallwilersee,  „senken, 
bei  Fischern,  wenn  sie  eine  Angelschnur,  an  einen 
Stein  befestigt,  in  die  Tiefe  hinablassen  Th."  Vgl. 
Klunzinger  1892,  162.  Netzfe"),  Bere",  Rüsche"  s.; 
s.  schon  Bd  IV  885.  1453.  1454.  1455;  VI  147(3.  1478; 
Beren-Satz  (Sp.  1561).  Hier  noch  einige  Belege.  Und 
wenn's  e"  icengeli  lüscher  [s.  Bd  III  1459]  würt,  hoasst's 
d'  Netze" g'setzt  und  d'  Gtirnli  'biiert  TiiErm.  (ONägeli). 
,Es  klaget  A.  vischer  uf  B.,  daz  er  im  sine  garu 
frefenlich  in  sin  weid  gesetzet  hat  ...  Do  hört  er 
[Zeuge]  wol,  daz  der  A.  dem  B.  verbot,  daz  er  im  in 
den  giessen  niena  satzte.'  1411,  Z  RB.  ,Ouch  ist  daz 
ze  wüssen,  daz  nieman  netze  s.  sol  in  des  andren  se; 
weler  aber  ein  se  hett  und  netz  dar  in  gesetzt  het, 
für  den  sol  nieman  anders  s.;  und  ist  aber,  daz  einer 
vor  im  gesetzt  hett  in  sin  sew,  so  mag  er  wol  für 
inn  s.;  wer  ouch,  daz  sy  bed  einen  leich  funden,  in 
dem  alz  si  gesetzt  hand,  der  sol  ir  beder  sin.'  1419, 
Arg.  1871  (Hallwiler  Seerecht).  ,[Die  Leute  von  Stans 
haben  das  Recht]  netze  zuo  s.,  burdy  zuo  legen  und 
mit   der   watten    zuo    tischen.'    Ml'".    Ndw  Gos.  1868. 


1619 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


I020 


,Wie  A.  uff  dem  fryen  Zürichse  an  einem  samstag 
netzen  satzt,  also  kam  der  B.  zuo  im,  rett  vast  übel 
mit  im  und  sprach,  es  satzte  kein  biderber  man  an 
einem  samstag  so  vil  netzen.'  1422,  Z  RB.  .Welcher 
im  Müllibach  ...  netze  old  bärren  satzte.'  1565,  Ndw 
LB.  ,[Bs  wird  verfügt,  dass]  kein  Meister  künftighin 
jemal  mehr  als  einen  Knecht  und  eine  Schwab  habe, 
solche  auch  am  Samstag-Abend  gar  nicht  seze.'  1710. 
Z  Ges.  1757;  wiederholt  1770.  Oft  mit  verschwiegenem 
Obj.  (so  auch  schon  in  den  Belegen  von  1411.  1419). 
Ich  muess  denk  no'h  ga"  s.,  sagt  abends  der  Fischer 
zu  seiner  Frau  B  (AvRütte).  Die  Lehenfischer  der 
,Ballenherren'  pflegen  . . .  nur  bis  zum  sog.  Trollstein 
zu  ,s.'  und  zu  , zünden.'  Ber.  1868  (L).  ,Piscatorum 
ferise,  tag,  an  welchem  die  fischer  nit  dörffend  ziehen 
oder  s.'  Fris.  ,Es  sollen  auch  die  schwäbnetze  gar 
abgestelt  syn  wie  zugleich  nachts  jagen  und  über  den 
morgen  s.'  1570,  BBiel  Seeordnung  (Schwz.  Fischerei- 
ztg).  , [Bestraft  werden  . . .]  Alle  und  Jede,  welche 
setzen  oder  in  einichen  anderen  Weg  fischen  oder 
jagen  werden  an  Sonntagen.'  1650,  U  LB.  S.  noch 
Bd  VI  1143o.;  tribenen.  , Zuo  schweb  s.'  Diejenigen, 
welche  ,zu  schweb  setzen',  sollen  erst  eine  ziemliche 
Strecke  im  See  draussen,  doch  nicht  zu  weit,  zu  s. 
anfangen  und  ein  Jeder  nicht  mehr  als  16  der  am 
Thunersee  gebräuchlichen  Netze  oder  13  Zugernetze 
nacheinander  s.  HTürler  1895  (nach  der  Fischer- 
ordnung für  den  Thunersee  von  1537).  —  2)  die  Fisch- 
brut in  den  Weiher  einsetzen;  vgl.  Be-satzing.  ,Auf 
jedes  Juchart  [werden]  2  Milchler  und  2  Rogener  in 
den  Mutterweier  gesetzt,'  1724,  G.  -  S)  im  Hand- 
werk. E(s)  Cliämi,  en  Oje"  s.  Th;  Z  und  sonst, 
Häfe"  s.,  in  der  Glasfabrikation,  an  Stelle  zerbrochener 
neue  Häfen  in  den  Ofen  einsetzen  SThierst,  ,Ein 
Gesicht  s.';  s.  Sp.  257  u.  ,Dass  auff  denen  unteren 
Böden  ...  keine  mehreren  Liechter  nach  Peyen  weder 
Herifn]  N.  nach  seine[n]  Erben  ausshin  zu  brechen 
noch  zu  s.  bewilliget  sein  solle.'  1728,  Z.  Abs.:  ,Den 
gsellen  uf  dem  werch  [Kirchenbau],  si  setzind  oder 
murind,  des  tags  2ß  6d.'  VAu.;  =  Steinesetzen(vgl.  ver-s.)- 
Vom  Typographen.  ,Die  Buchstaben  in  der  Truckerei  s., 
typos,  characteres,  formas  aeneas  construere,  com- 
ponere.'  Hosp.  (En  Böge")  s.  Setzerspr.  E"  Chnopf 
s.  Schneiderspr.  —  s)  im  Spiel  uä.  1)  vom  Setzen  der 
Spielsteine  uä.,  zB.  beim  Mühlenspiel,  Schussern  udgl. 
wohl  allg.  Meist  abs.  Fang  du  a"  s.!  näml.  die 
Bohnen  beim  Mühlenspiel  Th.  Ich  ha"  g'setzt.  Das 
Höckle"  beginnt  mit  dem  <S'.,  in  kleinen  Entfernungen 
wird  von  den  Teilnehmern  eine  kleinere  oder  grössere 
Anzahl  (3—10)  Höckli  g'setzt  B  (AvRütte);  s.  noch 
Bd  II  1126  u.  .Plaudert  nicht  lang,  macht  fort;  du 
Driter  sez  die  Kegel,  Letster  leg  ein  Ziel!'  Red.  1662. 
Übertr.  auf  die  Einleitung  einer  Rauferei:  [A.:]  Mit  dir 
tcill-ich  scho"  's  Nüni  sieh"  . . .  [B. :]  So  setz  . . .  SGfeller 
1911.  —  2)  bei  Wetten,  Wettspielen,  den  Einsatz  er- 
legen Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  Sch;  S;  Th;  Uw;  Z.  Was 
wäm-mer  s.?  Frage  vor  Beginn  des  Spiels.  Wenn  d'  e" 
Näppi  setzist,  ich  han  auch  eine",  de""  cha""'s  lös  gö"  L 
(ERöthelin).  ,Findt  sich  doch,  das  siderhar  etwa  umb 
bar  gesetzt  gelt,  item  etwa  umb  ein  ürti  ...  gespilt  wor- 
den.' 1550,  ZRB.  ,A.:  Um  was  wettest  du  mit  mir? 
B.:  Ich  seze  drei  die  beste  Nestel,  die  ich  habe.  A.: 
Ich  dise  Binde  vom  Hut.-  Red.  1662.  S.  noch  secklen 
(Sp.674).  RA.  I<*  setze?  g"ad  mi"  Chopf  GiMoU.  Gew. 
abs.    He  chömet,  setzet,  wir  het  noeh  nid  g'set:!  ?  beim 


Stöeklen  S.  [A.:]  's  gilt  föuf  Batze",  mer  g'icünni"d  's! 
[B.:]  Xei",  e"  Tränke"  gilt 's,  mir  g'wünni"d's!  lärmet 
der  Hansel  und  schmelzt  es  Fränkli  uf  de"  Tisch  use". 
Setz,  wenn-d'  F. . . .  hest.  [A.:]  Allweg  bigott!  dö  isch 
auch  g'setzt!  Roos  1892.  ,[A.  wusste  nicht]  ob  der  B. 
ouch  gesetzt  hett  oder  nit',  beim  Schiessen.  1472,  Z 
RB.  ,Der  gwünner  z'erst  gar  frölich  ist  und  traurig 
z'  letst,  wanns  z'  s.  brist'  GGotth.  1599.  .Ziehnt  Gelt 
herfür,  ein  Jeder  setz.'  ebd.  1619.  ,Uberdiess  ists 
ihm  bald  ausgekommen,  dass  er  im  Spiel  betriege,  so 
dass  Niemand  mehr  mit  ihm  s.  wollte.'  HPest.  1783. 
RAA.  Me"  muess  z'erst  s..  seb-me"  cha""  g'cunne"  Z 
Wangen.  Wer  g'wünne"  (chegle")  will,  muess  s.  ,Wer 
spielen  will,  muss  s.'  Kriegsr.  1704.  In  erweiterter 
Fügung.  ,Etw.  üf  etw.  s.',  urspr.  rein  sinnlich,  seinen 
Einsatz  auf  den  des  Partners  legen.  ,Do  kam  er  mit 
etlichen  gesellen  in  ein  gwett,  er  wett  inen  zwen 
batzen  uff  ein  batzen  s.,  er  weite  etliche  jungfrowen 
ab  dem  bett  bringen  zuo  inen  in  das  wirtshus;  do 
satztend  wir  das  gelt  uff  ein  andern.'  1520,  Z.  Uneig. 
Nüt  drüf  s.,  keinen  Wert  auf  Etw.  legen,  sich  gleich- 
gültig verhalten  gegenüber  einer  Sache,  zB.  einer 
Amtswürde  udgl.  ZO.  Weil  die  Capelle  zu  StLeon- 
hard  weggetan  sein  soll,  so  soll  der  Abt  von  Pfäfers 
nicht  viel  darauf  ,«.'  1530,  Absch.  .Baltazar,  setz  nüt 
uf  das,  das  nienen  flog,  das  nienen  was.'  JMürer  1559. 
, Setze  ein  yeder  so  vil  darauf,  als  er  wolle.'  LLav.  1569; 
,wir  stellen  einem  Jeden  frei  ...  so  vil  zu  glauben, 
als  er  will.'  1670.  .[Der  Mann]  sieht  ein  wyb,  wirt 
deren  hold,  uf  iren  lyb  setzt  er  vil  mer  weder  uf 
guot  noch  zytlich  er.'  JMürer  1575.  ,Wenn  s  Feld 
mit  vilem  Wust  bestellt,  will  Niemand  drauf  vil  s.' 
JCWeissenb.  1681.  Ich  setze"  Zehn  gegen  A"s  [Eins] 
Th;  häutiger  wette".  ,Ob  dich  des  niht  bevilt,  das  du 
gen  dem  pferit  sezen  wilt  din  sele  ...  so  wil  ich  dich 
alhie  bestan,  ob  wir  dri  würfel  rnügen  han.'  Schach- 
zabelb.  Etw.  i"  's  Spill  s.,  ,aufs  Spiel  setzen'  ThMü. 
5,  10  Franken  i"  's  Glück  s.,  im  Viehhandel,  indem 
der  Käufer  (bes.  ein  Metzger)  sich  verpflichtet,  für 
den  Betrag,  über  den  man  beim  Handeln  nicht  einig 
wurde,  aufzukommen,  wenn  das  gekaufte  Tier  gut 
ausfalle,  ebd.  ,Zum  rietli  s.';  s.  Bd  VI  1832  o.  Mit 
verschobenem  Obj.:  .(Einen)  sessen  s.',  urspr.  wohl 
auf  einen  Wurf  von  sechs  Augen  wetten;  s.  Sp.  1387. 
—  £)  übh.  (Geld)  ein-,  zusetzen,  an  Etw.  wagen. 
,S.  können,  Geld  haben,  um  damit  Etw.  anfangen  zu 
können'  Sch  (Kirchh.).  Vetter,  därt  [in  der  Stadt] 
han-ich  wider  g 'sehe",  u■ie-me"-sie'^  cha""  Geld  mache", 
wenn-me"  nor  s.  cha"".  BStell  1888.  ,Wenn  sie  einen 
Gemeiner  fände  ...  so  wollten  sie  Geld  verdienen  wie 
Mist,  und  er  brauchte  keinen  Kreuzer  zu  s.'  Gotth. 
.So  war  Steffen  nicht  bloss  auf  den  Schiesseten,  son- 
dern er  mischte  sich  unter  die  Eliten,  unter  die  Aus- 
erwählten, welche  was  setzen,  mit  viel  Schiessen  das 
Beste  erzwingen  wollen,  und  Dieses  kostet  viel  Geld, 
darob  ist  Niemand  noch  reich  geworden,  aber  Mancher 
arm,  besonders  wenn  er  nicht  mehr  zu  s.  hatte  als 
Steffen.'  ebd.  De"  Chopf  an  Öppis  s.:  s.  Bd  III  409. 
.Sein  laben  an  feind  [näml.  an  deren  Besiegung]  s. 
und  in  die  schanz  schlahen,  objicere  se  felis  hostium.' 
Fris.;  Mal.;  vgl.  unter  e.  Dra"  s.  Er  hat  vil  Gelt 
dra"  g'setzt  Th.  Mer  wend  's  dra"  s.,  dran  wagen 
ThMü.  ,Daz  wölte  er  bewisen  und  besetzen  und  daran 
alles  das  s.,  so  er  hette.'  1455,  Z  RB.  ,Synen  eignen  lyb, 
den  welle  er  dran  s.,  das  er  in  also  funden  heige.'  1555,  Z. 


1621 


Saz, 


—  ■»))  im  Pfandrecht.  1)  vom  Schuldner,  Etw.  als 
Pfand  versetzen,  verschreiben  (lassen);  meist  mit 
Dat.  P.  ,13  küssi  und  ein  zerschnitten  techlachen, 
daz  het  er  gesetzft]  dem  von  Isnach.'  1380,  Z  RB.  ,Man 
sol  nachgan  und  richten,  als  N.  einer  t'rouwen  ir  tuoch 
genomen  und  verstoln  bat  und  daz  JDellikon  [Dat.]  satzt 
und  daz  die  frouw  ir  tuoch  selber  lost.'  1300,  ebd. 
,Do  hatt  er  dien  rossen  kein  fuoter  ze  geben  ...  do 
satzt  er  ein  ax  umb  2  plaphart.'  1395,  ebd.  ,Er  hette 
sinem  wip  ein  tüechli  verstoln  und  hette  das  einem 
Juden  gesetzt.'  1411,  ebd.  .Wer  der  ist,  der  eim  guot 
setzt  oder  zepfandt  git  me  dan  einer  eim  schuldig 
ist...'  XV.,  NdwLB.  (Einem)  Etw.  ,ze  (under)pfand  s.'; 
s.  BdV1138o.  Für  die  Kriegsentschädigung  ,satz[t] 
er  inen  [der  Herzog  von  Österreich  den  Eidgenossen] 
Waltshuot ...  zuo  underpfand.'  Z  Chr.  XV.  ,Ein  kleid 
oder  etwas  anders  zuo  pfand  eines  gewets  s.,  ponere 
pallium  aut  aliquid  aliud,  dare  pignus  cum  aliquo,  certare 
pignore.'  Fris.;  Mal.  (Eim)  es  Pfands.;  s.  Bd  V  1138  o. 
,Wele  aber  kein  [ein  ihm  hinter  dem  Rücken  des  Be- 
sitzers versetztes]  pfant  also  widergeben  müest,  manet 
der,  daz  man  im  den  vach,  der  im  daz  pfant  saste, 
den  selben  sol  man  im  ouch  unverzogenlich  vachen 
und  behalten,  unz  er  den  kleger  ableg.'  1359,  Z  StB. 
Uneig.  ,Niemants  hat  grössere  liebe,  dann  das  er  sin 
laben  setzet  für  seine  fründ.'  1530,  Joh.  ,Er  hat  syn 
leben  für  uns  gesetzt.'  OWerdm.  1552;  ,gegeben.' 
Herborn  1588.  ,Sez  dan  trewlich  für  den  Nuzen  deiner 
Freiheit  Gut  und  Blut'  XVIII.,  Lied.  —  2)  vom 
Gläubiger,  .sich  eine  Pfandverschreibung  ausstellen 
lassen'  Gl  (Zwicky).  ,Vom  Geldausleiher  sagt  man:  er 
setzt  zB.  1000  Fr.  auf  dieses  Haus.  Gut  dgl.'  ebd.  Mit 
Dat.  P.  Ich  sctz-em  [dem  Schuldner]  uf  d's  Hüs  Gl 
(nach  neuerer  Angabc).  Hieher  wohl:  ,Ein  Unterpfand 
obrigkeitlich  verschreiben  lassen  Gl;  Sch'  (St.b).  — 
8-)  eine  Zahl  anschreiben,  aussetzen.  [IchJ  setzen  Ei"s 
(und)  b'halte"  Zwei  (oder  andere  Zahlen),  Scbulformel 
beim  Addieren  B;  Z.  —  i)  Worte  s-.;  spec.  Etw. 
schriftlich  entwerfen,  „aufsetzen,  abfassen"  Bs;  B;  VO; 
Gl;  L;  S;  Ndw.  Schribe"  chönnt-er  noch  orde"lich,  aber 
er  cha""  's  nit  s.,  er  hat  eine  gute  Handschrift,  ist 
aber  ungewandt  im  schriftl.  Ausdruck  B.  Was  Der 
die  Wort  e<so  schön  cha""  s.!  mit  Bez.  auf  einen  gereimten 
Nekrolog.  Spinnet.  Selber  schribe"?  Aber  wie,  ivie 
het  'ses  welle"  s.,  's  isch  jo  scho-  mer  a's  zwänzg  Jör, 
a's  's  nummen  e"  Federe"  i"  der  Hand  ij'ha"  het.  JReinh. 
1905.  E"  Brief  s.  BsL.  .[Ich  habe]  mich  gesündret 
etwas  wil,  disen  kalender  dir  zuo  s.  und  schriben.' 
Türst,  Ges.  ,[Ich  will]  niemants  ze  lieb  noch  ze  leide 
dises  [die  Beschreibung  des  alten  Zürichkrieges]  s. 
noch  ougcn  dienen.'  Etterlin.  , Dises  [ein  Schriftstück] 
sol  der  apt  von  Sant  Luci  gesetzt  haben.'  1526,  Brief 
Comanders  an  Zwingli.  ,Das  ist  die  summ  des 
euangelii,  die  ich  on  alle  zügnus  der  geschrift  gesetzt.' 
Zwinkli.  ,Die  Wörter  wol  s.,  rächt  und  eigentlich 
aussprächen  und  ausskünden,  verba  recta  formare, 
verba  struere;  ein  red  wol  s.  oder  stellen,  in  ein  rächte 
gstalt  und  Ordnung  bringen,  orationem  conformare; 
sein  meinung  setzen  oder  stellen,  sententiam  suain 
ponere;  seine  Ursachen  nach  Ordnung  s.  und  erzellen, 
describere  rationes.'  Fris.;  Mal.  .Verfassen,  dichten, 
komponieren'  heisst  bei  RCysat  wie  im  heutigen 
Volksmund  ,s.'  oder  auch  , stellen',  zB.  einen  Brief  s.; 
.gereimt  dichten'  ist  ,in  Rymens  Wys  s.'  (RBrandst.). 
.Urtlen   s.'    XVII.,    Zinsli  1911.     ,Die  Wort   wohl   s., 


verborum  artificem  et  aucupem  esse,  verba  artificiose 
(con)struere.1  Hosp.  S.  noch  Bd  I  480  o.  Abs.  ,Die 
Kinder  [sollten]  lernen  selbst  zu  s.'  Gottu.  Er  setzt 
guet,  führt  eine  gewandte  Feder  B  (so  auch  Hk.);  Gl. 
—  ■/.)  Etw.  ausdrücklich  sagen.  .Wann,  wird  nicht 
gesetzt.'  JJBodmer,  Milton;  in  den  spätem  Ausgaben 
,ist  nicht  ausgesetzet',  .gesagt.'  —  ').)  Etw.  behaupten; 
s.  Bd  I  314  u.  —  |i.)  ansetzen,  anschlagen.  ,Von  disem 
item  setz  ich  für  minen  costen  und  zuotuon  und  ze 
besrung  des  Schlosses  zuogehörden  für  100  guldin 
ungevarlich.'  1108,  Gin;  daneben  in  gleichem  S. 
.stimmen  für.'  —  v)  de"  Falls.,  »ie  nhd.  Aa;  Ap;  I); 
G;  Tu;  Z  und  weiterhin.  I'1'  will  de"  Fall  s.,  es  sei 
e'sö.  Ebenso:  G'setzt  de"  Fall.  ...  Winn,  g'setzt-*er 
Fall,  Bas  nit  g'chlecke*  so't...  Prophet  1855  (GSa.). 
S.  noch  Fäll  (Bd  I  734).  Mit  Verschweigung  des 
Acc,  den  Fall  setzen,  annehmen  BR.;  UwE.  Mit 
Objektsatz.  Ic"  will  s.,  du  redist  d'Warheit  BR.  .Dann 
setz,  das  er  [Gott]  glych  alle  ding  vermöge,  er  lasse 
aber  etliche  ding  on  sin  acht  und  fürsähen  geschähen. 
so  wirt  das  folgen  . . .'  LJun  1530.  ,Setz  und  lass 
also  sein,  das  er  überwunden  seie,  pone  eum  esse 
victum.'  Fris.;  Mal.  ,Da  er  sezt,  sin  bruoder  habe 
unversächner  wyss  gefält  mit  der  apoteckery,  darumb 
er  entwichen,  da  weiss  Gott,  wie  daz  ein  sach  gsyn.' 
1570,  L  (Reber  1898).  ,Ich  will  s.,  man  habe  sonst 
mehr  Güter,  als  man  anbauen  kann:  ist  es  denn  gut, 
wenn  man  die  Waiden  auch  braucht?'  JKCramek  1774. 
,Sez,  er  würde  das  Dümmste,  das  du  nur  erdenken 
könntest,  ihm  [einem  Kinde]  beibringen.'  HPest.  1785. 
Mit  Acc.-Obj.:  .Setzet  einen  rebellischen  Untertanen 
eines  grossen,  preis-  und  liebwürdigen  Königs.'  JJUlr. 
1731.  Abs.:  (Ja)  setz  icol,  vermutlich,  wahrscheinlich 
Tu  (Pup.);  ZO.  —  b)  mit  fester  Orts-  (bzw.  Richtungs-) 
Bestimmung  a)  in  sächlicher,  meist  konkreter  Bed. 
Selten  mit  lebendem  Obj.  , Einen  auf  die  Kapell,  uf 
s  rad  s.';  s.  Bd  III  382  u.;  VI  482  o.  .Einen  zuo  recht 
s.';  s.  Bd  VI  260.  D' Boss  a"  Wage"  s.,  anspannen 
S  (Schild).  ,Er  hatt  das  ross  uss  dem  karen  gesetzt.' 
UMey.  Chr.  1540/73.  ,[A.  als  Verkäufer  habe]  ime  das 
Ross  für  grecht  und  gut  gewert  mit  dem  Ziechen,  also 
das  er  es  sölli  an  ein  Baum  [2  a  Bd  IV  1232]  s.,  werde 
er  sechen,  das  es  ime  kein  Zug  versegen  werde.  [Später] 
syge  Semlichs  nachts  beschechen,  das  er  das  Ross 
weder  an  ein  Boum  nach  in  Karren  s.  können.'  1603, 
Z.  RA.:  , [Landvogt  N.  habe]  sy  gehandlet  und  geredt, 
sy  sigint  unrüewig  lüt,  söllint  nit  den  wagen  für  die 
ross  s.'  1551,  THPfyn;  vgl.  Bd  VI  1422  o.  Tora"  s.  bei 
drei-  und  mehrspännigen  Fuhrwerken  das  0.  (I.)  Stück 
Vieh  vorspannen  AaF.  Dazu  mit  verschwiegener  Orts- 
bestimmung: N.  hat  au'h  nie  c"  ganzi  Mannt  g'ha", 
winn' s  guet  g' gange"  ist,  m  n...  und  dinn  hiit-er  mid- 
eme"  Nöchbür  g'setzt,  dass  Jede  doch  mit 
kann,  wenn 's  si"  müess.  Gr  Kai.  189ö  (GRHe.);  vgl. 
ze-sämen-s.  Refl.,  ,sich  s.  üf',  sich  (seinen  Sinn) 
richten  auf.  .Hätist  [du]  dich  gesetzt  uf  tugent,  so 
möcht  din  bet  Got  dankbar  wesen.'  Boner.  ,Wer  die 
bischaft  merken  wil,  der  setz  sich  uf  des  endes  zil; 
der  nutz  lit  an  dem  ende  gar  der  bischaft.'  ebd.  Meist 
mit  konkr.  Sach-Obj.  Eh  Chnopf  unter  ufe",  abe*  s. 
,Es  sol  ouch  nieman  kein  ops  in  kein  kelr  s.  hinnan 
ze  unser  frouwen  tag  ze  herbst.'  1359,  Z  StB.  .Was 
ouch  die  gest  des  gewandes  in  dem  koufhus  ufbindent, 
ze  markt  setzent  und  verkouffent  . . .'  um  1367,  Z. 
,Wirf  den   schuni   abben   ab  dem  öl  und  setze  es  ab 


ir,2:; 


Saz,  sez,  siz,  soz, 


1624 


dem  fürre.'  Kunstb.  1474.  ,NN.  satztend  iro  hend  an 
die  höipter,  macbtind  ira  örli  damit,  retten  daby,  er 
weite  uft'  den  esel  sitzen.'  1486,  Z  RB.  ,Nun  will  ich 
üch  sagen,  wie  das  schloss  gesetzt  was.  Es  was  ge- 
setzt uff  ein  hochen  velsen.'  Haimonsk.  1531.  ,Ein 
starken  turn  er  gsetzt  hat  drin.'  Ruef  1539.  ,Dem 
schuomacher,  so  in  irem  hus  gesin,  ein  schuobletz, 
welchen  er  [der  Dieb]  uf  sin  schuoch  gesetzt  [ent- 
wendet].' 1561,  BTurmb.  ,Zum  Feuer  s.,  admovere, 
apponere  ollam  igni.'  Hosp.  .Nimm  Haberstrau  [usw.], 
Alles  durcheinandern  gesotten  und  die  Füss  darinn 
gesetzt,  Das  zeucht  die  Flüss  auss  dem  Haupt.'  Arzneib. 
XV1I./XVI1I.  S.  noch  Bd  I  1290  o.;  Chläßer  (Bd  III 
633);  BdIV451  M.;  Bd  V48o.  180  u.  265.  266.  1022  u.; 
ge-rogen  (Bd  VI  759);  ltuggen  (ebd.  783);  Chegcl-Biss 
(ebd.  1382);  sunnen  (Sp.  1102).  Neben  Synn.  .[Kiämer 
sollen]  für  ir  gädmer  uss  weder  zeinnen,  tisch,  stuel 
noch  anders,  daz  jeman  geirren  möcht,  nicht  stellen  noch 
s.  an  geverd.'  1418,  Z  StB.  ,An  die  sonnen  s.  oder  legen, 
in  solem  ponere;  an  ein  sicher  ort  s.  oder  tuon,  in 
tuto  collocare;  etwas  überzwerch  legen  oder  s.,  ponere 
aliquid  in  tiansversum.'  Fris.;  Mal.  ,Das  er  sin  be- 
husung  ab  der  hofstatt  nemmen  und  die  selbig  uff  ein 
ander  sin  guot  s.  und  buwen  möge.'  1558,  Z  RM.  ,Das 
einer  willens  were,  ein  hus  uff  ein  nüwe  hofstatt... 
ze  s.  und  ze  buwen.'  1592,  Züet.  ,üen  Zaun  mitten 
auf  die  March  schlahen  und  s.'  1645,  BSi.  Rq.  1912. 
Mit  Dat.  P.  Ei"'m  de"  rät  Güggel  [oä.]  uf's  Tachs.; 
s.  Bd  II  193  o.;  Bd  VI  1751  u.;  dazu:  ,Dem  well  sy 
ein  rotten  gügel  uf  sin  hus  s.'  1554,  Z.  ,[N.  droht] 
so  es  sich  wurd  begeben,  weit  er  inen  beiden  ouch 
einen  stuol  inn  weg  s.'  1526/32,  Z  RB.  ,Das  er  üch  ouch 
Hyspannia  wyder  zuo  üwern  banden  s.  sott.'  Morgant 
1530.  Ei"'m  's  Messer  a"  d'  Gurgle"  s,  ihn  zu  Etw. 
zwingen  GNessl.  ,Da  rette  N.:  ladtscht  du  mich  schon 
daran  [vor  Gericht]  und  ich  dir  zuogesprochen  werd, 
das  ich  dich  haben  muoss,  so  setz  ich  dir  ein  bymesser 
in  das  herz.'  1529,  Z  Ehegericht.  ,Eim  das  schwärdt 
an  hals  oder  an  die  gurglen  haben  oder  s.,  attemperare 
gladium  iugulo.'  Fris.;  Mal.  ,[A.  habe]  dem  B.  die 
fust  an  das  kini  gsetzt  und  getröuwet  . . .'  1626,  Z. 
Ei">m  en  Flöh  (auch  es  Güegi  B)  hinder' s  (i"'s  GNessl.) 
Ör  (auch  i"  Chopf  B)  s ,  wie  uhd.  B;  Gl;  L;  G;  Z; 
s.  auch  schon  Bd  III  1451.  Der  Toifel  setzt  Ei"m 
e"  Flöh  hinder  's  Ör,  reizt  Einen  zu  einem  lustigen 
Streich  UwE.  .[Eine  Krämersfrau  trage]  die  Karten- 
spiele in  die  Häuser,  den  jungen  Knaben  hiemit 
Leuss  in  den  Beiz  zu  s.'  1604,  Bs  (JWHess  1905). 
Ei«'m  de"  Chopf  zivüsehe"d  d'  Ort"  s.\  s.  Bd  III  408 
(auch  Bs).  Ei"'m  de"  Chopf  hinderfür  s,  den  Kopf 
voll  schwatzen  Bs.  Mit  abstr.  Obj.  Sich  (Öppis)  i(n) 
Chopf  s.  (gew.  mit  Inf.),  fest  vornehmen,  durchsetzen 
wollen  Ap;  B;  Tu;  Z  und  sonst.  .Setzend  ir  bett, 
vordrung  und  begerung  uff  diss  nachgeschribnen  stuk, 
puncten  und  artikel.'  1442,  Absch.  .Darzuo  mh.  von 
beiden  stetten  Friburg  und  Bern  in  willen  syen  im 
ernst  und  trüw  zuo  s.'  1477,  B  RM.  ,[Es  soll]  sus 
nit  uff  einiche  andre  mäss  [Masse]  gloub  gesatzt  [werden 
als  auf  die  genannten].'  1487,  AAZof.  (B  Spruchbrief). 
,N.  der  bildhouwer  ist  durch  mh.  zuo  irem  bürgere 
empfangen  worden,  der  hat  sin  burgrecht  gesetzt  uff 
sin  sässhus  gelegen  am  vischmarkt.'  1515,  F.  ,Illi 
animum  alio  conferunt,  sy  setzend  ir  gemüet  ander- 
schwohin.'  Fris.  1541.  ,Auch  wir  uff  des  pfarrers  zuo 
Mellingen  schryben  kein  sondern  grund  ald  glouben  ... 


s.  können.'  1554,  Z  Ehegericht.  .All  sein  heil  und  trost 
auffs  galt  s.  oder  legen,  omnem  rationem  salutis  in 
peeunia  ponere;  das  höchste  guot  in  frässen  und  trinken 
s.,  dem  bauch  nach  rächnen,  omnia,  qua  ad  beatam 
vitam  pertinent,  ventre  metiri.'  Fris.;  Mal.  ,[N.  hat] 
uns  keine  gebürliche  rechnung  getan,  sondern  als  ein 
erloser  schelm  aussgerissen  und  sein  pflicht,  er  und 
eidt  hinder  die  tür  gesetzt.'  1591,  GSax.  .[Ich  schrieb 
meinem  Vater]  er  sol  nit  sorgen,  das  ich  mich  los 
verflerren  und  ein  Wib  nem  im  Welschlandt  wie  N., 
ich  hab  meine  Gedanken  heim  gesetzt.'  FPlatter  1612; 
vgl.  nachher:  .Ich  begere  nit  mer,  so  . . .  ich  heim 
kom,  dan  dass  sy  mir  werde  ....  hab  auch  und  kenne 
meine  Gedanken  sunst  an  kein  Ort  setzen.'  Etw. 
.einfeltig,  doch  wolmeinend  uf  das  Papier  s.',  zu  Papier 
bringen.  ABütelrock  1682/1712.  .Der  verhoffende  Sig 
machet,  dass  der  eigentliche  Soldat  seine  Seele  in  die 
frohe  Faust  setzet.'  JJÜlr.  1718.  ,Wie  setzet  der  Kriegs- 
mann seine  Seele  nicht  in  seine  Hand  um  etliche 
Schilling?'  ebd.  RA.  ,Du  und  din  brüeder  hettent  nun 
wol  hüpschlicher  ton,  denn  daz  ir  also  über  mich  lüffint ; 
doch  so  ist  es  gesetzt  an  ein  end,  da  denn  sölich  Sachen 
hin  gehörent.'  1467,  Z  RB.  ,Da  setzen  ich,  ob  sich  der 
alt  R.  gebürlich  oder  ungebürlich  verhalten,  an  syn 
Ort,  als  ein  Sach,  die  mich  Nüdt  angaadt'  1617,  Z. 
Einem  (Etw)  ,an  ein  knöpf  s.';  s.  Bd  III  748.  Etw. 
,zuo  herzen  s.',  zu  Herzen  nehmen.  , Durch  das  men- 
lich  unsem  ernst  ...  dester  bas  ze  herzen  setze.'  1403, 
Z  StB.  ,So  ist  unser  gar  vlyssig  ...  bitt ...  ir  wellend 
die  ding  ouch  witter  bedenken  und  zuo  herzen  s.' 
1489,  Waldm.  (L).  .Das  ich  in  anderen  sachen  nit  ge- 
waret,  hab  ich  in  diser  jetzigen  hoch  ze  herzen  gesetzt.' 
1560,  Brief.  ,Setz  es  nit  tief  zuo  herzen!'  LLav.  1584. 
.Einem  etw.  uf  sin  conszienz,  sei  s.',  aufs  Gewissen,  die 
Seele  binden.  .Dem  wölte  sysuff  sincontienz  s.'  1538/40, 
Z  Ehegericht.  .Das  hab  sy  wellen  tuon  und  im  söllichs 
uff  sin  sei  s.'  1541/3,  ebd.  S.  noch  Sp.  702  o.  Hieher 
wohl  (mit  verschwiegenem  Obj.)  , darzuo  s.',  dazu  tun, 
sich  einer  Sache  annehmen;  vgl.  ,zuo  einem  s.'  unter  ß. 
,N.  luff  nahtes  gen  Appencell  [Bericht  einzuholen],  wie 
man  sich  halten  wölt,  als  der  frid  ussgieng  uff  unser 
Frowen  tag,  das  man  darzuo  satzti.'  1405,  Wegelin  1844. 
.Scribe  für  die  Eitgen.  Von  der  von  Gerisow  wegen  sol 
man  suochen  brieff  und  ouch  erzellen  den  Eitgnossen; 
went  si  darzuo  s.,  gönnen  wir  inen  wol,  ist  des  nit,  so 
went  wir  uns  selber  helfen.'  1417,  LRB.  —  ß)  mit  pers. 
(od.  pers.  gedachter,  durch  eine  Funktion  der  Person 
gebildete!)  Ortsbestimmung.  Mit  konkr.  Obj.  EefnJ 
Fuess  m'e'  zu  Ei"'m  s.,  den  Verkehr  abbrechen  B;  Z 
und  weiterhin.  D'  Jump f er  N.  sig  e" sackgrobi  Tasche", 
zu  dere"  setz-es  kt'"  Fuess  mer.  RIscber  1903.  .[Dass 
die  Fischer  die  toten  Fische]  sament  und  mit  enander 
offenlich  für  sich  uf  den  markt  s.  sülent  und  verkouffen.' 
1359,  Z  StB.  ,Was  anken  ir  deheiner  uff  einen  markt- 
tag  wil  verkouffen,  den  selben  anken  allen  sol  er  an 
dem  morgen  fruo  für  sich  s.  ze  verkouffen  und  nicht 
ein  geschirr  nach  dem  andern,  so  daz  verkouft  wurde, 
herus  tragen.'  1418,  ebd.  ,Die  ougen  in  einen  s.', 
richten  auf:  ,[Der  Sterbende]  hat  nit  ein  wort  mit  mir 
reden  können,  aber  die  ougen,  diewyl  ich  im  vorgebetet 
und  bis  in  den  letzten  rugk,  in  mich  gesetzt.'  1570, 
WSchodolers  des  Jüngern  Tgb.  ,Lib  und  guot  [uä.] 
zuo  einem  s.\  ihm  mit  Leib  und  Gut  beistehen.  .[Dass 
sie]  also  lieb  und  leid  mit  inen  litten,  lip  und  guot 
trostlich    zuo   inen   satzten.'    1499,  F.;    vgl.:   ,[Bitte] 


inen  hilf  lieh  ze  sinde  und  der  sach  halb  ein  truw 
ufsechen,  hilf  und  rat  zuo  inen  zuo  s.'  1499,  Gl.  ,[Die 
Thurgauer  wollen]  des  kostens  ...  halb  nützit  zuo 
uns  s.'  1530,  Absch.  ,Ir  sollend  wüssen,  das  wir  alles, 
das  uns  Gott  der  allrnechtig  Terliehen  hat,  trüwlich 
zuo  üch  und  einer  frommen  statt  Zürich  wend  s.' 
1531,  Z.  ,Ich  setz  zuo  üch  das  laben  myn.'  HBüll. 
1533.  ,Wol  gefallend  ir  mir,  das  ir  ...  wend  uwer  laben 
zuo  uns  s.'  Eüef  1539.  .[Amnestie  für  Verurteilte, 
die]  mit  uns  zuo  krieg  züchent  und  ir  lyb  und  leben, 
wie  ander  fromm  Berner,  zuo  uns  setzent.'  ß  StSatzg. 
,Zuo  uns  ir  lip  und  guot  s.'  GWyl  OB.  Mit  ver- 
schwiegenem Obj.  1)  ,zuo  einem  s.',  zu  Einem  halten. 
,Es  war  billich,  das  si  us  der  grafschaft  zuo  uns 
satztind.'  GWylCB.  ,By  der  waren  religion,  zuo  deren 
Zürych  so  trüwlich  gesezt  hat,  verharren.'  HBüll. 
1572.  ,Wär  solt  hinder  der  Hester  gsuocht  haben, 
dass  sy  so  ernstlich  zuo  irem  volk  gesetzt  bette  ?■ 
LLav.  1583.  ,Zuo  solchen  lüten  sol  man  s.  und  inen 
beholfen  syn.'  ebd.  .[Wenn  Untertanen]  dapfer  zuo 
iren  herren  setzend.'  ebd.  ,Es  befind  sich  ouch,  dass 
dise  Buwrsarne  zuo  gnieiner  Eidgnoschaft  in  dem 
Schwabenkrieg  in  iren  Nöten  trüwlich  gsetzt  hat.' 
JJROegek.  .Befindet  sich  also,  dass  von  Anfang  einer 
loblichen  Eidtgnosschaft  ...  ein  Statt  Zürich  über 
die  150  Jahr  treulich  zu  ihren  Mit-Eidtgnossen  ge- 
setzt.' Hott.  1660.  .Die  beiden  Stadt  Bern  und  Luzern 
in  Freundschaft  sind  der  rechte  Kern  und  setzen  zu 
einander  gem.'  Sprww.  1824  (Reim,  mit  dem  zu  An- 
fang der  Burgunderkriege  die  bernischen  Knaben  die 
Luzerner  begrüsst  haben  sollen).  —  2)  als  Gegs.  ,von 
einem  s.',  im  Stiche  lassen;  Syn.  ab-s.  ,Vom  küng  s.' 
NSchradin.  ,Ein  Aidgnosschaft  [werde]  von  den  armen 
lüten  ...  nit  s.  und  sie  nit  verlassen.'  1521,  Absch.  .[Der 
König  von  Frankreich]  uns  Eidgnossen  zum  höchsten 
bittende,  wir  wellend  von  im  nit  s.'  1527,  ebd.;  dafür: 
,sich  nit  lassen  bereden,  von  im  zes.'  Ansh.  Mit  abstr. 
Obj.  ,0  liebe,  du  hast  mich  wol  verraten,  daz  ich 
min  herz  zuo  deren  gsetzt  hab,  mit  deren  ich  nüt 
wannen  darf.'  Morgant  1530.  ,Wan  er  hat  kein  hoffnung 
mer,  die  zesächen,  an  die  er  all  sin  sinn  und  denk 
gesetzt  hat.'  ebd.  .Demnach  nara  Rengnold  urlob  von 
der  schönen  Luzianna,  die  fieng  vast  an  ze  weinen; 
wann  sy  hat  ir  liebe  uf  Rengnolden  gesetzt.'  ebd.  ,Autf 
einen  sein  hoffnung  s.  und  haben,  spem  in  aliquem 
constituere.'  Fris.;  Mal.  Etw.  ,an,  in,  für  sich  (in 
sin  herz,  sinen  muot)  s.',  sich  vornehmen.  ,[Er]  saste 
daz  in  sinen  muot,  wie  er  vergelten  möcht  daz  guot,  daz 
im  der  hirte  hat  getan.'  Boner.  .[Die  Untreue  der  Herrin 
gieng  so  weit],  daz  er  [der  Vogt]  ie  für  sich  sazte, 
er  wolt  ez  sinem  herren  sagen.'  Z  Chr.  1336/1446. 
,Nun  solt  ich  ouch  mit  den  beiden  stryten;  so  han 
ich  aber  ganz  in  mich  gesetzt,  das  ich  kein  harnest 
nieiuer  nie  wolt  an  legen,  unz  dich  Gott  entpundi.' 
1475,  Volksb.  ,Bruoder,  du  solt  in  din  herz  s.,  das 
du  alle  zit  das  guot  wollest  tuon.'  ebd.  ,Ich  hat  für 
mich  gesetzt,  auffs  feld  zegon,  constitueram  ut  irem 
rus.'  Fris.;  Mal.  ,[Ihr  habt]  syn  Vater  wider  d  Juden 
ghetzt,  dass  er  dermoss  hat  an  sich  gsetzt,  welcher 
den  Göttern  nit  wolt  geben  s  Opfer,  der  müesst  ver- 
lieren s  Leben.'  GGotth.  1619.  S.  noch  Bd  VI  381  o. 
Eine  (Streit-)Sache  ,üf,  an,  vor,  zuo  einem  (einen)  s.', 
(zur  Entscheidung)  vorlegen,  anheimstellen,  Jiml 
(damit)  beauftragen.  ,üf.'  .Der  selbe  krieg  [ein  Zivil- 
prozess]  wart  von  beiden  teiln  uf  erber  lüte  gesetzet.' 


1307,  Z.  .Satztend  daz  zc  beden  siten  äff  uns.'  1400, 
Gfd.  ,Nach  langen  dingen  do  wart  der  krieg  gesetzt 
uf  vier  ritter,  die  solten  gewalt  haben  ze  sprechen.' 
Just.  .[Abgesandte]  leitent  sich  in  die  sache  und  wart 
da  gelichtet  und  die  sache  und  stösse  gesetzet  uff 
lüt.'  1424,  BsChr.  , Seinlicher  ir  stössen  si  bed  partien 
uf  uns,  si  darin  ze  entscheiden,  ze  dem  rechten  kamen 
und  satzten  das  uf  uns  ...'  1444,  Obw.  ,an.'  ,Do  die 
müli  wart  geschezet,  da  waren  zuogegen  NX.,  an  die 
wir  es  güsetzet  hatten. '  1301,  Z.  ,Der,  an  den  es 
gesetzet  wirf  äLRB.  ,Als  hienach  geschriben  stat 
und  alz  si  ez  au  uns  gesetzet  hant.'  1342,  GRChur. 
,Der  selb  artikel  solle  ab  sin  ...  wan  die  von  Eptingen  ... 
an  mich  nütes  darumbe  gesetzt  hant  noch  kommen 
sint.'  1353,  Arg.  1861  (BSchiedspr.).  ,Hant  inn  [den 
König]  etlich  unser  herren  ...  empfangen,  an  die  es 
gesetzt  was.'  1417,  L  RB.  ,vor.'  , Also  sind  wir  komen 
uf  die  stöss  in  den  Buochberg,  habend  beid  partyen 
verhört  und  [diese]  saztend  ouch  ir  klag  vor  uns.-  1454, 
NSenn  1879.  ,zuo.'  ,So  wil  ich  alle  mine  stöss,  so 
ich  zuo  ü  hab,  hin  zuo  üwern  geschwornen  raten  s.' 
Z  Chr.  1336/46.  ,Als  wir  nun  beider  teile  clag,  ant- 
wort,  rede  und  Widerrede  eigentlich  verhöret  han, 
habent  wir  mit  beden  teilen  güetielichen  geredet,  daz 
sy  das  mit  munt  und  mit  hande  zuo  uns  gesetzt  ... 
hand.'  1428,  Arg.  1861  (BSchiedspr.).  .Deshalben  wir 
das  ouch  zuo  unsern  herren  setzent.'  1479,  Z.  Mit 
Nbsatz  an  Stelle  des  Acc.-Obj.  ,Setzt  er  zuo  minen 
herren,  ob  es  unser  statt  recht  oder  muglich  sig,  daz 
sy  umb  die  sach  sagen  sollind  oder  nit  ...'  1442,  Z  RB. 
Etw.  ,zuo  eines  erkantnuss  s.'  .Satztent  s  ...  baidt 
partygen  zuo  miner  erkantnus.'  1543,  GBern.  Etw.  ,in 
eines  hand  s.':  .Darnach  ward  zwüschend  beiden  tailen 
gerett,  das  sy  die  sach  genzlich  satzten  in  unser  band.' 
1419,  Gr.  Etw.  ,üf,  an,  in  eines  willen  s.'  ,N.  setzt 
also  ir  sach  uff  irs  vatters  willen,  des  well  sy  geleben.' 
1525/7,  Z  Ehegericht,  ,Si  spreche,  sy  dörffe  noch  welle 
kein  man  nemmen  hinder  irem  vatter  und  muoter, 
hab  allweg  iren  willen  uff  irs  vatters  willen  gsetzt.' 
1533/8,  ebd.  .Etwas  in  einsi  willen  s.,  arbitrio  alieuius 
aliquid  committere.'  Fris.;  Mal.  ,[Muss  das  Spiel 
schlechten  Wetters  wegen  verschoben  werden]  ist  es 
innen  an  iren  gueten  Willen  gsetzt  und  das  uff 
einen  andern  Tag  zuo  halten.'  1616,  Ndw  Beitr.  1885. 
Mit  Ortsadv.  statt  präp.  Best.:  ,Si  setzent  och  die 
beide  stuck  niendert  hin',  nehmen  die  beiden  Punkte 
von  einer  schiedsgerichtlichen  Entscheidung  aus 
1490,  G.  Etw.  ,üf,  an,  in  (das)  recht,  zuo  (dem)  recht  s.'; 
s.  Bd  VI  254  u.  272  o.  Dazu  noch:  ,In  demselben  zite 
vor  dem  rate  ze  Berne  klagte  einer  des  rates  uf  einen 
andern  erbern  man,  daz  sin  reben  uf  der  Santfluo  mit 
vil  grundes  und  herdes  harab  gcvallen  weren  in  sin 
reben,  daz  er  schaden  enpfangen  hette,  und  saste  uf 
recht,  ob  er  icht  billich  im  den  schaden  ablegen 
sölte?'  Just.  ,Darumb  satzt  der  von  Raron  uff  recht, 
ob  er  ...'  1420,  BSi.  Eq.  1912.  ,N.  satzt  nach  langen 
Worten  zuo  recht,  ledig  zuo  werden.'  1511/3,  Z  Ehe- 
gericht. ,N.  satzt  zuo  recht,  die  wyl  [usw.],  solle  er 
von  der  selbigen  gelediget  werden.'  ebd.  ,Was  tuond 
ir  da  miteinander  kempfen?  Setzen  die  Sachen  zuom 
rechten!'  VBoltz  1551.  .Ward  die  ansprach  von  beiden 
Parteien  uf  si  zuo  recht  gesetzt.'  HBrf.nnw.  Chr.  .Etwas 
in  das  Recht  s.'  AzurGilgen  1656.  —  c)  als  allg.  Be- 
wirkungsvb,  bringen  (im  perf.  Sinne).  <x)  mit  prad. 
Adj.     Mit  Acc.  P.     .Demnach  so  geben  wir  im  [dem 


z,  suz 


1028 


Schulmeister]  behusungin  der  sehuol  huss  und  setzen  in 
fryg  aller  sturen,  huoten,  wachten  [usw.].'  1495,  Aa 
Br.  ,Uff  bitt  herrn  vogt  Küngen  habent  mh.  synen 
sun  Durs  des  falls,  so  syn  abgestorbne  husfrouw 
mynen  herren  ...  schuldig  ...  in  ansehen  Termelts 
herrn  vogt  Küngen  trüweu  diensten  fryg  und  uss  gnaden 
erlassen  und  ledig  gesetzt.'  1568,  Z  KM.  RefL:  ,Sie 
wollen  sich  mit  Verschliessung  der  Türen  um  Etwas 
sicherer  s.'  JMey.  1700.  ,(l)en,  einen)  flüchtigen  Fuss 
s.';  s.  Bd  1  1087  und  vgl.  Fischer  II  1589  (unter  .flüch- 
tig', wo  auch  ,fl-en  F.  stellen').  Dazu  noch:  ,N.,  so  syn 
flüchtigen  Fuss  gesetzt.'  1602/3,  Z.  , Habend  sy  beide 
in  währender  Kindbett  den  flüchtigen  Fuss  gesetzt 
und  das  Khind  by  Huss  gelassen.'  1633,  ebd.  ,Es  hat 
N.  sein  Hauswesen  so  liederlich  bestellet,  dass  er 
flüchtigen  Fuss  s.  und  seine  hinter  sich  gelassene 
Effetti  verrechtfertiget  werden  müssen.'  1733, ebd.  Vgl.: 
,[Üa]  er  sinen  fuoss  in  die  flucht  nun  in  das  vierdt 
jar  gsetzt.'  1566,  Z  Ehegericht.  .Besnahen  er  sich  auf 
flüchtigen  Fuss  gesetzet.'  1749,  Z.  Mit  Verschweigung 
desAcc.  Luggs.;  s.  Bd  III 1234  o.  Mi"  het  di  zwe  Zängger 
us  enandere"  "tu";  aber  es  het  noch  Öppis  g'chostet, 
gab  Häiseli  het  welle"  lugg  s.  SGfeller  1911.  —  '?)  mit 
konkr.  Ortsbestimmung.  ,[Von  N.  wird  erzählt,  dass 
er  mehr  als  einmal]  eine  sog.  (hölzerne)  Schlengg- 
Krugle"  durch  die  Brücke  hindurch  setzte,  eine  ganz 
respektable  Leistung,  wenn  bemerkt  wird,  dass  die 
Brücke  einige  60  Schritt  lang  und  die  Flugbahn  eines 
Wurfkörpers  kaum  vier  Meter  hoch  ist.'  BVolksztg. 
1902.  ,Einen  wider  sich  s.',  sich  zum  Feinde  machen: 
,So  wird  man  ouch  bedenken,  das  wir  nit  jederman 
wider  uns  s.'  1499,  F.  —  y)  mit  Vorgangs-  od.  Zu- 
standsbezeichnungen  anstatt  der  Ortsbestimmung,  von 
Personen  und  Sachen.  ,in.'  Eine"  inCs)  Pfand  s., 
pfänden  Ap  (ATobler).  Er  ist  (metj  150  Guldi"  i" 
Pfand  g'setzt.  ATobler  1909.  .Durch  das  die  lüt  in 
frid  werdin  gesetzt.'  XV.,ZMeil.  Offn.  .Das  süss  daselbs 
vil  und  mangerlei  reden  gan  ...  die  zuo  vil  uffrüeren 
anzöug  geben  und  die  wir  ouch  nit  wüssen  in  ein 
end  zuo  s.'  1489,  Walum.  .Sölich  järlich  nutzung 
[allerlei  Sportein  soll  der  Schulmeister]  in  ein  register 
ordenlich  s.  und  beschriben.'  1515,  AABr.  ,Hett  ich 
wellen  rat  folgen,  so  wer  ich  nüt  in  den  sorgen,  in 
die  ich  besorg,  das  du  mich  ...  gesetzt  habest.'  Morgant 
1530.  ,[NN.  haben]  mäng  mal  ire  lyb  und  laben  in 
sorgen  gsetzt  wyder  die  neiden.'  ebd.  ,Du  hast  mich 
in  semlich  leid  gsetzt,  dardurch  ich  niemmer  mer 
fröud  haben  wyrd.'  Haimonsk.  1531.  ,Du  hast  uns 
[durch  dein  Ausbleiben]  in  gross  truren  gsetzt.'  ebd. 
,In  einsi  gewalt  s.,  einem  übergäben,  ponere  in  manus 
alieuius;  ein  sach  in  zweispalt  s.,  ponere  in  contentione 
rem  aliquam;  in  ein  zweifei  s.,  etwas  an  zweiflen,  in 
dubio  ponere;  in  ein  zwytracht  s.,  in  ein  span  bringen, 
adducere  in  controversiam;  die  statt  in  freiheit  s., 
freimachen  oder  freien,  civitatem  a  servitio  abstrahere; 
sein  laben  in  gfar  s.  zuo  schütz  und  schirm  seines 
Vaterlands,  descendere  in  dimicationem  vitse  pro  patria.' 
Fris.;  Mal.  ,[N.  schreibt  nach  Zürich]  dasselbig  in 
Deffension  zu  s.'  1643,  ScuSt.  ,In  Obacht  s.',  beachten. 
ABütelrock  1682/1712.  ,üie  Welt  sucht  die  Menschen 
einzuschläfern  und  in  Sicherheit  zus.'  JMey.  1700. 
,Wie  der  klugen  Abigail  ihr  närrischer  Nabal,  der  sich 
und  seine  Haussgenossen  schier  in  einen  blutigen 
Schweiss  gesetzt  hatte.'  ebd.  S.  noch  Bd  II  574  u. 
,In  (von)  er   und  gewer   s.'  uä.     ,Dez   haben  wir  ge- 


brestan,  daz  wir  noch  nie  des  sewes  wider  in  gewer 
gesetzet  syen.'  um  1365,  Z  StB.  ,Er  satzt  ouch  die 
egenanten  pfruond  des  vorbenempten  hus  mit  aller  zuo- 
gehört  in  recht,  nutzlich,  ruewig  gewer  mit  disem 
brief.'  1402,  AAB.Urk.  ,Daz  wir  sömlicber  entwerung... 
wider  in  gewalt  und  in  gewer  gesetz[t]  süllend  werden.' 
Edlib.  ,Ob  einer,  den  mh.  von  eer  und  gweer  gesetzt 
hettend,  dem  andern  zuoredte.'  XVI.,  Gl  LB.  ,zuo.' 
,Die  [ohne  Grund  ausbleibenden  Ratsmitglieder]  sun 
die  nüne  uf  ir  eit  ze  buoze  s.'  Z  RBr.;  vgl.  Bd  IV 
1750.  ,Zuo  ruow  s.';  s.  ge-ruewet  a  (Bd  VI  1899). 
,Derhalbcn  sölte  sy,  unervordert  einicher  Scheidung, 
ir  herz  zuo  ruowen  s.'  1551,  Z  Ehegericht.  .Setz  dein 
herz  zuo  ruowen,  bis  ruowig,  bekümber  dich  nit,  habe 
quietum  animum.'  Fris.;  Mal.  Vgl.Sp.  1605.  —  8)  .Einen 
umb  sin  leben  s.',  bringen.  ,Das  satzt  mengeni  [1.  ,-en'] 
umb  sin  leben.'  Ap  Krieg  1405.  —  4.  a)  ,Got  hat  ... 
den  menschen  geschaffen  oder  gsetzt.'  Zwingli.  — 
b)  Junge  s.,  werfen.  Syn.  legen  (Bd  III  1176  o.);  lat. 
(de)ponere.  [Die  Gemse]  setzd  eppa  under  ncr  Balem 
es  Gitzelli,  Seitenarms  och  zwei.  Bärnd.  1908  (BGr.). 
,Hie  fraget  Gott  den  Joben,  ob  er  wüsse,  wenn  dise 
tier  [die  Gemsen]  ire  jungen  setzind.'  LLav.  1582;  .ge- 
bärend.' 1530,  Hiob.  —  c)  Dö  setzt's  Näbes  (Öppis), 
Schleg,  da  gibt's  Etwas,  Schläge  Ap;  Tu;  vgl.  ab-s.  — 
5.  a)  vom  Käse,  z'  vil  od.  z' wenig  (a")s.,  von  zu  reich- 
licher od.  zu  spärlicher  Lochbildung  BE.  Der  Chäs 
het  z'  vil  g'setzt,  het  z'  vil  Satz.  —  b)  Achis  s.,  an- 
setzen, durch  Stehenlassen  und  regelmässiges  Nach- 
füllen von  Sirwenda  BGr.  Vgl.  ans.  —  6.  abs.,  Schritt 
halten  L.  Magst  wider  einist  nid  g's.,  du  Donners 
Sehlerggi  du!  L.  Uneig.:  Was  het 's  g'macht,  dass 
d'  Eidgnosse"  hend  möge"  gege"  d'  Östrlcherg's.  ?  LVaterl. 
1877.  —  7.  Ei"'m  Ei»8  (oä.)  s.,  Einem  einen  Schlag 
versetzen  AaF.,  Leer;  B(ld.);  L  (Bd  11205);  S  (Lied); 
TbMü.;  Z  (Dan.);  Syn.  ver-s.  ,Dem  [Malchus]  hed  er 
e  Flären  gsetzt'  AaF.  (altes  Gedicht);  vgl.  unter 
Chctzer  (Bd  III  596).  ,Eim  ein  schlappen  s.,  colaphum 
infligere.'  Fris.  ;  Mal.  ,Bynebendts  bekennte  Zeug,  dass 
er  einem  Soldaten,  obschon  sy  kein  einzig  Anlaass 
geben,  2  Streich  gesetzt,  dann  er  stark  erhitzget  ge- 
wessen.' um  1604,  JCSteiner  Chr.  —  Setzen  n.: 
1.  das  Anbringen  eines  Delinquenten  auf  der  Folter- 
bank; vgl.  Bänkli-S.  ,Nach  fruchtloser  Gegeneinander- 
haltung ward  Inquisit  C.  unter  wirklichem  S.  und 
Binden  verhört.'  XV11I./XIX.,  Z.  —  2.  entspr.  setzen3ai 
(Sp.  1621).  ,[Der  Statthalter  war]  eben  kein  Hexen- 
meister im  S.  Schreiben  könne  er  noch  gut  genug, 
pflegte  er  zu  sagen,  aber  mit  dem  Dolders  S.  könne 
er  Nichts  machen;  der  Pfarrer  war  meist  sein  Kummer- 
zhülf.'  Gotth.  ,Von  S.  (Stilübungen)  war  natürlich  [in 
der  alten  Schule]  noch  keine  Rede.'  Bärnd.  1908.  — 
Glübd-:  das  Geloben,  Versprechen.  ,Das  nach  ge- 
stalt  der  sach  und  des  hochen  glüpdsetzen,  inn  vor 
aller  aller  beschädgung  zuo  fristen,  frömbd  ist  zuo 
hören.'  1481,  Waldm.  (Bern  an  den  Bischof  von  Metz).  — 
Bänkli-:  =  Setzen  1.  .Dises  Alles  nun  verdeutete  sie 
[die  mutmassliche  Mörderin]  so  wol  vor  als  werend 
und  auch  nach  dem  Schrecken,  Bänkleinsezen  und 
Handbinden.'  1730,  Z.  —  gesetzt,  im  WLö.  in  Bed. 
lb  g'satzt  (entspr.  in  der  ä.  Spr.):  1.  entspr.  setzen  1. 

a)  (eigen?)  eingesetzt,  erwählt.  ,Wan  man  ein  ges-en 
Foster  hat,  so  git  man  im  den  Lon  us  dem  Gmeind- 
seckel    ane    eines    jeden    Schaden.'     1638,   ZAlt.   — 

b)  g'satzti  Milch,   Nidle",   die   man   sich   etwa   3  —  4 


8az,  sez,  siz,  soz,  suz 


1630 


Tage  setzen  lässt,  nachher  mit  Wasser  verdünnt  und 
jeweilen  beim  Trinken  tüchtig  umrührt;  sie  wird  bes. 
im  Sommer  bei  schwerer  Feldarbeit  getrunken  und 
kann  an  einem  kühlen  Orte  1—2  Wochen  lang  auf- 
bewahrt werden  WLö.  — ■  c)  untersetzt,  von  der  Statur. 
,N.  hat  kein  bart,  ist  ein  kurze  ges-e  person.'  15ö5,  B.  — 
d)  gesetzt,  verständig,  ruhig,  würdigen  Benehmens, 
reiferen  Alters  Ap;  Bs;  B;  Gl;  L;  G;  S;  Th;  Z,  .still, 
eingezogen  L;  S'  (St.b);  Sch  (Kirchh.).  En  g's-e*  Ma"", 
Mensch.  ,Bei  ihren  Mostkrügen  sassen  über  ein  Dutzend 
ges-e  Bauern.'  Joacb.  1898  (S).  [Er]  geit  zum  Tisch, 
rüejig  u"d  g's-er  wiegäng.  Loosli  1910.  D'Frau  Obersti" 
het gern  mit  alte"  g's-e"  Herre"  uerchert.  RvTavel  1910. 
S.  noch  Bd  VI  437  o.  ,Der  gsazt,  giert  doctor  Thüring 
Fricker.'  Ansu.  Fest,  selbständig  GW.  —  2.  entspr. 
setzen 2.  a)  nicht  ablösbar,  ewig,  von  Grundzinsen; 
vgl.  Bd  II  286  o.;  ZfsR.  IX  a,  45  if.  ,Mh.  wellent  N. 
bewilligen,  das  er  die  8  soura  wyn,  wie  im  frouw 
meisterin  zuo  Hermentschwyl  die  nebent  lychung 
etlichs  baren  gelts  angschlagen,  nemmen  möge,  ja  sover 
sy  im  daruss  ein  gs-e  gült  zemachen  zuolassen  will.' 
1566,  Z  RM.  ,Guote  wolhabliche  gs-e  gülten.'  1572, 
ebd.  .Welcher  hinfür  syn  gelt  nit  an  ein  ges-e  und 
wie  man  spricht  ewige  gült  anlegen,  sondern  das  allein 
uf  henamsete  zil  ...  uslyhen  wil,  der  soll  sich  darumb 
allein  mit  gülten  und  bürgen  und  uf  farendc  pfand 
versichern  lassen.'  1582,  Z.  ,Der  spennig  kernenzins 
[soll]  ein  gs-er  unablössiger  grundzins  heissen  und 
syn.'  1585,  Z  RB.  Wer  4  oder  5  Mütt  Kernen  als 
Zins  von  100  Gl.  nimmt,  hat  das  Capital  verwirkt  und 
den  soll  der  Landvogt  nach  Gebühr  strafen  und  das 
Hauptgut  zu  einer  .gesazten  gült'  machen.  1586, 
Absch.  ,Was  dan  deren  grobe  Gold-  und  Silbersorten- 
gülten antrifft,  so  gsatzte  Gülten  sindt,  die  syent  ewig 
oder  ablösig  ...'  1622,  L.  S.  noch  Sp.  181  o.;  904  o.  — 
b)  verbrieft,  verschrieben.  G's-i  Schulde",  grund- 
versicherte, .kanzleiisch  versicherte,  für  die  ein  Pfand 
gegeben  ist'  Z  (lt  Dan.  und  Spillm.);  Gegs.  kniffend 
(Bd  III  1125).  ,Ir  zuogebracht  guot  gs-s  und  ver- 
schribenes  ongfaar  by  200  gl.'  Lind.,  Wthurer  Chr. 
Sowohl  die  in  die  Vogteibücher  zum  Besten  der  Witwen 
und  Waisen  geschriebenen  Schulden,  als  diejenigen, 
die  den  Urbarien  einverleibt  werden,  ,sie  mögen  un- 
gesäzte  oder  gesäzte  Unterpfand  haben  und  enthalten 
oder  nit',  [sollen]  den  .Gülten'  oder  Pfandbriefen  gleich 
geachtet  werden.  1774,  GBem.  —  c)  (gesetzlich,  rechts- 
kräftig) festgesetzt,  bestimmt.  Von  Terminen.  .Als 
dann  ungevarlich  uff  den  selben  mendag  ein  gesatzter 
tag  sich  zuo  Schwyz  begäben  ...'  Waldm.  (BBericht). 
.[Die  Lichter  am  Himmel]  seigiud  zuo  zeichen,  ge- 
satzten  zeiten,  tagen  und  jaren.'  1530,  I.  Mos.  Ver- 
bot ,nach  gesatzter  stund  nachts  ze  schryen  [usw.].' 
1547,  THagesb.  1882.  Kauferlaubniss  ,nach  dem  zil 
einer  gesatzten  stund.'  1571,  WSchodolers  d.  J.  Tgb. 
(Absch.).  ,Ein  g.  gericht',  ein  ordentliches,  im  Gegs. 
zum  , zulaufenden'  (Bd  III  1141).  ,Man  sol  och  all  14 
tag  oder  dry  wuchen  ein  ges.  gericht  haben,  ob  man 
zuo  schaffen  hat.'  1483,  GuRh.  Offn.  Von  Satzungen  uä. 
,Wie  dann  diss  ir  gesatzter  eid  vermag.'  1561,  ZAlbisr. 
Die  Gesandten  erklären  nochmals,  dass  ihre  Herren 
und  übern  den  Bund  von  1715  ,für  ihre  Rettung  und 
Notfall  best  gesetzet  finden.'  1731,  Absch.  ,G-e  recht.' 
,Si  hätten  denen  von  Wintertur  ...  ein  muotwillig 
unredlich  vintschaft  .  . .  gesagt  und  darinue  wider 
keiserliche  und  gesatzte  recht  getan.'  1459,  ZU  B.   ,[Eij 


finde  nit,  das  si  kein  gesatzt  recht  noch  dingstat  oder 
hofrödel  der  Sachen  halb  habint.'  1510,  Z.  , Durch 
statutten,  gesatzte  und  geschrybne  recht.'  B  StSatzg. 
Subst.  Neutr.  , [Auf  das  Gesuch  eines  Stadttrompeters, 
es  möchte  ihm  wie  in  früherer  Zeit  üblich  ein  neues 
Kleid  geschenkt  werden,  wird  geantwortet]  ob  es  schon 
etwa  beschechen,  were  doch  das  darumb  kein  gs-s  und 
villicht  gegen  bass  könnenden  spillüten  wol  angleit 
gwessen,  dann  ire  ietzigen  plässer  ald  trummeter  sich 
keiner  plässerischen  art,  sonder  allein  der  hinlässig- 
keit  beriissind.'  1545,  Z  RB.  Von  Abgaben.  , Ein  teil 
ussidellinge  . . .  haut  gegeben  von  alter  und  von  ge- 
saster  stüre  nicht  mer  danne  21  pfd  Züricher.'  HU. 
,Dü  gesazte  vogtstüre.'  ebd.  ,[Ein  Gut]  ierlich  giltet 
ein  malter  habern  ...  und  die  gesassten  stüre.'  1380, 
L.  ,Swer  hie  burger  oder  sesshaft  ist,  der  sol  sinem 
herren  ...  enhain  gesast  stür  geben  noch  enhainen 
gesasten  dienst  tuon.'  TBDiess.  StR.  , Zechen  rnarch 
silberi  gesatzter  stür.'  XV.,  Z.  ,Du  hast  ze  Witikon 
ein  hof,  da  gat  ouch  ein  gesatzt  huon  ab.'  1442,  Z  RB. 
,Ein  g.  mal';  s.  Bd  IV  155  o.  Dazu  noch:  Einen  .recht 
offen  gewonlich  giselschaft  zuo  g.satzten  malen  tag- 
lichs  . . .  halten  lassen.'  1540,  B.  ,Das  N.  by  der 
grechtigkeit  syner  Wirtschaft  und  eetafernen  blyben 
und  uff  dem  schützenhuss  den  Schüssen  [1.  ,-tz-']  allein 
zuogelassen  syn  [soll],  uff  die  gwonlichen  schiesstag 
abentürten  ald  ein  gsatzt  nachtraal  zetuond.'  1569, 
Z  RM.  ,Ob  ein  gast  über  ein  hoifjünger  ein  kouff- 
gricht  haben  wölte,  der  soll  den  richtern  schuldig  syn 
ein  ges-es  mal.'  1590,  ZWetz.  —  d)  geschlichtet,  ent- 
schieden. ,N.  vermeint,  das  söllichs  nit  so  eine  ver- 
komne  ald  ges-e  sach  [sei].'  1545,  Z.  —  e)  normal, 
regelmässig  AaB.  (Minnich);  s.  Bd  VI  1897  o.  ,Die 
sybend  [Regel]:  ob  dich  vil  oder  wenig  dürst,  das  du 
undereinist  nüt  vil  drinkist;  aber  din  gesatzti  mas  des 
tranks  in  vil  teil  zuo  teillen.'  Türst,  Ges.  —  3.  entspr. 
setzen 3.  a)  in  konkr.  Bed.  Aufgetragen,  von  Speisen: 
,[Die  beigebrachten  Analogien]  nüt  meer  bewärend 
weder  geschmäck  und  rouch  ob  dem  gesatzten  mal, 
spysen.'  Zwinuli.  In  den  Erdboden  eingelassen:  , Einen 
kostlichen,  eichinen,  verdeckten  zun,  der  800  eichiuer, 
ufrechter,  ges-er  stecken  gebrucht  hat.'  1468,  Gfd.  — 
b)  gesetzt,  angenommen  B  und  weiterhin.  G'setzt  ouch, 
es  gieng  Alles  guet  ...  RvTavel  1910.  G'setzt,  we""- 
Sc-sich  och  verstigi,  an  einer  Felswand  BSi.  (DGemp. 
1904).  So  g'setzt,  und  wenn  auch!  BWimm.  A.:  Du 
muest  Bas  e'sö  mache"!  B. :  Dermit  rersCimen-i'h  vil 
ZU.  A.:  So  g'setzt!  Du  hest  dere"g'nueg.  ,Gsetzt,  oftdein 
Aug  mein  Auge  sähe.'  XVIII.,  Lied.  —  ob-ge-setzt: 
obgenannt.  .Nachdem  N.  sich  o-er  synethalben  er- 
gangner  Urteil  zum  höchsten  bschwerdt  ...'  1623,  Z  KB. 
.In  disen  o-en  Tagen.'  XVIII./XIX.,  AfV.  (ZHorg.).  - 
übel-:  textlich  schlecht.  ,Ubel  gerympte  gesang,  die 
unlieblich  gond,  peurisch  und  ü.  sind,  nit  in  streich  oder 
schlag  gond,  incondita  carmina.'  Fuis.;  Mal.  —  un-: 
nicht  verbrieft;  s.  gesetzt. —  wider-:  wiedereingesetzt. 
,Da  wir  mit  Freuden  von  unserem  in  das  himmelische 
Wesen  w-en  Heiland  reden.'  JMet.  170u.  —  wol-: 
a)  von  Gegenden,  wohl  gelegen,  geeignet.  ,Do  Allard 
das  hüpsch  end  gsaeh,  do  sprach  er  zuo  Rengnold: 
Lieber  bruoder,  hie  ist  ein  schon  wol  gesetzt  end.' 
Haimonsk.  1531.  —  b)  von  Personen.  ,Üb  ich  schon 
nüt  so  wol  gsetzt  bin  als  du  in  schönne,  ich  kan  nüt 
darfflr.'  Morgant  153h.  Entspr.  gesetzt  1  c :  ,1'eter 
Frank  ...  ist  ein  dicke  w-e  person  mit  vil  barts.'  1565,  B. 


1631 


1632 


Amhd.  aeizaiia  wesentl.  gleichen  Bedd.;  vgl.  Graff  VI  290  ff. 
(mit  zahlreichen  Belegen  aus  Notker);  Gr.  WB.  IV  1  b,  4084  f. 
X  1,  643/8S;  Martin-Lieuh.  II  382  f.  Die  Formen  mit 
Rücknmlaot  erscheinen  in  uuserm  Material  im  XVI.  noch 
häufig,  vereinzelt  im  Ptc.  noch  im  XVII.,  die  Formen  ,sast, 
gesast'  («'  wohl  dissimilatorisch  aus  (8t)  begegnen  bis  ins  XV., 
im  Ptc.  noch  heute  iu  P.  Bei  Bedd.  5—7  ist  der  Aus- 
gangspunkt nicht  durchweg  klar;  6  geht  wohl  von  2ba 
aus.  In  Namen.  Setz-Holz,  ON.  ZPtäftV  .Setzstab',  FN. 
XV./XVI.,   Z. 

ab-:  1.  a)  in  eig.  oder  doch  überwiegend  sinnlicher 
Bed.,  Etw.  von  Etw.  wegsetzen,  a)  ein  Glas,  eine  Tasse 
vom  Mund,  das  Gewehr  aus  dem  Anschlag;  auch  mit 
Ellipse  desObj.B  (soSi.);  GT;  Tb;  Z  und  wohl  weiter- 
hin. Er  het  zweimal  abg'setzt;  's  dritt  Mol  het-er  mitts 
i"  d'  Schibe"  'tröffe".  —  ß)  von  der  Brust,  dem  Euter 
absetzen,  entwöhnen.  .Man  soll  es  [ein  Mittel]  den 
Kühen  auch  geben,  wenn  das  Kalb  abgesetzet  ist.' 
Schreibkal.  1712.  —  r)  das  Auge  abwenden,  in 
der  EA.  Ke(i)"s  Aug  a.  (von  Öppis)  Z  lt  Stutz, 
Spillm.  —  8)  (Pflanzen)  versetzen  GrD.,  Mai.  Anni 
het  es  Böse"stöckli  abgesetzt  GrD.  —  e)  (Zugtiere)  aus- 
spannen; vgl.  aber  auch  d  ß  3.  ,[A.  klagt  gegen  B., 
Wirt  zu  Regensdorf,  A.]  habe  zu  Bern  dem  C.  ab- 
kouffet  ross  und  wagen  und  syg  mit  gefaren  unz  genn 
Kägestorff,  do  habe  er  ussgespanen  und  habint  zert ... 
Do  habe  B.  grett:  ich  will  gan  luogen,  was  du  für 
ein  zug  habest;  mir  ist,  er  syg  des  C;  ich  muoss  dir 
ein  ross  a.  Do  batt  A.  grett:  ,du  sott  mir  kein  ross 
a.,  ich  bin  doch  dir  nütt  schuldig  ...  Do  habe  B. 
in  lossen  varen  bis  unz  gan  Affholtren  , . .  do  syg  B. 
Dachen  kumen  . . .  Ich  muosst  im  ein  ross  geben  ab 
dem  zugg.'  1550,  ZRegensd.  —  £)  abnehmen,  -schneiden. 
,Hand  und  fuoss,  verstand,  die  dir  so  nach  verwandt 
sind  als  din  eigen  glid,  ja  ob  sy  dir  als  notwendig 
sind  zuo  ufenthalt  und  feste  als  ein  band  oder  fuoss, 
noch  [dennoch]  soll  man  sy  a.,  wenn  sy  ir  fürneme 
missbruehend.'  Zwingli;  vorher:  ,how  sy  ab';  so  auch 
1530,  Matth.  (gr.  Ixxexbov).  —  •»])  Veh  a.,  wegen  Über- 
füllung einer  Alp  das  Vieh  von  dieser  abtreiben  und 
für  dasselbe  auf  einer  andern  Platz  suchen  Uw 
(so  Lung.).  —  b)  ausgehend  von  a  a,  mit  regel- 
mässiger Ellipse  des  Obj.  a)  eine  Unterbrechung  ein- 
treten lassen,  eine  Pause  machen.  Zunächst  beim 
Trinken,  wohl  allg.  Wi  er  g'rad  nümme''  a.  will  [beim 
Milchtrinken],  seid  der  Ätü  ...  GrPt.  Wo's-ne"  [den 
Schnapstrinker]  'tüccht  het,  es  tat's,  het  er  abg'setzt 
GrTIis.  Oft:  öni  A.  Er  het  's  ganz  Glas  öni  A.  üs- 
'trunke"  GT.  ,On  a.,  eines  trunks,  in  einem  atemzug, 
on  schnauffen  und  bartwüschen,  impetu  uno.'  Fris.; 
Mal.  ,[Eine  Medizin]  auf  einmal  ohne  A.  austrinken.' 
um  1720,  AfV.  (U).  In  allgemeinem  S.,  so  beim  Reden, 
Singen,  Lesen  B  (auch  lt  Zyro);  GrD.;  Th  ;  Ndw  (Matthys) ; 
W ;  Z ;  wohl  allg.  Er  het  an  ei"'m  fort  'plauderet  öni  A. 
GrD.  —  g)  innehalten,  ablassen,  -stehn,  aufhören  Bs; 
B;  S;  Z;  von  oc  zT.  nicht  scharf  zu  scheiden.  Z'mittst 
i"  der  Arbit  inne"  het-er  wider  müessen  a.  SGfeller 
1911.  We""-me"  alt  wird  und  es  ganzes  Lebe"  lang 
g'sorget  het  ...  da  möcht-me"  gern  a.  und  einisch  sieh 
z'  gr  echtem  still  ha".  AHeimann  1899.  Si  hl2"  enann''ere" 
bluetig  verschlage",  bis  Bed  bluetrü"ssig  hV"  müesse"  a. 
Barnd.  1911.  .Das  ringt  nun  mit  einander  [bei  einem 
ehelichen  Streit],  bis  die  Kräfte  dahin  sind,  Jedes  ab- 
setzt, um  ermattet  zu  ruhen.'  Gotth.  ,Mit  bangem 
Herzen  musste  das  Manne°volk  des  Angriffes  [durch 
Anne  Bäbi]  harren  und  stärkte  sicli  mit  dem  Tröste  ... 


z'  lets'  werde  si  doch  a.,  übernachte11  werde  si  nit  welle"-' 
ebd.  .Wenn  Dies  gemacht  sei  oder  Jenes  . . .  dann 
wolle  es  a.'  ebd.  .Wie  wol  ihnen  [den  ihre  ursprüng- 
lichen Sitze  verlassenden  Helvetiern]  nun  an  Orgetorix 
etwas  Warnung  und  Vorbedeutung  zuogestanden,  was 
glücklichen  fortgangs  sie  zuo  diesem  fümemmen  haben 
wurden,  setzten  sie  doch  nicht  ab.'  Wdrstisen  15S0. 
,Nit  absetzendt,  bis  sye  Den,  dem  sye  findt  [feindlich], 
hindurchrichtendt.'  RCys.  ,Wer  neidiger,  hässiger  Art 
ist  und  es  ihm  selbst  ein  Kumber,  dass  er  nicht  kan 
a.  ...  der  seuffze  nur  ernstlich:  Herr,  erlöss  mich  von 
dem  Bösen!'  FWtss  1677.  Bes.  aufhören  zu  bitten, 
reden.  Er  wo?tt  nüd  a.,  zu  bitten  Z  (Spillm.)  Setz 
nummen  ab!  Es  hilft-der  Nut,  du  überchunsch's  doch 
nid  B  (AvKütte).  ,Ach,  Schulmeister,  ich  bitte  um 
Gott,  setzt  ab  und  haltet  mich  nicht  zum  Besten!' 
Gotth.;  in  ältrer  Fassung  lÖt-nii'h  si".  ,Die  Frau 
hatte  sie  reden  lassen;  als  Johannes  endlich  draussen 
war,  schnitt  sie  alles  Gerede  mit  der  Frage  ab:  Setz 
ab,  du  gute  Frau  [usw]!4  ebd.  (Hdschr.).  ,Eisi  ...  wollte 
nicht  schweigen  trotz  den  Bitten  des  Schwagers,  dass 
es  doch  a.  und  die  Manne0  nicht  ertäuben  solle.'  ebd. 
,Hab  ich,  weil  er  [mein  Gönner]  nicht  a.  noch  erwinden, 
einen  Versuch  tun  wollen.'  AStettler  1612.  Mit  nn- 
pers.  Subj.  Äntlige"  het-es  [das  Musizieren]  abg'setzt, 
das  Ländütte"  het  e"  Himg  üfg'hört.  SGfeller  1911. 
Mit  Öppis  a.  Setz  ab  mit  Wüesttue",  süsch  will-"'' 
der  de""  derfür  tue"!  B.  Der  Schacherseppi  het  ... 
d'  Handharfe"  von-em  e'weg  g'streckt  [und  angefangen 
zu  spielen].  Dö,  wo  der  Wolfvik  g'rad  im.  Lisbet 
d'  Hand  will  ge"  [zum  Tanz],  so  setzt  der  Schacher- 
seppi ab  mit  siner  Harfe".'  JReinh.  1907.  ,Von  einem 
Fümemmen  a.'  RCys.  ,A1s  der  Abend  tat  anrucken, 
setzt  man  ab  von  disem  Strauss.'  Pfaffenkr.  1712. 
Von  ei"'m  a.,  ablassen,  ihn  in  Ruhe  lassen.  ,[N. 
war  über  die  Aussicht,  zum  Ratsherrn  gewählt 
zu  werden,  so  erschreckt]  dass  er  um  Gottes  Willen 
anhielt,  man  solle  a.  . . .  von  ihm;  wie  er  doch  die 
Sache  verstehen  solle?'  Gotth.  ,Da  er  [der  Landvogt, 
der  Polycarpus  auffordert,  beim  Glück  des  Kaisers  zu 
schwören]  von  ihm  nicht  a.  wolte  ...'  FWtss  1673.  In 
ä.  Spr.  auch  mit  blossem  Dat.  ,Daruf  er  [der  Teufel] 
im  [Bruder  Claus]  nit  absatzt  tag  noch  nacht.'  Salat. 
.[Im  Falle  der  Ehescheidung  würden  die  Söhne]  im 
nit  a.,  sonders  eewenklich  vygend  sin.'  1538/40,  Z  Ehe- 
gericht. ,[N.  habe]  ira  nit  wellen  a.,  sonder  [sei]  ira 
für  und  für  nachgerennt.'  1541/3,  ebd.  ,Wo  er  [Herzog 
Karl  von  Burgund]  durch  Schickung  Gottes  nit  er- 
schlagen, das  er  einer  Eidtgnoschaft  numer  mer 
abgesetzt  hette.'  1541,  Absch.  ,[Sie  habe]  inen  nit  a. 
noch  nachlassen  wellen.'  1552,  Z  Ehegericht.  ,Es  üebt 
und  bewärt  auch  Gott  iren  [der  Frommen]  glauben 
und  gedult,  dass  sy  ...  nichts  darwider  [gegen  sein 
Wort]  handlind,  wenn  glych  die  gspänst  inen  nit  von 
stund  an  a.  wollend.'  LLav.  1569.  —  c)  Waren  a.,  wie 
nhd.  Ap;  Bs;  B;  Gr;  G;  Th;  Ndw  (auch  lt  Matthys); 
Z ;  wohl  allg. ;  vgl.  ab-bringen  1  c  ß  (Bd  V  709).  Er  hät's 
guet  «können  a.,  hat  Vil  abg'setzt.  —  d)  mit  stärkerm 
Zurücktreten  der  sinnlichen  Vorstellung.  <x)  Jmd  von 
einem  Amt,  einer  Stelle  entfernen  Ap;  B  (, durch 
Rechtsbeschluss'  Zyro);  Gr;  G;  Tb;  Uw;  Z;  wohl  allg. 
Si  händ  de"  Schitelmeister  abg'setzt.  .Nachdem  die 
kurfürsten  ...  den  keiser  [Otto]  abgesatztend,  ward 
Fridericus  der  ander  an  sin  statt  gesetzt.'  HBrennw. 
Chr.     ,A.,   von  seinem  platz  Verstössen,   movere  loco 


1633 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1634 


aliquem,  deponere;  a.,  einen  aus  dem  radt  stossen, 
des  regiments  entsetzen,  magistratum  abolere  alicui, 
abrogare  alicui  imperium.'  Fris.;  Mal.  .Und  ist... 
unser  früntlicli,  ernstlich  pitt  ...  söralich  frömd  und 
heimsch  schryger,  das  sygind  pfaffen  ald  leigen,  im 
rat  oder  darnebent,  uff  vogtyen,  in  clöstern  ald  uff 
pfrüenden  ...,  ietlichen  in  sinem  stand,  abzuos.'  1531, 
Z.  ,Das  man  . . .  die,  so  sich  mit  galt  inkouft,  wider- 
umb,  obs  schon  erweit,  absatzte  und  von  ämpteren 
stiess.'  1587,  Gl  JB.  .Degradieren,  a.,  movere  aliquem 
senatu,  magistratu;  a.,  von  seinem  ort  Verstössen, 
movere  loco  aliquem,  senatu.'  Denzl.  1660.  S.  noch 
un-sdlig  (Sp.  698);  Am-mann-Satz  (Sp.  1558).  .Setzen 
und  a.';  s.  8p.  16U7.  Mit  präp.  Bestimmung.  .Einen 
von  seinem  ampt  a.  oder  entsetzen,  von  ampt  stossen, 
removere  aliquem  a  republica;  einen  vom  burger- 
meisterampt  a.  oder  abstossen,  consulatum  alicui  eri- 
pere;  von  eeren  stossen  und  a.,  der  eeren  berauben, 
exigere  atque  eximere  aliquem  honoribus;  ab  dem 
regiment  der  stetten  abgesetzt  und  abgestossen  werden, 
hinder  sich  gestelt  werden,  repelli  a  gubernaculis 
civitatum.'  Fris.;  Mal.  ,A.  von  Ehren,  amovere,  dei- 
icere  dignitate,  officio.'  Hosp.  .Weder  üf-  noch  ab- 
gesetzt sin,  werden,'  von  suspendierten  Beamten. 
,A.  [Ratskneeht]  ist  uff  ein  alt  urfehd  ledig  gelasen 
und  sol  der  zit  sins  ambts  weder  uff-  noch  abgesetzt 
sin,  sunder  wenn  ein  frag  ghept  wirt,  so  man  ander 
knecht  bestäten  oder  nemen  wyl,  daz  dann  sinen  halb 
och  ein  frag  gehept  werde.'  1489,  Z  EM.  ,[Der  ver- 
haftete Oberzunftmeister  N.]  sol  hüt  zuo  tag  umb  sin 
Verhandlung  weder  uff-  noch  abgesetzt ...  werden.'  ebd. 
Auch  von  der  Niederlegung  eines  Amtes  nach  Ablauf 
der  Amtsdauer:  ,Wart  von  der  buherren  wegen  ge- 
ordnet, [bei  Neubesetzung  des  Amtes  solle]  was  von 
der  spenden,  so  unz  an  das  a.  geben  ist,  vallet  ... 
dem,  der  abkomen  ist,  werden,  wie  vil  aber,  nach 
dem  so  ein  nüewer  ist  gesetzet  worden,  geben  werden  ... 
dem  nüwen  zuovallen.'  1437,  BPES.  —  ß)  Etw.  ausser 
Kraft,  Giltigkeit  setzen,  entkräften,  für  ungiltig  er- 
klären, aufheben.  1)  Urkunden,  Verträge,  Gesetze, 
Beschlüsse,  Urteile,  auch  Gebräuche.  ,Als  denn  . . 
die  ret  sölichs,  daz  das  mer  worden  waz,  absatzten 
oder  enderten  ane  der  Hunderten  wüssen  ...  da  ist 
der  Hunderten  meinung  [usw.].'  1431,Seg.RG.  ,Harzuo 
so  künden  und  setzen  wir  ab  und  wollen  kraftlos  sin 
alle  und  iede  friheiten  und  uszüg,  so  wider  unsere 
bevelch  ...  möchten  reichen.'  Ansh.  ,1m  übrigen  ist 
von  altem  her  [der  Darsteller  des  hl.  Nikolaus  beim 
Katharinenfest  ein]  nachtmal  schuldig  gewesen  . . . 
welches  wir  doch  auch  absetzen,  es  were  dann,  das  sunst 
einer  guotwillig  were,  etlich  zum  nachtmal  zuo  laden.' 
F  Schulordn.  1577.  ,Kein  Schrift,  Brief  noch  Gwar- 
same  ...  soll  änderst  als  under  dysem  Vorbhalt:  es 
setze  sy  dann  Jemands  ab,  wie  rächt  ist,  in  Kraft 
erkent  werden.'  1622,  AABr.  StE.  S.  noch  üs-lässen 
(Bd  III  1407);  Morgen- Suppen  (Sp.  1243).  In  (tw. 
formelhafter)  Verbindung  mit  .üfsetzen'  (vgl.  a).  .Was 
ouch  dieselben  unser  schultheizz  und  die  rete  .  . . 
wandeint  in  der  egenanten  unser  stat  mit  üfsetzen  und 
a.  ...  dabei  sol  ez  beliben.'  1368,  AaB.  StR.  .[Wir 
wollen  den  früher  ergangnen]  sprueh  mit  disem  unserm 
spruch  weder  uff-  noch  a.'  1444,  UwE.  ,[Es  ist]  ge- 
nieret, das  sich  nach  gstalt  aller  Sachen  nit  wolle 
schicken,  einicherley  feils  koufs  und  pfennwerten  zuo 
bestimmen  und  uff-  oder  abzuos.,  sonders  menklichen 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


das  sin  vertriben  zuo  lassen.'  1505,  Z  RM.  ,. . .  ist 
uff  gesetzt  von  urhab  wegen,  was  hin  und  hin  soll 
urhab  sin,  wie  und  bis  das  ein  gmeindt  an  einer  Aa 
das  wider  absetzt.'  Nuw  LB.  ,Mit  recht,  rechtlich  a.' 
,Inert  welcher  Zyt  ein  Testament  abgesefzt  werden 
solle  [Überschrift].  Wer  ein  Testament  lächtlich  a. 
wil,  der  soll  Sömlichs  inert  Jars  Frist  nächst  nach 
dem  es  durch  unseren  Rat  bestätigot  worden,  tuen  ... 
Wo  er  aber  Sölichs  inert  bemelter  Zyt  ze  tuen  under- 
lassen  wurde,  soll  dafür  hin  das  Testament  in  sinen 
Creften  bestan  ...  und  Niemants  mehr  Gwalt  haben, 
dasselbig  mit  Rächt  abzues.,  es  sye  dan,  das  der,  so 
es  abzuos.  begerte,  nach  der  Stadt  Rächt  erzeigen 
möchte,  das  er  in  gesagter  Zyt  nit  im  Land  gsin  sye.' 
1620,  AABr.  StR.  .Das  wider  Landrecht  ergangene 
Mehr  mit  Urteil  und  Recht  a.'  1673,  BSi.  Bq.  .Wann 
sich  Jeniandts  des  ergangenen  Mehrs  zu  beschwähren 
Ursach  zu  haben  vermeinten,  soll  ihnen  gestattet  sein, 
womöglich,  mit  Recht  abzus.;  bis  zu  rechtlicher  Ab- 
sezung  oder  Abänderung  mit  der  mehreren  Stimm 
aber  soll  bei  dem  Mehr  verbleiben  und  darnach  ge- 
halten werden.'  1747,  ebd.;  auch  noch  1796.  S.  noch 
Recht  (Bd  VI  263/4).  —  2)  eine  Aussage,  Behauptung 
durch  Zeugen,  Gegenbeweis;  mit  Dat.  P.  ,Wer  ouch 
einem  lantgrafen  verlüindet  wirt,  daz  er  ein  lantzüg- 
ling,  ein  ledig  kind  oder  herschaft  lüt  sye,  mag  der 
daz  der  herschaft  nit  a.  mit  zwey  muottermagen  und 
einem  vattermageu  ...  der  hört  einem  lantgrafen  zuo 
mit  lip  und  mit  guot.'  1417,  ZWinkel  Offn.  (Weist.); 
ähnlich  1489,  ZNeer.  Offn.  ,Das  sol  man  im  glouben, 
es  sigdenn,  daz  man  im  sinen  eid  mit  7  unversprochenen 
mannen  absetz.'  1436,  GOUzw.  Offn.  —  3)  Rechte, 
Ansprüche  (durch  Nachweisung  entgegenstehender 
Eechte),  (Jmd)  Etw.  aberkennen  (lassen),  (rechtlich) 
abstreiten,  -gewinnen.  Mit  sächl.  Obj.;  meist  mit 
Dat.  P.  ,Die  herren  von  Münster  haut  klagt,  wie  die 
von  Hochdorff  [beschlossen  haben],  daz  si  dem  lü- 
priester  nit  me  ze  selgeret  gen  söllent  denn  3  ß  4  den.  ... 
die  herren  sezent  inen  denn  daz  ab,  als  recht  ist  ... 
Doruf  hant  sich  u.  h.  erkennt,  daz  die  von  Hochdorf 
dem  lüpriester  daz  1  pfd  gen  söllent  fürdishin  als 
unzhar,  oder  si  setzent  dem  gotshus  von  Münster  daz  ab, 
als  recht  ist,  an  den  stetten,  do  daz  billich  ist  und  hin 
gehört.'  1422,  LEB.  ,Undgetruwet  [der  Abt  von  Engel- 
berg] das  er  by  den  buossen  bestan  solle,  als  das  rödelli 
wiset,  und  im  die  tallüt  das  nit  mindren  noch  a.  sölten. 
[Die  Talleute  erwidern,  sie  seien  der  Hoffnung,  wenn 
sich  die  Bestimmungen  als  drückend  herausstellten]  so 
möchten  si  einen  apt  anruoffen,  das  er  inen  ein  gericht 
machte,  und  möchtent  die  buoss  wider  absetzen  mit 
der  urteil  und  mit  der  meren  band.'  1444,  ZfsE.  .Damit 
dann  sy  [Schaffhausen,  das  mit  Zürich  in  einem  Eechts- 
streit  wegen  Gerichtshoheit  steht]  zuo  clagen  und  rieb, 
•nyne  herren,  zuo  endtsetzen  verursacht  und  das  a. 
ab  üch  geleint  werden  möchte.'  1511.  Z.  S.  noch 
Sattler  (Sp.  1441).  ,Mit  recht  a.'  oä.  .Das  all  ussäs- 
ling  das  imy  geben  söllent  ...  es  sig  denn  sach,  daz 
uns  sölichs  ieraan  mit  kuntschaft  meinti  abzesetzent 
mit  recht.'  1429,  Z  StB.  ,Er  [Beklagter,  hoffe]  nach 
dem  und  der  von  Bichwil  clage  im  sin  vetterlieh  erb 
berüerty  ...  das  man  den  von  Bichwil  dhain  kunt- 
schaft darumb  hören,  sunder  sy  im  sin  vetterlieh  erb 
und  guot  nach  dem  rechten  a.  sollten.'  1460,  GT.  Rq. 
1906.  .[Wolle  N.]  inen  ettwas  mit  recht  a..  muge  er 
tuon.'  1517,  Z  Kyb.  ,[Kin  Vertrag  wird  für  KT.  ;il> 
103 


1635 


Saz,  sez, 


soz,  suz 


verbindlich  erklärt]  er  setze  dann  uns  mit  recht  ab, 
das  inn  der  vertrag  nützit  binde.'  1527,  Absch.  Ohne 
Dat.  P.  ,Wo  zwen  um  ain  hag  stössig  werent  [usw.] 
da  sol  man  kuntschaft  um  halten;  wo  aber  ainer  dem 
andern  ain  huss  ...  [streitig  macht]  das  sol  man  für 
gericht  schieben  und  mit  recht  a.  oder  in  darby  be- 
lyben  lassen.'  1475,  GFlaw.  Otl'n.  Mit  pers.  Obj.,  von 
der  Erweisung  des  Eigentumsrechtes  auf  Eigenleute. 
,Umb  die  lüte,  die  die  von  Lenzburg  und  die  grafschaft 
herr  Ruodolfen  ansprächent,  sy  gehörent  von  eigen- 
schaft  wägen  der  egenanten  unser  herschaft  zuo,  und 
aber  herr  Ruodolf  meint,  sy  gehörent  im  zuo,  haben  wir 
geret  ...  wele  in  herr  Ruodolf  absetzt  nach  des  lands 
recht  und  gewonheit  ...  die  sol  man  im  billich  und 
von  recht  lassen  volgen  und  werden,  die  er  aber  also  nit 
besetzen  möchte,  sollend  gan  Lenzburg  gehören.'  1414, 
AaL.  StR.  ,Wer  der  were,  der  inen  [dem  freien  Amt] 
ieman  abziehen  wolt,  das  sölt  er  tuon  mit  siben  siner 
nesten  lidraaugen.  [Uer  Ansprecher  bestreitet  diese 
Beweispflicht.  Darauf  wird  N.  gefragt,  der  aussagt, 
er]  nette  von  sinen  vorderen  und  von  sinen  eitern  nie 
anders  gehört  denne,  wer  der  were,  der  dem  ampt 
ein  wölt  a.  ...  das  man  inn  sölt  a.  mit  siben  siner 
nesten  lidmaugen.'  1420,  LWill.  (Seg.  RG.).  .Wölte 
man  aber  den  eigen  man  oder  die  eigen  frowen  [die 
sich  zu  Basel  niedergelassen  haben]  in  der  ersten 
jarfrist  besetzen,  da  sol  der  herre,  der  in  denne  an- 
sprechig ist,  selber  ein  eit  zen  heiligen  sweren,  das 
er  sin  eigen  sie  ane  geverde  [usw.].  Besetzet  in  der 
herre  also  in  der  ersten  jarfrist,  so  sol  man  in  ime 
lassen  volgen  . . .  Wurde  ouch  dehein  man  oder  frowe 
der  stat  abe  gesetzet,  als  vor  bescheiden  ist,  dar  urnbe 
ist  doch  die  stat  nüt  gebunden  in  hinus  ze  gebende.' 
um  1450,  Bs.  Rq.  —  4)  Zeugen,  Richter.  ,Ob  er  [der 
Geklagte]  inen  die  kuntschaft  absatzte,  das  die  nit 
togenlich  noch  guot  sin  sölt  ...  sy  wöltind  ir  clag  noch 
wol  bewyssen.'  1517,  Z.  ,Pür  den  [einen  ungerecht 
Behandelten]  zwei  ort  der  Eidgenossen  batend  ...; 
dannenhar  si  im  abgesezt  für  zuogesazten',  als  nicht 
unparteiische  Schiedsrichter.  Ansb.  —  5)  .(Einem, 
näml.  dem  zur  Verhandlung  nicht  erschienenen  Kläger) 
die  Gricht  a.',  das  Gerichtsverfahren  hinfällig  machen, 
vom  Beklagten  •  s.  Bd.  VI  329.  -  y)  entziehen.  ,Das 
üwer  künglich  gnad  uns  [der  Stadt  Z  für  den  Fall 
des  Verzichtes  auf  die  Grafschaft  Kyburg]  etlich  sum 
der  16  000  guldin  [der  urspr.  Pfandsumme]  uff  andri 
pfand  schlach  ...  und  dar  inn  wellen  wir  uns  under- 
teniklich  bewisen,  wie  das  billich  oder  bequemlich  ist 
nach  gestalt  der  sach,  das  uns  doch  sölich  gross  summ 
nit  genzlich  abgesetzt  werd,  sunder  ettwas  ergetzung 
darin  beschech  durch  eren  willen  mer  denn  umb  den 
nutz.'  1442,  Absch.  —  8)  abschlagen.  .[Schwyz  klagt] 
daz  die  von  Zürich  inn  noch  den  iren  unverdingteu 
kouff  nüt  gebend  noch  zuo  gan  wellend  lassen  nach 
der  bünden  sag.  [Darauf  antwortet  Zürich:]  Wir 
habend  nie  niemen  in  der  Eignoschaft  deheinnen  kouff 
abgesetz[t].'  Edlib.  —  e)  abspenstig  machen,  abreden, 
bes.  dem  Kleister  seine  Angestellten,  Kunden.  ,Es  sol 
ouch  enkein  vischer  dem  andern  sin  leben  swerren 
noch  sine  hüser,  noch  sinen  gedingeten  dienst  a.  noch 
beswerren  in  dheinen  weg.'  1330,  Z  StB.  , [Schreiber  A. 
klagt,  dass  Schreiber  B.]  zuo  zweyen  gesellen  komen 
sige,  die  sich  dann  zuo  im,  A.,  zuo  lernende  verpflichtet 
heften,  und  redte  ...  zuo  den  selben  zwey  gesellen, 
sy  möchtind  by  keinem,  der  selbs  nit  mer  dann  einen 


monadt  gelernet  hett  ...  nütz  lernen,  und  sy  sölten 
im,  A.,  absagen  und  zuo  im  komen  . . .  Und  als  nun 
der  selb  B.  . . .  im  sine  schüeler  understanden  abzuos. 
[so  leugne  er  nicht,  dass  er  geflucht  habe  usw.].  Und 
daz  er  im  sine  schüeler  also  understanden  hab  abzuos., 
bezügt  er  sich  an  NN.'  1487,  Z  RB.  ,Es  sol  ouch  under 
inen  dheiner  dem  andern  sine  werk  oder  sine  künden 
a.  noch  daruf  stellen.'  1497,  Z  StB.  (Zunftordn.  der 
Zimmerleute,  Binder  und  Maurer).  ,Du  weist  wol, 
wie  [du]  frommen  frowen  ir  man  umbzogen  und  ab- 
gsetzt  [hast].'  1533/8,  Z  Ehegericht.  ,Wie  wers,  wann 
ich  dem  N.  sin  junkfrouw  absatzte?'  1538/40,  ebd. 
,Es  soll  ouch  keiner  dem  anderen  keinen  gsellen  weder 
a.  noch  uffwiglen  undt  nitan  sich  ziechen.'  1579,  AAZof. 
Tischmacherordn.  —  £)  erledigen,  abtun.  .[Gegenseitige 
Beschimpfungen  waren  Schuld]  dass  si,  die  bed  pünd  ... 
zuo  grimmer,  manlicher  band  anenander  kamend. 
Uss  semlichen  zuofällen  sölte  alle  oberkeit  und  erber- 
keit  ...  ermant  sin  [vorzusorgen],  dass  nit  durch  diser 
öden  müler  wort  ...  die  obren  und  erberen  mit  den 
ungezoumten  undertanen  zuo  voller  handtat  kommend 
und  also  nüt  werds  mit  unersazlichem  schaden  müsse 
abgesezt  werden.'  Ansh.  —  tj)  über  Etw.  eudgiltig  be- 
schliessen,  bestimmen,  Anordnungen  treffen  (und  es 
dadurch  erledigen).  ,Küng  Sigmund  schrybt  uns  [im 
Verlauf  der  Unterhandlungen  über  die  Verleihung  des 
Münzrechts]  von  der  münz  wegen  wil  er  a.'  1417,  L  RB. 
.[Auf  der  Landsgemeinde  sind]  underschiedliche  Mei- 
nungen vorgefallen  wegen  wie  die  Regimentsbesatzung 
solle  in  das  Künftige  vor  und  an  die  Hand  genomen 
werden,  da  Etwelche  es  wollen  verrichten  wie  von 
altersher,  teils  Andere  wollen  eine  Deputation  von  jeder 
Nachbarschaft  verordnen,  neue  Gesetze  zu  machen,  und 
die  Dritten  und  Vierten  des  mehreren  Teil  sich  begert, 
mit  Andern  in  die  Kirchen  zue  verfüegen,  daselbsten 
abzues.,  wie  es  in  Einem  oder  Anderm  mit  der  Be- 
satzung hinfüri  solle  gehalten  werden.'  1660,  GrD. 
(Ratsprot.  der  Landschaft).  —  2.  a)  auf  eine  Unter- 
lage ab-,  niedersetzen,  -stellen,  a)  mit  Acc.  P.  Due 
het-er-nen  abg'setzt,  bei  einer  Rauferei  auf  die  Erde, 
einen  Stuhl  oder  sonst  einen  Gegenstand  GrD.  , Einen 
vom  Pferd  a.':  .Ein  böser  Bub  ...  hat  ihne  [den  Land- 
vogt] von  dem  Pferdt  abgsetzt.'  JCWeissenb.  1701. 
Refl.,  sich  niedersetzen,  Platz  nehmen  GrD.;  sonst 
gew.  absitzen.  Buöb,  setz-dich  ab!  Seteefd-i'*  ab!  — 
ß)  mit  Acc.  S.,  zB.  eine  schwere  Last  auf  den  Boden, 
Geschirr  auf  den  Tisch  G;  Nnw  (Matthys);  Z  und  wohl 
weiterhin ;  doch  häufiger  abstellen.  —  y)  mit  Ellipse  des 
Obj.  1)  im  Sprung,  Flug,  Wurf  udgl.  zu  Boden  kommen; 
niedergehn,  Fuss  fassen  Bs;  B,  so  G.  und  lt  Zyro 
(,auf  einem  Stein  im  Springen,  um  weiter  zu  springen'; 
vgl.  1  b  a);  S.  Lueg,  dort  ufaem  Geissblatt  het  e"  Segler 
[Schmetterling]  abg'setzt  Bs.  Der  Eber  setzt  ab  [am 
Fuss  der  Felswand,  über  die  er  hinabgestürzt  ist], 
's  isch  g'si"  a's  wie-ne"  Bumme*.  JReinb.  1907.  Si  [die 
beim  Stückle"  nach  dem  Stücldi  geworfene  Platschgere"] 
het  bigost  "umme"  öppen  e"  Hangs  breit  vom  Stöckli 
e"wegg  abg'setzt  SBalsth.  .Freiwillige  Hülfe  hat  viel 
Unbeholfenes,  Schwerfälliges  neben  Grosszügigem  an 
sich.  Si  nimmt  albe"  i-nist  e"  grüselehe"  Gump  u"'1 
setzt  ene"t  dem  ZU  ab.'  Bärnd.  1911.  —  2)  prägnant, 
die  Füsse  schwerfällig,  plump  oder  auch  bloss  ge- 
räuschvoll auf  den  Boden  setzen,  schwer  auftreten  Bs. 
De"  setzt  oppen  auch  ab!  So  het-er  g 'sprachen  und  isch 
mit  gruslige"  Schritte"  's  Stübli  üf  und  ab  und  het  ganz 


1637 


wetterlig  abgesetzt,  "ass  's  Hüs  'zitteret  het.  Breitenst. 
1864.  —  b)  einen  Leiterwagen  abrüsten,  aus  einander 
nehmen  ZHott.  Syn.  ab-leusen  (Bd  III  1047),  -machen 
(Bd  IV  37),  -brechen  (Bd  V  323);  Gcgs.  üf-s.  1  bß.  — 
c)  refl.,  sich  niederschlagen,  zB.  Hefe  in  Getränken  Ndw 
(Matthys).  Tr.,  einen  Niederschlag  absondern,  zB.  von 
Wasser  B  und  ohne  recht  volkst.  zu  sein  (dafür  ans.) 
wohl  weiterhin,  's  Tr«sser  setzt  Chalch  ab.  —  d)  Etw. 
(Unangenehmes,  Schlimmes)  absetzen, -geben  Ar;  Bs; 
B;  Gl;  Gr;  G;  S;  Th;  Ndw;  Z;  wohl  allg.  Syn.  ab- 
geben ld  (Bd  II  77).  Gew.  unpers.  's  macht  e"  G'sprütz 
[Regenschauer]  a.  BBecker  1870.  Es  setzt  Händel  ab. 
En  Kasis,  en  Skandal  a.  Da  setzt  's  G'richtswetter  ab, 
eine  gerichtliche  Strafe  Z.  ,Uas  würde  ein  schöner 
Lärm  daheim  a.'  Gottd.  S.  noch  Riffel  (Bd  VI  660); 
Regelll  (ebd.  723);  Rugel  (ebd.  700  u.).  Öppis  a.  Da 
setzt'  s  (g'wüss  noch)  Öppis  ab.  I'h  fürch'e",  es  chönnl 
Öppis  a.  Tue-mich  nüd  reize"!  es  chönnt  Öppis  a. 
Messikommer  1910.  JV".  hat  wider  Händel  g'ha";  wo 
De"  hi"  chunnt,  setzt  's  allimöl  Öppis  ab.  ebd.  S.  noch 
näch-pürlen  (Bd  IV 1522).  Auch  Mühe  kosten.  Das  het 
Öppis  abg'setzt!  bis  man  ihn  dazu  gebracht  hat  B.  Das 
wird  Öppis  a.,  bis-me"  De"  derzue  bringt,  das'  er  zalt, 
bis-me"  das  Chind  i"'s  Bett  bringt  ZStdt.  Seltener  mit 
pers.  Subj.  Ich  cha""'s  nüd  hei'"wlse",  das'  de"  Chueri 
so  en  Lumpe"hund  hat  chön'e"  a.  ZF.  —  3.  herab- 
setzen, a)  Münzen  mit  Bez.  auf  den  Kurswert  (vgl. 
Absatz  7  a  Sp.  1528);  doch  auch  (wie  ab-rüeffen  5 
Bd  VI  097)  ausser  Kurs  setzen  (vgl.  1  d  ß).  , Unser 
lieben  Eidgnossen  von  Zug  [haben]  etlich  münz  ab- 
gesetzt, nämlich  die  rössler  umb  ein  angster,  die  zwei 
batzen  wertig  um  ein  halben  Schilling  [usw.].'  1521, 
Absch.  ,[Sch  und  Ap  haben]  für  ratsamb  erachtet,  das 
die  Sorten  [gewisse  Münzen]  besser  abgsetzt  und  der 
immer  zunehmenden  Steigerung  abgewert  wurde.'  1038, 
ebd.  S.  noch  üf-gän  (Bd  II  13).  Abs.:  ,Ob  dehein 
statt  in  dem  zit,  als  hernach  geschriben  stat,  absetzte, 
die  sol  den  andern  stetten,  die  dann  münzent,  iegk- 
licher  in  sunder,  hundert  guldin  ze  pen  verfallen 
sin  ...  War  ouch,  daz  dehein  statt  eine  oder  mehr 
münzen,  und  uff  daz  obgenante  körn,  slachcn  wölt  und 
die  sich  mit  irem  brief  und  insigele  verschriben  ... 
her  inn  nit  abzuos.  ...,  sogten  münz  soll  man  dann 
ouch  nemen.'  1417,  Z  StB.  (Münzvertrag).  Neben  ,üf- 
setzen':  ,[Die  Appenzeller,  vom  Abt  von  StGallen  zur 
Zahlung  einer  Abgabe  in  Konstanzer  Münze  aufgefor- 
dert, antworten:]  Das  sy  ...  nach  derselben  werung 
bezalen  sollen,  getrüwen  sy  nit,  dann  dieselb  münz  ver- 
gangen . . .  syg.  Dann  sy  . . .  haben  ein  sunder  und  ander 
münz  dann  die  von  Costenz.  Die  von  Costenz  möchten 
ir  münz  uff-  oder  a.,  getrüwten,  das  das  inen  nit  schaden 
[solle].'  1421,  Zellw.  Urk.  —  b)  Farben  mit  Bez.  auf  die 
Helligkeit  des  Tons,  durch  Mischung;  s.paris-röt  (BdVI 
1768).  —  4.  mit  einem  Absatz  versehen;  vgl.  auch  1  ba. 

a)  entspr.  Absatz  3  a,  abstufen.  ,Die  Band  des  Bergs 
[Rigi]  so  gestrimet,  ouch  abgesetzt  sind  und  under- 
schydenlich   dem  Berg  nach   zühent.'  RCvs.  (Br.).  — 

b)  entspr.  Absatz  3  b,  an  einem  Balken,  Brett  durch 
meist  zweiseitiges  Abarbeiten  einen  Zapfen  herstellen 
Aa;  GrD.  und  in  der  Zimmermannsspr.  wohl  weiter- 
hin; vgl.  Absetz-Sagen  (Sp.  429)  und  Mothes4  I  23.  — 
ab-ge-setzt:  1.  entspr.  absetzen 3a.  ,[Da  sich  unsre 
Erwartung]  es  würde  auf  die  notwendig  vorgenomne 
Geltsabsetzung  Meniglich  im  Verkauften  sich  der 
Billigkeit  beflissen   [nicht  erfüllt  hat,   so   sehen   wir 


uns  genötigt]  ernstlich  zu  gebieten,  dass  ieder  Kauf-, 
Handels-  und  Handtwerksman  ...  so  gezimlichen  Lohn 
nemmen  [solle],  damit  man  wirklich  verspüren  möge, 
er,  der  Verkaufter  und  Arbeiter,  tue  sich  dem  ab- 
gesetzten Geldt  und  jehnigem  Wärdt,  was  iede  Wahr  ... 
vor  der  landsverderblichen  Geltsteigerung  gegolten, 
zimlichen  Dingen  nach  bequemen.'  1640,  Bs  Bq.  — 
2.  entspr.  absetzen  4.  ,Es  mag  Eintweders  under  diesen 
beiden  Geschirren  ein  abgesetztes  Bort  haben,  damit 
sich  jetz  gemelte  Instrument  desto  füeglicher  in  ein- 
ander füegen  und  schliessen  können.'  J.IXi  srn.  10"-: 
lat. :  .alterutrum  vas  intrinsecus  limbum  habeat,  in  quem 
alterum  recipiatur.'  —  Mini,  absetzen;  vgl.  Gr.  WB.  I  117/8; 
Sanders  II  1083;  Martin-Lienh.  II  382;  Fischer  I  68/9.  — 
Ab-setzi  f.:  Ort,  wo  die  Vorspannpferde  ausgespannt 
werden;  nur  mehr  als  Name  der  Passhöhen  des  untern 
(BsLäuf.,  .Absetze'  bei  HBuser  1865,  2/3)  und  obern 
(BsLang.;  SHold.)  Hauensteins;  vgl.  Ussetzi.  ,N., 
Pintenschenk  auf  der  A.  bei  Holderbank.'  S  Wbl. 
1813.  —  Als  Flora,  auch  bei  Fischer  I  69  (.Absetze1).  — 
Ab-setzi-g  ,-setzung'  f.:  1.  entspr.  absetzen  1  d  ß; 
s.  Sp.  1634.  —  2.  entspr.  absetzen  3a.  ,Wie  jetziger 
Zeit  der  Münzen  verderblicher  Auf-  und  A-en  Etwelche 
zu  der  Hauptgehleren  schädlichen  Ablösungen  gegen 
Vielen  sich  gebrauchen.'  1623,  Bs  Rq.  —  3.  entspr.  ab- 
setzen 4.  .Nicht  minder  ist  eine  richtige  A.  der  Ge- 
danken yonnöten,  dass  man  nämlich  den  Verstand 
nicht  aus  einem  Verse  bis  in  die  Mitte  des  folgenden 
hinüberspiele.'  Sintem.  1759.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  11^.  — 
GSlts-A.:  =  demVor.  2.;  s.  ab-gesetzt  1.  —  Ab-setz- 
lingm.:  seitlicher  Wurzeltrieb,  Ableger.  .Man  zeuget 
sie  [Cynara  cardunculus]  auss  Samen,  aber  besser  auss 
A-en.'  EKönig  1706.  ,Die  lange  A-e,  welche  die  alten 
Pflanzen  bey  den  Wurzeln  den  Sommer  über  gemacht 
haben.'  ebd.;  danach  JCSulzer  1772  (, Absatzlage'). 
,Die  alten  Stöcke  [der  Artischocke],  daran  etwas  starke 
junge  Wurzlen  und  Absiitzlinge  sich  finden.'  JCSulzer 
1772.  .Die  dritte  Art  der  Vermehrung  [der  Nelken] 
ist  durch  Absätzlinge  oder  Abschnittlinge.'  ebd.;  noch 
öfter.  —  In  andrer  Bed.  (.Absetzkalb')  bei  Sanders  II  1083. 

abe"-  (bzw.  appe"-,  abhi"-):  herab-,  hinabsetzen, 
a)  eig.,  an  einen  tiefer  gelegenen,  niedrigem  Platz 
setzen.  So  Schüler  wegen  schlechter  Leistungen  BSi., 
Stdt  und  wohl  weiterhin;  vgl.:  .Wenn  ich  d's  Bure- 
Sohn  im  Kutze°nest  hinuntersezte  (er  hat  im  letzten 
Examen  den  schönsten  Zettel  gehabt),  so  gieng'  es 
mir  viel  zu  übel.'  Gotth.,  Schulm.  (Hdschr.).  Unter 
Schulstrafen  wird  das  .Abens.'  genannt.  1771,  aZoll. 
1899.  En  Chnopf,  de"  Bris  a.  allg.  ,[Dass  das  Bad] 
umb  etwas  besser  aben  gesetzt  und  gedüchlet  worden 
sey.'  1685,  Gl  JB.  —  b)  uneig.  Ist  de""  nid  der  Zi's 
scho"  lang  vo"  selber  z'rtigg'gange",  bevor  die  Revisioniste1 
vom  Appens.  g'redt  hend?  Scnw  Gespr.  Von  Münzen. 
=  abs.  3a.  , Etlich  Ort  loblicher  Eidgnoschaft  haben 
die  fälschlich  geprägten  oder  sonst  anwährschaften 
Batzen  abhingesetzt.'  Z  Mand.  1652. 

über-,  bzw.  «-:  I.  trennb.  1.  Etw.  über  Etw. 
setzen,  anbringen;  s.  Biet:  (Bd  V  205  o.).  Abs.,  seine 
Fischnetze  über  denen  eines  andern  Fischers  (vgl.sefcren 
3ai);  oder  zu  II 1?  ,So  der  ylankenleich  ist,  das  denn 
zumal  vor  demRin  ganz  und  gar  kein  netz  noch  anders 
gesetzt  werden  soll  und  [man]  nit  gefarlicher  wyss  für- 
setzen noch  ü.  soll,  das  den  andern  an  sinem  zug  oder 
netzen  schaden  bringen  nuig.'  1544,  Fischerordn.  fin- 
den Bodensee.  —  2.  wie  nhd.  über  einen  Bach  odgl. 


1639 


sez,  siz,  soz, 


1640 


setzen  B  lt  Zyro,  doch  kaum  volkst.  ,Auf  dem  Flüelen- 
Berg,  als  drei  Männer  mit  acht  Saum-Pferden  über- 
sezen  wollten,  überfiele  sie  ein  Ungewitter.'  Sekerb. 
1742;  s.  noch  Sp.  1612.  —  IL  untrennb.  1.  (Etw.  mit 
Etw.)  über-,  besetzen,  bedecken  Tu;  Ndw  (Matthys); 
Z.  , Besetzen,  u.,  bedecken,  prcetexere;  überstellen, 
u.,  extruere.'  Fris.;  Mal.  ,[Die  StGaller]  übersatztind 
den  raif  [vgl.  Bd  VI  653  o.]  mit  ir  stat  zaichen.'  Vad. 
,I)ie  Kirche  inStAntönien  hat  noch  jez  eine  ganze  Seiten 
übersezet  mit  altfränkischen  päpstlichen  Bildereien.' 
Sererh.  1742.  Ein  Grundstück  (mit  Pflanzen,  Bäumen). 
En  Acher  mit  Ruttkelrueben  ü.  ZZoll.  En  Biets  Land 
ganz  it.,  zB.  mit  Bäumen,  jungem  Üfwachs  Th;  Z. 
Kleidungsstücke  (mit  Borten  und  anderm  Zierat).  ,NN. 
sollen  ihre  silberne  Knöpf,  weilen  sie  schon  gemachet, 
gleichwol  tragen,  doch  ...  in  solcher  Gestalt,  dass  sie 
die  Flügel  an  Röcken  und  Ermein  herum  nit  ü.  sollen.' 
GWilMand.  1684.  ,Die  Schifi'lein-Kappen  seiud  den 
jungen  Knaben  und  Töchteren  in  den  underen  Schuelen, 
doch  ohne  Gold  oder  Silber  übersetzet,  zu  tragen  er- 
laubet.' LKleiderref.  1696.  S.  noch  Passament  (Bd 
IV  1661).  Mit  Wasser  überdecken,  -giessen:  ,Wann 
Holz  und  Kohlen,  Heu,  Stroh  und  Streu  brennen,  tut 
das  Wasser  das  Beste,  doch  muss  es  [das  brennende 
Material]  bald  anfangs  stark  übersetzet  [werden].' 
E König  1706.  —  2.  a)  mit  sächlichem  (zT.  verschwie- 
genem) Obj.  <x)  übermässig,  .allzudicht  besetzen',  über- 
füllen AALeer.  (H.);  ScHSt.  (Sulger)  und  wohl  weiter- 
hin. Der  Markt  ist  übersetzt,  mit  Waren  ScHSt. 
Häufig  von  Überfüllung  mit  Menschen  (Tieren);  vgl. 
b  y-  ,Diewyl  dann  hierzuo  [für  Syphilitische]  alwegen 
ein  eigen  huss  im  Kratz  und  Selnow  geordnet  gwessen 
und  Oettenbach  sonst  iemerdar  übersetzt  ist,  sollen 
die  rechenherren  ratschlagen,  wo  und  was  für  ein 
behussung  hierzuo  zuo  verordnen  syn  werde.'  1565, 
Z  EM.  ,Den  spittal  und  siechenhäuser  versächend 
trüwlich,  doch  verschonend  ihnen  auch  und  über- 
setzendsnit.'  HBiiLL.1575.(Misc.T.).  , Wenn  die  Karpfen 
nach  3  Jahr  aus  dem  Setzweier  nicht  mindestens 
2  Pfd  schwer  geworden  sind  ...  ist  die  Ursache  . . . 
dass  der  Weier  übersetzt  wurde.'  1724,  G.  S.  noch 
Bümi  (Bd  VI  925).  's  Hand"erch  ist  übersetzt  ScnSt. 
(Sulger).  ,N.,  der  Steinmetz  von  Frouwenfeld  [wird 
mit  seinem  Einbürgerungsgesuch]  abgewyst  in  an- 
sechen,  das  dasselbig  handtwerch  sonst  übersetzt  ist.' 
1569,  Z  RM.  , Damit  gemeine  statt  und  die  handtwerch 
nit  so  gar  übersetzt  werdint  [haben  weitre  Einbür- 
gerungen zu  unterbleiben].'  1596,  Z  RB.  ,[Weil]  die 
handtwerch,  hüsser  und  gäden  ie  lenger  ie  mehr 
übersetzt  werdent.'  1598,  ebd.;  ähnlich  1622,  ebd.  ,Alle 
Handwerk  sind  bey  uns  übersetzt.'  FWyss  1672.    ,Ü. 

mit.'     ,Erklagte    sich   N dass   man   die   schuolen 

mit  schuolern  übersetze.'  1541,  Z.  ,Es  ist  Alles  mit 
Leuten  übersetzt,  summa  est  hominum  frequentia.' 
Denzl.  1677.  1716.  Insbes.  eine  Alp,  Weide,  „mehr 
Vieh  darauf  treiben,  als  sie  nähren  kann"  oBs;  B 
Ha.,  Si.  und  lt  Zyro  (,zu  vielVieh  auf  eine  Alp  setzen'); 
„L"  (auch  lt  St.b);  Ndw  (Matthys);  Zg  (St.b),  .mehr 
Vieh  halten,  als  das  Futter  aushält'  L  (Ineichen);  vgl. 
Ü.-satS  1  (Sp.  1528/9).  Syn.  ü.-laden  (Bd  III  1060). 
1)'  Alp,  de"  Berg  u.  BHa.,  Si.  Die  Alp  mangleti-sich 
jitz  den"  afe"  nimnw  .:'  u.,  sust  würd-si  e's  lenger-s-i 
g'ringer  BHa.  , Damit  nicht  durch  allzufrühes  Auf- 
fahren oder  zu  spätes  Abtreiben  die  Alpen  übersetzt 
werden,    wird  der  Anfangstermin  oder  der  Trieb  des 


Weideviehes  auf  die  Alp  ...  von  den  Hüttenbesitzern 
und  Sentenbauern  bestimmt.'  Ndw  Beitr.  1889.  ,Sechs- 
tens  sollen  die  Gemeinwaiden  nicht  mit  mehrerein 
Vieh,  als  sie  ertragen  mögen,  übersetzet  . . .  werden.' 
1762,  Bs  Rq.  S.  noch  Tratt-Guet  (Bd  II  553).  Abs. 
,So  die  alpfarten  geleit  werdend,  so  sol  ein  alpmcister 
mit  darzuo  verordneten  lüten  ...  ordlichen  helfen  in- 
sechen,  damit  niemer  übersetze  . . .  Und  so  iemer 
übersätz[t]e  und  kundbar  wurde,  dero  ein  ieclicher 
sol  gestraft  werden  um  ein  pfund  pfenig.'  1550,  G  Rq. 
1906  (Alpsatzung  von  Alpli).  .Welchem  einer  halben 
kuo  weid  . . .  bresti  und  sich  zuo  den  bergvögten 
kündet  und  inen  den  baren  zins  git,  so  sol  im  das 
nüt  schaden  noch  verwislich  sin;  welcher  aber  sunst 
übersezt,  der  sol  an  alli  gnad  umb  sechs  pfund  ge- 
straft werden.'  1588,  BSi.  Rq.  ,[N.  wird  um  20  Pfd 
gebüsst]  das  er  am  Barg  übersetzt.'  1604,  Bärnd.  1911. 
.Schaden  soll  zahlen  Der,  so  auf  gemeinen  Inlässen, 
Alpen,  Weiden  und  Azbergen  übersezt.'  1747,  BSi.  Rq. 
,Von  Bestrafung  des  Übersatzes.  Wer  aber  heimlich 
und  unbefragt  übersetzt  oder  mehr  Vieh  auf  die  Weid 
treibt,  als  ihm  zukömmt,  Der  soll  von  einem  jeden 
Fusse,  so  er  übersetzt  hat  . . .  sechs  Pfund  Busse  be- 
zahlen nebst  vierfachem  Zins  für  die  übersetzte  Weid.' 
1796,  ebd.  —  ß)  (Grund  und  Boden)  hypothekarisch 
überlasten;  vgl.  Ü.-Satzing  b  (Sp.  1586).  ,Da  man  es 
[die  Zehnten]  zappet  und  widerumb  ze  boden  und 
zynsen  schlecht,  damit ...  der  boden  gar  übersezt  wirt.' 
HBüll.  1531.  —  b)  mit  pers.  (oder  so  gedachtem)  Obj. 
a)  mit  Übermacht  umstellen.  .Wenn  er  [der  Dachs] 
sieht,  dass  er  von  hunden  umbstellet  und  übersetzt,  so 
blast  er  seinen  balg  auf,  also  dass  die  hund  in  schwar- 
lich  mit  dem  biss  erzwicken  mögend.'  Tierb.  1563.  — 
ß)  vergewaltigen.  ,Mornendes  ...  ward  das  regiment 
mit  der  ganzen  gemeind  ...  fürgenomen  zuo  bestetten. 
[Dabei]  trungen  die  von  zünften  hart  daruff,  den  ge- 
walt  und  den  ratt  merteils  zuo  besetzen  und  die  vom 
Rüden  ald  Cristaffel  ze  ü.'  Wai.dm.  (B  Bericht).  ,Dass 
obgemelte  unser  Eidgnossen  . . .  sich  mit  einander 
hinder  uns,  sonderlich  der  händlen  halb,  so  vor  uns 
gemeinlich  gehandlet  werden  sollten,  underreden,  be- 
sprechen und  ire  ratschleg  machen  und  uns  damit  über- 
setzen und  übermeren  mit  unsern  grossen  nachfeilen. • 
1527,  Absch.  —  y)  J'ud  (durch  übermässige,  auch  rechts- 
widrige Besetzung,  Belegung  mit  Etw.)  überlasten, 
-bürden,  auch  dadurch  in  seiner  Bewegungsfreiheit, 
seinen  Rechten  udgl.  beeinträchtigen,  schädigen,  be- 
lästigen. ,Dass  nieman  tuben  haben  solle  dann  priester, 
edellüt  und  die  obervögt,  und  als  aber  die  selben  arm 
lüt  übersetzen  und  mit  der  vile  beswären,  haben  min 
herren  geordnet,  das  die  selben,  denen  sy  vergont 
sind,  doch  nit  mer  haben  sollen  dann  einer  uffem  land 
zechen  par  und  einer  in  der  statt  fünf  par.'  1488,  Z 
RM.  , Eiuen  mit  etw.  ü.'  ,Als  dann  unser  gotzhus  ... 
buwlos,  desglich  ain  notturftigen  dingen  ...  vil  und 
mengerlay  bresthaft  ist...  och  die  burger  uns  uber- 
buwen  haben,  das  die  gaistlichen  damit  übersetzt 
sind  ...  so  wollen  wir  sölicher  mas  unser  gotzhus  in 
der  genannten  statt  Sant  Gallen  buwen,  das  dirre 
mangel  und  gebrest  fürkomen  ...  würd.'  XV.,  XVI.,  G. 
,N.  bähe  ouch  huslüt  daruf  [auf  seinen  neu  gekauften 
Hof]  gesetzt,  die  da  iren  eignen  rouch  und  ouch  vil 
vähe  da  haben,  damit  sy  in  ir  grneind  vast  übersetzt 
und  täglich  übertriben  werden.'  1525,  ZKyb.;  vgl.  aa. 
.Mit  unfal  biun  ich  übersetzt.'   VBoltz  1551.    Anders 


1011 


Saz,  scz, 


1042 


gewendet,  Jmd  an  Etw.  schädigen:  ,Das  für  und  für 
ettlich  understanden  by  inen  ze  buwen,  und  wann  sy 
inen  ir  hölzer  geschendt,  verkoufl'en  sy  dann  die 
büser  wider,  und  werden  sy  dadurch  mit  den  fron- 
weiden übersetzt.'  1557,  Z  EM.  Gleichbed.  .einen  an 
etw.  ü.':  .[Die]  so  mit  dem  ptiuog  buwen  [beklagen 
sich]  das  si  von  den  handwerkslütten  und  tagnoweren 
an  weidgängen  übersetzt  und  beschwärt  werden.'  1489, 
Wäldm.  Insbes.  1)  ein  Gemeinwesen  durch  Zuwachs 
der  Wohnbevölkerung,  Einbürgerung;  bes.  häufig  in 
Einzugsordnungen  des  XVI./XVII.  ,Wie  das  sy  mit 
denen,  so  zuo  inen  zngind  und  trib,  tratt  und  irer 
gerechtigkeit  bruchtind,  übersetzt  wurdind.'  1539,  Z 
Rq.  1910  (ZBerg  a/I.  Einzugsordn.);  ähnlich  1542, 
ebd.  (ZAlten  Einzugsordn.).  ,Das  keiner  solle  einen 
annemen  in  eins  kind  statt  hinderrucks  und  on  wüssend 
miuer  herren  ...  dar  mit  die  burger  nit  übersetzt 
werde[n].'  1559,  ZWth.RB.  .Welliche  biderben  lüt ... 
von  frembden,  uslendischen  personen,  die  nitdorfs-  und 
hofgenossen  ...  übersetzt  [werden].'  1560,  G  Rq.  1903 
(GUntereggen  Einzugsordn.);  ähnlich  1567,  ebd.(GTa.). 
,[Auf  die  Klage  mehrerer  Gemeinden]  dass  sy  von 
frömden  Leuten  von  Tag  zu  Tag  je  länger  je  mehr 
übersetzt  werden  [wird  eine  Einzugsordn.  festgestellt].' 
1652,  ThHw.  Arch.  ,Nochdeme  . . .  eine  ehrsambe  Ge- 
maind  Flauwil  ...  untertänigst  vortragen  lassen, 
welcher  Gestalten  sie  bishin  von  vilen  fremden  . . . 
Personen,  welche  keine  Dorfgenossen  oder  Gemainds- 
leute  gewesen  . . .  übersetzt,  [so  wird  ihnen]  nach- 
stehendes Einzuglibell  gnädiglich  erteilt.'  1760,  G  Rq. 
1906.  Mit  Synn.  ,Klegten  von  wegen  der  hindersässen 
und  frömbden  landzüglingen  . . .  dass  sich  die  täglich 
merind,  dem  almuosen  nachzüchind  und  also  gemeine 
burgerschaft,  ouch  das  almuosen  dadurch  treffenlich 
übersetzt,  beladen  und  derraass  beschwert  [werden], 
dass...'  1533,  EEgli,  AR.  .Nachdem  sy  bisshar  mit 
keinem  inzug  gar  nit  versähen,  diewyl  sy  aber  mit 
denen,  so  zuo  inen  zugint  und  irergmeinden  gerechtig- 
keiten  bruchten,  träffenlich  beschwert  und  ie  lenger 
ie  mer  übersetzt  [werden,  so  bitten  sie  um  Fest- 
setzung einer  Einzugsgebühr].'  1558,  Z  Rq.  1910  (Z 
Bär.  Einzugsordn.);  ähnlich  1565,  ebd.  (ZAlten);  1569, 
ebd. (ZAltst);  1570,  ebd.(ZAlt);  1575, ebd.(ZBerg a/I.); 
1584,  ebd. (ZAff.b/Z.);  1586,  ebd.  (ZAuslikon).  ,Die  ... 
zuo  insässen  auff-  und  angenommen  werdend,  [sollen] 
der  gmaind  und  hoffen  hölzer  und  anderer  gmain- 
werken  nit  gnoss  und  tailhaftig  sin,  damit  durch  sy 
die  gmainden  nit  beschwärt,  übersetzt  [werden].'  1578, 
G.  ,Damit  ouch  ein  gmeind  mit  frömbden  ynzüglingen 
nit  übersetzt  und  beschwert  wurde,  sollend  weder  ... 
die  minderen  puren  noch  die  tagnoüwer  . . .  dheine 
frömbden  ynzügling  uf-  und  annemmen.'  1584,  (ZAff. 
b/Z.  (Holzbrief).  ,Zu  besorgen,  [die  Bürger]  möchten 
in  könftigen  Zeiten  mit  frömbden  und  heimbschen 
Persohnen  hufenwyss  übersetzt  und  beschwert  wer- 
den/ 1634,  ZRechtspfl.  S.  noch  Bi-Säss  (Sp.  1364  u.). 
Im  Übergang  zu  2):  ,Altstetten  hat  gerechtet  mit  irem 
nonnenhus  uf  der  pfallatz  in  etlichem  fall,  so  sy  ain 
gmaind  zuo  Altstetten  band  wellen  ü.  mit  vil  nonnen.' 
1529,  Strickl.  —  2)  (bes.  eine  Körperschaft,  Gemeinde) 
durch  Aufdrängung  eines  Beamten.  ,Man  sol  och 
die  hoflütt  zuo  Korschach  mit  dhainem  frömbden  ampt- 
man  ü.'  1469,  GRorsch.  Offn.  ,[Dass  die  Rebleute  die 
Regierung  mit  dem  Ex-Zunftmeister  N.]  nit  ü.,  sondern 
denselben  ungewält  lassen  sölliut.'  1529,  Sch  Chr.    ,Ist 


unser  [der  ZLandschaft]  früntlich  pitt  und  beger,  das 
ir  ...  uns  uff  dem  land  mit  keinen  pfaffen  übersetzind, 
so  einer  gmeind  nitt  angenem  sind.'  1531,  EEgli,  AB. 
,Die  biderwen  lüt  von  Regenstorff  verhörten  ...  das 
man  sy  mit  [dem  als  Pfarrer  in  Aussicht  genommenen] 
herren  N.  als  eim  trungken,  ungeschickten  man  nit 
ü.  solle.'  1532,  Z  RB.  ,Das  wir,  obgenanter  apt  N., 
techant  und  convent,  und  unser  nachkoraen  die  von 
Rosebach  on  irgunst,  wüssen  und  wyllen  raitniemands 
übersetzen,  hiewyderumb  und  glicher  gestalt  wir  von 
Roschach,  unser  erben  und  nachkomen  ainen  herren 
von  Sant  Gallen  och  nit.'  1535,  GRq.  1903.  —  3)  durch 
zu  hohe  Auflagen,  Abgaben,  Forderung  übermässiger 
Leistungen  oder  wucherischer  Zinsen;  vgl.  t'.-satz  2 
(Sp.  1529).  ,Der  fäll,  lassen,  tagwan  und  buwferten 
halb,  diewyl  ...  der  arm  gmein  mensch  damit  gröss- 
lich übersetzt,  haft  und  beladen  syge.'  1530,  Absch. 
.[Johannes]  sprach  zuo  inen  [den  Zöllnern]:  Über- 
setzend die  leutnitmiteuwerer  bandtierung.'  1530/89, 
Luc;  ,forderend  nichts  Weiteres  über  Das,  was  euch 
bestimmt  ist!-  1638;  p.r/5lv  itXsov  Tiapa  xb  5;aiiTayp£vov 
0|üv  Tipdaas-te.  LXX.  ,Ir  rychen,  sind  den  armen  barm- 
herzig, übersetzend  sy  nit,  verforteilend  sy  nit  und 
übemütend  sy  nit  mit  höfischen !'  HBill.  1531.  .Da- 
mit sy  [die  Geldleiher]  dester  minder  iro  volk  über- 
satztend,  ward  inen  dennocht  etwas  nachgelassen, 
grösserem  übel  ze  weeren.'  ebd.  S.  noch  riehen  (Bd 
VI  165).  —  3.  von  einem  Recht  oä.  übermässigen  oder 
ordnungswidrigen  Gebrauch  machen,  es  missbrauchen. 
,Es  sol  ouch  nieman  offne  gastung  halten  ...  er  hab 
dann  ir  zunft.  Ob  aber  ein  priester  den  andern  oder 
einer  zuo  ziten  ein  guoten  fründ  und  gsellen  empfienge 
an   gevarlichen    ufsatz    und   missbruch,    das    sol   un- 

gevarlich  sin Ob  aber  priester  oder  leygen  darin 

gevärd  brachen  und  das  u.  wollten,  das  sol  ie  nach 
gelegenheit  der  sach,  ob  das  zuo  clag  kumpt,  ver- 
sechen  und  abgestellt  werden.'  1490,  Z  StB.  (Zunft- 
brief der  Weinleute).  —  4.  (den  Kaufpreis  einer  Ware) 
zu  hoch  ansetzen,  in  die  Höhe  treiben,  überteuern. 
.[Niemand  soll  Münzen]  gefährlicher  und  vorteilhaf- 
tiger Wyss  ufwechslen,  steigern,  erhöchen  [usw.], 
sidtmalen  durch  solche  unehrbare  Finanzery  und  Gelt- 
handtierung  das  herrliche  Cleinod  der  redlichen  Sorten 
geringert,  die  Wahren  und  Güeter  gesteigert,  erhöcht 
und  übersetzt  [werden].'  Z  Münzmand.  1620.  E"  Bech- 
ni*g,  eti  Kante"  ü.  Th;  ZZoll.  Ja,  Der  chunnt  seho" 
wider  derzue;  er  übersetzt  nur  mder  e"mäl  e"  Bechni"g, 
von  einem  Handwerker,  der  Verlust  gehabt  hat  ZZoll. 
Die  von  den  Bauern  im  Dättwylerhof  eingegebene 
Rechnung  für  ihr  abgetretenes  Land  wird  denselben 
als  eine  ganz  , übersetzte'  zurückgegeben.  1748,  Auscn. 
,Ich  [möchte]  von  dem  jungen  Herr  N.  nicht  mer 
hören  ...  ich  lasse  meine  Arbeitsleut  die  Contos  ü.' 
1773,  ZWth.  —  5.  a)  hinüber,  an  einen  andern  Ort 
setzen,  versetzen  L;  GG.  Maie"  it.,  Blumen  in  ein 
grösseres  Geschirr  verpflanzen  L.  Das  Ü.  oder  Über- 
pflanze" wird  als  magisches  Mittel  gegen  Zahnschmerz 
angewendet  und  besteht  darin,  dass  mit  einem  Span 
im  kranken  Zahn  gestochert  wird,  bis  sich  das  Holz 
blutig  färbt,  worauf  man  den  Span  in  die  Kinde  eines 
Holunder-,  Hasel-  oder  Weidenstammes  einsetzt  und 
dort  verwachsen  lässt.  OStoll  1909,  48.  ,Ü.,  versetzen, 
transferre.'  Denzl.  1666.  ,üass  ich  ...  mit  grosser 
Mühe,  Arbeit  und  Unkosten  das  Häusle  an  das  andere 
Ort  habe  ü.,  verbessern  und  erweitern  lassen.'  1672, 


lli-l:; 


Saz,  sez,  siz,  soz, 


16 14 


JBRusch  1881.  Von  Kindern,  ausser  Haus  geben: 
,Wann  man  gleich  Hab  und  Gut  hat,  solte  man  doch 
die  Kinder  früh  übersezen  und  irer  Jugend  gemäss 
arbeiten  lassen,  nur  damit  sie  nicht  des  leidigen 
Müssiggangs  gewohnten.'  FWtss  1697.  —  b)  über- 
tragen. .Verendert,  von  einem  zum  anderen  übersetzt, 
verwendt,  translatus,  mutatus,  immutatus.'  Fris.;  Mal. 
,Ein  Kych  wird  übersetzt  von  einem  Volk  uff  das 
ander  von  wegen  der  Ungerechtigkeiten.'  Helmlin 
1623;  Übers,  von  Eccl.  10,8:  ,regnura  a  gente  in  gentem 
transfertur'  (,verenderet  und  zerzogen.'  1530/89,  Bib.). 
,Wann  auf  einem  mit  Gülten  beschwerten  Gut  ein 
Haus  gebaut  würde,  so  solle  der  Besizer  dasselbe  nit 
befugt  sein,  solches  [!]  auf  ein  anderes  Unterpfand 
zu  übersezen.'  Ndw  Ges.  1867.  —  c)  „abschreiben 
Z"  Äff.  —  (1)  in  eine  andere  Sprache  übertragen, 
wohl  allg.  ,Ü.,  verdolmetschen,  transferre.'  Denzl. 
1666.  ,ln  das  Latein  ü.,  in  linguani  latinam  trans- 
ferre.' Hosp.  Mit  Bez.  auf  die  Sprachform:  ,Emewe- 
rung,  Verbesserung  und  Vermehrung  der  Statt  Bern 
christlichen  jüngst  ausgegangenen  Reformation  . . . 
einer  Statt  und  Landschaft  zu  Nutz  und  Frommen  uff 
ein  news  übersetzen  [1.  ,-setzt'],  erleuteret  und  uff 
gegenwertige  Zyt  gerichtet.'  B  Wuchermand.  1628 
(Titel).  —  Mhd.  übersetzen.  Auch  bei  Martin-Lienh.  II  383 
(in  Bed.  II  2  a).  Vgl.  ferner  Sanders  II  1086;  Schm.  "  II 
344/5.  —  Über-setzer  m.:  1.  entspr.  ü.-setzen  II2a, 
wer  eine  Alp,  Weide  , übersetzt.'  ,[Wer  auftreibt],  aber 
den  Berg  nicht  hat,  [soll]  für  ein  Übersetzer  ...  ge- 
straft und  buesst  werden.  Und  weilen  ein  solches  un- 
billiges Übersetzen  verursachen  kann,  dass  aus  Mangel 
der  Weid  Vieh  oder  Boss  ...  sich  desto  mehr  an  ge- 
fährliche Ort  hinaus  wagen  und  zu  Zeiten  erfallen 
und  hinab  stürzen,  also  ist  desswegen  angesehen 
und  gesetzt,  dass  ein  solcher  Ü.  zur  Straf  geben 
[soll]  10  Pfd.'  BFrut.  Landrecht  1668.  .Welcher  auch 
auf  gemeinen  Inlässen  Schwein  [usw.]  besezen  wurde, 
der  soll  denselben  gleich  dem  übrigen  Viech  nach 
Proportion  die  Weid  legen;  der  aber  Solches  under- 
lassen  wurde,  der  soll  gleichfalls  als  ein  Ü.  gestraft 
werden.'  1747,  BSi.  Rq.;  erneuert  1796.  —  2.  entspr. 
ü.-setzetlII5.  ,Ü.,  translator.'  Denzl.  1666.  —  Über- 
setzing  f.:  entspr.  ü.-setzen  115.  Übersetzung,  Ver- 
setzung, translatio.' Denzl.  1666.  Kraftübertragung  an 
Maschinen  (Fahrrädern  udgl.).  1  zweischlöufrige"  Web- 
stuel  mit  Ü.,  scherzh.  Gantanzeige.  AfV.  (GSa.). 

über-hin-:  =  übers.  12;  s.  An-Fart  (Bd  I  1032). 

üf-:  1.  a)  Jmd  (Etw.)  auf  Etw.  setzen.  .Aufflegen, 
auffs.,  impono.'  Denzl.  1666.  Sich  ü.,  auf  ein  Pferd, 
einen  Wagen  W;  sonst  gew.  üf-sitzen.  ,Einen  ü.',  (einen 
Soldaten)  beritten  machen,  mit  Pferd  (und  Waffen) 
ausrüsten.  ,[Der  Kommandant  N.]  hat  verschinen  Zins- 
tag 80  Traguner  zu  [Radolfs-]Zell  uff  gesetzt,  die  umb- 
ligende  Nachbarschaft  damit  zu  blandem  und  zu 
spollieren.'  1634,  Z.  ,Es  hat  ouch  der  Commandant  N. 
zu  Zell  uss  dem  Hegeuw  150  Pferd  in  die  Statt  ge- 
nommen und  Willens,  Traguner  uffzus.'  1635,  ebd. 
,Wylen  allen  Rattsherren  und  wollhabenden  Burgeren 
gebotten  worden,  ein  Reutter  uffzes.  und  zu  armieren, 
alls  solle  sy  als  ein  ryche  Frauw  ein  Gleiches  tuen.' 
1655,  B  (Man.  des  Kriegsrates);  an  andrer  Stelle: 
.einen  armierten  Reutter  darzu  geben.'  Mit  Acc.  S. 
D' Brüllen  ü.;  s.  Bd.  V  585.  .Schwäble,  gang  i  d'  Schwaiz 
nai,  setz  d' Brilln  auf,  kannst  Lehrer  saü'  Spottvers 
auf  die    Lehrer   aus  Württemberg.  EStoll  1907.    S. 


noch  Sp.  538  (JMurer  1559).  Mit  Dat.P.  I<*  lö--mer 
ned  (Ber  mänt  all,  er  chönn  Am)  de"  Chopf  abhaire" 
ond  denn  wider  ü.,  ,grob  behandeln  und  dann  wieder 
freundlich'  ThMü.  , Einem  eine  Nase  ü.,  ihm  einen 
derben,  argen  Streich  spielen,  einen  Strich  durch  die 
Rechnung  machen'  ScHwMa.  ,Das  muss  eine  künst- 
liche Brautmutzerin  sein,  die  diser  Braut  ein  mensch- 
lich Gesicht  aufsetzte.'  Spreng;  vgl.  cß.  Emm  (Äins)ü.; 
Schläge  versetzen  ApLb.  Bes.  von  Kopfbedeckungen. 
,Er  liess  des  künigs  sun  harfür  kommen  und  satzt  im 
ein  krön  auf.'  1530/1707,  IL  Kon.  .Ein  krön  einem  aufs, 
oder  auff  das  baupt  legen,  imponere  coronam  alicui.' 
Fris.;  Mal.  ,Kom,  guldne  Freiheit,  kom,  mein  Leben, 
und  setze  mir  dein  Hütlein  auff!'  XVI1L,  Z  Lied. 
.Einem  ein  b(e)rilmtes  hüetli  ü.';  s.  Bd  VI  887.  .Einen 
huot  ü.'  mit  Dat.  S.,  ein  Mäntelchen  umhängen,  be- 
schönigen: .Eins  muoss  ich  reden,  eignem  wuocher 
und  zins  und  bracht  diser  weit  ein  unewigen,  zergenk- 
lichen  trost  und  huot  u.  oder  dem  frembden  wuocher 
schwigen.'  1524,  Brief  von  CGrebel.  .Einem  die 
Hörner  ü.',  von  einer  Ehefrau.  1618,  Zinsli  1911;  vgl. 
Gr.  WB.  IV  2,  1817.  De"  Huet,  d'  Chappen  ü.  allg.; 
doch  zT.  (so  GT.)  dafür  volkst.  an-legCgJen.  Weg™ 
a'se-n-Öppis  ■wett-i'h  nüd  d'  Chappen  ü.  (a"  d'  Chappen 
ufhe"  lange"),  Äusserung  der  Geringschätzung  ZF. 
Fazzenetli  ü.,  ,das  (meist  rote)  Kopftuch  bei  Feld- 
arbeiten umschlagen'  ZWilb/R.  Der  Chopflumpe"  ist 
chlin  g'hüselet  und  wird  mit  de"  ITuselene"  schön  i"mitts 
uf  dem  Näcke"  üfg'setzt.  Bärnd.  1911.  .Ein  (kränzle 
oder)  schiippele  von  bluomen  aufs.,  tempora  floribus  cin- 
gere;  ein  krenzle  von  einem  lorbaum  aufs.,  comam  lauro 
cingere.'  Fris.;  Mal.  ,[N.  habe]  als  er  nüt  ufzuos. 
gehept,  dem  amman  ...  ein  hoche  arresse  beizkappen  ... 
verstollen.'  1578,  Z  RB.  .Aufs.,  (serta  et  corollas 
capiti)  imponere.'  Vestib.  1692.     S.  noch  Huet  I  (Bd 

II  1784  u.).  Dem  Hüs  en  röte"  Chamben  ü.;  s.  Bd  III 
296.  's  Ritzüg  ü.,  .das  lederne,  mit  Steigbügeln 
versehene  Reitkissen  auflegen'  GWe.  f.  En  Ring  ü.; 
s.  Bd  VI  1079o.  En  Biete  ü.;  s.  Bd  V  264  u.  und 
Hinder-Blctz  (ebd.  276  u.).  Auch  abs.;  s.  Riester  II 
(Bd  VI  1519).  Zünder  ü.,  auf  das  Zündloch  eines 
Geschützes:  [Er]  g'sehd,  toi  cT  Kanonier  Granate"  vo" 
de"  Brotze"  vüre"  bringi"d,  g'sehd  lade",  richte",  Zünder 
ü.  JRoos  1907.  Ein  Pflaster  odgl.  auflegen:  ,Nimm 
gebrandten  Alaun,  Spanngrün,  Honig  und  seinen  mas- 
culi,  schneid  den  Leichdorn  hinweg,  lass  aufs.'  aB 
Arzneib.  Uneig.  ,Den  gipfel  aufs.,  ein  werk  voll- 
enden und  ausmachen,  imponere  fastigium  operi.' 
Fris.;  Mal.  .Gib,  dass  ich  meinen  Willen  nienen 
neben  deinen  Willen  stelle,  vil  weniger  über  deinen 
Willen  auffsetze.'  FWyss  1677.  Münzen  zum  Ein- 
schmelzen  auf  den   Schmelztiegel;   vgl.   Chappel  (Bd 

III  382  u.).  .[Ein  Burger,  der]  pfenning  erlese  und 
die  guoten  usschiesse  old  ufsetze  ze  brönnen,  in  der 
meinung,  das  er  das  silber  oder  die  pfenning  ver- 
kouffen  wolle,  [wird  bestraft].'  1359,  Seg.  RG.  ,Söllent 
myner  herren  botten  [mit  den  Gesandten  von  ß;  F 
und  S]  reden,  sidtmalen  man  den  unsern  under  inen 
die  krützer,  so  sy  geschlagen,  und  glych  die  iren 
alhie  nitt  gern  abnemmen  wellint  und  also  der  huffen 
uff  die  unseren  wachse,  söllint  sy  ...  by  iren  herren 
oberen  anhalten,  das  die  iren  von  den  unseren  ouch 
nemmind  und  nitt  also  überschüttind;  sonst  werde 
man  verursachet  sy  ufsetzen  ze  lassen  gar  oder  umb 
etwas   abzerüeffen.'    1575,   Z  RM.     Bes.   zur   Prüfung 


1645 


Saz,  sez, 


des.  Korns;  Syn.  üf-legen  4  (Bd  III  1179).  ,[Z  weigert 
sich,  den  Kurswert  seiner  Fünfer  herabzusetzen,  weil 
diese]  so  tu  an  luttrem  silber  hettend,  wen  man  sy 
uft'satzte,  daz  kuiu  der  Schlagschatz  daruff  funden 
niöcht  werden.'  Edlib.  ,Prob  und  ufzug  der  münzen, 
so  min  herren  von  Zürich  uff  den  abscheid  zuo  Luzern 
gemacht  durch  ire  anweit  haben  u.  lassen:  Item  die 
Mailander  dickenplaphart  . . .  halten  an  der  march  an 
finem  silber  15  lott  [usw.].'  1503,  Absch.  ,Ir  wüssend 
wol  die  statt,  die  üwer  etlichen  batzen  habend  ab- 
gesetzt und  erfunden,  das  für  hundert  guldin  der- 
selbigen  batzen  kum  27  guldin  war  dt  sind.'  ZwingLi. 
,So  bald  ein  frembde  münz  und  Sorten  inn  unser  land 
komen,  das  alsdan  unser  gn.  h.  von  Zürich  dieselbigen 
uffsetzind.'  1597,  Absch.  .Seckelmeister  süllent  die 
neuwen  Lucerner  ...  Schilling  und  die  Zuger  plapart 
u.  lassen.'  1597,  Z  RM.  Neben  Synn.  ,Von  der  dryer 
münze  wegen  von  Bern,  von  Soloturn  und  von  Walz- 
huot,  als  man  meinet,  daz  die  ze  schwach  syen  und 
sich  unser  münze  nit  geliehen  mügen,  daz  unser  statt 
Wechsler  und  die  damit  kunnent,  dieselben  münzen 
iekliche  insunder  u.  und  versuochen  sullent.'  1415, 
Absch.  (Z).  ,Daz  ich  [,N.,  der  Wechsler,  burger  zu  Basel'] 
mitsampt  dem  munzmeister  die  Saffoyer  blanken  uff- 
gesatzt,  versuocht  und  funden  hab,  daz  ir  deheiner 
acht  stebler  wert  wert  sin[!].'  1474,  Bs  Chr.  .Nachdem 
die  selben  [Münzen]  gebrobiert  und  uffgesetzt,  ertragt 
ein  dicken  dn.  11  krützer  und  etwas  mer.'  1527/9, 
Z  RB.  ,[Die  Tagsatzung  ordnete  an]  dass  Zürich  und 
Basel  söltid  die  löufige  silber-  und  goldmünz  u.  und 
beweren.'  Ansh.  ,[Dass  N.]  die  nüwen  halben  Lutzeiner 
batzen  ald  ander  nüw  münze,  vor  und  ee  die  uff- 
gesetzt und  probiert  werdint  ...  nienen  ussgebe.'  1540, 
ZRB.  ,Üas  aufs,  im  probieren,  bewärung  und  prob 
des  gelts,  speetatio  peeuni«.'  Fris.;  Mal.  , Unser  Eidt- 
gnossen  von  Glarus  haben  begert,  das  myn  Herren 
die  Justinen,  ein  venedische  Münz,  u.  und  taxieren 
lassen  wellint.'  1600,  Z  RB.  Übertr.  von  sittlicher 
Wertung:  ,Wie  nun  die  frömden  reisen  vil  frömder, 
seltsamer  münzen  haltend  in  ein  Eidguoschaft  ge- 
bracht, also  mitan  und  noch  vil  me  frömder,  seltsamer 
wisen,  sitten  und  brüch  ...  on  einich  ufsäzen,  bewären 
oder  weren,  wan  die,  so  dis  nüwerungen  brachten 
und  anuamen,  waren  oder  wurden  obren.'  Ansh.  In 
spec.  Anwendungen.  1)  vom  Koppen  der  Pferde,  wie 
nhd.  ,Das  Krippenbeissen,  Koppen  oder  Aufs,  der 
Pferde.'  B  Wochenbl.  für  Landwirtschaft  1847.  — 
2)  von  Gewächsen,  Triebe  ansetzen,  austreiben.  Von 
Tannen  mit  Bez.  auf  die  Gipfeltriebe  (vgl.  (Jherzenia 
Bd  III  494)  ThMü.  De"  Bomm  hat  scho"  üfg'setzt  das 
Jör.  Die  Tänndli  hetid  fast  alli  schö"  üfg'setzt.  Von 
Küchengewächsen  (Kohlrabi,  Blumenkohl  udgl.);  s. 
versilberen  (Sp.  842).  —  b)  Jmd  (Etw.)  hinauf,  in  die 
Höhe  setzen,  aufrichten,  so  dass  es  in  aufrechte  (bzw. 
richtige)  Lage  kommt,  a)  ein  Kind,  einen  Kranken 
im  Bette  Ap;  B;  G;  Th;  Z  und  wohl  weiterhin.  ,Als  ich 
ihn  [einen  Kranken]  widerum  ufsatzt.'  Mal.  1593.  — 
ß)  mit  sächlichem  (zT.  zu  ergänzendem)  Obj.  1)  (Chegel) 
ü.  Th;  Z.  Wer  tuet  ü.?  Am  Sunntig  ist-er  [ein  Junge] 
amel  g  gange"  go"  Chegel  ü.,  wo-n-er  e"  par  Kappe" 
demit  verdienet  het  Tu;  vgl.  Chegel-Bueb  (Bd  IV  933). 
,Ich  hab  zwei)  [Kegel]  getroffen  und  bin  noch  keglisch; 
sez  auf  (erige),  Folrat!'  Red.  1662.  ,[N.,  der  den 
Kegelkönig  getroffen  hat:]  Sihe  ihn  da  ligen;  sez  ihn 
auf!    Eu  prostratum,  repone  eum,  statue.'  ebd.    ,Dass 


die  Straasser  Buben  Kegel  aussgelichen  und  den  Leuten 
aufgesetzt  habind.'  1697,  ZStdt.  —  2)  ,Maien  ü.';  Syn. 
(üf-)slecken;  vgl.  Maien  4  (Bd  IV  3/5).  ,Die  Hinder- 
sässen  [sind]  ermanet  worden,  alles  Holz-,  Studen- 
und  Dörn-Abhauwes,  ingleichen  des  Laubes  und  den 
Buechen,  des  Besten-Brech-  und  Hauwes,  auch  des 
Maienfall-  und  Aufsezens  gänzlichen  zu  bemüessigen 
und  allichlichen  zu  enthalten.'  1681,  G  Rq.  1903  (GTa. 
Gemeindeordn.).  —  3)  in  der  technischen  Spr.  En 
Chübel  ü.,  die  Dauben  mit  dem  Reif  am  Boden  be- 
festigen Z(Küferspr.).  En  z'säme"g'heite"  Chübel  wider 
ü.  En  schlechte'  Chüefer  cha""  nüd  enmäl  en  Chübel  ü. 
Von  Mauerwerk  und  Verwandtem.  Geräte  und  Ma- 
terialien zum  Cheller  grabe",  Brüggstock  ü.,  funda- 
mente".  BIrnd.  1904.  ,AU  stein,  steinmeezenwerk  zuo 
dem  toufstein,  ouch  zuo  der  Stegen  costent  mit  dem 
ufseezen  81  pfd  14  s.'  1514,  Bs.  ,(Schiess-)Rein  ü.'; 
vgl.  auch  4).  ,16  Pfd  0  p  N.,  Schützenmeister  uf 
dem  Hof,  von  den  3  Schiessreinen  ufzes.'  1625/6,  Z 
Seckelamtsrechn.  ,29  Pfd  0  ß  N.,  Schützenmeister  uf 
dem  Hof,  von  den  3  Schiessreinen  ufzns.'  1620/7,  ebd. 
S.  noch  Bd  VI  981.  En  Ofen  ü.  Th;  Z;  auch  1837, 
ZStdt  Baurechnung.  .Fünftens  hat  er  in  der  Studier- 
stuben der  alte  Gupfen-Üfen  abbrächen  und  von 
sälbigen  alten  Kachlen  uff  ein  Blatten  ein  gevierter 
Offen  biss  an  die  Wand  ohne  ein  Offensitz  u.  lassen.' 
1684,  ZEgl.  Als  Spiel;  s.  Bd  I  110  u.  Einen  Leiter- 
wagen ü.,  zurüsten  ZHott. ;  Gegs.  ab-s.  2b.  Ein  Uhr- 
werk auf-,  zusammenstellen,  montieren:  ,Im  1531  jar 
hand  wir  meister  A.  ein  zit  verdinget  ze  machen  . . . 
umb  hundert  und  vierzig  guldin  an  Berner  münz. 
Und  ward  ze  malen  verdingt  meister  B.  umb  dryssig 
guldin  und  hat  [man]  im,  ouch  dem  urenmacher,  als 
er  das  zit  ufsetzt,  essen  und  drinken  geben  ...  In 
dem  jar,  er  dan  und  das  zit  ufgesetzt  und  gemalet 
ward,  hat  man  den  obern  turn  bestochen.'  um  1533, 
AaBi-.  Seherzh.:  Me"  seit  halt  so  en  Mäntsch  chönnen 
abschlisse"  bis  uf  d'  Schissi  aben  und  änderst  ü.,  von 
Einem,  der  über  allerlei  innere  (Brust-  und  Unter- 
leibs-)Leiden  zu  klagen  hat  ZF.  —  4)  von  aufzu- 
schichtenden, aufzuhäufenden  Gegenständen.  Von 
(Scheiter-)Holz,  ,klafterweise  aufschichten'  S;  Tu;  Syn. 
üf-chläfteren  (Bd  III  634),  -machen  Iba.  (Bd  IV  39). 
,16  klofter  unforlich  in  der  Winterhalden,  send  nit 
ufgesetz[t].'  1515,  BsPfeff.  Schlossinv.  .[Niemand  soll] 
dhein  holz  an  den  orten  [den  Friedhöfen]  sehyten 
noch  u.'  1553,  Z.  ,Das  er  etliches  [Holz]  zuo  ver- 
kouffen  an  der  strass,  nämlich  2  clafter,  ufgesetzt 
hette.'  1566,  Hotz  (Urk.)  1865.  ,Was  under  7  zollen 
ist,  dasselbig  holz  solle  man  inn  das  mess  u.  und  ein 
jedes  klafter  ein  guldin  ...  geben  und  bezalen.'  1589, 
Z;  vgl.  Miss  (Bd  IV  451).  .Alle  die,  so  holz  ver- 
kauffend  by  dem  klafter,  die  sollend  es  nach  der 
statt  Lucern  mäss  und  klafter  machen  und  verkauften 
und  kein  trug  nach  gfar  im  u.  bruchen.'  1570,  I.Ans. 
.Ordnung,  wie  das  Burger-  und  Pension-Holz  im  Wald 
aufgesetzt,  abgeführt  und  allhier  gemessen  werden 
solle.'  BMand.  1733.  S.  noch  Big  (Bd  IV  1057); 
bigen  (ebd.  1059,  zweimal).  Von  Heu,  Feldfrüchten. 
E"  Seilete"  ü.;  s.  Sp.  762.  .Das  alle  die  ...  so  hinfür 
künftiglich  uff  dem  Vsenriedt  ein  trister  scillachen  und 
ufsetzen,  das  der  oder  dieselbe  von  einein  iedeu  trister 
ierlich  geben  . . .  solle  ein  viertel  wisterhaber.'  1523, 
G.  Bes.  vom  (Heu-,  Getreide-)Zehnten.  ,Und  wan  man 
n u    niemand   mit   recht  wyter  trengen  sol,    dann  den 


1647 


1048 


zechenden  recht  ze  geben,  so  bedunkt  und  bekennen 
wir  uns,  das  die  undertanen  einem  lüppriester,  sinen 
samleren  ...  old  denen,  so  inn  von  inijkouft  ...  hetten, 
[den  Zehnten]  trülich  und  gerecht  geben,  den  u.  old 
uffstützen,  ob  si  sust  nit  mit  inen  bekomen,  geben 
und  ussrichten  sollen,  und  das  sy  ouch  ...  denen,  so 
den  zenden  samlen,  inziechen  old  von  dannen  fiieren, 
steg  und  weg  geben  und  ufftuon  sollen.'  1408,  LRusw. 
,Das  die  ernempten  von  Rieden  von  oberzelten  iren 
güetern,  wenn  und  zu  welicher  zyt  sy  die  zu  wis- 
wachs  richtend,  den  höw-  und  erabdzechenden  us- 
stossen  und  u.  und  der  gestift  den  ...  gefolgen  lassen 
söllint.'  1551,  Z.  S.  noch  üf-binden  (Bd  IV  1348; 
noch  Z  Ges.  1757  ,im  Kaulhaus  aufsezen');  Salz  (Sp. 
1519;  danach  EKönig  1700).  —  5)  einen  ausgestopften 
Tier-  (Vogel-)  Balg  in  natürlicher  Haltung  aufstellen, 
präparieren.  ,Nachgends  Hess  Herr  PKuchimeister 
das  Fahl  [eines  geschossenen  Pelikans]  aussfüllen  und 
aufs.;  war  aber  vill  eingeschmurret,  dass  seine  Grösse 
nit  mehr  erscheinte,  wie  sonsten  er  gewessen.'  1700, 
SchwB.  Tgb.  (ORingholz  1910).  —  0)  De(r)  Chopf  ü., 
trotzköpfig  sein,  ,sich  Nichts  sagen  lassen  wollen' 
Bs;  B.  Syn.  de"  Chopf  (er-Js.;  weitre  syn.  Wendungen 
s.  BdIlI410o.  ,Die  Sucht,  nichts  Ungewohntes  zu 
machen,  geht  so  weit,  dass  Viele,  wenn  sie  nur  die 
geringste,  nicht  täglich  vorkommende  Arbeit  machen 
sollen,  den  Kopf  aufsetzen.'  Gotth.  —  c)  Jmd  (Etw.) 
mit  einem  Ufsatz  versehen  a)  'sBröt  ü.:  s.BdV925u. 
—  ß)  eine  Frau  ü.,  auf-,  herausputzen,  wohl  zunächst 
(vgl.  Gr.  WB.  I  736)  mit  Bez.  auf  den  Kopfputz  Bs 
(Spreng);  B  (Gotth.).  ,Brautmutzerin,  eine  Frau,  welche 
um  den  Lohn  die  Bräute  zum  Kirchgange  auf- 
setzet und  schmücket.'  Spreng.  S.  noch  üf-süberen 
(Sp.  84).  —  2.  zu  Papier  bringen,  entwerfen,  abfassen 
Aa;  B;  F;  HG;  S;  Th;  Ndw  (,ein  Gedicht'  Gr;  Matthys). 
En  Brief  udgl.  ü.  E"  par  Buechstaben  ü.  JReinh. 
1905.  Es  Testament  ü.  HBlattner  1902.  Wenn-der's 
di  ZU  noch  erlaupe"  teti,  güengist  vallicht  gär  noch  ab  bis 
gpn  Spüse'gang  [Ortsn.j,  vq."  dem  Einen  e"mäl  «stvas 
e"  Histori  üfg' 'setzt  hed.  MKüoni  1880/7.  ,Waserisches 
Heldenlied  ...  mit  kleiner  Weil  aufgesetzt  und  bei 
fliegender  Pressen  gesungen  [Titel].'  1052,  Zinsli  1911. 
.[Ich  will]  mein  Sach,  was  ich  nun  etliche  Jahr  leiden 
und  ausstehen  müssen,  aufs,  und  in  Truk  geben.'  1080, 
JJRed.  (FZoll.  1905).  .Schriftlich  aufs.,  literis  aliquid 
mandare  vel  edere.'  Hosp.  S.  ferner  im  Quellenverz. 
JMey.  1094  (Titel)  und  wohl  auch  Hand-uerchs-Ge- 
sell  (Sp.  728).  Abs.:  [A.:]  Bäspel'  für  de"  Schriber, 
er  chann  no'h  d'  Sach  use"säge".  [B.:]  Wenn  ich 
chönnti  ü.,  ich  würde  noch  anderi  Sache"  üsbringe"  F. 
Ein  Mittel  verschreiben  (doch  vgl.  auch  3b):  .[Der 
Arzt]  hat  aber  glichwol  eine  Arzenei  ufgesetzt  und, 
weil  man  zuem  Meister  Conrad  in  die  Apotek  zuem 
Güldenen  Hörn  louft,  den  ganzen  Lip  mit  Linsamenöl 
geschmiert.'  Bs  Familienchronik  1622.  —  3.  einsetzen 
i.  S.  v.  in  Kraft,  Wirksamkeit  setzen  (vgl.  1  b),  zT. 
(bes.  bei  ausgedrücktem  Dat.  P.)  mit  dem  Nebenbegriff 
des  Lästigen,  Aufgedrungenen  (von  1  a  ausgehend), 
a)  mit  pers.  übj.,  Jmd  in  ein  Amt,  eine  Stellung.  ,Also 
zoch  er  [der  im  Streit  mit  Rudolf  von  Habsburg 
liegende  Abt  Wilhelm  von  StGallen]  uf  die  Alten 
Aspermont  ...  Und  muosst  also  gar  verborgen  ligen, 
dass  in  der  küng  nit  mer  u.  wolt.'  Vad.  , [Papst  Nikolaus 
hatte  erfahren,  dass  Karl  von  Sizilien]  in  der  waal 
zuo  Rom  lieber  ainen   Franzosen   hotte  an   Niclasen 


stat  bapst  ghan  . . .  und  darum  [wollte  er]  Carlin  nit 
u.' ebd.  Im  Gegs.  zu  ab-s.  lda.;  s.d.  Mit  Dat.  P.  ,Daz 
die  gnossen  einen  meiger  haben  sond  und  sol  man 
inen  keinen  meiger  u.  denne  mit  ir  willen  und 
der  inen  gefeilet.'  XIV.,  Arg.  1861  (AALunkh.  Offn). 
,Als  sich  ...  die  von  Grüeningen  erclegent  von  den 
von  Zürich,  das  si  inen  fürsprechen  an  den  gerichten 
uffgesetzt  haben  ...  ist  unser  Spruch  [usw.].'  1519, 
ZGrün.  ,Dass  ain  abt  und  convent  über  dasselb  ir 
gottshus  ...  inen  selbs  mögen  annemen  und  u.  einen 
schirmherm,  der  si  bedunkt  inen  allernutzlichsten 
zuo  sin.'  1521,  Absch.  ,Dwil  aber  Roschach  ein  fryer 
richshof  sig,  vermeinten  sy  [die  Rorschacher],  das  ein 
herr  von  Sant  Gallen  sy  an  sölichem  nit  irren,  och 
niemand  inen  u.  noch  insetzen  [solle].'  1525,  G  Rq. 
1903.  ,Erstlich  so  ist  unser  die  gröst  beschwärd  ... 
dass  noch  bishar  ain  ietlicher  lechenherr  gewalt  hat 
gehan,  ainer  kilchhöri  ainen  pfaffen  ufzuos.,  onan- 
gesechen  ob  der  selbig  geschickt  oder  füeklich,  ouch 
ainer  kilchhöri  gefällig  oder  nit  gesin  sige.'  1525,  Absch. 
,Und  wellen  ouch  nit  wider  sollich  ir  zuosagen  inen 
disen  verwandten  abt  zuo  einem  herren  sy  fürer  zuo 
begwaltigen  oder  zuo  beherrschen  u.'  1530,  ebd.  ,Myn 
herren  habent  . . .  sy  [Locarno]  der  zweigen  under- 
weiblen  . . .  widerumb  ledig  gelassen,  doch  mit  dem 
heitern  anhang,  so  sy  dem  landvogt  ...  nit  gehorsam 
sind  ...  werde  man  verursachet,  inen  widerumb  mer 
weibel  uffzus.'  1566,  Z  RM.  .Einem  ein  stüfmuoter  ü.': 
,Ir  vatter  selig  [habe]  inen  ein  stüfmuotter  uffgesetzt.' 
1560,  Z  Ehegericht.  —  b)  mit  sächl.  Obj.,  festsetzen, 
aufstellen,  anordnen.  ,Aufs.  und  ordnen,  constituere.' 
Fris. ;  Mal.  a)  von  weltlichen  oder  religiösen  Ein- 
richtungen udgl.  Ämter  (vgl.  a).  ,Wie  lang  ez  ist, 
daz  die  siben  curfürsten  uf  gesetzet  wurden.'  Z  Chr. 
1336/1440.  ,Umb  daz  ...  nyd,  blast  und  hass  nider- 
geleit  werde  ...  ist  daz  ammanmeistertuom  ufgesezt 
worden.'  1410,  Bs  Chr.  ,Got  hat  im  alten  testament 
den  gwalt,  der  die  mentschlichen  bywonung  und 
grechtigheit  zuo  friden  und  ruow  ufenthalt,  ufgesetzt.' 
Zwingli.  ,Den  namen  und  amt  [der  Aposteln]  hat 
Christus  ufgesetzt.'  ebd.  ,Man  weisst  wol,  das  er  [der 
Papst]  nur  ein  Statthalter  Christi  ist.  Inred:  Wo  ist 
der  Statthalter  uffgesetzt?'  ebd.  Gesetzliche  Bestim- 
mungen, Bräuche.  ,Wir,  NN.,  tuon  kunt  ...  daz  wir 
dur  nutz  und  notdurft  aller  unser  lüten  ...  hein  uf- 
gesetzet  und  geordnet  dise  nachgeschriben  stucke  ze 
einem  ewigen  rechte.'  1347,  BSi.  Rq.  1912;  noch  öfter 
in  der  gleichen  Quelle.  ,Was  ouch  die  nachpuren  uf- 
setzend  von  bennen  und  vatten  ze  holz  und  ze  feld, 
das  sol  man  halten.'  1463,  GRq.  1903  (GGoldach  Offn.); 
ähnlich  1509,  ebd.  (GSteinach  Offn.).  , Menglich  [kann] 
den  andern  beclagnen  an  aim  jargericht  one  fürgepott; 
darumb  sind  jargericht  uffgesetzt.'  1469,  GT.  Rq.  1900 
(GBurgau  Offn.).  ,Was  der  merteil  ufsefzt,  das  sol  der 
minder  teil  halten.'  1471,  Uw  (Einung  für  die  Leute  der 
Schwändi).  ,Das  war  warlich  messghalten,  wie  Christus 
das  ufgsetzt  hat.'  Z  Disputation  1523.  .Christus  habe 
sin  bluot  und  fleisch  under  der  gstalt  des  brots  und 
wyns  ufgesezt,  uf  dass  die  warheit  der  figur  verein- 
baret wurde.'  ebd.  ,Nun  haben  ye  die  heiligen  aposteln 
nüt  anders  uffgesetzt,  geheissen  und  gebotten,  denn 
was  ynen  Christus  im  evangelio  hat  empfolhen.' 
Zwingli.  ,Der  touff  hat  wol  ein  zeichen,  das  wasser; 
der  fronlychnam  hat  wol  ein  zeichen,  das  brot  und 
win.    Dieselben  zeichen   hat  aber  Christus  uffgsetzt.' 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


ebd.  Jst  nun  der  tüfel  ein  anlialj  der  verbotnen  ee, 
so  ist  Got  der  geber  der  uffgesetzten  ee.'  ebd.  ,Got, 
der  die  ee  selb  uffgsetzet  hot.'  Gens.  Gm.  ,Die  ee  von 
Gott  im  paradyss  ufgesetzt.'  HBüll.  1540.  ,üch  so 
hand  wir  uff  gesetzt  vonn  eim  baren  zähen  guldin  an 
goldt',  als  gesetzliches  Schussgeld.  Ndw  LB.  .Daher 
ist  aufgesetzet  worden  die  Lebensstraaff,  hinc  con- 
stituta  est  capitalis  pcena.'  Vestib.  1692.  S.  noch  Eining 
(Bd  I  281  o.);  Muet-Bann  (Bd  IV  1277);  Brunst  (Bd  V 
748);  versicheren  (Sp.  182o.);  Send  (Sp.  1116);  Gesetz 
(Sp.  1602).  Feiertage.  ,Wenn  unsers  herren  fron- 
lichamstag  ufgesetzt  ward  [Titel].  Anno  domini  1262 
do  ward  ufgesetzt  unsers  herren  fronlichamstag,  daz 
man  den  in  der  ganzen  cristenhait  sol  begaun  uf  dem 
nächsten  donstag  post  octavas  pentecostes.'  ZChr. 
1336/1446.  ,[Beschluss]  seinlich  flrtag  in  der  selben 
unser  stat  zuo  haltend,  als  die  von  der  heiligen  cristan- 
heit  uffgesetzet  sint.'  1427,  B  StR.  Abs.,  Bestimmungen 
treffen:  ,Uass  concilia  nit  allweg  durch  den  heiligen 
geist  in  irer  Versammlung  gehandelt,  sunder  nach 
menschlicher  anmüetigkeit  und  guotgedunken  etwann 
ufgesetzt,  welches  doch  die  göttlich  geschrift  verbüt.' 
Zwingli.  Mit  Dat.  P.  ,Ich  wölt,  von  wem  wir  es  [das 
Verbot,  Ziegenhaar  unter  die  Wolle  zu  mischen]  betten 
ald  wer  uns  das  ufgesetzt  hette,  ich  wölt,  dass  er 
erhenkt  were.'  1425,  Z  RB.  .Desglich  sol  mit  den 
müllern  nach  notdurft  geredt  werden,  menklichem  das 
sin  zuo  gen,  oder  man  wurde  inen  wyter  Ordnung  u.' 
1498,  Z  RM.  ,[Da  die  von  Kloten  um  einen  Priester 
angesucht  haben]  inen  das  heilig  evangelium  zuo  ver- 
künden nach  dem  imbiss  [so  verlangt  der  Abt  von 
Wettingen,  man  solle]  mit  den  vermelten  von  Klotten 
verschaffen,  damit  sy  einem  gotshus  Wettingen  nüdt 
nüwes  uft'setzind.'  1523/6,  Z  RB.  Die  Feier  gewisser 
der  durch  die  Bischöfe  den  Landleuten  .ufgesatzten' 
Tage  ist  freigegeben.  A.  XVI.,  THagenb.  1882  (BMand.). 
,Und  werde  man  imme  künftig  eine  Ordnung  u.,  wie 
er  sich  zue  verhalten.'  1668,  ZWth.  Ratsprot.  ,Es 
könne  Keiner  vor  der  Stund,  die  ihm  von  euserem  Herr 
Gott  ufgsetzt  syge,  sterba.'  Göldi  1712.  .Wider  ü.' 
.Derselb  einung  [ist]  nun  uf  diss  zitt  abgelaussen,  also 
daz  iederman  [Korn]  kouffen  mag  vil  oder  wenig  ...; 
wan  wir  mugend  die  selben  Ordnung  wol  wider  u., 
mindren  oder  meeren  nach  gelegenheit  der  löuff  und 
der  statt.'  1429,  Z  StB.  .Also  haben  wir  ...  die  be- 
kantnüss  umb  daz  vorbrott  abgelaussen  ...  doch  mitt 
geding,  daz  wir  es  wol  wider  u.  mugend,  wenn  uns 
daz  bedunkt  guott  sin.'  ebd.  In  Verbindung  mit  ab-8.; 
s.  Sp.  1633  u.  Mit  abhängigem  Satz.  .Man  sol  von 
den  burgern  drye  nemen,  die  ufsetzen,  wie  silber 
werd  gewogen  und  was  man  davon  git  ze  wegelon.' 
1314,  Z.  .Derselb  babst  bestägete  [!]  alle  die  lobgesang 
[Notkers]  und  satz[t]  och  uff  ze  singen  zuo  lob  Gottes 
durch  die  ganzen  cristenhait  ...  Troppi  oder  lettanyan 
und  ander  gesang,  die  denn  die  hailigen  vätter  ge- 
machet hand,  hat  derselb  babst  als  bestätt  und  uff 
gesetzet  zuo  singen  zuo  lob  und  er  der  haiigen  tri- 
faltikait.'  XV,  G  Hdschr.  ,. . .  haben  wir,  der  Schult- 
heis, der  rat  [usw.]  uffgesetzt,  das  [usw.].'  1463,  B  StR. 
,Item  ouch  ist  uffgesetzt,  das  [usw.].'  Ndw  LB.  S.  noch 
Summering  (Sp.  985  o.).  Mit  dir.  Rede ;  s.  Üfsatz 
(Sp.  1531u.).  Neben  Synn.  ,Das  Schultheis,  rät  und 
gemein  burger  ze  Arouw  ze  rate  worden  sint  und  uff- 
gesetzt hand,  daz  [usw.].'  1410,  Aar.  StR.  ,Wir ...  haben 
uns  erkennt,  uffgesetzet  und  geordnet,  erkennen  und 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


setzen  uff  nu  von  dishin  also  ewiglich  ze  werende, 
das  [usw.].'  1475,  AaB.  StR.;  ähnlich  1483,  ebd.  .Item 
ouch  ist  berett  und  uffgesetzt  an  einer  gmeind  an  der  A  ; 
war  der  wäry,  der  nitt  sin  teil  am  Awasser  wärchetty  .. . 
der  sol  10  pfundt  buoss  verfallen  syn.'  Ndw  LB.  ,üuch 
hed  ein  ganze  gmeind  genieret  und  uffgesetzt,  das  [usw.].- 
ebd.;  noch  oft  in  der  Quelle.  S.  noch  be-reden  (Bd  VI 
569).  —  ß)  von  Abgaben,  Steuern.  ,Als  wir  ein  win- 
ungelt  bi  dem  Züricbse  und  usswendig  in  ünsern 
und  in  unser  ingesessner  burger  vogtyen  ufgesetzet 
haben.'  1403,  Z  StB.  S.  noch  Un-Gelt  (Bd  II  243  o.). 
Mit  Dat.  P.  ,Die  herren  ...  hatten  ynen  uffgesetzt 
ein  nochstür.'  1514,  Bs  Chr.  ,Als  sich  die  kilch- 
genossen  von  Kilchberg  erclegtend  ...  sy  müessdint 
ouch  hüener  und  erlich  buossen,  darzuo  den  kleinen 
zehenden  geben,  da  sy  meintind  dasselb  nit  schuldig 
ze  sind,  und  aber  hr  abt  [von  Kappel]  vermeint,  daz 
gotshus  hett  solichs  alles  erkoufl...  und  beschwarti 
sy  niendert,  wo  er  sy  beschwarti  oder  inen  uffsatzte 
daz  nit  sin  sölte,  wüsste  er  wol,  das  er  des  kein  fuog 
het  ...  ist  erkent  [usw.].'  1523/9,  Z  RB.;  vgl.  8.  Mit 
Obj.-Satz:  .Der  her  von  Same  ...  hielt  die  sinen  ... 
gar  hert  mit  sturen  und  Schätzungen,  satzt  inen  uf, 
das  iettlicher  im  zuo  hochzitlichen  tagen  ein  schenki 
bringen  muost.'  HBrennw.  Chr.  ,Eine  stür  üf  etw.  ü.': 
,Abt  Johann  von  Einsideln  [hat]  vor  uns  veriehen 
umb  die  vogtstür,  die  uffgesetzt  ward  mit  synem  rate 
und  mit  dem  rate  synes  convents  ...  dass  die  uff- 
gesetzet ward  zuo  rechter  vogtstür  dem  vogt  uff  des 
gottshus  guott  ze  Vahr  dryssig  müt  kernen  und  ein 
vierteil.'  1325,  Z  (jüngere  Kopie).  —  f)  von  (hypo- 
thekarischen) Zinsverpflichtungen.  ,Zug  schryben,  das 
myn  herren  by  irem  vogt  versehen,  das  den  iren  ... 
guot  recht  zuo  jeder  zyt  gehalten  werden  solle,  sy 
darby  bitten,  gegen  den  unsern  das  ouch  ze  tuond, 
die,  so  kernengülten  inn  ze  gar  ringem  gelt  ufsatzten, 
ouch  abzeschaffen.'  1564,  ZRM.;  vorher:  ,Vogt  zuo 
Knonow  schriben,  [er  solle]  die,  so  wider  die  Satzung 
kernen  zinsetind,  straffen.'  —  8)  von  Bussen,  Strafen. 
,Der  selb  übelteter  ...  sol  ...  liden  die  pin  und  buosse, 
als  es  dar  über  ufgesetzt  und  recht  ist.'  vor  1309, 
AABr.  StR.  ,Die  Davoser  aber  und  Langwiser  in 
Schalfiggertal  und  Alvenewer ...  mögend  alle  Buosen  ... 
frei  ohne  den  Landvogt  oder  jemand  Anderen,  ein 
jedes  Gricht  in  seinem  Zwang,  aufs,  und  einforderen.' 
Sprecher  1672.  S.  noch  Ur-Satz  (Sp.  1546  u.).  Mit 
Dat.  P.  ,Buosse  ...  du  dem  lantman  von  dem  rate 
uf  gesetzet  wird.'  Z  RBr.  ,Und  das  sy  ira  die  buossen 
selbs  uffgesetzt  habe.'  1471,  Z  RB.;  vorher:  ,Das 
sy  sölich  straffe  ira  selbs  uffgesetzt  hat.'  ,Das  ein 
Jeder  umb  syn  Mistuen  leisten  muesst,  so  mänig  Jar 
im  uffgesetzt  ward.'  A.  XVII.,  Z;  vgl.  3  b  a.  —  s)  von 
Münzen,  als  Gegs.  zu  abs.  3a;  s.  Sp.  1637.  —  4.  ein- 
setzen im  S.  von  aufs  Spiel,  dran  setzen,  wagen. 
,[Wir  haben]  umbs  Gelt  unser  und  ander  Leuten  Bluet 
auffgesetzt.'  JMüll.  1665.  ,Dass  ich  schuldig  er- 
kenne ...  in  dero  und  anvertrauten  lieben  Gottshauses 
Diensten  auch  mein  Leben,  wann  es  von  Nöten  were, 
auffzus.'  1690,  Z.  ,Lib  und  Leben  (Sei)  ü.'  ,Der  ver- 
hiess  meinen  Herren  ganz  güldene  Berge,  bei  ihnen 
Leib  und  Leben  aufzus.'  Zwinger  1586  (Beitr.  1739). 
,Die  Unserigen  [müssen]  um  des  schnöden  Gelts  willen 
gleichsam  ihr  Leib  und  Seel  aufs.'  JMüll.  1673.  .Leib 
und  Leben  aufs.,  se  fortunasque  suas  pro  alieuius 
incolumitate  devoveie.'  Hosp.  ,Der  sein  Leib  und 
104 


1651 


SPZ,  S1Z,   soz,   suz 


low 


Leben  für  das  Vatterland  aufzus.  gutwillig  war.'  1707, 
Make.  II;  .bereitet  war  zue  geben.'  1638.  ,Guet  und 
Bluet  ü.'  ,[Es]  sind  alle  Undertanen  schuldig,  dasVater- 
land  ...  zue  schützen  ...  ja  Guet  und  Bluet  darfür 
auifzues.'  Wiedert.  1693.  ,Die  Unteren  wurden  Guet 
und  Bluet  von  selbst  freiwillig  für  ihre  Oberen  auf- 
sezen.'  JJUlr.  1731.  ,Wenn  sie  [die  Eidgenossen] 
ihren  Bundsbrüedern  tröstlich  zuzogen,  so  geschah  es 
in  dem  Entschlüsse  ...  Guet  und  Bluet  bei  ihnen 
aufzus.'  Sintem.  1759.  Mit  mehrgliedrigem  Obj.  ,[Bei 
Zusicherung  freien  Abzugs]  weren  sie  in  Willen  kom- 
men, die  Vestung  zu  übergeben;  so  ferr  aber  dem 
nicht  wurde  oder  könte  Statt  getan  werden,  so  ... 
wollen  [sie]  eh  Leib,  Guet,  Bluet  und  Leut  darüber 
aufs.'  Kriegsb.  1644.  ,Treue  Leut,  die  willig  und  ge- 
neigt sind,  bei  ihnen  [ihren  Herrschern]  auffzues.  Leib, 
Ehr,  Guet  und  Bluet.'  P Wyss  1670.  .Unserer  . . .  Frei- 
heit einigen  Abbruch  nicht  geschehen  zue  lassen,  son- 
dern für  dieselbe  nach  dem  Exempel  unserer  dapferen 
Voreiteren  Leib,  Guet  und  Bluet  aufzues.'  JMüll. 
1673.  —  5.  a)  Jmd  aufbringen,  -hetzen  GrPi\  (so 
Schs,  Seew.).  Schi  hend-me  der  eige"  Buob  üfg'setzt 
GrScIis.  Die  dumme"  Lät  müssend  nüd  G'schlders 
a's  iri  Chind  noch  gäge"d  der  Lerer  üfz's.  ebd.  Im 
Angeblich  hat -er  e"  ganze"  Puschl  Häuer  und  Senne" 
z'semme"g'waiblet  g'ha"  .  . .  die  von  imm  u"tüfelich 
üfg'setzt  werdend  gege"  de"  Mala/iz-Püntner.  MKüoni 
1884  (GRSeew.).  ,[Im  Verlaufe  der  Bemühungen,  alle 
niederen  Gerichte  im  Rheintal  in  seine  Hand  zu  bringen, 
unternahm  es  der  Abt  von  StGallen]  den  von  Appen- 
zell die  losung  derselben  herschaft,  so  si  von  den 
Paieren  tuon  hettend,  abzetrengen.  Dabi  aber  ent- 
sass  er  niemand  wirsch  dan  unser  stat  ...  Welichen 
anschlag  des  geschwinden  mönchs  unser  rät  nit  alweg 
band  wellen  sechen;  si  hettend  sunst  ...  sich  den 
abt  nit  u.  lassen  und  zuo  Widerwillen  bringen;  dan 
gewönlich,  wer  sich  verdriesslich  machen  oder  u.  lasst, 
der  ist  halb  gewonnen.'  Vad.  , Einem  [1.  ,-en']  aufs., 
bilem  alicui  movere.'  Hosp.  —  b)  refl.,  sich  aufregen 
GrScIis.  Wil-ich  mich  selber  gottssträfli'''  ufsetze"  u"'! 
mich  hindersinne"  von  u'ege",  dass  ich  nie  kei"s  guats 
Wetterg'fell  hai.  MKüoni  1886/7  (GRSchs).  —  6.  Einem 
aufsätzig  sein,  (in  feindseliger  oder  gewinnsüchtiger 
Absicht)  nachstellen,  ihn  .verfolgen'  B  (,beleidigen, 
wo  man  irgend  kann'  Zyro);  Ndw  (Matthys);  Syn. 
üf-sitzen.  ,Als  sich  ...  erclagt  band  die  von  Grüeningen 
von  den  von  Zürich,  dass  inen  die  weibel  uffsetzen  ...' 
1519,  ZGrün.  ,Disem  [dem  Prediger  MJÖchsli]  satzt 
der  landtvogt  uff,  in  sonders  dass  die  von  Schwytz  ... 
anzeigt,  wie  zuo  Burg  ein  pfaff  unchristenliche 
ding  predige'.  1524,  JCSteiner  Chr.  ,Sehe  hie  ein 
ieder  frommer,  ob  nit  zuo  den  zyten  Ambrosio  uf- 
gesetzt  sye  glych  wie  zuo  diser  zyt  mir  und  andren 
ufgesetzt  wirt.'  Zwingli.  ,Die  Aetoli  ...  hieltend  ghein 
püntnus  noch  trüw  . . .  darum  ward  inen  ufgesetzt  von 
fürsten  und  Volkeren,  bis  sy  usgerütet.'  ebd.  ,Das 
volk  lyt  ouch  im  widerstreb,  dann  es  Joannes  der- 
mass  hetzt,  dass  es  dir  heftig  fast  ufsetzt.'  Aal  1549. 
.Er  ...  hatt  vor  jaren  in  Toggenburg  geprediget,  da 
imm  der  messpfaff  uffgesetzt  und  inn  dannen  triben 
hat.'  HBull.  Brief  1558.  ,Eim  heftig  aufs,  und  zuo- 
wider  sein;  infense  adversari  alicui.'  Mal.  ,Zwen 
junge  Söhn  er  hat;  die  wurden  uns  aufs,  glatt,  so  sie 
aufs  Alter  sollten  kon  und  ihren  [ermordeten]  Vater 
rechen  schon.'  Myricäus  1630.  —  7.  Einem  Etw.  auf- 


kündigen, aberkennen,  ihn  einer  Sache  verlustig 
erklären.  ,Swer  under  in  [der  Zunft  der  Gärtner,  Obst- 
händler usw.]  mit  ungehorsami  verwurchte,  daz  im 
sin  zunft  wurde  ufgesetzet  mit  der  ineren  volge,  het 
er  ouch  ander  Zünfte,  der  er  nüt  so  vaste  gebunden 
ist,  die  sint  im  alle  mit  der  ufgisetzit.  Wirt  im  sin 
zunft  wider  mit  der  ineren  volge,  so  muoz  er  doch 
geben  einlifthalben  schillinc.  ...  Swer  under  inen 
deheinen  unrechten  oder  verbotten  kouf ...  veil  het  ... 
und  swenne  ez  gerüeget  wirt,  tuot  ez  niht  furder,  der 
es  veil  hatte,  dem  sol  sin  zunft  ufgesetzit  sin  und 
muoz  si  wider  koufen  mit  einlifthalbem  Schillinge.' 
1264,  Bs  ÜB.;  ähnlich  wiederholt  für  die  Weber.  1268, 
ebd.  -  Üf-setzen  n.:  1.  entspr.  üf-setzen  3 b a,  Ein- 
setzung. ,[Man  hat]  allweg  gelevt,  die  leien  und 
pfaffen  niessind  ein  ding,  so  sy  den  lychnam  und  bluot 
Christi  niessind.  Das  nun  war  ist;  denn  Christus  hat 
darin  nun  ein  Ordnung  und  u.  geton.'  Zwingli.  — 
2.  entspr.  üf-setzen  G,  Nachstellung,  listige  Bemühung. 
,Ich  gib  nüts  um  die  schwetzer,  die  dahar  kummend 
und  sich  glychsnend,  sam  sy  uf  ghein  guot  sehind, 
und  sehend  aber  allein  daruf,  das  sieht  man  an  irem 
underschloufen  und  u.  wol.'  Zwingli.  —  üf-setzend: 
entspr.  üf-setzen  3b 8.  ,Das  die  vorgeschoben  erkant- 
nisze  und  u-e  buosse  niemer  abgelassen  sol  werden.' 
1410,  BsChr.  —  üf-g"-setzt:  1.  entspr.  üf-setzen  lc. 
a)  ü-s  Brot;  s.  Bd  V  925  u.  —  b)  von  Pferden  mit  Bez. 
auf  den  (fehlerlos  gebauten)  Widerrist  L,  übh.  eben- 
massig  gebaut,  von  schönen  Formen  S.  Ich  ha"  dö  nes 
schons,  glatts,  guefbeinets,  üs,  feufjärigs  Einsidler 
Brünli.  Schild  1866.  's  Füli,  lueg,  lueg,  wie  ü.,  wie 
'gügglet,  wie  schön  g'macht!  Joach.  1885.  E"  brave 
Fuchs,  schön  im  Gang,  schön  im  Lib,  schön  ü.,  gueti 
Bei"  und  Schueh.  L  Vaterl.  1906.  —  2.  entspr.  üf-setzen 
3  6  8.  .Auffgesetzte  Buos  der  15ern,  so  sie  auff  be- 
stimmten Rechts-Tag  nit  erscheinen  . . .  ein  halben 
guldi.'  U  LB.  ,Bi  ü-er  buoss.'  ,By  den  u-en  buossen.' 
Morgant  1530.  ,By  u-er  buoss  keine  [Eichen]  ab- 
hauwen.' 1557,  Z  Seh  warn.  (Hüben)  1849.  .Damit  er  ... 
vorhanden  sye  bei  strenger  u-er  Straff  und  Buess.' 
RCys.  , Alles  übrige  Verehren  aber  ins  Bad  ...  soll 
bei  25  Pfund  u-er  Buess  genzlich  verbotten  syn.'  Z 
Mand.  1628.  ,Der  Abendpredigen  halb  [ist]  unser 
Will  und  Meinung,  dass  Mengklicher  dieselben  . . . 
besuechen  solle  . .  .  und  sich  . . .  darvon  nit  ab- 
halten noch  abzühen  lassen  by  u-er  Buess.'  Z  Mand. 
1650.  —  un-üf-ge-setzt  s.  Bd  V  925  u.  —  Die  Bedd. 
zT.  schon  mhd.  Vgl.  Gr.  WB.  I  736;  Sanders  II  1084; 
ferner  Martin-Lienh.  II  383;  Schm.2II  343;  Fischer  I  419; 
Follmann  517;  Müller-Fraureuth  140.  Bed.  4  geht  wohl 
vom  (bei  uns  allerdings  nicht  bezeugten)  Spielausdr.  aus. 
Unklar:  ,So  uft  oder  dick  ich  doran  [au  die  Flucht  der 
Königlichen  im  Bruderholz  vor  erfolgtem  Angriff]  gedenk,  so 
muoss  einer  lachen  solicher  schwenk,  sunder  dem  sin  golter 
nit  wirt  geflochet  oder  geletzt  und  einer  also  fluchet,  den 
man  hat  uff  gesetzt.'  NSehradio  1400  (Gf'd  4,  231.  Im- 
perativname: .Anniversarium  Petri  Setzuff.'  XIV./XV.,  BNid. 
JzB.  —  Üf-setzer  m.:  1.  entspr.  üf-setzen,  la,  =  Pro- 
bierer (Bd  V  305).  .Soliche  münz  [sei]  durch  die  uf- 
setzer  uss  Savoy  und  Bnrgunde,  da  dann  soliche  münze 
löufig,  für  genuogsam  und  wärschaft  geben.'  1531, 
Strickl.  —  2.  entspr.  üf-setzen  3 b a.  .Der  bann  ... 
muoss  schlechtlich  gebrucht  werden  nach  dem  wort 
und  meinung  des  u-s.'  Zwingli.  ,So  nun  Christus  ein 
urhaber  (autor)  und  u.  dises  heiligen  dings  [der  Messe] 
ist,  muostu  mir  anzeigen,    wo  er  es  missah  genennet 


105:: 


■Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1654 


hab.'  ebd.  .Aller  Saeramenten  Urbab  und  Auffs.  ist 
kein  Mensch  sonder  allein  Gott.'  II.  Helv.Conf.  1044. 

—  3.  entspr.  üf-setzen  G.  ,Dass  aber  ir  uns  ermanen, 
dass  wir,  alle  hinderlistige,  heimliche  ufsäz  hindan- 
gestelt  ...  wöllid  friden  machen,  sind  ir  ...  vast 
schmiichlich,  indem  dass  ir  uch  nit  schämend,  den 
obristen  bischof  und  die  heilig  rörasch  kilchen  hinder- 
listige, heimliche  ufsätzer  ze  nemmen  ...  Die  mögend 
billich  ufsätzer  gnemt  werden,  welche  ander  guoten 
und  siessen  Worten  uns  mit  falschen  verheissen  zuo 
betriegen  gesuocht  hond.'  Ansh.  (Übers,  eines  päpstl. 
Breves,  wo  .insidiatores').  ,Wer  Mittel  hat  und 
dazu  Sorge  trägt,  bekommt  Feinde  und  Aufsätzer.' 
1534,  SHess  (Samml.)  1811.  —  Mhd.  afiebmr.  Vgl.  Gr. 
WB.  I  738;  Martin-Lienb.  11  348;  Fischer  I  421;  Müller- 
Fraureuth  1  40.  Ableitung  vom  Vb,  doeh  steht,  bes.  für  3, 
auch    üf-mtz  (in   Bed.  2)   nahe.  —  Üf-setziDg  ,-ung'  f.: 

1.  a)  entspr.  üf-setzen  3bf,   s.  Bi-Säss  (Sp.  13öti  o.). 

—  b)  entspr.  üf-setzen  3 b  8.  ,N.  [hat]  ettlich  wort  geret 
also:  die  von  Ure  haben  die  gesellen  von  Curwalhen 
und  des  Obern  Punds  wider  Gott,  ere  und  recht  ge- 
strafft. [Auf  die  Klage  der  Urner  muss  N.]  schweren  ... 
daz  er  solliche  obgemelte  wort  geret  habe  in  kainem 
argen  noch  bösen  fund  noch  uffsatz,  und  daz  sie  [die 
Urner]  ain  erbere  u.  getan,  redliche  recht  gefüert.' 
1490,  Gfd.  —  c)  entspr.  üf-setzen  3bz;  s.  Abs.  2.  — 

2.  entspr.  üf-setzen  4.  .Beide  löbliche  Stand  Zürich 
und  Bern  ...  gegen  allen  Denen,  so  sie  gewalttätig- 
lich  überziehen  ...  weiten,  mit  Aufs.  Gut  und  Bluts  ... 
retten,  schirinben  und  handhaben  zu  helfen.'  1712, 
AaB.  StK.  —  Anders  hei   Gr.  WB.  I   739. 

ufe"-  (bzw.  uehi"-  usw.):  (höher)  hinaufsetzen, 
wohl  allg.;  Gegs.  aben-s.  Einen  Schüler  u.  BSi.  En 
Chnopf  u.     Eine  Taxe  u. 

um-:  1.  trennb.,  wie  nhd.  (Waren)  umsetzen,  nicht 
volkst.  —  2.  untrennb.  a)  (mit  dem  grossen  Fischer- 
netz) umspannen.  D'erc"iv'eg  [mit  ihren  langen  Seilen] 
chönne"d-s'  e"  Flechi  vu"  gern-ere"  Jüchert  ^^.  ONäg. 
1898  (THErm.).  ,Mit  dem  Anhang,  dass  solche  [die 
Ferrinen]  mit  keinem  engen  Geschirr  umsezet,  auch 
des  Jahrs  nicht  mehr  als  einmal  gelupft  werden.'  1710, 
Z  Ges.  —  b)  (feindlich)  umringen.  ,Dar  zuo  besazt 
er  [Herzog  Albrecht]  alle  sine  schloss  und  stett  mit 
sinen  dienern,  mit  den  wir  geinzlich  umbesazt  wurden.' 
Z  Ohr.  1336/1446.  .Also  warent  sy  umbsetzt.'  Ap  Krieg 
1405.  ,Umbs.,  umbgeben,  obsiderc;  umbsetzt,  obsessus.' 
Fris.;  Mal.  —  Mhd.  umbesetzen  in  Bed.  2;  im  Übrigen 
vgl.  Sanders  II   1086  f. 

a°-,  in  PA1.  ön-,  Ptc.  ong'setzt,  -g'sasster:  wesentl. 
wie  nhd.  ansetzen.  I.  mit  örtlichem  an.  a)  mit  lebendem 
Obj.  a)  Zugtiere,  bes.  Binder,  an-,  ein-,  vorspannen 
AAßb.,  F.,  Leer.;  B;  SG.;  Z  (so  Dättl.,  O.,  Tu.).  Syn. 
an-legen  (Bd  III  1180).  Gang,  setz  d'  Stier  a»!  ZDättl. 
Wo  der  Mülichnecht  hat  mües'e"  durch  de"  se'b  Stich 
ufhe"  fare",  hät-er  mües'e"  es  Boss  eHlehnen  und  a.; 
wän"-er  kai"  so  e"  grosses  Fueder  g'ha"  hett,  hett-er's 
öni  A"satz  chbnne"  g'mache"  ZO.  S.  noch  Von-dem- 
Mann-Siten  (Sp.  1455).  .Wenn  man  vier  Rosse  an- 
setzte, kein  Sterbenswörtchen  brächte  man  aus  meinem 
Munde.'  Gotth.  Ei"'m  a.,  ihm  vorspannen  AaF. 
(Hunz.).  —  ß)  in  eine  Behörde  wählen.  .[Räte  und 
Hundert]  wellent  und  süllent  für  dishin  ierlich  vor 
wyenacht  die  Hundert  meren,  als  sy  ouch  iez  die  ge- 
meret  und  XV  angesetzt  hant,  die  zuo  hindrest  ge- 
schriben   stant.'   1421,  L  KB.     ,Bed   ret  hant  uf  hüt 


die  Hundert  genieret  und  XX  angesetzt.'  1424,  ebd.; 
vgl.:  ,Das  man  ietzmale  ...  XV11I  an  die  Hundert 
setzen  sol  und  von  nu  über  ein  jar  sol  man  aber  so 
vil  setzen  und  dannethin  alle  jar,  bis  daz  die  zal  der 
Hunderten  erfüllet  werde.'  1475,  ebd.  —  b)  mit  Sach- 
obj.  a)  ansetzen,  anlegen  (zB.  eine  Leiter).  ,üie  Be- 
stigung  war  so  stil  [steil],  als  wenn  man  eine  Leiter  an 
einen  Baum  ansetzt.'  JvWeissenflch  1850/1.  ,[Der  mit 
dem  Bären  kämpfende  Köhler]  sach  hinder  ihme  das 
Port  des  Grabens,  setzt  daz  Schaft  hinden  an,  das  es 
der  Bär  mit  Kräften  in  das  Erdtrich  truckt,  also  dass 
hiedurch  ihme  das  Spiesseisen  im  Maul  nit  wenig 
Schadens  zufüegte.'  JLCvs.  1661.  .[Der  Mörder  hat] 
dem  unschuldigen  Döchterlein  den  selbigen  [Hammer] ... 
dermassen  an  den  Kopf  angesetzt,  das  ime  das  Eisen 
von  der  Handthaben  hindan  gesprungen  ist.'  Bs  Mord 
1665.  Wase"pöschen,  -schübel  a.,  zu  einer  Böschung 
zB.  an  einem  Eisenbahndamm  Th.  Blutegel,  Schröpf- 
köpfe a.  Ap;  BE.;  GT.;  Th;  Zf.  Mi"  mues'-im  däich 
der  Lebe"sicecker  a.  BE.  (Bärnd.  1904).  S.  noch  Sp.3o.; 
518  u.  —  ß)  anlaufen  lassen,  landen:  .Auch  mögen  sie 
[die  Laufenburger]  ein  Schiff  mit  Leuten  der  Zeit  vor 
Pfingsten,  so  Sanct  Niclaus  zu  Porte- Vart  ist,  und 
dessgleichen  ein  Schiff  mit  Leut  der  Zeit,  so  die  grosse 
Acher-Vart  ist,  bey  uns  oder  zu  Stein  a.  und  die  auch 
gehn  Basel  und  fürabe  fertigen.'  1732,  Vergleich  zw. 
den  Schiftern  von  Bs.  und  AALauf.  (JVetter  1804; 
wohl  Abschrift  von  1732).  —  y)  (zB-  «n  Stück  an 
ein  Kleid)  ansetzen,  hinzufügen,  wohl  allg.,  ,attac- 
care,  aggiungere'  PA1.  ,A.,  an  einanderen  setzen, 
coagmentare.'  Mal.;  vgl.:  ,Coagmentare,  an  einanderen 
setzen  und  kleiben  oder  heften,  zesamenfüegen  und 
ordnen.'  Fris.  An  eine  Peitsche  einen  neuen  Zwick, 
an  ein  Kleid,  einen  Strumpf,  ein  Seil  oä.  ein  Stück  a. 
E"  Stuck  a.  's  Bäbelis  Bock  ist  efä"  z'  churz  g'si". 
es  hat  noch  öppen  en  halbe"  Vierli"g  breit  iiw'e"-durchke" 
mües'e"  a.  ebd.  Stirbt  das  erstgeborne  Kind,  tröstet 
man  die  Eltern:  Wege"  Dem  chönne"d-ir  glich  na''' 
a"'s  Tischtuech  a.,  eine  grosse  Haushaltung  bekommen 
Z(Dän.).  S.  auch  .Riemen  (Bd  VI  907).  Als  teclin.  Ausdr. 
In  der  Handspinnerei  BE.,  Gr.;  Zg  und  wohl  weiter- 
hin; vgl.:  ,Die  Spinnerin  windet  um  die  noch  leere 
Spule  ein  vorrätiges  Stück  Garn,  leitet  es  den  rich- 
tigen Weg  und  hält  sein  Ende  in  der  Linken,  indes 
Daumen  und  Zeigefinger  der  Rechten,  fleissig  im  Mund 
oder  in  einem  Wassergefässchen  g'netzt,  die  zur  Garn- 
dicke nötige  Anzahl  Fasern  a"setze".  Sie  hütet  sich 
dabei  sorglich  vor  zwei  Hauptfehlern  junger  Anfänge- 
rinnen. Das  erste  Gebot  lautet:  nid  hinder  de"  Fingere" 
a.  Barnd.  1904  (BE.)  .Fehlgriffe  im  Spinnen  sind  noch 
strenger  verpönt  als  im  Emmental.  Wer  hinderte' 
Fingren  a"setzd,  dem  soll  man  das  verfehlte  Garn  um 
die  Finger  wickeln  und  in  Brand  stecken.'  ebd.  1908 
(BGr.).  .Grossen  Verdruss  bringt  es  dem  Weber,  wenn 
der  Faden  unter  dem  Daumen  angesetzt  wird.'  AfV. 
(ZGOÄg.).  In  der  Baumwollspinnerei,  die  gebrochenen 
Fäden  wieder  zsdrehen,  was  geschieht,  während  der 
Stuhl  läuft  Z.  Auch  beim  Spulen :  de"  Faden  a.  ZEuss. 
Von  Geld  und  Gut.  Hinzuentrichten:  .Ist  erkennt,  das 
N.  die  garben  [die  er  beim  Zehnten  zu  wenig  gegeben 
hatte;  vgl.  Sp.  924u.]  a.  und  darzuo  3  march  silbers 
bar. ..geben  solle.'  1527/9,  Z  RB.  —  8)  in  Rechnung 
setzen,  verrechnen  B.  Du  mucsch  de""  Das  nüd  a  . 
's  isch  '..alt.  Gutschreiben:  ,Wa  dir  die  des  gichtig 
sind    [dass  dir  die   24  Gl.   bereite   früher  abgezogen 


165:. 


SPZ. 


ihm; 


wurden ;  Tgl.  Bd  VI  122  o],  da  wil  ich  dir  alles  das  a.,  daz 
ich  han.'  1469,  Z  BB.  —  e)  festsetzen.  Von  Terminen. 
S.  Üf-Bechning  (Bd  VI  123).  ,So  nun  wir  den  partygen 
hüt  silier  dato  rechtlich  tag  für  uns  angesetzt.'  1535, 
Z  Bij.  1910.  ,Soll  herr  pannerherr  mit  ime  ein  tag  a.' 
15(32,  Z  RM.  S.  noch  Buewigung  (Bd  VI  1911);  Sp.  1601 
(mehrfach).  Vom  Preis-,  Besoldungsansatz,  allg.  be- 
kannt, doch  kaum  volkst.  —  2.  mit  mehr  oder  weniger 
stark  hervortretendem  inchoativem  Nbsinn,  von 
Vorbereitungs-  und  Zweckhandlungen,  von  Handlungen 
und  Vorgängen  mit  Tendenz  zur  Fortentwicklung. 
a)  von  Personen  und  pers.  Gedachtem.  Eig.  (Das  Glas) 
zum  Trinken  a.  Aa;  Ap;  B;  S;  Th;  Z.  Der  Thedor 
het  numme"  dergliche"  'tu",  wo-n-er  a"g'setzt  het.  JReinh. 
1907.  's  G'wer  a.,  in  Anschlag  bringen  Th.  ,In  dem 
als  derselb  welsch  gflochen  und  diser  sin  büchsen  an- 
gsetzt hab.'  1555,  BTurmb.  's  Hebisen  a.  An  Etw. 
a.  (auch  abs.).  Arne"  Stei"  a.,  um  ihn  von  der  Stelle 
zu  bewegen,  wohl  allg.  Mer  hei"  mengisch  a'g'setzt, 
zB.  um  einen  Stein  wegzuwälzen  B.  Mit  Ortsadv.  Du 
muest  witer  unde"  a.  wohl  allg.  Uneig.  a)  a",  bi  Ei'"m, 
zue  Öppis  a.;  auch  abs.  1)  einen  Anlauf  nehmen, 
einen  Versuch  machen  Ap;  Bs;  B;  G;  Th;  Uw;  Z.  Er 
het  drü  Mol  a'g'setzt,  zum  Examen  (doch  umsonst)  Bs. 
,Ich  setzte  wieder  an',  das  Mädchen  zu  küssen.  Gotth. 
Die  zweuli  Nacht  heigen-si's  wider  'probiert  ...  Da 
heige'-si  di  dritti  Nacht  icider  a"g'setzt.  ebd.  [Er]  setzt 
gäng  friXsch  a",  bis  es  [das  Mädchen]  das  Heft  reicht. 
SGfeller  1911.  Mit  zue.  Zore"  früsche"  Schütti  a.,  zu 
einem  neuen  Lachausbruch,  ebd.  Di  Jungmannschaft 
het  no°h  einist  zom  Tanzen  a"g'setzt.  ebd.  Mit  für  zue 
mit  Inf.  Wo  der  Christoph  a'g'setzt  het,  für  an  im  vorbi ... 
z'loufe".  RvTavel  1910.  Scho"  het-er  a'g'setzt,  für  lös- 
z'breche".  ebd.  Mer  weder  es  Dotze'  Mol  hei'-si 
[schwätzende  Weiber]  afen  a'g'setzt  g'ha"  for  z'gö". 
SGfeller  1911.  Bes.  mit  Worten,  zB.  um  Etw.  zur 
Sprache  zu  bringen,  übh.  Etw.  zu  erlangen  Ap;  Th; 
Uw;  Z  und  weiterhin.  ,[Dem  Manne,  dessen  Frau  sich 
in  seine  Geschäfte  einmischen  will,  wird  geraten,  das 
Gespräch  auf  einen  andern  Gegenstand  hinüberzu- 
spielen]. Hilft  Dises  nicht  und  waget  sie  es,  wiederum 
anzusetzen,  so  führe  sie  ganz  sittlich  zu  ihrem  Ge- 
spinnste  oder  Stick-  und  Nähwerke  und  zeige  ihr, 
was  du  daran  auszusetzen  hast.'  Sintem.  1759.  Heftig 
anhalten,  dringend  bitten  AALeer.;  Ap;  Bs  (Seiler); 
B;  L  (Ineichen);  Uw;  Z;  .instare  precibus.'  Id.  B.  A",  bi 
Ei"'m  a.  Er  hat  a'-mer  a'g'setzt  wie-ne"  Bruederma"" 
Z  (BBaur).  De"  Heiri hat  ieze"d schu" lang a" der  Muetter 
a"g'setzt,  seb-er  nüd  auch  dörf  a"  de"  Herbstwäldermär' 't 
ZO.  Er  het  a"-mer  a'g'setzt,  biss-im  's  g'g'e"  ha"  Bs. 
Er  het  grüselieh  bi-n-em  a'g'setzt  B.  Auch  an  Eine" 
a.;  s.  Sp.  274 o.  Abs.  Er  het  (starch,  in  Ei"m  fürt) 
ang'setzt  B.  .Alles  Mögliche  ging  ihm  [dem  verlassenen 
Mädi]  durch  den  Kopf:  erhängen,  ertränken,  ins  Wasser 
springen  oder  ab  einem  Baumast,  fortlaufen,  wüsttun, 
a.  und  durchsetzen.'  Gotth.  ,Sie  hätte  sich  in  Gottes- 
namen nicht  anders  zu  helfen  gewusst,  und  der 
Johannesli  hätte  auch  grausam  angesetzt.'  ebd.  Mit 
Ortsbest.,  einsetzen,  eingreifen,  anpacken.  [Die  Juden] 
wüsse'd,  wie  und  wo  si  müend  a.  und  i'griffe".  Messi- 
kommer  1910  (ZO.).  —  2)  mit  abstr.  (doch  tw.  pers. 
gedachtem)  Subj.  's  Alter  hat  efangen  a'g'setzt  an-em 
Z  (Spillm).  Scherzh.:  Es  hät-mich  g'wüss  'dunkt, 
d'  Ebigkeit  heb  a'g'setzt  a"  dene"  Hämpere",  ich  kam 
mit  der  Arbeit  beinahe  nicht  zu  Ende  ZEnge  (Dan.). 


,[Gottes  Gebote  sind  nicht  schwer]  fürauss  einem 
Menschen,  an  dem  die  Widergeburt  nun  auch  angesetzt 
hat.'  FWvss  1672.  Abs.  Was  guet  a'setzt,  chunt  guet 
z'letst  ScHSt.  (Sulger);  vgl.  Wander  I  101.  ,Aber  das 
für  ward  glich  gelöscht,  wie  heftig  es  angesetzt  hat.' 
LBossh.  Chr.  .Sonst  stirbt  in  Pünten  niemand  diser 
krankheit  [der  Pest].  Daa  es  einmal  angesetzt,  hats 
wider  nachgelassen.'  1563,  Brief  von  Fabricius  an 
HBull.  ,Ob  die  Taubsucht  so  stark  hette  angesetzt, 
schat  es  nicht,  dass  man  im  dise  Sachen  in  einem 
Vierteljahr  wider  yngebe.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650. 
,Es  hat  Gott  uns  heimgesucht  mit  einer  schweren 
und  gefahrlichen  Sucht,  welche  insonderheit  in  diser 
unserer  lieben  Gemeind  angesetzt.'  JMüll.  1665.  .Da- 
mit, wo  die  Straf  Gottes  schon  angesetzt  hat,  sie 
wiederum  nachlasse.'  FWyss  1672.  ,So  die  Schwind- 
sucht a.  will.'  Arzneib.  1822.  S.  noch  Bd  V  635.  Un- 
pers.  Es  hat  (scho")  a"g'setzt,  der  Anfang  ist  schon 
gemacht  Z.  [A. :]  Es  giH,  mein-ich,  morn  schlecht  Wetter. 
[B.:]  Ja,  es  hat  scho"  a"g'setzt.  Ironisch:  [A.:]  Wenn's 
so  furtgät,  so  loirst  du  na'*  en  Herr.  [B.:]  Ja,  's  hat 
a'g'setzt.  Ähnlich:  's  hat  scho"  a'g'setzt  TbMü.  Döhet's 
guet  a'g'setzt,  von  einem  ernstlichen  Liebesverhältniss 
ApLb.  ,A.  ze  regnen';  s.  BdIV794o.  —  ß)  , Einem  a.', 
Einem  anliegen,  zusetzen.  .Doch  so  haben  wir  das  gmelt 
schiessen  lustbarlich  in  guoter  meinung  fürgenomen 
und  das  zuo  volbringen,  so  bitten  wir  üwer  wissheit 
mit  besunderm  vliss  üwem  schützen  und  schiessgesellen 
dester  sterker  a.  und  schicken,  uf  den  tag,  so  obstatt, 
bi  uns  zuo  sind.'  1488,  SBalsth.  Finanziell,  zusetzen. 
,Er  [ein  leichtlebiger  Student]  ist  ein  arm  mensch,  wirt 
dem  vatter  übel  a.'  1556,  ThPlatter  Br.  Moralisch, 
anfechten.  ,[Der  Teufel]  tuet  doch  nit  grad  vom 
Menschen  stan,  welchem  er  einmal  gsetzet  an.'  Com. 
Beati.  Von  Sachen,  sich  darum  bemühen.  ,Die  Ysen- 
erzen  werden  am  meisten  bearbeitet  undt  beworben, 
den  anderen  setzt  man  nit  mit  grossem  Ernst  an.' 
RCts.  —  b)  von  Sachen,  (Fruchtknospen,  Früchte, 
Russ  udgl.)  a.  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Th;  Z.  Tr.  (un- 
pers.).  Es  het  hür  schön  Chrieseni  ang'setzt  BG.  Bevor 
es  Äleni  [Ähren]  a'setzt.  Bärnd.  1908  (BGr.).  Es  setzt 
g'schwind  Grüe'spön  a",  ein  schlecht  verzinntes  Kupfer- 
geschirr Th;  Z.  's  hat  Buess,  Staub  a'g'setzt.  A"  der 
Wasserpfanna  setzt-es  StVn  a"  BG.  Es  hat  am  Üs- 
lauf  vom  Kanal  kant  [Bd  II  1396]  4  Schueh  Grie"  a'- 
g'setzt ZF.  De"  mag  sös  noch  orde"lick  esse",  aber 
's  setzt  Al'es  Nüt  a",  von  einem  magern  Menschen 
GT.;  Syn.  an-legen  (Bd  IU  1181  o.).  Es  hat  nüd  übel 
a'g'setzt  bi-n-em,  von  Fett  ZO.  (Messikommer  1910); 
s.  auch  Trib-Süw  (Sp.  1509/10).  Es  setzt  (en  Bläst) 
a";  s.  Bd  V  167;  Sp.  173u.  Es  setzt  es  Wetter  a"  AaF. 
Abs.  D'CChrics-JBäum,  d' Bebe"  händ  (hei")  hür  schön 
a'g'setzt  Ap;B;Th;Z.  D'  Chriesi,  d'  Pflüme"  hend,  's  Ops 
het  scho"  a'g'setzt,  's  het  scho"  Schornäggeli  Ap;  GT.; 
Th.  Der  Wi",  d'  Flasche"  het  a'g'setzt,  von  einer  Kruste, 
einem  Depot  Bs.  Von  der  Lochbildung  beim  Käse, 
wie  setzen  (Sp.  1628)  BE.  Refl.  „Sich  a.,  sich  auf  den 
Boden  setzen,  zB.  von  Unreinigkeiten  eines  Getränkes, 
allg."  Chesselstei'  hät-sich  a'g'setzt,  fast  fingertick  Th 
Mü.  Amene"  rolle'de"  Stei"  cha""-sich  kei"  Mies  a.  ZOtt. 
E"  Lampe",  wo  sich  Btiess  a"setzt,  het  g'wis'  noch  nie 
Nit  g'nutzt  Bs  (Fastn.  1913).  ,Sich  a.,  als  an  den  boden, 
subsidere;  ansetzende  schinkige,  die  sich  bald  an- 
setzt, Situs  celeriter  insidens.'  Fris.;  Mal.  Intr.,  vom 
Fruchtansatz,  Bodensatz,  Russ  B.    , Kamine  russt  man 


1(557 


Saz,  sez, 


S1Z,   soz,   siiz 


besser  im  Niw,  weil  dann  der  Russ  nicht  so  stark  a"setz.' 
Bärnd.  1908  (BGr.).  ,üer  Irlender  [eine  gewisse  Kar- 
toffelart], dessen  an  einem  Stock  e"  Sticker  zwelf  old 
nie  [Kartoffeln]  ansetzen.'  ebd.  ,Da  der  Platz  vast  leer 
und  kein  jung  Holz  mehr  darauf!'  a.  und  wachsen 
wollen.'  1711,  Z.  —  3.  in  ausgeprägt  inchoativer  Bed. 

a)  beim   Spiel   mit   Setzen   beginnen   Bs;   B;   Tu.    — 

b)  (Wald)  anpflanzen  BGr.,  G.,  R.,  Steff  .Anpflanzen, 
zB.  ein  Grundstück  mit  Bäumen  bepflanzen'  BR.  In 
Egriz  hed-mu«  a-fäh"  Wald  a.  Bärnd.  1908  (BGr.). 
,Es  werden  nicht  bloss  die  durch  Kahlschlag  ent- 
standenen Lerrüm  oder  Blüttent"  zu  vorschrifts- 
gemässem  Ersatz  a"g'setzt,  mittelst  Tanndleni  setze", 
tänndl(en)e"  neu  bewaldet.'  ebd.  1911  (BG.).  —  c)  Essich 
(-ig),  Tinte",  Spirituosen  (Kunstwein,  Johannisbeer- 
wein, verschiedene  Arten  von  Branntwein  wie  Kirsch-, 
Nusswasser,  Lilien-,  Holunderschnaps)  a.,  bereiten, 
indem  man  eine  Flüssigkeit  (Wasser,  Branntwein)  an 
den  betr.  lösbaren  Stoff  (zB.  Tintenpulver)  schüttet 
und  das  Ganze  bis  zur  völligen  Durchdringung  stehen 
lässt  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Sch;  S;  Th;  Z.  Wi"  a., 
durch  Aufschütten  von  Wasser  auf  die  Treber  ZS.  S. 
noch  Bd  I  529/30;  Chds-Lab  (Bd  III  952).  -  d)  (einem 
Mädchen  den  Zopf)  a.,  ,anfangen',  zu  flechten  beginnen, 
ZRuss.,  Walt.  Chumm,  tue-mer  a.!  Du  häst-mer  z'härt 
(z'lugg)  a"g'setzt  ZRuss.  —  4.  Jmd  durch  Borgen  be- 
trüge n,  durch  betrügerisches  Borgen  schädigen.prellen 
Gl;  L;  GT.  (ÜBrägg.  1780);  Th  (Pup.),  ,Jmd  zu  Etw. 
verleiten  und  dann  im  Schaden  od.  in  der  Verlegenheit 
sitzen  lassen,  betrügerisch  hintergehen'  Arf  (TTobler), 
,da  und  dort  kleine  Schuldposten  auflaufen  lassen'  ZO. ; 
Syn.  vers.  Er  hed-en  a"g'setzt.  .Mornends  hat  sy  [die 
Wirtin]  erst  den  betrug  und  wie  N.  sy  angsetzt,  funden.' 
1530,  Z  RB.  ,Mich  lust  als  wol,  dir  den  grind  ze  er- 
nissen,  dass  du  kein  wirt  me  satztest  an.'  Salat  1537. 
,N.  hett  wider  angefangen  die  lüt  a.  und  stälen.' 
UMey.  Chr.  1540/73.  ,Ist  erkennt,  das  er  die  biderben 
lüt,  so  er  allenthalben  angsetzt  hat,  in  14  tagen  den 
nechsten  widerumb  entriegen  und  sy  dermass  ent- 
heben und  benüegig  machen  solle,  das  sy  clagens  ent- 
prosten sin  mögint.'  1541,  Z  RB.  ,N.  tet  sich  us,  als 
war  er  ein  Pfyffer  von  Lucern  oder  ein  Lussi  von 
Underwalden;  under  dem  sehyn  satzt  er  vil  lüten  an.' 
JHaller  1550/73.  .Einen  a.,  verfüeren,  betriegen, 
inducere  aliquem.'  Fris. ;  Mal.  ,Er  [der  Teufel]  tuot 
wie  einer,  der  den  anderen  a.  wil,  der  haltet  im  etliche 
mal  dapfer  und  redlich,  bezalt  in  uff  zil  und  tag, 
wie  ers  im  verheissen  hat,  dass  er  hernach  ein  grosse 
summa  gelt  von  im  überkommen  und  in  drumb  bringen 
möge.'  LLav.  1569;  , betriegen.'  1670.  ,Die  sich  in 
grosse  gältschulden  gesteckt,  viel  leuten  angesetzt,  galt 
und  gältswärts  aufgenommen.'  SHochh.  1591.  .Wer  die 
Leut  ansetzt  und  nicht  zu  bezahlen  hat,  wie  mit  Dem- 
selben zu  handeln.'  Gr  Kl.  LB.  .Dann  er  ein  heilloser 
elender  Tropf  ist  und  wo  er  die  Lüt  a.  kan,  es  kheins 
Wegs  underlasst.'  1643,  Z.  ,Dieweil  ...  vil  Leut  sich 
nützit  schämen,  bider  Leut  anzus.'  U  LB.  1609/1793. 
.Der  gedrängte  Mann,  so  obvermeldter  Gestalt  [durch 
Wucher]  angesetzt  worden.'  1637,  Bs  Rq.  .Solche 
untreue  Leute  [sind]  ganz  unverschämter  und  fräfner 
Weise  andern  ehrlichen  Leuten,  die  sie  angesetzt  und 
verlürstig  gemachet,  an  den  Augen  herum  gegangen.' 
ZMand.  1694;  ähnlich  Z  Gerichtsordn.  1715.  ,Ob  Je- 
mand Biderbeleut  ansetzte  und  mehr  schuldig  wäre, 
als  er  zu  bezahlen  hätte.'  L  StR,  1706/65.     Mit  Adv. 


,Wer  einen  Andern  betriegerisch  ansetzt,  soll  bestraft 
werden.'  Gl  LB.  1835.  ,[N.  habe]  biderb  lüt  in  köuffen 
und  anderm  gfarlicher  und  betruglicher  wyss  angesetzt.' 
1570,  Z  RM.  .Welche  [Tuch-]Wahr  aussgespannet, 
auch  weder  genezt  noch  bereitet  und  auch  also  im 
Land  dibitirt  werde,  dadurch  der  gemeine  Mann  merk- 
lich angesezt  wird.'  1679,  Z.  ,Er  hat  mich  wüst  an- 
gesezt.illeturpissime  medeeepit,  fefellit.mihi  imposuit.' 
Hosp.  .Nachdem  N.  verschiedene  Leute  betruglich  an- 
gesetzet  . . .'  1783,  aZoll.  1899.  .Einen  umb  etw.  a.' 
,[N.  habe]  den  wirt  umb  ein  ürten  angesetzt.'  1561, 
Z  RB.  .[Dass]  vil  biderben  lüten  gefarlich  umb  das 
ir  angesetzt,  das  ir  nachwerz  gar  verlieren.'  1566,  Z. 
,Des  pfarrers  son  zuo  Küssnacht  habe  er  umb  einen 
guldin,  den  ime  derselb  geliehen  ...  angesetzt.'  1591, 
Z  RB.  Einen  .mit,  bi  etw.  a.'  .Als  N.  umb  etlich 
betrug,  damit  er  biderblüt  hat  angesetzt,  in  unser 
gfengknus  ist  komen.'  1510,  Z.  ,N.  hat  ein  schuo- 
macher  beredt,  im  16  oder  18  batzen  zuo  liehen  und 
den  guoten  mann  ouch  also  mit  disem  betrug  angesetzt.' 
1530,  Z  RB.  ,Die  wagmeisterin  zuo  StGallen  habe  er 
umb  25  guot  batzen  by  muossmäl  angesetzt,  aber  iro 
bisshar  dheinen  willen  darfür  gemacht.'  1588,  ebd. 
,A.  ehrlich  Leut  mit  unnötigen  Keuffen  oder  sonsten 
verbotten.'  GrD.  LB.  , [Viele  geben  darauf  aus]  mit 
Geldaufbrechen,  mit  Entlehnen  und  Einziehen  [usw.] 
Andere  gefahrlicher  und  schandtlicher  Weis  anzus. 
und  des  Ihrigen  zu  berauben.'  Z  Mand.  1669.  .Damit 
künftighin  mit  falschen  und  unnüzen  Brieffen  man  desto 
minder  angesezet  werde  ...'  Z  Gerichtsordn.  1715.  ,A. 
und  betriegen'  uä.  ,üas  N.  . . .  ine  hiemit  angesetzt, 
beschissen  und  betrogen  habe.'  1530,  Z  RB.  .Des  orts 
redt  er  [Augustin]  gar  nit  von  dem  liegen,  mit  dem 
einer  iemand  zuo  betriegen  oder  anzes.  gesinnet  ist.' 
Vad.  ,[N.  hat]  biderb  lüt  wüssentlich  angesetzt,  über- 
füert  und  betrogen.'  1560,  Z  RB.  ,So  er  iemant  an- 
satzte,  betrüge  oder  dings  koufte,  das  er  nit  zuo  be- 
zalen  bette.'  1573,  Obw.  ,[N.  hat]  etlich  wirt  angesetzt 
und  beschissen.'  1577,  ZGrün.  ,Die,  so  niemants  be- 
triegend  und  ansetzend.'  SHochh.  1591.  .Nachdem  eine 
Zeit  hero  sich  leider  vilmals  begeben,  dass  etliche  Leut 
im  Schein  Trauwen  und  Glaubens  Geldt  und  Wahren 
von  andern  gutherzigen  gefahrlicher  betrieglicher 
Weise  aufgebracht  und  genommen  und  selbige  schand- 
lich hinderführt,  angesetzt  und  betrogen.'  1609,  Bs  Rq. 
.Dardurch  ehrliche  Lüt  übel  hinderführt  und  angesetzt 
werden  könnten.'  1621,  Z.  .Ehrlich  Leut  schandlich 
a.,  betriegen,  vervorteilen.'  FWyss  1673.  ,Husierer 
und  landstreiebende  Krämer  haben  ehrliche  Leut  vil- 
mahlen  betrogen  und  übel  angesetzt.'  Z  Mand.  1701; 
ähnl.  1737.  .Andere  Leut  mit  Brief  und  Siglen  ... 
a.  und  betriegen.*  Z  Gerichtsordn.  1715.  Keil.,  sich 
täuschen.  .Unter  uns  gibet  es  Leut,  die  dissfahls  (näm- 
lich in  törichten  Begriffen  über  Das,  was  Glauben 
heisse)  sich  kläglich  ansetzen.'  JJUlr.  1718.  —  an- 
setzend: 1.  entspr.  ansetzen  3a x,  eindringlich.  .Be- 
mühe dich,  keine  äusserliche  Gnadenmittel  zu  ver- 
säumen, scharfe  a-e  Bücher  zu  lesen,  ernstliche  und 
untersuchende  Predigen  zu  hören.'  JJUlr.  1718.  — 
2.  entspr.  ansetzen  2b;  s.  Sp.  1656.  —  an-ge-setzt: 
1.  entspr.  ansetzen  1  b  b.  ,So  haben  wir  einen  an- 
gesalzten tag  gen  Löuk  genomen.'  1475,  BSi.  Rq.  1912. 
,Uff  hüt  siner  dato  als  den  andern  verzwigkten  und 
angesagten  rechttag.'  1527/9,  Z  RB.  ,Bis  uf  ein  an- 
gesalzten tag  gen  Baden.'  JHallkr  1550/73.    ,Ua  wir 


105!' 


Saz,  sez,  siz,  soz, 


lljl.il» 


ein  soliches  uff  angesetzten  gwalt  ze  bringen  nit 
wellend  ermanglen.'  1590,  Gl.  —  2.  entspr.  ansetzen  2. 
a)  (von  einer  Krankheit)  angegriffen.  ,Das  vilbemelt 
Koss  haubtrnördig  gsyn,  an  Lungen  und  Labern  ver- 
derbt und  a.  und  hiernit  ein  langer,  angestandner 
Schaden  gehebt.'  1620,  UStütz  1912.  -  b)  was  be- 
gonnen hat.  Mit  Adv.  ,Ein  streng  a-er  Zorn.'  1709,  Z. 
.Die   tödtlich  a-e  Schweinsucht.'  aMittelbcch  (Dan.). 

—  3.  entspr.  ansetzen  3  b.  Früsch  a"g'setzter  Wald 
BSteff.  —  Mhd.  anwetzen  in  Bed.  1  -  3  ;  vgl.  Gr.  WB.  I  459  f. ; 
Sanders  II  1083  f.;  Fischer  I  260  f.;  Martin-Lienh.  II  382; 
ÜDger-KhuIl  25.  Die  auch  bair.  Bed.  i  dürfte  von  1  aus- 
gehen. Einen  unklaren  Beleg  (1438,  ZWth.)  s.  Bd  V  930  u.; 
=  anfangen?  —  Au-setzer  m.:  1.  auch  A"setzeri"  f., 
wer  in  'einer  Baumwollspinnerei  die  (gebrochenen) 
Fäden  zszudrehen  hat  Z;  Syn.  Ansetz-Bueb  (BdIV940). 
,NN.,  Ansetzer,  von  Höri.'  Z  Amtsbl.  1905.  —  2.  im 
Dim.  A'setzerli,  =  Hals-Brisli  (Bd  V  790);  Biemli  (BdVI 
909)  S  (Dan.).  —  a"-setzig:  1.  (in  Geldsachen)  be- 
trügerisch. ,Were  dann  sach,  das  ein  solliche  bösse 
a-e  person,  die  vorhin  byderblüt  hinderfiiert  und  be- 
trogen, sich  mit  nüthaben  schirmen  weite  ...'  ZWülfl. 
Herrschaftsr.  1585.  —  2.  zudringlich,  zutäppisch  WVt. 

—  An-setzung  f.  ,[N.  habe]  den  Steuermeister  mit 
öfterer  A.  der  blossen  Wehr  auf  die  Brust  zu  lenden 
bezwingen  wollen.'  1642,  Z. 

hind(en)-an-;  s.  hin-danns.  —  dar -an-:  an- 
dringen, drauflos  gehen.  ,Sich  nur,  dass  dich  nit  er- 
schlage mit  seim  Brügel  der  Wildman  [im  Bündner 
Wappen]  . . .  Hüet  dich,  ersetzt  dapfer  dran.'  1664, 
Lied. 

i°-:  wesentl.  wie  nhd.  einsetzen.  1.  entspr.  setzen  1 
und  2.  a)  Einen  in  ein  Amt,  Recht  udgl.  einsetzen; 
bes.  vom  Antritt  des  Pfarramtes  (so  B;  GT.;  Th;  Z). 
,Ein  Rüschegger  Pfarrer  erhielt  von  einem  Bettler  den 
Bescheid:  AU  u"d  Gros'att  u"d  der  Äniatt  u"d  der 
Uräniatt  ha2"  ock  g'hü2sche".  We""  der  lieb  Gott  Das 
nid  hätti  wolle",  er  hättisi  nid  i"  de"  Stannd  i"g'setzt.' 
Barnd.  1911  (BG.).  .[Kardinal  Schinner]  seite  im  darbi 
zuo  ...  60  franken  zuo  jerlicher  pension,  die  im  der 
herzog  [Sforza]  gen  söite,  wenn  er  [Sf.]  ingesetzt  wurde.' 
1512/4,  Z.  ,Widerumb  eins.,  widerumb  begnaden  und 
in  sein  stand  und  wirde  verordnen,  restituere  aliquem.' 
Fris.;  Mal.  .Einen  in  ein  Amt  eins.,  aliquem  initiari 
muneri,  in  munus  inducere.'  Hosp.  S.  noch  Insatz 
(Sp.1541);  w/'-s.5,a(Sp.l647).  ImGegs.zu,üs-s.'  ,[Papst 
Alexander  befahl  seinem  Sohn]  die  herren,  in  S.Peters 
erb  von  sinen  vorfaren  ingesezt,  von  wegen  dass,  der 
heiligen  kirchen  unghorsam,  lang  kein  tribut  geben 
hättid,  uszesetzen.'  Ansh.  ,[In  Genua]  die  vertribnen 
Adumen  in-  und  die  regierenden  Fregusen  uszesetzen.' 
ebd.  ,[Als  Herzog  Ulrich  von  Württemberg  die  Hilfe 
der  aufständischen  Bauern  nachsuchte]  schruwend  und 
sagten  [sie],  si  wärid  nit  uf,  herren  in-,  sunder  us- 
zesetzen.' ebd.  Mit  Gen.  S.,  Jmd  in  Besitz  einer  Sache 
setzen:  ,Zuom  2.,  dass  ein  stat  Bern  alles  entwertens 
und  entsetztens  wider  gewert  und  ingesezt  werde.' 
Ansh.  Refl.  Sich  in  den  Besitz  eines  Gebietes  setzen. 
,Diewil  sy  [Die  von  F]  . . .  über  recht  pieten  sich 
ingesetzt,'  nämlich  in  den  Besitz  zweier  Herrschaften. 
1553,  BRM.  —  b)  Einen  gefangen  setzen.  .Dass  die 
missetäter  biswylen  uf  vil  tagreis  wyt  geschleikt  und 
yngesetzt  werdind.'  Mal.  1593.  ,Also  ist  aufgestanden 
Zedekia,  der  König  Juda,  und  hat  Jeremiam  eins, 
lassen,   da   er   der  Statt   Jerusalem   propheeeiet   hat, 


dass  Gott  sie  geben  werde  in  die  Hände  des  Königs 
zu  Babel.'  FWyss  1672.  ,Ist  der  Pfenningschaffner, 
wegen  weil  er  alle  Sonntag  in  dem  Kloster  dem 
Trinken  abwartet,  allhier  in  die  chorgerichtliche  Ge- 
fangenschaft, das  alsogenannte  Rüebloch  neben  der 
Kirche,  3  Stunden  lang  eingesetzt  worden.'  1678,  B 
Roggw.  (Glur).  .Einen  in  Gefängnuss  eins.'  Hosp. 
.Den  3.  Juli  hat  der  Schnider  T.  seine  Brut,  die  er 
in  der  Pfary  Cham  angetroffen,  ous  Befelch  Herren 
Statthalters,  weil  Herr  Ammann  nit  bei  Haus,  eins, 
lassen,  welche  bis  den  3.  Äugst  auffbehalten  . . .  wor- 
den.' 1730,  Zg  Brief.  ,Wann  der  Schuldner  könnte 
ergriffen  werden,  solle  Selbiger  ohnverzüglich  der 
Gefangenschaft  [1]  eingesetzt  werden.'  Sch  Auffahls- 
ordn.  1773.  , Zwei  Weber,  die,  als  Contrebandiers  aus 
dem  benachbarten  Fürstentum  mit  verbotener  Tuch- 
waare   ergriffen,   eingesezt  worden.'   HPest.  1787.   — 

c)  Einen  ansiedeln,  ihm  Wohnung  geben.  ,Wer  ein 
Frömbden  ohn  unsseren  Herren  Wüssen  undt  Willen 
insezt  und  behusset,  der  gibt  20  Gl.  ze  Buess.'  LAns. 
S.  noch  Ge-brüet  (Bd  V  1011).  Hieher  (V):  .Meinem 
Bruder  war  seine  brave  Frau  kürzlich  gestorben;  sie 
hatte  ihn  gut  eingesetzt  [vgl.:  Er  hat  nur  chönnen ine"- 
sitze"?];  sie  liebten  sich  mit  ganzer  Liebe.'  AGrob 
1832.  Refl.  .Welcher  frömdt  sich  in  unser  landt  wyl 
husshablich  i.'  Ndw  LB.  ,So  lychendt  myn  h.  imrae 
[einem  Apotheker]  uss  der  statt  seckel,  damit  er  sich 
desto    bass    ingesetzen    möge,    300   Gl.'    1598,   L.  — 

d)  festsetzen,  bestimmen.  ,Wer  ouch  obs  veil  haben 
wil,  der  sol  daz  recht  geben,  und  wie  er  ein  viertel  git, 
dar  nach  sol  er  du  andern  mes  ouch  i.'  1359,  Z  StB. 
Eine  Verordnung,  Institution  ,i.'  ,Do  Christus  satzt 
das  pott  yn.'  Eckst.  1525  (Klag).  —  e)  mit  Dat.  P., 
Einen  in  den  Besitz  von  Etw.  einsetzen.  ,Von  wägen 
Oron,  so  inen  [den  Freiburgern]  ingesetzt.'  1553, 
BRM.  —  2.  entspr.  setzen 3.  a)  (Zugtiere)  einspannen 
SoHSt.  (Sulger);  Tu;  Gegs.  üss.  ,Zuodem  so  bette  er 
ouch  allein  einen  pfluog  im  veld,  und  so  bald  er  einen 
zng  ussatzte  und  uf  ire  allmenten  schlüege,  so  neme 
er  den  andern  zug  darab  und  satzte  den  andern  in, 
das  ein  gemeind  treffenlich  beschwere.,  1549,  Z.  ,Das 
Viehe  eins.,  unter  das  Joch  tun,  iumenta  mittere  sub 
iugum,  iugum  imponere  iumentis.'  Hosp.;  mit  ähn- 
licher Def.  bei  Denzl.  1677.  1716.  —  b)  mit  Sach- 
obj.  ,Eins.,  hineintuon,  adiudere,  imponere;  zwüschend 
eins.,  darzwüschend  legen,  interponere.'  Fris.;  Mal. 
a)  eine  Pflanze  ins  Geschirr,  in  den  Erdboden  B; 
Th;  Z  und  weiterhin.  ,Assero,  etwarzuo  säyen  und 
pflanzen  oder  eins.;  eins.,  einzweien,  inserere.'  Fris.; 
Mal.  Eine  Pflanze  mit  Etw.  i.,  als  Hülle,  zB.  en 
Bomm  mit  Mist  l.  Th  und  weiterhin.  RA.  D' Auge" 
sind-em  mit  Bäbe"mäuchli  (Sch),  Anke"milch  (s.  Bd 
IV  201),  Öpfehmies  (oO.)  i"g'setzt,  er  ist  blind  zB. 
vor  Verliebtheit.  ,Es  war,  als  seien  ihm  die  Augen 
wie  mit  Räbe"mäuchli  eingesetzt.'  Sch  Pilger  1896. 
,So  viele  kluge  Menschen,  denen  die  Augen  so  wenig 
als  Anderen  mit  Butter  eingesetzt  sind.'  JJL'lr.  L731. 
—  ß)  am  menschlichen  Körper.  (Neu)  ZäfndJ  i.  lä", 
sich  ein  Gebiss  machen  lassen,  allg.  Mi"  Mäteli  hed 
Ze"li  so  wiss  wie  de"  Sehne,  sönd  allsamm  ig'set:t, 
dromm  tued-em  kann  we.  ApVL.  1903.  E"  Bückli, 
d'  Bückli  i.  BsTherw.;  vgl.  Bd  VI  863.  -  y)  de"  Flueg 
i,  um  mit  Pflügen  zu  beginnen  BE.  (Bärnd.  1904). 
,  Wen"-er  einist  der  Flueg  i"setzt,  so  gi''t  's  de""  grad 
t"  teitf/i  Furche",  er  macht  nichts  halb,  führt,  was  er 


1661 


S;iz 


sez. 


einuial   angefangen,   gründlich   durcli.'  ebd.     Vgl.  c  ß. 

—  i)  en  VhrSzstock,  e"  Schiben  i.  wohl  allg.  Wie 
machi"d  's  denn  die  Glaser?  So  machi'd  si  's:  si  sel:i"d 
en  aiti  Schiben  i"  and  sägi'd,  es  sei  e"  neui  g'si".  Ap 
VL.  1903.  ,36  gross  Tafelglas  eins,  in  Kütt.'  1837/8, 
ZBaurechn.  —  e)  en  Biete,  d' Bäten  ».;  s.  Bd  V  264 
u.  265  u.;  Bd  VI  1796.  In  der  Weberei,  den  einge- 
zogenen Zettel  im  Tuchbaum  befestigen,  indem  man 
kleine  Abteilungen  des  Zettels  (1—2  Zoll  breit)  zs- 
knüpft  und  mit  durchgezogenen  Schnüren  an  das  Baum- 
steckli  befestigt  Z.  —  Q  Kalk,  Ziegel  in  den  Ofen  »., 
zum  Brennen  Bs;  ScaSt.;  Th.  En  Brand  i.  Meist  abs. 
Mer  wend  di  nächst  Wochen  i.  ThMü.  Der  Ziegler  in  der 
Stadt  soll  ohne  die  Bewilligung  des  Baumeisters  nicht 
über  13  Fuder  Kalk  und  der  zu  Hofstetten  nicht  über 
20  Fuder  ,zuo  ainem  brand  ins.'  1520,  Sch  Chr.  Metall, 
bes.  Münzen  ,i.  und  brennen'  (s.  Vierdeling  Bd  I  996; 
auch  1425,  Absch.),  ,versuochen'  oä.;  Syn.  üf-s.  ,Uaz 
die  selben  versuocher,  welichen  daz  dann  ie  entpfolt 
wirt,  einem  unserm  münzmeister  nit  mer  geltes,  daz 
sy  dann  gewerket  hand  unz  an  daz  malen,  ins.  und 
versuochen  sullen  zuo  einem  mal  dann  fünfzig  march.' 
1425,  Absch.  ,Mer  soll  dheiner  kein  silber  i.  oder  im 
für  beweren,  dann  der  münzmeister,  die  wechslere 
und  die  goldschmyd  zu  irem  hantwerk.'  XVI.,  Bs  ÜB. 

—  Y|)  Gewächse  (zB.  Kohl,  Lauch,  Sellerie)  zum  Über- 
wintern in  den  Keller  verbringen  (Syn.  in-legen  Bd  III 
1182)  B  (Zyro),  auch  sie  zu  diesem  Zwecke  in  die 
Erde  eines  ungepflasterten  feuchten  Kellers  einsetzen 
BG.  (vgl.  a).  Magazinieren  (im  Hause).  ,Wer,  daz  ir 
deheiner  sin  anken,  den  er  an  dem  morgen  für  sich 
hat  gesetzet,  allen  nicht  möchte  verkouffen,  so  mag 
er  wol  den  übrigen  anken,  der  im  ungefarlich  vtere 
über  worden,  wider  i.  und  behalten  unz  ze  dem  nechsten 
markt.'  1418,  Z  StB.  ,Ouch  so  sol  nieman  vor  mittem 
tag  enheinen  anken  i.,  aber  darnach  mag  man  in  wol 
i.,  ob  er  nicht  verkouft  wirt,  als  vor  stat;  aber  darinn 
sint  gest  ussgelassen,  was  die  anken  uff  einen  tag  ze 
verkouffen  her  bringent,  das  ouch  die  selben  gest  inn 
uff  den  selben  tag  sullent  verkouffen  und  nicht  i.'  ebd. 

—  9-)  Etw.  i.,  zum  Pfand  geben  B;  L;  Th;  Ndw.  En  Ür, 
d'  Chleider,  en  Acher  i.  Drüf  chere'-si  bem  Rössli  i" 
und  setze"  's  Meitschis  Tschöpen  i".  ALGassmann  1906. 
Gäb-es  war  sig,  das'-si  vergange"  heige"  müesse"  d'  Für- 
sprützen  !.,  für  der  Müserlön  z'  zale"?  Loosli  1910. 
,Umb  das,  als  die  karrer  den  lüten  schiff  und  geschirr 
insetzend.'  1414,  B  StR.  ,NN.  habent  ingesetzt  5  silbrin 
becher,  ein  silbrin  Übergülten  frowengürtel,  ein  be- 
slagnen  köpf.'  1487,  AaB.  Gerichtb.  ,Wie  wol  er  im 
daz  also  zuo  bezalen  verheissen  und  den  win  wie 
vorstat  ingesetzt  bette  [bezahlte  er  nicht  und  verkaufte] 
darzuo  den  ingesetzten  win.'  1487,  Z  RB.  ,Von  pfen- 
deren.  . . .  Des  selben  glichen  mag  einer  vor  einem 
landsammann  ouch  tuou  und  i.  als  wol  als  vor  dem 
landsweibel.'  Ndw  LB.  .Denen,  so  in  der  gemeind 
Schöffeistorf  und  überweningen  sesshaft  sind,  ist  be- 
williget, iro  eignen  höf  und  güeter  gen  Baden  umb 
800  gl.  inzuos.  und  zuo  verschriben.'  1568,  Z  RM. 
,Wellicher  Einem  Pfand  an  unsers  Schultheissen  und 
unsers  Stattschrybers  Hand  insetzt.'  1607,  AaL.  StR.; 
ähnl.  1612,  AABremg.  StR.  ,Eins.,  verpfänden,  dare 
pignus,  opponere  pignori.'  Hosp.  S.  noch  Bd  II  1234  o.j 
Bd  V  1137  u.  1138  o.  1143  o.;  Sp.  1521  o.  Etw.  ,zum 
(under)pfand  i.'  ,So  hand  wir  im  zuo  einem  rechten 
habenden  underpfand  ingesetzt  ...'  1480,  Z.    .Alsdann 


N.  ...  daz  [Haus,  Stall  und  Garten]  zum  underpfand 
ingesetzt  hat.'  1487,  ebd.  ,Eins.  zuo  einem  under- 
pfand, pignori  opponere,  oppignorare.'  Fris.;  Mal. 
,Sin  vatter  hette  im  ein  jucharten  reben  übergeben, 
dieselbig  weite  er  im  sampt  dem  pluomen  zuo  einem 
pfand  i.'  1579,  ZFlaach.  S.  noch  in-geben  (Bd  II  82); 
Sp.  183  u.  1583  u.  Mit  ,für.'  ,Das  etliche  güeter  und 
underpfand  für  fry  lidig  eigen  ingesetzt  und  ver- 
schriben, die  aber  vorhin  verkouft,  versetzt  und  so 
wyt  beladen,  damit  die  naebgänden  daran  nit  habent 
noch  versorgt  sint.'  1508,  B  StR.  .Dermassen  hat  N. 
sine  güeter  beladen  und  mengem  biderman  underpfand 
für  ledig  ingsetzt.'  1551,  Z.  , Das  er  etlichen  personell 
sine  güeter  für  fryge  ledige  underpfand  ingesetzt  und 
aber  die  vorhär  gegen  andern  lüten  ouch  als  under- 
pfand verschriben  gehept.'  1551,  Z  Rb. —  i)  im  Spiel 
den  Einsatz  leisten  B  und  weiterhin.  Han-i'h  verlöre" 
[beim  Spekulieren],  so  hei  's  g'heisse",  teer  Nilt  wägt, 
g'winni  Nüt,  ich  müess  me  i.,  für  dem  Schade"  wider 
Vz'cho".  RIscher  1903.  —  x)  eintragen,  buchen. 
.[Kläger:]  Wie  oder  wormit  das  [unterschlagene]  Salz 
in  Richtigkeit  zu  Zug  [ins  Sustbuch]  yngesetzt,  hringi 
der  Glanz  der  Warheit  mit'  1618,  ZHorg.  —  X)  in 
eine  schriftliche  Darstellung  einfügen,  es  ihr  beigeben; 
s.  Bd  I  901  o.  —  C)  intr.  a)  (militärisch)  einsetzen, 
eingreifen.  ,Lucern  hat  am  dapferisten  yngsetzt  [in 
der  Schlacht].'  RCys.  —  ß)  wie  nhd.  einsetzen,  ein- 
fallen, beim  Singen,  Sprechen  usw.  Aa;  B;  S;  Th;  Z 
und  sonst.  Ber  Pass  het  z'  spH  i"g'setzt  BG.  Dencile" 
hei  der  Schacherseppi  der  Akkord  a"g'ge",  aber  der  Thedor 
het  nit  ivellen  i.  JReinh.  1907.  Wie  der  Blieb  l"setzt,  wie 
's  nes  böses  Jör  sig  und  wie-n-er  nit  wüss,  wo  der  Zeis 
herne" ...  dö  het-er  [der  Zinsherr]  no'h  grusliger  'tö" : 
wie  's  tär  sig  i"  der  Stadt  [usw.].  ebd.  Mit  Adv.  ,Er  hat 
schlimm  angefangen,  wie  solte  er  wol  geendet  haben V 
Er  hat  schlimm  eingesezt,  wie  solte  er  wol  gefahren 
sein?  Mali  prineipii  malus  flnis.'  Mey.  1092.  ,Ja  gehet 
hin  und  setzet  änderst  ein  in  euerer  Haushaltung.'  JMey. 
1694.  Von  Vorgängen.  Wann  nüd  ...  es  LandregeK 
i"g'setzt  hett  ...  CStreifp  1908  (GlM.).  Doch  het  der 
G' witterrege"  noch nidz' g'rechtemi"g'setztg'ha".  RvTavel 
1910.  Wo-n-es  früsches  Cherli  i'setzt  [beim  Tanzen], 
schrisst's  [das  Mädchen] -Me"  neben  ume"  mit  G'walt 
u"''  gumpet  mit-im  derro".  SGfeller  1911.  —  i"-ge- 
setzt:  1.  mit  Einsatz  (Stickerei)  versehen  BG.  /. 
si"-si  [die  Hemden]  am  Hahbriseli.  Barnd.  1911  (BG.). 
—  2.  angesetzt  gewicht';  vgl.  Iii-satz  1  bf  (Sp.  1542)? 
Nach  Seg.  =  , Zivilgewicht.'  ,Das  man  alle  gewicht 
vechten  sol  und  welche  gewicht  recht  funden  wirt,  es 
sy  angesetzt  gewicht  oder  markgewicht  oder  welher  leie 
gewicht  daz  sye,  das  nach  unser  statt  gewicht  und 
nach  dem  grossen  pfund  swer  gnuog  ist,  das  man  die 
sol  lassen  bliben.'  1431,  L  (Seg.).  —  tn-setzung  f.: 

1.  =  In-satzing  3.     ,Von    Y.   der    mess.'    Zwingli.   — 

2.  =  In-satzing  3  a.  ,Uff  ein  erber  zimlich  bezalung 
und  i.  des  landes  [wurden  Karl  dem  Kühnen  76  000 
Gulden  geliehen].'  NRüsch.  —  Mhd.  mmfzen;  Tgl.  Gr. 
WB.  III  292/4;  Sanders  II  10S.J;  Sehm.  2  II  344  ;  Fischer 
II  646  f.;  Martin-Lienh.  II  383. 

i(n)en-,  ,inhin-,  inher-':  \.  =  in-s.lc.  ,Wer  liauss- 
leut  hinder  der  gstift  inhinsetzt,  soll  fünf  pfund  ze 
buoss  gäben.'  1573,  ZSchwam.  .Wenn  einer  syn  huss 
und  heimb  gegen  einem  andern,  der  usserthalb  der 
gmeind  were,  verkoufte  und  also  einen  andern  inher- 
satzte,   der   solle    nit   allein   syn   dorfrecht  alda  ver- 


1063 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1604 


würkt  haben,  sonders  uss  der  gmeind  züchen.'  1586, 
ZAuslikon;  ähnl.  noch  mehrfach  in  den  Z  Rq.  S.  auch 
Sp.  1353  M.  —  2.  =  ins.  2b.  Iez  hasch  d'  Bömtn 
ine"g'setzt  und  lösch-s'  g'ad  goge"  verturste",  du  küm- 
merst dich  nicht  mehr  um  Das,  was  du  angefangen 
hast  G.  's  Pumperlüsis  Freni  e"  nü'ce"  Eifehand  i. 
ScHwBr.  Bartlispiel.  En  Bletz,  e"  Rute-,  es  Stuck,  en 
neuen  Ermel  L;  s.  Bd  V  264  u.;  Bd  VI  1796;  Sp.  1172. 
.Gesichten  i.';  s.  Sp.  257.  —  i,,hi,,-gesetzt:  =  in-ge- 
setzt  1.  D'  Ermle"  si"  öni  Rü'tleni,  aber  derfür  mit 
Güsseie"  i.  Bärnd.  1911  (BG.). 

under-:  wesentl.  wie  nhd.  ,U.,  subdere,  admini- 
culare,  suffulcire,  substituere,  supponere.'  Fris.;  Mal. 
a)  trennb.,  Etw.  (unter  etw.  Andres)  setzen.  Zuerst 
muess-me"  d'  Eggsteinn  (under-)setze",  beim  Bau  eines 
Stalles  GRTschapp.  Mit  Dat.  ,Man  sol  iro  [der  auf- 
gehängten Schlange]  ein  Gschir  noch  bim  Mund  mit 
frischem  Wasser  u.'  RCys.  —  b)  untrennb.,  gleich- 
bed.  mit  Objektsvertauschung;  vgl.  u. -legen  (Bd  III 
1185).  a)  eig.  Der  Imt  [Bienenstock]  u.  BoE.  Der 
isch  e"  schicäre;  de"  s&t-me"  schier  u.  Auch  als 
Scherz,  den  man  sich  mit  einem  Neuling  erlaubt: 
Die  Teilnehmer  am  , Spiel'  kauern  als  Bienenstöcke 
am  Boden  und  werden  von  Bauer  und  Bäuerin  durch 
Heben  darauf  geprüft,  ob  sie  .untersetzt'  werden 
müssen;  der  Neuling,  bei  dem  dies  nötig  befunden 
wird,  wird  in  ein  heimlich  bereit  gehaltenes  gefülltes 
Waschbecken  praktiziert  BoE.  In  der  Fischerei;  s. 
Sp.  478  u.  Einer  Henne  Eier  unterlegen  GRObS.  Da- 
zwischen, in  Abständen  besetzen:  ,Halsbettin  ...  mit 
silbernen  Bollen  undersetzet';  s.  Bd  IV  1835  o.  — 
ß)  übergehend  in  die  Bed.  (unter)stützen.  Im  Holz- 
und  Steinbau  ZKn.;  Syn.  u.-faren  2 a  (Bd  I  895). 
,Fritag  fiengend  sü  das  sloss  [an]  zuo  graben  und  u.' 
1449,  Bs  Chr.  ,Wie  aber  der  tachstuol  gmachet  was, 
do  mochtend  die  muren  usserhalb  des  chors  nunz 
tragen  und  warend  so  gar  von  der  brunst  geschedigt, 
dass  si  vielend  und  man  das  tachwerch  mit  hülzinen 
sülen  muosst  u.'  Vad.  .Buwherr  und  Nachschouwer 
sollend  gwalt  han,  denen  zun  Schifflüten  ir  huss  ze  u.' 
1563,  BKM.  S.  noch  Bd  VI  1337  u.  Von  Personen. 
,D*amit  der  Gassenbättel  vertriben,  hingegen  die 
würdigen  Armen  in  ihrer  Armut  hilflich  undersetzt 
werden  mögen.'  Z  Mand.  1665.  —  under-setzt: 
a)  daruntergesetzt.  Im  hintere"  untersetztem  Dato. 
ScewBr.  Bartlispiel  1829.  ,Auf  heut  untersetzten  Dato.' 
1729,  AaB.  StR.  ,An  der  baufälligen,  alten  Mauren, 
die  dem  [Grab-]Stein  noch  undersezet  und  nur  circa 
ein  Schuh   von  der  Erd   erhöchet  ist.'   Sererb.  1742. 

—  b)  gestützt  (von  Mauern  uä.).  .Undersetzt,  suft'ul- 
tus.'  Fris.;  Mal.  ,Disses  Haus  samt  daran  stossender 
Scheuer  ist  65  Schuh  laug  und  50  Schue  breit,  auch 
gar  hoch,  der  obere  Schilt  oder  Gibel,  welcher 
untersetzet,  um  vil  auch  überstehet  die  langen  Seiten 
des  Hausses  ...  ist  faul.'  1726,  Z.  In  geistigem 
Sinne.  ,Darumb  füeg  ich  allen  brüederen  in  Christo 
Jesu  ze  wissen,  das  ich  den  artikel  mit  vestem  grund 
der  geschrift  undersetzt  ussgeben  hab.'  Zwingli.  — 
C)  untersetzt,  vom  Körperbau  Aa;  B;  S;  Th  und 
weiterhin.  ,Ein  untersetzter  Mann  mit  breitem  Ge- 
sicht.' Gottu.  ,Eine  lange  untersetzte  Gestalt.'  Addrich 
1877.  ,Wol  u.':  ,Die  Wildner  [sind]  ins  gemein  die 
schönsten  Leut  des  Landes,  frisch,  gesund,  stark,  wohl 
undersezt,  von  rötlichtem  zarten  Geblüt.'  Sererh.  1742. 

—  d)    bemittelt,    wohlhabend    B;    Gl   (JHefti);  Syn. 


hinder-setzt.  En  u-i  Püre"tächter  B.  Der  Hinder- 
bode"pür  ist  jetzt  en  u-e"  Ma"",  wo  's  guet  ma-'  g'mache". 
RGrieb  1911.  ,Der  Bauer  Kunz  war  aus  einem  ge- 
plagten Schuldenbäuerlein  ein  wohl  untersetzter  Land- 
wirt geworden.'  B  Hink.  Bot  1902.  's  schünst  Meitli 
im  Dorf,  vu"  guet  u-e"  Püre'lüte*.  JHefti  1905.  — 
,Under-setzling  m.:  setzling,  setzholz,  saul,  ein  ge- 
beuw  zuo  understützen,  anteris.'  Fris.;  Mal.  ,Anteris, 
Setzholz,  U.,  Saulgewölb  zu  beiden  Seiten  eines  hohen 
Gebäus.'  Denzl.  1677.  1716.  Syn.  (Under-) Setzei  (Sp. 
1604).   —   Vgl.  Sauders  II   1087;  Schm.2II   345. 

e"t-,  in  Nnw  (1t  Matthys,  neben  e(n)t-)  und  nach 
einer  einzelnen  Angabe  von  Dan.  (s.  unter  3  a)  auch  in 
Z  ert-:  1.  a)  Etw.  oder  Jmd  von  seiner  Stelle  entfernen, 
a)  von  Sachen,  aus  der  (gehörigen)  Lage  bringen,  so 
zB.  einen  Stein,  ein  Gebäude  (bei  einem  Erdbeben) 
B  (Zyro),  .einen  in  der  Erde  steckenden  Pfahl  mit  Ge- 
walt heraustreiben'  S,  ,ein  wenig  bewegen,  einen  Stein, 
einen  Stock,  Baum  in  der  Wurzel'  WV.,  Zerm.  ,Die 
zwei  Brücken  wurden  [bei  Hochwasser]  von  der  Emme 
entsetzt  . . .  Wenn  Nachts  ein  Floss  an  eine  Brücke 
fährt,  zerschellt,  die  Brücke  entsetzt  ...'  N.  BKal. 
1844.  ,Sid  das  ist,  daz  wir  mit  grossem  costen  die 
sweli  in  der  Are,  mülinen  und  sagen  ...  gekouffet  und 
gebuwen  hant  und  sider  wüssentlichen  ist,  daz  leste 
über  die  sweli  ziechend,  dieselben  sweli  ergront,  ent- 
wegent  und  entsetzent,  [so  verordnen  wir]  daz  nieman 
schiff,  weidling  ...  über  die  sweli  ziechen  noch  füeren 
sol  [ohne  Erlaubniss].'  XV.,  B  StR.  „Entstammen 
(=  durch  Strammen  seiner  gehörigen  Beschaffenheit 
berauben,  aus  der  gehörigen  Lage  ziehen,  zB.  eine 
Ader)  LE."  E"  Nerve"  üfsprengge"  oder  e.  oder  e"t- 
stremme",  eine  Sehne  lähmen  BSi.  (ImOb.).  ,N.  brach 
den  linken  Schenkel  zweimal  entzwei,  die  linke  Achsel, 
auf  welche  er  gefallen,  entsetzt,  fiel  aber  nicht  zu 
todt.'  1645,  B.  ,Die  gall  e.':  ,Da  wo  das  geblüet  un- 
mässiglich  hinwegflüsst,  da  wirt  die  gall  erhitziget 
und  entsetzt,  wallet  uf  und  stygt  in  den  magen.'  Rüef 
1554.  Auch:  das  Kind  im  Mutterleib  e.  B  (Zyro). 
.[Die  Mutter  hatte]  in  einer  gemachten  Lustpartey 
durch  Tanzen  mich  in  ihrem  Leib  so  entsetzt,  dass 
ich  vast  in  Mutterleib  das  Leben  verlohren.'  Spectateur 
1734.  Uneig.,  (Ordnungen,  Gesetze  udgl.)  ausser  Kraft 
setzen,  für  ungültig  erklären;  in  der  Verbindung  .setzen 
und  e.'  ,L)ise  unsere  zemenhuffung  [die  zur  2.  Zürcher 
Disputation  Versammelten]  ...  nüt  setzen  noch  e.  [vel 
statuere  vel  negare.  RGualther]  undernimpt,  sunder 
allein  hören  wil,  was  in  gemelten  spänen  im  wort 
gottes  erfunden  werd.'  Zwingli.  Mit  verschwiegenem 
Obj.:  ,[In  einem  Streit  über  den  Bezug  der  , Fürleite' 
(s.  Bd  III  1495,  Bed.  3)  machen  die  Urner  geltend]  das 
solichs  von  alter  harkommen  . . .  und  [sie  seien]  von 
küngen  und  kaiseren  sovil  gefryet,  das  si  uff  sich 
selbs  setzen  oder  e.  mögen.'  1491,  Gfd.  —  ß)  von 
Personen,  bes.  Beamten,  =  ab-s.lda.  (Sp.  1632).  ,Wo 
ein  Schirmherr  ungepürlich  handelte,  dass  derselb  ent- 
setzt sin  und  an  sin  statt  ain  anderen  . . .  sölte  ge- 
ordnet werden.'  1521,  Absch.  (Sch).  ,So  sy  [Amts- 
personen] untrüwlich  und  usser  der  schnuor  Christi 
faren  wurdend,  mögend  sy  mit  Got  entsetzt  werden.' 
Zwingli.  ,Wie  möchte  doch  der  hochfertig  entcrist 
[der  Papst]  höher  stigen  und  den  demietigen  Cristum 
nidrer  setzen,  ja  e.!'  Ansh.  ,Das  man  sömliche  [Räte] 
entsatzte  alls  die  nitt  betrachtetend  der  statt  eer  und 
friden.'  HBdll.  1572.    S.  auch  rueicig  (Bd  VI  1904  o.); 


im;:. 


Ntz,  sez.  siz,  sii/. 


a& •*.  (Sp.  1633  o).  Oft  in  der  Verbindung  .setzen  und 
e.';  s.  Sp.  1607.  .Auch  .besetzen  und  e.';  vgl.  2  a. 
.[Herzog  Albrecht  soll  das  Kocht  haben]  ze  b.  und  e. 
sinen  amraann,  sinen  schultheissen,  sin  kelrampt  und 
alle  sinü  recht,  als  es  von  alter  harkomen  ist.'  1352, 
L  Friedebrief.  .Ein  meisterin  [Äbtissin]  zuo  welen, 
zuo  b.  oder  zuo  e.'  1453,  G.  .Unsere  Statt  Brugg  ist 
gefryet,  das  wir  ein  Schultheissen  und  die  Rät  mögend 
b.  und  e.  je  nach  Gestaltsame  der  Sachen  und  der 
Statt  Nutz  und  Ehr  ist.'  1622,  AABr.  StK.  —  b)  er- 
weitert durch  einen  (nur  gelegentlich  fehlenden)  Gen. 
der  Beziehung;  nur  mit  Acc.  P.  a)  Jmd  durch  Ver- 
fügung, Beschluss  (eines  Vorgesetzten,  einer  Behörde) 
eines  Amtes  entheben,  eines  Rechtes  verlustig  er- 
klären. .Das  N.  . . .  der  predicatur  zuo  Winte[r]tur, 
so  er  ettlich  jar  bar  versechen  ...  entsetzt  sy.'  1522, 
Vad.  ,Das  sy  [die  Schreiber]  dhein  ander  verschrybung, 
dann  wie  unsers  lands  bruch  ist  ...  machint,  sonst 
werde  der.  so  das  übertritt,  siner  kunst  entsetzt.'  1557, 
Z  EM.  ,Dea  ampts  berauben  und  e.,  ab  officio  tollere; 
des  radts  e.,  auss  dem  radt  stossen,  movere  senatu; 
seines  ampts  oder  wirde  entsetzt  werden,  die  stäg 
hinab  geworffen  werden,  dejici  de  gradu.'  Fris.;  Mal.; 
s.  auch  ab-s.  (Sp.  1633).  .Entsetzung  eines  edlen  zuo 
einem  unedlen,  wenn  man  einen  edelman  seines  adels 
entsetzt  und  widerumb  unedel  erkennt,  traductio  ad 
plebem  furibundi  hominis.'  ebd.  .Herr  apt  zuo  Ein- 
sidlen,  syn  lehenherr,  habe  ime  solliches  zetuond  ver- 
botten,  mit  vermeinung,  so  er  im  sinodo  alhie  er- 
scliyne,  welle  er  inue  der  pfruond  urlouben  und  e.' 
1572,  Z  RB.  ,Sind  sy  darinn  [an  dem  Orte,  wo  sie 
sich  arm  verheiraten]  anheimsch  und  geboren,  so 
sollen  sy  aber  den  iren  aufgebunden  sein  und  aber 
hienäbend  aller  gerechtigkeiten  nutzung  entsetzt  sein, 
so  lang,  biss  man  sehen  kan  . . .,  wie  sy  sich  erhalten 
können.'  SHochh.  1591/1693.  ,M.  gn.  H.  werden  Den- 
selben, so  die  [ehrenrührigen]  Reden  gebrucht  und 
des  kleinen  oder  grossen  Rats  were,  desselbigen  e. 
und  still  stellen,  die  Andern  aber,  syend  Burger 
oder  Hindersässen,  von  Ehr  und  Gwöhr  setzen.'  LAns. 
,Wo  ...  Einer  ald  der  Andere  wyters  ohne  Überwehr 
sich  befinden  wurde,  wollendt  myn  Herren  ein  Sol- 
lichen . . .,  so  lang  er  also  unbewehrt  ist,  aller  bürger- 
lichen Freiheiten  genzlichen  entsetzt  haben,  also 
dass  er  uff  den  Zünften  nützit  ze  mehren  nach  ze 
mindern  [haben  solle].'  1667,  Z.  S.  noch  Räts-Be-solding 
(Sp.  860  o.).  .Der  eren  e.'  .Einen  e.,  von  seinen  eeren 
stossen,  dimovere  de  dignitatis  gradu  vel  loco;  der 
grössten  eeren  e.,  detrahere  aliquem  de  ccelo;  seiner 
eeren  beraubt  oder  entsetzt,  von  eeren  gestossen, 
exectus  honore.'  Fris.;  Mal.  Spec.  mit  Bez.  auf  die 
bürgerliche  Ehrenfähigkeit,  ehrlos  erklären.  ,[N.  von 
Unterwaiden,  der  sich  in  fremdem  Dienste  in  der 
Schlacht  feige  benommen  hat]  sol  naachmalen  daa- 
heimen  (wie  ettlich  der  unseren  sagend)  der  eeren 
entsetzt  syn.  Dem  hand  sy  syn  eer  wider  gäben  ...' 
1560,  Brief  (JFabricius).  .Wiewol  N.  . . .  von  minen 
herren  meermalen  mit  dem  eid  uss  iren  grichten  und 
gebieten  verwissen,  ouch  siner  erren  und  gweers  stil- 
gestelt  und  entsetzt  worden  [hat  er  sich  doch  nicht 
gebessert].'  1571,  Z  RB.  Auch  mit  ,von'  statt  des 
Gen.;  s.  Bd  I  391  o.  —  ß)  Jmd  ein  Recht  auf  dem 
Rechtsweg  abstreiten;  oft  in  der  Verbindung  ,mit 
recht  e.'  Vgl.:  ,So  nun  unser  Eidgnosschaft  pünd 
und  gemeine  statt-  und  landsrecht  dargeben,  wes 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


iemand  under  in  in  gewerd  ist,  das  der  oder  die  des 
on  recht  nit  entsetzt  sollen  werden,  so  haben  wir  ...' 
1493,  AaK.  StR.  ,NN.  vermeinten,  dass  sy  den  weg 
durch  bemelt  guot  Brüel  gefaren  wären  von  alten 
zitten  ....  des  sy  Got  und  dem  rechten  trüwetten,  das 
er  [der  Eigentümer  des  Gutes]  sy  des  wegs  nit  e.  sölte, 
ir  alt  harkomen  recht  [!],  er  dätte  dan  witter  und 
bessers  dar,  dan  ier  alt  harkomen  recht.'  1512,  Arch. 
Jen.  ,So  haben  unser  herr  der  abt  und  convent  als 
die,  denen  Hallow  ...  zuogehört,  uns  von  Schaffhusen 
als  ir  und  irs  gottshus  Schirmherren  trungenlich  an- 
gerüeft  und  gebetten  inzuosehen,  damit  si  [in  dem 
Rechtsstreit]  irs  dort's  Hallow  nit  entsetzt  wurdint.' 
1521,  Absch.  ,So  yemants  ...  sollich  zins  ze  geben 
nit  schuldig  sin  vermeinen  wellen,  der  oder  die  selbigen 
mögen  die  zinshern  ...  mit  recht  luniemmen,  sy  irs 
besitzes  nit  cigents  gwalts,  sonder  mit  recht  e.'  1539, 
BsRq.  ,So  sy  [die  Städte  B,  F  und  S,  die  von  den 
VII  Orten  Anteil  an  den  Reisstrafen  im  Thurgau  ver- 
langen] begerent,  könnent  wir  inen  des  rechten  nit 
vorsyn,  und  diewyl  unser  herren  byshar  in  possess 
gewäsen  und  das  gemelt  gelt  hinder  unsrem  landtvogt 
im  Thurgöw  ligge  und  sy  unsre  herren  irer  gerechtig- 
keiten entsetzen,  wellen  wir  des  erwarten;  uff  das 
gemelter  dryer  stetten  gsanten  wyter  reden,  wie  das 
ire  herren  syt  dem  [15]22.  jar  har  in  possess  gewäsen 
und  mit  urtel  und  recht  das  [1.  .des']  nie  entsetzt,  so 
vermeinent  sy,  das  wir  von  den  syben  orten  sy  irer 
possess  und  grechtigkeiten  mit  recht  e.  söllent'  1548, 
Absch.  ,Das  N.  des  closters  inkommen  und  gefeil... 
nutzen  und  niessen  [möge],  bis  er  des  mit  recht  ent- 
setzt und  abtriben  [werde].'  1580,  Z  RM.  S.  noch 
db-s.  (Sp.  1634).  Im  Prozessverfahren.  .Des  eides  e.', 
die  Beweiskraft  des  von  der  Gegenpartei  geleisteten 
Eides  vernichten.  ,Wie  man  ein  sins  eides  e.  sol 
[Titel,  worauf  der  zweite  Beleg  aus  der  selben  Quelle 
Sp.49o.].'  Seg.  LStR.  XV./XVI.;  s.  auch  ebd.  S.41u. 
.Entsetzung  eines  eids:  So  einer  sich  zem  eid,  vor 
und  ee  im  der  zetuond  erkennt  wird,  erbütet  und  dann 
jemand  denselbigen  des  eids,  so  er  dann  tuot,  e. 
wollte,  das  soll  beschächen  mit  zweien  bidermannen, 
denen  eer  und  eid  zuo  vertrauen;  ob  aber  einer  den 
eid  geton  hatte  und  jemand  denselben  des  eids  e. 
wollte,  das  soll  alsdann  mit  siben  gloubsamen  mannen 
beschächen.' 1545,  LHit/k.  AR. (spätere  Abschr.).  S.auch 
Sp.  49  o.  (1568,  AABünzen  Offii.).  .Der  . Ten  e.',  Einem 
die  Fähigkeit,  als  Zeuge  auszusagen  durch  den  Nach- 
weis rauben,  dass  ihm  die  dafür  geforderte  Ehren- 
haftigkeit abgehe.  .Welche  sich  vermessen,  ein  ding 
kuntlich  zemachen,  das  mögen  sy  tuon  mit  zwen 
bidermannen,  den  eides  und  eren  zuo  getruwen  ist; 
doch  wer  old  welche  ein  old  eine  ir  eren  e.  wellen, 
das  sollen  sy  tuon,  nach  dem  die  sach  und  die  person 
und  wir  uns  ie  darumb  erkennent.'  Ski;.  LStR.  X\ '.,' 
XVI.  .Von  er  aufsetzen  [Titel].  Daz  nu  hin  für  keiner 
mer  weder  frow  noch  man  sollend  iren  eren  antsetzt 
wärden  dur  einer  eingen  parson,  die  darum  kunt- 
schaft  gän  hat.  wen  die  kuntsehaf[t]  einsin  tin«  oder 
man,  kind  oder  geschwistergit  war  des.  der  ein  ante. 
weit;  daz  sol  nit  nie  pschächen.'  1537,  Nu«  LB. 
Y)  ausserhalb  der  rechtlichen  Sphäre,  Jmrl  einer  Sache 
berauben.  .[Die  Feinde  haben  die  Stadt]  den  ganzen 
tag  us  gestürmpt  ...  und  doch  ganz  nütz  geschaft, 
und  sind  doch  die  unsem  alles  bulfers,  pfilen  und 
geschatz  entsat/t.'  DSchili.  B.  ,Die  strass  [sind]  suber 
in  r> 


1607 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


in  irem  land  . . .,  er  sye  lantfarer,  bilgerin  oder  kouff- 
man,  so  hatt  ir  keiner  müessen  in  sorgen  stan,  dass 
er  des  sinen  wurde  entsetzt.'  NSchradin  1499.  dem- 
nach so  ist  der  von  Pirefit  gewaltiklich  wider  und 
über  alles  rechtbieten  uns  in  eine  matten  gefallen, 
die  [1.  ,der']  selbigen  uns  entsetzt.'  1532,  Strickl. 
,Eine  ires  bluornens  e.  und  beschlaaffen.'  1548,  Z  Ehe- 
gericht. , [Maria:]  Ach,  wie  vil  guots  ...  werdend  wir 
durch  die  lych  [meines  Bruders]  beroubt.  [Nicodemus:] 
. . .  hat  üch  Gott  schon  des  trosts  entsetzt,  werdt  irs 
in  ander  weg  ergetzt.'  Funk.  1552.  ,Wär  lasst  sich 
gern  seines  läbens,  eeren,  guots,  kinden,  weibs  e.?' 
OWerdm.  1564;  .berauben.' Herborn  1588.  ,By  denen, 
die  gross  hauptwee  habend  ...  und  zum  teil  irer  sinnen 
und  Vernunft  entsetzt  sind.'  LLav.  1569;  ,beraubet.' 
1670.  ,[Dass  sie  des]  Schatzes,  zu  dem  sye  allen 
Trost  in  ihren  anligenden  Nöten  gesetzt,  sötten  praubt 
undt  entsetzt  syn.'  ECts.  .Diewyl  sy  [die  Schaff- 
hauser]  ...  die  Schiffart  aller  erst  vermehren  und  die 
Unsrigen  der  Schiffart  mit  Funden  zu  e.  understehn.' 
1642,  ScHSt.  , Einen  sines  (libs  und)  lebens  e.';  s.  schon 
oben.  ,N.  stach  mit  einem  spiess  gegen  im,  wolt 
inn  erstochen  und  sins  lebens  entsetzt  haben.'  1438, 
Z  EB.  ,A.  stach  den  B.  in  sinen  buch  und  wolt  inn 
also  sins  libs  und  lebens  entsetzt  und  beroubt  haben.' 
1440,  ebd.;  noch  oft  in  dieser  Quelle.  Auch  =  abbringen 
von  Etw.:  ,Gewüss  ist  es  aber,  dass  die  alten  heiigen 
einsidel,  ob  si  schon  einschichtig  wonungen  hin  und 
har  gehebt  habend  und  bei  denselben  sich  gmeinclich 
finden  lassen,  so  habend  si  sich  doch  mit  verschetzung 
irer  gemeinden  an  kein  end  angedingt,  noch  derguottat 
der  liebe  e.  lassen,  noch  einer  andern  regel  beflissen 
dan  der  leere  Christi.'  Vad.  —  Mit  refl.  Acc,  sich 
entziehen,  entschlagen.  ,. ..  die  sind  schuldig  zegeben 
unserm  gotshus  die  rechte  der  aigenschaft  und  dien- 
stes,  genant  ain  vall,  das  ist  das  aller  peste  von  sinem 
flehe,  und  welcher  sich  desselben  pesten  will  e.  und 
weren  ze  gend,  so  ist  er  schuldig  das  selb  peste  und 
für  sin  schuld  das  nachgend  aber  das  peste  geben.' 
XV.,  ScHwTugg.  Offn.  .[Die  Päpste  haben]  sich  ... 
der  ghorsamen,  so  si  ordenlichen  oberkeiten  zuo 
leistig  [!]  schuldig  warend,  gwaltenklich  und  trutzlich 
entsetzt  und  sich  selb  für  ein  ...  oberkeit  aller  küngen 
und  keiser  aufgworfen.'  Vad.  Auch  mit  Gen.  P„  sich 
lossagen  von :  ,Ward  man  [die  Untertanen  des  Klosters 
StGalleri]  der  sach  überains,  die  püntnuss,  so  man 
vormals  um  der  beschwerden  und  Ursachen,  so  vor- 
handen warend,  gemacht  hatt,  trülich  ze  halten  ... 
und  sich  aller  dero  e.,  die  die  partien  von  sölichem 
ze  tringen  fürnemens  werind.'  ebd.  —  c)  an  Jmdes 
Stelle  treten,  ihn  ablösen.  ,Die  Musquetierer  sollen 
[beim  Sturmangriff  der  Belagerer]  auch  dapfer  arbeiten 
und  ihre  Musqueten  mit  Hagel  under  sie  gehen  lassen, 
auch  einander  fleissig  e.'  Kriegsb.  1644.  Beim  .Blatten- 
schiessen'  (vgl.  Bd  V  190  u.):  ,Gutleb,  entseze  deinen 
Gesellen!  Excipe  socium,  Gutlebe!'  Red.  1662,  337. 
—  d)  refl.  a)  seinen  Wohnsitz  wechseln,  wegziehn. 
Also  koraent  die  ...  herren  al  wider  gen  Bern  und 
was  dennocht  ir  zuokunft  . . .  iederman  fro,  und  sun- 
derlich  gemein  hantwerklüte,  die  vast  vorchtent,  das 
si  sich  entsetzten  und  anderswo  hinziechen  wurden.' 
DScbill.  B.  ,Es  ist  ouch  beslossen,  dass  unser  beider 
teilen  natürlich  undertan[en]  ...  ein  jeder  sich  sins 
herrn  und  obern  gerichts  benüegen  [solle];  ob  sich 
aber  füegte,  dass  einer  sich  entsatzte  und  hinder  die 


andre  party  zuge,  daselbs  stäte  hushaltung  hielte,  der- 
selbig  mag  zuo  gemeinen  tagen  komen,  doch  mit  ge- 
dingen  ...  dass  er,  vor  und  ee  er  sich  entsetzt,  keinen 
rechtsliandel  angefangen  hab.'  1532,  Absch.  (Entwurf 
eines  Bündnisses  zw.  B  und  Savoyen).  —  ß)  sich  er- 
heben, auflehnen.  ,Wie  der  merteil  des  lands  Hassle 
sich  wider  einer  stat  Bern  reformation  biss  zuo  uf- 
rüerischer  emperung  entsetzt  haben  [Titel].'  Ansh.  V 
281.  .Also  üppiklich  und  grimklich  band  si  sich  ent- 
setzt wider  Got  und  sin  hailigs  und  ewigs  wort.'  Vad. 
—  2.  mit  verschobenem  übj.,  fast  nur  in  formelhafter 
Verbindung  mit  dem  Gegs.  besetzen,  a)  ein  Amt  uä. 
,Von  der  ämpter  wegen  ze  b.  und  zuo  e.,  da  haben 
wir  ...  uns  selben  vor,  daz  die  ...  von  Thun  ir 
ämpter  ...  von  disshin  b.  und  e.  söllent  mit  gunst 
und  willen  irs  schultheissen,  den  wir  inen  geben 
haben.'  1402,  B  StR.  ,l)az  wir  dem  N.  lihent  mit 
disem  brief  daz  schrepfampt  ze  Nidren  Baden,  daz 
wir  ze  lehen  habint  von  unser  gnedigen  herrschaft 
von  Österrich,  mit  aller  siner  zuogehört,  als  es  von  alter 
herkomen  ist,  inn  ze  haben,  ze  nutzen,  ze  besetzen 
und  ze  e-nt  24  jar  die  nechsten.'  1408,  AaB.  Urk. 
,Der  kilchen  pfruond  besez  oder  entsez  niemand  bil- 
licher  wan  die,  so  si  gestift  haben.'  Ansh.  .[Die  Thur- 
gauer  beschweren  sich  darüber]  dass  die  gerichts- 
herren  an  vil  orten  die  nidern  gericht  besetzend  und 
entsetzend  mit  iren  vögten  und  amptlüten,  ouch 
weiblen,  knechten  und  andern  nach  irem  willen.'  1530, 
Absch.  S.  noch  Pfister  (BdV1196).  —  b)  ein  Lehen. 
,Ist  daz  [durch  Kauf  erworbenes  .eigen']  in  unser 
gewalt  also,  dac  wir  ez  besezzen  und  ensezzen.' 
1292,  Bs  ÜB.  .[Ich]  erloub  den  selben  NN.,  die  vog- 
teyen  beid  und  ouch  den  halben  akker  mit  vogtstüren, 
gerichten  [usw.]  in  pfandes  wise  ze  haben  und  ze 
niessen,  ze  b.  und  ze  e.  ane  abslag  der  nützen.'  1381, 
Z  Rq.  ,NN.  den  selben  zehenden  mit  aller  zuogehörd 
in  lehens  wis  innehaben,  niessen,  b.  und  e.  sont.'  1388, 
G.  ,Wir  [von  ZZoll.]  süllent  die  gült  und  güeter, 
so  uns  an  die  selben  früemesse  geben  sint,  innemen, 
b.  und  e.  und  süllent  da  von  die  30  stuck  gelts  dem 
priester  jerlich  ...  usrichten.'  1419,  aZoll.  1899.  ,Das 
das  selb  guot  ...  stat  zuo  banden  sant  Johans  caplan, 
das  er  es  hat  ze  b.  und  e.,  wen  das  ye  notürftig  ist, 
nach  inhalt  der  rechtung  diser  gotshusgüetren.'  1438, 
LRusw.  JzB.  ,Wer  der  ist,  der  eigen  ald  erb  niesset 
ein  [!]  rüewig  gewerd  . . .  nun  lobrisen  oder  mer,  das 
der  das  dan  haben  und  niessen,  b.  und  e.  mag  für 
sin  lidig  eigen  und  guot.'  1456,  Ndw  LB.  ,[Dass  NN. 
die]  vogtye  zuo  Bengken  mit  allen  rechten  und  zuo- 
gehörden  ...  innhaben,  nutzen,  niessen,  b.,  e.,  ver- 
kouffen  oder  versetzen  mögen  nach  lehens-  und  nach 
landsrecht.'  1467,  Z  Rq.  1910.  ,Es  mügent  die  zins- 
lüt  und  ir  erben  alle  ir  gerechtigkeit  und  erblehen- 
schaft...  besitzen,  b.  und  e.  nach  erblehensrecht.' 
1471,  ThHw.  Arch.  .Wir  [Abt  Diethelm,  behalten  uns 
vor]  unsere  hof  und  hüser  zuo  Roschach  zuo  b.  und 
e.,  und  das  die,  so  wir  darin  setzen,  sy  sygind  hoflüt 
oder  nit,  ir  handtierung  und  allen  gwerb  wol  mögen 
pruchen,  wie  inen  gliept.'  1535,  GRorsch.  Hofr.  ,Dass 
sie  und  ihre  ewige  Nachkommen  dieselbige  Landschaft 
Waad  hin  führ  o  innhaben,  besitzen,  besetzen,  entsetzen, 
nutzen  und  niessen.'  BRechtst.  1619.  S.  noch  Chirchen- 
Satz  (Sp.  1557).  Hieher  auch:  ,So  sprechend  wir  von 
Zürich  also,  wir  habint  änderst  nie  begert  ...  denn 
bin  unser  statt  frigheit  und  ehafti   zebliben,  als  wir 


Saz,  sez, 


1670 


von  alter  hat  redlich  komen  sind,  unser  stat  Sachen 
zehesetzen  und  ze  entsetze[n]t  nach  unsser  geraeind 
notturft;  daran  werdent  wir  gesumpt  und  geirt  un- 
hilich,  als  uns  bedunkt.  Die  von  Switz  hand  ir  lant- 
recht  gehalten,  ir  lant  besetzt,  als  innen  das  fliegt, 
dar  inn  wir  innen  nützit  redend  ...  aber  daz  mag  uns 
von  inn  nüt  gelangen,  sy  besatz[t]end  gern  unser  stat 
ouch  und  suochtend  darinne  iren  fortel  und  unsren 
grossen  schaden.'  Edlib.  —  c)  eine  Alp.  ,Soll  Nie- 
mandt  zuo  Alp  fahren,  zuovor  und  ehe  sich  der  mehrer 
Teil  übereinkumpt ...,  jedoch  so  ist  Denen  uss  Melehtal 
vorgelassen,  das  sye  mögent  ihr  Alpen  besötzen  und 
entsötzen  mit  ihr  Willen  mit  der  Kylchgnossen  Guot.' 
1629,  UwK.  Einungsbuch.  —  d)  eine  belagerte  Stadt. 
, [König  Rudolf]  belegert  Wien,  welche  Otocar  wol 
besetzet  hat;  dargegen  erhuobe  sich  auch  der  Böhemer. 
Wien  zuo  e.'  Wurstisen  1580.  ,[Der  Herr  von  N. 
dachte  darauf]  wie  er  sy  [die  Stadt]  möcht  enzezen.' 
1592,  Lied.  —  3.  aufs  Psychische  übertr.  a)  tr.,  aus 
der  Fassung  bringen,  aufbringen.  Es  so  es  'Brüel  ha", 
das  ersetzt  [wohl  verhört  für  ertsetzt]  Ei"'n  ganz  Z 
(Dan.).  , Lognet  er  nit,  das  [beleidigende  Reden]  habe 
inn  in  sölicher  masse  bewegt  und  entsetzt,  daz  er  das 
dem  N.  verwissen...  haben  wölte.'  1466,  Z  RB.  ,E., 
erzürnen,  exacerbare.'  Fris. ;  Mal.;  s.  auch  ent-rüsten 
2b$  (Bd  VI  1552).  ,Ein  wenig  ungeduldig  machen, 
etwas  beleidigen'  WV.,  Zerm.  Ich  han  d' Eitere"  ent- 
setzt. —  b)  refl.  Aufgebracht  werden,  ausser  sich 
geraten.  ,[Der  Bruder  des  verlornen  Sohnes]  hat  sich 
selb  nun  gar  entsetzt  [über  dessen  Aufnahme  durch 
den  Vater].'  GBinder  1535.  ,Sich  e.  oder  entrüsten, 
die  gestalt  des  angesichts  verenderen,  vultum  mutare; 
sich  nit  e.  oder  sich  nit  lätz  gestellen  ab  menschlichen 
zuofälen,  dultigklich  leiden  und  auff  sich  nemmen, 
non  turbulente  humana  pati.'  Fris.;  Mal.  ,1m  abind- 
trunk  syge  syn  söhn  . . .  zuo  herrn  N.  kon  und  inn 
hy  den  achsslen  erschüft  ...;  da  habe  herr  N.  sich 
entsetzt  und  gsagt,  er  solle  inn  unghygt  lassen.'  1596, 
GSax.  Höchlich  erstaunen  B  (Zyro).  , Billich  sollen 
wir  uns  ab  der  Fürsehung  Gottes,  welche  Alles  mit 
einandern  weisslich  regiert,  e.  und  verwundern!  Wir 
sollen  dieselbige  mit  Freuden  loben  und  preisen.' 
JHotz  1673.  Wie  nhd.  sich  entsetzen  (nicht  volkst.). 
,Sich  e.,  ein  grausen  empfahen,  exhorrescere;  sich  e. 
vor  forcht,  perhorrescere.'  Fris;  Mal.  S.  auch  Bd  III 
384o.  Sich  scheuen,  fürchten  UAltd.  Es  tüet-si"' 
e"  jeder  Mansch  e.  z' sterbe"  (vor  <hm  Tod).  Si  e"tsetze"d- 
«•*  i"  die  Chelti  üse"  z'gä".  D'  Lit  e"tsetze"d-sick,  Chie 
uf  der  Allmeini  z'ha",  , haben  Bedenken,  weil  es  nicht 
conveniert.'  ,Hiebei  mag  jeder  Christ  erkennen  ..., 
wie  der  Mensch  Gott  den  Allmächtigen  ...  durch  den 
falschen  Eid  verläugne,  wovon  Jeder  sich  e.  und  aufs 
sorgfältigste  hüten  soll.'  Ndw  Ges.  1867  (Auslegung 
des  Eidschwurs).  Von  kleinen  Kindern,  =  fremden  2 
(Bd  I  1299)  GSev.  Das  Kind  hät-si'1'  entsetzt,  als  die 
aus  der  Fremde  heimgekehrte  Base  es  auskleiden  und 
ins  Bett  legen  wollte.  ,Das  etzliche  herren  darzuo 
erweit  [werden],  die  schuolen  zuo  besehen,  den  fliss 
der  schüeler  ...  zuo  ernüern,  dardurch  ...  die  schüeler 
sich  entsetzen,  desto  empsiger  und  nissiger  iren  studiis 
obligen.'  F  Schulordn.  1571.  .[Durch  diese  Übungen 
werden  die  Schüler]  desto  redricher  werden  und 
frecher,  also,  wann  si  im  rat  sollen  reden  oder  von 
eim  gewaltigen  herren  angesprochen  oder  angesehen 
werden,   si   sich   darob   desto   minder   werden   e.   und 


erschrecken.'  ebd.  1577.  ,Das  si  von  Jugend  uf  under 
sovil  herren  redens  gewönt  und  also  lernend,  ob  den 
menschen  kein  abschichen  han  und  nur  einzig  in 
winklen  muralen  und  sich  entsetzen.'  ebd.  ,Ward  sie 
[die  der  Hexerei  Verdächtige]  mit  Antröuwen  der 
Tortur  (wofor  sie  sich  wider  die  geraeine  Art  der- 
gleichen ühnholden  entsetzt)  befraget,  ob  sie  sonst 
niemahlen  by  andern  Tänzen  gewesen.'  1701,  Z.  ,Das 
sich  Einer  ...  nicht  fürchte:  Nimm  . . .,  so  wirst  du 
so  beherzt,  dass  du  dich  nicht  entsetzest,  du  seyest 
allein,  wo  es  sein  möge,  bei  Tag  oder  bei  Nacht.'  altes 
BArzneib.  ,Sich  sines  libes  und  lebens  vor  einem  e. 
müessen;  s.  Sp.  176o.  In  der  Konstruktion  durch 
fürchten  (vgl.  Bd  I  993/4)  beeinfiusst;  vgl.  auch  ent- 
sitzen.  Mit  refl.  Dat.  ,Hie  [nach  der  Mitteilung  seiner 
Anforderungen]  weiss  ich  ietzund  wol,  dass  du  dir 
hinter  diser  sach  e.  wirst  und  vermeinen,  du  seyest 
ihro  nicht  weis  genug  zuverantworten,  darum  du 
villeicht  aus  forcht  und  schäm  tun  möchtest,  das  dich 
hernach  übel gerüwe.' 1527,  HBdll.,  Werbungsschreiben 
(Mise.  T.);  nachher:  ,Ich  kan  wol  erkennen,  dass  du 
jung  bist,  dich  selbs  entsetzest  und  dir  villicht  in 
solchen  sorgen  fürbildest...'  ,Er  tröstet  mich  uf  der 
Stett,  solle  mir  nit  e.' 1611,  JJBreit.  Unpers.  Es  word- 
mer  e"ts.,  wänn-ich  müesst  ...,  ,ich  würde  mich  darüber 
entsetzen'.  oO.  (Dan.).  Mit  Acc.  S.,  Etw.  (be)fürchten. 
,Daz  wir  [der  Bischof  von  Konstanz]  von  redeliches 
krieges  wegen  ...  in  grossen  schaden  komen  und 
gevallen  sigin,  darumb  wir  ain  zerstöruuge  unser  lüten 
und  güeter  e.  müessent  ...'  1374,  AaK.  StR.  .[König 
Alexander  hat  die  Gallier]  in  der  Mahlzeit  ob  Essens 
gefraget,  was  sie  doch  am  allermeisten  entsetzten  und 
förchteten,  und  endlich  vermeint,  sie  wurden  ant- 
worten, dass  sie  ihne  ob  allen  dingen  entsässten  [!].' 
Mo.  Tscbddi,  Gallia.  ,Wann  das  Unglück  klein  ist, 
pfleget  auch  die  Gefahr  für  gering  geachtet  zuwerden; 
ist  das  Unglück  zwahr  gross,  die  Anzahl  aber  der 
Personen,  die  in  selbiges  gestürzet  werden,  gering,  so 
pflegt  man  selbige  [dh.  die  Gefahr]  auch  so  gar  gross 
nicht  zu  e.  Hingegen  wo  beide  zusamensehlagen  ..., 
da  erklupfeu  ab  dieser  Gefahr  auch  die  Herzhafteste.' 
JJUlr.  1731.  —  Ent-setzen  n.:  1.  entspr.  Bed.  lap, 
Absetzung.  ,Der  vierdt  teil  dises  buochs  begreift  das 
e.  der  drey  widerwertigen  päbsten.'  JStdmpf  1541.  S. 
auch  Butz  I  (Bd  IV  2006  u.).  -  2.  entspr.  Bed.  3  b, 
Erstaunen,  Verwunderung.  ,[Üie  Mutter]  erinnerte 
sich  dessen  mit  E.',  nämlich  eines  Ereignisses  in  der 
Jugend  ihres  nunmehr  zum  Pfarrer  von  Zumikon  ge- 
wählten Sohnes,  das  auf  diese  Wahl  voraus  zu  deuten 
schien.  Mise. T.  1722  (I  5,  14).  —  ent-setzt,  ,-satzt': 
I.  a)  zu  Bed.  laß,  abgesetzt.  ,An  des  entsatzten  [Her- 
zogs] Ernesten  Statt.'  Sprecher  1672.  —  b)  zu  Bed. 
1  b;  s.  in-setzen  (Sp.  1659 u.).  —  2.  zu  Bed.  3.  a)  von 
Personen.  ,E.,  von  sinnen  kommen,  (bewegt,  er- 
zürnt), permotus  mente,  vultus  citatus  ira.'  Fris.: 
Mal.  ,Sy  wurd  zornig  und  e.  und  sprach  also  in 
einer  gächy  und  in  einem  zorn  ...'  1438,  Z  RB.  .[Er] 
ward  e.  und  zornig,  als  dann  ein  jeglich  from  man 
billichen  wirt,  so  man  inn  siner  eren  schuldiget.'  1438, 
ebd.  ,Do  er  söliche  wort  ...  von  im  horte,  do  wurde  er 
e.  und  zukte  sin  messer  ...'  1453,  ebd.  ,Des  wir  nit  allein 
uns  verwundern,  sunder  vast  e.  werden,  das  ieraand 
üwer  herschaft  so  ollen  betrügnüss  getürstig  ist  an- 
zuobringen.'  1476,  Bs  Chr.  ,L'IV  semlich  wort  ist  der 
her  von  Kran  in  siner  gestalt  ganz  e.  gesiu   und  hat 


1671 


Saz,  sez.  siz,  soz,  suz 


1(37  2 


also  gesprochen:  Ich  kerr  mich  nit  an  herr  von 
Granobel;  er  ist  ein  pfaff  ...'  1477,  Waldm.  ,Dan  ein 
erberkeit  in  stat  und  laud  was  ganz  streng  wider  dis 
unghorsame  reisglöf  und  geltpratik,  wie  billich,  e.' 
Ansh.  ,Wenn  zwen  mit  einandern  uneins  weiden,  das 
sy  über  einandern  zucken,  und  es  scheiden  biderblüt 
so  vyl,  das  einer  nach  sim  willen  nit  zuo  fachten 
kommen  möcht,  und  wer  doch  so  vyl  e.,  das  er  sin 
tagen  oder  waffen  von  im  schuss  zuo  schaden  sim 
widerteil  [soll  er  doppelte  Busse  geben].'  1537,  Schw 
LB.  S.  noch  ver-räten  (Bd  VI  1603).  Von  einer  Volks- 
menge. ,Aber  die  ussren  warrend  dermass  entsetzet 
von  des  handeis  des  abscheids  wegen,  das  dhein  milte- 
keit  da  funden  mocht  werden.'  Waldm.  (B  Bericht). 
,Man  möchte  sich  wol  versächen:  nachdem  und  die 
gemeind  entsetzet,  werrent  sy  hinuff  komen  [in  den 
Saal,  wo  Waldmann  war],  das  ein  gross  pluotvergiessen 
bescbächen  werre.'  ebd.  —  b)  ,Entsetzt  ist  ein  Pferd, 
das  auf  einmal  steht  und  nicht  vorwärts  zu  bringen 
ist'  GßNuf.  —  Ahd.  inteezzen,  mhd.  entsetzen;  vgl.  Gr.  WB. 
III  620;  Fischer  II  740.  Als  moderne  Entlehnung  verrät 
sich  das  W.  auch  durch  die  Ausspr.  ent-  (st.  et-).  Über  ert- 
vgl.  die  Anm.  zu  cr-ent-  (Bd  I  353);  S.  auch  entsetzlich.  — 
Ent-setzung  f.:  1.  a)  =  Entsetzen  1.  ,Closters  Mury 
reformation  und  des  prelaten  e.'  1595,  Z.  Entspr.  ent- 
setzen 1  b.  ,[Es]  habent  myn  herren  uss  gnaden  syn 
[eines  Prädikanten]  hievor  erkendte  e.  des  kilchen- 
diensts  ...  widerumb  ufgehept  . . .,  doch  das  er  sich 
wol  halte  oder  fernerer  entsatzung  [!]  on  wytere 
gnad  erwarte"t  syn  solle.'  1588,  Z  EM.  ,[Es  solle  in 
diesem  Fall]  kein  Richter  Anzug  noch  Umbfrag  halten 
bey  E.  seiner  Amtsstelle.'  1665,  U  LB.  ,[Als  .malefizisch' 
wird  erklärt]  was  Leib  und  Leben  oder  Leibstraff  und 
E.  der  Ehren  betrifft.'  U  LB.  —  b)  zu  entsetzen  ld^, 
Empörung,  Aufruhr.  ,So  wirdt  uff  uns  gezöugt,  das 
unsser  Eidgnossen  von  Ländern  unser  gemeind  und 
landtschaften  gern  in  e.  brechten,  das,  ob  Gott  wil, 
nitt  beschicht,  so  wir  doch  in  anders  nitt,  dann  fromen 
herschaften  zuostat,  ie  und  ie  bewissen  haben.'  1489, 
Waldm.  (Schreiben  von  B  und  F).  —  2.  zu  entsetzen  3. 
,E.,  commotio  animi,  unruow  des  gemüets,  perturbatio.' 
Fris.;  Mal.  , Weissagen  heisset  auch  ...  bäten  und 
singen  und  Gott  wie  für  andere  seiner  Wundern,  so 
insbesonder  abermahl  das  erstaunliche  Erlösungswerk 
in  Christo  Jesu,  zur  E.  wiederum  und  Ergwinnung 
Anderer,  Preiss  und  Ehr  und  Herrlichkeit  geben.' 
JJÜlr.  1731.  —  e"t-setzli(ch)  (heute  meist  ent- 
unter  dem  Einfluss  der  Schriftspr.),  e"tsetze"lich  AaF. 
(s.  Bd  VI  1162o.),  ert-setzlich  Ndw  (neben  e(n)t-),  ert- 
setzli(g)  Bs  (nach  neuerer  Angabe  meist  ent-),  ertsetze"- 
lich  aScHw;  S  (-Hg),  wie  nhd.  entsetzlich.  So  i"  einer 
Minute"  g'sund  und  tot,  es  isch  erzetzelig!  BWvss  1863. 
Jegerli  und  erzetzelich!  pflegte  ein  gewisser  Schiffmeister 
zu  sagen  aScHw.  Verabscheuenswürdig:  , Mandat  be- 
treffend entsetzliche  Abfahl  und  Hintritt  zu  der 
cathollischen  Religion.'  XVII./XVIIL,  Z.  In  bloss 
steigernde  Bed.  übergehend.  En  erzezligi  Angst  Bs. 
En  entsetzlecher  Manisch,  ,ein  sehr  grosser'  Ndw 
(Matthys).  Ents.  gross,  ebd.  NU  gar  erzezlich  mit  vo" 
dö.  Firm.  (Bs).  S.  auch  Sp.  875  M.  —  Zur  Form  des 
Prsef.  ?gl.  die  Anm.  zu  ent-aetzen,  zum  Ausgang  -elich  die  Anni. 
zu  satüici   (Sp.  1480). 

er-:  1.  tr.  ,E.,  erfüllen,  supplerc.'  Fris.;  Mal. 
a)  durch  An-,  Zu-,  Zssetzen  ein  Ganzes  (wieder)  her- 
stellen,  a)  Etw.  (vollendend,  zum  Schmuck)  besetzen 


mit.  ,Ein  tegen  rieh,  von  gold  so  rein,  der  ist  ersetzt 
mit  edlem  gestein,  den  hat  er  [Karl  bei  Grandson] 
ouch  verlorn.'  DSihill.  B  (Lied).  —  ß)  ,ein  be- 
schädigtes, urspr.  ein  Ganzes  bildendes  Stück  ergänzen' 
GrD.  (B.).  ,Beim  Spinnen  (von  kurzem  Hanf)  den 
Faden  aufs  Neue  andrehen,  ansetzen'  GRMai.  Ein 
zerbrochenes  Schwert  ,wider  e.':  ,[N.  zu  seinem 
Schwert:]  Ich  huw  [in  den  Stein]  dich  zeversuochen, 
und  du  giengest  ein  halben  schuoch  darinu;  da  zerbrach 
ich  dich  ...  Aber  umm  die  fügend,  die  ich  inn  dir 
wusst,  liess  ich  dich  wyder  e.'  Haimoxsk.  1531.  Von 
Kleidungsstücken,  „ansetzen,  anflicken"  B  (St.b);  Gr 
D.;  „L"  (auch  St.b);  Sch  (lt  Kirchh.  und  St.»);  W 
(Tscheinen);  „Z"  (auch  lt  St."  und  Dan.).  Strumpf 
ersetzte1  W  (Tscheinen).  D'  Muetter  ersetzt  de"  Orütte" 
d'  Strumpf,  setzt  neue  Fusstücke  an  GrD.  Insbes. 
auch:  Kleidungsstücke  uä.  zsschneidern,  -flicken.  Ich 
ha" 's  schiilich  mües'en  e.l  Z.  Es  wSt  e"  Narr  si"  u"d 
no'k  lenger  dene"  höchmüetige"  PüreHotschline"  halb 
vergebe"  iri  miggerige"  Chleidli  e-n  u"d  chere".  SGfeller 
191 1.  Das  Unterfutter  zu  Kleidern  wird  häufig  ersetzt, 
indem  man  dazu  ältere  Gewandstücke  verwendet  Z 
(FStaub).  ,Consarcire  [!],  wider  e.,  zuobüetzen,  ein 
stuck  einsetzen.'  Fris.  1541.  ,Resarcire,  widerumb 
büetzen,  e.'  Fris.;  Mal.  Eine  Rede  vervollständigen: 
, Supplere,  einem  helfen  reden,  das  er  nit  kan  oder 
vergässen  hat,  an  eines  red  henken,  eines  anderen 
red  e.'  Fris.  Behörden,  militärische  Bestände  ergänzen. 
,[Wenn]  ainer  oder  me  under  den  fünffen  abgiengint, 
[so  sollen  sie  Andere]  an  der  abgangnen  statt  setzen, 
also  das  die  fünff  allweg  ersetzt  werdend.'  1471,  ThHw. 
Arch.  .Einen  zeug  wider  e.  und  erfrischen,  exercitum 
reparare,  instaurare.'  Fris.  ;  Mal.  , [Die  Tagsatzung  in 
Baden  habe  vernommen,  dass]  etlichy  hoptlüt  under  euch 
ire  faindly  übel  mit  knechten  ersetzt  . . .,  derhalb  ain 
jedes  ort  sinen  hoptlüten  ...  empfele,  dass  sy  ire 
faindli  wol  und  folklych  mit  kriegslütten  ersetzen 
und  nüt  mit  pschiss  und  trug  umgangend.'  1555,  Zellw. 
Urk.  (Schreiben  an  die  appenz.  Hauptleute  in  franz. 
Diensten).  ,Ward  ouch  dem  könig  verwilliget,  die 
fändli,  so  in  Frankrieh  warend,  zuo  e. ;  denn  vil  darvon 
abgestorben.'  1568,  HBull.  D.  —  b)  ergänzend,  aus- 
füllend setzen,  o)  Schottju  dam  Sure"  e.,  zusetzen 
PAL;  s.  besinnen  (Sp.  1063u.).  —  ß)  .Wurdent  sy  zwen 
des  rats  erlassen  und  ander  dryg  an  ir  statt  ersetzt.' 
1530,  Bossh.  Chr.  —  c)  wie  nhd.,  Ersatz  schaffen, 
bieten  (nicht  volkst.).  o)  mit  Acc.  S.  ,[Gott]  wil,  das 
wir  an  inn  alle  ding  begerind  und  wirf  er  uns  geben 
und  unsere  prästen  e.'  Zwingli;  omnes  necessitates 
nostras  suo  favore  et  benignitate  clementer  sarciat 
(RGualther).  ,Wie  ein  rechtsinniger,  dankbarer  mensch 
uff  ein  andren  menschen,  der  im  all  sin  leben  und 
noturft  ersetzt,  in  allem  tuon  und  lassen  ansieht.'  ebd. 
,Dass  aber  üwer  sün  [infolge  der  Reformation]  nümmen 
zuo  bischofen,  äbbten  werdend,  wirt  üch  in  den  weg 
ersetzt:  sy  habend  allenthalb  gebiet  und  herrschaften; 
uf  dieselben  setzend  sy  hinus  und  machend  weltlich 
herren  us  inen.'  ebd.  ,Librum  imperfectum  supplere, 
aussmachen,  den  mangcl  e.;  einen  schaden  e.  und  ab- 
tragen, damna  resarcire,  dissolvere  et  compensare 
damna.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  ander  ding  e.,  an  statt  eines 
anderen  sein,  vicem  alterius  rei  reddere,  obtinere; 
remis  Zephyros  supplere  cadentes,  mit  ruoderen  faren 
oder  ziehen  am  ruoder,  die  wind  ze  e.,  das  ist,  mit 
dem  ruoder  zewägen  bringen,  das  sunst  der  wind  tuon 


1673 


Sa'/,,   si"Z,    siz,   SOZ,   si: 


1071 


seilt;  si  IVetura  gregem  suppleverit,  wenn  die  zucht 
die  schaar  oder  härd  ersetzt,  das  ist,  wenn  so  vil 
läniblinen  werdend  als  der  schaaffen  sind.'  ebd.  ,Herr 
obmann  Escher  soll  dem  kornraeister  20  oder  30  raalter 
haber  geben  und  so  ers  im  gegen  Martini  usshin  nit 
wider  an  haber  zuo  e.  hatt,  soll  man  ims  umb  ein 
gebürlich  gelt  anschlahen  und  wider  zalen  lassen.' 
1571,  ZRM.  ,E.  und  ergetzen.'  .Dieses  Leid  währet 
nicht  immerdar,  sonder  wird  auch  wiederum  mit  Freude 
abgewechslet,  ersezet  und  ergezet.'  JMeyer  1700.  S. 
auch  er-getzen  (Bd  II  575).  Einem  Etw.  vergelten. 
D'  Almucsen  e.;  s.  Brälscheli-Mann  (Bd  IV  276).  ,E., 
wider  umbhin  legen  oder  setzen,  reponere;  merita 
alieuius  assequi,  mit  gleichem  vergälten,  eim  ein  dienst 
oder  guottat  umb  die  ander  tuon,  einsi  verdienst  e.' 
Fris.;  Mal.  Eine  Stelle  ausfüllen:  , Eines  anderen  statt 
e.,  für  ein  anderen  dienen,  pensare  vicem.'  ebd.  — 
ß)  mit  Acc.  P.  ,Und  sind  bürgen  [für  die  Schuld- 
briefe der  Stadt]  ersatzt:  an  hern  Ruodolff  Hof- 
meisters ...  statt  herr  Adrian  von  Bubenberg  ...'  1467, 
BRM.;  oder  zu  b?  .Derwegen  er  [Abt  Wilhelm]  bei 
dem  könig  so  vil  vertragen  ward,  dass  er  in  zuo  e. 
in  rat  fand.'  Vad.  , Einen  e.,  ein  ding  als  guot  machen 
als  er,  aquiperarc  aliquem ;  den  vatter  e.,  im  nach- 
schlahen  oder  gleich  sein,  regenerare  patrem.'  Fris.; 
Mal.  —  f)  mit  Acc.  P.  und  Gen.  S.  ,Dass  man  weit 
die  Jenffer  irs  kosten  e.'  1530,  F  RM.  ,Der  under- 
pfanden  ersetzt  werden.'  1543,  Z.  ,Die  wittib  war  irs 
leids  ergetzt  und  irs  verlursts  auch  wol  ersetzt.' 
GGottii.  1599.  —  2.  refl.  a)  von  Personen,  a)  sich 
breit,  gravitätisch  (Schw;  Zg),  behaglich  oder  wichtig 
(ZZoll.)  hinsetzen.  Syn.  sich  versetzen,  -tuen.  —  ß)  un- 
eig.,  hartnäckig,  starrköpfig  bei  Etw.  (einer  Meinung, 
Absicht,  Weigerung)  verharren,  darauf  bestehen  B  (auch 
lt  St.b  und  Zyro);  „L"  (auch  lt  St.b),  in  Ndw  (lt  Matthys) 
daneben  de'  Chopf  e.  Er  hedsich  ersetzt  ,B;  L'  (St.b). 
,Desshalb  sich  die  fünff  ort  so  heftig  wider  das  gots- 
wort  stalltent,  ouch  nit  wolltend  geben  das  gelt,  wie 
im  nächsten  landsfriden  gemacht  was  . . .,  wie  wol 
mänger  tag  darumb  gehalten  und  vil  zuogeseit  was; 
es  ward  aber  nüt  gehalten,  dann  sy  sich  gar  ersatzt 
hattend.'  1530,  Bossh.  Chr.  ,[Wir  werden  nochmals 
mit  den  Klosterfrauen  zu  Diessenhofen  unterhandeln 
wegen  ihres  Übertrittes  zum  neuen  Glauben]  wiewol 
wir  gar  kein  zwyfel  band,  es  werdi  ganz  unfruchtbar 
sin,  so  gar  band  sy  sich  ersetzt.'  1530,  Absch.  ,Er 
lougnet  aller  dingen  kurz  ab  und  was  fast  ungschickt 
mit  Worten  und  gberden  als  einer,  der  sich  ersetzt 
hat.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Mochtend  der  stetten  bot- 
schaft  in  güetlikait  ze  handien  gar  nüntz  erlangen, 
dan  die  von  Schwitz  sich  ersetzt  hattend  und  darzuo 
kains  wegs  woltend  reden  lassen.'  Vad.  ,Das  sy  sich 
ersetzt  und  wann  man  also  inen  noch  meer  schribe. 
das  sy  nun  dest  hartneckiger  werdint.'  1544,  Z.  .Sich 
e.,  widerspennig  oder  eigenrichtig  sein,  obstinare;  sieh 
gar  e.,  obfirmare  animum;  sy  hattend  sich  ersetzt, 
eintwäders  zesterben  oder  zegwünnen,  obstinaverant 
animis  vincere  aut  mori.'  Fris.;  Mal.  ,Was  alles 
tädingen  vergeben  ...  und  hattend  sich  die  von  Schwitz 
und  von  Glarus  dennassen  ersetzt  und  für  sich  ge- 
nommen, dass  si  fürbass  kein  ander  recht  gegen  denen 
von  Zürich  bruchen  weltind,  dann  nach  lut  und  sag 
irer  geschwornen  pündten.'  Ms,  Tschodi.  Chr.  ,üass 
sich  Vasthi  ersetzt  hat  und  [dem  König]  nit  wollen 
ghorsam  syn.'  LLav.  1583.     ,Wie   man   lüt  findt,   die 


sich  ersetzend  und  rächt  haben  wollend  in  sachen 
des  gloubens  und  in  anderen  dingen.'  ebd.;  s.  auch 
Sp.  152u.  ,Sich  e.  in':  ,[Abt  Wilhelm]  so  vil  unwilliger 
was,  so  vil  minder  er  nach  seinem  zefuossfallen  bei 
dem  könig  geschaffet  hatt;  darum  er  sich  widerum  in 
allem  vorhaben  ersatzt  und  mit  gewalt  zuo  handien  mer 
dan  vor  gesinnet  ...  ward.'  Vad.  ,Sich  e.  wider':  ,[1518] 
hat  doctor  Martinus  Luther  ...  ze  Wittenberg  sich  wider 
den  bapst  zum  ersten  ersetzt,  von  im  uff  ein  künftig 
concilium  appelliert  am  29.  tag  novembris  underm  bapst 
Leo  dem  zächenden.'  Bossh.  Chr.  Sich  weigern, 
sträuben.  Dass  .etliche  der  gesellschaft,  welche  harzuo 
[zu  Einziehern  der  Ehrengaben]  ernamset  worden,  bis- 
weilen sich  heftig  gewidert  und  desselbigen  e.  und 
erwehren  wollen.'  1597,  Z  Bogensch.  1868.  , Weil  die 
Juden  hineinzugehen  sich  ersetzt  haben,  gehet  Pilatus 
zu  ihnen  hinauss.'  FWvss  1650.  ,Ich  habe  dir  [der 
Seelsorger  einer  .hartnäckigen  Persohn']  gesagt,  du 
müssest  sterben,  wann  du  dich  schon  hartnäckig  er- 
setzest, auch  das  zu  bekennen,  was  offenbahr  und  an 
dem  Tag  ist  . . .'  JMev.  1094.  Mit  pleonastisch  ne- 
giertem abh.  Satz.  .Weilen  dann  der  Pfarherr  zue 
Wangen  die  gewohnte  Pitt  umb  die  Pfar  daselbst  biss- 
anhero  nit  erstattet  und  solche  nit  zue  tuen  sich  er- 
setzt und  erwert  haben  solle.'  1648,  Schw  RB.  , Unser 
Sperren  und  Ersetzen,  vor  keinem  Richter  zu  er- 
scheinen.' Gespr.  1708.  Vereinzelt  auch  mit  sächl. 
Subj.,  widerstehen:  .[Das  Nest  des  Alcyons]  ersetzt 
sich  auch  einem  scharpfen  gweer,  also  daz  man  es 
kaum  mag  zerhauwen.'  Vogelb.  1557.  —  ]>)  von  Sachen, 
sich  (vollständig)  setzen,  zur  Ruhe  kommen,  a)  eig., 
von  Erde  BGr.  Frisch  aufgeworfene  Erde  setzt  oder 
ersetzt-si":  S.  auch  Bätzelen  (Bd  VI  1919  o.).  —  ß)  un- 
eig.,  von  Streit,  Lärm  usw.  ,Vil  leut  woltend  ver- 
neinen, der  span  [zw.  den  Äbten  von  St.  Gallen  und 
Reichenau]  solte  sich  nach  küng  Ruodolfs  tod  ersetzt 
haben;  das  geschach  aber  nit.'  Vad.  ,Conticescebat 
paulatim  tumultus,  das  geschrey  und  aufruor  oder 
empörung  ward  nach  und  nach  hüpschlich  gestillet 
oder  ersatzt  sich ;  consedit  utriusque  in  quaistura  nouien, 
beider  lob  oder  ruora  hat  sich  ersetzt  oder  ist  still 
gestanden,  daz  ist,  hat  weder  zuo  noch  abgnommen.' 
Fris.  —  er-setzt:  1.  zu  Bed.  laß.  Im  Holzbau: 
.Hochstüde  stehen  meist  zwei  ganze,  andere  sind  er- 
setzt, dh.  reichen  nur  von  einem  Querbalken  im  Ober- 
stock bis  an  die  First.'  JHonz.  1908,  144  (SLüsslingen); 
vgl.  das  syn.  versetzt.  Von  einer  Behörde;  s.  Er-satzing 
(Sp.  1590).  —  2.  zu  Bed.  2  a  ß,  =  eigen-richtig  (Bd  VI 
470).  ,Diewyl  sömlichegedult  [die  Standhaftigkeit  eines 
M.  ScKvola]  kein  hoffnung  hat  des  ewigen  läbens,  ist 
es  mer  ein  ersetzt  gmüet  und  selbs  gefasster  kyb,  dann 
ein  rechte  lobliche  dultigkeit.'  Gualtb.  1553.  ,E.,  auff 
seinem  fürnemmen  bestendig,  obätinatus.'  Fris;  Mal. 
,Rigida  mente,  mit  e-m  und  eigenrichtigem  geniüet; 
obnixe,  widerspennigklich,  vestigklich,  beharrlich, 
trungenlich,  mit  e-em  muot.'  Fris.  —  ze-sammen- 
ersetzt.  ,Ein  z-e  pfruond',  aus  verschiedenen  Stif- 
tungen zsgesetzt.  1531,  Z;  vgl.  Absch.  IV  lb,  1046.  — 
Ahd.  irsezzen,  mhd. ersetzen ;  vgl.  auch  6r.  WB.  III 982 ;  Fischer 
II  S43.  —  Er-setzung  f.  ,Zno  e.  des  abgangs.'  L531, 
Absch.  (Z).  ,[Dass  man  X.]  so  ein  conventfrow  an  I  »ten- 
bach  gewessen  ist,  zuo  e.  irer  arrnuot  uss  gemeltem 
closterö.jerlichs  20  guldin  [geben  solle].'  1542,  Z  ÜB. 
,I)ie  e.,  zuofüllung,  peripheroma,  compensatio,  ex- 
plementum,    supplementum.'    Fris.;    Mal.   —    un-er- 


1675 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1670 


setzlioh:  =  un-er- satzlich  (Sp.  1601).     ,Unersäzlichs 
Schadens.'  Ansh. 

üs-:  1.  heraus-,  wegsetzen,  a)  von  Pflanzen.  ,Auss., 
deplantare,  explantare;  böum  auss.,  anderschwo  hin 
pflanzen  und  zweigen,  transducere  arbores;  mit  den 
würzen  auss.,  exiraere  cum  radicibus.'  Fris.;  Mal.; 
s.  auch  Zucht-Garten  (Bd  II  439).  —  b)  von  Zugtieren, 
ausspannen,  's  Vieh,  d' Ross  ü.,  vom  Pflug  oder  vom 
Wagen  ScHSt.(Sulger);  ThHw.,  Mü.  Auch  abs.  Mer 
tuend  iez  no'h  de"  Rieme"  dö  mache"  [pflügen]  und  denn 
ü.  Th.  ,Swer  gegen  win  gat  oder  sendet  vür  die  stat, 
ald  der  dehein  dinget,  e  das  du  ros  usgesetzet  werdent 
an  dem  markte,  der  git  0  ß  von  ieklichem  soume.' 
äL  EB.  ,Derselb  keller  zuo  Tannegg  soll  ains  tags 
zuo  siben  malen  u.  den  zug  usser  dem  pfluog,  ob 
es  ain  notdurft  wurde,  uff  die  bürg  helfen  vergen, 
was  die  notdurft  ist.'  TBFisch.  Offn.  1432.  ,[N.  ist] 
kumen  zum  Cruz,  hett  da  die  ross  ussgesetzt,  wellen 
da  ze  ymbis  essen  und  die  ross  in  stall  gfüert.'  1563, 
ÜMev.  Chr.  ,Der  Fuhrmann  ...  sezt  (spannt)  die  Boss 
aus.'  Spleiss  1667.  ,Das  Vieh  (Zugviehe)  auss.,  ab- 
jugare  jumenta,  liberare  jugo.'  Denzl.  1677. 1716.;  Hosp. 
,[Die  beim  Pflügen  verhexten  Stiere  seien  nicht  mehr 
vorwärts  gegangen]  bis  er  ausgesetzt  und  heimb- 
gefahren.'  1701,  Z.  Mit  Dat.  P.  ,[Die  Feinde  haben] 
by  36  rossen  uns  und  den  Eidgenossen  ussgesetzt  und 
hingefüert.'  1448,  Bs  Chr.  ,[ln  N.  habe]  imme  ein  wirt 
vast  das  best  ross  under  allen  ussgesetzt  und  anzöugt, 
das  söllich  ross  das  sin.'  1558,  ScuSt.  S.  auch  in-s. 
(Sp.  1660).  —  c)  Einen  aus  dem  (rechtmässigen)  Be- 
sitze setzen.  ,So  wissend  ir  wol,  dass  N.  ...  in  allen  [!] 
friden  und  setzen  zum  rechten  usgesetzt  ist;  [sie  sollen 
sich  verwenden  dafür]  das  doch  besorgt  wurd,  das  er 
und  sin  erben  by  iren  pfänden  blibind  unz  uff  die 
zitt,  das  semlich  zuospvuch,  so  er  zuo  der  herrschaft 
meint  ze  habend,  mit  recht  ustragen  worden.'  1442, 
Absch.  (Z  Schreiben).  ,Entweren  und  ü.';  s.BdVI270o. 
Verbunden  mit  dem  Gegs.  ,in-setzen';  s.  Sp.  1659.  — 
d)  übertr.  <x)  ausnehmen.  Mit  Acc.  S.  ,Doch  wart 
in  dem  friden  [zw.  den  Eidgenossen  und  Österreich] 
ussgesetzt  Nidouw  und  Bürron,  won  daz  dez  herren 
von  Cussin  gewesen  waz.'  Just.  ,So  haben  wir  uns 
bekent,  daz  beid  teil  [das  Dorf  Altstetten  und  unser 
Burger  Th.]  genzlich  by  dem  rodel  bliben  sollend  in  der 
mass,  als  der  wist,  usgenomen  als  die  kreiss  des  twings 
darinn  begriffen  sind,  daz  ein  teil  unser  gemeinen  statt 
berüert  und  zum  andern  teil  N.,  ünsern  lieben  burger- 
meister;  dieselben  sach  setzen  wir  genzlich  uss  und 
meinend  der  fürbass  nachzegand.'  1430,  ZStdt  (Spruch 
des  Rates).  .Söllent  der  reblüten  keinr  me  schaffneryen 
han  denn  allein  vier  jucharten;  doch  sind  harin  us- 
gesetzt die  gotshüser,  die  spitale  und  das  siechenhus.' 
um  1450,  B  pes.  ,[Die  , Landsassen'  sollen]  von  jedem 
recht  nemmen  an  den  enden,  da  der  ansprächig  ge- 
sessen ist;  darinn  sind  aber  usgesetzt  elich  sachen, 
die  mag  ein  jeder  berechtigen,  als  daz  von  alter  har 
komen  ist'  um  1490,  Z  StB.  Mit  Dat.  P.,  formelhaft 
bei  der  Aufnahme  von  Neuburgern.  ,Alle  alte  stösse 
sint  üch  [den  Aufzunehmenden]  ussgesetzt.'  XV.,  Sch 
StB.  (Alem.  VI  245);  dh.  die  Schirmpflicht  der  Stadt 
erstreckt  sich  nicht  auf  sie.  .Bernhart  Blaurer  fünf 
jar  die  nächsten  [ins  Bürgerrecht  aufgenommen]  ...  und 
alt  stöss  sint  im  usgesetzt ...'  1390,  G  StB.  (GScherrer 
1859,  46);  dafür  sonst  gew.  ,üssgelässen',  zB.:  ,Und 
hat  man  inen  [Klosterfrauen]  alt  stöss  und  krieg  und 


gaistlich  sachen  ...  ussgelassen,  also  das  man  inen 
darinne  nit  beholffen  sin  sol  . . .'  ebd.;  s.  auch  Bd  III 
1408  (mit  unrichtiger  Erklärung).  Mit  Acc.  P.  .Us- 
genomen die  zwen  Appenzeller,  die  daz  gotshus  von 
Cur  angriffen  . . .  band,  die  sind  in  diser  richtung  nit 
begriffen  und  sind  ouch  die  selben  zwen  Appenzeller 
in  diser  richtung  genzlich  usgesetzt  ein  all  widerred.' 
1402,  Gl  Urk.  ,Ob  der  herzog  von  Burgund  uns  [die 
Eidgenossen]  gegen  dem  [franz.]  küng  veruntrüwen 
und  fürgeben  wurd,  daz  wir  der  richtung  an  in  be- 
geren  und  den  küng  ussetzen,  als  er  vor  getan,  [sollen 
die  eidg.  Boten  beim  franz.  König]  uns  darin  zuo  dem 
besten  verantwurten.'  1476,  Absch.  ,[Von  den  Hoch- 
zeitsgästen] sol  niemans  me  gaben  dann  ein  gab  . . ., 
doch  sind  in  sölichem  vatter  und  muoter  usgesetzt  und 
fry  gelassen,  nach  irem  gefallen  zuo  gaben.'  Z  Mand. 
1488.  ,[Der  BRat  ruft  die  in  päpstliche  Dienste  Ge- 
zogenen zurück]  sovil  aber  die  berüert,  so  zuoletst  in 
Meiland  sind  gezogen  ...,  die  selben  ...  wollen  wir 
usgesatzt  und  gesündert  und  si  nit  widerrüeft  haben.' 
1522,  Strickler.  —  ß)  Etw.  vorübergehend  unter- 
brechen (zB.  eine  Arbeit,  den  Schulunterricht  oder 
Besuch  der  Schule,  den  Gebrauch  eines  Arzneimittels) 
Aa;  Ap;  B;  L;  S;  Th;  Z  und  weiterhin.  D' Schuel 
ü.  (mües'e").  Meist  abs.  Ieh  tarf  scho"  e"chli"  ü.  De 
Böte  setzt  üs  L.  Ü.  mit  der  Arbet  Ap;  Th;  Z.  ,Von 
der  Arbeit  auss.,  cessare  a  labore.'  Hosp.  Unpers.: 
Es  hat  e"  Will  üsg'setzt,  vom  Regen,  von  Schmerzen 
Th.  Von  Etw.  oder  Jmd  lassen.  I"*  göne"  gvad 
's  nächst  Mölför  d'  Rät  ond  setze"  nommenüs:  si  müend- 
is  [ein  mittelloses  Paar]  hüröte"  lö"!  ...  [Ein  Nach- 
bar sagte  mir:]  Wenn-der  d' Eere"  kä"  G'hör  gend,  so 
gang  no"  zueme"  Ere"hopt,  ond  si  müend-der  ivillfore»! 
Du  muest  grad  nüd  ü. !  Ap  Volksbl.  1832.  ,[Gott]  weicht 
mit  seiner  Liebe  . . .  nicht  mehr  von  ihnen,  er  setzt 
von  ihnen  nicht  auss;  wen  er  liebet  einmahl,  den  liebet 
er  bis  ans  End.'  F  Wyss  1677.  .[Christus]  wolte  seinen 
Geist  nicht  aufgeben,  bis  er  sagen  könte:  es  ist  foll- 
bracht.  Er  sezet  darum  auch  von  seinen  Gläubigen 
nicht  auss,  bis  sie  follkommen  in  ihm  sind.'  JMeyer 
1700.  ,Er  ist  der  Herr,  der  seine  Jünger  liebet;  er 
ist  getreu,  der  nimmer  aussetzet.'  ebd.  —  2.  hinaus, 
an  einen  bestimmten  Ort  setzen,  a)  Etw.  ,an  die  freie 
Luft  setzen'  B  (Zyro);  vgl.  usen-s.  —  b)  Bruet  ü., 
Fischeier  oder  junge  Fische  in  Teichen  oder  Bächen 
aussetzen  BG.  Uneig.  vom  Nebel,  wenn  er  im  Herbst 
wochenlang  über  der  Tiefe  liegt  und  der  [den]  Winter 
brüetet:  A'so  het-er  ZU,  si"  Frucht  abz'lege";  aber  uen"- 
er  nit  cha""  si"  Bruet  ü.,  su  giH's  g'hi"  g  hörege"  Winter. 
ebd.  Bärnd.  1911).  —  c)  Etw.  ausstellen  Ndw  (Matthys). 
Spec.  a)  Brot  zum  Verkaufe  auslegen.  ,Das  Klein- 
brodt  musste  [im  XIV.]  öffentlich  ausgesetzt  werden, 
um  es  dem  Beker  zu  erschweren,  den  Armen  mit  un- 
währschafter Waare  zu  drücken.'  Mus.  1789;  vgl.  etwa 
Z  StB.  II  50.  —  ß)  eine  Leiche  unter  Heiligenbildern, 
Kruzifixen,  Blumen  und  bei  brennenden  Kerzen  während 
zweier  Tage  in  der  Wohnstube  aufbahren,  damit  die 
Bekannten  dem  Verstorbenen  das  Weihwasser  spenden 
können  kath.  S;  dafür  in  LG.  Lieh  lige"  (vom  Ver- 
storbenen). Der  Verstorbene  isch  g'icüss  allne"  Lüte" 
g'si"  a's  wie-n-en  Angel;  drum  isch-erjetz  so  schön  üs- 
g'setzt, mit  Meie" z'ringsetum.  JReinh.  1905.  —  d)  übertr., 
Öppis  ü.,  ausstellen,  bemängeln  Aa;  Ap;  B;  G;  Th; 
Ndw;  Z  und  weiterhin.  Si  hat  all  Öppis  üsz's-en  an 
Ei"'m!    I«*  ha"  Nüt  ilsz's.  dra".  —  3.  a)  feststellen, 


1677 


107s 


bestimmen.  ,Und  würt  also  zum  letsten  ussgesetzt,  das 
die  würkungen  oder  kraft  der  seel:  will,  verstentnus 
und  gedechtnus,  nüt  anders  sind  ...'  Zwingli;  non  aliud 
dcfinire  possumus  (RGualther).  —  b)  ausdrücklich  an- 
geben, spec.  von  Zahlen  B(Zyro);  Tu.  Die  einzelnen 
Posten  in  einer  Rechnung  ü.  Tb.  S.  auch  Fuer-Brief 
(Bd  V  541  o.).  Von  Worten ;  s.  setzen  3  a  v.  (Sp.  1022 o.).  — 
üs-ge-setzt,  ,-satzt':  1.  zu  Bed.  lda,  ausgenommen; 
als  abs.  Ptc.  Mit  Acc.  S.,  bzw.  abh.  Satze.  ,[Wer] 
dehein  genetzt  körn  in  unsere  statt  brechte  oder  ver- 
koufte,  dass  man  die  dar  umb  welle  straften  ...,  doch 
dar  inn  u.,  ob  einem  sin  körn  von  regens  wegen  oder 
dass  einer  ungevarlich  umbwurffe,  nass  wurde,  dass 
man  dero  nit  varen  sol.'  1432,  Z  RB.  ,[Sie  mögen 
mich  ergreifen]  in  stetten,  in  slossen  ...,  uff  wasser 
oder  uff  lande,  dehein  ende  noch  gegny  nicht  u.'  1445, 
AaB.  Urk.  (Urfehde);  ganz  gleich  1446,  Z.  ,A11  ir  spenn, 
stös,  vordrung  und  zuosprüch,  wie  oder  warumb  yeder 
tail  die  zuo  dem  andern  hat  und  zuo  habende  ver- 
maint,  darinn  nichts  u.'  1489,  Waldm.  ,Das  enkein 
antwerk  von  einem,  der  meister  werden  wölt,  nit  nie 
denn  1  pfd  Losner  und  von  dem  lerknecht  10  ß  Losner 
nemen  sol,  alle  gevärd  harinn  u-et  und  ussgeschlossen.' 
XV.,  B  StR.  ,A1  gevärd  und  arglist  harin  luter  u.  und 
Termiten,  dan  dass  sölich  gleit  von  uns  ...  trülich  sol 
gehalten  werden.'  Ansh.  (Geleitsbrief).  ,Soll  an  der 
canzel  verkündt  werden,  4  tag  in  der  wochen,  zinstag 
und  sampstag  ussgs.'  1563,  B  RM.  S.  noch  Tröstungs- 
Bruch  (Bd  V  377).  Mit  Acc.  P.  ,Das  hinfür  niemand 
an  einer  begrebdt  über  das  mal  by  sinem  hus  noch 
anderswa  mer  personen  laden  sol  dann  fünftzechen, 
doch  in  sölichem  die  nächsten  fründ  und  erben  uss- 
gesatzdt.'  Anf.  XVI.,  B  StR.  ,Und  muosten  das  gen 
geistlich  und  weltlich,  edel  und  unedel,  rieh  und  arm, 
niemant  gefrygt  noch  u.'  um  1533,  ÄABr.  ,Von  jemand, 
er  wäre  inn-  oder  usswendig  der  stadt,  niemands  u.' 
Ansb.  ,Nur  Diejenigen,  welche  an  den  Uffritt  geladen 
sind   ...   doch    Harnister   und   Tischdiener    ussgs.'   B 

Mand.  1028.    Dem  Obj.  vorangestellt doch  u.  des 

gottshus  amman,  eins  abbts  kemmerling  und  koch  ... 
die  sonnd  hierinn  umbekümert  beliben.'  1429,  Abscb. 
.[Wer  nicht  testiert  hat]  von  dem  erbt  ein  herr  ze 
Grüeningen  sin  varent  guot  ...,  doch  u.  harnesch, 
karen,  wägen  ...,  das  erbt  er  nicht.'  Z  Dümt.  Offn. 
1480.  ,Das  niemands  überall  im  Bürgenberg  holzen 
sol,  er  sye  dann  burger  oder  hindersäss  zuo  Lucern, 
doch  darinn  u.  und  ussgescheiden  die  bader,  die 
wirt  ...  dero  deheiner  sol  im  B.  nit  holzen.'  1501, 
LRB.  ,. ..  doch  ussgesatzt  trostungbruch  mit  der  band.' 
A.  XVI.,  B  StR.  ,Wir  mögen  all  unser  ussländig 
Schuldner  umb  unsere  schuld  by  uns  verbieten,  u. 
Baden  und  Meilingen,  die  haben  ouch  weder  uns  noch 
unser  guot  zuo  verbieten.'  1512/3,  ÄABr.  StR.  .Nie- 
mand ...,  u.  früude.'  1534,  S.  —  2.  abgesondert,  von 
Sondersiechen.  ,Den  usgesetzeden  dürftigen  an  der  Sile.' 
Z  RBr.  —  Mhd.  üßtelzen,  auch  uoch  ia  andern  Bedd.;  vgl. 
auch  Gr.  WB.  I  970/1 ;  Sanders  II  1084/5;  Schra.2  II  344; 
Fischer  1520.  Zyro  gibt  für  B  noch  au:  ,ein kleinem  Kind  aus- 
setzen; sich  oder  andere  einer  Gefahr,  der  Kälte  usw.  preis- 
geben; einen  Preis,  eine  Belohnung  aussetzen;  zu  Eml.  -i-t/.-n, 
vom  Drucker',  Bedd.,  die  zumeist  auch  sonst  bekannt  und 
gebräuchlich,  aber  wohl  alle  der  echten  Ma.  fremd  sind. 
Die  sonderbare  Schreibung  .usgesetzeden'  für  .usgesetzten' 
im  ZRBr.  erklärt  sich  durch  den  Einftuss  des  in  der  Quelle 
häufigen  ,die  gesetzeden'  [=  Gesetze]  für  gesprochenes  .gesetzten', 
das  als  Ptc.  zu  , setzen'  verstanden  wurde;   vgl.  die  Audi,  zu 


Ge-miz  (Sp.  1580).  —  Üs-setzi  f.:  wohl  zu  üs-setzen 
1 b.  =  Ab-setzi  (Sp.  1638).  Nur  als  Fluni.  ,[Die  Grenzen 
des  Hofes  gehen]  bis  an  die  hindern  U.  in  den  hindern 
boum.'  um  1322,  ÄAElf.  Offn.  ,Ze  Ehingen  da  sol  ein 
rehte  taverne  sin  und  sol  nieman  kein  veil  guot  haben 
von  dem  Swarzenbrunnen  unz  zuo  der  U.'  ebd.  —  u°- 
üs-setzig  o"-:  hartnäckig,  unter  keinen  Umständen 
nachgebend  Ap  (T.)  —  un-üs-setzlich:  unablässig. 
,Darzu  die  Barmherzigkeit  Gottes  einen  heiligen  Willen 
und  unaussetzlichen  Trib  uns  sammt  und  sonders 
verleihen  wolle.'  FWvss  1670. 

use°-:  hinaussetzen,  zB.  Kranke  ins  Freie  bringen; 
Topfpflanzen  aus  dem  Topf  ins  Freie  versetzen  B;  L. 
Meie"  u. 

ver-:  1.  mit  ver-  in  der  Bed.  des  hindernden  ,vor.' 
a)  tr.  a)  (Einem  Etw.)  verlegen,  sperren.  Gew.  im 
militär.  Sinne.  ,Dessglichen  haben  sin  reisigen  ...  alle 
passen  versetzt,  daz  nieman  zuo  noch  von  den  slossen 
davor  gemelt  kommen  mocht.'  1475,  Bs  Chr.  ,Als  uns 
der  wäg  versetzt  was  von  Rodis  in  Candia  ...  Da 
vernament  wir,  das  der  Türgg  uns  den  wäg  versetzt 
hat  mit  vil  schiffen.'  HSchürpf  1497.  ,[Als  NN.]  ir 
antwort  dem  rat  sagen  woltend  ...,  da  was  das  rathus 
versatz[t]  und  überfallen.'  Edlib.  ,Die  von  Zürich  ... 
versatz[t]ent  alle  Strassen.'  ebd.  ,Da  versatztend  sy 
die  obren  wacht  und  bolwerk  mit  etlichen  knechten.' 
ebd.  N.  habe  alle  Tore  .versetzt',  und  er  sei  nicht 
sicher  Leibes  und  Lebens.  1510,  Abscb.  S.  noch  Passei 
(Bd  IV  1658).  Mit  Acc.  P.,  Jmd  der  Bewegungsfrei- 
heit berauben:  ,Es  sol  ouch  keiner  [Krämer]  den 
andern  v.  noch  verhenken  mit  schrägen  noch  mit 
stangen,  oder  er  wirt  darumb  gebuosset.'  1430,  L. 
Einen  Graben,  Bach  v.,  stauen;  auch  mit  Sachsubj. 
Wenn  der  ,Bau'  den  Graben  bei  des  Schmieds  Haus 
,v.'  würde,  so  sollten  der  Prädikant  und  der  Schmied 
denselben  mit  einander,  dh.  wöchentlich  abwechselnd, 
reinigen.  1550.  1597,  JNater  1898.  ,Es  soll  semlicher 
bach  fry  offen  stan  und  denselben  gar  niemmen  v. 
nach  verschwellen  ...,  und  wellicher  erfunden  wurde 
das  den  bach  versetzt  ald  verschwelt  hette  [usw.].' 
1581,  Z  Steinm.  Offn.  S.  noch  Eleb-Gam  (Bd  II  421). 
Eefl.  Vidier  hät-sich  versetzt  ZO.;  vgl.  h  a.  Einem 
den  Atem  benehmen:  ,Mein  böses  Gewissen  wollte  mir 
oft  den  Odem  v.'  ADennl.  1817.  —  ß)  im  Fechten  und 
davon  ausgehend.  1)  , (einem  den  streich  mit  etw.) 
v.',  (seinen  Hieb)  abwehren,  parieren.  ,N.  zuckte  sin 
funst,  sluog  damit  gen  im,  denn  das  er  im  den  streich 
versatzte  mit  dem  arm.'  1457,  Z  RB.  ,In  armorum 
ratione  antiquior  cavendi  quam  ictum  inferendi  cura 
est,  im  fachten  sol  vil  grössere  sorg  und  grösserer 
fleiss  sein,  wie  man  versetze,  weder  wie  man  schlahe 
und  tniffe.'  Fkis.  Etw.  ,mit  dem  lichnam,  leben  uä. 
v.',  um  Etw.  abzuwehren  Leib  und  Leben  einsetzen. 
,Also  müessend  ouch  ir  ...  die  übel  und  streich  mit 
dem  lychnam  v.'  Zwingli;  corpus  obieetandum  periculis 
et  verberibus  (RGualther);  vgl.  IL  Tim.  2,  3.  ,Ir  mües- 
sends  mit  dem  leben  v.,  sust  mögend  ir  der  wüetrichen 
unsinnigheit  nit  überwinden.'  ebd.;  vita  semel  morti 
destinanda  est  (RGualther).  ,In  welchen  zweitrachten 
der  gemein  man  vom  adel,  bürgern  und  landsässen 
onseglich  beschwerden  erdulden  und  tragen  und  vil- 
malen  mit  gefar  leibs  und  guots  v.  müessen.'  Yap. 
Bildl.  ,[Er]  will  mich  mit  Schälken  stürmen,  mit 
welchem  ich  im  nit  widerweer  tuon  will,  sunder  mit 
offner   warheit  alle   sine   schütz   v.'    Zwingli.     ,Sich, 


1670 


Saz.  sez.  siz,  soz, 


frommer  Christ,  wie  sobald  ein  grosser  flügel  den 
einfaltigen  für  die  ougen  gemacht  wirt,  für  dass  man 
inen  die  irrtum  ze  glouben  hat  ggeben;  und  ist  aber 
nüts  ringer,  so  mau  die  ougen  recht  uftuot,  weder 
solch  blendungen  v.'  ebd.;  huiusmodi  fucos  dolosque 
eludere  (RGualther).  Mit  Worten  parieren.  ,Ja,  spre- 
chend wir  wäglich,  es  beschicht  wunderbarlich,  und 
wellend  all  ding  mit  dem  wort  v.,  glych  als  ob  Gott 
wunder  würke,  dero  nieman  innen  werd.'  ebd.;  hoc 
dicto  ad  omnes  omnium  obiectiones  responderi  posse 
existimant  (RGualther).  ,[Der  Mann]  lege  hin  alles 
geböch  und  gehäder  under  den  lüten,  undernäme  sich 
nit  alle  ding  zuo  v.  und  zuo  verantwurten,  habe  ein 
stillen  mund.'  HBüll.  1540.  —  2)  (wohl  vom  Vor. 
ausgehend,  weil  man  aus  der  Parade  gew.  zum  Hieb 
übergeht),  (Einem  einen  Hieb)  versetzen  AaF.;  B 
(Zyro),  doch  nicht  volkst.  Er  hed-em  Ei"s  versetzt.  ,V., 
Einem  Eines,  heimlich  einen  Streich  geben.'  Denzl. 
1666.  ,Darfür  er  nicht  ermanglet,  ihme  etliche  Ohrfeigen 
zu  v.'  1684,  Z.  —  y)  übh.  verhüten,  verhindern. 
,Das  well  üwer  bruederlich  lieb  ouch  tuon  und  sich 
also  darin  füegen,  damit  diss  gewytter  ussgelüt  und 
tieffer  infäll  versetzt  werden.'  1489,  B  Brief  (Waldm.). 
—  8)  Etw.  (von  Amts  wegen)  verbieten;  vgl.  4  d. 
,1354  kam  der  burgermeister,  der  rat  und  die  burger  ge- 
meinlich überein,  als  man  giselschaft  versetzet  hatt, 
das  man  do  iedem  man  erloubt  hat,  sich  umb  sin  gelt- 
schult ze  versorgen  . . .  mit  gyselschaft  und  mit  andern 
sachen,  als  er  dann  notdürftig  ist.'  Z  StB.  ,Dannan 
hin  mag  aber  iederman  sich  gen  dem  andern  versorgen, 
als  im  dann  nottürftig  ist),  es  wery  dann,  daz  es  die 
rät  und  burger  fürbaz  versastin.'  1372,  ebd.  ,Man 
sol  nachgan  und  richten,  als  etlich  metzger  lebend 
vich,  das  syen  swin  oder  anders,  uff  dem  Münsterhof 
und  in  der  statt  kouft,  die  enweg  von  der  statt  ge- 
triben  und  sy  wider  unvermetzget  band  verkouft,  dar 
über  daz  mh.  das  versetzt  band  ...'  1432,  Z  ßB.  — 
b)  refl.  a)  sich  stauen,  keinen  Abfluss  finden,  von  Wasser 
AaF.,  sich  festsetzen,  zB.  von  Staub  ScaSt.  (Sulger). 
's  Wasser  hed-si'h  versetzt  AaF.  ,Wenn  das  gwelb 
vorem  Renwäger  tor  gemachet  wird,  soll  der  zoller 
daselbs  . . .  schuldig  syn,  allwegen  darzuo  zuo  luogen 
und  die  luftlöcher  jeder  zyt  uftuon,  damit  das  wasser 
sich  nit  darinn  versetze.'  1565,  Z  RM.  ,[N.  beklagt 
sich]  wie  . . .  auch  im  Egraben  niden  sich  das  Wasser 
allerdingen  versetzt.'  XVII./XVIII.,  Z.  Vom  Eiter  in 
Wunden  uä.  Aa.  's  licd-sich  versetzt  AaF.  .Jetzt  hat['s] 
sich  mehr  [=  mir]  versezt  in  Kopf,  das  ich  schon 
3  Wochen  das  Beissen  im  Kopfe  habe.'  1895,  Aa 
(Brief  an  einen  Apotheker).  ,üas  süberet  die  därm  ... 
und  drypt  daruss,  was  darin  verlegen  und  [sich]  ver- 
setzt hat.'  ZGArzneib.  1588.  ,Wann  das  Erbgift  ein 
Ort  antrifft,  das  mit  Gestank  erfüllet  ist,  so  pflegt  es 
sich  darin  zu  v.  und  aufzuhalten.'  JHLav.  1668.  ,Es 
wiederfährt  endlich  auch,  dass  das  Gift  dieser  Krank- 
heit [Alpenstich]  sich  auf  diesen  oder  jenen  Teil  des 
Körpers  versetzt  und  alsdann  mehr  oder  weniger  ge- 
fährliche Zufälle  hervorbringt.'  1765,  B  (Guggenbühl, 
Der  Alpenstich  1838).  .Versetzt  sich  die  Materie  ins 
Innere  der  Lungen,  so  speit  der  Kranke  einen  mit 
Blut  vermischten  Speichel.'  ebd.;  vgl.:  ,Wenn  der 
Versatz  auf  die  Brust  fällt.'  ebd.  —  fä)  in  der  Jägerspr. 
sich  in  ein  Versteck  ducken,  von  aufgescheuchtem 
Wild,  zB.  Hasen  Aa;  B;  S;  Z  vgl.  Adelung  IV  1137; 
Kehlen  VI  132  f.    ,Es  ward  [am  Bettag]  gejagt.    Der 


Hase  versetzte  sich  auf  dem  Kirchhofe,  während  die 
Gemeinde  in  der  Kirche  war.'  Gotth.  ,Sie  wollte  Hans 
zu  merken  geben,  wie  ihr  nicht  unbekannt  sei,  wo  er 
seine  Geldkatze  verloren  ...  und  wie  er  ein  ander  Mal 
in  einem  Walde  wie  ein  Hase  immer  wieder  aufgejagt 
worden  sei,  wie  er  sich  auch  habe  v.  mögen.'  ebd. 
,Mit  Schein  haben  sie  [des  Amtsrichters  Hunde]  ver- 
loren, der  Hase  wird  sich  versetzt  haben.'  ebd.  — 
2.  mit  ver-  in  der  Bed.  ,für.'  a)  Etw.  als  (Faust-)Pfand 
geben,  verpfänden  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  Th;  Uw;  Z  und 
weiterhin,  doch  auch  .obrigkeitlich  verschreiben  lassen' 
W ;  in  ä.  Spr.  auch  hypothekarisch  belasten  (bes.  mit 
Adv.).  B'  Chleider,  's  Bett  v.  Mänger  tued  sVs  Nest 
v.,  um  die  Fastnacht  feiern  zu  können  L  Gedicht.  'sHämp 
ab  <'em  Lib  (Füdlich),  's  Nest  tät-er  v.,  der  Bump!  Z. 
Me"  mue"  halt  d'  Füess  nöch  der  Tecki  strecke"  — 
we""-men-si  ned  versetzt  hat  ThMü.  's  halb  Güetli  han- 
ich  scho"  versetzt.  B  Volksztg  1896.  ,Dü  güeter  gelegen 
ze  Zuffikon,  du  wir  versetzet  han.'  1338,  LSurs.  ,[N. 
beteuert]  das  er  ee  sinen  rock  v.  [wolle]  wan  . . .' 
1474,  Z  RB.  ,Das  nieman  in  unssermlandt  thein  erblächen 
haben  noch  lassen  soll,  darzuo  und  des  glychen  ensoll 
ouch  nieman  den  lehenzins  v.'  1507/44,  Schw  LB.  ,Der 
den  aplass  versetzt  hab,  der  löse  in',  Spott  eines  ab- 
lassfeindlichen Mesners.  Kessl.  ,Zuo  pfand  gäben, 
v.,  dare  aliquid  pignori.'  Fris.;  ähnl.  bei  Mal.;  Denzl. 
1666.  ,Die  gemeinen  güeter  und  allmenden  wellent 
sy  [die  Obrigkeit]  dheius  wegs  v.  lassen.'  1565,  Z  RM. 
.Kürzlich,  als  ein  burenmeidli  ein  gürtel  by  iren  ent- 
lenen  wellen,  so  sy  aber  versetzt  [hatte].'  1571,  Z 
Ehegericht.  ,Drumb  er  mit  seinen  Gspanen  in  kurzer 
Eil  zu  Rapperschweil  versetzet  hat  den  Fahnen.'  1633, 
Lied.  S.  noch  ver-netzen  (Bd  IV  887).  Mit  weitem 
Bestimmungen.  Mit  Adv.  ,Die  zins,  die  von  zwänzigen 
eins  nemend,  die  solltind  ir  uf  das  erdrych  nie  haben 
lassen  legen  . . .  Solltind  nit  ir  hie  ynsehen  geton 
haben,  dass  der  boden,  des  herren  ir  üch  schrybend, 
nit  so  jämerlich  versetzt  wurde?'  Zwingli.  ,Sind  ein 
teil  [des  Erbes]  lehengüeter  von  der  herrschaft;  die 
kan  man  nit  v.  Der  ander  teil  sind  eigne  güeter,  die 
hat  her  N.  selb  versetzt  schwär  gnuog.'  1550,  Gr  Brief. 
,Umb,  für  etw.'  ,Das  nieman  in  unserm  [Land]  enkein 
erblen  lan  sol  noch  nemen  sol,  darumb  nieman  dekein 
guot  umb  zins  versasti.'  1389,  Schw  LB.  .Die  von 
Popelzen  sind  abgewyssen,  ir  gmeinwerch  für  1000  gl. 
zuo  v.'  1565,  Z  RM.  ,An  etw.'  ,Tät  er  daz  nit,  so 
mag  er  die  pfand  v.  an  sin  schuld  und  sol  daz  dem 
Schuldner  verkünden,  das  ers  da  löse,  ob  er  wolle,  an 
den  stetten,  da  ers  hin  versetzt  hat.'  XIV./XV.,  ZBass. 
,Für  einen.'  ,Sin  frouw,  die  had  für  in  versetzt  ira 
Kellersmat.'  1528,  UwBeck.  ,Will  dir  fürstrecken  gelt 
und  guot  ...  will  all  myn  guot  für  dich  v.'  VBoltz 
1551.  Mit  Dat.  P.  .Dafür  [für  die  Ehesteuer  seiner 
Tochter]  versast  er  im  2Vs  mark  gelts  uf  den  güetern 
ze  Rinach.'  1267,  L.  ,Do  versast  er  [Friedr.vOsterreich] 
dem  grafen  von  Toggenburg  ...  die  grafschaft,  bürg 
und  statt  ze  Veltkilch.'  Z  Chr.  XV.  .Welicher  unser 
burger...  hinnanthin  deheinem  ein  sin  guot  versetzt 
in  underphandes  wise  . . .'  1430,  Bs  Rq.  ,N.  hat  ver- 
jeehen,  daz  er  ein  biel  verstollen  hab  und  das  einem 
wirt  zuo  Schaffhusen  versazt.'  1465,  Z  RB.  ,1425  ver- 
satz[t]  uns  frow  N.  die  fougtig  zuo  Meillen.'  Edlib. 
,[Die  Bischöfe]  habend  die  sigel  [Dokumente  betr.  die 
Abgaben]  allenthalb  den  gwaltigen  so  tür  versetzt, 
das  ieder  furcht,   im  möge  sin  zins  nümmen  werden, 


Saz,  sez,  siz 


so  man  den  hüdelzoll  [Hurcnzoll]  abstelle.'  Zwiksli; 
hieher  trotz  der  lat.  Übers,  magno  vendiderunt.  ,1354 
hat  sie  [die  Herrschaft  Laufen]  bischoff  Johans  grave 
Walraffen  von  Thierstein  ...  umb  2000  gülden  ver- 
setzet.' Wurstisen  1580.  ,Wie  ich  mein  Sparhaften- 
Gältli  dem  Herrn  Obervogt  W.  versäzet  und  nit  mehr 
hab  vermögen  zu  lössen.'  1697,  Z.  S.  noch  Bd  V 
440  u.  1138  ö.;  Bd  VI  796  u.;  Sp.  1521  M.  Mit  anderer 
Beziehung  des  Dat.:  ,[Seine  Frau  habe]  im  über  alle 
warnung  federtecke,  summertecke,  ire  kleider,  kanten, 
blatten  und  anderes  versetzt.'  1541/3,  Z  Ehegericht. 
Mit  Synn.  ,Wer,  daz  ich  ...  min  erben  oder  nach- 
kommen, delieinest  wolten  gan  von  derselben  herschaft, 
mit  verkouffene  oder  mit  versetzenne  . . .'  1385,  BSi. 
Kq.  1912.  ,[Die  Güter  nicht]  verkoffen,  v.,  verküm- 
beren  noch  in  dehain  wis  noch  weg  ...  entwerren  noch 
entfrömden.'  1398,  GT.  Rq.  ,Wond  dasselbe  gleit ...  uns 
in  phandes  wise  verhöftet  und  versetzet  ist.'  1415, 
Aar.  StR.  ,[Als  Verkäufer  verpflichte  ich  mich,  die 
Vogtei  zu]  liilgen  und  lösen  an  allen  den  enden,  da 
ich  sy  versetzt  oder  deheinswegs  verkümbert  hab.' 
1432,  Z  Rq.  1910.  ,üarzuo  möcht  er  wol  daz  sin  an 
vil  enden  v.  und  verbriefen.'  1441,  Aar.  StR.  ,Wer 
uff  frömde  pfender  licht  oder  versetzt.'  L  StR.  um 
1480  (Titel);  im  Text:  ,Wer  dem  andern  frömde  pfender 
versezt  old  gelt  daruff  licht.'  .[Jeder  Ehegatte  soll 
das  vom  andern  zugebrachte  Gut]  in  guoten  eeren 
halten,  sonder  das  nit  v.,  verkouffen  nach  in  keinem 
weg  verrendern  nach  vertuon.'  A.  XVI.,  GT.  Rq.  ,Ob 
neislecher  sinen  teil  versatzte,  verlihe  oder  verkoufte.' 
1525,  Z  Rq.  1910.  .Einer  frommen  Eidgnoschaft  lob, 
er,  glowen,  Hb  und  leben  unmenschlich,  ja  unkristlich, 
ringer  dan  s  vih,  v.  und  verkoufen',  vom  fremden 
Kriegsdienst.  Ansh.  ,Nachdem  dieselben  anhuobend 
zuo  kriegen  und  übel  hus  ze  halten,  versatztend  und 
verpfantend  si  obgemelte  stuk  von  dem  bistum.' 
HBrennw.  Chr.  .[Nicht]  v.,  verschriben  noch  pfand- 
haft machen  mit  verbürgen  oder  in  ander  wäg.'  1541, 
BSi.  Rq.  1912.  ,Der  gmeind  Ruodolflngen  ist  bewilliget, 
ir  gmeind  uff  vier  jar  lang  um  200  oder  300  fl.  zuo 
v.  und  zuo  verschriben.'  1571,  Z  RM.  .Gegen  Einem, 
der  nicht  ein  Landmann  ist,  [soll  man  Güter]  weder 
vertauschen,  verkauften,  v.  noch  verpfenden.'  Ap  LB. 
1747.  ,Kein  Soldat  soll  weder  Gewehr,  Munition  noch 
Kleider  im  Feld  oder  sonsten  wegwerfen,  v.,  verkaufen, 
verspielen,  versauffen,  noch  auf  immer  eine  andere 
Weise  mutwillig  verderben  oder  verwahrlosen.'  B 
Kriegsordonanz  1764.  S.  noch  Bd  III  302  o.;  Blepsch 
(Bd  V  134);  ebd.  471  o.  1065.  1150/2.  1158  o.;  Bd 
VI  327  o.  Land  und  Leute  ,v.'  ,Wer  ouch,  das  wir 
sy  [die  Leute  im  Niederamt,  Neckertal  und  zu 
Lütisburg]  dhainest  v.  oder  verkouffen  weitend,  das 
mögen  wir  wol  tuon.'  1440,  GT.  Rq.  .Alle  jar,  so  er 
[C  vonRünilang]  hett  müessen  zinsen,  nam  er  nie  gelt 
uff,  versazt  also  sin  land  und  lüt.'  BossH.Chr.  Ubertr. : 
,Es  sol  ouch  nieman  darumb  sin  eid  oder  ere  darin 
v.  bi  der  obgenanten  buos.'  1457,  BSi.  Rq.  1912.  — 
b)  Einen  als  Bürgen  stellen.  ,Urab  die  selben  pene 
hant  si  uns  ze  rechtem  gelten  geben  und  versetzet 
HBrügglin,  iren  brueder.'  1383,  Z  StB.  ,Als  ich  dem 
Graseil  60  guldin  schuldig  bin  ze  gelten,  dar  umb  ich 
CZoller  und  JGrafenrat  gen  dem  egenanden  Graseil 
umb  die  vorges[eit]  geltschuld  versetzet  hab,  sol  man 
wissen,  daz  ich  gelopt  hab,  die  obgen.  Z.  und  Gr. 
von  allem  dem  schaden  ze  wisen,  in  den  si  von  der 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


vorges[eiten]  sach  und  geltschuld  wegen  iemer  komen 
möchtin.'  1396,  Z.  ,[A.  sprach  zu  B.]  er  [B.]  tete 
jederman  also,  und  hast  mich  ouch  versetzet  und  wilt 
mich  nit  lösen;  do  sprach  der  B.:  Ich  han  dich  nien- 
dert  versetzt  dann  gen  miner  frouwen  der  eptischin 
Zürich  amman.'  1412,  Z  RB.  ,Welcher  da  Bürg  und 
Tröster  ist,  der  muoss  darum  haft  sein,  wen  er  es 
nit  hielt,  des  Tröster  er  würd  und  ihne  versezt  hat; 
doch  welcher  eines  Bürg  würd  ob  Rächt,  der  ihne 
versezt  hat,  der  soll  vor  ersuocht  werden  um  ligends 
und  farends  Guot.'  GrD.  LB.  S.  noch  Bd  VI  267  o.  — 
3.  a)  an  den  unrichtigen,  ungehörigen  Ort 
setzen.  .Unrecht  setzen,  in  Unordnung'  Ndw  (Matthys). 
Marksteine  v.,  =  ver-rucken  (Bd  VI  855)  Aa;  Bs;  B; 
Th;  Z  und  weiterhin;  daneben  auch  in  Bed.  b.  Falsch 
setzen,  vom  Schriftsetzer  B  (Zyro).  Übertr.  a)  Jmd 
,in  üble  Lage,  in  Verlegenheit  bringen',  betrügen, 
hintergehn,  zB.  in  Geldgeschäften,  durch  ein  Heirats- 
versprechen ZZoll.  und  lt  Spillm.  Syn.  ans.  De"  bat- 
st recht  versetzt,  von  einem  Burschen,  der  ein  Mädchen 
im  Stiche  gelassen  hat  ZZoll.  ,Es  klaget  N.  uf  Gery 
Schürginen,  daz  sich  füegte,  daz  si  enander  die  e 
verhiessen  und  ouch  enander  redlich  namen,  und  da 
si  etwefil  zittes  bi  im  was,  unz  daz  si  in  bracht  umb 
daz  er  hatte,  do  sprach  si  zuo  im,  si  wölt  nüt  nie  bi 
im  sin,  si  hett  vor  hin  ein  elichen  man,  und  lüf  da 
mit  von  im;  also  het  si  inn  versetzet  und  übel  getan.' 
1384,  Z  RB.  ,Man  sol  nachgan  und  richten,  als  Heinis 
von  Ougspurg  sun  der  snider  arm  tochtern  undjung- 
frouwen  versetzet  und  daz  er  wol  zwei  oder  dry  ewip 
genomen  hat,  die  alle  noch  lebent.'  1395,  ebd.  ,Es 
begibt  sich  ouch  dick,  das  die  eitern  ...  uff  irer  ver- 
kerten  wyss,  uff  irem  gyt  und  bossheit  verharrend 
und  ire  kind  zuo  v.  undememmend',  mit  einer  er- 
zwungenen Ehe.  HBull.  1540.  ,Ir  [Eltern]  meinend 
wol  etwan,  ir  wöllends  [die  Kinder]  fast  wol  versorgen; 
diewyl  aber  üwer  fürnemmen  nit  uss  Gott  ist  noch 
uff  eer  lendet,  so  versetzend  irs.'  ebd.;  s.  auch  böslich 
(BdIV  1726).  ,Deluditur,  wird  betrogen  oder  versetzt.' 
Cato  1048.  ,Weil  er  sein  Weib,  das  gute  Blut,  auss 
seinem  faulen,  falschen  Mut  gar  üppiglich  versetzet.' 
anRüegg  1676.  Hieher  auch:  .Durch  al  oberzälte 
händel  ...  war  ir  [der  Stadt  Bern]  bständig  für- 
nemen  ...  sich  ...  keines  frömden  kriegs,  ouch  irer 
Eidgnossen,  ungenöt  allein  um  gelts  willen  anzeneinen 
und  ouch  zuovor  von  niemand  weder  guot  noch  gelt 
zuo  enpfahen,  ire  fromme  lüt  da  mit  zuo  v.  und  um 
lib  und  leben  ze  bringen.'  Ansh.  —  ß)  missbrauchen. 
,Die  erhaltung  unsers  Vaterlands  freiheit  erforderet, 
dass  wir  [einer]  des  anderen  leid,  schaden  und  be- 
schwerden  nit  verratind  und  versetzind.'  1585,  UNeuj. 
1827;  hieher?  ,V.  zu.'  ,0  wie  hab  ich  deiner  Gnaden 
und  Guttaten  ...  so  liederlich  vergessen,  dieselbe 
versezt  zur  Geilheit  und  den  Geist  deiner  Gnaden 
geschmähet!'  AKlingl.  1691.  ,[Nur  durch  ein  Wunder 
kann  sich  ein  hartnäckiger  Sünder  bekehren.  |  Bin 
solches  Wunder  aber  sich  von  der  so  lange  Zeit  mut- 
willig verachteten  und  zu  allem  schnöden  Sünden»  e-.cn 
missbrauchten  und  versetzten  Gnade  Gottes  ver- 
sprechen ...  heisset  sich  versprechen  ...  fast  anmög- 
liche Dinge.'  JJUlr.  1733.  —  b)  übh.  an  e  i  n  e  n  a  n  d  e  t  n 
Ort  setzen.  Von  Sachen.  Bes.  von  Pflanzen  (auch  durch 
Ableger)  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  Tu;  Ndw;  Z  und  weiter- 
hin. Meie"  v.  Wenn  man  zur  Zeit  eines  Regenbogens 
einfarbige  Nelken  versetzt,  bekommen  sie  nachher  alle 
106 


Farben  ZWang.  ,V.,  transplanto.'  Denzl.  1666.  De' 
tünnist  Spränzel  wird  dert  dick  und  mues'  lo"  d'  Chnöpf 
v.  Roos  1907.  ,V.,  von  einem  ort  an  das  ander  setzen, 
transponere,  translocare.'  Fris.;  Mal.  ,V.,  vertauschen, 
transmuto.'  Denzl.  1666.  S.  noch  Hurd  (Bd  II  1603); 
iiber-s.  (Sp.  1642u.).  In  der  Buchführung,  übertragen: 
,Uannenhär  es  [ein  Schuldposten]  versetzt  worden.' 
XVII., GrL.;  vorher, tragen'.  Übersetzen:  ,1ns  Latein  v., 
reddere  latine.'  Denzl.  1666.  Von  Personen;  so  von  Be- 
amten Aa;  Bs;  B;  Z  und  weiterhin,  doch  infolge  unsrer 
politischen  Einrichtungen  weniger  üblich  als  anders- 
wo. Auch  von  Schülern  Aa.  Si  händ-e"  versetzt,  zB. 
einen  Verweser  an  einer  Schule  Z.  ,NN.  allhier  gehauen 
hend.  Der  Herr  ihnen  viel  Glück  und  Segen  send, 
und  nach  disem  Lebenslauf,  dass  sie  werde"  versetzt 
in  den  Himmel  auf.'  1764,  BFeld  bei  G.  (Hausspruch). 
,Sie  werden  hin  versetzet  zu  Gott  in  Himmel  auf 
BSi.  (Hausspr.).  S.  noch  Bd  V  173.  Refl.,  sich  anders- 
wohin begeben  und  dort  niederlassen.  ,[Wer  aus 
dem  Obersimmental  auswandert,  darf  seine  Güter 
keinem  Landesfremden  verkaufen]  es  seie  dann,  dass 
er  sich  in  die  Landschaft  Frutigen  versetzet  hätte 
[den  Frutigern].'  1644,  BSi.  Mit  Abstr.  an  Stelle  der 
Ürtsbest.:  , [Es  ist]  ein  rechte  teube,  das  christenlich 
volk  also  v.  in  solche  Satzungen,  die  von  Got  keinen 
gunst  haben.'  Zwingli;  lat.  adigere.  —  c)  ke'n  Schritt, 
Tritt  c,  sich  nicht  rühren  B  (Gotth.);  ZO.f;  Syn.  le'n 
Fuess  verrode"  (Bd  VI  620).  ,Der  Wirt  war  selbst 
daheim,  ein  schwerer  Mann  am  Leibe;  sein  Schritt  war 
so  gewichtig,  dass  es  den  Gästen  allemal  Angst  wurde, 
wenn  er  ihretwegen  einen  Tritt  versetzte.'  Gottb. 
.Deinetwegen  versetze  ich  keinen  Tritt  mehr.'  ebd. 
.Drehen  lasse  man  sich  nicht,  man  vermöge  die  Käse 
zu  behalten,  keinen  Schritt  versetze  man  deswegen, 
drückte  man  ritterlich  sich  aus.'  ebd.  , Jetzt  konnten 
hundert  Hochzeiten  gefeiert  werden,  es  versetzte 
keinen  Schritt  dafür.'  ebd.  —  4.  mit  resultativem  ver-. 
a)  versetzt  ha",  mit  dem  Setzen  (zB.  der  Kartoffeln) 
zu  Ende  sein  Z  (Dan.).  Mer  händ  ieze"d  versetzt  und 
doch  nach  vorigi  Herdopfel.  —  b)  refl ,  sich  breit, 
gravitätisch  hinsetzen,  um  nicht  so  bald  wieder  auf- 
zustehen ,Schw;  Zg';  Z.  Syn.  sich  er-s.;  vgl.  ver- 
legen 3  (Bd  HI  1189).  Du  cha""st-dich  iez  nümer 
lang  v.,  wann  du  uf  d'  Ban  muest  Z  (Dan.).  —  c)  ein- 
setzen, einfügen,  von  (steinerneu)  Bauteilen  wie 
Treppen,  Kreuzstöcken,  Türeinfassungen,  auch  von 
Gartensäulen  Th  und  wohl  weiterhin  in  der  Spr. 
des  Bauhandwerks.  S.  auch  Under-richtung  (Bd  VI 
415).  Kunstgegenstände  mit  eingesetzter,  eingelegter 
Arbeit  versehen;  vgl.  versetzt  4  a.  Bildl. :  ,[Die  auf- 
ständischen Hasler]  versazten  dise  post  [Nachricht  an 
die  zu  Hülfe  gerufenen  Unterwaldner  usw.]  mit  luginen 
gegen  irem  amman  [der  auf  der  Seite  der  Herrschaft 
Bern  stand].'  Ansu.  V  291.  Wie  nhd.,  einen  Stoff  mit 
einem  andern  v.,  zB.  eine  Brühe  mit  Zucker,  Bendli- 
koner  Wein  mit  spanischem  Z  und  weiterhin,  doch 
kaum  volkst.  —  d)  (amtlich)  festsetzen.  ,[Es  soll] 
stete  beliben  dis  nehste  jar,  als  es  des  vordem  jares 
versetzet  was.'  um  1336,  Z  StB.  ,Alle  die  penen,  so  vor 
über  unser  vetter  [  Väter]  verschriben  und  versetzet  sint.' 
1336,  ebd.  ,Umb  den  roten  win,  den  die  lenlüt  meinent 
ze  nemen,  wie  daz  versetzet  ist.'  um  1385,  ebd.  ,Als 
das  vormalen  von  den  raten  und  burgern  versetzt  ist.' 
1430,  ebd.  ,Wir  habend  es  sidmals  versetzt,  das  wir 
keinen  burgrecht  lihend,  er  hab  denn  sin  elich  wib  by  im, 


ob  er  einiche  hett.'  1434,  AaB.  Urk.  Mit  negat.Obj.-Satz ; 
vgl.  1  a  8.  ,Man  sol  nachgan  und  richten,  als  von  alter 
her  versetzet,  daz  nieman  vogel  sol  vachen  mit  lyme.' 
1383,  ZRB.  ,[N.  hat]  mit  unserm  lüpriester  an  der 
bredy,  do  er  offenlich  an  der  kanzel  stund,  frefenlich 
gerett,  über  daz  es  die  burger  die  zweihundert  ver- 
setzet hant,  daz  es  nieman  tuon  sol.'  1384,  ebd.  ,Der 
burgermeister  und  beid  rät  sint  über  ein  komen  und 
hant  versetzt,  daz  enkein  burger  ...'  1395,  ebd.  ,Ünser 
herren  band  ouch  eigenlich  versetzet,  daz  nieman 
enhein  anken  innrent  den  krützen  utf  den  pfragen 
kouffen  sol,  der  in  diser  zunft  ist.'  1418,  ebd.  ,Darzuo 
haben  wir  ouch  versetzt,  meinen  und  wellen,  daz  enkein 
münzmeister  [usw.].'  1425,  Abscb.  ,Man  sol  nachgan 
und  richten,  als  die  metzger  under  inen  selben  versetzt 
und  verkomen  hand,  daz  ir  keiner  [usw.].'  1432,  ZRB. 
,1468  haben  gross  und  ciain  rät  gesetzt  und  versetzt, 
das  nieman  [usw.].'  Sch  StB.  ,Als  die  in  der  March  ... 
versetzft]  hand,  daz  man  uns  weder  strouw  noch  höw 
noch  buw  uss  der  March  zuofüeren  nach  gan  lasset.' 
1438,  Edlib.  S.  noch  Bd  V  1280  o.;  Sp.  1535  o.  — 
e)  vergaben.  ,Es  sye  man  oder  frouw  ...  die  all  ir 
guot  verschaffen,  vermachen,  vergäben  oder  v.  wollen, 
der  oder  dieselben  sollen  es  tuon  mit  gricht  und  urteil.' 
Zg  StB.  1566.  —  f)  sich  vornehmen,  den  festen  Ent- 
schluss  fassen,  mit  Acc.  S.  oder  Inf.  Ap  (T.),  refl. 
sich  verschwören  B  (Gotth.);  ZFehr.,  O.  (Brunner). 
I'h  ha» 's  versetzt,  i'h  tue"  ...  Ap.  Er  hät-si'h  versetzt- 
er tüeg's  nüd  ZFehr.,  0.  ,Da  hätte  es  sich  hoch  und 
teuer  versetzt,  in  einer  Kirche  sehe  es  Niemand  mehr.' 
Gotth.  —  g)  ersetzen.  ,[Der  Gläubiger  hat  das  Recht, 
für  den  Geldstag]  die  bestellten  Schuldboten  zu 
brauchen  ...  oder  die  Sach  selbst  und  in  Person  zu 
verrichten  ...  jedoch  mit  vorgehender  Bezahlung  und 
Gutmachung  des  Costens,  so  zuvor  mit  Boten  darauf 
gangen  und  der  Schreibstuben  zu  v.  sein  möchte.' 
1678,  B;  an  anderer  Stelle  ,der  Cammer  zu  ersetzen.' 
—  ver-setzt,  in  W  in  Bed.  4  b  versatzt:  1.  a)  entspr. 
Bed.  1  aa.  ,Die  versazten  rik  und  Strassen.'  Ansh.  ,Der 
seien  hail  ist  gar  v.,  mit  strick  verletzt,  ün  alle  mass 
des  himels  strass  verwachsen  ist,  mit  dorn  vermist.' 
Schade  1863.  —  b)  entspr.  Bed.  1  b  a.  gestaut.  , Für  jede 
Quelle  muss  man  einen  solchen  Hauptgraben  machen 
und  in  dieselbige  so  viel  Nebengräblein,  als  nötig  ist, 
alles  v-e  Wasser  abzuleiten.'  Z  Anl.  1760.  ,V-es  Blut. 
Wenn  ein  Mensch  gefallen  ist  oder  v-es  Blut  in  dem 
Leib  oder  bei  dem  Herzen  hat,  dann  nimm  90  Regen- 
würmer [usw].'  E.  XVIII.,  UwK.  —  2.  entspr.  Bed.  2  a. 
,In  dem  arapt  sint  diseu  guot  versetzet  ...'  um  1320,  HU. 
.Geburt  die  erst  losung  by  nüntusent  guldin,  als  es 
von  den  füisten  von  Österrich  v.  gewesen  ist.'  1442, 
Absch.  ,Was  höfen  oder  güeter  von  Altikon  ...  v.  sind.' 
1479,  ZRq.  1910.  ,Die  ligenden  pfand  [sollen]  nie- 
mat  verfangen  noch  v.  sin.'  A.  XVI.,  AaB.  StR.  ,Heige 
er  nüdt,  das  sin  sye;  dann  so  er  schon  etwas  hette, 
alles  verkümbert,  verpfendt  und  v.  sye.'  1533,  Z  Ehe- 
gericht. ,[N.  habe  die  Güter]  nit  witer  v.  und  beladen 
anzöugt.'  1541,  Z.  .Dieweil  auch  oftermalen  vielleicht 
der  Schuldner  anzeigen  dürfen,  das  Pfand,  so  der 
Gläubiger  ihme  schätzen  lassen,  ...  wäre  mit  Namen 
einem  Andern  v.  oder  verpfändt.'  1645,  BSi.  Rq. 
1912.  S.  noch  Bd  III  1438u.;  Bd  V  1143.  Mit  Adv. 
,Zuo  denen  tagen  hand  unsere  herren  von  Zürich 
ein  ernstlich  nachfrag  gehan,  was  das  kloster  an 
guot  vermöge   und   wie  vast   es  v.  syge.'  Bossh.  Chr. 


Saz,  scz. 


-11/ 


.Wiewol  iles  gottshus  wesen  nach  dem  merklichen 
abgang  aller  dingen,  renten,  gölten,  herlikaiten  und 
gwaltsamiuinen,  so  die  vergangnen  krieg  bracht  hattend, 
von  abt  Eglolf  etwas  ufbracht  und  verbessert,  was  es 
doch  mangelhaft  und  vast  v.'  Vad.  Durch  die  Er- 
richtung einer  Taverne  vor  der  Stadt  erleide  ihr 
armes  und  ,übel  v-es'  Städtchen  [AaK.]  grossen  Schaden. 
1542,  Absch.  Bildlich  in  religiösem  Sinne.  Vom 
Gewissen:  ,Der  gotlos  oder  ungleubig  gibt  dem  wort 
nit  glouben;  dann  sin  v-e  conscienz  ist  Cain  gelych.' 
Zwingli;  lat.  venundata  et  desperabunda  conscientia. 
Von  Personen.  ,Zum  ersten  muoss  der  mensch  sich 
selbs  verlöugnen  ...  Hie  muoss  er  glych  als  ein  eigen 
man  und  verpflichter  knecht  v.  und  verworfen  by  im 
selbs  sin.'  Zwingli.  S.  noch  Banziön  (Bd  VI  1164). 
—  b)  entspr.  Bed.  2  b.  ,Sy  [die  Genfer]  sollend  dorumb 
die  v-en  bürgen  von  stund  an  gen  Bern  wisen.'  1476, 
BsChr.  —  3.  a)  entspr.  Bed.  3  a.  <x)  von  Personen,  in 
schwieriger  Lage,  in  Verlegenheit,  im  Unglück  ZWäd., 
Zoll,  und  lt  Spillm.  Fr  ist  (arg,  fürchterli'h)  v.  Mit 
Dem  war  e"  Frau  nid  v.,  nicht  übel  versorgt,  nicht 
betrogen  ZWäd.  ,So  bin  ich  StZeller  so  gar  ganz 
und  hert  der  knechten  halb  gegen  den  wirten  v. 
und  versteckt,  das  ich  weder  us  noch  an  weiss.' 
1531,  Strickler  (Brief  aus  Italien).  ,Ist  die  ginein 
red,  er  sye  mit  einem  Schelmen  hinweg  glouffen  und 
werde  nit  me  in  diss  land  kon,  desshalb  die  guot 
tochter  v.  were,  und  funde  aber  wol  ander  guot  gsellen.' 
1533/8,  Z  Ehegericht.  Dar  Blieb  isch  iez  v.,  dessen  Neu- 
vermählte zur  Hölle  gefahren  ist.  Talhochz.  1781.  — 
ß)  entspr.  Bed.  3 aß;  s.  d.  —  b)  entspr.  Bed.  3b,  ver- 
schoben. Ist  's  Lebe"  nid  ...  us  Masche"  z'sämme"g'setst? 
Lueg  nw,  dass  keini  z'  lugg  und  z'  fest  und  keini  sei 
versetzt!  Z  Gedicht.  —  4.  a)  entspr.  Bed.  4  c.  Von  Bau- 
teilen. ,Wenne  ein  meister,  der  sollich  vorgemelt 
werk  und  buw  inhends  und  besessen  bette,  von  dod 
abgat  und  ein  ander  meister  dar  kommet  und  gehowen 
steinwerk  da  findet,  es  were  versetzt  oder  unversetzt, 
do  soll  der  meister  solich  versetzet  steinwerch  nit 
wider  abheben  noch  das  gehowen  unversetzet  stein- 
werch nit  verwerfen.'  XVI./XVII.,  Z.  Von  Edelsteinen. 
,Denne  des  herzogen  tegen,  sind  im  höfte  v.  7  gros 
dyamant,  7  gros  rubin  und  15  gros  berlin  als  köst- 
lichen, das  man  es  ouch  nit  wol  kan  schetzen.'  1476, 
DSchill.  B  (Burgunderbeute);  dafür:  ,da  ist  im  hefte 
7  diemant'  usw.  Absch.  ,Item  aber  ein  temand,  ist 
als  gross  als  ein  halbe  bomnuss,  mit  drigen  berlin  als 
gross  als  bonnen  in  einer  haften  versetzft],  ist  geacht 
40  tussend  guldin.'  Edlib.  (Burgunderbeute).  ,[1526 
wurde  der  Kirchenschatz  der  Z  Kirchen  und  Klöster 
säkularisiert]  des  vil  von  edlem  gestein  und  berlin, 
kochlichen  [1.  .kostlichen']  versetzft],  und  helfenbein 
gemach [t]  waz.'  ebd.  Von  Kunstgegenständen,  mit 
eingelegter  Arbeit  verziert.  ,Museum,  musivum, 
ein  hüpsch  v.  werk  von  steinlinen  allerlei  färben, 
als  zuo  Venedig  in  der  kirchen  S.  Marken  gesähen 
wirt.  Vulgus  vocat  mosaicum  vel  musaicum  opus.' 
Fris.  ,9  guldin  Ring,  teils  mit  Steinen  v.'  1057,  Z. 
Von  einer  schachbrettartigen  Farbenzsstellung:  ,üas 
fänlin  vom  andern  pund  [des  Grauen  Bundes]  was 
grauw  und  wyss  v.  als  ein  schachzabel,  und  gieng 
ein  grauw  und  wyss  erütz  dardurch,  ouch  v.'  1518, 
Bs  Chr.  —  b)  (versatzt)  entspr.  Bed.  4  f,  starrköpfig, 
dummtrotzig  W.  Syn.  ersetzt.  —  c)  entspr.  Bed.  4  g; 
Syn.  ersetzt.   .Firstsäulen,  die  nicht  bis  zum  Erdboden 


reichen,  sondern  nur  auf  einem  Querbalken  aufgesetzt 
sind,  nennt  man  [in  der  Nordostschweiz]  v-i.'  JHlnz. 
1910.  —  un-ver-setzt:  1.  entspr.  Bed.  2  a.  .Weliche 
vogtie  zuo  Benken  mit  aller  gerechtigkait  und  zuo- 
gehord  von  dem  gotshuss  zuo  Rynow  lechen,  sonst 
aber  fry  ledig  aigen,  ouch  anderswohin  unbeschwert, 
unverschriben.  u.  und  unbekömmert  wäre.'  1540,  Z 
Rq.  1910(ScHUrk.).  —  2.  s.  versetzt  4  a.  —  Marche"- 
Ver-setzer  m.:  wer  Marksteine  versetzt  Z. —  Ver- 
setzung f.:  1.  Verpfändung.  Grosse  ,v-en.'  1530, 
Absch.  —  2.  wie  nhd.  ,Die  v.,  translatio,  translocatio.' 
Fris.;  Mal.;  ähnlich  bei  Denzl.  1006.  ,V.  der  Pflanzen.' 
EKönig  1706. 

Vgl.  Gr.  WB.  XII  1283/98;  Sanders  II  10*7:  Martin- 
Lienh.  II  382  f.;  Fischer  II  1335/7.  Die  schriftspr.  Bed. 
antworten'  (zu  laß  gehörig)  fehlt  auch  uns.  Bed.  4  g  auch 
bei  Fischer  und  schon  mhd.  (Lexer  III  226).  Verschiedene 
Parallelen  in  der  Bed. -Entw.  bietet  ver-legm  (Bd  III  1188  f.). 

vor-  s.  unterm  Folg. 

für-  (bezw.  för-).  moderner  vor-  (so  auch  in  der  ä. 
I_.it.  seit  E.  XVII.):  1.  a)  Etw.  weiter  nach  vorn  setzen. 
<x)  (vors.)  in  der  Weberspr.,  den  Spann-Stab  (s.  d.) 
herausnehmen  und  weiter  vorn  wieder  einsetzen  Aa; 
Syn.  nächstecken.  —  ß)  (vors.)  in  der  Jägerspr.,  beim 
Schiessen  auf  ein  laufendes  Wild  vorhalten  FJ.  — 
Y)  (fürs)  beim  Mähen  mit  der  Sense  so  weit  als 
möglich  (nach  der  Seite  und)  nach  vorn  ausgreifen  Ap 
( ATobler).  —  b)  Etw.  vor  Etw.  (Jmd)  hin  setzen.  ,F.,  für- 
stellen, proponere,  offene.'  Fris.;  Mal.  Einem  Speisen 
vors.  B  (Zyro)  und  sonst,  doch  nicht  volkst.  ,[Er]  satzt 
im  essen  für.'  1530,  I.  Mos.  .Einem  den  Judenspiess 
f.',  vors  Haus;  s.  Juden- Spiess.  Insbes.  a)  d'  Imbe" 
setzi"d  för  (jünger  vor),  sammeln  sich  in  einem  trauben- 
förmigen  Klumpen  vor  dem  Flugloch  bei  Platzmangel 
im  Korb  Ap  (seit  Einführung  des  Kastensystems  \). 
S.  noch  die  Wetterregel  unter  Imb  (Bd  I  235;  die 
dortige  Def.  ist  zu  streichen).  —  ß)  in  der  Fischerei. 
,Ein  garn  fürs.';  s.  Bd  VI  1003  o.  Abs.;  s.  beizen  (Bd 
IV  1981);  übers.  (Sp.  1638 u.).  —  f)  (för-s.)  vorspannen 
Ap;  Syn.  für-Ugen  lb  (Bd  III  1189).  ,F.,  ein  zug  ross 
oder  rinder  für  den  anderen  setzen.'  Fris.;  Mal.  -Mit 
Dat.  P.  ,[Als]  es  nacht  was,  da  kam  das  geschütz 
nahin  [auf  den  Albis]  und  etlichs  lang  in  die  nacht, 
denn  sy  mochtend  nit  all  ufhin  kommen,  denn  dass 
sy  einanderen  müesstend  f.'  1.  H.  XVI.,  EEcli  1873 
(PFüssli).  Hieher  oder  zu  2bß:  ,Batt  er  den  H[errn] 
Abt,  dass  er  ihme  ein  paar  Pferder  f.  wolte  ...;  der 
Abt  verwilliget  ihme  die  Ross.'  RCys.  —  8)  Ei'tn 
de(r)  Fuess  fürs.,  vorhalten,  damit  er  darüber  falle  B. 
Vgl.  dazu:  .Opponere,  f.,  entgegensetzen,  (wider  etwas 
setzen).'  Fris.;  Mal.;  darnach  bei  Denzl.  1066.  Mit  ver- 
tauschtem Obj.:  Ei"'m  de"  Weg  fürs.,  (in  böser  Ab- 
sicht) versperren  BSi.  (DGenip.).  Der  A.  het  am  Merit- 
z  nacht  dem  B.  der  Weg  fürg' setzt  u"'1  het-im  mit-eme" 
Sparre"  g'lotzet  [um  ihn  zu  berauben].  ,Etw.  Ettrs.'  = 
unter  Verschluss  halten,  einschliessen?  ,Die  Burger 
zuo  Bryg  sind  schuldig  ...,  so  es  einigen  die  notturft 
vordrete,  das  er  das,  so  er  uffem  [!]  merkt  hett  tragen, 
nit  möcht  noch  hett  kennen  verkouffen,  bis  uff  den 
Höchsten  wuchmerktstag  in  sicher  ghalt  znemen  und 
fürzsetzen,  domit  einer,  so  villicht  niitt  einer  bürde, 
soura  oder  andrem  . . .  uffem  merkt  wer  komen,  nit 
muess  wider  hinder  sich  tragen.'  1572,  W  Blätter 
(Vorschriften  für  den  Woehenmarkt  in  Brig).  —  2.  in 
mehr  oder  weniger  un  sinn  lieber  Verwendung,  a)  mit 


sez,  siz,  soz,  suz 


1688 


Acc.  P.  a)  ,(vor-s.)  Einen  einem  Andern  voran  ordnen'  B 
(Zyro);  kaum  volkst.  ,F.,  zuo  einem  fürgesetzten  und 
öbmann  machen,  prseficere,  praponere.'  Fris.;  Mal. 
,Den  Rotten  werden  fürgesetzet  die  Rottmeister,  de- 
curiis  prseficiuntur  decuriones.'  Vestib.  1692.  —  (J)  zum 
Vorbild  setzen:  ,[Die  Heiligen]  die  menneschen  warin, 
also  wir  sin,  unde  sich  doch  also  verro  wider  der 
broidi  ir  fleisches  sazton  ...  daz  si  uns  sint  vurgesezzit 
zebilde,  daz  wir  mit  ir  helfe  rnugin  chomin  ze  dien 
selben  gnadon.'  E.  XII.,  Wack.  1876.  -  b)  mit  Acc.  S. 
a)  voranstellen.  ,Üch  stat  zuo,  dass  ir  ...  in  allen 
dingen  fürsetzid  das,  das  da  betriff  die  er  und  uf- 
enthaltung  des  heiligen  römschen  stuols.'  1519,  Ansh. 
(der  Papst  an  die  Eidgenossen);  im  lat.  Original  ante- 
ponere.  ,Pa  ir  die  gesellschaft,  so  ir  mit  den  Fran- 
zosen nüwlich  gemacht,  mer  geacht  und  fürgesetzt 
denn  die  ältere  und  heilige  pündnuss,  die  ir  mit  uns 
und  disem  heiligen  stuol  [habt].'  1521,  Absch.  (der 
Papst  an  die  Eidgenossen).  .Was.ists,  dass  man  immer 
menschlich  Satzung,  menschentand  fürhält  und  stetigs 
traditiones  humanas  dem  göttlichen  willen  fürsetzet?' 
Zwingli.  ,[Menelaus:]  Dieweil  Paris  sein  muotwillen  ... 
der  billigkeit  weit  für  hat  gsetzt  und  wider  alle  recht 
uns  gletzt'  GGotth.  1599.  ,Es  seye  hohe  Zeit  ... 
den  gemeinen  dem  Privat-  und  Eigennutzen  vorzu- 
setzen.' Aofwecker  1689.  Spec.  in  der  Konkursord- 
nung,  privilegiercn.  ,Die  Lidlöhner  der  Knecht  und 
Mägden  [usw.]  sollen  den  Verschreibungen,  so  speci- 
ticirte  Unterpfandt  haben,  vorgesetzt  werden.'  Sch 
Auffahls-Ofdn.  1743.  ,Auf  solches  sollen  all  andere 
lauffende  und  in  obstehenden  Classen  nicht  vorgesetzte 
Schulden  gemeiniglich  miteinander  zugleich  einstehen.' 
ebd.  —  ß)  (für-  bzw.  ßr-s.J  vorschiessen,  leihen  ApK., 
M.  (T.);  ScHSt.  (Sulger).  Von  Geld;  in  der  ä.  Spr.  sehr 
häufig,  auch  abs.  ,Dann  er  [der  König]  dem  herzogen 
von  Lothringen  gar  vil  gelts  gap  und  fürsatzt.'  DSchill. 
B.  ,Da  hab  er  im  dick  und  vil  gelt  geliehen  und 
fürgesetzt  und  vil  guots  getan.'  1489,  Waldm.  ,Es  ist, 
ob  Got  will,  kein  priester  so  arm,  wenn  er  sunst  gern 
lernen  wil,  er  mag  ein  testament  kouffen;  etwo  findt 
er  ein  frummen  burger  und  ander  menschen,  der  im 
ein  bibly  kouft  oder  sunst  gelt  fürsetzt,  dass  er  eine 
mag  bezalen.'  Zwingli.  ,Wie  wol  wir  [Bürgermeister 
und  Räte]  niemants  heissend  noch  erloubent,  sin  gelt 
uf  zins  usszelihen,  dann  wir  vil  lieber  weltind,  das 
yederman  dem  andern  uss  trüw  und  christenliche[r] 
liebe  lihe,  hulffe  und  fürsatzte  . .  .•  1529,  Z.  ,Das  wir 
inen  [den  Mitmenschen]  lyhen  und  f.  sollend  und  vom 
selben  fürsatz  oder  gelichnem  guot  kein  wuocher,  das 
ist  nit  ze  vil  noch  ein  überschwank  nemmen  sollend.' 
HBull.  1531.  ,Er  doch  keinen  nienen  fand,  der  im  üt 
nie  wölt  setzen  für.'  Salat  1537.  ,Dem  predicanten 
N.  20  pfd  f.,  ab  siner  pfruond  abzüchen  2  mütt  dinkel 
an  sin  schaden.'  1539,  B  RM.  ,1m  3000  cronen  die 
nechsten  drü  jar  umb  gebürlich  zins  fürzuos.' 
1555,  Z  RM.  ,[Als]  ir  bruoder  Steffen  verneine,  das 
sy  ein  söliche  barschaft  vermöchte,  bäte  er  sy,  das 
sy  im  etlich  gelt  darus  fürsatzte;  des  wäre  sy  willig 
und  liehe  im  uff  sin  pitt  etwan  vil,  darus  er  dann 
güetter  koufte.'  1557,  ZMänn.  ,F.,  fürstrecken,  leihen, 
commodare;  einem  vertrauwen,  leihen  und  f.,  ire  in 
creditum;  galt  leihen  und  f.,  copiam  facere  argenti, 
credere  peeuniam;  oft  und  dick  f.  und  zbest  tuon, 
commoditare.'  Fris.;  Mal.  ,Wyters  f.  und  borgen.' 
1586,  Z  Ratserk.    ,Man  leicht  inen  [jungen  Eheleuten] 


auff  irer  eiteren  oder  verwandten  tod,  was  und  wie 
vil  sy  wollen;  da  aber  söliche  hilff  und  f.  den 
jungen  zum  höchsten  verderben  an  leib  und  seel 
dienet.'  SHochh.  1591/1693.  ,Muss  ein  Jeder  alles  das, 
so  er  imen  uff  Pfand  oder  sonst  fürgsetzt  und  geliehen, 
verlohren  haben.'  1604,  Z.  ,[100  Kronen]  so  er  dem 
N.  fürgesetzt.'  1633,  Absch.  ,41314  Pfd  sind  dem 
Ambt  Stein  in  Erbouwung  des  Kilchenturns  daselb- 
sten...  fürgesetzt  worden.'  1658,  Z  Seckelamtsrechn. 
, [Viele  Familien  sind]  stark  in  Misskredit,  dass  Nie- 
mand ihnen  Etwas  trauen  noch  f.  würde.'  1692,  ZBrütt. 
S.  noch  Bd  II  48  u.;  Bd  V  707.  Von  Feldfrüchten. 
,Wir  bitten  üch  ...,  daz  ir  unss  helft  mit  üweren  kuren- 
[Korn-]füereren  umb  ain  som  roggen  und  unss  gebaitet 
werd  unss  zuo  herpst,  so  wellent  wirs  dan  erbarlich 
bezalen;  [wir  haben  unsere  Leute  mit  nur  wenig 
Proviant  ins  Feld  geschickt]  und  wo  man  unss  nit  f. 
mag,  so  müosens  wider  baini.'  1499,  Gr  Schreiben. 
.[Bauer  zu  Pharao:]  Min  ernstlich  bitt  langt  an  üwer 
gnad,  dass  sy  mir  . . .  fürsetze  wenig  kom,  dass  min 
volk  nit  so  kläglich  sterb.'  Rüef  1540.  ,[Die  Müller 
sollen]  nit  mer  kernen  kouffen,  dann  sovil  sy  jede 
wuehen  vermalint  und  iren  künden  on  allen  gwün 
und  fürkouff  fürsetzint.'  1573,  Z  Ratserk.  ,[Den  durch 
den  Hagel  Geschädigten]  sammenkorn  zuo  wider- 
erbuwung  des  veldts  f.'  1584,  Z  RM.  ,Dass  fürterhin 
Keiner,  so  dem  Andern  Kernen,  Haber,  Roggen  oder 
ander  Frucht  fürsetzt  uff  Beit,  Borg,  Zil  oder  Tag, 
wyter  und  mehr  uff  ihn  schlahen  und  abnemmen  solle 
dann  die  Summa,  so  er  ussgelihen  hat,  gsyn  ist.'  Z 
Mand.  1636/50.  Von  Wein:  ,Enet  dem  berg  mag  Einer 
by  30  Soum  Wyn  mehr  kauffen,  dan  sin  Hussbruch 
ist,  damit  er  in  Zytt  Mangels  Anderen  f.  könne.'  um 
1630,  U  LB.  Auch  von  einer  nicht  vertretbaren  Sache, 
leihen,  damit  aushelfen.  ,[NN.  haben]  den  strümpfel 
[am  Fischweiher]  uffzogeu,  zwo  zeinen,  welliche  innen 
N.  sampt  einer  ax  fürgesetzt,  darfür  gespannen  und 
also  die  fisch  uss  dem  wyger  inn  die  zeinen  und  zum 
teil  nebent  abhin  rünnen  und  faren  lassen.'  1585,  Z 
RB.  Mit  Bez.  auf  die  kath.  Lehre  vom  Heilsschatze 
der  Kirche.  ,Wie  kan  denn  ein  säliger  mir  sinen  ver- 
dienst zur  säligheit  f.,  so  er  selbs  durch  sinen  ver- 
dienst nit  sälig  worden  ist  [sondern  nur  durch  Chri- 
stus]. Es  ist  ein  schantlich  wort  [der  Päpstler]:  das 
s.  Laurenz  über  das  verdienen  der  sälikeit  erlidten 
hab,  das  komme  uns  zuo  hilff  und  setze  der  bapst  das 
den  sünderen  für  und  habe  gwalt  über  den  schätz  der 
kilchen.'  Zwingli.  .Welcher  wirt  mir  nun  [nach  dieser 
Widerlegung  der  kath.  Ansicht  von  der  Wirkung  des 
vielen  und  erkauften  Betens  für  Andere]  sin  gebett  f.? 
Gheiner  warlich  ...  Heftend  die  glyssguggen  [vgl. 
Gliss-Guegen  Bd  II  162]  sich  selbs  erkent,  so  hettind 
sy  ir  gebett  nit  wellen  andren  f.'  ebd.;  locare  (LJud). 
Übh.  Einem  Vorschub  leisten:  ,[A.  sagt  aus]  er  habe 
gesechen  den  B.  und  noch  einen,  den  er  jetz  nit  ge- 
nemmen  kan,  zuo  dem  Rüden  mit  einem  ussman  der 
hunderten  karten  und  sy  beid  einander  hellten  und  f., 
das  sy  im  das  sin  valschlich  und  unredlich  angewunnint, 
das  er  das  berette  und  unverholen  spreche,  das  were 
ettwen  ein  ungehörte  sach  hie  zum  Rüden  gewesen.' 
1463,  Z  RB.  —  c)  refl.  <x)  sich  vor  Augen  halten. 
,Wan  die  lectiones  us  sind  ...  sollen  die  knaben  so 
andechtig  Gottes  hilf  und  bistand  anrüefen,  als  die 
inen  fürsetzen  genzlich  ir  studieren  on  sin  hilf  gar 
nüt  sie,   und  härgegen   also   studierend  mit  solicheni 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


ernst  und  rlis,  als  wollt  inen  Gott  nüt  helfen  und 
müesstencls  alles  mit  irer  arbeit  usrichten.'  F  Schul- 
ordn.  1577.  —  ß)  (vors.)  sich  vornehmen  1)  (Zyro); 
Ndw  (Matthys).  !<'•  han-mcr  eorg'setzt,  i'*  well  nie  mer 
.if-ti-uii  li  (Zyro).  .Uns  bedunke,  er  habe  iinni  für- 
gsetzt  ze  lougnen.'  1533/8,  Z  Ehegericht,  ,1m  selbs 
f.,  destinare  animo  vel  anirais,  statuere ;  im  selbs  f. 
oder  bey  im  selbs  finden,  das  ist  erkennen,  apud  animos 
vel  animum  statuere;  ich  hab  bey  mir  selbs  beschlossen 
und  mir  fürgesetzt,  deliberatum  et  constitutum  est 
mihi,  sie  sententia  est;  ich  hab  mir  fürgesetzt  ee  ze- 
löugnen  dann  zebezalen,  mihi  autem  abjurare  certius 
est  quam  dependere.'  Fris.;  Mal.;  einmal  ohne  Refl.: 
,Mihi  certum  est,  ich  bin  eigentlich  des  sinns,  ich 
habs  gewüsslich  fürgesetzt.'  .Mein  herz  . . .  hat  von 
Gott  ein  couraschen  und  muot  entpfangen,  dass  ich 
entlich  mir  firsatzte,  ein  feinne  lustige  handlung  und 
gwerb  fürzuonemen.'  ARyff  1592.  Subst:  ,Uss  dem 
wirt  wol  ermessen,  das  die  ee  den  priestern  durch 
das  götlich  gesatz  nie  ist  verbotten  und  reinigkeit  zuo 
halten  nit  in  unserm  fürsetzen  [in  der  lat.  Übers,  von 
EGualtber  .voluntas'],  sunder  uss  der  gnaden  Gottes 
entstadt  und  gehalten  mag  werden.'  Zwingli.  —  für- 
(vor-)ge-setzt:  1.  entspr.  Bed.  2a.  E"  vorg's-er  Her, 
,einer  der  ersten  Regierungsbeamten'  Nnw  (Matthys). 
Subst.  E"  Vorg's-er,  =  dem  Vor.  ebd.,  in  der  allg.  nhd. 
Bed.  überall  bekannt,  aber  nicht  volkst.  ,Zum  andren 
nempt  er  [Paulus  Rom.  X1IL]  die  fürges-en,  es  syind 
fürsten  oder  obren,  hohe  gwält.'  Zwingli.  ,Alle  geist- 
lich fürges-en.'  ebd.  ,Joel...  was  ir  fürges-er.'  1530/1, 
Nkhem.;  ,fürstender.'  1525;  Luther:  .fursteher.'  , Für- 
ges-er, praefectus,  ein  obmann.'  Fris.;  Mal.  Spec.  die 
Vorsteher  einer  Gemeinde,  eines  Bezirks  B,  so  in 
Mühleb.  b./Gr.  (di  Firg'satzten),  Si.  (di  Fiivrg' setzte») 
und  lt  Gotth.  (Vor-).  Der  Hans  ist  hö"'bottner  [Bd  IV 
1867  o.],  sit  dem  er  zum  de'  F-e"  g'hört  BSi.  's  isch 
Alles  imger  ei"r  Dechi  ...:  der  Pfarrer,  d'  Vorg' setzte" 
n"'1  di  angere"  Bure"  [klagt  der  übervorteilte  , Verding- 
knabe']. Gotth.  .Habind  etliche  Fürgs-e  in  der  Gmeind 
dein  Tischmacher  Etwas  in  der  Küchen  zu  machen 
verdinget.'  1638,  ZHöngg.  .Nemmet  die  Eltisten  und 
Gschwornen,  gönnet  ihnen  die  Ehr  als  Fürgs-en,  dann 
sie  sind  Fürgs-e  der  Gmeind  und  Nachgsezte  der  hohen 
Oberkeit.'  1640,  JJBreit.  1613/43.  ,Der  Herr  Castlan 
mit  sampt  den  Fürges-en  diser  ehrenden  Landschaft 
Ober-Simmental.'  1668,  BSi.  Rq.  ,l)enen  jewesenden 
Ambtsleuten  und  Fürges-en.'  1670,  ebd.  S.  noch 
Sp.  1552  u.  Seit  dem  XVIII.  ,Vor-.'  .Ihre  [der  , Aus- 
geschossenen einer  ehrsamen  Landschaft  Saanen'] 
Vorges-en  und  Constituenten.'  1703,  BSi.  Bq.  .Denen 
Vorges-en  der  Gemeinden.'  1753,  ebd.  .Obmann  am 
Chorgericht  soll  in  jeder  Kirchgemeinde  ...  der  erste 
Vorges-e  des  weltlichen  Gerichts  sein,  [welcher  dann] 
auch  die  Pflicht  haben  soll,  die  an  ihn  ergehenden 
oberamtlichen  Befehle  als  erster  Vorsteher  der  Ge- 
meinde seinen  Mitvorges-en  vorzutragen.'  1796,  ebd. 
Die  ,Gemeindsvorges-en.'  1795.  G  Niederb.  —  2.  entspr. 
Bed.  2  b  ß.  .Sölliche  schuld  und  fürgesetzt  gelt.'  1534, 
Z  EB.  .[Frau  N.  hat  ihren  zwei  Vettern  für  100  Pfd] 
an  Tüechlinen  und  anderen  Wahren  türgesetzt  [und 
verlangt  nun]  das  man  iro  Dasjenig,  so  ire  beid  Veteren 
by  fürgs-en  Tüechli  und  andern  Wahren  iro  schuldig, 
uss  der  Knaben  Gut  bezalen  welle.'  1608,  Z  Schirmb. 
—  '5.  entspr.  Bed.  2  c  ß.  , Redte  der  B.  hochmüetlich 
mer   denn   ein   mal   zuo   im,   er  sölte  nit  vor  im  win 


nemen,   ald  aber  er  weite  im  den  usschüten  ...    Sig 

A.  nit  lougenbar,  als  der  selb  B.  inn  mit  BÖlichem 
sinem  selbs  fürges-em  gewaltigem  hochmnot  anzuge 
und  also  zuo  bezwingen  understüend,  er  redte  ...'  1  186, 
Z  RB.  .[Wir  sind  Willens  gewesen]  ein  rott  knechten 
unsern  1.  Eidg.  den  nechsten  zuozeschicken;  [da  kam 
eine  Botschaft]  die  denselben  unsern  fürges-en  willen 
ettwas  tuot  ufhalten.'  1499,  S  Schreiben.  ,So  verstau 
wir  dieselben  ...  in  fürgesatztem  willen  sin,  inen  mit 
einem  venlin  ...  /.uozezüchen.'  1499,  B  Schreiben.  .Wir 
sind  in  fürgesatztem  willen  gewäsen,  unser  bottschaft 
uff  jetz  haltende  tagleistung  by  üch  ze  haben.'  1519, 

B.  -  Ahd.  /»«'-(vereinzelt  /ore-)smen,  proponere,  pi 
praferre;  mhd.  mraetzen;  vgl.  auch  Ör.  WB.  IV  1,  Sil; 
Schm.aII  344;  Fischer  II  187:;.  Nicht  mehr  zu  erfragen 
ist  die  genauere  Beil.  iles  Bs  Spielausdrucks  oor-t.  unter 
holten  II  lb  (Bd  IV  1904);  wohl:  sein  Srlin-NUi-ddi-ii  vor 
das  eines  Andern  setzen  (vgl.  Seiler  57).  —  Für-setzer 
in.,  -in  f.:  zu  für-s.2b$.  .Creditor,  ein  glöubiger  oder 
ein  f.,  der  eim  galt  leicht  oder  fürsetzt,  ein  auss- 
leicher;  creditrix,  ein  ausslyherin  oder  f-in.'  Fris.; 
Mal.  ,An  dem  sind  dann  die  schönen  helffer  und  für- 
setzer  schuldig.'  SHouhu.  1591;  vgl.  den  Hochh. -Beleg 
Sp.  1687/8.  —  (Gelt-)Für-setzung  f.:  Darleihen. 
.[DernN.]  einen  vogt  zuo  geben  und  offenlich  usiüeffen 
zuo  lassen,  das  im  niemand  f.  tue  ...  an  des  vogts 
willen.'  1498,  BRM.  .Abschlag  m.gn.  h.  gegen  doctor 
Josia  Forer  geltf.  und  sins  diensts  oder  condition  halb 
[Bezeichnung  eines  Aktenstückes].'  1599,  RCvs. 

für  er-,  in  BG.  auch  fürers-:  an  eine  andere 
Stelle  setzen,  versetzen  BG„  Si.  E"  Mar^stP"  f.  BG. 
,Wellicher  ein  markstein  inuotwillenklich  usswirft 
oder  den  one  wissen  und  willen  sins  gegenteils  füror 
setzet,  der  sol  der  herrschaft  das  als  für  ein  düpstal 
bessern.'  1457,  BSi.  Rq.  —  füre"-:  weiter  nach  vorn 
setzen  B;  Th;  Z  und  weiterhin.  Einen  Schüler  f., 
vorrücken  lassen  BG.,  Si. 

g6-.:  1.  tr.,  zur  Ruhe  bringen,  beruhigen.  ,G.,  be- 
güetigen,  sedare.'  Fris.;  Mal.  ,Es  wurde  nunguoten: 
der  alt  und  recht  seckelmeister  wäre  wider  meister, 
wurde  die  sinen  ergetzen  und  die  widerwärtigen 
gsetzen.'  Ansh.  —  2.  intr.  „mit  haben,  auslangen,  aus- 
reichen, voran  in  der  RA.:  Der  Herr  N.  möchte  gerne 
Landammann  werden,  aber  er  gesetzt  nicht  Schw;  Zg- 
(St.2);  auch  nach  gleichlautender  Angabe  von  Dr  Ithen. 

Amhd.  gaetzenj  vgl.  auch  Hr.  WB.  IV  1,  t077;  Fischer 
III,   524.     Zu   2   vgl.   setzen  6  (Sp.  1628). 

gegen-.  .Opponere  nomen  sequi  iniquitati, g.,  gegen 
anderen  haben;  gegengesetzt,  oppositus.'  Fius.;  Mal.  — 
Ahd.  gaganaezzen  (auch  bei  Notker);  vgl.  auch  Cr.  WB.  IV  1, 
2262.—  Gegen-setzung  f.:  Verbot.  ,Dem  abscheu- 
lichen Laster  Pratticiereus  bey  auffgesetzter  Ordnung 
mit  allerhand  G-en  möglichest  vorkommen.'  1662,  0  LB. 

ent-gegen-.  ,E.,  wider  etwas  setzen,  opponere.' 
Fris.;  Mal.  .Anteoecupat  quod  putat  opponi,  er  iur- 
knmptdas,  das  ein  anderer  engegen  werffen  oder  setzen 
wil.'  Fris.  1541.  Befl.  (mit  Dat.  1'.).  .Wir  [Rhätier] 
satzten  uns  [den  Galliern]  entgegen  mit  unsern  Kräften.' 
1615,  Zinsi.i  1911.  Auch  bei  Sprecher  1672,  Ah.!. 
.  ii ;  vgl.  auch  Gr.  WB.  [II  53 

heim-:  anheimstellen,  überlassen;  s.  schon  unter 
heim  (Bd  II  1278/!»).  Mit  (meist  pers.)  Dat.  und  icc. 
S.  .[Der  Gerichtschreiber]  getrüwte,  si  soltent  darumbe 
ouch  leisten  und  liden  so,  so  semlich  Ordnungen  in- 
hielten,  und  satzt  das  aber  dem  rechten  heim.-  DSi  im  i 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


B.  ,Er  weit  ...  im  das  h.,  zuo  tuon  oder  ze  lassen.' 
1501,  Z.  ,So  klage  er  sollichs  üch  minen  gnedigen 
berren  ...  und  setze  das  damit  üch  minen  gn.  h.  heim.' 
1510,  ebd.  ,Er  satzte  es  dem  sun  heim,  der  möchte 
tuon,  was  im  geliebte.'  1530/3,  Z  Ehegericht.  ,Also 
hatt  er  [Judas]  die  sach  Gott  heimgesetzt.'  1530/48, 
II.  Makk.;  .heimgestelt.'  1667.  .Lucretius:  So  rodt  ich 
das,  es  werd  erscheint  und  heimgesetzt  einr  ganzen 
gmeindt.'  HBdll.  1533.  ,Ich  aber  wil  disen  zweifei 
andern  h.  und  gruntlicherem  urteil,  wo  das  funden 
wirt,  gern  volgen.'  Vad.  ,Der  religion  woltend  si  sich 
nützit  beladen,  sonder  satztend  das  beden  partyen 
heim;  was  si  sich  da  mitt  einanderen  verglichind,  darbi 
liessind  sis  bliben.'  JHaller  1550/73.  ,Nun  wir  setzens 
heim  der  bescheidenheit  der  schuolmeistern.'  FSchul- 
ordn.  1577.  ,Den  Ausgang  frei  h.  der  heiligen,  un- 
erforschlichen  Regierung  Gottes.'  JJBreit.  1613/43. 
, Alles  dem  verständigen  Leser  h.'  Sprecher  1672.  Ver- 
einzelt auch  mit  Acc.  P.:  ,Von  denen,  die  sömlichs  nit 
gloubt  hand,  redendt  wir  nüt,  wend  dieselbigen  nüt 
geurtailt,  sonder  Gott  haimgesetzt  han.'  1555,  Gr.  Mit 
abh.  Satz.  ,[Den  Edeln]  von  raten  und  bürgeren  . . . 
heimgesetzet  wart,  das  si  sich  nach  ihrem  stat,  wesen 
und  harkomen  tragen  und  erzöugen  möchten.'  DSchill. 
B.  ,Ob  si  lieber  den  alten  bruch  haben  wollen,  das 
einer  uss  nüner  herren  gepiett  schweren  müesse,  setzen 
si  inen  heim.'  1489,  Waldm.  ,A1so  ward  im  heimgesetzt 
söllich  gelt  usszuoteilen,  wemm  er  das  gunti.'  1513,  Z. 
.[Zwingli  sagte  dem  Legaten,  dass  er  der  päpstlichen 
Pension]  wegen  bäpstlichen  Handlungen  kein  fürdrung 
tuon  wollt  ...;  desshalb  er  dem  herrn  legato  gar  heim- 
satzt, imm  die  provision  ze  geben  oder  nit.'  1521, 
Schreiben  von  FZingg.  ,Ist  iren  hern  heimgesezt,  die 
oder  ander  für  hoptlüt  zenemen.'  Ansh.  ,Was  da  [auf 
der  Disputation  mit  den  Wiedertäufern]  gehandlet  ..., 
ist  von  wort  zuo  wort  ...  in  den  actibus  etc.,  wellend 
deshalb  allen  christenlichen  leseren  sömlichs  ze  ur- 
tailen  und  zuo  erwegen  haims.  und  befelchen.'  1532, 
B  (Kessler).  .Setze  man  im  heim,  das  er  den  rechts- 
tag besuochen  möge  oder  nitt,  wie  es  im  gfellig  sige.' 
1563,  Z  RH.  ,Zedel  an  predicanten  alhie,  das  mh.  inen 
heimsetzen,  die  schuol  alhie  irem  guotdunken  nach 
by  diser  stärblichen  zyt  anzestellen.'  1564,  BRM.  ,Was 
nun  daruff  [von  dieser  Tradition]  ze  halten,  setz  ich 
den  Geleerten  und  Verstendigen  heim.'  RCvs.  (Br.). 
,Dass  ihnen  [den  Wiedertäufern]  auch  heimgsetzt 
worden,  wo  fern  etwar  Anderer  von  ihren  Mithaften 
Lust  und  Liebe  hette,  dem  Gespräch  byzewohnen,  sy 
befüegt  syn  söllind,  selbige  ebnmässig  mit  sich  zuo 
nemmen.'  Z  Täuferber.  1639.  —  Schon  mhd.  Vgl.  Gr.  WB. 
IV  2,   S62;   Fischer  III  1377. 

hin-:  nur  in  der  Verbindung  ,h.  zuo',  =  dem  Vor. 
.Als  ...  der  selben  stössen  unser  Eidgenossen  uff  uns 
komen  sint,  genzlich  hingesetzet  haut  zuo  dem  rechten.' 
1425,  B  Schiedspruch.  ,[Wir]  setzen  ouch  das  genzlich 
hin  zuo  üwer  wisheit,  das  ir  uns  darumb  richtend.'  1425, 
Z  RB.  ,üas  müessen  wir  [die  Gesandten]  zuo  sinem 
willen  und  gnaden  h.'  1477,  Waldm.  ,[Da  N.  vermeint, 
dass]  söliche  wort  deheinen  stallungbruch  uff  inen 
haben  noch  tragen  söllint  ...,  so  setzt  er  das  hin  zuo 
minen  herren  der  hoffnung,  die  sich  erkennen  werdint, 
das  sölichs  kein  stallungbruch  nit  sye.'  1479,  Z  RB.  — 
Vgl.   Gr.  WB.  IV  2,    1470;   Fischer  III   1645. 

hinder-:  1.  tr.,  Etw.  hinter  Etw.  (Einen)  setzen, 
eig.  und  übertr.;  vgl.  hinder  (Bd  II 1413  ff.),   a)  es  Garn 


(Netz)  h.,  beim  Fischfang  mit  dem  Land-Garn  (vgl. 
Bd  II  422)  ein  Netz  zw.  dieses  und  das  Schiff  setzen, 
damit  beim  Einziehen  die  Fische  dort  nicht  entweichen 
können  ZrS.  In  der  Z  Fischerordn.  1710/79  wird  ,daa 
Hintersezen  der  Garnen'  verboten.  —  b)  .einem  Richter 
die  Urteil  h.',  eine  Sache  zur  Entscheidung  übergeben; 
s.  Rechts-Satz  (Sp.  1562).  —  c)  mit  Acc.  P.,  .Einen 
unterstützen,  ihm  beistehen,  oft  mit  dem  Nebenhegriffe 
von  geheimem  Beistande'  Ar-L,  K.,  M.  (T.).  Auch: 
Er  ist  höndersetzt,  ,er  hat  irgendwo  eine  Stütze.'  ebd.  — 
2.  refl.  a)  ,sich  mit  Mühe  hinter  Etw.  legen'  L  (In- 
eichen). —  b)  sich  gegen  Etw.  wehren  BSi.  (DGemp.). 
Ich  u-ill-mich  nit  iciters  h.  und  o'h  choe".  Allem  hinder- 
setzt-er-sich,  was-im  nit  grad  geschmeckt!  —  hin  de  r- 
setzt:  von  Personen,  a)  bei  Gelde,  begütert  B;  S; 
Xnw  (Matthys).  H.  si",  ,gut  bei  Gelde  sein,  Garantie 
darbieten  für  Alles,  was  kommen  mag'  (AvRütte),  ,Geld 
im  Kasten  und  somit  einen  festen  Rücken  haben'  (Zyro), 
.Etwas  zur  Sicherheit  im  Hinterhalte  haben' (Matthys). 
De"  isch  schön  h.  B.  Er  ist  gued  hindersetzt  Ndw 
(Matthys).  ,Wenn  Der  besser  hintersetzt  wäre  und 
eine  anständige  Frau  hätte,  so  wäre  mir  Der  der  Rechte 
[als  Pächter].'  Gotth.  Verdeutlicht.  Mir  si"  jetz  grad 
mit  Geld  hingersetzt,  sagen  zwei  Brüder,  die  geerbt 
haben.  Schild  1885.  ,[Um  Pächter  zu  werden]  muss 
Einer  anders  (mit  Geld.  1850)  hintersetzt  sein  als  ich.' 
Gotth.  E-  he  Götti.  RvTavel  1904.  [Die  Popularität 
des  Wirtes]  het  die  hintersetzte"  halblwige"  Ghittel 
[dh.  die  wohlhabenden  Bauern]  abzöge".  BWyss  1863. 
,Zwei  gute  hintersetzte  Schlufene,  die  das  Geld  nicht 
genau  nachzählen.'  Gotth.  Subst.  ,Ein  wohl  Hinter- 
setzter  mit  guten  Hypotheken.'  AHartm.  1855.  ,Also 
der  Vater  ist  ein  Bauer,  was  man  sagt,  ein  Hinter- 
setzter,  und  die  Tochter  eine  gute  Partie?-  Gotth. 
,Er  war  in  Baselland  gewesen,  wo  der  Lump  ein  eben 
so  lautes  Wort  führt  wie  der  Hintersetzte.'  N.  BKal. 
1842.  —  b)  mit  Bez.  auf  die  phys.  Natur,  ,derb,  stark, 
muskulös,  ein  Mann,  der  was  aushält'  B  (Zyro).  — 
Auch  mhd.  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1517;  Fischer  III  1663/4. 
nä(ch)-,  nöfch)- :  1.  (Geld) zusetzen, .rimetter del  suo' 
PAL  (Giord.).  —  2.  Jmd  einem  Andern  nachstellen.  Als 
Vertreter:  ,Dan  domalen  man  [näml.  die  Klosterbrüder] 
den  adel,  der  am  meisten  gefründt  was,  [bei  der  Abt- 
wahl] gern  harfür  zoch  ...,  wiewol  es  inen  mermalen 
übel  aussgschlagen  und  man  etwan  übeltätigen  edel- 
leuten  schlecht  geboren  und  bandwerchsleuten  kinder 
zuo  substituiren  und  nachzesetzen  ...  bewegt  worden 
ist.'  Vad.  Einen  dem  Andern  ».,  hintansetzen  B  (Zyro). 
Einen  gering  achten,  halten  Ndw  (Matthys).  ,N., 
minder  achten,  postferre,  posthabere,  postponere.'  Fris.; 
Mal.  —  3.  intr.  a)  Jmd  (auch  einem  Tiere)  nach- 
setzen,-stellen.  Eig.  BG.,Si. , Wegen  den  umschweif""ten 
Wölfen  ist  erkendt,  dass  man  dennen  nit  n.  welle,  biss 
sy  uf  dem  Unserigen  verspürdt  werden,  alss  dan  wolle 
man  inen  n.'  1640,  ADettl.  1904.  ,So  bald  sich  ein 
Wolff  oder  Bär  spüren  lasst,  tun  sich  die  Landtleut 
zusamen  und  setzen  ihnen  so  lang  nach,  biss  sie  die- 
selbigen umbgebracht.'  JLCys.  1661.  , Setzt  den  Feinden 
eiffrig  nach,  biss  ihr  alle  gar  abtreibet.'  1673,  Lied. 
Unsinnlicher,  von  rechtlicher  Verfolgung.  Der  Land- 
vogt erhält  den  Befehl,  dem  unbekannten  Täter  .nach- 
zusetzen.' 1644,  Absch.  , Einem  Bürgen  mit  Recht  n.', 
ihn  auf  Zahlung  betreiben;  s.  Bd  VI  264 u.  Sich  be- 
werben, bemühen  um.  ,[Das  Mädchen  gesteht  den 
Eltern]  Der  und  Der  setze  ihm  stark  nach  und  wolle 


Saz,  si'z, 


nicht  nachlassen.'  Gotth.  .Solle  kein  Meister  des 
andern  Kunden  n.  ...  mögen.'  1805,  Z  (Gesetze  ,der 
Küefer  und  Kübleren').  S.  auch  Ge  sind  (Sp.  1122).  — 
b)  mit  sächl.  Dat.  a)  nachstreben,  -gehn.  ,Uas  sy 
[die  Gesellschaft  Jesu]  söllichem  vor  berüerten  für- 
nemen  one  allen  verdruss  und  Unwillen  mit  lust 
und  gewünschtem  yffer  könne  und  möge  n.'  1577,  L 
(Vertrag  zw.  der  Stadt  und  den  Jesuiten).  ,Das  man 
mir  will  raaten,  ich  solle  meinem  gradui  zum  doctorat 
n.  und  mich  mit  solcher  kunst  nachher  erhalten,  kan 
ich  ohne  beistand  eines  vollen  seckels  über  mich  nicht 
nemen  ...  Ihr  wollet...  euch  Wohlgefallen  lassen, 
daz  ich,  mich  und  die  meinigen  mit  ehren  zuo  erhalten, 
der  appotecken  uff  gesagte  weis  n.  und  in  eweren  und 
der  statt  Lucern  diensten  weiter  verbleiben  möge.' 
1598,  Reber  1899  (Bittschrift  an  den  LRat).  ,Diserem 
Verheissen  wirdt  man  n.'  RCys.  Die  Übrigkeiten 
werden  sich  zu  verständigen  haben,  wie  man  der  Ver- 
abfolgung des  seit  vielen  Jahren  zurückgebliebenen 
österreichischen  Erbein ungsgeldes  ,n.'  wolle.  1652, 
Absch.  Spec.  auf  dem  Rechtswege.  ,N.  verlor  die  Sach 
und  appelliert  für  das  Cammergricht  gon  Spir;  die- 
wil  aber  weder  er  noch  sine  Nachkomnen  semlicher 
Appellatz  nachsatztend,  verbleib  die  Sach  ...'  JJRüeger 
160(3.  ,Dem  Lehen  mit  grossem  Costen  n.'  1629,  Z. 
,Es  wird  erkennt,  weil  seine  Frau  sei.  noch  etwas  Hab 
und  Gut  in  Ägeri  zu  erfordern  habe,  dass  er  solchem 
n.  und  sich  für  die  gehabten  Kosten  bezahlt  machen 
möge.'  1632,  ADettl.  1905.  ,[Dass]  Diejenigen,  so 
etwass  [Gestohlenes]  an  sich  gebracht,  auf  Nachs.  des 
rechtmessigen  Anspreehers  zur  Restitution. ..angehalten 
werden  sollen.'  1633,  Bs  Rq.  ,[Nach  der  dafür  an- 
gesetzten Frist]  solle  die  Appellation  desert  sein  und 
als  null  solche  zu  prosequiren  und  derselben  weiters 
nachzus.  keines  Wegs  gestattet.'  Bs  Gerichtsordn.  1719. 
,Dem  Rechten  n.':  .Nachdem  der  Gantbrieff  gemacht, 
mag  der  Ansprächer,  wann  er  gar  nit  erwinden  und 
dem  Rechten  n.  will,  in  acht  Tagen  darnach  durch 
den  Richter  ab  den  Underpfanden  bieten.'  L  StR. 
1706/65.  Von  einer  Strafuntersuchung:  .Sind  ...  myn 
gnädig  Herren  uss  oberkeitlicher  Pflicht  verursacht 
worden,  diseren  Dingen  gebürends  Emsts  nachzes.  und 
eigentliche  Erkundigung  hierüber  anzustellen.'  1623, 
Z  RB.  —  ß)  nachleben,  -kommen.  ....  so  ist  doch  dem- 
selben bishar  schlächflich  nachgesetzt  worden.'  1607, 
Z  (Handwerksordn.).  ,Das  unseren  Satzungen  und 
Mandaten  nit  nachgesetzt  und  dieselben  nit  gehalten 
werden.' Z  Mand.  1612.  ,Habent  wier  ...  obverschribnen 
Artikell  ...  bekreftiget  und  dem  unvälbarlich  nach- 
gesetzt werde.'  1616,  Schw  LB.  .Disem  Befehl  haben 
die  bemeldten  Richter  nachgesetzt.'  1621,  Gr.  , Werden 
nun  wir  [Pfarrer]  dise  Lezgen  ergreiffen  und  derselben 
n.  im  Werk,  gewüsslich  wir  werden  ...  empfinden, 
dass  wir  Gott  hierinnen  angenähm.'  JJBkeit.  1613/43. 
.Versehen  sich  unser  gnädig  Herren,  ihr  als  getrewe, 
gehorsame  Undertanen  werden  disem  ihrem  wol- 
meinlichem  oberkeitlichem  Ansehen  gehorsamlich  n.' 
Kriegsb.  1644.  .Damit  derselbigen  (Erkantnuss)  ge- 
horsamlichen  gelebt  und  steift'  nachgesetzt  werde.' 
Bs  POrdn.  1715.  —  näch-ge-setzt:  1.  nachstehend. 
,N-e  MeyenlaniltsL,reiiRjindtserkandtnuss.'  1684,  Schw 
LB.  —  2.  von  Personen,  untergeben.  , Herren  N,  diser 
Zyt  Landvogt  der  Herrschaft  Gryffensee  und  synen 
nachgs-en  Amptlüten.'  1640,  Z  Rq.  1910.  ,Dieweil  ... 
durch  Ewer  Frl.  dht  [Fürstl.  Durchlaucht]  n-e  Ober- 


kaiten  ein  Enderung  mit  dem  Schloss  Fürsteuburg 
vorgenommen  worden  ...'  1609,  PFoffa  (Schreiben 
der  drei  Bünde  an  Erzherzog  Maximilian).  Sabst. 
,So  bin  ich  des  ungezwyffleten  Versechens,  es  werdend 
ihr,  myn  gnädig  Herren  und  Vätter,  in  die  Ard  Gottes 
als  des  höchsten  Herren,  dessen  Statthalter  und  N-e 
ihr  sind  ...  .tretten.'  1648,  Z  (Supplikation).  .Unseren 
Vögten  oder  dero  N-en.'  Z  Mand.  1650.  ,Ein  jeder 
Quartierhaubtmann  oder  seine  N-e.'  1676,  Z.  ,Den 
Beamteten  und  N-en  des  Keisers.'  JMeyer  1700.  S. 
noch  fur-ge-setzt  1  (Sp.  1689).  Ohne  direkte  Angabe  eines 
Vorgesetzten.  ,Die  Herren  Obervögt,  Amtleut,  N-en, 
Geschwornen.'  JJBreit.  1613/43.  .Alle  unsere  Ober- 
und  Undervögt  sampt  übrigen  N-en.'  Z  Armenordn. 
1648.  .Oberkeitliche  Beamptete  und  N-en.'  ZMand. 
1650.  .Dass  durch  hochoberkeitliches  Ansehen  die 
N-en  in  den  Gemeinden  dahin  alles  Ernsts  gehalten 
werden,  dass  sie  selbs  für  ihre  Gemeindsgenossen 
sorgen.'  SHochh.  1693.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  123  ff.  — 
Näch-setzung  f.:  Verfolgung.  .Unsere  SulJateii 
waren  noch  in  Nachsetz-  und  Nidermetzelung  des 
flüchtigen  Feindes  begriffen.'  Pfaffenkr.  1712.  .Wenn 
Strassenräuber  sich  by  Nachs.  in  eine  Kirchen  begeben 
oder  Kloster  flüchten  könnten.'  1752,  Absch. 

nachher-:  =  näch-s.  3  a.  ,[N.,  auf  eine  Verfolgung 
verzichtend :]  Ich  wil  nit  wy ter  meer  nahers.'  RCys. (Br.). 

nider-:  a)  tr.  Einem  Einen  Sitz  anweisen:  ,Er 
macht  ein  viur  und  säst  in  [den  frierenden  Fremd- 
ling] nider.'  Boner.  Auf  den  Boden  setzen:  ,[Es  sei] 
Einer  under  ihnen  gefallen,  könen  aber  nit  sagen 
wellcher,  dann  es  seye  dunkel  gsyn,  woruff  G.  zu  ihme, 
Zügen,  gredt:  gällt,  ich  hab  den  fyn  können  n.'  1664, 
Z.  Mit  Acc.  S.  ,Es  sol  nieman  ...  kein  gelti  noch 
geschirr  mit  vischen  ze  verkouffen  zwischen  dien 
benken  uf  den  herd  n.'  1359,  Z  StB.  .Deponere  ... 
niderlegen,  n.,  von  im  tuon.'  Fris.;  Mal.  —  b)  rerl. 
,Subsidere,  sich  n.,  nidersinken,  niderlassen.'  Fris.; 
Mal.  Von  einer  Geschwulst:  .Nimm  wyss  Schlechen- 
miess  ...,  binds  über  die  Geschwulst,  es  setzt  sich 
nider.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII 
795  f. 

be-  b'setze",  -un,  Ptc.  Vsetzt,  in  PA1.  auch  b'sasst: 
1.  wesentl.  wie  nhd.  (eine  Ürtlichkeit,  einen  Gegen- 
stand) besetzen,  wobei  oft  ausgedrückt  wird  od.  vor- 
schwebt, womit  dies  geschieht,  nämlich  a)  mit  lebenden 
Wesen  (die  durch  Obj. -Vertauschung  auch  als  Acc- 
Obj.  auftreten  können).  <x)  eine  Bank,  einen  Wagen 
bzw.  die  verfügbaren  Plätze;  wohl  nur  Ptc.  (s.d.). 
Spez.  1)  Einem  en  Platz  b's.,  indem  man  sich  darauf 
setzt,  gew.  aber  nur  belegen,  zB.  im  Wirtshaus, 
Theater,  wohl  allg.  Tue-mer  en  Platz  b's.!  —  2)  abs., 
dann  auch  mit  Acc.  P.,  von  der  Lokation  der  Schüler 
Uw;  Z;  vgl.  Be-satzing  la  (Sp.  1592);  setzen  iaß 
(Sp.  1606).  ,In  der  Schule  Vsetzt  der  Lehrer  und 
in  der  Christenlehre  der  Pfarrer'  UwSa.  —  ß)  ein 
Haus,  Schloss,  eine  Stadt,  ein  Land.  Im  ruilitär.  Sinne, 
als  Eroberer,  Verteidiger  (kaum  volkst).  ,[Wir  Zür- 
cher] besazten  die  [eroberte]  statt,  als  uns  notturftig 
was.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Darzuo  besaste  er  [Herzog 
Albrecht]  all  sin  vestinen  und  sin  stett  mit  sinen  dienern.' 
Z  Chr.  XV.  ,Ob  der  teile,  dem  die  hilft'  beschechen 
were,  nach  usgang  des  zugs  mer  hilft'  begerti,  stett 
oder  schloss  ze  bes.  old  ze  beiigen,  das  im  die  von 
dem  andern  teile  och  gefolgte.'  1472,  AStl.  .Man 
bsatzt  das  schloss  mit  lüten  guot.'    1475,   l.n..    ,[Karl 


[695 


Saz,  sez.  siz. 


der  Kühne]  besatzt  die  [eroberte  Stadt  Nancy]  mit 
vil  lüten  und  zügs.'  1476,  Z  Chr.  XV.  ,Do  man  nu 
Orben  also  gewunnen  und  das  besetzet  hat,  do  wur- 
dent  die  von  Bern  . . .  ze  rat,  das  man  ouch  gen  Joenge 
ziecher  ...  wolt  ...  und  wart  [nach  der  Übergabe] 
stat  und  slos  nach  aller  notdurft  besetzet,'  DSchill. 
]'..:  später  .besatzt.'  ,Der  [Nachfolger  Solimans]  wolt 
den  krieg  continuieren,  doch  ward  diss  jars  nüt  uss- 
gericht,  denn  das  man  die  platz  besatzt  und  mitt  dem 
übrigen  volk  abzog.'  JHaller  1550/73.  ,Bald  rust  sich 
Zürich  in  die  gegenweer  und  manet  die  4  ort  in  ir 
statt  zu  ziechen.  Die  bsatzte[n]d  vorhin  die  statt  Sem- 
pach,  ouch  etlich  andere  platz.'  HBull.  1582.  ,Er  [der 
Spanier]  bsetzt  [das  Veltlin],  festnets,  bhalts  für  sich 
ein.'  1622,  Zinsli  1911.  S.  noch  Bd  VI  815  o.  Von 
der  Ansiedelung.  , Erkannt,  das  niemands  ...  hof  oder 
hüser  in  der  statt  Basel  haben,  die  selb  besitzen  oder 
mit  andern  bes.  [dürfe],  es  sig  dann  sach,  das  die- 
selbigen  zuovor  und  ee  in  der  statt  Basel  burger 
sigen.'  1526,  Bs  Bq.  ,Ein  ort  mit  leuten  bes.,  da  vor 
niemant  gewonet  hat,  solitudinem  alicuius  loci  fre- 
quentare.'  Frts.;  Mal.  S.  noch  8p.  1346  o.  —  y)  als 
Ausdr.  der  Fischerei  und  Jagd.  .Wann  einer  ein 
isch  [wohl  =  Eis  II 2b;  s.  Bd  VI  1330]  für  sich  selbs 
allein  gesetzt  hab  und  aber  dennoch  ander  auch 
kommen  in  meinung  mit  demselben  teil  und  gmein 
zu  haben,  so  mag  der,  so  söllich  besatzung  des  isches 
getan  hatt,  demselben  teil  und  gemein  zuolassen  oder 
nit  ...  Ob  aber  einer  am  anfang  by  der  besatzung 
gewesen  und  teil  und  gmein  wolt  haben,  so  soll  der- 
selb  diser  Ordnung  nachkomen  ...  und  soll  dheiner, 
der  so  also  will  ischen,  dhein  isch  am  abend  bes., 
sunders  am  morgen  und  ouch  von  stund  an  uffwerken 
und  nitt  über  dry  oder  vier  tag  lassen  anstan.  Und 
ob  einer,  der  nit  ein  rechter  weidman  were,  zu 
einem  weidman  käme,  der  ein  isch  hatte  besetzt,  so 
soll  er  in  in  dem  angeirrt  vischen  lassen  and  im  sin 
besetze  weder  mit  stein  werffen  noch  sunst  hindern, 
damit  die  fisch  wichen.'  1510,  Fischereiordn.  (zw.  B;  F; 
S).  , Solle  derselbig  Caporal  [bei  einer  Wolfsjagd]  mit 
seinen  übrigen  Nachparen  anfahen  bes.  und  dieselbigen 
uff  das  Weitist  vom  Garn  füehren,  es  seige  an  die 
Huot  oder  Hetze  und  mit  denselbigen  bes.  ohne 
Zwüschenkommnuss  anderer  Landtleuten.  Deme  dann 
je  der  nechste  Comandant  der  anderen  Nachparschaft 
mit  seiner  underhabenden  Rot  nachfolgen  solle  und 
auch  bes.,  so  weit  ihme  die  ordenliche  Huot-  und 
Hetzmeister  befehlen  werden,  und  also  fortan  je  die 
Nächsten  des  Gejegts  auf  das  Weitist  und  die  Weitisten 
zunächst  beim  Garn  bes.'  GrÜ.  LB.  —  8)  ein  (er- 
ledigtes) Amt,  eine  Stelle  6.  wohl  allg.  ,2  ß  gab  ich 
Berchtold  Stuckin,  do  man  die  baner  besäst  am  Ren- 
weg.' 1399,  Z  Seckelmeisterrechn.;  vgl.:  ,Wann  die 
paner  zu  bs.,  das  die  usszognen  ...  den  panerherren 
ze  setzen  haben.'  1558,  üw.  ,Her  N.,  probst  des 
closters  ze  sant  Alban  . . .  offuote  . . .  wie  daz  sin  vor- 
dren ...  scheidlüt,  fürbeschouwer,  hirten  und  banwart 
in  der  vorstat  ze  sant  Alban  ...  jerlichen  gesetzet 
bettend  ...  Dar  zuo  die  egen.  reblüt  in  namen  ir 
zunfte  antwürtent,  das  si  dieselben  stuke  also  ze  bes. 
hettend  und  billich  bes.  söltent.'  1400,  Bs  Rq.  ,Item 
in  dem  zwölften  artickel  von  des  twings  wegen  begert 
meister  Conratt  aber,  das  er  gewalt  haben  soll,  den 
zuo  bes.,  als  das  daz  jarzitbuoch  wist,  und  aber  darinn 
nit  gelütret  ist,   wie   man  den  twing  halten  soll,   es 


syg  umb  win  und  brott  ze  schetzen,  bannwart  ze  setzen 
und  anders,  so  zuo  dem  twing  gehördt  und  begert 
imm  bar  inn  ein  lüttrung  und  underscheidung  ze 
geben  und  verschaffen,  das  ouch  dem  dann  nachgangen 
werd,  und  das  ouch  die  wirt  von  der  Schätzung  einem 
twingherren,  ettwas  erkanttnuss  trüegen  als  das  billich 
und  gemess  syg;  daruff  der  kilchgnossen  widerred  und 
antwurt  gewesen  ist,  das  ein  vogt  zuo  Russwil,  wel- 
cher ye  der  ist,  mit  eirn  kilchherreu  old  lüppriester 
gewalt  hab,  den  twing  zu  versechen  und  zu  besorgen 
old  ze  bes.,  dann  er  eins  vogts  halber  und  eins  lüp- 
priesters  halber  ist,  und  wie  die  bed,  die  doch  twing- 
herren sind,  den  twing  versechen  und  besorgen,  es 
sig  mit  bes.  old  entsetzen,  dann  wie  wol  er  versehen 
und  besorgt  werd,  sig  inen  lieb,  wellen  ouch  das  gern 
und  trülich  halten  und  dem  also  nachkomen,  und  nach 
verhörung,  red  und  widerred  und  besunders  des  jarzit- 
buochs,  das  da  wyset,  alss  der  kilchherr  haut  zum 
halben  teile  twing  und  bann  ze  Russwil,  ze  Rüdis- 
wile,  ze  Hertzenerlen,  ze  Sigingen  zem  vierden  teile, 
der  kilchher  hett  gewalt  über  alles  mess  in  aller 
der  kilchhere  das  brot  ze  besechen  und  ze  bes.' 
1468,  L.  ,Ain  yegleich  spitalmeister  dieselben  kirchen 
mit  ainem  erbern,  wolgelerten  priester  bes.  und  ver- 
sorgen sol.'  1420,  AABremg.  StR,  ,Wie  sich  dann... 
ervindt,  das  das  weibelampt  by  iren  ziten  besetzt  syg, 
also  solle  ouch  das  ampt  dann  besetzt  werden  und 
dabi  bestan.'  1519,  ZGrün.  ,Dass  wir  uns  lagertend 
in  dem  kleinen  Ölwald,  und  besatzt  myn  houptmann 
die  tagwacht.'  1536,  G  Schreiben.  ,Das  regiment  wirt 
von  schandtlichen  und  verdorbnen  bürgeren  besetzt, 
die  bösen  sind  im  gemeinen  regiment  herren  und 
meister,  ab  improbis  et  perditis  civibus  respublica 
tenetur;  die  lären  platz  eines  kriegshauffens  wider 
bes.  und  aussfüllen  an  statt  deren,  so  abgangen  oder 
gestorben  sind,  succenturiare.'  Fris.;  Mal.  .Folgende 
Dienst  besetzt  der  kleine  Rat  auf  der  hl.  :'■  König 
Tag.'  XVII.,  ZWth.  .Der  Landschreiber  [wird]  be- 
stätet,  also  ward  der  Stuhl  besetzt.'  G  Walser,  ApChr. 
In  Verbindung  mit  ent-s.,  auch  von  einem  Lehen;  s. 
Sp.  1668  f.  Mit  vertauschtem  Obj.  1)  ,das  land  b.', 
näml.  dessen  Beamtungen.  .[Herzog  Albrecht]  sazt  im 
Elsauss  zuo  lantvogte  JvLiechtenberg,  enent  dem 
Rin  des  von  Ocbsenstein  sun  ...  also  besazt  er  daz 
land  alleuthalb  wol.'  Z  Chr.  1336/1446.  .[Beschluss:] 
Wenn  ain  landsgmaind  ist  und  daz  land  besetzt,  daz 
nieman  den  anderen  uff  den  selben  tag  gelt  anäschen 
[Bd  II  1756]  sol.'  Ap  LB.  1409.  ,Nach  langem  brach- 
tend  sie  [die  VO  an  einer  Landsgemeinde  in  GLSchw.] 
es  dahin,  dass  man  über  acht  tag  wider  zusammen 
kehren  solte  und  mit  einanderen  mehren  und  das 
land  bes.,  und  anders,  das  ihnen  dann  notwendig  war.' 
Val.  Tschitdi  1533.  .Die  äbt  [von  StGallen]  besatztend 
des  gothus  lüt  und  land  mit  vögten  vom  adel.'  HBrennw. 
Chr.  S.  noch  Sp.  1316  o.  (Beleg  von  1623);  ent-s.  (Sp. 
1669).  —  2)  mit  Beamtenbezeichnungen  als  Acc,  bes. 
in  Verbindung  mit  ent-s.  (s.  Sp.  1665),  doch  auch  selb- 
ständig. .Von  der  untervögte  wegen,  die  zu  bes.' 
Waldm.  Spruchbr.  .Die  selb  bandvesti  gebe  ...  zuo, 
wie  durch  sin  f.  gn.  [den  Bischof  von  Basel]  jerlichs 
ein  burgermeister,  die  Zunftmeister  und  rett  söllint 
besetzt  werden.'  1521,  Absch.  .Demnach  soll  man  die 
Grichtsgschwornen  bs. ...  und  werdend  die  Geschwornen 
dergestalt  besetzt,  dass  man  einen  nach  dem  andern, 
wie    sy   in    voriger    Besazung    eingeschriben   worden 


[697 


2,    SU2 


verjist,  und  Welcher  je  verlesen  würd,  soll  er  mit 
seiner  Fründtschaft  ...  abstan,  die  mögend  ihme  nit 
stimmen  ...  Daruff  besetzt  man  auch  den  Seckel- 
meister,  und  letztlichen  soll  der  Landtweibel  dem 
Landtammann,  Besetzem  und  Gricht  bieten,  utfnech- 
sten  Sontag  widrum  gehorsamblich  zu  erscheinen  und 
hellten  den  grossen  Rat  bes.'  GkD.  LB.  —  3)  über- 
gehend in  die  Bed.  ersetzen,  ausfüllen.  ,üen  Ab- 
gang der  Richteren  widerumb  mit  tauglichen  Sub- 
jectis  zu  besätzen.'  XVII.,  Z;  vgl.:  ,Bes.,  ersetzen 
und  vollkommen  machen,  zuo  seiner  zal  bringen.' 
Mal.  Mit  verschwiegenem  übj.  Men  will  uf  de"  Früe- 
li"<j  b's.,  von  einer  erledigten  Stelle.  ,Ein  jeder 
Geschworner  und  Zugeschworner  ist  schuldig  alles 
Das  ze  tuen,  was  sein  Befelch  ausweist,  bis  man 
widrum  uff  ein  Nüwes  besezt  hat.'  GrD.  LB.;  vorher: 
,bis  ihr  Ampt  uss  ist.'  Mit  (sekundärem)  Acc.  des 
Ergebnisses  (urspr.  lokal),  ,einen  rät,  ein  gerieht  b.', 
bestellen,  konstituieren.  ,[Der  Rat  von  Appenzell  und 
von  StGallen  kamen  überein]  also  das  baid  rait  ain 
rat  in  diser  sach  besatztend  und  ir  bottschaft  gemain- 
lich  in  die  Aidgnossen  ...  schiktend.'  14S9,  JHäne 
1895.  .Machtend  die  gsellen  ein  nüwen  schimpf, 
bsatztend  ein  chorgericht.'  1525/30,  Z.  Der  Landvogt 
von  Kyburg  habe  einmal  auf  einem  Teil  der  Rhein- 
brücke zu  Schafi'hausen,  den  Zürich  in  Anspruch  nimmt, 
ein  Landgericht  ,bes.'  wollen,  der  Bürgermeister  von 
Seh.  aber  .dafür  gebeten.'  1545,  Absch.  ,Hett  der  landt- 
richter  das  gericht  besezt  us  allen  grienten,  die  in 
der  graffschaft  Kyburg  sind.'  1549,  UMev.  Chr.  ,Da 
ward  er  [Peter  von  Hagenbach]  gefangen,  und  be- 
satztend die  Eidgnossen  das  gericht.'  Bossu.  Chr. 
,1550  ward  ...  der  rat  besetzt  mit  disen  personen.' 
JHaller  1550/73.  S.  noch  Frlheit  (Bd  I  1268);  ver- 
eiteren (Bd  III  439);  (Sträf-)Ge-richt  (Bd  VI  336  u.  371); 
Sp.  1566 u.  —  s)  eine  Alp  (mit  Vieh)  b's.,  „so  viel  Vieh 
auf  die  Weide  führen  als  dieselbe  nähren  kann",  auch 
übh.  die  Alp  beziehen  BO.;  FJ.;  L  (so  E.);  Uw;  W; 
Zg.  Synn.  üf-faren  (Bd  I  894);  laden  (Bd  III  1059); 
be-legen (ebd.  1 191); be-stössen.  B'Alp(e"){m  BHk.d'^tf- 
mind,  in  BSi.;  FJ.  de"  Berg)  b's.  ,D'Allmänt  b's.,  in  com- 
pascua  deducere  armentum.'  Id.  B.  S.  noch  Sp.  1594  u. 
,Berg  und  alpen  mit  irem  eignen  vich  bes.'  1517,  B 
Si.  Rq.  ,Ob  das  bescheche,  das  einer  gedingte  oder 
eiupfangne  weid  zu  bes.  vertuschte,  so  mag  ein  jeder 
bergteiler  ...  die  weid  bes.  und  soll  solicher  tusch 
nüt  gälten.'  1563,  ebd.  ,Berg  und  Weiden:  wie  solche 
zu  bes.  und  zu  regieren.'  1747,  ebd.  S.  noch  Sp.  1586u.; 
ent-s.  2b  (Sp.  1609).  ,Ein  Kuhrecht,  Kuhsatz  b.'  .Der- 
selbe mag  sein  halbes  Kuhrecht  mit  einer  ganzen  Kuh 
bes.'  1796,  BSi.Rq.  S.  noch  Chue-Satz  (Sp.1556).  Mit 
vertauschtem  übj.  ,Man  mag  nun  forthin  auf  ein  Man- 
mad  zwo  Kühe  bes.  ...  Was  man  zu  Ströuwe  häuwet, 
darauf  soll  Niemauds  Nüt  bes.,  weil  da  Nüt  vorhanden 
ist.'  BSa.  LR.  1598/1654.  S.  noch  Werch-Gült  (Bd  II 
274);  Übersetzer  (Sp.  1643).  Abs.  Me"  cha""  erst  b's., 
we*"  der  Sehne  ab  isch  B  (Zyro).  Fatal  ist  es  für  den 
Älpler,  wenn  er  a"  der  Mütwuche"  b'setzt.  Bärnd.  1911 
(BG.).  .Welcher  in  seinem  Maad  weder  ezt  noch  be- 
setzt, derselbig  soll  auch  an  dem  Ohrt  gegen  seinen 
Anstösser  ze  zäunen  nit  schuldig  sein.'  1645,  BSi.  Rq. 
S.  noch  Sp.  1372o.  1594o.  —  b)  mit  Sachen,  ^be- 
pflanzen. .Als  es  [ein  Gut]  ingezünt  gewesen  und  mit 
eichlen  besetzt  worden.'  1488,  Z  RM.  ,[Man]  besetzet 
damit  [mit  Erdbeerpflanzen]  ganze  Rücken,  1  Reihen 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


auf  einen  Rücken.'  EKöHW  1706.  —  ß)  (einen  Weg. 
eine  Strasse,  einen  Hof,  Hausplatz)  pflastern  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  PA1.  (.lastricarC);  Gj  Soh;  Sohwj 
Tu;  Uw;  Zo;  Z.  Das  B's.  geschieht  mit  unbehauenen, 
in  neuerer  Zeit  auch  mit  bchauenen  B'setzislcine",  .mit 
natürlichen  siritze"  Steine"  oder  mit  flach  g'schlagtuf 
B'setzisteine".  die  am  Sammelort  bearbeitet  werden'  BE. 
(Bärnd.  1904).  ,So  vil  daz  X.  noch  usstat,  10  pfd 
stebler,  von  des  bes-s  wegen  in  der  erützgassen,  die 
10  pfd  sol  man  legen  uf  die,  vor  der  hüser  da  er 
besetzt  hat.'  1396,  BAnz.  1898.  ,Bes.  als  mit  steinen, 
marginare,  sternere  locum  saxis,  consternere  silieibus 
et  lapide,  persternere,  pavimentare;  die  gassen  und 
Strassen  wol  bes.  und  erbauwen,  aedificare  vicos  et 
plateas;  ein  straass  bes.,  darmit  man  wandlen  mög, 
Viani  munire;  einen  platz  oder  esterichen  bes.  oder 
ebnen,  pavimentare,  sternere  locum  saxis,  aream  con- 
sternere silieibus.'  Fris.  ;  Mal.  ,Herr  buwmeister  soll 
mit  rat  der  strassenherren  die  strass  am  Halsysen 
by  der  Kronen  mit  steinen,  so  man  inn  neclisten 
straassen  flndt,  bes.  lassen.'  1578,  Z  RM.  ,5  pfd  von 
25  karreten  sand  in  das  schloss  zuo  füeren,  so  man 
zum  bes.  bracht,  den  murern,  als  sy  den  haf  mit 
steinen  besetzt  und  die  muren  erbessert.'  1580,  ZGrün. 
.Den  Gassenbesetzern  für  113  Klftr  zu  bes.  28  Pfd  5  ß.' 
1630,  BsLie.  .Einen  Weg  bes.,  sternere  viam  saxis; 
bes.,  einen  Estrich  machen,  pavimentare.'  Denzl.  1677. 
1716.  ,Dem  Stadtbauamt  1  Teil  des  vorderen  Hof 
bes.  155  fl.  25  ß.'  1854,  ZStdt.  S.  noch  Paffier  (Bd  IV 
1040).  Die  erstmalige  Pflasterung  der  Städte  wird  von 
den  Chronisten  als  bemerkenswertes  Ereigniss  gebucht. 
Gepflastert  wurde  Basel  1387  und  1417  (Bs  XIV.  29), 
Bern  1399  (Just.  188,  der  dafür  .beschiessen'  sagt), 
Zürich  1403  (Z  Chr.  XV.  167)  oder  1404  (HBrennw. 
Chr.  I  465;  JEEscher  1692,  15)  unter  dem  Bürger- 
meister JMeyervKnonau,  über  den  der  Vers  gesungen 
wurde:  ,Runde  münz,  die  vor  was  gviert,  zu  syner  zyt 
erstlich  gmünzet  wirt,  der  statt  gassen  mit  steinen 
bsetzt',  Winterthur  1498  (.die  obergass  ward  besetzt.' 
Bossh.  Chr.),  Brugg  1535  (Z  Anz.  1884,  47).  In  ä.  Spr. 
auch  vom  Legen  steinerner  Fussböden;  s.  schon  vorher 
und  vgl.  Be-setz-Platten  (Bd  V  199).  ,82  pfd  ?>'  s  ß  vom 
offen  ze  machen  und  vom  sal  ze  bes.'  1507,  ZFrau- 
münster.  ,Das  er  [der  Baumeister]  von  ietz  . . .  über 
zwei  jar  die  zwo  sacristyen  mit  iren  dryen  gewelben 
und  tach  und  gemach  mit  bes.,  tünchen  und  wissigen 
volbracht...  haben  sol.'  1514,  Z  Anz.  (AaZoL).  ,Hand 
die  murer  und  pflasterknecht  ...  das  badstübli  in  rigel 
gemuret  und  den  boden  besetzt  und  das  kemmy  af- 
gfüert'  1540,  ZGrün.  ,Es  haben  mine  herren  die  burger 
angesehen,  ihr  kaufhaus  mit  blatten  zu  bes.'  1540, 
Ölh.  1840.  ,Ein  dile  bes.  und  mit  leim  verpflasteren, 
consternere  contabulationem  lapidibus  lutoqne.'  Fris.: 
Mal.  ,Die  ober  Louben,  Gang  und  gross  Cammer  z  bs. 
umb  32 Pfd.'  1636,ZFraumünster.  —  y)  ,Die  geschirr  mit 
edlem  gestein  zieren  und  bes.  und  hin  und  här  darein 
fassen,  distingueregemmispocula.'  Fris.;  Mal.  —  8)  ein 
Kleid  mit  Aufschlägen  (Ndw  1t  Matthys).  Knöpfen  (B  1t 
Zyro)  versehen.  ,Es  soll  insgemein  Männiglich  ...  die 
Wamist  Hosen  und  Ermel  von  Tuch,  Wallen  u.dgl.,  wie 
es  sich  einem  Jeden  in  sinem  Stand  ziemt,  also  bes. 
lassen,  dass  er  darum  ungestraft  blyben  i 
Kleidermand.  1628.  — e)pass.,  versanden,  verschlammen 
(Syn.  in-,  ver-sitem):  N.  darf  in  einem  von  den  Ab- 
lagerungen der  Linth  bedrohten  Graben  fischen;  wenn 
107 


l,;-i 


Saz,  st'Z, 


170(1 


dieser  .besetzt'  würde,  darf  er  dem  Wasser  wieder 
nachgraben,  damit  ihm  die  Fischenz  erhalten  bleibe. 
1658,  B  Anz.  (Schw).  —  2.  belagern;  Syn.  besitzen. 
,Obsideo,  belageren  oder  bes.,  das  läger  vor  einer  statt 
schlahen,  sich  für  ein  statt  legen.'  Fris.;  Mal.  — 
3.  a)  (Etw.)  rechtlich  festsetzen,  auch  mit  Bezug  auf 
Etiv.  eine  rechtliche  Festsetzung  treffen.  ,An  dem 
decretal  da  hat  alsus  besetzet  babst  Bonifacius  ...' 
Schachzabelb.;  Var.  ,gesezet.'  ,1379  wart  das  klein 
ungelt  besetzet,  als  hie  nach  geschriben  stat.'  Z  StB. 
,üer  rat  und  die  hundert  sint  ubereinkomen,  das  man 
die  münz  besetze,  ein  blaphart  für  16  den.  und  vier 
vierer  für  ein  blaphart  ...'  1383,  L.  .Wart  die  sach 
[eine  Schiedsgericht!.  Verhandlung]  besetzt,  alz  das 
hie  nach  geschriben  stat.'  1402,  AaB.  Urk.  ,Es  ist 
besetzt',  als  Einleitung  von  Beschlüssen.  XV./XVL, 
Ap  LB.  ,[Den]  Judenspiess  b.'  XVII.,  Zg;  s.  Juden- 
Spiess.  S.  noch  üs-rechnen  (Bd  VI  124);  süechlen 
(Sp.  236).  ,(Ver)bannen  (besehen)  und  b.'  ,Wir  [der 
Bat]  veriechent,  das  wir  uns  einhelklich  erkennt 
haut  und  unser  hölzer  verbannen  und  besetzft],  als 
hie  nach  geschriben  stat.'  1378,  AaB.  StB.  ,In 
disem  buoch  vint  man  verschriben  alle  rechtung 
der  statt  ze  Keiserstuol  ...  und  waz  ouch  man  bant 
oder  besetz.'  1403,  AaE.  StB.  .Die  mäss  und  gewicht, 
die  in  der  kilchhöre  sint,  die  sol  ein  apt  besechen 
und  bes.  Ein  apt  sol  ouch  bes.,  dass  man  in  der  kilch- 
höre den  kof  haben  sol  von  wuchen  ze  wuchen  an  brot, 
an  win,  an  fleisch  und  an  anderen  veilen  guot,  den 
man  ouch  hat  ze  Bremgarten.'  1412,  Bldmer,  BG. 
(ZeRisch).  ,B.  und  entsetzen';  s.  Sp.  1669  (Bed.  2a  zu 
Ende).  —  b)  Etw.  aussetzen,  vergaben,  testieren; 
Syn.  setzen2ä$  (Sp.  1615).  ,Wir  [das  Kloster  Klingen- 
tal] sun  och  geben,  swenne  der  vorgenante  priester 
[der  dem  Kloster  Beben  vermacht]  stirbet,  5  marc 
silbers,  als  er  si  besezzet  hat,  1  marc  ze  Hinderlappen 
und  4  marc  erberen  armen  lüten.'  1288,  Bs  ÜB.  ,Ist 
dirre  vorgeschriben  verkouf  besehenen  als  umbe  drü 
hundert  ...  guldin  ...  und  darzuo  umbe  daz,  das  si 
[die  Käufer,  Propst  und  Kapitel  des  StUrsusstiftes] 
ouch  bes.  süllent  ein  pfunt  stebler  phennigen  uff  ein 
gewisses  stugke,  unser  vordren  und  unser  jarzit 
iemerme  eweklich  und  jerliches  damite  ze  begande  in 
dem  vorgen.  irem  gotzhuse.'  1400,  LBSchmidlin  1886. 
,N.  het  besetzt  und  geschlagen  die  6  mess  weitzen  und 
6  mess  haber  uff  und  ab  sinem  guot.'  BXid.  Jahr- 
zeitb.  XV.;  wechselnd  mit  .setzen'.  ,Ein  seigerät  b.'; 
Synn.  s.  Bd  VI  1022  u.  .Mag  ain  ieglich  mensch  im 
tottbette  ain  siecht  selegered  bes.,  doch  den  Schuldnern, 
den  er  schuldig  ist,  in  alle  weg  unschädlich.'  XIV.,  Sch 
StB.  ,Mag  ein  yeklich  persone  durch  siner  seien  heil 
willen  ein  bescheiden  selgerete  in  sinem  totbette,  ob 
es  vor  nüt  beschehen  wer,  bes.,  machen  und  ordenen.' 
1401,  BsBq.  ,Were,  das  jeman  sin  selgeret  ordnen, 
bes.  und  versorgen  wölt,  es  sy  mit  varendem  oder 
uff  ligendem  guote,  es  were  priestern,  kilchen  oder 
andren  armen  gotzhüsern  oder  lüten,  das  si  und  ir 
nachkomen  das  wol  tuon  mügent.'  1416,  BSi.  Bq.  1912; 
erneuert  1514.  —  c)  ansetzen,  .beziffern'.  ,Eine  Post 
[einer  Rechnung]  mit  60  Cts  b.'  1869,  ZWil  b/B. 
Akten.  —  d)  refl.,  sich  rechtlich  mit  Jmd  abfinden, 
sich  verständigen.  ,Die  von  Underwalden  woltend  einen 
landvogt  gen  Baden  insetzen,  als  denn  die  zyt  er- 
fordert. Das  weiten  die  von  Zürich  und  Bern  inen 
nit  gestatten ;  dann  sy  warind  buntprüchig  [sie  hatten 


die  Bewohner  des  BO.  zum  Aufstand  gereizt]  und 
hettend  sich  noch  nit  mit  denen  von  Bern  besetzt.' 
Bossh.  Chr.  Der  Vertrag  von  Zürich  bestimme,  dass 
der  Todschläger  die  Landgrafschaft  verloren  habe, 
und  zwar  für  so  lange,  als  er  sich  nicht  mit  der 
Freundschaft  und  dem  Landvogt  als  den  beiden  Par- 
teien abgefunden  (.besetzt')  habe,  wie  das  in  der 
Eidgenossenschaft   der    Brauch    sei.    1542,   Absch.  — 

4.  a)  Jmd  (einer  Sache)  überführen;  nicht  selten  mit 
Synn.  wie  ,wisen,  Überzügen.'  ,Sind  nit  schuldig  die, 
so  solches  [einen  Diebstahl]  veroffnent,  denselben  [den 
Dieb]  zu  bes.  oder  Überzügen.'  1418,  W  Blätter. 
.Spreche  dieselbe  person  vor  gericht,  sie  wülte  den 
cleger,  uff  den  er  [der  Angeklagte]  sölliche  wort  ge- 
rett  und  siner  eren  geschuldiget  hett,  wisen  oder  bes. 
als  recht  ist,  darumb  sol  ünsers  herren  von  Costenz 
amptman  ...  richten.'  1450,  AaK.  StB.  ,Wann  ouch  ein 
person  verlümbdet  umb  Sachen,  so  im  an  daz  leben 
gat,  wie  man  die  bes.  sol  [Titel].  Es  ist  ouch  unser 
lantrecht  ...  daz  siben  biderman,  denen  eids  und  eren 
wol  zu  getruwen  ist,  daz  die  wol  mögend  ein  sched- 
lichen  manschen  vom  leben  zum  tod  mit  ir  kuntschaft 
bringen.'  1491,  LE.  ,[A.,  der  im  Wirtshaus  B.  ver- 
leumdet haben  soll,  sagt  aus]  dass  ie  sinn  wüssen  sy,  dass 
er  so  vil  geredt  hab,  dass  sy  es  gar  nit;  dan  er  wüsse 
ouch  von  dem  B.  nüt  dann  er  und  guots  ...  und  bitte 
inn  durch  Gotts  willen,  dass  er  im  welle  verziehen  ... 
dan  er  well  in  nit  bes.  und  wüsse  inn  nüt  zu  bes.' 
1534,  Obw  (Gfo.).  ,Bes.,  überwinden,  evincere,  coar- 
guere,  convincere.'  F'ris.;  Mal.  ,Doch  so  begäre  er 
der  Gnaden  und  wolle  sich  nit  bes.  lassen.'  1603,  Z 
Grün,  Mit  Gen.  S.  ,Ich  hab  dich  eins  lugs  besetzt 
vor  minen  herren.'  1451,  Z  EB.  ,A.  rette,  der  B.  ist 
ein  böswicht,  des  wil  ich  inn  bes.'  1455,  ebd.  ,Das 
er  inn  des  [einer  Preisdrückerei]  bes.  wölte,  wie  ein 
armer  geselle  ein  semlichen  bes.  sölte.'  1483,  ebd. 
,Do  wart  er  [Schneevogel]  von  iren  4  zuo  red  ge- 
steld  ...  ob  er  der  Worten  nach  anred  weri,  des  er 
besetzt  wart.'  1489,  Waldm.  ,Wer  dem  anderen  an  sin 
eer  rett  . . .  und  ainer  zuo  dem  anderen  in  daz  recht 
stadt  und  inn  siner  Worten  bes.  wil  und  kundschaft 
über  inn  stellt  ...  und  dann  es  nüt  uff  inn  bringen 
mag,  das  dann  ainer  ...  inn  der  fuosstapfen  ston  [soll], 
darinn  ainer  hett  müessen  ston,  wann  er  es  uff  inn 
bracht  hett.'  XVI.,  Ap  LB.  ,Die  N.  sprach,  wenn  du 
lougnist,  das  du  mich  gnan  heigist,  so  wil  ich  dich 
sin  bs.,  das  dus  hest  bekennt  und  veriehen.'  XVI., 
ZKyb.  .Nachdem  nun  dise  [die  Wiedertäufer]  von 
den  gelerten,  insunders  Zwinglin,  ires  irtuoms  gnuog- 
sam  besetzt,  aber  nit  bekert  sind  worden  ...'  Ansh. 
,Habe  er  sich  iro  brüempt,  by  ir  glegen  syn,  das  aber 
nit  sye,  tüege  im  selps  und  ira  unrecht,  des  welle  sy 
in  bs.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  .[Die  Bischöfe  waren  ge- 
halten, die  Kleriker]  so  si  arger  taten  besetzt  wurdind, 
darum  vermög  und  inhaltz  gesetzter  Ordnungen  ze 
strafen  . . .  Wenn  aber  einer  malefitzes  besetzt  und 
überzeuget  ward,  so  stiess  man  solichen  ...  von  seinem 
ampt  und  stat.'  Vad.  .Einen  eines  dings  überweisen 
und  bes.,  arguere  reum.'  Fris  ;  Mal.  ,Ist  besetzt  [in 
Bed.  3  a],  wer  den  anderen,  vor  und  eh  frid  gemacht 
ist,  heist  liegen  oder  erheit  han  und  dergleichen,  der 
ist  zu  buoss  verfallen  3  pfd  5  ß,  so  er  den  des  lugs 
nicht    bes.   mag.'     Ap   LB.    1585.     Anstatt    des   Gen. 

5.  erscheint  ,von-wegen':  .Ein  römischer  keiser  [hat] 
allwegen  ...  gwalt  ghabt,  einen  jeden  papst,  der  von 


arger  taten  und  simonischer  prattiken  wegen  rechtlich 
besetzt  werden  mocht  ...  abzesetzen.'  Vad.  ,In':  ,In 
einem  fäl  besetzt  und  überwisen  werden,  revinci  in 
culpa.'  Fris.;  Mal.  Ein  Dass-Satz.  ,Wölte  inn  ouch,  ob 
es  not  sin  wurde,  bes.,  das  er  nit  war  seitte.'  1463, 
ZEB.  ,A.  wil  nit  schuldig  sin,  sunder  B.,  der  heige 
si  verfeit,  und  wo  er  dess  abred  sie,  wölte  er  inn 
bs.,  das  er  sich  ir  herüerapt  hette.'  1530/33,  Z  Ehe- 
gericht. ,[N.  hat]  dise  Scheltwort  ussgestossen,  er 
weite  den  Zwingli  bes.,  dass  er  in  15  artiklen  ein 
ketzerischen  glouben  hette.'  1531,  Abscii.  ,Diewyl  N. 
nit  bekandtlich,  das  er  ützit  wider  die  Ordnung  gstöret, 
sonders  allein  etlichen  ire  harnastriemen  besseret,  so 
solle  er  ledig  sin,  es  syge  denn  sach,  das  sy,  die 
meister  sattler,  inne  bes.  mögint,  das  er  witers  ge- 
haudlet  und  wider  die  Ordnung  gestöret  habe.'  1572, 
Z  EM.  Inf.  ,Den  venner  wöllidt  nit  entsetzen,  er 
wurde  dan  mit  recht  besetzt  sin  er  und  eid  verwurkt 
haben.'  Ansh.  ,[N.  sagt]  das  er  sy  bes.  weite  gerett 
haben,  sy  weite  gern  an  in  sin,  das  er  ein  halb  jar 
im  Kätzerturm  liggen  müesste.'  1552,  Z  Ehegericht. 
Das  Beweismittel  wird  durch  ,mit'  eingeführt.  ,A. 
welle  den  B.  bes.  mit  sigel  und  brieffen,  das  er  inn 
vor  minen  herren  ein  lud  [1.  lug]  angeseitt  habe.'  1463, 
Z  EB.  ,[Abt  Kilian  von  StGallen  sagte,  er  wolle]  die 
alten  brüch  mit  singen,  lesen,  messhalten  widrum  uf- 
richten  . . .  Und  ob  er  glich  der  Worten  gdar  hinder- 
sich  gan,  so  mag  man  doch  in  mit  nie  denn  zwenzig 
frommen  mannen  der  Worten  bes.'  1529,  Absch.  .Fliegen 
wir  [B]  üch  [F]  ...  ze  wüssen,  wie  bemeldter  üwer 
predicant  zuo  Solothuru  an  der  kanzel  ...  offenlich 
usgeschruwen  und  sich  berüemt,  er  welle  die,  so  die 
mess  und  ceremonias  der  kilchen  verwerfen,  mit  iren 
eignen  büechern  bes.,  dass  sy  falschlich  geleert  und 
lütverfüerer  syend.'  1532,  Strickler.  ,Es  ist  N.  von 
etlicher  schwären  gotslesteriger  schwüeren,  ouch 
des  meineids  wegen,  des  er  für  sich  selbs  gichtig, 
ouch  mit  kundtschaften  besetzt  worden.'  1534,  Z 
EB.  ,N.  vermeint,  er  wellt  sy,  ob  Gott  will,  mit 
kundtschaft,  so  er  deshalb  rechtlich  yngnommen, 
wol  bes.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,[Hat  eine  Frau 
versprochen,  das  Brot  für  ihres  Ehemannes  Haus- 
haltung zu  bezahlen]  solle  sy  irem  zuosagen  statt 
tuon  und  bezallen,  zuo  wellicher  verheissung  ein 
jeder  ptister  unpartygisch  lüt  nemmen  mag,  mit  den- 
selben er  die  frowen,  so  sy  lougnen  weite,  getruwe 
zu  bes.  und  syn  ansprach  zu  bezüchen.'  1557,  Z  Rats- 
verordn.  , Einen  mit  seiner  handgeschrift  bes.,  chiro- 
grapho  convincere  aliquem;  einen  bes.  und  überzeugen 
mit  sigel  und  brieff,  tabellis  obsignatis  agere;  mit 
zeugen  bes.  und  überzeugen,  coarguere  reum  testibus.' 
Fris.;  Mal.  In  der  Verbindung  mit  ,bewisen'  ver- 
einzelt auch  mit  Acc.  S.:  ,[A.  habe]  also  gesprochen, 
der  B.  were  ein  zers  böswicht,  das  hette  er  in  dem 
krieg  beschult  an  den  soldnern,  und  daz  wölte  er 
bewissen  und  bes.  und  daran  alles  das  setzen,  so  er 
hette.'  1455,  Z  EB.  —  b)  Jmd  rechtlich  als  Leibeigenen 
erweisen;  vgl.  Besatz  1b  (Sp.  1559);  Be-satzing  3 
(Sp.  1595).  ,[Wir  tun  kund,  dass  der  Bischof  von  Bs] 
vor  uns  besetzte  AA.,  Gebrüeder,  dass  sie  des  Gottes- 
hauses eigen  seien  von  Basel  mit  BB.  [3  Zeugen], 
die  der  vorgen.  AA.  Muotter  Lidniage  waren,  als  sie  vor 
uns  schwuren  öffentlich  zu  den  Heiligen  ...  Dass  man 
wisse,  dass  diese  Besetzung  vor  uns  beschall,  als  da 
vor  geschrieben  steht,   so  geben  wir  den  AA.  diesen 


Brief.'  1290,  SWbl.  .Wer  hofgüeter  hat,  besitzt  oder 
minet,  der  sol  ein  huober  sin  oder  valman  gehen  noch 
hofs  recht,  den  mag  man  bes.  in  jorsfrist.  Wer  das 
ml  tat,  des  Hb  und  gu.it  ist  in  gwalt  des  probsts 
und  vogts  in  mossen  wie  vor.'  um  1400,  BsEq.  ,Möht 
A.  die  B.  vor  uns  bes.  nach  unser  statt  recht,  daz 
si  sin  aigen  wäri,  des  sölt  er  gemessen.  Möhte  aber 
er  die  besatzung  nit  han,  möhte  dann  e  die  B.  sich 
selb  von  [1.  vor?]  uns  bes.  mit  zwain  vattermagen 
und  mit  ainem  muottermagen,  daz  si  nit  sin  eigen 
war,  des  söltin  si  gemessen  und  der  A.  engelten.  Also 
mocht  A.  der[l. dieselben  frowen  noch  irekint  nit  bes.' 
1408,  GScherrer  1859.  ,Man  schribet  allen  reten 
umbe  die  anspräche,  die  A.  hatte  gegen  B.  und  des 
selben  wirtin,  dass  in  du  von  eigenscliaft  des  libes 
angehörte,  dass  da  A.  noch  nieman  von  sinen  wegen 
den  B.  noch  sin  wirtin  nichtes  kümberen  noch  uf- 
triben  sol  mit  enkeinen  sachen,  alle  die  wile  so  A. 
si  nit  besetzet  hat  als  recht  ist,  dass  si  in  von  eigen- 
schaft  des  libes  angehöre.'  1434,  Beitr.  1739.  ,So  hat 
A.,  vogt  zu  Waldemhurg,  in  namen  siner  herren  von 
Basel  fürgenommen  die  B.  zu  bes.,  das  sie  mit  der 
eigenscliaft  gehören  und  dienen  solle  an  den  l^tein 
und  in  das  ampte  Waldemburg.'  1443,  AaEIi.  StB. 
,Weliche  person,  es  sye  joch  mann  oder  frawen,  von 
einem  herren  oder  gotshus  eigen  sin  ervordert  und  der 
der  eigenscliaft  nit  bekannt  ist,  sol  mit  recht  besetzt 
werden  an  den  Stein  zuo  Baden  mit  zweien  vatter- 
und  zweien  muottermagen,  daz  derselben  person 
muotter  des  herrn  oder  gotshus  eigen  gewesen  sye.' 
AaB.  Urb.  1490.  ,Als  ouch  der  erwirdig  herr  bischoff 
Hartmann  klagt  hat  von  sin  und  sines  gottshuss 
wegen  ...  dass  die  herren  von  Eätzuns  habend  inne 
etlich  lüt,  die  iro  ...  sigind,  band  si  gemeinlich  uss- 
gesprochen,  was  lüten,  frowen  und  mann,  dieselben 
von  Eätzuns  innhand  und  die  eegenanten  bischon 
Hartmann,  die  äptissin  und  graf  Heinrich  meinend, 
dass  si  inen  zuogehörend  ...  dieselben  lüt  soll  der 
ohgenant  herr  von  Eätzuns  bes.  mit  zweien  muotter- 
magen oder  mit  zweien  vattermagen  oder  mit  einem 
muottermag  und  einem  vatterinag,  die  einandem  als 
nach  sipp  sigind,  dass  es  ein  ee  gescheiden  mög,  und 
was  er  also  besetzet,  darbi  soll  er  dann  fürbass  be- 
liben;  welche  der  ansprächigen  lüten  aber  er  nit  bes. 
mag  oder  wil,  so  stat  die  besatzung  dann  an  dem 
eegenanten  bischoff  Hartmann.'  Ag.Tschüui.  S.  noch 
Be-satzing  (Sp.  1595);  ab-s.  (Sp.  1635  o.).  Ren".,  sich 
als  Leibeigenen  od.  Freien  ausweisen.  ,Ouch  bat  dü- 
selb  frow  sich  besetzet  und  ir  kint  als  eigenlüt  des 
gotzhus  umb  ein  järlichen  zins  zwei  pfenning  dem 
vorgenanden  gotzhus  järlich  ze  geben.'  1323,  '/.. 
,[Klagen  Zürichs  gegen  Österreich:]  Dez  ersten  von 
unserra  gotzhus  ze  der  ahtei,  daz  daz  siner  lüten  ent- 
wert ist,  die  sich  an  daz  selb  gotzhus  hesel 
daz  die  darnach  betwungen  wurden  mit  eiden  und 
mit  vanknus.'  1365,  Z  StB.  ,Wär,  das  sich  einer,  der 
ze  gericht  für  einen  stuolsässen  gesässen  war,  für  einen 
fryen  nicht  bes.  macht,  denselben  mag  ein  her  oder 
vogt  darumb  straffen.'  1431,  ZNossikon.  5.  Chaslqb, 
EchHs,  SürVs,  gewinnen,  herstellen  BG.(Bärnd.  1911); 
Syn.  setzen  ■',  b  (Sp.  1628);  ans.3c  (Sp.  1657).  .unfolg- 
same Untergebene  werden  etwa  mit  dem  übertragenen 
Zuruf  bedroht:  Jez  iril'-i'''-)i-erh  </<""  es  aim  rrs  Ghas- 
l.,h  6V  ebd.  b'-setzt,  in  BBurgd.,  Gr.;  GsNuf. 
b'sat;t  (in  Bed.  1.0:  1.  a)  entspr.  bes.  la.  a)  von  (den 


17n:l 


suz 


1701 


Plätzen  in)  einer  Wirtschaft,  vom  Theater,  einem 
Wagen  usw.  wohl  allg.  ,Der  rat  ist  wol  bes.  ge- 
wäsen, convenit  senatus  frequens.'  Fris.;  Mal.;  entspr. 
bei  Denzl.  1666.  —  ß)  entspr.  bes.  1  a  ß.  , Ein  gewaltiges 
Blockhaus,  von  den  Türken  bes.'  Ahm.  1030.  —  y)  entspr. 
bes.  lat.  wohl  allg.  Die  Pfruend,  Pfarri  ist  b's. 
(bzw.  b's-i).  Di  Ämtjini  sind  b's-i  W.  .Habend  die 
Widersacher  nit  wellen  clagen,  diewil  nit  dass  gerichtbe- 
setz[t]  sige  mit  24  richter,  wie  dan  ein  gericht  besetz[t] 
solle  sin,  so  ess  antrifft  das  mallefitz.'  1525,  SohKI, 
,Wie  hette  doch  ü[wer]  e.  w[isheit]  dem  Vaterland  bass 
mögen  beholfen  sin  dann  mit  einer  schuolV  wi[e]  witer 
und  besser  mehren,  dann,  wenn  si  mitgeschickten  bes., 
durch  ein  schuoli"  F  Schulordn.  1577.  S.  noch  Bd  VI 
1571  u.  —  3)  ,besatztes  Vieh',  mit  dem  man  eine  Alp  be- 
setzt hat;  s.bes.lae.  ,Bs  soll  ein  Jeder  schuldig  und  ver- 
bunden sein,  wann  ilime  an  gemeinen  Atzbergen  Berg 
zufallt . . .  denselben  alsbalden  zuschreiben  ze  lassen  . . . 
Fahls  er  aber  Solches  nicht  tun  wurde,  soll  und  mag 
ihme  sein  Viech  ab  dem  Berg  an  Wirt  getrieben,  und 
er,  ob  derselbe  schon  seinem  besatzten  Vieh  oder  Bossen 
den  Berg  hat,  zu  Händen  der  Bergvögte  erlegen  1  Pfd.' 
1668,  BFrut.  Landrecht.  —  b)  entspr.  bes.  1  b.  a)  entspr. 
bes.  lba..  ,Eine  Matte  ist  b's.  mit  Äpfel-  od.  Birn- 
bäumen, ein  Wald  mit  Tannen,  Buchen'  UwSa.  , Besäet, 
bes.,  consitus;  wol  bes.,  obsitus;  mit  Reben  wol  bes., 
obsitus  vitibus  ager.'  Denzl.  1666.  —  ß)  entspr.  bes. 
ihß.  wohl  allg.  ,Ein  Kapcllenboden,  welcher  mit  Pafi- 
sti'nef  'pafenet  oder  mit  B'sesisti-ne"  b's.  war.'  Barnd. 
1911  (BG.).  ,[1417  verordnete  der  Rat  von  BsStdt,  dass 
man]  keinen  mist,  kumber,  wuost  noch  unrat  für  die 
tür  schütten  noch  tragen  [solle],  als  lange  zit  dahar 
besehen  wäre  ...  denn  die  gassen  sient  unsufer  als 
vormals,  ehe  si  besetzet  wärent.'  Bs  XIV.  ,Die  besetze, 
ein  besetzter  wäg,  agger  solidus;  die  straass  ist  mit 
guoten  steinen  bes.,  via  silice  perstrata  est;  bes-e  straass, 
via  strata.'  Fris.;  Mal.  ,üas  freie  bad  ...  ist  auff 
einem  zimlichen,  bes-en  platz  gelegen.'  HPant.  1578. 
,Im  hof,  der  schön  bes.  ist,  steht  ein  lieblicher  brunn.' 
Wurstisen  1580.  .Habend  wir  die  gegne  der  Loire 
verlassen  und  sind  ...  uf  einer  be-en  strass  uf  7  frz. 
mil  lang  von  Orleans  gen  Artenay  kommen.  Es  soll 
siderhar  in  den  stäten  kriegsüebungen  dise  bes-e  strass 
kontinuirt  syn  bis  gegen  Paris.'  Mal.  1593.  ,Die  platten, 
mit  denen  die  kuche  bes.'  ebd.  .Kamen  wir  auf  dem  bes-en 
Weg,  wie  es  [!]  dan  schier  zwischen  Paris  und  Orleans 
durchaus  mit  Blatten  bes.  ist,  bis  gon  Turin.'  FPlatter 
1612.  ,Das  Obst  mag  sie  nutzen  als  Entschädigung 
für  den  bes-en  Weg  durch  ihr  Land.'  1616,  AKüchler 
1895.  ,Besetze,  bes-er  Weg,  Stratum  viarum.'  Denzl. 
1677.  1716.  ,In  den  gepflasterten  ald  bes-en  Strassen 
die  Besetzenen  in  Ehren  erhalten.'  Z  Mand.  1707. 
,Bs-e  gass'  hiess  seit  E.  XV.  bis  XVIII.  die  alte  Becken- 
hofstrasse in  ZUnt.;  s.  Vög.-Nüsch.  II 616 ff.  —  y)  entspr. 
bes.lby.  ,Ein  schwerdt  mit  edlem  gestein  bes.,  ensis 
accinetusgemmis.'  Fris.;  Mal.  Verziert  übh.;  s.Estrich- 
Blatten  (Bd  V  96).  In  erweiterter  Bed.  ,Bes.,  con- 
sertus;  mit  törnen  bes.,  consertum  spinis.'  Fris.;  .Mai.. 
,Die  Eidgnosschaft  ist  zuo  dem  meisten  teil  umb- 
geben  und  bes.  mit  vast  hohen  Bergen.'  RCys.  (Br.). 
,Dass  die  Stuhl  mit  Staub  und  Ungeziefer  über  und 
über  besetzet.'  1697,  Z.  Hieher  (oder  zu  aß?):  's  Ass, 
de"  Cküng  b's.  (han),  im  .Tass,  ausser  dem  Ass,  König 
noch  mehrere  niedrigere  Karten  der  gleichen  Farbe  in 
Händen  haben  Ar;  G;  Tu;  Z  und  wohl  weiterhin;  Gegs. 


Ur;  blutt  (Bd  V215).  Dazu  als  scherzh.  (?) :  Alles  topplet 
b's.  ha",  Sommerung  und  Winterung  besitzen  LE.  — 
9)  entspr.  bes.lbi.  ,Drig  jüppen,  sind  zwo  bes.'  1469, 
ZWth.  Inv.  ,Das  er  iro  ein  halsgöller  mit  sammet 
bs.  schenken  [werde],  so  sy  im  die  ee  nachlassen  . . . 
wellte.'  1544,  Z  Ehegericht.  —  2.  entspr.  bes.  2.  ,Bes., 
obsessus,  belageret.'  Mal.  —  3.  entspr.  bes.  i  a.  ,A. 
habe  zu  B.  geredt,  er  [O]  sye  zweier  lügen  bes.  und 
er  stände  uff  der  statt  buocli.'  1472,  Z  RB.  ,[A.  sagt] 
er  neme  nit  hundert  guldin  darumb,  das  er  eins  lugs 
vor  offner  zunft  bes.  wer  als  der  B.'  1476,  ebd. 
,Puncten,  in  welchen  amma  Prager  fürgebner  unwar- 
hait  zuo  Baden  bes.  ist.'  Kessl.  .Der  zügen  müest  ir 
siben  han,  der  bab  ich  noch  keinen  hie  gsen  ...  Darfür 
ir  in  [den  Wein  als  Angeklagten]  ietz  band  geschetzt, 
des  ist  er  noch  gar  nüt  bes.'  HsRMan.  1548.  ,An  einem 
laster  ergriffen  und  desse  bes.  und  überzeugt,  com- 
pertus  flagitii;  bes.,  convictus,  evictus,  uberwisen, 
überzeuget.'  Fris.;  Mal.  ,Von  wegen  der  zuoredt,  das 
undervogt  B.  ein  bes-er,  überzügeter  man  und  der 
eeren  nit  wert  syge,  das  er  synen  dienst  versehen 
solle  ...'  1576,  Z  RM.  —  4.  a)  „untersetzt,  von  der 
menschlichen  Statur"  Ap;  Bs;  B  (so  Burgd.,  ().);  Gr 
Nuf.;  L;  GT.;  Sch;  S;  Uw;  Z  (so  Dättl.,  Egl.,  O.);  Syn. 
under-,  hindersetzt  (Sp.  1663. 1692).  Das  ist  e(n)  b's-er 
Mann,  e(n)  B's-er.  E"  b's-i  und  rüchi,  stämmigi  Hüs- 
magd.  Breitenst.  1864.  [Das  Mädchen]  isch  ebe"  recht 
b's.,  isch  nit  gar  e'so  fin  i-  der  Hut.  JReinh.  1905. 
S.  noch  be-ring  (Bd  VI  1069u.).  N.,  ein  zwar  kleiner, 
aber  ,wohlbes-er'  Mann.  A.  XVI.,  AWild  1884.  ,[Der 
Herzog  von  Genua]  ist  nicht  sonderlicher  Gröse,  aber 
duck  oder  bes.'  GKönig  1693/7.  ,N.,  bei  25  Jahr  alt, 
ohngefehr  5  und  ein  halben  Schuhe  hoch,  bes-er  Statur.' 
1773,  Bs  (Signalement  eines  Diebes).  ,N.,  bei  30  und 
mehr  Jahr  alt,  rechter  bes-er  Mannslänge.'  Z  Nachr. 
1754.  Von  einem  einzelnen  Körperteil:  Hätt-er's  bi 
sine"  zwe"  Zentnere"  lo"  verblibe"!  Die  hend  grad 
so-n-e"  richtige"  b'setznige"  Herre"büch  vorg 'stellt  L.  Wol 
b's.,  schwanger  Ap  (T.).  —  b)  vom  Charakter,  gesetzt, 
besonnen  Bs;  B(Zyro);  Z;  vgl. gesatzlich 2a(S<p.lb8Qu.); 
gesetzt  ld(Sp.  1629o.).  E"langerb'standenerVs-er Man", 
ioo  nit  vill  schwätzt.  Breitenst.  1864.  Das  ist  bei" 
Manier,  das'  e"  jungi  Tochter  b's-i  Lüt  vexier.  ANüss. 
1893.  Sogar  b's-i  Here"  si"  de"  Chanel  [eine  Rutsch- 
bahn] abe"  cho"  z'rase"  wid  hei"11  mängist  no'h  Faxe" 
g'macht  derzue.  BsLie.  1910.  Nöchz'nöch  istsi  e'chli" 
b's-er  worde",  su"st  isch-si  eisig  e"  Tunners  Fegnest  g'si", 
HMessikommer  1910.  Abi.  B'setzti  f.,  gravitas  B  (Zyro). 
—  un-:  Gegs.  von  besetzt  i&ß.  ,U-er  wäg,  via  terrena., 
Mal.;  bei  Fris.:  ,Ein  wäg  auss  der  erden  gemacht  und 
nit  besetzt'  —  Amhd.  bi-,  besetzen;  vgl.  Gr.  WB.  I  1618/20; 
Sanders  II  1085;  Fischer  1  916  f.;  Martin-Lieoh.  II  383; 
Schmidt,  hist.  WB.  d.  eis.  MA.  35.  Zu  Bed.  1  b  ß  vgl.  auch 
Adelung  WB.  I  912:  ,In  der  Schweiz  bedeutet  dieses  Wort 
[Besetze]  auch  ciu  Gassenpflaster,  so  wie  besetzen  daselbst 
für  pflastern  gebraucht  wird;  und  daher  kommt  es  auch,  dass 
unsere  hochdeutschen  Strassenpflasterer  denjenigen  Schlägel, 
womit  sie  das  Pflaster  gleich  und  fest  stossen,  einen  Besetz- 
schlägel nennen.'  —  Be-setzer  ra.:  1.  pers.  a)  entspr. 
bes.lai,  von  den  Nachbarschaften  abgeordneter, Wahl- 
mann' (in  der  Regel  3 — 6  aus  jeder  Nachbarschaft),  der 
Vorschläge  zur  Besetzung  der  Ämter  zu  machen  hat 
GrD.,  Pr.;  seit  Mitte  XIX. f.  .[Es]  sollend  eine  jede 
Nachbarschaft  dieser  Landschaft  Davos  absonderlich 
zusammen  treten  und  eine  jede  drei  Ehrenmann  aus 
ihrer  Mite  zu  Besetzern  erwellen,  welche  von  den  Nach- 


1705 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1706 


barschaften  sollend  befelchet  werden,  wie  sie  sich  in 
der  Besatzung  zu  verhalten,  welche  auf  künftigen 
Sontag  sollen  erscheinen  und  zusammen  treten  und 
der  Landsgemeind  drei  Ehrenmann  zur  Landtammann- 
schaft  angeben;  jedoch  solend  der  alt  Landtammann 
und  Gerichtsgeschwornen  den  Besetzern  den  Eidt  an- 
geben, dass  sie  die  Verschwiegenheit  in  der  Besatzung 
halten  sollen  ...  Nachdem  die  Besetzer  den  Eidt  emp- 
fangen habendt,  soll  der  alt  Landtammann  und  das 
Gericht  abstehen  und  die  erwellten  Besetzer  . . .  drei 
Ehrenmann  zur  Landammanschaft  dargeben,  und 
welcher  dan  das  Mehr  zeucht,  soll  Landamann  sein 
und  von  den  Besetzern  beeidiget  werden.  Und  dan  soll 
der  erweite  Landammann  mit  den  ...  Besetzern  das  Ge- 
richt erwellen  und  besetzen.'  1660,  GrD.  Eatsprot.; 
vgl.  auch  GrD.  LB.  56  ff.  ,Die  Gschwornen  werden 
überall  vom  Volk  frei  erwöhlt;  dann  ein  jede  Nachbar- 
schaft erwühlt  etliche  Persohnen  ihren  gebührlichen 
Gebräuchen  nach,  die  man  Besetzer  nennt,  und  die 
erwöhlend  die  Gschwornen.'  Sprecher  1672.  ,Am 
Besatzungssonntag,  nach  beendigtem  Gottesdienste, 
treten  die  zwei  ältesten  Männer  aus  jeder  der  drei  das 
innere  Gericht  Klosters  bildenden  Gemeinden  zu- 
sammen und  ernennen,  je  zwei  zusammen,  durch  ge- 
heime Unterredung  zwei  Besetzer  aus  ihrer  Gemeinde, 
welche  gemeindweise  den  Gemeindsleuten  zur  An- 
nahme oder  Verwerfung  vorgeschlagen  werden.  Diese 
Besetzer  ...  treten  sodann  zusammen  und  machen 
einen  dreifachen  Vorschlag  für  das  zu  besetzende 
Landammannamt,  aus  welchem  Dreiervorschlag  sämmt- 
liche  Gerichtsbürger  durch  Handmehren  einen  Land- 
ammann erwählen.  [Im  äussern  Gericht]  erwählt  jede 
Gemeinde  ...  so  viele  Besetzer,  als  sie  Geschworne  in 
das  Gericht  zu  geben  berechtigt  ist.'  GrKI.  LB.;  vgl. 
ebd.  3  ff.,  auch  ZfsE.  26,  164  ff.  ,In  Saas,  welche  Ge- 
meinde drei  Besetzer  bestellt,  wird  der  erste,  der 
zugleich  Präsident  der  Besetzerschaft  ist,  vom  je- 
weiligen ältesten  Mann  in  der  Gemeinde  vorgeschlagen; 
dieser  gibt  den  zweiten  und  die  austretenden  drei 
Geschwornen  den  dritten  B.  dar.'  ebd.  ,Diese  acht 
Besetzer  treten  sodann  am  Besatzungstage  unter  dem 
Präsidium  des  ersten  Besetzers  von  Saas  zusammen.' 
ebd.  ,Zu  Ernennung  der  obrigkeitlichen  Glieder  schiesst 
die  Landsgemeinde  [zu  GRSeew.]  14  Besetzer  aus.' 
Gr  Sammler  1805.  ,Die  alte  Verfassung  von  Davos, 
die  noch  jetzt  im  Wesentlichen  besteht,  stimmt  im  All- 
gemeinen mit  der  Verfassung  der  übrigen  Bündenschen 
Hochgerichte  überein;  nur  werden  die  Wahlen  des 
Landammanns,  der  ersten  Beamten  und  der  Ratsglieder 
nicht  durch  die  Laudsgemeinden,  sondern  durch  die 
Wähler  oder  Besetzer  vorgenommen.  Diese  Besetzer 
werden  in  den  Volksversammlungen  der  14  ver- 
schiedenen Nachbarschaften  gewählt,  sodass  auf  jede 
dieser  Nachbarschaften,  je  nach  der  Grösse,  3  bis  6 
Besetzer  ernannt  werden.'  Kasth.  1822.  S.  noch  be- 
setzen (Sp.  1697 o.).  —  b)  entspr.  bes.  las,  wer  die  Alp 
mit  seinem  Vieh  bestösst  BGr.  Das'-mu"  nid  Über- 
sät! uberchemi,  [muss]  e"  jelha  B's.  iisbergen  oder  Berg 
wisen,  Berg  legen,  Rechnwg  legen  über  seinen  Berg 
und  B'satz.  Bärnd.  1908.  .Diese  Arbeit  [das  Alp- 
räumen] gehört  zu  den  Pflichten  der  B'setzer,  nicht 
aber  der  Bergteiler.'  ebd.  ,Alle  und  jede  Besetzer, 
sowohl  mit  eigenem  als  frembden  Vieh,  sie  seien 
Gnossen  oder  nit,  sollen  der  Alpig  beizeiten  Selbsten 
nachgehen,  widrigenfals  aber,  wan  sie  verkundschaftet 


werden,  dass  sie  der  Alpig  schlechtlicb  oder  gar  nit 
nachgegangen  seien,  sollen  für  ein  jedes  Rind,  so  sie 
darnach  ziechen,  20  Schillig  Buess  verfallen  sein  ...' 
1736,  UwE.  Alprecht.  .Frembde  Besetzer  oder  Un- 
gnossen  mit  frembden  Kühen.'  ebd.  —  c)  entspr.  bes. 
i&P,  Strassenpflasterer  AaHoM.;  B(Zyro);  GT.(1851); 
Soh,  wohl  auch  weiterhin.  D'  B'setzer  chöme"t  uff-en 
schöne"  Lö"  Sch.  In  ä.  Spr.  tw.  als  Gemeindeamt.  ,Dem 
bes.  4  pfd  [Jahrlohn].'  1430,  Bs.  Der  ,b.'  gehörte  zur 
Zunft  der  ,zimberlüte'  und  , murer'.  1451,  ebd.  ,N.,  der 
bes.'  1467/70,  Z  RB.  Nach  Pfingsten  bestellte  der 
Rat  den  ,Bes.'  wieder  auf  10  Jahre  und  besserte  ihm 
seinen  Lohn.  1497,  Scn  Chr.  .Zimmerlüt,  Steinhower, 
Murer,  Bsetzer,  Seiler  . . .'  F  StB.  ,Wan  die  Besetze 
zu  Glarus  durch  den  Haubtflecken  notwendig  zu 
machen,  bezahlen  mgnH.  den  Ps-en  ihr  Lohn.'  um 
1675,  Gl.  ,N.,  Bes.'  1711,  ZElgg.  —  d)  entspr.  be-s.  4  b; 
s.  Besatzung  (Sp.  1595).  —  2.  sächl.,  Pflasterstein,  dann 
auch  grösserer  (Kiesel-)Stein  übh.  ScnStdt.  Einem 
Hund  en  B's.  a'tßörffe*.  Gang  fürt  oder  ich  wirff(g'hei)- 
der  en  B's.  a"!  —  Mlid.  besetzer  m.  (Lexer  I  586,  unter 
entsetzer),  in  rechtl.  Beil.,  in  Bed.  1  c  auch  bei  Gr.WB.  I  1620; 
Fischer  I  917;  Martin-Lieuh.  II  381.  Als  Familienn.  liu 
Bed.  1c):  .Der  Bes.'  145:5,  Z  RB.  ,Gret  Bes-in';  ,in  Gretly 
Bes-shus.'  1459,  Z.  ,Heiui  Bs.'  1491,  ZKU.  ,üff  bitt  Hansen 
Bs-s.'  1493,  Z.  -  Alp-B.:  =  Be-setzer Ib.  W  Bote  1908. 
,Es  ist  ...  gesetzt  worden,  dass  zu  jedem  Senten  ein 
Meisstier  oder  Zeitstier  und  gar  nit  ein  übergender, 
drei-  oder  vierjähriger  Stier  ...  geduldet  werden  solle, 
es  seie  dan  Sach,  daz  alle  Alpbesetzere  einheiliglich 
ein  solchen  Stier  gutheissen  und  gedulden  wollen.' 
1680,  UwE.  —  Gasse"-B.:  a)  =  Be-setzer  lc  Aa;  Bs 
(auch  bei  Spreng);  Z  (1821);  vgl.  auch  G.-Meister 
(Bd  IV  527).  In  ä.  Spr.  tw.  als  städtisches  Amt  (so 
1637,  Z).  ,N.,  der  g.'  1550,  Z.  ,Silicarius,  G.'  Denzl. 
1677.  1716.  ,Ein  G.  ...  wird  in  Gefangenschaft  er- 
kennt'1679,  G  (KWild  1847).  ,G.  [Überschrift].  Wird 
von  den  Hm  Rechenherren  erwählt.  Seine  Pflicht  ist, 
der  Herren  Bauherren  Ordre  fleissig  nachzukommen, 
wann  er  ihm  da  oder  dort  die  Gassen  oder  Strassen 
zu  verbesseren  befählet,  da  er  dann  auch  seine  Knecht 
zu  arbeiten  antreiben  soll.  Er  bleibts  allezeit.'  Mem. 
Tic.  171'-'.  ,Gassenbs.  [Überschrift].  Ist  ein  Lähen  vom 
Rat  und  hat  jährlich  an  Kernen  3  Mut,  Wein  2  Eimer, 
Gelt  wöchentlich  3  Pfd  15  ß,  für  den  Hauszins  30  Pfd, 
anjetzo  ein  eigen  Herberig,  alle  4  Jahr  1  Mantel.'  Z 
Pfründenb.  1757.  ,Für  Vh  Gassenbesetzer-Taglöhn 
ä  16  ß  =  3  fl.'  1785,  Z  Haush.  ,Gutjahr  den  G-n  5  ß.' 
1804,  ZZoll.  TgB.  ,Das  Gassenpflaster.  Die  Arbeiter, 
die  für  Besorgung  desselben  angestellt  sind,  bestehen 
zum  Teil  aus  gelernten  G-n,  zum  Teil  aus  Handlangern. 
Sand  und  Steine  zu  der  Bepflasterung  werden  aus  der 
Sihl  genommen;  indess  hat  die  Stadt  auch  eigene 
Kiesgruben  im  Schützenplatz  und  Kränel.  In  den 
neuesten  Jahren  wurde  das  Gassenpflaster  mittelst  Ge- 
brauchs von  abgeschlagenen  Steinen  bedeutend  ver- 
bessert ...  Die  Brunnenmacher  und  Gassenbesetzer  ... 
verrichten  mitunter  auch  Arbeiten  für  Privaten,  deren 
Ertrag  ...  jährlich  in  der  Baurechnung  in  Einnahme 
fällt.'  Mem.  Tig.  1841.  .Besoldung  de 
raeisters,  der  Gassenbesetzer  und  ihrer  Handlanger 
1804:  1106  tl.  29  ß;  1814:  1635  tl.  33  ß;  1- 
14  ß;  1835:  3686  fl.  21  ß.'  ebd.  S.  noch  Chläfnr  (V,\U\ 
633);  Bd  VI  1681u.;  besetzen  (Sp.  169S).  -  b)  .Spitz- 
name  für  das  städtische  Polizeikorps,  dessen  Dienst 


1707 


Saz,  scz,  siz,  soz,  suz 


sich  gleichsam  auf  die  Gassen  der  Stadt  beschränkte' 
BsStdtf  (Seil.).  -  Vgl.  Gr.WB.  IV  1,  1448;  Fischer  III  80; 
Martin-Lienh.II  384  (unter  Beaetser).  Als  Hausname:  ,Gassenbs. 
gegen  der  Schanz."  1742/1820,  ZStdt. —  Stein-B.:  wohl  = 
dem  Vor.a.  1822,  SStdt  (Adressbuch)  —  Be-setzer- 
s c h a ft  f. :  Koll.  a)  zu Be-setzer  la;  s. d.  —  b)  zu Be-setzer 
1  b.  Die  B's.  umfasst  ,Alle,  welche  im  gleichen  Sommer 
die  Alp  mit  Vieh  befahren  und  unterscheidet  sich 
damit  grundsätzlich  von  der  Bürgschaft  als  dem  privat- 
genossenschaftlichen Territorium  einer  Alpschaft  samt 
deren  Bewohnern.  Sämtliche  Einwohner  Griudelwalds 
gehören  zu  einer  der  7  Bergschaften,  aber  nur  alle 
Viehbesitzer  zugleich  zu  einer  oder  auch  zu  mehreren 
der  7  B's-en.  Diese  B's.  vertritt  zugleich  die  Alp- 
kommission.' Bärnd.  1908  (BGr.).  S.  noch  Bergschaft 
(BdIV15G4).  —  B«-setzi,  in  BG.  auch  B'sesi  (als 
ältere  Form),  in  ApScbön.  B'setzene"  —  f.,  PI.  B'setzene" 
Ap;  BB.  (-eni);  GRSpl.;  Th,  B'setzni  f.  ZBauma: 
1.  in  der  Fischerei  und  Jagd,  das  in  Angriff  genommene, 
mit  Garnen  belegte  bzw.  mit  Treibern  usw.  umstellte 
Kevier,  Treibjagd.  ,Das  jedem  Houpt  Arech  ein  Rapen 
uffgleidt  werden  solle,  welch  ein  Wolf  usserdt  der 
B.  schiessi.'  1641,  SchwE.  S.  noch  besetzen  1  a  y 
(Sp.  1695).  —  2.  a)  (steinerne)  Pflasterung  (im  Freien). 
D'B's.  isch-mer  a"  Chopfufhe"  g'gumpet,  humoristische 
Darstellung  eines  Falls  auf  einem  Pflaster  BE.  (Bärnd.). 
Uneig.  Fallobst,  bes.  Birnen,  bildet  auf  dem  Boden 
eine  B's.  S  (BWyss).  Spec.  a)  Strassenpflaster  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  PA1.  (,lastrico');  G;  Sch;  Schw;  S; 
Th;  üw;  U;  ,Zg'  (St.b);  Z.;  „allg."  Synn.  Pafi  (Bd  IV 
1040);  Biseren  (Bd  VI  1369);  Be-schiessi.  Eine  B's. 
besteht  aus  Chugelsteine"  oder  —  nach  modernerer 
Art  —  aus  abg'schlagne"  Steine"  ZZoll.  und  sonst. 
Die  Sträss  hat  e"  neui  B's.  nötig.  Si  giH  nit  Ach- 
ti"g,  dass  in  der  B's.  e"  Nuele"  isch,  und  dätscht 
der  lang  Weg  dertüse"  BsStdt.  [D']  B's.  ropfe", 
das  Unkraut  zw.  den  Pflastersteinen  ausjäten  Ap. 
RAA.  Eine"  uf  d'  B's.  setze",  auf  die  Strasse  werfen  Z 
(Jucker).  Uf  d'  B's.  ine"  gä",  an  das  Obergericht  zu 
Luzern  appellieren  LE.  (das  Obergericht  war  früher 
im  alten  Rathause  am  Kornmarkt  untergebracht). 
,[Man  verbot  in  Zürich  1403]  dass  ein  jar  kein  schwin 
uff  der  [neuen]  bsetze  gon  solt.'  Bs  Stadtb.  1890.  ,For 
dem  tempel  [zu  Jerusalem]  ist  ein  grosser  platz,  da 
ist  ein  stein  uff  der  b.,  ist  ein  marmolstein,  daruff 
stuond  der  herr  in  Pylatus  hof,  do  er  in  verurteilt.' 
HSchürpf  1497 ;  ähnl.  bei  Kapfmann  1491.  ,Es  schruwend 
ouch  die  kleinen  kind  [in  Basel  bei  der  Ankunft  der 
eidgen.  Boten  zur  Beschwörung  des  Basler  Bundes]: 
Hie  Schwyz  grund  und  boden  und  die  stein  in  der  b.!' 
1501,  Ag.Tschudi.  ,Do  kesslet  er  uns  nach  mit  dem 
schwert  uff  der  bs.'  um  1510,  Z.  ,Es  [das  Wasser  der 
Birs]  zerbrach  ouch  süss  an  vil  orten  die  gwelb  und 
besetze.'  1529,  Bs  Chr.  ,1534  fiel  ein  kind  zum  fenster 
us  in  der  baselstuben  zum  Rössli  harab  uf  die  bs.' 
Salat.  ,Zug  ein  wulkenbruch  gsin  ...  hat  die  bsezen 
an  gassen  ufgschwygt  und  in  brüch  tan.'  ebd.  ,Die 
[mit  irem  Galan  zs.  ertappte]  frow  [sei]  zum  laden 
uss  zwölf  schuoch  hoch  uff  die  bsetze  hinus  gesprungen.' 
1538,  Z  Ehegericht.  ,[Bei  einem  Wolkenbruch  in  Zug] 
brach  so  fil  ps.  uff  ins  ärttrich  eines  manns  dieff  an  fil 
orten.'  WSteiner.  ,Fistuca,  ein  stössel,  da  man  die 
stein  einer  bsetze  mit  einstosst.'  Fris.  1541.  ,B-e  der 
gassen,  strata  viarum;  bs-e  vor  der  statt,  agger  vi:e.' 
Fris.;  Mal.;  s.  noch  Stein- Ge-müsel  (Bd  IV 487).    Die 


,Bs.'  gegen  Niederdorf  und  zu  Edisried.  1660,  UwSachs. 
,Die  Bs.  durch  den  Hauptflecken  Glarus,  so  weit  die 
Strass  bis  an  die  Dachtrauffe  geht,  liegt  auf  dem 
gemeinen  Landsseckel;  vorbehalten  ist  der  Tagwen 
Glarus  schuldig,  Stein  und  Sand  auf  eigne  Kosten  auf 
den  Platz  zu  tun.'  1678,  Gl  LB.  1807.  ,Dass  N.  den 
Weg  undt  den  Stäg  sambt  der  Landtstrass  über  den 
grossen  Stein  also  mit  einer  B-in  machen  undt  zue 
erhalten  schuldig  seie.'  1698,  Schw  LB.  ,[Es]  seie 
nit  änderst  gewesen,  als  wann  man  einen  Sack  mit 
Ysen  auf  die  B-e  geworfen  hätte.'  1701,  Z.  Sicher- 
stellung der  Landstrasse  durch  eine  erhöhte  ,Bs.'  1715, 
Absch.  ,Die  B-e,  le  pave.'  DeLaCour  1736.  ,Das  schon 
mehnrjalen  ergangene  Verbot  des  Rennens  oder  allzu- 
starken Fahrens  mit  Gutsehen  und  Wagen,  womit  der 
B-e  ...  Schaden  geschiehet.'  1763,  Bs.  ,Sechstens  werden 
die  Holzscheiter  befelchnet,  fürohin  die  Strassen  nicht 
ohne  Not  zu  verlegen  und  die  B-e  durch  Festmachung 
der  Scheitstöcke  nicht  zu  verletzen.'  Z  Ges.  1779. 
, Drittens  soll,  wenn  die  B-e  durch  die  Ortschaften 
Schaden  litte  ...,  solche  sogleich  auf  Anzeige  der 
Wegknechte  verbessert  ...  werden.'  ebd.  1791.  S.  noch 
Chüefer-Bucki  (Bd  IV  1144);  be-setzen,  Be-setzer 
(Sp.  1698. 1706).  Pflasterung  einer  Brücke;  s.Sp.l608u. 
Pflasterung  einer  Freitreppe:  ,Die  Treppe,  so  aus  dem 
grösseren  in  den  kleineren  Schlosshof  führt,  hatt  32 
Tritte,  welche  mit  Kieselsteinen  gepflasteret  sind;  diese 
sollten  durchaus  erneueret  und  die  B-e  wieder  erhöhet 
werden.'  1769,  WMerz  1910.  —  ß)  gepflasterter  (oft 
terrassenförmig  angelegter,  vom  Vordach  überdeckter) 
Vorplatz  vor  (neben)  dem  (Bauern-)Hause  AAKütt., 
Leer.;  Ap;  B,  so  E.,  G.  (jünger  als  Pafi),  Meir.,  M., 
Oberwil  b/Bür.,  R.,  Si.,  Unterseen;  Th;  Uw;  Z  (Jucker: 
,[d']  B's.  vordem  Hüs,  die  gepflasterte  Hausflur').  ,Die 
B's.  ist  auf  den  Höfen  der  Berner  Bauern  der  un- 
mittelbar an  das  Haus  stossende  Teil,  welcher  mit 
Steinplatten  belegt,  mit  Bänken  besetzt  und  durch  das 
vorspringende  Dach  gegen  Regen  geschützt  ist.' 
KWMüller  1848.  Die  B's.  besteht  ,aus  rouc"  (rohen, 
ohne  weiteres  dem  Flussbett  entnommenen)  od.  aber 
g'schlagne"'  BG.  (Bärnd.),  aus  grossen  breiten  Steinen  od. 
aufrechtstehenden  Äre"-Blättli  (Bd  V  196)  B  (AvRütte). 
Gelegentlich  erscheint  eine  mosaikartige  dekorative  B's. ; 
s.  die  Abbildung  AfV.  XVI  44.  D'B's.  botze",  tausche", 
am  Samstagabend  Ap;Th.  ,Die  [zum  Leichenbegängnisse 
eines  Reichen]  nicht  Eingeladenen  zotteln  ganz  kaput 
nach  Hause  und  senden  wehmütige  Blicke  nach  den 
Glücklichen,  die  breit  auf  der  Bs.  vor  dem  Wirtshause 
stehen.'  Gotth.  ,[Der  Bauer]  stopfte  auf  der  Bs.  die 
Pfeife,  um  sie  auf  dem  Bänkchen  zu  geniessen  vor 
dem  Nachtessen.'  ebd.;  in  anderer  Ausgabe  ,auf  der 
Terrasse.'  Wo  der  Jokeb  vom  Bänkli  üfg'standen  isch, 
het's  [infolge  seines  hölzernen  Beins]  e'so  kurios 
g'chlefelet  uf  der  B's.  RIscher  1903.  Er  [ein  Knabe] 
het  g'htdfe"  zimente"  für  die  neui  B's.  Bärnd.  1904 
(BE.).  Vor  dem  Hüs  uf  der  B's.  het-ne"  Hans  's  Bi- 
leid abg'no".  SGfeller  1911.  —  f)  gepflasterter  (oft 
erhöhter)  Vorplatz  vor  dem  Stall,  Gaden  Ap;  B,  so 
E.,  Gr.,  lt  AvRütte;  GLElm,  H.;  Uw;  U;  vgl.  c.  ,Für 
die  kunstlose  B's.  vor  Ställen  sind  immer  noch  Blatti 
und  ander  Schepf  gut  genug.'  Bärnd.  1908  (BGr.)  — 
8)  um  einen  Brunnen :  .Nachdem  unser  1.  Frawen  Brunnen 
von  newem  gemacht,  und  sidhero  . . .  mein  gnädiger 
Abt  ...  denselben  widerumb  verbessern,  jetzt  aber  den 
gar  widerumb  auf  ein  newes  graben,  ein  newen  Dentsch 


1710 


und.  demnach  ein  B-e  darumb  [hat]  machen  lassen 
müssen  [wird  verboten,  ihn  zum  Waschen  zu  be- 
nutzen].' 1611,ScbwE.  Arch.  —  s)  Pflaster  eines  Stalles, 
Schuppens  Sna.  —  b)  steinerner  Fussboden  übh.  ,Do 
sy  einandren  vast  lang  gehept  hatten,  do  warf  Morgant 
den  andren  ryssen  an  herd;  der  tet  ein  so  grossen 
val  uff  die  bs-e,  das  es  duocht,  es  were  ein  turn  gfallen.' 
Morhant  1530.  .Darumm  er  tod  nider  uff  die  ps-e  des 
sals  fiel.'  ebd.  ,Marmoratio,  b-e  von  marmelstein.' 
Fris.  1541.  ,Lithostrotos,  ein  b-e  oder  esterich  mit 
marmelsteinen  und  der  gleichen  besetzt  (b-e  von 
steinen);  mannelsteinine  b-e,  soleum  marmoreum.' 
Fris.;  Mal.  ,Die  Bs-e  [des  Kreuzgangs  soll]  mit  ge- 
hauwnen  Blatten,  inmassen  die  in  der  Küchen  sind, 
gemacht  werden.'  1621,  L.  ,[Man  solle]  in  der  Kirche 
die  B-e  aufheben,  damit  man  hernach  mit  dem  Aus- 
graben desto  besser  zurecht  kommen  könne.'  Altert. 
1773/83.  S.  noch  Chämmi-Chavimer  (Bd  III  251).  — 
c)  Zufahrtsrampe  vor  einer  Scheune  GoT.;  vgl.  ay.  — 
3.  Besatz  eines  Kleides  Th  (Pup.).  Syn.  Be-legi  (Bd  111 
1199).  ,Vilvaltig  underrök,  teilte  färben  mit  gschnitnen 
glänken  und  breiten  sundrer  färb  bsäzinen,'  von  der 
neuen  Tracht.  Ansh.  —  Bildung  und  Bed.  2  a  und  3  sind 
auch  schwill).  (Fischer  I  916),  duch  um-  vereinzelt  uud  tw. 
in  der  Nähe  des  Schweiz.  Gebietes,  so  dass  Adelung  Bed.  2  a 
mit  Recht  als  Schweiz,  bezeichnet  (s.  Anm.  zu  besetzen, 
Sp.  1704  u.) ;  alte  Belege  aus  Salem  und  Stühliugen  s.  Alem.  III 
277.  Doch  zeigt  immerhin  Beetz  n.  unsere  Bed.  2  a  im 
Eis.  (Martin-Lienh.  II  383)  und  Bair.-Österr.  (Sohm.2  II  344  ; 
neben  Bed.  3).  B'wsi  unter  dem  Einfluss  des  Syn.  B'schüeit 
Als  ON.  ThBisch.;  ZBinzikon,  ,Silberpsetzi'  GrRh.  — 
Fuess-B.:  Steinpflasterung  eines  Fussweges,  ge- 
pflasterter Fussweg.  ,Und  sol  gemelte  Frouw  oder  In- 
haber des  undern  Bürgels,  darin  das  Huss  stadt, 
Steg  und  Weeg  darzue  gen,  wo  die  Fuessbs-e  ietz  ist 
und  sonst  nit,  miten  durch  die  Maten  uff  noch  nider 
bim  Huss.'  1616,  UwSa.  ,1661  wird  Samen  und  Kerns 
vom  Rat  beauftragt,  Steine  und  Materialien  herbei- 
zuschaffen, damit  durch  das  Hasli  und  Wyermattli, 
welche  dem  N.  gehören,  eine  gute  F.  gemacht  werden 
kann.'  AKüchler  1886.  —  GadeD-B.:  =  Be-setzi  2af 
Obw.  , Eilige  schwere  Tritte  klapperten  auf  der  G.  und 
die  Stalltüre  wurde  auf-  und  sofort  wieder  zueg'schletzt.' 
Obw  Blatt.  1900.  —  Fueter-gang-B.:  Pflaster  des 
Fueter-Gangs.  Er  schiesst  's  Heugäbeli  i"  Walme", 
dass-es  uf  der  F.  Funke"  giH.  SGfeller  1911.  —  Stein- 
B.:  Steinpflaster.  ,Die  st-e,  strata  saxea.'  Fris.;  Mal. 
,  Auf  einer  St-e  stürcheln.'  JBOtt  1736.  —  B"-setzi"g, 
,-ung'  —  f.:  1.  Vorgangsbezeichnung,  a)  zu  6e-s.  lat. 
a)  =  Be-satzing  lb  (Sp.  1592)  W  und  weiterhin,  doch 
nicht  volkst.  ,Bes.  der  vogteien  auff  ein  neuws,  suc- 
cessio  provinciarum.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Natal-, 
Baptistal-Regiment  (Bd  VI  740).  —  ß)  , Beeidigung  des 
Kreispräsidenten'  GrLuz.  —  b)  zu  be-s.  1  a  s,  =  Be- 
satzing  loa.  Nnw  (Matthys);  W  (FAnd.  1898).  ,Von 
Bes.  der  gemeinen  Bergen  und  Weiden.'  1796,  BSi.  Rq. 
1912  (öfter,  abwechselnd  mit  .Besatzung').  S.  noch 
Chue-Fssen  (Bd  1 527).  —  c)  zu  be-s.  1  b  ß.  ,I)ie  gemeinen 
Kisling  werden  gebraucht  zur  Besetzung  der  Strassen 
in  Städten,  deswegen  genennet  Bsetzstein,  Gassen- 
stein.'  JJScheüchz.  1718.  —  d)  zu  be-s.  4  b,  =  Besatz  lb 
(Sp.l559);£e-satem#3(Sp.l595);s.Sp.l702.  —  2.konki\, 
=  Be-setzi  2  a  cc  (BsStdt;  B  lt  Zyro;  S)  u*nd  2ay  (S). 
Wie  rasslet's  nit  über  d' B's.  vo"  der  Tennb'schüsi,  ball-' 
im  Schritt  und  ball*  im  Trab  dür°*  's  Dorf  »/'  die  neui 
Leberbergströss !  Schild  1866.     Wo  der  Bnr  im   Stal' 


inner  der  vordere"  Chuc  selber  het  welle"  d'  Glogge"  a"- 
legge",  g'hört-er  Schritt  uf  der  B's.  usse".  JKeimi.  1901. 

—  Mini.  i,. *,<:., <„■!■  f.  in  andern  Bedd.  (Lexer  I  211.  Nacb.tr. 
G9).  —  Fcnder-B.:  =  Fänder-Be-satzing  (Sp.  1596) 
W.  —  Halb-B.:  Bestossung  einer  Alp  mit  der  Hälfte 
des  normalen  Besatzes.  ,Die  H.  auf  Bergen  und  Weiden 
soll  den  Landleuten  im  obern  Simmental  nach  uralter 
Übung  noch  femers  gestattet,  die  Bestimmung  des 
Anfangs  derselben  dann  den  Anteilhabern  durch  das 
Bandmehr  überlassen  sein.  Auf  den  Bergen  soll  da, 
wo  nichts  Anders  verordnet  ist,  der  5.  Augustmonat 
für  dessen  Anfang  bestimmt  sein.'  1796,  BSi.  Eq.  1912. 

—  Ge-richts-B.:  =  Ge-richts-Be-satzing  a  (Sp.  1596). 
.Fünftens  hat  der  Hof  Eorschach  das  Ansuechen  dahin 
gestelt,  dass  ein  jeweiliger  Aman  nicht  gehindert  werden 
möchte,  bei  der  G.  nach  alter  Üebung  ...  die  in  eine 
Wahl  kommen  sollende  Richter  zu  proponieren.'  1755, 
G  Rq.  1903.  —   ,be-setzlich,   conserte.'   Fris;  Mal. 

in-  bL'-:  mit  einer  schweren  Masse  (zB.  Geschiebe, 
Trümmer,  Schutt,  Lawinenschnee)  umgeben,  bedecken, 
überführen  BO.  (so  Gr.,  Ha.,  R.);  Syn.  in-be-sinderen 
(Sp.  1129).  ,Der  Kirchturm  von  Meiringen  ist  V'b'selzt, 
d.  h.  steckt  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  im  Schutte 
der  Überschwemmung'  BHa.  Ein  Gebäude  wurde 
gänzlich  underg'maclul  und  i"b'setzd  (zerstört  und  mit 
Trümmern  bedeckt).  Barnh.  1908  (BGr.). 

bi-:  (eine  Äusserung,  Mitteilung)  beifügen:  Ich 
mues'  nur  b.,  das'-i'h  [usw.].  SmwBrunn.  Bartlisp.  — 
Noch  in  andern  Bedd.  bei  Gr.WB.  I  1393;  Fischer  I  B08.  Im 
Sinne  von   .bestatten'   ist  das  W.   der   MA.   völlig  fremd. 

hinder-sich-:  nach  rückwärts  setzen,  verlegen. 
Räumlich.  ,A.  hab  dem  B.  ein  zun  undergraben,  daz 
er  niederfiel  und  der  B.  den  zun  h.  müest.'  1480/90, 
ZKyb.  .[Die  Rickenbacher  klagen  über  häufige  Über- 
schwemmungen durch  die  Reuss]  dass,  wo  man  inen 
nit  hilft,  sy  ...  alle  ire  Hüser  h.  müessent.'  1608,  Z. 
Zeitlich:  ,Das  wier  fürhin,  so  uff  den  samsstag  unsser 
frowen  tag  oder  zwölfbotten  tag  komment,  den  wuchen- 
merkt,  so  ouch  allweg  am  samsstag  ist,  denzuomall 
hinder  sich  setzend:  uff  den  Höchsten  frytag  soll  man 
den  mercht  han  und  den  samsstag  von  des  vyrtags 
wegen  rüewig  lassen.'  1501,  Schw  LB.  —  neben(d)- 
sich-:  a)  mit  Acc.  P.,  beseitigen;  (von  einem  Amt) 
absetzen.  ,N.,  riter  und  zuo  Basel  neben  sich  gesezter 
burgermeister.'  Ansh.  ,[N.,  der  in  städtischen  Diensten 
steht,  ist]  vermant  worden,  ime  selbs  des  wyns  halb 
dermassen  abzuobrechen,  das  man  nitgeursachet  wurde, 
ine  nebentsich  ze  s.'  1547,  ZRB.  ,Als  Künig  Sigwert 
uss  diser  Welt  wolt  scheiden,  do  hefalch  er  sinen 
Son  ...  dem  Hussmeier  ...  Wiebald  aber  Künig  S. 
starb,  do  hat  der  trüwlos  und  eergitig  Hussmeier  also- 
bald  den  jungen  Künig  nebend  sich  gsetzt;  Andere 
sagend,  er  habe  in  zuo  einem  l'ictaviensischen  Bischof 
gemacht ...  so  sagend  Andere,  er  habe  in  ...  ermürden 
lassen.'  JJRüeger.  —  b)  mit  Acc.  S..  Etw.  bei  Seite 
legen  (um  es  aufzubewahren);  s.  Friden  (Bd  1  1279). 
Uneig.,  Etw.  ausser  Acht,  unberücksichtigt  lassen. 
.Dazuomal  [bei  einer  Schlägerei],  als  man  voi  gWOIl 
was  zuo  friden,  ward  iez  nebend  sich  gesetzt;  dann 
man  sich  glych  anhuob  zuo  partyen.'  Val.Tscbüdi  1533. 
,Das  Solide  werd  heutiges  Tags  neben  sich  gesetzt 
und  werd  auch  nicht  besser  gehen,  bis  maus  wieder 
hervorsuche.'  Mus.  1793. 

!*-s»me"-:  a)  wie  nhd.  zusammensetzen,  wohl 
allg.    .Zuosamen  s.,  componere,  contexere,  conserere.' 


1711 


Saz.  sez.  siz,  soz,  suz 


ri2 


Fbis.;  Mal.  Er  ist  us  (in  Z  auch  tu")  lütcr  G'schidi 
(Dummheit,  Git  usw.)  z'sämeng' setzt,  spöttisch 
B;  G;  Z  und  wohl  weiterhin.  S.  auch  versetzt 
(Sp.  1685).  —  b)  bes.  zu  einem  gemeinsamen  Zweck 
zusammensetzen',  vereinigen,  a)  meist  abs.,  (Zugvieh) 
zu  gegenseitiger  Aushülfe  zusammenspannen,  bes.  zum 
Pflügen  Th;  ZDättl.,  Zoll.;  vgl.  Sp.  1622 u.  Syn.  ge- 
maren  (Bd  IV  353);  märwen  (ebd.  429).  —  ß)  Geld  oder 
Geldeswert  zusammenschiessen,  -steuern.  Die  Braut- 
leute .setzen  zusammen'  oder,  wie  ein  anderer  ge- 
bräuchlicher terminus  technicus  lautet,  .schlagen  dar' 
entweder  ihr  Gut  oder  ihr  erwartetes  Erbteil.  THagenb. 
1882.  S.  noch  Rietli  (Bd  VI  1832  o.).  —  y)  ,die  stirnen 
z.',  bildl.,  zu  gemeinsamer  Abwehr.  .Man  will  all 
menschen  an  uns  hetzen;  mir  müendt  die  stirnen 
zammen  s.'  VBoltz  1551.  Unsinnlicher.  ,Frisch  auf, 
Soldaten  ...  setzt  z'sammen  Ehr,  Leib,  Guet  und  Bluet 
für's  Vaterland!'  ApI.  (altes  Lied).  ,Ob  si  etwar  mit 
gwalt  oder  einicherlei  fünd  darvon  [von  ihren  alten 
Rechten]  trängen  ...  wölt,  [würden]  si  zuosameu  s. 
lyb  und  guot  und  all  ir  vermügen.'  Val.Tscbudi  1533.  — 
6)  mit  Ellipse  des  Obj.,  zusammenstehn,  sich  helfend 
beistehn.  Syn.  z.-haben2b  (Bd  II  924),  -legen 2  (Bd  III 
1191),  -spannen.  ,Die  zwo  Stett  setztend  zsamen, 
Zürich  und  Bern  mit  Namen,  den  Feind  zletst  triben 
ab.'  1620,  Zinsli  1911.  S.  noch  letzen  (Bd  III  1557). 
Mit  (adv.)  Bestimmung.  .Warumb  sind  wir  dan  so 
hinlessig  und  sümig  und  setzend  nit  mit  meer  ernst 
und  trüwen  zesamen'?'  1561,  Brief  (JFabricius  an 
HBull.).  ,Wie  unser  vorfaren  in  lieb  und  leid  so 
trüwlich  zuosamen  gesetzt,  mit  einandern  so  früntlich, 
erberlich  und  einhellig  gelebt  [haben].'  1527,  Absch. 
,Bas  Gottlob  die  Herren  Eidgnossen  wol  eins  sind  und 
wenn  sy  sölten  angfochten  werden,  manlich  werden 
zesammen  s.'  1628,  Z  Schreiben.  , Wachet  uff,  ihr 
frommen  Eidtgenossen  ...  und  setzet  wol  zuesammen, 
wie  ihr  allzeit  getan."  Lied  1673.  ,Weil  man  nicht 
recht  zuesammen  s.,  in  ein  Hörn  blasen  weder  kan 
noch  wil.'  JMüll.  1673;  s.  noch  Wider-Fuer  (BdI974). 
,ln  disen  misslichen  und  gefahrlichen  Zeiten  [sei]  das 
notwendigeste  Stucke  die  Einträchtigkeit ...  dass  man  ... 
im  Gueten  dapfer  zusamensetze  und  im  Notfal  für 
einen  Man  stehe.'  ebd.  ,Wann  Brüederen  einträchtig 
bei  einanderen  wohnen,  das  ist,  wann  sie  wol  zue- 
samen  ziehen,  einanderen  in  Treuen  meinen  ...  und 
in  rechten  Dingen  dapfer  zuesamen  setzen.'  FWyss  1673. 
,Dass  Eheleut  einträchtig  zuesamen  sezen  sollen.' 
JMeyer1700.  ,Mitlib  und  guot  z.';  vgl.  y-  ,Wir  [wollen] 
mit  unserm  lip  und  guot  trüwlich  zemen  s.'  1490,  G. 
,Da  sy  sich  mit  ufgehabnen  Henden  verbunden,  mit 
Lyb  und  Guet  zuesammen  zue  s.  und  All  für  ein  Man 
zue  stahn.'  1646,  ZWäd.  —  c)  (vergleichend)  zu- 
sammen-, nebeneinander  stellen.  ,So  hat  mich  not 
beducht,  daz  ich  die  allernotwendigosten  wort  und 
sprüch  Gottes,  die  von  disem  sacrament  [des  Abend- 
mahls] gründlichen  verstand  gebend,  zesamen  satzte 
mit  etlichen  der  uralten  lereren  und  bäpstischen  ca- 
nonen  oder  rechten.'  Zwingli.  .Weliche  zwo  meinungen 
uns  bedunkend  richtig  wider  einandren  syn,  und  hat 
sy  aber  der  mund  Gottes  selb  geredt  und  zemmen  ge- 
setzt.' ebd.  —  zue-samen-ge-setzt.  a)  .Zuosamen 
gesetzte  leut  und  volk,  (ein  versamlung,  ein  zuosamen 
gesässenes  volk),  consessus.'  Fris;  Mal.  —  b)  ,Ein 
lychnam  [Körper]  uss  glyderen  zemengesetzt.'  Zwingli. 
.Ein   zemengesetzt  ding.'   ebd.     Vereinigt:    .Dann   es 


ganz  not  [ist],  mit  unser  aller  getrüwer  zuosamen- 
gesatzter  kraft  zuo  handeln.'  1476,  BsChr.  —  Zue- 
samen-setzung  f.:  a)  entspr.  z.-setzen  a.  ,Z.,  com- 
positio;  Ordnung  und  z.  der  wörteren,  constructio 
verborura.'  Fris.  ;  Mal.  ,Das  künftigklich  ein  ieder 
unsserer  Schryberen  by  einem  Uffahl  mehrers  nit  ... 
zue  nerameu  haben  solle  als  ...  für  die  Verfertigung 
der  Feilrueffzedlen  und  Z.  des  ganzen  üffahls, 
auch  hieruff  erfolgende  völlige  Ussfertigung  des- 
selben einen  Pfenning  von  iedem  Gulden.'  ZGrün. 
AR.  —  b)  entspr.  z.-setzen  b  5.  ,Sich  der  so  hoch- 
nutzlichen  Einmüetigkeit  und  schuldigen  bürgerlichen 
Z.  mit  angelegener  Auffrichtigkeit  befleissen.'  Bs 
POrdn.  1715. 

hin-dann-:  nur  uneig.  1.  Etw.  bei  Seite  setzen. 
,Span  und  stoss  . . .  alles  [soll]  abgesprochen  und 
hindangsetzt  sin.'  UMey.  Chr.  1540/73.  ,Den  argwon 
hindan  s.,  hinlegen,  opinionem  amovere.'  Fris.;  Mal. 
, Hörst,  du  Tüfcls  Bueb,  ich  wolt  mein  Seel  gern  h., 
wann  ich  dich  nur  umb  das  Leben  bringen  könnte!' 
1671,  Z.  Bes.  imabs.Ptc,  abgesehen  von,  ausgenommen. 
,Endangesetzet  [die  Schlösser]  die  im  kriege  gebrochen 
worend.'  1446,  Bs  Chr.  .Alle  gevärd  und  arglist  in 
disen  stucken  allen  und  ieklichen  usgeslossen  und 
hindangesatzt.'  1483,  B.  ,Alle  gevärd  und  was  hie- 
wider  sin  möcht,  luter  hindangesatzt  und  usgeslossen.' 
1486,  BSi.  Rq.  ,Hindangesetzt  alles  verwundren  oder 
Unwillen.'  Zwingli.  .Welcher,  bindangesetzt  sundre 
laster  . . .  das  unsäglich  mort  an  dem  cardinal  von 
Pafy  . . .  hat  getan.'  Ansh.  , Hindan  gesetzt  die  teutschen 
herren.'  Vad.  ,Nützit  aussgenomen  noch  hindan  ge- 
setzt.' ebd.  —  2.  nach-,  zurücksetzen.  .Hindan  s.,  post- 
fero;  hindan  s.,  hindenan  s.,  postpono.'  Denzl.  1666.  — 
Die  Umdeutung  von  ,hin-dann-'  in  ,hind-an-'  wie  anderwärts. 
Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1404.  1405/6.  1482.  1484;  Fischer  III 
1621.     Zur  Form  .endan-'   vgl.  Gr.  WB.  III  482  (.enhiüder1). 

dar-:  1.  hinsetzen,  -stellen,  -legen,  a)  mit  sächl. 
Obj.  ,Daz  N.  metzier  enhein  bank  me  an  die  rnure  noch 
derbi  nebent  die  metzie  sol  setzen,  und  swenne  er 
dehein  bank  dar  setzet,  so  git  er  10  ß.'  1322,  Z  StB. 
,Wer  ouch  ein  hus  verkouffet  uss  der  vogty,  der  sol 
einem  vogt  geben  den  dritten  pfening,  was  er  löset 
von  dem  hus,  es  sig  denne,  das  er  tröstung  geb  einem 
vogt,  das  er  indrent  jares  frist  als  ein  guot  hus  dar 
setz,  als  ens  was.'  XV.,  ZMeil.  , [Hexerei  ist  es,  wenn] 
Etlich  eine  Schär  darsetzen  auff  ein  Sieb  und  murmeln 
gwüsse  Wort,  die  Schär  durch  Satans  Trieb  indessen 
auff  dem  Gschirr  ...  umbrennet.'  Gwerb  1646.  Von 
Speisen:  ,Die  fünft  [Regel  ist,  dass  du]  syd  und  es 
gewon  ist  by  uns,  ob  einem  mal  andri  und  aber  andri 
essen  dar  zuo  s.,  über  zwo  trachten  nüt  essist.'  Türst 
Ges.  Unsinnlicher,  zur  Verfügung  stellen,  dransetzen. 
,[Die  Witwe  solle  den  Erben  den  Zins]  nit  folgen  lassen 
noch  darzues.  schuldtig  sein.'  ScHwMa.  LB.  1756. 
.Schuhlhus  oder  Schuhlstube  hat  die  Gmeind  nicht, 
dan  ich  setz  mein  eignes  Hus  oder  Schuhlstube  dar, 
für  welches  mir  Nichts  bezalt  wird.'  1799,  U  Neuj.  1897 
(Schulbericht).  ,Lib  und  guot  d.':  , Darin  wir  uns  ouch 
trüwlichen  gebruchen  und  mit  d.  libs  und  guots  an 
uns  nützit  wellend  lassen  erwinden  [Briefschluss].' 
1499,  B  Schreiben.  Abs.:  ,[Die  Herzoge  von  Schwaben 
und  Baiern  wurden  von  den  Franken]  mit  grossem 
Heer  überzogen  und  geschlagen  dermassen,  dass  vil 
fürnemmer  Lüten  des  schwäbischen  und  peierischen 
Adels   um  den   Hals   kamend,   doch    nit  one  Schaden 


1713 


1711 


und  Verlust  dos  frenkischen  Adels,  dann  si  ouch  d. 
muostend.'  JJRüeuer  1600.  —  b)  mit  pers.  Obj.,  von 
Beamten  uä.  ,Swenn  ein  snider  ein  halb  jar  Zunft- 
meister si  gewesen,  das  man  darnach  von  den 
kiursennern  einen  Zunftmeister  dar  setze.'  2.  H.  XIV., 
OFecht  1909  (Z  Zunftbrief  der  Schneider,  Kürschner 
und  Tuchscherer).  ,Wenne  der  dürftigen  oder  der 
personen  [im  Spital]  deheine  abgat,  so  sol  man  alwegen 
ein  ander  dürftigen  ...  an  des  stat  nemen  ...  mit  rate 
des  schultheissen,  des  rates  und  der  zweüerhunderten 
von  Berne  oder  des  vogtes,  den  si  denne  darsezent.' 
1354,  Imob.  1878.  ,Doch  so  mag  ich  [Rv Aarburg],  min 
erben  und  nachkommen  die  tschachtelan  entsetzen, 
wenne  wir  wollen,  und  ander  d.  mit  rat,  urlob  und 
willen  der  von  Berne.'  1385,  BSi.  Rq.  1912.  ,letweder 
teil  sol  zwen  schidman  d.'  ebd.  ,Also  ward  ein  rats- 
botschaft  hinab  [nach  Königsfelden]  gevertiget  mit 
allem  versuoch,  disen  klosterstand  ze  hanthaben  ... 
Darzuo  so  ward  erstmals  uss  und  von  einer  stat  Bern 
ein  gardian  und  ein  hofmeister  dargesezt.'  Ansh.  ,Und 
sollend  baid  tail,  iekliche  uss  irem  laglichen  rat,  zwen 
man  d.  und  geben',  in  ein  Schiedsgericht.  1527,  Absch. 
(Burgrecht  zwischen  Zürich  und  Constanz).  —  2.  über- 
tr.,  ,Jmd  im  Stich  lassen,  ihm  nicht  Wort  halten, 
ihn  anschmieren'  B  lt  Zyro,  ,promissis  non  stare' 
I«.  B.  Si  het-mi'h  recht  darg'setzt;  zB.  ,eine  Schneiderin 
hat  versprochen,  den  und  den  Tag  auf  die  Stör  zu 
kommen,  und  man  hat  sich  dafür  eingerichtet;  nun 
kommt  sie  nicht'  B  (Zyro).  S.  noch  richten  (Bd  VI  378). 
,D.  und  betriegen.'  ,Daz  rieh  und  arm  burger  dester 
minder  von  sölichen  dingflüchtigen  lüten  umb  ir  guot 
betrogen  und  dar  gesetzt  werden.'  1390,  Z  StB.  ,Das 
sy  [die  Hausierer]  biderb  lüt  mit  irem  schlechten  pulver 
und  anderen  kleinfüegen  waren  gröblich  darsetzend 
und  betriegend.'  1590,  Aar.  StR.  Erweitert: , Wer  ander 
Lüt  darsetzt,  das  sy  an  ihm  verlierend  [Überschrift]. 
Wann  Iemands  ander  Lüt  fürsetzlicher  Wyss  betriegt, 
darsetzt  und  umb  das  Ihr  bringt.'  BGS.  1615.  1721; 
wesentlich  übereinstimmend  1022,  AABr.  StR.;  AAZof. 
Ger.-Satzg  1623  (ZfsR.).  ,Als  aber  etliche  Weiber  Kauf, 
Verkauf  [usw.]  ohne  ihr  Pflegvögten  Händen  hingeben 
oder  annehmend  und,  so  es  ihnen  harnach  nit  gfallt, 
wider  davon  gangend  ...  dardurch  dann  oft  und  dick 
ehrbare  Leüt  dargesetzt,  betrogen  und  geschädigt 
werdend,  darwider  ist  gesetzt,  dass  ...'  BE.  Landrecht 
1659.  Uneig.:  ,Wiewol  si  [die  grammatischen  Regeln] 
etwan  einen  darsetzen,  wil  kein  regel  on  ein  exception.' 
F  Schulordn.  1577.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  790;  Fischer  II  81, 
beide  auch  für  Bed.  2;  vgl.  zu  dieser  uoch  on-«.  4  (Sp.  1657) 
und   frz.  planter  la. 

durche°-  Aa;  Gl;  L;  G;  Th;  Z,  dürhe"-  (bzw.  -ö-) 
Ap;  B  (im  Si.  dürhi"-);  LE.:  wie  nhd.  durchsetzen. 
wohl  allg.;  Syn.  d.-stieren,  -drucken.  Perforst  hct's 
miiesse"  durcheng'setzt  sln  Aa.  's  lüd-sich  du  Nüd  d. 
JBHaffl.  1813.  Er  will  sl»  Chopf  d.  Ai>;Gl;Z.  S.  noch 
Nasen  (Bd  IV  799). 

wider-:  1.  untrennb.,  refl.,  wie  nhd.  ,Sich  w., 
steiff  in  seinem  fürnemmen  bleiben,  obfirmareanimum, 
resistere  [usw.].'  Fnis.;  Mal.  ,Die  kätzer  und  die  sich 
dem  bapst  widersetzend,  wil  ich  durchächten.'  HBull. 
1503.  , Warum  widersetzest  dich,  quid  cornua  obvertis  V" 
Hosp.  ,Sich  also  disen  apostolischen  Männern  zu  w.' 
Sebast.  1730.  S.  noch  in-legen  (Bd  III  1185);  über- 
meren  (BdIV373).  —  2.  trennb.,  wiederum  (als  Erben) 
einsetzen.    ,Wie  ein  burger  sine  kint  mag  w.  [Uber- 

Schwelz.  Idiotikon  VII. 


schrift].  Git  ein  burger  sinen  kinden  teil  und  si  sich 
entziehen!  sines  erbes  und  sich  uz  gehusent,  die  oder 
welez  er  wil,  mag  der  burger  w.  an  das  erbe,  doch 
also,  das  die  oder  der,  das  er  widersetzet  an  das  erbe, 
wider  inlege  daz  ez  sines  teiles  het  uz  dem  huse 
gefüeret'  F  Handf.  1249;  lat.  in  hereditates  reponere. 
—  ,Wider-setzer  in. :  widerfächter,  intercessor.' 
Fris.;  Mal.  —  ,wider-setzlich:  renitens.'  Dexzl. 
1662.  —  Mhd.  widenetzea  in  Bed.  1. 

da(r)- wider-:  1.  refl.,  =  wider-s.  1.  ,Daz  in  solhem 
dennocht  dise  unsere  richtung  nit  sol  gebrochen 
sin,  es  wäre  dann,  daz  ein  ganze  gemeind  sich  oder 
der  merteil  dawider  satzte  und  von  diser  richtung 
trette.'  1439,  AAWett.  (Abschrift  von  etwa  1500).  ,Als 
des  glowens  procurator  hat  ervolgt,  Zügen  ze  stellen, 
sazt  sich  der  täter  procurator  darwider.'  Ansh.  ,Dass 
wir  ...  so  wir  gschäften  ald  andren  Sachen  halb  bi 
einanderen  versaint,  wol  eins  und  fridlich  seigen. 
Dann  so  einer  sich  darwider  setzte,  mit  Worten  ald 
werken  unfridlich  und  unrüehig  sein  wurde  ...'  1562, 
ZSth.  (nach  jüngerer  Abschrift).  S.  noch  sunder  II 
(Sp.  1144).  —  2.  im  Spiel,  als  Gegeneinsatz  setzen. 
,[A.  fordert  B.  auf,  um  dessen  Pferd  zu  würfeln.  Darauf 
B. :]  Hätest  du  pfenning  oder  pfant,  das  du  dawider 
sastist  mir,  so  wölt  ich  gerne  spilen  mit  dir.  [A.:]  Ich 
habe  niht  wan  mine  sele.  Wend  ir  die,  die  wil  ich 
gerne  sezen  dawider.'  Schachzabelb. 

z°-weg-:  a)  tr.  Uneig.,  Jmd  energisch  zur  Ord- 
nung weisen,   ihm   den  Kopf  zurecht  setzen   ZO.   — 

b)  refl.,  sich  zurecht  setzen  B  (so  G.,  Si.)  und  wohl 
weiterhin.  Eest-dich  gllch  z'weg  g' setzt?  ,Heiss  die 
Apostell  sich  zwäg  s.  zue  der  Berücil'ung',  Vermerk 
für  den  Spielleiter.  L  Spiel  1610. 

zue-:  1.  Jmd  (Etw.)  zu  Etw.  hin  setzen,  a)  Jmd 
einen  Platz  bei  Tische  anweisen.  Refl.:  ,Wo  der  guot 
her  Jacob  im  wirtshus  ist,  louft  sy  nachin,  setzt  sich 
zuo,  fiilt  sich  wie  er.'  1529,  Z  Ehegericht.  —  b)  Speisen 
bzw.  die  Kochgefässe  zum  Feuer  setzen ;  Syn.  über-tuen. 
Mit  ausgedrücktem  Obj.  , Bereit  dir  zuo  einen  hafen, 
den  setz  zuo  und  geüss  wasser  darein!'  1530/89,  Ez. ; 
, setze  (zum  feüwr).'  1038;  gr.  ixivzrpoy.  ,Setz  zuo 
einen  grossen  hafen  und  koch  ein  gemüess  für  die 
kinder  der  propheten!'  1530/1707,  II.  Kön.;  gr.  ^(atyjoov. 
Abs.:  ,Z.  zum  feür,  apponere  ad  ignem.'  Mal.  Ohne 
Richtungsbestimmung,  „Fleisch  kochen"  ApI.  (T.); 
„G"  (auch  lt  T.)  , Fleisch  und  Gemüse  zum  Kochen 
in  den  Topf  legen'  GStdt  (nach  einer  Angabe  ,wenn 
zu  einem  Essen  noch  Fleisch  gesotten  wird;  zb. 
am  Sonntag  wird  zugesetzt',  auf  cß  bezogen);  vgl. 
Zue-setz- Hafen  (Bd  II  1010);  zue-ge-setzt  1.  ,Sy  [sei] 
uss  der  conventstuben  gangen  ...  in  meinung,  uff  den 
ymbiss  zuo  ze  setzent  und  ze  kochent,'  1409,  Z  RB.  — 

c)  übergehend  in  die  Bed.  einen  , Zusatz'  machen,  hinzu- 
tun, a)  mit  pers.  Obj.,  ein  unvollständiges  Richter- 
kollegium auf  die  erforderliche  Mitgliederzahl  er- 
gänzen; s.  Zue-satz  4  a  a.  (Sp.  1507o.).  —  ß)  mit  (tw. 
verschwiegenem)  Acc.  S.  So  von  schriftlichen  Zu- 
sätzen B  (Zyro;  neben  häufigerm  derziie  setze");  Tb  und 
weiterhin.  Von  Metallen.  ,.\ls  man  inen  diglt  ze  werken 
git  gürte),  spengli  und  schelli  und  waz  man  löten 
muoss,  da  süllent  si  lot  z.  als  notdürftig  ist  und  nit 
fürer  ane  geverde.'  1407,  B  PES.  (Goldschmi 
Insbes.  1)  im  Spiel,  seinen  Einsatz  in  die  gemeinsame 
Kasse  leisten.  ,[A.  klagt]  als  er  das  gelt  [den  Spiel- 
einsatz] neme,  were  ein  spagürly  darander.    [Darauf 


1715 


Saz.  sez,  siz,  soz, 


1710 


habe  er  den  B.  zur  Rede  gestellt,  der  ihm  antwortete:] 
Wenn  du  redest,  das  ich  es  zuogesetzt  habe,  so  seist 
nit  war.'  1405,  Z  RB.  ,[A.  klagt,  er  und  B.]  habint  mit 
einandern  in  der  meister  garten  im  brett  umb  ein 
angster  wellen  spülen,  und  als  sy  umb  den  wurff  ge- 
wurffint,  wurdint  sy  ...  stössig  ...  und  neme  der  B. 
beid  angster,  so  sy  zuogesetzt  hettind.'  1400,  ebd. 
,A.  habe  mit  dem  B.  und  C.  gekartet  und  sich  under 
anderm  gemacht,  das  ein  haller  enmitten  uff  dem  tisch 
läge.  [A.  erklärt,  dass  die  Münze  ihm  gehöre.]  Über 
söliches  neme  der  B.  sölichen  haller  zuo  im  und  satzte 
den  demnach  zuo;  und  als  er  sölichen  haller  zuogesatzt 
hette  . . .'  1473,  ebd.  .Welicher  [beim  Kartenspiel]  e 
dryhundert  hette,  der  selbig  einen  blaphart,  als  dann 
ir  ieclicher  1  blaphart  zuosatzte,  uffnemen  sölte.'  1480, 
ebd.  S.  noch  Zue-satz  (Sp.  1566 o.).  —  2)  abs.,  in  die 
gemeinsame  Kasse  einer  Zechgenossenschaft  (vgl. 
Burs  1  Bd  IV  1601)  einzahlen.  ,[Wirt  zum  verlornen 
Sohn:]  Die  gest,  die  so  du  hie  umb  siehst  sitzen,  tarf 
einer  einsmals  1  guldin  verschwitzen;  gar  wol  si  zuo 
ze  setzen  hand  ...  Ob  dir  dann  gfalt  ir  prass  und 
gmach,  so  ...  schüss  in  dpurs  ein  gülden  oder  hundert  ... 
Wann  dann  das  selbig  ist  vertan,  wirds  wider  an  ein 
inschiessen  gan,  die  wil  und  du  zuo  ze  setzen  hast  ... 
[Prasser:]  Wil  ir  zuo  ze  setzen  hand,  so  sind  ir  lieb 
in  allem  land.'  Salat  1537.  —  3)  abs.,  (Geld)  zum 
Ersatz  von  Verlusten,  Ausgaben  zuschiessen  und  da- 
durch einbüssen  Ar;  B  (auch  lt  Zyro);  G;  Sch  (,zB. 
beim  Handel'  Sulger);  Th;  Z;  wohl  allg.  All  nor  z., 
zB.  bei  einem  Geschäft  Th.  'sgät  so  schlecht  im  G'schäft, 
das'-ieh  al'iwil  mues"  z.  ZStdt.  ,Mag  er  [der  Vater] 
nicht  mehr  g'fahren,  so  lassen  sie  ihn  im  Stich,  und 
die  Gemeinde  kann  z.  und  zuschiessen.'  Gottb.  ,Dass 
sych  die  armen  [aussätzigen]  lüt  stäts  meereten  und 
[wenn]  ein  statt  nit  uss  irem  gemeinen  seckel  zuosatzte, 
sy  grossen  hunger  und  mangel  lyden  müesten.'  1573, 
AaL.  StR.  Ei"'m  z.,  ihn  mit  Geld  udgl.  in  einem  Geschäft 
unterstützen  Z  (Spillm.).  —  4)  abs.  mit  Dat.  P.,  übh. 
Jmdm  Hilfe  angedeihen  lassen,  beistehn,  ihn  unter- 
stützen; bes.  im  militärischen  S.  (vgl.  Zue-satz  5  c 
Sp.  1509).  ,Wir ...  gemein  houptlüt,  lütiner  und  vennrich 
in  diser  statt  [Mailand]  schriben  ouch  gemeinlich  unsern 
herren  gemeinen  Eidgenossen,  sy  wöllint  uns  von  stund 
an  trülich  z.  und  uf  sin  und  trülich  entschütten,  wie- 
wol  wir  guoter  hoffnung  sind,  unser  Eidgnossen,  so 
uf  der  widerpart  sind,  werdint  nit  so  verklich  wider 
uns  handien.'  1521,  Strickl.  ,Ich  [der  frz.  König]  kan 
nit  erdenken,  uss  was  ursach  die  Eidgnossen  wollend 
[bei  der  Kaiserwahl]  lieber  dem  spanyschen  küng  dan 
mir  z.'  Ansh.  ,Haben  die  Tschudigen  von  Glariss,  ein 
adlich,  alt  undt  das  fürnemst,  vermöglichste  Geschlecht 
im  Landt,  sonder  dapferlich  gearbeit,  dem  catolischen 
Glauben  allzeit  zuegesetzt  und  den  gholfen  erhalten.' 
RCvs.  Subst.  Inf.:  ,Von  wegen  das  er  vom  Keiser  undt 
Engelländer  kein  Z.,  Hilf  noch  Beistand  hat.'  ebd.  — 
2.  a)  zuteilen,  beigeben.  ,Die  anderen  hand  inn  iren 
in  der  liechtstubeten  in  eim  schimpf  zuogesetzt,  aber 
der  ee  noch  eren  heig  er  iren  gar  nie  gedacht.'  1525/7, 
Z  Ehegericht.  —  b)  dem  Lehensherrn  Etw.  als  ,zuo- 
satz'  zufertigen  (lassen),  sicher  stellen;  s.  Zue-satz 3b 
(Sp.  1506).  —  c)  überlassen,  anheimstellen;  Syn. 
heim-s.  ,Von  der  swenzen,  spitzen  und  kurzen  cleidern 
wegen  ...  nach  dem  dann  min  herren,  so  dis  sach 
berüert,  an  min  herren  rät  und  bürgere  begert  . . . 
haben,  sollichs  inen  zuo  ze  s.  und  getruwen,  so  wellent 


si  und  ir  gemachel  sich  nach  irem  harkomen  und  statt 
betragen  [wird  entschieden],  das  man  dann  daruf  nach 
irem  begeren  und  erbieten  sollichs  zuo  inen  setzen  . . . 
sol.'  2.  H.  XV.,  B  StR,  ,Das  setz  er  [Untervogt  N.] 
minen  herren  zuo,  ob  er  daran  [mit  einer  Verfügung] 
recht  oder  unrecht  tan  hab.'  1489,  Waldm.  —  d)  zu- 
schreiben, beimessen;  vgl.  das  syn.  zue-legen  1  (Bd  III 
1193).  Öppis  der  JugeH  z.  Z  (Spillm.).  GWbe»  Z. 
BHk.  Leuenberger  hat  sich  der  ihm  zugeschriebenen 
abfälligen  Bemerkungen  über  die  Regierung  nicht 
,versinnen  wollen;  doch  aber  dem,  was  von  ihme  züget 
worden,  Glauben  zuegesetzt  und  nit  laugnen  können.' 
1053,  B  (Schweizer  Bauer  1900).  —  3.  meist  mit  blossem 
Dat.  (auch  abs.),  wesentl.  wie  nhd.    a)  mit  pers.  Subj. 

a)  mit  Dat.  P.  1)  Jmd  tätlich  (in  feindlicher,  arg- 
listiger, gewalttätiger  Weise)  angreifen,  bedrängen. 
,In  denen  dingen  stuondt  die  stat  Jenff  in  sorgen,  dan 
der  herzog  von  Saffoy  inen  zuosatzte.'  ARyff  1592. 
.Einen  anfallen,  Einem  z.'  Denzl.  1002.  Mit  adv.  Be- 
stimmung. ,Tröuwort,  das  man  uns  hertlich  z.  welle.' 
1448,  B  AM.  ,[A.  sagt  aus,  dass  B.]  yemerdar  den 
Schilling  [den  A.  ihm  schuldet]  von  im  haben  und  mit 
im  hadren  wöltj  retti  er  [A.]  zuo  im,  er  seche  wol,  das 
er  im  gern  zuosatzte.'  1478,  Z  RB.  ,Ich  kond  noch 
mocht  mich  aber  sust  sin  nit  anders  erwerren,  so 
heftenklich  satzt  er  mir  zuo,  als  sich  an  minem  lib 
wol  bescheint.'  1485,  ebd.  ,(Auff  einen  setzen),  einem 
bosslich  z.,  insidias  instruere.'  Fbis.;  Mal.  —  2)  Jmd 
mit  Worten  zusetzen,  heftig  in  ihn  dringen  AAZof. ; 
B;  Th;  Ndw;  Z  und  weiterhin.  —  ß)  mit  Dat.  S.  bzw. 
abs.,  frisch,  tüchtig  zugreifen,  .tapfer  angreifen,  zB. 
eine  Speise  wie  eine  belagerte  Stadt'  BSa.  und  lt  Zyro. 
,Drum  munter  zugesetzt!'  als  Refrain  eines  Weber- 
liedehens  BSa.;  vgl.  SV.  1911,  6;  Bärnd.  1911,  414.  — 

b)  mit  sächl.  Subj.,  von  Vorgängen  udgl.,  Jmd  mit 
Bez.  auf  sein  physisches  oder  psychisches  Wohlergehn 
hart  mitnehmen,  angreifen,  schädigen  Ap;  Gl;  G; 
ScHSt;  Th;  Z;  wohl  allg.,  ,im  Gemüte  beschäftigen' 
Z  (Spillm.).  Das  Wetter,  de"  Vertruss  setzt-em  zue, 
hed-em  zueg 'setzt,  'shät-em  starch,  fürchtig  zueg' setzt, 
zB.  ein  Unglücks-,  Todesfall  Th;  Z.  Das  hät-em  naeh 
vil  zueg'setzt,  ,dass  er  gestorben  ist'  Z  (Spillm.).  Auch 
mit  allgemeinem  (quantitativem)  Acc.  Es  hät-em  a"  der 
G'sundheit  halt  glich  (Öppis)  zueg'setzt  GlM.  HoffeH- 
li'h  hat  dir  die  schwär  Nacht  nüd  öppen  a"  der  G'sund- 
heit öppen  Öppis  zueg'setzt.  CStreiff  1908.  —  zue- 
gesetzt: 1.  Zueg'setzts,  entspr.  zue-setzen  1b,  das  im 
Topf  gekochte  Fleisch  und  Gemüse  G  (so  Stdt),  ge- 
sottenes Rindfleisch  ApSchön.,  Wald.  Mom  häm-mer 
Z-s  G.  —  2.  entspr.  zue-setzen  1  c  ß.  ,Mit  vilen  zuo- 
ges-en  lugenen.'  JSttwpF  1541.  —  3.  nur  subst,  ,zuo- 
gesetzte, -satzte.'  2.)  =  Zue-satz ia%  (Sp.1567).  ,Erhabe 
als  ein  vogtzuoGrüeningen  und  fünftman  by  derteilung 
[einer  Erbschaft]  mit  vier  z-en  ...  müessen  sin.' 
1474,  Z  RB.  ,NN.,  z-en  in  dem  veranlagten  rechten 
zwüschen  ...'  1484,  Waldm.  ,[N.]  batt  die  zuogesatz- 
tend  ...  sich  durch  Gots  und  bruoder  Clausen  willen 
wider  zesamen  ze  verfüegen  und  bruoder  Clausen  rat 
und  meinung  ze  vernämen.'  DSchill.  L.  ,[Wir,  B,  F 
und  Z,  können]  zuo  dem  vor  angezöigten  rechten  zuo 
den  Eiusidlen  nit  gewilligen,  sunder  so  wärden  wir 
unser  zuogesatzten  und  ander  verordneten  rät  gan 
Zofingen  bescheiden.'  1523,  Absch.  ,Da  ...  wurden  von 
der  ansprachen  wegen  [über  Höhe  und  Verteilung  der 
vom  König  von  Frankreich  zu  zahlenden  Pension]  die 


1717 


^az,  sex,  siz,  soz,  suz 


ri8 


zuogesezten  von  Bern  und  Zug  gon  Betterlingen  und 
von  Lucern  und  Underwalden  zum  Klösterli  zuo  des 
küngs  zuogesazten  verordnet.'  ANsn.  ,[Es]  sol  sich 
der  da  geladen  und  angesprochen  hatt,  mit  sinem 
richter  sampt  zwöien  zuogesasten  und  einem  schriber 
uf  die  obgemelten  dingstatt  in  den  Sannenwald  ... 
darfüegen.'  1533,  BSi.  Rq.;  noch  öfter  in  der  Quelle. 
,Vogt  zuo  Grüeningen  schryben,  [er  solle]  mit  synen 
zuogsatzten  reden,  das  sy  die  uffäl  mit  geringsten  costen 
mügklich,  ouch  one  alles  umbherzüchen  jeder  zyt  ver- 
fertigind.'  1575,  Z  BM.  S.  noch  Bechts-Satz  (Sp.  1562); 
absetzen  (Sp.  1(335).  Im  Gegs.  zu  .(gemeiner)  obmann'. 
,Wir,  HvBuobenberg,  als  ein  gemeiner  in  diser  nach- 
geschoben sach,  NN.  als  zuogesatzten  in  derselben  saeh 
in  namen  und  an  statt  des  hochwirdigen  [Bischofs  von 
Constanz],  NN.  als  zuogesatzten  von  gemeiner  Eid- 
gnossen  wegen  vergechent  [usw.].'  1450,  AaB.  ,Nach 
langen  tedingen  [wurden]  vier  gemein  man  und  zuo- 
gesatzten und  darnach  ein  gemeiner  obman  zuo  disen 
dingen  geordnet.'  DSchill.  B.  .Nachdem  [in  einer 
Streitsache]  die  zuogesazten  nit  einhellig  und  der  ob- 
man sich  der  urteil  ze  geben  spert  ...'  Ansh.  , Weiher 
der  z-en  urtail  solher  obmann  ...  folg  gibt,  dieselbig 
urtail  soll  kreftig  sin.'  1527,  Absch.;  neben  häufigem 
,zuosätz'.  ,Wann...  die  zuogesatzten  in  iren  urteilen 
glichlich  zerteilt  wurden,  so  wellend  wir,  dass  die  zuo- 
gesatzten ...  einen  fünften  und  obman  erwellend  ...  so 
unpartysch,  fromm  und  nit  uss  dem  ort  der  ansprechigen 
party;  denselben  sollend  wir  bitten,  dass  er  sich  solichen 
rechtlichen  entscheids  belade,  und  er  auch  glycher 
wys  wie  die  vier  zuogesatzten  sich  mit  eid  verbinden 
soll;  und  was  also  dannenthin  durch  die  vier  zuo- 
gesatzten und  obman  ...  rechtlich  gesprochen  wirt  ... 
soll  von  uns  beiden  teilen  an  alles  weigern  gehalten  ... 
werden.'  1532,  ebd.  (Vertrag  zwischen  Karl  vonBurgund 
und  B);  noch  öfter  in  der  Quelle.  ,Diewyl  sich  dann 
die  zwen  herren  zuogesatzten  der  fünf  orten  ein  ob- 
mann vermög  des  punds  zuo  erkiesen  haben.'  1562,  Gl. 
,Das  die  4  zuogesatzten  umb  des  paradisischen  spanns 
halber  uff  den  13.  decembris  zuo  Baden  zesammen 
kommind,  sich  des  obmans  zuo  verglychen.  Schaff- 
husen  ouch  [schreiben]  ire  zuogsatzten  dahin  ab- 
zefertigen.'  1573,  Z  RM.  S.  noch  Spruch-Lüt  (Bd  III 
1525);  Zuo-Säss  (Sp.  1371).  —  b)  aufs  Militärische 
übertr.,  zur  Wiedergabe  des  lat.  legatus:  ,[Bei  einem 
Feldzug]  erlese  man  einen  unverlümbdeten,  redlichen, 
besinnten  man  us  zuo  der  houptpaner  zu  eim  houpt- 
man  . . .  und  geb  man  im  zuogesatzten  (die  habend 
d  Römer  legaten  genennet),  die  alle  zyt  by  inim  sygind, 
von  anschlegen  redind  und  betrachtind,  was  in  allen 
dingen  ze  tuon  syge.  Nebend  dem  ordne  man  einen 
andren  hoptman  zuo  eim  fendle  von  1500  knechten, 
doch  ouch  mit  zuogesatzten.'  Zwingli.  —  Amhd.  zuoselzen. 
Zue-  ist  sicher  tw.  durch  Kontraktion  aus  zuehe"-  (vgl.  das 
Folgende)  entstanden.     Zu   1  b  vgl.  frz.  pot-au-feu. 

zuehe"-,  zueche"-  B,  so  G.  (auch  zuha-\);  Nuw, 
zuechi"-  GitSch.:  hinzu-,  dazusetzen.  a)  =  zue-s.  1  a. 
,Uff  das  hab  mans  bede  zuohin  gsetzt  und  beden 
ztrinken  geben.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  Refl.,  sich  z., 
zum  Tisch,  um  zu  essen  B,  so  G.  und  lt  Id.  (.assidere 
mensse'),  Zyro;  GRSch.;  dafür  gew.  zue(-hin)-sitzen. 
Setzet-ech  zue(c)he"!  Mer  wein-i's  z.  Er  setzt-sich  an 
alle"  Orte"  zueche",  ,omnium  raensarum  assecla  est, 
percurrit  mensas.'  Id.  B.  D'  Sün  solle" d-sich  au'h  z.; 
nun  ein  hinder  de"  Tisch  zun  de"  Maitje"!  GnSch.  — 


b)  von  Bäumen  BG.  ,[Der  Bauer  kennt  die  Geschichte 
seines  Baumgartens:]  Denn  u"d  denn  hat  er  das  nun 
bereits  stattlich  z'u-'eg  g'uachse"  BiVmli  zuhag'setzt. 
Nur  geschah  Dies,  wie  so  häufig  in  alter  Zeit,  z'  noch 
zu  einem  andern.'  Bärnd.  1011.  ,Dass  ...  Keiner  dem 
Anderen  einiche  Böum  zue  synen  besitzenden  Fäld, 
Acheren  oder  Baumgärten  necher  nit  als  bis  uf  zehen 
Schue  zuehin  zue  s.  sich  underfangen  solle.'  1097,  Z  Rq. 
(ZAdliswil).  -  c)  =  zue-s.lc$S  B  (Zyro).  Mi"B'soldi"g 
isch  z'chli";  i'h  mues'geng  no'h  zueche"s.  ,Von  dem  seinen 
dartuon  oder  zuohin  s.,  apponere  de  suo.'  Fris.;  Mal.  — 
d)  Einzubringen,  zB.  wenn  die  Braut  Vermögen  mit  sich 
bringt'  Ndw  (Matthys).  —  Vgl.  auch  die  Anm.  zum  Vor. 

Setzer  m.:  1.  in  der  Landwirtschaft;  zu  selzen3a% 
(Sp.  1617).  Der  S.  [ist]  e"  Füle-,  der  Üfbinder  e" 
Flissige'',  der  Üsbutzer  e"  Unbarmherzige'  BBe.  ,Vom 
Obstgärtner  heisst  es:  ein  fauler  Pflanzer,  ein  fleissiger 
S.  Das  Setzen  erfordert  am  meisten  Sorgfalt'  ScnSt. 
(Sulger).  ,Obwol  ein  altes  Sprüchwort  ist:  Ein  guter 
Graber  und  ein  böser  S.,  so  soll  man  sieb  doch  an 
dasselbe  nicht  kehren,  weilen  sie  beidsammen  nicht 
geringen  Fleiss  erforderen  und  also  an  dem  ein  und 
andern  viel  gelegen.'  EKönig  1706;  vgl.  Graber 
(Bd  II  685).  —  2.  Schriftsetzer,  allg.  bekannt.  .Setzer 
in  der  buochtruckerei,  typothetaV  Mal.  ,BOtt,  der 
s.  ...  ist  umb  10  fl.  r.  [zum  Bürger]  angenommen.' 
1572.  Z  RM.  S.  noch  Bd  VI  889u.  —  3.  a)  wer 
eine  Verfügung  erlässt.  ,[Die  .reisordnung'  wurde]  in 
stat  und  land  ussgeschriben,  aber  darbi  bliben  und 
nütset  me  hernach  gangen;  das  zuo  Verachtung  der 
Satzungen  und  sätzeren  kräftig  dienet.'  Ansh.  — ■  b)  wer 
eine  Klage  einreicht;  s.  Sp.  130  u.  —  4.  Art  Agent, 
Vertreter  fremder  Salzhändler.  Oft  in  der  erneuerten 
Ordnung  für  den  Sch  Salzhof  von  1476;  zB.:  ,Ain  hof- 
maister  sol  alles  das  guot,  so  in  den  hof  gaut,  ...  mit 
ains  gasts  s.,  ob  er  den  baut,  und  darzuo  ainem  hof- 
knecht  besehen  und  das  von  stund  an  inschriben  ... 
[Auch  abgehende  Waren  sind  aufzuschreiben]  und  bi 
sölichem  ufschriben  sollen  ain  s.,  dem  das  guot  be- 
volhen  ist,  ob  es  den  haut,  und  darzuo  noch  ain  hof- 
knecht  und  der  fuorman  . . .  under  ougen  sin  ...  Item 
mit  namen  so  sol  ain  bofmaister  all  monat  mit  den 
knechten  und  den  s-n,  si  syen  im  hof  oder  davor,  ain 
ganz  durchgend  rechnung  tuon.  Item  welher  gast  ainen 
s.  haben  wil,  der  mag  den  haben  inn  oder  usserthalb 
des  hofs,  wo  er  den  ankörnen  mag,  usgenomen  wirt, 
der  ursach  halb,  das  ain  wirt  nit  sine  gest,  kouflüt 
oder  fuorlüt  fördere  und  die  andern  hindere.  Item 
welher  ain  s.  ist,  der  sol  im  hof  die  schiben  salzes 
weder  verwechseln,  verlihen  noch  verendern,  denn 
allain  ainem  gast  sin  salz  verkouffen  oder  vertigen, 
wie  im  das  vom  gast  bevolhen  wirt.  Item  es  sollen  die 
selben  setzer  all  mergkt  mit  im  gesten  rechnen  in  ains 
hofmaisters  gegenwürtikait  ...  Item  welher  gast  ainen 
hofknecht  zuo  sinem  s.  haben  wil,  dem  ist  das  ver- 
gönnen, doch  gemainer  statt  unschädlich  ...  Zuo  dem 
so  haben  ni.h.  angesehen,  das  ain  hoffmaister  kain  s. 
sin  solle.'  —  5.  am  Ende  des  Ladestockes  für  das  Scharf- 
schützengewehr  angebrachtes  Eisenstück  mit  konischer 
Vertiefung  zum  Hinunterstossen  der  Kugel  in  den  Lauf 
Z1S.  —  Mhd.  setze-  m.,  Aufsteller,  taxator;  vgl.  Gr.  WB. 
XI,  688  f.;  Martin-Lienh.  II  384.  I  vi, II.  zu 
(Sp.  1614);  vgl.  die  zu  Kaution  verpflichteten  Vertreter  aus- 
wärtiger Salzhändler  bei  den  üsterr.  staatlichen  Salinen,  die 
eine  ähnliche  Kolle  spielen. 


1719 


Saz,  sez. 


172h 


Ofen-:  wie  nhd.  Ap;  B;  Z  und  weiterhin.  .Gesucht 
wird  ein  angehender  0.  bei  N.,  Hafner,  ützenstorf.' 
B  Volksztg  1905.  —   Vgl.  Gr.  WB.  VII  1162. 

Holz-:  subalterner  Beamter  des  Holzmarktes  mit 
polizeilichen  Befugnissen,  eig.  der,  welcher  das  Holz 
,ins  Mess  setzt'  (Bd  IV  451).  .Fünftens  wird  den  H-n 
bei  ihren  Eiden  und  bei  Strafe  der  Entsetzung  ver- 
boten, dass  sie  weder  den  Bauren  entgegengehen  noch 
einige  Holzcommissionen  annehmen  sollen.  Hingegen 
werden  Dieselben  ermahnt,  sich  auf  den  Holzpläzen 
geflissentlich  einzufinden,  Sorge  zu  tragen,  dass  allda 
gute  Ordnung  gehalten  werde,  einem  Jeden  sobald 
möglich  beizuspringen,  das  Holz  nach  dem  geordneten 
Mass  auszumessen,  das  krumme  und  unwährhafte  Holz 
auszuschiessen  und  das  gegen  die  Ordnung  fehlbare 
sogleich  an  die  Behörde  zu  Terzeigen.'  Bs  Holzmarkt- 
ordn.  1785. 

Kamm-:  .Handwerker,  der  sog.  Weberkämme  setzt' 
Wf.  ,Das  K.-Handwerk.'  Tscheinen,  Tgb.  Hieher  (?): 
,[Ich,  der  Seckelmeister]  gab  N.  von  Bernang  ...  und 
dem  Kammensetzer  2  s.  d.,  truogent  die  toten  zesamen.' 
1405,  G.  —  Bei  Gr.  WB.  V  134  , unzünftige  Leute,  die  Wolle 
krämpeln   und  Wollkämme  von  Kardendisteln  machen.' 

Kante"-,  nach  älterer  Angabe  Kandel-:  Werk- 
zeug des  Schusters,  ,mit  dem  er  am  Rande  der  Schuh- 
sohle ein  Dessin  eindrückt,  damit  der  Schuh  aussehe, 
als  ob  er  genäht  sei'  S.  —  Bei  Martin-Lienh.  II  384 
Kanten  (Kanter)-S.,  Werkzeug  des  Schusters,  mit  dem  er 
Kauten  an  den  Sohlen  bildet. 

Buech-:  =  Setzer2.  ,N.,  Buchsezer.'  ZNachr.  1804. 
.Handwerksbursche,  Indienne-Drucker,  Buchsetzer 
udgl.'  AAGem.  —  Recht-Setzerin  f.:  Gesetzgeberin. 
.Die  aptye  Zürich  ist  ein  gewaltige  rechtsätzerin  und 
regiererin  der  gesatzten  Zürich.'  Türst  um  1489.  — 
RüschC-Setzer:  Fischer,  der  die  Reusen  .setzt' 
Th  Bodensee  (ONägeli  1910).  —  Buech-stabe"-: 
1.  =  Buech-S.  ,N.,  JakAbeggen  des  Buchstabensetzers 
verlassen  Frau.'  1806,  ANXf  1891.  —  2.  derb  scherzh. 
,Büchstabe"setzer[\],  ein  Mensch  oder  Hund,  der  einen 
'Wächter'  oder  .Denkstein'  setzt'  Z  (Dan.).  —  Läss- 
zedel-:  Setzer,  der  auf  das  Setzen  von  (Aderlass-) 
Kalendern  eingearbeitet  ist.  ,HOtt,  laasszädelsetzer  in 
der  Froschow  der  truckery.'  1564,  Z. 

Herd-öpfel-Setzet  Hertöpfelsetzed  m.:  Zeit,  da 
die  Kartoffeln  gesetzt  werden  Bs  (Seiler). 

Setzi  f.:  1.  Hürde,  Pferch  (für  Schafe);  s.  Hurd 
(Bd  II  1603).  —  2.  ,Fischenz',  Fischrecht.  .Allen  ... 
künd  ich  N.,  daz  ich  die  s.  am  roten  Kotzen  bim  Bürgen- 
berg gelegen,  wenn  si  baldest  ledig  wirt,  enpfangen 
han.'  1406,  Gfd.  ,A1s  der  ab  gegangen  weri,  der  die 
s.  hat.'  ebd.  S.  noch  Bot  (Bd  VI  1771).  —  3.  ähnlich 
wie  Soti  (Sp.  1474)  ScHHa.  Si  hat  e"  schöni  (fürch'igi) 
S.  hä'"'bröcht,  heisst  es  von  einer  Frau,  die  von  der 
Arbeit  im  Weinberg  oder  auf  dem  Felde  eine  pflätsch- 
nasse  Jüppe  mit  heimgebracht  hat.  Du  hest  e"  schöni 
S.,  sagt  die  Mutter,  wenn  sie  den  Säugling  trocken  legt. 

Mhd.  setze  f.  (in  andern  Bedd.);  vgl.  Gr.  WB.  XI,  642  f. 
Vgl.  auch  Setz  (Sp.  1602)  und  Setzen  (Sp.  1604).  3  niuss 
doch  wohl  hieher  gehören ;  aber  der  Ausgangspunkt  der  Bed. 
ist  unklar.  —  Als  ON.  (,In  der'  Seh:  Z,  ,auf  der'  SchTha.)  ,S'. 
BTwann  ;  GKirchb. ;  Seh  Barg.,  Butt.,  Heniment.,  Lohn,  Meiish., 
Neuh.,  Tha.;  ZBisikon,  Gunt.,  Rork,  Tu.  (,zwei  Maunwerch 
Wiesen  in  der  Sezi.' 1801).  Dim.  Setzili  SchSchl.  In  der  Zss. 
11  als  I.  Glied.  ,S.-Äcker'  ThGütt.  , -Halden'  ScliHeniment. 
,-Bach.'  1801,  ZTn.  -Tobäi  SchHemment,  , -Weiden'  Z 
Ängsterberg.   —    2)  als   2.  Glied.     .Hinter-Setze'   AaSchneis. 


.Kuh-S.'  ZHüntwangen.  ,Muutilis-S.' SchHemment.  Mor,je"-S. 
SchSchl.  ,Sag-S.'  ebd.  ,Schlot-S.'  SchMerish.  ,Stier-S.'  Seh 
Heinnu'iit.     ,Teuf-S.'   Zg  (dazu:   .Der  in  der  Tüfsetzi.'  1607). 

Nüw-:  =  N.-Satz  (Sp.  1559).  ,N.  git  vierdenhalben 
Schilling  von  einer  jucherten,  lit  in  siner  nüsezzin.' 
1283,  Bs  ÜB.  —   Als  ON.  ,Neusetzi'  AAObernachs. 

Üs-richt-:  ein  Küferwerkzeug,  ein  Hammer  mit 
langem  Stiel,  der  dazu  dient,  die  Fassdauben  in  die 
,Richti'  zu  schlagen,  nachdem  das  Fass  .aufgerichtet' 
ist  Z. 

Rinder-:  Pferch  für  Rinder  (auf  dem  Gemeinde- 
land). ,Von  der  r-inen  wegen  sprechend  wir  also, 
daz  ieglicher,  der  einer  notturftig  ist,  mag  ein  be- 
scheidenliche  machen  mit  gunst  und  willen  der  dorf- 
lüten.'  1478,  ZDürnt.  Spruchbrief.  —  Als  ON.  ZBirm., 
Trutt. 

Räf-Setzi  n.:  „Setzrübe,  dergleichen  man  als 
Samen  im  Frühlinge  setzt  B"  Hk.;  ,W  (St.2). 

setzig,  auch  „setzisch  L":  ,fest  im  Entschliessen', 
starrköpfig,  eigensinnig  ÄALeer.;  Ap;  L;  GW.  —  Vgl. 
Gr.  WB.  X  1,  690.   Bei  St.  und  St.b  auch  in  der  Form  „eätzisch" 

Setzling,  in  PA.  Setzjing,  in  W  Setzji'g  —  m.: 
1.=  Setzei I(Sp.  1603/4 ;  s.  d.) ;  Under -setzling  (s.  Setz-Holz 
Bd  II  1259).  —  2.  a)  junges  Pflänzchen,  das  im  Treib- 
beet gezogen  und  daraus  ins  Gartenbeet  oder  aufs 
Feld  versetzt  wird  Aa;  Ap;  B;  L  (St.1);  PA1.  (Üiord.); 
G;  Sch  (St.b);  Th;  Zg  (St.b);  Z;  wohl  ziemlich  allg. 
Syn.  Stüdeli.  S.  runggüssen  (Bd  VI  1131);  Ge-säm 
(Sp.  938).  SetzK'g  zieh",  chaufe".  ,S.,  das  ist  allerlei 
gewächs,  das  man  mit  der  würzen  pflanzet  und  des  würz 
labend  bleibt,  der  stock  verdärbe  oder  nit.'  KdGesn. 
1542;  darnach  bei  Fris.  (.viviradix1);  Mal.  .[Ausgaben] 
für  Setzlig  28  ß.'  1785,  Z  Haush.  Zssen:  Ghabis-  (s.  ge- 
ramig  Bd  VI  895),  Bäbe"-,  Bunggel-Buebe"-,  Bande"-, 
Salöt-,  Wirz-S.  (s.  Bd  VI  744  u.)  ua.  .Artischock-, 
Schnittlauch-,  Melonen-S.'  XVIII./XIX.,  Z  Haush. 
,Winterwirz-S.'  1795,  ebd.  Auch  Setzreis.  .Wollt 
ihr  eine  Pflanzung  von  jungen  Bäumen  machen,  so 
nehmt  nicht  etwa  Setzlig  aus  dem  Dunkel  des  Waldes 
oder  unter  der  Traufe  alter  Bäume,  wo  sie  des  Lichtes 
nicht  gewöhnt  sind,  sonst,  wenn  ihr  sie  an  die  Sonne 
verpflanzt,  werden  ihre  Blätter  welk  und  der  Baurn- 
setzlig  geht  zu  Grunde.'  Kasth.  1828.  ,Der  s.,  ein  jung 
zwy,  das  zwystöckle,  das  anderschwo  hingesetzt  wirdt, 
plantarium.'  Fris.;  Mal.  ,S.,  Setzzweig,  das  man  in 
die  Erden  steckt,  talea.'  Denzl.  1666.  ,Surculos  probos, 
qui  probfe  sintnotse,  novos  (Setzling).'  Oen.  1707.  Zssen. 
, Eschensetzling  gesetz[t]  30  Stück  auf  der  Strasse  von 
Elgg  gegen  Adorf.'  XIX.,  Z.  ,400  Dörnsezling  2  fl.  20  ß.' 
1820,  Z  Haush.  Übertr.  a)  scherzhaft  redet  man  von 
S-e"  für  den  Bart  Z ;  Syn.  Bart-S.  Man  macht  zB.  einem 
Bartlosen  den  Vorschlag,  er  solle  sich  Setzli"g  ver- 
schaffen. —  ß)  (wohl  PI.)  wie  Sämiss  b  (Sp.  939)  von 
Geld  Aa.  —  y)  scherzh.  Schüler  der  untersten  Klasse 
des  kaut.  Lehrerseminars  ZKü.  (Seminaristenspr.); 
heute  Ferkel.  Junger,  unreifer  Bursche,  ,Sprössling'. 
,Suntag  vor  Michaelis  fuert  mans  [das  junge  Paar,  das 
sich  wider  den  Willen  seiner  Verwandten  verheiratet 
hatte]  znacht  zuon  Schnydern  [zur  Hochzeitsfeier],  seit 
allweg  mir  niemand  nit  ein  wort,  so  wenig,  als  wers 
mih  nüt  angangen,  dann  das  der  sezlig  [der  junge  Hoch- 
zeiter] so  verächtlich  was,  dass  er  sarnstag  darvor  selbs 
in  hus  kam  und  enwenig  redt.'  1540,  Salat  (Tgb.). 
,Das  kan  ein  fryer  s.  syn',  sagt  der  dem  Spiel  frönende 
Vater  erfreut  von  seinem  jungen  Sohn,  der  ebenfalls 


1721 


Saz, 


suz 


1722 


schon  bedeutende  Kenntnisse  im  Kartenspiel  zeigt 
(,wiewol  er  noch  ist  ein  uffschiissling,  kan  er  die  aller- 
fynsteu  bösslin');  etwas  später  spricht  der  Tod  den 
Jungen  an:  ,Du  böser  s.,  wo  wilt  lauffen?',  um  ihn  dann 
zu  treffen;  ein  Teufel,  der  einem  andern  Teufel  eben 
geholfen  hat,  den  ebenfalls  vom  Tode  ereilten  Vater 
zur  Hölle  zu  schaffen  (,der  vatter  muoss  zuom 
ersten  dran'),  fordert  den  Kameraden  auf:  ,Kumm, 
Behemott,  guoter  compengen,  wend  gon  den  s.  auch 
nenien,  mit  im  hinfaren  zuo  der  stund  und  werffen 
in  der  hellen  abgrund.'  VBoi.tz  1551.  .[Trompeter 
zum  Schildknaben,  der  ihn  zu  Saul  entboten  hat:] 
,Ja,  lieber  s.,  es  sol  sein;  ich  gang  wol  allergmach 
dohin.  Jessriel,  der  schiltknab:  Wie  lang  binn  ich 
dein  s.  gsin?  ich  mein,  du  sygst  aber  vol  wein.'  ebd. 
1554.  —  8)  sitzengebliebene  alte  Jungfer  Z  (Dan.).  — 
b)  junge  Fische,  die  man  in  Teiche  setzt,  um  sie  gross- 
zuziehen  L  (Ineichen),  zB.  von  Karpfen  Bs  (Ochs); 
,L;  Sca;  Zg'  (St.b);  daher  Bezeichnung  des  Karpfen  im 
ersten  Jahr.  Bodensee  (GLHartm.  1808;  danach  St.2). 
.Setzlinge.'  1549,  L;  dafür:  .Setzfisch.'  1556.  ,So  er  [der 
Karpfen]  nun  fürkummt,  wirdt  er  im  ersten  jar  ge- 
nennt ein  s.,  im  anderen  jar  ein  sproll  und  im  dritten 
jar  erst  ein  karpf.'  Mangolt;  Quelle  für  GLHartm.? 
.Setzling,  jung  karpfen  oder  hecht,  so  man  lasst  über- 
bleiben, wenn  die  wyer  abgelassen  werden,  ander  lisch 
darvon  zuo  ziehen.'  Fris.;  Mal.  , Uff  Juliana  1562  ist 
der  weiger  gfischt  worden,  jetlichem  chorherr  40  stuck 
karpfen  und  mir  [dem  Notar]  9  karprli  wie  setzlig.' 
MEsterm.  1875.  .Dass  man  bei  2000  Setzling  in  beide 
Weier  getan  und  bei  80  Hechtlein.'  ebd.  ,S.,  Leich 
der  Fischen,  semininum  piscium.'  Denzl.  1666.  — 
3.  eigensinniger  Mensch,  Trotzkopf  W.  Das  China 
ist  e"  rechte'  Setzji"g.  —  Bei  Gr.  WB.  X  1,  691  f.  noch  einige 
Schweiz.  Belege;  vgl.  auch  Martin-Lienh.  II  383  f.  Zu  Bed. 
2ay  vgl.  nd.  heiter,  heranwachsender  Kuabe  (Gr. WB.aaO.,  688). 

Karpfen-:  Setzkarpfen.  ,Ussgen  3  pfd  15  ß  um 
300  karpfensetzling.'  1528,  ZWth.  —  Baum-:  s.  Setz- 
ling 3  a.  —  Bänder-:  Setzreis  der  Weide.  ,Von  zwo 
tischgruoben  under  dem  schloss  ze  graben  und  zuo 
süberen,  ouch  von  200  bändersetzling  darumb  zuo 
setzen.' 1566,  ZGrün.—  Bart-:  =  Setzling  3  aa.  Z(Dän.). 

Setzung  f.:  a)  .Positus,  stelle,  gelägenheit,  s.' 
Fris.,  ,die  s„  stelle,  positio,  positura,  positus,  locatio.' 
Mal.  —  b)  das  Pflanzen.  ,Von  wägen  Setz-  und  Züch- 
tung der  Böumen.'  1697,  Z  Kq.  1910.  —  c)  ,S.  oder  ge- 
staltungdesmenschens,  construetio  hominis'  Fris.;  Mal. 
—  d)  .Ordenliche  s.  der  Worten,  consecutio  verborum.' 
ebd.  —   Vgl.  Gr.  WB.  XI,  695,  auch  Satzing  (Sp.  1582/6). 

Märchen-:  das  Setzen  von  Grenzmarken.  ,Der 
M.  halber.'  1732,  Hotz  1865. 

Setzei  II  tn.:  Zusenn,  der  zweite  Alpknecht  Gr 
ObS.  (B.).  ,Er  hat  während  des  ganzen  Sommers  das 
nötige  Holz  mit  einem  Saumpferde  (s.  Setzel-Eoss: 
Bd  VI  1435)  herbeizuschaffen.  Er  muss  den  Molken 
in  den  etwas  von  der  Alphütte  entfernten  Chäsgade"' 
(s.  Bd  II  118)  bringen.  Ferner  muss  er  jeden  Sonntag 
ins  Tal  hinunter,  um  Brod,  Mehl,  Salz  etc.  herauf- 
zuschaffen.'  ebd.  —  Wohl  entlehnt  aus  rätorom.  ttln-'tKnt 
(vgl.  Festschrift  zum  14.  allg.  deutschen  Neuphilologentag  in 
Zürich,  S.  -278),  mit  Anlehnung  an  die  Nom.  agentis  auf  -d. 

Setzel-III.  ,Ein  grüen  dintten.  Nim  spangrüen  ein 
s.  und  rib  daz  uf  eim  ribstein  mit  lütterem  essich  ...' 
Kunstb.  1474.  —  Die  Verwendung  erinnert  an  &(t«i(Sp.  11 13), 
aber  lautlich  scheint  keine  Vermittlung  müglich. 


Sitz  m.,  PI.  meist  unver.  (in  B  auch  -<):  wesentl. 
wie  nhd.  1.  abstr.,  Sitzung;  wie  noch  in  Äben(d)-S. 
,Das  sitzen  oder  s.,  sessio.'  Fris.  1568.  Sonst  nur  in 
best.  Wendungen.  I"  (uf)  ei"'m  (B),  uf  ci(n)  S.  (Aa; 
Th;  Z).  in  einer  (ununterbrochenen)  Sitzung,  gew. 
aber  unsinnlicher:  auf  ein  Mal;  vgl.  Hock  (Bd  II  1120). 
I«*  ha"  das  Buech  i"  (uf)  ei-'m  S.  üsg'lese"  B,  so  Stdt. 
Er  het  uf  änn  S.  si"  ganz  Vermögen  verlöre  Th.  Uf 
ei"  S.  zwo  Mass  trinke"  Aa  (H.);  Th;  Z.  ,Verspilt  ein 
fürst  in  einem  s.  vil  tusend  guldin.'  LLav.  1583.  ,[N. 
habe]  in  einem  S.  zum  Ochsen  gegen  einen  Constanzer 
35  Urner  Dublonen  verspilt.'  1636,  KWild  1847.  .Dass 
esmitSpilen  gar  strenghargegangen  und  dass  N.uf  allein 
einen  S. 60  in  70  Gl.  gewunnen.'  1657,  Z ;  nachher :  ,uf  ein 
Mal.'  .[Drei  Personen  vertilgten  einst]  sieben  Maas 
[Wein]  in  einem  S.'  1681,  BGr.  (Bärnd.  1908).  ,Das 
Gericht  hab  ordinari  angefangen  Morgens  um  10  Uhr  ... 
und  dan  hat's  auf  einen  S.  gewähret  bis  Nachts  gegen 
9  Uhr  oder  10  Uhr.'  JCEscber  1723.  .Welches  [Buch] 
auch  auf  einem  S.  kommlich  durchlesen  werden  kan.' 
JJULR.-Haug  1731.  S.  auch  Satz  (Sp.  1520).  —  2.  konkr., 
ausgehend  von  der  eig.  Bed.  des  Vbs  sitzen,  a)  jeder 
beliebige  Ort,  Stelle,  wo  man  sitzt  oder  sich  setzen 
kann  (im  Grase,  am  Wegrande,  auf  einem  Steine,  Baume 
usf.).  allg.  Gew.  mit  Attrib.  E(n)  guete,  schlechte", 
e(n)  herter  S.  S.  auch  siben  (Sp.  53).  Guet,  schlecht 
im  S.  si",  (un)bequem  sitzen  B.  S.  noch  ver-suechen 
(Sp.  223 u.);  Sedel  (Sp.  297).  Spec.  a)  Vorrichtung 
zum  Sitzen,  sei  es  als  Teil  eines  grössern  Ganzen,  sei  es 
selbständig  (doch  kaum  als  usuelle  Bezeichnung  eines 
bestimmten  Sitzgerätes),  allg.  Vgl.:  ,S.,  etwas,  darauf 
man  sitzt,  sedes.'  Fris.;  Mal.  1)  auf  einem  Wagen 
(Chaise),  in  einem  Kahne  udgl.  ,Als  Elisi  im  S.  sass.' 
Gotth.  Händ-er  de"  S.  [im  Rennwägelchen]  üfg'macht  ? 
fragt  der  Meister  den  Knecht.  S.  auch  Gerumpel  (BdVI 
945).  Allegorie  der  Helvetia  auf  einem  Wagen:  ,Die 
Hoffnung  ...  tuet  disen  schönen  Wagen  bawen  ... 
Vorsichtigkeit  den  S.  geschnitzt  Helvetiae,  darauf!'  si 
sitzt.'  JCWeissenb.  1701.  —  2)  als  Teil  eines  Stuhls, 
Kanapees,  einer  Bank  uä.,  auch  das  Sitzbrett  auf  dem 
Abort,  wohl  allg.  E(n)  Stuel  miteme"  'polsterete"  S. 
Der  S.  [eines  Kanapees]  isch  scho"  ganz  dür*tPg'ripset. 
S.   noch   Rugg  (Bd  VI  787  u.);   Sessel  (Sp.  1384).  — 

3)  =  Ofen-S.  (s.  d.).  Hinter  dem  Ofen :  Hindern  Oft"  uf 
dem  S.  kochet  d'Mueter  Bire"schnitz  GrTIis  (aus  einem 
Kdld).  Als  Nebenofen:  ,Aus  einer  Sandsteinplatte  ge- 
hauen oder  aus  Ofenkacheln  gefügt,  stellt  der  Ofe'lritt, 
die  Trittblatte",  der  Tritt  oder  S.  gleichsam  den  Ofen  in 
verjüngtem  Massstabe  dar.'  Bärni«.  1904  (BE.).  .Der 
sandsteinerne  Ofen  in  seiner  Stube  war  so  eingerichtet, 
dass,  wenn  es  in  der  Küche  kochte,  der  Tritt  oder 
S.   an   der   Seite   desselben   warm   wurde.'   Gottb.   — 

4)  Sitz  für  den  Armbrustschützen  beim  Schiessen, 
gew.  ein  Dreibein  mit  oder  ohne  Lehne;  Syn.  Stuel- S. 
,Der  s.  zu  sölichem  [Armbrustjschiessen  wird  hundert 
und  zwenzig  schritt  wit'  1 152,  Tsohodi  Chr.  (LSurs.). 
Jtem  wenn  ouch  zwen  glych  mit  einander  ufstandent 
und  einen  s.  nemen  wellent,  so  sollent  sy  bede  jeg- 
licher einen  bolz  geben,  dorumbe  werfen  und  der 
nechst  soll  den  s.  neraen,  und  wenn  drü  spil  gesehehent, 
so  mag  ein  ander  ouch  den  s.  nemen,  so  digh  man 
drü  spill  geschüsst,  und  wenn  einer  den  s.  einest  niinpt, 
so  soll  er  in  des  tages  nit  nie  nemen.'  1466, Bs  Armbrust- 
schützenordn.  ,Nach  mittag,  so  es  zwei  schlecht  [soll 
ein    jeglicher    Armbrustschütze]    den    ersten    schütz 


17^:: 


Saz, 


siz,  soz,  suz 


1724 


senden;  der  s.  hundert  und  10  schritt  gewonlicher, 
ungevarlicher,  die  zillwand  mit  zoigern  und  zillern 
und  ander  sach  noch  gewonlichen  schiessen  zuogricht.' 
1488,  S  Wbl.  1845  (Einladung  an  das  Amtschiessen 
in  SBalsth.).  .Werdend  die  armhrostschützen  den  eisten 
schütz  senden  . . .  und  wird  der  s.  100  und  20  schritt 
wit  ungevarlich  und  also  schiessen  jetlicher  sinen 
geschribnen  bolz  und  sust  nit.'  1495,  Z  (Einladung  zu 
einem  Schiessen).  ,So  wirt  der  s.  zuo  sölichem  schiessen 
drühundert  und  fünf  werchschuoch.'  1504,  FMarti 
1898  (Einladungsschreiben  zu  einem  Schiessen  in  Z). 
,Des  werchschuochs  lenge,  daby  s.  und  stand  beider 
zilstaten  gemessen  wirt,  ist  getruckt  in  den  brief.' 
ebd.  —  5)  in  Wohn-,  Amtsräumen.  Mueter,  gib-em  [dem 
das  Mädchen  besuchenden  Burschen]  en  S.,  dass-er 
nidersitzt  Z  Wald  (Volkslied).  .Meister  Hans  bildhouwer 
umb  den  s.  miner  herrn  der  venner  in  der  kleinen 
ratsstuben  3  pfd.'  1531,  F  Stadtrechn.  .Meister  Hans 
Geiller  umb  die  gätter  vor  miner  herren,  den  [!]  rätten, 
s.  ze  machen  15  pfd.'  ebd.  .Meister  Hans,  dem  bild- 
houwer umb  ein  s.  in  die  canzli  . . .'  1540,  ebd.  ,In 
der  ersten  untern  Kammer  zwei  Liechter  insetzen  mit 
zwei  Sitzen,  das  alt  Liecht  usshin.  In  der  Stuben  ein 
S.  dannen  tuon.'  1636,  Z  Fraumünster.  .Auszug  der 
auss  dem  Amt  bezahlten  Kosten  für  die  in  der  Richter- 
stuben ...  neu  verfertigte,  mit  blauem  Tuch  beschlagne 
Bank  und  Sitz  der  Richteren.'  1717,  ebd.  S.  auch  Sessel 
(Sp.1384).  —  ß)  unsinnlicher,  Sitzgelegenheit,  Sitz- 
platz; dafür  zT.  üblicher  (in  Ap;  Z  nur)  Blatz.  Merhänd 
ke'n  S.mer  (g)funde",  weil  Alles  schon  besetzt  war.  Ganz 
ussen  am  Bank  han-ich  noch  en  S.  (v)erwütscht.  S.  auch 
riten  (Bd  VI  1678);  suechen  (Sp.  212).  —  r)  insbes. 
bestimmt  angewiesener  Sitzplatz,  allg.  in  der  Kanzlei- 
spr.,  wenig  volkst.  In  der  Schule  het  e(n)  Ieders  si" 
S.  N.,  der  isch  ere'rlch,  er  het  e-  S.  im  Himmel- 
rieh.  Grolimund  1900.  Im  Spiel  mit  Bed.  b:  Wo  ist 
mi"  S.  ?  fraget  der  Rätsherr.  Du  seit-mer-em,  er  heig- 
e"  g'ad  bi-n-em  GlMoII.  ,Iu  unser  Stiftkilchen  im  Hoff 
allhie,  wann  etwan  Einer  uss  der  Zal  der  Stiftherren 
gestorben,  hat  sich  Etwas  als  ein  Geist  ...  merken  ... 
lassen  in  der  Mette,  dass  ein  Gerüsch  daharkommen, 
schlirpende  mit  Pantofflen,  den  Chor  uff  gegen  dem 
Stallo  oder  S.,  den  Derselbig  by  synem  Leben  gehept.' 
RCys.  (Br.).  S.  auch  ver-eren  (Bd  I  398  o.);  Brett  (Bd  V 
892  und  893);  Sidel  (Sp.  301).  Mit  Syn.  ,Als  setzent 
wir  ...  zuo  einem  Richter  über  das  Bluot  den  frommen, 

ehrsamen    und   weisen   N das   er  sich   setze   an 

unser  Statt  und  S.,  alda  richte  bei  seinem  Eid.'  A.  XVII., 
ScawE.  Noch  unsinnlicher  zur  Bezeichnung  der  Mit- 
gliedschaft in  einer  Behörde  udgl.  E(n)  S.  i"  der 
Begierig  ha".  ,Ab  seinem  s.  gon,  sein  s.  verlassen,  de 
sede  cedere  [auf  seine  amtliche  Funktion  verzichten].' 
Fris.;  Mal.  .Seines  bürgerlichen  S-es  stil  gestellt 
werden.'  1707,  BSi.  Rq.  Mit  Synn.  ,S.  und  Stimme',  der 
Kanzleispr.  geläufig.  ,Man  ist  willens  ...,  des  bischoffs 
anwälten  kein  s.  und  platz  in  pundtstagen  oder  by- 
tagen  ze  gäben.'  1560,  Brief  (JFabricius  an  HBull.). 
Übergehend  in  die  Bed.  Rang,  Grad.  .Einem  den  ersten 
oder  fürnembsten  s.  gäben,  von  eren  wägen  härfür 
ziehen  und  ze  oberst  setzen,  primas  alicui  deferre.' 
Fris.;  Mal.  ,In  beiden  Rats-Versammlungen  praesidiert 
der  in  dem  Amt  befindliche  Schultheiss  und  wird  ge- 
wöhnlich der  alte  Schultheiss,  oder  in  seiner  Abwesen- 
heit ein  Jeder  nach  dem  S.  am  ersten  gefraget,  der 
Präsident  aber  sagt  seine  Stimme  der  letste.'  Leu,  Lex. 


.Stand  (gang)  und  s.'  uä.  .Desshalb  unser  Eidgnossen 
von  Basel  als  ein  ort,  das  letst,  uf  uns  acht  ort  ein- 
andren nach  gan  und  iren  stand  und  s.  dergestalt  haben 
und  dann  demnach  uff  sy  Friburg,  Solloturn  und 
Schaffhusen  [usw].'  1501,  Absch.  .Jeder  bott  weiss  zu 
sagen,  wie  unser  Eidgnossen  von  Friburg  und  Solo- 
turn durch  ir  botten  uns  haben  bitten  lassen,  dass 
wir  sy  mit  dem  s.  und  stand  nit  endern,  nidern  und 
die  statt  Basel  für  sy  setzen  lassen.'  1501,  ebd.  ,[1501 
ward  die  Stadt  Basel  in  den  eidg.  Bund  aufgenommen] 
also  dass  si  nach  den  8  alten  orten  das  nünd,  vor 
Fryburg  und  Soloturn  gang  und  s.  sölte  haben.'  Ansh. 
.Underscheid  und  s.':  ,[In  die  erste  Klasse]  kommend 
die  künder,  die  erst  in  die  schul  getan  werden  oder 
erst  anfallend  lernen,  sind  geteilt  in  drei  unterschied 
[!]  und  s.'  AFechter  1837  (ThPlatter).  —  b)  =  Ge-säss 
4  a  (Sp.  1375)  B;  W  (LMeyer).  ,Der  ars,  der  hinder, 
das  gesäss,  der  s„  sedes.'  Fris.;  Mal.  ,So  yemants 
schaden  am  s.  und  hindern  hat,  neme  er  silberschaum 
[usw.].'  Tierb.  1563.  ,Das  [Mittel]  dienet  auch  zuo  den 
gebrechen  des  sitzes.'  Vogelb.  1557.  ,An  denen  Orten, 
welche  von  der  natürlichen  Wärme  entfehrnt  sind  als 
am  S.  (s.  h.),  an  Händen  und  an  Füssen.'  Haditweh 
1690.  ,Die  Gebein  des  Leichnams  [haben]  noch  anein- 
anderen  gehalten  an  den  Knien  und  S.'  1694,  Waldm. 
S.  auch  ser  (Sp.  1264).  Wie  Ge-säss  4  b  vom  entspr. 
Teil  der  Kleidung,  bes.  der  Hose:  D' Hose"  sV  im  S. 
ganz  verhudlet  B.  Am  tierischen  Körper,  die  Schwanz- 
federn eines  Vogels  ScHSt.  (Sulger).  —  3.  ausgehend 
von  der  erweiterten  Bed.  des  Vbs  sitzen,  a)  Ort,  wo 
man  sich  niederlässt  oder  aufhält,  Wohnsitz(recht) 
B;  L;  Z  und  sonst,  doch  zT.  nicht  volkst.  I'h  ha" 
mi"  S.  da  üfg'schlage"  B  (Zyro).  Uf  dem  Wildispitz 
isch  e"  schöne''  S.  ALGassmann  1908.  ,N.,  der  Schneider 
von  Frauenfeld  pitt  im  zu  bewilligen  in  miner  herren 
piet  wonen  und  sinen  s.  haben  zu  lassen.'  1557,  Z  RM. 
.Das  ...  ein  jeder,  der  sinen  s.  zu  Altigken  bete,  pfiiehtig 
sin  sollte,  inen  [den  Gerichtsherren]  ...  einen  vogt- 
und  einen  lybtagwan  ze  tuon.'  1559,  Z  Rq.  ,S.,  herberg, 
wonung,  sedes;  s.  der  glöubigen  oder  säligen,  das 
paradeis  oder  himmelreich,  beat»  sedes.'  Fris.;  Mal. 
.Jene  Stätte  sind  Stanklöcher  der  Abgötterei  und  S-e 
des  Antichristen.'  JMeyer  1700.  .Die  obren  sitz',  im 
Himmel:  .Warlich,  er  was  ein  man  wirdig  sius  lebens, 
darumb  in  villicbt  gott  wider  in  himel  berüeft  hatt; 
wann  es  ist  vil  bequemlicher,  dass  er  künftig  wer  in 
den  obren  s-en  dann  under  den  wältlichen.'  1501,  Z. 
beharrlicher  s.',  dauernder  Aufenthalt:  ,Dass  dheine 
der  vorgedachten  partyen  solle  annemen  zuo  burgern  ... 
die  undertan[en]  noch  gesässnen  der  andern  partyg, 
wo  si  nit  hätten  beharrlichen  s-e  mit  lyb  und  güetern 
in  dem  ort,  da  si  also  angenoraen  wären  worden.'  1530, 
Absch.  Oft  .htishablicher  s.';  vgl.  Bd  II  929/30.  ,Es 
sollen  ouch  alle  die  usslendischen,  so  jetzundt  mit 
husshablichem  s.  im  landt  wonhaft,  glicher  gstalt  ein 
rat  ansuochen,  ob  man  sy  witer  im  land  hussheblich 
welle  pliben  lassen.'  um  1500,  USpir.  ,I)as  ein  jeder  ..., 
der  sinen  husshablichen  s.  by  inen  haben  . . .  will, 
inen  zuovor  zuo  inzuggelt  ...  [Preis]  ussrichten  und 
bezalen  ...  sollen.'  1558,  Z  Rq.  ,Wann  aber  einer,  so 
den  andern  allhie  verpieten  wyl,  by  sinem  eid  behalten 
mag,  das  derselbig  keinen  huszhäblichen  s.  nienen 
habe  und  er  dem  sinen  sonst  anderstwo  nit  zuokomineu 
möge,  alldann  soll  im  das  verpott  zuoglassen  ...  werden.' 
1572,  Aar.  StR.     ,Wellicher  dann  ...  zuo  inen  [nach 


1725 


Saz 


Albisrieden]  ziechen,  synen  huszhablichen  s.  by  inen 
haben  ...  wil,  derselben  jeder  solle  zuovor  zuo  ynzug- 
gält  usrichten  und  bar  bezalen  [folgt  Preis].'  159(1, 
Z  Eq.  ,Dass  solche  [ausgewanderte  ürtsbürger]  in  der 
Landschaft,  wo  sie  dannen  gezogen  und  ihren  letzten 
haushäblichen  S.  verlassen  haben,  auch  widerura  sollen 
angenommen,  versteürt  und  erhalten  werden.'  1693, 
BSi.  Auch  1566,  BG.  (Bärnd.  1911).  MitSyn.  ,Sin  hus- 
hablichen  s.  und  wonung  alda  haben.'  1580,  ZGrün. 
,Die  Eheleute  Kramer  behalten  sich  lebenslänglich  den 
unentgeltlichen  S.  und  Platz  im  verkauften  Hause  vor.' 
1870,  ZAnd.  ,Eouch  und  s.';  s.  BdVI95u.  Konkr.,  Haus 
(mit  Umgelände),  Besitzung,  Anwesen.  ,Hat  ein 
man  kind,  so  erbt  der  jüngst  sun  den  s.,  daz  ist  das 
husz.'  1460,  L.  ,Das  miner  herren  beger  sige,  das  er, 
sobald  er  möge,  sinen  jetzigen  s.  verliehen,  vertuschen 
ald  verkouffen  und  an  ein  ander  ort  ziechen  und  sich 
anderschwo  enthalten  solle.'  1546,  Z  EB.  ,Es  hatt 
min  Hussfrow  einen  S.  neben  der  Statt  Chur  sampt 
Weingarten,  Boumgarten  [usw.],  StMargreten  genant.' 
1622,  Z.  ,Eine  Gült  auf  Stoffel  Guten  S.  mag  man 
neuerdings  siglen.'  1693,  Nnw  Ges.  1868.  .Eemigi 
Gasser  soll  sein  Sitzli  innert  8  Tagen  aufwerfen  [den 
Gläubigern  überlassen]  und  abziehen  oder  um  den 
Zins  Bürgschaft  geben.'  1694,  ebd.  .Ganzer  S.',  arron- 
dierte Besitzung.  .Wann  Einer  einen  ganzen  S.  hat, 
wo  2,  3  oder  4  Matten  aneinander  stehen.'  Ndw  LB. 
1807  (älteres  Gesetz).  .[Beschluss  der  Nachgemeinde] 
dass  Alpen,  Waldungen  und  Bieder,  die  zu  einem 
ganzen  S.  gehören,  ebenfalls  dem  gleichen  [Schuld-] 
Bekenntnisse,  welches  diesen  ganzen  S.  zum  Unterpfand 
hat,  einverleibt  werden  können.'  1749,  Ndw  Ges.  1868. 
Insbes.  ,Haus  und  Hof  besserer  Geltung',  Landsitz, 
Herrensitz  Aa  (H.);  Ap;  B  (ausschliesslich  so);  Th;  Z. 
Das  isch  (Dir  het)  e"  schöne"  S.  E"  netts  Sitzli  Tb; 
Syn.  Höckli.  ,Als  N.  etliche  güeter  von  sinem  s.  im 
Eor  gegen  Hansen  A.  verkouft,  ime  darnebent  nit  an- 
gezeigt, dass  sollicher  s.  mit  der  statt  panner  ze  reiszen 
und  ze  sturen  schuldig.'  1567,  ZEM.;  ähnlich  1577: 
,Die  wyl  syn  s.  [im  Eohr]  mit  der  statt  panner  und 
constafel  reissen  müesse.'  ebd.  ,[Man  wisse  nicht]  wie 
es  bisshar  mit  den  edellüten,  so  landsessen  sind,  mit 
dem  verkouff  irer  fruchten  gebrucht  worden  ...  So 
es  ein  alter  bruch,  das  sy  ire  frücht  in  iren  s-en  und 
behaltern  verkouffen  mögen  und  nit  schuldig  dannit 
zuo  markt  faren,  söllent  sy  es  davby  blyben  lassen.' 
1569,  ebd.  ,Der  s.  Steinegg  sampt  aller  zuogehört  und 
uutzung.'  1582,  Z  EM.  Mit  Subst.  aus  der  selben 
Sphäre  verbunden.  ,[N.  sagt  aus]  das  sin  vatter  . . . 
die  herschaft  ald  s.  Waagenhuszen  inngehept  ...;  die- 
wyl  er  aber  sich  uff  synem  s.  Steinegg  enthalten, 
möge  er,  wie  und  wellicher  gstalt  sy,  die  von  Stein, 
den  zol  der  enden  inzenemmen  befüegt ...  nit  wüszen.' 
1578,  Z.  .Schloss  und  S.  Wyden.'  1641,  ZAnd.  S.  noch 
Land-Säss  (Sp.  1363).  ,Gefriter  S.',  von  Grundsteuern 
befreit;  vgl.  frl  (Bd  I  1257)  und  s.  auch  Frl-S.  ,N. 
beschwert  sich,  dass  der  Landvogt  von  dem  von  ihm 
an  Zollikofer  von  StGallen  verkauften  gefreiten  S. 
den  Abzug  verlange.'  1731,  Absch.  — ■  b)  Lager  des 
Hasen;  vgl.  Satz  Bl  (Sp.  1525).  .Weilen  auch  durch 
das  Schiessen  der  Hasen  im  S.  in  den  Bäben  und 
anderstwo  ehrlichen  Leuten  in  den  Eäbbärgen  grosser 
Schaden  zugefügt  wird,  als  wollen  wir  Solches  ab- 
gekennt  und  verboten  han.'  1752,  Z  Ges.  1757. 

Mhd.  siz  m.,  von  sitzen  neilgebildet;  vgl.  Gr.WB.  X  1,  1276 


faurh  in  .In  l:.-.l.  .WiMlager';  vgl.  :!!.);  Martin- Liouli.  11:184: 
Follroann  ISO;  zur  Bei.  vgl.  auch  Hock  1  (Bd  II  1180); 
feiner  Sessel  la  (Sp.  1384).  Öfter  in  L'ikaluamen  (wohl  meist 
zu  3a,  bei  Hügelnamen  möglicherweise  zu  2aa  (vgl.  Flueh- 
Satz).  ,Sitz'  Ap  (öfter;  ,auf  dem  S.'  bei  Speicher);  BBurgist. 
(,auf  dem  S.',  zwei  Häus.rl,  oE.;  ß;  Dw.  In  Zssen.  .Gross-' 
(,N.,  der  Besitzer  der  drei  alten  Häuser  oder  Feuerstätten, 
des  grossen  Sitzes,  Blättli  und  Fuchsenloch.'  Ndw  LB.  1867), 
.Käppeli-',  ,BrüggeD-'  (nahe  bei  der  Biirerbrücke),  ,SageD-S.' 
üw.  ,Kiiti-S.'  Ap.  ,S.-Bühl'  GSa.;  Z.  ,S.-Bach'  GW1.  Nicht 
hieher:  ,S.-Berg'  (älter  .Siggcnsberg')  bei  ZTu.;  vgl.  HMe>. 
1849.  —  Zu  den  folg.  Zssen  vgl.  die  eDtspr.  Zssen  von  sitzen. 
Äbe"(d)-  bzw.  Ö-,  in  B;  S  auch  Z'Äbe"(dJ-,  bzw. 
Z'Ö.:  das  Beisammensitzen  am  Feierabend.  I.  abstr. 
a)  zwanglose  abendliche  Zusammenkunft  der  Familien- 
glieder, von  Nachbarsleuten,  Bekannten,  Mitgliedern 
eines  Vereins,  Freundeskreises  usw.  zum  Zwecke 
gemeinschaftlicher  Beschäftigung  oder  geselliger  Unter- 
haltung, entweder  vor  oder  in  einem  Privathause,  auch 
in  einem  öffentlichen  Lokal,  Wirtshause  udgl.  Aa  (so 
Arb.,  Britta. ,  L.);  Bs;  B(allg.);FJ;  L;  PPo.;  ScnSchl.; 
S;  W,  .Abendgesellschaft,  Soiree'  (Zschokke  1797). 
,Der  sog.  A.  wird  [in  WTurtmanntal]  durch  Arbeit 
und  Kurzweil  ausgefüllt:  Lesen  erbaulicher  Bücher, 
Gesang,  Spiel,  Erzählen  von  Botzengeschichten.'  W 
Bote  1909.  Ich  will-iwh's  b'richte",  wie's  albe"  d's  Gros"- 
alten  di  alti  halbblindi  Base"  am  A.  zum  Spinne"  ver- 
zellt  het.  Schwzd.  (BLenk).  Me"  schaffet  Büre"ziti"gen 
und  Büre"büecher  a",  durehschnauset-se-n-a"  Chütöbe"te" 
bim  Z'  Ö.  Schild  1866.  Nachher  hei"-si  du  no'h  e" 
g'müetleche"  Z'Ä.  g'ha".  EvTavel  1902.  Heit-er  Ä.  Y, 
statt  einer  Grassformel  zu  der  abends  vor  dem  Hause 
versammelten  Bauernfamilie  BO.  Z'Ä.  gä",  cho"  oä., 
einen  abendlichen  Besuch  abstatten,  oft  in  einem 
Privathause  im  Ggs.  zum  Wirtshausbesuch,  aaüü. 
, Statt  arbeitend,  kann  man  den  langen  Abend  auch 
mit  Plaudern  verbringen,  kann  bei  Alten  oder  Jungen 
zChilt  oder  z'Ä.  gä",  mit  ihnen  einen  Chiltäbe"d  ver- 
bringen.' Barnd.  1904.  Der  Besucher  wird  eingeladen 
seinen  Besuch  zu  wiederholen:  Chömet  i'Jnist  z'A.  cho" 
tubakc".  ebd.  1911.  .Darum  beschloss  ich  ...  ich  wolle 
statt  die  Weiber  hinkommen  zu  lassen,  zu  ihnen  in  die 
Häuser  gehen  z'A.'  Gotth.  ,Und  wenn  der  Mann  es 
nicht  mehr  mitnahm,  so  gieng  es  auf  eigene  Faust, 
gieng  hie  und  dort  z'Ä.  oder  hatte  Etwas  im  Dorfe  zu 
verrichten.'  ebd.  Und  im  Winter,  tee""  d's  Wibervoleh 
nach  dem  z'  Nachtesse"  noch  g'spunne"  het,  su  isch-men 
öppe"  zu-n-enangere"  z'Ä.  u""  het  es  par  Nuss  uf- 
g'chnütschet  und  es  Schnifeli  Brot  derzue  g'esse"  und 
es  Brönz  oder  es  Bätziicasser  derzue  'trauche".  Loosli 
1910.  Der  Dokter  Dachs  het  ZU  g'ha",  hie  und  da  i" 
d'sPfarrhüs  z'Ä.  z' gä".  Bischer  1903.  S.  noch  Hand 
(Bd  II  1392).  Entspr.  z'Ä.  st".  Am  Samstig  si"  d's 
Unggle"  Brändiis  wie  geng  im  Pfarrhüs  z'Ä.  g'si". 
EIscher  1903.  Gew.  bildet  einen  Hauptreiz  die  mehr 
oder  weniger  reichliche  Bewirtung.  .Nächtliche  Trink- 
gelage zB.  in  der  Posternacht,  bi-ncr  Tri'chleten  old 
an  Hiffen  [vielen]  Ä-en.'  Barnd.  190S.  Churzi  Ziti 
han-i'''  g'häben  z'  Schtcarze'burg  a»i  .1.;  ''«  ist  doch 
no°*  Lust  und  Lebe"  öni  Chib  und  6m  Chrite.  B  Volks- 
ztg  1902.  Beim  sog.  Brichere"-Z Nacht  wird  Wein 
aufgetischt,  der  die  Leute  oft  gesprächiger  macht,  als 
vom  Guten  ist;  ,Dies  noch  um  so  eher,  da  an  dem  zum 
Hock  oder  Ä.  verlängerten  Mahl  die  Geschäftigkeit 
der  Hände  die  des  Mundes  veranständigt.'  Bärnd.  1904. 
Die  Beobachtung,  dass  das  bäuerliche   Vereinsleben 


1727 


S1Z,  soz,  suz 


1728 


einen  veredelnden  Einfluss  auf  die  Sitten  ausübe,  ,gilt 
auch  für  jedes  zum  Liecht  gä",  jeden  Ä.,  jedes  Dorfe".' 
ebd.  1911.  Hieher  (?) :  .Jetzt  wären  wieder  einmal  Nüsse 
genug  beisammen  für  eine  Generalknütschete11,  welche, 
wenn  sie  zustande  kommt,  leicht  noch  nm  ein  paar 
Schalen  handlicher  ausfallen  dürfte  als  die  üblichen 
an  den  freiburgischen  , Abendsitzen',  bei  denen  es  auch 
nicht  immer  am  glättesten  abläuft.'  B  Volksztg  1904. 
S.  auch  Rls-Briw  (Bd  V  1035).  Insbes.  a)  von  einer 
Gesellschaft,  Vereinigung  junger  Bursche  und  Mädchen 
B;  FJ.;  S;  W.  ,In  den  Gebirgsdörfern  rinden  an  den 
langen  Winterabenden  sog.  Abendsitze  statt,  wo  die 
jungen  Älpler  und  Älplerinnen  zusammenkommen  und 
sich  mit  Gesängen  und  Tänzen  belustigen.'  FAnd.  1898. 
,Dann  kommen  im  Winter  Abendsitze,  ganz  simple, 
und  andere,  denen  man  Schnitzet,  Spinnet  sagt,  alle 
dem  jungen  Volk  zu  Lieb  und  Ehre.'  Gotth.  ,Wer 
kennt  nicht  die  alte  geizige  Wittwe,  die,  so  lange  ihr 
Mann  lebte,  nie  ins  Wirtshaus  ging,  nie  ganze  Milch 
brauchte,  und  die  jetzt  A.  hat,  jungen  Buben  Brönz 
und  Brod  gibt,  bis  sie  selbst  keins  mehr  hat.'  ebd. 
,Er  [der  Lehrer]  muss  sich  zweitens  hüten,  dass  er 
nicht  gegen  die  Mädchen  ekelhaft  wird  und  zudring- 
lich, dass  er  die  Schule  mit  einem  A.  verwechsle  und 
irgend  fühlbare  Zeichen  seiner  Liebe  gebe.'  ebd.  ,Dort 
[in  WLö.]  waren  auch  zwei  ledige  Schwestern.  Diese 
hatten  einmal  zwei  Burschen  von  Ferden  zum  A.  ein- 
geladen.' FGStebler  1907.  Dru  Meitschi  u"d  drei 
Bliebe",  die  si"  hüt  z'Ä.  dert  i"  der  warme"  Stube"  bim 
alte"  Tanne"fritz.  Schwzd.  (BO.).  [Die  Mädchen:]  Bert 
si"  Buebe":  Chlaus  u"d  Marti",  Brecht  u"d  Christe", 
Benz  u"d  Fritz.  . . .  Wol!  das  giH  en  Ä.  CWiedm.  1848 
C,Der  A.'J.  Und  's  Mürers  Hansli  isch's  nit  g'si" 
[der  bei  der  Nacht  um  das  Häuschen  herumschlich]; 
der  isch  herzhaft  i"  d'  Stuben  ine"  cho",  «'  0.,  dem 
Meitschi  z'lieb.  J Joachim  1892.  S.  auch  barren  (Bd  IV 
1436),  ferner  An-süffet  (Sp.  351).  —  ß)  nächtlicher  Be- 
such eines  Burschen  bei  einem  Mädchen  B;  FJ.;  L 
(Schürmann);  W.  Z'Ä.  gä",  =  z'  Chilt  gä"  WMü.  Z'Ä. 
si",  auf  Besuch  sein  bei  der  Geliebten  FJ.  S.  noch 
Rigel  (Bd  VI  749).  ,Das  Chorgericht  von  BLauenen 
verbot  häufig  den  Burschen  z'  A.  zu  gehen.'  Bdnd 
1905.  —  b)  im  Übergang  zu  zeitlicher  Bed.,  „Tages- 
zeit von  Abend  7  bis  10  oder  11  Uhr;  ein  kurzer  A., 
wenn  derselbe  inner  dieser  Zeitfrist  endigt;  ein  langer 
A.,  wenn  diese  Zeitfrist  überschritten  wird  B;  LE." 
Er  soll  hinecht  im  Ä.  züe-n-i"s  cho",  auf  die  Abend- 
zeit BBe.  S.  auch  dar-geben  (Bd  II  93).  —  2.  konkr. 
a)  pers.  „Abendgast,  Abendgesellschaft."  Im  Übergang: 
Mir  hei"  hüt  Ä.  B.  Mir  überchöme",  erwarte"  Ä.,  = 
'sischhütÄ.  cho".  ebd.  —  b)  sachl.  , Vesperbrot.  Ich  hab 
mein  Z' Abbesitz  in  Ruh  genossen.'  Zschokke  1797.  — 
Das  W.  scheint  mir  Schweiz,  zu  sein.  Zur  Bed.  vgl.  die 
Synn.  Chüt-Abend  (RA  I  37);  Chiltet(en)  (Bd  III  246);  (Liecht-) 
Heim-Gart  (Bd  II  434/5,  in  BHk.;  W  1t  Tscheinen  im  Gegs. 
zu  A.  von  einem  Besuch,  einer  Zusammenkunft  bei  Tage; 
s.  auch  FAnd.  1898,  802);  (Liecht-)Stubeten;  ferner  z(um) 
Liecht  (Bd  III  1051),  ze  Heim-Gart,  ze  Chilt  gän  (Bd  III  242). 
2  b  beruht  wohl  auf  Missverständniss  (Verwechslung  mit 
Z Abe(nd)  n.?).  —  ab e " (d ) - s i t z e° ,  in  FJ.  auch  z'ä.: 
Abendsitz  halten,  „gesellschaftlich  den  Abend  mit 
Plaudern  verscherzen",  ,bei  Licht  auf  sein'  BHk.,  M., 
U.;  St.,  einen  abendlichen  Besuch  abstatten  BSi.  (auch 
ltlmOb.);  W,  bes.  einen  nächtlichen  Besuch  bei  der 
Geliebten  machen  FJ.     Ir  heid  hienacht  g' äbu"d sitzet 


W  (Tscheinen).  „Mer  hend  bis  gäge"  Morge"  g' äbe"- 
sitzet  B."  Der  subst.  Inf.  wechselnd  mit  dem  kon- 
kretem und  sinnlichem  vi  -Sitz.  ,Sie  [die  Kinder] 
erhielten  den  Auftrag  mich  zu  ihnen  einzuladen  zum 
Abendsitz.  [Später :]  Von  da  an  behagte  mir  das  Abend- 
sitzen gar  sehr.'  Gotth.  ,Es  [das  Bernervolk]  schreit 
beim  Brunnen,  beim  Abendsitzen  in  Wirtshäusern, 
aber  immer  ...  mit  halblauter  Stimme,  so  dass  die, 
welche  nicht  beim  Brunnen  stehen,  nicht  an  den  Abend- 
sitzen mit  sitzen,  ...  Nichts  davon  hören.'  ebd.  — 
Äbe"(d)-Sitzer(in):  Teilnehmer(in)  an  einem  Ä.- 
Sitz.  ,Die  A-in  in  Ritzingen  [Titel].  Eine  kräftige, 
lebensmutige,  alleinlebende  Bauerntochter  hatte  auch 
die  Sucht,  jeden  Winterabend  mit  dem  Rad  am  Arm 
die  Abendsitzstube  aufzusuchen.'  W  Sagen.  Bes.  vom 
nächtlichen  Besucher  einesjungen  Mädchens  FJ.;  Syn. 
Chilter.  —  äben(d)-sitzle11:  =  äbend-sitzen.  Wege" 
Christin  het-me"  glich  chönnen  öbe"dsitzle".  Mi"  nimmt 
albeneinist  es  Lied,  de""  wider  es  Tänzli  n"d  mithinen 
auch  öppen  es  Schlückli  Wi"  oder  es  Güxli.  SGfeller 
1911.  Mit  abschätzigem  Nbsinne:  ,Das  Wirtshausleben 
war  dem  Schlosserhannes  ein  Greuel;  er  verabscheute 
das  Kartenspiel,  das  Abendsitzeln;  er  hatte  zu  oft  schon 
gesehen,  wohin  das  Wirtshäuseln  etc.  führen  könne.' 
vAlmen  1897.  —  Äbe°(d)-sitzler,  Öbe"d-:  =  Äbend- 
Sitzer.  SGfeller  1911;  s.  Sp.  1066. 

Abbin  Abe"-:  das  Niedersitzen.  Nur  in  einem  Z 
Spielvers:  Zwei  Kinder  stellen  sich  Rücken  an  Rücken 
gegeneinander,  heben  sich,  die  Arme  verschlingend, 
wechselweise  vom  Boden  und  schliessen  das  Spiel  und 
den  Dialog  mit  gleichzeitigem  Niedersitzen :  G%- 
gampfe",  Räbe"stampfe".  Wo  ist  din  Ätti?  Im  Holz. 
Was  tuet-er  im  Holz  ?  Er  stocket  en  Stock.  Was  für 
en  Stock?  En  Nägclistock.  Was  hät's  i"  dem  Stock? 
E"  Lüs.  Was  hät's  i"  der  Lüs  ?  E"  Niss.  Was  hät's 
i"  der  Niss?  En  brave",  brave"  A.  Vgl.  auch  röt 
(ebd.  1755). 

Über-:  die  normale  Zeit  überdauernder  Abend- 
Sitz,  bes.  der  aus  dem  alten  ins  neue  Jahr  hinein- 
reichende am  Silvester  BHa. 

üfe"-:  zum  Sitzen  hergerichtete  oder  geeignete 
Stelle  am  Ofen ;  vgl.  Sitz  2aa3.  1.  =  Chunsl-Ofen  1 
(Bd  1 112)  AAAar.;  BE.;  S.  ,Es  [das  christliche  Wohn- 
haus] ist  ...  ein  Holzhaus  mit  Strohdach  ...  einem 
Ofen  mit  O.  von  Sandsteinplatten,  auf  welchen  der 
Name  Jesus  (J.  H.  S.),  der  Name  des  Hauseigentümers 
und  die  Jahrzahl  der  Erstellung  geschrieben  steht.' 
LRSchmidlin  1886.  So  wohl  auch  in  folg.  Stellen:  So, 
dö  hätte"-mer  gottlob  wider  Vg'winteret  und  me"  cha""- 
sich  mit  der  Lismete"  heimelig  uf  "em  0.  Wichte" 
SL.  Mi"  Muetter  het  grosses  Bedüre"  g'ha"  mit  dem 
arme"  G' schöpf  und-em  warme"  Gaffe  i"g'schänkt  ...  und 
's  g'lieissen  uf  de"  warm  0.  hocke".  Joach.  1892.  — 
2.  ganz  oder  tw.  um  den  Ofen  herumlaufende,  meist 
steinerne  (in  W  hölzerne)  Bank  AAlvlingn.;  W(LMeyer); 
Syn.  O.-Bank  1  (Bd  IV  1384).  —  3.  in  die  Deckplatte  des 
hohen  Kachelofens  eingebaute  Vertiefung  zum  Sitzen, 
wobei  die  Füsse  auf  die  Bank  zu  stehen  kommen  Aa 
Wiggwil.  —  4.  Sitz  zwischen  Ofen  und  Wand  (tw.  wie  1 
vom  Feuerherd  der  Küche  aus  erwärmbar),  oft  mit 
mehreren  Stufen ;  meist  durch  einen  Vorhang  verdeckt 
BG.  (Bärnd.  1911,  366  mit  Abbildg);  L  (Schürmann): 
ScBSchl.;  TnErm.;  ZFehr.  (lt  Hunz.  191U),  Kü.,  O., 
Russ.;  Synn.  bei  Hunz.  1910,  41  f.;  dazu  O.-Stapfen 
(ScHSchl.),    -Chrückli    (Bd  III  807),    -Winkel.      ,Er 


1720 


1730 


[der  Doktor]  setzt  sich  auf  den  0.,  wo  er  zwar  etwas 
versteckt  nur  einem  Teil  der  Gäste  sichtbar  ist;  er 
erklärt,  so  viel  besser  erzählen  zu  können.'  ONaqeli 
1898.—  Vgl.  Gr.  WB.  VII  1162.  Einen  ansichern  histo- 
risches Beleg  s.  S[>.  16IC,. 

Üf-:  =  Üf-satz2b  (Sp.  1536).  ,Ach,  mein  Gott,  gib 
mir  wider  die  Aufsitze  und  Schrecken  des  Satans  zu 
die  Wacht  deiner  heiligen  und  guten  Englen.'  IMeyer 
1694. 

In-:  ,das  Einsitzen.'  1.  a)  vom  Einzug  in  ein  Haus: 
,Zum  3.  [verspricht  die  L  Regierung]  dass  mgnh. 
imme  [dem  aus  Freiburg  im  Breisgau  berufenen 
Apotheker  N.]  disse  8  jar  lang  sin  behussung  in  irem 
oder  der  statt  kosten  in  buw  und  eheren  erhalten 
wollendt  ...  Und  darzuo  ouch  glych  zum  ersten  anfang 
oder  y.  band  sy  imme  den  laden  und  daz  huss  lassen 
zuorüsten,  daz  ein  erbares  kostet  hat.'  1598,  Reber 
1898.  —  b)  bes.  vom  Einzug  in  eine  Gemeinde,  Nieder- 
lassung, bzw.  das  Recht  dazu,  ,0b  einer,  der  burger 
werden  wil,  vor  söllichem  i.  mit  yemant  alt  spän  hette, 
dero  nimpt  man  sich  ganz  nüt  an.'  1512/1622,  AABr. 
StR.;  vgl.  zur  Sache  Sp.  1675  u.  .Eheliche  kinder, 
so  . . .  andere  burgrecht  ald  eins,  angenommen  haben.' 
1596,  TbHw.  Arch.  (Abschrift).  .Wellicher  ouch  von 
mynen  Herren,  Schultheissen,  Räten  [usw.]  für  einen 
Inwoner  und  Burger  und  Hindersessen  angenommen 
wirt  und  Derselbig  aber  vor  sinem  I.  mit  Jemand  alte 
Spän  und  Sampnungen  hette,  deren  soll  er  sich  genz- 
liehen  vor  sinem  I.  fry  machen  und  entladen  oder  usz- 
bliben.'  1607,  AaL.  StR.  .Damit  keiner  Person  der 
J.  in  ihrer  Landschaft  nit  bewilliget  werde,  er  kaufte 
sich  dann  zuevor  von  der  Leibeigenschaft  ab.'  1652,  Z. 
Jeder  junger  Mann,  so  erstmahls  in  die  Ehe  trittet, 
wie  auch  Der,  so  den  Eins,  in  einem  oder  dem  andern 
Ort  erlanget,  [soll]  ein  junge  Eichen  bei  Straf 
10  Pfunden  setzen.'  1697,  Bs  Rq.;  ähnlich  noch  Bs 
Waldordn.  1781.  ,[Betr.  die  Bestimmung]  das  die  alte 
Landleüt,  so  von  Seiten  ob  oder  nit  dem  Wald  in  das 
eint  oder  andere  Ort  ziechen,  gleich  auff  den  Eins. 
Heüsser,  Güeter,  Gülten  und  dergleichen  an  sich  er- 
kauften mögen,  linden  ihr  u.  g.  1.  Lfandleut]  besser,  dass 
solche  bevor  etwan  ein  viertel  oder  halbes  Jahr  säss- 
haft  sin  müessen.'  1740,  Uw  (JSG.).  ,[Dic  Erfahrung 
habe  gelehrt]  was  für  Folgen  daraus  entstehen,  wann 
einer  einen  rechtlichen  Titel  seines  Aufenthalts  an 
einem  Ort  habe,  ehe  ihm  noch  der  Eins,  hochobrig- 
keitlich bewilliget.'  1795,  Bs  Rq.  Betr.  den  , Einsitz' 
einer  ortsfremden  Ehefrau:  Die  Landprediger  sollten 
keinem  Untertan,  ,der  ein  usslendisch  weib  geehelicht', 
den  Kilchgang  gestatten,  es  sei  denn  die  Steuer  ,für 
den  i.'  bezahlt,  1597,  Bs  Ratserk.  (JWHess  1905). 
.Welcher  Man  oder  Knab  weibet  und  sein  [,einl  1757] 
Ungenossame  nimpt,  der  besseret  unseren  gn.  HH. 
5  Gulden  Bassler  Wehrung  für  ihren  L'  1611,  Bs  Rq. ; 
ähnlich  noch  1757,  ebd.  ,Nüwer  i.'  ,Wellicher  aber 
[kantons-]frömbd,  ...  und  doch  in  der  Eidtgnosschaft 
erboren  ist  [soll  bar  bezahlen]  zwenzig  pfund  der 
gmeind  [Oberglatt]  und  unserm  vogt  zu  schütz-  und 
schinngelt  des  nüwen  i-es  ouch  zwanzig  pfunt,'  1580, 
HDiener  1863.  ,Und  wievil  deren  einer  inen  [der  Ge- 
meinde Berg  a./L]  zuo  inzuggelt  zalt,  also  vil  soll  er 
unserm  vogt  zuo  Kyburg  als  zuo  unsern  banden  zuo 
schirmgelt  von  des  nüwen  i-es  wegen  auch  zuo  erleggen 
schuldig  syn.'  1592,  Z  Rq.  1910;  ähnliche  Belege 
ebd.  S.  3.  35.  156.  321.  464.    .Vollkommener  1.',  Recht 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


eines  In-Sässen  (Sp.  1347;  vgl.  dort  .ganzer  insass') 
im  Gegs.  zum  Bi-Sässen  (Sp.  1364,  in  Bed.  2).  .[Der 
Bisäss  soll]  für  ein  Rat  kehren  und  pittlich  umb  den 
vollkommen  I.  anhalten  ...  Und  welchen  es  dann  er- 
laubt, sich  im  Land  niderzelassen  und  inzesitzen,  der 
soll  einer  Oberkeit  5  fl.  für  das  Insitzen  geben.'  1607, 
U.  S.  noch  Bi-Sdss  (Sp.  1365/66).  —  Vgl.  Fischer  II 
648;  Sehm.MI  348  (in  andrer  Bed.). 

Ere0-:  wie  nhd.  Siner  Fraue"  Jippe"sehlitz  het- 
in  g'setzt  in  F.,  alter  Spottreim  BsL.  (, Landvogts- 
zeit'). Ehrenhalber  erteilte  Erlaubniss  an  nicht 
eidgenössische  Vertreter,  gewissen  Tagsatzungs- 
verhandlungen beizuwohnen:  ,Mülilhausen  kommt  ... 
mit  dem  Ansuchen  ein,  es  möchte  seinem  Gesandten 
bei  Legitimationsconferenzen  der  Ehrens.  als  ein  un- 
schuldiges Honoriücum  gegönnt  werden.'  1765,  Absch.; 
vgl.  zur  Sache  die  Belege  von  1754  und  1766  unter 
Bis.  (Sp.  1732). 

Vor-:  =  Äbend-S.l.  ,Anneli,  unser  Dienstmädchen, 
hatte  die  seltene  Erlaubniss  erhalten,  des  Abends  mit 
der  Kunkel  in  den  V.  zu  gehen  (zur  Stubeten),  in  die 
Gesellschaft  mehrerer  Spinnerinnen.'   KSteiger  1839. 

Auch  bei  Fischer  II  1672  (s.  die  Anm.  daselbst).  Als 
Ortsbezeichmmg:    .Acker   im  Vorsitz'   ZFlaach. 

Fri-:  l.  =  <7e/ri«er,S.(Sp.l725u.);  vgl.  auch  Fri-Hof 
(Bd  II  1026).  Nur  in  ä.  Belegen  für  Th.  Eine  Ab- 
ordnung der  Stadt  Constanz  beschwert  sich,  dass  der 
Landvogt  den  Abzug  von  dem  [an  einen  Ausländer 
verkauften]  Freisitze  Arenenberg  verlangt  habe.' 
1732,  Absch.  .Franz  Anton  von  Eichbeck,  Lehenrat, 
wünscht,  dass  man  ihm  den  vom  Verkauf  des  Frei- 
sitzes Roggwyl  bereits  bezahlten  Abzug  von  4000 
Gulden,  welche  Summe  als  alte  Schulden  auf  dem  Gute 
hafte  ...  herausgeben  möge.'  1737,  ebd.  .Dieser  Frei- 
sitze halber  ist  zu  wissen,  dass  derselben  Besitzer 
inner  dem  Bezirk  ihrer  Schlösser  und  Freisitze 
gerichtsherrische  Rechte  besitzen,  auch  mit  den 
Gerichtsherren  auf  dem  jährlichen  Gerichtsherrentag 
zu  Weinfelden  sich  versammeln,  zu  derselben  Anlagen 
das  Ihrige  mit  beitragen,  und  so  es  des  Landes  Not 
erfordert,  reisen  müssen.  In  Ansehung  derjenigen 
Güter,  welche  ehedem  an  den  Freisitzen  gehaftet 
waren,  sind  die  Besitzer  von  den  Landsanlagen,  Wachten 
und  andern  Beschwerden  befreiet.  Sie  haben  aber  weder 
Untertanen,  noch  Gerichte,  es  sei  dann  dass  sie  selbige 
auf  andere  Weise  an  sich  gebracht  haben  ...  Der 
hohen  Gerichte  halben  stehen  die  Eigentümer  der  Frei- 
sitze unter  der  Gerichtsbarkeit  des  Landvogts  [folgt 
eine  Aufzählungder  Freisitze  in  der  Landgrafschaft  Tu].' 
JKFXsi  1766.  .Verschiedene  thurgäuische  Herrschaften 
und  Freisize  stehen  dermalen  einigen  der  regierenden 
Stände  zu  ...  Nur  der  wenigere  Teil  dieser  Herr- 
schaften und  Freisitze  wird  dermalen  von  besondern 
Häusern  besessen.'  ebd.  —  2.  freies  Wohnrecht; 
vgl.  Fri-Säss  (Sp.  1351).  ,1610  wurde  verordnet, 
das  Jeder,  der  das  hiesige  Bürgerrecht  erlangen 
wolle,  1000  Gulden  reines  Vermögen  besizen  müsse, 
das  Bürgerrecht  mit  200  fl.,  das  Zunftrecht  mit  80  fl. 
und  den  .Freisiz'  jährlich  mit  20  fl.  bezahlen  solle.' 
ScHt'hr.  —  Vgl.  Fischer  II  17:;:;  (Bed. -JM:  Sanders  II  1 109. 

Hinder-:  1.  Niederlassung  und  die  damit  ver- 
bundenen Rechte  eines  Binder-Sdssen  (Sp.  1 :;:,:',,  in  Bed. 
1  b);  vgl.  auch  H.-Gelt  (Bd  11  264).  .Etwas  irrungen  ... 
darrüerend  von  des  wägen,  das  derselb  N.  [der  von  der 
Stadt  Aarau  eine  Burg  gekauft  hatte]  sich  mit  den  unsern 


1731 


Saz,  sez,  siz.  soz,  suz 


17.12 


von  Arow  sins  h.  halb  zuo  erlütern  und  verkommen 
understanden.'  1491,  Aar.  StR.  ,Herr  Ludwig  von 
Orleans  ...  vorgedachtem  künig  Ludwigen  geblüetes, 
h-es  und  dienstes  halb  verwandt.'  1529,  Absch.  .[Ab- 
geordnete des  Abtes  von  StGallen  beklagen  sich  vor 
dem  Kate]  vor  Zeiten  seien  die  Dienstboten,  Hof-  unp 
Gotteshausleute  des  Abts  in  der  Stadt  zu  Hintersassen 
angenommen  worden  und  haben  daselbst  gewohnt. 
Nun  vernehme  derselbe,  dass  einigen  seiner  Leute, 
die  den  Hintersitz  in  der  Stadt  begehrt  haben,  der- 
selbe abgeschlagen  worden  sei.  [Der  Rat  antwortet 
auf  die  Drohung  des  Abtes,  er  werde  Gegenrecht  aus- 
üben und  die  Städter  auf  seiner  Landschaft  nicht 
sitzen  lassen:]  Vor  Jahren  sei  man  allerdings  gewohnt 
gewesen,  den  Dienstboten,  Hof-  und  Gotteshausleuten 
des  Abts  den  H.  auf  gewisse  Zeit  zu  gewähren  ... 
Da  nun  der  Vertrag  von  Wyl  besage,  dass  jeder  Teil 
den  andern  bei  seinem  Glauben  belassen  solle,  so  könne 
man  den  H.  nicht  mehr  aufrecht  erhalten,  weil  Die- 
jenigen, welche  ihn  begehren,  von  ihrem  Glauben  nicht 
abgehen  wollen  . . .  Betreffend  den  H.  ihrer  Bürger 
auf  der  Landschaft  des  Abts  glaube  man,  der  Abt 
werde  Das  nicht  abschlagen.'  1546,  ebd.  ,Es  soll  ouch 
weder  Burger  nach  Hindersessen  in  der  Statt  Lenz- 
burg sich  heimlich  und  ane  Uffgeben  sines  Burgrechts 
oder  H-es  von  der  selbigen  hinweg  füegen  oder  ziechen.' 
1607,  AaL.  StR.  , Diejenigen,  welche  in  einer  Gemeinde 
Etwas  ererben  und  die  Güeter  selbsten  besitzen  und 
bauwen  wollen,  sollen  . . .  ehmalen  sy  aufziehen,  bei 
dem  Gottesbaus  und  der  Gemeind  umb  den  H.  anhalten, 
welche  darauf  zue  Hindersäszen  uff-  und  angenommen 
werden.  Doch  sollen  sy  nebend  dem  Trunk,  den  sy 
für  ein  Mahl  und  mehr  geben  sollen,  jährlich  für  den 
H.  vier  Gulden  erlegen.'  1652,  ThHw.  Arch.  ,l)er 
abgehende  Landvogt  des  Thurgaus  hatte  in  einem 
Streite  zwischen  der  Gemeinde  Landschlacht  und 
einigen  neuen  Einzüglingen  wegen  der  Befugsame  des 
Hintersitzes  ...  die  desshalb  erlassenen  Befehle  und 
Veranstaltungen  verhindert.'  1724,  Absch.  ,  Einem 
solchen  [Mann,  der  den  Bauern  zur  Verferti- 
gung zweckmässiger  Verzäunungen  Anleitung  gäbe] 
könnten  von  der  Obrigkeit  billige  Erleichterungen 
wegen  Wuhren  oder  H.  zugestanden  werden.'  Gr 
Sammler  1779.  S.  noch  Ghilch-Gang  (Bd  II  348). 
Mit  Bez.  auf  den  einem  Hintersassen  zustehenden 
hintern  Sitz  in  der  Kirche.  .Ist  dem  N.  von  Hund- 
wil,  der  sich  mit  Hohlen  sei.  Witib  in  ein  etliches 
Versprechen  eingelassen,  verwilligt,  sich  hier  einsegnen 
zu  lassen  und  den  H.  zu  haben,  biss  er  zu  einem  Kirch- 
genossen angenommen.'  1730,  ApTrog.  (Gemeinderats- 
prot.).  ,Ist  dem  N.  auszem  Wald  der  H.  in  Trogen, 
so  lang  er  sich  wohl  verhalt,  vergönnet,  sein 
Frau  aber  soll  in  der  Kirchen  Platz  suchen,  wo  sie 
ihn  findet  und  kein  Ort  eignen  mögen.'  ebd. 
Wechselnd  mit  ,das  Hindersitzen' :  .[Niemand  soll 
Nichtbürger  in  sein  Haus  aufnehmen]  sy  habend  dan 
einen  ordentlichen  oberkeitlichen  Schyn  vorzewyszen, 
dasz  sy  die  bewilligung  des  Hindersitzens  allhier  ze 
wohnen  ...  uszgebracht  und  erlangt  habend.  [Ebenso 
sollen  die  an  die  Stadt  angrenzenden  Gemeinden] 
könftiglichen  Niemanden  einigen  ünderschlouff  ald  H. 
gestatten.'  1660,  Z  Ratserk.  ,H-es  wis':  Eine  Witwe 
mit  mehreren  Kindern  hatte  sich  wieder  verheiratet 
und  ihr  gemeindfremder  Mann  wollte  der  Kinder 
wegen  drei  Jahr  ,h-eswys'  bei  ihren  Leuten  wohnen. 


[Die  Gemeinde  ZHettl.  Hess  ihn  aber  nur  .knechtswyse 
wohnen].  1621,  GMüller  1874.  —  2.  pers.,  =  Binder 
Süss  lb  (Sp.  1353).  .[Dass]  Diejenige,  so  ehedem  ode: 
anjetzo  [auf  den  genannten  Bauernhöfen]  einsitzen,  voi 
keine  Gerichtsleut,  sondern  als  Hintersiz  gehalten 
werden  und  sowohl  das  Einzug-  als  Hintersizgelt  be 
zahlen  müssen.'  1716,  G  Rq.  I  178.  —  In  andrer  Beil 
bei  Gr.  WB.  IV  2,  1517.  Zu  der  pers.  Bildung  unter  2  vgl 
Bi-silz  2,   Stud-Sitz  S. 

Herre"-:  vornehmes  Landgut,  Landsitz,  Villa  B 
Th;  Z  und  weiterhin.  —  Vgl.  Gr.WB.  IV  2,  1141;  Sanders 
II  1109  b;   Fischer  III  1493. 

Hüs-:  Haus  als  Wohnsitz  BSi.  ,1m  Fall  dann 
etwan  einer  bei  einem  Haussitz  oder  sonst  in  einer 
Stadt  an  der  Nähe  von  Kommlichkeit  wegen  Etwas 
[näml.  Bäume]  pflanzen  wollte.'  EKönig  1706.  S.  noch 
Nest  (Bd  IV  837).  —  Kirchen-.  ,Ein  K.  in  St  Johann 
Gld.  33.'  1788,  Schw  Inv.  ,Ein  K.  im  StJohann  der 
4te  Stuhl  im  kleinen  Geflez  ä  Gld.  25.'  1796,  ebd. 
S.  auch  Rost  II  (Bd  VI  1521).  —  Vgl.  Gr.  WB.  V  811; 
Sanders  II   1109. 

Chunst-:  =  Ofen-S.l;  vgl.  Chunst-Sitzi.  Er  hocket 
ufde"  Gh.  ab.  Joach.  (S).  —  Schueh-macher-:  Drei- 
bein des  Schusters  Aa  (Rochh.). 

Maie"-:  =  Maien- Süss  (Sp.  1382)  W.  .Mayens  de 
Gruben  [in  WTurtm.],  en  allemand  Maiensitz,  grand 
chälet  ou  les  patres  demeurent  pendantl'ete  avec  toute 
leur  famille.'  Venetz,  Denkschriften  für  allg.  Natur- 
wissensch.  Zürich  1833.  —  Bei  Bawier  1836,  57  als  Ver- 
hochdeutschuug  des   mundartlichen  Maien-Si'na. 

Bi-:  1.  abstr.  a)  von  der  Mitgliedschaft  in  einem 
Collegium;  ,assessio.'  Fris.;  Mal.  , Nämlich  so  sollend 
die  jetzmahlige  Holzfierer  ir  Holzfiereramt  und  was 
deme  anhäugig,  noch  bisz  auf  nechstbevorstehende 
heilige  Liechtmesz  versehen  und  auch  folgends  bi 
gewohnter  Jahrrechnung,  als  wie  die  Holzfierer  bisz 
dato  gewohnt,  den  Beis.  haben.'  1684,  ThHw.  Arch. 
.Mühlhausen  übergibt  ein  Memorial,  in  welchem  es 
um  den  Beis.  in  französischen  Legitimations-  und 
Bündnissconferenzen  bittet.  Der  Beis.  wird  ihm  ab- 
geschlagen.' 1754,  Absch.  .Dem  Ansuchen  der  Stadt 
Mühlhausen  um  den  Beis.  in  Legitimationsconferenzen 
wird  in  der  Weise  ...  entsprochen  ...  dass  diese  Ver- 
günstigung zu  keiner  Consequenz  für  andere  allgemeine 
eidgenössische  Sitzungen  oder  für  Einmischung  in  die 
innem  Geschäfte   der  Eidgenossenschaft  dienen  soll.' 

1766,  ebd;  noch  ö.  bis  1776.  .Mihlhausen  solle  der 
Beis.  in  Soloturn   für  unser  Ohrt  abgeschlagen  sein.' 

1767,  U  LB.  ,Dem  Fürstentumb  Neuenburg  und 
Vala[n]gin  der  verlangte  Beis.  in  Soloturn  für  unser  Ohrt 
abgeschlagen.'  1783,  ebd.  ,[In  unserer  Reformations- 
kammer soll]  in  Zukunft  das  Präsidium  ...  zwei 
Jahre,  der  Beis.  aber  der  sämtlichen  übrigen  Assessoren 
sechs  Jahre  lang  dauren.'  Z  Mand.  1790.  Einmal  auch 
koll.,  Versammlung  der  Ratsbeisitzer:  .Menelaus  [der 
die  Griechenfürsten  zu  einer  Beratung  versammeln  will, 
zu  Diomedes]:  ,Den  beis.  lass  zuorichten  bhendt;  ein 
diener  gleich  nach  ihnen  sendt;  bald  sie  zusammen 
gsessen  sindt,  so  wend  wir  dann  ...  euch  vortragen 
unsern  bscheidt.'  GGotih.  1599.  —  b)  .unehlicher  b.' 
oä.,  Konkubinat;  vgl.  Bi-Satz  2  (Sp.  1560).  ,Dan  die 
buolerei  nit  allein  bei  den  stiften  und  frouwen-  und 
mansclöstern,  sondern  ouch  bei  pfarren  und  capellen 
dermassen  zuogenommen,  dass  man  sich  keiner  kelleren 
noch  schlaf buolens  noch  keines  oneerlichen  beisitzes 


1733 


Saz,  sez,  siz,  soz, 


raer  Schemen  will.'  Vad.  ,ln  ganz  glicher  Straf 
sollent  sein,  die  in  unehrbaren  [1.  -m]  B.  oder  mit 
Hetzen  Huss  halten.'  L  Ans.  —  e)  Recht  eines  Bi- 
Sassen  (Sp.  1364,  in  Bed.  2).  ,Es  soll  inskünftig  Keinem 
der  Beis.  zugestellt  werden,  als  Denen,  so  das  gewohn- 
liche Lueder  erlegen.'  1690,  Uw  Stans.  ,Alle  Bei-  und 
Hintersäss  sollen  järlich  an  der  Eingangsgemeinde 
von  den  Teilern  um  den  Beis.  anhalten.'  1739,  Obw. 
,[Der  Landammann  klagt]  dass  oft  evangelische  Ge- 
meinden gegen  Evangelische  in  dem  Falle,  wo  durch 
Heirat  oder  Erbschaft  einem  ausserhalb  der  Gemeinde 
Angesessenen  Güter  zufallen,  die  landsfriedliche  Dis- 
position in  Annahme  oder  Verweigerung  des  Burger- 
rechtes oder  Beisitzes  nach  Willkür  missbrauchen.' 
1735,  Absch.  (Tu).  Beisässengebühr:  ,Weil  im  letzten 
Krieg  viel  Gewehr,  so  aus  dem  Zeughaus  an  die  Land- 
leut  verteilt,  verloren,  sollen  solche  die  Vermöglichen 
bezahlen,  die  Unvermöglichen  aus  dem  Ürterecht,  die 
Beisassen  aus  dem  Beis.'  1714,  Ndw  (Gfd).  —  2.  pers., 
=  Bi-Sdss  1  (Sp.  1363);  vgl.  Uinder-Sitz  2.  ,Als  er  [der 
wegen  ketzerischer  Ansichten  eingesperrte  N.]  an  zit 
lang  solliche gefengknussgedultigklich  erlitten,  habend 
der  bischof  Joannes  Revels  sampt  andern  doctoribus 
und  bysitzen  [oder  Fehler  für:  bysitzern?]  mittler  zit 
vil  in  der  gefengknus  mit  dem  genannten  N.  gehandlet.' 
Kessl.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  1 393  (auch  in  Bed.  1  b) ;  Fischer  I 
808  (in  Bed.  1  b   und   2). 

Ruggen-:  Sitz  mit  Rücklehne.  ,In  der  andern 
Kammer  2  Liechter,  Rückens,  machen.'  1636,  ZFrau- 
münster. 

Stuel-:  1.  =  Sitz  2  a  a  2  (Sp.  1722);  s.  rüeren 
(Bd  VI  1255).  -  2.  pers.,  =  Stuel-Sdss  a  (Sp.  1368).  ,Ob 
N.  das  gericht  zuo  Nossikon  nach  lut  des  offnungs- 
rodels  mit  den  siben  st-en  fürohin  mög  fertigen  und 
versehen,  lassend  min  herren  im  verfolgen  das,  so  der 
rodel  im  deshalb  zuogebe;  ob  er  aber  sölichs  nit 
mög  erstatten,  werden  mine  herren  wyter  handeln,  als 
sich  werd  gepüren.'  1515,  Z  RM.  ,[N.  habe]  Berger 
den  St-en  angesprochen,  bemelten  Wyn  ...  zuo  ver- 
wahren, welches  der  St.  getan.'  1645,  ZTöss. 

Zu  2  vgl.  Hinder-S.S  und  Bi-S.  S.  Als  FN.:  ,Jakob  und 
Hans  Göldi  genant  Göldin  St.';  PI.  ,die  Stuolsitzeo.'  1524,  ZRB. 

Tube11-  ,D-:  colurabarum  sedes.'  Id.  B.  Vgl.  tubezi. 

Durch-,  Düreh-:  die  Nacht  hindurch  dauernder 
Äbend-S.  WSimpeln  (LMeyer);  insbes.  Spinnabend 
AaFH.;  BG.  Syn.  Durch- Spinn- Nacht  (Bd  IV 658);  vgl. 
auch  Über-S.  Der  für  hi2"-si  [die  Bäuerinnen]  aber  och  am 
Fü"fi  üfg'häbe"  [sich  vom  Schlaf  erhoben]  u"d  bis 
z'  Nacht  am  Eindlefi  oder  bis  z'  Mitternacht  g'spunne". 
Nüsti  his"-si  am  Fritig  z'  Nacht  nock  Dürchs.  g'häbe". 

BlRND.  1911. 

Vgl.  Fischer  II  491  und  die  nicht  controllierbare  An- 
gabe: ,Am  Thoniasabend  hielteu  die  Mädchen  der  Baar  den 
sog.  Durchsitz',   auch   ,Durch-sitzen'    bei    Gr.  WB.  II   1686. 

Wiber-:  Sitz  für  Frauen  in  der  Kirche;  s.  Rost  II 
(BdVI  1521;  2mal).—  Wäge-li-:  Sitzvorrichtung  auf 
einem  Fuhrwerk;  oft  befindet  sich  darunter  ein  Kasten 
für  Decken,  Proviant,  Pferdefutter  ua.  ,Als  es  end- 
lich z' Morge"  essen  wollte,  so  war  nichts  z'weg  ... 
noch  keine  Schuhe  gesalbet,  die  Mähre  nicht  geschirrt, 
der  W.  nicht  aufgebunden.'  Gotth.  .Nachdem  die 
verschiedenen  nötigen,  wie  zum  Teil  überflüssigen 
Einkäufe,  die  Annelisi  gemacht  hatte,  im  W.  unter- 
gebracht waren,  Hess  Ruedi  anspannen.'  CWeibel 
1888.  —  Widme»-:  lebenslängliches  Wohnrecht  der 


Witwe  in  einer  Kammer  des  vom  Ehemanne  zurück- 
gelassenen Wohnhauses  ScuwE.  (MLien.).  —  Vgl.  Wid- 
(u)man. 

Ge-sitz  n.:  =  Ge-säss  4  (Sp.  1375).  Den  Leuten  zu 
GnTam.  [reichte]  am  Montag  nach  Pfingsten  1512  [der 
Schnee]  bis  ans  ,Gesitz'.  Osenbr.  W. 

Sitzel  m.:  Kanapee.  Nur  im  Volkslied:  ,Wer  Geld 
hat,  cha°°  Sitzel  sitze",  wer  e»kei°s  hat,  mues8  hinterm 
Ofe»  sitze».'  ALGassmann  1906  (LNeb.). 

Sitze»  (bzw.  -e'-  Ap)  f.:  Sitzvorrichtung  für  kleine 
Kinder,  die  noch  nicht  selbständig  sitzen  können,  be- 
stehend aus  einem  Bodenbrett  mit  Rück-  und  Seiten- 
lehnen und  aushebbarem  Vorderstück;  zuweilen  steht 
das  Ganze  auf  4  Füssen  oder  wird  auf  einen  Stuhl 
oder  Tisch  gestellt  ApH.,  I.,  M.  (lt  TTobler);  Scb; 
„Z",  so  0.,  Wyla,  Zoll,  (lt  Dan.).  .Welche  unter  den 
folgenden  widernatürlichen  und  allemal  nachteiligen 
Dingen  sind  wol  am  meisten  schädlich:  ...  der  Zwang 
zum  Stillesitzen  in  der  Maschiene  (die  Sitze  genannt), 
oder...?'  GWbl.1798.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  XI,  1280  Als 
Ortsn.:  .Wiesen  in  der  Sitzen.'  ZMarth. 

Chinde»-:  =  dem  Vor.  Z  (Dan.). 

sitze»  (bzw.  -e'-  Ap,  ausser  K.;  oTh,  -e'j-  GRh.), 
Cond.  (soweit  nicht  umschrieben)  säs(s),  sässi,  in  B 
(so  SL);  GrKI.;  LE.  und  tw.  in  ä.  Belegen  auch  sitzti, 
in  Gl  sitzeti,  in  der  lebenden  Spr.  immer  mit  .sein'  (doch 
vgl.  für  PA1.  Sp.  539 u.):  sitzen;  sich  setzen.  1.  von 
Menschen,  a)  eig.,  sinnlich,  a)  als  Vb  der  Ruhe. 
Mit  lokaler  Bestimmung,  meist  uf.  Uf-eme"  Stuel,  im 
Gras  [usw.]  s.  Refl.  und  unpers.:  Es  sitzt-sich  uf  dem 
Stuel  guet  B  (Zyro).  In  Lied  und  Spruch.  I'h  sitzen 
uf-eme"  Schiterstock  and  stinke"  wie  en  Geissbock  ZWth. 
Ich  sitzen  uf  dem  ehalte"  Stei",  und  wer-mi°h  Hebt,  der 
holt-mich  heim,  bei  einem  Pfänderspiel  ZEbm.,  Riesb., 
Wth.  .Ich  sitz,  ich  sitz  auf  einein  Tisch',  Anfang  eines 
Spielreimes  ZWth.  S.  auch  Ruggen  (Bd  VI  782).  ,Dar 
nach  hat  sich  gemacht,  das  der  N.  an  einer  nacht 
umb  die  9  zit  uff  der  Lebertösinen  laden  gesessen 
ist  ...  [Ein  Anderer  fragt  ihn:]  wes  sitzest  du  da? 
Do  redt  der  N. :  ich  sitz  mir  selb  da  . . .  ich  warten 
min  selbs.'  1440,  Z  RB.  .Wie  N.  und  sin  gesellen  vor 
Wettinger  hus  zenacht  uff  einem  laden  gesessen  sigint 
und  da  gesungen  habind.'  1448,  ebd.  .Nebeud  dem 
raeister  auf  dem  stuol  s.,  assidere  in  sella  apud  ma- 
gistrum.'  Mal.  ,Dann  er  sines  unfahls  selbs  ein  ursach, 
und  het  er  . . .  daheim  uffem  wäberstuol  gesessen,  so 
wer  es  alles  vermitten.'  1580,  ZGrün.  , Auf  dem  Rad  s.' : 
,Vil  seiner  Freund  sitzen  auff  dem  Radt,  sein  Gschlecht 
tut  nichts  dann  Mordertat.'  1618,  Zinsli  1911.  S.  noch 
Boss  (Bd  VI  1420).  Mit  ,under*.  ,[Die  Soldaten  in  den 
Schiffen]  woren  oben  mit  wellholz  oder  sehytter  bedeckt 
und  sossen  sy  under  dem  holz  mit  harnasch  und  wer 
bewart.' 1448,  Bs  Chr.  Mit  ,ob';  s.  Bd  I  49.  , [Ein  Tisch] 
da  niemants  obgesessen.'  1555,  Z.  Mit  ,bi',  , neben'. 
Hasch  di"  Bettli  g 'macht?  Nei",  i'h  hu" 's  vergesse?. 
Ich glaub,  dubist  e"ganzi Nacht  bi  di'"  m  Sehät 
EStoll  1907.  ,N.  were  vill  by  ira  [seiner  Braut]  by 
der  kunklen  gsessen.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  .Glich 
darnach  heigen  in  die  bi  im  gsessen,  gvexiert.'  1618 
AAVelth.  (Ei"'m)  vor  der  Nase",  under  de"  Auge"  s 
.Uli  von  Wil,  der  da  [im  Gerichtslokal]  under  ougeil 
sitzt.'  1435,  ZRB.  Das.  Ganzi  Tage»  sitet-er  einfach 
da  und  macht  Nut.  !>•>  S.  wie  M  >"  Grluggeri"  (i  Buchs. 
irie-u-e"  l'/lutte"  BsL.,  wie-n-es  Pfund  Schnitt  (Driek) 
V,   (ygl.  Bd  V  1155),   träge,  teilnahmslos,   untätig  da- 


1735 


1736 


sitzen,  wie-n-es  Hüffeßi  Eländ,  in  jammerwürdigem 
Zustand  B;  Z.  S.  auch  Pfrüender  (Bd  V  1292).  SV«  g'wüss 
a's  ich  da  tri",  da  stä"  und  da  sitze",  Beteuerungsf'orrael. 
Schwzd.  (GRPr.).  Ohne  Ortsbestimmung.  Es  cha"" 
scho"  s.,  von  einem  kleinen  Kinde.  Ieh  sitze"  de(r)  ganz 
Tag.  Auch  prägn.,  (untätig)  da  sitzen.  Du  bisch  aber 
einisch  lang  g'sesse"!  du  hast  dich  lange  aufgehalten  B. 
,S.  und  faulen,  hauren,  müessig  s.,  desidere.'  Fris.; 
Mal.  ,Der  [Schmid]  habe  sicli  zum  Tisch  gsetzt  ... 
und  wyll  er  [ein  Andrer]  der  Frauwen  zuogret,  syge 
der  Schmid  gsässen  und  heige  glachet.'  1626,  ZGreif. 
Dodt,  du  bist  schon  gnueg  gsessä:  geh,  holt  ä  Schoppä 
Most!  Tyrolersf.  1743.  Im  ausdrücklichen  oder  bloss 
gedachten  Gegs.  zu  stä",  ligge"  und  andern  Verben  der 
Lage  oder  Bewegung.  Ich  sitze"  nid  gern  bim  Schaffe", 
ich  Stande"  lieber.  Gast,  die  Einladung  sich  zu  setzen 
ablehnend:  Ich  bi"  di  ganz  ZU  g'sesse".  Si  cha""  nit 
s.  mit  Lieb  [ohne  Schmerzen]  GRSeew.  (Dan.).  ,Ich 
klag  üch  ab  NN.  ...  die  hindern  mich,  wo  sy  sitzen 
und  stand.'  1438,  Z  RB.  ,Ein  Pursch  [Abteilung]  sässe 
und  ässe  [an  der  Kirchweih],  die  ander  gienge  gan 
tanzen,  käme  dann  und  wächslete  die  andre  ab.'  RCys. 
(Br.)  S.  noch  be-gän  (Bd  II  33).  S.  Mibe".  ,N.  nemme 
ihne  und  setz  inn  hinder  den  Tisch  und  sag:  blyb  da 
b.!'  1665,  Z.  Mit  modaler  Best.  Grittli"ge"  [s.  Bd  II 
828],  sltli"ge"  [seitwärts,  von  Frauen]  uf  äem  Boss  s. 
,Ein  Mann  mit  einem  Kind  ...  soll  [bei  dem  Lawinen- 
•  Unglück]  auf  der  Tachfirst  des  Saluzischen  Hauses 
schrittlings  s.  bliebeu  sein.'  Sererh.  1742.  Sprw.: 
Guet  (wol  lt  Sulger,  chunnnlieh  ZRafz)  g'sesse",  ist 
halbfe")  g'esse"  B  (auch  lt  Zyro);  SceSt.  (Sulger);  Z 
(so  Rafz);  vgl.:  Es  Trächtli  g'sesse"  ist  au'''  es  Trächtli 
g'esse",  die  blosse  Ruhe  erquickt  schon  Z.  Gottlob 
und  Bank  für  de"  Tisch  und  für  de"  Bank;  wol  g'sesse" 
überg'esse",  grössi  Schussle"  wenig  drin:  5  wie  ist  min 
Buch  so  dünn!  ZHüntw.  Du  ebigi  U"rueh!  du  cha""st 
nüd  en  Auge"blick  still  s.,  zu  einem  lebhaften  Kinde. 
De"  lange"  Weg  s.,  scherzh.  für  scblafen(gehen)  Gr 
Mai.;  Z Wangen.  —  ß)  als  Bewegungsverh,  sich 
setzen,  allg.  Mit  Zielangabe.  I"  (d)'s  Gras,  a(n),  uf 
de"  Bode"  [usw.]  s.  A.:  Was  chann-ich  mache"?  B.: 
An  Bode"  s.  und  lache",  scherzh.  Antwort  auf  die 
müssige  Frage  GBuchs.  Sitz  a"  di(n)  Platz!  S.  noch 
Quädi  (Bd  V  1297);  Bad  (Bd  VI  484);  ferner  die  ä. 
Belege  Sp.  1244o.  1367 u.  Mit  ,üf\  ,Do  sprach  er, 
wollte  si  nit  gan  [zu  Fusse],  dass  si  [die  Hexe]  dann 
uff  ein  wölfli  sässe  und  ritte.'  1423,  Z  RB.  ,[Vieh, 
welches  im  Elgger  Gebiet  Schaden  anrichtet,  soll  der 
Weibel  gegen  eine  Busse]  ongeschendt  heim  zuo  huss 
und  hof  tryben  ...  und  soll  uf  kein  ross  s.;  dann  säss 
er  daruf,  so  ist  er  [der  Besitzer]  im  kein  Ion  nit  schuldig.' 
ZElgg  Herrschaftsr.  1535.  ,[A.  fragt]  was  das  Singen 
nütze  in  der  Küchen,  daruff  B.  zue  ihme  gsagt,  wann 
er  nit  singen  welle,  so  solle  er  ein  Vaterunser  beten; 
darüber  A.  geantwortet,  wie  man  betten  kön,  wann 
man  singe;  daruff  B.  ...  gsagt,  so  solle  er  uffs  Tach 
uffen  s.'  1638,  ZHöngg.  S.  auch  Bd  VI  1672o.  ,Üf 
das  mer,  den  se  s.'  ,Sy  samlet  in  kurzer  zyt  wol  andert- 
halb hundert  tussend  man  und  sass  uffs  rneer  und  fuor 
gegen  Frankrich.'  Morgant  1530.  ,Auff  das  mer  s.  und 
faren,  aequor  navibus  conscendere.'  Fris.;  Mal.  .Dar- 
nach N.  ihme  abdanket  und  uff  den  Louwiser  See 
gsässen.'  Stockmann  1606.  ,Darnaeh  [sind  wir]  uf  den 
Seh  gsäsen,  band  starchen  und  kalten  Gägenwind  ghan.' 
1641,  Zg  TgB.    RAA.     Vom  Boss  uf  der  Esel  s.,  aus 


einem  bessern  Zustand  in  einen  schlechtem  kommen 
GNessl.;  vgl.  Bd  I  515.  .Einem  üf  den  kloben  s.'; 
s.  Bd  III  617;  dazu:  ,Ich  sitz  der  gwüss  nit  au  ff  de" 
Klobe"',  gehe  dir  nicht  auf  den  Leim.  Tvrolersi'.  1743. 
,Üf  die  füess  s.',  euphcm.  für  zu  Boden  sinken:  ,Do 
sprach  er,  er  wölt  einen  stechen,  dass  er  uff  die  füess 
sess.'  1432,  Z  RB.  I(n)  Öppis  s.  Besser  ...  als  i"  d'Juppe" 
g'macht  und  dri"  g'sesse"  (i Buchs.  Sitz  i"  d'Bere",  Nach- 
ahmung eines  Vogelptiffes  SchScIiL;  wohl  vom  Ruf 
spitzidäh  der  (bei  Wint.  1892  auch  ,Zizigäg'  genannten) 
Sumpfmeise,  oder  sizida  der  Finkmeise;  vgl.  aucli  den 
Meisenruf  , Zitzeberg'  bei  Wack.  1869.  ,[Der  Landvogt] 
bezwang  die,  das  si  im  ein  wasserbad  machen  muost; 
darin  sass  er  und  meint,  si  sollte  zuo  im  gesessen  sin.' 
HBrennw.  Chr.  .Einer  oder  zween,  die  im  [dem  Schult- 
heissen]  gern  in  sin  Näst  sessind',  an  seine  Stelle 
rückten.  1601,  ScHSt.  S.  auch  Sp.  667  Mitte.  ,In  ein 
schiffs.',  ein  Schiff  besteigen;  vgl.  ins.  ,[Da]  sasz  der 
von  Rechperg  sampt  sinen  gesellen  in  dry  schiff  . . .' 
1448,  Bs  Chr.  ,Do  sass  der  herzog  und  bapst  heim- 
lich mit  wänig  lüten  in  ein  schiff,  fuorend  ylend  gen 
Schafhusen.'  LBossh.  Chr.  ,ln  das  Mal  s.';  s.  Bd  IV 
155.  ,Und  söllent  junge,  unverhyrate  knaben  ...  in 
die  abentürten  ze  s.  nit  verbunden  sin.'  1582,  Z  RM; 
dafür  auch  ,An  die  Ürte  s.';  s.  BdI491.  S.  auch  füllen 
(Bd  I  794  o.).  Zue  Ei"'m,  Öppis  s.  Sitz  e'chli"  zue- 
mer  (ane")!  ,Das  sy  zuo  einandern  s.  und  mit  einandern 
reiften  und  rechnen  söltent.'  1473,  Z  RB.  ,Uff  sölichs 
seite  er:  sitz  dahar  zuo  mir,  und  geh  im  ein  ring.' 
1538/40,  Z  Ehegericht.  Zum  Wi"  s.  Ei"s  zivei  drü,  drü 
und  drü  und  drü,  Bäbeli  und  Kateri":  und  wenn  der 
Bür  vom  Acher  chunnt,  so  säss-er  gern  zum  Wi",  Ab- 
zählreim ZRegensb.  ,Ze  tisch  s.',  in  der  ä.  Sprache 
auch  =  bei  Tische  sitzen.  ,Nun  sitzent  z  tisch,  das 
essen  kumpt.'  HBdll.  1533.  ,[Der  Pfarrer  N.  soll  eine 
Unterstützung  erhalten]  diewyl  er  selb  12.  allemal 
zuo  tisch  sitzt  und  nit  mer  den  88  gl.  jerlichs  hat.' 
1559,  Z  RM.  .Damit  aber  Menklich  des  rechten  Morgen- 
brots desto  bass  erwarten  möge,  so  soll  man  fürhin 
Sommerszyt  umb  die  Zechue  und  Winterszyt  umb 
die  11  zu  Tische  s.'  B  Polizeibuch  1610.  ,Wann  der 
Synodus  gewessen,  seien  allzeit  24  und  mehr  Herren 
in  dem  Antistitio  zue  Tisch  gesessen.'  1705,  Z.  S.  noch 
Bi-Säss  (Sp.  1364o.).  Z' Bicht  s.,  Beichte  hören  AaF. 
Z' (zum)  Liecht  s.,  einen  abendlichen  Besuch  abstatten, 
bes.  vom  nächtlichen  Besuche  des  jungen  Burschen  bei 
seinem  Mädchen  Zg  und  lt  FAnd.  1898;  vgl.  die  synn. 
z'  äbend-s.  (Sp.  1727)  und  z'  Hand  s.  (Bd  II  1392). 
Abs.,  oft  im  Gegs.  zu  stän  und  ähnlichenVerben.  Sitzfe"d) 
(e"chli"J!  Wänd-er  nüd  s.?  oft  mit  dem  Zusatz  es  gilt  was 
stö"  (Z),  es  gilt  (göt)  für('s)  Stö"  (Ap;  Bs;  Th),  Einladung 
sich  zu  setzen ;  worauf  etwa  die  ablehnende  Antwort:  I'h 
danke",  ich  cha""  (scho")  stö";  ich  bi"  nüd  müed;  scherzh. 
mer  hei"  deheim  och  Stüel  (ß);  s.  auch  oben  unter  a 
und  Bd  I  481  o.  ,Dem  Eintretenden  wird  ein  Stuhl 
hergerückt:  Sitz!  sitzet!  ...  WiH-er  so  guet  si"  u"'! 
s.?  Der  Höfliche  lehnt  ab:  Ich  stä"  lenger.'  Bärnd. 
1911  (BG.).  .Kommt  und  sitzt  ...  und  erzählt  mir, 
Vetter,  wie  es  zugegangen!'  Gotth.  S.  auch  die  scherzh. 
Erweiterung  unter  hocken  (Bd  II  1122;  auch  Th). 
Wen"-i'h  wo't  zum  Stüeli  gä",  wdt  e'chli"  ga"  s., 
louft-mer  d's  Buggelimandli  nä€\  macht-mich  grüsam 
z' schwitze".  GZür.  1902.  ,S.,  sedem  capere.' Mal.  Mit 
modaler  Bestimmung:  Z'recht  s.;  s.  Bd  VI  240.  — 
Y)  in  bildl.  Wendungen,  bes.  RAA.    l(n)  Öppis  s. 


1737 


I"  der  Tinte"  Aa;  B;  Th;  Z,  im  Dreck  (Pech), 
i"  der  Okiemmi  s.  B,  sich  in  einer  peinlichen  Lage 
befinden.  .Unterdessen  sass  man  [die  badischen  Frei- 
heitskämpfer von  1848]  heute  und  morgen  im  Pech, 
hatte  Nichts  im  Auge,  als  sich  ...  ausserhalb  des  Be- 
reiches preussischer  Klingen  und  Kugeln  zu  halten.' 
Gottii.  Im  (B),  ufdem  Troch(e)ne'  s.,  bes.  in  finan- 
zieller Verlegenheit  sein.  ,Aber  ...  wenn  es  dem  Pan- 
duren  auch  geht  wie  Hunderten  von  seinen  Brüdern, 
wenn  er  in  dem  Trocknen  sitzt  und  auf  dem  letzten 
Löchlein  pfeift  und  Herr  N.  [der  ihm  Bürge  ist]  zahlen 
muss  ...?'  Gotth.  Doch  auch:  sich  in  gesicherter  Lage 
befinden,  eine  sorgenfreie  Existenz  haben  AaKöIL;  B. 
Gleichbed.  t"  der  Wulle"  s.  B.  ,ln  das  herz  s.',  sich 
im  Herzen  einnisten;  s.  mittes  (Bd  IV  503).  ,In  den 
Rosen  s.';  s.  Bd  VI  1387 o.;  dazu:  .Wann  die  Froramen 
immerdar  in  Rosen  sessen,  es  würde  sie  Niemand  mit 
Lieb  daraus  bringen.'  JMeyer  1700.  ,0  du  verkerte, 
blinde  Art,  meinst  iez,  du  sitzest  im  Rosengart,  wen 
du  die  schwarze  ISylberkronen,  Zeckinen,  Dublen  ... 
in  deinen  bluettrieffenden  Henden  ...  kannst  trollen 
und  umwenden.'  A.  XVII. ,  Zinsli  1911.  ,Sie  [Zürcher 
und  Berner]  sind  bishero  in  Floribus  gsessen;  ihr  übel 
Zeit  bstunde  im  Trinken  und  Essen.'  Baderlied 
1714.  Im  Gelt  (Gold  uä.;  s.  allg.  .Alle  leiblichen  Güter 
haben  kein  Saft  und  Kraft  im  Sterben,  wann  man  gleich 
im  Gold  sesse  bis  an  die  Ohren.'  JMeyer  1700.  ,In 
den  Rüren  s.';  s.  Bd  VI  1228;  Pfiffen  (Bd  V  1069);  dazu: 
,Dem  gmeinen  Nutz  was  hilft  der  Mann,  der  ihme 
zerst  nicht  hausen  kann,  in  Rohren  sitzt,  kein  Pfeiffen 
bricht?'  JCWeissenb.  1701.  S.  noch  Pfeffer  (Bd  V 
1066u.),  ferner  Stich.  Unsinnlicher:  Tief  i"  d' Chöste" 
s.  (öfter  lige"),  sich's  Etw.  kosten  lassen  B.  ,In  die 
ürten  s.';  s.  Bd  I  490  u.  Uf  Öppis  s.  Uf  dem  höche" 
Boss  s.,  ein  hochfahrendes  Wesen  zur  Schau  tragen 
B;  Th;  Z;  vgl.  die  RAA.  Bd  VI  1420.  ,Üf  dem  (den) 
Esel  s.';  s.  Bd  I  515,  ferner  setzen  (Sp.  1623o.).  M"m 
(grad,  al'iwil,  eisdig)  ufern  Stüelis.,  zu  Jmds  Diensten, 
Verfügung  stehen  G;  Th;  Z;  Syn.  z' Pass  stä"  (Bd  IV 
1656).  Ja  lueg,  ich  cha""  dir  nidgrad  uf  dem  Stüelis. 
,Üf  dem  zwi  s.  [wie  der  Vogel]',  sich  in  ansichern  Ver- 
hältnissen befinden.  Da  die  beiden  Städte  ,der  stifte 
halb'  noch  gar  nicht  gesichert  seien  und  .schier  uff 
einem  zwyg  sitzen.'  1521,  Strickl.  (F  an  B).  ,[Der 
Bischof  von  Constanz  brachte  die  ihm  eine  ungerechte 
Steuer  verweigernden  Einwohner  von  ScHHa.]  in  acht 
und  anlaite,  dadurch  ir  dorf  Hallow  und  die  armen 
lüt  uf  dem  zwig  sässint;  denn  je  nach  der  acht  bruch 
so  war  ir  lib  und  guot  iren  fründen  verbotten,  iren 
iienden  und  menglichem  erloubt  und  möchtint  also  si 
des  iren  entsetzt  werden.'  1521,  Absch.  (Sch).  ,Dan 
ich  hette  an  anderen  orten  die  min  [näml.  Apotheke] 
übergeben  und  sesse  eben  wie  der  vogel  uff  dem  zwig.' 
1576,  Reber  1898.  ,Herr  von  Pfäffers  begert,  damit 
im  Antwort  werd,  wonach  er  sich  richten  soll,  und 
nit  also  uff  dem  Zwi  müesse  s.'  1650,  Z.  ,Auf  dem 
(blauen)  Küssi  s.';  s.  Bd  III  530.  V  241.  Uf  G(l)ufe" 
(s.  Bd  II  608 o.),  Chole",  Nadle"  (s.  Bd  IV  666),  Dorne" 
s.,  in  Verlegenheit,  in  peinlicher  Lage  sein.  allg.  Der 
Herr  Seckelmeister  und  der  Herr  Deche"  si"  beidi  uf 
de"  Dorne"  g'sesse",  icill  si  g'förchtet  hei",  d' Jump  f er 
co"  Watte"wil  chönnti  öppis  me  sägen  als-nen  wg'näm 
tvär.  RvTavel  1910.  Mit  hervortretender  Nebenvor- 
stellung: Etw.  (Jmd)  in  Besitz  nehmen,  an  der  freien 
Bewegung   hindern,   bedrücken,   auch    schützen,   ver- 


decken. Uf''em  (d's)  Mul  s.,  sich  Zurückhaltung  auf- 
erlegen in  seinen  Äusserungen  Aa;  B  (allg.);  s.  auch 
schon  Bd  II  178.  Und  es,  wo  sünsch  uf  dem  Mül 
g'sessen  isch,  dert  het-es  'dampiet,  für  die  Fron  üf- 
z'heüere".  RIscher  1903.  Ei"m  ufd'Wort,  de"  Worte- 
s.,  Silben  stechen,  Worte  klauben  B.  ,Lass  dir  kein 
Weibsbild  auf  die  Augen  s.,  sonst  würdest  blind.' 
Inderb.  1826.  ,Also  sitzet  der  Satan  vielen  Menschen 
auf  die  Zunge,  dass  sie  wieder  ihren  Nächsten  mit 
Liegen  und  Verleumden  schneiden  wie  ein  Schärraesser.' 
JMeyer  1700.  .Einen  üf  dem  kröpf  s.  lassen',  etwa  = 
Einen  zappeln  lassen  (vgl.  dazu  Gr.WB.  V  2398;  Fischer 
IV  778):  Man  wollte  den  wegen  ungebührlichen  Be- 
tragens in  der  Kirche  vom  Kapitel  gemassregelten 
Pfarrer  zu  SBib.  ,uff  dem  kröpf  s.  lassen',  bis  er  de- 
mütig würde.  1593,  LRSchmidlin  1886.  .Einem  üf  die 
Achsel  s.';  s.  Bd  I  75.  lif  dem  (d's)  Portmoni,  uf  sine" 
(sinij  Batze"  [oä.]  s.,  ängstlich  sparsam,  geizig  sein  B. 
,Die  grossen  herren  sitzend  uff  eyern ;  man  mag  inen 
ein  kleins  stössli  gen,  sy  schryend  gar  lut  und 
fürchtend  ir  eyern.'  1559,  Brief  (HBull.  an  JFabricius). 
S.  auch  ze-sämen-legen  (Bd  III  1191).  Ei"'m  uf  der 
(uf  d')  Hübe"  s.,  Einem  zur  Last  liegen,  lästig  fallen 
B;  s.  auch  schon  Bd  II  950/1.  UfM'tn,  Eine"  (uf*e"J 
s.,  Einem  aufsätzig  sein,  ihn  bedrücken;  vgl.  üf-s. 
Uf  Jede"  sind-si  [die  Steuerinspektoren]  ufe"  g'sesse' 
ZGedicht.  In  der  ä.  Spr.  =  Einem  zur  Last  liegen: 
,Das  ir  eman  mit  irera  gunst  sye  von  iren  gangen,  aber 
ir  zuogseit  ir  hantreichung,  so  fer  im  möglich  sye,  mit- 
teilen, das  er  aber  nit  tan  heig,  sunder  si  mit  dem 
kind  uff  irem  vatter  s.  lassen  one  alle  hilff.'  1530/33, 
Z  Ehegericht.  Vgl.  ,auf  der  Genossame  s.'  Sp.  148. 
,[Eine  eidgenössische  Gesandtschaft  ermahnt  den  Papst 
zur  Auszahlung  eines  Soldrückstands]  damit  deshalb 
nützit  uff  in  [den  Bischof  von  Sitten  |  s.  werd 
[welcher  für  den  Papst  garantiert  hatte].'  1510,  Absch. 
III  2,  536  u.  In  der  Beteuerungs-  oder  Fluchformel 
,Dass  der  tufel  (Gott,  die  heiligen,  der  bischof  oä.) 
drüf  sässe',  i.  S.  v.  selbst  wenn  der  Teufel  usw. 
es  verhindern,  verwehren  wollte.  ,Do  hatten  si 
under  einander  gemacht,  dass  nieman  keinen  würfel 
enweg  werfen  sölt,  wer  es  aber  darüber  tete,  der  sol 
1  blaphart  geben;  des  erwuste  N.  die  würfel  und  swuor 
gar  übel  und  spreche  darzuo,  dass  Gott  und  all  sin 
helgen  dar  uff  sessin,  sy-  müesten  usshin,  und  würfe 
damit  die  würfel  zuo  dem  fenster  us.'  1414,  Z  RB. 
,Du  rnuost  es  mir  geben,  und  das  du  es  uff  der  muoter 
fud  zers  gehyt  bettest  und  das  all  din  fründ  und  all 
die  weit  uff  dir  sässent.'  1431,  ebd.  ,Es  klagt  A.,  dass 
B.  sinem  wib  zuo  schlachen  getröwt  und  geredt  hab, 
er  wölt  die  huoren  schlachen  und  dass  er  [A.]  oben 
uff  im  sässe.  [Ein  Zeuge  bestätigt:]  B.  habe  gerett, 
sesse  A.  oben  uff  sinem  wibe,  er  wollte  sy  slachen.' 
1468,  ebd.  ,Da  der  vilgeseit  N.  in  aber  müessote  und 
redte,  er  müesse  im  die  würfel  geben  und  er  wollte 
die  hinweg  werfen,  und  das  er  und  die  von  Zürich 
oben  daruf  sässint.'  1483,  ebd.  ,Das  im  [der  LTnter- 
vogt]  N.  zuo  antwurt  geben,  er  welli  das  wuor  ufftuon, 
und  das  in  lib  und  leben  kosten  sölty  und  daz  beid 
junkherren  daruf  sässen.'  1518,  ZGreif.  ,Uff  ein  zyt 
hatt  er  ein  kartenspil  zum  venster  us  wellen  werften, 
und  so  im  sölichs  gewert  worden,  hatt  er  ...  gerett: 
es  muoss  hinuss,  ob  schon  Gott  selbs  darnff  süsse.' 
1520,  Z  RB.  S.  noch  Bischof  (Bd  IV  1762).  Auch  in 
weiterer  Verwendung,  geradozu  im  Widerspruch  zur 


1730 


Saz,  sez,  siz, 


!,  suz 


1740 


eig.  Bed.  (i.  S.  v.  selbst  wenn  Gott  öä.  dabei  helfen 
wollte):  ,Das  Fridli  Grob  von  Nossikon  ...  gesworen 
hab:  Götz  kraft  und  Götz  amacht,  Got  vermags  nit, 
das  ich  eins  gewünn,  und  das  die  helgen  oben  druff 
sässend.  ,[Nach  andrer  Aussage  soll  er  ,gesworen' 
haben]  botz  fleisch,  botz  rypp,  ich  mag  keins  gewännen, 
und  das  Gott  oben  druff  säss!'  1493,  ZEB.  Die  Neben- 
vorstellung tritt  zurück:  Uf  im  selber  s.;  s.  Bd  I  116 
(vgl.  auch  Sp.  823/4);  dazu  noch:  ,Sie  wollen  nur  gern 
allein  sein  und  auf  sich  selbsten  s.'  JMeyer  1700. 
Mit  ,lässen',  sich  selbst  überlassen,  in  Ruhe  lassen: 
,Da  folget  nun  jetzt  in  der  Histori,  wie  es  weiter  er- 
gangen, ob  Gott  der  Herr  den  Propheten  [Jonas]  jetzt 
auf  ihm  selbs  s.  lassen  oder  ob  er  auf  ein  Neues  dran 
müssen.'  FWyss  1672.  ,Zuo  einem  s.',  Jmds  Partei 
nehmen  (vgl.  nhd.  ,zu  Einem  stehen') :  ,[Die  Eidgenossen 
möchten,  wenn  der  französische  König  die  deutsche 
Nation  angriffe]  zuo  unserm  gnädigsten  hern  [dem 
Kaiser]  um  sinen  sold  zuo  beschirmung  tütscher  nation 
eren  und  friheit  s.  und  im  ire  knecht  lassen.'  Ansh. 
Mit  Adv.  Warm  s.,  =  siner  Schäfli  am  Trockene"  ha",  bei 
Vermögen,  wohlhabend  sein  B  (auch  lt  Zyro).  —  b)  mit 
mehr  oder  weniger  verblasstem  Anschauungs- 
gehalt, zT.  in  ganz  unsinnliche  Bed.  übergehend, 
a)  in  Verbindungen  mit  charakteristischen  Orts- 
bestimmungen ;  auch  bildl.  (De"  ganz  Tag)  bim  Spil, 
Wi",  Schoppe",  im  Wirlshüs  udgl.  s.  ,Er  habe  nit  wollen 
werchen,  sonder  nun  bym  win  s.'  1541/43,  Z  Ehegericht. 
,Die  pfaffen  ...  so  sy  allenthalben  in  den  wirtshüseren 
by  dem  win  sitzend.'  Zwingli.  S.  noch  Isen  (Bd  I 
536).  Hinder  dem  Ofe"  s.;  s.  Bd  I  110;  auch  sym- 
bolisch =  sich  feige  versteckt  halten:  , Warum  hands  die 
in  der  Statt  [Greifensee]  nüt  entschütt?  Si  sind  hinder 
dem  Ofen  gsässen.'  A.  XVII.,  Z  (Glosse  zu  Z  Chr.  XV.). 
Deheime"  s.  Da  gcit  Alles  ga"  spaziere"  und  ich  cl'ei" 
soll  deheime"  s.  S.  auch  blasen  (Bd  V  143).  Wenn 
sich  Ehefrauen  zusammen  mit  ihrem  Manne  am  Ge- 
werbebetrieb beteiligten,  ,zuo  bank  und  ze  laden  stand ... 
ouch  in  wirtschaften  sitzend',  so  waren  sie  nach  dem 
Ratserlass  von  1443  für  Geschäftsschulden  mit  haft- 
bar. OFecht  1909.  ,Do  habe  einer  ein  liblos  gmacht, 
sige  gwichen  ein  lange  zitt  und  sige  die  frow  iemer- 
dar  by  den  kinden  gsessen,  habe  mit  innen  huss  ghalten.' 
UMey.  Chr.  1540/73.  ,Da  er  gesehen,  dass  syn  Wyb 
und  Kind  widerum  im  alten  Näst  sitzend  [sie  waren 
vorübergehend  ausgewandert],  ist  er  unversechener 
Wyss  darvon  geloffen.'  1651,  Z.  ,Bi  einem  bröt  s.',  ge- 
meinschaftlichen Haushalt  führen ;  s.  Bd  V  943.  Entspr. : 
,bi  sinem  (eigenen)  bröt  (und  kost)  s.':  ,Wenn  frowen 
oder  man  bar  in  dis  dingstatt  komend,  als  vil  ir  ist, 
die  eins  herren  eigen  sind,  ist  das  die  selben  Kit  hie 
jar  und  tag  by  ir  eigen  brot  und  kost  sitzend  von  ir 
herren  unversprochen,  so  sind  sy  dannethin  gen 
Grüningen  hörend,  und  soll  sy  der  her  daselbs  ... 
schirmen  als  ander  husgenossen.'  XV.,  ZGrün.  So  auch 
,bi  ime  selben  s.':  ,Unser  stat  das  recht  und  die  ge- 
wonheit  von  alter  bar  bracht  hat,  wa  ein  eigen  man 
oder  eigen  frowe  harin  kumt  und  jar  und  tag  hie  bi 
ime  selben  sitzet  und  sin  brot  isset  unversprochen, 
das  den  denne  dar  nach  die  stat  für  den  iren  halten, 
schirmen  und  fristen  sol.'  M.XIV.,  BsRq.  ,[Die  Pfarrer] 
gedänkend  ...  sy  welend  vom  Friden  bredigen,  so 
könend  sy  ruewig  bei  iren  gueten,  feisten  Pfründen 
s.  und  der  Gunst  und  gueten  Willen  der  Oberkeit 
behalten.'  1645,  Z.   I"  der  (Im)  Chefi,  im  Loch,  dehinde" 


s.,  im  Gefängnis.  Am  Schirme",  Schatte"  s.,  auch  übertr., 
sich  in  gesicherter  Stellung  befinden.  ,Wenn  die  Bure" 
mahn  und  schwitzen,  können  wir  [die  Spinner]  am 
Schatte»  s.;  uns  geht's  wohl!'  Heimatland  1911  (nach 
JStutz).  Wenn  di  Pure"  er"stig  schwitze",  chü!"-mier 
[Bettler  und  Tagediebe]  schön  am  Schatte"  s.  Bärnd. 
1911  (BG.).  Am  Rueder  s.;  vgl.  Bd  VI  632.  ,Stäts  am 
steuerruoder  s.,  assidere  gubernaculis.'  Fris.;  Mal.  Am 
A'richtloch  s.  B;  vgl.  An-richti  Bd  VI  412.  ,An  dem 
Leid  s.'  (vgl.  die  synn.  Ausdrücke  Bd  III  1083):  ,Dcr 
Weibspersonen  halber,  welche  Verwandschaft  wegen 
an  dem  Leid  s.  müssen,  ward  geordnet,  dass  sie  nicht 
mehr  in  den  Häusern,  sondern  äussert  denselben  sich 
an  die  Klage  setzen  sollten.'  1611,  ZUster  Ncuj.  1868. 
Über  (hinder)  de"  Büechere"  oä.  s.  Jndeni  sy  ob  der 
Rechnung  gesessen,  seige  der  Sebastian  uffgestanden.' 
1665,  Z.  ,Dem  Pfarrer  were  guet,  dass  ihm  auch  under- 
sagt  wurde,  er  mehr  ob  den  Büecheren  sesse;  ...  den 
Sommer  sitze  er  schier  alle  Tag  ...  auff  dem  See  und 
bische.'  XVIII.,  Z.  Mit  verschwiegener  Ortsbestimmung, 
prägn.  und  spezialisiert.  1)  im  Wirtshause,  bei  einem 
Gelage,  in  einer  Gesellschaft  sitzen  bleiben,  verweilen. 
Mer  sind  bis  gege"  Morge"  g'sesse"  Th  ;  Z  und  sonst.  ,Wir 
sassend  über  die  zwölfe  [beim  Gelage].'  GBinder  1535. 
,Us  kraft  des  nüwlich  gemachten  mandats  ...  der  abend- 
trünken  halber,  man  über  die  drü  nit  s.  soll.'  1589, 
Z  RM.  ,Und  diewyl  es  ouch  in  den  Missbruch  kommen, 
dass  man  an  solchen  Morgenbrotten  sich  also  lang 
verwylet  und  sitzt  bis  in  die  Nacht  ...'  B  Polizeib. 
1610.  Lang  s.  Wie  lang  sind-er  g'sesse"  nacht?  Th. 
,Ein  wild  schryen  und  prassen  ...  umb  die  einliffe, 
zwölfe  unz  umb  das  ein  und  nach  später  ...  sollicher 
unraat  von  trunken  und  lang  s.  . . .'  1541/43,  Z  Ehe- 
gericht. ,[Für  den  Fall,  dass  man  sich  bei  allzu  üppigen 
Hochzeitsgelagen]  biss  in  die  Nacht  verwylet  und  also 
sölich  lang  S.  die  Ürtenen  tür  macht  ...'  B  Polizeib. 
1610.  Weiter  spezialisiert,  Abendsitz  halten,  ,far  veglia, 
sedere'  PA1.  (Giord.).  Da"  letschte"  Samstog  sind  s' 
[d'  Nächpüre"]  g'gange"  s.  zam  Gotte"  Peiter.  —  2)  in 
der  Fischerspr.,  bei  der  Angel  sitzen,  fischen  (vgl. 
ans.):  , Wer  auch,  das  die  vischer  nach  sant  Niclaus- 
tag  in  selber  fürbass  sassind,  so  sond  sie  auch  den 
vogten  den  fang  uff  den  donstag  fürbass  lassen  folgen.' 
XV./XVL,  ZLaufen  Offn.  —  3)  im  Gefängniss  sitzen. 
Der  het  dril  Jör  mües'e"  s.  Ap;  B;  Tu;  Z  und  weiter- 
hin. Vgl.:  ,Min  Vetter  muess  also  s.,  als  wenn  er  ge- 
fangen were,  und  allem  Unbill,  auch  sinem  Schaden 
zuesechen.'  1009,  GSax.  ,Ua  kommet  keine  Hur 
bald,  kein  Bub,  kein  Schelm  . . .  hier  gefangen  zu  s., 
der  sich  diesen  Glauben  nicht  vermesse  zue  haben.' 
JJUlr.  1731.  —  ß)  insbes.  mit  Bez.  auf  Rat  und 
Gericht.  ,In  (An)  den  (dem)  ring  s.';  s.  Bd  VI  1084/5; 
dazu:  .Schon  1652  erklärten  die  Gerichtssässe  von 
BSchw.  kategorisch,  sie  wollen  acht  Tag  vor  Martini 
und  Luzyens  Märit  und  so  viel  danach  auch  nit  in 
Ring  s.'  Bärnd.  1911  (BG.).  ,Am  gericht  s.';  s.  Bd  VI 
331.  ,Zuo  gericht  s.';  s.  ebd.  333;  dazu:  ,Uber  einen 
zuo  gericht  s.,  über  einen  richter  sein,  iudicem  in  aliquem 
sedere.'  Fris.;  Mal.  ,Und  hette[n]  dieselben  amtlüt 
vier  richtstüel,  da  si  zuo  gericht  sässi[n].'  1486,  W. 
,In  das  gericht  s.':  ,[Dass  er]  by  den  Auffählen  und 
wan  Glicht  gehalten  wird,  nicht  lasse  morgen  so  lang 
zachen,  dass  sie  dan  mit  vollem  Magen  und  ver- 
wirretem  Kopf  ins  Gricht  sitzend.'  XVII.,  Z.  ,1m  (am, 
zum)  rechten  s.';  s.  BdVI  263,  ferner  Gc-richt(s)-,  Stuel- 


1741 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1742 


Säss  (Sp.  1307.  1309).  ,Zuo  recht  s.';  s.  Bd  VI  2G0. 
,Zuo  den  rechten  s.':  ,Dem  lantrichter  zuo  Rotweil  und 
allen  andern  lantrichtern  und  riehtern  und  den,  die 
andenlantgerichten  undgerichten  zuodenrecliten  sitzen 
und  urteil  sprechen.'  1379,  Aar.  StR.  Prägn.,  (Rats-, 
Gerichts-)Sitzung  halten,  seine  amtliche  Funktion  (als 
Katsherr,  Richter  udgl.)  ausüben,  's  G'richt  sitzt  hüt 
Th.  Scho"  si)id  s'  [die  Gemeinderäte]  binäch  dri  Stunde" 
g'sesse"  und  Jede  het  bis  viermal  g'rcdt  U.  ,Mh.  ge- 
statten inen  [Denen  von  Erlach]  den  sehultheiss  zu 
haben,  doch  das  der  vogt  in  händlen  und  allen  ir 
Sachen  soll  s.'  1488,  B  RM.  ,Wenn  der  lichter  sitzt 
selb  sibend,  so  ist  er  gnuog  zuo  einer  vertigung,  minder 
soll  nit  syn.'  1495,  ZRick.  Offn.  ,Der  byschoff  was 
mit  grossem  pomp  uff  den  tag  gerytten  in  dem  nammen 
in  dem  tag  ze  s.,  aber  mau  hat  in  nit  wellen  dulden.' 
1546,  Brief  (JComander  an  HBull.).  ,üas  sy  [die 
Gerichtsbeisitzer]  ...  ouch  von  dem  morgen,  so  sy  an- 
fachend s.,  allda  pliben  und  warten  söllint,  bis  raengk- 
lich,  so  zu  schaffen  hat,  gefertiget  werde.'  1550,  Z 
RB.  ,Ire  [des  Zehngeriehtenbunds]  gemeinden  syend 
willens  by  den  artiklen  ze  blyben,  mit  der  erlüterung, 
das  des  bischoffs  amptlüt  nit  sitzind.'  1561,  Brief 
(JPabricius  an  HBull.).  ,Aber  es  sind  vyl  botten  ab- 
trätten  [von  einer  Tagsatzung  der  3  Bünde];  die  band 
nit  wollen  s.  und  hälffen  meeren.'  1565,  ebd.  , Weiter 
ist  geordnet,  das  kein  rechtsprecher  noch  richter  in 
den  3.  grad  über  bluot  noch  civil  nicht  s.  soll.'-  1592, 
PFoffa  1864.  ,üass  man  im  Gricht  im  dritten  Grad 
nit  ausstehn  solle  ...  sonder  soll  ieder  Richter  in 
solchem  Fal  s.  und  richten.'  1716,  UUrs.  (Talgemeinde- 
beschluss).  S.  noch  essen,  Fergging  (Bd  1  524.  1012); 
Ge-richt  (Bd  VI  332.  333.  339);  sus  (Sp.  1397  u.).  Mit 
prap.,  bzw.  adv.  Ergänzung.  ,Über  (ob)  etw.  s.'  ,Wir 
haben  gesetzt,  daz  alle  hantwerk  ...  söllent  ordnen 
und  darüber  s.,  das  si  in  irem  hantwerk  ieclichem  sinen 
harnesch  schetzen,  ufflegen  und  verschriben.'  1436, 
B  PES.  ,Der  kost,  als  die  venner  [als  Rechnungs- 
revisoren] über  das  buoch  sassen  ...  10  Ib.  15  ß.' 
1441/4,  B  StRecbn.  (Ausgabeposten).  ,[Euern  Wunsch] 
haben  wir  wol  verstanden  und  tuend  üwer  wissheit 
ze  wüssen,  dass  wir  ze  stund  darüber  sin  gesessen 
mit  den  unsern.'  1447,  B  AM.  ,Herr  burgermeister 
Waldman,  herr  Röyst,  herr  Swend,  beid  seckler  sollen 
angends  darüber  s.  und  der  statt  schulden  besechen.' 
1484,  Waldm.  ,Darumb  sind  ciain  und  gross  ret  ... 
ernstlich  ob  den  dingen  gesessen  und  habent  ermessen, 
was  dises  alles  uff  im  trag.'  1489,  G.  ,So  schicken 
wir  üch  ouch  die  copi  der  anmutung,  so  der  römisch 
küng  tut,  und  ist  vast  not,  das  ir  darüber  sitzen  und 
üwer  fünf  sin  uftugen.'  1499,  F.  ,Die  selben  unser 
herren  [sind]  demnach  stattlich  und  wolbedachtlich 
über  die  sach  gesässen  und  habent  sich  erkennt  und 
entschlossen  . . .'  1523/26,  Z  RB.  ,NN.  söllent  über 
das  [1.  des]  gotzhus  Rüti  brieff  s.  und  dieselben  be- 
sächen  und  suochen,  ob  sy  ützit  finden,  dass  die  pfruond 
zuo  Rüti  antreffe.'  1527,  ZUster  Neuj.  1869.  ,So  ist 
denn  angesechen,  das  ein  schulthes  und  rat  iecz  und 
hienach  alweg  in  der  andern  vastwuch  sollend  über 
der  meezgerschow  s.  und  inen  die  schaezung  machen.' 
1534,  AABr.  StR.  ,Die  uff  den  obern  höfen,  auch  im 
grund  [sollen]  beidersyt  2  ussziechen  mit  vollem  gwalt, 
mh.  mit  inen  hierüber  [über  die  Renovation  der  Kirche 
in  ihrer  Gemeinde]  s.'  1554,  BRM.  ,Die  tagherren  sind 
3  tag  yetz   darob   gesässen.'   1565,  Brief  (JFabricius 


an  HBull.).  ,Wir  wellen  diser  tagen  mit  einem  dry- 
fachen  landesrat  darüber  s.'  1591,  Gl.  ,])a  sind  sy 
[die  Zunftmeister]  allso  über  gsessen  und  band 
grechnet,  und  hatt  sich  befunden,  das  ...'  1602,  '/,. 
S.  noch  Rechning  (Bd  VI  130);  Sach  (Sp.  102);  Zue- 
satz  (Sp.  1568);  setzen  (Sp.  1615).  ,Bi  einer  sache  s.' 
,Und  wenne  och  der  herre  also  sturen  in  dem  lande 
uffleget,  so  sol  er  berüeffen  ...  us  jeder  herrschaft 
zwene  oder  drije  [der  erbersten],  die  och  dabi  sitzen, 
diewile  so  man  leget  stüre  in  derselben  herrschaft.' 
1378,  BSi.  Rq.  ,Dann  ich  selbst  daby  [bei  der  Dis- 
putation] und  mit  gesessen.'  Zwingli.  ,Ünd  wo  einer 
[der  Richter]  teil  und  gmeindt  hat  an  der  [zu  be- 
handelnden Rechts-]sach,  da  sol  er  davon  gon  und 
nit  by  der  sach  s.'  XVI.,  Nnw  LB.  ,Die  Tagnouwer, 
so  weder  Wissen  nach  Ächer  habend,  [sollen]  umb 
söllich  Holz,  Wissen  und  Acher  yn-  oder  usszelegen 
oder  Einem  ze  geben,  kein  Mehr  nit  haben  noch 
darby  s.'  1604,  Z  Rq.  ,Bei  der  jährlichen  Kirchen- 
rechnung sollen  nach  bisherigem  Brauch  zwei  Katho- 
lische und  ein  Evangelischer  s.'  1605,  JGöldi  1897. 
,Darbei  [bei  der  Beratung  der  Armenpfleger]  sassend 
sonderlichen  zwen  fürnäme  Pfarrer,  darmit  es  dester 
besser  in  gueter  Ordnung  gebürlich  und  rächt  zue- 
gieng.'  1645,  Z.  S.  noch  Be-richt  (Bd  VI  321).  ,Auf 
Rechnung  s.';  s.  Bd  VI  130.  ,Zuo  den  sachen  s.';  s. 
Sp.  99.  Prägn.,  in  einer  Behörde  uä.  ,s.',  Mitglied  der- 
selben sein.  ,Dan  wo  sy  das  nit  tätend,  werent  sy 
nit  der  eren  wert  an  sölicher  Verwaltung  ze  s.'  1540, 
ZGreif.  ,1m  regiment  s.,  das  gemein  regiment  füeren, 
ad  gubernacula  rei  publicae  sedere.'  Fris.;  Mal.  Im 
(,an,  üf  dem')  Rät  s.  ,Swa  deheiin,  der  an  dem  rate 
sitzet,  für  kumet,  daz  man  tuben  vahet,  der  sol  den 
vaher  leiden  uf  sin  eit.'  Z  RBr.  ,Umb  Zügen,  die  in 
dem  rät  sitzent.  Es  ist  och  gesetzet,  swer  in  dem  rat 
sitzet  und  darinne  begriffen  wird  . . .'  1378,  Sch  StB. 
.Denselben  [Artikeln]  nach  soll  weder  der  bischoff  noch 
sine  anwält  in  den  tagen  und  raten  s.'  1560,  Brief 
(JFabricius  an  HBull.).  S.  auch  Bd  VI  1573.  Im 
G'richt  s.;  s.  Bd  VI  332.  ,In  der  Hell  muss  er  gewaltig 
schwitzen,  weil  er  auch  tut  im  Mordgricht  s.'  1618, 
Zinsli  1911.  S.  noch  Ge-richts-,  Stuel-Sdss  (Sp.  1367. 
1369).  ,An  den  empteren  s.';  s.  Sp.  1368o.  ,An  den 
Unzuchten  s.';  s.  Bd  I  251.  ,An  dem  ungi;lt  s.'  ,Die 
süllent  den  sibenen,  so  am  ungelt  sitzent,  alle  wuebe 
rechnunge  geben.'  1354,  Bs ;  vgl.:  ,N.  hat  veryechen,  dass 
er  ...  zuo  ettwe  mengem  mal  ...  da  er  an  dem  ungelt 
gesessen  sy  und  gelt  gezellt,  ye  5,  6,  7  oder  8  Schilling 
verstoln  hab.'  1480,  Z  RB.  Am  Brett  s.;  s.  Bd  V  893; 
dazu  noch:  ,Den  ich  gerne  hätte,  der  ist  mir  nicht 
erlaubt:  eine  Andere  sitzt  am  Brette,  hat  mir  ihn  weg- 
geraubt.' ALGassmann  1906.  ,Wenn  sie  [die  weltlich 
Gesinnten]  nur  in  der  Welt  hoch  am  Brett  sitzen.' 
JJUlr.  1731.  —  c)  mit  stärker  hervortretendem  abstr.- 
imperfektivem  Bedeutungselement  bei  real  erweiterter 
Ortsbestimmung,  a)  i. S.v.  ansässig  sein,  wohnen; 
in  der  ä.  Spr.  häufig  und  allg.  ,S.,  hofhalten,  residere.' 
Red.  1662.  Auf  einem  Gut,  Hofe  uä.  ,Die  pfenninge 
gebent  ...  von  den  güetem,  da  si  uf  sizzent  und 
buwent.'  1323,  LBerom.  ,Die  hofstatt,  da  Jäclin  uf 
sitzet.'  1341,  TiiGriessenb.  ,Die  hofstat  und  der  boon- 
gart  dahinder,  da  Heinrich  in  der  Gassen  u!  sitzet.' 
1346,  AAB.Urk.  ,Ein  ehrbarer  Priester,  welcher  selbst 
auf  der  Pfrund  sitzt  und  fünf  Tage  in  der  Woche  Messe 
liest.-    1485,   JGöLDl    1897.     .Wellicher    im   lande   ein 


1743 


1744 


erliclten  todschlag  tüte,  der  uff  sinen  eigen  oder  fryen 
mannlehengutter  sitzet,  derselb  mag  auch  heide  mit 
manlehen,  hus,  hof  [usw.]  abfaren.'  1457,  BSi.  Rq. 
.üiewile  sy  in  ir  emans  guot  sitzet.'  Seg.,  L  StR.  XV. / 
XVI.  S.  noch  hueb-fällig  (Bd  I  764).  Hof-Reiti  (BdVI 
1653).  In  einem  Hause  odgl.  ,N.,  so  under  Wettinger 
hus  sitzet.'  1467,  Z  RB.  ,Ein  huss  oben  am  schwarzen 
Kessel  gelegen,  ist  fryg  ledig  und  sitzend  husslüt  umb 
den  zins  dar  inn.'  1597,  Z  Schirmb.  ,Wer  dise  Verse 
habe  gemacht,  ist  s  Vaterlandes  Fründ,  sitzt  auch 
noch  under  eignem  Tach.'  XVII.,  Lied.  Selten  auch 
vom  vorübergehenden  Aufenthalt:  ,1514  am  25.  tag 
genners  und  ettlich  tag  darnach  bin  ich  ...  zuo  Sant 
Jakob  in  Pretengöw  im  husz  des  clösterlis  gesessen.' 
FJecklin  1910.  ,1514  ...  bin  ich  ...  zuo  Chur  in 
der  statt  daselbs  in  dem  closter  Sancti  Nicolai  gesessen.' 
ebd.  1911.  In  einer  Ortschaft,  einem  Herrschafts- 
gebiet, Gerichtsbezirk  uä.  ,[Es]  sazent  herren  in  dem 
Turgöwe,  hiezent  die  von  Regenspurg.'  Z  Chr.  1336/1446. 
.Enkeinen,  der  bi  dem  Zürichsee  sitzet.'  1383,  Z. 
,Umb  geltschulden  ...  sol  jederraan  von  dem  andern 
recht  nemen  an  den  stetten  und  in  den  gerichten,  da 
der  ansprechig  sitzet  und  hingehört.'  1411,  Gl  Urk. 
,Alle  ...  so  yetz  in  unser  statt  Baden  sitzent  oder 
dienent  und  furbazhin  ...  da  sitzen  oder  dienen.'  1483, 
AaB.  StR.  .Allen  den,  so  ...  in  den  gerichten  gen 
Petterzell  oder  daselbst  umb  im  land  sitzend  oder  in 
der  grafschaft  Toggkenburg  wonend  oder  s.  werden.' 
1484,  GT.  Rq.  ,Der  gemeind  bottschaft  zuo  Wädyswyl 
und  Richtiswyl  haben  ...  begert,  das  die  von  Kilch- 
berg  den  N.  in  dem  gericht  des  ordens,  do  er  sitzt, 
fürnemmen  und  man  dasselb  blyben  lassen  solle  by 
synen  frygheiten.'  1490,  Z  RM.  ,Wer  in  dem  stettli 
sitzet  und  hushablich  ist.'  1519,  ZGrün.  ,Egg  will 
an  mich  sprechen;  suoche  mich,  da  ich  [Zwingli]  sitz.' 
Zwingli.  ,Das  einer  dem  andern  verspricht,  das  sin 
zuo  huss  und  hof  oder  in  sin  herschaft,  darin  er  sitzen4 
ist,  ze  wären.'  1533,  BSi.  Rq.  ,Wer  zuo  inen  [nach 
AABremg.]  züchc  und  über  jar  und  tag  by  inen  sitze.' 
1558,  AABremg.  StR.  ,Der  merteil  in  den  Pünten  [Gr] 
sitzend  in  den  wildinen.'  1560,  Brief  (JFabricius  an 
HBull.).  ,In  der  statt  wonen  und  s.,  colere  urbem.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Handtwerksleut:  keine  frömbde  im  Landt 
zu  s.  anzunemen.'  1740,  U  LB.  S.  auch  Art,  Etter, 
Mül-Vich,  Vogel,  vogt-bar  (Bd  I  473.  597.  650 o.  692. 
711),  Ge-nöss,  er-beren  (Bd  IV  819.  1476);  Bruch  (Bd  V 
345 u.);  Hinder-Säss  (Sp.  1353.  1354),  sowie  u.  In 
gleicher  Bed.  gesessen  sin.  ,Daz  si  [die  Bürger  von 
Aarau]  recht  vordron  sun  und  nemen  ...  vor  eim 
eclichefn]  richter,  under  deme  der  gesessen  ist,  den 
si  ansprechent'  12S3,  Aar.  StR.  ,Nu  was  Dioclecianus 
gesezzen  gegen  dem  tail,  da  die  sunn  uf  gaut.'  Z  Chr. 
1336/1446.  ,Die  lüte  ...  so  gesessen  sint  und  gehörent 
in  die  herschaft  ze  Symenegg.'  1389,  BSi.  Rq.  ,Weler 
aber  inwendig  etters  gesessen  ist,  kompt  der  nit  zuo 
dem  gericht  [wird  er  gebüsst].'  1420,  ZBass.  Offn.  ,Und 
bat  ein  her  zu  gebieten  ...  allen  denen,  so  in  dem 
hof  gesässen  sind.'  1427,  ScHwPfäff.  ,Were  aber  er 
usswendig  landes  gesessen.'  1446,  Bs  Ratserk.  ,Dann 
er  [Vadian]  an  einem  ort  gesessen,  da  er  uss  allen 
landen  vil  von  sinen  guoten  [Freunden]  hat  mögen 
wüssen.'  LLav.  1576.  ,1638  ist  der  erste  Caplan  gen 
Hildisrieden,  so  zu  Sempach  ist  gesessen,  angenommen 
worden.'  Gfd.  S.  noch  Recht  (BdVI  251  u.);  Hinder- 
Säss    (Sp.  1353).      ,1m    zwing    s.';    s.  Kauf -Gericht 


(Bd  VI  358).  , Under.  hindei  einem  s.  (gesessen  sin)', 
unter  Jmds  Herrschaft  stehen,  Jmds  Untertan  sein; 
vgl.  hinder  (Bd  II  1414).  ,l)az  ir  alle  frye  lüte  und  alle 
gotzhuslüte,  under  wem  oder  wa  die  gesessen  sind, 
emphahen  sullent  ze  purgern.'  1359,  AABremg.  StR.  ,Daz 
ich  mich  hinder  den  benanten  jungkher  N.  uff  die  vor- 
gedachten sin  widmen  ze  Flaach  ziehen  und  da  hinder 
im  oder  sinen  erben  s.  sol,  die  wile  ich  leb.'  1442, 
ZFlaacb.  ,Es  were[n]  ouch  in  irem  landtgricht  die,  so 
hinder  den  herren  sessendt,  nie  gebrucht  zuo  eiden.' 
ThFrickart  1470.  ,So  schwuorent  sy  ouch  eid,  und 
änderst  wer  es  mit  inen  nienen,  so  under  den  herren 
sessend,  gebrucht.'  ebd.  .Alle  die,  so  ...  under  dem 
küng  sitzent.'  1499,  Schreiben  (Gl  an  L).  ,Das  botte  und 
ansächen  unser  lieben  Eidgnossen  von  Basel,  der 
frömden  eignen  lüten  halb,  so  hinder  inen  gesässen, 
dass  sich  die  in  manots  friste  ir  eigenschaft  ledigen 
oder  ir  oberkeit  rumen.'  1525,  Strickl.  (S).  ,Die- 
wil  si  bede  frömbd  sind,  könne  man  in  nit  von  ir 
scheiden  ...;  aber  umb  das  er  hinder  unsern  herren 
sitzt  ...  welle  man  si  hören  und  darnach  aber  tuon, 
was  recht  ist.'  1533/38,  Z  Ehegericht.  ,N.,  der  sonst 
yetz  under  dem  apt  von  StGallen  sitzt.'  1565,  Brief 
(JFabricius  an  HBull.).  ,Wann  man  also  mit  inen 
handien  und  sölliche  nüwerungen  gegen  inen  für- 
nemmen weite,  sy  ringer  under  einem  halsherren  und 
schwabenjungkhern  sessind.'  1588,  Z  RJI.  S.  noch 
Hinder-,  Land-Säss  (Sp.  1352.  1362 u.).  Unklar:  ,An 
Statthalter  von  Stäffisburg  [zu  schreiben]  sich  der 
Worten,  so  der  Annen  Zursagen  man  gebrucht,  nämlich 
die  Walliser  sitzen  hinder  iren  kröpfen  wie  ra.  H. 
hinder  ir  katzen,  zu  erkunden,  und  wo  er  in  schuldig 
find,  in  gan  Thun  zu  füeren.'  1497,  B  RH.  Selten  mit 
Richtungskonstruktion.  ,Lasst  uns  hie  büessen  unser 
sünd,  wie  Johannes  hat  verkünt,  da  er  in  die  wüestin 
sass  und  kein  menschliche  speise  ass.'  XVI.,  Lied. 
,Der  arm  man  werde  in  der  rychen  güeter  s.  und  inen 
ein  steblin  [Bettelstab]  an  d  band  gen.'  1532,  GPfäf. 
,Herr  Batt  wärdi  mit  verzagtem  harzen  in  das  schloss 
s.'  1566,  Brief  (JFabricius  an  HBull.).  Mit  Ortsadv. 
,Wit,  nach  s.'  uä.  ,Das  man  denn  die  Oberlender,  die 
wit  sitzend  und  in  langer  wil  kum  mit  botten  ze  senden 
zu  den  nöten  komen  möchtin,  dester  e  herus  brechti 
[solle  man  bei  Kriegsgefahr  auf  dem  Belpberg  ein  Feuer- 
signal geben].'  1447,  B  AM.  ,Das  sy  im  kheine  heimlig- 
keiten  öffnend,  ee  andere,  so  feerer  gesässen,  deren 
handlungen  halb  berichtend.'  1565,  Brief  (JFabricius 
an  HBull.);  vgl.:  ,Syn  dochter,  die  etwas  von  dem  vatter 
gesässen,  batt  von  des  vatters  krankheit  nüt  gewüst.' 
1563,  ebd.  ,Dann  er  ...  auch  der  schuol  nach  ge- 
sässen sye.'  Jos.Mal.  1593.  ,Den  Landsgerichtsknechten 
[solle  man  eine  Entschädigung  geben]  nach  deme  einer 
weit  oder  nah  gesessen.'  1653/54,  Absch.  Mit  (wenigstens 
dem  Sinne  nach)  modalen  Bestimmungen;  meist  formel- 
haft. ,Ze  hüs  s.',  zur  Miete  wohnen;  s.  Bd  II  1700; 
dazu  noch:  ,Die  frow,  by  dero  sy  ze  hus  säs.'  1553, 
Z  Ehegericht.  ,So  einer  sin  hus  verkouffet  einem 
anderen  und  er  ze  hus  s.  und  dann  [Gemeinde-]holz 
haben  weite,  dem  sol  man  nüt  ze  gäben  schuldig  sin, 
bis  er  wider  ein  eigen  hus  und  rouch  uberkumpt.' 
1561,  Z  Rq.  1910  (ZAlbisr.).  ,Das  sy  denen,  so  ... 
keine  eigene  hüser  noch  gewerb  habind  ...  sonder 
under  inen  alein  dem  holz  zlieb  ze  hus  s.  wellind, 
nüt  schuldig  sin  söllind.'  ebd.  S.  noch  arbeit-selig 
(Bd  I  425).   Hieher  auch  (?)  ,ze  gadem  s.':  ,So  setzent 


1745 


Saz.  scz,  siz.  soz. 


1746 


wir,  das  ein  rat  zivene  erber  burger  nemen  sol,  Jer 
einer  ennent  A  [jenseits  der  Limmat]  ze  gadeni  sitze 
und  der  ander  hie  dirrent  A,  die  gemeinlich  armen 
lüten  wechseln  bi  10  ß  und  darunder.'  1335,  Z  Münz- 
verordn.  Dagegen  ,mit  hüs  s.  (gesessen  sin)',  vom 
Wohnen  in  eigenem  Hause.  , Alle,  die  vor  dem  nidren 
tor  ussrend  der  Rüsbrugg  mit  hus  sitzend.'  A.  XIV., 
AABremg.  StR.  ,Wenn  aber  einer  daselbs  [in  ZPfäff.] 
mit  hus  sässy  ...'  1516,  ZWetz.  ,Von  dero  wegen, 
so  dann  unser  burger  sind  und  sin  wellent  und  aber 
nit  hie  mit  hus  sitzent  ...'  1519,  AaB.  StR,  So  auch 
,mit  für  und  liecht  s.  (gesessen  sin)';  s.  Bd  I  941. 
.Kiuichem  ussern,  der  nit  in  der  statt  mit  für  und 
liecht  gesessen  ist.'  1547,  AaL.  StR.  ,In  der  kileheri  ..., 
da  er  mit  für  und  liecht  sitzet.'  1558,  BSi.  Rq.  .Welcher 
hie  im  Tall  nitt  mit  Fhür  und  Liecht  über  Jaar  sitzy 
und  wone.'  1600,  W  Blätter  1890.  Wegen  Schulden 
solle  man  Einen  da  belangen,  wo  er  ,mit  Feuer  und 
Lichtsitzt.'  1053,  L.  S.noch  Ür«t'(BdI492u.).  Gleichbed. 
,mit  hüsrouchi  s. (gesessen  sin)  ;  s.  Hüs-Rauchi,  -Räaehi, 
-Rtiuki  (Bd  VI  100.  103.  805).  .Hüshablich,  wesenlich 
s.';  s.  schon  Bd  II  929.  ,Ain  her  abt  soll  den  vogt- 
lüten  ain  aman  geben,  der  ze  Utzwyl  im  dorf  wesen- 
lich sitzet  und  nit  anderswa.'  1420,  GT.  Rq.  ,[Der 
Leutpriester]  solle  nu  hinfür  zu  ewigen  zitten  im 
stettly  [LSemp.]  husheblich  s.'  1492,  L  Ratserk.  ,Die 
frömbden  schnider  und  schuomacher,  so  lantvarrer  und 
nitt  in  m.  h.  gebiet  husheblich  sitzen  ...  abzuwisen.' 
1507,  BRM.  .Welicher  frörahder  hinfür  gen  Ennot- 
Baden  in  das  dorf  ziechen,  da  huszhablich  s.  und  ein 
bywoner  da  sin  will...'  1543,  AaB.  StR,  ,Das  etliche 
personen  ...  söllichen  wynmost  nit  ze  richten  ver- 
meinindt,  umb  das  sy  in  selbigen  grichten  und  bann 
nithusshablich  sitzind.'  1590,  ZRq.  Ohne  Zins,  Steuer 
oä.  ,s.'  ,[Wir  Ansässige  der  Herrschaft  Simmenegg] 
sullen  von  dishin  s.  und  belibcn  für  vrije  zinslüte., 
1389,  BSi.  Rq.  ,Mh.  band  N.  sin  burgrecht  geschenkt 
und  söllent  im  ouch  sin  zunft  erwerben  und  an  stür 
und  wacht  lassen  s.'  1434,  Z  StB.  ,Die  wirt  in  den 
fünf  hüsern  zuo  Ennetbaden  ...  sessend  in  grossen 
Zinsen.'  1512,  AaB.  StR.  ,Disse  Lüt  lassend  den  Last 
der  Verzinsung  ...  gehzlich  uff  mir  ligen  ...  ongeacht 
sy  doch  wöchentlich  ...  umb  5  Guldin  im  Zins  sitzend.' 
1654,  Z.  S.  noch  Sager  (Sp.  436).  ,In  hindersäss-wis 
s.';  s.  Sp.  1357o.  Mit  Adv.  oder  pried.  Attr.  ,Wäre  ich 
nicht  das  Besenmannli,  so  möchte  ich  Bauer  sein  und 
vielleicht  brächte  ich  es  zweg,  so  einen  mindern  Hof 
zu  kaufen  ...;  fest  kann  man  dann  s.'  Gotth.  ,Wol 
s.,  ein  guote  herberg  haben,  ein  guot  haus  haben, 
habitare  bene.'  Fris.  ;  Mal.  ,Fri,  wolfeil,  tür  s.'  Er 
sitzt  tür  de(r)t,  von  Einem,  der  Haus  und  Hof  (zu)  teuer 
erworben  hat  Th;  Z.  ,Und  sol  ouch  ...  derselb  meister 
Philip  iunser  burger  sin  [in  Z]  und  sol  an  stür,  ann 
wacht  und  ann  all  dienst  fry  s.'  1417,  Z  StB.  ,ünd 
gipt  iro  ein  jeder  burger,  der  si  [die  Hebamme]  brucht, 
essen  und  trinken  zuo  gemeltem  Ion,  und  darzuo  so 
sitzt  sy  aller  Sachen  unserthalb  ganz  fryg  [Steuer-, 
zinsfrei].'  1510,  AABr.  StR.  ,[Der  Vater  habe  den  Sohn] 
in  sin  hus  gen  Vellanden  gesetzt,  daselpst  [sei]  er 
fryg  gesessen,  das  er  keinen  zins  hette  müessen  geben.' 
1541/3,  Z  Ehegericht.  ,So  haben  sich  doch  [obwohl 
schon  die  40  zunftgenössischen  Weber  sich  kümmer- 
lich ernähren]  uff  die  15  wäber  glych  usserthalb  den 
krützen  gsetzt,  die  inen  an  ir  zunft  und  gwärb  grösslich 
schaden  tüeyind,  darzuo  ouch  vogelfryg  sitzind  und 
Schweiz.  Idiotikon  VII. 


inen  weder  in  ir  zunft  noch  andern  lüten  nützit 
gebind.'  1557,  Z  RM.  ,Diewyl  aber  etlich  derselben 
[der  Mieter  von  städtischen  Wohnungen]  dar  inne  [im 
Bezahlen  der  Miete]  gar  sümig  und  ufzügig  sind  und 
das  sy  so  wolfeil  sitzend,  nit  betrachtend  . . .'  1574, 
Z  RB.  ,Si  geben  auss  der  Gemein  dem  Landvogt  jähr- 
lich 40  gut  Gulden,  im  Übrigen,  wann  si  nicht  mut- 
willig Händel  anfangen,  sitzen  sie  ganz  frei.'  1053,  LE. 
Manifest.  ,Bi  (Mit)  einem  (einer)  s.',  (in  der  Ehe,  im 
Konkubinat)  zsleben;  vgl.  ß  zu  Anf.  ,Der  nam  ein 
junkvrouwen  lobesam  (llia  was  derselben  nam)  bi 
der  sass  er  manig  jar.'  Scbachzabelb.  ,Die  pfaffen 
hatten  ir  wib  und  ir  kind  offenlich  bi  in  sitzen.'  Z  Chr. 
1330/1410.  ,Der  krämer  und  die  krämerin  sullent  ... 
nit  ...  mit  denen  wandlen,  die  da  mit  ir  elichen  wiben 
oder  mannen  sitzent.'  1430,  L.  ,Wa  ouch  zwo  per- 
sonen, so  nit  euch  sind,  by  einander  sitzen  oder  teg- 
lich  Wandlung  in  Üppigkeit  zesammen  haben,  sollen 
die  stattknecht  al  nacht,  wa  sy  des  innen  werden,  uff- 
heben  und  pfenden.'  1483,  Bs  Rq.  ,Wan  die  frou  by 
dem  pfaffen  sitz  und  er  si  darumb  geschlagen  hab,  in 
deshalb  unersuocht  und  ungebüesst  zu  lassen  und  si 
alldann  usz  m.  h.  gebiet  zu  wisen.'  1490,  BRM.  S.  noch 
Ghilch-Gang  (Bd  II  348);  E-Recht  (Bd  VI  275);  und  vgl. 
redlich  (ebd.  580).  ,In  huoren  wis  s.':  ,Es  klaget  die  A. 
uf  B.s  wip,  dass  si  zuo  iro  rett,  sy  sye  ein  huor  und 
sitze  in  huoren  wise  und  syen  ire  kind  bankarten.' 
1393,  Z  RB.  —  ß)  mitabstr.  Ortsbest.,  tw.  schon  als  Ersatz 
des  Vb.  subst.  Bes.  von  der  Ehe,  vom  Konkubinat. 
,In  der  e  s.'  ,Ein  frow,  so  in  der  ee  sitzt.'  1489,  L 
Will.  ,So  ouch  ein  man  im  bemelten  land  in  der  ee 
sesse  . . .  ouch  sün  und  töchtern  überkerae  und  ge- 
wunne.'  1590,  BSi.  Rq.  1912.  ,Bi  (Zuo)  der  (un)e  s.' 
,Dü  vrowe  oder  der  man,  du  bi  ir  e  sitzent.'  äL  RB. 
,Wa  zwöy  münschen  in  dem  lande  bi  der  e  und  in 
elichem  rechte  sament  und  bi  einander  sitzent.'  1416, 
BSi.  Rq.  1912.  ,Es  wer  och  wol  war,  das  er  by  der 
dirnen  zu  der  unee  ettwie  vil  jaren  ...  in  ungehorsam- 
keit gesessen  wer.'  1436,  AaB.  Urk.  ,Von  denen,  die 
offenlich  zu  der  unee  sitzent.'  B  StSatzg  1539;  gleich 
nachher  ,in  uneclichem  leben  s.'  S.  noch  Un-E(Bd  1  7). 
,Zuo  den  uneren  s.';  s.  Bd  I  392,  ferner  setzen 
(Sp.  1607);  dazu  noch:  ,[Die]  so  zuo  (den)  nneren 
sitzen.'  1491,  BRM.;  1498,  Z  RM.  .Derglychen  soll 
ouch  keiner  ...  der  zun  uneeren  sitzt  und  mit  offner 
huory  oder  andern  ärgerlichen  lästern  verhaft  ist,  sich 
der  oder  anderer  eerenämptern  gebruchen.'  1530,  Absch. 
,Zur  hübsch  s.';  s.  Bd  II  966;  dazu: , Die  wybsperson  sige 
ouch  by  zweigen  pfaffen  zur  hüpsch  (wie  man  spricht) 
gesessen.'  1586,  Z  Ehegericht.  Von  andern  Verhält- 
nissen. ,1m  Witwenstand  s.':  ,Du  [die  Stadt  Stras- 
burg] sizst  im  W.'  M.  XVII.,  Epigramm.  .In  sinem 
gewerb,  in  Hab  und  Gut  s.'  .Nachdem  er  [ein  Handels- 
agent] also  in  sinem  gewerb  sess  ...'  1430,  AaB.  l'rk. 
, [Etwas]  woran  sie  nimmer  gesinnt  hätten,  wann  sie 
in  Hab  und  Gut  gesessen  wären.'  JMeter  1700.  .Li 
friden,  früntschaft  s.'  ,[Es  wird  beschlossen]  das  wir 
beid  partien  [der  Bischof  von  Sitten  und  die  Stadt  Bern] 
in  früntlicher  getrüwer  und  ewiger  früntschaft  und 
nachburschaft  gegen  einandern  sitzen.'  1175,  BSi. 
Rq.  1912.  S.  auch  Sp.  102  u.  ,In  geträgede  [Trägheit] 
s.':  ,Die  noch  in  ir  g.  sizzint  undc  noch  nit  erstanden 
sint  von  den  sunden,  die  sint  tot.'  XII.,  W 
Eigentüml.  ,auf  dem  Sprunge  s.'  (Gotth.);  8.  vor-lüten 
(Bd  111  15O0).   —  (1)  tw.  bloss   formaler   Bed.  sich 


174? 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1748 


näh  er  ml,  in  festen  Verbindungen;  gew.  ohne  Ortsbest. 
oc)  s.  lä",  lUbe".  (Eini)  s.lä".  1)  eig.,  beim  Tanzen.  Er 
het-sr  der  ganz  Äbe""  lä"  s.  —  2)  im  Stiche  lassen,  vom 
Bruch  des  Eheversprechens,  vom  böswilligen  Verlassen 
der  Frau,  Familie.  ,Enkein  krämer  oder  kremerin,  der 
oder  die  denn  mit  der  heiligen  e  begriffen  werint  und 
darüber  ander  dirnen  oder  mannen  mit  inen  fuorten  ... 
und  ir  buolen  werint  und  also  ir  elich  gemachel  s. 
liessint.'  1430,  L  (FHaas  1909).  ,[N.  sei]  über  eid  und 
eer  in  krieg  gezogen  und  si  one  alle  hilff  und  trost  s. 
lassen.'  1530,  Z  Ehegericht;  vgl.  Sp.  1748u.  .Margret  N. 
von  Uster  spricht,  sy  sigen  vor  8  jaren  elüt  gsyn,  hab 
er  sy  hinweg  gefüert  und  demnach  sy  lassen  s.'  1533/8, 
ebd.  ,Der  junge  Predikant  lasst  sein  Frau  im  Davosser 
Landt  im  Nachthunger  s.'  1618,  Zinsli  1911.  Auch 
nur  vernachlässigen.  .[Ihr  Ehemann  habe]  ouch  nie 
weder  zuo  ir  usshin  vyten  noch  sunst  iren  nachfragen 
wellen,  sonder  sy  glychergestalt  wie  sy  in  s.  lassen.' 
1549,  Z  Ehegericht.  ,Do  sage  N.  zuo  iro,  obe  sy  nit 
wider  heimb  zum  Man  welle?  Sy  [habe]  gsagt,  man 
habe  iro  wenig  Acht  und  lasse  sy  also  s.'  1648,  Z. 
(Bei  einer  Wahl)  übergehen:  ,Es  werden  auch  der 
Meerteil  Kanzlen  und  Bredigstül  mit  Miet  und  Gaben 
oder  us  Gunst  und  Ansächen  der  Pärson  ...  bestelt 
und  versuchen  ...  und  welcher  Niemand  hinder  der 
Türen  hat,  den  lasst  man  glich  wol  s.,  er  sitze,  wo  er 
wele.'  1645,  Z.  S.  Mibe".  1)  wie  nhd.  von  einem  alten 
Mädchen,  's  sind  halt  keini  Gröfe"  cho",  und  s'letst 
isch-es  [das  hochmütige  Mädchen]  an'''  s.  'blibe".  Azdr 
Gilgen.  S.  noch  chog-äss  (Bd  I  501).  —  2)  von  den 
Richtern,  sich  nicht  in  Ausstand  begeben.  ,Wo  die 
Schwagerschaft  den  andern  Grad  wurde  überschreiten, 
mag  man  auch  wol  s.  bleiben  und  den  fürfallenden 
Handlungen  beiwohnen.'  1707,  BSi.  Rq.  1912.  .Die 
[Verwandten]  aber,  so  einanderen  über  das  dritte 
Glied  aus  zugetan  wären,  mögen  s.  bleiben.'  ebd.  — 
3)  zurückbleiben,  zurückgelassen  werden.  ,üer  Lud- 
wig, so  by  36  jaren  in  dem  closter  Thösz  s.  gebliben 
und  als  fündel  Gebharten  Näffli  verdinget  worden  ... 
soll  fürhin  Ludwig  Thöszer  heissen.'  1597,  Z  RM.  — 
ß)  mit  prajd.  Adj.  (Adv.).  ,Müessig  s.',  untätig  sein, 
sich  passiv  verhalten.  ,Item,  ob  es  sich  füegte,  das 
nit  gnuog  werint  im  gericht,  es  wer,  das  etlich  von 
früntschaft  oder  von  argkwons  wegen  dannen  getan 
wurden  oder  das  ir  so  vil  gen  enander  partyig  und 
secher  werind  oder  ander  Sachen  halb,  so  mag  ain 
vogt  dieselben  partygen  oder  argkwenigen  müessig 
haissen  s.  [vgl.  o.  den  Gegs.  ,s.  blibeir]  und  inen  ainen 
zuosatz  geben  us  andern  sinen  gerichten.'  1469,  G  Rq. 
,üer  [Eigennutz]  füert  üch  von  der  arbeit  zuo  dem 
müessig  s.  [zum  Müssiggang].'  Zwingli.  Im  mili- 
tärischen S.;  s.  ruewig  (Bd  VI  1903).  ,Geruowet  s.'; 
s.  Bd  VI  1900;  dazu:  ,Wer  klagen  will  um  eigen 
und  umb  erb,  das  sol  er  tuon  an  dem  ersten  tag 
des  meigen  und  ze  herpst,  und  übersässe  er  den  tag, 
das  er  in  [den  Ansprecher]  dann  zemal  nit  ansprechi, 
so  sol  er  in  geruowet  lan  s.  unz  uf  den  andern  tag.' 
XV.,  Z.  ,Rüewig  s.\  (militärisch)  neutral  bleiben. 
.Das  volk  zwüschen  Rin  und  Ar  will  rüewig  s.  [im 
Kappelerkrieg],  so  lang  Gott  will,  und  ir  hüser  ufrecht 
behalten.'  1531,  Strickl.  Stills.  1) eig.  Sitze"dstill(e')! 
~  2)  übh.  sich  ruhig  verhalten.  MitBez.aufdieSonntags- 
ruhe,  eingezogene  Lebensweise.  ,An  die  canzel.  Nie- 
mand [soll]  an  einem  sontag  mit  karren  und  wegen 
allhie  fürfaren,  sondern  still  s.'  1534,  B  RM.    ,N.  und 


syn  Husfrauw,  sie  sitzend  still  und  machen  kein  Un- 
gelegenheit.'  1634,  Z  (Bevölkerungsverz.).  Bes.  bei 
Streitigkeiten,  von  defensiver  Haltung  im  Krieg.  ,Wie- 
wol  wir  nu  inen  [den  Soloturnern]  diser  tagen  ge- 
schriben  haben,  still  zu  s.  und  dero  im  feld  nächrung 
zu  erwarten.'  1499,  B Brief.  ,[Die  Gomser  wollten  gegen 
die  Reformierten  im  W  bewaffnet  vorgehen]  doch 
habend  die  andern  zenden  mit  inen  geredt  so  vil,  das 
sy  still  gesässen.'  1560,  Gr  Brief.  ,[N.  habe]  zum  teil 
schimpfswyss  zum  knaben  gseit  ...  er  rate  inen,  sy 
sitzind  still,  dann  sy  schaffind  nüt,  wir  heigind  uff 
unserer  syten  auch  lüt.  Daruf  der  knah  geredt,  sy 
dörftind  es  kum  waagen,  dann  es  sygen  allwegen  unser 
10  mann  gegen  iren  einen.'  1595,  Gl.  ,Der  Leüw  wolt 
nit  still  s.,  erjagt  ihm  [dem  Bären]  weiters  nach  mit 
Listigkeit  und  Witzen.'  1653,  Lied.  Als  stehender 
Ausdruck  für  (militärisch,  politisch)  neutral  bleiben. 
,Do  fuor  grauf  Hans  von  Hapspurg  zuo  und  warb  an 
den  herzogen  von  Österrich  und  ouch  an  uns  von 
Zürich,  das  man  im  günde,  mit  im  selben  und  mit  der 
statt  Rapperswil  stille  zuo  s.,  diewil  der  krieg  werte.' 
Z  Chr.  1336/1446.  .Gedenkent  des  ersten  zu  werben 
umb  still  s.'  1415,  Z  StB.  (Instruktion).  Die  Stadt 
StGallen  verwendet  sich  für  die  gemeine  Vogtei  ... 
dass  man  sie  in  diesem  kriege  .still  s.'  lasse.  1445, 
Absch.  ,Were  ouch  sach,  das  wir,  die  obgenanten  Eid- 
gnossen  von  Zürich  [usw.],  zuo  deheinen  künftigen 
zitten  stösse  oder  misshell  gewunnen  ...  alsdenn  so 
söllent  die  von  Bremgarten  stille  s.  und  sich  uff  kein 
ort  noch  teile  werfen.'  1450,  AABremg.  StR.;  ähnlich 
schon  1443,  AaB.  StR.  ,Der  burger  von  Chur  beger 
sig,  ob  wir  deheinost  mit  dem  huss  Österrich  in  krieg 
kernen,  daz  wir  sy  dann  still  s.  liessen.'  1496,  Z  RM. 
.[Basel  soll  sich  bemühen,  bei  allfälligen  Uneinigkeiten 
in  der  Eidgenossenschaft  zu  vermitteln]  und  ob  das 
je  nit  syn  mocht,  so  soll  doch  dieselb  statt  sust  dheinem 
teil  anhangen,  sunder  still  s.'  Bs  Bundesbrief  1520. 
,Ob  Gott  den  sig  gäbe,  das  man  den  hilf  lichen  orten 
oder  den  still  sitzenden  nütz  nachteiligs  handlete.' 
Zwingli.  ,Sy  [die  Gemeinde  GRSutzi]  hand  gemeeret, 
sy  wöllind  sich  der  sach  nüt  beladen  und  so  es  glych 
zuo  einem  kriege  gerate,  stil  s.'  1560,  Gr  Brief.  ,Als 
die  edelleut  von  Bemouw  in  denen  gefahrlichen 
kriegen  sich  vermessen  hatten  still  zu  s.  und  keint- 
wedcr  partey  sich  anzunemen  . . .'  Ard.  1598.  , Still 
s.  und  neutral  verbleiben  [im  Villmerger  Kriege].'  Azdr 
Gilgen  1656.  .Sicher  s.'  ,Die  im  obern  pund  sigind 
der  sach  nit  eins  und  könne  man  nit  wol  uss  dem 
land  ziehen;  es  möcht  sich  ouch  ein  frömbd  volk  an 
den  see  legen  ...  Dann  die  Tschudinen  hant  ...  ge- 
redt: so  ir  uss  den  Pündten  still  sitzend,  so  sitzend 
ir  sicher;  brächend  ir  aber  uff,  so  luogend,  dass  üch 
nit  frömbd  gast  ins  land  kommend.'  1561,  Gr  Brief 
(JFabricius).  ,Hi]f-,  rätlös  s.'  ,[lhr  Ehemann  ist]  zuo- 
letst  4jar  und  12  wuchen  von  irgsin  und  von  geltschuld 
böss  zigs  halb  gwichen  und  sy  und  die  kind  also  hilf- 
los s.  lassen.'  1530/3,  ZEhegericht.  ,Diewyl  er  so  ein 
aller,  armer  man,  der  so  ratlos  s.  muoss,  so  bittet  er  umb 
hilff.'  1541/3,  ebd.  ,[Eine  Frau  wird  ermahnt,  häutiger 
zur  Predigt  zu  kommen]  damit  nicht  ihre  arme  Seele 
so  ratlos  sitze  und  verdärbe.'  XVII.,  BLauenen  Chor- 
gericht. , Bloss  s.',  entblösst,  hülflos  sein:  [Die  Frau 
schreibt  an  den  im  Feld  stehenden  Mann:]  Weht  äbä 
gar  z'gär,  der  Lumpekrieg  war  dalame  uss  und  du 
wärist  wider  daheimen;  Evnä  sitzt  ess  [als,  gleichsam] 


1749 


Saz, 


1750 


bloss  und  weisst  nit,  u-oh  er  wehren  soll.  JCWeissenb. 
1702.  .Gerüstet  s.',  sich  gerüstet,  kriegsbereit  halten. 
1468  wird  ...  der  zum  bevorstehenden  Auszuge  bereits 
ausgehobenen  Mannschaft  befohlen,  .gerüstet  zu  s.' 
vRodt  1831  (B).  ,Dwil  dis  louf  sorglich  und  wir  all 
stund  schneller  invell  sind  erwarten11,  haben  wir  einen 
uszug,  4000  man,  zu  unser  paner  getan  und  dieselben 
bescheiden,  gerüstet  und  gewarnet  zu  s.,  damit,  was  sich 
begebe  ...  si  alldann  unverzogenlich  zuozüchen  mögen.' 
1499,  B  Brief.  S.  noch  rüsten  (Bd  VI  1546 u.).  Kaum 
mehr  von  ,sin'  verscbieden  in  Verbindungen  wie  .gelich, 
unschedelich  s.'  ,Ich  was  gewaltig  unde  rieh  ein  künig; 
nu  sitz  ich  dem  gelich,  als  ich  was  e  und  ouch  nu 
bin.'  Boner.  ,Wer  och  das,  das  ieman  von  Altseidon 
[UwAltzellen]  uffen  das  guot,  das  inen  gescheiden  ist, 
stevein  wolten,  so  sün  si  den  von  Bergeswanden  an 
ir  teil  unschedelich  s.  und  ane  geverde.'  1327,  UwE. 
Urk.  —  2.  von  Tieren,  sitzen  bzw.  sich  setzen.  Von 
Hunden,  Katzen  uä.,  bes.  von  Vögeln.  Es  sitzt  e" 
Chrott  im  Chämmerli,  Anfang  eines  Kinderreims. 
EStoll  1907  (Sch).  ,Es  sitzt  e"  Vögili  (Adler)  uff 
dem  Tach;  es  regnet  und  es  wird  nit  nass;  es  zellet 
seine  Federlein,  es  müssen  zweiunddreissig  sein.'  ebd.; 
vgl.  die  Var.  bei  Rochh.  1857,  S.  112.  Einerlei  Vögel 
sitzi"d  uf  einerlei  Est,  Gleich  und  Gleich  gesellt  sich 
gern  AaF.  (AfV.).  S.  noch  Ast  (Bd  I  572);  Süiv 
(Sp.  1489).  ,Ob  den  eyeren  s.,  brüeten,  in  ovis  sedere.' 
Fris.;  Mal.  ,So  bleib  du  Han  nur  s.  in  deinem 
Näst  zu  Haus;  wann  du  den  Bär  tust  hitzen,  so  ist 
es  mit  dir  aus.'  XVII.,  Lied.  ,Und  nit  guet  were, 
das  man  von  einer  söllichen  kleinen  Ursach  wegen 
an  einanderen  kerne,  sidtmaalen  die  Katz  uns  allen 
ob  dem  Keffi  [Vogelbauer]  sitze.'  1605,  Z.  Von  In- 
sekten. Es  sitzt-im  e"  Flöh  (Lies)  im  (hinder  dem) 
Or  B;  vgl.  Bd  III  1451.  So  frech  wie-n-e"  Fleuge",  u-o 
Ei"'m  geng  grad  z'mitts  uf  d'  Nase"  sitzt  B.  ,Uff  das 
si  [die  Wespen  und  Hornisse]  all  an  das  ross  sassend 
und  stupf[t]ent  es  so  lang,  bis  es  tod  im  feld  lag.' 
HBrennw.  Chr.  Spec.  1)  vom  Bienenschwarm,  der  sich 
niedergelassen  hat  Z.  Der  Imb  sitzt.  —  2)  =  sich  setzen 
las  (Sp.  1608);  s.  Sech  (Bd  VI  105);  vgl.  auch  Gr. 
WB.  X  1,  1288.  —  3)  vom  Begattungsakt.  ,[Die 
Rinder]  hebend  an,  auf  die  kuo  zuo  s.,  nachdem  sy 
järig  worden  sint.'  Tierb.  1563.  Vgl.  üf-s.  —  3.  mit 
Sachsubj.,  übergehend  in  die  Bed.  lagern,  festsitzen, 
stecken,  haften  uä.  Da  [auf  den  Bergen]  ist  en  dicke* 
Nebel  g'sesse".  Schwzd.  (BBr.).  ,Sitzt  d's  [Kaffee-]  Bieter 
oder  ist  es  g'sessers,  so  darf  ohne  Richterli  zum  I"- 
scheiche"  geschritten  werden.'  Bärnd.  1911  (BG.). 
D'  Chelti  sitzt  i"  de"  Hilseren  ine",  wenn,  obschon  die 
Temperatur  gestiegen  ist,  die  Kälte  in  den  Häusern 
noch  andauert  Z.  Von  einem  Schlag,  Hieb.  Die 
(Wasche"),  De'  (Chlapf)  isch  g'sesse"  B;  Z  und  weiter- 
hin. Auch  vom  Wortgefecht :  De1'  (Das)  isch  g'sesse" ! 
B;  Th;  Z  und  weiterhin.  Etw.  (eine  Verdächti- 
gung, Beleidigung)  uf  Ei"'m,  uf  sich  s.  lä",  wie  nhd.; 
Z  und  weiterhin.  Mit  Richtungskonstr.,  sich  fest- 
setzen, lokalisieren;  s.  salben  (Sp.  809).  —  sitzend: 
wie  nhd.  ,Es  zimpt  ouch  dem  s-en  in  der  kilchen  [im 
Gegs.  zum  stehenden  Geistlichen]  ze  reden,  wo  ein 
ding  dunkel  ist.'  Zwingli  1527.  ,Die  s-e  Kommunion', 
bei  der  man  sitzt:  ,1721  war  Hottinger  durch  den 
Kirchenrat  für  kurze  Zeit  suspendiert  ...  wurden,  weil 
er  anstatt  der  bisher  üblichen  wandelnden  die  sitzende 
Kommunion  eingeführt  hatte.'  HWeber  1869.   —   ge- 


sesse":  der  sich  gesetzt  hat,  sitzt,  a)  zu  Bed.  iaß. 
.Über  die  500  Mann  zu  Tisch  ges-er  Gesten.'  1670,  Z.  — 
b)  zu  Bed.  iöß.  ,Auff  dem  Rathaus  durch  25  gesessene 
Richter  ist  Anzug  geschehen  ...•  1687,  UUrs.  ,Ges-es 
gericht',  =  .sitzendes',  versammeltes  Gericht  (s.  Bd  VI 
339);  auch  als  Gegs.  zum  .offenen  g.'  (Bd  VI  330 o.): 
,Bis  1490  war  das  [Bussen-]Gericht  ein  offenes;  im 
genannten  Jahr  wurde  es  durch  den  Rat  in  Luzern 
in  ein  ggs-es  umgewandelt.'  MEsterm.  1875.  Der 
g's.  (g'sessni  Uw)  Rät,  Landrät,  der  vollzählige  Rat  Gl, 
.Versammlung  aller  Ratsglieder  z.  U.  von  den  kleinern 
Ratsversammlungen'  Uw  (auch  lt  Matthys);  Z  (,bis 
ins  XIX.');  s.  auch  schon  Bd  VI  1571.  1568 o.  und  vgl. 
Blumer  RG.  II  176  ff.  ,In  ges-em  Hat  erworben  und 
Bewilligung  erlangt ...  die  neüwe  Behusung  zue  buwen.' 
RCvs.  ,[Eine  Abschrift  von  einer  Interzession]  so 
die  Herren  Ehrensätz  von  Ury  ...  zue  Lucern  vor  einem 
ganzen  gesässnen  Rat  übergeben.'  1653,  LE.  Manifest. 
Mit  verschobener  Beziehung.  Es  g's-s  Amt,  ,eine  bes. 
feierliche  Messe,  bei  der  zu  zweien  Malen  der  Geistliche 
mit  seinen  Leviten  sich  setzt,  während  die  Musik  spielt' 
Zg.  —  c)  zu  Bed.  lca.,  ansässig,  fest  niedergelassen.  ,Die 
eine  Verwandtschaft  bestund  hauptsächlich  aus  älteren 
und  ges-en  Leuten,  d.h.  aus  solchen,  die  etwas  Solides 
besassen  und  in  einem  Eigentum  sassen,  aus  fassen 
also.'  Gotth.  ,A.,  gesessen  auf  der  Ysel  in  Bernanger 
Gericht,  verkauft  dem  B.  von  seinem  eigenen  Gut  auf 
der  Ysel.'  1471,  JGöldi  1897.  .Dann  wir  je  wollen, 
das  dieselben  bürg  und  alpen  den  unseren  von  Ober- 
Sibental  und  andren  der  unseren,  in  unseren  landen 
und  gebieten  gesässeu  ...  warten  und  zuostan.'  1517, 
BSi.  Rq.  1912.  ,Dass  si  nit  mögen  noch  sollen  an- 
nemen  noch  hilfe  bewysen  einichem  frömbden,  gesässen 
usserthalb  den  marchen  des  herzogtums  Savoy.'  1530, 
Absch.  S.  noch  Satz  (Sp.  1522u.).  Subst.  ,Er  hatte 
sich  bei  der  Reform  auch  einigermassen  beteiligt; 
aber  er  meinte  nicht,  dass  jetzt  wieder  nur  die  Andern 
regieren  sollten  und  die  Einen  nicht,  ...  statt  Denen 
mit  schwarzen  Haaren  Die  mit  weissen  . . .  statt  den 
Reichen  die  Hudeln,  statt  den  Gsessenen  die  Vaga- 
bunden, statt  den  Frommen  die  Heiden.'  Gotth.  .Unsern 
trüwen  und  wolgeliepten  den  raten,  burgern,  gesessen 
und  inwonenden  der  stat  Bisanz.-  1477,  Bs  Chr.  S.  noch 
Site  (Sp.  1724)  —  alt-g. :  von  Alters  her  ansässig.  Vier 
.altgesessene'  Bürger  wurden  1469  von  der  Gemeinde 
mit  der  Abfassung  der  Öffnung  von  Aadorf  betraut. 
JNater  1898.  -—  un-g.:  ohne  festen  Sitz,  Besitz,  hab- 
los. ,Man  sol  ouch  wüssen,  das  thein  burger  noch 
thein  ingesessner  an  nieman  in  der  statt  kein  guott ... 
verbietten  sol,  wann  allein  um  freffne  und  einen  un- 
gesessnen  man,  von  dem  er  rechts  nit  bekommen  mag.' 
A.  XIV.,  ÄABremg.  StK.  ,Der  spenig  Schomat  [sei] 
ainer  Wittfrowen  gewesen,  die  keine  Kind  gehapt,  und 
denselben  armen,  ungesässnen  Lüten  vergäbet  und  ver- 
machet, darin  ze  holzen.'  um  1600,  ZSth.  —  h  üs-:  häus- 
lich niedergelassen.  ,Die  bäpstler  habend  deren,  so  in 
Leon  nitt  daheim  und  nitthussgesässen,  zur  statt  uss  mitt 
wyssen  stäblinen  verschickt,  deren  ouchetlich  übel  miss- 
handlet.' 1567,  Brief  (HBull.  an  TEgli).  —  nächst-g.: 
a)  zunächst  wohnend.  .Welcher  dem  Andern  fahrend 
Pfandtschetzen  will,  der  soll  zweu  die  nächstgses- nieten 
Geschwornen  oder  Zugeschwornen  nemnien  ...'  Grü. 
LB.  —  b)  zunächst  gelegen.  ,Die  Obeikeit  der  Statt 
Luzern  ...  schreib  Solches  iren  getrüwen,  lieben,  alten 
Eidtgnossen  der  nächstgesessenen  Orten  Ury,  Schwyi 


1751 


iz,  sez,  siz,  boz, 


1752 


[usw.].'  RCvs.  (Br.).  ,Ira  Jahr  377  hat  das  lenciensische, 
allemannische  Volk  ...  der  ...  Bündtnuss  zuwider  ... 
die  ihnen  nächst  gesessne  Ort  betrübt.'  Sprecher  1(372. 
Anihd.  sitzen,  als  Ruhe-  und  Bewegungsverb;  vgl.  Gr. 
IVB.  X  1,  1280  ff.,  dazu  Martin-Lieuh.  II  384.  In  Ap  (ausser 
K.);  oTh,  wo  i  lautgesetzlich  zu  e'  gesenkt  ist,  sind  »Uze" 
und  setze"  im  Prtes.  der  Form  nach  zsgefallen.  Aber  auch 
in  TliMii.,  wo  Senkung  von  t  >  e  vor  z  sonst  nicht  eintritt, 
haben  sich  die  beiden  Vben  im  Prass.  spec.  in  Bed.  laß 
gemischt:  Setz(ed)  e"  iceng  (ab)!  setze  dich  (setzt  euch)  ein 
wenig  (nieder)!  Giord.  gibt  im  Wörterverzeichnis  für  s.  wie 
für  setzt"  das  Ptc.  g' 'setzt,  g'sasster  an,  was  um  so  auffälliger 
ist,  als  er  in  den  Texteu  S.  94  wiederholt  die  regelmässige 
Form  ;/\l<*s,n  |d.  i.  ;/%.«*.")  bietet;  doch  vgl.  dazu  die  bei 
Gr.  WB.  angefühlten  schwachen  Formen  des  Cimbrischen  und 
Lusernischen.  In  der  ä.  Spr.  fehlen  sichere  Spuren  einer 
Vermischung  der  beiden  Vben;  an  der  Stelle:  ,Min  gott,  als 
warlichen  ich  dis  alles  gloub,  ...  bitt  ich  dich,  das  dir  geliebe, 
min  seil  von  dyssem  arbentselligen  körpell  zeuemmen  und  sy  s. 
in  die  ewig  frönd,  die  da  an  end  werenwirt'  [Morgant  1530]  liegt 
doch  wohl  Schreibfehler  für  , setzen'  vor,  und  unter  Bi-Säss 
(Sp.  1365u.)  ist  ,da  [für  ,die']  er  ze  sitzen  Vorhabens'  zu  lesen. 
Veranlassung  zu  der  Vermischung  mag  einerseits  die  akr.  Bed. 
des  Ptc.  gesissen,  anderseits  die  Synonymität  von  «.  mit  sieh 
setzen  gegeben  haben.  In  der  MA.  tritt  s.  fast  auf  dem  ganzen 
Gebiet  (ausser  in  BG.  1t  Bämd.  1911  und  BO.  lt  ImOb.) 
hinter  dem  in  allen  Bedd.  der  lebenden  Spr.  konkurrierenden 
hocken  iBd  II  1122)  stark  zurück  (vgl.  auch  Hunz.  243);  in 
LReid.  soll  ».  durch  hocke"  vollständig  verdräDgt  sein. 
Meistenorts  wird  aber  hoeken  als  der  derbere  Ausdr.  empfunden 
und  ist  bes.  in  der  feinern  Umgangsspr.  der  Städte  als  grob 
und  , bäurisch'  verpönt,  soweit  nicht  ein  tadelnder  Neben- 
sinu   zum   Ausdr.   gebracht    werden   soll,    wie   in   den   RAA. 


unter  1  a  a 
Bed.  1  a  ß) 
die  Verbreit 


Zum  Vei 
!p.  1004i 


offenbar  beruht 


IAA.  d< 


Städte 
mp.  von 


auf  modernem,  sein  il't-pnichlichem  Einfiuss 
s.  erscheint  in  den  FNN. :  , Heinrich  Sitzbas,  procurator  zuo 
Keisserstuol.'  1455,  Z  RB.  ,Vidt  Sitzysbort,'  1535,  ebd.  — 
Zu  den  folgenden  Zssen  vgl.  die  entsprechenden  mit  hocken 
(Bd  II  1123  f.). 

ab-:  1.  sicli  setzen,  sich  niederlassen,  a)  mit  pers. 
Subj.  Auf  einen  Stuhl,  auf  den  Boden  usw.  Ap;  B; 
Ndw;  Th;  Z  und  weiterhin.  Im  Kinderreim:  Was  tuet- 
er  im  Holz?  Er  haut  en  Stock.  Was  für-en  Stock?  En 
güldene"  Ghnopf.  Wo  wem-mer  a.?  Wo's guet  ist  ZF.; 
vgl.  Abhin-Sitz.  I'h  muess  bim  Eid  a.,  meine"  [od.  mein, 
ech?]  müessverchrügle",  vor  Lachen.  Stütz,  Gem.  S.noch 
völlig  {BillSh);  Bu«fe'(BdVI629).  Vom  Gaste.  Sitze'd 
ab!  Wänd-er  nid  a.?  Einladung,  Platz  zu  nehmen. 
,Sitz  ab,  sagte  die  Bäuerin  [zu  einem  unwillkommenen 
Gast],  wirst  müde  sein  und  noch  weiter  wollen.'  Gotth. 
,Doch  geberdete  er  sieb,  wie  wenn  er  z'Visite"  war, 
und  wusste  nicht  recht,  wo  er  a.  sollte.'  ebd.  In  der 
Schule,  vom  Schüler,  bes.  wenn  er  versagt  hat  (oft 
auch  im  schriftspr.  Unterricht).  Sitz  ab!  Er  hät-mieh 
la"  a.  B'  Ghind  chan"-er  [der  neue  Pfarrer]  e"mel  auch 
guet  balgen  ab  jedem  Bitze";  er  macht  nüd  lang,  er  seit 
zu  Ei"'m,  's  soll  a.  Stutz,  Gem.  Uneig.  Er  ist  schlecht 
abg'sesse",  hat  einen  ungünstigen  Hauskauf  geschlossen 
Th.  ,Übel  a.',  übh.  schlecht  wegkommen,  übel  fahren. 
.Also  sass  der  Franzosen  hoffart  in  Italia  übel  ab.' 
JHaixer  1550/73.  , Patin  habend  etwan  gottlos  lüt 
grossen  faal  [Glück]  ein  zyt  lang,  aber  hernach  sitzend 
sy  übel  ab.'  LLav.  1577.  —  b)  mit  abstr.  Subj.,  sich  fest- 
setzen, zB.  ,die  Gicht  in  einem  Knie'  Z  (Dan.).  —  2.  (von 
einem  erhöhten  Sitze)  herabsteigen;  Gegs.  üf-s.  Vom 
Pferde.  , Sprünge  A.  zuo  im  uff  das  ross  und  ritten  also 
beid  daruff;   du  lüffe  C.  inen  nach  und  Messe  sy  a.' 


1518,  Z  Mann.  ,Wie  er  nun  zum  Adler  abgesessen 
und  das  ross  hinyn  füeren  wolt  . . .'  JHaller  1550/73. 
,A.,  desilire  ab  equo;  behend  a,  ad  pedes  desilire.' 
Fkis.;  Mal.  ,Der  Müller  [sei]  mit  dem  Ross  dazue 
kommen,  abgsessen  uffs  Letste.'  1622,  Z.  , Jäger  zue 
Ross:  So  will  ich  gern  a.  tun.'  Myricaus  1630.  Subst. 
Inf.  ,Uff  den  obend  umb  die  vierde  stund  ...  sind  ge- 
dacht herrn  von  Tierstein  ouch  inngeritten  und  stracks 
on  a.  und  stillhalten  durch  unser  statt  [Basel]  mit 
zweiundzwenzig  pferden  one  einich  fuossknecht  .  . . 
gen  Rin fehlen  ingetrapt.'  1499,  Dorn.  1S99.  Vom 
Streitwagen:  .[Achilles]  fahrt  gegen  der  statt  ...  A. 
sitzt  ab.'  GGotth.  1599.  RA.  .Hinden  a.',  wohl  eig. 
(unvermerkt)  hinten  vom  Wagen  steigen,  auskneifen: 
,[Der  Schwiegervater  versprach  mir  bei  einem  Haus- 
kauf behilflich  zu  sein]  wie  es  aber  zuo  einer  Be- 
zahlung kommen,  ist  der  Schwäher  wider  hinden  ab- 
gesessen.' 1707,  Z.  Von  einem  Schiffe,  ans  Land 
steigen:  ,Ze  Napols  lagend  wir  och  acht  tag;  da  Hess 
man  uns  [die  nach  Afrika  eingeschifften  Söldner]  a.  und 
kouffen,  was  jeder  wollt.'  1536,  Brief  eines  StGallers 
(Mus.  1786).  Auch  ,herab-s.',  von  einem  Trone:  »Alle 
forsten  am  meer  werdend  von  iren  königlichen  stüelen 
h.'  1530/1707,  Ez.  —  3.  tr.  a)  durch  S.  abnützen  ApL. 
D' Hosen  a.  En  abg'sessner  Stuel.  —  b)  (eine  Gefängnis- 
strafe udgl.)  absitzen,  wohl  allg.  D'Sträf,  der  Arrest  a. 
Auch  abs.:  Er  het  zwöü  Jär  [adv.]  müessen  a.  für  de" 
Streich  B.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  120;  Fischer  I  69.  In  ThMii. 
in  Bed.  1  nb-setze"  (vgl.  die  Ann),  zu  sitzen,  Sp.  1751).  —  Ab- 
sitzer  m.:  verhüllend  für  Hinterer.  Er  sei  mit  seinen 
Pechschuhen  dem  N.  so  in  den  ,A.'  gefahren,  dass 
ihn  nur  Wunder  nehme,  oh  der  noch  eine  ganze  Rippe 
im  Leibe  habe.  Schweiz  1858  (B). 

abe"-:  sich  setzen.  Von  Speisen  im  Magen  Z(Dän.). 
Übertr.  Owe!  die  Freud  ist  bald  abe"g' süsse".  Usteri 
1854.  —   nebe°t- abe"- :  ,ein  Glück  verpassen'  Scb. 

über-:  1.  intr.  und  trennb.  a)  örtlich,  über  Etw. 
sitzen,  bzw.  sich  über  Etw.  setzen.  ,Do  si  usz  der 
schür  kamend,  do  sässe  er  über  und  ässo  und  trünke 
ouch  gnuog.'  1530,  Z  Ehegericht.  , Als  aber  die  bytags- 
botten  verritten,  ist  er  [der  spanische  Gesandte]  glych 
derselben  tagen  über  gesässen,  hat  hinderrucks  der 
oberkheit  ...  brieff  uff  alle  gemeinden  geschriben.' 
1565,  Brief  (JFabricius  an  HBull.).  ,So  aber  etwas 
Fels  oder  Mangels  ...  so  solle  er  widerumb  ü.  und 
die  ...  änderst  und  besser  machen.'  1605,  Z  Ratserk. 
Inshes.  von  einer  beratenden  Behörde;  vgl.  ,über  etw. 
sitzen'  (Sp.  1741).  ,NN.  sollend  ü.  und  Ordnungen 
setzen,  was  und  wievil  die  winabbeiler  gewalt  sollen 
haben  nachzuolassen.'  1527/9,  Z  RB.  Man  würde 
genötigt,  ,mit  höchstem  gwalt  überzuos.'  und  zu  be- 
raten ...  1547,  Absch.  (L).  ,Dise  verordneten  söllent 
fürderlich  ü.  und  beratschlagen,  was  von  nötten  und 
zur  sach  [Aufführung  eines  Osterspiels]  dienstlich.' 
1592,  RBrandst.  1886.  ,Die  fählbaren  Personen  im 
Thurgouw,  Lyb  und  Guet  betrauend,  sodann  die  im 
Zürichpiet,  Guet  und  Eer  berüerend,  solle  man  ü.  und 
samenthaft  inen  ir  Buess  ufferlegen.'  1610,  Absch. 
,Ü.  mit.'  ,üie  tagherren,  so  sitzend,  vermanend  die 
unseren  by  eer,  eid,  puntsbrieff,  sy  sollend  mit  u.' 
1560,  Brief  (JFabricius  an  HBull.).  ,Man  solle  in- 
gemein ...  mit  einander  ü.  und  meeren.'  1565,  ebd. 
,Wir  sind  aber  für  unsern  teil  urbüttig,  mit  üch  ... 
den  Sachen  ein  trüw  und  ernstlichs  nachbedenkens  ze 
haben,  ouch  überzes.  und  ...  Satzungen  und  Ordnungen 


IT:,:! 


1754 


zesetzen.'  1586,  Absch.  ,So  erbieten  wir  [Jie  katho- 
lischen Orte]  uns  ...  dass  allJann  wir  von  Herzen 
gern  mit  euch  [den  Reformierten]  übersetzen  [!]  und 
umb  alles  Obgemelt  ...  ein  gute  staatliche  und  ordent- 
liche Reformation  ...  helfen  zu  setzen  und  beschliessen.' 
Gülden  Bund  1586/1658.  —  b)  zeitlich,  über  einen  fest- 
gesetzten Zeitpunkt  hinaus,  spec.  über  die  Polizei- 
stunde hinaus  im  Wirtshaus  sitzen  bleiben  Aa;  L;  Th; 
Z  und  wohl  weiterhin.  Er  isch  wider  einiseh  wege" 
'm  Ü.  notiert  worde",  von  der  Polizei  Aa.  Wenn  s'  de"" 
au"*  efchli"  ü.  täti"d,  so  chämind  di  Manne"  doch  öppe" 
gä(f  den  Ulfe"  hei'".  RMohr  1909.  ,Und  swenne  du 
naglogge  gelütet  wird,  so  sun  alle  die  ze  wine  sint 
in  winhüsern,  ze  herberge  gan.  Und  swer  ir  dehein 
darüber  übersitzet,  der  git  der  stat  ze  buoze  ein  pfunt.' 
Z  RBr.  ,Mh.  fürkompt  des  ergerlichen,  schantlichen 
wandeis  ir  [der  Zunftgenossen  der  ,Räblüten']  hus- 
frowcn,  es  sige  mit  ü.,  trinken  und  anderm.'  1539, 
BEM.  ,So  Ober-  oder  Under-Amptleut  und  Kirchen- 
diener selbs  wider  disere  Ordnung,  sye  U-s  halb  oder 
anderer  Gestalt,  bandlen  wurden.'  B  Chorg.  1667.  ,Die 
Gerichtsherren  [in  der  Landgrafschaft  Th]  straften  ... 
Ü.  in  Wirts-  und  Schenkhäusern.'  XVIII.,  HHasenfratz 
1908.  .Sonderheitlich  aber  gehet  unser  ernstlicher 
Befehl  dahin,  dass  sowohl  die  Ehrengäste  [an  Zunft- 
mählern],  als  auch  die  Abwart  sich  künftighin  des 
Ü-s  ...  enthalten.'  Z  Mand.  1755.  ,[1756  wurde  ver- 
boten] das  Ü.  und  Ührtenschlagen  bei  10  Pfd  für  den 
Wirt  und  5  Pfd  für  den  Übersitzer.'  Sdrber  1869. 
,Wirt  N.  im  Stäg  ...  wegen  Ü.  gebüsst.'  1789,  ZGrün. 
Amtsrechn.  .Hauptsächlich  werden  darinn  [in  dem 
Sittenmandat  für  die  Z  Landschaft]  nachdrücklich  ver- 
boten: ...  das  Ü.  in  den  Wirts-  und  Schenkhäusern, 
d.h.  ein  längerer  Aufenthalt  in  denselben,  als  bis  um 
9  Uhr  Abends  zur  Sommers-  und  bis  um  8  Uhr  zur 
Winterszeit.  Die  Beweggründe  zu  allen  diesen  Ver- 
boten liegen  klar  am  Tage,  vorzüglich  in  Absicht  auf 
das  Ü.,  woraus  leicht  Trunkenheit  und  nächtliche 
Schlägereien  entstehen.'  DWvss  1796.  —  2.  tr.  und 
untrennb.  a)  .einen  wirt  ü.',  über  die  erlaubte  Zeit 
hinaus  bei  ihm  sitzen  bleiben.  Der  Wirt  soll  die  Gäste, 
die  zur  gesetzten  Zeit  nicht  nach  Hause  gehen,  ver- 
zeigen; ,der  das  nit  tuot,  der  git  von  iegelichem,  die 
in  [Var.  ,ir']  übersitzent  und  den  er  nit  leidet,  ein  pfund.' 
Z  RBr.  ,Und  swer  nach  der  nachgloggen  in  sinem 
hus  ieman  dekeinen  win  git,  der  git  ein  halb  mark, 
er  si  pfragener  oder  nicht,  und  wer  den  wirt  nach  der 
gloggen  übersitzet,  der  git  5  ß  ze  buosse.'  1336,  Z  StB. 
—  h)  einen  gebotenen  Termin,  die  (rechtzeitige)  Er- 
füllung einer  Verbindlichkeit  versäumen.  ,Ein  zil 
ü.':  , [Güter  werden  verliehen]  ierlich  umb  10  Schilling 
zinsez  an  sant  Andres  tag  ze  werand  old  darnach  in 
den  8  tagen  ze  werand  an  geverde,  und  du  zil  uber- 
zessen  [!]  wurden  und  der  zins  nicht  gewert  wurde 
zem  zil,  so  ...'  1334,  UwE.  ,Einen  tag  ü.';  s.  Sp.  1747u. 
,Das  gericht  ü.';  s.  Bd  VI  329.  Dazu  noch:  .Swer  dar 
[zum  Maien-  und  Herbstgericht]  nit  kerne  und  dac 
ubersesse,  als  hie  vor  geschriben  ist,  der  sol  bessron 
mit  drin  Schillingen  Pfenningen.'  XIII. /XIV.,  SchwE. 
Hofr.  ,Wer  ouch  ze  meygen  oder  ze  herbst  die  ge- 
richt übersytzet,  darüber  das  im  dar  gebotten  ist  ... 
der  besseret  dem  gotzhus  3  Schilling.'  1.  IL  XVI..  Z 
Luf.  Offn.  Die  Dauer  der  Versäumniss  als  Obj.  ,[Wer 
ein  Pfand  ersteigert,  hat  es  bar  zu  bezahlen]  und  wer 
das  bricht,   als   manigen  tag  er   denn  ubersitzet,   als 


dick  soll  er  ze  buosse  geben  ...'  1372,  Sch  StB.  ,Und 
wer  also  sümig  wurde  an  sölicher  bezalung  und  die 
nit  täte  ...  der  selb  oder  die  verfallent  morndes  zwüren 
als  vil,  und  wenn  sy  ein  ganzen  tag  und  ein  nacht 
übersitzent,  verfallend  sy  vierfältig  als  vil.'  1486. 
1505,  Bs  Rq.  ,Wer  ein  ligend  guot  am  gricht  kouft, 
dem  sol  der  schultheiss  by  10  pfunden  gebieten,  das 
gelt  ...  in  acht  tagen  zuo  bezalen,  und  als  menig 
acht  tag  der,  so  kouft  hatt,  übersitzt,  als  menig  10 
pfunt  sollen  von  im  one  gnad  genomen  werden.'  1557, 
ebd.  ,Kin  gebot  ü.',  meist  ein  mit  Fristansetzung  ver- 
bundenes. ,Sweler  zunftbruoder  sinem  Zunftmeister 
nicht  wolte  gehorsam  sin  mit  wachte  oder  mit  andern 
dingen,  so  er  im  gehütet  von  der  zünfte  notdurft  wegen, 
der  büesset  5ß  der  zünfte.  Were  ouch,  daz  ir  dekeiner 
sines  meisters  gebot  als  frevenlich  übersitzet  ...  daz 
sol  man  dem  burgermeister  kuntber  tuon.'  1336,  Z 
StB.  .Als  manig  gebott  der  [Gepfändete]  ...  darnach 
aber  übersitzet,  als  dick  söllent  sy  im  heissen  phand 
usstragen  für  10  Schilling  den.'  1433,  Bs  Rq.  , Uber- 
sesse aber  dheiner  der  unseren  umb  solieh  Sachen 
[Schulden  und  Pfändung]  des  sehultheissen  gebotte, ..., 
so  sol  [er  bestraft  werden].'  1457,  ebd.;  ähnlich  1520. 
,Wel  usschidling  buossen  verschuldent  ...  und  inen 
das  in  acht  tagen  geboten  wirt  zu  geben,  übersitzend 
si  das  gebot,  so  mag  man  inen  die  güeter  verpieten.' 
1538,  ZHirsl.;  wohl  nach  einer  Vorlage  von  1350. 
, Einen  eid  ü.':  ,Dieselben  eide  sollen  und  wellen  wir  ... 
von  fünf  jaren  ze  fünfen  ...  ernüwren;  were  aber, 
daz  dieselben  eide  in  deheinen  künftigen  fünf  jaren 
von  sachen  oder  von  vergesslichi  wegen  ubersessen 
würden,  so  soll  dis  unsem  eiden  und  briefen  ...  genz- 
lich  unschedlich  und  unvergritfenlich  sin.'  1415,  Aar. 
StR.;  ebenso  in  den  StRR.  von  AaBi\,  L.  Mit  Inf.  oder 
pron.  Obj.  (für  einen  Objektsatz).  ,Wo  er  [der  Wechsler], 
zum  dritten  malen  [vom  Münzmeister]  beruoft,  zu  er- 
schynen  ubersesse,  alsdenn  soll  er  verbessern  dem 
genannten  münzmeister  ...  diu  pfundt.'  1298,  Bs  ÜB. 
,[Wer  die  vorgeschriebene  Busse  innert  acht  Tagen 
nicht  leistet]  der  jeglicher  git  davon  och  ze  buosse 
unser  statte  ain  mark  silbers  jegliches  tages,  als 
manigen  tag  er  das  übersitzet.'  XIV.,  Scu  StB.  ,Wer 
hinnanthin  dem  andern  dhein  schulde  in  der  stett 
buoch  ufgenempte  zil  vergicht  oderglopt  ze  bezalende, 
übersitzt  der  schuldener  sölichs  und  hat  dem  kleger 
in  dem  zil  nit  gnuog  getan  [so  muss  er  1  Pfd  Busse 
bezahlen].'  1421,  BsRq.  .Die  ussern  süllent  da  sin,  e 
man  des  hofs  recht  georl'ni;  wer  aber  das  übersässe, 
der  ist  dem  vogt  3  ß  verfallen.'  XV.,  Z  Albisr.  Hofr. 
,[Die  Richter  sollen  im  Richthaus  sein]  als  man  das 
ander  in  den  rate  verlütet  hat  ...  und  welcher  das 
ubersesse  und  nach  derselben  stund  dahyn  komen  [wird 
1  ß  Pfenn.  gebüsst].'  1457,  Bs  Rq.  ,Ob  der  selbe,  dem 
also  gebotten  wirt  solieh  bezalunge  in  dem  selben  zyle 
[,zit.'  1515,  wohl  ,zil'  zu  lesen]  ze  tuonde.  das  über- 
sitzet ...  von  dem  sollent  one  gnade  10  ß  pfenn.  zuo 
besserunge  genomen  werden.'  1157.  1515,  ebd.  ,[Die 
Kantonsbürger  von  Sciiw]  söllent  allwegen  in  zechen 
jaren  ir  landtrecht  erfordern  ...  Und  wellicher  das 
nit  tuot,  sunder  übersitzt,  der  soll  dannetliin  nüt  meer 
am  landtrecht  haben.'  1536,  SchwLB.  ,[Ein  Mist-  oder 
Holzhaufen  vor  einem  Bürgerhause  muss  innert  14 
Tagen  nach  erfolgter  Aufforderung  entfeint  werden.] 
Wer  aber  das  nit  tete,  als  mengen  tag  er  das  über- 
sessi,  als  menig  5  ß  d.  sol  er  geben   zuo  buosse.'   B 


1755 


rr.o 


StSatzg  1539.  S.  noch  versitze».  Ubh.  eine  Vorschrift 
nicht  befolgen,  übertreten:  .Weler  der  unser  nsser 
unser  stat  gericht  wurdet  [!]  umb  dehein  sache,  der 
mag  wol  10  mit  im  nemen  zuo  dem  gericht,  nit  nie 
in  urlop  unser  schulthessen  ...;  der  das  übersess, 
der  g-it  1  pfd  ze  einung.'  XIV.,  B  StR.  -  c)  Jmd  über- 
gebn,  über  Etw.  hinweggehen.  Schw  heschwert  sich, 
dass  die  Toggenburger  an  Z  gelangt  seien  mit  dem 
Begehren,  ihnen  zum  Abkauf  vom  Gotteshaus  StGallen 
zu  verhelfen;  besonders  da  die'Toggenburger  ihm  mit 
einem  ewigen  geschwornen  Landrecht  verwandt  seien; 
,deshalb  uns  an  die  von  Toggenburg  hoch  beschwert 
und  verächtlich  dunkt,  das  sy  die  von  Schwytz,  ir 
getrüw  lieb  lantlüt,  so  inen  in  derglichen  und  andern 
[zs.  mit  Gl]  zum  dickern  mal  hilflich  und  rätlich 
erschinen  ...  in  disem  handel  übersitzen  und  nit  be- 
suochen.'  1530,  Absch.  ,Darab  [dass  Zürich  von  4  schon 
angenommenen  Friedensartikeln  wieder  zurückgetreten] 
wir  [die  V  Orte]  uns  warlich  grösslich  verwundern, 
hetten  uns  des  warlich  zuo  inen  nit  versechen;  dwyl 
wir  aber  semlich  vernemen,  können  wir  eeren  halb 
nit  ü.,  sunder  werden  wir  villicht  fürnemen  müessen, 
des  wir  lieber  absin  wellten.'  1531,  ebd.  —  Mhd.  üier- 
ailzen  nur  untrennb.  in  BeJ.  2  b  und  weitem  tr.  Bedd.  — 
Über-sitzer  m.:  wer  über  die  erlaubte  Zeit  hinaus 
im  Wirtshause  sitzen  bleibt.  ,[Es]  haben  die  sämt- 
lichen Übersitzer  eine  Busse  von  2  Fr.  zu  bezahlen.' 
1837,  Z  Rechtspfl.  (Schlägereiprozess  in  Z  Horg.).  S. 
noch  Sp.  1753. 

üf-:  1.  a)  sich  aufrecht  setzen  Ap;  B;  G;  Tb;  Z; 
wohl  allg.  [Die  Kranke]  hei  scho"  chönnen  ü.  im  Bett. 
Am  Ofen  ü.,  aufrecht  sitzen  Z  (Dan.).  —  b)  sich  vom 
Sitz  erheben  B  (so  Stdt);  Ndw  (Matthys).  Sitz  uif, 
sc  chan"-ick  der  Stuel  ricke"  Ndw.  Ale?,  sitzet  üf  u"d 
lät-mich  ^neche"!  B.  —  2.  sich  auf  Etw.  hinauf  setzen. 
a)  von  Personen,  allg.  Gew.  abs.,  mit  Weglassung  der 
aus  der  Situation  sich  ergebenden  Zielangabe;  etwa 
mit  näher  bestimmendem  Ortsadv.  (vorne",  hinfdje"  ü. 
uä.).  Insbes.,  sich  aufs  Pferd  setzen.  Am  nächste" 
freie"  Tag  isch-er  üfg'sesse"  und  zu  si"er  Frou  g'ritte". 
RvTavel  1910.  Das  wisse  [RössliJ  u-ül-mer  trinke": 
sitz  üf  und  rit  über  Feld!  JReinh.  1913.  .[Der  be- 
leidigte Gesandte  wollte]  morndes  tags  u.,  ab  statt 
riten  und  sich  unser  Sachen  nütz  raer  annemen.'  1499, 
Brief  (F).  ,Do  wurd  die  muotter  und  ouch  N.  so  gar 
übel  erzürnt  und  tatend  so,  daz  er  uffsess  und  heim 
reit  und  nütz  darruit  zuo  schaffen  weit  haben.'  1528, 
ZKyb.  ,So  solle  er  umb  ein  starkh  ross  luogen  und 
ze  nacht  und  nit  by  tag  u.'  1560,  Brief  (JFabricius 
an  HBull.).  ,Aufs.,  auf  das  pfärd  sitzen,  equum  as- 
cendere.'  Fris.  ;  Mal.  Ulysses  Abschied  nehmend : , Will 
gen  auffs.,  es  ist  zeit.'  GGotth.  1599.  Das  Pferd  ist 
unbrauchbar,  weil  es  ua.  ,ohne  grossen  Zwang  nit 
gern  lasst  aufs.'  1655,  Z.  S.  noch  ferggen(Bä  1 1005 u.); 
riten  (Bd  VI  1668).  Bildl.,  in  Zorn  geraten;  s.  Bd  I 
515.  Auf  einen  Wagen  uä.  Darf-i'h  e"chli"  ü.?  fragt 
ein  Wanderer  einen  vorbeifahrenden  Fuhrmann.  Er 
vermag  üfz's.,  im  Wagen  zu  fahren  W.  S.  auch  Boss 
(Bd  VI  1423  u.).  ,Und  bete  sy  inn  vast,  er  weit  sy 
druff'  [auf  den  Karren]  sitzen  lassen.  Das  tette  er 
nit  gern,  sonders  redte  zuo  ira:  ich  lan  üch  wol  uffs., 
aber  widerfart  üch  etwas,  so  würd  ich  kein  schuld 
dran  haben.  Ie  sy  wott  uffs.'  1538/40,  Z  Ehegericht. 
,Wann  dann  Gott  ...  uns  den  Todtenwagen  zum  Hauss 
schicket,   so   will  Niemand  gern  auffs.'   FWyss  1677. 


Ein  Schiff  besteigen  (heute  ungebräuchlich).  ,Zuo 
Spessy  [Spezia]  waren  ouch  Dalliöner  [Italiener]  mit 
uns  uffgesessen  by  1000  mann.'  1536,  Brief  eines 
StGallers  (Mus.  1786).  ,In  Zerzyllien  [Sizilien]  lagen 
alt  kriegslüt  uss  Spanien;  die  sassend  nun  och  uff  in 
eignen  schiffen.'  ebd.  ,Das  steigen  in  ein  schiff  oder 
auffs.  (auff  das  meer),  conscensio.'  Fris.;  Mal.  S.  auch 
üf  (Bd  I  120).'  —  b)  von  einem  männlichen  Tiere,  das 
Weibchen  bespringen.  ,Die  Stier  ...  kempfend  und 
streitend  mit  einandern;  der  den  preisz  behaltet,  sitzt 
auf.'  Tierb.  1563.  ,Sy  [die  Stiere]  sitzend  des  tags 
nit  mer  dann  zwei  mal  auf.'  ebd.  —  e)  übertr.  mit 
Dat.  P.,  =  üf-setzen  6  (Sp.  1651)  B  (so  G.,  Hk.,  Stdt 
und  lt  Zyro);  Bs;  Sch  (,insidiari.'  Sulger);  Ndw;  W 
(Tscheinen);  „allg."  Vgl.  Üf- Sitz  (Sp.  1729).  Und  nit 
gli'h  isch-men  Ai"'m  üfg'sesse"  und  het  Ai"'m  mit  dem 
,Baimli'  [Gefängnis]  'dröt.  Bs  Fastn.  Ztg  1913.  S.  noch 
et-lich  (Bd  I  590).  —  3.  festsitzen,  von  einem  Schiffe 
das  auf  seichtem  Grunde  aufgefahren  ist  B  (Zyro); 
Z  (Spillm.);  Syn.  üf-faren  1  (BdI894).  —  lind,  afntsen 
(in  Bed.  2a);  vgl.  feruer  Gr.  WB.  I  739;  Sanders  II  Ulla 
(auch  in  der  Bed.  ,an  Bord  geheu'l;  Sehm.2  II  346;  Martin- 
Lienb.  II  385  (in  bes.  Bed.);  Fischer  1421.  —  ,üf-sitzig; 
gehässig  L;  Sch'  (Stb.). 

um-.  Nur  im  Ptc:  1.  trennb.  .ringsum  wohnend, 
ansässig;  vgl.  gesessen  c  (Sp.  1750).  .Umbsitzend': 
.Andere  u-en  gemeinden.'  1559,  Z  Rq.  .Umbgesessen.' 
.Iren  umbgsässnen  nachpuren.'  1566,  Z  And.  ,Die 
umbgesessenen  Landtsherren.'  RCys.  ,Ein  Anzal  der 
nächsten  umbgsessnen  Edellüten.'  ebd.  (Br.).  —  2.  un- 
trennb. .Umbsessen  (von,  mit)',  umgeben,  umringt: 
s.  riten  (Bd  VI  1669).  —  Mhd.  umbe.ilzm. 

ume°-(bzw.!j»i/trt'-),  in  B  auch  das-ume"-s.:  (müssig 
auch  kränkelnd)  herumsitzen  B;  Th;  Z  und  weiterhin. 
[A.:]  Was  het-er  g'macht?  [B.:]  I"  de"  Wirtshüsere" 
(das)ume"g'sessen  isch-er  ganz  Tage! 

a"-:  1.  sich  ansetzen.  Der  Imb  sitzt  a",  setzt  sich 
irgendwo  an,  einen  traubenförmigen  Klumpen  bildend 
Z.  Bes.  von  Speisen,  an  die  Pfanne,  den  Kochtopf 
anbacken  B;  Z.  D's  G'chöch  isch  a"g'sesse",  der  Anfang 
von  bränte"  B  (Zyro).  ,Wo  die  Köchin  eine  Bümete" ... 
gar  zu  arg  a.  liess,  hantieren  wir  [um  die  Pfanne 
zu  reinigen]  mit  dem  Hamischplätz:  Bärnd.  1911  (BG.). 
.Einige  Hobelspäne  ...  putzten  die  angesessene  Milch 
rein  [aus  der  Pfanne]  weg.'  Gotth.  ,Man  ruuss  Sorg 
haben,  dass  sie  [die  Äpfel  beim  Kochen]  unten  nicht 
ansitzen.'  Kochb.  1820.  S.  noch  an-brinnen  (BdV642). 
Übh.  von  klebrigen  Dingen;  bildl.:  ,Ist  es  doch,  als 
ob  man  sich  mit  Peche  beschmierte,  wenn  man  sich 
einmal  mit  diser  Klebware  bemänget:  so  gar  viele 
Zeit  bedarf  es,  seine  Hände  davon  zu  reinigen  ...  in- 
dem sie  so  hartnäckig  ansitzet.'  Sixtem.  1759.  Von 
Menschen,  im  Wirtshause:  ,Er  [Lienhard]  hat  einen 
Fehler,  dass  er  sich  im  Wirtshaus  oft  verführen  lässt. 
Wann  er  da  ansitzt,  so  handelt  er  wie  ein  Unsinniger.' 
HPest.  —  2.  sich  hinsetzen,  mit  mehr  oder  weniger 
ausgeprägter  ingressiver  Bed.  von  ,an'.  , Entlichen 
sind  sie  [die  Richter]  auff  8  Uhren  Abends,  der  Anfang 
[der  Verhandlung]  war  um  2  Uhren,  angesessen,  nach 
Rechtsatz  die  eidtliche  Urteil  zu  formieren.'  1730,  Zg 
Brief  (Gfd).  ,Am  Freitag  wars  denn  gar,  da  die  neuen 
Schreibbänk  ...  fertig  waren.  Es  wollten  alle  [Schüler] 
in  der  ersten  Stunde  miteinander  a.'  HPest.  S.  auch 
Bratens  (BdV  882/3).  Sich  zum  Zechen,  Tiinken  uä. 
hinsetzen.    ,Dennmaln  [um  6  Uhr  solle]  man  ufstahn 


1757 


Sa 


sc/,  siz,  soz,  siiz 


1758 


und  an  keinen  anderen  Orten  uff  der  Heimbstrass, 
weder  in  des  Einen  ald  Andern  Huss,  von  Nüwem  a. 
und  trinken,  sonder  ein  Jeder  heimb  in  sin  Huss  sich 
verfliegen.'  Z  Mand.  1627;  ähnlich  1650.  ,Vom  Bann- 
wyn  [Titel].  Da  lauften  ja  grosse  Unordnungen  mit. 
Es  gibt  Burger,  die  des  Morgens  in  aller  Früye  ansitzen 
und  den  ganzen  Tag  da  verharren.'  1639,  Z.  ,Alle 
haben  frisch  gezechet,  und  ein  Teil  sind  über  Nacht 
gebliben;  Morgens  sind  sy  wider  angesessen.'  1649, 
AaF.  In  der  Fischerspr.,  sich  zum  Fischen  hinsetzen; 
vgl.  sitzen  Sp.  1740.  , Wenn  auch  die  vischer  ze  Urfar 
[bei  ZRhein.]  in  der  mainung  ansitzendt,  dass  sie  ainem 
bischoff  vischen  wellent,  so  soll  er  sechs  die  ersten 
lächs  ...  ainem  keller  gen  Loutfen  antwurten.'  XV. / 
XVI.,  ZLaufen  üffn.  ,Sy  [die  Fischer]  sond  auch  a. 
ze  Allerheiligen  tag,  und  was  sie  in  dem  zug  an  dem 
donstag  gefachen  . . .  das  sond  sie  den  vogten  andt- 
wurten.'  ebd.  In  der  Jägerspr.,  sich  hinsetzen,  nin  das 
Wild  zu  erwarten,  .Ansitz  [s.  Sanders  II  1109a]  aus- 
üben.' Diana  1909.  In  der  Amtsspr.,  die  erste  Sitzung 
halten,  ein  Amt  antreten.  Von  einem  Collegium.  ,Dass 
ein  jeclicber  rat,  wenn  er  ansitzet,  sol  sweren,  was 
ander  im  klagt  wirf,  dass  si  das  alles  richten  sulent.' 
1370,  ZRatserk.  S.  noch  Pfänning  (BdV1114).  Von 
einer  einzelnen  Amtsperson.  ,Wenn  der  stattaminan 
ze  dem  ersten  ansitzt,  so  soll  er  älliu  mess,  das  korn- 
mess,  das  salzmess  [usw.]  antwurten  sinem  knecht.' 
1451,  G  Hdschr.  ,So  ain  stattaminan  angesetzt  wirt 
[soll  jeder  Bäcker  usw.]  geben  dem  araroan  ain  Schil- 
ling pfenn.;  [und  wer  das  getan  hat]  die  gend  von 
dem  fiertaln  noch  von  den  mässen  nit  mer,  unz  das 
ain  ander  stattaminan  ansitzt.'  ebd.  S.  auch  Kammer- 
Holz  (Bd  II  1253).  Einen  sitzenden  Beruf  antreten: 
.Hernach  ist  min  tochter  zuo  näyen  angesessen  by 
den  ehrbaren  NN.,  zweier  [!]  gar  arbeitsamen  und 
gottsförchtigen  schwöstern.'  Mal.  1593.  —  a°-ge- 
sgsse":  wohnhaft,  ansässig  B  und  sonst,  aber  kaum 
volkst.  Er  isch  da  und  da  a.  B  (Zyro).  ,Nach  deine 
bei  der  ...  vorgenommenen  Bereinigung  unsers  ... 
Gottshauses  Gerechtigkeiten  und  Gefehlen  sich  ge- 
üssert,  dass  dcsselbigen  angesessne  Grichtsunder- 
tanen  ...  die  sogenannte  Fassnachtshennen  ...  by 
Mannsgedenkhen  nit  abgestadtet  haben  ...'  1719,  Th 
Hw.  Arch.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  463;  Sanders  II  Ulla; 
Sehm.2  II  346;  Martin-Lienh.  II  3S4;  Fischer  I  262  (nur 
.Ansitzer*). 

ane"-:  sich  hinsetzen  Aa;  Ap;  B;  Th;  üw;  Z, 
bes.  zum  Zechen  B;  ThMü. 

i"-:  1.  sich  in  Etw.  hineinsetzen.  Ins  Bad: 
,Wann  jemand  sein  gemach  und  bad  in  einer  herberig 
bestellet,  ist  von  nöten  zu  wissen,  wie  er  sich 
weiter  zu  dem  bad,  ehe  dann  er  einsitzet,  rüsten 
solle.'  HPant.  1578.  In  einen  Wagen:  Sitzet  V".  B 
(Zyro).  In  ein  Schiff.  ,Als  si  [die  Marktbesucher]  zuo 
Tettingen  insassend,  da  brach  das  schiff  und  er- 
truukend  72  mentschen.'  HBrennw.  Chr.  ,Wir  sind  ... 
unserem  patronen  und  schiff  zuogetreten;  wir  sassend 
yn  zu  London  den  15  Augusti  ...  blibend  die  nacht  ... 
uf  der  Thems,  dem  meerstrangen.'  Mal.  1593.  — 
2.  a)  sich  in  Etw.  festsetzen,  darin  sitzen,  haften 
bleiben,  a.)  von  Menschen,  im  Wirtshause.  ,Sie 
[seien]  in  dem  Wirtshaus  zum  Bähren  eingesessen, 
dem  Landvogt  zu  Trotz  den  102ten  Psalmen  gesungen, 
von  Abend  den  5  bisz  Nachts  um  10  Uhren  gefressen 
und  gesoffen.'   1739,  ZGrün.     ,Und  dann  das  gottlose 


Saufen,  das  verdammte  Eins.,  das  schon  Manchen  um 
Leib  und  Seele  gebracht.'  UBragger  1792.  —  ß)  von 
Vögeln,  im  Garn,  ,reti  tenso  insidere.-  Id.  B.  Davon 
übertr.,  eingehn,  hereinfallen,  ,spe  frustrari  cum  pu- 
dore,  pudore  suffundi,  cum  quid  imprudentes  diximus.' 
ebd.  Hieher  (oder  zu  3a?):  ,Isaac  [unter  Abrahams 
Messer]:  Da  muest  mih  ja  auh  z"erst  beichtä  lassä  ... 
Abraham:  Ey,  ey,  'sVornembst  hab  mäh  vergessä,  da 
war  mär  doch  übel  eingsessä.'  Tyrolersp.  1743.  — 
Y)  von  (schlimmen)  Vorgängen,  Zuständen.  Im  öffent- 
lichen Leben:  .[Kaiser  Maximilian  sei]  gewesen  ein 
fridsamer,  gnädiger  und  langmüetiger  fürst  und  ouch 
bi  allen  verständigen  seinlichs  ansehens,  dass  nach 
sinem  abgang  vil  grosser  endrungen  und  zweiungen 
entston  und  i.  wurdid,  welche  durch  sin  wise  fürsichtig- 
keit  ...  verkommen  und  gebesseret  wärid  worden.' 
Ansh.  „Im  Gemüte  befestigt  werden,  sich  demselben 
einwurzeln  BSi."  —  b)  mit  Subj. -Vertauschung,  von 
einem  Wassergraben:  sich  mit  Schutt,  Geschiebe,  Erde 
füllen,  sich  verstopfen;  s.  Frid-Graben  (Bd  II  681); 
er-rinnen  (Bd  VI  1009n.).  —  3.  a)  sich  zu  dauerndem 
Aufenthalt  niederlassen  a)  in  einem  Hause,  Hofe  uä. 
S.  Hinder-Sitz  (Sp.  1732 o.).  In  der  lebenden  Spr.  bes. 
vom  Einsitz  (nara.  durch  Heirat)  in  ein  wohlaus- 
gestattetes Hauswesen,  Geschäft,  in  behagliche  Ver- 
hältnisse, „wo  man  sozusagen  den  Tisch  schon  gedecket 
findt"  B;  „VO";  Th,  ,in  einem  Hause  etc.  Mitbesitzer 
oder  Eigentümer  des  da  vorhandenen  Gutes  werden' 
Ndw  (Matthys).  „Der  Bräutigam  darf  nnr  eins."  Da' 
istkomöd,  »ce""-»ie"  blös'cha""  soi.  Th.  Er  [der  Bursche] 
het  es  eigCs  Hüsli  g'ha"  und  noch  ordlich  Land  derzue, 
und  [das  heiratslustige]  Mädi  het  emel  'glaubt,  es  gang- 
im  e"  Tür  zum  Himmel  üf,  wenn-es  da  chönn  i. 
MWaluen  1884.  Du  bisch  warm  i"g'sesse",  hast  dir 
gut  gebettet,  eine  reiche  Heirat  gemacht  B  (Zyro). 
[Der  dorffremde  Bräutigam]  wibet  sich  in,  macht  e" 
gueti  Parti  (Partei),  stöllt's  guet  an,  sitzt  schön  in  und 
het  es  schö"s  Lebe".  Bärnd.  1911  (BG.).  —  ß)  in  einem 
Gebiet.  ,[Gibel  und  Weif]  zugent  mitenander  mit  irem 
herren  dem  keiser  uss  tütschen  in  wälsche  land  zuo 
irem  allerheiligsten  vater  dem  babst,  da,  von  im  gsegnet, 
ingsessen,  gwurzlet,  brosset  und  darnach  ...  usbrochen.' 
Ansh.  ,Dass  die  Allemanier  ...  in  einem  Teil  der  Alp- 
gebirgen seyen  eingesessen.'  Sprecher  1672.  Bes.  als 
Ausdr.  der  Rechtsspr.  ,Das  N.  by  inen  zuo  Pfeffikon 
i.  wellen,  daselbs  ein  huss  kouft  und  schuol  und  ein 
kram  haben  wellen.'  1566,  Z  RM.  ,Dass  fürohin  keine 
solche  frömbde  Inzügling  sollen  angenommen  werden, 
nach  by  den  Unseren  i.  und  geduldet.'  LAns.  S.  auch 
Kauf-lät-Recht  (Bd  VI  290).  ".Einen  i.  lassen.'  .Einem 
puren  an  landtvogt  zuo  Baden  ein  fürgschrift,  die  von 
Längnouw  dahin  zuo  wyszen,  den  usz  Berner  gebiet, 
dem  er  ein  husz  ze  kouffen  geben,  i.  ze  lassen  oder 
aber  den  kouff  zuoiren  banden  ze  nemraen.'  1574,  Z  RM. 
,So  NN.  sich  mit  derselben  gmeind  [ZAnd.]  umb  den 
inzug  [Einzugsgeld]  verglychend,  sol  man  sj  daselbs 
i.  ze  lassen  schuldig  syn.'  1581,  ebd.  .So  der  N.,  der 
by  16  jaren  ungfarr  von  Kyburg  zogen,  einen  sehyn 
bringt,  wie  er  sich  innert  söllicher  zyt  usserthalb  ge- 
halten und  ein  herr  von  Kyburg  daran  kommen  mag. 
sol  er  gwalt  haben,  inne  ...  zuo  Kyburg  wider  i.  ze 
lassen.'  1582,  ebd.  ,Man  soll  die  frömbden  und  sonder- 
lich die,  so  nit  in  catholischen  ohrten  erbohren  und 
erzogen,  gar  nit  i.  lassen.'  1597,  LMalt.  Amtsrecht. 
Wechselnd  mit  , niderlassen.'    ,l)er  hindersässen  halb, 


m 


Saz. 


S1Z,  soz,  suz 


1760 


wie  sy  i.  sollen  [Titel].  Ob  ouch  etlich  frönd  ...  in 
unser  statt  züctaen  und  daselbs  hus  haben  wolten,  die 
sollen  vor  und  ee  si  sich  in  unserer  statt  inderlassen, 
brieff  und  sigel  zöigen:'  Seg.  L  StR.  XV./XVI.  ,So 
sölich  usslendisch  personen  sich  im  landt  hussheblich 
niderlassen  wellen  ...  Nach  dem  ein  rat  bedunkt,  sol 
der  gwalt  haben,  die  personen  also  hussheblich  inzes. 
lassen  oder  nit.'  um  1500,  USpir.  S.  noch  In-Sitz 
(Sp.  1730o.).  —  b)  in  ein  Amt  eintreten.  ,Wen  er  [der 
Bewerber  um  den  bischöflichen  Stuhl]  glich  ynsitzt, 
so  . . .'  1566,  Brief  (JFabricius  an  HBull.);  vgl.  ebd.: 
,Es  ist  wol  erkent,  h.  Batt  sye  rächter  bischoff;  es  ist 
aber  nach  nit  erkent,  das  wir  in  wöllind  ynsetzen.' 
,Das  gross  zwyspalt  oder  uneinikeit  sye  by  rieh  von 
wegen  zweyer  erwölten  bischoffen  und  das  der  ein  ... 
solle  diser  tagen  yns.'  ebd.  .Ich  hoff  zuo  Gott,  es 
könne  so  übel  nit  gaan,  es  wiirdi  tusetmaal  besser, 
dan  so  h.  Batt  mit  gewalt  yngesässen  wäri.'  ebd.  — 

4.  tr.,  einen  (Polster-)Sitz  durch  sein  Körpergewicht 
oder  durch  lange  Benützung  ein-,  zsdrücken  B.  Tue 
nid  so  teilest,  du  sitzisch-mer  ja  d's  Kanape  ganz  V. 
D's  Rue"bettli  isch  a"fe"  starch  i"g'sesse"s  BG.  ,Das 
Ruhbett  war  eingesessen.'  Gotth.  —  in-sitzend:  zu 
in-s.  3a$.  ,Der  in  hier  einsitzende  [=  eingesessene]  N.' 
1865,  S  (Kanzleispr.).  ,\Vie  die  frömbden  oder  heimschen 
insitzenden  ein  burgkrecht  annemen,  erkouffen  und  irs 
harkommens  schin  erzöigen  söllent.'  B  StSatzg  1539. 
—  in-ge-sessen:  1.  a)  in  einer  Gemeinde,  einem 
Lande  ansässig,  wohnhaft.  ,Umb  die  güeter  ...  so  ein 
burger  oder  i-er  gast  gegent  dem  andren  burger  oder 
i-en  gast  innhatt  jar  und  tag  unangesprochen.'  XIV.. 
B  StR.;  vgl.  b.  , Wegen  den  im  Landt  eingesässenen 
Hindersässen  und  Frömbden  solle  die  Satz-  und  Ord- 
nung beobachtet  und  gehalten  werden.'   1780,  U  LB. 

5.  noch  Bat  (Bd  VI  1576).  Subst,  =  In-Sässl  (Sp.  1347). 
,Sol  man  wissen,  wer  ze  beiden  Zufflnkon  sesshaft 
ist,  der  soll  gen  Bremgarten  ze  gericht  gan  gegen  in- 
gesessnen  ze  Bremgarten  umb  geltschuld.'  A.  XIV., 
AABrenig.  StR.  ,[Auf  dem  Markt  zu  Bremgarten  ge- 
kauftes Schlachtvieh  soll  der  Metzger]  unsern  in- 
gesessnen,  der  es  in  sinem  hus  ...  essen  will,  umb  den 
selben  pfennig  geben,  als  er  es  gekouft  hatt,  und  einer 
mass  wins  me.  [Wer  das  nicht  tut,  bezahlt  eine  Busse] 
und  mag  der  i.  das  rind  oder  swin  nemen  umb  den 
selben  kouff.'  ebd.  ,Das  enkeinr  der  ünsren  ...  enheinen 
unsren  i-en,  so  in  dirre  brunst  verbrunnen  ist  ...  umb 
schuld  ...  von  unser  stat  wisen  sol  noch  mag.'  1406, 
B  StR.  ,Daz  wir  in  keinen  ünsern  spittalen  ...  per- 
sonen umb  gelt  nemen  ...  denn  allein  krank  und  arm 
lüte,  unser  i-en,  die  ir  zittlichen  narung  nit  habent.' 
1450,  ebd.  ,N.  zuo  Birmenstorf  klagt,  dass  die  ge- 
meinde im  kein  buwholz  geben  wolte  ...  denn  er  ein 
i-er  in  gemelter  gemeind.'  1551,  Z.  S.  noch  un-ge-sessen 
(Sp.  1750).  Mit  Syn.:  ,Wir  haben  ouch  gesetzet,  das 
[sie]  in  den  vorgenenten  teuren  dehein  richter  . . . 
der  unser  i-er  und  vatterlender  nit  ist,  in  deheinen 
weg  Süllen  nemen.'  1291,  Ndw.  Mit  ,insäss'  wechselnd; 
s.  Sp.  1348.  ,1-er  und  burger.'  ,Das  si  [die  Leute  von 
Aa  und  Burghalden]  für  inner  und  burger  der  selben 
statt  Lenzburg  geachtet  ...  und  desshalb  in  lieb  und 
leid  als  ander  ingesässen  und  burger  gehalten  ...  sollen 
werden.'  1507,  AaL.  StR.  ,[Wenn  Einer  gegen  die  ge- 
setzliche Bestimmung  liegendes  Gut  an  einen  Aus- 
wärtigen verkauft]  so  mag  ...  die  statt  oder  ein  ander 
burger  und  i-er  söllichen  kouf  an  sich  nemen.'  1547, 


ebd.  Dem  .ussländigen',  ,ussern', , frömbden'  gegenüber- 
gestellt. ,Als  dann  in  der  statt  Basel  ein  söllicher 
bruch  ist,  das  die  ingesässnen  dasälbs  vor  den  uss- 
ländigen an  bezalung  der  schulden  und  andrer  pflichten 
ussgericht  wärden  [so  will  es  Bern  gegen  Basel  gleich 
halten]  also  das  die  ingesässnen  dasälbs  gegen  den  ... 
von  Basel  ...  ouch  fürfaren.'  1516,  BStR.;  ähnlich 
B  StSatzg  1539.  ,Wan  sich  zuotragen,  das  man  einen 
ingesässnen  verganten  weite,  [dass]  alldan  die  in- 
gesessnen  in  unser  statt  vorgan  sollend  den  frömbden.' 
1546,  Aar.  StR.  , Keiner,  so  in  unser  stat  wonet,  soll 
eins  ussern  vogt  werden  gegen  einem  i-en  der  statt 
Bern.'  B  StSatzg  1539;  ebenso  B  GS.  1615.  S.  noch 
usser  II  (Bd  I  562).  In  festen  attrib.  Verbindungen. 
,1-er  landman.'  ,Was  guots  in  unssrem  gericht  ist, 
es  sy  alp  ald  bulandt,  daz  nieman  daz  einkeim,  der 
nit  in  unssrem  gricht  unsser  ingesässner  landman  ist ... 
nit  um  zins  liehen  sol.'  1504,  Ndw.  ,Niemand  in 
unserni  land  sol  kein  alp  einem,  der  nit  i-er  landtmann 
ist,  ze  kauften  geben.'  XVI.,  Gl.  ,Dass  von  dato  Keiner 
diser  Landschaft  einich  Rindvych  ufkoufen  und  einem 
y-en  Landman  gleich  wider  verkoufen  solle.'  1668, 
BSi.  Rq.;  ähnlich  1670.  ,t-er  burger',  =  innerer  B., 
In-Burger  (Bd  IV  1582.  1583).  ,Ir  mugent  ouch  solich 
eigen  lüte  und  liarkomen  lüte  [welche  die  gesetzlich 
vorgeschriebene  Zeit  in  der  Stadt  niedergelassen  waren] 
fürbazzerze  i-en  burgern  empfahen.' 1359,  AABremg.  StR. 
,Uas  keiner  söllicher  nüwen  burgern  in  das  regiment, 
weder  rat  noch  gricht,  erwellt  und  genommen  werden 
soll,  er  syge  dann  vorhin  die  hienach  bestimpte  zal 
jar  in  der  statt  allhie  ein  yngesässner  burger  gwässen.' 
1593,  Z  Ratserk.  S.  noch  be-sorgsam,  Hinder-Säss 
(Sp.  1318.  1359).  Auch  von  den  ausserhalb  der  Stadt 
sesshaften  Vollbürgern  (vgl.  dazu  die  Z  Ratserk.  1540/70 
unter  In-Burger  Bd  IV  1583):  ,Uiewyl  die  gemeinden 
am  Zürichsee  unserer  Eidgnossen  von  Zürich  yn- 
gesessne  burger  sind  und  syn  wollent.'  Waldm.  Sprüchbr. 
S.  auch  u.  den  Beleg  von  1742.  Dem  Us-Burger  gegen- 
übergestellt; mehrere  Belege  schon  Bd  IV 1583/4.  ,Der 
ingesessner  und  ussburgern  vorteil  an  beschuldung 
der  einungen  gegen  denen,  so  nit  burger  sind.'  B  StSatzg 
1539.  ,Alle  die,  so  an  einem  i-en  oder  ussburger  freflent, 
sollent  der  statt  recht  . . .  lyden.'  ebd.  ,Darby  sol 
es  belyben,  also  das  nämlich  die  i-en  burger  den  uss- 
burgern vorgan  söllind.'  1564,  Z  Rq.  Auch  im  Gegs. 
zum  , Hindersässen.'  ,Wir,  die  von  Bern,  haben  auch 
aus  sonderer  Freundschaft  ...  ihrer  Statt  [S]  ein- 
gesessne  Burger  zollfrei  erklärt.  . . .  Unter  den  ein- 
gesessenen Burgeren  werden  verstanden  die  alten 
und  sogenannten  neuen  Burger  von  Soloturn,  so  alda 
bürgerlicher  Privilegien  genoss,  wie  auch  die  Amtleut 
und  solche  Burger,  welche  auf  ihren  Herrschaften, 
Häusern  und  Gütern,  so  im  Land  gelegen,  gesessen. 
Unter  dem  Wort  Frembden  aber  ...  werden  Diejenigen 
verstanden,  so  Ausburger  oder  eingesessene  Statt- 
Hintersessen  und  Untertanen  sind.'  1742,  Absch.  Die 
Hintersassen  sollen  gar  keine  Rechtsame  weder  an 
,  Wun  Holz  noch  Weid'  besitzen  und  nichtsdestoweniger 
die  Frohndienste,  Wachten,  Gemeindwerk  ...  wie  die 
eingesessenen  Bürger  versehen;  hingegen  sollen  sie 
kein  Hausreukigelt  bezahlen.'  1770,  LRSchmidlin  1886 
(Dorfbrief).  Im  Gegs.  zum  ,üsman':  ,Wer  ie  der  statt 
sinner  ist,  der  sol  eim  ieklichen  i-en  burger  sinnen 
einen  soum  winfass  umb  1  stebler  und  eim  usman  umb 
2  stebler.'  A.  XIV.,  AABremg.  StR.  —  b)  spec.  =  In- 


I7C1 


Sa/, 


S1Z.    SOZ,    BUZ 


Süss  2  (Sp.  1349).  ,Wa  zwön  von  unser  stat,  si  syent 
burger  oder  i.,  sich  stellent  für  gericht  ...'  XIV.,  B 
Sil;.  .Wer  der  ist  ...  er  wer  unser  burger  oder  i-er, 
von  Unser  stat  ziechent  ...'  1405,  ebd.  ,Das  von  dis- 
liin  wir  ...  weder  Juden  noch  Lamparten  ...  in  unser 
statt  Bern  ...  nit  empfachen  noch  ze  bürgeren  oder 
i-eu  sollen  noch  wellen.'  1427,  ebd.  S.  auch  Sp.  1358  u. 
—  2.  prägn.  von  einem  in  wohlgeordneten,  soliden 
Verhältnissen  Lebenden.  ,Zum  andern,  so  er  [Paulus] 
redt,  dass  des  bischofs  kinder  glöubig  und  wol  erzogen 
süllind  syn,  sieht  man  wol,  das  er  von  einem  be- 
haltenden, yngesessnen,  eersamen  mann  redt.'  Zwingli; 
vgl.:  ,Wol  eingesässen,  umb  dessi  hausseer  es  wol 
stadt,  wolhabend,  constitutus  bene  de  rebus  domesticis.' 
Fris.;  Mal.  —  Mhd.  schwach  bezeugt;  vgl.  im  Übrigen  Gr. 
WH.  III  298;  Schm.2  II  348 ;   Fischer  II  648. 

ine"-:  1.  =  ins.  1,  zB.  in  eine  Bank,  einen  Wagen. 
wohl  allg.  —  2.  =  ins. 3  a  B;  Gl;  S;  Tu.  Jetz  muess  de"" 
's  Lisi  weidlieh  hinter  d'  Üsstür;  Vil  brücht's  zwar  nit, 
eppen  es  l'ar  ristigi  Lintüecher  und  tusch  noch  's  Eint 
und  's  Ander  ...  Es  cha""  numme"  i.  Schwz.  Fhauknh. 
1901  (SL.).    S.  noch  an-ge-rciset  (ßd  VI  1320). 

ent-:  1.  pers.  a)  intr.,  erschrecken,  sich  fürchten. 
,E.,  grosse  forcht  haben,  sich  von  forcht  entsetzen, 
vast  fürchten,  extimescere,  vereri,contremiscere.'  Fris.; 
Mal.  Mit  Gen.  der  Beziehung,  fürchten  für:  ,[N.  sagt] 
er  getörste  nit  gereden  daz  unser  statt  nutz  und  ere 
were,  wän  er  müeste  darinn  sines  libs  und  guotz  e.' 
1442,  Z  RB.  Mit  Gen.-Obj.:  ,Der  antwurt  e.'  1523, 
Abscu.  (im  Druck  irrtümlich  .ersitzen').  Mit  , ab'.  ,Uas 
mengklich,  besunder  die  schwangeren  frowen,  ab  ir 
[der  Hexe]  erschracken  und  ab  iren  grusamen  berden 
entsassend.'  Kessl.  ,Erschräcket  nicht  ab  dem  Ver- 
weisen der  Menschen  und  entsitzet  nicht  ab  ihrem 
Lästeren.'  1 707,  Jes.  ; , entsitzend  ir  lestern  und  schmähen 
nit.'  1531;  u.tj  (poßeiairs  ävec5'.a|i6v  ävirpiöraov.  LXX.  ,Du 
darfst  ab  mir  nicht  e.'  1707,  Hiob;  , erschracken.'  1531; 
C/ÜX  &  cfößog  iiou  os  axpoßiiaet.  LXX.  Mit  Dat.  P.  .Auss 
forcht  der  Chaldeern,  den  sy  daruinb  entsassend,  das 
Ismael  ...  Godoliam  ...  erschlagen  hatt.'  1531,  Jer.; 
,die  sy  ...  entsassen.'  1589;  ,ab  denen  si  sich  ...  ent- 
sassen.'  1083,1707;  özi  kyo$fl&rlaa.\  ä.r.b  npoaömoo 
ä'jTÖv.  LXX.  ,Es  wurdend  ouch  burger  zu  Lucern 
die  von  Richensee.  Als  sy  dem  adel  entsasen,  ward 
inen  von  Eidgnossen  geben  en  zuosaz  200  manen.' 
HBdll.  1582.  —  b)  tr.,  (be)  fürchten.  Mit  Sach-Obj. 
(meist  abstr.).  ,Wär  aber  jeman  als  misslich  wund, 
das  man  den  tod  entzäss,  da  sol  man  den,  der  es  ge- 
tan hat,  heften.'  1384,  AaB.  StR.  ,Umb  vermidung 
vil  ungestüemer  bändeln  ...  die  ouch  uf  das  höchst 
sind  zuo  e.'  1489,  B  Missiv.  ,So  man  ...  die  [Miss- 
bräuche] mit  zytlichem  radt  nit  abstelt,  ist  ze  besorgen, 
das  die  ungenad  der  beschwärten  zeletst  so  gross  er- 
wachse, das  die  ze  e.  sye.'  Zwingli;  ut  nemini  non 
formidabilis  esse  possit  (RGualther).  .Etliche,  so 
den  Überfall  entsassen,  schicktend  in  il  ir  boten  gen 
StGallen  und  Abbatcell.'  Kessl.  .Entsitz  ir  angesicht 
nit.'  1531/87,  Jer.;  .entsetze  dich  nicht  ab  ihrem 
Angesicht.'  1087/1707;  [ivj  cpoßY)8"jjS  ärcö -poacorco-j  ivfrpm- 
n(ov.  LXX.  ,Er  [Zwingli]  entsass  die  grossen  sclimä- 
chungen  der  Lutherischen  part.'  Val.Tschudi  1533. 
.Ich  entsass  mengsmal  vil  unheil.'  Rdef  1540.  ,Do 
entsassend  si  zenfachen  angriff  und  Überfall.'  Vad. 
,Dann  er  [König  Albrecht]  wol  wusst,  dass  mengklich 
sin  trutzen  und  grimmen  zorn  entsaass.'  JSo.Tscbudi 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Chr.  ,Sy  [dir  Mrersolii  ..-li.- ]  hassend  den  frosl  und 
entsitzend  die  kelte.'  Fischb.  1563.  .Dann  ich  weder 
die  Dicke  noch  die  Höhe  diser  Mur  entsitzen.' 
JJRüegeh    1606.     .Ungestüemigkeit    e.'    Gulbr    1616. 

,Dass  wir  ie  allen  Unwillen  so  gar  entsitzind  und  um 
dessen  Vermydung  alle  Ding  lassind  hinschlychen.' 
JJBreit.  1613/43.  .Weilen  aber  beide  Städte  Zürich 
und  Bern  einen  ungleichen  Austrag  entsessen.'  um  1053, 
Beitr.  1739.  ,Bey  disem  allem  rauoss  er  nicht  e.  die 
Pfeil  des  leidigen  Satans,  die  Verleumdungen  seiner 
Instrumenten,  die  Aufsitz  der  Gottlosen.'  KdWirz  1080. 
S.  noch  Blitz  (Bd  V  290):  Versag  (Sp.  377).  Mil  l  >!/,.- 
oder  Inf.-Satz,  auch  pron.  Obj.  ,Do  ensaz  er  [Otto  111.  |. 
daz  groz  mishellung  uf  wurd  staun  nach  sinem  tode, 
wann  er  bäte  kainen  sun  noch  erben.'  Z  Chr.  133';/ 
1440.  ,Do  zucht  A.  sin  messer,  hüw  <len  B.  in  sin 
hand  so  hert  und  vast,  das  zuo  e.,  das  er  ze  lamtagen 
kome.'  1440,  Z  RB.  ,Nu  ...  entsassen  die  vigende,  daz 
die  wassergrössi  inen  ir  brügge  wurde  zerbrechen  und 
dahin  füeren.'  Just.  .Nun  ist  mir  woll  begegnet  daz  ... 
dasichalwegen  entsessen  hon.'  Ziely  1521.  , [Die  Arbeit] 
gibt  guote  frucht,  dass  der  mensch  one  sorg  sinen  lyb 
reinklich  spysen  mag,  nit  e.  muoss,  dass  er  sich  mit 
dem  bluot  der  unschuldigen  spyse  und  vermasge.' 
Zwingli.  ,[Die  Bellinzonesen]  entsassen,  wo  die  Fran- 
zosen wider  in  kämid,  dass  si  hart  gestraft  wurdid 
um  iren  willigen  abfal.'  Ansh.  .Dann  wirs  von  anfang 
wol  hand  entsessen,  dass  wir  uns  lüedent  uf  ein  bürde.' 
Salat  1537.  S.  noch  ge-recht,  Un-Ge-rirht  (Bd  VI  223. 
346).  Erweitert  mit  .von'.  ,[N.  klagt]  wie  er  sich 
hüeten  müeste  und  gebresten  von  herrn  Götfrid  ent- 
sesse.'  1334,  Z  StB.  ,Das  man  Übels  und  gebresten 
davon  e.  muosst.'  1359,  GScherrek  185!'.  .Dass  si  von 
im  ungnad  entsassen.'  Ansh.  Mit  Acc.  P.  ,I)en  meiger 
und  den  amptmann,  den  voget  und  den  schachtelan,  die 
muos  man  dick  e.'  Boner.  ,Du  solt  mich  nüt  e.,  daz 
ich  mich  der  sach  underwunden  hau.'  1393,  Z  Uli.  ,I)es 
von  Toggenburg  lüte  ...  entsassend  die  von  Zürich, 
iren  gewalt  und  ir  straf.'  Fründ  1446.  .Wenn  schon 
20,000  Schwaben  keinen,  si  wettints  nüt  um  ein  bar  e.' 
Walh.m.  (jüngere  Fassung  des  Höngger  Berichts).  .Ich 
entsitz  nun  die  Juden  ...  das  ich  inen  in  die  hend  werde 
und  sy  denn  ir  gespött  mit  mir  treibind.'  1531  IThT, 
Jer.  .Dann  er  ir  [das  Eileversprechen]  gern  halten 
wellte,  so  er  sinen  vater  darumb  nit  e.  müesste.'  1541. 
Z  Ehegericht.  .Dan  die  vertruwtesten  sines  volks  den 
römischen  küng  und  die  Versammlung  des  concili  ent- 
sässind.'  Vad.  .Welcher  herzog  es  mit  dem  [feindlichen] 
Böhemer  hielte,  deshalb  zuo  e.  war.'  Wurstisen  1580. 
.Gott  darf  niemand  e„  seiend  die  leut  so  gewaltig,  als 
sy  yemer  wollend.'  LLav.  1582.  ,Hab  ich  ye  entsassen 
die  vile  des  volks'?'  1589/1707,  Hiob;  ,hab  ich  mir 
grausen  lassen  vor  der  grossen  menge?'  1581;  ofl  yöp 
SiSTparcr.y  noJ.'joy/iav  it/.v'.ii-o'j;.  LXX.  .Dass  wir  die  Welt 
mehr  entsitzen  als  ihn  [Gott].'  KVYvss  1672.  .Als  sie 
ihn  [Jesum]  zu  greifen  suchten,  haben  sie  das  Volk 
entsessen,  weil  es  ihn  als  einen  Propheten  hielte.' 
1683/1707,  Matth.;  .aber  sy  forchtent sich  [,inen".  1589] 
vor  dem  volk.'  1531.  S.  auch  säm-lieh  (Sp.906).  .Einen 
nit  ze  e.  wissen',  ihn  nicht  fürchten  zu  müssen  glauben. 
,[N.  klagt]  utf  B.,  dass  er  schalklich  und  frefenlich 
uss  sinem  hus  lüff  und  wollt  in  mit  eim  stein  hau 
geworfen,  darüber  daz  er  im  nüt  getan  hatt  und  in 
nit  wisst  ze  c  1377,  Z  RB.  ,[A.  klagt  gegen  B.]  dass 
im  der  sin  elich  husfrouwen  ze  tod  geschossen,  darüber 


17«;:'. 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


dass  si  im  nie  laster  noch  leid  getan  hab  und  dass 
si  inn  nicht  wiste  ze  e.'  1386,  ebd.  ,Der  selben  [Partei- 
gänger des  Bürgermeisters  Brun,  von  den  nachts  in 
die  Stadt  eingefallenen  Feinden]  etlich  ermürdet 
wunlent,  und  noch  gern  fürbas  ermüit  hettin,  darüber 
wir  der  kainen,  so  in  unser  statt  kam,  wisten  ze  e  ' 
Z  Chr.  XV.  .Das  die  von  Solotern  des  [Anschlags] 
innen  wurdent  und  ir  statt  von  gottes  gnaden  vor  iren 
vienden,  di  si  nicht  wistent  ze  e.,  erlich  bebuoben.' 
ebd.  Oft  ,übel  (wirs)  e.'  ,Al.so  worent  dennacht  wol 
8  hunder'  schinder  [Armagnaken]  zuo  Mümpelgart;  die 
[Acc]  ensosen  min  heren  zuomol  übel.'  1445,  Bs  Chr. 
.Seine  [des  Bären]  feind  sind  der  löuw  [usw.]  und  das 
meerkalb,  welches  er  am  meisten  und  seer  übel  ent- 
sitzt.' Tierb.  1563.  ,Wenn  er  die  oberkeit  nit  wirs 
dann  Gott  den  Allmechtigen  entsessen,  weite  er  anders 
gegen  iren  gehandlet  haben.'  1564,  Z  RB.  , Und  haben 
die  Römer  ihr  [der  Gallier]  Trohen  übel  entsessen.' 
„Eg.Tschüdt,  Gallia.  ,Die  sind  übel  zuo  e.,  die  listig 
sind.'  LLav.  1584.  ,Die  Türken,  deren  fulmineus 
terror,  das  ist  stralische  Forcht,  er  genennet  worden, 
habend  in  gar  übel  entsessen.'  JJRüeger  1606.  S.  noch 
böggen  I  (Bd  IV  1085);  üf-setzen  (Sp.  1651)  und  im  Fol- 
genden. Neben  Synn.  ,Der  ochse  nicht  den  bock  ent- 
sas  dur  sine  kraft;  me  forcht  er  das,  das  im  der  löwe 
nach  rande.'  Boner.  ,[A.  habe  B.]  sin  hulde  verseit, 
so  verre,  daz  in  B.  e.  und  sich  vor  im  hüeten  muoste.' 
1334,  Z  StB.  ,Als  man  ir  geschütz  ...  besorgen  und 
e.  muosst.'  A.  XVI.,  F.  ,Wir  vörchten  und  entsitzen 
die  Franzosen.'  Ansb.  ,Dass  er  nit  die  fygent  entsässe, 
sonder  mee  fürchten  müesste,  dass  ...'  1531,  Strickl. 
,Man  sol  den  tod  nit  e.  oder  fürchten,  foras  agendus 
est  metus  mortis;  den  man  furcht  und  entsitzt,  metutus; 
[der  Schiffer]  furcht  in  vast,  hat  ab  im  ein  abscheuhen, 
entsitzt  in,  navita  perhorrescit  bosporum.'  Fris.;  Mal. 
,Die  dry  länder  Uri,  Schwitz  und  Underwalden  ent- 
sassend  künig  Albrechten  vast  und  besorgtend  ein 
ungnädigen  künig  an  im  ze  haben.'  .Fg.Tscuiih  Chr. 
,Dise  alle,  die  eebrächer,  dieben,  mörder  erschräckend 
übel,  wenn  der  tag  anbricht. ...  Sy  entsitzend  den  tag  wie 
den  tod.'  LLav.  1582.  ,[Der  Schriftsteller  soll  ein  Mann 
sein]  der  in  Beschrybung  der  Warheit ...  keine  Anstöss, 
Betadlung  noch  Undank  nit  seh  üche  noch  entsitze.'  RCys. 
(Br.).  ,Alle,  so  rechtschaffen  ...  venerierten  und  liebeten 
ihn  [Bullinger]  als  einen  geistlichen  Vatter,  die  Andern 
schochen  und  entsassen  ihn  als  einen  strengen  Zucht- 
meister.' 1619,  Mise  T.  1722.  ,Den  Tod  e.  und  sonder- 
lich ab  dem  Prästen,  der  Einen  also  gächlingen  an- 
greift, ein  Schlichen  haben,  ist  menschlich.'  JJBreit. 
1629.  ,An  des  Herren  Tisch  sich  vergreifen  entsitzt 
man;  aber  an  des  Herren  Gebett  sich  versündigen, 
scheucht  man  nicht'  FWyss  1677.  ,Weil  das,  was 
ich  geförchtet  habe,  über  mich  kommen  ist,  und  was 
ich  entsessen  habe,  mir  begegnet  ist.'  1707,  Hiob;  ,das 
ich  sorget,  hat  mich  troffen.'  1531.  S.  noch  Bnlsch 
(Bd  V  829);  ersorgen  (Sp.  1307).  —  c)  refl.,  wie  a.  o)  mit 
Dat.  (in  den  im  Folg.  mitaufgenommenen  Fällen  mit 
,sich',  ,uns'  kann  auch  der  Acc.  gemeint  sein;  vgl. 
Sp.  150/1).  ,Daz  künden  noch  mochten  wir  nit  getuon, 
wan  wir  uns  vast  entsazen  in  den  Sachen.'  Z  Chr.  1336/ 
1446.  .Wer  och,  daz  einer  gefecht  wer  und  im  ent- 
säss,  dass  er  gern  bald  über  [den  See]  wer,  den  sol 
er  [der  Fährmann]  füeren,  so  er  baldest  mag.'  E.  XIV., 
Schw  Rq.  ,Er  [der  Papst]  bedürfte  sich  nit  zu  e.,  er 
were  sicher  libes  unde  guotes.'  A.  XV.,  Bst'hr.    ,1'as 


der  Waldmail  und  ander  in  der  stat  antiengend  inen 
zuo  e.;  dann  sy  sachend  den  Unwillen  allenthalb.' 
A.  XVI.,  Waldm.  ,A1s  aber  eegenampter  N.  von  wegen 
des  mords,  an  sinem  bruoder  zuo  Thun  begangen, 
sich  muosst  e.'  Ansu.  .Dann  welcher  mensch  ist  doch 
so  fräfen  und  unverschampt.  der  im  nit  entsitze,  wenn 
er  ein  schwär  wichtige  sach  hat  vor  siner  oberkeit 
ze  handien  V  Güalth.  1559.  .[Als  zwei  vornehme  Bei- 
sitzer hörten,  dass  einer  ihrer  Verwandten  vor  das 
Inquisitiousgericht  zitiert  war]  traten  sie  zornig  und 
mit  tröuwung  ab,  das  ihm  der  official  selbs  schier 
entsässe.'  Wurstisen  1580.  ,Wann  ein  Vatter  Ettliche 
seiner  Kinder  mit  Ruotten  straft,  so  will  er,  dass  auch 
die  andern  ihnen  entsitze«.'  JJBreit.  1629.  S.  noch 
Boch  (Bd  IV  969):  bennen  (ebd.  1292);  Be-rüemung 
( Bd  VI  934) ;  ant-säss  (Sp.  1372/3).  Neben  Synn.  ,[  Einige 
Herren  lehnten  sich  gegen  die  Herrschaft  Berchtolds 
von  Zähringen  auf.]  Des  entsassent  sich  stathaft  lüt 
uf  dem  lande  und  vörchten  kriege.'  JrsT.  ,Der  land- 
vogt  [dem  Teil  auf  die  Frage  nach  der  Bedeutung  des 
zweiten  Pfeils  ausweichend  geantwortet  hatte]  merkt 
wol,  das  im  der  Teil  entsass,  und  sprach :  Teil,  nun 
sag  mir  frolich  die  warheit  und  furcht  dir  nützit 
darumb,  du  solt  dins  lebens  sicher  sin.'  Aeg.Tschüdi 
Chr.;  ähnlich  HBrennw.  Chr.  Erweitert  durch  einen 
Gen.  (Acc).  ,Will  man  [F>eligions-]gespräch  han,  tüeje 
man  das  an  gelegnen  orten,  da  sich  kein  frommer 
gefar  müesse  e.'  Zwingli.  ,1m  (Sich)  nichts  e.'  .Dann 
keinem  einspennigen  zuozemuoten,  obman  [des  Schieds- 
gerichts zw.  den  VO  und  Z]  ze  sin  ...  Wenn  aber 
ein  ganz  ort  obman  ist,  die  habend  sich  nichts  ze  e.' 
1560,  Aeg.Tschudi  (Brief),  gebrannter  Wein,  getrunken 
von  den  Kriegsleuten,  mache  freudig  [Bd  1 1273],  dapfer 
und  mannlich,  dass  sie  ihnen  Nichts  entsitzen.' 
JRLandenb.  1608.  Mit  praep.  Ergänzung.  ,ab.'  ,Ab 
disen  Worten  entsassend  sich  vil  bruoder.'  Kessl.  ,Es 
sehynet  by  etlichen  zuo  vil  unfründtlich  syn,  wenn 
man  die  kranken  mit  verkündung  des  todts  erschrecket, 
die  sonst  vorhin  inen  ab  demselben  entsitzend.'  Güalth. 
1584.  ,Wenn  du  nun  gold  bist,  was  darfst  du  dir  ab 
dem  feur  e.'f"  OWerdm.  1564;  .entsetzen'.  Herborn  1587. 
,Er  [Gott]  will,  dass  wir  uns  darab  [ab  der  Pestilenz] 
entsitzen.'  JJBreit.  1629.  .Etwas  förchten,  ab  Etwas 
erzittern,  ihm  e.,  contremere  aliquid.'  Denzl.  1677; 
,ihm  entsetzen.'  1716.  ,vor.'  ,Dass  sich  die  Moabiter 
seer  entsassend  vor  dem  volk,  das  so  gross  was.' 
1531/48,  IV.  Mos.;  .entsetzte  sich  Moab  sehr  vor  disem 
Volk.'  1707.  .Das  wir  uns  vor  des  himels  gstirn  nit 
e.  sollend.'  Kessl.  ,Abt  N.  entsass  sich  ouch  vor  in- 
fall  gemeiner  löufen.'  Vad.  ,Man  darf  sich  nit  vor 
im  [dem  Menschen]  e.  oder  sinen  vil  rechnung  ze  halten.' 
Güalth.  1584.  .Dass  . . .  si  nüt  geton  haben,  darum 
si  sich  vor  den  Helvetiern  e.  söltend.'  JJRüeger  1606. 
,Da  man  sich  leider  weder  vor  Gott  forchtet  noch  vor 
dem  oberkeitlichen  Gwalt  entsitzet,  allerlei  Nulliteten 
uszespreiten.'  1611,  Z.  .hinder.'  , Jonas  ist  von  Gott 
berüeft  worden,  in  die  Statt  Ninive  zuo  gehen  ...  Hinder 
disem  Bruof  hat  im  Jonas  entsessen.'  F  Wvss  1650. 1697. 
,Ohne  das  dritt  Gebott  haben  die  Heiden  ihnen  hinder 
dem  Schweeren  entsessen.'  ebd.  1673.  S.  noch  er-büwen 
(Bd  IV  1959);  Sach  (Sp.  98).  Mit  Obj.-(lnf.-)Satz.  ,1m 
nit  e.  oder  förchten,  etwas  ze  tuon,  audere.'  Fris.  ;  Mal. 
,Ich  entsass  mir,  wo  es  auss  wölte,  verebar  quorsum 
evaderet.'  Mal.  , Darumb  alle  oberkeit  iro  nit  e.  sol, 
das  die  leer  Christi  inen  möge  schädlich  sin.'  Zwingli. 


1765 


1766 


,Du  solt  dir  uit  e.,  dein  tochter  im  zuo  geben.'  1530/ 
1707,  Tob.  ,Dan  er  [der  Abt]  entsass  im  umerzuo, 
ain  stat  wurd  zuo  rieh.'  Vad.  ,Dass  sy  iren  nit  dorft 
e.,  sy  käme  umb  das  läbeu.'  LLav.  1583.  ,gege  u':  ,Dan 
ir  her  und  küng  in  dem  handel  gegen  uns  sich  nie 
habe  entsessen.'  alte  Quelle.  —  ß)  mit  deutlichem 
Acc.  .So  will  ich  morn  mit  üch  gan  Visp,  und  so  man 
mich  lasst  öffentlich  reden,  will  mich  dessen  nit  schämen 
noch  e.'  ThPlatt.  1572.  .Dass  ich  dan  ...  wo  ich 
Solches  gewar  worden  [dass  man  mir  einen  Bing  in 
das  Brot  oder  die  Speise  einschloss  oder  in  den  Becher 
legte,  um  sich  über  nieine  krankhafte  Abscheu  vor 
runden  Dingen  lustig  zu  machen]  übel  dorab  mich  ent- 
sessen  hab,  auch  mich  vor  dem  Erbrechen  kum  ent- 
halten mögen.'  FPlatt.  1612.  —  2.  unpers.  Es  ent- 
sitzt-mi'h,  ich  entsetze  mich  Z  (ältere,  nicht  bestätigte 
Angabe).  —  En t- sitzen  n.  ,Die  in  der  statt  hettind 
e.  gehept,  die  ussern  wöltind  ze  rieh  und  mechtig 
werden.'  1444,  Z  BB.  ,Ein  e.,  das  si  villiclit  von  des 
herzogen  volk  ergriffen  werden.'  1445,  BAM.  ,Und  sy 
wurdend  voll  wunders  und  e-s  ab  dem,  das  im  [dem 
von  Petrus  geheilten  Lahmen]  widerfaren  was.'  1531, 
Apostelg.;  ,sie  sind  mit  Schräcken  und  Entsetzen  er- 
füllet worden.'  1707.  ,Dass  ouch  die  mächtig  Türk  und 
soldan  ein  gross  e.  ab  im  hattend  gewonnen.'  Ansh. 
.Was  üppigen,  verruochten  muotwillens  dieselbigen  ... 
lüt  usstossend  und  daran  gar  kein  schüchen  noch  ent- 
sitzens  hand.'  1548,  Absch.  —  ent-sitzend:  was  zu 
fürchten  ist;  Syn.  ent-sitzlich.  .Dieweil  des  kunigs  ent- 
sitzende grosse  macht  und  schwere  ungnad  inen  vil 
schreckens  bracht.'  .Eg.Tschtoi  Chr.  —  ent-sessen: 
1.  weit  ab,  entfernt  wohnend.  Vgl.  ent-legen.  ,[Die 
Gemeinde  LSchüpfh.  begründet  ihr  Verlangen  nach 
einer  eignen  Kirche  damit]  das  sy  her  ordentlichen 
Pfarrkirche  zuo  Entlibuech  so  gar  wytt  entsässen.' 
1601,  Gfd.  .Wenn  nun  Derselbig  [der  Gesundbeter] 
su  weit  abgelegen  und  entsessen,  dass  er  sie  [die  Mittel] 
ihm  persöhnlich  nicht  applicieren  und  anwenden  ... 
mögen,  so  ...'  BGwerb  1646.  ,[Der  Gerichtsäss  be- 
kommt] wann  er  im  selben  Gricht  wo  der  Amtsraann 
ist  gesessen,  5  ß;  ist  er  aber  weiters  entsessen,  also 
das  er  ein  Tag  versäumen  muss,  10  ß.'  1678,  BSi.  Bq. 
, Weilen  der  Kläger  ein  frömbde  und  von  hier  weit 
entsessene  Person  ist  und  sich  allhier  in  grossem 
Kosten  auffhalten  muss.'  BGS.  1721.  —  2.  zu  ent-s.lb, 
befürchtet.  .[Um]  des  römschen  küugs  und  der  Eid- 
gnossen  entsässnen  uberval  zuo  verhüeten.'  Ansb.  — 
Mhd.  enttitzen,  eig.  vom  Sitz  sich  eutfernen,  aufspringen  (vor 
Schreck);  vgl.  Gr.WB.  III  625;  Fischer  II  740  (auch  ,eut- 
süsseu'  in  Bed.  1).  Zur  Konstr.  vgl.  fürchten  (Bd  I  993/4), 
Jiuch  ent-eetzen  3  (Sp.  1669).  In  dem  Beleg  nnter  ent-titzend 
ändert  Gr.  WB.  III  623  offenbar  mit  Unrecht  in  .entsetzend'; 
•■bd.  III  621  u.  ist  in  dem  Beleg  aus  Fischb.  1563  .entsetzt' 
für  .entsitzt'  (im  lat.  Original  .extimescit')  verlesen.  Nach- 
ahmung lateinischer  Konstr.  liegt  vor  in  der  Bibelstelle:  .Sie 
[die  tugendhafte  Hausfrau]  entsitzt  ihrem  gesind  ab  keiner 
winterkalte.'  1560,  Prov.,  =  nou  timebit  domui  suaj  a 
frigoribus  uivis.  Vulg.;  ,sy  förcht  ires  hauses  nit  vor  dem 
schnee.'  1531  (nach  Luther).  —  ent-sitzlich:  zu  fürch- 
ten, schrecklich.  ,Wau  es  zuo  der  waal  [des  Abtes] 
kam,  so  geschach,  was  geschechen  mocht,  von  dem 
adel  den  burgern  und  puren,  die  iu  disem  fal  ouch 
e.  warend.'  Vad.  ,Sölich  anschlag  [des  Abtes]  was  ainer 
stat  zuo  StGallen  fiümbd  und  den  gotshuslüten  e. ;  dan 
er  nit  anders  anzaigt,  dan  dass  abt  Uolrieh  witere  und 


grimmere  beherschung  vor  im  bette,  dan  er  vorhar 
gebrucht.'  ebd.  .Die  [Hunnen]  warend  nun  ein  grim, 
e.  und  streitbar  volk.'  ebd.  Auch  in  lobendem  S., 
Furcht,  Bespekt  einüössend:  .Dägenwert  handlet  und 
regiert  sinem  Namen  gmess,  dann  er  ein  grosstatiger, 
frommer  und  lohlicher  Fürst  gewesen,  so  gar  ernst- 
haft und  Jedermann  e.  gewesen,  darum  er  ouch  der 
Gross  zuogenant  worden.'  JJBieger  16uti.  —  Sonst 
unbezeugt.  —  Ent-sitzung  f.:  =  Ent-sitzen.  .Darinne 
wir  ouch  e.  haben  des  uns  allen  wort  ald  unglimpf 
davon  entspringen  möchte.'  1450,  Schw  (Gfd).  ,Auss 
e.  des  gmeinen  volks  [obj.].'  Wdrstisen  1580.  ,Ves- 
pasianus  hat  sich  auss  e.  ein  weil  besinnet,  ob  ihm 
das  keisertumb  anzuonemmen.'  ebd.  —  Mhd.  entnitzunge 
f.,  desperatio;  vgl.  auch  Gr.WB.  III  627 ;   Fischer  II  741. 

er-:  1.  sich  (völlig)  setzen  (bzw.  gesetzt  haben), 
zur  Buhe,  zum  Stillstand  kommen  (bzw.  gekommen 
sein);  oft  in  der  Verbindung  ,e.  lassen.'  a)  sinnlich. 
Von  einer  Wasserflut,  fallen:  ,Bis  s  wasser  [der  Sünd- 
flut] so  fast  was  ersessen,  das  wir  der  bergen  höchste 
spitz  mochtent  gsechen.'  HvBüte  1546.  Mit  Bez.  auf 
die  unaufgelösten  Bestandteile  einer  Flüssigkeit: 
.Buttensaft,  öl,  essig  ...  lass  miteinanderen  wallen, 
lass  ouch  e.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Das  saft  e.  [stocken] 
lassen';  s.  sigen  (Sp.  587).  Bildl.  vom  bewegten  Ge- 
müt: ,Lass  dein  Gemüt  von  seinen  Bewegungen  zuerst 
recht  e.  und  geistlich  still  werden.'  JJUlr.  1731.  — 
b)  unsinnlich,  a)  ,üf  einem  e.',  sitzen  bleiben,  von  einer 
Schuld  uä.  .[Sollte  ein  von  den  Eidgenossen  geltend 
geraachter  Soldanspruch  vom  Papst  nicht  anerkannt 
werden]  weren  wir  in  fürsorg,  die  ding  wurden  uf 
unserm  gnedigen  herrn  von  Sytten  [der  der  Mittels- 
mann zw.  Papst  und  Eidgenossen  gewesen  war]  e.' 
1510,  Absch.;  vgl.  Sp.  1738  Mitte.  ,Die  sach  ...  ersass 
uff  einem  landpfarrer  ...  ward  darum  ins  halsysen 
gestelt.'  1533,  Z  BB.  .Diewyl  ab  der  landschaft  seltzam 
reden  kamend,  das  si  unwillig  ir  galt  usszugen  um 
land  und  vogtyen,  deren  si  nit  genussind,  so  ersass 
die  täll  also  allein  ob  der  statt.'  JHaller  1550/73. 
,E.,  übrigsein,  residere ;  die  Schuld  ersitzt  auf  dir,  residet 
rei  culpa  in  te.'  Denzl.  1677.  1716.  —  ß)  festsitzen, 
stecken  bleiben,  stocken,  erlahmen.  Von  Personen.  ,N., 
der  uss  der  massen  seer  in  dem  widertouff  ersessen 
und  derhalben  grosse  schwäre  gefengknuss  erlitten.' 
Kessl.  ,E.  an':  ,N.  sye  ...  begriffen  gewesen  mit  einer 
grossen  krankheit  ...  dass  ihm  Niemand  könte  helfen 
und  alle  Doctores  und  Arzet  an  ihm  ersessen.'  JLCvs. 
1661.  S.  noch  ersessen.  Mit  Sachsubj.  ,Da  das  evan- 
gelium  an  vilen  orten  ahnam  und  ersasse  oder  ver- 
truckt  ward.'  LJüd  1531.  ,Die  sach  erkaltet  widerumb, 
erligt,  ersitzt  (erlauwet,  höret  auf),  refrigescit  res.' 
Fris.  ;  Mal.  ,E.,  weder  hindersich  noch  fürsich  kommen, 
considere.'  Mal.  Bes.  auch  von  einem  Unternehmen, 
Vorhaben  uä.,  unausgeführt,  liegen  bleiben,  unter- 
bleiben. ,Ee  die  verlümbdten  buocher  [von  Job.  Hus| 
solte  ainer  abgeschriben  oder  verdolmetschet  ...  haben, 
ee  sind  die  [da  die  Druckerkunst  noch  nicht  erfanden 
war]  umb  des  kostens,  muoi  und  arbait  wegen  iTm-sm'H 
und  verkürzt  worden,  die  sunst  durch  den  truck  in 
klainein  kosten  meniglichen  betten  mögen  zuo  banden 
gestelt  werden.'  Kessl.  .[Zwei  Gemeinden  haben  sich 
zur  Sehlichtung  eines  Streites  vor  geraumer  Zeit]  uff 
vier  zuogesatzten  vereinbart;  welliehes  doch  villiclit 
uss  vaarlässigkeit  so  lang  ersessen,  unz  mittler  wyl 
zweu   diser  zuogesatzten    von  todes   wegen   abgangen 


1767 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1708 


und  der  span  zuo  keinem  enJ  ald  usstrag  kommen.' 
l.",::\  '/..  .Nachdem  aber  ...  des  franzesischen  küngs 
entschitung  [Befreiung]  .  . .  versumpf  was,  do  ist 
egemelte  hilf  der  6000  Eidgnossen  ouch  ersessen.'  Axsh. 
,Man  mocht  es  aber  nit  zuo  gang  bringen  und  ersass 
die  Werbung  [um  das  gewünschte  Lehen],  dass  neunt 
darauss  ward.'  Vau.  ,Das  [aus  Geldmangel]  der  buw 
unussgetragen  e.  müesste.'  1546,  Z  KB.  ,Üisen  her  pst 
ist  von  den  Eidgnossen  vil  ghandlet  worden  des 
puntschwerens  halb;  diewyl  man  sich  aber  der  form 
nit  mögen  verglichen,  ist  es  abermaln  ersässen.' 
.THali.er  1550/73.  ,Und  ersass  also  des  bapsts  für- 
nemmen.'  HBull.,  Tig.  , Diewyl  solliches  [die  Aus- 
besserung einer  baufälligen  Treppe]  bisshar  ersessen 
und  nüt  endlichs  darinne  gehandlet,  wellent  mine 
herren  . . .'  1573,  Z  RB.  Mit  dem  bischöflich  con- 
stanzischen  Gesandten  zu  sprechen  in  betreff  Aufnung 
des  Seminars  zu  Constanz,  ,domit  es  nit  ersitze.'  1596, 
Abscii.  ,Das  Werk  ist  aber  ersessen  bis  anno  1580.' 
RCvs.  (Br.).  .Wann  aber  die  Sach  [ein  Streit  zw.  Schw 
und  Z]  bisshar  also  ersessen  ...'  1625,  Gl.  ,E.  üf': 
,Uf  dem  ist  es  also  bisher  ersessen',  von  Schieds- 
verhandlungen.  RCvs.  Mit  Syn.:  ,l)a  ...  ein  zwyfel 
ingerissen,  als  ob  süllich  ansechen  [betr.  künftige  Aus- 
zahlung eines  Sitzungsgeldes  an  die  Räte]  uss  mentsch- 
licher  bewegung  villicht  e.  und  erlöschen  wurde,  des- 
halb [soll]  zuo  gruntlicher  lüterung  under  inynen 
herren,  den  deinen  raten,  widerumb  ein  urfraag  ge- 
halten ...  werden.'  1546,  Z  RB.  ,E.  lassen.'  ,Als  an- 
gezogen worden  von  N.,  sin  Hardguot  ze  kouffen.  ist 
das  von  ml),  abgeschlagen,  und  wellend  es  also  e.  und 
ein  guot  sach  sin  lassen.'  15-10,  ebd.  ,Etwan  wolt 
ein  künig  gern  etliche  der  sinen  umbringen,  aber  sy 
sind  im  zuo  stark,  er  muoss  besorgen,  es  möchte  nit 
on  grossen  schaden  beschallen,  muoss  desshalb  ein 
sach  e.  lassen.'  LLav.  1583.  ,N.  habe  die  sache  [eine 
Schuldforderung]  zuo  lang  e.  und  anstan  lassen.'  1592, 
Z  RM.  —  y)  eingehen,  aufhören,  erlöschen;  vom 
Vor.  nicht  scharf  zu  trennen.  Von  Konkretem.  ,Das  erz 
[-bergwerk  im  Bagnestal]  ertruog  anfangs  vil,  nach- 
malen ersass  es,  do  ersass  ouch  die  bezalung.1  Assn. 
.Das  feür  ist  ersässen,  dämpt  und  gestilt  oder  erlöschen, 
ignis  consedit.'  Fris.;  .Mal.  Mit  abstr.  Subj.,  bes.  von 
Streitsachen,  Kriegen  udgl.  .Damit  so  möchte  der 
span  e.  und  ir  und  wir  dadurch  gerüewiget  werden.' 
1523,  Aiisch.  (B).  ..Nachdem  und  die  römischen  keiser 
Christen  worden  und  alle  durchäclitung  in  allen  landen 
ersessen  was.'  Vau.  ,Der  krieg  ist  ersässen,  resedit 
bellum.'  Mal.  ,[Ein  Handel  zw.  1!  und  Z]  ward  noch 
wyter  von  beiden  stetten  zuo  tagen  angezogen  ...  und 
ersaas  doch  entlieh.'  HBull.  1572.  Dass  diese  [Streit-] 
Sache  nach  und  nach  ,e.'  und  sich  günstiger  gestalten 
werde.  1614,  Abscu.  .Ziest  ists  [Unruhen  und  Kriegs- 
gerüchte] widerumb  als  ersässen.'  1619,  Z  Sth.  ,Er 
achte,  die  Sach  werde  allgemach  e.'  1012,  Z  Kyb.  ,Als 
aber  nun  der  Aufflauff  des  Volks  ...  ersessen,  seind 
die  Gestraften  erschinen  zu  llanz.'  Sprecher  1072. 
s.  noch  er-sueehen  (Sp.  221).  Mit  Synn.  ,Uff  söllichen 
abschaid  bin  versachend  wir  uns,  das  diser  span  och 
e.  und  ussgemacht  bliben  wurd.'  Kessl.  .[Weil]  die 
.in:.'  iiiuuow  gestillet  und  ersässen  ...'  1546,  Auscii. 
,üie  tuomherren  band  vermeint  ...  so  einmal  die  hotten 
verrytiud,  wärdi  es  [ein  Aufstand |  also  beruowen  und 
c.'  1565,  Brief  (JFabricins  an  11  Bull.).  ,Das  Landt- 
gschrei  ist  zeletst  widerumb   ersessen  und  erlöschen.' 


RCvs.  (Br.).  ,E.  undzergän';  s.  Bd  IV  1554.  ,E.  lassen', 
bes.  von  einer  anhängigen  Streitsache;  vgl.  ß.  .Soverr 
sy  die  [Streit-]sachen  in  künftigem  lassen  e.',  wolle  er  sie 
selbst  an  die  Hand  nehmen.  1476,  Bs  Chr.  .[Wir  Ehe- 
richter] werdent  heftig  ussgricht  und  hinderrett,  wir 
lassindts  also  e.  darumb  das  sy  [die  an  einem  Prozess 
beteiligte  Frau]  eins  Zunftmeisters  dochter  sige.'  1524, 
Z  Ehegericht.  , [Urteil:]  Diewyl  sy  den  handel  hat 
wellen  e.  lassen,  wo  man  sy  nit  bschriben  ...  so 
achtends  die  eerichter  kein  ee  syn.'  1541/3,  ebd. 
,Und  aber  die  Sachen  dermassen  beschaffen,  das  nit  ze 
tuond  were,  die  e.  ze  lassen.'  1570,  Z  RM.  ,Die 
spennige  zehendenssach  uff  dem  langen  acher  one 
recht  nit  e.  lassen.'  1575,  ebd.  .Dann  die  Länder  sindt 
yffrig  uff  ihrem  Glouben  und  wärden  die  Sach  nit  so 
e.  lassen.'  Kunkelstibe  1655.  ,Das  recht  e.  lassen.' 
,[Man  habe]  im  recht  fürgeschlagen,  welches  er, 
Stampfer,  abermallen  e.  lassen.'  1591,  Z.  .Weil  er 
darzue  ouch  das  Rächt  mit  N.  ...  nit  geüebt,  sonders 
e.  lassen  ...  so  habend  die  Richter  ...'  1611,  Z.  Neben 
(bzw.  wechselnd  mit)  Synn.  ,Die  vergangenen  und 
vertragenen  hendel  weite  er  ouch  beruowen  und  e. 
lassen.'  1541/3,  Z  Ehegericht.  ,Übglych  sy  die  sach 
also  liessind  beruowen,  wurdindts  die  eegoumer  nit  e. 
lassen.'  ebd.;  nachher  ,erliggen  lassen.'  ,Myn  herren 
solliches  [Schmähreden  eines  Messpriesters]  ungerecht- 
fertiget nit  hingaan  ald  e.  lassen  könnind.'  1577,  Z  RM. 
,Alle  rechte  fründ  Gottes  [haben]  wider  abgötery,  gottes- 
lesterung...  ghandlet  und  nit  alle  ding...  ungestraft 
hingan  und  e.  lassen.'  LLav.  1577.  S.  noch  Sp.  526 
Mitte.  ,E.  (ver)bliben.'  ,[Z  antwortet  den  seine  Ver- 
lnittlung  erbittenden  Rechtsgegnern:]  Wann  klein  und 
gross  Räht  zusammen  kommen,  alsdan  wolle  man 
ihnen  ein  freundliche  Antwort  werden  lassen.  Hiemit 
hübe  die  Sach  e.'  1563,  HOHüber,  Chr.  ,Dass  aber 
N.  weder  das  Einte  noch  das  Andere  Werks  teilig 
gmacht  und  allein  uff  Gefähr  hin  die  Sach  e.  verblyben 
lassen.'  1661,  Z.  Insbes.  mit  Bez.  auf  rechtliche  An- 
sprüche. Der  Abt  lehnt  gewisse  Forderungen  des 
Hofes  Kriesseren  ab  mit  der  Begründung,  es  seien 
diese  Ansprachen  seit  45  Jahren  , ersässen.'  1545,  Auscii. 
, [Die  Gemeinden  Th  Ober- und  Niederwil  beklagen  sich] 
wie  das  schultheiss  und  rat  zuo  Frouwenfeld  ...  innen 
die  fassnachtheiineii  zegebeu  uffzeleggen  understandint, 
das  sy  aber  nie  schuldig  gewesen  ...  ouch  sy  by  30 
jaren  darumb  angesprochen  und  aber  ersässen.'  1570, 
Z  RM.  ,[Der  Tu  Landvogt  wollte  von  der  Witwe  des 
hingerichteten  Untervogts  Wirth]  1000  gl.  nenien  für 
alle  ansprach.  Wie  wol  sömlichs  durch  den  rat  Zürych 
abgestellt  und  durch  fürpitt  der  drü  orten  [Bs,  Sun 
und  Ap]  gestillet  ward  mit  der  zyt,  dass  es  ersaas.' 
HBull.  1572.  Öppis  e.  lä",  ,ausser  Recht  fallen,  kraft- 
los werden,  verjähren  lassen'  B(Zyro);  ZO.  , Diewyl 
N.  ...  syn  grechtigkeit  [auf  einen  Leibeignen]  nit  e. 
lassen,  so  solle  er  by  syuer  grechtigkeit  blyben.'  1573, 
Z  UM.  —  2.  a)  bis  zu  Ende  (einer  bestimmten  Zeit)  sitzen. 
,Bad  9  Tag  nacheinander,  den  raste  eine  Stund  vor 
.Mittag  und  eine  nach  Mittag;  wann  aber  Eins  so  schwach 
wäre,  dass  [=  dass  es]  nicht  e.  könnt,  so  muss  es  desto 
länger  baden,  bis  es  die  Stunden  erfüllt.'  Arzneib.XVII./ 
X VIII.  —  b)  ,ad  molestiam  usque  sedere.'  Id.  B,  dar- 
nach (V):  .durch  langes  Sitzen  steif  und  starr  werden, 
so  dass  man  nicht  mehr  auf  die  Beine  stehen  kann' 
B  (Zyro).  —  ?,.  fr.,  wie  in  der  nhd.  Rechtsspr.  ersitzen, 
zli.  ein  Wegrecht  B;  Gul'r.;  Tu.    Dass  der  Christoph 


ITC.!' 


Saz, 


-'  llih,i"ye"  a"teaehsi  und-seeh  nätU-ti-nä°'>  nes  Becht 
itf  d' Herrschaft  ersitssi.  RtTavel  1910.  —  er-s8ssen; 

1.  a)  entspr.  1  bß.  ,E.  an':  ,Also  dass  sine  [des  Luther- 
tums] widerfechter,  der  babst  und  alles  babsttuom, 
an  eigner  wer,  nämlich  gotswort,  verzwytlet  und  er- 
sässen,  der  irdischen  Kirsten  gwalt  ...  ansuochten.' 
Ansh.  —  b)  entspr.  lby.  Erneuerung  und  Aufrichtung 
.der  alten  e-en  lachen  [Bd  111  998]'  zwischen  dein 
Zehnt  StUrban  und  dem  Dorfzebnt  zu  Ludlingen. 
1533,  L  (Gfd).  .Nach  e-en  Unruhen  [sind]  die  Sachen 
dahin  verglichen  worden,  dass  . . .'  Sererh.  1742. 
,E.  und  verjart'  uä.  .Erlangung  oder  eigenschaft 
durch  langen  brauch  erlangt,  so  ein  ding  verjaret  und 
ersässen  ist,  usucapio.'  Fris.  .Sollend  die  Gült- 
brieffen,  von  denen  in  zechen  Jahren  einanderen  nach 
keine  Zinsen  bezogen,  verjaret  und  e.  syn.'  B  GS. 
1615;  ähnlich  1620,  AABr.  StR.  —  2.  entspr.  3:  Die 
Untertanen  der  thurgauischen  Gerichtsherren  massen 
sich  an  bei  Verleihung  der  geistlichen  Pfründen  die 
rechten  Patrone  von  ihren  .göttlichen,  natürlichen,  er- 
erbten und  e-en'  Lehensgerechtigkeiten  zu  Verstössen. 
1530,  AßSCH.  -  Mhd.  ersitzen;  vgl.  Gr.  WB.  III  9SÖ;  Fischer 
II  844,  ni  Bed.ei-Zi Bd  III  1211).  —  E  r- Sitzung  f.: 

1.  entspr.  Bed.  lby.  .Sollend  derjenigen  Gläubigeren, 
die  uff  gehaltenem  Geltstag  nit  völlengklich  befridiget 
worden,  Ansprachen  und  Forderungen  in  gar  kein  E. 
noch    Landtsgwärdt    verfallen    syn.'    I!  GS.  1615.    — 

2.  entspr.  Bed.  1.  ,X.  in  ZFeuerth.  verlangt  gestützt 
auf  E.  die  Eigentumszufertigung  ihres  Gemüsegartens.' 
Z  Amtsbl.  1888. 

üs-:  1.  aussteigen,  an  Land  gehen;  Gegs.  Ins.  ,Sy 
haftend  wynd  nach  wyllen,  darum  sy  vast  bald  an  dem 
poit  warend,  da  sy  u.  wottend.'  Morgant.  —  2.  fern 
von  der  Kirche,  abgelegen  wohnen,  oü.;  s.  Bd  I  553. 
üs-ge-sessen :  auswärts  wohnend,  auswärtig.  .Das 
der  vorgenant  N.  betrachtet  hett  den  ferren,  schweren 
kilchgang,  och  merklichen  gebresten,  so  die  genannten 
von  überglatt,  Niderglatt  [usw.]  und  ander  usgesäsen 
kilchgenosen  oft  und  dick  erlitten  bettend  mit  mangel 
und  gebresten  der  heiligen,  wirdigen  sacramenten,  das 
inen  die  ze  verr  gesin  weren.'  1482,  Z.  ,Das  enkein 
lediger  talrecht,  alprecht  noch  ander  gerechtikeit 
erben  solle,  er  sy  ioch  uss-  oder  inngesessen.'  XV./ 
XVI..  ÜUrs.  TB.  ,So  oft  ein  vogt  ...  die  statt- 
knecht  ...  by  dem  eid  berüefen  und  ervorderen  wurde, 
jemand  frembden  oder  usgesesen  zuo  byfangen  ...' 
1535/78,  AaK.  StR.  ,Und  Hessen  wir  doch  selbs  ein 
anderen  sterben,  dass  nicht  ein  Pradicant  den  anderen 
aus  seiner  Residenz  unterstunde  zu  Verstössen  bei 
lebendigem  Leib  mit  Hilff  ausgesessner  Prälaten.' 
.IJBreit.  1631.  Subst.:  ,Wass  dann  die  Parteyen  ... 
und  vorderst  den  Kläger  belanget,  ist  derselbe  ein 
Aussgesessener,  muss  derselbe  dem  Vogt  gnugsame 
llinterlag  tun  ...  Ist  aber  der  Kläger  allliier  wohn- 
haft [so  muss  er  nur  ein  Gelübde  ablegen].'  1527, 
Wurstisen  1779. 

ver-:  1.  ver  =  (örtlichem)  vor,  für.  a)  (Ei"'m)  der 
Vhii:  r-,  durch  Sitzen  versperren,  .einen  Platz  ein- 
nehmen, der  Einem  nicht  gehört'  H;  Gi.  and  weiterhin 
Settigs  Lumpe'colch  brUchl  Ei"m  nid  </<  beste"  Platz 
-'!■.,  /li.  im  Eisenbahnwagen  B.  ,[N.  klagt]  uff  die 
alten  II..  dass  die  schalklieh  und  frefentlich  ein  Stegen 
versäss  ...  und  weit  inn  nit  sin  holz  dalassen  hin  uff 
tragen.  [Ein  Zeuge  bestätigt]  daz  si  an  der  stegen 
sass    und    in    nid    weit    liinul'  lassen.'    1:177,   /.  RB. 


b)  vertreten:  .Einen  v..  alterius  oecupare  locum.' 
Denzl.  1677.  1716.  -  2.  ver  =  über  (einen  Zeitpunkt) 
hinaus,  a)  red.,  zu  lange  sitzen  bleiben  Ap;  Bj  '/.. 
Da  hcin-mer-ins  jit:  arg  verdampel  >""l  versesse"  B. 
S.  noch  recht  (Bd  VI  215).  —  b)  tr.  a)  =  übers.  2b.  ,Deu 
twing  v.'  ,Wo  einer  dem  andern  twing  kündet  für  die 
siben  und  der,  dem  twing  kündt  ist.  kumpt  nit  und 
versitzt  den  twing  . . .'  1518,  Schw  LB.  ,Ob  yeman 
dem  andern  twing  versitzt  [Titel].  Min  herren  ... 
band  angeseclien  die  gefärdt,  so  etwellicbe  bruchen 
mit  twing  v..  biderben  lüten  ir  recht  damit  zu  ver- 
hindern, und  band  deshalb  gesetzt:  Welliche  ...  denen 
twing  verkundt  wirt,  und  sy  versitzen  den  und  halten 
das  recht  nit  ...'  1537,  ebd.  .Den  Zins  v.'  .[X.  schuldet 
59  Stücke  Korn  als  Erbzins.]  Die  selben  zinse  er  hat 
versessen.'  1328,  ZBirm.  ,üü  zinse  v.<  1336,  L.  .Wer 
ouch,  das  dhein  huober  oder  schuopuosser  synen  zins 
versäss  diu  jar,  das  er  nichts  daran  geb.  so  wer  das  guot 
zinsvellig.'  XV./XVL,  ScnLaut'en  Offn.  Mit  Angabe  dei 
den  Zins  bildenden  Leistung.  ,Were  ...  das  wir  die 
zehen  mütte  kernen  iekliches  jares  nicht  richtin  . . . 
ze  egen[anntem]  zil  und  lichte  übersessen,  so  süln 
wir  ...  die  zehen  mütte  kernen,  die  wir  danne  des 
jares  zuo  den  [1.  .dem']  egenanden  zil  versessen  haben 
ze  richtenne,  gebunden  sin  ze  gebenne.'  1333,  /.. 
.Zweuzig  vasznachthüencr,  die  sin  vater  sälig  versessen 
hat.'  14H4,  Z.  Mit  pron.  Obj.  .Wer  mit  der  vade  ver- 
leidet wird,  der  büesset  minem  herren  probst  :'.  ß; 
und  nach  dem  gehütet  man  im  fürbass;  als  dicke,  so 
es  versessen  wirt,  so  sind  dem  herren  3  ß  verfallen.' 
1253,  Z  (nach  jüngerer  Kopie).  —  ß)  durch  .Sitzen-  (in 
Bed.  lbß)  verabsäumen,  vernachlässigen.  ....  solle 
minem  herr  schulthess  und  den  zwelf  raten,  damit  sy 
ir  grossen  sorg,  müey  und  arbeit  ein  wenig  ergetzt  und 
das  ir  [ihre  Angelegenheiten]  nit  ganz  ob  der  statt 
sachen  und  hendlen  v.  müssen,  jerlich  ...  geben  ... 
werden  15  Ib.  haller.'  1509,  AaB.  StR.  -  c)  intr.,  von 
Pfändern.  .[Das  Kloster  war  für  rückständigen  Sohl] 
pfand  ze  setzen  guoter  mass  getrungen,  deren  ain  tail 
versass',  ging  wegen  versäumter  Einlösung  verloren. 
Vau.  —  3.  ver  =  vollkommen,  bis  ans  Ende,  a)  intr., 
mit  Sachsubj.,  festsitzen;  Syn.  versetzen  ?ft«(Sp,1679). 
a)  eig.,  stocken,  sich  stauen;  vgl.  in-*.  Jh  1)  von  einem 
Brunnen:  ,Der  brunnenmeister  sol  ...  die  brunnen 
verggen  und  die  im  jar  einest  allenthalben  durch- 
ziechen,  wo  sy  v.  wellent,  wider  ufftuon.'  ZElgg  Herr- 
schaftsr. 1535.  —  2)  von  schädlichen  Stoffen  im  Körper. 
.Wermuot  ist  ein  guot  krud,  es  vertritt  ...  alten 
schlim,  der  in  dem  üb  versessen  ist.'  Konstb.  1474.  — 
3)  uneig.  ,Dis  handlung  [die  Ketzerei  des  Hus]  versas 
und  us  disem  funken  ward  ein  allerschädlichest  für 
und  brunst.'  Salat,  Ref.-Chr.  —  ß)  stecken  bleiben,  ins 
Stocken  geraten.  Männeklichen  mag  es  wol  vornan,  da- 
mit ein  guot  wärk  nit  versäss.  isi  es  geschehn  us  Gottes 
gläss.'  1578,  W  Blätter.  Mit  .lassen' :  Wenn  auch  die  der- 
maligen Konjunkturen  zu  wirklicher  Betreibung  des 
Restitutiousgesehäftes  nicht  für  günstig  angesehen 
werden,  so  wild  doch  befunden,  dass  man  dasselbe 
nicht  ,v.'  lassen  dürfe.  L758,  Absch.  -  b)  mit  pers. 
Subj.  a)  von  Leibeignen,  die  Zeit  bis  zum  Ablauf  der 
Einspruchsfrist  des  Leibherrn  an  einem  Orte  zubringen 
(und  dadurch  frei  werden);  vgl.  i-ifjur.n  1  (Bd  IM 
66).  .Was  ouch  eigener  lütc  und  harchomener  Inte 
Im  ach  versezzen  sint  oder  hienach  bi  uch  \>i 
in   eleu    leiten  un  versprochen  lieh  jar  und  tag,  als  üwci 


1771 


fcaz,  sei,  811.  suz.  suz 


1772 


recht  stand,  die  sullent  ir  halten  und  schirmen,  als  es 
von  alter  harchomen  ist.'  1359,  AaB.  StR.;  überein- 
stimmend für  AABremg.  .Welicher  in  die  herrschaft 
Baden  zücht  ...  versitzt  er  jar  und  tag,  das  ime  nit 
nachgevolget  wirt  von  sinem  herrn,  ob  er  eigen  ist, 
so  mag  ein  landvogt  der  herrschaft  Baden  alle  ge- 
rechtigkeit  zuo  im  haben.'  1514,  Abscb.  Abs.  ,Ob 
aber  ...  iemandg  in  unserer  herren  landtschaft  und 
oberkeiten  gesessen,  der  oder  die  eines  andern  ... 
fürsten  lybeigen  ...  und  nit  nach  der  guldinen  bullen 
versessen  werend,  die  alle  sollend  sich  ...  der  lyb- 
eigenschaft  abkoufen.'  1545,  Bs  Rq.  Refl.:  ,Wo  ein 
eigen  man  oder  eigen  frowe  harin  kunt  und  jar  und 
tag  hie  bi  ime  selben  sitzet  ...  unversprochen,  das 
den  denne  darnach  die  stat  für  den  iren  halten  ... 
sol,  wenne  er  sich  denne  versessen  hat.  Doch  so  ist 
er  nüt  von  des  versitzendes  wegen  burger  noch  zolles 
tri.'  XV.,  ebd.  —  g)  übh.  sitzend  verbringen,  meist  mit 
tadelndem Nbsinn  Ap;  B  und  wohl  weiterhin;  doch  dafür 
häufiger  ver-hocken.  Er  tuet  ganz  Tag*  numV  so  v.  B. 
D'  ZU  v.  Er  versetzt  di  ganz  ZU  im  Wertshüs  Ap.  — 
y)  durch  .Sitzen'  aufbrauchen  Gl;  Tu;  Ndw  und 
weiterhin.  Geld  c,  ,für  eine  Wohnung  an  Miete  oder 
Zins  aufwenden'  Gl.  Vil  v.,  ,in  kostbarem  Hause  viel 
Vermögen  als  Hauszins  brauchen'  Ndw  (Matthys).   — 

4.  mit  deutlich  pejorat.  ver,  (eiu  Kleidungsstück,  Möbel) 
durch  (achtloses,  häufiges)  Sitzen  verderben  B;  Gl;  Sch 
St.  (Sulger);  Tb;  Ndw;  Z.  —  Ver-sitzen  n.:  1.  ent- 
spr. Bed.  2a,  ,das  zu  lange  Sitzenbleiben'  Ap  (TTobl.). 
—  2.  entspr.  Bed.  ob a  (s.d.).  —  ver-sessen:  1.  a)  ent- 
spr. Bed.  2b a,  rückständig,  ausstehend,  fällig,  von 
Leistungen.  ,V-e(r)  zins';  häufig  im  XV. /  XVI.,  zB. : 
.Allen  den  v.  zins,  so  man  uns  schuldig  ist.'  1399,  Z. 
,A.  ...  hat  geweret  all  versesen  zins.  B.  [hat]  gen 
-I  ß  von  versesnen  Zinsen.'  1402,  Z  (Steuerbücher  des 
Fraumünsters).  ,Die  güeter,  da  versessen  zins  uffstand.' 
1414,  ZKn.  Offn.  ,Und  huffoten  sich  die  zinse  einer 
uf  den  andren,  daz  der  versessnen  Zinsen  und  des 
houptguotes  sovil  waz,  daz  ...'  Just.  , Alle  versessen 
zinse,  so  inen  die  von  Mülhusen  schuldig  sient.'  1474, 
Bs  Chr.  ,25000  rünsch  guldin  houptguotes  mit  allen 
versessnen  Zinsen.'  DSchill.  B.  ,Uszrichtung  der  ver- 
sässneu  zinsen.'  1491,  Z  EM.  ,Xun  sige  den  den  tuom- 
herren  der  hof  Sagenhusen  ...  nach  fryer  gandt  recht 
umb  die  versäsnen  grundzins  verstanden.'  1523,  Z. 
,Wie  er  das  guot,  das  N.  besässe,  an  der  gant,  wie 
recht  were,  umb  versässen  zins  bezogen.'  1527/9,  Z  RB. 
,Wer  sin  glegen  guot  verkoft  und  zins  daruff  stat  und 
die  selben  versessnen  zins  nüt  sait  ...'  1529,  Ap  LB. 
.Desshalben  ich  den  genanten  mit  recht  umb  min  ver- 
sessen zins  fürgenomen.'  1530,  S  Wbl.  1846.  .Noch 
so  sol  keiserlich  majestät  [bezahlen]  ob  60000  gülden 
versessner  zinsen.'  Ansh.  ,A1s  ettlich  zins  400  guldin 
minen  herren  vomspittal  unbezaltufstond[l.  us-],  wellen 
min  herren  dieselben  versessnen  zins  dem  spittal  nach- 
lassen.' 1553,  Sch  Ratsprot.  ,80  fi.  houptguots  ...  sambt 
20  fl.  für  die  versessnen  zins.'  1573,  Z  RB.  S.  noch 
Be-zieh-Brief  (Bd  V  498);  Ge-rieht  (Bd  VI  332);  Ab- 
richting  (ebd.  399);  sümig  (Sp.  966 u.).  ,V-e  stur'  uä. 
.Unser  anforderung  der  versessen  burgstüren  halb.' 
1533,  Z  Missiv.  ,I)ass  wir  uns  ...  damit  für  all  ver- 
sessen burgstüren  ...  was  unz  uf  Martini  allernächst- 
künftig  verfallen,  güetiklich  settigen.'  ebd.  ,Ain  sum 
gelts,  nüw   und   alte   versessne   stür.'   1535,  GT.  Rq. 

5.  noch   loider-rechnen   (Bd  VI  126).     ,V-e  pensioi.';  s. 


schon  Bd  IV  1394.  ,\Vie  eiu  stat  Bern  den  franzesischen 
pund  bestät  und  v.  pension  nam.  [Der  Bischof  von 
Lausanne  riet  B]  bi  der  franzesischen  vereinung  ... 
ze  hüben  und  die  versessnen  pensionen  ze  nemen.' 
Ansh.  ,[B  kauft  die  Herrschaft  Signau]  von  herrn 
LvonDiesbach  um  10  tusent  krönen  versesner  pension, 
am  küng  von  Frankrich  inzebringen.'  ebd.  Erweitert: 
.[Xiemand  soll]  diehein  pension,  prorinzion,  gnad  noch 
dienstgelt,  miet,  gab  noch  schenken,  si  sigint  versäsen, 
zuogesagt  und  gefallen,  oder  die  hinfür  Jemen  zuo- 
stan,  verheissen  und  zuogesagt  möchte  werden  ...  nüt 
nämen.'  Edlie.  Von  Naturalleistungen.  ,Für  allen 
den  v.  frechthabern  und  zins,  so  biszhar  ussgestanden 
ist,  [soll  man]  fünf  malter  haber  [geben].'  1409,  Z. 
,Die  reicheren  Leute  sollen  die  zythar  uffgeschlagnen 
und  versessnen  Tinkelgarben  ussrichten.'  1618,  Z 
Birm.  Von  Mist  (vgl.  Mist  la  Bd  IV  538):  ,[A.  hat  B.] 
die  reben  geliehen  mit  solichen  gedingen,  wenn  er 
[B.]  ein  missbuw  täte,  dasz  er  [A.]  dann  darumb  den 
bluomen  möcht  angriffen  in  pfianzwise  umb  die  miss- 
buw und  umb  den  versässnen  mist,  den  er  [B.]  im 
v.  hat'  1399,  Z  RB.  Mit  Synn.  .[Das  Kloster  Gnaden- 
tal klagt]  gegen  N.  wegen  versässnen  und  gevalnen 
zins  an  der  badstuben  ze  Lenczburg.'  1465,  Ai. 
,. ..  sollen  bemelt  heid  tochtern  den  versessnen  und 
ustendigen  zins,  hievor  gefallen  dem  hus  Wedischwil ... 
bezalen.'  1515,  ZBub.  ,Alle  versessne  und  usstondt 
zins  uszrichten  und  bezalen.'  1539,  Bs  Rq.  ,Der  ver- 
sässen und  dngewärter  zenden  [soll]  ufgehept  syn.' 
1573,  Z  RM.  —  b)  entspr.  2  c,  verfallen,  verjährt, 
von  Schuldforderungen  udgl.  ,Söllichs  [soll]  als  ein 
verlegne  und  versessne  alte  schuld  ...  ufgehebt  syn.' 
1575,  ZRM.  ,V-e  ansprach.'  , Alle  versessne  ansprachen 
wurdent  [von  den  habgierigen  Abten]  verneuweret.' 
Vad.  ,[Die  Eherichter]  haben  den  N.  der  ee  und  irer 
[der  Klägerin]  lang  verjareten  und  versässnen  an- 
sprach ...  ledig  ...  erkannt.'  1555,  Z  Ehegericht.  — 
2.  entspr.  Bed.  3a.  a)  entspr.  3a  al.  Von  Wasser- 
gräben. ,Die  versessnen  Gräben  uffem  Wydenriet  ... 
öffnen  und  selbigen  Herd  uff...  daran  stossende  ruche 
Äcker  führen  ze  lassen.'  1682,  Z.  Von  Gewässern, 
stagnierend.  .Das  die  gedacht  güll  nit  die  rechte  Thur, 
sonder  ein  alt  v.  und  verlegen  wasser  [sei].  Das  des- 
halb soliche  güll  als  ein  v.  wasser  ...  der  herschaft 
Andelfingen  ...  heimgefallen  sin  solle.'  1536,  Z  Flaach. 
.Hinder  dem  closter  uff  dem  blatz  by  dem  versessnen 
wyher.'  1579,  Z  RM.  —  b)  entspr.  3aa2  ZO.  Zwänzg 
Herdöpfel  iss-i'h,  kein  einzige"  mer,  und  grad  ist-mer 
Alls  wie  r.  Stütz  Gem.  —  c)  ».  stingge",  von  wenig 
gelüfteten  Hosen,  die  bes.  infolge  des  flatus  ventris 
einen  üblen  Geruch  haben  BsStdt;  doch  vgl.  auch 
ver-sitzen  4.  —  3.  a)  v.  ufÖppis,  wie  nhd.  auf  Etw.  ver- 
sessen, erpicht  Aa;  Ap;  B;  L;  G;  Th;  Z;  wohl  allg.  Er 
ist  heillös  drüf  v.  Uf  de"  Wi",  uf  (d)'s  Spile"  v.  (si"). 
Darum  isch  's  Liseli  e'so  v.  ufdie  Tanzstunde".  J  Allens- 
pach.  —  b)  wie  i\,  besessen  BSi.  D'Gi'ss springen  umha' 
wie  v.  DGemp.  1904.  —  Ver-sitzung  f.:  entspr.  2c, 
das  Erlö'schen,  die  Verjährung  eines  rechtlichen  An- 
spruches (vgl.  auch  Ersitzung  1).  .Wann  der  Vergälts- 
tager... nach  volzoge  nemGältstagmeh  rund  ander  Guet... 
überkommen  wurde,  da  sollend  darumb  derjenigen  Glöü- 
bigeren,  die  uf  gehaltnem  Gältstag  nit  vollenklich  be- 
fridigot  worden,  Ansprach  und  Vorderungen  in  gar  kein 
V. ...  gefallen  syn,  sonders  soll  der  Vergältstager  solche 
syna  verlürstigen  Glöübiger  uswyssen.'  1620,  AABr.StR- 


177-4 


Mhd.  vtrntten  (bes.  in  Bed.  3).  Vgl.  Gr.  WB.  XII  1340  ff.; 
Sandeis  II  1112o.:  Schm.*  II  348;  Fischer  II  1389.  Zur 
Bed.-Entwicklung  vgl.  im  Allg.  die  tw.  synu.  etr-hockm  iBd  II 
1124),  -ligm  (Bd  III  1212/4),  »ach  er-Htzat.  FiirBed.3ba 
ein  Beleg  aus  Säckingcn  »om  Jahre  1275  bei  JVetter  1864, 
165.  Bed.  3  des  Ptc.  geht  doch  wühl  von  (eine,  refl.  Ver- 
wendung der)  Bed.  3  des  Vbs  (festsitzen)  aus:   vgl.  ßr.  aaO. 

1346,  ferner  cer-narren  S n  (Bd  IV  784),  -rannen  2b  (Bd  VI 
«671.  Im  folg.  Beleg  ist  .Versitzung'  sicher  verschrieben 
•  .der  verlesen  für  .Versetzung'  (vgl.  Ver-setzuny  I  Sp.  1686, 
auch  Ver-mtzing  Z  Sp.  1590/1):  ,Wo  ein  ehevolk  zusarmnen- 
komnien  mit  heirat  und  eins  dem  andern  äker  bringt,  »vis*. 
heusser,  zins  oder  v.  auff  güetter  ...  solle  alles  wieder  ge 
erbt  werden  und  für  eigen  erkannt.'   1592,  PFoffa  1864,  210. 

vor-:  vor  Andern  sitzen;  Gags,  näch-s.  Subst.  Inf.: 
,l)ass  sich  zwüsebend  den  cristenlichen  fürsten  und 
potentaten  des  vor-  old  naebsitzens  halber  zankh  und 
spann  erhept.'  1562,  Widmüngsschr.  1875  (Tu  i.  Mhd 
Vorsitzen:   vgl.  auch  Fischer  11  1673. 

füre"-:  sich  weiter  nach  vorn  setzen,  zB.  in  der 
Schule,  Kirche  Ap;  B;  Th;  Z  und  weiterhin.  Wer 
bei  mangelhaften)  O'hÖre"  eine  der  vordem  Bänke  ein- 
nimmt, fürha  sitzt,  kann  Allz  verstä",  was  'bredeget 
wird.  Barnd.  1911.  Insbes.  .von  den  Konfirmanden, 
in  der  Kirche  die  vordem  Sitze  einnehmen,  um  den 
Religionsunterricht  zu  empfangen'  Ap(T.).  —  Füre°- 
sitzer(i°)  Fönse'tzerfi") :  ,der  Kontirmandus  (die 
Konfirmanda)'  ApT.  (T.). 

ge-:  1.  a)  sich  vollständig  setzen.  G's.  län,  entspr. 
sitzen  3,  von  trüben  Flüssigkeiten  (zB.  Wasser,  Wein) 
udgl.  mit  Bez.  auf  die  darin  enthaltenen  festen  Teilchen 
GüNuf.  ,R[ecipe]  gelöschen  kalch  und  schütt  wasser 
daruff  und  los  daz  wol  ges.'  Kdnstb.  1474.  —  b)  sich 
festsetzen.  ,Du  muosstest  den  einfaltigen  etwas  um  das 
mul  strychen,  damit  die  flügen  diner  leer  daran  gs. 
könntind.'  Zwingli.  —  c)in  Temporalsätzen  mit  Präs.  im 
perfektischen  S.,  sich  gesetzt  haben  und  daher  (bereits) 
sitzen.  ,Wa  einer  dem  andern  sprichet,  du  lügest,  oder 
ander  versprochen  wort  vor  den  [1.  dem]  richter,  darnach 
so  er  ze  richter  [1.  .richten' '?]  gesitzet,  der  sol  es  bessern.' 

1347,  BSi.  Rq.  ,Weler  aber  inwendig  etter[s]  gesessen 
ist,  kompt  der  nit  zno  dem  gericht,  e  daz  der  vogt 
gesitzet  und  man  drystunt  gelütt,  wenn  denn  der  vogt 
gesitzt,  so  sol  der,  so  dann  nit  da  ist,  dry  Schilling 
pfenning  ze  buoss  geben.'  1420,  ZBass.  Offn.  ,Wenn 
ein  Amman  zu  Gericht  gesitzt  und  das  Recht  angefasset 
wirdt,  so  soll  er  mit  Niemand!  zuo  Rat  gan,  bis  das 
die  Sach  mit  Minn  oder  mit  Recht  betragen  oder  an- 
gestellt wirdt'  1605,  Sohw  Rq.  —  2.  (bis  ans  Ende) 
sitzenbleiben;  vgl. ge-hocken  1  (Bdll  1124).  ,[A. klagt] 
B.  und  C.  ...  habent  gehaderet  je  so  lang,  das  hin- 
danach  er,  der  kleger,  zu  B.  sprach:  Biss  rüewig  und 
gesitz!'  um  1500,  ZHöngg.  Entspr.  sitzen  ifcß:  ,Das 
jedem  [Ratsherrn]  zuo  haltenden  ratstagen,  so  er  von 
anfang  biss  zuo  end  gesitzt,  zwen  batzen  ...  werden 
[sollen].'  1546,  ZRB.  Mit  Hülfsvb:  Erhet  nit  g's.  möge", 
hat  zu  wenig  Ausdauer  gehabt  GßNuf.  —  3.  a)  mit  Pat. 
P.  a)  ,Ges.,  so  das  weible  dem  mennle  gesitzt,  subsidere 
masculo  dicitur  foemina  in  coitu.'  Mal  —  B)  erweitert 
durch  einen  Gen.  der  Beziehung,  sich  Jmd  zu  einem 
bestimmten  Zwecke  zur  Verfügung  stellen.  .Einem  einer 
rechnung  g.'  ihm  Rechnung  ablegen.  ,[Der  beklagte 
Knecht  eines  Salzhändlers  erklärt]  wenn  denn  sjn  berr 
käme,  so  wollte  er  im  [dem  Kläger]  einer  rechnung 
ges.'  1473,  Z  RB.  ,Das  N.  sine  rödel  ouch  dargegen  lege 
und   inen   uff  ein  nüws   einer  rechnung  gesitze,   was 


er  inen  doch  ingenommen  hab.'  1511,  ZElgg.  Unsinn- 
licher, zugestehen.  ,Kein  billigkeit  [kann]  üch  eiteren 
üwers  gjts  ga.,  damit  ir  üwer  Heisch  und  bluot  ver- 
setzind',  indem  ihr  eure  Kinder  aus  Habgier  zu  einer 
Heirat  zwingen  wollt.  EBull.  1540.  ,[Man  setzt  einen 
Tag  fest]  damit  dann  sie  sich  nicht  beklagen  können, 
dass  wir  ihnen  keiner  Gütlichkeit  wollen  ges.'  1557. 
Absch.  Mit  Synn.  ..Mit  ...  zollen  und  Schätzungen,  so 
er  [PvHagenbach]  über  die  Eidgenossen  und  die  iren 
ufgeleit  ...  hat,  des  doch  die  Eidgnossen  im  deheines 
weges  gesitzen  noch  das  vertragen  woltent.'  DScbill.  B. 
,So  können  wir  üch  üwers  begerens  nit  willfaren  noch 
geä.,  sonder  ...'  1544.  Z  (Schreiben  an  Sch).  —  y)  mit 
Ace.  statt  des  Gen.  .Einem  einen  trunk  g.',  beim  Zu- 
trinken erwidern,  Bescheid  tun:  ,Da  s  umb  die  eilften 
kanten  was,  kein  trunk  ich  keinem  nie  me  gsasz.' 
GBinder  1535.  —  b)  mit  Dat.  S.,  sich  einer  Sache  unter- 
ziehen. , [Taggeld  an  die  Räte]  damit  sy  den  ratspflichten 
inn  allweg  destbass  gewarten  und  ges.  mögint.'  1546, 
ZRB.  —  g«-s8sse°  11:  1.  entspr.  1  a.  Von  Heu,  das 
sich  gesetzt  hat  GRNuf.  En  g'sessne'  [Heu-]ScocA\ 
Entspr.  subst.  G'sesse*s.  Von  Zieger.  ,Das  sj  nu  ze 
mal  die  feissen  gesessnen  ziger  geben,  ein  stein 
umb  2  6.'  1429,  Z  StB.  ,Das  man  gebe  ein  stein  l'eisses 
zigers,  der  wol  ges.  ist,  umb  23  den.'  ebd.  ,Ein  pfd 
kümichten  ziger  um  3  und  gesessenen  ziger  um 
4  pfenning.'  1500,  Scu  Chr.  —  2.  entspr.  3  b.  .Einer 
sach  g.  sin',  derselben  gewachsen,  fähig  sein.  ,N. 
sich  aber  des  [der  Übernahme  des  Ehegaumeramtes] 
sparrte  ...  diewil  und  er  nit  guotwillig,  ouch  zno 
jung  und  der  sach  nit  ges.  ist.'  1533/8.  Z  Ehegericbt. 
,Es  sol  ouch  [für  den  Kriegsfall]  ein  ieder,  so  der  sach 
ges.  ist,  uf  sin  schloss  und  behusung  nach  notturft 
büchsen  und  darzuo  lüt  verordnen.'  Ansh.  —  un-g- 
II:  Gegs.  zum  Vor.  2.  .Dieselben  von  Bornen  [haben 
bisher]  einen  weibel  uff  zwej  jar,  der  etwa  dazuo 
unges.  oder  untugenlich  gewesen,  erweit.'  1552,  '/. 
Rq.  1910. 

Amhd.  gi-,  gesitzen.  Vgl.  Ur.  WB.  IV  1,  4126;  Fischer 
III  530.  Zur  Bed.-Entwicklung  vgl.  im  Allg.  ge-  (Bd  II 
46/50),  ferner  ge-hoektn  (Bd  II  1124),  -ligm  (Bd  III  1214). 
Bed.  2  des  Vbs  scheint  anderweitig  nicht  belegt,  doch  die 
daran  anschliessende  Bed.  2  des  Ptc.  auch  bei  Gr.  WB.  X  1 , 
1281  (aus  Fischart).  Die  Belege  unter  Bed.  1  des  Ptc 
könnten  auch  zu   sitzen  gestellt   werden. 

nider-ge-:  =  ge-s.  la;  s.  Fergging  (Bd  1  1012). 

hinder-:  als  ,Hindersäss'  wohnen;  s.  Sp.  1359u. 
Subst.  Inf. :  ,NN.  sind  in  irem  beger  abgewissen  des 
h-s  halb  und  ...  söllent  sich  uss  miner  herren  gebiet 
machen.'  1564,  Z  RM.  S.  noch  Hinder-Sitz  (Sp.  1731  u.). 
—  hinder-ge-sessen.  ,Dass  alle  h-nen  gehörig  zu 
Gryffenberg  [bei  ZGrün.]  dem  herren  ein  vassnaeht- 
hennen  geben  ...  sollent.'  1475,  ZWetz.  (Abschrift  des 
XVIII.).  —  hinder-sitzig:  =  /i.-s«.«i>(Sp.  1377):,  Die 
Genfer  [haben  ein  Burgrecht  mit  F]  ufgericht  ...  Als 
sich  des  herzogen  [von  Savoyen  Boten,  die  die  Rechts- 
giltigkeit  dieses  Vertrages  bestreiten]  eines  Wortes 
undertan  oder  hindersässen,  in  den  pünden  vergriffen, 
zuo  behelfen  gemeint,  da  aber  sich  noch  nit  erfunden, 
dass  ein  statt  Genf  dergestalt  undertan  oder  h.  sye, 
wiewol  des  herzogen  lande  darumb  gelegen,  wie  dann 
ein  statt  Basel  in  dem  fürstentumti  <  Isterrych  und  noch 
ander  rystett  gelegen  und  doch  nit  undertan  noch 
hindersässen  genannt  [werden,  so  wird  das  Burg- 
recht  anerkannt].'  1530,  Absch. 


1776 


unter  l)i-s.  — 


ach   einem  Ai 


n  ider-:  1.  von  Personen,  a)  sich  niedersetzen,  Platz 
nehmen.  Silzed  nider!  zum  Gaste  lis.  I'1'  sitze"  nid 
nider,  i'h  macht  no°h  wachse",  Weigerung  Platz  zu 
nehmen  B;  vgl.  dazu:  , Lieber  min  vetter,  sitzend  nider 
an  üwer  ort.  Do  habe  N.  zuo  antwurt  geben:  ich  sitz 
nit  nider,  ich  muoss  lang  werden.-  1596,  Z.  Mueter, 
ge''t-em  [dem  Abendbesuch]  Schnitz,  dass-er  nidersitzt'. 
Grolimunii  1010.  Min  Schatz  ist  en  Chrügtl  und  ich 
In"  ntui  gross,  und  wenn-i'h  uidersil.c",  so  g'seltt-iner 
mi'h  bloss  ZStäfa.  Was  muess-ieH  iez  mache"?  X.  und 
lache"!  Z.  Öppis  mucs'-me"  tue",  nie"  mues»  e  n.  ZW1. 
S.  noch  r.v  (ßd  1  510);  Bing  (Bd  VI  1072),  auch  Sei 
(Sp.  704).  ,Also  schweig  N.  still  und  sass  nider.' 
ZwiNGLl.  ,N.  sye  bi  der  herdplatten  nidergsässen  und 
da  gelägen.'  1548,  ZKyb.  ,N.,  residere;  lieber,  lassend 
uns  u.,  resideanms  si  placet'  Fris.  ;  Mal.  ,Ich  will 
da  mit  meinem  Herzkäfer  nidersitzä.'  Tyrolersp. 
1743.  —  b)  spec,  sich  zu  einer  Beratung,  (Gerichts-) 
Verhandlung  uä.  niedersetzen.  ,Uff  das  hau  ich  mich 
der  iro  stöss  und  zwayung  ...  angenomen  und  baiden 
pavtyen  tag  ...  gesetzt;  und  als  ich  als  ain  gemain 
mann  nidergesessen  bin,  so  haben  die  von  Schauer 
kilehspel  ze  Zusätzen  zu  mir  gesetzt  NN.  . . .  Und 
sigent  also  ze  sament  nidergesessen  und  haben  baid 
obgenant  partyen  umb  all  ir  stösse  und  zwayung  ... 
verhört.'  1458,  NSksh  (Kirch.)  1872.  ,Desglichen  so 
werdend  ir  mit  den  übrigen  unserer  Eidgnoschaft  orten 
oucli  n.  und  daran  sin,  damit  durch  si  harzuo  ge- 
williget ...  werde.'  1499,  B  (Instruktion  an  seine 
Hauptleute  im  Felde).  ,Er  [der  G  Abt]  sie  mit  etwas 
geschäften  iez  zuomal  beladen;  aber  sobald  er  wider 
gen  Roischach  köm,  welle  er  zuo  inen  n.  und  aller 
spennen  guetlich  und  früntlieh  mit  inen  ains  werden.' 
1489,  G.  ,Soll  ein  vogt  n.  [und]  richten  by  dem  schob, 
ob  er  darumb  angerüeft  werde.'  XV./XV1.,  ZWen.Otfn. 
,So  Christus  kumpt,  den  ich  senden  wird,  derselbig  wird 
n.  ...  und  wirt  das  sylber  reinigen  und  die  sün  Levi.' 
Zwinhli;  vgl.Maleachi3,l/3.  ,[üie  Herren  NN.]  söllendt 
yetz  in  den  osterfyrtagen  n.  und  mit  dem  münzet  des 
schlegschatzes  halb  machen  und  überkumen.'  1559, 
FHaas(L).  ,Das  beid  partygen  unverzogenlich  mit  ein- 
andren  n.  und  rächnen  söllind.'  1580,  ZAnd.  Dass  ... 
4  Männer  von  den  obern  und  4  von  den  untern 
Höfen  ...  mit  einem  Bat  zu  StGallen  ,n.'  und  ver- 
suchen eines  Weinlaufs  eins  zu  werden.  1641,  JGöldi 
1897.  —  2.  von  einem  Lastwagen,  sich  einsenken.  ,Item 
se  soll  ouch  ein  jeglicher,  der  den  grossen  zehenden  zuo 
Gütingen  in  dem  zehendenstadel  sammlet,  einem  herrn 
järlichs  ein  wagenfuoder  strows  geben  ...  War  aber, 
das  er  überluod  und  der  wagen  nidersäss,  e  er  usser 
dem  stadel  kam,  so  sond  die  hinderen  2  linder  einem 
zeltender  verfallen  syn.'  XV.,  TüGütt.  (Schaubg).  — 
Mhd.  nidersitzm;  vgl.  Gr.  WB.  VII  797  (mit  eiuem  schwz. 
Beleg  zu    1  b). 

be-:  1.  tr.  a)  bei,  auf  Etw.  sitzen,  einen  Sitz  ein- 
nehmen. ,Nun  kommend  har.  ir  band  nüt  gessen  und 
mynen  disch  noch  nie  besessen.'  Meinrad  1576.  ,Sin 
ort,  stat  b.',  seinen  Platz  einnehmen.  .Sollent  ouch  ir 
[Gerichtsbeisitzer  infolge  zu  späten  Erscheinens]  des 
tags  dhein  Ion  vom  rat  innemen  und  dest  minder  nit 
uwer  stat  bes.  und  in  den  sachen  das  best  tuon  nach 
wysung  disz  eids.'  1520,  Bs  Rq.  ,Wellicher  der  zehen 
[Eichter]  derselben  zit  nit  da  ist  oder  erschint  [soll 


gebüsst  werden]  und  ...  dest  minder  nit  denselben 
tag  ...  sin  stat  bes.  und  urteil  sprechen.'  ebd.  ,Wol  har, 
hinin,  ir  herren  [Richter]  dort:  ein  ieder  bsitz  sin 
gwonlich  ort.'  Meinrah  1576.  S.  noch  Küchen-Ort 
(Bd  I  487);  Tag-Satzing  (Sp.  1600).  Symbolisch  von 
der  Ausübung  der  Regierung:  ,141*  an  dem  lii.  tag 
meien,  do  schied  unser  heiliger  vater,  der  bapst  Mar- 
tinus,  von  Costenz  [wo  er  dem  Konzil  beigewohnt, 
hatte]  gen  Rom  und  besaz  den  stuole  ze  Rom.'  Z  ( Ihr.  X  V. 
In  übertragenen  Verbindungen,  a)  ,das  gericht  (recht) 
b.',  seinen  Sitz  darin  einnehmen,  ihm  als  Mitglied  an- 
gehören; vgl.  e.  und  s.  auch  schon  BdVI  273.336/7.  .lud 
soll  derVogt  das  Gericht  bes.  und  besetzen  mit  den  rechten 
Freiheiten.'  XIV.,  Wcrstisen  1770;  vgl.  Bd  I  1268.  .Item 
es  sol  och  ain  waibel  in  abwesen  ainshofamans  das  hof- 
gerich't  bes.'  G  Hdschr.  ,Wer  auch  in  denselben  ...  ge- 
richten  zu  Gryffenberg  gehörig,  siben  schuh  weit  ald 
breit  gut  hat  ...  sol  zu  denselben  zwei  Jahrgerichten  zu 
kommen  schuldig  syn,  die  zu  bes.'  1475,  Schaüd.  Rq. 
(jüngere  Abschrift).  ,IchN.,  schulthess  der  statt  Zürich, 
tuon  kund  ...  das  uff  hat  ...  für  mich  in  orten,  verbannen 
gericht,  als  ich  das  daselbs  ...  besessen  hau,  komen 
sind  NN.'  1491,  AaB.  Urk.;  ähnl.  noch  mehrfach.  ,Das 
gericht  sol  mit  24  mannen  besetzt  werden  und  sollen 
die  das  landtgericht  also  bes.  und  recht  sprechen.'  1490. 
Tu.  ,Die  gerichtzlüt  werden  schweren  zuo  dem  gericht 
gehorsam  ze  sind  und  das  trüwlich  zuo  bes.'  1503,  Bs  Rq. 
.Besitzend  [.besetzet.'  1667]  das  gericht  widerumb,  dann 
sy  habend  valsche  zeugknuss  wider  sy  gesagt.'  1531/48, 
Sus.  ,So  der  herr  [Gott]  sin  gricht  bes.  wirt,  tuot  er 
si  [die  ungehorsamen  Kinder]  bi  dem  fluoch  ouch 
bliben  lan  und  heissts  in  ewig  verdamnuss  gan.'  Salat 
1537.  ,[LJud]  hat  das  eegricht  allzyt  besessen.'  JJi'n 
1574.  ,Undt  ward  das  Gericht  allwegen  besessen  utt' 
bemelter  Kilchstegen.'  RC'ys.  .Wenn  er  [der  Gerichts- 
herr N.]  die  Wort  gredt  ...,  so  seye  er  nit  wärt,  das 
er  mehr  das  Gricht  bes.'  1603,  ZGrün.  S.  noch  Zue- 
satz (Sp.  1566).  Entspr.  ,Uen  rät  b.'  .Sodierechenherren 
uff  die  ratstag  by  einanderen  sind  und  lenger  dann  der 
rat  sitzend,  soll  der  obrist  knecht  hinuff  gaan  und 
dieselben,  als  ob  sy  den  rat  besessen  betten,  bezalen.' 
XVI.,  Z.  .Etlich  miner  herren,  so  den  rat  sunst  nüt 
bim  gernisten  besitzend.'  1525,  EEgli,  Akt.  ,Vernante 
burger,  so  ...  kleinen  und  grossen  rat  ...  hond  be- 
sessen.' Ansh.  ,Den  kleinen  rat  halten  und  besitzen 
des  herren  vogt,  sin  ratsman  sampt  der  von  Elgow 
dry  raten  mit  einandren.'  ZElgg  Herrschaftsr.  1535. 
, Jedem  ratsherrn  jerlicb,  diwil  er  den  rat  besitzt,  sollen 
10  gülden  geben  werden.'  1544,  Sch  Ratsprot.  ,Peter, 
ein  duochferwer  ...  hat  ander  der  ritterschaft  und 
adel  den  rat  besessen.'  1586,  Bs  TB.  1851.  ,Min  gnedig 
Herren,  so  diser  Zeit  den  kleinen  Rat  besitzend.'  1634, 
Z.  —  (J)  .einen  tag  [oä.]  b.',  daran  teilnehmen.  ,Den 
ratstag  b.'  G  Hdschr.  Der  schwierigen  Umstände  halber 
habe  man  dem  Boten  [von  B]  diesmal  doch  noch  ge- 
stattet, den  Tag  [der  XI  Orte]  zu  ,b.'  1525,  Absch.  ,Und 
nimpt  mich  wunder,  dass  die  das  concilium  ...  be- 
sessen habend,  joch  ...  so  unbesinnet  sind  xin,  dass  ...' 
Zwingli.  , Wir  haben  auch  ...  die  zwen  vorbemelten 
hierurab  von  beiden  Teilen  angesetzten  Tag  besucht  und 
besessen.'  B  Rechtst.  1691.  —  y)  .ein  rechnung'  [oä.]  ,b.\ 
darüber  sitzen,  prüfen;  vgl.  die  Anm.  ,So  sollend  ein 
schützenmeister  und  sechs  ...  den  gemeinen  gesellen 
ein  rechnung  geben  und  b.,  ob  sy  des  begerend.'  1553, 
Z.      ,Alss    dann    etwan     nach    gegebnen     vögtlichen 


1777 


Saz,  sez,  siz,  soz,  suz 


1778 


Rechnungen  Wittwen  und  Weisen  oder  dero  Gefröndte 
begären  mochteml,  dass  dieselben  Rechnungen  wider- 
umb  uff  ein  nüws  Übersechen  und  besessen  werden 
sölltend  ...  soll  unserm  Schultheissen  und  Rat  heim- 
gesetzt syn,  derglychen  nüwe  Erdurungen  hievor  be- 
sessner  Rechnungen  zu  bewilligen  oder  abzeschlachen.' 
B  GS.  1615.  —  b)  Einen  (auch  Etw.)  behexen;  aus- 
gehend von  der  bibl.  Besessenheit  durch  Dämonen;  vgl. 
das  Ptc.  Zunächst  vom  Teufel.  ,Tüffel,  die  das  wasser 
besassent  [von  einem  Zaubertrank,  der  Einen  um  die 
Sinne  bringt].'  BossH.-Goldschm.  ,Dem  hat  der  tüfel 
s  herz  besessen,  also  das  er  mortlicher  tat  syn  bruoder 
ztod  erschlagen  hat.'  Ruef  1550.  ,Der  Tüfel  hat  in 
bsässen  wie  Judas  den  Zwölffbot.'  XVII.,  Lied. 
Erotisch:  ,Din  hendly  wisz  ...  din  roter  mund  hand 
mir  min  herz  besessen.'  GBinder  1535.  —  c)  belagern; 
Syn.  be-ligen  (Bd  III  1214);  besetzen  (Sp.  1694/5).  Oft 
im  XIV./XV.,  zB. :  ,Also  fuor  der  herzog  herdan  und 
besass  Neuenbürg  und  brach  die  bürg.  ...  Also  zog  der 
herzog  für  Wil  und  besass  das  och.  ...  Do  liess  sich 
in  der  stat  bes.  graf  Hainrich  [usw.].  Und  do  si  etwa 
lang  besessen  waren,  do  begund  die  burger  ze  Wil 
der  arbait  verdriessen.'  Kucbim.  1335.  ,Daz  si  in  [Ritter 
von  Brandis]  in  der  vesti  besassen  und  darin  wurffen 
und  schussen  frevenlich  füre.'  1378,  BSi.  Rq.  1912. 
,Wäre  och,  daz  man  jeman  bes.  wurde,  so  süllent  wir, 
die  von  Zürich  . . .  den  costen  einig  [allein]  haben.' 
1408.  Gl  Urk.  ,[Die  vom  Bistum  Lüttich]  vertribent 
den  vorgenanten  bischoff  und  besassent  in  in  der  statt 
Mastriel  me  denn  mit  hunderttusend  manen.'  1408, 
Bs  Chr.  ,Harumb  wir  [Die  von  Aarau]  als  die,  so  in 
kranken  muren  mit  keinen  werlichen  sachen  gewarnet 
und  ane  allen  trost  besessen,  belegen,  begriffen  und 
gefangen  waren,  daz  wir  uns  in  keinen  weg  anders 
entschütten  noch  erretten  konden  ...  [mit  Bern  und 
Soloturn]  in  früntlich  ...  tegding  komen  sin.'  1415, 
AAAar.  StR.  ,Der  küng  von  Behem  .  .  .  wolt  den 
römschen  küng  Ruodolf  besessen  han  in  der  statt  ze 
Wien.'  Z  Chr.  XV.  S.  noch  Ösen  (Bd  I  549 o.);  bärlich 
(Bd  IV  1435);  Ge-säss  (Sp.  1373 u.).  —  d)  bewohnen  (und 
bewirtschaften);  oft  in  Verbindung  mit  (bzw.  im  Gegs. 
zu)  ,inhaben,  bewonen'  uä.  ,Und  do  der  wolf  ertödet 
was,  der  fuchs  des  wolfes  hus  besass.'  Boner;  hier  wohl 
in  ingressivem  S.;  vgl.  Sp.  1778u.).  ,So  das  jar  veilouft, 
so  mögent  sin  [des  Mörders]  erben  das  husz  [welches 
geschleift  worden  war]  wider  buwen,  ob  sy  wellend, 
und  bes.  das  hus  fryglich  [unentgeltlich],  alsz  das 
[=dass  sie]  dem  herren  vormals  sechzig  Schilling  geben.' 
XIV.  XV.,  Aar.  StR.  ,N.  habe  ...  daz  slosz  by  12 
jaren  ingehept;  er  habe  daz  aber  nit  besessen  und  läse 
das  zergon.'  1489,  Waldm.  ,In  der  äptissinen  hof, 
den  ietz  der  amman  besitzt.'  1542,  Z  RB.  ,Die  [Feste 
Urstein]  was  von  den  bergleuten  so  vil  geschediget  und 
zergenzt  [1.  -gengtV],  das  man  si  weiter  nit  bes.  kond; 
und  was  aber  ein  alt  haus,  das  die  von  Urstein  genant 
vor  dreuhundert  jaren  besessen.'  Vad.  ,Ein  wilde  ... 
in  dero  man  wäld,  teler  und  rauche  gebirg  hat  und 
[die  man]  dannoch  besassen  und  gebuwen  hat.'  ebd. 
,Diewyl  obgemelte  spennige  güeter  ...  vor  den  40  jaren 
von  der  gemeinen  allmend  zogen,  zuo  den  holen  ge- 
teilt und  bisshar  also  ingehept  und  besessen  worden.' 
1562,  Z  Rq.  1910.  ,Da  ...  ir  [Derer  von  Stein]  alt 
rathusz  jetz  von  einem  burger  besessen  wird.'  1583, 
Z.  ,Ob  Einer,  der  ein  Eigenschaft  hat,  deren  Lehens- 
gewerd  eines  Anderen  wäre,  in  Willen  käme,  dasselb  sein 

Schweiz.  Idiotikon  VII. 


Lehengut  in  selbsteigener  Person  zu  bes.,  zu  bauwen 
und  inzuhaben,  so  mag  derselbe  Lehensherr  die  Lehen- 
schaft dem  Lehenmann  wohl  abziehen;  [doch]  dass 
er  dasselb  Gut  selba  besitze  und  ein  Jahr  und  Tag 
innhabe.'  1645,  BSi.  Rq.  ,Wenn  ein  Frömder  in  einer 
Gemeindt  Etwas  ererbt,  selbige  Güeter  Selbsten  bes. 
und  bewohnen  will,  oder  sich  darin  einweihet  ...'  1652, 
TuHw.  Arch.  ,Ein  Landmann  oder  Bawer  im  Land 
Entlibuch  ...  er  besitze  so  vil  Cutter,  als  er  hat  ... 
so  gibt  er  doch  nicht  mehr  [Abgaben]  dann  obgemelt.' 
LE.  Manifest  1653.  ,So  mag  der  Käuifer  ...  den  ge- 
tanen Kauff...  inhaben,  bes.,  bewerben,  nutzen,  niessen 
und  brauchen.'  1748,  ZHorg.  S.  noch  Hüs-Ern  (Bd  1 
462);  Erb-Fall  (ebd.  739);  setzen  (Sp.  1608);  Hinder- 
Sitz  (Sp.  1731).  Für  und  Liecht  b's.  Ap;  L;  s.  Bd  I 
941;  Bd  III  1052;  suechen  (Sp.  215);  für  ,bi  für  und 
liecht  sitzen'.  —  e)  (ein  Amt)  innehaben,  ver- 
walten; vgl.  a  a.  ,[N.  soll  veranlassen]  das  sin  sun 
in  zweyen  manoten]  ...  anheiinbsch  komme  und  sin 
pfruond  besitze,  oder  min  herren  wellen  die  ouch 
[weiter]  liehen.'  1496,  Z  RM.  .Jeder  Priester,  er  sei 
Pfarrer,  Chorherr  oder  Caplan,  soll  seine  Pfründe 
selbst  bes.  und  versehen  und  Niemand  mehr  eine  Ab- 
senz  von  den  Pfründen  nehmen  noch  geben.'  1525, 
Ahsih.  .Ettlich  schriger  ...  so  alein  in  iren  nutz  düster. 
ouch  vogtygen  und  pfruonden  besitzen.'  1531,  Z.  .Abt 
Grimmwald,  welcher  im  jar  Christi  840  von  küng  Lud- 
wigen ...  das  closter  zuo  StGallen  lehensweis  zuo 
bes.  ...  verorndt  was.'  Vad.  .Weiss  ich  wol,  das  du  und 
dini  Eiteren  zuevor  und  ehe  sy  ins  Regiment  kommen 
synd,  gar  Nüt  gehan  und  vermögen  hand.  ...  Nun  aber 
wil  ir  jetz  das  Regiment  besitzend,  sind  ir  also  zu 
grossem  Guet  komen.'  1645,  Z.  .[Strafe  für  Ehebruch:] 
Zweijährige  Einstellung  für  Die,  so  Ehren  und  Ämter 
besitzen,  oder  Unfähigkeit  zu  denselben.'  B  Chorg.  1787. 
S.  noch  an-fechten  (Bd  I  665);  an- fallen  (ebd.  753).  — 
f)  (als  Eigentümer)  besitzen;  in  der  MA.  durch  haben, 
ge-hören  ersetzt.  Mit  beliebigen,  auch  abstr.  Objekten. 
,Dis  bischaft  si  zuo  den  geseit,  die  da  went  an  erebeit 
wollust,  lop  und  ere  bes.  iemer  mere.'  Boner.  ,Gott  weit, 
das  wir  das  ewig  leben  besitzind,  amen.'  Z  Chr.  XV. 
,Weun  man  die  rychtag  nit  begert,  so  besitzt  man 
sy;  wenn  man  die  begert  und  lieb  hat,  so  besitzend  sy 
uns.'  Zwingli.  ,Bes.,  innhaben,  in  seinem  gwalt  haben, 
possidere,  tenere;  ein  anderen  lassen  sein  guotbes.  und 
guot  laben  mit  im  haben,  etwas  mit  eim  gmeinlich  und 
unverteilt  bes.,  possidere  aliquid  communiter  cum  aliquo; 
übergäben  ze  brauchen  und  ze  nutzen  oder  zuo  bes., 
utenda  ac  possidenda  bona  alicui  tradere.'  Fris.;  Mal. 
,So  wend  wir  doch  in  Gottes  Reich  wieder  zusammen 
kommen  und  dort  bes.  die  höchste  Freud,  da  Christus 
ist  in  Ewigkeit.'  1664,  Tu  Lied.  .Wenn  alte  ...  Per- 
sonen arm  wären  und  auch  kein  eigen  Ver gen   !»'■- 

sitzten.'  1754,  Gl  LB.  S.  noch  Halb-Vich  (Bd  I  649); 
Ge-nöss  (Bd  IV  819) ;  entsetzen  (Sp.  1668).  .Gewaltiglich 
b.':  ,Dannan  vuortens  in  zehant  mit  eren  in  sin  künig- 
rich.  Do  er  daz  besaz  gewalteklich,  zuo  zim  do  sin  geselle 
kan  [=kam].'  Boner.  ,Für  Eigentum  b.';  s.  Kirchen-Satz 
(Sp.  1557).  In  Besitz  nehmen;  vgl.  Sp.  1777.  .Besitzend 
üwere  seelen  mit gedult.'LI.Av.  1577(1  b.M's.  von  Luc. 21, 
19  iviVj'jJiou.ov^uu.ievv.xTiaEsy'äti;  'rT/-xf')'xwn;  .gewinnet.1 
1868).  Si  händ  gseit,  si  sollen  nummen  wider  hei  und 
ire  alten  Freiheiten  bs.,  und  uänn  si  dann  der  Alt 
welle  darvo  triben,  so  uellen  si  si  schützen  und  schirmen. 
GesprXob  1712.  —  g)  wohl  als  Nachahmung  von  fn 


1779 


Saz, 


178(1 


(se) posseder.  ,Den  Stoff b.',  beherrschen.  ,Der  Verfasser 
muss  den  Stoff  bes.'  Sintem.  1759.  Refl.,  sich  (seine 
Leidenschaften)  beherrschen  B  (auch  lt  St.);  „L";  Ta; 
„Z"0.,Stdt.  Erhet-sic''nümme"chönne"b's.  , Uli  kochte 
es  hoch  im  Kopf;  indessen  besass  er  sich.'  Gottb.  ; 
so  noch  mehrfach.  ,Kaura  wusste  er  [der  eifersüchtige 
Gatte]  sich  zu  bes.,  um  nicht  in  den  [Tanz-]Saal  zu 
stürmen  und  Babette  herauszureissen.'  Stütz  1852. 
.Solange  sie  hofte,  sich  rächen  zu  können,  konnte  sie 
sich  bes.;  aber  itz  fing  sie  an  zu  weinen  wie  ein  Kind.' 
HPest.  1787.  , Immer  noch  sucht  sich  Hummel  zu  b.  und 
sagt  dem  Anschein  nach  gelassen  [usw.].'  ebd.  1790.  ,Du 
Volk  am  See,  besitze  dich!  Kein  Volk  ist  dir  an  Wohl- 
stand glich;  und  disser  Wohlstand  er  vergeht,  wenn 
Hochmut  ihm  zur  Seite  geht.'  1795,  Lied  des  Pfarrers 
Müller  von  GRebst.  an  die  aufständischen  Bauern 
vom  ZSee;  Antwort  darauf:  ,Uas  Volk  am  See  besitzet 
sich,   es  weisst  wohl,   was  ist  Recht  und  Pflicht.'  — 

2.  ,das  erecht  b.\  ersitzen.  ,Es  ist  och  unsers  hoffs 
recht,  das  ein  frouw,  so  si  iren  eman  überlept,  ire 
erecht  ein  jar,  sechs  wuchen  und  dry  tag  mag  bes.  ane 
argen  lümbden.'  1475,  Z  Rq.  ,Wann  ein  Frau  by  ihrem 
Mann  nach  ehlichen  Rechten  gesessen  ist  ein  ganzes 
Jahr,  sechs  Wochen  und  drei  Tag  und,  wann  dann 
darnach  ihr  Mann  abstirbt  ...  ohne  Mann  ist  ein  ganz 
Jahr  [usw.],  die  Frau  hat  ihr  Ehrecht  besessen  und  ihr 
Das  gelangen  mag.  [Stirbt  der  Mann  vorher  oder  bleibt 
sie  nicht  so  lange  Wittwe]  so  hat  sie  ihr  Ehrecht  nit 
besessen  und  sol  ihro  auch  Nichts  gelangen.'  1586,  Z 
Erbr.  1831  (modernisiert).  .Glychergestalt  wann  ein 
Hofmann  bei  seinem  Weibe  gesessen  ist ...  ein  ganzes 
Jar  [usw.],  so  hater  sein  Ehrecht  besessen.'  ebd.  ,Wann 
ein  Hofmann  sein  Ehrecht  besitzt  nach  des  Hofs 
Recht,  der  erbt  seines  Weibs  fahrend  Gut.  ...  Stirbt 
aber  ein  Weib,  eh  dass  ein  Mann  sein  Ehrecht  be- 
sessen hat,  so  erbt  der  Mann  das  Fädergewand.'  ebd.  — 

3.  intr.,  sich  setzen,  von  der  Käsemasse  Schw;  vgl. 
be-ligen  2  (Bd  III  1214).  ,Wenn  der  Käse  [im  Kessel] 
fein  genug  ist,  lässt  man  ihn  b's.'  —  be-sitzend: 
zu  besitzen  If;  im  Kanzleistil  des  XVI. /X VIII.  oft 
in  pass.  Bed.  ,üas  undervogt  N.  von  sinen  bes-en  und 
inhabenden  achtenthalben  jucharten  vier  küe  uff  einer 
gmeind  zuo  Rieden  allgmeinen  weidgang  ...  gan  lassen 
solle.'  1570,  Z  Rq.  ,Syn  bes-e  Mülli.'  1603,  ZGreif. 
,Das  ...  von  dem  überlebenden  Ehegemächt  besitzend- 
oder  verwaltende  Gut.'  G  Erbr.  1721.  ,Die  ünvoll- 
kommenheit  der  bes-en  Gnaden.'  JJUlr.  1731.  .[Das 
Holz]  zu  seinen  übrigen  in  gleicher  Peurt  [s.  Bd  IV  1653] 
bes-en  Gemächern  gebrauchen.'  1747,  BSi.  Rq.  1912.  S. 
noch  Sp.l718o.  —  b'-sesse":  l.,B-er rät' =  , gesessener 
r.'  (Sp.  1750);  vgl.  besitzen  lata.  ,[Die  Basler  haben] 
den  truckerknecht,  so  das  ain  [Schraähbüchlein]  ge- 
druckt, für  ain  besessnen  rat  beschickt.'  1537,  Absch.  — 
2.  a)  (nach  der  biblischen  Vorstellung)  von  einem 
Dämon,  Teufel  besessen,  ,ossesso,  forsennato'  PAL; 
durch  die  Bibel  in  der  MA.  allg.  bekannt.  ,An  herr  Y., 
kilchherrn  zuo  Entlibuoch,  harzekommen  und  N.s  sun, 
der  bes.  ist,  understan  ze  helfen.'  1481,  B  RM.  ,Sy 
brachtend  zuo  im  alle  kranken  ...  die  besässnen  und 
mondsüchtigen.'  1530/1707,  Mattb.  und  noch  oft  so  in 
der  Bibelübers.  ,Vil  der  blinden,  malzen,  stummen, 
bsessnen.'  Aal  1549.  ,Uff  der  gesandten  . .  .  von 
Uowyssen  und  Kleinandelflngen  bitt,  inen  den  arbeit- 
seligen knaben,  da  zuo  besorgen,  das  er  mit  dembössen 
nebent  syner  krankheit  besessen,  abzuonemen,  ist  an- 


gesehen, das  der  knab  in  spital  gefüert  [werde]  ... 
und  söllent  sy  hierby  zuosehen,  ob  söllichs  uss  bösser, 
angenommener  wyss  oder  us  besessene  des  bössen  von 
im  beschehe.'  1565,  Z  RM.  ,Geschwigen  der  herlichen 
Miraclen,  die  Gott  nach  stäts  . . .  durch  diss  heilig 
[Schweiss-]Tuoch  würkt,  es  syge  mit  Entledigung  be- 
sessner  Menschen  und  anderer  Unheilsamer.'  RCvs. 
S.  noch  Sp.  456  o.  Inder  leb.  MA.  nur  im  Vergleich.  Wie- 
n-e(n)  B's-er,  wie  verrückt.  Ödel,  bist  verstört?  G'lachet 
hed-er  hinder-mer  dri"  a's  wi-n-e"  Verrucktne ',  wi-n-e" 
B's-er.  —  Jö,  Katri",  der  Ödel  ist  verrückt.  JPioos 
(L).  Gew.  wie  b's.,  wie  verrückt,  begriffssteigernd  bei 
Verben  Aa;  Ap  (nach  T.  vulgär);  B;  Gr;  L;  Schw;  Th; 
Ndw;  Z.  1)  mit  leb.  Wesen  als  Subj.  Tue"  wie  b's., 
sich  ungebärdig  stellen.  Schaffe",  zuehaue",  chratze", 
louffe",  ranne"  [usw.]  wie  b's.  —  2)  mit  unpers.  Subj. 
Es  tuet  wie  b's.,  vom  Wetter  Ap.  Das  gät,  lauft  wie 
b's.,  sehr  schnell  Ap;  Tb ;  Z.  Es  [das  Velo]  laift  wie  b's., 
im  Galopp  und  schnuited  an-ech  dur'^e".  Ndw  Volksbl. 
1897.  Da  süset  der  Schütte"  wie  b's.  durchab.  Kinder- 
garten 1906  (Z).  —  b)  als  begriffssteigerndes  Adj.  und 
Adv.,  arg,  schlimm,  verflucht,  schrecklich,  furchtbar 
uä.  a)  als  Adj.  Ap;  Gl  (Volksgespr.);  Gr;  GT.;  Ndw 
(Matthys);  U.  En  b's-i  Bande"  sind  d' Engeländer, 
höchst  unangenehme  Leute  U.  Als  blosse  Verstärkung 
bei  Schimpfwörtern.  En  b's-er  Cheib,  Chog,  Kärli. 
En  b's-i  Roffertfui:  ü,  Ufpasseri"  Gl  (Volksgespr.). 
Bei  Abstr.  Vor  <'em  Hüss  ist  es  Ung'hür,  dass  het-mer 
e'so  e"  b's-er  Streich  g'g'en,  dass-ich  fast  umg'hit  bi" 
GrV,  En  b's-e''  Stuck,  ein  gar  arger  Lumpen-  und 
Bubenstreich  GRNuf.  (Trepp).  En  b's-i  Lugi,  abscheu- 
liche Lüge  GrD.  (B.).  Dil  verflüechti,  b's-i  Misti  [ün- 
reinlichkeit]  U.  .4  b'hüet-i"s  trüli'h,  was  doch  Das  für 
e"  b's-i  Hoffert  ist  i"  der  Stadt  omhe"!  AHaider  1839. 
Prad.  's  ist  wörli'h  g'ad  b's.,  ic*  chäm-der  bim  Töfel 
nömme"  dra"  he",  ich  könnte  mich  nicht  darauf  be- 
sinnen. JMerz.  Subst.  Neutr.  Ich  ha"-se  aber  rau"  a"- 
g'schnüzt,  e"  B'sesse"s  g'hau'-e"  mifem  Schnell.  EFeurer. 
—  ß)  als  Adv.  Bei  Verben  Ap;  Gl;  Gr;  G;  dafür  auch 
b's'esse"  massig  Ap;  GMs.  7c*  b'longe"  b's.  drüf  GGrb. 
'stuet-mer  meineid  b's.  we.  EFeurer.  Me"  luegt-ne" 
[den  Sperling]  wie  de"  L'swurf  unter  de"  Veglen  a", 
wil-er  gere"  frisst  und  b's.  schrit.  Bühl.  (GrOIjS.). 
Er  hät-mi'h  b's.  uff  der  Mugge"  Gl  (Volksgespr.). 
'shett-mi'h  denn  glvh  b's.  g'wonderet,  was  das  auch  für 
en  Landsma""  sei.  JHartmann  1912.  Bei  Adj.  und  Adv. 
Ap;  Gl;  Gr;  L;  G;  Schw;  Uw;  ü.  B's.  frö,  guet,  hübsch, 
schön,  wüest,  rieh  usw.  (si").  Es  het-mer  b's.  vil  z'tue" 
g'gi"  GlH.  Er  hat  b's.  u"g'fellig  Charten  üfg'lese"  G. 
D'  Chile  sind  doch  b's.  u"rüebig  Gl  (Volksgespr.). 
's  Bröd  ist  so  verfluecht  b's.  tür  Schw.  B's.  guet,  wol 
(schwätze"  chönne"  uä.).  Für  di  Arme"  sorgt  d' Ober- 
kät  auch  b's.  guet.  JMerz  1836.  Das  ei"  [Liedli]  hat- 
mer  gar  b's.  guet  g'falle".  CStreipp  1907.  Dö  hed-me"  ... 
'globt,  das  Chriege"  gieng  denn  glich  b's.  g'nöt.  HKFrick 
1900.  —  fül-:  verst.  besessen  2a  Schw.  Syn.  f.-ver- 
ruckt  (s.  d.  Bd  VI  857).  Nur  wie  f.  Wege"  jedem  Dreckli 
tuet-si  wie  f.  MLien.  D' Boss  hend  üse"g'schlage"  wie 
f.  ebd.  's  ist  e"  wildi  Sturmnacht  g'si";  d'  Wulche" 
sitid  g'stobe"  ä's  wie  f.  ebd.  Erweitert  fül-vogel-b's. ; 
s.  Bdl691M.  —  tüsi"f-:  a)  wie  das  Vor.  Ap.  Wie 
t.  latiffe",  zahle",  hörndle"  usw.  —  b)  verstärktes  be- 
sessen 2b.  letz  . . .  göd  off  e"mol  en  Grampöl  ond  t" 
t-i  Chogeten  a".  JHartmann  1912.  Der  t.  gross  Wasser- 
schlette".  ebd.—  Besess(e)ni  ,-ne'  f.:  Besessenheit. 


17X1 


Sa, 


17-.' 


,Und  befinde  er  us  synem  Gsicht  und  Geberden,  wie 
ouch  den  verstentlichen  Reden,  so  er  getan,  by  inie 
villmehr  ein  Bsessne,  dann  aber  ein  Taubsucht.'  1636, 
Z.  S.  noch  besessen  2a.  —  Mhd.  besitzen;  vgl.  auch  Gr. 
WB.  I  1G25.  1617;  Saudeis  II  1 1 1  1  ;  Sclim.5  II  3  17  (in  anderer 
BeJ.);  Fischer  I  919.  Aa  Jeu  folgenden  drei  vom  gleichen 
Schreiber  herrührenden  Stellen  erscheint  durch  Mischung 
der  Ausdrucke  ,ein  rechnung  b.'  (s.  oben  1  ay)  und  , einem  einer 
rechnung  gesitzeu'  (s.  Sp.  177:Ju.)  in  gleicher  Bed.  die  Konr 
struktion  .einem  einer  rechnung  b.';  wob]  individuell.  ,A. 
begerte  derhalben  zuo  vermelteni  B.  einer  rechnung.  [B.  er- 
klärt, unter  einer  bestimmten  Bedinguug]  weite  er  im  einer 
rechuuug  bes.'  1580,  ZAud.  ,N.  begertein  rechnung  vou  inen 
zu  haben,  was  sy  ...  bar  usgeben.  Uf  solich  syn  begären 
im  dhi'in  ander  bescheid  winden,  dann  so  er  ...  sy  uslösen, 
weitend  sy  ime  einer  rechnung  bes.'  1581,  ebd.  ,Sover  nun 
der  cleger  ein  gmeind  von  den  drygen  gwcrbeu  uszlösen, 
wellend  sy  im  eiuer  rechuuug  bes.'  ebd.  —  Be- sitzer  m.: 

1.  Mitglied   eines   Gerichtshofes;    s.  Bd  VI  343 o.   — 

2.  Bewohner;  s.  Sp.  1361.  —  3.  Inhaber  (zB.  eines 
Amtes,  Gutes).  ,Ira  Jahr  1821  wurde  jeder  Kuhbesitzer 
[von  TuAad.]  verpflichtet,  einen  Beitrag  zum  Ankauf 
des  Zuchtstiers  zu  leisten.  Dem  Zuchtstierhalter, 
Hagenbesitzer,  wurde  die  Stier-  oder  Hagenwiese  (ein 
Stück  Gemeindeland)  zur  freien  Benützung  über- 
geben.' JNater  1898.  ,Nach  dem  Tode  des  Widmanns- 
bes-s  fällt  das  Widmannsgut  [zur  Nutzniessung  (unter- 
lassenes Erbe]  wieder  an  die  rechtmässigen  Erben  der- 
jenigen Person  zurück,  von  welcher  das  im  Widmann 
besessene  Gut  eigentümlich  herrührt.'  Schw  Widmanns- 
gesetz 1830.  .Zwüscuent  der  gmeind  zuo  Wyssen- 
dangen  anweiten  eins,  so  danne  den  bes-n  des  Kelnhofs 
daselbs,  andernteils  [ist  ein  Prozess  anhängig  wegen 
des  Haltens  des  Zuchtstiers].'  1570,  Z  RM.  S.  noch 
Sp.  1573o.  —  4.  Besitzer,  Eigentümer.  ,Ob  etwar  us 
geb  in  pfancz  wis  eines  ander  guot,  wenn  der  bisiczer 
gewürtig  [!]  ist  und  das  nit  widerspricht,  dar  nach 
mag  er  das  nit  widersprechen.'  XIV./XV.,  Aar.  StR.; 
in  der  andern  Übers.  ,der  ...  des  das  guot  ist'.  —  Mhd. 
baitzasre;  vgl.  Gr.  WB.  I  217;  Sanders  II  1111c.  —  be- 
sitzlich: 1.  bewohnbar.  ,Wo  man  wölt  schüren  in 
der  statt  ufrichten,  soll  nit  gestattet,  sonder  ver- 
schafft, das  hinfür  uss  schüren  und  etlichen  Stallungen 
bes-e  hüser  gemacht  werden,  damit  die  schüren  für  die 
statt  hinuss  gezogen  und  gesetzt  werden.'  1493,  AaBi\ 
StR.  —  2.  besitzmässig.  ,[N.  wurde]  von  des  gerichts 
wegen  des  kouffs  in  ruowige,  bes-e gewere  undgewaltsami 
gesetzt.'  1458,  AaB.  Urk.  —  Mhd.  besitzlich  in  Bed.  '2.  — 
Besitzung  f.:  1.  Abhaltung  (einer  Verhandlung);  vgl. 
besitzen  la^.  .[Nachdem  Einer  seine  Klage  anhängig 
gemacht  hatte]  erfolgte  die  obrigkeitliche  Weisung  zur 
Bes.  der  rechtlichen  Freundlichkeit  [s.  Bd  1  1307],  mit 
welcher  Rechtshandlungen  anheben  mussten.'  HPest. 
1787.  —  2.  a)  das  Wohnen.  .Personliche  b.':  ,Ein 
priester  sol ...  die  pfrüend  mit  personlicher,  wäsenlicher 
bes.  libs  und  guots  selbs  versächen  und  vollbringen.' 
1493,  AiBr.  StR.  —  b)  Wohnrecht.  ,Min  herren  ret 
und  burger  [haben  dem  N.J  alle  besoldnng  abkhent, 
bisz  an  die  bes.  der  behuszung  uff  Dorf,  das  Rütihusz 
genennt,  dar  inne  er  syn  leben  lang  one  zins  sitzen 
[dürfe].'  1570,  Z  RM.  —  3.  a)  das  Innehaben,  die 
Nutzung,  Nutzniessung  (einer  Liegenschaft,  eines 
Rechtes),  oft  übergehend  in  die  Bed.  faktischen  Be- 
sitzes. ,In  (der)  b.  (inn)haben,  sin.'  ,Der  künig  sy  in 
rüewiger  bes.  des  herzogtumbs  Meiland.'  1499,  F.    ,Die 


lantschaft,  so  dasselb  hus  Savoy  jetzunt  in  rüewiger 
bes.  hin  hat'  1500,  BSi.Rq.  1912.  ,So  erklagten  sich  die 
machtboten  von  Helfentschwil,  wiedasire  fordern  einen 
wald  ...  lange  zit  ingehept  und  des  in  bes.  gewesen  als 
ir  eigentumb;  und  aber  durch  einen  ...  abt  zuo  Sant 
Gallen  irs  eigentumbs  entwert  und  entsetzt  ...  darumb 
sy  den  [Wald]  nit  mögen  nutzen  und  niessen  wie  ire 
fordern.'  1525,  G  Rq.  ,üas  ain  gotzhus  ...  das  [eine 
Abgabe]  in  alter  langwiriger  bes.  ingehept.'  1535, 
ebd.  .Welcher  ein  ding  [Abgabe],  das  bisshar  gäben 
ist,  nit  mee  gäben  wil,  sol  erwysen,  dass  ers  nit 
schuldig,  und  nit,  der  in  der  bes.  ist,  sin  bes.  erwysen.' 
1558,  Brief  (HBull.  an  JFabricius).  ,Der  kelhof,  so 
N.  etliche  jar  lang  schupf-  und  hantlechenswise  in  bes. 
gehebt.'  1579,  Z.  ,[Eine  Witwe]  habe  diss  spenig  holz 
armen  lüten,  ouch  ain  tail  darvon  in  spital  zuo  Stain, 
wellicher  dann  söllichen  tail  noch  disser  zit  in  bes.  [hat] 
vermacht'  um  1600,  Z  Sth.  ,Bi  der  b.  beliben.'  ,Sin 
gnad  trüwe,  by  siner  langwirigen  bes.  zuo  beliben.'  1527, 
G  Rq.  1906.  ,N.  sol  by  der  offnung  und  langwirigen 
bes.  on  wyter  beschwärd  und  intrag  genzlich  belyben.' 
1550,  Z  Rq.  19 10.  ,Sich  der  b.  behelfen',  vor  dem  Richter, 
.üiewil  herr  abt  zu  Sant  Gallen  sich  allein  behelf  siner 
bes.  und  kein  ander  brief  und  sigel  darumb  darleg.' 
1525,  G  Rq.  ,Sover  N.  nit  bewise,  dass  dise  zwen  müt 
kernen  umb  gelt  erkouft  werind,  behulfe  er  sich  der 
langwirigen  bes.'  1572,  Z.  ,B.  und  brüch(ung).'  ,Das 
gotzhus  Sant  Johann  [sei]  semlicher  gewaltsam]  und 
gerechtikait  uff  dem  vermelten  guot  unzhar  lang  zit 
in  pruchung  und  rüewiger  bes.  gewesen.'  1480,  G  Rq. 
,In  alter  bes.  und  bruch ;  in  langer  bes.  und  altem  bruch.' 
ebd.  ,By  der  alten  bes.,  altem  harkomen  und  bruch 
hüben.'  ebd.  ,Die  bes.  und  brauch  eines  gebeuws  oder 
bodens,  possessio.'  Fris.;  Mal.  ,In  Übung  und  Bes.' 
von  Etw.  sein.  1565,  SchwE.  Arch.  ,B.  und  niessung 
(nutzung).'  .Damit  sy  und  iro  nachkomen  an  der  bes. 
und  nutzung  ...  der  bemelten  bergen  und  alpen  dest 
hebiger  sin  und  plyben  mögind.'  1575,  BSi.  Rq.  1912. 
, Sollen  wir  nicht  verlangen  nach  der  völligen  Niessung 
und  Bes.  der  Herrlichkeit?'  JMever  1700.  ,B.  und  ge- 
wer.' ,So  hab  ich  mich  für  mich,  min  erben  und 
nachkomen  verzogen  ...  aller  gerechtigkeit,  vordrung 
und  ansprach,  aller  eigenschaft,  lehenschaft  ...  rödlen 
und  geschriften,  bes.  und  gewer  ...  so  ich  oder  min 
erben  an  ...  miner  gerechtigkeit  des  Schlosses  Altlikon 
gehept  haben.'  1477,  Z  Rq.  ,Desshalb  sin  gnad  ver- 
hoft,  by  sinen  urbarn  ...  och  by  der  langen  bes.  und 
gewer  [des  kleinen  Zehntens]  ze  bliben.'  1525,  G  Rq. 
,In  vollkommen  rüewig  Gewer  und  Bes.  setzen.'  1606,  Z. 
Mit  Adj.;  s.  auch  schon  vorher.  , Künig  Herman  ordnet 
[zum  Abt  von  StGallen]  einen  mönch  auss  der  [Reichen-] 
ouw,  hiess  Wernhar,  der  aber  nien  zuo  ruowiger  bes. 
kam.'  Vad.  .[Die  Gemeinde  Bäretswil  erbringt  Be- 
weise] das  unsere  vorfaren  inen  den  hof  W.  ...  zuo- 
gesprochen,  uss  welichem  allem  wir  [der  Z  Rat]  der 
antwurteren  rechtmessige  und  gnngsame  bes.  erlernet. 
1558,  Z  Rq.  ,Werend  sy  gnoter  hoffnung,  ire  herren 
hotten  die  elter  bes.'  1572.  Z  And.  ,Man  solle  sj  by  irei 
alten  Bes.  schirmen.'  1603,  ebd.  .Wer  einiche  Gtteter, 
si  sigend  ligend  oder  fahrend,  eigen  oder  ander  Gtteter, 
so  er  erkauft  hätti,  ein  Vierteljahr  in  gewöhnlicher  Bes. 
hat,  derselb  soll  nach  Verscheinung  eines  Vierteljahrs 
gar  Niemandts  darumb  zu  antworten  haben.'  1645,  BSi. 
Rq.  1912.  Vom  Besitz  in  streng  rechtlichem  Sinne.  ,Die 
b.  eines  guots  nach  dem  geheiss  und  gebott  des  richters 


1783 


öaz, 


z,  siz,  soz,  suz 


1TS4 


einnemraen,  bona  es  edicto  possidere.'  Fris.;  Mal. 
,Nach  lut  und  besag  brief  und  siglen,  so  wir  darüber 
in  bes.  oder  in  hents  gehept.'  1537,  G  Bq.  1906.  ,Zum 
andern  [erfordert  die  Verjäbrung]  ein  rächtinässigen 
Titul  der  Bes.,  dardurch  Einen  zum  Herren  des  Guets 
werden  mag.  Rächtmässige  Titul  aber  sind  als  Köiif, 
Erbsehaften,  Schenkenen,  Vergabungen,  Ehestürn, 
Tusch,  Spruch  und  derglichen.'  1620,  AABr.  StR.  — 
b)  konkr.,  Besitztum,  Grundbesitz.  E"  schöni  B'sitzi"g 
(nicht  volkst).  ,Ein  bes.  oder  guot,  das  einem  fürsten 
heimfalt  ausz  mangel  des  erbens,  caduca  et  vacua 
possessio;  einen  bei  seiner  bes.,  bei  hauss  und  hoff  be- 
halten, retinere  aliquem  in  sua  possessione;  eines  jeden 
bes.  und  eigenguot  oder  eigentuom,  regnum.'  Fris.; 
Mal.  —  Mhd.  besitzunge  f. ;  vgl.  auch  Gr.  WB.  I  1 629 ;  Sanders 
II  1111c;   s.  zur  Sache  auch  Possm  (Bd  IV  1736). 

bi-:  1.  bei  Jmd,  Etw.  sitzen.  ,Beis.,  assidere,  con- 
sidere,  desidere,  insidere.'  Fris.;  Mal.  ,[L)er  Patron  des 
Schiffes]  dem  ich  bywylen  war  bygesessen  zuo  sehen, 
wie  er  das  schiff  nach  dem  compass  wysen  und  leiten 
könnte.'  JMal.  1593.  ,Und  söllent  bemelte  Amptlüt  so 
wyt  müglich  selbs  persönlich  oder,  so  es  nit  syn  mag, 
Andere  an  ir  Statt  den  Rechnungen  bys.'  B  GS.  1615; 
vgl.  besitzen  lc.  Spec,  den  Beisitz  in  Rat  oder  Gericht 
haben:  ,Als  dann  domalen  [auf  der  Jahrrechnungs- 
tagsatzung  zu  Baden  die  Übwaldner]  nit  by  und  nebent 
unsern  [der  Nidwaldner]  gesandten  sitzen  wollen,  glych 
als  ob  wir  oder  unsre  gesandte  nit  wärt  by-  und  mit- 
zuositzen.'  1589,  Uw.  —  2.  die  Taufpatin  zur  Kirche 
begleiten  ZWoll.  (FStaub).  Vgl.  Bi-sitzerin  2.  —  bi- 
sitzend. Subst.  ,B-er',  =  Bi-Säss  2b  (Sp.  1365);  s. 
Sp.  1521  u.  (.Beisitzeter').  —  Mhd.  buitzat  (Lexer  Nach- 
tr.  82);  vgl.  auch  Gr.  WB.  I  1393;  Fischer  I  S09.  -  Bi- 
sitzerm.:  1.  wer  bei  Einein  sitzt.  ,Zuohingesässe[ne]r 
oder  beis.,  consessor.'  Fris.;  Mal.  Spec.  a)  Mitglied 
eines  Ratskollegiums.  ,Herr  N.,  doctor  beider  rechten  ... 
des  herzogen  rat  und  siner  Parlamenten  in  Burgund 
b.'  1475,  Abscb.  .Assessor,  cuius  officium  est  assidere 
prsesidi  atque  consulere,  ein  beis.  oder  radtsgeber,  ein 
zuogebner.'  Fris.  ,Wie  spöttisch  ist  es,  wann  ein 
Anderer  Beis.  oder  gar  etwan  Präses  in  der  Reformation 
ist,  dessen  Haushaltung  doch  ein  rechter  Spiegel  der 
Eitelkeit  und  ein  Sammler  aller  neuen  französischen 
Moden  ist !'  JJÜlr.  1731.  .[Seit  1529]  bestehet  der  kleine 
Rat  [in  Sch]  aus  24,  der  grosse  aus  60  Beysitzern.' 
Leu,  Lex.  ,[Der  alljährliche  Synodus  der  Sch  Pfarrer] 
welchem  auch  ...  die  vorderste  Beysitzer  des  Schul- 
rats beiwohnen.'  ebd.  Unter  dem  Namen  .Beisitzer' 
oder  .Beigeordnete'  hatte  der  Ammann  um  sich  ... 
[drei  Namen].  Diese  bildeten  das  Waisenamt.  1803, 
HSeifert1863  (GT.).  —  b)  =  Ge-richts-Säss2  (Sp.1367); 
vgl.  dazu  Bluntschli  RG.  1401  ff.  .Ouch  soln  die  drye 
bisitzer  den  gewalt  haben,  daz  si  einem  fürspreehen 
oder  sust  einem  erbern  manne  gepieten  mugen,  daz 
er  an  dem  gerichte  belibe.'  1348,  Z.  .Das  durch  ... 
minen  gnedigen  herren  von  Sant  Gallen  und  sine  by- 
sitzer  ain  andrer  . . .  rechttag  angesetzt  ist.'  1472, 
GT.  Rq.  .Volgendts  hebt  des  Klägers  Fürsprech  an 
die  Klag  zu  tun:  Du,  als  Richter,  desgleichen  ihr,  die 
übrigen  geschworenen  Freiheit,  seine  Beysitzer,  also 
in  solchen  Fahlen  Urteilsprechere,  es  erscheinet  vor 
euch  N.  ...'  1527,  Gericutsordn.  auf  dem  Kohlenberg 
(Wurstisen  1779).  ,[Die  Engadiner]  begärend  .  by- 
sitzer  im  rächten.'  1565,  Brief  (JFabricius  an  HBull.). 
,Die  Schreiber,  Sprecher  und  Beisitzer  [des  Strafgerichts 


von  Thusis]  sind  uns  Teuflen  gut  Zanspitzer.'  1618, 
Zinsli  1911.  Es  sollte  jede  der  sieben  .Alpschaften' 
zum  .Chorgricht',  dem  ,alle  Consistorialsachen'  unter- 
standen, nur  einen  ,Beis.'  stellen,  um  1738,  BGr. 
(Bärnd.  1908).  —  2.  ,der  am  Hochzeitstag  eingeladene 
Bursche.  Es  wird  ihm  eine  Jungfrau  zugeteilt,  das 
ist  ä"  Bisitzeri".  Diese  muss  ihm  einen  Blumenstra.uss 
auf  die  Brust  heften.  Er  hinwieder  kauft  ihr  als  Ent- 
gelt ein  Chnüpferli'  GRNuf.  (Trepp).  —  Mhd.  Usitzi-r 
(Lexer,  Nachtr.87);  vgl. auch  Gr.WB.  I  1394;  Fischer  I  809. 
—  Bi-sitzeri"  f.  .Beisitzerin  (oder  beystendere), 
assestrix.'  Fris.;  Mal.  1.  s.  das  Vor.  2.  —  2.  Begleiterin 
der  Taufpatin  auf  dem  Weg  zur  Kirche  ZWoll.  (FStaub); 
vgl.  bl-sitzen2.  —  Vgl.  frz.  mere  assise,  Begleiterin  der  Braut 
an  Hochzeiten,  als  Stellvertreterin  der  Mutter  (in  Russland). 

ze-sämen-:  1.  von  Personen,  a)  sich  zueinander 
setzen,  bes.  zum  Zwecke  geselliger  Unterhaltung,  auch 
zum  Essen,  Trinken,  allg.  Chöme"cl,  mer  icend  e"weng 
z's.!  In  Volksreimen.  Es  sind  e"möl  drei  Nar'e" 
z'säme"g'sesse",  händ  grössi  und  chlini  Negeli  g'messe" 
ZF.  Isch-es  nid  en  armi  Sach,  we""-me"  nu"  en  Vier- 
li"g  bacht  und  me"  sibe"  Wähe"  macht  und  me"  denn 
grad  z'säme"sitzt  und  me"  alliz'sämen  isst?  Z.  Spec. 
vom  Abendsitz:  Im  Samstog  um  Öbend  haind  gwown- 
Kch  all  d'Nächpüre"  z'semmend  g'sasse"  PA1.  (Giord.). 
S.  noch  Esel  (Bd  I  516);  Hand  (Bd  II  1392).  ,Es  ge- 
fiel mir  auch,  wir  [Hirten]  sässen  zämen,  etwas  kurz- 
weiligs  zuhanden  nemmen  und  nicht  hie  sitzen  also 
still.'  GGotth.  1599.  —  b)  spec,  eine  gemeinschaft- 
liche (Rats-,  Gerichts-  oä.)  Sitzung  abhalten.  Die 
[Rats-]fferre"  chäme"t,  sitzet  z'säme",  e"  Jede''  nimmt 
der  Chopf  i"  d'  Händ  und  fallt  a"  danke"  U.  ,Da 
söllent  beid  teil  zesamens.  über  das  geltschuldbuoch 
und  das  laussen  lessen,  wer  die  Schuldner  syent  und 
was  sy  gelten  söllent.'  1467,  Walpm.  ,Des  ersten  so 
sollend  diehusgenossen  ze  wienachten  jerlich  zesamens. 
und  einen  hüten  erkiessen  und  nemen.'  XV./XVL,  Z 
Grossmünster.  ,Es  ist  erkent.  das  beid  teil  wider  zuo- 
sammensitzen  und  mit  einander!)  abrechnen.'  um  1525, 
Z  RB.  ,Item  wenn  man  uf  gemein  dingstett  kundt, 
sollen  die  richter  von  beden  orten  zuosamens.  und  soll 
der  richter  an  dem  ort,  da  der  höuscher  ...  gesässen 
ist,  die  ersten  frag  han.'  1533,  BSi.  Rq.  —  2.  vom  Käse- 
brei, sich  verdichten,  kompakt  werden;  vgl.  be-sitzen  3 
(Sp.  1779).  ,Oa  lasst  man  ihn  [den  Käse]  ohngefehr 
3  oder  4  Minuten  zusammens.'  SLutz  1732.  —  ze- 
sämen-gesessen  ;   s.  ze-sämen-ge-setzt  (Sp.  1711  n.). 

durch-,  dürch-\  trennb.  1.  abs.,  die  Nacht  hindurch 
beim  Spinnen  oder  geselliger  Unterhaltung  sitzen 
bleiben  BG.  und  wohl  weiterhin;  vgl.  Durch- Sitz 
(Sp.  1733).  ,Das  wachen,  so  die  weiber  ze  nacht  beim 
Hecht  spinnend,  das  durchs.,  liechtstubeten,  pervi- 
gilium  hyemale.'  Fris.;  Mal.  —  2.  tr.  wie  nhd.,  einen 
Sitz,  Kleider  durchsitzen  B  (Zyro)  und  sonst.  —  Mhd. 
durchsitzen  in  andrer  Bed.;  vgl.  dagegen  Gr.  WB.  II  1686 ; 
Fischer  II  491. 

zue-,  züe-:  1.  a)  sich  zu  Jmd  oder  Etw.  setzen; 
spec.  sich  zu  Tische  setzen  B;  L;  Th;  Z  und  weiter- 
hin, 'sist  herrli''',  uä""-me"  nu"  cha""  z.  und  nüd  z'erst 
mues"  choche".  Chöme"d,  sitze"d  zue!  zu  Gästen.  Anne- 
bäbeli  (Grüess  Gott,  Bäsi  LPfaffn.),  chumm,  sitz  zue, 
ich  ha"  jetz  grad  es  Stündeli  Hut"'.  Ich  bi"  so  lustig 
trala  la  la  la,  wenn  ig  es  Chacheli  Gaffe  ha". 
GZür.  1902  (BLangn.);  ALGassmann  1906  (LPfaffn.).  — 
b)  mit  Bez.  auf  Niederlassung.     ,N.  ist  etliche  Jahr 


17sr, 


Saz, 


hindersässvvys  allhie  zuogesässen.'  ROys.  —  2.  fort- 
faliren  zu  sitzen  B.  Der  süss  zue,  bis-er  am  Stuel  blib 
Vhange".  —  Mhd.  nur  das  Ptc.  mogeseßßtm  (zu  Bed.  1  b). 
ZT.  ist  iue-  sicher  aus  zuehe"-  (s.  das  Folg.)  kontrahiert! 
vgl.  die  Auni.  zu  lue-setien  (Sp.  1717).  —  Ziie-sitzer  m.: 
die  zum  Zuschauen  beim  Fastnachtstanz  eingeladenen 
Honoratioren  d-es  Dorfes  (Pfarrer,  Präsident  usw.),  die 
sich  dann  auf  einige  Zeit  zu  den  Tanzenden  setzen 
(an  besondern  Tischen);  man  erwartet  von  ihnen  einen 
Geldbeitrag  an  die  Kosten   der  Veranstaltung  WMü. 

zuehi"-,  zueche"-,  in  der  ä.  Spr.  auch  ,zuoher-':  = 
dem  Vor.  la  B  (so  ü.,  Hk.,  M.,  Stdt);  GlMoII.;  ZO. 
(Scboch).  WiH-er  nit  da  cho"  zuhi"s. ?  Einladung,  an 
einer  Mahlzeit  teilzunehmen.  Bärnd.  1911  (BG.).  Ejä, 
Müeti,  sitz  e"chli"  zueche"!  Einladung,  den  Besuch  zu 
verlängern.  CWeibel  1888.  Er  ist  mich  recht  chu"  zum 
Zueche"s.,  kam  noch  rechtzeitig  zum  Essen  (aber  nicht 
zum  Mithelfen  bei  der  Arbeit)  GlMoII.  Bringet  's  Mast- 
chalb  ii'"'  töiiet  's!  Mir  tvei"  l2"s  [einmal]  zuehe"s.  ?<"<?  wei" 
de""  i-"s  mit  enangere"  lustig  si",  Übers,  von  Luc.  15, 
23.  Dial.  (BLangn.).  Dernä'k  si"-si  due  zuehi"  g'sessen 
u"d  si"  aüi  buschüf  g'si",  Übers,  von  Luc.  15,  25.  ebd. 
(BHk.).  ,Sitz  zuoher!-  1471,  Z  RB.  ,Zuohins.,  sich  an 
ein  ort  zuohinsetzen,  assidere;  lassend  uns  mit  ein- 
anderen zuohinsitzen,  simul  assideamus.'  Mal.  ,So 
het  ich  können  zuehins.',  vor  dem  Mahle.  MStettler 
1606.  —  zuohin-ge-sessen;  s.  Bl-sitzer  1. 

Sitzer(i")  m.  f.  , Sitzer,  der  sitzt,  sessor.'  Fris.; 
Mal.  Sitzer(i")  spec.  =  Abend- Sitzer  (in)  (Sp!  1728), 
,colui  o  colei  che  va  a  veglia'  PA1.  (Giord.).  ,Ich  waiss's, 
iar  haid  g'hobe"  d'  Sitzra,  io  lo  so,  voi  avete  avuto 
i  giovani  a  veglia.'  ebd.  —  Vgl.  Gr.  WB.  XI,   1301. 

Stube"-:  wie  nhd.,  doch  neben  dem  Syn.  Stuben- 
Eock(er)  (Bd  II  1122)  als  unvolkst.  empfunden. 

s it z- h  a ft :  =  sess-haft  (Sp.  1 386),  in  der  Verbindung 
,sitz-  und  wohnhaft':  ,Wer  jar  und  tag  innerthalb  irer 
statt  [Elgg]  kreiss  unersuocht  des  libeigenherren  sitz- 
und  wonliaft  ist,  der  solle  endheinem  herren  diensts 
verbunden  sin.'  1576,  Z  RM.  —  Auch  bei  Gr.  WB.  X  1,  1302. 

Sitzi  f.:  a)  Sitzvorrichtung  ZO.  (scherzh.).  S.  auch 
Ghunst-S.  —  b)  Gesäss  Z  lt  Dan.  (wohl  ebenf.  scherzh.). 
D'  S.  tuet-mer  we. 

Ofe"-:  =  Ofen-Sitz  1  (Sp.  1728)  L  (Schürmann). 

Chunst-:  =  dem  Vor.,  „eine  mit  einein  ein- 
geschlossenen Räume  versehene  steinerne  Bank  (Sitzi) 
in  der  Wohnstube,  welche  durch  einen  Zug  aus  der 
Kunst  die  Wärme  anzieht  L." 

sitzig  (bzw.  -e'-):  in  der  Verbindung  e"  s-s  Mol, 
bei  dem  man  (nur)  sitzt  Ap.  ,Die  Innerrhoder  unter- 
scheiden bei  Hochzeiten  ein  sogenanntes  sitzigs  und 
ein  tanzigs  Mol.  Dem  sitzige"  Mol  sprechen  nament- 
lich die  Vermöglichen  und  Reichen  zu.  Essen,  Trinken, 
Plaudern  und  Singen  sind  dann  die  Hauptsache  und 
nur  am  Schlüsse  des  Hochzeitschmauses  werdi"d  noch 


toädlirh  e"  par  Büchnherli  g'no".  Beim  tanzige"  Mol 
aber  ist  der  Tanz  von  Anfang  an  Trumpf.'  AfV. 
(ATobler). 

Sitzi(n)g  (Se'tzi"?>  Ap  tw.)  f.:  wie  nhd.  Sitzung, 
allg.  S.  ha",  halte".  I'h  mues'  no'h  wädli"''  ane"  S ,  sagte 
ein  Arrestant,  der  nach  Trogen  transportiert  wurde, 
zu  einem  vorübergehenden  Bekannten.  ATobler  1905. 
G'farbeti  S ,  unfeierliche  Sitzung  des  Regierungsrates, 
zu  der  die  Mitglieder  in  beliebigem  farbigem  Anzug 
erscheinen  durften,  z.  U.  von  der  wöchentlich  gew. 
1  Mal  stattfindenden  .Hauptsitzung',  für  die  schwarze 


Kleidung,  Degen  und  Dreimaster  vorgeschrieben  war; 
der  Weibel  teilte  jeweilen  bei  der  Einladung  den 
Regierungsräten  mit,  ob  es  sich  um  eine  .Hauptsitzung' 
oder  eine  g'farbeti  S.  handle  Th|  (bis  in  die  1860  er 
Jahre).  Zssen :  (G'meind-,  Gross-)  Rät  s-S.,  Kommissiöns- 
S.  usw.    —    Mhd.  *üz<n„je;  vgl.  auch  Gr.WB.Xl,  1304. 

sitzle":  Dim.  zu  sitzen  im  Kdld.  Vgl.  höcklen 
(Bd  II  1126).  's  Sünneli  schint,  'sVögeli  grint  (dringt 
/.Stdt),  es  sitzlct  (höcklet)  uf  ''em  Lädli  und  brünzlet 
(putzt-si'h)  wie-n-es  Chnäbli  ZRegensb.,  Stdt;  Var.  zu 
dem  Kinderrätsel  Bd  V  673  o. 

ge-sitzlete°:  =  sitzlingen  Gl;  vgl.  g'liggleten 
(Bd  III  1210). 

sitzli"gen  Ap;  B;  Gl;  G;  Seh;  Tb;  Z  und  wohl 
weiterhin,  ge-sitzli"ge"  ZO.,  Riesb.,  Russ.:  in  sitzender 
Stellung.  S.  schüttle"  (im  Gegs.  zu  büchli"ge")  B.  Me" 
hat  alewll  g's.  g'ivobe",  nie  g'ständli"ge"  ZRuss.  ,[N. 
behauptet]  das  ich  in  sitzlingen  [während  er  sass]  ge- 
howen  hab.'  1550,  Z.  .Alles,  das  man  sitzlingen  tuot 
oder  üebt,  sedentarius;  die  s.  werkend  oder  arbeitend 
und  ire  handtwerk  treibend,  sedentarii.'  Fris.;  Mal.; 
ähnlich  bei  Denzl.  1677.  1716  (.sitzling').  ,N.  habe 
sitzlingen  mit  dem  stäcken  nach  dem  Seh.  geschlagen.' 
E.  XVI.,  Z.  —  Vgl.  Gr.  WB.X  1 ,  1303  ;  Martin-Lienh.  II  385. 

,Söz  in.:  grober  Rülps,  Flegel'  Bs  (Spreng). 

Vgl.  .grober  Sozi'  bei  Schm.2  II  349  (.etwa  von  socius  divi- 
norum,  Gesell  des  Kirchherrn?  oder  aus  der  Zeit  der  Je- 
suiten, von  denen  nach  den  Ordensvorschriften  wo  möglich 
keiner  allein,  sondern  immer  mit  einem  socius  wohnen,  reisen, 
agieren  sollte?'),  auch  wienerisch  ,ein  (unangenehmer,  widriger) 
Sozius'. 

Sozi  (in  Bs  -ö-)  —  m„  PI.  unver.,  Dim.  Sözeler  B: 
abschätzige  Abkürzung  für  Sozialdemokrat  Bs;  B;  Z 
und  weiterhin. 

Sozietät  f.  ,Die  grosse  Societät',  früher  vornehmes 
Klublokal  im  Hotel  de  musique  (Theater)  zu  Bern. 
Gottii. 

sulz:  Lockruf  für  Ferkel  und  Schweine.  Dan.  Syn. 
sugg  (Sp.  520).  —  Von  Dan.  selbst  als  unsicher  bezeichnet. 

Sutzle"  f.:  Sau  ZWth.  (nach  einer  Angabe).  — 
Vgl.   Sulz   f.,    .Mutterschwein,   bei   Schm.2  II  350. 

.sutzle" :  den  Speichel  mit  der  Zunge  zwischen  den 
Stockzähnen  hervorziehen,  wodurch  ein  eigentümlicher 
Ton    entsteht'   Bs  (Socin).   —    Auch   bei  Schm.2  II  3, 

umen-  ,omme"so'tzle" :  herumschmutzen1  ApI.  (T.), 
Syn.  u.-sulzen  1  (Sp.  902).  —  üs-:  (einen  Rest)  aus 
schlürfen.  GottVodä  der  neu:  Das  u-är  mär  kein  Trunk  .. 
es  miech  mär  heilig  der  Rumpel,  der  Todt  kans  ussuzla 
Dodt:  Ab  dem  wird  ih  nit  stark  umäburzlä,  mih  dunkt .. 
wan  meh  drin  war,  so  drunk  er.  Tyrolersp.  1743. 

sueze"  s.  zuezen. 


sozge-:  =  sötschen  (Sp.  1478)  GoT.;  s.  d. 


Siiezja,  nach  andern  Angaben  Züezja,  Süezgja  -  f.: 
essbare  Wurzel  einer  Art  Farnkraut,  Engelwurzel, 
Angelica  GrD.  —  Abi.  zu  siie».     '/.-  ans  dS-. 

Grägga-  Züezja  f.:  .Wabensüsswurz',  Art  Farn- 
kraut GrD.  (B.) 

Ge-satzt,  -setzt  s.  ffe-sate,  ffe-sete(Sp.  1573. 1602). 


PF  -reizerisches  Idiotiken 

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