Schweizerisches Idiotikon.
Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache.
Siebenter Band.
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Schweizerisches Idiotikon.
Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache.
Gesammelt auf Veranstaltung
der
Antiquarischen Gesellschalt- in Zürich
unter Beihülfe
aus allen Kreisen des Schweizervolkes.
Herausgegeben mit nnterstfltznns des Bundes und der Kantone.
Begonnen
Friedrich Staub und Ludwig Tobler.
Siebenter Band.
Bearbeitet
von
A. Bachmann
und
E. Schwyzer, J. Vetsch, 0. Gröger, H. Blattner, W. Wiget.
3
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Frauenfeld.
Verlag von Huber & Co.
1913
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S-.
Vgl. au,* Z-
s: I. Interj. 1. (lenis) s! gebraucht, um Jmd auf-
merksam zu machen, zB. zur Entgegennahme einer
vertraulichen Mitteilung Ap; B; Th; Z. - 2. a) (fortis)
ss! als Drohung, Abmahnung, Aufforderung zur Ruhe
Ap; B; L (Ineichen); Z. — b) ssss! (eine Zeit lang
ausgehaltene fortis), gebraucht, um widerspenstiges
Vieh laufen zu machen Aä; ScHwIb. — II. als kür-
zeste enklitische Gestalt 1. einzelner Formen a) des
Artikels: 's für ,das, des'; s. der. — b) des Pers.-Pron.
der 3. Pers. a) für es; s. Bd I 509/13. - ß) für (Sg.
und PI.) st; s. si I und IL — 2. von als (allen-
falls tw. auch dass); s. Bd I 197/200. — 3. von si
(3. Sg. Opt. von sin) in der kath. Grussformel g'lobt-s'
Jesus (Jesis) Christ Gl; S; W; vgl. noch Jesus (Bd
III 71). — Vgl. Em I (Bd I 513); zu II auch Gr. WB.
VIII 1577.
Sa, se, si, so, sn.
Vgl. auch die Gruppen «-<■*, s-Ä, «•/. 8-n, *-/<•.
sa: 1. im Anzählreim unter Enoll (Bd III 740);
ribedi-rabedi (Bd VI 12); Ural, noch weiterhin. —
2. a) ,sa, sa', Antreiberuf für ein Pferd: ,Das Ross
ist ferig, es ist gschwind. Sa, sa! hui Ross. nun mach
dich fort.' Stettler 1606. — b) i sa! Ausruf der Ver-
wunderung GrP]\ (Schwzd.). — c) e nü sassä! UGösch.
1) Jauchzer beim Tanzen. — 2) etwa = , also gut!' und
gebraucht, wenn nach langem Feilschen der Eine dem
Andern die Ware zu dem vorgeschlagenen Preise über-
lässt. — d) hei-ssa! s. unter e (sonst kaum volkstüm-
lich). Hei-sa-sa-sa-hei s. Bd II 852 o. — e) liop-sa!
wie nhd. Heissa h., sechs Wuche" drei Tag, hei"s
. Schätzeli nie g'ha" [usw.], Kindervers, auch als An-
zählreim Z. Hopsa! sagt Einer, dem ein Rülps oder
auch ein lauter Wind entfährt Th. Häufiger in der
Erweiterung hopsassä; s. schon Bd II 1494 (auch Ap:
GWb.; Th). 's ist Nünt als Dideldum und H. g'si",
von Leuten, die lustig lebten und dabei ihr Vermögen
durchbrachten ThMü.; Syn. uf alle" Bäume" Chilbi.
Mit-eme" Meiteli h., in einer Aa Variaute des Rigi-
liedes. H. Büseli, mi"s Schätzeli häd Chrüseli L.
S. noch ApVL. 1903, 17/8. 108/9 (wo auch die Form
hopsissä). Der Ma" jutzget a"mel ned hoj}sasa L. —
f) e(n) Tüsig- (auch Tansig- Th) sassa B; Th (-a). en
Tüsigs Sassa Z, das in die MA. umgesetzte Tausend-
sassa. — Vgl. Gr. WB. VIII 1577; Schill. 2 II 197.
se, se', se2, sä: 1. Interj. zur Erregung der Auf-
merksamkeit, a) se Aa; Bs; B; L (in E. si? wie Se2");
GA.,Rh., T.: ScHÜa.; Schw; S; Th tw. (so Mü., aber
Schweiz. Idiotikon VU..
zB.se dö); Uw; U; Z; „allg.\ se Bs; GT. tw.; Th tw.
(so Hw.), PI. (seltener) send AABr.; Z, sent Bs (Seiler),
set S, seit S (Joach.): a) abwehrend, abmahnend, zu-
rechtweisend. = he! „gib Acht!" passauf! Aa; Bs; B;
L; G; ScuHa.; Schw; S; Th; Uw; U; Z; „allg." Se
du! wenn man zB. von Jmd gestossen, getreten, ge-
plagt wird Aa; Bs; B; Th; Z. Du se! LNeud. Se du,
lo"-mich gö"! Aa: BHk. Se du, wa' machst dö? ThMü.
Se, dier du! B. Se, de trickst -mi'h a' fast! _U. Se,
Nazi, du Tschalpi. du trampisch-mer jo uf d' Ägersten-
auge"! S. Se (bzw.se), gang e"weg (gang-mer us Weg)!
Bs; B; Th. Se, la"-mi'" <jw> ! B; Z. Ja set, göt, was
isch Das? zu einem Aufbegehrenden. JReinh. 1907. Se,
nid tfso füll Aa; B; U; Z. Se (bzw. se). wa' isch da'
(wa' gilt 's dö)? zu lärmenden Kindern, unruhigem
Vieh Th. Se, wo brennt 's? zu einem Eiligen, ebd. Oft
auch wiederholt. Se, se! (was giH 's da?) Aa; Bs; B;
L; SchwE.; UwE.; Z. Se, se, bis nüd seltse" ! ebd. Se,
se, wo wo'ttst ane"? zB. zu einem kleinen Kinde, das
wegläuft, ebd. Mit Zusätzen. Se auch! Aa; L; Schw
Nuol.; Z (Spillm.). Se (in Th se) da (dö)'. Aa: B:
L; G; Schw; Th; Uw; U: Z, zB. auch zu einem Stück
Zugvieh, das über die Stränge tritt Th. .[Schalksnarr
zum Erznarren:] Ich radt, du lassest mich zefriden
... Pack dich hinweck, tuo dich trollen! Seh da,
muoss dir schlon die wollen? Mach dich von hinnen
flucks undbhendt!' VBoltz 1551. Sc dert! Zuruf zB.
an Kinder, die in einiger Entfernung Unfug treiben
Aa; Z. Im gleichen S.: Se ir dei (oder dei ir)\ ZW.
Sc nu! nu se! Aa; Z (Spillm.). Se no! höre auf, lass
mich GT. — g) auffordernd i. S. von wohlan! lass
sehn! „allons donc!" bes. vor Imp.- und (auffordern-
den) Fragesätzen Aa; Bs; B; Schw; S: Th; Ndw; U;
Z; „allg." Se (se), t«* ml'-di'* (noch) e"chli" üsbwrste*,
abbutze"! Aa; Th; Z. ,Seh, Christen, du weisst, wie
ich das Drehen und Dreissen hasse; seh, mach dich
zweg, mach dass du fortkommst!' Gotth. Se, Ma"",
der liest dusse" g'icüss nu'h me! Schw Fasn. 1896. Se
se! zeige doch! Z (Spillm.). Sc? wie? (= zeige!), ebd.
,Saul [zu Merob, die sich einen Krieger zum Gemahl
wünscht]: Seh tochter. das verheiss ich dir.' VBowz
1554. Vor Imp. Se, lueg! Aa: Z. Se, la"-mi"' e"mäl
luege"! ZDättl. Se, gang jetzt SL, Se, facl
I a"! Ndw. Se, chomm (efnöl)! Aa: Bs; '/.. Sc (se), hilf-
mer erweng ! Tb. Se (se), trink(e«d <'■''.' ebd. Chari.si:
probier's! SchwE. (Gedieh! I. & lost äumis! .horch,
ich will dir Etwas sagen' BHk. Seh du, chomm. hilf!
Dietsch 1844. 2 Bire», ■ Öpfel, 5 Zwetschge« derbi:
seh. rechne" 's, mir, vü cha"" Das si".-1
JStöoklik 1902. .Johannes behandelte Uli wie einen
alten Kameraden und sagte ihm alle Augenblicke:
Seh suf! seh friss!' Gotth. ,Se, komm! rief die Frau,
Sa, se, si,
und halte mit, du hast doch nichts zu tun daheim.'
ebd. ,Seh, kömit, kömit doch!' ebd. ,Jakobli sollte
essen und trinken und Anne Bäbi sagte: Seh nimm,
nimm o einist recht!' ebd. ,Seh Bauer, mist, bschütt,
mach dornig Wedele", hundert es Tags.' ebd. ,Seh
mach us, mer wei" fürt!' ebd. Set Sun, so trinket
auch e"chli"! Xen. helv. (SKienb., NA.). , Seiht, Manne",
nehmet aucl1!' Joach.1881. , Seiht, so chömruet jetz ine"!'
ebd. Muetter, seh, nimm d' Börste"! befiehlt der Sohn.
JReinh. 1904. Seh säht [also das gleiche W. zweimal
in verschiedener Bed.; s. unter 2], tuet nit eso, nes
NidelzelÜi für de" Durst, seh, nähmet ei"s! ebd. 1905.
Alle se, mach der Zeis füre"! ebd. 1907. Säg, was
bist du für Einer, se! Schw Fasn. 1896. ,Se, gib mir
am [!] blaphart haruss!' 1478, Z RB. ,Seh, Balthasar,
du diener myn, nym dissen sack!' SBirk 1535. ,Mil-
kom [ein Teufel]: Wie ist im [dem ,Mamon', der sich
über Leibschmerzen beklagt] nun der atem so kurz!
sä, Moloch, gib im von der würz!' JMürer 1565. ,Es
türst mich ja, es glaubts kein Mann. See, Bueb, setz
mir das Schrepfhorn an!' JMahler 1674. ,Seh du,
schenk mir auw noch Eins yn!' JCWeissenb. 1702.
S. noch blasen (Bd V 143). Die folgenden Belege
können auch zu 2 gehören, lassen sich aber alle auch
unter Voraussetzung von Bed. laß verstehen. ,Seh
fryhett, nimm diss schenke hin!' HBüll. 1533. ,Lais:
Ich wil von dir ungfatzet sin. Syra, Syra, seh! nim
dahin den rock zuo pfand, ob wir vilicht das unser bräch-
tind vom bösswicht!' GBinder 1535. ,[Der verlorene
Sohn zum Wirt:] Seh, nimm hin dises geltli bar und
luog, dass du mir bringest har fröwli, senger und
saitenspil!' Salat 1537. ,Sara [zu Agar]: Wie staast
du, was besinst dich lang? Sä, nimm in hin [näml.
Abraham]!' Haberer 1562. ,Seh, schryber, lis'don brief
in yl!' Wagn. 1581. ,Seli, Bueb, ghalt wider schnell
die Speis!' Mvricaüs 1630. Im (auffordernden, un-
willigen) Fragesatz. Se, was liest? ,lass sehen, was
du hast!' Aa; B; Z. Se, tcas sägi"d ier? U. Sei, cha""st
Das mache"? SchwE. Se, wie cha"sch-es? zB. ein
Kinderverschen Aa; B; ZStdt. Se, wie bald bist wider
da? zu einem Kinde, das mit einem Auftrag ausgeschickt
wird ZStdt. Se, wo weit-er üs? S. Se, Frau, hasch nanig
üsg'cholderet? Z. Se, bist (no'h nid) bald fertig? Aa; B;
Th. Sei, cha"" da Nieinert Das mache"? SchwE. Se,
cha""(-mer) Nieinert helfe"? Z. Se, chunnst (chöme"d-er)
(acht) bald? sagt unwillig ein Wartender Aa; B; Th; Z.
Se, chond-er acht noch nit bald mit dem Most dö? Aa
Jon. Send! wer kennt das Vögeli, es düfelsnetts! ...
Gälet! es het 's Keine' erröte". EMey. 1833. , Jetzt
möchte ich doch wissen, wer der Spitzbube ist! Seh!
wem ist die Flasche? Da blieb es stille ringsum.'
Gotth. Se du, tvas chost-dieh di" Geiss [näml. eine
Kuh]? LTagbl. 1899. Se, muess-me"-dieh acht noch
ufeHräge"? ein Mädchen, das zum Tanz gebeten wird.
JReinh. 1907. ,A.: Ich wett wol kennen d' Ursach
sagen ... B: Sag anen, se, wict gschickten bist!'
Com. Beati. ,Da ist er, hie. See, wer will dran?'
JMahler 1674. ,[,Witzbütel' zur .Germania':] Es nem-
men zuo frönde Geberden . . . Nit gleichets meh dem
Schweizerland, all Schand und Laster nänd ob Hand,
gib mir druf Bscheid, seh, was wit sagen?' 1733, L
Spiel. An den Sprechenden gerichtet, als Aufforderung
an sich selbst, nachzudenken; in Fragesätzen, die eine
gespannte Erwartung, Neugier ausdrücken; etwa zu
verdeutlichen durch ,ich will sehen, bin begierig' AaL.
(FOschw.); GA., T.; SchwE., Ma.; Z (auch die oben-
stehenden Beispiele aus ZStdt können so empfunden
werden). Se, wie chunnt acht Das na'* use"? Se, wie
isch-es acht gestert g'gange"? zB. bei einer Abstim-
mung ZStdt. Sei, wie chönnt-men iez Das mache"?
oder: wie chönnt-men iez Das mache", sei? SchwE.;
entsprechend in Z. Se, mag-er-en acht? oder: se, welker
wird acht Meister.? sagt etwa ein Zuschauer bei einem
Ringkampf zu sich selbst oder zu einem andern Zu-
schauer ZStdt; in AaBi\; B; SchwE. können die ent-
sprechenden Wendungen nur als Aufforderung an die
Ringenden verstanden werden, was auch in ZStdt
möglich ist. A., der einen Ausgang vorhat, zum Ab-
schied: Se "'"' bald chum-ic* wider? B.: Jo, chumm
bald GT. ,Seh, wie geht's mir wohl bis am Morgen?'
UBrägg. ,Seh! ist Das nüd mügli«'1'?' PHeng. 1836.
Se, was für es Liedli chönnt 's jetzt auch a"stimme" ?
ein Frauchen vor dem Gefängniss. FOschw. 1895. ,S ä
hu': s. hu II (Bd II 861). Mit nu«. Se nu" Aa;
BHk., nu" se L; Schw; ZO. Se nu", stand einist üf!
Aa. ,Se nu", chömed einist! nun dann, kommt doch
einmal' BHk. Nu" se, was saist jetz du auch zu Dem?
Bed, »"* will lose", was use" chömm. Stutz. Nif se!
sg tue" -mer über Die e"s Chliseli b' richte", und Das
tüe"-mer. Schw Fasn. 1883. Viell. erst auf der ähnl.
Verbindung von nu" und so (s. d.) beruhend: Si nu"
so de""! wohlan, so sei es denn einmal! (scherzh.) Aa
Leer. Se se-nu"-se dann! mach e'möle"! ZRuss. Sei
nüd! , wohlan nicht', ,sieh [ob] nicht', an eine zweite
Person gerichtete Bekräftigung. Dir sclüouhn-ich der
Grind schou" nuc" z'säme", sei nüd! SchwE. (Lienert).
Das grind-i'" glich nuch durchhe", sei nüd! ebd. Nei",
Herre"sünli, du muest 's Bauele"tüfeli nüd ha", und
ioäiiH-ich muess kaput gö" — um kei"s Geld, mi"s wird 's
und se nüd! MLien. 1891. [Pfarrer zum Sennen:]
Ghaust die Fäkri mit-der schleike", wänn-d'-si wottst,
ich mein, si lauft-der wie-n-es Geissli nache", se nid?
G'seh ja scho", es giH es Eöchsig. ebd. 1896. — b) in
alter fester Verbindung mit n u. a) sene" SchwE.
(seine"), Ib. (aber sene"dä), sene", senne" Ap (-e2-) H.,
IL: Gr( 'hur, Pr. (-e1-), lt Vassali; GA. {säne", ä über-
offen), Buchs, Gib., Rag., Rh., T., Wb.; Th (-e1-), sine",
sinne" (i<e vor Nasal) Gl; GFs, G. (Zahner), Sa., Wb.
— PI. (in Bed. 2) sinet Gl lt Leuzinger: 1) abwehrend,
he da! Ap; Gl; G; Schw. Sina, cha""st nid Acht g'e"!
GSa. Sinne", sinne", Herr freie'' Bheizier, e'sau cha"" 's
nummer furtgü"! Postheiri 1869 (GSa.). Sine". Muetter.
du muest jetz nüd g'ad es G' sieht mache", a's ic'e wänn-
d' Bolle" schnitzle" tätist, me" wird auch nuch törfe"
si" Meini"g säge". CStrkiff 1906. S. du (dö)! Gl; G;
SchwE., Ib. Sina (da), la(ss)-mich gü"! Gl (bei St.2
ist das aus Schuler übernommene Beispiel irrtümlich
mit der Ortsangabe Ap versehen); GFs. Senedä, du
tüsigs Lecker! schmiil'elet dernärh der Pfarrer; z'mitzt
im Dorf ist Das nit brficKli'"! näml. ein Mädchen zu
küssen. MLien. 1896. — 2) auffordernd, wohlan, ,lass
sehen' Ap; Gr; G; SchwE.; Th. Sinne", mer wind
gü"! GFs. Bei Imp. Seine" da, ir Ledige", dr%" use"!
zum Tanze SchwE. Säne", gang e"iceg, ,so geh doch
weg'! GA. Sinne', gang lueg! GFs. Sine", zeig her!
GSa. Sinnä, Petrus, seit due der Herr, gib dem Hans
3 Grosche", sä chan"-er e" cherni"s Brout ge" houle" !
GSa. (Albrecht, Geschichte vom Spielhans). S. noch
rutschen (Bd VI 1857). ,Na sena, ghend üch aber all,
das Unglück grad alls uf mich fall!' JMahl. 1674.
,Sehnä, fang- an!' JCWeissenb. 1702. Vor Fragesatz.
,Säne", was hast? lass sehen, was du da hast' GA.
Senne", was giH 's? Gr (Killias). ,Senna, kannst du
das? lass sehen, ob du das kannst' GiiChur. Sinne",
chunnst-e"moul? GFs. ,Senä, was kaust Lustigs brin-
gen?' JCWeissenb. 1702. ,A.: Es ghört ein Trunk uff
guten Bitzen. B.: Sehnä, tut sEster no meh schwitzen?'
ebd. An den Sprechenden selbst gerichtet Ap; Gl;
G; SchwE. ,Senne", länd-s'? lass sehen, zerbrechen
sie?' ApSchön. (Dan.). Säne" (verstärkt: säne" nu
säne"), seit-er 's? ich bin begierig, ob er es über sich
bringt, wagt, es zu sagen GA. Der Bauer, der mit
all seinem Fluchen seine Ochsen nicht von der Stelle
bringt, fragt sich, ob es dem Pfarrer, der herankommt,
mit Beten gelingen werde: Sene", bringt-er-s' fürsich
z' gö"? SchwE. (Gedicht). Sine", sine"? Gl. Sine", wie
chunnt Das use"? ebd. Sine", wie lang gät Das noch?
ebd. [Der bei einer Sennhütte abgewiesene fahrende
Schüler geht zu einer andern und denkt:] Sine",
gebend - s' - mer da auch Nut? Gl Gem. (Sage). [Das
Mädchen] hät-mich mit sine" grossen Auge" immer e'so
g'spässig a"g'gugget, dass-ich ha" müesse" a"ni" [an-
nehmen], es meini allweg: sine", was Dumms macht
iez da"" der Heiri wider? CStreipp 1899. Ich ha"
'tänggt: sine", sine", we gut 's? ebd. 1902. Neuerdings
mit nu verbunden. Sina nu chunnt-er? wir wollen
nun sehen, ob er kommt G (Zahner). Säne" nu säne",
wie chunnt 's nueh use"? ich bin sehr begierig (will
gerne sehen), wie Das noch herauskommt GA. Nu
sine"! Gl. Der Geisser giH umme": Sig 's jetz dem
Herrgott lieb oder leid, se witt-ich übere". Der Pur
tankt: Nu sine"! und lueget-em zue, wie-n-er schwimmt.
Gl Gem. (Sage). Sene" nüd? ! wie se nüd (s. oben aß
zu Ende) SchwE. Du wem-mer scho" ufe" cho", sei(ne")
nüd! Analog wie la" g'se (s. unten da) entsteht la"
senne", worin senne" als Inf. functioniert; nicht zu-
treffend Bd III 1398 u. La" senne"! ,lass sehen' GrL..
Pr. L. s., magst über der Zu" springe"? GrPi\ Wenn-
er us-aem Maie"säss z'rugg sind, wül-ich-dich b'höre" in
Demm, was [d'J g' lernet liest [im Katechismus usw.] ; la"
senne", mi" Bueb, e" wiete" Fürruck bis dar z' mache"
chunnst! Scbwzd. (GrPi\). — ß) sele" A?(-e2-; in V. die
allein geltende Form, sonst, wenigstens tw., neben si'2-
ne"); GRMai.; G tw.; TH(so Egn., -e-'-), he2le" ApV. 1) ab-
wehrend. Sele" (wie)! sele" du (od. s. dö, dei)\ ApV.
(zB. wenn man gestossen, gezupft wird). Sele" dö!
GRh. — 2) auffordernd. ,Sela, mer wand luege", nun
lasset uns sehen' Ap (TTobler). Sele", ich will-der
e"chli" helfe"! ApV. Bei Imp. Sele" geb, gang, nemm,
mach e"chli" ! ebd. Sele", zäg e"möl! gib her, lass
sehen! TijEgn. Mache'd, Göfe", sela mache"d! Ap
.(Dekl.). Vor Fragesatz. Sele", ge''d 's-es näbe" [dass du
kommst]? ApV. Sele", wie bald chöst wider? ApV.; Th.
An den Sprechenden selbst gerichtet. Sele" (wie), chöd-
er? ich will gerne sehen, ob er kommt ApV. Sele" (wie),
wa' isch morn för Wetter? ebd. A.: Sele", (wie) bald
chomm-i'h wider ? B. : Jo, sele" (wie) ; oder A. : Sele", (wie)
bald chöst wider? B.: Jo, sele" (wie) ApV.; vgl. Sp. 4.
— y) s»2 (s- die Anm.), gleichbed. mit sine\' (s. unter a)
Gl: 1) abwehrend. Si, las'-mich gü"! — 2) auffordernd.
Si, zeig-mer's! zeig's doch, lass sehn GlMoII. Wuelfeil
cha""-me" 's [den Glarnerthee] bi-mer chaufe", nem-mer
auck es Päckli, sl! CZwicky 1901 (Gl). — 8) sin (,das
i nicht sehr lang') GRNuf. 1) abwehrend. S. cha""st-
mi'" nie la" sl"! S. bist (doch) en Wuest! — 2) schlies-
send, folgernd: gewiss. S.hend-s' Neues [Etwas] ver-
gesse", sagt Einer, der von einer Gesellschaft, die
bereits weggegangen war, Jmd zurückkommen sieht.
Sin hen-s" ne" g'seh". — 3) sieh! Syn. hest. S. hest-
mi°h halt g'ergeret. — c) mit wie verbunden, das gew.
den Ton auf sich zieht (s. die Anm.). 1) sewie GT.;
SchwE., sewie (wohl meist -e'-) BsL.; G (Firm.); Z
Bttl., Dättl., Stdt (alt), Wth. (alt), säwie Bs (BMeyer),
seine (wohl meist -e'-) GT. (LSrägger); ScHStdt, St.; Tu
Berg, Homburg, Tag. ; Z (so Bül., Dättl., Marth., 0., Stdt,
W., Wl., Wth.), säbie Sca (Kirchh.) ; m und uTu, sabie Sch
(allg.); THDiess., Hw.,Mü.,Täg.; ZMarth.,Rafz, Rhein.,
durch Anlehnung an hü, ä noch stärker entstellt he'bie
Sch; ZW., häbie Sch (Kirchh.), habie ThHw., Mü.,
Steckb.; ZEafz, Stli., ebie ZO. (Hürlimann), äbie Sch
(Pletscher), abie ScHBuch,Ha.; THErm.,Fr., Pl.se&iena!
Sch — 2) sen(n)e"wie GßChur; GBuchs, Rh., T.,
Wb. (sinne"wie),W.; ThMü. (seltener); ZDättl., sene"6ie
Sch (vereinzelt); oTh, Berg, Fr., Hw. (se'-), Mü., auch
ItPup.; Z (lt Spillm. und nach anderer Angabe se'-).
hene"bie oTh — 3) sele" wie Ap (se2-); Gl (St.b); GRh.,
Wb. (selten); ScnSt. (se1-); ZStdt, sele"bie oTh, Diess.,
Egn. ('se2-,), Hw. (se2-), hele"wie ApV. (neben s-): 1) ab-
wehrend Ap; Gl (St.b); GBuchs, Rh., T., W.; See; ZO.
(Hürlimann), W. Sela wie! lass mich gehen! ,sela wie,
lom-mich gö"! lass mich gehen!' Ap (TTobler). —
2) auffordernd, ,lass sehen'! Ap; BsL.; GRChur; GWb.,
W.; Sch; SchwE.; Th; Z. Sebiend Si! Sch. [Bursche,
der seine Kameraden auffordern will, einem kranken
Bauern das Gras zu mähen und das Korn zu schnei-
den: wir wollen sehen] wie 's acht e' mähe" war a"
su-re" Nacht und öppe" Haber z' schnide". Seh wie!
Dö gab 's jo Mäder und es (/-'schnitt, schier grosser
a's im Chatze"rütihof. Stütz. Säbie, ehr Hehre' [ihr
Herren], no"* Ä"s [näml. ein Lied]! AHälder 1838/9.
Sabie. mer wend i"he", i0* will-der en guete" Schoppe"
zale"! Schwzo. (ScHBargen). Sellebie, Lisebeth oder
Amerei, wersch goppel auch cho"! Schwz. Frauenh.
1902 (oTh). Mit Imp. Sebie', heb ane" ! lass sehen,
halte mir stille! ZW. Sene"bie (hene"bie), chom e"möl!
oTh. Sabie (sene"bie, sele"wie), zäg-mer's e"möl! ThHw.,
Mü. Aber seh wie, so sag-is [uns], wie Alles noch witer
isch 'gange". KR Hagenb. 18(33. ,Sennabie! Du herziges
Wickelkind, nimm einmal ein A"rung und gump zum
Bett raus!' Th Ztg 1896. Äbie, Bäsi Babettli, spinn
au'h e" Höckli! APletscher 1902. ,[Eva zu Adam im
Paradies:] Sena wie, beiss au a Fetza davon!' TTobler
(aus einer Quelle von 1800; Schweiz.?). S. noch brin-
gen (Bd V 696); Rdb (Bd VI 20). Vor Fragesätzen.
Se(ne")bie (hene"bie), wa' hast dö? Th: ZDättl. Sene"bie
(hene"bie), magst Da" g'lupfe"? ebd. Sabie, chonnst du
obere" [zB. über einen Graben]? ThMü. Sewie, wie
stät 's? ZBül. Ach, Liseli, ich hett t" Bitt! Brav, brav,
min Hans, sewie wa' ivitt? Firm. (G). Sabie, was Hem-
mer für e" G'schmäus [mit Bezug auf die gefangenen
Fische]? SWixz (SuSt,). Abie. wer min Eu'h rötet de"
scÄö»JBafe«Z«'erst?ONi8ELil896(THErm.). S.nochiVier-
Bräten(Bd V875). An den Sprechenden selbst gerichtet
Ap; GRh., T., Wb.; THEgn., Mü.; ZAuss., W. Sabie,
nie chunnt's ächtno'1' use"? ThMü. Se3le"bie. wer'C'fil/-
mer fertig bis z' Obe"d? TuEgn., Hw. Als Bekräftigung
SchwE.; vgl. se nüd (Sp. !)■ Da" wem-mer [wollen
wir] g'chöirig rerbaitele", sei wie! Bursche, der ein Adler-
nest ausnehmen will: Der [der Adler] muess-mer dra",
seh wie! SchwE. (Gedicht von Ochsner). — d) mit
Sl, so,
formeller Angleichung ans Vb sehen, a) G'se! B; an-
scheinend als Imp. von gesehen empfunden. 1) auf-
fordernd, wohlan! G'seh, Hansli, chum o [auch] zuehe"
da, du hest doch no"1 nid g 'gisse"! CWälti 1848. G'seh,
mach, das'-mer hei'" chöme"! B Hink. Bot 1872. Gseh,
gib Antwort! v Alken 1897. — 2) sieh! Müetti, chum
g'seh, wel'h e" schöni Ghue ich g'chauft hu"! B Hink.
Bot 1806. Formell (aber nicht semasiologisch) voll-
ständige Anlehnung an sehen zeigt die Verbindung
la"-g'se; s. Bd III 1398 u. und gesehen. — ß) sehe",
tische" GaHe., Pr. Sähe", Eriste". was d' für Neuig-
keite" käst! Schwzd. (GrPi-.). S., was ä" kamst! »in
Mai. S., wie wird Das gö"! ebd. S., wie leit 's en
Sehne ab ! GitHe. (Däri.). In Verbindung mit wie. Seche"
wie, zeig was [d'] ha"' st ^ S.w., was tuest, was machst
dö? — 2. a) se1 Ap (in der Kdspr. de' de'): Bs; GlH., K. :
GrL., vPr.; GRh. (Mooser), Sa.,Wb., lt Zahner; Scb; Tb
Hw., Mü.; ZMarth.. sä (gew.s„<) Aa (tw.se*) Bi\, F., Ke.,
Leer., St., Zein.; B; FSs.; GrHc. (se-). Nuf.. iPr., Ths;
LE.. G.; l'Al. (.sir): GA..Fs, Ta., T.. VV.: Schw, so F.:
SL., Thierst.; TB.; Ndw; UwE : U: W; /(überwiegend;
se'), PI. send Ap; Gr vPr.; Lj GSa., Wb.; TbHw. (-¥■),
sent Bs (Seiler, lt Spreng send), sänd AaBi\ (neben se*nd),
Leer.; BBrisl.; GlH. K : LE.; GTa., T.; Scb; SchwE.
(selnd wie he'nd, we?nä); Ndw: UwE.: ü; Z (in Stdt
se'nd). sänt L, satt B; GuNnf.; S; W. sät BBrisl.; S,
säd GitFeist. säit LE., satted PA1. — he' ApV. (zu
Bd II 850): da (nimm)! die Handlung des Darreichens
begleitend Aa: Ap: Bs: B; FSs.; Gl; Gr; L; PAL;
G; Sch; Scbw: S; TB.; Tb; Uw; W; Z; wohl allg.
„Sä! nimm! nimm's hin, wenn Jemandem Etwas an-
geboten wird ... Es ist das tiens der Franzosen. Säit,
send oder sänd, tenez, wenn man Jemandem Etwas
gibt, allg." ,Sä! aeeipe! sät! aeeipite!' Id. B. Bas
Messer ist di"s, se! GrPi\ Send, Das ist üwers! ebd.
De' ist tifig, we""-me" seit se A a . We""-me" zu dir nw seit
sä, so bist (du) z' finde" 7.. Er hört's besser, we""-mer
zu-n-em seit sä, als irc""-mer Öppis von-em leo'tl ZO.
Wann 's heisst sä, dünn g'hört-er guet! ZW. Sä-n-
iez! Z. Er müend 's g'wüss ne" [das Geld]. Nu send,
na send, er müend! Stdtz. ,[A. sagt aus, dass B.] zuo
des von Kam bank kam und warft' 4 d. in das brett,
sprach: se, dass dir das der tiifel übel vergelt, dass
du mir als lang hast gebeited.' 1422, Z KB. ,Min ben-
äht zu Einsideln gebe im [für einen Dienst] 10 ß und
rette zu im: sind [!] und vertrinkent die!' 1465, ebd.
,Do Meridianna gsach ülliffler fallen, do lachet sy ein
wenig und fieng im sin pfert und bracht im daz und
sprach zuo im: Herr Olliffier, send, sitzen wider uf!'
Morgant 1530. ,[Narr zu Johannes, dem er ins Ge-
fängniss Speise bringt:] Sab, Hanso, sah. ich bring
dir z fressen!' Aal 1549. ,Nun sendt, das ist ein
guoten alten [näml. Wein]!' ebd. ,So sa [!], i will dir
halbs [nämlich die halbe Wurst] verehren.- Spichtig
1658. Mit Acc. Se de" Nüggi! zu einem schreienden
Kinde Aa. Sät noeh grad es chlVs Tri"chgeltli BR.
Sä en Öpfel! GFs. Sri d' Hand, eeco la manu: satted
d'sG'eld, prendete il danaro PAL Säsus! nimm es W.
Müs, Müs, sä de" Za". gim-mer en andere" Za" und
e" goldi"s Chetteli dra" ZRegensb., W.; vgl. Bd IV
475 u. Frau: Cha""st-mer e"chli" Ghriesiwasser ge"?
Meili: Hätt's seliier vergesse", se noh, was-ich liä".
Stutz. .A. rette: se ein angster! Den neme er [B.].'
1463, Z KB. ,[Die Witwe] sass by im allein in der
stuben schwetzend, da bot er iren ein ringli und
sprach: se den gmahelring da! Den nam sy gern und
jach: was sol ich dir gen? Er sprach: was du wilt.
Also gab sy im ein briefli, darinn was ein halber ducat,
und jach: se du, das het mir min man selig gen zuo
einem bittpfening.' 1525/7, Z Ehegerichtsbücher; in
der gegnerischen Aussage: ,se hin, das ist der ring.'
,So sä hiemit das buoch, darinn findst gschriben
stau, wie du din laben solt anfan.' GBinder 1535.
.Gnädiger her, send d Schlüssel hie und bhaltends
by euch biss morn früe.' SBirk 1535. ,Kumm, rumm
uf, schilt bar, locherlin, byss har, sess sess [nimm's;
vgl. unter 2 a], kumm bätzlin!' zu einem Hunde.
RSchjiid 1579. ,Ä, sä den Spiegel; Lieber, lueg!'
Com. Beati. ,Se noch Eins! aeeipe denuo.' Pied. 1662.
In der Wendung ,se min trüw'! = da mein Wort
darauf; schon mhd. (,set mine triuwe!- Walther 74, 27);
s. auch unter ,se hin.' ,Do bot im der Z. sin band
und sprach: Nu se dir min trüw, wo ich sy vormals
einest geschlagen hab, das ich sy nu zechen malen
darumb schlachen wil.' 1434, Z RB. ,Da hatt der
Nesen sin band frevenlich uff und rett also: se min
trüw, wo du gast, da ich bin, so wil ich dir din hals
abstechen oder du muost mir es tuon.' 1453, ebd.
Mit Imp. Se nemm (nimm) 's (doch)! Ap; Tb. Säit
näit! LE. Sänd, sind nit so schlich und nend 's! L.
Se trink! Ap; Tb. Se, mV Beppeli, trink! sagt die
Mutter, indem sie ihrem Knaben eine Tasse Kaffee
aufstellt Bs (Hagenb.). Sä süff, G'mein(d)rät! L (In-
ei.-hen): Z: vgl. Bd VI 1591. A.: Sah. nimm 's du
noch ! B.: Nei", ieh nimme" 's nit; sä dö, ich maf> nit
trinke1. JEeinh. 1907. Du, Vik, sä lue», lis dö! ebd.
Sä, Jelli. nimm du Ei"s da us aem Dorfgutterli !
Baum.. 1908 (BGr.). Chitmm se' (sä) ! Aa; Ap; B; L;
Tb; Z und weiterhin. Chom sä, du hübschi, du fini!
Graf, dem Mädchen seinen Ring bietend. ALGassm.
1906 (L Fischb.). Chomm weiälieh se (sä)! oder w. eh.
s.! zu kleinen Kindern, indem man ihnen einen locken-
den Gegenstand entgegenstreckt (wenn sie zB. gehn
lernen sollen), auch zu jungen Haustieren (Füllen,
Kalb), die man herbeilocken will (s. unter b) Tu; Z.
Ähnlich g'schivind chomm se! Tb. Meist ironisch als
Abfertigung: (Jo od. aber) g'schirind chumm (chomm)
se' (se2)! da kannst du lange warten! AaBt.; TbHw.,
Mü.; Z. Übh. als Zurückweisung einer von Andern
ausgesprochenen oder auch selbst gehegten Erwartung,
Annahme. A.: Du hast doch gwüss e" schö" Trinkgelt
übereho"? B.: Jo, g'schw. eh. s.! Tb. I'k hett g 'glaubt,
er wurd nöchge". Jo, g'schw. eh. s. [da habe ich mich
schön verrechnet |! ebd.; ähnlich Z. Die ä. Belege mit
Imp. lassen sich von denen unter 1 a ß (s. d.) nicht
scharf scheiden. .Köchin: Sä, Levi, friss die tigen
wurst, ich sag dir zuo, sy bringt dir durst.- Rüef 1540.
,Büt mir dyn hand, sä. steck in [den Ring] an.' JMureb
1560. ,Sätt! da näht.- B (Wolt. Jüngl. 1780). S. noch
bass (Bd IV 1650). ,Se (sä) hab!' ,Als er in [den
Scharfrichter] geslagen habe, so habe er gerett: se,
die streich hab von des wegen, den du hür verbrantest,
das er nit getan hab und ob Gott wil, es sich niemer
erfinden söl.' 1451, Z RB. ,Wirt [zum ,wirtsbuob']:
Nun beit, se, heb den öring z'lon!' HsRMan. ,Sä,
hab dir da den stoss mit den füessen, aeeipe calcem.'
Mal., ,see oder hab . . .' Fuis. S. noch haben (Bd II
874> ,Se trink!' ,N. habe im das [Glas] botten und
gerett: se und trink die stallung ab!' 1453, Z RB.
.Redte der A. zu dem B.: Se trink!' 1473, ebd. ,Rebman
Sa, se, 91, so, su
Chrisostomus Trubenhirs: Gott gsegnes üch gsellen,
was ists, wie wie? Heini Frefenrotzig: Ei, nüt dann
guots; send, trinkend hie! ... R.: (iott dank üch, was
guoten wins ist das!' HsRMan. Se (sä) dö hast! PI.
send (sänd) dö händ-er! da, da hast du (habt ihr) Aa;
Ap; Bs; Gr; Sch; S; Th: Z. Sänd-Si dö händ-Si!
Aa. S. da hesch-(e)s! B; G; Th; Z. Send du hasch!
GSa. (scherzh.). S. dö hest en Öpfel, es Stuck Brät! ua.
Aa; Bs; GitPr.; Soa; S; Tu; Z. Sä, Elisi, da hest o«*
en Bitz! BGr. (Bärnd. 1908). Su sä da hest es Fränkli!
ebd. Sät, Muetter, dö heit-er euers Bettli! S. Sah
dö hesch e" Hellerli. kauf drum, tcas-de witt! Bs, sät
da heit-der Chrützerli! B, in einem Spiel; s. ABrenner
1857, 22; GZür. 1902, 151. S. noch Biessen (Bd IV
1704); Zwei-Bäppler (Bd VI 1181). ,Er cha'"' (fad
säge": Mül, was witt? Schnorre", se dö hesch! es mag
seinen Gaumen gelüsten, was es will, so steht es ihm
zu Gebote' Ap (TTobler). Ir hind 's dou jinne" [im
Himmel] bigopp a's nie d' Vöugel im Hampfsüme" und
dörfe"d nu' säge" ,TäIler' oder: ,Mül, was wi'tt, se,
Schnorre", dou hasch [s'J !• Propuet 1855 (GSa.). Se dö
nimm ! Ap ; Sch ; Th. Sä da sin sswe Franken! BR. Satt,
sagte sie zu Anna, da sl"-si [die zwei Theater-Billete],
MWald. 1884. S. da (dö)! wohl allg.; in Studenten-
kreisen etwa auch als scherzh. Formel beim Zu-
trinken Z. Sä du da! sät (ir) da! GrNui". Sä-s da!
Z. Send da e" Bire"! GWb. Sänd dö euers Brot!
AALeer. Sä dö ne" Bitz Brot! SL. ,Seh da, nimm,
Uli, zwei Neutaler!' Gotth. A.: Z' erst wein-mer Euers
Wort. B.: So satt dö! und streckt-ne" d' Hand. JReinh.
1901. ,Da langte das Mädchen in den Pumper und
drückte mir einen Fünrliber in die Hand und sagte:
Sä da und jetzt chumm [ins Wirtshaus]!' Ndw Kai.
1906. Sä da verstät-me" ender als gib her da! ZBül.
Ei"s Sä-dö ist besser ah hundert Helf-ich-Gott! L (In-
eichen). (Ei"'m) de" Sä -da mache", von Einem, für
den das Schlechteste gut genug ist, der sich mit dem
Schlechtesten begnügen muss Z (Spillm.). ,Do [bei
einem Streit über den Einsatz beim Kegelschieben]
sprach N. zuo dem Tugginer: sä da minen kugelhuot,
macht du es nüt lassen guot sin.' 1380, Z RB. ,Da die
ürten angeleit wart, gieng der St. zuo H. über sin tisch
und sprach: lieh mir 15 dn. Da sprach er: se da min
huod! den wil ich dir liehen. Das wolt der St. nit
tuon und wolt numen, dass er im gelt liehen [solle],
das wolt aber H. nit tuon.' 1427, ebd. ,Do zuckte
N. die [geliehene] kappen ab sinem houpt und würfle
im die in den dreck und rette zuo im: se duo din
kappen und geh Gott dir und der kappen das vallend
übel!' 1452, ebd. Wer gewöhnliche Geldschuld ein-
treiben will, hat sich an den Ratschreiber zu wenden,
er soll sprechen: ,der ist mir so vil oder so vil
schuldig, send da ein angster!' Der Ratschreiber
schreibt die Schuld in sein Buch. 1520, Z (Zt'sR.).
.Send do den mantel!' Zielt 1521. ,Se, Heiny. da 6
klonen!' 1536, L. ,Sä da, iss das imberwürzlin, dass
dir vor angst nit entwüsch ein fürzlin.' Aal 1549.
Auch umgekehrt: Da, sä! (gibt ihr den Schlüssel).
OvGreyerz. ,Se hin.' , Sprach der A. zuo dem B.: se
hin die kuglen und wal selber! Dass dir Gott das
vallend übel gäbe, du verhiter schulderer!' 1424, Z
RB. ,[A. zu B.:] Wilt du sweren, dass der stein uff
dem quatwor gelegen ist? Do sprach B.: Nein, ich
wil nit sweren umb kein gelt; wilt aber du sweren,
so se hin ein Schilling haller und swer du!' 1132,
ebd. ,[N. sei zu seinem Bäcker gekommen] in die
brotlouben, brecht im 1 brot und sprach: se hin die
brot wider! du hast mir minem knaben also lieblos
brot geben, das dir das der tüfel vergelte.' 1434, ebd.
.Do warff er [ein Bäckermeister einem andernj den
Schlüssel in sin brottiscli und Sprech: sehin und be-
schlüss [die Brotlaube] oder du beschlüss nit, weders
du wellist.' 1435, ebd. ,Der T. [gab] im die brieff
und sprach: sehin! du hast kuntschaft gnuog.' 1465,
Zellw. Urk. ,Se hin daz gelt!' 1481, Z RB. .Duochman
[reicht dem einkaufenden Knecht das Tuch]: See hin!
dass sii" Gott walt!- Fastn. XV. ,Se hin die jüp und
bätler schüssel." Geng. Gm. ,Sä hin den brief, gib
mir min gelt!' NMan. ,A1so büdt im die jungkfrouw
ein kränz, sprechende: See hin, du stolzer Jüngling
fyu!' JKolross 1532. ,Jetz kummend har, ir trüwen
knecht [die Liktoren], send hin die byel, bschir-
mends recht!' HBull. 1533. ,Seh hin fünff krönen one
geferd!' GBinder 1535 (noch mehrfach). , Köchin: Ir
sind doch warlich untrüw lüt, keiner mir nun ein
trünklin büt. Äser: Sä hin, du sack, du schantlichs
wyb, luog, dass kein tröpfli drinnen blyb!' Rdef 1540.
,Se hin! will dirs in d hand verheissen (versprechen)',
die Vertreter der Kantone Bern und Schwyz zu Bru-
der Klaus. VBoltz 1551. ,Se hin dein stab!' GGotth.
1599. ,Pur (bibit): 's ist guot; sä hin! hab trun-
ken gnuog, ist besser dan der Wasserkruog.' Com.
Beati. ,M.: Zween Pfennig gib ... A.: Sähin! ich hab
mee in der Taschen.' 1616, L Spiel. Mit abstr. Obj.
,[A. erklärt dem B.:] Ich stan nit mit dir in stallung.
Da vorderte der B. stallung an in und erwuste in by
der hand, spreche: hast du nit stallung geben, so gib
mir stallung! Da slüege er in mit der funst und
redte: so se hin stallung! das dich box bluot sehend!'
1463, Z RB. ,[Ein Reiter, der von einem Fussgänger
gehöhnt wird, zu diesem:] Sähin min trüw! so bald ich
von dem ross kum, ich wil dir darumb ein schlappen
setzen.' 1486, ebd. ,Se hin da.' , Sehin da, grechtig-
keit, dyn schwert!' VBoltz 1551. ,Sä hin da, bhend,
gsell Astaroth ! mit disem du hie spalten sott den
ruggen wol solt du im fägen mit disem bösen hell-
sehen dägen.' Meinrad 1576. — b) als Lockruf bes.
für Rindvieh (Kühe, Rinder, Kälber), auch für Pferde
und Schmalvieh (Ziegen, Schafe); man streckt dabei
den Tieren Salz, einen Wisch Gras oä. hin oder stellt
sich doch so. Sä/SThierst. (zur Ziege), Chüeli (chumm)
sä! Schw, sä-sä(-sä)! AaBi\ (ssä-ssä!); BG., Si.: FSs.;
GFs; SL.; U, o-sä-sä-sä! oder o-sse-sse-sse ! BS i., ü-ssä-
ssä! B (Zyro), ü-ssä-ssä, ho Lobe" ! SchwE., i^säf-sä)!
u-sä(-sä)! (ä bald breit, bald enger) S (zu Schafen,
Ziegen), ho sä-ssä! SL. (Kuh, Ochs), hoi hoi Chüe
Chile se-se! GFs, hob hob sä-sä! BZweis. (zu Kühen),
Höpi (HiVpi), sä-ssä-ssä! BE. (ebenso), G'ii •
ssä (chumm sä-sä)! ebd. (zu Ziegen), chomm se (bzw.
o*ttm»!Sä,).'AAZeii].;GRh.; SL.(zu Pferden): Tb, chomm
se-sese(-se) ! TbHw., chumm sse-sse-sse! BSi., chumm
sä-sä-(-sä, -sä)! AALeer. (für sämtliche grössern Haus-
tiere); BG., R.: GT.; UwE.; ZO., chöm chöm ssä-ssii-ssii !
sä chöm! BG. Höh! Sä! Sii! Höh! Lot süferli cho!
Sg alli vom Bahre? So icei mer denn fahre; die grosse
gah scho. Kühreihen 1813. Hu. lii! Geissli, ho, sä!
IRöthelin 1882. Hii schon, hiissässä, liebs Chutii. bisch
so guet, chumm sässii. chumm iceidlich, schöns Chueli,
chumm! JBeihh. 1907. S. noch hö (Bd II 858). —
c) , Sä-sä machen', einem Kinde die Rute geben B
11
Sa, se, si, so,
(vRütte). Sä-sä n.: Rute in der Kdspr. B. TFe""-d'
»n'd folgisch, su itbcrchunsch d's S. B (Zyro).
Got. rat (auch in der Verbindung eai nu), anihd. se, ahd.
gew. in der Verbindung senu seno (auch senu nu, seno nu).
sinu, rino, sine, as. si»»; vgl. Gr. WB. IX 2769/71 und üe
dort verzeichnete Lit., wozu noch Martin-Lienh. II 314;
Unger-Khull 588; Brugmaira, Abh. d. Sachs. Ges. d. Wiss.
XXII. VI 28. 62 (mit Lit,); Fiek * III 421. Das W. ist
auf unserni Gebiete wie tw. auch anderwärts in zwei WW.
auseinandergefallen: se mit Bedd., welche der ahd. ,ecce'
nahe stehn, und sf, sa, ,da (nimm)'; auch wo, wie in Bs
tw.; ThHw.. lautliche Differenzierung nicht eingetreten ist,
werden 1 und 2 als verschiedene WW. empfunden. An eine
Trennung beider ist nicht zu denken, obsehon die Lautver-
hältnisse der Erklärung Schwierigkeiten bereiten. Die Kür-
zung des Vocals (wohl zuerst in Verbindungen wie se nu,
se da eingetreten) ist auch schwäb. und preuss. und sicher
sehr alt; in senu war sie jedenfalls schon ahd., wie die Nbf.
«in« zeigt, die auf senu beruht (wenn nicht Einfluss des Imp.
nh im Spiele ist; s. u.). Für die Öffnung des Vocals (unter 1
nur in den Verbindungen unter 1 b, überwiegend unter 21
kann der Nasal in der Verbindung se nu verantwortlich ge-
macht werden; von der Verbindung aus konnte sich die Öff-
nung auf's einfache W. tibertragen. In einzelnen MAA.
konnte zudem die Pluralisierung send lautlich zu sänd
werden, so hat Gl st' : scend; dem Voc. des Plurals konnte
der des Sg. ganz oder tw. angeglichen werden (es ist viell.
daran zu erinnern, das der PI. nur in Bed. 2 allg. ver-
breitet und einigermassen häufig ist). Doch ' ist dieser
Weg nicht für alle MAA. gangbar, und zudem ist mit Aus-
gleichungen zu rechnen. So hat Z nicht s*?nd. sondern si'nd;
es müsste also zunächst "se' durch den Einfluss von 'Beend
(aus 'send) zu si2 (warum aber nicht zu "e£>) und dann wieder
'scend unter dem Einfluss von si2 zu se2nd geworden sein (wie
se'nd für seßnd nach si' in ThHw.). Man mag diese Annahmen
unwahrsch. findeu; sicher ist, dass Z se'nd und ei2nd keine
lautgesetzlichen Formen sind. In AaBr. udE. braucht man
für se- nicht auf sand zu rekurrieren, da dort für g! übh.
i2 gilt. Viell. ist aber auf eine allseitige Erklärung der
Entwicklung sä (se2) < se' von vorneherein zu verzichten,
da Wörtchen dieser Art oft eine Sonderbehandlung aufweisen,
die sich weiter nicht erklären lässt. Bed. 2 dürfte von den
imperat. Verbindungen unter laß ausgehen, wofür auch die
Unmöglichkeit spricht, in der ä. Spr. (und auch noch in mo-
derner Dialektliteratur ohne consequente Orthographie) laß
und Entsprechendes unter 2 glatt zu scheiden. Die Plu-
ralisierung deiktischer Partikeln mit verbaler Kraft (»et,
sent schon nihd.) hat eine Keihe von Parallelen; vgl. zB.
griech. ■rij:-riJT6, slav. na : nate und schon die Aum. zu gelt
(Bd II 277); hei (ebd. 852); in ZMartb., doch mehr scherzh.,
ein PI. hüned zu hü (Bd II 861); nu«e< (Sp. 26). Für die
Pluralisierung vou se, sä sind tw. känd uä. (dahin. der ganz
singulare Fall sebiend unter 1 c), tw. net, niüt .nehmt' uä. mass-
gebend gewesen; sutted PA1. beruht auf "satt mit nochmals an-
getretener Personalendung -ed, wie das bayr. «e(tcrf(Schm. 2 II
201). Zur Ersetzung von s- durch h- unter 1 b ß, 1 c, und 2;
vgl. ho S (Bd II 858), hiest, hiend für siehst, siehnd und RBrandst.
1883, 50. Während dadurch se völlig interjekt. wurde, ist
anderseits das Bedürfuiss zu beobachten, das W. an ein Vb
anzulehnen, und zwar an sehen (s. bes. 1 d); schon bei Notker
steht neben sino auch sih nv(h), und so erklärt sich auch
die in älterer und neuerer Zeit häufige Schreibung ,seh',
wie auch die Def. ,lass sehn' für Bed. 1; vgl. noch: ,Sä
statt nimm; seh statt lass sehn.' JCSchweizer 1820. Die
zweisilbige Form unter 1 d ß wird an sene" (unter 1 b es)
anzuknüpfen sein. Zu einem andern Ergebniss bat das gleiche
Bestreben geführt in bad.zö wie, zei wie, verschriftdeutscht
,zeige wie' (Alem. 1843). Es sei noch bemerkt, dass in der
Sprache der Gebildeten se und se (sä) nicht häufig sind ; se 1
wird übh. nur im Verkehr mit Tiefer- oder Gleichstehnden
gebraucht. Tw. (so bes. in Ap) ist das einfache *> / durch
die Verbindungen völlig verdrängt; bemerkenswert ist ferner,
dass diese fast nur (nord)ostschweiz. sind. Zu 1 b a spec.
vgl. die an der Spitze mitgeteilten ahd. Formen, die ihnen
zugrunde liegen. Des selben Ursprungs ist wohl auch Gl
sr (unter 1 b f) < "sen (wie ebd. zun' > zn-en. mi2 < 'men)
< sein», ebenso sin unter 1 b 8. Zu 1 bß: Der Ersatz von
>i durch l fand vielleicht zuerst in sene"wie (~^> sele"wie) statt
(in schwachtoniger Stellung?), und daraus wurde erst sele"
(statt sent") gekürzt. Sele" ist kaum lediglich eine lautliche
Spielform von sene". Unrichtig über sele" Bd III 1398 und
Anni. Zu 1 c. Gew. ruht der Haupttou auf icie, so sabte,
sebte Seh: Tb; Z, habie ZRafz, doch in Ap auch seh"wie
(unwillig uud heftig auch sele"trle), iu Tb auch s(ne"bie. Wohl
lediglich auf Konstruktion beruhen Dänikers Angaben sowie
und bie. Vgl. auch asa wie unter also 1 c (Bd I 201). Die
Vielgestaltigkeit des auf s- folgenden Vocals hängt tw. mit
der Vortonigkeit zs„ zum Übergang von w iu b vgl. die Anm.
zu 6a (Bd IV 895). Zu 2 b. Rufe wie sa, sü legen den
Gedanken nahe, sä als Lockruf sei etymologisch verschieden ;
doch ist die Anuahme unnötig, wenn auch zuzugeben ist,
dass sä als Lockruf tw. nicht mehr in der eig. Bed. em-
pfunden und daher auch lautlich frei behandelt wird. Zu
2 c vgl. das ,von Aufnmnterungsmittelu wie Stock, Säbel,
Peitsche' gebrauchte Sasä in. (Schm. 2II 197).
Se s. Sew.
per-se s. Bd IV 1599.
se se, vor Vocal sgn-: schwachtonige Form 1. a) für
si; s. si I und IL — b) für sin (s. Bd I 509). — c) für
es vor s- Ap; L; Th; Z. Het-se-sich g'haue"? das
Mädchen Ap. Wie-se-sich mit der ZU all ändere" cha""!
ebd. (HKFrick). S. noch rüwen (Bd VI 1884). —
2. für so; s. d.
g"-se s. ge-segnen.
Sei (in der Alpwirtschaft), Seien (Saien) (ein
Kleiderstoff) s. unter s-j.
sei. Im Anzählreim Enerli senerli siggerli sei, ripeti,
tipeti, knoll Gl.
si I, si I: Pron. 3. Pers. Sg. fem. Formen. 1) be-
tont. Nom. Acc. si', si2 (se') Aa; Ap (auch si'); Bs;
B; Gb (tw. si); L; PA1. (nur als Nom.): G: U; W (si);
Z, si ThHw., sä Gr (sei), ltTsch.; GTam.; UwE., sija,
lt LTobler sija BGr., G. (nur als Acc), Hk., 0. (LTobler) ;
PA1. (nur als Acc), Jija Gr; W' (LTobler), sei(j)e, -a
AALeer. (nur als Acc); BE., G., Neu., Stdt; LE., seu
ApBühler (nach einer Angabe), Gen. ira B; PA].; W,
Dat. ire, -a s. Bd I 411. — 2) unbetont. Nom. Acc.
st Aa; Ap (si2); B; Gr; L; G; Th; Uw; W (si); Z,
se als Nom., wenn noch ein enklitisches Pron. folgt
nur vor si Sg. (dagegen si-s' = sie sie PI.) und si'h
Aa; Ap; Th; Z, Se, vor Voc. Sen als Acc B; LE
PAL (sa); S; W (sa), s' (wohl nur enklitisch, zT. Mos
vor einem weitem Enklitikon, bes. wenn dieses voc,
anlautet) Aa; Ap; GRPr., Rh. (s); Th; Ndw; Z, Gen
— Dat. ere, -a (in B; PAL; W auch ra, re) s. Bd I
406. Zum Gebrauch.- 1. Pers. -Pron. 3. Pers. Sg. fem
allg. (tw. dafür es s. Bd I 510). Si chunnt; chunnt-si?
B; Z, aber: ich ha"-si g'seh" Th; Z, ich ha"-se g'seh"
Sei ist hei'" chu" GTam. We""-me" en einzigs Wort
davu" seit, sei s&tte-ne" ne" [heiraten], so tuet-si
fürchtig leid drab Gr (Tsch.). Es isch für seie so
guet a's für mich B. Ich ha" seie u'"' Fritze" vo" Chlin
üf b'chennt. B Hink. Bot 188G. Seje gang 's ja de""
Nüt me a", wenn sie gestorben sei. RvTavel 1904.
Es isch-mer Eint a"'treit und ich ha"-Set noeh nie g'seh".
Schild 1885. G'seht-se-mieh acht nid? Aa; B. Hät-
se-si [zB. die Haube] uff? Aa; Ar: B; Th; Z. Hät-s%-si'h
g'freut? ebd. Wenn-s' göd . . . Ap. G'sehts'-mich acht
nüd? Z (doch jünger si). [Knabe:] He, d' Gotte"
II
chunnt, siist scho" dö! Jetzt bringt-s'-mer d' Helseten
u"d Chrö"1! Stütz 1841. Alles lät-se-sich g'falle". Usteki.
Du bisch (si ischj-si, die Person im Spiele, an welche
die Reihe kommt, die zB. zu fangen hat Bs. Vgl. das
Ballspiel Zieh-si unter ziehen. Si nimmt-si'* iren a"
BG. Spec. a) wie er (Bd I 401) als Anrede BsStdt
(an Leute untergeordneten Standes), in Frauenklöstern
(so in UwSa.), zB. will-si so guet si"? Vgl.: ,Ihr fürst-
lich Gnaden, weil Sey von Gott allda erwehlt, be-
kümmer sich nicht also fast!' JMahl. 1620. — b) in
der betonten Form, abs. oder als Subst, die Ehefrau,
Hausmutter Aa; Bs; B; Gr; G; üw; W; Z. Sei?
(selber) het-mir 's g'seit BE. .Weibchen eines Vogels"
Ap (in präd. Stellung). S. noch er (Bd 1 400/1). —
2. Refl.-Pron. der 3. Pers. Sg. fem., oft durch selb ver-
deutlicht. Im Dat. wohl allg., doch tw. (jünger) nur
noch nach Präp. fest (so B; Z tw.). Si hett-ere" möge"
's Hör üszere" Z. Schi häd ira selbs Das z Leid gitä"
W. Si hat 's [zB. das Geld] mit-ere" g'nä". So in der
ä. Spr. (neben ,sich' für den Acc). ,[Die Krähe, die
dem Habicht die Eier gestohlen hat, wird erfahren]
daz si ir selber hat bereit kumer, not und erebeit.'
Boner. ,Sy ist hüt nit by iren selbs.' LLav. 1583.
S. noch Brägi (Bd V 527); bringen (ebd. 694). Auch
im Acc. sei(j)e, nach Präp. B; S. [Die hl. Mutter
Gottes hatte] ke"s Bett für sege u"d nit e"mal e" Korb
für ire"s lieb King. Gotth. ,Ich habe das Kaffeekännli
wohl gesehen, wo si drinn Kaffee gekochet hat für
seye.' 's Ammei fragt nöch der TJrti vo" dene" Lüte"
[die sie bewirtet hatte], für seien und 's Ross im Stall.
Schild 1885.
Die Erörterung des Verhältnisses unserer Formen zu
denen der ä. Spr. gehört in die Grammatik; vgl. vorläufig
PSuter 1901 § 146; Zfhdllaa. V 542; JVetsch 1909 §§ 88.
106. 121; EWipf 1909 §§ 214. 138, zum Ganzen auch Gr.
WB. X 1, 759 ff. Au Formen der ä. Spr. seien noch genannt:
,sihe' (Nora.), um 1700, ThTän. Chr.; s' (Acc). HBull. 1533
I wiederholt). Zu 1 b vgl.: , Jakob Fryg, sus genannt syniaun.'
1558, ZGriin.
si II, si II: Pron. 3. Pers. PL Formen. 1) be-
tont. Nom. Acc. si', si* (se'J Aa; Ap (jünger); B; Gr
(tw. si); L; PAL (im Fem. auch siju, im Acc. aus-
schliesslich); G; W (Si); Z, si TaHw., sei UwE., seyV
als Acc. AALeer.; B (so E.), in G. si'jje ; LE., sü ApA.
(auch sü); GGr., ,0.', seit ApI. (nach TTobler auch als
Höflichkeitsform), veraltend in Bühl., Gais, Teuf., Gen.
mv (in BE.; PAL; W iro) s. Bd I 411/2, Dat. ine"
Aa; Ap; B; L; PAL (ini"); G; Th; W; Z — 2) un-
betont. Nom. Acc. si Aa: B; Gr (tw. st); L; G (auch
Gr.); Th; Uw; W (si); Z, sü Ap (allg.), -se als Nom.,
wenn noch ein enklitisches Pronomen folgt B, nur
vor si, sich Aa; Ap; GSa.; Th; Z, s>-, s<-n als Acc.
B; LE.; S, su (nur als fem.) PAL, s' (wohl nur en-
klitisch) Aa; Ap (nach TTobler auch in der Anrede);
Gr (tw. ?); LE.; PAL; G; Scbw; S; Th (Acc, als
Nom. tw. nur vor oder nach einem andern Enklitikon);
Nnw; W ($); Z, jg nach s und s (zB. häsch-%s = hast du
sie) Ap; Th; Z, Gen. <?$, iro (in BE. auch rf, in PAL;
WVt. auch ro, ru) s. Bd I 406, Dat. en? Aa; Ap; Th:
Z, ms B; PAL (ni); W. Zum Gebrauch. 1. Pron.
3. Pers. PL Si chömer(d) B; Z; chöme"-si? B, chö-
me»d-s'? THtw.; Z. I«* ha'-s? g'seh" B, »•* ha"^
g'seh" Th; Z. Wenn dass-si inzühe- chun [ins neue
Haus], wüssen sü selber no°h nid GGr. Si hege für
seye" selber zluege", es lueg o [auch] Niemerer für sege.
(ioTTH. 7 /«'"-«<- hi r' ... B, händ-s'-mich ... Aa; Tu: 7..
Händ-si-s ... (haben sie es und sie sie PL), dagegen
händ-s^-si ... (haben sie sich und sie sie Sg.) Th; Z.
Versteck-se wol [die Eier] oder wenn Das nit cha""st, so
lw-a% da. Gotth. Spec. a) man. Si säge"(d). man sagt
Aa; Bs; Th; Wund sonst. Si verteile" hit 's Schueler-
tuech icider Bs (Gedicht). Schi gänd, schetz-ieh, hir nid
z' Ei"sidlu", dies Jahr veranstaltet man, wie ich glaube,
keine Wallfahrt nach E. W. — b) als Anrede, Sie, wor-
über das Meiste schon Bd I 406/7 beigebracht ist.
Wönd-S'nüd? wollen Sie nicht (und: wollen sie nicht)?
Ap (TTobler); dafür wänd-Si nid (-Ü-)? kk; Tu: Z. Di-
be"d-Si wol. ir Herre"! Z und sonst; oft wird auch eine
Mehrheit von Personen, die man einzeln mit Sie anredet,
kurzweg mit der 2. Pers. PL angeredet. Der (unwill-
kürliche) Wechsel zw. den verschiedenen Anredeformen
wirkt komisch und ist als Zielscheibe des Volkswitzes
beliebt; vgl. auch unter Pfarrer (Bd V 1170). ,Ist
an E. W. mein frundtlich pit, Sy wellen sollichs von
wegen meiner mitverwandten und mein günstlich an-
nemen.' 1547, GScherrer 1859 (Brief aus TnArb.).
,Diewyl uns schwärlich fallen wollen, in diser Sach
ohne E. G. [der Regierung zu Luzern] Erwüssen zu
handien, habend wir Sy dessen berichten wollen, [damit]
Sy sich hierüber beraten.' 1610, LWill. .[Bischof zum
König:] Dann ich Sie dis vergwüssen kann, und wo Ihr
nit ablasse" wend ...' JMahl. 1620. In CMeyers Wid-
mung zum Totentanz 1650 wechselt ,Sie' mit ,Euch,
Euer.' ,Diss erzehle ich E. E. W. W. nicht nur, dass
Sie sehen [usw.].' JRüedlinger 1666. ,Man sieht wohl,
dass Ihr fürstl. Gn. mit wichtigeren Geschäften be-
laden, dass Sie nit wissen, was Sie für Volk oder
Burger in Ihrer Statt haben.' S Kai. 1712. Im Tellen-
spiel von 1775 redet Wolfram den Gessler in der
Regel mit .Ihr', ein Mal mit ,Sie' an. — 2. als RefL-
Pron. B (im Acc. bloss nach Präp.); W (bloss als
Dat.). I"si Purst heind ine' selbs g'lert d's Härli z'
machu", uns.ere Kinder lernten sich selbst kämmen W.
,Sie müsse" für seye luege".' Gotth. ,Si müsse11 zu
ihne" selber luege0.' ebd. .Andere lernend inen förch-
ten und sich vor dem hüeten.' OWerdm. 1564; ,lehrnen
sich.' Herborn 1587. .[Brautpaare] die oft nicht ein
Hallerswert hinter ihnen wüssend.' 1692, HMorf 1896.
, [Leute] die böse Schwur an ihnen haben, die sie an
sich selbs wüssen und doch nicht darvor sind.' FWvss
1697.
Vgl. die Anm. zu *t I. Diphthongierte Formen begegneu
wiederholt schon in der ä. Spr., so ,sey' (Nom.). GrU. LB.;
GGotth. 1619 (wiederholt); ,sei.' 1733, L Spiel (oft).
sie» Aa (selten); W; Z (so Marth., O.), seie" I B
(Volksztg 1899), sie" ApH., L, M., size" Aa; Bs; Z
(wohl jünger): mit Sie anreden; in Aa (auf dem Lande);
Th und sonst dafür pher Si rede". Dänlc. de? Töre"-
bueb hät-mieh g'siet und mir sind doch mit-enand i"
d' Schuel! ZMarth. ■ .Er siezet die Lakayen!' Sintem.
1759. — Bei Gr. WB. X 1, 963 nur .siezeu.'
si III, si III. Nur in Verbindung mit ja, nei" :
a) ja, nei" si, Ausruf des (unwilligen) Erstaunens Gr
Chur, He.,Pr. (Ja) si! Gatti-g hed (?.. aber Das hed
leei" G. GrCIiui-, He. Nei" si, luegend a'so, e" ganzi
Schwetti hed-er [das Wiegenkind | u-iderum g' machet !
Schwzd. (GrPt.). S. noch nein (Bd IV 760). — b) ja
si chruna BFrut., ja si g'wiiss (auch jassi g'?rüz>) BSi.
(Zyro), bei Gott, wahrlich! Ja si chruna ist d' Milch
gliangni! BFrut.
16
Die Analogie von neini, nciner usw. (Bd IV 759) uuil
von (alt)frz. Bejahungs- und Verneinungsforiiielu wie o je,
ne je und bes. o i{, neu il, auch schon lat. non tlle, lässt iu
st das Pron. «f (/ und II) erkennen.
si IV s'i s. hex (Bd II 1829). — Vgl. »cAi?
si V. In der Verbindung ah si si! ja U. — Wohl
das it. Ki.
si s. auch sich, sin.
sie <tr (Amstein); GO. (in der Verbindung siemal);
SchwE.; W, si VI GSev.: 1. zuweilen, hie und da
GO., Sev.; SchwE. Si arbeit-i<'' bi dem Für GSev.
A.: Sind-er schint 's bim N. Chindsmagd? H.: Si
etsche" wol. ebd. Auch es Heidelschuiggli sie tuet mit
si"'m Hüs e" Beis. MLien. 1906. S. noch Bd VI
809 u. — 2. ehemals Gr (Amstein). — Gekürzt aus ?«-,>
(Bd I 21).
sö (bzw. söf, sou usw.), in Tu (so Hw.) nur wenn
alleinstehend, sonst auch betont sö, unbetont sö Aa;
Ap; BSigr.; Gl; SchwE.; Th; Z, su B (so in Biel, Br.,
im 0. vor Voc. auch sun), noch mehr abgeschwächt
(tw. nur in bestimmten Verbindungen) se, vor Voc.
sen Aa; Ap: Bs: BE.,Gr.: Gl; L; G; Schw; Th; üw;
Zg; Z, Dim. söli, auch söneli, söseli (s. unten AI b a):
wie nhd. A. als rein adv. Wort- oder Satzbestimmung.
In Bed. 1 — 4, auch 6 steht in der lebenden MA. da-
neben das vollere esö (s. al-sö), das tw. (oft nur dem
Rythmus zu liebe, öfter ohne ersichtlichen Grund) be-
vorzugt wird. 1. in der (auf die) Weise (unter den
Umständen), in dem Grade; meist als Hinweis auf etw.
durch die Situation Gegebenes (zT. noch mit entspre-
chender Gebärde) oder in der Rede Vorangegangenes,
seltener auf etw. Folgendes; im Gegs. zu asj auf das
dem Sprechenden nahe Liegende deutend (s. also Bd
I 200). a) bei Verben. Mach (e)so'. wobei man dem
Angeredeten eine Gebärde vormacht. Vexierfrage unter
Kindern: Cha""st du Södä mache"? (das fragende Kind
versteht sö da, indem es dabei unvermerkt eine Gebärde
macht, zB. den Daumen emporstreckt) ZStdt. I'" weit
nid so und (oder Aa) so mache" (von einer Handdrehung
begleitet), Ausdr. der Gleichgültigkeit Aa ; Th. »So chann-
ich 's auch (noch)! spöttisch zu Jmd, der eine Aufgabe
schlecht gelöst hat Aa; Th; Z. Jo, grad (e)so (macht-
me" 's), no [nur] ganz änderst ThMü. (scherzh.). lch
chome" (gange") grad so (mit), wie ich geh und stehe,
ohnemich zuvor umzuziehen Th; s. noch unter 6 b 8.
Das,-i'h sä mues' säge", Entschuldigung eines derben
Ausdrucks Aa; Th; Z (auch das'-ich mues' sö sage").
Er ist e" Chalb, das,-ich sö m. s. Sö z' säge", sozusagen,
wie nhd. ,So zu reden'; s. Bd VI 555. Sö will-ich's
ha". Sö gät 's nüd, cha""'s nüd witer gü". Sö gät %
we""-me" nüd üfpasset, zB. zu Einem, der aus Unvor-
sichtigkeit einen Fehltritt getan hat. Unbetont. Der
Alt het nahcg'giget, nie 's öppe" so geit, wenn a" Wiber
d' Hose" träge". AHeimann 1899. Auf die Frage, wie
es einer gewissen Familie zuletzt noch ergangen sei,
erfolgt die Antwort: No", we 's dann öppe" so göt,
wann Ka'"s will schaffe": verlumpet sind-si! Th. 's isch
g'gange", wie 's öppe" so gät Z. We 's denn ädr so
i/nil. wenn Ztoä denand gern hend Ap. We-s' denn
äde sotönd, zB. zimpferliche Frauenzimmer Ap; ähn-
lich Th. Eine Verschiebung der urspr. Satzgliederung
scheint in Fällen wie den folgenden vorzuliegen. So
i" der Täubi seit-me" halt Mängs, 100 Eine" nachher
röut Ap; Tn: Z. So i" der Gschirindi han-ich nid dra"
'tankt, ebd. So 's erst Mol cha""-men nid vil säge"
[wenn die Leistung nicht ganz vollkommen ist], ebd.
's Marianneli het-si'h nit g'wüsst z' helfe", so i" der
Chlemmi. JReinh. 1901 (S). Bei sin. Söisch(-es)! So
isch ['s] und nid änderst ! Aa ; Th. Es ist iez (ejsö, lässt
sich nicht mehr ändern, 's ist halt sö, stöt 's am
Schue'hüs z' Lustdorf THWein. Ja (jö), sö (isch- es
recht oä.)! Ausdruck der Bestätigung, Zustimmung.
Es ist-mer iez sö, kommt mir jetzt so vor Z. ,[In
einer kleinen Meinungsverschiedenheit habe auf die
Vorstellungen des Vaters hin] der Sohn gsagt: Ü so
sygs, der Vatter hinwiderumb ouch: so sygs, das also
die Kind ime in allem gwillfahret.' 1636, Z. Auf
einen ganzen Satz bezogen; vgl. B 1 — 3. Ieh ha" no'''
sibe" Mal müessen Üskunft ge", und sö bin-ich (halt)
z' spöt cho" Aa; Th; Z. Er mag nit schaffe", und so
ist-er halt chrank Aa. Eine Reihe von angeführten
Tatsachen, Gründen zsfassend: Sö ist-er (isch-es) halt
<ler;ue cho" (das1...), sö isch-es halt all nie bergab
g'gange" mitem usw. Wie nhd. beispielsweise, unter
Anderm: Er ist en schlechte" Kärli, sö hat -er e"möl
(Das und Das verübt) Th; Z. Wiederholt: s. riten
(Bd VI 1672). Nit so! nit so! nit so! so so so so
so ja so isch 's recht! B; ZTu.: im ABC-Liedchen:
s. Rtiet (Bd VI 1819). Sö und sö. in der und der
Weise, dergleichen AALeer.; B; Tu; ZO. Sö und
sö isch ['s], Me" chan"-em lang säge", es sei iez
e"mäl sö und sö, er iccftt doch eisster Recht ha". De"
Tokter hett Ei"'m aiich törfe" säge", es stönd sö und sö
mit r!cm Vatter. Cha""st jetz lang säge", sö und sö
sei's g'gange"; 's globt-dcr 's kei" Mensch Ap; Th. Sö
und sö e"dii" Weg isch ['s]. Stutz. Schwig - mer doch
mit di"'m G'stürm! rief das Müetti. Die ganzi ZU
chunnst geng mit der Stadt, dert sig 's sö und sö.
CWeibel 1885. Gleichbed. ,also und so' Bd I 200. Sö
oder sö (oder änderst). Mir isch ['s] glich, sö oder sö.
Et" Weg mues' ['s] jiz gä", sö oder sö! B. Es mües'
gö", so oder änderst Tu. Sö-wi (in Ap; Ol; ti; Th
we')-sö (x-i neben *""), unter allen Umstünden, jeden-
falls, ohnehin, wohl allg. Ranne" d doch nüd eso, mer
chöme"d sö-wi-sö z' spul '. Mir hiind g'nueg, i'h mag
sö-wi-sö nüd vil. Das ist sö-tei-sö nüd war. Auch als
übermütige Bejahung (einem Höherstehenden gegen-
über nicht gebraucht) Ap; Z; hier nur mit der Be-
tonung "*"; in der Z Wochenchr. 1907, S. 192/3 als
Sprachdummheit bekämpft. A.: Chunnst mit? B. : Sö-
wi-sö! Ironisch auf einen Spott, eine Scherzrede:
Sc'b s6-ivie-sö Ap. ,Sus(t) oder so', so oder so. ,[N.
und seine Frau Vrene verzichten auf das Erbe] so
die vorgenanten Vrenen dekeines weges angevallen
was oder noch angevallen möcht sin von Cuonzen
Krämer, irem vatter, in dekeinen weg sust oder so.'
1376, AaB. Urk. ,Dass ir [die Empfänger des Acht-
briefes] den N. nicht enthaltend noch gestattend sus
noch so in dehein wise.' 1391, Z. ,Suss oder so in .
dehein wise.' 1401, Z Ratserkenntniss. ,[Die Eidge-
nossen versprechen, den Feinden des Herzogs von
Mailand in keiner Weise Vorschub zu leisten] heim-
lich noch offenlich, süss noch so, noch mit deheiner ge-
suochter geverde.' 1426, Absch.; in der gleichen Urk.
an anderer Stelle ,sust noch so.' Auf etw. Folgendes
hinweisend, folgendermassen. Sö isch-es g'gange", Be-
ginn einer Erzählung, Darlegung. I'h hän 's iez sö,
gedenke Folgendes zu tun Ap; Z. Die Sach ist so,
17
Sa, se. si, sö, Sil
damit verhält es sich fulgenderniassen Tu. Wie ma-
chi"d's denn die Pure"? Sö machind-si's: si laufi"d
der Acker uf ond ab [usw.]. ApVL. 1003; aus einem
verhreiteten Necklied. ,So ist dis die ussre zerung,
alz die burger geritten hant', Überschrift. 1380, ß
StRechn. ,So haben wir sider dem vorgnanten zile
zuo der burger banden emphangen und ingenomen von
sturen . . .' 1382, ebd. , Hieruf wir uns der waarheit
nit beschemen wellen, die zuo eröffnen. So hat es die
gstalt...' 1531, Absch. ,So bezügt nämlich und erst-
lich PMoser, undervogt zuo Malters ...' 1551, L Hexen-
proz. ,Unter dieser Bedingung', in Beteuerungen. .Pi-
latus: Sint willechome, ir herren, mir. Selflu [=,so helf
iu'; ähnlich auch sonst mhd.] Gott, nu sagent ir, waz
[usw.].' ÄiMuri Ostersp. Anf. XIII. ,Das mir Gott so wol
helff oder ich seige nit fromm, ich seie nit ein bider-
mann. nit ein guot gesell, nit eeren wärdt, ita me dii
beneament.' Fris.; Mal. ,So sterb ich, moriar. Iurandi
verbum.' ebd. (die gleichen Wendungen mit ,also'). —
b) mit ständiger Ellipse eines Verbs o) mit nachdrück-
licher Aussage- oder Befehlsbetonung. Sö! anzeigend,
zB. wenn man Einem etwas Verlangtes hinreicht Z.
So! in B auch so so! anfeuernd; eig. wohl= so ist's
recht! Sossosssosssö! zueche", zueche", zueche"! Zu-
ruf an den Zeiger, der einen Zweckschuss zu zeigen
hat. JRoos 1892: vgl. ase! ase! (Bd I 200). Unter-
brechend: So, iez gän-ich aber! sagt zB. ein Besuch.
So, iez isch-es dann g'nneg! (drohend). So, wänd-er
nanig [noch nicht] bald cho"? Tadelnd, missbilligend.
Sö(-sö)! ich säg -es (dem VatterJ, Das säg-ich! So
(auch so so, in Ap sössö), was best du 'tä* fa"g'stelHJ!
So! jeti tttesch-es loider! So, dö häm-mer 's iez
[die Bescherung]! ,Chrüeg und tischtuoch stiess sei
umb. So sau, so sau so, sprach her Ochsenchroph
aldo. Wiss, dein schimph mir nicht behagt.' Ring.
So! gut so, das wäre erledigt! So iez! W. Guet so!
bei Empfang eines Auftrags. Entgegennahme eines
Rapportes. So so, iez isch ['s] scho" wider guet, Mutter,
ihrem Kinde über eine schmerzende Stelle streichend
Tu: /,. So so. iez tuest-du scho" schlöffe", nachdem die
Mutter dem Kinde das Bettchen zurechtgemacht hat.
ebd. Im gleichen S. auch etwa sbseli. ebd. Verbreiteter
ist das Dim. söli (gew . sali söli) Aa; Ap; B; Gl; GrTIis;
L; GSa.; Sch; Th; Ndw; Z, douli SchwE. (Lienert),
söneli BsStdt, zunächst zu ganz kleinen Kindern, die
man zurecht macht, beruhigt: bes. auch im Wiegen-
lied. Soli (söli). lieber Tröli ZKn.. g. s.. AnkeHroli Z
Russ., s. (s. s.J, 's Chindli (mi"s Büebli, 's Jdkobli oä.)
ist en Tröli Th: Z, s. s. s. so, 's Meiteli ist en Trölitrö
ZZel). S., s-, s., schlaf ml"s Chindli wöli! Z. S. s.
bäte"! ZWildb., s. s. heie"! L (Bd VI 149 u.). S. s.
Poppüi, ich mach der Milch und Broggili! GSa. (AfV.).
Poppt söli schlaf! GrTIis. S. s. Wiege"stöss, über 's
Jär ist 's Chindli gross! ZF., Wald. ,S'. s. Chindeli,
mach (schissj-mer nüd i" 's Windelt (s. s. Bäbeli. mach-
mer nüd i" 's Wägeli)! Z. Doudouli douli, Chindeli!
MLiesert 1906 (SchwE.). Douli doidi, Chindli, dusse"
gout es Windli! ebd. S. s. Buebeli (Chindli) so (s. s.
s.sö), schliefist du. wie wär-i''1 frö oä. Z. S. s. so!
S. s. so! S. s. Meitili! S. s. so! ScHSchl. (EStoll 1907).
S. noch Ruew (Bd VI 1893). Abi. sölele", ein kleines
Kind beruhigen, indem man es schaukelt und söli söli
dazu singt: Du. cha""st-ne" [den kleinen Jungen] gwüss
guet g' schweige", muesch-ne" nw e"chlei" s. CStreiff
1904 (GlJI.). Auch sonst in gemütlicher, familiärer
Schweiz. Idiotikon VII.
Sprache. Söli (in Bs söneli)! sagt etwa ein Krämer,
indem er dem Kunden die Waren überreicht Aa; Th;
Z, einem (Einkäufe besorgenden) Kinde eine Kleinig-
keit schenkt BsStdt. Soli! bei Erledigung einer Arbeit
Ap; Bs; B; Th; Z (in Russ. mit dem scherzh. Zusatz
AnkfPtröli). Soli, dö war d's Albu7». HDietzi 1900.
Söli, sessa! JReinh. 1907. S. so! ebd. — ß) mit ver-
schieden abgestuftem Frageton. So? als Ausdruck
des Erstaunens, der Verwunderung, wirklich V ist's
möglich? So. dr" Weg fstöt die Such)?! So, ist Da1
d<!" Weg g'meint? So! u"d du gloubsch Das? B. S. noch
also (Bd 1 200). Etwas schwächer: So, bist ait'h wider
da? So, sind-er auch e"chli" i" der Stadt' So. Jdkeb
(wa' machst)? vertrauliche Anrede Ap. So du! Kind,
das einem andern begegnet, ebd. Sou. sou, Rouseli!
Neckerei auf die Bewohner von GSaL. Sösö odei
sosö?! Ausdruck der Verwunderung, auch der höf-
lichen Ablehnung. Söfsö), (grad) ase? Sosö, dere"weg
(göt 's. stöt 's)? Tu. So so. du machst Dere" [Derglei-
chen]! AaBi\ Ich ha" nuch e" Flasche" Most und
Chds und Brut üfg'stellt. Underdesse" ist d' VrVne"
i" d' Stube" chu" und seit: So, so, wird dö esö g'hüset
und z'mitzt im Tag g'lüselet! CStreiff (GlM.). ,Die
Gefechtswirkung der neuen Patrone soll einfach ver-
nichtend sein: Sooselisosso so!' BVolksztg 1903. Durch
so so, vereinzelt auch sossossossö, bezeugt der Zuhörer
während einer Erzählung öfter seine Aufmerksam-
keit, auch nur aus Höflichkeit ZAuss., W. D' Schwöster
wo'tt-mer 's chlage", ö gschuderihü ! Trer heb-si g' schlage",
aha sosö! Schwöster, tuen du nüd esö, ö gschuderihü !
Mine macht-mer 's auck esö, aha sosö! ZW. A so!
Gl, ö so! W, Ausruf der Verwunderung. Ja so! Th,
ja so! Aa; Ap; B; SchwE.; S: Z, Ausruf bei einer
plötzlich aufsteigenden Erinnerung, Erkenntniss. Ja
so, göd's de" se?b Weg? Aa. Ja so. du bisch- es? i'''
httl-dieh fast nid g'chennt Tu. Ja so. Das hätt-ieh
iez bald vergesse". H Blattner 1902. Ja so. sagte
kleinlaut die Marei und trollte sich in die Küche.
Aa Tagbl. 1899. Oft verst. ja so bigott! Th. Ja so b..
dö hösst's ufpasst! A.: Hest-du Das worin** selb
g' macht? Du bist glich en Erzkärli! B.: Ja so! (mit
steigendem Ton = Das will ich meinen!) Ap; ähnlich Z.
Jö so! einer dem Hörer unangenehmen Mitteilung
(zB. jö so, jetz wasch 's) oder einer Witzrede ange-
hängt (hier um den .trockenen Ton' und dadurch die
Wirkung noch zu verstärken, vgl. zB. AfV. VIII 10.
12); wenn Einer Etw. erzählt, sagt der Hörer, um
seine Teilnahme kund zu tun, hie und da jö so oder
me a'sebe"; sitzen oder liegen Mehrere ohne Gespräch
herum, so sagt bald der Eine, bald der Andere, ohne
sich auf irgend Etw. zu beziehen, jö so; ebenfalls als
bedeutungslose Floskel in jö so, lebi"d wol met-enand!
Jö so, denn gön-ich! Ap. Wie (bzw. we) so? wie nhd.
— y) und so witer, wie nhd.; besser mundartlich und
Sö (und so), und so weiter, und dergleichen Ap; Th;
Z. Er hed g'sdd, me" sfftt halt denand au'h e"chli"
me möge" vc'träge" ond sö! Ap. [Es kommt etwa vor]
dass d' Buebe" de" Chinde" Nut wand ge" und säge" d:
Si gönd und bind eus stö". mir müend dö werchen und
sö. Stütz. Weusche" darf-me" spät und fruc. ntf Der-
stöt-si'k was und wie. Nüd um Hüffe" Geld und sö,
nur um erlick durehhe" z cho". ebd. Sö'tt-er wrrche".
sä lueget-er, u-o d' Vögel ume"flüge"t und so und .«»
ebd. Me" trib-di:h. jifänd-di'k us und ,v« und «■ ebd.
| Eine Magd erzählt, wie sie ihre drei Herrinnen ge-
L'H
schölten haben:] Was-ic* so z' rede" t/'ha" hei" mit
dem Ghnecht? Ich werd e" rechti s»" und so und so.
ebd. — c) bei Adj. und Adv. Mit Emphase. Wie
gross ist 's Ghindli? So gross! mit einer die Grösse
andeutenden Gebärde. Was, so tür? erstaunte Ant-
wort auf eine Preisangabe. Ohne Emphase. Wie cha""-
men uii''1 iqijiis so Tuvims säge" (neben öppis si Tumms)!
Tue nüd so tumm! So geschwind gät's nüd. Das
macht-mieh se hässig. KdMey. 1844. Grad so guet; s.
Bd VI 505 u. I°" isse" (nime") Das g(r)ad so gern.
,[N. habe] gerett, mir band dannacht offentürig herren,
das sy so stett uff irem glouben beharren.' 152S. Z
RB. .Gleich oder eben so teuwr, tantidem.' Fris.;
Mal. Soweit in diesen Beispielen Ellipse eines Ver-
gleichungsgliedes vorliegt, gehören sie eigentlich unter
6 b. So vil; 5. Bd I 776/7. So u-it. 's war so wit
Alls i" der Or''ni"g, aber ... Er war so wit (e")ke'n
leide'' Purst, 's war so Kit kehl schlechte'' Chauf. aber . . .
S. auch nu (Bd IV 630). Daneben f so (aus in so?) wit.
's isch-mer ; so wit glich. Das Ems hat >; so wit ken
Name". ,Nach 0 Ur Hesse es [ein Gewitter] nach, da
hatten wir auch vil Wasser, aber es tat in so weit
keinen Schaden.' 1778, aZoll. 1899. Wiederholt: So
und so lang (warte"). So und so vil. — d) so e(i)n.
PI. so (selten auch als Sg.), solch (ein), derartig.
In AaF.; Ndw als einheitliches Adj. empfunden, zu
dem ein Nom. Acc. Sg. fem. soni gebildet wird (doch
Dat. so-n-ere"), in Ndw auch PI. soni (Dat. sone").
a) Sg. adj. so(-n-)e(n), so(-n-)e(s) (Dat. ra. und n. so-
me(ne,". f. so-n-ere" oä.) Aa: Ap: Bs: B: G: Th; W: Z.
Zunächst nach mit Adj. So(-n-)efn) grosse Ma"",
gueter Tüfel. So-mefne)" riche" Kärli tuet Da' [diese
finanzielle Einbusse] Nüt. Aber icie cha""-men au'h
so-n-e" tummi Bäbe" si"! Th. , Hören, lieben burger,
wie Christus uns so einen vätterlichen trost gibt!'
Geng. S. noch 6 a. Ohne Adj. So(-n-)e(n) Bueb.
Maitli Bs. So(-n-)e(n) Ma"" Aa: Ap: Th: Z. Wi'
isch-es Eine" (zB. ein Bräutigam)? 's ist ä [auch] so
en Zwöübeinige* Aa. So en N. [Einer, der so reich,
stark, gesund usw. ist wie N.] hat guet rede" : so-mefne)"
N. macht Das Nät. Emphatisch : So (in Aa si) (-n-)e(n)
Ma"". Purst; sä(-n-)e" Machenschaft (han-ieh nüd
bald g'seh''). ,Mit so einem Bein blieb ich unten im
Tale.' SGessner. Mit altertümlicher Wortstellung:
,lch förcht. ward fast vergeben laufen, kein Hofstatt
mehr finden zu kaufen, so ist ein Ziehen in die [neue]
Statt.' Mtricaüs 1630. Bei präp. Verbindung kann so
auch vor die Präp. treten. Mit so-mefne)" Ifer und
so mit-emen Ifer. [D's B3si] het-sech och so vomene"
nütnutzige" Student lo" flattiere". OvGreyerz (BStdt).
So imene" Zug inne". in einer solchen Wirtschaft drin.
JReinh. (S). Wer wett so amene" Ghröttli Täubi ha"!
AHeimann 1899 (B). Ein mundartliches i" so-mene"
Witter wird schriftd. wiedergegeben durch ,in solchem
in einem Wetter.' 1657. Bauernchr. Subst. so Ein(e'),
ein Solcher Aa; Ap; Bs; B; Th; Z. So Ein fundist
no'h uf dem Nö'hmärH, zu einem Mädchen, das eine
schlechte Partie macht Aa. So Eine" förchten-ieh
Nüt B. Emphatisch. Ist Das si Einer? ein so schlech-
ter, gemeiner Mensch. Mit si Einere» wett-ich Nüt
z' tue" ha". Mit pleonastisch wiederholtem Artikel;
vgl. auch also. E" so-n-e" Vatter, e" soni Muetter, es
so-n-es Chend (neben eso es Ghend) AaF. Eei" so
e(i)n. Mach doch kain so-n-e" (tumms) G'sicht! Tu; Z.
Ph macht fco'" so Ann [zum Mann], sagt ein .Mädchen
Th. Ja. Vn". du hast doch gwüss en tollne" Chnab:
ml" L'ebtig hän-i"'' kei" so eine" g'seh". Stutz. — ß) PI.
so. gleichbed. mit sonig, settig. doch nur adj. Aa: Bs:
B; S; Th; Z. So Lät meine" (d) .. ., Leute der Art
Aa: Bs: B: Th: Z. So Bliebe" Aa; Bs: Th. Er hed
Sträl fäl ond Schuehbendel ond Säjifen ond so Zug
(Sache") Ap; ähnlich Th. p. mit so Sache" Th. Mir
bräche" keine so Hämische" me BsStdt. Mit so Gi-
danke" bin-i'h i"g'schlofe" Bs. Schwig vo" so Sache"!
Stütz. Ja. du wirst litege", wenn d' so Sache" g' sehst.
ebd. Böse", Pantöffeli. Chettcbluemen und so War.
ebd. 's Ärgsten [ist] ,lass-es bi so Finke" auch Bere-
lutzti'. Sturmchöpfhet. Schild. So Tüpflischisser cheu"-
mer Nät bräche" da obe". AHeimann 1899. Occa-
sionell = so viel Ap; Z. Wo-n-ich so Lät g'sehe" ha"
dei stö", bin-ich au°h g' gange" gi" luege". Gemeinde-
ammann: 's ist recht, dass-ich so Lät a"tnff'e" dö. Scftt
ebe" nW e"s Bit:li Geld i"zieh". Stütz. — f) sä als Sg.
Zunächst als Neutr. Sg. und zwar im Abhängigkeits-
verhältniss zu Öppis. Nät. P'' ha" noch Nüt (e)sä
g'seh". g'hört Aa; Bs: B; Th: Z. Was wurd-me" säge",
wenn nöeh ü-sem Tod wegen Öppis so d' Chapeziner
uff dem Acher dö müesste" cho" spreche". Schild. At-
tributiv. &i Öppis, so Etwas Aa; B; Th; Z. Nei" au">,
sä Öppis! wie kann nur so Etwas geschehn ! Söircg.
auf solche, diese Weise, so ApH., I., K. (selten), M.
Mach 's söweg, nüd aseweg, mache es auf diese, nicht
auf jene Weise. Das cha""-men öppe" danken, äass-
men uff so Wis und Weg glic,'-ne" starchi Hüshalti"g
het. Schild. Was strichsch denn am-mer auch verlii.
du Bisi du, und machsch miau? De muesch doch kei"
so Fegnest si" ! Bs (ThMey.-Mer.). — 2. abs. steigernd,
(so)sehr. a) mit Emphase. Es hät-mich so g' freut,
hät-mer s<i leid 'tä". Es war so schon g'si", wann...
Ph ha" 's sä guet g'mänt Th. 's ist-mer gwüss sä nid
recht g'si"! angelegentliche Entschuldigung Aa. Er
ist doch si wunderlige' ! B. Si ist si(-n-)e" gueti! Bs;
B: Z. S. noch rüwig 2 (Bd VI 1889). So ril; s. Bd I
776. — I)) unbetont. Mit Xeg. Das ist nüd so schlimm,
nüd so übel! 's ist nid so iclt bis uf N. ,[Ich]
hab auch nit so ungstalten lyb.' VBoltz1551. .Lie-
ber, stell dich nit so lätz, ne sa;vi tantopere.' Fris.;
Mal. ,Dann je reiner die Materi [zur Destillation],
je reiner auch der Liquor oder das Öle daraus gehet
und wird das under Gefäss nicht so voll Wusts und
Abfameten.- JJNcscheler 1608. So gar (gär) 1) ganz
und gar; nur neg. Er ist so gär nüdhüsH'* Ap. Er
hat so gär fca'" Lebe" Th. '.s macht auch so gär ka'"
Gatti"g Th; Z. S. auch Mal. 375J. Nüd so gar (gär).
nicht eben sehr. — 2) wie nhd. sogar, wohl allg. : s.
auch Bd II 397. Noch so; s. schon Bd IV 642. Dazu:
Das ist-em «dc* so recht g'si", er war damit ganz zu-
frieden, Das passte ihm gerade. [N. mietete ein Haus
ausserhalb der Stadt] und isch mit sine" beide" Töch-
tere" dert use" 'züglet. Dene" Töchtere" isch-es no'"
so recht g'si" und si hätte" d's Landlebe" g'chüstet wie
nid grad Öpper. BvTavel 1904. Noch so gern! = recht
gern, Antwort auf eine Bitte, einen Befehl B; Th; Z.
/'•'' chome". er nimmt 's noch so gern. ,So bald', als-
bald. ,Er [der Hund] hat das B.ech nie gesehen und
jagt es doch von C gegen B und, wofern der Hund
nicht gar ein Nar ist, niemal von C gegen A, weil er so
bald weiss, dass es von C gegen A die Rückfeerte ist.'
vor 1744. Brief des Z Fabeldichters und Malers LMeyer
von Knonau. Wol so bald; s. Bd IV 1196. Se wol.
21
Sa,
22
0 </» lieber, guete' 31"". hett's mina Bränzfass auch esö!
Ach, wie loär's-iner dann se wol, würd's, wie du, all
Monetvoll! ZB. Sewol! ganz so, jawohl, Bestätigung
einer Aussage ZO.: s. noch wol. ,0 wie ist es so wol
thon, o Jas ist rächt, o factum bene!' Fris.; Mal. —
3. (mit Satzton) ohnehin Aa; B; GT.: SchwE.; Th; Syn.
sö-wie-sö (oben unter 1 a). I"' gö" wider [sagt Einer.
in eine Versammlung eintretend], 's sind sä g'nueg
Jjit do. 's wird sä Nüt iis-im B. 's mues' sä Alls
dür^e*, su wei-mer nid spare", ebd. Chliner, hol du
yW* en Schübel Napf vom Cheller uff! lch uifftt's e"
Bitzli noch verlese"; denn mir chönt ies so noch nüd
gär esse". JJRütl. ,Ich solle das Bett doch in der
Stube aufmachen, den Webstuhl brauche ich so jetzt
nicht.- Gotth. [Mann zur eifrig sprechenden Frau]
Nw fest am Stecke", chunnst su"st z' churz, hast hüt
g»»si so nüd g'redt. [Frau:] Juso, sott me" üppe" nuch
's Mid zueha"? MLien. 1889. So scho" : Er ist su scho"
g 'straft gnueg. — 4. einschränkend, eine Unsicherheit,
Annäherung bezeichnend; eig. als vorläufiger Hinweis
auf einen Tatbestand, für den man nach einem be-
stimmten Ausdruck sucht. I'h bi" (do) wo0* so e(n)
Bueb g'sl" (vo" sechs, sibe" Jöre"). etwa noch mit einer
die ungefähre Grösse andeutenden Handbewegung.
Bas ist so e" Sach (sind so Sache"); s. Sach. So(-n-)en
Art [so etwas wie] Chüechli B; Th. So-n-e" solche'-;
s. Bd IV 1906. So settig G'späss BE. Es ist so esö
ZF. 's isch so gräus (graue') Zug g'si" B; Th. 's ist-
mer so ardlich, so g'spässig. ich fühle mich nicht recht
wohl Ar: B; Th; Z. Öppis so Hecht eine", so halbbat zig
säge" Aa. Ei"smöls sä [s. 5] göt dann so es Tatschen
a". Stutz. I" ha" so e" Stechen uf der Brust, 's gut-em
nid em beste", wa'-me" so hört (oder sät) Th; ähnlich Z
und sonst. So nöch und nöch (näch di näeh B), so Ei"s
noch dem Andere". .[Woraus] sich so nach und nach die
Wurzel und der Stengel und anmit die ganze Pflanze
entwickelt,' AHöpfn. 17S8 (JXSchnider). Nu", nume"
so. Er macht Allz nume" so halb, so lamaTschig B.
's [eine Äusserung] ist-mer nor so use"g'fare" Tu. Zur
Not. 's göt so a". 's hat so g'langet; 's hat 's so 'tän
("tue"). Es chönnt's so tue". Stütz. No'* so, noch eben
(so). Bis iez isch- es noch (nach) so g 'gange", zB. ge-
sundheitlich, ökonomisch Aa; Ap; Th; Z. Bi mir
isch-es [was die Aufführung in der Schule betrifft]
noch so g'gange". GStücki 1897. ,Wer im Zürcher
Oberland von einem Gütchen, wo man eine Kuh som-
mern und wintern kann, nur 40 fl. Zinsen muss, der
kann noch so bestehen.' SSchinz 1818. So-sö, meist
erweitert so-sö la-lä! zur Not befriedigend, leidlich
Aa; Ap; Bs; B (la-lä); Th; Z; vgl. Gr. WB. VI 3. A.:
Wiegeit 's? B.: So-sö; ich will nid ('hinge" u'"' cha"" nid
rüeme" B. Auch attrib.: Es sind so-sö Litt, sie sind
nicht ganz schlecht, aber auch nicht ganz zuverlässig
ÄALeer. Etwa, ungefähr. Wie ist 's Wasser? so lau
(läj) Aa; Ap: Th: Z. Was-ich noeh nüd erfare" ha",
doch glich debl so säge" cha"". Lenggenh. 1830. Bei
Mass- und Zahlbegriffen. E" Wegge" so vo" fwfzeh"
Pfund Bs (Seiler). So um (die) vier Franken umme"
Aa: Ap: B; Th: Z. So um die Vieri umme". Er ist
so um die Vierzgi ume", wärt so in'n Vierzge" si" Tu.
So fast a'se gross wie . . . NBöscn 1892. — 5. eine
Situation aufnehmend, zsfassend. a) nach einer an
der Spitze des Satzes stehenden adv. Bestimmung vor
dem Verb. E"möl se chunnt-er hei'" L. Und dö so (oder
se) sät-er ... Th; ZSth. (bes. überlegend, in der Erzäh-
lung stockend). Du sä g'sehn-ich dann, dass 's 31 "Her-
manne" sind. Stutz; weitre Belege s. unter 4 und ii b 5.
Lang se stande"-si dort. Breitenst. GlVh se sV'-si denn
cho" cho- lauffe". ebd. Für Das so hätt-er nit brüche"
's Geld go" :' vertue" in der Stadt, ebd. Brüche" se tue"-
mer-e" nüd. LSteineh 1879. ,I)enne an dem vierden
tage so zarte man 10 lb 7 ß.< 1378, B StRechn.; neben:
,Uenne des andern tages (an dem dritten tage) zart
man . . .' ebd. ,Wol so sye der X. an ir herberg kö-
rnen.' 1448, Z RB. ,Ouch hernach so vint man von
stük zuo stük gemalet des lieben herren St Meinratz
leben.' Meinr. 14b'4. ,Doch so ist Nüsse in disen din-
gen gerettet und alle sin [Karls von Burgund] huoten
davor verbrant.' 1475, Bs Chr. ,Doch so möchtend si
[die nachburen und bysessen | in dem fryen bad den
selben zapfen in zimlikeit zucken, damit das selb fry
bad nach notturft wasser hette.' 1512, AaB. StR. ,Ein
künig, der die armen rieht und des dürftigen not an-
sieht, in ewigkeit so bstat syn tron.' Eckst. 1526
(Rychst.). .Hierum so bitt ich öch um Gottes willen.'
Zwingli (ähnlich oft). .Doch so wurdens [die einer
ital. Gräfin weggenommenen Kinder] durch d Eid-
gnossen der kläglichen muoter wider zuo banden ge-
bracht.' Ansh. ,Dann ye so stadt dein radtschlag in
keines menschen gwalt.' 1530, Tob. ,Morn so wirt
man üch antwurt geben.' Haimoksk. 1531. ,Nach guot
und gelt so ist uns gach.' Aal 1549. Jetzun.l so dun-
dert ess.' VBoi/rz 1551. ,Es ist villicht ein falscher
won [die Flammen schrift an der Wand], villicht so
ist's vom liecht der schatt.' JMurer 1559. ,Der krank-
heit halb so bin ich gesund.' Fris. 1574. ,Mit Dank
so nimm ich Alles an.' GGotth. 1619. .Viertens so ist
das End und der Zweck der reformierten Religion der
Beschaffenheit, dass [usw.].' Hott. 1647; neben: ,Zum
anderen hat ..., Drittens hat...' ebd. ,üann so ist
die Steur für sie reicher Leuten Schuldigkeit.- GMi i.i er
1657. S. noch hören (Bd II 1573): Profezl (Bd V 505);
nf-recht (Bd VI 219): Rugg (ebd. 786). — b) wie nhd.
zur Einführung des Nachsatzes, wohl allg. Wenn t'
no°h Öppis wottst, so tue 's Mül uf und säg 's. We""
's-der recht ist, su wei"-mer gä" B; ähnlich auch sonst.
Wan d' nid willt sto». so gang, se non vuoi stare, va
PA1. Wänn-t' chunnst, sen- (so) isch-mer recht Z. Wi
du z'fride" bisch, su si"-mer's o [auch]. Gotth. .Denket
über myni Wort nah, su werdet 'r finde", dass ich recht
ha", oder faret so fürt, so werdet 'r us Schade" klug
werde".' ebd. Laufst nit. sä gilt 's nit. Prophet 1855
(GSa.). !<* will mache", sä chumm-ich vorwärts! ebd.;
Z (fürsich). Auch nach (vollständigem oder elliptischem)
Hauptsatz in Geltung eines Nbsatzes. 's dritt Böckli
hed 's am Llbli g'ha", sä föhd das Narrli auc" <rli<>'
a", am Bädli Chüder z' spinne". PHeng. 1836. .Noch
eine Viertelstunde, so hätten die Leute mit Feuer zu
tun gehabt.' Gotth. Abweichend vom Nhd. auch nach
Objektsatz, wenn derselbe einen Bedingungssatz ver-
tritt; wohl durch Kreuzung der beiden Ausdrucks-
weisen. Was me" nüd cha"". so (se) cha""-me" nüd Z.
S. noch blasen (Bd V 141). Mit eigentümlicher Stellung.
.Wenn mir auch am Werchtag manchmal die blutti
Fersere" füre"chunt, jo frylich, su wenn der Sundi-
chunt, han i doch de°° ganzi Strumpf a"z'lege".' Gotth.
Zur Einleitung eines Zwischensatzes: .Sehr verehrter
Herr', sen isch's drinn [in einem Briefe! g'stande" -
Hrkitenst. ,Ich han geredt, din wib sig ein huor. und
sy ist ouch eine, und du muost dir es sagen lassen.
23
Sa, se. si. so,
und daz das war sig, so hat din wib noch ein man
zuo dir.- 147."], Z BB. .[Eine Magd missgönnt der
andern ihr Botenbrot und tadelt sie:] Gott gab was
sy zuo schaffen hab, so lats sys ligen, louft darab
und richtet uss unverhollen, das ir doch nit ist be-
follen.' Haberer 1502. .Da wo ich Einen mit berür
[mit einer Salbe], so wachst ihm an dein Ort ein Bart.-
Spichtig 1658. .Habind ihre Gschwöstert oder ander
I.eut darwider etwas gredt, so vermög sie sich nüd.'
1705, In. .Anbelangende zweitens unsere Angehörige
auf der Landschaft, so sollen sie sich, falls sie Gift
benötigt wären, bei unsem jeden Orts verordneten
Pfarrern hierum anmelden.' 1777. Z Ges. 1779. Eigen-
tümlich nach negativem Vordersatz: .Da selbst auch
in den hülen wonen die äffen, also das kein loch ist,
so wonet des selbigen tiers ein anzal darinnen.' Tierb.
1563; nhd. es wohnt...: im lat. Original: ,ubi simia-
rum populus montis cavernas et omnia foramina in-
colit.' In gleicher Verwendung und so Aa: Ap: Th; Z:
vgl. und 7 (Bd I 320). Wenn d'-mi"* brückst, und
so channst rüeffe" Aa. Ich mag ine"schlagt . no-n-i"1'
will, und so isch ['s] hol. beim Einschlagen eines Na-
gels TiiFr. Söw-mer «de z' 0be"t lxf" cho". ond so
ist jedi Gäss von-em selb ond asa muetters'ele'el'ä" wider
i" trcn stall g schwänzlet. ATobler 1901/2. .Fremder:
Ist es wahr, dass die Appenzeller blind auf die Welt
kommen? Appenzeller: Jo de"" frili''' isch -es war;
wenn-s' aber denn e'ninl g'sirlind. ond so stchi"tl-s' eso
e" Böufkaib. wie Er ä"s sönd, dorch de" tickst Till
dör'H". ebd. 1902. — c) zur Bekräftigung einer Aus-
sage wird dieselbe oder doch ein Teil (bes. das Verb)
mit vorangestelltem so (se) wiederholt oder durch Das
(in ähnlichem S. wie in andern MAA. sc'b) mit folgen-
dem so (se) (mit oder ohne Verb) aufgenommen SchwE.
Er cha"" Das nüd mache", sc chann-er 's. Jetz gön-
jci. „j- .te Märcht, se gön-ich, und chaufen Öppis und
se chauf-i'h; da"" laufi"*, wän"-irh 's ha", se lauf-ieh,
föhn öppis Anders a". se föhn-ieh usw. (Reimerei von
Ochsner), 's cha"" cho" jetz, was nw will, se cha"",
se tue's e"wcg dann and se tue 's! ebd. Frttgwd nn"
der Wildrer Boni, ob's nid ase sig, sen ob 's. MLien.
1896. Mit Das, gew. Das *j. Was wem-mer jetze"
mache", tas? wend bette", recht tue" und se Das, Gott
helft üs der Not, se Das! was nützt lärs Junten", se
was? Ochsxer. Miststbck g'seht-me" neimc" au'h wenig
vor de" Hüsere" und Das se g'seht-me". Es Cliilche"-
g'liit händ-s' z' Münche" kei"s so schons wie bi ü"s, im
Kunträri, es ist wie wenn e" Chupfergelte" ane" schlieg
und Das se isch. Ich hüröteti a" diner Stell und Das
se Mröteti. Lienert 1888. [Es] brücht-sich Keine" z'
freue", er sig der Hans im Gluck. iiihI wänn-er all
Winkel voll Goldduble" hat, Das sc wänn-er. ebd. Si
bringe"t-i"s a"[e"d Maitli us ''em Wältschland, wann
mir scho" so eil einige hend, Das-se wann. ebd. Ja,
die heitre" treit üch sicher, brächt bloss Dürft [Wage-
mut], Das se brächt 's. ebd. 1896. — 6. als Hinweis
auf etwas in der Rede Folgendes, auch Vorangehendes.
a) auf einen , Folgesatz.' ,Doch wer das erste Mal
ungehorsam ist und das ander Mal wider ermahnet
und beruft wird und nur dann gehorsam ist, so haben
wir so einen guten Gott, er wil mit uns zu friden
sein.' FWvss 1672. Ich war gern noch länger 'Mibe",
so guet hat 's mer g' falle". Meist in der Form ,so —
dass.- Er ist (e)so im Ifer g'si", dass... Er hat (e)so
wüest 'in", dass ... .Sin knächt hab im geseit, er ge-
nanter Jos mache sinem meister so wüeste arbeit,
das inn wunder näm, wer im die abkouffe.' 1485, Z
BB. .Ich hab gester gehört, wie dass so mit grossem
ernst die heilig göttlich gschrift der götzen und bilden
halb harfür getragen ist, dass ich grosse freud darab
empfangen hab.- Zwingli. ,Dennocht so sind der kibig
nid und der nidig kib so toub und blind, dass si weder
er. glowen noch pflicht weder bedenken noch gesehen.'
Ansh. , Eines dings so begirig sein, dass einer möcht
taub werden, ad insaniam coneupiscere.' Fris. : Mal.
— b) in correlativen Verbindungen (wobei auch das
eine Glied fehlen kann; s. unter 1 c): tw. der kon-
junktionalen Verwendung nahestehend, a) so — so.
l) = so — als, wie. Wenn de Sterne"berg sä ruh wack
war, so hoch er ist, dann icov'-er glitzere"! Stütz.
.Wer mohti so her sin. so God selbe.' XII.\ Wack.
1876. ,Die Kilch Zürich [bat sich] der Ceremonien
entsehüttet und sich zuo alter Einfalte gehalten: dess-
halben sy die erstgemelte Stuck so mit wenig Umb-
ständen und Anhängen beladen, so mit wenigen sy
immer haben mögen ussgerichtet werden.' Z Lit. 1644.
.So vil — so', so viel — als. .Daz man den höven
beiden so vil hohes lassen sol, so si notdürftig sint.'
1345, Z Urk. — 2) zum Ausdruck eines gegensätz-
lichen Verhältnisses. So flissig der Eint ist. so fül ist
der Ander Aa ; B. So g'schit-er ist. so tumm tuet-er. ebd.
So g'schld-er ist, so (se) bös ist-er auch Z. So lieb-mer
de" N. ist. so z' wider isch- mer de' Jung. ebd. So
schlecht das'-er-mer 's g' macht hed, so han-ich jez glich
Verbärmst met-em Ap. So gern [ich] -em g'holfe" hett.
so isch ['s] -mer halt e"fange" z' vil worde" Th. In
ä. Spr. können beide Sätze Hauptsätze sein: s. zB.
rumörisch (Bd VI 930). — 3) je — desto; vgl. r,. .So
hoher berg, so tiefer tal; so hoher er, so tiefer val.'
Boxer. — 4) sowohl — als auch. .Wiewol sin m[aje-
stä]t so mundlich so schriftlich sich gegen uns er-
botten hat.' 1521, Strickler. Etw. beförderlichst ,so
tag so nacht- den Obern melden. 1529/31, ebd. (noch
mehrfach). .[Die Güter des Castellans von Musso] so
in Lecke so in Muss.' 1531, Absch. ,[Die Füsse des
Affen] die schier einer band gleich und gleich so hand
so füess sind.' Tierb. 1563. ,Der biber ist ein tier,
das so auff dem land so im wasser labt.' ebd. ,So
männlin so weiblin unter den esslen.' ebd. ,Wer
immer ihr auch seit, so hohe Standsverweser so Völker
der Gemein.- R und CMever 1650. ,So Tags so Nachts.'
1676, ScHEatsverordn.; 1715, Bs Folizeiordn. — 5) zur
Verbindung zweier Hauptsätze, die in einem tem-
poralen Verhältnis.? stehen: wie — so; s. Österen (Bd
I 582). — ß) so - a(l)s (dafür in Th tw.: ZO., W. das'),
wie nhd. ,so - als'; s. schon unter als (Bd I 197). So
steht 1) gew. vor Adj. oder Adv. Er ist so gross a's
(das-) si(nj Vatter Aa; Ap; B; ZO., W. Do achteti
7iii"s Lebe" gwiiss sä wenig a's das Föckli Bairle" dö.
Stutz. Öppis chönne", wüsse" so guet a's (das') Eine" Aa :
Ap; B; Schw; Th. Ich weiss se guet a's Eine"! MLien.
,[Die Gotteshausleute verwüsteten dem Abt von St
Gallen] was sin und der sinen was, wol so vast, als
er vorhin den gottshusslüten getan hat.' Äg.Tschbdi.
,Er ist mir so glych als ich mir selbs, tarn consimilis
est atque ego; ich bin so wol ein mensch als du, tarn
ego homo sum quam tu.- Fris.; Mal. ,Ist eine An-
zeig, dass die Bauren der allem Zeiten immer so kluge
Leute gewesen als die heutigen.' Sererh. 1742. So
guet (das°) ich ha" chbn"e" Ap; Th. So cila(ljs Ap; PA1.
25
SO, SU
26
(,tanto quanto'), se vil a's SciiHa. ,So lang, so lange
zeit, landiu. So lang wirt sein lob wären, als man
von römischen taaten sagen wirt.' Fris.; Mal. So
lang als, ,tanto tempo che' l'Al. So lang (a's bzw.
das') i'h weis' Aa; Ap; B; Tu: Z. ,Bis und so lang
(als)': s. bis (Bd IV 1099/1700). So bald a(l)s Aa;
Ap; B; PAL (,tosto che'): für die ä. Spr. s. Morgant
1530, 103a; Mal. 375 d. So band a's; e. be-händ (Bd II
1408). — 2) vor Sahst. Chumm, bürst-en [den Tisch]
ab, sä ZU a's d' hast, so (viel) Zeit als du hast, soweit
die Zeit reicht. Stutz 1811. — y) >als(°) — so', = so —
als. ,Also manegen sun, so der hat. also manegerj sun
cronet er ouch.' XII., Wack. 1876; vgl.: .alsolich so
er ist.' ebd. ,Wer inrent dien zile[n] sesshaftig ist.
der sol ze allen offenen gedingen ze Malters sin und
darnach alz dike, so er ansprechig wirt.' LMalt. Oft'n.
— 8) so — wie: 1) wie nhd. 's ist nüd so bös, wie me"
z'erst g'meint hat. So g'schid nie du (bist), bin-ich
OM-* »o«*. S. noch Büch-Bütii (Bd IV 1913). So wie
du chann-ich 's au'1' nu'h. /•'' ehome* (fad so. we-n-fr*
bi", zB. im Arbeitsanzug. ,Sö, wie-n-i'1' bt". muesch-
mieU ha", talem qualem' B. So, wie-n-ich stände" «'"'
gange", darf ich-mich i" der Gesellschaft nid zeige", ebd.
So wie = so Etwas wie. E"möl sä [s. 5] bringen dann
ine [ihrer] Vier so wie-n-e" grössi grössi Muelte" mit
vier Beine", wie 's Wirts Bansen eini händ. Stütz.
— 2) sowohl — als auch, 's hat jedi ZU so Schlimms
wie Guets SchScIiI. — s) so = wie. I'hha"'s (/'macht.
so (se) guet i'h cha"". lch chome". so bald ich cha"".
,So fast ich mag, quantum queo.' Fkis. ; Mal. ,So
erst', sobald. ,So erst der houptman das erfaren und
solichs uns in yl zuogeschriben, haben wir ilents
unser ratsbotschaft abgefergget.' 1531, Absch. So f'err;
s. BdI912. 914 (dazu die Stelle unter Scherer-Brief
Bd V 484). Beispiele für konjunktionelles ,so vil, so
verr, so wit' bei Mal. 376. Elliptisch. Se wol [so
wahr] en Gott im Himmel lebt! Beteurung Z (Spill-
mann). Ebenso: So wör !»» dö bi"! Aa; Ap; Th, da
stä"! B. — £) so = als, wie, nach Komp. und Superl.
Me Brüd, so was-ne geid. mehr Brot als ihnen gehört'
PRi. (Sehott 1842). ,Uaz si daz ouch utf daz aller-
kürzist tetind, so si möchtind.' 1428, Z StB. — 7j) ,so'
= je (bei Komp.); vgl. 6<*3 und s. noch ie (Bd I 21).
, Solch stempenien merend die eer des götlichen
wortes, des sig so vil des [desto] clärer und grösser
wirt, so mee es widerstand hat.' Zwingli. ,Wo vil
richtumb, pomp und bracht und deren ding mehr, von
welchen sich die weit, so solche ding hat, dest säliger
schetzt, so es mehr ir verderbung und Verblendung.'
F Schulordn. 1577. — B. als coordinie rende Konj.
1. in diesem Falle, dann. ,[N. solle helfen] das die
hoptlüt zuhar kämint, so wöltend sy inn [Herzog
Sforza] inen geben.' 1500, Zeli.w. (Trk. ,Da wäre flissig
fürzeluogen, dass die frömden herren nit eins wurdid,
so gab es vil und feissen speck in d rüeben, zuge strit-
bar, erfaren lüt.' Ansh. ,[Zwei Herren von Sax streiten
ich; da habe der junge den alten] by den achslen
genommen und erschüttet; habe der herr gsagt: Will
sich myn vetter setzen? der jung geantwort, er müesste
staan, so gangs ime inn die füess.' 1596, Z (Akten der
Herrschaft Sax). ,Der dritt Knecht Kaguelis zur bösen
Magd Athalia: Stost aber z schwetzen, Klapertäsch V
Gang für dich, das Schwenkbecki wesch. Sy werden
sich bald setzen z Tisch, so manglets dann an Wasser
frisch, dann sind die Trinkgschürr noch nit gschwenkt.'
GGotth. 1619. — 2. dann, da, temporal. ,N. sprach:
ich will üch fürgan [vor Gericht und zwar ungeboten],
wenn ir wend, on niuni, so han ich anders ze schaffent.'
1167, Z KB. ,Jetz kommend die engel, so dondret ess,
und nemmends vier klagpersonen ...' VBoltz 1551 (sze-
nische Bemerkung). ,L>en 26 hornungs spaziert [ich]
hinus mit eim. So sich ich Etwas von fer dohar kom-
men, und zuo allem, alss wir uns zesamen necherten,
war es der Antony.' FPlatter 1612 (Boos). , So dann';
s. Bott (Bd IV 1894); Biet (Bd VI 1731). — 3. also,
folgernd (gew. nicht im Anschluss an etw. sprachlich
Ausgedrücktes, sondern aus der Situation heraus); tw.
A 5 nahestehend. Jo nu", sn ehann-rm ja. so chöm-mer
jogo"! Ap; Tu; Z. So hettist Das vorher g' seit. ebd. So,
so isch f'sj Nät. sagt etwa ein Hausierer, der abziehn
muss, ohne ein Geschäft gemacht zu haben ZStdt.
So gout 's jez, schätz-ich, dou in'n Himmel vffi". Pro-
phet 1855 (GSa.). ,Christenliche Ordnung der Küchen
zu Oberglatt den h. Touff betreffendt. So bringt die
Gotten in Begleitung einer Dienstmagt das Kind in
das Pfarrhuss.' 1637, HDiener 1863. Bes. vor Imp.
(auch Konj.). So (su, se) chumm, gib, mach e"mäl!
A.: Wenn 's-mer nid g' fallt, so gon-ich. B. : So gang,
i<>> hebe"-dieh nid. A.: Ich ha" Nut g'funde". B.: So
lueg en anders Mal besser. ,G'hörst denn nichts, wenn
man ruft? sagte Joggeli. Ich habe nichts gehört. —
Su los es andermal und chumm nimm das Ross.-
Gottu. ,Babe [eine Bettlerin]: Mer gond de" gllchlig
Weg. Mutter (unwillig): Sä-n-allo, Bäbe", marsch
und rod di füle" Bii" und schlirp-mer nüd äso. Stütz.
Sä tröst-e" Gott, er het ai [auch] griseli'h miesse" lide",
von einem Verstorbenen, übw Blätter 1900. [Es] rüeft:
Sä chönd ietz mit-enand! MLien. 1903. Se lauf go"
Band haue"! brummtet der Ödel. JEoos 1907. S. noch
pfüslen (Bd V 1192). ,Ä wass, mein Elss, se zelss
miers anen.' Com. Beati. In Verbindung mit andern
Partikeln, bzw. Interj. a) mit ei. Ei sä b'hüet-i"s !
Ausruf der Verwunderung GWb. Ei sä lad ab! Pro-
phet 1855 (GSa.). [Witwe M. berichtet von ihrer
neuen Heirat, worauf N. :] Ei so weusch i dir au vil
Glück! Bantli 1656. — ß) mit nu (in Th no>). Nu
se (no2 so Th) chumm! „VO"; Gl; Th. Nu se sei's-
mer! Ausdr. des Erstaunens GRHe. Isoliert nttSj (auch
no'-so, -sr, nussa, nossa; s. Bd IV 630) Aa; Ap; „VO";
Gl; Gr; LG.; G; Th; Zg; Z, nun so, nun also, wohlan,
meinetwegen. A.: G'ad en änztes Wort, Herr Land -
amma". B.: Noso! wa' wänd-er? A.: Gold. ATobler
1905. Nuse, Buebe"! gand uf d' Scheiche"! MLien.
1906. Pluralisiert. [Madleni:] Kum, min Jogli, erzell
eus gär, wies mit der Schlacht zletst abgloffa sige.
[Jogli:] Nuset, Mütterli, üch zlieb ... will ichs eba
erzella. Göldi 1712. Nuset, so will ich mich fürest hi"
hüete", dass ich mich nüd cerschnäpfe". ebd. He nu se.
He no se, Tante" Sara, se ivill-i6'' aueH so frei si" [zu
nehmen]. APletscher 1902. Henuse, Gottsname", sc
(hoiiu-d! MLien. 1906. So nuse AaWoIiL, se nuse GlH.,
es sei so, gut! Jäsenuse. gut! GlM. ./., so cliw-me" 's
ja wäge". ('Streife 1899. (So) nu se (auch su) de"", nun
also AaWoIiL; Bfde""); SchwE.; UwE. Nusu de"", Adie
wol unterdesse"! Gotth. S. noch reden (Bd VI 809).
,Je nun so dann.' ,Tut er dann nicht darum, je nun
sodann, so haben wir doch das Unsere getan.' Gotth.
He nu so de"" (auch U), he so (se) nu so (se) de""
(auch B; L; Schw; Ndw, in B de"") s. Bd 11 850;
vgl. auch se (Sp. 4). Eh nu so ja de""! Titel. B Hink.
•27
Bot 1848; s. auch unter ja (Bd III 1). Jo so nu so
denn GWe. Bo so nu; s. Bd IV 630. — 4. ebenso.
femer, auch. .Item er [Karl der Kühne] hatt sin
schlangenbuchserj by ime, so hattend sich unser stryt-
buchsen gefürdret, dass sy ouch by uns wärent; hant-
buchsenschützeii hatt er und wir ouch.' 1476, Bs Chr.
,Dem herzogen sind erslagen [NN.]. So ist der basthart
von Burgund durch ein schenket geschossen.' ebd.:
auch II 371,6. 415,3. 432, 33. ,So sygent in siner
gselschaft [usw.]', Fortführung eines Geständnisses.
1549, L Hexenproz. ,Es habent wol etliche von disen
händlen [der Reformationsgeschichte] geschriben, so
wirt noch von etlichen davon geredt.' HBull. 1572.
,N. redet mit mier, ich solt in hebreisch leren. Ich
entschuldiget mich, ich könd wenig, so hätte ich nit
wyll.' ThPlatter 1572. .[Es hiess] ich hette gseit,
ich mechte nit in die abgöttery; so fresse ich fleisch
an verbotnen tagen.' ebd. ,[Aeneas. die Trojaner zur
Abweisung der griech. Gesandtschaft, welche Helena
zurückfordert, mahnend:] Dörfent wir unser statt nicht
trauwen? s ist doch jetzt zmal kein festre bawen; so
ist Hector, der tapfer held.' GGotth. 1599. .Im Hus
band sei gar Niemands fanden, so liand wir kein
Mensch gspürt auch dunden.' ebd. 1019. S. noch
Zunft-Brueder (Bd V 423). — 5. öfter gegensatzlich:
doch, aber, dagegen; tw. klingt die Vergleichung noch
durch. .Also sprach der N.: min Hans, habest du ge-
wunnen, das gehalt; ich hab ouch dik gewunnen. so
hab ich jetz verlorn, da ist nit not umb.' 1410, Z RB.
,Die vorgenant vogty hat iren aignen stock und galgen,
und der selb galg sol stan an dem Kessbach uff dem
rain, so soll der stock sten in der wyss genant die
Stockwyss.' TuEggen Offn. ,Rette derH.: werlich, ich
geh üch es gern, so hab ich es nit.' 1452, Z KB. ,Den
selben tyrannen [den Türken] solt er [Karl der Kühne]
helfen vertriben, so liebt im by den Lamparter ze
bliben.' 1475, Bs Chr. .[Dem vor Grandson gefangenen
Brandolf von Stein droht ein burgundischer Ritter:]
helft" er nit, dass man dass schloss uffgebe, so wolle
er hin dafür henken. Da het der guot man getan als
einer, der dass leben gern behüeb, und hat dess be-
gert; so band die andern gesellen dass nit wollen tuon.'
1476, ebd. ,N. habe gerett, er wände, wenn Wald-
man tod were, so sölte es als [Alles] guot werden
oder sin, so duechte inn ... es wäre böser dann vor,'
um 1490, ZRB. ,Du wiest[!], das ich niemant hau,
weder ein arme muotter, die hulff mir gern, lieber
Got, so het sy es mit.' 1518, Z Brief. ,Dess möchte
ich vil gschriften harfür bringen; so ists nit not: es
begibt sich im handel.' Zwingli. ,Hie söltist du an-
partyisch geschriben haben ; so hast alle untrüw ge-
brucht.' Salat. .Ich wond, er hett ein dorn im fuoss,
so tet ers trutzlich wagen.' 1535, LTobler. VL. ,Sy
ist gwaltig, so bin ich schlecht, sy rych und ich ein
knecht. wiewol ich etwan ouch fry was.- Ruef 1540.
.Ich luogin dwyte nach und ferr; so gsen ich nüt ligen
noch ston.' ebd. 1550. .Der Stamler gad zuo der Rhe-
torica, will reden; so kan ers kümerlich herusser brin-
gen.' YBoi.tz 1551 (noch oft). ,Du sottst heim zuo dein
schafen gon, so stastu hie zgienen und zgatfen.' ebd.
1554. .In solcher zit ward Glaris lutherisch. Die wol-
tent die vier Ort überfallen, so ward inen der schnee zu
tief.' 1559, Baüerxcbr. ,Der dicke ist 50 schuoch, und
alls von guoten bachnen steinen, so ist ir höhe un-
gefar 200 schuoch.' JMurer 1559. ,Du bist nun rych,
mi hin ich arm.- ebd. 1560. .So kumpt der tink mit
synem pink, tuot singen und pausieren, so tuot die
fuch mit irem gsehwätz die ander all fixieren.' Vogel-
gesang um 1560. .Nun ist Ismael der eltest son. der
billich sollt den erbteil han: so will im Sara den nit
lan.' Haberer 1560. .Ich [TttPlatter. der es ablehnt,
an Stelle eines ihm vorgezogenen Mitbewerbers, der
ihn verleumdet hatte, im Wallis Schulmeister zu wer-
den] sagt nein: er wurde zwischend zweien stüelen
nidersitzen, so hette icli [in Basel] ein guoten dienst.'
ThPlatt. 1572. ,lch vermeint, icli solte syn ein rechter
Erb des Vetters min ; so hat er Als den Bettleren geben.'
Com. Beati. Ih ha (/meint, si söttid mär ä daheimä
Iah; sä häds notti mal mo<ie" i/si/. Gespr. 1712. S. noch
Milch (Bd IV 199); Reiser (Bd VI 1324). In gleicher
Bed. .so doch.' .Also ist es mit andren clauster er-
gangen und ruemend sich doch darnebet inier der
ihenigen vetter regel, deren namen sy tragen ; so doch,
wo die selbigen gegenwärtig, wurdend sy nit allain
die selbigen regel nit erkennen, sunder sy und ire
vermainte jünger widerfechten.' Kessl. Unsicher: ,N.
[ein Schustergeselle] rett: du solt die leist nienahin
tragen, »an ich wil dir die nit liehen, min meister ist
nit hie. so hat er mir nu langest verbotten. ich sülle
uieman kein leist nit liehen, so er nit hie sig.' 1431,
ZRB: — C. als subordinierende Konj. 1. wann,
wenn, a) wann, rein temporal. So-mu" ist olts, quando
si e vecchi PA1. ,So-n-ich ehinii ran nit sich, tuen-ich-
der bringe" an Mikku ran .:ar Burg, quando verrb da
Varallo (o dalle regioni inferiori della valle), ti reco
un panetto di fromento di quel di Borgosesia' PA1.
(Giord.). .[N. sprach:] Lieben gesellen, ich wil üch
das gelt geben, so ich es hab . . . [Es wurde abge-
macht] dass ich bezalen solt halbs bar und das ander
teil, so ich es hette.' 1435. Z KB. ,Du bist der. der
miiiem vatter in sinem abwesen oder so er nit daheim
ist, in sin huss und hoff gast.' 14S0. ebd. ,Du trybst
vil ungschickter wort..., Gott lone dir drunib zuo
syner zyt, so nie denn yetz dran ligt.' ÜEckst. 1526
(Rychst.). ,Ich will das bild all gmachest vertilgen,
und so es zergan wyrt, werdend ir die ryssin grussam
gstalten gsächen füeren.' Morgant 1530. — b) zum
bedingenden ,wenn' überleitend. ,Doch ist das die
allerherrlichest erschynung. so der sun Gottes mensch
wirf OWerdm. 1552; , da.' Herborn 15S8. Ja, ye wyter
und veerer der sun von synem vatter abtretten, ye
lieber gesicht in der vatter. so der sun wider heim
kummt' ebd.: ,da.' Herborn 1588. .Wie sich der künig
mer fröuwet, wenn syne jeger ein gar grusam wild
tier, weder so sy ein schlecht gmeln tier gefangen.'
ebd.; ,als wenn.' Herborn 1588. ,Derhalben der herr
den jutigeren sein leiden vorgesagt, damit, so sy ge-
sähind in angst und not leiden, minder erschräckind.'
ebd. 1564: ,wenn.' 1587. — c) bedingendes ,wenn.'
's wird gö", so 's Ootts Will isch. Schild (S). ,Sü-r
me weld gä". wenn ihr mehr wollt gehir PA1. (Schott
1842). ,[N. sprach :] Du redest wort mit mir, es möcht
wol usskomen: es wurde darzuo getan, so du wandest,
sin were vergessen.' 1459, ZRB. .[In einer Trink-
gesellschaft sprach N.] es möcht die ürten machen.
wer wölte, so dehein wirt were.' 1473. ebd. ,So das
glück wyder uns were.' Morgant 1530. ,So Kain das
mord hat ton, nit wird ichs ungerochen Ion.' Rijef
1550. .St Jacob nennet in ein todten glouben, so er
der fruchten manglet.' OWerdm. 1552: ,dem es an den
Sa,
fruchten mangelt.' Herborn 1588. ,So du wol weist,
das ich dich wie einen leiblichen bruoder geliebet
hab, si te in gormani fratris Ioco dilexi.' Fris.; Mal.
In Verschränkung mit einem Relativ. ,Er hat ein
Fleisch, das ihm zumutet viel Dinge, welchen so er
nachkäme, sich selbs und seinen Beruft' höchlich ent-
gästete.' JJBreit. 1615. In gleicher Bed. ,so und wenn.'
,So und wenn er aber by inen ein ganz huss kouft,
solle dann ein gmeind inne by inen wonen lassen.'
1570, Z RM. — 2. da. a) rein temporal. ,So bald
wurde, kerne N. mit einer hallenbarten, stiesse an die
tür...' 1148, Z RB. ,Wer ich ein verretter, so schlüeg
ich dich iez, so du kein wer hast.' Morgant 1530.
,Ich hat min hoft'nung in dich gsetzt, und nun, so ich
inn minem alter bin, wvltu mich verlassen.' ebd. —
b) zum causalen ,da' überleitend. So-s"ic'' d's Wetter
so prächtig blitze" tued, eHscMüsst-er-sich, um de"
MitteHag um .'.•,/<•//<". Sohwzd. (GisPr.). — c) da. weil.
,Ich wollt vil lieber rüewig syn; so ich aber ein
doctor bin, wag ichs mit eim purenknecht.' UEckst.
1525 (Conc). ,Ob villicht uch iemant wölte bereden,
dass, so der babst tod wäre, dass ouch der punt [mit
der Kurie] tod sölte sin ...' Ansh. ,Er muoss mechtig
und manlich sin, so er den ryssen ertödt hat.' Mor-
gant 1530. ,Gedenkend ir, her, so Karly min fyend
ist. ich habe darumm verrettery gegen im gebracht?'
Haimonsk. 1531. ,An vogt zuo Inderlappen. So Anni
R. arm, gwalt haben, ir all wuchen ettwas mitzuteilen,
damit si nit hunger.' 1515, BRM. ,So niemant uss
eigner kraft den handel Christi merken mag, so leert
uns das h. vatterunser [usw.].' OWerdm. 1551; ,die-
weil.' 1588, Herborn. ,So, cum: Sonderlich so er be-
kennt, priBsertim cum fateatur.' Fris.; Mal. .Diewyl
brief und sigel einem pfarrer [zu Berg am Irchel] die
holzgrechtigkeit zur notturft zuogibt. solle es darby
blyben, und so aber der pfarrer eben vil jerlichen
brucht, sollent herr Statthalter H. [usw.] understaan,
güetlich dahin zhandlen, ob dem pfarrer ein anzal
taxiert möchte werden.' 1586, Z RM. S. noch Scheret*
Brief (Bd V 484); wider-reden (Bd VI 574). — d) da
doch, während, obschon, obgleich; auch mit zuge-
fügtem .doch, joch.' ,Nach der stallung rett der N.:
ich bin ein biderber knecht, so du ein zers keib bist.'
1424, Z RB. ,N. rette: was wilt du noch daruss ma-
chen, so es joch gesehechen ist?' 1451, ebd. ,Worumb
wirfst du mich, so ich dir doch nie leid getan hab?'
Anf. XVI., Z. ,Vetter, du hast unrecht, das du Gan-
nellon die schuld gibst, so du die warheit nüt weist.-
Morgant 1530. .Ich hoff, ich komm bald ab der not,
so er muoss hau ein langen tod.' Lief 1540. , Fromm-
keit, dem dick nüt wirt gschont, so büebery hoch
wirt belont.' ebd. ,| Die Vertretung der Parteien durch
Advokaten am Chorgericht wurde abgeschafft, in der
Meinung] man könne ouch die Sachen von den sechein
gründlicher verstaan, so sy sunst durch die redner
vertungklet werdint.' 1543, Z RB. S. noch hofiejlich
(Bd II 1036). — 3. .allein so', nur dass, nur insofern
als. ,Wir nemind uns des kriegs nüt an, allein so
wir beschliessend d statt und man guot acht zun toren
hat.' JMbrer 1559. — D. als Relativpronomen. In
der lebenden Spr. noch in ein paar Beispielen als Nom.
Acc. (Sg.). Vater, gim-mer der Tai vom Guet, so mir
g'hort, Übersetzung von Luc. 15, 12. Dial. (GmT.);
kaum echt, sondern aus der schriftdeutschen Bibel
übernommen. Ilisclti schrecklich Burdi. so d' lle.r uf
■'um G'uick gibrungu" hat W (aus einem Mscr. von
Tscheinen). In iL Spr. für alle Kasus des Sg. und PI.
Nom. Sg. ,Mit dem, so die fladen bnoch.' 1448, Z RB.
,Zuo der frowen, so den win schankte.' 1465, ebd.
,Do redt R. von dem läger, so vor sinem schloss
Muntabant lag.' Morgant 1530. Auch für ,was' (Nom.
oder Acc, auf ein einzelnes \V. oder einen Satz be-
zogen). ,[Die Franzosen zerstörten den Salzbrunnen
der Berner] mit gschüz und für, so ir stat und landen
unerträglichen schaden bracht.' Ansh. ,Grechtigkeit
und emans huld und alles ander, so soll han ein eren-
frouw, ist sy nit an.' Haberer 1502. ,Dises Gemahl
sambt allen anderen sind durchstrichen worden (so
doch schad).' 1684, TüTän. Chr. Nom. PI. ,Den
schützen, so uff daz schiessen gen Basel waren, an
ir zerung ...' 1452. BStRechn. ,Alle die, so sin gebot
nüt tuon werdend.' Morgant 1530. ,Wir sind es, so
des Geists beraubt im Erdreich wühlen mit dem Haubt.'
Amm. 1657 (allegor. Auslegung eines Bildes von Kin-
dern, die auf dem Kopf stehen). ,l)en Diensten oder
Botten, so es [das Mäusegift] abholen.' 1777, Z Ges.
1779. S. noch Un-Flät (Bd I 1226). Acc. Sg. und PI.
.Danken der früntschaft, so ir mir getan band.' 1475.
Volksb. ,Rengnold zerbrach die gfänknus und nam
N. daruss und die andren all. so der wüetrich darin
geleit hat.' Morgant 1530. ,Den tholchen, so ich uff
dem ruggen gehabt.' 1596, GSax. Gen. Sg. und PI.:
s. be-rdten (Bd VI 1611). , Alles das, so der mensch
geleben muoss', alle Lebensmittel. 1531, Absch.: so auch
Edlib. (Bd III 972). .Wie rauh und hert wirt Gott
sehiahen, so er nit schonen wirt!' <»Werdm. 1564;
,deren.' Herborn 1587. Dat. PI. ,[N. habe] nach dem
nachtmal vor sinem hus zweier schwill, so er zuo
essen geben, mit einem stecken gegomet.' 1468, ZRB.
Weitre Fälle. ,Dysser, so du meinst, er sig in diner
hilf, ist... diu tödlicher fyend.' Morgant 1530. ,Dis
edel rytter, die ryttend und sungend in iren tod. Sy
fettend als die äffen [,le signe' als ,le singe' ver-
lesen!], die da singend daz jar, so sy sterben sond.-
Haimonsk. 1531. ,Den tag, so er läpte.' 1559, Z. Pleo-
nastisch neben einem andern Relativ: ,Item vom bluo-
men wegen, da eini ein umb den bluomen ansprächen
will, in wellem zytt so sy verfeit ist, wer darum richten
sol.' NnwLB.
Amlul. «5; s. Gr. WB. X 1341 ff. Vgl. auch ah; also
(Bd I 197/202). Zur Dimimiierung vgl. ,, heidi (Bd 11 S53).
In Zunamen. SoTiöci SchHa. Der Haneli Söselieö ,h:" ist „,ii
S'walt ■/■<" in),," : doch ieze" ,cor-<r grfali'* frö, er hätt ■■
,„s>> rhl," la" blibe" BE.
al-sö, asö (W). asr, jsö: verstärktes so; vgl.
dieses W. A. also, as. s, Bd I 200/202. — ß. eso
(ts<5 Tutw.), schwächer betont esü Aa; Ap: Bs; B; Gl:
Gr; L; G; Sch; Schw; Th; Uw: Zg: Z. 1. entspr.
so A 1. Eso dö, auf diese Weise Aa ; /.. a) bei Verben.
Äse gät's nüd, du muest Das esö mache". Esö jäi's
(i" der Welt). Esö will-i''1 's nüme' ha". Er hat 's
allen %l eso, hält, macht es immer so Ar: Tu: Z. Ich ha" 's
gfrjad auch eso, bin auch ganz dieser Meinung, ebd.
D' Engeli im Himel händ Überstrümpf a": ich und
im"* Schätzeli wand 's ä [auch] esö ha" Aa. Es.ö
g'seht-me" Nut, zB. bei schlechtem Licht. Esö cha""-
me" r.'fride" si". Pressiert 's esö? Grussfrage an Vor-
übereilende. Wohi" äsou in </<" Sprünge"? Prophet
1855 (GSa.). Mi" Frau, di hed-mie>' i/schhujc". öl
Und mini macht -m er 's au'h eso. ALGassmasa 1906
Sa,
SO. SU
(L); ähnlich ZW. A.: Si händ cfehlobe». B.: Wie?
A.: ^sö.' (dabei wird B. in den Arm gezwickt). EStoll
1907 (Attrape). Im negierten elliptischen Verglei-
chungssatz. Th cha"" jo mini Versli schö". Und ha"
hüt gefolgt a's Nüt esö. MPlüss 1908. 's Christchindli
ist dene" China cho" und hed-ne" Sache" g'schleikt wi'
no'h nie-n-esö L (Vaterland 1908). Bei sin. 1) mit
Sachsubj., sich verhalten. Wer 's globt. Der meint,
es sei esö GBuchs. 's ist halt esö. 's ist bi Gott esö!
Z (Lohbauer 1864). Da(s) cha""-men esö la" si". —
2) mit Bat. P. 's ist-mer g'ad duch eso, es kommt mir
genau so vor Th. Es ist mir eben au äso, min guten
alten Heiri. Gespr. 1712. — 3) mit pers. Subj., der
Bed. solch sich nähernd. (Wie) cha"" -tuen auch esö
si"? zB. so geizig, unversöhnlich. E" derig sind all
esö ZHorg. Er ist e" Chue im Folio und wer 's nüd
qlaubt. ist auch esö Z (Spillm.). D' Meüscheni si" i"
dem Älter nid esö [nicht so flegelhaft wie die Knaben].
OvGreterz. Hettist nid e"fe"d gere" e" Ma"". BeitliY
Nänei", b'hüet-is Ir, ich cha"" nuch drou" si"; will
lieber nueh es Zitli esou si" SchwE. (Wortspiel mit e"
Sou); auch für GSa.; Zg in ähnlicher Form bezeugt.
Auf das Subj. bezogen auch bei andern Verben. Wie
söll-men esi (zB. mit Kopfweh) chönne" schaffe"'!' Wie
cha""-men auch esr, (in solchem Aufzug) ume"lauffen?
Ich g<>" g(r)a(l cs"- m diesem Anzug Ap : Th ; Z. Was isch
Das für ne" Manier! Esr, i" d' Stube" :' cho" ! nämlich
mit den Schlittschuhen an den Füssen. OvGreverz.
Schwach betont, auf einen dem Hörer bekannten, ge-
läufigen Tatbestand hinweisend. Chöme"d mi eso! zB.
zu Jmd, der eine Zahlung geleistet hat Aa: Th; Z. Sitz
nüd eso (ehrumm) da! Hör e"mül äf. eso gäg(g)e», eso
mache"! zu einem Kinde Aa: Ar: B; Z. Er rüeft-eme"
Chnecht und frögt, was si wol im lins inne heied.
dass 's eso chide? Übers, von Luc. 15, 2b\ Uial. (GuT.).
Händ-er Händel dö inne". dass /'sj äso chit? Stütz
(ZO.). Grad (nu") csii. nur so Ar: Th; Z. 's rörlet
g'ad eso use". zB. Blut aus einer Wunde. Das regnet,
es tatscht nu' eso! Er ist g falle", es hat nu" eso
'tatscht. Auf das Folgende hinweisend: Ich mache" 's
esö [folgt die nähere Angabe des beabsichtigten Ver-
fahrens]. — 1>) mit Ellipse des Verbs. Als Ausdruck
der Verwunderung: Esö, meinst-es de" Weg? AABb.
Wer esö [hat'es gesagt, getan, ist es gewesen]? Was esö
[soll ich tun]V Aa; Ap; B; Z. Und eso, und so weiter,
und dergleichen Tu. Ein alter Mann spricht von sei-
nem Tagewerk: Mängmö! tuen-ich e"weng Holz spalte",
dann mach-ich wider Öppis im Garte" oder ich sitzen
e"weng vor 's Häs use" und eso. — c) bei Adj. und
Adv. Esi gross! mit hinweisender Gebärde. Esö heiss
isch-es scho" lang nüm(m)er g'si". Eso vil s. Bd I
776/7. — d) eso eiiln, PI. eso (selten auch als Sg.),
ein solcher, derartig. In AaF.; Ndw Nom. Acc. 8g.
fem. esoni, in Ndw auch PI. esoni. a) Sg. adj. eso-
(-n-)e(n), eso(-n-)e"s Aa; Ap: B: G; Th; Z. Zunächst
noch mit Adj. Eso(-n-)e(n) tummer Kärli; eso(-n-)en
nrössi Tonnte"), 's [das Kälbli] ist eso e" maliö« schö"s
Scheggli g'si" ApWolfh. (ATobler). Muess-i'h denn auch
mi" Lebtig si" eso en g'ströfte Ma""? Stütz; auch
in einem aus dem Gedicht von Stutz entstandenen
Volkslied ZW. Iez het du der arm Tropf g'wiisst, was
esö,-n-e"s wisscs Gemschi teert ist. DGe.mp. 1884. Ohne
Adj. Eso en Ma"". Eso en Heiri [mit Eigennamen].
Eso en Lappi cha""-me" nüd bräche' ! Eso-n-en Högge"
[mageres Pferd] wett-ich nüd g'schänkt. Wer hät-dö eso-
n-en Or'!ni"g g 'macht? Emphatisch. Esüi-n-ien Ma"" !
ein so hervorragender Mann (im Guten oder Bösen).
Subst. eso Einte") usw. — ß) PI. eso. Eso Litt, Suche",
's giH esoLüt! Aa; Ap; Th; Z. Mit eso Lüte" eha""-
me". nüd z' g'schieri"d cho", mit solchen Leuten kann
man nicht auskommen Ar. — y) esö als Sg. Nach-
stehend. Öppis, Nüt esö Aa; Ap; Bs; B; Tu; Z. Me"
ha"" nit numme" e" G'schirr oder Ebbis esö. me" ha,""
sich auch der Mage" verheie" Bs. Säg auch Nüt esö!
Aa. 1<* ha" no'h Niit esö g' seh". Ir Mal isch g'gange",
dass Nit esö isch! BsStdt. S. noch rünen (ßd VI 1017).
Wie chan"-men aurh öppis (Dumms) esö säge"! Aa.
Öppis Dumms esr, ! wie kann man eine derartige
Dummheit denken, sagen, machen! als Unterbrechung
der Rede eines Andern, auch als Einschub in der
eigenen B. [Hansli spricht:] Da chunt du der Vikari
ii"1' seit, d's Anne" Bäbi sig-im im Traum erschine" —
öppis Dumms esö! — und-er müess zu im [usw.]. Gotth.
Voranstellend. Eso alte" (alts) Zug ist nomine" müme')
vil wert Ap; Th. Eso Lumpe" züg, -xvar Th. Eso Öpper,
Öjipis. Hest aueh scho" eso Öppis g'seh"? — 2. entspr.
so A 2. Es wurd (irürd)-is esr, (esö) freue", wänn-er
chäme"d! Chleri würd esö frö si". wann ... Schwzd.
(UrPi-.). 's isch-mer gwüss es,', nüd recht! Ich hau
esö Chopf-, Za"u-e; s. unter ■(. Elliptisch. Es tuet
Ei"- in in. Nüt esö! Öppis Schöns, Nüt esö! Negiert.
Nüd eso gar igär) gross. Nor nid eso gar wüest
'tue"! zB. zu lärmenden Kindern Th. Es hät-mi,h
noch Nüt eso g' ärgeret, g' freut (wie Das)! — 3. entspr.
so A3 Ap (TTobler); B; LG.; Th; Z. Es ist esö
räch Witter Ap. 's hed esr, scho" z' vil, zB. von einer
Berufsatt Aa; Ap; B; Th. 's nützt esr, Nüd LG. Er
ist esr, nit z'fride" Aa; B (dagegen: er ist esö nit
z'fride"). — 4. entspr. so A 4. Bei Adj. und Adv. Eso
bläu-grüens Tuech. 's ist meimen) eso heiss hütt. Es
ist-mer eso g'sjiässig. Er ist eso en langsame' Tropf Z.
Es het eso-n-en ärigi Chust B. Er ist eso chli". eso
en Chline", Ticke Ap; B; Th; Z. Er ist eso e" chli" de
grösser Z. Si händ en eso e'chli" z'w'eg g'no" Aa. Es
hat eso e"chli" 'tröpflet Z. So-n-eso e"s Bitzeli, so ein
ganz klein wenig L (Wächter 1871). Eso mir Nüt
dir Nüt säg-ich nid jö! Aa; B; Th; Z. Er tuet eso
g'spässig Z. Die [die Mitglieder der antiquarischen
Gesellschaft] grüble"d b'sunders gern im Boden inne"
noch eso altem Züg. JSenn 1864. Er [ein Baum] ist
numen e" Chrümbli"g und heldet eso schräg geg-dem
Acher ine". FOschw. 1895. Jetzt wird euserer Her
e'chli" warm und bitter bimerkt-er, wie-n-eso inkon-
sequent si hütt und vor Ghurzem nüd urteil. Usteri.
Vor Subst. I'h han eso es [eine Art, etwas wie] Stechen
uf der Brust Aa; Ap; B; Th; Z. lch han eso Chopfwe.
ebd. E"chli" eso Salz, etwas von einem Stoffe, den
man am ehesten als Salz bezeichnen könnte Ap; B; Z
(aber auch: ein wenig von dem bewussten, einer be-
stimmten Art Salz, zB. Karlsbadersalz). Vor Verben.
I"' wäss nüd, tvas-er hed, er tued eso chiche" (unge-
fähr was man eh. nennt) Ap; ähnlich auch sonst. Si
händ eso zittertet mit der Stimm, die Sängerinnen W; Z.
Er het numen mW) eso g'lueg{e)t, machte nur so ein
eigentümliches Gesicht Aa; Ap: Th; Z. 's het nur eso
ziserlet, nicht richtig geschneit BsStdt. Ich ha" 's nW eso
g'seit. nicht ernstgemeint Th; Z. 's tod g'ad eso tröpfle",
der zur Neige gehende Wein Ap. S. noch pfnitzgen
(Bd V 1279; auch in der Stellung eso afe"). Das
Chom, der Rogge" und Weisse", Haber und Gerste"
:::;
su. Sab — sub
wie tuet 's der Wind eso niege*! KdMet. 1844. Dort
enen um Bergli, wo der Luft eso singt. GZ«B. 1902
(BBür.). Zur Not. Es gilt eso, es macht-sich eso. Es ist
auch eso, passabel, nicht eben zum Rühmen Z. 's ist-mer
eso, ich bin mit meinem Befinden so leidlich zufrieden
Aa; Z. Ungefähr, etwa, bei Zahlbegriffen. Es werden
eso 20 Lit dö g'si" si" Bs. 's sind (öppen) eso 50 Stuck
Th. D' Kisten ist eso 15 Pfund schwur Bs; Tu. Eso
geg-de" Zwölfe" tane"). eso um di Vieri ume" Aa; Ap; B;
Tu; '/,. — 5. a) entspr. so A 6 a. Ich bi" eso hungrig,
ieh kenne" kein frömdc" Möntsch ml! B (scherzh.). Me"
hat chüm chönne" voruse", eso rüchs Wetter ixeh-es
g'si". Eso — dass. Wo-n-e" der Vater g'seh" hed che".
se hed-er-e" eso b'eländet, dass-er-em e-tgege" g'liffe" ist.
Übers, von Luc. 15, 2d, DiAt. (Obw). Eso-n-en Lärme",
da"-me" si" äge" Wort nümer g'hört Th. Ir hind 's
nit wie der si% Wisstanner [Bewohner von GWeiss-
tannen], toou mit si"'m seigere" Möstli esou <" Z'fridni
g'si" ist. ''ass-er g'seit heig [usw.]. Prophet 1855 (GSa.).
— b) eso — wie (a's). Eso en Lebtig wie de" Lebtig han-
ich miner Lebtig naeh nie erlebt Z (Dan.). Eso Einte*),
wie du bist, sö'tt 's Mal (b'Jhedte". Eso vil wie... s. Bd
1 77t",. Nid eso vil hät-er g'ge", we-n-ich df> uf miner
Hand obe" ha" Th. Er hat eso 'tä" ('tue") [dergleichen
getan], wie wenn . . . Nit eso gross a's . . . AALeer.
Für B 1 d kommt auch Entstehung aus e" so et lln. tili.
so e(i)n mit pleonastisch vortretendem e[i]" in Betracht; vgl.
dazu es so-n-es Chind (Sp. 19 u.), es sövli es schlechte (Bd I
777 o.) und die geläufige scherzh. Verschriftdeutschung ,ein
so ein.' Durch Mischung von eso und der (s. d.) erklären
sich die vereinzelten Z Formen ese2 (ejsere") Wfy.
sö-n-ig Aa, sonst sönig, in Ndw; Z auch eßbnig:
solch Aa; Bs; Sch; Th; Ndw; Z; im Allg. weniger üblich
als d'erig. Syn. unter asig (Bd 1 504). Bes. PL Sonig Lüt,
Töre'buebe" (han-ich noch nie, noch keini g'seh". Sonig
(Man"e"J giht 's nid vil. Eänd-er noch me sonig (Öpfel) ?
Sonig, wo e" wengili me chönne" d weder fü"fi zele". Schweiz
1858 (Sch). Mit Sonige" we>tt-i'h Nut z' tue" ha"! Im
Sg. in beschränktem Gebrauch. So als Subst. Neutr.
Sonigs Sch; Th; Z (doch hier nur in den Verbindungen
öppis, nüt S-s). I'h ico'tt mit S-s. S-s han-ich scho" eil
g'seh". Abs. (mit Verschweigung des Subst.). Wänd-er
s-t" fWl"]. s-i [Side"], s-s [Brot]? fragt etwa der
Händler den Kunden, auf eine bestimmte Sorte des
betr. Stoffes hindeutend Th; Z. Doch auch: s-e'' Wi".
s-s Zug. ebd. Was tcänd-Si-sich ä [auch] plage" mit
s-em trochnem Zug! LSteiner 1883. Und selbst: en
s-er Ma"n ThMü. Mer pfiffe" uf e" sOuigi Half.
sagten die Abgebrannten von N., als die Spritzen aus
der Nachbarschaft verspätet auf der Brandstätte an-
langten Aa.
Das Bedürfniss nach formeller Adjektivierung von so,
also ergab sich bes. beim absoluten Gebrauch; dieser Fall
dürfte daher die älteste .Schicht von «onitj bilden.
Su 1 ni.: Sou, frz. Münze GStdt (Keller); s. rot
(Bd VI 1749).
Tränt-, Tränt-. , Einhundert Transu bei sich
hat der Stadler, wie er ist ins Gfängniss bracht, dies
Geld ist niemals kommen an Tag.' Anf. XVIIL. Erz.
1856. M.: D' Urta ist zwailf Zürchschilli und drä
Bappa. Pf.: Da hast du ein Träntsu, Madleni, gib
mir den Best uider usa. M.: Hast du Münz, Jogli,
für ein Träntsauw? Göldi 1712. 16 ,Transsu.' 1728,
JGciLDi 1897 (unter einer von Uw nach GBern. ge-
sandten Geldsumme).
Schweiz. Idiotikon VII.
Sü II s. Süic.
sü: I. sü, sü, sü, Lockruf für Schweine AaBK —
2. im Anzählreim: Ei"s, zwöi, drü, Simi, Sämi, sü.
UZür. 1902 (BErisw.).
Wohl zu ital. m dei 1 reibruf .su (Bestia, auff Teutschland
zno)!'. an eine Eselin bei Geng., Bileamsesel V. 974 (Goedeke
336). Vgl. auch Süw.
Sab, seb, sib, sob, snb.
Vgl. auch die Gruppen mf ff., n» ff.
Sab f., PL -e", Dim. Säbli: 1. einfassendes Balken-
werk an einem Fenster, einer Tür Gl; Syn. Ge-räms
(Bd VI 958). a) Tür-, Fensterpfosten GlH.. K. —
b) Dim., Gesimse GlH. Bh ha" J' Schlüssel uf d's Säbli
'tue". — 2. auch Dim., Stange im Vogelkäfig GlK. —
Rätorom. saba. mm, Türpfosten, Schwelle, Pfeiler.
Fenster Pß2ster-: Fenstergesimse GlH. — Tür-:
Türpfosten GlH. , Eigentümlich ist diesem Tale [dem
Sernftale] die Benennung Tür-Sabe" f. [ist PL!] = Tür-
pfosten.' JHcxz. 1905.
Sabanella: Frauenname. ,[N. legt Rechnung ab]
als vogt S. Buchserin, ouch im bysin m. Johannsen
Buchsers, predicantens zuo Sur, ires brüeders.' 1538,
Z Schirmbücher.
Sabaoth. In der Wendung: .Dem herren s. machen-,
lobsingen. ,Do daz die haiigen martrer [Felix, Regula
und Exuperancius] erhörten, dise stimm [von oben],
do huoben si ir ougen uf und straktend ir hend gegen
dem himel und machtent dem herren groz sabaoth.-
Z Chr. 1336/1446.
,S.' auch sonst mhd. (Lexer II 561), auch got., = Zebaoth,
griech. 2ajäacMk Uusre Wendung geht davon aus, dass das
W. häufig als preisende Anrufung Gottes in geistlichen Lob-
gesängeu vorkommt (s. zB. Lexer aaO.); vgl. etwa .Hallelujah !'
„Sabattli PL: hohe Halbstiefel BBiel."
Fr/, mvate; zur weitern Verbreitung und Herkunft des
Wortes vgl.ZfrPh.XXVIlI (1904) 195/7 mitßeiheftX 136/8.
Sabu" ra., PL Sabuna: .zoecola di legno in un
sol pezzo' PAL (Giord.).
Aus dem Oberit.; das Stammw. gehört zur gleichen Sippe
wie frz. mimte, it. ciabatta.
Säbel (scherzh. -ul Aa; L; Th; Z) GRRh., Säbel
AaBi-., F., Leer, (in Bed. 1); B; Gl; LB., G., Säbel' Aa
Fri.; Ap; Bs; G; Sch; S; Th; W (Säbol, -il) ; Z (ziem-
lich allg.), Säbel B;UwE.(inBed. 2 c), Sebel AALeer.
(in Bed. 2 c); B; PPo. (SebilJ; Ndw, Säbel (neben -</-)
GT., Sebel ZHirz. (neben seltene™ -ä- in Bed. 1), Stdt
(-e2-), Sabru PPo. — m., PL Säbel B; L, Se'bel Aa
Br., Leer.; B, Se'bel Gl, Säbel Ap; GT., Wil; Z tw.,
Se2bel GRh., Wil; Sch; Th; Z tw., Sabl;, Säble B, Dim.
Säbeli Aa (jünger); B; L; UwE., Se'beli Aa; B; Ndw
(■e-), Se'beli Gl, Säbeli Ap; GT., Wil: Z tw., S&beli
GRh., Wil; Sch; Th ; Ztw.: 1. a) eig.. wie nhd. Säbel,
dann übh. von jedem (militärischen) Seitengewehr
(doch zT. nur scherzh.). wohl allg. T)u hest e" churze"
S., sagt etwa ein langsäbliger Linientrainsoldat, auf
das Faschinenmesser seines Kameraden vom Armee-
train deutend. ,Er war [im Traume] ein Soldat und
hatte einen Säbel.' LReid. Kai. 1898. .Mach vorwärts
[aus dein Versteck heraus] oder ich hol den Säbel.,
:;:,
Sab, seb, sib, sob,
vAlmen 1897. [Die entwaffneten Aufständischen] si"
(jäng cho" chäre". mi" söll-ne" doch 's Füsi oder der
Säbel Urninge". EGünter 1908. Wo d' Französen Alles
'plünderet g'ha" hei", het-mi"" Nüt so g'row'e" nie im
Mti si ■".-■ neu." Ordinanzg'wer und de gross Säbel, tco
im Büre"chri, y zwe Schueh olts Mess ussen aVbroche"
worden isch und doch no°h-n-es guets Halbchlöfter
g ■macht het mit samt dem Hefti. BWyss 1863. S. auch
Füsi II (Bd I 1085). Insbes. auch vom Offizierssäbel.
Fr treu (hat) scho" en Säbel, bat es schon zum Offi-
zier gebracht Z (Schoch). S. noch Chue (Bd III 870).
.Der heid zog ein säbell [im frz. Original eimeterre]
uss, der schneid vast wol, und Ruolland sin guot
schwert Durandel.' Morgant 1530. ,Ein krumber sebel
oder schwärdt, wie der Mercurius bat, harpe; tür-
kischer sebel, ein krumb schwärdt wie ein sichel,
ensis falcatus.' Fris.; Mal. ,Ein rapier umb ein sebbel
zuo Thun mit N. vertuschet.' 1563, B Turmb. ,[Im
Zelt, wo der Türke] seinen Säbel abgelegt (dann man
erscheinet ohne Säbel in des Grossveziers Gezelt), da
bliebe mein Degen auch zurück.' 1664, JJRed. ,Ein
grosser Säbel.' 1797, ZTu. Inv. Als behördliche Ehren-
gabe : Zur Hebung des Schützenwesens führte der
|L| Rat ... statt der Kleider zuerst im Auf. XVIII.
Watten als Ehrengabe ein. Willisau erhielt für die
Amtsschiessen 3 Säbel, für das grosse Freischiesseu
von 1710 ,1 Säbel mit Behenk' ; aber schon 1725 baten
die Schützen, man möchte ihnen statt der Säbel ,2 Fu-
sils zum Verkurzweilen schenken.' Gpd. Als Bestand-
teil der Amtstracht. .[Am Huldigungssonntag trat
nach dem Pfarrer] der Landvogt vor, ein schöner,
grosser Herr, trotz dem tollsten Küher, der hatte
einen langen Säbel an der Seite und einen Dreispitz
in der Hand.' Gotth. Nach Herrlib. 1749 (Zürcher
Trachtenbilder) gehörte im XVIII. das Seitengewehr
(Degen, Säbel) durchaus zur festlichen Tracht der
Vornehmen zu Stadt und Land, einzig Geistliche und
Gelehrte giengen unbewehrt. Den eigentlichen Krumm-
säbel trugen bloss die niedern Beamten mit militäri-
schem Anstrich (Stadtknechte usw.). Ein S. ist das
Hauptabzeichen der sog. .Hauptmänner', die die Schul-
knaben im W beim Bällu" (s. Bd VI 865) in der Char-
woche befehligen: .Die Ehre der Hauptmänner ge-
hörte der ersten Schulklasse an. Bei einem ausge-
dienten Schweizersoldaten einen Waft'enrock sammt
Käppi zu erhalten, das gieug an, das Ärgste war, den
notwendigen Säbel aufzutreiben. Es gab deren nur
zwei im Dorfe und Die, die sie zu leihen bekamen,
waren Hauptmänner. Was Wunder, wenn schon am
Aschermittwoch der eine oder andere Schlingel einen
Säbel, ein Instrument nach der Form der Waffe un-
serer Landjäger, über die Schuljacke geschnallt, den
Dorfplatz herabstolzierte . . . [Es] wurde stramme
Instruktion gehalten, die von Jahr zu Jahr über-
lieferten Regeln strengstens eingeschärft . . . Nach den
Säbelschwenkungen der Hauptmänner hatte sieh Alles
zu richten. Für jede Übertretung werden eine Tracht
Schläge mit der Breite des Säbels in Aussicht ge-
stellt.' W Bote 1909 Nr 25. ,[In der Fronleichnams-
prozession geht unter den kostümierten Personen Einer
als] Abraham, ein schwärt oder sebel in der rechten
und eingluotfüwr in linker handt.' 1597/1600, ZRhein.
Aberglaube. Zur Vertreibung des Toggeli, wenn Kühe
Milch lassen usw., wird ,ein Säbel in den Heuboden
über dem Stalle gesteckt- B (Zyro). Ein dem Kinde
von dessen Paten angefertigtes hölzernes Säbelchen,
unter Beschwörungsworten in die Wiege gelegt, soll
gegen Hexerei schützen BFrut. ; vgl. B Kirch]. JB. 1892,
222. Bei Begegnungen mit Geistern einen (geweihten)
Säbel bei sich zu haben, wird von Manchen als ratsam
erachtet W; vgl. W Sagen 190. .[Eine alte Frau von
BTrub, die Nachts zwischen 11 und 12 einen Schatz
heben wollte] zirkelte mit einem Säbel einen Kreis,
in welchen sie den Säbel steckte.' Henne 1879. RAA.
Fin(en) uf (vor Aa) de" S. lade", zum Zweikampf
herausfordern Aa; Z, reizen, aufziehn, hänseln, aufs
Korn nehmen TuHw.; Z. Sich Öppis uf de" S. lade".
sich in eine Verlegenheit. Schwierigkeit bringen Z
Russ. Dö han-i'h-mer öppis Schöns uf de" S. g'lade".
eine schöne Suppe eingebrockt. Eine" über de" S.
balbiere", zum Narren halten, ebd.: vgl. Löffel (Bd III
1152). De" han-i''' schön über de" S. halbiert. Volks-
reime. Heirelima"" hat Höseli a", hat 's Säbeli ('s
Stägli ZWoll.) uf der Site" [usw.] ZBül. ; vgl. Hanseli-
Mann (Bd IV 260), auch Boss 2 d (Bd VI 1423).
Aide (ade), aide. aide. der Hägui (Heiri. JusU. Musli,
Müsli) und si" Vre?, si fare"d über de" Sc"', der Hägni
sieht de" S. (Däge" ZStdt, Stäfa) äs (der Uecheli zieht
de" Segel fif ZStäfa) und macht-si zu-n-ere" Fledermüs
(und sticht der Vre" all ludere" äs ZHorg.): aide,
aide, aide ZHorg., Mann., Stdt, Stäfa. Da zieht der
Petrus 's Sebeli g'sclueind und haWt dem Malchus
7'.V> in'n Grind Z (Dan.). Min Schatz ist vo" Uri
und ich us (vo"> Tirol, min Schatz hed en S. und ich
e" Pistöl ZStall. — b) scherzh. oder verächtlich von
einem schlecht schneidenden Messer B; Th; Z. Washest
du da für en S. ? En trürige" (missliche''), en schöne" S.
— 2. in mehrfacher weitrer Übertragung, a) , Säbel'
[PI.], die Blätter von Iris germanica (Schwerte],
Schwertlilie) GRorscb. — b) penis AaF., Ke. — c) auch
Dim. Säbeli UwE. und lt St. (o< >.), (.leichter") Rausch.
Syn. Fanen (Bd I 829); Sarras; Schtoert. Em) S.
ha", übercho", heimbringe" uä., oft mit verstärkendem
Adj. Aa; Bs; B; GRNuf.; Th; UwE.; Z. Er het en
(g'horige", schöne", eerfluechte") S. Aa; J3 (lt Imob. ,in
der launigen Sprechart unter dem jungen Volk'); Gr
Nuf.; Z; s. noch nuefer (Bd IV 681). ,[Den vermehrten
Weberlohn] hatte mein Vater vertrunken und darum
den tüchtigen Säbel heimgebracht.' Gotth. ,A1s sie
endlich [nach einem tüchtig mit Wein begossenen
Handel] aufbrachen und heimgiengen , hatte Hans
Jakob einen wackern Säbel, der ihm immer zwischen
die Beine kam.' ebd. Ei"em en S. a"hänke" [vgl. Bd
II 1459/60], Einem zuhalten beim Trinken, ihm einen
Rausch anhängen Aa. Nimm-di''' in Acht, ''ass-der ke"
S. W'hänke". Dem händ-si uider en (nette") S. a"gliänkt.
.Den Säbel wetzen-, den Rausch ausschlafen: .[Benebelt
von FPlatt'. heimkehrende Zurmarcher-Sennen wurden
vom .Ungeheuerlein', einem Kobold, von einem hohen
Tannast herunter ausgelacht] sie sollten nach Hause
tratschen und den S. w.' Kfenlin 1840, III 125. —
d) von Personen, a) von männlichen. .[Auf Lisis Be-
hauptung, Hausens Buben machten bei der häufigen
Abwesenheit ihres Vaters, was sie wollten, bestätigt
N. :] Ja, -das sind ungereimte Säble.' Gotth. , Zähle
darauf, sagte die Mutter [zur Tochter], es hat etwas
Ungerades gegeben mit Kellerjoggi [dem vom Vater
unterstützten Freier]. Die alte Säble! es wird Einer
den Andern betrügen wollen, und Jeder wird meinen,
der Andre solle es nicht merken.' ebd. — ß) von einer
•lab. scb,
Weibsperson. E" Säbel, ein böses Weib Gl; Syn.
Baschi IV 2 (Bd VI 1461); .sWmvw.
Vgl. Gr. WB. VIII 1589. Die Sg.-Formen mit -ä- (-<s-)
siud sicher zT. jung und auf schriftspr. Eintiuss zurückzu-
führen. Sitbru wird aus den benachbarten piemout. MAA.
stammen, wo allerdings nur sa&er bezeugt ist. Die Belege
aus Morgant und JJKed. setzen iiuserm W. als Gegs. die
landesüblichen Gradkliugeu (, Schwert, Degen') gegenüber,
woraus sich specielle Bez. auf diu heidnischen Krummsäbel
ergibt. Zu 2 d et vgl. etwa , Degen" bei Gr. WB. II 895. Hie-
her (?) die Ortsn. , Säbel' SXunii.. .oberer, unterer, roter
Säbel (Saber)' BsBretzw.
Pl8h-Sö6e2: penis 7. f (bes. studentisch). — Ch li-
ehe11- .Kirchen-Säbeli': zur männlichen Kirchentracht
gehörender Degen Z f. — Chas- Säbel: degenförmiges
hölzernes Gerät zum Zerhauen der Chds- Matten, Käse-
brecher ß (FAnd. 1898, 471). Syn. Chäs-Schw&rt,
Sägen; Schluck-S. — Läng-: Bezeichnung des Land-
jägers. Numme" hüppeli, warnte diese [die Wirtin
ihre späten Gäste], isch-es doch schon e" guete" Bung
naeU den Elfe" a"d der Längsebel so nit der Grüenst
gege" mich. B Hink. Bot 1809; weiterhin noch öfter, und
zwar, wie ein Eigenname, immer ohne Art., zB.: ,Da
knarrte die Falle und Längsebel stand unter der Türe.'
— Lands-g°mäud-: der Degen, mit dem jeder
stimmfähige Appenzeller an der Landsgemeinde er-
scheint Ap.
Riter-, Bitter-: langer, schwerer Säbel, wie ihn
der gemeine Reiter trägt Aa und wohl allg. .Unser
Bruder Veit will ein Ritter werden, da hat er keinen
Ritter-Sabel ... da holt im d' Mueter d' Chüechligabel
und seid: do hesch di° Ritter-Sabel.' ALGassm. 1906
(LGettn.). - Vgl. Gr. WB. VIII 786.
Schleik-: Schleppsäbel, = dem Vor., aber auch
vom leichten Offizierssäbel Aa. — Schluck- Sä bei:
■■ Chäs-S. BGr., Si. ,üer Schluck wird vielerorts mit
dem Schluck- oder Zigcr- Säbel zerschnitten.' Bärnd.
1908. S. noch AfV. X11I 15 f. (mit Abbildung). —
S c h 1 a m p i - Säbel : = Schleik- S. A a . Es het g'chlipperet
. . . wie wenn e" Husar mit si"'m Schi, i" d' Ströss
use" tatscht. AGysi 1899. — Schleipf-Sa6eZ: = dem
Vor. S. Stolziere" vie-n-e" Soldat, wo 's erst Mol der
Schi. het. JReinh. 1901. — Schnepfen-: eine Art
Krummsäbel. Vgl. Schncpf. ,Da der Gebrauch auf-
gekommen, ungewöhnliche, schädliche Seitengewehre
zu tragen, als sogenannte Cutelassen, Schnepfensäbel
und mächtige Schwerter, mit welchen es sich besser
im Kriege als in der Stadt sich zu umgürten schickte,
auch geschähe, dass in Schlaghändeln, welche um
diese Zeit [1600] sehr gemein waren, Einer dem An-
dern ein Glied lahm oder vom Leibe gar hinweg
schlug, so ward solche Mordwaffen in der Stadt zu
tragen ernstlich verbotten und allein das Rapier als
ein schickliches und gewöhnliches Bürgergewehr zu
tragen erlaubt.' Wurstisen 1779. — Türgge"-: wie
nhd. Türkensäbel, allg. Gilt als bes. schreckhaft. —
Zigei-Säbel: = Schluck-S. BGr. .In elegant geführten
Hieben zerhaud der degenartige hölzerne Z. die [ge-
ronnene] Masse.' Barnd. 1908.
sable" B(-ä-); S: Th (-&-), säble", seble" Aa; B:
L; Ndw; Z: 1. a) den Säbel schwingen, mit dem Sab.']
fechten, dreinhauen B (Zyro). Der Heiland dütet mit
•>em Finger (StPeter steckt 's Chrüdmesser %"): Du
ehaflist ja grad wie n-e" Schinder, drum lass das Sä-
beln si"! AfV. (altes Lied aus AALunkh.). Spec, eine
Säbelpartie fechten. Studentknspr. — b) mit Rich-
tungsbestimmung, wie nhd.: vgl. auch die Zssen.
Bildl.: Du lit e" t<>ti Frau, 's nur d's Käteh weuti
Mueter uurde", weHH-der [ihr, Lärmmacher, die durch
Poltern an der Tür des Krankenzimmers ihren plötz-
lichen Tod verschuldeten] -se nid wie Türgge" z' Bode"
g' säblet hättet. AFJeimann 1899, z' Bode" g' macht. 1908.
— 2. übertr. a) wie mit einem Säbel hauen, mit
schneidenden Werkzeugen rasche, eifrige Bewegungen
machen, mühsam (auch ungeschickt) schneiden B: 1.:
Ndw; Z. So mit der Sense. Es het Nut g'hawe".
i'h ha" nume" so mücssc" sable" BG. [Wir haben das
in Angriff genommene Stück nicht] möge" äbg'mäjen,
«'"' doch hei"-mer g'sablet bis fast um Einlieft BK.
Summer und Herbst isch c"kc'" G'pass, Bür .:' si". de"
ganz lieb länge" g'sclduuui l'ug *chu arten und schwitzen
und schuiifen und schien Ins m ulli stockg'schlagni Nacht
i"e". JRoos 1892. Mit der Schere: Deheim isch Alles
überleit mit Linirand und BoueleHuech [zu einer Braut-
aussteuer], d' Mamma und d' Jumpfer Chlüngeler
messe" und rechne" und säble" und schrämte" i" dem
Zug ume". dass es Ei" m grüset. RIscher 1903. —
b) mit Stöcken, Ruten udgl. fuchteln B. — c) von
der Bewegung der menschlichen Beine: beim Gehn
die Beine auswerfen BG., schnell gehn Aa (Häni):
SStarrk. Er chunnt cho" z' sohle" BG. — Vgl. Gr. WB.
VIII 1591: Martin- Lienh. 11 317.
a.b-sable" BG.(-ä-); Ta(ä-), sonst -säble", -seble":
a) wie mit einem Säbel abschneiden Aa; B: Ndw, ins-
bes. mühsam (weil mit schlecht schneidendem Werk-
zeug, Sense, Messer), aber auch ungeschickt abschnei-
den B; Th. Vo" Zuselr's Brat het 's e" Bitz ab-
g'säblet. RIscher 1903. — b) uneig. Eina., mit Worten
scharf abfertigen, zum Schweigen bringen ThMü. De'
hät-en ned übel abg' säblet! — abe"-: a) = dem Vor.
Aa; Z und wohl weiterhin. Was Eine' selb /en Iran-
schierg'sell mit si"'m grosse" Messer im Mueltschäref-
chueche"-Lädeli z' Paris] abe" säblet, lauft-em [bei der
Menge der Liebhaber] under de" Händen e"vcg. AGvsi
1881. — b) uneig. Ei"em a., scharf antworten, tüchtig
die Meinung sagen ThMü.; Syn. aben-hauwen. Der
hät-em ned übel abe"g' suhlet ! — uber-seWe": .über-
säbeln, zB. ein Stück Grasland mähen, dreinschlagend
wie mit einem Säbel' Ndw (Matthys). — ver-: mit
Säbelhieben traktieren Z, in ungefüge Stücke, Fetzen
zerhauen Aa: Ndw (Matthys). Hest du das Brot wider
verseilet! Aa. Eine" mit-eme" so-n-e" verseblete" G'sicht,
ein zerschmissener Student. CStreiff 1902. — nider-:
wie nhd. ,[Die verfolgenden Dragoner] dräueten die
weiters Fliehenden niederzusäblen.' Pfaffenkrieg 1712.
— z"-sämen-: wie nhd. Aa ; L; Z. Aufgeschossenes
Unkraut, bes. Brennesseln, Disteln udgl., tuet-men
öppe" mit der Sichle" z's. Th. Auch von gierigem
Essen LG.; Z; Syn. e's.-hauwen (Bd 11 1-11).
g6-seblet: mit einem Säbel (in Bed. 2 c) \ ersehn.
angetrunken UwE. — Eis. be-sabeli (Martin-Lienh. II :!17).
Seblete" f.: .contiietus.' Id. B. Säbelmensur. Sir-
DENTENSPR.
sabie, säbie, sebie s. si (Sp. 6).
Sabilent: ein Fluch Sohw. — Offenbar euphera. Kut-
>telluu^ von SahtrniriU ; s. d.
Sabi" I s. Zapin.
SabT": Rufform des Namens Sabinus L (RBrandst.
1900).
Sab, seb, sib. sob, sub
in
Sabina GrD. (.selten mehr'); Scb (ganz selten);
SchwW. (selten); WSaas (neuer und selten), Sabine" I
Bs; Gl; Zg, Sali II ScnStdt; ZO., auch lt Dan., Zabi
TüFelben, Mü.. Sdbi Aa (Becker); THÜiess., Sitt., Sdbi
n. ÄASchneis.; ZS., Dim. Sablni GRÜalix. Sabineli.
Sabintschi Gl. SabiK ScHStdt, Bina (s. Bd IV 1308),
Bini, Blneli Gl: weibl. Taufname, Sabina. Kalender-
tag 27. Okt.: D' Sabine" litet d' Mess i" BsStdt. Sa-
bina.- 1716, ZZoll. .Anna Sabina.' 1746, ebd. — Ein
andres Bini Bd IV 1309.
Sabine" II s. Salbinen.
Sabier ScaBegg., Ha., Stdt. Safier ScBHa., Wilch.
— in.: Lärm, Spektakel, Wirrwarr. Was mache'd-
(hend-)er (döj für en S.?
Etymologie unklar. Das W. ist im Aussterben begriffen:
als ziemlich häufig wird es noch angegeben für SchBegg.
und Wilch.
sabiere": Sabier machen ScHBegg. Die tönd
aueh s., von streitenden, sich zankenden, rumorenden
Kindern.
Sabot: Sabbat. .Man sol nachgan und richten, als
N. der jud und der arzat jud an ir sabot einander
sluogen.' 1393, Z RB. — Mini, auch sonst in dieser Form
(Lexer II 561). Vgl. Schabe».
Seb: Kurzform für Joseph; s. Bd III 76. Dazu
noch: Seb ApI., Sebeli L, Sebel BE. S. auch Grind
(Bd II 760); rinnen 2 (Bd VI 1003). Doppelnamen:
Han(e)s-, Jokeb-Seb ScnwE. Als Familienn.: ,Rudolf
Seb von Switz.' 1403, Z BB. S. noch Sepp.
Sebe° Selbe", Dira. -eli: Kurzform für Josepha
SchwE. Mari-S. ebd. D' Chuzli-S. ebd. S. Seppen.
seb (-e'-Z), hiApH.; ZStdttw. sab: Konj. 1. = ob I
(Bd I 53). a) als ob ZRuss. Er hat 'to", seb er well
gö». Auch a's seb: [Schnupfen, dass es aus der Nase]
wie bi-me" Schorrloch halbszit mag tröpfle" und sieht,
a's seb-me" us Schlorzi irött chnöpfle". NBösch 1892
(GT.). — b) ob, vor Fragesätzen „Aa"; GT.; Z (ziem-
lich allg.). Er hat nüd g'seit, seb er im Heimweg nwh-
mäl zuecheri ZW. Er hät-mich g'fröget, seb ich auch
well z' MärH ZHörnli. „Gang, frög-e", seb er auck
well cho», geh, frage ihn, ob er auch kommen wolle
Aa." In Doppelfragen; s. geb II (Bd II 66). Wie eb
(s. ob I Bd I 53) in der Formel nüd seb-me" will oä.
Z, bes. O. Dö mue"-me" lache", nüd seb-me" will Z
Russ. Dem mues'-me» folge», nüd seb-me" well Z. Da
[du] muesch-fsji [die Frau] gwüss ha", nüd seb d' wi'tt.
Stütz, Gem. Me" hat mües'e" Chüefleisch ne", nüd
seb-me" hat welle" ZBauma. — 2. = ob II, ehe, bevor
ApH.; ZBül., Ner., 0., W. D' Mueter hat g'chochet,
seb-ich üfg'stande" In" ZHörnli. Bette" d auch, seb-er
VscHäffrd! ZW. Seb-i<* Das tue», se... Z (Spillm.).
Gwüss, seb-nur de- Tag erwacht, g'hört-mer scho" de"
Hollehö [den Hahn], dei'mul. seb 's nie Zwblfl schlackt,
ist er a" si"'m Chrähe" scho". KdMey. 1844. S. noch
Basilisk (Bd IV 1663 u.). — Aus [a'Ja eb, ob. also zu-
nächst in Bed. 1 a. Eine analoge Kürzung unter iü (Sp. 15).
seb s. selb.
Sebald, .Sebold', ,Sibold': männlicher Taufnarae.
,Der ersam her Sebold Mesner.' 1495, AaB. Urk. .Se-
bold Peyger.' 1503, BsPratt. ,Sybold', Familienn. in
BStdt (seit dem XVI.); S< nSt.it (XVI.); vgl. Leu. Lex.
XVII 787/8. In Ortsn. .Sebaldi' ApG. ,Sibold.' ebd.
Sebastian: 1. a) Name des Heiligen. 0 du gueter
Sebastian! scherzh. Besegnung, zB. zu Kindern i. S.
von: wie kommt ihr daher! oder was habt ihr ange-
richtet! AAAarb. Gedächtnisstag (wie für Fabian) der
20. Jan. ,Auf Sebastian tritt der Saft in die Bäume.'
Z Kai. 1846/63, .Fabian Sebastian lässt den Saft in
die Bäume gan' Bs (Linder); BBauernkal.1854; SchwE.
Kal.(oJ.); ähnlich bei Baumg. und Martin-Lienb. Wenn
der San Bistiä" ehalt hat, "berchu"-wer im Früeli"g
(Langst) au'» ehalt Grü. Letzter Termin eines Fest-
gebäcks; s. Gritti-Benz (Bd IV 1410; auch AaZoQ.
.Geben an sant Cybasijons [!] tag.' 1401, AaB. Urk.
.Geben an sant Bastien aubent.' 1507, B. ,Uff sams-
tag nach Samibasteiv 1535, ScawTugg. JzB. Auch
andere Tage werden etwa dem hl. S. gewidmet; so ist
am 1. Mai jedes Jahres die Sebastianskapelle von G
Schännis das Wallfahrtsziel der mit Kreuz und Fahnen
ausziehenden Katholiken von GLNäf. und (»Urnen;
früher war eine jährliche Wallfahrt nach Schännis in
Gl allg. Brauch (AfV. IV 262. 273). Als Lokalheiliger
wird S. erwähnt für WV.; ZsMenz. und Walchw. (AfV.
I 210). Altäre waren ihm geweiht: in der Kirche zu
ZBär. (gestiftet 1475 als Nebenaltar), ferner zu GMontl.
(Kriess.215). S. als Schützenpatron. In den Schiess-
vereinen, zu denen sich seit den Burgunderkriegen in
Ndw 8 — 16jährige Schützen zszutun pflegten, trägt
der Helgen-Vogt (Bd I 706) an den Festtagen das Bild
des hl. S., dessen Postamentli zugleich als Kassa dient
zur Aufnahme des Opfers in der Kirche; während des
Schützengottesdienstes begibt sich der Helgen-Vogt
nach der Opferung in die Sakristei, stellt sich mit
dem Sämmelteller auf mit der Bitte: Wer dem heilige"
Sant Sebastian Eppis opfere" trill. De" meg 's dö drin
ine" legge"! L Schützenf. 1901; Ähnliches aus L s.
unter heilig II (Bd II 1150 o.). Die Ordnung der
Schützengesellschaft StS. zu AaB. aus dem Ende XV.
s. BAnz. 1897, 481/2; s. auch Bruderschaft (Bd V 424/5.)
,[N. vermacht Va Viertel Kernen] an die bruoderschaft
der schützen zuo Baden sant Sebastians.' 1473, AaB.
Urk.; ,Sant Sebastyons.' 1483, ebd. ,Man hat den hai-
ligen deren ämpter und gescheft, schütz und patro-
cinium zuogemessen, die sy och in irem leben gebrucht
haben ... die weber haben zum patron ufgeworfen
den Severinum... die schützen Sebastianum.' Kessl.
Als Schutzheiliger in Kriegs- und Pestzeiten;
vgl. AfV. III 135. 137; W Sagen I2 43. ,Wir wünschen
auch zum neuen Jahr den hl. S., dass er in Kriegs-,
Pest- und Todsgefahr uns mit seiner Fürbitt wolle
beistahn [usw.].' AaRIi. (Neujahrslied der Sebastians-
brüder); vgl. Brugger Tagbl. vom 8. 1. 1908; Augustin
Keller, Ged. 1889, 89 und bes. St Sebastiani-Brueder
(Bd V 421). S. auch Rochus (Bd VI 174). Patron
eines Gebäudes. .Gasthaus zum St S.' SchwE. (früher
ein Privathaus ,zur Wiege', nach dem Beispiel ähn-
licher, mit dem Bilde der betreffenden Heiligen ge-
zierter Gasthäuser, so ,zum St Joseph, zum St Johann',
von einem Wirte umgetauft). ,Der Chorhof StS., St
Sebastianshof' (erbaut 1611, ,an der Westseite des
Hauses das schön geschnitzte Bild des hl.S.'). MEbtsrh.
1907 (LBer.). ,Haus zu St S.' oder ,das Wysshaus.-
1618, ZlUt. (1552 wird eine Kapelle zu StS. erwähnt;
vgl. ANäf 1877, 20). — b) Sebastian ApWald (bis-
weilen); B (ganz selten); ScßSibl., Sebasti (wechselnd
mit Basti und Bast) BO. (Alpenr. 1827, 367/75). Sebi
ZKn., Bastian Aa; Ap; BHa. (sehr beliebt, früher
Sab, seli, sib, s"b, sub
im ganzen BO. gebräuchlich), S. f; ÜRC'ast., Malix,
Samad.; LNeuenk.; ScHwIngenb.; SBuchsiten; TaDiess..
Neukirch, Pi'yn, Sitt. (hie und da), Bastiä" Ap (auch
Dirn. BastüMi); TuEsch.; WG., Bastiang UAnd.,
Bast(i) s. o., Bastli GrD., Malix, Spl., Basehiän
SchwE.; ZSell. (RBaur), Baschzian SchwE., Baschiä"
SchSt., Baschiü" (Dim. Baschithidli GlL.) Gl, Basclü"
Ar, „Bäscher GrA.", Weitres unter JJascÄ (Bd IV
1757/8), wozu noch Bauch GRMalix, Bäsch AiSchi.;
Gl, Baschi „B" (lt Becker ehemals häufiger als Ba-
stian); „VO", Baschli AeSpeicher; GRCast, Schs; Tb
Sitt. (hie und da), Bäschi Aa; ScaStdt, Büschel Ndw,
BöscfteZiJAA; BsLang., Sias.; ScaStdt f-t'ft): männlicher
Tauf'n. De muesch ['s] ha", wenn d' säst Baschiä", Be-
dingung, welche die Kinder machen, wenn Andere
ihnen Esswaren abverlangen 8enSt. ilfer .scmd woc''
nüd vergrabe" [muntert an der Chübi in ApUrn. ein
Tänzer seine Tänzerin auf], ich bi" noci 's Hanese"
Uelis Bueb ond du 's Baschöne" Bäbe". ATobler 1890:
s. auch TTobler 37 a. 's Baschis, Zuname von Fa-
milien Aa; L. — 2. appell.: s. Basch 2 (Bd IV 1758).
De bisch e" (rechte'') Basch(el)i, eher mit liebkosendem
als tadelndem Beigeschmack BsStdt. [Der Mann sagte
zur Frau vom stillsten und fleissigsten Knecht, wenn
die Andern ihm Streiche spielten:] So-n-e" Baschi
muess-me" imen iedere" Hüs ha", ro" wege" ire""-me"
ke'ne» het, sott men-e" selber si". B Hink. Bot 1899.
Vereinzelt wird für Gl die Form Badist angegeben, die
doch sicher zu Baptist (Bd IV 1429) gehört. Umgekehrt
wird der Zuname 's Baschlis (Bastlis) ZO. für Baptist iu
Anspruch genommen. Ä. Belege für den (Tauf-)Namen: ,Se-
bastion H.' 1499, JGöldi 1S9T; dafür .Baisellion H.' 1510,
ebd. ,Sebaschian K., Tuebmanu.' 1611, Bs Stadtb. 1890.
.Bastianus St.' neben .Sebastian G., Cappelvogt.' 1520, Uw
Beck. .Bastian.- XVI.. BRüd. (Kirchenbücher, später nicht
mehr); 1513, Aush. (.Junker B. von Diesbach'); 1526.
EEgli, Act. (,M[agisterl B. [Ramsperg], kilcher zuo Gossow');
153S, ibsch. (.Her B.\ Prädikant zu Bern); Kessl. (,B. Kretz
von ünderwaldeu', Hauptmann im Avignonerzng 1536, dafür
.Bastyou.' 1528, Gfd. .Baschion.' 1531, ASG.); 1547, B KM.
(,Her B. von Loupen'); XVII.. ThFelben (Taufbücher, mehr-
fach); 1654, AaSins. .Bastiou.- 1474/83. ZRB.; 1531, Z
Vvth.; um 1531, L; 1554, B. .Baschiou.' 1562, Schwlugenb.;
Ende XVI.. SchwE. JzB. (neben , Baschi. Baschli']: 1669.
JGöldi 1897: , Basebon.' XVII., ApWalz.; 1614, JGöldi 1S97
(dafür ,Bascha.' 1588). ,Baschen [Noin.] Hohl von Teufen.'
1623, KWild 1847. .Basti.- Kessl. (mehrfach als Name von
Reisläufern im Avignouerzug 1536); 1565. G; XVII., ZHansen
a/A. (Kirchenbücher, neben , Baschi'). .Baschi.- 1569, ZOss.:
1583, ZRhein.: 1594/1616, AaSchi. (Taufbücher): 1604.
ZSth.; XVII.. ThNeuk. .Hans Baschi Jacober von üri.'
1683, L. .Baschli.- XV./XVI.. ThLangr.; 1523, ZPfäff.:
1526, GGoss.(,M[agister] Baschli.- 1: 1576. ApHer. .Pasehli.'
1655, ApOberegg. Zum Familienn. ,BäschIi(n)' vgl. noch:
,Hensi Baschli-, Gerichtsweibel zu GAltst. 1532, Kriess.,
.Hans Hammerer, genannt Baschli.- 1533. ebd. Als Ortsn.
,St Sebastian.' ApG.: I.E.; ÜBürglen.
Sebi U, Sebis S, Seppi(li) Obw: 1. Eusebius. Als
Name des Heiligen. Heit-dir [in SGr.] nid selbmöl
[als in SSelzach die Reformation Eingang fand] fest
am Alte" g'ha" und heil zum Sebis 'bettet, Chrüz und
Fane" g'no" und sid mit Gottcertroite" Sehe'' zuc?
Schild 1860. Als Taufname. Du cha""sch nit e'mfd
''ein Bueb. di"em S., trowe". ebd. 187ö. S. noch ratsch
(Bd VI 184'?). — 2. appell., Bursche, Kerl S. NN
hei" Gümp g'macht [beim Tanzen] trotz -eme" grosse"
Heustüffel und hei" - si<* de"" noeh hie und dö i" de"
Füesse" vo" angere" Tänzere" verliret; natürlig hei"
die tanzlustige" Töehtere" nid dra" g'hanget, mit settige"
Sibisc" z' tanze". JHofst. 1865. Verst. e* Haupt- Sebis.
Seppi(li) nach der gleichlaut. Kurzform für Joseph um-
gebildet. Vgl. auch Bueili (Bd IV 1749). Im SchUre^-SeUs,
Ortsn. S.
Scbie f.: .kleiner, aus Stäben gemachter, mit einer
B'sc.hlacht versehener Schlitten, mit dem vorzugsweise
Kinder zur Belustigung Schlitten fahren; verschieden
von der dem gleichen Zwecke dienenden, aus Brettern
verfertigten Grutschen [Bd II 830], die nicht immer
mit Eisen beschlagene Kufen hat' GRÜe. (Tsch.). Syn.
Gögel (Bd II 154). — Ohne Zweifel aus dem Rätorom.,
aber sonst dunkler Herkunft. Vgl. Sab!
se'bnng: Ausrufdes Wohlgefallens UwSa. Dasists.!
Frz. c'est hon. Der Ausdruck soll auf einen nach jahre-
langem Aufenthalt in Paris heimgekehrten schwerhörigen
Spengler zurückgehn, der sich in Wirtshäusern durch sein
überlaut vorgetragenes Kauderwelsch bemerkbar zu machen
pflegte.
STb PAI.; ScHSchl.; Th, Sip GrAv., Spl.; WMü.,
mit Dehnung Si'b Aa; B; L; Ndw; ZO., Si'b Ap; Z
tw. — n., PI. unver., in ä. Spr. auch ,siber', Dim. Sibli
(meist mit dem Voc. des Grundw., doch zB. in BG. Si-'bli
neben Si'b): 1. Sieb von verschiedener Art (Bast-,
Draht-, Haarsieb von wechselnder Maschenweite, auch
Metallsieb mit gelöchertem Boden) und Grösse, doch
im Allg. kleiner und feiner als die Eitere" (Bd VI
1725). aaOO., ,crivetto, setaccio' PAI. (Giord.). E(s)
ßns, reins, Gegs. e(s) grobs S. Aa; B; Th; Z. Öppisi"'s
S. ine" tue", schütte", mit dem S. butze?, durch 's S.
ab lö". Öppis drü Mal durch 's S. ab lö", als besondere
Vorsichtsmassregel, 's ist durch 's S. dure" g'gange",
gereinigt. Im Vergleich. Da" ist we-n-e" S., von lose
gewobenen oder fadenscheinig gewordenen Stoffen
TuMü.; vgl. Eiteren. En Chopf (es Hirni, Gedächt-
nissj ha" wie-n-e(s) S-, Nichts behalten können, Alles
zum einen Ohr hinein und zum andern hinauslassen
Aa; B; L; Th. .Vielleicht werden einige zum Nach-
teil der Wahrheit allzu hötfliche Leute ihm [dem Ver-
fasser] seine grosse Freiheit, mit welcher er ein Sieb
ein Sieb nennet, für eine schweizerische Grobheit
ausdeuten.' GHeid. 1732. ,Der burgermeister und die
rete haut sich erkennet uf den eit, das enkeiner,
so ze Zürich körbe, zeinnen, wannen oder sip ma-
chent, mit der zimberlüten zunft nicht ze schatl'enne
haben süln.' 1341, Z StB. ,Sib oder beutel, incer-
niculum, cilicium (ein härin kleid auss bockshaar
oder geisshaar, ein sib. Fris.), capisterium (wann, sib
oder reiferen. Fris.), cribrum, excussoriuni. rudera-
rium.' Mal. , Grosse, grobe sib, cribra excussoria.-
Fris.; Mal. , Wetzstein, siber, täler [dürfen nicht auf
der untern Brücke feilgehalten werden].' 1564, Z RM.
,5 Siber.' 1627, TüBürglen Schlossinv. S. noch Bütel
(Bd IV 1920); Eiteren (Bd VI 1725); Bulfer-S. Ver-
wendung lies Siebs; s. auch die Zssen. Frucht-, Futter-
sieb des Landwirts Aa ; B. Binder dem Tennstor hange"
,T Sib. S. auch Rannten (Bd VI 971). Sieb des Müllers
Aa; B; Th. ,Guoti sib' gehörten zur verordneten
Mühlenzubehör; s. Bd IV 1920. .[Müller und Bauern
sollen] den kernen suber rellen, das derselb von der
wannen und dem sib stüb und werschaft sige.' 1563,
Z RM. .[Strafbar ist das Feilhalten von Kernen | der
nit nach der Billigkeif gerellet und von der Wannen
und Sib suber geraachet were.' 1607, Z KB. ,[Der
43
Sab, seb, sib, sob, sub
Kornhüter ist verpflichtet, das unsaubere Gewächs]
durchs Sieb treiben oder rönnlen zu lassen.' 1741, B
Müllerordn. Für Trauben; s. reden (Bd VI 586). Für
Salz: ,Ura 1 sib zum salz 1 p 6 h.' 1400, Z Fraumün-
sterrodel. (Draht- oder Haarsieb) für Spezereien uä.
,[N. gesteht:] den ungestossnen saffran habe er ge-
sehmirgt mit boumöl und in gemengt mit 4 lott zuckers;
der zucker wölte nit daran beliben, da slüege er in
durch ein sib und nara da den selben zucker und tett
in in den gestossnen saffran.' 1450, Z KB. ,[Das ge-
schmolzene Metall zu einem .welschen virniss' giesse]
uf einen stein und zerrip es wol und schlahe es den
durch ein sip und einen büttel und lo es dür werden.'
Ktjnstb. 1474. S. noch Bd VI 585/6. Metallsieb zum
Seihen von Flüssigkeiten. E" S. braucht man zB. beim
Waschen von Salat ThMü. In Brunnenleitungen.
.Uenne Heinzin Spengler, als er isnin sibli macht zen
brunnen 3 p.- 1384, B StRechn. ,[Zur Instandstellung
eines Brunnens gehört ua.] in der teilstud ein rennen
ald sib, ordenlichen gemachet, [damit] kein wuostin die
tüchel kommen möge.' 1591, Z RM. Dim. a) trichter-
förmiger Milchseiher Ap: B. D' Mileeh dör'h e" Sibli
dör'he" seije". ATobler 1901/2. — ß) (gestieltes) Tisch-
Siebchen (für Milch, Kaffee, Thee, Rahm); Syn. Sigeli.
Solche, die den Nidel (Bd IV 072) nicht lieben, brau-
chen das Sibli Aa; Ap; B; Z. Wi'tt's Sibli? fragt
man beim Einschenken, 's Te durch 's Sibli durhen lo"
AaF., Ke.; Z. — Das Sieb als Werkzeug zum Zau-
bern. Das .Siebtreiben' wird bewerkstelligt, indem
zwei Personen an den Griffen einer mit beiden Spitzen
in die Siebsarge gebohrten Schere das Sieb mit dem
untergelegten Daumen der rechten Hand in die Schwebe
heben; Bewegung des Siebes bei Nennung eines ver-
dächtigen Namens erweist die Schuld des Betreffenden
Aa (Rochh.); vgl. Wolf-Mannh. IV 131: Gr. WB. X
777. ,Ein Werk des Teufels eigen [ist es] da Etlich
eine Schär darsetzen auffein Sieb und murmeln gwüsse
Wort: die Schär durch Satans Trieb indessen auff
dem Gschirr ganz unghewr umbrennet, wann Eine,
die nit fromb, mit Nammen wirt genennet.' Gwerb
1646 (GMüller). ,Die Sieb-, Zang-, Axt- oder Beil
[Bd IV 912]-Zauberei . .. da man ein Zang in zween
Finger nimt, oder ein Axt oder Biel in einen runden
Pfal schlegt, ein Sieb drauf setzt, sonderbare Zauber-
wort spricht und die Namen derer, die in dem Arg-
wohn sind, einanderen nach nennet. Wann man dann
den Namen dessen nennet, der schuldig ist und Dieses
oder Jennes gestohlen hat, so soll sich das Sieb
schwenken oder wenigst bewegen und zitteren, wel-
ches, so es geschieht, von niemand Änderst als von
dem Teufel selber gewürket wird ... Die Sieb-, Axt-,
Schlüssel-Zauberer . . . begeren mittelbare Hülff von
dem Teufel selber und sollen derowegen nicht unge-
straft hingehen.' Anhorn 1674. Vgl. noch: .Elende
Leut, die durch Teufels Hülff und Rat verborgne
Ding erforschen wollen ... Siebdreher, Christall- und
Spiegelseher, die eintweder selbst mit dergleichen
Wahrsager- Kunst umgehen oder aber dergleichen
Teufelspropheten Glauben geben.' Zauberei 1704. S.
auch Bd VI 1725. — 2. übertr. a) unanmutige Weibs-
person. Nei". han-i'h wider 'denkt [ein Freier vor einer
zwar begüterten, aber laubfleckigen und rothaarigen
Tochter ausreissend]: ieh will doch lieber es hübsches
Nägeli arluege", a's es vüests Sieh. Im Kai. 1867. —
b) ,Sibli\ Kuhname. Zg Ausst. 1899.
Amhd. »it. »i,,; vgl. Gr. WB. X 77:); Martin-Lienh. II
318. S<H, | statt. -,-'-) in Z beruht auf dem Einfluss der
Schriftspr.; vgl. die Anm. zu Rü VI (Bd VI 1376).
Asche"-: = Äschen-Reden (Bd VI 585); s. Haber-
Riteren (ebd. 1727). — Gatter- Z (Dan., ohne Def.).
— Här Hör-: wie nhd. Tu und sicher weiterhin;
Apothekerspr. — Kaffe Kafi-Sibli: Kaffeeseiher Ar.
— Kernen-: Fruchtsieb. .Zwoo Wannen, zwei Mahl-,
item zwei Kernen- und ein Radtensib.- 1602, AABb.
(Tauschbrief). .Mülingeschirr: ... Kernen-Sib 3, Rog-
gen-Sib 2, Habermähl-Sib 3, Horiss-Bütel-Sib 2, Schei-
nen-Sib 1.' 1659, ScnwE. Arch. .Dem N. für ein Ratten-
sib ein Kemensib.' Zubers TgB. 1676. S. noch Haber-
Riteren (Bd VI 1727). — Chom-: = dem Vor. Ndw
(Matthys).
Liilch- s. reden (Bd VI 585). — Vgl. Sanders II 2,
Mal-. .Sübmachertax: ... für ein rein Malsüb
2 Pfd.' BsTaxordn.1646. — Milch-&> GrAv., sonst
■Sibli: Milchseiher, und zwar a) = Sib 1 a. (um die
frischgemolkene Milch von Unreinigkeiten zu befreien)
B; GrAv. — b) = Sib 1 ß, für Milch Aa ; B. — (Ha-
ber-) Mel"- s. Kernen- S. — Most-: unter den
Kelterabfluss gestellter, aus Weiden geflochtener Most-
seiher; Syn. Win-Ber (Bd IV 1458); Ränn-Zeinen;
Trott-S. .Dem Küeffer ... für ein M. 3 Batzen.' Roed
1734. — Bulfer-: feines Sieb (mit Pergamentboden).
Apothekerspr. ,1 bulffersibly und sust 1 sibly und 3 bütel
und 2 eren mürsel und ein isen stössel.' 1445, BsPfeff.
Inv. ,[N. gibt zu, er habe] ermehltem Sibmacher et-
welche Gizifähl zu Pulversiben verkaufft.' 1713, Z.
— Bütel-: wie nhd. Beutelsieb. ,Nim Büchsenbulfer,
stoss Das zu Mel, dass es durch ein B. gieng.' ZZoll.
Arzneib. 1710. S. noch Bütel (Bd IV 1920). .Horiss
[härenes] B.'; s. Kernen-S. — Rogge"- s. Kernen-S.
Ratte"-: (Staub-)Sieb mit kleinen (nach einer
Angabe ungefähr 3 mm weiten, nach anderer Angabe
grössern) Löchern ScnSchl., zum Absieben der Korn-
radenkörner WMü. S. auch Kernen-S.; ferner Haber-
Riteren (Bd VI 1727). — Vgl. ,Radensieb' bei Gr. WB.
VIII 48; Martin-Lienh. II 318.
Sand-: Sieb (mit Drahtgitter) zum Sieben von
Sand Aa; B; Ndw (Matthys) und wohl weiterhin.
Scheinen- s. Kmien-S. — Für ,Schienen-S.', Sieb
mit aus Holzschienen geflochtenem Boden? s. Sehinen.
Spezeri-. .Sübmachertax: . . . für ein Specereisüb
der gröberen Gattung das Stuckh 1 Pfd 10 ß.' Bs
TOrdn. 1646.
Staub-: sehr engmaschiges Sieb AALeer. (für Heu-
blumen und Getreide); SThierst. Syn. Staub-Riteren
(Bd VI 1727). — Auch eis. (Martin-Lienh. II 318).
'Ihr. Sibli: Theeseiher Aa; ß; Z. Es silberigs T.
EGünter 1908. .1 Te-Sibli.' 1812, Z Inv. — Trat-:
Drahtsieb Z (Dan.). — Trott-: = Most-S., ,Gefäss,
worein man den Wein bei der Kelter ablaufen lässt'
(Spreng) Bs. — Welle"- Z (Dan., ohne Def.).
sib e" GlH. (in Bed. 2 b) ; GrAv., ObS. (in Bed. 2 a),
Spl.; Yk\.(sibw); Tu: Ndw; WMü., sisbe" Aa: B; Gl;
Ndw(-i-); Z, sl'be" Ap; ZStdt (neben -l2-): 1. sieben,
durch ein Sieb schlagen. aaOO. Du muest z' hinderst
i" der Höll hind Äsche" s., böser Wunsch AASuhr.
Gang du dem Tüfel ga" Chole" s. (chnütsche"), scher
dich zum Teufel! BStdt. Von Flüssigkeiten; Syn.
richten (Bd VI 381 ). D' Milch s. Aa ; GrAv. ; Z. 's Kafi
s. Ap. .lirandsalb: ... nim Buter schmalz 1 Pfd, darin
45
Sab, seb, sib, sob, sub
seude 1 Pfd grüne Räkholterbery darin, seibe es |
durch ein Tuch, truk sey aus.' Arzneib. 1822. S. noch
bütlen (Bd IV 1921); reden (Bd VI 585). .(Un)gesibet.'
,Das Krüsch sollen die Müller wäliren, wie es in
Büttelkasten kornpt ungesiebet, es wäre dann Sach,
dass ein Kund dasselbig wolte gesiebet haben, ist
ihnen Solches zugelassen.' 1689, B Müllerordn. ,1 Irami
Krüsch ohngesiebet.' 1693, ebd. — 2. a) fein schneien
GRÜbS. Syn. fäuserlen (Bd I 1067). , Schnee die Menge
herabsiebet.' UBrägger 1787. — b) triefen, von durch-
nässten Personen, denen das Wasser aus den Kleidern
läuft, wie aus einem Sieb GlH. Gew. unpers. : Es het
g'sibet durch- s' durchhe", sie waren triefend nass. —
Mini, stiert iu Bed. 1.
ab-: absieben Aa; Th; WMü. Frucht a. Aa. Vom
Seihen von Flüssigkeiten: .Seihe es [das Hafersehleim-
wasser] dann ab.- Arzxeib. 1822. — üs-: aussieben.
Chruter, Würzen ü., durch Sieben vom Staube be-
freien. Apotbekerspr. S. auch üs-rlteren (Bd VI 1729).
— dur' "'(e")-: durchsieben. Zucker, Mel" ihirhe"s.,
um Knollenbildung zu vermeiden. Küchenspr. Auch
von Flüssigkeiten : ,Nim Buterschmalz . . . und [tue]
darin dei mitler Holderrinden und grüny Rekholter-
bery..., sibe es durch.' Arzneib. 1822. Bildlich, Etw.
innerlich gründlich verarbeiten: [Wenn man in einer
Ansicht aufgewachsen ist] gut 's ecktet" lang, bis wen
e" nü"i Meim"g durchg'sibet hat. CStreiff 1902.
Sib er m.: 1. Siebmacher. .Um ein riteren vom s.';
s. Riteren (Bd VI 1725). .NN. fuoren mit zargen, die
sy dem s. bringen weiten, das waser ab.' 1485, Z RB.
,S., der sib und ryteren machet und bereitet, cri-
brarius.' Mal. S. noch die Anm. — 2. SVber(li), (Milch-,
Thee-)Seiher Aa.
Zu 1 der Familienn. Siber Z, , Sieber' WG. Zuname einer
Familie Nydegger: d's Sibers Udi BRüsch. Die urkundlichen
Belege gestatten nicht durchweg sichere Scheidung vom
Appell. ,Des Sibers hoffstatt.' 1427, SchwPfäff. Offn. ,F.s
klagt N. uff den Siber ... uff das gienge er zuo dem Siber
und Sprech zuo im: lieber Siber, du sölt es nit zürnen.'
1450, Z RB. .Bärbel Siberiu, Jacob Webers eliche wirtin.'
1459, ebd. ,Es klagt Hensly Siber, schuochniacher, uff Ca-
sparen Rüsser den siberknecht.' 1460, ebd.: daneben: .Ca-
spar Riisser der Biber': .der genant [Heusli] Siber.' ,Hans
Wäber der siber.' 1482/1531, Z; , Hensly Siber weber.'
Edlib. ; ,Haus Silier vor Ranwegertor.' ebd. ,Hans Siber de^
grossen rats, burger.' 1496, B (Ansh.). .Benedict Siber.'
1529, Absch. (S). ,Ruedi und Heini den siberen alda.' 1547,
ZSeeb. ,Sieber.' M. XVII., SBib. ,Siber.' XVII]., ZFIuut,
Als Flurn.: .Kleelaud, Wiesen im Sieber' ZFlaach.
siberle": = siben 2 a GRObS. Hit het 's doch alli-
wil z' s. Bald tuet 's nw so s. und bald falland Flocke"
so gross wie Schntizblatze" [Schnupftücher],
sible» -i3- BStdt, in Ndw sibele" (auch -1-):
1. = siben 1. aaOO. Zucker s. ,Für den stein der nieren
und der blateren ... söl das bluot dess hasen sampt
seinem balg ... zuo kleiner äschen gebrannt werden,
klein gesiblet und in ein sauber geschirr behalten.'
Tierb. 1563. ,Die species aromaticae . . . söllendt uff
das reinest gebulffert, sittig gesiblet und in wol ver-
schlossenen büxen . . . uffbehalten werden.' 1592, L
Apothekerordn. ,Siblen.' XVII., B Arzneib. — 2. Be-
zeichnung einer im XVI. unter den Schülern der Stifts-
schule zum Grossmünster in Zürich üblichen Strafe.
.Niemants, der nit ir gsellschaft ist [sollen die Schüler
im Schenkhof] weder mit pritschen, siblen oder an-
dern buossen angriffen . . . under einanderen mögent
sy zimliche straffen bruchen, doch ane in brunnen
werfen oder siblen.' 1541, Promptoar der Propstei
(,der schuoleren ordinanz'). — Mhd. tibden; vgl. auch
Gr. WB. X 779.
sibe" (bzw. -i1-), in BG. (neben jüngerm sibe"):
SchKI., Schi, sübe" — subst. m. sibe" (bzw. sübe"), f.
sibtU}, -| B (in G. -ü-), sibno W, sonst = in., n. sibni
(si-beni BsStdt) bzw. sübni, in ScHlIa. sügni, Dat. sibne" :
Zahlw., sieben. 1. als blosser Zahlbegrilf. (Bis uf) sibni
zel(l)e". ,[Die] Destillation des aqua vits sol geschehen
so gar mit einem senften und linden Fewr, dass einer
möge leichtlich sibne zelen, ehe dann ein Tröpflein
Wasser heraus fliesse.' JRLandenb. 1608. ,Und was [im
J. 1429] der keiser zal sibni.' 1429, ZStB. Eintausend
sechshundert drissig und sibne.' 1637, AAWett, Kloster-
arch. 's isch sibni, 7 Uhr. 's hat sibni g schlage". Am
(%m) sibni, um 7 Uhr. Nä(ch) de" sibne", nach 7 Uhr.
Sibni, i" 's Bett will-ich; achti, i" 's Bett mach-dich;
nüni, iA's Bett schlänig usw., Erweiterung des Kinder-
verses BI I 81 u. ZSeeb. Wer alli Tag, wann 's
Vögeli singt, am sibni us dem Bettli springt usw. Z
Horg. S. noch bijen (Bd IV 908). ,Um die sibni früe.'
14:'.T, Z KB. ,Uin die sibne.' um 1532, G Rq. ,Do es
sibne geschlagen hat.' Bossh. Chr. .Zwüsehen sechse
und sibne am morgen.' 1585, B Arch. ,Ohngfar wann
die Uhr sibne schlagt.' Com. Beati. .Arn Carfrytag
facht die Predig umb sibne an.' ScnwE. Kanzleikal.
1620. Ähnlich noch oft. ,Zuo sibnen.' B StR. .Zun
sibnen'; s. Batz II (Bd IV 1966). Mit angetretenem
Subst. ,Ze nacht nach sibnen zit.' 1439, Z RB. .So-
bald die sibne stund geschlagen haben wirf.' 1554,
F StB. Sibni si", 7 Jahre alt. allg. Das Alter von
7 Jahren gilt als der Zeitpunkt, wo der Mensch an-
fangen kann und soll, seine Vernunft zu brauchen.
Er ist über die s. Jär (use"), kein Kind mehr, alt
genug, um zu wissen, was recht ist oder nicht ZLunn.
,Er ist über seine s. Jahr, ephebis iam excessit.' JMey.
1677. 1692. Er ist über sibni, er wird wol wüsse".
was z' tue" ist L. Er ist (du bist) ja me a's (ja über)
sibni, damit wird etwa ein Schüchterner bei Tische
zum Zugreifen ermuntert Bs; L; Z. ,Die s. ort', die
7 katholischen Orte der 13-örtigen Eidgenossenschaft.
.Als sin sun vor vilen jaren bei Lucern einen tod-
schlag begangen und darumbe ... in den s. orten ver-
rüeft worden.' 1569, Z RB. ,Die s. gotshüser'; s. be-
rauben 2 (Bd VI 34). — 2. in besondrer, vielfach
symbolischer bzw. typischer Bed. a) Biblisches, Kirch-
lich-Religiöses und theologisch Beeinflusstes. a) drl"
luege" (firha g'sehnj wie die s. ture" Jär (wie s. türi
Jär), elend, traurig, zornig aussebn BE., G., Lutz.
(Bärnd. 1904, 610), R., auch lt Zyro; L (Ineichen). —
ß) die s. Weisen. Der acht vu" s. Wise"; s. Bd I 82.
— f) .die s. (tag-)zit(en)', die kanonischen Hören,
kirchlichen Gebetszeiten (Matutin s. Metti Bd IV 556,
wo die unrichtige Def. Frühmesse; Prim Bd V 6(i7:
Terz; Sext; Nön vgl. Bd IV 763; Vesper Bd I 1109;
Komplet Bd III 305); Syn. Höressen (Bd II 1569);
vgl. auch (Tag-JZit. ,('andia ist ein grosse stat ... in
liriechenlandt und redent anders dhein sprach den
kriechisch; man singt aber in der statt die s. zitt wie
hie zelant.' HSchürpf 1497. .[Ein Priester zu AaB.
soll] ainem lütpriester in der kirchen mit singen und
lesen zuo allen gepürlichen zyteu gehorsam syn, in-
sonder ob hienach angesehen wurde, die s. zyt oder
dero etlich ze singen.- 1520, AaB. Stil. ,[,G\vardiknecht'
17
Sab, seb, sib, sob, sub
48
des Papstes:] Der papst hat mir dri pfrüenden geben
... die verdienen ich mit hallaparten; der kilchen darf
ich nit vast warten: ich sing die s. zit bi dem win,
ich kan ein gewaltiger Chorherr sin.' NMak. ,1523...
giengent vil colecten und betten in den s. tagzitten
hin und ab, die man vormals als lass und sang . . .
[1526] wurdent den priestren zum Grossen münster
... alle gsangbüechere, daruss [sie] dan die s. zitt über
jar sungen, . . . genomen . . ., darrait man kein zit am
morgen oder am abint mer singen kont. werder metmen
[1. nietinen] und andre zitt.' Edlib. ,Die nüwglöubi-
schen zuo Ragatz, Meils und Plums halten den alten
cristen die pfarrhüser . . . vor . . . [Helft mit] dass die
priester, so mess hend, in die pfarrhüser körnend; dann
sy könnend ire [h]oras und s. zit in wirtshüseren nit
betten.' 1532, GSa. Brief. ,So was Hussen meinung . . .
wider orden, wider bicht, wider s. zit, fasten ...' Salat,
Ref.-Chr. ,A11 tag muosst mau [im Frauenkloster
Töss] ze metti, zun s. ziten. die gesungen wurdent,
gan by einer buoss.' Bossh. Chr. ,Dass die s. zit, wie
si di pfaffen tuond, vil zit vergebens bruche und on
frucht verzerre.' Vad. ,So wirdt ie der mensch vil
weniger fromm vor Gott durch die werk der mensch-
lichen Satzungen, nämlich kein pfaff durch sin mäss
han und s. zyten ... wirdt mögen darmit vor dem ge-
riebt Gottes beston.' ÜWerdm. 1552. ,[Der verstorbene
Bischof Severin von Köln sei einem Geistlichen er-
schienen und habe ihm geoffenbart, er müsse schwer
büssen] allein darum daz ich mine s. zyt [1(370: ,meine
s. Zeiten oder gesetzten Betstunden'] nit fiyssig zun
rechten yngesetzten stunden gesprochen . . . Wenn der
fromm heilig bischof . . . umb des willen, dass er
[wegen Amtsgeschäften] die s. zyt mit einanderen, nit
zuo gwüssen stunden gehaftet, also jämerlich ist ge-
pyniget worden, wie wirts erst denen ergon, die on
not die s. zyt on andacht mit einanderen sprechend,
damit sy iren Wollüsten und ytelen dingen dester bass
mögind obligen?' LLav. 1560. 1670. .[Die Schüler]
beten] die s. zit von der waren wisheit, vom Canisio
geordnet: die vesper und complet zur vesperzit, die
übrigen horas, als meti und prim, ee man in kirchen
gadt, terz und die non in dem ampt.' F Sehulordn.
1577. ,Da [bei den alten Kirchenschriftstellern] wird
sich finden ..., dass man die s. Tagzeit oder horas
canonicas bei Tag und Nacht bette.' Antw. 1650. S. noch
Österen (Bd I 582); Siben-zit-Ge-bett (Bd IV 1827/8);
Wih-Brief 1 (Bd V 493). — 8) (die) Sibni bette",
7 Vaterunser und Ave Maria; s. fünf 1 (Bd I 852) und
AfV. VI 38/41. — e) ,die s. heilikeit, sacrament.'
,Dis sint die s. heilikeit : touffe, firmung, riuwe bihte und
buosse, der heilig fronlichnamen unseres herren, prie-
sterlich ambacht, die heilige e, der jüngste touf.' XIV..
Wack. 1876 (Bs). In Flüchen. ,[Die beiden ange-
klagten Frauen haben] volgente schwüer durchein-
anderen getan, als nämlich Götz himel, tussent Her-
got, siben sacrament, touff, krütz, lyden, element.'
1567, ZRB. Vgl.: .[Einer habe] zu Wyach geschwo-
ren: siben tussent Sacrament, siben tussent Herrgott.'
1604. ebd. — Q die s. Gaben des hl. Geistes. ,Diu
wisheit selbe zimberote ire selber ein hus uffen sibin
sulen . . . die siben sule daz sint die siben gebe des
heiligen geistis.' XII., Wack. 1876. Sonst nur noch in
der 7. Strophe des auch ausserhalb der Schweiz weit-
verbreiteten Liedes von den 12 hl. Zahlen: ,Guter
Gesell, ich frage dich. Guter Gesell, was fragst du
mich? Guter Gesell, ich frage dich: was ist das siebte
Stück im Himmel V Siebe" Gabe" des hl. Geistes, sechs
Krüge mit rotem Wein schenkt der Herr auf der
Eochzeil zu Canaa ein, fünf Wunden Christi, vier
Evangeliste", drei Patriarche" Abraham Isak Jakobe,
zwo Tabele" Mausis [usw.]' AaFH.; vgl. Rochh. 1857,
•268, sowie Erk-Böhme III 825. — rj) die s. Worte
Jesu am Kreuz bilden einen Segen gegen bösen Zauber
(HZahler 1898, 109 f.); auch AfV. IV 340. — S-) die
s. Leiden, Marter. Vo" s. Lide" nache"; s. Bd III
1089. Dazu noch: , Kapiteln tat er ihm [seinem lieder-
lichen Sohn] von s. Leiden nach, dass es Einem
dünkte, Fritz sollte sich niederlassen bis zu einem
kleinen Höcklein.' Gotth. (Reinh. 1843). Als Fluch:
,[Die Verklagte habe] Gotts s. Hergott marter und
ander bösser schwüer getan.' 1575, Z RB. — i) s. Hei-
lige. Zum Ausruf: Ach Gott! wird etwascherzh. hinzu-
gesetzt ond s. Heiligi! ThMü. Von den verschiedenen
Heptaden von Heiligen sind am bekanntesten 1) die s.
Schläfer von Ephesus (Kalendertag 27. Juni oder auch
27. Juli); vgl. Siben- (Sibni) -Schläfer. — 2) die s. hl.
Brüder, Söhne der hl. Felicitas zu Rom (Kalendertag
10. Juli). S. die Wetterregel Bd V 413; anders: ,Wie
das Wetter am s. Brüder-Tag ist, so soll es s. Wochen
sein' ScHSt(Sulger); LVolkskal. 1851. — x) s. Him-
m e 1. In alle" s. Himmle" si," = im sibe"te" H. JAllexs-
pacb: s. sibent. — X) s. Tugenden. Dem Oft" s. Tu-
ge"de" und s. U"tuge"de" säge" (s. Bd I 111), in ZZoll.
dem O. s. Eren und s. Unere" säge" (a"tue"J, zB. du
schönen O., du warmen O., ... du wiiesten O., du
ehalten O. — p) die s. Haupt- oder Todsünden als
Figuren in der Mos-Fart (Bd I 1035) SchwMuo.; s.
Die Schweiz 1859, 151/2. Hieher (vgl. aber auch d):
Wenn Ein es Ei stelt, so tuet-er s. Sünde" BsL. (AfV.).
— • v) s.Geister. .[Vor Beginn der Schatzhebung
hatte die alte Frau] dem Priester in [L]Uffhausen
den Auftrag erteilt, in dieser entscheidenden Stunde
für sie gegen die s. Geister, die erscheinen sollten,
zu beten; zu ihrem Schrecken iudess erschienen vier-
zehn solche.' Henne 1879. — §) s. Teufel. ,Sante
Maria Magdalena, von der min trehtin sibin tüvil
virtreib.' XII., Wack. 1876; vgl. Marc. 16, 9; Luc. 8, 2.
, Hierum, frommen Christen und landslüt, tuond um
Gotts willen die ougen uf und lassend üch die s. bösen
tüfel, die durch den Faber handlend, nit in einen
ärgren stand bringen, weder wir vor gewesen sind.'
Zwingli. ,Sin [Zwingiis] fürnemen aber reizt und
stupft in stetz an underlass, als dann er, mit s. tüflen
bsässen, kein ruow vor denen hat' Salat, Ref.-Chr.
Die Anschauung lebt noch fort in RAA. und Sprww.
Dri" luege", wie loenn-me" s. Tüfel im lÄb hett. Rochh.
(wohl Aa). Me" schlohd (bi de" Chinde") ender s.
Tüfli (lt einer Angabe Tüchle) ine" (i"he"J, eb (ob) eine"
use" B; L. Wenn-me" ein Tüfel use"schloht, schloht-
me" s. ander i" S. Si schlöhnd s. Tüflen i"e" und eine"
use", Eltern, die ein Kind zuviel prügeln ZRuss. De"
schloht s. Tüfel i"e" anstatt einen use", von einem
Mann, der seine Frau prügelt Aa. Rösi het e" Gosche",
es chönnti" s. Tüfh; dri" dängele", es g'hört keine* der
anger, von lästiger Redefertigkeit B. Ein ausserge-
wöhnlich guter Wetzstein war ,in's s. Teufels Namen
gehärtet.' ALüt. In Flüchen: ,Botz s. teuffei, was
ist das!' Holzw. 1571. — o) ,die s. fryen künst.'
,N., meister der süben fryen künst.' 1470, AaBi-, StR.
,Hettist die s. fryen künst giert, die man z' Baris,
Sali, seb, sib, sob, sub
z' Köln, z' Erdphurt erfert.' NMan. — u) die An-
schauung von den 7 Sinnen des Menschen (Gr. WB.
XI 792/3) liegt noch vor in der Formel s. Seiehd
ZW.; s. Sechel. — b) im öffentlichen und Rechtsleben.
a) s. Zeugen und Eideshelfer. ,Wa siben bidernun
. . . bi iren geswornen eiden sprechen, das inen übel
beschechen sy an irem vidi, kinden oder an ireni lib
und guot und des ... ein person ziechend, ... das man
denn zuo der selben person grifen und ... richten sol.'
1431, BoSi. (ZfsR.). .Welcher und welche . . . ir Un-
schuld nach bekannter urteil erbütet, wer old welche
die entsezen wellen, so sy den eid getan hant, das
sollen sy tuon mit süben geloubsamen mannen.' Seg.
L StR. XV./XVI. ,Wann einer den eid gesworen oder
sich den ze tuonde nach bekannter urteil erbotten hat,
wil jemant den entsezen, der sol und mus es tuon mit
süben gloubsamen mannen, denen eides und eren zuo
getruwen sig.' ebd. ,0b einer den eid getan hette und
jemands denselben des eids entsetzen wölte, das soll
alsdann mit s. gloubsamen mannen beschechen.' 1568,
AABünzen Offn. S. noch glaubsam (Bd II 589); un-ver-
sprochen; Aeg.Tschudi Chr. 1734, 108 (ein Beispiel von
1209), sowie Blumer, RG. I 197/200. Vgl.: ,[In Zukunft
sollen wegen Diebstahls 2 Zeugen genügen, weil oft]
grosser schad den lütten uffgestanden ist von dieb-
stals wegen, das man doch nit allweg mocht kuntlich
machen mit s. unversprochnen mannen.' 1416, Schw
LB. 7 Männer wurden gew. als Zeugen beigezogen
beim peinlichen Verhör. ,Ouch ist lutter genieret . . .
daz die s. mann, so der ammann und die lantlüt ver-
ordnen über ein jeden gefangnen, sollend fragen und
volteren, als je zu ziten die notdurft erhöuschet.' Ndw
LB. ,[Der , Fürsprech', d. i. der öffentliche Ankläger
im Blutgerieht, anerbietet sich, er wolle] des armen
Menschen Vericht mit s. umbardische Mannen er-
weisen . . . Darnach forderet der Grossweibel s. Man
[von denen jeder einzelne bezeugt] dass er solche
Vericht selbs uss des armen Menschen Mund gehört
habent [!] und der arm Mensch des bekantlich gsin
syge.' 1641, AaB. StR. S. noch an-richten (Bd VI 407)
und vgl. (be-Jsibnen. — ß) s. Geschlechter in Uri.
Zur Stellung von Anträgen an die Landsgemeinde oder
zur Einberufung einer ausserordentlichen Landsge-
meinde war das Begehren von 7 Männern aus 7 ver-
schiedenen beliebigen Geschlechtern notwendig (s. >SY-
ben-Geschlechts-Begiiren ßd II 403); oft auch nur ,die
Geschlechter' (s. d.), auch Sibeii-Ge-schlecht (s. d.) ge-
nannt. S. Blumer, RG. II 1, 131 ; Leu, Lex. XVIII 740.
744. ,Item wir seind übereinkommen, wan s. Mann ein
Landtammann an einer Gmeindt oder vor den Räten
oder Landleuten etwas heissen anbringen, dass er sol-
ches anbringen soll; doch so s. Mann begerten, ihnen
ein Gmeindt zuo berüoffen, so soll ein Landtammann
dasselbig vor und ehe an ein Rat im Boden [s. Boclen-
Rüt Bd VI 1592] undt die Landleut, so man gehaben
mag, anbringen, ob man ein Gmeindt berüoffen will
oder nit.' ü LB. (Dr Wymann). ,Gmeindtbegehren
durch s. Gschlechter. Als dan vor dissem etwas Un-
formb in Begehrung einer Gemeindt verspührt worden,
ist geordnet, dass es desshalben bei dem Artickel
Landbuochs verbleiben solle, im Fahl s. ehrliche Ge-
schlechter begehrten etwas anzubringen, das solches
vor einem ordentlichen Rat sambt den Landleuten
solle beschechen.' U Practicierordn. 1628/62. ,Erst-
lichen werden durch Herrn Landtammann die An-
Schweiz. Idiotikon VII.
bringen der s. Geschlechteren angehört undt vom
Landtschreiber verzeichnet. Wan die Begehren der s.
Mann verzeichnet seindt, ermahnet Hr Landtammann
das Volk zum Gebett ... [dann] werden die Anbringen
der s. Geschlechter . . . abgelesen, undt so nichts dar-
zwischen kombt, lasset Hr Landtammann ein Mehr
ergehen, ob solche für die Nachgmeindt schlagen
wollen', mit der gleichzeitigen Randbemerkung: .Dieses
geschieht gleich nach abgelesnen s. Gschlechteren.'
Mitte XVIII., Regulativ für die Landsgemeinde (Dr
Wymann). Dazu noch folgende Titel aus dem Register
zu den nicht mehr vorhandenen U Landsgeraeindepro-
tokollen : ,S. Geschlechter mögen wohl ihre Beschwer-
den wider die Hausordnung anbringen, aber es solle
darüber ein Unifrag gehalten werden, ob was zu än-
deren.' 1665. ,Das die s. Gschlechter an der Nach-
gemeindt persöhnlich erscheinen sollen.' 1724. ,S.
Gschlechter: wan dero Begehren gerecht, sol alzeit
zuerst gescheiden werden.' 1765 (DrWymann). In der
U Verfassung von 1850/1 behandeln die Art. 11. 37-39.
57. 80. 87 die damals noch bestehende Institution,
die erst durch die neue Kantonsverfassung vom 6. Mai
1888 aufgehoben wurde (DrWymann). — y) ,Gricht
von sibnen besezt ist genugsam. Was Keib, Krieg,
Ehr oder Bluot antrifft, solle das Gricht ganz besezt
werden; doch wan ein Richter selb sibend sitzen mag,
soll man es für gnugsara besezt sein achten.' GrD.
LB. — 8) Behörden, Gerichte aus s. Männern,
aa) in Uri. 1) das .Siebner-Gericht'; s. Bd VI 368.
Es bestand noch um die Mitte des XIX.; s. Art. 77
und 78 der U Verfassung von 1850/1. — 2) auch für
das Ort-Ge-richt (Bd VI 347 und 351 u.) enthält das
U LB. die Bestimmung: ,es soll ein Richter ... ge-
schickte Leüt zu ihme berüoffen, namblich s. Männer,
die des Rats seind' (Art. 56). — 3) ,die s. Mannen zu
der Rüss', eine Aufsichtsbehörde über Wasserverbau-
ungen (aufgehoben in der U Verfassung von 1850/1,
Art. 89). ,Der siben Mannen halber zu der Rüss:
Wir haben angesechen und geordnet, das nun hinfüro,
wo die s. Mann zu der Rüss oder zu dem Wasser
kommen und das Wasser, auch die Wöhrinen be-
schauen, was sie dan je zu Zeiten heissen machen,
wo oder an welchem End, wie es dan ist, das soll
man also machen, und was sie heissen brechen, das
soll man auch also abbrechen [usw.].' U LB. (Art. 231).
,[An Wuhrarbeiten von Privaten soll in Zukunft]
nützit mehr aus des Landts Seckel geben [werden],
es seie dan Sach, wo die hoebe Notdurft erforderet
und die s. Mann, zur Rüss verordnet, daran etwas zu
tuon auff ihr Eidt erkennet, so vill daselbst aus des
Landts Seckel geben soll werden.' ebd. (Art. 106). —
ßß) in Schw ,die Siben', eine dem Landanimann bei-
gegebene Behörde; so im XVI./XVIII. ,Die s. söllent
der buoss [wegen Wildfrevel] nachgan und inziechen
zu der landlüten banden.' um 1500, ADettling 1904.
,Wer also geleidot [gerichtlich verklagt] wirt, so sollen
ein ammann und die s. der buoss nachgan und in-
ziechen.' 1515, Schw LB. ,[Es sollen nur noch an
Kirchen und Ratshäuser Fenster geschenkt werden
und ausserdem] in erenwirtzhüser, die an Strassen
stand, da ein amman und die s. duchte, das man sin
[davon] eer haben mög.' 1517, ebd. ,Wenn einem ein
urtel vor den sibnen gat um ein geltschuld .. .' 1519.
ebd. ,60 Pfund Lechs . . . diss gab ich alles [ins Stift
Einsiedeln] uss Befelch dess Herr Landtanies und der
51
Sab, seb, sib, sob, sub
52
Sibnen, wil mehr Gesandten da waren als sonsten, in
die Engelwiche.' 1659, ADettling 1904. ,Wann Einer
umb gemeine Geldschulden mit dem Anderen streitig
undt . . . ein Gericht verlangt undt zehn Schilling Ge-
richtgeld erlegt, solle ihme der Landtweibel mit den
Sibnen richten, welche er von den Bäten (wann's er
fueglich haben mag) nemmen soll; in Abgang deren
aber solle er gemeine ehrliche Landleüt zu sich ziehen.'
1756, ScHwMa. LB. — xf) in Uw; s. Bd VI 368. Auch
subst. ,die Siben' : ,So einer einem an sin er rette,
so mag einer einen vor den sibenen old lantgricht
annärj ... und soll man entlich der urtel vor den
sibnen erwarten und nit darvor für die eindlif zien.'
Ndw LB. ,Vom gricht der sibnen. Wen nun fürhin
vor den sibnen clag . . . verhört wirt, . . . zeigt der
richter den partien an, was urtel um den handel gäben
ist. Wäderm teil die urtel nit gfalt, so mag ers noch
wol für die eindliff zien.' ebd. — 88) in Bs ,die Siben',
wechselnd mit ,die Sibner' (s. d.). ,[Der Mörder wurde]
von den herren siben, so von einem ersamen rat zuo
söllicher sach verordnet, . . . befragt.' Bs Mord 1565.
S. noch Buech 3 (Bd IV 985) und vgl. Ochs V 33/4.
Auch das Kolenberger Gericht in Bs (Bd V 1366) war
aus ,s. Priheiten' zsgesetzt; s. BsRq. I 425/6. — es) s.
Mitglieder zählt auch der Schweiz. Bundesrat, ebenso
eine Reihe von Kantonsregierungen (so von BsStdt; Gl;
L; Scaw; Z). — e) s. Ahnen. Bettler: ,Ich bin ein
Bättelmann von meinen s. Ahnen und bete wol ver-
dient des Bättelordens Fahnen.' GMülleb 1650. —
Q s. Nächte als Fristbestimmung; s. Nacht 4 ß (Bd
IV 644); Pfand (Bd V 1140). Mehrere Belege Arg.
I 17. 18. 19. 20. 26 (AARheinf. StR. 1290). IV 326
(1550, AaZ.). Dazu noch: ,[An den 3 jährlichen Ge-
richtstagen soll man zuerst] richten umb eigen und
umb eerb, und sol man den zuo jeglichen tage nach-
geding geben, sibennächtiges, ob es notürftig ist.' 1348,
AiBremg. — ig) s. Schuh (Fuss). 1) s. Schuh im
Geviert als Minimalbesitz an Grund und Boden, der
gewisse Rechte und Pflichten bedingt. ,Wer da inn-
rent etters hat s. schuoch wit für sich oder hindersich,
der sol bi der offnung sin vor dem herren, der Grüe-
ningen innhat, oder vor sinem richter, so man da ge-
richt hat.' ZGrün. Offn. ,Wer da ligende güeter het
in dem ampt s. schuo wit und breit [der gehört an
die 2 Jahrgerichte].' XIV., AaF. ,Wer ouch s. schuoch
lang und breit vällig güeter hat in disera twing, der
sol einen val geben gon Lungkbofen in den kellerhof.'
XIV., AALunkh. Hofr. ,Ze den vorgenanden zwe
ziten ... süln alle die für den meyer komeu, die d
sehuoppuossen oder des gotzhuses güeter hant, so
den hof hörent, s. schuoch lang oder breit.' 1331,
SchwE. Urbar. , Welcher der huoben s. schuoch hat,
den sol man nit vahen um einhein buoss, wan man sol
im trüwen.' um 1400, ZBass. Offn. ,Ein her söl gebieten
zwen dingtag ... und sond alle die darzuo gan, die in
dem hof s. schuo lang und breit habent.' 1427, ScHwPfäff.
.Wir geben ininen herren den korherren das recht, wer
ein erb hat, oder ein teil eines erbs, das joch nun s.
schuo breit ist, so git ie das eltist einen houptval, das
best houpt, so er lat.' 1430, ZEmbr. ,Es söllent ouch
alle die, so in der vorgenannten waldstatt Einsidlen
gesessen sind, die eigen oder erb s. schuoch wyt und
breit für sich oder hindersich in derselben waldstatt
in des vorgeschriben gotzhus gerichten, zwingen und
bennen hä[n]t, by den zweyen jargerichten sin.' XVI.,
SchwE. Hofr. ,Es syge des hofs recht und alt har-
kommen, das einer das sin möchte ziechen und tragen,
wohin er wölt, und einer möchti das sin hinder einem
zun essen und dem herrn darby nütz schuldig sin,
alldiewyl einer sines eignen gelegnen guots s. schuoch
wyt und breit im hof Wermentschwyl hinder im lasst.'
1508, ZWerm. Offn. ,Der herrschaft Knonow recht-
same ist, wellicher im verkouff im selbs vorbehält s.
schuo wyt grund und boden, der und syne kinder sind
der lybeigenschaft underworfen.' 1564, Z RM. ,Item
und hat ein herr zu solchen jargrichten zu gebieten
allen denen, so im hof und grichten Wermetschwyl
gesessen sind und denen, so darin guot s. schuoh weit
und breit habend sind.' 1586, ZWerm. ,Ein grichts-
herr zu Wetzigkon ald syne vögt [soll] alle jar zwei
jargricht haben ... und welicher in den grichten sitzt
und s. schuoch wyt und breit darinnen hat, der und
die selben sollend zu den zwei jargrichten gehorsam
syn zu komen.' 1590, ZWetz. S. noch tidng-hörig (Bd
II 1580); breit (Bd V 919), sowie Arg. IV 238 (um
1400, AAHerra.). 293 (1413, AAMuri). 331 (1568, Aa
Bünzen); Bodmer 1894, 31 (1406/91, ZStäfa); ZObf.
1897, 49 (1552). — 2) s. Schuh (Fuss) weit gehen;
s. rüeffen (Bd VI 691 o.). Fahrendes Gut konnte jeder
nach Gutdünken vermachen, nur musste er noch fähig
sein, sich ohne Hülfe anzukleiden wie zum Kirchgang
oder Marktbesuch, und ohne Stab oder Stange s. Fuss
weit vor das Vordach hinauszugehen. 1406/91, ZStäfa
Hofrodel (Bodmer 1894). — ») s. Garben; s. Pfarr III
(Bd V 1169). — i) ,s. mann unrecht'; s. Bessering 7
(Bd IV 1679) und vgl. ün-recht 2 (Bd VI 278). —
x) Die Helfer bei der Weinlese sollen nicht mit Trau-
ben gelöhnt und höchstens mit s. Trauben beschenkt
werden. 1492, ZEH. (EStauber 1894). — c) Aber-
glaube. Wenn ein Mädchen in der hl. Nacht (zw.
11 und 12 Uhr) von s. Brunnen trinkt, sieht es beim
siebenten (oder im Wasser des siebenten) seinen Zu-
künftigen BGr., Si.; s. auch Bd ü 1149. Ein Ring, der
am Charfreitagmorgen zw. 12 und 1 Uhr aus s. Nägeln
vom Sarge einer im Kirchhof verwesten Leiche ge-
schmiedet wird, schützt gegen Gliedersucht, Hexen-
schuss und Rheumatismus ZMettm.; vgl. Chrampf-Ring
(Bd VI 1091). Es Rossise", wa s. Lücher dri" sin, nit
mie' old minder, in einem Kreuzweg vergraben, soll
zaubrische Wirkung hervorbringen BSa. (DM. VI 396).
Mit s. Fledermausherzen kann man sich unsichtbar
machen BSi. (DGemp. 1904); vgl. Bd IV 477. S. noch
Bd V 184 (siebenblättriger Klee). 1040 (Genuss von
siebenerlei Gemüse); ferner AfV. IV 324. 328. Wenn
s. Blieben in-ere" Famili nö'henangere" gibore" werde",
so cha"" der sibeH d' Chröpf vertribe", wenn er mit der
Hang drüber stricht S (Schild 1881). S. noch Gluxer
(Bd H 657; auch BsL.), ferner Hixer (ebd. 1830), wozu
noch die Variante: Hit-gi Hützgi hei (frei), hinächt
chöme"d (irer) drei, und morn am Morge" (z' Nacht
chöme"d) (irer) s., Die (si) händ-mer 's Hüzgi Hätzgi
(hei) vertribe" ZEbm., Stall. — d) in der Volks-
medizin. Sibenerlei (auch nünerlei) Geist, verschieden
zsgestelltes Mittel zum Einreiben gegen Rheumatis-
mus, zB. Ameisi-, Nerve"-, Seife"-, Hirschhorn-, Rege"-
u-urm-, Reckholder-, A"haltgeist Aa. — e) Wetter- und
andre Bauernregeln. Die s. Sonntage nach Ostern,
Pfingsten; s. Bd I 580. V 1162 u.; dazu: ,Wenn am
Oster- oder Pfingstmontag regnerisches Wetter ist, so
muss es die s. nächstfolgenden Sonntage darauf regnen'
53
Sab, seb, sib, sob, sub
ScnSt. (Sulger). Um 8 Tage verschoben: Wenn 's am
Dreifaltigkeits-Sunntig [1. Sonntag nach Pfingsten]
regnet, so regnet 's s. Sunntig na(ch) - enand (hinder-
enander) AABb., Bözb.; Bs. Die s. Wochen nach Liecht-
Miss; s. Bd IV 449 ; dazu noch : Wenn an der Liechtmess
d' Sunn dim Pfarrer uf d' Chanzle" schint, so wird 's
noch s. Wuche" ehalt BsL. (Af V.). S. noch oben unter
at(Sp.48). D'Riibe"händs. Wuche" ZU, zum Wachsen
AaF„ Ke. Pfeisten in Ar [Ähren zur Pfingstzeit], in
s. Wuche" wage"schwär BsL.; vgl. noch Chorn-Äher
(Bd I 70) ; Rannten (Bd VI 970). Hie s. Hunger- Wuche"
(s. d.), üster- bis Pfingstzeit ZZoll., in BBurgd. die
s. dürre" Wuche", in Z auch die s. hungerstotzige"
Wuche" (s. hunger-stotzig). ,Dass [Vorstösse und Rück-
züge der Gletscher] geng s. Jär andauern, war die
erste darüber aufgestellte Hypothese, die noch jetzt
um dieser Zahl willen eine gewisse volkstümliche
Geltung besitzt.' Baknd. 1908 (BGr.). — f) in Kinder-
und Volksreimen, Sprichwörtern, Rätseln uä. Drü-
mal sibe(n) ist (sind) ein-e"''-zwänzg und Vieri drüf
(sind) e" Chröne" [25 Batzen], (u"d) wer im Summer
Geisse" het, dp het im Winter Böne" [s. Bd IV 1312]
BE.,G.; vgl. LTobler, VL. II 231. In Abzählversen.
,12 3 4 5 6 7, eine Frau die kochet Rüben, eine Frau
die (eine andre) kochet Speck, 1 2 3 und du musst
wegg' BG.; ZStdt, ähnlich Bs, ,... Speck, für den andern
Dreck im Leck' BStdt. David ist in'n Garte" g'gange"
und hat s. Vögel g' fange" (oder wie vil Vögel häd - er
g' fange" 0; 1 2 3 45 6 7 — uss! ZEbm., Rieht. Wer
will guete" Chueche" bache", der mues' ha" vo" s. Sache":
Eier u"d Schmalz, Zucker u"d Salz, Milch u"d Mel,
Safferet macht der Chueche" gel B (GZüricher 1902);
ähnlich in JBs und sonst; vgl. Chuechen (Bd III 131).
In Spottversen. Es hocke" s. Schniderne" uf einem
Nädle"spitz: merä mä mä mä, merä mä mä mä, ist
Das en schmale'' Sitz! GrTIis. D' Schnider Jumpfere"
sind stolz und brutal, 's gihd siben um (für) en Sehilli"g,
denn häd-me" na'h a" Wal; die erst tvigt (ist) en Vierli"g
[usw.] ZStdt; in ZMänn. spec. von den Üetik(om)er
Jumpfere". Z' Dammerselle" mitts im Dorf isch e"
Meitschi-Türi; dö chauft-mer um-ene" Bire"stil sibni
achti nüni. ALGassmann 1906. Land üf und Land ab,
d' Holzäpfel sind rund, d' Langnauer hend Bueben, es
sind siben e"kei"s Pfund; der erst wigt en Vierli"g
[usw.]. ebd. 162. S. so Bliebe" stösst-men in'n Hose"sack,
s. so Buebe" stösst-men in'n Sack; und ivänn-si noch so
chlini si", so stösst-me" noch s. dri" Aa (Dan.). Bötgiigger,
s. für-e" Chrüzer, acht für-ne" Bappe", pfiff- der i"
d' Chappe", 's düent all i" d' Hell abe" dappe" AAZein.;
anders Bd 11.197. VI 1177. D' Müendaler [AAMönth.]
händ Fleisch g' fresse", s. Chile und ein Hage". Hage"
mü, Hage" mü! Aa. Es ist es Meitli enne"t dem Se,
me" seit-em nw Vroneggli; es isst all Wuche" s. Bröd
und nach derzue drü Weggli ZStall. Z' Surse mitts
im Städtli hed Einer Weggli feil, mV Brüeder der
chauft sibni und isst de" beste" Teil. ALGassmann 1906.
Herguless ond Ribelisoppe" ! irseii Maf't hed s. Joppe":
em Werchtin drei, em SonHiv vier. Herrguless! ist Das
e" Tier! Ap VL. 1903. S. Chittel han-i'h nid, i<* ha"
numen eine", cha""-mi'h nüsti meine" B (GZür. 1902).
S. Sack roll alti Wiber (Mandli): i<* bi" frö, "as- t«*
kei"s (keine") ha". ALGassmann 1906. 7 Jahre. Ich
hab ein Vögeli g' fange", drei Tag und s. Jör; es ist-
mer widerum g'gange" [usw.] ZO. (Stutz). Eusi Jumpfer
Dorote mit ire" lange" Füesse" ist s. Jär im Himel
g'si", hat wider abe" müesse", mit zahlreichen Varianten
fast allg. verbreitet (Aa; Ap; Bs; B; L; G; Scb; Th;
W; Z). ,Da [als die erhoffte Gehaltserhöhung unter-
blieb] konnte man uns mit Recht singen: Ü"si Tante"
Dorote mit iren längen Füessen ist s. Jär im Himmel
g'si", het wider abe" müesse". Gotth. Anneli Susanneli,
stand üf und mach e" Liecht, i'h hören Öppis tram-
pele", »«* mein, es sig e" Dieb. Nei" nei", Mamma,
nei" nei", Mamma, 's isch nur der Beppeli Meria",
isch s. Jan im Himmel g'si", liet wider abe" mies'e" Bs ;
ähnlich BStdt (GZür. 1902, 55); L (ALGassmann 1906,
156). Ruedi, vertue-di'h, mit dine" länge" Beine"; isch
s. Jär im Chämi g'hanget, 'ez chan"-er nümme" geine"
Gl. ,Ich und mein altes Weib hüsi"d gar übel, husi"d
scho" s. Jär, hei" noeh kei" Chübel.' ALGassmann 1006.
S. Tage. , Höhle auf der Wiese, s. [sonst drei] Tage
schliesse, acht Tage rumpelibum, N. dreht sich um und
um [usw.]' GRThs. Eili eili liss, s. Tag sind briss, acht
Tag rumpelibum, d's Tidi Glarner chert-sich um [usw.]
Gl. Heile heile Scge", s. [sonst drei; s. Bd II 1145] Tag
Rege", s. Tag Sehne, tuet-<*em Chindli nümme" we B
(GZür. 1902). S. noch Brot (Bd V 942 u.). B'hüet-i"s
trülieh, nei" wie schülich! der Mül'er vo" Bülich hat s.
Sali; die sind e" Füli, ä b'hüet-i"s tritli'''! G; Z. Auch
als Trostspruch für kleine Kinder: Ä b'hüet-i"s trulich,
's ist nüd so schüli'h! de" Mül'er . . ., mit zahlreichen
Varianten, ebd. Es chunnt en Ma"". er hat en lange"
Mantel a" und s. grössi Tasche" drin; was hat acht
au'h der Ma"" im Sinn? J<* g'siehn-em 's a" den Augen
a", er fragt de" böse" Buebe" nä'* Z (Bölsterli). Die
Zahl 7 ist auch (statt 3) ins Riti-Rössli-Lied (Bd VI
1423) eingedrungen: Biti Riti Rössli, z' Basel isch es
Schlössli, z' Züri'h isch es Tübe'hüs, gugge" s. Jumpfere"
drüs B (GZür. 1906, 26). In Schnellsprechversen; s.
Roggen (Bd VI 773); rauw (ebd. 1865). 7 Berge im
Kinderspiel: Herreli, ich bi" uf dine" s. Berge" B
(GZür. 1902, 137). Subst. Der Pumperniggel ist aber
hie (Bumpemiggel, Habernierj, es trösche"d drei und
wanne"d vier und fare"d s. i" d' Muli (der hinder häd
es Fülli, der vorder häd en brüne" Stier) Z. Losti",
wem-mer ledin send! es werd-i"s scho" no'h kränke",
wenn sibni i" der Wiege" send ond achti off de" Bänke".
ApVL. 1903; ähnlich Uw (AfV. XI 53). Ü'seri Chatz
hat Jungi g'ha", sibni fsibe") in-ere" Zeine" (Zäne"),
der N. hat mües'e" Götti si" (ist Götti g'si") mit de"
lange" Beine" (mit sine" ehrumme" Bäne") G; vgl.
Chatz (Bd 111 584); Pfarrer (Bd V 1172). 's ist numen
euse Zimerma"" mit siner länge" Pfiffe", hed hunderttüsig
Löchli dra", mit sibne" cha""-mer pfiffe". ALGassmann
1906. Hundertsieben. Ü"seri Magd (Euseri Frau) hat
g'chüechlet, hat hundert -sibni [sonst hundert-tüsi"g\
g'macht. und wem-mer alli esse"d (g'gesse" händ). s<*
häm-mer Nut mer z' Nacht Gl; Z. Rab, Rab, d's
Hüsli isch verbrannt, s. Jungi si" verbrannt; Rab, Rab,
di"s Hüsli brönnt, chumm, mer wei" gu" lösche" mit
107 Frösche" B (GZür.); vgl. Bd VI 1170. S. noch
C7(es«:2-.Rmsr(BdVI1090). Sprww. E(n) Vatter cha""
s. China erhalte", aber nids. Chind c(n) Vater Aa; B; Z.
E" Mueter bringt ender s. Chind dm-<he" als en Vatter Z.
Rinnt 's Wasser über s. Stei". so is 's süber und rei"
ÖBSchad. (JSA.); vgl. nünt (Bd IV 770); rein 3 a (Bd
VI 988); sibent. ,Kein Mai währt s. Monate.' Schweizer
Bauer. ,Ein Weiberhaar zieht mehr weder s. Ross.'
Sprww. 1824. Rätsel. Von den 7 Speichen des Spul-
rades: Es sind 7 Brüederer und springe"d all enand
55
Seb, seb, sib, sob, sub
56
wo«*, und keine" mag dem andere" näch Z (Dan.); vgl.
Bochh. 1857, 261 (Nr 486). Bin use" g'gange", bin umme"
komme", s. Lebigi us-eme" Töte" g'nomme", näml. sieben
Vögel aus einem Nest, das sich in einem Totenkopf
befand (durch dieses Rätsel soll sich ein zum Tode
Verurteilter frei gemacht haben, dem zugestanden
wurde, am Leben zu bleiben, wenn er den Richtern
ein Rätsel stellen könnte, das sie nicht zu lösen ver-
möchten) ZLunn.; vgl. Rochh. 1857, 203. Von der
Zwiebel: (Es) häd (Öppis) s. Hut, und bisst (frisst)
allfi) L&t fd' IM) ThMü.; Z; vgl. DM. VI 112. 29;
Rochh. 1857, 241. — g) sehr oft wird s. typisch für
eine relativ hohe Zahl gebraucht. Im Vergleich.
7 Regentage. Unordentlich gehaltene Kühe tropfe"
wie-n-es Straudach, wo 's s. Tag druf g'regnet het.
Schild 1866. E(s) G'sicht (G'fräs') mache" (schnlde")
wie s. Tag Bege"wetter Aa; Ap; Bs; B; G; SL.; Th; Z,
fürhar g'sehn (dri"ggugge", dri"luege", üsg'seh" uä.) wie
s. Tag Bege"ivetter Ap; BG..R., Si.; Z; seltener wie 3,
0, 14 Tag B. Du machsch-mer neuen es sürs G'sicht,
s. Tag Bege"wetter si" Nut dergege". Schild 1876. Sich
breit machen wie s. Eier ime" Chratte" GitNuf.; vgl.
Ei (Bd I 14); Chratten 1 a (Bd III 871). RAA.
Zivüschen s. Ören chon (sin), durch sich widerspre-
chende Nachrichten, Beobachtungen oder Tatsachen
irre geführt werden, so überrascht sein, dass man sich
zu nichts entschliessen kann BR. Durch 7 Nebel,
7 Zäune sehen uä. Einem, der nicht leicht Etw. be-
greift oder merkt, sagt man, er solle die Dielsdorfer
Brille aufsetzen, mit welcher man durch s. Nebel sehe
ZNeer. Dürch s. Eäg (Zun) dürche" Öppis g'seh" (g'höre")
B; vgl. dur'1' all Eäg dur'he" (Bd II 1067); dür'h nun
Zun dür'H" (Bd IV 767). Häufig bei Gotth. ,Ihre
weissen Hemdeärmel am Brunnen sah er durch s.
Zäune schimmern.' ,Auf die Jungfrauen [Mägde] kann
man sich nicht mehr verlassen, gab wie man es ihnen
sagt; wenn die hinter s. Zäunen ein Bubenbein sehen,
so bringt man sie mit keinem Lieb mehr ab Platz.'
,Wer d' Sach nicht kennt, sollte meinen, es seien alles
reiche Bauerntöchter auf der Strasse : das glitzert und
glänzt durch s. Zäune durch.' ,Sein Auge spähte nach
den seidenen Zupfen, die blinken konnten durch s.
Zäune hindurch.' ,Wenn an einem Orte was zu fressen
sei, so schmückten sie [die Metzgerhunde] es durch
s. Zäune durch.' .Durch s. Wände sehen' (vgl. dur'h
nun Mure" Bd IV 767): ,Die Mägde grollen: sie [die
Hausfrau] sieht durch s. Wände.' EHetzel 1879. Dur'''
s. Böde" dur'he" (abe"), über s. Böde" (ine"); s. Bd IV
1026. Dazu noch: Was ich über 's Hani weiss, das
giengt dureh s. Böde". MLien. 1906. 's geitja nit dürch
s. Böde", Mani, es geit nit zum Tode". B Volksztg 1885.
En ärgere" Fülbelz giH 's bim Eid i" s. Herre" Ländere"
nüd. Stutz, Gem. ,Ein gutes Weinjahr macht s.
schlechte wett' Th. S. Mal verbrunne" [usw.]; s. Bd V
645 u.; Bd VI 1010 u. (ähnlich ZEgl.). De'- (Die) chlrt
(trüllet) -sich s. Mal wil du einist (wo du ei"mäl) Aa;
B; Z. ,So für ein Knechtlein möchte Röseli auch
arbeiten; hatte es nicht ganz dessen Kraft, so aber
mehr Eifer und Geschick, kehrte sich auch siebenmal
während ein Knechtlein einmal.' vAlmen 1897. lch
war scho" s. Mal fertig, ungeduldiger Zuruf an Jmd,
der mit einer Arbeit nur langsam zustande kommt
Aa; B; Th; Z. Der ist dem Tu fei sübe" Mal ab dem
Charre" g'hit, nid numen Vnist BG. S. noch so (Sp. 16).
Platz für s. Ma"", für Sibe"; s. Bd V 256; auch Ap;
BsL. (AfV.), auch mit dem Zusatz: es chunnt e" Land-
vogt BE., Stdt, 's chunnt e" Mugg Aa; ZW. De* schafft
(chlopfet etc.) wie (für) S., von einem emsigen Ar-
beiter Aa; Th. De'- frisst für S., von einem Vielesser
Aa; Z. De" schafft für S., er cha"n aber auch fresse"
für S. Aa. E(n) Busch wie S.. ein starker Rausch
Aa; Th. Mit Gen. Da chömen irere" Sibe", eine grosse
Anzahl BE. Da chöme"-si dahar, ire" Sibe", gleich
rudelweise B. Irer Sibe" finde"d Wide", iron., wenn
sich zu Viele zs. an ein geringfügiges Geschäft ma-
chen Z. 's ist, wie wenn S. hebti"d und der Acht nid
we'tt la" gä", wenn es mit Etw. nicht vorwärts gehen
will THDiess. Es b'reicht Ei"em S., auf jeden Heirats-
lustigen trifft es 7 Mädchen Aa; s. auch Buggen (Bd
VI 782). S. Boss; s. furt-bringen (Bd V 728). E" Trü-
mel [Hängemaul] mache", dass s. Hüener drfif z' Sedel
chönnte" BE.; vgl. Lesp (Bd III 1462). !<"• bi" nie
der ungrädist g'si", häd de'' Se'b g'seid, wo s. Böger
g'ha" häd. oO.; vgl. Hoger (Bd II 1085, ebd. Sibe"-
högershoger). S. Hut; s. rät (Bd VI 1739). ,Der s.
Scheiter lange Raintoni.' Ndw Kai. 1906. Dass Gott
erbarm! s. -Suppen und keini warm! Ap (AfV. XIII,
138/9); BsLie.; Z; Sprww. 1824; s. noch Bann 5 a
(Bd V 1275). S. Chueche" und drü Bröd; s. Bd III
131. 's HüetU uf s. [sonst drei] Schoppe" richte".
JReinh. 1905, 65; vgl. Schoppen. Ähnlich in der ä. Spr.
,Söllich lüt, so dann in der vogty syend, sollend iren
frygen zug haben, also das sy des tags zu sibnen
malen [= beliebig oft] uss und in ziehen mugen.' XV.,
Tb Beitr. ,Es klaget Hans Werdmüller der pfister uff
Uolrichen Schönenberg, [beim Brettspiel habe Seh.]
im under anderm das hundert fallent übel und vil
ander fiiech gefluechet und fürer geredt, werint s.
Werdmüller uff einandern, so vertrüege er im es nie-
mer.' 1470, Z RB. ,[Ablasskrämer:] Hie ist rechte rö-
mische guad, die finstu hie ietz eben und grad, als eb
du zuo Rom in s. kilchen wärest.' NMan. ,[Ein Thur-
gauer, dem gesagt wird] das er nit gen [Z]Weningen
gan noch wandlen sölte, [behauptet] er weit ... zu
Weningen enmitten durch das dorff uffgon ze singen...
er weite ouch s. myl wegs in Züricher gebiet bi nacht
gon, das in weder studen noch stock müesstint irren.'
1531, ZRB. JJnglücksam (Infortunatus) [spricht]:
Das walt der tüfel und syn muoter! es blybt mir nit,
hett ich s. fuoder: was ich anfach, da ist kein glück.'
VBoltz 1551. , [Höhnische Herausforderung eines
Kriegsknechtes:] Nun losend, ir sind äben die, die s.
[Acc] band ganz unverzagt uss einem lären huss ver-
jagt' JMürer 1559. N. habe ,übel gefluochet und ge-
schworen...: du kätzer, was gheits dich? und er
weite s. kätzer nit förchten.' 1596, Z RB. ,Was zum
Guthaben gehörte, hagelte es [Geschenke an einen
Geistlichen] aus allen s. Wolken her.' UBrIgger 1782.
Vgl. auch die Zssen siben-valtigen (Bd I 821); S.-
sester-Grind (Bd II 768); S.-farwen-Blüemlin (Bd V
73); S.-Sprung; S.-Sester- Stumpen; die Adjj. sibe"-
süttig und s.-dick und die verstärkten Schirapfww.
S.-Hund (Bd n 1433); S.-Chäpper (Bd III 403); S.-
Chätzer (ebd. 596/7; auch B); S.-Siech; S.-Dieb. —
h) seltener wird s. für eine relativ kleine Zahl ge-
nommen, in verächtlichem oder doch spöttischem Sinne.
Sibe" Sache", wie nhd. wohl allg. Im gleichen S. sibe"
Zwätschge" Aa; Bs; B; Z. Nimm dini s. Zwätschge"
und gang! Ieh trag mini s. Zwetschge" scho" selber.
FOschw.-R. 1900 (Bs MA.). Es isch-ere" gloub Angst
Sab, seb, sib, sob, sul
worde" um iri s. Zwätschge" [ihr kleines Vermögen].
RIscber 1903. Doch auch: Nit um s. (auch hundert)
Zwätschge", nicht um Vieles, um keinen Preis BsStdt.
In gleicher Bed. nid für s. Lcderüpfel Aa. Den Ge-
meinden AAÄsp, Densbüren, Thalh. sagt man nach,
man sehe dort nur 7 .lucharten Himmel: Er ist VW
Asp (Täischbere", Teilte'"), wo-si s. Jwte" Himel hend
Aa. ,[Karl der Kühne] der weder keiser, küngen
noch herzogen nützit . . . vermeint zu lassen . . . was
mit s. schuoch ertrichs [dh. im Grabe] zuo ruowen
gesäzt und vernüegt' Ansh.; vgl. Sp. 51/2.
Ahd. sibun, mhd. «Jen,- vgl. Gr. WB. X 780/802; Martin-
Lienh. II 318, zum Sachlichen auch noch Gr RA. 213/4;
Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien XXXI
(1901) 225/74 (FvAudriau, Die Siebenzahl im Geistesleben
der Völker); Herzogs Realencyklopädie für prot. Theologie
und Kirche "XVIII (1906) 310/7; Die Gegenwart (Berlin)
1880, 89/93. Zur Rundung des i vor Labial vgl. etwa Stoß
ApK. für Stifd. S. in Namen. In Personennamen. , Georg
Huser, genannt Siben.' 1653, AaWett. Arch. .Stoffel Siben-
haar.' 1589, ZReutliugen. ,Clauss Sübeuhass', f 1386 bei
Sempach. Äg.Tsehudi. .Sibenmanu', Familienn. Aa (s. auch
Leu, Lex. Suppl. V 501). In Ortsnamen. Siben- Eichen (Nach-
trag zu Bd I 72) Aa (1363, AaBirm.); 1519/28, BErl. (s.
BRM. I 8. 54. 162; Ansh. 2 IV 477 ff.; NMan. 119. IST.
226); SchwMa. (Sibne* urk. ,Sibincihha.' 972 — 1018, ,Siben-
eichin.' 1178, ,Siben-Eich.' XIV./XV.; dazu Sibner-Bann,
Sibnvr-Schwendi. ebd.); ObwK.; ThEgn. (urk. ,S.-Eich.' XVI.;
dazu Siben-eicher-Fild. ebd.). S.-EU AaOberfi. (I" der ü. übe").
.Siben Furren.' um 1300, BBiel. ,Zu den siben Furten über
die Sensen.' 1448, B. ,S.-Häu' Th. ,S.-Hausen', Gruppe von
3 Häusern GJIuolen. ,S. Hengste', Felskamm BSigr. ,S.-
Juchart.' 1428, Seh; ZBU1. (,In sieben Jucharten'), Rafz
(,Acker auf Siebenjucharten'), Sth. (S.-Juckert), ,S.-Juchart-
Äcker' Th. ,S. -Jungfrauen' und ,S.-Mannen', Felskamm Gl.
,S.-Matt' B. ,S.-Bach' ZKüsn. (.Wiesen im S.'). ,S.-Biirnen'
ZSth. ,S.-Brunnen' BoSi. (s. Bd V 660 und DGemp. 1904,
87); Gr; GoT. ,S.-Stirn' L. ,S.-Tal' (doch im Tal selbst Sime"-
Tal gesprochen) B(hieher?); urk. .Sibental.' XIV./XVII., lt
Jahn 1S57, 641 lat. Septem valles 1 1 7 0), dazu Sibe"t<der(s.L'ber-
7tt/BdVI647), Sibne", Simme f. (Fluss)-B. ,S.-Twing' ZSeon,
s. JLüscher 1898, 12. ,S.-Ziedern' Aa. ,S.-Zwiug-Steiu' Aa.
Sibe" f.: a) ,siben (die), Septem.' Mal. — b) die
Sieben im Kartenspiel, spec. die zweithöchste Karte
beim Kaiserspiel. ,Gott Vodä der neu: Mei Abram,
ietz loss! das ist so gwüss als Siben und Joss, dei
Sohn ist 's Dots eigä, das wolt dar könnä gschribä
zeigä.' Tyrolersp. 1743. Vgl. Jos 3 (Bd III 74). —
In der ÄIA. sonst Sibni; s. i.
sibe°t (sibunt W), in S sibe"d, auch in der ä. Spr.
meist ,sibend', in Aa; Z auch sibe"tist, in W sibuntost:
wie nhd. Sarkasmus eines Bauernknechtes: Sechs
Tage sollst du arbeiten und am s-e" de" Bosse" miste"
BU. (,zur RA. geworden'). Am s-e" Tag mues'-Se-sich
wise" [muss es sich mit der Krankheit entscheiden],
ieel<*ef Weg das' 's göt Aa ; B; Z ; vgl. nünt (Bd IV 770).
,An dem Tag, so ein End- oder Urteilzeichen ist der
Krankheit (Crisis genannt), als da ist der sibend oder
vierzehend Tag.' JJNüsch. 1608. Ist 's Wasser über de"
s-e" Stoa", so ist's wider süber und roa" GLinz, Sennw.;
vgl. unter siben 2 f (Sp. 54 u.). Im s-e" Himel; s. Bd II
1291/2 (auch Aa; B; Gl). I» ha" g' meint, t<* sei(g)
im s-e" H. Us dem s-e" H. abe" bürde". Im Ausruf:
Herrgott im s-e" H.! was stellst Dü-mer hüt wider für
Unglück a"! FMarti. Vgl. Röseligarte" 2, 53. 's s.
TünMi i" der Suppe", Bezeichnung entfernter Ver-
wandtschaft ZKn. Sonst gew. us (vo") der s-e" Suppen
e(s) Dünk(l)i Aa; Ap; Bs; B (Bischer 1903); G; S;
Tu ; Z ; Syn. unter Brock II (Bd V 560). Er isch us
der s-e" Suppen es Tünkli. Schild 1863. Seand-er ver-
wandt? Jö, vu" der s-e" S. e" Dünki GBern. leh ha"
die ganzi Verwandtschaft usuendig g'wisst bis uf 's
Dinggli i" der s. S. Schwzd. (Bs). Auch mit Bez. auf
eine Erbschaft: Es trifft -em [einem weitläufig Ver-
wandten] vo" der s-e" S. es Tünkli AaF., Ke.; vgl.
nünt (Bd IV 770). Zum sibe'te" [Grad] wie d' Schwi",
verächtlicher Ausdruck für die Bedeutungslosigkeit
weitläufiger Verwandtschaft GRFan. (B.). — Subst.
a) m. 1) ,[Die Streitigkeit zw. Engelberg und Uri]
wart gesetzet uf sechs und uf den sibenden', dh. ein
Schiedsgericht von 6 Richtern und einem Obmann.
1357, Gfd. — 2) der Sibe"t (Sibe"d S), in PA1. Sibendu,
in W Sibunto, in WLö. Sibinto, der 7. Tag nach dem
Tode. ,Zu Lucern wird ein Schultheiss auf St Johannis
Tag zu Weynacht jährlich gesetzt ... es wäre dann
Sach, dass im Regiment der Amtschultheiss mit Tod
abgienge, auf welchen Fahl hin gleich nach dem 7ten
seines Absterbens ein anderer an sein Statt erwehlet
wird.' SiML.-Leu. Gew. aber bezieht sich S. auf die
an diesem Tage gehaltene zweite Seelmesse für den
Verstorbenen oder bezeichnet diese Messe selbst; sie
findet oft auch an einem andern Tag der ersten Woche,
zB. am nächsten Sonntag statt. Kathol. Schweiz. ,Nach
Umfluss von Siebent und Dreissigst (diesen sinnreichen
Totenfeiern) eines lieben Bruders pilgerte unser Ein-
siedler nach dem Wildkirchlein.' JBRdsch 1881. Hut
ist der S. für de" N. sälig. Ha" iez Stcrbchöste" g'nueg
[klagt der Vater der Verstorbenen], d' Grdb-Betteri"
chostet, der Sibe"t, der Drissgist, der Töte"baum [usw.].
MLien. 1899. VorS Tage" ist de N. g'storbe" ... Ge-
ster, am Sibe"te", ist d' Chilche" g'stacket voll Lüt g'si".
RBrandst. (L). Am (näch ''em) S-e". Am Sibe"de"
chöme"-mer de"" nit iife" [sagen nach einer Beerdigung
die entfernter wohnenden Verwandten], aber am Driss-
gisch. Schild 1885. An den meisten Orten (so in L;
Uw; U; WLö., tw. auch in AaF., Ke.) geht man am
Sibente" noch z' Opfer. Lt Bote der Urschweiz 1883
wurde in Schw das Opfergehen in der Kirche auf 4
Tage beschränkt: auf Begräbniss, Siebenten, Dreissig-
sten und Jahrzeit. ,Die berren [des Klosters Engel-
berg] süllent sibenden und drissigosten began; darum
sol man inen acht Schilling vier pfennig geben und
nit nie, man tuo es denn gern.' 1413, Gfd. ,Uff sinen
[des Testators] sibenden und drissigosten sol ouch
ieklicher caplan messe haben; davon vallet zu iek-
lichem mal ein müt kernen.' 1439, Z. ,Wann man in
den clöstern der lichamen sibenden und drissigesten
begat ...' 1466, B PES. ,Ich ald mine helfer oder ver-
wesser sollent ouch yederman, sy syent arm oder rieh,
sine jarzytt, begrebt, sibent und tryssgost verkünden.'
1519, Schw (Verpflichtungsbrief des neuen Pfarrers
HBöumle von Luzern). ,Das fägfür, sibend, drissgest
und jarzit lassend wir bliben, wie bisshar darvon ge-
halten; wollend aber niemand zwingen, dass ers glo-
wen und halten müesse.' 1525, B Mand. (Ansh.). ,Die
armen trostlosen mess, als sie gesehen hat, dass von
iro gewichen sind ire pundgenossen : begrept, dritten,
sibenden, drissgost, jarzit sampt dem opfer, bisher
darzuo getragen ...' NMan. , Einen Sibenten und einen
Dreisgest ussrichten.' RCvs. ,[Zu den Einnahmen der
Geistlichen gehören ua.] die Begräbnussen, die Sibende,
die Dreissigst, die Stohl, das über das Grab betten,
segnen und räuchern, das Opfer gehen...' ClSchob.
Sab, seb, sib, sob, sub
6n
1699. ,[Als Taxe wird festgesetzt] an den Sibenten
und Dreissigist, wenn die Orgel geschlagen wird, iedes
Mahl 10 Seh.' 1804, LMeiersk. (Gfd). Amtliche Vor-
schriften über Kirchen- und Gräberbesuch am Sie-
benten. .Wenn ain mentsch stierbt, der zuo sinen
tagen komen ist..., da Süllen die laidlüt ... zuo dem
sibenden, drissgesten und jarzit nit me den selbdritt
ze frümen [s. Bd I 1296] gan ... Item die laidlüt
süllen alle nach ainander gan ze der begrebt, sibenden,
drissgest und jarzit und sol nieman zwischent im gan.'
THDiess. StR. ,[Man soll] zuo dem altar oder über
die greber nit furer noch lenger gan denn den sibenden
uss, und ouch denn darnach allein an dem abent und
an dem tag des drissigosten und nit fürer. Darzuo
so sol ouch enkein frouw sich in enkein kilchen . . .
stellen zuo danken den andren froweu, so ir zuo dienst
gand, weder ze liehen, zuo sibenden, ze drissigosten
noch zuo jarziten. [Es darf ferner] enkein geselschaft
. . . samenthaftlich mit einandren me über kein grab
gan, [sondern nur] der alleine, so das leid angat . . .
An dem sibenden und drissigosten und jarzitlichen
tagen und abenden so mögend frowen und man . . .
über die greber gan. Mit leidigen lüten sollent von
dem ersten tag hin, den sibenden und den drissigosten
uss, nieman denn die nächsten fründ und die nechsten
nachgeburinen zwo zuo opfer gan. Darzuo so wellen
wir, das uff dem sibenden, dryssigosten und jarzyten
niemand mit den leidlüten von dem huss zuo der kil-
chen noch von der kilchen heim gan [soll]. Unnot-
durftiger cost mit den kerzen, so uff den begrebten,
sibenten, dryssigosten und jarzyten gebrucht werden
[wird verboten].' XV., B StR. S. noch Lib-Fall 2 (Bd
I 742); frommen (ebd. 1296); Gräbt (Bd II 698); Be-
grebt (ebd. 699); Gräbtnuss. (ebd.); Cherz (Bd III 493);
Propst 1 (Bd V 775); Sel-Ge-rät 1 a (Bd VI 1622/3);
Drissgist; Jär-Zit und Af V. VI 34. 42. 252/3. — b) f.,
wahrsch. = siebente Tagzeit, Complet; s. siben 2 a f.
,Nun hat sy [Acc, die verstorbene Schwester Anna von
Klingnau] die sälig [Laien-]schwester N. gebetten, das
sy sy nach irem tod lies wissen, wie es umb sy stuend;
und do sy in der sibenden uff der kemnaten betet
nach ir gewonhait, do kam sy in ainem als schönen
liecht, das sy dunkt, hett sy sy angesechen, es wer
ir tod gesin.' EStagel 40 (P Vetter).
Vgl. (bes. auch zu deu subst. Verwendungen) Lexer II
899; Gr. WB. X 822 f. Die RA. von der sibe"le" Suppe"
wahrsch. eine urspr. scherzhafte Entstellung der Rechts-
formel von der siebenten Sippe (s. d.). Hieher (?) der Ortsn.
,Sibets-Egg' Gl, der Personenname ,Hans Sibeud der schuoch-
macher', daneben .Sibent', .Sibett', ,Sibit', doch auch ,Zibit'
geschrieben. 1470/83, Z RB. (wahrsch. ein Ausländer).
sibentlen. In der Verbindung: ,des sibendli"s
spilen' für ein (Karten- oder Würfel- V) Spiel. XV., Z.
,Es klagt Hans Siber schuomacher uff Andressen Gen-
genbach, sy spiltind sibendlis mit einandern, also ge-
wunne er im ein angster an; da hette der genant G.
ein huffen geltz vor im, neme davon und wurffe inn,
als er meint, ein angster ...' 1459, Z RB. ,Es klagent
NN. uff XX.; sy hettend mit einandern uff der gerwern
stuben um schlafftrunk des sibendlis gespilt; darin
redte inen X.; den bete der obgenant N. güetlich, das
er inen nützit darin redte . . .' 1462, ebd.
Schmid 494 bringt aus ä. schw&b. Quelle .sibenlins spileu
oder zornlins1 als verbotenes Spiel, aber ohne weitere Angabe.
sibenzg, -unzg PPo., sonst sibe"zg, in Sch lt
Kirchh. sibc'sg, in BG. (veraltend); SenSchl. siibe"zg:
siebenzig. Er ist, zeit (über) s-i, ist (über) 70 J. alt.
allg. Er ist tüf (hoch, starchj i" de" (ir(n) S-e". Anno
S-i. Der seit-im wider für s., .wäscht ihm die Kutteln'
AASuhr. ,Ein alter Posthalter von siebzig Jahr Alter
kam einst mit 2 Schimmeln von Russland gefahren (der
wollte ins Himmelreich fahren GrTIis), die Schimmel,
die Schimmel (die Schimmel, die Lümmel) die waren
so keck und warfen den alten Posthalter in'n Dreck'
Z, ,die Sch., die Sch. die laufen im Trab (die Sch.,
die fuhren im feurigsten Trab) und werfen (warfen)
den alten Posthalter hinab' GrTIis; ZSth. (Kinder-
vers). ,Eine alte Grossmama, die siebzig Jahr im
Himmel war, wollte wieder aus, und du bist draus'
ZAnd. (Abzählvers). — ein-und eine.-. Esgöts'eine-
sibenzgen üs, es geht hoch her L (vom Kaiserspiel,
wo gewöhnlich nicht auf 71 Punkte, sondern nur auf
31 oder 51 gespielt wird). — zwei-und-. In üwSa.
besteht eine 1680 gegründete .Bruderschaft der 72er'
(s. Bd V 424) oder der ,72 Kinder Mariens', welche
immer auf die Zahl von 72 Mitgliedern ergänzt wird,
wahrscheinlich, um damit die ersten Glaubensboten
[Luc. X 1 (Vulgata)] zu versinnbildlichen (Jos.Küchler).
— fünf-und föufe-. Vexierantwort auf die Frage
nach dem Preis eines Gegenstandes: anderkalbe" föufe-
sibe"zg ZGundetsw. — siben-und siben$-. We"" d'
"ume" Guraschi hättisch, . . . su hättisch d'r Schatz scho"
jetz m~< ... sibene"dsibe"zig [andre Fassung .hundert']
Knechte müesste"-der-ne" zueche" trage". Gotth. De(r)
Lunzi (Lumpi GBuchs) chunnt (.der Wenzel kommt'
ZDäg.), de(r) L. eh. (,d. W. k.') mit siner lange" Pßffe",
hat s. Löchli drinn (dra"), cha"" nid alli griffe" Z
(Bölsterli), jetz chan"-er numnw pßffe" GBuchs; ZDäg.;
vgl. Bd V 1070 o. 1075 o. ,Ich [der Fastnachtreiter in
ApUrn.] bitte um eine Worst in die Hand, die 77 mal
um de" Ofen ome" langt.' AfV. S. Narre"; s. Rein I
(Bd VI 980). Gegen s. Krankheiten werden Segens-
formeln gesprochen, zB. ,Was hest in deinen Augen,
den Nagel oder den Fläcken . . . und die sibenund-
sibenzigerlei Gesucht, die müssen in dinen Augen ver-
schwinden und vergan.' HZahler 1898, 106 mit Anm. ;
zwei weitere ebd. 105. 107. S. noch Glider-Sucht. — Vgl.
MHöfler 1899, 646 f. — Sibenzger m.: a) wer 70 Jahre
alt ist Aa; Ap; B; Th; Z; wohl allg. Auch enhöche
(höcher) S., der hoch in den 70 steht Aa; Th; Z. —
b) wer i. J. 1870 geboren ist Aa; Ap;B; Th; Z und sonst.
sibne": Ausdr. der Rechtsspr. 1. einen Verbre-
cher s., ihn, bevor das Urteil gesprochen wird, noch
einmal vor 7 unbescholtenen Zeugen sein Vergehen
bekennen lassen Schw; Zg (Drlthen); vgl. siben 2 ba.
— 2. einen Toten s., amtlich (vor 7 Zeugen) unter-
suchen, sezieren, um die Todesursache festzustellen.
,[1718 wurde] dess Jacob Gugoltzen verstorbene Ehe-
frau von dem Arzt Mstr Caspar Bindschedler gesibnet
und die von ihrem unguten Mann durch bekannten
auf sie getanen Mordschuz empfangenen, annoch un-
geheilten blessure fleissig durchsuchet.' 1718, Z. —
Vgl. Gr. WB. X 804.
be-: = dem Vor. 1. einen Angeklagten ,b.', vor
7 Zeugen zum Geständniss bringen; s. Ochs H 77 Anm.
Dazu: ,Wäre sie [die Hexe nach der Tortur] noch am
Leben oder aber besibnet, so wäre sie des Feuers
würdig.' 1575, AARh. Hexenprot. (Rochh., mit der wohl
ungenauen Erklärung: ,durch die 7 Urteilsprecher
schuldig befunden'). — 2. a) den Angeklagten oder
61
seb, sib, sob, sub
62
Kläger ,b.', durch 7 Eideshelfer seine Glaubwürdigkeit
bekräftigen lassen; vgl. siben 2 ba. ,Wenn ein Bürger
dem andern Bürger auf seine Güter drohet und diesem
an seinen Gütern etwas Schade widerfährt ... so soll
der Droher besiebnet werden [im lat. Text .tenetur
se purgare septima manu'], dass ihm [dem Geschädigten]
weder durch sich selbst noch auf sein Anrät dieser
Schade seye zugefügt worden.' BThun Handf.; im Komm.
,das will sagen, er musste mit 6 Zeugen zu ihm schwe-
ren, dass ...' — b) uneig., in der allit. Formel b'sibne1
und V segne*. ,N. lebte des festen Glaubens, es könne
seinem Sohne unmöglich etwas Böses wiederfahren,
denn durch sein Gebet habe er ihn b'siebnet und
b'segnet und werde ferner noch für ihn beten ohne
Unterlass.' Stütz B. 1852. Vgl.: Bhalt di" G'tcisse"
rein, 's göt über b'sibne" undb'scgne". Hebel. — 3. einen
Toten 6., = sibnen 2 BsTherw. f (Seiler). Der N. ist
b'sibnet icorde". Anno 1814 wurde in BsFrenk. die
Leiche eines Erschossenen erst besibnet, dann in der
Kirche aufgeschnitten und dann schnell beerdigt (Frei).
1645 wurde die Leiche eines ermordeten schwedischen
Obersten durch das Gericht besiebnet. Bs Stadtbilder
1890. .Vorschrift, wie man die Todtgefundene besibnen
soll [Überschrift].' 1750, S Mand. — Vgl. Gr. WB. I
1621; Fischer I 918 (in Bed. 1).
Sibner m.: 1. ein im J. (180)7 Geborner Aä; B;
Tb; Z und sonst. — 2. die Sieben im Kartenspiel B;
L (beim Kaisern: ,der Siebner kann nur vom Jooss
gestochen werden'; vgl. Sibe"); G (so in oT. beim Pro-
pere" Bd V 772); Tb; Z und sicher noch weiterhin,
doch zT. weniger üblich als Sibni (s. d.). ,Beim Wahr-
sagen aus Spielkarten bedeuten die Siebner junge
Mädchen.' ÜGemp. 1904, 353. — 3. eine Z Münze im
XV. .Züricher sibner, ein geschikte mark ingesetzt,
gat uff die grossen mark 105.' 1458, L. — 4. Mitglied
eines aus 7 Männern bestehenden Kollegiums (Rates,
Gerichtes usw.); zunächst als Sg. zum PI. ,die Siben'
(s.sibenSbf), dann auch plur. gebraucht. ,(Ein) sibner,
der siben oberer einer zuo Born, septemvir.' Fris.;
Mal. ,1)o hat der bapst sibner oder churfürsten ge-
setzt und geordnet.' LLav. 1587. a) in U; s. Sibner-
Ge-richt (Bd VI 368), ferner Sibner-Mäl (Bd IV 162);
siben (Sp. 50). — b) in Scbw. ,[Wer eine Wettertanne
beschädigt, den soll man verklagen] einem bannwart
oder dem sibner in dem viertel, da es beschechen ist.'
1515, Scaw LB. ,[Mit dem Einschlagen eines Gartens
auf Allraendland soll Einer warten, bis] im der sibner,
in welichem viertel er sin begert hat, zeige.' 1519,
ebd. Verschiedene Suter waren 1570/1701 Siebner
des Viertels ScawMuo. (Leu, Lex.). ,N., Sibner und
des Rats lobl. Ohrts Schwytz.' 1672, NSenn 1879.
.Grabschrift auf die Frau Siebnerin NHegner.' PHeng.
1836, 77. S. noch Sibner-Trucken, sowie Leu, Lex.
XVI 621/3. — c) in Ndw ,ehmals ein Mitglied des
Siebengerichts [s. Bd VI 368]' (Matthys). — d) in Bs;
s. Sibner- Amt und vgl. dazu Ochs II 76 ff.; AHeusler
1860, 503 a; auch AfV. II 283. — e) in G. ,1m XV.
gab es in St Gallen eine besondere Ratskommission,
die Siebner, . . . der höchst wahrscheinlich die niedere
Gerichtsbarkeit zukam.' JHäne 1899, 18; s. noch Sibner-
Ge-richt (Bd VI -368). — f) in GsChur. ,Ist von ihr
Weisheit den Herrn Sibner nachfolgende Verordnung . . .
errichtet worden.' 1740, GitMbl. 1896. — g) spec. Mit-
glied des 7gliedrigen Ausschusses von Schützengesell-
schaften. «) in Z seit 1553. ,Were der Schützenmeister
oder der sibner deheiner da [auf dem Schiessplatz], so
söllent und mögent die gesellen einen under inen er-
kiesen, der soll dann alle ding versehen.' 1553, Schützen-
ordn. .Weilen eine ehrsame Schützengesellschaft im
Platz eine uralte hochoberkeitliche Anordnung sey,
... sollen die jeweiligen Schützenmeister und Sibnern
fürbashin alles das. was . . . im Schützenhaus . . . von den
Schützen oder andern Personen Fehl- und Strafbares be-
gangen wird, . . . abzustraffen befügt sein.' 1695, FMarti
1898. S. noch Ab-beiler (Bd IV 1166); Bott (Bd IV
1897 o.). — ß) in Sch im XVI. ; s. vor-bringen (Bd V 726).
- y) in ZWthur. 1842 bestand die Vorsteherschaft der
Feuerschützengesellschaft aus Präsident, Rechenherr,
Actuar, 2 Schützenmeistern und 2 Siebnern ohne be-
sondere Charge.
Hieher der Ortsn. ,das Sibner [Holz?]', Wald am Albis
(weil er urspr. 7 Nutzungsberechtigten gehörte)?
Sibni n.: 1. das Zahlzeichen 7. wohl allg. E(s)
chrumbs S. — 2. das Jahr 1807, 1907. An% [anno] S.
's 8. ist e" guets (schlechts) Jär g'si" Z. — 3. = Sibner 2.
allg. ,Als der A. mit dem B. kartoti, ... da hette der
A. 6 oberman und 6 sibni in das kartenspil getan und
slüege im allweg in die selben zwo karten.' 1463, Z
RB. Oft in Zss.: 's Böse"-, Schilte"-, Karö-S. usw.
Das Sibni aller Farben wird oft scherzh. als das kleine
Neil [s. Bd IV 715] bezeichnet L; Z. — 4. Scheltwort
auf ein Weib AALeer. (H.). — Zu 4 vgl. das (unsrer MA.
fremde) nhd. ,(böse) Sieben' (Gr. WB. X 800/1).
Sibni" g f.: 1. die Zahl 7 Ndw (lt Matthys, der
auch den PI. Sibnege", das Dim. Sibnigli angibt). —
2. die Sieben im Karten- (bes. Kaiser-)spiel Uw. Davon
die RA.: Mit (bei) Jmd, auch Jmdem hinder d' S. cho".
Mit Jmd, = mit ihm in Streit geraten. Ich bi" mid im
hinder d' S. cho". .Beim Pfarrer mochte der Chnibi-
lunzi nicht nachfragen, denn mit diesem war er hinder
d' Sibni"g gekommen, weil er ihm den ältesten Bub
nicht ein Jahr früher aus der Schule entlassen wollte.'
Obw Blätter 1900. Bei Jmd, = bei ihm übel ankommen.
,[N. sagte, er] wisse jetzt schon, was er mit dem Buch
mache, er nchms halt nicht mehr mit ihm heim; er
werd freilich bei seiner Frau Liebste nicht wenig
hinder d' Siebnig kommen, aber das mache sich Alles,
es sei nicht das erste Mal und werd nicht das letzte Mal
sein.' Ndw Kai. 1868. Jmdm, = an ihn geraten. .Der
Italiener und der Preuss werden Pech geben, wenn
es einmal Ernst gilt und der Korporal ihnen hinter
die Siebnig kommt.' OßwVolksfrd 1890. — Vgl. Viering f.
(Bd I 928).
siberli (auch sibedi AARein.; Z): Füllwort im An-
zählreim; s. ribedi-rabedi (Bd VI 12).
sibert s. sit-her (Bd H 1564).
Sibille0 Gl; L; Z (in Russ. Sibile"), Bille" Gl,
Dim. Billi Bs (Seiler); Gl, stärker verkl. Billeli Gl,
etw. roh Biltschi Ghü,f: I. a) Wahrsagerin, Zauberin
Z. Noch am Ende des XIX. war es in ZO. vielfach
Brauch, bei einer S. über die letzten Zeiten Rats zu
erholen. D' Sibille'- Wissagi"ge" sind auch in Büchern
(nach Art der Traumbücher) käuflich; sie gelten mehr
als alle andern Weissagungen ZO., Stdt. Die Sibyllen
waren als halb hexenhafte, halb mystische Wesen
allg. gefürchtet (RSchoeh). Bes. bekannt war auf eine
Zeit d' S. von Zl'fäff. und die von ZWald: ,sie ver-
fielen in einen Schlafzustand und weissagten dann;
die Leute kamen von weit her.' Wenn-me" Nüt toüsst,
Sab, seb, sib, sob, sub
a's was ä" Sybille" g'wissaget hat, sä wilsst-me" g'nueg.
Stutz, Gera. — b) weibl. Taufname. aaOO. D' Sibille"
gät i" ä" Chil^'e" go" ge" schile" mit der Brülle" Z (Dan.).
,Sybilla.' 1408, S; XVII., TaDiess. (evang. Tauf-
buch). ,Hans Beringer Zybillen Son.' 1620, Z (Reis-
rodel). — 2. a) ausgelassenes Mädchen ZStdt. Du
bist e" rechti S., ein rechter Wildfang. — b) Spiel-
ausdruck, Trumpfsieben im Kaiserspiel L; Syn. Bä-
beli 4 a (Bd IV 916); vgl. Kaisersp. 6.
Vgl. Gr. WB. X 709; Martin.-Lienh. II 318. Hieher mit
Suffix -etta: ,[Das Kloster Engelberg verleiht Reben usw.
im Gericht Twann am Bielersee uA. dem Tschan Besessem
und Sibeletin siner ewirtin von der Nuwenstatt ... und söllent
Tschan Besessem und Sibeletta sin ewirtin . . . den halbteil
der selben reben buwen.' 1406, Gfd.
söber: massig, ordnungsgemäss, bescheiden Aa
Wohl. — Junge Entlehnung aus dem frz. solre.
Silber (bzw. -ui-, -ü-) Aa; Ap; Bs; B (ira Allg.
jünger; in G. und sonst -ü'-); L; G; Scb; Schw; S
(jünger); Th; Ndw; U; W (jünger); Z, süfer AaFiL,
Leer.; Bs; B (in E., G., M., Si. -ü1-); FJ. (-ü1-); LE.
(-Ü1-); PPo., Sal. (-Ü-); S; TB. (-üi-) ; W (-Ü-. -ui-),
Comp. gew. mit (in W auch ohne) Um].: sauber.
, Sauber, rein, fein, purus, mundus, concinnus, elegans
homo, mundulus, nitidus.' Mal. 1. rein; vgl. rein 3
(Bd VI 988). a) äusserlich rein, frei bzw. befreit von
anhaftendem Schmutz, allg. Vom Körper und seinen
Teilen. Bist noch-nid s.? fragt man einen eifrig sich
Waschenden. Vom wüeste" Wasser ivird-me" nüd s.
Z und sonst. ,[Des Schulmeisters Frau weist ihrem
Manne das Kind] wie sauber es sei.' Gottb. S-i Hand,
Füess, Zä(nd) usw. E(s) s-s Mül, mit Bez. auf seine
Verunreinigung beim Essen, 's Mül wird-em fwol) süber
(safer SThierst.) Mibe", er wird nicht in den Fall kom-
men, sein Gelüsten zu befriedigen Aa; S; Z. S. noch
Bd IV 176 und vgl. blitzen (ebd. 2014), sowie wischen.
E" s-i Wunde", eiterfrei. Mit Bez. auf die Kleidung, bes.
von frischer Leibwäsche. S-er Plunder, reine Wäsche
ThMü. Si'h s. a"leg(g)e", zu besondern Anlässen oder
nach einer schmutzigen Arbeit Aa; Ap; B; Th; Z. ^Jo-
seph zu seinen Brüdern:] Waschend und sübrend üch
mit flyss, leggend üch an suber und wyss.' Rüef 1540.
,Als aber s kind nun war verscheiden, leit er [der wäh-
rend der Krankheit Leid tragende König David] sich
wider suber an, wuosch sich, wolt mer kein truren han.'
JMurer 1560. E(s) s-s Hämp (Häi)i(eßi, Höm(e)li).
[Frau zum Manne:] Sä da hesch es sufers Hemli u"d
nes g'glettets. Gotth.; s. auch ver-rümpfen (Bd VI 954).
Am Sonntag, bei besondern Anlässen mues'-men e(s)
s-s H. a"leg(g)e". Der leit aueh nid all Sunndig e(s)
s-s H. a", ein Unsäuberlicher Aa. Ira Kinderlied:
[Bas Vögeli uf der Stange", Tanne"] leit es sufers
Hämmeli (nes Silbers Hömmeli L) a" und litt das dreckig
(u"d d's driickigr lät 's BInt., und lüt das schwarz L)
la" (lo"J hange". AfV. (LE.); ALGassmann 1906; GZür.
1902 (BInt.). E" s-s H. a»ha" (mit Bez. auf Bed. 1 d a);
s. Bd II 1298 o. Eine Bäuerin lät öppe" schnell e"
s-i Schöss a", um einen unerwarteten Besuch zu em-
pfangen Th. S-i Strumpf, Schueh. ,Ein sauber kleid
und one maasen, vestis pura.' Mal. ,Kum suber bkleidt,
nit trib kein pracht, wüest, lychtfertig, so wirst nit
gaclit.' Fris. 1562. ,S. zum tisch gän'; s. üf-recht (Bd
VI 219). Vom Äussern übh. Bi de" Landarbeite"
chann-me" nit geng so proper u"d sufer si". B Hink. Bot
1865. ,Vreneli war von den Leuten, die, sie mögen
anrühren, was sie wollen, immer ein sauber und nett
Aussehen haben, während es hingegen Leute gibt,
die, sie mögen anwenden, wie sie wollen, es nie dahin
bringen, dass zwischen ihnen und einem Ofenwisch
ein merklicher Unterschied ist.' Gotth. Von allerlei
Hausgerät. E" Schade" z' heile", söll-me" Dem, wo
dra" lidt, drü Büscheli Hör ab dem Ghopf schnide".
das Hör in es sufers Tüechli binde" und 's in-ere"
Nöchbersmatte" in e" Widstock grabe"; wie das Hör
i"wachst, so heilet der Schade" BsL. (Aberglaube). E"
s-s Tischtuech. S-s G'schirr, s-i Täller. Wege" jedem
misrablige" Möckeli, wo-me" drab g'gesse" het, händ s'
Ei"'m [an der Table d'liöte] d' Täller e"weg g'no" und
süferi der für ane" g'ge". AGvsi 1899. ,Gib ihnen subre
Teller frisch [befiehlt die Hausfrau am Gastmahl].'
GGotth. 1619. Jmponite nitidas quadras, leg darauf
[auf den Teller] hübsch suber teller.' Fris. 1562. S.
noch richten (Bd VI 385). S-e" Tisch mache». 1) eig.,
den Tisch reinigen von Speiseresten, aufessen Aa;
Ap; Z. — 2) übertr., wie nhd. allg. ,Ist das ein er-
bärmliches Gesindel hier [schilt der vom Gesinde nicht
ehrerbietig genug empfangene Käufer des Talhofs],
Gott straf mich, wenn ich nicht sauberen Tisch mache.'
EBohny 1898. GiH 's e" Streik, so rueft-me" d' Soldäte"
her, and Die mache" s-e" Tisch Bs (Schnitzelbankztg
1903). Spec. in finanziellem Sinne. Baar ausbezahlen
Bs (Keller). Mer wend (teeid) s-e" Tisch mache", die
alte Rechnung abschliessen, den Handel erledigen B;
GlMoII.; Tb. MitJmd: Will-er iez g'rad dasind [beginnt
der Totkranke dem Pfarrer gegenüber seine Beichte],
chönnt-ieh au"'' mit dem Herrgott s-e" Tisch mache", mit
de" Lfite" han-i"1 abgerechnet. WMüller 1903. ,S-n Trog
machen': ,[In einer Erzählung aus dem Bauernkrieg
werden dem Christen Schybi die Worte in den Mund
gelegt: Lieber als einem Vergleich zuzustimmen] hätte
ich allerdings einmal gründlich säubern Trog machen
helfen.' Haüsprd 1882. Vom Haus und seineu Teilen.
Der Stube"boden ist so s., me" macht drab esse" Z (Dan.).
I" dem Hüs, dere" Stube", Chuchi ine" isch-es (nid) s.
O, bi ü"s isch-es sufer, da darf-me" scho" sitze". A Hei-
mann 1899. S. auch rätlich (Bd VI 1616). Vom Uni-
gelände des Hauses.p Es ist dann überall eso en ebig
sübri Ordni"g [in der Gegend von ZBauma], ja, vil
süberer noch als z' Chalchegg . . . und wüsche"d doch
die se'be Lüt zwei, drü Mol in ei""m Jör um d' Hüser
ume". Stutz, Gem. Von Grundstücken. Die Matten
isch s., gereinigt (von Steinen, Zweigen) B (Zyro).
Von einer Alpe, im Gegs. zu einem verwilderten Ge-
lände W. Ein rechter Landwirt hält Etw. auf einem
süferren Blitz. Barnd. 1908 (BGr.). [Nach dem .Fahren,
Hacken, Chärstlen, Würzlen und Steinen' wird das
Flachsland noch einmal g'chärstlet und dann aufgelesen]
was öbe"für chimnt, bis das' der Blitz ganz süfer ist.
ebd. 1904 (BLütz.). Von einer von anhaftendem Stroh
usw. gesäuberten Hecke, in der RA.: Putz de" Hag,
er ist nid sufer! Mahnung, wenn man glaubt, heimlich
belauscht zu werden. B Hink. Bot 1842. En s-e" Se"';
s. Bust I (Bd VI 1528). S. wasche«. Me" cha""-si°*
mit dreckigem Wasser nit s. iväsche" AaKöII. [Das
Marktfahrwerk steht bereit vor dem Tenn] so hof-
färtig wie-n-es üfg'strüssts, süfer g'wäschnigs Büre"-
meitschi, wo-n-'cben aueh z' Märet möcht. Scbild 1866.
[Aus der Rauchkammer] nimmsch e" hintere" Hamme"
und wäschesch-e" süfer, ''ass nit öppe" noch Ruess dra"
hanget BsLie. (Meier). Me" sö'tt halt 's Chrüt s. wasche"
65
Sab, seb, sib, sob, silb
und i" d' Güllen abe" g'heie" ZKuss. ,[Der Gläubige
niuss] des bischofs dreck us essicb essen, sin seckel
suber und rein waschen von aller siner barschaft
gar...' NMiN. S. wüsche". Sprw. von Gottes Besen:
s. Besem (Bd IV 1067). D' Stuben ist nid (nüd) s.
g'wüscht, es ist ein unerwünschter Zuhörer da Aa; Z
(meist unter Weglassung von s.). S. fege"; s. Brenten
(Bd V 754). S. (ab-)butze"; s. Bd IV 2015. 2018 (die
BA. auch ZRuss.). S. reche"; s. Bd VI 112. S. mache".
Mg.; Syn. butzen 2 (Bd IV 2013). Mache"d-er s.
(tüend-er s. mache", sind-er am Silbermache")? Gruss-
frage an Jmd, der am Waschen, Scheuern, Kehren
ist AABr.; Bs; GrScIis; Z. ,Es sol ouch menglich
[beim Einzug des Papstes Felix in Basel 1440] vor
siner tür und vor sinem huse die gassen sufer machen,
grasz zetten und die Strassen zieren.' BsChr. ,Mun-
ditias facere, seüberen, sauber machen.' Fris. Spec,
Essgefässe ausputzen, -lecken. Se, mach s. (so giH's
schön Wetter)! iss auf! Aa; Ap; B; Z. Jmd, Etw. s.
halte", ha". ,Man könne die Kinder nicht immer sufer
halten, man möge es machen, wie man wolle [ist
fauler Weiber Ausrede].' Gotth. Die Frau" si hed
gar s. 's Hüs SchwMuo. (aus einem Neujahrswunsch).
In adv. Fügung: , Der Pfarrer rühmte Mädeli gar, wie
es sauber Hus heig.' Gotth. .Die zung und zän du
suber halt ... die zän sollend suber syn und nit rostig
oder unflätig, dentes sint puri, careant rubigine.'
Fris. 1562. ,Die zän raatsamen und sauber halten,
fovere deuten).' Mal.: vgl. rostig (Bd VI 1527). ,Man
sol die schuol suber halten und alleweg, ee das die
jugent darzuo kompt, usskeeren und wüschen.' 1594,
L Pestbüchlein. ,Ein gmeind sol zwen man verordnen,
welliche sorg zuo den gmeinen brunnen habint ... das
dieselben jeder zit suber gehalten werdint.' 1596, Z
Wei. Offn. ,[Die Wehrpflichtigen] söllent die Über-
wehren haben, dieselben suber halten.- 1624, Z (Ler-
menplatzordn.). Ich ha" 's gern s.. liebe die Reinlichkeit
Ap; B; Th. S. ha": [Der Samstig] gilt ro" Hüs zue
Hüs, klopft mit ''em Bise"' höftig a" und sait: ich möcht
gern süfer ha" '. FrBecker 1860. Wie nhd. reinlich:
vgl. süberlich. Von Personen. De" Soldat mues" s. si".
Wenn-ich scho" dreckig üsg'seh", bin-ieh doch die Sü-
berst im ganze" Hüs, konstatierte eine aufs Reine-
machen erpichte Hausmeisterin ZStdt. Si [eine Hei-
ratskandidatin] ist aueh s. und reindlich, g'sehd aber
oft üs wi-n-es Schwemdli. ALGassmann 1900. Ne süferi
Frau" schlicht de" Dreck nit AAZein. .Saubere junge
Frau empfiehlt sich als Waschfrau.' Bs Zeitungsins.
1909. , Sauber sein, munditiam adhibere.' Mal. Rein-
lich zubereitet, von Speisen: ,Sie geben es, wie sie
es hätten [sagten die Leute, den Schulmeister zum
Essen nötigend], aber es sei doch Alles sufer.' Gotth.
S. choche". anrichte"; s. Bd VI 17. 408. S. zuegä".
Es göt dcrt allweg nid immer (geng) s. (am suberste")
zue, in einer nachlässigen Wirtschaft Aa : B. Joggt.
ich ha" neue" dervo" g'hört, es geuig be euem Chabis-
mache" nid ganz s. zue LH. (Vaterland 1907). Uneig.
S-i Arbeit, bei der man sich nicht beschmutzt B;
Gegs. dreckig. [Werden arme Kinder geschult] de""
chunnt der Höehmuet über-se u"d si wei" nume" suferi
Arbeit mache", schliche" Chücdreck u"d B'schütti, — mit
ei"'m Wort: si si" für d' Bure" verlöre". AHeimann 1899.
S-i Zeiche"; vgl. un-süber (Sp. 77). Finsterer Widder
wie Skorpion sind süferi Zeihen, in beiden soll-mu"
d' Stubi waschen. Bärnd. 1908 (BGr.). — b) in allge-
Schwpiz Idiotikon VII.
meinerm S. Vom rasierten Gesicht Aa: Ap; B; Th; Z.
Iez bist wider eitiist .«., sagt man zu einem (selten)
Frischrasierten. E(s) s-s Chinni; s. Slroffel-Här (Bd
II 1509). S. ras(s)iere"; s. (g')ras(s)iert. Von einer
glatt gemähten Wiese Aa; Ap; B; L; Schw; Th; Z. Die
Wis(e"), Matt(e"J ist (schön) s. Wenn die Sense nicht
scharf ist, wird 's nüd s. Im Bord nöch isch ['s] halt
nid s., auf einer mit der Maschine gemähten Wiese.
>S'. mä(j)e" 1) eig., glatt mähen. Her hend süber ab-
g'mdd SchwMuo. ,Alle [Mähder] trachten ihre Meister-
schaft darin zu bewähren, dass sie sufer muje" ; hinter
sich lassen sie eine glattrasierte Grasnarbe ohne er-
höhte Streifen.' Bärnd. 1904 (BLütz.). Vgl. süfer ivie
g'mäit, vom Abäsen des Grases durch die Murmeltiere.
ebd. 1908 (BGr.). — 2) übertr., keine Schulden ma-
chen L. S. Wümme", die Trauben von den Weinstöcken
sorgfältig ablesen Th; Z. 's ist nid s. g'wümmet i"
dem Stuck [Rebstück] ine", 's hange'd noch vil Trüben
an'n Rebe". Ir Wümmer (Chinde"), wümme"d s. und
esse"d ke'ni Trübe" und lese"d d' Beri üf (in'n Chübel,
Das g' fallt dem Meister nüd übel ZReg.) Z. S. trösche",
das Getreide gut ausdreschen Th; Z; s. auch pfleglen
(Bd V 1241). ,S. schneitlen', glatt entästen. ,[Die
Müller sollen beim Holztransport auf der Sihl keinen]
Grotzen lenger dann ein Werchschuoh lang inwerffen
und das die suber geschneitlet sygen.' 1604, Z. Von
wolkenlosem Himmel, hellem Wetter. Suifers Wetter
W(Tscheinen). Hit ist e" süberf Tag WLö. — c) frei von
ungehörigen Beimischungen, Zutaten, a) von ge-
siebten, erlesenen Körner-, Hülsenfrüchten S-er Söme"
[Korn, Weizen, Kleesamen usw.] Th. S-er Weisse",
Haber, s-s Chorn usw. Aa; B; Th und sonst. .Alle und
jede Müller sollen verbunden sein, dem Kunden über
seinen Lohn auss einzumessen: ... von einem Mass
sauberer alten Wicken ... in der Mühle an Mahl
2 Mass . . . von einem Mass sauberen Dinkel 7 Mass
[usw.].' 1693, B Müllerordn. In (jualitätsformeln.
,5 müt kernen, 1 malter haber, alles guots, subers,
wolbereits, fründgebs kernens und habers.' 1578, Z.
,Uss einem Viertel guoten suberen Kernen handt 12
Brodt sollen gebachen werden.' 1634, ebd. S. noch
mutzen II (BilY öl9); wol-be-reit (Bd VI 1645). ,Rein
und s.'; s. Bd VI 985. ,S-s rness.' ,Siben malter haber
und körn guots subers mäss . . . jerlicher gült.' XV.,
LTannbach Hofrecht. ,2 mütt körneu guots subers wol-
bereits Züricher mess.' 1520, Z. ,S. werschaft.' .Kernen
und haber an suber und guoter werschaft [soll den Prä-
dicanten zugestellt werden].' 1569, Z RM. S. auch reden
(Bd VI 586) und bes. Sib (Sp. 42). — ß) s. Chis (Grie").
ohne Beimischung von Sand, Kot usw. Th. — y) s. Hui:.
astfreies Th (Ausdr. der Bauhandwerker). — 8) lauter,
von Wasser, allg. Bildl. Süfers Wasser, die lautere
Wahrheit, der unverfälschte Tatbestand S. Iez wei"-
mer wüsse", wie 's denn stöt, wei" s-s W. ha', icüsse"
wei"-mer iez e"möl, was Trumpf. JReinh. 1905. M—m
s-s (auch lüters) W. V'schänke", Einem reinen Wein
einschenken, ebd. — e) rassenrein. Nid ganz s. i"
der Basse", vom Rindvieh; s. Bässen I (Bd VI 1284).
E" süferi Dübe", eine Taube, die keine die Gesamt-
farbe verunstaltenden Federn aufweist BsLang. (Seiler).
— ö rein, von der Sprache; vgl. Sp. 74 o. ,Ein guote,
saubere spraach, oratio pura.' Fris.; Mal. .Die Land-
sprach dieses Tals [des Misox] ist eine ziemliche sau-
bere italienische Sprach, welche netter lautet als die
benachbarte Lombardische.' Sererh. 1742. — d) frei
67
Sab, seb, sib, sob, snb
von Krankheit, körperlichen Gebrechen oder
Mängeln übb. Von Personen, frei von Hautausschlä-
gen, Warzen usw. Aa; Ap; B'; L; Tu; Z. Es [das Mäd-
chen] hat (e")l<ei" s-i Hut, ke'"s s-s G'sicht. Das ganz
Suber, von drei hübschen Schwestern die raitganz tadel-
losem Teint. JRoos. Er hed d' Rüd g'ha", aber er ist
iez wider (ganz) s. Aa; Th. ,Man sollte sie [die Wirtin,
die einen) Patrizier freundlich den Arm gegeben hat]
in ein Schwefelbad schicken, wo man die Kräzigen
kuriere, damit sie wieder sauber würde.' Gotth. In
der ä. Spr. öfter mit Bez. auf den Aussatz. .[Christus
zum Feldsiechen:] So bis gesund, suber, rein und
glatt.' Aal 1549. ,Uer ussetzigkeit suber, rein und
ledig'; s. Bd VI 988. S. auch Feld-Siecheri. Mit Bez.
auf die Verschleimung der Atemwege; s. Un-rät (Bd
VI 1580). ,Nim vigelotten und mangolt, zymmen und
süesholz und süt dis mit win . . . und trinke es, ...
so wirst du suffer und rein von allem kodder und
huosten und von spuwe.' Kunstb. 1474. Von Pferden,
Rindvieh, Schweinen, gesund, ohne Fehl, 's Füchsli
steit [in einer Chuppletef Ross vor dem Wirtshause]
zwüsche" safere" und presthafte" G'spane". Schild 1860.
's Ross war so wxt safer und gattlig | beurteilt ein
Bauer das ihm zum Kauf angebotene Pferd], ebd.
Das Ross ist safer und g'sung wie-n-en Eichle". ebd.
,2 Braunwallachen . . . kerngesund, total sauber auf
den Beinen [mit tadellosem Gangwerk | ... zu ver-
kaufen.' Z Zeitungsins. 1909. E" sübere Stier, ohne
Formfehler SThierst. ,Auf der Zungen sauber', von
Schweinen; s. finnig (Bd 1 839). ,S-es Fleisch.' ,Wer
ptinnig Fleisch für sauberes verkauft... soll es dem
Käufer büssen und soll 40 Tage durch kein Fleisch
verkaufen.' BThun Handf. Von den Fingernägeln:
.Nachdem die fulen negel abgefallen sind, so wachsent
[unter dem aufgelegten Pflaster] suber negel.' Z<;
Arzneib. 1588. ,S. bliben'. von einer Seuche verschont
werden, von Häusern: ,In Pündten [hat] die stärb-
sucht in 50 dörferen überhandt genomen . . . Uff Davas
sint 174 personen gstorben ... von 60 hüsren sint 18
suber bliben.' Ard. 1585. — e) übertr. a) aufs mo-
ralische Gebiet, von reinem Gewissen, lauterm Cha-
rakter, aufrichtig, ehrlich Aä; Ap; Bs; B; G; S; Schw;
Th; Z. E" Frommi, Süfri, Freini, treu, fllssig — ja,
so Eini [möchte der Hans wohl, der vom Mädi i" der
Ghrampe" ablehnend sagt:] Es ist mir nit safer g'nue«.
es ist e" füli Schlampe", e" Hötsch, macht mime" dampe"
Wd werchet Nut derzue. GJKübn 1819. Meili [befiehlt
der Meister], iez gang-mer gon e" Magd dinge", lueg
aber frei uf e" süferi. Hchild 1866. Es g'schidts, Silber».
freins, guetherzigs Meiteli. JHofst. 1865. Meist präd.
Der schalkhafte Diebsbanner Dr Hohl in ApWolfh.
schlug einen schlimmen Kunden in die Flucht mit
den Worten: Wenn Er [Ihr] s. sönd, so ehunnt der
Schelm punkt Zivölfi, wenn Er aber nüd s. sönd, so
holt der Tüfel Eu'h punkt Zwölfi. ATobler 1902. Mit
Huffe" Gelt und öni Er [komme man nicht in den
Himmel, sagt Petrus] . . . wer ine" well, müess s. si".
MLien. 1906. Häufig neg. Die ist auch nid s. (nüt S-s),
von einer anrüchigen Weibsperson Aa; li; Th. Der ist
nit s., Dem ist nicht zu trauen Bs: B; Th, ,er hat Un-
löbliches, Untugenden an sich' SThierst. Ebenso: Er
ist (du bist) allweg (wele"weg) auch nid de" Süber(i)st;
auch etwa von Tieren, zB. einem bissigen Hunde Aa:
Ap: L; Th; Z. Der N. seig au'h nid de'' Suberist g'si".
JRoos 1907. Was-me" scho" g'hört häd, sönd- er sös
nese" nüd (fad a's, di Subriste". ATobler 1909. .[Auf
der Tössbrücke stehend, angesichts der .muntern
Jungfer Töss', dachte ich:] Die Süberste bist du wahr-
scheinlich doch nicht; dein ganzes Äusseres verrät
ein wildes Wesen und heimliche Tücke.' Feierab. 1860.
Me" litt wette" säge", es [das errackerte Geld] sig nit
uf dir siifn-sti Art verdienet worde". BWvss 1863. Mit
näherer Bestimmung. Ich bi" s. um d' Niere" ume",
habe ein reines Gewissen, bin unschuldig GuT. Bis
frö, wenn d' [beim Nahen der Tschingge"rlter Bd VI
lTn.'i | safere aber d' Niere" bist BSi. Er ist nid s. über
(um AaF.) 's Nierenstück (-stuck) Aa: Bs: B; Th (s. lüter
Bd III 1513), über a" Lebere" Bs; B: SL., ihm ist nicht
zu trauen, er ist unehrlich, schlecht. En V ständige"
Lächler ist nüd s. ander ''ein Brüstt uech ZRuss. Er
ist nit siifer am Chittel. Schild 1863. ,Zuo aller zit
[sind wir] schuldig, so rein, suber, unbefleckt, recht
ze leben, als Gott haben will.' Zwingli. ,[Gott ge-
bietet:] ir sollend heilig sin, dann ich bin heilig, der
herr, üwerGott... ich bin gerecht, rein und fromm,
darum, wollend ir min gsind sin, müessend ir ouch
rein sin (verstand hie .rein' nit für eeliche werk voll-
bringen, sunder für , suber und heilig').' ÜWerdm. 1552.
.Sich wider s. und redlich machen'; s. Bd VI 579.
Spec. in geschlechtlicher Beziehung. [Wenn Verlobte
am Hochzeitstage nicht] noch süferi zum Tirli a"hi"
si" [das Kirchhoftor passierten], wurde der Braut d's
Ghränzli verboten, wohl gar vom HoiH abhe'g'schrisse".
BiRND. 1908 (BGr.). ,Nit sübener [1. süberer] d' Marei
unter d' Hauben gekommen, ist es besser, wir haben sie
nicht [im Dorf], Das hätte jedenfalls eine verdächtige
tfränzlijungfern gegeben.' XHerzog 1863. — ß) lauter,
zuverlässig, sicher, von Zuständen im mensch-
lichen Leben und in der Natu r; gew. mit Neg. Mit
Dem ist nid (nümer) Alls s. Aa ; B; S, isch-es nid (nüme'J
s. Tu, steht es nicht zum Besten, in gesundheitlicher,
bes. aber auch in ökonomischer Hinsicht. S. auch
riechen (Bd VI 169). Das Ding, die Sach, G'schicht
ist (mV Sei) nid s. Aa; Ap; B; Th; Z. 's ist dö nüd
Alls s. Ap: Th. 's ist nid s., sagt man auch bei zweifel-
hafter Witterung, wenn Anzeichen eines bevorstehen-
den Umschlags auftreten Th. Wenn Die [die grossen
Bremsen] albe" so surre", isch 's nit safer. JReinh. 1901
(SL.). Mit Bez. auf Örtlichkeiten, nicht geheuer. Dö
isch-es nid s. Aa; Ap; Bs;"B; Sch; Th; W; Z. Es ist
neuis nit sufer. Bärnd. 1904. Es isch dö neume" Öppis
nit süfer Bs. 's isch dort z' Nacht nie safer, wegen
Geisterspuks. ebd. Es sei um die [Nacht-] Zit nüd s.
durch 's Holz dure". Feierab. 1860. 's ist nit s. dort
obe" [am Randen], dort gastet der Schimmelirüter.
Unoth (ScHSchl.). ,Der Glaube an Gespenster und
Ungeheuer und an Hexen ist [in BRoggw.] noch ziem-
lich im Gang ... im Dorf selbst gibt es noch hie und
da einen Winkel, ein Gässli oder Stall, wo es noch
nicht ganz sufer ist.' Glur 1835. ,Es ist nit sufer in
üsem Hus [meint eine Frau, der eine Geiss zu Grunde
gegangen]! Das gleich Gspengst het is im vorigen
Jahr o"> nes Schaf tödet.' B Hink. Bot 1815. — y) De'
ehunnt nit safer e"wegg, ,Dem wird eine Strafe nicht
ausbleiben' SThierst.; oder = glimpflich (zu 3 c)? —
f) gründlich (so dass Nichts zurückbleibt), völlig,
ganz, durchaus, wohl allg.; vgl. auch 3a. , Süfer ab den
Matten, süfer ab den Latten', wenn das Vieh die Herbst-
weide rein abätzen kann, wird der Heuboden vor dem
Sommer ebenso rein werden. Sprww.1824; s. Bd III 1482.
li'.i
Sab. seb, sib, soll, suli
7"
S. iifessr", bis zur Sauberkeit der Unterlage; mit aus-
gedrücktem oder verschwiegenem Obj. Er hat (d'
Suppe") s. ufg'esse". Kriltsuppe" choche", stockdick vo"
Broche", fressi"d s. <tf. Das ist aller Wibcr Bruch. Firm.
(Ap). Im gleichen Sinne s. z'säme"bi(t,:e" ; s. auch Bd IV
2024. 11 it Bez. auf das Au träumen eines Platzes mit dem
Rechen, Besen: (De" Dreck) s. z'säme"butze". 's Vech[im
Stall] hat s. üf, wenn Krippe und Barren leer sind wie
g'wüscht Tu. D' Chatz het d's Täller s.üsg' macht (g'lärt)
B. S. üf-, z'sämeflese*. Lisist-es ä"ck s. üf? zB. zu einem
ährenlesenden Kinde. Jö, er briiche"d's nidsos.z'säme"-
z'lese", scherzh. zu Jmd, der fallen gelassene Geld-
stücke zssucht Aa. .[N. zu einem Grempler, der auf
dem Markt Linsen verschüttet hat:] Lieber gesell, liss
die linsy suber uff, lass ir enkeins liggen.' 1448, Z
RB. S. üfrüme" (mit Öppis, zB. mit einer Speise, dem
Vermögen) Th. ,[Die Fürstin von Üranie half den
1513 vor Dijon ziehenden Bernern] hiess die iren spis
zuo- und nachfüeren, wan die von Fryburg vordannen
suber ufrumten, aber unsuber bezalten, deshalb uf
dem land nüt zuo finden.' Ansh. ,Es sollen alle clöster
in m.h. stadt... wenn sy wellind brennholz hauen ...
ainen hau für sich nemmen und denselben suber us-
hauen, bevor sy ainen andern antrettind.' 1527, Sch
Chr. (Holzordn.). .[Als die Verteidiger der ,Vesti' Alt-
Rapperswil] darab kamend, ward si suber geblündert,
demnach undergraben. angezündt und uf den boden
geworfen.' HBrennw. Chr. ,Üie badkasten [in WBrig]
mögent von irer tieften gelegenheit wegen nit wol
sauber ablauffen, sonder man muoss sy ausschöpften, so
man sy sauberen will.- 1544. W Blätter 1895. ,Auf dies
Landmarch [Bergell-Cläven-Plurs] ist im 1477 Jar ein
Veste aufgebawen worden, die man folgends also sau-
ber geschlissen, dass kein einziges Warzeichen mer
übrig ist.' Guler 1625. , Etwas s. hinweg, dannen
nemen, tuon' uä. ,Ein grosser riff vor sant Jörgen
tag [1531] ... der nam die nüss «über hinweg.' Bossh.
Chr. ,N. sol ein oug [von einem fach ob der obern
bruggj dannen tuon und für das ander oug nit mer
dann 4 burdi leggen und das übrig alles suber dannen
schlissen.' 1556, Z. ,[Der wahrhaft Fromme ist sich
bewusst] Christus hab syn sünd nit all treit und also
suber dannen gnommen. sondern wöll er in himmel
kommen, müesse er den selbs verdienen.' Haberer
1562. ,[N. sol die ougen [eines Faches in der Limmat]
. . . suber hinwäg tuon und rumen.' 1576, Z. ,I)ie
Singenbergin soll den gang von laden, so sy im see
gemachet, in vier tagen suber dannen tuon.' 1579, Z
RM. S. noch bruggen (Bd V 548); ritten (Bd VI 1808).
Etw. s. verlüre": [Dem Doktor wird berichtet, dass
N. in Folge eines Falles] s. de" Verstand verlöre" hei".
Stutz, Gem. ,Davon [vom Trinken] hat er iez suber
glon.' Funk. 1552. ,S. vergän' uä. ,Ein bad, darvon
im das rugkenwee suber hynstriche, aber die obere
lärm schlüege im herab in d Schenkel.' 1516, Z. ,Dem
David vergieng sein buolen sauber, do in Absalon aus
dem reich stiess.' OWerdm. 1564; .vergieng gar sein
buelen.- Herborn 1587. ,In 4 oder 9 Tagen [nach Ver-
abreichung des Mittels] vergeht es ihm sauber [dem
Pferde die Bauchstössigkeit] und hat Bestand.- Akzxeih.
1822. Holla, Buebe", iez hat 's [das Spiel] s. g'hört:
16 Zaler [statt der nötigen 12] stönd am Breit Sciiw.
,S. g'legen sin', gänzlich aufgehört haben; s. Bd III
1207. Mit einem Syn. verbunden. ,S. und gar (wol).'
[Es wird zur Anzeige gebracht] wie in etwelichen
reben zuo Mänidorff die kürling [1. .bürling' Bd II
1586] s. und gar abgestreift!' 1527/9, Z RB. ,[Nach
beendigtem Schiessen soll der Beauftragte] die zünd-
strick oder fürseil angends s. und wol löschen.' 1581, Z
(Ordn. der Büchsenschützen). Auch ,ganz (gar) und s.'
,Die metzger söllent ir gluoten, so sy in der rnetzg
habent, alle nacht, wenn sy darvon gan wellent, ganz
und suber löschen.' 1435, Z StB. ,Um das Jar 1290
kamend die Christen gar und suber um das globte
Land.' JJRüeger. .S. und glatt'; s. Bd II 653, auch
üs-riben (Bd VI 60). Er hat 's s. (und glatt) e"weg
g'leugnet Th. , Glatt und s.': ,1m 1526 Jahr auf den
5ten, 6 ten und 7ten Tag Septembris brach man in
den drei Pfarrkirchen in der Stadt alle Altäre glatt
und sauber ab.' Beitr. 1749. Durch ein vorgesetztes
Adv. verst. Er hed-mer-e" [den Stier] toll s. 'zalt ApI.
,[Joab zu Absalom:] Myn diener hat mir gen zver-
ston, wie das N. mir hab myn saat verbrennt gar
suber ab.' JMürer 1565. Nid s . vor einer Massangabe,
nicht völlig, beinahe aScHw. Es ist nid s. en Stund.
Vor Adj. und Adv. AaF.; Ap; BGr., Hk.; Gl; PPo.;
ScHwMa., Muo.: Z. Mer sind s. g'rech SchwMuo. Rüef
dem Hanes, soll cho" esse", d' Soppe" wer* süs s. ehalt.
Dekl. (Ap). Do cha""-me" g'seh", dass Die [eine blöde
Bettlerin, die den Richterüeli für Scherenschleifers
Bub ansieht] en ganze'' Narr und e. tor'chtig ist. Stütz,
Gem. Ich bi" de"" noch s. ledig, ganz ledig, unbefleckt
AaF., Ke. (Meier); Z. .[Früher trugen] Hochzeiterinnen,
die nicht mehr s. ledig waren, ein Kränzchen, das
mehr Grünes als Weisses enthielt.' AfV. (AaBosw.).
An ü"serem [Wuts-]Tisch sind öppe" zwänzg s. Schumi
Meitli g'si", i" icisse" Hemp-Ermelene" und schwarzi
Länderli [Tracht von ZW.]. CStre'ifp 1904. S. artig;
s. lieb-los (Bd III 1430). Die chirziste" Tage" [sind
die beste Zeit zum Holzfällen], da ist d's Saß nocU
safer g'rugg, BIrhd. 1908 (BGr.). [Das Büchlein sinnt
auf Mirakel nur] wann es muess und s. uf ke'"cm
andre" Fuess im Handel sich weiss z' b'helfe". PHeng.
1836. Heid-er der Weg g'funne" safer elleinig? PPo.
[Etwas] wo-mi" nüd g'wüssi hat oder s. letz verstände".
JSenn 1864. .[Eine bedrängte Familie findet eines
Morgens ihr Wisli von den hilfreichen Nachtknaben]
s. ganz abg'mähet und 'zeit und g'rechet. Stdtz, Gem.
S. glatt Z (Dan.). S. mätis [Bd IV 580] GNessl. S.
liber(e)ment(s); s. Bd III 982. S. noch bi (Bd IV 901).
,In drien tagen [nachdem man aufgehört hatte, Jetzer
zu martern] waren sine wunden suber heil.' Ansh.
,Der wüeterich Manasses ward sauber gestüem und
zam.' OWerdm. 1564; ,ward fein zara.' Herborn 1587.
.Er [der Münzmeister | soll ouch die angster, Schilling
und behömsch jeder zytt suber rund und wol geprägt,
ouch suber wyss gesotten und wol zeichnet machen.'
1597, FHaas. ,Der Hafner fordert für den grössern
Stubenoffen [im Pfarrhaus | ... ganz suber grün mit
2 wyssen Calinen [1. Calunen Bd III 197] und Schilt
an Holt, ls Gl.' 1648, ZEmbr. .Suber meineid'; s. Bat
(Bd VI 1569). In Verbindung mit Alls. All(i) : bei
Nachstellung von s. kann Dieses zT. noch auf das
Verb oder einen andern Bestandteil des Satzes be-
zogen werden, Alls s. Aa; B; L: SchwMuo.; Tb. Er
hat Alls s. ufg'esse" Tu. Es ist Alls s. verfrore" Aa
Schi. Er hed scho" Alls s. g'wüssi SchwMuo. Der
Tafel hed Alls s. g'no" ''im Job. Lneichen 1859. Verst.
Alls s. und rein oder .romanisierend' Alls suhera'ni
(süferäni) AALeer. (H.). Er het Alls s. und rein (Alls
71
Sab,
ab, sib, sob. sub
süferäni) nöchg'esse" [weggegessen]. All (Aa; GA.;
SchwE.; Th), AK (AALeer.; B) s., Alle ohne Aus-
nahme. Es sägen All s. 's Glich AiSchi. Sibe" stei"alt
Jumpfere", All s. g'schiled. MLien. 1906. Alli sufer
hei» 'pläret, an einer Beerdigung. Gotth. In AaKöII.,
Schi. Alli sahen: 's händ 's iez Alli s-i, es haben es
[eine ansteckende Krankheit] sämtliche Kinder (einer
Familie). ,Und da sy [die Belagerer] alle suber hin-
wegk komen, do ward Got [von den Belagerten] gross-
lich gelobet.' Volksb. S. Alls Ap; ß (Zyro); Scaw;
Th; ZF. S. Alls üfesse", (e")wegne" B; Th. S. Alls
wüsse", verchaufe" Th; ZF. Ich ha" üch s. Alls erzellt.
Tryner 1840. S. Allfi) Sch; Schw; Th. Den Mäusen
gestreutes Gift hat s. All 'butzt Th. Die Chätzers-
meitli s. all, si tuend Ei"'m blöiss vertaube". MLien.
D' Schweizi lit voll BodeHurpe", [ich] tue" s. all ka-
nöindle". ebd. 1900. S. noch pfurren (Bd V 1179).
S. Nut (Nünt, Nüls) Ap; Bs (Spreng); B; Gl; G;
Sch; Th; Uw; U; W: Z. I'h wäss s. Nünt vo" Dem
Th. Es werd s. Nünt dross Ap. Er g'siehd s. Nüts
me. ebd. Die Kondiktöre" rüefe"d Ei'"m bigopplig a",
als ob me" s. Nut tat g'höre". ebd. (Gedicht). Me"
g'herd suiber Nid (vom Chlepfe") Ndw. [Ein ab-
schätziges Urteil über ein Mädchen lautet: Ich weiss,
dass es] Nüts ist, s. Nüts, nebes Griiens uf d' Suppe",
witer uf Gottes Erde" Nüts. Henne 1867. Ich ha" sufer
Nüt me funde" B (Zyro). Si hat s. Nüt an-ene" [die
Mutter an Kindern, die sich nicht an ihre Wünsche
oder Befehle kehren] GT. [Der Föhn wirft Jeden zu
Boden] luegt Silber NU uf Amt und Stand. Schwzd.
(LT). In i"sem eigne" Stand und Land, da lä"-mer
suiber Nid regiere". Schwzd. (Uw). Begriffe" han-ich
s. Nüt. CStreiff 1899. Vo" Sorge" wäss-ie'' s. Nüt.
Lenggenh. 1830. über bösi Zite" flueche" nützt kei"
Bitzli, s. Nüt. G Kai. 1857. [Zum Toilettemachen sind
die Modedamen zu brauchen] sös zue s. Nüt me. ebd.
1865. S. noch Gott (Bill 511); Butz II (Bd IV 2012);
pflätteren (Bd V 1264). .Daran ist sauber Nichts ge-
legen.' Antw. 1650. ,Sinds lutsch old weltsch old was
für Lüt, uf sei verstau mich suber Nüt.' JMahl. 1674.
,Sie [die Untertanen zu GWe.] wollten Alles mit-
einander oder sauber Nichts haben.' JPTschodi 1726.
,Von einem Vergleich sauber Nichts hören wollen.'
BsL. Urk. (Seiler). Als Verstärkung der Negation.
Das ist s. nüd wör Ap; ZO. Mit Söttigem si stiller,
ick g'höre" 's s. nid gere". Schwzd. (GrPt.). I'h bi"
eswa i" der GegeH g'si" und hed-nier s. nid g'liebet.
GFient 1S98. Ich bi" s.nümme" müed aScHW. S. und
glatt Nüt (nüd) uä. Ap; G; Th; ZO., auch lt St. Er
hat s. und glatt Nü(n)t g'u-üsst devo" Th; ZF. Er
verdient s. und glatt Nüt GG. Derege" [Leuten von
gesuchtem .Witz] mag-me" 's denn grad s. ond glatt
nüd vertrage". A Torler 1902. N. het s. ond glatt
e"kä" Bucht i" minner Waldi"g. ebd. (nach ä. Quelle).
So vil er hei chönne" merke", so g'sech die Brogg neben
ase grad s. ond glatt kännerc" Appenzeller Brogg glich.
ebd. 1909. Glatt s. Nüt; s. Bd II 653. 's gilt glatt
s. Niemer so wie si [die Liebste beim Liebhaber] Schw.
Vo" ihm Allem verstön-ich rein s. NM. L Hauskai.
1901. ,Ich sags fürwar, ich kännt fyn suber nit ein
Har, so hat sich Alles gar verkeert,' JMahl. 1674.
, Abschrift von einem Originalbrief, welcher ... sie
Hindersäss fein sauber Nichts angehe.' 1760, G Rq.
1903. Hell s. Nüt; s. Bd II 1140; auch hell s. und
glatt Nünt Th. Völlig s. Si iee""-mer völlig s. nid Beis
tue" [gehorchen] aScHW. Es ist doch aWh völlig s.
nümme'z' mache", ebd. — 2. tadellos nach Aussehn,
Beschaffenheit oder Ausführung; schmuck, hübsch,
zierlich, fein. ,V"il stolz was sines [des Hahnes | kambes
schin, sin sporn im sufer [Var. suber] stuonden an.'
Boner. ,S. gedüpfelt': ,1m Vazer See gibts nebenden
Forellen eine Art kleiner Fischen . . . sind gestaltet
wie die Forellen, an der Seite silberfarbig und sauber
gedüpfelt, haben aber, sonderlich im Frühling, zinn-
oberfarbene Bäuchlein.' Sererb. 1742. Von Personen.
.Lautus homo, sauber, wol gebutzt, wol gerüst. hof-
lich, aussgestrichen [usw.].' Fris. E(n) s-e" Purst,
es s-s Pürstli Aa; Ap; B; L; G (Zahner); S; W. Das
ist(-mer) es s-s Bürsteli, ,ein aufgeputztes Bürsehchen' B.
E" s-er, g'weckte'' Purst, es wird en Oberschüeler si"
[tritt aus der Schar der heimkehrenden Schüler].
JRoos 1907. Si hätten -e" [die Mädchen den Dursli]
gern g'seh", ivil men-e" het dürfen a"luege", nes süfers
Bürstli isch-er g'si". JReinh. 1905. En s-e*1 Ghnab Z.
& ist-er [der Freier]. sefl)b ist wör: hät-er nüd en
dicke" Chfrjopf (Zopf) usw. Z. Insbes. vom weib-
lichen Geschlecht, ziemlich allg. E" s(-s) Wib, Wiber-
volch SonSt. (Sulger); Th; Z. E" süferi Eröuw, e"
süfers Mensch W (Tseheinen). E(s) s-s Meitli(Meilschi)
Aa; Ap; Gl; L; S; Tu; Z. [Die Mutter, ihr neben ihr
her wanderndes Kind betrachtend:] E" sübrers Meidli
chönnt's doch g'wüss kei"x ge" ; es lauft denn a'.sg
grad und schon devo" wie en Saldöt. Stutz, Gem. Eso
en ebig s-s Meidli. ebd. E" s-s Bernermeitli. CStreiff
(Gl). Es par s-i jungi Meitli. ebd. Mer hei allerlei
für Meidli g'ha" im Dorf: richi und armi, süferi und
wüesti, grössi und chleini. BWyss 1863. E" süber
(süfers) Chind ThHw.; W. E" s-s Brütli AARued.
We""-me" so-n-es Jungs, netts, süfers Chäferli isch
[schmeichelt die Hausiererin der eiteln Magd]. AHei-
mann 1899. Es bravs, süfers Chröttli. ebd. ,Sie ist
wenig Saubers, leporera non edit.' Mev. 1692. Von
einem hübschen Gesicht Aa; Ap; B; L; S; Th; Zg; Z.
Eso e" sübers G'sichtli wie 's [arm] Begeli [hatte die
reiche Rivalin vielleicht nichtj. Z Landbote 1885. [Ein
armes Mädchen] wo Nüt het weder öppen es süfers
Schnäuggli. JReinh. 1905. [Das Mädchen] lud es sübers
GPfräs'k g'ha". AzurGilgen. .Blembel Lisi, aus dem
Freienamt gebürtig, 28 Jahr alt, grosser Statur, hat
ein sauberes Gesicht, schwarze Haar.' 1771, Zg Signal.
Von Tieren. S-s Tech Ap; vgl. ge-rad (Bd VI 510),
dazu Schwzd. 4 a 13. Es süfers Bind W. Von Blumen:
[Eine Schauspielerin] hat zwei sübri Bosli i" de" Zöpfe"
'trat. Stütz, Gem. Von Heu; s. Latten (Bd III 1482).
Vom landschaftlichen Charakter einer Gegend; s. fin
(Bd I 835). Von künstlichen Erzeugnissen, Leistungen
jeder Art. , Glatt, fein, kunstreich, glänzend', von
Näh-, Schreiner-, Drechslerarbeiten B (Zyro). Das
ist s-i Arbet, s. g'schafft, Lobspruch bei Betrachtung
irgend eines tadellos gearbeiteten handwerklichen Er-
zeugnisses Aa; Ap; B; Th; Z und sonst. .Lauta opera,
kostliche, schöne, prachtige, saubere werk.' Fris. E" s-s
Heimeli, Hüsli Th ; Z. E" Hüsli so s. wie us-eme" Trückli.
KBiederm. 1889. Es süfers Gadi [Stube im zweiten
Stock] F J. Nes gäbigs Hüs . . . macht ne" süferi, recht
fründligi Gatti"g . . . vor dem Hüs dure" geit ne" süberi
grau a"g' stricheni Laube" . . . der Bode" um 's ganzr Hüs
ume" isch mit-ere" süfere" B'setzi b'leit ...'s Schilr-
w'erch isch ei"fach. aber suber. am Dorhöhli vom Tenn
si" allerlei Sprüchli . . . Im Hüs inne" flnget-er ne" grössi
Sab, seb,
siiberi Wonstube'. JHopst. 1865. .Ein besonders süfers
O'liger lässt sich der Dachs angelegen sein.- Bärnd.
1908 (BGr.). .Laute diversari, ein saubere und lustige
oder herrliche herberg haben, wol tractiert oder ge-
halten sein.' Fris. .Diese Kirche [von GRZernez] soll
die sauberste unter den reformierten im Land sein,
das ganze Gewölb ist mit überaus sauberer Stuccatur-
arbeit ausgeschmückt.' Sererh. 1742. Von Gebrauchs-
und Kunstgegenständen. D' Gotte" hat Werch g' spanne"
a"-me" sübre", subre" Rad. Stütz, Gem. l"ser Ätti hed
apart es süfers Chastelli mid-ma g'fergget [auf die
Alp], wa obne" und unne" chlinni Lichleni g'häben
hed, da hed-er d's BrOd inhi" 'tön. Barnd. 1908 (BGr.).
,[Das Chor der Theodulskirche zu WSitten] soll ge-
macht werden mit einem wollgehauwnen süberlicheii
gewelb, mit inwendigen gehauwnen diensten und
schlosssteinen von sauberm gestern ... und soll in der
capellen gegen mittag ein lettner [gemacht werden]
mit einer sübern durchsichtigen leimen mit genau wnem
stein.' 1514, W Blätter 1895 (Abschrift von 1669). .Sau-
berer hausrat, suppellex munda.' Mal. .Ein anders
[Schreibbüchlein] mit 1 silbersehlöslin suber.' vor 1578,
B Kunstsamml. (Inv. Amerbach). .Subere güldene ket-
ten'; s. ring (Bd VI 1065). Von einem Gebäck; s. Guet-
jär-Ring (ebd. 1090). Von der Kleidung und Kleider-
stoffen. Wo 's zum Exame" cho" isch, hei" d" Bitre"-
ehing alli auc" iri süferere" Chleidli Wg'leit. "amen ig
[der Knabe einer armen Fabriklerin | In" gar schandlig
derhar cho". BWvss 1863. [Der aus Selkingen stam-
mende Pfarrer Ritz in WMü.] kleidete sich schon als
Student in .allersäuberste' Stoffe. XVIII., W Blatter
1895. Von Garn: ,[Die Webermeister von GStdt be-
schweren sich] es komme kein sauberes Garn mehr
weder auf den Markt zu Nesslau, noch auff Lichten-
steig, sondern nur wass den [ira Land herum aufkau-
fenden] Appenzellem nit gefallen.' E.XVIL, JMHin-
gerb. 1852. Das ist doch e" s-s Fueder Heu"! tadellos
geschichtet und zurechtgezupft GlH. Der Gotte" Chind
hat [nach der Erzählung Annelis, das zum ersten
Male brodieren sah] üppis g' macht, Das ist zum Erde"-
wunder süber g'si", 's hat g'seh" wie g'mölet, aber glich
nur 'büezt. Stütz, Gem. ,Die verordneten sollen den
metzgern iro gewicht fechten und dann inen von den
schmiden suber wider gemacht werden.' 1567, Z RM.
,S. abgiessen.' ,Wilss Gott, so wil ich euch das rott
sigel . . . suber von gips abgiessen.' 1576, JClaoser
an BAmerbach. ,Dan ich solche ding one schaden
suber kan abgiessen, es syend alte sigel oder pfenig,
was man wil.' ebd. ,Der Huppen Bajoneten ist flyssige
Achtung zu geben, nämlich ... solle die Hupp suber
gelöth sein.' 1708. Z (Kriegssachen). ,Uf das süberist.'
,Zuo wüssen, das die rät verdingt haben NN. einen
steinernen brunnen by der schol von 8 schalen uf das
sübrist ze hauen.' 1585, LBer. S. noch riemen (Bd VI
912). S. male"; s. gattig (Bd II 502). S. schribe",
zeichne», trucke" Aa; Ap; Bs; B; Z. [Das Wort ,Du
lügst wie gedruckt' kam mir zu Sinn] wenn dö und
dert Ein use" g'ruekt mit sine" Luge" safer druckt.
Firm. (Bs). E" s-i Schrift, Zeichni»g, en s-er Truck
Aa; Ap; B; Th; Z. .Wollen Sie gute Landcarten, sau-
bere Contrafayt, Landschaften?' Herklib. 1749. Da"
ist s. g'sunge", g'spilt! Ap; Tb. [Wenn es schon nur
ein Fauzen-Liedli war] es hat doch s. g'chide". Stütz,
Gem. Die [ÜfmaehiJ hat doch ebig s. g'chide". ebd. E"
s-s Lied Ap; Z. D' Grössmuetter chann en ebig s-s
Lied. Stutz, Gem. Der Schüler hat si" Sach ganz
8. üfg'sät Th. E" süferi [.herrliche'] Predig BsL.
(Spreng). De* Pfarrer hed e" s-i Brei(i) g'cha", .eine
vortreffliche Predigt' Ap (TTobler). ,S. reden.' ,Das
by Christo und sinen jüngeren klar und offenbar was,
das ist uns tunkel und verborgen . . . Christus [hat]
suber und eigenlich geredt und die jünger ardtlich und
wol verstanden, was da geredt ward.' Zwingli. ,Sich
sauberer red zevil fleissen, affeetare eultum effusiorem
in verbis.' Fris.; Mal. Von einer Übersetzung. .Eine
saubere und so vil möglich vollkommene, dem Original-
text ähnliche niderteutsche [Bibelübersetzung.' Hott.
1666. .Es hat sich von jewelten her erzeigt, dass die
hl. Schrift [in der Übersetzung] das eine Mal besser
und säuberer als das andere herauss kommen.' ebd.
Das ist (öppe" noeh) s. 'turnet (g'schafft), heisst es bei
den Turnern, wenn Einer einen s-e" Schwung, Hoch-
stand usw. macht. Die händ s. g'schafft, Turner zB.
an einem Feste. Auch verst.: Er macht's cheibe"
(choge") s. Wie sichs gehört, geziemend: ,[Die Be-
diensteten sind verpflichtet] Jedem nach Standsgebühr
sauber ohne Unterscheid wohl auf- und abzuwarten.'
1600, ZGyrenbad (Badeordn.). Auch = gehörig, tüchtig
in steigerndem S. Es Ei'"m s. säge", ihm gehörig die
Meinung sagen, den Standpunkt klar machen Aa. Dem
het-er 's wider einist s. g'seit. Der haud dri Ghärtli
[s. Bd III 488] s. z'säme", er rämt rillicht 's ganz
Blättli üs, beim .Beteln.' Ndw Volksbl. 1867. S. noch
be-rämen (Bd VI 886 u.). — 3. a) (fein) säuberlich,
sorgfältig, sorgsam. Etw. s. z'säme" ne", ha", .halten'.
Der hat 's [das Geld] s. z'säme"g'no" Ap ; Th. Mer müend
d' ZU s. z'säme"ne" (ha"), wenn-mer [mit der Arbeit]
wand gri°h werde", ebd. ,Hans Schnider der kuttler
[habe] mit N. geredt, daz er mit sinen knechten
schüeffe, daz sy im daz bluot sübrer zesamenhieltend.'
1467, Z RB. .Dass auch gemeldte Edel- und Gerichts-
Herren im Thurgeüw bei den Mülleren unter ihnen
gesessen ein getreüw Aufsehen haben, dass sie den
armen Leuten das Ihr sauber zusammenhalten und
gute Wehrschaft geben.' 1560, Streitschrift 1713.
,1572 ward abermals wenig körn in allen landen, dess-
halb mänklich das körn suber zämen hat." ZFlaach
Kirchenbuch. ,| Weitre Bekehrungen zum evangelischen
Glauben in GHaag sind zu erwarten] da ich dann
disse Zyt suber zusammenhab und jetzunder in allem
Tuen [bin].' 1637, Z (Brief von Vogt Lochmann). ,Sich
s. zuosammenhan', fein säuberlich, hübsch beieinander
bleiben. ,Dess hand wir [Vogt und Herrschaftsleute
von AAAarb.] warhaftige kundschaft, dass iren 700
[Luzerner] bi einandren liggen und si sich sufer zuo-
sammenhand und da by einandren verharren tag und
nacht, bis si sächent, wo hinus diser angefangner
krieg wolle.' 1531, Strickl. Etw. s. 2o" si". E" rechte
31a"" lad s. si", was nid das Sinig ist. Scaw Gespr. Er
hed-si [die Geliebte] s. hocke" In" Ar. Ei"'m s. um Weg
[aus dem Wege] gö": [Lieber als mit dem Stifeli-BMer
Händel anfangen, wollten die Leute] ein s. um Weg gO".
RMüller 1842. — b) säuberlich, behutsam, .sachte,
leise (Bauernspr.)." Von einer sanft ansteigenden
Strasse: Sittig, sufer füert die nüwwi AlpCsträss .um
Schwarzff'büel. B Volksztg 1900. — c) artig, höflich.
LTobler (oO., wohl B). .Artig, sanft, poliert, wie
von städtischen Süssherrchen B." .Meister Cnorat
Hofman zoch an mit gar fuogen subern Worten, das
inen da nit zimte zuo disputieren [auf der /, Disputation
75
Sab, seli.
il>. snli
76
1523].' Salat, Ref.-Chr. ,[In der Bekämpfung des Ab-
lasshandels hatte Luther] schon ergriffen ein waffen
siner wüetung in die geistlich oberkeit, stuond docli
noch suber daran, verbarg den schalk, schreib um
sich mit überschwenklichen gswinden griffen und pra-
tiken.' ebd. .Einen s. von im richten'; s. Bd VI 386.
— 4. ohne Umstände, Bedenken, ohne Weitres.
Irgendwo s. abe", ufe" gü", unbedenklich Z. S. gän-i'1'
da abe", sagte ein Knabe, als ein anderer bezwei-
felte, dass er in eine Bachschlucht hinunterklettern
werde, ebd. Do gön-irh s. abhi". dürH", nfH" ApLb.
S. gast! s. kölsch [holst du] -es! Vater zum Kinde, das
zögert, einen erhaltenen Befehl auszuführen Gl. —
5. in iron. Verwendung wie nhd. wohl allg. Vgl. die
Synn. heiter (Bd II 1769); nett (Bd IV 851); schön. Im
Spiel mit Bed. 1 a : Du bist-mer en s-er Chnolle"!
Antw.: Am b'schissene" Wasser cha""-me"-sie'' nid s.
wasche" Aa (Rochh.). S. auch rechen (Bd VI 112);
Ge-mein-Bät (ebd. 1591). Es wird e" suferi Möre"
sl", dass Niemere" dervo" säge" darfst [fährt Annebäbi
den Jakobli an, als er ihr von seiner Liebe zu er-
zählen beginnt], Gotth. Es wird auch öppis S-s sl"!
sagt man von einer mit Misstrauen erwarteten neuen
Bekanntschaft, zB. von der Braut eines unvorteilhaft
bekannten Bräutigams Aa; Z. Du bisch -mer (auch)
e(n) S-e<! Aa: Ap: Bs: B; L; Th. De' Pfarrer vo"
Wühlischwil, das ist c" S-er g'si" ... e" Schlicher und
e" Hüchlcr. JBEgli 1871. Wol, Das (so Eine) ist en
s-er Pfarrer, Tokter \ usw.]. Das isch es lustigs Bürschli,
e" sufere Schu'meister 1 we"" 's -im der Herr [Pfarrer]
"ume" recht g' seit het! Gott b. E" s-er Badron Bs. Du
bist-mer (au"') en s-er Heilige, tht! Aa; L; Th. Das [ein
fleissiger Kirchgänger] ist e" s-er Heilig e g'si"! JBEgli
1871. Eso-ne" Bengel, Dax gab -mer auch e" sübre"
Engel! Petrus, dem Hansli den Einlass in den Himmel
verwehrend. Scuwzd. (U). Du bisch-mer e(n) s-er Gast
Bs, Götti Z, e(n) s-er Fink Aa; Ap: B; Th; Z, Vogel Soh;
Th; Z. De' s. Vogel hat 's Nest seho" g'rümt, Haus-
wirtin von ihrem Zimmerherrn, einem leichtfertigen
Studenten. JJRahh. Du bist e" s-s Möbel du, schämst-
di'h nüd? grobe Schelte gegenüber einer Frauens-
person ZP. Das wird-mer e" sufers Mansch, öppe" es
Gurrli sl"! Gotth. E(n) s-er Kärli, Purst (es s-s
Pürstli). S. auch Bichti (Bd VI 463). ,l)o sprach der
A.: so helff im gots muoter fut hindnan im loch! ...
Do straft in ein gesell darumb und sprach, er wer
ein suber gesell, er solt sich selb des überheben.'
1409, Z RB. ,Es möchten die saubere Heren Zuger
wider dise 2 [wegen betrügerischer Verteilung der
französischen Verehrgelder angeklagten und gefäng-
lich eingezogenen] Herren erdenkhen, was sie immer
wollten, wurden sie dannoch bei vielen braffen Leuten
ihren guoten Nammen nicht verschwerzen.' 1732, F
(Brief). E(s) s-s Pärli Ap; B; Th. Ja, danket [er-
zählt eine Klatschbase], du isch du das s. Pärli [das
sich mit Küssen begrüsste] Hand i" Hand wlter
g'gange". HDietzi 1900. E" s-s (en s-er) Pack (Bd IV
1103), e» s-i Basse" (Bd VI 1284). G'sellschaft, War.
(Wol) Das ist(-mer) iez e" s-i G'schicht (Das)! E"
s-i I"richti"g. S. auch Ordning (Bd I 141): Pläsi (Bd
V 153); Begiering, Busting (Bd VI 737. 1536). Das
sind s-i Us-sichte" ! I" eusre" sübre" Zlte" probiert-me"
halt eu" alle" Site". Z Sechs. 1834. Da' ist-mer e" s.
Mo je" ! wenn die Sense nicht schneidet Tu. En asligs
Werchli war doch es sübers Spinne" g'si": wie vili
Chnöpf und Chrangel drl" ! Firm. (Seil w). Das ist s.!
da stehts gut (iron. Ausruf) G; Th. Schlicht Ei"'m
das Pack afe" bis i" d' Chuchi ufe" [wird ein armes
Weiblein von der bärbeissigen Köchin angefahren]?
Das ist mir s.. Das! FOschw. 1900. Das wär-mer
(afe") s.. we""-m<" nid ("mal nie törft fröge" ! Beschwerde
eines Fragenden über eine etwas unwirsche Antwort
Aa; ähnlich aucli sonst. Erst später hend-si 's l"g'seh"
[die Klienten eines ungetreuen Ratgebers], wie s. a'ss
er 's mit-ne" g' meint hed: er ist rieh norde", und si
sind arm worde". JBEgli 1871. Dem wird, 's s. göP!
Aa; Ap; Th; Z. Das chunnt s. usc", cha"" noch s. use"-
cho"! wohl allg. Dert hei'-si blaui Blüemli g'no" : Das
wirt-ne" sufer use"cho"! Bärnd. 1904 (.Rigilied'); vgl.
die Varr. bei ALGassmann 1908, 6. 57. Do isch ['s] s.
zueg'gange"! zB. bei einem Streit, einer Rauferei Aa;
Ap ; Th. Du bist wider s. umg'gange" mit der Sach! Vor-
wurf, wenn Etw. verderbt, entzwei ist Aa; Ap: B: Th.
,Doctor Luther hat es vil gröber und ungefüeger [als
Melanchthon] gemacht und den abgeredten friden zuo
Wartburg nie gehalten, ouch von dem gespräch zuo
Martburg unredlich geschriben [folgt ein Beispiel].
Also suber und gmäss dem Martburgischen vertrag
hat Luther geschriben und gehandlet.' HBull. 1572.
Alul. tübar, miri, mhd. süber(e), .lim; vgl. Gr. WB.
VIII 1848/53. Doch wohl alte Entlehnung aus lat. •eirtiu
(spätlat. auch -ü-l, nüchtern, massig, enthaltsam; die Bed.
macht keine Schwierigkeiten, wenn man annimmt, was sich
mit. den geschichtlichen Tatsachen durchaus verträgt, dass
das W. zunächst von innerer, sittlicher Reinheit gebraucht
und erst nachher aufs physische Gebiet übertragen wurde
(die Bedd. .sittlich rein' und , massig (im Essen und Trinken),
enthaltsam' vereinigt auch mhd. tausche). Über das Ver-
hältniss der Formen suber und safer vgl. bes. Idg. Forsch.
XIV 263. Wo beide heute neben einander vorkommen, ist
süber überall die jüngere Form. Das W. ist in der Form
tchuber (dazu die Abi. tchubradad, Reinheit, Reinlichkeit,
Keuschheit) ins Rätorom. entlehnt worden (Carigiet 294;
Carisch 145; Couradi 198: Pallioppi 655; RBrandst. 1905,
"iT); vgl. auch die Anmut, zu suberamint, «öfteren, dazu Arch.
glott. VII 570. 572. & in Namen. .Subei", Name eines Zucht-
stiers. Zg Ausstell. 1899 (UwStans), ,Süber, Kuhname. ebd.
(Schw \nlil. .Heinrich Schäpi, Suberschuoh.' 1662, Z. .Hein-
rich Suberswarz, burger ze Baden.' 1412, AaB. Urk.
u°-, o"-: Gegs. zu süber, doch in der lebenden Spr.
vielfach in beschränktem! Gebrauch (dafür präd. nüd
süber). ,Unsauber, unflätig, spurcus, squalidus, illotus,
immundus, impurus, obseffinus.' Fris.; Mal. 1. a) ent-
sprechend süber 1 a. ,[A. verklagt den B., er habe ein
von ihm auf die Metzgbank gelegtes Stück Fleisch]
darab uff ein andern bank schalkbarlich geworffen in
sölicher masse, daz ettwa vil überab an den herd
fiele, daz es unsuber wurde.' 1456, Z RB. ,N. [ein
Schmiedegesell] habe ein unsuber isen in den brunnen
am Rennweg gestossen und den damit verunsüberet.'
1479, ebd. ,U-er wind'; s. Bläst (Bd V 164). Vom
Abraum aus Grundstücken, von Strassenkehricht, ekel-
haften Abfallstoffen. D's U"süfer, sammeln auf den
Wiesen PPo.; vgl. suberen. ,Unsauberes zu Strassen
und Kirchwegen tun: Es soll Niemand Unsauberes,
es wäre aus den Gärten oder anderes woher an kein
Strass, noch Kirchweg werfen oder schütten bei Fr.
2—4 Buss, wovon halbes dein Kläger, und soll es der
Ratsherr (Strassenknecht) in seinen Kosten abschönen
lassen.' Ndw Ges. 1867. ,Was usser den hüsern de-
wederm icht unsubers geschüttet wurde, der git 5 ß
ze buosse.' 1338, Z StB. ,Nieman sol mist, noch enkein
Sab, seb, sib, sob, sub
unsufer ding [lat. aliquas immundicias, frz. d'.iutres
immoiidices] us den hüseren legen an die gassen.' P
Handf. ,Es klagt A. uff B. ... et' wurde von demselben
|auf dem Kirchgänge] mit wüestem stinkendem seich
beschüttet... getrüwet der genannt A., B. solle umb
solich unsuber beschüttung uff in geton gestraft wer-
den.' 1465, Z RB. S. noch Güsel 3 (Bd II 476). Von
der Zubereitung von Speisen. U. macht (giHJ feiss,
wer 's nid weiss L (Ineichen); ScnSt. (Sulger); vgl.
Dreck. V. a"richte"; s. Bd VI 408. unreinlich, von
Personen. Die Bewohner von PAger. Sal. sollen u'süferi
ZU sein PPo. Er kond all eso u. im Hau' ApLb.
Bei Nom. Ag.: En u-e Reeher, Mäder, wer nicht
süber rechet, mät; s. Bd VI 113. Uneig. U-s Wetter,
schmutziges AALeer. U"suferi Zeiche" B; vgl. süber
(Sp. 65 u.). Sie sind eine Contraindiction zum Haar-
schneiden BGr., G. .Die Jungfrau ist es unsufers
Zeihe", in ihm geschnittene Haare werden flugs von
Läusen bevölkert.' Barnd. 1908 (BGr.). Uf die Zeiche"
chunnt-es a" [bei landwirtschaftlichen Verrichtungen
usw.] ...: Unsüferi Zeiche" (ß'lt-es g'nues, fast ml
ci's süferi. Sohwzd. (BoAa.). — b) entspr. süber 1 c.
Von ungeputzteni Getreide und dem daraus gewonne-
nen Mehl, ,1m Fahl [den Müllern] gar schlecht und
unsauber Getreid zu mahlen anerbotten . . . sollen
sie befüegt sein, dasselbe auszuschlagen.' 1093, B
Müllerordn. ,Es traget sich zum Öfteren zu, dass
unsauberer Kernen und Dinkel auf den Märit gebracht
werden, daharo wir dem Kornhüter aufgetragen haben
wollend, die Büttinen fleissig zu visitieren, das un-
sauber vorkommende Getreide einzustellen [usw.].'
1741, ebd. .Wurden die Müller feuchtes oder un-
sauberes Mehl liefern, . . . soll das nicht währschaft
befundene Mehl mit Confiscation belegt werden/ ebd.
Vom Wasser, 's Wasser ist u.. nie" ka"" 's de" Küeje"
nöd ge" ApLb. Bildl.: ,Etlich vermögend über die
brunnen [der christlichen Heilswahrheit] nit ze kum-
men, sunder gond nun an die bächli, so darus ge-
flossen sind, die aber allweg etwas vermischtes habend
und unsuberers weder die brunnen selbs.' Zwingli.
Von Bastardtauben. U'süferi Hübe". Tauben mit ein-
zelnen falsch gefärbten, die Hauptfarbe verunstalten-
den Federn BsLang. — c) entprechend süber 1 d. En
u-s G'sicht, mit Hautausschlag ApLb. Vom Aussatz.
,Er [Kaiser Tiberius] was unsuber malacz.' Volksb.
,Nun hatte der keiser gar ein unsubern gebresten der
ussetzikeit . . . [Pilatus macht sich anheischig, dem
kranken Kaiser den Heiland zu senden] im zuo hel-
ffent von sinem unsuberen siechtagen.' XV., ALüt.
,Der jung N. wird in Luzern unsuber gefunden und
kommt zu Zug ins Siechenhaus.' 1627, Zg Ratsprot.
Von Hunden, räudig. ,[N. soll dazu verhalten werden]
das er die unsubern hünd uss der statt tüege.' 1568,
Z EM. Von Kröten, deren Haut angeblich Ansteckungs-
stoffe absondert: ,Die unsubern giftigen krotten'; s.
ratschen (Bd VI 1848). Vom Vieh, auch Schmalvieh,
Pferden. ,Wer ouch, das iemman(dt)s wurmessig und
(oder) unsuber vidi oder uss orten und enden, da der
vichtod ist, hette (hielte), dem soll ein vogt gebietten,
das von anderm vidi ze tuond.- XVI., ZNer.; 1593, Z
Wäd.(Offn-). ,Von wegen des unsubern und finnigen vihs
halben [soll der Käufer innert Monatsfrist vom Kaufe
zurücktreten können].' 1572, SchwE. .So Einer dem
Anderen unsuber oder finnig, dessglychen fuls oder
auch sturms Vych kauffs- oder tuschswyss hingibt, so
soll er das [innert 8 Wochen] widerumb nemmen ohne
Widerred.' B GS. 1015; s. auch noch finnig (Bd I 839).
.Alles unsaubere Geiss- oder Schmalvieh soll bei an-
getreüwter Straf Jedermann ausmustern.' 1645, UwE.
TR. (Alppolizei). Mit Bez. auf ein .hauptmürdiges-
Pferd; s. Boss (Bd VI 1415 o.). Von Häusern, pest-
verseucht. In Anbetracht der in Lauis ausgebrochenen
Pest sollen in Bellenz für die Säumer an bequemen
Orten besondere .unsaubere Wirtshäuser' eingerichtet
werden, .wodurch sie allein zu passieren haben sollten.'
1636, Absch. — d) entsprechend süber 1 e. a.) im mo-
ralischen S. E" u-s Müh [Mann zur Frau:| ÄV" Wort
us di'"m u-e" Mül! schade". bin-i'h-mih und Da' uf der
Stell . . . [von] ere" Frau, wo-mi'h uf so-n-e" b'schissni
Art hindergöt. JJRahm (Sch). ,Umb das die frow mit
irem unsubern mund gar ze vil getan, solle sy biss
mittwuchen im Wellenberg liggen.' 1505, Z RM. Un-
flätig, unzüchtig. .Obsccenus, unkünsch, unsauber,
hüerisch.' Pris. Vgl.: ,Unsuberer schantfleck', Schimpf-
wort für eine schlechte Weibsperson. Ende XIV., Bs.
JJ. gän': .Es werend böggen zum Lüden gangen, die
weren als unsuber gangen mit grossen zersen und
bettend die zers für sich gehenkt.' 1 131, Z RB. Mo-
ralisch anrüchig, verdächtig, unzuverlässig, unehrlich.
Er ist en U-er, e" u-e* Kärli, dem nicht zu trauen
ist Aa; Ap; B: Z und wohl weiterhin. En u-e' GOf, zu
boshaften Streichen geneigt ApLb. En u-i Famili.
ebd. Die schmotzi» ond o"süber ond tick och noch o»-
i/'irärli'1' Vagabunde"war [Gescbirrflicker usw.]! ATob-
ler 1909. ,Dem X.. dass er dreimal nach Arth [gehn
musste] wegen der unsuberen Gesellen ... Gl. 1 ß 20. •
1633, ADettl. 1905. ,Ein unrüebiger und unsuberer Irr-
geist'; s. un-rueioig (Bd VI 1908). Vom Gewissen: ,Dero
gmüet und conscienz unsuber ist, hat es [die predig von
erkiesen oder underscheid der spysen] nur wild gemacht.-
Zwingli. Von Handlungen, Geschäften udgl. Aa: Ap:
B; Tu: Z. Ieh cha"" nid helfe", 's tunkt -mich Öppis
U-s Aa. — ß) entsprechend süber 2eß, unsicher, nicht
geheuer, bedenklich, schlimm. Du isch-es u., ist Etw.
nicht in Ordnung Ap. Wo-si öppis U"süfers [Ver-
hextes] im Stall g'ha" hei", so hei"-si-mieh [den Pater ]
extra us ''em Chlösler g'reicht für 's rertribe". Schild
1885. ,1m Windspiel [Dorfwinkel von BRoggw.] sei
immer etwas Unsufers.' Glur 1835. Im Marti" s-Tobel
isch-es e" Zit lang u. g'si" [weil dort mehrere Raub-
anfälle vorgekommen waren] ApLb. Do isch-es u.
düref .:'</»". ebd. En u-i Gege"d. ebd. En u-er Weg,
gefährlich, schlimm zu gehn. ebd. ,Als er [Graf Ru-
dolf von Habsburg] über die Rüss kam, da begegnet
im ein priester mit dem hochwirdigen sacrament, der
wollt einen kranken mentschen versechen ... Nun was
es fast tüff und unsuber weg.' HBrenxw. Chr. Im
G'irülk ist 's Wsufer, wenn andre Witterung sich vor-
bereitet BG., Si. (Imob.). Adv. Das [das Schwingen
bei feindseliger Gesinnung der Parteien] von [wäre]
ursufer usePchon. Schwzd. (BBr.). [Bauer zum unwill-
kommenen Kilter:] G'horsch, dass d's letsch Mal da
g'si" sigisch, susch giH's de"" Lärme" «'"' du chunnsch
Wsufer dervo": der Brunne" trog isch nit wit W"' d'
Mistgülle" no'h naher. Gönn. — 2. entsprechend sm-
ber 2, unschön. ,üie alten Kuglen, so meistens ander-
halb lötig, unsauber abklummen und schiff, [sind] nicht
der Mühe wert zu erlesen.' 1697, Z. — 3. entsprechend
süber 3, unsäuberlich, unzart, grob B; Sch. Einen
,u. wegjagen' uä. .Ich habe ihn [den mit einem Pro-
79
.Sab,
Sllll
zesse Drohenden! unsauber vom Hause weggejagt,'
Gottb. ,Mach du dich vom Hause ! [erwidert Egli-
hannes die Neckerei des vorbeireitenden Felix], sonst
gebe ich dich unsauber weg.' ebd. Pack-dich iez
[Mädi Lisi aus der Stube jagend], säst gibe"-ich-ilrh
u"sufer use". ebd. ,üas sei ihm eine unerhörte Sache
[sagte das Männchen zu Jakobli] ...er solle machen,
dass er fortkomme, sonst wolle er ihn u°sufer dänne"
ge".' ebd. Ei"em Wsufer hei'"zünte" | heimleuchten] B.
,Man solle nur probieren und den Doctor holen
[schimpfte der Verwundete], dem zünde er unsuber
aus der Hütte, so Einer brauche nicht an ihm herum
zu metzgen.' vAlmen 1897. ,Hans Joggi griff nach
einem Stock und sagte [zur zudringlichen Besucherin],
wenn sie nicht gutwillig gehe, so zeige er ihr den
Weg, aber unsauber.' Gottb. U. mit Ainem verfare",
,hart, streng' Scb (Kirchh.). ,U. mit einem reden.'
,Do kam der A. frefenlich gelüffen und sprach: du
kyen sun verhita, warumb brichst du mir minen frid
uff? Do sprach der A.: ... ich hab dir nie nüt uff
gebrochen und redest unsuber mit mir.' 1390, Z RB.
,Des wüst N. gen im uff und redt übel und unsuber
mit im ... do sprach er mit unsubern, bösen Worten:
samer box zers, du muost mir win bringen! ... daruff
redt der N. vast übel mit im mit unsubern Worten.'
1414, ebd. , Einem u. schnützen' : ,Daruff redt der
N.: nu bin ich wol dabi gesin, dass einem urab sölich
red gar unsuber geschnützet wart.' 1424, Z RB. .Einen
u. üsbutzen'; s. Bd IV 2022. ,U. den reien springen';
vgl. Bd VI 3. ,[Der Tod ereilte die schwäbischen
Fussknechte in der Schlacht bei Frastenz] dass die
lieb heid mocht haben gelacht, alss unsuber man da
den re[i]gen sprang.' 1500, NScbradin. Auch vom
unsorgsamen Umgehn mit Sachen. ,[A. zu B., der ein
Stück Fleisch nachlässig von einer Fleischbank zur
andern wirft, dass es zu Boden fällt :| Warumb würfest
mir es also unsuber darab'r" 1456, Z RB. ,Die von
[Z]Hochfelden sond in iren höheren und besonders
mit dem eichinen holz gar unsuber umbgon.' 1560,
Z RM. ,Weil das türr [Holz| man stehen lesst und
das grüne niderhaut und unsauber sambt dem ge-
fallenen nachen ninibt . . . lindt man, dass ein Statu-
tum gemacht werde.' 1707, UwE. Waldordn. — Ahd.
unsnbar, mini, muüber, -aafer. — Un-süberkeit f.:
Schmutz aller Art, Abfallstoffe, äusserlicher oder
innerlicher Unrat des Menschen. ,A. ensol noch B.
noch ir nweders gesinde enkein u. an die gassen
schütten von wasser noch von andren dingen.' 1338,
Z StB. ,Ein knecht sol ouch all unlust und u. umb
die beder ligend, von lüten oder vech kuinend, hinweg
vertigen.' 1506, AAB.StR.(Badknechtordn.). .Unsauber-
keit, unflat als an übel gehaltnen menschen, wuost,
unraat, illuvies, spurcitia, purgamen, immunditia.'
Fris.; Mal. ,Auch vertreibt es [ein Heilwasser] alle
Unsauberkeit in den Menschen, es seie von Essen oder
von Trinken, und sie nicht verdauen mögen.' Arzneib.
XVII. /Will. S. noch reinen (Bd VI 991). .Wuost
und u.': s. Blitz (Bd V 264). — 2. spec, monatliche
Reinigung. ,Die unsauberkeit oder der bluom der
frauwen ist nichts anders denn ein uberfluss der dritten
däuwung und ein vierwöchige reinigung der natur,
heisst zuo Latein menstruum.' Ruef 1554. — Amhd.
unsüler(c)heit. — un-suberen: beschmutzen. .Es klaget
A. [er habe, von einem Schlaftrunk heimkehrend, et-
liche Gesellen in seinem Hause gefunden, die] habint
im sine bett beschissen ... und besunder der B. sich
daruff gelegt und im mit sinen füessen daruff gezablet
und im die mit sinen schuochen geunsübret.' 1472, Z
RB. ,Es klaget A. der tegk uff B., er habe uff ein
zite mit sinen knechten zum Paradis geteckt, und als
sy ob dem ymbismal sässint. habe im der genant B.
ettlich werchgeschirr und ouch den züg mit menschen-
bächt eben vast geunsübert und bestrichen . . . rette
er, nun were sölichs nit redlich, welcher eim sin ge-
schirr mit sölichem wuost verunsüberte.' 1474, ebd.
S. noch Blctz (Bd V 264). - Ahd. imwü&ctis», -;,,,, mhd.
unsubern. — ver-, in L auch „-unsfifere"" : = dem Vor.
,Hette sy den beiz nit als vast in iren henden gehept,
so were er [in den Kot gefallen und] ganz verunsübert
worden.' 1453, Z RB. ,Es klagt Anneli Elend, die
Goldsknopfin habe es mit güssel beschütt und im sin
gewand ganz verunsübret.' 1462, ebd. A. wird be-
straft, weil er dem B. den Breimehltrog erbrochen
und mit Wasser .verunsübert' hat. 1483, Scb Chr.
,Item ein knecht sol die beder ietlich wuchen dry tag
weschen ... und ob etlichs in mittler zit verunsübert
und zuo weschen not wurd, das sol er als dann weschen
on widerred.' 1506, AaB. StR. ,Wo ich ...gnant wasser
nit gfangen leiten und füeren, sonder vermelt höflin
gfärlichen verunsübern wurd, das als dann genanter
herr . . . gwalt haben sol, tüchel, ror oder kenel wi-
derumb dannen ztuond.' 1535, Z. .Wenn einer ein
gemach verunseuberet. so ist man von stund an mit
der schauflen und bäsen vorhanden und wuscht den
wuost sauber auss; also wirt es den gottlosen ergon.'
LLav. 1582. | Ein Nussbaumbesitzer neben der Kirche
zu GHenau wird belangt] weil die Bäume die Pro-
zession hinderten und mit ihrem Laub den Kirchhof
.verunsüberten und verwüsteten.' 1610, JAHofm. 1854.
S. noch un-süberen. Bes. .wasser, einen brunnen, bach
v.' .Wer die brunnen verunsübert [soll belangt wer-
den].' 1533, Scb Ratsprot. ,So es sach were, das ein
man oder ein frouw in dem dorfbach wüesche oder
den verunsüberende [!], eb das die sun eines bouins
hoch uff were, der oder die salb [!] ist zuo buoss ver-
fallen 5 ß.' 1556/62, ZDielsd. Offn. ,Aquas spurcare,
verwüesten, verderben, etwas unflats darein werfen,
trüeben, verunseüberen.' Fris. , Welche personen si
[die Brunnenaufseherj findend, so die brunnen ver-
unsüberet und verwüestet ... dieselben sollen si einem
weibel leiden und angeben.' 1596, ZWei. Offn. Bild-
lich. ,| Man soll aufpassen] uff die, so die kirche ver-
unsüberen und huory darin dribten.' 1546, Scb Chr.
,Dass sich einer an Gott ergibt, blybt unvolkommen
und mit vilen bösen zuofälen verunsüberet und ver-
wüest,' OWerdm. 1552; .befleckt und besudelt,' Herborn
1588. .[Judas Machabeus vertrieb] Antiochum, der den
tempal zuo Jerusalem verunsüberet und befleckt hatt.'
LLav. 1583. Refl. „sich besudeln, beschmutzen L.
Er hat sich in Sund und Laster verunsüberet." ,Wie
die unreinen sich selbs beflecken und verunsäubern.'
LLav. 1582. — be-: = dem Vor. ,[N. wird aus der
Stadt verwiesen] als er Götz schultheissen nachts sin
husstür mit mentschenbäch beunsüberet.' 1494, Z RM.
— Auch amhd. — Un-suberi f.: Unrat, Schmutz.
.Der herre in dem hove sol . . . enhein unsübri in den
kilchhof schüfen noch werfen.' 1302, Z Grossmünster-
urb. — Ahd. umüblüri.
schmutzig-. Der Schmotzig-süber, Übername für
Einen, der an der Wasserscheu leidet, ohne gerade
81
Sab, seb, sib, sob, sub
von einem tollen Hunde gebissen zu sein G. — sträl-:
verst. suber ZF. Str-s Zug. S. das Folg.
sträms Stroms-: = dem Vor., sehr hübsch, von
Blumen, Kleiderstoffen usw. ZO. Strömssäbers Tuech
ZF. — Stroms- eiiphem. für ttröls-.
süberament, süberement Adv.: , sauber weg'; nach
andrer Angabe Abschwächung des Fluches saker(e)-
ment GW.
Adv. Weiterbildung zu .«/..<■ nach Analogie des syn.
liberemini (Bd III 982). Rückentlehnnng ans ratorom. schubra-
m«'« Adv., säuberlich, reinlich (Carigiet 294) braucht nicht
angenommen zu werden.
sübere", sübere": 1. sübere" bzw. «ufere Aa: B
(in E.. G. -«'-); Diäl., sübere» Tb (Pnp.) — intr.,
suber (sübererj werden. Er (Es) het g'süberet, sagt
man, wenn ein Mensch sich recht gewaschen hat,
wenn eine Matte von Gesträuch gereinigt ist, wenn um
das Haus herum aufgeräumt worden ist B (Zyro). Von
der Gestalt von Menschen, von Wunden, vom Wolken-
himmel Th (Pup.). — 2. ,süberen' tw. in der ä. Sjir..
in der lebenden MA. sübere" bzw. -t- Aa: Ap; Bs; B
(tw. -<>-); GrTIis: L; PA1. (süberre); Tb; U; Z, safere»
bzw. -i- AAtw.; Bstw.; Btw.; „L"; W: a) tr. (auch
abs.), sftber machen; ,pulire, nettare' PA1. (Giord.).
Syn. reinen (Bd VI 941). ,S(e)überen, sauber und rein
machen, reinigen, abwüschen, abstreichen, durchtuon.
purgare, purificare, munditias facere, abstergere, feb-
ruare, eluere, emaculare, depurgare, expurgare, diluere,
. confarrire, tergere, excernere, detergere, everrere, con-
verrere, emundare, mundare, nitidare, verrere.' Fris.;
Mal. S. auch brunnen II (Bd V 672). a) von Per-
sonen. ,[Der wegen seines eifrigen Rossputzens von
Annalisi gehöhnte Knecht stichelt auf die Bauern-
mädchen:] Es soll Dere" ge", wo-me° ringer en Stall
misteti, als so Eins süfereti [worauf Annalisi:] ... mit
dem Safere" weiss ich nicht, wer fleissiger ist, öppe° es
Jungs Meitschi oder so-n-enalter Vetter, wo z'letst z'fuler
wird, es Jahrs zweumal es angers Hemmli a°z'legge°.'
Gottb. ,[Der Wundarzt sagte zu Mädi, es sei krank
vor Verdruss] es sei gerade, wie wenn ihm ein roter
Sehneck übers Herz schnaage, es sei ganz schliferig
d'rvo". Das müess-me" luege" z' safere", ebd. ,Die wyber
habent, als sy [die Wöchnerin] schwach und blöd was,
das kind gsübert.' 1552, B Turmb. ,Als einer den N.
angesprochen, das er gedachten sinen vatter sübern
sollte, bette er dasselbig nit getan, ine also in allem
wuost ston lassen.' 1565, Z RB. S. noch Platz II (Bd
V 256 u.). Auch von innerlicher Peinigung (sog. Bluts-
reinigung) Ap: s. Rusting (Bd VI 1536). ,Ein kind-
bettere sol sölich fleisch [von Meerkrebsen] ässen,
spricht Hippocrates, damit sy dester bass geseuberet
werde.' Fiscbb. 1563; vgl. b ß. Uneig. ,[Der ist uff
den sun Gottes nit vertruwt] welcher nit gloubt, das
er uns mit sinem lyb und bluot erlösst und gesübret
hat.' B Disp. 1528. ,Gesüberet' werden auch die Seelen
der Abgestorbenen; s. Erd-Rich (Bd VI 156). Einen
s., von Schulden frei machen Scb (Kirchh.). — ß) von
Sachen. ,Dem schmid 4 d., das er sy [die Axt] ge-
sübert hat, ze trinkgelt.' 1442, Z RB. .[Der Toten-
gräber] sol ouch die stein und gettre des kilchhofs
sübren, es sye winter oder sumer.' 1447, Z. ,Es hab
sich gefüegt, das der A. meittli etwas güsels heruss
uff des N. holz geschüttet hat . . . gieng die B. herab
und wolt das holz subren.' 1448, Z RB. .[Wir Sünder]
müessen dem Herrn fry stillhalten, so er anfacht das
Schweiz. Idlotikoo vn.
bös fleisch putzen und sübren.' 1531, Gl JB. 1893.
,3 ß dem Schlosser vom zitli zu suberen.' 1532, ScawE.
(Ausgaben des Abtes). ,Üie zän seöberen mit einem
bein oder darin grüblen, scarificare dentes osse, scal-
pere dentes.' Fris.; Mal. ,Die büchsen der specierum
Dianyseos ... sol man sübern, dann sy nüechtend.'
1588, L (Apothekervisitation). ,[Mit frisch behaunen
Steinen soll kein Getreide gemahlen werden] es seie
dann vorher eine gnugsame Menge Krüsch durchge-
mahlen und darauf hin die Steinen wider so gesäuberet
worden, dass dem Kunden sein Mehl lauter und rein
zukomme.' 1771, B Müllerordn. S. auch Füsi II (Bd
I 1085); buchen (Bd IV 977); butzen II (ebd. 2014);
rätlich (Bd VI 1616). Von Getreide. ,Uas Werffen
der Vasen und durch die Windtmüli zu süberen ist
Zinss- und Zehendenherren der grösste Schad, dann
[ihnen] das Liecht gegäben wirf, das Schwär aber
verkauft.' 1664, Z. ,[Die Müller sollen] unsauberes
und ungeputztes Getreid . . . anzunehmen nicht schuldig
sein, es seie dann zuvor behörig gesäubert worden.'
1771, B Müllerordn. S. noch Rannten (Bd VI 970)
und vgl. mutzen II (Bd IV 619). ,Wie man das berg-
grüen süberen sol . . . erlise daz gestein trus, daz kein
griesunge me darin sy.' Künste. 1474. ,Wie ein goldt-
schmid die abschabeten in das schossfäl samblet und
dorauss in die silberbüchs süberet ... also sollend wir
nichts überal in der heiligen gschrift faren lassen.'
LLav. 1582. Von Räumlichkeiten, Gebäuden. Iez wäm-
mer einist s., sagt man, wenn man sich entschliesst, in
einem Raum oder auch in einer Gesellschaft gründlich
aufzuräumen Aa; ähnlich auch sonst. ,Das sprachbüsli
uf dem Fröschengraben ze süberen.' 1563, Z; s. noch
Bd II 1731. .Herr buwmeister sol die klein ratstuben
allenthalben sübern und waschen lassen und dann
wider an mh. kommen, ob man sy firniessen welle.'
1572, Z RM. ,Die kirchen wurden gewyssget und ge-
süffret.' XVI., B. Uneig. ,[Der Herr] hatt im fürge-
nommen, syn kilchen von allem wüesten kaat ze
sübren.' LJud 1531. ,Als von Kilchen Süberen und
Reinigen gredt worden, sagt Einer, ihn dunke, die
Kilchen werend am Sübersten, wann kein Leut drin
seiend.' Scbimpkr. 1651. S. auch Ruet (Bd VI 1818).
Von Strassen und Plätzen. ,Die in der vorstat von
Arouw süllent gehorsam und gewertig sin iren [der
Obrigkeit] gbotten und Ordnungen, es sy mit Strassen
ze süferren, ze varen, wachten [usw.].' 1441, Aar. StE.
,Es klagt A. uff die B., daz er vor sinem hus gesübert
hab, syg dieselb B. zuogefaren und mit einem bengel
zuo im geworffen.' 1465, Z RB. ,Es hab sich begeben,
daz die N. daz gäsly süberte und wüschte, umb daz
biderb lüt hin und wider hardurch destrer sübrer gon
und wandeln möchten.' 1485, ebd. ,[Nach baupolizei-
licher Vorschrift sollen alle 14 Tage] die Strassen
gesübert werden.' 1528, EEgli, Act. S. noch un-rein
(Bd VI 989). Von Wasserläufen uä. ,Der vogt [zu
ZEgl.] sol ... den wyger sübren, das das wasser sin
usgang uff die müli haben möge.' 1555, Z RM. .Herr
buwherr sol die Limmagt in der statt durchnider an
beiden pörtern süberen.' 1577, ebd. S. auch rümen
(Bd VI 918), ferner Ruet (ebd. 18'27) Vom Instand-
stellen von Wiesen, Weide- und Waldland; spec. von
der im Frühjahr stattfindenden Säuberung der Wiesen
(Alpweiden) von Steinen, Holz, insbes. auch von den
Resten des im Herbst vorher verzettelten Dängers
AaF.. Leer.; BsL.: B: Gl: Th; Z; meist abs. Syn.
Sab, seb. sib. sob. sub
blitzen II (Bd IV 2013); schönen; steinen. Mer wand
gon sübere". Händ-er scho" g'süberet? Vgl. auch Süber-
Hüf (Bd II 1048); -Rechen (Bd VI 111); Ab-Bichel
(ebd. 167). Wo mir cum Siibere" (.Reinigen der Alpen
von Steinen') hei"' sind. .THefti 1905 (Gl). .Gesäubert
mussten die Alpen von den Steinen werden, welche
durch die Verwitterung der Felsen von Zeit zu Zeit
auf die Alpweiden fielen.' JMHungerb. 1852. ,[NN.
sollen] die weid sübren unz an die marcb stein.' um
1400, ZPlunt. Offn. ,[Landanimann Joh.vonFlüe er-
zählt, er sei einmal mit seinem Vater im Melchtal in
den Bergmatten gewesen, da] wollt sin vater die dorn
usshowen und die matten damit sübern, in dem kerne
der tüffel und würffe sin vater durch ein dorngehürst
ein rein ab.' 1488, Obw. ,1m ertrich [machten NN.
einen Geldfund, als sie] gewägot, die güeter gesüberot.'
1531, Z RB. ,So ... einer seine güeter selbs nit bauwen
wolt, ... der mag ... die wisen zue zeunen, seubercn
und heuwen wol verdingen.' 1544, Streitschrift 1713.
,Als sy im herpst ire wissen gesiiberet ...' 1598, Z RB.
,4 Taglöhne, die Wiesen zu säubern, ä 12 ß.' 1797,
Z Haush. Von Urbarisierungsarbeiten. ,[Von den ,aus
den nordischen Landen ausgezogenen' ersten Ein-
wohnern der Schweiz erzählt die Sage, sie hätten] in
der Nachbarschaft der mit ihnen gezogenen Tiguri-
neren, Tuginer etc. Unterschlauff gesucht und die
Talgeländ gegen dem Alpgebirg gesäuberet und wohn-
bar gemacht.' Leu, Lex. ,N. hett ein wuostlendi ge-
sübert, ist ungefar an wysen und äcker 5 juchart.'
Anf. XVI., Z. Oft mit Synn. ,Säubern und schwenden.'
JMHdngerb. 1852. ,Reuten und saubren'; s. rieten (Bd
VI 1737), auch raten (ebd. 1808 u.). ,Usrüten, stocken
und sübren und steinen'; s. üs-rüten (ebd. 1810). .Ru-
ten, süberen und uftuon'; s. un-ge-büwen (Bd IV 1957).
Ausstocken, durchforsten. ,Das Gaabholz ... sol vor
Georgentag aus dem Wald geschaft, keineswegs aber
stehen gelassen werden, sodann der abgeholzte Platz
ohne Anstand gesäuberet und wiederum mit einem
Graben frisch umgeben oder sonsten vor allem Viehe
wohl verwahret.' 1781, Bs Waldordn. .Der junge Auf-
wachs soll ... von dem schädlichen Gesträuch ge-
säuberet und erluftet werden.' ebd. Vom Beseitigen
der überflüssigen Schosse am Weinstock Z; Syn. bl-
naugen (Bd l 137); läublen (Bd III 958); er-brechen (Bd
V 330); ver-zwicken. ,Vor dem Herbst [soll man die
Reben] wieder säubern.' 1593, Z Lehenbr.; s. noch
gerten (Bd II 442). ,Die schoss süberen'; s. rätsamen
(Bd VI 1619). Einen Kirschbaum s., die Kirschen
pflücken. [Bauer, auf dem höchsten Kirschbaum keck in
die obersten Äste steigend:] Ich ha" De- scho" zwanzig
Jör g'süberet, noch nie ist-mer es einzigs [ChriesiJ dra"
'blibe". Dorfkal. 1859 (B, wohl oAa.). — b) refl. <x) von
Personen, ,den Unflat wegfegen, waschen' B (Zyro).
Das ist en dreckigi Arbeit, da megen - mer - sich ei"mel
denn siberren BHa. ,[A. beschuldigt den B., er habe
sich zu einem Diebstahl seine Abwesenheit zu Nutze
gemacht] als er in den see gangen wer, sich sibren
wollen.' 1474, Z RB. ,[Der Tuchscherer A. klagt auf
B., er] habe ine, als er geswerzet hett, under sin
antlit gestrichen, und als der gemelt B. ein tuoch an
der band hette, neme er das by eim ort und wüste
sich daran; da striche er im aber mit der swerzigen
hand under sin antlit, das er wider nach dem tuoch
griffe und sich aber sübren wölte.' 1475, ebd. Vom
Rasieren (vgl. stiber 1 b): [N. wirft sich in den Sonn-
tagsstaat] wo-n-er sich mit-eme" Schermesser g'sübered
g'ha" het Bs (Seiler). Übertr., sich rechtfertigen. Iez
tied-ech da siferre"! Aufforderung, Rechenschaft abzu-
legen BGr. (Bärnd. 1908). — ß) (nach Angaben aus
Ap; BoE., Hk.; GRh. anscheinend auch intr.) von Vieh,
insbes. von Kühen, in B lt vRütte auch von Schweinen
und Schafen, spec. „die Nachgeburt von sich geben
Aa"; Ap; B; „L"; GRh.; U; W; vgl. Süberi. Die Kuh
het-s"ich nit g'siferet: s'i het d' Richti noch in-ere" WMü.
Du isch allweg Öppis nid g' recht mit der Cime, si wo'tt-
sicA neue" nit safere" B (AvRütte). .Wenn eine Kuh
gekalbet hat. ... so soll man der Kuh eingeben, damit
sie sich besser säubere.' HZarler 1898. — y) von
Sachen. ,[Dem Schulmeister scheint für ein Kleid]
Halblein das Beste und Kommodste : es süferet
sich immer von selbst.' Gotth. [Der Samstag ist er-
freut] wenn er durch die g'wischte" Gasse" göt und
sieht, wie Alles flink und nett sich vor de" Hüser g'süfret
hei. FrBecker 1860. Vom Himmel, sich entwölken
Ap; GW.; Th; ZW].; Syn. sieh butzen (Bd IV 2015).
Hut wird 's naeh schön [prophezeite ich am Morgen
eines Regentages] und denket nw, der Himmel hät-sich
g'süberet, und z'Abig ... Sunne"schin. Sohwz. Frauenh.
1905(ZW1.). Uneig. , [Der mit dem Steigerungsbeamten
unter einer Decke steckende Kaufliebbaber gibt ein
Zeichen] wenn's gut ist, und d' Stube" sich g'süferet
het.' Gotth. — un-ge-sübert. ,Ein stuck u. agstein.'
1586, Bs Kunstsamml. 1907. S. auch un-ge-rümt (Bd
VI 921).
Zu 1. Die Form suben" lehnt sich an den Comp, sübertr
an. Zu 2 vgl. ahd. süberen, -..«, inh'l. sübern, eiubern, dazu
Gr. WB. VIII 1857; Martin-Lienh. II 331/2. Vgl. gleichbed.
rätoroill. *ehul>rntr, *rhitb. r,jntr mit sehubriument, Reinigung.
ab-: 1. eig., wie nhd. Vom Reinigen der Wiesen im
Frühjahr (s. unter süberen Sp. 82 u.): .Von Arbeiten
im Merzen: ... Die Wiesen absäubern, mit der Sense
übergehen und hobeln, die Scherhauffen davon ab-
stossen.' EKönig 1706. — 2. uneig., Jmd ohne Um-
stände, barsch abweisen, abfertigen, abschütteln, aus-'
zanken, schelten AAFri.; BsL.; B. ,[Das Mädchen ist
brav] es ist de""1 nit, dass öppen en Iederer mit ihm
mache" chönnt, was er wett, potz Türk, du solltest
sehen, wie es sie absüferet, wenn ihm Einer z' nach
chunnt, bsungerbar vor de" Lüte".' Gotth. ,Es ist
wirklich eine strenge Sache, so abg'süfert zu sein von
Jemandem, dem man das Vertrauen geschenkt [wie der
von seinem Geschäftsführer vor die Tür gestellte Hans-
'joggi].' ebd. D'r Vetter chönn selber nache"schuehne"
[erklärt das auf Grund seiner ungenügenden Bericht-
erstattung gescholtene Mädchen], wenn er Ei"')» de""
für alÜ Müej noch so absüferi. MWalden 1880. Mit
adv. Bestimmung. So u"verschanthet-er-7nic'' abg'süferet !
B. ,Aber wohl, Der hat mich schön abg'süferet [der
Doktor das Meieli, das ihm Übeln Willen vorhielt].'
Gotth. Er isch-mv'' cho" um Bürg frage", aber De"
han-ieh nit übel abg'süfered BsL. (Seiler). S. auch
noch Bäreten (Bd IV 1442). Mit einem Vergleich.
Dir heit-mich gester abg'süferet wie-n-e" Schuelerbueb.
MWalhen 1880. ,[Gretli dachte:] Nicht einmal fragen
dürfe es; sage es ein Wort, süfere die Mutter es ab wie
einen Hund, der ob dem Fleische gewesen.' Gotth. —
üf-: auf-, herausputzen; Syn. äf-butzen 3 (Bd IV 2019).
,So ein ufg'setztes und ufg'süferets Meitschi.' Gottb.
er-: verst. süberen, gründlich reinigen. ,Erseü-
beren, vom wuost erläsen, interpurgare.' Fris.; Mal.
s.-,
•Sali, seb,
»1». sub
36
Von Grundstücken. ,NN. habint ein holz erkouft
für fry ledig eigen, dasselbig sy grüt, kollet [Bd III
208] und ersüberet habind.' 1534, ZGreifensee. ,[Die
Bürger von LNeud. verlangen, man solle vom Schwand-
moos] dreien oder vieren allwegen ein Stück zusam-
men geben, dass sie es miteinander graben und er-
sübem.' Anf. XVII., MEsterm. 1875. Refl.: ,Gegen
Verunreinigung des Bettes lässt man das Kleine am
Charfreitagmorgen beim Zslänten unbeschrieen in ein
frisches Grab sich ersäubern (eine dreifach gesteigerte
Unmöglichkeit).' Rochh. 1857. — Auch nihil.
üs-: bis auf den Grund, gründlich säubern. Me"
hält d' G'mein g'rad einist e"Mi" usg'süferet |wenn man
die armen Leute austriebe]. EMüller 1897. ,Gib einer
Geiss Rettich zu essen Tag und Nacht, milch sie dann
und brauch die Milch, sie säubret den Magen glat
auss.' Arzneib. XVII./XVIII. ,Für das Kaltweh. ..so
nämend eine Baumnus und säuberen sei wohl aus...
und fallend eine Spin und tund sei in dei Nusschallen
[usw.].' Arzneib. 1822. ,NN. sollen, was an Turm-
mauern zerstört worden, widerum ausbessern und den
Dachstuhl aussäubern.' 1647, AaK. Mit Verschiebung
des Obj. Die Nir''{ieburt üssüfere", von der Kuh nach
dem Kalben BBe. (Dan.). ,Unbewüsst ist mehrsteils
aller alten bistumben urhab, weil anfangs der christ-
lichen religion die heidnischen abgöttereien in ländern
nicht einsmals haben aussgeseuberet und dem waaren
glouben underworffen werden mögen.' Wurstisen 1580.
— use"-: säubernd hinausbefördern. Einstimmig use"-
g'süferet [wird ein gewesener Sträfling aus einer Ge-
sellschaft]. EMüller 1900.
ver-: verst. süberen. I. a) meist refl. „AA"Leer.;
Bs; „LE."; SL.; Th; U; Zg; Z (so Febr.), doch auch
intr. AaF., Ke.; ApI., M.; BsL.; GLObst.; GA.: Tu; Z,
= sfiberen 2 b ß. D' Ghue hät(-sich) versüberet, hät(-sich)
noch nüd versilberet. ,Wann sich ein Kue nit ver-
süberen (eine Kuh nicht versäubern) wil(l): Nimm
[usw.].' Arzneib. 1710. 1822. .Versäubern. Abgang der
Nachgeburt.' Arch. Vet. S. noch Bichti (Bd VI 463).
In rohem Scherz auch von einer Frau: Wo si 's merkt,
dass der Ma"" nümmer da ist, steigt sie [eine Kind-
betterin] zum Bett üs — und hed, der Hagel, bloss
auch versüberet — und gäd in'n Keller abe" und sauft
das Fässli voll Wi" üs. Wolf. Baurengespr. — b) refl.
Bs, intr. AaEIit., von der Reinigung der Nase. Hesch-
dich bald versüferet? Er duet-sic'' versüfere", ,böswillig
von einem Menschen, der schneuzt udgl.' Bs (Linder).
Du gibst e" schöner Burst, wenn d' e"mdl versüberet
hast, wenn du eine saubere Nase hast (iron.) AaE1h\
Mit Übjektverschiebung. säubernd entfernen: ,Wenn
man dem habichen das haupt purgieren wil [soll man
Pfeffer usw. pulverisieren] ... das solt du im seuber-
lichen in die nasen blasen; denn so stell in an war-
men Sonnenschein, biss dass aller rotz verseuberet
und das houpt gnuogsam davon gereiniget ist.' Vohelb.
1557. — c) durch Erbrechen sich reinigen. ,So dise
tier [Kröten] in leib kommend, sol man dem menschen
mit öl und lauwem wasser zuo hilft' kommen, dass er
stark sich verseubere und kotze.' Tierb. 1563. — d) red.
TbHw., intr. Z, beim Kartenspiel sich schlechter,
fataler Karten auf gute Art entledigen. So, iez hctt-
ich(-mich) versüberet, sagt ein Spieler, der alle unbe-
quemen Karten (die sog. Brettli, den Mist) hat ,an-
geben' können und nun über lauter gute Stichkarten
verfügt. — 2. Eine" v., Jmdm ,das Zeit ausputzen',
den Meister zeigen, ihn abkanzeln oBs f (Seiler). —
Ver-suberung f. ,üie letzsten monat [der Schwan-
gerschaft] fahet es [das Kind im Mutterleib] ans einen
härm zu lassen durch die glieder, so darzu verordnet
sind... aber durch den aftem hat es kein reinigung
noch verseuberung.' Ruef 1554.
Vgl. Cr. WB. XII 1042. 1 a auch schwäb. (Fischer II
1287) und eis. (Martin-Lienh. II :;:J2J.
weg-: wegputzen. , Den auf das Fundament [eines
Baues] gefallenen Unraht wegsäubern.' JHFXsi 1696.
Süberkeit f.: wie nhd. Sauberkeit; ,pulizia' PA1.
(Giord.). .Die Sauberkeit, reinigkeit, lauterkeit, mun-
ditia, lautitia, mundities, nitor, puritas, sinceritas.'
Fris.; Mal. ,Specificum cosmeticum zur Sauberkeit
des Leibs [unter den Arcana des Doctors N. aufge-
zählt].' 1710, L.
süber-lächt, -lachtig: hübsch SchwE. 's Mali-
anneli, es grad ufg'schossnigs, süberlächts Maitli.
MLien. E" Schübel Maitli . . . eini siiberlachtiger, wo
ist die Ander, ebd.
Un-ge-sfiber (ä.Spr.), in der lebenden Spr. U(nJ-
ge-süfer (bzw. -%•) — n.: 1. a) Ungeziefer Aa; Bs; B;
LG.; S; U. ,U ., Ungeziefer, was unrein ist und un-
rein macht, zB. Läuse, Wanzen, wovon man befreit
sein will und soll' B (Zyro). ,Als Ungeziefer oder
umgedeutet Ung'süfer pflegt man in einem Atem zu
nennen Lüs u"d Flöh u"d Wäntele". Bärnd. 1904. V(f
dem vile" U., wo Ei"'m d' Hut verstupfe" S (Joach.).
Von geflügelten blutsaugenden Insekten (Bremsen
usw.): Wenn de" Morge" früe 's U. wiest tuet, se
giht 's uf de" Nöchmittag es Wetter BsL. Vou dem auf
Pflanzen schmarotzenden Geschmeiss. [Die Vögel ma-
chen dem arbeitenden Landmann viele Freude] und
putzen- em sini Gärten und Felder vom U"g'süfer.
Schild 1866. Der Bueb het vo"-mene" Bäumli ne"
Spinnhuppelen übe" g'lese", ... het de" Wurm vom Blatt
ii" Bade1 g'räert und isch mit ''em Schueh drüf 'tram-
pet: Sackerdie Ung'süfer! het-er g'maeht. JReinh. 1905.
S. noch weg-ramisieren (Bd VI 896). RA. Der isch
im Tüfel us •'em Ghessi use" 'gumpt, wo-n-er 's Un-
g'süfer g'chochet het Bs (ASocin zu Seiler): vgl. auch
Pfannen (Lid V 1105). Aberglaube: Stirbt Öpper i"-me"
Hüs, wo-men U. het, seil -nie" drü Stück dervo" ne"
und zum Toten i" Töte"baum tue", und 's U. vergöt.
Schild 1881. ,Und haltend wier im schiff 100 lebendig
schaft' und ochsen ... und seltsam fügel und hubtlüs.
gwandlüs, filzliis und fluch [Flöhe] und des unge-
sübers vil und wentelen.' Stockar 1519. , Schaben,
würm, flügen, wäspen, hummel, motten, käfer. spinnen,
höwstött'el und waz solcher kleiner tierlinen ist, wach-
sent alle uss vergifter, böser, schädlicher matery und
wuost, und wo nit die tierly darus wurdind, erwüech-
send uss demselben fulen wuost grosse schädliche
prästen oder gschwär, die den menschen todtind. deren
wirt er durch daz ungsüber ledig und fry.' LJud 1531;
vgl. dazu Flöhle (Bd I 1183). ,LDas Fangen von
Gewild und Vögeln wird verboten bei 5 Pfd] zuodem
die vögel die böum schönen und das ungesüber dannen
nemen.' 1551, Sch. S. noch Fasel (Bd I 1055). Von
menschlichen Schädlingen. .[ Wir. Schultheiss and Bai
zu Solothurn sehen uns zu erneuten Massnahmen ver-
anlasst seltsamer Reden wegen] von unnützen rot-
tungen, hin und wider passierenden frömbden kriegs-
lüten, ouch lnördern und brönnern und starker ryf-
87
Sab, seb, sib, sob. sub
fienern [Bd VI 671], huoren und unpresthaftigen bätt-
lern. deren das ganz land voll ist, und wir gesinnot
sind, sölliches ungesüber mit der rüche zuo vertriben.'
1582, SWbl. — b) Geister, Gespenster B (LTobler).
— 2. Schmutz, Unrat. ,[Verunreinigung des Stadt-
baches durch] wüschen waschen und anders ungsübers
in den bach tuon.' 1478, Aar. StR. ,[Es wird bei
Busse alle 14 Tage Strassenreinigung anbefohlen, denn
bisher seien] die gassen und Strassen allenthalb in
der statt mit müst und anderin ungesüber verleit und
bekürabert.' 1528, EEgli, Act. ,[Man soll] mit dem
N. reden, das er . . . alles ungesüber uss dem graben
tüege.' 1568, Z RM. ,Zuogetragener grund, ein ort
oder platz, dahin man allen wuost oder ungeseubers
einer statt hin tragt, schütt oder füert, ein gemeine
schütte, locus congestitius.' Fris.; Mal. Bildl. von
moralischem Unrat, Greuel. .Fallt ouch das falsch
vertruwen in die lüselbycht hin, da wir vermeint
habend, so wir unser ungsüber der sünd dem schlafen-
den münch in das or geschleicht, habind wir nach-
lassung der sünd erlangt.' Zwingli. .Als ich nun
hinein gangen was [in das durch Abgötterei entweihte
Heiligtum] ... da was ein ungeseuber der bilden,
allerlei gewürms und des vychs, auch allerlei bilden
des hauss Israels.' 1530/89, Ez.; p-axaia ßSsXÜYuaxa.
LXX.
Volksetyra. Umbildung aus ,Un-ge-ziber', U"-[g'-Jzi/er (so
heute ausschliesslich, gew. mit -i-.'l mit Aulehuuug au süber,
safer. Bezeichnenderweise ist sie in der lebenden Spr. (mit
Ausnahme von U) auf das Gebiet beschränkt, wo das Adj.
in der Form aüfer erscheint, während sie da nicht stattgefunden
hat, wo rv.7 -/;'/"' neben süber steht. Bed. la ist also die
ältere, Bed. 2 erst im Anschluss au die Hauptbed. von süber
entwickelt.
Süberer m. ,Ein wüscher, seuberer, converritor,
depurgator.' Fris.; Mal.
Vgl. Dr. WB. VIII 1853. Als bergmännischer Spezial-
ausdruck auch steir. (Ünger-Khull 518).
Süberet m.: ,die Zeit, wo man zB. die Wiesen
von Steinen sübert.' Dial.; vgl. süberen (Sp. 82/3).
Suberete", in „Gr Süberte"" — f.: 1. Nom.
act., Säuberung. E" Suberete" ha", unter den Be-
amten bei einer Staatsumwälzung Z (Spillm.). ,Leder-
wascheten und Säuberten sollen im hintern Löwen-
graben nicht Statt haben.' 1595, Gfd (L). — 2. concr.
a) Abraum von Wiesen, Gartenland usw., .abgefallenes
Laub und Reis, das im Frühling den Hecken nach
und auf den Wiesen zsgerecht wird' AABb. (Frey);
ScnSt. (Sulger); Syn. Ze-sämen-Becheten. .Soll kein
sog. Säufertehäufen verbrannt werden.' Bs Waldordn.
1814. — b) Nachgeburt der Kühe AABb.; ScHSt.; Th
Mü.; Z. Syn. Beini 3 (Bd VI 992). - c) „das erst
abgefallene, meist wurmstichige Obst Gr." — d) ,Si-
berte", = Anke"-Druese"i [Rückstand beim Buttersieden]
GrU. (Anna Schilling).
In Bed: 2 b auch eis. (Martin-Lienh. II 332). 2 d ist
nicht bestätigt, übrigens auch durch die Form auffällig, da
GrD. ii nicht entruniiet. •
Süberi Aa; B (Zyro, in G. Sü'beri neben Sü'ftri);
Gl; Gr; G (allg., in A. -«-): Tu; Z, Suberri PA1.
(Giord.), Süferibzw. -I- B.(inE.-M-); LE.; W, Silfri
(bzw. -i-) BGr.,Si. — f.: ^Sauberkeit Aa; Ap; B; Gl;
GrD.; PAL; Th; Z. Es ist md wit her mit der S. Aa; B;
Z. Es glänzt Alls vor S., Das ist e" S. i" d'ere" Stuben
ine"! ebd. E" S. isch-es g'sl" [im Haus auf dem Rütli],
es hat Alls g'spieglet. CStreiff 1904. ,Die sübere
(saubere), Sauberkeit oder fiätige gfalle dir, puritas,
munditise tibi placea(n)t.' Fris.; Mal. — 2. concr.
a) die Streue, die man durch das Sübere" auf den
Wiesen erhält ThHw. — b) die Nachgeburt (Mutter-
kuchen) beim Vieh und andern Tieren Ap; B; Gl;
Gr; LE.; G; Th; W; Z. D' S. ist no<>' irädli''- fuert-
g'gange", wenn sich eine Kuh schnell versüberet hat
ApLb. Vgl. auch Bärnd. 1904, 427; 1908, 337. — c) erste
Milch einer Kalberkuh GWe. (Senn-Rohrer); Syn.
Biest (Bd IV 1795). — Ahd. sübn.
Chue- Süferi: = dem Vor. 2 b. G'schliferig wi'-n-e"
Ch. Barnd. 1904.
„Stern(en)-.S'ü/eW: 1. Sterne"- S, Sternschnuppe.
00. [LE.?]. — 2. Stern-S., Schäumwurm BO."
Zu 1 vgl. die RA. vom Schnäuzen der Sterne. 2 davon,
dass die Schaumhüllen der Tierchen vom Volksglauben als
Niederschlag der Sterne aufgefasst werden? Vgl. das syn.
Iiwifjrr-Sjiäuz.
Sübering (bzw. -»-), in LE. „Süferi"g" — f.:
1. Nom. act., Säuberung B (Zyro). .Seuberung, reini-
gung, (ex)purgatio, puriricatio.' Fris. ; Mal. Spec. von
der Säuberung einer Viehweide, eines Wasserlaufes.
Als der Weidgang noch im Gebrauch war, besammelte
sich zu Anfang des Frühlings auf einem bestimmten
Punkte der Gemarkung die Gemeinde, aus jedem Hause
wenigstens eine Person, zur Säuberung des Weidgangs.
Nach Verlesung der einschlägigen Verordnungen durch
den Vogt sammelte man Gras und dürres Holz, das
unter Jubel verbrannt wurde SchKI. (LTobler). ,[Nach
den Bleichermeistern an der Sihl, die wie die Herren
der Kommission den Bau einer neuen Wühre schon
wegen der damit verbundenen Säuberung des Schiff-
wegs für vorteilhaft halten, ist die allgemeine Mei-
nung] dass, wenn künftighin die Furt des Wassers
mit mehrerer Süberung, weder die Zyt haro beschehen,
in Obacht gezogen werde, dass uff solchen Fahl weder
sy noch Andere desnahen etwas Schadens zu gefahren
haben werdind.' 1637, Z. Uneig. [Ich] meine", dö [in
einer gewissen Gemeinde] hebi"d-s' auch S. nötig. Z.
— 2. concr., = Süberi 3 b BoE.; GrTIis; „LE." — Mhd.
süberunye. 2 auch eis. (Martin-Lienh. II 332).
süberli(ch), -l^ch, -lig (bzw. -»-) Aa; Ap; Bs; B;
Gl; L; G; S.hw; S; Th; Obw; Z, stlf- (bzw. sif-)
AaFh.; Bs; B; PPo.; S; W: wesentlich wie nhd. säu-
berlich. .Seüberlich, rein(igklich), munditer, pure,
laute.' Fris. ; Mal. 1. a) = süber 1 o, doch gew. nur
i. S. v. reinlich Aa; Ap; Bs; B; L; G; Th; W; Z.
Von Personen, bes. weiblichen. Sind-er s.? Machsch
s.? (AaFh.), auch S-, s.? Grussfrage beim Vorbeigehn
an waschenden, fegenden Personen Aa; Z. Ahnlich als
derb-scherzhafter Gruss: Ä, s., Dreckloch? AaFh. E"
s-i Frau (Jumpfer, Magd, Chöchi"). Si ist nid di
S-(iJst. ,Es wäre doch ein himmelweiter Unterschied,
eine süferlichi Frau zu bekommen als so ein Mist-
loch, so ein ungewaschenes Tier.' Gotth. ,Bäbi sig
ganz es Angers als so-n-en Burentotsch [rühmt die
Mutter] ... süferlig und arbeitsam und geschickt.'
ebd. ,0 die armen Heiratslustigen! ... sie meinen,
sie nehmen eine ordentliche, säuberliche Frau und ist
endlich nichts Anderes denn eine Hotsch.' B Hink.
Bot 1865. ,Sie war in Allem sehr siberlig und appe-
titlig' Bs (JMähly). Die ist hc<slich und süberli dezue,
Die u-oltt-ich [denkt der Freier angesichts der sorg-
fältigen Käseesserin, welche die. Rinde eben recht,
Sab, seb, sib, sob, sub
weder zu wenig, noch zu viel, abschabt], JRoosl894;
auch schon JBEgli 1871. Si ist wschicklig und süferlig,
empfiehlt ein Pfarrer seine Magd BsLie. Er ist s. im
Stall, hält den Stall sauber, in guter Ordnung Ai-Lb.
Du bist gär vil «' gruselig und söberlig ['.] dehäm | wirft
Vetter Tobias dem Ratsherrn Christoph ein, der die
schlechte Ordnung im Waisenhause rügt]. Bürgerfr.
1825 (äp). S. fderhcr) cho", reinlich gekleidet Aa;
Ap; S. ,Man sol die jugent fyn underrichten, wie sy
mit inen selbs süberlich syn, es sye in kleidung oder
auderm ... in Sonderheit mitt dem entladen des harns
und lybsnottdurft. das sy solches anheimsch verrichten
. . . wann aber zwüschen der schuolzyt einem der-
glychen ettwas manglete, sollend die schuolmeister
dieselbigen dazuo halten, das sy in solchem ouch be-
huotsam und süberlich syent.- 1594, L Pestbüchlein.
Von Tieren. D' Chatz ist e(s) s(s) Tier(li) Ap; B; Th.
,Die Katz ist vor. aller siner Art und Natur ein süberlich
hoffertig Tier, dannenhar das Sprichwort katzenrein
erwachsen ist und uff die Menschen gedüttet würdt,
die sich ouch so gern mützent und pflanzent.' RCvs.
Selten von Sachen : D' Chuehi isch heiter und süberlig
mit Melchtre" und Zuber wiss wie Sehne. JHofst. 18G5.
Adv. »Sr. a"richte"; s. Rub (Bd VI 17). S. auch rätlich
(ebd. 1616). S. abbutze" uä. Vgl. 3a. Woder N.nochdem
z' Nacht de" Löffel ableid und e" noeh süberli am Tisch-
tüechli abbutzt. AzurGilkex (L). ,Den mund und d band
wasch süberlich, wenn d gessen hast, gar fiyssigklich.'
Fris. 1562. — b) in moralischem Sinne. Anständig:
,[Der aus Mitleid ins warme Haus aufgenommene
Räuschling und seine Begleiter hätten] in sinem cle-
gers huss biss am morgen verharret und benamen
durch die nacht nit gar ein süberlichs leben gehept,
sonder wüest gesudlet und gemachet.' 1534, Z RB.
, Süberlich, künschlich, rein, eerlich, caste." Fris.; Mal.
— c) gründlich, völlig. [Dem durch das Erdbeben
verwüsteten Basel zur Verfügung gestellte Hilfsmann-
schaften] hend der Wuest und der Schutt gar siferlinett
us dem Weg g'rümt. Firm. (BsStdt). Ei'"m süiferlich
glichen PPo. — d) glatt, ohne Anstand? [Nach der
Primarschule] chund d' Gwirb- und Fortbildi-gsschuel,
de"" d' Rekrfite"schuel, und wänn-s' [die jungen Leute]
dert nid säberli mögi"d g'schliife". so chund de"" erst nuch
d' Sträfschuel. Schw Gespr. — 2. a) wie süber 2, „sau-
ber, nett, schön", hübsch, fein BLangn.(Däi).); GLÜbst.
(, immer affektvoll gebraucht'); W; „allg." ,Seuberlich,
zierlich, hübschlich, eigenlich, one fäll, eleganter, nitide,
polite, emendate, ornate.' Fris.; Mal. Das ist doch
e" süberliche' Garte" GLÜbst. ,[Die Kirche zu St Theo-
dul in WSitten] soll gemacht werden mit einem wol-
gehauwnen süberlichen gewelb.' 1514, W Blätter (Copie
von 1669). Von der Kleidung, äussern Erscheinung
von Menschen. ,Das evangelium will sy [die Einig-
käufer, Monopolpächter] für publikanen usgeben, das
mögend die süberlich zopfeten gesellen nit erlyden.'
Zwingli. ,[Ein Ehemann beklagt sich.über seine Frau,
dass] sy synen gar nützit, sonder allein irer zierd und
becleidung achte, das die süberlich und wesenlich ge-
staltet [sye] und daran alle ding eigenlich und wol
geprissen und geschnüeret.' 1546, ZRB.; vgl. auch
brisen I (Bd V 791). ,Seüberlich, kostlich und hurtig
bekleidt, laute, candide vestitus; zevil s. oder zekost-
lich bekleidt, meer dann es yenen zieme, mundior
iusto eultus; aussgebutzt, s. aufgemutzt, wol geziert
den weiberen zegefallen, mundulus.' Fais.: Mal. .Mit
weer und harnest zuo dem seuferlichisten usbereitet',
alte Sturmordnung Bs (Spreng). Von der Schrift: ,[Die
Zöglinge der deutschen Schule] soll der schuolmeister
leeren eine fine, guote, dapfere und süberliche schritt
machen.' F Schulordn. 1577. Vorn sprachliehen Aus-
druck. ,Guot verss machen und ein guoter poet sein
ist nit gnuog, seüberliche latinische Wörter brauchen
und die kein figürliche red haben, non satis est, puris
versum perscribere verbis.' Fris. ,Er redt wol und s.,
loquitur laute; s. und adelich oder artig von einem
ding reden, geschwindigklich, subtiliter disserere;
einer, der s. und eigentlich von einem ding redt, oratione
maxime limatus atque subtilis.' Fris.; Mal. Hieher (?):
.[Wie ein Tropfen Tunke auch bei sofortiger Beseitigung
auf dem Tischtuch eine Spur hinterlässt] also gibt man
uns in dem handel [mit Egg und Faber] nüt so süberlich
noch schynlich für, es wirt uns etwas müej und arbeit
hinder im lassen.' Zwingli II* 498 (Seh. u. Seh.). Von
der Lebensart: ,Fryburg hat süberliche, verständige
und geschickte Männer, sind ein gar früntlich tugent-
lich Volk, Wyb und Mann, gegen Mengklichem dienst-
bar und holdsälig.' RCys. ,[Landleute] die einer solchen
süberlichen bürgerlichen Manier und hofflicher Sitten
sind, ze Huss und sonst in allem irem Wäsen, als wären
sy von allen iren Anen und Altvordern har vom Adel
oder stattlichen bürgerlichen Lütten erboren.- ebd.
— b) gehörig, tüchtig. Er hät-e" süferli hai'"g 'schickt.
tüchtig abgefertigt AaFh. — 3. = süber 3; nur adv. Da
die folgenden Verwendungen sich vielfach berühren und
in einander übergehn, ist eine scharfe Scheidung unmög-
lich, a) sorgfältig, sorgsam Aa; Bs; L. , Genau' W. Su-
berli hirte", s. tränke", s. fare" icird dem Meistefr] vil
Sorgen erspare" L (Ineichen). Vgl. Wander IV 23. De"
Cliäs süberli schabe", eben recht, nicht zu viel und
nicht zu wenig. JRoos 1894. Stich-si [die Leckerli]
siberlig üs, de hesch jo-ne" Leckerlifermli Bs Rezept.
,Den kochet mir [dem Narren] min Gret Rebrinde,
die wird sy wol mit Wasser schmalzen und seuberlich
mit (»sehen salzen.' PSpicbtig 1658. Wie nhd. (fein)
säuberlich. Gib wie-n-i'h fri süberli 'tä" ha", was ä"
mich g'heisse" hest. se hättist-mer "ume" nie kei"s Gitzeli
verert [hält der Sohn dem Vater vor], Übers, von Luc.
15, 29. Dial. (LE.). [Während des Gesprächs] hed der
Christeli [auf dem Ofen] zum Schin g'schnarchlet,
weder Allem schön süberli abg'lost. JBEgli 1871. Der
Pfarrer, en gueter Herr, hed-em [einem verdrehten,
unredlichen Gemeinderat] schön süberli Alles g'glaubt.
ebd. — b) schonend, rücksichtsvoll, artig, manierlich
Aa; Bs; L; Th; Z. S. mit Er- in. Öjipis umgö". ,Los,
verfar mir süferli mit dem Meitschi, wenn ich dir
raten soll.' vAlmen 1897. ,Das Beten und Lesen sind
[in manchen Häusern] Frohndienste, damit Gott nicht
zürne... sind Kratzfüsse und Complimente, die man
dein mächtigen Herren macht, damit er süferlich mit
Einem verfahre.' Gotth. ,Der König gebot (dem) Joab
und Abisai und Ithai und sprach: faret (faren) mir
seuberlich mit dem knaben Absalom.' 1530/1707,
II.Sam.: .gelinde.' 1868; ?etaao*£ u,ot toü naiäapiou xoö
'AßsacaXtop.. LXX. - c) sachte, behutsam, vorsichtig
Aa; Bs; B; L; S; Z. Nume" (nw) s.! AALeer., Zof.:
B; S. ,Mano', sägen-ich [zu Einem, der mit den Fäu-
sten licht], ,nume" süferlich, 's got nit zum Tode".'-
JReixh. 1905. Nur süferli'*! sagt eine Kranke, wenn
man sie aufhebt und sie davon Schmerzen befürchtet
AAZof. Nur hübschch'1" still und süferli'''.' empfiehlt ein
Ol
Sab,
ib, sob, Sllb
Schneegansjäger seinen Genossen. ALGassmanx 1908
(SG.). Iez numme" süferli drusg'stellt W" üf u"* fürt
gege" d's Wälschland zue! Selbstgespräcb eines Mannes.
der im Begriffe steht, sich von seiner Frau weg und
aus dem Hause zu schleichen. FEbers. 1897. Dö het
der Thedor der Möler [einen schwer Verletzten] süferli
g'no" wie- n -es Chind uf d' Arme" und isch mit-em
gägm-dem Hüs zue ...er treid de" Mann uf si"s eige"
Bett und leit - en süferlig ab . . . und süferli het-er-en
verbünde', fest, aas 's nümme'' blüetet. JReinh. 1907.
[Im Heuet stellt sich der Bauer jeden Morgen vor das
Barometer] er döpperlet dra", z'erst süferli mit dem
Chnödli, eisster e"chlä" checher: De" tuet kei" Wank.
ebd. [Wie die Hühner] wenn-si vom Vogel g'steukt
g'si" si", nötisnö'h süferli irider füre" chöme" us den
Egge" und luegen und spanifle", eb 's sicher «ig: so
isch 's au'h [im Tanzsaal, wo beim Eintritt des Zucht-
häuslers erst Alles verstummte] lüter irorde" nötisnö'h.
ebd. 1901. So, iez 's Chäpseli drüf der Rane" [der
Pistole] süferlig abe"! Unterweisung des Knaben beim
Schiessen am Banntag. Schwzd. (BsLie.). Lueg dö das
Immli nebe" dra" [neben der plump und derb zu-
fahrenden Hummel |, wie süferlig nit füllt 's-es a"! Subtil
sitzt 's uf der Blueme" Rand ... 's isch niener grob,
potscht nienen a" : manierlig, was-me" sage" ka""l Mey.-
Mer. 1857. ,Man trank ganz süferli, wie es ehrsamen
Weibsleuten geziemt.' B Hink. Bot 1865. ,[Der Bauer
vorlangt vom Buben, er solle ihm zutragen, was unter
den übrigen Diensten verhandelt werde] er wolle ihm
dann auch sagen, was er ihnen sagen solle, öppe dem
Einen hie und da einen Stich, dem Andern aber was
Schönes; aber stüpf-se geng so süferli uf, Ei°s gege"
d's Angere" ... Der Bube machte geng süferli: gsi
gsü' ebd. 1899. , Kaufet unter der Hand süferli, oder
bindet sie [die preiswert scheinenden Käse] wenigstens
an [rät ein alter Käsehändler].' B Volksztg 1902. So
,grob' [wie die frühem Klosterstürmer] darf der heu-
tige Freisinn allerdings nicht dreinfahren ... Das ,alte
Wesen' hat kräftige Fäuste und deshalb muss man
.süberli' vorabnehmen. Zitputzer 1905 (L). Jmdm s.
cho". Ich miicss dem Bäbeli süferli cho", sü"sch stellt 's
de"" öppe" grad e" Wasch a" [entschuldigt sich ein
unter der Botmässigkeit seiner Haushälterin stehender
Junggeselle, dass er nicht gleich als Gastgeber auf-
treten kann]. RIscher 1903. S. luege" uä. ,Mädi
meinte [als Annebäbi für den kranken Jakobli zum
Doctor gehn wollte], man solle warten und süferli
luege", wie es komme, Alles ungereinist zwänge rae"
nit.' Gotth. Der Wolfcik isch zum Fuettertenn i" und
het süferli dur~h de" Bare"lade" 'güggelet, wenn der
Thedor im Stal' g'si" isch. JBeinh. 1907. Süferli lauffe"
[mit dem gefüllten Gefäss]; s. platschen (Bd V 229).
S. mache", tue". [Eine Köchin, wenn die Jumpfer
Marianne eine gehabt hätte, wäre in der kleinen Küche]
a" alle Wände" a"g'schosse", si [die Jumpfer Marianne]
selber het gar süferli g'macht. RIsobeb 1903. Mach
süferli, Hans, "ume" hübschlieh, mach, dass de"" morn
0c>, noch hest [mahnt der seinen Kühen das Futter
nicht gönnende Bauer den grasenden Knecht]. Gotth.
,Ich stolperte über die Schwelle und blötschte an die
Türe; deswegen empfieng mich der Schulmeister nicht
sehr freundlich: ein ander Mal sollte ich etwas
süferliger tun, sagte er, sonst schiesse ich ihm die
Türe ein.' ebd. 1838; , etwas manierliger.' 1861. ,Ach
hätte ich auch nur ein klein Tröpflein Branntwein
|seufzte Dursli], ... nur um Courage zu kriegen, ich
wollte so süferli tun wie ein Lamm.' ebd. ,Wenn Uli
[in seiner neuen Stellung als Meisterknecht] nur im An-
fang recht süferli tue und suche Boden zu bekommen,
so werde sich Alles machen.' ebd. Si tüen-ech [die
Knaben an der Musterung den Mädchen] all so arig
Tanz . .. si Zeilen Einem uni tue" derzue so süferli,
mer lost nit gnue«. Alpenr. 1813. [N. droht:] Wenn
ig einisch taub bi", so mach-i'h denn nit süferlig.
JReixh. 1907. ,Sübcrlich ins dorf, die puren sind
trunken!' NMan.: .hüpschlich.' HsRMax. 1548; vgl.
SBrants Narrenschiff 72, 31, dazu Zamckes Commentar
S. 413. — d) bedächtig, langsam, ganz allmählich Bs;
B; S. I«* ha"-di'h vo" Wltem 'kennt [erzählt Meieli
dem Jakobli], ha" aber lang nit g'wüsst, ob ie>'-mich
ehünte" will oder nit; bald bin-i'* g'schuing g'gange",
bald süferli. Gotth. ,Es ist nicht immer die gleiche
Zeit, es ändert, und da kann man sich nicht so gsta-
belig machen, man muss süferli nache", rae" roae
welle" oder nit.' ebd. [Die Hindereggler Bauern lieben
den Fortschritt nicht] die trappele" lieber ganz süferli
binde" dri". AHeimann 11*99. [Das schief geladene
Heufuder] het-er [in Gedanken] g'seh" so süferli süferli
falle". JReinh. 1905. Langsam und süferli. als wie
wenn-er tat e" tnsi"gfränkigi Banknote" use"ne" [öffnet
der Thedori den Brief aus dem Zuchthause], ebd. 1901.
//". sä, sä, hö, Im! LÖ"t[s] süferli cho" [die Kühe]!
Si" Alli vom Bare"? So wei"-mer denn fare" [zur
Alp]! Kühreihen 1818. D' Lit lä" ■ sich siferli rurahi",
stufenweise verlegen sie [von Alplern nach und nach
zu Städtern werdend] ihre Siedlungen aus der Höhe
nach der Niederung. Bärnd. 1908 (BGr.). [Beim Use"-
zieh" der Käsemasse aus dem Kessel in das Tuch fährt
der Käser mit dem an beiden Enden gehaltenen Ohäs-
bögli, das er in das Tuch gewickelt hat, dieses an
zwei Zipfeln erfassend] dem Rand und Boden des
Kessels nach, indes eine Hülfsperson, die zwei andern
Zipfel [des Tuches] erfassend, in feiner Fühlung nach-
giebt, süferli nahe" lät. Bärnd. 1904 (BLütz.). D's
Nerve'fieber woftt halt siner 12 Wuche" ha": sechse
nimmt 's ganz süferli zue u"d sechse nimmt 's ab.
CWeibel 1885. Si ist süferli schwach worde", eine
Kranke B. Von einer sanft ansteigenden Strasse B.
Z'erst geit der Weg e'chli" nidsig, dernä''' geit 's
süferli (hübschelij uehe". — e) leise, still, ruhig Bs;
B; S; „LE.; Z (Bauernspr.)." ,Sie [der Bauer und
der Agent beim Wein] redeten Viel mit einander, aber
süferli, ich [eine am Tisch nebenan ihr Mittagbrot
verzehrende Frau] konnte Nichts verstehen.' Gotth.
T'-me" Lied, da muess Ei"s uf 's Anger lose", we"" 's
schön gä" soll. «'"' mängist muess Ei"s süferli singe".
we"" die Angere" am lutiste" mache", ebd. Im StoP
unde" het der Isidör noch eisster so süferli sine" Chüene"
g'sunge" bim Melche" und derzue im Takt het-me" d'
Milch i" Chessel g'höre" fare". JReinh. 1905. Dö göt
der N. ine" i" cV'Chuchi zum Lisebetli, ganz noch zue-
n-em zue, und süferli seit-er [usw.]. ebd. 1907. ,[Die
alte Magd rühmt von ihrem Herrn] von der ersten
Stund [seines Lebens] an hätte er sie gekannt und
geng d's Gringli 'droit, wenn-si g'redt heig oder "ume"
i" d' Stube" cho" sig. u",J gab wie süferlig.' Gotth.
Auch sonst in naher Berührung mit c. [Angesichts
des in Trauer um den toten Vater versunkenen Sohnes]
si"-si [die ab- und zugehenden Tagelöhner] suferli ab-
'trampet, wie ivenn Öpper täti schlafe". JReinh. 1!hi7
93
Sub
sub. Sabj — subj. Sahst— subst
I'h will [um den im Lehnstuhl schlafenden Vater nicht
zu wecken | süf'erli usv'diisseh". Si'hwz. Frauenb. 1907
(SL.). Mach doch de"" süferli, we"" d' hei'" chunnst!
[ersucht die Frau den Mann, damit er das schlafende
Kind nicht wecke]. Gotth. S. auch Ge-räms (Bd VI
958). — Süberli AäWoIiL; Scb, Süberlig AaF., Leer.,
L. — m.: a) reinlicher Mensch Sch. — b) iron., un-
sauberer Kerl, Schlingel, Taugenichts AaF. (insbes.
von Einem, der viel mit Dirnen zu schaffen hat). Leer.
L. Du bist (Das ist) e" (ordligf, schöne1') S.! Drilf
[nachdem er die Eltern um Ehre und Gut gebracht] hei
de' Siiberlig sine" Schulde" de" Rugge" g'chert, ist üs und
drüs und under die frönde" Soldfite". Füschw. 1900.
Alid. eüberlicho (Adv.), mhd. süberlich, riuberlich, \dv.
-lich(en); vgl. Gr. WB. VIII 1854 ff.; Martin-Lieuh. II 332.
Die b- und/- Formen verteilen sieh im Allg. wie bei süber.
In adv. Verwendung überwiegt uVr Ausgang -li gegenüber
-lii-h, -Hg beim Adj., was sieh ans .lern Einfluss der flek-
tierten Formen im letzten Falle erklärt. Zu Bed. 3 vgl.
bes. hübschclich (Bd If 966/7), kofcliek (ebd. 1036/8). Die
Substantivierung Süberli leimt sieb an die ilim. männlichen
Personeuuauten auf -li an, Snh<rl>>j au dir [Misniilicben Bil-
dungen auf -lij < -ling. Süberli als Familienn. AaTeufent.
und weiterhin. Der Frau Süberli tri Winterreia. MLien. Vgl.
auch Bs Nachr. 1898 Nr 117.
u"-: 1. unreinlich, unordentlich Aa; B; L; Z.
We(nn)-si nume" nid so u. war! eine Magd Aa; B.
Das ist Keini für dieh [dachte der Freier angesichts
des Mädchens, das den Käse ungescliabt mit Rinde
und Maden verzehrte], Die ist u. JBEgli 1871. Kr
isst u., in Ekel erregender Weise. Bärnd. 1904. Subst.
En U-er, en U-i, es U-s Aa; B. , [Einer Weibsperson
wird nachgesagt, sie sei] eine Unsäuberlige und ein
Chosel.' Schwz. Unterb. 1853. — 2. = un-suber 3 (Sp.
78 u.) Bs: B. Einem u. der Marsch mache", ihm
tüchtig die Meinung sagen und ihn dann fortschicken
Bs. Me" het-in u. üfg'no", unfreundlich, ebd. So
schon bei Spreng: ,Man hat ihn unsüferlich empfan-
gen, man hat ihn ärgerlich gezwagt.' ,Diese [die Frau
des Gerichtssässen, als die Pfarrersleute unverhofft
auf Besuch kamen und von ihrem Manne auf der
Laube empfangen wurden] hausierte drinnen [in der
Stube] etwas unsäuberlich ... jagte ihre Töchter auf
die Beine und fluchte dazwischen gar jämmerlich auf
das Predicantenpack.' Gottb. ,Es klaget N. [als er
Einlass begehrte, wie schon oft] do habe die genannt
Anna zuo dem balhen [Bd IV 1189] ussher gesech
und habe gerett: was hand ir da ze schaffentY bebent
üch da dannen, anders ich hilff üch unsuberlich
dannen, ir zers öden buoben!' 1450, Z BB. — Un-
siiberlig m.: unsauberer Mensch in sittlicher Hin-
sicht; vgl. oben Suberli(g). ,En U. ist der Kilter,
der gleich sagt, er kaufe die Katze nicht im Sack'
AaF., Ke.(AfV.). — Ahd. aneübarlih, mbd. umniberltehe Adv.
Süberli chi -ligi (bzw. -ü1-), Süf- f.: Reinlich-
keit B. Mit der S. het-es-sick Nut z' rüenie", in Bez
auf Reinlichkeit ist nicht viel zu rühmen.
Süberlichkeit, nSüf-" — f.: wie nhd., „Rein-
lichkeit, allg." .Diese Mädchen gefallen ... wegen
ihres einfachen, bescheidenen Wesens, besonders wegen
ihrer Säuberlichkeit, dieser schönsten äusserlichen
Zierde der Tochter.' B Hink. Bot 1865.
Siibiast: Ortsn., Giubiasco Schw. — Nach dem voUts
sprach!. (D)zübiask.
Subjekt n.: wie nhd., von Personen: in der leb.
MA. nur mit verächtlichem Beigeschmack Aa; B; Tb;
Z und sonst. Ist Das es S.! K(s) trfirigs, miserabels
(-bligs) S. In ä. Zeit ohne ungünstigen Nebensinn.
, Früher wurden die Schreibergehülfen von ihren Prin-
zipalen, den Inhabern der Schreibstuben, S-e genannt,
jetzt ist der Name als zu wenig nobel in Abgang ge-
kommen' B (AvRütte). Im XVIII. bes. von Pfarramts-
kandidaten. ,3 taugliche S-e- will Zürich dem Abt
von St Gallen zur Wahl stellen hei Erledigung einer
Collatur im obern Rheintal. 1729, Absib. Zürich soll
disponiert werden, für gewisse Vakanzen in den ge-
meinen Herrschaften als evang. Geistliche 3 S-e von
Glarus in Vorschlag zu bringen. 1739, Abscb. , Wegen
starken Nachwerbens hat der Cardinal über alle 3
vorgeschlagenen S-e das Loos gezogen und ist dasselbe
auf mich [Pfarrer JKHuber] gefallen.' 1740, ANIf
1863. ,[Die Bauern von GiiFuma konnten ihren
Pfarrer nicht plötzlich entlassen] weile sie interim
kein anders S. wussten.' Sererb. 1742.
Substanz f.: wesentlicher Inhalt, Gehalt einer
Sache. ,[Luther am Reichstag zu Worms] hub an zu
erzellen, s. siner büecher im dafür gehalten, von eim
zum andren, und was inhalts ...' Salat, Ref.-Chr. ,Die
es sahend [das Wunder an der Hochzeit zu Cana],
gloubtend bald, die aber schon im glouben alt, war-
dent darinn gesterket vast: diser gschicht s. nun
hast.' 1597, L Ostersp. ,Das Burgerrecht uffgericht
in solcher S. ...' RCvs.
substanzlich: dem Wesen nach. ,Hie [in GT.]
ist ein vesten, satten grund, uff dem gadt menger
zarter mund, ein usserwölte jugendt, s. ziert, ganz
wol gformiert mit adelicher tugend.' BGletting. Von
schriftlichen und mündlichen Vernehmlassungen, dem
wesentlichen Inhalte nach. ,Uff dass Mengklicher sich
darnach dest bass zuo richten wüsse, hahent wir diss
Orts [in den Kauf- und Waghausordnungen], was in
des Waagmeisters Buoch wytläufüger begriffen, s. auch
anzühen wollen.' 1640, Z. ,üisen Tag ist grosser Rat
gehalten ... und was unsere gn. H. zue der Enderung
verursachet habe, kurz und s. vorgetragen.' 1654, Bs
Ratsb.
Substitut, -düt — m.: 1. Stellvertreter eines Ge-
richtsschreibers Aa; Z, auch eines Bezirksrichters Z.
Bezirksrats-, Notariats-Kanzleischreiber Z. ,[Es wird
verfügt] der underschriber müesse den armen ver-
urteilten selber ire vergichten vorlesen und die sache
nicht einem s-en anhenken.' 1530, Z RB. ,S., ein
schreiber, der einem mit schreiben dienet (zum schrei-
ben dienlich ist), ad manum (a manu, manibus) servus.'
Fris.; Mal. ,S., Untergeordneter. S. in dem Spital,
Unterspitalschreiber. Ratsubstitut, Unterratschreiber.'
Spreng. — 2. ,S., ein underleermeister oder ein pro-
visor, versäher in der schuol, der under dem sehuol-
meister ist, hypodidascalus.' Kkis. : Mal.
Ge-richts-. ,Des Gerichtschreibers Substituten
Ordnung und Eid: Der Gericht-S. soll dem Schnlt-
heissen, dem Gericht und Gerichtschreiber getreulich
dienen, warten und gehorsam sein.' 1719, Bs Gerichts-
ordn. - Rät(s)-. Aus Auftrag der Rät und Bürger
Sabt, sebt, sibt, sobt, subt
bringt der R. dem Bürgermeister Grebel [1670] ein
Geldgeschenk in die Bäder. DHess 1818. S. noch
Substitut 1.
subtil -pt-, in ThMü. sitttil, in Obw sutill, in Z«
sudill: 1. im physischen Sinne, a) fein, dünn, zart
von Gestalt, Aussehn. ,Subty], zart, subtilis, tener.
tenuis, tenuiculus; gar klein, dünn, eng und subt(e)yl
werden, in angustiam, subtilitatem tenuari; klein,
dünn oder s. machen, attenuare.' Fris. ; Mal. .Tobias,
acus. ein langer, raner, tünner meerfisch . . . eins s-en
spitzigen Schnabels gleich wie ein alsen.' ebd. ,Der
angel wird mit einem stecklin gebunden an ein suptyl
gertlin.' Maxcolt 1557. S. auch Blech, Pfriem (Bd V
ö. 1283). Schlank gebaut, von Galeeren; s. Fust II
(Bd I 1125); Gale (Bd II 203 o.). .Das Männlein [des
Seidenspinners] ist s-er und kleiner als das Weiblein.-
EKönig 1706. Von zarten Geweben BsStdt (Meyer).
,S-e leinwat'; s. ze-sämen-brisen (Bd V 793 u.). ,Die
visch werdend gefangen mit einem netz, das ist s.'
Mangolt 1557. ,[Der Kranke legt sich in die warmen
Treber] in einem Hembd oder s-en Tuch eingewickelt.'
EKönig 1706. Vom Blattgewebe. /Die weisse Maul-
beerblätter essen sie [die Seidenraupen] lieber dann
von den roten, weilen jene subtiler und süsser seind.'
ebd. Von dünnem, durchsichtigem Gewölk: ,Den 19.
Sept. [1730] ist die Sonne blutrot auf- und unter-
gangen, wäre ein refractio radiorum solis in subtilem
Gewölk.' KWild 1847. Von der Durchsichtigkeit eines
Astralleibes: ,Von dem lychnam Christi nach siner ur-
stände [lehrt Origenes], wie es ein subtyler geistlicher
lyb war und nit ein waarer menschlicher lyb.' LLav.
1577. — b) insbes. auch von feinen Werkzeugen,
feinen Arbeiten. ,Ein ysener mit mos gefaster s-er
schnidzüg.' 1586. Bs Kunstsamml. 1907. .Mit einem
subtilen hämerli'; s. popperlen (Bd IV 1421). ,By Uff-
scheuffung der Muggen solle den Loüffen, insonder-
heit den s-en und dünnen, so vil möglich geschont
werden.' 1708, Z (Kriegssachen). ,Die Absehen sol-
lend ordenlich mitten uf das [Büchsen-]Rohr gesetzt
sin, ein s. guot Gewind haben.' ebd. ,S. stechen';
s. an-frümmen (Bd I 1296). — c) fein zerteilt, von
Stoffen. ,[Gott] machet dünn oder s. (imminuit, ex-
tenuat) die tropfen wasser und siget den ragen aus
seinen wulken.' LLav. 1582. Adv. ,Nimm die Schiflin
von Weyerschnegen ... rybs s. und ströuw es in die
Wunden, es [das Blut] verstaht.' ZElgg Arzneib. um
1650. ,S. gestossenes Glas.' JCSclzer 1772. — d) von
der Stimme; vgl. 3 b. ,Vox tenuata, ein s-e kleine
stimm.' Fris. ,[Auf der Fasanenbeize] sol man kein
stimm brauchen, allein etwas gereusches . . . darzuo
s. pfeisen.' Vogelb. 1557. S. noch Röt-Brüstli (Bd V
864). — e) zart, empfindlich, von Farben, uneig. auch
von der Gesundheit Bs. — f) fein, von der innern
Beschaffenheit. ,[Die Stillader] wirdt darumb ver-
ordnet, das sie das subtil und scharpff blut in dem
herzen gedäuwet zu der lungen schicke und führe.'
Rdef 1554. ,Sein [des Reckholderberiwassers] Kraft
ist fast subtil, öffnet und reinigt die unsauberen Ge-
schwär [usw.].' Arzneib. XVII./XVIII. ,Kein besser
Mittel [einem von Schädlingen hart mitgenommenen
Baum] zu helffen, als umb den Stammen aufzuhacken
und etwan ... alten s-en Mist darzu zu legen.' EKönig
1706. ,Wo sich der Schaum [beim Einschenken in
das Glas] langsam setzet ... so darf man nicht viel
Subtiles vom Wein hoffen.' ebd. — 2. a) im geistigen
S., geschickt, gescheit, scharfsinnig. ,[Die Königin
hatte von den Christenfrauen] alweg gehört, das si
gar s. werint mit werk und mit andern dingen, und
sunderlich die us Franczoserlant.' Volksb. ,Ich hab
einen jungen bruder von acht jaren ... genug s. des
hirns, in gstalt mich bedünkt, dass, ob man flyss an
in wollt legen, etwas studierens halben us im wurd
werden.' 1519, U Brief. ,[Papst Sixtus IV. hat] sines
s-en Schottens [des Johannes Duns Scotus] opinion
mit grossem ablass begabt.' Ansh. ,Ir sond üch nüt
verwundern, wo er die ding nerame, so er bedorft
[Magis zur Wundbehandlung], wann er was der sup-
tillist mentsch, so uff ertrich was.' Haimonsk. 1531.
.[Luther am Reichstag zu Worms] brucht sin ange-
borne geschwindigkeit mit subtilen griffen und über-
springen, was zu melden am nötigsten gsin.' Salat,
Ref.-Chr. ,S. von sinnen, subtyls dings, sagax, in-
dustrius, acutus, callidus, gnarus, perspicax, prudens.
S-er und geschwinder (ein scharpfer s-er) verstand,
acutum ingenium, acumen argutum.' Fris.; Mal. ,[Der
Kaiser zu den Königssöhnen, die ihn gesundgemacht:]
all meine arzet im ganzen land haben kein mittel
finden können [die Krankheit zu vertreiben], das ir
aber mit euwerer subteilen fürsichtigkeit und weisen
rat zu wegen gebracht.' JWetzel 1583. ,Den 30. Dec.
starb SCastalio ... ein gelehrter, s-er Mann.' JGross
1624. Auch im üblen Sinne: listig, verschlagen. ,Das
VIII Gebot verbietet nicht nur das grobe Stählen, um
welches ... in allen Landen Hochgricht stehen, sondern
es wird da auch verbotten das tückische, subtile
Stählen.' FWyss 1697. Adv. ,S., kunstlich, fisierlich,
geschwind, spitzfündigklich, argute, acute; s. und art-
lich beschliessen. sein meinung dermassen scharpf
stellen, daz einer nit bald darwider mag, acute col-
ligere; s. und kunstlich ein ding erraten, acute et
argute conjicere; s. und artlich mit einem ding umb-
gon. acute aliquid traetare.' Fris.; Mal. — b) ,s-er
underscheid, distinetio tenuis et acuta.' ebd. — 3. in bes.
adv. Wendungen, a) genau. ,Ob ein yeder [der Schüler]
sich könnte verstan uf die pronunciation und die s.
merken.' F Schulordn. 1577. — b) sorgfältig, sorgsam,
behutsam. ,Nimm [gegen Uberröti] Holderstrüchlin
...und schab ab suptil die grüenen Rinden.' ZElgg
Arzneib. um 1650. Sudill gä", mache" Zg. Nor e"weng
süttil! zu Jrad, der etwas Zartes, Zerbrechliches derb
anfasst ThMü. Bildl. : Mer mond-en s. i- d' Hend ne",
we""-mer-e" icend derzue bringe", zB. zur Gewährung
einer Bitte, ebd. S. mit Öppis umgö" Bs (Seiler), ,1m
Ausbutzen und neue Speiss zu geben pflegt man sehr
subtil mit ihnen [den Seidenraupen] umzugehen, weilen
sie gar zart sind.' EKönig 1706. ,Wann der [Büchsen-]
Lauff uss dem Feür gezogen wird, [soll man] mit
selbigem subtyl umbgehen.' 1708, Z (Kriegssachen).
Jmd s. [schonend, rücksichtsvoll] behandeln. .Es be-
handelte ihn [Reesi den angetrunken heimkehrenden
Klaus] zu solch kritischen Zeiten lengersi sutiller
und machte ihm, wenn er wieder ganz nüchtern war,
etwa mit guten Worten eine Bemerkung.' Obw Blätter
1900. S. noch süberlich Sp. 91 (Beleg von Mey.-Mer.
1857). — c) leise; vgl. 1 d. Z' Öbe", wo-mer hei'"
chömme", seit der Jerme" so s. zue-mer im Hüsgang
[usw.]. BWyss 1863.
Sabt— subt. Sach-
sucb
Vgl. Lexor II 1285. Zur Behandlung Jes innern j>< vgl.
Baptitt (Bd IV 1429). Wie weit Betonung der 1. Silbe gilt,
die auch Hebel kennt (nach dem Vers es macht '« so subtil
und so nett im , Spinnlein' zu schliessen), ist aus unseren
Angaben nicht ersichtlich. Auf Endbetonung weist die Schrei-
bung sutill und bes. die (heute nicht mehr bekannte) Aus'spr.
sudill durch die Schwächung von ( > d.
Subtilierung f. , Durch dise letzte, gröste und
höchste erleuterung, s. und reinigung [der Leibes-
frucht wird] auss dem natürlichen und lebendigen
geist ein solcher geist geboren.' Rüef 1554.
subtilig, subtilin, subtillieh: = subtil. ,Vil
subtyliner estlinen wie haar, capillacea conia.' Mal.
,Subtylich, (subtylig), (scharpfsinnigklich), artlich,
peracute, subtiliter.' Fris.; Mal. ,Suptilklichen': .[Kai-
ser Karls Leichnam] ward beschlossen vast s. und er-
lichen verwart.' Morgant 1530.
Subtiligkeit f.: Scharfsinn. ,[Die Philosophen]
habend sölichs nit geredt nach irer gwonen subtylig-
keit.' LJiu 1531. .Unsälig sind ... die irer henden
werk Gott genennt habend, gold, silber und was
menschliche subteiligkeit und kunst erfunden hat:
bildtnussen der tieren [usw.].' 1530/89, Weish. ,Sub-
tyligkeit, subtilitas.' Fris.; Mal. .Subteiligkeit und
list des N., mit dero er sein weih betrogen.' JWetzel
1583.
Sach, sech, sich, socli, such.
Vgl. auch s-h.
Sacll2 f., in gewissen Wendungen vereinzelt n.,
PI. S-e", part. Gen. Sacke's äa; B; L; S; ZW., 8achins
W (lt Tscheinen; zum Dim.?), Dim. Sächli (Dat. PI.
einmal Sächlerne" U), in Aa; B; Z stärker diminuiert
Sächeli (in Ap; Th nur als PL), wohl meist auf Bed.4 a£
beschränkt Sachi W (DiaL), Sachli B; ScHSt.(für heute
abgelehnt), Sachelli BHk., R., Si.; Ndw, Sachelti BO.:
im Wesentlichen wie nhd. 1. als Vorgangsbezeichnung,
Streithandel, a) von einem Streite mit Worten,
auch von einem Raufhandel. .Darnach füegt sich, das
E. ouch zuo der s. kam und das der selb E. und
er [der Sprechende] die obgenennten dry und den
Ruodolfen mit einander stiltend.' 1442, Z RB. ,Was
er in der s. getan hab, habe er in einem scheiden
und umb des besten willen getan und nit dem Toni
zuo leid noch ze viutschaft, denn daz er inn erwust
und von der s. zoch, umb daz merer unfrid versehen
wurd.' ebd. ,(Das best, böst oä.) zuo einer s. reden.'
,N. sprach in einem sehimpf und in allem guoten, es
sölte enkeiner nütz böses zuo einer s. reden; wölte
er nütz guots darzuo tuon, so solte er das bös ouch
underwegen lassen.' 1436, Z RB. ,Rett der G. ouch
zuo der s. und sprach . ..' 1442, ebd. .Ich bin doch ouch
hie, das ich als wol das best zuo der s. rede als du
oder ein andrer.' ebd. ,Wie nun indem des Teters
Vatter nebent dem Wyngarten ufhin kommen und das
Böst zur S. reden wellen, habe er Zug abgemannet.'
1601, Z. Freier: ,Die wyber sollend insonderheit das
best zun s-en reden und vor bluotvergiessen syn', mit
Bez. auf Esther, die ihren Gemahl zur Rache an den
Judenfeinden aufreizt. LLav. 1583. Auch im öffent-
lichen Leben. ,Als nu der krieg [zwischen B und W]
offen stuond, do ritten der Eidgnossen hotten zuo der
Schweiz. Idiotikon VII.
s. und bestalten die zuo einem friden dri wuchen ...
retten [auf einem Tag ,ze Hasle'] in die s. früntlich
und suochten weg, wie die s-e in früntschaft zerteilt
werden möcht.' Just. ,Doch so wart die s-e so heftig,
daz man sich versach ze kriegen.' ebd. Von einer
Schlacht: ,Alsus do werte der strite [bei Laupen] wol
bi anderhalb stunde, e daz die s. uf ein end komen und
gnot erobert were. Do nu alle s-en [Alles] gnot er-
gangen warent, do hies der houptman daz volk alles
zesamen komen.' Just. ,Ane s-e', unstreitig. .Der aber
niemer bitten wil, daz man ime vergebe, alder der es
nüt von herzen bittet, der ist a. s. unmezecliche in dem
closter.' Stat. der Lazariten. — b) Rechtsstreit, Ver-
handlung darüber, Prozess. Wer hat ä" S. 'g(iijiinne"<'
Ap; Z, auch von einem Spiel ZSth. Da' gab e" langi S.
ZSth. .Also erwand die s-e der Wallisern halb, won si
sich uf die andern Eidgnossen Hessen und stärkten, die
sich nach sag des bundes nit begriffen wolten.' Just.
,Der in der s. zuowider ist', der Prozessgegner. SBirk
1532. ,Sin recht und s. gwunnen haben.' B StSatzg
1539. .Richter: ...damit das recht und sin process
volzogen werd . . . Weibel: Fahnd an, herr richter,
immer fort; ich weiss schon, was zur s-en ghört.'
Meinr. 1576. ,In die s. reden' uä. ,Da griffe [in der
Zunftversammlung] meister Cuonratvon Cham in die s..
bette sy, das er [Kläger] im gunde in die s. zuo reden,
umb das die mit früntschaft ab dem weg kerne.' 1453,
Z RB. .Demnach were ein tag zuo Baden gehalten, da
werend NN., die pettend, das man dem herzogen von
Sovoy vergonde, in die s. ze reden.' 1513/5, Absch. (Z).
S. noch reden (Bd VI 550). Die folgenden Belege
können auch zu 2 gezogen werden. .Heinrich der
Meiss unser burgermeister [ist] in der s. [Streit zw.
den Appenzellem und dem Abt von St Gallen] zuo
einem gemein man genomen.' 1403, Z StB. ,[Die Schuld-
nerin soll die Gläubigerin] von allem costen und scha-
den, wie der uff dis s. gangen ist oder fürer gan wird,
ledigen und lösen.' 1475, S RM. .[Einem Pfarrer, der
vor das Th Landgericht zitiert ist, raten seine Herren,
ausser Landes zu gehen] diewyl er im selbs hinder
der s. entsitzt und guots halber, wenn er da dannen
zücht, wenig zuo verlieren hat.' 1566, Z RM. ,Wo
frömd Lüt hie einandren zuo Recht niderleitend, so
sol man inen angentz richten, so vil sy Tröstung
band um das, so hie uffglüffen old ufflouffen mocht
in derselbigen S.' SohwG. LH. 1605. .Von mgnH.
Oberen und Väteren beider loblicher Ort Schwyz und
Glaruss alss in der S. ordenlichen Richteren.' 1635, Z.
— 2. Gegenstand des Streites, Prozesses, Streitsache,
prozessualisch anhängige oder anhängig zu machende
Sache, Rechtsfall, auch Rechtsgeschäft übh.; in ein-
zelnen RAA. schon in Bed. 3. ,Wer dem andern zuo-
sprichet umb s-e, die vormals ouch vor gerichte ge-
wesen und darumbe geurteilt worden ist, der sol ouch
3 Ib. dn. ze besserung verfallen sin.' 1411, BsLie. Offn.
,Es soll kein leig den anderen um kein s. mV fremd
grichte nit laden.' 1440, Landrecht zw. GT., Schw und
Gl (Inf. 1713). ,Ob wer, daz daz ein söliche s. [An-
stand zw. den Zünftern] wer, so es für die zwölf
kern und es nit könden berichten, bedunkt sy dann,
so mag der houptman die s. für gemein gesellen brin-
gen.' 1483, AaB. Urk. ,Wo er des [eines Kaufes]
lougenbar were, wölt er im das ussbringen und wyter
zuo der s. griffen [rechtlich vorgehen].' 1484, Z RB.
,[Es] sol ein jeder vor die eindliffen acht Schilling
Sach, sech, sich, soch, such
100
um ein jede s. legen.' Ndw LB. ,Es begert des glo-
wens procurator in diser s. und misshandlung. zuo
Losan und Bern gerechtvertiget . . .' Ansb. ,[Hiob :]
Sihe, er [Gott] hat ein s. wider mich funden, darumb
achtet er mich für sinen find.' 1525, Hiob; ,klag.' 1531;
.anspräche.' 1548; .ursach.' LLav. 1582. .Richter: Ist
etwas s. vorhanden hie, das wir zum besten bringen
die.' SBirk 1532. ,N. hat darmit fermeint, er solle
lädig aller ansprach und s. sin und erkent werden.
[Darauf berieten wir Kläger uns] wie wir die s. wel-
lint witer klagen.' UMey. Chr. 1540/73. ,Ein s., rächts-
handel, rächtlich geschäft, causa.' Fris.; Mal. (Wei-
teres ebd. 339d/340»). ,[N. solle erweiterte Vollmacht
bringen] diewyl es alles ein s. und uss einanderen
flüsse.' 1569, Z RM. ,So einer Fridt gäben hadt, so
söllendt darnach sine Fründt und die sich des Stos
wöltent annämen, ouch gägen einem im Friden sin
um die selb S.' Ndw LB. 1623. ,Wir [Richter] band
vermeint, sie sölend uns die S. vertruwen uszesprä-
chen.' 1641, Zg Tgb. S. noch ver-bieten (Bd IV 1876).
So häufig auch im PL, t. von verschiedenen Streit-
sachen, t. mit Rücksicht auf die verschiedenen Punkte
einer und derselben Streitsache. ,Alle stöz und s-en.'
Z Chr. 1336/46. .Die s-en setzen und veranlassen.'
Justinger. ,So wir alle dry [Schiedsrichter] zuo den
s-en sind gesessen.' 1439, AAWett. .Sölich spenn und
stöss ald ander s-en.' 1483, AaB. Urk. ,Sy sige mit
irem bruoder s-en wegen nit not zuo melden zuo ge-
naht gegangen, da habe der selb geredt, werde iro
ein eid erteilt, so wolle er sy nit lassen sweren, denn
er wisse s-en uff sy, das sy des eids nid genoss sig.'
1483, Z RB. ,Was s-en für die eiudlyff geschlagen
wärdend, daz sollend sy us inachen.' Ndw LB. ,Diser
S-en halber zuo Ruowen kommen.' 1029, Ndw. ,Wo
sich der S-en halben, von dernwegen man in Fridt
kommen ist, ferner Span erhüebe, soll es für ein
Fridtbruch gerechnet werden.' GrD. LB. S. noch
under (Bd I 325); ver-bieten (Bd IV 1877); so (Sp. 29).
Von Verbindungen seien herausgehoben : D' S. füere".
Er hät-em d' S. guet g'füert. Uneig.: .[Die Schmeich-
ler, welche die Beiträge für die Badenscheuken ein-
ziehen] die köntend dermassen die S-en führen, dass
Niemand! gern der Bösst sein wollen.' JJBreit. 1632.
,Die s. üfgeben', von einer Klage abstehn. .Die Pol-
litzin [welche die Knödlin fälschlich des Diebstahls
beschuldigt hatte] stuond frefenlich an die tür und ver-
hatt si und sprach zuo der Kn.: du kumst dalag uss
der stuben, du muost mir die s. ufgeben . . . darzuo
verhiess die P. der Kn. mer dann si eines halben
jares gedienete mit spinnen, dass si die s. ufgebe.'
1413, Z RB. ,Ein s. üsmachen'; en üsg'machti S. (auch
übertr.) s. Bd IV 45. Dazu noch: ,Wär ich nun ein
klein bass beredt, fürwar ich zuge tag und nacht, das
d s. nun wurde ussgemacht.' Eckst. 1526. ,[Es wird
verfügt, dass der Angeklagte des Landes verwiesen,
der Kläger die Kosten bezahlen] und alss ein ussge-
machte s. heissen und syn [solle].' 1560, Z RB. ,[N.
hat in einem Prozess] angelobt, Alles ein ussge-
machte S. syn zuo lassen und diser Reden nit mehr
zuo gedenken.' 1613, ebd. ,Ein s. üfnemen für', uneig.
von der Austragung eines Streites mit den Waffen ;
nach alter Auffassung ist der Rechtsgang nur eine
besondere Form des Zweikampfes. .Gedenk dich ze-
weren! Wann ich sag dir ab uff den tod. Wann ich
wyll die s. für Rengnolden ufnemmen; wann ich weiss,
das er ein fromer rytter ist.' Morgant 1530; vgl. die
Morgant-Stelle unter üs-machen (Bd IV 45). ,D' sach
(und stöss) verrichten' s. Bd VI 427. 429; ,ein ver-
richte siechte sach.' ebd. 428. ,Ab der s. komen.'
,[N. aus AaB. erklärt] er zuge den guoten knecht
[seinen Gegner, der keine Vollmacht hatte] nit gern
lang umb, und umb das man ab der s. keine, so . . .'
1444, Z (AaB. Urk.). ,[Die Zürcher anerbieten den
Winterthurern rein sachliche Behandlung der Streit-
sache] so kum man ab der s.' 1549, UMey. Chr. ,Us der
s. komen.' ,[A. fragte B.] wie man us der s. kam, dass
die schindery ein end näm.' Eckst. 1526. Us der S.
sl" Aa; Ap; B; Th; Z; s. us (Bd I 550). Mer wend's
eso mache", da"-n-ich us der S. bi" Th. Ich tcett lieber,
ie* udr us der S. Aa; Ap; Z. .Nach gelegenheit, gestalt
der s.' ; vgl. Sp. 107 o. ,[Wer aus dem Rat redet, den
sollen wir] by ünsern eiden richten, als wir uns nach
gelegenheit der s. uff unser eid erkennen.' 1401, Z StB.
Einen Spruch fällen ,nach gelegenheit aller s-en.' 1430,
AaB. Urk. ,Die [Räte] möchtent darin handeln nach ge-
stalt der s.' 1559, Z (AWild 1883). ,In Sachen (des A.
gegen B.)', übliche Formel in Gerichtsurteilen uä. Aa;
Th; Z und wohl weiterhin. Mit Possessiv-Bestimmung.
Si" S. ist fül. Er hat sl" [suam oder eius] S. guet g'füert.
Dem Ghriste" si" S. ist cor de" gross Bot g'leit u-orde", zur
Begnadigung. FÜschw. 1895. .Wser diu s-e min.' Boner.
,Es sol ouch nieman, der under uns den vorbenemten
stetten und lendern gesessen ist, sin s. oder ansprach
ieman in dehein wis geben, da von ieman bekurabert
möcht werden.' 1370, Absch. ,A1s si daruff beider sit
ir s. mit vil langen Worten, hie zuo verfassen nit not,
beglimpften ...' 1508, Z. ,[Der Papst habe] demselben
cardinal geantwurt, die s-e sye sin, er solle in lassen
machen.' 1510, Absch. ,[N. habe in einem Beleidigungs-
prozesse] sin s. uff ein person, so vor etwas jaren mit
tod abgangen, züchen wellen.' 1534, Z RB. , Wollest
[du Christus] uns verträtten vor dinem himmelischen
vatter, unsere s-en für und für vertädingen.' OWerum.
1552. Mit Adj. E" füli S. (ha"), bes. von einem
Prozess; in allgemeinerer Bed. unter 3 aß. , Heitere und
gewüsse s., certissima causa.' Fris.; Mal. E" verlor ni
S. ha", auch uneig. .Ein böse s. han', gew. uneig.
.[Die Verteidiger des alten Glaubens] wundend sich,
sahend einanderen au glych wie lüt, die ein böse s.
habend und gern ein fule tädung hettind.' SHofmstr
1526. ,Eine böse s. haben, die wenig gunst hat, causa
laborare.' Mal. Pfarrer N. .vertädigt eine böse fule s.'
1594, Z Syn. ,Eim ein böse s. machen' s. Bd IV 1713.
,Ein aufrechtere oder bessere s. haben, in melioro
causa esse.' Fris.; Mal. ,Ein verzwifiete s.', an der
man verzweifelt. , [Gegen die Abhaltung eines Reli-
gionsgespräches wird geltend gemacht] man soll den
glouben nit disputieren, dann disputieren heiss zwyf-
len, disputatio wäre eine verzwyfiete s., ward von
einem yngeredt übel tütscht' SHofmstr 1526. Im PI.
Du muest nid all die alte" S-e" [zunächst von Rechts-
streitigkeiten] üfrüere"! Th. ,Es sol nieman den an-
dern uff frömde gerächt laden, ussgelaussen gaistlich
s-en.' 1472, (i Rq. 1906. ,[Der Geriehtsherr] hat zuo
richten über alle händel und frevel, buosswürdige
s-en.' 1551, ZGBuonas. Gen. abs. ,Unverhörter s. ver-
urteilt werden, indicta causa damnari.' Fris.; Mal.
S. noch ver-hören (Bd LI 1574). Spec. (tw. Bed. 3 schon
sehr nahestehend) <x) von Forderungen. ,1408 er-
huoben sich gross krieg in Lamparten, sonderlich zuo
Sacll, sech, sieh, soch, such
Meilant und daselbst in dem land, von s. wegen, so
die harren von Monsax und von Luggerun hattend an
den mechtigen herren herzogen zuo Meilant von schuld,
von solde und von anderen s-en wegen, so sy zuo im
ze sprechen hatten.' Just. ,Weler um missgichtig s-en
und schulde pfand nimet, der sol das pfände ledig
wider keren.' 1404, ßlnt. ,Umb ein ungichtige s.
dheiner dem andern nüdt zuo verbieten hat.' 1573,
Z RB. — P) von einer Abmachung. ,Ich will ein
s. mit dir annemen, daz ist: weder wiltu wider hie
über kommen oder sol ich zuo dir kommen ? Kumpstu
har übern, so sichern ich dich vor all minem volk,
annecht von mir. Oder du solt mich vor Karlys volk
sichern, so will ich zuo dir kommen mit dir stritten.'
Haimonsk. 1531. ,... so will ich ein s. mit dir träffen/
ebd. — y) von rechtlicher Verpflichtung, Bürgschaft; in
den Verbindungen ,in der s. bliben, sin, us der s. helfen,
komen.' ,[HW. sagt aus] sin vatter sye gegen rah.
den Chorherren sins vettern JStuckis tröster gewesen
des ampts halb, und do sin vatter sturb, weren er und
sin bruoder H. und sin bruoder J. all dry in der s.
und erdecht H., daz er us der s. kerne. Do nun sin
bruoder J. wibote und mins herren stattschribers
bäslin genommen hette, hulf der selb J. [Dat.] ouch
uss der s. und were er allein und wölt ouch nit mer
darhinder und ouch gelidiget sin. . . . Daruf pleib er
aber ein jar in der s.' Anf. XVI., Z. — 3. a) Handel
übh. im öffentlichen (so bes. in der ä. Spr.) und pri-
vaten Leben, Vorkommniss, Unternehmung, Ange-
legenheit, Geschäft, Umstand, Verhältniss, Ding
udgl. (je nach dem Zshang auch bestimmter wieder-
zugeben) ; hie und da als collect. Sg. Syn. Geschieht,
Ding, Zug. ,S. (die), ding, ein yetlich ding, darvon
man redt oder handlet, res, conditio.' Fris.; Mal.
(Weiteres ebd. 339 b/c). I'h weiss nüd, was ich zu der
S. seil säge". Ich cerstö" Nünt i" der S. Ap, vo" der S.
Aa; Ap; Th; Z usw. Mit so-n-ere- S. (mit derige" S-e")
unll-ich Nut z' tue" ha", chann-ich-mich nüd abg'e".
,Fast bei jeder S-e [Geschäft] ist in jedem Hause ein
anderer Brauch, und wenn nicht Alles akkurat diesem
Brauch nachgeht, so hat man nicht den mindesten
Glauben zur S-e.' Gotth. [Die Sohnsfrau, die fragt,
was sie arbeiten soll, erhält etwa den Bescheid:] Mira",
was d' witt, mir hei" - i"s g'wanet z' werche" u"'1 hei"
nit der ZU, enangere" d' Nase" uf d' S. z' stösse", es
sott cippe" es Nieders g'seh", was e' mache" ist. ebd.
,Wele unser burger ald der bi uns wonhaft ist, de-
hainen angriffe usserrent der statt mit vangenüsse
alder roub oder brand ald mit sölichen dingen tuot
äne des rates ze Schafhusen ald des mertail des rates
willen und urloub, daz man dem in der s., die er an-
gevangen liet, nichtes sol beholfen sin.' 1363, Sch StB.
,Wer daz unser deheiner dehein s., darumb wir redent
wurdin oder rettin, hinus us ünserm rat ane urlob
brecht.' 1401, Z StB. .Meinte der herre von Safoy,
die von Bern weren schuldig an der s-e [die Eigeu-
leute des savoyischen Vasallen Hug von Mümpelgart
hatten dessen Burg Oltigen zerstört und ihn selbst
erschlagen] und hetten ouch fürdrung dazuo getan.
Dawider die von Bern sprachen, gemeine stat Bern
hetten kein schulde daran und mit der s. nützit ze
schaffen.' Just. ,[N. führt aus:] Gebint inen [dem
Kläger und andern] die zwen obgenanten [Gläubiger
und Schuldner] die s. uff; wie sy die täding machtint,
da by woltind sy beliben.' 1457, Z RB. ,[N., der im
Auftrag der Bauern wegen Aufhebung eines Jagd-
verbotes mit den Herren verhandeln soll, fürchtet]
wenn daz mh. nit an inen weit gefallen, liesind sy
in in der s. gestecken.' 1489, Z. ,Doch so sind ver-
ordnet vier, die über die s. [das Messen des Hafers]
sitzen.' 1506, Z RM. ,Sy giengent untrüwlich mit der
s. [Auftrag des frz. Königs] um.' 1513/5, Absch. (Z).
,Es wer ein s., die kain fürgang mocht han.' ebd.
,Land uns eins werden der s. [Eheversprechen].' 1525/7,
Z. ,N. were zuo früei zur s. komen und in verhindert.'
1531, Z RB. (Bestialitätsvergehn). ,Söllich sye inen
begägnet und habind der s. [nächtliche Lichterschei-
nung] nit wyters wüssend.' 1538, AaL. ,[Die Zu-
schauer behaupten, dass ohne Orientierung über den
Gang der Handlung] d s. nütt uff ir ertrag dann grossen
kosten, brang, hoffart.' Rdef 1539. ,Der S-en für-
kommen', der Verschwörung. RCrs. ,[Man fürchtet,
aus dem Streit der Reussanwohner] wurde ein S. ent-
springen, das ein ganze Eidtgnosschaft hiermit ze
tun überkeme.' 1605, Z. ,[Wenn der erste Gedanke
eines Regierenden ist:] von dieser S. muss mir Das
und Das werden, das ist ein unfletig, schädlich Ding.'
JJBreit. 103'2. Uf St Bläsis Tag sig uf dem Bort
[Wirtshaus in LE.] e" S. üfglüffe", hei"-si mir g'seit,
dert heig • er g' fresse", zwe hätte" 's nit uf- ere" Trag-
bare" dänne" dreit. St. 1798 (Hirsmontags-Possen). S.
noch Buew (Bd VI 1895). Häufig auch hier im PI. Mer
wand nümfme') a" die S-e" tanke". D'ere" (derigi) S-e"
machst-mer e"keini me! Lo"-mich au'h einist jnöt mit
dene" alte" S-e"! Aa. Me" muess de" g'schehne" S-e"
z' best rede" AALeer. S. noch cheren (Bd HI 436).
[Im Reglement sei enthalten] wer darf reden und wie
und hundert Sächli. Breitenst. 1864. Bi Sächlerne" f.'J
uo-n-ir grad tätet sägt", es macht [möchte] -sich gwiss
gar nit, gar nit vertrage", chent [können] halt die
Stedtler denn en Lärme" ha", dass ich üch halt g'iviss
nit g'nüeg säge" cha"", weiss der Schächentaler Joderli
zu berichten, der in einer Wirtschaft zu Luzern wegen
seiner schlechten Manieren schlimme Erfahrungen
gemacht hat. JHüber (U). ,[Zwei Männer, die dem
Rate von Neuenburg einen gefälschten Brief vorweisen,
erklären:] Üwer und unser herre haltet uns in vil
s-en ungenedenklich . . . Nu soud ir wissen, daz wir
söliche friheit fanden haben, damitte ir üch wol be-
schirmen mügent und vil s-en [also mit Bezug auf
rechtliche Auflagen] und dienstes wol erlassen sint,
damit ir im beladen sint.' Just.; vgl.: ,[Der Kommen-
tur des Hauses Bubikon soll] des selben huses eigen
lüt schirmen vor andern herren und lendern, vor
sturen, diensten und ungewonlichen s-en.' 1483, ZBub.
,Wenn stett und lender in guotem friden sitzent, das
denn ouch iederman nützet dester minder sich bewaren
sol, wie die s-en ufstanden und sich erzögen . . . harumb
sin wir über die s-en gesessen.' 1436, ß PES. ,Sy
erzaltend ein andren die s-en, so innen begegnet
waren.' Morgant 1530. ,Tuo hie als ein guoter gsell
und zeig mir sölich s-en an', näml. was der Meister
von mir will. Rüef 1539. ,Onangesehen diss Alles so
sind gedachte Herren Vormünder, wyl Gelt vorhanden
gwesen, uff und ab geritten, alle S-en mir hinderrugks
nach irem, der Prouwen und der ungetrüwen Ampt-
lüten Gefallen verhandlet, und ob glichwol die S-en
ertliche Mal mich selbs nit wenig angetroffen habend,
bin ich doch zuo solcher keiner niemaln berüefft wor-
den.' 1609, Z (Akten Sax). ,Alle unordenliche S-en
in:;
Sach, sech, sich, soch, such
104
im Schwangk gohn lassen.' ebd. , Wann ein jeder jetzt
heim kommt, so stele er sich nur bloss für sein Silber-
geschirr und erinnre sich, woher, von wem, umb was
S-en ein und andere Stuck ihme zu Hauss kommen.'
1632, JJBreit. (gegen die Badenschenken). .[Niemand
soll an fremde Gerichte gehen] aber yederman mag
um sin zins mit allen s-en werben, als unzhar ge-
wonlich ist gewessen.' 1440, Inf. 1713. S. noch für-
chomen (Bd III 278); Büw (Bd VI 1876). .Aller s-en',
viell. = in jeder*Hinsicht, wie mhd. ,[Henker zum
Burschen:] Du leckers buob, red nüt zum [!] s-en,
luog, was d schaffen heigest aller ding; stoss in die
däschen strick und ring, was wir manglend aller s-en,
sonst gib ich dir guot mulwaff len.' Meinr. 1576. In'n
S-e", vgl. Sp. 100. I<* 7m" Nüt 'tä" ("tue") in'n
S-e" Aa; Ap; Th; Z. 's ist glaub noch Nüt g'gange"
in'n S-e". ,So er [der Abt von Einsiedeln wegen des
Pfarrers von Männedorf] etwas beschwerdnuss [habe],
möge ers mh. wol zuoschryben, die allwegen wol
der gebür nach inn s-en handien.' 1575, Z KM. Mit
poss. Bestimmung. Si" S. het Hand und Füess, was
er (in seiner Rede) vertritt Bs; B; Z. Mit siner S.
nüd fertig tverde", unverhältnissmässige Zeit für eine
Aufgabe brauchen. Si" S. [seine Unterrichtsmethode]
chont en Ard fast off 's Glich ushi". ATobler 1901/2.
Das ist doch o [auch] d's Tüfels S., dass . . . BE. (Bärnd.).
,[Ratsglieder, die Vasallen eines Herrn sind, haben
sich in Ausstand zu begeben] wenn man um des herren
s. redet oder reden will.' 1346, Sch Chr. ,Ich hoff,
Got werd uns helfen, dem müessend wir unser s.
befelhen.' Morgant 1530. Öfter im PI. Sorg du für
dlni S-e"! ThMü. ,[N. sprach:] Loss du hüpschen
Hegnower, was sol ich dir kromen, das du als vil
guots zuo minen s-en redist?' 1450, Z RB. ,[Der 1406
tödlich verwundete Bischof von Lausanne] lebt den-
noch, das er alle sine s-en schaffet und vernünftiglich
starb.' 1406, BossH.-Goldschm. ,[Der Bischof von Lüt-
tich bezahle dem Herzog von Burgund Schirmgeld]
do sy villicht des herzogen meinung, mit dem stift
ze Cöln ouch also oder uff ein grössers sin s. ze setzen,
dem stift zuo schaden und ganzer verbuntnisse.' 1475,
Bs Chr. ,Adillant sprach [zu Roland und seinen Be-
gleitern, die sich als landflüchtige Abenteurer vor-
stellen] : Ich bin üwer Sachen [!] bekümmert.' Morgant
1530. ,Wir müessend an unser s-en tenken.' ebd. ,Es
ist im [dem Meister] warlich nieman hold, er hab
dann von im galt und gold, sust schühends alle sine
s-en.' Ruef 1539. ,Saul [durch Davids Harfenspiel
erheitert]: Hett ich langst deinen kunschaft ghan,
mein s-en würden besser stan. [David erwidert:] Ich
bitt Gott himmels und erden, das euwer s. wöll besser
werden.' VBoltz 1554. ,Wie stats umb üwer huss-
gesind, umb üwer landt, lüt, guot und s-en?' Meinr.
1576. S. noch die Anin. zu be-glimpfen (Bd LT 628).
In einer Reihe von mehr oder weniger festen Ver-
bindungen, stehenden Wendungen sind für den
Sinn die grammatischen Verhältnisse wichtig, nach wel-
chen daher im Folgenden gruppiert ist. a) S. mit dem
bestimmten Artikel (auch Demonstrativ udgl.) oder
Possessivpronomen; bes. im Sg.; in W dafür oft Ding.
Mit Artikel usw. Als Nom. D' S. ist die... (folgt
eine Auseinandersetzung), ist im Gang, Lauf, ist verbl,
ist wider am alten Ort (BE.), ist i" der Ordni"g (in
Ap; Sch; Th auch hat O., beide Wendungen auch
mit dem fakultativen Zusatz 's Ghind hat g'lachet Th
Esch., Mü.; vgl. Ordning Bd I 441), hat Fade", hat
e" Nase" (s. Bd IV 799), stät guet, schlecht; merke",
wo d' S. use" will uä. So ist d' S. Wie d' S. steit,
so der Luft geit, Sprw. B. Auf die Frage, was der
sich ums Landrecht Bewerbende für eine Konfession
habe, antwortete Einer aus der Menge: Zimmermann,
worauf sich der Fragende zufrieden gab mit den Wor-
ten: So, en Zömmerma""? jö, denn häd d' S. Ordni"g.
ATobler 1905. Die S. freut-mi'% (g'faüt-mer) (nüd),
chunnt Ei"'m a" d' Hand ane" uä. E" nigelnagelneus
Hüsli ond e" nigelnagelneus Tach, e" nigelnagelneus
Schätzen, wie freut-mi'>> die S.! Ap VL. 1903; vgl.:
.Henker [bereit die abgeurteilten Mörder zu empfan-
gen]: Mich freuwt die s., o hurlipuss !' Meinr. 1576.
.Wie mich die s. ansach', nach meinem Eindruck.
SHofmstr 1526. ,In guoter hoffnung, die s. [das Ehe-
versprechen] wer schlecht.' 1525/7, Z. ,Die s. kan
nit böser werden, dann sy gerad yetz ist, peiore res
loco non potest esse quam in quo nunc sita est. Also
stadt die s., in ea causa res est. Die s. stadt oben,
salva res est.' Fris.; Mal. ,Do die Vormünder ge-
sechen, dass die S. gefehlt, kein Gelt mehr vorhanden
und sy kein rechtmessige Rechnung mehr ze geben
gewüsst...' 1609, GSax. , Warhaft, die S. ist gar nit
ring.' JMahl. 1674. Die best S. si", tverde", von Per-
sonen, im besten Einvernehmen leben, ins beste Ein-
vernehmen kommen GlM. Ich glaube", mit der ZU
werde"d ir bedi mich die best S.! CStreiff 1902. Mir
bedi sind schu" lang wider die best S. ebd. 1905. Vgl.:
[Ein englisches Fräulein] und d' Vri2ne" sind fast
immer bi-n-enand g'si" und sind die zwei e" ganz
merggwürdegi S. [merkwürdig vertraut mit einander]
worde". ebd. 1899. Als Acc. D' S. z' chere" wüsse"
(s. Bd HI 435/6), ver-chere", besser mache", recht »"-
richte", ver-rigle" (s. Bd VI 756), a"-rüere" (s. ebd.
1260), ver-stä" (äusserlich und innerlich). Me" mues"
iez d' S. ne", wie si ist! Me" lueget d' S. eben o'glich
a" Ap. D' S. orde"li'h säge", vorbringe", ebd. Ei"'m
d' S. a" d' Hand zieh", dinge" (s. Bd II 1386/7) uä.
Im Wirtshüs lert-me" d' S. erfare", sagt Einer, um
seinen Wirtshausbesuch zu bemänteln, indem er an-
nimmt, der Hörende verstehe z' Acher fare" Bs (Linder).
,Die auf einen gewissen Tag angesetzte Einwilligung
der Eltern oder Vormünder zur künftigen Ehe und
dahin zielender Vorkommnisse heisst man: die Sache
hinübermachen.' GLHartm. 1817. Eim d' S. vorrechne",
den Sachverhalt auseinandersetzen. Weibel 1885. Ü"si
Abred soll also gelte", u"a gi*>sch-mer es Papirli. weiseh,
i'h ha" d' S. gern g'schribe"s. AHeimann 1899. ,Die s.
angryffen', von einem Religionsgespräch. SHofmstr
1526. S. noch Basperment (Bd VI 1486); ge-rüwen
(ebd. 1888). D' S. mache" 1) ein bestimmtes Geschäft
besorgen. D's Wirts Tochter z' R. het d' S. g'macht,
den Brautputz besorgt. Gotth. — 2) die regelmässigen
Geschäfte, bes. die Hausgeschäfte besorgen Aa; Ap; Bs;
B; L; Th; Z. Alleini chan-er [ein Witwer] di" S. nit
sauft mache". C Weibel 1885. Die Hausmutter geht
vom Felde hei'" ga" d' S. mache". Es g'hörte-sich ender,
dass 's Mcitli deheim d' S. machi, dass d' Bürene"
chönnt z' Chü'H" L (JRoos). Mit Dat. P. : Si macht-
em d' S., zB. eine Schwester ihrem Bruder. D' S.
mache" i" der Schür, im Stal' ZO. Dazu: [Ein Mäd-
chen] lere" d' S. i" d' Hand ne". JReinh. 1903. Hest
d' S. g'macht? bist du mit deinen Schulaufgaben, mit
dem, was du im Hause zu tun hast, fertig? Ap; Th.
105
Sach, secb,
noch, such
— 3) s. Sp. 107 u. (Ei"'m) d' S. ((/hörig) säge" 1) die
Wahrheit, die Meinung sagen, den Standpunkt klar ina-
chen Aa; Bs; B; Gl; Th; Z. Ja wole", Dem han-i''' (ei"s)
d'S. g'seit! B. Si hai" enander d' S. g'sait Bs. D's Chop/le"
tuet nie guet, mi" seit d' S. und dernäch isch-es wider
fertig. CStreiff 1902. Wen"-ig im [Frau dem Manne]
alben e" chh" d' S. g'seit ha", de"" chan"-er de"" da
stä", wie wenn es-i"s [uns] i" 's Werch g'haglet hätt.
Bärnd. 19iil (BE.). - 2) die Sache darlegen; s. Lauben
(Bd III 9Ö3). Als Dat. Der S. de" (in Bs auch en
andere") Böge" ge"; s. Bd IV 1061. ,Der s. ein naraen
geben', Etw. ausmachen, rechtskräftig festsetzen. , [Ob-
wohl N., der bei seiner Mutter wohnt, verlangte] das
man der s-en jetzt ein nammen geben [solle], ob er
den husszinss und was er darfür zalen solle, so hatt
doch die muotter nit wellen.' 1592, Z. (Men mos')
de'' S. e" Bässli a"legge" 1) sie bemänteln, plausibel
machen. — 2) sie beim rechten Namen nennen ApI.
Der S. de" Gang lä". Der S. tue", in der Sache handeln,
das Nötige vornehmen W. Wie ist der S. z' tue"?
ebd. ,[Nach Abt Kilians Tod beratschlagten] die con-
venthern, wie der s. zuo tuond sige.' Sicher 1531.
,Der landtrichter und die richter hand under einanderen
geratschlaget, wie sy der s. wellind tuon.' UMey. Chr.
1540/73. ,[N. hat einer Verwandten] klagt, wie der
s. [drohende Mussheirat ihres Sohnes] ze tuon sige.'
ebd. ,[A. sagt:] Ich furcht, ich heig ein unschick an-
gefangen, und strackte damit die hand fürhin, die wer
bluotig, rette er, züg [B.], es were im leid, fragte
inn, wie er der s. tan und gegen wem das were', von
einem Rauf handel, nach 1590, Z. Auch mit Dat. PL:
,Die von Bern gaben den Corherren gute Wort, Messen
sye nur heim ziechen, wollen den S-en recht tun.'
RCys. S. noch recht (Bd VI 213). Mit Präp. An.
Öppis a" d' S. tue", Etw. für einen bestimmten Zweck
tun, sich anstrengen ; wohl ausgehend von der ähnl.
Wendung unter 4 a ß. Me" mos' halt auch e'chli" Näbes
a" d' S. tue"! wenn es vorwärts gehen soll Ap. Mit so
Einere" sött-me" ehönne" G'stät mache"? Nei"! Wenn 's
auch noch Öppis wett a" d' S. [Kleidung] tue", he nu, aber
[das Mädchen will nicht]. JReinh. 1903. Recht a" d' S.
tue"; s. Bd VI 215. Vil a" d' S. tue", von einer Sache
viel Aufhebens machen Aa ; Z. Nit gäng noeh me a" d' S.
tue" B. En Pur mue" hütigs Tags vil a" d' S. tue",
der Bauernberuf erfordert viel an Geld und Mühe Z.
Z' rila"d' S.tue", Etw. mit Worten übertreiben, heraus-
streichen Ap; Z, ,von Zänkerei oder Verleumdung' Z
(Dan.), zu viel trinken Th; Z. ,[Wir Kläger haben uns
mit unsern Beiständern unterredet] was wir wellind
und wie wir wellind die klag füeren, damit wir weder
ze fil noch ze lüzel an die s. tätind.- UMey. Chr.
1540/73. ,[Die Angeklagte hätte] sölliche unchristen-
liche reden wol vermitten und zuvil an d s. tan.' 1577,
Z RM. ,So sich aber ansehen lasst, als ob dise kü-
nigin zuo vil an die s. geton', Esther bei Bestrafung
der Feinde der Juden. LLav. 1583; vorher gleichbed.
,ob Hesther zuo vil geton.' ,Villicht tuond dine botten
zvil an die s., erzeilend nit, wie es im grund ergangen.'
ebd. 1584. Etliche Personen haben in der Klus ,zu
vil an die S-e getan', indem sie durchziehende Berner
überfielen. 1632, Absch. ,[N. soll erklären] das er zuo
vil an S. don.' Iö41, Zg TgB. (Ehrverletzungsprozess).
,Z' Basel war vor Zeiten ein gelehrter Prediger, mit
Nammen Herr Fügli, der hat gern getrunken und
etwann z' vil an d' S. ton.' Schimpfr. 1651. , Damit ich
[Landvogt R.] weder zuo wenig noch zuo vil an die
S. tue, so erwarte ich hierüber [in einer Ehrschatz-
frage] Rats und Bevelchs.' 1659, Z. ,[Die Leibes-
übungen sind nützlich] es were dann, dass man gar
zu vil oder gar zu wenig an die S. tete.' JHLav. 1668.
, Damit ihr weder zu lützel noch zu vil an d' S. tuen',
was das Beten anlangt. FWyss 1677. Einmal ,an der
s.': ,Üiewyl der weibel mer, weder sich gepürt, an der
s. ton [mit Reden], soll er inn Wellenberg gleit wer-
den.' 1588, ZRM. ,An d's. wellen.' ,Er was ir [Su-
sannas] buol, der was ir hold, sumpt sich nit lang,
er wolt an d s.' SBirk 1532. I n. Er ist recht i" d' S.
g'gange", Hess mit sich reden ThMü. Er stöt guet i"
d' S., lebt sich tapfer in seinen Beruf ein ZSth. ,[N.
gesteht] sie haben dem von Baldegg seinen Wein
nehmen wollen, um die von Frutigen auch in die S-e
zu bringen.' 1447, B Anz. 1903 (nach einer Copie des
XV1IL). ,Nu ratet, wie wir in die s. komint, das sy
mit früntschaft betragen werde', sagt ein Mann, dessen
Verlobte nachträglich die Heirat verweigert. 1453,
Z RB. ,Dis [eine Gehaltsaufbesserung] nett herr abt
[von St Blasien] uns zuo eren und gefallen geton, süst
meinte er, er were nit so wit in die s. gangen.' 1524, Z.
,Sich in d' s. rüsten' s. Bd VI 1542. fNüdJ us der S.
cho", (nicht) ,draus kommen', verstehen; s. schon Bd I
550. Dur*h d' S. fare", drein fahren, mit der Sache
umgehen SchwMuo.; vgl. 4 a. Wer e'so dureh d' S. fart,
muess z' arme" Tage" cho". Zue. Sich zur S. (oder
derzue) ha", fleissig, ununterbrochen an der Arbeit
stehen B. ,Anne Bäbi sagte manchmal, für so nes
Jungs sei es [Meyeli] bsungerbar es flyssiges umi heig
sich zur S.' Gotth. ,Zun s-en reden'; s. den Beleg aus
Meinr. 1576 auf Sp. 103. ,Zur s. (zuo den s-en) sehen,
luogen.' ,[Die Streitenden seien so zahlreich gewesen]
daz er si nit ze nemen wisse, und wellen mh. nit bas
zur s. sehen, so welle er nit me frid nemen, dann er
well sin hend ganz bhan.' XV., Z. ,[N. rief:] Haltend
frid gegen anandern und versamlend ain gmaind und
luogend zuo den s-en!' Vad. Zur S. (oder derzue)
tue". ZB. einer Krankheit vorbeugen Aa; B; S; Th; Z.
Me" so'tt zur rechte" ZU zur S. tue". Ich tvill iez scho"
zur S. tue", für Abhilfe sorgen. Er hat z' vil zor S.
'tu", sich zu stark dafür ins Zeug gelegt; zu viel ge-
redet ThMü. Daß) tuet Nü(n)t zur S. Ap; B; Th; Z.
.[GvonRaron mahnte die Berner] daz si von ir eren
wegen nit enberen konden, si musten zu der s. tuon.'
Just. ,Ward durch dieselben potten geratschlaget,
dass guot werre zuo der s. zu tuond.' Waldh. Aufl.
1489. ,Als die andern zwen gmach zur s. getan und
nit gefridt habent.' 1523/6, Z RB. ,[N. erklärt] er
hette vermeint, die herren hettind -anders zuo der s.
ton.' SHofmstr 1526. ,Wir fürchtend, er [ein Kan-
didat für eine Professur] bring sin luterischen geist
mit im und werde uns nüwe unruow anrichten,
darum wir gern bi ziten zur s. tetind.' 1519. B Brief.
,N. ward für rät und burger bschickt, das er zuo
liederlich zur s. ton, und were sin schier vom ampt
kon.- JHaller 1550/73. ,N. solle förderlichen zur
s-en tuon, das das alt pfarrhuss gebuwen [werde].'
1573, Z. ,Tuot er [Agamemnon aufgefordert die Chry-
seis zurückzugeben] zur s., wies sich gebürt, sein
ehr und gwalt ihm glassen wirt.' GGotth. 1599. ,Bessre
dich [Zürich] und tu zun S-en bei noch ofner Gnaden-
tür.' JWSimler 1652. S. noch Lauf (Bd III 1112).
Der S. näch (näche". Däniker oO.), nach der Sachlage
107
Sacll, sech, sich, soch, such
108
zu urteilen, verhältmssniässig B; W; Z. D' Sunne"
schint hänen der S. nä'h noch lang BHa. Du liest us
dl""r Ghue der S. >u(ch me g'löst, wan ich us mi"'rren
BR. D's Türr ist der S. näch d's WolfeilU. ebd. Der
S. «(>'■ hat der Mesmer vo" Wile" me Lö" weder de*
vo" Stamme" ZSth. ,Nach gelegenheit, gestalt der s.',
den Umständen nach. ,[Wir haben] unsern orden nach
gelegenheit der s. wol (und als vil uns Got gnad ver-
lychen) recht gehalten.' 1529, Bs Chr. ,Nach gelägen-
heit oder nach gestalt der s. hets nit mögen bass
aussgericht werden, dann es beschallen ist, e re nata
melius fieri haud potuit quam factum est.' Fris.; Mal.
,[Der Zins einer Stiftung wird geäufnet und zu Zu-
lagen verwendet] eim fünf, dem andern zehen [Kro-
nen], mehr oder minder, nachdem der armen wenig
oder vil, und nachdem lang gsammlet worden oder
nit und derhalben wenig oder vil gelts fürstendig
nach gstalt der s.' F Schulordn.1577. Mit Possessiv;
vgl. Sp. 103. Das ist (tank) m'i" SJ geht dich nichts
an. Das isch nid min S., gehört nicht in meine Kom-
petenz, ich bin nicht dafür verantwortlich, Das geht
mich nichts an. Das ist st1 S., fällt ihm zur Last,
dafür hat er zu sorgen; in öl ,Das ist etw. Anderes.'
,Es ist dein s., der handel trifft dich an, res tua
agitur.' Fris.; Mal. Ü"seri S. int Nütz, unsere Unter-
nehmung ist verfehlt Ai>. Di(ni) S. ist Nüt (Nütz),
aus deinen Absichten wird nichts, du bemühst dich
umsonst Ap; Th; Z. Vgl.: ,[N. habe] geredt, ir
s. sölte also nüt; dann was einer riete, das würde
dem Schaffner glich geseit.' 1525, Z. Als weiter ge-
fasste Personalbezeichnung, die Person und was zu
ihr gehört; vgl. lat. res mea für ego. Mi" S. ist
nümme'' vil, meine Arbeitskraft ist dahin Z. Mi" S.
ist Nüt (Nünt) me, mit miner S. isch [ 's] Nüt (Nünt)
me", meine Kräfte nehmen ab Ap; G; Th; Z. Mit
miner S. göt 's halt ''im End zue ZSth. Es gi2t öppe"
s'End mit si'"r S. BG. Si" S. (si"s Sächli) mache" 1) die
einem zukommende Arbeit, seine Pflicht, was in seinen
Kräften steht, tun. wohl allg. ; vgl. Sp. 104 u. Mach es
Nieders si" S.! AaF., Ke. Ich bigeru mini S. z' machu"
[und nicht mehr] W. Mer händ euseri S. g'macht, sagt,
wer befriedigt auf eine Leistung zurückblickt Z. Mit
einem befriedigten : Ich ha" mi" S. g'macht zieht sich
zurück, wer als Pächter, als Tauner, als Knecht auf
einen grünen Zweig gelangt ist und nun im Stöckli
noeh anderthalbe" guete" Tag wott ha". Barnd. 1904.
Du hesch di" S. g'macht! Abfertigung für Einen, der
mehr zu essen, zu trinken, sich zu belustigen ver-
langt Bs (Seiler). Auch ein guter Zuchtstier macht
si" S. B. Wer schafft, der schloß vo" selber i"; und
mier händ ü"ser Sächli g'macht. Schwzd. (GT.). Mer
[wir] andere" hend auch ü"seri S. g'macht, bei einem
Konzert. ATobler 1901/2. Ich w'erH wele"weg e"möl
mi" Sächli mit dem Mül off der Welt mache", hiess
es von einem Knaben mit einer schönen Singstimme,
ebd. S. noch pfiffelen (Bd V 1068); Regula (Bd VI
742). ,Memineris te tibi proximum esse, mach din
sächlin, quicquid alii dicant aut faciant Germani.'
1553, ThPlatter Br. — 2) in Aa; W auch d' S. mache",
in Aa; L auch si"s Sächli m., die Sakramente em-
pfangen (beichten und kommunizieren), bes. sich zum
Tode vorbereiten kath. Aa; L; Scbw; U; W. Der
darf d' S. mache", wird kaum davonkommen Aa. .Schon
krank lief er [der sich vor der Pest geflüchtet hatte]
nach Ernen, um seine S. zu machen, und starb beim
Betreten des Dorfes.' W Sag. — 3) verhüllend. Seine
Notdurft verrichten BSL; Z. In obscönem S. : ,Jacobs-
bruedeiin: Mit vylen ich in wollust leben... Drumb
hab ich gnon ein solchen man, den ich sünst nit wett
sechen an, nun dass er myn deckmantel syg und ich
myn sechly mache fryg.' VBoltz 1551. St" Sächli
verrichte". [Es ist] wider im Hüs inne" g'si" und het
si" Sächli [die Hausgeschäfte] verrichtet. Breitenst.
,Sin sächli schaffen', für seinen Vorteil sorgen. ,Wen
die tütschen fürsten in Orient zuo krieg zugend, kon-
tend die bäpst in occident ir sächli schaffen.' HBull.
Tig. Si"S.tüe" Aa; Ap; B; L; Th; ZO. [Frau zum
Mann:] Leg-dich nu" a", mer wend z' Chil'he", und
mach-mich nüd taub oder potz Tüfel wille" ! Ich hän
jetzt 'bettet und mi" S. 'tö". Stütz. Jo, wer si" S. mit
Freude" tuet, Dem schmeckt si"s Esse" frilich guet.
Schwzd. (GT.). Ick cha"" mit guetem G'ivüsse" säge",
ich heig mi" S. 'tö", indem ich an einem Wohltätig-
keitsfeste viel Geld ausgegeben habe. BMohr 1909.
Si" S. lere", chsnne", bes. von Schülern Aa; Ap; B;
Th; Z. Gang i" d' Schuel und ler(n) di" SJ in einem
Kinderreim Aa; Ap;B; Th; Z. Er cha"" si" S., von einem
Schüler. ,Petrus: Ich weiss wol, was ich ye hab tan,
ich weiss min s. wol wie und wenn.' NMan. Si" S.
säge" oä., seine Meinung Aa; Ap; Th; Z. So, iezhan-
i'h mi" S. g'seit. Er seid si" S. so trochen ane" Z,
frisch use" Ap. Der hat si"s Sächli guet (schlecht)
a"'bröcht. ebd. .[Wenn Einer] gesel werden wölt und
aber in unsser geselschaft ein gesel wer, der dem-
selben gesellen wyderwertig wer, so sol er dem houpt-
man und den gesellen erscheinen, waz syn s. syg.'
1483, AaB. Urk. Si» S. tanke", sich (bei Etw.) das Sei-
nige denken, seine eigenen Gedanken machen, wohl allg.
Ich bi" dö iriter g' schiegget, ha" debi mi" Sächli Henkt
Ap. I'h ha" g'lachet uf de" Stockzäne" und mi" S.
'dankt. JReinh. 1903. Scherzh. Ich ha" 's ivie der Bett-
schisser, ie" tanke" mi" S. Z. Si" S. oben in'n Arm
tribe" s. Bd I 50. Zu siner S. luege". Lueg zu diner
S. (in BsStdt; ZW. auch zu dV'm S.), sieh für dich,
mische dich nicht in fremde Angelegenheiten; Syn.
lueg zu Di"'m Bs. Was stöst du dö, du Mülaff? gang
heim und lueg zue diner SJ XIX., L (Hausinschrift).
[Mägde, die es nicht gern sehen, wenn der Herr sie
beaufsichtigt, sagen etwa:] Lueg er zu si"'r S., er het
g'nue*> z' luege". JReinh. 1903. Insbes. aa) von einem
Anliegen, Gesuch B. Was isch di" S. ? Säg jiz di"
SJ ,Was rüefstu du mir, was ist die s. ?' VBoltz 1554.
,Wie ist die s. [um deretwillen ihr kommt], das zei-
gend an.' Meinr. 1576. — ßß) von der Schuldigkeit
bzw. Forderung; ,merces, debitum.' Id. B. Was ist
(macht) mi" S.? was bin ich schuldig? Aa; Ap; B; Gr;
L; Th; Z. ,Was ist di" S.? quid tibi debeo?' Id. B.
Was bin-ich schuldig? Säget [Doktor], was eui S. ist.
Gotth. D' S. mache", die Rechnung, Konto Ap (TTob-
ler). — yt) *n (wer, auch d) S. ha", verhüllend von
den Katamenien Aa; Bs; Z; wohl auch weiterhin.
Iri (si", d) S. nüd i" der Ordni"g ha". „S-en, men-
strua foeminea." St.8 — 88) vom körperlichen Be-
finden. Vgl.: Die S. stät bös! mit Bez. auf eine
Krankheit. ,Mh. habend sich bekennt, ein dienstmagt,
so irer Vernunft und synnen beroupt ist. in den spittal
in die samlung an ein ysen zeleggen und sy allda zuo
irer notturft mit muoss und brot spysen ze lassen,
unz ir s. besser wirt.' 1540, Z RB. ,Syn s. bösserete
sich ie lenger ie meer, also das im der harn gestüende.'
109
Sach, sech, sich, socli, such
LH
1546, Z. — es) vom Beruf, Gewerbe in der Wendung
siner (der) S. nä'hgä" uä. Aa; Bs; B (.negotia sua cu-
rare.' Id.) ; Th ; Z. Er hat doch na"'' immer chönne" siner
S. nä'hgä", auch luege" (Aa). Er [ein Landarzt] isch
siner S. nöchg' gange" trutz inte" Junge". Breitenst.
,[Man solle] verschaffen, damit er fürohin sölicher und
anderer handlungen müessig stände und siner s. der
arzny warte und acht habe.' 1516, ASvz. — ££) PL, von
(kaufmännischen) Geschäften; vgl.: Der So" ma-
chud guet S-e", il figlio fa buoni affari PA1. ,[N. hätte]
seine S-en besser nit angestellt, dann dass sein Haab
und Gut zum Uffahl kommen.' 1623, Gl. Under sine"
S-e" stä", zahlungsunfähig sein, mehr Passiven als
Aktiven haben BO. (so Frut., Meir.). ,[N. sei] um sein
ganzes Vermögen gebracht, ja unter seinen S-en ge-
standen.' BFrut. Zeitgsnachricht. Vgl.: ,Der rat miner
Schwester ist ursacb, daz ich under allen minen ge-
schaffen bin.' Morgant 1530: frz. ,au dessous de tous
mes affaires.' — yjk]) PI., verhüllend: ,Die s-en [leibliche
Notdurft] über die statt verhalten.' 1594,LPestbüchlein;
vgl. Sp. 103 o. — ß) mit dem un bestimmten Artikel
oder unbestimmtem Pronomen im Sg. (im PI. ohne Ar-
tikel). ,Umb kein s.', um keinen Preis, durchaus nicht.
.Er [Kaiser Maximilian] wolt umb kein s. lan, biss er
erholt die keiserlich krön.' JLenz um 1500. ,Dan Zü-
rich um kein s. in franzesischen pund wolt gon.' Ansh.
,Nun gang [Bote an den Reichstag] das der boden
krach, fyr nun nit umb kein s.' Eckst. 1526 (Rychst.).
, Barbali: Gott geb, wie man tue oder was man mach:
ins closter kumui ich nit um kein s.!' NMan. ,Ach,
sagt Rengnold, ich tuons um kein s. nüt.' Haimonsk.
1531. Mit Adj. (Es, Bas ist) en alti S. (Es, Das
ist) en armi S.; s. Bd I 454. ,[N. habe gesprochen:]
es nimpt einer 14 eimer wins von eim schiff in vier-
zechen tagen zuo Ion, das ist ein arme s.' 1445, Z RB.
,Es wäre ein arme s., so ein sünder bättote, fastote,
gebe almuosen etc., das im das nit sin sölte verdienst-
lich gegen Gott.' B Disp. 1528. Das ist e" füli S., ein
unlauterer Handel Aa: Z. ,[N. wirft den Vertretern
des Herzogs von Burgund vor] sy giengen mit fulen
s-en um und schüeffen dem herzogen also sin s-en nünt.'
1513/5, ABscH.(aus einem Verhör); vgl.: ,|N. sagte] das
der vogt wol richter finden werde, die im syne fulen
s-en beschirmind.' 1573, Z RM. .Ruolland lopt unsern
heren, das sy also uss einer frömden s. entrunnen
warend.' Morgant 1530. (Das ist, war) e" (un)g'freuti
S. ,Ein guote s. han': 1) ,N. habe anfangen reden,
wir netten jetz ein guoti s. [gewonnenes Spiel], wenn
wir ein s. [Auflehnung gegen die Übrigkeit] für die
band nämmind.' 1525, Z. — 2) ,A. 1548 iar ist gwässen
ein solcher trochner herbst, das schier alle brünnen
und bäch sind ferschwunden von grosser düre wägen.
Do hett man müessen ze mülli faren gen Döss uss
der statt und ab der landschaft allenthalben, das der
müller ein guot s. [gute Losung] het ghept.' UMey. Chr.
1540/73. ,Die von Wallis [wollten] sich keiner glicher
s-en lassen underwisen', sich nicht auf Vergleichs-
verhandlungen einlassen. Just. .Unglimpflich s-en' s.
für-chomen (Bd III 278). En abg'charteti S. Z. E"
rercherti S. En a"gleiti S. s. Bd III 1181 (auch schon
1467, ZRB.; 1529, Absch.). E" letzt S. D's Häxe"-
werch si gär e" rerborgni S. Schwzd. (GrPi\). 's ist
e" bosi S. (zB. um g'fdlti Cliind, oder wenn der Ma""
süß). ,[N. sagt aus] als die obgemelt erwerbung sye
beschehen, fragte B., es were im noch ein blindi s.
[dunkel, unklar], er wolt gern wissen, was man im
zuo gedachter dochter wollt geben.' 1508, Z. Es isch
he" rechti S., ist wie verhext, will nicht recht von
Statten gehen GSa. ,Gang mit mir heim, der knecht
lit da heim, der seit dir ouch wol, dass ich recht s-en
triben', eine ehrbare Frau bin. 1430, Z RB. ,Mit
(uf-) rechten s-en umbgän' s. Bd VI 207. 221. En
abg'redti S. E" verruckti S. ,Üie [Beschwerde-]Puncten
seind zum Teil so von geringen S-en, die die Oberkeit
ihnen gern gutwillig zulasset.' 1653, LH. Manifest (im
Übergang zu Bed. 3 b). E" gWoW'eni S. s. Bd VI 1886.
,Nun wolhin! dis ist ein geschehni s.' das Heiratsver-
sprechen ist gegeben. 1453, Z RB. Das ist. war e»
schöni S.! Du redst da vo" schöne" S-e" [aber die
Verhältnisse liegen anders]. CWeibel 1885. , [Reng-
nold dankt für eine Gelegenheit, seine Tapferkeit zu
beweisen:] Ach, her gott, gelopt sigest du, daz du
mir ein so schönne s. vergunnen hast.' Haimonsk. 1531.
E" verschleikti (verschleipfti) S., von einer verschlepp-
ten Krankheit. [Mutter zu den Heiratspläne schmieden-
den Töchtern:] Me" het lötzel z' schaffi"d ond lötzel
z' essi"d, ond denn noeh äsen öberspölt S-en im Grend
ha"! Schwzd. (ApL). E"tummiS. Tummi S-e" a"stelle".
,Es sind diser Tagen vil unfrüntliche Reden und zum
Teil tetliche S-en fürgangen.' 1621, Z (Akten Sax). E"
merkicürdigi S.; s. 'Sp. 104. .Gerne rede von inen hören
und kein zimlich s-en an inen erwinden lassen.' Just.
E" verzivickti S. Es ist e" verzwankti S., meint-sfij. ich
han e" Schinne" [Holzsplitter] im Tumme". Scnwzn. (Gr
Pr.). Mit dem Vb sin. Es ist e" Säch, ein schwieriger
Fall, eine schlimme Geschichte Ap; Th; Z; Syn.Meining.
's ist e" S. mit dir! zB. als Klage eines Vaters über
seinen ungeratenen Sohn Zu. ,Ist's einmal bitter im
Herzen, wird Alles bitter, was drein und draus kommt,
. . . Da ist dann eine S-e dabei zu sein, dass böser
Nichts ist auf Erden.' Gotth. Da' ist e" S. i" dem
Ghallere" hinne": d" Geisse" händ 's Gltäppeli um-
g'schliicket, Neckerei auf ÄAKallern im F. (AfV.). Das
war e" S.! .meinst du etwa, Das wäre zu viel ver-
langt? Das darf man dir wohl zumuten.' GuChur.
Das mues' e" S. si" i" dem Zürich inne"! mit Bez. auf
die Landesausstellung und die deshalb sich ansam-
melnde Volksmenge. ESohönenb. Das sind Sache" :
1) Das sind Sach'Hs, Das ist so, hat seine Richtigkeit,
ist natürlich W (Tscheinen). Das sind S-e". Das ver-
steht sich von selbst, ich begreife wohl, natürlich ist
es so, wahr Ap; B; GTa.; Tb; Z. Der Chran: wird halt
letz [wenn man halb im Schlafe webt], se'b sind S-e".
NBösch 1892. Das sim-mer S-e", Das versteht sich
von selbst ÄALeer. — 2) beschwichtigend, ein weiteres
Eingehen ablehnend Aa; B; Gr; Z. A.: Er kett-mi*
nüd 'brächt efso a"z'fare". B.: Das sind S-e", we" ist
nüd immer glich gurt iifg'leit ZStdt. [Anneli, das von
seinem Besuch in der Stadt erzählt, wird vom Vater
getadelt, weil es aus Unkenntniss mit Kaffee Gesund-
heit trank. Mutter, unterbrechend :] Ä. Das sind S-e",
far du fnrt, se'b far! Stutz. — 3) (.Tu). Da(s) sind
S-e", bedenkliche, nicht leicht zu nehmende Z. Auch
elliptisch: (Ja,) S-e". Das sind S-e" tri- halb Öpfel!
von auf den Schein gebauten Häusern, nur scheinbar
glücklichen, geordneten (Ehe-, Familien-) Verhält-
nissen, von zweifelhaften Unternehmungen AASuhrent,
Das ist du°* e" S., Das dö! l»as ist doch auch etwas
Wichtiges AaF.. Ke. Das wird iez au"* <•" Säch si .
ivänn-d' e'mal de" Verein usshi.it '. Pas hat doch nichts
111
Sach, sech, sich, soch, such
112
zu sagen Z. Das ist-mer auch ne" S.! zB. zu Einem,
der unwillig, ungeschickt an seine Arbeit geht L.
's isch ämmig auch e" Stich! ein sonderbarer, fataler
Umstand ZF. 's ist doch au"'' e" Sdch, das'-er nie
cha"" rieht tue" .' Tb ; ZO. 's ist doch au"* e" Sdch, dass-si
nüd g'siinder ist! ebd. Das ist-mer doch o"ch ne" Sdch!
,eine fatale Geschichte, ich weiss nicht, was ich dazu
sagen soll' B. Da1 sim-mer auch S-e", Da1! Th. Das
sind ä [auch] Sdche"! was muss man hören! Aa; Z.
's ist grad e" Sdch! nicht leicht zu nehmen, nicht
wenig Ap; GrPt.; GT. [Der Alp] het-mi'1' Hruggt,
''ass ['s] grad e" Sdch g'sl" ist GT. (NSenn). [Abgenom-
men hat das Schwein] in de" letste" zwei Tage", es ist
grad e" Sdch. Schwzd. (GtiPr.). 's ist grad e" S., we-n-er
tued, ein Zorniger Ap. 's ist doch auch (gradi e" Sdch
met-em, zB. mit einem unfolgsamen Kinde Ap; Th; Z.
S. noch Bd VI 509. Das (oder 's) ist (halt) so (e'so,
eben e'so) (n)e" Sdch! noch nicht klar und eindeutig,
noch zweifelhaft, noch zu überlegen, aufzuhellen, Das
hat noch einen Haken, ich kann nicht unbedingt ein-
verstanden sein, zusagen Aa; Ap; B; Gr; Th ; Z. Das
sind (halt Alles) so Sdche" (Sächli), heikle Angelegen-
heiten Aa; Ap; Th; Z. [N., ein Unterstützungsgesuch
beantwortend:] Ach min Gott! Das sind halt ehe" so
S-e"! Aber säg auch, wem muest das Geld denn g'e"?
Stutz. Da(s) (oder 's) ist (war) (en)kih' S.! 1) Das hat
(hätte) Nichts zu sagen, zu bedeuten, es liegt (läge)
Nichts daran Aa; L; Th; Z. 's ist ke" S., wän"-er schu"
nüd President giH, oder wän"-er-si [die Geliebte] schu"
nüd überchunnt ZO. B. [zu A., der sich wegen einer
verspäteten Zahlung entschuldigt hat]: Ja, 'sistkei" S-,
mer nend 's jo jetzig noch. Stütz. [Wir] wand d' Lüt
lo" belle", 's ist ke" S., und d' Hund de"" rede" lo".
Ineichen 1859. Gleichbed.: Da' hat e"ka" S. ZStb.
— 2) Das ist e"ke" S.l so geht es nicht, die Arbeit
ist nicht richtig angefasst Z. E" S. ge", absetze".
E, Das giH iez awh ne" S.! beschwichtigend L. Das
häd aueh nes Zug ond ne" S. abg'setzt, wo si Das
verno" händ. ebd. E" S. ha". Si hend e" S. g'cha",
,sie haben einen Lärm gehabt oder sie hatten eine
Freude' Sch (Kirchh.). E" S. ha" mit Etw., Jmd, viel
Wesens, Aufhebens machen, viel auf Jmd halten,
Jmd zuvorkommend behandeln B; Gr; L; S; Th; Z.
Die händ e" S. mit enand (g'ha") ! von Verliebten.
Die händ (auch) e(n ebigi, heillosigi) S. de(r)mit Z.
Er hed en grüsigi S. mid-ere" Gr. Die gueti Frau
ist g'schivind uf-mich zue cho" und het-mer d' Hand
'drückt und e" S. mit-mer g'ha", i'h bi" ganz rot worde".
Schwz. Frauexh. 1907 (S). Nes G'scWs' ond ne" S.
ha" L. Us iedem Bitzeli nes Zug ond ne" S. mache".
ebd. ,Ein s. ein s. sin län', Etw. auf sich beruhen
lassen. ,Wenn ich [Hiob] gleich von inen [den Wai-
sen] beleidiget bin worden, hab ich doch nit auf sy
getrungen, sonder ein s. lassen ein s. sein.' LLav.
1582. S. noch Bed (Bd VI 528). Auch ausser der
Verbindung mit sin erscheint der meist stark betonte
PI. Sdche" prägnant für eigentümliche, merkwürdige
Dinge. Da(s) giH glich (od. auch} glich au'h) S.! Du
machst (seist, weist) (glich) au'h (od.amel auch) (Chrotle"-)
S-e"! D<i g'hört-me" S-e"! Die häm-mer S-e" g'seit!
auch von beleidigenden Äusserungen uä. Hast welle"
S-e" mache"? dumme Streiche ZO. Die mache"d glich
auch S-en i" der Stadt! Stütz. Es ist ganz mergg-
würdig, was si z' Züri* für S-e" mache"d. CStreipf
1898 (GlM.). En Zug und S-e" hed-er [der dumme
August im Zirkus] derther 'bröcht, da"-m-me" vor
Lache" fast 's Büchwe übercho" hed. AToblek 1901/2;
vgl. unter 4 b. S. noch Namen (Bd IV 722). Ja S-e"!
ei was! Gl. — y) ohne Artikel (ausser fy nur Sg.).
aa) ,es ist (wird) s.', es liegt der Fall vor, tritt ein.
,Es ensol ouch enmag unserer diewederer nfheben
oder abenemmen dheinen teil sins harnasch noch an-
ders dartuon, doch behalten, ob es s. wirt, dbein ding,
so unser ietweder unerfolget hette ze ebenende.' 1428,
Bs Chr. (Übersetzung der Kampf bedingungen eines
fahrenden Ritters). Bes. oft ,(es) ist (war) s. dass...'
,Ist S., dass..., wenn, doch etw. selten. Ist S., dass der
Pfarrer wider so predige" tued, wenn der Pfarrer . . .'
Ap (TTobler). Es war denn S., dass ... Gr. Mit
Anpassung an den Gebrauch des Artikels in der Jün-
gern Spr. : Isch e" S., dass-mieh der Tod ergrift, so
ioeckt-mich Christus im Himmelrich. Bs Reime. Sehr
häufig in der Spr. des XV./XVIL; zB.: ,Der herzog
von Lothoringen rytet zum küng und hat geredt, er
wolle so vil schaffen, dass der küng dem bund hilff
tüege; were aber s., dass er nit mocht schaffen, so
woll er sieb doch nit scheiden vom bund.' 1475, Bs
Chr. , Wurde es s., das man die herrschaft Kempten
erkouffti, so . . .' 1478, Z. ,Ist dann s., daz ..." 1483,
AaB. Urk. ,Ob es s. were, daz wir tallüt etliche jar
kein lehenkue trübent' 1498, Gfd. (Alpstreitigkeiten
zw. UUrs. und W). ,Item und wäre joch s., daz .. .'
Edlib. , Barbali [zur Mutter, die es ins Kloster schicken
will]: Ich wils [das ,euangelibuoch'] dis jars vorhin
durchlesen, üch denn ein guote antwurt geben, ist s.,
dass wir das jar erleben.' NMan. ,0b s. were, das
er wider kemm.' Moroant 1530. ,Wenn schon s. were,
das sy wider kemme.' ebd. ,[Ein Wiedertäufer zitiert:]
Niemand kumpt zuo mir, es seigi denn s., der vatter
zieh in dann zuo mir.' 1530, EEoli, Akten; nach Joh.
6, 44, wo in der Z Bib. 1530 ,es sei dann, dass ...'
,Nisi, es sei denn s., dass...; si est ut velit, ist es s.,
dass er wil.' Fris. ,Es soll auch diese erkanntnuss
von keiner bitt wegen nimmer abgelassen werden,
es were dann s., das sich ihren einer in solcher mass
darinn verantworten wurd [usw.].' Würstisen 1580;
ähnlich 1654, Absch.; Rhag. 1676; 1703, Z. ,Wärs S.,
dass man wolt auffstehn, so tu das Silbergeschirr ver-
sorgen.' Laz. 1663. ,Wäre es aber S., dass eine Kuh
gar über die Zeit trüge, so ...' EKönig 1706. S. noch
frevlen (Bd I 1288). — ßß) mit Adj. Guet S. ha", es
gut, leicht haben B; W; s. Gauchlichi (Bd II 108);
guet (ebd. 537), anderswo nur noch im Liedchen unter
Bach (Bd IV 948). Vgl. ,ein guot s. han' unter 3 a ß.
Läri S., ,etw. Leeres.' Er traue dem Wetter nicht,
dem Aussehen nach si 's me u's nw läri S. Schwzd.
(Gr). — YT) 'm Gen. abs. U"verrich(te)ter Sach(e")
hei'" müesse" uä. Bs(Breitenst); B; Th. .Ungeordneter
s. (für ein slos lauffen).' DSchill. B. .Unabgeseiter
s-en (angriffen).' ebd. ,Unwiderseiter s-en (innämen).'
1419, Z StB. ,Unversächner s.' Rüef 1558 (,unwussend
u. s.'); 1582, Z RM. (,u. s. und unbedacht beschechen').
.Ungeschickter s. (sich sümen, komen).' 1442, Z; nach
1480, ebd.; 1494, G (,u. s., nit das inn jemant belont
oder beschickt hab, uss siner aigen bewegnuss und
uss pflichten sins ampts'). ,Unverdienter s. (entsetzen,
die proviant abschlahen).' 1529, Bs; HBull. 1572. ,Un-
gewarnoter, -eter s. (sich üfmachen, stechen, innemen
ua.).' Z Chr. 1336/1446 (,u. s. und unwiderseit'): 1 174.
ZRB.; Ansh.; 1556, BTurmb.; Haberer 1562. ,Un-
11".
Sach, sech, sich, soch, such
11:
wissender s. (überfallen, schlahen uii.).' Jdst.; 1431,
Z RB. ; Ansh., gehäuft ,ungewarnoter unwissender
s-en (vom leben zuo dem tod bringen).' 1436, Z RB.
Bes. oft ung 'schaffter (ung' Schaffner) S. (wider furtgä"
uä.) Z (so O.f, lt Spillm.). .Ungeschaffter sach(en)
abziehn, wider heim komen' uä. VTschudi 1533; JHal-
ler 1550/73: Schimpfr. 1(551 (PL); Sprecher 1672 (lat.
infecta re); JEEscher 1092. ,Wir haben ungeschaffter
s-en die quartier zum nachtleger eingenomen.' 1590,
Bs JB. 1885 (Söldnerbrief). ,Sy (eine Hexe) habe ein
stuck brot by iro gehept, dasselbig er [der Böse] sy
gheissen von iren leggen, daz sy nit getan, also das
er ungeschaffter s-en von iren müessen.' 1597, Z RB.
, Manchen wirffts [das Bad Pfäfers] auss ungschaffter
Sach', ohne Heilung. HRRebm. 1620. Mit veränderter
Auffassung: ,Ohn gschafft der S-en (abziehen).' XVII.
(LTobler ohne Beleg); vgl. nhd. .während des Krieges'
aus älterem .währendes Krieges.' Mid ung' Schaffner S.
BR. Nach dem Vorbild solcher Wendungen entstand
aus ,ungefert' (Bd I 880) ,ungeferter sach(en)' 1) un-
versehens, ohne dass man sich vorsehen kann. ,[Den
Glarnern und Schwyzern wird vorgeworfen, sie hätten
der Gräfin von Toggenburg die Ihren] unwüssender,
ungewarneter und ungeferter s. zuo ewigen landtlüten
genommen.' 1417, Inf. 1713. — 2) unversehens, zu-
fällig. ,[Er sei] ungeferter s-en darzuo kommen', zu
einem Frevel an einem Nussbaum. 1586, ZFlaach.
,[Er sei] ungeferter s-en alda [in einer Scheune, die
vom Blitz getroffen wurde] gewesen.' 1587, Z RB. —
b) Ursache, Veranlassung, Grund; bes. in der
Verbindung ,von s.' ,Der hof ze Schennis der giltet
jerglich ze zinse 130 schaf; der gant 7 schaf abe
von s-e, das das wasser, das heisset du Linte, hat
der acker so vil dan(n)an gefüeret, da von 7 schaf
giengen ze zinse.' HU. ,Wein sich du hant wandlot
von keiner s-e.' 1304, FRB.; lat. ,cum manum ulla
de causa mutari contigerit.' ,Swenne das geschiht,
das der selbe weg von alter ald von wetter ald von
deheiner slaht s-e nider vallet.' 1305, Z. /Diu sach
sins smerzen.' Boner. ,Also N. von etwas s. wegen'
in dem turn lag.' 1371, Z StB. ,Waz die s-e ir [der
Annagnaken] zuokunft were, daz ist ...' Just. ,Von s.
wegen, von s. daz.' ebd. ,Do wurdent der viant wol
sechzig erslagen. Der biliben sechs und drissig uf
der wal bi uns tot; die andren fuorten si wund mit
inen hain, die aber der selben s. sturbent.' XV., Z
Chr. ,Das ich von rechter redlicher schuld und sach
schuldig bin 32 pfund.' 1425, AaB. Urk. ,So kumpt
der streit von menger s. . . . Die s. der s-en ist vil
wol fünferlei.' Ring. ,Ich hab ein zwifel, du werist
ein s. daran [an meiner Fehlgeburt] gesin mit dinem
grossen schalk.' 1454, Z RB. ,Ob es sich füegti, das
nit gnuog werint im gericht, es wer, das etlich von
früntschaft oder von argkwons wegen dannen getan
wurden oder das ir sovil gen enandern partyig und
sächer werint, oder andrer s-en halb . . .' 1469, GBurgau.
,Da er mich gefragt hat, wie das kome, das so wenig
gesellen alda sigint, da ich im antwurt, es schüeffe
s. [das hätte seinen Grund].' 1471, Z RB. .Redlich
(elich) sach(en) fürziechen.' um 1510, Aar. StR. ,Mag
denn der zug den wagen uff den brittern geziechen,
das die hindern reder stand uff dem brätt, da die
vordem stünden, so ist das höw dess meyers; were
aber, das das nit beschech, durch was s. und hindernus
das were, so hat der meyer uff dasselb jar das höw
Schweiz. Idiotikon VII.
verloren.' 1538, ZHegi. S. noch Chib-Baum (Bd IV
1239); Ur-Sachl. ,Äne s.', ohne Grund. ,Der ahtode
tag unseres herrin geburte unde sin besnidunge cho-
min zesamine an disin heiligin tag niuwet ane s-e.'
XII., Wack. 1876. — 4. konkret, a) als kollektiver
Sg., die Gegenstände, Ware, um die es sich im ein-
zelnen Falle handelt. Nu, »j chumm mit dl'-m &.,
mit deinen Habseligkeiten ZW. 's ist schad um ä" S.,
zB. um die Rohstoffe, die man zu Etw. (zB. einem
missratenen Backwerk, Kleid) gebraucht hat. D' S.
(slni S.J la" ligfyje", was zu einer Arbeit nötig ist Aa;
B; Z. Ei""m d' S. abn'e", was er trägt. Mu" mues'
d' S. chaufe", wenn 's wolfel ist, we""-mu" 's scho" nid
manglet BE. Lueg-mer nid alewil i" d' S.! in die
Karten ZSth. Er hat d' S. (si" S.J i(nj der Or"ni"g, Klei-
der, Hauswesen, Ökonomie Aa; Bs; B; Th; Z. ,Jakobli
[hatte] den glücklichen Gedanken , die Mutter zu
bitten, sie möchte kommen und d'S. [den Hochzeitsstaat
der Schwiegertochter] gschaue", sie werde dann sehen,
dass d' S. recht sei.' Gottb. Mi" S. [Kleid] schickti-si'''
dir nüt, amene" sellige" Mägerli"g. ebd. ,Die S-e an-
greifen', Besitz ergreifen, auch mit Bez. auf unbe-
wegliche Sachen, zB. eine gekaufte Waldparzelle
(indem man etwa einige Bäume schlagen lässt). Ndw
Ges. 1868. Die händ auch ne" S. [Hausrat usw.] im
Hüs inne", Alls vom Feinste"! L. ,Dass Hauss zum
Tach mit Leut und S. Gott wohl bewach.' 1691, ZHirs.
Hausinschr. a) von Pflanzen, Kulturen, land-
wirtschaftlichen Erzeugnissen Aa; BsL.; B; S; Th; Z.
,üie Lindi nach dem Regen tuet der S. wider guet'
BsL. Wenn d' S. am unwertesten isch, se söll-me"-sen
am werteste" ha", ebd. Wenn no'h en warme' Hege"
chäm, der wörd d' 8. g'scMcind use"lopfe" ThMü. Si"
S. stöt guet ZSth. Wenn d' S. rlf isch, gib-der de""
Chirsi und par Öpfel, für eine Gefälligkeit. Schild
1876. Es isch dach gäiig guet, wenn-me" d' S. nit grad
giht, wenn der Pris auch im Hick oben isch. ebd.
— ß) von Verkaufs waren; von Lebensmitteln.
D' S. recht, billig ge", von einem Krämer, Wirt Aa:
Ap; Bs; B; Th; Z. Englisch, schottisch muess-me"
lere", will-me" zu de" Liite" g'höre"; wer nüd englisch,
schottisch cha"", bringt si"s Sächli niene" a" ZStall.
D' S. a" der Hand ha" s. Bd II 1381. D' S. an'n
Ma"n bringe" s. Bd IV 240. Ich mach-Ene" d' S.
paräd, das Frühstück THFr. Du muest nid a" der S.
spare", zB. die Butter beim Kochen Aa : ZSth. D' S.
war recht (war dra"), aber es macht e"ke'" Gatti"g, von
einer unordentlichen Köchin Z. Z' eil a" d' S. tue", zu
viel Gewürz oä. Th; vgl. Sp. 105. Frilvh het d' S. kei"
B'schuss g'hO"; men isch mueht blibe" derhi, uenn-men
Einem nit Hufen ufg 'stellt het. Schild 1876. Mir
hand 's und vermögen 's, d' S. ist dö. APletscher
1902; ähnl. Th; Z. ,Z' viel ist nicht an die S-e getan,
öppe so unvernünftig Anken oder Schmatz ist nicht
daran, sondern ebenrecht.' Gotth. Si(ni) S. recht ha",
den Lebensunterhalt, die Beköstigung: s. Bd VI 202.
— y) (mit Poss.-Pron.) vom Anteil, der Einem zu-
kommt. Jedem si" S. ge"; si" S. ha". Ich ha" mi"
S„ habe meinen Anteil, was mir gehört, erhalten, bin
damit zufrieden. Hast di" S.? Da hasch (du) di" S.
Mit Chäs u"d Brot het-me" fei" e"chli" si" S. g'ha"
BE. (Bärnd.). So, jes hait-der euer S..' Lebensmittel,
Backwerk, Futter (beim Vieh) Bs. D' Chüe hand ire
S., das für sie bestimmte Futter Aa ; Th. Der richtige
Bauer wo'tt nüt Ungrechts, aber er wo'tt si" S. Bärnd.
115
Sach, sech. sich, soch, such
116
1904 (BE.). Zu siner (si"'re") S. (zur S.J eho". Er
ist ämel zu siner S. eho", ist also nicht zu bedauern Z.
Gim-mer, Vatter. mi" S. jetz üse" (Gl), Vater, g'em-mer
ir mi" S. uise" (Obw), Atta, ieh wollt mi" S. usi ha"
(BHk.). Dial. (Übersetzung von Luc. 15, 12). [Auf
dem SchulausÜug haben die Erwachsenen] Kaffi, %"■
g'sclienkt und Chüechli verteilt und jedem si" S. g'ge".
Breitenst. Nu" z'fride"! du muest dl" Sächli glich
noch ha" und 's Kamerädli lide" ! Mädchen, das einen
Igel mitbringt, zum eifersüchtigen Kätzchen. Junge
Welt 1889. — S) si" S. mache", seinen Gewinn davon-
tragen, ein Geschäft machen. ,So schnarrte einst die
Hausfrau eines liederlichen Beckers ihn an: Stiendisch
früeher üf und biechist güeters Bröd, so miechist di"
S. au'h besser.' Dial. ,Under den münchen und pfaffen,
die durch erschynungen der seelen und anders ir
sächli machtind.' LLav. 1569; ,die sich durch falsche
Erscheinungen der Geistern bereichen.' 1670. ,Der
sich so in die Zeit wusste zu schicken, der konnte sein
Sächlein wol machen.' 1623, Bs (Seiler). — e) eher zu
Sp. 104 u. , Einem sin sächli machen' [= es ihm besor-
gen] s. er-beren (Bd IV 1460); vgl.: 's Sächli mache",
Einen zurechtweisen, meistern, phys. und mor. L (In-
eichen). — Q vom Eigentum, bes. vom landwirt-
schaftlichen Besitz, Vermögen, Mittel (,opes.' Id. B).
allg. Mit Possessiv-Bestimmung oder bestimmtem Ar-
tikel. Ach, wie schivaeh ist Bettelma""s S.! Th (Lied-
chen von der Hochzeit des B.). Er hat si" S. (d' S.
mitsamt dem Blueme") verchauft Th; Z. Er ist uf si"'r
S., lebt aus seinem Vermögen, arbeitet nicht mehr W.
Uf si" S. gä". ebd. Er hat si" S. am-ene" chlinen
Ort ZO. Si" S., mehrfach in den Übersetzungen von
Luc. 15, 12 ff. Dial.; ,sein guot.' 1530; gr. tyjv oüaiav,
tdv ߣov. ,Ich [Doktor] will nichts, brauchet eure S-e
für die Frau, das ist nötiger.' Gotth. ,N. verstosst
seine Kinder, aus Geiz, damit er die S-e allein fressen
könne.' 1860, Tscheinen TgB. (W). ,Der Matter Pfarrer
soll den St Niklasern [die ihn zum Pfarrer wählen
wollten] kurz abschlägige Antwort gegeben haben: er
wolle lieber auf seine S-e gehen, als Pfarrer in St
Nikiaus werden.' 1862, ebd. A.: Und ü"si S? B: Die
isch richtig stübis und rübis de" Gläubigere" zueg'heit.
FOschw. 1895. [Das Dienstmädchen arbeitet und spart]
wie wenn 's si" S. war. JReinh. 1903. Nach einem alten
Erfahrungssatz sagt ein Knecht bis nach zwei Dienst-
jahren dem Meister si" S., bis zu 7jähriger Dienstzeit
ü"si S. und schliesslich mi" S. BArno. 1904 (BE.).
S. noch ligen (Bd III 1204). ,[Man soll in Erfahrung
bringen] was dieselbig sondersiechin für fründt habe,
ob sy rych ald wie ir s. stände.' 1568, Z EM. Z<*
wird miner S. ivol no'h mües'e" nöch springe" l sagt etwa
Einer, der Ausgeliehenes lange nicht zurückerhält
BsL. ,Er wirt si" S. nit der Chatz g'e", proprium
commodum non negliget, qua?stum non contemnendum
inde auferet.' Id. B. Er hat si" S. recht Sch; Th; Z,
im Beine" (Bd VI 988), am Schirme" (B), im Trockne"
(Trochne") Ap; B; Gl; Z. Er nimmt si" S. z'säme"
1) er packt seine Ware zs. — 2) ist mit seinen Um-
ständen zufrieden, wenn er die unerquickliche Lage
Anderer bedenkt ZO. Er het si" S. mit guete" Zende"
g'gesse", hat in jungen Jahren sein Vermögen aufge-
zehrt BSi. Um d' S. eho". Mit frei si" (LG.). mit
der Gidult (Z) chunt-men um d' S. Wenn der Unggle"
das Wisse" b'halte" hätt, wäre"-mer i" dene" Fdljöre"
ä [auch] um di halb S. eho". HBlattner 1902. (Ei"'m)
zu siner S., zur S. achte" (s. Bd I 80), luege" uä. Hü-
tigs Tags muess Einer zu siner S. luege" Aa; Ap; Th.
's lät si'h hüt z' Tag zu si'"r S. luege", we""-me" will
dur''' d' Welt eho" B (Zyro). ,Es lät-si'>> Sorg ha" zu
sV'r S., quilibet facultatibus suis prospiciat.' Id. B.
Lueg zor S., vertrau uf Gott, Das wart-dich vor Schade"
ond Not. 1858, Th Ztg 1902 (Kalenderspr.). St [die
Schwiegermutter] meint 's doch grüslich guet mit-ech
u"" luegt-ech guet zur S. CWeibel 1888. S. noch räss
(Bd VI 1273). Mit Adj. uiid unbestimmtem Artikel.
En ordeHichi, grüsegi (Gr), hübschi(ebä.), schöni, tolli
(B) S. (ha"). Er het en hübsche S. g'erbt Gr. Schin Ätti
hed d's Lobd g'han. er hei en ordeHichi S. mit Eren
z'sämmeng' stolen. GFient 1898 (GRPr.). So-n-e" Sdch,
vier Boss und e" Stall voll Rau"tv'eh. JReinh. 1901.
S. noch recht (Bd VI 206). Ohne Attribut oder Artikel.
Lue', de bisch iez sechszehni, de muesch iez für dich
selber sorge", me hend nid z'vil S. RBrandst. 1889 (L).
Dim. Sachi W (Dial.), Sächli BE., Gr., Si. ; SchSL;
(Sulger; für heute abgelehnt), Sachelflß BHk., R.;
Ndw, Sächli Aa; Ap; BsL.; BStdt; L; üw; Z, Sächeli
AALeer., von einem kleine(re)n Vermögen, auch als
gemütlicher Ausdruck für Vermögen übh. Us dem
Bächli irird e" Bach, us dem Sächli wird e" S. BStdt;
L; Z; vgl. Buns (Bd VI 1144). Er hat si"s Sächli Z.
Zenem Sächli chon, si"s Sächli verteile" BGr. (Bärnd.).
Si" Vatter isch g'storbe", si" Muetter isch död, si"
Sächli verdorpe" und 's Chind in der Not. Breitenst.
,Ob er meine, Eltern und Schwiegereltern werden mit
ihrem Sächlein, das sie saujer erhaust haben, einstehen
und seine Torheiten bezahlen wollen?' ebd. 1868.
,Man müsse es sich schier am Maul absparen, bis
man sein Sacheli nur versteuert und verzinset habe.'
Ndw Kai. 1902. S. noch ge-recht (Bd VI 228); er-raxen
(ebd. 1912). E(s)schö(n)s (Ap; Bs; ScHSt.), stifs, tolls
(B) jS'. ,So verschleuderst du dein schönes Sächlein,
wo dein Atti selig und ich so mühsam errungen haben.'
Breitenst. — nj) auch Dim., euphem., Genitalien (klei-
nerer Knaben) Z; Syn. Wärli. — *) Ieh ha" d' S.!
oder nur S.! im Spiel mit Schnellkügelcheu: ich habe
wieder die Anzahl Schusser, mit der ich das Spiel
begonnen habe, habe weder gewonnen noch verloren
BsLie. Vgl.: Ich ha" mi" S. wider, habe wieder was
vorher, bei irgend einem Spiel Th. — b) PI., allerlei
einzelne konkrete Gegenstände, Habseligkei-
ten. Was liggcd da wider für S-e" umenand? Packe'd
euri S-e" z'sämme"! Gib-mer die Sachleni! BSi. Er
het Sorg zue sine" S-e". Ein Kind zeigt dem andern
sini S-e", Spielsachen. Da hat 's schöni S-e", von
Schmuck-, Spielsachen. Du hest dö schöni Sächeli! zu
einem Kinde Ap; Th. Me" hat ebe" an'n chline" S-e"
Freud, we""-me" noch Chind ist, ironisch zu Erwach-
senen, die sich mit Kleinigkeiten abgeben SciiHa.
S. noch recht (Bd VI 202); siben (Sp. 56). ,Sobald er [der
kleine Besenhändler] heim kam und seine S-en geschermt
hatte.' Gotth. .Betrieben von allen Seiten, ohne Geld,
ohne S-en, ohne Gottes Glück und Segen, so ist der
Mensch doch wirklich mehr als arm.' ebd. [N. erzählt]
Geld müess-er g'ha" ha", de' frönd Mansch, brezis wie
Heu, und Chleider und S-e" zum Verwundere". FOschw.
1898. [Das Mädchen hat der Kranken] nid g'nue> gueti
Sächeli chönne" zueche"bringe". RIscher 1903. Zug und
S-e", von allerlei Waren, Vorräten (Hausrat, Kleidern
usw.)Aa:Ap;B; L: Sch;Scbw; Th; W; Z, bes. auch vom
Vorrat an Lebensmitteln Aa : Schw : Th. Chline, du hest
11 1
Sacll, sech, sich, soch, such
ä [auch] Z. und 6'..' eine Masse Spielzeug Aa; Ap; Z.
Hast g'seh" dei, gell, Die händ Z. und S.! Zu. [Für
die internierten Franzosen] allerlei Z. und S. und Geld
z'säm)iie"stüre". JBEgli 1871. Mir händ jo Zugs und
Sache" sauft g'nueg i" Hüs und Stall. MLien. D' Josefi
hed [im Landesmuseum zu Zürich] nid chönne" be-
griffe", wie dö Z. und S. umenand g'hanget ist, die-mer
deheime" i" der Schütti in en Eggen i"e" g'heit hätt.
WMüllerIOOS. S-e", in Aa; B; L; S; Th; 10., W. S-e-s
g'nueg; so schon Bd IV 698/9. Hür häm-mer e"möl
S-e" g., von Feldfrüchten, Obst, Wein Z. Da hat 's
S. g., in einem reichen Bauernhaus. Der het S. g.,
ist reich. Jc* ha" da S. g., zB. Mehl zum Kuchen,
Tuch für den Schneider. Ich g'seh" S. g., zum Essen.
Su het er S. g., Var. des Volksreims unter Acher (Bd
I 66) B (GZür. 1902). ,Statt Geld und Sachen genug,
statt Gottes Glück und Segen hatten sie bald gar nichts
mehr als Gottes Hand schwer auf ihren Häuptern.'
Gotth. Er hat Zug und S-e"s g'nueg AaF., Ke., Leer.
S-en asse [assez], es ist genug da Bs. ,[Bei der ver-
schwenderischen Wirtschaft wurden] doch keine not-
wendige S-en bezalt.' 1609, Z (Akten Sax). ,[Ein Irr-
sinniger hat] vill Fenster und Wappen wie ouch ander
Gschirr und S-en zerschlagen und brochen.' 1636, Z.
Gegenstände, Materien in literarischem S. , Inhalt der
S-en, so in dissem Spihl begriffen seind.' Spichtig 1658.
.Denkwürdige S-en.' Mscr. von Fr Haffner (XVIL).
,Die Schreibart [gewisser Historiker ist] allzu niedrig
und allzu trocken und erhöhet die S-en nicht nach
ihrer Würdigkeit.' Lauff. 1736. Auch von literarischen
Arbeiten, 's hat e" par gueti S-e" (dine"), in einem
Buche, einer Zeitschrift. — 5. a) Art, Sorte; nur in
der Wendung e" schiini S. Häeiier, = etwas Schönes L
Triengen; vgl. Bd II 1372. 's ist e" seh. S. H. [kommt
ihm zu gut], dass De" het chönnen erbe", 's war ne"
seh. S. H., wenn ... Jo (mol [=wol]), ne" seh. S. H.!
Zurückweisung einer falschen, auffälligen Behauptung.
— \>) als Quantitätsbezeichnung. E" S. Lüt, eine
Menge Volk L (Ineichen). Das sind e" S. Buebe"
g'si"! Das war eine (grosse) Schar Knaben GA. A.:
Es hat g'uüss allerhand doujoube" [näml. im Himmel]?
B.: Jou e" meine idi S. Tilrgge". Amerikaner, Grieche"
und segär noch Heide". Prophet 1855 (GSa.).
Vgl. Gr. WB. VIII 1592 ff.; Martin-Lienh. II 318/9 (ebd.
320 der Gen. Sache"s als Subst. n.). In ä. Spr. vereinzelt
die seeundäre Form , sacht.' Edlib. ; Meinr. 1576; vgl. dazu
zB. Fleisch, mit Anm. (Bd I 1221). Hingewiesen sei auch
auf den Dat. Sg. ,s-en' in Belegen von 1573, Z, aus Meinr.
1576; RCys.; JWSimler 1652; jetzt als PI. gefasst in den
Verbiuduugen auf Sp. 103. Der Übergang ius neutr. Ge-
schlecht, der anderwärts in weitem Umf'auge vorkommt (Gr.
WB. aaO.), begegnet bei uns mir vereinzelt; s. Sp. 104. 108.
114 ; vgl. War als n. und frz. quelqne chose, rien als m., Hai. il
eotto ,Das.' Die Bedd. zeigen mannigfache Übergänge; 1 ist
viell. ' ist seeundär aus 2 entwickelt; 5 a beruht wohl nur auf
Kontamination zw. Dan ist e" schoni S. und Das ist en (eignij
An Hüener; 5 b viell. durch Vereinfachung einer adj. Ver-
bindung zB. "e" grössi S.\ vgl. griech. XP^^«- Sache, Menge
(bes. mit Quantitätsadj.), doch auch Litenei (Bd III 1499). In
Ortsnamen. , S. -acher.' 1335. üwE. Sächlü-Acher ZStb. Viel!.
hieher auch der Familienname .Sächler.' 1458, AaB. Urk.
E-: Eheunterricht mit Eheversprechen vor dem
Pfarrer U. Einen alten Schw Beleg s. unter Morgen-
Gab (Bd 11 55).
U"-: Ungelegenheit, lästiger oder trauriger Zu-
stand Z; zB. von Krankheit, 's ist doch en U. mit
der N., sie macht immer zu schaffen. Das ist gar
kei" so en U., gar Nichts so Unangenehmes ZMönch.
— Daraus eutstellt Ur-Sach :'.
Ere"-: Ehrensache. Das ist en E. fiir-en.
Ur- : 1. = Sach 3 b. 's mag Hecht en U. si", se frisst
de Wolf e" Schöf ScHSt. (Sulger). Kei" U.! 1) ste-
hende Antwort auf die landläufige Verabschiedung.
Adiewol, zürne" d NM! ZW. — 2) bitte! Ablehnung
einer Dankesbezeugung Gl; ZW. ,U-en, durch die si
[die Eidgenossen] nie lob, er und guots hättid mögen
gwinnen, den der onmächtig git hätte mögen erdenken.'
Ansh. ,Ist noch nie unss [Klosterbrüdern] mit eim
einziehen wort endeckt u., wie oder warumb wir solche
trostlosse gefengnuss verschüldiget haben.' 1529, Bs
Chr. ,U. diss artikels', nachher nur ,u.', als Ein-
leitung der Begründungen der einzelnen Artikel.
Zwingli. ,Mit gerechter u. [verloren die Griechen ihr
Reich an die Franken].' Morgant 1530. ,Die u-en,
warum wir einen gemeinen tag usgeschriben, erzelen.'
1531, Abscb. Einen ,mit beweglichen u-en bereden.'
Vad. ,U., von wölcher oder durch wölehe etwas ge-
schieht, causa, ratio, occasio.' Fris.; Mal. (mehr ebd.
477/8). ,Der U. fragende.' RCys. (Br.). Eine .erheb-
liche U-e.' 1637, JGöldi 1897. .Dises Mitleiden [mit
den Unbekehrten] ist die rechte Beweg- und Tring-
ursach zu einer emsigen Sorgfalt vor ihre Bekehrung.'
JJUlr. 1718. In bestimmten Wendungen. ,U. finden.'
,Rat ich [euch, König Johann], daz ir etwas u-en
findend, durch die ir Rengnold Karly übergeben mö-
gend.' Haimonsk. 1531 ; frz. ,occasion.' ,Magis fand u.,
daz er hin in [in den Palast] kam.' ebd. ; frz. .maniere.'
,U. geben', auch = sich verantworten. ,Darumb erbüt
ich mich u-en, red und antwurt ze geben.' Zwingli.
,[Ich will in meinem Werke] den nissigen witer zuo
suochen u. und ainlaitung geben.' Kessl. ,Das der
tätter habe sicheren zuogang und sicher gleit zum
rächten, u. ze gäben des entlibten.' UMet. Chr. 1540/73.
,U. geben über einen': ,Pylatus wüst wol, das er übel
an im [Jesus] getan hatte, wann er gab u. über in
[war Schuld an seinem Tode].' XV., Pilatüslegende
(Ev. Nicodemi). Ei"'m U. ge" zu Öppis Aa; Th; Z und
weiterhin. ,Nun möcht uch alsand wunder nen, was
inen [den Dichtern] hette u. gen, solche spil ald kurz-
wyl zdichten.' Ruef 1539. ,Eine u. fürgeben': .[Schü-
ler, die den Unterricht versäumen, sollen dafür nicht
eher gestraft werden] man habe dann ires abwäsens
sach von denen erkundigt, die si angandt, us was u.
si usbliben. Und wo die eine u. fürgäben . . .• F
Schulordn. 1577. U. ha". Er het ehe'" U. hö(n) z' si"
Aa; B; Th; Z. Der het (mV Sei) alli U. (derzue) !
auch iron. ebd. ,Ist dann sach, daz den houppiuan
und die gesellen bedunken mag, daz es [die Miss-
liebigkeit eines zur Aufnahme in die Schützengesell-
schaft Angemeldeten] ein redlich u. hab, so sol man
in nit enpfachen.' 1483, AaB. ,|Man soll N.] des tod-
slags halb an dem, den er by sinem cewib fanden
hat, unbekümbert lassen, so er doch u. und fuog ge-
hebt hat.' 1485, Z. ,Als die Juden erforscht wurdend,
was u. sy wider in [Christus] hättind, zugend sy nüt
harfür dann ir eigen muotwillen.' Zwingli. .Wenn
einer einem feiend ist, so suocht er etwan klein an-
sprachen an in, er mag Hecht ein u. haben, er straft
in. wir sagend: er bricht ein u. ab dem nechstcr
zäun.' LLav. 1582; nach Hiob 38, 10. .| Durcli das
Verbot, fremde Weine einzuführen, werden] die Bürger
11!'
Sarll.
•eh.
soch, such
die U. haben, ihre Beben zue verbesseren.' 1663, AaB.
StR. ,U. nemen.' ,[Der aus Italien zurückberufene
Herzog Heinrich solle] ain u. nemen, wie er könde,
damit er mit fuog in Tütschland kerne.' Vad. ,So
haben wir nit unzeitige U. genomen, unsere christliche
Mandata zu erneuweren.' G Mand. 1611. ,Dardurch
sye [der Landrat] U. genommen, auf inne zuo pro-
cessieren.' 1669, ADettl. 1905. ,U. suochen.' ,Vil
fürwort und u-en suochen.' 1499, Calvenf. 1899. ,Un-
zimlich u-en suochen.' DSchill. B. ,Syne u-en und
Verantwortung dartuon.' 1565, Z EM. ,Din vatter
tragt u. an der Schlacht und des bluotvergiessens.'
1565, Z. ,U. sin' 1) von Sachen. ,Gefalt [es] den
eiteren nüt, sig es nüt u.', so soll es nicht gelten.
Lind., Wthurer Chr. (Geilfus). ,Das ist die u., in ea
causa res est.' Fris.; Mal. — 2) von Personen. ,Ist
die erst u. des selben [Streites] gwäsen junker Hans
von G.' UMey. Chr. 1540/73. ,Der ein u. oder urhab
ist eines leids und schmerzens, author doloris alieuius.'
Fris.; Mal. ,Zuo Basel schluege das wätter in pulver-
turm, da ward unverschämt geredt, desse werent die
evangelischen und ire leer ein u.' Ansh. (nach Stett-
iers Kopie). , [Warne mich, dass mich der störrige
Esel] nit zuo huffen ryt und du ein u. syest drumm,
wenn ich kam von dim bruoder umm.' •Haberer 1562.
Adv. Gen. ,[Der Kaiser] reit gon Dietrichbern, der
u. und fürnemens, mit gmeinen Eidgnossen zehandlen.'
Ansh. ,[Wir beabsichtigen] unsere 1er in einen kurzen
heitern begriff zuo bringen, keiner andern u. dann
dass wir auch wie andere kyrehen uns erklärind.'
IL helv. Conf. 1566/1644; lat. piaeclaro aliorum lidelium
exemplo excitati. ,A. 1468 macht Milhausen pindt-
nuss mit Bern und Sollenturn, der u-en: HKlee hat
ansprach an die statt gesuocht [usw.].' ARyfp 1597.
Mit Präp. ,Ane u.' Zwingli (,sich on u. verärgren');
1521, Absch. (,ane not und zimliche u.'); 1529, Bs Chr.
(,on unsere schuld und alle andere angezeigte u.').
,Umb u.. dass...' 1488, Z RM. ,U. halb, dass...'
1467, ZRB.; 1469, UUrs. (,ursachalb d.' und ,ur-
sächalbd.'); 1475, Bs Chr.: 149!», Calvenf. 1899 (,u-en
h. d.'). ,Von ettlicher u. wegen.' UMey. Chr. 1540/73.
Us U. desse", wegen dessen AALeer. ,Uss der u., dass ...'
1499, Calvenf. 1899; NMan. (,uss u. d.'); Ruef 1539,
,uss was u.' 1510, Absch.; F Schulordn. 1577, ,us ob-
erzelten u-en.' F Schulordn. 1577, ,uss wichtigen U-en.'
RCys. Prägnant ,uss u.', mit (gutem) Grunde: ,Ja
one dise tier hettend sy mögen auss u. umbbracht
werden.' 1530. 1707, Weish.; önö xrjs SixTj? duoxS-ävTEg.
LXX. Durch Kürzung u. desse" 1) deshalb Z (veraltend,
so O., W.); vgl. nhd. ,kraft, laut.' Das ist iez g'scheh"
u. d., dass du nüd cho" bist. Dan. ,[Das provisorische
Schulhaas] lag ziemlich fern vom Schulhausplatze ab;
u. d. gingen wol 3 Wochen hin, bevor der Herr Lehrer
zu sehen gieng, welch eine Novität daselbst zu Stande
kommen sollte.' Stütz (B.). — 2) auch zur Einführung
einer Begründung, = denn: Si sind an Allem d' Schuld,
u. d. si geh'nd 's der Bürsami eso a". Wolf, Rel.
Gespr. (Anf. XIX.). ,U.'. elliptisch 1) als Einführung
einer Begründung; oft durch ,denn' oder, wenn eine
Konj. (bes. ,dass') darauf folgt, durch ,weil' wieder-
zugeben. .[Herzog Karl war] uss dem leger zuo Granse
geruckt, dass do wyter begriffen hat denn Solotorn
die statt, und werent joch die hüser by einander, die
gar wyt von einander sind, u. dass er moss und allerlei
zu hilf hat genommen.' 1476, Bs Chr. ,U., dass wir
pluot vergiessend: tätind dgmeind, was wir Messend,
villicht vergussend wir nit pluot.' Eckst. 1525. ,[Das
Ergebniss des Religionsgespräches] werd doch nit
gelten : u. es sygind rychstag vorhanden, item con-
cilia, in denen man sich entschliessen werde.' SHof-
mstr 1526. ,Es ist ghein anderer trost noch hilf dann
er [Christus]. U. Ps. VI 7 : Gott hat in gesetzt ein
herren über alle werk siner händen.' Zwingli. ,Du [La-
mech] bist ein bschwärd im ganzen land, u.du zwingst
die menschen d sünden [= z'sünden].' HvRüte 1546.
.[Die Kaiserlichen konnten ohne Widerstand Konstanz
einnehmen] u. wan sy haftend im vordrigen scharmuz
die besten burger verloren.' 1548, UMey. Chr. ,Gottes
gesatz verdampf uns allsammen. U. es spricht Gott...'
OWerdm. 1552; ,denn es spricht G.' Herborn 1588.
,[Die Toggenburger und Thurgauer, die nach Winter-
thur auf den Markt kommen] tribend das guot uff mit
irem fürkauffen, das den burgern zuo ziten nüt mag
werden. Dan u., sy gend drum, was man innen zuo-
muotet [weil die Münze bei ihnen niedrigem Kurs
hat].' 1572, UMey. Chr. .Sie seigind die witzigisten
Leut und Undertonen, so d' Herren von Zürich habind;
u. sie seigind ...' Schimpfr. 1651. Ebenso im PI. ,u-en.'
,Otilia Z. [hat] gar nach by zweien jaren in abwesen
ires mans sich enthalten, u-en er sy nit wil tolen.'
1544, L Hexenproz. Ähnlich Lind. Wthurer Chr.; ApI.
LB. 1585/1828. — 2) auch als Einleitung einer Folge:
,[Man fand den Brief nicht] u. man versach sich, er
hätt in mit im hinweg [auf die Reise genommen].'
1509, L. ,Das u.', deshalb. ,Das aber Christus sig
das einig houpt, das gib ich noch nit nach, und das
u., das das wort...' Zwingli (B Disp. 1528); vgl.: ,Uud
ist das disse u. gsin, dass...' UMey. Chr. 1540/73.
Entsprechend ,was u.', weshalb. .[Abraham zu Sarah:]
Sag an, was u. kurapst du zuo mir?' Haberer 1562.
,[Es wird beschlossen] N. ze fragen, was u-en er
[dem Pfarrer die Getreide-Abgabe] nit witer geben
welle.' 1581, Z RM. - 2. = Un-S. Z (so Russ., Schö-
nenb.). I" d' U. ine" cho", von einem liederlichen
Haushalt ZSchönenb. 's ist doch en U.! ZRuss. Das
ist doch auch en U. mit dir, mit dem Mäntsch! be-
denklich, Schlimmes befürchten lassend, zB. wegen
schlechter Führung, Trägheit. Da' ist en (ebigi) U.l
Ausdruck des Bedauerns Z (Dan.). — Mhd. Ursache f.
Der präpositionsähnliche Gebrauch auch bei Schul. 2 II 210.
Vgl. auch Martiu-Lienh. II 319. — ur-sache°: 1. tr.
a) mit Acc. P., veranlassen, (an)reizen, provozieren
(,zuo, in', ,zuo' mit Inf. oder ,dass'-Satz). ,[Wir] er-
kennen und sprechen, das der obgenant H. von Ü. so
vil geursachet worden sye, das wir in umb das, als
er den selben vom leben zuo dem tod bracht hat, nit
büessen noch straffen können.' 1480, Z RB. ,Wan die
genant Schwarzin in also darzuo merklich geursacht
habe.' 1483, ebd.; ähnlich noch mehrfach. ,[Wir Klo-
sterbrüder wollten] fast gern hie blyben, wo wir
darzuo [zur Auswanderung] nit merklichen geursachet
wurden.' 1509, Bs Chr. ,[Der Papst habe] erzelt, was
in geursacht hab, das breve usgen ze lassen.' 1510,
Abscb. .Dardurcli hätte der küng den bapst geursachet
in sölichen krieglichen handel.' 1521, ebd. ,In das
feld und gegenwärtigen krieg geursacht und zwungen.'
1522, Strickler. ,Sölichs mich geursacht und bewegt,
allen handel zuo beschryben.' 1523, Zwingli. ,Die
dritt ursach, so mich ursachet die mess ein opfer syn,
ist die . . .' Z Disp. 1523. .Geursachet werden, dass . . .'
12]
Sacli.
;b, sich , soch, such
Ansh.; SHofmstr 1526. ,Ich habe auch keinen anhang
böser buoben, die mich ursachind zuo spülen.' HBüll.
1527. ,Ir band mich geursacht, üch übel zetrüwen.'
Morgant 1530. .[Gegen Luther gieng ein Mandat aus]
das in (als die widerpart verhofft) zuorugg triben solt,
damit sy geursachet [womit sie veranlasst worden
wären, Anlass gefunden hätten] wider in ze handien
als wider ainen ungehorsamen ussbliber.' Kessl. ,[N.
habe] sy geschlagen und sy geursachot also das sy
[ihm] sin huss anzünt.' 1549, L Hexenproz. S. noch
Rick (Bd VI 815). Auch ohne ausdrückliche Angabe
des Zweckes oder Ergebnisses. ,[Der Papst habe] den
küng geursachet mit verrätery und mit kriegsüebung
überzogen.' 1521, Aissch. ,Ich [Landvogt von Diesbach]
füeg euwer gnaden zuo wüssen, dass sich abermals
ein ufruor erhebt hat zwüschen den euweren zuo Or-
bach, antreffent das wort Gotts, in der massen, das
die, so uf dem wort Gotts sind, geursachet [die Heraus-
geforderten] xin sind.' 1532, Absch. ,Es wäre dan
sach, dass der, so einen entlibt bete, von dem ent-
libten geursachet wäre und sich leibs und leben
müessen erwehren...' ApI. LB. 1585/1828. — b) mit
Acc. S., verursachen. ,Als dan grosse zweiung in
der weit ist von wegen des christlichen glaubens und
doch geursachet wurdt durch liederlich unnütz lüt '
1527, W Blätter. — 2. refl., veranlasst werden, ent-
stehen, sich zutragen, ,0b ufflöff, wie sich das ur-
sachotti, in der statt geschechen, wurdent wir grosser
sorg vertragen.' nach 1481, G (Rorschacher Kloster-
projekt). ,Damit [mit der Abschlachtung der Bauern-
hunde] sich der anvang der handlung begäben und
geursachet hat.' Waldm. Aufl. 1489. — un-ge-ur-
s ach et. .Also zuge er sy mit sinem eignen gewalt
one iren gunst, willen und aller Worten und gebärden
u. [ohne dadurch veranlasst zu sein] hin uss der stuben
in die kammer.' 1481, Z RB. — Mhd. selten; das W.
scheint vorwiegend Schweiz. — ver-: = dem Vor. 1 a.
.Also ward der from keiser [dem die eidgen. Soldner
drausliefen] klagbar verursacht und genöt, mit vast
merklicher kostens und arbeit Verlust uss Lamparten
ouch mit allem sinem züg abzeziehen.' Ansh. ,Darumb
wir bewägt und . . . verursachet sind, mit inen in so-
lich burgk- und landtreebt ze gan.' 1529/33, W Blätter
(Bündniss zw. W und den VII kath. Orten). ,[Darum]
bin ich nothalben verursacht, das ich ein kurzen
bricht hub gruacht.' Rdef 1539. ,[Erasrnus hat] den
Luther und ander selbst durch sin schriben zuo dem
iren verursachet' Kessl. ,Harumb ich [Landvogt]
verursachet bin, kundtschaft uffzenemen.' 1543, L
Hexenproz. ,In disem jar [1238] ward im ganzen Italia
gross krieg, dess urhaber und anfenger bapst Gregori
was; wiewol die chronikschriber dem bapst zuolegend,
dass er verursachet worden si.' Väd. ,Ich [Gott] will
niemermeer erschlan alls lebendigs, wie ich yetz tan,
verursacht durchs menschen bossheit.' HvRote 1546.
,Waz ine verursachet, den N. zu berechtigen.' 1563,
B Turmb. ,[Wir] werden trengender notturft halb
unserer eeren verursachet, sölich Verunglimpfungen
abzuoleinen.' HBdll. 1572. ,Es kan niemand lougnen
dann das sy [die botten Davids] Nabal gröblich ver-
ursachet hat.' LLav. 1584. .Das verursachet die Mil-
hauser ire pundtsgnossen ernstlicher zuo manen.' ARyff
1597. .Zudem so hat es mich auch verursacht und
bewegt das Exempel viller hocherleuchten Scribenten,
dass hingeworfne Sehreibsandt ufzuheben.' RCys. ,[Dies
Alles den Rat] als ein christenliche Oberkeit billiclien
verursachet Nachtrachtens ze haben ...' 1607, B Mand.
.Also dass 1. gmeine drei Pündt eine schwere Buoss
hieruff [auf leichtfertiges Duell] zu setzen verursacht
worden.' GrD. LB. , Joseph [zu den hl. drei Königen]:
Mich wundret, was euch verursach, an disem Hüttlin
anzuklopfen.' PSpichtig 1658. .Habend sei [bairische
Hexen und Zauberer] bekänt, dass etliche aus ihnen
einem Fürnämben vom Adel vil und manches Mal an
seinem Vych zuo schaden verursachet [worden seien,
näml. vom Teufel?] und versucht habend, aber aus
Kraft eines Pfennigs, so im Sehloss verborgen, solches
zuo tun niemalen vermögt.' um 1664, ADettl. 1905.
S. noch rekursieren (BA VI 813). — un-ver-ursachet.
,[Es] habent etlich Zuger einen biderman uss Züricher
piet fräventlichen, aller dingen u., geschelmt, ketzert ...'
1531, Absch. — Ur-sächer, dafür 1518, Z (neben
,-ä-'); 1530, Absch.; GGotth. 1599 (neben ,-ä-'); GrKI.
LB. , Ursacher' — m., .Ursächerin.' Morgant 1530;
.Spreng — f.: Urheber(in), Anstifter(in). ,[Der Ange-
klagte war] sölichs dings alles [Streit mit Totschlag]
ein ursacher.' 1518, Z; neben ,ursächer.' ,An solichem
todschlag und uffruor anfenger und ursacher sin.' 1530,
Absch. .Man sol Got danken, der ist u. und nüt ich.' Mor-
gant 1530 (noch oft). ,Sy ist ursächerin gsin, daz Thu-
ring erlösst ward.' ebd. .Üwers Schadens u.' Haimonsk.
1531. ,U., der etwas zum ersten hat gemacht oder erfun-
den, author, conditor, creator; der u., der einen anderen
etwas ze tuon sterkt oder ermanet, author audendi.'
Fris.; Mal. ,Diewil er ein u. diss leidigen bandel
gsin ist.' 1571, UMev. Chr. , Ursacher sie [die Götter]
dess bösen seindt, dess guoten auch ich wol befindt.'
GGotth. 1599. .Ursacher oder Redliführer.' GrKI. LB.
,[Das Gericht soll entscheiden] wer an solchen Brün-
sten der grösste U. oder wer schuldig seie, Schaden
abzutragen.' U LB. ,[Der Teufel ist] alles Bösen in
der ganzen Welt U., Stifter und Treiber.' FWvss 1677.
,Der Satan der U. und das Haubtrad ist, die Menschen
aber blosse Instrument, der Teufel der Agent, die
Menschen der Patient.' AKlingl. 1691. ,Ursächer(inn),
Urheber(inn), Anstifter(inn). Wenn man je Ursachen für
verursachen sagen dürfte und ein Nennwort daher leiten
wollte, so müsste es doch heissen: der Ursacher und die
Ursacherinn.' Spreng. — ursächig. , [Es wurde] geredt,
der landtvogt were mit siner offnen wüssenhaften ty-
ranny u. an disem grossen ufflouff.' HBull. 1572. — be-
ur sechigen: = ver-ursachen. ,Dardurch sy b-et wor-
den, grichts und rechts mit inen zu pflegen.' 1573, ZWth.
Ver-: Veranlassung, Ursache. .Ich bitt dich, tuo
mir jeehen, was ist dem für komen nach, das also [als
bedrohliches Vorzeichen] us den lüften brach; dann
rnitt [1. ,nütt'] geschieht on versach.' JLenz um 1500.
Auffällige Rückbildung zu dem ebenfalls bei Lenz häufigen
versacken (Sp. 125); diu Annahme eines Fehlers für ,vrsach'
= ,ursaeh' liegt nahe, ist aber doch nicht wahrscheinlich.
G«vätter- BoAa., Stdt, G'vätterli- Aa; B; Gl;
Th; Z: gew. PI., Spielsachen. Syn. G.-Rusting, -War,
-Züg. Auch verächtlich für Nippsachen, Kleinigkeiten.
— Frävel-: Rechtssache, die einen ,Fr.' betrifft.
.Wann ir einer | der Gerichtsherren] umb ein fr. ge-
fragt wirdt .. .' XVI.. BStB. .[Die Richter] niögent
sollich fr-en für einen rat wysen.' ebd.
Guet-: 1. Wohlleben, -sein, 's isch ke,n G. bi Dem
z' si", zB. eine Frau. Magd bat es schlecht bei ihm
B (Zyro). — 2. PL, gute Dinge, Leckerbissen. , Wenn
Sach, sech, sicli, socli, such
124
d' Sach rif isch, gib-der de"" Chirsi und par Öpfel, am
Santichlaustag muess-der der Santichlaus sturen, auch
muesch es schöns Böckli z' Güetjör ha", z' Ostere"
muess-der der Bas leggen und 's Betli muess-der de""
noeh Chrissme"gotte" si".' Scho" streckt das gueti\Ching
slni Rängli i" Gidanke" nöch alle" dene" Guetsachen
üs. Schild 1876. — Vgl. yuet Sach ha" (Sp. 112).
Glaubens-: Glaubensangelegenheit. .[Die] Cor-
rectur des Calenders, welche ir [die Evangelischen]
für ein geistliche und Gl. geacht' Gegexber. 1588/1658.
Haupt-, iu Gl; S; Ndw Haut-: 1. Hauptsache,
wohl allg. bekannt. A.: Wiegöt's? B.: Tanke", vier
sind g'sund. A.: Ba(s) ist d' H. ,Es wolle nicht
sagen, dass es einen jeden Schnürfii möchte oder so
einen alten Zatteri, aber d' H. sei doch immer, dass
man z' fresse" hätte.' Gotth. — 2. Hauptbeschäftigung;
s. Ur-laub (Bd III 960). — hauptsächlich -t°*;
1. Adj., die Hauptsachen heraushebend, summarisch.
.Neben haubtsächlicher Erzehlung, was sich bis da-
hero verloffen.' Gegenber. 1658. — 2. Adv. In erster
Linie, hervorragend. ,[Man] solte zuvor die jenige
vor gemeinen Orten rechtfertigen, welche nicht, wie
Obr. Zweyer, nur in blossem Verdacht, sondern offen-
bar und wissentlich, in vergangenen Actionen h. ge-
mangelt hatten.' Gegenber. 1658. Namentlich, wie
nhd. Er hat h. Wise". Auch Gl Volksgespr. 1834.
— Vgl. Gr. WB. IV 2, 626/7.
Herre"-: herrschaftliches (Wohl-)Leben. Nur im
Volksreim: Gueten Äbe"d (bzw. Öbe"d, ÄbigJ, Vreneli,
g'gesse" han-ich Böneli (dafür in Ztw., so W.: Freu-
dich, Hänsli (oder BüebKJ, freu-di"''! g'gesse" hä"-mer
beidij, 'trunke" han-iöh (hä"-mer) us(s) dem Bach, ist
Da(s) nüd (nid) e" H.? BStdt; ScHTha.; Z, ist Das
nid e" schöni Sach? ZW., Das ist euseri besti Sach Z
(Dan.). — Höseler-: PI., Stümperei. [Ein zu rasch
erlerntes Handwerk] sig Öppis und Nut, Nüt und
wider Mit, H-e". JReinh. 1905. — Juff-: PI., Scherze,
Ulkereien. .[Niemand solle] den andern beremen,
noch in die brunnen tragen, mit einander stechen
noch der gleich j-en pflegen.' 1476, Bs (AfV.). —
Kriegs-: PI., als Archivbezeichnung. XVIII., Z. —
Chrotte»-: PI., eigentümliche Dinge; s. Sach 3 a ß
(Sp. 111 u.). — Leb-. PI. Nur im Eätsel: ,Die G'hör-
haltg üf und mid Lebsaeha ab.;? dh. die Haar-Halde
hinauf und mit lebendigen Sachen herunter (Kamm,
Kopf und Läuse)' GrAv. (B.). — Guet-le'be"-: gew.
PL, Kinderspielsachen BsStdt \. Spil mit dine" G-e" !
— Lumpe»-: PI., nichtsnutziges Zeug Bs; Th; ZSth.,
doch selten. Syn. L.-Züg. .[Es] hab sein Modelgraber
dazu [zur Schatzgräberei] Anlass geben, weil er der-
gleichen Bücher gehebt und ein Glass, darin sie, wenn
sie ein Spruch gesprochen, den Schatz gesehen; er
hab aber nichts darin sehen können, desswegen ge-
sagt, es sei Lumpensach und das Glass zum Fenster
hinauss geworffen.' 1727, Bs (Af V.). — Land-: Staats-
angelegenheit Ap (TTobler). — Lappi-: PL, dummes
Zeug Gl (Streiff). Gang-mer e'iceg mit söttige" tumme"
L-e"! — Mode"-: Modesache. — Manne" Manno-,
-u-: 1. Sache, Pflicht des Mannes, spec. Ehemanns
WVt. Das ist M., von einer Arbeit. — 2. Vermögen
des Ehemanns, ebd. Uf der M. lebe". — Kauf-
manns-: PL. kaufmännische Angelegenheiten. .Ver-
schlossene Briefe sind Sendschreiben, Policeyf-] und
K-en etc. ansehend.' BThun Handf. (Kommentar). —
G"-meind(s)-: Sache, Angelegenheit der Gemeinde
Th. Da' göt-mi'* Nünt a", da" ist G. .Gemeindssachen.'
1670, GRq. II 556. — Baumer-Märkt- s. Bd IV
109. — Nebe"(d)-: Nebensache, wohl allg. 's Gelt
ist-mer N. — Fast-nacht-: PL, Fastnachtgebräuche.
,[Es] soll sich jedermann der mummereien, des brä-
inens, sudlens und molens am aschermittwoch und
aller andern dergleichen fastnachtspiele und -Sachen
enthalten.' 1599, Bs (JWHess 1905). — Nifeli-:
etwas Winziges, schwer Erkennbares Z (Dan.). —
Marie"-: PL, Possen. Hend en rechte Si"" bi der
Ärbet ond betti"d ond werchi"d ond lönd-mer derligi
N-e" [Heiratspläne] blibe". Schwzd. (ApL). N-e" (Herr
Haup'me")! Abfertigung einer törichten Bitte, Ein-
rede Tb; ZO. — Natur-. Jo N, natürlich! ThHw.
— Not-: dringliche Angelegenheit ZW. 's isch ke'"
N, mer chönne"d 's auch uni g'mache" (oder : 's isch
morn nach früe g'nuegj. ,Von min und miner erben
n-en wegen.' 1465, Gfd (Landrecht RMöttelis mit Uw).
— Schueler-buebe"-: PL, (angelernte) Afterweis-
heit. ,Es sind alles nur Sch-en, was die Geistlichen
darüber [über den Teufel] wissen.' HPest. — Polizi-:
PL, Staatsangelegenheiten; s. Eauf-manns-S. — Pu-
re»-: Bauernsache, -prlicht. FAnd. 1898 (Gl). — Par-
tikular-: PL, Privatangelegenheiten. ,Es soll um
Particular- oder Tagmannssachen keine Gemeinde
ohne Begrüssung des Landvogts oder des Untervogts
gehalten werden.' 1772, Absch. (GG.). — Buessen-:
PL. (Gerichtsverhandlungen über) busswürdige Ver-
gehen. ,[Die Thurtaler sollen] zusagen, das sie den
Hofamman in denen B-en änderst nicht dan aus be-
gründten Ursachen ausstellen [zum Ausstand veran-
lassen] werden.' 1732, GRq. 1906. — Privat-: Privat-
angelegenheit. Auch schon Gegenber. 1658. — Recht-:
= Sachlb. ,Nach getaner glüpt und r. isterkent.' 1530/3,
Z. ,In Gricht- und Rechtsachen.' 1678, U LB. Auch bei
Maal. 327 d. — Ge-richt(s)-: = dem Vor.; s. d. und
äs-machen (Bd IV 45). — Religiöns-. ,Wolte man
daraus eine Religiöns- und gemeine Sach machen
[usw.].' Gegenber. 1658. S. noch britchen (Bd V 358).
Sibe"-: PL, Habseligkeiten. Nimm dini S-e"
z'säme"! zB. von Spielsachen. — Vgl. siben (Sp. 56 u.)
und Gr. WB. X 1, S16/7; Martin-Lienh. II 319.
Süw-, Süiv-, Sou-, Söu-: gew. PL, unsaubere Ange-
legenheiten, Schweinereien. Selbe Guggisberger het
g 'seit, wo-n-er ttrge" Sausache" vor G' rieht het mües'e": Ir
Herre", 's isch e" loüesti G' Schicht; 's isch besser, wenn-
me" nit vil dervo" seit Bs (Linder). — Schuel- Aä; Ap;
B, Schueler- Th ; Z: als coli. Sg. oder PL, die von
den Kindern für die Schule gebrauchten Gegenstände
(Tafel, Heft, Federschachtel udgl.). — Scheit-: In-
juriensache. ,Was Scheltung-Buessen anlanget, sollen
dieselben gleich alsobald by Erörterung der Seh.
taxiert werden.' 1653/4, Absch. , Schmach- oder Seh.'
1687, AaK. StR. ,Da ein Richter in schwärer Seh.
umb LTrtel angefragt wird.' XVII., G Rq. — Schleck-:
Leckerbissen BGadm. PL Schl-e", Zuckerzeug BsStdt.
— Schmach-: = Schelt-S.; s. d. .In Schm-en, Schelt-
worten und anderm.' 1653, BsL. — Ge-schmack-:
Geschmacksache. Da(s) ist G. — Storri-: gericht-
licher Handel, der eine ,St.', öffentliche Ruhestörung
betrifft. 1660, Absch. VI 1, 1201. — Tüfels-: im
Sprüchlein unter RÖsti (Bd VI 1524). - Tat-: Tat-
sache. Da(s)ist T. — Tr8l-: Prozess. Den Gemeinden
des Amtes Grandson, die zur Einschränkung des Bettels
einen eigenen Polizeirat errichten wollen, wird in-
1 •_'.->
Sacli, secli, sich, soch, such
126
sinniert, dass sie sich zur Verhütung der Armut nicht
zu leicht ,in Tröllsachen einfiechten.' 1715, Absch. —
Trempel-: PI., Kleinigkeiten. Ob T-e" es chibigs
G'sichtli mache-. PHeng. 1836 (ScHwMa.). — Wiber-:
weibliche Angelegenheit, Arbeit Z. A pa, Das ist
W., Das gät-mi°h (-di'h) Nüt a" ! — Tag-wans
, Tagmanns-': PI., Angelegenheiten, die den ,T.', die
Bürgergemeinde, angehn; s. Partikular- S. — Werb-:
PI., Werbeangelegenheiten. 1810, JLüscber 1898. —
G°-werb-: PL, Handel und Wandel; s. recht (Bd VI
268). — Wurst-: PL, Wurstwaren Z.
Wider- sach m,: Gegner a) im Kampf. ,Also
wartot er [der von Stretlingen] sines w-en so lange
unz daz er entslief." Just. .Der freidig ritter sin w.'
ebd. — b) vor Gericht. ,Sol ouch des [Ausfertigung
des Urteils] die kleger und die w-en benüegen.' 1377,
Sch StB. ,[N. sprach] er weit sin [eines Briefes] nüt
wer sin, won si [die Klägerin] hett ir w. rechtloss
gelassen, des weit er wer sin.' 1379, Z RB. ,Were ye-
mand gehorsam für gericht komen und onerloupt des
schultheissen oder sins w-en dennen gienge.' 1457, Bs
Rq. — Ahd. widersacho, mhd. wideraache.
sache", Ptc. ,-et': 1. Etw. .s.', einen Rechtsstreit
um Etw. beginnen, es vor den Richter bringen. ,So
her W. hindenan an sinem huse in dem nüwen weg
holz hat ligent, als er es da wol mag han, das sol
her H. nüt zürnen noch s. ane geferde.' 1381, L. —
2. verursachen, veranlassen. ,Wer den anderen ze
tode Schlacht oder sachet, da gat bar gegen bar,
wie ioch der tode geliget.' BsLie. Offn. — 3. refl., =
ur-sachen 2 (Sp. 121). ,Von der stöss, krieg, schaden
und sachen wegen, so sich gesachet, verloffen und
ergangen ha[n]t.' 1407, G (Vad.). .[H von Breiten-
landenberg lässt den Verlust seines .Siegels gerichtlich
beglaubigen] ob sich her nach von der Verlust des
insigels wegen ichtz machti ald sachoti.' 1432, ZWthur.
,A11 ander sachen [Kosten] wegen, wie sich die unzhar
herloffen und gesachet hetten.' 1436, AaB. Urk. ,Sich
füegen, s. und handeln; sich s. und machen.' ebd.
, Weiher band clagen sich sachendt.' 1469, GBurgau
Offn. .Giengen ouch hie nach under den benempten
mitgülten ainer oder mer von tod ab, füeren vom land
oder wie sich sachte, das sy ze mitgülten unnütz
wurden.' Ende XV., G. .Aller unwill, so sich durch
disen handel begeben, verloffen und gesachet hat.'
Ende XV., Z (Waldmannscher Spruch). ,Sich s. und
machen.' 1500, Z. - Mhd. sachen; vgl. auch Gr. WB. VIII
1601/2.
a"-: 1. a) „mit rauhen Worten anfahren BO.", .an-
fallen, überfallen, um Streit anzufangen oder auch
mit Wort und Tat sich zu rächen' BR. Der het-nen
nid hübschlich ang'sachet una im g'seit, dass- er jetz
zale" soll BR. Der het-mi"h ang'sachet und g'meint,
ich heig im d' Üpfel g'no". ebd. — b) befallen, an-
fechten, zB. von einer Krankheit BSi. (Imobersteg).
Was Sachet dich an? Was het-nen ang'sachet? —
2. , Einen für Etw. «., zu Etw. reizen, locken, auf-
fordern, zum Zanken, Stehlen' BHk.. _0." Syn. an-
ranzen (Bd VI 1160).
ver-: 1. tr., veranlassen, ins Werk setzen. ,Von
einer püntnuss ich dir sag, die sich im rieh tett ma-
chen: keiser Fridrich tet das v.' JLenz um 1500. ,Do
das alles was gemacht, nach notdurft wol versacht
[da kam eine Verräterei zu Tage].' ebd. — 2. refl.,
= be-sachen 2? ,In dem hetten sich versacht die von
Costenz und betracht, wie sy kernen in Switzer bunt.'
JLenz um 1500. ,Der kung hat sich versachet mit-
sampt den [!] heiligen rych, ein punt hat er gemachet.-
ebd. — Mlid. tw. m andern Bedd.; 1 auch bei Fischer II
1-284. Vgl. Ver-mch (Sp. 122).
be- b'sache": 1. überlegen BHk.. „überlegen, be-
denken BO.", [erwägen, betrachten, in Acht nehmen
BHk. (St.b). Ich ha" 's nid b'sachet, ich habe es nicht
in Acht genommen. Vorsorge treffen: ,Also ward man
fachen an zuo graben und zuo machen, das geschütz
zu grechen und bsachen, wie man die graben möcht
füllen.- JLenz um 1500. — 2. refl., sich vorsehn,
rüsten (bes. kriegerisch). ,lch riet dem edlen fürsten
guot und den Eidgnossen wolgemuot, dass si sich
tetent b. und zugent im [dem Herzog von Burgund]
hin in sin land.' Veit Weber. ,Si [die Mailänder] be-
gondend sich b. mit werhaftiger band.' 1478, LTobler.
VL. ,Ich merk, es wölt sich machen, das sich der
adel tet b.; villicht sy das übel verdross, das verbrent
waren ire schloss.' JLenz um 1500. ,Ward yederman
[von den vor Dornach ziehenden Landsknechten] sich
b., wa er sin hutten were machen.' ebd. .Volbock
ein tüffel: Herr Belial, wie gfallt dir swesen, das mir
so vil gest zammen lesen? Din rych, das will sich
wol b. [versehen, versorgen], man bdörft wol dhell
wyter zmachen.' VBoltz 1551. — Mhd. bemchen; vgl.
auch Gr. WB. II 1539; Fischer I 885.
Sachner m.: Gerichtspartei. 1322, UUrs. (Gfd 25,
318); daneben ,secher.'
Sachung f. ,In s. dass', in Anbetracht dessen,
dass . . . .Derselben [der eidgenössischen Gesandten]
ouch vast ward von der gemeind geschonet, in s. dass
niemans mocht verstan, einicherlei unfrüntlich für-
uämens gegen inen mit Worten und geberden zuo
üeben.' Waldm. Adfl. 1489. — Mhd. mchwnge, Klage,
Prozess.
sächenlich: der Sache, den Umständen ange-
messen, sachgemäss. .Were abir, das einen man, der
danne die stat versworn hat, solich sach angienge,
das man sin in der stat ze not bedörfte, ald ob er
sin selbe ze rechter not bedörfte alt ze[!] sinerr fründe
wegen, dem mag der rat wol die stat erlouben, so es
im für geleit wirt, ob es den meren teil under in uf
ir eit also sechelich und also notdürftig dunket.' Anf.
XIV., Z StB. — Vgl. mhd. eaehenhehe, dramatice.
Sächer, vereinzelt auch , sacher' — m.: 1. a) Geg-
ner, Widerpart (in einem Wortstreit oder Rauf handel.
Kampfe). Oft mit ,recht' (in Bed. 3 b Bd VI 207),
,selb'; im PL häufiger für beide Gegner als für eine
Mehrzahl von Gegnern auf der einen Seite. ,Were, das
der selben siner fründen [einer] dem, der also getrost
hat, dar nach von der selben sach und stosses wegen
ützit täte, der soll trostung gebrochen han und dar-
nach zuo glicher wise leisten, als ob es der s. selber
getan hätte.' XIV./XV., B StR. ,Es klagent NN. uff
NN.1, dass si mit gewaffenter band über si trungen,
als si mit dien Meyern stöss hatten, und inen wirser
tatend dann die sächer.' 1404, Z RB. ,Ob och ain
zerwurfnuss beschäch, wenn denn den rechten s-n
frid gebotten wirdt, so sond dann alle ir fnind von
baiden tailen frid halten.- 1462, G Rq. 1908 (GSteinach ;
so noch wiederholt in G Offn. des XV./XVI.J. .Zugend
die von Zürich durch Bligistorff und brantend daz den
127
Sach, sech, sich, soch, such
von Zug; daz nun die von Zug gar frömd nam und
ein grosser unwil under innen ward, und flelend zu den
von Switz und wurdend zum teil ouch secher.' Edlib.
.[Der mit Strassburg im Streit liegende H. verhaftete
drei Edelleute von Str.] in der statt Zürich zum rechten,
den der ein under innen ein rechter s. [näml. Bürger
von Str.] wass.' ebd. ,Wo frid gemacht wirt und die
sächer gern früntschaft haben und den frid abtrinken
weiten, das mögen si wol tuon.' 1519, Kriess. ,Die
kriegslüt, so by Rengnold waren [warfen sich auf die
Feinde], also daz in kurzer zit der mererteil der s-n
ertödt wurden.' Morgant 1530. ,Welicher auch des
andern ... wartete und mit g«waffneter band angriffe
und aber der, so angriffen, gern frid hielte und sich
gegen dem s. sines lybs und lebens erweren müeste ...'
1545, Absch. ,In einer yetlichen Tröstung sind zu
beiden Teilen die rächten Sächer begriffen und jet-
weders Fründtschaft.' GrD. LB. S. noch ver-richten
(Bd VI 428). — b) Gegner vor Gericht, Gegenpartei ;
oft im PI. (wie unter a). ,Swas tagen im genomen
sint oder noch von dien schidlüten gegeben werdent,
die son die sechir leisten.' 1315, Gfd (Friedebrief zw.
Gl und U). ,Wes sich dann der richter und die vier
fiirsprechen, oder der merteil under in erkennent, des
sol die sächer ze beiden siten wol benüegen.' 1336/60,
Z StB. ,Wer aber, daz hie gericht und zwo urteillen
hie stössig wurdin, het da ein s. ein ingesessnen
gnossen zu sim fiirsprechen, so mag er sin urttel wol
zien für die fögt.' 1340/80, LW. (Seg.). ,[Auch für
Ratsmitglieder besteht der Zeugnisszwang, ohne Aus-
flüchte] darumb, daz der s. nit gesumet werde.' 1378,
Sch StB. ,[Man soll in einem Handelsprozess] minem
[eines in Biel verbürgerten Lombarden] eide gelouben,
es were denne, das der sacher kuntlich gemachen
möchte, daz das war were, alz er spreche.' 1397, BBiel.
,Die urteil, die da [während des Maiendings] stössig
werdent, sol man ziechen für einen herren oder dem
er es empfilchet ane der secher schaden.' XIV., Aä
Lunkh. Hofr. ,Er [der Ammann] sol richten umb erb
und umb aigen und änderst nieman, es gang denn mit
der sächer willen zuo.' 1420, GOUzw. Offn. ,Umb des
willen, so man sachen nachgatt, ob man die secher
verhören solle oder nit oder ob ein s. uff den andern
nüt seiti, ob man darumb richten welle oder nit: man
sol keinen s. verhören in einem nachgan; aber in
einer klag, da einer an des andern eid züget, mag
man wol ein s. verhörren.' 1431, Z StB. ,Wem offen
tag verkünt wirt und er in uberset, der ist dem s.
vervallen sach und ansprach.' LBür. AB. 1455; vgl.
vorher: ,Wenn einer dem andern fürbütet und wedra
nüt am rechten ist, der ist dem andren vervallen sin
gewanlichen kosten.' ebd. ,Was clagt old geleidet
wird und sich die secher [nachher ,die partyen'] rich-
ten, was darumb recht ist.' L StB. um 1480. ,[Die
Strassburger] sind die gewessen, die unss [die Zür-
cher] unverschult vor üch unssren lieben und ge-
trüwen Eignossen verklagt hand und machent sich
gegen unss selbs secher.' Edlib. ,Wenn sy [die Ge-
schworenen] zusamen komen, so sy secher gegen ein
ander hand, so sond sy innen richten.' ObwLB.; vgl.:
,Wan die fünfzechen richtend und nit gegensecher
hand, wer der ist, der den für ein amman und die
fünfzechen kund und sin sach öffnet, ist den sin gegen-
sächer im dorf, so sol man im fürcher gebieten, das
er sinem s. zuo dem rechten stand.' ebd. ,[Nach dem
Zeugenverhör-soll man] die sächer bed heissen abstan,
und den zeigt der richter den partien an, was urtel,
um den handel gäben ist.' 1563, Ndw LB. ,Die erste
und nächste Zuflucht [im Purgationsverfahren] ist,
wann der vervellt ungehorsam s., kläger oder Ver-
sprecher für gericht erschynt der zyt und wyl das
gericht nach gegebner urteil noch sitzt.' XVI., F StB.;
frz. ,1a partie condampnee, soit acteur ou ree.' ge-
hört einer [der Richter] eins S-s Haussfrauwen zuo
biss an dass ander Glidt, so soll er auch in dess Sa-
chen nit Urtel geben.' 1611, BsL. .Welcher Person
also fürgebotten wird und nit erscheint, es seie Kund-
schaft oder S. [usw.].' ULB. ,Wer der S-en zeigen
kan, das der S., seine Kinder oder Kindskinder dem
Richter, seinen Kindern oder Kindskindern verwant,
solle derselbe auszustehen schuldig sein.' 1678, ebd.
,Im Fahl es sich trüge, dass ein Kundschaft sich
gegen einem S., die dann zu mahl gegen einem im
Rechten stehen, würde parteyisch machen [usw.].'
1717. ApA. LB. S. noch so (Sp. 29). Auch die beid-
seitigen Kontrahenten bei einem Vertrag: ,Den ehe-
gemächten und s-en, so also geschäft und gemächt
tuon wollen.' 1542, Th Rq. In weiterem S. umfasst .s.'
nicht nur den eigentlichen Widerpart, sondern auch die
hinter ihm stehenden Verwandten und Freunde, seine
Partei, übh. wer an einer Gerichtssache beteiligt ist.
,Wir die vorgnanten sächer', näml. die Verwandtschaft
eines ertränkten Diebes, die schwört, sich nicht rächen
zu wollen. 1429, AaB. Urk. ,[An die Urkunde wird
das Siegel des Abtes von St Gallen gehängt] won er
überhand dess gerichts ist und der getnelt junkher
RGiel ain s. der sach.' 1451, G Rq. 1906. Bes. häufig
in der Wendung .(einer sach, in einer sach) s. sin',
Partei sein, beteiligt sein, in der Einrede der Partei-
lichkeit zur Rückweisung von Zeugen. Richtern. 1 ) von
Zeugen. ,N. meinet, er [ein Zeuge] sye ein s.' 1422,
Z RB. ,So N. sine mitvischgesellen und in der sache
s-e zuo zugin gestelt hat, uns zuo schaden und im
zenutz, hoffen wir, das die darumb nit sagen söllint,
die wile sy doch selbs s-e sind und sy die sache als
selbsächere berüert.' 1471, ebd. ,Das übrig siner klag
zuget er [Ch., der gegen St. klagt] an R. und G.
[Augenzeugen], wie wol villicht der selb St. uff die
beid och geklagt hab und sy damit uss gevarliehkeit
und listen och understand zuo sächern zu machen,
damit sy im in diser klag zügniss umb warheit ver-
spert werden sölten.' 1482, ebd. ,[Wenn Einer Etwas
gegen des Landes Nutzen oder Ehre getan hat] und
dry onverlümpt man, so der sach nüt saicher sind,
über in sagend und darum schweren törend, so sol
aldan derselbig von dem ratt und gricht sin.' XV./XVL,
Ap LB. ,[Das Zeugniss von Angehörigen der Land-
schaft Lenzburg habe keine Beweiskraft, weil sie mit
der Stadt ,eins' seien] und desshalb alls für secherr
zuo achten weren.' 1516, AaSuIit. ,[Die Tagsatzungs-
boten sollen die Sache des Ammanns von Au unter-
suchen] da sin Widersacher sin kuntschaft für sächer
haben will.' 1522, Absch. S. noch recht (BdVI207 u.;
Beleg von 1472). — 2) vom Richter. ,[URösch ver-
wahrt sich gegenüber der Stadt St Gallen, die sich
beklagt, dass er drei ihrer Ausburger gefangen ge-
setzt habe, ohne sie vor dem städtischen Gerichte zu
beklagen] das er ir [der ihm Ungehorsamen] iegklichen
darumb berechtigen sölte vor denen, die ouch dariiin
secher sin möchtint oder secher werint.' 1461, G.
129
Sacli, sech, sicli , socli.
l.'lu
,[K. protestiert gegen eine über ihn verhängte Busse:]
Schultheiss und rätt die habind inn verklagt uss nid
und hass und sigind salb sächer.' 1513, ZBül. ,Selbs
s. und richter sin, das ist hert und unlidenlich zuo
tragen.' 1531, Absch. (in einer Beschwerde der VO
gegen Z). ,Die von Swiz [boten] recht uff gemein
Eignossen nach der pünten sag; also meintend die
von Zürich, inen were vormals ein sölich unglich recht
da selbs ergangen, das si es diser zit nüt köndind uff
nemen, wan si alle secher werind.' HBrennw. Ohr.
, Unser doctor Andres ist so gerechter dingen, das er
will, das man ein partygisch gericht besetze, in allein
und die sinen vor dem selbigen gericht verhöre, und
will also s. und sprächer oder richter (wie die bäpst
in conciliis) mit einanderen syn, und das so vil meer
ist ouch unser fürspräch.' Siml. 1576. ,Die Obrigkeit
sei selbst in diesem Handel mitbegriffen, könne also
nicht zugleich S. und Richter sein.' Laiiffer 1736/9.
S. noch Sach (Sp. 113). Uneig. ,ein s. sin', beteiligt
sein, auch von einem privaten Geldgeschäft; s. ver-
bitschieren (Bd IV 1932), wo es sich jedoch um das
eigene Vermögen handelt, dessen Hälfte dem Schwie-
gersohn versprochen ist. Spec. a) vom Kläger. ,Item
sol ein vogt [zu Thalwil] richten umb die frefni, da ist
du buoss den s-n 9 ß d. und dem vogt 27 ß d. Und
du gross buoss ist dien s-n 9 [pfund] d. und dem vogt
27 [pfund] d., das ist heimsuochi, marchstein ze ruken
und eid schelten.' 1385, Z StB. .Wer ouch hussuochen
tuot oder hertvellig macht, der ist verfallen ein pfunt
7 ß ze buoss und ouch dem s. so vil.' XIV., AALunkh.
Hofr. ,[Wer gegen Jmdn ohne Grund ehrenrührige
Äusserungen tut] ist verfallen dem s. 3 lib. und dem
amman driveltig buoss.' Zg StB. 1432. Ähnlich 1455,
LBür. AR, (ZfsR. V b, 108/9); 1456, Ndw (ebd. VI b,
119). ,Nimet yeman dem andern sin obs uss sinem
garten nachtes, der getätter sol das der herrschaft
und dem s. yeglichem bessern.' 1457, BoSi. Landrecht.
,So verr man inen [den Eidgenossen, die einem Be-
amten des Abtes von Kempten, dem sein Recht ver-
weigert wurde, zu Hilfe ziehn] iren kosten abzetragen
bewilgen weit und daran sin, dass dem s. recht ergan
möcht, so weitend si früntlich ziechen.' Vad. ,So die
frevel und buosswürdig Sachen durch die sächer oder
den grichtschryber am rechten geclagt.' B StSatzg.
,Wenn ein undervogt einen angit, so ist er nit schuldig,
einen ze bekundschaften oder eim ein s. dar ze stellen.'
1527, AAMeienberg. ,Die so mh. beschicken uff verleiden
ettlicher suppenässer, [denen soll man] einen sacher an-
gen.' 1531, B RM. ,Was buossen nit under eis land-
amans jar verleidet werdent, es sig fridprüch . . ., soll hin
und anwäg sin und der s. dhein ansprach um sin teil buos
nithan.' 1545, Ndw LB. [JMötteli, wegen Misshandlung
der Bauern angeklagt] habe einen ,S.' verlangt und sei
von Ort zu Ort geritten, worauf die Bauern von Pfyn
sich als Sächer gestellt. 1547, Absch. ,Wer dem anderen
sin leechen beschwärt, der soll den s. wider in gewärb
[= gewer] setzen.' XVI., ZBonst. Offn.; neben ,cleger.'
Vom Kläger im Schuldprozess, Gläubiger. ,Der Schuld-
ner [soll] dem s. pfand geben für sin schuld; mager
der s. der buoss nit emberen, sol er den Schuldner
darumb beklagen; hat er [der Schuldner] huss und
hof, sol man das dem s. zuo pfand geben, hat er aber
das nit, sol er der s. den Schuldner von der statt mit
recht klagen.' 1535, BTh. StR. ,Wo er [der Schuldner]
uff Recht die Sach weite verziechen und sy die Schetzer
Schweiz. Idiotikon VII.
oder Secher zuo Schaden kernen ...' SchwG. LB. 1605.
— ß) vom Angeklagten. ,Wenne ein richter umb
das bluot richtet und man einen s. rüefet ze ant-
wurten einem kläger . . . gat denne der secher an daz
gericht...' XIV., Arg. (Richtung des Freiamts). ,Wa
ieman claget umb Sachen oder gelüpt, die vormals
beschechen sint, e der s., uff den man denn claget,
burger worden ist und der selb s. denn der ansprach
lougnet...' XIV., B StR. ,Diewyl der s. [vorher: ,der
anklagt'] sich selbs ergeben.' 1543, Absch. (G). ,Citare
reum, dem s. rüeffen oder dem der anspraach hat.'
Pris.; Mal. S. noch ab-red (Bd VI 542). Vom An-
geklagten im Schuldprozess, Schuldner. ,Wa ein s.
dem cleger einr schuld oder kouffes vergichtig was,
das er ouch denn den cleger bezalen müeste.' XIV.,
B StR. (noch mehrfach). ,Wann er [der Gläubiger]
sömliches [Pfänder] verkaufft, dass er es dem s. zu
wüssen tüei.' 1535, BTh. StR. ,Wellicher an einen
ansprachen hat, der soll einem weibel befelchen, den-
selben für gricht ze komen fürzepietten und, wil der
s. antwurt geben, clagen.' B StSatzg. ,[Wer aus dem
Dorf wegzieht und von Jmd Etw. zu fordern hat, soll
nicht an fremde Gerichte gehn, sondern] den s. da-
selbsten im gericht umb solich zuosprüch fürnemen.'
1543, G Rq. 1903 (GZuckenr.). — 2. a) Urheber, Täter
(eines Vergehens), übh. Schuldiger, Delinquent.
Syn. Ge-tcUer. ,[Wer Einem, dem ,gebotten wird, inn
zuo ligen, es sy umb wundaten oder umb ander sachen',
Vorschub leistet] der oder die sollent sin in der selben
buosse und sol man si förderlich mit dem s. von der
statt wisen.' XIV., B StR.; nachher ,der getäter.' .[Bei
fahrlässiger Brandstiftung] sol man den s. ze stund
wisen uss ze sweren, unz er das gelt bezalt.' 1406,
ebd.; s. noch ebd. 32. 51 (in der spätem Redaktion
dieser Stelle in der B StSatzg von 1539 steht statt ,der
s.' erklärend ,der s. oder getäter', sonst immer ge-
täter.' ,Item welher ein gotshusmann von St Gallen
liplos tuot, ist die buos 50 lib. d. und von aim an-
dern, der in dem gericht liplos getan wurd, ist die
buos 25 lib. d., und glichwol so sol sich der s. mit
den fründen setzen.' 1467, G Rq. 1903; so noch öfter in
G Offn. des XV./XVI.,s. ebd. 411. 525. 621. 168. 365. 417 ;
auch ZfsR. I b, 94 (THKessw.). ,Wen ainer ainen liblos
tuot, mag man den s. begryffen, so rieht man bar gegen
bar.' 1471, GTa. ,Ich Uoli Kym, leider ein s. diser
sache [Diebstahl] und wir obgenanten Hans K., Ruedi
sin sun, Heini K. ir vetter und RBirmistorff, bürgen
diser sache.' 1433, AaB. Urk. ,[Wir Verschworenen
weigern uns] uns ze nemen oder in geschrift ze gebint
als cleger, secher oder setzer der ingelegten artikel.'
1491. G (JHäne 1899); vgl. Vad. II 373. ,Wir [Zür-
cher] habend mit dem landvogt wellen nachfrag haben,
ob wir die rechten sächer sölicher unfuog zuo Ittingen
möchtind finden, hat der landvogt uns nit wellen
helfen, sunder vermeint, man sölte mit den panern
suochen und strafen und mit roub und brand messen.
[Wir wollen die Schuldigen strafen] aber die, so dem
offnen stürm sind nachgeloffen, dero vil nit habend ge-
wüsst, warumb der stürm besehenen ist, wüssend wir
nit ze strafen.' 1525, Absch.; mit Bezug auf den selben
Handel ,die rechten sächer und getäter.' um 1526,
Strickler. ,Die sächer', von Plünderern. Ansh. ,Die
von Stein und Stamheim wurdent umb ein grosse zal
gelts gestraft, als ob sy sächer wärind.' Bossh. Chr.
.Wie dann die biderwen lüt von Dietiken, so des altar-
131
Sach, sech, sich, soch,
sturms halb nähermalen in gefänkniss kommen, jetz
uf ein trostung der meinung, dass man villicht mittler
zyt uf die sach kommen und ein s. finden werde, ledig
gelassen worden und der wirt von Dietikon je daruf
beharret, dass er diser sach gar unschuldig sige [usw.].'
1532, Strickl. ,Der s. [Totschläger] wych Tom land.'
Val.Tschüdi 1533. ,Der recht s., wellicher nararalich
des anlaasses schuld trage.' 1545, Z RB. ,[Nach dem
Rorschacher Klosterbruch bat Abt Ulrich Bosch die
Schirmorte] dass man im zuo recht weit verholfen
sin und darzuo die sächer vermögen, dass im abtrag
gescheeh und gestraft wurdend.' Vad. ,[Agnes von
Ungarn begabte die Klöster Königsfelden und Töss]
mit dem guot, so si den friheren von Wart und anderen
sächeren genomen hat.' HBrennw. Chr. .Herzog Hans
und die andern secher [verloren ihre Güter].' ebd.
,Von holzhowens wegen ist die buoss von ainem Stum-
pen in unser von Wartensee wald ain pfund pfening,
und sol darzuo den schaden abtragen nach unserm
willen, oder wo der s. damit beschwert were, nach
aines vogts ze Roschach erlüterung.' 1569, G Rq. 1903.
,[Zwei Basler Studenten waren nach dem Elsass ent-
führt worden; die dortige Regierung wird aufgefordert]
die sächer denen von Basel zun» rechten zuo halten.'
Wurstisen 1580. ,[Die beiden nächsten Anstösser
sollen das Stück des Efadens, dessen ünterhaltungs-
pfiicht umstritten wird] zünen, dass kein klag darum
kom, und mögint si aber woll ein s. [den Schuldigen,
Verantwortlichen] darum suochen.' 1595, AaJoh. Dorf-
buch. .Wellicher disser Artikel einen oder mer Über-
sech, der sol darumb mit Recht gestraft werden. Es
sol ouch ein Alpmeister Sorg han und die Sächer und
Übertreter für ein Recht stellen.' 1612, G Rq. 1906
(Alpsatzung von Alt-St Johann). S. noch recht (Bd VI
207 u.; Beleg von 1525). ,S. sin an' einem Vergehn.
,[N. bestreitet] das er an sölichem todschlag ain sacher
sin solt.' 1530, Z. ,[Die Verwandten eines Getöteten]
hand mit disser klag fermeint disse drig personen
alle sächer an dessen todschlag ze sin.' UMev. Chr.
1540/73. — b) Veranlasser, Anstifter, Rädels-
führer; von a nicht streng zu scheiden. ,[Wer einen
Bürger bedroht, darf festgenommen werden] und sol
ouch damit enhain buosse verschulden weder der
sacher noch der helfer, wie vil ir ist.' 1374, Sch StB.
,Man sol nachgan und richten, als etlich sniderknecht
hie in unser statt ander sniderknecht geschetzt hant
und mit ir stehen ze gericht sint gesessen, und sunder-
lich sint dis die sächer und houptherren . . .' 1393, Z RB.
Das Schiedsgericht bejaht die Frage, ob die drei Län-
der U, Schw und Uw ,sullent secher sin oder nit, als
von der von Weggis, von Gersau und von Vitznow
wegen'; denn die Boten der drei Länder ,sint offenlich
gichtig gesin, das sy den von Weggis verbotten haben,
das sy die eide nit mit uns ernüwern sollen in unser
statt.' 1430, L (Seg.). ,[Zwingli, grundlos gottesläster-
licher Reden angeklagt, verlangt eine Untersuchung]
denn ich wol gedenken mag, dass der sölchs hat
gdören reden, sinen ansager wüsse zeigen, damit man
hinder die oder den s. käme.' 1523, Zwingli. ,Es sind
dri reisgsellen zuom lütpriester [eines Dorfes der
Herrschaft Schenkenberg] kommen und hond von im
begert das heilig sacrament zuo enpfahen; das er inen
uss vorcht vorgangner tröwung, sunderlich so der s.
mit sweren flüechen getan, hat geben. Ist der s. an-
gends krank worden.' Ansh. ,Die von Grasburg und
Gugisperg [sollen] allen schaden und zerung, zuo
Murten getan, bezalen, ersetzen und widerkeren und
darzuo si, die täter und anwiser, witer straf um ge-
tanen fräfel erwarten. Doch inen zuo recht die sächer
vorbehalten.' ebd. ,Die clöster [waren] alles unrats
selbs secher und urhaber.' Vad. ,Und nam also die
aufruorische pündtnus ir ende und ward den sechern
und Urhebern disses Übels ir guoter Ion.' ebd. —
3. in religiös-moral. S., Sünder. ,Wir sind von natur
har alle sammen Adams sün und stond an der über-
tretenden party und mag gheiner der natur halb nüt
guotes noch versüenlichs weder für sich noch für ander :
denn wir sind all sächer.' Zwingli; in der lat. Über-
setzung: omnes nos eiusdem peccati et sceleris rei
esse deprehendiraur; vorher: ,Von der geburt har sind
wir alle sünder.'
Ahd. aachari, mhd. sacher. secher; vgl. auch Gr. WB. VIII
1602/3. Viel], nicht sowohl verbale Abi. (von saehen), son-
dern denom. (von Sach); doch könnte sachari auch an Stelle
eines altern "socio (mhd. Bache; vgl. Wider-Sach Sp. 125)
getreten sein. Die umgelautete Form überwiegt auch in den
Zssen bedeutend; vgl. auch Ur-sächer (Sp. 122). Syn. in Bed.
1 a und b ist Part S (Bd IV 1617). Bed. 3 kann von 1 oder 2
ausgehn.
Vor-: der in erster Linie Angeklagte (bzw. An-
zuklagende), Klagbare, Schuldige. Die Zürcher er-
klären Glarus, dass sie dessen ,Vorsächer' und Mit-
haften seien, Glarus also ohne sie zum Recht zu
stehen nicht schuldig sei. 1530, Absch.
Gegen-: a) = Sächer 1 a. , Were ouch, daz ieman
in einem frid ze dem andern spreche frevenlich: raör-
der, ketzer etc., sont herumbe umb die vorgenanten
Scheltwort die sechzig leiden und daz dem lantrichter
sagen, ob es der gegensacher nit selber leiden noch
sagen will.' 1413, Absch. (Vertrag zw. Schw und U).
.Wenn einer frid gibt und er denn nach dem friden
zu sinem g. spricht [usw.].' 1441, L Ratsprot. ,[N.
habe erklärt] dass sich die vergangene sach zwü-
schen im und sinem g. dermassen zuo besserung ge-
schickt habe, das sy wol mit einander eins und ze-
friden [seien].' 1550, Z RB. ,Ouch wan Einer den
Anderen angrifft, und der G. sich wört, gibt auch der
Anfänger beide Buossen.' L Ans. .Die Gallier, wann
sie an Streit gehen, seind sie halb nackend . . . also
das sie nicht allein eine abscheuliche Forcht, sonderen
auch ein Mirakel ihren G-en gebähren.' Äg.Tschudi,
Gallia. — b) = Sächer 1 b. .Wellicher den andern für
uns har in unser statt gan Bern taget und daselbst
siner ansprach halb unrecht gewinnet, der sol sinen
g. von allen costen wysen.' 1457, BoSi. .[Ich ver-
pflichte mich für mich und meine Erben, mich zu
einer gerichtlichen Verhandlung zu stellen] an statt
und ende, da unser gegensecher selben nit richter
weren.' 1465, Gfd (Landrecht RMöttelis mit U). ,[Die
Priester sollen] von iederman recht nemen in unserem
lande und also sol ein yeklicher priester in unserem
land nemen zwen biderb mann und sin g. zwen, und
sol ein ainan allwegen der fünft sin.' Gl LB. ,[Die
Leute von Hasli, welche die Hülfe der Urkantone
gegen ihre Herren, die Berner, angerufen haben, er-
klären] es sie ouch nit gewonlich, dass einer uf sinen
g. zur lütrung und urteil kome.' Ansh. .Wellichem
daz recht ze bruchen erloupt wirt, da sol derselbig
siner widerpart lassen fürpietten und, so der g. nit
mit antwurt begegnet, ein ussclegt uff inne bgeren.'
1.;;;
Sacb, sech, sich, soch, such
134
B StSatzg. ,Ani dritten tädingstag soll der kläger
synem g., der an den vorgehenden tagen nit geant-
wüitet, zum dritten mal rüefen lassen.' XVI., FStB.;
frz. ,1'acteur faira deraander sa contrepart.' ,So dan in
Rechtshändlen G-en und Kundschaften geboten wird ...'
U LB. , Wer syn G., mit dem er am Rächten ze tun
ghan, angriff...' 1622, AaBt. StR. , Wann Einer, dem
es für das Gericht fürtaget ist und daselbst berech-
tiget wird, an seinem G. auch etwas anzusprechen
hätte, so solle er ihme dadurch aucli fürtagen eines
Widerrechtens zu sein.' Ndw LB. 1867 (älteres Gesetz).
S. noch Sächer (Sp. 127). — Vgl. Gr. WB. IV 1, 2252.
Haupt-: 1. Hauptgegner, der die führende Rolle
spielt, Hauptbeteiligter, a) bei kriegerischen Unter-
nehmungen. ,Als wir gemeldteil Eidtgenossen alle von
stetten und lendern als helffer und unser helffer und
helffershelffer der von Schaffhusen als h-n zuo uns
verbunden sint, von irer ermanung wegen uns für die
Waldshuot gelegert haben . . .' 1468, Absch. (Friede von
Waldshut zw. Üesterreich und den Eidgenossen); ,die
houptsecher dis kriegs, nämlichen die von Schaff-
husen.' DSchill. B. ,[Die Eidgenossen erklären] daz
ye die Eidgenossen als houptsecher den krieg nit niei-
nent in die hand zenemen noch das zetuonde schuldig
sin, diewyl und doch der herzog von Burgund uns
nit, sunder den herzog von Österlich angriffen hat,
der billich als ein h. sich des kriegs anneme.' 1474,
Absch. .[Die Vermittlungsversuche der Herzogin von
Savoyen in den Burgunderkriegen] schluogen die Eid-
gnossen ab in der gestalt: der krieg were nit ir und
si werent nun helfer und si möcht die sach werben
an die houptsecher.' 1475, Z Chr. ,Die herzogen Sig-
mund von Österrich als h. und Reinhart von Lut-
ringen als siger [wollten] am nächsten zuogrifen und
teil haben [an den burgundischen Ländern].' Ansh.
,[Die Eidgenossen ohne Bern und Solothurn beschlies-
sen] einen eignen zug wider underlassne [früher ver-
schonte] platz, insunders für die hoptsächer zuo Über-
lingen, da vil des punds anwält und richsfürsten lagen,
zuo volziehen.' ebd. — b) vor Gericht. ,Wir die obge-
nenten RRichiner und HSchmid houptsächer, HZimber-
man [usw.] helffere verjechend einer ganzen warheit
alles das, so von uns an disera brieff geschriben statt.'
1449, Z. ,[Die Eidgenossen beschliessen, an die Ba-
dener Disputation ausser den Vertretern der katho-
lischen Kirche] fürnemlich alle Luterschen predicanten,
und zuovor als hoptsächern den Zwingli mit sinen
anhängern ze berüefen.' Ansh. ,Bapst: Und wer sind
aber unser mess widersecher? Cardinal: Es ist das
nachtmal Christi der h. und sine bistender die, so den
christentouf entpfangen habend. B.: Und wer ist aber
für ein richter angerüeft?' NMän. ,[Im Streit um
einen Zins an die Frühmesse haben die Bauern] sich
genzlich resolviert, so wol diejenigen, so jetzmalen
die pfand inhond, als auch der Hensil, der recht h.
selbs, das sy den brief in allen puncten und articlen
ganz kreftig guot heissen und erkennen wellend.' 1597,
GBern. — 2. Haupturheber, -schuldiger, Rädelsführer.
Der Rat glaubte in ASpengler den .rechten h.' des
Aufruhrs zu erkennen. 1491, G. ,Ich N., rechter h.
und handtätter, tuon kund mit dissein brieff, [dass]
ich den N. mit miner eignen hand leider erschlagen
und von sinem leben zu dem tod bracht han.' 1521,
ZReg. ,Was den götzen bishar geopfert ist, als kinds-
wiegen, krucken und wächsin arm, schenke! und ander
figuren, sol alles zuo einer gallren oder sulz gemachet
werden, damit ich [die Messe] als der h. und sie alle
als mitfrücht samenthaft seligklich abscheidind.' NMan.
(Testament der Messe). ,[Von den genannten Wieder-
täufern soll jeder] 1 march silbers bar geben und uss-
richten und N. als der h., princibat und füerer zwy-
fache buoss.' 1527/9, Z RB. ,Das in den fünf orten
die hoptsecher und ussteiler der pensionen an lyb
und guot gestraft werdind.' Zwingli. ,Dass man die
münch, die in gedachtes kloster [St Gallen, das Zwingli
aufzuheben rät] gewidmet sind, erlich ir leben lang
versehen und güetlich abrichten sol, soferr sy in
gheiner untrüwen pratik hoptsächer gewesen.' ebd.
,[N. sei] ein rechter h. und redlifüerer sollichs Han-
delns [der Wiedertäuferei] gewesen.' 1530, Z RB. ,Jo-
nathas ward der verrädterey und anschlags innen und
ergreift' fünftzig fürnemmer hauptsächer auss inen und
liess sy all töden.' 1530/1638, Z Bib.; ä.%b -ccöv äp/r)-
Yöiv tSjs xoouaj. LXX. ,Es wurden in allen landen fil
[Brandstifter] gefangen, die verjachen alle glich, wie
sy gelt daruif empfangen hetten. Und kund man doch
von allen nit erfarren, wer der recht h., der sy be-
stellt hette, were.' 1540, Bs Chr. ,[Es] warend aber
nit über zechen man, die hoptsächer und rädlifüerer
und des haimlichesten vertruwens gegen ainandren
warend und ouch ander lüten den puntsaid gabend.'
Vad. ,6 man als erkondet und wissentlich hoptsecher.'
ebd. .Denselben Zwingli wirt man zu siner zit an-
nemen und uffüeren mit siner history bis schier zu
end der ganzen beschribung und nun also fürfaren
zu den anderen h-en und irrmeistern.' Salat, Ref.-Chr.
.Princeps atque architectus, der fürnämst urhaber und
erfinder, der rächt h.' Fris.; Mal. ,Die vier münch
und hauptsecher disser wunderbarliehen history.' XVI.,
Siml. Urk. 1757. ,Die rächten redlifürer oder haupt-
sächer dises spils [Spukes] warend NN.' LLav. 1569 ;
.die Haubtsächer in diser Trageedi.' 1670. — Haupt-
sachen n f.: Hauptanstifterin. , [Es] was dises [Mord-]
anschlags h. graf Diethelms frow.' Vad. — Vgl. Gr.
WB. IV 2, 626/7.
Mit-: Mitglied der selben Gerichtspartei, Mitbe-
teiligter. Ansh. V 342. 343 (in den entsprechenden
Akten .mitverhafte'); 1530, Absch. IV 1 b, 830. - Bei
Gr. WB. VI 2364 ein Beleg aus Äg.Tschudi.
Recht-: eigentlicher Gegner (vor Gericht). ,In
einer jetlichen Tröstung sind zu beiden Teilen die
rächten Sächer begriffen und jetweders Fründtschaft
und Anhenger, sobald sy verneinend, dass die Rächt-
sächer vertröstet band.' GrD. LB. — Viel), mir Fehler
für das unmittelbar vorhergehende ,die rächten Sächer.'
Selb-: wer in eigener Sache und Person vor Ge-
richt auftritt. .Wenn man frid macht, der sol ge-
halten werden von geschwistergiten kinden, recht
schwäger und von den näher fründen als von den
selbsächer.' 1519, Kriess. Wenn die Gesandten mit
dem Herrn von Geroldseck als dem eigentlichen ,s.'
gütlich handeln, so werde man gerne Boten dazu ver-
ordnen. 1528, Z (Absch.). S. noch Sächer 1 a (Sp. 128).
— Vgl. Gr. WB. X 1, 489.
Wider-: Widersacher, Gegner, a) in einem Wort-
streit, Raufhandel, Kampf. .Wer den andern lempt,
houwt oder sticht, sol ein trostung geben umb den
schaden, so er sinem Widersacher tan hat.' Zg StB. 1432.
,[Die] so sich wider uns, ain erbern clainen und grossen
rat, partyet und zuo w-n gestelt hand.' 1491, G Rats-
Sach, sech, sich, soch,
sehreiben. ,In dem sal des pallasts fleng ein herter
stryt an zwuschend den zwei rissen; wenn Morgant
sin w. mit sinem kallen erreicht, so macht er in
zittren.' Morgant 1530. , Welcher den Angriff täte und
dan also sein W. nit bluotriss machte . . .' ü LB. ,[Wer
die Tröstung bricht] ist dieselbige Buoss verfallen
und mer, so vil ein Gricht erkennen tete, und allwegen
einem Jetlichen seine Rächte vorbehalten gegen seinen
[1. -m] W.' GrD. LB. S. noch Praktik (Bd V 568); Eich-
ung (Bd VI 476); rüeren (ebd. 1254). — b) im Spiel.
,Es klaget M. uff T., der selb T., er und ander habint
eins mals mit einandern gekeisret, wurde im [dem
M.] der obrist keiser, dem leite er ein potte und
fragte sin widersecher, ob sy sölichs halten woltent'
1481, Z RB. — c) vor Gericht, ,Der bemelt B., sin
w.' 1471, Z RB. ,Uff den bestimpten tag kamment min
heren von Zürich, dessgelich kamment ouch unssre
Widersacher die von Strassburg.' Edlib. ,Es sol E.
usbringen, das S. ein dieb und schelm sye, und wenn
si [E.] solich usbringen tuon wil, sol si irem w.
darzuo verkünden.' 1508, Z RB. ,Wil der ansprecher
syn recht bejagen, ist er befuegt, dem Widersacher uf
einen gerichtstag fürbieten zelassen.' XVI., F StB.;
frz. ,sa contrepart.' ,Wann einer einem andern ein
offnen tag verkünt und vor gricht nit erschynt und
sin w. aber da ist, sol alldan derselb von synem
gegenteil dere sach mit urteil ledig erkennt werden.'
Zg StB. 1566. ,Ex diverso agere, sich zuo einem w.
machen und wider einem im rächten reden.' Fris.
S. noch Ge-richt (Bd VI 332); (Haupt-) Sächer (Sp. 133).
— d) im Streite um Meinungen, Anschauungen. ,Also
wirt uss disen worten Christi glych als wol erhalten,
das den jüngeren das bluot des testaments nit ggeben
worden ist, als vast die widersecher [Lutheraner] da-
mit uff das lyblich bluot tringen wellend.' Zwingli.
,Ob glych unsere Widersacher von einer gegenwirtig-
keit des lybs Christi redend.' 1575, Z. ,Ab solcher
institution und underwisung [im Katechismus] soll
sich drumb niemand verwundern, als wan si nüw
wäre und wirs von unsern Widersacher [den Prote-
stanten] gelernt.' F Schulordn. 1577. S. noch ver-pläm-
peren (Bd V 101). — e) Widersacher, Feind übh.
,Wie wir vergeben unseren Schuldneren. Wer sind
da unsere Schuldner? Unsere Schuldner sind da un-
sere Beleidiger, die uns entweders mit Worten oder
mit Werken oder mit beidensaraen, mit Worten und
mit Werken, auf die oder auf dise Weis, beleidiget
haben und also unsere Widersacher sind.' FWtss 1677.
,Stil schwigen ist jetz die gröste Kunst . . . Leicht
kanst etwas schwätzen, dass dich tuot grüwen; ess
sint Widtersächer, die über dich schreien und zei-
gens glich der Oberkeit an.' 1772, LMei. (Schülerheft).
Mhd. widenacher, -secher. Die umlautlose Form, die im
Nhd. herrscht, erscheint in unsern Quellen nur vereinzelt
(XV., ApLB.; XVI., F StB.), dann auch bei Spreng: ,Der
"Widersacher, adversarius, und die Widersacher, adversarii.'
Das W. hat die ältere Bildung Wider-Sach (Sp. 125) verdrängt.
Sächlete", lt Dan. (für GRHe. udE.V) S-ti — f.:
allerlei Sachen, Kleinigkeiten GrPi.; Z. Syn. Stümp-
leten. Es chan" eso en S. ge", zB. unvorhergesehene
Hindernisse Z (Spillmann).
Wider-sächlich-keit f.: PL, Widerwärtigkeiten.
.Widersägkhlichkaiten.' 1650, PFopfa 1864, 296.
be-sächnen. ,So bekenn ich, das ich [Rud. von
Habsburg] besechnot bin mit ainem apt von St Gallen
und ich im dienstes pflichtig bin.' Z Chr. 1336/1446.
Sacharias Sachereis SchScIiI., Stdt, Sachreis Sca
(ohne nähere Angabe), Zach GT.: Zacharias.
Auch die Seh Form dürfte auf die griech. Transscription
Zaxapia?) nicht auf das hebr. Sacharja (dies erst in neuern
Bibelübersetzungen, so in der Z Bib. von 1868) zurückgehn;
«- für z- entweder nach der neugriech., noch im 16. Jahrh.
geltenden gelehrten Ausspr. des griech. £, oder lediglich laut-
liche Schwächung des Anlauts der nebentonigen Silbe; der
Accent scheint nämlich auf der Endsilbe zu liegen. Zur Be-
handlung von -las vgl. Leies (Bd III 950), Mias (Bd IV 15).
Sachi BE., Säch, Sächeli Gl: Isaak.
Sech I (Sech2 ScHRüdl.; ThHw., Mü.; ZSth., mit
Dehnung und -ch> Aa; Bs; B; S; Z), in GRObS. (be-
stätigt) ; SchScIü. (heute abgelehnt) Zech — n., PI.
unver.: 1. a) messerförmiges Eisen am Pfluge, das den
Erdboden aufschneidet Aa; Bs; B; Gr (so ObS.); G
oRh. (auch bei Steinm. 1804); Sch (nach einer Angabe
am Baslerpflug); S; Tb; Z. ,[Der Pflug besteht ua.]
aus dem Sech, welches die aufgebrochene Erde ab-
schneidet.' JRCramer 1774. Das S. ist durch einen
Holzkeil (Sech-Bissen Bd IV 1698, -Weggen) im Sech-
Loch (Bd III 1038) des Pflugbaums befestigt und nach
vorn abwärts gegen die äussere (dem noch ungepflügten
Teile des Ackers zugewandte) Kante der Pflugschar
gerichtet; nach jedem Wenden des Pfluges wird es
durch Verstellen des Keils wieder in diese Lage ge-
bracht. Vgl. S.-Isen (Bd I 544) und dazu: .Jedesmal,
wan eine Furche gefaren ist, [muss mau] das vordere
Eisen, das Sägeisen genant, von einer Seite zu der
andern wenden.' Andre.e 1763, 310 (Auskunft eines
Baslers über den Schweizerpflug). S. die Abbildungen
bei APletscher 1908,28; Bärnd. 1904, 103; Tschudi, LB.
1863, 72 ff., ferner HSchinz 1847, 36 und bes. ZAnl. 1772,
S. 16. 21. 36/7 mit Abbildung im Anhang. Tw. kommen
(so in Aa; BMad.; L; Z; vgl. auch Schwz. Landw.
Ztschr. 1900, 999) zwei Sech vor, von denen das vordere
den Rasen zerschneidet, während das hintere tiefer
greift. Von gleicher Form wie beim alten Pfluge (vgl.
Bd V 1243) ist das S. beim neuern Scharnierpflug,
wesentlich anders dagegen beim Selbsthalterpflug; s.
Bärnd 1904, 100/101. Beim ganz hölzernen ,etrus-
kischen' oder ,tuskischen' Pflug in den Gebirgsgegen-
den von Gr soll nach FAnd. 1898, 22 auch das S. von
Holz sein. In ScHSchl. wurde bei der (um 1840 er-
folgten) Einführung des Schaufelpfluges, der kein iS.
hatte, die Bezeichnung übertragen auf den so ziemlich
an der gleichen Stelle im Grendel befestigten und mit
einer Vorrichtung zum höher oder tiefer Schrauben
versehenen Eisenstab, der jeweils beim Wenden des
Pfluges mit einem Haken in die nach oben gerichtete
(das S. ersetzende) Seitenfläche der Schaufel einge-
hängt wurde, um deren Umkippen beim Pflügen zu
verhindern. RA. ,Es haut wie ein S.\ scherzh. von
einem stumpfen Messer ScHSchl. ,Er spielt die rotte
[der Feinde], sam daz sech die schollen uf dem acker.'
KvWürzburg. ,Säch, dentile [!].' üwE. Voc. ,Karst,
swert, säch und ring [vgl. , Sechring' Gr. WB. IX 2774].,
1402, Z RB. (Verzeichniss von Pfändern). ,Dass er
und ander sin nachgeburen ir pfluogschier verlieren
und inen gestoln werd ... N. hett ein säch verlorn,
das wer im verstoln.' 1413, ebd. ,[A. habe dem B.]
von Wermentswile ein pfluogisen, ein wegensen, ein
137
Sach, sech, sich, soch, such
sech und ein isin pfluogzoum verstollen und das dem
schmid zuo Madentswil zuo verkouffen geben.' 1459,
ebd. ,1 allten pfluog beschlagen on säch und wägessen.'
1515, BsPfeff. Schlossinv. ,Der pur, der das pfluog-
isen und säch kouft hat.' LJüd 1531. ,Die wunden,
die iren [der Erde] mit houwen, kersten, mässeren
und sächen gestochen und gehouwen werdend.' ebd.
,Als N.s pfluog uf dem acher gstanden und niemant
darby gsyn, habe sy das sech davon gnomen und das-
selbe™ schmid verkouft.' 1557, B Turmb. ,Das säch,
ist ein teil am pfluog, culter, dentale.' Fris.; Mal.
,Als . . . daselbs ein pfluog gestanden, [habe] er den
wägissen und säch mit einem biel darvon abgeschla-
gen . . . das säch und wägiss einem schmid von Baden
jedes pfund umb ein krüzer zuo kouffen geben.' 1572,
ZRB.; ähnlich 1602, ebd. ,Die Scharen, dieweil sie
ungleich, verkauft man beim Gewicht, das Pfd per
3 ß, Sech, das Pfd per 1 ß 8 d.' Bs Taxordn. 1646 (,Der
Isenhändlern Tax'). , Schar und Sech [kosten zs.]
2 Pfd.' ebd. (,Huofschmidf). ,Das Sech, Pfluegmesser,
dentale, culter aratri.' Red. 1662. , Dentale, die Pflug-
sege, das Sech.' Denzl. 1677. 1716. ,1 Säch gemacht
I ß.' 1759, ÄAOLnnkh. ,Für ein Pflugmesser, für einen
Pflugschar (nostr. Säch und Wägissen), für eine Sichel
gibt man keinen Zoll.' 1779, BThun Handf.; im lat.
Original: pro cultro, pro vomere. ,1 aufgerüsteter
Pflug samt Zon und Säch.' 1784, BLütz. (Inv.). ,S.
in S.', vom Pflügen zweier zsstossender Äcker in der
selben Richtung; auch bei Martin-Li'enh. II 320. ,Nach
Gallus-Tag soll Niemand mehr erlaubt sein, auf des
Anderen Anwander, so angesäet, hinaus zu fahren, auch
nicht der Länge nach S. in S., sondern er soll auf
seinem Land umkehren.' Bs Gescheidsordn. 1770. Im
Gegs. dazu ,s. gegen s.' ,Wo man inschlot von den
feldern und da gat s. gegen s., so soll man [dazwischen]
ligen lassen siben schuoch.' AAMeienb. Amtsr. 1527
(Arg. IX 98). .Nach sant Michelstag soll uff die twer-
acher niemand trätten und acht tag darnach s. gegen
s. und nit länger.' ebd. Häufig von Dieben als Brech-
eisen benutzt. ,So hat N. veriechen, daz er die kil-
chen mit einem sech ufgebrochen und uss einem casten
20 pfd d. verstoln hab.' 1440, Z RB. ,Als N. under-
standen hat, einen stock by sant Lienhart zuo Schaf-
husen mit einem säch ufzebrechen.' 1500, ebd. ,N.
kouft schwebelholzli und nam eim puren ein sech us
dem pfluog und sillnschnüer und ein murhamer [um
nachher einzubrechen].' Auf. XVI., HBrennw. ,Er habe
us einem trog, den er mit einem säch hinder ufgwägt,
drü hemder gstolen.' 1561, B Turmb. ,[N. habe] mit
einem säch den tisch darinen ufgwägen.' 1568, ZRB.
,[NN. haben] nachts uss einem Keller, daryn sy mit
einem Sech durch die Mur gebrochen, 10 Brot ver-
untrüwet.' 1610, ebd. In abergläubischer Verwen-
dung. Leuten, denen wegen Verhexung das Buttern
nicht geriet, wurde von einem Wunderdoktor geraten,
st sölli" es S. (ßüejig mache" un'1 i" d' Niclle" stecke", das
ward de"" der verfluechte" Häx d' LÖti scho" üftue".
Barnd. 1904. Wenn e" Midi verhäxet isch, lauft 's
Mülirad z'rugg; de"" sell-men es fürigs S. a" Mülistuel
ha", was d' Häx brönnt und üstribt. Schild 1863; s.
auch Alpenr. 1861?, 144/5. — b) Dim., = Gertel 1 (Bd
II 443). ,1 yseni schufel, 7 sechli oder gertel, 8 axsen.'
1515, BsPfeff. Schlossinv. Eher aber blosse Verschrei-
bung für ,sechsli' (s. Sachs). — 2. übertr., Schimpf-
wort (auf Weibspersonen?) ZKn. En alts S.
Amhd. sech n. ; nächst verwandt mit Suhlen. Vgl. Gr.
WB. IX 2772 ff., dazu noch Martin-Lienh. II 320. Der An).
Z- kaau vom PI. d' Sieh ausgegangen sein, wobei an das Vor-
kommen von Pflügen mit 2 Sechen zu erinnern ist, das
freilich für Seh nicht bezeugt, für GrObS. direkt bestritten
wird; für den letztern Ort bietet sich denn auch die näher
liegende Erklärung durch Anschmelzung des neutr. Art. d't.
Pflueg-: = Stich 1 a. ,Als Sanger in Jerusalem
richter war, der da mit einem pfluogseche 500 man
erschluog, ist gesin [vor] der gepurt Chr. 1364 jar.'
Brennw. Chr. ,Die Pflugschar mit der Pflugsache,
indem sie die Erde under sich zerschneidt, machet
eine Furchen oder Pflugsstrich.' Spleiss 1667.
Das Fem. auch sonst und. alt bezeugt (s. Gr. WB. IX
2773); -a- Druckfehler?
ein-, zwei-sechig. ,2 Pflüge (zweisächig), 1 ditto
einsächig.' L Kantonsbl. 1849 (Steigerungsanzeige).
Sech II. ,In weinseliger Aufregung versucht der
Mathys, einen Jauchzer loszulassen, der jedoch nicht
als besonders gelungen zu bezeichnen ist. Mathi/s,
du hesch-ne" Chäfer im Säch! neckt das Mariann.'
Joach. 1881, 76. Syn. e" Chrott im Hals.
Ganz unklar. Ein Zshang mit Sech I lässt sich nicht
herstellen. In S will man übrigens von der RA. heute nichts
mehr wissen.
Sechel -c2- AaB., Br. (allg.), Seichel I Aa um K.
(Dr Jucker); ZW.f f-e'i-,; — m.: Verstand. aaOO. Der
het kei" S.! Ai.Br.; ZW. Du hast doch gar kä'n S. !
ZW. .Wenig S. haben' Aa um K. Du bist glaub nit
bim S.! AAßr. Nimm aueh dini sibe" S. z'säme" ! ZW.
Aus dem Judendeutsch: hebr. stehet, Einsicht, Verstand
(vgl. Ave-Lallemant IV 468). Über die weitre Verbreitung
des W. in deutschen MAA. s. Gr. WB. IX 27 74.
Seich (bzw. -«-, -ä-, -»*-), in B tw. (nicht in G.,
Lutz, und lt Zyro); GrLuz. Seik/ — m.: 1. a) als Vor-
gangsbezeichnung (das Harnen) in dem Krankheits-
namen ,der kalte S.'; s. Bd III 240 und vgl. Gr. WB.
X 1, 166; MHöfler 1899, 636. — b) als Stoffbezeichnung.
Harn Aa; Ap; Bs; B; Gb; L; G; S; Th; Uw; Zg; Z;
überall der derbste Ausdr. dafür (s. Bruns I Bd V
769) und daher bes. (zT. so in ÄAFri.; BG.; GrLuz.
nur) von Tieren. .Der s., brünzel, urina.' Mal. S. auch
Reib (Bd VI 13); seichen. .Einen mit s. beschütten',
eine in ä. Zeit oft bezeugte Unfläterei. ,Dass iro etlich
vor herr ütten im Tor hus sungen ; also sprach der
Heidelberg obnan herus, dass si da dannen giengen
singen oder er beschütte si mit s.' 1420, Z RB. ,N. habe
in ein glass geseicht und butte im ze trinkent, wölt
er nit tuon; also butte er sineiri gesellen ze trinkent,
der wölt ouch nit trinken; do schütte er im den se[i]ch
in sin antlitt; rette sin gesell, worumb hast du mich
beschüt? ... Do rette der B., warum hastu inn mit
seich beschütt?' 1453, ebd. .Schutte er ein wenig
wins, so in einem glas vor im uff dem tisch stüende,
hinder sich und träffe damit den N., von dein gerett
wurde, nun hette er inn mit win beschitt, so wölte
er inn mit wasser beschitten; demnach by einer halben
stund worden, begebe sich, das er mit stinkendem
wasser oder s. beschütt wurd, als er die stegen ab
gan wölt, vast und grob.' 1475, ebd. .[Narr:] Wann
man schon ettlich mit s. bschüt, noch lond sie von
der gouchmat nit.' Geng. Gm. S. noch un-siiber (Sp. 77).
Zur Heilwirkung des Urins vgl. seichen, ferner HZahler
1898, 82. Der S. zur Diagnose; s. ATobler 1909, 45.
,[l)er Wunderdoktor | warf vil selzner Worten yn, den
Sacb,
ii, sich, socb, such
140
s. im glas welzt har und hin.' Funk. 1552. RAA. (So
warm) nie S., von Badewasser, schlechtem Brunnen-
wasser, auch andern Getränken Aa; Ap; Th; vgl.
seich-warm. Das Wasser ist wie S., lauwarm Th.
Einem de" S. (er- Z) lätere", ihn hernehmen, zur Ver-
antwortung ziehn Aa; Th; Z; vgl. Brünzel (Bd V 770).
Dem han-ieh de" S. g'lüteret! Bi Ziten us dem S.,
derb für ,aus dem Bette', früh aufstehen BLütz.; vgl.
seichen. Im sibe'He" S. ligge", verächtlich von Lang-
schläfern Aa; Sch; Th; Z. De" lit no'h (od. scho"J im
s. S., in ZO. auch mit euphem. Weglassung des Subst. :
er lit scho" im sibe"te". ,Botz s. !' Fluch; s. Bd IV
1996 u. ,Solt er [der Papst] sin der glöubigen houpt?
Botzseich, ich hab es nie ggloupt.' Eckst. 1525. , Hen-
kers buob [zum Nachrichter, der Johannes im Turm
enthaupten will]: Dir ist der turn zeng an dem ort,
du kanst nit tuon ain rechten straich. Botz kotigen
mist und stinkenden saich! do mag sich grüeren nit
ein mauss.' Aal 1549. Auch für ,das [auf einmal]
Geharnte (am Boden, im Topf)' B (Zyro). Typisch
für etw. Wertloses. Kan S. wert si", von Personen
und Sachen ApLb.; ThMü. Da' ganz G'schzvätz ist
kan S. wert ThMü. , Einen s. umb einen gen', Nichts
auf ihn geben. ,Wor für hat er [Hans Waldmann]
sich selber? Wir haltend nüt uff inn und wir schissint
uff inn und wir gebint ein s. umb inn.' 1467, Z RB.
S. noch seichen II. Als Verstärkung von ,nütz': ,Kan
er mich nit min harnesch lassen tragen, des zers fut
tüfels namen, und sunderbar einer, den es ein zers
fut s. nütz angat' 1422, Z RB. Vgl. dazu: ,[Der Be-
klagte] redte, es gienge inn doch siner muotter s. nit
an; redte er [der Kläger], es gienge inn ouch an [usw.].'
1471, ebd. — 2. übertr., fades, leeres Geschwätz Aa;
Bs; B; Th; Z, bes. in der Schüler- und Studentenspr.
Ist Das en S.! Da' ist Säch, wa'-t' säst ThMü. S.
schwätze" (burschikos verzapfe") Aa ; Th. Wie cha(nn)st
au'* so S. schwätze"! Der schwätzt doch immer de"
glich S.! — 3. Schimpfw., homo abjectus B (Zyro).
Amhd. seich; vgl. Gr. WB. X 1, 166 f.; Martin-Lienh. II
320. Bemerkenswert ist die geringere Verbreitimg der Form
mit k% als beim Vb seichen (s. d.).
Esels-: Harn des Esels; im Kdlied: Heidelberi-
stüde" gend de" Chinde" z' süge" und de" Buebe" Wi"
und Fleisch und de" Chinde" süre" stiren E., mit Ver-
tauschung von Chinde" und Buebe", je nachdem es
von Knaben oder Mädchen (Chinde") gesungen wird
Zum Wth.; vgl. Boss-S. — Chue-: Kuhharn. Wetz-
stein, wenn er zu hert ist, leg in über Nacht in Essig
oder Kuhseich, so wirt er zügig und gut.' ZElgg
Arzneib. um 1650. — Chalt-: Krankheitsname: s.
Seich 1 a und Gr. WB. V 93. ,[Das Lostorfer Wasser]
ist ein herrliche Chur für die Nierenkrankheit, Kalt-
seich, Stein [usw.].' FrHaffner 1666. S. noch brunzen
(Bd V 769, wo , kaltseich' zu schreiben ist); brün-
zelen II (ebd. 771 u.).
Chatze"-: 1. Harn der Katze. — 2. Pflanzenname.
Blaues Sperrkraut, Poremonium caerul. GoT., ,ein im
Garten gezogenes Pflänzchen' Zu. (das selbe?). Nach
einer Angabe von Dan. (für Z oder B?) = Chatzen-
Bisem 1 (Bd IV 1701; vgl. Bed. 2). — chatze" (in
Gl nach einer Angabe chatz-) -seichele", in AALeer.;
Gl; L -seikxele" (bzw. -£-): nach dem Harn von Katzen,
oder diesem ähnlich riechen AALeer.; Ap; Gl; L; Z.
Es ch-let. — Chatze"-seich(e)ler G (-ä-, Umlaut
von ä < ei); Sch (nach einer Angabe -«-, nach
andern, so für St., -ö-); ThHw. (-ä-); Z, -seik/eler
Aa; L — m.: (gew. PI.) 1. Bezeichnung der moschus-
artig riechenden Muskatellertrauben. aaüO., in L (lt
Schiirmann) auch von dem daraus bereiteten Wein.
Nach einer vereinzelten (kaum richtigen) Angabe in
Z auch von den Gutedeltrauben. — 2. Chatze'sächeler,
,eine.Art Johannisbeeren' (oO., Sch?); wohl die schwarze
J. — Vgl. Gr. WB. V 300.
Bett-Seifc: Kellerassel B (Dan.).
Das Syn. B.-Seicher(in) legt die Annahme eines alten
Nom. ag. zu seichen nahe (ahd. ' seicch[i]o). Nach Gr. WB. I
1739 (unter ,Bettseicher') hat die Assel diesen Namen von
ihrer harntreibenden Kraft; Dänikers Angabe , Volksmittel
gegen Bettnässen' beruht offenbar auf einem Missverständniss.
Ross-: Pferdeharn Aa; Z. Heuberistüde" gent de"
Steimere" z' süge", gent de" Biedere" Wi" und Fleisch
und de" Bachsere" B. ZRegensd.; vgl. Esels-S. ,Sie
nambt ihren eignen landtwein rosseich.' 1593, Zg Chr.
(CSuter).
Sü"-Säeh Th; ZMarth., Süw- BR. (-SeikX); Sch
(-Säch); SchwE.; ZBenk., Sau"- Aa; Bs; L; Z: 1. Harn
des Schweines ; spec. (mit dem unbest. Art.) die vom
stossweisen Harnlassen des Schweines während des
Gehens auf dem Boden entstehende unregelmässig ge-
wundene (zickzackförmige) und fortwährend unter-
brochene Spur Aa; Bs; BR.; L; Sch; Th; Z; vgl.:
,Portuosa urina, krumm herauss fliessende, wie ein
sauw gewont ist.' Fris. Daher in derb tadelndem
Vergleich von einer ungehörigen krummen Linie oder
Richtung, zB. beim Pflügen, Eggen, Fahren und Gehn,
beim Schneiden von Tuch, auch von einer Grenze,
einem Graben, Wege, die krumm, in unregelmässigem
Zickzack verlaufen. aaOO. Chrumm wie en S. Das
isch so grad (ist e" Gredi ThMü.) wie-n-e" S. Bs. E"
Furehe" wie-n-e" S. ZBenk. Da' ist en S.! von krum-
men Furchen Th. D' Sträss macht e" S. L (Ineichen).
Far auch grad zue, mach ka'" so-n-en S. ! Th. Laufe"
wie-n-en S. Aa. Iez laufe'd-er wider so chrumb wie-
n-en S.! Instruktor zu Kadetten AAÄar. Ein diese
RA. immer im Munde führender Instruktor erhielt
davon den Namen der S. ebd. Süseiksivis, im Zick-
zack BR — 2. rohes Schimpfwort SchwE. — Auch
bair. ,Sausaich', geschlängelte Linie (Schm. * II 212). —
suw-seich: Adj., ,lau wie Schweinekost; Syn. süw-
läw' (Bd III 1538) SchwE. (ältere Angabe, für heute
abgelehnt). — Gewiss nur präd., viel), blosses Missver-
ständniss der Wendung Das ist S. — Süw Sau- S eiche te"
AAFri., -Seik/ete" B — f.: wie S.-Seich tadelnd von
Etw., das in ungehörigen, unschönen Krümmen ver-
läuft, zB. von einer Naht, einem Wege, insbes. von
Ackerfurchen AAFri.; B, übh. von unordentlicher,
liederlicher Feldarbeit B, von Etw., das ohne Ordnung
durcheinander liegt AAFri. Dos ist e" rechti S.!
Schneidermeister zum Lehrling: Lueg, was-d' da aber
für ne" Tonners S. g'macht hest! B.
Spinne"-: dummes Zeug, Aufschnitt GlScIiw. Das
ist Sp.— Stiere"-: derbes Kraftwort Gl (Potz St.!);
Z, nach Spillm. Schimpfwort. (En) St.!
Ge-seich, in BG., Si. G'-stfk — n.: 1. abstr., das
häutige unartige Harnlassen eines Kindes BG., Si.
(Imob.); Ndw (Matthys). — 2. konkr., das so Ge-
harnte, hier und dort auf dem (Zimmer-)Boden zer-
streut BG., Si. (DGemp.). G'sehst, wettigs G'si2k da
am Boden ist! Gang, wusch das G's. üf! Bildl. Das
ist nummen es G's.! tadelnd, von einem allzudünnen
1 1I
Such, sech, sich, socli, such
Gewebe, einer solchen Nähterei, auch einer gar zu
dünnen Bestreuung (zB. Aussaat)- BSi. (DGemp.). —
Vgl. Gr. WB. IV 1, 4023.
Seichel II m.: 1. Urin Gl; ZO. (seltener in der
Kdspr., ,halb euphem.'). — 2. „membrum virile" (oO.).
seichele" Ap (-/'- neben -%'-); Bs; BSi. (sl-hele",
lt Imob.); GoT. (-/*-); Ndw (Matthys): U (Müller);
Z (meist -/'-, so Russ., Stdt), sächele" (mit üml. von
ö<«; „Sch"; Th; ZSth. (-%*-), seikyele" bzw. -h-
ÄABr., F., Ke., Leer.; BBr., G. (-V-), Si. (-V-), Th., auch
lt Zyro; Gl; L; Schw; Ndw (Matthys); UwE.; U
(Müller); W, „-ch-, -k- VO; Gl: Z" (St.1), „allg."
(St.2) : 1. gew. unpers., nach Harn riechen. aaOO. Es
(Das) s-et doch a«"* i" der Stube" (ine")! Ex s-et doch
au'h gar erschröckli'h ! — 2. Dim. zu seichen BTh.;
s. richten (Bd VI 381).
1 auch bair. (Schm. 2 II 212). Zu -*•/- neben -%- vgl.
seichen mit Anm. Der Gewährsmann für ü (entruudende
MA.!) schreibt eeukele", -ch-, ebenso Seucher für Seicher.
Seichel er m.: 1. Rebensorte S; vgl. Chatzen-
Seicheler 1 (Sp. 140 o.). — 2. der Sakeler, 's Seikelers,
Übername einer Familie SchwE.
Seiche-, in LE. Seik/e" — f.: vulva LE. Verst.
HäxeT-S. (vgl. Bd II 1826), Schimpfname für ein
Frauenzimmer: En Chatze"dregg, du H. jez häb-mer
ä"s Mül zue! GBuchs. — In andrer Bed. bei Gr. WB.
X 1, 167.
Hunds-: Pflanzenname, wilde Kresse, Lepidium
iberis B (Zyro); üurh. (oO.).
Nach Perger 50 pflegen die Hunde die Pflanze wegen
ihres scharfen, harntreibenden Geruches anzupissen; vgl.
auch Gr. WB. IV 2, 1930 und Pritzel-Jessen 208, ferner
Seich-Chrüt (Bd III 907), -Bluem (Bd V 86), Bett-Seicher S.
Eis. Hundeseich, ein kleiner Waldschwamm (Martin-Lienh.
II 320), dial. frz. piche de eh
X 37, wo noch Weiteres).
Milch-: eine Kuh, die
gibt BLütz. E" rechti M.
seiche" (bzw. -ä-, -ä-,
Morchel (ZfrPh. Beiheft
»gewöhnlich viel Milch
a (in Leer.
neben -j-)\ Ap (-x*- neben -x'-); Bs (-x*-); BBr. (-x'-)-
Mai. (-x'-), in E., G. neben -ky_-; Gl (-xO: Gr; L; G (in
T. -x1-); Sch (-x2-); Schw; S; Th (in Hw., Mü. -x'-);
Zg; Z (in Russ., Stdt -XS in Sth. -x2-), sei(j)e" (doch
ausl. und vor Kons, ch) AALeer. ; L (Ineichen); ZRicht,
Zoll, f (neben -ch-), seik^e" (bzw. -V-) BE., G., M., Si.,
,U.', auch lt Zyro; FJ.; GRPr.; W, se'kxe" PPo.;
TB.; WMü. — 3. Sg. Pries, und Ptc. -t, in GRNuf.
-et: 1. Harn lassen, bes. (in AaFH.; GrLuz. nur) von
Tieren, mehr oder weniger derb auch von Menschen.
aaOO. Vgl. bislen I (Bd IV 1701), brunzen, brün-
zelen II (Bd V 769. 771), rossen 3 (Bd VI 1411), wo
auch ä. Belege für unser W. Herr Lerer, tar-ich gi"
säche"? od. H L., i'h mos' gi" 8.! rufen etwa Schüler
der untersten Klassen Ap; vgl. brünzelen IL Jetz
icend-mer noch o"zünnde" und denn s. und denn z' weg !
soll der Bewohner von GSax sagen, wenn er zu
Bette geht GBuchs (Neckrede). S. auch Hund (Bd
II 1422 o.). In ä. Zeit noch als unverfänglicher Ausdr.
,Von offentür: wit, daz einer muos seicken, wie dick
du wilt, so nim . . .' Kunstb. 1474. ,Als sy die stägen
ab kement, rette er, er weite über das hüsslin und
das wasser abslachen; da der HBlüwel tratzlichen
rette: samer gotz switz! so wölte er och gan s.; also
giengent sy beid HMeyer und Wernly alle mit ein-
andern hinin, das wasser abzuoslachen.' 1482, Z RB.
,N. schlüege mit der funst uff den tisch und spreche:
somer botz wunden! ich wills segen; es sind iro etlich,
die sehyssent und seichent uff des Franzossen guott
[drastisch für: leben davon; zu ,uf' vgl. leben üf Bd
1116, sin üf Sp. 115] und wellent uns ein kleins oder
arms söldli verbieten zuo nemmen.' 1522/4, Z. ,Wie
dass zuo Uostenz von unserm predikanten, meister
Uolrich Zwingli, geredt syg, dass er nüwlich by uns
offenlich von dem heiigen sacrament des zarten fron-
lichnams und heiigen bluots unsres erlösers solle ge-
prediget und gesagt haben dise wort: wölicher sölicher
spys vil niesse oder esse, der sehyss dest me, und
wölicher des tranks vil trinke, der seich dest me.'
1523. Strickl. (Beschwerdebrief von Z an Konstanz):
vgl. dazu Zwingliana I 8 ff., Zwingli (Egli-Finsler) I
570 ff. I" 's Bett, d' Hose", ä" Juppe" s. Wer bisst
und chretzt, Der seicht i" 's Bett, zu Kindern, die
gleich kratzen und beissen Tn; ZO., Wl. .Welche den
harn nit verhalten mögend oder sunst in das bett
seichend, denen sol das hasenhirne in wein ze trinken
gäben werden.' Tierb. 1563. ,Er seicht ins Bett, so
er schlaft.' ZElgg Arzneib. um 1650. Er hat fast i"
d' Böse" g'sächt, vor Ungeduld Th. Si häet vor Erger
fast i" d' Juppe" g'soncht GBern. Der Vit hat i" d'
Hose" g' seicht! sagen die Weinbauern ärgerlich, wenn
es am St Vitustage regnet, da dies für Wochen nasse
Witterung, also eine schlechte Blütezeit bedeutet Z
Flaach; vgl. Vit (Bd I 1134) und seichen 2. Wenn 's
Vreni i" 's Glosehli seicht [wenn es am Verenentag reg-
net], so gibts schlechtes Wetter BMad. S. noch Ge-bür
(Bd IV 1515; in Aa übh., auch in LG.). Ei"'m [An-
dern] i" d' Schueh s., bildl. in der RA.: Der het dem
Letze" (GRh.: S), dem Rechte" (L) i" d' Schueh g' seicht!
ist (mit seinen Streichen) an den Unrichtigen geraten
(Der wird ihm schon den Meister zeigen); vgl. brün-
zelen II (Bd V 771). 's Anneli vo" Nefte"bach hat
e"mal e" Wäe" g'macht, öni Milch und iini Teigg, hat
e"mäl i" d' Pfanne" g' seicht ZWth. 's tuet-em wol, w'e
der Mar, we""-si i" Bach seicht, RA. AASuhr.; s. auch
Mar II (Bd IV 377). Wenn-me" i" 's lauffe"d Wasser
sacht, so mag-me" 's Wasser [den Urin] nomme" b'häbe"
Ap (ATobler 1905). Ein schlimmes Zeichen des Alters
ist, tvenn-me" nimme* cha"" über d' Schueh übere" s.
BsPratt. Wenn-me" -si'h g'schnette" hed, so mos'-mer
gad wädlich dröber abe" s. Ap; vgl. brünzelen II (Bd
V 771). Die Abfertigung unter Schueh-Leist (Bd III
1469) in AaF., Ke. auch etwa mit dem Zusatz: dröber
abe" g'schissen und g'seicht. Jetz seicht-mer der Chätzer
noch a" Bode"! ruft die betrunkene Bäurin, als sie
mit der Bürste statt der Katze die Essigflasche auf
dem Ofen trifft und der Essig herunterläuft. Gotth.
Dra" (in AaF., Ke. Dran a") s.; s. Un-Chrüt (Bd III
887). S. noch Bd II 1421/2, ferner Ap VL. 1903, 14
(Strophe 11). ,Dass NN. [nachts] ir uff ir hussellen
schissen und scheichten [!], dass es in ir hus ran.'
1398, Z RB. ,Dass da etwer vrefenlich under einer
beyen gestanden ist und da uff die [unten durchziehen-
den] erbern lüt geseicht hat ... [N. gesteht] dass sin
knab, ist villicht bi nun jar alt, usser sinem hus herab
hat geseicht.' 1412, ebd. ,Dass iro etlich ze dem
Guldin hörn ze nacht ässen und dass da für die tür
uff den estrich geseicht wart.' 1424, ebd. .[Ehemann
zu Circe:] Nun mach uss mir recht, was du wilt...
soltst du mir schon in d oren s.. daran lyt mir worlich
ganz nüt.' Geng. Gm. .Noch ist ein ander nation...
143
Sach,
tl, sich, soch,
II!
die bindend degen binden uf, dass in kein hund riit
sekhe druf.' HsRMan. ,Wo der fuchs hin seicht, da
wirt das ort unfruchtbar, wachst kein kraut mer.'
Txerb. 1563. ,[Die Murmeltiere] befleckend oder be-
scheissend inen selber ire näster mit irem kadt oder
dräck gar nit, sonder gond alle zeit an ein ort, an
welches sy ir kadt von inen werffend und seichend.'
ebd. ,Die unvernünftigen Hund seichen s. v. am aller-
liebsten an die allerweissesten Wände oder Mauren.'
JJUlr. 1718. ,Du wirst beim Eid peitscht wie-n-en
Hund, wenn er i d' Stube° seicht.' Wolf. Rel. Gespr.
,An einen s.' ,Er [der verarmte Jüngling] was so
unwerd alle stund, dass an in seichtend ouch die
hund.' Salat 1537. S. noch Bd II 1422 (Beleg aus
JMurer 1560) und vgl. an-seichen. Bot s.. Blut harnen;
vgl. rät (Sp. 1745). Chostez [s. Chost I Bd III 545/6]
tuet-me" im Wi" süde" und dem Veh Vge", wenn-d-s'
röt seichi"d ScnwMuo. ,Wenn die Ochsen Blut harnen
oder seichen.' GitChur Schreibkai. 1712. Schlim s.,
Schleim lösen im Urin. Er mues' vil Schlim säche"
GTa. Öl s., in der Drohung (der Nachtbuben): I°h
schlah"-dich, bis-d' Öl stichst! ZZoll.f; vgl. unter Öl
(Bd I 181), ferner eis. Ölseicher, jähzorniger Mensch
(Martin-Lienh. II 321). Ggugg, wettigi Schwetti hed
der Hund da g'si2kt! BSi. Das chann-ich besser in'n
Sehne s., als-es 'zeichnet isch BsL.; vgl. brünzelen II.
Auch von der Kröte, den sog. Urin von sich spritzen ;
vgl. an-seichen. ,So die krotten zuo zorn bewegt,
lassend sy von inen lauffen ein füchtigkeit, welches
die unseren nennend seichen, so doch dise tier kein
seich, kein blateren oder gschirr, so zuo dem harn
dienend, habend.' Tierb. 1563. — 2. übertr. von Wasser,
auch andern Flüssigkeiten. In schwachem, aber un-
unterbrochenem Strahle(herab-, heraus-)fliesseii, fallen,
zB. von Wasser aus nassen Kleidungsstücken, nasser
Wäsche B; vgl. seich-nass (Bd IV 793), ver-seichen 2.
, Langsam heruntertröpfeln', wie der Regen durch ein
schlechtes Dach B (Zyro), durchsickern AiLeer. (H.).
Von lecken Gelassen, Wasserleitungen uä., rinnen
Th; Z. D' Tachtraufi, 's Gülle" fass seicht. Bes. auch
als ärgerlicher Ausdr. für stark, anhaltend regnen Aa;
Ap; Bs; B; Th: Z. Syn. brunzen 2 (Bd V 770); stallen;
vgl. Ge-ivetti- Seicher. Meist unpers. Es seicht gang
e'sö! 's seicht doch hüt de" ganz Tag, es wo'tt de"
ganz Tag s. Es seicht scho" wider, 's chunnt scho"
wider go" s.! Auch: Der Hege" chonnt wider cho" s.
ThMü. Vom Nebel, ,wenn er späut, täuerlet' B (Zyro).
D'r Nebel seicht, ,es regnet vom Nebel' BSchw. (vRütte).
— ■ ge-seicht. ,Grunzelet gseichte Fläsch', verächtl.
von einem alten Weibe; s. Hell-Bigel (Bd VI 751).
Amhi. seichen uns nri.'mik(lc) Jan. Vgl. Gr. WB.X 1, 168 f.,
dazu noch Martin-Lienh. II 320. Zum Nebeneinander von
~X(X)~ nni -ty- TS]- die Annini. zn Heiken I (Bd V 59), rauhen
(Bd VI 799). Wie flächen :flök/en (Bd I 1160) zu fliehe«,
zöchen : zok%en (mit auffälligem -ö- statt -äu-) zu ziehen lehren,
könnte das W. urspr. Causativ zu sihen (s. d.) sein, doch ist das
Verhältniss der Gutturale unklar. Aber in der auch ander-
wärts bezeugten Bed. 2 einen Rest der urspr. allgemeinern
Bed. sehn zu wollen, geht nicht an, weil das W. in ä. Zeit
ausschliesslich in Bed. 1 vorkommt; auch wird 2 wohl allg.
als Übertragung von 1 gefühlt. Dass die Stufe -/,/- früher
weiter verbreitet war, zeigt seik/elen (seik/elen neben seiften
gilt heute zB. in Aa; BBr.; G1K.; Ndw); nmsomehr fällt auf,
dass die /.--Form in der ä. Spr. nur einmal begegnet. Zur
Form 8ei(j)t„ vgl. reifjjen unter reichen (Bd VI 138), Zei(j)en
unter Zeichen.
umhar- umhaseikxu": zum Vor. 2. Es tuet so u.,
es gibt hie und da einen Spritzregen W.
a°-, in B; GRSchs -kx-. in L (Ineichen) -sei(j)e":
1. anpissen Aa; Ap; Bs; B; Gr; L; Sch; Th; üw; Z.
Syn. an-brunzen, -brünz(e)len (Bd V 770/1); -stallen.
Er hed-mich a'g'seicht, verklagt ein Knabe den andern.
.Der Hunden Art ist, die weissesten Mauren s. v. an-
zusäichen.' JJUlr. 1727. Zu der RA. unter Bund
(Bd II 1422) vgl. noch: Es seicht-e" jede Hund a",
es würd-e" der Hund a. L (Ineichen). Wenn Ei"'n
e" Fledtrmüs a"seicht, so werd-mer rüdig AaF., Ke..
se göd Ei'"m's Hör üs AAEhr.; vgl. Fleder-Müs (Bd
IV 477). Von andern Tieren, die (angeblich) eine
scharfe Flüssigkeit ausspritzen. So von Kröten; vgl.
seichen 1 (zu Ende), sowie Chrott (Bd III 877). 's hed-
mich e" Chrott a"g'seicht Aa; Ap; Th; Z. [D'J Täpe",
die, wie-me" dick g'hört hed, Ei'"m g'ere" a"saikend.
Schwzd. (GRSchs). S. auch rüdig (Bd VI 624). Von
Ameisen mit Bez. auf das Ausspritzen der Ameisen-
säure AAEhr. (,beissen und einen stechenden Saft in
die Wunde fliessen lassen'); SThierst. D' Hambizgi
händ-s' [die dunkelgefärbten Ostereier] a"g'seicht, wenn
sie infolge der entfärbenden Wirkung der Ameisensäure
hell punktiert erscheinen ZF. Auch von der Spinne:
Es ist vergiß, wann Eim d' Spinne" a"seiche"d Gl.
Einen mit Lippenausschlägen Behafteten hed e" Spinne"
a"g'seicht. Barxd. 1908 (BGr.). — 2. uneig. a) Einen
a., mit fadem, langweiligem Geschwätz belästigen, an-
öden Aa; Bs. Stundenlang han-ich-mich mies'e" vo"
dem langwilige" Kätzer a. lö" und ha" nit derfe" muxe"
Bs. — b) unpers. mit Acc. P., nicht gut gehn, Miss-
geschick haben. Es seicht-mich a", hat mich a"g'seicht,
ich bin unglücklich gewesen bei einer Sache ZfSpillm.).
Es seicht -mich das Jär auch a" uf e" leidi Art, von
allerlei Missgeschick im Geschäftsbetrieb ZGeroldsw.
(Dan.). — a"-ge-seicht. In der RA.: Er schämet-sich
w'e en a"g'sächte'' Hund Sch, er ist wie en a"g'sdchter
H. Sprww. 1869. E" a"g'sächter Hund, ein überall
verachteter Mensch Sch (Kirchh.). — Vgl. Gr. WB. I
459; Schm. 2 II 212; Fischer I 260; Martin-Lienh. II 321.
usse"-: ungehöriger Weise herausfliessen, -rinnen,
von Wasser, 's Wasser hed gar en Trib: wenn-me"
nüd recht vermacht, so seicht 's usse". Wolf, Rel. Gespr.
ver-, in B; S (nach vereinzelter Angabe) -kx-:
1. a) durch Pissen verunreinigen, verderben Aa; Ap;
Bs; B; S; Th; Uw; Z. Syn. ver-brunzen, -brünz(e)len
(Bd V 770/1). D' Hose", 's Bett v. Nachlässige Mütter
verwenden die , verseichte' Windel so lange, bis sie
an alle" vier Zöpfe" verseicht ist AaF., Ke. (AfV.). —
b) pissend entfernen. Uneig.: ,Lern das dyn suber
zämen han, verseichs nit alles an die wend!' Rüef
1540. — 2. intr., vertropfen, von Wäsche udgl. BE.
Aus dem Wasser gezogene Wäsche wird aufgehängt oder
auf die Wösch-Bere" (s. Bd IV 1480) gelegt zum Ver-
seike", bis sie verseikt hei; die in ein Tuch gefasste
Käsemasse wird mittels der Aufzugsvorrichtung über
den Kessel empor gehoben, damit sie verseiki. Der
Strumpf het verseikt. Der Parisöl voruse" stelle" zum
V. — Verseicher m. ,Gots v.', Schimpfwort. XV.,
Bs. — Vgl. Gr. WB. XII 1266; Fischer II 1333; Martin-
Lienh. II 321.
b«-, in BG., Si.: PAL; W -kx-: 1. tr. a) eig., be-
pissen. ,Den igel keert er [der Fuchs] sattlich umb
und beseicht im den köpf, von welchem er dann er-
stickt.' Tierb. 1563. ,So die hund dem fuchs nach
145
Sach, sech, sicli, soch, such
sind, so beseicht er seinen schwänz und schwingt den
für und für den hunden durch die schneuggen.' ebd.
,Urina conspergere, beseichen, mit kammerlaugen be-
schütten.' Denzl. 1677. 1716. Von Kröten. ,Wer von
Kraaten bseicht wirt.' ZElgg Arzneib. um 1650. ,Man
giebt vor, dass. wann die Kröten jemanden beseichen,
so entsteht eine Röte und schmerzhafte Ausschlechte
an der Haut.' XVIII.. Bkief LZelhvegers. Von Ameisen
BG„ Si. D' Amblsss(en)i hi2"-mieh b'siskt. — b) uneig.,
betrügen; nur in Verbindung mit dem syn. beschissen.
,Die böäswilligen Papisten undPensiöner seifend [nach
den Niederlagen der Evangelischen]: ... pfaff hie,
pfaff dort; die papistischen pfaffen band uns bschissen,
die aber beseichend uns; das als band wir von dem
neuwen glauben: wunden hie, wunden dort!' LJin
1574. .Unsere alte pfaffen haben uns beschissen, die
neuen aber bescheissen und beseichen uns.' LLav.
1587. ,Verfüerer und betrieger, die dich (mit Urlaub)
bescheissen und beseichen.' ebd. — 2. refl., Harn
lassen (müssen); vgl. das parallele sich beschissen. ,Er
horte wol, daz der R. zuo dem Clauss rette, dass er
von im gienge, er stiesse inn anders, dass er sich be-
seichte, und da er also darluogte, so habe der R. den
Clauss nidergeslagen.' 1450, Z RB. , Trinken, dass ir
üch mochtind bseichen.' Eckst. 1525. ,Dass sich Eine
bseich: Nimm gedeerte Ameisseneyer, pülvers, gibs
Einer darab zu trinken, sy muss sich bes.' ZElgg
Arzneib. um 1650. — 3. ,piovigginare' PAL (Giord.). —
be-seicht: a) Adj., ungeschlacht, schlimm Ndw (Mat-
thys). — b) verstärkendes Adv., gar sehr L; Ndw
(Matthys). B's. gross Ndw. Der seil b's. e" VliebW
Ma"" i" si"'m Ländli sl", will-er eso-n-es tolls Üss'ehe"
heig und mit de" Litte" gar niderträchtig sich abgeb L.
— hase"-b°-seich t: von den weissen , Zürichtrau-.
ben', wenn sie von der Sonne bräunlich angelaufen
und fast ausgereift sind ZZoll.; vgl. Hasen- Brünzler
mit Anm. (Bd V 771). Die Trübe" sind ja scho" h.
- Vgl. Gr. WB. I 1612: Schm. 2 II 212 ; Fischer 1911.
Bett-seichen n. , Für das B.: Nimm Geissdreek,
den brenn zu Bulver und dann das in einem Becher
mit Wasser getrunken ; bruch es etlich Mahl, es be-
stallt.' ZElgg Arzneib. um 1650; s. auch Geiss-Blatt
(Bd V 183).
seiche" II: Jmd gegenüber das verächtliche Wort
, Seich' gebrauchen. ,Daruff er zuo im [dem N.] rette,
es müeste villicht einer [meint damit den N.] tuon,
des er mit recht underwist wurde; uff das der N. rette,
er gebe ein s. darumb; daruff er im antwurtte, er
törfte nützit mit im seichen, er gäbe als wenig ein seich
umb inn, als er.' 1482, Z RB. — Abi. von Seich; vgl.
huerenZ (Bd II 1590); mörderen 2, blieben 2 b (Bd IV 399.
946), tchelmen uä.
Seicher (in BSi., auch lt Zyro -k%-) — m., -eri" f.
Ap; Ndw: 1. Einer, der (Eine, die) den Harn nicht
halten kann, ins Bett, in die Hosen pisst Aa; Ap; B;
Th; Uw; Z, ,ein nach Urin riechender Mensch' U.
— 2. mehr oder weniger verächtliche Bezeichnung
eines jungen Menschen, auch einer Mannsperson übh.
Ap (auch für Weibspersonen); Tb (grüner Junge); Uw;
U. Syn. Seich-Bueb (Bd IV 940). In BSi. scherzh.
als Kosename. Du S.! Chumm, du S.l ,komm, lieber
Junge' (Imob.). — Vgl. Gr. WB. XI, 169; Schm. Ml 212:
Martiu-Lieuh. 11 321.
Hag-: verächtliche Bezeichnung für einen Schill-
Schweiz. Idiotikon VII.
meister Sch; Z(Dän.), für einen das Land durchstreifen-
den Commis, Anrüster uä. (derber als Steckli- Springer)
ZB. — Audi eis. (Martin-Lienh. II 321).
Hose"- (in ZS. -Scier im Kdvers): Einer, der
(noch) in die Hosen pisst; auch verächtlich für einen
grünen Jungen, Schwächling Ap; Th; Uw; Z. Vgl.
H.-Schisser. Heier, Beier, Hose"seier, gi''-mer um en
Batzen Eier, Spottreim der Kinder ZS. — Mure"-:
Spottname der Städter in der Umgebung von BsStdt
(Linder), der Stadtfrauen bei der Landbevölkerung
(M.-Seichere") S, nach einer Angabe auch der übenden
Trommler, die sich ausserhalb der Stadt ,an den Stadt-
mauern herumdrücken' Bs.
Bett- m., -eri" f.: 1. ■ Seicher fi"), in B -k%-, in
AaF., Ke., Leer.; L -Seifjjcr (neben -ch-), Bettnüsser(in)
Aa; Ap; Bs; B; L; Sch; Th; Uw; Z. Er sött-sich
schäme" wie-n-en B. ScnSt. (Sulger). D' Bettseijer
müend im Bett ligge", bis 's troch ist Aa. [Mutter zum
Kind:] Hest üsg'schlöffe»? [Kind:] Nei"! [Mutter:]
Worumm de"" ned! [Kind:] He, d' Bettseier schlöffi'd
jo üs! AaF., Ke. (Duhäsches wie) d' Bettseicher, die
händ alliwll recht Z (Spillm.); wohl, weil B. immer
tausend Ausreden und Entschuldigungen für ihre
Schwäche vorbringen. Zu Weihnachten wird für die
, Bettseiher' gebetet; Eltern ersuchen etwa den Pfarrer,
ihre mit diesem Gebrechen behafteten Kinder in die
allgemeine Fürbitte einzuschliessen, was meist mit
den Worten geschieht: ,Mit gewissen Bresten behaftete
Personen empfehlen sich euer Lieb und Andacht!'
An dieser Schwäche leidende Erwachsene stürzen
während des nächtlichen Gottesdienstes verkleidet in
dem betreffenden Momente unter die Kirchentüre und
bitten mit lauter Stimme, dass auch der armen B.
gedacht werde Lf (JBEgli); Ähnliches bei FrStirni-
mann 1900, 78. Als Typus eines schwächlichen Men-
schen : 's Zischgeli hei grad g'stampfet [als man mir
das Lockenhaar abgeschnitten] ond g'säd, i'h g'sech
grad noch amene" Bettsächer gleich! HKFriik 1900.
Wie (Hose"-) Seicher in allgemeinem) verächtlichen S.,
als Schimpfw. aaOO. So-n-en B. sott 's Mül b'halte"!
Th. — 2. B.-Seicher L; SOlt., Öns.; Zg, -Seikxer B,
-Seier L (Ineichen), „-Seyer, -Seiker B; VO." — m.,
-Sächeri" f. Sch: = B.-Seik (s. Sp. 140). Syn. Cheller-
Guegfen) (Bd II 162). ,Der Wandesel (liettseicher),
der an den feuchten Mauren anklebet.' Spleiss 1667.
— 3. (B.-Sächeri", -SächerliJ Pflanzenn., Buschwindrös-
chen, Anem. nem. GStdt. Vgl. Hunds-Seichen (Sp. 142).
Vgl. Gr. WB. I 1739: Schm. * II 212; Fischei I 975;
Martin-Lienh. II 821, Bowie B.-Seicherm.
Blinde"- Sucher: Blindschleiche Sch (Kirchh.). —
Entstellt aus BUnden-Schlicher.
Sehne"'-: = Schn.-Brunzer (Bd V 770) Bs (Seiler).
Er hel-dieh für e" Nar'e" biss dort use". de1 Sehn '
— Stub en-Seic7ter Z, -Seieri" AaF., Ke.: Einer, der
(Eine, die) den Stubenboden benetzt. — G'-wgtti-:
der Westwind, der stets Regen bringt und die Holz-
wände (s. Ge-wett) nässt SchwE. Vgl. Seich- Wind.
Bett- Seichere" f.: 1. = Bett-Seicher : „Scb
f-ä-J"; Zg. — 2. (B.-Sächere") = Bett-Seicher 3 G
Goss., Stdt, Ta., We. (-ei-).
Seichete" (in W -k%-) f.: 1. urinatio Bs. — 2. von
anhaltendem ausgiebigem (in /<». leichtem) Regen,
ausrinnendem Wasser Tu: /.(>. Spritzregen W; Syn.
Sprützeten. Es lät nummu" so e" S. In" falbe, es
fällt nur hie und da ein Spr.
in
117
Sach, sech, sich, socb, such
148
sich: seicht. Bildl.: ,Die danzumal getouft wurden,
waren gar seich im glouben, als sich wol eräuget zuo
der zitt der anfächtung.' 1525, Siml. Urk. (Oecolampad).
Auch bei Fischart (Gr. WB. X 1, 167). Aus sieht mit
Schwund des (, wie eia solches umgekehrt gern an aus], ch
antritt: Tgl. zB. fach und Facht II (Bd I 637. 660).
sich 1) betont meist sich (in GrAv., Obs., Rh., S.,
sG.,Val.,V.; W s-, in Aa; B; Z tw. -P-), si'h Ap; GlK.;
GrCIi., He. — 2) unbetont sich BStdt (auch sech); W
LS. (&-); ZStdt (seltener) und sonst unter schriftspr.
Einfluss, im Übrigen gew. sich (in GnaaüO.; W s-,
so auch in Ar; B enklitisch nach r : het-er-sich ... neben
weniger echtem het-er-si(h ; in Quellen aus Ap und oTh
auch se geschrieben), se AALeer. (doch nur vor einer
weitern schwachtonigen Silbe: 's mag-s^-n-erträge" !
dagegen 's mag-si nid ertrage"): refl. Pron. Mit Bez.
auf seine Stellung herrscht im Allg. Übereinstim-
mung mit der Schriftspr. Bei grader Wortstellung
schliesst es sich an das Vb fln. an, auch in Fällen
wie er hät-sich scho" g'wüsst z' chere" oder selbst er
hät-sich versproche" z' bessere" (wofür freilich eher er
hat versproche", er wellsi"* b., während er hat ver-
sproche" sieh z' b. als schriftspr. empfunden wird); vgl.
auch: ,Es ist sich gar böss an üch z' ryben.' VBoltz
1551. Sonst tritt das Refl. hinter das Subj., sofern
dieses durch ein unbetontes Pron. ausgedrückt ist
(hät-er-si'h g'freut? Das'-er-sich nid schämet!): ist es
dagegen ein Subst., geht das Refl. voran (hät-sieh der
Vatter g'freut?); Schwanken herrscht bei anderm be-
tonten Subj. (Das'-si'h De* oder Das' De'-sich nid
schämet!). Beim Zstreffen mit einem enklitischen Dat.
steht das Refl. im Gegs. zur Schriftspr. an zweiter
Stelle: D' Chranket hät-em (od. -ere")-si'h uf d' Brust
g' schlage". Vgl. zur Stellung und Beziehung des Refl.
auch be-reiten 1 b (Bd VI 1644), ferner gauchen 2 (Bd
II 106), praktizieren 2 a (Bd V 574). Nicht aus-
gedrückt wird das refl. Obj. 1) beim subst. Inf.
Ich bi" grad am A"lege" g'si", war eben mit dem An-
kleiden beschäftigt, S. auch fürchten 1 a (Bd I 993);
Belege aus der ä. Spr. zB. unter glichsen (Bd II 603);
ver-luegen3 (Bd 111 122s). Im Gen., ohne Art.: Da
giH's Nut B'sinne"s! da gibt es kein Besinnen B.
S. noch er-bieten (Bd IV 1870). Auch beim eig. Inf.,
wenn er Suuj. des Satzes ist (doch nur in erstarrten
Wendungen wie selber rüeme" stinkt uä.), nach ze in
der Verbindung Einfe") z' fürch(t)e" mache" (s. Bd I
993), im Ausruf, Befehl (Wol, hett g 'meint, fürch(t)e"!
Nüd verrode"! s. Bd VI 620/1). — 2) beim Ptc. Perf.
im Befehl: Nur fnume") nid lang b'sunne" (b'sinnet)!
S. auch ringglen II 2 a (Bd VI 1128). Ebenso in
attrib. Gebrauch: ,Zum Sibenten ist der Lichnam nit
wie der selbst Entlybten unnatürlich schwer [usw.].'
1611, Z. Verschleppung des Refl. auch in diese Stel-
lung ist selten: , Wegen sich ander ihnen erhepten
Streitigkeiten.' 1661, AABr. StR. Bedeutung. 1. refl.
Acc. der 3. Person, allg. ,Sich (selbs), se (ipsum).'
Fris.; Mal. An Stelle des Refl. tritt der Acc. des
anaphorischen Pron. er usw. (unpers. Ein'"): 1) als
Obj. des Verbums, sofern auf dem Obj. der Nachdruck
liegt (gew. durch selber verstärkt): Er het in selber
b' schisse" = er hat sich selbst (keinen Andern) be-
trugen, dagegen er het-sich s. b'sch. = er selb.st hat s.
b. B; anderwärts in beiden Fällen sifch). — 2) ver-
breiteter, doch keineswegs ausschliesslich, nach Präp.,
s. auch er (Bd I 400); si I und II (Sp. 13/4). Er
lebt ganz für in, 's lebt ganz für ins, si lebt für si Bs.
Er macht für in; s. Bd IV 31. Der biegt scho" für
in selber Aa; s. auch Bd III 1223. Er ist süst für in
selber g'si", hat für sich selber Haushalt geführt.
BIrnd. 1904. ,Sie habe im Anfang auch geraeint, mit
den Leuten Gemeinschaft zu machen; allein sie sei
bald froh gewesen, für seye selber z' si".' Gotth.; ,für
sich selber.' 1861. Si müesse" für seie luege". ebd. Er
het für in es nü"s Hm 'büen GiiTschapp. (Tsch.). Er
blinzlet füren selber mit ei""m Aug. JReinh. 1907 (SL.).
Es het für i"s selber g' seit [usw.] B. Er ist taub über
in selber, ebd. Schi ergeret-si''1 (sich) über si (sie) selb
Gr (Tsch.). Das tet-er nid über-ne" (ihn) ne". ebd.
Schi hed Niema'H um-se (sie) um. ebd. Schi sind dür
si selb d' Wille" um d's Vermöge" cho". ebd. Du ist-er
in in (od. -en) selber g'gange" [oä.], Übers, von Luc-
15,17. Dial. (AAAar., Zof.; BBolt., Langn., Stdt; GT.).
Daneben häufiger (zT. ausschliesslich) mit sich. Für
sifch) (selber) si"; s. Bd I 956. .Will Jemand, Sohn
oder Tochter, ausser dem Kreise der Familie für sich
allein das Ürtirecht geniessen, so müssen sie 24 — 25
Jahre alt sein, eine eigene oder gemietete Wohnung
und eigen Feuer und Licht besitzen . . . Das heisst
man denn: für sich selber sein oder auf der Genoss-
same sitzen.' Uw Gem. Für (zue) sifch) (selber) luege";
s. Bd III 1223/4. .Meinem Vater kam es nicht in den
Sinn, Etwas für sich [ein eigenes Geschäft] anzu-
fangen.' Gotth. Er (si) hat 's für sich 'tue", formelh.
von Etw., das man nicht billigen kann, selbst nicht
würde getan haben GSev.; vgl.: ,üaz were unrecht
[was N. getan.; zu seiner Entschuldigung wird be-
merkt] es were in geheissen, und er hette es nit für
sich selbs getan.' 1476, Z RB. Etw. vor-si'h. für-üi'*
ne"; s. Bd IV 730. Für-si'h ane"; s. Bd I 952. De"
Mal hed -er nur so still für sich her g'giged L. Es
Jungs Chi oster fräuli biegt vor-si'1' i" Sand. MLien.
1906. Drüf ist-er i(n)-si°h selber (i"-sich selbst GStdt.
i"-si'h selb GRh., i"-si'h selbs WV.) g'gange" AaF.; Ap;
Gl; GoRh., Stdt; Schw; TuBisch.; Uw; WV., het-er
in-sich g'schlage" (GrPi\, Rh.), Übers, von Luc. 15, 17.
Dial. [Der Vater hat den verlornen Sohn] a"-si'h
zueche" 'drickt u"d e" g'schmutzet, Übers, von Luc. 15,
20. ebd. (Obw). Me" het auch gern Öpper umsich (sonst
in B um Ein'") ume", wo 's Ei'"m cha"". AHeimann
1899. In der ä. Spr. nur mit sich. ,Crist chom her
nider, daz er an sich name unsir mennischeit.' XLL,
Wack. 1876. ,N. hab sy frävenlich erwist und ge-
schlagen ... das sy umb sich selbs nützit mer wiste.'
1468, Z RB. ,[N. soll dafür sorgen] das all tag ein
mäss gehalten werde, es sye durch sich oder ander.'
1523, BRM. ,In sich selbs gon und betrachten, seinem
ampt nachsinnen, advocare animum ad se ipsum.' Mal.
,[Die Reuss] nimbt auch andere Bach undt gefliessendte
Wasser in sich.' RCys. ,Man findt Leute ... die schwee-
ren und es an sich selbs nicht wüssen, sonst sie es
villeicht nicht teten.' FWtss 1697. ,Es habe so vil
nicht auf sich, . . . um sich eine neue Obligation zu
machen oder eine alte ab sich zu laden.' JJUlr. 1718.
,Weil es nicht geferget, soll N. den Kauf an sich
nemen [das Verkaufte zurücknehmen].' 1730, AATäg.
Gerichtsb. Über die hieher gehörigen, zu Adverbien
erstarrten Verbindungen s. die Zssen. — Hinsichtlich
des Gebrauchs der refl. Verben geht die MA. im Allg.
mit der Schriftspr. einig. Eine zT. eigenartige Aus-
bildung hat der unpers. Typus erfahren. So ist er,
149
Sach, sech, sich, soch, such
von der medialen Bed. ausgehend, in beschränktem
Umfang zum Ausdr. des Passivs geworden. Es sö'tte-
si°k da emmäl g' hörig rümmen, da sollte einmal ge-
hörig geräumt werden. GFient 1808 (GrPi\). Das
cha""-sieh abhoblen, kann abgehobelt werden, kann
man a. BHa. Bus seit-si o'h, sagt man auch. ebd.
,N. hed sin Heimen verkauft, gids Hans Schicker um
2030 gl. bar Gäld; was daruf standi, säl sich am Kauf
abziehn; was für Gült daruf standi, säl sich lür dri
Plännig nur zwei abziehn.' 1641, Zg TgB. (Zg Neuj.
1890). Mit gänzlichem Fehlen des Subj. (wohl davon
ausgegangen, dass 's s'ic'' bzw. 's sick hinter gewissen
Konsonanten zu sick bzw. sich wurde): Da tned-si'''
albig z' lütschel, da tut man immer zu wenig. GFient
1898 (GrPi\). So gar friie steid-me" am. Morge"t nid
üf, b' sunders am Sunntig nid, wil-sich denn doch gern
en Bitz üsruebct, weil man dann doch gerne £tw. aus-
ruht, ebd. We""-sich tä nehi" geid, su g'seht-sich i" d's
Entlibuech, = it. ,quando si va lassü, si vede nell E.'
BHa. (FStaub). Bei zahlreichen unpers. refl. Verben
denominativen Ursprungs ist das Gefühl für den Zshang
zwischen Verbalbegriff und entsprechendem Nominal-
begriff noch recht lebendig: Es facht- sick, = es hed
d' Facht (Bd I 662); es förmt-si"> nüt (ebd. 1016); es
het-sich g'guggeret = ist zu Gugger geworden (Bd 11
190); es wird-sich scho" gatti"ge" = e" Gatü"g annehmen
(ebd. 1016); es järet-, järt-sich, = ist ein Jahr her (Bd
111 ti6); es wird-si°h no'h müse", = wird noeh Müs ha"
(Bd IV 480) uam. Nach derartigen Mustern kann nun
zu irgend einem Nominalbegriff ein unpers. refl. Ver-
bum gebildet werden. Schon in alter Zeit; s. mägen
(Bd IV 98) und vgl. schehnlen. Was-sich zweiet, das
drittet-sick. Augenblicksbildungen dieser Art sind
(in Aä; B und wohl weiterhin) in unbeschränkter
Zahl möglich. General oder Korporal, es alet-sich ömel,
ich weiss nicht mehr, wars ein General oder ein Kor-
poral, wenigstens war es etwas, dessen Bezeichnung
auf -al ausgeht. Er het 3 Buebe", Hans, Hans Jakob,
Hans Ueli, das hanset-sich ei"s. Bes. üblich in Sätzen
vom Typus: Es spilt-sick dö nüt, hier wird nicht ge-
spielt (i. S. von: darf nicht g. w.) AALeer. Das rapplet-
si'h da mit, da wird nicht mit Rappen (sondern mit
Franken) bezahlt B. A. ruft: Hans! B.: Es hanset-
sich da mit, es ist kein Hans da. ebd. A.: Du Löl!
B. : Das lölet-sick da nüt, du hast mich nicht Löl zu
schelten, ebd. A.: Sol'-ick ga" d' Pfei"ster reiche*?
B. : Das pfei"steret-sick da nüt. das ist jetzt nicht das
Nötigste, dass du die Fenster holst, ebd. — 2. in
nicht wenigen Fällen geht ein heute als Refl. em-
pfundenes si auf urspr. sin (Gen. Sg. Neutr. des Pron.
der 3. Person) zurück. De'"isch-schi /"< ist-sij guet
(ebig) sicher, das" ... Th ; Z. Er mag-si nid e"tg'elte" ;
s. Bd II 279. Hieher wohl auch (doch vgl. Gr. WB.
I 109): Er acht(et)-si (Bd I 80); vgl.: ,Ich acht sy
nit, wo man sich stütz.' UEckst. Dazu der Spitzname:
Hans-acht-si-nüt (Bd I 81; s. die Anm. zu Gilt-mir-
glich Bd II 600); ,Daniel Achtzinit,' 1504, Z Glücks-
hafenrodel. Gew. in unpers. Wendungen. Es ist-si
nüd z' tue" Gl. Es het-si d' Frag, e" Meini'g; s. Bd
II 878. Es fdlt-si nüd; s. Bd I 768. Es manglet-si
(desse") Nüt; s. Bd IV 328. Es (Das) brücht-si
(desse") nüd (Nüt); s. Bd V 359. Es ist-si nötig; s.
Bd IV 861. Es mag-si (nüd) lide", (v)erlide" (s. Bd
III 1089. 1091), (Verträge". Es ist-si nid (nüd) der
wert, ist nicht der Mühe wert (davon zu reden, sich
damit zu beschäftigen usw.). wohl allg. Iron. : Das
iriir-si der wert! Auch pers.: D' Mailänder Töchtere"
sind-si e der wert g'si", e"chli" i" der Nechi z schaue".
CStreiff i!>02. Dass dieses si wirklich als Refl. em-
pfunden wird, geht einerseits aus der nicht seltenen
Schreibung ,sich' hervor (,Mädi war sich zufrieden.'
B Hink. Bot 1813; weitre Beispiele unter falen Bd I
769, haben Bd II 878, ge-rüwen Bd VI 1886), ander-
seits daraus, dass bei den pers. Wendungen in den
übrigen Personen mich, dich usw. dafür eintritt: I'1'
U"-mi'k fest überzügt, dass... OvGreterz 1900. Bist-di'h
guet (lang) sicher Th ; Z. Entsprechendes bei ur-bietig 1
(Bd IV 1881); r&tig, rüw, ge-rüwen, rüwig ( Bd VI
1627. 1880. 1886. I8s9) ua. Zwar auch noch: I'* bi"-si
nümme" wert, dl" Sun z' heisse", Übers, von Luc. 15,
21. Dial. (BSigr.). Und so in der ä. Spr. .Gewiss du
sie nicht entgelten sollt.' GGotth. 1599. ,Wil ir sy
bed wol zfriden sind.' ebd. 1619. S. auch oben den
Beleg aus UEckst. — 3. refl. Hat, der 3. Person. Der
echten MA. eig. fremd, die dafür wie die ä. Sprache
den Dat. des anaphorischen Pron. (beim Subj. ,man'
Ei"m) verwendet. Zu den bereits Bd I 400. 511/2
und Sp. 13/4 gegebenen Beispielen hier noch einige
Nachträge. Als Obj. beim Vb. Er fürcht-em, si furcht-
ere"; s. Bd I 993. Er hät-em nid 'trau(e)t, scho" wider
z' cho" Th. Sie händ-ene"-'s no" l"'bildet. ebd. Er
chann-em selber nüd heiße". Er hät-em (si hat- ere")
selber welle" 's Lebe" n'e". Nach Piäp. Das dm"" Evs
ab im selber abne" Gr. Si mag fast nümme'' uf-ere"
se/b-si" [sich auf ihren Füssen halten], ebd. D' Chüe
hent Nui nie für-ne" [in der Krippe] GrAv. 's cha""
Kein NvJ. mit-em [ins Grab] ne". Si händ vil Gelt
bl-n-ene". Er (si) ist wider zue-n-em (-ere") selber cho*.
S. noch an, vor (Bd 1 251. 927); Tsch. 309. Daneben
dringt, bes. in Wendungen, die auch der Schril'tspr.
angehören, mehr und mehr si(ch) ein. 1) als Obj. bei
Verben. Er fürcht-sich, weiss-si'h nit z' helfe", giH-sick
Müe (s. auch arbeiten Bd I 420), het-sirh 's Lebe" g'no",
bildet-sich l", traut-si''' nüd, certrlbt-xi'h d' Zlt mit....
bricht-sieh d' Sach am Mül ab, lauft-si'h schier d' Bei"
ab, nimmt si'h vor uam. Mini Meitscheni hnttt-'-tirh
nie so Öppis getrout. OvGreyerz 1898. Sich es Weggli
chauffe", in einem Kinderverse; s. Brugij (Bd V541).
Gelegentlich auch schon in der ä. Spr. .Sich selbs
pfänden', ohne Beiziehung der Behörde eine Pfändung
vornehmen. ,[A. hat dem B.] sin hüetli ab dem köpf
genommen und sich selbs pfendt.' 1524, Z; s. noch
pfänden (Bd V 114S u.). .Folgendes habend sich die
Frauen untereinander verteilt.' 1690, Z Teilr. 8. noch
borgen (Bd IV 1575). — 2) nach Präp. Uf-si'" ha";
s. Bd I 116u. Es ist iez uff-si'1" selber, sie sorgt
allein, selbständig für ihren Lebensunterhalt, wohnt
und arbeitet auf eigene Rechnung Z (Spillm., Dan.).
In-sic!l ha"; s. Bd I 115. Dazu noch: Si lul 's in-si**,
ist (ausserehlich) schwanger Bs (Linder). Er het 's
in-si'h, meint, mehr zu wissen als Andere, ebd. ,Die
Langelen habe es in sieh [als Schlachtfeld zu dienen,
meinte der Schulmeister von AaB.üdz. 17:>9 angesichts
eines in der Bünz ausgeladenen französischen Ponton-
trains]; es sei nun schon zwei mal [1656 und 1712]
auf derselben geschlagen worden, und was sich ge-
zweiet, werde sich dritten müssen.' JFrei 1897. Der
Edelma"" hed oc* iröl'e" wüsse", was d' Red in-sich hei.
was der Sinn der Rede sei ApWalz. (TTobl.). S. auch
Brief (Bi V 439 o.). !V'-siv'' (Gegs. gäge»-8V*J steche",
151
Sach, sech, sich, soch,
beim Nähen Z. li'as der Bock van-sich weiss, das
meint-er van der Geiss W (Sprw.). No'h vil Jör vor-
si"' ha" Z. Si chönd da"" cor-sich selber us-enand.
MLiex. 189J : sonst vor (ron)-em s. (Bd I 927). Bi-sich
selber si". bei Sinnen Th. Due rüeft-er Oan [einen
Knecht] zue-si'*, Übers, von Luc. 15,26. Dial. (GoRh.;
An züe-n-em GmT.). ,Weil dises Osterlam nicht kan
gegessen werden ohne bittern Saussen und Kräuter,
so schlucket der Gläubige dise freudig zu sich.' JJUlr.
1718. Vgl. slm. — 4. refl. Acc. auch für die 1. und
2. Person. Als Obj. zu Verben BHa. I<* han-si'1'
g'hüwen, mir hei"-sich g'frewt, heid ir-siclt g'frewt?
frewst du-sich? (,aber nicht: du freivst-si'1"). Gang
leg-sich! zum Hunde. Sonst nur vereinzelt. Einen U
Beleg (für die 1.P1.) s. unter ver-blauderen 3 (Bd V 20).
. . . wo-sich mirAlli [wir Alle] schäme" müesste"d. CStreiff
(GlM.). S. auch Bd II 1225 u. (Beleg von 1474). Nach
Präp. All Tag e" Ferlisuppen und e" Türgge"malunz
und dinn chiemtend-cr [würdet ihr] vunzi [<Z vun-sich]
selber zam. Proph. 1855 (GSa.). .Stich ihn [den Haft]
nicht krumm noch zu sich, er schlitzt dir sonst aus.'
FWürz 1612. S. noch die Zssen.
Weitres zur Form s. bei den Zssen. Die Form ,si', ,sy'
für ,sich', welche die Unideutung von ,si' f<«snj ermög-
lichte (s. 2), findet sich nicht selten schon in alten Quellen,
so zB. 1476, BEM.; Kessl. ; Ruef 1550. Die Verwendung
von sich für den Dat. ist auch schon mhd. nicht ganz selten
bezeugt (Mhd. WB. II2 291/2). Die Ausbreitung des Refl.
Pron. auf die 1. Pers. PI. kommt in verschiedenen Gegenden
des deutschen Sprachgebietes vor; s. ausser Gr. WB. X 1,
710 und Erdmaun-Mensing II 143 namentlich HSchucrrardt,
Slawo-deutsches und Slawo-italienisches (Graz 1884) 105/10,
auch ATobler, Vermischte Beitr. zur frz. Gramm, III l 126.
ab-si"*: abwärts ApLb.; Sch; Schw; Th; ZW1.
Syn. ab II 1 (Bd I 29); nid- sich, 's göt a. (mit-em,
bildl.). E wie gäch uf'e"! me" darf schier nid a. luege"!
L Tagbl. 1899. I" d's Gaster a. cham-mer gugge"
[vom , Bügel' aus]. Schwzd. (Schw). Mit dem Gegs.
obsich: Lieber lh Stund absich als obsich. vom Thurgau
weg als nach dem Thurgau zu, auch mit Bezug auf
etw. Widriges übh. ZOss. — Vgl. die Anm. zam Folg.
ob-sich BSi., obsi'h Aa (in Seet. obse'h); Ap (in H.
obse*); Bs; BBe., Br., Frauenk., Gr., G., Ha., Lutz.; PO.
(,obzich<); Gl; Gr (so Chur); L; GT., Wb.; Sch; S;
Th; Obw; Z, obsich GrD. (nach einer Angabe öftst"*),
Nuf., übS.; W, obsig B um Aarb., oAa., Be., Burgd.,
GoLlb., G., Leiss., Lutz., Sa. (Gatschet), Si., auch schon
Id. B; GSev., W.; S, osich BoSi.; PA1. (ousich), osich
BFrut, Sa., osich W (lt Tscheinen ö-), osig BFrut., Sa.
(nach einer Angabe ff-), oSi., ösig W (so Saas, lt Tschei-
nen): 1. nach oben, aufwärts (auch nur schräg auf-
wärts), allg. ,Obsig, sursum.' Id. B. ,Sursum, über-
sieh, o.' Fris.; Mal. ,0., über sich.' Zschokke 1797.
,Nach Westen' S. Bei Verben (nicht selten mit aus-
gedrücktem Gegs. under-, nid-sich s. Sp. 154/6). 0.
sich bewegen. Und d' Bäum [von der Eisenbahn
aus gesehen], die alt und junge" si" alli o. g'sprunge"
Bs (HKunz). Und ivie-n-e" Pßl du o. schüsst der
Läufer [wie er sah, dass er sich verschlafen hatte].
CZwicky 1901. 0. aste"; s. Bd I 576. .Rengnold reit
ein wenig o.' Haimonsk. 1531. ,[Man misst den Zehn-
ten-]Most bei allem Jäss und continuierlichem starkem
Treiben und o. Tringen, dass, wann man dem Mass
nit etwas zugebe, unmöglich were, dass man [db. der
Amtmann] bestehen möchte.' XYIL, ZKüsn. , [Am Meer
bei Montpellier] sachen wir ... in einer Matten ein
Loch, dorus gwellet ein Wasser o., als wenn es sutte.'
FPlatt. 1612 (Boos). ,Dann der Berg Palascus seine
Füss in der Adden netzet und sich von derselbigen
also gech o. schwinget' Guler 1616. ,Wenn man dem
Berg nach ferner hinein und etwas o. kombt.' ebd.
,Da hören wir, was der Sünden Art ist: sie fechten
o., sie steigen und kommen für Gott und schreien gen
Himmel.' FWyss 1672. S. noch fechten 2 (Bd I 644):
pßadern (Bd V 1218). 0. ere" Th, o. 0' Acher fare»
AABr. und sonst, mit dem Pflügen des Ackers oben
beginnen (was nur bei massig geneigten Ackern mög-
lich ist), so dass die Erde nach oben umgewendet
wird; Gegs. nid-sich ere", z" Acher fare". ,Einen Acker
obsich fahren, dh. so pflügen, dass die Erde der ersten
Furche (Furfälli) dem Nachbar zufällt; so beim
leichten Pflügen, wie zB. für Erdäpfel, Roggen und
beim Strüchen; der Acker wird nidsich gefahren beim
Tiefpflügen; die Furfälli legt sich dann auf den eigenen
Acker' ÄABb. (FStaub); im Widerspruch dazu steht
die ebenfalls nicht ganz klare Angabe unter Vor-Fälli
(Bd I 761). ,Wie wir uff hüt 0. gefaren, haben wir
den figend an etlichen orten vertriben.' 1531, Strickler.
,0. faren, in die höhe erhebt sein, ferri sublime.' Mal.
,Der wyss heid Plato vermeint, die herrlichen und
adelichen seelen farind 0., als die reiner seyend; die
anderen aber, die trag und von fleischlichen Wollüsten
befleckt syend, wandlind hieniden umbhin by den
greberen.' LLav. 1569; ,in die Höhe.' 1670. .Durch
disen obern Loufen da louft und flüst der Rhin gar
ungestümmigklich ... dermassen, dass kein Schiff dar-
durch dem Wasser nach, vil minder 0. . . . faren kan.'
JJRüeger. 0. gä", bergauf, bergwärts gehn. allg.,
, sursum tendere.' Id. B. Er ist 0. g'gange". Es gät
(gäch, räss, starch, stotzig, streng) o. Vom Steigen
der Kulminationspunkte des Mondes: O.-gänt, Zeit,
während deren die Kulminationshöhe des Mondes zu-
nimmt, also von der südlichen bis zur nördlichen
Mondwende, im Kalender durch das Zeichen Q an-
gedeutet, 's ist O.-gänt. Im O.-gänt. Weiteres Bd
II 33, wo aber die Definition unrichtig ist. Heute
scheint der Ausdruck meist (so in Aa; Gr; Th; Z)
irrtümlich auf die Phase des zunehmenden Mondes
bezogen zu werden, wohl meist, weil das Zeichen Q
demjenigen des ersten Viertels ähnlich ist. Daher
(vgl Haft 76 6 Bd II 1035): Im O.-Häftli, während
der Zeit, da der Mond im aufsteigenden Knoten ist
(Gegs. Nid-sich-Häftli). ,Wenn Einer nicht weiss
... soll er ... die Gülle im Nidsich- oder Obsich-Häftli
usfüehre" ... so heisst es überall: frög den Post-
halter.' XHerz. 1862. Zum Volksglauben s. nament-
lich noch Tsch. 509. 0. laufe". D's Tanzen un*
obsich z' Wffe" vergVt von - im selber, Sprw. B Si.
Der Si" lauft 0.! .Ausruf des Staunens und Spassrede'
Bs; vgl. Bin (Bd VI 994). De'- Ri» würd ener 0. lauffe"
Sch (Sulger). ,Er meint, de'' Ri" lauffi o., es sei ein
ungewöhnliches Ding.' ebd. .[Es ist recht] so ir dann
wend verhüten d' sünd ... doch man das mittel halten
sol, der jugent kurzwyl nit versperen ald z' hert sy
halten, d' fröüwd in weren; den fluss dem wasser
muoss man lan, das für sich, nit mag ob sich gan.'
Rüef 1538. ,Und ist ein schädlich ding, wo einer sich
dermassen ersetzt [so hartnäckig auf seiner Meinung
beharrt], daz der bach im muoss 0. lauffen, die sonn
lätz gon, allein dass sin compass rächt gange.' LLav.
1583. ,Er ist so einfaltig, dass man ihn könnte über-
153
Sach, sech, sich, soch, such
IM
reden, der Bach laufte o.' Denzl. 1677. 1710. S. noch
Räw II 1 a (Bd VI 1877) und vgl. auch es regnet o.
(ebd. 729 u.). Pleonastisch bei ,o. steigen' oä. ,Scan-
dere, steigen, aufsteigen, o. steigen.' Fris.; Mal. , Durch
trüebsal einton und geängstet, erhebt sich [das mensch-
liche Gemüt] o. zuo Gott im hiinmel.' üWerdm. 1504 ;
.erhebt sich zuo Gott.' Herborn 1587; ähnlich noch
mehrfach. ,So das bluot o. stygt in das houpt.' Zu
Arzneib. 1588. S. noch Empörmg, er-bören (Bd IV
1510). Umgekehrt erhalten andere Verben erst durch
o. die Bed. der Aufwärtsbewegung. ,[Sich?] obsig
lä", ascendere in altuin, de tumore dicitur.' Li. B;
vgl. nid-sieh. ,0. rüchen' s. Bd VI 170. ,Obschieh er-
taube", aufwärts durchgehen, aufwärts scheu werden,
von einem Zugtier' GrD. (B.). Oha, Paleder (oha,
Tonders Choge")'. du wirst nid o. ertaube" welle"? halt,
dummes Vieh (Aas)! wirst doch nicht aufwärts durch-
gehen wollen? ebd. Übertr. von einem Menschen, der
aufwärts schnell geht. ebd. Die ganzi Jagd tuet-sich o.
zieh". HNvd. 1895. [Im Frühling, wenn der Bauer das
Heu im Tale fast aufgebraucht hat] su heisst 's den"
mid dem G'vichtli o. ziglen in d's Vorsassli uf d's
Griene". Bärnd. 1908. Mit Ellipse eines Bewegungs-
verbs. 0. si". D' Schaf sl" uider o., sind wieder ge-
stiegen B. Mues'-es hat noch o. si"? freundliche Frage
an einen Bergansteigenden Th. 0. welle", chönne",
möge", törfe". Weld-er o.? Grussfrage GrD. Gott-
willehe", guele" Fründ, will-men o.? Proph. 1855 (GSa.).
Er ma> fast gar nümmc o. B. Der Motz het nid
g'wissd, warum er jetz a'sö o. sol'. Bärnd. 1908. Ganz
selten bezeichnet o. nicht sowohl die Richtung als
das Ziel der Bewegung, wofür gew. uf-hin, -her. Er
ist obsi(g) g' gange", ist hinaufgegangen (ins Zimmer,
auf den Berg usw.); osi(g) wird im Gegs. zu dem stets
ganz allgemeinen a" d's ober Ort (Bd I 480) auch mit
Bezug auf einen bestimmten Ort gebraucht BSa.
(vEütte). Einer Sache o. g'cho" möge", ihr Meister
werden. Drum [weil er es stei>iigs herz hat] isch-er
au0* nid z'weg, de" Ma"" ... Es drückt - e" de"t, es
drückt- e" dö, und mag dem doch nid o. g'cho". JRö-
thelin 1882. (Jmd, Etw.) o. bewegen. Im Spätsummer
ist er nüd z' fül g'si", der Schlitte" o. z' träge" und er
hat für nen schü"s Stüggli Gelt Wildheu us de" HO-
chene" abe" 'brächt. CStreiff 1908. Der Pris o. trucke";
s. Bd VI 1063 o. ,Propulsus, ut: flumina propulsa
cruore, hindersichtriben oder obsichtriben und ge-
schwelt; die fänle o. heben oder in die höhe und
lassen fliegen, attollere signa.' Fris.; Mal. , [Der erst
Narr:] Meins bleibens auch nicht mehr hie ist; sie
[die Griechen] möchten uns erwitschen auch und o.
schicken in dem rauch [auch uns verbrennen].' GGottb.
1599. ,Die Gräblein [in den Weinbergen] sollen . . .
eines Schuhs breit... gemacht und der Grund o. ge-
zogen werden, damit man hernach das Gräblein desto
kommlicher damit wiederum zufüllen könne.- E König
1706. ,[Die Liebe Gottes] die bei ihnen solcher Ge-
stalten überhand nimet und alles o. treibet, dass sie
mit der Braut im Hohenlied ausruffen: mein Geliebter
ist mein und ich bin sein.' JJUlr. 1718. In Aus-
drücken für erbrechen; s. auch weiter unten. (E)s
ist o. g'gange", er hat sich erbrochen Ap; Bs; Th; ZF.
Es chunnt Alls wider o. Aa; Ap; B; GW.; Th. ,[Eine
Seekranke:] es sei ihr so übel zum Sterben, und es
dünke sie, das Unterste wolle o-g kommen.' Schweizer
Bauer 1898 (S). O. erbreche" (ZWettsw.), ge" (ZO.),
schlucke" (LE. Hirsmontagbrief, bei St. 1798), sich er-
brechen. ,Ein jeglich tier, das nit wider o. töwet,
daz sol euch unrein sein.' 1530/1, III. Mos. ; .wider-
kewet.' Luther; vgl. übersieh. Vgl. auch die Zssen
O.-Laxiering (Bd III 1546); -Purgaz (Bd IV 1587).
Bei Richtungs verben. Er hed d' Bei" o. g'ha", wo-
n-er z' Himel g'faren ist, euphemistisch von einem
Verdammten L. Mer wönd o. habe", aufwärts halten
Ap; ähnlich allg. O. stä". Es tüecht-mich, d' Tischbei"
hätte"-sieh sollen o. chere", vor schmerzlich entrüstetem
Staunen B (Friedli). G'glöggleti Raschelt, wo o. stö" B
(Dan.). Der Preusse"könig droit de" Schnauz o., ist
bös MgtP Neuenbürg. APletscheh 1902. ,Ich hab all
min laben laug nie so grosse forcht gehept, wann alle
härer gand mir obsich.' Haimonsk. 1531. ,üoch haben
sie dem Bären gelassen [im Wappen] ein o. gehnde
weisse Straassen.' Myricäus 1630. ,Eiu Holz oder
Träm, das o. stat, und noch eins dornebend dem an-
deren gleich ...' Schimpfr. 1051. ,Wir wollen Augen,
Hand und Herzen o. wenden.' JMüll. 1665. Die N.,
welche als Hexe verdächtigt wird, habe einmal nicht
aus der Kirche gehen können, weil bei der Türe der
Besen ,z'hinderfür und obsi' gestanden sei. 1737,
ADettling 1905. ,Bei allem Versetzen solle man Sorg
tragen, dass die Äuglein o. kommen, welches oft
schwer zu erkennen ist.' JCSclzer 1772. Vgl. auch
die Zssen O.-Fünfer (Bd I 854); Obsig-Näsli, aufge-
stülptes Naschen ZUst. (Dan.); O.-Schnorren. S. noch
ragen (BdWI 718): Ruet (ebd. 1831). O. luege", nach
oben schauen, allg. Wann d' Lüt a"statt immer o.
auch es Bitzeli abe" luege" würde"d! CStreiff 1901.
Lueg nW e'chli" o. und mach gügge"gügge"hü, denn
machst brezls urie de" Güggel am Morgen am drü Z
Wthur. O. g'lüssele", von der Sonne; s. ge-lüssen (Bd
III 1456, wo statt ösig zu lesen ist osig). O. güggle",
scherzl], für schlafen Z Wangen. ,Nunn begab es sich
eines tags, das er [Karl] reit und luogen wott, wie
man sich zuo Muntabant hielte. Und luoget o. und
gsach, daz nüt ein mentsch uff den muren was.' Hai-
monsk. 1531. ,Das darumb der mensch o. sähe, sonn
und mon, keim eer verjähe.' Ruef 1550. ,Er habe,
als der weibel in von andrer ungschickter reden wegen,
die er stätz prucht, mit Worten gstraft, o. gsechen
und gredt: herr, kum und leck mich.' B TB. 1552.
,Aufluogen, aufsehen, o. sehen, suspicere; das o.-luogen,
suspectus (aspectu et suspectu refulgens, so man o.
in luft luogt); o. luogen, die äugen oder gesicht auf-
heben, oculos attollere.' Fris.; Mal. Mit ausge-
drücktem Gegs. nid-sich: 1) in loser Verbindung.
Gegenüberstellung. Wenn 's o. so ring gieng iri nid-
si(g) ! Nidsifg) ist 's nit e" Stund, o. aber e" gueti B.
Er [ein Bergsteiger] het teeder o. no'h nidsi(g) chönne"
(törfe") B. Nidschi''' hei f und alli Heiligt" und o.
numniu" Einer, Sprw. \V : ähnlich Sprww. 1869, 130.
O. (nidsich) rüme" s. Bd VI 917. Regel für die Be-
handlung eines Pferdes: Nidsi'* jag-tni'* nit. o. rit-
mi'h nit, ebens Wegs mach mit-mer, was d' wi'tt. Bärnd.
1901; vgl. Boss 1 b (Bd VI 1410). Wetterregeln.
Wen" d' Wettergüege" [Bd II 163] für nidschi'* gänd,
se wetteret 's der ganz Tag; jez icen"-sch' o. gand. se
lüteret's GRValz. Schlechtes Wetter gibts, wenn d'
Rege"molcheni nidsich ggräggen : ggrägge"-s' o., suehunnd
's umhi" gued. Bärm>. 1908. Vgl.: .Wenn die tuben
yetz o., denn nidsich fliegend, bedeutet diss kelte und
ragen.' Vogelb. 1557. Nid-si''1 [landabwärts] wie en
ir>;.
Sacb, sech, sich, soch, such
15Ü
Schinhuet, o. wie en Wullhuet, dann ist 's Wetter guet
ZEbm. Rätsel, 's isch Öppis i» der Höchi und wachst
nidsi'h, b'hebt de" Chopf nidsich und chert d' Würze"
o. Aa (Eiszapfen). Lär gönd-s' ine", voll gönd-s' use".
ei"s frisst o., 's ander nidsich. ebd. (Bohrer und Hobel).
Es frisst nidschich und schisst o. GrD. (Bohrer). ,Iteni
ze meyen und ze herpst uff du ersten geruht, ist
dann das der vogt ob sich wil, so sol im der weibel
volgen unz zuo dem dorff uss; wil er nid sich, so sol
er im volgen unz zuo dem dorff uss und nüt ferrer.'
um 1400 (?), ZBass. Offn. ,So Zürich nit wölte nidsich,
so wölte Bern nit o. ziehen.' Ansh. , [Aussage eines
Landstreichers:] Er habe ein schilt und ein niurkellen
darinn an die bildhüser und schüren mit kolen, kryden
oder rötelstein gemacht [um seinen Genossen Zeichen
zu geben]. War er o. gangen, macht er ein strich o.,
gieng er abhin, macht er ein strich nidt sich.' 1528,
ZWtb. (Kriminalakten). ,[N. sagt, es] syge im nytt
anzeigendt [!], dass er das wasser in dem acher han
müesse und darin louffen solle, und lige der acher
ob dem wasser und nytt darunder, und er meine wol,
es syge statt- und lantzrecht, dass man ein wasser
nytzich richten solle und nyd o.' 1543, ZBül. , Einer
ist o., der ander nidsich glautfen, gnad und abloss
siner sünden zuo erwerben.' LLav. 1569. ,[Beim Schrei-
ben soll man auf die Proportion der Buchstaben ach-
ten] dise meinung hat es auch mit den linien und
langlechtigen buchstaben, deren etlich o. fürgand,
etlich nidsich under die lini.' F Schulordn. 1577. .Un-
sere Augen nicht allein nidsich auff die Erden zu
werffen, sondern auch o. gegen dem Himmel zu wenden.-
JMüll. 1665. ,Es ist in diser Gegend oftmahlen lustig
zu sehen, wie auf dem See die Schiffe in vollem Lauft'
zu einer Zeit gegen und neben einander vorbei seglen ;
wann aber die einte Partei ein wenig bas obsich, die
andere aber nidsich bis zu dem Rossbach kommet,
müssen alsdann beide Teile wegen starken Gegen-
winds die Segel widerum abhin lassen.' JEschkr 1692.
S. noch ring (Bd VI 1003); ritten (ebd. 1808); innert-
sich. — 2) in enger Verbindung, o. und (oder) nidsi1*.
In der leb. MA. bes. häufig in Ausdrücken für Er-
brechen und Durchfall. Er mues* Alls grad wider
herge", o. und n. Aa; Z. O. und n. isch-es g'gange".
,allg.' Es göt (Alls) o. und n. bi-n-im Aa; Bs; Sch.
Es ist o. und n. vun-em; er hat o. und n. g'gi" Gr
(Tsch.). ,[Der Koch des französischen Gesandten soll
gesagt haben, wenn er bei dem Auflauf gewesen wäre,
so hätte er] dene" Krützsackere" welle" e" Marmelade"
a"richte", dass si längs Stück nit g'wiisst hätte", well-si
o. oder nidsig. Gotth. 's nimmt-en nidsicH und o., er muss
erbrechen und hat Durchfall Sch (Sulger); Z (LTobler).
Er het mües'e" o. und nidsich (l")rie", hat Brech- und
Abführmittel einnehmen müssen Z (auch ltDän.); vgl.
Sp. 153 u. ,[üer Lisibueb hatte den Advokaten, den er
als Herr Dokter hatte anreden hören, um eine La-
xieri"g ersucht; dieser] machte seinem Patienten klar,
dass er nicht einer von denen sei, welche o. und nid-
sich die Leute unter den Boden bringen.' Obw Blätter
1899. An einer Landsgemeinde in Altdorf standen
sich bei der Wahl des Landesphysikus zwei Bewerber
gegenüber, ein studierter Arzt und der Scharfrichter
von Uri. Um dem Arzte zum Siege zu verhelfen,
richtete der Landammann an die Landsgemeinde die
Witzfrage: Stimmt ihr Demjenigen, der hinderst''1 und
firsich gi''d oder Dem, der öbsi'h und nidsich gif'd? AfV.
,Er soll das schwyn lassen loufen weder es will, o.
oder nidsich.' ZBrütt. Offn. ,Auch alle dieweil sy [die
Schiffleute] uff dem geferdt sein, usswendig der statt,
o. oder nidsich, so sollen sy in gemeinschaft zeren.'
1401, JVetter 1864. ,N. d[icit] dass er ze Basserstorff
und da umb in den dörffern der gesellen knecht was
und wandlot mit inen o. und nidsich.' 1412, Z RB.
.Welcher burger unser statt wil faren sin kouffs old
ander siner gescheften halb, es sei o. old nid sich,
das der uff sin recht varen mag.' um 1480, L StR.
,Es regnet ... so bharlich, dass die wasser aufgiengend,
dass niemand durch das dorf noch nidtsich noch o.
wandlen mocht.' Val.Tschddi 1533. ,0. und nidsich,
sursum deorsum.' Pris.; Mal. ,Der Gatter solle...
hinweg getan werden, damit das Vieh o. und nidsich
synen ... Durchgang haben möge.' 1660, aZoll. 1899.
,Beinebets berichte den Herren, dass euwer Churer-
bot, Corode genannt, vil Ohngelegenheiten in nidsich
und o. gehnden Schriben verursachet.' 1672, Gl Brief.
,Wo wilt du hin? wilt du deine Seele o. oder nidsich
schicken?' JMeyer 1694. Ähnlich mit undersich. dar-
nach soll man sy [Hühnerhöfe] mit blätteren abteilen,
die o. vier und undersich siben schuoch frei habind.'
Vogelb. 1557. ,Darz wüschen sitzt Magdalena trurig
by irem spil, süfzet, sinnt, sieht ein wyl o., dann
undersich.' RCys. (Bühnenanweisung). ,Was überbleibt
vom Huss Juda, wirdt füiter wurzlen über sich [).
, undersich'], o. Frucht tragen felligklich.' GGotth.
1619. Neben einer andern Ortsangabe; bes. häufig
in Grenzbestimmungen. ,Von dem selben brunnen o.
die schlechti durch den grünt uff unz . . .' 1336/1437, B
Ratsurk. ,Das rieft stosst . . . opsich an den weg zur
schürtannen.' 1510, GUzn.; vgl. ebd.: ,Ain riett ...
stosst uffhin an Störis guott.' ,[Im April] komen
noch groser werme und schönner tag schnei und grosz
ryffen mit grimer kelte und gefrist, dasz alle reben
um Basel, im Elsetz, Briszgouw, Sungow nydsich und
o. erfruren wit und breidt.' 1538, Bs Chr. ,In allen
landen, do reben gepflanzt woren, o. und nydsich, im
Elsasz und allendthalben.' 1539, ebd. ,In dem 1541.
jor kam ein groser sterben in allem dütschen landt
nydsich und o. und ouch an etlichen ortten im Welsch-
landt, im nydren und obren Elsasz.' ebd. ,[Die Grenze
verläuft] dem Aawasser nach uffhin ... und o. an die
hechen flue ...' 1568, AKüchler 1895. .[Eine Hofstatt]
stost nitsich an die Landstrass, einhalb an die Schür-
matt, o. an Büel, andersits an daz Bächli.' 1616, Uw
Sachs. ,Am 15. Mai fiel in und umb Basel, o. biss an
obern undnideren Hauwenstein .. . nitsich fast in ganz
Teutschland ein mechtiger Reiff.' 1635, Bs TB. 1862.
, Raben, stossen o. an..., nidsich an...' 1672, aZoll.
1899. ,Das Füri stosset nid sich an das Awasser, o.
an Gerschni, für sich an langen Zug, hinder sich an
Löuwibach.' 1678, UwE. (ZfsR.). ,Im übrigen ist der
Marsch o. gegen Toggenburg gegangen.' Pfaffenkrieg
1712. ,30 Klafter von der Schattorfer Bruggen o.
Schattorfer seits solle die oberkeitliche Wöhri gemacht
und erhalten werden.' 1769/82, U. ,Wir stiegen eine
Stunde in gerader Richtung o. über Klippen und Gras-
schnüre.' 1782, oO. 0. üf s. Bd I 122; auch SchSL
(Sulger). 's Wetter het o. üf Alles verschlage". ,Und
ist also ein (,an') ganzer landssturm ussgangen o. uff
in das Thurgö(w) und nidt sich (,nider sich') ab in
unser (,der von Zürich') land(t)schaft.' Z Verantw.
1525; Kessl. ,Die secktrager sollen ein schiff nach
Km
Sacb, such, sich, soch, such
dem anderen o. nf fertigen.' 1581, Z Zollbuch. ". ufe"
fuehe", -hin), in die Höhe B; F. Est chunnt-mer afe"
uf den Atem o. uehi" BG. ,0. anffhin, in die höhe,
sursum versuiu aut versus.' Fris.; Mal. ,Nach o.':
.[Der Geist Christi] ist ... ein Feur, das jederzeit
nach o. helltet' JJUlr. 1718; ähnlich ebd. 113. Mit
Akk. der Erstreekung (wie .bergauf', ,den Berg hinauf').
,Die gesellschaft der schLflüttenzunft in unser statt, so
das wasser o. varent.' 1433, Z StB. ,Ich bin so hurtig
und behend, das ich gern o. lütt' die wend.' VBoltz
1551. S. noch Bis (Bd IV 1683). Mit Massangabe:
,Wie weit wollt ihr die Statt o. han?' Myricäus 1630;
vgl. recht (Bd VI 214). — 2. Obsi<h f. AaF. (Hürbin),
n. AaWoIiI., Brechmittel AaF. (Hürbin), Wohl.; Gl;
ZWthur.
Vgl. Gr. WK. VII 1048, dazu Martin-Lieuh. II 322. Da
ul: den Dat. verlangt, kann die Verbinduug mit dem acc.
si(eh) nicht urspr., sondern muss eine Analogiebildung nach
Fällen wie über-, für-ri(ch) usw. sein, in denen ri(ch) für
das Sprachgefühl zu einer Art richtungsbestimmenden Suffixes
geworden war; Entsprechendes gilt von ab-suh, n,n-u,l, ua.
Die Form obzi'* viel], in Analogie zu (freilich für F nicht
belegtem) füretsich, hindert»ich, nebe"lsich. Zu dem auffälligen
osich usw. vgl. die ähnliche Behandlung des 6 in ob-hin (Bd
II 1323) und ab-hin (ebd. 1319/21). 2 ist Abkürzung aus
O.-Puryaz, das n. nach Mitlei, Trank udgl.
über-ob-si"*: das unterste zuoberst ZDättl. Er
hat Alls überobsich g'macht, in Unordnung gebracht.
— embr-osi>: hinauf BAd. (KWMüller 1848). Embrin
i" Grund ist nät [nicht] e" Stund, e. aber en gueti.
under- (unter-, unner-J ob -sich Aa (in Zein. umdr-
obsi'''); Bs (nach einer Angabe umdrobsich) ; G; Scb;
Schw; Tb; Z, -sig BsL.; B (Id. B); S (in G. auch
untersobsig), z'under-ob-sich Aa; Ap; Bs; B; GRHe.
(Tsch. 311); G; Schw; Th; Uw; U; Z, -»«* Gr; W,
vereinzelt auch (mehr scherzh.V) in Tu; Z, -sig
BsBub.; GBuchs, We.: Adv. und präd. Adj. 1. eig.,
das untere nach oben gekehrt, allg. ; von Sachen (zB.
von Gelassen) und Personen (kopfüber). (Z'j u. falle",
tröle" (s. Eis III 3 Bd VI 1357), g'hie" (s. Ge-rechtig-
keit 7 a Bd VI 234), chere", mache" (s. Gallen-Chratten
Bd 1H 874), rüere", stelle", werffe"; ligge", si", stä";
ha", hebe", verkehrt in der Hand halten. Er macht
Alls fz'J u., drunter und drüber. Früecher hei"-si-em
's Garte"hägli fast u. g'macht teege" sine" Chapezinerle" .
BWvss 1863. Wo nu die Stadt [Basel infolge des
Erdbebens] z'u. isch g'lege". Firm. ,Er hab ein wyss
krüz ingehan, das des herzogen [von Savoyen] zeichen
sig, und heig das u. kert, domit er den herzog und
sin wapen geschmächt' 1529, Strickl. ,[N. habe] die
überigen fünft' [gestohlenen Käse] an der Schifflendy
under ein vass, das u. gestanden, verborgen.' 1561,
Z RB. .Evertere, u. keeren, unibwerft'en; inversus, u.
gekeert, umbkeert, lätz; omnia miscere, alles u. kee-
ren; vertere crateras, u. keeren.' Fris.; Mal. ,[Ein
Durstiger wünscht, dass Einer] mir ein stifel voll
jetzt brächt; wollt ihn fein u. kehren.' GGotth. 1599.
,Die Arzet, damit si den [vergifteten] Keiser bi dem
Leben erhalten möchtind, bruchtend si die usser-
sten Mittel, staltend in undersobsich uf den Kopf und
reiztend in zum Erbrechen.' JJRüeger 1606. ,Es er-
huob sich ein sölich Gelöüff in der Statt . . . dass man
oftermals vermeint hat, es well Alls u. gan.' 1607, Ard.
1572/1614. ,[Nach der Villmerger Schlacht fanden
die Sieger] alle die übrigen Stuck, welche unter ob
sich geworfen waren und die Räder davon gezogen ...'
1656, Arg. ,1128 kehrte ein Erdbidem ... vil Dörtt'er
u.' FrHaffner 1666. — 2. übertr. a) von verdorbenen
Getränken. Der Wi" ist it. g'heit, Essig geworden
Sch; Z. D' Milch isch-mer z'u. g'heit, sauer geworden
Z. — b) von Personen a) fallit W; Z. Das macht
Kei"s z'u., das bringt Niemand in Konkurs, kostet
kein Kapital Z (Dan.). '/,' u. ga", in Konkurs oder
übh. in schlimme Verhältnisse geraten W. Uf sottigi
Art müos' d's Hüs z'u. gä". — ß) mit einander z'u.
cho", uneins werden URealp. — y) verwirrt, verstört,
verrückt Ap; Bs; Sch; Z. (Z')u.si", icerde", Jmd (z'Ju.
mache" uä. D' Liebi hät-en u. g'macht ScHSt. (Sulger).
,Das Bünddelibäbeli, die alte Näherin, klagte etwa
genug, die Leute machten es fast u. mit ihrem Tribe-
lieren.' Breitenst. 1860. Auch adj.: En underobsigi,
,eine umgekehrte' S (Dan.). — Vgl. z under-oben (Bd I
50); Under-ßtr (ebd. 963/5), sowie Martiu-Lienh. I 1. II
322. Das innere » durch Apokope aus -si'1'.
dur^-ob-si"*: = durch -üf (Bd I 122) Gl. Vum
Banhof z' Glaris bin-i0'' gleitig d. CStreiff 1907.
under-üb-sic*: = under-ob-sich ThHw. — Kreuzung
von under-ub-eich mit under-iiber-ei'h.
üb er (bzw. ö-, i-)-si'h, in Atöbe(rjsieh, in GBem.M&e"'-
sieh: gerade aufwärts, nach oben; also in engerer Bed.
als ob-sich (über den Bed.-Unterschied s. auch TTobler
344 a). Wer ü. haut, dem falle"d SpÖ" i" d' Auge",
Sprw., lehne dich gegen Mächtige nicht auf ScHSt.
(Sulger). ,[Wer nicht die hl. Schrift studiert, dem]
hilft es nüt, ob du schon tusend büecher schribist;
dann ob du glych vil menschlicher leer härfür bringst,
wirst du nüt anders tuon dann ü. gegen dem himel
spüwen: dann es wirt alles wider uff dich Valien.'
Zwingli. ,Das für, wo es nit mit dem luft ... läbendig
gemacht wurde, möchte es ü. nit flacken noch be-
wegt werden.' LJdi> 1531. ,Die tier die fallend nider
uff vier füess; der mensch aber Staat ü. ufgerichtet
uff zweyen ...' ebd. ,So es [das Kamel] widertöuwet
ü., und aber den fuoss nit ganz spaltet, sol es euch
unrein sein.' 1530/48, III. Mos.; vgl. obsich. .[Jesus:]-
doch wird ich ouch vom tod erston und ü. gen himel
gnon.' Funk. 1552. .Doch zoch ich mich wider ü. von
einer würzen zuo der andren.' ThPlatter 1572. .Doch
gehet hiemit der böse geschmack u. hinweg.' HPant.
1578. ,[Die] metallische art in disen wassern ... wirt
durch das fewr und das u. dempffen verzeret.' ebd.
, [Endlich sahen wir noch einen andern ,züsler oder
füvvrigen mann'] der erbran gächling uff mit dem
grössten füwr. Bald fuor er ü. in den luft mit krum-
mem schwung wie die rasen, bald Hess er sich wider
hinab.' RCvs. ,Diss Ländlein erzeucht sich von des
Sees Bortgeländ lieblich ü. biss in die höchsten Spitzen
des Gebirgs.' Gdler 1616. ,Mein Geist in Frewd er-
schwinge sich zum höchsten Gott ganz u.' 1622, GRPr.
Lied. ,Was man in der Kuchen brennen will, muss
Alles von der Tiefe bei der Seiten des Bergs u.
auf Rossen gesauinet werden.1 Guler 1625. ,Je mehr
man ihn [den Palmenbaum] beschwärt, je mehr er ü.
truckt.' F Wyss 1677. .Diesen Saamen ... steckt man
in ein gutes mürbes . . . Erdrich ... 3 Zoll tieff, der
Spitz sol ü. sehen.' JCSulzer 1772. ,[Es werden ver-
boten | alle Spitze von Leinwand und Seiden ... Nur
allein mögen die Weibspersonen ihren Kopfgerust mit
einem weissfädenen Spitz, und ohne dass von dem
Spitz etwas herunter hange oder ü. hinauf geheftet
seye, einfach besetzen.' 1779. Z Mand. S. noch Blatt 4 m
I.MI
Sach, sech, sich, socli, such
Bd V 181); Broder (ebd. 410); riechenäb (Bd VI 170);
richten 7 b (ebd. 394); Buet (ebd. 1818 o.). übersi'h
laxiere", ü. ne", ein Brechmittel einnehmen; s. Bd III
1546 und vgl. Bd IV 726. ,Um diese Zeit gieng ein
grosser Knollen verstocktes Blut ü. von ihm.' 1756,
Z Nachr. In Verbindung mit ,umb-, under-sich.' .Urab-
und übersieb.' .Das haupt mit einem schlechten,
schwarzen, umb- und übersieb gelitzten käppiein be-
deckt.' 1544, Gfd. Under-sich (nid-sich) und ü. 1) in
loser Gegenüberstellung. ,Stoss den Hals des Gefesses
in das Mundloch des anderen Gefesses, als dass das
Gefess, darin die Rosen sind, übersieh sehe, das ander
undersich.' JELandenb. 1608. ,[Der an der Wut er-
krankte Hund] lasst Kopf, Ohr und Schwanz sinken;
das letztere fallt besonders in die Augen, weil bei
gesunden Hunden der Schwanz allezeit ü. gekrümmt
ist; hier hingegen sich zwischen die hintern Schenkel
nidsich biegt.' 1783, Z Mand. ,Stells 14 Tag an die
Sonnen, und wanns die Sonn ü. treibt, so trucks mit
einem Stäcklein under sich.' altes Arzneib. ,Den Wasen
umgekehrt, das Gras unter sich und die Erde über-
seich.' 1825, HZabler 1898. — 2) in engerer Ver-
bindung. Es ist Alls undersich und ü. g'chert GF., G.
[Der verlorne Sohn] seit: wie Mänge'; die bi ml'"m
Vater uff' de" Tagme" gend, händ untersich und ibersich
g'nuio*>. Dial. (Ndw). Under- und übersi'h, Alles durch-
einander U. ,Dass auch in der Polizei und weltlichen
Regierung keine Justitia gehalten, sonder Alles über-
und undersich gange.' Gr Ber. 1621. ,Muss unsere
Regierung auf einmal unter- und übersieh geworfen,
wenn nicht ganz vernichtet werden?' 1764, L (Rats-
rede). Häufig von Durchfall und Erbrechen. Er löt
ü. und undersich lo" gö". allg. Der Dolter hät-em e"
schärft Guttere" g'g'e", si hät-e" undeschi und übe'schi
g'no" GBern. Der Dokter het-em undersich und ü. g'gi"
GF.,G. — Vgl. Martin-Lienb. I 9. II 322.
under- (unter-, unner-J über -sich Sch; Z (Spillm.),
■s"ich Ap (auch unders-); G (so T., in Rh. unders-),
z' under -über-si°h G (so W.), -st«* Ap; GA.,Ta. fz' un-
ders-), We.; niTH (auch z' unders-); ZO.: = (z)under-ob-
sich. Etw. (z) u. mache", chere", stelle" uä. Du machst
jo Alls iz) u. So en Schitss-chopf rieht bim Hagel Alls
z'u.ZÜ. hmlz'u. schlah". ebd. Etw. (zB. eine Tanse)
u. träge". ,Man stellt den Besen unter übersieh, von
wegen der Hexen.' Sprww. 1824. ,[N. von Affoltern
habe] als verschiner tagen der ein münsterturm allhie
uss verhengknuss Gottes verbrunnen, . . . geredt, das
ime nit leid, das der selbig turn verbrunnen, sonders
er weite, das das münster gar verbrunnen und die
statt under übersieh kert were.' 1572, Z RB. ,Petrus
ist u. an ein erütz gnaglet.' LLav. 1577 ; ähnlich J Wirz
1650. ,Wenn es sich ansehen lasst. als ob es alles u.
gon müess, sollend wir uns darmit trösten, dass Gott
selbs unser schutzherr ist.' ebd. 1582; ähnlich 1583.
,N. habe ein wösch helffen u. werften und von söl-
licheni blunder 12 lynlachen ... verstollen.' 1596, Z
RB. , Kehr das Glas u.' JRLandenb. 1608. ,Und gieng
im ganzen Herzogtumb Alles unter übersieb.' Gcler
1616. , Eigner Nutz, innerlicher Zwytracht ... ver-
wirrend und kberend u. alle Rych.' Helmlin 1623.
,[Es wird gefragt] was er für ein Ursach fürgewent,
das er den Tisch sambd den Spyssen u. gekehrt.'
1636, Z. ,[Die plündernden Soldaten haben] alles u.
geworfen, Kästen ungeschlagen . . .' 1656, Z. ,Wäre
es ein Wunder, wann Gott der Herr schon langest
uns u. gekehrt hätte'?' JMüller 1666. ,Gott ist . . .
umgeben mit vil tausend Englen, deren einer allein
gnugsam were, ein ganzes Land u. zu kehren.' FWyss
1677. .Andere ziehen ihn [den ,Werz oder Kohl'] aus
und stürzen ihn u. auf die Hausdächer.' EKönig 1706.
.Gehet in der Welt Alles gleichsam u., fangen Berg
an weichen und Hügel wanken ...' JJUlr. 1718; noch
mehrfach. ,Da tut ein jeder, was er will, bis es zu-
letst Alles unter über sich geht.' Lindinner 1733.
.Man stecket einen Stecken in die Erde, halb Schuh
hoch darüber; deckt man ein Gefäss unter übersieh,
dass sein Rand nahe an die Erden komme, so ver-
sanden die Nacht durch sich sehr viele [Erdflöhe] in
den Topf.' JCSdlzer 1772. S. noch Be-ruef 2 (Bd VI
688). — dar-über-si'c/j. Drundersi''' und drübersich
kommen LSemp.
uf-sich: = ob-sich. 's Här muoss [nach der neuen
Mode] ufsich stä", wie d' Federen am Güggelhanen.
LE. Hirsmontagspruch.
ufet-sic*: aufwärts B (Dan.). — Vgl. fönt-tich mit
Aum.
umb-sicÄ: ringsum, im Umfang. .Die sul ist so
gross u., das ein man sy nit mag umbfachen.' Hs
Schürpp 1497. .Paryss wie wydt das u. ist, das sag
ich euch on argen list.' Bletz 1536. .Dactylis, Wein-
reben eines fingers gross u.' Fris. .Der Kessel haltet
obenher im Zirkel 20 Spannen u.' HPant. 1578. S. noch
zer-kerfen (Bd III 460); über-sich. — a'-si'"; das
Ruder, Steuer an sich, gegen sicli ziehend, stossend,
dann auch geradezu für links, Ausdruck der Fischer
und Schiffer auf dem Rhein und Bodensee Sch; Tb.
Gegs. von-sich; vgl. hast, hott (Bd II 1766. 1771). Heb
a.! ScnSt. (Sulger). Der Würt, e" schnagers, runzeligs
Manndli, mit-eme" richtige" Stür im G'sicht [gemeint
ist die Nase], won-er vu"sich und a. tuet drucke" g'ad
wie der Schiffme", aber a"statt am Schunbel mit-eme"
Brise" im Tüme". ONäg. 1898 (G.). Denn [zum Ein-
ziehn des Netzes] heisst 's: Alli Manne" her! acht
vu"sich und grad soi>el a. risse'd uf bede" Siten am
Tuech, so vil si nu" Chraft 'händ. ebd. — innent-stc*
L (Nachr. 1865), in AAZein., lt Hürbin; B innert-, in
BGr. indert-: einwärts. Die Suppe habe gemacht, dass
zum Glück Alles obsig cho" sig; hätt 's es nidsig 'tribe",
so dass die ganzi Chrankheit hätt dür'h-se dürche"
müesse", es hätt vil z' bös chönne" gä", es hätt-sech i.
ganz chönne" füle". B Sonntagspost 1868. Nicht lange,
so dreht sich die innder Tir indertsich, die üsser ussert-
sich üf. Bärnd. 1908 (BGr.). Einen Ast i. gege"-m Stamm
absage" L Nachr. 1865.
u n d e r - si'h, in Ndw undirsi''', in Ap onde(r)-, in
GBern. undersieh, in PPo. untersich: abwärts, nach
unten Aa ; Ap; GuChur; PPo.; GBern.; ScHSt.;NDw;
Z (Dan.). A.: Du tuest ja nach wachse". B.: Ja, u.
icie de'' Chiieschwanz. Daniker. ,Lege den Verwundten
statt und henk nicht unter sich das Glied, daran er
wund ist, es geschwilt im sonst.' FWürz 1612. ,üie
andern zween Finger, so die letzten an der Hand, die
neigt er [der Schwörende] unter sich.' 1613, JLüscber
1898. .Alsbald senket sich das Tal gehe [jäh] unter-
sich.' Guler 1616; .undersich.' ebd. 1625. .[Die Melone]
stecket das spitzige Teil des Kerns u.' EKönig 1706.
S. noch Butz (Bd IV 2005); Chnaben-Brünzel (Bd V
770); ob-, über-sich. ,Ondersich luege", abwärts (gleich-
sam unterlings) sehn (wenn man nicht aufschauen
darf)' Ap (TTobler). .Sächt u., nit sacht so ferr
Sach, sech, sich, socli, such
Daniel im Baalstcmpel zum König und seinen Be-
gleitern. SBirk 1535. ,Die heiden sagend, darunib
sähe der mensch nit u. wie das vych, sonder Gott
habe in darumb auffgericbt, dass er den himmel und
das gestirn beschouwe.' LLav. 1582. Von Durchfall,
unwillkürlicher Entleerung bei Sehwächezuständen;
vgl. übersieh. U. laxiere"; s. Bd III 1546. Alls u.
mache" Z. Es ned [nimmt]-ew onde(r)sirh Ap; GBern.
Es ist -ein Alles u. g' gange" GitChur. (Alls) u. gä" lä"
Aa; GRÜhur; GMs; Ndw; Z. ,So man den Unrat s.
h. undersich lauffen lasst.' Hauptweh 1690. S. noch
Bläst (Bd V 104). Anders: ,Man vermeint [bei einem
Erdbeben], es wurde Alles untersieb, gan.' 1621, Ndw.
,U. müessen': ,Gibs [einen Trank] dem Kind zu trin-
ken, so steigt ihm kein Wurm auf, sie müssen alle u.'
Arzneib. XVIII. ,U. tretten, werfen.' ,[Die Zürcher
Heiligen rieten dem Volk] das si die üppigen abgött
u. trätint und den gewaren Gott allein anbettotind.'
Z Chr. XV. ,Do schlüege inn der N. und wurffe inn
u.' 1453, ZRB. Neben einer andern Richtungsbestim-
mung. Untersi''' i" d's Berggüet PPo. In der Graf-
schalt Toggenburg und bei andern Nachbarn (,under
sich ab') sei diese Freiheit auch. 1525, Absoh. ,Das
Gewachs mit einem Stuck Späck oder Schweinenfett
unter sich herab drei oder vier MaJil überfahren.'
HZahler 1898. — dar-under drundersich; s. dar-über-
sich. — Vgl. Martiu-Lienh. II 322.
ussert-: nach aussen BGr.; s. innert-sich. — vo°-,
in Sch; THErm. vu"-: von sich weg. 1) als Gegs. zu
an-sich, auch in der Bed. rechts Sch; Tu am Rhein
und Bodensee. — 2) nach rechts, Zuruf an das Vieh
beim Pflügen THKressibuch; Gegs. her.
iüv-sich PGr. (firsich), -sich BSi.; Gr (Tsch.), für-
sich bzw. för-, fir- Aa; Bs; B tw., so auch Sa.; L;
Sch; SchwE.; S; Tutw.; UwE.; Obw; U; Z (über-
wiegend), -sich Ap (auch fösi); BSi.; Gl; GRMai., sG.;
GA., Rorsch., SaL., oT. (fürs'e), Wb., W., lt Zahner;
iuTh, Mü.; ZO., Sth. (neben -rs-), fürsig BsL., -sig GWe.;
W (fir-): 1. vorwärts, räumlich und zeitlich Aa; Ap;
Bs; B; Gl; Gr; L; PGr.; G; Sch; Schw; S; Th; Uw;
LT; Z. Heß), f. e"chlei"! antreibend zu Menschen oder
Vieh Aa ; Th. F. ! rüeft dö der Vatter, und höre"d iez üf
mit dem Schwätze"! Müll., Jugendschr. (Z). Se, f.!
händjetz nid noch lang Mülaffe" feil! JRoos 1892. Mit
Bewegungsverben (tw. in übertr. Bed.). F. falle"
1) eig. Gr; GA.; UwE. — 2) uneig., von Erbschaften.
,Es erbend die nächsten fründ, das erb falle hinder-
sich oder f. oder näbent sich.' 1534, BHa. ,Das das
Gut allzeit auf die descendente Linien, das ist f. fallen
solle und nicht hindersich.' Gr Erbrecht 1831. F. fare".
Mer wend nock Ctcen'g f. fare" [mit dem Wagen, Vieh]
Th. Far mit den Oxe" noch e" Tritt f.! Gr. F. gä"
s. Bd II 33. Dazu: 1) eig.; auch Aa; Gr; Schw; Th; Z.
Jetzt isch-es im Galopp f. g'gange" Aa (FOschw.).
Wie-n-er f. gout, se schiesst -er an e" lange" Drout.
MLien. 1906. ,Daruff antwurtent iro der G. und sin
wip gar nützit, swigent und giengent damit f.' 1434,
Z RB. (ähnlich noch mehrfach). ,Redlich f. gon, eilents
gon, gradum proferre; seinen wäg f. gon, pergere iter.'
Fris.; Mal. , Lasst di fänli hurtig f. gan!' Madritiana
1581. — 2) uneig., bes. von den ökon. Verhältnissen;
auch Aa; Ap; Gl; L; Th. Drum suech du dir [Sohn] e"
settigs Wib, das munter ist a" Sei und Lib, das 's
Büre"ieirche" wol verstät, dann lueg, tvie 's all Jär
fürsich gut Z um Wth. ,Es gat die sach nit f., beeret
Schweiz Idiotikon VII.
causa, non progreditur.' HBüll. 1558. ,Wir lernend,
wie gottlosen lüten ire Sachen nit allwägen f. gan-
gind.' LLav. 1583. F. cho", gew. uneig., mit einer
Arbeit, ökonomisch, in seiner Laufbahn Aa; Ap; B;
Gl; GrsG.; L; GA.; Tu; Z. Esij chöme"d-mer nüd f. !
Ermunterung zur Eile beim Gehen, bei einer Arbeit.
Will de" Fade" nüd verzerre", keini Masche" falle" lä".
su"st chünnt-ich gar nüd f. cho", beim Stricken ZStdt.
Me" sü'tt doch o'H all Jör e"werig försich cho" ThMü.
Mit Zirlimirlimache" chunt-mer nüd f., Spnv. Z.
,Bei diesen Umständen konnte ein Mann bei Bewer-
bung der Güter, auch wenn er solche mit Fremden
bearbeiten musste, f. kommen.' AHöpfn. 1788. F.
bringe" s. Bd V 730/1. ,F. lauften': , Daran sich N.
[gemahnt Halt zu machen] nit kert und iemerdar f.
lüfte.' 1469, Z RB. F. rite" s. Bd VI 1668. ,Der gebe
im [einem Reiter] zuo antwurt, das er f. ritte in ein
kuofud.' 1459, Z RB. , Darum wollen wir zwar nicht
zurück reiten, sondern die Pferde umwenden und vor
sich reiten.' GHeid. 1732. ,F. schiessen': ,Macht euch
fertig mit dem Fürtritt im Gang gliderwyss z' laden,
lasst die Musqueten fürsieb schiessen, unter der Zünd-
pfannen fasst die Musqueten, hebt die Musqueten ab
der Achsel.' JHLav. 1659. ,F. ziehn.' ,Als der herzog
weich, do zoch der küng von Frankrich f.' 1499, Bs
Chr. So auch bei Ansh. Öppis f. zieh" in eig. Bed. Z.
Elliptisch: Me" muess eisster f. %" der Welt SL. Mit
andern Vben. F. hüse" (Bd II 1744), f. lä" Z (Dan.),
fe» Chue e"weng) f. ne" ScHHa.; Th; s. auch Bd IV 730.
.Schwarze härlin f. gekeert,' Vogelb. 1557. .Schön und
f. gerichtet streuss.' ebd. ,F. senken, fürauss senken,
proclinare.' Fris.; Mal. ,Mit halben Reyen rechts
doppelt euwer Glider f.!' militär. Kommando. JHLav.
1643. ,Dise [die 7. March] zeigt f. auf die 8. March.'
1644, ZSchwam. ,Der 9te Marchstein zeiget strags f.'
1692, Z. ,Wann die Hennen f. scharren, ad Calendas
Grsecas, nunquam.' Met. 1692; auch Sprww. 1824. S.
noch holden (Bd II 1180); rucken (Bd VI 850). F.
luege" 1) eig., vorwärts schauen Id. B (,videre qu;e ad
pedes sunt'); G (Zahner); Th; Z. Hettist f. g'lueget,
so wärist nid umg'lieit ZDättl. ,In dem luoget er f.
und ersach den künig Johans.' Haijionsk. 1531. ,Ir
Esels-Grinden, lugend f. gegen mir', ermahnte 1632
der Pfarrer zu BW'yn. einige unaufmerksame Kirchen-
besucher. Ev. Schulblatt 1899. — 2) uneig.; s. Bd 111
1222. Es löt-si'h f. luege" G T., lt Zahner. ,Uns ist not
f. zuo luogen.' 1531, Absch. ,[N., der ein Mandat betr.
Kornkauf nicht befolgt hat] solle fürhin die ougen
bass uftuon und f. luogen.' 15S5, Z. F. tänlc. .Wenn
man f. denken (die Zukunft voraussehen) könnte' 1 .
,Dass du auch bedenkest f. und nit lebist in Sicher-
heit.' JDenzl. 1631. F. mache- s. Bd IV 32/3 (auch Aa).
Dazu: 1) Etw. (zB. Geld) hervormachen ZBauma. Mach
försicb! — 2) weiter-, fortfahren. ,0. [sagt aus], dass
si beid mit einander karteten, do hiesch der E. dem
H. 1 plaphart, do rett der: mach nun f., so gib ich
dir eins mit dem andern.' 1112, Z RB. ,F. machen, yferäg
arbeiten, attente laborare.' Fms.: Mal. , Kr machet sin
ding f.' LLav. 1569; .fuhr in seiner Arbeit fort.1 1670.
So auch sonst = weiter, in zeitlichem S. ,1'n.l do si [die
Berner] die joche gesluogen uf der [1. dem? den?]
halbteil der Aren, do wolt der graf von Kyburg nit.
daz si fürer sluogen . . . [aber die Berner] sluogen die
bruggen f. und buwten, so si best mochten.' Just. .X.
spilte f. und wurffe [seines Gegners] schanz zwurent
11
1<;::
Sacli, sech, sich, soch, such
164
oder dristunt.' 1463, Z EB. ,N. luogt nit näbend sich,
sonder schreib f.' LLav. 1569; ,liesse nicht ab vom
Schreiben.' 1670. ,Saul scheusst nach David, der
weicht auf ein seit und schlecht f. [die Harfe].' Holzw.
1571. ,Wo Einer anfacht mäjen, da soll er f. mäjen
und nit hin und wider schnitzen.' U LB. 1609/1793.
S. noch Bd II 888 u. (Beleg von 1330), wo ,für sich
haben' = weiter (an unserm Standpunkt) festhalten zu
fassen ist. Mit ausgedrücktem Gegs. hinder-sich;
vgl. auch Rugg (Bd VI 790). 1) in loserer Verbindung,
Gegenüberstellung. Wenn 's nid f. göt, göt 's hin-
der(t)-sich Aa; Th; Z. , Wenn 's nomine'' försich göd,
so göd 's hendersich. Allerdings, es gibt keinen Still-
stand; entweder vor- oder rückwärts muss es. Be-
herzigen diess unsere ehrenwerten Stabilen' Ap (TTob-
ler). Chind, lueg fürsich in der Chüche", nit hinderst'* !
GSa. S. noch hindersich-gän (Bd II 33): bringen (Bd
V 731). ,[Es ist bei der ärztlichen Behandlung] all
Tag eher hingerzi''1 gange" als f.' Gotth. Der Tambür-
major, wo so guet a's tvie f. cha"" hindertsi'h lanffe".
Breitenst. ,Waz och dinkel in disem meigerzehenten
wirf, den sol ein keller samnen, und sol man davon
geben, als mennigem hotten er daruf het, ieklichem
ze nacht ein garben f. stüzzen, die anderen hinder sich.,
LEmmen Hofrecht. ,[N. sagt aus] do si den Kupfersmit
gefangen hatten, do rett er als hinder sich; do sprach
mh. burgermeister: gang f. und lass din tröwen sin.'
1396, Z RB. ,Aber disem verketten tüfel misszetuon,
was nütset ze vi], so ver im das erschroklich gericht
Gots zuo merer schand und straf verhängt, und dennocht
sines muotwillens so gebunden und onmächtig, dass
er weder stil ston noch hindersieh gon kan noch mag
und ie mer er f. flehtet, ie tüfer er sich verstökt und
ie näher zuo sinem versinken zahlet.' Ansh. ,Ich hab
etwan an inen [einer Vogelart] ganz ungleiche bein
gesehen, also daz eins f., das ander hindersich ge-
wachsen was.' Vogelb. 1557. ,Man muss etwa wie der
Seiler f. drehen und hinder sich gehen.' Met. 1692.
,Ein stettiges Pferd wird von vielen Sporrenstreichen
nur desto weniger f., desto mehr hindersich gehen.'
SHott. 1702. ,Der Kutscher muss sein Vieh um an-
derthalb Häuser hinter sich und wider vorsieh treiben.'
Sintem. 1759. S. noch oben (zu Anfang), sowie bogen
(Bd IV 1069); all-be-reit (Bd VI 1637). — 2) in engerer
Verbindung. Eig. Die göt hindertsich und f., scherzh.
von einer Uhr Aa. Fasch nie hindertsi'* cho" weder f.,
in einem Gedränge. JReinh. 1904. Nit (nüd)h. und n. f.
chönne", zB. auf einem gefährlichen Wege Aa; Ap; BsL.;
Gl; Tb; Z; auch schon bei Hosp. ,Ich konnte weder
f. noch hintersieb kommen.' UBrägoer. Jetz, Chind, wo-
n-aus? Linggs oder rechts, hinderst"'' oder fürsi'h?
Stutz. Das'-men aber dörte" [am Scbweizertor] hofelich
hindersi'h und fürsich cha"", ist e" Cheibe" Lugt. Schwzd.
(GrPi\). Es will nid hintersig und nit fürsig BsL.
Lueg fürsich und hinderst"'", pass auf und sperre die
Augen auf! GW. Mir händ fürsi'h und hindersi'h
g'lueget und üf passet wie d' Spärbel. CStreiff 1900.
.Planeten lauften ungeleich, hinder- und fürsich, stark
und weich.' HRRebm. 1620. ,Wie aber gegenwärtige
Ordnung allein für- und nicht hindersich sihet...'
1728, B. .Andere haben die Gewohnheit, dass sie im
Reden den Kopf f. und den Kopf hindersich strecken.'
HKeller 1729. ,7 schuoh wit (breit) f. oder hinder-
sich' uä., häufige Rechtsformel; s. Sp. 51/2. Uneig.
[Verschiedene Weinsorten in einem Weinkeller der
Reihe nach] h. ond f. probiere" ScaHa. Öppis h. und
f. chönne", Etw. völlig los haben, bes. von auswendig
Gelerntem Aa; Ap; GW.; S; Th; Z. Er cha"" 's h. und
f. tvie 's Unservatter GW. [In der alten Schule] het-
me" 's Name"büechli und 's Chinge"lerbüechli hingersi'h
und f. uswendig g'lert. Schild. ,H. und f. denken,
gerade wie im Homer, Vergangenheit und Zukunft vor
Augen haben' Th (An.); darnach St.» Vgl.: ,Mehr
fürsich als hintersich denken.' Grimm 1786. Er weiss
nit hindersi'h und fürstch, weiss nicht wo aus GW.; Tb.
So han-i'h i" dem Fach gar weder hindersich noch
fürs"ich g'wüsst. Gl Volksgespr. Dazu: ,Mit Ville der
Kindern weder hinder- noch fürsich wüssen.' 1692, Z.
.Jetzt bin ich in einem Stand, dass ich noch hinder-
sich noch fürsich weiss.' Zu Gespr. über die Irrlehre
1747. Anders: , Alles wissen, lt. und f.' L. ,Du sollst
am End der Jahren mit deinem Angsicht in zwen
Weg fahren: hindersich auff abgloffne Weg und f.'
Mal. 1616. ,Die Spitzfündigesten, welche den Lauf
der Fixsternen hindersich und f. ausszurechnen wüs-
sen.' JMüll. 1665. ,Ein Jeder nemme heut das Wört-
lein ewig, ewig für sich, studiere ob demselben und
erwege es in seinem Herzen, wie er kan und mag,
hindersich und f.' FWyss 1675. ,Die armen Menschen
sorgen hindersich, f. und auf alle Seiten hinaus.' JJUlr.
1727. .Hinter sich und f. zählen.' HPest. E" hönde*-
sich-ond-försi?h-lse"ba"charte", scherzh. für Retourbillet.
ATobler 1905 (Ap). Neben anderer Richtungs-
bestimmung. ,Wir sun stras und weg han über die
ebni f. die richti in den Fürwalt us.' 1. Hälfte XIV.,
AABremg. StR. ,Die strass f. unz an das estdürly.'
1409, Schw LB. .Dise [die 9. March] zeigt wyter das
Holz f. hinab auf die zechend March.' 1644, ZSchwam.
.Die guten Leut [von THGottl.] mussten zuschanen,
wie ihre Heuser mit aller übrigen Haab nach und
nach f. in das Wasser sanken.' 1692, Bauernchr. ,Vom
Aawasser, wo die gröste Russ in die [!] See gehet, für
sich aushin 150 Klafter.' XVIII., Nnw LB. (nach einem
Obw Landsgemeindebeschluss von 1483, wo aber dafür
,150 klafter für uss in den see'). S. noch ob-sich (Sp.
156). ,F. an.' ,Da sy assend, vieng der Brennkatz in
an umbtribeu; also batt er inn, das er von sölichem
Hesse, er wölte doch von im ouch nit liden, das er
inn umtribe; an sölichs kert er sich nützit, denn er
treib in f. an umb.' 1442, Z RB. ,F. (hin)üss sweren.'
,[A. sagt aus, dass B.] swuor bogs gesniat f. us.' 1384,
Z RB. ,üaz er raesser zukt und swuor bogs zers und
bogs füdloch f. us.' ebd. ,[N. sagt aus, dass] er von
dem roten Michel horte, dass der swüere f. us samer
box hirne.' 1424, ebd. ,[N. habe] ettwemenig mal f.
hinuss gesworn gotz wunden [usw.].' 1477, ebd. —
2. unverzüglich, ohne Aufenthalt, Aufschub, sofort.
.[Verspätetes Erscheinen im Rat wird nur durch Kir-
chenbesuch entschuldigt] gat er [der Ratsherr] denne
v. dannan zem rate ane geverde, so verschult er en-
kein einung.' äLRB. ,Swer dehein visch bringet, der
sol niene uslan und f. an den markt tragen ane ge-
verde.' ebd.; vgl. dazu die Stelle unter bergen II 1
(Bd IV 1571). ,Do sprach der G. [der Einem Geld
schuldete]: Ich han ietz nüt, ich will aber f. luogen,
dass ich dich bezal.' 1386, Z RB. (bis zum 2. Drittel
XV. noch sehr oft in dieser Quelle, bei den verschie-
densten Vben wie ,gän, komen, heimtragen; bezalen,
ingewinnen; merken, berichten, reden, sagen, sprechen'
ua.). ,N. sties einen spies inn in [einen Andern], dass
165
Sach, sech, sich, soch, such
nienian nit anders wisset, won dass er sin f. sturb.'
1394, ebd. ,N. zoch f. sinen mantel ab und leit den
uff ein bank.' 1400, ebd. ,Do Hess er inn f. [los], bei
einem Raufbandel. 1411, ebd. ,[Es wird ausgemacht,
dass A.] bezaln solt uff pfingsten; bi der riclitung
beleih B., wie wol er sin Ion gern f. hett gehept. Do
nu pfingsten kam und darnach 14 tag wart, dennocht
was im sin gelt und Ion nit worden.' 1415, ebd. ,1398
ward das alt rathus abgebrochen und fieng man f. das
nüw rathus an ze buwen.' Z Chr. XV. (noch mehrfach;
so unter ver-blüejen Bd V 53). ,F. wart der N. hbnn
und tobet und swuor vast.' 1421, Z RB. ,[N. solle]
urfech sweren . . . und f. von Baden scheiden und
niemer nacher komen.' 1429, AaB. Urk. ,N vordert
stallung an dem von Lengnow, die gab er im f.' 1435,
Z RB. ,[Der Perser Ismahel Sophi] hat ein treffenliche
herschaft an sich gebracht, also dass ouch die mächtigen
Türk und Soldan ein gross entsitzen ab im hattend ge-
wonnen: liess doch f. ab, also dass ouch das von im
erschollen gschrei abliess.' Ansh. Neben anderer Zeit-
bestimmung. ,F. nach der stallung.' 1409, Z RB. .Dar-
nach f. wartet der S. der T. und sluog si.' 1423, ebd.
,Also darnach f., mehr dann in eim halben tag, do
geswulle ir ira kind zwüschent hutt und fleisch.' 1454,
L Hexenprozessakten. ,Also wurde si darnach f. voll
eissen.' ebd. — 3. in der Verbindung ,gerad f. (und
gar)', ganz und gar, prorsus. ,Nec dependes nee pro-
pendes, quin malus nequamque sis, du bist gerad f.
und gar ein buob.' Fris.; ,du bist grad-f. ein Schelm.'
Denzl. 1677. 1716. — 4. fürsich BSi., füriig' W, doch
(bald), denn, Ausdruck der Ungeduld BSi., lt Imober-
steg auch W (,nur in gesteigertem Affekt üblich').
Chann-ich Das de"" f. net büre"? kann ich denn Das
nicht lupfen? BSi. Mag-ich de"" f. net da use"? mag
ich denn nicht bald heraus? ebd. Chemme"-si f. net
glich? kommen sie denn nicht bald? ebd. Du hest-
mer jitz afe" f. Das eil g'nueg fürg'ha"! ebd. Ja
min f.! sagt zB. eine Frau, wenn ihr das Haspeln
nicht rasch genug von Statten geht, indem die Fäden
sich verwirren, ebd. — 5. firsig, beinahe, fast W (lt
St.», Tscheinen). Ich bi" f. z' spät cho". Er wär f.
umbri g'chit, wäre fast hinunter gefallen. — 6. in den
RAA. ,Das ist fürsi, Das ist für ihn, dh. erfreulich,
angenehm; Der oder Die sind fürsi, sind ihm gewogen,
halten mit ihm, stimmen für ihn usw.' UwE. —
hinder-f ü r-si"*, in BsStdt einmal h.-firsis: l. = hinder-
für II (Bd 1963). Ich kann das Unservater hinder-
firsis. Bs Nachr. 1883. - 2. = h.-für3 Bs; Sulger (,pra-
posterus'). , Hinderfürsich, praepostere.' Fris.; Mal.
Subst. , Hinderfürsich, der alles h. tuot, prseposterus.'
ebd. — S. = h.-für i Bs. Sag, wird-me" nit schier
hinterßrsich ! EKron 1867. — durch-für fir-sich: nach
vorn hin UI.
Vgl. Gr. WB. IV 1 a, 816/8; Fischer II 1874. Über
,vorsich.' Sintern. 1759 s. Bd I 962 fror«'* Bd IV 730 ist
getrennt zu lesen vor si1*), zu hinderfirti» vgl. füri* (Bd I
969). In i.Spr. ist die Erstarrung noch nicht fest; vgl.:
,Mach für dich.' 1527, EEgli, Acten; ,gang für dich.' Ruef
1550. Fürsi'1', Spitzname eines Mannes, der stets das W. /.
im Munde führt, ein schweizerischer Marschall Vorwärts
AaF., Ke. Bed. 6 von fürsich kaum hieher; vgl. für I A 0
(Bd I 955/6). Das zweimal im Prophet 1855 begegnende
r"iirii = wann ich (GSa.) steht nicht für füriichieh, sondern
für fürt i<h; fürs kaum gleich dem konjunktionalen für (Bd
I 957) + e», eiue Erstarrung wie icäns = wenn + es, sondern
= fürst (Bd I 1026).
füret-si<* B (so oAa., Be.), füreri- B (so E.): = für-
sich 1. Er het-sich füretsi'h, neigt den Oberleib nach
vorn. Irh cha"" weder füretsich noeh hindertsich. Fürert-
sich bringe" wie für-bringen (Bd V 731). , Keine Schul-
jugend der ganzen Gemeinde konnte die Fragen des
Heidelberger hingerzi und fürezi wie die seinige.' B
Sonntagspost 1869. S. noch das Folg. — Vgl. die Aum.
zu fün(r)t-hin (Bd 11 134 7).
vordert-sr* BGr., fürdert- BE.: = fürsich 1. Der
Gletscher geid v. und geid umhi" z'rugg. Uak.nd. 1908.
D' Hörner si" vorderzi 'drüit, an der verhexten Ziege.
B Hink. Bot 1873; gleich nachher fürezi. — Vgl. für-
der(t)-kin (Bd II 1347).
hinder- (bzw. hinger-, hinner-Jsich Gr (hindersich
neben -ieh) He., sG.; W (hinder-, hinner sich neben -ichJ,
■si'" (in Aa Wohl.; Z tw. -ssi'") AaKöII., Leer., Wohl.; Bs;
L; G (vereinzelt); Sch; Schw; S; Th; Uw; Z (so Dättl.,
Stdt, Zoll.), -»•* (tw., sicher in Ap; GlII., K.: GStdt; Z
Mann, -ist'«*) Aa Wühl.; Ap (hende(rjii'* K., U.,hönde(rJ-
st'1' iL. 1.. iL); Gl: GRHe., sG.; GA., Bern. (heandisich),
F.,Nessl. (hinderte*), Rorsch., SaL., Stdt, Wb., W.: m
und oTh; W; ZMänn., 0., Schön., Sth. (neben -rs-), -sig
BsL.; GBuchs (hinner sig), hindertsirh AAAar., Fri. (lt
Hürbin hintertsi'h), Ku., Leer., Rudert, Schi., St., Suh-
rent; Bs; BoAa., E., Gr., L., R.; L; S; U, hindertsig
BsL. (so Wint), hindern GRValz. (lt Tsch., nach
neuerer Angabe hindersieh): rückwärts, zurück. aaOO.;
in der leb. MA. tw. vor ze-rugg (Bd VI 790/1) zurück-
weichend und nur noch in bestimmten Verbindungen
lebendig, oft in Verbindung mit dem Gegs. für-sich
(Sp. 163/4), auch mit den Synn. ze-rugg. wider, a) räum-
lich (oder in nahestehenden Übertragungen). Rück-
wärts, in umgekehrter Richtung, zB. talauswärts' W.
,H., retro, retrorsus, (re)cessim, post, rursus, pessum.'
Fris.; Mal. (mehr ebd. 223"/ 224»). In Verbindung
mit anderer Richtungsbestimmung. ,[Eine Hofstatt
stösst] uffin an Klaus von Flüe hofstatt, h. an den
Ranft, nüdent dür an das guot ira Wyler.' 1467, Obw.
,Acht tag vor der gmeind geschach ein schädlicher
brand am Enetberg und verbrann vil walds biss h.
auff das stöckli gar nach.' 1526, Val.Tschüdi 1533.
, [Quartiermeister N. erhält] das Gebiet zwischen Zü-
richsee und Sihl bis zur Rapperswiler Brücke und von
Hirzel hinter sich bis gegen Einsiedeln.' 1619, Z
(GJPeter 1907). S. noch ob-sich (Sp. 156). In engerer
Verbindung mit Verben. H. sich bewegen. ,Er
muost wider h. jagen in die statt gen Bischofzeil.'
Ap Krieg 1405. ,[l)ie Walliser sind ihren Gegnern]
nachgeillet wider h. biss in den spittel uff St Bern-
hartsberg.' 1476, Bs Chr. ,[Wir Basler Gesandten mel-
den, dass] wir hand wellen wider h. riten gon Loden
[Lodi].' 1521, Strickler. ,H. riten.' oft in Haimossk.
1531. ,Wie ich gen Hengst hin uff komen bin. ist das
dorf voller Agenden gsin, das ich wider h. entwers
in berg ins holz komen [bin].' 1531, EEgli, AR. ,Und
da sy biss gar nach haruff kommen, spreche sy, sy
hett ir kleidung vergässen, lüff wider h.' 1538/40, Z
Ehegerichtsakten. ,Sich h. zurück ein wenig re-
ferieren müssen.' Gr Handl. 1622. ,So du gleich ein
Glied mit Gewalt streckest oder krümmest, so bleibt
es nicht, wie du es machest, sonder es lauft wider h.,
wann du nachlassest.- FWürz 1Ö34. So auch zB. bei
machen (BdIV34; Bed. b); rucken (Bd V] 845), rüm-
pfen (ebd. 953), rinnen (ebd. 1001), stän, trucken, treuen,
wichen, ziehen, eufen. ,H. fallen' 1) mit pers. Subj.
[67
Sach, sech, sich, soch, such
und Gen. S., zurückgehen, widerrufen. ,Er ist etlicher
stucken wider h. gfallen und glougnet.' ÜMey. Chr.
1540/73. — 2) mit Sachsubj., im Handel nnd Wandel,
Erbrecht. .[Unter gewissen Bedingungen sollen] dise
800 Gulden widerumb h. an sin, des N. natürliche
Erben fallen.' 1600, LRB.; s. noch fallen (Bd I 749)
und vgl. für-sich (Sp. 161). ,Die Pferdt, welche über
den Albiss, Hauwenstein und Gotthard gegen Frömbden
oder Heimbschen verkaufft werden, fallen nit mehr
h.' LStU. 1706/65; neben ,zuruckfallen.' ,H. faren'
1) eig. ,Nun fahr du wider h.', kehre um! GGotth.
1619. — 2) uneig. ,So wir h. farend gschwind uf
unser altvorderen zyt . . .', einen Rückblick werfen.
Rüef 1540. ,H. gän'; s. Bd II 3S/4. ,H. gönd, re-
cessim.' Fris.; Mal. Mit Gen. S., Etw. widerrufen; s.
ab-red (Bd VI 541); Büw (ebd. 1879). Dazu: .Wegen
H.-Gehns umb Koss und Vieh [Rückgängigmachen
eines Kaufes wegen Hauptmängel].' L StR. 1706/65.
Elliptisch. ,Apage, non placet me hoc noctis esse
Plaut., nein, nein, h. da!' Fris. Von wirtschaftlichem,
gesundheitlichem, intellektuellem, moralischem Krebs-
gang; vgl. ß. H. gä" Aa; Ap; Bs; Gr; G; Schw; S;
Th; Ndw; W; Z. Gew. unpers. 's gät h. (mit-em).
Doch auch mit Sach-Subj. Sechs mol sechs isch sechs-
e"d-drissig, und der Ma"" isch noch so fllssig und si"
Frau isch liederlig, so göt Alles h. Bs; ähnlich Sch; Z.
Si" Sach gät h. Schi" Hüshalti"g ist-mu kinnersieh
g'gangu" W. Au'h d' Sännfchilbi u-o'tt h. gö". Schw
Fasn. 1898. ,Wo man 's Gbett tuet underlan, da pflegt's
Alls h. zu gan.' Myricäcs 1630. , Meine Sachen geben
h., res mes pessum eunt.' Hosp. S. noch Mugg (Bd
VI 791: ,zuo rucken und h.'). Mit pers. Subj. Oösch
nebetsi''1, göt 's nit grad äs; gösch hinger tsieh, isch 's
bald mit-der üs. Hanggi 1893 (S). H. cho" Ap; Gl;
Gr; Th; Z; St.*, h. mache" (s. Bd IV 33 in Bed. a;
auch B; S), h. hüse" (s. Bd II 1744; auch Aa; B; G;
Z; St.2). H. rvachse", von Pflanzen, Kindern, die (an-
fangs rasch wachsen und dann) im Wachstum stehen
bleiben Aa (Hürbin); Bs; L. Er wachst hintertsi'h
wie-n-e" Chräbs Aa (Hürbin), wie-n-e" Chüesclnvanz Bs
(Seiler). (Jnid, Etw.) h. bewegen. Würze" z' ver-
tribe", söll-me" so mänge" dumpf an es Schnüerli ma-
che", so mängi Warzen a's-me" het und das Schnüerli
öni z'rugg z" luege" über die linggi Achsle" üs hindertsi'1'
werfe" BsL. (AfV.); vgl.: ,Zur Heilung der Räude
wirft man zuweilen ein Stück Holz hinter sich, ohne
ihm nachzusehen.' HZahler 1898. ,H. geben:' , Welche
Gülten man wieder hinter sich geben mag und wann.'
Ndw LB. (älteres Gesetz). H. lege" 1) zurücklegen,
aufsparen. ,Solomon sagt am 13. Prov.: dess Sünders
oder lasterhaften guot wirdt behalten und h. gelegt
dem gerächten.' LLav. 1583. ,Leg oft ein wenig h.,
ob's schon nicht viel, darnach nicht sich.' Lindinner
1733. — 2) I°h ha" 's 82st Jär hinderst gleit, ja,
's guetet nit BWilderswil. ,H. nenien', zurücknehmen
1) eig.; s. Fäl-Vich (Bd I 648). — 2) ökonomisch
zurückbringen. ,Die botten von der statt ze Arouw
[erklären]: als si leider mit sturen vast beladen sin
und ouch ir statt h. nein...' 1441, Aar. StR. ^.brin-
gen'; s. Bd V 731/2. Scherzh. es h. bringe", ökonomisch
zurückkommen Ap (HKFrick). S. auch zB. bei setzen,
schaffen, schicken, stellen, stössen, triben, trunken, wisen,
ziehen. ,H. (sich) wenden' uä. ,Uft' das erleinte N.
sich h. an die wand und sluog sin hand under sin
uochsen.' 1463, Z. ,So wir ... uns von fürgenomenem
weg wider h. keren müesstint.' 1531, Strickler (B).
,H. biegen, recurvare; h. binden, revincire.' Fris.;
Mal. ,Der Nachrichter solle innen die Hend h. bin-
den.' 1646, ZWäd. , Sie selber hat ihn [den Leutnant]
gefürchtet, wenn er den Kopf etwas mehr als gewohnt
hinter sich gerichtet und etwas mehr als gewohnt die
Augen aufgetan.' HPest. 1787. ,H. griffen, langen.'
,Wöltend sy [die Gegner der symbolischen Auslegung
der Passah- und Abendmahlsformel] aber sagen: das
osterlamb ist ein fest, so volgt aber zuo eim, daz wir
h. langen müessend, wess doch das osterlamb ein fest
sye; so kummend wir aber uff das überschryten und
ist aber das lamb ein bedütnus des erstlichen über-
schrytens.' Zwingli. ,Loste er [der Gläubiger aus den
Pfändern] für, sol er billich hinus gen; löst er hinder,
mag er ouch h. umb mer pfand griffen.' XVI., ÄABr.
StR. ,[Das Geburtsjahr Christi ist fehlerhaft] weil
die Jahrzal Christi nit grad anfangs entstanden
und man so weit wider h. greiffen müssen.' Goler
1616. H. ha", hebe" 1) eig. vom Zugvieh, Wagen
Th; ZStall. — 2) zurückhalten mit den Ausgaben,
mit der Arbeit, ebd. Ich mues' all hendersich hebe",
d' Frau ond d' Chend uänd-mer z" vi! bräche" ThMü.
Wenn-d' denn e"mäl e" Frau bist. cha""st denn auch
e"chh" h ha", dich schonen ZStall. ,H. halten'; s. Bd
II 1210/1. Dazu: 1) Jmd zurückhalten. ,Do warent
endlich gesellen mit hantbüchsen, von denen wurdent
si [die üesterreicher vor Mühlhausen] h. enthalten.'
DSchill. B. ,A. zukte sin messer und trunge gen im,
also hette inn B. gern h. gehaben, da mocht ers nit
getuon.' 1455, Z RB. ,Die Venedyger heind zwo ge-
rüst galen gehept, damit sy den Türggen lauge zyt
h. gehept heind.' HSchürpf 1497. ,So einer an im
selbs die art weisst, so sol er sich hüeten und sich
h. halten.' LLav. 1583. — 2) Etw. zurückbehalten,
aufsparen. ,Man soll die frucht, was geliggen und
blyben mag, wol h. heben und behalten, aber die wyn
nach und nach ufftuon und verschänken.' 1541, Z RB.
,Disen Trost behalte h., es komt ein Zeit, da man dess
manglet.' FWvss 1677. S. noch Pfragni (Bd V 1283).
Vgl. auch h.-schütten, schiahn. ,H. schriben.' ,Hagen-
bach schribt h. [näml. seinen Anhängern], er wells
ein büt gewinnen.' 1474, LTobler, VL. ,Sy hetten uff
unser pitt iren herrn und obern h. geschriben in guoter
hoffnung, es wurde ain antwurt komen.' 1490, G. Spec.
(vom Vor. nicht scharf zu trennen): a) zurückgewendet
(Etw. tun) 1) mit Bez. aufs Subj. Vora" schloht der
alt Schaub si" langsam Dräppli a", hinde"drl" kunnt
der Joggeb mit ,!em Besi ... ,lch bi" bi Gott frö, dass-
mer bald deheime" sind', rieft hindertsi'h der alt
Schaub ... Schwzd. (Bs). H. luege" uä., zurückschauen.
, Darum möcht ich nicht hindersi lotzen', es ist mir
nicht der Mühe wert W. De" Mülleren ires Här luegt
hindertsich, ,weil sie die Arme oft in diebischer Ab-
sicht ins Mehl stdssen' AASuhrent. S. noch bräunen
(Bd V 622). ,Als Rengnold sin bruoder Richart be-
klagt, do gsach er h. und gsach sine zwen bruodern
sigloss zuo im kommen.' Haimonsk. 1531. , Schau nit
h.!' JMahl. 1620. .Legst deine Hand an Pflug, so sihe
nicht h.' Denzl. 1077. 1716; s. noch haben (Bd II 879 u.)
und h.-sehen. — 2) mit Bez. aufs Obj. ,Es sollen ver-
botten werden die kurzen kleider, ouch die swert,
tegen und messer mit ganzen scheiden zuo tragen und
die gevärlich nit zuo entblössen, darzuo spiess und bal-
barten zuo tragen wie von alter bar, das sy die spitz
It-.il
Sacb, sech, sich, soch, such
170
h. tragen.' 1492, Z RM. - ß) rücklings, den Rücken
voran, verkehrt, aa) eig. H. gä" (wie der Krebs,
Seiler; s. schon Bd II 33/4), lauffe", falle", [in einem
Wagen] fare", sitze" uii. E" par Schritt h. gä". Nüd
gern h. fare", sitze", zB. auf der Eisenbahn. A. zu
B., der mit seinem Fuhrwerk zurückkehrt: Bö, höd-
Er tcider om'kirt? B. (scherzt.): Jö, war halt "üd
guet hendersi''1 fare" g'sl"! THEgn. B. d' Stegen ab
g'heie", bürzle"; h. use" g'heie", flüge"; Eine" h. über-
schlah" uä. ,[Wir Bauern wollen die Zürcher] alle
hintersicb in die Rcuss sprengen und ersäufen.' ADiet-
helm 1897. Er muess-sic'' dri" erg'e", und wenn-er hin-
dertsig d' Wand uffspringt! Bs (Seiler). ,[Der Tanz
der Klause] besteht in einem charakteristischen Hin-
und Herhüpfen, bei dem besonders das Rückwärts-
gehen oder -springen auffällt. Jeder Klaus muss gut
,rückwärtsklausen' können, wenn er gefallen will. Hat
doch am letzten Silvester ein altes Mütterchen über
einen Klaus folgendes Urteil gesprochen: A"glät ist-er
g'seP, 's ist e" wöri Freud g'se", ond höndersich het-er
chönne" chlause", i'h hett möge" bläre".' AfV. (ApUrn.).
I'" ha" [infolge des Schlages] lüt üfbrüelet und bi"
hindertsi'h i" d' Lüt i"e" g'stürchlet. AGysi 1899 (Aa).
,[N. habe sie gestossen] dass sy h. die stegen ab viele.'
1478, ZRB. ,[Der Enthauptete] fiel h., mit dem An-
gsieht gen Himmel sechende.' 1607, Ard. Trapp
hingersi'h! Scbwitzerisch Exercitium XVIII. ,H. an
ruggen, zuo rugg fallen'; s. ent-gän (Bd II 23); Ruggen
(Bd VI 786), ,rügglingen h. halden'; s. Bd H 1176.
Hieher: Sich hindertsich drüs mache", (auf unfeine,
hinterlistige Art) zurücktreten, sich einer Verpflich-
tung entziehen. Das ist es bravs Wittfraueli! We"" 's
im da scho" chll" z' scherbis [schief] gegangen ist u"''
d' Lüt ieze" drüber lache", das' im de'' dick Wittli"g
im Guggernest si'h hindertsi'k drus g'macht het, so
isch-im Das numen e" gueti Ler g'sV. Barnh. 1904
(BE.). Vgl.: ,[Uli will nach dem Hornussen mit den
Bewohnern des Nachbardorfes nicht zum Trinken mit-
gehn.] Aber da sagte man ihm, ob man ihn hinter
sich daraus lassen wolle! Er hätte es verspielen helfen,
er müsse jetzt auch zahlen helfen und mit den Andern
halten, es möge kommen, was da wolle.' Gotth.
Volkskundliches. Das Rückwärtsgehen ist bedeu-
tungsvoll; es erscheint 1) als Erschwerung, Demüti-
gung. H. uf Rom (gä", lauffe", rite", welle"); s. Bd
VI 912/3; auch Bs; SctiSt.; ZZell. Dazu: Er het-mer
versproche", hindersieh uf Rom z' gü", etw. Unmög-
liches G (Zahner). Nicht mehr verstanden und daher
verändert: .Geschriebenes lese ich ohnehin in die
Länge nicht gerne, und wenn es danii noch schlecht
Geschriebenes ist, wie die Advokaten meist es treiben,
dann wollte ich lieber dreimal hinterzi um Burdlef
ume laufe als drei Prozeduren lesen.' Gotth. Br. Ender
lauf- ig hindertsi''1 uf Bern ufe", weder a's-en nime"
[heirate]. JReinb. 1907. Ich gär nüd gern hindersich
zur Tür üs, mache nicht gern Komplimente Z (LTobler).
B. zur Tür öüse" müsse", , eines Unrechtes, einer Un-
wahrheit recht eklatant überwiesen werden, sich be-
schämt ergeben müssen' UwE. Vgl. auch: , Damit satzt
er inn [Roland den König Johannes] uf ein pfert und
Hess im die ougen verbinden und satztend inn h. uff
ein pfert.' Haimonsk. 1531; dazu Gr. RA. '722/3. —
2) im Aberglauben; s. schon unter h.-gän (Bd II 34).
Binecht isch-mer im Traum der alt Schttelmeister, ml"
Schrcechervatter, vorcho" und het-mer geng 'dütet, im
nahe"z'chon, und due isch-er langsam hingertsi'1' us der
Stube" g'gange". MWalo. 1880. B. d' Stube" (de"
TschüepeHade" BE.) wüsche", beim Eheorakel in der
heiligen (AaKu.; BE.) oder Andreasnacht AaKu.; BE.:
Z; vgl. Bd I 313. Dann hät-er [der Vater] es Fürli
g'machet, und wil 's am stärkste" 'brennt hat, ist-er
sibe" Mol h. über 's Fürli g'gumpet und hat debi die
drei höchste" Name" g'rüeft, um Hexen zu bannen.
Feierab. 1860 (Th). Vgl. auch h.-werfen (Sp. 167).
Verbindung mit dem Teufel. Du tauest nid hinderst'1'
gä", sus tuest dem Tüfel d's Wasser trage" GRHe., sG.
(Tsch.). Wä""-me" hinderst lauffi, lauff-mer dem Tüfel
zue, sagen etwa Kinder ZF. S. noch Statt-Pflütz (Bd
V 1268). ,Ara mittwochen, wann man non oder mitag
lütet, sol man sy [die Hexe] h. an die frag füeren.'
um 1562, L Turmb. Der Nachrichter soll sie ,vor dem
Turn h. in ein Bänen oldt Charen' setzen, auf die
gewöhnliche Richtstätte führen [usw.]. 1660, Zg; auch
1665. — ßß) verkehrt, umgekehrt in übertr. S. B.gä".
D' Vr gät hinderst'', geht zu langsam, geht nach GA.
(doch wohl hieher). ,H. gon, daz ist lätz gon und nit
wol ansschlahen, ex transverso cedere.' Fris.; Mal.
,Die Buchs ist h. abgegangen, spes ine frustrata est,
res non ex sententia successit, captantes capti sumus.'
Denzl. 1677. 1716. B. rede"; s. Bd VI 548. H. lese"
1) , Versus cancrini, Verss, die man h. lisst.' Denzl.
1677. 1716. ,Das Vatterunser h. betten, preces fundere
prieposteras.'- Mey. 1692. — 2) seine Worte zurück-
nehmen, revocieren Aa; Ap; G; in GBern. gleichbed.
heandersi'h be"tte". B. schribe", ,vor dem Vermittler-
amt Satisfaktion machen' ['?] G. ,Ironia, ein lätze red,
so man h. meint, das ist widerspils dann man sagt,
verstadt.' Fris. ,H. verstau.' ,So verstast du es h.:
us dem geist für im geist, in des menschen geist;
so heisst es: us dem geist, das ist us Gottes geist.'
Zwingli. Elliptisch in der Abweisungsformel ,ja h.';
vgl. die syn. ja, we""-me" h. (hin''e"J a"fangt, umg'ehert
ist auch g'fare". , Lieber ja, ä ja h., spottwort, ita
vero, sane vero, scilicet' Fris.; Mal. ,[A.: Es] kann
diser wol unschuldig syn. B.: Ja h., wie ich ver-
nimm.' Com. Beati. , [Hanna spöttisch zu Tobias:] Die
Todtnen [die er begraben] werden mich und dich er-
halten jetzt, jo h.!' GGotth. 1619. ,Du führst ein
züchtig Leben, ja h. sag ich, wann deine feine Züchte,
dein Tun ruchbarlich.' Wahrs. 1675. ,Wann man beim
Evangelio führt ein unevangelisch Leben, so hat das
Evangelium bei der Welt das Glück, dass es das Bad
austragen muss; sind das, sagt man, die Frucht des
neuen Evangeliums? Es muss ein guter Baum sein,
der so schöne Frucht tragt, ja h.!' FWyss 1677. ,Ja
h., scilicet ita est ut dicis; nempe ita se res habet;
pra;clarus es si diis placet; er ist willkommen ja h.,
formosus est in ostio.' Hosp. ,Ja hintersicb, wie die
Bauren die Spiess tragen, scilicet si coelitibus placet.'
Mey. 1692. ,Amicus ut oleum plantis, er ist mein
Freund, ja h.' Denzl. 1716; ,er ist mein ärgster Feind.'
1677. Binnersig im Grinn si", irrsinnig GBuchs. —
YY) Bindersi<h m. = B.-Jass (Bd III 70) Z; Syn.
Verruckt (Bd VI 858). — b) zeitlich. H. tankt" (s.
Sp. 164) uä. ,Luogend um üch, frummen Eidgnossen!
Hand üch die päpst und bischof und legaten und car-
dinal nit arbeit gnuog zuogerüst? Denkend h.!-
Zwingli. ,Dann es leider dahin kommen, das man
schon inn gemeinen reden ... Gottes wunden, lyden,
bluot [usw.] one schäm und hindersichdenken, ja one
Sach, sech, sich, soeh, such
17 2
alle straaf und widerred geprucht.' 1534, Z Syn. ,Vor
sechzig und mer jaren h. ze zellen.' ZElgg Herrschaftsr.
1535. ,Ein jeder mensch gange in sich selbs, sinne
h., was er bishar mit sinem leben ussgericht.' Gualth.
1552. ,Dem ist das sein verstolen, den hat der hagel
gschlagen, so hat er h. gedacht, wie es Joben er-
gangen, und hat es dester williger auf sich genommen.'
LLav. 1582. ,[Die VOrte hoffen, dass man den Aarauer
Frieden nicht] hinter sich verstehen wolle', rückwir-
kend. 1719, Abscb. — um-hinder-sich: .indietro'
PA1. (Giord.). U. gö", ho" (ritenere), schicke", springe".
Vgl. em- III (Bd I 221). — fer-hinder-sich: rück-
wärts W; s. Bd I 912.
Vgl. Gr. VfB. IV 2, 1493/5; Martin-Lienh. II 321. Zu
hindertti"* vgl. hindert (Bd II 1413), auch före(r)t-, vordert-
aich. Die gelegentlich (meist neben hinder-) auftretende
Schreibnug hinter- beruht sicher in den meisten Fällen auf
Eiutluss der Schriftform (so in Angaben aus Bs; SchSt. :
Ndw; U); für AaFri. scheint allerdings-»«- sicher zu stehn
(assim. Einfluss des die folgende Silbe beginnenden -(«-?;.
Eigentümlich ist die Form hindert, zu der fürs keine Ana-
logie bietet, wenn die unter für-aich (Sp. 1G5 u.) vorgetragene
Erklärung richtig ist. Die Z Bibelübersetzungen ersetzen
wiederholt Luthers ,enhinden' oder .zurück' durch ,h.' (HBy-
land 1903, 37. 75). In einem Liede über die Fehde von
Bern und Biel mit dem Bischof von Basel 1386 heisst dieser
mit Bezug auf seinen Treubruch ,bischof H.' LTobler, VL.
nebe°t (lt St.8 nebe")-sich, in GRPr. -si'h: seitwärts,
bei Seite, neben ans Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr; L; Sch;
„Schw"; Th; „Uw"; U; Zg; Z. Knabe zum Lehrer,
der ihn an den Haaren zupft: Nidsieh und nebe"lsich
cha""st, aber obsich hör! (ab- und seitwärts solle er
nur ziehn, aber nicht aufwärts) Gr (Tsch.). ,[Wenn
ein Kranker] nicht mehr arbeitete und nebetzi lag,
so sagte er, das sei nur Fantast und Fulkeit.' Gotth.
,[Es komme kein Limmatfischer dem andern] uff dem
grund nidsich näher dann drü klafter und nebendsich
uff ein klafter.' 1336, Z StB. (Abschr. um 1500). Vgl.:
,Zwo juchart, an der fatt gelegen, stossen oben an
der Löwin güetter, unden uf Hans Huobers wiss, ne-
bentsich an die eefatt ... mer ein halb juchart, nebent-
sich an disen zweien jucharten ... gelegen.' 1579, Th
Kümra. (G Abtsurk.). ,N. ritte nebent sich und redte . . .'
1459, Z RB. ,A. redte zuo dem selben B., daz er das
holz [womit er die Gasse versperrt hatte] an wenig
nebenzich ruckte, daz er hinab faren möchte.' 1485,
ebd.; s. noch rucken 2 (Bd VI 849 u.). ,Er fuort in
nebentzich an ein ort.' Ziely 1521. ,Mit welchem
[Feind] d Eidgnossen vermeinten ze schlahen; do weich
er nebensich.' Ansh. ,Kum nebendsich an dises ort.'
Aal 1549. ,Näbendsich oder besunderbar bauwen, als
so man ein anstoss macht, distruere.' Mal. , Krümben,
näbendsich bücken, depravare.' ebd. ,Wen ich den
stall uff datt und nit glich näbend sich sprang, stiessen
mich die geiss nider.' ThPlatter 1572. ,Neben sich
mit kleinen Leuten, nanus cum sis cede." JMey. 1692.
S. noch 0rl3 (Bd I 482); Privat (Bd V 433: .nebsich').
In einigen häufigem Verbindungen. N. gä" Bs; B;
L; Sch; „Vw"; Zg. ,Ruben gat näbentsich.' Ruef
1540. ,So sich füegte, das A. etwan an Strassen ...
dem B. begegnete, sölte er im nebentsich uss dem
wäg zegand und zewychen schuldig sin.' 1540, Z RB.
,Der Nachrichter gieng einmal näbet sich und wollts
blyben lassen.' 1607, Ard. S. noch hinder-sich (Sp.
167). In der lebenden Spr. bes. euphem. (s. Bd II 34,
auch für B; „Vw" bezeugt); nach einem Hilfsvb oft
mit Weglassung von gä": Wart, i'h mues' hurti" e"chli"
nebe"tsich B, ich seftt nebe"tsi'h L. S. noch ab-nemen 1 3 c
(Bd IV 734). ,Sich n. keren.' ,Sin Schwester nam
inn by der band und wott inn umfachen ... Aber der
kunig ... kart sich nebend sich und sagt...' Haimonsk.
1531; so noch öfter. ,Sy aber seit nüt, dann sy kart
sich nebentsich und lachete.' 1541/3, Z Ehegerichts-
prot. So auch n. stän, tretten; s. d. Etw. ,n. legen.'
.Was die frouw zuo dem man gebracht und ererpt
hat... das soll näbent sich gleit werden.' 1446/1553,
Z Gerichtsb. ,Um zu geniessen jener höchsten und
seligsten Freuden und Wollüsten, die Gott allen, die
ihne lieben, droben in dem Himmel neben sich geleget
hat.' HBcll. ,Was er [der Knecht im ,kalchhus'] im
innemen des zügs nit werschaft syn befindet, das soll
... nebent sich gelegt werden.' 1584, Z. ,Was zu Ver-
besserung des Haus, ... zu Räbstecken und der Zü-
nung dugenlich, [soll Jeder] von gedachtem ihnen zu-
geteilten Holz nebent sich legen.' 1671, Hotz 1865.
,Du hast dises Gut als einen köstlichen Schatz neben
sich geleget.' JJUlr. 1718. Entsprechend n. setzen,
stellen, tuen; 's. d. N. luege" GRFan. ,In dem luoget
er nebend sich und ersach N.' Haimonsk. 1531. ,Luog
uff die hend und gaff nit näbend sich!' Fris. 1562.
S. noch für -sich (Sp. 161). N. mache", betrügen,
stehlen, veruntreuen Bs; B; FMu. N. rede", übertr.,
im Fieber verwirrt reden, von Kranken L; vgl. nebe"t-
use"-rede" (Bd II 1342). — Vgl. Gr. WB. VII 493.
nid-si'c7& tw. in Gr; W, -sich Aa; Ap (tw. nedsi"'',
-se<h); Bs; B; Gl; GRÜhur, He.; GA., T. (in Nessl. -se"*),
Wb.; Schw; Th; Uw; Z, -fi«» Gr; PAL; W, -sig B
(häufiger als -st''1); GW.; S: 1. Adv. a) abwärts, wohl
allg. .Nidsich, deorsum, pessum.' Fris.; Mal. (Weitres
ebd. 306d). Oft mit ausgedrücktem Gegs. ob-sich (s.
Sp. 154/6). Dur^ab isch-es n.; s. Bd I 32. N. helfend
all(i) Heilige" Gr; vgl. Sp. 154. Holz, Steine und
Wasser hend d's Recht n., dürfen auch durch Güter
Anderer abwärts befördert und geleitet werden Gr
(Tsch.). Weil die Seebuben am rechten Ufer viel
Wasser aus dem See schöpfen, damit ihr Wein nicht
gar so sauer werde, deshalb halte [neige sich] der
See und komme man n. schneller vorwärts, weshalb
man in kürzerer Zeit vom linken Ufer hinüber ge-
lange als umgekehrt. Ndw Kai. 1899. .Basel, Schaff-
hausen und andere Orte, deren Angehörige n. handeln
[rheinabwärts Handel treiben].' 1533, Abscb. ,Ein ox
mit n. gekrümmten hörueren.- 1599, Ard. ,[Der Teil
des Rheintals, der] von Sarischem Gebiet sich n.,
Mitternacht zu, bis gen Stad erstreckt.' Gcler 1616.
,N. gegen Abend.' ebd. ,Von Roncaglia kombt- man
etwas n. gen Clivium.' ebd. ,[Man soll] den Hals n.
streichen mit Speichel.' altes Arzneib. ,Rindermarg
in warmen Wein verlasen, die Beine mit nitzsich ge-
waschen.' ZHorg. Zauberb. In engerer Verbindung
mit Verben. N. gä"; s. Bd II 34; = zu Bette gehn
THMü.f ,[Es wird geklagt, dass die Trompeter] zuo
zyten, so die schiff nitsich giengint, wie sy aber söltint,
nit pliessint.' 1545, Z RB. N.-gänt vom Monde, Gegs.
Obsieh-gänt (s. Sp. 152). ,Gut purgieren ist im Scor-
pion, wenn der Mond n. geht.' B Hink. Bot 1718.
's isch n-. g' gange"; 's göt Alles n. bl-n-im, er hat
Durchfall, kann das Wasser nicht halten Bs. Daher:
n. laxiere" (in UwE. n. ne") = undersi'h -l. (Bd 1U
1546); vgl. N.-Purgaz (Bd IV 1587). Es gät n. mit
im, im G'schäft, mit sine" Ghrefte" Aa; Gr; Z. N. fare"
17:!
Sach, sech, sich, socli, such
174
uä. (allg-.); vom Pflügen s. ob-sich (Sp. 152). Wenn-si
[Lawinen] nizzi [!] fari"d wie-n-e" Hitdeich. MLien.
1891. ,Der keiser fuor widern, gen Trier.' DSchill. B.
S. noch Spann-Chetten (Bd III 507). ,Dass d' Eid-
gnossen von Dornach n. verrückt warend.' Ansh. ,A1s
ich krank heimkam, bin wieder nidsi geritten . . ., des-
gleichen ein Ritt zum Bischof von Konstanz.' 1569, L.
,Die Berner . . . zugend uss dem läger nitsich gägen
Bremgarten in das Fryampt ab.' HBull. 1572. ,Wann
die Sonn am höchsten, so ist sy dem N.-stygen am
nächsten.' JJBreit. 1613/43. ,Sind auch ... da Rüffinen
kommen, aber n. geschlagen.' 1618, Sprecher 1672.
,Wil die Berg seer stotzig sindt, der Schnee grad all-
zeit nitzich tringt.' Com. Beati. ,N. fallen'; s. rümpfen
(Bd VI 952), rasen (ebd. 1281). 's Holz n. g'heie".
Bäume am Abhang so fällen, dass sie vom Stocke
abwärts zu liegen kommen ZU. N. hange": 's [Luft-
ballon] y'seht wie-n-e" Pumperchrusle" üs, wo umg'chert
nizzi [!] hanged. MLien. 19u6. ,[Ein an der Lungen-
sucht erkranktes] Stück Vieh hat den Kopf n. hängen
lassen.' 1769, KHapser 1895. N. chere" B. Ü"si alti
graui Chatz isch so g'schid und witzig, we""-si d'
Stegen ufe" geit, so chert-si d's Stili nidsig [oä.] B; L.
,Do gieng er wider uffher uff die gassen ..., karte
widerumb nitzich.' 1453, Z RB. ,N. wachsen.' Der
Bruch (Bd V 341) wax* n. BGr. (Bärnd. 1908). JV.
wachse" wie-n-en Chüeschtcanz, wie-n-en Bäbe" 'schwänz,
von Kindern, die im Wachstum zurückbleiben, auch
von alten Leuten, etwa mit der Erklärung: unne"
lauf-ieh 's an'n Füessen ab, und obe" bisse"d-mer 's d'
Lüs ab Z. ,Nidsig lä", detumescere, demittere.' Id. B.
N. luege»; s. Bristen 2 c (Bd V 842). ,[Das Bild des
hl. Petrus auf einem Banner] mit ernstlichem gnädigen
angesicht n. anschowend das glöubig volk.' Ansh. ,Die
Züricher haben das geschüz uf einem erhöchten aker
bi dem closter, so nidt sich oder abwärts gegen den
fünf Orten gesehen, gestelt' 1583, RCys. .Lassetuns
mit dem armen Zoller niedsich schauen, von fehr us
stehen und sprechen ...' JJUlr. 1733. Neben anderer
Ortsangabe (s. auch Sp. 172), bes. in Grenzbestim-
mungen. N. in'n Htmel, in die Hölle Z. ,[N. verkauft
die Fisehenzen und Fache] von der roten giessen n.
in see.' 1271, HTürler 1895. ,Die bleichin ... stost
oben an die strass und nitsich an die Birsich.' 1475/80,
Bs Chr. ,Von disem frid wider nitzich bis an Metel-
bach.' XVI., ZBergOfl'n. ,Ie an dem dritten jar, so...
die brach ist und uslit, so sol es zwüschmetf!] dem
selbigen hus und der fülle [aufgefüllte Stelle] nitsich
an der strass gelegen frig offen sin.' 1534, GRorsch.
Wegordnung; kaum zu b. , Stost an die müli a [Aa], nit-
sich an derö von Schmäriken riet.' 1510, GUzn. ,Die
undrest rüty stost einhalben an d gass, usy an das
Aawasser, nütsich an dallmendt.' 1565, Nnw Beitr.
S. noch gegen (Bd II 141); Schmier -Richti (Bd VI 464);
ob-sich (Sp. 156). In Verbindung mit andern Advv.
,Nidsigab gä", descendere.' Id. B. 's setzt a" n. ab,
es fängt gegen Westen an Wolkenlagen zu bilden,
als Vorbote von Regen ZO. Im Eiholz, nitzig ab und
der Ar nöch. Schild 1873. .[Der Münzbezirk der Z Abtei
Fraumünster gilt] nidsich ab unz an Howenstein.'
XIII. / XIV., Z Urk. ,[Da] bekeme inen ein pur mit
einem starchen münch, hinder dem dise N. nitsichab
und für sy geritten.' 1541/3, Z Gerichtsprot. ,N. stellt
sein Ross hinderfür in Stahl, den Rucken gegen dem
Baren und den Kopf n. ab.' Schimpfr. 1651. N. abe",
tiefer hinunter im Tale Z (Dan.). .Überhaupt gibt es
nicht viel Wein, besonders am See; nidsich herab
steht es besser.' Z Brief 1810 (Dan.). .Wanne etlich
der obgemelten vischer von Zurzach . . . n. abhin
fuorend zwüschend den obgemelten zilern . . .' 1443,
Arg. ,N. abhin, deorsum versuni.' Fris.; Mal. ,N.hin.'
,NN. vermeinend, so der Brunnen an diese Stelle ge-
macht würde, so werde das Wasser, so von dem
Brunnen komme, ihnen in der Gass n. hin Schaden
tun.' 1541, aZoll. 1899. Für nids'ich: Me" hed für
nidsi'h durch de" Sehne z' watte" grad recht g'nueg, und
obsf'' probierti [ich] 's nid Gr (Tsch.). Für nidsi''' gän
s. Sp. 154. Mit Acc. des Raumes. ,7 ß 6 d. Hans Kristen
trinkgält, als er schiessbrief daz land nitsich truog.'
1503, Z Seckelmeisterrechn. , Morgens frieg satzt er
sich in ein schüff, fuor den Rhin n. noch Strassburg.'
1582, BsChr. — b) unten. Nidsich, unten PAL; daher
van n. cho" s. so G 1 a (Sp. 28). — 2. Nidsi* f. AaF..
n. AaWoIiI., Abführmittel; Gegs. Ob-sich.
Vgl. Gr. WB. VII 741 (wo noch mehr Schweiz. Belege);
Martin-Lieuh. II 322 (unter ob-nich). Eigentümlich definiert
Zsehokke 1797 : ,Nidnch, uuter, auch hinter sich.' Zu 1 h vgl.
hie für hier und hieher, wä für wo und wohin in PPo.; W.
nider-si0*: abwärts GW. ,Nidersich.' ABütelrock
1682/1712.
e"-tweret-si«* Gl (so H„ K.); GMs, Rh., Sa.; ü,
de"tweretsich Ap ; GNessL, Wb., dertiv- Gl; GG.; ScbwE.
(dertioertsi), de"zweretsich GNessL, derzw- GWall. :
quer, in schiefer Richtung. Er hat e" Tips, er göt
ganz e"tw. GRh. Er li"t dertw. Gl. — umgebildet aus
(d)e"-twgr*is ; s. d.
wider-»0*; rückwärts GrCIiut. W. gö".
ab-wert(s)-st''' „abwärtsi: hinabwärts." St.2 —
ine°- ine"wertsi: einwärts ScHwBrunn. 's [Wetter-]
Fändli luogt inaivärtsi. Dial. — fürhen- füre"wertsi:
vorwärts ZKn. — nachhen- nacheHcertsi SchwE.,
nache"ticertsi Zg: nachher. Es Glöggli tönt z'erst
e'chli" wit e"weg . . ., und n. 'e lenger i" nöcher. MLien.
1891. Due se isch ['s] halt n. lösg'gange". ebd. —
her-: her, in der Richtung auf den Sprechenden.
,Gang zuo Karly und sag im, das er harwertzich luoge,
so wirt er mich schantlichen gsächen erhäneken.' Hai-
monsk. 1531. ,Horsum pergunt, sy kommend härwert-
sich gegen uns.' Fris.
Wie füru>lrt(»)-hin (Bd II 1360) zeigt, kommen für diese
Bildungen auch Zssen mit -hin in Betracht.
sichrer, in Ap (ausser K.); GT. -ch'-: im Wesent-
lichen wie nhd. 1. a) sorglos, unbesorgt. , Ruhig,
sorglos, wie wenn mir nichts Schlimmes widerfahren
könnte' B (Zyro). ,Re placida atque otiosa, on forcht,
still oder s.' Fris.; Mal. ,S. und sorglos sein, securo
et tranquillo animo esse, vitam securam agere. Er
ist nirgend s., perpetuis illce mentis sibi conscise sti-
mulis agitatur.' Hosp. — b) in Sicherheit befind-
lich, geschützt vor Gefahr, Schaden, Verlust uä.
ot) von Personen. Meinst, du seiest dert s.? We""
d' Bettler z' Bure" werde", su ist der Tii/el nit «, HSi. ;
vgl. Bettler (Bd IV 1837). Unter der Herrschaft der
französischen Volksbefreier müsstest du .deine Buben
in Krieg schicken und deine Meitscheni wären auch
niener s.' Gotth. ,Do si [die brandschatzenden .Eng-
länder'] koment gen Frowenbrunnen in daz closter
und gar s. wollen sin und sich uz gezugent und ir
ruowe wolten hau.' Z Chr. 1336/1446. .[Die Schwä-
gerin] sy ira so ghass und fygend, das sy by ira nit
175
Sach, sech, sich, soch, such
176
s. sye.' 1538/40, Z Ehegerichtsprot. ,S. sein, in tuto
esse; s. und vor gfaar wol bewaret, tutus.' Fris.;
Mal.; ähnlich Hosp. ,Dass das Erdtrich wytt und
breit erbidme und sy selbs gedunke, dass sy in iren
Schüwren und Alphüsern nitt s. syen.' ECys. ,[Der
Fährmann] soll zu allen Zeiten ein wohlbestelltes und
gezimmerendes Schifflein mit aller Zugehörde halten,
damit jeder mäniglich s. und ohne Gefahr hin und
her über die Thur könne geführet werden.' 1766, G
Zuckenr. S. vor Jmd. 's ist NiemerßJ s. vor-em, zB.
vor einem übermütigen Burschen. ,N. drowt und
fluochet im vast, daz er lange zit in vorchten stuond
und nit s. vor im was.' TiiDiess. StR. ,[Gessler zu
Teil:] Ich will dich füeren lassen an ein ort und alda
inlegen ... damit ich vor dir s. sig.' Äg.Tschudi, Chr.
,Es ist niemand vor ihm s., vituperationem eius evi-
tare atque effugere potest nemo.' Hosp. S. noch unten.
S. vor Etw. Mer sind da s. vor äem Hege". ,S. vor
wind und blaast, securus ab afflatu; vor hitz s. und
behüet, tutus a calore.' Fris.; Mal. ,Es ist vordem
Unglück niemand s., fortuns casum quis prsestabit'?'
Hosp. S. noch Ruew (Bd VI 1891). .Einer Sache
halb(er) s.' ,üarum ist gericht, das er N.s seligen
kinden geben sol 200 guldin in jars frist und er des
mordes halb vor den kinden und den fründen s. sin.'
1467, Z BB. .Certus sum ex hoc metu, ich bin der
forcht halber s., ich förcht mir desshalben nützid
mer.' Fris. ; Mal. .Rechenherren sollend beradtschla-
gen, ob tuonlich syn welle, füier denen, so schulden
halber nit s., sonders abträtten müessend, gleit zuo
bewilligen sygen.' 1581, Z RM. Mit Gen. der Be-
ziehung. Da ist-me" ja 's Lebe's nüd s.! wohl allg.
,Es ist solicher guoter frid zuo ring umb uns, das
dehain biderman uss tar und nieman waist libs und
guots s. zuo sin.' 1481, Gr Schreiben. ,N. sy [vor
seiner Frau] weder lybs noch lebens s.' 1530/3, Z Ehe-
gericht. .[Landvogt zu Teil:] ... du sollt dins lebens
s. sin.' Äg.Tschudi, Chr. , Einen s. sagen, schweren', in
der Rechtsspr., ihm (eidlich) Sicherheit des Lebens,
Gutes usw. verbürgen. ,Man sol richten, als min herr
der burgerraeister under der rät ougen mit dem jungen
Füeslin redte, das er stallung für sich und all die
sinen gebi und Heinin Schifin s. seitti; des wölt er
nüt tuon.' 1384, Z RB. .[Abgesandte des Rates] redtent
mit im [Junker Molle], das er von sinem zorn Hesse
und die sach in guotem Hesse anstan unz an ain recht
und die ünsern unz an das recht s. saite. Dar uff
antwurt er in, er wölte sich dar umb bedenken; do
redten si mit im, daz er denn die ünsern s. saite uff
das bedenken; dar uff antwurt er in aber, er wölte
sich dar umb ouch bedenken . . . Also wissen wir nit,
ob die ünsern s. sind oder nit.' THDiess. StR. .[Wir]
baten in [Junker Molle] ernstlich, den Juden s. ze-
sagen; das wolt er nit tuon, und stat die sach noch
hüt by tag also, daz er uns nit antwurt darumb wil
geben und ouch den Juden nit s. noch unsicher sagen
wil.' ebd. ,Wer derselben gottshuslüt den andern nit
s. sagen wil, mit den sol der aman reden, das er den s.
sage; wölt aber derselb das nit tuon, so mag der aman
denselben ungehorsamen dem apt antwurten, er well
denn vertrösten den uff recht s. ze sagen.' Anf. XV.,
Zellw. Urk. ,N. [der seinen Angreifer unter sich ge-
bracht hat] sprach: ich lass inn nit uf, er sag mich
dann s. ; do sprach er: du bist s. libs und guots;. also
Hess er inn uf.' 1427, Z RB. .Über das, als etlich
gesellen mit im retten, inen were fürkomen, das N.
vor im nit s. were, das do er inn s. seit und zuo inen
sprach, er begerte im nützit ze tuond und wiste ouch
nützit mit im ze schaffen haben dann liebs und guots,
über sölich sichrung hat er inn angriffen und inn un-
geseiter sach gewundet.' 1438, ebd. ,Es klagt V. von
Goldbach, der HHerr habe tröwlich wort und geberd
gegen im und hinder im gerett und ussgestossen, das er
sich sines libes und lebens vor im entsetzen müeste:
also sye er für iren vogt, den Gumpost, kert, habe inn
angerüeft, mit dem gen. Herren ze verschaffent, inn
ze sichrent; also habe der Gumpost [dem] C. bevolhen,
mit dem H. ze verschaffent, inn s. ze swerent ... da
wölte der H. nit sweren ,.. rette sovil tröwlicher
worten, das den C. bedüechte nottdurftig ze sinde
zwüschent inen stallung ze nement ... die wölt er im
nit geben.' 1457, ebd. ,Ob ainer den andern nit s.
sagen wölt, so sol ain aman, waibel oder ain andrer,
der das gepütt, mit hilft' andrer gottshuslütten zuo im
gryffen und in in das gericht füeren und nach er-
kanntnuss ains gerichts straffen und in nichts dest-
minder darzuo halten, das er sicherhait geb.' 1471,
GTa. Offn. Mit nähern Bestimmungen. ,Ouch sind
die selben kammer reben ledig und los, daz kein stür
noch kein zins dar ab gan sol nu noch hienach, und
•sol der Orab [der Verkäufer] dez den N. [Käufer] s.
sagen und machen nu und hienach für sich und sin
erben.' 1376, ZMänn. ,Dass der N. den Schürman,
sin sun und alle die sinen für wort und für werk
luter s. sagen sol und enkein vergangen sach gen inen
nicht ze äfern noch ze anden und genzlich unbeküm-
bert ze lassen.' 1424, Z RB. .Schadens s. sagen, einem
für schaden guot sein oder für schaden trostung gäben,
damni infecti promittere.' Fris.; Mal. S. noch Trost-
Brief (Bd V 491). .Einen s. tuon, halten' (mit Gen.
der Beziehung). ,Des selben rechtes und der selbun
Hebi tuon wir si [die Äbtissin] mit disem briefe s.'
1302, ÄABremg. StR. ,Aber sullen wir die kouflüt und
die koufmanschatz fürer s. halten libs und guots.'
1397, Absch. Eine" [für eine Forderung] s. stelle",
durch Bürgschaft oder Unterpfand, wohl allg. ,An
einem s. sin:' ,Wär ouch, das dekeiner von Rieden
mines herren des probstes hulde verlüri, den mag er
vachen, ob er nit trostung hat; mag aber er vertrösten,
so sol er in nit fachen, und sol enkein Rieder den
andern helfen vachen, es war denn also, das er als
lieh [spätere Red. ,lycht'] an sim selber wer, daz man
an im nit s. war.' XV., ZAlbisr. S. noch Bed. 4 zu
Anfang. — ß) von Sachen. S. ist s., sagt man etwa,
wenn man das Haus auch während einer kurzen Ab-
wesenheit schliesst, wenn man eine Wertsendung ein-
schreiben lässt; vgl. besser (Bd IV 1671 o.). Dö isch-es
e'"mel auch s., von Etw., das man gut versteckt, 's ist
Nü(n)t ml s. (uf dem Feld) ; s. auch Näch-ge-bür (Bd
IV 1519). Das isch s. wi" d' Chienholzmatti, RA. aus
alter Zeit, da sich die Wiesen bei Kienholz noch durch
Sicherheit vor Bergsturz und Überschwemmung aus-
zeichneten; jetzt sind sie gänzlich mit Schutt über-
führt BHa. ,[Die Fischer beklagen sich über den]
grossen Schaden wegen denen Öfteren, so sich in so
gar grosser Anzahl finden, das weder Fisch noch Ge-
schir nichts mehr sichers.' 1797, Z. 's ist gar Nüt
me s. vor-em, vor einem diebischen Menschen. ,Dass
nützit vor iren s. gewäsen, sonder alles [Obst, Holz
usw.] verstollen, was sy ankommen mögen.' 1575 Z RB.
Sach, sei:h. sich.
such
17-
, Zuvor war er ein lasterhafter Mensch, vor dem nüt
s. war, weder in Holz noch in Feld.' 1634, '/,. In der
Rechtsspr. (s. unter a): 's Wiberguet s. stelle", das
Frauengut rechtlich unantastbar machen, wohl allg.
Attrib., ungestört: , Sichere ruow und underleibung,
requies certa laborum.' Fris.; Mal. Subst. Den
Landmann haben die Wechselfälle des Natur- und
Menschenlebens den Satz gelehrt: Der Mensch heil
d's Leben nid g'choifds u"d d's Glich nid g'ehoifds
u"d Sichers chan" U"sichers werden. Bärnd. 1908 (BGr.).
,Der sicher durch Unsicherheit lat, daz wirf im dicke
leit.' Boner (Fabel vom Hunde mit dem Fleischstück);
dazu in einer Hs.: ,Die gittikeit den hunt bezwang, daz
er sinen schaden rang und umb das sicher kam, da er
wolt das unsicher han.' — 2. a) Sicherheit gewäh-
rend, gefahrlos, zuverlässig, von Örtlichkeiten, Zu-
ständen, Handlungen, 's ist de"t nüd s. ; de" se'b Weg ist
nüd s. Es isch so s. wie uf dem Glärnisch obe" — wie
imen Ofe". Sprww. 18ü9. ,Wir [von B und W] sind
uberein komen, das wir die Strasse über den berg ze
Hasle s. sullen haben, und sullen wir von Beine nüt
mit reise über den berg ziehen, von wem wir gemant
wurden, noch wir von Wallis hinüber, und sol die
Sicherheit weren zechen jar.' 1397, Absch. ,Helffent
mir gott bitten über alle, so steg und weg besserind,
das sy siger [!] steg und weg zuo ewiger säligkait
finden.' XV., GT. (Gebet des Pfarrers). ,S-e ort, da
kein gefaar nit ist, loca casuum secura; sichere und
guote straass oder wäg, iter inoffensum, certior trans-
itus.' Fris.; Mal. ,Diewyl N. alhie schulden wegen
dheinn sicheren pläz, so söllind die schwäger [seiner
Frau] jerlichen 15 pfd biss uff syn widerankunft zuo
erhaltung der kindern zuostellen.' 1583, Z RM. ,S-e
hand und gewalt'; vgl. Bd LT 1388 u. ,[NN. sollen den
Berechtigten den Zins] gen Brugg in die stat oder ein
mil wegs davon, wahin die köuffer wölten, in ir schi-
cher [!] hand und gwalt antworten und geweren.'
1493, AaB. Urk., ,zuo iren s-n banden und gewalt oder
ein mil wegs ringswis umb von Wisendangen, wohin
sy wend, bezalen und usrichten.' 1523, ZHegi. ,So
ist aber gmeiner oberkeit der sicherest schirm: veste
trüwe, einhellikeit in rat und tat [usw.].' Ansh. ,S-er
radt, gwarsam, consilium tutum.' Fris.; Mal. , Sieher
Gleit geben, praestarc alicui securum iter.' Hosp. Nu-
mero (Nummere") S.; vgl. Wander IV 550. I" 's N.
S. cho", im N. S. si", hinter Schloss und Riegel Aa;
Ap; B; L; Th; Z. Er spilt 's N. S. L (Ineichen).
31er wand lieber 's Sicherer spile", zB. lieber den uns
bekannten (als einen unbekannten, wenn auch nähern)
Weg gehn, oder: bei zweifelhafter Witterung die
Wäsche lieber nicht aufhängen usw. Z. — b) zuver-
lässig, treu, von Personen B (Zyro). ,Fidelis, trüw,
s., aufrecht.' Fris.; Mal. En s-er Chund Ap; Th; Z; oft
in scherzh. -ironischem S., zB. von einem Bettler, der
mit unfehlbarer Sicherheit immer wieder vorspricht
Th. Subst., en Sicherer, Einer, dem man vertrauen
darf, vor dem alle Sachen (Esswaren usw.) sicher sind,
der Wort hält, pünktlich bezahlt usw. Aa; Ap; B; Z.
Bes. von einem Bürgen: Bas ist (ganz) en Sichere!
ebd. — 3. ohne Fehlen oder Wanken, vom mensch-
lichen Können, Tun. wohl allg., doch zumeist als
schriftspr. empfunden. S. zile", schiesse". Auch: Er
het en s-e" Schutz, schiesst sicher AaBi-. E" s-i Hand;
en s-er Gang. — 4. ohne Zweifel, gewiss. Zunächst
einige Fälle, die 1 b noch nahe stehn und den Über-
Schweiz. Idiotikon VII.
gang zu unsrer Bed. bilden. So die formelhafte Wen-
dung er ist (in Th; Z auch ist-sich aus st"; s. Sp. 149),
du bist (in Th; Z auch bist äich) güet (wofür seltener
w6l, hing) s. = er braucht (du brauchst) keine Sorge
zu haben, kann(st) dessen ganz gewiss sein... Aa;
Ap; Gl; Gr; Th; Z; vgl.: ,l)u bist wol s., frustra id
metuis, suspicaris, nihil ex eo periculi.' Hosp. Er ist
(-sich) güet (wol, hing) s., icK halte" nüd a" an-em (ich
säge" hei" Wort nie zue-n-em, ich chum-em nütne'' i" 's
Hüs ine" oä.). Der ist güet s., ich gibe" d's Hüs nit
Gr. Häufiger in 2. Person. Du bist (-dieh) güet s.
(auch du cha""st güet s. si" Gl), 's nimmt-dich Niemer
(ich chume" nüd oä.). Du bist guet s., was mir da
mit-enand redi"d, schlnft in Boden. Wolf, Dreierw.
Jö, dö bist-du hing s.! Aa; ZO. Seltener in 1. Person:
Ich 0i"(-mich) güet s., Der chunnt nümerl Th. Mit
dass-Satz : Bist(-elich) güet s.. (d)as'-ich hüt nüd chume"
Gl; Th. ,[Ein Bräutigam ermahnt seine Braut] das
sy sich wol umbseche, das nit etwa der vater oder
der bruoder ein missvallen drab [an ihrer Verlobung]
habint; seite sy: du bist woll s., das sy nüt segend.'
1541/3, Z Ehegericht. Vgl. ferner: I^ bi" nüd s.,
dass 's [zB. eine Krankheit] nüd wider chunnt. Ich
will s. sl" (dass 's nüd verlöre" göt), Begründung,
warum man eine Wertsendung einschreiben lässt. . W i 1
der mönsch s. sin, das er in den siechtagen nit valle,
su soll er neraen bugga [usw.] und ein trank machen
und sol das trinken nun tag nüechterlingen, so belibet
er s. an den siechtagen.' Ende XIV., B. Men ist nie
s., wänn's chunnt [zB. ein Gewitter], lösgät [ein Streit,
Krieg]. Eindeutig hieher: Ich bi" (ganz) s., dass 's
(nüd) soist; tarst s. si", das'-ieh chume" usw. ,Bis s.', for-
melhaft eingeschoben, = sicherlich, gewiss. ,Do sprach
N. zuo im: du hast mir ein ros uss den henden gekouft,
bis s., ich wil dir ouch einen semlichen dienst [iron.]
tuon.' 1427, Z RB. .Denn wirst du dich bissicher
schämen.' Jerem. 1530/1 ; fehlt 1548 ff. ,Du wilt biss-
sicher dem raaten, der mangel an wyssheit hat.' Hiob
1531/96; .freilich.' 1638. .Zugeschweigen deren [Prä-
dikanten], die sich bei papistischen Collatoren er-
botten ... nichts zu predigen, das der catholischen Re-
ligion (bis sicher !) dienen möchte zum Abbruch.'
JJBreit. 1631. S. noch plärren (Bd V 138). I'h bi"
nüd s., öb-er chunnt. Ieh bi" nüme" s., wenn 's g'si"
ist. .Ich bin nicht s., wann er kommt, in singula eum
momenta prsstolamur.' Hosp. Ich bi" miner Sach s..
weiss es ganz bestimmt. ,Do diz dröun [der Mutter,
sie wolle das schreiende Kind dem Wolfe geben] vor
der tür der wolf erhört, er wand des kindes s. wesen
[und wartete stundenlang, bis die Mutter ihm das
Kind vorwerfe].' Boner. Mit unpers. Subj. Das ist so
s. als (das) Öppis (Näbes), oder wie (dass) ewei mal
zwei vier (ist). Se'b ist e"möl (ämel) s. (Dem glaub-i"-
Nütme, Dem gön-ich nümer i"'s Hüs ine" oä.) Aa: Ar:
Th; Z. Attrib. (En) s-er B'richt; e(s) s-s Zeiche". Adv.
/■•'■ weiss- es s., glaub 's s. Er chunnt (gut. lue! 's) s.
s. auch rüwig (Bd VI 1889). Als Beteurung. wohl
allg. (Ganz) sicher (isch-es ivär) ! 's ist s. nüd recht!
.Wer kunst und wisheit haben sol, sicher, der muoz
arbeit han.' Boner. .[An St Verenentag] wend wir
dich s. heinnen; dises hat sy geloubt.' 1525/7, Z Ehe-
gericht. .Sicher, es ist im also, verum.' Fris.; Mal.
Verstärkt: S. und heilig Ap; Th; Z. D' Berner chönd
dorther [am Schützenfest]; hende"füre" springt en Bär.
s. und h. <"' lehti.js Tier Ai\ Auch .«. und ii'ieiiss 7 .
>;ieli. seeh. sicli.
Ahd. tihhür(i)-ur-or-ar. nihil, sicher; entlehnt ans lat.
securus; Tgl. Gr. WB. X 1, 717 ff. 1 a ist mit Rücksicht auf
die Bed. des lat. W. au die Spitze gestellt; fand, was nicht
unwahrsch. ist. die Entlehuung durch die Rechtssprache
statt, so hat sich diese Bed. aus 1 b entwickelt. Für den
anderwärts (s. Gr. WB.) bezeugten Übergang in pronom.
Bed. (wie bei .gewiss', lat. certus, frz. certain) bietet sich unr
ein kaum als Schweiz, anzusprechender Beleg im Tyrolersp.
1743: ,Interludinm: Ein sicherer Bischof von Stühliugeu
baadet sich in einem Weinwarm und leget zugleich allen
Schlehenstauden die hailig Schrift aus.'
u(n)-, o"-: 1. Gegs. zu sicher lb, von Personen
und Sachen. ,U., der nit sicher ist, intutus.' Fris.;
Mal. S. noch sicher lba. und ß. — 2. Gegs. zu sicher 2.
a) von Örtlichkeiten, zB. von einem Wege, Walde Ap;
Th;W;Z. Bert (dur'H") iseh-es u. .Unsichere straassen
von wägen der kriegsleuten und röuberen, itinera in-
fecta; der Römer land ist u. und gefaarlich zewandlen
von wägen der feind, die da umbhinschweiffend, ager
Eomanus infestus.' Fris.; Mal. ,Ettlich bildend der
Wellt für, Schwytzerland sye ein lutre wilde grusame
Wüeste, unwägsam, u., ein vermaledyet Land.' BCvs.
,Es seie in dem daselbstigen Pfarrbaus [zu THAad.]
auf dem oberen Boden Gespenster halber ohnsicher
und seie dessnahen [der Amtmann] gezwungen worden,
eine neue Gastkammer unten machen zu lassen.' XVIII.,
Z. .[Durch Verfaulen des Gebälks] sei der Eingang als
Gebrauch der Sacristei als auch der Zugang in den Tum
u. geworden.' Erde XVIII., Z. Auch vom Wetter, wohl
allg. 's ist hüt u. — b) von Personen. ,U„ treuwloss,
der nüt haltet, intidus.' Fris.; Mal. Er ist en u-er Kärli
(Pürstel), en U-er Ap; B. Im phys. Sinne: .Der Sohn
des Hauses schlief mit dem alten Manne in einer
Kammer, da man ihn nicht gern allein schlafen liess.
Alte Leute sind u., sagt das Sprüchwort.' EScheitlin
1828. — 3. ungewiss, wohl allg. 's ist (ganz) u. (ob
er chunntj. — ver-un -sicheren: unsicher machen.
.Wie wol das ganz Welschland mit krieg von den
Franzosen verunsicheret, dennocht 30,800 bilger [in
Eom] sind verzeichnet worden.' Ansh. — U"-sichri f.:
Unsicherheit. .Gefahr' W. — Un - Sicherheit f.
Eechtlosigkeit, Acht: ,0b er [der Totschläger] zum
dritten landtag und letsten ruoff nit erschint, sich
zeverantwurten, so soll er dannothin erkennt werden
von fryd in unfryden und von Sicherheit in u.. also
. daz des todtscblegers Ivb des lybloss getonen fründen
genzlich erloupt sye.' B StSatzg 1539. Ungewisser
Zustand; s. den Beleg aus Boner unter sicher i 6 ß.
sichere": sicher machen; der lebenden Spr. wohl
nur als Lehnw. aus der Schriftspr. bekannt. ,S., ver-
sicheren, certificare, ratificare, firmare.' Mal. 1. a) mit
Acc. P., Jmd Sicherheit gewähren oder versprechen.
,Es warent etlich heren und edellüte in das slos
Granson an der flucht gewichen und geflochen, die
begerten uf gnade mit den houptlüten zuo reden, und
nach irem verhören wurdent si gesichert .. . Als aber
die von Bern und Friburg die iren an den bömen zuo
Granson so iemerlich sachen hangen, do wolten si di
im slos überein nit s. noch leben lassen.' DSchill. B.
,Wie die von Switz gesichrut wurden von den Züricher
[Titel]. Also wurdend min heren zuo rat, dennen von
Switz dissen handel [mit Wädenswil und Richterswil
wegen Steuerverweigerung] ouch zuo verkünden...
und ward innen mer geseitt, daz man die ungehor-
samen lüt von Wedyschwyl und Eichtyschwyl weite
l; darumm, ob sy etwaz vernäraend, so söltend
sy sicher sin iren lips und guots und sich der sachen
ganz nüd bekümbren.' Edlib. S. noch Sp. 176 (Beleg
von 1457). ,Des lebens s.': ,[Landvogt:] Ich hab dich
dins lebens gesichert, das will ich dir halten.' Ag.
Tschtoi, Cbr. Aber auch .des töds s.': .Der herzog
sprach: Wolluff, ir heren, fand [fangt] inn! Wann er
muos nüt gesichert werden des todts.' Haimonsk. 1531.
— b) mit Acc. S. Frauengut ,s.', sicher stellen. ,Wir
habend den Ehewyberen den halben Teil des Guts,
so sy in Ehestüwrs wyss ihren Ehemannen zubrin-
gend, also gefristet und gesicheret, das nit allein der
Ehemann kein Eecht haben soll, dasselbig an dem
Hauptgut zeverbruchen [usw.].' BGS. 1615. — c) abs.,
das Gewehr durch Entspannen der Schlagfeder vor dem
Losgehn sichern. Militärspr. .Sichern!' Kommando.
De'' hat nüd g'sicheret! — 2. für Etw. bürgen, gut-
stehn. ,Wo der küng — wie si im nit trüwten [zu-
trauten], doch nicht sicherten — wider ein stat Bern
etwas muotwillens fürnäme, so weltids tuon als biderb
lüt.' Ansh. — 3. mit Acc. P., ,gewiss machen', ver-
sichern. ,EengnoId sprach zuo Ollifier: ... ich bit
dich, daz du das essen zuorüstest zum kostlichesten
[usw.]. Ich sichern dich, sprach Ollyfier, daz ich allen
flyss ankeren wyll.' Morgant 1530.
Ahd. tihhorön, mhd. »icher(e)n. Unbekannter Herkunft
ist ,sicher(e)n' = kochen in der Gaunerspr. (lt ALUtolf) und
Gr Kesslerspr. (Jörger 1905); auch bei Ave-Lallement IV 219.
ver-: im Wesentlichen = sicheren. ,V., Versiche-
rung gäben, prsestare securitatem. reddere securum,
(con)stabilire, (con)firmare, cavere, afferre fiduciam.'
Fris.: Mal. 1. a) mit Acc. P., = sicheren 1 a. .Also
kamen si [der Kläger und der Beklagte M.] mit red
aneinander, das die gesellen den M. und inn von ein-
ander stiessen und ze beiden siten trostung namen,
und nachdem als der M. trostung geben hatt, do
stiessen inn die gesellen die stegen ab und heften
gern gesehen, dass er sin gemach gehept hette; do
sprach er aber frevenlich: sammer box jamer, es wirt
niemer so wol versichert] noch vertröst, wir raüessen
enander dar umb zerhyen!' 1427, Z EB. .Einen darzuo
halten, das er in versichere, cavere.' Fris.; Mal. ,Ich
bin von ihm versicheret, cautum mihi est ab illo.'
Hosr. Mit Gen. der Beziehung. ,[Tell:] Wolan, herr,
sidmalen ir mich mins lebens versichert habend, so
will ich üch die grundlich warheit sagen.' Äg.Tschüdi,
Chr. .Damit N. wie ouch syne Gespanen diss erlich
Diensts versicheret und das sy jetz nach abgetaner
Gysselschaft dess Gysslens halb nit verdacht, ange-
tastet, noch verschmecht werdindt, habend wir einem
jeden derselben besonder Schutz und Schirm ... zuo-
gesagt und versprochen.' 1614, B (.Der Zuopotten
Schirmbrieff'). ,V. vor': .Vor den wiselen werdend
sy [die Tauben] versicheret, so man...' Vogelb. 1557.
Bes. von der Sicherstellung einer Schuldforderung.
,V. mit': .[Die Schuldner geloben, die Stadt Zürich,
welche für sie bürgt] ze besorgen und ze versicherren
mit b riefen, mit bürgen und gyseln', sowie mit Unter-
pfändern. 1358, Z. ,V. um': ,[N. kaufte eine Hofstatt
um 18 Pfd] daran bezalte er im [dem Verkäufer] 15
pfd und umb die übrigen 3 pfd versicherte er inn
wider uff die selben hofstatt umb 3 fiertel kernen-
gelts.' Ende XV., ZBül. .Namlich so habe der küng
... an der summ, so er uns Eidgnossen schuldig ... in
disem jar ze bezalen verordnet 600,000 franken und
in [den Gesandten] darum versichert und gwüss ge-
181
Sach, sech, sich,
182
macht, dass um die summ da kein abgang noch mangel
sin soll.' 1527, Absch. ,[Dass er, Hans von Breiten-
landenberg] dieselben sin lieb elich hussfrow umb ir
haimstür und Widerlegung uff sin schloss Braiten-
landenberg . . . nach lut der hyratsrottel verwyssen,
versichert und versorgt hab.' 1534, GAbtsurk.: s.
unter b. , Einen v. oder Versicherung gäben umb ent-
lihen galt, pecuniara alicui cavere; einen umb die
ganz summ v., summam cavere alicui.' Fris.; Mal.
,N. solle schuldig sin, dieselben lOOguldin dem gsellen
an ein gsetzte gült ze stellen, ie sover das er inne
darumb v. könne und möge, das er dess synen gwüss
und habent syge.- 1572, Z RM. ,Wellicher an ein
Summa Gälts oder anders, so mit Urteil und Rächt
hinder den Richter gelegt worden, Rächt zuo haben
vermeint, der soll es ouch mit Urteil und Rächt hinder
dem Richter dannen züclien, so ferr, das er den Richter
darumb gnuogsamlich versichere, damit, wan hernach
etwar käme, der besser Rächt darzuo gewunne, der-
selbig dem synen wüsse zuozekommen.' 1622, AaBi\
StR. .Um geliehenes Gelt v., cavere alicui per satis-
dationem.' Hosp. Übergehend in die Bed. Einem Etw.
verbürgen, garantieren. ,[Prau N. erklärt, auf ihre
Ansprüche an einen ihr vermachten ,winkel im huss'
zu Gunsten der Käufer des Hauses zu verzichten]
so bald ouch ich um einen andren winkel oder andre
herberg versicheret wirf 1565, THNeunf. So auch
mit Gen.: , Einen der freiheit v., confirmare aliquem
libertati.' Fris.; Mal.; Hosp. Mit ,ze' und Inf.: ,[Der '
auf dem Heimwege befindliche Gesandte von Venedig]
ward zuo Kuom vom lang Ruodolf von Pargel nider-
geworfen, aber angends uf sin anrüefen von Eidgnossen
ledig gelassen und heim zefaren versicheret.' Ansh.
— b) mit Acc. S. ,Meine güeter sind versicheret,
cautum est rebus meis.' Fris.; Mal. 's Wlberguet v.,
sicher stellen Aa; Z und wohl weiterhin; s. auch
Wxber-giiets- Versichering. Zinsen ,v.' .Welcher synen
[Zins] nit ablösen wölte, sol solches mit Gülten und
Bürgen versichert werden . . . was aber Kernen Gelt
Zins ist, da etlich von Hüsern geben und kein Ver-
sicherung darumb ist, so solle dasselbig ouch abglösst
werden; wellicher aber synen nit ablösen will, der sol
anstatt eines Mut Kernens umb ein Gl. Versicherung
uffrichten. Zum andern, dass etlich sind, die ver-
zinsen und aber die Underpfeuder nit bsitzen, sollend
sy ouch Versicherung darumb tuon: wo aber einer
ein Stuck bsitzt und andere Pfender ouch darmit ver-
schriben sind, söllends ouch anderwerts v., es were
dan, daz der ander syn Stuck guotwillig hinder dem
andern stan Hesse.' 1601, Aar. StR. Ein Gebiet ,v.',
gegen Kriegsgefahr: ,Schickent die 7 alten regierenden
Ort im Thurgöüw iedes Ort 3 Gsante ins Thurgöüw,
ze besichtigen, wie es versicheret seige oder werden
könne.' 1628, Z Schreiben. Etw. fest macheu; vgl.:
,stabilire, bestäten, befesten und etwas v.' Fris. Von
Baulichkeiten uä. ,Hr Buwmeister soll die Schatz-
khamer lassen v., wo von Nöten.' Anf. XVII., Obw.
, Damit die Erden von dem Rampar nit in den Graben
reisse, [soll man] Weiden darin pflanzen und wo maus
vonnöten [erachtet], zue mehrerer Versicherung mit
Weidenfasinen die ausgeworfne Erden v.' 1655, GR.
(Befestigungsplan). ,Anno 1489 ward das klein Pulver-
türnlin in der Vorstadt an der Ringmauren gebawen,
wie auch der Turn am äusseren Wassertor versicheret.'
FrHaffn. 1666. ,Item das Chor undcrhalb dem Ge-
weih mit Banden um und um von frischen Benderen,
die Muren zue v., woll solle gebunden werden.' 1672.
UwBegg. ,Sollen alle Arbeitsleut, die unter den Lau-
ben Löcher graben, da Jemand fallen und sich ver-
letzen könnte, eher sie von der Arbeit gehen, die
Lauben zu beiden Seiten schuldig sein zu sperren und
auch hoch genug zu v.' B Polizeiregl. 1748. Mit ab.^tr.
Obj., festmachen, festlegen, bestätigen, bekräftigen.
,Wan diu menschlich krankheit ist so snel ze kriege,
da von manig übel mag ufstan, und diu behügde der
liuten von naturlichem gebresten ist so unwirig und
so kurz, da von manont uns die wisen unde lerend,
das wir stetiu recht und ufgesatztiu gedinge mit schrift
also versicherren und bestricken, das dar nach weder
krieg noch misshelli müge gevallen.' 1301, AAAar.
(Eingang des StR.). ,Wann guot, nutz und notturftig
ist, das man der sachen, die dann langwirig ... sin
sollend, mit briefs handvesti versorge, versichere und
bestättige für künftige infäl, darumb so öffnend wir
[usw.].' 1440, GT. Rq. ,Wiewol mine lieben herren
von Zürich keiner disputation meer bedürfend . . .
zwyfel ich doch nit, sy werdind sich hierin, so feer
die sach in ireni bywesen statthaftlieh versichret und
beratschlagt wirf, ganz guotwillig und gebürlich hal-
ten.' 1526, Zwingli (Schreiben an die XII Orte wegen
der nach Baden angesetzten Disputation). .Unser
pündtnuss [mit Gott] ist allein am erütz versichret
worden nach dem ewigen rat Gottes [usw.].' B Disp.
1528. Mit Dat. P. ,[Fugger zu ThPlatter:] Bistu
aber gwiss ein Schwitzer, so will ich dich uffnämen
für min sun, will dier das v. vor dem ral hie zuo
Prässien.' ThPlatter 1572. — c) spec, wie nhd., sich
durch bestimmte regelmässige Geldleistungen (Prä-
mienzahlung) Ersafz für Beschädigung oder Verlust
von Etw. sichern, allg. (modern), 's Hüs, d' Frucht,
sich v. (länJ. 's Hüs ist hoch versicheret. Sind-si [Ab-
gebrannte] versicheret g'sl"? — 2. innerlich sicher
(sorglos, ruhig), gewiss machen. Mit Acc. (P.). ,Der
Prinz von Oranie und die Burgunner . . . entschuldi-
getend sich zuo Bern, das gschütz, so wider iren
herren sölte gebrucht werden, durch ire land nit gan
zelassen. Und wie wol der herzog von Saffoy, als ein
fürst des Römischen richs, desglichen tat. so ward er
doch durch sine nachpuren und pundgnossen, den
küng und d'Eidgnossen, versicheret, [so] dass ers spat
gon liess.' Ansh. , Pfarrer von Saut Gallen [Anhänger
der Tcanssubstantiationslehre]: ... Das dise wort [Jesu
bei der Einsetzung des Abendmahls] den sinn und
verstand nit haben mögind, begären wir dargegen
gschriftliche underrichtung, die uns von sölichem ver-
stand in unsere gewüssne versichren möge, dann der
Herr mit sölichen worten, Trinkend, das ussgeteilet
hat, so er darnach am erütz vergossen hat... Stüende
hie in den worten des nachtmals: es ist ein zeichen
des testaments oder bluots, so möcht ich an disem
ort versichret sin. So aber stadt hall, on alle uss-
legung: das ist min bluot des nüwen testaments und
nit ein bedütung. Herr doctor, so ist unsere gewüssne
Doch nit versichret, einen andren verstand zuoze-
lassen ... [Öcolampadius:] ... Myn herr pfarrer sag
här, was er nempt das niiw testament, damit die con-
scienz versichert werden; dann so er den klaren spruch
also verdunklet mit siner unbewerten usslegung, so
wirt er sin cooscienz nit v.. noch keines.' BDisp
1528. .Einen v. oder ur""te hoffnung gäben, tiduciam
Sach, sech, sich, soch, such
addere alicui rei, tiduciam afferre; sicli v. und ein herz
fassen, atfirmare se animo.' Fris.; Mal. ,Ich versichere
dich, promitto, confirrao ac recipio hoc futurum; ita
statue, sie habeto, hoc tibi velim persuadeas.' Hosp.
Mit Gen. ,Matriraonii certa, sy ist der ee versicheret.'
Fris. ,Er hat mich seiner Liebe versicheret, sui in
me amoris fidem mihi abunde fecit, de eius in nie
animo satis sum securus.' Hosp. Mit abh. Satz. ,Sin
glori und er versichret uns, dass ouch wir zuo siner
glori und eer kömmind... Uns vertröste und versichre
die urstände des lychnams Christi, dass ouch unsere
lychnam werdind uferston; dann uferstanden versichret
er uns zur erständnuss.' Zwingli. ,Consul certissimus,
der gewüss ist und versicheret, dass er burgermeister
werde.' Fris. ,Tch bin versicheret, dass etc., explo-
ratum mihi, certum, persuasissimum, speetatum id
mihi est.' Hosp. Mit Dat. P. und Acc. S.; s. rüwig
Bd VI 1889 (doch ist die Fügung so gut wie die voran-
gegangene mit Acc. P. der echten MA. fremd). — Ptc.
versicheret: 1. fest gemacht, befestigt. ,Härggis
ist eine kleine Landstelle mit einer Wehre oder v-en
Schifflände.' üw Gem. S. auch Port II (Bd IV 1631).
— 2. ,Fidus animus, ein versicheret vertröst gmüet,
das nichts förcht; futuri certus, der eigentlich weisst,
wie es gon wirt, oder dess künftigen versicheret und
gewüss.' Fris. ,Gwüss und versicheret, certus et con-
flrmatus, affirmatus, securus, firmus; wol versicheret,
confldenter.' Fris.: Mal. Als Beteurung: ,Wo bleibet
denn der Vorteil, den wir mit unserer Beisteuer an die
Lehrgelder dem Vaterlande zu verschaffen gedenken?
Versichert ist dise Mildgabe ärger als hingeworfen.'
Sintem. 1759. — Versicheri°g, ,-ung' f.: Verbalabstr.
zu versicheren. ,V„ vergwüssung, stabilimen, afflrmatio,
cautio, stabilimentum, confirmatio, confirmitas, confiden-
tia, securitas, fidelitas, fidentia.' Fris.; Mal. 1. Siche-
rung, Sicherstellung. ,Zuo v. der glassehyben'; s. Run-
dell (B&V 11044). Insbes.von rechtlicher Sicherstellung
(durch Unterpfand, Bürgschaft, schriftliche oder münd-
liche Verpflichtung); auch Das, was zur Sicherstellung
dient. ,Ein amtlich verschriebenes, aber in den Händen
habendes Pfand' Ndw (Matthys). ,Zum dritten so be-
gerids [die Mönche], inhalt bäbstlicher commission,
uf guote v. uss ir gefängnüs gelediget werden.' Ansh.
,Wellicher zuo siner notturft galt uffnirapt und darumb
v. muos tuon, der sol ligende güeter zuo underpfand
inseezen.' 1513, ÄABr. StR. ,V. für auft'genommen galt,
peeuniarum cautiones; v. (oder bürgen) umb .etwas
nemmen, satis aeeipere; ein v. von einem erforderen,
cavere; man hat darumb v. gäben, cautum est; ge-
gäbne v. oder trostung, satisdatio; v. gäben, persön-
lich oder in eigner gestalt zuo erscheinen, cavere ca-
pite.' Fris.; Mal. (Weitres ebd. 431 a und b). ,Wenn
der Bitzingern gfründten einer für sy v. gibt . . .
wellent myn herren bewilligen, das iren von irera guot
100 pfd usshin werdint, ire schulden darmit zuo be-
zalen.' 1573, Z RM. ,Das hinfürter khain burger uf
khain guet . . . weder wenig noch vil ane vorwüssen
und bewilligung vogt und raten uffnemen solle, und
da solliches hinderrugs vogts und raten fürgienge, das
darumben nit allain khain fertigung und v. gemacht,
sondern [die Beteiligten auch noch bestraft werden
sollen].' 1585, AAKlingn. ,In Bedenken, dass die Under-
pfand nit der hingerichten Persohn [die den Schuld-
brief besitzt] Eigentumb und Zuegehörd gewesen,
sonder allein V.' 1610, Abscb. ,Das sy zuo gebürlicher
V. uff die hundert Gulden Bürgschaft gäbind und
stellindt.' 1614, B. ,Wan es allein umb V. restierenden
Kaufschillings zue tuen, muoss nit gefertiget, sonder
der Kouf einfaltig zue Kreften erkent werden.' XVII.,
GT. (G Rq. II 658). — 2. ,Dess gemüets v., confirmatio
animi.' Fris.; Mal. — Wiber-guets-: Sicherstellung
des Frauenguts, auch das dazu dienende Objekt Z.
.Gesetz betreffend die Weibergutsversicherungen von
Ehemännern auf ihre Häuser und Güter [Titel] . . .
Wenn ein Ehemann durch ein besonderes Instrument
das Vermögen seiner Frau ganz oder zum Teil auf
seine Güter würde versichern lassen, so soll eine
solche so genannte W. weder versetzt noch verkauft
oder auf irgend eine Weise veräussert werden mögen.'
ZGes. 1811. — Lebens-: Zusicherung des Lebens.
,[N. wird denen von Freiburg] doch uf lebensver-
sicherung, in ewig gvängnüss übergeben.' Ansh. In
der nhd. Bed. allg. bekannt. — Versichern uss f.:
= Versichering 1. ,[Der frz. Gesandte] werde mit allem
flyss arbeiten, damit im die andern 300,000 franken
[die der König noch dieses Jahr an die Eidgenossen
zu bezahlen versprochen] ouch zuo sinen handen kö-
rnen, als er ouch dess gnuogsam v. hab.' 1527, Absch.
Von einer Urfehde: ,üise urfechtung und versicher-
nüss, als da vor gemeldet und geschriben statt, ist
beschehen und vollefüert vor eim ganzen rät und den
vierzigen ze Baden.' 1445, AaB. (Urfehdebrief). Be-
stätigung, Bekräftigung: ,Und des alles ze wärem
offem urkünd, versichernüss und ganzer stätikeit so hab
ich obgenanter B. [der Urfehde geschworen] erbetten
den N., vogt zuo Baden, das er sin eigen insigel für
mich hett getan henken an disen brief.' ebd.
be-sicheren: (rechtlich) sicher stellen. , Wellt
yemand meer in die vorgeschribne richtung kommen,
der sol uns ouch b. und vertrösten in allen weg und
mit allem recht, als ouch die vorgeschribnen lender.'
1339, Absch. (Friedensvertrag). — Auch sonst mhd.
zue-: wie nhd., bes. in rechtlichem Sinne B; Th ;
Z und sonst; doch mehr der Kanzleispr. angehörig.
Der Frau Alles z., spec. vor Konkurs an sie abtreten
Z (Spillm.); Syn. ver-schriben.
Sicherer, , Sicher' — m.: wahrsch. = Vierer 1 (Bd
I 923). ,In Streits- und Rechtssachen sich haltend
entzwüschentNN. und Interessierte als Gerichtsburger,
Kläger an einem, gegen und wider die Dorfsgenossen
zue Niderbeuren, als NN., sambt beeden Sichern von
Niderbeuren, Beklagt und Verantwurter am andern
Teil...' 1781, GRq.
Mhd. sichercere, Vormund. Nach G Rq. I 572 wurden
zwei , Vierer' aus dem Dorfe Niederbüren und zwei von den
dazu gehörigen Höfeu gewählt; sie hatten über die Sicherheit
von Weg und Steg, Feuerstätten usw. zu wachen. Die Form
.Sicher' ist offenbar eine im Volksmund entstandene dissim.
Vereinfachung vou , Sicherer.' Sie erscheint auch im Fami-
lien!]. ,Sicher.' XV. / XVI., ThBisch.; dagegen ,Bertschi
Sichrer.' 1. H. XV., ZElgg.
Sicherheit f.: Abstr. zu sicher; im Ganzen nur
wenig volkstümlich. 1. entspr. sicher 1 a. ,S., securitas,
confidentia.' Fris.; Mal. — 2. entspr. sicher 1b, von
Personen und Sachen. ,Herr N. als einem burger ist
bewilliget, diewyl er uf der pfruond von vilfaltigen
ufsatzes wegen wenig frist und Sicherheit meer sich
zuo versehen hatt, das er mit wyb und kinden alher
züchen und wonnen möge.' 1579, Z RM. Örtlich ge-
wendet: D' Sach isch i" der S., bis nume" rüewig! B
185
Sach, sech, sich, soch, such
186
(Zyro). Insbes. als Rechtswort; vgl. Versichering 1,
Siehering, a) rechtliche Gewähr für Leib und Gut;
s. Unsicherheit (Sp. 179) und vgl. Frid (Bd I 1278).
,S. geben'; s. Sp. 176 (Beleg von 1471). ,S. nemen.'
,Ob ein burger ein frömden hetti gezogen von schuld
wegen zuo gericht, der richter sol in sechs wochen
behalten ... nach weihen tagen der richter, wenn im
dry Schilling- werdent geben, wider umb gebe den
Schuldner dem glöber, docli genomen guot s., daz er
im nüczit böss zuozieche.' Ende XIV. oder Auf. XV.,
Aar. StR.; dafür in einer Jüngern Redaktion von ca
1510: ,Das der burger dem richter trostung gebe, das
er dem ussman nichts Übels düeg.' , Weite sich der
N. nützit daran keren und trunge allwegen uff inn;
do wüst ein ander gesell in dem schiff uff und nam
s. von im, das es do zemal vertragen wurd.' 1450, Z
RB. — b) Sicherstellung einer Schuldt'orderung, auch
das Unterpfand, die Hypothek selbst Aa. E" gueti S.
,Die [Schuld] wolle er mit landleutigem Zins ver-
zinsen ... und zue gueter S. und rechter Underpfand
wolle er ihme hiemit vor offnem Rechten ein Schein
underschreiben lassen.' XVII., GT. Rq. S. leiste", ge",
eine Forderung hypothekarisch sicher stellen, wohl
allg. Was gist für S.? ,[Wenn der Kläger] wil ge-
horsam sin umb den costen, der da louffen wurde in
der sach des geistlichen gerichtes ... und ouch denn
sölich s. git umb den costen, der s. sich unsren rat
benüegt, das wir denn die sach des geistlichen ge-
richtes in die hand sollent nemen.' XV., BStR. —
C) gegenseitige Sicherstellung Mehrerer, Bündniss,
Vertrag. ,NN., vögete von Rotenburg, der rat und du
menigi der burger von Lucerren mit geswornem eide
han entrennet und abegelazen alle s. [,oranem con-
federationem'], swie si dar komen waz beidenthalb ze
Lucerren in dem kriege ... ob dehein unser burger
hinnan vür werbe old mache dehein solich übelliche
s. [,aliquam huiuscemodi conspirationem malitiosam'],
daz er daz besseren sol mit cehen marchen silbers ...
Wirt aber ieman geleidet umbe die s. [,super tali con-
tractu'] und er sin unschulde dar umbe hütet, der sol
sich entslahen an den heiligen mit siben geloubsamen
mannen.' 1'252, L (Friede zw. L und den Vögten von
R.). ,Swer dehein s. ald dehein teil machet ald mit
eiden sich bindet zem andern, dem sol man sin beste
hus nider werfen und sol 10 mark ze buoze geben
der stat.' Z RBr. ,Ouch ist des gesworn gemeinlich
von in [den Bürgern von Bs] allen, daz ir dekeine
niemer süllent zuo einander gesweren noch s. ge-
machen denne vor uns [dem Bischof], dem vogte und
dem rate [usw.].' 1337, Bs. Von einem Kaufvertrag:
,Das disü sicchirheit state belibe, so henchit der rat
von der minrrun Basil ir ingisigil an disin briet zi
gizüge.' 1^85, Bs. — d) rechtliche Gewähr irgend
einer Art. ,Das ich gezüge wil sin der fronen von
Clingental mit aller der s., so sü yemer bedürfent,
das aller der walt und alles das guott, das ich innen
han gegeben, vriliche und lideckliche iren ist.' 1284,
Bs. ,Zuo stäter (merer) s.', formelhaft in Urkunden.
,. . . und herüber zuo einer steter s. und vergicht so
henken wir NN. unser insigell an disen offnen brieff,
der geben ward [usw.].' 1339, Absch. ,Dez [Geschwor-
nen] ze merer s. und gezügnüsse so hant wir alle
unsere ingesigele gehengkt an disen brief.' 1368, Bs
ÜB. ,Dess alles zuo ainera wäret», vesten, ewigen
Urkunde so haben wir NN. unsere insigel an disen
brief gehenkt und zuo merer s. so habend wir hierzuo
erbätten die edlen NN., das sy ire insigil ouch zuo
den unsern hand gehenkt an disen brief... Und zuo
noch merer kraft und s. so habend wir ouch ge-
pätten . . . das die iro baider lender [Schw und Gl]
gemaine insigel zuo den unsern hand gehenkt.' 1440,
GT. Rq. — 3. entspr. sicher 2; s. Sp. 177 (Beleg von
1397). — 4. entspr. sicher 4. ,S., certitudo.' Mal.
Sicheri"g, ,-ung' f.: wesentlich = Versichering
(Sp. 183/4). Schutz von Leib und Gut. ,[N. habe] sich
so stolz, frannschmuot, bossfertig und unerträglich
gehalten, das niemand by ald nebent im schirm noch
s. gefiept, glych als ein wüettends tyer, das weder
synn noch Vernunft hat.' 1546, Z RB. ,S. bieten gegen':
,Uff hütt ist Thöni Stossen fründen s. gebotten gegen
Löwenberg, des todschlags halb an im begangen.'
1484, Z RM. S. noch Sp. 175/6 (Beleg von 1438). Bürg-
schaft, Kaution: ,N., ires klosters präsident, begert
Inhalt häbstliclier commission, sine gefangnen brüeder
uf tuonde s. uss der weltlichen glängnüs und band
zeledigen.' Ansii. Zusicherung: ,Dass er [Luther] s.
gebe, von allem dem abzeston, darvon die heilig kilch
betrüept möchte werden.' Ansh.
sicherle": .(mit haben) ungewiss sein, zweifeln,
Bedenken tragen; gleichsam in der Wahl schwanken,
welches das Sichere (Gewisse) sei' Ap (TTobler).
sicherlich(en): Adv. a) ohne Gefahr, getrost.
,üas man si [die Mühlhauser] solt lassen bliben bi ...
ir merkten und aller ander Sachen und s-en zuo ein-
ander!) wandlen.' DSchill. B. ,Fidenter, s., trüwlich,
dapferlich.' Fris.; Weitres bei Mal. 373b. — b) fest,
zuverlässig. ,[Ein Wahnsinniger, der seinen Vater
umgebracht, soll] s. und ewigklicb ingemuret werden.'
1556, B RM. ,Wann solcher Gestalten die Einschlag
gemacht und s. eingefristet worden.' AaB. Holzordn.
1752. — c) ,S., (gwüsslich), on zweifei, haud dubie,
affirmate, fldeliter.' Fris.; Mal.
Sichern uss f.: Rechtsschutz; s. Friung 2 (Bd I
1270).
Sichle" f-x% in Ap auch -%'■), in PAL; W Sichja
— PI. unver., Dim. Sichelt (in VV Sichilti), Sichsle"
BsB.; SThierst. (in Bed. 2a) — f.: 1. wie nhd. Sichel.
wohl allg. (doch s. Ratzen 2 b Bd VI 1919). .Habent
sich die burger erkennt von der sichlen wegen, als
die schmid meintend, si solltind die veil haben und an-
ders niemand, darwider aber etlich unser burger redtend,
sichlen werint von alterhar allwegen fryg gewessen,
das die jederman veil mochte haben, allso das sichlen
fry solltend sin und die jederman, wer wil, uf den
frytag und alle merktag wol feil mag haben, von den
schmiden unbekümbert.' 1436, Z. ,Die sichel oder
sichle», falx.' Fris.: Mal. ,[N. habe] zuo Berken ein
sichlen gnomen und die verschänkt.' 1583, Z HB. S.
auch Schivert-Brand (Bd V 681). Im Vergleich. Grad
(üs) wie-n-e" S.; s. Bd I 557 (auch Bs; GBer».). VI 498
(auch Th, doch nicht nur von krummen Beinen). Bei"
ha" xoie Sichle" Aa; Z. , Krumb wie ein sichel, fal-
catus.' Fris.; Mal. .Einen Vogel, dessen Schnabel
wie rni S;iges oder Sichel gekrümbt. ist schwärer ge-
wesen als der Vogel selber.' JLCys. 1661. Im Volks-
reim. Micheli mit -dem (chrumme") Sicheli, göt t" ä"
Em und schnidt nid gern und nimmt de" Lö" und
lauft derw und löt de" Hur im Acher stö" Z: ähnlich
Scu (s.Michael Bd IV 60 und EStoll 1907, 59). S. auch
IST
Sach, sech, sich, socli, such
Rugg (Bd VI 781). Was hilft-mer das Dengle", wenn
d' S. nüd haut, was hilft-mer das Liebe", wenn 's
Schätzli nüd glaubt? ZStall. Verwendung. Früher
das ausschliessliche Werkzeug zum Schneiden des Ge-
treides, musste die S. im letzten Jahrhundert der
Sense weichen, nur in (hochgelegenen) Kleinbetrieben
(so zB. in AABötzb.; BGr.; WBinn, Vt.) wird sie noch
in alter Weise verwendet; aber überall dient sie noch
etwa zum .Grasen', zum Abschneiden von Futter an
Waldrändern, mit Gebüsch bewachsenen Halden und
aus Hecken, wo die Sense nicht gut zu gebrauchen
ist; vgl. grasen 2 (Bd II 797); chrüten 1 a (Bd III 916):
ritzen 12 (Bd VI 19-29); sichlen. .Noch vor 1830
schnitten die Bauern das Korn meist mit der S., nicht
mit der Sense' B (Zyro). ,Soll der Landwirt zum
Schneiden die S. oder die Sense nehmen? Diese Frage
wiederholt man sich in der östlichen Schweiz, wo die
alte S. noch in so grosser Verehrung steht, neuer-
dings immer lebhafter. Im Kanton Bern und im Schwa-
benland braucht man seit hundert Jahren die Sense.
Zum Ersten lässt sich mit der Sense dreimal so viel
ausrichten als mit der S. [usw.].' Tschudi, LB. 1863,
164. .Die sog. Sommerfrucht, Gerste und Hafer, wird
meistens mit der Sense, die Winterfrucht dagegen,
Weizen, Roggen und Korn, noch immer mit der S.
geschnitten.' WSenn 1870 (Z). Bevor man das Mähen
des Getreides mit der Sense kannte, kamen jeweilen
Scharen von , Wäldern' (Leute ab dem Schwarzwald),
um das Getreide mit der S. schneiden zu helfen; ge-
wöhnlich bestand eine Schar aus 2—6 Frauen und
einem Manne, der die Aufgabe hatte, die Sicheln von
Zeit zu Zeit zu dengeln und zu wetzen BsL. (AfV.).
Die fremden Schnitter brachten ihre eigenen Sicheln
mit Aa; S; vgl. JHofst. 1865 III 3 und die Anm. zu
Sichel-Lösi (Bd III 1444/5). Der jüngste oder der zu-
letzt in Arbeit getretene Schnitter musste den übrigen
täglich die Sicheln auf das Feld tragen Zf; vgl. S.-
Schit. Wo-men au'* gegangen ist, hai" d' Sichle"
g'chlinglet im Chornfeld. Breitenst. 1863. ,Die s-en
brauchen, das körn abschnyden, supponere falcem
aristis.' Fris.; Mal. Der grosse Zehnt von Dem, was
man mit der S. schneidet und an die Weiden [1. Widen]
bindet. XV./XVL, L (Seg.). ,Wo NN. in iro wisen
körn, haber, ärps, hyrs, venich, garsten oder anders
derglich, so man mit der s-en schniden war, buwtint,
da sölti der zechend gemelter siner pfruond zuoge-
hören und dienen.' 1500, Z. ,Was die s. schnidet';
,Was zuoOttenbachgesäit wurde und die sichel schnytte,
es were uff ehofstetten oder andern enden, da soltind
ein bropst und capitel irs stifts zween teil zuo zechen-
den nemmen.' 1495, Z. ,Die Sichel anschlagen (,zu
schneiden.' Hosp.), mittere falcem in messem.' Denzl.
1677. 1716; Hosp. Im gleichen S. : .Demnach wir hören
müssen, wie dass an meisten Orten, ehe und bevor
die Früchte zu ihrer rechten vollkommenen Zeitigung
gekommen, die Sichel in das Feld geschlagen worden
...unser Befehl dahin gehet, dass Niemand mehr für
sich selbst und eigenen Gewalts in das Feld mit
Schneiden einzufallen befügt.' Z Mand. 1705. ,Die S.
in fremde Ernd schicken, legen' oä., ernten wollen,
wo man nicht gesät hat, sich in andrer Leute Ange-
legenheiten mischen; vgl. Gr. WB. X 1, 713; Wander
IV 549. ,Es seye denn, dass irgend ein büecherreuber
(wie deren etlich hin und wider gefunden werden, so
inen kein conscienz machen, ire s-en in frembde ernd
zuschicken und da sie nichts geseet haben zuschneiden
und also iren nutz mit ander leuten schaden zufür-
. leren) mir mein arbeit, dem trucker aber sein ange-
wendten kosten abstäle und diesen oder folgende teil
ohne unser wüssen und willen nachtrucke.' JWetzel
1583. ,Indeme die Obrigkeit gestehet, die Sichel in
frömde Ernd gelegt und gesprochen zu haben, wo sie
nit hätte sollen.' 1729, Zg. Zu einem Collisionsfalle
zw. der Obrigkeit zu Appenzell und der Curie von
Konstanz i. J. 1637 wird in dem Suterischen Con-
ferenzbuch (um 1720) von jener gesagt: .Wollend MH.
ihre Sichel in frömbden Kornakher und Erndschnitt
gebrauchen.' ,Der s. nach geben', vom Getreidezehnten :
,Von des übrigen zehenden und güetter wegen, die
jetzmal der sichel nach geben hand, die irriger gewesen
sind, denn die wingewächs.' 1449, Z Urbar. (Alls)
bis uf d' S-en (ane") üfne" (üfbinde"), Alles, was ge-
schnitten wurde, noch am gleichen Tage in Garben
binden und heimführen ZSth., Ust. In der Verbindung
,S. und (oder) Segens' geht jene auf das Schneiden
von Getreide, diese von Gras (doch s. friden 3 b Bd I
1284 ; rupfen 1 a Bd VI 1204). ,[Auf Heu und Getreide
darf der ,Schätzschilling' erst gelegt werden, wenn sie
eingebracht sind.] Auf Baum- und allerhand Boden-
früchten, die nit unter die Sichel oder Segesen fallen,
solle der Schätzschilling ohne Bedingnus gelegt werden
mögen.' 1769, SohwKü. LB. .Mit s. und segens.' ,Das
der brüel, bi dem dort Aadorf gelegen, ein rechter
fridhag ist, und sol ein keller ze A. den efrid allweg
inhaben ... Ein keller sol ouch dorinn niemand scha-
den tuon, was denn jedermann dorinn hatt, und sol
einem als wol behüett [sin], als het ers in synem köl-
garten, unz an St Michaels aabend, und was ouch dann
einer mit s. und sägesen dorus nit bringen mag, das
sol dann eines kellers syn.' 1469, TnAad. Offn. (Schau-
berg). ,Der, so über ätter hinin wirbt, sol sollichs
tuon mit gewettnem veech und mit verbundnem sak,
desglichen mit der s-en und segissen und si [die llol-
leute] darnach ungesumpt lassen.' 1475, ZWetz. , [Einen
Hof] mit gewettnem veche, mit s-en und der segissen
nutzen, bruchen und niessen.' ebd. .Was ouch ieman,
der ussernthalb den ethern gesessen ist, in dem bann
ze Rieden hat, das sol er dannen ziechen mit der
sichel und mit der segens und söl nach dem mal nütz
ze Rieden ze schaffen han.' XV., ZAlbisr. Offn. ,Das
N. sine güeter, wan er mit der s-en und seggisen darab
kombt, offen sin und hüben lasse, damit und sin wider-
partye mit irem vidi auch daruf zuo wun und weid
faren mögen.' 1538, JHdber 1878. S. noch grasen (Bd
II 798 o.). ,(Vor und) nach S. und S.', (vor und) nach
der Getreide- und Gras- (Heu- oder Emd-)Ernte. Die
von Bernang und Lustnau sollen Wunn und Weid
auch in den Eigengütern ,vor und nach der segens
und sichel' nutzen, wie von Alter her. 1518, HWartm.
1887. ,Dass N. güeter ingeschlagen, die vorher zur
brach, auch nach sichel und sägis ussglägen syen.'
1548, THPfin. .Dieselben wisen oder ackher sollen
allweg zuo den nützen ain ingeschlagen guot beliben
und nach der s-en und säggiss, wie landtsbrüchig,
wider ussgelait weiden und die Hugelschofer wider
wie von alter her trib und trait [!] haben.' 1568, Th.
Den ihm zugehörigen, aber bisher zu Gunsten der
beiden Gemeinden Widnau und Haslach .vor und nach
S-en und Segesen' trattpflichtigen Spitzacker. 1607,
HWartm. 1887. S. noch Merzen- Recht (Bd VI 294).
189
Sach, sech, sich, soch, such
190
Aberglaube. Eine noch überall verbreitete Meinung
ist, dass die S. nicht mehr schneide, wenn man dem
Wetzer für seine Arbeit jeweilen danke Z. Hebt ein
Windstoss bereits ausgebreitetes Getreide in die Höhe,
so wird er mit dem Zuruf beschworen: ,Alte Hexe!
werft ihr die S. nach!' ebd.; vgl. dazu Winds-Brüt
(Bd V 1001). Der Sichelwurf zur Bestimmung des
Weiderechtes der Hühner; vgl. dazu Gr. RA. * 87 f.
,Der müller ze Uzwil sol uf den flrst uff der müli
stan und ain or in sin band nemen und den andren
arm zwischent dem hopt und dem arm durchin stossen
und ain s-en in die selben hand nemen, und wie ver
er die s-en wirft, also ver sond sine hüener gan und
nit fürbas.' 1420, GOberuzw. Offn. ,Wellicher ain hus
usserhalb der vier etteren der dörfferen hette, des-
selbigcn hüener sollend nit verer nach wytter gwallt
haben vom hus zegon, dann so wyt und ver die frow,
so im seihigen hus wonet, wann sy da mitten uffem
tacli utt'em virscht statt, mit ainer s-en, bim spitz mit
der lenken hand gfasset, under dem rechten bain
werffen mag, darmit und dardurch ouch niemandts
kain schaden beschechen tue.' um 1500, GSehwarzenb.
Offn. ,Wo recht, alt eehoffstett sind, der mag die
hüener gan lassen wie von alterhar, ungefarlich; wo
aber nit alt hofstett sind und ainer by demselben
huss hüener haben wil, der sol die hüener nit witter
uff ander lüt gan lassen, dann sover das die frow uff
des huss first stan und ain sichel in die lenggen hand
nemen und sover sy dann mit derselben hand werfen
mag, so wit mögen die hüener gon und nit witer.'
1515, GKirchb. Offn. ,Es sol ouch ein wyrtt nitt m er
haben dan ein hängst am baren, ein katzen und einn
gugel, und sol der wyrtt uff der fyrst stan und sol
einn s-en in der lyngen hand nemen und so fer er
die s-en werffen mag, also wytt sol synn gugel rächt
haben zuo weidt gann ungevorlich.' 1550/62, ZDielsd.
Offn. Die & als Emblem des Todes: ,Der Tod hat kein
Gesatz; sein Sichel, Sägeisen ist unparteiisch, erwütscht
den König so wol als den Armen.' FWvss 1673. —
2. übertr. auf Dinge von ähnlicher Form, a) sichel-
förmige Schwanzfeder des Hahns SNA., Thierst. -
b) PL, krumme Beine Aa; Bs; B. Lueg. wie hed das
China Sichle"! ,Ein halbverrückter Schneider, dem
noch früh genug der Schlotter in seine dünnen Schnei-
dersicheln fahren wird.' JLeuenb. 1899 (B). Spitzname
eines Mannes mit solchen Beinen BsStdt. — c) Mond-
sichel (selten; dafür meist 's erst, 's letst Viertel). Syn.
Batzen 2b (Bd VI 1919).
Ahd. sihhila, mhd. sichel; altes Lehnw. aus lat. secula.
Vgl. Gr. WB. X 1, 713 f.: Martin-Lienh. II 322. Unsre Be-
lege aus ilem XV. / XVI. bieten im Dat. Aec. Sg. .sichlen'
neben ,sichel'; der der heutigen Form entsprechende Nom.
Sg. ,Sichlen' findet sich eiuzig bei Mai. Sichele" (auch eis.)
beruht auf Kreuzung mit dem für die gleiche Gegend be-
zeugten Sächeli (Dim. zu Suche; s. d.) ; für BsL. wird die
Ausspr. -che- angegeben (uebeü im»", wachsen, Büx, Büchse),
doch auch Sächeli neben Säxli. — S. in Namen. Als Haus-
name: ,Das hus zuo der Sichlen an dem Binderniarkt.' 1104,
ZStdt, ,des windenmachers zer Sichlen wil..' 1449, Z KB. In
der Toponomastik. , Sichlen' BSigr. (sichelförmige Einsenkung,
gebildet durch die beiden Bergspitzen .Bnrsf und .Scheibe').
,Sichli' G (Kurfirsten). .Sichel-Kamm' G (Kurfirsten; mit
sichelförmiger Schichtenlagerung), ,-Lauenen' BL., , -Stein'
GStMargr. (Bergrücken).
Tangel-: Sichel mit glatter Schneide, welche ge-
dengelt wird Z (am Bachtel); Gegs. zum Folg.
Za°a-; Sichel mit feingezähnter Schneide, welche
geschliffen werden muss; sie soll besser schneiden als
die Tangel-S. Z (am Bachtel) f. — Vgl. dazu den Eigenn.
.Suhl, ntzui.- 1389, BTellb., zur Verbreitung der gezähnten
Sichel Globus 1901, 181 ff.
sichle": 1. mit der Sichel (ab)schneiden L; S; ü
(Gras). Vgl. chrütenla (Bd LH 916), ritzen 1 2 (Bd
VI 1929). Mir sichle", bis-i"s d' Sunne" brennt L
(Schnitterlied). Der Grossbauer sieht, *ass er hm- bim
Mäje" ...mit glich vil Arbeiteren e" volli Werchwuche"
ender fertig isch, a's angeri Jör bim Sichle". Schild
1866. .Niemand soll an Orten, wo das Rindvieh hin-
kommen kann, Bergfutter mähen oder sicheln dürfen.'
1854, BEngstlenalp (Alpregl.). Die Alpbücher sagen,
es dürfe weder auf der March, noch die Weide hinab
.geheuet noch gesichelt' werden, ausser in den Gräben
[usw.]. XVIII., Ndw. — 2. die Beine beim Gehn nach
auswärts schlenkern, wie Plattfüssige tun Bs (Seiler);
vgl. chnüwlen 2 (Bd III 777). — 3. die Sichlete" (s. d.)
abhalten. Nur dann hält man eine solche Sichlete",
wenn Alles gut geht, so dass der Bauer sagen kann:
So, ietz vermeu [vermögen]-mer 's e"chli" z' s. B (N. ZZtg
1892).
ab-: = dem Vor. 1 B; Th. ,Die von der Kleeseide
befallenen Stellen des Kleefeldes sind abzusicheln.'
B Volksztg 1908. , Alles Gras wird Höw, wenn's im
Sommer abgesichlet [Var. ,abgemähet'] und dürr wird.'
AKoRNHOFFER 1656.
Sichler m.: 1. Sichelschmied. ,Gresli der s.' 1389,
B Tellb.; dafür ein ander Mal ,der sliffer.' - 2. Vogel-
name. ,Von einem wältsehen vogel, s. oder sägyser
genennt, falcinellus [Titel]. Etliche vögel haben als
ein sichlen gstaltete schnäbel, welche... nidsich ge-
bogen sind, als dess brachvogels und s-s, welcher
dann von der gstalt seines Schnabels den namen über-
kommen.' Vogelb. 1557. — Vgl. (zu 1 und 2) Gr. WB.
X 1, 737.
gesichlet: sichelförmig. G's-i Bei" B. — Abi.
von Sichlen.
Sichlete" f.: 1. so viel man mit der Sichel auf
ein Mal abschneidet Z (Spillm.); Syn. Hampflen (Bd
II 13H3 o.). E" S. Rogge". — 2. = Sichel- Henki, -Hen-
keten (Bd II 1465/6, wo weitre Synn.) Aa (vereinzelte
Angabe); BU. (lt Imob. ,im 0. gänzlich unbekannt'):
L; S; ZFeuerth., Kn., auch lt Spillm. ,Die Sichelten
ist einer der Haupttage im Baurenleben. Einem armen
Tauner und seinem Weibe ist eine Sichelten, an der
Wein, zwei- oder dreier Gatti"g Fleisch und Küchleni
genug sind, wirklich ein Tag aus dem tausendjährigen
Reich.' Gotth. ,Zur Zeit der ländlichen Feste, Sich-
leten, Fasnacht, kamen die Bettler in Scharen, Küchli
zu betteln.' ebd. ,Nach der Ernt musste Niggel, wie
allerwärta im Emmental Brauch, seinen Knechten und
Taunern, männlich und weiblich, eine Freude gönnen,
die übliche S. geben, wenn er nicht als ein total ein-
gefleischter Batzenklemmer landauf landab in Verruf
kommen wollte.' BLangn. Kai. 1891. ,Die Russen
rüsten drauf los wie eine Berner Bäurin auf die S.'
Bauernst. 1904. [Der Geiger] lauft mit *m bin" Möge"
und mit länge" Schritte" im Weierhof ;ne, wo d' S.
g'firet wird und just grad 's Sichletenesse" ufern Tisch
steit. Hausfrd 1886. Mir hei" im Buechiberg a" der
S-en eisster 'tanzet; dort isch 's so der Bruch. Schub
1866. lch bi" hön, wüM-i'* hei" Bleie" ha" und die
191
Sach, secb, sich, socb,
Andere" och nid, a" der S. Joacb. 1881. Einen Beleg
aus dem XVII. s. unter Pflegleten (Bd V 1242). Zu
den unter Siehel-Löseten (Bd III 1444) und unter den
andern Synn. angeführten Gebräuchen vgl. noch Gottli.
III, 3. Kap.: VIII 288 ff.; Schild 1866, 134 ff.; Joach. 1881.
46 ff. 1898 (Saalh.) 43 ff; Hausfrd 1886, 284 f.; N. ZZtg
1892 (Beilage Nr 227); Schweizer-Bauer 1907, 67/8.
Auch eis. (Martm-Lienh. II 322). Ortsn.: ,SichIeten-Hof
AaMunclnv.
siech: 1. Adj. a) vom Menschen. <x) krank PAger,
AI. (,ammalato' Giord., daneben chrank, ,malato'), Mac,
Po., auch lt Schott; TB. (,krank' nicht gebräuchlich),
sonst heute wie nhd. nicht mehr von einer bestimmten,
akuten Krankheit (wofür chrank Bd III 833), sondern
in engerm S. mit Bez. auf ein langwieriges, schlei-
chendes Leiden AiLeer. f (Hunz.); B (Zyro); FJ.; Gl
(Leuzinger, heute abgelehnt); Lf; GWh.; Ndw (Mat-
thys: ,mit unheilbarer Krankheit behaftet'); ZO.,
Russ.f In den ä. Belegen nicht durchweg sicher von
Y zu scheiden. ,Ein siecher Mensch' ü (Dr Müller).
,So sol ouch nieman deheinen swalen vachn ... es
were dann, das einer die in sinem hus essen, einem
siechen menschen ald einer tragenden frouwen geben
wölt.' 1428, ZGreif. (Fischerordn.); wiederholt 1559.
Er ist s-er TB. Er ist afe" ganz s. ZO. ,In der va-
sten, do er s. waz gewesen.' XIII. /XIV., LPiathausen.
Es wäre denn einer ,s.' oder landesabwesend. 1375,
Sch Chr. ,Er was schier immerdar s. und übel uf; das
machet, das er keine Libserben überkam.' JJRüeger
1606. S. werde" (cho"). Er wird alle Tag siecher FJ.
Du schleckist, bis [d] s. chunst. ebd. ,Were, das de-
heinr der unsren s. wurde oder ze bett kerne oder
gevangen wurd, den sol nieman in sinem huse über-
vallen umb geltschuld.' X1V./XV., B StB. ,Wenn es
me ze schulden kunt, das man oder fraw so s. wer-
dent, daz si nit für gericht.komen mögent.' 1419, LEB.
(Seg.). ,Hört man den tonner [im August], so werdent
vil lütt s.' Kunstb. 1474. Sprw. , Böser gselschaft der
mann s. wirt, das er zuoletst mit schänden stirbt'
GBixder 1535. ,Züch dine kind von böser gsellschaft
und gspilsehaft, als von dem grösten verderben. Ge-
denk, wie man sagt : Böser gsellschaft wirdt der mann
s.' HBull. 1540; auch bei LLav. 1582. ,Bi Bösen wird
man s.' JWSimler 1652. ,Die Alten hatten darvon
ihre Sprüchlein, als: Wer mit Harz umgehe, dem kläbe
es an Händen; item: Böser Gesellschaft werde der
Mann s.' FWvss 1675. ,S. ligen.' ,Als N. ze Solotern
s. lag und da begraben wart.' 1383, B StP.echn. ,Hiessen
min herren bruoder Hansen geben 2 fuoder holz, als
er s. lag.' 1443, ebd. ,N. lag by dem ferren sant Jacob
[Santiago de Compostella] s. 34 wochen, das im nie-
mand möcht wider gehelffen, byss das er sich verhiess
zes bruoder Claussen grab.' 1488, UwSachs. Kirchen-
buch. .Akeiner, der in sim bett s. lit, mag an siner
erben hand yernant nützig geben dann 5 Schilling oder
dero wert.' um 1510, Aar. StR. ,(Auch) in dem (disem,
gleichem) spital s. ligen', eig. an dieser (der selben)
Krankheit leiden, uneig. das Selbe durchmachen müs-
sen, an der selben Schwäche leiden, den gleichen
Fehler machen; Syn. im glicher Spital chrank si". Vgl.
auch Spital. , Warum mag unser oberster priester ein
mitleiden haben mit uns eilenden leuten '? Darum, das
er selbs auch versuocht und den höchsten schmerzen
erlitten hat. Die erfarung mit stimpt: Welche auch
in dem spital s. gelägen, haben mer mitleidens und
sind derhalben geneigter zehelffen.' OWermi. 1564;
,die, so selbst im sp. mit gelegen seind.' Herborn 1587.
.Der vatter Feristeni kont wol abnemmen, dass die
krankheit seines sohns kein andern Ursprung hatte
denn die grosse und einbrünstige liebe, die er gegen
Giulla trug, geht von stund an zu irem vatter, findet
die tochter, gleich seinem söhn, in einem spital (wie
man spricht) s. und krank ligen.' JWetzel 1583.
.[Pamphila zu Helena, die ihre Liebe zu Paris ge-
standen hat:] Es will fürwar schier dünken mich, er
[Paris] lig auch in dem spittal s.' GGotth. 1599. ,Doch
so ligen nit allein die Eidgnossen, sondern auch an-
dere Nationen und Länder mehr in disem Spital s.
[fröhnen dem Geiz und Eigennutz].' BCys. ,Er ist
ihren also hold, ich mein, wie oft siss haben wolt,
dass er si solt umfan und küssen, er tets ghorsamlich
und gefiissen. Wass meinst, wie ist die Brut beschaffen ?
Es will fürwahr schier dünken mich, s lig auch in
disem Spitel s., ich mein, sy werds ihms nie abschla-
gen.' Com. Beati. ,Ein schwere Sund ist, wann man
in göttlichen Dingen ganz law, wo nicht gar erkaltet
ist ... Ligen wir nicht auch in disem Spital s.'t oder
wo ist unser gebührender Eifer?' JMüller 1665. ,[Ti-
motheus solle] die da öffentlich sündigen, öffentlich
straffen zu dem End, damit auch andere, die vielleicht
in gleichem Spital s. ligen, sich förchten lernen.'
FWtss 1670. ,Der leidig Satan durch falsche Lehrer
bildet ihn [Gott] ganz änderst für, dardurch der Namm
Gottes entheiliget wird. In disem Spital ligen s. die
Heiden: da Gott einig ist, haben sie dargegen ihnen
selbs etlich tausend Götter erdichtet.' ebd. 1677. In
Verbindung mit , krank' oder andern synn. Ausdrücken ;
s. im Vor. den Beleg von 1583. ,Were aber, daz der-
selben zwölfer deheiner iemer sieche oder bresthaft
wurde, daz er nüt (giselschaft) leisten möchte.' 1368,
Bs ÜB. ,Morbidus, s., krank, ungesund und zuo krank-
heit geneigt, für und für siechig.' Fris.; Mal. ,Am
Freitag solle man die jungen Kinder nicht baden,
dann darab werden sie s. und undrüehaft.- Gwerb 1646.
Mit dem Gegs. ,gesund.' ,Het ein burger guot ge-
wunnen mit sünden und wil er daz bessern oder setzen
etzwie, mag er vrilicu tuon sieche und gesunte [sive
fuerit in sanitate, sive in infirmitate].' F Handf. ,Wir
gebent ietwederm ein pfruond in dem selben spital
sinen leptagen ze habent durch us, gesunt und s.'
1113, AaB. Urk. ,Min herren habent AMeyenburgerin
in iren spital ze einer pfrüenderin ufgenomen und
söllent sy bis zuo end ir wile darin haben gesund
und s.' 1484, AaB. Gerichtsb. ,In sye ouch die pesten-
lenz angestossen, da habe er in usgestossen und in
den spital getan, über daz sin verdingbrief wiste,
daz er in gesund und s. haben sölt.' 1488, ebd. ,Unser
ding ist: hüt gsund, morn s., heut frölich, morn
traurig [usw.].' OWerdm. 1564; ,krank.' Herborn 1587.
S. auch siechlich. — ß) ,mit Ausschlag behaftet' U
(Dr Müller); s. die Anm. — y) aussätzig. äSpr. (doch
s. 2af). Zum Sachlichen vgl. Messm. 1828, 3ff.; Bs
Neuj. 1843; BsXIV. 72 ff; Gfd XVI, 187/247; ASG.XV
182/219 (,f)ie Siechenhäuser in der Schweiz'); Sonn-
tagspost 1869, 773; KHowald 1872, 44; Sch Beitr.
1874, 1 ff.; Imob. 1878, 178ff; Seiler 273/4; Liebenau
1881, 17; UNeuj. 1897, 27ff; JLüscher 1898, 227ff;
ZWtburNeuj. H. 1901; FBühler ,Der Aussatz in der
Schweiz' (Zürich 1902). ferner die Zssen. Ausge-
schlossen wurden vom Apothekergewerbe alle, die s.
nach, sech, sich, socli, such
IM
(aussätzig) sind oder einmal s. waren. 1350/1430, Bs
(TGeering 1886). Häufig .die s-en lüt.' ,[An meiner
Jahrzeit soll man geben] ainen schillinch den siechen
lüten an das velt und ainen schillinch den dürftigen
in dem spital.' 1308, Sch; vgl. feld-s. ,Dien siehen
lütten an der Sil.' 1384, Z RB. ,Man tuod menlichem
ze wissen, als N. lang zit der dürftigen sant Lasures
an der Sile Zürich ze sant Jacob pflegere gewesen ist,
daz do der vorgenant N. gereit und gerechnot hat vor
erbern lüten und ouch vor den vorgenanten siechen
lüten.' 1392, Z StB. — b) von Tieren, krank TB., spec.
an Durchfall leidend „Gl; Schw", von Kälbern ZFehr.,
von Kühen U, von jungen Schweinen ZZoll. ,Swer
deheins sieches ve in die almeinde tribet, der git
10 ß ane gnade von ieglichem houpte.' äL RB. ,Von
einem wigen, der was s.' Boner (Titel einer Fabel).
,Von siechem vech [Titel].' XV./XVI., Ap LB. Die
Schweine werden bei dieser Nahrung , desto weniger
krank oder s.' EKönig 1706. Als besondrer Währ-
schaftsmangel: ,Wann ein verkauft und für grecht
oder gesund angegebenes Rindvieh presthaft zumalen
des Kaufs gewesen erfunden wurde, als zaunbrechend,
leibzeigend, ohngerecht am Flamen, zungensaugend,
milchaufhebend, umgehnd, zahnlos, haarfressend, hin-
fallend, s., solle der Verkäufer schuldig sein, sollich
Vieh wieder zu nehmen.' 1654, GüPr. LB.; in einer
spätem Redaktion von 1766 dafür ,siechtig.' — c) .sie-
ches Zug', von kranken Säften im Körper: ,Dem Men-
schen wird durch gedachte Mittel das böse Geblüte
und sieche Zeugabgezäpfet und abgeschrepfet.' Sintem.
1759. — d) übertr., s. brünne", von einem schwach
brennenden Lichtlein : 's Öilläinpeli, wie brünnt 's se s.
— verdräcled isch ['s] vom Mugge"g' schlüech. MLien.
1906 (individuell?). — 2. S übst. m. Siech I (in Sch -x8),
Pl.-e": a)imeig. S. a) Kranker ScH(Kirchh.); TB., spec.
langsam hinsiechender Mensch GWb., .allmählich ab-
schwächendes Geschöpf' ZO. En arme" S. sagt man
zB. noch von einem Schwindsüchtigen, ohne dass der
Begriff , krank' (noch ein Schimpf; vgl. b) darin liegt,
als reiner Ausdruck des Mitleids, etwa: ein traurig
elender Mensch AABr. D' Mueter Gottus hat di Siechu"
g'nert, die Kranken geheilt TB. (JJDickenm. 1906).
,Swenne der lütpriester ze der probstei oder sin ge-
selle mit unsers Herren fronlichamen gant ze dien
s-en, inrent der stat oder usserent.' 1305, Z. ,[Wenn
ein Kranker ein Testament machen will, soll man]
von dem rate zwene oder drie zuo dem s-en senden
und den besehen; ist denne der s-e mit gesuchten
oder mit andern werenden gebresten und siechtagen
begriffen und wol bi sinen sinen, das man denne ein
gerichte für das hus machen sol.' 1390, BsRq.; vgl.
zur Sache Bd VI 337 u. ,Als in vergangener zite ge-
schehen ist, so sich iemand ze bette geleit hat und
man seite, das der des legers sterbende wurde, das
denne ettliche, den er schuldig was, zuo einem ampt-
manne gieng[en] und dem gelt [s. Gebot-Gelt Bd II
259] gab[en] vorhin, eb der s. gestarbe [1. gesturbe ?] . . .'
1406, ebd. I 85. ,[Die in das Spital aufgenommenen
Pfründer verpflichten sich] einem spitelmeister ge-
horsam ze sind, ietwederm ze tuond und ze schatlent
nach sinen statten bescheidenlich, s-en ze hebent und
legent, die toten in ze büetzent [usw.].' 1413, AaB.
,Gott tet mänig grosses zeichen, blinden gesechent...
gehörent die touben und gerecht die lamen, gesund
die s-en.- Z Chr. XV. ,Ist der schad sorgsam, so sol
Schweiz. Idiotikon VII.
man den frevler behalten, unz dass man sieht, ob der
siech genesen wolle oder nit.' um 1464. GRf'hur Zunft-
ordn. ,Wann ein priester die lütt mit dem wirdigen
sacrament bewart und der priester old ander lüt den
s-en fragen umb schulden . . . und was dann der siech
dem priester seit [usw.].' L StR. um 1480. ,So einem
Kranknen die Red bestadt: Nimm Polleyen, stoss ihn
in Essig, hebs dem Siechen also warm für die Nasen
[usw.].' ZElggArzneib. um 1650. S. noch Hanf-Risten
(Bd VI 1515). Sprw. ,Wen[=man] sprichet: Do der
s. genas, do was er, der er ouch e was.' Boner. .Man
spricht gmeinlich: Wenn der s. gnisst, so wirt er
böser, dann er vor gsin.' Güaltb. 1584. Dim. ,So wil
den predicanten gefallen, [dass man] so oft man den
tisch des Herren halt, allen kranken unser kilchhören
das hochwirdig sacrament in die hüser bringen soll.. .
und das der caplon im spital das selbig gegen den
siechlinen mit allem fliss und ernst vollbringe.' Kessl.
Dem Spital und den armen Kranken (,siechlin'). 1529,
Absch. (G). — ß) ,mit Ausschlag behafteter Mensch'
LT (Dr Müller). — f) Aussätziger „L"; Ndw (.obgleich
man den Aussatz nicht kennt' Matthys), ,der im Sie-
chenhaus ist' Sch (Kirchh.). Vgl. Chind 2 a (Bd III 341).
auch Guet-lut-Hüs (Bd II 1717). Vom XIV./XVHI.
häufig, meist im PI. .die siechen', doch auch ,ein
siech.' ,Von der hofstatt, da der s-en kilchen uf stat'
HU. (ZWth.). ,Den armen s-en.' 1328, BsL. ,Sichen
uss ze tribende 2 pfd.' 1430, Bs (Löhne der Stadt-
beamten). ,An der bruoderkilwin sollen die s-en (so
sy kummen) wie von alter har gehalten werden.' 1524,
Sch Bettlerordn. Den 9. Oktober bestellte man ,die
S-en zuo beschowen' NN. 1532, Sch Chr. Dem Siechen-
haus ist ein Bett geschenkt worden ,zur beherbergung
von wandernden s-en.' 1541, B (Messm. 1828). ,Das
abergläubisch Brodt tragen zun S-en, verlorne Sachen
widrumb zu überkommen.' 1. H. XVII., B; s. Messm.
1828, 21. ,Von Angesicht düpflet weis schier wie ein
Siech.' Z Mand. 1698. ,Ein kleines Gebäude, welches
ein Edelmann, so aus den Creuzzügen mit der Malzey
behaftet, als ein Sieche sich hatte hinsetzen lassen.'
Wdkstisen 1772. ,In dem 15ten Jahrhundert über-
gab N. den Siehen an der Birse [eine Spende].'
ebd. 1779. S. auch Siechen-Hüs (Bd II 1725); Chlaffen
1 c (Bd III 626). ,Ein kranker s.' ,Wenn ein s. in
dem hus krank wirt.' um 1450, ZWth. (ürdn. des
Sondersiechenhauses). ,Wer ouch sach, das ein arms
kind in das huss zuo gast kam und mit krankheit
beladen würde sölicher mass, das dasselb s. nit mer
riten, gan oder wandlen möchte, so soll der ptläger
desselben kranken kinds barschaft zuo handen nämen
. . . allsdan soll man sölich krank siechen mit aller
notturftiger pfläg versächen, alls lang, biss er [!] wi-
derum zuo gesontheit komen ist, namentlich so ver-
mügenlich, das er riten, gan oder wandlen mag: dess-
halb soll ouch den frömden kinden. gsonden und sie-
chen, die ze pflägen on iren kosten, ein eigne junk-
frou gehalten werden.' 1528, ebd. — b) rohes Schimpf-
und Kraftwort, auf Menschen, auch Tiere und Sachen
angewendet, im Allg. noch derber als Cheib und Chog
(Bd III 101/2. 184) Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr: L: G:
Seil: Schw; Th: Uw; U; W; Z. in GkAv.: TB. unbe-
kannt. Nach einzelnen Angaben spec. von einem ge-
riebenen, bösartigen, gefährlichen, auch hartnäckigen
Menschen, Schuft, Lump. Der oder Du S.l auch mit
emphatisch verstärktem Anlaut Ssiech! E du S.!
Sach, sech, sich, soch, such
,spasshafter, aber roher Zuruf' L f. Dem S. tvil'-ich
scho" säge" (tue" defür, wil'-ich 's Vtränke" usw.)! Ich
bin düreh d' Stegen üf getrampet [auf die Rednerbühne].
se springt-mer deren e" S. näh und freget, was-ich da
ohne" welli. GFient 1898. Wo-n-ieh du zumene" Tum
chume", g'hÖren-ich e" Güggel chräije"; ick luege" «*"'
g'seh" de" S. dert uf-emen Sinzeli obe" stä". Dorfkal.
1864. De" Vormittag ist-mer mi"s Brönzgütterli ver-
heit; es reut-mich no'h, de'- S.! ebd. 1868. De S. wott
nid tauffe"'. von einer Maschine, die allen Bemühungen
zum Trotz den Dienst versagt Ap; Th. S. auch rüchelen
(Bd VI 192). ,Gott Vodä [zu dem auf seine Frage
nach Sant Michel nur mit .ja, ja, ja' antwortenden
Cherubindle]: Jäses, was ist das für ä Hundsfüderey V
Da Bub wird gwüss ä Stumm sey. Ih will nit dih,
du S. ! sonder Sant Michel.' Tyrolersp. 17-13. Mit
näher bestimmendem Adj. E(n) schlechte. <i[<Ut<'.
glatte", falsche', tumme, gitige S. Die i"fame" Sieche"!
GrPi\ En lame'' &'..' von einem langsam Arbeitenden
Aa; Th; Z. E" kurjöse S. Mit rein verstärkendem
Adj. oder Subst. Du verdammte, verfluechte, ver-
brannte" S.! Du u"g'fiderete S.! Gl. Läsch-ne" [den
in den Bärengraben gefallenen Hut] hogge", du u. S.!
[zum Bären]. CStreiff 1902. En Ghrüz-, Malefiz-S.
Th; ZSth. En Galiotte"-S., stärkste Verwünschung
ThHw. Sibe"-S. Ap; B; G. [Bauer :] Wa- für en Siech
hed-mi''' vechlagt? [Polizeikommissär:] Der Verzeiger
ist kein Siech, sondern ein Ehrenmann. [Bauer:] Der,
wo-mich verchlagt hed, ist kann Siech, aber en Sibe"s.
ist-er! ATobler 1905. Ick ha"-se fern och dinne" [Erd-
flöhe im Flachs] g'ha", di Ssackermente", die Ssibe"-
sieche", die tüsigs Disen und Arne". Bärnd. 1904. Mil-
liontes. Th; ZF. Sterne"-S. Ap; Th; Z. Iez chunnd
der Donders-S. noch nid! GrPi\ Cheibe"-, Huere"-,
Galge"-S. Ap; Th; Z. In Ap auch Flüge"-, Galizi-,
Wetter-, Pflumme"-, Zweschge"-, Heubire"-S. Chnol-
le"-S., Übername eines Mannes, der dieses Kraftwort
immer im Munde führte ZHott. Wie Cheib und ;'i.
Schimpfwörter (s. Bd III 102) im Gen. Sieche" in ver-
wünschender Bed. andern Subst. vorgesetzt. Th. Da'
ist e" S.-Fare", zB. auf einer schlechten Strasse. En
S.-Acker, der schwer zu pflügen ist. E" S.-Arbet, e"
S.-Züg; en S.-Kärli. Mehr abstr., auf allerlei Gegen-
stände und Verhältnisse bezogen, als Ausruf des Är-
gers, Zornes, zB. bei einer schlimmen Nachricht, bei-
einem Missgeschick Ap; Th; ZO. Du (verdammte') S.!
Wie der zahme Fink in das Glas des Pfarrers pfützt,
ruft die eifersüchtige Köchin: Siech! 0 blinde Her!
e" Cheib darf Das! icenn's Euserein so miech? Ineichen
1859. Das ist en S.! eine schwierige, vertrackte Sache,
mit Bez. auf Arbeiten, Aufgaben, die fast unausführ-
bar, auf Zustände und Verhältnisse, die kaum zu er-
tragen sind Ap; B; GGrb.; Th. 's ist en S., dö ufe"
[eine steile Strasse hinauf] z' fare". Dö isch ['s] en
S. zfum) mäje", an einer steilen Halde oder wenn
Steine oder Maulwurfshaufen in der Wiese sind. De"
ganz Tag fast ;' töd zcerehe" ond fast Nänt z' fresse"
ist halt en S.! Ap. Auch: De Acker ist en S. zom
ere" [pflügen] Th. De Weg (dei ufH") ist en S., sehr
schlecht, schwierig zu gehen Ap; GGrb.; Th; ZO. E"
derigs Lebe" ist en S.! klagt ein schlecht gehaltener
Knecht Ap. He z' S.! .Schwur und Ausruf AALeer.
(H.); vgl. Bd II 850. Wie Cheib, Chog, Besti (Bd IV
1792) uä. auch als derber Ausdr. der Anerkennung,
selbst Bewunderung für einen durchtriebenen, ausser-
ordentlich gewandten, geschickten Menschen, dem nicht
leicht Einer in Etw. gleich- oder beikommt Aa; Ap;
B: G; Th; Z. Er ist en S. (i" Dem)! En starche,
g'sehide, schlaue S. Er ist en S. mit Dreck üflese",
ein geriebener Bursche AaBi-. Auch en Welt(s)-S. Th,
Galge"-S. Ap; Th. Sibe"-S. Ap. Wie(-n-Jen S., rein
verstärkend, überaus gut, stark, schnell, laut usw. Aa:
Ap: B; Th; Z. De cha"" chlettere" (springe" usw.)
ic. e. S. .' lch bi" g'loffe" u: e. S. ! 's hed g'chlepft u: e.
S.! De verstöt si" Sach iv. e. S.! Er [der Erzürnte,
Betrunkene] hed 'tue" w. e. S.! En ganze S. voll, eine
Menge ThHw.; s. Hund (Bd II 1427/8). De Hund
hat en ganze" S. voll Flöh. Vgl. noch siech en-mässig
(Bd IV 442).
AM. siuh, sioh, mhd. siech; subst. mhd. sieche nif. (vgl.
dazu chrank mit Auui. Bd III 833/4). Von der nach alt-
oberd. Regel (Braune § 47) zu erwartenden Form mit u bzw.
äu, ei (vgl. die Verhältnisse bei tief) findet sich auffälliger-
weise auch in der ä. Spr. keine Spur mehr. Zu Inf. Im
XVIII. ist der Aussatz iu der Schweiz erloschen (die An-
gaben für die lebende MA. von St. und Kirchh. stammen
aus dem Anf. XIX.); über einen noch heute im W vorhan-
denen kleiueu Lepraherd s. Correspondeiizblatt für Schweizer
Ärzte 1907, 2 ff. ±2 ff. 341 ff. 606 ff. Früher wurden auch
andere ansteckende Krankheiten mit Hautausschlag (bes. die
Syphilis) als Aussatz angesehn (vgl. 1 a ß) und die damit Be-
hafteten in den Siechenhäusern abgesondert; s. MHeyne, HA.
III 151/2 und vgl. den Beleg aus Parac. unter feld-s. —
- 1> geht unmittelbar auf die spec. Bed. 2ay zurück; vgl.
dazu ßld-s. s. Vgl. zum Ganzen Gr. WB. X 1, 838 ff., dazu
Martin-Lienh. II 322. ferner MHöfler 18U9, 647 (auch zu
den folg. Zssen), sowie die Sippen muhen I, Such. Sucht. —
.f. in Namen. ,Joggli, genannt Siechenjoggli, ein Schwab
[vagiert in der Schweiz].' Z Mand. 1698. Öfter in Orts- und
Flurnamen; ineist für Orte, wo uder in deren Nähe ein
Sieebenhaus stand (vgl. dazu bes. ASG. XV 202/219) oder
die zu einem solchen gehörten. ,(Ober-)Siechen' BE. ,Siech-
Rnti' GPfäf. ,Siechen-Äckerlr GStdt. .-Feld' BWaldan.
, -Garten' BsPratt.; 1495, ZStdt. , -Graben' BStdt (Imob. 1878,
180/1). ,-Holz' Aa; Bs, ,-Hölzli' BE.; ZFlurl. ,-Haus' B
(öfter); Schw. ,-Moos' SBettl. ,-Matt* B; 1444, UwEmB,
JzB. (,by sant Jakob in der siechen matten'), ,-Mätteli' m
Zweis.; S; UAltd. (vgl. U Neuj. 1897, 28. 30). ,-Bach' BLy.
(Heimwesen) j Schw; Sf; Zg. ,-Boden' B. ,-Buck' Aa. ,-Bilss
GAltst. ,-Brüggli' ThArb. , -Brunnen' AaSchenk. (JJBäbled
1889, 19). ,-Rain' Th. ,-Strasse.' 1441, AaAar. (Fusspfad)r
,-Weid' BDiemt. .-Wald.' 1857/65, Ndw. ,-WisIi' ZWth..
(vgl. ZWth. Neuj. B. 1909, 65).
ander-: aussätzig. .Den sundersiechen ein sehyn
umb die alte Ordnung, daz sy gwalt, die ze pfenden,
so nitt u.' 1553, BRM.; vgl. zur Sache unter sunder-s.
Sp.201 den Beleg von 1535, sowie Chlaffen lc(Billl62ti).
Sonst nur subst. ,[N. vergabt] zuo Nutz der armen
U-en Zug seine zwei Matten.' 1522, Zg JzB. ,Danne
hat gebracht, so ich vom ganzen jar den armen u-en
geben jedem ein driling, nemlich 34 mass win.' 1530/1,
AABiberstein. ,Den u-en 10 pfd zuo stür und vol-
füerung irs buws.- 1539, B BM. ,Dem u-en von S.Gallen
ein mantel.' 1549, ebd. ,Dem u-en von Burgdorff ein
gülden an ein badenfart' 1550, ebd. ,N. umb ein
sattel, so er einem u-en geben. 3 pfd.' 1556, B Staats-
rechn. ,Zu Basel prediget einer den U-en.' Schimpfr.
1651. Der ,Untersieche' N. von Aarau verliebte sich
in eine aussätzige Willisauerin. 1699, LWill. ,Üer
Vogtskiudern, Kirchen, obrigkeitliche, auch Spital-
und Untersiechen Hauptgutmittel... sind dem Laub-
riss nicht unterworfen.' XVIIL, Ndw.
Sonst nirgends bezeugt. In den B RM. des XVI. wechselt
Such, seih, sich.
Jas W. fortwährend mit dem syn. ,sundersiech
sogar in einem und dem selben Eintrag (s. oben den Beleg
von lö.Mi): immerhin seheint (nach HTürler) die Form ,u.'
eine Eigentümlichkeit einzelner Schreiber zu sein. Der Grund
der Benennung ist unklar. Liegt eine euphemistische Ent-
stellung von .sundersiech' vor, wobei der von ALUtolf (Gfd
16, 246 Anni.) geltend gemachte Umstand, dass die Siechen-
häuser gewöhnlich [aber keineswegs allg. !] nördlich und
stromabwärts von den Ortschaften" lair-n. mitgewirkt haben
könnte? Geographisch war das W. nach unsern Belegen auf
das (alte) B Gebiet und die innere Schweiz beschränkt.
Fal- f-e'-J m.: kranke Nuss mit schwarzem Kern
TsMamm., Steckb., auch etwa von einem unfrucht-
baren Baume ZSteckb. Da' ist en F. Nach einer
Angabe auch adj . : e" f-i Nuss.
Eine Bildung wie B'schue-Hund, Lüg-Cheib, also zu fälen;
vgl. u]iält,'r Siech, Schimpfw. auf missratene Menschen, Tiere,
auch Bäume udgl. Th. Der adj. Gebrauch (wenn richtig) ist
jedenfalls sekuudär. Eiuc ältere, nicht ganz zuverlässige
Angabe lautet felUiech ; s. auch feU-s. S b.
feld-siech: 1. a) aussätzig. Adj., meist präd.
.Sunderlich hat sy sich [der Pflege] aines menschen an-
genomen, der was als ungestalt, das man in zech, er
wer feltziech.' EStagel. .Der achteste siechtag ist misel-
süchtig oder v.' XIV., Bs RB. (ASG. XV 189). ,Den
armen veltsiehen lüten ze sant Jacob an der Sil vor
unser statt [Zürich] gelegen.' 1399. Gfd. .[Arzt und
Scherer mussten schwören] einen yeglichen belümbpten
menschen, by uns wonende oder die von andern enden
her zuo uns geschickt werden und geschuldiget wor-
den sind, ussetzig oder velts. sin, zuo versuochen.'
XV., Bs. ,Vil sind lam, f., tottb und blind/ Aal 1549.
,Leprosus, aussetzig, välds., malzig.' Fris. ,[Die Vier-
teilung Zwingiis] der naebrichter von Luzern mitt
vil schantlichen Worten volstrackt und under anderem,
wie er imm sin lyb uffschneid, sprach: es habend
ettlich den Zwyngli zygen, er sye fälds.; ich aber hab
nitt gesundem lyb gesähen.' HBull. 1572. Subst.,
, Aussätziger.' Sülger (gewiss nach ä. Quelle). ,Du
kommst wie der Feldsiech im Herbst.' Sprww. 1824;
weil die F-en sich im Herbst bettelnd den Dörfern und
Städten näherten ? ,Den armen veitsiechen, die uffen der
Staige sitzent bi Schafusen.' 1318, Sch. Eine Frau wird
zur Verbannung verurteilt ,umb daz si zuo den veit-
siechen gatv 1361, Bs. ,Das NN. über in lüften, do er
den armen v-en trasch, und in do in der schür schluo-
gen und wundoten.' 1384, Z RB. Vor dem Rat ^er-
rechnet N., vogt der veitsiechen, umb die zins, nutz
undgült derselben veitsiechen [usw.].' 1406, BStRechn.
,Was lones die meister, die veitsiechen versuochend,
nemen sölleut.' 1434, B StR. Dass man ,ussrichten
sol den armen bettligringen Zürich im spital und
denen, so man nempt die arme kind, 2 pfd pfening
und den armen veitsiechen an der Spanweid 1 pfunt,'
1438, Z. ,Als uf ein zit den armen feltsiechen zuo
Keiserstuol ir hus verbrunnen ist.' 1471, AaB. Urb.
.Das die f-en zum feldsiechenhuss ira höw zuo holzen
han sond.' 1496, Ndw. Da aus dem freien Herumgehen
der F-en merklicher Schaden erwächst, so soll man
die fremden F-en aus der Eidgenossenschaft fortweisen,
die einheimischen aber soll jedes Ort zu Hause be-
halten und nicht umher ziehen lassen. 1496, Aesch.;
später mehrmals wiederholt. ,Die im [Christus] nach-
gand, hinkend und kriechen, die armen blinden und
feltsiechen.' NMan. ,üis jämerliche krankheit [die
iranzesischen platern'] ein so fremd, grusam angsicht
| hat, dass si ouch die schuhen v-en schüchtend; [man]
muost ir eigne, sundre veldhütten machen ... Ansb.
,l)er väldsiech, leprosus, klaft'er. klaffenmann [s. Bd IV
265 u.].' Fris.: Mal. ,A1s wier schier gan Minchen
kamen, was zuo spat, das wier nit in die Stadt moch-
tend, miesstend by den f-en Übernacht sin.' ThI'latter
1572. Noch 1705, ZWth.; s. Geschirr. S. auch Bristen
(BdV838); rot : (Bd VI 1758); süber (Sp. 67); sunder-s.
.Ein französisch f.', Syphilitischer. ,Also ist die tinetur
in ein franzosisch f-en komen.- Parac. ; vgl. Franzosen-
Such. Den Übergang zu Bed. 2 illustrieren folgende
Belege: ,Daruff er iro antwurte, sy luge als ein diebin
und sy were ussetziger denn kein veitsiech, und «an
iro solichs ir er swarlich berüere...' 1472, Z RB. ,[Sie]
hüebe ir an zuo fluohen in ir feltziehen antlitt, das
sy och bette ... wann söliche wort iro ir er berüeren
und sich mit warheit nit erfind, daz sy sich mit ir
fromkeit einer huoren verglich, och daz sy feltziech
sig.' 1486, ebd. , Sagte M., er hette einen oder zwen
guot fründ, ee er wolt, daz die ouch in spylen, die
er gern hette, werent, ee weit er, daz er veitsiech
were; daruff der [Frauen-] wirt sagte: ich weit, daz
du feltziech werist; damit sehlüege M. im mit der
band ins antlit.' 1507, Z. ,[N. habe gesagt] sy [seine
Frau] und ir vatter und der brüeder syent alle veldts.'
1541/3, Z Ehegerichtsakten. N. habe ,by nächtlicher
wyl mit gwalt inn syn huss wellen und inne under-
vogt und alle die, so darinn gewesen, feldsiechen ge-
schulten.' 1575, ZRM. S. auch Bristen (Bd V 838).
— b) scherzh. übertr., untüchtig zum Militärdienst Z.
— 2. Schimpfw. a) = Siech 2 c Aa; Ar-; Bs; Lf; S;
Tb; Z. Der (Du) F.! Ir F-e"! Du F. du! .spass-
häfter, aber roher Zuruf' L f. Du ebige' F..' Ver-
wünschung. Sprww. 1869. S. auch un-richtig (Bd VI
473). ,Wie ein F.' = wie en Siech (Sp. 196) als Ausdr.
der Anerkennung: ,Der Toni kleffelt wie ein F.', aus
einem Ort der innern Schweiz aufgezeichnete Äusse-
rung eines Knaben (Schweiz 1897, 553, dazu AfV. III
57); eig. eine Erinnerung an die Siechenklapper der
altern Zeit (vgl. Chlaffen 1 c Bd III 626, sowie den
Beleg aus Fris.; Mal. unter 1 a). — b) = Fäl-S. Th
Steckb. — Feld-siecheri f.: Aussatz. , Demnach N.
sich menklichen für veldtsiech ussgeben und benannt-
lichen under söllichem sehyn wol by dry jaren lang
im land umb das allmuossen herumb gefaren, und aber
sich jetz an der schow heiter erfunden, dass er söl-
lichen gebrestens der malatzyg oder veldtsiechery gar
nit bedeckt, sonder derohalb ganz rein und suber ist.'
1536, Z RB. — Feld-sieclü f.: = dem Vor. ,Lepra
(elephantia), aussatz, malzey, väldsieche.' Fris.; Mal.;
darnach Denzl. 1677. 1716.
Mhd. oaltsiech; im /',,',/ i (Bd I 806). Vgl. Gr. \VB. III
1489. 1486 (.Feldmensch'); Fischei 11 1042/3. S. auch
die Anm. zu sunder-B. .Im Feldsiech', Acker ZWies. ,Iu [I.]
Sehwarzenbach gab es einen Feldsiecheubruuueu.' MEsterm.
1882.
galle"-: von Kühen, an Durchfall und innerm
Brand leidend, so dass sie nicht mehr gesund werden
U; vgl. das Folg.
gras-: an Durchfall leidend, vom Vieh, wenn es
im Frühling Blätter der Herbstzeitlose gefressen hat
Gl (< 'Streift'), .krank in den Verdauungsorganen, wobei
die Milch gallicht schmeckt- tiisPr. .Eine Krankheit,
von der unser Viehstand hauptsächlich auf der Früh-
lingsweide betroffen wird, ist das Trüben (Grassiech | . . .
Sach, sech, sich, soch, such
Während die einen der Wolfsmilch schuld geben,
finden die andern, dass der Salpeter, den die Rufen
bringen, die Ursache sei, und neuerdings will man den
Zäch [Zecke] als Urheber entdeckt haben' Gr (Der
freie Rätier 1909). — Gras-siechi Gl, „-Sieche,
-Seuche" — f.: Durchfall des Rindviehs Gl (selten),
„besonders im Frühjahr beim Übergang vom gedörrten
Futter zum Grüufutter Ap; LE.; Z", .gewöhnlich von
überflüssigem kaltem Trinken herrührend.' Steinm.
1802, 81/2 (Gl).
chalber-: = ch.-räss (Bd VI 1279) GiiPr. —
chnS"-: gebrechlich Z (vereinzelte Angabe). Subst..
Schimpfname Ap: Gl (auch Chneuw-J, spec. auf einen
Katholiken (wohl vom knieenden Beten) ZZoll. Mer
u-end dene" Chneu"siechen schu" zeige", wer Meister ist.
CStreiff 1907.
leber-: leberkrank. ,L., lebersüchtig, hepaticus.'
Fris.; Mal. Subst.: .Ann rechten arm gebunden,
gneerend sy [,Schwalbensteine'] die läbersiechen.'
Vogelb. 1557. — Auch bei Gr. WB. VI 463.
lung(g)en-: lungenkrank. .Lungens., lungen-
süchtig, peripneumonicus; er ist gar L, pulmo totus
afficitur.' Fris.; Mal. Von lungenkrankem Vieh her-
rührend: ,Was aber prästhaft Fleisch, so finnig oder
lunggens. were, sollend ihr [Metzger] dasselb wohl-
feiler schätzen.' XVIII., ZEmbr. — Mhd. lungesiech; vgl.
auch Gr. WB. VI 1305.
nabel-. Davon Nabel-Siechi, lt Obw Blätter
1899, 33/4 -Siechigi — f.: Nabelentzündung bei Käl-
bern gleich nach der Geburt Obw.
raagen-: magenkrank. ,M., der einen bösen magen
hat, stomachicus.' Fris.; Mal. Subst.: ,1m Fidrisser
Tale ist ein Saurbrunnen, den Maagensiechen, Engbrü-
stigen, Gallsücht[ig]en ganz heilsamb.' Sprecher 1672.
man man-: mondsüchtig Bs (Spreng). — Mhd. man-
siech; ahd. mänodsioh (Graff VI 139).
mueter-: gebärmutterkrank. ,Alvinus, muoters.,
bauchsiech, der vil bauchwees hat.' Fris.; Mal. —
Vgl. Gr. WB. VI 2827.
buch-, auch ,-siechig.' .Bauchs, (-siechig. Fris.).
der den bauchlauff (durchlauff. Fris.) hat oder die
ruor, lientericus.' Fris.; Mal. S. noch binderen 3 (Bd
V 31) und das Vor.
parlis ,pärli-, perlen-': paralytisch, gichtkrank,
(vom Schlage) gelähmt. .[Hauptmann von Capernaum:]
Herr, min knecht ist pärlis. und hat grosse pyn.' 1524,
Matth., .pärlens.' 1530, ,hat in der tropf geschlagen.'
1589/96, ,ligt guotschlägig.' 1638, ,ligt tropfschlägig.'
1691/1707, .liegt an der Gicht.' 1868; Luther: ,gicht-
brüchig'; griech. TtapaÄoTi'/.ög. ,Herman Contract [ist]
von Jugend an von allen gelidern ein schwach, zittrig
und perlisiech mentsch gwesen.' Vad. ,[Abt Huld-
reich V.] ward zuo aussgang seines leichtferigen lebens
contract oder perlisiech und fuor schnell darvon.' ebd.
,Die lamen und perlysiechen Glieder.' JRLandenb.
1608. .Perlens., schlagflüssig,. paralyticus.' XVII., Bs
(Spreng). Subst. ,Do brachtend sy zuo im einen
pärlisiechen, der lag ufif eim bett. [Jesus] sprach zuo
dem pärlisiechen.' 1524, Matth., ,pärlensiechen.' 1530,
.tropfschlegigen.' 1589/96. 1691/1707, .Guotschlägigen.'
1638, ,Schlaffflüssigen.' 1868; Luther: .Gichtbrüchigen';
griech. jtapaXuxixöv. ,Zuo dem perlisiechen sprach [Je-
sus]: sönd nit mer.' Vad. (nach Jon. V.). Auch .pärle-
siecher': .Paralyticus, erlämbt, vom guot oder tropf
geschlagen, bettriss oder p.' Fris.; Mal.
Vgl. Purtü (Bd IV 1591/2). P.-Suchi. .Ferlisiech' bei
Vad. in Götzingers Ausg. (wie bei Wolfg. Fechter) beruht
auf einem Lesefehler.
bett-: bettlägerig. ,Wen die zwen Zurzichmärkt
sind, wer vor dem huss uff dem gsess sitzt, die sönd
das gällt teillen mit denen, die da b. sind.' 1528, Z
Wth. (Ordn. der Sondersiechen). — Schon amhd.
Bettel-Siech. ,Die Aussätzigen waren amtlich
auf den Strassenbettel angewiesen und hiessen daher
auch Bettelsiechen.' Sonntagspost 1869 (Rochh.).
Siben-Siech s. Sp. 195. 196.
sunder-: aussätzig. Sulger (wohl aus ä. Quelle).
Als (meist präd.) Adj. ,Wänn ein mann s. wirt, hat
er dann ein eelich wyb, so soll man dieselben syn
eeliche wirtin ussrichten umb ir heimstür . . . glycher-
wys, als ob der man von tods wegen were abgangen.'
1460/1553. Z ; so noch Z Erbrecht 1831 : ,Wann ein Mann
sonders, wird, also dass er unter ehrlichen Leuten nicht
mehr zu dulden, soll sein Eheweib . . . ausgerichtet
werden nicht änderst, als wenn der Mann wirklich ge-
storben wäre; in der Meinung, dass es der Erbschaft
halber, wann eine Frau sonders, wurde, eine gleiche
Beschaffenheit haben soll'; vgl. Bluntschli, RG.2I448.
N. vergabt den .armen s-en lüten des huses an der
Klos' einen jährlichen Bodenzins. 1478, AaRIi. ,N.,
so ain tochter hat, die sonders, ist.' 1515, ScHRatsprot.
,Als die scherrer dry personen im spital beschowet,
ob si s. sigint.' 1549, ebd. ,Dass man N.s frouw mit
einem leuffer gen Zürich schicken söl, sy daselbst
dem pruch nach besichtigen lassen, ob sy sonders,
syge oder nit.' 1553, URM.; vgl. UNeuj. 1897, 29.
.N.s sondersieche hussfrowen in das siechenhuss ze
Huttwyl ze schaffen.' 1557, B RM. Man solle N. be-
sichtigen, ,ob er sonders, oder nit. [Er wird] der
maletzyg halb ledig erkendt und ganz rein erfunden.'
1589, Z RM. S. noch Hüs-ge-recMigkeit (Bd VI 235).
Subst. m., Aussätziger Ap(TTobler); L (Ineichen);
Sch (Stickelb. 1889), doch überall f. Witwe N. ver-
macht ,den armen und elenden s-en des huses von
Berne, nssert der ringmuren enet der Aaren gelegen,'
4 Schill. Pfenn. 1322, B. ,N. habe by einem jar ein
maletzenklaffen by im getragen und damit gegutzet
und den lüten das ir abgetrogen und abgenomen in
meinung, als ob er ein s. were.' 1468, Z RB. ,Als
bisher der frömden und heinischen s-en halb mengerley
klagten an uns gelanget, also dass biderber lüt von
inen beschwärt sind worden, desshalb haben wir an-
gesehen, dass die frömden s-en, es seyen frouwen oder
mann, in unserm huss nit fürer denn ein tag und
nacht herberg sollen haben.' 1499, Messm. 1828 (B
Sondersiechenordn.). ,Wir wollen auch nit, dass die
s-en in unserm huss dhein spyl mit karten oder würfel
üeben und bruchen und dazuo aller unzimlichen Worten
und werk müessig gehen sollen, und damit auch un-
fuog geniitten beliben, so sollen die frouwen an einem
sundern tisch sitzen, es wären denn elütt. die mögen
bey einanderen ungesündert beliben. als die billigkeit
erfordert.' ebd. ,N., welicher für ein s-en geschowet
und dargeben und wil aber die lütt nit miden, sunder
so gat er über die brunnen und ander ort und tröwt
denen huss und hoff zuo verbrennen, die in vertriben.'
1507, BRM. I 358/9: ebd. noch zahlreiche weitere
Belege von 1491—1564. ,Alss der N., ein sonders,
zuo S. Jacob, ein eelich wib gnomen, kind überkomen,
desshalb dass huss verwurkt, jedoch uf anrüeffen sins
Sach, sech, sich, socb, such
brüeders habent min herren verwilget, dass man im
uff zwei jar sin zinss nachvolgen lasse, villieht mag
er, sin frow oder kind in mittler zyt sterben.' 1523/6,
Z KB. ,Kein sonders., er syg landsfrömd, umbsäss
oder haimsch, sol hie zuo Schaffhnsen umziehen bett-
len.' 1524, Soh Bettlerordn. ,üass die usslendigen s-en
in das hus am Linsibüchel inkerend und alda mit
spis und herbarg übernaeht gehalten sollend werden.-
Kessl. ,[Es wurde beschlossen] die, so den sonders-en
uff der Staig [am Bartholomäustag] ze tanz gemachet
band, darumb anzesprechen.' 1544, Sch Chr. ,Dass
man der sonders-en junkfrow [Angestellte im Siechen-
haus; s. den Beleg von 1528 unter siech äay], so
schwanger, von wegen ir gemeinen huory, deren sy
sich prucht. söl vom land verwysen.' 1555, U Bats-
beschl. ,Der s., leprosus.' Mal. .Bingens halben umb
nüwen jars tag sollen fürthin du sonders-en stillstan
und allein wie sonst höüschen umb das nüw jaar.'
1592, Ndw. ,Dann nit allein der Nachrichter und
sine Knecht, sonder auch die Sonders-en sampt andern
Spittalknechten und Lumpengesind sich [unter die
Maskierten] yngemischt.' BCvs. ,Dass fürohin dass-
jenige Gelt, so den armen Sonders-en zum guten Jahr
oder sonst gesteurt und verehrt worden, nicht mehr
under sie ins Gemein und gleich ausgeteilt werden
solle, in Betrachtung, dass solches von etlichen und
dem mehreren Teil liederlich verprasset und versoffen
worden, sondern dass fürohin solch verehrt Gelt von
dem Siechenpfleger nach Notdurft den Dürftigen solle
verschaffet werden.' 1632, ApA. LB. 1747. Die Son-
ders-en mussten in einem besonderen Häuschen dem
Gottesdienste beiwohnen. 1684, UwSa.(AKüchler 1895).
.Gottsgaben in gemeinen Armenleuten oder Sonders-en
Sekel.' ApA. LB. 1747. .Lieber sollte man sie [un-
reinliche Leute] zu den Sonders-en sperren als zu
einer Ehe einlassen.' Sintem. 1759. S. noch Wlh-
Brief(Bi V 494); Gotts-Pfännmg (ebd. 1122). Neben
,veldsiech': ,Den s-en einen brieff, sy für bevolchen
han fürer, die sich ussgen für veldsiech und aber nitt'
sind, venclich annen und rah. überschicken, sy zuo
straffen.' 1535, B EM. Sundersiechin f. ,Diser
armen s. 3 pfd ussem almuosen.' 1530, B KM. , Einer
sonders, von Lenzburg ein wiflingmantel.' 1553, ebd.
,Diser sonders, von Signouw 1 guldi an ein badenfart
ze stür.' 1564, ebd.; noch öfter. ,Als min bruoder
HGassman, der sondersiech an der Spannweid, über
und wider ersternampts huses an der Spannweid Satzung
zur ee griffen und sich nämlich mit AHeisserin, auch
ein sondersiechin in gemeltem hus, solicher gstalt in-
gelassen und versprochen . . .' 1575, Z. S. auch Sach
(Sp. 115). — Sundersiechtum m.: Aussatz. ,N. von
Wedischwyl und die Affeltrangerin, so beide einandern
in dem siechenhuss an der Spannweid, daselbs sy
bissher uss gnaden enthalten worden, eelich genom-
men, söllent uss dem huss getaan . . . werden, dann
iren deweders mit dem sondersiechtumb behaft ist.'
1568, ZEM. ,Die, so man dess verargwönniten sonder-
siechtumbs halber ie zuo zyten beschouwet, soll hin-
füro in dem stübli zaberist uff dem rathuss besehenen
und nit mer weder in der grossen burger- noch dem
wächterstübli.' ebd. ,Wan die von der statt Lenzburg
sovyl der armen sondersiechtunis presthaften lüten
sollten in irem kosten erhalten.' 1573, AaL. StE. S.
auch Unschuld- Brief (Bd V 483).
Jlhd. »ujHferaiecA/ vgl. Gr. WB. X 1, 1586. In unsern
lit. Quellen tritt das W. im Allg. später auf als das syn.
,feld-siech', das bis in die 2. Hälfte des XV. (mit Ausnahme
eines B Belegs von 1322) allein herrscht; von da an weicht
es vor ,s.' zurück und verschwindet seit dem XVI. (iu Z
später als iu B) aus der Überlieferung.
töd-: todkrank. ,Also ward künig Günther ver-
gift, daz er geschwal und ain krank t. man ward an
dem lib.' Z Chr. 1336/1446; gleich nachher ,uf den
tod siech.' ,Do der N. t. lag.' 1398, ZRB.; ähnlich
1434, ebd. — Auch bei Lexer II 1476.
weid-: von einem mit Abmagerung und Durchfall
(Blutharnen) verbundenen Schwächezustand des Viehs;
vgl. gras-s. Vieh, welches in den Stauden ,im grünen
Hag' bei [GR]Trimmis weidet, wird ,w.' FGStebler,
AW. ,In einem einzigen Dorfe ist dem Verfasser
versichert worden, dass, wenn im Frühjahr auf der
Weide die Kühe zu viel Buchenlaub geniessen, sie
zwar sehr reichlich Milch geben, aber dann leicht
von einer Krankheit befallen werden, die der [B] Ober-
länder mit dem Namen w. bezeichnet, und die sich
durch Abnahme der Kräfte und der Milch äussere,
aber nicht gefährlich sei.' Kasth. 1825; vgl. auch ebd.
1828, 27. „Ein krankhafter Zustand der Kühe, wel-
cher entsteht, wenn auf einer gemeinschaftlichen Alp
ein Senn [dem Vieh] etwas anderes denn pures Salz,
zB. Kleie, zerriebene Kräuter, zu lecken gibt (was
zumal im Ktn Bern streng verboten ist). Die Kühe
anderer Sennen, die nicht von diesem Gelecke be-
kommen, riechen das auf der Alp oder in den Ställen;
sie lassen die Ohren hängen, sehen traurig vor sich
hin, werden ungefrässig, nehmen zusehends an Fleisch
ab und geben immer weniger und schlechtere Milch
BO.; LE." (St.2). Vgl. auch Weid-siech-Chrüt (Bd UI
907).— Weid-siechi f.: „Durchfall beim Vieh Ap;
GEh.», We. und ümg. (Steinm. 1804).
wind-: empfänglich für Erkältungen, von Men-
schen und Tieren GRSchs. E" w-er Ma"n; es w-s Bind.
wasser-: 1. wassersüchtig. ,Wem der buch blat
ist und w. ist.' Kukstb. 1474. — 2. von Pflanzen,
.serbend, kränkelnd von zu grosser Nässe' SchSL
(Sulger). — Schon amhd. (Graff VI 138/9; Lexer III 713).
Siech II m. Der fallend S., = ,St Valentins Siech-
tag' W; s. fallen 6 (Bd II 751/2), Valentin 2 mit Anm.
(ebd. 765). - Abk. aus Siech-Tag; s. d.
sieche": siech sein oder werden, hinsiechen.
a) von Menschen B(Zyro); Syn. siirb(l)en. ,Die mich
pingend, mine vigende, sind gesiechet [.infirmati sunt']
und sind gefallen.' um 1400, Psalmfragm. .Diewyl
er dannocht so lang gesiechet hat.' 1550, Z. Auch
bei Vad.; s. brüstig I, Über -brüstig (Bd V 861). —
b) von Tieren. ,Wer vech hat, das pristig ist am
schellmen, das der selb dann sin vech uö' dem sinen
hab . . . und wann 13 wuchen hin gonnd, daz im in
dem zitt kain vech stirbt nach siechet, so mag er
darnach zuo alp und waid faren als ain ander landt-
man.' XV./XVL, Ap LB. — Ahd. «ieÄAeti, -. n, -,„,, mhd.
necken.
umen-: 1. verächtlich für kränkeln, arbeitsunfähig
herumsitzen AAFri. (Hürbin). — 2. = haglcn 4 (s. Bd
II 1077) ZStdt (unter Schuljungen). Uüt si^-mer et"«
ume'g' siechet! — er-siehu": krank werden PPo.
ver-: immer kränker werden, so dass keine HofV-
DUDg auf Besserung mehr vorhanden ist AAFri. (Hür-
bin); Ndw (lt Matthys mit .sein'). Gang ». — ver-
siechet: durch und durch krank. .Hiute hat diu vir-
Sacli,
sich, soch. such
204
siechitu mennisgheit inphangin daz ewige heil.' Ende
XII., Wack. 1876 (Sernio in nativitate domini). ,So
du [Dr. Eck] nun so unbrüederlich hinder mir für-
gedichen bist, wirt offenbar, dass kein gottshuld noch
forcht in dir ist; denn die, so gottes sind, habend
grossen schmerzen mit iren glidern, die so seer, als
du mir zuogibst, versiechet sind.' Zwingli. Einen
weitern Schweiz. Beleg s. Gr. WB. XII 1314. — Audi
bei Lexer III 227.
Siechi f.: eine Viehkrankheit, „das Blntharnen
Ap; GRh." (St.2); auch Arch. Vet. 1820. .Die Blut-
seuche, die Sieche, das Blutharnen befällt das Vieh
besonders, wenn es in waldigen und gesträuchereichen
Gegenden weidet; das Vieh wird davon immer magerer,
und meistens ist diese Krankheit tötlieh.' Steinm. 1802,
81 (Gl); vgl. auch Alp. 1806, 151. ,Die kleine Gen-
tiana, dem Vych für die Sieche, die Sennen nennends
Giftwurz und Schelmenkrut.' BCvs.
Jüngere Abstraktbildung zu »/«•/>, die ursprünglicbe
lautges. Form wäre Süchi (s. Such mit Anm.). Vgl. Gr. WB.
X 1, 846.
siech ig: ,mit unheilbarer Krankheit behaftet'
Nnw (Matthys). .Valetudinarius, s., siechtägig, für
und für krank oder bauwfellig.' Fris.; Mal.; s. auch
siech (Sp. 192). Von Fleisch: .Pfinnig, faul, siechig,
angesteckt Fleisch.' BThun Handf.
Siechigi f. s. nabel-siech.
siechlich: krankhaft, kränklich. ,Man gicht, mir
si nicht als ernstlich we nach ir . . . ich si gesunt: ich
wser vil siech und s. var [aussehend], tset mir so gar
we minne bant.' Hadl. — Vgl. Lexer II 909/10.
Siech li"g m.: 1. kränklicher Mensch Ap. Wo-
n-ich om 's Egg umme" gö", so stöt der Siechli"g, de''
mager, bläch Haschier grad cor-mer zuetie". 1S32, Ar
(ATobler 1897). — 2. Schimpfname Ap; L (RBrandA.
1883); ü.
Siechtum m. n.: Krankheit, Siechtum. Syn. Siech-
Tag. ,[N. erhält einen Bettelbrief] als mit dem schweren
siechtum des lieben heiligen himmelsfürsten St Va-
lendinus beschwert.' 1490, B. ,Der siechtum [die Pest
im J. 1348] was als unrein, welcher mensch damit
versert ward, der lebt nit länger dann an dritten tag . . .
Man trank nachwerts regenwasscr und uss den grossen
wasserflüssen, do liess der s. nach.' Ag. Tschudi, Chr.
,Das heilsame Badwasser, so den podagrämischen, un-
fruchtbaren kalten Weiberen und anderen von Feuchte
und Kälte herlangenden Siechtumben trefflich nutz-
lich und gesund sein geachtet wird.' Sprecher 1672.
.Kommt dieses Siechtum [das fallende Weh] von Zau-
berei oder Erschrecken her.' XVI1L, UwK. (Recept).
Vom Aussatz: ,NN., geschworne schouwer und er-
kunder dero, so des s-s beladen.' 1491, B.
soche" I: „mit haben, (Intensiv von) siechen Gl"
(heute abgelehnt). — Mbd. «.„/„,, .• im Ablautverhältniss
zur vor. Sippe. Über die weitere Verbreituug des W. s. Gr.
WB. X 1, 1388/9.
sÖche" II: unpers., „veränderliches Wetter machen,
bald mit Regen, bald mit Sonnenschein wechseln W"
(St.2), .anhaltend regnen, feucht sein' W (Pfarrer Ho-
sennen); s. Sochi.
Vgl. ächerm ii tut siu-l, ... ferner .versnehern'. = versiegen,
einsickern bei Hebel (FrBeuker 1S60, 21p. 349), hess.
.sockern' (Vilmar 387), .söckeru, sückcnr (Stieler), = sickern.
söch2eren: unpers., zucken, von Schmerzen B.
's socheret-mer im Finger (beim Wurm), i" de" Zände".
— Vgl. das svn. fächeren .3. sowie bair. sochezen (Schm. 2
II 215).
söch2etschu"1: = sochen II, von veränderlichem
Wetter, ,wenn es nicht weiss, was es machen soll'
WVt. Es tüod eso s.
Söchi f.: „veränderliches Wetter W" (St.a), .an-
haltend feuchte Witterung' W (Pfarrer Hosennen).
Wenn es lange regnerisch und neblig ist, so sochet 's
oder giH 's e" S.
söchle": (auch umme"-s.) in Flüssigem oder Brei-
igem (unordentlich) herumhantieren, -wühlen, pant-
schen GBuchs. Die Göfe" soehlen in Allem hin. Beim
Waschen und bei jeder nassen Arbeit, ebd. Auch:
d' Wasch umme"s. ,In nassen Strümpfen und Schuhen
herumlaufen' GO. (für Sa. abgelehnt). Auch von un-
gehöriger Behandlung einer offenen Wunde: Muesch
nu" nid dra" ummCs.. denn guetet 's vil g'schwimier
GBuchs.
Söchlete"- f.: Pantscherei GBuchs. Isch Das en
S. ! Mer hän" hüt d' Senchtete", Das giH e" S. !
Such (bzw. -i-) f. — PI. -e» (AALeer.): Seuche,
doch nicht echt mundartlich; vgl. die syn. Bristen lc
(Bd V 838/9), Sucht. Verbreitet (so Aa; Ap; B; G;
Tb; Z) für ansteckende Krankheiten beim Rindvieh,
spec. für die (Mül- und) Chläwe"- Such, ,Maul- und
Klauenseuche.' Er hed d' S. im Stall, uf der Alp.
,Was bei stark ansteckenden [Vieh-] Seuchen zu be-
obachten sei.' Z Mand. 1751. ,Dass die in unserem
Land herumschleichenden [Vieh-] Seuchen entweder in
einer Lungen- oder der Milzsucht bestehen.' Z Anl.
1760. Vgl. die , Abhandlung von der Viehseuche,
auf hohen Befehl verfasst und zum Besten des
Landes bekannt gemacht.' Bern 1773. Seltener bei
andern Haustieren und beim Menschen Aa; B. Zweu
Chinder, die auch die S. [dh. die Pest] g'ha" hend Aa
Zof. (Firm.). , Kurze Beschreibung der ansteckenden
Seuche der Pest.' JMuralt 1721 (Titel). ,Die Seuch,
wovon die Menschen fallen, oder fallende Sucht [Epi-
lepsie].' AKvburz 1754. Bei Kulturgewächsen (bes.
Kartoffeln) BGr., Lutz. (Bärnd.). Gage" <T Sich am
türhaßiste" ist unter den Kartoffelsorten der Irlender.
Bärnd. 1908. Übertr.; vgl. Sucht 2. War isch 's [dass
viele Berner den Franzosen zujubeln] und schlimm
auch! Aber hie bi ü"s chunnt die S. nid üf! AHeimann
Ismo. ,])ie häufigen Wassersuchten, Gliedersuchten,
die Nerven-Krankheiten ... fallende Sucht, die Schwer-
muten, Taubsuchten [usw.] sind traurige Früchte von
der entsetzlichen Seuche des Missbrauchs der ge-
brannten Wasser.' 1768, Z Ges.
Das W. ist uns erst durch die Schriftspr. zugekommen,
wie es denn in den obd. J1AA. ilbli. nicht volkstümlich ist; die
echte ma. Form müsste (entspr. dem ahd. riuhhi) Süchi lauten.
Wenn für Th : Z auch Mul- und ChlawPsüchi (neben -»ii.A.J
bezeugt, ist, so ist dies lediglich eine Vermuudartlichung der
schriftspr. Form unter dem Einfluss der zahlreichen Fem.-
Abstr. auf -i.
Franz «isen-: Syphilis. ,Der Schorbock, die Fran-
zosenseuch, der Aussaz.' Spleiss 1667. — Gras-: =
Gr.-Siechi (s. Sp. 199). Arch. Vet. 1820; St. -
Hueren-: Syphilis. .Franzosensucht oder Hueren-
seuche, lues venerea, morbus gallicus.' JMuralt 1092.
— Homungs-: Männertollheit. ,Von der Flora [Titel].
Flora, wie die Leute sagen, lebt in ungesunder Eh;
Sach, sech,
soch, such
denn sie hat die Hornungsseuche, das verhasste
Wechselwell.' JGrob 1678. — Lunge"-: Lungen-
entzündung (mit Brustwassersucht) beim Rindvieh;
vgl. MHöfler 1899, 642, ferner JWirth 1863, 108 ff.
,Wie die Lungenseuche unter dem Hornvieh zu er-
kennen und zu heilen seye.' Z Mand. 1751. Für Rind-
vieh zählt die Schweiz zu den Gewährsmängeln
.Lungensucht (Tuberkulose), Lungenseuche und Ab-
zehrung.' FAnd. 1898. — Mül-: „Zungenkrebs, eine
Krankheit des Rindviehs" (St.'2).
Bü"BaM-: = 'sJSöt(BdVI 1745) Gl (Steinm. 1802,
80). - Zu Bün- i: „ (Bd IV 1948), weil die Tiere Blut
misten.
Bluet-: = Siechi(Sy. 208) Gl (Steinm. 1802); „Gr"
(St.1). — Schert-. ,l)ie Schertseuehe wird daran er-
kennet, wann das Rindvieh nicht fressen wil, der
Schweiffauch ganz welk und unempfindlich ist; wann
diese überhand nimmet, schlaget es den Ochsen in
die Beine, werden, wie man zu sagen pfleget, schlee-
bäuchig, oder, deutlicher zu sagen, sie ziehen kurzen
Ahtem, es fället ihnen der Leib in den Seiten ein
und fallen endlich umb.' EKönig 1706, 747/8. —
Weid-: = W.-Siechi (Sp.202) „BSa."; Arch. Vet. 1820.
üs-, durch-süche". Wenn der Bauer krankes
Vieh hat, so ergibt er sich in das Missgeschick mit
den Worten: ,Man kann nichts machen; das Vieh muss
einmal durehsücht oder üsg'siicht sein', dh. eine Seuche
durchgemacht haben Z.
Sfich2el m., PI. Süchlv: „Grobian, wie ein glimpfiges
Schimpfwort für Sauhund B", roher, unmanierlicher
(unflätiger) Kerl, Bengel, Flegel, Lümmel, zT. mit dem
Nbbegriff der Verschlagenheit AAAar.,Br.,Kulmert.; B;
FMu., unfreundlicher, mürrischer Mensch' Aa (Heim).
Er ist e" (grobe) S. Auch: Si ist en S. Aa (Heim).
E" settige" S. wei"-mer doch nid under-i"s dole" B
(vRütte). We""-me" z Schuel geit, su mues'-men öppen
alben einisch e" chli" drV'schlah", süsch hei" die angere"
Süchten ersch hei" Respekt vor Ei"'m. Loosli 1910. Du
Chätzers S., geisch-mer-se [die Apfel] giing ga" ache"-
schlah"! ebd. Sid so guet [und schaut nach dem Knaben],
süsch stellt-i"s der S. noch öpptis Ungrads a"! MWalden
1884. Di dumme" Hund hei" nid abg'ge", bis der arm
Wadi am Bajonnet vomene" S. vo" wältsche" Soldat
'zahlet het. RvTavel 1904. ,Er hätte seinen unge-
schlachten S. von Sohn zerschlagen können.' B Dorf-
kai. 1867. — Wohl zur folg. Sippe.
Un-: verstärktes Suchet ,Der U. von zärtlichem
Ehegemachel [der seine Frau verwundet hatte] kam
in den Wurmkessel.' B Volksztg 1905.
Mueter- Sücheli: Muttersöhnchen BHerz. (Dan.).
Ge-süchel n.: das Tun, Benehmen eines , Stichels'
B (vRütte). S. Süchleten.
süchle": sich als ,Süchel' benehmen B (vRütte,
Zyro). We"" du so s. wo'tsch, su g'hei-dich! Was
süchlisch da uidcr einisch. du irüestc Suchet!
Süchle te" f.: = Ge-süchel B (vRütte). J«* begere"
notti so en settigi S. nieme z' erlebe"; du wasch ja.
wi-n-ich das G'süchel überhaupt hasse"!
sueh2ere°, in BSi. (Imob.) süchre": 1. (mit „sein
und haben") sickern, langsam und tropfenweise aus-
treten (lassen), von Flüssigkeiten, spec. Wasser (zB.
wenn man auf Moorboden tritt), vom AusHuss einer
Wunde „B"E.,G., R., Si., auch lt Zyro; ÜRNuf.; häufig
mit Richtungsadv. Es tuet s.; es tuet (od. Da tuet
Wasser) üsse", fürcher s. GRNuf. D' Fistel sücheret
B (St.b). Si"s bös Bei" ma"-n-im geng g's. B. —
2. Schall w., von dem Geräusch, das eine in einem
halb verstopften Rohr oä. hin und her getriebene
Flüssigkeit hervorbringt, so in einem Pfeifenrohr
SchwE. (Lienert), von dem Geräusch in der Nase beim
starken Tabakschnupfen, ebd. (Ochsner). Eine Pfeife
sücheret, wenn sie nicht gut zieht. Los auch, n-ie
süchered i" Dem si" Pfiffe"; ich meine" schier gar, Der
putzt-si 's ganz üsländig Jour üs nie. MLien. —
3. = soeheren (Sp. 204) B. 's sücheret-mer i" d<- Zändt .
Vgl. die Grup] icheh II :; gehl um dem in ,sickern'
liegeuden Begriff des Intermittierenden aus. Zu 1 riell. der
Flurn. i" der s„,l,-:,," ziiiet., .ein Jucherten (Aeherfeldt)
in der S-en.' 1653.
Such er e" f. : starke Schnupferin SchwE. (Ochsner).
urflen-sficliei,e" : matt herumschleichen, wenn eine
Krankheit im Anzüge ist Z (vereinzelte Angabe). —
Verwandt mit lochen I (Sp. 203) und riech.
Suech (-üo- W) m.: das Suchen, a) in der Ver-
bindung Appas im S. ha", nach Etwas eifrig, überall
suchen W. Ich ha" mi"s Mässer im S. Der Hirt hat
as Fär'Hi, as Tschüti [Schaf] im S. — b) spec. als
Rechtsw., Untersuchung, gerichtliche Nachforschung.
,Wan der Richter sein Fleiss im Suech etwas Dieb-
stalls angewendt.' 1418 (Copie Ende XVIL), W Blätter.
Die Schuldigen im letzten Aufruhr haben an die ge-
meinen Kosten 500 Kronen nebst allen Kosten des
,Suchs' zu bezahlen . . . Dann soll der ,Such' . . . fort-
gesetzt werden . . . Die Ergebnisse dieses ,Suchs' . . .
sind uns nicht mehr erhalten. .1550, ebd. ,Süech
machen üf Jmden: ,Das du [der Vogt von Regens-
berg] uff sy [eine des Landes Verwiesene] dyn flyssige
Syäch [!] machest und wo du sy . . . betretten, uns die-
selbigegfengklich zuebringeu lassist.' 1603, ZRegensb.
— Mhd. suoch; vgl. Schin. a II 215.
An-: Ansuchen, Bitte. ,Ir haben ir [der Eid-
genossen] vordrungen und ansuoch . . . verstanden.'
1483, B(an F). .Mit a. und fründlicher bitt, dass...'
1529, Absch. (B).
Vgl. Gr. WB. I 494. Von an-nuchm rnckgebildet wie
die meisten folg. WW. von den entsprechenden verbalen
Zssen.
ünder-: Untersuchung Aa; Ap; Gl: G; Th; U;
Z. Bes. von gerichtlicher Untersuchung. Es hat en
U. g'ge". Ist der U. scho" durche"? Oft in der Gerichts-
and Zeitungsspr. : ,Es trat ein Untersuch ein; die Sache
kam zum U., wurde den NN. zum U. übergeben' uä.
So auch in der ä. Gesetzessprache: ,Von dem Vor-
untersuch; von dem besonderen Criminaluntersuch.'
G Strafgesetzbuch 1807, ,von dem Voruntersuche; der
Hauptuntersuch.' ApA. Strafgesetz 1859 (Prof. Zürcher).
Auch der Lehrer stellt bei einem Streich der Schüler
en strenge" U. a" AaEIh-. (Frei). — Vgl. Sanders, Erg.-
WB. 54-2.
Er-: 1. Nachforschung. Untersuchung. ,[Dei Bat
von Bern] tat hierum mit vil kosten und müeg so
ernstlichen e., dass [die Schuldigen gefunden wurden].'
Ansh. — 2. Forderung, Anspruch. .Wir haben in
üwerm schriben eins nachgriflgen gesuochs ... gemerkt
und darab nit wenig bedurens empfangen, da wir uf
üwern gefarlichen e. und misstruwen uns hiemit wellen
mit warheit verantwurt [haben |/ 1527, Absch. (L an Z).
Sach, sech, sich, soch, such
,Dass man einanderen auffrechtlich und schlechtlich
ohn alle Fürwort, E., Eintrag und Widerred des Rech-
ten gestehen solle.' 1657, Bs (Gerichtsurteil).
Ur-: = dem Vor. 2. ,üise buntnuss ewenklich ze
halten ... äne alle andern ursüech und geverde.' 1423,
Absch. ,Dehein teil [soll in Zukunft] den andern
uiemermer witer ersuochen, hekümbern noch ervor-
dern ... an allen verrein ursuoch und geverde.' 1484,
DSchill. B.
Bei Lexer II 2013 in andern Bedd. Das W. bewahrt
(wie .Urteil' neben ,erteilen') die urspr. Form nominaler
Zss., während ,ersuoch' vom Vb , ersuochen' aus neugebildet
ist; vgl. mhd. unt/anc änjihane : nhd. .Empfaug' zu , empfangen.'
Ver-: a) abstr., wie nhd. allg. E(n) V. mache"
(mit Etw., Einem). — b) konkr., Kostprobe von einer
Speise ScHwBrunn.; Z. ,Wenn die Kilbi nahet, so
soll ein jeweiliger Meitlivogt nit unterlassen, am Vor-
abend zu den Kilbitöchtern zu gehen und sie zu er-
mahnen, dass sie sich mit Krapfen und Küchlenen.
Zigerkügelene" und Melnüsslene" wohl versehen und
auch dem Meitlivogt einen V. davon geben' ScHwBrunn.
Dafür das Dim. es Versüechli Z, Versüecheli B. lch
cha""-der nüd vil ge", 's ist nu" es V. Z. Verbreiteter
Versuecherli (s. Ver-suecher 2). — Für-: = Vor-, Für-
Chauf (Bd III 16(5) SchSi. (Sulger). Scherzh. übertr.:
Er ist uf dem F., streicht den Mädchen nach (Syn.
gät uf de" Strich), ebd.; auch Sprww. 1869, 101.
Heim-: Besuch. ,[Ein Mandat gebietet] der ärger-
lich und seelengefahrlichen Heimbsüech und An-
schowung des päpstischen Götzendiensts sich gänzlich
zu müessigen und zu enthalten.' 1663, Sch Chr. Spec.
Hausfriedensbruch; s. frid-brech 2 (Bd V 314).
Nach-, bei Mal. f.: ,indagatio, indago, in-, con-
quisitio, qusestio; fieissige n., pervestigatio.' Mal. Ge-
richtliche Verfolgung. .Unser lüt, wib und man, süllen
ouch ein fryen zug haben ... von uns, unsern erben
und nachkomenden ungesumpt, ungestraft und äne
allen n., eigenschaft [usw.].' 1439, G Bq. (Freiheits-
brief); vgl. ebd. II 271. 406. ,[Dem Gläubiger] soll
zum Schuldner der n. behalten sin, also das er mag
pfand verkouffen, unz das er sin schuld gelöst hat,'
1487, G Bq.
B*-: 1. a) Besuch, wie nhd. wohl allg.; oft Dim.
Jmdm en B's., e(s) B'süechli mache". Bei Jmdm uf
B's., z' B's. si". B's. ha", Jmd zu Besuch bei sich
haben. Pers. en B's., es B'süechli. 's isch B's. cho".
Eitses B'süechli ist scho" wider fürt. Tanke" für 's
B'süechli, Formel der Verabschiedung; iron. auch an-
gewendet, wenn Einer die Gastgeber stundenlang ge-
langweilt hat Z. Durch verschiedene Anzeichen wird
ein Besuch im voraus angekündigt, so wenn der Feder-
halter beim Fallen im Boden aufrecht stecken bleibt
ZO., S., wenn beim Einbrocken das ganze Stück Brot
in die Tasse fällt, ebd., wenn sich am Licht ver-
kohlter Docht bildet (s. Gast lbt Bd II 483/4), und
zwar werter Besuch, wenn er leicht abfällt, andern-
falls unwerter BSi. (DGemp. 1904), wenn sich die
Katze sorgfältig putzt; vgl. Chatz lea (Bd III 588)
und s. noch AfV. XH 151 (BsL.). 214 (Sch). - b) übertr.,
B's. (auch e" Bäsi uf B's., Visite") ha", übercho", die
Katamenien Z (Dan.). — 2. von zugelaufenen fremden
Schafen; vgl. Be-suech- Schaf. ,Die aber nit ab dem
Besuech gelöst [vom Besitzer abgeholt] werden, mö-
gend die Weibel schären, die Wullen aber sambt des
Schafs Zeichen an ein besonderig Ort tun ...' 1675,
BEschi Landrecht (ZfsR. IX b 97). — 3. Forderung,
Anspruch. ,Ob sich machen würde, das wir von Solo-
tern . . . solicher [der Stadt Bern geleisteten] eiden
und gehorsami halp ... ervordret wurdent, das denn
uns dieselben u. gn. herrn von Bern solichs b-s halp
gegen denselben von Solotern vertretten . . . sollend.'
1464, Aar. StR.; ebenso in der entspr. B Urkunde:
, solicher Sachen und b-s halp.' ,[Bern sei willens]
sölich meinung und b. eins tags gen Basel an si [die
Eidgenossen] zuo bringen.' 1476, Ochsenb. 1876. ,Also
sollend die partyen [nach ergangenem Schiedspruch]
ane witeren b. und appellieren beliben.' 1531, Aar.
StR. — 4. Zins. Syn. Ge-suech. ,[6t Gallen schuldet
der] Judith Jüdinen 14 pfund pzuoch [!] von den 58
guldinen ain jar und 4 wuchen ... die 14 pfd den.
sol ich [Seckelmeister] och rechnen von dem besuoch.'
1409, W EGELIN 1844. — 4 auch sonst mhd. (Lexer I 231).
Ge-suech m. n., Ge-süech n.: 1. abstr. ,Das ge-
süech, das suochen, quiestio, conquisitio.' Fris.; Mal.
a) G'suech n. BsL.; B; Z, G'süech n. AaF.; Gl; ,L;
Zg' (St.b); ZO. (nur so), Sth. (selten), das Suchen, ins-
bes. hastiges, lästiges Suchen, , Sucherei.' Da han-ich
fin es G's. a"g'stellt, lange suchen müssen BBolt, Das
G's. [die Sucherei, das vergebliche Suchen] ist-mer
verleidet Aa. Das ist-mer ä"eH es ebigs G's. ! AaF. Du
hast hüt doch en ebigs G's.! Z. Was hait-der au'h
für e" G's. der ganz Öbe"d? Bs (Seiler), 's si"d vil
Fraue" vom Land dö g 'standen und hai"d-der e" G'suechs
g'ha", dass der Her Wunderli schier hätt möge" um-se-
n-e" Narr ge". Breitenst. 1863. — b) übertr. a.) das
Suchen, Streben nach Etw.; nur mit ungünstigem
Nbsinne. Mit obj. Gen.: ,l)ie eltesten erman ich: wei-
dend die härd Christi ... nit auss schantliches gewüns
gesüech, sonder auss geneigtem gemüet.' 1530, I.Petri;
,aus schändlicher Gewinnsucht.' 1808; u.7]5e ociaxpoxep-
äffis. ,Dan söllicher gesellen vermeinter verstand alles
besudlet und mit dem gsuoch eigens und, wie der
apostel redt, schantlichs gwöns verherget ist.' Vad.
Spec. G'süech n., in der ä. Spr. auch .gesuoch' m. (so
bei Vad., sonst ist das Geschl. nicht erkennbar), unred-
liche, bes. eigennützige, gewinnsüchtige Absichten, Ma-
chenschaften, Kniffe, .unerlaubte Kunstgriffe in Handel
und Wandel' ScuSt. (Sulger), feindseliges Vorgehen
in Worten und Handlungen, um Jmd Etw. anzuhaben'
B, ,captio, lis captiosa.' Id. B, ,List im Fragen, um
Jmd zu einem Misstritt zu verleiten, damit man ihn
fassen kann' B (Zyro). Häufig in der Spr. des XV./
XVIII. ,Als dann ettwas verrückter zit in ettlichen
unsern landen mengerley gewerbs kouffmanschaft und
gesuoch mit salz, isen, Stachel . . . getriben, dadurch
unser statt Bern ... an zollen, geleiten, wuch- und
jarmärkten merklich abgang zuogefüegt.' 1467, B StR.
,Dise ganz weltlichen händel [hohe Zinsen, ungerechte
Kriege, schlechte Münzen, neue Zölle usw.] hab ich.
müessen anzeigen, damit ir sehind, dass man an üwe-
rcm gsüech üweren gyt verstände.' Zwlngli. ,Sich,
wohin man kumt, wenn man sich mit menschlicher
Vernunft, Worten und gsüech wider die hellen warheit
stellt.' ebd. ,Das [eine gegnerische Auslegung der hl.
Schrift] sagend wir, das das ein gesuoch ist.' B Disp.
1528, 139b. .Hiebei aber [zB. I. Kor. 9] wil der apostel,
dass die leere und das gebät rein, on allen gesuoch,
predigt und gefüert werde.' Vad. ,Die fürnemsten,
ouch der merteil des kleinen rats . . . fiengend an mit
allen gesuochen ze suochen . . . irer stat predicanten
Sach, sech, sich, soch, snch
zuo vertriben.' Ansh. .[Papst Innocenz 111.] hielt sich
in dem sinem vorfaren glich, dass er mit allem gsuoch
uss der kilchen schätz sine kinder ... rieh und gwaltig
machte.' ebd. ,Diss versigleten abscheids [dass Bern
beim alten Glauben bleiben wolle] wurden die VII ort
vast hoch erfrüwt; aber die fiöud, mit vil menschlichs
gsnochs erobret. ward bald unikert und verbitret.'
ebd. ,N. habe mit wyn gälten kouft und denselben
vil höcher angeschlagen, dann er aber werdt gewesen
... diewyl myne herren angelangt, das er ... manigerley
söllicher gsuochen fürneme, so ...' 1540, Z RB. Nach-
dem etlich burger, so den frömbden gelten sollen,
vermeint, das dieselben sy urnb ir schuldt an rat
schryben müessten, so aber söllichs ein gesüech und
nüwerung [wäre] ...' 1546, Z. , Man streue ihnen [den
kath. Orten] täglich neue Gesuch in den Weg.' 1639,
Absch. .[Bei jeder Appellation einer Prozesspartei]
soll examiniert werden, ob es von neuen Gründen und
Rechton . . . oder nur von tröllsüchtigen Gestiechs
wegen bescheche.' SMütach 1709. Einem Arzt, der
sich gegen die Abschaffung der ärztlichen Hausapo-
theken wehrt, wird vorgehalten, er habe ,gar grosse
Sorgfalt uf die Apotheken, aber nur um sein Gesüech
zu vermänteln.' 1741, L (BReber 1898/9). In Verbin-
dung mit Synn. ,In disem beschach abermals allerlei
gsuech und böss gefärd im körn- und winzehenden ...
nämlich gab N. für zehenden alten essichten win,
. . . etlich namend oben das tünnest uss den zenden-
standen . . .' 15'25, Hotz 1865. ,Beid klein und gross
zechenden von allen fruchten und gewachsen der böu-
men, reben und des ertrichs [sollen] one alle gefar
und abbruch wie von alter har ...geben und bezalt,
ouch gar kein gferd, gesüech, arglist, untrüw oder
ander falsch betrüg gebrucht ... werden.' 1530, Absch.
(Z). Beide Parteien sollen ,all fünd, gesüech, gefärd
und fürzug ganz hindan setzen.' 1532, Absch. (B). ,[Eine
Frau gesteht einen Ehebruch, nur um ihren Mann los
zu werden.] Als nun die eerichter vermarktend, das
söliche clag ein unbegrünte erdichte vinanz und gfar-
lich gsuech zur Scheidung was ...' 1538/40, Z Ehege-
richt. ,[Die Berner haben] sid dem [15]31. jare vil
me fünd und gsüechs brucht dann kein ander ort, mit
unzallich vil mandaten und gschriften, gar noch alle
manat ein mal.' Salat, Ref.-Chr. .[Fürköuffer:] Wer
kan die renk und gsuech all segen, die wir mit wuo-
chery hend pflegen?' Aal 1549. .Demnach von den
pfistern ... mit ufkouffen ... vil eigennütziger gefaren,
gesüech und Vorteils gebrucht worden.' 1573, Z Rats-
erkenntniss. ,[Man soll den Zehnten-]Väsen nit mehr
werften, auch durch die Windtmüli sübern, wylen
dardurch allerlei Gsuech und Vorteil gebrucht wirt...'
1664, Z. ,Da [bei den Gewerbs- und Handelsleuten]
der Ränken, der Gsüechen, der Vörtlen so vil sind,
dass sie niemand ergründen kan.' PWvss 1697. ,üie
Diener der Kirchen ... sollen alles Gwerben, Tauschen,
Märkten, und was wenig oder vil auf Wucher, Geiz,
eigennützige Vorteil und Gesüeche gedeutet werden ...
mag, mit höchstem Fleiss meiden.' Z Kirchenordn.
1711, erneuert 1758. S. noch Finanz, Finanzen (Bd
I 837/8). ,B8s g.' ,Wir habent zuo vermydung ge-
verden und böser gsuochen ...geordnet [dass die bei
einer Änderung der Gerichtssatzung schon schweben-
den Prozesse nach der alten Satzung erledigt werden].'
B Stadtsatzung 1539. ,[Den Grüningern] soll diss
unser gnad . . . unabbrüchlich syn, all geferd, böse
gsuech und arglist hierinn ussgesetzt . . .' 1541. Z.
,0 wie vil sind deren, die ... andern Leuten das
Ihren nemmen durch List, Betrug, Finanz, böse Ge-
süech .. !' FWyss 1677. ,Nachdeme sich Leut unter-
standen, dergleichen Heurat zu tractieren und zu ma-
chen, in welchen die Eiteren von der Erbschaft ihrer
elleleiblichen Kinderen aussgeschlossen werden ...,
derohalben, solchem bösen Gesüech fürterhin vorzu-
kommen ...' 1721, G Erbrecht. .Eigen(nützig) g.'
,Von eignem gsuoch und guots wegen der geistlich ge-
nanten .. .' 1529, BsMand. .[Zürich habe] derglych
gottlosen unbillichen briefen und Verschiebungen zuo
merklichem naebteil unsers zytlichen guots und eigen-
nützigen gesüechs vil abgetan.' 1529, Absch. ,Wiewol
wir vermeindt, wir betten alle eigennützigen gsuech
und finanzen mit kouffen und anleggen der gülten
durch unsere ussgangnen mandat abgestellt...' 1567, Z.
,[Der Vogt soll dem Bischof die Einkünfte aus der
Vogtei] an sauberm, wolberaitem und angenemen Kauf-
mannsguet in der Werung, wie es järlich verfeilt, one
allen sein aigen Gesüech, Vortel und Gewünn ein-
planen ...' 1605, AAKlingn. StR. (Copie). ..Nicht we-
niger verbieten wir allen ungezimmenden Wucher und
eigennützige [, eigennütziges'. 1699] Gesüech, sonder-
lich bei Denen, welchen Wullen, Seiden ald Anders zu
arbeiten vertrauet wird.' 1692. 1699, Z Mand. .Vor-
teilig, vorteilhaftig g.' ,Zur Abstellung der unbillichen
vorteiligen gesüechen, es sye in usslyhen, kouffen und
verkouffen ...: [Man soll] von disen unbillichen ge-
verden, bösen kouffen und gesüechen abston und die
frücht zu feilem markt und kouff kommen lassen.'
XVI., Z. ,Uns ist fürkommen, was massen etliche der
unsern im Ambt Uowissen uss vorteiligem Gesuoch ...
im Klegköw die Vile schlechten Wyns ufkauffend ..."
1623, Z. .Es ist meniglich bewusst, das Spil'en ein
ungöttlich, vorteilig und brüederlicher Liebe ungemäss
Gesüech ist, dem Nächsten das Syn abzugwünnen.'
1628, B Mand., ebenso 1667. 1716. ,Zu Vermeidung
alles vorteilhaftigen Gesüechs und Betrugs [soll] die
Zellung der [Zehnten-]Garben zu End des Ackers
angehebt ... werden.' 1717, Z Mand., erneuert 1757.
.Zins-Verschreibungen ... sollen ohne Gefehrd und vor-
teilig Gesüech gefertiget werden.' Sch Auffahlsordn.
1743. .[Der Rat habe] vernehmen müssen, dass... der
höchst schädliche Auf- und Vorkauf auf Wucher...
je mehr und mehr zunehme . . . derowegen wir uns
verpflichtet befunden, diser Ungebühr und vorteil-
haftigem Gesüech ernstlich . . . abzuhelfen.' 1757, Z
Ges. — ß) Begehren. ,Ein g. tuon.' ,[Der Leutpriester
von ZFäll. fordert ein gewisses Recht bei der Er-
hebung des Zehntens] darwider NN. vermeintend, herr
lüppriester tete sölichen gesuoch unbillich.' 1517. Z.
,Diewil unser Eidgnossen etliche ort, uns im glouben
widerig, vil und mancherlei gesüech getan, uns. die
altglöubigen ort, dahin zu bringen, dass wir uns dero
von Constanz und Strassburg anneinen . . .' 1548,
Absch. S. auch Er-saech 2. In der nhd. Bed. (als
G'sttech n.) allg. bekannt und gebraucht, aber nicht
volkstümlich. — c) Unterhandlung; vgl.ahd.yisuöft-
hida, discussio. ,[Den Reitern Hans vRechbeigs wird
vorgeworfen] das sy solichs [den Überfall auf Rhein-
felden] unbillich getan haben in seinlichem gesuoche
und tedinge, so unser her von Basel . . . mit in von
unsern [der Rheinfelder] wegen furgenoinmen hettent
und noch nit abgeschlagen noch zu ende bracht wer.
Schweiz. Idlotlko
VII.
211
Sach, sech, sich, soch. such
212
1448, Bs Chr. — 2. was gesucht wird, a) Erwerb,
Gewinn. Hieher (wenn nicht eher zu lb): .Christus
leert die wolf an irera gesuoch erkennen; so sehe ein
ieder, was sy [die Bischöfe] suochend, so findt er, dass
sy schon den grösseren teil aller rychtagen und wol-
lusts ... funden habend.' Zwinöli; nach Matth. VII 16:
&nb täv xapitöv aö-cmv kKifvüiasaS-z aüxoüg. — V) spec.
Kapitalzins. ,Swenne wir danne von ir dekeinem
oder von ir gewüssen hotten werden gemant, so suln
wir uns antwurten in recht gyselschaft und da leisten
als lange in offner wirte hiiser, unz das houptguot
und gesuoch, ob es umb gesuoch genomen ist, allenk-
lich werden gericht.' 1323, Z. ,[Das Darlehen soll]
sin ane gesuoch unz uf den selben tag. Von dannen
hin [zahlt der Schuldner] uf ieklich phunt . . . zwei
phening ze gewonlichera gesuoche . . . unz das wir si
gewern des selben houbtguotes und gesuoches.' 1361,
L; ähnlich 1371, ebd. ,Sol von dannanthin uff ieglich
pfunt wuchenklichs gan zwene phenninge ze gesuoche
... Wir verbindent harumbe umb houptguot, gesuoch.
schaden und bruch . . . alle unser lüte und güeter ze
rechtem pfände.' 1384, B. ,Was wir briefen oder phen-
dern inne hant, die sind wir nüt gebunden wider ze
gebende jemand, unz das uns houptguot und gesuoch
wirt vergolten.' 1397, BBiel (JSG.). ,Sol wüchenklich
uff jedes pfund insunders . . . zwen Züricher pfening
ze gesuoch und gewin gan ... unz uff die stund, daz
si hoptguots, gesuochs und alles kosten und schaden
gar und ganz . . . bezalt sind.' 1439, Z. ,[Würden
Schuldbriefe und Pfänder in einem halben Jahre nicht
ausgelöst] so sölte Schmoll .lud gwalt han, den ge-
suoch nach anzal darvon ze nemen.' Vad. — 3. Ort, wo
Etw. gesucht wird. Spec. Fundstelle in einem Berg-
werk; s. den Beleg von 1521 unter Berg-Richter (Bd
VI 457), wo die Lesung ,mur gsüech' der Absch. nach
Ausweis der L Hdschr. in ,nüw gsüech' zu bessern ist.
Es liegen zwei verschiedene Bildungen vor, die sich
zT. schon früh gemischt haben: 1) ein Mask. ahd. gisuoh,
mhd. gesuoch (Graft" VI 85; Lexer I 937), eine coli. Zss. mit
Suech (Sp. 206), und 2) eine neutr. Coll.-Bildung zu suechen
(ahd. •güuohhi); vgl. Gr. WB. IV 1, 4272 ff. In den ä.
Quellen sind die beiden nicht auseinander zu halten, soweit
nicht das Geschlecht oder der nur 2 zukommende (analogische)
Umlaut im Sg. den Weg weist (wobei noch die Schwierigkeit
sicherer Unterscheidung von üe und uo in den ä. Hand-
schriften und Drucken zu berücksichtigen ist). Rochh. ver-
zeichnet einen (heute nicht mehr bekaunten) Ortsu. G'aüech
auf der Allmende von AaSchj.; zu 3?
Selbs-Ge-suech: Eigennutz, Selbstsucht; vgl.
das Vor. 1 h. .Fliegenschmeiss des S-s.' SLütz 1736.
— Bei Gr. WB. X 1, 435 ,Selbgesuch.'
be-suech „besuch: was stark gesucht wird, rar,
selten VO." — Obwohl in beideu Bearbeitungen St.'s ste-
hend, doch wohl Fehler für b'eüech; vgl. ge-süech, be-süech(t).
sueche", in Ap (vorwiegend); GT.; THKessw.; Z
Marth., Sth., W.tw. -ch2-, sonst -ch>- (in BGr., G., Si.; Gr
zwischen Vokalen -h(h)-), 3. Sg. Praes. Ind. und Ptc. -t
(in GitVal. -et): 1. wie nhd., eig. und uneig. allg. ,S.,
quaärere, (in)vestigare, qmeritare, indagare.' Fris.; Mal.
a) mit Acc. P. oder S. Schätzeli, du chlini Chrott,
wie bist du so wit unde"; ha*-dich die ganzi Nacht
gesuecht und ha"-dieh niener g'funde" Z Stall. Im Wald
stöt e" Bueche" und du cha""sch-mich s., im Wald stöt
e" Tanne" und du cha""sch-mie'' fange", Anzählreim
GBuchs. Suech-der en andere" Nar'! Abfertigung Aa;
Z; vgl. Bd IV 778. ,Die für zuo bringen und zuo s.,
so von hossheit von der stat wichent.' XIII. / XIV.,
B StR. (Titel). ,Die vier venre [sollen ein jeder] in
sim vierteil in unser stat Bern umbgan solliche per-
sonen ernstlichen s., und wa sie die vindent also in
uneelichem leben sitzen, die angendes von einander
wisen.' XV./XVI., ebd. Öppis s. wie-n-e" Gfljuf (s.
Bd II 607, auch Th; Z), wie-n-e(n) Gufe"chnopf Aa;
B; Th; Z. Was suechst? de" Tag oder d' Nacht?
Frage an Jmd, der Etw. angestrengt sucht, herum-
stöbert ZZoll.; vgl. Bd IV 643. (Go") Beris.; s. auch
Bd IV 1449. 06s s. (auch 1718, ThHw. Arch.). Füeteri
s., in der Nase grübeln GBuchs. Föufer s., immer den
Kopf hängen ZHorg. Z'letst mues'-men e" Ding dö s.,
uv 's ist L (Ineichen). Suchspiele. ,Gufen s.'; s. Z TB.
1879, 100. Bürste" s. s. Bd IV 1009; ähnlich in Gr;
Z: die Bürste wird von den Spielenden hinten herum
gegeben und der in der Mitte stehende Sucher ge-
legentlich auf dem Rücken gebürstet. Pßffeli s.; s. Bd
V 1070. Schüehli s.; s. Schueh. ,üen Batzen s.' WG.
(FGStebler 1903, 108). Lirum larum Krumliz, suech
e" Jedes en andere" Sitz, Pfändspiel mit Sitzwechsel
Th (AfV.). ,Den wäg mit den henden s., also im gou
anhintapen, iter csecum explorare.' Fris.; Mal. ,[A.
wird wegen Schmähung gebüsst, weil er] geredt, B.
[sei] in syner rechnung verirret glych wie der metzger,
so der kuo die blätteren im köpf vornen gesuocht,
dann er mynen herren 400 guldin schuldig worden, die
er inen noch verzinsen müesse, halte es nit änderst dann
wenn ers gstolen hette.' 1579, ZEM.; auch ein Zweiter
wird wegen der selben Äusserung gebüsst. ,(Etw.) hinder
einem s.'; vgl. 5. , Adelheit E., des schniders eliche wirtin
habe uff mich klagt, das ich geredt haben solle, . . . der
hinder der selben schniderin suochte, man funde noch
mer ... und ich wölte gern, daz min herreu ein hussuo-
chen allenthalben tettent, so fundent sy villicht noch
mer.' 1470, Z BB. Es ist Nüt hinder-em z' s.; s. Bd II
1414 (auch Aa). Etw. nüd hinder Ei"'m s., es ihm nicht
zutrauen, im schlimmen und im guten Sinne Aa; Ap;
Bs; B; Th; (Jw; Z; s. noch Bd II 1414. Me" hett
Das nüd hinder-em g'suecht. Hesch du Das chönne"?
ich hett Das nüd hinder-der g'suecht. ,Der pfarrer zuo
sant Martin ... bewärt sin schlussred mit vil gschriften
so grüntlich und wol, daz ich mich syn verwundret;
hett es ouch nit hinder im gesuocht.' SHofmstr 1526.
Etw. durch Zauberei ausfindig machen. Wasser s.;
s. Hasel-nuss-Bueten (Bd VI 1836). D's Nachtvolch s.,
durch Manipulationen mit einem Tuch und 2 Messern
herausbringen, wo das Totenvolk nächtige BGr.; s.
Bärnd. 1908, 559. ,[Der Obervogt von Greifensee lässt
Klage vorbringen] wie dass der A. und ander by ein-
andern by dem win gesyn, und wurdi da win verschütt
und redti einer: der wyn ist durch daz tischlachen
nider. Uff daz selbig hetti A. ein hächer mit win ge-
nommen und sprach, er wölti ein bösswicht s.; er
hetti allwegen gehört, wo der win durch den tisch
giengi, da wäri ein bösswicht; und schütti den win
für die gesellen und für B., mit dem er in friden was.
[A. will sich ausreden] er hetti söllichs in keim argem
nit geton.' 1504, ZGreif. ,5 büechli von der alchamy,
schätz und güeter s.' 1562, Inv. des HsSalat. Uneig.,
zT. in die Bed. .erstreben, begehren' übergehend;
vgl. Ge-suech lb. Me" mues" de" Morge" [Morgens früh]
de" Taglö" s. Z. ,l)as unser pfiffer und spillüt ouch
anderswa hin . . . gaben ze suochend fuorend.' 1425,
B StR. ,[Glarus beklagt sich über das Verbot, in
21 ::
Sacli, sech, sicli, soch, such
Zürich] todte Geissen zum Verkauf zu bringen. Nun
mögen wir nit bergen, dass uns wegen Derjenigen,
die ihr Stückli Brot mit Ehren suchen [dieses Verbot
ungerecht scheint].' 1718, Gl. Mer mues' der Obig
am Morqe" s. Aa, am Morge" de" Firäbig s. Z, de"
FirObe'd früe s. SchScIiI. (auch mit dem Zusatz -' (ll>c"d
chunnt A'""m d' Nacht uf de" Hals), man muss morgens
früh fieissig sein, dann kann man auch zeitig Feier-
abend machen. Anders: Er isch go" de" Füröbe"d s.,
von einem Arbeiter, der ohne Grund von der Arbeit
weggelaufen ist BsL. Ga" de" Morge" (oder more") s.,
schlafen gehn; s. Bd IV 404. 419. ,Luft s.', das Weite
suchen : ,Wyl der Theter nit meer inhanden, sonder
Luft gesucht heige.' 1632, Z. .Etwarmit schlaaff s.,
somnum qua>rere in re aliqua; etwarzuo mittel und
wäg s., affectare viam ad aliquid; seinen nutz s. und
dem selbigen nachstellen, utilitates sequi; fröud und
tust s., voluptatem captare; radt s., radt begären,
consilium quaerere.' Fris.; Mal. (Weitres ebd. 396 c/d).
,Sy werdint sich in sollichem fal nit wytern rat s.'
1587, Z Schreiben. Die Ehre ,s.': ,N. ist wider be-
gnadet und ime das Weher [die Wehr] widerumb zuo-
gestelt, die Eer aber mag er s., wo er die ze finden
vermeint.' 1608, Z RB. Credit s.; s. Bd III 786/7.
,Friden s.': ,Frowe Agnese, kungin ze Ungern ... tet
ir erber botschaft gen Berne und bat, daz man ir
aber gönnen wölte, zwüschent inen [den Bernern] und
den von Friburg friden ze s. und luter richtung ze
machen.' Jüst. Ähnlich ,die Fründlichkeit s. zwü-
schent...'; s. Bd 1 1307. , Rachen s.' Ansh. .Sitenmalen
diss [ein Totschlag] ein mutwillige unredliche Tadt
sye, derentwegen er ... die Raach s. müsse und
werde...' 1626, Z. ,Ruggen s.'; s. Bd VI 784/5. ,(Das)
recht s.'; s. ebd. 253/4 (auch B StSatzg. 1539). Händel,
Strlt s. Es s., Etw. (bes. Streit) provozieren AALeer.;
Bs. Er suecht 's, het 's g'suecht. — b) abs. bzw. intr.
Beim Versteckensspiel muss Eines s. Eiche", Biteche",
Tanne", und du muest fange"; Eiche", Tanne", Bueche",
und du muest s., Anzählreim ZWald. Der Hund
suecht, zB. von einem Jagdhunde. Suech (verlöre")!
Aufforderung an den Hund, Verlornes oder Verstecktes
zu suchen oder die Witterung eines Tieres zu fassen
Aa; B; Th; Z und weiterhin, 's Chalb suecht, an der
Kuh nach Milch AALeer. (H.). ,Wär nit suocht, der
findet nüt.' GBinder 1535; GGotth. 1619. ,Suochen, da
nüt ist, sein arbeit verlieren, piscari in aere.' Mal.
Von Einem, der infolge Alterns mehr und mehr eine
vornübergebeugte Haltung annimmt, heisst es: er fäht
a" s. [,dh. wo sie ihn hinlegen, bestatten werden'] L;
vgl. Herd s. (Bd II 1597). Unpers. Es suecht, beim
Bauchgrimmen, Laxieren Z (Spillm.). Es suecht iez
halt in-em ine", von einer Arznei Z (Dan.), 's suecht
im ganze" Lib umenand, von einem Abführmittel Z
Russ. , Einem genau s.' 1) mit einer 'scharfen Unter-
suchung zu Leibe gehn. ,Wiewol er [der Beklagte],
wo man im so genow s. wölt, villicht nit so ganz ge-
ladt [!] und gnuogsam verantwurten möcht . . . wöltend
mine herren recht das besser glouben, in also yetz
güetigklich hinfaren lassen.' 1527/9, Z RB. — 2) un-
eig., Einem nahe gehn. ,0 ir alle, die hie fürgond,
sehauwend und luogend, ob doch yemant sei, dem der
schmerz(en) so gna(u)w suoch(e) als mir.' 1531/89,
Klagel. I 12. Im gleichen S.: , Einem nach zum herzen
s.'; vgl. näch-suechen. ,Josua zerreiss sine kleider,
bezüget damit, das es im in trüwen leid were und
nach znm herzen suochte.' LLav. 1583. — 2. a) durch-
suchen, erforschen. ,[Wir, die VII Orte, verleihen]
allen denen ... so in diss bergwerk gangen sind und
noch gan wurdent ... das gebirg und bergwerk in der
grafschaft Salgans gelegen ... also dass sy solichs
nach bergwerksrecht s., buwen, nutzen und messen
sollen und mögen.' 1521, Absch.; nachher abs.: ,darmit
sy dester bas an denen orten des gebirgs buwen und
s. mögen'; ,darmit die, so diss bergwerk entpfangen
haben, dester fiyssiger und begiriger arbeiten, suochen
und werken' usw. — b) uneig., untersuchen, verhan-
deln; vgl. Ge-suech 1 c. ,Also nach vil gesuochten
Sachen und arbeiten [in dem Streit zwischen dem Bi-
schof von ('hur und dem Grafen von Toggenburg] ist
uns wol von unsern botten, die dann zwischent dis
sachen geritten sind, ze erkennen geben manigerlei
sachen und stuken, so gesuocht und geworben sind,
sunder ein nottel [usw.].' 1420, Z StB. U 132 (Z an
den Bischof). — 3. auf-, besuchen, a) mit Acc. P.
,[Drei Grafen von Habsburg verpflichten sich:] so mag
unser einer... wol dannan riten, unser friund s. und
in [ihnen, sc. den Zürchern] ze friund gewinnen.'
1352, ALechner 1906. ,Es ist ouch alle unsre tag
unser will . . . gewesen, daz ir uns mit üwer frünt-
licher zuokunft suochtind, als daz hüt beschechen ist.'
1487, Edlib. (Begrüssung der Zürcher durch den Urner
Landammann an der Kirchweih zu UAltd.). ,Etlich
hebammen lassend sich umb mieten und gaben willen
ouch also s. und überloufen.' Ruep 1554. — b) mit
örtl. Obj. Einen Markt ,s.' ,[Herzog Rudolf bewilligt
der Stadt Baden zwei neue Jahrmärkte und] gebieten
wir üch allen unsern getruwen undertanen ... daz ir
die selben zwen jarmerkt suochent und üebent.' 1363,
AaB. StR. ,Das in allen unsern landen und gebieten
. . . kein wuchen- noch jarmarkt gehalten, gesuocht,
gebrucht [werde], sunder wellen wir, das solich ob-
gemelt koufmanschaft allein in unser statt Bern und
unsern slossen . . . verkouft . . . und uff irn markten
von den uff dem land gesuocht... werde.' 1467, B StR.
.Einen tag s.' ,[Der Klägerin wurde] ein früntlicher
tag für min herrn Custor zum Grossen münster ge-
setzt, dahin sy ouch kam und den tag suochte.' 1451,
Z RB. ,[A. klagt, der Bürgermeister habe ihm und
dem B.] einen tag gesetzt, den er gesuocht und ge-
wartet hab und der obgnent B. nit.' 1469, ebd. ,[Der
Bischof habe] die unsern geordnet, den selben tag
zuo s.' 1476, Bs Chr. ,So aber herr abbt den andern
und letsten tag nit gsuocht, ... ist erkennt, dass die
sach iezmal stil stan müess.' 1523/6, Z RB. ,Den rät
s.': ,Das ein schulthes und alle, so unsers kleinen
räts sind, ob der oder die, so söllichs gebotten wirdt,
anheimbsch sind, an alles hindern ... den rät s. sollend."
1467, B StR. ,Die ahnend s.' ,Do man die ahnend
suoch[t], zart [man] 1 Ib. 8 g.' 1377, B Stadtrechn.
,Item süllent die, so unsers guotes pflegent ... unz ze
disen pfingsten unser almende s. und von disshin also
jerlichs.- XV., B StR. 171. — 4. a) Jmd feindlich an-
gehn (auch nur mit Worten); bes. in rechtlichem S.
von der sog. Heimsuchung. ,Wer ouch dehein burger
in sinem eigenem huse old hofstat frevenlich nachtes
old tages suochet oder dar gat . . . (fernere quesierit mit
invaserit ...).' B Handf.; wiederholt in der B Stadtsatzg
von 1539: ,Wär iemants in sinem huss suocht: war
einen in sinem eignen huss nachts oder tags freven-
lich suocht oder anfalt, waz denn der, so also daheim
215
Sach, sech, sich, soch, snch
216
gsuocht und angfallen würt, ime Übels tuot, darumb
soll er niemants ze antwurten haben. Mag aber oder
will der gesuocht die schmach nit rechen [so tritt
gerichtliches Verfahren ein].' ,Were ouch, das ein
ussburger einen indem ... als vil anreizte und suochte.
daz er von siner eren wegen nit möcht entberen, er
müeste sich weren ...' XV., B StR. ,Es klaget A. uf
B., dass der selb B. zuo im für sin gaden kam und
sprach zuo im, er wer im schuldig... daruf antwurt
im A.: darumb hab ich dir nun tag gedienet. Daruf
sprach der B. frefenlich zuo dem A.: du lügst ... Won
der B. den A. in sinem gaden gesuocht und in mit
sinen bösen Worten angelassen hat, getrüwet der A.,
der B. süll inn entschadgen.' 1412, Z RB. ,Welicher
den andern an sinen werken . . . mit gewapneter band
verdachtlich suochet...' BoSi. Landrecht 1457. ,[A.
hat sich gegenüber B., mit dem er ,in Frieden steht',
einen anzüglichen Scherz erlaubt und wird verklagt.
Der Kläger] meinti, wenn einer mit eim in friden
stüendi, das dann einer ein nütz also in bösswichts
wys s. sölt.' 1504, ZGreifens. ,Von wägen das er
sy gfarlich gsuocht, sol er ir 2 pfd costen gen.' 1541,
Z Ehegericht. .Welcher den andern zu Hus oder zu
Hof oder an seinem Werk suochte frefentlich, der
verfalt dem Landt umb 5 Pfd Pfennig.' GrD. LB.
Redinger sagte, ,er wolle ihn [den Pfarrer von Die-
tikon] ga* s.' 1655, Zoll. 1905; er überfällt ihn dann
mit iL' Musketieren in seinem Hause und nimmt ihn
gefangen. S. noch Zins-Bank (Bd IV 1389). Auch
von kriegerischem Angriff. .[Die Walliser haben] mit
ir macht die vyend gesuocht und einen mannlichen
angriff getan.' 1476, Brief des Bischofs von Sitten.
,Den feind im läger oder in der schanz s., inferre
praliurn in castra.' Mal. Uneig. wie nhd. heimsuchen:
, [Salat bittet nach Luzern zurückkehren zu dürfen]
damit ich nit nochmals (wie mich die gros türe zwingt
und suocht, die ouch die schuolen zuo nüt macht)
muoss an d hand nen, des ich mich bishar gewert und
erwert hab [näml. zu den Reformierten überzutreten].'
1545, Brief Salats. — b) Jmd rechtlich belangen, ge-
richtlich verfolgen Aä; L; Z (s. rechtlich 2 b Bd VI
318), , Einem eine rechtliche Aufforderung zu Schaden-
ersatz zukommen lassen' AALeer. (H.). Du cha""-me"
denn Eine" go" ge" s.! wenn man nicht weiss, wohin
er sich gewendet hat Aa. Mit den Worten: Si sölle"-
mict cho" ge" s.! bestreitet man etwa die Berechtigung
einer Forderung, ebd. ,Ouch hant si [des Bischofs
Dienstmannen] daz recht, ... swa ieman in ir hus ent-
rinnet, den sol nieman soechenf!].' Wack. DR. ,N. ward
durch ein gefälschten brief gesuocht, davon er sich...
muost rechtlich entschüten.' Ansh. ,Hüet dich, dass
ich dich nit müesse s., cave inquisitioni ne mihi sis.'
Mal. Mit Ortsangabe. Me" muess Eine" s., wo er
Für und Liecht b'sitzt L (Iueichen). ,[Wer das Winter-
thurer Bürgerrecht aufgab, musste schwören] das er
die statt nienan anders solle s. dan for unseren heren
burgermeister und rate der stat Zürich, und unser
burger nienan anders dan alhie zu Winterthur vor
einem schultheissen und rat.' 1559, ZWth. ,[Ein Gläu-
biger des Lutz Fry habe 5 Fässer Salz, die der
Schuldner an die Stadt Schaffhausen schickte] zuo
sinen banden genommen; ... min hcrren sollen mit
ime verschaffen, das er das salz angentz harschicke
und den Fryen suoche, da er gsessen sige.' 1567, Z
RM. .Soll ein yeder gsuocht wärden, wo er sesshaft
ist.' 1582, Ard. Eine" um Öppis s. Z; Synn. s. unter
Ge-richt (Bd VI 339). Wart, i'h will-di'h scho" na'h
drum sueche"! ZO. ,Sy sollend den selben N. [den
Schuldigen] darumb s.; es were nit billich, das andere
dessen sölten entgelten.' Rainsp. 1553. , Kostung ist
yedem 15 krönen ufglegt zuo bezalen; doch ist inen
vorbehalten, das sy ir gmeinden darumb s. mögent.'
1572, Gr. ,Der Schneider solle das Mentsch [seine
Braut, die ihn verleumdet hatte] darum s., als die
erste Aussag, in Zeit 6 Wochen.' 1730, ZcBaar. ,Habt
ihr eine Ansprache an sie, so suchet mich [ihren Vor-
mund] darum.' Sintem. 1759. Im gleichen S. Eine"
für Öppis (vor G'richt) s. Z. Auch ,über Etw.': Die
Gemeinde Hünenberg anerbot ,aus freiem gutem Wil-
le[n] und Respect' 750 Gl. der Stadt an die erlittenen
Prozesskosten zu bezahlen, und verlangte eine Rats-
erkenntniss, ,dass man sie künftig darüber nicht mehr
s. welle.' 1703, Stadlin 1819. — 5. mit Acc. S., recht-
lich fordern, eintreiben. ,Buossen und einung s. Und
sollent sweren unser Schultheis, unser zuchtmeister
[usw.] all buossen und einunge ungevarliehen vertigen,
so in unser stat beschechent . . . Weren aber si ze
trege und nit suochten, daz sol inen schaden an iren
eiden.' XIV./XV., B StR. ,Der Wirt . . . sucht sein
Schuld, da hilft kein Huld ... bis Alls bezahlt.' JC
Weissenb. 1678. ,Was zu notwendiger Erhalt- und
Verbesserung der Gebäuden . . . verwendet werden
müssen, soll auf dieseren Stucken wieder gesucht . . .
werden.' Sch Auffahlsordn. 1743. 1773. .Pfand s.'; s.
Bd V 1139. ,(Den) Bluomen s.', für verfallenen Gülten-
zins das Pfandrecht auf den Bluemen [s. Bd V 66
unter ß] geltend machen Ndw; Syn. uf de" Blueme"
griffe". ,Das Recht des Blumensuchens . . . war ein
sehr weitgehendes, indem es (in unserm Lande) überall
geltend gemacht werden konnte, wo immer Blumen
oder Vieh, so ihn genossen, sich befand, gleichviel
durch welches Rechtsgeschäft der nunmehrige Eigen-
tümer des Blumens resp. Viehes in dessen Besitz ge-
kommen war, und gleichviel ob er die betr. Sache
schon bezahlt hatte oder nicht. Anderseits war man
über den eigentlichen Charakter des Blumensuchens
als Geltendmachung eines Pfandrechtes hinausgegan-
gen, indem man vom Blumennutzer resp. Inhaber des
betr. Viehes Ersatz des Blumens verlangen konnte,
wenn er nicht mehr im Besitze des Pfandes war.'
Ndw Volksbl. 1887 Nr 49. .Behufs des Blumensuchens
ist der fallit gewordene Unterpfandbesitzer verpflichtet
. . . in Treuen anzugeben, wer auf dem betr. Unter-
pfande ... Blumen genossen habe und zu welchen ver-
tragsmässigen Bedingungen.' Ndw Ges. 1867. Die Gült,
auf welche hin der Gläubiger den Blumen sucht, heisst
, blumensuchende Gült', zB.: ,Ist das fragliche Vieh
geschlachtet worden oder sonst zu gründe gegangen
oder ausser den herw artigen Kanton veräussert wor-
den, so haftet der blumensuchenden Gült der letzte
herwärtige Besitzer des fraglichen Viehs für den Be-
trag des betr. vom letzteren genossenen Blumens.-
NdwGcs. 1867. Vgl. noch Bluemen- Suecher. Erweitert:
, Etw. an Jmd s.'; vgl. an-suechen. ,[Die Stadt könne]
semlich buw und ander iren costen ane hilff nit ab-
getragen noch usgerichten, die si ouch an die iren s.
und ervordren müessen.' 1440, Aar. StR. ,N. hab der
Oberhuserin [einer Hexe] empotten, widerfar im ützit,
daz woll er an sy s.' 1500, L. ,Es an einen s.',
ihn herausfordern. 1539, BsRq.; s. Bd V 695 und vgl.
217
Sacli, sech, sich, soch, such
'21 -
oben 1 a zu Ende. Auch ausserhalb der rechtlichen
Sphäre in abgeschwächtem S., Einen um Etw. angehn:
,Der N. bette mer denn einest an inn geworben und
gesuocht, sin swester zenäment, und were im oft und
dick darumb nachgangen.' 1478, Z RB. — 6. nutzen;
vgl. Ge-suech 2. ,Sy hetten ettliche güetter ussert
irem zwing und bann liggen, daruf sy weid suochten
... gctruwten, das sy als nachpuren den weidgang
wie von alters har zuosammen s. solten.' 1555, Z
Rheinau. — Sueche" n. E" Saeche"s ha", ein Ge-
suche Bs; vgl. unter Ge-suech 1 a. ,Ich suoch dich eins
suochens, te ipsum quaerito.' Fris. ; Mal. — g°-suecht:
\. = bi-gert (Bd II 403) Aa; B; Th; Z. Vgl. ge-süech(t).
Frischi Eier sind iez g's., e(n) g's-er Artikel. E" g's-i
Sach. Seltener auch von Personen : E(n) g's-er Tokter,
Fürsprech usw. — 2. in der Rechtsformel ,gesuocht und
ungesuocht' in alten Urkunden über Tradition von
Grund und Boden, = alles Erworbene, bereits Vorhan-
dene an Besitz und Rechten und was in Zukunft etwa
noch als dazu gehörig sich erweisen sollte; vgl. Fi-
scher III 569, sowie he-, er-suecht. Subst. ,[Dem A.
soll in der Teilung zufallen] swaz enend Ryns ist . . . an
lüten und an guot, gesuochz und ungesuochz.' 1342,
ChKind 1882. ,Darzuo habent wir inen für recht aigen
geben . . . allü die ligendü und varendü güeter, ge-
suochz und ungesuochz, was wir iez habent oder noch
gcwunnent.' 1383, Rätia 1863. ,[Die Grafen von Wer-
denberg verpfänden Zwingenstein und Lustenau] mit
aller zuogehörd ... ob erd und under erd, gesuoch[t]s
und ungesuoch[t]s, wie das alles genant ist, nüzid
ussgenomen.' 1395, Zellw. Urk. Adj. ,[Das Gottes-
haus Pfäfers verkauft einen Hof] mit güetern . . . und
mit aller frihait, ehafti und rechtung, so zuo dem hof
gehört, g-en und u-en.' 1378, Seq. RG. ,Mit allen g-en
und u-en, mit allen funden und unfunden dingen.'
1411, B (JSG. XXI 330); ebenso XI1I./XV., BDiesb.
(ASG. XIII 101). — 3. s. suechen 2 h.
Amhd. suochen. Dazu der Flurn. .Such den Morgeu' Aa
Mand. (JJBäbler 1889, 37).
ab-: 1. ein Gebiet a., wie nhd.; zB. von Beeren-,
Kristallsuchern, Hausierern usw. Aa; Ap; B; Th; W; Z;
wohl allg. — 2. eine Untersuchung, Verhandlung zu
Ende führen; vgl. suechen 2b. ,lr [der Bischof von
(Jhur, der von Zürich Beistand gegen den Grafen von
Toggcuburg verlangt hatte] ziechent über den ege-
nannten von Toggenburg . . . nach abgesuochten und
angeseiten Sachen.' 1420, Z StB. II 13.'!.
üf-: 1. suchend auflesen. , Soll sich Niemandt in
der Ernt . . . unterfangen, in die Halmen zu fahren
oder darin zu hüeten, vill weniger die Eheren u.'
1718, THHw.Arch. — 2. wie nhd. allg. bekannt, aber
nicht eig. volkstümlich. — 3. = suechen ib. Junker
Tsciudi von Gräplang habe behauptet, nur unmittel-
bar vor dem Syndicate und nicht for dem Landvogtei-
arnte ,aufgesucht' werden zu müssen. 1730, Absch. —
Zu 3 vgl. Fischer I 427.
a"-: Jmd angehn (um Etw.). a) feindlich. We'm
d'r Alt d'r e"'b'chunnt u"d di'h a"suecht, su triff- e"
numen mit dem Stecke", bis-er schwigt. Gotth. — b) im
rechtlichen S. ,Uf den vierden ougst wurdens [die
vier Dominikaner im Jetzerprozess] für recht gestelt
und von des glowens procurator zur frag [Verhör]
angesuocht.' Ansh. ,A. umb räch[t], postulare Judicium.'
Mal. Einen weitem Bei. s. Bd VI 254. Spec, Jmd
gerichtlich belangen Aa; B. .Ihretwegen könnten wir
alles [Erbe] nehmen; aber wenn wir noch mehr von
ihnen wollten, so könnten wir sie a.' Gottb. , Einen
der ee halb a.' 1541, Z Ehegericht. ,Heuw kauffen: wie
vill Einer möge angesuocht werden, der Heuw auf
einem Guot kauft old mit seinem Vüch etzet, darab an-
noch Züns zu bezahlen.' 1734, U. — c) bittend AALeer.
(H.); B (Zyro). In der ä. Spr. häufig, auch in den
Verbindungen , einen bitlich a.. einen a. und bitten
(bgtten), a. und begrüessen.' ,Der N. soll sines brue-
ders frowen die kind abnemen . . . und so er andere
geschwistergit oder fründ hat, die im hieryn beholfen
sin sollen, soll er die selbigen darumb a. oder mit
potten oder recht dazuo halten.' 1555, Z RM. ,Zur
Erlangung söllicher Vogteien und Embtern [darf
Keiner] den anderen weder für sich selbs a. und hätten,
noch von synetwegen ansprechen und bitten lassen.'
1628, ZPraktizierordn. Mit verschwiegenem Obj.: ,Wo
die vereinung, wie sin küngliche majestat vil jar an-
gesuocht und nie bezogen, ufgericht wäre worden ...'
Ansh.— Mit Acc.S. (wohl nur individuelle Übertragung):
,[Als das ,bligin schwert' gegen die Reformation nichts
ausrichtete] ist das isne [Schwert] vast tür angesuocht
worden vom ganzen babstuom.' Ansh. — An-sueche°
n.: wie nhd. Es A. (an Öpper) ha" B; Z. Si hat es
A. übercho", einen Heiratsantrag Z (Dan.). ,[1512 wur-
den die Eidgenossen durch den Besuch vieler hoher
Gesandtschaften beehrt, und zwar] unerpetten, sunder
selbs ansuochens.' Ansh. ,Uf ir vil ainsuochen und
bigeren.' Sicher 1531. ,Frids-ansuochen.' Ansh.; s.
bringen (Bd V 695). — An-suechung f.: = dem Vor.
,A. tun.' 1742, aZoll. 1899.
under-: wie nhd. allg. — Under-suechi"g f.:
wie nhd.; dafür besser ma. Under-suech m.
er-: ,hin und här suochen, disquirere, examinare,
scrutari, (per-)vestigare.' Fris.; Mal. 1. heraussuchen,
ausfindig machen. ,Üer herr hat im einen man er-
suocht nach seinem herzen.' 1530, I. Sah.; auch bei
Luther. ,C'hristoffel Colom, der sich in den dienst
der künigen in Hispanien begeben, neuwe inslen zu e.'
Tierb. 1563. Mit abstr. Obj.; vgl. 2 b. ,Um der war-
heit willen, die wir ersuochen.' Zwingli. ,Einsi ge-
schieht e. und ergründen, ein nachfrag haben, genus
alieuius excutere; einsi rat und meinung fleissig e.
und nahen fragen, consilium alieuius exquirere.' Fris.;
Mal. MitNbsatz: /Unser Schultheis, grossweibel [usw.]
sollent eigentlich erfaren, nachfragen und e., wo
iemants von unser statt faren wurde von bossheiten ...
wegen.' B StSatzg. 1539; in der ä. Fassung: ,süllent
sweren zuo suochenne und eigenlich zuo ervarende ..."
— 2. a) durchsuchen, im phys. Sinne. Von Personen
W. Der Polizeidiener ersüoeht den Verhafteten, um
ihm alle verdächtigen Gegenstände abzunehmen. S.
auch Lieh (Bd III 1013). ,Die Wegmann kremerin
sprech zuo ir: gib her mir das halsmentelli. Do sprach
si: ich han sin nüt ... trettend dar hin und ersuo-
chend mich. Do vand si nützit bi ir.' 1390, Z RB.
.Wenn man si [die Hexe] vachen wolle, soll man sy
angends e., büchsen und anders von ire nemen.' um
1450, L. ,Cuonrat Zweck hat mir 45 stuck gold en-
tragen; darum bitt ich, das ir den Zwecken uff ein
ort nen und ir im das gelt wellend nen zuo üwern
banden und ir in welend e. in dem huot und in den
andren kleideren; won fürwar er hats.' 1490, Z. ,lre
wib sind in der schlacht nachhin zogen und haben
fründ und tieml, wass umkommen und nidergefallen
Sach, sech, sich, socb, such
22o
wass, usszogen und ersuocht.' 1499, Calvenf. 1899;
s. noch ebd. II 48 (um 1640). ,Nun aber habend sy
den Esau ganz und gar ersuocht und seine verborgne
schätz herfür ggraben.' 1580, Obadja. ,Die botten
und briefftrager niderlegen und e., scrutari tabellarios.-
Fris.; Mal. (Weitres ebd. 118 c). .Sogar haben sie
[die Plünderer] Weiber und Kinder ersuocht, in Mei-.
nung etwas bei ihnen noch zu finden.' 1656, AAVillm.
S. noch ent-bläjen (Bd V 52). Von Tieren : ,In etlichen
inslen sollend sy [die Mäuse] das gold kiflen, auss
der ursach aufgeschnitten und ersuocht werden.' Tierb.
1563. Von Sachen W. Ich ha" du" ganzu" Spicher
ersuocht. Der Dieb het alli Trickiltini [Schubladen]
ersuocht, durchg'müsot — aber figga! Das het-mu's
no'h grad firglia" [es war umsonst]. Ieh han-mu [ihm]
alli Seck ersuocht und Nix g'fundti". ,Den stal weit
ich suber wüschen ... den mist e. überall ... ob ich
es [das Geld] ienen können finden.' Fastn. XV. ,Daz
von disshin ein ieklicher der unsern, der einem ver-
lorn hat, der des argwenig ist daz er das gelt also
bi im trage, umb daz man im das nit muge ingewinnen,
dem selbigen argwenigen ... wo er den ergriffet, mit
einem rätsknecht sin täschen und sin seckel wol mug
e., und was er darinne findet von gelt . . ., daz er daz
wol nemmen mag, untz daz er sinere schuld von im
bezalt wirf 1417, Z StB. ,NN. syent inen in ire be-
slossne gemach gegangen, über daz und sy nit an-
heimsch gewesen syent, und inen die selben ire ge-
mach ersuocht.' 1457, Z RB. , Laban ersuocht die
ganzen hütten und tand nichts.' 1530, I. Mos.; .durch-
sucht.' 1667. , Liberi zuo SGallen ward ersuocht [Rand-
titel zu der Stelle:] . . . kam ain secretary von Florenz,
hiess Poggius, alhar und durchsuocht die librari und
nam mit im uss bewilgung des abts ... gar vil schöner
büecher.' Vad. ,Gond hin mit üwern warfen bhend,
ersuochend alle ort und end.' Ursina 1581. ,1559
schickt man Schlosser und Zimmerleut ... uf ire
Heuser, alle Ghalter aufzebrechen und Schriften und
Biecher ze e.' FPlatter 1612 (Fechter). ,Herodes :
All Winkel durch das Judenland e. raus d' Soldaten-
hand,' PSpichtig 1658. — b) uneig., durch-, unter-
suchen, erforschen. .Alle kinder, so von den schälken
geboren werdend, sind zeugen der schalkheit irer
vätteren, so mans ersuocht.' 1530/1707, Weish.; £v ££e-
Taouep atJTÖiv. LXX. ,[Gott] wird euwere werk e. und
euwere gedanken erfüntelen.' ebd. ,Das ist rechter
kronik inhalt... in kurzen Worten von dem heiligen
Job [VIII 8] anzeigt, sprechend: frag die alten gschlecht
und ersuoch [£§ixv£aaov] flissig der väter gedächtnüs.'
Ansh. ,Uss ansehen der heilig gehaltenen [Fasten-]zit,
da menglichs fromkeit, gwissne . . . durch ängstige
bicht und erschreklich Sakrament am höchsten er-
suocht ward ...' ebd. .Ein Schuldner e. und erkun-
digen, ob er zuo bezalen habe, excutere debitorem.'
Fris.; Mal. Geschriebenes bzw. Gedrucktes auf seinen
Inhalt ,e.', bes. von der hl. Schrift. , Ersuochend die
gschrift, dann ir meinend, ir habind das laben drinnen.'
1530, Joh.; ipsoväxe tas "cpatpas. ,[Durch Luther wur-
den] unsere fürgesetzten bewegt, die waren hailigen
gschrift zuo e.' Kessl. .[Die Sch Eherichter] habint
die Batzungen darumb ersuocht und nüt, das disen
artikel berüert, mögen befinden.' 1541, Z Ehegericht.
,Der hl. Lucas Act. 17, 11 schreibet heiter und klar,
sie haben die Schriften täglich ersucht, ob diese Ding
sich also hielten.' ClSchob. 1699. Von grammatischer
Untersuchung: ,[Die Schüler sollen] alle wörtlin e.
nach der grammatik.' F Schulordn. 1577. — c) spec.
als Ausdr. der Gerichtsspr., (peinlich) verhören.
wurden etlich personen darumb gevangen und in
mengen weg ersuocht, und mocht man doch uf keinen
rechten grund komen.' DSchill. B. ,Uf beschehnen
[Wetter-] schaden die hexen ersuocht und von inen
bekannt . . .' Ansh. ,Der hauptman sagt, das man in
[Paulus] mit ruoten schlahen und e. sölte, das er
wüsste, um welcher ursach willen sy [die Juden] also
über in schreuwind.' 1530, Apostelg.; p.dati£i.v ävexd-
£sa9-ai. ,[Die V Orte haben] fromm biderb lüt zuo
Luzern ... in gfangenschaft geworfen, allda als umb
verrätery ersuocht und jämerlich gemartert.' 1531,
Absch. (Z); ebenso bei HBull. 1532 (Salat 236). ,Als
sy zuo Baden etlich tag gefangen gelegen, sind sy
wider ersuocht und . . . zuo dem tod verurtailt.' Kessl.
.Das man die zwöy meitli und den man ouch ersuoche
und erfrage, wie . . .' 1551, B Turmb. ,Zuo straaff
e., erfaren, qu*rere.' Fris.; Mal. ,Er sey achtmal
mit der Marter ersuecht worden.' 1655, Schw. ,Der
selbe wolle, ob er gleich mit der Marter ersucht
worden, ganz keine Verbrechen ... geständig sein.'
1678, ZAnd. — d) auf die Probe stellen, prüfen.
.Bruoder Klaus ist [wegen seiner Enthaltung von aller
Speise] zum dickerfn] mal ersuocht worden von einem
bischoff von Costenz und andern, aber allweg on allen
trug funden worden.' 1530/40, JSG. - 3. auf-, be-
suchen. .Nachdem als sy vil stett ersuocht haftend.'
KSailer 1460. ,Dise verschriben stett hat Steffan
Kapfmann all selbst persönlich ersuocht.' Kapfmann
1491. ,Wann sy die stett e. wolt am Ölberg.' ebd.
— 4. a) kriegerisch angreifen. ,[Die Basler vor Heri-
court wurden] von den vigenden nie angerennet noch
ersuocht, denn daz drye der unsern . . . gefangen wur-
den!' 1425, Bs Chr. — b) gerichtlich belangen, Jrnd
den Prozess machen. ,Mit recht, rechtlichen e.' ,[Die
Parteien haben] einandern vor . . . den vierzigen zuo
Baden rechtlichen ersuocht und fürgenommen.' 1523,
Strickler. ,Ob sondrig personen vermeintind, dass
inen by den fällen mer abgenommen wäre, dann die
vertrag uswysend... darumb soll denselben personen
ir recht vorbehalten sin gegen herrn abt, sin gnad
mit recht darumb zuo e.' 1525, Absch. (G). Ohne art-
bestimmenden Zusatz. .[Ich, der Angeklagte, habe
das Gefundene] minem meister . . . gezöigt und daby
geseit, wie und wa ich das funden gefiept und daran
nützit verswigen . . . desshalb ich nit hoff mir das
fürer uffgehebt noch ich darumb von iemant ersuocht
werden sölte.' 1473, Z RB. ,[1496 vertrieben die Wal-
liser ihren Bischof] von vil seltsamer Ursachen wegen,
under andern) dass er ... sine undertanen um miss-
taten uss der sacramentlichen bicht ersuocht, ouch an
Hb und guot strafte.' Ansh. ,[A. bestreitet, der B. die
Ehe versprochen zu haben] zuodem was der handel
wol 5 jar angstanden, ... das sy in nit ersuocht.' 1541,
Z Ehegericht. .Also dass die Sächer einanderen im
Vatterland zu e. vermeinten.' L Ans. .Wurde Einem
durch Solches Schaden zuogefüegt, der mag ihn
e. nach den Landträchten ohne Geferdt.' GrD. LB.
.Wer wider obgemelte Punkte handelt, soll als ein
Untreuer ersucht und abbestraft werden.' 1732, WLeuk.
— c) übergehend in die allgemeinere Bed. behelligen,
belästigen. ,Sy vermainten, das man inen schaden
[-Ersatz] schuldig wäre; jedoch so wöltend sy ... iren
221
Sach, sech, sich, socli, such
222
gnädigen herm darurab nit e.' 1470, Gßq. .Der selben
drü stuck hat min gnediger her die von Flawil . . .
erlassen, also daz sin gnad si von sölicher dry stucken
wegen niemer mer e. noch erlangen [werde].' 1512,
GT. ßq. ,Das dewedry party die andern ... zu keinen
künftigen zyten keineswegs soll e., betrüeben noch
anlangen.' 1516, Absch.; bei Ryff, Chr. nach einer
andern Copie ,harsuochen.' ,[Graf Hans von Rappers-
wil] vorschreib sich, dass er die statt Zürich von
wägen des im zuogefüegten Schadens nimmer ineer e.
wolle.' HBull. Tig. Bes. in der Verbindung , Einen
nit witer e.' ,Wenn sy im die tuond [dem Vogt die
Eide leisten], so sol er sy wyter nit e. noch trengen.'
1467, GRq. ,[Wir haben vom Bischof verlangt] uns by
unsern und unser vorderen herkommen, friheitten ...
on witer e. und intrag ruewclich bliben ze lassen.'
1477, Bs Chr. ,[Die Prozessierenden] sollend einandern
deshalb witer und ferer nit e., sonders jeder teil sinen
costen an im selbs haben.' 1527/9, Z RB. ,Und also
ersass der gwaltig strit [bei Fornovo 1495], so über
ein stund hat geweret, dass kein teil den anderen
witer ersuocht.' Ansh. ,Ein iewesender Amptmann
solle die Dorflüt inskünftig wegen des Dorfwaldes nit
weiters e. noch molestieren.' nach 1684, Jenzer 1869.
Übh. Einen anfechten, plagen, hernehmen. ,Wie
Christus zuo Petro sprach: nimm war! der tüfel hat
üch ersuocht, dass er üch rytrete wie den weizen.'
Zwingli. ,Da ist er [Jetzer] vom erdichten geist erst
grülich ersuocht und marterlich geheiligt worden.'
Ansh.; nachher ,grülich angefochten.' ,Wo die gott-
losen hoch hinauf kommend, werdend die menschen
ersuocht.' 1548/1667, Prov.; aievouai SCxaioi. LXX.
,Wär wüsste des Abrahams glouben und standhafte,
wenn in Gott nit durch so vilfaltige trüebsalen er-
suocht und erfaren hette?' Gualth. 1555. Von einer
Arznei: ,So es den Patienten nicht recht angreift
und ersucht, magst es 3 ander Tag auch brauchen.'
JRLandenb. 1608. — d) fordernd oder bittend angehn.
,Als man die widergetouften mit sollichem gebott [die
Stadtkirche zu besuchen] ersuochet, ergrimtend sy.'
Ke3sl. ,[Es gebe viele Bürger, die] under gar keinem
Haubtmann noch Rittmeister begriffen, da sie, wann
sie von einem Haubtmann ersucht werden, fürgebind,
seyind under einer Compagnie zu Pferdt oder der-
gleichen.' 1670, Z Kriegssachen. ,Um (in B lt Zyro
für) Etw. e.'', wie nhd. allg., aber nicht volkstümlich.
Da ir von der Eidgnossen botten dickermals umb
abstellung der schmächlichen und verletzlichen büe-
cher und usgiessungen gebetten und ersuocht.' 1527,
Absch. (L an Z). — 5. mit Acc. S., (rechtlich) fordern.
.Pfand ald pfennig mit recht e.'; s. Bd V 1115. Aufs
religiöse Gebiet übertr. ,So ist eines ieden predgers
amt, dass er den lastren widerston sol . . . oder aber
das bluot der umkummenden wird ersuochet von sinen
händen.' Zwingli. ,Wie Christus geredt hat, soll der
verkünder des worts Gottes nüt verschwygen; denn
us welches verschwygen die schäfli verirrt umkämind,
von des hand wurde ir bluot ersuocht.' ebd. ,Gott
wirt unser bluot und kestigung von unseren feinden
wol forderen und e.' 1530, Judith; ,an . . .' 1707. ,Gott
wird sin zorn in die eitern senden, e. die seelen [der
schlecht erzogenen Kinder] us iren henden.' »Salat 1537.
— er-suecht: adj. Ptc, entsprechend den Bedd. des
Verbs. Ausgesucht: ,[lhr mögt das Geld] so von Un-
sicherheit wegen der Strassen üch nit hat mögen zuo-
geschickt werden, durch etliche e-e weg zuo üwern
banden bringen.' Ansh. (der Papst an B). Durch-,
untersucht: ,Das jhenige, so ich innerhalb zehen jaren
auss unzalbarlich viel e-en instrumenten, büechern,
schritten ... mit warheit bejagen mögen.' Würstisen
1580. In der Formel ,e. und unersuocht' = ge-suecht 2
(Sp. 217). ,Gächtlingen ward 875 mit ... Sturen, Brü-
chen und Zinsen, Ersuochtem und Unersuochtem ...
dem Closter Rhinow vergäbet.' JJRüeger 1606. —
un-ersuecht: unangefochten, unbehelligt; oft mit
Gen. der Beziehung. .[Zürich soll] dem landvogt
sichern wandel in ir statt . . . wider uftuon und wandlen
lassen ungefecht und onersuocht aller ergangen sachen.'
1525, Absch. ,Was gnotes jemand ... unangesprochen
und u. einicher rechten besessen ...' 1545, ebd. ,U.
bliben.' ,Hr Conrad Swend [soll] Herren Abt zuo
Stein beholfen sind gegen den küngelichen raten,
damit er u. blibe.' 1492, Z RM. .Kein glid blybt [bei
dem Mode gewordenen gotteslästerlichen Fluchen]
Christo onersuocht, es wirt insunders im damit gfluocht'
Eckst. 1526. .Dass der zechent, der caplanipfruond
zuo Winfelden zuodienend, harin [mit Steuern an die
Kosten der Pfarrpfründe] u. und unbeschwert bliben
soll.' 1530, Absch. ,U. werden' : .Das weder ietz noch
hernach kain span noch stos wurde und man zuo
beiden tailen ruowig und sölicher nüwerung halb u.
werde.' Rainsp. 1553. ,U. lassen.' ,Er getruwte, sy
sölte inn u. und by sinem zins nach des briefs sag
beliben lassen.' 1448, AaB. Urk. ,So begerend wir nüt
anders, den daz man uns beliben lasse bin unser statt
altera harkommen, ouch u., als wir vom anfang der
blinden beliben sind.' Edlib. ,[L begehrt, dass Z und B]
si sölichs anzugs rüewig und u. wöllent lassen.' 1529,
Absch. ,[N. steuert eine Tochter aus] also und der
meinig, dass sy sol demnach ire brüeder in eigen und
lengüetern u. lassen nach sinem abgang, sunder sich
ires erbteils lassen vernüegen.' 1553, MEsterm. 1882.
,Wie sy [auf der Badener Tagsatzung 1524] im [Vogt
Wirth] anhuobend ouch das abtuon der bildem und
andere fragen den glouben belangend fürhalten, sprach
einer der ratsbotten von Zürith: trüwen lieben Eid-
gnossen, das ist uns nit zuogesagt, sunder das man
dise gefangnen des gloubens halben wölte u. lassen
und alein fragen von dem [Ittinger] stürm.' HBlll.
1572. .[Käufer und Verkäufer] sollen dann im üb-
rigen einander fürohin u. und zufriden lassen.' ApI.
LB. ,In Strit und Rechtsachen entzwüschent A. und
B. von wegen ein salvi veni Kuo ist ... erkannt,
sie sollen enander u. Ion.' 1780, Rüdliger IST."..
Eine Tat ,u. lassen', ungeahndet: ,Dan man sich wol
verseehen han solt, dass unser Aidgnossen . . . söliche
tat koum onersuocht wurden lassen.' Vad. — Einmal
mit starker Bildung: ,Diewyl man dess vertrost was, man
wurde ein gestift by aller hab und guot unersuochen lassen.'
XVI., Z. — , Ersuecher m.: perquisitor, scrutator, in-
quisitor, (conquisitor).' Fris.;Mal. — Ersuechungf.
,E., erforschung, examen, inquisitio, serutatio. scruti-
nium; ein fleissigee., disquisitio.' Fris.; Mal. 1. Durch-,
Untersuchung. .Sine [Hagenbachs] diener haben vil
Üppigkeit mit e-en und uffschnidungen der secken be-
gangen.' 1474, Bs Chr. .Derhalb in allen orten und
zuogewanten der Eidgnoschaft vil e. beschach, etlich
zuo tagen ... benämpt, etlich gfänklich gehalten, etlich
pinlich erfraget.' Ansh. — 2. gerichtliche Verfolgung.
,Als sich vor etwas zites irrungen, e-en, stösse und
Sach, sech, sich, soch, such
224
spenne erhept band zwüschent ...' 1477, Gfd. ,Hiemit
[soll] aller span, e. und ansprach hingelegt ... sin.'
Ansb. — 3. Ersuchen. ,So darurab von unseren lieben
Eidtgnossen von Lucern e. an uns beschicht ...' 1517,
ALechner 1906. S. noch bittlich (Bd IV 1853).
ab-er-: gründlich durchsuchen. ,[Wir haben]
kein Mensch dorinn [im Hause] nit funden, 's Gmach
abersuecht oben und unden.' GGotth. 1619. — Us-
er-: auserwählen. ,Ich hab die wyshait lieb gehept
und hab sy ussersuocht von miner jugent.' Hören
1476. _ üs-: wie nhd. aussuchen Aa; B; Th; Z.
's ist scho" Alls üsg'suecht [die besten Stücke sind
schon fort], klagt etwa eine Frau beim Einkaufen.
,Karly Hess [unter den Gefallenen] die kristen under
den beiden uss suochen, das man innen grebtnus gebe.'
Morgant 1530. — use°-: (aus einem Haufen oä.)
heraussuchen Aa; Ap; B; Th; Z.
ver-: ,erfaren, anfachten, periclitari, tentare, ex-
perimentum capere, experimenta agere, attentare, fa-
cere periculum, experiri, pertentare.' Fris.; Mal.
1. Jmd angehn. a) feindlich, angreifen. ,[Wir lagen
gegen den Herzog zu Felde] 16 tag und nacht, daz
die figint alle tag zuo uns koment und mit uns schal-
müzten und uns dicke versuochten und hertenclichen
angriffent.' Z Chr. 1336/1446. — b) bittend, ersuchen
Ap. Ieh mächt de" Hop'me" v., minn AHrag Mn Nach-
trag z' nen ond i" 's Mer. ATobler 1909. — 2. pein-
lich verhören. ,Geben 8 pfd 6 ß um arme Leute zu v.'
1487, Bs (Ochs V 57). — 3. untersuchen, prüfen, pro-
bieren, a) Personen, a) von ärztlicher Untersuchung;
spec. von der amtlichen Untersuchung Aussatzverdäch-
tiger. Syn. besehen, -schäumen. , [Auf die Bitte des Rates
von Baden haben Stadtarzt und Scherer von Basel]
den A. von obern Baden besehen und versuocht [und
ihn für aussätzig erklärt. Es wird beschlossen, ihn]
anderwerbe ze versuochende, ob er des siechtagen der
ussetzigkeit uf dise zyte schuldig sie oder nit ... und
durch merer Sicherheit willen noch zwen meistere sche-
rer hantwerkes zuo inen ze nemende und die by der
versuochung by inen ze habende.' 1427, AaB. Urk. In
den BStadtrechn.il (1433/45) erscheinen regelmässig
Ausgaben an Ärzte für .arme mönschen [oä.] ze v.';
1434 wird verfügt, ,daz die meister, so die erberen
lüt, die an der ussetzige geschuldiget werdent, ver-
suochend ... nit mer denn drü pfunt pfenigen ze lone
nemen sollent' B StR. ,[A. behauptet, B. sei aus-
sätzig] und ich wil den Ion von im gen, das man in
versuoch, und ist ers nit, wil ich der straff erwarten
... schickend in min herren gen Costenz und lassent
in v., so wil ich in minen costen dar riten.' 1453, Z
RB. ,[Eine Frau] die des ussatzes halb etwa dick
versuocht.' 1541, Z Ehegericht. S. noch Unschuld-
Brief (BdV483); Schön-Brief (ebd.); un-rein (Bd VI
990); Un-reinigkeit (ebd.). Zu anderm Zwecke: ,Die
gesellen rettind, der Vitt möchte nütz; also rette er
[der Kläger] zuo im: Vitt, du solt tuon als Petter
Kopf: lass dich in ein standen setzen und lass dich
v., so weist man, ob du macht oder nit; antwurtte im
der genant Vitt, er sölte in ob sinem wib lassen v.'
1457, ZRB. Tiere: ,Man sol inen [den Gänsen] nit
gstatten, dass sy ausswendig des hofs legind, sunder
so man sieht, dass sy einen sitz suochend, sol man
sy nidertrucken und v.; dann so die zeit hie ist, so
greift man das ei mit dem finger, das ligt inen aller-
vorderst im legdarm.' Vogelb. 1557. — ß) prüfen, auf
die Probe stellen B (Zyro). Mit Bez. auf Verhalten,
Charakter, Kenntnisse. N. wird von einer Trinkge-
sellschaft zum Fass geschickt, um nachzusehen, wie
viel ihnen aufgeschrieben sei; er berichtet ,9'/2 köpf
wins; rettend sy, sy hettint vor zwen dahin geschickt
gehept und die nit mer dann von 9 köpfen geseit;
denen er güetlich antwurte, so sy also vor dahin ge-
schickt hettint, was sy im denn das ouch ze empfelhen
wöltent; es were glich, als ob sy in darin v. wöltent.'
1477, Z RB. ,[Vor der Aufnahme ins Bürgerrecht]
soll einer versuocht werden, ob er sich halte in jars
frist . . . denn so mögend ein vogt und rät in zuo
einem burger annämen.' um 1500, AAKlingn. StR. ,Er
wer in eins nachpuren hus komen und ira der be-
schlan'ung angemuotet; das schlüeg sy im mit ruchen
Worten ab und rette: worfür siest mich an? ... Do
seite er: tuo nit so letz, ich han dich nun wellen also
v.' 1538, Z Ehegericht. ,Ad lectionem theologicam [den
Professor] a Rümlang v.; nit bestätgen.' 1548, B RM.
— Y) ln der kirchlichen Spr. uneig. von göttlichen
Prüfungen; s. siech (Sp. 191 u.), sowie Ver-suechniss.
— 8) refl., sich (,an, mit, gegen' Jmd) im Kampfe
messen. ,So will ich mich an inen v.' Morgant 1530.
,Ich bin in diss land kommen, daz ich mich mit üch
versuoch im hämisch.' ebd. ,Du muost dich gegen
Rengnolden v.' Haimonsk. 1531. ,Die jungen werdend
all frölich sin sich ze v.' ebd. — b) Sachen. ZB. eine
neue Orgel; s. ge-recht (Bd VI 225 u.). Zehntenkorn:
,So die väsen ungevarlich getröschen, das sy dann
versuocht und dem selben nach also genommen wer-
den.' 1495, Z RM. Einen Schlüssel, ein Kleidungs-
stück ,v.', probieren. ,Metzi Kolerin gieng in der N.
hus, besuocht den Schlüssel, ob er die schloss noch
uff tat, kam widerumb zuo dem N., seit im, sy hett
den Schlüssel versuocht, der tat uff.' 1440, Z RB. ,Also
giengent ein schnider und ein weber vor inen; hette
der schnider zwen holzschuoch an, die enpfielent im
me denn einest; also rette der Hügli in schimpfswise,
ich sölt die holzschuoch ouch v., ob sy mir eben
weren.' 1453, ebd. ,Es klagt A. uf B., er hette sinem
wib ein rock gemachet, und da er ira den rock ver-
suochte, bette er sy [um baldige Bezahlung].' 1456, ebd.
Insbes. a) Münzen, Silber, Gold prüfen. ,Swenne
und swie dicke und swelre stunde der bischof wil, so
sol er die münze versuechen ... Der scholteizze sol
cripfen bereiter phenninge ein hant vol . . . und ver-
suechen [!] vor dem bischofe . . . ze wage mit gelöte
und ouch ze vüre . . . Zem vüre sol man ouch die
phenninge versuechen ...' um 1270, Bs Rq. I 8/9. ,Do
man die münz versuocht, zart man 2 lib.' 1375, B
StRechn. ,Ob dekein der vorgeschriben münzen ge-
macht werden, die dann . . . ze Hecht were, als man
die versuocht . . .' 1425, Absch. ,[Auf die Versicherung,
das zum Kauf angebotene Silber sei ,guot und ge-
recht'] hat der münzmeister gefraget, wer es versuocht
hab; hat der [Verkäufer] gerett: der N. [ein Gold-
schmied] hat es versuocht; ... sprach der münzmeister:
hat der N. das versuocht, so hab ich es doch nit recht
funden.' 1430, Z RB. ,Win in die münz, als man die
münz versuocht, 18 ß.' 1436, B StRechn. S. noch malen
12 (Bd IV 152); Pfänning (Bd V 1110). — ß) .Soll man
alle gewicht und die wagen fechten und v.' 1480, L
RB. — y) Speisen, Getränke v., kosten Aa; Bs; B;
„VO"; Gl; Gr; L; S; Th; Z; Synn. choren (Bd III
446); chusten (ebd. 555); probieren (Bd V 305). Da
225
Sach, secli, sich, soch, such
2-.'.;
hast es Möckli zum v. De" Wi" v. Versuech das Most
dö; gell, da' ist guet! AaF. Hesch versuecht, ist ä"
Suppe" g'salzni g'nueg? BSi. Wie isch-es du [beim
Schnapsbrennen] g' gange"? Fr het geng versuecht u"11
versuecht, derbi isch-er volle worde". CWeibel 1885.
S. noch Pfarrer (Bd V 1173; ähnlich ZAnd., Marth.,
Ölungen). .[Eine Wirtin kauft Wein mit Vorbehalt]
off iren mann hin, wann er den win versuoch und
wie ald ob er im gefalle, so solle und müesse es ein
kouff sin.' 1542, ZFlaach. ,So die von Zolliken nüt,
wie aber bilich, den [Wein-]zeenden gäben oder mit
dem v. des sassers ald anderen missbrüchen ... für-
faren.' 1560, aZoll. 1899. ,V., küsten als speiss und
trank, (de)gustare, sapere, (de)libare; bloss v. and mit
den läfzen anrüeren, libare; den wein v. und schetzen,
censuram vini facere.' Fris. ; Mal. ,Die Speise v.,
eibos delibare.' Hosp. , Darnach musts v., ob das Wasser
nach gesalzen seye.' Z Kochb. XVIII. Wänd-er tvider
uss dem hindern Fass oder wänd-er jetz a Mass uss
dem vordem Fass a' i\? ... Versuoehet jetz da da.
Göldi 1712. Schmecken: ,Dis sint die 5 sinne: ge-
siebt, gehörde, gesmak [Geruch], v. mit dem munde und
berüerde.' XIV., Bs (Wack. 1876); vgl. Bed. 4. Über-
gehend in die Bed. ein Weniges geuiessen. Dem
säge" mir nid g'gesse": Bas isch nume" versuecht! zu
einem Gaste, der wenig isst Aa; Z. Fr hat 's blas' ä [auch]
versuecht, zB. ein Kranker seine Mahlzeit Z. Ich ha"
scho" lang kä" Chäs me versuecht, de Toktcr hät-mer-
e" verbotte". ebd. ,Es hat sicli wol gen, do guet fründ
und gesellen zuo mir körnen sind, do band si ouch
mit mir versuocht [näml. Fleisch in der Fastenzeit].'
1522, Verteidigungsschrift ChrFroschauers. Fr häd
us siner Kuchi kein einziga Bissa, no us sim Keller
kein einziga Tropfa nie versuecht, sonder häd die ganze
Nacht duri g'fastet. AKornhoffer 1656. ,Hand ir dann
schon so veil Tag kein Spys versuocht?' JMahl. 1674.
Ich [habe] seit hüt a Mora früh . . . Nüd versuocht.
Göldi 1712; so noch heute. — c) mit abstr. übj. ,üas
rächt v., dem rächten nachgon, ius experiri; ein gängle
v., certamen experiri.' Fris.; Mal. , Sin heil, glück v.'
,Also neme es [Nesly Ambüel] ein kanten und hiesse
inn mit im gan; also gienge er mit im in den keller,
da habe er das liecht ablassen und weite sin heil an
im versuocht haben . . . Also warte es sich, da Hesse
er darvon und tätte im nützit.' 1455, Z RB. ,N. gab
sin antwort, er lougnete der byligung nit, syge aber
der maassen darzuo gereizt worden, das im das ein
schand gwesen, so er nit sin heil versuocht hette.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Sein heil oder glück v., aleam
omnem iacere.' Fris.; Mal. ,I)ie leer bloss ein wenig
v., leviter attingere studia.' ebd. — d) mit abh. Satze.
,NN. söllent darby sin, wann der herr von Einsidlen
von den gotzhuslüten den eid zu Erlibach innimpt
und ouch v., das inen der eid nach miner herren bruch
gegeben und die heiligen darinn niendert benempt
werdint.' 1569, Z EM. Weitres bei Mal. 433 c/d. —
4. schmecken, = ,den Geschmack von Etw. in einer
Speise finden' BHk., .spüren, merken' BBe. Me" ver-
suecht der Zucker drinne" [zB. in einem Getränk] BHk.
— Eigentümlich: ,[Es] habend sich die uff Geiss anders-
wobar unib einen Seelsorger versnoben wollen.' 158S, Ap JB.
1898 (Brief des Pfarrers von Herisau); verlesen für ,ver-
sechen' (s. ver-athen) ? vgl. aber die ganz parallele Wendung
unter be-mechen i b. — Versuechen n. ,Da sprach der
A.: es ist als vil hinder mir als hinder dir; da sprach
Schweiz. Idiotikon VII.
der B., das läge an einem v.' 1425, Z RB. .Dem N.
nochmal ein v., ob es etwas fruchtbars gefunden möchte
werden; wo nitt, har, die pfruend uffgeben.' 1 •'>::•_'. I:
RM. ,N., dem messerschmid, welliches hantwerch er
lybs bresten halb nit mer triben mag, ist uff v. hin
bewilliget, das er alhie schuol halten möge.' 1563, Z
RM. — ver-suecht: erfahren, erprobt. ,V., erfaren,
periclitatus.' Fris.; Mal. ,Er ist ein versuchter Mann.'
Hosp. .War alles wackere junge Bursch und ein wohl-
versuchtes und abgerichtes Volk.' 1635, K Wild 1847.
S. noch un-ge-bachen (Bd IV 959). — un-: = un-er-
suecht (S[>. 222). .Deshalb von uns [den Bernern] un-
bekümbeit und u.' 1476, Aar. StR. ,NN. sollen von
tinsern lantvögten ... u. und unangefochten blyben.'
1568, Th. — Ver-suecher m.: 1. pers. a) amtlicher
Münzprüfer; Syn. Probierer 1 a (Bd V 365). ,Dera
münzmeister ... den v-n und dem goldschmid ...' 1425,
Absch. ,Es ist ouch berett, ... daz wir mit unsern
v-n verschaffen sullen, daz die selben versuocher einem
unserm münzmeister nit mer geltes ... versuochen
sullen zu einem mal dann 50 march, oder 54 march
by dem meisten, aber darunder mag man ... wol ver-
suochen.' ebd. Auch 1482, B. ,Eim v. sol er [der
Münzmeister] geben sin Ion . . . und die versuoch-
körner sol eins gehören Sant Leodegarem unserm
patron und das ander körn dem v.' 1495, L (Sog.).
S. noch malen 12 (Bd IV 152); ge-recht (Bd VI 225).
— b) wer Etw. kostet, sich damit abgibt; nur in
Spottnamen. Äntlibuecher, Brödversuecher, Bere"bisser,
Hose"schisser L; vgl. AfV. VII 273. Gülle"versuecher,
Übername der Riesbacher Z (heute dafür Gülle" würm);
vgl. aZoll. 1899, 450. — 2. Versuecherli B; „Gl"; Gk;
L; „S; Vw; Zg"; Z lt Spillm., Versuecherli Aa; Z,
= Ver-suech b (Sp. 207); Syn. Probiererli (Bd V 306).
,Im Engadin besteht die schöne Sitte, wonach sehr
viele ... wenn sie für ihren Privatgebrauch schlachten,
Verwandten, Freunden etc. eine Portion frischen Flei-
sches, das Versuecherli, in die Häuser tragen oder
schicken.' Tscb. Übertr., Probestück B. .Drauf los,
ihr Emmenthaler Schwinger! Wollen heut den Zür-
cher Herrlein ein Versucherli geben von Bernerfäu-
sten.' ADiethelm 1897. — M ü n z - : = Ver-suecher 1 a.
,Den münzversuoehern den win, tuot des halben jars
IIb. 11 ß.' 1443, BStRechn.; ebenso 1444, ebd. — Ver-
suechniss, ,-nuss' f.: 1. Versuchung, Prüfung. ,Item
er [der hl. Geist] wirt auch geben, das ich mit freiem
geniüet möge verachten alle anfächtung, versuochnus,
kerker...' JStümpf 1541. .[Christus] ist in all wyss
und wäg wie wir arme menschen versuocht worden,
damit wir wüsstind, dass er mit uns in unseren ver-
suochnussen ein mitlyden haben wurde.' Güalth. 1555.
— 2. Geschraacksinn. ,Der spiritus in den äugen gibt
das gesicht, der in der nasen den geschmack, in der
zungen die versuochnis.' ASitz 1576. — Ver-sue-
chung f. ,V., experientia, experimentum. tentatio.'
Fris.; Mal. ,V., eigentlich ob ein ding bitter, säur
oder süess seie, gustatus, gustatio, sapor.' ebd. S. auch
ver-suechen 3 aa. (Sp. 223).
für-. Dazu Für-suecher m. ,F. waren Leute,
welche [vor der Jagd] die Spuren des Wildes aufzu-
suchen hatten und überhaupt bei den Jagden behilf-
lich sein mussten.' Brodbeck, Gesch. der Stadt Liestal
170. — Vgl. .vorsuchen' (auch , Vorsuche') als Jägerausdr.
bei Adelung IV 1305; Fischer 11 1619.
füre"-: hervorsuchen Aa; Ap; B; Th; Z und
2L'7
Sach, sech, sich, soch, such
weiterhin. I'h will 's denn f., bis d* tvider chunnst.
,[Nach dem Einsturz des Luzerner Zeughauses musste
man die Büchsen usw.] uss dem wasser [der Reuss]
fürhinsuochen.' UMet. Chr. 1540/73.
heim-: 1. (in freundlicher Absicht) besuchen PAL;
W. ,Wie sich uff ein zite gefüegt, das NN. den A.
als iren guoten fründ heimgesuocht haben.' 1468, Z
EB. .Christus spricht Matth. XXV., dass die in nit
in dem armen gespyst, getränkt, zeherberg genommen,
bekleidet, heimgesuocht . . . habend, in das ewig für
verfluocht werdend.' Zwingli; ,besuochet.' 1530, Matth.
,Wie der weibel den vogt h. soll. [Er soll] all tag
zwei mal zum scbloss ald zum vogt kommen, ob sin
der selb begeren wurde, und denne soll im der vogt
ein suppen zegeben schuldig sin.' 1534, ZAnd. Herr-
schaftsr. ,[Pfarrer N. habe sich während der Pestzeit]
wohl gehalten, arm und rieh heimgesuocht, auch flissig
uf den berg und umligendi höfen gangen.' 1561/5,
aZoll. 1899. ,Eamus visere, wir wollend in gon h.;
revise nos aliquando, suoch uns etwan heim; revise
ad me, heimsuoch mich einmal; clinicus, ein arzet,
der die bettrisen arznet und sy heimsuocht.' Fris.;
Mal. ,N. ist hie abgstigen und sin alt Quartier heimb-
gsuocht.' 1622, Bs JB. 1888. ,Nochber Jockele, het ich
wissen von dir so eigentliche Ding zu erfaren, war
längsten zu dir zehuss koo und dich heimgsucht.'
Kunkelstübe 1655. ,[Es soll] sonderlich auf diejenigen
genaue Achtung gegeben . . . werden, welche nur um
Lusts und Heimsuchens willen auf die Sonntag sich
dahin [nach Baden] begeben.' 1680, Z Mand., so noch
1723. ,Gott Vodä der alt: grüess mer Sant Margret!
St Michel: tue sie auch heimsuechä, sie backet morn,
es gibt ä Kuechä.' Tyrolersp. 1743. ,Erst vorrig ist
der Kr. mit sim Schwager . . . inä gongä; dank, si
wärdid dar Hr K. heimsuechä tcellä.' Talhochz. 1781.
Vom Besucli von Wallfahrtsorten und Kirchen. , Allen,
die heimsuochend unser gotzhuss mit andacht...' 1337,
AWild 1883. ,Er were ein wirt und metzger, und
kernen vil biderber lüten, frömbd und heimsch, zuo
im, so da heimsuochtind die wirdigen muoter sant
Anna.' 1486, ZSth. ,Die wirdig muoter Gottes magt
Mariam, dero walstatt ze den Einsidlen er ein lange
zit jarlieh geheimsuocht.' 1534, Äg.Tschudi. ,Die rö-
mische bischöf [haben] angesechen, das man solle und
möge der abgestorbnen haiigen gräber h.' Kessl. S.
noch rlten (Bd VI 1669 o.). — 2. feindlich heimsuchen;
oft mit verdeutlichender Bestimmung. ,Swa dekein
burger den andern alt sin gesinde oder sin geste vre-
fenlich ... heime suochet mit gewafenter haut ... der
git der stat ze buosse zehen march.' Z RBr. ,Swela
burger hie den andern frävelich haimsuochet, der git
der stat ze buosse zehen phunt.' Sch StB. XIV. ,l>as
all ir buossen ntit hoher sigint denn dry Schilling,
usgesetzt h. under eins ruossigen rafen, herdfellig
machen, bluotruns machen...' 1439, ZMönch. ,Die
vier ungericht, das sind nachtschach, h., notzucht und
fridprech wunden.' 1459, JGöldi 1897; vgl. Heimsuech
(Sp. 207). ,Wer . . . den andren heimsuocht mit ge-
waffneter hand ...' 1484, Schw Rq. S. noch Rafen (Bd
VI 635). — Heim-suechi f.: zum Vor. 2; s. Blunier
RG. I 159. 413/5. ,Von h-i. Da ein burger den andern
burger heimsuochet mit schaden, der git eine marche,
äne schaden ein halbe march. Da ein burger den
andern heimsuochet mit gewafenter hant, das stat nah
der wunden. Geschult es äne wafen und äne schaden,
gebe aine marche Silbers ze buoze und sol zwene
manode von der stat sin. Und ist das ain h-i, der
den andern vrävellichen überj_die swelle aide in das
hus jaget aide suochet aide der an sine türe vrävel-
lichen bozot, wirfet und stozet aide der in beschultet
in sinem huse ald der in vrävellichen herus vorderot.'
Sch RBr. 1291. Ähnlich im ZRBr.; dazu noch: ,Von
h-i mit brande, mit roube, boume ald reben abslahenne:
swel burger den andern burger brennet, roubet, boume
ald reban abe slat ane recht, da sol man ... dem rate
geben zwo march...' ebd. ,Wer och dem andern
frävelich an sin hus ald darin wirffet oder schüsset,
der sol och ain h-i besseren an allen stucken.' Sch
StB. XIV. ,Item der nachtschach und h-e ist die
höchste buoss, minera herren 9 pfunt und dem kleger
3 lib.« XV., Z (ZfsR.). ,Wer ... den andern fräfen-
lichen heimsuocht innret dry fuessen vor siner tür
sines husses, der hat verschult ein h-i und sol die
buessen mit 3 pfunden dem kleger.' 1483, ZBül. StR.
(Schaubg); ebenso 1531, ZWth. ,Wer den andren uff,
under oder in dem sinen ald indert drien füessen vor
siner hustür in zorn frävenlich heimsuocht ald über-
louft, der ist .. verfallen ein h-e 18 pfund.' ZElgg
Herrschaftsr. 1535. S. noch Sp. 129. — Heim-sue-
chungf.: Besuch. ,H. der kranken.' 1529, Bs (Ochs).
— Vgl. Gr. WB. IV 2, 882/3.
hüs-: = heim-suechen •>. ,Wer h. tuot . . . der ist
verfallen 1 pfunt 7 Schilling ze buoss.' XIV., AALunkh.
Hofr. Von amtlicher Haussuchung: ,ein h. tuon'; s.
suechenla (Sp. 212). — Hüs-suechi f.: Haussuchung
AALeer. (H.). Die Diebin vergrub das Gestohlene,
als der Weibel eine ,h-i' veranstaltete. 1465, L. ,In
disen gefaren unrüewigen zyten ward mancherlei
Zürich geredt, und warend ettliche der raten, die nit
gross gefallen haftend am göttlichen wort . . . dardurch
ein ersammer rat verursacht ward, ein h-i zuo tuon,
zuo erfaren, wemm . . . zuo vertruwen were oder nit.'
HBull. 1572.— Hüs-Sueching f.: = dem Vor. Sch
(Joh. Meyer 1866). — Vgl. Gr. WB. IV 2, 691.
nach (hin)-: 1. ,Dem gspor nachgon oder nachs.,
fieissigklich und gnaw erforschen und suochen, in-
dagare; nachs., biss einer findt, pervestigare.' Fris.;
Mal. Spec, Nachlese halten. ,Das nachs., nachwüm-
men oder nachläsen der trauben, raceraatio.' Fris.;
Mal. ,Als er sy bette, das sy suber wümen weiten,
geben sy zu antwurt: so wir es jetzt alls abhüwen,
so betten wir nützit nachzus.' XVI., ZKüsn. ,Soll
Keiner dem Andern nach dem Wimmeln vor Umfluss
14 Tage in seinen Reben nachsuchen.' GWbl. 1798.
S. noch nachhin-süechlen. — 2. mit Dat. P. a) (im
Kampfe) scharf zusetzen. ,Daruf ilt inen der her-
schaft volk zuo Bremgarten nach . . . griffend si an,
suochtend inen so nach, das si um hilf schruwend.'
HBrennw. Chr. — b) näCe"J-, no*(e")-s., innerlich
zusetzen, zu Herzen gehen, zu denken geben Sch;
Th; Z. Das Unglück suecht stärcher Ei"'m nä'h.
JMUsteri. Meist unpers. Es (Da') suecht-mer näch.
's het-im fürchtig nb'hg 'suecht. Das suecht-em iez alli-
wil näe". , Hierum ist an üwer wysheit min ... ernst-
lich bitt, die welle sich nit lassen beduren, ob der
handel [die Untersuchung wegen einer in Konstanz
umgehenden Verleumdung Zwingiis] einem glych träf-
fenlich geachten nachsuochen wurde.' 1523, Zwingli
an Konstanz. ,Die liebe suocht mir nach, appetit nie
amor; aculeatum, das ... dem herzen nachsuocht.'
i, sech, sich, soch, such
Fris.; Mal. , Liebe Kinder, ihr Bässli und Vetterli,
ihr sind uns lieb von euweren lieben Eiteren wegen
und hat uns nachgesucht zu verneininen, wie man
mit euch unigange.' 1634, JJBreit. — ,Näch-suecher
m.: indagator.' Fris. — Nach-suechung f. ,Die
heil, römische Inquisition oder N. der Ketzereien.'
1661, ADettling 1905. — Vgl. Gr. WB. VII 144.
be: 1. a) suchen nach Etw. Uneig. ,Sine narung
b.'; s. näch-kommen 1 (Bd III 281). ,Das recht b.', =
,das r. suechen' (Sp. 213). ,Wo er die ansprach nit
vermeint zu erlassen, dass er alhar kommen und das
r. b. mag.' 1532, Strickler; vgl. Be-suechiny 1. —
b) ,sich um Etw. b.', für sich nach Etw. suchen, sich
nach Etw. unisehn. ,Als man sinen fürstlichen gnaden
geschriben, das sy umb gschickt gleert menner und
professores sich b. und zu Roschach ein hoche schuol
uffrichten sollten ...' 1551, G. — 2. wie nhd. besuchen,
allg., doch wohl nicht überall echt volkstümlich; vgl.
auch heims. 1. Spec. .einer Person den Hof machen'
B (Zyro), ,mit Dirnen verkehren.' ebd. ,Vast b., cele-
brare; ein ort vil und dick b., locum aliquem fre-
quentare.' Fris.; Mal. Hilfsbedürftige ,b.'; s. auch
heim-s. 1. ,Darzuo sollen NN. jetz angentz die drü
kind b. und Iren, der muoter, l/s gl. inn seckel
geben.' 1571, Z RM. Oft .einen Tag b.' ,[Auch einer
zweiten Vorladung vor Gericht] soll aber einer ge-
horsamb sein und den selben Tag b. Welcher das
nit täte und solchen Rechtstag nit besuochte . . .' ü
LB. Inspicieren (vgl. Bed. 4): ,Ein weibel zuo Schwa-
mendingen sol der pursame behulfen sin . . . ire samen
in dem fäld und die eefaden und zun zuo b. und wo
er funde das inen schädlich sin möchte, inen das
selbige anzezeigen.' XVI., Hotz 1865. Von gericht-
lichem Augenschein: ,[I)ie Schiedsrichter sollen] beder
teil stöss, red und widerred verhören und die stöss
b.' AaB. Urk. 1490. — 3. a) mit Acc. P., Jmd angehn.
<x) feindlich, = heim-suechen 2; s. Bd VI 636 (Beleg
von 1525). Sonst nur von kriegerischem Angriff. ,Wir
sind gan Hessigen zuo zogen, als uns ist ze wüssen
ton, dass 600 knecht da sollen ligen, die b.' 1499,
Dornach 1899. ,Ich bin all min tag nie keins maus
zag gsin, darum ich hüt der erst die figend b. will.'
HBrennw. Chr. ,Sitmal ir uns schryben, ine uf dem
synen nit zuo überziehen ... sind wir rätig worden,
den künig uf dem synen nienen ze b.' 1521, Absch.
,Wir vermeintend nüt gwüssers dann dass wir von
dem hufen, so in der statt Heiland lyt, sölltend an-
gerennt und besuocht werden . . . Wiewol von unsren
Agenden täglich uns getröut und enbotten wirf, wie
sy ... uns im feld zuo b. in willen, ist sölichs doch
nie von inen beschechen.' 1522, Strickl. ,[Im Kriegs-
fall soll für die Zürcher und Konstanzer] gemeldt
schloss Twiel unser offen hus sin und wir . . . unsere
figend von disem hus zuo b. und zuo beschädigen
guot fuog, recht und macht haben.' 1529, Abscb. ,Den
figend uff das emstlichost ze b. in willens.' 1531,
Strickler; ebd. noch öfter. Auch bei Ansh. ,Den
feind nit wollen b. oder angreiften, bellum ducere.'
Mal. — ß) gerichtlich belangen. ,Ob zwüschen
sundrigen personell . . . spän, stöss und ansprach er-
wüechsen, soll der kleger dem antwurter nachfolgen
und in vor sinem ordenlichen richter b. und anlangen.'
1526, Absch. ,Sy mögent wol vor iren grichten ein-
ander b.' 1541, Z Ehegericht. ,Min herren wellent,
das N. synes brueders suns kinder zuo synen banden
nemmen, und wer er vermeint im die zu erzüchen
schuldig syge, die mag er darumb b. und anlangen.'
1566, Z RM. ,Wenn eis nicht täte, würde man in darum
b.' 1585/1600, ORingholz 1908. .Soll er in b., do er
gesessen.' LAns. .[Entgegen der landläufigen Meinung,
dass wer gegen seinen Willen Etw. beschädigt] umb
den Schaden möchte besuecht werden, ist angenommen
worden: solle der hieran nit Schuld haben, auch
desentwillen nit angehalten noch besuecht werden.'
1675, Schw LB. .Man wurde Einen noch weiter nach
Richter und Grichtserkantnuss b. und straffen.' Gr
VDörf. LS. 1692. Oft ,mit (dem) recht(en), rechtlich(en)
b.' ,Soll der ansprecher in mit recht b. und sich des
rechten benüegen lassen.' 1538, ZRegensb. ,Es ver-
niögind die pünd, das menklich den andern an orten
und enden, da der Schuldner sesshaft, mit dem rechten
b. soll.' 1559, Gl. ,Diewyl sich ... erfunden, das ein
fuorman von Schaffhusen inne ein dieben geschulten ...
so solle er den selbigen in den nechsten dryg vier-
zechen tagen hierumb rechtlich b. und die red ab im
tuon.' 1563, ZRM. .... solle der Ansprächer den An-
gesprochenen mit dem Recht under dem Richter, alwo
er, Angesprochne, sesshaft, zu b. schuldig sein.' 1637,
U LB. .Einen güet- old rechtlich b.' ebd. S. noch
Bischt (Bd VI 264). — y) bittend angehn, ersuchen.
,L)ass sy in ein jeder kilchhöre den widertouf an-
hebend one verwilligung oder b. der gmeind.' Zwingli.
.[Zürich schickte überall hin Prädikanten] uss b. der
kilchhörinen.' Sicher 1531. ,[Die eidg. Gesandten
baten den Papst] wegen der zweien stäten Parm und
Plesens, die dem jungen herzogen inzegeben; hat sin
heilikeit geantwort ... der herzog besuoch in doch
nit darum.' Ansh. — b) mit Acc. S. ,Etw. an einen
b.', gerichtlich fordern, ihn darum belangen. ,[Nach
einem Wortwechsel] rett der Widler: ich mein, dich
bisse nieswas. Do sprach der Bachs: bisst üch gen
mir ützit, oder gebrist üch nieswas an mich, das
mögend ir an mich b.' 1444, Z RB. In allgemeinem) S.:
,. . . band also an beid teil so ernstlieh besuocht, das
sy uns sölicher stöss getruwind.' 1439/1500, ÄAWett.
— 4. a) durch-, untersuchen. ,Das si den N. eigen-
lich besehen und besuocht habent und das sy in aber
ussetzig funden habent.' 1427, AaB. StR. ,Den Boden
ganz und gar b. lassen.' JLCys. 1661 (nach Fischb.
1563, wo ,ersuochen'). Uneig. ,Hand die burger den
raten enpfolhen ze b. von der Juden wegen, die gern
in unser statt zühen wölten, was die unsern herren
geben oder tuon wellen.' 1424, Z StB. ,A. hab sinem
knecht bevolhen zu dem B. ze kerent und ze be-
suochent, ob er [ein Dritter] im das (gelt) geben hett.'
1483, ZRB. Probieren: ,Ist, dass der Engelhart und
sin mitgesellen die [beanstandete] gloggen in irem
costen uff den turn ziehen wellent, die ze b., das
man inen des wol gunne.' 1433, Z StB.; vorher: ,ver-
suochen.' — b) versuchen. ,In vergangnen tagen sind
mengerlei mittein, die zu disen dingen forderlich sin
möchten, besuocht.' 1473, DSchill. B. Mit abh. Satze.
,Min herren von Bern sullen ... understan und b..
sölich irrung in aller güete zu richten.' 1476, Absch.
Im XV. häufig ,b., ob ...'; zB. : ,[Schwyz soll] noch
botten schiken gen Bern, ze b., ob man noch die sache
deheines weges kunne gestillen.' 1419, Z StB. ,Die
gesellen woltend b., ob sy sölich stöss betragen möch-
tind.' Mio, ZRB. ,[Der Plalzgraf hatte] gar mechjtig
botschaft geschiben, daz si besuochtend, ob die krieg
2:11
Sach, sech, sich, socli, such
in der güete hingelegt werden möchtent.' Ed'lib. — be-
suecht: 1. gesucht, selten, rar UwE. Syn. be-süech(t).
— 2. in der Formel ,besuochts und unbesuochts'; Tgl.
ge-suecht 2 (Sp. 217), er-sueeht (Sp. 222). ,[N. verkauft
einen Hof] mit allen nützen, rechten und zuogehörden,
es sy benempt oder unbenempt, b-s oder u-s . . .' 1412,
AaB. Urk. ,Mit benemptem uud unbenemptem, b-em
und u-em.' 1413, Th. ,Es sy funden oder unfunden,
b-z und u-z . . .' 1568, ZWäd. — un-: = un-ersuecht
(Sp. 222). .Also sind wir derselben nacht in sin Wagen-
burg geruckt und haben die bis an den vierden tag
unbestritten und unbesuocht ingehept.' 1476, Bs Chr.
— Be-suechi"g, ,-ung' f.: 1. /Dem N. [soll] die Bat-
stuben nit änderst mehr als zu Bes. des Rechtens
zu besuchen erlaubt sein.' 1764, U Landsgemeinde-
beschluss; vgl. be-suechen 1. — 2. Besuch S. Uf B'sue-
chi"g, auf Besuch. ,Alle Gelegenheit, so an Bes. der
Kinderlehren verhinderlich sein möchten.' 1650, U LB.
,Die Bes. und der Gebrauch diser Bedern.' 1652,
Ev. Scbulbl. 1899. ,Farläsigkeit ... in Bes. des Gottes-
worts.' Bs Mord 1665. ,Die jungen Knaben [sollen]
der ehrlichen Übungen, guten Künsten und Wissen-
schaften, Bes. der Canzleien sich befleissen.' Z Prädi-
kantenordn. 1758. , Unser Frauen Bes.', Mariie Heim-
suchung. XV., Z. — Hüs-B'-suechifn)g: 1. Haus-
besuch durch geistliche oder andere Amtspersonen
zum Zwecke der Volkszählung Ap (TTobl. 280;
JJSchläpfer 1839, 7). Auch 1754, AAKe.; Z Prädi-
kantenordn. 1758. — 2. .obrigkeitliche Durchsuchung
des Hauses' ScHSt. (Sulger); Th. H. tue". — Vgl. Gr.
WB. II 1688/9; Schm.a II 215; Fischer I 943.
hinde r-sich-: rückwärts nachforschen. ,[Dic
Bäte entschlossen sich zur Musterung in den einzelnen
Zünften, weil] man im h., ouch by den eltisten rats-
fründen und andern burgern . . . erfunden hat, das in
menscbengedechtnus kein gemeine musterung nie ge-
halten.' 1540, Bs Chr. S. noch probieren (Bd V 305).
— ze-samen-, z'säme"-: wie nhd. allg. ,So hab sy
doch über söllichs alle ire kleider zusamengsuocht . ..
und syge hinweg glüffen.' 1538/40, Z Ehegericht, ün-
eig. ,Das N. söllicher Sachen müessig gange, dann wo
er mer käme, wurde man das jetzig und dasselbig zes.'
1527/9, ZKB. .Diewyl er hübsch Guet verlassen,
[soll] Herr Spendherr in Rechnig allen sinetwegen er-
litnen Kosten am Almuossen zes. und rechnen, sel-
bigen ... die Erben halb zallen.' 1618, L Ratsprot. —
durch- untrennb.: wie nhd. allg. Ich ha" Alls, alli Sech
dur'Huecht, nach Etw. Vermisstem. S. noch sibne»
(Sp. 60). Uneig. von Krankheiten, ,1m Bretigöüw hat
dise krankheit [die Pest] alle alpen durchsuocht.' Ard.
1572/1614. ,In Scharns sturbent [an der Pest] 700
personen ; durchsuocht alle dörfer usgenomen eins.' ebd.
z u e - : mit Dat. P., Jmdem Etw. anhaben, ihn wegen
Etw. belangen, zur Rechenschaft ziehn. ,Ob wir inen
darumb furbas ützit wölten z. . . . das wir inen vor
wiilten darumb erberlich sagen.' 1428, Z StB. ,[Unter-
walden halte] den, der es geton hab, für ein redlichen
guoten Eidgnossen, und wenn er by inen wäre, wurde
im nüt arg zuogesuocht.' 1524, Absch. ,Daz unser
lieb alt Eidgnossen um solichen Unwillen üch weder
jetz noch hienach . . . nützit arges noch widrigs z.
sollen.' 1531, ebd. ,Ob uns ... etwas unfrüntlichs von
jemandem gewaltiger wyss zuogesuocht werden wölte,
dass ir dann . . . uns hilflich syn wellint.' 1531, ebd. (Z).
,Ob man mir wett am lib wider sin geheiss etwas z.'
1532, Strickl. ,[Dem, der einen Ehebrecher tötet]
wird nüt um syn todschlag zuogesuocht.' HBdll. 1540.
So noch häufig im XVI./XV1I.; vereinzelt auch noch
im XVIII.: ,[Sie sollen] nacher Hause kommen, wo
ihnen ihres Fehlers halben nichts zugesucht . . . werden
solle.' Z Mand. 1772. ,An Jmd': ,So wir nit allen
sünden weerend, wird Gott es an uns z.' OWerdm.
1552; ,an uns suchen und strafen.' Herborn 1588. —
Zue-Suechung f.: Versuchung im biblischen S.
Mehrfach bei JJUlr. 1718.
Suecher in.: 1. a) von Personen. .Kostlich und
ernstlich, aber vergeblich suochen eins Salzbrunnen:
... do aber die schlechten suocher nüt konten fin-
den . . .' Ansh. Uneig. ,Der cardinal von Sitten, als
ein Eidgnos und einer Eidgnoschaft lob und er s.'
ebd. ,S., indagator, inquisitor; suocherin, indagatrix:'
Fris.; Mal. — b) von Jagdhunden. En gueter S. allg.
(Jägerspr.). ,Zu verkaufen eine 4 Jahre alte Lauf-
hündin, unermüdlicher Sucher.' BVolksztg 1903. —
2. Dim., Sonde der Ärzte. Syn. Süechel. .Süecherle,
wundeisele, wie es die wundarzet brauchend, specil-
lum.' Fris.; Mal. , Kleine eiserne Instrumentlein, so
vom Suechen das Suecherlin genennet.' FWürz 1612.
1634 (öfter).
Für-: Feuerwächter. ,3 fürsuocher tags, 2 f.
nachts.' 1446, AABrugg StR. (unter den städtischen
Ämtern). — Lüng-: wer gesenkten Kopfes einher-
geht, Duckmäuser L; vgl. die Scherzfrage suechst
Lüng? (Bd HI 1296). ,Wenn wir [Luzernerinnen]
dann einmal ernstlich ans Heiraten denken, wollen
wir keinen Lüngsucher und auch keinen Sternen-
gucker; für solche würden wir nicht nach Michaels-
kreuz, ja nicht einmal ins Schützenkäppeli wallfahrten ;
unsere Zukünftigen müssen herzhaft gradaus schauen.'
L Landbote 1876. — • Blueme"-: wer ,den Blumen
sucht' (s. Sp. 216). , Blumennutzer, die gegenüber dem
Bl. Verlurste erleiden, können dieselben als laufende
Forderung an der Masse des fallitgewordenen Unter-
pfandbesitzers geltend machen.' Ndw Ges. 1867. —
Hinder-säss-: Beamter, der den ,Hindersässen'
nachzugehn hat? ,Rechenherren sollen die verzeich-
nuss der hindersessen ... und die nüwen und alten
Ordnungen der hindersessen halb in bysin der ver-
ordneten hindersess-suocheren für sich nemmen.' 1590,
ZRM.— Sträle»-: Kristallsucher U Urs. — Tun kel-:
Finsterling Ap; s. HKFrick 1900, 24. — Winkel-.
,Winkelsuocherin.'XV.,BsSchimpfw.(ZfdW.VlII163).
— Wasser-: Quellensucher Z; Syn. W.- Schmecker.
,Wassersuocher, aquarum indagator.' Fris.; Mal.
Wiber-Suechetm.: Brautschau BLütz. (Gotth.);
s. Bärnd. 1904, 555.
Suechete" f.: das Suchen, bes. von lästigem,
mühsamem Suchen Ap; BGr. (uf a" Heicsuecheta gä".
BiRND. 1908, 25(i); Th; Ndw; W (SüochetaJ; Z.
Suechi f.: Suche Aa; Ap; B; Gl; Gk; Th; Z.
Uf d' S. gä«; uf der S. si". Uf der S. Mibe", weiter
suchen Gl. E" S. ha", auch von mühsamem Suchen
BBolt, auch lt Zyro. Ich will de"" e" S. ha" «•"' biege",
ob r'' 's finde". Ich han e" S. g'ha", bis ich 's g'funde" ha".
Hüs-: Haussuchung. ,Es folgt bald ein ernstliche
hussuoche und durchluffman vilen bürgeren ire hüser.'
HBull., Tig. ,Als einsmals ein hussuoche by inen
beschähen ...' Mal. 1593.
Land-. Bei Gelegenheit der kürzlich vorgenom-
Sach, secli, sicli, soch, such
'.'::i
menen ,landsuochi' nach den Brennern und Feuer-
einlegern hatte A. den B. der Urheberschaft verdach-
tigt. 1524, EEgli, Act. — Vgl. ,Lanusuchung' bei Gr.
WB. VI 145.
Platz-: das Suchen nach einer Anstellung als
Dienstbote B; Z. Uf der PI. si", uf d' PI. gä».
suechig süechig: 1. act. a) forschend, neugierig
mTH. — b) wählerisch in den .Speisen Z. — 2. pass.,
gesucht, begehrt, selten ZS., Sth. Der guet Wi" ist hur
süechig. Maitli, wo uf ''em Land wand schaffe", sind s.
ge-suechig Z (Schulthess), g' süechig B; Z: I. act.
a) = dem Vor. 1 a, , neugierig' Z (Schulthess). ,[Eras-
mus, vom Bs Rate um ein Gutachten über Censur,
Fasten und Priesterehe ersucht, möchte gerne dieses
Ansuchen ablehnen] erstlich dieweil ich nur ein gast
bin ... und keiner in frömden oberkeiten zuoviel
gesüechig sein soll.' Wurstisen 1580. — b) eigen-
nützig, habsüchtig, in kleinlicher Weise auf materiellen
Gewinn bedacht B; Z. En G'süechige'', ein Geiziger
ZBuss. Ich chönnt eso g'süechige" Litte" recht e" G'hessni
werde"; chü""nd 's ächtert au'h nüd g'nueg über? ich
meine" aber, es sei kä" Sege" debei ZO. ,Die 50 Rappen,
welche der Kondukteur von Passagieren ohne Billet
verlangen muss, haben "schon sehr viel böses Blut
verursacht ... gewöhnlich kann man bei derartigen
Ereignissen die Behauptung hören, dass die Bundes-
bahnen vil g'süchiger seien als die Privatbahnen.'
B Volksztg 1908. ,Mit einichem bättlen, gylen oder
gsüechtgem [1. -chigem] abmärzlen.' Vad. ,Die closter-
leut sind beschuldigt worden, wie sie ... den claren
verstand der Worten Christi [Matth. 19, 29], mit Ver-
achtung der vätter ausslegung, auf gesüechigen ver-
stand abzogen.' ebd. ,[Dass die Geistlichen] den arg-
won turpis lucri, gesuochigs [1. -üe-V] gwöns oder
nutzes, geschweigeu die tat keins wegs bei inen finden
liessend.' ebd. — c) händelsüchtig, rechthaberisch ZS.,
Stdt. Du bist ä [auch] g's. hüt! ,Bit ich dich um
Gotes wilen, du wellist ... bekennen, dass üwer [der
Widertäufer] fümemen nünt anders sin wil dan ain
gsüechiger zangg.' Vau. III 488. S. auch ur-bietig 2
(Bd IV 1881). - d) ,von einem Witwer' Z(Spillm.);
wohl = wählerisch. — e) ,in gesegneten Umständen'
Z(Spillm.), bezieht sich wohl auf seltsame Essgelüste?
— 2. pass., = suechig 2 „VO"; Z (für ZO. abgelehnt).
,Der win ist diss jars [1530] so tür und gesuoehig
gesin, das man von Rinfelden, Ellgen ... win hat
gekouft.' Bossh. Chr. ,Das höw was gesüechig in allen
landen.' ebd. , Alles ässig ding was tür und vast ge-
süechig.' Äg.Tscbddi, Chr. ,Annona pretium ... non
habet, ist nit gsüechig oder teur.' Fris. ,. . . ist gsüechig
zum salben, expetitur unguentis radix asphalati.' Mal.
,Weil sie [die Knechte] g'süechig, fordern die Dienst-
knecht übermässigen Lohn.' 1695, Z. — G'süechigi
f.: Gewinnsucht ZO. — Vgl. Gr. WB. IV I, 4284.
eigen -ge - s. : =ge-suechig Ib. ,Von dem vertrüwen
und eigengesüechigem annemmen der [guten] werken
warnet und bedröwt uns alle gschrift.' BDisp. 1528.
,Wir begertend des von herzen, dass ... alle auf-
geblasne trennung, so sich selbs von der gemeinsame
aller frommen Christen auf ein ort gezogen und eigen-
gesüechig gemacht hat, ... aufgehept wurde.' Vad.
,[Die StGaller hatten Ulrich Rösch] kennen gelernt
und sin aigengsuechiggeschwindigkaiten erfaren.' ebd.
— un-ge-s.: Ggsatz zu ge-suechig 2. ,Iacent pretia
prsediorum, die güeter sind unwerd, gebend nichts,
habend kein frag noch kein kauff, sind ungsüechig.'
Fris. — näch iiöch-g"- süechig ; .nachsuchend'; eine
Sache sehr genau nehmend, bes. sein Interesse, seinen
Vorteil wahrend bis in Kleinigkeiten L. Vgl. näch-
süechig.
h an Ael- süechig : streitsüchtig UwE. — chli°-
süechig : „Adj. und Adv., wer an Kleinigkeiten iiängt,
kleinliche Dinge liebt B; L." — nä(ch) n<Yh-, na'hen-
süechig, in AaWoIiI. auch -isch: wer sehr genau nach-
sucht, nachforscht, nach allem stöbert ÄABr., F., Leer.;
Ap; BHk.; „Vw", peinlich genau AaWoIiI., an Kleinig-
keiten hängend, kleinliche Dinge hervorgrübelnd ApI.,
M. (TTobler). Spec. a) wer neugierig, zudringlich
Andere durch Fragen belästigt Z. — b) im materiellen
S., eigennützig, habgierig, interessiert bis auf die ge-
ringste Kleinigkeit Aa; L; G; Tu; UwE.; ZBenken, 0.
(bes. beim Eintreiben von Forderungen); „allg." Er
ist ä [auch] gar e(n) Nöchsüechiger ! Rappe"spalter trifft-
me" überaV a"; aber so ne" nächsücchige" Sakarament,
wie du Eine bist, isch-mer doch noch nie i" d' Hand
g'röte" L. ,[Der Lehrer] machte sie erwerbsam, damit
sie nicht nachsüchig sein müssten.' HPeSt. — c) in
geistigem S., , Einer, der an Allem grübelt und zwei-
felt, mystisch (bauernphilosophisch) angehaucht ist,
krankhaft forscht, wenn er Etwas nicht mit Händen
greifen kann, der Anlage zu gemütlicher Belastung,
Schwärmerei hat' TuArbon.
g°-nauw-, g'näu" -süechig : (zu) streng nachfor-
schend, spec. bei Andern die kleinsten Fehler auf-
suchend BHk., Herz. ,[Da die Berner] wie ir dann
wissent, allweg in Sachen, darin sy nit lustig, gnew-
süechig sind [so verlangen sie nochmalige Prüfung
der Angelegenheit].' 1529, Z (Strickler II 292). —
Genau-süechigkeit f. ,[Die Bestimmung, dass
wegen einzelner ungültiger Punkte das ganze Testa-
ment ungültig sein soll, habe] vielfaltige Getröhl und
G-en nachgezogen, sodass bald kein Testament ohn-
angefochten verblieben.' 1691, B Mand.
be-suechig W C-üo-, neben -ie-J, -süechig B; FMu.;
L; Uw (-ie-J; „Vw"; W (-ie-J; Zg; Z: gesucht, be-
gehrt, selten, teuer. aaOO. a) von Handels-, Markt-
waren. B-er Most Z (Spillm.). Der Anke", guets
Holz, Heu" [usw.] sind b. D' Chäst si" selbzit, im
Aberelle", scho" chli" b. g'si". EGünter 1908. ,Wer
[im Mai] noch schönes Spätobst im Keller hat, wird
bald herausfinden, dass dasselbe je länger je b-er
wird.' Schweizer Bauer 1902. ,Wenn man es nur ge-
wusst hätte, wie es gienge, so hätte man etwas An-
deres auf den Markt gebracht, das b'süchiger gewesen
als der Anken, den man gehabt.' Gotth. D's Fueter
ist rar und Milch wärli''' oeh je länger je b-er. B
Hink. Bot 1777. Mi" het-mer g'seit, d' Hüener u" ■> d'
Häneli sigi" nö'h nie so b'süehig g'si". ebd. 1815. Von
Wild. [Durch das Treiben eines leidenschaftlichen
Gemsjägers] si" di Tieri näch u"" näch so Vsüechigi
worde", wie bin den arme" Lüte" im U'gste" der Schmutz.
DGemp. 1884. Bes. von der War, dii. Marktvieh B.
Hüt isch d'War uf "em Märit Vsungerbar b. g'si" B.
,Uli begann zu ahnden, dass die Ware besonders b'süe-
chig sei.' Gotth.; .gesucht.' 1850. , Hörte er, dass man
an einem Ort einen alten .lud gesehen, SO sagte er,
d'War wird b. und fäh afe" a" zieh", er müess pres-
siere" mit ''em Mäste". N. B Kai. 1842. Mit Bez. auf
den Geldmarkt. ,Darch dieses Milliardengeschäft [die
Sach, sech, sieh, soch, such
236
Eisenbahnverstaatlichung] wird das Geld so b'süechig,
dass naturgemäss auch der ... Zins steigen musste.'
B Volksztg 1899. — b) seltener von Personen, Eigen-
schaften. , Fritz suchte sich eine andere Tänzerin, die
damals zwar etwas bsüechiger waren als heutzutage,
wo sie dutzendweise unbegehrt den Wänden nach
stehen.' Hausfrd 1881. ,Weil durch die grossartig
betriebene Bauerei auch das Fuhrwesen in ... Blüte
steht, sind die Fuhrleute ein bsüchiger Artikel ge-
worden; das merken sie wohl und verlangen deshalb
auch höhere Löhne.' B Volksztg 1907. Die Mutter
will es dene" Bure" zeige", wie miner Meitscheni [durch
städtische Heirat] Glück mache" ; für s' chärstle" u""
Mist z' schore" wärc-si guet g'nueg, für Das wäre"-si
b. Spinnet. Fromkeit ist b'siechig Ndw.
Suechi"g GrD., Pr., Süechi"g. Id. B, ,suochung.'
äSpr. — f.: 1. das Suchen. aaOü. ,E" S. a'stelle",
perquirere.' Id. B. ,S., das suochen, qusesitus.' Mal.
,[N. in Bichterswil soll] herrn buwmeister Brunnern
die angel, so man ime zur s. S3rnes ertrunkenen suns
geliehen, wider zuostellen.' 1570, Z RM. — 2. For-
derung. ,Ouch hat der kung dem legaten erzalt das
unbillich fürnemmen des burgundischen herzogen, ouch
bösslistig s. und pratick, so er an die ... herren ge-
suocht hat.' 1476, Bs Chr. — Mhd. moekunge.
Frid-: Friedensbestrebung. Ansh.4II97. — Pfand-:
Pfandforderung. ,An wellichem die ordenliche pf. umb
gichtig schulden beschicht, der sol die pfand nit we-
ren, sonders ghorsam sin.' B StSatzg 1539; ähnlich
1622, AABr. StR. — Weg-. ,Diewil NN. in w. güet-
licher mitel an ein rat zu Baden ... langen lassen ...'
1494, AaB. ürk.
Suechli m.: Hundename. 1504, Z. Vgl. Suecherlb.
ge-süech, g'süecht: 1. g'süech, sparsam, keine Er-
werbsgelegenheit unbenutzt lassend, nicht leicht zu
befriedigen, auch zanksüchtig AAFri. — 2. g'süech Aa;
„VO"; L (St.b), g'süecht GRPr.; Sch; ZSth., = ge-
suechig 2. G'süechi War, die viel Absatz findet Aa;
L (St.b). 's Geld ist g'süechts bi-n-ünsch, wir haben
wenig Geld im Vorrat GRPr. Da' ist en g'süechter
Artikel ZSth. 's hat da' Jör nid vil Öpfel g'gi", si
sind g'süecht Sch. Dere" Fraue" sind g'süecht, wo
schö", rieh und brat- mitenand sind. ebd. En erlichc
Müller (Advokat) ist en g'süechter Artikel, ebd. —
G'süecht durch Kontamination aus g'süech und g'süecht.
nach- g'süech: ,= chlin-süechig' Th (Anon.).
näch-süech: empfindlich; vgl. näch-suechen 2 b .
,Die Berner warend mit vilen dingen gar seltzam und
nachsüech . . . und alles, das man handlet und tedt,
meintend si, von iren wegen und inen zuowider für-
gnan syn.' Salat, Ref. Chr. 368.
be-süech b'süecht: = ge-süech 2 GO., Wb. — Vgl.
be-suech mit Anm. (Sp. 211) und die Aum. zu ge-süech.
Süechel m.: = Suecher2. ,S. oder spattel, scheuffele
von eisen oder holz, wie es die apotecker (oder schärer)
br(a)uehen, spatha. S. oder wundeisen, zuo erfaren,
wie tieff die wunden seie, specium.' Fris.; Mal.
nach »iö^-süecherisch: eigennützig GW.
süechle": Dim. zu suechen. a) eig., sorgfältig
suchen ScaSt.; Th; Z (zB. Beeren, seltene Blumen
usw.). Am frühen Morgen des Samstags nach dem
Ustermärkt rennt die junge Welt mit Windlichtern
unter alle Stände go" s.; denn was unter den Tischen
liegt, gehört nach altem Brauch ihr. Z Chr. 1902. Die
Leute von ZSth. seien vor dem andern Mittag von
Ittingen weggezogen, mit Ausnahme von einigen Un-
gehorsamen, die dort ,gesüechlet' haben, wie es solche
überall gebe. 1525, Absch. Spec, Nachlese halten;
so auf den Kartoffeläckern ZSth., nach der Obsternte
Gr. Wenn d' Küe us der Alp kämmend, darf-ma" in
d' Bongert ga" s. GRChur (Killias). Insbes. aber im
Weinberg nach beendigter Weinlese nach vergessenen
Trauben suchen Sch; Tb; Z. Synn. (n)etzlen (Bd I
629. Bd IV 887), näch(hin) -lesen, miamlen (Bd IV 15),
rapp(l)en (Bd VI 1185/6), näch-suechen. An den inei-
sten Orten nach dem Schluss der Weinlese allg. er-
laubt, doch tun es meist nur die Kinder. ,Das Be-
treten der Weinberge, auch das Sücheln bis nach
gänzlich beendigter Weinlese ist allen Unberechtigten
untersagt.' ZKüsn.; ebenso 1909, ZZoll. ,Wenn du
deinen weinberg geläsen hast, so solt du nit her-
nach genaw süechlin: es sol des frömbdlingen, des
weisen und der witwen sein.' 1530, V. Mos. ; ,genauw
ufiäsen.' 1525; , nächsuchen.' 1667. Früher war das S.
in Sch und Z ganz verboten. ,Als unzhar unsern bur-
gern und andern lüten vil schaden ist ufgestanden
darumb . . . daz man in dien räben süechlet, daruinb
so haben wir uns erkennet: wer ouch hinnanhin iemer
in dien reben süechlet, es si vor dem winmat, in dem
winmat oder nach dem winmat, da sol ieklicher ein
halb march Silbers ze buoss geben.' 1385 (?), Z StB.
I 283; erneuert im XV. mit der Überschr.: ,Wie es
um den win, umb süechlen . . . besetzet ist.' ,Man
sol nachgan und richten, als der einöugg snider, sin
wip und sine kind giengen süechlen, do der luter win
dannocht stuond.' 1390, Z RB. ,Man sol nachgan und
richten, als man win süechlin verbotten bat, dass do
etlich von obern Meilan gesüechlet hant, dass inen
vern wol drizehen eimer wines wurden; so syen ouch
hür etlichen zwelf eimer wins worden. N. seit, dass
etlich vern gesüechelt hettin, dass si ob 12 pfd ab
dem win losten.' 1400, Z RB. Es soll auch niemand
dem andern in seinen Reben sücheln. 1505, Sch Chr.
In einzelnen Gemeinden ist es auch heute untersagt,
so in ZSth. ,Das sog. Sücheln wird hiemit allen Un-
berechtigten unter Androhung von Poli^eibusse bis
auf 15 Fr. strengstens untersagt.' 1901, ZZoll.; ebenso
ZNeft. 1904. — b) uneig., in geringschätzigem S. ,Als
er [MLuther] vil gefüntelet, süechlet, rüpflet und
zenzlet, umb den bry gieng . . .' Salat, Ref.-Chr.
näcb-, nöch-, nächhin-, nöche"-: „wiederholt nach-
suchen, allg." Spec. = süechlen, Nachlese halten beim
Obst Gr(s. Bühler 1381), im Weinberg Sch; Z. ,Uas
wümlen zuo verbieten biss suntag nach Galli, ouch
das nachsüechlen.' 1488, Z RM. Das Nachsücheln in
den Reben um 1 M. Silber verboten. 1493, Sch Chr.
,So man nachsüechlet, so der wümmet auss ist' 1530,
Jes.; ,nachlieset.' 1868. ,Der nach dem herbst nach-
süechlet.' 1530, Sir. ,Got hat es im alten testament
[V. Mos. 24, 21] nit one ursach angesähen, das man ...
im herpst die wingärten nit gnaw wümlen, dessglychen
überal nüt nachsüechlen sölte, sunder semlichs alles
den armen im land volgen lassen.' Güalth. 1559; nach
der selben Bibelstelle auch bei LLav. 1582. .Weder
jung noch alte personen [sollen] nit nachin süechlen
bis allerding usgang herpstes.' 1590, AAWett. Arch.,
,das weder Jung noch Alt nahin suechind.' 1601, ebd.
Das Nachsüchlen soll den Fremden nicht gestattet,
sondern gänzlich und bei der Busse von 3 fl. verboten
237
Sach— -sneh. Sachs — suchs
sein. 1653, Ap JB. 1856. ,Der Räbman herbstet (wim-
let), da das Nachsüechlen den armen (Leutlinen) über-
lassen.' Spleiss 1667. .Racematio, das Nachsüechlen
im Herbst.' Denzl. 1677. , Summa 20 Eimer, also 1
Eimer mehr, wyl etlich Köpf Träst dazu gekommen
vom Roten nachsüechlen.' 1706, ZZoll. Herbstrodel.
,Das Nachsücheln wird bis nach gänzlich beendigter
Weinlese strengstens untersagt.' ZNeft. 1901. S. noch
Herbst4 (Bd II 1594). — „Näch-Süechler(in) m.
(f.): wer nächsüechlet Sch; Z."
Süechler m.: wer kleinlich auf seinen Vorteil
erpicht ist ZRuss., W., ,Übervorteiler' ZWth.
Snechel: Vorname ZBenken.
Lt Bd I 183 = Ulrich, nach einer andern (wohl richtigen)
Angabe = Hans üechcl, wozu Z Sudi = Mues-Ucli (Bd I 185)
zu vergleichen ist; vgl. auch Süeri. Eine andre Erklärung
Bd I 184.
Sachs suchs.
Sachs I n., in der lebenden Ma. nur Dim. Sächsli
(in BsB. -.i'-): Messer, spec. Hiebmesser der Holzhauer
BsL.; BBrisl.; S. Vgl. das syn. Ax 2 mit Anm. (Bd
1618/9); Gertell (Bd II 443). .Schleiffertax: ... von
einem Beiel 4 d., item von einem Sächslin 10 d.' Bs
Taxordn. 1646. S. auch Sech 1 b (Sp. 137). Gerät der
Fischer .(?): ,[A. wird zu 2 Mark Busse verfällt] als
er dem B. die netz uss der weid hat tan, und er und
B. daruff zuo einandern mit Sachsen und steinen ge-
worffen hand.' 1514, Z RB.
Amhd. sahs, nihd. auch sehadln. Das Dim. ist in der selben
spec. Bed. von altersher auch im benachbarten Badischen
und Elsässischen bezeugt und dort ebf. noch heute lebendig
(Martin-Lienh. II 324). Vgl. noch die Anm. zu Sichlen
(Sp. 189).
Schar- Sach ScHSt. (Sulger, wohl nach lit. Quelle),
.Schar- (auch , Schär-) sach(s), -sack' — m. (n.): Scher-
messer, , Rasiermesser' (Sulger). Syn. Scher -Messer
(Bd IV 463). ,Die herren, die priester, die evangelier . . .
und die die erste wihi hant, die sun erberlich und
geisliche an iren blattan und an ir hare besnitten sin
und sulen die berte schern mit scharsahsen dur des
araptes willen.' Stat. der Lazariten. , Scharsach', unter
Pfändern. 1414, Z RB. ,Da redte er [Scherer A. zu
B., einem harrenden Kunden, der sich unverschämt
benimmt] er sölte hinuss gan und nit mer in den
gaden komeD, dann er brechte in umb sin künden,
und stryche damit den scharsack uff dem riemen . . .
redte der B. zuo im: Gott geb dir daz fallent übel! ...
und schlüege in damit mit einem küssin uff den arm,
das in der scharsack in einen sinen finger wundete
und damit empfiele und im zwüschent den fiessen in
der tily gesteckte; da lognet der A. nit, er wurde
erzürnt und . . . zuckte den scharsack uss der tily und
würfle in damit. [B. gesteht, den A. geschlagen zu
haben] das im der scharsack empriele; denselben schar-
sack der A. von der erde uffhüebe und im den binden
in sinen ruggen wurffe, daz er im darin gestekoti.'
1471, ebd. , Scharsack.' 1476, Beuterodel von Grandson.
,[Als A.] den win in die [von B. zur Verfügung ge-
stellten silbernen] becher schankte, da seche er, das
ein scharsack in einem blawen schilt an dem boden
were; darumb er inn [den B.] fragte, wes die becher
werent, und der im antwurte, sy werint sin und er
hette die von einem scherer von Louffenburg kouft,
als der verbrunnen wer.' 1478, Z RB. ,Von des schliffens
wegen ist uffgesetzt, das dehain maister scherer ald
bader dehainem, der uff dem land bad haut ald haben
wil, dehainen scharsack noch ysen schliffen noch
wetzen sol.' 1483, G. ,Leng scharpfzen, die hüwend
als ein scharsach.' Zielv 1521. ,Znr selben zeit wirdt
der Herr mit dem scharsach, das er ennet wassers
här bsölden wirdt, nämlich mit dem assyrischen künig,
schären das haar am haupt und füessen und den bart
gar.' 1530/1548, Jes.; .scharsach.' 1589; ,Sche(e)r-
messer.' 1683/1868; so auch Luther; iv x<J> gup$. LXX.
,Von dem meerschersack oder Wetzstein, Novacula,
ein sältzamer frömbder meerflsch ... an der gestalt
einem schärsack oder stein, darauff man solche scher-
pfet, vast änlich.' Fischb. 1563. .Warzen abgehawen
mit einem Scharsack oder Schärmesser.' JRLandenb.
1608.
Amhd. scar(a)sah(s), schar-, sehersach (s) ; vgl. Gr. WB.
VIII 2220/1, zur Sache Heyne HA. III 77 ff. Der Schwund
des ausl. » wohl dissim., die (anscheinend sonst nicht vor-
kommende) Form mit ck viell. durch volksetym. Anlehnung
an .S'aeA- (etwa im Gedanken an das Futteral, in dem das
Messer aufbewahrt wurde?). Das llasc. auch anderwärts
(Schm. 8II 447).
Sachs II m.: Sachse. Als Zuname (auch für Einen,
der in Sachsen lange in Arbeit stand; vgl. Pariser
Bd IV 1445) bes. noch in Handwerkerkreisen üblich.
Im Kdld: We""-si [die Kinder] grösser wachse", su
rlte-si m di Sachse-. GZür. 1902 (BDärst.); vgl
Sachsen.
In Z und weiterhin, auch wo vhs sonst nicht zu x ge-
worden ist, oft Sax als Nachahmung der reichsdeutschen
Ausspr. Zu der (gelehrten) Tradition von der Einwanderung
bzw. Verpflanzung von Sachsen in die ürschweiz vgl. Leu,
Lex. XVI 5. 568; ASG. IV 94 ff. Schon früh begegnet .Sachs'
(tlect. .Sachsen') als Familienn., so um 1387, AaF. (.Bürgin
Sachsen, den Sachsen vou Wigwil.' ASG.); 1470, ZRB. (..liirg
Sachsen hus'); 1526, AaJIeieub. (.Hans Sachsen'); 1531, Zg;
!654, AaF.; XVIII., AaK. (Leu, Lex. Suppl. V 243). Nicht
hieher der Familienn. , Sachser' (1526, GrChur; 1595, Aa
Sarin.; XVII., Bs), der blosse Sehreibung für .Saxer' ist uud
zum Ortsn. ,Sax' gehört.
Angel- Sachse", auch Ängel-Sächser: drei sa-
genhafte Pilger, die auf der Rückkehr von einer Wall-
fahrt nach Einsiedeln bei AABüelisacker ermordet
worden, aber mit den Köpfen auf den Händen noch
bis AASarm. gewandert sein sollen. Ein Gemälde in
der ihnen erbauten Gedäclitniskapelle, das die Frevel-
tat darstellte, trug die Inschrift: ,Drey Bilger sind
alhier zu todt erschlagen zu Sarmistorff ligen sie be-
graben, auss Saxen sind sie harkomen, darum tued
man sie Engel-Saxen nännen.' Bauernregel: Wenn
ä" Ängelsächser an irem Namme"stag [8. Januar] ires
Grab nid sunne" chönni"d, se chan"-me" au'1' i" der
Arn d' Garbe" nid sunne". Näheres bei Koch li. 1856
II 282'6; s. auch AfV. IV 230. — ingebäduer wohl
nach , Engelländer.'
Sachse": Ländername, wie nhd. Im Kniereiter-
liedchen: We(nn)-si noch chli" wachse", ritc"-si uf S.
(Aa), ga* S. (GZür. 1902, 32), bis nach S. (Bs Reime
9); vgl. riten (Bd VI 1672 u.). .Einer von S-en', ein
Wildfremder. ,S\vie billieh es ist [dass die Kinder
ihre Eltern ehren], so siht man doch ze menger vrist,
das alte veter und muotren sint gar unwert: swenne
.He kint vaste beginnent wahsen, si sähen einen von
Sachs, sechs, sichs, sochs, suchs
240
Sahscn in ir huse gerner vil, denn vater oder muoter.'
Schachzabelb. ,Durch Alamannien hinab in Saxen.'
Äg.Tscbcdi, Chr. Im XVI. öfter als Heimat Luthers
erwähnt.
Auch im Afrz. erscheint Suisne (Sachse) als Typus eines
wildfremden Menschen; vgl. im Übrigen Gr. WB. VIII 1605.
Zu dem Reim , wachsen : Sachsen' vgl. auch Wander 111 1SOÖ.
sächsisch. S-i (Wunder-) Erde', Übers, der
pharmaceut. Bezeichnung Terra Saxonica (T. miracu-
losa Saxonia?) für die früher als Schwabenkäfermittel
beliebte Bleiglätte, Lithargyi(i)um, Plumbum oxy-
datum semivitreum. Apothekerspr. ,Der sachsisch
Luter.' Ansh.
sechs bzw. sex (in PPo., Sah; ü; W seks), in GRh.
se'x, subst. n. -i, Dat. -e": Zahlw. Er ist S-i, 6 Jahre
alt. .Mittlerweile war ich S-e alt geworden und folg-
lich reif für die Alltagschule.' Lohbader 1864. 's ist
S-i, 6 Uhr. Am (%m,) S-i, um 6 Uhr. Guet Nacht am
S-i! s. Bd I 852. S. noch fünferlen (Bd I 854). Sprw.:
Was-men am Morgen am S-i tued, chunnd Ei"'m e' Nacht
am Nüni e' guet B; ZRuss., Zoll. S-i Ute»; s. Bd III
1507. ,Der [der neu eingetretene Knecht] solle sich
in Acht nehmen, wenn er hier wolle S-e läuten hören
(im Winter läutet es Abends um 3, im Sommer um
6 Uhr).' Gotth. Über das Sechsilüte" in ZStdt s. Bd
HI 1511/2. Mit Art.: Um die S-i ume"; nä'* de" S-e».
,Ze somerzyt umb die viere und im winter umb die
s-i.' G Küchenordn. XV. An"o S-i, im Jahre... 6. Oft
in Datierungen; zB.: ,1m jar tusent fünfhundert fünf-
zig und s-y.' ÄABr. StR. Z' S-e" dreschen Aa; B; Th,
chaisere" (Bd III 514/5) L. Z' S-e" hoch marschiere".
So, chöm'"e"d-er grad z' S-e" hoch? wenn ein halbes
Dutzend mit einander anrückt Aa. ,Die Compagnie
solle zu S-en hoch gestellt werden.' 1713, Z. Kinder-
reime. S. mal s. ist sechs-e"d-drissg, sevil a's ü'sers
Chätzli schisst SchwE., friss, was eusers Ch. seh. Z,
und du muest ha", was 's Ch. seh. Th; Z, beit, bis
d's Junkers Chatze" seh. Gr. ,S. mal zwei ist zwölf,
hinter dem Gewölb sitzet eine Maus und die muss
heraus', Anzählreim Sch (Unoth). S. Öpfel, drei sür
und drei süess: d' Zeini"ger Chnabe" hei"11 alli chrumb
Füess AaFh. Schnellsprechvers: ,Zu Blaubeuren lie-
gen s. blaue Beile' ZWald. ,Botz fünf unden [für ,f.
wunden'] und s. oben!' Fluch. Rcef 1538. 1539 (zwei-
mal). S. Schueh under "em Bode" sl", begraben sein
Aa; B; Z. Der het-sich erst still, wenn- er s. Schueh
under •'em Boden ist Aa. Ungereinisch het-er a"fah"
iifbegere": ... we"" numen ü"serenein s. Schueh ungerem
Bode" war! mi" war de"" dene" Tonners Githüng ab
Weg. Loosli 1910. Die s. Werke der Barmherzigkeit.
,Daz wir kurzliche ruoren [berühren, aufzählen] diu
s. werch, diu zuo der erbarmunge horent: diu maget
Sancta Maria . . . geherbergote den allerhohesten Got
in die tougini ir libes [usw.].' 1172/1200, Wack. 1876.
,lch Anna Seilerin ... [habe] dur daz, daz du s. werche
der erbarmherzigkeit dester bas erfüllet werden ...ge-
stifteinen ewigen spitale.' 1354, Imob. 1878. In Frist-
bestimmungen. S. Wochen dauert die besondere Für-
sorge für eine Wöchnerin (s. Bd IV 1817. 1819); s.
Wochen lang soll eine solche nach dem Tode zur
Pflege des Kindes zurückkommen; s. ebd. 1821 und
AfV. XII 154 (BsL.); Messik. 1909, 191. Über die s.
Wochen nach der Hochzeit vgl. Sechs- Wucheten. ,S.
Wochen und drei Tage' als Rechtsfrist. ,[Der Grund-
besitz des A. wird von den Gläubigern] von der gelt-
schuld wegen beklegt und stuond ouch also in des
gerichtes gewalt dry tag und s. wuchen, als recht ist.'
1406, Z. ,Ligende pfand sönd ston dri tag und s. wu-
chen und die farenden acht tag.' 1527, AAMeienb.
.Sunst umb all ander geltschulden sollent die gepottnen
pfand anstan s. wuchen und dry tag.' B StSatzg 1539.
Die selbe Zeitangabe auch in Kinderversen; s. sa (Sp. 1)
und Ap VL. 1903, 108. S. auch Sp. 216. ,Die sechs',
eine Behörde von 6 Mitgliedern (vgl. Sechser lb), so
im XVI., AaF. (Arg. IX 86 ff.); XVII., AaL. (StR.
355/6), auch in Z: ,der s-en ratschlagung [Überschrift
eines Mandates].' 1472. Im alten Bs die Zunftvor-
stände und als solche Mitglieder des Grossen Üates;
s. Ochs I 353. II 122; AHeusler 1860, 124. 376. 382.
,Man soll auch wissen, dass alle die becherer, die den
wynlüten becher gent . . . dass dise sont geloben dem
raeister vor den sechsen . . . der zunft gehorsam ze
sinde.' XIV., Bs JB. 1888. ,Mit erkanntniss nüwer und
alter sechsen aller zünften ze Basel.' 1410, Bs Chr.
,Ob man die [dem Bischof zu gebende] antwurt an
alt und nüw sechs bringen ... ob man die antwurt
in bywesen der sechs geben wöll oder nit.' 1476, ebd.
S. noch räw (Bd VI 1864).
Die Form «■'/.■.< in GRh. (statt t?a, wie für a dort zu
erwarten wäre) beruht auf sekundärem Um!, von s > e in
den flect. Formen abd. m. f. tshsi, n. sehsiu (vgl. die Aom.
zu Pftrnch lid V 11831; Analoges s. unter zehen. Ä. Belege
für die Form ,sex': XVI., GT. (Rüdliger 1875); FPlatter
1612; 1625/9, Gr; 1659, UAttingh. - S. in Flurnamen.
,S.-Äckerli' TbEgn.; ,zu Sechsäckeren.' 1697. .Bauplatz in
S.-Jucharten.' Z Amtsbl. 1901 (ZSchwam.). ,S.-Jucharten-
Matten' B.
Sechser m.: 1. von Personen, a) ein im Jahre
...6 Gebomer. wohl allg. — b) Mitglied einer sechs-
gliedrigen Behörde (s. unter sechs); so im XVI., AaF.
(Arg. IX 86 ff.; ZfsR. 18, 22), im XV./XVII., LWill.
(ZfsR. V b 93. 99. 100; JSG. XIX 112 uö.; Gfd 58, 141.
145), im XVIII., Th. In ZStdt seit dem XIV. die Mit-
glieder der jedes halbe Jahr wechselnden Abordnungen
der einzelnen Zünfte in den Grossen Rat; s. OFecht
1909, 61, sowie Zwölfer. ,Die Zunftmeister beid nüw
und alt und ir sechser der gremperzunft.' 1371, Z StB.
,Es wurde auf E. E. Zunft zu Schmieden zu einem S.
erwehlt N.' Z Nachr. 1756. Ebenso in BsStdt; s. die
unter sechs angeführte Lit., dazu Leu, Lex. Suppl. V
477, einen Beleg von 1521, wo ,die sechser' mit ,die
sechs' wechselt, bei Strickler I 56/7. Auch in ScHStdt.
,UfF die zyt erwältend mich min zunftgeselen zum
oberesten s. und muest in grosen rat gon und ans
fogtgericht,' HsStockar 1520/9; s. auch die Anm. ebd.
S. 240. ,N. soll sich in monats frist der libaigenschaft
ledig machen; so er das nit täte, soll ain ander s. an
sin statt erweit werden.' 1532, Sch Chr. Vorstand
der Standschützen AaBt. — c) die 6 Seelsorgeprie-
ster (Pfarrer und 5 Pfarrhelfer), spec. die 2 Pfarr-
helfer bei St Oswald und die 2 an U. L. Fr.-Kapelle
Zg f. — 2. von Sachen, a) Spielkarte mit 6 Zeichen
Aa; B; L; G; Th; Z; zT. seltener als Sechsi n. B'
Sechser e"weglegge", e"wegtue", bei gewissen Spielen
als nicht zum Spiel gehörig ausschiessen Aa; Th; Z.
S. noch rauben 1 a (Bd VI 33). — b) kleine Münze Ap
(TTobler 419 a); Bs; L (schon 1416); Z (seit 1504; s.
Leu, Lex. XVII 2); überall f. Ich hä" kei" Geld und sett
doch ä' MärH, ieh sett dem Schätzeli chröme": um en
241
Sachs — suchs. Sachst — suchst. Sacht — sucht
U'l
S. GüfeH, um eti S. Nödeli ... ZÖ. S. noch Bapp II
(Bd VI 1175u.: der selbe Vers auch als Nachahmung
des Walzertaktes ZZoll.). ,Daz man ... einen guoten
s. für 6 den. neramen sol.' 1418, Z StB. .Du gebt ein
bösen s. an die Ortin, er gilt nu 4 den.- 1436, Z Uli
.Ein Basler s. für 3 angster.- 1476, Absch. .Basel s..
die meilendischen s. und die kaiser krützer ein für
6 hlr.' 1496, FHaas; ebenso 1504, Absch. ,Er habe
oueli iro 3 s. also uff die ee geben.' 1533/8, Z Ehe-
gerieht. .Do wet er im [dem Mädchen] ein cronen gen.
die wots nit ... demnach gab er ira ein s.' 1538/40,
ebd. .Über die sächser. so man den bettlern gibt.
söllent die rechenherren beratschlagen. Underzwü-
schent soll [man] den frömbden, so [welchen] in einem
monat der s. worden, nit ee und mer geben, sonders
sy abwissen.' 1564. Z K.M. .Wie bisshar der oberbettel-
vogt den armen lüten sechser durch Gottes willen
geben, habent myn herren, in ansehen das süllig gelt
nun eilendem volk wirf, fryg abgestrickt, das sy nit
mer geben werden söllint.' 1565, ebd. ,Hienebent
[habe] ein spittalmeistei ... so er villichter nitt wol
frömbder Schnitter ankommen möchte, mit den selben
ires taglons halb, es syge umb ein sechserli oder
mehr, zu überkommen.' 1589, Z Spitalakten. ,1 S. =
3 Hlr.' 1622, Z Münztarif. ,Den S. [Mühle-Jfmbgelt.-
1629, Z. ,1 gevierter alter Sächser.- 1606. Z. Äussert
den Schilling- und Sechser-Brütlenen sind alle andere
Arten von kleinem Gebäch ... untersagt.- 1770, Z.
S. noch Chrth-Blappart (Bd V 133); Pfänning (ehd.
1110); Bapp II (Bd VI 1174). — c) Schalteinrichtung,
durch welche die Fäden beim Weben geteilt werden
ApWaldst.f (beute dafür das feinere Blatt 4 e Bd V 181).
Vgl. Gr. WB. IX -2 7 S i! 3 : Schm. II2 -21S (in Bed. '2 1.):
Martin-Lienh. 11 324 (in Bed. 1 b); Unger-Khull 5S9 (in
Bed. 1 b) und ebd. Sechserl für eine kleine Münze — In
Namen. .Jos S.' 142ö. Z RB. .X.. genannt der Sechser-
schön [1613 in Ut hingerichtet].' 1620, ZEB
GKappel (oT.); .der grosse S.\ Berguame GFs (Leu, J.ex.
XV11 -2).
Etsch-: Münze. ,E.. einen für fünfthalben Schil-
ling.' 1504, Absch. — Vgl I III 944).
Kirchen-: Beamte der Kirchgemeinde. XVIII.,
SchwWoIL; s. üs-halte>i 3 (Bd II 1232).
Sechsets: Sechsdreschertakt Z. .Meistens wurde
ein Sechsets oder Achtets gedroschen.' ZBrütten Chr.
1902. Xm dem jungen Anfänger das schwere Werk
zu erleichtern und ihn im Rhythmus und Humor zu
erhalten, wird ihm der appetitliche Sechsdreschertakt
— Sechsez oder Sechste genannt — vorgesprochen:
gute feisse Suppe! Speck und Opfelstückli.- WSknn
1870; im ZO; Tickt ticki Suppe«, Speck und Opfel-
stückli. - Bildung unklar. Vgl. Jiüuberels (Bd VI 36|V
Sechsi n.: 1. das Zahlzeichen 6; s. fünf (Bd I
853 o.). — 2. Spielkarte. = Sechser 2a. allg. 's (Schelle'-,
Trumpf- usw\> Sechsi. ,N. leit zwei sechse ... also
sprechen die andern, was er der zwei sechsen uff den
tisch wölte.' 1486, Z RB.
Dazu der t'bernanie: ,N. von Ulm, genannt Scliellen-
sechse', 156S als Mordbrenner hingerichtet. KWiM 1S4 7.
Züric1'-: Z Briefmarke aus den Jahren 1843/9, mit
einer grossen 6 als Wertstempel Z.
Sechsi»g: 1. f. die Zahl 6 Npw (Matthys). —
2. m. (?), die 6 Augen am Würfel. Das Spiel mit dem
Eini"ij. Zweiji'g, Dreiji-g, Vieri"//, Fifi,"g und Sexi"(i
Schweiz. Idiotikon TU..
des Würfels. Barxd. 1908, 612 (BGr.). — ?(
(Bd 1 924), Sibnma (Sp. 62).
Basel-, Basler-Sechslingm.: Mass für Flüssig-
keiten. .Ein Basel s. oder vierteil einer Strassburger
ma<s [Milch].' Tierb. 1563. .Aus einem halben Basler
s. . . . oder einem Augspurger quartlin weins.' ebd.
— Mhd. »thstlinc; vgl. Gr. WB. IX 2786
sechsnist: 6 mal Aa; L. De- Frau: isch s. im
Tag zue-H-cm abe" g'sprunge". Scawzn. (L). — Vgl.
mental (Bd 1 :i-2:,).
Sichsl e d s. Stehlen (Sp. 186).
sechst sechs-t, in Aa auch sechstist, in W auch
sechstost: sechst. & sechste" (ZO.), zum sechste* (Th;
ZSth.) trasche*. Vgl. Sechsets. .R[eci|ie] frisch Brunnen-
wasser 1 sechsterteil.' Arzneir. XVII . ( XVIII. ,[N.
klagt, es sei ihm von der Landschreiberei] der sechste
Pfennig [vom Erbe seiner Frau] zurückbehalten wor-
den, [da doch] von uns zu gewohnlichem Abzug ein
mehreres nicht dann der zehende Pfenning gerechnet
und angefordert werie.- L639, See; vgl. Bd V 1112/3
Selb s. ,Bern beschreib harzuo ir nächst umsässend
amptlüt, salb sechst.- Ansh.
Sechster m.: Sester (Gefäss). ,Da zuckte der A.
ein s. und verwisse im sölichs; da zuckte der B. sinen
tagen und stäche inn damit.' 1465, Z RB. — Vgl.
und Gr. WB. IX J7-->2 :).
sacht — sucht.
sacht AALeer. (H.), saehti AALeer.(H.); Z, sacht-
ltch Z, sachteli A.A.: wie nhd. sachte. SachteU, s.! Aa.
S. gä", lauffe", rede"; d' Tür s. suemache*; Eine" s.
fitere" [zB. einen Kranken], s. stapfe* usw.
Big. nd. Form für hd. sanft (s. d.). Das durch die
Schriftspr. vermittelte W. i*t auch fürs Kl-a<s als ma. be-
zeugt I Martin-Lienh. II 3-25). Saehti ist Vermundartlichung
von scln-iftd. .sachte.'
Secht I m. ApH.; GlK.; GT., ohne Gescblechts-
ang GrI Vaz; GStdt f-e-J, Sechte" Aa (Rochh.). m.
GG., f. Gl: 1. (grosse) Wäsche (mit Aschenlauge)
GL;-GR.UVaz; GG., Stdt. T.; auch in concr. S. ,die
zum Trocknen aufgehängte Wäsche' GT.. .das Weiss-
zeug, bei Wäscherinnen' ApH. (TTobler). En grosse
S-. .viel Wäsche, viel zu waschen' GT. ,Der seehten.
die wösch. lixivium.' Mal. .Es ist dir gangen wie
Jener, die wolt ein Wusch oder Secht machen; sie
hatte schon ein Zuber, kalt und warm Wasser, ein
Kessel, Schüeffy, Gelten, Seipfen und Wüscheren —
doch fehlt es ihro am Plunder.- Scbihppr. 1651. J.otura.
ein Wösch, Seehten.' Dlxzl. 1677. 1716. — 2. .Seiher
(Küchengerät)' Aa (Rochh.). — Zu -2 vgl. Müch-Stcita,
sechte" (in GA -e!-, in GBuchs -<.M. :'•. Sg. Prses.
und I'tc. -et: 1, (durcb)seihen. eine Flüssigkeit (*B.
Milch) durch ein Tuch oder Sieb laufen lassen Bs; G.
,Das sechte sauber und rein ab durch ein Tuch.'
FWi'nz 1034 (öfter, auch gesebr. ,söchten', daneben
.seichten'; 8. Sichten). .Zertreibet einen gebrennten
angenetzten Ziegelstein, secht ihn durch ein Sieb.-
!' KöHIG 1 i 06 | 5fter, daneben auch Reichten'), .('ernere.
248
Sacht, seclit, sieht, socht,
cht
214
absonderen, sieben, s.' Denzl. 1716. Ubertr; von einem
Trinker: ,Er het sehn" mänge" [Saum] durch de" Lumpe"
g'sechtet, durch sich laufen lassen' Bs (Spreng). —
2. a) Asche auslaugen (s. Ascher 1 1 Bd I 566) und die
schmutzige Wäsche damit (wiederholt) übergiessen,
darin einweichen, „die Wäsche laugen" AaF.; Ap;
„VO": Gl; GSa., „Sax", T., Wb.; Sch; ScbwE.; Th;
UwE.; U; Zg; Z, waschen, (grosse) Wäsche halten Gl
(Leuzinger); GA„ oT., Wl. .Wenn Eine kann ein
Mehlinus machen, eine Wasch s. und kneten, so dari
sie einen Mann nehmen.' Sprww. 1824. D' Kostüm
vo" dene" Dame" heiiß'Hl üsg'seh", als wenn-si g'sechtet
u-orde" wäri'd. EMohr 1909. ,[Die Wäscherinnen
sollen] denen lüten, so die blättern hand, ir häss nit
under dem andern s. und waschen.' 1496, SeH Chr.
,Wöschen, die in hüsseren gesechtet werden.' 1554,
Sch Ratsprot. ,. . . bis man endlich sie [von einem
Blutregen rot gefärbte Tücher] wieder frisch gewal-
chet und gesechtet, da seyen sie wieder ganz weiss
worden.' Z Nachr. 1755. ,Den 29. Okt. haben wir die
Wösch eingeschlagen, den 31. gesechtet und geseipfet,
den 1. Nov. ausgewaschen.' 1763, ZZoll. Haush. Häu-
figer abs. He, ff sichtet hed-si gester z' Nacht und hüt
i" aller Früeni scho" die schmutzig Laugen itsc'g'lö".
WMüller 1906. S. auch Äschen (Bd I 565). ' ,Es
habe sich begeben, das sin wib hab wellen s. und
weschen.' um 1473, Z RB. ,1 pfd bar [zahlt] Andli
Fröwler, umb das es an einem sontag in synern hus
gesechdet hat.' 1535, Z. S. noch buchen (Bd IV 977).
Feuerpolizeiliche Vorschriften und Verbote. , Witter
so lassen unser herren verbieten, das niemans mer
in der statt inn hüsern seechten . . . sol.' XV., Z.
,Es sol ouch fürbaz nieman nachts an der strass noch
by dem sew nit s. und sunderlich, so es als vast
wäyt.' 1435, Z StB. ,Das nieman, wer der ist, in
keinem huse nit s. sol.' um 1460, Z Mand. ,Das nie-
man ... im huss s. soll: ... verbotten, das nieman im
dorf zu kilchgass in sinem huss kein uffgeschlagne
wösch s. soll, sunder söllent damit zu den wösch-
hilssern, die darzuo gemacht sind.' 1529, Schw LB.
Jtem wer an der stattmur sechtet. es sye, wo es welle,
der ist verfallen umb 5 ß haller.' um 1520, AaB. StR.
, Alles S. und Wüschen in den Kuchenen soll von
nun an des gänzlichen aberkennt und verbotten sein.'
1765, Z Mand. .Es ist das Ratschen in den Dörfern
und das Söchten in den Häusern abgeschlagen . bei
3 Gl. Buss.' 179(1/1821, UwLung. Scherzh. von der
Behandlung der Seelen im Fegfeuer: ,War kummt der
tüfel mit der äschenV er seechtet denn all münch
damit und badetzt[!], das der ritt schütt.' UEckst. 1525
(Conc). — b) insbes. auch von der ähnlichen Be-
handlung frisch gesponnenen Garns Aa; Th; Z. ,Pür
12 pfd gesechtets Reistegarn 5 fl. 18 ß.' 1690, Zubers
TgB. ,Solle der Stattknecht auf künftigen Sonntag
auch abruefen, daz mgH. das Wöschen und Garn s. in
Heüseren bei Straf 1 Pfd Haller verbieten lassend.'
1721, AaK. StR, ,Das Garn [muss] endlich gesechtet
und geweben werden.' JCNägeli 1738. ,36 Strängen
ungesechtet Garn.' 1797, ZTu. Inv. .Empfangen den
14. April [Garn] roh 20 Pfd, gesechtet 15 Pfd.' 1843,
Z. S. noch rossen (Bd VI 1411); Under-rüttel (ebd.
1800). — 3. vom Vor. übertr. a) im Nassen arbeiten;
nasse, kotige Arbeit verrichten, wobei man durchnässt
und besudelt wird Uw. — b) durch viel Flüssigkeit
gleichs. auslaugen. , Bevor das letzte Kräftlein aus
dem gemähten Grase gesechtet war, trat selten bessere
Witterung ein.' JSenn (ZO.).
Ahd. 'sehtön zu eilten; zur weitem Verbreitung der Sippe
vgl. Gr. WB. IX 2795/8, dazu uoch Unger-Khull 588. Be-
merkenswert ist das geogr. Verhältniss zu dem syn. buchen II
(Bd IV 97*7): der ganze Westen und der Süden (W, P und
Gr), also die an rom. Gebiet angrenzenden Kantone kennen
nur buchen, der Nordosten (Sch; uTh; Z) und die Urschweiz
nur sichten, während für das übrige Gebiet beide bezeugt
sind, ohne dass die Verteilung im Einzelnen genauer zu be-
sti i' ii w&re. Ist buchen, das zwar auch urspr. gern), ist,
alte Küekcutlehming aus dem Rom. (eiue jüngere s. unter biiyen
Bd IV 1071)? Aber der Umstand, dass buchen früher bei
uns weiter verbreitet war (s. Bd IV 977 den Z Beleg von
1571), spricht für jüngeres Ein- und Vordringen \"n sichten
aiii seine Kosten. Vgl. auch sichten.
ab-: .abseihen, transfundere' Bs (Spreng), „ab-
laugen"; übertr. vom Thee, wenn man immer wieder
frisches Wasser aufgiesst, so dass er zuletzt ganz
schwach wird „Sch." — umen-: ,herumsudeln' Ndw
(Matthys). — under-: Wäsche unvollkommen laugen,
,wenn die Lauge auf dem einen Teil der Wäsche zu
dick liegt, so dass sie nicht durchlaufen kann' Sch
(Kirchh.), darnach bei St. — üs-: 1. eig., auslaugen
AaWoIiI. Bes. im Ptc, verwaschen, vom Waschen
(Sechten) verblichen oder fadenscheinig Aa; G; Th;
Uw; Z. Di LiHache" sind e"fängs blöd und üsg'sechtet
AaWoIiI. Der Chlaisli ist [so bleich] geworden wie-
n-e" uisg'sechteti Handzwächele". Oisw Blätter 1900. —
2. uneig.. den Magen ü., durch Arzneien TH(Pup.); Z.
En üsg'sechteter Mage". Vom Erdboden infolge zu
häufigen Regens: Der Boden ist ganz üsg'sechtet ScnSt.
(Sulger). Ausgemergelt: En üsg'sechtet s Männdli
Gl (Leuzinger). — ver-: 1. eig., Wäsche durch zu
starke Lauge (auch durch ungleichmässiges Sechten
UwE.) verderben ScnSt.; Th; Uw, „wenn die Wäsche
von der Lauge nicht ganz berührt und daher an einigen
Stellen fleckig wird." — 2. uneig. a) durchnässen,
durch zu grosse Mengen von Flüssigkeit verderben,
zB. den Magen durch zu häutiges Theetrinken, den
Erdboden durch zu reichliches Begiessen oder auch
durch Regen, das gemähte Heu durch länger dauern-
den Regen, ebenso von Kleidern Aa; Sch; Th; Z.
Versuchtet [durchnässt] ltät's-i"s ganz manäd. beim
Fischen. SWinz. De'' Boden ist ganz versuchtet ScHSt.
(Sulger). — b) ,verschlemmen, verdeinmen, versechten,
verzächen, verlappen, verprassen, (ab-, ob-) ligurire.'
Mal. — c) Ptc: De Jungherr häd vo" Paris e" ver-
suchtet O'sicht hei'"'bröcht, ist ausgemergelt, „selbst mit
Flecken im Gesicht" zurückgekommen Th (Anon.); St.3
Sechter m.: 1. pers., = (Gam-)Bücher (Bd IV 977)
Aa; Z (Dan.). ,NN., Garnsechters.' AaWoIiI. Mitt. 1902.
— 2. von Sachen. a.) = Büch-, Secht-Ofen (Bd I 112)
ZPfung. — b) der Korb unter dem Druckbett der
alten Trotten ScHHa.f ,Für 2 neuwe Zechter in das
Trüel 3 Btz.' Rced 1725. — c) Brause an der Giess-
kanne Bs. — (1) meist Dim. Sechterli, Milch- oder
Theesieb Bs. Syn. Sib(li) (Sp. 43); Sige(li); Siene(li).
— Zum Anl. X- vgl. die Anm. zu Sech (Sp. 138).
Milch-: Milchseiher. ,Für einen M.' Bs Tu. 1646.
Sechtere", amtlich ,Sichter(e)n': Name des Exer-
zierplatzes bei BsLie.
S.M-hteri», lt Stutz (ZO.) -ere" — f.: Wäscherin,
die das Süchte" („die Lauge sowohl als die Wäsche")
besorgt „VO; Gl"; G„Sax"; Sch; Schw; Th; U; Zg; Z.
Wie 's der Secht're" g' gangen ist. Stütz 1860. ,Uer
Sacht, secht, siebt, socht, sucht
Sechterin 1 fl., jeder Wäscherin 34 ß.' 1803, aZoll.
1899.
Sechtete- f.: 1. Laugenwäsche Th; Uw; U; Z.
,Die sechteten, wösch, lixivium.' Mal. — 2. eine Ar-
beit, bei der viel Wasser verschüttet und Alles nass
wird Tu; UwE. Da' ist e" S.!
Sechti (-e»-GA.) f.: 1. a) = dem Vor. 1 GA.j Nd\i :
UwE. — b) uneig., kotige Arbeit UwE. — 2. = Secht-
Hüs (Bd II 1725) Ndw (Matthys). Syn. Büchi. Als
Hausn. XVIII., AABr.
sechtig: an Durchfall leidend, vom Rindvieh GWb.
Sechti°g f.: = Sechti 1 a Xdw (Matthys). Syn.
Büching.
Secht II s. Sei.
Se'chter m.: Sester (Mass für Wein, auch Mass-
gefäss). An Wein 8 Mütt 10 .Sechter.' 1513, Absch.
(öfter in der selben Quelle). — Vgl. Sechster, Sester und
Gr. WB. IX 2796/7.
Sicht se'icht Z (Spillm.): sehr feucht, nass, ,so dass
man gern einsinkt', vom Erdboden, bes. Wiesen. E"
s-i Wis. ,An den wigern, an welichen die bech, so
hinden darin fliessend, erstlich den nächsten hoden
sieht machend, darnach einen wasen bringend und
zuoletzst ertrich machend, da vor wasser was.- Yai>.
II 433.
Mhd. sihUj vgl. Gr. WB. X 1, 170/3. Der Diphthong
und das seltene Vorkommen ^irc-hen lin Kntl.lmuug; immer-
hin fällt die Form des Diphth. auf, sowie auch dass Vad.
und Spillm. das Wort in der selbeD, vom Mhd. und von der
Schriftspr. abweichenden lund wohl aurli ursprünglichem)
Bcd. belegen. Vgl. Hch (Sp. 147).
sichte": = sichten 1. ,Wenn es gesotten ist, so
seichte es durch ein reines Tuch.' FWürz 1634. Auch
bei EKönig 1706; s. Sp. 242 u.
Vgl. Gr. WB. X 1, 173. Das W. beruht auf junger
Kontamination von neckten und xihen (Hijeni ; vgl. das Folg.
Milch-Sich te° f.: Milchseihe. Ja, meinte Marei.
Die het e" schont Hüshalti"g! Si heig jo der Magd
befole", de" Salat mit Seife" und der Bürste" z' iväsche"
und d' Fleischsuppe" dur'h e" Milchseichte" z' richte"!
Bauernkal. 1886 (B). — Vgl. Secht I S. Zum Diphthong
vgl. oben unter sieht.
Sichter m.: Gerät zum Durchseihen; vgl. Sechter
2 d. ,[Das Schmalz] so es zergangen, durch ein
seygehter [!] lauften lassen.' Tierb. 1563.
.Auch bei Gr. WB. X 1, 173. Die Schreibung ist für die
Anlehnung an *it/en bemerkenswert.
Sicht f. : „Aussehn, Physiognomie L." Syn. Gesicht.
Amhd. siht f., Sehn, Anblick. In der uhd. Bed. ist das
W. auch bekannt und gebraucht, aber nicht volkstümlich. —
Zu den folgenden Zsseu vgl. die entsprechenden Zssen mit
mhen.
Ab-: 1. Ausblick, Hinblick. ,Das auf dem Achen-
berg bei Zurzach stehende Wachtfeuer hat seine A-en
hauptsächlich obsich . . . Das Wachtfeuer [auf dem
Lägernberg] hat sein A. auf das Wachtfeuer auf der
Rheinflue [usw.].' 1743, Z (Kriegssachen). Vgl. Ab-
sichts-Tüchel. Uneig. .Historische und critische Bei-
träge zu der Historie der Eidsgenossen . . . vor-
nehmlich mit A. auf das grosse Werk Hin JLauffers
zusammengetragen.' Beitr. 1739 (Titel). Schlechte
Aussichten in A. des Gewerbes.' UBfägg. 1787. .Einem
in aller A. [in jeder Hinsicht] das Gleichgewicht hal-
ten.4 ebd. A-e" ha" (uf Etw., bes. auch auf ein Mäd-
chen) Aa; Ap; Tu; Z. Hast A-e"? nimmst du es
ernst? wird ein Liechter [Bd III 1056] gefragt ZO.
— 2. Zielvorrichtung auf dem Büchsenlauf (der alten
Standstutzen) LHa.; Schw; Xdw; USil.; W; Zg; Z;
Syn. Ghorn 3 (Bd III 470). Dö [an einem Ausschiesset
Ende der 50er Jahre des vor. Jhdts in LHa.] stand
lüter Standstutzer i" dene" Ladbänke" .. . mit schied re»,
Schnure" ncliii ggige* Läuft • und tauf, tauf Hsg' schweifte"
Cholbe"chappe", d' A-e" händ natürUch «o«* Nüd PO"
Metre" g'wüsst : uf einer Site" dra" hed 's g'heisse"
3-3- WO Schritt usw., und icenn's guet hed welle", so
sind uf der andere" Site" d' Schueh a"g'ge" g'si". Roos
1908. , Tugend und Frömmigkeit ist jedem Stande,
Amte und Bestimmung so nützlich als eine A. auf
dem Rohre, womit man zum Ziele schiesst.' Iniieri:.
1 826. Über d' A. üs g'seh", beim Schiessen über Visier
und Korn das Ziel ins Auge fassen W. Man unter-
schied .beschlossene' und , offene A-en'; vgl.: ,üas Vi-
sier war ein Röhrchen [vorn auf dem Lauf] oder ein
kleiner Aufsatz mit einem Einschnitt.' FMarti 1898.
Bei den Schützen des XVII. und XVIII. waren , Büchsen
mit Schnapper und offener A.' in Gebrauch. AKüchler
1895. ,I)ie Stecher und Streiblein und beschlossenen
A-en auf allen Schiessrohren' abgeschafft. 1727, Ndw.
Beim Zürcher Freischiessen von 1807 war Vorschrift,
von freier Hand zu schiessen ,mit Füsischlössern,
offenen A-en, Stecher und Schneller.' FMarti 1898.
Die von 1 ausgehende nhd. Bed. .Vorsatz' ist (von der
Spr. der Gebildeten aus) im Begriffe volkstümlich zu werden;
zB. mit -1. (auch ah*i.-htli'h) statt mit Flut, ixtra (Bd 1
1210/1. 624), d' A. ha" statt im Si(tm) ha».
Ob-: Aufsicht, Obhut. .Gewisse Briefkünstler
prangen noch mit der Redensart: Gottes O. herzlich
empfohlen.' Spreng. Häufig im XVII./XV1II. .Was
äussert denen 4 Landgrichten und dem Stattgricht ist,
wollend wir die 0. denen iewesenden Oberamptleuten
in ihren Ampteren überlassen haben.' 1717/25, B Jäger-
ordn. , Unter 0. und Anführung eines Knechts.' 1730,
BSpvri 1871. ,Die 0. (eines Dinges, über Etw.) halten,
haben, nehmen.' ,Den Salzhandel betreffend ... so
soll dann auch jederweilen die 0. gehalten werden,
das mit dem Salz kein Betrug vorgange und jedes
Mass sein ordentliche Gewicht halte.' 1665, U LB.
(Abschr. von 1793). ,Dass der Bauherr dessen [der
Einziehung der langen vorsehiessenden Dächer] die
0. halten ...tühe.' 1723, B Feuerordn. .Er [der Stifts-
pdeger zu GAltst] solle ouch die 0. über die Gebäuw
sowohl im Pfarr- alss Frauwenhof haben.1 lTön. G.
.1 »en Herren Vorgesetzten, so über die ganze Öffnung
[des Seegrabens] die 0. nehmen werden.' 1769, TuHw.
Arch. ,Wer die 0. habe über Häuser und Gädraer:
Es sollen «lie Ratsfreund in allen Ürtenen ein treues
Aufsehen haben, wo an Häusern, Gädmer oder sonsten
etwas Mangels.' Ndw LB. 1867 (älteres Gesetz). Ohne
Art. ,0. halten' ScuSt. (für heute abgelehnt). 0 bal
ten, wie die Gewehre beschaffen .seien.- 1693, Ndw.
Oft mit Adj. , Allen Gemeintsführerh [wird] anbe-
fohlen, über dise Sach und bevorstehende Gl
nauwe 0. und wachsames Attg zu haben.' 1718, ThHw.
Arch. ,Auf welches die Bahnwarten gute 0. haben
sollen.' 1731, UwE. TR. .Die Freund [sollen den
Waisenkindern] alle Nacht die Herberg zu geben,
fleissige 0. dem zu haben, dass sie im catholiscben
Glauben unterwisen ... werden, schuldig sein.' 1736,
ebd. (Waisenordn.). .Worauf die Commandanten . . .
247
Sacht, secht, sieht, socht, sucht
248
strenge 0. halten sollen.' 1764, B Kriegsordn. Acht-
samkeit: ,Dise [Arcana] sein sonderbare, mit genauer
0. und Kunst erfundene und ausgearbeitete Mittel.'
1740, L. — Vgl. Gr. WB. VII 1118/9.
Üf-: wie nhd. Aufsicht; aus der Schriftspr. mehr
und mehr auch in die MA. eindringend. In der ä. Spr.
seit dem XVII. ,U. (Aufs.) haben' auf Etw.; zB. 1655,
Z; Hosr. ,Fürtrag der Dienern der Küchen und
Schulen vor Rat und Burgeren: ... das Busswerk, auch
andere U. in eusseren Ämbteren zu vertrauwen recht
frommen, redlichen Männeren.' 1664, Z. ,[üie richtige
Befestigung der ,Mugg' auf den Gewehrläufen] soll
guter Uffsicht anheim gestellt sin.' 1708, Z (Kriegs-
sachen). — Tjf-sichter m.: Aufsichtsbeamter S. ,Für
diesen Lagerzins [der im Landhaus gelagerten Waren]
soll der Stadtrat einen eigenen Aufs, bestellen, wel-
cher während der Zeit, wann das Landhaus offen ist,
auf die darin befindlichen Waaren wachen soll.' S
Kaufhausordn. 1815. .Bau- und Strassen-Unteraufs.'
1822, S Adressb. Vgl. Üf-sichter-Bueb, ein vom Lehrer
zum Aufpasser über seine Mitschüler bestellter Knabe.
Joach. 1892, 9.
An-: das Anblicken. ,Vor der anesiht des almahtigin
gotes.' XII., Wack. 1876. .[Menschen und Engel haben
die Jungfrau Maria] nu lange anegeschouwot mit vir-
wizzer anesihte.' ebd.; noch öfter. — In der nhd. Bed.
.Meinung' allg., aber als fremd gefühlt.
Üs-: 1. Ausschau. ,[L)er Posten auf einer Hoch-
wacht soll] auf die andere Hochwachten U. halten...'
1703, Z (Ordonnanz der Hochwachten). — 2. wie nhd.
Aussicht, allg. E" schönt Ü-, auf einer Höhe. ,(Zur)
frohe(n) Auss.', beliebte Bezeichnung von Aussichts-
punkten bzw. der darauf erbauten Wirtshäuser Ap;
G; Tu; Z. Vgl. auch Cs-sichts-Tüchel. Uneig. lY-e")
ha", zB. eine Stelle zu bekommen. Öppis in U. ha".
— 3.Aussehn ÄAStaud.; Ap; BSi.; UwE.; Z. Er hat
e"(kei") gueti U., sieht gut (schlecht) aus ÄAStaud.; Z.
Der Ü. nachen (a"), seinem Aussehen, auch seinen
Gesichtszügen nach Ap; Dan. (oO.). Es händ Alli so
en l'., so en eigni, besondere, auffallende Gesichts-
züge ZHed. E" bleichi V. üwE. — 3 auch Schwab.
(Fischer I 521). — Zirkel-: Rundsicht. .Panorama
oder Zirkel-Aussicht vom Rigiberg.' L Intelligenzbl.
1818. — üs-sichtig: aussichtsreich. En ü-e Gegni
GLÜbst. — Us-sichtler m.: „Liebhaber schöner
Aussichten L."
Zue-ver-: 1. wie nhd. .Wider sein Z. [Erwarten]';
s. un-gerad (Bd VI 512). In der lebenden Volksspr.
nur iron. mit Bez. auf einen trostlosen, greulichen
Anblick, Zustand oder Vorgang. Da(sJ ist fmerj e" ZA
zB. angesichts einer Unordnung Aa; Ap; B; Sch; Th;
Z. Wie ist Daß) e" Z. g'si"! ein Spektakel Z. Was
isch Das och für-n-e" Z. g'si" i" dem arme" Hüsli
inne"! B. ,[Lisi dachte, als es im anvertrauten Haus-
wesen auf Schritt und Tritt Schmutz und Unordnung
traf:] wenn Hans wüsste, was allenthalben für eine
Z. sei, ... er hätte ihm kaum alle Schlüssel über-
geben.' Gottii. ,Mädi hatte Schadenfreude [über die
wenig Vertrauen erweckenden neuen Dienstboten] und
sagte: Das werde eine Z. geben, dass man vor Zorn
nicht mehr werde die Augen auftun mögen.' ebd. Aber
Marei, ivas isch Das für-n-e" Z., dass der Fleisch-
hafe" lasch überlauffe"! B. S. auch Missi (Bd IV 467).
Mit Adj. Da' 'schf-mer) e" schöni (heiteri, netti) ZA
da stehts schön, das sind ja nette Zustände, Aus
sichten Aa; Ap; Bs; B; Th; Z. Wie Das auch lüftet, ei
b'hüet-i"s"! Das gebe-mer noch e" hübschi Z., tvenn der
Alpstei" a"füengi z' brülle" [ein sicheres Zeichen na-
henden Unwetters]! MKuoni 1886/7 (GrScIis). .Das
ist nun wirklich eine heitere Z. [dass 1906 laut ar-
gentinischer Statistik für 2,412,250 Fr. Schweizerkäse
in Argentinien eingeführt wurden, laut Schweiz. Sta-
tistik aber nur für 602,895]!' B Volksztg 1908. Hättet-
ir die Z. g'seh"! die Unordnung hättet ihr sehn müssen
Aa; Z. ,So ung'rimti Ross habe ich noch nie im
Stall gehabt [sagte der Bauer zu Resli, der nun im
Stall nachsah]! Dort standen Knechte mit Stecken
und Geiseln im Gang, seine [Reslis] Rosse waren in
der Krippe oben, des Bauern Rosse hatte man ge-
flüchtet. Als er [Resli] die Z. sah, hiess er sie alle
hinausgehen und fleug mit seinen Rossen zu reden
an.' Gotth. — 2. Einsehen, Nachsicht. Einem .alles
recht, ellü gnade und ellü z. versagen'; s. Bd VI 257.
,[ Joseph zum König:] Min vatter ist hie mit wyb und
kind, deren 77 sind, die band mich all zum höchsten
hätten, ich söl zun üwren gnaden trätten, inen danken
der trüwen pflicht und hätten, dass ein zuoversicht
zuo irer armuot wolle han.' Rüef 1540. ,Gott redt
mit im selb alleinig im himmel: ... [wenn die Mensch-
heit innert 120 Jahren nicht besser wird] so wil ich
warlich zgrund all richten on alle gnad und zuover-
sichten alle menschen durch min urteil.' ebd. 1550.
— 2, wie es scheint, nur Schweiz. — zuo- ver-sichtig:
Zuversicht gewährend. Ansh. * III 51.
Vor-: wie nhd. allg. Voraussicht: Werke" V.hed,
hed Nächsicht, dh. das Nachsehen L (Ineichen). Von
göttlicher Voraussicht, Vorsehung: Hat 's acht d' V.
beschlösse", dass-ieh [Das] ha" müesse" g'seh"? SchwE.
(Ochsner). Auch bei Stutz, Gem. Neben .Weisheit'
als bürgermeisterlicher Titel. ,[1729 beschloss man
das Musik]mahl zu feiern, wenn Ihr Excellenz, Vor-
sicht Weisheit Herr Doktor J. U. P., Reichsvogt Chri-
stoph von Hochreutiner wieder anwesend sein werden.'
PScheitlin 1837. — Un-. ,Den Gruss aus Unvorsicht
vergessen.' 1811, Z Brief.
Nach-: 1. s. Vorsicht. — 2. das Nachsehn = Be-
aufsichtigung, Prüfung; nur in der RA. N. Hebe",
scharfe Aufsicht üben, streng, scharf nachsehn, unter-
suchen BSa. Wenn du nit recht Fliss liest, so mtiess-
ieh denn N. Hebe", wenn du hinfort nicht regelmässig
die Schule besuchst, so muss ich dann strenge Auf-
sicht üben oder es strenge ahnden (AvRütte). Auch
mit Bez. auf das eigene Tun: Üeb denn N., dass de 's
recht machist, siehe zu, dass du die Arbeit gut ma-
chest, ebd. — Vgl. Gr. WB. VII 124.
Rück-. I"derB., Hinsicht Ni>w (Mattltys). Sonst
wie nhd., aber nicht volkstümlich.
G«-sicht I f. n. (s. Anm.): 1. a) von der Tätig-
keit (oft mit Bez. auf die obj. Möglichkeit) des
Sehens; in der lebenden Spr. nur noch in einzelnen
formelhaften Wendungen, a) im Allg. ,üis [die bil-
ligen Getreidepreise von 1278] han ich darumb ge-
schriben, das ichs weiss von g. und von gehörde, das
es alles geschechen ist under küng Euodolfs ziten.'
Z Chr. XV. ,Ein ietliche zügsami mag man wisen mit
zwöien erbren von g. und von gehörd [omne testi-
monium duobus idoneis testibus est producendum, et
hoc de visu et auditu].' XIH./XV., AABremg. StR. ,Ein
ietlich zügniss ist mit zweien unversprochnen ze be-
wisen, und das von g. und gehörd.' um 1510, Aar.
Sacht, seclit, sieht, socht, sucht
StR.; in der Redaktion vor 1309: ,die da sagen (von)
hören und von sehen.' — ß) Blick(e), die auf Etw.
gerichteten Augen. ,Der gelust der gerot und wirt
ouch gegerot niut eine mit heinlichen willen, sunder
ouch mit der gesich.' Stät. der Lazariten. Mit Adj.
.So sich die unkiuschen herzen einander ougent mit
vleischlicher gesich... so Muhet die kiuschokeit von
den sitten.' ehd. ,(Ein) schiessende g., äugen, die
ring und leichtlieh hin und här luogend, faciles,
emissitii oculi; (ein) stäte g., das stät anluogen oder
ansähen, obtutus.' ebd. Mit Richtungsangabe. ,Gottes
g. luogt uf die armen, das er sich irer mög erbarmen.'
Eckst. 1525. ,Die g. gät' irgendwohin. ,Wo g. hin-
gadt, soltdu dhend han [bei Tische], quoeunque manus.
huc tibi luraen eat.' Fris. 1562. ,Ein fänster (tach-
loch) machen oder einhinbrächen, dass die g. einhin-
gange, fenestrare.' Fris.; Mal.; vgl. Bed. 4. ,G. auf
einen werften, auf einen die äugen schiessen, conjicere
oculos in aliquem; die g. keeren oder wenden, etwan
hinwenden, etwan hinsahen, einen vast gnodt ansähen
oder g. gestracks gegen eim richten, contorquere as-
pectum, dirigere visus aliquo, ad aliquem; die g. von
einem (ding ab)wenden, vertere (dejicere) oculos ab
aliquo (ab aliqua re); einem der g. nit gunnen, den
rucken und das angesicht von eim wenden, aversari
aliquem; g. nidsich gegen der ärden gehenkt, fixi
solo oculi.' ebd. (Weitres bei Mal. 174/5). Hieher auch
(vgl. Bd II 908 o., aber auch unten y und 1 b): , Etwan
verhaltet Gott der Herr den vervolgeten [1. ,-eren']
ir g., das sy die nit kennend, die sy fahen sollend,
wie man ein history vom Heliseo und vom Athanasio
liset.' LLav. 1577. Vom Gegenstand, auf den der Blick
gerichtet ist: ,Die g. betriegen, wenn ein ding so klein
ist, das man es kaum sähen mag, fallere visum.' Fris.;
Mal. — In Verbindung mit lokalen Präp. , Einen
ab der g. verlieren, exuere aspectum alieuius; evanuit,
ist ab der g. verschwunden; sich verbergen und ab
den äugen machen seines herren, seinem herren ab
der g. gon, ex conspectu heri sui se abdere; lieber,
gang mir nit ab der g. oder ab den ougen, ne sub-
trahe te nostro aspectu.' Fris.; Mal. ,[Der Sperber]
tot diu kint [der Nachtigall] an ir g.' Boner. ,An
die g. stellen, sähen lassen, in aspectum lucemque
proferre.' Fris.; Mal. , Einem in das g. kommen':
,Do sy [Jonathan und sein Waffenträger] nun der
Philisteren halt (Besatzung) beide in (da)s g. kamen(d).'
1530/1868, I. Sam. ,In einem Ougenblick sachend wir
inne [einen feurigen Mann] faren wie ein Pfyl vom
Armbrust an das Gelend zuo Kirsyten, da er gar
schnell anlanget und noch lang in unserm G. bran.'
ECys. (Br.). .Etw. im G. haben': ,üas viert Wort-
zeichen am Bachtel . . . hat in dem G. vier Quartier
des Lands . . . Der Lägerberg hat im G. vier Quartier
und die Grafschafft Baden.' 1620, Z (JHallers Defen-
sional). ,Etw. in das G. bringen:' ,Es wollen auch
Etliche, dass sie den Bodensee sehen mögend [vom
Rigikulm]; hiebei dann wol abzunemmen, was auf
diser Höhe für ein gross Geländt in das G. zu bringen
seie.' JLCys. 1661. , Einen von eines g. nemen'; s.
Bd VI 258. .Alles, das man sähen mag oder was für
die g. kumpt, qua; cadunt sub aspectum.' Fris.; Mal.
S. auch er-li'ieii (Bd III 1211). Ei"'m z~ G. eho", wie
nhd. Ar; B;' Z, Eint" z' G. übercho" Ar; B; Gl; Th;
Z. Ich hait-e" scho" lanij nümer z' G. übercho". ,Zuo
der aller g-e wart unser herre Crist für unsir sunde
an daz cruce gehenchit.' XII., Wack. 1876. ,üf 15 tag
Jenner hab ich mich dem künig und conetabel zuo
g. gestellt, habent mich wol gesehen, hab aber mit
inen nit mögen zuo red komen.' Rainsp. 1553. , Einem
zuo der g. wol gelägen, conspieuus alieui.' Fris.; Mal.
Z' G'sichts, vor Augen Aa (Jägerspr.). Er het-e" z'
G-s use"g'no", -(/stocke", der Hund einen Hasen. —
Y) Anblick von Etw.; das Obj. der Wahrnehmung
steht im Gen. ,[Zwinglis Gegner in der Abendmahls-
lehre behaupten] die lyblich gegenwürtigkeit des lych-
nams Christi sye uns nit genommen, sunder allein die
g. und empfindnuss.' Zwingli; vgl. dazu den Zwingli-
beleg Bd V 321 u. .[Schwangere sollen sich in der
ersten Zeit hüten vor] scheusslichen bildnissen und
g-en armer leute oder besonderer tieren.' Rdef 1554.
.Beraubt sein der g. seiner bürgeren, carere aspectu
civium.' Fris.; Mal. .Wüsset ihr [die ihr euch erst
auf dem letzten Krankenbette zu bekehren gedenkt],
wie euch dannzumal just wird zu Mut sein und ob
nicht . . . das G. euerer bald verlierenden Weiber(en),
Kindei(en), Verwandten, Bekannten und andere der-
gleichen Zufäll(e) euch an diesen Buss- und Bekeh-
rungsgeschäften verhinderen werden?' JJUlr. 1718/33.
S. noch Be-rüerd (Bd VI 1269). ,Die g. verlieren.'
.Rengnold reit [von Anthea weg] in die stat so ganz
entzunt in ir liebe, das er all sin wandel verlor, so
bald er die gs. verloren hat, und och all sin sterki.'
Mobgant 1530. , Anthea zerrant ir sper im ertrich,
also daz die stuck inn luft sprutztend so hoch, daz
man die g. darab verlor.' ebd. Auch von prüfender
Betrachtung. ,Ich kan [spricht der zum Richter
berufene Fuchs] die Sachen gerichten nicht nach iuwer
rede wan nach g.: ir sult mich beide lazen sehen,
wie der sache si besehenen.' Boner. ,[Dass Sach-
verständige] die alten mur besechen und geschowen
sond, ob man daruff gebuwen und gerauren süll und
getürr . . . und wer, daz si sich erkanden nach der
mur g., daz man wol daruff gebuwen möeht, so sond
wir die mure ufmachen.' 1410, AaB. Urk. — 8) freier
Ausblick, Aussicht; vgl. 4. Du bisch-mer im G., du
machst mir dunkel, geh mir aus dem Licht GA. ,N. sol in
dem obern teil des garten nüzunt buwen noch machen,
das demselben hus schedlich sie an g. oder an deheinen
dingen.' 1351, L; ähnlich 1390, Z. ,Es klagt A. uff B..
es hab sich gefüegt, das im der benant B. etlichen
buw an sin hus für sine kelrfinster gelegt . . . [und
dann gleich zur Mistgabel gegriffen] da er in frünt-
lichen dannen zuo tuond, wann der in an der g. irrte,
gebetten.' 1467, Z RB. ,[Eine Giftmischerin und Hexe
soll ,vermuret' werden] also daz sy sunn und mon
lebend niemer mer beschine, und kein g. in noch us
haben, dann oben ein löchly, da der tuust etwaz von
ir gon . . . möge.' 1487, Z RB. ,[Die Karthäuser erhalten
nach dem Umbau ihres Klosters die Erlaubniss zum
Abbruch des ,Kämynturns', der] an der g. des nüwen
büws verhinderlich gewesen, wa der steiul bliben sin
solt.' 1507, Bs Chr. .[Während des Jetzerhandels] hat
der priol im selbs ein eigen nüw stüble gebuwen ussert
des convents behusung, da er und sine gesellen on
irrung des convents zuo allen sachen und besonder
zuom tor mochten g. und wandel haben, wer inen
gefiel uss- und inlassen.' Axsn. ,G„ aussgesicht, pro-
spectus.' Fris.; Mal. .Die g. versehiahen'; vgl. die
entsprechende Wendung unter 4. ,.lch, Rüedger Ma-
nesse ritter, burger Zürich, vergich oft'enlich, als mir
Sacht, secht, sieht, sucht, sucht
L'Mi
von meister Ruodolfs des arzates huse ... die g. an
miner stuben ... verslagen was mit gezimber uff dem
stalle . . . das mir da derselb from vest man die gnade
getan hat . . . das er das selb gezimber, das mir die
g. verslagen hette, abgebrochen hat unz under die
pfenster derselben miner stuben.' 1360, Z. , Einem mit
bauwen die g. verschlahen.' Fris.; Mal. S. noch uber-
büicen (BdIV 1958). Vom Gesichtsfeld: ,So hell und
klarlich [werde er kommen, verheisst Jesus den Jün-
gern] als der blitz, der eines ougenblicks also den
ganzen kreis unserer g. erfülle.' Zwixgli. — b) in BBe.,
G., Ha.; Gl; GrD., Pr.; Sch; W f., in Aa; Bs; B (bei
Gotth., Ischer 1903) Z; n., von der Fähigkeit des
Sehens, Gesichtssinn, Sehvermögen. ,Die reinigung
des ussetzigen und die g. der blinden was nit ein un-
empflntlich ding, sunder sy empfundend irer gesund-
heit, die sy selbs wesenlich haftend.' Zwingli. ,Das
aug oder die g. ist vil lieblicher, geschwinder und
schnäller, dann alle sinn, sensus videndi acerrimus.'
Fris.; Mal. .Nachdem und ich sähen oder mit der
g. merken mag, ut ego oculis rationem capio.' ebd.
G. und G'hör, die beiden Hauptsinne. Wenn nume"
's G'hör guet blibt und 's G. MPlüss 1908. ,Gehörd
ist ein macht [= ein Vermögen], dessglychen ouch die
g.' LJüd 1531. ,Die ein böse g. oder ghörd habend,
bildend inen ding yn, daran nichts ist.' LLav. 1569;
,ein blödes G.' 1670. .Einer kompt [in Folge der
Pest] uinb die G., der Ander uiub die Ghörd.' JJBreit.
1629. ,Sein Ghör und G. war hin.' Pfaffenkr. 1712.
S. noch Ge-hord 1 (Bd II 1602), ferner Büerung (Bd VI
1269); versuechen Sp. 225/6. Mit Adj. E" gueti (BBe.;
Gl; GrD.), ßni (BHa.) G. uä. Er hat hei" gueti G. m\,
sieht nicht mehr gut Gl. Auch ohne Art: Er het gueti
(schlecht:) G. BG. .[Adam zum Luchs:] Von wägen
diner scharpfen g. solt heissen luchs gwüss sicherlich.'
Ruef 1550. ,Die tunklen äugen mit adlergallen be-
strichen, macht ein seer scharpfe g.' Vogelb. 1557.
,Sy [die Geissen] sollend bei der nacht äben so wol
ein scharpfe g. haben als by tag.' Tierb. 1563. ,Ein
scharpfe g., visus acer.' Fris. ,Ein scharpf, ein guot
g.' ZGArzneib. 1588. ,Ein lutter g., das man bi
tag die sternen im himel gsicht.' ebd. ,Er hat
ein gut G., oculorum lumine euneta collustrat [usw.].'
Hosp. S. auch Chatzen-Chopf (Bd III 413). ,Die
recht g.'; s. Schnew-Blendi (Bd V 109). Schwächt G.
GrD., churzi G. B; GrD.; WVt. Er hed e" nöehs G.,
von einem Kurzsichtigen Ar. ,Eine kurze, dunkle
oder blöde, schwache oder zarte, abnemmende g..
hebes oculus, visus, liebes acies oculorum, caligo,
marcens visus.' Fris.; Mal. ,Der ein böse g. hat und
darumb blinzlen muoss, damit er dester bass die g.
zusammen halte und sähe, blinzaug, ein wenig blind,
lusciolus, caeculus.' Mal.; s. auch blinzlächt (Bd V
125). ,Wenn einer ein böse oder blöde g. hat, so
sieht er eins für das ander an.' LLav. 1569. , Thymian
stärket das blöde G.' E König 1706. ,[Eine Frau von
62 Jahren] gutschlägigen Leibs und schwachen G-s,
auch zimlich gehörlos.- 1730, Z. .Mindergsichts', präd.,
von mangelhafter Sehkraft: ,M., die augenspiegel oder
brillen brauchend, myopes.' Fris.; Mal. Pflege des
G-s. [Die Grossniutter] chöititti nilmme'' dro" si" [ohne
Schnupftabak] va" wege" der G. und dem Gnäbse".
Schwzd. (GrScIis). ,Dis (rebewasser) ist guot zuo der
g.' Kunstb. 1174. ,Senickelesche ... dem houpt und
der g. guot' ebd. ,Der Alantweiu stärket das G.;
der Anis bessert das G.' EKönig 1706. Schwächung,
Verlust des G-s. B' G. het-im 'bdset BG. ,[Der alte
Schulmeister antwortet, es gehe ihm] im Ganzen wohl,
doch böse ihm 's G. afe" starch.' Gotth. Er war noch
guet z' weg, nume" 's G. het gar abg'no", von einem
alten Manne Aa; Z. ,N., so etwas mangels an der g.
und der Vernunft hat, sol in spital genommen werden.'
1556, Z RM. , Hebetat visus meeror, schwecht und
verderbt die g. ; wie die g. abnam, visu marcente.'
Fris.; Mal. Um'sG. cho", zB. infolge einer Krank-
heit, eines Unfalls Aa; Z. ,Ein Poet habe in einer
seiner Tragödien wollen einfüeren auss H.Schrift
etliche Wort, darüber er ums G. kommen, iedoch
nachdeme er [Gott den Herrn] umb Verzeihung ge-
betten, seie er widerumb sehend worden.' Bedenken
1624. ,Um das G. kommen, lumina oculorum amittere,
oculorum sensu orbari; luminibus capi.' Hosp. ,Die
g. verlieren', aspectum amittere.' Fris.; Mal. ,[Wer
am 1. Jan. zu Ader lässt] verleurt das G. in dem Jar.'
XVII., G. .Einen des g-s berauben' uä. ,Do nun der
hailig gaistlich sant Nögger also alt wart, das er von
elti beraubet ward siner g.' XV., Notkerlbgende.
,Diewil N. siner g. beroubt [war].' 1543, Z EB. .Blind
machen, umb die g. bringen, der g. berauben, blenden,
caecitatem inferre, (ob)c*care, oblimare.' Fris.; Mal.
,Es seie nicht genug, dass man ihme [einem Erblin-
deten] das G. genommen.' 1719, Bs. Von vorüber-
gehenden Störungen des Sehvermögens. Es het-mer
d' G. g'no" BBe. (Dan.). [Dem Müller] Jos hed 's [der
Goldglanz] fast die G. g'nun. Schwzd. (GrScIi.). B'
Statue" sehint eso hell drüf [auf die Felsen], dass
Ainem fast d' G. vergät. Schwzd. (GrScIis). ,N. habe
in in sin antlit geschlagen, das im die g. vergienge.'
1472, Z RB. ,Do ist er [Myconius bei der Terenz-
lectüre] oft mit mier umbgangen, das min hembdlin
nass ist worden, io ouch die g. ist vergangen und
doch nie kein streich gen, den einest mit der lätzen
band an baggen.' ThPlatt. 1572. ,Das G. vergehet
mir, caligant oculi, tenebr» oboriuntur.' Hosp. ,Bci
einem diesem [Gletscherspält der ,Sehaschaplana'], in
welchen die Sonne hineinglänzete, legte ich mich auf
den Bauch und schaute in die Tiefe hinab, bis mit
das G. vergieng, konnte doch den Grund des abyssi
mit dem G. nicht erreichen.' Sererh. 1742. S. noch
Bd VI 469. ,G. blenden, perstringere visum.' Fris. ;
Mal. ,[Tertullianus sagt] es seie dem tüfel nit schwär
die usseren äugen zuo betriegen, die wyl er auch die
inner g. verblenden möge.' LLav. 1569; ,die Augen
des Leibs zu verblenden, weil ihm nichts Leichters
ist, als die Augen des Gemüts und Verstands zu ver-
dunkeln.' 1670. Es het-em uf's G. (uf d' G.J g' schlage?1,
die Krankheit (auch ein blendender Glanz usw.) hat
seine Augen in Mitleidenschaft gezogen Aa; BG. Ähn-
lich: Es ist-em uf's G. g'fare" ZMarth. Gegs. ,wider-
um zur g. kommen' uä. ,[N. erzählt] sine ougeu syend
ime by 39 jaren verfinstert gwäsen, darnach sye er
zuo einer äbtissin kommen, die hab im dermassen mit
der hilf Gottes gholfen, das er widerum zur g., doch
umb eins oug kommen.' 1561, B Turmb. , Man spricht
auch, dass diser vögel [der Widehopf] im alter erblinde,
das aber im die jungen seine äugen mit einem sonder-
lichen kraut bestreichend, davon im sein g. widerumb
komme.' Vogelb. 1557. Bildl. : , Hie sind etlich, denen
die [durch menschliche Lehren für das Gotteswort blind
gemachte] g. für uud für wider wirf Zwingli. Vom
■J.v:
.Sacht, secht, sieht, söcht, sucht
25 1
Ahnungsvermögen. ,Ich [der arme Kaspcrli] weiss
von meinem Vater sei. ganz sicher, das der Grossvater
das sog. ,G.' hatte und es fast immer vorherschaute,
wenn in der Umgegne Jemand sterben musste.' Reitb.
1843 (Gl). S. noch Fraufasten -Chind (Bd III 344).
— 2. was gesehn wird; spec. seltsame, wunderbare
Erscheinung. ,Ich wil besehen dis(ses) gross(e) g.,
warum der pusch nit verbrünne.' 1530/1707, II. Mos.;
tö Epa^a. LXX. Bes. a) am Himmel. , Fürige g. zuo
Lucern und Zug.' Kessl.2419 (Randbemerkung), dem-
nach so haben wir ewer schoben sampt der copy und
gemäl der seltsamen g. bi uns ersechen verstanden
und wil uns üwer meinung ouch gefallen, dieselbig
on alle usslegung allein mit der waren geschieht und
anzeigung in truck uss ze gon lassen . . . deshalb wir
dann uff hütt die unseren, so diser g. teilhaftig und
gnoss worden, zuo banden genommen und sy bi ir
eidtpflicht deshalb verhört, die uns dann anzeigt haben,
wie irs in den bigelegten copyen und gemälden be-
finden werden, und so es üch wie uns für guot gfallen
wolte, dise g-en in truck ze gon lassen, das es doch
nach disen unseren copyen und gemälden beschehe.'
1547, Gl an Z. ,Es sind mengerlei g-en am himmel
(vil seltsamer fhüriner g-en) gesähen worden.' JHaller
1550/73. ,Man sach zuo angändem Merzen den himmel
brünnen und andere g-en am himmel.' 1571, HBüll.
D.; ,ein wunderbar g.' ebd. 1572. .Ein seltsame g.
am himel.' Ard. 1593. ,In dem wärenden osterspil diss
jars [1531] hat die gnad Gottes sich ougenschynlich
erzeigt durch ein g., das nämlich gotsälige personen
am himmel gesehen die bildtnuss der hochgelopten
himmelkönigin Marne mit irem lieben kindlin am arm.'
RCvs. (Br.). ,Anno 1612 sähe man in der Nacht ein
G. am Himmel wie ein streitend Heer.' BBisch. 1 • *■ S 2 .
— b) Traumgesieht, Vision BSi. (n.). Er het es G. (es
G'spest. es Ciig'hth: en Gi2stJ g'seh». ,[Der hl. Lazarus]
erschein in einer gesieh dem kunige.' Stat. der Laza-
riten. ,Ain Schwester sait uns ain g.. die ir ... in
ainem trom erzaiget ward.' EStagel. .Cornelius, ein
hauptmann ... der sach in einem g. offenbarlich umb
die 9. stund einen engel Gottes zuo im hinein gon...
als er aber sich in im selbs bekümmeret, was dise g.
wäre, die er gesehen hatt ...' 1530/89, Apostelg.; ,was
doch dises Ges. were.' 1683/1712. ,Die ding, die innert
dem menschen sind, nämlich die gedanken, tröum,
g-en, erscheinungen . . . [geschehen nicht ohne Ur-
sache].' LJüd 1531. ,Ein g. (g-en). einbildung, erschei-
nung, gestalt, fantasei, die ei(ne)m im schlaaff (ze
nacht in dem träum) fürkumpt, träum, zuofal eines
gedankens, visum, visus, visio, quietis nocturna? imago
(iinagines).' Fris.; Mal. ,Dine [eines Betrunkenen]
äugen werdend frömbde sähen, verstand: g-en, und
seltsame erschynungen.' LLa,v. 1569; , verstehe: fremde
G-er.' 1670. ,[N. habe] ein grosse und erschrocken-
liche g. gehebt.' ebd.; ,ein grosses und erschrock-
liches G.' 1670. S. auch Ge-hörd 2 (Bd II 1602);
Bröggeri (Bd V 537). Auch von phantastischen Vor-
stellungen: ,Die vom bapst gesended werden, louffend
glych, als wärind sy von dem herren Gott gesended;
aber sy redend nttt dann g-en und meinungen ires
herzen.' Zwingli. — 3. in GrA., D.; W f., sonst n.
(PI. -er, selten unver.), I>im. -li: a) Gesicht. Antlitz,
heute wohl allg.; vgl. indessen Antlit (Bd I 350).
Zum l'bergang von der Bed. , Augen' (s. oben laß)
vgl. noch: ,Die ougen oder g. aufheben'; s. Sp. 154.
,üo ret sy [bei einer Konfrontation vor Gericht] frö-
lich und mit ufgehepter g., ir sag wer war und nit
ein spot.' 1538/4(1, Z. Ebenso: Ei»m i" 's G. luege",
frei ins Auge sehn Aa; Ap; B; Th: Z. Auch mit
Dat. S.; s. Bd VI 210. Dagegen: Ei"m i"'s ff. [Antlitz]
lache", lüge". Fi"'m i" d's G. spätre" BSi. Ei"'m
Öppis i" 's G. rüere" (s. Bd II 1761 Anm.), bengle" (s.
Bd IV 1374), werffe« (s. Her I Bd II 1521). De"
schwarze" Chatze" sell-me" z" Nacht us ''em Weg gö",
säst springe"-si Efrtn in'sG. BsL. Ei"m Öppis i" 'x
G. (i"e"J, under 's G. (ZStall., W.) säge", rund heraus,
unumwunden Aa; Ap; Bs; B; G; Th; Z. Ich säg-em 's
i" 's G. i"e", was er ist. ,Unter das Ges. Etwas sagen,
in faciem dicere; intrepide, aperte simpliciter profiteri:
dieere, quod res est.' Hosp. S. noch Most (Bd IV 541).
I" 's G. (i"e") flattiert-er de" Lüte" und hinfdjen ume"
macht-er si üs Aa; Ap und sonst. Sind-er bös im G.V
höhnt ein Bursche ein schmollendes Mädchen. JJRahm.
Dö isch 's im Lisebet dnrch 's G. üf g'fare", wie wenn
es grosses Für a"' gange" war in- cm inne", von der
Zornröte. JReinb. 1907. Mit ''em ganze" (auch über 's
ganz Z) G. lache" Aa; Ap; Tu; Z, oft mit dem Zusatz
icie-n-en Laubchäfer (s. Bd III 162; auch Aa; Z).
Einem Andern wie us "em G. g'schnitte", auffallend
ähnlich Aa; B; Gl; Th; Z; vgl. Bd I 134 u. ,D's G.
chere", faciem obvertere.' Id. B. Wäst die rechte"
Spruch [wird eine Wahrsagerin ängstlich von ihrer
Kollegin gefragt]? Wäst, we""-me" verieret bemene"
Wörtli, so gang 's A'"'m gar bös, icäst, 's G. chömm
Aixtm hinne" here". APletscher 1902. ,Wenn dudein
Volk mit dem G. zur rechten oder linken Hand wen-
dest, so machest alsdann aus den Glideren Rotten.'
Kriegsb. 1644. Über die Nase als (wesentlicher) Be-
standteil des Gesichts s. Bd IV 794. 797. Wer sich
d' Nasen abhaut, g'schändt-sich 's G. THErm. Jö, du
bist aueh en Dichter wie der Arsch onder de" G'sichter
GStdt f (HWartmann). Schoni G'sichter händ eil
Richter ScHSt. (Sulger). Wenn-er numen es anders G.
hält! von Einem, der einen Schönheitsfehler od. einen
unsympathischen Gesichtsausdruck (s. b) hat Aa und
sonst. Er het es <?., me" chönnt Hör druff setze".
d' Löcher wäre" g'macht und der Mist drin, mit Bez.
auf unsaubere Blattern S; vgl. auch Tirggeli-Model
(Bd IV 86). Er hed es G. wie en Trlieja [Öse in
Form eines Schiffchens], ein gar schmales Gesicht mit
spitzem und vorstehendem Kinn GrD. (B.). S. auch
noch brunzen (Bd V 770); ferner ver-sechtet (Sp. 244).
Das Dim. spec. von einem anmutigen, hübschen Ge-
sicht. Die het e(s) G'sichtli, es ist e" Freud z' luege"
Aa; Ap; B; Tb. E" b'schisse"s G-li, ein verschmitztes
und dabei niedliches Gesicht Sch. Es sübers G-li; s.
Sp. 72. En netls, schÖns G-li; s. auch Larven 2 (Bd
III 1381). Oft hon. Wär-i"* nid e" schÖns Maitli,
wenn's G-li nid war, helt-ich nid e" schÖns Hälsli,
wenn 's Chröpfli nid mir? ZWülfl. — b) insbes. (und
schon älter bezeugt als a) vom Gesichtsausdruck,
vom stehenden sowohl als namentlich vom veränder-
lichen, momentanen; Miene, allg.: von a nicht immer
scharf zu trennen. Ei'"m Öppis [Charakter, Gedanken,
Stimmung] am G. a" (if)seh". Dan g'seht-men am G.
a", was-er (icas mit-cmj ist. .Man sieht im an der g.
an, dass seine wort waar sind, sein g. stimpt wol mit
seinen Worten, consentit vultus cum oratione.' Fris.:
Mal. ,Man sihet ihm im G. an, dass er ein schlechter
Gesell ist, furor proditur vultu, in fronte eius in-
Sacht, secht, sieht, socht, sucht
scriptum est, quid animo tegat; habitu oris hominis
ille nequam speciem praehet; in eius oculis perfidia
eminet; prorsus in eius facie vultuque vecordia inest.'
Hosp. 's G. g'fallt-mer nid: Dem ist nid z' traue" Th.
,Trau keinem G., bis du's kennst!' NowKal. 1906. Mit
Adj. ,Seittenmal (sitmals) die töchteren Zion hoch-
müetig sind worden und trättend härein mit aufge-
recktem hals und mit falscher schamperer g.' 1530/89,
Jes.; ,mit falschem Angesicht.' 1683/1707; Iv vsöu.aaiv
099-aXtiöv. LXX.; vgl.: ,ein schampar und anreizig
angesicht, lubricus vultus.' Fris.; Mal. ,Schälbe g.,
torvus visus; ein rauche und grobe g. oder angsicht,
vultus acer.' Fris.; Mal. ,Die Gallier... haben eine
scharpfe, grausam schelbe G.' Äg.Tschddi, Gallia. ,So
ire [der Gallier] Eheweiber darbei seind, helffen sie
haderen, haben ein rohe grawe G., entblössen ihre
schneeweisse Annen bis an Ellenbogen, machen Faust
und grissgrannen mit denen Zähnen.' ebd. S. noch
un-guet 3 (Bd II 545); gc-boget (Bd IV 1069); räuwisch
(BdVI 1871/2). Bes. in Verbindung mit mache".
E(s) früntlich(s), bös(es), sür(s) G. mache" uä. Aa; Ap;
Bs; Th; WVisp (en besi G.J; Z; wohl allg. Er hui en
grüsami erschröcka"lichi G. g'machet, vor Zorn, Arger,
Überraschung GrD. (B.). Indess de Ma"n Ei"$ singt
und lacht, si"s Wib es chlbigs G-li macht. PHeng.
1836. S. noch grün (Bd II 749). Häufig mit einem
Vergleich. E(s) G. mache" wie drei (sibe", cierzehe)
Tag Regenwetter (s. Sp. 55), wie di tür(i) ZU (selber)
Aa; Bs; B; Te, wie die sibe" iure" (wie s. türi) Jär
B (,dcs Pharao' Bgd.; vgl. Sp. 46 u.), wi(e) 's sibe"-
zechner Jär [1817] Z, wie Türi und Hunger ZRuss.,
wie der Bür, wenn-er zinse" mues' BsMutt., wie-n-e"
laufedi Schuld (vgl. Bd III 1125) ZWetz., wie-n-e"
verhockete Strumpf LSurs., wie-n-e" vertreltni Band-
zäne" ThMü., wie Milch und Habermel"' ZStemenb.
(LTobler), wie-n-e" türri Bir, von einem Mägerli
(vgl. auch Bd IV 1483). ebd., wie-n-en Räbe"-Bögg
(Bd IV 1084, aber wohl mit Bez. auf das G. einer
zur Laterne ausgehöhlten Bäb). S. noch Burdi (Bd
IV 1542 u.); Basilisk (ebd. 1663). Wil d' immer e>so
cholderist und es G. machst, wie wenn d' e" Hampfle"
Laubchäfer verschluggt hettist. CStreiff 1898. Der
hat es G. g'machet, we wenn-er e" halbe" Liter Ingeri
verschluggt hett. ebd. 1903. De(r) macht e" G., wie
wann -er dem Herrgott der Essech üsg'soffe" hett Z,
wie wänn-er dem Petrus der Essig verschütt hett ZGoss.,
nie wenn-er 's ganz Jör müesst esselige" Most trinke"
ThMü., wie wänn-er sür Bäbe" g'gesse" hett ZRuss., wie-
n-e" verheiti Essigguttere" Z(LTobler), wie-n-esüberloffe"s
Sürchrütständeli. oO. (LTobler). S. noch Sür-Ampferen
(Bd I 240, auch Th); Erbselen (ebd. 433); fernerig
(ebd. 1019/20); Milch (Bd IV 199); Sür-Bibel (Bd VI
51). Hieher auch der Vergleich mit dem unangenehme
Dämpfe einatmenden Seifensieder: Es G. mache" wie
e" Seife" sieder, ein sehr böses G. GrV.(B.). Wenn er
es G. miech icie-n-e" Chatz, wenn 's donneret, und
Auge" wie Pfluegs-Bedli, ich tdt-em glich der Schwung
a"biete". Schild 1876. Er macht e" G. wie-n-e" Chatz,
wänn-si gäge" de" Biswind schisst Z (Dan.); vgl. Bd
III 585; drin-luegen (ebd. 1227). Er macht es G.,
wie-n-e" a"g'gableter Fuchs AASuhr, ,wie der Fuchs,
wenn er im Hintern flohnt.' Sprww. 1824. Mehr von
einer einfältigen als einer verdriesslichen Miene: Er
macht e(s) G. wie-n-en rasierte' Äff ZWetz. (LTobler),
wi-n-en Osterochs B (GZür.), ,wie eine Kuh auf ein
Erdbeere.' Sprww. 1824, ,wie Der [steinerne Widder
zu Scb] am Rathaus', von einem weinerlichen und
einfältigen Gesicht, ebd. Prägn., e(s) G. (auch G-er B;
Ndw: U; Z) mache", missmutig das Gesicht verziehen,
eine Schmollmiene aufsetzen; s. Bd IV 21, auch Aa;
Ar; 1! (.vultum suum mutare, limis oculis inspicere
aliquem.' Id. B); Uw; U; W; wohl allg. Vgl. die (viel-
fach auch in den Erweiterungen) synn. RAA. unter
Aug (Bd I 123); Ge-fräss (ebd. 1318); Grind (Bd II
762); Chojjf (Bd III 410): Mauggeren (Bd IV 121);
Mül (ebd. 174). Die händ G'sicht g'macht! Ap: Z.
Der het es G. (Auge") g'macht! der war nicht übel er-
schrocken, erzürnt Aa; Z. We""-men e"chli" Öppis seit,
macht-er e(s) G's. Du machst (iez) wider (e" Mal) e(s)
G.! Me" mues' nid grad e(s) G. mache". Mach nüd
e" derigs (eso-n-e") G.! Lueg, wel'H G-er machi"d
Die! Ndw. Ei'"m e(s) G. (ane") mache", auch e(s) G.
an Eine" ane" (od. h'ere") mache" Aa; Ap; Bs; B; Tb;
W; Z; s. Bd IV 21 u. We""-d' nid teilt wie si, da ma-
chund-s'-der an G. WVisp. D' Madie maint, wil si 's
Geld nit glich biko" het, si krieg 's nit, macht-mer e"
Cr., nai", und was erst fir e" G. ! 's ist e" G'fräs' g'si",
darf-ich wol sage"! und giH-mer Tag und Nacht kai"
guet Wertli. Schwzd. (Bs). Du sö!ttist-di'h schämen,
Ei"'m so-n-es G. ane" z' mache" Aa. Er macht e"
schülichs G. a" mic* ane". Sid e" par Tage" macht-er
e(s) G. a" mich ane", wi-wen"-er-mich we'tt fresse" Aa; Ap.
E(s) G., G-er schnide" Bs; B; S; Th; Uw; W. Nei",
wie der Tifel G-er g'schnitte" het und Bockspring Hier
Bockspring macht vor Freid [nach Erbauung der Teu-
felsbrücke, in Erwartung des ersten ihm verfallenen
Passanten. Zu guter Letzt bekommt er bloss einen
Ziegenbock statt eines Menschen]. Jetzt settet-ir de"
schwarz Ma"" g'seh"! wie De" nit teüesti G-er schnide"
tuet und schimpft und speizt! Ndw Kai. 1906 (U).
Ei"'m e" (böses) Gr., G-er schnide", Fratzen Bs (Seiler).
Ic* ha" dem Gödi Zeiche" g'macht und G-er g'schnitte",
zur Verständigung. RIscher 1903 (B). 's G. verzieh"
Aa; Ap; B, verzere" ZRuss. — c) uneig. vom Drein-
sehn, Aussehn von Dingen, Vorgängen usw. Was
macht der Himmel ('s Wetter) für e(s) G.? B; Th; Z.
Gew. mit allg. Subj. (Das, es, d' Sach). Was miech
Das für es G., wenn-ich scho" am erste" Tag de" Lö"
heitschti! oO. (FStaub). Daß) macht kei" guets G.,
nimmt sich nicht gut aus Th; Z. Das macht iez
frilich e." wüests G. ZF. Das (Die Sach) macht iez(t)
e" (ganz) ander (sj G. B; SchSL; Th. Dann macht di
ganz Sach en ander(s) (?., chunnt en ander(s) G. über
Th: Z. ,Heutzutag hat es [das Badeleben] sich ganz
veränderet, die Sachen haben ein ander G. genommen:
vor 100 und mehr Jahren hat man zu Baden etwan
40 Bäder gezehlet, zu dieser unser Zeit aber zehlt
man derselben über die Hindert.' SHott. 1702. Prägn.
Das macht iez es G.! Das ist jetzt was Anderes, Bes-
seres, Das ist jetzt der Berücksichtigung, der Aner-
kennung wert ZO. Eben esö Öppis, Das macht iez
au'h es G.! eben so was darf sich auch sehen lassen,
sieht nach Etwas aus. ebd. Das macht es G., Das
will Etw. heissen ZLunn. Das het e" G.! Schwierig-
keiten : vgl. Sprww. 1869, 93, sowie Ast (Bd I 573 u.).
's het e" G., so vil Chind z' erhalte" (so oil Müler dia->'e"
z' bringe") SoaSt. (Sulger). — 4. (kleine) Lichtöff-
nung, „Fenster GT.", ,Licht, lumen, in der Baukunst,
zB. ein Fenster' ScHSt. (Sulger). Syn. Liecht 5 (Bd
III 1052/3); vgl. Ge-sicht-Pfenster (Bd V 1165). Er
257
Sacht, secht, sieht, socht, sucht
2.V
hat dö e" G. use"breche" 18" SceSt. (Sulger). ,Die G-er
und Läden [eines Schuppens].' HBossn. LölO. In der
ä. Spr. oft neben .venster' und andern Synn. ,Und sol
daz vorgenande hus der herren von Buobikon [in der
Brunngasse] enkein g. in den vorgenanden hof der
vrowen von Tösse han, wan die g. der drye stuben
und 2 venster sun sin under dien drin stuben und
enkeins rae.' 1307, ZStdt. ,[NN. verkaufen ihr Haus
und Hofstatt . . .] mit der g. der venster und der ge-
wer gegen des Meissen garten.' 1345, ebd. ,NN. sollent
kein Hecht, pfenster oder g. usser und von der em-
phangen hofstatt haben, machen oder buwen.' 1403,
Bs. ,[Die Frauen zu StVerenen werden klagbar gegen
das benachbarte Predigerkloster] die herren und brüe-
der betten uff irem kilchhof gross lindenböm ston,
die irem gotshus zuo StVerenen an iren fächern, ouch
g-en und luftbalhen, in källem und andern orten
schaden täten . . . begerten, dass sy sölich lindenböm
hin und ab tuon Hessen ... dawider die herren ver-
meinten ... an andern orten und enden stüenden ouch
uft' den kilchhofen lindenböm, das bescheche darumb,
das der guot gschmack von den linden den bösen
gschmack vom kilchhof übertreffen und vertriben sölt.
die böm stüenden och uff des bredigerclosters grund
und in sölicher wyte, das sy [die Frauen zu StVerenen]
billich sölicher anfechtung gesehwigen heften, so be-
dörftind och gotshüser nit vil g-en gegen der weit.'
1496, ZStdt. ,Gemelt unser Aidgnossen [von Gl und Z]
sollend uns [Denen von G] wäg und steg zuo gemelten
behusungen geben und an g-en oder anderen dingen
in kainen weg verbuwen.' Kessl.; vgl. auch Absch.
IV 1 b 748. ,Es habent NN. sich erklegt, wie inen
derselb herr underschryber nebent dem Sternen mit
einem ingfangnen gattern ires gadens g. verschlagen.'
1541, Z RB. .[Gegen 1 Gl. jährlichen Zinses erhält
N. die Erlaubniss] ein g. oder luftloch in der Brüm-
sinen garten zu machen.' 1557, JJRüeger. .[Weder
N. noch seine Nachkommen sollen] in dieselbig prefet
gar dheine g-en vor gegen der NN. hüser inhrechen
noch, machen, sonder dieselben g-en allein uff den
nebentsyten gegen synem hus haben.' 1562, Z. ,[Die
Witwe eines Steinmetzen soll Gesellen halten dürfen]
auch G-en, Mundlöcher und andere derglychen kleine
Arbeit machen.' 1603, Z Ratsentsch. ,Kein Zimber-
mann, Murer ald Steinmetz solle fürohin befuogt syn,
wyter ald höcher ze faren oder merere G-en inhin ze
setzen [als vorher amtlich bewilligt worden].' 1609,
Z Bauordn. ,Das sölich Liecht ald G. in der Höhe
fünfthalben Werchschuch und dritthalben Werch-
schuch in der Breite und Mehreres nit sye.' 1612, Z.
,[Frau N. will ihr Haus mit einem ,Gugenhürli' ver-
sehen, was zB. dem Haus ,zum Steinbock'] die G-en
verschlage.' 1621, Z. ,Nachdem ich ein Spinnstuben
in myner Behussung ze buwen angehebt und in sel-
bigem Buw drü nüwe G-er ynhin zu brächen Vor-
habens.' 1624, ebd. ,G-en hauen.' 1640, ebd. ,So
bald man nun ein Regiment nach dem anderen in die
Quartier einführt, so laufft ein Jeder hin Holz und
Stroh zu holen, damit sie ihre Hütten machen . . .
Vor disen Hütten werden Bänklein gemachet und in
die Hütten kleine G-er.' Kriegsb. 1644. ,Es wurde
beliebt, dass in dem undern Laden ein Türgericht
und in dem obern Laden ein doppelt G. solle gesetzt
werden mit einem eisernen Gitter . . . dass die Ein-
fassung der G-er einem andern Handwerker solle über-
Schweiz. Idiotikon VII.
tragen werden.' 1751, Sch. ,4 lange Umhang samt
Kränzen von weisser Leinwat vor 4 G-er.' 1766, Inv.
des Schlosses TiiGündelhart. Von der Einfassung
eines ,G-s': [Beim Neubau des Pfarrhauses zu TnAad.
kam zur Verwendung:] ein Fuder .steinerne G-er' aus
dem Kratz in Zürich. 1649, JNater 1898. — 5. Flanke
eines Bollwerks. .[Vom Endpunkt der Afterstreich
ausgehende] Linien, welche mit der Streichwehr oder
Flank den Winkel der Schulteren machen, doch nur
von der Streichwehr zum bestrichnen Winkel sichtig,
die werden Stirnen und G-er der Bollwerken genannt.'
Kriegsb. 1644, 3 ff.
Amhd. gesiht f., nihd. (md.) auch geaihtc a. in Bed. 1
und 2 (selten 3); vgl. Gr. WB. IV 1, 4087/99; Fischer III
524/7. In unsern ä. Quellen (mit Ausnahme der Bibel von
1530!) erscheint nur das Fem. bis um die Wende des XVI..
vereinzelt auch noch länger (JJBreit. 1C29; 1640, /. Ver-
ordnung), seit Ende XV. mit dem PI. .gesiebten' (nur selten,
so einmal bei Kessl., noch .gesicht'); vom XVII. an herrscht,
wohl unter dem Eiufiuss der Sehriftspr., das Neutr. (PI.
meist .gesichter'). Zu 2 vgl. Ge-tcAicht, zum Ganzen An-
.,■,!„.
Ab- f., im XVIII. auch n.: = Absicht 2 (Sp. 246)
Ni>w (Matthys). ,Hat was gfehlt [an der Aufführung]
tuns verzeihen; dann was ist, dem Nichts gefehlt?
Mancher Schütz nicht kann erreichen, wo sein A.
hingestellt.' JCWeissenb. 1702. ,Oft'ene, beschlossene
A.' .Schneller, beschlossne A., Stellstrübli, auch Ku-
geln mit Zapfen' sollen rund abgeschlagen sein. 1713,
FwSa. Schützenordn. .Jeder Schütze soll mit einer
offenen A. schiessen, und so Einer mit einer be-
schlossnen schiessen würde, solle selbiger Schuss
Nichts gelten.' 1719, Zg Schützenordn. ,Das Rohr soll
mit einem Füsischloss und offenem A. versehen sein.'
1786, ebd. — Sonst nicht belegt.
Affe°- n.: 1. schnöde Bezeichnung einer Person,
spec. eines modesüchtigen, gezierten Mädchens Bs; Z.
Syn. Äff (Bd 1 99). .Vergiss mein nicht, du A.!' Z.
Dim.: Wie Menge? liebt e" dummi Gans, 's ei'fältigst
Ä-lil PHeng. 1836 (ScHwMa.). — 2. Dim., Pflanzenn.,
Insektenständel, Fliegen-, Spinnenorchis, Ophrys mus-
cif. (myodes), aranif. (arachnites) GStdt (Wartm. 1874)
Z (Hürlim.). Syn. A.-Bröggli (Bd V 534). - 1 auch
bei Gr. WB. I 183; Fischer I 109.
Ampel eD-: „spottende Bezeichnung einer vor
Staunen oder Betroffensein dumm aussehenden Phy-
siognomie" Z. — Vgl. Amptlen 3 (Bd I 239). dazu Fischer
I 168.
Sür-ampelen- GuMai., -ampfele"- B (Kosmopolit
1782): saure Miene (wie nach dem Genuss von Sauer-
ampfer). Syn. Sür-hampflen-G. Was Bc'-mer nit für
es S. wird mache"! Kosmopolit 1782.
A(n)- (in GnChu.r; WVt. Ar,-) n., in der ä. Spr,
auch f.: 1. a) = Gesicht 1 a ß (Sp. 249/50). .Etlicher a.
fliehen, inen nit an die äugen gon, fugere conspectum
aliquorum.' Fris.; Mal. Meist in Verbindung mit
Präp. .[HMüliman klagt] N. habe im sinen oter- oder
fogelhund in a. sines gemelten Mülimans ganz lani
gehowen.' 1487, Z RB. ,In a. der statt, in oppidi
conspectu.' Fris.; Mal. ,Dera fyend in sin a. stan,
in kreftig schlon und vertriben.' VBoltz 1551. .Einem
einen under sin a. stellen.' XVI., Z; neben , under
sine ougen.' Jmd angreifen .fein grad under das a.';
s. Bd VI 469. .[Ich, Kain] wird mich für (vor) deinem
a. verbergen.' 1530/1707, I. Mos. .Vor, dem a. oder
259
Sacht, secht, sieht, socht, sucht
in gegen wirtikeit, in aspectu.' Fbis.; Mal. ,Zuo a.
kommen'; s. ur-pflichts (Bd V 1217). A(n)rf sieht (s)
der Auge" s. Bd I 1350. , Angsicht diser gezogen
ougen.' 1544, L Hexenproz. ,[Die Hexe] verschlüffe
a. irer beiden ougen in dem gestüd.' ebd. — b) = Ge-
sicht la f. ,Das er [Gott] mich hail ... nach disem
leben mit der a. siner gtienliche.' 1487/8, GGebete.
, [Erschrecken] von schüzlicher a. der täfeln.' ebd. ,Er
[der klägliche Heimzug der Eidgenossen aus dem Mai-
ländischen 1524] was ein so jämerliche a., dass ieder-
man sagt, si wurde ein wizgung und Warnung sin.'
Ansh.; vgl. 2 c. S. noch Bd VI 376 u. — 2. a) = Ge-
sicht 3 a, Angesicht. Me" muess-sich schemme" in d's
Herz und A. inhi" GrCIiut (Killias). Hibsch, leid va"
A. W. ,Über sölich sin zimlich antwurt hab N. in
mit einem kerzenstock im in sin a. geworfen, also das
er davon bluotruns worden sye.' 1484, Z RB. ,N. hat
sin a. verbutzt mit dem mantel und ist für uns gangen.'
Anf. XVI., Z; s. noch Bd IV 2010 o. .[Joseph zu
seinen Brüdern:] Ir sollen(d) mein a. nit sehen, es sei
denn euwer (jüngster) brüeder mit euch.' 1525/1707,
I. Mos. ,Mose verdackt (verdeckt, verhüllet) sein a.'
1525/1707, Exod. ,Das a. oder antlit, facies; eim von
a. gleich sehen, referre vultum alieuius; er entfärbt
sich, sein a. wirt im rot, immutat vultum; wol zer-
hacket a., voll anmäleren, cicatricosa facies; ein dürr
und mager angesichtle, vulticulus.' Fris.; Mal. (Wei-
tres ebd. 21 b). ,Das haupt sampt ganzem a., harr
und bart.' 1578, RCvs. .Ziginer warsagen von henden
und a. [aus den Linien der Hände und des Gesichts].'
ebd. (Br.). ,Von brästen der ougen, a., nasen, mund:
... legs [ein Pflaster] usswendig über die ougen ...
nimpt alle bösse hitzige gschwulst und röte der a-en.'
Zu Arzneib. 1588. ,Es kam auch ein solcher Hagel
mit schiblechten Steinen, etliche wie Hüenereier, etliche
wie A-er.' JGross 1624. ,N. ... ein stark düpflets
A., grossen Mund . . . Sein Weib . . . weiss und wol-
gefarbtes A-s. Des N. Schwieger ... ziemlich runzelt
langlechten A-s.' Z Nachr. 1754 (Signalement). —
b) = Ge-sicht 3b. ,Die Gallier seind auch unwürscher,
trutzlicher red und fröhlicher a.' Ag.Tscbddi, Gallia.
,A., weiss, bärd und gstalt des a-s, vultus; ein boss-
haft, trutzlich, ernsthaft, unerschrocken, fridlich, frö-
lich und muotig a.' Fris.; Mal. — c) = Ge-sicht 3c,
Aussehn, Gestalt; .forma.' Fris.; Mal. ,Dis jämerliche
krankheit [der frz. Blattern] ein so fremd grusam a.
hat, dass sich ira kein gelerter arzet wolt oder dürft
annemen.' Ansh. — 3. künstlerische Darstellung eines
Angesichts. .Ein a. oder abcontrafehung (abgestalt)
nach eines andern, effigies; einsi a. in ein guldinen
ring machen oder graben, complecti effigiem alieuius
in auro.' Fris.; Mal. a) Kopf-Porträt (zum Unter-
schied von einem Halb- oder Ganz -Porträt). .[Brief
IOlausers an seinen Bruder] des holbeinische[n] a-s
halb.' 1578, Bs Kunstsamml. 1907. .[HBock an BAmer-
bach:] Die 2 a-er sindt nit holbeinisch, auch ists
nichts guots.' ebd. — b) auch Dim., Porträtmedaille
in beliebiger plastischer Masse, oder dann graviert
oder geschnitten (Camee). .Leimen a. 1.' vor 1578,
Bs Kunstsamml. 1907. .Tütsche a., mannen, bly, 5,
wiber 3.' ebd. Jtalianisch mannen a., bly, 14; kupfer,
5, wiber a., bly, 8; kupfer 2.' ebd. .Sechzehen ant-
gsicht in papir [.von der Matrize über Papier ins
Wachs gedrückt' Prof. Ganz], 1586, ebd. Dim. ,Schwe-
belene [in Schwefel gegossene] a-lin 4; cristalin [in
Krystall gegrabene] a-lin 1.' vor 1578, ebd. ,2 conter-
fet ... 2 andgsichtlin.' 1586, ebd. — Mhd. angesiht f.,
angesihtt n., Anblicken, Anblick, Antlitz, Aussehn. Die
Schreibungen ,and-, ant-' (unter 3 b) beruhn auf graphischer
Anlehnung an , Antlitz.' — Augen-: nur adv. mit Gen.
= vor Jmdes Augen. ,[Die Bürger von Zürich] namend
etwe mengen mit gewalt usserm rate und leitent sy
ogenangesichte [!] der erbern stett boten in den turn.'
Fründ 1446, 178. — Vgl. ,angesicht(s) der Augen' unter An-
gesicht 1 a. Die Bildung ist viell. nur individuell. — Bög-
gen-: = B.-Antlit (Bd I 350). ,[N. wurde gefangen
gesetzt, als er] verschines Hornungs by nächtlicher
Wyl in frömbder Bekleidung mit einer Näbelkappen
und einem B. oder mascara vermacht... alhar in die
Statt kommen.' 1604, Z RB.
Gumpist - öpfel -G.: gerunzelte, verdriessliche
Miene; vgl. e" Glicht mache" wie-n-e" Gumpistöpfel,
ein faltiges, runzliges G., bes. von Frauenspersonen
BsBinn. Wenn Das je e'"möle" cf Schicht [dass ein
alter Basler von seinen Geldsäcken weg ins Freie geht],
macht-er e" Gumbistäpfehfs. Hindern. — Herd-epfel-:
aufgedunsenes, fettes Gesicht GRÜbS. (B.). — Sür-
erbselen-: saure Miene Z; vgl. Erbselen (Bd I 433).
— Esau-: haariges Gesicht (wie es altern Personen
eigen ist). ,[Mein Kamerad empfahl mir] eine gewisse,
schon ziemlich ältliche Tochter zur Frau . . . machte
gar viel Rühmens von diesem E.' UBrägger 1789;
nachher ist von ihrem , Haargesicht' die Rede.
Üs-: 1. = Ge-sicht lat; s. Sp. 250. ,Eim die ausg.
verschlahen (-schlagen) oder nemmen, prospectum
impedire.' Fris.; Mal. ,[Der Rotzberg] hat sein schöne
u. über alles uss zuo allen vier winden.' RCvs.
, Wunder ists ze sagen, wie lustig es ist allda [auf
der Rigi] und besonder uf dem Cuonen von einer
schönen u. one einiche Verhinderung.' ebd. — 2. .Ein
ausg. oder warte(n), das ist ein ort, darauss man etwas
ausspähet, conspicitium.' Fris.; Mal. — 3. = Ge-sicht 4.
,Die zwai gehüs ... mit allen iren becircen, rechten,
ehalten, u-en, begriffen, fachen [usw.].' Kessl. ,N. solle
sölliche [ihm in der Wand des Nachbarhauses ver-
stattete] Beien ald U. mit 4 yssinen Sprenzlen ver-
machen.' 1612, Z. — Sonst nicht bezeugt.
Füdlich- B; ZKüsn., Blutt-füdle"'- L: vollständig
rasiertes (bezw. bartloses) G., auch der Träger eines
solchen. — Müs- falle"-: verdrossene Miene. [Babel,
eintretend, zu zwei in Geldsorgen bei einander sitzenden
Burschen:] Wie machet-ir M-erl ... Was Ghätzers
händ-er auch? Stütz, Gem. — Fßle"-: schorfiges Ge-
sicht Z; vgl. Fell 6 (Bd I 771). Syn. Rufen-G. —
Für-: Feuererscheinung am Himmel. Syn. Fftr-Ge-
schicht. ,Fewrges-er im Luft [zu Basel beobachtet]
gleich einem langen schiessenden Strohm oder flie-
genden Flammen.' JGross 1624. — Faste"-: miss-
mutiges, finsteres Gesicht W. — F rnn-faste11-, in
L; Z Frau-f.: = dem Vor.; vgl. Bd I 1114. Fr-er (auch
bloss Fraufaste") sind-er! zu Leuten, welche unge-
gründete Besorgniss hegen, die unzeitigen, unpassenden
Erinnerer spielen, eine Sache aufs Dümmste an die
Hand nehmen Z (Dan.). .[Satirische Beschreibung
eines zürcherischen Diogenes:] ein Fronfasteng., das
zu Allem scheel sieht ... und dessen verzerrter Mund
und über Vervorteilung klagender Blick bei jedem
Glas Wein, das der Nachbar trinkt, um den einge-
tunkten Bissen zu flehen scheint' Schweiz. Sammler
1780. — Laub-flecke"-: sommersprossiges Gesicht
-_'<;i
Sacht, secht, sieht, socht, sucht
2 f. 2
Aa; B; Gl; vgl. Laub-Fleckei> (Bd I 1189). D's Presi-
dente" Fritz, wo ich i" der Schuel schu" nie ha" möge"
wege"d si"'m L. JHefti 1905. — Jung-frauen Jung-
fere"-, Jumpfere" - G 'sichth ': 1. a) spöttisch von einem
bartlosen, zarten Jünglingsgesicht ZO. — b) .Eine
Kuh mit verhältnissmässig kleinem, dazu schmal und
fein geschnittenem Kopf und demgemäss gebautem
Gesicht hat dem Emmentaler es J.' Barnd. 1904, 284;
dem Guggisberger luegt-si dri" wi-n-es MVdschi oder
hat gar es Grindli wi-n-e" Köchziter« (Friedli). —
2. Prlanzenname. a) Schönaug, Calliopsis bicolor
(t'alliopsis, Coreopsis tinetoria) Aa; Ai'Lb.; Lj G;
Nuw; ZZoll. Syn. Studenten - BÖsli 2 (ßd VI 1402,
auch Ar- Lb). — b) Gaillardia pieta ZDüb. — c) Stief-
mütterchen, Viola tricolor ScHwMa. — d) Boretsch,
Borago offic. GoT. — e) Gretchen im Busch, Nigella
damascena SNA. — Fratze"-: verzerrtes, hässliches
Gesicht ÄAZein. ,Hi ... faciem, Maulumque remon-
strant, immane zännunt oribus ... Qui peius poterit
Fr. machere, portat risum.' Uw ruacar. Ged. XVIII.
Bass-gige"-: in der RA. ,ein rechtes Bassgeigen-G.
ziehen, seine Miene vor Schmerz und Unzufrieden-
heit verziehen.' ZO. (JSenn). — Galge"-: wie nhd.
Aa; B; ScHSt.; Z. Ret Dir es G.! ein unanmutiger
Kerl Aa. Dir möcht-i'h mit -eme" Geisle"stecke" e"
Schmarre" schlah", so läng a's di"s G.! AHeimann
1899. De Tod hat doch e" G. [findet selbst der Toten
gräber]! SWinz. — Gräbli-: ein Gesicht voll Puinzeln
(Gräbli). Wo 's Vreni gleitig der Schurz üfe" nimmt
[um die Tränen abzuwischen] . . . dö isch's i" dem
Gr. vom Egerchiugerfraueli lebig wordc" [vor Mitleid],
wie wenn d' Sunne" über-n-es g'hogerigs, magers Acherli
göt. JReinh. 1905. — Sür-hebel-: = Sür-ampelen-G.
AASubr. Was machst aueh so-n-es bidänkligs S.? GiH's
Anke"milch oder Rege"wetter? Hausfrd 1887/8 (JHun-
ziker). — Sür-hampfle"-: = dem Vor. Z. Es S.
mache". — Här- s. Esau-G. — Sür-chabis-: = Sßr-
ampelen-G. B (Dan.). — Chilche" Chile"-: feierliche
Miene, wie die eines Kirchgängers Aa; Z. Worum
maclist eso es Ch.? zu einem sehr ernsthaft Drein-
blickenden Aa. Es Ch. mache", übel angebrachte
Frömmigkeit spiegeln (FStaub). — Chäs-: von kränk-
lich bleicher Gesichtsfarbe. oO. (FStaub). Synn. unter
Grüen-Fink 2 (Bd I 867).
Chatze--: Pflanzenn., .= Luegen 4 a (Bd III 1229)
B (Durh.). Auch bei Glur 1835. Weitre Synn. s. unter
Euren II (Bd III 1379/80). — Vgl. Gr. WB. V 295.
Chlaus- s. die Anm. zu Narren-Antlit (Bd I 350).
— Lieb-G'sichtli: Pflanzenn., Stiefmütterchen, Pen-
see, Viola tricolor eultiv. Z. Syn. Dänkeli. — Laf fe°-:
Faschingslarve-GA. — Lafter-: = dem Vor. ZSth. —
Luft-: = Ge-sicht 2 a, Meteor. Syn. Luft- Geschieht.
,Von dem gros.sen Feur-Meteoro oder Luftzeichen, so
den 22. IL 1719 gesehen worden: ... dieses L. haben
Montanarius [uam.] unter dem Titel einer fliegenden
Flamme oder Fackel beschrieben.' JJScheüchzer 1746.
— Lampele"-: Hängegesicht Nnw (Matthys). —
Larve-- B; Z (-/f-,lt Dän.Larpfe"-): = Laffen-G. Jetzt
sieht man [im Gegs. zum vermummungsfrohen Einst
am Bertelistag] auf der Strasse kaum noch ein L.,
dh. Buben mit Masken.' ZSth. Chr. Begieren ist im
[dem Regenten, der Nichts um das Volk sich schert]
bloss es listigs Spil u"d aölig Spiler trage" L-er: De"
het es ifrigs Hirte"g'sün u"d Der ne" Lämmerchopf
zum Schin. ScuÄFEKscuEin 1831. — Litz-: weiner-
liches Gesicht, „das sich zum Weinen oder Heulen
verzieht Sgh" (Kirchh.). — Muffi-: Mopsgesicht B„0."
Mil(e)ch-: 1. wie nhd. Bs; Tb; Z und weiterhin,
tw. aber bloss als nhd. Entlehnung. — 2. von Ge-
sundheit strotzendes Gesicht, dem man den reichlichen
Milchgenuss ansieht BE. ,Ein dralles Bübchen, dessen
M. den auf 15 Rappen heruntergesetzten Literpreis
[der Milch] ohne Ziffern zu lesen gibt.' Bärnd. 1904
(BLütz.). — Zu 1 vgl. Gr. WB. VI 2193; Martin-Lienh.
II 325.
Mämmi-: hübsches, aber unbedeutendes Gesicht,
Puppengesicht. Es [das Gesicht eines Mädchens] isch
e"chli" es M. mit runde" Auge". HDietzi 1904. —
Voll- man-, -mö"-: rundes, volles Gesicht Aa; Ar;
B; Th; Z. ,[Das vierschrötige Oberbergmädchen] das
V.' Joach. 1898. — Muni-: düsteres, böses Gesicht
G (Zahner); Z; vgl. Muni I (Bd IV 316). Er macht
e" M. (auch nur e" Muni) G (Zahner). — Münch
Mönch-: Mönchsgesicht Z (ACorrodi). — Mi Ich -
uiues-: von einer blassen und schwachen Person GW.
— Maschgele"-: ,Lärvchen, feines Gesicht.' Zedi,
die in d's hübsch M.ganz vernarret worden ist. Schwzd.
(GrPt.). — Mueter-: anheimelndes Gesicht, ,von
Kühen mit munterm, freundlichem Blick' (Prof.
Zangger); vgl. Jung-frauen-G. lb. Das M. eines Zucht-
stiers Z (Dan.). — GrGss-rnueter-: überlegene
Miene nach Art einer erfahrenen Grossmutter. ,[Ein
Teil meiner frühern Parteifreunde] machten ein Gr.
und sprachen: Siehe, von dem Allem verstehst du
leider Nichts!' Gottb. Br. — Nebe"-. ,Die näben(d)-
gesicht, schiessende äugen, die allwägen etwas an-
luogend, wohin sy (sich) keerend, oculi sequaces.'
Fris.; Mal. — Nidle--: = Milch-mues-G. ScnwMa.
Bas sind nüd N-er [an der Wäggitaler-Aa]! das ist
e" Schlag vo" March und Ise". Scbwzd. — Babi-:
= Mämmi-G., von einem wohlgeformten, rotbackigen,
daneben geistlosen Gesicht B; Z (Dan.). — Tocke"-
Bäbi- Z (Spillm.), -Bäbeli- TnEsch.: Puppengesicht.
Füdlich-Bagge°-: = Füdli^-G. Z. - Vgl. Arsch-
baclcen-G. (Martin-Lienh. II 325).
BÖgge0-: = Laffen-G. Was 's dö für Sache" hat
[in den städtischen Schaufenstern]! ...Büecher, Brülle",
B-er, Schinhüet und Stifel [usw.]. Stutz, Gem. —
Pappe"-: glattes, zartes Gesichtlein ScnSt. (Sulger).
Er hat e" recht P-li, von einem unbärtigen jungen
Herrchen. — Grab - better-: Leichenbittermiene.
Das ist neime" auch e" g'spässige' Müchi: luege"d nw
das Gr. a", wou Der macht! MLien. (ScbwE.). —
Butze"-: = Böggen-G. Scb (auch lt Kirchh.): „Vw;
Z",ltSt.2 „allg." — Blöder-: aufgedunsenes Gesicht
ZFehr., W., Wila. — Blagg-: „verdriessliches, weiner-
liches" Gesicht Ap (TTobler); Scb (Kirchh.); St. —
Blani Bloni-: = Voll-män-G. ZLunn. — Bluntschli-
BHk., „Bluntschel- BO.; Vw": rundliches, .dickes,
aufgedunsenes" Gesicht. — Plätter-: breites, dum-
mes Gesicht. .Manches [auf Hanslis Auserwählte nei-
dische] Mädchen dachte, wenn es geglaubt, dem pres-
siere es, so hätte es ihm schon in den Weg kommen
wollen, dass er das PI. nicht mit dem Kücken ange-
sehen.' Gottb. — Blatt-: bartloses Gesicht. Von
einer bartlosen Maske: Maschgrate" gihl 's von aller
Art [an der Fastnacht]: es Bl. und en Chüderbart
[usw.]. Schild 1860. — Brieggi-: weinerliches Ge-
sicht B; ScbwMuo.; Z. - Brille» Brülle"-: bebrilltes
Gesicht. G'icundrige Br-er. AGysi 1899. — Pfüsi-;
IV,:;
Sacht, secht, sieht, socht, sucht
rundes, volles, aufgetriebenes Gesicht aScHW; S. Wie
der Mön der Erde" vor der Sunne" steit [bei der
Sonnenflnsterniss], so steit au'k d' Erden dem Mön
dervor [bei der Mondfinsterniss] und spieglet ires feisteri
Pf. in-em ab. Schild 1876. — Rabe"-: saure, ver-
driessliche Miene ApK. — Sür-räbisser-: = dem
Vor. Z (FStaub).
Rufe"- Th, Rufe"- Aa, Bife"- Aa; Z: schorfiges
Gesicht. ,Was antritt die Hautschäden, Hauptansprung,
Rüffengesichte und bösen Grind.' JMuralt 1689. ,In
Rüfengesichteren, bösen Köpfen, Grinden.' ebd. 1697.
— Auch eis. (Martin-Lienh. II 325).
Räggele"-: = Böggen-G., auch sonst ein unschönes,
,leides' Gesicht Gl. — Rutz-: Rotzgesicht ScHHa.;
s. Butzli (Bd VI 1935).
Milch-suppe"-: = Milch-G. 1 Aa ; L (auch Ton ei-
nem Kinde); GG.; Th; Z. — Auch els.{Martin-Lienh. II 325).
Schill-: missgünstige Miene. [Das Glück verteilt
seine Gunst nach unberechenbarer Laune] giH 's auch
nuch se vil Vergü"st und Sch-er SchwE. (Ochsner). —
Sc hl ich ti-: fahles Gesicht GG. — Si>eck-: = Muffi-G:
, Manche Mutter erwartet einen Ausbund von Schön-
heit an ihrer Tochter und am Ende hat sie ein trief-
äugig, krummbeinig Sp.' Gotth.
Tüiels-G'sichtli: Pfianzenn. 1. Alpenglöcklein,
Soldanella alp. LW.; SchwKü.,Muo.; auch lt FGStebler
1899, 96. — 2. = Affen- Ge- sieht 2 THMamm. —
3. Ehrenpreis, Veronica Chamiedrys. ZüProgr. 1882/3.
1 .wegen der schwärzlichen Glücklein' (Rlüner). 2 auch
eis. (Martiu-Lienb. II 325).
Kar-fri-tags -tigs-: = Grab-bctter-G. aScHW. —
Auch eis. (Martin-Lieuh. II 325).
Sunn-tag -tig-, -dig-: sonntägliches Gesicht Aa.
Du machst näumen e"l-e'"s S-, sagt man zu Einem,
der am Sonntag verdrossen dreinschaut. Mi" Arsch
gäb-em [einem abstossend Hässlichen?] es Sunntig-G.
(Rochh.). — Auch eis. (Martin-Lienh. II 325).
Tanggel-: ein Gesicht wie ein tangger [s. d.]
Kuchen. Ich hätt och nid Fröid am Ursula, wenn-ich
[heiratsfähiger] Herr war; si's bleiche T. manet-nti'*
geng an-e" Geiss-chäs. RIscher 1903. — Doppel-.
.Der Sarganser kennt, wie der Schottländer, das D.,
dh. ein nachts zum Fenster hereinschauendes ge-
spenstiges Gesieht, das Dem gleicht, der es erblickt,
und dessen baldigen Tod andeutet.' AfV. (GSa.). —
Durch-: Durchblick. ,Durchgsicht, transpectus.'
Fris.; Mal. ,Wo der jeger in dem, dass er naher
steigt, so glatt und äben sich an den felsen helt, dass
im [dem Steinbock] auch ganz kein d. mag werden,
so bleibt das tier still ston und wird also eintwäders
gefangen oder getödt.' Tierb. 1563. — Tirggeli-:
bleiches, kleines, ausdrucksloses Gesicht, hauptsäch-
lich von einem Manne Z. — Dürr-wäld(l)er-: ver-
schmitztes Gesicht wie das eines .Dürrwäldlers' [der
Leute aus GG., Sa.; ScHwMa.] GNessl. S. auch golig
(Bd II 216). — Wunder-. ,Ein W. in der Luft: Den
28. Sept. 1575 an St Michaelsabend hat man nachfol-
gendes Wunderzeichen weit und breit gesehen, nem-
lich nicht anders, als wenn zwei Heerzeuge einander
angriffen . . . Diese Geschieht hat zweifelsohn selt-
same Gedanken bei den Zuschauern erwecket... Ich
meinerseits will allen ihre Vorsagungsfreude gerne
lassen, aber auch die Freiheit nehmen zu sagen, dass
diese Feur-Geschicht mir als ganz natürlich vorkommt.'
.TJScheuchzer 1746. — Regenwetter-: griesgrämige
Miene. Der Dorli, das isch e" Burscht, isch gäng
hel'üf ... Wer het-en einisch g'seh" mit-eme" R.? JReinh.
1907 (SL.). [Ob die Kinder] hei" B-li mache'd. Frdl.
Sl IMMEN (Z).
sichtbar, in Aa lt Hürbin 1896 auch sichtbar:
wie nhd., doch nicht volkstümlich. ,Als s)T also war-
tote, kerne Schmid selig und in dem ir elicher man
HHuober och daher gegangen, die wurdint einander s.
und hüwen einandern.' 1485, ZRB. ,S., das man sähen
mag, visibilis, conspieuus.' Fris.; Mal. S. auch uns.
Prägnant, in die Augen fallend: ,Ein s-e schöne, ve-
nustas conspicua.' Fris.; Mal. .Sichtbarer, speetabilis;
die magere hat die gleich grösser und s-er gemacht,
articulos auxerat macies.' ebd. — ,sichtbarlich:
aperte, dilueide; s. unsinnig sein, apertissime insanire.'
ebd. Auch bei Zwingli. ,S. [deutlich] ze sechen.' RCts.
un-an-: unansehnlich. ,Ein unansichtbarer Grau-
roek, in welchem ein kernhafter Bidermann stecket.'
Sixtem. 1759.
un-: wie nhd. ,Der u. lychnam ist nüts anders
dann der sichtbar lychnam unseren ougen entzogen.'
Zwingli. ,U-er Schaden', ganz allmählich, unmerklich
eintretender. ,1812 verfügte der Landrat, dass von
jedem Klft. Holz, so durchs Aawasser geflösst werde,
für die obrigkeitlichen Wuhren 3 Angster bezogen
werden sollen. Man fragt sich mit Recht, warum die
übrigen Wuhreigentümer für den sog. u-en Schaden
nicht auch eine Gebühr sollten beziehen können'?'
Ndw Ges. 1868. ,Etw. u. [= leer] machen'; s. Fleisch-
Asien (Bd I 506). ,Sich u. machen' 1) eig.; Mittel
dazu s. unter siben (Sp. 52), schwarz. ,[Der Wieder-
täufer] kondt nicht erwüschet werden, in massen das
die leut ein wohn entptiengen, er köndte sich u. ma-
chen.' Wurstisen 1580. — 2) sich aus dem Staube
machen: ,Als er aber gsechen, wie es damit beschaffen,
habe er sich als bald u. gemachet.' 1619, Z. — LTn-
sichtbarkeit f. Zwingli. — un-sichtbarlich.
Öfter bei Zwingli. ,U-er wys.' RCys.
durch-, in ZZol\. durchsichper: durchsichtig. ,Dises
vogels kropf haut [ist] gleich als perment d.' Vogelb.
1557.
be-sichten: besichtigen. , Wenn man jemand das
Stipendium ordinari* zuosagen will . . . denn soll ein
knab alhar persönlich für die schuolherren gestellt
werden, zum teil sin wäsen, gestalt, ingenium zuer-
kunden und zub.' B Schulordn. 1548. — Schon spätmhd.;
vgl. auch Gr. WB. I 1620.
Ge-sichti f. oder Pl.(?): = Gesicht lb, Sehver-
mögen BE. (Loosli 1910); Gl f (jetzt eher G'sicht f.').
Er uberchöm eso churzi G'sichti u"d mangleti bald e"
Spiegel z' ha". Loosli 1910. Joggeli heig e'chli" churzi
G'sichti un'' er chönni mängisch nid grad em bäste"
ungerscheide", was sini und angere" Litte" Sach sig. ebd.
sichtig: 1. sichtbar. ,S. sin, werden.' ,Hebe es
gegen der werme oder dem füre, so würt die geschrift s.'
Kunstb. 1474. ,Und Hess Simon das grab ... hoch auf-
bauwen, das es allenthalb s. was.' 1530/48, I. Mark.;
.durchsichtig.' 1667/1707. ,[Der Komet] was s. biss
zwüschend nünen und zechnen.' Vau. ,Sond bi Wil-
lisow 6 man am himel sin gsehen worden, die 5 ganz
schinbar. aber einer tunkel, nit wol s.' Salat. ,[Die
Steinböcke] nemmend war, ob inen ein schrunden zwü-
schend dem jeger und felsen möge s. werden.' Tierb.
1563. S. noch Eon (Bd Vi 1013); Gesicht 5 (Sp. 258).
205
Sucht, steht, sieht, sucht, sucht
Prägn., in ilie Augen fallend. ,S., als rot und der glei-
chen, conspieuus; vast s., wol anzesähen und zuo ver-
wunderen, prospieuus.' Fris.; Mal. Weithin sichtbar :
,Ein s. ort, das der gesicht wol ligt, das man weit oder
von vern uss und allenthalben wol sieht, oculatissimus
locus.' ebd. Adv.. deutlich. Wie s. vnm anderen Ufer
d' Hiiser Ei"m winke"d. ONie. 1898. .[Eine alte Öff-
nung] er uns dann zebesichtigen und zehören fürleit,
etliche Wörter verblichen und mit tinten, so daruf
geschüt, vertunklet worden, dass die böss und nit bim
sichtigosten ze Hissen werind.' 1538, Z. — 2. sehend,
ansichtig. ,S. werden', meist mit Gen. ,In dem do
hatt der A. ein bymesser heimlich ussgezogen, des
ward der B. s. und gewar.' 1436, Z RB. ,Als die im
here der [Feinde] s. worden.' NRüsca. ,Uie fürsten
wurden ir [der Eidgenossen] s., stuonden von iren
pferden und rüstend sich zum strit.' Bossh. Chr. ,Als
er ir [der Männer] s. worden.' 1551, B Turmb. ,Man
sol war nenimen, dass sy [die Kehe] des jegers nit
s. werdind.' Tierb. 1563. Schon früher bezeugt, wenn
auch seltener, ist der Acc. ,Do si die [Feinde] s.
wurdent.' Z Chr. 1336/1446. ,Wer in [den Flüchtigen]
s. werd, daz der uff in schryen sol [usw.].' 1436, SchwG.
Hofr. ,Do er si [die Hexe] s. ward, do tett er die
milch bald ab dem für.' 1462, Z RB. .Alsbald man
den vigend s. ward.' Äg.Tschüdi. .Das [was] die vyend
s. wurdint.' GWil CB. — 3. von klarem Wetter,
klarer Fernsicht LEigental; Obw. Syn. gesichtig. 's ist
s. Obw. — sichtige": sich aufhellen, vom Wetter
GSev. Es sichtiget. — sichtiglich. ,Man stiess das
krütz an allen orten in das wasser [die Linth]; do
sach man sichtenklich, das das wasser begond vallen
und swinen.' Z Chr. XV. — Mhd. sihtec iu Bed. 1 und '2;
vgl. auch Gr. WB. X 1, 74 7 (wo weitre Schweiz. Belege).
über-: von verschiedenen Abnormitäten des Ge-
sichtssinnes. .Defioculus, einöug, der ein böss gesicht
hat, ü.' Fris.; ,ü. der ein böss gesicht hat, defioculus,
nyetilops; übersinnig[!], ü., nyctalops.' Mal. a) schie-
lend. Einen Beleg von 1523 s. unter glunen (Bd II
631). ,Bistu greulich und abscheuhlich, lahm und
krum, taub und tum, ü., sonst nicht richtig, wol-
gemut, Geld inachts gut.' Jährl. Hausrat 1723 (JJFäsi).
.Ein ü-er Schiller, un louche.' DeLaCour 1736. ,Ma-
rian, von kurzer Statur und vollkommnem, jedoch
etwas ü-es Angesichts.' Z Nachr. 1754. ,Die ü-e Ni-
blinde, vor deren gorgonischen Blicken man erstarren
möchte.' Sintem. 1759. S. auch Glarr-Aug (Bd I 136).
— b) kurzsichtig GnRh.; Sch (Kirchh.). ,Mit halb
verschlossnen Augen und nur die nahegeruckten Ding
die Sachen (in der Nähe sehend) ü.' Spleiss 1667.
,Myops, ü.' Vestib. 1692. — c) weitsichtig Ndw; nach
Angabe eines Bs Augenarztes heute allg, oft auch
von der Alterssichtigkeit. — Übersichtige f.: zum
Vor. a oder b. ,Das hirn [von einem Kauz] zuo
einem augensälblin genützt, ist guot wider die ü.'
Vogelb. 1557. ,Die ü., übersinnige, noetilupa, sed
barbare.' Mal.
Mhd. überaihtec in Bed. a, ebenso eis. (Martin-Lienh. II
325). Vgl. auch MHöBer 1899, 646, sowie das entspr.
llg.
üf-: aufmerksam. ,Was noch weiter fürkonvmen
möchte, wird des aufs-en Lesers Verstand keine Be-
schwerde machen [Bemerkung zum Druckfehlerver-
zeichniss].' Spleiss 1667. — Vgl. Gr. WB. I 739.
an-: 1. a) sichtbar, vor Augen. ,[Uie Eidgenossen
legten ihr Geschütz] stil uf den Geissberg gegen Co-
stenz und verordnetend darhinder einen hufen wol-
mögender knechten, dass, wenn sich der römisch kiing
heruss Hesse, si nach dem abschuz hinden in vielen,
der stat und den vienden mit gschüz zuotrungid, und
aber der ander vorm wald a. mit guoter Ordnung dviend
hantlich enpfienge.' Axsh. 21I 219. — b) prägn., an-
sehnlich, a) von Personen. Eig., vom Äussern.
,[Leo X.] von person und gstalt ein vast a-er, schöner
man.' Ansh. ,Osias, Zacharias [usw.] alls jüdisch, ie
seltzamer, ie a-er, und einer nit wie der ander.' 1545/83,
L Bühnenrodel (Bekleidung). ,A., speetabilis, eins
herrlichen ansähens; sich mit etwas kleidung prachtig
und a. machen, habitu aliquo se augustiorem facere.'
Fris.; Mal. ,Nun sich, wie bistu [David] nun [mit
Bogen und Gürtel] sovil a-er dan voren!' Holzw.
1571. ,N. trat etwan als ein baur, bissweilen als ein
geistlicher [auf]. Doch wann er under den seinen
war, hielt er sich herrlich und a.' Wurstisen 1580.
Uneig., ansehnlich, angesehn. ,Uns mügend wir [in
der Stadt] vil bass erheben, all unsre gschlecht a.
machen.' Ruef 1550. ,Homo magna existimationis, ein
wolgeachter und a-er mensch; deducere ad senem, zuo
einem a-en und verrüempten mann füeren; sui muni-
cipii facile primus, der aller fürnemst und a-est von
seiner statt.' Fris.; Mal. .Johannes der töuffer, siner
leer und läbens halb so a., das in die geleerten gern
für den Messiam angenommen.' JWolf 1561. ,N. ist
zuo Rom von wegen syner üebung im spilen also a.
worden, dass ...' Holzw. 1571. ,Der Mönchen stamme,
welcher etwan in und umb Basel sehr a. gewesen.'
Wurstisen 1580. .Fürnemm und a. leut.' LLav. 1582.
,Wir konntend by der guoten kleidung gar lychtlich
sehen, dass es gar fürtreffen liehe a-e adelspersonen
gsin sind.' Jos.Mal. 1593. ,Fürneme, statliche und
wolhabende, riche und a-e Lüt.' JJRüeger 1606. ,Vil
junge, a-e, erfahrene, wolgereisste Burger.' FWyss
1673. .Eine a-e Bottschaft', aus vornehmen Leuten
bestehend. Wurstisen 1765. — ß) von Sachen. Eig.
,Nachdem sie ir kilchen . . . mit einem nüwen gloken-
turn a-er gemachet hättend.' 1498, aZoll. 1899. ,In
betrachten, das, so etwas mer wäder allein die blos mur
da stau, die statt vyl zierlicher und a-er sin ... wirf,
so habent mine herren erkennt, im vorgemelten egg
... ein weri und halben turn ze buwen.' 1541, Z RB.
,Ein hüpsch, a. werk, opus spectabile.' Fris.; Mal.
,Ich kauft ein Ross . . . war zimlich stark und guot,
auch a.' FPlatter 1612. ,Die Seck [Baumwolle, wie-
wohl zT. verdorben, seien doch] vil a-er gsyn dann die,
so noch alhio im Kauffhuss liggend [von denen vorher
gesagt ist, dass sie ,ussenhar ganz verfulet und sich
der Mehrteil derselben wie Papier verzeeren lassen']. •
16*3, Z. Von einer Münze; s. Bd V 129 (wo die Z
Hdschr. ,merer' statt ,werder' liest). Uneig. ,Als
dann üwere eersame wysheit uns in angang des
a-en, treffenlichen und christenlichen handeis zuo
|n,i
identen und schidlüten verordnet und bestimmt
hat.' 152.",, Z Disp. (Joach. Watt). .Unser herrligkeit
und gwalt ist a. vor manigfalt.' SBikk 1532. .Was
sunst mentschlieher leeren und Satzungen sind, sy
syen wie schön, hübsch, a. und lang gebrucht sy
iemer wellen.' 1536, Absch. (Confessionsformel). ,[Die
Äbte] erfundend vilerlai bitt. fasten und unzalichen
ceremonien und nüwen gottsdiensten, die von den pap-
sten approbiert, bestet und mitt grossein aplas der
267
Sacht, secht, sieht, socht, sucht
268
Sünden dem volk a. und verkotflich gemacht.' Kessl.
,üie stimm macht die redreiche vil a-er und ange-
nemer oder werder, eloquentiam vox maxime commen-
dat; mit a-en Worten ein ding erzellen, weisslich,
dapferlich, ernstlich, waarhaftigklich, graviter narrare
res gestas.' Fris.; Mal. ,Die klag was so a., das ouch
die herren deputaten mit zuo schatten muossten han.'
ThPlatter1572. — 2. wie nhd. ansichtig. ,A. weiden',
mit Acc. oder Gen. ,Der ber ward in [Karlus] a. und
lüf in an.' Volksb. ,A1s sy [die Feinde] einandern a.
wurden.' DSchill. B. ,So er des heiligen Tuochs a.
wurd.' RCvs. — Ahd. anasihtiy, mhd. an(e)uhtec.
uii-: 1. unsichtbar PA1. (Giord.). ,Der N. [den
mit er einem Wurfe getroffen] sye im u. gewesen.'
1471, Z EB. ,[Lucifer zu Teufeln:] Ir dry müend (ich
mit üwer gstalt u. machen.' JMurer 1559. Auch in
einer W Besegnung des XVI./XVII. Undeutlich: Das
Siegel an der Urkunde sei ,u. und verblichen worden.'
1442, AaMuh. — 2. Gegs. zu sichtig 3. ,Bei u-em
Wetter', Nebel, Schneegestöber. Gesetz über die Schiff-
fahrtauf dem Zürichsee 1899. — Unsichtigkeit f.:
Unfähigkeit zu sehen. .Denselben sin fründ der N.
fridlich in sin antlit geschlagen hett, das er nützit
mer domalen gesehen, noch sich von siner u. wegen
gen im geweren möcht.' 1472, ZRB. — Jihd. ansäUec
in Bed. 1.
für-: vorsichtig BG.f; ScHÜa.; Ndw ("fir-J. In der
ä. Spr. voraussehend, umsichtig, klug. ,F., der künf-
tige ding versähen kann und sich darnach hüeten,
providens, cireunspectus, providus; f. und bericht, ein
ding weisslich zeverwalten, prudens administrandi.'
Fris.; Mal. (Weitres ebd. 150 b). ,Die kinder diser
wält sind f-er dann die kinder dess liechts in irem
gschlächt: jäne lautt'end mit verhengtem zäum zum
bösen, dise muoss man zuo guotem yemerdar tryben.'
LLav. 1583; nach Luc. XVI 8 (in der Bibel 1530 ff.
dafür .klüger', griech.cppoviu.(ixepot). ,F., verständig, ocu-
latus ad omnia, vir summa prudentia; f. fahren, caute,
cautissime agere.' Hosp. Oft als ehrendes Attrib.,
bes. in der Anrede an Höherstehende, Behörden; zB.:
,Den ersamen, f-en, wisen burgermeister und rott der
statt Basel.' 1474, Bs. .Den f-en, wysen N., der zit
landamman zuo Ure.- 1491, U. ,Den edlen, strengen,
frommen, vesten, f-en, ersamen und wysen hern schult-
hes und rat der stat Bern.' 1538, AaL. .Der edel, f.
und wyss Hr Landtvogt N.' 1628, Ndw. ,... fümemme,
f-e, hoch- und wohlweise, gnädige Herren und Väter.'
1724, ZEH. (Bittschrift). S. noch fromm (Bd I 1295)
und vgl.: ,F. ist heut zu Tage nur eine kanzlei-
mässige Benennung gestrenger, ehrsamer und weiser
Herren und Niemand gedenket mehr so christlich von
dem Frauenzimmer, dass man solchem den gleichen
Ehrentitel beilegen sollte. Vormals aber hätte es ein
Mittelmann vor den Ehgaumern zu verantworten ge-
habt, wenn er seinem Weibe nicht zugeschrieben
hätte: Der f-en und tugendsamen Frauen N., wohn-
haft zu B., meinem lieben Ehgemahl.' Sintem. 1759.
— Mhd. vürsihtec. Heute wohl allg. cvr-eichtig iu der spec.
nhd. Bed. — Für-sichtigkeit f.: Voraussicht, Für-
sorge, Umsicht. .Fürsehung in der türe, sei und
libs halb geton [Titel]. Als nun Got dise und
andre land mit harter türe zuo friden, besserung
und f. treib ... darnach zu ersatzung mangels fürge-
sehen, uss iren landeu kein körn zuo verkoufen . ..'
Ansh. ,Ob semlich unsere flintschaft und vereinung
üch guot sin bedunkt, als wir hoffen und glouben
durch üwer f. solle geurteilet werden...' ebd. (der
frz. König an die Eidgenossen). ,F. ist ein kraft und
fügend, die ding, die man erkennt und weisst, zuo
würken, usszetragen und ze ordnen.' LJud 1531. .Die
f., fürsorg, Providentia.' Fris.; Mal. ,RPlanta ist
[seiner] trew, dapferkeit, mannlicher f. und allerlei
fügenden halb fürtreffenliehen berüempt.' Ard. 1598:
,F. in kriegsgeschäften.' ebd. S. noch subtil (Sp. 96).
Bes. von der göttlichen Vorsehung. ,By regierung des
allerhailigosten . . . hern Pauls, von göttlicher f. bap-
stes des andern.' 1468, AaB. Urk. ,Das die göttlich
f. nit allein die ding, so der seelen, sunder ouch die
ding, so dem lyb notwendig sind, fürsicht, fürordnet
und bescheert.' Zwingli. ,Daz büechlin von der f.
Gottes.' L.Iod 1531. .[Streit in Genf über den] artikel
der ewigen waal Gottes und siner f.' LLav. 1576. ,Es
ward aber dise tat durch Schickung göttlicher f. ge-
otfenbaret.' RCvs. ■ — Un-: Unbedachtsamkeit, Sorg-
losigkeit; s. für-bringen (Bd V 726); In-brünstigkeit
(ebd. 749 u.). — Win-. Iron.: .Der Schmähworte hal-
bes, welche er wieder die Hochlöbl. Orte der Eids-
genossenschaft ausgegossen . . . wollte er untertänigst
gebeten haben, ihre Gn. Str. wollten solches der Wein-
Fürsichtigkeit, ja der unbesonnenen Trunkenheit zu-
messen,sonst wüsste er bei der Wahrheit von den Herren
Eidsgenossen nichts anders als alles Gutes zu sagen.'
Beitr. 1739. — für-sichtiglich: = für-sichtig. ,Da
ward ein wiser rat der stat Bern f. bewögt, in so schwe-
rer, ungehörter sach nit an des ordens Visitation sich
ze benüegen.' Ansh. ,F., mit weitem umsähen oder für-
sich sähen, Üeissigklich, providenter, provide, consulte,
caute; ein sach f. und wolbedacht verhandlen, caute
et cogitate rem traetare.' Fris.; Mal. Der Landvogt sei
.ufrichtig, ehrlich, f., fridsam, fründt- und nachbarlich'
gegen die Untertanen gewesen. 1611, AKüchler 1895.
g'-: l. was (leicht) gesehen werden kann, sichtbar.
,Gott well den unsern geben kraft, sterk und macht,
dass si fürwerthin allen iren finden, ges. und unge-
sichtig, überwintniss geben.' Stretl. Chr. (Schlussatz).
Von einer Anhöhe: .Die in der statt [Zürich] wapp-
notend knaben, man und tochteren, zugend mit denen
in der statt umb mit pfifen und trumen und zuoletzt
inachtend si ein redli mit disem volk uf dem [Linden-]
hof, der hoch und ganz ges. was. Das nun der [die
Stadt belagernde] küng selbs und die sinen gesechen
mochtind, schatztend es für ein sollich volk [usw.].'
HBrennw. Chr. — 2. a) so, dass man gut, weit sehen
kann; „hell GT.", klar, ,sichtsam' Gl, .durchsichtig'
GW. a) eig. Klar, vom Wetter GT. Von der Tages-
helle Ap; GA., T. Es ist dusse" scho" g. Sobald 's
am Morge" g. ist, stön-ich üf Ap (TTobler). Wo ich
erwachen, isch ['s] schu" g. und hell bis under 's Dach
ufe" g'si". JJRütl. Der Sehne giH g., vermehrt die
Helligkeit, zB. zur Arbeit GT. Auch von einem hellen
Zimmer Ap; Gl. Das ist e" g-i Stöbe" Ap (TTobler).
„Von einer Brille GT." Von (Stellen mit) schwindel-
erregendem Ausblick Gl; GT. ,Babcli wurde es
schwindlig auf so g-en Stellen und es traute sich
daher nie [auf den Säntis] hinauf.' III. Kal. 1851 (GT.).
— ß) uneig. Klar, von einer Rechnung(sstellung); in
der Verbindung richtig und g. Ap; Gl; Th (Pup.).
Syn. besichtig. Eichtigi und g-i Rechni"g, ,im Kanzlei-
stil' Ap (TTobler). Die Landsgemeinderechnung r.
ond g. fende" ApI. .Eine Rechnung als richtige und
260
Sacht, secht, sieht, soeht, sucht
g-c der Gemeinde zur Genehmigung empfehlen' Gl.
Vgl. auch gar (Bd II 398 o.). Neben andern Adj.:
Der Pfleger solle stets seiner Obrigkeit ,gute, ehr-
liche, redliche und g-e Rechnung' zu geben vermögen.
1660, JBRdscb 1881 (Ap). Von einer Zeugenaussage:
,G. und gute Zügnus.' ApA. Mand. 1607. — b) hell,
glänzend, von einem gefegten Panzer; s. rollen (Bd
VI 875). Hellfarbig, zB. von einem Kleide ApSchön.,
vom Rindvieh GaStJoh. — 3. von Personen, a) gut,
schnell, scharf sehend, beobachtend GF., G., W. —
b) klug, geschickt, wem nicht leicht Etw. entgeht,
«nicht leicht zu betrügen" GA., „G.u, T. E" g-s
Possli GT. Er ist e» G'sichtege- GA. — ge-sichtigen:
1. = sichtigen (Sp. 265) GSev. — 2. heller (Ap), .weisser'
(GaStJoh.) werden. — ge-sichtiglich: sichtbar.
.Wände wir nu des giewis sin, daz wir sant ime [Chri-
stus] in dirre weite gesihtikliche nehein wesin habin
mugin, von diu suln wir gahon ... daz wir in ewig-
liche sehen in sime riebe.' Ende XII., Wack. 1876, 7.
,Also wart er gesichteklich und offenbar gemartret.'
Ende XIV., ebd. ,Gib uns frid und hail, legg uns ab
alle gesichtenklichen vigenden!' Hören 1476.
Mtad. gesihtecflich, -Julie). Zur Bed.-Entw. vgl. heiler (Bd
II 1768), Wer (Bd III 1513).
an-ge-: = an-sichtig 1 b a. Eig. ,Darzuo so syen
da zemal unangsichtig und unwerlich knecht; [der
Hauptmann] hat uns also gebeten ze verschaffen . . .
dass an deren statt redlich, angsichtig lüt dar gefer-
tiget werden.' 1445, B. Uneig. ,Der a., wolgeborn
herr, her Cuonrat von Stretlingen.' Stretl. Chr. .Allen
fürsten und herren was er a.' ebd. — un- s. das Vor.
— Mhd. angesihtecliche, sichtbar, deutlich.
un-ge-: unsichtbar. ,Die stimme, die waz unge-
sichtig.' 1377, Nicl. v. Basel. ,Do sprach die u-e
stimme.' ebd. S. auch ge-sichtig 1.
churz-: wie nhd. wohl allg. — be-: = ge-sichtig
2 a ß. Di Herre" Bötshere" hend a" dere" Setzi"9 d'
Bödsrechni"g g'nau dörchhin g'no" ond Alls met-enand
richti" ond b'sichti' fonde". ATobler 1909 (Ap).
blöd-: schwachsichtig. ,Der bei dem Liecht nicht
sihet und dunkle Augen hat [heisst] bl.' Spleiss 1667.
,Lusciosus, bl.' Vestib. 1 692. ,[Schulkinder sollen nicht]
die Augen zu nahe auf das Papier halten, wodurch
sie leicht bl. werden können.' Z Schulordn. 1781. —
Vgl. Gr. WB. II 142.
rege"-: nach Regen aussehend, 's Wetter ist r-er
Art UwSachs. (Dan.). — selb(s)-: mit eigenen Augen
sehend, als Augenzeuge. ,Wie uns das geben habend
die, so von anfang selbsichtig und diener dess worts
gewesen sind.' 1530, Luc; ,selbs- sichtig.' 1531/48;
griech. aöiöiruai.
durch- Aa; Th; ZStdt, dur'h- ApK.; B, dürch-
(bzw. -ö-) ApH., I., M.; B: 1. a) wie nhd. durchsichtig.
aaOO. Gang-mer US Weg, de bist nid d. B; Z. ,Der
paradyssvogel . . . mit langlechten flüglen, welche ganz
ran und durchs, sind.' Vouelb. 1557. ,Perlucidus,
durchheiter, d„ vast klar und lauter, also dass man
dardurch sieht; illustris, vast heiter, scheinbar, d.,
durchleuchtig.' Fris.; Mal. Durchbrochen: ,Der lett-
ner sol ouch mit dursichtigen simpsen an beden sitten
gemacht werden.' 1514, AAZof. (Bauvertrag). — b) in
die Augen fallend, strahlend. ,Von güetty d.', Übers,
von ,bonitate conspieuus.' KSailer 1460. — 2. wer
Alles durchschaut oder durchspäht, scharfsichtig Ap
(TTobler); ZO.
Amhd. in Bed. 1 und 2; vgl. auch Gr. WB. II 1684; Fi-
scher II 491. Die Form durch- deutet auf schriftspr. F.influss.
wunder-: wunderbar anzusehn. ,[Am 3ten Schö-
pfungstage war schon] angeschwengert die Erden mit
Getreidt und Fruchtbarkeit . . . w. als [Alles] tat
scheinen, angewürzt die Specirei [usw.].' JCWeissexb.
1678. — wit-: weitsichtig, wohl allg.
wetter-: = regen-s. Nnw (Matthys). — wetter-
sichtege": .immer regnerischer aussehen.' ebd.
be-sichtigen: wie nhd., in Augenschein nehmen,
untersuchen. Das abgebrannte Dorf bisichtigun WLö.
,Besunder so hat sich unser heilig vater uf das bol-
werk uss dem palast tragen lassen, uns [die eidg. Ge-
sandten] zuo b. und bäbstlichen segen zegeben.' Ansh.
.Den venner und seckelmeister, das si b., wie die
grebnus zun predigern ze machen.' 1534, B RM. ,B.,
eigentlich und allenthalben besähen, dispicere, con-
templari, inspicere, explorare [usw.]; ein ding wol
lassen b., oculis vulgi aliquid contreetandum per-
mittere.' Fris.; Mal. ,2 büechly vom harnb. und eins
vom bluotb.' 1562, Inv. des HsSalat. Der Landvogt
habe sie [die Leute von THNnf.] ,in iren harnasch
und gweren besichtiget.' 1569, Z RM. ,Sy hand die
ussgeschmeizte materi besichtiget und dieselbig funden
alls ein gestocket oder gerunnen bluott glych einer
sulz.' RCvs. ,Die Fürstaten b.' 1797, AAOLunkh.
Bes. auch in der Gerichtsspr., ein Streitobjekt, einen
Streithandel ,b.' ,[NN. wurden verordnet] den Jätzer
und sinen handel ze b. und zuo verhören.' Ansh.
,Darumb wir uff hüttigen tag angeregten span und
stoss aigenlich besichtiget.' 1550, TuWarth Arch. ,Ein
rächtsbandel wider b., recognoscere causam.' Fris.;
Mal. ,Hand sich mine herren erkent, das man soll
uff den span gan und mass und unmass gegen ein-
andern b., wo der feil sige . . . Wie man nun uff den
span kumen und den handel besichtiget hett ...' 1570,
UMet. Chr. Von körperlicher Untersuchung. ,Eine
Person zu b. und zu probieren 30 ß.' 1542, B (Taxen
für den Scharfrichter). ,Die doctores, als sy in an-
fangs besichtigot, habent sy im anzeigt, er hätt ein
böse krankheit.' 1552, B Turrab. ,N. b. ; so er fran-
zösisch [dh. syphilitisch], in die Sandtfluo.' 1555, BRM.
,Dise frowen der malatzye b. lassen.' 1558, ebd. .Zalt
Her Dochter ab Iberg . . . auch den Balbirern ein
Trunk, dass sei die Gfangne underscheidenlich be-
sichtiget, ob manss dorterieren khönne.' 1664, Scbw
(ADettl. 1905). Eigentümlich ,sich b. in': ,Diewil der
handel ganz finster ist und nit wol ze ferstan, hett
man den handel allen den 4 mannen entpfollen, sich
darin zuo b., wellen rächt und unrächt hab.' 1563,
UMey. Chr. — Besichtigung f. ,Nach eigentlichem
undergang, b. und erturen ir notwendigen spänen.'
1553, Aar. StR. ,B., contemplatio.' Fris.; Mal. ,Der
Steckporischen hämisch und gewer b. halb.' 1569, Z
RM. — Der heutigen Spr. nur als schriftspr. Lehnw. bekannt.
sichtlich: .sichtbar, hell (von der Luft).' oO.
Vgl. (ge-)sichtig (Sp. 265. 268). — Vgl. Gr. WB. X 1, 753.
u"-: unsichtbar, unversehens eintretend. ,0 herr,
lös uns von dem gewalt und unsichtlichen tod!' Hören
1476; lat. ,a subitanea et improvisa morte.' Nicht in
die Augen fallend TaSee (Dan.).
un-ver-: unversehens. .Nachdem man des tags vil
und mengerlay sait und man etwas erschrocken was,
das sich die ding so gähs und u. erhaben ...' GWil CB.
'-'71
Sacht, secht, sieht, socht, sucht
272
.Nachdem man besorgen müest, das die biderben lilt us
dem undern Thurgöw . . . villicht möchtint us der statt
Costenz gächlingen und u. überylt werden.' ebd.
Ge-sicht II s. Gesucht 2 (Sp. 288).
Sucht (Z- s. die Anm.) f., PI. in der lebenden Spr.
kaum gebr., in GitVal. (nach vereinzelter Angabe,
heute abgelehnt); Ndw (lt Matthys) Suchte" : 1. Krank-
heit; doch (meist auch schon in der ä. Spr.) nur noch
von besondern oder einer besondern Art von Krank-
heiten, a) bei Menschen. Schwer heilbare Krank-
heit (nach älterer Angabe Nervenfieber) GRVal., hitziges
Fieber Gr, Gliedersucht, Rheumatismen BSi. (Imob.).
Vielfach nur noch in Zssen (s. d.). ,Febris, ritte vel
s.; ephimera, einstages s.; febris continua, ein s.' Voc.
opt.; s. auch Ritt III (Bd VI 1722). ,[N. hat sich
stark erbrechen müssen und glaubt vergiftet zu sein ;
da sagt sein Weib:] Es ist nüt, er hat ein s. und er
weis nit, was er redet' 1424, Z RB. ,[Agar:] 0 wee,
dass ich min kind ye hab gsee; war ich darfür an
einer s. glägen, da ich gbar dise frucht.' Haberer
1562. .Doch starb der herzog einer s. des 15. Junii.'
1569, HBüll. D. ,Als es one nachlassung der schmer-
zen über den neunten tag kommen, darzuo erst haupt-
wee mit einem koder angangen, und er befände, das
ihm diese suchte zum abscheid dienen wolte . . .' Wurst-
isen 1580. ,Die Buggel ist gut den Frauwen zu ihr
S., die da heisst Menstrum. Wan die S. zu lang ist,
so brauch dess weissen Bügel [!] Bletter, gesotten in
Wein oder Wasser.' XVIII., BSi. (HZahler 1898). Insbes.
epidemische Krankheit, „Seuche" AALeer.; „VO:
Gl"H.; PAL; GWb.; „Scb" (Kirchh.); S; TB.; mTn;
W; „Z;" in der ä. Zeit häufig von der Pest. Es ist
e" S. um-andre" W. ,Die Mutter spürt halt das feuchte
Winterwetter und die herrschende S.' Joach. 1898.
,Deranach kam ein unerkante s., genämt die brüne,
under der Eidgnossen knecht im veld.' Ansh. ,üie s.,
gemeine plag, allerlei krankheit, so gemeinlich über
leut und vych aussgadt, lues, morbus; die s., pestis.'
Fris. ; Mal. ,Üb dieses [das Erdbeben] die ursach
des allgemeinen landtsterbens gewesen, will ich nicht
disputieren; allein ist bekannt, das diese suchte schon
im jar darvor eingerissen.' Wcrstisen 1580. ,[3000
Personen hat] Gott durch dise s. [die Pest] in dem
jar abgefordret.' 1581, Ard. Weil da, wo gute Ord-
nung gehalten wird, ,die s. nit so streng angryft.'
1611, Abscb. ,Die Tischmacher sollend die Toten
darein [in den Sarg] leggen, es were dann Sach, dass
ein S. usgienge.' 1646, AaB. StK. Im Wechsel oder
in Verbindung mit Synn. ,Das du dich nit förchtest
vor der pestilenz, die im finsteren schleicht, vor der s.,
die im mittag verderbt.' 1530, Psalm; , Seuche.' Luther.
Dass die Jünger ,heiletind allerlei sucht und allerlei
krankheiten.' 1530, Matth.; , Seuche.' Luther; griech.
Ttäaavvöoov Kai itäaav p.aXax(av. ,Man hieltauch domalen
[zur Zeit des Sempacherkrieges] Sachen für Zuoreden,
die man jetziger Zyt nitt darfür hallt noch straft, alls
da die Allten etwan einem ein S. oder Krankheit ge-
wünscht oder einen Lug oder Trutz wort.' RCvs. Krank-
heiten und Suchten halb der Mehrteil abgestorben.'
ebd. ,Dass böse Dämpf aussgangen von der Erden
und Pestilenz und Suchten verursachen.' JZiegl. 1647.
,Gott ruft uns zur Buss etwan durch Süchten und
Krankheiten.' JMüll. 1665. In Verbindung mit einem
Adj. t. in allg. charakterisierender Bed., t. zur Be-
zeichnung bestimmter Krankheiten. ,Diss herpsts ist
ein gemeine s. von pfnüsel und huosten das ganz
land der merteil alle menschen durgangen, man nampts
das hüenerwee.' JHaller 1550/73. ,Böse (besi) S.'
W. ,Der Herr wirt von dir tuon alle krankheit und
wirt die bösen suchten der Egypter keine über dich
füeren.' 1530. 1548, V. Mos.; .sachten.' 1531 ; .Seuchen.'
1667. , Alles Gespenst und böse Suchten uss den Hüsern
und vom Vych vertryben.' KCys. ,Sie soll ir Kuni-
bernuss izt bi Sit legen, maazzen die Patientin wieder
us der bösen S. werd erston.' 1622, BsFamilienchr.
,Vom Hunger, Krieg und bösen Suchten verderbt.'
Z Mand. 1647. .Leidige S.' .Disere leidige s. und
grausambes sterben [die Pest].' 2. H. XVI., GMosn.
Die .leidige S. der Pest.' 1634, Absch. ,Es sind A° 1635
an der leidigen S. in die 150 an jungen und alten
Personen in Gott selig entschlaffen.' 1637. Z. ,Schwere
S.' .Auch Pestilenz und Süchten schwer [folgen auf
ein Erdbeben].' HRRebm. 1620. .Dieser schwären, ab-
scheulichen und unheilsammen S. [Aussatz].' BChorg.
1667. ,Dass so ein harte, gähe s. uf der strass under
si [die Söldner im Novarazug] komen, dass von 12000
kum der dritteil überbliben, so ellendlich im Meien
lieimkamend, dass man si mit leitrenstrowägen, siech,
sterbend und tod under enandren, ab der strass in-
fuort.' Ansh. .Geschwinde (schnelle) s.' .Wann
geschwinde suchten und krankheiten einreissen sol-
tend, wie sie dann zuo denselbigen [den Geistlichen]
zuoflucht nemmen woltend?' BossH.-Uoldschm. ,[Gott
danken] für die abgenommnen schnellen Suchten und
Sterbensläuff.' Z Lit. 1644. ,Tödtliche s. oder ver-
derblicher schaden, capitalis pestis.' Fris.; Mal. .Ver-
gifte (giftige) S.' .Sei gleich pestilenz ein erbliche
vergifte s.' OWekdm. 1564. .Ordnung für die schuolen
in pestilenzischen zytten. Wie sich die schuolmeister
mitt der jugent verhalten sollent, damitt solche ver-
gifte s. nitt so bald under sy komme.' 1594, L Pest-
büchl. , Pestilenz und giftige Suchten.' FWyss 1672.
Pestilenz(ial)ische S.' ,Es hat dise ansteckende
pestilenzische s. gedauert etliche jar.' 2. H. XVI., G
Mosn. ,Da pestilenzische sucht umbgiengen.' Würst-
isen 1580. ,[Die Südgrenze gesperrt] aus Ursachen
grassierender pestilenzischer s. in unsern landen.'
1588, ScbwE. Arch. ,Wäre es sach, das die pesti-
lenzische s. under die schüeler käme.' 1594, L Pest-
büchl. ,In eines rychen Pfisters Hus zuo Halden-
stein hat sich erhebt die abschüchlich pestilenzisch
S.' 1611, Ard. .Doch solle sich solches [die fest-
gesetzte Ärztetaxe] nicht in pestilenzialischen und
contagiosen Süchten verstehen, sondern von allein
ordinari Krankheiten.' 1645, B. ,Pestilenzialische
Suchten.' AKlingler 1691. Dass die ganze Eidgenos-
senschaft von dem Sanitätstribunal zu Mailand wegen
Verdachts ,der pestilenzialischen S.' in Bando genom-
men worden ist. 1731, Absch. S. noch pestilcnzisch
(Bd IV 1792). , Heisse (hitzende, brennende) S.', von
Fieberkrankheiten. , Ampferwasser ist guot getrunken
für den turst in heissen suchten und in dem ritten,
wan es vertribt die gilwe.' Schw Arzneib. XV. ,Ist
das bluot brun und schwarz, daz bezeichnet hitzende
s. und grint und kratzen.' Künste. 1474. ,Vor hunger
sollend sy verschweigen, und verzeert werden von
brennender s. und von bitterem gift.' 1548/1707,
V. Mos.; ,vom feber und von bittern suchten.' 1530/1;
,von brennender Seuche und von bitterer Pest.' 1868.
Sarllt.
tat, socht, sacht
274
.Die (liin)fallcnd S.', Epilepsie. .Ist Jemand mit
der fallenden S. behaftet, so soll man der Leiche
seiner Mutter ein von dem Kranken getragenes Hemd
in den Sarg legen' ScuStdt (Unoth 1868). , Gegen die
fallende S. trinke man Blut von einem mit dem Schwerte
Hingerichteten.' ebd. .Ein wasser für die vallen(d)
s.' Ki:nstb. 1-174. ,Pür die fallent s.' ZoArzncib. 1588.
.Liudenblüetwasser ist denen ein sonderliche Arznei,
so mit dem Stein und der fallenden S. behaft sind.'
J.INüsch. 1608 (häufig, auch ,die hinfallend S.'); ähnlich
Ahzneii:. XVll./XVlII. ,Dem mit der fallenden S. be-
hafteten Sohn, welchen Schulmeister N. zu Dübendorf
mit Lachsnen zu curieren vermeint.' 1062, ZDüb. ,Die
fallend S. (das bös Weh).' Spleiss 1667. ,Alle Welt inuss
bekennen, dass der Mond und dessen Veränderung in
vielen Gschöpften auf Erden seine Würkung habe, als
nemlich ... in underschiedlichen Krankheiten, fürnem-
lich in der hinfallenden S.' Anhorn 1674. .Fallende S.,
Epilepsia.' JMitrai.t 1692, 245 f. ,[Der Adlerstein] ist
gut zu der hinfallenden S.' XVIII., HZahler 1898. S.
noch Französen-Lämi (Bd III 1265); Mai-Bhiem (Bd V
82); Such (Sp. 204). ,üie schwinend S.-, Schwind-
sucht; s. Schwill- S. .Wellicher (trank) imme zuo ge-
sundtheit und verlassung der schwynenden s. gedient.'
1582, ZKB.; vorher ,sch\vynung.' .[Dieses Wasser] ver-
treibt die Malzey, Schweinendsucht [!], Schlag [usw.].'
JRLani.enb. 1608. S. auch Ettiken (Bd I 600). ,Der
erste siechtag ist ein durchspitzige suchte [Spitz-
pocken], als mit den hüllen loufft.' XIV.. Bs (Ochs II
452). .Warend ouch vergangner jaren wunderbarlich
suchten von den kriegsleuten auss Langbarden und
Westfrankreich in Teutschland bracht worden, die
man die weltschen suchten hiess und eins von dem
andern annomen; sobald man den huosten überkam.
so was es geschechen, und sturbend die leut gänd
und stand und sitzend gächlich an dem huosten.' Vad.
,Die schlaaffend s., ist ein krankheit, da einen stäts
schlaaffert, kumpt auss müessiggon, veternus.' Fris.;
Mal.; vgl. Schläf-S. Es sollen in den Spital ,keine
erbliche Krankheiten und abscheuliche Sucht, als da
sind die Pestilenz, der LTssatz, die venerische S.
oder französische Krankheit [Syphilis] udgl. zu kurieren
kommen.' 1645, Imob. 1878. — b) bei Tieren. .Tier-
seuche' F. a) beim Kindvieh. (Maul- und) Klauen-
seuche Gl; Schw; WZerm.: Syn. Brüsten (Bd V 838/9);
Stich (Sp. 204). Ü"si Chue hed ä" S., sie hed hüt
g'nägget SchwMuo. .Zuo Veihüetung der S. solle man
in allen Ställen mit Wachholderholz [usw.] einen
starken Kauch machen.' 1792, ThHw. Arch. .Wen die
Lungenfäuli oder S. in einem Ohrt grasiert, so ist ein
gutes Mitel für das gesunde Vieh... so wird solches
Vieh von solcher S. nicht angesteckt werden.' 1. H.
XIX.. ZHorg. (Zauberbuch). ,BÖse S.': ,Wen man an
einem Sambstag nach Vesper dem Vehe nit zläken
gäbe, so seig es gut für dass Boss, dass keinem keiss
Vehe ab oder under gang der bösen S.' XVIH., HZahler
1898. — ß) = Gälti 2 (Bd II 238) Gr (Tsch.). von
Ziegen Gl (Steimn. 1802; darnach bei St. und FAnd.
1898). Syn. auch Müch-Bresten (Bd V 846). — y) hei
Schweinen, = Flug 3 Gr (s. Bd I 1180), = Eöt-Lauf 1 a
(Bd III 1119) AaF., Ke.; Th. D' Söüfe") händ d' S.
— 8) Magen -Darmkatarrh bei jungen Hunden Aa;
Ai'(TTobler); Bs; B- S; Tb; Z, auch bei Katzen Aa;
Bs; B; Th; Z. Nach dem Volksglauben bekommt die
Krankheit jeder Hund: Het-er d' S. scho" g'ha"? wird
Schweiz. Tillntlknn Vit.
beim Ankauf eines Hundes gefragt. Gegc" d' S. bi de"
Hänge" isch ['s] guet, wenn-men-en (all Tag) es geh
Wiäli um ''<■" Ilnls hingt S (Schild). — 2. a) hettige
Begierde, Leidenschaft, (schlimmer) Hang, (üble) Ge-
wohnheit Aa; Ap; Bs; B: Gl: Gb; L; Sch; S; Th; Uw;
Z. Vgl. zum Übergang von 1: Di' [Freier] hat halt
a"g'setzt a"-mi'h n-ie-n-e" S.; di> gib-em z' letst 's Jöuort.
Stütz, Gem. 's ist <" ganzi, e" niiri (:n-n-ere" nitre")
S. wordef (bi-n-em). Dir hed e" iciesti S. an-em Nnw
(Matthys). Das ist(-mer) duck e" Clieibc. •" rerflitechti.
e" verdammti S. (das Lüge" oä.)! Er [der Mann, der
sich abarbeiten muss] isch jo Einer wie-n-e" 'lud vor
Eländi; bringsch-e* no'h i" Herd mit di'"r S. [die
Madame zu spielen]. JReinh. 1907. .Darum billich
wider dise schändliche S. [das gewinnsüchtige teure
Spielen] ein feuriger Eifer ab allen Canzlen erzeiget
wirt.' AKlingl. 1688. 's ist jezt reehU S. dersue, es
ist eine allgemeine Begierde darnach (St.'1). Er het
d' S. z'rede" (z'bifele". z' spile") GRVal. „Der Hans
hat die dwnmi S.geng .'lache B; L." Di verdammti
S., sich wolle" füre" :' drücke". Loosli 1910. Er het
die tvüesti S, all Nacht im Wirtshüs z' hockt" Bs
(Seiler). Er hat e" S. z' lüge" ZSchwerz. Er het eii
wiiesti S. an-em, immer a" de" Negle" z' chafle" AALeer.
(H.). Es ist afen e" niiri S. vo"-der, immer z' meine",
du werdisi b'schisse" AaBi-. — b) .Plage' Sch (Kirchh.).
„Es ist eine S. um dich, du quälst stets Jemanden
G", mit der eigentümlichen, offenbar im Hinblick auf
a zurechtgemachten Def.: „üble Gewohnheit, Andere
zu plagen." — 3. ,füle S.', Schimpfw. auf eine Weibs-
person. ,[Magd zu Sarali, die ihr Faulheit vorgeworfen
hat:] Du fule S., was klapperist? ..." GGotth. 1619.
Amhd. suht; dazu die etym. verwandten Bildungen *<'. <■/».
eochen I. Such, m-aücheren (Sp. 191. '202. '204. 206) und
Sucht. Im PI. begegnet die alte starke Form .sucht' mehr-
fach noch im XVI. und reicht vereinzelt bis ins XVII. (noch
1645, B), sonst gilt seit dem XVI. .suchten' neben seltenerem
.Süchten' (in nichtdiphthongierenden Quellen könnte übrigens
hinter .Süchten' auch der PI. von .sucht' = mini, eiuehede
stecken). Vad. bietet einmal beide Formen im selben Satz
(wenn nicht ein Fehler anzunehmen ist), das Tierbuch 1563
.erbsuchten' neben .erbsücht.' Zu Bed. 1 wie auch zu den
folg. Zssen ist insbes. MHofler 1899, 700 ff. zu vergleichen.
In Bed. 1 (1>) kommt das W. meist nur noch iu der Formel
./ X. A.i" vnr. wo ■/' N. vom Sprachgefühl vielfach (so in
Th; ZO.. Sth.) als d' Zucht verstanden wird (ein Zshang mit
Bed. 2, wo auch noch die Verbindung e" .S\ üblich ist, wird
nicht mehr gefühlt); ein Gewährsmann aus SchwMuo. schreibt
b' Sucht Im"; Anderseits liegt in Bed. 3 eine Entstellung
aus .Zucht' (s. d.) vor, sei es dass von der Bed. .vagina'
(vgl. dazu Vich-S. 8) oder von nihd. zuht .Junges, Kind,
Frucht' (Zu.htji, Mädchen W) anszugehn ist; vgl. auch .Sucht 2'
bei Schm.2II 220. Zu 2 1) vgl. Martin-Lienb. II 326, sowie
die Synn. Blay (Bd V 33), Straff.
Ifer-: a) „Grollsucht B; VO; S;" vgl. Ifer (Bd I
109). — b) wie nhd. Eifersucht, wohl zieml. allg.:
doch vgl. Schahm.
Ägli-: = Ägkn II 2 (Bd I 131). .Mit disen Kreu-
tren ich vertreib die Wasserkalber aus dem Leib, die
Ägli-, Ehr- undt Lumpensucht [ruft eine Krämerin
aus].' PSpichtig 1658. — .Egelsucht' bL'i Sohafen (MHöfler
1899, 703).
Ak-: Keifsucht Aa. — Amtli-: Amtcrsucht Aa:
B; L; Z. Vor der Ä. ergriß 's Vermöge" d! Flucht.
Roos 1907. .Weil ich in meiner X. erst durch den
Tod mich zum Rücktritt bewegen liess.' WSagen. —
Kr- I: Ehrsucht PA1. (Giord.) und auch sonst ver-
Sacht, secht. siebt, socht, sticht
breitet, aber kaum recht volkstümlich, so wenig wie
Er-Giz (s. Bd II 506). , Welche diener ... nüt uss
eer-, zangk- und klappersucht [das göttliche Wort
durchforschen].' HBill. 1572. ,Der Barmherzige weiss
Nichts von Wollust, E„ Geldgeiz etc.' JJUlr. 1727.
S. auch Ägli-S. — Kr- II s. Terr-S.
Erb-: ansteckende Krankheit, Seuche. Spreng (s.
butzen-fül Bd I 789). ,Die e., erbliche krankheit, con-
tagium.' Fris.; Mal. .Erbsuchten, so dise tier [Ochs
und Kuh] anstosst, sind pestilenz, feuchte oder trockne,
glidsucht, das grien [usw.], malezei, taubsneht. Dise
genante krankheiten sind allsamen erbsücht; so sy
eins under der hiird angestossen, so verderbend sy
ein ganze härd.' Tierb. 1563. .Greiffe die e. [die Pest]
dermassen um sich, das, welcher irgent jetz einen auff
der gassen frisch und gesund gesehen, nach wenig
stunden vergraben läge.' Wvrstisen 1580. , Pestilen-
zische E.' 1628, Absch. Wegen der hie und da ein-
gerissenen ,E.' Vorkehrungen zu treffen, damit keine
Sperrung des Handels erfolge. 1634, ebd. Dass im
Berner Gebiet die ,E.' ausgebrochen sei. 1660, ebd.
S. noch gäeh (Bd II 09); crb-süehtig. Uneig. von der
Erbsünde : ,Dieweil er [Jesus] kommen ist zu reinigen
unsere menschliche angeborne unreinigkeit, so hat er
je müessen unserer e. ledig und loss sein.' HBull.
1597. — Vgl. MHöfler 1899, 703: Gr. WB. III 741:
Fischer II 769.
TJs-: „Durchfall, Diarrhoe BSa." — Ahd. »j§««At,
dysenteria (Graff VI 141). Vgl. auch MHöfler 1899, 701,
ferner ,aussuchten' bei Fischer I 5'2S.
Vieh-: 1. Viehseuche. ,Viehsucht,' 1766, AATäg.
,Recept wider die leidige einreissende Viehs.' 1792,
ThHw. Arch. S. auch Menschen-S. — 2. s. V.-Zucht.
— Fall-: = fallemh Sucht (Sp. 273) Aa; B; GRVal.;
SBell.; TbMü.; W (Tscheinen); Z; dafür zT. (so in
B; Th; Z) echter und häufiger 's (falle"d) We. Auch
beim Rindvieh: s. JWirth 1863, 86 f. — Feld-. ,Die
F. oder Malzei . . . den Aussatz oder die F.' JJNüsch.
1608. Vgl. feld-siech (Sp. 197/8).
Jen-' Ven-, Vieri- BSa., Vein- PAL, Ve1- BG.:
Pocken (sowohl die Pockenkrankheit als die Schutz-
pocken) BG., „Kinderpocken" BSa., ,morbilli' PAL
(Giord.). Er lief d' V. BG. Eim d' V. ge", die Schutz-
pocken einimpfen, ebd. Der Dokter het-mer d' V. </<jr".
Ich ha" m¥"m Blieb la" d' V. ge".
Vgl. BesucKt-gruebig (Bd II 691), wo aber (mit St.) vens-
zu lesen ist: Viensucht-Grueben für Pockennarben lebt heute
noch in BSa. Yien- und Vein- weisen nach den örtlichen
Lautgesetzeu auf eine Gruudf. Yen-, auf die wohl auch Ve-
zurückgeben kann, zumal wenn, wie angegeben wird, aber
freilich sehr merkwürdig ist, in BG. der Ton auf der
•2. Silbe liegt (in BSa. ist die 1. Silbe betont). Wahrsch.
besteht Zshaug mit dem syn. Visen (Bd I 1151), das aber
auch etym. unklar ist (die aaO. gegebene Erklärung be-
friedigt nicht). An Ve-Sucht .Viehsucht' zu denken, was
sachlich nahe läge, verbietet sich aus lautlichen Gründen
(woher das «.'). St. I 363 meint: „Vermutlich von .Venus-
sucht' [vgl. dazu MHöfler 1899, 765/6] durch eine Ver-
wechslung von In veroh und peilte veröle." Xaeh der geogr.
Verbreitung des W. ist am ehesten ein rom. Etymon zu
vermuten.
Fön-: krankhafter Zustand des Menschen bei
Föhnwetter (Missbehagen, Unaufgelegtheit zu Arbeit
und Vergnügen, Ermattung und Schläfrigkeit) U(Bärnd.
1908, 116); in ÜAltd. unbekannt. — Französen-
s. Huereii-Sitclt (Sp. 204). — Fress-: Fressgier. Syn.
Ettiken (Bd I 599ff.). ,Waun der Magen mehr als
zu viel Nahrung begehrt, so ist es die Fr.' Spleiss
1667. ,Fr., Farnes canina. Ist eine stäte und uner-
sättliche Begierde zu essen.' JMuralt 1692, 342. —
Gift-: = .vergifte, giftige Sucht' (s. Sp. 272i; vgl.
MHöfler 1899, 706. ,Eine verborgne G.' Spleiss 1667.
Gall(en)-: von der Galle herrührende Krankheit.
,Die alt Margret ist krank gewesen an der Gallens.
und im obern Stüblin glegen.' 1622, Bs Familienchr.
,Wann die Gall das Blut ansteket, so machet sie einen
gelbsüchtig (nenilich durch die gelbe oder schwarze
Galls.), dünnleibig, schwindsüchtig.' Spleis> 1H67. —
Vgl. Gr. WB. IV 1, 1192. 1198.
Gelt-: Geldgier L (Ineichen); Now(Matthys); selten
auch sonst. Er lidfejt a" der G. ,So er [der Schiffer]
auff einem holz fart, rüeft er vil ein schwechers holz
[ein Götzenbild] umb hilf an, das g. und geit erfun-
den.' 1530, Weish.; Spegij 7iopiou.(öv. .[Frissdengwin :]
Disen warf ich an ein fuoss, dass er die g. hat ererbt.'
HsRMak. 1548, 847 (unklar; Wortspiel mit .Gelbsucht'?).
,Bos in lingua, er hat g., sein zungen ist an ein gul-
dine ketten geschmidet, es ligt im ein Jochimstaler
auf der zungen: ein gemein sprüchwort wider die, die
nit dörffend die warheit sagen, von wägen das man
inen zeschweigen galt hat geben.' Fris.; Mal. ,Wo
ein Oberer ein Christ und die Undertanen ebenmässig
sind Christen und dennoch von der schnöden G. be-
fleckt ist, das er Glicht und Recht umb Gelt ver-
kauft.' DHess 1818 (aus einer Predigt von JJBreit.
1632). — Vgl. Gr. WB. IV 1, 2923/4: Fischer III 277/8.
Gel" Gel-, Gelb-: a) wie nhd. Gelbsucht Aa; Ap;
Bs; B; Gr; G: Sch; S; Th; Z; wohl allg. Ei-m (fast)
d' G. a"hänl;e", indem man ihn ärgert, erzürnt Z. Fast
d' G. übercho" vor Vertruss. ebd. ,Die gäls., morbus
regius, aurigo, icteros, arcatus morbus.' Fris.; Mal.
,[Eiu Trank ua. für] gelsucht, huosten, Wassersucht.'
Zg Arzneib. 1588. .Allerlei fieber, gels. und Wasser-
sucht.' HPaht. 1578 (öfter). ,Wer lasst am driten Tag
Brachmon, der gewint den Sehwindel oder Gels.' XVII.,
G (Aderlassregeln). , Milz-Krankheiten, Gelbs., Undäu-
ligkeit [usw.].' JJScheichzer 1706/46. S. noch Blouig-
keit (Bd V 106). ,Schwarze G.' .[Gestorben:] Vater
Imthurn, da er etlich Jahr mit der schwarzen Gäls.
behaftet gewesen. ChrWaldkirch an der schwarzen
Gäls. und Geschwulst, war nur 14 Tag lang krank.'
Imthirx. .Mein. ,In der Schwarzen Gelbs. (Icterus
niger) ist die äusserliche Gestalt der Haut schwärzer
an" der Färb [usw.].' JMüralt 1692, 378 f. Zahlreich
sind die Volksmittel (vorwiegend Sympathiemittel)
gegen die G. Wenn, me" d' G. het. sell-me" drei L&8
esse", das hilft Schild 1873 (S), Gegen die G. soll
man Hafergrütze (Mues) betteln und rückwärts ohne
zu danken fortgehen ScHSt., einer Nachbarin heimlich
den Abwaschlumpen aus der Küche stehlen ZRuss.,
von einem Frachtwagen einen Schmierkübel stehlen
und hineinblicken. JXPfstfer 1848 (ä. Zauberbuch).
Gage" d' G. sell-me" nun Zinggli Chnoblech an e" Fade"
:irh" und-se so a"hänken. rlass-si i" 's Herzgriiebli chö-
me": de"" sell-men am erste" Tag es Vaterunser betten
und bis zum nünte" Tag all Tag ei"s me. de"" wider
nun Tug lang all Tag «"« weniger. Bis zu der Z\t
verde" die Chnoblechziniigli gel und d' G. eergeit. Scnan
1863 (S); ähnlich, aber einfacher in BsL.' (AfV. XII
153). Man nehme 25 Knoblauchzwiebeln, zerstosse
sie, nähe den Knoblauch ohne Knoten in ein vier-
S.tclll,
jlit. sieht, socht, sucht
27-
eckiges Säckchen ein, das auch ohne Knoten genäht
ist, und trage ihn 14 Tage unter dem Hemd auf der
Brust ZBucha/I. Man hänge das Gelbe von sieben Eiern
um den Hals ScHSt. Eine gelbe (in SchSL weisse)
Rübe, in deren ausgehöhltes Innere der Kranke sein
Wasser gelöst hat, wird ins Kamin gehängt; wenn sie
austrocknet (das Wasser verdunstet), so vergeht die
G. BsL.; ScuSt.: S (Schild 1863); ZStdt f. Me" soll
Habermd in en Täller tue", drin i"e" briinzle" und de"
Ührde" ane"stelle" ; sobald die Vögel deu Brei fressen,
vergeht das Übel ZRuss. Man löst sein Wasser in
einen ,Wuluengstenhaufeir [Haufen der Waldameise]
hinein vor Sonnenaufgang, und die Krankheit ver-
schwindet ZHorgen. S. auch GMw-suckt-Chrüi (IM
III 907); dazu: ,Hest die gels., so bad fast ab schell-
krud.' Künstb. 1474. , Dieses Wasser vertreibt die
Wassersucht und die Gels.' JRLandenb. 1608 (häufig),
,üas Goldöl vertreibt die Gelbs., mit Geisblatwasser
oder Geisschotten eingetruuken.' JJNüsch. 1608 (häu-
fig). ,Ein träffenlich Purgiertrank für das Quartan-
fleber, Waser- oder Gelbsucht, Geschwulst [usw.]:
Nimb Senetbletter, schwarze Christwurzen . . .' XVII.,
Scaw (ADettl. 1905, 44). ,Für die gäls.: Nimb ein
Magen von einem schwarzen Huen und machs zu
Pulffer und trink in Wein, so gat sie von dir.' XVII.,
HZahler 1898. ,Wider die Gelbs.: Das Weisse von
Gäusedreck pulveriziert, ein Drachmain weissen Wein
getan und morgen nüchter getrunken.' Kinstb. XVIII.
,Für Gäls. nim Holderrinden und Nagelkrut und Geiss-
milch und nüchter getrunken . . . die Galle geht von dir.
du siehst es im Stulgang, das du dich verwunderest.'
Arzneib. 1822. S. noch raspe/i 2 (Bd VI 1483) und vgl.
JMuralt 1692, 377 f. Segen: , Für die Gelbs. Dreimal
gesprochen: Wasser, las dich nicht fliesen, denn du
wollest mir 7 und 70erlei büsen, und dann die 3 höch-
sten Namen' ZHorgen (ä. Zauberbuch). — b) Krankheit
der Seidenraupe, wobei sich zuerst um die Atmungs-
öffnungen herum gelbe Flecken bilden; allmählich
nimmt der ganze Körper diese Farbe an und schwillt
auf. Republikaner-Kal. 1854, 35. — c) Krankheit der
Bäume, deren Blätter zu früh gelb werden : ,Die Gelbs,
der Bäume entspringet, wann durch den Spatten die
Wurzel verletzet oder von den Mäusen und Maul-
würffen beschädiget wird.' EKönh; 1706.
Ahd. yelaeuht, mhd. yehuhl ; vgl. auch Gr. WB. IV 1,
SS88/9 (auch zu b); Fischer III 2«U.
Gleich- (in Ap Gldch-J: Gliedersucht, Gelenk-
rheumatismus, Gicht „Aa;" Ap; Bs (auch bei Spreng);
„B;" Gl; GA. (,der hitzige Gelenkrheumatismus');
ScHSt.; Tb; Z. Er heig e" fürchtegi Gl. CStreiff 1905.
,Ward begraben N., hatte 23 Jahr die Gl. und hat
9 Jahr nie mehr mögen in die Kirchen kommen.' 1658,
ZKlot. ,Es sollen Diejenige, welche der so gen. Milze-
sucht, dem Nieren- oder Blasenstein, Gl. unterworfen
sein, sich vor unserm neuen Wein, den wir gemeinig-
lich Suser nennen, hüten.' JJScheichzer 1706. Volks-
mittel. ,G1., wann die Gleich knorret und knöpfet
worden, heilt zerstossen Küh- und Widdergallen' Aa
Br. (undatiertes Mscr.). ,Für dei Gl. ein gutes Mitel:
Man tut ein Laden in ein Ofen, worinnen man Brot
gehachen hat, wann er nicht mehr bränt; dan tut
man Küssy auf dei Läden, zeid sich aus und get in
den Ofen und schweizst[!] braf.' Arzneib. 1822. S.
auch ratzen (Bd VI 1917). Spec. vom akuten Gelenk-
lheumatismus BE. (nach Bärnd. 1904, 442 z. U. von
der Glider-S). ,Zu wissen, dass das Podagram in
einem Gleich allezeit verbleibet und derowegen Ar-
thritis fixa genennet wird, die Gl. aber weichend ist
von einem Geleich in das andere und derowegen vaga
genennet wird.' JMuralt 1092, 772. ,Das Podagram
ist entweder nur lauffend oder fix; jenes wird GL,
dieses aber das Zipperlein geheissen.' ebd. 399. Dafür
äi fliege"d Gl. Z (s. auch AfV. V 189), .fahrende Gl.':
,Die, welche mit der sog. fahrenden Gl. behaftet, bei
denen die böse Materi noch im Geblüt vagiert und
bald in dem, bald in einem anderen Glied Schmerzen
verursachet.' JJScheichzer 1708. , Kalte Gl.', ohne
Fieber. ,üas Öle oder die Feisste von einer Gans
ist sehr dienstlich wider die kalt Gl. und die kalten
Gesucht in den Glidern.' JJNüsch. 1608.
Glid- Ar; BHa.; L; Tu, Glider- Aa; B; F; GTa.;
U; WVt.; Z, in der ä. Spr. auch Lid-: a) = dem Vor.;
nach DrMüller (U) = Rheum. artic. und Arthritis.
Der AU hed Gl. BHa. Man sagt, es gebe 77 (FMii.l,
78 (BG.) Arten von Gl. ,Artetica, lids.; podagra,
fuoslids.; ciragra, hantlids.; ciatica, lids. in der huft.'
Voc. opt. ,[Der Abt] ward seines leibs halb ouch
schadhaft: etlich meintend, es were die lids.; doktor
S. aber liess sich merken, dass es die blaterlemmi
were.' Vad. S. auch Such (Sp. 204). Früher bereiteten
auch die Tierärzte Pflaster gegen die Gl. AaF., Ke.
,Ein gut Öl zu allen Nerven und Gelenken, für das
Hüftweh, Zipperlein, Podagram und für alle Glids. in
gemein.' JJNüsch. 1608. ,Für das Schwynen oder
Glidts.: Schüss im Maijo einen Gugouw, verbrenn den
selben...' ZElgg Arzneib. um 1650. .Römischer Wer-
muht verhütet das Podagra und die Glieders.' E König
1706. ,Das Brigger-Bad curiert die Räudigen, Maltzigen
und Wassersüchtigen, den Krampf, das Zitteren der
Glieder und die Glieders., wird dessentwegen das
Glieder-Bad genannt,' 1715, W Blätter. ,Nimra Reh-
farn, Edelsalbinen, Wermuot [usw.]; morgens und
abends ein Glas voll warm getrunken und darauf ge-
schwitzt, nimmt alle Glieders. hinweg.' XVIII. , UwK.
S. auch siben (Sp. 52). Di fliege(h)d(i) Gl. der akute
Gelenkt heumatismus Aa; B. , Kalte Gl.': , Das Eschen-
holzöle ist ein fürtreffliche Arznei wider die kalte
Glieds.' JJNüsch. 1608. — b) beim Rindvieh. ,Die
lids. oder pestilenz, so sy [das Rindvieh] zuo zeiten
an vorderen füessen, zuo Zeiten an hinderen hinkend,
so doch ire klawen gesund, on allen prästen gesehen
werdend.' Tierb. 1563; s. auch Erb-S. — Amhd. lidteuht.
Grimm-. , Grimm- und Krampfsucht, colica bi-
liosa cum malignitate; ein heftiges Schneiden, Reissen
und Grimmen des Leibs mit zufallendem Zucken,
Krumpfen [!] und Zittern aller Glieder.' JMuralt 1692,
416ff. — Holz-: Krankheit der Ziegen, die entsteht,
wenn sie zu viel Baum- oder Gesträuchriude fressen;
die Haare stehen ihnen am Kopf in die Höhe und die
Fresslust vergeht ihnen, weswegen sie weniger Milch
geben Ap (Steinm. 1804). — Händel-: Streit-, Zank-
sucht Aa; Ap; B; Tu; Z.
Haupt-: eine Kopfkrankheit. „HimwutLE." .Es
was auch bei uns ein böse h., die vil niderlegt: doch stur-
bend wenig daran.' Val.Tsohodi 1533. ,In einer kranc-
heit des hauptwees, die man nempt die h.' UMey. Chr.
1540/73. ,H., darvoii einem das haar aussfalt, alopecia.'
Fris.; Mal. ,Us dem kalten, füechten Watter würt
volgen schwere Pestilenz, Hopts., Schwindel. Halswe
[usw.].' 1606, Ann. .11. "'Irr lliniwut, Phrenitis. [st
Sacht, secht, sieht, sucht, sucht
2s n
eine Entzündung des Hirns und der Hirnhäuten, mit
einem hitzigen Fieber, stäter Aberwitz und beschwär-
lichem Wachen vergesellschaftet.' JMuralt 1692, 488.
,1m Hornung grasiert die Haubts. je lenger je mehr:
es ligen in unserer Gemeind sehr ville krank daran,
jedoch sterben nicht der 6te Teil deren, die es an-
greift. Diese Krankheit fangt gewonlich mit einem
Frost und dan mit einer Matigkeit in allen Glideren
au, daruf komt Haubtweh, Verruckung der Sinnen
und vil Schlafen; auf das Schlafen änderet es sich,
entweder zur Genesung oder zum Sterben. Ist es zum
Sterben, so geht die Krankheit erst recht an; etlichen
kommt ein Fleckfieber darzu, etlichen Gichter. Vorigs
Jahr sind ville Kinder gestorben, jetz aber keine,
sondern nur Leut von mittelmässigem Alter.' 1772,
UBrägger Tgb. S. auch Schlaf- S. — Mhd. houbetsuht;
vgl. auch Gr. IVB. IV 2, 634; MHöfler 1899, 707.
Hirn-: Gehirnkrankheit. ,Feür die h. [Titel]. Das
hirn schwinet, taubsucht, monsüchtig. Ittem wan dem
menschen daz hirn schwinet ... der esse morgen und
abendt nüechter roggen- und gerstenmäl, zuo zeiten
habermäl, etwan mit geismilch gesotten ... dasdröchnet
das hirn.' Zg Arzneib. 1588. — Schou mhd.: vgl. auch
Gr. \VB. IV 2. 1562.
J ägi Jegi- : = Ge-jäg b (Bd III 19). St. — .0 h ü e - :
stultitia.' Id. B.
Chol-: Halsentzündung. Syn. Brüni (Bd V 651).
,Für käls. und gesehwulne[n] hals.' Zg Arzneib. 1588.
,Kähls., Angina. Ist eine Entzündung des Luftröhr-
haupts und des Rachens.' JMuralt 1692, 543. Beim
Vieh: , Gesägen ich ditz Vee ... vor dem Keiben und
Schellmen, ouch vor der Kalls, und Lungensucht.'
XVI./XV1L, WG. (Betruf). — Alid. chtlamht, mhd. Meuht;
s. auch Gr. WB. V 400.
Chalber-, in ApK. Kelber-: 1. gefährliche Er-
krankung der Kühe nach dem Kalben: ,Gebärmutter-
entzündung' (TTobler), „Gallen- oder Entzündungs-
fieber, das entsteht, wenn die Kuh in Zorn gerät, weil
man ihr das Junge weggenommen hat" Ap (auch
St.); „G"; Z, .Gallenfieber der Kühe' S. ,Die K., die
an fremden Orten selten ist, herrscht hier ziemlich
allgemein; es ist eine Art Fieber, welches entsteht,
wenn man einer Kuh, bald nachdem sie gekalbet, all-
zukaltes oder zu viel Wasser zu trinken giebt, oder
wenn sie in einen heftigen Zorn gerät, worauf der
Magenfalt zu brennen anfangt, wie es in der Sprache
der Bauern heisst.' Steinm. 1804 (Ap). — 2. „in moral.
S., plumpes, ungeschliffenes Benehmen VO." — Ch üp-:
Schmollsucht. ,Was hülfen ihm Schönheit und Geld
[einer Frau], wenn Zanksucht dabei sei und Kups.
und wie die Suchten alle heissen mögen? Ein zank-
süchtig Mädchen gebe eine alte Hexe, einem kup-
süchtigen saure alle Milch im Keller.' Gotth. —
Chlapper-: Schwatz-, Klatschsucht; s. Er-S. (Sp.
275 o.). - Chläwe»-: Klauenseuche. OüwSa. 1902. —
Chrampf- s. Grimm- S. ,Wie hat man sich bei ein-
fallenden Gichten und Kr. zu verhalten V JMuralt
1692, 293.
Leber-: Krankheit der Leber. ,Celsus lobt zuo
der 1. taubenläberen.' Vogelb. 1557. .Von der 1. und
ein füli und brästhaftige laberen. Den [!J lebersüch-
tigen ist am besten, das er uss einem abhöuwenen
becher trinke [usw.].' Zg Arzneib. 1588. Dieses Wasser
.vertreibt das Milzweh und die L.' JJNüsch. 1608. —
Vgl. Gr. WB. VI 464.
Lid- s. Glid-S. — Leger-: Kriegstyphus, un-
garisches Fieber. .Dises Hauptwehe ... ist von der
gewohnten Lägers. ... in etwas underscheiden.' Haupt-
weh 1690. ,Wie die Lägers. sich bei uns alle Jahr
gegen dem Frühling in etwas gereget.' ebd. , Fieber,
so hitzig und ansteckend, oder Lägers., fehris hun-
garica, maligna. Diese ansteckende L. ist eine giftige
innerliche Entzündung in einigen Teilen des Leibs
einnistende . . .' JMuralt 1692, 263 ff. ,Wer die wenigen
Personen gewesen seien, die im J. 1703 zu Bonstetten
an der Lagers, gestorben sind; [die Arzte haben]
durch ihre Geschicklichkeit und unermüdeten Fleiss
von 124 Angesteckten 118 gerettet.' Merkw. 1802.
Ein .Tractat von der L. (Schaffhausen 1675/86)' wird
erwähnt bei Leu, Lex. XVI 658. - Leck-, in ZKn.
G'-leck-: Sucht des Rindviehs, überall (bes. an
Kalkwänden) zu lecken Ap; Z. Syn. Schleck-S. Vgl.
JWirth 1863, 146 ff., Schweizer Bauer 1895, 69 fl.,
Schweiz. Landw. Ztschr. 1900, 1001 f. und s. Bein-
Mürwi (Bd IV 430/1). Die Chue hat d' L , si hät-mer
fast di ganz Chripf und d' Stalhcänd g'fresse" ZO.
, Unter dem Viehe verspürte man [1817] die L., eine
Sucht, die sehr oft in unserer Gegend vorkömmt.'
JJSchlapfer 1839 (Ar). Als Gegenmittel gibt man den
Kühen Bei"mel (Bd IV 221) als Gleck ZO.; s. auch
Räch-Bulfer (Bd IV 1207). Uneig. von Menschen:
E" nnii L. ha" nach Öppis, eine starke Begierde ZZell.
Lumpe"- s. Ägli-S.
Nach MHölIer 1S99, 710 ,eine chronisch verlaufende
Krankheit, bei der es kaum der Mühe wert erscheint, sich
ärztlich behandeln zu lassen.'
Lunge--, in Bs (Spreng); Gl (Steinm. 1802); Ndw
(Matthys); Uürs. Lungge"-: 1. Lungenschwindsucht.
Syn. Schwin-S. a) beim Menschen Bs (Spreng); Ndw
(Matthys); UUrs. Schwlnigi L. sagte einmal eine
Frau in BG. für Lungenschwindsucht. ,Für den huo-
sten und 1.' Zg Arzneib. 1588. Das Urdorfer Wasser
war gut gegen Nervenschwäche, , Schwein- und Lun-
gensucht [usw.].' XYL/XVIL, FZoll. 1905. ,Wann die
Abtrieffung (Hauptfluss) die Lungen versehret und ein
eiteriges Ausspeuen darbei ist, machet die L.' Spleiss
1667. ,L. oder Schwindsucht, Phthisis. Ist ein Ge-
schwär der Lungen mit der Beschwerlichkeit und Ge-
schwindigkeit zu atmen, mit eiterigem, bald blutigem
Ausswurf, mit Hitzen und einem Fieber in gewissen
Teilen vergesellschaftet.' JMuralt 1692, 652 ff. ,Stein-
leberkraut tut Wunder in Anfang der L.' EKönig 1706.
,Für die Lungen- und Schweinsucht' wird ein aus
,Bosshuben, Iselikraut, Brunnenkressich, Grundräbli'
gebranntes Wasser empfohlen. aArzneib. — b) bei
Tieren Gl; vgl. JWirth 1863, 117 ff. ,Die LuDggens.
ist zweierlei Art, teils die schwarze, dürre oder
trockene, und die weisse oder nasse; bei der erstem
haben die Kühe in der Lunge schwarze Verhärtungen
wie gedörrte Birnen, bei der letztem ist die Lunge
mit einem zähen Schleim umgeben . . . Die Bauern
behaupten, die dürre L. entstehe aus einem hitzigen
Geblüte, die nasse hingegen durch ungesunde Lüfte,
schädlichen Mehltau, unreine Getränke udgl.' Steinm.
1802 (Gl). ,Die Krankheit besteht in einer formal L..
worauf ein Bläterlin mit gelbem Wasser a potiori ge-
funden wird, ungemein erblich.' 1750, Schw (ORing-
holz 1908). ,Dass man das ausgehungerte Vieh so
frühe auf die Weide treibt, wo es mit dem schlechten,
halb verfaulten Futter den Saamen zu allerhand Krank-
Sacht, secht,
■ht.
cht, sucht
•J-J
heiten, sonderlich der L.. in sich .schlucket.' Z Aul.
17GU. ,Dissers Veich versägnen ich für die Fiiülle . . .
für den Källensiechtag, für die L. [usw.].' XVIII.,
HZahler 1898. ,Von der L. der Schaafe.' Arzneib.
1822. S. aucli Brüsten (Bd V 839); (Lungen-) Such
(Sp. 204/5); Ch'el-S. — 2. Lungenentzündung-. , Die 1.,
entzündung der lungen, peripneumonia, pneumoniae
Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. VI 1305.
Ge-lust-. .Concupiscentia, G., Begierd des Guten
und Bösen.' Denzl. 1677. 1716. — Magen-. ,Diss
sehmalz nimpt das handgsüchtc, zitteren, erfrieren,
podagran, m., tropfschlegige [usw.].' Vogei.b. 1557. —
Milz-, in F.T.; Ndw (Matthys) Mihi-: Milzkrankheit
FJ.; Ndw. a) bei Menschen. ,Das Eschinholzöle ist
ein herrliche Arznei denen Personen, so mit der Milzs.
geplagt sein.- JJNüscb. 1608. ,Eine fruchtbare Gebär-
muter des unmenschlichen Selbstmords ist auch der
Morbus Hypochondriacus, die Mikes., welche von
merkliehen Verstopfungen . . . und verderbtem Milz
herrühret.' AKlingler 1691. ,Melancholei und Milzs.,
melancholia hypochondriaca. Ist der erste Grad des
Scharbocks.- JMüralt 1692, 693. S. auch Gleich-S. —
b) bei Haustieren; vgl. M.-Brand (Bd V 680). ,Der
Vieh-Prästen ist innerlich und wird genennet die
Milzs. und das heimliche Geblüt [usw.].' EKönig 1706.
.Für die Milzs. [bei den Schweinen].' ebd. S. auch
Such (Sp. 204).
Man-: Mondsucht. Die Affen ,sind bei abnemmen-
dem mon und in dem neüwen traurig, im zuonemmen-
den und vollmon ganz frölich . . . andere wollen, es
widerfare dise mons. allein deryenigen art der äffen,
die da beschwanzet ist.- Tierh. 156.".. — Vgl. Gr. WB.
VI 2512.
Manne"- ScHSt. (Sulger), Manns- B (Zyro):
Männertollheit. — Menschen-, ,Auf die Viehsucht
und wann die Hunde rasend werden, folget oft eine
M.' EKönig 1706.
Mosel-, Musel-: (eine Art) Aussatz. .Dieses
Wasser heilet kreftigklich den Aussatz, Sehlag, Mosels.,
so man Morpheam nennet, und andere Bresten mehr.'
JRLandenb. 1608. ,Ein Wasser wider allen Aussatz,
Räude und Krätze, heilet die Fistlen, Mosels., spitzig
und umbsich fressende Baud [usw.].' JJNüsch. 1608.
.Weisse M.', mit pigmentlosen Flecken: ,[Des Adlers]
gall mit honig genützt heilet die weisse museis. und
den aussatz.' Vogelb. 1557.
Entstellt aus ,Misel-S.', dem alleu Nauien des Aussatzes,
durch volksetvni. Anlehnung au .1/as bzw. Mo8(en) (Bd IV
434) uud Musel (Bd IV 483/4). Vgl. Gr. WB. VI 2257
(wo ähnliche Entstellungen).
Gc-meister-: ,imperiositas.- Id. B.
Nier-. ,Die niers. oder pestilenz, so sy [die Kühe]
in hinderen teilen müed, lam und an den hauffen
schmerzen habend.' Tierb. 1563. - Bei Gr. WB. VII
834; MHöfter 1899, 713 = Nephritis.
Nerve"-: Typhus W (Tscheinens Tgb.). — N ä u s - :
„Schleck- oder Lecksucht, ein Krankheitszustand des
Viehes Ap; GRh.; Z" (St.2). — Pär'li-: Paralysis; vgl.
parlis- siech (Sp. 199). ,Paralysi, Alamannis Pärlys.
inde dedueta voce.' Goldast. .[Das Öl] nimpt auch
hinweg den Krampf und die Perlis. oder Lame, damit
gesalbet, als warm mans erleiden mag.' JRLandenb. 160*.
— Bleich- (bzw. -ä-, -ä-): wie nhd. Aa; Ap; B; Tu;
W; Z ; wohl allg. Die blüe(n)d(i) BL. mit roten Wangen
verbunden B; Z. Als Heilmittel gilt ua. ein Aufguss
v.iii Kraut und Blüten des Johanniskrautes (Hyperi-
cum perforatum). AfV. .Gegen die Bl. eines Kindes
wird ein Ei im Urin des Kindes gesotten, nachher
das selbe in einen Wohlheisthaufen gesteckt, worauf
das Übel verschwindet ZO. (HMessikommer 1909).
, Wieder die Bl. der[!] Frauenzimmers: Frühe Mor-
gens vor der Sonen Aufgang ein einen Garten oder
auf eine schöne grüne Weisen gegangen, einen grosen
grünen Wasen ausgestochen, den Urin in das Loch
gelasen, den Wasen umgekehrt, das Gras unter sich
und die Erde über seich, fein eingelegt und wohl zn-
getrukt.' Auf. XIX., BSi. (HZahler 1898). — Blä-
t(e)r(e")-, „Blatter-': a) „Kinderblattern- Bd.. wilde
Blattern BHaslib. — b) = Bläteren 2 b p (Bd V 204)
Es hatte das Blatternhaus seinen eigenen Arzt, ,Blat-
ternschärer' (,Arzet der Blatters.'). XVII., Imob. 1878.
— Brech-. .Cholera oder Br. Ist eine Gallenkrank-
heif, so dieselbe stäts übersieh und undersich vom
Menschen bricht.1 JMdralt 1692, 200/1. — Brüel-:
= Stier-S. (s. d.), insofern sie sich in fortwährendem
Brüllen nach dem Stier äussert Ap; St. — Rauk-.
Er het d' B , von einem leidenschaftlichen Raucher Aa.
Kipp-, in B; F Büpp-, in AaFH. (s. u.) Bippli-:
Rhachitis, wobei an den Rippen skrophulöse Anschwel-
lungen entstehen „Aa" ; Ap; B; F; „VO; Gl; Z" (auch
Dan.). .Den Kinderen, welche die Riebs. oder den
Etticken haben.' JMuralt 1715; s. Ettiken (Bd I 600).
.Die Ripps. oder Rbeticken, Auszehrungen . . . [bei
Kindern, die gebrannte Wasser zu trinken bekommen].'
1768, Z Ges. ,Wie man uuterwachsene Kinder und
wenn sie auch noch die Riebs. und den Retikon haben,
vollkommen heilen kan' ZHorgen (ä. Zauberbuch); s.
AfV. II 261. Einem gewöhnlichen Bauern an der
Lenk wurden oftmals Kinder gebracht, welche die ,R.'
hatten. Er legte sie nackt in die dritte Krippe des
Stalles, Hess sie vom Vieh anschnaufen oder belecken
unter gewissen Besprechungsformeln; nach wieder-
holter derartiger Cur, die streng an gewisse Zeiten
gebunden war, kamen sie gesund wieder zum Vor-
schein. EBuss 1881; vgl. auch Bärnd. 1908,422, ferner
ripp-süchtig . Bippli- Chrüt, Aehillea millef., Mittel
gegen die Bippli-S. Aa (Wolf-Mannh. IV Ihn). Be-
schwörungsformeln. .Ripplis. im Unterwachs rib dem
Chind vom Herz ewegg, wie du aus dem Kripplein
gehst vom Jesuskindlein' AAFri. (ebd.). .Guten Tag,
Freitag, nimm mir und meinem Kind die 77 Plagen
ab und meinem Kind die Ripps.' Thellung 1867, 19 (B).
- Vgl. Gr. WB. VIII 1036.
Riet-; eine Art Malaria (Fieberfrost, Erbrechen,
grosse Schwäche, Kopfweh), die Einen auf dem Riet
befällt (angeblich bei Dunst aus den Kanälen, bei
Nebel); sie dauert 1 — 2 Tage, hinterlässt aber keine
Immunität GRh. — Rot-: Masern Aa; Bs; Gl; GrAi
GA., Sa.: TB.; Ndw (,Art Scharlachkrankheit, besser
Maserkrankheit'; vgl. u.); W, .Röteln' Bs (Linder);
GrD.. .die Röteln oder die Masern, je nachdem der
Ausschlag ist Ap; Gl; Gr; L; GRh.; Sch; Zg' (St.*),
.Seharlachtieber' GW., „Masern, Scharlach." St.s(oO.),
,Masern, Röteln und Scharlach' Z (vgl. KdMeyer-
Ahrens, Der Stich. Zürich 1848, S. 64), Vgl. Rötelen II
(Bd VI 1778), auch Schweizerb. 1807, 81 3 (wo die
Ausdrücke .Röteln' und ,Rotsucht' wechseln). ,Die
kind hatten die r. wundervil in disem monat [April].'
L569, Tgb. WSchodolers des Jungem. .Die Kindts-
blotteren hab ich gehapt gar jung, auch buhlt hernoeb
2s:'
Sacht, secht, sieht, sucht, sucht
2*1
die E.' l'l'i.Aiii.K 1612. ,Die Durchschlacht (Kinds-
blatern) und R. [ist eine Eiterung] allenthalben.'
Spleiss 1667. ,[Die Schüler sind] durch Krankheit,
i; , Kinderblattern [usw.] an dem Schulgehen verhin-
dert worden.' 1672, AaK. (ZObf. 1897). ,[N.s] Kind
starli an der R. mit etwas Haubtwehe.' 1696, ZZoll.
P. auch Chinden-Bläteren (Bd V 207); rät (Bd VI 1745).
- SSrb-: das Hinsiechen; s. Megeri 1 (Bd IV 103).
Sü" Sau-: Nesselsucht, Urticaria ZrS.
U.i.i i L'rwissen Ähnlichkeit mit Sui-Iit l l> y (Sp.
278 u.)V Nach Gr. WB. Vlll 1937 auch bei HSachs, aber in
unsicherer Bed.
Schlaf-: Schlafsucht, als Krankheit. ,Letargus,
slafsuht.' Voo. opt. ,Die seh]., ein krankheit, da einer
yemerdar schlaall't und aller vergangner dingen ver-
gisst, ein gfarliche hauptsucht, yemerdar mit sehlaaffen,
lethargus, lethargia; die sohl, haben, pati soporem.'
Fris.; Mai,. ,Bie Schlaaffs., Lethargus genennt.' JRLan-
denb. 1608; JJNüscn. 1608. .Kein oder gar weniger
Schlaff ist die SehlalVlosigkeit: gar zustät aneinander
die Schi.' Spleiss 1607. ,Schl., Lethargus. Ist ein
schvrärer Schlaff, welcher von der Uuempfindliehkeit
und Starrung der Geisteren wenig unterschieden.'
JMiralt 1692. s:;;i it. Bildl. bei HPest. (s. Gr. WB. IX
309/10).— Schleck- Aa; S (Schild 1866); Schweizeb
Bauer 1895, SchlScker- SNA.; An.n. Vet. 1820:
1. = Uck-S. a (Sp. 280). aaOO. — 2. Naschsucht der
Kinder Aa.
Schwm-, nach Spillmann (Z) Sehu-i"-: 1. Schwind-
sucht, l'hthisis Z (so O., S.). Syn. Us-Zering. Dan
g'sehd-me" d' Schwins. a" vo" intern scho*. HNäg. 1842.
.Vf. du g'sehsl au"* dri"! Haut d' Schwins.? Stutz,
Gem. Di fliegend (Z lt Spillm.), galoppiere"d (ZO.)
Sehw. .Die schwyns., der schweinend siechtag, die
schwynend sucht, von wöleher ein mensch von tag
zuo tag abnimbt und ausszeert, phthisis.' Fris.; Mal.
.Niclaus Schwab, ein in Anno 1626 berühmter Segner
in der Land-Grafschaft Turgäw, segnete an Leuten,
Ross und Vieh die Schweins.; der starb aber endtlieh
mit grossen Schmerzen, langsam ausseihend, eben an
der Sehweins.- Anhorn 1674. ,N. war allzeit schlechten
Leibs, starb an der Schweins.' 1696, ZZoll. ,Maras-
modes febris, eine Gattung Schweins.' Denzl. 1716.
S. auch Ettikex (Bd 1 600); Lungen-S. (Sp. 280). -
•>. Abmagerung eines Gliedes Bs (Spreng).
JIM. s„;„s,,h, : vgl. auch ür. WB. IX 2454. Bei JRLan-
denb. 1608, JJNOsch! L608 und Denzl. 1666. 1716 wechselt
.Schweins.' mit .Schwinds.', bei SHott. 1702,139 findet sich
ilie Kontauiinatiniisl' i .SchwcimK'
Schwind-: I. = dem Vor 1. verbreitet, aber (we-
nigstens zT.) modern. Vgl. hluetig (Bd V 223). Di
galoppierend Schw. Aa; Tu; Z. In ä.Spr.bei JRLandenb.
1608; JJNüsch. 1608; Denzl. 1666.1716 (s. die Anm.
zum Vor.); Aüütelrock 1682/1712; JMuralt 1692 (s.
Lungen-S.); JCNäg. 1788; Gr Samml. 1782 (s. Sand-
Blacken Bdl 56/7). Uneig. .sind wir nicht meistens
geistliche Slägerlinge und Serblinge? Luget nicht
die geistliche Zehr- und Schw. den .Meisten gleichsam
herauss zu den Augen?' JJÜlr. 1718. Oft von einem
magern Geldbeutel Aa; Ar: B; B: Tu; Z und sonst.
Mi« Qeltseckel hat d' Schw. — 2. Schwindelanfälle.
1827, BEggiw.; vgl. Bärnd. 1904, 442. — Vgl. Gr. WB.
3chwind(o])sncht' beiMHäfler 1899, 715.
SpSck-: Krankheit der Seidenraupe, hei welcher
der Leib weisse Flecken bekommt und aufgedunsen
wird wie von der Wassersucht; die Raupe endet mit
Zerplatzen. Republikaxer-Kal. 1854, 35. — Spil-:
Spielleidenschaft Ap; B; L; S. , Spills., die einen nahen
zeucht und reizt, alea blanda.' Mal. Gage" d' Sp.
sell-me" Säumilch trinke". Schild 1881. Es ist d' Sp.
drin, sagt man, wenn eine Karte verkehrt im Spiele
steckt L. — Stier-: wie nbd.; s. Bräulerin (Bd V
584) und vgl. JWirth 1863, 175. 314; MHörler 1899,
716/7. - Sterb-, Sterbens-: tödliche Seuche, Pest.
,1mm anfang des jars fieng an der starben inwurzlen
und spreittet sich us, dergstallt, dass in Pündten dis
stärbs. inn 50 dörferen überhaudt genommen.' 15S5,
Arh. ,Ihr grimm und zorn üebt sie [Diana] so sehr mit
sterbenss. im ganzen heer.' GGotth. 1599. ,In solcher
Gfahr die Sterbenss. [die Pest] sich mehrt.' JDenzl.
1631. .Wegen bewusster in der Nachburschaft vast
aller Orten ynryssenden leidigen Sterbenss.' Z Bettel-
ordn. 1634. .Contagion oder Sterbs.' 1667, Absch.
Sterz-. Chdrer Schreibkai. 1712.
Nach MHöfler 1899, 716 eine Krankheit des Rindviehs,
wobei der Schweif oder Sterz des Tieres weich und welk wird.
Taub-: 1. Sinnlosigkeit, (Anfall von) Geistes-
störung (mit Wüten verbunden), Tobsucht; v Tollwut,
besonders als Krankheit." St.2 ,Kam ein groser ster-
ben mit grosem hauptwe, das die lüt in grose d.
fiellen.' 1517, Ryff, Chr. ,Das [sie] zuo zyten gar
toub werde, das zuo besorgen sye, si töde sich selbs
ettwan in einem widermuot und t.' 1530/:'., Z Ehe-
gericht. Wenn N. auch vor 1—2 Jahren eine ,T.'
gehabt (was auch manchem andern Biedermann
schon begegnet), so sei er doch jetzt bekanntlich
bei guter Vernunft. 1535, Absch. ,Die t. oder aber-
witz.- Voselb. 1557. ,T., das wüeten, die unsinnig-
keit, vesania, phrenitis, insania, rabies, furor, phre-
nesis.' Fris.; Mal. ,Diewyl die personen, so man im
spital an yssen legt, sich für und für daruss ledig
machend, ist den herren pflegern ... gwalt geben, das
sy im spital ein stübly oder zwei, darinne solliche
personen, so nit gar mit der t. behaft und aber nit
ledig umbher zewandlen lassen sind, enthalten werden
mögint, lassen ze buwen.' 1570, Z RM. ,Die alten
habend nit vergäbens gesagt, der zorn sye ein kurze
t. oder unsinnigkeit.' LLav. 1583. .Welcher, so er den
wyn mydet oder in zimligkeit trinkt, nüt bösser t.
und unsinnige, sonder noch eben guotter Vernunft ist.'
1583, Gl. Der Trank ,hat so grosse tugent, nämlich
für die grosse t., hirnwüete, allerlei houptwee [usw.].'
Zg Arzneib. 1588. ,Seltzame Zufäl von T-en, als ob
die Lüt besessen wärent.' RCys. ,T. benemmen und
Vernunft widerbringen.' JRLandenb. 1608 (häutig);
ähnlich öfter bei JJNüsch. 1608. .[Eine Dienstmagd]
mit einer erschrocklichen T., S. Vitz-Tanz genandt,
behaftet.' JGross 1624; darnach bei Wurstisen 1779.
,Die Aberwiz samt einem Fieber ist eine Schwermut,
samt einem Wüten die T.' Spleiss 1667. ,Von Denen,
die sich erdichter T. und Unsiunigkeit gebrauchen.'
B Chorg. 1667. .Stürben im Zürichgebiet vil Volk . . .
in einer abscheulichen Krankheit, lufend herum wie
das tolle Vieh in der T. mit Schweren, Fluchen und
Gotteslästerer- 1668, Baier.nchr. .Furor, Unsinnig-
keit, T., das Wüten; splendida bilis, T.; ira furor
brevis, der Zorn ist ein kurze T.' Denzl. 1677. 1716.
.Selbstmord eintweders aus T., Wahnsinnigkeit [usw.].'
AKlingl. 1691. ,T., Mania. Ist eine Verwirrung ohne
Fieber mit Wüten und Toben.' JMiralt 1692, 897 11
Sacht, secht, sieht, socht, «licht
-
S. auch Such (Sp. 204), Erb-, Hirn-S. Bei Schafen:
.Verruckung der Sinnen oder die 1. bekommen die
Schafe in Jen heissen Handstagen.' E K
Uneig. Von der Ekstase weissagender Personen. .Vor
zyten warend zuo Delphis und anderen orten oracula.
da die bilder den lüten antwort gabend: jetz nach-
dem Christas der wält allenthalben geprediget wirt,
so hat die t. ufgehört.' LLav. 1569. .Ihr t. ist ihr
j Kassandra] aber kon.' GGotth. 1599. Von Aufrührern :
.Die T. der rebellischen Landleuten und Undertaneu
der christlichen Obrigkeiten.- 1653, Bs (AHensl. 1854);
Vgl. brüelen (Bd V 590 o.). Torheit. Unvernunft. ,Dass
sich wol zuo verwunderen ist ab deren nnbesinten
torheit und t.. die noch ... vil hie uff erden verrichten
wollend, wenn sy sich yetzund uff die straass den
Tod] rüsten söltend.' Gialth. 1584. .Heinrich Bnllinger
hat dise Historien 40 Jahr zosamengetragen und erst
unlang vor syneru Tod an den Tag kommen lassen:
darum es ein grosse Vermessenheit und T. wäre, wann
Jemandts darinn etwas zeenderen oder zeverbesseren
understehen wurde.' 1619, Mise. T. (JHGrob). — 2. Ge-
hörlosigkeit. Verstocktheit. ,Wie. wolten wir ab allen
Jisen Stimmen [Gottes] nichts geben V Lieber zu grund
gehen als uns besseren? 0 dieser T.! Wer hette uns
also verzauberet':" JMüllbr 1665. .l>as Gewissen der
meisten [unserer Leute] schlafet und hat Jie '!'.: es
ist tod und abgebrennet. Gott mag ruffen, der Leu
brulen, seine Diener schreyen, so ist keine Regung
noch geistliehe Empfindlichkeit zu spühren.' JJUlr.
1718.— lind, toupmht. Vgl. MHöfler 1899, 71G. auch Gr.
WB. XI 180; Fischer II 105.
Dieb-: .rapacitä PAL (GiorJ.).
Tob-: = Taub-S 1. ,Mania, schoromia [1. scotomia],
t.- Voc. opt. .T., unsynnigkeit und derglychen.' 1541/3,
Z Ehegericht. — Mhd. t6bamht; vgl. auch Gr. WB. \1 531.
Tüfel(s)-: a) Krankheit, die dem Besessensein
durch den Teufel zugeschrieben wird; vgl. Bf Höfler
1899, 717. ,Disses Prästen beschwerreu ich oder auch
die Teuffelss., ich beschwerren dich bei den heiligen
vier Evangelisten [usw.].' XVIIL, HZahler 1898, 103/4
(Viehsegen). — b) überlr., teuflische Lust, Bosheit.
Syn. T.-Sücktigi. Ie* £a" sither nie me, sig 's us
Tüfels. oder teil i'1' tcicirsch bi" g'si", me es Tier 'plaget.
Loosli 1910 (B). Ausgelassenheit, Übermut ; vgl. .den
Teufel im Leibe haben, tun wie besessen.' E" so-n-e"
Tüfels. isch über-mi"* cho", ich hätt möge" lachen uberlüt,
wie Eine'', wo imene" schlaue" .lud vertu-iüscht isch.
JReinh. 1903 (S). Denn isch en fast e> Tüfels. a"cho":
es het en g'juckt im Arm und i" de" Beine", het use"
welle", das"-er dem Vreni [beim Heuladen] mit '<em
Mrclle"baum frei hert a" d' Rüppi g'faren isch. eb J. 1905.
Terr Ter-, in S auch Er- II: Darrsucht S; TiiSee;
Ndw (, Zehrfieber'); U. Syn. Ab-. Üs-Terring. De
Fress-Etticher [s. Bd I 600/1], welcher in T. (, Blut-
vertrocknen') ausarte TiiSee (Dan.). ,Ein Wasser, die
aussgernärgelte Dörre und mit der Dörrs. oder Schwind-
sucht beladenen Personen damit zu erquicken und zu
Leibe und Sterke zu bringen.' JJNüsch. 1608. ,Die
Geissmilch ist in Jer GlieJerkrankheit, Dörrs. etc.
eine herrliche Arznei.' EKönig 1706. .Äbschweinung
und Dörrs.' Z Nachr. 1756. — terr-süchtele": an
Jer T. leiden U.
Vgl. MHüfler 1899, 703. Er,, durch falsche Auflösung
von Tim. <■<(■ Den.) in (' &■».; vgl. Bwch-mhlacht
Dürr- lern Vor. 1 (Ineichen), Syn. Ab- Türritig.
— Vgl. MB
1" r ."■ 1 - : Handel-. Prozessiersucht. Der Landmann
der Alt-St Gallischen Landschaft .ist nicht -
Tbnrganer und Bheinthaler zur fr. ireneigt.' O] Hirt».
Abgang unsres Feldbaues kommt na. her]
von der so tief eingewnrzleten Tr., da man sich in
lel einmischet und darbei wie Gottes und
seines Gewüssens, also auch seines ehrlichen Boruffs
vergisset, von welchem Übel öfters halbe Gemeinden
angestecket sind.' JCNlo.1738. - Wiber-: Weiber-
tollheit B (Zyro). - Welt-: Weltlast. JJUlb.1733;
s. Bd I <■■< l \\ ni'l-: krankhafte Ansammlung von
Winden im Körper: vgl, MHöfler 1899, 719. ,W .
Tympanites. Ist eine Gattung von Wassersucht, von
Winden mit etwas Feuchtigkeit vermischt entstanden.'
JMüralt 1692, 951; auch 1697, 223. Line Krankheit
der Fische: .Pos Winters wird der Barsch öfters mit
der W. befallen: der Leib erscheint nämlich aufge-
trieben und aus dem .Mumie tritt eine kielförmige
Blase ' GLHartm. 1827. — Wund-. ,Es sind dreierlei
Art der W . die einem Verwundten zustellen mögen ...
die Wundfrost [s. Bd 1 1336] ... der Schauder oder
Wandgallen [s. Bd II 205] ... das Zocken oder die
Unruh [s. Bd VI 1896].' FWürz 1612, 539ff.; vgl,
&f Höfler 1899, 7 in.
Wasser-: 1. als Krankheit, wie nhd. wohl allg.
Unterschieden als Hier*-, Buch-, Brust- IT.. vgl. BIHöflei
1899, 717. .Tdropisis, w.; tinpanites, aschites, liitzig
w.- Voc. OPT. .Die w.. das nasser zwüschend Heisch,
aqua intercus, hydrops, aquosns languor; w., dardureb
der bauch geschwilt oder rumplet gleich wie ein trum-
men. tympanites.' Fris.; Mai.. .Wann die Lebei
wasserechtig Blut zwischen Haut und Fleisch zeuget,
so vvirdt es die W.' Splbiss 1667. ,W.. Hydrops
Brustw., Hydrops pectoris.' JMuralt 1692, 948. 195,
S. auch BlonigJcät (Bd V 106); Oelw-S. Auch bei
den Haustieren: vgl. JWirth 1863, 195 ff. und 3. An-
bruch 36 (Bd V 371), Ein Mittel gegen die W. ist
Heiden schwumm-Chrül [s. Bd Hl ''II | ZO. Lilien-
wasser .ist für die muoter guott und für die » Kunstb
1171. .Römischer Wermuht verhütet die W.' EKömo
17(16. S. auch Bdb (Bd VI 16); GSlw-S. und die Re-
gister zu JRLandenb. 1608; JJNüsch. 1608. Segen
gegen W.: .Wasser, lass dich nicht Biessen, denn du
wollest mir siebenzigerlei büssen' Aa (Rochh.); vgl.
Sp. 277. — 2. Wassergier: s. Schwind- S Ib. Schon
aiulul.
Zank-: Zanklust: -. Er-, Chilp-S. (Sp. 275 o. 279),
— Zwäng-: Sucht, Vlies nach einem Kopfe durch-
zusetzen. ,Es ist nichts schlimmer, als wenn man
mit einem ungeduldigen Wesen da drein fahren will.
wo man gar kein Recht dazu hat; was man tut, wird
bös ausgelegt, als Zw. oder Eigennutz, wie gut nun
es auch gemeint haben mag.' GoTTH,
(I -sucht (bzw. -i ) n. Ar; Bs; Gl; (ii(l>.. Mai..
Xuf. (nur in Bed. 3), l'r..; G; Sch; Tu: Z, PL unver.
(JkI'i : Sch; Tb; '/,, -er AiZein.; ir; Ba (auch II
Spreng); ScerNnk.; Th : Z (vor« iegend), -•" Us | s. Anm.i.
(1-süchti n. auBr., F., Kc, Leer., St ; BE..G ,M.,0
SohwE. (MLien. t! S Ndw (Kai. 1901); I « l . f
BoAä., F.. G., Soh« . S, ohne Gi cblo< tri lang. B8i
(Imob.), PI. unver. AABr., F., Ke., Leer. ; BE.; S (Dat,
JReinh 1901 1: UwE., „Cfsücht, G'süchi
2^7
Sacht, secht, sieht, socht, sucht
Süchti n. allg.", ,8üchti, G'süchti n, L; Schw; Zg'
(St.b): 1. häutig (in AAÜein.; Bs lt Seiler nur) im
coli. PI., langwierige Krankheit, Siechtum, zumal ein
chronischer Rheumatismus Ar (TTobler), .irgend eine
Krankheit, insbes. rheumatischer Schmerz, _der sich
andauernd in einem Körperteil festgesetzt hat' UwE.,
Rheumatismen. aaüO. (ohne GrNui.): lt St. „allg."
,Als sein Vater einem schlimmen G'süchti eilig.' New
Kai. 1901. F(s) G., G'sücht(-i, -er. -e") (in, Arm, i"
de" Beine") ha". Ich ha" derer G'sücht, si fare"d-mer
all um-enantl Tu. ,Er sei krank und habe grausame
G'süchti.' Gotth. Ich ha" Mit aber mi"s G'süchti, ai .'
• u! M Walden 1880. Ein Anzeichen von Regen ist es,
iioin- ine" wider G'süchte" het ßsL. Es het-in der
Dolier icege" sine" G'süchten in 's Bad g'schickt.
Breitenst. 1863. Ich sitze" i" mine" Endifinke" (wege"
d'r G'sücht i) bim Ofe" und lo"-mer 's lo" wol si".
Schwz. Frafenheim 1904 (SL.). 's Bäbimüetti het afen
all Tag erger 'gruggset wege" sine" dunderschiessige"
G'suchliuc" i" de" Beine" und im Rügge". JReinh. 1901.
Wenn d' Frau Amtmännin öjijh n in irer Ach den es
G'sücht Md. Usteri. ,Es kam mir in den Ann fast
wie ein G'süchti, ich müsste dich anrühren, dich um
ein Müntschi fragen.' Gotth. S.auch Rugg (Bd VI 781):
sibenzg (Sp. 00) und vgl. dazu die entsprechende Angabe
unter Glid-S. Volksmedizin. Wenn-me" G'süchte"
het. söll-me" Durteldübe" zueche"due" , si zieije" d'
G'süchten a" Bs (Seiler); auch S (Schild 1803). .Ätere"-
hämp [vgl. Näter-Eemd Bd II 1300] aufzulegen ist
gut gegen Gesuchter' ZBass. Tannzäpfe" sige" guet
gäge" G'süchti, ivenn-me"-se i" Franzbrannte"wi" i"-
leggi. Schwz. Ffacenb. 1907 (SL.). Gäge" d' G'süchti:
Wenn -nie" hingersich zume" Grabe" geit, wo Chrebst"
si", mit der lingge" Hang eine" nimmt, ab alle" zehe"
Negle" vo" de" Fingeren und Zeche" schabt, das Ab-
g'schabte mit-eme" Büschel/ eigenem Hur in-es Bündeli
tuet, das Bündeli ''ein Ghrebs uff <'e" Rügge" hingt und-
er wider hit gön, so wird -er absterbe" und wie der
Chrebs abstirbt, vergöt au'h d' G'süchti. Schild 1863.
E" Ghrott lebendig in-es Zwilchseclii g'ttäit und so
lang uff der Brust a'g'hänkt, bis-si abstut. isch guet
gäge" G'süchti. ebd. Vgl. auch Ge- sticht i-Bu ml (Bd
IV 1332); Ge-süchter-Ben (ebd. 1472); Ochsengrozium-
Pflaster (Bd V 1261). ,Dis liden was ain als starkes
ungewonliches gesucht, das alle ire gelider davon
zerschütet wurdent.' EStagel. ,Begunde er [Gott] ir
söllich gebresten zuo bringen, das sy von gesuchten
dik gar schwärlich gepinget ward in iren gelidern.'
ebd. ,Für gesückti[!]: Sant Johanskrud wasser ist
guot für all gesückt, der sich do mit weschset [!].'
Kunstb. 1474. ,Ain rugkenwe zuo etlichen zyten; ob
es ain gsücht sye, mag ich nit wissen.' 1534, GScherrer
1859. ,N. der gsüchti helfen.' 1546, BRM. ,Für das
gsüchte der henden ... für das gesucht und düss der
füessen und Schenkel.' Vogelb. 1557. ,Das gesuchte,
podagra. läme, kratupf, morbus articularis; gesuchte
oder krankheit der gleichen, wo die seigind, als das
zipperle in den henden, in den füessen das podagra
genant, artuum dolor.' Fris. ; Mal. ,Die krankheiten
und gesuchte kommend nit ongferd über die menschen.'
LLav. 1582. ,Für allerlei gesucht und gezicht im
rügen, henden und füessen, der beineu und huften ...
Für das gesucht in den glyderen und gleichen an
allem üb.' Zc, Arzneib. 1588. ,Der wegrich züchet uss
die gesucht.' ebd. ,So die gesucht under die zuugen
kompt [!].' ebd. .Durch einen hitzigen cholerischen
Fluss oder Gesuchte, so Einem etwan in ein Glied
oder Gläich fallen kann.' FWürz 1634. ,l>er stirbt
durch einen Schlag und diser durch die Pein lang-
wirigen Gesüchts.' GMüller 1650. ,Für das Gsücht.'
Z Elgg Arzneib. um 1650. ,30. Tag [im Neumond] ist
biiss, verursachet dir Geschwär, Eissen und Gesuchte.'
Schreiukal. 1766. ,Für die Gsüchte der Gliederen.'
XVIII., BSi. (HZahler 1898). Wenn einer ,ein Ge-
sucht in eim Knü hat.' Arzneib. 1822. S. noch Ross-
Bar (Bd IV 1432); Briutzel (Bd V 770); Über-RÖti
(Bd VI 1783); siech (Sp. 193). Beschwörungsformel:
,Vor die Gesuchte: Gesuchte ich vertreiben dich aus
dem Marg ein das Bein, aus dem Bein in das Fleisch,
aus dem Fleisch ein die Haut, aus der Haut ein einen
finstren Wald, da sollen sei warten beis an den jüng-
sten Tag, in den 3 höchsten Nahmen, Amen, und das
3 Mahl machen.' Anf. XIX., BSi. (HZahler 1898).
Bosi G'sücht (ha") ThMü. ,üer selb sich übel der
beinen ghept und anzeigt, er hat böse gsüchte.' 1552.
BTurmb. ,Auch bringet das dem Leib kalte, böse
Gesucht, so eins sein Lebenlang mit ihm tragen muss.'
FWürz 1634. S. noch Brot (Bd V 948). E" ehalt*
G., ,Gliederreissen (von Erkältung)' Ap (TTobler); vgl.
Chalt-(Ge-)sücltt. ,Für daz kalt g.' Künstb. 1474. ,Salb
die kalten gesucht damit, es nimpt die weetagen.' Zg
Arzneib. 1588. ,Diser Wein heilet alle kalte Gesucht
der Gliederen.' JRLandenb. 1608; JJNüsch. 1608.
,H e i s s e s g.': ,Zuo dem heissen g. [nimm] rot schneggen
und leg sy in salz, so werdent sy zuo wasser und mit
dem wasser bestrich den presten.' Kunstb. 1474. ,I)as
schlaffent g.': ,Für das schlaffent gsücht, unentpfint-
lichkeit der öderen und glyderen.' Zc; Arzneib. 1588.
— - 2. ,wyss G.', weisser Fluss der Frauen. ,Wyder
das wiss Gesicht [!] oder die wysse Krankheit der
Wyberen sol man, nachdem der Lib burgiert ist, Prüw
trinken von breitem Wägerich.' ZZoll. Arzneib. XVIII.
— 3. eine alte, offene und niessende oder nässende
(aber nicht eiternde) Wunde, auch die herausfliessende
Flüssigkeit GRNuf. (Trepp). Vgl. süchtig.
Mhd. (jemhte u., Krauklieit, rheumatisches Übel; vgl.
auch Gr. WB. IV 1, 4286 ff. (wo noch weitre Schweiz. Be-
lege); Fischer III 570 und MHöJer 1899, 708. 719. Der
mhd. Form entspricht uuser G'sücht n. (ein von St. daneben
angegebenes G'sücht n. ist von nirgendher bestätigt uud
wohl blosser Fehler): dazu die Plurale G'sücht(er), G'süchti
(auch Kunstb. 1474; 1546, BRM.: zur Bildung vgl. die
Anm. Bd IV IS 12) und G'süchte" (uach Seiler in und um
BsStdt ausschliesslich). (Isiuhti f. ist sing, verstandener
PI., ebenso G'ti'fht! n., wenn dies nicht vielmehr als (bei
Krankheitsnamen beliebte) euphemistische Dim. -Bildung auf-
zufassen ist (vgl. Süchti) ; auffällig erscheint, dass ein (neuer)
PI. G'siichteni zum Neutr., ß'süchtine" zum Fem. ausser bei
JReinh. 1903 nirgends belegt ist. Ähnliche Verhältnisse s.
unter Gicht V Sb (Bd II 113); vgl. zum Formalen auch die
Audi. Bd VI 274/5. Einmal begegnet im Kunstb. 1474 die
an skeh angelehnte Form ,gesiecht': .Schluttenwasser ist
guot für g.' Bei 2 ist die Schreibung mit -i- weiter verbreitet
(vgl. Gr. WB. IV 1, 40H9: Fischer und Höfler aaO.) ; es
scheint eiue Anlehnung an .Gesicht' im Spiele zu sein, die
sich daraus erklärt, dass der weisse Fluss häufig als Begleit-
erscheinung der Bleichsucht auftritt.
Huft-G.: Ischias. ,Das huftgsücht, ischias und
ischiadis.' Fris.; Mal. .Dieses [Bad] wird gebraucht
nur für die Sciati[c]i oder Hüftgesüchte.' Sererh. 1742.
Vgl. Gr. WB. IV 1, 4888o. IV i. 1872 (.Hüftsuchf),
sowie MHöfler 1899, 708.
289
■acht.
-i II <-lt t
Hand-: Gicht in den Händen: vgl. MHöflet 1899,
707. ,Diss schmalz nimpt die weetagen der nerven
und das handgesucht.' Vogelb. 1557. S. auch Mafien-
Sucht (Sp. 281). — Vgl. auch Gr. WB. IV 2, 391.
Kalt-. .Deflnxio, Kaltgesicht (im 2. Teil: -gesucht).'
Denzl. 1716. — Ge-stirn-: Krankheit, die dem Ein-
fluss der Gestirne zugeschrieben wird: vgl. Män-Sucht.
.Spicanardenöl mit jungen eselsbrunz vermischt und
denen angestrichen, so von gstirngsüchten erlambt oder
verdorren.' Tierb. 1563; bei KGesn.: .sideratis urina
pulli asinini ... prodesse dicitur.'
Kalt-Sücht: = ehalt Gesucht (Sp. 288) .Für ein
K. am Leib [Titel]. Schmiere [mit der angegebenen
Salbe] das Glied, so dir wehtut, fürwärtz und nicht
hindersich.' Arzneib. XV1I./XV11I. - Fehler für ,Kalt-
gsücht' (s. d.)? Oder ist ein nihil. " (kalt)aühte n. anzusetzen V
Tüfel-Süehteli f.: Teufelei B. Vgl. Tüfel-Sucht,
■süchtigi. .Viele [Dienstboten] essen und trinken da
[beim Abschiedsmahle] noch zum Platzen, um die
alten Meisterleute zu ärgern, und leben doch am besten
am Gedanken, wie zornig sie ihre Meisterleute ver-
lassen. Das ist auch ein wüst Zeichen der verkehrten
Natur der Menschen, eine wahre Teufelsüchtelei.'
Gottb.
suchten. Nur als subst. Inf. in copul. Verbindung
mit dem Syn. .Sehnen.' ,Der hl. Geist löschet das
ungeduldige S. und Sehnen der Seelen.' JJUlk. 1718.
.Dieses Sahnen und S. ihrer Seelen wird seliger Weise
gestillet werden.' ebd. 1727.
Die Verbindung scheint auf einer Art Auflösung oder
Zcrdehnung der Zs. .Sehnsucht' zu beruhen; vgl. die Anm.
Bd V 863. Sehm.2 II 220 belegt ein Vb .suchten', siech sein.
Süchti n.: = Ge-sücht 1 L, auch bei St. und St.b;
s. Sp. 287 o. Es S. üflese*. Ml"s S. han-i''' fern bi
ü"sem Üsmarsch üfg'lise" (ERöthelin). ,Für sückti [!].
Nim bugelinsomen, nesslensomen und spichen weglich [!]
und stos daz alles zuosamen und mische daz mit
essich und bind daz über die knüsüchti.' Kdnstb. 1 171.
Hirn, zu Sucht; vgl. die Anm. zu Ge-sücht. , Süchti' im
Kunstb. konnte auch PI. eines mhd. Uiihte n. sein; s. die
Anm. zu Kalt-Siu-ht.
Chnü"'- s. das Vor.
süchtig (bzw. -i-): 1. zu Sucht 1. a) mit lang-
wieriger, auszehrender Krankheit behaftet Ndw (Mat-
thys). ,S., bauwfellig, krankheiten underworffen, de-
bilis, valetudinarius.' Mal; bei Fris. , siechig' (s. Sp
203). Entzündet, , schlimm', von einer Wunde; vgl.
Ge-sücht 3. Bei offenen Wunden wende man ja nicht
etwa die unverdünnte Arnieatinktur an, denn dadurch
würde die Wunde ,s.' und der Schmerz erhöht werden.
Alpenp. 1872. — b) ,S., pestilenzisch, das ein ursach
der pestilenz (sucht) ist oder die pestilenz bringt,
pestilens.' Fris.; Mal. Sja.ge-süchtig. — 2. zu Sucht 2,
gierig nach Etw., nach einer gewissen Speise lüstern
B (Zyro). ,S. im Fragen zB., wenn Einer gleichs. eine
Sucht an sich hat, unnütze Fragen zu tun' ScHSt.
(Sulger). — 3. Adv., „über die Massen, leidenschaft-
lich B; L", heftig AALeer., „ungemein, sehr" B („in
der niedrigen Sprechart", ,a rusticis' St.1'). .Wiiklich,
recht sehr.' Zschokke 1797. S. we tue"; s. Ritschgi
(Bd VI 1863). 's hel-mich gar s. 'bisse" AALeer. „S.
schön, guet B." Züseli muess gueti Geissmilch ha", s.
gueti. MWalden 1884. Si heige" Fleisch z' hri'is g'ha",
es heig-si gar s. guet 'dücht. N. B Kai. 1848. Wil-er
sichtig nvl teird ha" chennen schwätzen, su tvird-er-'i
Schweiz Idiotikon VII.
warms g'nue* zueche" g'leid han. Gespr \<i$ (BHa.).
,S. viel' War' B. ,h"s hält e" tolli Lerere" g'ge" W "
hätt s. Geldchöwne" verdiene«. MWaldb» L884. Verst.
veneänt s. B. Das tuet r. s. ive. Das Chueli het-iuer
v. s. (guet) if falle". Es het-mi'h r. s. g'ruwe*, das' ...
Mhd. sühtei in Bed, 1: vgl. auch Schöpf 727: Sauders
II 1267; Gr. WB. X I. 751 (unter .sichtig'). Nicht ganz
klar ist Sulgers Angabc: .r. rjlu, .7,f«„, -hiuj, vertrackt.' — Hie
folgenden Zss. sind Ab), von entsprechenden Zssen mit Sucht
oder können doch als solche betrachtet werden ; da aber die
Grundwörter zT. fehlen, sind der Übersichtlichkeit halber
auch die mit belegtem Grundw. nicht an dieses angeschlossen,
sondern mit den übrigen zsgenonimen.
ifer-: eifersüchtig, wohl zieml. allg. Syn. schalu-
slisch. — alp-; = weid-siech (Sp. 202). ,An innern
Krankheiten, wie hartnäckigem Durchfall, leiden be-
sonders bledi Tiere, welche wenig Strapazen und
extreme Temperaturen aushalten und leicht in dieser
oder jener Weise alpsichtig werden, so besonders die
weissen Kühe' BGr. (Bärnd. 1908). — ämtli-: ämter-
süchtig B. — er-: wie nhd. D l'farrere" ist gar e.
g'si". Schwzd. (BE.). — erb-: ansteckend, von Krank-
heiten. ,Als etliche schaden, die doch nit e., mit werme
und schweiss müessen gearznet werden, darzuo ein
sonderbar stübli gebuwen und zuogerüst worden,
sollend die schärer sich beflyssen, dass niemand, so
mit franzosen oder dergl. erbsueht behaft, in sölich
stübli ufgenommen werde.' 1592, Imob. 1878.
ge-, in ZU. g'süehtrig: I. = süchtig 1 a, mit einer
Sucht behaftet, siech, krank. .Morbidum corpus, ein
ungesunder oder ges-er leib.' Fris. ,Abhauwen und
aussreuten alles, so verderblich und ges. ist, amputare
quiequid est pestiferum.' Mal. ,Söliebs fleisch [ist]
auch blöden, gs-en, schwachen leuten zur gsundtheit
dienlich.' Tierb. 1563. Mit Rheumatismen behaftet
GSev.; ZO.; vgl. Ge-sücht 1. Eu g's-er Ma"", e" g's-s
Mansch GSev. ,G'süchtrige Fräulein' ZO. (JSenn).
.Legs also heiss über die knüw, gleich und ges-e
glyder.' Zg Arzneib. 1588. .Brauch das Öl, die ges-en
Glider darmit zu schmiren.- JRLandenb. 1608; auch
bei JJNüsch. 1608. S. noch blöd (Bd V LT.). — 2. un-
gesund, von Speise und Trank; vgl. süchtig Ib. ,So
ein wunder man an ein wirt zuo ligen bekent wirt,
der selb der sol essen und trinken, so nit ges. ist.'
LE.Landr. 1491. — Vgl. Gr. WB. IV 1, 4289. <."*,..*,,„,
schliesst sich an den PI. G'iüchter au.
gicht-: als Glosse zu Luthers .gichtprüchig.'
APetri 1523. — geld-: geldgierig Ndw (Matthys);
St. — gel™-, gelb-. ,Gäls., die die gälsucht ha-
bend, feile (bile) suffusi, icterici, arcuati.' Fris.;
Mal. Auch Arzneib. XV1I./XVI1I. (,gelbs.'). ,Das Bad-
wasser seie gut den Gel-, Wasser- und Schweinsüch-
tigen.' JJScheuchzer 1708; .Schwindsüchtigen.' 1746.
S. noch Gallen-Sucht (Sp. 276). — heim-gart heu-
gert-: .leidenschaftlich für den lleiigert [s. Heim-Garten
Bd II 434] eingenommen' Gr(Tsc1i.). Syn. hengert-lös
(Bd III 1430). — git-: habsüchtig. .Vorteilige ge-
süech und gefärden, so durch gytsüchtige, eigen-
nützige gemüet brneht.' 1519, Z Mand. — gleich-:
gliedersüchtig GA. E" gher Purst. ,N. war vi] .Tahr
lang elend, gl.' 1702, ZZoll. (Totenbuch). .[Durch das
Bad können geheilt werden] etwan auch die Gl-en.'
JJScheuchzer 1707. — glid- Ar, glider- B, ,lid-.-
äSpr.: = dem Vor. ,Gl-er Art. der Arthritis unter-
worfen' Ap (TTobler). Hat einer einen glieders-en
Arm, so vergeht sein Leiden sogleich, wenn er ihn
201
Sacht, secht. sieht, sncht. sucht
einer sterbenden Person unter den Kopf schiebt und
sie darauf sterben lässt. DGemp. 1904 (BSL). , Kräm-
pfigen, lids-en, huftsüchtigen, döuwlosen ... leuten ist
guot die bibergeile.' Tierb. 1563. .Den Glieds-en.'
EKönig 1700. — huft-: .Der lendewee (lendiwee.
Fris.) hat, ischiadicus.' Fris.; Mal. S. auch das Vor.
— hagel-. , Die Hagelsüchtige', Xantippe. UBräguer
1777. - händel-: wie nhd. Aa; Ap; B; Tb; Uw; Z.
Der Toni isch ... e" h-e' Ma"", cha"" 's Stichle" und
cha"" 's Schimpfe", cha-" 's Föppele" nüd lö". Ndw
Volksbl. 1896. — „haupt-: hirnwütig LE." — „räts-
herre"-: voll Begierde nach einer Ratsherrenstelle."
00. — herrsch- Ndw; St. — chüe-: „Adj. und Adv.,
ungesittet, plump VO", ,stultus.' Id. B. — chel-: mit
der Chel- Sucht (s.d.) behaftet. ,So ein Pferd kehl-
sichtig oder rotzig ist.' Boss- und Bindarznei 1718. —
chalber-: I. von Kühen, ander < 'halber-Sucht (s. d.)
leidend Ap (auch lt St.); „G." — 2. von Menschen,
„plump, ungeschliffen VO", ,sehr roh' L (Schürmann).
— chirbi-: keifsüchtig. ,Wir Hühner- und Küngo-
logen sind halt ein wenig k., Mancher hat etwas aus-
zusetzen, ohne dass ers besser machen kann, Mancher
aber hat auch seine eigenen Meinungen.' Geflügelhof
1900. - leb er-: leberkrank Aa; B; L; St. Wenn
si d' Meitscheni ... I. oder bleichsüchtig g' macht hei",
de"" solle" mir-se z ueg doktere". UvGreyerz 1897.
,L-e Mädchen meinen, es fehle ihnen auf dem Herz.'
Gotth. Belege aus der ä. Spr. s. unter leber-siech (Sp.
199); Leber-Sucht (Sp. 279). — lieb-: liebesüchtig.
.Endlich waren noch alle [Knechte und Mägde] 1. und
eifersüchtig.' Gotth.; .liebes.' 1861. — lid- s. glid-s.
— leck-: an der Leck- Sucht leidend. Die Kuh ist
1. und e" Strieleri". Stütz, Gem. — lam-: gelähmt.
,Anna Treyer besichtigen lassen, ob si 1.; so si dann
toubsüchtig, solle sich lassen arznen.' 1555, B EM.
.Einem Paralitischen oder L-en.' JJNüsch. 1608. —
lunge"-, lungge"- Bs (Spreng), einmal ,lung-' (sonst
.lungen-'). EKönig 1706 (s. rotzig Bd VI 1932) : schwind-
süchtig. ,L., pulmonarius.' Fris.; Mal.; s. auch l.-
sieeh (Sp. 199). .Ich sähe wol, das der guote herr
1.' HPant. 1578. .Den Phtisicia und L-en oder Schwein-
süchtigen, so das Abnemmen am Leib haben.' ebd.
,Der L-en und Ussorenden.' 1645, Imob. 1878. .Den
Schwind- und Lungensüchtigen.' EKönig 1706. Auch
1800, Z. Von Tieren: .Wann ein Kindvieh 1. wird,
stark hustet und schwär atmet.' EKönig 1706. —
magen-: magenleidend. .[Dieser Trank] ist guot für
die m-en und lungensüchtigen.' Zg Arzneib. 1588. —
milz-: milzkrank. .Milzens., dem das milze wee tuot,
splen(et)icus, lienicus, lienosus.' Fris.; Mal. ,Milzs.'
Zg Arzneib. 1588; EKönig 1706. ,Milz-süchtigkeit' f. ;
s. Bristen (Bd V 837).
mä"- BGr. (Bärnd. 1908, 138), mön- „Aa;" TJÜrs.,
mö"- Ap: Tb, mü"- Gl, mönd- Aa; S; Z: 1. a) = mönig 3
(Bd IV 238), von Menschen, die zur Zeit des Voll-
monds geistig gestört oder auch nur ungewöhnlich
erregt, gehässig sind, nicht schlafen können, selbst
nachtwandeln. aaOO. Bist, mein-ieh, m ? sagt man
etwa zu Jmd, der recht gehässig ist ZrS. Bis nüd
z' friner mit der Vrl-ne" [warnt Heiri Jenni scherzh.
einen Bekannten], sust chännt-i'h am Änd nach ifer-
süchtig werde". [Worauf Vrene:] Säg du g'ad m.,
Heiri, Das chännt-der nuch ender passiere". CStreiff
1902. Ungetaufte Kinder, dem Mondschein ausgesetzt,
werden m. DGemp. 1901 (BSi.). ,Die besässnen, die
mons-en und die der schlag hatt getroffen.' 1530,
Matth.; griech. asXrjViatouivoos. .Mons., mönig, taub
oder sonst krank, desse krankheit wachst und schweint
gleich wie der mon, lunaticus.' Frip.; Mal. .[Dieser
Wein] ist denen nutz und gut ... so mons. und un-
sinnig sein.' JRLandenb. 1608. Bei AKlingler 1688
.mondsichtig.' .Der nions-e Knab, der etwan von dem
Teufel mit entsetzlichem Schäumen und Kirren ist
zu Boden geworfen worden.' JJUlr. 1718. S. noch
Hirn-Sucht (Sp. 279). — b) von Hunden, welche den
Mond anbellen Aa; Gl; Z. — 2. .teilweise blind.'
Arch. Vet.
von Äpfeln
Die Umii. ai
<ufd-«.
misel-,
die man vo
1820; vgl. mönig 5 a. — 3. = mönig ö h.
„Aa"; SL. - Vgl. anch das syn. man-schlnig.
f .sichtig' kehrt auch sonst wieder: s. bhiel-,
10 sei-: aussätzig. .Die misilsuhtigen,
dere menigi sunderot und sol sunderon.'
XII., Wack. 1876. .Misels.' XIV., Bs; s. Sp. 197. ,Das
Öle, so darvon fleusst, tu bebalten und schmirbe die
mosels-en Örter darmit.' JJNüsch. 1608. — Mbd. mluU,
mwel-, masehühtec.
ge-meister-: = ge-meisteret (Bd IV 537). In. B.
- buebe"-: = bueberig (Bd IV 947) „VO; S." -
bleich-: wie nhd. — bläter(en)-: mit der Bläter-
Sucht (in Bed. b) behaftet. ,üisen armen mönschen
von Genouw, so er blaterns., in die Sandfluo nemen,
arznen.' 1561, BRM. ,Lüt, mit der Plag der bössen
Blatteren oder Franzosen behaftet ... blatters-e Lüt.'
LAns.
bluet-: blutgierig. .Pluotsichtige tyrannen.' Ansh.
.Wider pluotsichtige pünd, krieg und pensionen.' ebd.
S. noch Ge-fert 4 (Bd I 1040). — Auch bei Gr. WB. II 194.
plätzli-: nach einer einträglichen Stelle begierig.
St. — räch-, roch-: rachsüchtig, verbreitet, doch
nicht volkstümlich. — ripp-, in B rüpp-: rhachitisch
„AaF."; Ap; B; „VO; Gl"Sc1iw.; U (,abgezehrt'); „Z."
Rüpps-i Kinder soll man am Karfreitag Morgen unter
Besegnungen in die Pferdekrippe legen. Bärnd. 1904;
vgl. Ripp -Sucht (Sp. 282). — schifer-: unwirsch,
gehässig; vgl. , Schiefer 2, schieferig 2' bei Gr. WB.
IX 1. 5. Da der Prälat von StUrban hinsichtlich der
Clausur der thurgauischen Frauenklöster, ungeachtet
sie durch päpstliches Privilegium von der Clausur
befieit sind, seine , schiffersüchtigen' und eigensinnigen
Behauptungen nicht aufgeben will, wird der Nuntius
ersucht, denselben zur Ruhe zu verweisen. 1671,
Absch. — schenk-: auf Beschenkung erpicht, be-
stechlich. .Die richter sollen nit seh. sein und sich
mit gelt bestechen lassen.' ApI. LB. 1585. — .schlaf-:
lethargicus, veternosus.' Fris.; Mal. — seh w in-:
schwindsüchtig. .Schweins. Personen.' JJNüsch. 1608.
S. auch gehc-s. — schwind-: = dem Vor. ziemlich allg.
.Schw. auf der Brust und kybig im Gesicht', vom
Schulmeister. Gotth. Wenn man morgens früh in den
Brunnen spuckt und der Speichel sinkt zu Boden, so
ist man schu: BBelp (AfV.). S. auch hingen -s. —
taub- (tü*b- BG.): a) mit der ,Taub-Sucbt' behaftet,
eig. und uneig. äSpr. So 1555, BRM.; s. lam-süchtig.
.[Die aufrührerischen Untertanen haben] vast täub-
sichtiger [!] weiss ... die Waffen ergriffen.' LE. Mani-
fest 1653. ,Der t. clausig Narr [Bruder Klaus].' JMahi..
1674. ,T-e pestilenz': .Die t. pestilenz (oder malitz),
welche sy [die Rinder] dess sinns beroubt, dass sy
weder gehörend noch gesehend, von welcher krank-
heit sy gächlingen sterbend.' Tiere. 1503. -- b) zu
it, sieht, socht, suclil
lang anhaltendem Hass und Groll geneigt, dann auch:
leicht in Wut geratend, jähzornig B. Wewn-i'h nume"
driif cho" chönnt, woher d's Deli so-n-es üfbrüsisches,
t-s Wcse" het. RIscher 1908. Der Schüelmeister ist
o'h e" toibsichtege' Narr BHa. Mi" cha"" (lenke", ivie
das t. Sabineli 'tu- het; mi" het 'glaubt, si erstick vor
Zorn. Gotth. Von einem Pferde: , Nachdem er ein
Paar Mal ausgeschlagen, zottelte endlich Kohli t.
seines Weges.' Gotth. — tob-: wie nhd. Aa; Ap: B;
Tu; Z. — tadel- s. üs-richtig 4 (Bd VI 425).
tüt'el-: a) vom Teufel besessen. Jesus ... reiniget
den teufelsüchtigen.' 1531, Luc. — b) uneig., wie vom
Teufel besessen, nur auf das Böse bedacht, von arg-
listiger Bosheit, teuflisch B; ScuwE. .Wenn es sich
um Batzen handelt, werden auch die frömmsten Hel-
vetier bös und (.' Badernst. 1903. E" t-i Surrfliege"
isch dem Eätsherr a" d' Nase" g'sehosse" [und weckte
ihn]. RvTavel 1901. Der schwarz Strubelchopf mit
sine" t-e" Auge". Lienert 1899. ,Es werden [unter
den Weibern] sein leibhaftige Ebenbilder der Eva,
vielleicht noch t-er als sie und im Stande, nicht bloss
das Paradies zu vergiännen, sondern ganze Länder.'
Gotth. ,Es ist doch allweg immer ein Mensch, wenn 's
schon ein Schneider ist und noch dazu so ein bos-
hafter und t-er.' ebd. ,Es hätte nicht geglaubt, dass
die Leute so t. lügen könnten.' ebd. [Eine Frau
äussert St. gegenüber die Besorgniss, dass ihr Mann
einem gewissen Seh. ein Leid antun werde] Des St.
der frowen antwürtte, warumb wolt er in erstechen?
er hett doch kein recht zuo im. Redte die frow aber:
ich furcht, er erstech in, dann er ist tüffelsichtig.'
1468, Z RB. ,Nun sehet, wie frefel die leute [Wieder-
täufer] sind und teufelsichtig, dass sie weder er noch
eid achten, sondern allein ire dolle köpf und falsche
meinung.' 1526, Beitr. 1741/53 (Pfarrer Rollenbutz an
Rud. Binder). ,Dem t-en täufer Görg . . . uf Orn.' 1594,
ZHinw. ,Den Tag waren sie voll undt toll, die Nacht
mutwellig [!] undt sonst all wegen teuffelsichtig.' RCys.
,Dass nach gehaltenen Colloquien und Concilien die
Gemüter der Irrenden vil hässiger, verbitterter und
teufels-er worden, als sie zuvor nie gewesen sind.'
1618, Scb (Mise. T.). , Ein teuflisch Laster, ein teufel-
s-es Verleumden.' FWvss 1697. Von Wucherzinsen:
,Wenn der guldin der wuchen zween pfenning treit . . .
so erlouft sich die schuld alles zinses von den 20
guldinen in 20 jaren 51,854 guldin. Sömlich zinss
sind t. und die den nächsten gar umbbringend. Sölich
sind ouch nit christenlich, werdend ouch von uns als
wuocherisch, jüdisch und t. verdampf.' HBull. 1531.
— e) Adv., = süchtig 2 b BG., Si. (Imob.). Syn. t.-lös
(Bd III 1434). Das het-mer gar t. we 'tä" oder het-
mi'h 1. guet 'tüecht BG. Das ist jitz t. zei's Fleisch.
ebd. — Tufel-süchtigi — f.: teuflische, arglistige
Bosheit, Streit-, Ränkesucht B; Obw. Er tued's us
lüter T. ,Der Streit wäre somit entschieden gewesen ...
aber den Exratsherr stupfte die Difelsichtigi gegen
den N. und er hoffte auch, dass [bei einer Fortsetzung
des Handels] für seine einstigen Kollegen einige
kräftige Sprüchlein abfallen.' Obw Blätter 1899. ,Es
gibt Naturen, die für das Böse, was in ihnen steckt,
einen Abieiter haben müssen; das ist die teuflische
Lust am Leid Anderer, die der gesunde Volksverstand
mit dem Namen T. gebrandmarkt hat.' B Hink. Bot
1871. ,Der Kropfhans war ein Original von Geiz und
Tüfelsichtigi.' Dorfkal. 1870. ,1m Hause hatte nun
die Mutter Niemand, mit dem sie gegen das Andere
sich verschwören konnte; sie versuchte es bei mir,
aber sicher nicht aus Bosheit oder Tüfelsüchtige,
sondern aus reiner Gewohnheit.' Gotth. - Und. in
Bed. a. Zur Form -nichtig vgl. diu Ann), zu man-».
dumpel-: wirr (,dumm') im Kopfe L. Lärmi"d
auch nid so, der mache"t-mich sust gar<z d. Ieh ha" so
lang g'lese", bis-ieh ganz d. g'sl" bi". — terr- ,dörr-':
an der Darrsucht leidend. ,Die Geilen von denen ge-
schnittenen Hauen seind denen Kraftlosen, Dörrsüch-
tigen und Abnemmenden gesund.' EKönig 1706. ,Er
ist als ein verschezter Hekticus (Dörrsüchtiger) ins
Bad gereiset.' JJScheuchzer 1708. — tröl-: händel-,
prozessiersüchtig B (veraltend). ,Die tröllsichtigen
Persohnen, sonderlich die, so ihren Rechten nicht wohl
trawen dörffen.' Heut. 1658. S. auch un-richtig (Bd VI
473), Ge-suech (Sp. 209). — wib-. , Begären sich zuo
verheuren, weibs. sein, cupere nuptias.' Fris.; Mal.
— „wul' ''-: mit Halsweh behaftet Z." — wi"-: dem
Weingenuss ergeben, trunksüchtig. Ihr Priester sollt
,nit wyns., hädrig, schandtlichs gewüns beging sin.'
B Disp. 1528. Der Pfarrer von Elsau sei ,wins.'
Anf. XVI., Z. ,Priester sollen nit weins. sein.' 1667,
Bib. (.Zeiger1). S. noch Bolderer (Bd IV 1204). ,W-e
lästerung', in der Trunkenheit getan. ,Dass einer bim
vollen trunk under andren gotslästerungen schwuor:
er weite, dass Gott an eim galgen hienge, wan er in
künftigem jar den winwachs nit wol geraten liesse.
Der frefnen, winsüchtigen lästrung halb zuo Bern
gvänglich gehalten...' Ansh. — ge-winn-. ,Das ge-
wünnsüchtige teure Spilen.' AKlingl. 1688; gleich
nachher .gewünnsichtige.' — wunder-: gleichs. nach
Wundern verlangend, für solche günstig. .Ward Sant
Batten gebein uss sinem wilden drackenloch in das
zam kloster geliert und bewaret, nüwe abgötteri zuo
verkomen, so an einer wundersichtigen wilde vil jar
mit grossem, aber S. Batten ganz unglichem pfaffen-
lust und gwin volbracht.' Ansh. — wasser-: La) wie
nhd. wohl allg. ,W., hydropicus.' Fris.; Mal. ,Kropf-
schlegige, W-e [usw.].' 1645, Imob. 1878. Das Brigger
Bad .curiert die Räudigen, Maltzigen und W-en.' 1715,
W Blätter. ,W-e pestilenz': ,Die w-e pestilenz [der
Rinder] so ein böser fluss und feuchtigkeit an man-
cherlei orten heraussbricht und under die haut hüsst.'
Tierb. 1563. — b) von krankhaftem Verlangen nach
Wasser. .Dargegen tringend inn [den Balam] syn be-
gird und gyt, umb den es ist wie umb ein w-en, ye
mee der trinkt, ye mee in dürstet.- LJtjd 1531. —
2. a) von Wasser durchtränkt, durchweicht, unfest,
vom Erdreich GuTschapp. — b) „dnrehwässert, von
leblosen Dingen, zB. Holz, Früchten VO", von Holz,
Erdäpfeln usw. Ndw (Matthys), von Äpfeln, Birnen,
Kohlrabi, Bohnen Z; Syn. män-s. 3; wässerig. ,Die
räben sind auch gsin, als ob sy w. sigind.' UMey. Chr.
1540/73. — zwifel-: zu Zweifeln geneigt ÄAAar.,
Rued. Aber los, seit 's Bäbi, du seUsch-mer du .Sarin",
es chönnt Eim noch zw. mache". AGysi 1899.
Sucht f.: Seuche. ,Die Seuchten heilen.- Amiorn
1605. .Passzedel, dass er von gesunden und mit der
Seuchte gar nicht befleckten oder verdechtigen Orten
herkommen.' Z Mand. 1607. ,Was der Lugengeist in
währenden Seuchten ausgesprengt, als wann uns von
den schwären Seuchten änderst nicht dann durch die
Annemmung des Papistischen Glaubens geholfen wor-
Sacht — sucht. Sachzg-
chzg. Sad — sud
den.' JMüller 1073. ,Dass bei aufgehendem Hunds-
stern gern hizige Fieber entstehen und wann irgend
an eim Ort pestilenzialische Seuchten grassieren,
solche dannzmahlen am heftigsten wüten.' Anhorn
1674. S. noch Schulden-Bresten (Bd V 846).
Mhd. siuchedej vgl. Gr. WB. X 1, 699 und MHöfler 1S99,
610 ff. Das späte Auftreten des W. in unsern Quellen, das
äen Verdacht '1er Entlehnung aus der Schriftspr. wecken
könnte, ist viel], nur scheinbar; s. die Anm. zu Sucht (Sp.274).
Land-: Landseuche, epidemische Krankheit. .An-
dere Krankheiten sind langwirig, als die Schwindsucht
u.s. f., andere anstekende, alss ein jede Landsüchte.'
Spleiss 1667. — Da Spleiss sonst die nhd. Diphthonge hat,
ist die Form .-suchte' auffällig.
Mer-: Meerseuche. ,Als Georg Stahel von Arau
lange Zeit unterschiedliche Kriegsdienste (zu Wasser
und Land) versehen, fügte sich das Schicksal, dass
er sich nicht änderst von einer ansteckenden Meer-
Seucht ... zu retten wüste, als durch ein Gelübd zur
Einsidlischen Hülfmutter.- 1752, ScbwE. Chr.
Brust-. ,Für die Brustseucht und Magenfelle
[folgt das Rezept].' Arznbib. XVII./XVIII.
Vgl. .Brustsuchf (Schwindsucht) hei Gr. WB. II 451;
MHöfler 1S99, 703: .Brustseuche' (ansteckende Pferdekrank-
heit) bei MHöfler 1899, 641.
Sterbens-. ,Was Gestalt die höchst schädliche
Contagion oder Sterbensseuchte durch den Zusammen-
wandel eingerissen und zugenommen ... Der Contagion
oder St, halben inficierte Orte.' Z Mand. 1667.
se'chzg, Otd. sechzgist, -osi:._Zahlw. .Unsere Bauern
hoffen [1860], es werde wieder kommen, was vor 100
Jahren. war: Alles in Hülle und Fülle wie in den
s-er Jahren. Diese sprüchwörtliche Bezeichnung der
Fruchtbarkeit des Jahres 1760 und seiner Nachfolger
ist in diesen Tagen der Erinnerung wieder frisch auf-
gelebt.' Pdp. (Th Beitr.). Sechzgi SV 1) 60 Jahre alt,
allg. — 2) des Todes sein ThHw. Wenn t' uf de"
Botnm ufe" gast, bist Sechzgi. Öfter erscheint ein Rat
von 60 Mitgliedern, so in AaB. (StR. 176; Arg.180);
in B (s. das Register zum StR.); in Obw (s. Obw Gbl.
1901,40); lt Rochh. auch in Ap (seit 1408); Gl (seit
dem XV.); Scbw (seit 1373); U (seit 1412).
f ü " f - e » d - s e c h z g. An"o (Im) F-i, im Jahr 1865,
durch seinen Wein berühmt. Daher Fü"f-e"d-sechzger,
Wein aus diesem Jahre Aa: Tu; Z. De1' F. hat Mänge"
möge" ('tödtj. Hür chöiuit's wider e"mol en F. ge"!
bei Aussichten auf ein gutes Weinjahr.
sechs-e = d-sechzg. Dazu sechs-e^-sechzgerle", ein
Kartenspiel: wer zuerst 66 und mehr hat, gewinnt
ZSth. (selten mehr gespielt).
Sechzger m.; 1. wer im Jahr 1860 geboren oder
60 (zwischen 60 und 70) Jahre alt ist (en höche'' S.J Aa;
Th: Z und sonst. — 2. Mitglied eines Rates der Sech-
zig, so in B (Ansh. 2 III 465); U (LB. 1633. 1645/1723).
Epfel-: Apfelwein. Wenn der Papa meint, der
saure Ä., wo-mer uf unserem Güetli g'herbstet händ,
sollte mir wie Nektar schmecken ... JM.ehly (Bs).
SeJtzger eig. (schlechter) Wein die Mass zu 60 Rp. oder
vom Jahre 60 (vgl. Gr. WB. IX 2803)? Eis. Brunnen-,
Schepfen-SSchziger bei Martin-Lienh. II 324/5.
sechzgnist: 60 mal L.
s.iil. seil, sid, so<l. snd.
Vgl. auch die Gruppe mt usw.
sällere" (nur in ver-s.), sadere" f-erren BHa.):
I. zerstreuen BHa. Tüon doch nid eso s.! — 2. tropfen-
weise fallen, sickern, vom Regen, vom Inhalt eines
rinnenden Fasses ZS., auch lt Spillm. Syn. seiferen.
.Mit Kraft nebenhin fliessen' ZLunn. — 3. a) rasch
laufen, trippeln, von kleinen Kindern und Erwach-
senen ZO. — ■ b) von einem hinuntersausenden Schlit-
ten ZrS. Das het g'säderet! La" s., beim Schlitten-
fahren dem Schlitten vollen Lauf lassen BG.; Z.
Las' -es la" s ! auch in übertr. S., = lass der Sache
ihren Lauf. — Vgl. zaderen, zatteren und ihre Sippe, zu 2
auch soderen, zu 3 haderen II (Bd II 9S3), sowie särren.
use"-: heraussickern, aus einem rinnenden Fasse
ZrS. — ver-sadere" BHa., -säd(e)ren BGt, Sigr.:
1. (unordentlich) verstreuen BHa. Du tüostja Alls v.!
— 2. versickern BSigr. Das Wasser versäderet im Erd-
hoden. — 3. .allmählich verderben.' ebd. Das Obst
versäderet an den Bäumen. — z e r - säd(e)re". Nur im
Ptc. Zersäderred dehar chun, am Tisch sitzen, zer-
streut, mit grossen Zwischenräumen zwischen den
Einzelnen BHa. Von Herden BGr. ,Der Geis'hirt
kann unmöglich seine zersädreten Trüppchen immer
mit einander überwachen.' Bärnd. 1908. .Zersädret [in
lose Rudel zerstreut] treiben die Schafe sich in den
entlegensten Einöden umher.' ebd. Syn. ver-zütteret.
„Sädel m.: Fleck, der durch sädlen (s. d.) ver-
ursacht wird Scbw; Zg" (St.- .
Ge-säder n.: Unordnung BHa. Mach nid eso es
ff..' Du machst ja es G. wie d' Henni.
Sädere- f.: Ohrfeige BG. Die Alti het es Rüngli
tschäderet, bis-si e" S. erwütscht het vam Alte" ...
A. hi2gi ö~ch ne" S. erwütscht, nachdem er dem B. e"
Watsche" het la" flädere". Bauernst. 1900 (BG.).
sädle": tropfenweise fallen ZS., „Flüssigkeiten
aus dem Mund auf die Kleider triefen lassen Scbw;
Zg" (St.2).
ver-: 1. verstreuen, umher streuen GG.; ScbwE.,
verschütten ZSchwerz. — 2. sudeln, versudeln SchwE.
Sädlete" f.: zerstreute Dinge, kleine Münzen
usw. G (Zahner).
Saili: Taufn., Adam SMelt. — Wohl aus [H„„jt Adi
(s. Bd I 90); vgl Suechel mit Anm. (Sp. 237).
Sadrach: 1. Taufn. ,S. Thomann', ein gelehrter
Theologe. Ende XVI. (so 1574), ZStdt. - 2. Sädrach
(lt Dan. Sä-) m., Scheltwort für einen wilden, zornigen
Menschen, Wüterich B (vWyss); Z, böses Weib Z
(Dan.). Du S.! Z. So schon bei UHegner. Auch als
Ausruf ärgerlicher Überraschung: .s'..' Z (individuell?).
Name eines der drei Mäuner im Feuerofen (Dan. I 7).
2 cuphem. für Satan (unter Einftuss von Urach); so auch
ausserschweiz. (Wand> III 1825; Gr. WB. VIII 1629).
.Sedell Aa;Bs;B: Gl; Gr (einmal Z-; s.Hüener-S.);
L: PAL (SeduIJ; GWb.; Schw; S; TB.; Uw; U; W
(Sedul, -il, in Salg. -e-J; Zg; Z, Settel GrNuI'.; Z (-c-
s. Anm.) — m. (PI. Sedia BR,; TB., sonst meist un-
ver.), in PAL; W n., Dim. Sedeli: 1. a) in Bs; B; S;
Ndw; Z mehr oder minder häutig auch Dim., Sitz-
stange für Hühner, Tauben usw., auch im Vogelkäfig.
aaOO. Syn. Seigel Die (Wacht) b'schliesst alli Obe"'!
's Tor, wenn d' Hüener uf <>em S. sind. Hixperm.
X>' Hüener hocl;e"d scho" uf <'em S. ZO. Si hocke'd
l':>-
wie d' Wiener uf ''em S., so unbeweglich Z, so dicht
beisammen ZStdt (I>r vMuralt, mit der Form Settel).
.Eine ausgelaufene Stube, in der die Goven auf allen
Stabellen und Bänken herum hocken wie die Hühner
auf den Sedein.' MLien. 1898. Wie-n-e" Gügger uf
sV"m Sedeli, we'tt chüderlen-ich mi"'m Mädeli. JCOtt
1864. Im PI. Min Vogel sitzt nie uf d' Sedeli BsStdt.
Hesch-em [dem Vogel] d' Sedeli 'butzt? ebd. ,Sädel,
sitz, da sich die vögel setzend, sedile avium; den
hüeneren sädel machen, construere cubilia gallinarum.'
Fris.; Mal. ,In der Nacht kam ... ein grausamer
Ardbidem, dass ... die Hüener mit irem Geschrei ab
iren Sädlen fielen.' 1610, Badernohr. ,Der Sedel,
Hüenerrick, sedile gallinarum, pertica.' Red. 1662.
,Der han uf dem s.' in der Bechtsspr.; zur Sache vgl.
Wack. 1874, 78. ,Weler ouch stirbet uf des gotshus
güeter von Zürich, von dem sol min herr nemen das
best houpt, das er hat lebents, und hat er anders nüt,
so sol er nemen den han uf dem sädel [andre Hs.
, sedel'] oder die katzen bi dem für, ob er wil.' XIV.,
ZMeil. Offn. ,[Wer in seinem Hause tätlich angegriffen
wird, dem] mag sein Haussgesind, ob er eins hat, Ge-
zcug sein in dieser Sach. Hat er aber nit Haussge-
sindt und hat uff die Zeit einen Hundt in seinem
Hauss gehept . . . den mag er nemmen an ein Seil und
drei Halm von seinem Tach [als Zeugen] . . . Hat er
aber uff die Zeit keinen Hundt, sonder ein Katzen
hiuder der Herdtstatt oder einen Hanen uff dem Sädel,
er nimpt eins under den zweien, welches er will, an
den Arm und drei Halm von seinem Tach . . .' 1611,
BsEq.; nach Ochs ÜI 186 ähnlich schon Anf. XV.
Z'S. (in TB. mit Dat. PI. «' Sedlu-J gä>; von Hühnern
usw., sich zur Nachtruhe auf den S. setzen Aa; B;
Gr; TB.; ZO., scherzh. auch = schlafen gehn, von
Menschen B. ,Ein Huhn nach dem andern geht z' S.'
Gotth. ,Die Hühner würden gemeint haben, es sei
schon Zeit z' S. zu gehen.' ebd. Wenn d' Henni friej
zy S. gän, gibts schlechtes Wetter BGr. (Bärnd. 1908,
155); ähnlich ZU. Anderwärts gilt das Gegenteil:
Wenn d' Henne" am ÄbeH nid z' S. welle" (wend), so
chunnt's leid (leid Weiter) GrD. (B.), Schud. ,Röseli
glaubte, das Wetter wolle ändern, die Fische sprängen
im Bache und die Hühner hätten lange nicht z' S.
wollen.' vAlmen 1897. Eine andre Wetterregel unter
Begen (Bd VI 725). Mit de" Hüenere" z' S. gä"; s. Bd
II 1371 (auch AaKöII.). S. noch siben 2 g (Sp. 56).
Z' S. fliege". Der Hatte si uff e" Latten uff g' flöge"
z' S, Bühler (GrV., ,die Bremer Stadtmusikanten').
,Wir wüssten nüt vom rechten grund [des Glaubens],
auch weder nüw noch wädel, vil minder dann der
han die stund, wenn er solt fliegen z'sädel.' 1550, Z
Lied. Z' S. si" B (scherzh. auch von Menschen); Gr.
D' Henne" sind afa lengste" z' S., mer wend auch ga"
ligge". Scbwzd. (GRPr.). ,Die Krähen waren längst
z' S., wenn die auseinandergiengen.' Gotth. Epper
z' S. trlben, zur Ruhe bringen, ihm den Meister zeigen
BR. (eig. von widerspenstigen Hühnern). In weitern
übertr. RAA. ,[Für Menelik ist der Verzicht seiner
Gemahlin auf den Tron immerhin] noch angenehmer,
als wenn sie ihn vom Tron gejagt hätte, dann selber
auf den S. geflattert wäre.' B Volksztg 1907. .Die
Wahlen haben gezeigt, dass die sog. Demokraten,
welche Ausgangs der 70er Jahre Hahn oben im Kratten
waren, um viele Sädel heruntergepurzelt sind.' ebd.
1902. , Einen auf den S. setzen', zu Amt und Würden
berufen, ebd. 1901. Uf Hm S. obe" si" (sitze"), hoch
in Ehren und Ansehn stehn, vornehm sein (oder auch
nur sich dafür halten) Ndw; UwE. Ab ''etn S. appef
g'heie", an Ansehn usw. verlieren S; UwE. Er isch
ab ''em höche" S. abe"g'heit, arm geworden S. .[Ulrich
Rösch] hett keinen nebend im liden mögen, der mer
gwalts gehebt hott, nachdem und er abt Caspar ouch
ab dem sädel gstossen [zum Rücktritt gezwungen]
hatt.' Vad. Auch sonst in freierm Gebrauch. , Einen
eigenen Reiz mag zwar für Viele auch das Nomaden-
wesen der unstäten heutigen Zeit an sich haben ;
lustig mag es sein, wie das Vöglein in den Zweigen
sich bald auf diesen, bald auf jenen S. zu setzen ...'
Breitenst. 1868. Wo-n-ieh . . . uf der Gade"stege" hocke"
. . . seit d? Muetter : Mach jetz, •'ass d' vo" selbem S.
abe" chunnst. BWvss 1863 (S). Vom erhöhten Sitz
der Musikanten: Wie-n-er Das seit, so föht d' Müsig
a" uf Hm S. obe" : hutüta bum bum bum. JReinh. 1904
(SL.). Vom Sitz am Webstuhl S; s. prästieren (Bd V
835). Er hocket uf Hm S., auf dem Abtritt AaF., Ke.
Stigeli Stegeli ab ''em Sedeli! Spiel auf einem sog.
Leiterwagen: Eins der Mitspielenden läuft aussen
herum und sucht die oben Stehenden zu berühren;
wer sich berühren lässt, muss seine Stelle einnehmen
S; vgl. sediert. — b) Käfig S (vereinzelte Angabe). —
C) Wohnung, Aufenthaltsort BR. — 2. Leitersprosse
Bs; Gl. Syn. Seigel; Spettel. — 3. festgetretener
schmaler und erhöhter Weg im Schnee in den Bergen
GrL. Syn. Räf I (Bd VI 633/4).
Ahd. »Idol, uihd. sedel m. n., Sitz (Sessel, Sattel), Ruhe-
sitz, Wohn-, Landsitz; vgl. Gr. WB. VIII 1628. IX 2806/7,
dazu Martin-Lienh. II 326. Das -tt- in OrNuf. stammt aus
dem Dat. PI. oder eher noch aus dem Vb; in dem vereinzelt
für ZStdt angegebenen Settel dürfte, wenn nicht ein blosser
Irrtum vorliegt, Vermischung mit Spettel im Spiele sein.
Die unter la in RAA. und sonst hervortretende allgemeinere
Verwendung des W. knüpft (viell. mit Ausnahme des Vadian-
beleges) kaum au die weitere altdeutsche Bed. an, sondern
es handelt sich dabei, wie auch das Sprachgefühl es auffasst,
um jüngere Übertragung von der Bed. Hübnerstange aus.
Auch ] b und c gehn davon aus, ebenso 2, wählend aller-
dings 3 deutlich auf die Vorstellung eiuer Bank oä. zurück-
weist. Vgl. Sidel und seine Sippe. — Häufig ist S. in Lokal-
uamen, denen zT. ebf. jetzt abgekommene Bedd. des W. zu
gründe liegen werden. ,(Im, auf dem) S.', meist mehrfach iu
Aa; Ap; B; Gl; Gr; L; G; Schw; Tb; üw; Z. ,5 Jucherten
im Sedel.' 1653, AaWett. Arch. .Ober-, Unter-' Aa; Ow.
,Armen-' ZMarth. (.Reben im A.' Z Anitsbl. 1904). .Vorder-'
ZBär. .Gross-' L. .Hinter-' GT. : ZBär. (auch .im hintern
S.'). .Klein-' L. .Mittler-' L; ZBär. .Rüben-' Uw. .Schwein-'
XVIII. / XIX., LHerg. .Wolfet-' (aus .Wolfrats-') ZStern.
(HMeyer 1849, 83). ,S.-Egg' GHemb.; Tb. ,-Bach' B (schon
im XVI.): L. ,-Buck' Z. ,-Berg' 6. ,-Stutz' GWattw.
,-Weid' L. ,-Wald' L; Uw. Vgl. auch die Ann), zu Segel.
Abi. .Sedler-Hölzli, -Bühl' Tb. .Sädleren' f. Schw (ADeltl.
1905, 76). Unsicher siud folg. Personennamen. ,.lo>. Würga-
sedel.' 1539, ThManneubacb. ,Hanss Sedel Berger.' 1609.
GT. Rq. 255.
Vogel-: = Sedel 1 a. .Sedile avium, vogelsädel
(-sedel).' Fris.; Mal.; Denzl. 1677. - Hane"-: = Sg-
del 1 a. Uneig. : ,Jetzer sache seine verbutzte Vätter
ab ihrem Hanensädel steigen.' Stettler Chr.; ,ab irem
hanbom.' Ansh. — Henne"-, Henna"-: Sedella
GrRIi.; W (n.).
Hüener-, in ScuSchl. Hur- (nasaliert): = Sedella
Aa; SchScIiI. (auch Hühnerstall). .Sedile, stuol, huen-
rensedel.' Voc. oi>t. .VV'ir stiegen hinauf bis zur Furka.
Maschun genannt, welches romansche Wort so viel
299
Sau, seil, sid, sod, sud
300
heisst wie Hühnerzadel.' Gr Sammler 1781, 38 (Pfr
Catani). S. auch Hüener-Riek (Bd VI 818). Als Fluch;
s. JBotz (Bd IV 1998).
-Zadel Schreibung für -Zedel; der An). Z- ist wohl von
irrtümlicher Auflösung der häufigen Verbindung z Sedel
i ausgegangen oder von d'sS-, vorausgesetzt, dass
das W. auch in Gr als Neutr. vorkam (vgl. dazu die Anm.
zu Sich Sp. 13S): vgl. aber auch Zeiget für S-. Öfter als
Ortsn. B (.Dein uffem Hüenersädel ein venster.' 1533, B
KM.): L (Einkünfte ,in parochia Littowa [Littau bei Luzern]:
de bouo hüenrsedel sol. 6.' 1314, Gfd: drei Höfe zum
Hühnersedel iu der Pfarrei Wangen lt Seg. EG. I 617);
SchBuch; Schw; ThSteckb. (BSer-S.); U; Z (mehrfach:
.acher im Hüencrsedel/ löö'J, ZAud.).
Spatze0-. , Schön macht sich das ... Stangenwerk
[der elektrischen Bahn Burgdort'-Thun] mit seinen
Spatzensädeln gerade nicht.' BVolksztg 1899.
Ge-sedel n.: Ruhesitz der Vogel, übertr. Nacht-
lager BM., R. — Mhd. gesedele n.. Sitz, Wohnsitz, An-
siedelung.
Sedele- Sedier f.: 1. Hühnerstange GMs. — 2. pri-
mitiver Durchlass durch einen Zaun, bestehend aus
1— ei Querstangen, die in Seitenpfosten eingelassen
und beweglich sind. ebd. Syn. Sidel 3.
Stdk" (neben ti'tth" Vb) weist durch deu gedehnten Stamm-
vokal und das erhaltene d auf junge Synkope des Mittel-
vokals. Hieher die Flurn. .Obere Sädle, Sädleboden' GMs.
Hüener-Sedele": Ortsn., Wald bei BSchangn.
sedle" Aa; Bs; B (in Br. im Kindervers seddien);
Gl; GRChur, D., Mai., Pr., Seh., Spl., Ths; GW1.; S;
TB.; WBinn (neben -U-; s. ab-s.); ZO., setOe" Gr
Chur, auch lt Killias, Nuf.; GMs, W.: 1. intr. und refl.
a) von Hühnern, Vögeln, sich auf den Sedel setzen
Aa; Bs; B; Gl; Gr; GMs, Wl.; S; ZO. D' Hüener
sind scho" go" s. ZO., händ scho" g'settlet GMs. Die
Vögel sedlend auf den Bäumen GRChur. S. auch
Lesp (Bd III 1462). Si sa Henneli, am Morge" friei
im Tänneli, es grigelled, es grägelled, hopsassa, es
sädelled BBr. (GZür. 1902). ,Sädlen, sich auf den sädel
niderlassen, considere.' Mal. Häufiger refl. Z' Nacht
sedlet-es [das zahme Rotbrüstchen] -sieh nebe" nwh.
RMbter 1833. ,An[no] 1485 ist eine solche Finsternuss
an der Sonnen gewesen, dass man sähe die Hüener,
wie bei anbrechender Nacht, sich sädelen.' FrHaffner
1666. ,Auch sind [im April 1595] in dem Schnee die
Vögel huffewiss aben in die Tiefe gfloge und habend
sich in deu Hüsern und Ställen zu den Hühnern ge-
sedlet.' 1734, Gr (Bund 1899, 77). Davon Henne" s.,
ein Kinderspiel: die Mitspielenden setzen sich bis auf
Eines auf die eine Leiter eines Wagens und strecken
die Füsse hinter sich zwischen den Sprossen durch,
Eines streckt seine Füsse durch die andre Leiter;
gelingt es ihm, Eines der ,Sädlenden' mit dem Fusse
zu berühren, so muss dasselbe seine Rolle über-
nehmen GRChur; dafür in GW. (Wage") s.; vgl. Se-
del 1 a (Sp. 298). Sprw. Buch g'sedlul, teiff g'gaglut
TB. Wohl immer mit scherzh. Beiklang auch sonst
von Menschen, sich (behaglich, umständlich) hinsetzen,
lagern, niederlassen (ebf. meist refl.) Bs; B; GrD.,
Mai., Rh., Ths; S. Wo im"-mer-i"s s ? Bs (Seiler).
Mer hein-i"s du g' sedle t B; Gr. Si hei"-sech am Fen-
ster üf de" alte" schöne" Stroustüele" g'sedlet. RIscher
1903 (noch öfter). ,Bald haben sich die Kinder [in der
Schule] g'sedlet: Schwz. Lehrerinnenztg 1905 (BE.).
.Sobald die Frau Landvögtin sich gesädelt hatte und die
Lismetcn im Gang waren, fragte ich . . .' Gotth. ,Sie
sädelten sich um den Kamin, brannten die Pfeifen an,
machten es sich recht behaglich.' ebd. Hest-di'* gU°*
g'sedlet? ungeduldige Frage an Jmd, der lange nicht
Platz nimmt BG. Chommed-er-n-i [euch] nid z s.?
GrD. (Bühlcr). We""-d'r uch einist deu" eppa g'sedlet
hätti'd, su chönnten-m'r de"" Epjjis a"fäh" mid an-
andren b'richten BR. Sich ansiedeln, sesshaft werden
Bs; B; S. Der Grüsel dö [der Zwingherr], uo-si''' im
Schloss dö obe" g'sedlet het. Schild 1860. Er het nit
chönne" s., von Jmd, dem es nicht gelungen ist, sich
zu halten, festzusetzen Bs. Übertr. (sich setzen und)
ruhig werden, von lärmenden Kindern: Wenn-dtr-eeh
iez(e") de"" nid gl\'h s. weit, so chumen-ich mit der
Ruete" BE. Von aufgeregten Menschen, sich beruhigen
BLütz. (Bärnd. 1904, 171). — b) mit Richtungsbe-
stimmung, irgendwohin fallen Gr (wohl auch nur
scherzh.); vgl. ab-s. Syn. seglen. Bist z' Bode" g'settlet?
GRNuf. D's Näni spert d' Stube"tür offe", dass das
Dussnig [das draussen im Dunkeln Stehende] nid in
d' Chellertolle" ab sedti. Schwzd. (GrScIis). — 2. tr.,
setzen, einen Sitz anweisen. ,Die Lehrerin beginnt
die Kinder zu s.' Schwz. Lehrerinnenztg 1905. Zum
unruhigen Kinde: J'h will dich bald ei"s s.! BBr.
Mhd. rtdelen intr. und tr. : vgl. Gr. WB. IX 2807. Zu
eetüen vgl. zB. roltlen II mit Anm. (Bd VI 1794/5); das
Schwanken zwischen settlen und sedlen beruht auf dem Eiu-
fluss des Subst. Sidel.
ab- sedle", -s'ettle": hinunterfallen WBinn (scherzh.) ;
vgl. sedlen 1 b. Er ist abg'scttlet. Gib acht, su"st
sedlest da"" ab! — üf-: = sedlen 1 a, von Hühnern
Aa; GW1. Üfg'sedleti Hüener Aa. — a"-: sich nieder-
setzen, ansiedeln BBe., Ha.
Sedel II Sedu in.: Aufsatz BStdt (Schülerspr.).
Mer hei" hüt e" S.; hesch du d'r S. fertig? — Im .UV.
VI 159 irrtümlich Sid«.
sede° (-e'J: üppiges Getreide oben abschneiden,
damit es nicht zu schwer werde und zur Erde sinke
BsThenv., auch lt Seiler.
Dafür sonst .schröpfen', auch .(ab)serben' (Gr. WB. IX
1769. X 1. ti-21), .grasen- (Sanders I 618). Das W. stammt
wohl aus der roui. Nachbarschaft. Liegt vielleicht eine Patois-
form für "»eetar« (dauph.. lyoun. seita sägen) abschneideu.
zu gründe'/
Sedezli n.: Sedezbuch Sch lt Kirchh.
Sedie" f.? ,[Es darf] weder Tags noch Nachts im
Schlitten noch in Sedien im Advent und Fasten ge-
fahren werden.' 1750, L Mand. (Gfd 32, 255).
Wohl aus it. tedia. Ist eine Art Schlitten gemeint (vgl.
Sewel-SchUUen) ? Und sollte am Ende das rätselhafte &6»e
(Sp. 4'2| für Sedie stehen?
seid [dort] s. seid.
sid usw. [seit] s. Sit.
Sidacher -ocher ScHSt., Siedacher (Öpfel) Th:
Apfelsorte.
Sidel (vereinzelt im XVII.), Sidele" Aa; Gl; LE.:
l'Al. (Sidüia ItGioiä., 1. Sidilla? ') ; GoT.; Tu; Z. Sidle"
GuPr., lt Klotz; GStdt (Wegelin) — f., Dim. Sideli
B(Zyro): 1. a) Sitzgerät von verschiedener Form und
Grösse, o) (altmodischer) Stuhl, Sessel, meist mit
vier schräg nach auswärts gestellten Beinen, die in
das flache Sitzbrett eingezapft sind, und mit (herz-
förmig oä.) durchbrochener (in Aa lt Rochh. ohne)
Kücklehne Aa: Gl (Syn. Stdbettm, unterschieden von
::ul
302
Sfcttdund Sessel); GrPi-.; USt.lt (.Stabelle, auch Stuhl'),
oT.; „'IVDiess. (.alter Stuhl1), Kr. (.Sessel, verschieden
von Stabelle'); Z (Syn. Sehab'eUen, St-). E" hei" einzigi
S. ist lar g'sl", uf dem Rue'-bett isch-es g'sl" we in-ere"
Hürbi. CStreiff 1904; s. auch ranschen (Bd VI 1156).
D's Anneli [soll] S. ab der Schlafgade'chammer abi"
hole". Gl Volksgespr. 1830. Vo" dene" Bürdete" Holz,
der S. öni en Rugge", dem rerluttrele" Tisch . . . und
was siist noch da ist [auf dem Dachboden]. Usteri.
Das Storchenegg-Anneli nennt auch die Polstersessel
in der Stadt S.: Bö stellt-s' [die Gotte" in der Stadt]
-wer dann e" S. zum Tisch ... du, wo-n-i'* dünn ah-
g'sesse" bi", wenn-i'h nüd g'meint g'ha" ha", ich sei irin
Lüfte' ... [es war so] grüsam, grüsam lind, vil linder
noch a's uff-mc" Hufe" Mies. Stutz, Gem. Für Stühle
der beschriebenen Art bis in die neuere Zeit auch
noch in der Schriftspr. gebräuchlich, so in Gantaus-
schreibungen, in Museumskatalogen usw. (doch häu-
figer .Stabelle'). Da solche Stühle nach dem Zeugniss
von Antiquaren erst in der 1. Hälfte des XVII. auf-
gekommen sind, bezeichnet das W. in den frühem
(und möglicherweise auch noch in spätem) Belegen
ein Sitzgerät von andrer Form, ohne dass sich Näheres
darüber feststellen lässt; zT. kann auch ß gemeint
sein. Vgl. die Zssen. .Ist erkennt, das nun hinfür
ein jeder burgerraeister an sinem geordneten sitz und
nit mer hie niden uf der sidlen sitzen solle.' 1505,
Z EM. ,[Zwingli studierte] nit, wie sunst menigklich,
sitzend und by der wärme, sunder allweng darzuo
gestanden, Iainende über ain sideln in einer besun-
deren, uningefüreten stuben . . .' Kessl. ,N. schluog
mit letzer Hand tröwens wis uf die sideln und redt . . .'
ebd. .Ein sidelen uff der louben.' 1571, Z Inv. ,Habe
der selbe einen Stoss ... bekommen, dass er über
z' Sidelen [1. d' S-] ab gefallen syge.' 1623, Z. ,6 Si-
delen im Stübli.' 1673, ZHerrlib. Kaufbr. ,1 Sidelen
samt Küssi.' 1714, ZInv. ,1 Sidel(l)en.' 1790, ZOttikon
(zweimal). ,2 Sidele.' 1793, ZTu. Inv. ,1 Siedelen.'
1797, ebd. ,S.' neben .Bank.' ,Um 6 nüw sidalen,
zwen tisch, 2 stüel, bank und bankkestli.' 1577, L.
,Da sei sie auf der Sidelen und er auf der Bank ge-
wesen.' 1750, Gl JB. Neben andern Bezeichnungen
von Sitzgeräten. .Ein sessel ... ein sidlen.' XIV.,
ZAnd. Offn.; s. Bd V 1100 o. ,Sedile, sitz, stuol, eässel,
sidlen.' Fris. ,Die sidlen, stuol mit einer lienen, sedile.'
Mal. ,[Dem Tischmacher für] buffet, sidelen, stüel.'
1573, B. .Sedile, Sitz, Sidel [fehlt 1716], Sessel.'
Denzl. 1677. .Die Sidelen, Sessel ... in der Stuben.'
1703, Z. ,1 Sidelen, 1 Stuhl.' 1710, ZEmbr. Inv.
,4 lange Tische, 7 lange Stuhl, 12 Sidelen.' 1787, Z
Eüschl. (Inv. des Gesellenhauses). , Tische, Stühle
und Sidelen im Gmeindhaus.' 1820, ZZoll. .Grosse,
kleine S.' ,7 Sidelen, 3 kleine Sidelen, 6 Stabellen ...
4 Sessel.' 1609, Z Inv. .Zwo gross Sidelen.' 1618, ebd.
,1 kleine und 1 grosse Sidelen.' 1625, ebd. Dim.
Sideli. kleiner angenehmer Sitz übh. B (Zyro). , Sidel
f., Sidelin n.. Shabelle, sedile, sedes, scabellum.' Red.
1656. ,Ein Dutzend Sideli.' 1660, ZWth.Inv. Unklar:
,10 aufgerüstete Better, 1 Tisch. 8 krumme Stuhl, ein
dito ohne Sidelin, eine Bücherstande...' 1035, Ölh.1840,
99 (Hausrat eines Gasthofes). — ß) Bank mit Rück-
lehne (,panca a schienale') PA1. (Giord.) Mehr oder
weniger lange, schmale Truhe, die zugleich als Sitz-
gerät und als Behälter für Gewand usw. diente. .Ein
beschlossne sidelen.' um 1550, Z Stliii inbiicher. .Ein
sidelen, darinri allerlei werchtäglich gwan.i.' 1571.
ZInv. .Lange Sidelen.' 1627, Tu Inv. — y) beson-
dere Verwendungen. Im Kirchendienst. .[Eine Tösser
Schwester sieht im Traum] das gar fll heren in den
kor giengent. ... under den allen ain gar erwirdiger
her, der was angelait als ain bischof . . . und do sy
alle für den altar koment, do gieng der selb herr für
die sidelen ston . . .' EStagel. ,Ouch wurden uss
beiden sacrastyen hinweg trägen und sygristencamer
allerlei trögen, allmerginen, cäspli, sidelen, trucken.'
1525, Z. .Dem dischmacher vom predigstuol in der
kilchen uf der Nydeck und die sidelen ze machen.'
1566, B. Richterstuhl oder -bank: ,Es bat ouch N..
daz man kein urteil sprechi ... als lang unz die
sidenlen in dem kelnhof mit frigen richteren besetzt
wurdint.' 1427, Arg. — 8) uneig. für den Inhaber
einer S. .[Gebüsst wird] wer nicht nach dem . . . Rang
hervortrittet und balotirt. Die Ordnung dabei ist
folgende: es fangen die Siedelen in abwechselnder
Ordnung an, und zwar jeweilen mit dem Heimlicher,
hernach die privilegirten Amtleute [usw.].' BBussen-
ordn. 1793. — b) „Bank oder Gestelle in den Küchen,
worauf die Wasserbehälter, öfter auch die gewaschenen
Küchengeräte stehen LE"; irrtümlich auch für „Gl."
■2. auch Dim., = Sedel la (Sp. 296), Sedelen 1 (Sp.
299), .Vorrichtung im Käfig für Vögel, Hühner' B
(Zyro). — 3. = Si/delen 2, ,1'bergang in den Zäunen,
treppenartig aus Prügeln gemacht' Gr (Klotz). —
4. Wohnsitz, Aufenthaltsort. .Ihr Bürger auf der
Alpen Sideln, ihr Küher glänzend von den Niedeln . . .'
Sintemal 1759.
Ahd. ridü(l)a, tnhd. sidel(e)j vgl. Gr. WB. X 1, Sflo/3.
dazu Unger-Khull 595. Vgl. Sfdel und seine Sippe. Der
Ausgang -ele" neben -l>" spiegelt das Nebeneinander von ahd.
-illa « -lj-) und -iln (< -K-) wieder. — S. in Ortsnamen.
,In den Sidelen', Kastell bei AaZ. ,Hob-Sidele\ auch ,-Sigele'
(vgl. AY'»,y." < -tidh« und die Ann), zu Seyel) ZKloten
(HMeyer 1849, 82/3). .Laud-Sidle"' ThAu b/Fisch. .Sidel-
(Rot-)Horn, -Graf B; W. .Sidelen-Gletscher. -Bach, -Brigg,
-Sattel, -Stock' ü.
Arm-: Sidele" mit Armlehnen. ,2 Armsidelen.'
1715, ZInv.
Stabellen-. ,10 Stabellensideli.' 1618, Z. — Auch
Sidelen-Stdbmen (s. d.).
Stuel-. ,Um 3 stuolsydelen 1 gl.' 1592, L Stifts-
rechn. — Auch Sidelen^Stuel (s. d.).
An-sidel n. (V): Wohnsitz. ,Ist desselben man-
sleggen [dessen Haus nach dem Gesetz verbrochen'
werden müsste] hus ald ouch sin a. siner muoter lib-
gedinge ald sus gemeine mit bruoderen . . . das sol das
hus nit fristen, ist das der manslegge wonende ist
gewesen da inne, do er die manslaht begieng.' Z RBr.;
nachher ,hus (,undl später eingeflickt) hofstat.'
Ahd. (öfter bei N.itker) anondüi, -swfefc n.. mhd. ansidel
m. n., Sitz. Wohnsitz: vgl. Gr. WB. 1 162; Sehm. 2 11 u'ili :
Fischer II 257.
Ein-sidel in.: Einsiedler. ,Heremita, einsidelle:
anacoreta, einsidel.' Voc. oi-r. ,Der sadig man Paulus,
der erst ainsidel.' Z Chr. 1336/1446. .Sind sy [die
Abte] nit manch? was heisst monachus? ein einsüdel.
Sich, was hübscher einsüdlen sind sy!' Zwingli; ebd.
noch öfter in dieser Form. .Die erste und eltiste
mönch sind die einsidel gewesen.' Vad. ; ebd. noch
oft, auch in der dialektgeniässen Form , ansidel.' ,Zwen
waldbrüeder oder einsidel, so in diser gegne wonetend.'
HBrennw. Chr. ,So ist daz auch nit zeloben. wenn
303
Saii. sed, sid. soil,
einer von der weit Hieben wil an einöde ort, wie die
einsydel vor zeiten guoter meinung getan.' LLav. 1582.
Auch bei ECys.; s. Bd V 415. ,Sin wittwen [ist] ...
anderen geistlichen clussnerinnen und einsidlen glich
worden und [hat] derhalben ein eigne cluss und bet-
hüsslin gebuwen. darin si ir leben verschlissen.'
JJRüeger 1606. — Ahd. eimtidilo swm., mhd. einaidel(e)
swstm.; vgl. Gr. WB. III 295, sowie Ein-aidltr II.
Ein-sid(e)len, heute meist Ei'"s)dle" (Ei"sidlu"
W), N- GoT., Ei"sigle" (bzw. 1-, Ä-) Ap; GBerg;
Sca; Th; ZO., Eisele" (s. Bd I 532) L; ScHwArth,
Ma.; S; Zg, Neisele« s. Bd IV 814 (auch PPo.; GA.;
TB.): Einsiedeln, der bekannte Wallfahrtsort. Vgl.
,Einsidel(n)fart', Wallfahrt nach E. 1466, AaBi\ StR,
,Wir wand schwigen vo dem Handel [der Reformation]
reden; sust müssen wir's eusem Pfaffen lichten, und
dann müsst i no in mitten alten Tagen uf Erbsen gä
Eiselex hoppen oder ein andere schwere Straff' usstah.'
Gespr. 1712. Uf Ei"sidle" verspreche", eine Wallfahrt
dahin geloben Aa: L; W. Er het's 'tröffe" wie 's Anni
uf N eisele", sagt man, wenn Jmd auch gar zur Unzeit
kommt LSemp. Spiel: ,Wir wollen, wir wollen nach
Einsiedeln gehn, wenn nur kein Räuber kommt' ZWald.
— Aus ,ze den (zeu) Einsid(e)len', Dat. PI. des Vor.: vgl.
lat. Monasterinm Eremitarum. frz. Notre Dame des Ermites.
In der ä. Spr. (seit 1073) meist ,Einsid(e)l(l)en.' , Emsigein'
it Arg. IX 58 auch oberschwäb.; .Ainsiglen.- 1588, Z Auz.
1891; vgl. dazu den Ortsu. ,Einsigeli' ApH. und Landsideling
mit Anm. Über die Form mit anl. AT- s. Bd IV 814; ,fro
Anna von Neisidellou.' XIII./XIV., USeed. JzB.; ,iste über
est monasterii in Neiusidellen sive loci Uereraitarum.* XIII. /
XIV., SchwE.; .monasterii de Neinsedellum.' 1309, Gfd;
noch oft in Urkunden des XIV. (ORingholz 1888, 174);
.Neisidlen' auch bei HBrennw. Chr. Aus Verschiebung des
Nebentons auf die 3. Silbe und Reduktion der unbetonten
Mittelsilbe (mit Assim. von -<ll- > 1(1)) erklärt sich .Eiselen'
(so schon im XIII.: auch 1G37, Obw) bzw. ,X-\ — Ei"-
sidler I, daneben in Ap; ScHÜa.; Th: ZBüT., Wila
Ei"- (A"-, <>"-, A"-J sigler m., -eri", -ere" f.: 1. wer aus
Einsiedeln stammt. In ZRüml. besteht eine , Ein-
siedlerkorporation', welche mit früherem Güterbesitz
des Stiftes Einsiedeln in der Gemeinde zshangen soll.
— 2. nach Einsiedeln wallfahrender Pilger, allg. In
ScBHa., wo die Pilger aus dem Schwabenlaud früher
scharenweise durchkamen, gibt es einen Asigler- Weg.
,Da es die auf beiden Seiten des Zürichsees wohnende
Landleute nicht verdauen konnten, dass die den See
hinauffahrenden Pilger (sonst auch Einsiedler ge-
nennt) . . . ihren Rosenkranz . . . überlaut beteten.'
vMoos 1775. Früher, als die E. noch in grossen
Scharen zu Fuss das Land durchzogen, riefen ihnen
die Kinder nach : Ei"sidler (Äsidlere", A. SchKI.J, wa(s)
träge"d-er hei'" (Wa' bringe"d d' E. hei'" ScHStJ? Läri
Seck und müedi Bei" oä. Aa; Sch; Th; Z. , Willkomm
wider nach Hauss mit eueren lären Secklen und müden
Beinen!' zu Einsiedler Pilgern. Goliath 1741. —
3. Pferd aus Einsiedeln oder übh. aus dem Ktn Schwyz
BLütz. (Bärnd. 1904, 262). — Vgl. Fischer II 647. Zu 1
der Familienn. ,Nei(u)sidel(l)eiv XIV., Z; .Kourad der Nein-
sideller.' 1332, GPfäf. S. auch Gfd 23, 304.
Sid(e)ler m. Nur als Personen- bzw. Familienn.
— Im XIII./XIV. ein paarmal noch in dreisilbiger Form:
, Albertus (dictus) Sideler faber.' XIII., Bs, , Eberlinus Si-
deler [Bauer].' ebd. (ASocin 1903, 531); ,Johans Sideler'
des Rates. 1328, L (dafür ,Sidler.' 1330). Sonst immer
,Sidler, Sydler' Aa (1386, Zof.; ,des Sydlers guot.' XIV.,
Zuf.; ,der Sydler v.m Wettiugen.' 1 161, AaB.); L (XIV. /XV. :
s.auch Leu, Lex. XVII 102); GSt.dt (,der Sidler.- um 1400,
Vad.); Schw (Anf. XVII.); Z (oft im XV., s. auch Leu, Lex.
XVII 102; ,dry Sidler von Heslibach.' 14+0; 1531, Mettm.:
1572, Grün.: ,Hans Rutschmann gen. Sydler.' 1701). Eig.
.Verfertiger von Sidein, Sesselmacker' (vgl. sfdela-re bei Lex.
II 843), also Abi. von Sldcl.' Gegen Herleituug von sid(e)lei;
colonns (Abi. zum Vb sidtlen) spricht, dass diese Bildung in
a. Zeit nur spärlich (Gr. WB. X 1, 884), bei uns sonst gar
nicht belegt ist. Andern Ursprungs ist der seit dem XVI.
bezeugte Zuger FN. .Sidler' (gespr. Sidler; nach Leu. Lex.
XVII 36 .Seidler, Sidler, auch Sydler'); vgl. dazu den Zg
Ortsn. .Seidelbach', sowie ,Sfdler m., häufiger Lokalname für
an der Sonnenseite gelegene Halden' AaLeer. (H.); Entstellung
aus Zidler (s. d.)V Inwieweit auch die früher angeführten
Namensformeu hierher zu ziehen sind, ist nicht zu ent-
scheiden. .Sidleren', Hof LSemp.
Üs-sid(e)ling m. : Einer, der anderswohin steuer-
und gerichtspfiiehtig ist, als wo er wohnt. .Der nieyer
sol von den schuopposseren dhein val höuschen . . .
und von den eignen, genent ussidling, und nit höf
oder güeter hand, sol er ouch nüt für den val [ver-
langen].' 1273, Z Fraumünster Urbar. .Alle die lüte,
die zinshaft guot hant von dem gozhus in beiden
hoven, sun gan vor des gothuses richter ... Die an-
dern ussidelinge [die also nicht in einem der Gottes-
haushöfe wohnen] sullen ze zwein gedingen in deme
jare gan . . .' 1279, Seg. RG. I 77; vgl. auch ebd. 75.
.Von den vellen der ussidelinge sol der keiner han
wat und waffen.' 1296, THEsch. Offn. (ZfsR. I 83).
.Die lüte, die in den vorgenanten dörfern gesessen
sint, und ein teil ussidellinge, die anderswa gesessen
sint, hant gegeben . . .' HU. .Die lüte, die in den vor-
genanten dörfern gesessen sint, si sien der herschaft
eigen, gotzhuslüte oder ussidelinge, die mit einanderen
stürent . . .' ebd. ,Die lüte der vorgenanten dörfer und
ussidelinge, die in den andern dörfern gesessen sint...'
ebd. ,Die lüte des selben dorfes [Oberhasli] und ander
ussidelinge, die gesessen sint ze Adlinkon, ze Walta...'
ebd. .Die ussidelinge, die ze Zollinkon gesessen sint
und gegen Grüeningen horent, hant geben . . . Die
ander ussidelinge bi demsewe hant geben ze stiure . . .'
ebd. Noch oft in dieser Quelle; so zB. I 115. 119
(mit Anm.). 120. 124. 205. 228 (mit Anm.). 250.
Dafür in badischen Quellen ,Us-sidel' m.; s. ALBuickh.
1860, 238; HU. I 65. S. auch Ue-Schidting.
Land-sid(e)ling, ,-sigling': ein im Lande An-
sässiger. ,Do fuor sin fater dara unde ward dar lant-
sideltng [aecola fuit]. Die alten lantsidelinga, die
eigenes landes sint, die heizent indigene, die enderske
sint, daz chit andereswannan chomene, die heizzent
alienigeue, advene, aecole, incole.' Notker (Ps. 104, 23).
In der spätem Rechtsspr. (in der Form .Landsigling')
spec. für einen aus der Fremde Zugezogenen, an seinem
Wohnort nicht Heimatberechtigten. .Ist ouch, das ein
landsigling gen Basserstorff zücht und da abstürbet
ane liberben ... so erbt in ein herr; hat er aber künd,
so nimpt der herr sin val, als ouch gewonlich ist, und
erbend die künd das ander. Aber hat ein herr das
recht, waz lediger künden ze Basserstorff abgat, die
mag ouch ein herr erben und Valien, als umb die
landsigling da vor geschriben stat, und scelent ouch
die landsigling und die ledigen künd gehorsam sin
und mit allen sachen dienen alz ander gotzhuslüt.'
Ende XIV., ZBass. Offn.; darnach auch ZKloten Offn.
,Der landsiglingen [im Thurgau] halb, die nit erben
Sad, sed, sid, sod, sud
hau, spreclient wir: welliche landsigling nit erben
band, das unser gnädiger herr [der Abt von St Gallen]
. . . von denselbigen vasnachtliennen und den vall
neraen und die landgrafschaft darnach dieselbigen
erben und erbschaft inbringen und zu ir banden
ziehen muge.' 1501, Absch.
.Laudsideling' auch bei Oberlin 871 (ohue Beleg). Zu der
Form mit g vgl. l.'insühhn und die Aum. zu Scyrt .- tir. •,■/././,/
siedeln (Schöpf 074). Einmal ,landtseg(e)liug' (<^sed(eiliny) :
, Kinder, die in den hochen gerichten zuo Eglisow von lantsege-
lingen oder von paucharten geboren wurden, ob die nit eiDs
herren zno Eglisow libeigen wereu . . . Wann ein lantsegliug
gen Eglisow kerne...' 146S, Urteilsbricf des Heinrich von
Jestetten (Z Staatsarcb.). Eine weitre im XV./XVI. häufige
Entstellung des etym. undurchsichtig gewordenen Wortes s.
unter Land-Zügling.
sidle": sich zur Ruhe begeben Ap.
Ei°-sidler II in.: 1. wie nhd. Einsiedler, allg.
bekannt, doch wenig volkstümlich; verbreiteter ist das
syn. (Wald-) Brueder (Bd V 415. 422). Modern auch
für Einen, der die Einsamkeit sucht Z. — 2. übertr.
a) einzeln lebender Wildeber S; s. Eingänger (Bd II
358). - b) Fündling. oO. (FStaub).
Unklar: ,Swa ein mau . . . by der ungenossami stirbst uff
des gottshus guot, allda er einsidler [kaum: ein sidler] ist,
ald uff siuem rächten eigen, ald uff sinem lehen, ald ze
wäglosi sitzet, da sol das gottshus nemen die zwene teile.'
1296, ThEsch. Offn. (ZfsR. I 83; späte schlechte Kopie des
verlornen Originals).
Side", in Aä tw.; ApL, M.; B tw.; G tw.; Zg (Dan.);
Z tw. Side" f.: 1. Seide, allg. ,Sericum, sid.' Voc. oft.
,Seiden, sericum (bombyx).' Fris.; Mal. S., Fade",
Fingerlmet, stirbt der Bär, so geit 's nid guet [usw.]
B (GZür. 1902). S., Fade", Benedikt, mach nit i" 's
Bett und verschwätz-dich nit! Z (wohl nur ein Spott-
vers auf den Namen Benedikt). In Varianten zu dem
Reim I" der Chröne" (Bd III 1598 u.): Messer, Gable",
S.,Fade": schöni Jumpfere", wüesti Chnabe" oä. Sch;
Z. Sprw. : ,Von einer Jungfrau Seiden kaufen.'
Sprww. 1824, 195; Sinn? S. spinnen. S. spinnt eine
der drei Jungfrauen im Eiti-Rössli-Lied; s. GZür.
1906. Bildl. 1) feine Arbeit verrichten. ,Entzwiscbent
spunne Marius gegen den Cimbern kein S-en, deren
er in einer Schlacht bei 200 Tausent auffem Platz
erlegt.' FrHaffner 1666. — 2) Der cha"" S. spinne",
■wird reich, macht sein Glück G. Meist neg. Er spinnt
hei" S. (derbl), macht schlechte Geschäfte, hat Ver-
luste, hebt wenig Ehre auf B; ScuSt. (Sulger); Z.
Er wird debi kei" S. spinne", Nichts gewinnen Z.
, Seide hatte er indessen dort nicht gesponnen, er hatte
zu wohl gelebt.' Gotth. ,Auf einem dazu noch in
Pacht genommenen Zugut wurde auch nicht viel Seide
gesponnen.' ebd. ,NN. hatten sogar den Arzt bezahlt,
der zwar während dieser Zeit [einer Krankheit im
Dorfe] weder Seide spann noch Geld gewann, desto
mehr aber Liebe und Achtung.' ebd. ,[N., ein Ver-
lagsbuchhändler] ging nicht mit der nötigen Ruhe und
Umsicht vor ... wie er denn beispielsweise bei seinen
Städtebildern keine Seide spann.' Z Post 1909. ,S.
kämblen': ,MMatthysin von Wiedikon, kämbiet s-en.'
1637, ZStdt. S. winde" Aa; Z. S. webe" Aa; Ap; Z
(häufiger Sidi"s webe"). S. webe" bomm-pomm-pomm,
wiederholt von Kindern gesprochen, während sie mit
den Armen und Händen eine Hin- und Herbewegung
machen (auch ein Stück Tuch hin- und herziehn), wie.
beim Weben ApWald. In gesetzlichen Vorschriften;
Schweiz. Idiotikon VII.
s. auch die in der Aum. angeführte Lit. ,Das enhein
Cauwertschin, Jude noch Judenne ald ieman, die
Pfenninge umb gesuoch lihent, von niemanne ver-
pfenden sol enhein sidun, du ein march wigt ald
drunder, gescheiden noch ungescheiden, an spuolon,
an spillon noh an werpfon. Swer es darüber tuot,
der sol si wider geben ane schaden.' Z RBr.; s. noch
ebd. Art. 44/9 (ASG. V 249/5"), ferner Rüben (Bd VI
75). ,Das nieman weder gewunden noch gespunnen
s-en kouffen sol an spülen noch an spuolen, und darzuo
sol nieman enkein ander s-en kouffen under einem
vierdung, und swer dis brichet und die s-en her über
kouffet ald verkouffet, der sol 5 ß ze buosse geben.'
13::«;, Z StB. 1 87 mit Anm. .[Abgaben des Zwischen-
handels:] Von s-en, die man hie verkouft und ver-
werket, git ietweder teil von der mark 1 d.' Ende
XIV., ebd. .Klein ungelt [Bd II 241 u] : ... von sidinen
tuochen und von geferwter s-en ie daz pfunt 2 d.' Ende
XIV.. ebd. I 250 mit Anm.; s. noch Ge-siiech (Sp. 210).
Stück Seidenstoff: ,Etlich s-en.' 1489, Z luv. In Ver-
gleichen und RAA., worin sich die Wertschätzung der
Seide als feiner, kostbarer Stoff ausdrückt. Faden
wie S. so rein g'spunne" B (Zyro). Wol zeh'"möl
licchter, zeh'"»wl g'schwinder ist mi"s Weberschifli
durch de" Zettel g'fare", und Tuech hat 's g'ge", a's
wenn 's vo" S. war. Stütz, Gem. 's göt wie S., gebt
leicht aus der Hand Zu. Wetter wie S.: E" rüchi,
regnerischi Woche" ist dor°he" ef gange", aber deför ist
am Sonntig drüf Wetter g'si" wie S. Dorfkal. 1889
(Th). Du bist dank nid vo" S.! zu einer Zierpuppe
Aa. ,Treit es [das Erdreich bei uns] nit zimmet,
iraber, malwasi, nägelin, s-en und söliche wyberschleck,
so treit es anken, astrenzen, milch . . . landtuoch.'
Zwingli. Verwendung. Seidenfaden zum Nähen
usw.; vgl. Siden-Näjer (Bd IV 712; auch 1467, Z RB.).
,Hüet, so mit s-en genaiget sind.' 1431, Z StB. ,[Der
Schiedspruch wurde seiner Länge wegen] von dry
hüten berment geschriben, die zesamen gelimbt und
ouch uff einandern darzuo mit schnüeren von blawer
siden gestrickt.' 1441, BSchiedspr. ,Ein liembd, so mit
syden genäyt.' 1546, B Turmb. Seidenstoff. ,N. habe
ich geben umb s-en zuo den baneren 6 Ib.' 1443, B
StRechn.; auch 1446, ebd. ,Dass aber kein ussere
zierd mit s-en, gold und silber, gemäld, gschnitztem
und ergrabnem werk in irer kilchen ist, kommt daher,
dass es die alt kilch ... verworffen bat.' 1535, Z (Vor-
wort zur Z Lit. 1644). ,Es ist ouch hie kein under-
scheid; er [der Mensch] sig gsin inn s-en oder zwilhen
bekleidt, darum bekleidend die sei mit ganzem tlis,
der üb der ist der wurmen spis.' 1535, Zg Neuj. 1900
(Inschrift der Beinhauskapelle bei StOs'wald). .Seri-
catus, in s-en bekleidet.' Fris.; Mal. Oft in der allit.
Verbindung S. und Samet (seltener, wie in der Schrift-
spr., Samet und S.). Si chunnt e"fange" (e'fängs) i"
S-en und Samet (derher). S-en und Summet mach! '.<
Meitschi finer, aber im Alter de" Gülte"stock vhliner.
JRoos 1907. Unter Sammet und S-e" lige".d die meiste"
Lide" AAEhr. (Lehrer Frei). ,Mit Sammet und S-en
tüot-sich 's Weibervolk zieren, wenn si scho" kei"
ganzen Hemblistock bei" und d' Schnob müossen zäru-
inenschiiüoreii.' LE. Hirsmontagbrief. ,Bruoder Claus
[zu den Eidgenossen]: Uwrer vätter band ir vergessen
... demüetig kleider truogends an. jetz muoss man vyl
der wölffreck han ... zerhauwen hosen und wammiss:
blibt n üt ganz, weder siden noch samits ... wän ir
::07
Sad, sed, sid. sod,
ussrytten uff tagen, rauoss yeder sydue kleider tragen.'
VBoltz 1551. ,Da wir frörade wyn und andere schlack,
item s-en, sammat und anders haben wollend.' LLav.
1583. .Nicht allzyt sind die Wege guet, die sich der
Mensch hier wählen tuet; er will uffSammt und Syden
gohn und nur uff grüenen Matten stohu.' Stütz (aus
einem alten Andachtsbuch). Als Fluch : ,Botz seiden und
sammat!' Schertw. um 1579. — 2. übertr. a) ,Schleim-
fäden im Brunnenwasser: Das Wasser tuet S. zieh"'
Zg (Dan.); vgl. Chrottm-S. — b) Kleeseide, Filzkraut,
Cuscuta europrea AäF., Leer., auch lt Mühlberg: L
(Ineichen); Z Anl. 1776.
Ahd. sida, mhd. «irfc; vgl. Gr. VVB. X 1, 174/7. dazn
Martin-Lienli. II 327. Zur Geschichte der Seideniudustrie
in Bs (seit dem XV.) vgl. TGeering 1886, Register S. 646:
in Uw AKüchler 1805, 61; in ZStdt ABiirkli 1877 und 1884,
dazu die Register der ZStB.; in ZWth. Troll 1848, 94. An
(missglückte) Versuche mit dem Anbau von Maulbeerbäumen
zur Seidenzucht erinnern die Ortsnamen ,Siden-Baum' Ap
(vgl. dazu GRüsch in den Verhandlungen der stgalliseh-
appenz. gemeinnützigen Gesellschaft 1845, 209/22); GWe.
(Häusergruppe), ,-Berg' BMuri, NMuhlern; LHochd. (Leu,
Lex. XVII 35): G; S (vgl. GL. V 487). Sonstige Nameu.
a) Personenn. ,Siden-Faden.' XIII. /XIV., Schw; XIII./XV.,
Z. ,-Man.' 1277. BsMutt. ,-Meyer.' 1440, Z. .-Müller'
(s. Bd IV 186). 1412, L. ,üoctor Sidenschwänzli', Theologie-
professor. 1523, Bs (Strickler I 208). SUle'-Toni. Spitz-
name AaF. (S. hed-mer-em tfteid, wü-er '« immer em g'schtcullc"
„',,.-» Ud, inV de" Kr.nüj r„" /V»r". W.Müller 1903). -
b) Lokaln. ,Siden-Fadeu' Zg: s. auch Bd I 674. ,-Hof Bs;
ZStdt (s. Vög.-Nüsch. I 611/4). ,-Gass' ZMeilen, Stdt.
Filiseil-: Floretseide. ,An l*/s Pfd Filisell-Syden
das Pfd zu 3 Gl.' 1605, Z. - lt. filutäkr, frz. floodk.
Floret-, in Z lt Dan. Frolet-: = dem Vor. ,Zu
wissen, dass, wann das Abwinden eines Häussleins zu
End gehet, dannoch allezeit etwas übrig bleibet, das
nicht kann abgehaspelt werden, welches dann die sog.
Floret-Seide...abgibet.' EKönig 1706,920. — floret-
sidi", in ZZoll. auch fläret-: aus Fl. gemacht, bes.
von Strümpfen. ,Um ein Par mussgtfarw floretseide
Strumpf 4 fl. 24 ß.' 1690, Zubers Tgb. ,Einem Püntner
gab ich für ein Par fein schwarz seide Mailänder
Strumpf ein Par modenfarb floretseide Strumpf.' ebd.
1692. ,1 Paar floretseide Strumpf 1 fl. 20 ß.' 1763,
Z Haush. ,Zwei Paar floretseidene Strümpfe.' Z Inv.
1789. Seherzh. werden die Ziegen [wegen ihrer langen
Haare?] floretseidene Kühe genannt; zB. A.: Händ-Ir
au'h Chüe? B.: Ja, fläretsidi" ZZoll. (Bruppacher).
Fiat-, Flad-. ,Des herzogen [Karl] gezelt war
innwendig von sammat, ausswendig von flatseiden ge-
macht,' Wvrstisen 1580. ,Fladseiden.' 1640, L. - Aus
it. iih,i„: vgl. Füadi (Bd I 778).
Galet-: Floretseide B. Vgl. Chüder-S. — Ital.
gcäeta, robe Seide.
Gr ob- := Siden 2 b. , Auf Klee- und Luzernefeldern
macht sich Klee- und Grobseide deutlich bemerkbar.'
Bauernst. — Chüder-: = Galet-S. ,Der Sammet von
Kuder-Seiden oder Galette.' 1767, B Kleiderordn. —
Karmesin-. ,Ein Schnüerlein von roter Kermen-
seinterf!]- Seiden.' Arzneib. XVII./XVIII. — Chle-
s. Grob-S. — Chrotte"-: = Siden 2 a, die grünen
Algen in Quellen und Brunnentrögen GRPani. —
Lind-: = lindi Side" (Bd III 1316) ZBauma. — Man-
gasin-. 1571, Z. — Nädli°g-: abgeschnittene kurze
Seidenfäden, aus der Zwirnerei gekauft Z (Dan.). —
Nä(j)-: Nähseide Z. ,9 pfd 5 ß 6d umb ariss schärfer
naysiden. 32 ß umb taffatschnüer, naysiden zum paner
und zum krüz und vom kästen zu rüsten.' 1511, Z
Anz. 1907. ,Negsyden.' 1531, ScHwMitt. 1901. S. noch
Stepp-Siden. — Brunne"-: = Siden 2a BGr.; GrIiPt.
— Gold-gespuust-. ,Von Trame, Filadi, Organzin,
Gohlgespunstseiden ...Stäpp- und Nähseiden, welche
allhier aus rauher Seiden gemachet wird, soll ein
jeder Bürger, der sie also machen lasst, von jedem
Centner 2 Gulden Fabrikzoll ... bezahlen' 1711, Z
Ges. 1757.
Stumpe"-: Abfallseide, zu Garn verarbeitet Z. —
stumpe°-sidi". En st-ene'' Bock Z (Dan.). St-eni
Strumpf wurden in ZW. noch in den 1850er Jahren
getiagen, bes. am Sonntag.
Stepp-: dicker Seidenfaden Z. ,Neyg- und stepp-
syden 57/8 pfd.' 1571, Z Inv. — Strängli-: in kleine
Strängen gedrehte Seide Tn; Z. — Damast-. .Damasch-
siden 9 ein ... zuo einem messgewand.' Ansh. — Trog-:
= Siden 2 a, in Brunnentrögen B. Ihr Vorkommen
gilt als Zeichen von recht gutem Trinkwasser. —
Wurm-. ,Bombycinus, das aus wurmseiden gemacht
ist.' Fris. ,Man muoss fleissig acht haben, dass, nach-
dem der falk mit rollten töuwigen speisen geätzt ist,
im zum wenigesten auff den abend, so du morgens
beizen will, ein gwell von wurmseiden oder faderen ge-
bist,' Vogelb. 1557. — Wasser-: = Siden2a GrD., Kl.
Sidere": Pflanzenn., Hasenklee, Alchem. vulg. et
alp. Alp. 1806, 132; (darnach?) FAnd. 1897, 234.
Das syn. Stden-Chle (Bd III 609) beweist die Zugehörig-
keit zu unserer Gruppe.
Sidi n.: Kuhname Ndw.
sidig(-i'- AAtw.; ApI.,M.; Btw.; Gtw.; Ztw.)ÄA;
ApH., I., M. tw.; Bs; B; L; S; Z, sidi" Aa; Ap (sidi«,
sidis, aber sideger usw.) M. tw., V.; Gl; G; Sch; Schw;
Th; W; Z: 1. seiden, von Seide. Sidifgjs Zug. E(s)
sidi(g)s Halstuech (Halsband BG.) sidigi (sideni)
Strumpf. Mer hend kei"s eigins Hüs no'h Heim, ich
ha" keis sidi"s G'wand; mi" Sächli, die par Hüdeli,
die träg-i"'1 a" der Hand. MLienert. 's Meieli ... im
Merinojüppli, im sidigt" TscMpli [B Tracht]. FOschw.
Bolka, Bolka, Lederhosen a", sidigi Strumpf und Chue-
dreck dra" ! Aa. Ha" g'meint, ich heig e" sidige" Bock,
Jets han-ich mimen e" Bupfirock. ALGassmann 1906.
Tanz mit mir, tanz mit mir, i'h han e" sidige" Hömmli-
stl'h d" gi'sch nid nöck, du gibsch nid nöch, bis-e'h-n-e"
de"" noch füre" lö". ebd. D' Fischbacher Meitli hend
sidige Schcube", iceleicelebizbambom! nur ''as'-se-si
chönne" dcne" Bliebe" zeige", welewelebizbambom ! ebd.
Me" chönnt meine", du wdrist sidig! Aa; s. die entspr.
RA. unter Siden. In der ä. Spr. fast nur ,sidin.' ,Die
hurgermeister und der rat hant drye einunge über
sidin antwerk genomen.' XIV., Z (Beitr. 1739). ,Denne
kostend die sidin schnüer, so da komen sind an des
küngs von Frankrich brief 3 Ib. 3 ß 9 d.' 1452, B
StRechn. ,5 par sidiner ermly.' 1469, Troll. ,Daz
leder ...het einen siden schyn.' Kunstb. 1474. , Ein sidin
rock, (wambisch, hrusttuoch, göller, rosszügel); sidin
bendel.' 1476, Gfü (Burgunderbeute). ,2 sidy bendel,
2 sidiny fiögerly, 2 sidy seckel.' Ende XV., Z Inv. ,N.
het gen [an eine neue Pfründe] 1 sydiss tüechli.' 1520,
UwBeck. ,Disen [eidg.] boten schikt der babst siner
garden hoptman ... cngegen gon Florenz, dass er iedem
ein sidin rok da schankte, damit, so si schlecht nach
irs lands siten bekleidt kämind, dass si nit vom sidinen
römschen hofgsind . . . verspotet wurdid.' Ansh. ,[N.
lad,
1, sid, sod, sud
310
klagt, dass seine Frau] zu Baden im wirtzhnss bar-
hopt, mit enplecktem herz und einer sydenen schnuor
am halls, wie ein andre gemeine metz, gesessen.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Sericus, seidin, von seiden ge-
macht.' Fris.; Mal. .Niderländisehen sydenen Burat.'
1620/40, L (RBrandst. 1900). ,Umb seidene Schnüer an
obgemelte Instrumenta [Schirmbriefe] nach Zürich dem
Passamenter Gl. 27 ß 30.' 1673, Z (Kriegssachen).
, Denen gemeinen Bürger- und Handwerksleüten, auch
dero Frawen, ist aller seidene Zeug ... seidene Hent-
schen und der gleichen zu tragen verbotten, vorbe-
halten den Männern die seidene Strumpf und für dero
Töchter en die Käpli von Seiden.' 1696, L. ,1 rot und
schwarzer siden Aris, 1 schwarzer siden Aris.' 1700,
ZInv. , Ist aller ellenbreiter seidener Zeug, so auffs
Höchste dreissig Batzen die Ell nicht übersteiget, zu
tragen hiemit zugelassen.' 1728, B. Beide Bildungen
neben einander: ,Eine wird verklagt, weil sie zu hohe
Schuhe getragen und auch köstliche Kleider, seidnen
Schürz und seidig Binden.' An f. XVIII., BLauenen.
Halb-, ganz-sidig (Aa; B), -sidi" Aa; Gl; Th; W; Z,
wiss-, schwarz-, gel^-s. usw. ebd. ,Borabycinum, sidin;
semisericum, halbsidin ; olosericum,garsidin.' Voc. opt.
.Schwarz sidi schnüer.' 1505, Z. Subst. Sidifgjs, Sei-
denzeug. S-s webe". Sidi"s webe", Samet webe", mit
''ein Schiffli hin und her, mit dem Sehiffli üf, Wiege n-
liedchen Z. — 2. übertr. a) en Sidige'' (Sidener), Sei-
denfabrikant Aa; Z und weiterhin. Spöttisch sagt
man etwa von einem Geschniegelten, den Herrn Spie-
lenden, er sei nur en Halbsidene'' Z. — b) sideni Ar-
muet, glänzendes Elend', Armut unter dem Schein
von Wohlhabenheit versteckt ZHinw. — c) sidig, fein,
zart, von Personen B. ,Die Töchter dort seien ihm
alle zu bauelig gewesen. Er handle zwar mit Baum-
wolle, aber das müsse er sagen: die Töchter habe er
lieber sidig als bauelig.' Gotth. Zart, nur sanfte Be-
rührung vertragend, verzärtelt AALeer.; B. Adv., zart,
sachte, glimpflich, vorsichtig B. Sidig tue". Si cha""
schröcke"Uch s. tue", ungemein höflich. ,Den Frauen
können wir nicht seiden genug tun.' Gotth. ,Sie
wussten, je seidener und zufriedener sie täten, desto
weniger nehme man sich vor ihnen in Acht.' ebd.
Mi" mues' s. mit-im umgä", er icird grad höner. Öpper
s. a"rüere". Bi Öpperem s. trappe" [auftreten]. S.
dure"schlüffe" BLütz. (Bärnd. 1904, 377).
Amhd. eidin. Einmal in besonderm Fall die Form Nei-
dern': ,Die Mägd und ihres gleichen [sollen sich enthalten]
der halb seidern- und Wienerueu Fürgiirtliuen . . .' ItiSO,
ZMand.; sonst ebd. .seidenen.' Au , sidig' angelehnt ,bome-
sydig' für .bomesynig' [s. Bd IV 1258 u.]. 1620/40, L.
Sidig-Chlaus, Spitzname. L Kantonsbl. 1805, 254. ,Berchtold
den Sidin, Peters seligen sun von Krepsingen.' 1309, f.
Eschenb.
sider(t) s. sit-hir (Bd II 1564).
Sidewang: , [Einer?] vom alten Regiment' BsStdt
(Meyer). — Frz. ci-devant. Auch eis. (Martiu-Lienh. II 327).
Sidian (Si'diän Ap; Sch; Tu; Z. Sidjan S, für
BsStdt einmal Sidean geschr.) m., PI. Sidiäne" Ap;
Th; Z: Schimpf- und Scheltw. Bs; B; S (nach Hänggi
für unartige Knaben), insbes. durchtriebener, abge-
feimter, verfluchter Kerl (verwünschend, aber auch
anerkennend) Aa; Ap; B; GWL, We.; Sch; Tu; Z, ver-
leumderischer, boshafter Mensch Bs; Z, Trunkenbold,
Strolch, schlechter Kerl Bs. Vgl. Siech (Sp. 194/6),
Satan. Du S.! halb zornige, halb scherzhafte Schelte
BE. Der Cheibe" S.! Der weiss d' Sach a"z'stüle".
Bärnd. 1904. Das isch e" S.! Aa; S, auch en Sidians-
Cheib! Th. Die Galge"-Choge"-Güeterjude" sö'lt-me"
gär nümmer i" 's Dorf me" lo"; me" chönnt fast vm'ne".
die Sidiane" schmecki"d 's, wenn nö'me" en arms Bürli
i" der Chrott ist. GOtt 1895, Enn vo" de" böseste"
Sidiane" ist scho" der Abt Cuno g'se". Schweizerm.
1891 (Ap). Wie en S., = wie en Siech (Sp. 196). Der
Bach . . . hedg'räschet und gelöset wie e" S. GFient 1898.
Auch bei Martin-Lienh. II 327, wo (wie von einem
nnsrer S Gewährsmänner) wohl mit Recht frz. citoyen als
Ursprung des W. vermutet wird. Vgl. Süian.
Sldiem.: Cylinderhut BsStdt, auch bei Seiler 325.
— Wohl eine burschikose Abi. von Siden, mit frz. Endung.
sidig (seither) s. sit-her (Bd II 1564. 1566).
Sidonia Donia: weibl. Taufname GrD.
lind- sied „-süd: Adj. und Adv., was sich leicht
sieden lässt. Phys. von dünnschaligen Eiern. Mora-
lisch von Menschen, die Nichts ertragen mögen, weich-
lich, verhätschelt LE." (St.2).
siede" Bs; B; GRTschapp., V.; S; W, sude" (bzw.
-i-) Aa; Ap; BGr., lt Zyro; Gl; GaPr.; L; G; Sch;
Schw; Th; Uw (in E. -OT-); U; Zg; Z — 3. Sg. Prajs.
Ind. südet (-%-) B (in Si. auch siedet); LReiden, südt
Aa; Ap; Gl; SchwE.; Th; Z, Kond. sutt AAF.,Leer.;
ZKn., sutti BSi., südti Aa tw.; Gl; ZRicht., siedoti W,
Ptc. g'sotte": sieden, allg. (doch s. die Anm.). 1. intr.
, Sieden (süden), süttig heiss sein, infervescere, fervere,
(e)bullire, infervere; sieden oder süden, das es über-
lauft, effervere; ze s. machen, süttig heiss machen,
defervefacere; das sieden, strodlen oder aufwallen,
ebullitio.' Fris.; Mal. a) zunächst von Flüssigkeiten,
's Wasser, d' Milch süd(e)t. ,Der Senn auf hoher Alp
kann ... beobachten, wie flugs -mu d's Wasser sided
und brusled und doch d' Hif'epfla mid allem G'wald
nid wei" linden u"d zerspringen wie unten im Tal.'
BSrnp. 1908. ,Wie vast die (milch) sod ob dem für,
so lüff si nit über.' 1462, Z. S. auch Sp. 152 o. Von
kochendem Leim (Sprw.); s. Lim (Bd III 1268). S.
noch pfisen (Bd V 1185). Mit Richtungsbestimmung
(mit Bez. auf das Aufwallen, -steigen siedender Flüssig-
keit); vgl. über-, üf-, usen-s. 's südt überuse", über den
Rand des Gefässes hinaus Ap; Th. Wcmi-der's Webeli
im Cher [Keller] onne" o/f ä"möl ve'taubet ond d'
Schlichti öberüs sildt ... ATobler 1909, 47. .Wann das
Schmalz übersieh siedt, so wirf eine Handvoll Salz dar-
ein.' Z Arzneib. Bildl.: ,Elisi redete, bis der Trinettedas
Gift im Herzen siedete bis in den Kopf hinauf.' Gotth.
Auch von Dem, was in Wasser usw. gekocht wird.
Das (Fleisch) cha"" lang s., bis-es lind wird. Jungs
Fleisch und alts Fleisch tien nid z'säme" s., Alt und
Jung passen nicht zusammen BGr. (Bärnd. 1908). 's südt
wi-n-e" Wasch, kocht stark AaF. S. auch Hafen (Bd
II 1009). Etw. ,s. lassen' 1) eig.; s. ver-blatteren (Bd
V 210). — 2) uneig., es geschehn lassen, untätig
zusehn. ,[Herzog Sigmund von Oesterreich, welcher
Elsass, Breisgau etc. an Karl den Kühnen versetzt
hatte] nam sine Land widerum in sinen Gwalt und
verbündet sich mit den benachbarten Bischofen, Herren
und Stetten wie ouch mit den Eidgnossen; denn er
gar wol wusst, dass Herzog Carle nit also wurde Süden
lassen, wie ouch geschehen: denn es gschahend drei
gross Schlachten mit Herzog Carle und den Verbün-
deten.' JJRüeger. b) in mehrfacher Übertragung.
Sad, sed, sid, sod, sud
a) von Trauben, jungem Wein, Most, gären Aa; Th; W
Mü.; Z. Da' Most südt scho" starch mTH. ,Der Sauser
gibt einen weissen Schaum in der Flasche: er fangt
a" s.' HMessikommer 1909. — ß) unpers., von heftigen
Leidenschaften, bes. Zorn Aa; Ap; Ndw; Z. Es südt
in-em ine", ,1m Veri sott und kochte es wie in einem
Kessel, er war voll bis ans Halszäpfli.' Ndw Kai. 1901.
— Y) von brennendem Schmerzgefühl. .Etliche Tage
lang fühlt ich von dieser Partie keinerlei Ungemach ;
aber mit eins flengen meine Füss zu s. an, als wenn
man sie in einem Kessel kochte.' UBrägger. —
8) , flüssig sein, an flüssigen Hautausschlägen leiden,
Pusteln und Schorf im Gesichte haben' Schw; Zg:
ZWäd. Auch von allzu häufiger Menstruation ScbwE.
— 2. tr. a) Etw. sieden machen, durch Sieden zube-
reiten, zurichten. , Wasser s.' s. Proporz (Bd V 774);
in der lebenden Spr. dafür eher süttigs Wasser mache".
a) insbes. von Getränken, Speisen uä. ,S., kochen,
(e)lixare; defervefactum in vino, in wein gesotten.'
Fris. ; Mai. Das mrd-si'* wise" (zeigt-sich erst) im S.,
von ungewissen Dingen, Erwartungen L; Z. Das ist
nit i" si"*m Hafe" g'sotte", Das hat er nicht selbst er-
dacht GRNuf.; vgl. Bd II 1009. Milch s. (neben erwelle")
Ap; Tb; Z. Ond hemmer auch ke'" Wi" ond Most, e"
Mülchli ist g' schwind g'sotte" ApVL. 1903. ,N. tätte
die milch in ein kessi und sod sy.' 1462, Z. Butter
s , häutiger i"-, üs-s. Miner Mueter Tante" Gotte" hat
en Vierling Anke" g'sotte"; isch-si nüd e" Tüsigs Wlb,
dass-si so vil Anke" südt? Sch; Z; ähnlich GrD. Eier
s. allg. Min Vatter hat g'seit, »•* soll 's Ghindli go"
wiege", er well-mer denn zwei Eier s.; jetz südt-er mer
zwei und frisst-mer ei"s: welcher Tu fei w&tt wiege" um
es einzigs Ei! ZWth.; ähnlich Ap; Sch; ZStdt, Stall.
Mueter, lue» dö, 's ist en Bue1' dö, 's ist der Hippe"-
meier; Mueter, süd-em Eier; Mueter, süd-em e" Worst,
's ist en freie1' Porst. Ap VL. 1903. Jetz mues'-es e"mäl
uf de" Rigi si"; gang, Mueter, pack-mer Schübli"g i".
süd Eier na''' und tue-s' derzue . . . Z (Bölsterli).
S. noch brännen (Bd V 621 u.). , Demnach begebe sich,
dass die hirtly halmeier ässen weiten und suttind die
in des N. huss.' 1487, Z RB. Herdöpfel (die ganzen,
ungeschälten Kartoffeln) s. In Schw gilt Eine erst
dann als rechte Köchin, wenn sie ua. einen Erdapfel
schmackhaft zu sieden versteht. Chrüt s. Chrüt, du
bist im Wasser g'sotte", der Anke"hafe" het-sich vor
dir verschloffe" ; du channst-mich a"luege", so grüen a's
d' wi'tt, ich friss-dich, nein 's der Tüfel, nit AARein.
S. noch Gumpist (Bd II 317). Rabe" s. 1) eig.; heute
etwa fürs Vieh. ,Sy hant in die selben [gestohlenen]
reben gesechen siedan, won sy sin nechsten nachburen
wärent.' 1465, Z RB. — 2) (in ZO. auch Herdöpfel s.)
schnarchen; s. Bd VI 18 (auch L). — 3) Name eines
Kinderspiels. .Die Kinder (Rabe") kauern am Boden,
die Mutter tupft sie mit dem Daumen auf den Rücken,
um zu sehen, ob sie lind seien. Dann sagt sie etwa:
Nei", Das ist iez t" z&chi, die ist nach lang nüd lind,
oder: Die ist glvh [lind], aber iez näeh nüd. Wenn eine
als weich genug erkannt wird, gibt sie ihr einen Stoss,
dass sie hinfällt. Die Rabe" rufen: Mueter. ich bi"
lind, ich süde" scho" lang, ich rerplädere" iez denn vor
IÄndi' Z iGZür.); vgl. die Spiele Bd VI 19/20. Böne»,
Ärbse" s., zu Chost (Bd III 547). Einer, die im Pen-
sionat kochen gelernt hatte, wird nachgesagt, si hei
d' Kafiböne" wel'e" s. und hei-sich g 'wunderet, wo-si
gär nid heiji"d wel'e" lind werde" Th. Fleisch uä. s.
Ich mues' wider e"mol Fleisch s., dass 's en ordlechi
Suppe" gi% sagt etwa eine Hausfrau. E(n) Hamfmie"
s., zu einem festlichen Anlass, zB. einem Taufi-Möl.
S. auch Bd II 1270. .[Die Kuttler verpflichten sich]
was sy kutlen und anders biss uff den dornstag ge-
sotten habint, das wellent sy desselben dornstags ver-
kouffen [und nicht später].' 1480, Z RB. .Die kutler
mögent an der kilbe ire kutlen an offnem blatz feil
haben und süden, luogen, wer inen die abkouffe.' 1558,
Z RM. ,Die kuttler sollend uss dem brunnen ze usserist
am Rennwäg ... dhein wasser ussherschöpfen, sonders
. . . was sy zu sieden haben, darzu sollend sy ab der
rören ... das wasser nemmen.' 1580, ebd. Schnegge"
(Z lt Dan.), Eure" (ScHSt. lt Sulger) s., ohne Ursache
in einem fort mit langweilig singendem Tone weinen;
nach dem Geräusch, das sich beim Sieden von Deckel-
schnecken bzw. beim Aussieden von Butter hören
lässt. S. noch Pfannen (Bd V 1105). Häufig in Re-
zepten. ,Süt daz mit einer starken lougen.' Kdnstb.
1474. ,Setz es über das feür und sied es, biss das
verschaumbt; nimm tormentill und seüd die in guotem
wein, darnach seud das körn ouch darin. Nimm ger-
sten und ... bilsensaamen und seüd es alles under
ein anderen ... seud das vast wol in einem pfänlin.'
Mangolt 1557. ,Süde ritterspörly in wasser.' Zg Arz-
neib. 1588. S. auch rot (Bd VI 1747). S. und brüten
s. Bd V 878/9. Dazu noch: D' [F ehr-] Alterfer Chrüt-
balle" [s. Chrüt-Ballen 2 Bd IV 1151] lönd-sich Alles
g'falle": s-en und schnitzle" und brate" und alles same"
ZRuss. .Demnach tribend si alles fech . . . zuosamen,
fuortend es gen Bern, mezgotend disen roub in der
Bredier bomgarten, sutend und brietend.' HBrennw.
Chr. ,1685 verordnete der Rat von Zürich, dass im
Gesellenhaus Riesbach ... Nichts als Wein, Brod und
Käse verabreicht werden dürfe; dagegen möge man
darin bei Hochzeiten und Gemeindeversammlungen
wohl sieden und braten lassen.' ZNeumünster Chr.
1889. S. und backe" (wohl nur dem Reim zuliebe st.
brate"): ,1h will dar ä Zedel machä [das Versprechen
schriftlich geben], da kanstä hernach meinthalb siedä
oder bachä.' Tyrolersp. 1743. Mit präd. Zusatz : Etw.
lind, (Eier) hert s. — ß) von andern Dingen. Haber
s.: der Hafer wurde gesotten und dann gedörrt, ehe
man ihn zur Mühle brachte Z. Als Name eines Spiels;
s. Bunt-Rei (Bd VI 8). D' Wasch s. Th. Garn s. Ap;
Th; ZO. (bes. risti"s Garn, damit es sich leichter ver-
weben lasse). ,Je mehr die Weiber lügen, wenn sie
Garn sieden, desto weisser wird es.' Pftffer 1848;
Ammann 1850. .Soll alles Bauchen und Garn sieden
in den Kuchenen oder anders dergleichen grosses
Feur gänzlich verbotten sein.' GrTIis Feuerordn., er-
neuert 1767 und im XIX. S. noch buchen (Bd IV 977).
,Tuoch s.'; s. Presten (Bd V 841). Münzen ,weiss
sieden.' ,2 halb Zürichbatzen wyss gsotten.' 1595, Z.
,[Dem L Münzmeister wird befohlen, dass er die Mün-
zen] wol wyss siede, dass sy nit so bald root werdent.'
1597, FHaas. .Fertig bis auf das Weiss-sieden'; s. Bd
I 1040/1. Holz s., um es biegsam zu machen Th.
,1 pfd dem N. umb loug ze den büchsen [Geschützen]
klotz ze sieden.' 1416, Z Seckelmeisterrechn. — y) mit
pers. Obj. .[Man wird einen des Landes verwiesenen
Falschmünzer] wo er harnach drin ergriffen wirf, in
öl sieden.' 1552, BTurmb.; vgl. ver-sieden. .Wann
man in glych schund und süt, so künd er doch gar
nichts darmit.' Funk. 1552. Scherzh.: N. ist und blibt
313
Sad, sed, sid, sod, sud
314
e" Spränzel [mager], und we""-men-e" imene" Anke"stock
täts. L. — b) Etw. durch Sieden herstellen. ,Beder s.';
s. Cavig (Bd III 159). ,[l)ie Kranke] söt ein starken
bri.' Boneb. ,Salz s.'; s. Sieden. ,Met s.'; s. Bd IV 554.
,Als die kramer bissbar den matt nachts gsotten, wellent
min herren das selb gar nit mer gehept haben, sonder
so sy den Süden wellen, sollen sy das tags ussrichten.'
1568, ZRM.; ähnlich 1569, ebd. .Salpeters.'; s. Sal-
peter. ,Pechsieden, Käsräufen und Harzen auf der
Allmend ist verboten.' ZGÄg. Allmendordn. 1834. .Ha-
gel s.', von Hexen; s. Hagel (Bd II 1075); Buet (Bd
VI 1829). — siedend. .Siedende, vast heiss, fervens.'
Fris.; Mal. ,S. heisse Reben [Rüben].' 1701, Z. S.
auch Hasel-Ruet (Bd VI 1834). In der MA. dafür
siedig, sättig. — g°-sotte°: a) entspr. sieden 2 a a
G'sottne'' Anke", im Gegs. zum frische" oder süessc".
G'sotte" (g'sottni) H'erdöpfel, im Gegs. zu den 'brätne" ;
syn. geschwellt. Si händ i" se'ber HüshalWg Nut weder
g'sotte" H'erdöpfel, von armseliger Lebensführung.
(Hert oder weich, lind, in B dünn) g'sottni Eier; s.
noch lind (Bd 111 1316). Muetter, geb-em en Zweier
zu de" g'sottne" Eier. Ap VL. 1903. G'sotte"s Fleisch,
oft nur G'sotte"s. En g'sottner Ghrebs; s. Bd VI
1743 u. .Storch, Storch, Langebein, nimm mich üf und
träg-mich heim ... gib -mer Strumpf und Schüehli,
g'sottni Wurst und 'brätni Fisch, Alles, was-d' mer
schuldig bist' GrTIis. .Gesotten zitlos solt du essen.'
Künstb. 1474. ,Der meyer [von Neerach] sol den hun-
den [des Landgrafen v. Kyburg] geben ein wolgesotnen
hirs.' Z Kyb. Urb. (Kopie von 1485). ,Etlich gesellen ha-
bent uff Seldnower kilwy den frowen von Seldnow ... us
einem kleinen feslin gesottnen win getrunken und den
nit ... bezalt.' 1485, ZRB. ; vgl. in-sieden. ,1 fessli
mit gsottnem win.' 1515, Bs Inv. ,A. : Kunnn, du
muost mit mir ufhin gan, wir wend ein gsottne suppen
han. B.: Din frow wurd hön und übel zfriden, sölt si
dir erst ein suppen schmiden [!].' HsRMan. 1548. ,Uem
N. habe er etwan gesotten fleisch ... gnomen.' 1556,
B Turmb. ,N. habe darzuo ein kübel voll gsotten
biren ... verstollen.' 1587, Z KB. .Die Türken essen
das Gebratens erst, gesotten Fleisch hernach.' JJRkd.
(Zoll. 1905). ,[Die Pfründer in der Spanweid beklagen
sich, an einem .Fleischtag' habe] das ganze Haussvolk
von 427s Pfd Fleisch zu Mittag und zu Nacht die Brüh
darvon; ist wie bloss gesotten Wasser.' XV1L, Z. G's.
und 'brate" s. Bd V 880. ,Zuo Winterthur do hab ich in
ouch gfragt, ob er nit mit ir welle hus han; do spreche
er, er wütte iren nit weder gsotten noch blatten.'
1533, Z Ehegericht; ähnlich 1541/3, ebd. Anders Bd
VI 1586. Wenn Ändert glich auch 'Bröte"s und G'sotte"s
vollüf hend . . . Bs (Firm.). ,NN. sollen ... jeglichem
ein Mal, Gesottenes und Gebratenes, neuen und alten
Wein ... geben.' 1426, EStauber 1894. Die Herre",
die neme"d - sich nüd in Acht, si neme"d in [den
Dieb, der sie bestechen will] 'bunden und g'fange",
si stel'e"d-em G'sutti"s und Biäti"s üf, si lönd im ma-
chen es neus Par Schueh, er soll mit lauffe" dem
Galge" zue. Z Volksl. (Dan.). En Hertg'sottne; Einer,
auf den Nichts Eindruck macht Th; Syn. en 11"-
g'söde1'. — b) entspr. sieden 2 aß. .Ein guot gesotten
dinten.' ebd. .Diewyl in gemeiner Statt Münz vor-
handen ... 281 an wyss gesottnen Schillingblatten.'
1626, Z. ,Ein Vortuch und Halstuch von schwarz
gesoteneni Flohr mit Spitzen '■> iL' 1743, Z Inv. —
c) adv. Es regnet hüte" g'sotten warm. UBragukk
1783. — u"-: wie nhd., doch selten (dafür räir 2 n
Bd VI 1864). En u"g'sottner Kerli, .den man seiner
Grobheit wegen zu wenigen Dingen brauchen kann'
Sch (Kirchh.).
Mhd. Heden; »gl. Gr. WH. X 1, 867/80. Die Form
surfe" beruht auf Verallgemeinerung des Vokals des Sj.'. Präs.
Ind. In SRiedh. soll unser W. unbekannt nnd nur .koeben'
üblich sein; auch in BG. ist ». ungebräuchlich und nur das
l'ti. Prset. etwas häufiger.
ab-: tr.. wie nhd. Gerste" a ., zB. zu einem Trank
für Pferde Th. .Abgesotten visch.' XV., GKüchenordn.
.Wenn man ... Rüben im Was>er absiedet ... Ab-
gesottene Ochsenlebern... Das siede man zusammen
im Bier oder Wein ab.' EKönig 1706; noch öfter. —
über-: 1. intr., siedend überwallen. .Wann Gott das
Feuer der Anfechtungen unter uns schürget, dann
übersieden unsere Herzen.' JJUlr. 1718. — 2. tr.
a) leicht sieden. .Alles [Material zu Leberwürsten]
zuvor ein wenig in Wasser übersotten, dann durch
einander klein gehacket.' EKöSIg'1706. — b) zu lange
sieden. Sönd ler e"fangen e" ticki Blulten" ler
versprützi"d jo fast e"fange", wie en öbcrsottni Ajijic"-
zellerworst, Frau Landamme". ATobler 1909 (indivi-
duell?). — üf-: intr. a) wie nhd., zB. von der Milch
Ar; ZO. ,Nimni Ziegelmehl, Glass, ungelöster Kalch,
Gybsstaub in einem küpfernen Kesse, dass es 3mal
aufsiedt,' Arzneib. XVJI./ XVIII. Bild!., aufwallen,
auffahren: Ü. wie-n-e" Miledh oder Mil^chsoppe" Ap
(TTobler). - b) beim Kochen bersten, von Kartoffeln,
Hülsenfrüchten Ap (TTobler). — i"-: einsieden, ein-
kochen, a) intr. .Wann man die Specereyen mit dem
Most siedet so lang, biss er einsiedet auff den dritten
Teil.' JRLandenb. 1608; noch oft. .Lass diese Laugen
ob einem kleinen Fewr biss aufs Halbe einsieden.'
FWürz 1634. - b) tr. Anke" (Schmalz) %., Butter
einkochen Aa; Ar: Gr ; Th; Z. Syn. üs-s. S. zue-ent-
bielen (Bd IV 1869). Bire"saf1, Wi" i, zu Latwerge
Tu. .Gewümraet ca 170 Eimer. 1 Eimer rekapitu-
lierter oder eingesottener ligt in eim Rapiserfässli
ganz süess.' 1705, aZoll. 1899.
er-: völlig sieden, aussieden; s. Not (Bd IV 856 n.).
— Alld. arniodan.
üs-: tr. a) aussieden. Am Morgc" cluhet de"" der
Chlaus, it"'1 ist der Chäs üsg'soltc", so macht-me" noch
e" Zigergaus u'"1 zieht-ne" us der Schotte" BE. Anke,
Schmalz ü. Aa; Ap; Sch; Th; Z; Syn. üs-lässen (Bd
III 1408). Mäni"d-Er en Ard. Er wrl'id-inich [den man
in ein heisses Gemach gebracht hat] ü. wie Schwi"-
schmalz? Ap Kai. 1908 (ATobler). Die Turmuhr von Z
überglatt wurde unzählige Male .ausgesotten.' HDiener
1863. — b) durch Sieden erschöpfen. .Ist jetz mehr
als 30 Jahr das Salpetersieden in euerm Land (Zürich)
underlassen worden. Weilen nun das Land Glaruss,
Toggenburg, Gaster, Pündten die Zeit haro, als der
Salpeter in gar hochem Preiss gestigen, ganz ernst und
ausgesotten worden, so melden sich underschiedliche
Sieder bei uns an . . .' 1652, Z. — use"- intr.: 1. über
den Rand der Pfanne hinaus kochen. zB. von .Milch.
Suppe Schw; Z. Helt-i'h's nn" nüd so la" merke", wie-
n-er mir im Herzt" lit! . . . Weder eha'nst däm 's Pfändli
tecke", wenn's-der ebe" use"südt. MLien. 190o". — 2. tro-
pfenweise unter Bildung von Bläschen und mit leisem
Zischen austreten, von Flüssigkeiten zB. aus einem
Fasse Th. Es südt oll e*v>eng ust" bim [Fass-] Türli.
's Wasser südt use", beim Erhitzen von grünein Holz
Sad, sed, sid. sod, sud
316
ver-: 1. intr. a) siedend gar werden. ,Seud das
huon vast wol . . . und wann das huon verseudt, so . . .'
Manoolt 1557. — b) infolge zu starken Siedens ver-
derben Aa: Ap; Th: Z. Nimm 's vom Für, sust
versüdfejt 's ganz. — 2. tr. a) ,V., defervere, defer-
vescere.' Mal. Einen Leichnam ,v.'; vgl. zur Sache
Gr. WB. X 1 876 u. ,Sin [toten] bruoder Rapote und
die andern edlen hiess Karlus fersieden und daz ge-
bein in rnarmalsteinnin sark legen und sant daz in
daz niünster ze Sant Romanen.' Volksb. Einen ,(in öl)
v.', als Strafe. ,A. sprach frevenlich zuo B., er bette
zuo Ulm geworben, dass man in billich in ein kessel
sölt setzen und versieden.' 1400, Z RB. ,Wie...Da-
cianus den edlen ritter in zwein reder flacht, die im
sinen lib ganz verschnitten, und in darnach versod in
einem kessel.' Volksb. ,Wie die seligen heiligen in
öl versotten wurdent.' HBrennw. Chr. ,Das ich üch
in grosse kessel voll öls wil setzen und darin v. wil.'
ebd. ,[Es wäre recht] wenn ir . . . den falschen münzer
in öl versuttind, dass ers ie hat gdören underston ze
fälschen.' Zwingli. ,[Die Märtyrer wurden ua.] gepfält.
gespisst, in süttigem öl versotten, bly über sy ab-
geschüttet ...' LLav. 1577. S. noch pfetzen (Bd V
1206). — b) zu stark sieden. ,Die spise er d6 gar
versöt, daz da nicht wan ein brüege wart.' Boner.
In der lebenden Spr. bes. im Ptc. versotte", zu Brei
zerkocht, zerplatzt, von Kartoffeln usw. ; vgl. Bläder 1 a
(Bd V 16). 's ist Alls versotte". Gige" glge" notte",
d' Chinde" sind versotte", d' Bliebe" sind ho"* ganz, der
Schlosser häd en Sehranz Z (mit Variationen). ,Ein
ganz gelber alter und fast versoffener Speck.' Würz
1612. — Mhd. versieden nur tr.; vgl. auch Gr. WB. XII
1314 ff.
ge-: durch Sieden gar werden. Bildl.: ,Das ge-
schach als inhart 3 wuchen, dass die frummen biderben
lüten [die von den Türken belagerten Wiener] . . .
wenig hilf und zuozugs hatten: doch nach langen
[l.-era] gesieden, zech zech giengs, do zuchend etlich
richstet och henab [ihnen zu Hilfe].' Sicher 1531, 248.
Das (je- ist freilich auffällig", man würde einfaches , sieden'
erwarten. Vgl. Gr. WB. IV 1, 1106.
be-. ,Er ist ganz änderst b'sotte" g'sl", hat eine
ganz andre Gesinnung an den Tag gelegt als früher'
Z (Spillm.). — Der Einsender bezeichnet die Angabe selbst
als unsicher.
zer-: wie nhd. ,Zersüde darin dry oder 4 alom
ald salvandri byss ganz verbrunen zersotten ist.' Zg
Arzneib. 1588. ,Zersottener Weinstein.' EKönig 1706.
Siede", ,Süde"' f.: einmaliges Sieden; auch was
auf ein mal gesotten wird; Syn. Sutt. , [Der bernische
Brunnenmeister] hat uss 6V2 som wasser in 10 stunden
3 Bernmäss salz gsoten, item uss 35 züberen wassers
in 3 sieden 12 Burentrutermäss salz.' Ansh. Jede
Stund war mir eine Sude Garn trocken.' UBrägger
1783. — Vgl. Gr. WB. X 1, 839.
Sied er, Süder m.: 1. Einer, der sich mit dem
Sieden von Etw. abgibt; s. äs-sieden b — 2. Sieder,
eine Traubenkrankheit, = Bräter (Bd V 885) BT wann.
Unglich- Unglig-Süder: händelsüchtiger Mensch
ApH., I. (TTobler). Syn. U. -Macher (Bd IV 50/51),
-Stifter. — A.nkea- Süder. Schicitzt" wie-n-en A. Z
(Dan.). — Garn-. ,Hand- und Jacquardweber, Blatt-
macher ... Garnsieder und Zettler ..." JMHungerb.
1852.
Hagel-. ,Da were zuo Merspurg ein gros hagel-
siedrin, die hies Else Schiesserin.- um 1450, L. Als
Schimpfw. , [Kriegsknecht zu Christus:] Du h., gang
für dich!' L Ostersp. (RBrandst. 1886). ,Ihre [der röm.
Kirche] Mordioschreier, H. und Feuerblaser, die so
geheissene Jesuiten.' JJUlr. 1727. — Vgl. sieden 2 1,
(Sp. 313 0.) und Gr. WB. IV 2, 148.
Hün&li- Süder: wer zur Gewinnung des Fettes
tote Hunde auslaugt; bildl. für einen Mann von ge-
ringem Gewerbe, elender Schlucker, kleinlicher Mensch
AAWohl.
Lim-: wie nhd. Leimsieder, langsamer, energie-
loser Mensch Bs(ASocin); B (so G.). Syn. Limerer
(Bd III 1269).
Sonst meist in der schriftd. Form Leim- Sieder, in Bs
lt Seiler Laim-S., in ApK.; ThMü. Lam-Süder, mit sinn-
loser Umdeutung auf Leim (Läm), Lehm; in ApLb. ; Th
weiterhin an ,lahm' angelehnt.
Lungge"-Swrter: Übername der Bewohner von
ZZoll.
,Weil sie, allzugrosser Häuslichkeit bezichtigt, öfters nach
der Stadt giengen, um Lunge und andres geringes Fleisch
f/.««;/;;." im./ G'ehrös) für den Hausbedarf einzukaufen, um
daraus l.un,,,,. "- .1/«™ [s. Bd IV 493] zu bereiten.' aZoll.
1899, 450; ebd. eine andre poetisch ausgeschmückte Er-
L-4i
163.
Lüre°- (G'lüre"- idTh) Säder: a) wer ohne Ursache
in einem fort weint SchSL (Sulger); vgl. sieden 2 a.
— b) langsamer, langweiliger Mensch iuTh, Hw.; Z
Auss. Du bist en rechte'' L.l — Biren-, ,In der
zwüschend Junker JPeyer und Hans Schenken Biren-
süder haltenden Spennigkeit . ..' 1637, Sch Ratsprot.
Vgl. ge-sotten a. (Sp. 313) und Biren- Süderich. —
Blütschi-gMer: dummer unpraktischer Mensch Z
Wila. — Se"le°- Süder: , Spottname eines Mannes, der
zu abergläubischen Zwecken Totenschädel aussott;
der Name gieng auf seine Nachkommen über, und sie
können sich desselben heute noch nicht entledigen
L (Schürmann). — Salpeter-. ,N. der Salpetersüder.'
1623, ZStdt (Totenbuch). ,N., seiner llandtierung ein
Sallbetersieder.' 1763, GGrabs. ,N. von [B]Reichen-
bach, Salpetersieder, habe den Insurgentenzug mit-
gemacht. Urteil: heimgelassen, der Salpetersiederei
obzuliegen.' 1799, JvWeissenflvh.
Seipfe"- fäu-, -ä) Aa; Th; Z, Seiffe"- B; Gr:
Seifensieder. ,N., an Seupfäsüder von Beruf.' Lohbauer
1864. ,Do kam ich ... zuo eim seiffensieder.' ThPlatter
1572. ,I)ie toggenburgischen Handwerker: Säger,
Saifensieder, Sailer, Sattler ...' JMHüngerb. 1852. Jez
geit-mer e" S. iif, geht mir ein Licht auf B; Z: vgl.
Kluge 1895, 125/6. S. auch Gesicht (Sp. 255). — De'
Sapfe*eüder, Zuname ThHw.
Schlangen-Siederin f.: eine Hexe. ,Item ussgen
3ß eim Wallen [Wälscben], hat die schlangensiedery
ghulffen fan.' 1577, ADettl. 1905. — Schnegge"-:
Schimpfw. U. Doch Jeregott! bim selbe" Schnider, dem
gottvergessne" Schnegge"sider [meinem Lehrmeister],
da isch['s]-mer erst erschrecllich g'gange" U (Schwzd.);
nach neuerer Erkundigung nur individuell. — Tutel
Tifeli-Sider: Übername UAnd. — Trönzi-: = Lüren-
S. b Ap Lb. Du bist en rechte'- Tr.!
siederle" GRTschapp.; W: intr., schwach kochen.
Syn. süderlen, sütterlen. Es darf blösserli siederlu" W.
Siedete" Südete" f-oi- UwE.) f.: so viel als man
auf einmal siedet Ap; UwE. (auch Dim. es Soidetli);
Z. E" S. Herdüpfel, Fleisch usw.
Anke"-. D' A. ha", am Buttersieden sein Z (FOtt).
;|7
Sad, seil, sid. sod, sud
318
siedig Bs. sonst südig: 1. siedend (heiss) I!s; GFs,
Grabs, Ms: mTii. Syn. süttig. Die südig Schotte" G
Grabs. & esse" GMs. .Siediges Wasser.' EKömig 1706;
Z Kochb. XVIII. — 2. leicht zu sieden ScbwE.
g'-südi'1: = dem Vor. 2 ApLb.
Blackte°-Siedi°g f.: Ort, wo die Blockten (Bd
V 55) gebrüht werden GiiGlar. Syn. Blackten Brüeji
(Bd V 557).
siedlen ,südlen: ein wenig süden, suffervere; an-
fallen südlen, suffervefieri.' Fris. : Mal.
Ha in in er- Siede" f.: Raupe WBinn. Syn. Blädi
(PI. Bindini) WV. — Worttrennung richtig?
Soll. Dim. 5ödft (s. unter 3c) in.: 1. als Vorgangs-
bezeichnung. a) das Sieden Bs (Spreng). — b) Sod-
brennen. ,Der karpl'enstein widerstelt dem sod oder
sodt oder herzwasser.' Fiscub. 1563. ,Für den Sod:
[Nimm] Enzian und köuws ein wenig und spöüz den
Speichel hinab, söliches vertreibt den S. von Herzen.'
ZElgg Arzneib. um 1650; einen zweiten Beleg s. Bd
III 274. .Plethora urit me, der S. plaget mich.' Denzl.
1677. 1716. ,Wann in dem Magen allerhand hitzige
Speisen . . . enthalten, so steigen solche in allem Jäsen
zugleich übersieh hiuauff . . . und verursachet also den
Affect, welcher von solchem Sieden her der S. ge-
nennet wird.' JMukalt 1692. .Die ensserste Rind an
den Kesten mit so vill Rapontica ... nimt den S. des
Magens.' S Kai. 1726. .Bald plaget dich [den Müssig-
gänger] ein Magenkrampf und bald ein schlimmer S.'
UBragger 1779. .Trag u lermänigen am Hals gegen
den brennenden Sood.' Auf. XIX., Barnd. 1904. Örtlich
gewendet (?): .Schmerzen des sods oder magenmunds.'
Parac. — 2. was gesotten wird, Gemüse; vgl. Ge-söd
]b (Sp. 319). ,Bei einer neuen Austeilung von .Ländern'
wurde verordnet, dass diese ,auf ewige Zeiten' nur.
zur Anpflanzung des sog. Sodes, dh. von Gemüse, ver-
wendet werden dürften.' 1790, ORingb. 1908. — 3. ört-
lich, a) vom Höllenpfuhl, wo Schwefel und Pech siedet.
,Du [Christus] getste die gotheit uns lassen von dem
tode, von der helle sode.' Anf. XIII., AaMuh üstersp.
,Hilf uns, daz uns der sot der helle iht slinde in
wernder not!' RvEjis. — b) mit Wasser gefüllte Ver-
tiefung im Erdboden, Tümpel. ,[N. sei verhaftet wor-
den] von deswegen, als er in dem s. by der Glatt
solle gevischet haben.' 1418, ZEgl.; nachher ,der sod.'
,So zinsent die flscher von Althen einer gemeind von
Flaach von wegen einer flschenzen, die also lyt in der
alten Thur ald in denen söden.' 1555, ZFlaach. —
C) Söd, PI. Söd Aa; B, Dim. Södli BTh. (Zyro); S,
(ausgemauerte) Cisterne, Sod-, „Ziehbrunnen" Aa; B;
PPo.; S; Ndw; Z. Syn. Söd-Brunnen (Bd V 669).
Früher zog man das Wasser in einem Kübel an lan-
gem Seile auf, später mittels einer wageälinlichen
Vorrichtung [beschrieben unter Galg-Brunnen Bd V
666], jetzt durch ein Pumpwerk (Donat-Meier). [Sie]
springe" ... i" ä" Hof stet üse" zum S. JHofst. 1865. Si
göi" zum Södli zue, und Ei"s zieht dem Andere" Wasser,
und si trinken ab der Bore" bis g'nue". Joach. 1883.
Der Sigrist het si"s Geld i" S. aben a" Dünkel 'bunge",
,Jass die Drucke" [die plündernden Franzosen] emel
nit drüber chömme". BWyss 1863. S. noch Bärnd.
1904, 41. ,Wan dirre brunne [eine Quelle ,in den
reben an der Mülihalden' in ZOberstr.] den Prediem
geben wart ... mit dem gedinge, daz si den Zubern
oder swelhe danne uf den vorgenanden unsers gotzhus
reben an Mülihalden sitzeilt, ein söt uf drin gnote
machen solten ... da die selben bulüte und ir vehe
wasser nemen zuo ir notdurften ... [Die Prediger
kaufen sich von der Verpflichtung los; die Lehens-
leute] hant für den vorgenanden söt, den in [ihnen]
die Predier . . . machen solten . . . empfangen 14 pfd . . .
und hant sich verzigen . . . aller anspräche, die si nach
dem vorgenanden sode . . . möchten gewinnen.' 1331, Z.
,Vil tiefe söde grabent si da uf den velden an den
steten, swa si keines wassers versehent sich, und zie-
hents uf gar kündeklich mit redern . . .' Scbacbzabelb.
,Putcus, sod.' Vor. opt. ,[Der Bruder, dem in der Tei-
lung das Haus zufällt] sol einen weg machen von dem
tülle harus gegen dem sode uf das gemein . . . Der s.
und das tor bi dem sode ... süllent ouch gemein sin,
und süllent ouch bede gemeinlich den s. versehen, als
im notdurftig ist.' 1357, AAAarb. ,Umb ein kötti in
den s. ze Thun und um ander ding 3 Ib. 8 ß.' 1433,
BStRechn. ,Denne N. und sinem bruoder, als si an
dem s. uff dem kilchof gewerchet hant, das sich ge-
bürt 22 Ib.' 1441, ebd. ,[In der Wüste] da was ein
arms södle, und da benachteten wir und trunken.'
Stulz 1519. ,Wie ein sod sein wasser quilt, also quilt
dise statt yr schalkheit.' 1530, Jer.; Wxxofr I.XX.
, Trink wasser aus deinen eignen söden.' 1560, Prov.;
,auss deiner gruoben.' 1530; inb offiv tppsd-nüv titjy^s-
LXX. ,Ductarius funis, ein seil durch ein wellen ge-
zogen, als ... an den söden . . . Canalitium aurum,
gold, das auss den söden kompt.' Fris.; Mal. ,[Ich]
macht ouch glich, nachdem ich die hüser koufft hatt,
minen sod [Randtitel ,sodbrunnen']; der kostet mich
an das essen uff die 100 guldin.' TbPlatter 1572.
N. hält um Brunnendünkel an bei der Stift, ,wihl nur
ein schlecht Södlin daselbst, die Priester zu selbigem
Wasser in die Celebration wenig Lust haben.' 1601,
MEsterm. 1875. ,'s Abwasser und stinkende Söd meid,
auch die falschen Lehren schnöd.' Embl. 1622. ,Puteus,
S., Sodbrunnen.' Denzl. 1666. 1716. In Verbindung
oder wechselnd mit Synn., bes. mit .Brunnen.' ,Ao
1318 sind vast all Juden verbrent worden allenthalb,
uss ursach das sy den Cristen die brünnen und söd
vergiftet hatten.' Bs Chr. ,Item ouch hat Mötteli ...
einen zistern oder s. zuogericht mit einem rad und
kettinen und ein muren und ein gehuss darüber.' 1468,
Gfd. ,[N. testiert ein Haus] darzuo die nutzung und
gebruch des wygers und des sodes daselbs in gemein
mit dem, der die matte inhat.' nach 1474, MEsterm.
19d7. , Am s., unserem brunnen, verbuwen .. .' 1520/5,
Z Anz. 1890. .Die bronnen, söd und teich sind rein.'
1530, III. Mos.; Xdx-xos. LXX. ,Wo brünnli warent
luter rein, da mag man yetz nit finden söd.' HvRüte
1546. ,Das erdbidem hette ... in die brunnen und
söd . . . dise Verunreinigung ingegossen.' Äg.Tscbcdi
Chr. ,Man beschloss [während einer Epidemie] an
vilen enden die brunnen und söd, gebraucht sich allein
des fliessenden und regenwassers.' Würstisen 1580.
,Ein Gleiches ist auch bei Brünnen, Söden und an-
deren Wassern zu beobachten.' B Kriegsordn. 1764.
S. noch Galg-Brunnen (Bd V 666). .Einen s. rümen'
uä. ,Den s. in der bürg ze Thuno ze rumenne 2 Ib.'
1377, BStRechn. .Den s. an der Herrengasse ze wa-
schend.' 1452, ebd. ,Es ist ouch ein ganze not, den
s. in der vestin [Joignie] ze rumen, das man wasser
daselbs gehaben mög.1 117ö. B Anz. 1909. ,In einen
s. werfen.' ,Do hiess der keiser, das man sin [SGeorgs]
:;1m
1, sed, sid.
sud
fleisch und sin gebein in ein s. würff.' Volkse. ,Er
[Joseph] wirdt in den s. geworffen, wider haruss ge-
zogen ...' LJdd 1530. ,Kuben sprach: ... wir wend
in [Joseph] warfen in ein s.' BGlett.; vgl.: ,Die 12
sün, die sond den s. rüsten zum Joseph.' L Bühnenr.
1545/83. Im Bilde. ,Die Rede soll ... ein lebendiger
Quell sein und nicht ein Sood [1861 .Ziehbrunnen'],
wo man mühselig ziehen muss, ehe es Wasser giebt.'
Gotth. ,Sy haben mich verlassen, den bronnen des
lebendigen wassers, und habend in selbs graben zer-
brochen söd, die wasser nit halten mögend.' Zwingli
(nach Jerem. 2, 13); ,das sy inen söd grüebiud, ja
verworffne und zerbrochne söd, die kein wasser ha-
bend.' 1530; ebenso bei OWerdm. 1552.
Mini, eöt, -des in Bed. 1 und 3; vgl. Gr. WB. X 1, 1394/7
(wo die wortgesehichtliche Bemerkuug unter 5 zu berichtigen
ist): dazu Martin-Lienh. II 328. Unsicherheit in Bez. auf
die Auslautstufe verrät die Schreibung ,sodt' im Fischh.
(s. oben unter 1 b) und bei EKö'uig 1706 (, wider den Sodt
und hitzige Zufalle des Magens') neben ,Sot' (,Stein und
Sot zu vertreiben.' ebd.). Zu 1 b vgl. noch MHöfler 1899,
655/6, zu 3 b das syn. Sutten. Vgl. auch Süd. — Häufig
in Ortsnamen ,(Im) S.' Aa (vgl.: ,im Sodt.' 1653, AaWett.
Aren.); Bs; B; G: Zg; Z (mehrfach; am bekanntesten Söd
bei Adlisw.) ,Zum dürren Sod' BsStdt (schon 1318; dazu der
FN. ,ze(ui) Sode (ad Puteum)' XIII.; s. ASoein 1903, 391).
In Zssen. ,Hägli-S.' Aa. ,S.-Ägerteu' Bs. , -Acker' Bs; B.
,-Flüh'B. .-Hof AaOberkuhu: ZAdlisw. .-Halde' Bs. ,-Haus'
l'w. ,-Bach'F;L. ,-Beig, -Brunnen, -Beben' Z. .-Ried' Zg.
.-Steg' Gl. ,-V¥ies(eu)' Z.
Gülle"-: Pumpe, womit die Jauche aus dem Be-
hälter in das Jauchefass gepumpt wird B. Syn. G.-
Pumpen (Bd IV 1266). ,1 Jauchesood mit Aufsatz'
BSumisw. (wohl Zeitungsins.). Vgl. söden 2 a. —
Magen-: = <Sö</ Ib. ,Magenbl;'ihung, stoniachi inflatio,
item M., ardor ventriculi.' JMdrält 1692. ,Die Mon-
milch dient in dem M., dessen Ursach herrühret von
scharfetzenden ... Feuchtigkeiten.' JJScheucbzer 1707.
— Beschütti-: = Gülk"-S. B. — Wurm-: Absud
von Kräutern als Heilmittel gegen Würmer? ,Wiltu
die wärme in dem lib des menschen vertriben, ... so
rfeeipe] wurrüesot, den tuo in ein warme milch und
rfeeipe] ein wurzel heisset calamus ...' Kunstb. 1474.
G«-s6d BBe., Gr., „O. (G'sod)- , R,, G'-söd Ap;
B (in Bed. 1 b); Gl; Grü. (PL G'sodi); „G"F., G., Ta.,
oT.,Wb.; „Scb; Z" — n., Dim. G'södliB'R.: 1. a) Speise,
die sich leicht sieden lässt Ap; Gl; Sch; Z. — b) was
zum Sieden bestimmt ist, Gemüse usw. (daher der
.G'södmarkt, -handel') B (vereinzelte Angabe). Spec.
a) Gerste und Hülsenfrüchte (gedörrte Bohnen, Erb-
sen u.dgl.) für Suppen ApI., H., M.; GrD.; „G" aaOO.
Syn. Ge-choch 2 c (Bd III 126); Chost 3 (ebd. 547).
D's G's. ist noeh nid g'sotte" GrD. (B.). ,Mehl-, Mues-
und Gesödhandlung' G. .Wenn die Wildhauser auch
etwas Weniges Gerste ... anpflanzen, so geschieht es
nur, um für ein paar Monate diese Frucht unter dem
Gesöde geniessen zu können.' JFFranz 1819. Gersten-
suppe mit Bohnen GF., G., oT.; Syn. G' söd -Suppen.
— ß) (auch Dim. BR.) „gekochtes Mengsei von Garten-
gewächsen für Schweine", Schweinefutter (Kartoffeln,
Rüben, Kraut) BBe., Gr. (auch Siw-G's.), Hk., „0.",
R. D's G's. über [im Kessel über dem Feuer] ha".
Nass ivie-n-es G's., ganz durchnässt BR.; vgl. 2 b. Bei
EKöuig 1706 (in der Form ,Gesöd') auch für gesottenes
Viehfutter; s. Bierzel (Bd VI 1269). — c) verächtlich
für ein geringes Gericht Gl (Leuzinger). Wässerige
fade Speise BR, — 2. in übertr. Bedd. a) Durch-
einander GoT. — b) Strassenkot BGr. Auch in der
Zss. Sehne -G's.; s. Bärnd. 1908, 90/1. — c) ,Gsöd',
von schwüler, dumpfiger Luft? s. Ge-brüet 2 (Bd V
1011). — d) Gesinde], liederliches, gemeines Volk.
,Got damit der narr und das ander gsöd alls hinweg.'
Salat 1537. ,Der wirt kumpt mit dem gsödli [den
Musikanten] zum tisch.' ebd. — Vgl. Ge-sSd und Gr.
WB. IV 1, 4626/7.
ge-södelen g'södellen: nach Gsöd (in Bed. 1 c)
schmecken, einen wässerigen faden Geschmack haben
BR.
Süd(e-) m.V f.'?: Rasenstück. ,Die [Feld-]Kuchen
werden zu allerhinderst ein gute Distanz von dem
Quartier gemachet und das Dach mit Grasböschen oder
breiten Sooden wegen Bewahrung des Fewrs gedecket.'
Kriegsb. 1644. 1667. — Kaum ein Schweiz. Wort; vgl.
Gr. WB. X 1, 1398.
süde" I: 1. soudu", Grünzeug für das Vieh ab-
hrühn (scottar erbaggi per gli animali) PA1. (Giord.).
— 2. a) aus einem Sodbrunnen Wasser schöpfen oder
pumpen AAAarb.; B. Ei"'m uf de" Chopf s., den
Wasserstrahl des Ziehbrunnens auf Jmdes Kopf rich-
ten B (Dan.). Pumpen übh., zB. an der Feuerspritze,
Jauchepumpe B. B'schütti s. Bildl. von einem Pre-
diger ,im Tränenloch s.', von einer , rührseligen, müh-
sam auf Schluchzen und Weinen abzweckenden An-
sprache' (Bärnd. 1904): ,N. brauchte keine Künste,
er heizte weder die Hölle noch öffnete er den Himmel,
er sodete nicht im Tränenloch, er grub nicht Gräber . . .'
Gotth. — b) uneig., beständig Luft die Nase hinauf-
ziehn, um sich bildenden oder schon gebildeten Rotz
zurückzuhalten, ,eine gewisse unschöne, ziehende Art
des Nasenschnäuzens (Zyro)' B. Syn. schnupfen. Von
einem Weinenden: ,Der Bub [der zu spät in die Schule
kommt] sodel' BE. — 3. salbadern, (mit Reden) lang-
weilen B. — Mhd. sceden ähnlich wie 1.
a--: mit Acc. P., , anöden' BStdt (Schülerspr.). —
ge-: s. ge-söden.
Soder m. Nur als Zuname bzw. Familienname.
— .Dietrich der S.' 1309, Zg. .Nicli S.' 1389, BTellb.
,Zum Soder' [1. ,Sode'V], FamilienD. XIII.. B (Leu, Lex. XVII
250). Weitres bei ASoein 1903, 391.
söd „söd, g'söd: leicht zu sieden", was in kurzer
Zeit gar wird, von Fleisch, Gemüse Ap; Z; „beinahe
allg." Söds Fläsch Ap.
u»-, o"-, in B tw. mit dem Ton auf der 2. Silbe:
1. Gegs. zum Vor., zB. von Erbsen, Bohnen Ap; Z
RümL, Zoll. S. auch ge-söd 1. ,Ungesotten, nicht
kräftig genug' Z (DrJucker). , Unschmackhaft Ap Id.
— 2. übertr. a) Adj. a) „von Menschen, die man
nach dem Sprich worte weder sieden noch braten kann,
nicht umgänglich, ungesellig, mürrisch", widerwärtig,
unwirsch, grob, wüst; von bleibender Eigenschaft wie
auch von vorübergehndem Zustande: übler Laune,
missmutig, zornig Aa; Ap; BsL.; B; Gl (auch unartig,
böse); L; GRh., T. (auch reizbar, bösartig), lt Zahner;
Sohw; S; Uw (.unwillig, unartig, bes. von Kindern'
ltMatthys); U (.ungeduldig'); Z; „beinahe allg." En
u-er Kärli, en u-er Purst uä. N. isch en u-e'' Kärli
mit Suffe", Fluechen iV"> Wüesttne" all Weg B (vRütte).
Da1 'sch iez en u-er Hagel! Aa: Z. Er het e" grobe",
u-e" Ma"" zum Vatter g'ha". N. Z Ztg 1895 (AaL.).
Jetzt lief dem Veri das Gallenhäfeli über, er wurde
321
1. SOll, suil
useil, schlug mit der Faust auf den Tiscli and schi i'1
Ndw Kai. 1901. ,Am Ende darf man die dräckigen
Pfiasterbuben und u-en Messerlinge nicht einmal mein
Tschinggen benamsen . . .' BVolksztg 1903. S. auch
cer-be- reichen (Bd VI 152); Gassen-Rüh (ebd. 883).
,Die altgläubigen ... warent gar u., dass die nüw-
glöubigen ... so frevenlichen fürs land hinus woltend
zogen sin.- Äg.Tschüdi (Helv. 1826). .Wann ein Prä-
dikant aus dem oder disem Kloster empfacht seine
Pfrundfrücht und folgen ds ab dem Viertel etwann ein
oder zwei Batzen weniger löst, weder er vernihmt,
dass obbemeldter Herren Prälaten Beamtete gelöst
haben ab ihrem Viertel, gestracks u. wird und tröut,
Solches zu klagen seinen Herren von Zürich . . .' 1638,
JJBreit. 1613/43. ,Etwan stellt er [Christus] sich
als u. und verdrützig, wie gegen dem cananeischen
Weib.' FWyss 1650/3. ,Der widerspennige Müller in
der Riedtmülli, so gen Dynhart pfarrgenössig . . . ist,
welcher sieh über alle Massen spröd und u. gegen mir
gestellt und nebent dem, dass er mich einen Knopf
geheissen, in die ... Wort ausgebrochen . . .' 1655.
ZAndelf. ,Sehr usöd und stürmisch.''UßnA.;ciER 1785.
Wild, ungeberdig, unbändig, ausgelassen B: L; S; Z.
D' Meitscheni si" ?" dem Alter no** eil «-er. Ov'Greyerz.
Es u-s Christi sigi 's g'sin im Bälde" [Klettern]. DGemp.
1904. Subst. En TJ-er Ap: B: Z. Du bist doch eit
U-er! Er ist en U-er, uen"-cr abehunnt B. In älterer
Substantivierung en U"söcl Aa; Z (in Zell es (/.),
widerwärtiger, grober, wüster Mensch, mit dem man
nicht umgehn kann ; oft auch nur als leichteres Schimpf-
oder Scheltw., zB. gegenüber übermütigen, ausgelas-
senen Burschen, ungeberdigen Kindern. Er ist halt
en U., ein ,Knot' ZO. Du bist en richte U.: mi" cha""
auch gar Nüd mit-der a"fäh"! Bis auch nüd so en U.!
Dir U.! von einem Schreihals. CBiedermann 1893.
Ähnlich: Ja, rüef du nu'\ du U. ! ACorhoui. S. auch
Gabriel (Bd II 62). Den 0"sÖde" ha», übler Laune,
mürrisch sein Ap (TTobler). Auch von Tieren. Un-
ruhig, störrisch, vom Vieh UwE. Si seid, dass dir
Hund en u-er Kärli seig, wo ire? chüm tat folge".
Schwzd. (L). Von menschlichen Reden und Mei-
nungen Z. Das ist Öppis U"söds: U"söders cha""-
mC-si''' nid tanke". Si hat in Ei'"ni fürt g'schicätzt.
NM als U"sÖds. Doch drüf der Hans [bei Anlass
schlimmer Prophezeiungen seiner Frau wegen eines
Kometen]: Mi" liebi Frau, fast al'iwil händ-er 's so, ir
Wiberrölcher ; glaube"d au'h, was U"söds nw mag cho".
OHaggehmacher (Z). — ß) unreinlich L (Schürmann).
— f) ungesund, mit Ausschlag behaftet L; GT. Bist
aurh es U-s, hest immer Blbeli im G'sicht L. En u-er
Kärli, ein ungesunder GT. S. auch die Stelle aus
ÜBrägger 1783 unter Fluss (Bd I 1216). - b) Adv.
U. tue", sich unsanft, unwirsch benehmen LG., un-
geberdig tun, schrecklich wüten B. Er het gar u. 'tä".
U"d du, Frisching [belehrt der als Regisseur amtende
Schulmeister], du muesch nid eso u. tue"; daich, du
bisch eso-ne" Tlchi und e" Träppeler ... [Frisching:]
He. Öpper mues1 daich e"chli" Lebe" dri" bringe"!
Loosli 1910. Übergehend in bloss steigernde Bed.,
gewaltig, schrecklich, über die Massen, „sehr" B; L
(Vaterland 1907); S. „Gar u. fluchen; [Einen] u. ab-
dröschen B." Er het-ne" gar u. ab' prüglet B. Er
mag u. esse", werche". ebd. Der Ödi heil it. mücssc"
werche", ''as'-si-nc" nid ab ''em Heimetli 'tribe" hei".
Vaterland 1907. Di" Backen isch u. g'schvwlle" B.
Schweiz. Idiotikon VII.
Uni lisch dwh ii. n"lidig. ebd. Die Kinder tun u.
wüest, machen einen schrecklichen Lärm. ebd. 's isch
ii. wüeste' Weg. ebd. II. für, unverschämt teuer B
Stdt. 1<" ha" uf der Reis u. oil Geld 'brückt B. Di"s
schiessig Lotto nimmt scho" ii. vil fürt. M Walde« 1884.
— U"-s6di bzw. -sedi f.: Abstr. zu un-söd (in
Bed. 2aa) Ndw (Matthys); Z. Schon bei HBull.:
s. Rüchi (Bd VI 209 q.).
g«-söd, in BBe. -Ö-: I. ■- söd (s.d.) Sca; Tu; Z.
G'södi Ärbsfe"), Böne", Rabe" usw. Bönlima"": Ghau-
fe"d g'södi Böne"! ... 's war Öppis wert, war mänge?
Chopf nüd gar so hert ... so g'surrig Manne", u"söd
Fraue", die chan"-men alle"thalbe" g'sehaice". . . . Und
legg-ne" d' Hand grad ander d' Füess, wie W'söd Böne"
schiiurre'd-s' z'säme". . . Die dörfti"d sich es Bispil n'e"
a" miue" g'söde" Bonlene". KWetli. .Coctivus, gesöd,
das sich gern lasst sieden oder kochen . . . coctibilis,
gesöd, bald gekochet und leichtlich töuwt.' Fris.;
Mal. .Coctivus, das sich gern kochen lasst, gesöd.'
Üenzl. 1716. ,Die Reben waren in dissem Jahre [1789]
gesöd und sind bald gelind und gesotten worden.'
Maag 1787/95. .Reben: die waren [1790] gross, auch
das Rebkraut, und gab vill, sind aber nicht so gesöd.'
ebd. Weich gesotten GTa.; ZO. De Berg-Jörrli hät-
der Challs und Worms. G'söds und Ung'sods dur'h-
enand g'esse". JSenn 1864. Weich, von zartem Salat,
,teiggen' Birnen Zu. — 2. gesund, von Menschen BBe.
Er isch g'soder. — Zur Kürze in BBe. vgl. die Anm. zu
u"-, o"-: 1. = un-söd 1 GTa.; See; Tb; Z. ,Un-
schmackhaft' G. .Ateramna, Gemüss, das ungesöd.'
Denzl. 1716. — 2. a) = un-söd 2 a a. ÄAHold.; BM.,
oSi.; L; G; Tu; Z (nach einer Angabe in ZF.
dafür u"söd zum U. von u"g'söd in Bed. 1). En u-er
Mensch. Da' ist en o-er Kärli da" dö Tu; ZSth. Da-
ist en U-e'', Nichts macht Eindruck auf ihn Th. —
b) auch von schlechtem Wetter G. Von einer wilden
Gebirgsgegend: Me" secht, dass das [Walliser-] Voll;
schaffe" mue" i" sine" u-er- Täler inner-. Schwz. Fa-
milienztg 1898 (G). — c) Gegs. zu ge-söd2 BBe. Er
isch u"g'sÖder, ungesund.
Södi f.: in der Verbindung c" S. ha", zu viel ge-
trunken haben ScHSchl. (scherzh.), Di' hat e" rechti
S.! einen tüchtigen Rausch. — Abstr. zu «5./.
södig:= söd Gl; Scew. S-s Fleisch.
u--: 1. Gegs. zum Vor. Gl. — 2. uneig., = un-
söd 2 aa Gl; GWb. Es u-s Manndli, ui Lüt. Der
Mani [der männliche Bär im Bärengraben zu Bern]
sig der Hüsher, und da müess ehe" d' Frau umle"
dure", und ich [Heiri Jenni] ha" 'tänggt, da sig 's [bei
mir daheim] im Sunne'brii/ uimfchiii. nu» :'as' d' VrVne*
nüd grad eso wsodegi sig wie der Bir. CStreiff 1902.
Un-södigkeit f.: = Un-södi. [Der Verlust des
Vaters] het eige"tlig der HüshaUi"g wem« Schade"
'brächt; denn Alls, was ml" Muettervon-em :' g'niesse"
g'ha" het ... das si" die verlöcherete" Hose" g'si", die
durnige" Strumpf, die verschmushte" Hönv'li. abg'seh"
vo" dem Chachelizüg. wo-n-er dann und wann i" si" -r
U. a" d' Wand g'rüert het. Joacii. I - 9 !
Sud m.: = Söd 3 c (Sp. 317) BBr. (PSchild).
An tin Ablautsverliältniss /u S,.,l lässt sich für die ganz
vereinzelte Form (das übrige Hasletal bat ebf. -r,-) nicht
denken, auch die Annahme sekundärer Kürzung ist bei dem
angel sicherer Parallelen aus aer Brienzer HA. unw&hrsch.
21
Sad, sed, sid, soll, sud
324
Stamm» die Kürz.- vir]]. aus .Irr Zss. SM-lh-unnen, w.i sie
nach einem bekannten Gesetze eiugetreteu wäre?
G'-söd BBr.,Gt., G'sö2d (mit sekundärer Dehnung)
Ap — n.: 1. a,) = Ge-södlb$ (Sp. 319), Schweinefutter
BBr., Gt. — l>) Hühnerbrei ApH., M. (TTobler). —
2. übertr. a) = Ge-söd 2 b, Strassenkot Ap. Wen*-i'h
g'wösst hett, dass's eso e" G's. hett, helt-r'' <l Steffi
a'g'läd ApGais. — b) unangenehme Geschichte. Ver-
legenheit ApGais. Urnäsch. Er ist in e" schö"s G's
i"e" cho"! Dö het-er wider e" schö"s G's. a"g'richt. —
C) pers., langsamer, linkischer Mensch, Phlegmatiker.
Bist doch e" G's. ! du bist lauter Phlegma ApM.
(TTobler). — Vgl. auch Ge-»6tt.
ge-söden BBe., Br., Gr., Gt., sonst ohne Quantitäts-
angabe: „den Schweinen G'sod sieden" BBe., Br., Gr.,
Gt., Hk., „0.", R. Oft auch für das Kochen der Wäsche
BBe.; vgl.: Der G'södofen ... ist nid nummen gäbige''
fir de" Siwwe" z' g'söden; der verstelld Ei""m grad es
Wäschhüs. Barnd. 1908. Spöttisch vom Kochen mensch-
licher Nahrung BGr.: s. das Folg.
In BBe., Gr. steht g'tüden neben G'söd. Auch für BHk.,
„0.", R. hat die Kürze als wahrsch. zu gelten. Sie ist aber
viel], erst sekundär im 2 silbigen W. eingetreten; vg]. die
Angabe aus BBe. unter (un-)ysöd (Sp. 322).
G'-söde" -a f., G'sodi m. (auch Drecl:-G'södi, PI.
-g'södi"ga): unordentliche Köchin bzw. Koch BGr.
Der tued attweg d' Her''epfla churze"wegg in G'söd-
hafen old i" d's G'södchessi ... u"d läd-si denn da eso
umha g'söden; ja ja, er g'söded-si nummen, der G'södi,
was er ist! Barnd. 1908.
Södere" f.: das Wasser im Brunnentrog ScHwMa.
(Lehrer Frei).
södere", in ZGlattf. (1t Spillmann) in Bed. 2 b
auch södere": 1. tr., geringe Dinge, schmutzige Lum-
pen, Schweinefutter udgl. sieden Ndw (Matthys). Spei-
sen wässerig und gehaltlos bereiten BE. (Bämd. 1904,
37). ,Ebenso schulgerecht, regelmässig [wie bei Hofe]
schlürfte Bürger und Bauer sein lang gesodertes,
kraftloses Geschlampe.' ADennl. 1817. — 2. intr.
a) hörbar, „heftig" sieden ÄASeengen; BE., O. (Zyro);
L; S; Uw; „Zc.; Z"Glattf. Nimm d' Milch ab der
Chunst, g'hörst nid, wie-si soderet? L. Im Söihafe"
soderet 's und ploderet 's BE. D' Herdöpfel södere" S.
— b) ,mit kaum hörbarem Sprudeln durchsickern,
vom Quellwasser' AALeer., (mit Geräusch) heraus-
sickern, -fiiessen ZGlattf. Syn. usen-säderen (Sp. 296).
— c) unter Bildung kleiner Bläschen mit Geräusch
eintrocknen SRech. — d) = sücheren 2 (Sp. 20(3), von
der Tabakpfeife BE. Paff! paff! paff! i" der Pfiffe"
het-es a"fahn s., «'"' näch ■ dis - näch het der Hanes di
schönste" Stockwulche" drüs 'zöge". Loosli 1910. —
Vgl. süderen, fiüderen,
ver-sodere' BE.; UwE., -södere" BBe. (Dan.):
a) tr., Fleisch zu stark, zu hart kochen BBe. (Dan. sagt
, braten'), zu stark sieden, zB. Speisen, so dass sie zu
weich, zu breiig werden UwE. — b) intr.; s. branden 2
(Bd V 684).
gc-söderen: ,sieden' BHa.
SödereteB f.: a) das Geräusch des starken Sie-
dens UwE. — b) concr., etw. nicht sorgfältig Ge-
kochtes BE.
S.1d(e)rich, -ech — m.: Mastfutter für die
Schweine, aus gekochtem Kraut, Kartoffeln usw. Bü.
(Zyro), Si. (auch ltlmob.); „L; Zg; Z." [Der verlorne
Sohn] hätti gi-re" si" Buch möge" fülle" mit S-, wo d'
Schwein fresse". Dial. (BSi. um Bolt.). Übh. ein Ge-
köch an viel Brühe B (Zyro). — Vgl. Süderich, Sotterich.
söderiche" sodr-: den Kohl abblättern, um
Schweinefutter zu gewinnen BSi. (Imob.).
sä dien: tr., im Kot herumziehen, besudeln. ,N.
d[icit], dass der Hofman und der Gon mit einander
kriegten; des wurffen HHofmans gesellen den Gon an
der gassen in das kat und sodleten und sluogen . . .'
1398, Z EB. ,A. rette zuo iro: ... ich und du müessent
einandern noch in dem dreck unib sodlen.' 1475, ebd.
Mit eigentümlicher Richtungskonstruktion : ,1ns kat
gesodlet und geworden.' XV., L (RBrandst. 1890, 17).
- Vgl. sudlen.
Soderi m.: alter, griesgrämiger, unausstehlicher
Mann Bs. Syn. Un-sod (Sp. 321); Süderi.
soderle": intr., Dim. zu söderen 2 a, „ein wenig
sieden" ÄASeengen, Wohl.; B (Zyro); BsL.; „L; Zg;
Z"rS.; vgl. süderlen. Auch vom Knistern siedender
Butter SOlten; s. br anseien i (Bd V 740 u.).
Sü'da (-ä Z), Söde" f.: Soda Aa; Tb; Z. Ein Wort-
spiel mit so da s. Sp. 15.
Hund-Sö1deD (so auch ThHw., Mü.) s. Hunds-
Hoden (Bd II 994).
soden II. ,Und sol man ouch du hüser [vor der
Stadt] tekken mit ziegeln oder mit schoubon, die mit
laim gesodet sint' XIV., Sch StB. (Alem. V 25).
Es kann kaum etwas Andres als ein Bestreichen der
Strohbünde mit Lehm gemeint sein (vgl. dazu Heyne HA. I
169), so dass man an nähere Beziehung zu mdlen denken
möchte, wenn dies hiebt ausschliesslich in ungünstigem, ver-
ächtlichem Sinn gebraucht würde.
Sodler (■'>--) m. : ein Schulkind, welches nicht mit
den übrigen aus der Schule entlassen wird ApWalz.
(TTobler). — Vgl. Sudler?
Süd (bzw. -«-"-, -o'-) m.: 1. das Sieden; s. brocken 2 a
(Bd V 562). Uneig., ,im Sud sein, im Sieden, von
hitzigen Jünglingen und Jungfrauen' SchwE. (Ochsner).
— 2. was auf einmal gesotten wird, zB. von Hafer
(vgl. sieden Sp. 312) Z; bes. auch bei Metzgern und
Bierbrauern G; Th; Z und wohl noch weiterhin. Ge-
sottene Masse ZKn. Brühe BE. — 3. Regenschauer G.
Es g&t näbe" eu S.; es chonnt weder en S. — Vgl. das
(in allen drei Bedd.) syn. Sutt.
Südel (bzw. -o'-), in AABr.; B; Ztw. Sudel (s.
Bed. 1 d und 2) — m., PI. (in Bed. 1 e) mit Uml. Ap;
Th, Dim. Südeli (in Bed. 2) GStdt; Z, Sudelti (in
Bed. 1 e) GrD.: 1. a) Jauche GF.; vgl. S.-Chastc",
Jauchebebälter. ebd., -Brenten (Bd V 759). — b) (un-
willkommener) Regen Th; vgl. S.- Wetter. Der Under-
luft göt, 's giH S. Der Luft bringt S.; vgl. S.-Luft
(Bd 111 1160; auch GSev.). — c) allerlei Abraum Z;
vgl. S-Bennen (Bd IV 1291). — d) Anzug, wie man
ihn zu schmutziger Arbeit trag! ; vgl. Chuchi-S. 1. Im
S. (nach einer Angabe Südel) si", in den Arbeitsklei-
dern stecken Z. Wohl hieher (eher als zu einer abstr.
Bed. .schmutzige, geringe Arbeit'): .[Bruder des ver-
lornen Sohnes:] Min vater ... lat mich bi arbeit
klawen spitzen und stecken im sudel früe und spat...
ist das der Ion um min arbeit, so han ichs nit fast
wol angleit.' Salat 1537 V. 2518; vorher war davon
die Rede, dass der heimgekehrte Sohn vom Vater
.kleider, ring, schuoch' bekommen habe. — e) un-
schön und flüchtig aufs Papier geworfene vorläufige
Sad, sed, sid, sod, sud
.;■-••.
Aufzeichnung, Kladde, Entwurf, zB. für einen Brief,
Aufsatz Aa; Ap; Bs; GrD. (auch Dira.), Ths; „L" ;
G; Sch; Th; Z. Auch .Schmierheft' GrD. (B.); vgl.
S.-Buech (Bd IV 993). E(n) S. mache", öppis uf e"
S. macht" AaF. Etw. blas' e"fange" im S. ha". Im
S. han-ich der Üfsatz fertig, sagt ein Schüler. , Meine
Lieben! ihr müsst mir verzeihen, wenn ich in meinen
Briefen etwa allzulange von einer Sache rede, und
ihr müsst bedenken, dass ich keinen sog. Sudel mache
. . . das ist hierzulande nicht der Brauch.' Lohbauer
1804. — f) schnell zubereitete Torte nach einfachem
Rezept ZZoll. Syn. S.-Turten. — 2. (in AABr.; B;
Z tw. Südel) pers., Sudler AALeer., Einer, der sich
besudelt AABr., unreinliche Person ZLunn., Stdt (Dr
Fahrner), geringe, schlecht gekleidete Person Sch
(Kirchh.). 's Müeti tuet-mi'1' chibe": Luege"d doch de"
Südel [, sudelige Weibsperson'] a" .' Da channst di-
heime" blibe", tci'lt nüd sörger ha". Usteri 1853. ,Es
klagt Hans Thorman der maler uff Jörgen Almergöw,
der selb A. habe im sin wib mit mengerlei bössen
worten misshandlet, und das er zuo ira redte: du
wüester sudel, das dich das vallend übel in den buch
angang!- 1457, Z RB. Spcc. geringe Küchenmagd B
(.sordidissima serva.' Id. B); Z; vgl. S.-Maitli, -Bueb
(Bd IV 81. 940). Jmd dt" Sudel (Sudel) mache", ge-
ringe Dienste verrichten Z; Syn. de" Hund, Budel
mache" (Bd II 1424. IV 1034); vgl. auch Fuess-,
Chuchi-S. i'. ,Doch sol ein mann einem wyb ouch nit
zuo vil zuomuoten, sy nit für ein südel halten ... ob
sy sieh glych zuo allen sinen diensten entbütet.' LLav.
1584. Dim. Siideli, unreinliche, unordentliche Person
Z (Dan.), nachlässiger Mensch GStdt. S. auch das
altbernische Lied vom Siideli [Aschenbrödel] bei
LToblerVL.I 112/5; eine Stelle daraus Bd VI 1308 o.
— 3. Sudel m., Kuhname BHa.
Vgl. Sanders II 1260. Zur Form mit -,.- »gl. mdlen
neben sudlen. Die pers. Bed. auch schon nilul. (Lexer II
1286).
Fuess-Südel: verachtete Magd. ,Hatt die guot
frouw [Abigail] nitt sunst crütz und lydens gnuog,
das sy by einem solchen menschen ire lieben tag ver-
schlissen muosst und im darzuo unwerd und sin f.
sin.' LLav. 1584. ,Es habe Gott, als er dem Adam
ein wyb erschaffen, siner rippen eins genommen und
sy daruss gestaltet; er habe sy nit von Messen ge-
nommen, dass sy der mann nit verschupfte und für
ein f. hielte.' ebd. — Vgl. Schuth-Butz (Bd IV 2012),
mich midien 2 b (Sp. 328).
, Koch -Südel: küchenbuoben, discipuli coquorum.'
Fris.; Mal.
Chuchi-SwieZ Th, -Südel ZStdt: 1. Kleid, das
man zur Küchenarbeit trägt ZStdt (ältere Angabe).
Lueg-mich nüd a", «<* bi" nur im Ch. — 2. Person,
die die niedrigsten Dienste in der Küche zu besorgen
hat Th. Syn. Chuchi-Butz (Bd IV 2012). ,Hiltprand
Stuolgang [zu Barbali, welches häusliche Arbeit über
das klösterliche Leben stellt]: Hei, dass dich Gott als
kucbisüdels straf!' NMan. ,Der bapst stalt einem
yeden stalbuoben, kuppler, kuchesüdel und kriegs-
gurgel ein pfarr zuo.' HBull. 1531.
Chvüt-Südel: , etwas Geringes' S (Dan.).
G«-südel Aa; B; Th; Z, O'südel Aa; B; GrPi'.;
GT.; Schw; öZ — n.: Gesudel, Sudelei, abstr. und
concr. aaüO. Von unordentlicher, flüchtiger Schrift,
Schreibarbeit Aa; Tu; Z. Das G's. cha"" ja kc'"
Mensch lese". Schlechte Arbeit übh., Unordnung,
Durcheinander öZ. Verschüttetes Wasser um die Ge-
schirre herum B. ,Man kan auch under dises Gerüste
[worauf die frischen Käse liegen] innenher etliche
leere Fässer stellen, gerad under die Käse; so tropfet
...die übrige Feuchtigkeit ... hinein und wird kein
Brudel noch Gesudel auf den Boden gemacht.' EKönig
170ö. Kehricht, Abfälle (zB. von Holz) GT.; öZ. Ge-
sindel öZ. — Vgl. Gr. WB. IV 1, 4289.
sud(e)lächtig: sudelig, schmutzig. .Exsordes-
cere, unflätig werden, sich besudlen, wüest und sud-
lächtig sein.' Fris.; Mal. , Ich beschwere mich keiner
Arbeit, wie hart, wie schwer, wie sudelechtig sie
immer sei.' JWirz 1650.
südere- Gl (Rochh.); W (in Bed. 2 a a), sonst
süd(e)ren (bzw.-!-): 1. tr., , durch schwaches Feuer
langsam zum Kochen bringen' BBrisl. Vgl. cer-s. 1.
— 2. intr. a) mit Sachsubj. oder unpers. a) = sodereit. „' a
(Sp. 323), mit hörbarem Geräusch sieden L (s. auch
flüderen Bd I 1175), Blasen werfen beim Sieden Aa
Wohl : W, schwach sieden Ap; Bs; B; W, sieden übh.
GlK.(W.). Demuesch-es nur noch sola" s.i" der Pfannen
inne" LG. Auch vorn Geräusch, welches entsteht, wenn
nur noch wenig Wasser in der Pfanne kocht : Es süderct
nur nochi" de Pfannen inne", tch glaube", tl' lit:ppire"brün-
ne" bald a". ebd. — $) = söderen2b, (mit leisem Geräusch)
sickern AALeer.; BSi. (Imob.); GW1.; W, ,voll Wasser
sein, so dass es herausspritzt, wenn man auftritt' BSi.
(Imob.). — i) = söderen2 d Aa; B. Es süderet in-ere"
Pfiffe" inn, wenn beim Ziehen der Tabaksaft ein bro-
delndes Geräusch macht Aa; B. Von Wasser, das in
einer Röhre .brandet' Gl (Rochh.). Auch vom müh-
samen, röchelnden Atmen eines Schwerkranken: Es
sidrot grad esö in-im W; Syn. charren II (Bd III
428). — 6) nicht sehr stark, aber anhaltend regnen
(so dass die Wege unangenehm zu betreten sind);
auch vom Tauwetter AaWoIiI. ; B (nach einer Angabe
.scherzweise'). Syn. sudlen. Es süderet geng noch a"
Ei'" m fürt H. Es süderet aber es par Tag, wie wenn 's
nie nie guete" -we'tt. ebd. — b), mit pers. Subj. ^un-
ordentlich mit Wasser oder andern Flüssigkeiten han-
tieren, sie verschütten, sich dabei besudeln AAAar.;
BsLang. (schwächer als pfletschen BdV 1260); B(,aquam
traetare.' Id. B); „L"; S; TH(Pup.): W; „Zg; Z.» Was
süderist da? B. Gib doch acht! litt", wie-de süderisch!
ebd. Lue?, tote d' g'süderet liest! ebd. Geifern, von
kleinen Kindern BsLang. Unordentlich schlürfend,
unreinlich essen („bes. saftige, flüssige Speisen") und
trinken „L"; S; UwE.: W; „Zg; Z." „Langsam essen
W* (nicht bestätigt). — ß) derb verächtlich für weinen
ß. La" g'seh", Marie! die ganzi Nacht wei"-mer doch
nit da z'säme"sitze" und südere" ; zell, was hesch? Isch
d's Buebi chrank oder het's-der süsch Öppis g'ge"?
MWALDEN 1884. — Vgl. suttemi, siittenn, zur Bed. auch
melieren (Sp. 205/61, saferen.
um en -südere": von Wasser, ohne Leitung aus-
einanderfliessen, stagnieren FMu. — an-sidenen. Eine
Speise mit Cliäsmilch a., anfeuchten, anrühren BGr.;
s. Bärnd. 1908, 503. — \xsea-südere": (mit Geräusch)
heraussickern, -fliessen, zB. aus einem Loch in einer
Röhre, über den Rand des Kochtopfs Aa; B; L; W.
Auch von gärendem Most: De1 Most süderet BWÜSChe"
de" Tilgen use" L. \ ,-v -siiden" : 1. zerkochen, durch
ZU langes Kochen verderben S. [Bei den ersten Koch-
327
Sad, sed,
versuchen] isch Alls no"* halb rau g'si" oder süst ver-
süderet oder versolze". Joach. 1881. Übergehend in
die Bed. , verschleudern, vergeuden.' 's isch Sund und
Schad um das Zug, 's isch nur versüderet worde" LG.
Dann übh. von Nahrungsmitteln, Düngmitteln usw.:
schlecht, unzweckmässig verbrauchen, ebd. — 2. (Was-
ser usw.) ungehörig verschütten (und dadurch an
Kleidern oder auf dem Boden Flecken verursachen) ß.
D's Mareili hat beim Wasserholen im Gang 'pletschet
und Alls versüderet BE. Ich hasse" doch, ivenn-me"
d' Milch so versüderet, wo-men so tür :ale" muess.
Übertr. von Triefaugen B. ,Des Keller -Joggis ver-
süderete Augen.' Gotth. — 3. beschmutzen, beschmieren
L. Bios' hät-mer-der Öppis i" cV Hand g'ge", so hast
scho" Alls mit versüderet. Er versüderet auch gar Alls.
südle" (bzw.-o'-) Aa: Ar-; B; „F"; Gl; Gr; L; G;
Sch; Schw; Tb; Uw; W; Zg; Z; „allg.", suttle" PPo.;
GSa., Wb., We.; TB.; (J; WMü., südle" (in Bed. 1 a a
und b) ÄAHold., St.; B: 1. intr. a) mit pers. Subj.
a) beim Kochen, Essen usw. unsäuberlich sein, ver-
schütten (nach einer B Angabe: ,Etw. unsäuberlich
tun, bes. von der Köchin'), im Schmutz herumhan-
tieren, mit Wasser oder andern Flüssigkeiten unordent-
lich umgehn und sich dabei beschmutzen bzw. nass
machen Aa; B (.squalidas res tractare.' Id. B); Gl;
Gr; L; PPo.; G; Sch; Schw; Th; W; Zg; Z. Mutter
zum essenden Kinde: Tue-mer nüd s ! G. Tuest wider
s., du Hä,re"-Schicinli du! (iaThs. In der Erde" s.
GRHeinzenb. ,Das Kind war bald beim Brunnen, bald
heim Weiher; denn südle" und dräckele° ist allen
Kindern angetan.' Gotth. Einen ä. Beleg (von 1534)
s. Sp. 89. Spec, mit Zurücktreten des tadelnden
Nbsinnes (eig. wohl scherzh.): Kleinigkeiten waschen,
zB. Nastücher, Strümpfe ÄASt. Was hest z' südle"?
fragt ein Vorübergehender. Übh. unordentlich mit
Etw. umgehn, genden; so von einem Knecht, der das
Heu im Viehstall herumliegen lässt, auch vom Vieh,
wenn es das Heu aus dem Barmen wirft und auf den
Boden streut GrTIis; vgl. ver-s., Sudlerin. — ß) von
Kühen, eine zähe, schmutzige Flüssigkeit entleeren,
ein Anzeichen ihrer Trächtigkeit, des baldigen Kal-
bens LV.; „ScHwMa." — y) unordentlich, obenhin
arbeiten, pfuschen ,Gl; L; Sch; Zg' (St.b); W; Z.
Insbes. unordentlich schreiben, , schmieren' B; Gr; G;
Th; Z; wohl zieml. allg. Flecke" hei"-mer g' macht i"
d' Hefter, g'sudlet oder g'schmiert e"chli". GStucki 1897.
Mit scherzh. Ironie für schreiben übh.: ,Ich mein,
das sige gsudlet ein mall gnuog.' 1554, ThPlatter, Br.;
ähnl. noch heute. — 8) , langsam tun, sich saumselig be-
wegen' W. — I)) unpers., von unwillkommnem (ausgie-
bigem, anhaltendem) Regen BGerz., lt Zyro; GRMai.,
Pr.; L; G; Schw; Th; Uw: U, insbes. „wenn Schnee
und Eegen durcheinander fällt" Ap; BHa. ; Th; „allg.",
von ganz leichtem, feinem Regen TB. Es chuiint cho"
(go") s. Es sudlet bis hined wider, es gibt bis auf
den Abend wieder schlechtes Wetter SchwMuo. Das
ist doch afig äuch Wetter: es het di ganz Nacht g' sattlet
und wie mit Zibere" inne"g'lest Ü. Es sudlet doch
auch grüselich ! nei", %" de" Pfliider tramp-ich nid ine"! L.
Es regnet, schneit und sudlet, als müesst der Winter
cho". G Volksbl. 1902. S. und hudle" L; s. Bd II 1003.
S. noch üs-büchen 2 b (Bd IV 977). Auf politische
Verhältnisse übertr.: ,In der Wetterecke Europas, den
Balkanstaaten, sudelt es wieder einmal ganz bedenk-
lich.' Bauernst. 1901. — 2. tr. a) Jind besudeln, im
Schmutz herumziehn. ,Do rett der Stuky: Samir box
luss, ich wil dich schlahen, tretten und sudlen, das
nieuen kein tarm in dir belibt.' 1437, Z RB. S. auch
den Beleg von 1599 Bd VI 886. — b) uneig., Jmd
herumziehn, verächtlich bebandeln, (mit Worten) be- .
schimpfen, „verächtlich machen, ihm derbe Vorwürfe
tun F." Vgl. umen-s. ,Es klagt Elsbeth, des N. eliche
wirtin, ... uff meister Kambiin ... als sy under Heiny
Werders hus kerne, stüende ir meister Kanibly an den
weg und südlote sy; da ist sy nit logenbar, als er
sy . . . do südlote, sy wurde erzürnt und redte zuo im,
wann er dann redte, daz sy sin huor were, so were
er ein schein) . . .' 1483, Z RB. ,üu sudlest mich wie
ein äschensack und lügst mich an, du hellischer track!'
HBull. 1533. ,Ein christlicher eeman [soll] sin wyb
nit fuossen, südlen und nienerfür haben darumb das
sy etwan unbericht .. . ist.' ebd. 1540. ,[Agar:] Drumb
uns nieman balgen soll, sudlen ... glych wie ein suw
ein bettelsack.' Haberer 1562. ,Hin und wider s.',
etwa = an der Nase herumführen. .Alldiewyl die päp-
stischen pfaffen ir geplärr usrichtend, und wellen vil
gelts mit gylen zemmenbringen . . . und sudlend das
volk hin und wider mit härinem gewand, barfuoss und
messhalten.' Zwingli. — 3. refl., ,sich südle", conspur-
care se.' Id. B. .Solche schwyn . .. müendt sich sudlen
in dreck und kodt.' VBoltz 1551.
Mhd. melden. Zu den Formen mit -((- vgl. zB. «edlen
(Sp. 299/300). Die etym. Beziehung zu sieden tritt ander-
wärts noch deutlicher hervor; vgl. bair. sudeln, kochen, meist
in verächtl. Sinne (Schm. 2 II 229), tir. sudeln, sigeln f< sudeln),
auskochen, eine Garküche halten (Schöpf 674. 727). Ebd.
auch die Bed. .langsam tun, womit nicht vorwärts kommen';
s. oben 1 a 8. Dazu ,Siidelbach', Lokaln. LE.; s. Bd IV 952.
wc"-, ,umb(her)--: a) im Schmutze herumziehn
G; Th; Z. , Elsbeth Rosenstilin erwuschte inn [einen
schüttelnden Knaben] by dem bar, zuge inn also url
dem schlittly und im sehne umb . . . [Des Knaben
Vater] redte zu ir, warumb sy im den knaben also
umbsudlote.' 1484, Z RB. S. noch Gums (Bd II 321).
— b) uneig., herumziehen, hinhalten: ,Als Einer durch
den keiserlichen Zahlmeister mit ausstehendem Sold
lang aufgehalten und umgesudelt ward, erzürnete er
sich sehr...' S Kai. 1708. — Omme»-Sodler m.:
leichtsinniger Mensch ApI. Minn Schatz ist en Schri-
ner, en Brettlihobler, en Mätlifexierer, en Omme"sodier.
ApVL. 1903, 33. - Vgl. Gr. WB. IV 2. 1183.
a"- sudle": ein frischgewaschenes Kleidungsstück,
ein sauberes Gerät usw. anbrauchen, ohne Not zu
brauchen anfangen Ap; B; Th; Z; Synn. s. unter an-
füeren (Bd I 979). En (es) Täller, e" Scrwiette", e(s)
Nästuech, e(s) Hämp usw. a. — ine" -sudle". Nur in
der Bauernregel, man müsse dt" Haber %., dh. bei
nassem Boden säen, im Gegs. zum Roggen (s. inen-
rudlen Bd VI 026) Aa; Z; Syn. inen-hudlen (Bd II
1003). — undere°-s«d/e": = dem Vor. Tu; Z. De"
Rogge" undere"-g 'strudlet, 's Chorn undere"-if sudlet Z
(Spillm.); s. noch underen -rodlen (Bd VI 621). De"
Weize" mues'-men undere"-s. ZW1. — üb- südle". Das
Wetter tuet de" Brächet ü., das schlechte Wetter wird
den ganzen Brachmonat hindurch dauern BBe. (Dan.).
— vev-sudle": a) verschmieren, beschmutzen (auch
refl.) Aa; Ap: Bs; B; G; Tu; Z. Ein Blatt Papier, eine
Zeichnung, ein Bild v.. wie es Kinder tun. De' Nach-
her schimpft und lamentiert, [die Stare] chosli"d und
Sad,
'1, sid, soil, sud
nrsmllr'il Alls. WMüller 1906. ,Non maeules, du
solt nit bschyssen, versudlen oder verwüesten.' Fris.
1562. Etw. unvorsichtig verschütten, bes. beim Essen
GG., in GlH. nur von trockener Masse (von flüssiger
eer-hire") : Der Bueb het d's Salz versudlet (aber d' Milch
verlört). — b) Etw. verderben, verschwenden Aa; Gl;
GrD. (,sein Vermögen verplärnpern.' Bühler), 1'hs; G;
Z. Me" mues' NM v. GF. Der Knecht versudlet das
Heu, wenn er es im Stall usw. verstreut GkTIis.
Bapir v. Wege" dem Handel ist eil Tinte" versudlet
worde" GF. — h'-sudle": wie nhd. B(be-!J: ,Gl; L: Soh;
Zg' (St.b); Z. ,N. habe die Wunden angerührt, welche
drüber blutig worden so gar, dass er die Hand be-
sudlet und selbige wüschen müessen.' 1692, Z. dem-
nach sie, die Eidgnossen, ihre Hände hinfüro nicht
mehr mit eignem Blut besudlen, sondern solches nicht
anders als wider ihre allgemeine Feind vergiessen.'
Pfaffenxr. 1712. So noch öfter; s. auch Sp. 208. In
unverfänglichem S. für benetzen, begiessen; s. Agen-
tur 2 (Bd 1 103). ,Mit Worten b.': ,N. hat in der
Völlerei den Abraham Landert ... mit Scheltworten
besudlet.' 1778, Z; vgl. sudlen 2 b. Auch refl. aaOO.
,Wie sy in Huwligraben komen, sye sy gfallen und
hab sich bsudlet.' 1551, B Turmb. Übertr., sich einen
Bausch antrinken ß (vRütte). Was soll-me" für en
Bespekt ha" vor Ei"'m, wosich all Tag besudlet? Gang
mir-a" ; aber dass-du-di'h nit Wider besudlisch!
Sudle" f.: unordentliche, unsäuberliche Weibs-
person B: W. Dirne: Wil er [der verlorne Sohn] st«
Güot mit Sudlen (Schleipfen) verbrächt het . . , Übers.
von Luc. 15, 30. Dial. (BGt.).
Südler(i-) bzw. Su'd-, Satt- m. (f.): 1. a) un-
säuberlicher Mensch, Schmierfink Aa; Th; Z. .Sordi-
dulum, ein unflätle, suppenwüestle, oder sudlerle,
muselseüwle.' Fris.; Mal. Von Leuten, die die öffent-
lichen Brunnen verunreinigen. Anf. XVIII., ZElgg
(KHauser 1895, 423). - b) Verschwender(in) GrTIis.
Si ka"" nit spare", es ist en armi Sudleri". — c) wer
unordentlich, fluchtig arbeitet, Pfuscher WMü. Stüm-
per; s. Bd I 1001 o. (aus HBull. 1540). Bes. auch
Einer, der schlecht schreibt oder malt, .schmiert' Ap;
Th; Z. .Sudler, schlächter maier, der nichts dann
sudelwerk malet, als die baurenstuben ... narrenheussle
und dergleichen, rhyparographus.' Fris.; Mal. —
d) wer bei der Arbeit langsam ist, damit nicht vor-
wärts, zu Ende kommt; zB. von einem Geistlichen,
der mit der Messe nicht fertig wird WMü. Das ist
e" Sattler, er rieht nit. - 2. ,S., haussknächt, so man
zuo den aller verachtesten werken braucht, media-
stinus.' Fris.; Mal. Vgl. Sudel 2.
Vgl. Schm. SII 229; Schöpf 727/S. 074 (.Sigler'); San-
ders II 1269. Als Persoueun.: .Sy essint milch in der Sud-
leriu hos.' 1457, Z RB.
Sudleri, -ei f.: Sudelei, bes. schlechtes Ge-
schreibsel Z. ,Sudlerei, inquinamentum, labes, macula:
mit s. umbgon, versari in sordida arte.' Fris.; Mal.
Südlete" f.: 1. = Sudel 1 a (Sp. 324) GF. -
2. = dem Vor. Ap; Bs; B; Gr; Th; Z.
Südli (-«- GSa.) m.: Sudler, Schmierfink Ap; B;
G; Th; Z.
sudele": Dim. zu sudlen. In Wasser spielen und
sich dabei nass machen, von Kindern B. S. und rhu
chele", von Kindern, welche Küche machen AALeer. —
Das W. hat als Dim. wohlwollenden, entschuldigenden Nbsinu.
Sudele" „Süddele" f: sudelige Weibsperson Gr."
G"-süder n.: a) verschüttete Flüssigkeit, davon
entstandne nasse Stelle AALeer.; B; L. Lueg au'h, wi'
d' neu G's. g' macht hast mit der Suppe"! LG. Auch von
festen Dingen: Er het-mer mit ''em Mel if de" ganze"
Chuchi omen es G's. g'macht. ebd. — b) von schlech-
tem Kaffee: Gester het -er numen es halbwarms G's.
übercho". RIscher 1903. — g"-sü deren: ein Ge-süder
(in Bed. a) machen, Wasser verschütten BR.
Südere" (Siderren BBr.) f.: a) Pfütze, Lache (zB.
von Regenwasser), morastige, sumpfige Stelle im Bo-
den, „Fenn, sumpfiges Land Aa"; ApWalz.; B (ver-
breitet; .volutabrum.' Id. B); „L." Auch bei Zschokke
1797 (für BHa.). Syn. Sütteren. RA. Es ist, a's d' Zen
standi"d i" der S., von Zahnschmerzen, wobei die
Zähne wackelnd, lose sind ApWalz. (TTobler). —
b) (dünne, fade) Brühe, Suppe „Aa": B; „L." Auch
bei Zschokke 1797 (für BHa.). — c) „Schwenkwasser
Aa; B; L." -- Zn a der Ortsn. Süden», ,Südern' B (mehr-
fach); „LE."
Milch- Südere" f.: gute Milchkuh SL. Au'h biegt-
er im Chüestall [beim Milchmessen] de" Chnechten
uff d' Fingere . . . und dankt, wenn er scho" Chile heig,
wo Milchsüdere" sige", mach 's doch dürck 's Jör es
Siimmli üs. Schild 1876,90. — Dazu die Kuhnamen ,Milch-
siderin.' 1719, S; ,M01chsttderli.' 1718, ebd.
Süw Sou- Südere" : eklig behandelte Flüssigkeit,
spec. gepantschter Wein BE. ,Lasst Wein kommen,
aber vom besten; ich glaube, sie haben in dem v— Nest
nur Sausüdere".' Gotth. — Eig. wohl .flüssiges Schweine-
futter.'
S üderete", in W „Sidreta" f.: I. abstr., unordent-
liches Hantieren mit Flüssigkeiten, Verschütten der-
selben B, unreinliche Art zu essen UwE. — 2. concr.
a) das beim Sieden Übergeflossene, verschüttetes Was-
ser und die dadurch verursachte Verunreinigung,
Lache, „Pfütze" AaWoIiI.; B; „W, sumpfige Stelle B;
LE." ,Eine Flut der Zerknirschung, gegen welche
die Sündflut nur eine Süderete" war.' Gotth. Un-
appetitliche Brühe, Gemisch von Flüssigkeiten, Sauce
im verächtl. Sinne AaWoIiI.; B. — b) übertr., Ge-
schwätz AAWohl. In e" S. cho", in eine unangenehme
Geschichte verflochten werden, in ein missliebiges
Gerede kommen, woraus Verlegenheiten und Nachteil
erwachsen können GT.
Suderi I m.: 1. wer mit Flüssigkeiten unordent-
lich umgeht, sie verschüttet, unreinlich isst oBs; L
(St.b); S; Th (Pup.); UwE.; Zg (St."). Du bist e" S.
und e" Pflüderi SBib. Übh. unordentlicher Mensch L.
Er ist auch gar ne" S., er hät-ne" 's Mel zu de" Bar-
schlauffen i" g'g'c". — 2. a) Schwätzer, Blagueur Aa
Wohl. — b) Schimpfn. lür einen griesgrämigen, wider-
wärtigen Menschen Ap: GRh., für einen hässlichen,
bes. rothaarigen Menschen Ap (St.b). En seltsner, leide'
S. Du röte Suderi [!| Ap (St.1'). Vgl. dazu den Spott-
reim (aus GBem.) Bd VI 1738. Syn. Söderi.
Suderi II f.: Brühe. Sauce AaBi., F.: L. l'h ha"
gern eil S., sagt, wer sich gehörig Sauce herauslöffelt
Aa. S. noch Ei (Bd I 13). Oft in verächtlichem S.,
zB. von einer nachlässig gekochten Suppe I,. Wenn
eso e" Schlamp 's Chuchircgimrul fitert, so gi'i 's nur
eso-n-e" S., es wchüstigs G'schUimp. Das isch jo ke'"
Suppe", das isch mir S..' LG. Auch von flüssigem
Sad — Süd. Saf — s
:;::2
Strassenkot LCi.: Syn. P/lüder (Bd V 1220). Das üt
awh-n-e" S.!
Süderich, -ech m.: 1. „Siderech, Ruckstand beim
Buttersieden." oO. — 2. Süder^ch, Söd-, verdriess-
licher, widerwärtiger Mensch, ,ein Missgestimmter,
der Alles empfindlich auslegt und ansieht' GStdt. Der
Vater gab dem Süderech [dem Knaben, der sein Brü-
derchen verklagt] einen Flätterli"g GStdt (Scheitlin).
Bire"-, Zwetschge"-. oO. und Bed., wohl eine
Art Birnen- bzw. Zwetechgenkompot.
suderle" (bzw. -ö'-): Dim. zu suderen, süderen
(Sp. 320), ein wenig sieden, brodeln Ap; Bs; Gl; L.
Es hat e" prächtegi Verdämpfete" i" der Ghuehi usse"
g'süderlet. CStreiff 1907. Gib Acht, d' Milch süderlet
scho" Ti. Für nid so starch, lass ['s] lon s.; merhänd
jo Nüd z' pressiere", ebd. Vgl. süderlen.
i"-: = in-sieden Scbw. D' Siqjjie" si</ ganz i"g'sü-
dcrlet. Schw Ztg 1909.
Sude" (-&- Th) m.: Süden als Himmelsrichtung,
verbreitet, doch wenig volkstümlich (dafür Mitt-Tag).
Im Wortspiel mit süde", sieden : Was ist für en Under-
schid zwüsche"t der Sunnfe") und ere" Wurst? Antw.:
D' Sunnfe") gut im Osten üf und d' Wurst im Süde" Z.
Sonne"halb und nordshalb ond S. de" mitten inne", ond
wenn minn Schatz en Anderi lied, so wer<'-ich 's wider
inne". Ar VL. 1903.
Dazu junge Flurnamen : ,Süd-Aiker' ZUiet., ,-Zelg' Th.
Schon älter iu , Südwind' ; s. Fön (Bd I 813). Die eigent-
liche mundartgemässe Form noch mehrfach in Zssen mit
Sund-, Sünder-.
b*-südn en s. zügnen.
Saf, sef, sif, sof, snf bzw. saff usw.
Vgl. «,,,/ „sw.
Saf, G'-saf, g'-sa/ig, saferen s. Saft usw.
Saferi L, Saffe'ri AaF., entstellt Seüferi SchwE.:
männl. Taufname, Xaver. — Vgl. Martin-Lienh. II 328.
savi. Im Abzählvers: Eggis, beggix, böne" steck i"s,
sivi, s., supf und du bleibst [l] mss.' ZU.
.Sauna: Taufn., Sabina. 1399, ZTöss. ,Zuo Sahnen
ir tochter.' ebd. — Vgl. Sp. 39.
Saliondli n.: Stiefmütterchen, Viola tricolor Aa
Leer., Zuzg. — Aus 's AoiönK (Bd I 105); vgl. auch Violen
(ebd. 633).
Sa£fer-: entstellt aus Sacker- in (du) S-dies (-BuebJ
SchwE., (e duij S-linti Oßw(Sa. 1902), S-lot GSa. (Pro-
phet); S(Hausfrd). S-ment Aa ; GT. (Saffre"ment), S-most
Gr; S (Safer-), S-stränz Schw (Fasn. 1865), Beteu-
rungen ; s. Sackerment. ,Thusent safframent !' 1585, L.
,Getts Safferment!' JMahler 1620. ,Der Junker, wel-
cher ein rechter Flucher war, spracli : Bei dem tausent
Saffer...' S Kai. 1714. Abi. safferlostig. vermaledeit
GRPr. D's s. Manne' 'volch. Schwzd. (GiiPr). — In der
Form zafernumt auch im Rät,; s. RBi'audst. 1905, 54.
Säfflor m.: (Blüten der) Färberdistel, Carthamus
tinet., wilder, deutscher Safran, Surrogat des Safrans
(s. Saffran 2). ,In dem [S.-] Knopfe zeitiget sich ein
ablanger, weisser, in Wollen umschlossner Saame;
er wird in die Gärten gesäyet.' JMuralt 1715. ,S.
oder wilder Safran . . . eine Gattung Distel . . . deren
Saamen wird jährlich im Frühling im Vollmond in
die Erden gesteckt.' JCSulzer 1772. Verwendung.
Als Färbemittel. .Bevor man die Anilinfarben hatte,
war S. der hauptsächlichste Farbstoff zur Erzeugung
von Rosatönen' (Angabe eines modernen Färbers);
über S.-Einfuhr und Verwendung des S.-Rots vgl.
JJSiegfried 1840, 186. ,Er [der S.] soll wie Spanisch-
rot gebraucht, auch von den Federschmückern, Fär-
bern u.a. zum Färben gesucht werden.' EKönig 1706.
Als Heilmittel. S. -Samen, Seinen Carthami, galt der
ä. Medizin (in Emulsion und als Sirup) als stuhl- und
harntreibendes Mittel. ,ln der Arzneikunst wird der
[S.-]Samen mehr als die Blume genutzet.' EKönig 1706.
,S. dienet wider das Grimmen, reiniget Brust und
Lungen, auss seinem Saamen wird die in den Apo-
theken bekannte Safflorlatwerge (Diacarthamum) be-
reitet, die den Wassersüchtigen dienlich, wann sie
recht gemachet wird. Wann dieser Saame zerstossen
und in Fleischbrühen eingegeben wird, führet er die
kalten Flüsse und den zähen Schleim ab.' JMuralt
1715.
Vgl. Gr. WB. VIII 1635, zur Sache Leuuis, PH. 728.
Zu wirtschaftlicher Bed. scheint die Kultur in unserm Ge-
biete nie gediehen zu sein, trotz naheliegender Beispiele (in
TLocarnof; ,im Elsass und am Rhein.' FA'öuig 1706, 583;
insbes. auch auf der Insel Reichenau; vgl. Abhandlungen
der ökonomischen und gemeinnütz. Gesellsch. in Bern 1760,
28. 1762, 167/8).
saffo. ,S .' fo! fo! c;a faux, auf falscher Fährte der
Hunde.' Jagerspr. (zunächst S).
Savöi Saffeu Aa (Schulm. 1887), Safoie" B (ge-
bildet, noch gebildeter Satcoie"); Z, Saffoie" Aa; B
(volkstümlich); Th, Saffeue" LEb. — n.: Savoyen. Von
eus ist-er [ein Stiefbruder meines Vaters] i" d' Mur-
geten ufe" cho", vo" dert i" 's Wältschland und später
i" 's Saffeu in e" Glashütte". Aa Schulm. 1887. — ,Zuo
dem grafen von Savoy.' 1376, B StRechn. .(Etliche von)
Sofouge.' Edlib. , Savoy.' Ansh. .Sophoi.' Vad. .Saphoy.'
Tierb. 1563. ,Saffoy.' HBull. 1572. ,Savoy' und .Savoyen.'
Leu, Lex. — Savoier m.: 1. Bewohner von Savoyen.
Saffauer, Zuname, von einer Frau her, die aus Sa-
voyen gebürtig war SchwE. Als Tuchhändler. ,Es
giengen darum eine Menge der ältesten besten Bauem-
Haushaltungen zu Grunde, weil sie auf ihren Höfen in
den Baumwollspinner-Leichtsinn hineinsetzten, Kaffee
und Zucker brauchten, bei den Savoyern Tuchkonto
aufschreiben Hessen und sich nicht mehr mit dem,
was ihnen wuchs, begnügten.' HPest. 1783. Vgl.: ,Der
erste, der in unserm Dorf ein Scharlachwams und
Savoyertuch zum Kittel trug, war Hummel.' ebd.
,2 Sauoyer tischdüecher.' AaB. Schlossinv. 1551. Als
Landstreicher; s. Chessler (Bd III 522). Noch im XIX.
waren bei uns auch die mit ihren Murmeltieren umher-
ziehenden Savoyardenknaben bekannt. — 2. savoyische
Münzsorte. ,Item enend dem Gotthart sol man ime
[dem Verstorbenen] item bargelt XI rinsch gülden,
sint der kinder allein, und XXI würf an hellenischen,
mit IUI zeit und III behemsch und XVII würf an
alten saffoyem und frowlem.' 1422, L. ,Als die Wib-
lispurger, ouch die Safoyer mit der leiter und die
Walliser fünfer vormals abgestimpt sind, daby sol es
aber der selbigen fünfer halb beliben.' 1468. Z Münz-
mand. — savoiisch. Er ist im Safföischen inne"
Saf, sef, sit, sof, suf
;::i
</'si" Z. .In unserem verschinen sauoyschen kriegs-
zug.' 1591, AaL. StK,
Vgl. noch die Formen ,S:itl'mi^er. S;cI1'usit, Soffuger.
Soffoer.' Edlib.; ,(uss eim) Zafoierkrieg.' ThPlatter 1572.
Zu '2 vgl. Revue suisse de numismatique II 215 ff., bes. 230.
Säffran Aa; Bs (lt Dan.); W; Z und weiterhin (in
der Spr. der Gebildeten), Saffere» Aa (Miihlb.); BsStdt;
L (ERöthelin); ZS., Saffre" BsL. (lt Seiler), Saffer U
(Dr Müller), Saff(e)ret Aa«.; Ap (auch Gs- lt TTobler);
B; GSev.; Sca (Kirchh.), St., Saffert GT. (NBöseh);
Obw (Volksfrd 1885), Saffet L (Ineichen) — m. (s. die
Anm.): 1. oi'tizineller Safran, Crocus sat., Herbst-S.
(zum U. von den verschiedenen Arten des Frühlings-
Safrans; vgl. Heg. 1840, 40), bzw. bloss dessen als
Gewürz, Heil- und Färbemittel dienende Narben.
,üer s., crocum, -us; die satferbluom, flores croci.'
Fris.; Mal. .Der 8. . . . auss einer süssen Zwiebel ...
eine einige Blume, in deren Mitten feuerrote, oblange,
gar wol riechende Fäden oder Blättleiu darz wischen
schimmeren.' JMpralt 1715, 81/2. Anbau. Früher
von grosser wirtschaftlicher Bed., ist die S. -Kultur
heute bis auf wenige Reste verschwunden. ,Der S.
ist auch dieses Jahr [1909] in hier gepflogen worden
wie alle frühern Jahre, und doch gabs eine ausser-
ordentliche Missemte' WMund (PSupersaxo). S. als
Nebennutzung unter dem Koggen : ,Wenu das Acker-
land umgebrochen wird, so werden alle Samenzwie-
beln, welche obenauf gekommen sind, sorgfältig wieder
in den Boden gesteckt; erst hernach wird der P.oggen
gesät. Im Herbst werden dann die zwischen der kei-
menden Roggensaat hervorblühenden Safranpflanzen
genutzt.' ebd. (Stebler). Über weitre Kulturen in W
(wo zB. in der Kantonshauptstadt die Apotheker immer
noch ihren Selbstbedarf bauen) vgl. Heg. 1840,4 1 ; Schwz.
Wochenschr. für Chemie und Pharm. 1901 Nr 26. 29.
1908 Nr 14; Corr.-Bl. für Schweizer Ärzte 1900 Nr 24.
,Die S.-Kultur [im W] ... ein Rest aus dem Mittel-
alter, namentlich um Naters . . . Um Sitten [ist der S.]
völlig verwildert auf den Felsen zu treffen, wo er
spät im Oktober seine schöne violette Blüte mit der
langen, roten, dreigeteilten Narbe' öffnet.' HChrisi
1882. Eine ennetbirgische Pflanzstätte neuern Da-
tums ist TFaido. Zu Anfang des XV. befassten sich
in Bs viele Leute, ,edel und undel', mit dem Safran-
bau, und der Rat suchte durch ein Samen[-Zwiebeln]-
Ausfuhrverbot den viel verheissenden Betrieb mög-
lichst zu lokalisieren; vgl. TGeering 1880, 238/9; Ochs
III 189. Zum Walliser-S. im XVI vgl.: ,Crocus . . .
optimus colitur apud Vallesianos nostros circa Sedu-
num et venditur vicinis.' Gesn. 1561. Dem XVIII. galt
der S. nur mehr als Gartenpflanze. ,Von Blumen-
gärten . . . Nicht zu übergehen der S. Selbiger nun
wird wie ander Zwibelgewächse geptianzet. Je weiter
die [nach Prof. Hartwich ,mit ihrem Menstruum den
feinen Duft beeinträchtigenden'] Weiber darvon sind,
je lieber ers hat.' EKönig 1706. Hienach, mit einigem
Missverständniss: ,S., Crocus, von allerhand Farben,
liebet fetten und starken Grund und guten Sonnen-
schein ... Je weiter das Weibervolch darvon [von den
Zwiebeln] weg ist, je lieber wachsen sie!' JCSulzer
1772. Als Heilmittel für Mensch und Vieh. In
Pulvermischungen, in 2 pfd kintbetternpulfer sol
man nemen ... 1 settit macis und 4 lod saffrant iram-
ferar[?] oder der als guot sy.' 1431, B PES. (Pulver-
und Spezereiordn.). .Item daz guot bulffer, daz man
neinpt kindbetterpulver, sol man also machen: 1 pfd
imber... und 1 lot s.' 1483, LEB.; wonach die Def.
IM IV 1_'07 o. zu berichtigen ist. Vgl. auch TGeering
1886, 241. In Mixturen. ,Ein Mittel für den Hu-
sten: Nemt 2 Handvol Rekholterschöslin, 3 Doldlin
Salbeinen und in [= ein] Mas Wasser ... und hernach
für in Bazen S., in Lot gelautreten Salpeter darein
tun und morgens und abendes in Glas darvon trin-
ken.' HZahler 1898. ,Lege 4 blüemlin safferen in
essich ... und las daz darin weichen.' Kdnstk. 1474.
.Kernenkrüsch in hunigwasser ... mit ... macis, s.,
impar zuobereit, machet liechtlichen athinan.' Zi; Arz-
neib. 1588 (ähnlich noch ö.). ,Ein träffenlich Purgier-
trank ... ist auch gut für die Malefiz: Nimb [ua.] Saffer
Quintli 1 oder >/2.' XVII., ADettl. 1905. .Seine [des
S-s] Kräften sind so fürtrefflich und vielfältig, dass er
vor ein Gewürz der Weisen, König der Vegetabilien,
ja gar vor ein Panacee wil gehalten werden. Sonder-
bar ist er wegen seiner auflösenden, stillenden und
balsamischen Natur dem Herzen . . . der Lungen . . .
der Leber und Mutter zu eröffnen und das Blut zu
verdünneren sehr dienlich, dahero in Ohnmächten,
Keichen, Gelbsucht, Verstopfung der Weiberblumen
sehr bequem.' EKönig 1706. .[Gegen das Verwerfen
der Kühe] so nemme man Zwiebelscheltl'en, ein guten
Teil Polei und ganzen S., das siede man zusammen
im Bier oder Wein ab.' ebd. .Trank, durch ein Träch-
terlein [dem milzsüchtigen Vieh] in die Nasen zu
schütten: Nim ... Myrrhen und S. jedes 1 Lot pul-
verisiert ... mit etlich Glas voll Essig vermischet .
[Andere Vorschrift:] Nim ein Quärtlein voll Essig,
S. ein Messerspitz voll [usw.].' ebd. .Seine [des Sa-
frans] Kraft ist: zu öffnen und zu verteilen, das
Herz zu stärken, das Blut zu reinigen, allerlei Gat-
tung Gift zu vertreiben, den Ausswurff zu beförderen,
den Harn und die Monatblum der Weiberen fortzu-
führen. Allzu viel S. brauchen sowol als stets daran
zu riechen verursachet Hauptschmerzen. Auch bringet
den Tod, wann man 2 Quintlein schwer von den
Saffianzwiebelen einnimmet,' JMuralt 1715. S. noch
laugen S b (Bd III 1328); rächig (Bd VI 92); röt (ebd.
1746). In Pflastern [noch heute; vgl. Ochseng roeium-
Pflaster Bd V 1261], Salben, Aufschlägen. ,Wiltu ma-
chen ein pflaster heisset obsetecium, so nim ... mirren
[und andere Harze, setze das in einem Kesselein über
das Feuer] daz es zergange, und habe denne einen
ribstein und daruffe gestossen saffrans 11 lott und
zügk die stucke uss dem kessel uff den stein, so sy
zerfliessen wellen, und ber es uff dem steine [mit
Baumöl], unz daz der saffrat alle1' darin kome . . . bei-
den saffrat allen darin und mach es denne zu knollen
. . . lass es [in kaltem Wasser] erstarchen, so ist daz
pflaster bereit zuo allen geliden, die wund oder ge-
bresthaftig sint, und zuo allen beinbrüchen.' XV./XVL.
G. .Crocinum, ein salb, darein s. gadt, oder auss
saffranöl gemachet.' Fris. ,Salb auss gestossnem s.
gemachet oder auss saffrantruosen, crocomagma.' Mal.
,Salb zuo den Brüsten: ... [Nimm] gostossnen Saffrat
und neu Weissbrot [usw.].'' Arzneib. XVII./XV1II.
.Äusserlich wird er [der 8.] in Aufschlägen, zu er-
weichen und Eiter zu machen gebraucht, und ist das
Emplastrum oxyeroceum daher berühmt und bekandt...
Ist in allen Contusionen über alle Pflaster, auch in
Huftschmerzen trefflich.' EKönig 1706. Aberglaube:
.Übermässig gebraucht [kann der S.] Blutstür/.ung
335
Saf. sef, sif, sof, suf
336
verursachen, ja durch seine ölichte und zum Teil nar-
kotische Teile trunken und gar närrisch machen, wie
dann . . . auch zu Basel in Acht genommen worden,
dass durch vielen Gebrauch des S-s ein übernatür-
liches Lachen entstanden, indeme die Geister dadurch
zu vil dissipiert werden, ja sollen auch die Pferde,
so den S. tragen, davon unkräftig werden.' ebd. Als
Würze alt beliebt (vgl. ,safran-, saffargesehmack.
odores croeei.' Mal.) und von der Bauernküche (in
B; S; W) heute noch bevorzugt. ,Noeh heute spielt
das narkotische Gewürz eine Kollo in der Kochkunst
des Wallisers, und Niemand darf sich wundern, wenn
im Hause des Bauern Braten und Backwerk oder gar
der Milchbrei von S. gelb und duftend zu Tische kommt.'
HChkist. 1882. ,Am Voresse1 [Bd I 526] von Schaf-
fleisch oder Hirn darf der Safferet ebenso wenig fehlen,
wie an der vorausgehenden Fleischsuppe.' Bärnd. 1004
(BLütz.). ,Wie ein Voressen ohne Safferet [kommt
den Leuten Ehre ohne Geld vor].' Gotth. Br. ,[Am
Kilbitag gibt es ua.:] ein saftiges obligates Voressen
mit einer gehörigen Dosis Saffret.' JHofst. 1865. [Wird
die Triefnase einer schnupfenden Köchin nicht abge-
wischt] mit der Schös' oder Juppe", chö'"""!nd denn
die Tröpfli ah Safert a" d' Sappe"- N Bosch 1892 (GT.).
, Häufig werden sie [die Narben von Crocus sat.] auch
in Suppen getan.' Heg. 1840. S. noch Bd II 291. Am
sog. Weinwarm. We""-mu" u-il', cha""-mu" [bei Herstel-
lung eines Wärmli oder Weinwarms] och eppas Safferets
dra» tue". Bärnd. 1908 (BGr.); vgl.: , Beide Götteni
sassen draussen in der äussern Stube hinter dem dam-
pfenden Weinwarm, dieser altertümlichen, aber guten
Bernersuppe, bestehend aus Wein, geröstetem Brod.
Eiern, Zucker, Zimmet und S., diesem eben so alter-
tümlichen Gewürze, das an einem Kindstaufschmaus
in der Suppe, im Voressen, im süssen Thee vorkommen
muss.' Gotth. ,[Vettergötti zum Kindbettimann:] Nach
dem Weinwarm zu schliessen, gönne er es ihnen [das
Essen der Taufgesellschaft], daran sei Nichts gespart,
man merke, dass er seinen zwölfmässigen Sack letzten
Dienstag dem Boten mit nach Bern gegeben, um ihm
Safran zu bringen. Als sie nicht wussten, was der
Vetter damit meine, sagte er: Letzthin habe sein
Nachbar Kindbetti haben müssen, da habe er dem
Boten einen grossen Sack mitgegeben und 6 Kreuzer
mit dem Auftrage, er solle ihm doch in diesem Sacke
für 6 Kr. von dem gelben Pulver bringen, ein Mass
oder anderthalbes, von dem man an den Kindstaufen
in Allem haben müsse, seine Weiber wollten es einmal
so haben.' ebd. Unter den Luxusartikeln einer ver-
schwenderischen Generation aufgezählt. .[Alter Eid-
genoss zum jungen, die Hoffart der neuen Zeit der
einstigen Einfachheit gegenüberstellend:] Bin üch ein
kosten der spezery von s., zimmot und ouch muscheat,
syden, thamast und sammat; das was bi uns in schlech-
ter acht.' HsKMan. Immerhin war der S. längst ge-
bräuchlich: ,Iteui daz spisbulffer sol man also machen:
ytem Vs pfund imber, Vs pfd pfeffer, 2 lot muschatnus
und 1 lot s.' 1483, L RB.; s. noch Spis-Bulfer (Bd IV
12(i7) und vgl. auch TGeering 1886, 240; ferner
,gilwter milchbri' (Bd V 1035), heute gehver Bappen
(Bd II 291). .[Mb. haben NN. zur Zubereitung der
Jugendfestspeisen] geheissen ze kauffen: ... Spezery
an imber 3 pfd, ... an pfäffer 2 pfd, an muskatnus
1 pfd, an saffer 1 pfd [usw.].' 1551, Aar. RM. ,Pfäffer
und saffer mach zuo pulver; diss wirft' in den hafen,
darin das hüenlin gesotten ist... tue sy [die jungen
hüenlin] in einen hafen, geuss wein und rleischbrüeien
daran, ein wenig salz und saffer.' Vogelb. 1557. ,Ein
Aal zu kochen: [Tu in den Sud ua.] ein wenig Honig
oder Zucker und Safferen, bis er gälb ist.' Z Kochb.
XVIII./XIX. Als blosses Färbemittel. Zur Erzeu-
gung der , Eierfarbe' eines Teiges. ,Die Mitschun oder
das G'vatterbröd [= GöM-Bröt Bd V 960] ... ist durch
Zusatz von reichlich S. goldgelb gefärbt und schaut aus,
als ob es der reinste Ankenweggen wäre.' FGStfblek
1907 (WLö). Im Volksreim. S. macht de" Chiurhe"
(ä" Chiiechli ZWila, die Chugele" ZS.) gel"-, s. noch
siben (Sp. 53, auch bei EStoll 1907, 57; Seiler 247); in
ZS. als Kniereiterliedchen: man patscht dem Kleinen
die Händchen nach dem Takte zs. und beim letzten
Satze hebt man ihm beide Armchen in die Höhe.
Safrangelb ist eine besondere (auch Färbungen an-
derer Herkunft kennzeichnende) Nuance; s. Bd II 294.
.[Der Vater des Brautführers Hess diesem] eine nagel-
neue saffretfarbene Kutte machen, womit er an der
Hochzeit paradieren sollte ... Potz tausend! was mach-
ten die Hochzeitleut für Augen, als er in der neuen
Saffretkutte ankam!' B Hink. Bot 1817; zum hohen
Alter safranfarbener Festkleider vgl. Corr.-Bl. für
Schweizer Arzte 1900 Nr 24. ,Saffrangäl, gäl wie s.,
croceus, crocinus, crocatus.' Fris. ; Mal. ,[Das Balsam-
wasser erster Destillation ist lauter] das ander [die
2te Fraktion] ist safferfarb.' JRLandenb. 1608. Als
Malerfarbe. ,Dem Apotegker umb Fingold, Spangrün,
Blywyss, Zinober, Saffret, Firnis, Gomi, Linöl u. a.
Farben mehr, so er bisshär dem Maler, welcher die
Statt abconterfeten soll, gäben hat, zalt 41 Pfd 7 ß
8 d.' 1606, B StRechn. Wert des S. Heute kostet 1 Ko
(>vozu über 100,000 Blüten nötig sind) ca 100 Fr. In
WMund heisst es: ,Der S. wird mit Silber aufgewogen'
(PSupersaxo). Zur frühern Schätzung vgl.: ,Croci
granum 1 20 ß', Apothekertaxe. 1577, L: Z. Die
Grösse des Pfundes war bei diesem Handel bes. wichtig:
,N. hab s. kouft, denselben s. wolt im Simon nit geben
dann 32 [statt 36] lot für 1 pfd.' 1425, ZRB.; vgl.
Pfund (Bd V 1153). Eine Folge des hohen Preis-
standes waren läufige Verfälschungen, denen obrig-
keitlich nach Kiäften zu wehren gesucht wurde; vgl.
TGeering 1886, 238; Ochs III 189. .Unser kremer,
die specie und pulfer veil hant, sont alle jar zwurent
sweren, daz si guot gerecht pulver machent . . . s. und
nüt anders sollen si darin tuon. Item fraget si iemant,
waz in ieklichem pulfer sie, daz sont si sagen bi dem
eid . . . si sont kein bulfer verwen denn mit trochnem
s. Disen eid hant getan NN. [8 Namen].' 1418, L Rß.
,Zuo der statt handen hab ich, der sekelmeister, em-
pfangen: ... denne von des saffranz wegen, darumb
Negelli von Costenz der koufman [als Fälscher V] vom
leben getan ist, 5 pfd 14 ß über das, so er vor gewert
hat.' 1452, B StRechn. ,[Mh. bringen in Erfahrung]
wie die frömbden kremer, es sygend Tütsch oder
Weltsch, vylerlei faltsch und betrug mit dem saffren
und bulver bruchind ... [Es wird festgesetzt] das man
fürbashin hie in der statt in dem bulverstampf end-
heinem des mischlons anders gestatten noch zuolassen
solle, dann ... safflor anstatt des saffren, doch allweg
under ein halb lot safflor ein settit guoten saffren...
Anders solle es der Stampfer ald müller nit lassen
zuosammensetzen noch vermischen und sonderlich ouch
niemandem hinfür kein ... brennts brot noch anderes.
337
Saf, sef, sif, sof, suf
:;;:-
wie das naraen hab, keineswegs stossen noch durch
syn wyb ald gesind gestossen werden gestatten.'
1545, Z RB.; s. noch Bis III (Bd VI 1334) und vgl.
auch Absch. IV 1 d, 599. 609. ,Der rechte und wahre
S. [wird] öfters mit dem sog. Safflor oder wilden S. ver-
fälschet.' EKönig 1706. Über eine harmlose Safran-
nachahmung Haushaltung spielender Kinder vgl. Rochh.
1857, 453 und die Anm. zu ge-vätterlen (Bd I 1131).
Als Kostbarkeit Gegenstand räuberischer und nament-
lich diebischer Gelüste. ,Man sol nachgan und rich-
ten, als Rolmans sun sinem vatter s. genomen hat
und im den etlich abgekouft band . . . [Der Dieb ge-
steht] er habe sinem vatter by 2 pfd s. genomen, des
habe er dem N. ein vierling umb 3 pfd zuo koffen
geben, aber habe er dem N. by einem halben vierling
zuo koffen geben, er wisse aber nit, wie tfir . . . Dar-
nach gebe er NN. ... 10 lot umb 2 pfd ... 1 lot umb
10 ß ... 1 lot umb 8ß.' 1457, Z RB. ,[Ein Dieb ge-
steht ua. gestohlen zu haben:] zuo Baden ein wenig
saffret.' 1551, B Turmb. Über den sog. S.-Krieg von
1374 (Fehde wegen Wegnahme eines mit mehrern
Zentnern S. von Lyon kommenden Basler Warenzuges)
vgl. ürkundio I 233; TGeering 1886, 237. S. als wert-
volles Geschenk. ,Als ich denn andre vergangnen jaurre
etlich üwers rautz menigfaltiggebruchtinminen Sachen
gehebt hab, denselben ich dester furo ain ciain miner
kofmanschafte des safrans zuo ainem guotten jaurre
... im allerbesten gesant hab.' 1471, Gfd (Schreiben
RMöttelis an L). Wichtiger Handelsartikel, Zölle
usw. ,Von eim Zentner s. 2 gl. [Zoll].' um 1400, Aar.
StR. ,1 centner satfrat 2 d. [Zoll].' 1435, B Tellb.
,1 zentner s. 1 gl, tuot 1 ball l'/s Zentner.' ebd. ,Von
des zols wegen uff unser brugg, was ein iegklich
ding ze zoll git, als das von alter har kommen ist:
... 1 zentner s. git 7s gl. und 3 alt blaphart.' um
1460, AABr. StR. Geleitsherren und Zollner sollen
keinen Fuhrmann passieren lassen vor Erlegung des
Geleitsgeldes, ausgenommen beim Verführen von S.,
für den die Kaufleute besondere Scheine geben sol-
len. 1584, Absch. ,Von einer ballen s. ein halben
guoten guldi also par oder brief von dem kaufherrn
ze erlegen.' 1595, AaL. StR. (erneuerter Zollrodel).
,Von denjenigen Waaren und Güetern, so in fremder
Personen Namen auf durchgehenden Maultieren, Saum-
rossen und Wagenlästen durch unsere Stadt unent-
laden geführet werden, soll der Ein- und Auszoll sein
nemlich : Vom Sammet . . . Item Specerei, S. udgl., von
jedem Centner 8 ß.' 1725, Z Zollordn. ,Der Zollner
soll nehmen: ... von 1 Centner S. 1 Pfd.' 1730, AaB.
StR. Zur Erhebung von Wag- und Mass-Gebühren
vgl. TGeering 1886, 239; Ochs III 189. Der S.-Import
in handelspolitischen Unterhandlungen: ,In der zeit
hab ich wol zwo stund mit dem bischof geredt...
des saffrats halben, so uss Hispania kompt und zuo
Tolosa durchgat, da man dann daselbst zuo Tolosa
uf den saffrat 5 pro 100 gesetzt hat, und dann der-
selbig saffrat, so zuo Lyon och durchgat, 4 vom
hundert geben und ufgesetzt ist. Also gab mir be-
melter bischof von Orliens zuo antwort: sy betten im
rat darumb gestritten, was zuo Tolosa durcbgieng, das
keine nit gen Lion. Do sait ich : . . . diser saffrat kumpt
aller gen Lion ... Und das im also sye, so sind unser
kouflüt etlich von St Gallen, die husieren zuo Sara-
gossa und Barsolona, och zuo Tolosa und zuo Lyon,
band aigen eseltriber; die ladents in Hispania und ist
Schweiz. Idiotikon VII.
ir gelegenhait, an denen orten zuo faren. Wenn sy
gen Lyon koment, so ladents denn dieselben esel
wider mit tatschen güetern in Hispanien. Darumb,
her, zürnent nünt! ir sind im unrecht daran ... Er
schrai lut und ich eben als lut.' Rainsp. 1553. Auch
der Kleinhandel war unter Umständen von allgemeiner
Tragweite. ,Des kleinen gelts halb . . . wurdend 4 weg
fonden, mit denen man den überschwal des klainen
gelts schwainen möchte ... [ua.] dass man wol ouch
in deren kromer und kouflüten hüser schiken möcht,
die den Walhen imber und s. ain[s] guldins türer um
klain gelt, dan um gross gelt gabend und also vil
guots mit dem klainen gelt gewönnind, und si bim
aid haissen das klain gelt harfür tragen ... dan diss
lüt brachtend uns durch die landstrichenden kromer
die grossen summa klain gelts in unser stat.' Vad.
Organisation des S.-Handels. Unterdrückung fremder
Konkurrenz: ,Ob ein frömbder kramer safarn [!]
brechte, der mag einen tag veil haben, wenn er kompt,
und ouch nit mehr.' 1524, AaB. StR. Etwas weniger
streng war man in L; vgl. Seg. RG. II 384 Anm. Han-
delsgesellschaften. , Bruderschaft des hl. Kreuzes
zu Luzem, der Krämer Gesellschaft genannt zu dem S.',
seit der Mitte XV.; vgl. Seg. RG. II 370; FHaas 1909,
5/6. Zur Entstehung der S.-Zunft in Basel vgl. TGee-
ring 1886, 239, zur Entwicklung in Zürich Vög.-Nüsch.
II 395. ,[Die Zunft zur Saffren beklagt sich, dass die
1520 gegründete .Gesellschaft-, obwohl ihr, wie den
fremden Kaufleuten, nur der Engroshandel ,minder
nit dann bi dem vierling eines Zentners' gestattet
worden sei, die Specereien auch detailliere und so die
Zunft ,mit der zit ze nuten bringe', worauf die .Ge-
sellschaft' anbringt, sie habe] allerlei bi dem vierling
samentlieh gewegen, dann nit möglich wäre, s., zimmet,
muschget, nägeli, cardimömli und derglich costliehe
specery jede by dem vierling usszewegen.' 1522, Z.
.Alle Kauf-, Waat- und Tuech-lut . . . desglychen Krä-
mer, Seckler, Nadler, Passamenter, Gürtler, Stell-
macher, Bürstenbinder (Hosenstricker) und Andere,
so in diese Zunft zum (,zun' 1711, ,zurf 1725) S. die-
nent, söllent von allen Wahren ... den gewöhnlichen
Pfundtzoll von jedem Guldin Wärt hinhalten und in
ihre Zollbüchsen stossen.' 1639/1725, Z Zollordn. In
Bs uinfasste die S.-Zunft 20 Handwerke; vgl. TGeering
1886, 128. Die Zunft in rein geselliger Hinsicht. ,Der
Vorstand E. E. Zunft zu Safram hat in seiner Sitzung
vom 10. Nov. [1909] folgende Vergabungen zu wol-
tätigen und gemeinnützigen Zwecken beschlossen:
...an bedürftige Zunftangehörige und Witwen der-
selben 400 Fr.; zur Prämierung von Arbeitern zu S.
zünftiger Gewerbe für langjährige treue Dienste beim
gleichen Meister 300 Fr.' Bs Nachr. ,Uff diser gsell-
schaftstuben zum S. [Hess sich der Fritschi alljährlich
zur Fastnachtzeit finden und bedachte auch diese Ge-
sellschaft testamentarisch, welche Stiftung so Anklang
fand] dass nit nur ein gsellschaft zum Saffian oder
Fritschi, sonder ein ersamer rat, auch ein gmeine
burgerschaft sich der Sachen und des fests angnommen.'
RCys. (Br.) ; vgl. hiezu die Anm. zu Fritscli ( Bd 1 13 12 3)
und bes. FHaas 1909, 49 ff. — 2. .wilder S.' a) = (eine
Art) Safflor (s. Sp. 331/2). ,Cnicus, zweierlei kraut, eins
wirf gineinlich genennt wilder s. oder florsaffer, das
ander wilder kardabenedict oder wilder väldsaffran.'
Vris. .Wilder s., cnicos.' Mal. .Wilder s., atractylis
(ein gattung eines distels, tragt knöpf mit gälen bluo-
Saf, sef, sif, sof, suf
men, ein törnkraut mit bluotigem saft).' Fris.; Mal.
,Den Namen des wilden Saffrans [hat der Safflor]
bekommen, weilen er die Speisen und andere Sachen
auch also färbet, ob er schon so aromatisch nicht ist
wie der rechte S.' EKönig 1706. — b) Herbstzeitlose,
Colchic. aut. ,Unter die schädlichen Giftpflanzen ge-
hört die Herbstzeitlose, Colchicum autumnale, welche
auch Zeitblume, nackte Jungfer, wilder S. [auf Grund
der crocnsähnlichen Blüte, viell. auch mit Bez. auf
die Färbekraft der Blätter: ,zum Gelbfärben der Oster-
eier häufig gesammelt' GGoss., Stdt, Ta.; s. BWartm.
1874, 26 und vgl. TGeering 1886, 238], Hundshoden
etc. genannt wird.' Scbw Wbl. 1819.
Amhd. saf(f)(a)ran, auch schon taffrat, -et (ZfdW. VI 194 :
Lexer II 569)'; vgl. auch Gr. WB. VIII 1635; Martin-Lieuh.
II 332. Für den Rückgang des Schweiz. Safranbaus mögen
neben den höhern Laudpi eisen und Arbeitslöhnen der neuern
Zeit (zur sprichwörtlichen Unrentabilität vgl. Bridel 1866,
342) auch häufige Pilzkraukheiten der Zwiebel (vgl. Revue
historique vaudoise 1893 Nr. 6; Schwz. Wochenschr. für
Chemie und Pharm. 1901, 316), verantwortlich zu machen
sein, eher als umstrittene klimatische Wandlungen: ,Dank
dem mildern Klima des Mittelalters gedieh in Basel ... S. von
vorzüglicher Qualität.' TGeering 18S6, 238; vgl. dazu HChrist
1882, 421. Immerhin ist südliches Klima dem S. zuträg-
licher: ,Es mag ihn [den S.] zwar pflanzen, wer da wil, in
unseren Landen ist er bis dato wegen rauhen Lüften wenig
zur Zeitigung kommen.' EKönig 1706, 581. Zur Einfuhr
(seit den Kreuzziigen) vgl. Schwz. Wocheuschr. für Chemie
und Pharm. 1901, 347 und nam. 1903, 466 (Prof. Hart-
wich); TGeering 1886. 237. Als Name der Znnft und des
Zunfthauses jetzt gew. f. (Abk. für S.-Zunft, -Stube"): D' (üf
der) Safere" BsStdt; ZStdt (vgl. Vög.-NUsch. I 199/202).
<T Safran LStdt. Dagegen zum Saffret, Hausn. SchStdt, und
so auch in der ä. Spr. : ,zuo (dem) Saf(f)ran (Saffrat).'
XV./XVI., Z RB. (sehr häufig). ,Zum Saffren uff der kremer
Stuben.' Edlib. ,[Seifen-]ledlin bim Saffran.' FPlatter 1612.
Vgl. : , Zunft zum saffrenkrämer.' Edlib. In Orts- und Flur-
namen. ,Safranvorsass', zerstreute Häuser BLauenen. Sa/er-
garte", Flurn. ZReg. (.weg durch des N. saffargarten.' 1598):
Saferettjarte" ZSth.
FSld-. .Wilder väldsaffran, cnicos.' Mal.; s. auch
Sp. 338 u. — Flor-: = dem Vor. .Florsaffran, cnicos,
ein kraut.' Mal.; s. auch Sp. 338 u.
Wise"-: = Saffran 2b. Hegetschw. (AvEütte). -
Auch bei Pritzel-Jessen 106.
saffere". Nur im Ptc. (Mit Safran) gelb gefärbt.
,Gäl oder gesaffert brot oder haussbrot, luteus panis.'
Fris. .Gesäfferet [!], gäl wie saffran, crocatus.' Mal.
— In der Bed. ,mit Safran bestreuen' bei Schni. 2 II 229.
saufe", Ptc. g'säuft: einen Schuh voll Wasser her-
ausziehn Ta Weinf., von der Schulj ugend gebraucht beim
Überschreiten des (dann wasserarmen) Dorfbaches im
Sommer und beim sog. Is-schimmelfare" im Winter, das
darin besteht, auf bachab wärts treibenden Eisstücken
mit Stöcken anstatt des (Schiffer-) Stachels im Dorf-
bach zu fahren. Tritt ein Knabe ins Wasser, erschallt
der Ruf: Der N. het g säuft! gegen welchen er sich
mit den Worten: Nä", ich ha" ned g'säuft verteidigt.
Amhd. soufen, eintauchen, versenken; vgl. Gr. WB. VIII
1882/3. Der Uml. ist analogisch eingetreten wie auch sonst
bei Yl.en mit ausgesprochen fakt. Bed. Die lautgesetzliche
Form erscheint bei Hebel: Wo '.< Imli *\ni Sti/el chauft, im
Blueme"schöss H" Chijpfli sauft [eintaucht]. AI. VIII 92.
er-: ertränken. E" Müs [usw.] e. Den Kalk beim
Löschen e., allzuviel Wasser zugiessen. oO. Besser
e" Bühel verbrennt e's en Tole" ersäuft, für den Land-
mann ist im Sommer anhaltende Hitze besser als an-
haltender Regen GRValz. 's hat Alles ersäuft, zB. im
Garten Z. S. noch hinder-sich (Sp. 169). ,1583 wird
NN. von Disentis wegen Diebstehlen, Beutelschniden
und Beiwohnung eines Mordes verurteilet, in dem
Läuffer ersäuftet zu werden.' KWild 1847 (G). ,[Der
Ermordeten wurde] die vena cana ufgeschnitten und
Jas Blutkästli dardurch mit Blut inmassen erfühlt,
das es ihr Herz erseuff [corrigiert: ersteckt] haben
müssen.' 1636, Z. Refl. Er het-sich ersäuft Aa; Th;
Z. ,1575 ist der schultheiss L. in einem wasserbad
ertrunken, andere sagen, er habe sich selbs ersäuftet.'
(JMet. Chr. 1540/73. ,[Es wurde vermutet, dass Panner-
herr L.] sich möcht ersäufft haben.' 1747, Gl JB.
Uneig. im Wortspiel mit ,widertouffen': ,Gott welle alle
christlichen gemainden vor diser sect bewaren; dann
wir nit on grosse arbait und nachtail des evangelions
erfaren habend, nit allain haissen und sin an [= ein]
widertoufen, sunder ain widerersoufen der gewissnen.'
Kessl. ; vgl.: ,Do sy nit nier möchtend widertoufer
sin, wurden sy widerersoufer, ertranktend die armen
gwissnen.' ebd. — Wider-er-sanffer m. s. das Vor.
ver-: = dem Vor. En Hund, e" Chatz v. Er hed-
sich versäuft AaF.; Z. Heilsarme hat Las und Floh,
versäuffed-s' auch im Züri'He! EStoll 1907 (ScHTha.).
,Mnssten sich die Feind selbst fällen in die Grub, die
sie gemacht, und zugleich den Teich aufschwellen,
darinn sie den Bahr [Bern] gedacht zu v.' Pfafpenkr.
1712. ,[Die christlichen Märtyrer werden] ... ent-
haubtet, aufgehenket, geräderet, lebendig verbrennet,
versäuffet, den reissenden Tieren vorgeworffen . . .'
JJUlrich 1718. Von Pflanzen: Si si»d versäuft, zu
reichlich begossen und dadurch verderbt worden Z.
b"-säuffe": Einen betrunken machen GrA., Cazis,
Ths. — Vgl. noch besauft mit Aum.
Sef: Koseform für Joseph. ,Der gross Seph, der
Schwabensepli genannt.' 1766, Z Mand. — Vgl. Sil
(Sp. 39); Schm. 2 II 231 (.Seff').
Sefa, -e" Ap, Seffe" GRh. — f.: weibl. Taufname,
Josepha(-ine). Mini Sefen ond zwe Buebe", mV
Schöppli Vieh debi, seu sönd-mer g'wöss di Lübste",
's ehönnt g'ad nüd saferer sl". Ap VL. 1903. In zsge-
setzten Namen: Katharina-, Mari-, Baba-, Zischga-
Sefa ApI. — Vgl. Sofft.
Sef fei SchwE., Seffi AaJoh. — m.: Joseph.
sevel, sevli(g) s. so-vil (Bd I 776).
.Sefel: treck.' Bettl. — ,sefelen: scheisseu.' Bettl.
— be-: 1. ,bescheissen', anschmieren, betrügen. ,Das
XXVI. capitel sagt von schwigern, die besöfflen alle
menschen gern, bestrichen mit rossdreck bein, arm
und hend [usw.].' Bettl. ,Ein anders hüerli: Ich wölt
in [den verlornen Sohn] bseflen und schniden das
schmer, als wenn er an eim schlechten jarmerkt wer.'
Salat 1537. — 2. ;pse'f'le", Einen bemeistern, nach
seinem Sinne zwingen' Uw (Prof. Rohrer). — Be-
seffler m.: Betrüger. ,Hie kumpt ein farender
schuoler, der siben frien künst ein meister und der
nutzen [Bauern] ein b.' Bettl.
Rotwelsch (urspr. chaldäiseh); s. Gr. WB. X 1. 80
(.Sefel' i. I 1609 (.besehein, besefeln, Besebler'); vgl. ,sevel-
boss' in der Anm. zu Boss (Bd IV 1728). feiner die Gruppe
Seifd bei Martiu-Lienh. II 329.
Sefer in.: eine Art Bettler. ,Sefer. Item es sint
ouch etlich, die strichen! salb an, heissetabent.' 1430/4,
:ill
•sat. sei,
1', sof, su
342
BsChr. 111 501. ,Daz XX. capitel sagt von seffern.
Die selben sich duont salben an irem üb an allen
enden, die lüt die duont sie also blenden.' Bettl.
Vgl. Gr. WB. X 1, 81. Das im Chald. zur Wurzel ge-
hörende l vuu Se/d usw. wurde als ableitend gefasst und
von dem so abstrahierten sc/- ein neues Nom. ag. gebildet.
se-'fene", Cond. sefeneti: (sich) schnell hin und her
bewegen SchwMuo. (.selten und meist scherzh.'). Eine
Säge zB. tuet nw e'so s., ,wenn sie nicht recht schneidet
und darum beim Gebrauch hin und her schwingt.'
Auch von Personen: Tuend recht sage" und nid eben
e'so s.! zieht die Säge gehörig und nicht so übereilt
hin und her.
Erinnert au Afen (s. d.), doch ist das lautliche Verhält-
niss Dicht klar. Nach einer Auskunft aus Schwyz soll das W.
sa/ene" lauten und , planlos herumschneiden' bedeuten. Ein
Einsender denkt an Abi. von Sefi, ,eig. S. schneiden.1
Seferastas, -es, Safrastes, Frastes: Theophrastus
(Paracelsus), früher als Hexenmeister und Zauberer
bekannt ScHwE.f.
Vgl. Baster (Bd VI 1504). s ist wohl durch die bis ins
XVI. in den gelehrten Schulen übliche Aussprache von
3- = engl, th veranlasst.
Severiu I m.: Sovereign, engl. Goldstück. ,Ein
Mahler will ich werden! Rief Friz und sprang vom
Tisch. Der schwänzelt auf der Erden wie in dem
Bach der Fisch, tindt Honig wie die Biene und sam-
melt S-e für einen kleinen Wisch.' Usteri. — Bei Gr.
WB. X I, 708 aus Frisch.
Severiuus Sch (sehr selten); SchwE.; THSitt., 5c-
verin II Aa; BLaufent.; SchwW. (selten); Zg, Severi"
Aa; SchwE.; W, Sever, Dim. Severli L, Sevi AASchneis.
(unter Kindern): männl. Taufname, Severin(us). ,23. Ok-
tober: StSeverin. Kirchweih auf demGubel, verbunden
mit Schlachtfeier (Niederlage der Protestanten gegen
Chr.lthen von Ägeri am 24. X. 1531).' AfV. ,Die weber
habend zum patron ufgeworfen den Severinum, weber
und bischof.' Kessl. — Vgl. Sehm.'II 231.
Se'f'i, in Ndw; U Sefi, in AaWoIiI. Efi, in GWb.
Sebi — m. AALeer.; Ap; „Gl; Gr;" L; GSa., Wb.;
Ndw; Zu., W., n. Ap; Bs (Seiler); GRPr.; ThMü.,
Sefina f., PI. Sefine WVt.: 1. a) Sade-, Sevebaum,
Juniperus Sabina Aa; Bs; B; VU; „Gl; GR"Pr.,
Trimm.; GRh., Sa., S., T., Wb., We.: Sch: Scbw; W;
ZO., W. Syn. Lebens-Baum 2, S.-Baum (Bd IV 1240.
1245). In Gärten (als Zierstrauch) und Hecken ge-
zogen, oft auch verwildert. ,Acht leichte Säulen, mit
abwechselnden Laubschnüren von Aebach, Sephi und
Epheu umwunden, erhoben sich in einem länglichen
Säulengang über das kleine Denkmal.' Schweizerb.
1805 (Schilderung des Vereinigungsfestes zu Obw).
Häufig in der Volksmedizin AaWoIiI., bes. als Abortiv-
mittel AALeer.; Bs (Seiler). ,Es entstehen auch zu-
weilen Vergiftungen durch den Gebrauch des Auf-
gusses oder Extraktes des Sadebaums, S., der hin und
wieder in Gärten gezogen und als starkes Purgiermittel
gebraucht wird.' HSchinz 1842. ,Gegen Hautausschlag
dient das SefinWöl. Grüne junge Zweige des Sefi-
strauchs, in den Strohsack gelegt, sind gut gegen
Wanzen.' FGStebler 1901 (WVt.). ,S.', als Ingrediens
des zum Einreiben bestimmten .Gliedergeistes' von
KNLang. 1717, L (Gfd). Im Volksglauben; bes. als
Bestandteil des Balmens (Bd IV 1217), aber auch
sonst; s. Buchs (ebd. 999); Wih-Brunuen (Bd V 671).
Sefine, unter die Streu gemischt, heilen die krummen
Beine von Schweinen WVt. .Palmen, Seve und Äpfel,
am Palmsonntag in der Kirche gesegnet, vertreiben
Hexereien und das Ungewitter.' Amm. 1850. ,Seven-
baum. In dessen Nähe gedeiht der Birnbaum nicht
[wegen eines auf jenem wachsenden Pilzes; s. Leunis
1885, 192]. Keine Palme wurde zur Palmenweihe
gebracht, ohne dass ein S.-Sclwss drin gewesen wäre.
Fast in jedem Garten war S. vorhanden. Dirnen
tragen S. bei sich, um nicht unglücklich zu werden.'
ALüt. (LWill.). .Item man mag sy [die Hexe] wo]
bröukhen mit disen stucken: seffy uss den balmen,
rot bugkelen und wurmut.' 1502, ADettl. 1905. .Arn
Palm-Sontag nach der Predig segnet man die Palmen
und reicht jeder Priester ein Schössli Seffi vor dem
Altar, darnach ein Canzler und Kämerlig; dannethin
gat man mit der Procession durch den Crützgang biss
widerumb in Chorr.' SchwE. Kanzleikai. 1020. Vgl.:
, Einen S.-Baum im Garten darf man nicht üsdue",
sonst stirbt Jemand im Hause' Bs (Seiler). — b) Zwerg-
wachholder, Juniperus nana. FGStebler 1899, 51. —
c) gemeiner Lebensbaum, Thuja occident. B (S.-Baum
lt Durh.); GRCont., Schs, Trimm.; mTn, Mü. Als
Abortivmittel GRCont. — 2. a) („wilder") S., „Tamarix
Germanica Gl; Gr", deutsche Tamariske, Myricaria
Germanica GrScIis, Trimm. — b) (v>ilder LReid.; GT.
tw.; ScHwMa.) S., gemeine Besenheide, Calluna (Erica)
vulg. Ap; GRMai.; LReid.; GGoss., Rh., S., Stdt, Ta..
T., We.; ScHwMa.; mTn, Mü.; ZO. Synn. unter
Brüsch2a (Bd V 828). Kalenderspruch: Der S. blüet
wit usi", es ge'd en strenge" Wenter oder es g&d en
späte" Früeli"g Ap(TTubler); ähnlich GMarb. Zum
Reinigen der Milchgeschirre gebraucht Ap. S.-Bode",
Heideland Ap.
Ahd. svvin, seoina (s. ZfdW. VI 195), aus lat. (herba)
Sabina; vgl. Gr. WB. VIII 1592. 1634. IX 2772. X 1, 80/1.
707; Martin-Lieuh. II 328. Die WForni setzt kaum ahd.
sevina fort, sondern ist vom PI. Sefine aus neu gebildet.
Zum inl. / vgl. Taferen, Taflen; die vereinzelte Form mit b
fallt auf, wiewohl sie auch anderswo verbreitet ist. Das
Masc. stellte sich unter dem Einfluss von S.-Baum ein, das
Neutr., indem Sefi mit den Dim. auf -i auf eine Linie rückte;
indem ('s) Sefi als 's Efi empfunden wurde, eutstaud die
Form Efi, die nach Ausweis von Efi-Palme" (Bd IV 1218)
weiter verbreitet ist. Zum Volksglauben unter 1 a vgl. Alem.
I 197. In Bed. 2 a und b galt zuuächst nur die Verbindung
tcüder S. In Ortsnamen (wohl meist in Bed. 1 a). Sefi, Sevi
Ap; G; Seil, S.-Horn, -Birg G, -Weid Th. Uf Sefine' , -ene",
Alp BL. (.hundert küeberg am Sevina.' Ansh.); dazu ,Sefinen-
Alp, -Fall, -Furgge, -Lütschine, -Tal.'
Garte11-: a) = Sefi 1 a B; Durh. ,Drei Bröcklein
Brod, drei Stücklein Kohle und drei Büschelchen zer-
hackte Gartensefi in ein Läppchen gewickelt, an einem
Kommunionstag in die Kirche getragen und hierauf
an den Leib gehängt, sichern vor Hexerei und Zauber-
schaden' BoAa.; LE. (Wolf-Mannh.). — b) = Sefi lb
GGoss., Stdt, Ta. Warzen, welche mit den zerquetschten
Blättern eingerieben werden, sollen verschwinden. —
Chli"-: = Sefi 2b SchwG.
Sand-: 1. = Sefi 1 a GrPi\ - 2. = Sefi 2a „Gr":
GoRh. — St. 's Form „Sandeeux f." innss auf einem Ver-
sehen beruhen.
Seiffe" usw. s. Scipfe" usw.
Seifer „B"Br.; „L" (auch St.1): W; „Zg" (auch
St.b); „Z", Säufer (-öi- bzw. -ü-'-J B — in.: aus dem
Munde (von Kindern, Lireisen) tliessender Speichel,
3-4 :1
f, sef, sif,
341
Geifer, „eine Art Schaum, der aus dem Munde trieft."
aaOO. Auch: ,zähe Flüssigkeit- L; Zg (St.b).
Ahd. seifar, mhd. seiver m., spuma; vgl. Gr. WB. X 1,
195; dazu die ablautenden Bildungen , Seife', Siekerwasser,
.Seifel', .siefern' (ebd. X 1, 190. 885).
Guggüser- G'-säufer n.: Kuckucksspeichel (s. Gr.
WB. V 2529) „BO." Syn. Gugger-Spüw. — Chrotte"-
G's.: = dem Vor. „BO."
seif er e" AaBo., Wohl, (neben -äu-), Zein.; Bs
(Spreng); „B"; L; THFr.; Ndw; UwE.; U; „Zg" (auch
St.b); „Z", säufere", söifere" bzw. -ü'- Aa; ApH., M.
(in K. zäufere"): BsL.; B; F; GWe.; SchwE.; Z, seif-
ten BBr., seifru" PAL; W, säufre" Bß. (säufren), Si.
(sxVfre" neben safere"), Ptc. -et: 1. a) hervor-, durch-
sickern, tropfenweise austreten (von einer Flüssigkeit
aus einem geschlossenen Baum) bzw. eine Flüssig-
keit so austreten lassen Aa; Ap; Bs; L; GWe.; Ndw;
U; Z, doch tw. nur in bestimmten Verwendungen. Von
fliessenden Wunden, Geschwüren Aa; Ap; „B; L"; Ndw;
UwE.; „Zg; Z"0., W., Wl. 's Bluet säuferet us der
Wunde" ZW1. De' Schade" söiferet ZO. ,Z>' Fistel,
ne" offne'' Schade" seiferet L; Zg' (St.b). ,0b es were,
dass die Wunde nicht mehr bluten tete oder nur ein
wenig seifferte, so bedarfstu keiner Blutstillung.'
FWürz 1612. Daher auch von Personen: mit fliessen-
dem Hautausschlag behaftet sein U. Von fiiessenden
Augen GWe., Ohren Ndw. Von angeschnittenen Pflan-
zen ZO., auch lt Spillm. Von einer Ghrotte"-Bluem:
Si seuferet, macht chlebrig Hemd und rvüesti Flecke"
dra". WMüller 1906. Von zerspaltenen oder .ver-
wundeten' Käsen, aus denen Salzwasser rinnt UwE.
Von Pflaumen Ndw. Von der Schnecke: De'Schnegg
säuferet Z (Dan.). Mit Geräuschvorstellung, von
Flüssigkeiten, die mit feinem (zischendem) Geräusche
tropfenweise austreten Aa; Bs (schon lt Spreng); B;
L; GWe.; ScnwE.; Z. Syn. schweissen. Lue!1, wie 's
dert us dem Fässli use" seiferet! Me" muess dö nac-
hlege", sust lauft am Änd noch Alles use" L. De"
Wi" säuferet us dem Häni ZW1. Das Fass, Fässli
säuferet Z. Auch von dem Geräusch in einer Pfeife,
in der sich viel Muni-Hung angesammelt hat Aa.
Das säuferet wider i" diner Pfiffen inn! — b) aus dem
Nebel heraus schwach regnen B. Du cha""sch glaub der
Parisol deheim lä", es seuferet nume" so. ,(Das) feucht
wätter vor und nach rägenwätter, wenn es tropfet,
wenn es nichts tuot dann söuf(f)eren, söuf("f)erwätter,
substillum.' Fris.; Mal. — 2. a) Speichel aus dem
Munde fliessen lassen, geifern, bes. von Kindern, die
Zähne bekommen, und zahnlosen Greisen AABremg. ;
B; F; L; PAL; THFr.; Ndw; UwE.; W; „Zg" (auch
lt St.b); „Z." Du söuferisch! tadelnd zu einem Kinde.
Ieh glaub ämel, das Ching well scho" a"fah" zande",
es seuferet der ganz Tag B. Ü"si Chatz föhd a"
zum Mül üs s., si ist afe" u"süberli'h, mer müend-si
e"weg tue" L. , Seiferen, gäiferen, salivare, spumare.'
Red. 1662. — b) unordentlich essen, so dass das Kleid
mit flüssiger Speise beschmutzt wird B (vßütte),
, schweinisch trinken.' Id. B (späterer Eintrag). Gha""sch
doch nit besser Sorg ha"! lue'1, wie-de wider seuferisch !
B(vRütte). — c) unter Geifern weinen BSi. — d) „heftig
zürnen, so dass gleichsam Seifer herausfliesst B; L;
Zg; Z."
Nur das Vb bei Martin- Lienh. II 329. Vgl. saferen,
sfi/i ren, zur Bed. auch süeheren (Sp. 205/6), anderen wideren
(Sp. 326).
abe"-: herabträufeln AaWoIiI. — über-: begei-
fern, zB. ein Tuch B(Zyro). — use"-: heraus-, her-
vorsickern AaWoM. ; ScawE.; Z. .Nachdem du in
[nach dem Schnitt] ein Weil hast verschmirzen und
ruhen lassen und kein Blut mehr aussen seiferet, so
magst du in verbinden.' FWürz 1012.
Seifcre- SaifraPkl, Seifer i I, Seifri BGr.; FJ.
(,-eu-') — f.: a) = Seifer FJ.; PAL — b) Tabaksaft in
der Tabakpfeife BGr. Eine Kälte, wa dem Tubäckler
d' Seifri im Bisser g'frird. Barnd. 1908. — Saifra kennte
urspr. PI. von Seifer (ahd. seif(a)ra) gewesen sein.
Seiferete" f.: 1. Nom. actionis zu seiferen 1 und 2
UwE. — 2. das Herausgesickerte, zB. an der Ver-
bindungsstelle zw. Ofenrohr und Kamin Z.
S e i f e r i II (bzw. -äu-), in BBr. Seifri — m. : Geiferer
(im eig. S.) BBr., G., O. (Zyro); L; UwE. En alte';
rechte S. B; L.
seif er ig: geifernd UwE. S. noch Garn-Löffel (Bd
HI 1155; .saufrig' der Quelle ist Druckfehler für
.säufrig').
seiferle" L, säuferle" ÄAWohl.; TnErm.; Z: Dim.
zu seiferen. 1. a) heraussickern (aus einem Fass)
AaWoIiI.; L (Ineichen); Z. — b) fein regnen AaWoIiI.;
TeErm. 's söuferlet nur (göd bald corübere"). — 2. gei-
fern L (Ineichen).
Seifri°g Seifrig — m.: = Seiferi II W(Tscheinen).
Seifer li"g -äu- m., PI. -hg« BR.: 1. = Seifer
BR. - 2. = Seifer-Lätsch (Bd III 1532) BG.
1 eig. wohl so viel Spoichel, als auf einmal ausfliegst;
vgl. Geiferling (Bd II 129); Chöderling (Bd III 151).
siffe": auf dem Eise schleifen. — Siffi f.: Eis-
bahn. OÜ. — Vgl. zlfen.
stfe" (bzw. -e'-): (oft umme"-s.) sich rutschend (auf
seinem Sitze) hin und her bewegen ApV.; GWidn.
Ein kleines Kind sefet auf der Bank hinterm Tisch;
die Mutter verweist es ihm etwa mit den Worten:
Ka""st nüd rüebig si", muest al'ewil umme" s.! Oder
man sagt etwa zu einem unruhigen Nachbarn am
Wirtstisch : Hast all e" S., ka""st nüd still setze" [sitzen] !
— Vgl. das Vor. und bes. ,siffeln' 2 bei Gr. WB. X 1, 963,
auch sefenen (Sp. 341).
ab-: (Kleider) abreiben, durch Reibung abnutzen
ApV. D' Hose", d' Ermel send scho" ganz abg'sefet
(versefet). — ver-: = dem Vor. ApV.; GWidn., Rh.
Kleider werden am Gesäss und an den Ärmeln ver-
sefet GWidn.
siflen s. pßsen (Bd V 1184). — Aus Red., also nicht
sicher Schweiz. Vgl. Gr. WB. X 1, 963.
Si'ffong m.: mit Ausflusshahn versehene Flasche
kohlensauren Wassers Aa; Z und sonst (modern). Ich
nimen en S., ha" en S. g'ha", Gast zum Wirte. —
Frz. sijJion m.
SiVffa n.: (vornehmer Ausdruck für) Kanapee Aa;
Ap; B; Th; Z (tw. -Ö-).
Vgl. Gr. WB. X 1, 1750. Anf. XIX. war der Ausdruck
im ZO. (und wohl auch anderwärts) noch unbekannt; vgl.:
Si händ dem Ding g seit Schhfka oder was <fso. Stutz.
sovel, sövel, sövli(g) s. so-vil (Bd I 776).
soveränisch: souverän. ,Die Eidtgnosschaft als
ein freier soverainischer Stand.' Replica 1691. — Vgl.
Gr. WB. X 1, 1822.
Saf, sef, sif, sof, saf
Söfft: weibl. Taufname (vielfach, in den dim. Formen
immer n.). 1. Sofft, -i, in Gl (lt Schüler) Zofft [<d'S.J,
in GRRh. Sofia, Dim. Söffeli Aa; Bs; B, Söffi (etw.
bäurisch und geringschätzig) Aa; Bs; B; F; Gl; Z,
Söffet m. (derb familiär) AaBi-., Sophie AaF.; ApA.:
Bs; B; Gl; GRRh.; Tu; W; Ze; Z. Jetz sö'tt Alles
modisch st", Luis oder gar Sofft. B hink. Bot 1858.
,Dem bescheiden man Johans Elfinger burger Zürich
und Saphien siner elichen wirtinne.' 1358, Z. — 2. Sofi
AaF., Söffeli (Dim.) ThHw., Josephine. — Vgl. Figgen
IV (Bd I 715); ferner Martin-Lienh. II 329.
Soffinel m.: Sophie (familiär für erwachsene Mäd-
chen dieses Namens) SchwE.
Soffine» LE., Dim. SCffini LE., Reid.: Josephine.
Ge-söff s. Ge-süff.
süferea TuSteckb., söferle" Ta (lt Sulger); a) = sei-
feren 1 a (Sp. 343) Th (lt Sulger). — b) = seiferen 1 b
TaSteckb., auch lt Sulger. Es söferet wider.
Das lautliche Verhältuiss sowohl zu seiferen (säuferen),
als /ai (dem sonst für Th fast ausschliesslich bezeugten) süferen
ist unklar.
Suff (-Ü-) ra.: ,unmässiger Trunk' W. Syn. Laff II
(Bd III 1106). ,Amystis, ein starker Trunk in einem
Atem, ein Kuhsauff, ein Sauft'; amystide bibere, trinken
wie ein Kuh.' Denzl. 1677. 1716. — Vgl. Gr. WB. VIII
1875 und Suff.
C h u e - s. das Vor.
Vil-Süff m.: Säufer. .Also ein Vilsauff fragt
einen Wirt, was er geben muss, so er ihm gnug
z' trinken geben wöll.' Schimpfr. 1651 (vorher eine
Anekdote von einem .Vilfrass'). — Augenblieksbildung
nach VU-främ (Bd I 1317).
Sü f f e" I, Süfe" f. : schlürfbare Flüssigkeit. 1. Suppe,
Brühe. ,Waz dez übrigen wirt, über daz so hie ge-
ordent ist, damit sol man in der regelvasten den
vastenden swestren alle tag machen entweder ein
muos alder ein suffen mit eigern.' 1351, Z. — 2. Käse-
milch nach Entnahme des Ziegers GRNuf., V. (heiss
gemacht); GMs, die gesottene, nach Abschöpfung des
Vorbruchs geschiedene ,Sirte' Schw, , süsse Molken'
GO., .süsse Schotte ohne Zieger' GT., , Molke' Gl,
.Schotte' GSa., .Schotte (Molke) mit Zieger' Gl, auch
lt Rochh.; GO., Wb., auch lt Zahner. Geronnene,
saure Milch GLNäf.; GFs, Sa., ,durch Milchsäure ge-
schiedene Milch' Gl. .Milch mit Sauer geschieden,
wacker Zieger darein' GT. .Mischung von ganzer
Milch und heissem Zieger' GrPp. .Bei den Hirten,
das Gemenge von Vorbroch und unabgerahmter Milch.
Doch ist man mit diesem Begriffe nicht so strenge
und man versteht es wohl auch, wenn man die bei der
zweimaligen Scheidung erhaltenen lockern käsichten
Teile (Zieger), mit Milch verbunden, S. nennt. Die
S. ist eine köstliche Speise, und die Hirten finden in
derselben reichlichen Ersatz für die Quodlibetgerichte,
welche die leckern Gaumen der Köchinnen unten am
Berge bereiten' Ap(TTobler). Vgl. Molchen 3 (Bd IV
208), Süffi, Sirten, Schotten, Doppel. Blmet-i [euch]
Gott, seigeri Siifen und q'mördti Hiethirdopfili! Prophet
1855 (GSa.). [Der Bursche auf der Alp hat seiner
Mutter] e" strigelsüri S. in-re" dreckige" Multle" für-
g'stellt GFs (Sage). ,Item zuo Lüdhättingen einem
sennen ouch ein brot verstolen und etliche suffen
gessen.' 1572, Z RB. ,Er [ein 107-jähriger Bauers-
mann aus Emmen] sagt ouch, zuo der zyt syner jugent
wüsste das puwrsvolk vast wenig von wyn. und so
sy ir järliche kilchwychefröwd hetten, hette man durch
ein tenn hinweg mit laden getischet, mit anken- und
zigerböcken, honig, brot, suffen, milch und gar kein
wyn. Das hielte man für vil und ein köstliche trac-
tation.' 1596, RCvs. (Br.). ,Ganze S.' ,Zu einer gan-
zen S-en nimmt man gute Milch und scheidet sie mit
ein wenig Etscher oder Sauer. Diess ist auch im
Sommer eine gewöhnliche Nachtspeise der Talbewoh-
ner.' Steinm. 1802 (Gl). Lt FAnd. 1898, 487 auch in
U: .ganzer ['?] Suffen.'
Mhd. aü/e f. in Bed. 1 ; vgl. auch Gr. WB. VIII 1876/7.
Bed. 2 findet sich als züfa im Ital. des obern 'i'essins.
Ch äs-. ,Wenn der Käs nun fertig ist, wird die
im Kessel zurückgebliebene Käsesyrte oder Käswasser
wiederum übers Feuer gezogen, ein paar Mal gerührt
und noch von dem verhärteten zurückgebliebenen
Zieger gereinigt, der sich zu Boden setzt und den
man Gysel heisst ; darauf wird kalte blaue Milch darein
geschüttet, alles warm gemacht, mit Etscher noch
einmal geschieden, und wenn dieses hinlänglich erfolgt
ist, mit Käseschotten oder Käsesuffen benennt, und
teils von den Älplern als etwas trefflich Schmackhaftes
und Gesundes geesseu und getrunken, teils den Säuen
vorgeschüttet.' Steinm. 1802 (Gl). — Raum Bomm-:
statt mit Milch mit Rahm bereitete Suffe" ApI. (TTob-
ler). — Ziger-: .geronnene Käsemilch' U (FAnd.
1898).
süffe", bzw. -ü-, -vi-, -ü-, -öü-, in GNessl. und ander-
wärts süfe", 2. 3. Sg. Pries. süff(i)s(t) soft. hup. süff (in
AaBt.; BE., G., M. süf), Cond. suff (bzw. -o'-) Aa; Bs;
BGoldb. (süf); U; W; ZKn., süff BGoldh., Kön., suffi
BG.(auch süffi), Si., süfti Aa; BM.,Stdt; W (süfti); Z,
süffe", siffer BO. (Zyro), vgl. noch unter 2aa. — Ptc.
g'soffe" Aa: Ap; Bs; BU.; Soh; Schw; Th: Z, g'suffe" Bü.
(tw. -Ü-); GrPt.; PPo.; UwE.; U; W, g'süft BsStdt :
1. a) schlürfen, ,1m trinken, so läppet und sauft der
bär nit wie ein ander tier, sonder, wie in die speiss,
beisst er in das wasser.' Tierb. 1563; lat. ursi bibendo
nee lambunt nee sorbent ut cetera; animantes. —
b) mit dem Löffel ausessen, auslöffeln, Rahm, Milch,
Süffe", Suppe (aus einer gemeinsamen Schüssel) BO.;
FJ.; GrPi-.; Uw; W. Vgl. FAnd. 1898, 487. ,Weit-er
s. ol aber treihe", placetne ore ad vas applicato an
cochleari bibere V Id. B. [die Definitionen sind ver-
tauscht]; ,s. alieubi de fluido dicitur. i|uod cochleari
ori ingeritur.' ebd. ,,D' Milch isch >toch z' heiss zum
Trthen, mier wei"-si s. BO.; Obw." ,Der Küher süß
mit dem Löffel, die Kuh tricht' B (LTobler). ,Da [am
Chruchtele"sonntag] gibt es zum ersten e" chräftigi
Püre"süppa, nicht Sago noch Maggi, sondern <" Süppq,
die Jederma"" süfe" cha""' WG. (Vaterland 1902). ,Auf
der Alp angekommen, holt der Senn zwei Gelten voll
Zigersuifi, das ist süsse Käsmilch mit darin .schwim-
menden Ziegerbrocken. Die Bauern platzieren sich im
Freien auf den einbeinigen Melkstühlen um dieses
Mahl, nehmen ihre Löffel aus der Tasche und greifen
zu. Mit der höflichen Einladung Smfet Kumme*! er-
sucht man auch mich, tapfer zuzugreifen.4 FGStebler
1903 (WG.). — c) eine Flüssigkeit ,in sich s.\ gleichs,
einschlürfen, aufsaugen; von porösen Stoffen. .Lasse
es stehen, bis das Pulver das Scheidwasser wol inn
sich gesoffen hat.' JJNüsoh. 1608. — 2. trinken, a) als
347
Saf,
unverfänglicher Ausdr. a) von Menschen; bes.
Milch s. Bü.; PPo.; TB.; U; W, in Ndw; UwE.
nam. vom Trinken der Käsemilch (Süffi), auch mit
verschwiegenem Obj. ,1m Oberland sagt man von
Menschen, sie saufen oder süfen, und vom Vieh, es
trinkt: eine Verkehrung in der edleren und unedleren
Wortbedeutung, welche man öfter auch bei andern
Worten in einzelnen deutschen Mundarten wahrnehmen
wird.' JRWtss 1817; so noch später zB. für BSa., Si.
bezeugt. .Davon [von Buddel] ist wohl budle" (im
Lauterbrunner Tal) gebildet, d. i. aus einem grossen
Gefäss oder viel trinken, während süfe" wenig oder
aus einem kleinen Gefäss trinken heisst.' KWMüller
1848. Us *em Volli-G'schirr Milch süffe» PPo. leg
hem-mer Ei"s g'suffe"! WLö. Wasser s. e's wie-n-e"
Cime Ndw (Matthys). Ein vom Pfarrer zu Mittag ge-
ladenes recht nettes Fraueli, dem es zu lange dauerte,
die ihm ungewohnte Suppe mit dem Löffel zu essen,
setzte kurzweg den Teller an den Mund und erklärte:
Ieh will die Suppen grad eins süffen! BHa. Z' s. höm-
mer noch Ntid, Senn zu den frühen Wanderern, die
Milch trinken wollen. JRöthelin 1894. Weist, i<* bi"
vo" u"g' segnete" Liten har, u-a daheimmen nie gued u'"'
g'nueg z' essen und z' süffen kein. Bärnd. 1908 (BGr.).
S. noch Bott III (Bd IV 190(3). ,Dar nach so mach
sich ieder man auf und leg sein härnäsch an und
segen sich, er sauff ein äy, dreu ald viereu oder zwai,
mit einem glass von guotem wein, das hilft im zuo
den nöten sein.' King. ,So sy [tinea aquatica] mit dem
wasser gesoffen werdend, bringend sy den menschen
auch in die gefaar des todts, also dass sich der bauch
erhebt und geschwillt.' Fischb. 1563. ,Die Persen ha-
bend den bruch gehebt, dass sy die wyber zuo denen
gastmaalen, in welchen sy dapfer habend wollen s.,
nit gelassen haben.' LLav. 1583. ,Du findst einen, der
sin wyb hinder dem wyn oder dass er zuo s. habe,
nit nun ander sähen lasst wie diser künig [Ahasverus],
sonder zuo unkünschheit feil bietet.' ebd. ,Alss ich um
in [einen Badenden] her schwura, huob er mir die Fies,
dass ich undergieng und sof ein guoten teil gesalzen
Wassers.' FPlatter 1612 (Boos). ,N. hat mehr sauffen
mögen als sonst kein Mensch.' Sprecher 1672. ,Es
wird gelesen von Archia dem Lacedemonier König,
indem er auss seinem Becher gesoffen under seiner
frölichen Bursch, dass ihme Einer ein Schreiben ge-
liferet habe.' Evang. Bott 1681. Im Jahre 1731 er-
hielt der Buchdrucker Gessner, welcher die Lob
sehen Psalmen neu herausgeben wollte, vom E
torenkollegium auf seine Anfrage, ob er den alten
Reim nach Psalm 78, 65 ,und Einer, der des Weins
vil hat gesoffen' behalten oder eine andere Übersetzung
gebrauchen solle, die Antwort, ,weil diese Redensart
hart töne und also von Gott zu reden Anstoss geben
möchte, solle anstatt dieser die Übersetzung Herrn
Zunftmeister Holzhalben seligen eingerückt werden.'
Seitdem lautete diese Stelle in Übereinstimmung mit
der verbesserten Übersetzung vom Jahre 1704: ,Gleich
wie ein Held, der von dem Wein erfreuet.' HWeber
1866; ,wie ein starker, der vom wein jauchzet.' 1530,
Ps. S. noch rauhen (Bd VI 798). — ' ß) von Tieren.
's Veh süft, d' Mansche" trinke" Aa; Tb; Z und weiter-
bin. E" Chue (en Stier) hört üf s., wenn-si (er) g'nueg
hat, aber d' Lüt ned (die fange"d denn erst recht a")
ThMü. D' Auge" verträije" wi'-n-es Huen, wenn es
Anke"milch süß BE. S. noch Brem (Bd V 605); Boren
(Bd VI 1240); Ge-mein(d)-Bät (ebd. 1591; auch Aa
Leer.). ,Eine im Zürcher Dialekt geschriebene scherz-
hafte Leichpredigt bedient sich der Formel: un hauet
dem guota Samethansa a Schlapp dur de Hals, dass
a Kuo hed uss der Wunda suffa ehönna.' Gr. RA. * I
132. — b) als tadelnder oder niedriger Ausdr.
a) verächtl. mit Bez. auf ein schlechtes Getränk. Wie
cha""-men auch derigs Zug s., das'-i'h so muess säge"!
Tb; Z. ,Er schenkt Anderen Wein, er saufet Most,
schneidt Anderen ein um gringen Lohn und lasst
sein Früchten überstohn.' JCWeissenb. 1681. Tinte"
g' söffe" ha", nicht recht bei Sinnen gewesen sein Aa;
Ap; Bs; B; Th; Z. Da müesst Einer Tinte" g'soffe" ha",
wänn-er Das tat! — ß) burschikos, derb, bäu-
risch für trinken übh. Süf, so chunnst zue Chleidere"!
scherzh. Aufforderung zum Trinken AaKöII. ,Es
[meine Frau, die auf Borg zu essen holen musste]
klagte mir nicht, es sagte mir nicht: Du cha""sch o
[auch] einisch gä", es tuet-der 's sauft, du frissisch u"d
sußsch so vil derro" a's ich. Gotth. [Knabe, der 15
Rappen zu wenig hat, um die Mixtur bezahlen zu
können:] Herr Tokter, chönnti"d-er nüd grad wädlich
für lö Rappe" dross s.? ATobler 1902. S. noch chle-
pfen (Bd III 673); Boss (Bd VI 1416); se (Sp. 2. 8).
Z's. zale" (nicht z' trinke") Aa; Ap; Bs; B; Th; W;
Z; s. auch Bach (Bd IV 949). ,Er müsse [beim Mi-
litär] nur 's Geld nicht sparen, den Instruktoren brav
z' s. zahlen, so könne ihm nichts geschehen.' XHerz.
1862. ,[Der junge Herr von Sax sei] in der stuben
hin und wider gangen und gsagt: Gots sacrament,
suffend weidlich, singend und sind ouch guoter din-
gen.' 1596, GSax. ,Sauff-Lied. So setzet euch nider,
ihr lustige Brüder, und sauffen doch wider: gesoffen
muss sein.' JCWeissenb. 1702, 82/3. ,[Die Soldaten]
schemten sich nicht, dem Haubtman Michel den Wein,
welchen sei nicht saufen mochten, in Keller laufen
zu lassen.' JvWeissenflüh 1792/1821. S. noch Ranzen
(Bd VI 1162); Bör (ebd. 1228). Es Bitzli s.; s. ver-
rödelen (Bd VI 622). Wasser, Wi" [usw.] s. Der Loch-
bueb kommt an einen Brunnen, an dem Frauen Salat
waschen; da er trinken möchte, sagt er: Wasser 8.1
Die Frauen pumpen ihm Wasser, er trinkt aus der
hohlen Hand und geht mit einem g'soffe"! davon GWe.
Worum süffit-der 's? antwortete ein Brauer, als die
Gäste sich über sein schlechtes Bier beklagten BWorb.
Sitze"d-Si, hocke"d-Si, neme"d-Si Platz, süffe"d (trin-
ke"d)-Si eusere" Kafisatz ZStdt, Wila. ,Als der Pfarrer
in Urnäsch die Branntweinsäufer bestrafte, meinte
Einer: Das göd-mich Nütz a"; ieh süffe" grad Wermuet,
kä" Branz.' ATobler 1905. S. noch Branz (Bd V 762);
Reb (Bd VI 40). Er meint, er heig alli Wisheit allei"
g'soffe" (g 'schluckt) B; vgl. fressen (Bd I 1322). Du
bist unter de" Naplere" [Soldaten in neapolit. Diensten]
g'si" u'"' f Drehtisch Niemere" mit sust, wen" d' Guraschi
i" Llb g'soffe" hesch. Gotth. Esse" und s. Öppis Guets
z' esse" und z' s. g'nueg [was will man mehr?] Aa.
Ü"si Muetter het mängisch g'seit: Ungerschribet ömmel
nie Nut, und wenn-ech Einer z' esse" und s. zalt, denn
erst recht nit. JReinb. 1907. D' Nebel wei" i" Se abe"
ga" s., sagt man etwa scherzh , wenn sie, anstatt auf-
zusteigen, sich in die Tiefe hinunterlassen, ein An-
zeichen von Regen LRothenb. — f) unmässig trin-
ken, saufen, wohl allg. (auch BHk.,Si.; PAL; Uw; W
usw., wo die unverfängliche Bed. noch vorkommt).
, Sauffen, congraecari, potare, commessari, pergracari
Saf, sef, sif, aof, snf
350
totos dies potare, sich lullen, sauften, voll werden.'
Fbis.; Mal. Ja, grüselich isch so es Lebe", de- Ma""
go" s en und d' Frau webe". Volksbühne 1898 (Z).
0 nei", o nei", du Trötlistecher ! süfsch de" ganz Tag
us dem Becher, Abweisung des Schusters in der Wer-
bung der Berufe. ALGassm. 1906. Aber Chlaisli stiess
das Glas weg, er heig jetz ab ''ein Hund Hur ubercho",
slner Lebtig suiff-er Ni'me-. ÜBwBlätter 1900. Wernüd
mag s., De" schlöhd-me" ober de" Hüffe" ond schlöhd-e"
d' Stegen ab (me" schleikt-e" d' St. üf und ab ZStall.),
bis-er wider s. mag Tu; ZStall. Der cha"" s., me"
mue"-n-em de" Finger ned ge"! oder Dem mue"-me"
de" Finger ned ge", er süft söss! ThMü. (dem Kalbe,
das Milch aus dem Kübel saufen lernen soll, steckt man
anfangs den Finger ins Maul). S. noch Sach (8p. 109).
Fälledri und Falledrä! 's Chüeffers Frau muess g'soffe"
ha", Falledrä und Fälledri! 's Chüeffers Frau ist volle-
Wi" ZStall. 's [unpers.] hat mües'e" g'soffe" si" Ap;
Th; Z. Er süß, ist ein Säufer, ebd. ,Er suft und
senkt sy [seine Frau].' 1533/8, Z Ehegericht. S.
icie-n-e" Füllt (Bd I 795; auch Aa; Tb), e" Chue (Bd
HI 91; auch Aa), e"(s) Boss (Bd VI 1415/6), e" Batz
(ebd. 1914); wie-n-e" Grösse' (s. Pfuder Bd V 1055),
e" Häx W, e" Bi"-Bueb (Bd IV 939), ,wie ein ballen-
binder.' XVI., L Spiel, wie (en) Bürstt"binder (Bd IV
1354, auch wie d' B. BsL.); wie-n-e"(s) Doch (Bd
III 1017, in Ap; GWe. auch A-sch-Loch): vgl. auch
Binz (Bd IV 1411). S. wi' büchu" (s. Bd IV 977) W.
Albig ist me- Wi" chon, g'suffen hei"-mer scho" wie d'
Wüest. GFient 1898 (GrPi\). Mit Adv. Si hei" nit
lüderli''' g'soffe" AAZein. Lestli'h (Bd III 1465) s. Hie
und da hält ein Hausvater darauf, dass der Bub brav
s. möge Th. S. noch Bank (Bd VI 1134). Mit Acc.
De soffist e" ganzi Melchtere" voll AaF. Eus(er)i Magd
(Ghatz Aa) und 's Here" Magd (Chatz), (es) ist eini
was di ander; eus(er)i süß (frisst, schisst) en Chübel
voll und 's Here" ander(t)halbe" Aa ; Z. En Busch s.
s. Bd VI 1472. Sich toll und voll, z' Tod, z' arme"
Tage" s. Si süffe"d-sich al'i Woche" toll ond schisse"d
d' Hose" g'stecket voll. Ap VL. 1903. Si"'' bläd s.; s. Bd
V 51. ,Nun forcht sich der herr gar übel [vor der
Pest]; drumb souff er sich alle tag voll, das er dester
minder dran gedächte.' ThI'latter 1572. ,Zuo Chur
starb in siner Besti Stattfendrich ABawier, ein schöner
Man; soll sich zuo Tod gsoffen han; stoss dich dran,
Wyb und Man, er hats nit gfangen an, es habents
ieren vil getan.' 1613, Ardüser. ,Wie hast du dich
unlängst so voll tun s.' 1667, Bodmer 1894 (Pasquill
auf einen Pfarrer). S. noch Bott (Bd IV 1883). Mit
Wörtern der gleichen Sphäre. Fresse" und s. Mi"
Schatz isch e" Bäcker, er cha"" Mütschli mache", fresse"
und s. und Schulde" mache" Z. Anneli, wo bist gester
g'si"? Hinder dem Hüs im Güetli. We- ist aber bei-
der g'si"? De' im gröne" Hüetli. Was hät-er aber
bei-der Hö"? Hat g'soffen und g'fresse" und 's Gelt
vertö" Z; ähnlich Ap. Er [mein Mann] frisst und süft,
so vil er mag, und ich mues' nie Nut ha", ebd. Im
Underland hat 's auch guet Lüt: si fresse"d, si süffe"d,
si zale"d Nut ZFlurl. Ein Sprw. s. unter fressen (Bd
I 1321). ,Alle Tage fressen, saufen, spielen.' JJUlr.
1733. ,[Ein Wirt habe] die Leut eingezogen und ihnen
auf Borgen zu fressen und zu saufen gegeben.' 1763,
Z. Dui Schlari, hed 's [das Wildweib zum Wildmann]
g'seid, teas hest eppe" dert z' tio" ? dank trumpfe" und
suiffe" und ume"bl agiere" ! Uw. Im 'ne" schlechte" Pintli
het-er no'* mit andere" Kumpane" si:h>i:lvh g'suffe".
g'spili und (ffluechet. Dekl. (BHk.). Die [Kamedi-]
Meitli händ a"g'fange" s. und büdere", et ist e" Freud
g'si". CStreifp 1907. So-n-en üs'dienete- Soldat het e"
bösi Lebtig: schaffe" chann-er furo" niimme- me- u"d
de"" fäht-er a"fah" s-en »'"' liederlig tue" u"d z'letscht
am Änd mues' d' G'mein zueche". Loosli 1910. S. noch
Pracht (Bd V 33h); räss (Bd VI 1273). Scherzh. un-
pers. Do cha""-me" nw ane"hebe", so süß 's! zu Jmd,
der ein Glas Wasser usw. nur so hinunterstürzt ZWald.
— Süffe" n.: das Saufen. Das Gheibe" S., das unselige
Laster des Saufens Aa; Ap; Th; Z. Sich ganz i"'s S.
i(n)e" hl", ganz i" 's S. i(n)e" cho". ebd. Er trinkt nümmer,
sit 's S. üfcho" ist, Volkswitz ZHombr. Eim 's S. für-
ha" Aa: '/,. D' Biehemer händ der Heiri Meria" g'wält,
wil-er nie" e" S. [Saufgelage] g'zalt het BsStdt. ,I)a
huob sich in beiden klöstern ein solich zuolauffen,
fressen, s., toben, wüeten, sehryen, koten . . .' 1525,
ZUst. Neuj. 1869 (Plünderung von Rüti). ,Da ist dann
buolen, spilen, sauffen [usw.].' HBull. 1527 (Mise. T.).
,Das unbillich s. und die überflüssigen ungewonlicheii
ürtinen abstellen.' 1527/9, Z RB. , Wenns mit s. war
usgricht und schlafen, so fund man im rych ganz
keinen, der dir war gelych.' Piüef 1540. ,[N. solle]
dess suffens und unmessigen wesens abstan.' 1541/3,
Z Ehegerichtsprot. ,Bibacitas, weinsucht, das über-
schwenklich trinken und s.' Fkis. ,Sicfa vor dem grewen-
lichen s. und zuotrinken hüeten.' LLav. 1583. , Huren,
sauffen, spilen, schweren tuot bass dann mess und
predig hören.' GGotth. 1599. ,Was an einem jeden
Werktage Sund were, als Fressen, Sauffen, Spilen,
Tanzen und noch Argers, das wird am meisten getriben
am Sonntag.' FWvss 1697. S. noch er-bören (Bd IV
151n). — Voll-: Völlerei. ,Von wegen synes lieder-
lichen husshaltens und volsuffens.' 1554, Z RM. —
Win-. ,Ich hatt des Weinsuffens nit gewont.' FPlatter
1612. Klagen wegen ,des Weinsauffens.' Ende XVIII.,
HMorf 1896. — ge-soffe° bzw. g'suffe": betrunken
AaF., Ke.; BsL.; BO.; PPo.; ThMü.; U: W; Z (Spillm.).
Er ist g'soffe" (g'suffne). En G'soffiie' (G'suffne").
Es ist-mer, a's wenn ich g'suff'Ws war, ich bin betäubt
W. Ieh will nimer, ich chuinu" siisch g'suffws. ebd.
G'suffe" wie es Schwin. ebd. De- Chräzerlihans ist
g'soffe", der Töneli cha"" nüd stä", de- Seppeli se'tt-me"
chräze", cha"" selber niimme- gä" Z (Spillm.). Wenn
d' Lüt g'soffe" si", föht 's Veh a" lauffe", Sprw. BsL.
— Ge-suffni f.: Betrunkenheit W. In der G., ran
G. Etw. tun.
Mhd. süfen, schlürfen, trinken, intr. in einer Flüssigkeit
versinken (s. die Zsseu) ; vgl. Gr. VVB. VIII 1877/82, dazu
Martiu-Lienh. II 329. Die Form süßen, die nicht überall
lautliche Entwicklung von süffen sein kann (vgl. bes. Zyros
Angabe siffen), beruht auf Angleichung an die bei den andern
auf Labial oder Guttural ausgehnden Verben der Klasse
herrschende Prsesensgestalt (tchlnffen usw.). Das Eindringen
des u ins Ptc. findet sich ancii bei fliehen (Bd I 1182;
t)fluht" auch BBr.), sagen. Eine schwache Form s. auch unter
üh. 2 b ß und Y lassen sich nicht immer mit Sicherheit
scheiden. Vgl. noch muffen tSp. 339). Snff, Suppen, tupfen.
ab-: Einem Getränk abnehmen, -kaufen und trin-
ken; vom Gast mit Bez. auf den Wirt. Vgl. cn-wig-s.
Lim [Wirte] süff-ieh kau Schoppe" me- ab Tu. .Kr hab
ihro ihr Weinlein allzeit abgesoffen rcv.; wann er sie
für nichts Gutes gehalten, warumb er ihro nicht
I müssig gegangen';" 1701, Z. .Annchens Stiefätti war
ein leichtsinniger Brenzwirt; ihm galta gleichviel, wer
Saf, sef, sif, sof, snf
kam und ihm sein Brenz absoff.' ÜBrägger. — ab-
ge-soffe": durch Alkoholgenuss entnervt Aa; Ap;
Bs; Th; Z. En abg'soffne Kärli. - Bei" Gr. WB. I 91
in andern Bedd.
abe°-: 1. (Ei"'m) e" Tügen a., von Gästen, so viel
trinken, dass der Wein im Fass um eine Daube tiefer
steht Aa; Z. — 2. Einen a., ihn trinkend überwinden.
Stddentenspr. und sonst.
über-, aber- (untrennb.): refl., sich übertrinken.
,Das U. [bei Pferden] ist sorglich zu verhüten, wenn
nötig, mit halbmagischen Mitteln.' Bärnd. 1904 (BE.).
,Nimm eine Schlangenzungen, die da lebendig aus der
Schlangen gerissen, flechte sie in eine Geisel; so lange
du dieselbe über dem Pferde im Wasser schweben
lässt, so übersäuft sichs nicht und hätte es in drei
Tagen nicht gesoffen.' AfV. (altes Arzneib. aus BE.).
,Die, so znacht nach den nünen Schlaftrunk tuond,
ouch die da zuotrinken und sich übersuffen, [soll man]
umb 10 pfd straffen.' HBull. 1572. — Über-süffer
m. : Tier, das gewohnt ist zu viel zu saufen. FGSteb-
ler, AW.
üf-. En Ürti ü., im Wirtshaus schuldig werden
Z (Spillm.). — ume"-: von einer Wirtschaft zur an-
dern ziehn. wohl allg.
an-: a) einen vollen Humpen, Becher a., den
ersten Trunk daraus tun. Stddentenspr. und sonst. —
b) d' Nase" wider (schön) a., durch Trinken bewirken,
dass sie sich rötlich färbt. Stodentenspr. Ähnlich:
einen Schmiss a., durch Tr. bewirken, dass die Narbe
deutlich sichtbar bleibt, ebd. Vgl. an-rauchen b (Bd
VI 100). — a°-g6-soffen: (derb für) angetrunken,
verbreitet. — A°-süffet m.: Feier zur Eröffnung
einer Schenkwirtschaft, wobei der Wirt den Gästen
ein Quantum Wein zn spendieren pflegt B. Bei Gotth.
ein PI. auf ,-en' (infolge Vermischung mit dem Fem.
auf ,-eten'): .Gelegenheiten zum Hudeln wie Nieder-
singeten, An- und Aussaufeten, Schiesseten, Kegelten
und das wieder einreissende Tschämeln, Abendsitze,
die gefährlichste aller Unsitten, Springeten usw.' ,Ob
man die Ansufeten zu den gewöhnlichen oder ausser-
gewöhnlichen Sonntagen rechnet, weiss ich nicht';
gleich nachher die PI. ,Niedersinget, Eiltet, Springet.'
in-: einschlürfen, trinken. Me" weiss nid recht,
hät-si [eine kranke Kuh] Etsches Vg'suffe" oder i"-
g' fresse" oder ischi [ist sie] etsche" gär noch verhauet.
Schwzd. (GRPr.). S. noch ver-gaumen (Bd II 303). —
er-: intr., ertrinken, von Tieren, derb auch von
Menschen B; GrPi\; Schw; Z und weiterhin; doch
verbreiteter ver-s. Auch noch unverfänglich: ,Zu Tod
ersoffen' W Grabschrift. We"n d' nume" ersufisch u"''
^vüsstisch de"", wi' 's Ei"'m im Dreck isch. Gotth.
,Sie hätten noch andere Sachen zu machen als das
[Schul-] Haus decken zu lassen, und ersoffen sei noch
Niemand darin.' ebd. ,Die Kirche [von Hasle bei
Burgdorf] steht in einem wasserreichen Grunde; daher
die spöttische Rede des Volks kommt, dass hier die
Toten zweimal sterben, indem sie noch im Grabe er-
saufen müssen.' Jahn 1857. Im Spiel mit süffen 2b y:
Scho" Mänger ist im Wirtsims imie" ersöffe" Z Wettschw.
,Er wäre demnach im wasser ersoffen.' 1534,Äg.Tschudi.
,Maxentius ist in der Tiber als ein anderer Pharao
ersoffen.' JDachs 1712. ,Ein Mann sprang in die See
hinaus, man konnte ihn nicht retten, so musste man
ihn ersauffen lassen.' Z Nachr. 1754. Mit Dat.: ,Ich
mein nit, dass er [ein Bettler] werdt ertrinken [unter-
gehen]; dan Nüdt ersufft dem Galgen baldt [wer zum
Galgen geboren ist, entgeht ihm nicht].' Com. Beati;
vgl.: ,Was hängen soll, ersäuft nicht.' Sprww. 1824.
Auch von Gebäuden. ,Am 4. Meyen sind zuo Marti-
nach in Wallis vil 100 Hüser sampt Leut und Vech
ersoffen.' 1595, Ard. Von Pflanzen Z. Wenn der
Regen anhält, ersüß z' letst noch Alles. I" de" Wise"
ist Alles ersöffe". — er-sof fen. ,In Etw. e. sin', uneig.,
(einem Laster) ganz und gar ergeben sein. ,Sy [junge
Zürcher, die sich um das Amt eines Ammanns der
Frau von Schännis bewerben] sind im Zwinglischen
evangelio gar ersoffen, schlacbend irem vatter seligen
nit nach.' 1568, Äg.Tschudi (Brief). ,Die letste Welt
ist so gar in dem Bösen ersoffen, dass sie vast nichts
mehr achtet, geb was man singt und sagt.' JMüll.
1665. ,Auch eine nicht geringe Zahl hiesiger Burgern
und Einsassen [sind] in diesem Unwesen [dem .Tabak-
Trinken'] dermassen ersoffen, dass sie die Pfeife immer-
fort an ihrem stinkenden Mund haben.' 1685, Sch Chr.
.Manasses, König in Juda, war ein sehr böser Mensch,
nicht nur in der Abgötterei ersoffen, sonder auch mit
anderen Greulen und Blutschulden beladen.' JMey.
1694. ,Zu diser letsten verböserten Zeit, bei diser in
allem Unrecht ersoffnen Welt.' FWyss 1697. S. noch
rumörisch (Bd VI 930).
üs-: austrinken, von Tieren, derb auch von Men-
schen, allg. Wenn's Chalb fisg'soffe" het, so g'heit's
der Chübel um, mit Bez. auf unanständiges Betragen
bei Tisch AaKöII. De" Wi", 's Glas, 's Fass ü. S.
noch ver-süberen (Sp. 85); Ge-sicht (Sp. 255). ,Was
einest was myner süwen trank, das suft [!] ich us,
schoch [scheute] nit den gstank.' Ruef 1540. , [Stadt-
knecht N. habe] vor völli zum Schwert wyn in die
[latwergen-]büchsen gescliütt und den ussgesoffen.'
1545, Z RB. ,Ich suff in [den Stauf] biss an boden
us.' JMurer 1559. ,Wers ussuft, findt bim künig
gunst,' bei Belsazars Mahl. ebd. , Tuend redlich bscheid,
sufends gar us, dass keiner mer wüsse syn hus old
wo er mög daheimen syn.' RSchmid 1579. ,Sie [die
Berner] zugen e klei bass ufen im Tieferter Müller
fürs Hus, das Fleisch hends im weg gfressen, de Wi
liends ihm gsoffen us.' Vilm. Lied 1656 (Arg.). —
Sü'f-üsm.: Trunkenbold B(MWalden); L; ZW. Auch
bei Gr. WB. VIII 1876. — Üs-süffet m.: Abschieds-
feier eines Wirtes B; vgl. An-süffet.
ver-: 1. tr. a) ,in sich v.', völlig in sich schlürfen,
einsaugen. . ,Das wasser, wo möchte es sich on luft
hin tryben und welzen? wie möchte es die gumpen
in sich v. und wider haruss giessen?' LJud 1530; lat.
qui gurgites sorberet atque removeret. — b) (Geld
udgl.) vertrinken, wohl allg. Er hat Alls versöffe",
au'h de" Verstand. Sprw.: Wenn der Wi" wolfeil ist,
so versüß der arm Ma"" si"s Hüsli AASt., wenn der
Wi" türer ist, su versüß der Bür d' Chue, u"d wenn-er
wolßHe' ist, noch d's Chalb derzue BSi.; s. auch Bd
III 89. Es Schöppli Wi", es Schöppli Wi"! das Geldli
muess versöffe" si" Z. S. noch Hanseli-Mann (Bd IV
260) mit Nachtrag unter Boss (Bd VI 1423). Ond hütt
nüd hd'" ond morn nüd hä"', es gebd e" chorzi Woche",
ond wenn de Sönti? oberen ist, so ist das Geld ver-
söffe". Ap VL. 1903. ,Ums Geld ein gutes Kleid ge-
kauft, ist besser, als wenn maus versaufft.' Bärnd.
1904 (BE.; ältere Hausinschrift). Der Güggel will nid
chräie", mer wein-em der Hals umträie", mer ivein-e"
g'e" für Wi", er muess versöffe" si". GZür. 1906 (Bs
353
Saf, sef, sif, sof, snf
354
Kaiserangst). ,[N. sprach:] Was beiden meistern in
ir seekel wirf, daz versuffent sy und die zwölhV 1456,
Z RB. ,Icli möcht aber gedenken, die wil du des gelts
so dick verlougnet hast, du wöltest es heimlich frässen
und v. hinder den gesellen.' 1472, ebd. ,Das sy das
almuossen, so mh. und biderb lüt inen mitteilend,
hinderm wyn von einer mitternacht zur andern un-
nützlieh und liederlich versufend und verprassend,
wyb und kind daheimen ungeässen sitzen laand
1550, ebd. ,Was inen [den Gassenwächtern] von bür-
geren zum guoten jar wirt, das söllent sy nit mit
einanderen v., sonders daheim mit iren wyb und kin-
den verbruchen.' 1586, ebd. ,So d Man versuffend
allen Fluoch, Wyb und Kind neytt [näht] am Hunger-
tuoch.' XVII., L Spiel. /Den 2 Dorfmeiern [von Z
Ottenb. hat man] ihr Rechnung nit abnemmen wollen,
sondern ihnen auferlegt, eine Specification dess ver-
soffenen Gelts aufzusetzen.' 1692, HMorf 1896. ,Es
soll auch kein Soldat weder Gewehr, Munition noch
Kleider im Feld oder sonsten wegwerffen, versetzen,
verkauften, verspielen, versauffen noch mutwilliger
Weiss verderben oder verwahrlosen.' B Artikelbrief
1711. .Herr Hauptmann N. fl. 39. Ist mit Nichts be-
zahlt, weilen obiger N. Alles versoffen und nach
seinem Tod Niemand bezahlt worden.' 1742, Bs Stadtb.
189n (Wirtsrechnung). S. noch Brett (Bd V 896);
durchhi n -richten, richtig (Bd VI 444. 465); sunder-siech
(Sp. 201). ,V. und vertrinken.' ,Wenn er ettwas
gwünne, so gange er gan Zürich und körne nit nie
nein, biss das ers alles versoffen und vertrunken hab.'
1530/33, Z Ehegericht. ,Zuodem habe sy better und
anderen hussrat versoffen und liederlich vertrunken.'
1538/40, ebd. — c) reff, sich betrinken W. — 2. intr.,
ertrinken; vgl. er-s. a) eig., von Lebewesen; mit Bez.
auf Menschen als derb gefühlt und durch vertrinken
ersetzt. Im Spiel mit Bed. 1 : Zorn Ve"'sftffe" g'nueg
(Wein odgl. gibt's hier), Bezeichnung einer grossen
Menge von trinkbaren Flüssigkeiten Ap. Wenn 's
uiirklicl' mos' versöffe" si", isch mir grad lieber, 's g' schick
bim W\"! meint der Appenzeller, der es ablehnt, den
gefrorenen Zürichsee zu betreten. Z Eiszeitg 1891.
,Wenn das Kalb versoffen ist, deckt der Bauer den
Jauchekasten zu.' G Kai. 1865 (Bauernspruch); auch
bei Tschudi LB. 1863. S. noch Müli-Bad (Bd VI
490; auch Sch). ,[Die in einen Brunnen gefallenen
Knaben] band grusamlich gschruwen und meinten
ze v.' 1622, BsJB. 1888. ,Der alte Adam muss ver-
sauffen in dem roten Meer des Bluts des Herren Jesu
Christi.' JJUlr. 1718. — b) von Kulturland, Feld-
früchten, durch zu grosse Nässe verderben. Wenn 's
noch lang eso regnet, versüß jo Alls Th. Bauernspruch:
Zwä Mol lieber verbrennt als versöffe" ThHw.; s. noch
ver-brinnen (Bd V 645); siben (Sp. 55); , zehnmal' (statt
sibe" Mal). Sprww. 1824. Vgl. auch umen-ckomen
(Bd III 273). ,Es war auch ein grosser Teil der
Acker nass, wesswegen über den Winter viel Saamen
zu Grunde gegangen und versoffen ist.' 1793, Th (Ap
Kai. 1860). — c) von einer Deckfarbe, die in der zu
flüssigen Grundfarbe untergeht Z (Dan.), 's Goldver-
süft-der, wann d' de" Grund e' nass hast. — (1) vom
Nebel, der sich auf den See niedersenkt und ver-
schwindet Zeig.; ZS. Wann der Nibel im Se versüft,
so giH 's Rege" Z. Für Zg vgl. AfV. I 120. — e) fast
v. in einem zu weiten, zu grossen Kleidungsstück Aa;
Ap; Th; Z. Er het allweg im Vatter sini Hosen a", er
Schweiz. Idiotikon VII.
versüß jo fast drin. — ver-soffe", in BG.; U; W
eersuffe": a) dem Tiunke ergeben, dadurch herabge-
kommen, verbreitet. En versoffne" Hund, Kärli; e"
versoffe"s Lueder. E" versoffni Frisslös, wer Alles
verfrisst und versäuft AaF. Ähnlich en versoffne:
Fressnarr G; Z. Dui alte" Lump, versuffnC Trog! V.
Zimbermannli . Z, du versoffe"s Lueder! Und wärm
d' mer ivider b' söffe" bist, so säg-ich 's diner Mueter
ZZoll. ,Wyl si so gar unmässig, versoffen sind und
fräsig.' 1604, Ard. (Gedicht). ,[Frau zum Mann:] Dein
Mul schmatzt dir nur stets vom Wein; wie kannst
so gar versoffen sein!' GGotth. 1619. .Etliche Müessi-
genger und versoffne liederliche Gsellen.' Mitte XVII..
ApI. ,Du versoffen Lusch, Trüll, Peck; du Tirn, v.
Täsch, Erzhur.' 1682, ZWth. Spieler, liederliche und
.versoffene' Hausväter wurden bald an die Stud er-
kennt, bald in holländische Dienste spediert. XVIII.,
Ndw Beitr. 1890. ,Die Pannerherrin habe dann und
wann zu ihm gesagt, warum er eine so alte und ver-
soffene Frau genommen habe.' vor 1750, Gl JB. (Ver-
hör). S. noch Un-Flüt (Bd I 1226); äs-rissen (Bd VI
1352). Übertr. auf ein ganzes Land. ,Diese schäd-
liche, schändliche Gewohnheit [des Gesundheittrin-
kens] ist zu uns kommen aus dem unglückhaften, ver-
soffenen Deutschland.' 1636, Troll 1844 (ZWth.). Mit
Abstr. .[Man] soll den predicanten uff Burg mit allem
ernst vermanen sins liederlichen und versoffnen We-
sens abzeston.' 1561, Z RM. ,Ein leichtfertig, ver-
soffen, ärgerlich Leben führen.' 1728, G (KWild 1847).
— h) von Kulturland, das bei grosser Nässe das
Wasser nicht mehr schluckt AABb.; L; Th und sonst.
,Die Bauern sind nicht Liebhaber von versoffenem
Land, wo nichts wächst, wo es nichts gibt.' XHerz.
1863. — c) ,in Etw. versoffen sin' = ,in Etw. er-
soffen sin' (Sp. 352). ,Des ist kein zwyfel, es ist kein
suffer nie so trunken, kein wollüstler nie in Wollüsten
also versoffen gsin ... der nit etwa in synem wollust,
in synem muotwillen müed und verdrützig worden
sye.' LJüd 1530. ,[Der Kleiderluxus beweist] wie es
bei den Meisten unter uns bestellet seie mit dem Inner-
lichen, wie ihre Herzen gewiss angefüllet seien mit
Stolz, wie sie so gar versoffen und vertieftet in der
Welt und ihren Lüsten.' JJUlr. 1733. — Vgl. Gr. WB.
XII 10t3: Fischer II 1288.
mit-. Mitg'loffe", mitg'soffe", mitg'stole" (dafür in
B mif tröffe"), mity'hänkt. Sprw. BsL.; B (Zyro).
be-. Nur Ptc. b'-soffe" (b'suffe" Gr; Ndw): 1. schwer
betrunken, allg. Er ist flät b'suffner Ndw, b'söffner
nützt Nüt Z. En B'soffne'' = en Büschma"" (Bd IV
277). Drei sind, die rede" war: es ühind, e" B'soffner
und e" Narr L (Ineichen). Wenn mini Frau besoffen
ist, so weiss-ich, was i'h tue" [usw.]. ALGassm. 1906
(LLuthem). S. noch Ge-bür (Bd IV 1515). .Gleich
wie die Weinscheuchen einen scharfsinnigen Verstand
haben, also machet die Unsinnigkeit die Besoffnen
tumm.' Spleiss 1667. Tue" wie b'soffe". Wie b. re-
seniere". Alpenb. 1827. — 2. durchnässt. ,Wenne och
daz körn grech wirt, so sol es der keller antworten
zuo dem hemscher [?], da sol es nemen der vert
und sol es in den hof füeren. Wirt daz besoffen ald
wie ime beschult, damit hat der keller nüt ze schaffent.'
LEimnen Hofr. — B'-süffni f.: schwere Betrunken-
heit GrD. In der B's. hed der Narr d's Geld zum
i Fenster üs g'hid. — Ahd. büüftm, aemergere,. mhd. btta/m,
m-.ni!.,
23
355
Saf, sef, sif, sof, snf
e°weg-: wegtrinken Ar; B; Th; Z. Einem Wirte
alles Bier e. — zue-: drauf los saufen; s. räch (Bd
VI 91).
Süffer m., -eri" f., in GrD. auch Dim. Süfferli:
Säufer(in). wohl allg. Du bist en unige* S. Dial.
D' Tür ist e" Fressen" ond cl' Egg e" S-i", dh. wenn
man in den Waldungen an der Thur arbeiten muss,
gibts viel Hunger und bei der Arbeit in den Wäldern
am südlichen Abhang des »Seerückens bekommt man
viel Durst ThMü. We""-me" S-e" seit, wo der Wi"
guet ist, so isch's bald üs. B Hink. Bot 1811. Er ist
zivör kei" S. und kei" Spiler, weder noch schier öppis
Schlimmere : ne" Hans Önesorge". L Nachr. 1865. Ebegi
Freud ond Säligkeit ond 's Jot/geli ist en S. : 's Chösseli
ist öberabH" g'cheit ond 's Fräuli lit ame" Hüfte", Ap
VL. 1903. S. noch Cime (Bd 111 87). ,A11 suffer, spiler,
huorer, bluotvergiesser.' B Disp. 1528. ,Sauffer, der
mit trinken nit zuo erfüllen ist, inexplebilis potu; ein
grosser sautfer, schlucker, bibax, potator.' Fris.; Mal.
,Von eim grossen Sauffer [sagt man]: Er ist ein guter
philussuffus.' Schimpfr. 1651. Im Jahr 1 671 ward ver-
ordnet, dass in den Wirtshäusern nachts um 9 Uhr
,die Suffer und Spieler' aufhören. Gfd (LSemp.). ,An
ein Saufer [Widmung].' JCWeissenb. 1681. S. noch
Rassler (Bd VI 1283); Rössler (ebd. 1441); ver-süffen.
— Vgl. Gr. WB. VIII 1883.
Büren-. ,Die rechten burenfresser und -sufer', der
schwäbische Adel, der die Bauern aufzufressen und
aufzusaufen drohte. Ansu. — Branz- s. Brächet (Bd
V 312).
Sund-: Schimpfw. XV., Bs. — Vgl. ,lasterfresser.'
ebd.; .siindeiii-sser.' Blasph. acc.
Wasser-: Pflanzenn. a) Spierstaude, Spiraea, die
als Topfpflanze viel Wasser braucht ZW. — b) Dim.,
eine Art Balsaminen, die in Wasser gestellt Würzel-
chen treiben, wachsen und stark blühen AALeibst.
Süfferi GrsG., -ei Aa; Ap; GaChnr; Th; Z f.:
Sauferei. — Bei Gr. WB. VIII 1S83.
Süffet m.: Saufgelage. Dial.
Süffete" f.: 1. a) das Rahmessen, als Vorgang
FJ. Nä'h der S. muess-me" nid lue" FJ. Alpfest, an
dem allerlei Milchspeisen, bes. auch Suifti (s. b), ge-
nossen werden WMü., Reck. (FGStebler 1903, 82/3). —
b) wohl = Süffi 1. .Käsbraten mit Wein oder Suifeta mit
Weissbrot' wird dem armen Sünder als letzte Gnade
angeboten. Jegerlehner (W). — 2. = Süffet Bs; B;
ScnHa.; W; Z; Dial. Ein kompleter Fräss mit S.
ScaHa. E" S. a"stelle" B.
Süffi (in ThHw. Süffi) f., in BHa. (lt Zyro); Gr
('hur, D. n.: 1. zum Sieden gebrachte Käsemilch
fSirte", nach Entnahme des Käses) BHa., 0.; Uw; Syn.
frischt Milch (Bd I 1331). Molken, Schotte Gl (nach
Ausscheidung des Käses mit Lab und des Ziegers mit
Etscher); ThHw.; ZMonch., 0. tw. .Käsemilch oder
Magermilch oder beides vermengt' BBr. Zum Schei-
den gebrachte warme Käsemilch, Molken mit Zieger
BHk.,Ha.(Zyro); GrD., L.,Pr„ Seh.; L; GA.,lt Zahner;
Schw; W. „Nachmolken mit Zieger vermischt, allg.,
wobei so verfahren wird: sobald der Älpler die Käs-
bullern aus dem Kessel herausgenommen hat, schiebt
er denselben wieder über ein starkes Feuer; dann,
wenn er den Kessel vom Feuer weggestossen und
diese ziegerichte Substanz mit dem Käsebrecher schnell
gequirlet hat, giesst er ein neues Acidum, d. i. Sauer,
Sür genannt, hinein, vermittelst dessen eine neue
Scheidung vor sich geht. In diesem Zustande durch
einander heisst der Inbegriff der Materie S., wobei
der dichtere Teil Ziger, der dünne aber Schotte" ge-
nannt wird" (St.2). Vgl. auch Vor-bruch 2 a (Bd V
372/3); Brusel (ebd. 814/5); Süffen I(Sp.345); FGSteb-
ler, AW. 127. Eine beliebte Speise (im W ,das täg-
liche Mittag- und Abendmahl') der Älpler; vgl. die
begeisterte Schilderung der Obwaldner S. bei WSenn
1871, 130. ,Nebst dem Kaffee ist die Söüffi das be-
liebteste und fast ausschliessliche Getränke des ge-
meinen Volkes' UwE. Im Unterland wird dagegen die
S. nur als Schweinetränke verwendet. S. und ka1"
Ziger dri", sprichwörtliche Bezeichnung einer sehr
magern Kost GA. Wenn 's ke<" Zigermilch cha"n si",
se bitt-ich um Gottsiville" um es Chacheli S.; ich han
im Säckli noch-n-es Stückli Bröd, das länget! L (ERö-
thelin). Hend-er Durst? Wend-er e"chli" S.? I'h
cha""-si fürheiss us "em Chessi use" schöpfe", ebd.
Ganq schepf d' Süfi ap und stell es Halbmuttli voll uf
den Ofe" zum Z'nacht! U. Ich han e" grosse" S.- Durst,
es ist mir e>so troche"! Kuhreihen Ap (Steinm. 1804);
BHa. (FAnd. 1898). Mir hend e"kei"s Bränz und hend
e"kei" Wi", aber frischt Suifti und Scheidziger dri" Uw
(Wildmanns-Gruss). Mer [die Schweizer] sind e"chli"
rerchert, händ 's vo" de" Franke" g'lert; und Milch
und S. sind-is z' schlecht und Fleisch und Fisch grad
ebe" recht. JBHäffl. 1813. .Punkt 11 Uhr läutete die
Bäuerin zum Mittagstisch. Da erschien zuerst eine
aus dürrem Fleisch gekochte Suppe auf der Tafel,
Meister und Gesinde assen sie mit langstieligen Löffeln
aus der Schüssel. Nach dieser mit Gemüse und Brot-
einlage versehenen Labung reichte eine Magd die
hölzernen Teller herum. Auf diese legte der Bauer
dürres Kuhfleisch und etwas Speck. Sauerkraut, ge-
bratene Kartoffeln und gesottene Rüben vervollstän-
digten mit ihren gewaltigen Portionen dieses Fleisch-
gericht. Zum Schlüsse marschierte ein Gefäss mit
der weltbekannten S. auf den Plan, und die Mahlzeit
hatte ihr Ende' (nach einem Gr Haushaltungsbuch
von 1829). .Die das ganze Jahr ohne Extra-Zufälle
kein Brot haben, sondern nur Erdäpfel schinden und
S. (gescheidene Milch) essen, leben byhots schmal
genug.' Inderb. 1831. .Fleisch und Zugemüse schlugen
ihm besser an als Suiffi und Herdäpfel, auch die
bessere Kleidung machte das Meitschi zweg.' Ndw
Kai. 1894. Si sind jo mit-enand im gliche" Hüs üf-
g'wachse", hend us ei"em Mutteli d' S. g'löfflet und us
ei"rm Chacheli Kaffee 'trnnke". MLien. ,üer Äpfel-
schnitz ist ein gutes Gemüse und während dem Heuen
hat vor Altem der gebackene Äpfelschnitz viel ge-
golten. Er ist chustig und macht nicht Durst. Unsere
Mostmägen von heute wollen ihn allerdings nicht
mehr so gut erleiden. Aber wir sollten eben nicht
mehr so viele Mostmägen, sondern mehr Suifi- und
Schnitzmägen haben.' Obw Blätter 1900. Es hed-mer
niener 'diened sant Brätis, Geld und Wi", will lieber bi
Ziger und Suifti. deheime" im Lendli si". Obw Volksfrd
19i)L'. S. noch anlaugnen (Bd III 1172); büchlen (Bd
IV 980); borgen (ebd. 1575); Anken-Bettler (ebd. 1838);
Brechen (Bd V 315). ,By käss und guoter suffe z Becken-
ried hielten sy ein tag.' Lied. .Serum casei id est a
caseo separato reliquum, suffy.' Gesn. 1555. .Die sufy,
zigerbrüeyen auff den sennhöfen, serum lactis.' Mal.
(bei Fris.: , serum, schotten'). ,[N. habe] in einer
Saf, sef, sit', sof, suf
sennti im Wägental kess und brot genommen und s.
getrunken.' 1586, Z RB. .Uffdern Menzingerberg bim
Gugel habe er uss einer hütten uss dem lad ein nüwen
kess verstollen, welchen sy geässen und daselbst s.
getrunken.' 1587, ebd. ,Zuo Tallwyl am berg habind
sy ein muttli voll s. ussgeässen und ein ankenballen
verstollen.' ebd. ,Item dass auch er [der Senn] und
der kleine Senn die Suri sauber zusammenhalten, damit
man nicht Milch darunter tun müsse, und fleissig in
das Gotteshaus schicken.' Ende XVI., ScHwE.(ORingh.
1908). ,D' Nidlen git Anken, die Milch Käss und noch
vill Züger sies und räss. Die S. den guot zässen
ist, die Schotten man den Süwen rist.' Com. Beati.
,l>ie Molken, Schotten, Sauffe, serum lactis, schistum.'
Red. 1662. , Suffe, Schotten, serum lactis.' Denzl. 1677.
1716. .Schotten und S.' ABütelrock 1682/1712. Liebi
Zuhörer, nur a ainzigs Tröpfli fo der himmlischa S.,
teer ist jetzt aber so witzig und bringt mers uff [d'J
Gsundheit üsers verstorbne/, Her Hans Rapieri, i ivil im
fo Herza gern Bschäidt tuo. Rapieri 1700. ,llir [der
Nonnen im neu aufgebauten Kloster zu UAttinghausen]
ganze Habschaft bestuondt in 2 Kuolin, darvon sie ihr
Mittag- und Nachtmal die Milch geniessten, nemlich
für Muoss oder Supen hatten sey die Sirten mit etlich
wenig Brodtbrocklin, die 2te Trecht war die S., die
3te die Schotten oder etwas von Garten- oder übs-
gewäx oder ein Stücklein magern Käss.' Gfd (Kloster-
chronik, im XVIII. nach altern Aufzeichnungen ver-
fasst). .[Der Sennen] gens inimica brodo nee bratene
vescitur Hasen, sed farcit Bauchum cum Sufi, Ziger
et Anken.' Uw macar. Ged. XVIII. ,In der Sirpen ge-
schihet [nach Zusatz von Sauertrank] widrum eine
neue Scheidung der flüssigeren Teilen von den festeren
und heissen jene Schotten, dise aber Ziger, beide
unter einander S.' JJScheuchzer 1706. ,[Die Hexe und
ihre Schwestern] kamen einmal miteinander von Ein-
siedeln und haben in der Alpfahrt Holz S. getrunken.'
1753, ADettl. 1905 (Zeugenaussage). ,Er [ein Tessiner]
brachte uns eine Brenten voll Schotten oder, wie sie
die Berg-Leut nennen, Sauffe, welche wir mit Lust
getrunken.' Th Beitr. (,Das mühsam gesuchte Brodt.'
1775). ,[Die] neue Scheidung [des Ziegers wird] ver-
mittelst in die Sirte geschütteter alter Schotten oder
sogeheissenem Sauer bewirket. In diesem Zustande
nun untereinander heisset die Materie S. und der
dicke Teil davon ist eben der Ziger, der dünne aber
die Schotten oder rechte Molken: ein in seiner Art
ziemlich starkes Acidum oder Säure, obwohl so frisch
noch versüsset.' JXSchmd. 1782. , Einige vermischen
den Ziger mit der Sirte, andre mit seiner eigenen
Lymphe, der Schotten; diese und jene heissen ihre
Mischung S.' Beitr. 1785. S. noch Buch (Bd IV 973).
Grieni Suiffi, = S., die zu sehr vom Käse und Ziegerstoff
entblösst ist, fast wie Schotte aussieht Nnw (Matth.).
Unter den drei Arten von S. (weisser, grüner, blauer),
unter denen in einer Sago bei Reith. 1843, 47 der
Hirtenknabe wählen muss, ist die grüne die glück-
bringende. Magen Suiffi gibt es bei der Herstellung
von Magerkäse Ndw (Matth.). — 2. pers., nur in der
Verbindung e" (od. du) g'felligi S. von Jmd, der Glück
hat, zB. eine Erbschaft gemacht hat Z<; ; vgl. ge-
feilig 6 (Bd I 763). ,Sie [eine Bauernmagd] besass
eine für ihren Stand staunenswerte Menge von Leinen-
zeug und Kleidern; sie war halt, wie man so sagt,
e" g'felligi S.' Bond 1897 (S.).
Das auffällige Sü/fi iu ThHw. stimmt wohl vun Bernern',
welche die dortige Käserei betrieben, and gehört zu tüffen
(s. süßen Sp. 346); freilich ist die Form aus B selbst nicht
bezeugt. Zum Übergang ius Neutr. vgl. Sefi (Sp. 341).
Spreugs Angabe ,Sufy, Ziegerbrühe' geht auf Mal. zurück;
der selbe Sachverhalt unter raw«*» (Bd VI 95G). 2 wohl
nur eupheiu. für das gleichbed. t* rffdliyi Sa".
Oben -ab-: = Vor-bruch 2 a (Bd V 372) WMü.,
Reck. — Geis»-: S. von Ziegenmilch. Es Brentli mit
G., luegi"d dö, träd-er für 's z' Mittag uf dem Buggel
nö'h. IRöthelin 1894. — Oh äs-. ,Uie Suffl ist die
nach der Käsenthebung über dem Feuer erwallte
Milch und ein gesundes, wohlfeiles Getränk. Die
Schotte ist derjenige Milchstoff, welchen die Deutschen
Molke nennen; allein sie ist nicht bloss mit Weinessig
gebrochene Milch, sondern mit Milchessig, dem soge-
nannten Trank, gebrochene Kässufti und ein gesundes,
reinigendes Getränk, besonders für Kranke.' Uw Gem.
— Milch-. .Vorbruch ist die durch Temperatur-
wechsel von selbst bewirkte feine Ziegerausscheidung
der wallenden M.' Uw Gem. — Bruch-: S. mit Vor-
bruch. Mer heud brav Br. z' Matze" g'ha", und Das
mag Ei""m eisster noch e"chli" ertha" Uw (Wildmannli-
spruch 1840). — Ziger-: zum Scheiden gebrachte
Käsemilch, auf der dann Ziegerbrocken schwimmen,
Gemisch von Käsemilch und Zieger Uw; U; W; vgl.
U Gem. 57; FGStebler 190.3, 83. S. noch süffen (Sp.346).
Süffli Süfti m.: wer gern trinkt; mildernde Be-
zeichnung eines Trinkers. Dial.
süffele" Aa; L (ERöthelin); Schw; Th; Z; Dial.
(süfele"), süffle" Ap; B; GRPr.; GT., Ptc. -et: (auch
ume"-süffele" Schw) ein wenig trinken, gern ins Gläs-
chen gucken, als mildernder Ausdr. Er tued gern
e"chli" s. Ja, s'e'b ist Kör, süße" tued de" Tokter e"
Betzeli; aber glich ist-er en öberspölt guetey Brakelikuss.
ATobler 1905. Süße" ond spile". ebd. 1909. — Vgl.
Martin-Lienh. II 331.
Süffeler L; Z, Süßer Ap — m.: Trinker, spec.
Branntweintrinker L. E" rechte S. Ich b'chönne"-si
afe", d' Süffeler, 's sind alli glich, 's besseret-si'h Keine.
süfferle": schlürfend trinken, von einem kleinen
Kinde aus der Saugflasche. AGysi 1899 (Aa).
Süffli°g .Säufling' in.: Säufer; s. Büttin (Bd IV
1912).
Vgl. Gr. WB. VIII 1885. ,SUfling' (iu der Stelle: Pfarrer
N. sei ein ,s,' 1595, JNater 1S98) kann auch zu Süffling
gehören.
Suffe" II, in GRÜbS. Süf'e" f.: Johannisbeere Gr
Nuf., ObS., S., SpL, V.
Eins mit tirol. Zau/en, PI., Johannisbeeren, das Schöpf
82G aus Weitental (Kreis Brixeu) anfuhrt. Weitre sichere
Beziehungen fehlen.
Suff m., PI. (selten) mit Uml.: 1. a) das Saufen;
gew. Sauferei, Trinkgelage Bs (Spreng); B (Zyro); L;
G; ScH(APletschcrl902, 37); ScuwE.; S ; TiiTäg. En
S. ha" ScuwE. ,Der Übereggseüne hatte ihnen [den
Burschen] einen gewaltigen S. versprochen. • Joach.
1898. , Wie darfst du deinen Bruder, teufelisches Weib,
bei dem S. und Gefress hereinhauen, ihn verleumden
und ausmachen, als wenn er nicht in einen Schuhe
hinein gut genug?' AKlingl. 1702. — b) ,was man auf
einmal trinkt', Schluck BSi. ,Unmässiger Trunk' \V;
Syn. Suff (Sp. 345). ,Win d'Saracen nit trinkent von
Machumets gebot, wo 's in aber tindent, dö tillent sy
sich vol, von einem s. sy trunken send und werdent
:;-,:>
Saf-suf. Saft— suft
360
ganz hirnschellig, beraubet irer sinn.- Faber 1557.
,So trink auf d' Freud ein guten S.!' JMahl. 1620.
,S., haustus; in einem s., amystide.' Denzl. 1677. 1716.
— 2. derber Ausdruck für Bausch Aa; Ap; Bs; B; L;
Th; Z. Er hat acht Suff i" der Wucher, am Sunntig
swe. Kr ist fast all im Soff Ar. Öppis im S. tue"
Aa; Th; Z. ,Er verkauft seine Haut in dem Söffe',
nimmt Handgeld für fremde Dienste. Sintem. 1759.
Hunds-. ,Ebriolus, zimlich trunken, der einen
H. bat.' Denzl. 1677. 1716.
Chiie-. ,Er sauft wie eine Kuh oder tut Küh-
Büffe.' Spbww. 1824; vgl. Ch.-Süff (Sp. 345). — Vgl.
Schul.' II 831.
Ge-süff, inBGoldb. G'süf, in S (JReinh.); UwE.
G'süf, in Bs (neben -ü-); GRMai. und sonst G'söff
— n.: 1. das Saufen, Sauferei Bs (schon lt Ochs);
Schw; Zg; St.2 — 2. Getränk BSi.; FJ.; Gr, meist
als roher oder verächtlicher Ausdruck (für ein schlech-
tes oder absonderliches Getränk) Aa: Ar; Bs; B; Gl;
Gr; Sch; Schw; S; Th; Uw; Zg; Z. Gem-mer es Cha-
cheli G's., eine Tasse Milch, Suppe, Schotte F. Jetzt
schlagt d's G's. ab (TifJ, sagt man, wenn ein Sauf-
bruder gestorben ist; von Most, Wein. Branntwein Gr.
Es G's , me" het 's chüm chönne" trinke", könnte auch
das feinste Dämchen von einem schlechten Kaffee
sagen Aa. ,[Die Schulmeisterin trank nicht von dem
Kirschwasser] weil sie sagte, das sei ein abscheulich
G's.' Gotth. Mer hind en guete" Wl", und 's isch
besser, me" trink nid allerlei G'söff durchenand. Scuwzd.
(GRMai.). Du bist en Usbund! magst zwü" Fertli
trage" : dl" Wartsack uf dem Eügg, di"s G's. im Mage".
ebd. (BSi.). Nimm du das G's. selber, cha"" süsch
schnitze", Meister zum Mädchen, das ihm Thee bringt.
JReinh. 1903. Ir wlnele'd ja all dri, we wän"-er im
G's. inne" q'lege" ieäre"d! CStreiff 1904. S. auch Pack
(Bd IV 1103).
Vgl. Gr. WB. IV 1, 11-27. 4289. Die Form mit -.- (so
weit Dicht, wie zB. in Ap, lautges. Vertretung für G'süff
vorliegt) scheint bei uns wenigstens nicht überall boden-
ständig zu sein; bei Fischer III 570 erscheint sie übh. nicht.
Lüre"-: erbärmliches Getränk BsStdt. — Tral-
hiri-: = dem Vor. Aa.
Süffel m., PI. Süfflf B; U: Saufbruder Aa; Ar:
B; L (nach einer Angabe jung); G; S; Th; U; Z;
bes. auch studentisch. Si hei" 's Geld verchlepft wie
liederliche Süffle Postheiri 1866 (B). .Meine Schöppli
schlachtete ich gleichwohl ab. Ich musste dies aber
meistens daheim tun . . . Meine Gattin titulirte mich
gelegentlich als einen stillen S.' Addricb 1877.
süffelen: = s*/Fefen(Sp.358) B. — Auch eis. (Martin-
Lienh. II 331).
süffig, inAAF.; Z (neben svffig) g'süffig: 1. trink-
lustig, nicht wählerisch im Trinken, von Kälbern L
(ERöthelin); Z. S-i Tränkchälbli het 's Mit hübschi
uf dem ZistigmärH g'ha", si sind abg'gange" wie 's
Biswetter L. S. noch Gemeind-Rät (Bd VI 1591).
— 2. angenehm, leicht zu trinken, von Wein, auch
Most, Bier Aa: Ap; Bs; B; L; G; Th; Z. E" (g')süffigs
Wifnßi, Tröpfli. G'end bigopp Achti"g, dass-er nid
z' rcl co" der Sorte" verwütschi"d, es ist verflixt es s-s
Mämmeli, macht aber de" Chnü'rbrecher icie der Häftli-
macher [scherzh. für Neftenbacher] L (ERöthelin).
.Trinkt! Unser Wein [vom ZS.] ist s. und gesund.'
CFMeyek. ,Der Sauser war 1822 so gut und s.,
dass man sogar in Bendlikon [dessen saurer Wein
berüchtigt ist] Berauschte sah.' Stauber 1894. ,Die
guten, recht s-en spanischen Weine.' B Volksztg 1907.
— Vgl. Sanders II 1113.
Süffling, in Ap Süffli"' (bzw. -ö'-), lt Spreng auch
Söffli"g — m.: Säufer Aa; Ap; Bs; Th. ,Die wüsten Süff-
linge, sind sie denn schon wieder durstig:" Breitenst.
E" Nutnutz und e" S , reo Hab und Guet verprasset
het mit Wi" und Wibere". FÜschw. — Vgl. Sanders II
1113 und Süffling (Sp. 358J.
süfer usw., Un-ge-süfer s. Silber (Sp. 63 ff.).
Snfferte f.: eine Abgabe von Edellehen. ,Dass N.
entweder das [Edel-]Lehen aufgeben oder aber die S.
geben soll.' 1558, Abscb. (Vogtei Grandson).
Auch in der Form ,souferte.' Absch. IV 2, 1387 (neben
,assoufertation'). 1409. Zu mlat. »ufferta (hommagii), Auf-
schub des Lehenseides bzw. eine dafür entrichtete Abgabe;
vgl. Ducange VI 427 a (Syn. tußerentia. ebd. 426 b).
Süfflet m.: Klappverdeck einer Kutsche. ,Zum
Kauf: Ein wohl conditionirter Diable zu 4 Plätzen
mit einem Soufflet.' Ende XVIII., S Wbl. ,Ein leichtes
Gefährt mit einem Soufflet.' ebd. — Frz. wu/fei m.
siiPene": a) wimmern, stossweise still schluchzen,
von den weinerlichen Klagetönen und Stosseufzern
bei grossem Schmerz; kläglich, aber nur leise weinen,
„vor Weinen schluchzen" BBe., Hk., nO.", R., Si. Syn.
sünen, sürmen. Was liest z' s., het-der Öpper Öppis
'tä"? zu einem Kinde BSi. — b) „vor Frost schau-
dern BO.\ Si., weinerlich schlottern, wenn man zB.
aus kaltem Wasser gezogen wird BumThun.
Zu einer germ. Wz. auf, Nbform zu «117, (wozu eüffen) und
wie dies wahrsch. onomatopoet. Ursprungs (eig. den Atem
hörbar einziehn, schlürfen). Vgl. bair. süfeln, schltirfeD
(Schm. 2 II 231), ags. senjinn, meng). »<>}<},en, nengl. sob, seufzen,
schluchzen, ferner süf-ten, -z:n, sowie snferen. Weitres bei
Fick Vergl. WB. * III 445.
er-siffinu, Ptc. -ot: (nach längerm Weinen) auf-
seufzen WBürchenudE.; s. pugetschen (Bd IV 1071).
— Das Doppel-/ wohl nur Bezeichnung der Vokalkürze.
süfere°, in ScnSchl., St. (neben safere") süferle":
1. schlürfend trinken SchwE. Syn. surften, sürpflen.
Lose"d, wie Der sufered! wie-n-es chll"s Chind, 's ist
au'h es Lose"! 's war mein nötig, i" Dem es Speuz-
trückli a" 's Mal z' hänke". Süfere" auch nüd a'sr,
du Süferi du! — 2. a) = seiferen 1 a (Sp. 343), zB.
von Gefässen ScHHa., St.; ThHw. Syn. auch saferen
(Sp. 345). — b) = seiferen 1 b SchScIiI., St.
Vgl. die Anm. zu tnifenen.
üs-: ausschlürfen SchwE. Biddchtig süferet-er si"s
Schwarz [den schwarzen Kaffee] ils bis uf de" letste"
Tropfe". MLien.1891.
Süferi m.: wer die Gewohnheit hat zu schlürfen
SchwE.; s. saferen 1.
Saft -su«.
Vgl. auch maß usw.
Saft, in AALeer. Saft und (in Bed. 2 a 8) Säf —
n. AaF., Leer, (nur in Bed. 2 a 8); BE., Gr., G., Si., auch
lt AvRütte und Zyro; GrA.; Ndw; Dial., m. (s. Anm.)
Aa; Ar; Bs; B: PAL; G; Th; Ndw; Z, PI. Saft, in
AALeer.; Th tw. Seft, in ä. Spr. auch ,Säfter', Dim.
Säftli: wesentlich wie nhd. ziemlich allg. , Liquor,
Saft, seit, sift, soft, suft
s.. füclite, güssig ding; succus, s., natürliche füchtig-
keit; acinosus, voll s.' Fris. ; Mal. ,Der (das) S., succus,
liquor.'RED. 10(32. 1. aldie in einem festen (organischen)
Korper entwickelte, ihn durchdringende Flüssigkeit.
D' Frucht könnt ka" S. über, heisst es in einem trocke-
nen Sommer ApLb. Im Obst. Die Bire" hed vil S. Ap;
Tu. Die Öpfel sind ganz üs'tröchnet, si händ ka" S.
(ka" Säftli) mer Th. De" S. üstrucke", aus einer Frucht.
Du wottst iez au* gar alli Säftli use"trucke", zu Einem,
der Obst- oder Weintrester bis auf den letzten Tropfen
auspresst Th. Im Fleisch. Da" ist iez troche" Fleisch,
's hat ka" Säftli Th. Der S. [zB. von Speck] ist-em
zu de" Müleggen üs g'louffe" LTriengen. ,Wer ver-
wundt ist, der tryb den S. daruss.' um 1650, ZGreifens.
Arzneib. - b) insbes. als der für Leben und Wachs-
tum wesentliche Bestandteil, a) in Pflanzen. D'
Mistle" süge"d al'e" S. (al'i Säftli) use" [aus den Bäu-
men] Th. Der Baum het e'ke'" S. mer B. Bauern-
regel: A" Fabian und Sebastian das S. im Holz föhd
z' stige" a" AaF.; s. auch Sp. 40, sowie: ,Wie dann
die Naturalisten sagen, dass umb St Fabiani und
Sebastiani ... der S. schon in Bäumen sei.' EKönic.
1706. S. noch süber (Sp. 70). ,Cruditas arborum, wenn
die böum von wägen überachtiger füchte ir s. nit
haben mögen, umb das die matery zetünn ist; lach-
rymationum salivae, das trieffend s. der bäumen, das
gumrni.' Fris. ,üie schoss am stammen [des Kokos-
nussbaumes] zwicken sy [die Calcuttier] in der mittle
ab und ritzen sy mit einer waffen, morgens und abents,
giessen weiss nit was feüchtigkeit darein. Die selb
zeucht denn das s. des baums ansich, und tropfet in
darzuo verordnete geschirr; den selben s. distillieren
sy by dem fheür.' Tierb. 1563; in den Ausgg. Heidel-
berg 1606 und Frankfurt 1669 immer m. Vgl. Bir-
chen-S. ,Mit dieser Art zu zweigen hat es ein gleiche
Beschaffenheit . . . dann die Röhrlein oder Pfeitflein
auch alsbald an dem Ort, da man sie uberkompt,
müssen eingesteckt sein, sonst werden sie welk und
verlieren ihres S., dass sie nachwärts das ander nicht
mehr annemmen mögen.' Rhag. 1639, .ihren S.' EKönig
1706. ,üises aufsteigende Wasser, wie auch die Spiri-
tus, trocknen sich algemach also auff, dass sie nach
des subtilisten Teils Aussriechung per insensibilem
transpirationem ein dickes S. zu Formierung der
Blätter hinderlassen und zu den Früchten.' JZiegler
1647; an andrer Stelle m. ,Hat nit das Schoss das S.
der Räb? Das Zweig hat es nit das S. des Stocks?'
FWvss 1650/3. .Keines S. von Beümen schwitzet...'
JCWeissenb. 1678. ,Das ßändlein [womit man das
Pfropfreis festbindet] soll nicht zu hart angezogen
sein, sonst wurde es das S. verhinderen.' EKönig 1706.
S. noch Buet (Bd VI 1817). Im Bilde: ,So wirst du
auch aus ihrne [Christo], als der wahren Weinreb und
Baum des Lebens vermittlest deines Glaubens herauss-
zeuhen und heraussaugen das geistliche S. des ewigen
Lebens.' JJUlr. 1718; vgl. Lebens-S. und s. noch
Bollen (BdIV 1172). In'n (i"'s) S. cho" Aa; Ar: B;
Th; Z, wohl noch weiterhin. We"n d' Bäum i" (i" d's)
S. chöme", darf-me"-se nimmer umhawe" B (vRütte).
hn S. (si") Ar; B; Th; Z 1) eig. Von Pflanzen.
Wenn d' Bäum im S. sind, soll man sie nicht ver-
setzen. D' Bömm sind im zweite" S. Th; s. August-S.
Im S. gefälltes Holz wird g'spridels oder grau g'jlcckets.
BXrno. 1908 (BGr.). S. noch Phäpen (Bd IV 1418):
Ffiffen(-Ruet) (Bd V 1069. VI 1837). ,Nimb eichis
Laub, wils im S. ist [usw.], so züchts das Malefitz
gwiss aus durch ganze Haut...' XV1L, ADettl. 1905.
,[Die Holzberechtigten sollen] dem tanninen Holz,
weil es im S. ist, im Hauwen verschonen.' 1672,
NSenn 1879. .Sonst da man sie [die Reben] im Xeu-
mon oder im S. bauen [würde], sie leichtlich faulen
würden.' EKönig 1706. — 2) übertr. Gib Acht, 's Messer
isch scharpf und d' Finger si" im S.! warnend zu einem
mit einem Messer Hantierenden S (Schild). Er isch
nach im S., noch jugendfrisch, zB. von einem Greise,
der nochmals heiratet Aa; Z; vgl. f- Die [ein ge-
schlechtsreifes Mädchen] ist im S. LE. Im S., ,im
Zug, im Reinen' Gl. — ß) auch von den nährenden
Säften des Erdbodens: Der [zB. ein knauseriger
Pächter] säit all a" und Mint nie ond süget de"
Boden ü$, bis al'i Seft (Säftli) duse" send ThMü.
— f) im menschlichen Körper. Er [ein alter
Mann] hat ka" Säftli mer Th. 's würt-em 's Säftli
wol ne", von Einem, der eine kräftige Frau heiratet
ZSth. Er hat kani guete" (oder g'sunde") Seft
nie', von einem Kränkelnden Th; dafür häufiger
ka" guet (g'sund) Bluet. Di giftige" Seft use"zühe",
durch Aderlass, Schröpfen, ebd. Alli guele" Säftli
verrauke"; s. Bd VI 799. Bildl.: ,In Wahrheit auch der
allergottseligest Mensch hie auf Erden ist wie ein
dürrer Baum gegen dem S., das er in jener Welt in
allen seinen äusseren und inneren Kräften empfinden
wird.' FWvss 1673. — c) formelhaft: Kei" S. und kei"
Chraft (od. k. Chr. und k. S.; auch dim. Th; Z) ha",
wie nhd., von Menschen, dann auch von Fleisch,
Speisen übh., von einer Rede uä. Aa; Ap; Bs; B;
Th; Z. Dere" Stäblij ucker ond Halbherrli ond Fossli
öni S. ond Chraft. ATobler 1909. Ke" Säftli und
ke" Mächtli ha"; s. Bd IV 65. — 2. die aus einem
(organischen) Körper durch Auspressen, Destillation
usw. gewonnene Flüssigkeit; bes. zu Heilzwecken,
auch als Nähr- oder Genussmittel verwendet, a) aus
Pflanzen. ,[Zu verkaufen:] Eine Press, in Form einer
Trotten, allerhand Säfter und Kräuter zu drucken.'
Z Donnerstagsbl. 1787. a) aus Stengeln, Blättern,
Wurzeln, Blüten. Vgl. Wasser. , Stampfe die [allerlei
Kräuter] in ein stampfe und enpfach daz s. von den
krüteren in einen schönen kessel.' G Recepte XV.
,Ir wollend nit von dornen trüben noch von den
distlen fygen kluben, von rösslinen sugen schädlichs
s., wie d' spinn dann tuot, das gift druss macht.' Ruef
1550. ,Oppianus sagt, dass sy [die Schwalben] diss
[Schell-] kraut mit dem schnabel abbeissind und inen
[ihren anfangs blinden Jungen] das s. [lat. liquorem]
davon in die äugen trieffind.' Vögele. 1557; in der
Frankfurter Ausg. 1600 immer m. ,Nimm wermuot
oder das s. davon,' gegen die Läuse des Habichts, ebd.
,Stoss wegrychbletter mit wasser und drink das s.'
Zg Arzneib. 1588. ,Für die würm in oren rfecipe]
den s. von nussbaumen würzen.' ebd. ,Ein Wasser
für allerhand Wunden: Nemmet des S-s [lat. succi]
von Odermennig, Nachtschatten und Wegerich [usw.].-
JJNüsch. 1608. ,Daz es verbotten sige Jedermann,
mit geheimen Mitteln, als da sind Säften, Salben und
Arzeneien, Handel ze triben.' 1622, Bs Familienchr.
,Pas S. [von ,Isset'-Kraut] daryn getropft, vertrybt das
Bissen und Jucken der Augen.' um 1650, ZGreifens.
Arzneib. ,[Der Mundfäule] zu widerstehen nimt man
den S. von Rüben in Wasser gekocht und ausgetruckt.'
JMüralt 1689. ,Nim Fünffingerkraut, das S. davon
Saft, seft, sift, soft, suft
in den Mund getan, so heilet es [Zahnschmerzen].'
Arzneib. 1822. S. noch Gablen (Bd II 58); Holder-
Binden (Bd VI 1039); Bös (ebd. 1387); Stein-Büt (ebd.
1799). In Zssen; s. auch unten. Aus der heutigen
Spr., meist nach Ang. von Apothekern: Alant-, Syrup.
althsea [1. Syr. Elenii] Z (Vogel). ,Rams- federen-'
W (Tscheinen). Wi- (B), Wei- (Aa) fecke"-, Mellago
Taraxaci. Bippli-chrüt- Z; dafür bei EKönig 1706;
Arzneib. 1822 Spitzwegerich-.' Pinsel-, Mel rosat.
Aa ; B. Ffir-blueme"-, Flor, papav. Rhoead. Z (Vogel).
Häli-blueme"; = Wi-fecken-S. B. BÖrli-, = dem Vor. B.
,Neslen-, wegrieh- [gegen Spinnenbiss], wermuot- [gegen
Magenleiden].' Kunstb. 1474. , Holderrinden-.' 1552,
BTurmb.; s. Bd VI 1039. .Balsambaum-.' Mal.; s.
Bd IV 1243. ,Hüenerdarm-.' Tierb. 1563. ,Agrimonia-
[,für das wild für'], atich- [= Akten-, ua. gegen Geistes-
krankheiten], epfon- [gegen triefende Augen], origam-
[gegen Warzen], garbi- [ebso], holder- uss der würzen-
rinden [gegen Wassersucht], [h]upfen- [s. Hopfen Bd
II 1492], bugelenkrut- [s. Buggelen II Bd IV 1091],
violen- und louch- [gegen Nasenbluten], rote münzen-
[gegen Flüsse], bibernel- [für offne Geschwüre], car-
dobenedict- [gegen rote Augen], zydelbast- [s. Sidel-
Bast Bd IV 1781], prionia-, rutten-, salbin- [gegen
Gliedersucht], hanfsamen- [,für übel hören'], ritter-
spörli- [gegen geschwollne Augen], anthorn- [1. ,an-
dorn-,' ua. gegen Herzklopfen], unser frouwen distel-
[gegen Geschwüre], wägrich- [zum Gurgeln], ibisch-
würz-, husswürz- [gegen gerötete Augen], rot mangelt-
wurz-, redichwürz- [ua. ,für übel hören'], schelwürz-,
zibalen- [gegen Übelhörigkeit], centuria- [gegen Fieber].'
Zg Arzneib. 1588. .Ebhöuw-, weiss und schwarz Bilsen-
kraut-, Schelkraut-, Bürzeln- und Lattich-, Petterlin-,
Seeblumen-, Rauten-, Schirling-, Augentrost-.' JJNüsch.
1608. .Christwurzen-, Niesswurzen-.' JRLandenb. 1008.
,Veiel- und Rosen-.' 1668, ZUster; s. Für-Bluemen
(Bd V 72). , Krausenmünz- [s. Fenkel-S. Sp. 365], ,das
bleiche Rosen- [als laxierendes Mittel], Wermut-.'
JMüralt 1689. 1697. 1712. .Gauchheil- [gegen die
Räude; s. Bd VI 623], Baldirian- [s. Bd VI 1197],
Beterlin- [s. Burt Bd IV 1634].' ZZoll. Arzneib. 1710.
,Schellwurz- [gegen den ,WolP am Bein], Papelbaum-
[s. Älber-Bross Bd V 861].' Arzneib. XVII./XVIII.
,Nesselwurzen-.' Anf. XIX., BSi. Arzneib.; s. Blatt
(Bd V 182). ,Schelkraut- [gegen triefende Augen],
eichenes Laub- [gegen ,Agerstenaugen'], Kno[b]lach-
[gegen die Läuse am Vieh und als Haarmittel] Schäl-
würz-.' Arzneib. 1822. Vom Bienenhonig: ,Die Immen
ihres süsse S. von Blumen zsammen führen.' JCWeis-
senb. 1681; vgl.: ,Nun sollen wir in dise unsere zer-
brüchliche Geschirr [die sterblichen Körper] legen
das S. und süsse Honig der Fürsehung Gottes.'
JHotz 1673. — g) aus Früchten. .Zwinge das s.
uss der kürpsen und gybs im [dem an ,hytz der
lungen und. laberen' Leidenden] zuo trinken.' Zg
Arzneib. 1588. .Nimm [ua.] des S-s von aller wol-
geschmacksten, süssesten Öpflen', gegen pestilenzische
Fieber. JJNüsch. 1608. ,Nim von 3 frischen Lemonen
das S.,' für ein .Mandelmüessli.' Z Kochb. XVIU./XIX.
S. noch räw (Bd VL1866). In Zssen. Spitz-beri-
[s. Bd IV 1473] Z (Vogel). Buess-sprütz-beri-, Succ.
berberid. Z (Vogel); Syn. Erbselen-S. .Granatöpfel-,
räbschnitz- [ua. gegen Gefrorne].' Zg Arzneib. 1588.
.Thebaischer Mag- [opii Thebaici, Schlafmittel].'
JJNüsch. 1608. .Limonen- [ua. gegen den Grind der
Kinder].' JMuralt 1689. ,Brustbeerli- [s. Bd IV 1471].'
Arzneib. XVII./XVIII. .Weisser Ölmag-.' Z Mand.
1783. Bes. vom Saft der Trauben. ,[Der König] zeigt
den elephanten den s. von roten trauben und maul-
berinen, si zestreiten anzereizen.' 1529/31. 1597. 1860,
I. Makk.; ,das s.' 1548/89. 1638/1817; afu-a. LXX. ,Das
s., der lieblich wyn, by disem sol man frölich syn.'
JMurer 1559. ,Den S-e mit der Quell ich [Wirt]
künstlich tauft und mischet; durch welchen Diebes-
griff ich grosses Gelt erfischet.' R und CMey. 1650.
,[Es gab dies Jahr] viel und süsse Trauben, auss
welchen wir ein kostlich S. gemachet.' JMüll. 1665.
S. noch Most (Bd IV 541); Butten I (ebd. 1910). —
Y) spec. für Obstwein, gew. (z.U. von Most Bd IV
541) ohne Wasserzusatz Ap; G (nicht O.): Tu; Z.
S. mache". Es ist halt S., nid bloss A"g'machter [Most]
ThHw.; ZSth. De« S. breche"; s. Bd V 319. S. auch
rnschen (Bd VI 1474). En richtige'' Turgäuer S.
ONIgeli 1896. , Apfelmost von puren Äpfeln wird bei
uns nicht viel, ausgenommen in sehr' obstreichen
Jahren, gemacht; von Äpfeln bekommt man ungefähr
ein Dritteil weniger S. als von den Birnen.' Steinm.
1804. ,Ein besserer Most ist der sogenannte S., der
[neben Birnsaft] einen Dritteil oder die Hälfte Apfel-
saft, gewöhnlich vom Fraurotocherapfel, enthält mit
einem Zehnteile Wasser.' Th Gem. ,Dass auch im
mittlem Th [vor 1850] bei der Arbeit und im Hause
viel getrunken wurde, ist begreiflich, konnte man doch
das Obst, welches nicht roh gegessen oder gedörrt
wurde, nicht anders als zu ,Saff und Most verwen-
den.' Tu Beitr. ,Most und S. sind im Rössle in der
Langgass, Eimerweise billig zu haben.' G Wochenbl.
1835 (27. VIII). Vgl.: ,Er [der Kokosnussbaum] gibt
auch ... ein trank an statt des weins, sunst s. oder
raost [aus der Nuss], öl und zucker.' Tierb. 1563. —
8) eingedickter Fruchtsaft (Birnen-, Trauben-, Kir-
schensaft) AALeer.; Ap; BE., Gr., M., lt Zyro; Gl.
Syn. Hunig 2 (Bd II 1368); Latwäri (Bd III 1486).
Usse" tvil mu" 's [das Chirsmues] machd, g'hid-mu" en
Bitz Speck i" d's S , dass 's nid anheihi. Bärnd. (BGr.).
Vgl. Saft-Brüt (Bd V 1001). Über die Herstellung
.von gesottenem [Birnen-]S.' s. EKönig 1706,486. —
s) Säftli, abführender Syrup für Säuglinge, Syr. Rhei,
Syr. mannatus Aa; Ap; Bs; L; U; Z. Man glaubt oder
glaubte die neugebornen Kinder reinigen, den schäd-
lichen Mueter-Züg entfernen zu müssen. Vgl. Chinds-,
Manna-S. und JMuralt 1697, 243. Zorn Tokter gon
e" Säftli hole" ZSth. — b) aus tierischen Stoffen.
, Darnach sol man die [eine ausgenommene Gans, ge-
füllt mit Katzenfleisch, Schweinefett, Bohnen etc.]
braaten, aber nit essen: ein geschirr sol darunder
gestelt und darein das aussgetröuft s. [lat. liquor]
gesamlet werden. Die glider damit bestrichen, nimpt
alle gsüchte hinweg.' Vogelb. 1557. Dazu: ,Regen-
würmen-S. [gegen geschwollene Kniee].' Zg Arzneib.
1588. ,Krebs-S.'; s. Brüni (Bd V 651). — c) von
mineralischen Säften; s. Erde"-, Berg-S. , Es wird
kaum geschehen werden, dass sie [die Ärzte] sich ver-
bunden halten, keine Materialien von den Materialisten,
keine distillierten Wässer von den Brenneren, keine
Säfte von Meggen, kein Süesmandelöhl von den Kloster-
frauen zu erkaufen.' 1740, L (Reber 1898/9); über
das .Gesundbad' in LMeggen s. Leu Lex. XIII 12. —
3. Flüssigkeit in weitem S. ,[Die Märtyrer wurden]
in heissem Öl oder Blei zu Stucken versotten oder
365
Saft. soft. silt. soft, suft
ihnen Jise tödliche Säfter in die Leiber hineingegossen.'
JJUlr. 1718. ,[Das Brot wird] in dem Magen auf eine
allen Menschen unnachahmliche Art in ein milch-
weisses S., in den Aderen in ein purpurrotes Blut.
endlich in Beine [usw.] verwandlet.' JCNls. 1738.
Amhd. mf (-ffes), spätmhd. auch suft n.; vgl. Gr. WB.
VIII 1638, dazu Martin-Lienh. II 332.' .Saff' (woraus Säf
wie Ref aus Reff Bd VI 64+ mit Anm.; zur einstigen Ver-
breitung der Form vgl. Lila-S., ferner Ge-saft, saferen, saftig)
noch mehrfach im Zg Arzueib. 1538, auch wechselnd mit
,Saft.' Zum Autritt des t vgl. Huff (Bd II 1052). Das
Masc. erscheint zuerst im Tierb. 1563, wechselnd mit dem
Neutr. bei JJNüsch. 1608, ebenso im Zg Arzueib. 1588,
wo das W. mehrmals auch als Fem. gebraucht ist, zT. neben
dem Masc: , Druck den s. [aus Kräutern] wol uss und siitz
es [!] mit dem öl wachs torpenti so laug, byss die s. in
gesüden [!] ist.' ,FUr übel hören r[ecipe] gundwurz [usw.],
den s. darvon . . . von disen krüteren nime die s.' Das Masc.
in der heutigen Spr. sicher zT. unter schriftspr. Einfluss.
Zu lhY vgl. auch MHöfler 1899, 536.
August-: der zweite Safttrieb der Bäume. E König
1706,208; vgl. unter Saft lba. — Apotheker-: bei
den Apothekern käuflicher Heilsaft. ,Sie [Aloe vulg.]
hat bei uns kein solche Bitterigkeit, als im Orient,
da man den bekandten A. darauss bereitet.' EKönig
1706. — Epfel- bzw. Öpfel-: = Saft2af, aus Äpfeln
ApH, L, M.; B; Th; Z. ,üer Apfelsaft, den man bis-
weilen durch Sieden etwas eindickt, immer aber in
einem Fasse gähren lässt. Dieses Getränk ist sehr
geistreich.' TTobler. ,Der reine Apfelsaft kommt, wenn
er einige Jahre alt ist, an Geschmack und Geist dem
Wein nahe, übertrifft ihn oft.' Tu Gem. Thurgauer,
die Waadtländer-Wein zu trinken bekommen, meinen,
es sei en alte" Ö. ONageli 1896. — Erbsele"- B,
Erbseli- Z (Vogel): Succus berberid. S. auch Für-
Bluemen (Bd V 73, wo , Erbselensaft' zu lesen). Auch
als geringschätzige Bezeichnung für sehr sauren
Wein Z.
Erd- s. Saft 2 c. .Nutzen und Schaden der Bäu-
men, Studen, Kräuteren und Schwämmen und aller-
hand Erden, Erdesäfter, Sälzeren, Sand und Steinen.'
KNLang. Vgl. Berg-S. — Auch bei Gr. WB. III 779.
Viol(eB)- Veieli- AA(Apothekerspr.): aus Veilchen-
blumenblättern bereiteter Syrup. ,Viöll-S. zu machen
zu einen [!] Lot Bletli 2 Lot Wasser sütig doran
geschüt [usw.].' Z Kochb. XVIIL/XIX. S. noch Für-
Bluemen (Bd V 72), sowie Sp. 363. — Fenchel-: aus
Fenchel gewonnener Saft. Syn. F.- Wasser. ,Fänkels.
mit win gesotten und getrunken, ist guot den wasser-
süchtigen.' Zg Arzneib. 1588. ,Nimm Fenkels. [zu ei-
nem Augenwasser].' JJNüsch, 1608. ,Du solt dir nicht
fürchten, dass solche Salia volatilia denen Kindern
schädlich oder doch zu schärft7 seien, weil selbige nur
bei Tropfen oder im Krausenmünz- und Fenchels,
müssen eingenommen werden.' J Muralt 1689. —
Süess-holz-: wie nhd. verbreitet, doch nicht überall
volkstümlich; dafür Stimm-Harz (Bd II 1655), Beren-
Dreck: S. auch Brust-Ber (Bd IV 1471). — Sant-
Johanns Santihans-: Johannisbeerwein Bs (Seiler).
Syn. Johannis-berli-Wln. Bei HPant. 1578, 102 dafür
,StJohannstreubelnsaft.' - Chinds-Säftli: = Saft2ae.
Rochh. 1857, 282; vgl. dazu Mannh. 1858, 311 Anm. 2.
— Chirsi Chriesi-: Kirschlatwerge Bs (Seiler); Gl.
Syn. Ch.-Hunig, -Mues (Bd IV 492). ,Der eingedickte
Kirschens. befördert den Stuhlgang, aber nicht bei allen
Leuten.' TTobler 1844. — Chütte(ne)--: Quitten-
syrup. ,Man soll im [gegen .Bauchlaut'j auch roten
wein stechten und mit küttens. vermischen.' HPant.
1578. S. noch Brust-Ber (Bd IV 1471). - Lebens-.
,Gleichwie die Rebschoss . . . auss der Wurzel des
Weinstocks ohne Unterlass in sich saugen den nötigen
L., so saugt auch der Gläubige kraft der geistlichen
Vereinigung, in deren er mit Jesu stehet, auss sel-
bigem beständig in sich das edle geistliche L. des
Heil. Geistes.' JJUlr. 1733; wiederholt. — ,Leck-:
Latwerge, linetus, eclegma.' Reo. 1662.
LUa-Säftli, in B (Limit) -Säftli: = Violen-S. Aa,
, Linetus liliacus' B (Apotheker Lindt).
Säftli für -Saßi (Dim. zu Saf, welche Form, uuter Saß
für AaLeer. bezeugt, also auch für B anzusetzen ist) mit
einem von Saß bezogeneu f.
Brust- und Lunge"-: Liquor [Syrupus?] Hol-
land, opt, Z (Vogel). — Maie"-: Baumsaft im Mai;
vgl. August-S. ,Das edel Meiens.' S Meienlied 1669.
,Der fruchtbar Meiens.' ebd. — Manna-, in ZSth.
-Säftli: = Saft 2az Z. — Ner-: Nährsaft, a) der
Pflanzen. ,Das Miltau, Meeltau oder Honigtau ist
ein durch die Sonnen-Hitz und vorhergehende Regen
aufgelöstes, ausgekochtes und durch die äusserste
Röhrlein gewisser Pflanzen fliessendes N.' JCNäi;.
1738; daneben in gleichem S. ,Nahrung(s)-S.' — b) der
Tiere; s. Buggel II (Bd IV 1087). — Pariser B-:
Syrup. antiscorbut. Paris. Z (Vogel). — Hind-ber
Imperi- Vw (Rhiner), Hüntele"- ZSth., Hümi>ele"- Th
Hw., Ente"-ber- Ap: Himbeersyrup. Ich för mich war jetz
ebe" der A"sicht, das'-mer bis ane" met ü"sere" Tökter
ond Hebamme" ond met Gottes Hilf ond E. noch äde"
ebe" sed Jör ond Tag guet g'fare" sönd. ATobler 1909.
— Bire--: a) = Saft 2 a r, aus Birnen Ap; L; Th;Z;
je nach der Sorte unterschieden zB. als Wi"-bire"- (Th),
Längler- (Ap; Th), Teilers- (ZSth.) S. ,Ein zum Drit-
teile oder zur Hälfte bei langsamem Feuer eingekochter
Birnsaft, gesottener Most, mundet, einige Jahre alt,
wie südlicher Wein und wird wirklich nicht selten
zur Bereitung eines künstlichen Malaga verwendet.'
Th Gem. — b) Birnlatwerge, mit Zucker eingekochter
Saft aus (gekochten, in neuerer Zeit rohen) Birnen,
.welcher, wie das Chirs-Mues, auf dem Lande den
Honig vertritt und auf Butterschnitten oder geschälte
Kartoffeln gestrichen wird, auch zum Anstreichen der
Weggli usw. dient (mit Zucker)' B. ,Auch der zu Lat-
werge eingedickte Birnsaft ist zum Handelsartikel ge-
worden.' Th Gem. S. noch Öpfel-Bri (Bd V 1035). -r
Birche"-: Birkensaft, im Frühjahr aus den ange-
bohrten Stämmchen abgezogen oder auch (nach HMessi-
kommer 1909, 174) durch Sieden junger Birkenzweige
gewonnen ZO. .Birkensafts Tugend.' EKönig 1706
(Register; im Text dafür nur ,Birkenwasser, als eine
herrliche Arznei für das Griess, Lungen zu eröffnen,
Geblüt zu reinigen'). Vgl. Birchen- Ge-saft. Nach
Messikommer aaO. als Haarwasser verwendet (?). —
Berg-. .Welche sind BergsäfteV Qui sunt minerales
succi? Salz, Alaun, Schwefel [usw.].' Red. 1662. Vgl.
Saft 2 c. — Perl-. ,Dass die kleinsten Schuppen des
Sandfelchen, wie Wartmann [wo?] angab, nach Frank-
reich geschickt werden, um den P. für die Glasperlen
daraus zu bereiten, dem war nie so.' GLHartm. 1827.
— Pfiffe0-: = Tubak-S. GSa. — Rebe"-: wie nhd.
nur in gehobener Rede. O du edler R., wie stärkst
du mini Glider; und tro der Dreck am fußten ist,
do setzest du mich nitler ZI'uss. (Lied). ,[Die gottlosen
::i;7
Saft, seft. sift. soft, suft
Kricgsleute] sagen, die kirchen geb kein kraft, aber
das gute r.' GGotth. 1599. ,Für einen Gesunden ist
nichts besser noch gesünder als das edle R., wann
dasselbe bescheidenlich und an ordinarie Mittag- und
Nacht-Mahlzeiten gebraucht wird.' SHott. 1702; nach-
her immer ,Wein.' , Saufleisch sollst du nicht gemessen
ohne guten R.' GHeid. 1732 (Gedicht). S. noch Bläg
(BdV33). — Rät(er)ich-: Rettigsaft. .Etlich neni-
mend rein gepulvert pertrumwurzel mit rätichs. [um
das Gefieder des Habichts von Schaben oder Motten
zu säubern].' Vogelb. 1557. ,Damit aber die übrige
scharffzehe Säure resolviert werde, ist . . . gar gut . . .
Retichs, mit Zucker temperiert, so zwar nicht gar
annemmlich ist: darum kan man Retich verschneiden,
mit Zucker ansprengen, und den Saft darvon zum Ge-
brauch abschütten.' JMüralt 1689. ,Retrichs. [als Be-
standteil eines Kropfmittels].' Anf. XIX., BSi. Arzneib.
(HZahler 1898). — Für-stei"-: fingierter Name eines
Syrups, den zu kaufen man am 1. April Kinder in die
Apotheke schickt ZZoll. — Tubak-: die beim Tabak-
rauchen auf dem Grund der Pfeife sich ansammelnde
Flüssigkeit Aa; B; Tb; Z und wohl weiterhin. Als
Mittel gegen Blattläuse und den falschen Mehltau
verwendet. Hegge'dörn u'"' Tubaks. giH e" gueti Süsse";
wenn de witt i" Chuchischaft, chann-der o"ch chli"
mache". B Nachtspruch. — Zwätschge"-: Zwetsch-
genlatwerge Gl.
Ge-saft Ar-; ßs (Spreng); U, G'-saff G'säf Aa
Bez. Rh.; BsDiegten, Oberd.; LH.; SG.f — n., in Ai>;
BsDiegten; SG.f m., Dim. G'säftli Ap: 1. a)= Saftla.
Von Früchten: Die Bire" het vil G's. AABez. Rh.;
BsL. Von Fleisch. ,Alt geisfleisch ist eins bösen,
argen, ressen, stinkenden ges-s.' Tierb. 1563. ,[Fuchs-
fleisch] ist hitzig, schlymerig, harter töuwung, eins
bösen und argen ges-s.' ebd.; ,eine böse und arge
Feuchtigkeit.' Frankfurt 1669. ,[Der meerschersaek]
hat ein zart, gesund, murb fleisch, eines guoten ges-s.'
Fischb. 1563: ebenso Frankfurt 1598. ,[Die laichen-
den Sahnen] sindt nicht mehr so lieblich und eines
argen Ges-s.' JLCys. 1661 (nach Tierb. 1563, wo ,safts').
— b) = Saft 1 b. In Pflanzen : Iez si" d' WVde" im G's.
BsDiegten, Oberd. Im menschlichen Körper: ,Sein [des
Sägefisches] fleisch sol ein guot ges. und geblüet ge-
bären.' Fischb. 1563. — 2. = Saft 2 a. .Gatbanum vel
galbanus, xa^P«'")i ein ges. in der arznei.' Gesn. 1542.
,Herculeum, von welchem der gs. in apotecken opo-
panax genennt wirf Fris. ,[Würmer beim Hunde]
sollend mit ges. von pfersichlaub vertriben werden.'
Tierb. 1563. ,Ein Gseft für den Huosten ...' um 1650,
ZG reif. Arzneib. Spec. a) Obstmost, auch reiner Obst-
wein, ohne Beimengung von Wasser Ap (TTobler). —
b) Zuckersaft, ebd.; s. Hindber-G's. — c) Dim., bes.
der abführende Lecksaft der Kinder ApI., K, M. (TTob-
ler). — 3. a) ,das Leiden an einer fliessenden Krankheit,
auch an starkem Monatsfluss' U(DrMüller). Vgl. sie-
den lb 5 (Sp. 311). — b) das unordentliche Umgehen
mit einer Flüssigkeit, ebd. Die dadurch entstehende
Verunreinigung, Geschmier: Uf dem Tisch isch es G's.
LH. - Vgl. Gr. WB. IV 1, 3782, dazu Martin-Lienli. II
332. 3 ist Abstraktbildung zu m/len.
E p f e 1 Öpfil- : = Epfel-Saft (Sp. 365) ApK. (TTobler).
Birche" „Buche"-: Birkensaft Ap." ,Der Birken-
saft (Bilchag'saft) ist ein mildes Getränke und wird
von auszehrenden Leuten getrunken.' TTobler 1844.
Weitres bei TTobler 52 b.
Hind-ber Hnnte"-ber- : Himbcersyrup ApI., K., M.
(TTobler).
un-g"-saft: derb, wüst GRPr., .abgeschmackt'
GrA. Es Wib wieenu-s Mannsbild GrA. Der chan"
nid a7iderist a's u. tue" GRPr.
G'suft entw. alte Adjektivbildung zu Saß (vgl. dazu Gr.
WB. IV 1, 1611/2), oder aber Ptc. von mhd. »<■/->„ i >. -.,,/,„
(s. die Anm. zum Folg.); „„- verstärkend (Bd I 297/8). Vgl.
>mßig 2.
safte0, in BGr. auch saffe" — 3. Sg. Prses. und
Ptc. -et: 1. Saft enthalten und von sich geben, so von
einer teiggen Birne B; L; UwE., „einen Saft von sich
lassen, schmierig sein." RA. Es hed-em recht i" de"
Mülegge" g' saftet, er schmunzelte vor Vergnügen L.
Ausfliessen, bei einer Hautkrankheit U. Es saffet
(safted) im Sumpf [beim Auftreten] BGr. (Bärnd. 1908).
Durchsickern, herausschweissen L; Syn. seiferen (Sp.
343). — 2. mit pers. Subj. a) aus Kirschen, Him-
beeren usw. Saft (i. S. von 2 a 8) bereiten GlK. —
b) „die Rinde eines Baumes schälen, wenn sie noch
im Saft ist." — c) unordentlich mit einer saftigen
Frucht, Substanz umgehn, sich damit beschmutzen
Ndw; U. Das ühind safted mit der Bire". „Mit den
Füssen in einer weichen, klebrigen Masse umher-
treten." — (1) mühsam arbeiten, körperlich wie geistig
UwE., eine Arbeit oder Last nicht oder fast nicht zu
bewältigen vermögen ScawBib. Er hat lang dran
ume" g'saftet, bis-er's fertig 'brächt hat UwE.
Mhd. ,../,/, (saßen), intr. saftig sein oder werden, tr.
(auch seffen?) mit Saft versehn, saftig machen. Vgl. auch
Gr. WB.' VIII 1634/5 (,saffen'). 1641 (.saften'), ferner mfzaen.
ab-: prügeln BInt. — a"-: mit Saft versehn. ,Jetz
[am 3. Tag der Weltschöpfung] vorwitzig herfür gaffet
von der Erden Grass und Kraut, und wardt Alles an-
gesaftet, grüen bekleidt mit zarter Haut.' JCWeissenb.
1678. — üs-. Nur im Ptc. üsg'saftet, ausgemergelt.
.Darum spielst du so zeisigwohlauf die Geige, alter
ausgesafteter Kuppler!' MLienert.
safere": „Saft durch Quetschen von sich geben
Schw; Zg." Heraussickern, von Flüssigkeiten aus
einem nicht völlig schliessenden Behälter, zB. aus
einem Fasse, Petroleum aus der Lampe ScHwBib.;
dafür jetzt häufiger säuferen (s. seiferen Sp. 343). —
Weist ebf. auf Sa/1 aus Soff (s. die Anm. zu Saß) zurück.
Saftete" f.: mühsame Arbeit UwE. — lasaßenSd.
Ge-safti m. s. Xaver.
saftig Aa; Ap; Bs; B; Gl; GRPr.; L; G; Tu; Z, g"-
saftigAAFri.; Bs (auch lt Spreng); GRPr.: L; S; ZSth.
(selten), g'säfig BsL. (in Allschw. -«-); LH.; S (sel-
tener), g'seftig BsStdt (neben -a-; s. unter 2): saftig.
.Succosus, s., voll saft; insuccare, befüchten, s. ma-
chen, netzen, in saft stossen.' Fris.; Mal. 1. a) entspr.
Saftla. Von Früchten, Fleisch usw. D' Bire" sind
(g'Js. (g'säfig BsL.); e" (g'Js-i Bir(e") So s. wie-n-e"
Anke"bire" g'seht noch [trotz seines Alters] das Tüsigs
Wibli üs. JCOtt 1864. E" (g')s. Stuck Fleisch. Übertr.
von feuchtglänzenden Augen (vgl. mhd. diu ougen
saften. Mhd. WB. II 2, 13): ,Dann wusste es [Stüdi]
mir mit seinen s-en blauen Augen so anzüglich un-
tere" zu guggen, dass es mir den ganzen Tag wohl
tat und mir den Schlaf nahm.' Gotth. — b) entspr.
Saft 1 b. Von Pflanzen. D' WVde" si" scho" g'säfig,
im Saft BsL. ,Wenn sein [des Feigenbaums] zweig
ietz ges. wirt.' 1529/30, Mattb.; .saftig.' 1531/97. 1817,
,zart.' 1638/1772; &naX4;. .Succosior über [Bast]
369
Saft — snft. Safz-snfz
370
arboris, vil s-er.' Fris. Im Bilde: .Da [im Jenseits]
wirstu als ein Schoss am Kebstock Christo voller
Augen sein, als ein Feigenbaum im Paradeiss Gottes
voller Bollen, Alles in dir s. und truckend werden.'
FWvss 1073. Vom menschlichen Körper. Es s-s
[geschlechtsreifes] Meüli LE. — c) zu Ge-saft 3 b,
schmierig LH. Der Tisch isch g'säfig. Du isch-es s.,
auf einer vom Regen aufgeweichten, kotigen Strasse
Th. — 2. übertr., kräftig, stark; oft subst. a) im
körperlichen S., von Personen und Sachen. Da3 ist
noch en S-er (auch etwa e" S-i), ein starker, korpu-
lenter Mann (Frau) ZSth. Er [ein Baum beim Fäl-
len] g'heit noeh nid um, er hat noch-n-en s-i Bode"-
würze", ebd. Dem han-ic'1 e" s-i Schneballe" a" d'
Chnoden ane" g'icorffe". ebd. E" s-i Ladi"g, ein tüch-
tiges Fuder, ebd. — b) von Zuständen, Handlungen.
E(n) s-er Busch LG.; ZSth. Bes. von Schlägen Aa;
Ap; Bs; Gl; L; G; Th ; Z. E- s-i Orfige" (Örsingele"
Gl). aaOO. E" g's-er (auch gseftige') Watsch BsStdt.
Dem han-ich e" Orfige" g'längt, so g's., dass-em d' Öre"
gwüss iez noch surre" AAZein. De' Träijer - Micheli
hat gester e" par s-i Flärren übercho" i" der Schuel
ZSth. Ei"'m e" S-i (G'säßgi BsL.), e(s) S-s ge" (länge",
hau"e") De'' het e" G'seftigi biko"! Dem han'-i''' e" bar
G'seftigi g'steckt! BsStdt. Ich han-em e" S-e" üfg'messe"
(abg' streckt) LTriengen. Adv. 's mues'-ene" g' falle" ha" :
's späuzt Alles i" d' Hand, und dann chlöpfe"d-s'
[klatschen sie Beifall] s. drüf lös. ÜNägeli 1898. G's.
mues' 's g'gange" si", im Kriege. Vaterland 1877 (L).
— c) spec. von Äusserungen in Wort und Schrift.
E" g'saftegi Hisiori, eine spassige, wunderliche, auch
gehaltvolle Geschichte GRPr. (Ulrich). Ätti, was hest
Lustigs? ... ,Wünderlet-dich chlei":1' Ei, pitti. säg 's!
gwüsser a's nid gi''d 's e" g's-i Historri; ich g'höre" Derre"
so gere". MKuoni 1S86/7. Derb, ,gesalzen, gepfeffert'
(auch CrPt.). E" s-er Lug, auch pers. gewendet: Du
bist e" S-er, zu Einem, der etwas recht Unwahrschein-
liches behauptet LTriengen. E" s-i Rechni"g Aa; Gl;
Z. De" Schuellerer hat dem Fritz alltceg en s-e" Brief
mit hä"> g'ge" ZSth. E" g'säfigi Bredig BsL. ,Wie sehr
auch der Fried ziehen mochte vorn und das Bäbi
stossen hinten und den ganzen Tag eins dem andern
hüoh! zurief und manchmal noch ein s-er Wörtlein
gab nach Fuhnuannsbrauch . . .' Breitenst. 1860. Von
schmutzigen Reden, Zoten. Das ist e(n) S-er Aa; Bs;
L; Th; Z. E(n) S-e" (v)erzelle". Das isch e" weni(g)
z' g's. g'si" Bs. Das ist wol [= zu] g's. g'redt Bs (Spreng).
— 3. bim Saftig! Schwur. JSenn (ZO.).
Mild, saffec (seffec), sußic in Bed. la und b; vgl. Gr.
WB. IV 1, 37S2 (,gesaftig'). VIII 1642 (.saftig'); dazu Martin-
Lienh. II 332. G'saßg geht von Saf (s. die Aom. zu Saft)
aus und ist ein weitrer Beweis für die einstige giössere
Verbreitung dieser Form. 3 euphem. für Sakerment; vgl.
Safer (Sp. 331).
säftle": sich mit Saft (in Bed. 2 a r) gütlich
tun Th.
b(e)-sauft: niedergeschlagen, gedrückt; auch von
körperlicher Mattigkeit. ,Ich förcht allein meinen
herren den künig, der euch euwer speiss und trank
bestimpt hat, das er uit villeicht etwan euwere ange-
sicht besichtige, das sy bsoufter sygind weder andrer
knaben, die euwers alters sind.' 1529/31, Dan. I 10;
in den spätem Ausgaben mit andrer Übors.; jämmer-
licher.' Luther; ta itpigoMta 6u.ffiv axuS-piond. LXX. ,lre
mägdt werdend hin getüeret, besauft, und seui'tzend in
Schweiz. Idiotikon VII.
iren herzen wie die tauben.' 1529/31, N'ahi m [18; in
den spätem Ausgaben wie bei den LXX keine Ent-
sprechung. ,Si kement von einer Schlacht, so bluotig
und bsouft [.bsoufen.1 spätere Abschr.], gestochen und
gschlagen; eilender lüt sach ich nie all min tagen.'
Salat. ,UThoma, der weibel, bezüget, wie uff ein zyt
der Greten gänslin das dorff uff kement, und das letst
were also bsouft und möcht nitt nachher kon und
stürbe.' 15-14, L Hexenproz. ,Sömliche meinung gefiel
dem meerteil [der Zürcher vor der Schlacht bei Kappel |
wol, doch warend sy meerteils trurig und besouft.'
HBull. 1572.
Gewiss nichts Andres als das Ptc. zu mhd. besoufen, ein-
tauchen, versenken (vgl. bc-säuffen Sp. 340). Zur Übertr.
vgl. etwa die nhd. RA. vom begossenen Pudel.
sifte": sieben ZKn. (Dan.). — Die hd. Form des
urspr. ml. sichten; vgl. Gr. WB. X 1. 744/5.
Soft: Bett, Lager Gr Kesslerspr. (JJörger 1905).
S. das Syn. Sanft.
stifte": seufzen. ,Ich siufte ser und minnenkliche,
und wandelt sich min sta'tiu var, swenn ich si sich
so wunnen riche und si min nimt so kleinen war.'
Hadl. — er-: erseufzen. ,Des ersiufte ich also dicke
nach dir minnenkliche.' ebd. — Ältere Form für tüfz(g)m
(s. d.); vgl. Gr. WB. X, 1, 700.
Safz(g) — sufz(g).
safzge" „L", säfzge" ScHwBib., E.: Saft, übh.
eine (dicke) Flüssigkeit (auf hörbare Weise) austreten
lassen. „Der Apfel safzget durch den Sack, der Saft
des Apfels dringt durch denselben. Die Schuhe safz-
gen, Kot und Wasser iiiessen aus und ein. Es ist so
schmutzig auf der Strasse, dass es safzget, d. i. dass
man im Zutreten einen platschenden Ton hört L."
Geifer, Speichel von sich lassen, wie die Kühe etwa
tun SohwE., auch vom Menschen beim Kauen ScHwBib.
Mhd. 'saffezen ('saffezen), Iotens. zu saff'en; vgl. saferen
Sp. 368. Bair. saffezen (Schm. 2 II 229), eis. säfzen (Martin-
Lienh. II 332); vgl. auch süfzgen 3.
sefzg: von Kühen, die sehr leicht zu melken sind
GRNuf.; Gegs. zai [zähe]. Diese Kuh ist s., en s-i.
Die Bed. weist auf Zslumg mit mhd. senfte, leicht, au-
genehm (s. sanft). Auch der Vokal wurde sich ohue Weitrcs
dazu fügen, aber die aus!. Konsonanz ist unklar. Darf eiue
lautl. Kutwicklung von 'sefty (= mhd. setiftec) > sefzg an-
genommen werden?
Sufz(g) Süfz B; SchSL (Sulger), Söfzg GRNuf.,
Sefzg GRÜbS. — m.: Seufzer. Ist Das widerum en S.!
GRNuf. En S. ablö" (ScHSt.), la' gä" (B), einen Seufzer
ausstossen.
Jüngere Neubildung vom Vb aus; vgl. Grochs (Bd II
702), Beist, Bist (Bd IV 1793/4) uam. Zu den Gr Formen
s. die Aüni. zu süfzgen.
Vr-sifz: = dem Vor. PA1. (Giord.).
Süfz(g)e(n), ,Sünfz(g)e(n)' — in.: a) (hörbarer)
Atemzug, bes. eines Sterbenden. ,Biss an letsten
seufzen oder an letsten zug, usque ad extremum spiri-
tum.' Fris.; Mal. ,Er ist schon allerdingen todt, kein
Seufzgen er mehr von ihm lodt.' GGotth. 1619. —
b) wie nhd. Seufzer; in der theologischen Spr. auch
für ein kurzes Gebet. ,Der sünfze, suspirium, sus-
piratus: der (ein) seufzen, suspiratio, suspirium, ge-
371
Safz, setz, sifz, sofz, snfz
mit us ' Fris.; Mal. .Gemitus, ein Seufzen ; suspirium,
ein Seufzen, kurzer Atem.' Denzl. 1716 (,das Seufzen,
Seufzer.' 1666). ,Und ist vor sinem [Gottes] an-
gsicht ein jeder süfzen und trähen ein gnuogsam und
kreftig gebätt.' Güalth. 1559; anderwärts ,sünfzen.'
,Nereides, meerfröwle ... so sy sterben wollend, nach
menschlicher art, so sollend grausame seufzen, achzgen
und heulen von inen gehört werden.' Fischb. 1563;
.gannitum tristem.' ,[Tobias:] Also band ihr mein Klag
verstanden, wo meine Seufzgen kommen her.' GGotth.
1619; vorher: .gar manchen tieften Seufzger schwer.'
,Die Süfzen der Stillen im Land hast angenommen,
dem Land zu verschonen.' Z Lit. 1644 (Dankgebet für
Abwendung eines Krieges). .Allein aus nüchteren
Herzen fahren angenäme Seufzen gegen Gott iu den
Himmel.' JRHopmstr 1645. ,Ein eingründiger Seufzen
und gläubiges Gebätt.' Gwerb 1646. ,Die Seufzen der
Bedrängten.' FWyss 1653. ,Gott erhöret die Seufzen
der Israeliten.' 1667, II. Mos. ,Das Gespenst Hesse
sich . . . mit unbekannten traurigen Seufzen hören.'
LLav. 1670. .Einen s. hin' uä. ,0 Karly, wie vyl
sünfzen wirstu lassen und trehen uss den ougen ...'
Morgant 1530. ,Wie er sölichs geredt, hat er einen
sünfzen glassen, sam er sich wenig guotz verseche.'
Vad. S. auch Bd III 1395 o. .Erhöre, o Gott und
Vatter, die Seufzen, welche wir ... vor dir ausschütten!'
JMüller 1665. ,0 wie werden desshalb so viel tau-
send Seelen ihre andächtigen Seufzen ... ausgiessen!'
FWvss 1672. .Ausstossen die bitterste Klagten und
Seufzen.' JJUlr. 1718. .Einem einen S. üspressen.'
,Kan dir Das [die Verstellung der Menschen] aus-
pressen den Seufzen Davids am Psalm 12 : hilft', Herr . . .'
JMüller 1605. ,Wie unzahlbare Seufzen und Gebätter
[ihm, HchBullinger, die Angelegenheiten auswärtiger
Kirchen] aussgepresset.' Mise. T. 1722. Oft .ein grös-
ser, tiefer, schwerer S.' .Daruf [als der thurg. Land-
vogt Amberg die Zürcher im Hinblick auf den Ittinger-
handel Diebe nannte] Hesse herr Caspar Göldli ein
grossen süfzen und redte: das müesse Gott erbarmen ...'
1524, Strickl. .Anthea Hess gros sünfzen ab Reng-
nolden hinscheiden, aber er Hess nach vyl grösser.'
Morgant 1530. .[Ruolland] luoget damit an sinn sytten
und hat sin schwert nüt, darumm er ein grossen
sünfzen Hess.' Haimonsk. 1531 ; noch mehrfach. .Zwing-
Hus hat ... die predicanten . . zuo hochem fliss und
ernst ermanet . . . also das vil der predicanten nit on
tiefe sünfzen [von der Synode] abgeschaiden sind.'
Kessl. ,Ein(en) grossen (tiefen) seufzen lassen (nem-
men), einen seufzen tieft' unden reichen (oder nemmen),
eingründigklieh seufzen, ducere gemitus irno de pec-
tore, alto de corde gemitus petere [usw.].' Fris.; Mal.
,Im Rynthal ... hat einist Hr Walser den Passion in
3 Stunden aussglegt; da die erst Stund aben, stat der
Fürnemsten Einer uff und meint, es werd us syn; als
es aber nach nienen am End war, sitzt er wider nider
und lasst einen schwären Süfzen: lThä!' Schimpfr. 1651.
Mhd. ritt/» sw. m.; vgl. auch Gr. \VB. X 1, 700/1. Zur
Bildung vgl. Rüu> II (Bd VI 1877/80). Die Schreibung
.süufze(n)' erklärt sich wie .funst' für .fftst' (Bd I 1124
Anm.). .künsch" uä. Die alte Form des Nom. Sg. erscheint
nur noch bei Fris.; Mal. uebeu ,-eu', die weuigeu sonstigen
Belege zeigen ausschliesslich ,-en'; eiu Gen. auf ,-ens' bei
JMüller 1673 (.Die Betrachtung des eingründigen Seufzens,
den wir ... in den Himmel schicken sollen'). Über Be-
rührungen mit dem subst. Inf. des Ybs s. d. Vgl. auch
S„/:,r. - In Namen. .Zum Seufz(g)eu' (ma. zum Sifzytr).
ehemalige Herrentrinkstube in Basel: nach Ochsens Vermu-
tung und einem unkontrollierbaren Exzerpt Dänikers schou
um die Mitte des XIII. .Zum Siftzen, die man nennt die
Nidere Stuben.' 1413, Bs Ratserk. , Da luotteud min herreu
von Basel die unsreu | Zürcher] mit inen zuo nachtesseu
zum Stiffzen uff der heren stuben.' 1503, Edlib. ,652 Pfd
verschenkt, verritten, vertaget, Lohnross und zum Seufzen
verzehrt, als man den Bund erneuert.' 1507, Ochs. ,Zum
Seufzgen.' Bs Chr. 1779. Näheres s. Ochs I 329. II 104/5.
VI 180; BsStadtb. 1890, 149/51; Bs Ohr. IV 78 Anm. 1.
Auch in Zürich gab es im XV. eine Trinkstube .zum S-en':
,Daz NN. mit einandern uff der gesellen Stuben, genant zum
Sünftzen, in stöss komen syent.' 1457, ZRB. Nach Marmor,
Topngr. von Konstanz 311 hiess auch in Lindau das Innungs-
haus der Geschlechter ,zum Siufzen.' Woher die Benennung V
Zss.: .Die Süfztmatta' (Just. 50), .Sünfzmatten' (Äg.Tschndi
Chr. I 287), .Sunftmatf (JCYVeissenb. 1702, 106), .Seufzer-
oder Sünfz-Matt' (Leu, Lex. XII 109), Matte an der Rhone
WLeuk, wo 1318 eine blutige Schlacht stattfand (heute .Sust-
matteu'); vgl. die .Seufzer-Matte' bei ZGreif. (Bd V 222 Anm.).
Bueler-. ,Ein buolerseufzen lassen, mit seufzen
anzeigen, dass einer ein buoler ist, calorem arcanum
suspirare.' Fris.; Mal. — Ruck-: Stosseufzer. ,kn
seinem letsten Ruckseufzen [letzter Seufzer eines Ster-
benden].' 1609, Bs Statut.
süfz(g)ensw/>e" (bzw. -%-) SchScIiI. (SPletscher);
WMü., süße" GRVal. (nach neuerer Angabe süfsge"),
süfzge" (bzw. -«-) Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr (auch Nuf.);
L; G; Schw; S; Tb; Uw; ü; Z, söfzge» GRHint, Nuf.,
sefzge" GrNuL, ObS., 3. Sg. Prae*. und Ptc. -et: 1. vom
Menschen, a) vom unwillkürlichen schlürfenden Ein-
ziehn der Luft, so beim Eintritt in kaltes Wasser Th.
— b) wie nhd. seufzen. aaOO. 's Meieli het-eue" trürig
nöche"g'luegt und derzite g'süfzget. FOschw. 1905. Es
süfzget Eis, wie wenn 's von-ere" Gräbt hei"'chäm.
JReinii. 1905. 0 heie". so seit-si und süfzget und
chunnt 's Wasser schier in d' Augen über. Breitenst.
1861. .Was sufzist lang? ietz für dich gang!' Nachbar
zum verlornen Sohn, der sich schämt, wieder vor
seinen Vater zu treten. GBinder 1535. .Seufzen, als
von kumber, gemere, suspirare, ducere suspiria, in-
gemiscere.' Fris.; Mal. Bei schwerer Arbeit, unter
einer Last. Tue" auch nid eso beiste" und s. wege"
dem Bitzeli! zu Einem, der sich bei einer leichten
Arbeit anstellt, als ob er sich übertun müsste Aa.
.Ein überträffenliche lestige bürde, under dero er
sünfzet.' HBüll. 1544. ,[Die Seufzer der von grossen
Schmerzen geplagten Kranken sind] nit ein ungedult,
es ist inen als wenig nachteilig an irem heil, als einem
holzsehyter, der da süfzet, wenn er ein streich mit
der achs tuot, oder sunst einem, der under einem
schwären last süfzet.' LLav. 1577. Bildl.: .Wir hebend
denn söliche schick an ... und truckend und tringend
die gschrift, dass sy sünfzen möchte.' Zwingli. Von
Gebetsseufzern. .Ich kann nicht mehr beten, ich kann
nur seufzgen, sagt der Kranke, der aus Leibesschwach-
heit oder wegen Schmerzen nicht aus einem Andachts-
buch lesen oder ein auswendig gelerntes Gebet her-
sagen kann und dann nur in Gedanken fleht, wie es
ihm sein Herz eingibt' Z (Fäsi). Und icenn-ich [die
von Sorgen gequälte Mutter] bette" will, sä chan"-
i'h 's nüd: i'h mues' uw süfzge", jömere", es druckt-mich
uf dem Herz. Stütz, Gem. Mit nähern Bestimmungen.
.Tief s.' S; Z und sonst. Bleich inch-es worde" wie-ne"
Tod, es süfzget teuf, und d' Hand het 'zitteret. JReinh.
1904. 0 jö, seit-si drüf und het hellüf g'süfzget .. .
BWvss 1863. Er [am Grabe seiner Frau] süfzget les:
Safz, setz, sifz, sofz, snfz
Du liebe- Gott! o hol mi'h doch g'ad au'1'! Dekl. (ApJ.).
,Auss grund des herzens seufzgen, ducere suspiria ab
imo pectore.' Fris.; Mal. ,Um Etw. s.': .Solisten seye
ihnen [den Rapperswilern] nüt umb kriegen, sonder
süfzind umb Erhaltung des lieben Fridens.' 1682,
Brief von Amtmann Waser zu Rüti. , Wider Jmd s.'
.Seufzend nit wider einander, lieben brüeder, auff das
ir nit verdampt werdind.' 1530, Jac.; u.7] oxeva^Te xax'
äXWjXtuv. ,Wir sollend auch nit nun wider unsere
brüeder nit süfzen, sunder auch wider unsers glau-
bens fyend nit.' LLav. 1577. Verbunden oder wech-
selnd mit Ausdrücken der selben Bed.-Sphäre. S. und
griiie" BsL. (Dekl.). 's het g'süfzget und 'briegget L.
Die beide" Franc" hand bitterlich g'süfzct und g'weferet.
SPletscher 1903. Das isch es trürigs z' Nachtesse" uf
''ein Hubel hinecht; mi" g'hört Nüt weder nie u"d minger
versteckts Schnupfen u"<i Süfzge". Loosli 1910. ,In
dem so vacht N. an weinen, schnupften und sünfzen.'
Ansh. ,[ Jesus zur trauernden Schwester des Lazarus:]
Was sünfzest, trurst und weinst so vast?' Fdnk. 1552.
.[Kranke] die da süfzend, achzgend und von grossem
schmerzen und weetagen grochsend.' LLav. 1577. ,Die
Stoici habend vermeint, ein dapfer mann solle ... nit
sünfzen, weinen, achzgen.' ebd. 1582. ,Es milteret einem
den schmerzen, wenn er seufzet und schreyet.' ebd. —
2. von Vögeln, bes. Tauben. .Die turteltaub wirt also
von irer stimm här genennt; dann sy seufzget vil mer
in irem gsang als vast auch andere tauben.' Vogelb.
1557; .süfzet.' 1581; .seufzet.' Frankf. 1600. .Vordem
flug wigt der vogel [die Wasserkrähe] sich selber stäts
wie der eissvogel und seufzget auch in seinem flug.'
ebd. Vgl.: ,Ein kranker Ezechias [kann] mit seinem
Mund wie eine Daub seufzen.' JJUlr. 1718; dazu Sp.
369/70. — 3. von Flüssigkeiten, unter dem Tritt oder
Druck hörbar herausdringen GSa. Be ü"s nide" [im
Sarganserland] isch ['s] sus äffe" nass g'nueg ... und
sä lang 's e"kei" Rl"-Korrägziö" gi'i, süfzget 's Ü"serci"'m
nach lang bis über d' Schnell, üs. Prophet 1855. S. vor
Schmützigi. von einer Blutwurst; s. Bülzen (Bd IV
1228).— Süfzen n. ,Mits.'; von ,Süfzge(n)' m. (Sp.
370) nicht immer sicher zu unterscheiden. ,[Der Sub-
prior, Schaffner . . .] kusten si [Jetzers Wunden] mit
grossem verwundren und mit andächtigem sünfzen.'
Ansh. .Testari dolores gemitu, seinen kumber und
trauren erzeigen mit seufzen.' Fris.; Mal. , Er sprach
... mit herzlichem seufzen ..." Wurstisen 1580.
Mhd. siufzen neben (älter m) stuften (s. süßen Sp. 370);
vgl. Gr. WB. X 1, 701/4. 707 (,seunfzen'), dazu Schm. 2 II
231; Martin-Lienh. II 333, zur Etym. auch süfenen (Sp. 360)
und .seuften' (Gr. WB. X 1, 700). Über die alte und häufige
Schreibung ,sünfz(g)en' s. die Anni. zu Süfzge(n) m. Unklar
sind die Gr Formen mit S- -e- (st. -ü- bzw. -*-). Die An-
nahme einer Grundf. «in/- (vgl. dazu h* Bd III 1422, Tnfd
bei Vetsch 1910, 78) löst die Schwierigkeit nicht, da für
die betr. MAA. auch in diesem Fall -ü- (-1-) zu erwarten
wäre wie zB. in ßtf (fif) aus fünf. Auffällig ist auch das
Auftreten der e-Form (allerdings neben -o-) in dem sonst
nicht entrundenden Nuf. Auf das einmal Morgant 1530, 307
geschriebene , seufzen' (neben , sünfzen', .sünfzer') ist jeden-
falls kein Gewicht zu legen. Zu «üfzyen für süfzen vgl.
befz(g)en (Bd IV 1050) und zahlreiche w'eitre Parallelen bei
Schall Wörtern; ihren Ausgang haben diese Doppelformen ge-
nommen von Fällen wie schmatzgen neben schmatzen <^»mackezen,
wo sich -zg- durch Metathese aus -kz- entwickelt hat. Bed. 3
auch ausserschweiz. ; vgl. Gr. WB. X 1, 704; Martin-Lienh.
II 332 (sifzen); zur Bed. vgl. safzgen (Sp. 370), logge».
er-: (auf)seufzen. ,[Als Albanus die Veronica
fragte] wo er Jhesum den arzat sölte finden, und was
mannes er were, do ersüfzet sy sere und sprach . . .'
XV., Ev. Nicodemi. ,Es hat doch der heilig prophet
verkündt: sobald du ersünfzest über din sünd, so will
Gott ir niemer gedenken.' NMan. ,Darumb erseufze,
o menschensun, das dir die lenden krachend, und er-
seufz bitterlich vor inen. Und so sy sagen werdend:
warumb erseufzest du? so sprich . . .' 1530, Ezech.
,Zuo dem allem bringt semliche unmaass und pracht
der kleideren allerlei Unwillens by den armen, welche
oft in iren herzen ersüfzend ... wenn sy dich sähend
einen solchen Unkosten ... anwenden.' Gualth. 1559.
, Erseufzen, meerere, con-, ingeraere.' Fris.: Mal.; s.
noch braschlen (Bd V 819) und die Anm. ,So sind
nun ir auch dultig ... ersüfzend nit wider einandern.'
LLav. 1577; s. auch Bd VI 473. ,Daruf der alt mann
ersüfzet und gesprochen : warum bin ich nit ouch mit
inen [den ermordeten Christen] in minem alter hin-
gerichtet worden?' JJRCeger 1606. Mit refl. Dat.:
.David erzellet hin und har in Psalmen sin arbeit-
säligkeit und eilend, wie er im selber ersüfzet und
geweinet habe.' LLav. 1577. — Er-süfzung f.: Seuf-
zer. .Was sind diss träher und weinen? worzuo dienent
diss ersünfzungen?' 1518, Z (Übers, einer lat. Leichen-
rede).
Mhd. erriufzen; ersiufzunge. Bei Fris.; Mal. auch ,er-
süfzigen' (,Solum ingemuit, die erd hat erseufziget; taurus
ingemit aratro depresso, der stier erseufziget von arbeit und
vom schwären joch'), doch wohl nur eine falsche Verschrift-
sprachlichung von gespr. er-süfzyen, das als Abi. auf ,-igen'
aufgefasst wurde; doch vgl. Gr. WB. X 1, 706/7.
herz-. Nur im Ptc. , herzseufzend': ,Was dann
den Wunsch antrifft, welchen die Kirch Gottes allhie
tut, da ist derselbe herzseufzend mit einem zweifachen
Ach: Ach, ach, spricht sie.' FWvss 1672. — Auch bei
Gr. WB. IV 2. 1261.
sei-: tief aufseufzen. .Derlei [wovor Eheleute sich
zu hüten haben] sind:...zuo allen tanzen louffen...
wenig by huss und heim blyben, nienan lenger wyl
haben dann daheim, daheim murren, kyflen und seel-
sünfzen.' HBull. 1540. Von Geistern; s. rüspelen b
(Bd VI 1495).
Süfzer BHa. (JvWeissenfluh), Süfzger Aa; Bs
(auch bei Spreng); B; G; Schw; S; Th; Z, Siifsger
GRVal. — m. : 1. als Nomen ag., wer oft und viel
seufzt Bs. — 2. als Nomen act., wie nhd. aaOO. E(n)
S. (abßä". Si händ schwäri Süfzger g'lö" ZPfungen.
,Do Meridianna Ruollanden gsach, do Hess sy ein
grossen sünfzer.' Morgant 1530. S. noch Süfzgen (Sp.
371). Von kurzen Gebeten. ,Mit einem dankbaren
Süfzer für Gottes Schuz [nach überstandener Gefahr].'
JvWeissenfluh 1850/1. ,Nachmitag [soll ein Schüler
beten] den Glauben und ein anderer die kurzen
Seufzer: Unsere Hülf stehet [im Namen des Herrn usw.;
s. Psalm 124].' 1737, ApHeid. Schulordn. (MRohner
1867).
Vgl. Gr. WB. X I, 704. Das W. hat in Bed. 2 das ältere
Süfz(g)e" m. in der MA. völlig verdrängt. Über sein Vor-
kommen in Namen s. die Anm. Sp. 371/2.
Süfz(e)ri°g m.: Seufzer. Er [der von Familien-
sorgen geplagte Hausvater] lät e" schwäre" S. ab. Gl
Nachr. 1901.
Eine (il eigentümliche Bildung, eig. zu Vben auf -ere"
gehörig | //< /> ri"y. Janchzor, zu hiiere" Bd II 854; vgl. auch
Püngyering Bd IV 1380), dann auf daneben stehende Vben
auf •" bezogen, so dass -.ri"jr als Suffix gefühlt wurde; vgl.
Nag, sog,
SM?, sug
./«(■*;. /<"../ Jauch/er, <h,,tzeriny, Kiatzwuude, BSggeri"y,
Schrei in den tiefern Tonlagen, zu juchze", chretze", bögge";
alle in Gl.
Siifzi S«/fe0« — m.: = Süfeerl Bs; B; Z.
Sag, seg, sig, sog, sug.
Vgl. auch mgg usw.
Sag I Säg, in SchwE. Säg — f.: 1. das Reden,
Rede, Ausspruch, Behauptung, Aussage, a) im allg.
Es ist eso e" S., Redeweise, Art zu reden. Dan. [Wenn
die der Hexerei Angeklagten unter Anrufung der
höchsten Namen um Gnade baten] ist (V S. g'gange"
[= sagte man, hiess es]: Eben esö tuend d' Häxe" [usw.]
Schwzd. (GrPi\). ,Swie m[an] arbeit in erne hat, doch
hat man da fraglichen muot; gerne pfligt man da so
loser sage; wan dar komt so mang stolztt dirn und
knappe.' Hadl. ,Ich schick uwern gnoden hie ein
geschrift einer s., so ein priester zu Munpolgart ge-
sagt hat.' 1476, Bs Chr. (Brief)- ,Er horte wol von
der frowen, daz sy spreche: ist min mann nit ein narr,
daz er daz büechli nimpt für 4 guldin, es mag die doch
nit ustrageu; und solicher sagen habent sy sterkung
getan.' 1483, AaB. ,Nach Arnos des propheten s., als
er an dem achtenden spricht' 1521, Schade 1863. ,[N.
habe] Sässlers jungkfrow das scbäppeli oder kränzli
ab dem houpt gerissen mit der s., das sys nit tragen
sölte, dann sy byn schaafhirten gelegen were.' 1535,
Z RB. ,Ich Gott der dsonn nach miner s. [nach mei-
nem Wort; vgl. Gen. 1, 14 ff.] verordnet hab zum
heitren tag.' Ruef 1550. ,Ex aliis cognoscere aliquem,
auss anderer s. oder auss hörsag einen kennen.' Fris.
,Uf eines alten, armen, unbesindten Mans S.' eine
Beleidigung verbreiten. 1600, Z RB. , Wer wölte inen
[den bösen Geistern] losen oder sich an derselben s.
keeren.' LLav. 1569; , ihren Worten glauben.' 1670.
,Dieweil man dann ganz Jar und Tag die Bösen mahnt
durch Bitt und S.' JMabl. 1620. S. noch chlapperen
(Bd III 663); Bott (Bd IV 1892). Mit dem Nbsinn
des Haltlosen, Unbegründeten (vgl. unter 2). A., dem
man eine Behauptung, ein Versprechen, eine Prophe-
zeiung usw. des B. mitteilt, sagt verächtlich: 's ist
halt auch eso e»S, dh. es steckt Nichts dahinter, ist
blosses Gerede von ihm ZW. .Bringt ers nit dar
[einen Ehebruch], soll sin red ein s. sin; wann ers
aber bewysen mag, so wirt billich disen zweien, der
frowen und wer desshalb straffwirdig ist, ir Ion.'
1541/3, Z Ehegericht. — b) spec. als Rechtsw. <x) ge-
richtliche Aussage, bes. Zeugenaussage. ,[Wird der
flüchtige Verbrecher ergriffen] sol man die kuntschaft
und s. darlegen, inn ouch fragen und dann von im
richten.' 1422, Z StB. ,Der dryer [der 3 Genannten]
s. lit an einem bricf besigelt bi diser klag.' 1422,
Z RB. ,[N. sagt aus] als HW. in siner s. seit.' 1437,
ebd. ,[Die Zeugen] schwuorent alle jeklicher be-
sunder eide liplich zuo Gott und den heiligen, das sin
s. ein warheit were.' 1439, AABremg. StR. ,Dise ir
obgenanti s., so ieglicher insonders geseit hat.' 1444,
AaB. Urk. ,Des alten Hanss in der Hab und des
Schmids s-en stant in dem vordrigen nachgan.' 1460,
Z RB. ,N. hofft nit, daz im sin [des angebotenen
Zeugen] s. weder schad noch guot sin soll, dann
er den Br. [die Gegenpartei] so nach ankere von sipp-
schaft wegen, daz er inn nach der statt Zürich recht
ze rechen hab.' 1475, ebd. ,[N. erklärt] das er dis s.
nieman zuo lieb noch zuo leid getan.' 1490, AaB. Urk.
,Uff desselben [des Verhörten] red und s.' 1492, BLaup.
,Doch so sölte denen von Niderbüren ir inred zuo der
erber lüt s. behalten sin.' 1500, G Rq. ,[Das Mädchen]
ernstlich ermant die warheit zuo sagen und gefraget
uff des ansprechers s., redt...' 1525/7, Z Ehegericht.
.[Ich, Zeuge, bitte, man] wolle an miner warhaftigen
s. mich plyben lassen [und nicht foltern].' 1529, Z.
,üen todschleger sol man töden nach der s. der zeugen.'
1530/48, III. Mos.; ,aussag.' 1667. ,Din s. könd ich
nüt wol urteilen, wann du redst allein: man muoss
alle teil verhören.' Morgant 1530. ,üiss ist schulthes
Müllers s. gsin vor bed raten.' 1563, UMey. Chr.
, Endet darrait syn s.', nämlich der Zeuge. 1596, Z;
die gleiche Formel 1641, AATäg.; 1648, ScnwMa.;
1705, Bs. ,So erkent der Fürsprech, dass ein jeder
sin 8. behalden solle Niemant weder zu Lieb noch
zuo Leid, by sinem Eid.' 1641, AaB. StR. S. noch
ge-hillen (Bd II 1153). — ß) übertr. auf geschrie-
bene, urkundliche Zeugnisse; nur formelhaft. ,Nach
siner brief s.' 1325, Arg. ,Nach unser houbtbriefe
s-e und als diser brief wiset.' 1390, Gfd. ,Si wölten
dem jungen E. nüt geben; si werin im ouch nüt ge-
bunden nach des briefes s.' 1399, Z StB. So oder
ähnlich häufig im XIV./XVL; s. noch Bündung (Bd IV
1368); Frid-, Über-kommnuss-, Münz-, Satz-, Will-,
Zunft-Brief (Bd V 453. 460. 468. 482. 494. 498); Recht
(Bd VI 252); Näch-Ge-richt (ebd. 365); un-er-suecht
(Sp. 222). Auch später noch. ,üie grünen Häge sollen
nach S. der alten Ordnung also eingerichtet werden.'
BsGescheidsordn. 1770. .Nach S-e der Waldordnung.'
Bs Holzordn. 1828. ,Nach S-e des Gesetzes', Schweiz.
Amtssprache. ASocin. Erweitert. ,In kraft und s.
irer geschwornen pünden, so wollen sie die 8 ort...
geraanet haben.' Ansh. ,Nach lut und s. (des ab-
scheids, des evangeliums, der selbigen brieff).' Ansh.
Salat; s. noch Bichting-, Ver-wlsings-Brief (Bd V 479.
496); Bapp (Bd VI 1169). ,Lut und s. eines urteil-
brieffs.' 1538/40, Z Ehegerichtsprot.; s. noch An-lass-
Brief (Bd V 464). — 2. Gerede, Gerücht. Uf ämol
hat 's g'hässe", de'' Br. well fürt i" frendi Denst ; si"
Mueter und 's Orele" Trili sind ab der S. nid wenig
verschrocke", aber wör isch [' s] g'sl". SPletscher 1903.
,Ein s., ein gemeine red, sy seie guot oder böss, fama,
narratio; s., wie man gemeinlich sagt, ut fama est;
mancherlei s. aussbringen, allenthalben aussspreiten,
aussgiessen, varios rumores serere.' Fris.; Mal.
S. noch Mummel (Bd IV 228); Gassen -Bed (Bd VI
536). In bestimmten Wendungen. Es göt d' S. Aa;
Z und weiterhin, 's ist d' Säg SchwE., ,es geht die
Sage', es heisst, man sagt. .Geschossen ward [in der
Schlacht bei Frastenz] ganz grusam, ein klapf über
den anderen kam: biff baff! als gemeinlich die s. stadt,
welcher die krieg ie gebrucht bat, ist als sorgklich
nie worden ersechen, als an dem end ist beschechen.'
NSchrauin. ,Do kerne die s., einer were wund und
wölte sterben.' 1515, Z. ,[Es] wäre die s ' Ansh.
.[Wir wollen] üch gern anzöugt haben, wie ein s.
under uns, dass...' 1531, Strickler. ,Es [ein lieder-
liches Weibsbild] und der A. syend in sim [einer
Drittperson] hus bi einandren uffenthalten, darvon
noch sunst ouch ein s. ist.' 1533/8. Z Ehegerichtsprot.
,Da sig die sag, wie bruoder Klaus von Underwalden
877
Nag, seg, sig, sog, sug
378
wider kau und zuo einer frowen, die in bruoder
Klousen herberig woni, der selben by nacht erschinen
und iren anzeigt, das sy sägy, das sy den hiterisclien
glouben usrütind.' 1501, Gl. ,Es ist die s. oder das
geschrey, rumor est vel erat.' Fris.; Mal. .Es hat
sich ein s. zuotragen, surrcxit fama.' ebd. ,Die ge-
mein s.' ,N. sye tod, als die gemein s. sye.' 147b',
BsChr.; die gleiche Wendung 1493, Z; bei HBull.
1533; RCys.; 1601, Uw (,der gemeinen s. nach'); s.
noch Pfärd (Bd V 1181); An-say IL .Gemeine s. und
red, opinio; nach gemeiner s. oder gemeinem geschrey,
communi fama atque sermone; ein heitere und ge-
wüsse s., rumor celebris; omnium sermone celebratum
est, es ist ein heitere und gewüsse s., es sagt alle wält
darvon.' Fris.; Mal. Mit Betonung des Unsichern,
Unverbürgten. Es ist auc'' eso e" S., man sagt, erzählt
sich freilich so (aber sicher ist es nicht) Aa; B. Da'
ist e" S., Ablehnung zB. eines boshaften Geschicht-
chens Sch. In der nhd. Bed. bekannt und gebraucht,
aber nicht recht volkstümlich, 's ist en alti S., uf dem
Bück oben sei e"mol e" Schloss g'stande" usw. Th und
ähnlich sonst. ,Es ist ein alte s. gewäsen, narravit anti-
quitas.' Fris.; Mal. S. auch Schin-Mann (Bd IV 278).
Ahd. saga, mhd. mg(e) f.; vgl. Gr. WB. VIII 11144/7,
dazu Martin-Lienh. II 333. Die Form ,sage' (als Gen.) auch
1493, AaB. Urk. Einmal eine Form mit angetretenem t:
, die gemeinen sagt.' 1476, Bs Chr. (F Brief); an mhd. segede
ist nicht zu denken. ,Des narren s.' 1530, Sir.; dagegen:
,Die rede des narren.' Luther. Der präpositionsartige Ge-
brauch (unter 1 b ß) erscheint nur in Verbindung mit ,lut'
und ist wohl dadurch veranlasst; vgl. auch Besag; Vrsaeh
(Sp. 119).
Ab- f., in ä. Spr. auch m.: Absage. Es ist en
(na'* kei") A. cho", zB. auf eine Einladung, Werbung.
Dem seit-men (e'"mel au'h) en AA eine unzweideutige
Äusserung des Niehtwollens Aa. Fehde-Erklärung.
,A. ze kriegen, armorum, belli denuntiatio.' Fris.;
Mal. ,Die A. geben oder schicken, den Krieg ankün-
den, bellum vel hostilitatem denunciare.' Hosp. ,Die
Lüste und Sünden bereuen und ihnen den Krieg an-
künden und den A. geben.' JJUlr. 1727. S. noch A.-
Brief (Bd V 480).
Vgl. Gr. WB. I 92 (f.); Fischer I 55 (m.). — Diese und
die folgenden Zssen siud meist von den entsprechenden Verben
aus gebildet; die Masculina zeigen den Typus von mhd. be-
suoch m. uä. (tw. in seiner Jüngern Ausgestaltung; vgl. Wil-
manns2II 188/9).
TJf-: Aufkündigung. ,Die u. der pündten muoss
darumb geschehen, dass sy uns [die Schwyzer die
Zürcher] in kraft derselben zuo recht nit manen kön-
nent.' 1529, Z. .Die aufsag, eiuratio.' Fris.; Mal. —
Vgl. Sanders II S36.
An- I: Anzeige, Angabe. ,Nach a. irer kronik.'
Ansh.1; in der 2. Aufl. nach der andern bessern Über-
lieferung ,nach anzeig ir kronik.' ,Die a., anzeigung,
verkündung, nuntiatio.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. I
432; Sanders II 836. S. auch unter An-my 11.
Üs-: Aussage; s. Hasel-Ruet (Bd VI 1835); sue-
ehen (Sp. 216 o); Sag. — Vgl. Gr. WB. I 943; Sanders
II 836.
Ver- m.: 1. abschlägiger Bescheid. ,[Meridianna
zu Olliffier, der seine Liebe bisher noch nicht mit
Worten geäussert hat:] Ich weiss nüt, ob ir den falt-
schen v. entsitzen; aber ich tuon üch zuo wüssen,
daz ich üch so lieb hab, das kein ding nüt ist. wenn
ir das von mir begertcn, das ich üch daz nüt gebe.'
Morc.ant 1530; frz. rcfus. ,Der künig enbüt üch [Astolf
und seinem Wirte], das bed von stund an mit mir
kommend, das ir gestraft werdind um den v., so im
von üch geschächen ist, und um die gros nachred, so
du von im geredt hast.' ebd.; frz. refus. — 2. Ver-
leumdung, üble Nachrede. ,[Die Nonnen des Katha-
rinenklosters haben sich bei den Eidgenossen über die
St Galler beklagt] darumb zwungentz [die St Galler]
ainen convent gmainen Aidgnossen schriben und si,
die von StGallen, des v-es entschlahen.' Sicher 1531.
— Wie es scheint, nur Schweiz.
Vor- I. ,Die v., praedictio, pradictutn, das vor-
sagen.' Fris.; Mal.
Hör-: Hörensagen. ,Wo Sachen einer vernem, so
unser statt schaden bringen und schedlich sin möchte,
das mag einer wol uff h. leiden und sunst nit.' L StR.
um 1480. ,0b dem schultheissen der freuel ondis für-
kem von h.' AaB. StB. (jüngere Redaktion). ,[N., ver-
leumderischer Reden angeklagt, verteidigt sich] das
er das uss hörchsag[V] geredt habe.' 1533, Z RB. ,Die
h., auditum; auss h. sagen, audito nunciare; geur-
teilt werden nach h., exigi aure; ich weiss nüt dann
von h., nihil praeter auditum habeo; verston oder
wüssen durch h., fama et auditione accipere.' Fris.;
Mal. .[Leute] die vil ding allein uss h. gmäldet ha-
bend.' LLav. 1569; ,auss den Erzellungen anderer
Leuten.' 1670. .Wenn einer ein ding nit nun auss h.
hat, sonder mit seinen äugen sieht.' ebd. 1582. ,Uff
ein argwon oder h. hin.' ebd. 1583.
Änhd. bei Gr. WB. IV '2, 1833; ma. nur (G^hÖrP-aäg? a.
(s. d.). Die Lesung ,hö'rchsag', die auf Anlehnung au (das bei
uns freilich nicht heimische) , horchen' beruhen müsste, ist
unsicher; vgl. das auffällige ,hürissagen' unter Hörensagen n.
Kundschaft(s)- I: Zeugenaussage. ,In der K.
hat es sich erfunden, das R. den Lantvogt W. ein
Metzgerhund gschulten.' 1641, Zr, TgB. .Beschliesst
damit die K.' 1648, ADettl. 1905. .Ihre K. tun.' 1687,
AaK. StR. — Manne"-. , Augustin Huober und Bar-
bara Wichtlerin sind abermals erschinen und öffnet
sy, wie ira nechermals schriftliche und muntliche
kundtschaft, das er ira die ee zuogseit hette, erkennt
were; [doch wurde] an genempter kundtschaft anders
nit funden, denn das es alles wybersag und nit ein
mannensag gewäsen, diewyl sy ir sag mit zweien
bidermannen nit knntlich gemacht.' 1538/40, Z Ehe-
gerichtsprot. — Mär-. .Mendaciuin, lug, ein eitele
red, m.' Fris.; Mal.
Be-: Ausweis, Zeugniss. ,Uss b.', nach Massgabe,
in Anbetracht. ,[Euere Nachrichten über die Unruhen
zu Zürich und Luzern] habend wir verstanden und
darab merklich erschrecken empfangen uss b. des, so
fürer dadurch in unser loblichen Eidtgnosschaft möchte
zu ergrung und unkomlikeit entstan.' 1489, B Brief
(Waldm.-Auflauf). ,Nach b.' ,N. b. der briefen.' 1475,
Bs Chr. ,N. b. der Satzung.' B StSatzg 1539. ,N. b. heil.
Schrift erneueret er [der Wein] des Menschen Gestalt
und macht sein Angesicht glänzender denn Ol.' 1078,
Sch (Danksagung für den von der Obrigkeit gespen-
deten Hochzeitswein). S. noch Chmtf-Bricf (IU V 459).
,B.', laut, nach Massgabe. ,B. gegenwärtigen Artikels
versprechen die vertragende Teil...' Replica 1691. S.
noch probieren (Bd V 305).
Mhd. und änhd. teaagM in gleicher Verwendung (Lexer
I 200 ßr. WB. I 153'.»: Sanders 11 836; Fischer I 885).
Das W. wird von den Wörterbüchern als f. angesetzt; es kann
Sag, seg, s^r- s"f.p. sug
:-;xn
bei uns, ebenso gut in. sein, wie
Zum präpositionsähnl. Gebrauch vgl.
aber, wenigstei
Ver-sag zeigen,
mit Ann).
Wiber- s. Mannen-Sag.
Wider-: Widerrede. ,[Der Abt macht geltend] das
dieselben in der fryen weibelbuob gesessen schuldig
sigen und ouch bisshar on w. geben habendt vier-
zechenthalb pfund pfening vogtstür.' 1527, GDeg. ,Die
w., contradictio, oppositum.' Fris.; Mal. — Mhd. iMer-
«zg, f.
Zue- f., in ä. Spr. auch m. : Zusage. Es ist nach
kei" Zuesäg cho" (modern). ,[N. habe] sölichen ge-
heiss und z. inen getan.' 1490, Z EM. ,[Es soll] bi
dem z., den mh. den frowen von K. hievor geton
habent, bliben.' 1519, EEgli, Akten. , Darum ist
not, das man ein oberkeit hab und iedermann sinen
z. und pflicht halte.' Zwingli. ,Und also mit söm-
licher handlung brachten si [die frz. Gesandten] zuo-
wägen, dass die nun ort, so dem römschen küng
on fürwort hattend den Romzug zetuon zuogesagt,
fürwort irem z. anhankten und dass die gmeinen
knecht dem [frz.] küng zuoliefen.' Ansh. ,Unserm z.
nach.' 1530, Th. ,Micli dunkt, ich were wirdig zeschäl-
ten, wenn ich also min trüw und z-en breche.' Morgant
1530; oder Inf.? .Hältst du mir din z-en, so will
ich dir die minn ouch halten.' Haimonsk. 1531. .[Man]
hofft aber, er solle syner contiens [conscientia] rumen
und ja syn z. leisten und erstatten.' 1511/3, Z Ehe-
gerichtsprot. ,Die z., verheissung, pollicitatio [usw.].'
Fris. ; Mal. (Weitres ebd. 530 a/b). ,Das ist ein schand
bei allen lüten, das grosse künig ... so wenig schonen
iren eren und ir z-en nit steht halten.' Holzw. 1571.
S. noch Bi-Bricf (Bd V 469).
Mhd. motagt f. (Lexer III 1195; ein Beleg), entsprechend
uhd. (Sanders II 836). Das m. noch mehrfach in der Z Rechts-
spr. der 1. H. XVI.; einmal deutlich f.: ,lut her z.' 1538/40.
Sag II m.: Sprecher; nur in Zss.
Ahd. wäre mgo (nur in Zssen) ; mhd. tage, Erzähler (ver-
einzelt). Sag II und Zssen werden etwa seit dem XVI. von
Sager und Zssen verdrängt; Mal. verzeichnet Sag II und
Zssen nicht mehr.
An- II, in Bed. 2 A"säg: 1. Gewährsmann, -person
für eine Äusserung (nur in gerichtlichem S.). ,1m
habe sölichs Anna sines jungher Brunnen junpfrowen [!]
geseit, die neme er für sin a-en.' 1445, Z EB. ,Der
selb sin a. [soll] an des Schmids statt stan und inn ver-
tretten.' ebd. ,Wo einer innerthalb obgeschrybner zyt
[der Appellationsfrist von 14 Tagen] sin verwegne
kundtschaft, vor- oder a-en oder ander nit bejagt,
alldann soll sin gegensecher sin recht und sach gwun-
nen haben.' B StSatzg 1539. , Sinen a-en nemmen, sa-
gen, wissen, zeigen.' ,üo man inn fragt, wer es im
geseit hette, do kund er sinen a-en nicht gesagen.'
1404, Z RB. ,Also kunt er sin a-en nicht genemen.'
ebd. ,Da rett er, er wölte ein sölichs reden, denn er
wissete sin a-en wol.' 1442, ebd. ,Ich [habe] solche
wort nit uf hören sagen geschriben, sunder ufgwüss
kundtuon fürnemer lüten. Nun weisst üwer wysheit
wol, dass in den dingen gefarlich ist, sinen a-en zuo
zeigen.' Zwingli. S. noch Sächer (Sp. 131). Bes. häufig
, sinen (den) a-en stellen', auch .darstellen.' ,[N. soll]
sweren, daz er die red erlogen hab oder er mög sin
a-en st. in 14 tag.' 1424, LEB. ,Ob es notdurftig
wurde, sin a-en herumb ze stellend.' 1437, Z EB.
,Wiit es notdurftig, so wil ich min a-en darst.' ebd.
,Mag Verena Jägerin in einem manot kuntlich machen
oder iren a-en st., das N. ein dieb sye, so . . .' 1459,
ebd. ,[Es war mir nicht möglich] kuntschaft zuo prin-
gen und min a-en zuo st.' 1489, G. ,[Etw.] fürbringen
oder den a-en st.' 1511, Z EB. ,Es wäre ein gassen-
red, aber er wüsse schlechtlich dheinen a-en ze st.,
dann allein dass es ein gmeine red gsin sye.' 1522,
EEgli, Akten. .Üaruff N. synen a-en den gedachten
V. gestellt.' 1600, Z EB. S. noch bringen (Bd V 698).
,Siu(en) gichtigen a-en st.' 1470, Z EB. (und so noch
wiederholt in der Z Eechtsspr. des XV./XVI.), ,darst.'
1531, Z Greif. , Einen zuo sinem a-en st.': , Anna des
Vietzen junpfrow stelt zuo irem a-en Ittly, herr Hansen
Vietzen tochter.' 1445, Z EB. (noch wiederholt). Nicht
mehr verstanden und als fem. gefasst: ,Wann ein Per-
son die ander an Ehren schiltet und angryft, es seie
Wyb oder Mann, so soll er oder sy die A. stellen
oder die Entschlahung tun.' ZGrün. AB. 1668; in der
Redaktion von 1601: ,Sin sag erwissen oder ansag
stellen.' — 2. A"säg, wer beim Kartenspiel zuerst die
Erklärung abgeben muss, ob er im betreffenden Gange
mitspiele oder nicht ApWolfh. Da bist A.l
Ahd. 'una-sago (belegt ist nur die jüngere Bildung anu-
eagari, impugnator). Ausserhalb unsres Gebietes scheint das
W. nur bei Schm. 2 II 234 bezeugt zu sein. 2 ist junge
Bildung von der ma. Form des Vbs aus.
Vor- II: = dem Vor. 1, eig. wer vor (zeitlich!)
Einem Etw. gesagt hat. ,Der [welcher wegen Be-
schimpfung Zwingiis angeklagt war] nampt zuo einem
v. WSalern zuo Soloturn, den er zuo recht nit har
vermocht.' Ansh. ,Wellicher vor gericht an kundtschaft
oder v-en dinget.' B StSatzg 1539; s. schon unter An-
sag (Sp. 379). Der verleumdete Prädikant forderte
ihn auf, seinen .Vorsäg' zu nennen. XVII., BLauenen
Chorgerichtsmanual. — krahäaforasago, vorsage nur = pro-
pheta, pradicator.
Kundschaft- II: Zeuge. ,Den K-en ihr Lohn.'
1724, AATäg. Gerichtsb.
Wis-: Prophet (des AT.). ,Daz die wissagin ge-
sprochin haut.' XII., Wack. 1876. ,Durch den munt
des wissagin.' ebd. ,Die flüech, die in der gesetzt
Moysi und der wisagen geschrift sind.' 1414, ZWth.
EB. ,Diss wort prophet ist nit hebräisch, sunder grie-
chisch und kumpt von vorsagen har und heisst eigent-
lich einen vorsager, den wir einen wyssagen nennend,
der künftige ding, vor und sy beschechind, seit.' Zwingli.
— Mhd. icl*(*l'<gi, injiL'clfiltrt aus alnl. uißago; vgl. uit-xagat.
Gc-sag FJ. (-&-), sonst G'säg (■&-) — u.: Ge-
rede, Gerücht Aa; B; FJ.; GrPi\; G; Uw; Z; allg.
Das ist nu" efso es G's., nu" e" lärs G's. Das ist-mer
au*'' es G's.! AaF. Das G's. ist g'si" . . . Z. Es ist es
G's. dervo" GEag. Es gät es G's. umme" ZDätt. Es
geit efso-n-es G's. ander de" Lüte" BHk. 's gäd ['s]
G's., de wöllisch male" [heiraten; s. Bd III 56] FJ.
Es gät im ganze" G's. ume", man redet überall davon
ZElsau. Nach si"'m G's Z. S. auch üs-gän (Bd
11 25). Mer wäre"d in e" grüsamigs G's. i"e chu".
Stutz. So chö" mer [kommen wir] um d' Sach und in
e" Hunds-G's. ebd. Vu" mir mitess-mer wäger kei" G's.
e'so ha"! KdMet. 1844. Da giH 's wider im Dorf e"
munters G's. und Verhandle". ESchönenb. — Vgl. Gr.
WB. IV lb, 37S3; Fischer III 439.
sage"
B., Stdt; BWatt.; SL., säge(n) bzw.
-e2- Aa; Ap; m,oBsL.; B; F; Gl; Gr; L; PAL (sägi"),
Gr., Po.; G; Sch; Souw; S; Th; Uw; U; W (-e;, tw.
Sag, seg, sig, sog, sug
auch -u", in Lö. lt Dia], sägin); Zu ; Z, mit Dehnung Aa
tw. (so Br., F., doch im Imp. auch sdg, in Leer, neben -d-) ;
m, oBsL.; BU. (nur im Imp. unter 1 e y); Uk< -hur, Ths;
Ltw.; S; U; Z tw. (so S., doch neben -«-), 1. Sg. 1. 2.
3. PI. Ind. Präs., Conj. Praes.. Imp. sag(e") bzw. sä^fe^
usw., 2. 3. Sg. Ind. Praes. (auch wo sage" gilt) seist
(seis(s)). seit (seid) bzw. -i2-, -d-, -ä- usw., in ApK.:
GAltst., Eichb. -e'i-, in GRh. -e- (wie bei lege", träge";
dagegen Mätli bzw. Moatli), Cond. serti (bzw. -»*- usw.)
Aa; BR., Si., lt Kuhn, Zyro; GlK.; Sch; Ndw; Z, sieg
ÄALeer. (selten neben seiti) ; BBgd., E., Stdt, in Goldb.,
M. daneben seift ; S, siegt BoAa., Si. (Zyro), U., stieg,
süeg Ap, Ptc. g'seit usw. mit dem selben Voc. wie in
der 2. 3. Sg. Ind. Praes. (g'set auch in TuGottl., Tag.):
1. sagen, von irgend einer (mündlichen, uneig. auch
schriftlichen) Äusserung, Mitteilung mit Rücksicht
auf deren Inhalt; nicht selten als Ersatz für treffen-
dem Ausdruck wie behaupten, vorgeben, darlegen,
erzählen, einschärfen uva. ,S., erzellen, narrare, de-
narrare, enarrare, renarrare, commemorare, nuncu-
pare, perccnsere, proferre, referre, dicere, praedicere,
eloqui, enuntiare, fabulari, autumare, citare.' Fris.;
Mal. ,Man sagt, fama est; sy sagend, memorant, di-
cunt, ferunt.' ebd. Als erklärender Inf. (wobei ein
beim regierenden Ausdruck stehendes Obj. oder Subj.
infolge Verschiebung der syntaktischen Gliederung
vom Sprachgefühl als Obj. zu s. gefasst wird; vgl. lay).
Etw. finde" z' sägi", rimproverare PAL; vgl. it. trova
sempre da ridire, frz. il trouve toujours ä redire. Dd
ist Nüt z' s., einzuwenden, 's ist nid zom s., nicht
zu sagen, unbeschreiblich Ar; Th und sonst. E" Fraid
isch 's halt g'si", nit zuem s., eine unbeschreibliche
Freude Bs. Öppis, Nüt z' 8. (in ZW. z' zage") ha",
wie nhd. Wenn-t' [=du] Öppis z' säge" hescli, zu er-
widern, einen Auftrag auszurichten. Du hast da Nüt
z' s. ! a) der Inhalt der Mitteilung, Äusserung wird
ausgedrückt (die Person, an die sie gerichtet ist, er-
scheint im Dat.): a) durch direkte Rede. De' Se'b
(od. Einer) hed g'seit ... (auch mit indirekter Rede),
Einführung eines Sprichwortes; s. auch ander (Bd I
303). Mit den Worten: Die Alle" händ ami" g'seit ...,
leiten ältere Leute gerne einen Ausspruch, eine Bauern-
regel udgl. ein. S. noch meinen (Bd IV 309). Was
nützt das Sorge"? siH-er albe". Dorpkal. 1871. Holle
holle, so säge"d de" Volle": g'nueg ist g'nueg, hat de
Giger g'giget. EStoll 1907 (8ch). ,Er möchte s. : was
hab ich denn geton'r1 diceret: quid feci'r" Fris.; Mal.
Ich s-je", s-g(en)-ich oä., direkter Rede ein- oder bei-
gefügt 1) um einem Befehl, einer Behauptung Nach-
druck zu geben. Gang abe", säg-i'h! Ich säg-der ('s),
lö" -mer da' Chind go" .' Ap; Tu. Lueg, Mätli, i'h säg-
der, 's Wasser ist-em über d' Bagge" abe" 'trölet Z. Es
wundervolls Bugge, e" Pracht, sägen-ig-ech. OvGreyerz
1898. ,Dieweil, säge ich, solcher gestalt...; diss alles,
säge ich, wollet ihr . . .' 1599, L (BReber). S. noch
Pfarrer (Bd V 1171); ratschen (Bd VI 1848 o.). -
2) (ieh) säge", (han-i'h g'seit, seit-er), in die Erzählung
eingeschoben, um die Aufmerksamkeit eines unauf-
merksamen Zuhörers zu erregen Aa; Ap; TbHw.; Z.
— 3) nach Anführung einer direkten Rede in der Er-
zählung. ,Gang nummen und sag im, ieh seig jetzt nit
deheim und er mecht doch gietigst en andere" Tag ko"%
sagen-ich, han-ich g'sait. Breitenst. (BsStdt). Da' göt
(auch indir. gäng)-mirh Nüt a", säg ich (han-ich g'seit),
und bi" g' gange". — 4) ,sage (ich)', auch ,will s.', be-
richtigend. , Sicht Alles einer Ruptur glych, umb so
vill mehr, wylen der Tagen oder sage ich zu Nacht
ein Cometstern mit 3 Kriegsspiessen directe ob Glarus
stehende gesehen.' 1662, Gl. , Beide Herren Häubter,
Burgermeister will ich s. und übrige Häubter.' 1665, Z.
.Abraham: Wer muess auch dem Isaac d' Eisen ab-
fbjrechä, will sagä, wer müess am zttesprechä?- Tv-
rolersi\ 17-13. , Eier-Milch zu inachen, sage zu bachen.'
Z Kochb. XVIII./X1X. ,Wo die abgestorbene Person
allein Stiefbruder oder Stiefbruders Kind oder sage
ich gar keine Erben hinter ihm verliesse.' Z Erbr.
1831. S. müesse", zugeben, gestehn müssen. Du muest
doch selber s.: e'so gut 's nüd. Da mues'-ich (denn
doch) s. : ... .Traurig erklärte die Greisin: Da muss-
ich doch sage", so het-mer 's noch Niemer g' macht'.' Sch
Pilger 1894. ,Los, dsi muess -ter siege": dsi hat den
Atto zi-er d gloat, hör mich an, sie [die Mutter] muss
dir sagen: sie hat den Vater zu ihr auch gelassen'
PGr. (Sella). Die direkte Rede kann auch nur aus
einem abgekürzten Satz, einer Wortgruppe oder einem
einzelnen Wort bestehen und wird in diesem Falle
nicht mehr scharf als solche empfunden, sondern
nähert sich in der Auffassung den Fällen unter s.
,/'* wil säge" zwöümal .so ml, non nimium dixero, si
dicam duplum eius.' Id. B. Säg (lieber) grad Wsi"g!
ironische Ablehnung einer Schätzung odgl. Aa; Ap;
B; Tb; Z. «Tb, me" sät denn no" [nur] Täller, denn
hät-me" Fleisch! Abweisung eines unbescheidenen od.
unerfüllbaren Wunsches Th; ZSth. S. noch Behüetis-
keit (Bd II 1797). (Ei"'m) guete" Tag, gueten Äbe"(d),
guet Nacht (s. Bd IV 643), (Gott-)grüez-ich, Adie,
pitt-ich, tanke" s. Vatter u"'! Mueter lönd-der oc* ne"
guete" Tag s. w"rf dd heigisch Nenis. Gotth. Sust
seit-me" g. T. [usw.], zu einem Kinde, das den
Gruss vergisst. Tüsi"g Brüedere" bi-n-enand und
sägi"d nüd e"mäl Gott-grüez-i zu-n-enand ZLunn.
(Rätsel von den Ziegeln auf dem Dache). Wenn
ml(ni) Muetter kei" (ka") Kaffi me macht, so schnüer
i'h ml" Bünteli (so nim-ich min Bündel) und säge" guet
Nacht GWe.; Sch (EStoll 1907). Sägi Alegru, dire
addio PAL (Giord.). Uneig.: guet Nacht s., den Ab-
schied geben, zB. der Medizin ScuS'-. Ja, nei" s. Sagt
nd, negare, ricusare PAL (Giord.). Me" hat nu" na'h
chönne" ja (und Arne") s., war vor eine vollendete
Tatsache gestellt. Nüt g'seit ist jö g'seit Aa. ,Wenn
ir minen begeren zuo der ee, so sägen ja; do jach
sy ja.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Derselbig seiti zuo ir:
sag nun jaa, er [der dich zur Ehe willj hat guot huss
und heim.' 1538/40, ebd. ,Sagt einer ja, so sag ich
auch ja, sagt einer nein, so sag ich auch nein, negat
quis? nego, ait? aio.' Fris.; Mal. Wer A seit, mues'
aw1' B säge", nach der schriftd. RA. Vgl. 2 a. —
ß) durch indirekte Rede oder Nebensatz. Lustig
ist mi"(s) Elsi, wenn-i'H säg, ich well-si, lustig ist ml"(s)
Elsi nüd, wenn-i'h säg, ieh well-si nüd Gl; Z (Dan.). Säg,
i<* lös'-e" grüeze"! Schi heind g'seit [man sagt, es heisst],
gester si en grüsam grössi Lauerte" i" Flüela apper GrD.
Ich ha"-mer la" säge", er tvell . . ., ich habe gehört B; Tb ;
Z. ,famam aeeepi.' Id. B. Ich ha"-mer mües'e" la" s., ...
Ich seiti lieber a's nit, es war e" Pilger do't vorn.
Prophet 1855 (GSa.). S. noch ge-fallen (Bd I 757).
,Ich han mir müessen lassen segen, ich habe schuld
an dynen taten, dass du so übel sygest graten.' GBinher
1535. ,Wann er d kind leere betten, sege sy, er sye
voll.' 1541/2, Z Ehegericht. ,Gang, seg, der bot hab
383
Sag. seg, sig, sog, sug
sich bschissen.' HsRMan. ,Man sagt, er werde yetz
heirakoinruen, dicitur is venturus nunc peregre.' Fris.;
Mal. S. noch Muschgeteller (Bd IV 508). Durch ,dass-'
Satz f der MA. nicht recht geläufig. ,Sag nit, das es mei-
ner liederligkeit schuld seie, neque mihi negligentiaro
velim ascribas; sagst du, dass du es meinist? opinor
narras?' Fris.; Mal. ,Doch wel er nit sogen, das ers
nit uf sin Zit der Gmeind auch klagen wel.' 1641,
Zg TgB. ,Also wird ja auch kein einziger Mensch
also passioniert sein, welcher zusagen sich unterfangen
würde dörffen, dass unsere Bündtnussen mehr als de-
fensiv sein können.' Anti-C'ompatriot 1691. Relativ-
oder abh. Fragesatz. Du cha""st s., was a" ui'tt (od.
säg, was d' wi'ttj, i'h tue" 's nid oä. I«* (Me"J mag s.,
was-ich (me") will, 's hilft Alls Nüt. Säg-me", was-tne"
well, i'* gange" B; Z. Ich bin e" chlises Chläusli
(Böggli) und (oder »«*) säge", was ich cha"", gem-mer
aii''1 en Batze" (Föufer), so chan"ich icider gä" ZO.,
Wth. S. noch Blatten (Bd V 192); Brösem (ebd. 804).
,Also ist nu (verschriben und) geseit, von welchen
küngen und in welichen ziten die mere statt Zürich
ouch gestiftet was.' Z Chr. XV. ,Umb daz wir dem
priester kunnen gesagen, was üwer meinung sy.' 1427,
Gl Urk. ,N. rette, er müeste im segen, wer rette, das
sin frow nit by im sin wolt.' 1482, Z RB. ,[Es soll]
inen zuo beiden siten geseit werden, was inen ge-
höre.' 1530, B EM. ,S. das einem gefalt, aures capere;
s. oder anzeigen, umb wölche zeit es seie oder was
es geschlagen hab, horam nuntiare.' Fris.; Mal. Das
selbe mit Adv. E" Höttli stöt, ich säg nüd wo. Reith.
1846. I<* chann auch säge" wie alt, uneig., = weiss meine
ehelichen Pflichten zu erfüllen Bs; vgl. auch üf-s. I'h
will- der scho" säge" tvie alt, wie tilr d' Ell, was der
Anke" gilt, wo d' Chatz im Heu'0 lid, ico durche" ua.
(Aa; Th; Z und weiterhin), toie Diz und wie Das W,
= will dir den Standpunkt klar machen. Ja, Derrn
hätt-i''1 g'seid, wie tür u"d wie spät! Bärnd. 1908 (BGr.) ;
ähnlich BG. S. noch Land (Bd III 1298); Bartolomäus
(Bd IV 1626; auch GWe.). ,N. ist komen für offen rat
und offnot und seit uns da, wie daz er sin insigel ver-
loren hette.' 1302, ZWth. Ratsprot. , Er verhoffe, das
sy [die Klägerin] solle usslassen und s., wie und was er
mit ir ghandlet oder verheissen habe.' 1533/8, Z Ehe-
gericht. ,S., wie einer heisse oder was sein namm ist,
appellare.' Fris.; Mal. ,Wolan, nun los und lass dir
sägen, woran dio sach notti sei glegen.' Myricäcs 1630.
Mit abh. Befehlssatz übergehend in die Bed. heissen,
befehlen. (Gang) sägfem), er soll . . . Mini Mueter
hed g'säd, ich soll 's Chindli wiege", dö han-i'h verstände",
i<*> soll d' Buebe" liebe". ApVI,. 1903. D' Mueter het
g'seit, ich soll d' Meitli lo" gö", dö han-i'1' verstände", soll
nöcher zuegö" Aa. Cham Cheiser Bone"parti, brächt
Gelt ganz Hütte" mit: He, so seit-ich, das' -er warti,
ich geb-im mi"s Schätzeli »it. GJKuhn. S. noch Ein
(Bd VI 995). — y) durch den Acc. eines Pron. oder
pronom. Wortes oder eines Wortes von ähnlicher allg.
Bed. Öppis s. Göb (vor) ich Öppis säge" [bevor ich
mich dazu — zustimmend — äussere], muess . . ., Ein-
leitung einer conditio sine qua non B; Z. Er hett
gern (noeh) Ö. g'seit. Schier (Bald) hett-ich Ö. g'seit!
etw. für dich Unangenehmes, was ich lieber ver-
schweigen will. A.: Ja, wäscht-me" dann bi euch kei['
Böden uf? B.: I" Storchenegg? Wol! Hä" schier Ö.
g'sait. Stutz, 's ist bald Öppis g'seit! ,du hast gut
sagen' ZO. Säg au'h nid so öppis (Öppis e'sö) ! So
Öppis sieg 's jitz niimme''. RIscher 1903. Die Herre"
würde" mer tippe" uf d' Ore" ge", wenn-i'h öppis L'etzes
sieg. MWalden 1884. .Vermeint, wan man den H.
fragte, er wurde etwas mer segen.' 1551, L. ,Auss
verren landen här etwas nenws s. oder verkünden,
annuntiare e longinquo.' Fris.; Mal. Mit Dat. Ich
will-der Öppis s., Einleitung (bes. auch nachdrückliche
Ankündigung) einer Mitteilung. Ich teil' Ine" Etwes s.,
Einleitung einer Mitteilung, Frage (auch der kleinsten)
Bs Stdt. Hesch nid 'däicht, i'1' heig-der Neids z' s., u"'!
hesch-mer nit chönne" nach cho"? Gotth.; vgl. zu diesem
und dem folgenden Beleg Sp. 381 in. [Nicht das Richtige
ist ein Maskenball] amene" fremden Ort, wo me" kei"
Sei und l:ei" Mensch könnt und Ei"'m Niemer Öppis
z' s. weiss, vom Necken der Masken. RMohr 1909 (L).
,N. hiesch mih abhar kon, er müesst mir nöwes segen.'
Salat. , Einem etwas s. oder kundttuon, afferre ad
aliquem.' Fris.; Mal. Vgl. auch Lendi (Bd III 1314).
Nüt s , schweigen, sich einer Bemerkung, Einwendung
enthalten. Seisch N.? zu einem Kinde, das zu danken
vergisst. Sag-mer [dat. ethicus] N , bleibe mir mit
solchen Behauptungen vom Leibe! Muetter, säg-mer
N.! ebig bravi Lut trifft -mer gwüss dö innen [in
Zürich] «'. KuMet. 1844. Ich ha(n) N. g'seit, Nichts
verraten oder zur Sache geschwiegen. 7'* säge" N,
's ist Tinte" g'si", Ablehnung einer unangenehmen
Auskunft Aa. Der Vatter, Lerer seit N, wird Nichts
dagegen haben. Wen"-ieh jung bi", bin-ich lustig, isch's
Tanze" ml" Freud; wen"-ic'' alt bi", icill-ich frö si",
trenn Nemert Nünt seit. EStoll 1907 (ScüSt.). S. noch
sieher (Sp. 178; Beleg von 1541/3). Nilt me s. Iez
säg-i'h (aber au'h) N. me (-me); s. Bd IV 365 (auch
Aa; B). Gel', du darfst N. m. säge"! Aa. Ja, wenn
Niemer N. m. seit! ironische Abfertigung eines Bitten-
den Z. Nüt s. chönne", kein Urteil abgeben, Nichts
prophezeien können. Ich cha"" (chönnt) N. s., ent-
halte mich eines Urteils. De cha""st N. (gwüss ken
Bitze") s., du weisst nicht, wie's kommen wird, die
Sache kann ganz anders herauskommen, als du er-
wartest ZO. Me" cha"" N. s. [die Forderung ist nicht
zu hoch] Th; Z. Nüt s. welle". I'" we'lt (na'h) Nüt s.,
wänn-si ä [auch] singe" chönnt, aber chräe" tuet-si Z ;
ähnlich A a ; A p ; B ; Th. I(ch) will (ico'tt) (dann od. dann
aber) N. g'seit ha", Formel, mit der man sich bei Ver-
breitung eines (böswilligen) Gerüchtes salviert. Mit
Dat. Er hat Niemertem N. g'seit Du wür(d)ist-em
(nie) N. säge", brächtest es nicht über dich, ihn zu
tadeln Ar; Z. Sich N. s. lä", sich nicht berichten
lassen. Das (od. Se'b). Da(s) säg-ich aurh, Das will
ich meinen Aa; Bs; Th; Z. So (od. Wart), Das säg-
ich ('ein Vatter, der Mueter). '$ nächst Mol verwütsche"d-
er-mieh nümm, Das cha""-ech [kann ich euch] s. Aa;
ähnlich auch sonst. Da' säg-der: wänn-t'-mer leider
eso chunnst, dann göt 's änderst Ap; Th. Ich lö"-mer Das
nid zwöumöl s., tue es gleich; (drohend) verbitte mir
das. S. rAch bar (Bd IV 1434). ,Wölt ouch ein lenherr
einem leman den hoff nach den dry jaren nit mer lassen,
so sol er im das ouch s. uff StMartis tag.' 1440, Z
StB. ,Wär sagt das? quis id ait?' Fris; Mal. ,Das
ists, das ich dir s. wolt, nit mer weiss ich dir zes.,
das seie dir gnuog gesagt, dixi Phormio.' ebd. Was.
Als direktes Interrogativ. Was seit acht de" Vatter
(Nei", wa' würt de" V. s. Th), wänn-er Da(s) g'hört ? Was
suegist iez du, wenn-d'-mich wärist? Ap. Was het-er
[der Sohn zum Heiratsprojekt] g'si't? fragte Hansli.
Sag. seg, sig, sog, sug
[Dessen Frau antwortet:] Was het-er g'si't! icas het-
er g'si't! Los, jetz schwig-mer! Gotth. ,Wenn wir
etwas fanden, das Nachbarsleuten gehörte, so mussten
wir es alsobald zurückgeben. Was (laichst och? we""-
si's chennti", icas siege'-si o'h?' ebd. Wa(s) han-i'h
(/'seit? als Einschärfung eines Befehls, statt einer
Wiederholung Aa; Ap; Th; Z. Was will-me" (cha""-
me) (da) s.! was will man dagegen einwenden, man
muss sich fügen. Ja, was wottst (da) s. (es ist scho"
vil böser g'si"). Nei", was säged-er auchI wirklich?
Zu.; vgl.: ,Was sagst? ist ein red einer Verwunderung
und mit einer frag, als ob einer sprach: du sagst mir
[dat. eth.] wunderbare ding, quid narras?' Fris.; Mal.
Wa(s) du nid (nüd) seist! Ausdruck höchster Ver-
wunderung; s. auch ä (Bd I 4). E, was ir nid säge"!
es wird ä [auch] nid sl"! HBlattner 1902. Was ich
nit sag, föht der Vatter nit wo0* a" drummle"! EHetzel
1885. Wa(s) wottst ä"* (o'h) du s.! du zahlst ja Nichts
daran, du verstehst ja Nichts. Im Nbsatz. Ich macht
0ch n0A höre", was di Ene" siiegi"d. ATobler 1909.
Was-me" s. ha"", steigernd, überaus, äusserst BsStdt.
Es ist Wetter, ivirklig, was-me" s. ha"". Er isch mit
ai"'m Wort, was-me" s. ha"", e" glichlige, nit nur e"
brave Ma"". MEV.-Mer. Aber was-ich ha" welle" s. ...,
Einleitungsformel für eine Mitteilung Aa; Ap; B; Th';
Z. Was ich s. wo'tt — cha""sch-du-mer s., wen"-er ume"
chunnt? B. ,Was liest du hie ze losen, was wir segend!'
1447, Z RB. ,Ua jach er: du ghörscht wol, was ich seg.'
1533/8, Z Ehegericht. Mit Dat. Du muest au'h tue",
was-mer-der seit, aufträgt. ,Was sait-i"s acht Ü"ser
[unser Pfarrer am Bettag], der wird wieder ein Fuder
abladen.' Gotth. Wa chüst hat? wa woltist hin? Was
hei"-s'-der g'seid, was seihst s.? usw., scherzh. Er-
kundigungsformel. Barnd. 1908 (BGr.). ,Ghörst nit,
was ich dir sag.' 1541/3, Z Ehegericht. Vil s. uä.
Er seit vif, wenn der Tag lang ist. Er seit nit vil
um-en(e") Chrüzer, Batze" Aa; GW.; Z. Me" cha""
nid vil s., gegen die Forderung einwenden Ap; Th; Z.
Wege" Dem cha""-men öppe" nüd vil s., einwenden,
vorwerfen UwE. Du liest g'nueg g'säd, fast etw. zu
viel, fast mehr als erlaubt ist Ap. Di.'' seit auch einist
Deren und einist Disere"! Aa. Schisägunt Allerlei, .er-
zählen sehr Vieles' W (Tscheinen). Z' Lieb u"d z' LVd
würdt Alz g'si't, Alles kommt schliesslich aus BSi.;
ebenso Obw. ,Er wurd ein anders sagen, quod si sciret,
esset alia oratio.' Fris.; Mal. Etw. z' s. ha", s. welle"
mit Sachsubj., bedeuten (auch PAL). Was wott o"'k
Das s.? zB. von einer Schrift, Sache, die man nicht
versteht B. Was tvo'tt echt de Komet s.? ebd.
Das wo'tt Öppis s., wen" e" Ma"", wie er isch, hone
wird. ebd. Das hat Nüt (nüd vil) z' s.! Was di
G'schichtli US mine" Buebejäre" si", su mues,-ich s.,
das' die meiste" tcär si". Das wott s.. si sigi" passiert.
Loosli 1910. Das wo'tt für-n-es settigs Fraueli ganz
tippis Angers s. weder öppe" für-n-e" Frau Brofesseren
i" der Stadt, ebd. Auch mit indir. Rede an Stelle
des allg. Acc: Das'-mer mini Glidli so we tue, wo'tt
s, 's well ander Wetter ge B. Vgl.: ,Waz ist daz
geseit?' was soll dies bedeuten, heissen ! Ausruf des
Erstaunens. Boner 71, 22. 94, 39. — 8) durch es.
1) bestimmtes (gew. anaphorisches) es. Mue"-n-ieh 's
s.? scherzh. Drohung, bes. gegenüber Kindern Tu
Mü. Säg 's no'h einist! Drohung Aa. Säg 's selber!
bestätige es selbst, zuf Bekräftigung einer Behaup-
tung Z. Säg 's, sünsch giH's-der e" Chropf! B; Z.
Schweiz. Idiotikon VII.
So nur i'* 's säg! Beteurung (an eine Behauptung an-
gehängt) Ap; Z. Si säge"d 's, man sagt es, es wird so
sein, als Ausdruck der Zustimmung Aa; Th; USchäch.;
Z. Güggereggü, de" Morgen am Drü, d' Henne" hat
g'lät, de' ' Güggel hat 's g'sät Tu; äluü.Av. Wortspielend:
Er seit 's amel, wenn-er lügt Z; ähnlich Aa; Th und
sonst. IcH mues"-(e)s (selber) s., er düret-mich Ap; B;
Th; Z; vgl.: ,Ich cha"" 's s., er düret-mich, ut verum
fatear, miseret me eius.' Id. ß. Me" tar 's fast nid
(g')s., etw. so Abscheuliches AaScIh.; Ar; Th. leh ha"
'tänggt, ich well 's chu" gu" s., mit Bez. auf eine wag-
halsige Kletterei. JHefti 1905. S. noch hissen (Bd
III 1398). Ich chönnt 's nid s , weiss keinen (sichern)
Bescheid Ap; Th; Z. I«* chönnt 's nüd s , wie ... ZU.
(hervorhebend, steigernd). Der Esel treu 's und weiss
's ned, er ist en Narr und seit 's ned, wird gespottet,
wenn einem Kinde hinterrücks Etw. angehängt oder
angeklebt worden ist AaF.; ähnlich ZReg., Schwam.
,Da er geredt hat, ob sy in zur ee wette, sprech sy :
ja, du seist es glich von mir; sprech er: Ich wils in zwei
jaren nit sagen.' 1533/8, Z Ehegericht. ,lst es waar?
sagst du es? ain, aisne? es sind, die es sagend und
schreibend, authores sunt; man sagts, man redt also,
aiunt; ich darffs nit s., religio est mihi; ich habs nie
gehört s., nunquam audivi dicere; man mags kaum s.,
es ist nit zes., dici vix potest.' Fris.; Mal. S. noch
glichsen (Bd II 603). Mit Dat. Säg-mer's dann! er-
innere mich dann daran; auch ein Schüler zu einem
Kameraden, der ihm im gegebenen Fall eine Antwort
einblasen soll Z. ,I°h säg-der 's, dico, non dicam am-
plius.' Id. B. I'h cha"" der 's schö" s., nach oder vor
einer Mitteilung, zur Bekräftigung. S. noch Finger (Bd
I 864); Mueter (Bd IV 589; vgl. GrössMueter. ebd.
592); beiten (ebd. 1846). ,Gang hein und heis din
muoter selbs zuo mir komen, ich darf es ir selbs ouch
gesegen.' 1487, Z RB. .Beitend hie uff disem weg,
biss ichs daheim dem vatter seg.' GBinder 1535. ,Nu
segends uns.' Aal 1549. ,Sag ichs dir oder nit? hörst
du es oder nit? red ich mit dir oder nit? tibi ego
dico an non?' Fris.; Mal. ,Wilt du mirs s. oder nit?
dicisne an non?' ebd. ,Lass dir gerad sein, es seie
mir schon gesagt, ich weiss schon, was du sagen wilt.'
ebd. ,Ich will dirs sägen.' Stettler 1606. Han-ich 's
nid (nüd) g'seit (es chömm efso)? vorausgesagt. —
2) unbestimmtes es (ohne scharfe Scheidung von 1).
Mi" seit 's de" Müllere" zwürig, brave" Litte" isch 's
einisch g'nuen B (Zyro). In-ere" Muli sät-me" 's zwä
Mol ond de" Narre" drü Möl ThMü. Es Ei'"m s.,
Einem die Meinung sagen, den Standpunkt klar ma-
chen, wohl allg. Wart, ich säg-der 's iez denn, ,bald
werde ich anders mit dir reden' GA. Dem han-ich 's
(aber au"h) g'seit! lch will-em's aber awh $.! S.
De [der Pfarrer] hat 's de" Spüren und de" Süffre"
g'sait. Stitz. .[HBarthloine und HGumpost sind an-
geklagt, weil sie] an dem vischmarkt nachtes stuonden
und übel mit den wechtern retten. [N. sagt aus] daz
der G. zuo dem Holeweg sprach, in möcht erbitten [?],
er slüeg in über den köpf, und daz der B. sprach, er
wölt im es morn gesagen.' 1382, Z RB. Mit Adv. I<>>
han-em's tütsch (g'nueg) g'seit AaF.; Th. Es Ei"'m
g'hörig, recht s. Aa; Ap; Th; Z. Säg-em's nW recht!
Ja, sä'g-em's recht! ironisch 1) zu Einem, der seinem
Unmut über ein versagendes Werkzeug, eine ver-
sagende Einrichtung Luft macht Z. — 2) = nimm
dich selber an der Nase! AaBi\ Es Ei"' in s. chönne,
387
Nag. seg, sig, sog, sug
einem eine Sache begreiflich zu machen verstehn Th;
Z. Er cha"" 's eso guet (od. troche") s., zB. Witze Ar.
Er sait 's wie-n-e" Pfar'er, kann gut reden, Etw. gut
erklären Bs. — e) durch den Acc. eines Sach-Subst.
,Ein sag s.' s. Sp. 375. Du seist auch Sache", Zug!
Er lu'it'la" Wort, ka" Wörtli g'seit, geschwiegen, Nichts
verraten Th. Du hettist-mer au'h törfe" e"fs) Wörtli s. !
Kei"s Wörtli sieg-der mir, wenn du das Geheimniss
ausbrächtest. Gotth. ,Etwan ein guot wort s., etwas
billichs und guots reden, lequi bonique parteni aliquam
dicere.' Fris.; Mal. Er brückt nit hinder d' Öre"
z' grifft", für ne" Lugi z' s. BSi. , Einen lug (ein luge)
sagen, leugen, falsum dicere (proloqui mendacium);
gross lugen s., dapfer liegen.' Fris.; Mal. ,üie war-
heit s.' ebd.; s. noch ehalt (Bd III 239); Sag I (Sp.
376). Mit Dat. 1) eig. ,Ich wil dir bi Gott die war-
heit sägen.' um 1560, Z. — 2) den Standpunkt klar
machen Aa; Ap; Th; Z. Im gleichen S. ,wär s.'; nur
noch neg. ,Wer auch schlechtlich zuo jemand spri-
chet, du saist nit wäre, der git ein pfund.' 1363, Sch
Chr. ,Wenn du es redest, so seistu nit war.' 1430,
Z RB. (an andrer Stelle ,so seist du, das nit war ist'
1469, ebd.). ,Wer es reit, der seit nit war; do rett
der Kilchman: es ist war und muos sich erfinden; do
hies in HMüller aber ze dryen malen nit war s.' 1432,
ebd. ,Da habe inn der U. zwey mal unwar s. heissen.'
1470, ebd. Si" Meini"g, Sach (s. Sp. 105) s. ,Sein
meinung s., sententiam afferre; du sagst ein guote
freundtliche meinung, bene atque amice dicis.' Fris.;
Mal. Ei"'m d' Meini"g (Bd IV 312; vgl. auch Buess
Bd VI 1454; gleichbed. de" Kabilantis GrNui.), d(e")
B'rieht (Bd VI 323; auch Aa) s. Dank s. Aa; Ar; B;
I. (Gassm. 1906); Tu; WLö.; Fris.; Mal.; vgl. dank-s.
(l'h) säg(e") D. Säg D., vom Ofe" bis zomm Bank,
vom Bank bis zor Tor, geb-der Nütz de'för Ap (scherz-
hafter Dank). A., ein Gerät, das er sich hatte leihen
lassen, zurückbringend: I<* säg D. B.: Wa> Dank?
zwanzg Rappe" chost 's TiiMü. (Anekdote). Mit Dat.
Ich säg-der Dank! Ap; Th. I'h säg-mu Bidank! PPo.
Gott Lob und Dank s., wenn 's übere" [überstanden] ist
Aa. Herr Gott, mer säge"d-der Lob und Dank für
dini guete" Spis und Trank, Tischgebet ZFehr., O.
Das (g')signi uns der güetig Gott, der alle Ding er-
schaffe" hat, im sei Lob, Er, Pris und Dank geseit
von jetzt (nun) an bis in (alli) Ewigkeit! Arne", ebd.
,Gieng uns glücklich, Gott dem allmechtigen sy lob
und dank geseit!' 1199, Calvenf. 1899. ,Die storken
klopfend mit irem schnabel und mit dem selbigen
geton verkündend sy den sommer, grüezend damit
iren eegmahel und sagend Gott lob und dank.' Vogelb.
1557. ,Er hat dir gegen mir grossen dank gesagt,
mirificas apud ine tibi gratias egit; er sagt dir hohen
dank darumb, omnino agit tibi gratias.' Fris.; Mal.
Selten freier mit einem Subst. konkretem Inhalts,
angeben, nennen; s. blüg (Bd V 40). Ei'"m de" Name"
(nüdj s. (chönne"), Jmd (nicht) beim Namen nennen
(können). Er hät-mer de" Name" g'seit, auch seinen
eignen oder den eines Dritten. Ei'um Name" s., geben:
Er [ein Knabe] lueget eisig de" Sterne" zue, seit-ene"
Name", me" muess schier lache" drab. Stütz. Ei"'m
alli Laster, a. (Erde"-, Gotts-, Gotts-Erde"-) Schand,
a. Wüesti, a. wüeste" Wörter, die verflüechtiste" Sache"
s., Einen mit Schmähungen überschütten. Dö hat der
Uechel denn a"g 'fange" flueche" und g'wüss dem Fräuli
[seiner Frau] alli Laster g'sait. Stütz. Er het-em
allerlei Sunntigswörter g'sait, ieh mecht nit der zeh'Hi
Teil widerhole" Bs. Mein Mann ist wieder gesund, er
häd-vier scho" wider al'i Wüesti g'säd Ap (ATobler
1905). Einem alli wüesti Zal s. BSi. (Osenbr. W.).
S. noch siben (Sp. 48). — Q durch ein Adv. So het-er
g'siH, nach direkter Rede. HNvd.; s. auch Butz 1 2
(Bd VI 1933). Wie seit-me"? zu einem Kinde, das zu
danken vergisst Ap; B; Th; Z. Gib wie-n-i'h (Bs, od.
was-i'h Bs; B; Z) sag, ungeachtet meiner Einsprache.
,Wie sy sagend, ut perhibent, ferunt; wie man sagt,
ut aiunt.' Fris.; Mal. , Andreas: [Ich] verlass auch
Schiff und Gschir bereit, ganz willig, wie min bruoder
gseidt.' 1616, L Spiel. ,Ich gib dir sie [die zu ver-
kaufende Ware], wie d' seist. Schlag ein geschwind!'
Mvricäus 1630. Dem han-ich IVd g'seit B (vRütte).
Ei"'m nüd schü" s., Einen mit ehrenrührigen Wor-
ten anfahren Gl. Miner [Mann] wurd-mer schon s.
Loosli 1910. Es sig d's erst Mal g'si", wo-si [die
Eheleute] enangere" o [auch] so recht g'seit heige".
Gotth. .Müsste es [wenn ein Ehemann von Krankheit
heinigesucht würde] allweg durch wyber zuogangen
[sin], so müesste maniger biderben frowen übel geseit
sin.' 1546, Z. Ei"'m (cheibe"mässig , vaterländisch)
teilest sage" (in BStdt auch wü'est s.), schelten. Säget-
em wüest und speuet-en a" und g'heiet-em Hampfeie"
Bossmist a" ! BStdt. ,Man verwahrloste mich [den
Verdingknaben], dafür sagte man mir wüst.' Gotth.
Me" soll es guets Bassiermesser und e" gueti Ür nit
verchaufe", e" gueti Frau nit taub mache" und imene"
G'meindröt nit ivüest s. Dorpkal. 1896. Mit stellver-
tretendem Nbsatz. Si het-im g'seid, dass 's 'tropfet
het AALeer. ,[Der mit der Prüfung der Vogtkinder-
rechnung Beauftragte] sol an helgen schweifen, dem
salben trülych nachzuogan und nach dem die räch-
neten ist, sol är den lantlütten sägen.' Ndw LB. —
rj) durch Acc. P. oder S. und präd. Adj. Einen (od. Etw.)
, ledig s.' ,E daz si unser herre der keiser mit sinem
brieve der zwenzig hundert guldin gänzlich ledig seit.'
1337, Z. ,Gand mit mir zuo meister O.; sagt er mir
denn das hus ledig, so wil ich üch die [die umstrit-
tenen 10 Gulden] vil lieber geben denn im.' 1471, Z
RB.; vorher: .einalen er ira sölich huse ledgotte und
loste.' ,Wie wir dann in des ganz quit, frei, ledig
und loss sagen.' 1596, ThHw. Arch. ,So zell, sag und
lassen ich ... myne drei lieben Brüeder ganz fryg,
quit. ledig und los.' 1613, Z. Einen (od. Etw.) .sicher s.'
s. Sp. 176. Eine" töd s. Me" hät-e" scho" e" par Mal
töd g'seit. ,[Ich bin] in grosser krankheit gelegen, in
der zit man mich oftermolen dodt gesagt.' XVI., ARyff.
— 9-) durch Acc. S. mit hinzutretender präpos. Be-
stimmung. Öppis über Eine" s., Übles von ihm
reden Aa; Ap; B (/licere aliquid gravius in aliquem.'
Id. B); Th; Z. Wer näehmäl (e)so Öppis über mich
seit, Der cha"" dann luege" (wie's-em gut)! Er hat
Nilt me vo" dere" Sach, von-em g'seit. ,[Der vorgeb-
liche Diebesfinder] swuor ein eid ze den heiigen, nieman
nüt mer von sölichen Sachen ze sagen an des burger-
meisters und des rates urlop.' 1398, Z StB. ,[Es war]
ein semlich gross ungestim wätter von donderen und
plizgen, das nüt darvon ze sagen ist.' UMey. Chr. 1540/73.
,Von einem ding vil mer sagen dann es aber an im selbs
ist, in maius aliquid vulgare.' Fris.; Mal. S. noch
Sp. 386 (Beleg von 1533/8). Wa(s) seist du zu der
Sach, od. derzue? was hältst du davon? Wa(s) wett-fc*
derzues.! was gibt's da noch einzuwenden Th; Z. Zo
Sag, seg, sig, sog, sug
de" g'schehne" Sache" soll- nie" 's Guet s. Apl. U""
de"" weiss-ich nit, was Rosettli derzue sieg. B Hink. Bot
1882. Du, was seisch jetz du derzue, isch Das t" Luchs
g'si"? Schild 1889. Nume» eso zueluegen u"d zalen
u"d zu Allem z'säme" Nät z' s. ha". Loosli 1910. ,Wie
man irs [Unzucht] für[g]halten, habe sy nüt können
darzuo s. dann: worunib hat ers von mir gseit:"
1541/3, Z Ehegericht. Was hät-er uf Das (drüf) abe"
g'seit? Ap; Th; Z. ,Drüf s., respondere.' Id. B. I«*
ha" Nüt drüf g'seit, erwidert B; Th; Z. — :) der
Inhalt ausgedrückt durch blosses vo" (mit Dat. S.
od. P.), auch ,umb.' Vgl. 3d. .Einem darunib erber-
lich s.'; s. zue-sueehen (8p. 231). Me" seit vu" der
Fasnacht, bis-si chunnt Z. Vo" Glück s. chönne", wie
nhd. wohl allg. S. noch süber (Sp. 75). ,Dar uff rett der
G.: was seistuV seist ncisswas von mir? do sprach
der K.: ja, ich sagen von dir.' 1436, Z RB. ,lch will
dir segen von dem zyl.' Leih und Skble. ,An einem
hochzit bim schlafftrunk [hätten teilgenommen] vil
junger gsellen, die fiengind an von hochziten s.' 1541/3,
Z Ehegericht. ,Man sagt von dir, sermo est de te;
von was weiberen sagst du? quas mulieres narrasV
Fris.; Mal. S. noch Chue-Brütigam (Bd V 1005); reden
(Bd VI 549). Mit Adv. ,Wie dan von disen dingen
hernach an sinem ort wirt eigentlicher gesagt werden.'
Ansh. ,Von dieser stat wird völliger gesagt hernach
im 10. buoch.' Stumpf. ,Von deren jetlichs Ursprung
und harkommen ich hienach insonders segen wirt.'
HBrexnw. Chr. ,[Ich habe] inen darumb den 10. nit
geschänkt und alliklich nachglaan, wie ietz etlich dar-
von sagent.' 1584, Z. — x) durch relatives wo (mit
dem Werte von vo" mit Relativpron.). Der (der Glich)
vv-n-i''' g'seit ha", Der (Nämliche), von dem ich gespro-
chen habe Aa; Ar; Th; Z. Dcr Patentämtler vo" Bern,
de'' Solokalatzer, ivo-n-ich vorhi" g'seid ha", chunt mtt-i"s.
L Tagbl. 1899. — b) an Stelle des blossen Dat. P. tritt
zue mit Dat. So überwiegend bei den Übersetzern
von Luc. XV 18 in der Dial. Säg dann zum X, irh
lös'-e* (-si, -es) grüeze", und wänn-er (-si, 's) en Schranz
hei, sell-er C-s','s) -e" büeze" ZF.; ähnlich auch sonst.
Und wenn die Wiber wäsche"d, so gut das Plauderen a",
seit Eini zue der Andere", si heig de" brävner Ma"
ZSchlatt. Er seit Nüt mer zue-mer, weil er mir zürnt.
Dui hesch ganz recht, seid-er zum Melk. Ndw Vbl. 189t!.
S. noch Näch-Bür (Bd IV 1518); Brösem (Bd V 804:
1866, Ap). ,[Das Mädchen] hat zuo im geseit, wenn
er redte, das ir muoter ein huor sy, so sy er ein
schelm.' 1487, Z RB. Auch ,mit einem s.' ,Er hat
mit mir des selben stucks halb so vil gesait, das ich
im ganz vertrüwte.' 1489, G (Brief eines Mönchs an
den Abt). Jockle versucht den Butsch und sät mit ihm
selbs: Diss ist mir ein räser Krätzer. Kunkelstube 1655.
— c) öfter liegt der Nachdruck auf einem zutretenden
(von dem unter a behandelten verschiedenen) Adv.
oder Adverbiale. Säg 's recht (zB. wenn-d' Brot wi'ttj!
drücke dich deutlich aus Aa; Ap; Bs; Th; Z. Säg 's
recht! zu Jmd, dessen Aussage man nicht traut: sprich
die Wahrheit Z. Se'b säst-du recht! was du sagst, ist
■wahr ApI. Du darfsch doch offe" s., was dich so trürig
macht. Schweiz 1903 (Bs). ,Mit lauter stimm etwas
sagen, aliquid clamare; bei guoter treuw s., bona fide
dicere; in einem ernst s., sedulo dicere.' Fris.; Mal.
Einem etw. ,(eins und) gnuog s.' mehrfach im XVI., Z;
zB. : ,Und ist im vor rat gn. gseit, hinfür söllichs nit
mer zuo tuon', falsches Zeugnis abzulegen. 1523/26,
Z RB. ,NN. ist eins und gn. geseit, das sy rüewig
sygint und sölicher spätzlinen und watzens müessig
standint.' 1535, ebd. ,Und sol im dannethin mfeisterj
FWalder eins und gn. sagen, sich hinfür besser dann
unzhar gegen siner frowen ze schicken.' 1559, Z RM.
(Einem) Etw. nid g'nueg chönne" s. Er hat nid g'nüeg
chönne" s., we schö" das' 's g'si" sä. ,Do fieng es
grusamlichen an, als ich üch nit gnuog s. kann, ze
regnen schwebel [usw.] .' Haberer 1562. Ei"'m Öppis
mündli'" s. Aa; Th; Z. Ich chan"-cm 's jo de"" m. s., dh.
ich brauche ihm nicht zu schreiben. ,Si [die Luzerner |
heften dem von Grüenenberg . . . selbs mündlich ge-
seit, weit er inen den nüwen zoll ze Rotenburg nit
abtuon, so weltind si in selbs danne tuon.' Äg.Tschi di
Chr. Dafür auch ,mit dem munde s.': ,[N., von einer
Nachbarin versehentlich mit Wasser begossen, beklagt
sich:] Mochtest mir nit mit dem mund segen, dass
ich dannen gieng, denn dass du mich mit wasser be-
schütten muestestV 1425, Z RB. Einem Etw. i" 's
G'sicht (i"en) s. (s. Sp. 254) uä. ,Man getörste dem H.
in sin zen gesegen , dass er hin verhitlich stach.'
1394, Z RB. ,[Man habe] im vor rät und burgern
und allen nachpuren alles, so obstat, zum allerträffen-
lichsten under sin andtlit sagen lassen.' 1534, ebd.
So öppis seit-me(n Ei-mJ doch nüd vor alle" Lüte"!
,Zwen bider man, die das sehend oder hörend und
ouch das vor dem herren gesagen konnent.' 1439, Z
Mönch. ,Er habe ouch in der selben stund vor
meistern und gesellen dem Kr. gesagt, das er sölichs
darumb geredt habe.' 1461, Z RB. Etw. ,uss dem rät
s.'; s. Bd VI 1568. ,Es einem zum hüs s.'; s. Bd II
1702. ,Wo sind ir nun mit der weltwisheit? Ich
mein, es si üch zum hus gseit.' NMan. ,Es kumpt
da einr der nassen knaben, dem solt mans auch zuom
hus sagen.' VBoltz 1551. ,Ich muoss üchs wüester zuo
hus s.: glyssner soll man mit geisslen schlagen.' ebd.
Einem Etw. z' Glaub (in Ap lt HKFrick z' GlobtJ s.:
s. Bd II 586. — d) in gewissen Fällen ergibt sich der
Inhalt des Sagens lediglich aus der Satzbetonung
oder aus dem Zshang (wobei öfter eine direkte Rede,
es, ein Nbsatz vorschwebt), cc) aus der Satzbetonung.
Ich hän-em g'seit, ich! ZU. Si händ enemä glich
auch g'seit! ebd.; entsprechend Aa. Vgl. laä od. s.
— g) aus dem Zusammenhang. Du brückst im' _-'.«.,
nämlich wie du es wünschest uä. Z. Jo, jo, me" sät
(denn) no", Abweisungeines unbescheidenen Hegehrens
Tu; vgl. 1 aa. Ich (Me") cha"" nid me weder s. (zB.
dass er Dies oder Jenes tun, fleissig sein solle) Tu; Z.
Ich chönnt, möcht nüd s., nämlich dass das Gegenteil
der Fall sei, ich könnte, möchte Nichts einwenden
Aa; Ap; B; Th; Z. A.: Hest Schmerze"? B.: Ich chönnt
nid e"möl s., nicht eben starke. Ph chönnt nid s.';
's hät-mer g' falle" Ap; Th. Si sind recht g'si" gegen öus,
ich möcht nüd s. Z (Dan.). Das ist schön, ich möcht
nüd s., ,nämlich nei", ironisch' Z (Spillm.). 's Dinge"
händ-s' (od. sind-s') schüli'" nötig, de't möcht -ich iez
nüd (ml. Nüt; vgl. 1 a f) säge" Z (Dan.). I'h cha"" nüd
s., nämlich wie gut, schön Etw. ist, steigernd = besser,
schöner als ich sagen kann. Hür sind-s' [die Kar-
toffeln] g'röten, i'h cha"" nüd s.: si vcrflädere"d ganz,
wä""-me"-s' en Augenblick lenger ob löt weder dass 's
nötig ist. .ISinn 1864 (ZO.). CIIö.) de cha""st dünn
s. <J«'[dört]! du hast leicht urteilen, das Gleiche könnte
dir auch zustossen ZU. Dö cha"n-me(r) lang (ga")
s., er tuet 's nüd Ap; B; Th; Z. Me" cha"" lang
Sag, seg, sig, sog, sug
;;;»2
s., alls S. nützt NiU B. Aber auch mit Inhaltsangabe:
Ieh chann lang s., er soll gä", er gut nüd uä. S. auch
lang (Bd III 1324). (Jo,) du hast guet s., hast gut
reden Aa; Ap; B; Tb; Z (auch: du cha""st wol s.J ; s.
auch guet (Bd II 539). Jö, du seist (-mer, dat. eth.)
wol (cha""st wol s.J! du hast gut reden (an meiner
Stelle würdest du auch nicht anders handeln) Aa;
Ap; Tu; Z. Vgl.: ,Eubulus: Wir werdend etwas
guots noch hüt von im [dem verlorenen Sohne] ver-
nän, drumb furcht dir nüt! Pelargus [der Vater]:
Du seist mir wol! Ja, wenn ich sin vergessen könd
im herzen min.' GBinder 1535. Auch: Du säst- mer
wol, es macht Nüt, aber ... Th; Z. ,[N., das Ehe-
versprechen zu geben aufgefordert] jach nüdt denn:
ich wil dir s best tuon, tuo mirs ouch, und verbot
iren nienen ze segen.' 1525/30, Z Ehegericht. — e) be-
stimmte Verbalformen formelhaft gebraucht. <x) ich
säg! BsStdt, (nei") du seist au'h! ZO., hait-er [habt ihr]
g'sait? BsL., ist 's möglich V Ausruf des (ungläubigen)
Erstaunens über eine Mitteilung; vgl. meinen (Bd IV
310). — ß) (nei".) sägmen (od. -mer) au'1'! Äusserung
des Erstaunens, auch des Schreckens Z. Der [durch]
Tüsig Gotts Wille", säg -mer au'h, wa' ist au'h Da'?
Übersetzung von Luc. XV 26. Dial. (Z Ott). — y) der
Irap. säg, PI. säge"d (usw.). Als Einführung eines
unabhängigen wirklichen Fragesatzes; s. se (Sp. 3:
Schw Fasn.). Se (nu) säg, was hast (heschj! Aa; Ap; B;
Th; Z. Säg, chunnst mit? Tu. Säg, wottsch-du-mer
das Buech e"tlehne"? B; ähnlich Z. S. noch ge-rad
(Bd VI 504). ,Segend, was ist üwer begär, das ir so
ylentz kommend härV Kuef 1540. ,Sag, wo sind die
anderen, cedo alios.' Fris.; Mal. Als Ausdruck der
Verwunderung, gew. einen Ausruf oder eine rhetorische
Frage einführend. Aber säg ä [auch], Das send doch
o"verschant Lüt! AaF. Nei", säg(e"d) auch, eso Öppis!
Th; Z. Es Süserfändli wo'tt-i'1' ha", ich chaufe" vd-
licht zwei, denn far-ieh wie-n-en Ere"ma"" recht frÖUeh
mit durchhei'" ; doch Mänge" ladt, o säg wie tumm!
es Fueder schnell "i'h schwär [usw.]. HBrandenb. (Zu.).
Vor-mer zue stöd eusen Ödel, hed e" brünnigi Cherzen
i" de'' Hand — säg du, Trinel, e" brünnigi Cherze", t"
Cherze", g'hörst, der Ödel! JBoos 1907 (L). S. noch
legen (Bd 111 1175); Regula (Bd VI 742). Als Auf-
forderung, sich (zB. über einen Vorschlag) auszuspre-
chen. Se, säg iez einist! Aa. Wottsch nit mit-mer cho"
tanze", nes Stündli . ..? Se, säg ! Ich wett-der 's nie
vergesse"! JReinh. 1904. Als Aufforderung zur Auf-
merksamkeit, = hör mal, denk mal, dis donc Bs; B
(sehr häufig einen zweiten Imp. einleitend); Z. Säg,
e'sö cha"" 's nüd gä" B. Säg, dert chunnt e" Schöner
BBe. Ich gänen iez, säge"d. ebd. Säget, Attu ....' BSi.
Mädi, säg! für iez! B. Säg lös, Öppis e'sö ico'tt-i'h
de"" nümmer g'höre" ! ebd. Säg lös, 's war jitz gnue'J !
ebd. Sägit losit, wen" über ■chumen-i'1' acht mini Schueh?
ebd. Säg, Schuelinspektor! tönt es etwa dem Seh. in
ländlichen Schulkommissionen entgegen. B Schulbl.
1900. Säg, Früeli"g, los, e" Grüselbist! B Heim 1900.
S. noch räss (Bd VI 1277). He säg, Elseli! du liest
nadisch es fuls MuH B bist. Kai. 1777. Säg, Christen,
häb-mer doch e" wem? die Stieren! Wolt. Jüngl. Auch
mit beigefügtem pers. Pron. Säg du! B (säg-dü, auch
PI. säget-i'er); Z. Säg du! e'sö geit's nid! B. Du,
säg! Aa; BsL.; B; Th. Du säg, wem-mer [wollen
wir] gö"? Sagen-Si! BsStdt. Als Spitzname: Frau
Sage"-Si. ebd. Säg du du, ist Das möglich V! WBinn.
Säg ebe"; s. Bd I 44 (auch PAL). — 2. (vom Nhd. ab-
weichende) Specialisierungen von 1. a) mit Acc.
der Benennung (eig. Voc.) und Dat. P. (S.), nennen,
heissen (doch bei Personen, Tieren meist nicht vom
Individualnamen, nur vom Gattungs- oder einem Kose-,
Zu-, Schimpfnamen usw.). wohl allg.; in ä. Spr. da-
für auch sprechen'; vgl. 1 a a. Ei"'m ir, du, Chalb,
Lumpe"- Mentsch [usw.] s. Si säge"d (denand od. zu-n-
enandj scho" du, von Verliebten, sie sind schon ziem-
lich intim. Er het-mer Lugi g'seit Bs. Si säge" dem
Votier Trätti BG. Ich wi*s° nid, wi-n-es hVsst, me" siH-
im nume" d's Gradrechterli. ebd. Ja, danket, me" het dem
Vetter, dem Herr Oberist, nume" der Gäuggel g'seit. Bari
1883. Me" seit Düne" [Vögeln, Blumen] bi aus H'ere"-
vögel, Tänkeli. Dem sist-men och g'fluechet, Das ist doch
mal geflucht, dass es den Namen verdient BG. Dem
sät-me" nümer g'spasset, Dem sät-me" g'loge" Tu; Z.
S. noch ge-rad (Bd VI 507). ,ümb des willen, die
wil man also alwegen daselbs gelendot, hat man es
genant Amstad.' Etterlin; dafür: .darum man im
Amstad geseit hat.' HBrennw. ,Der vatter und die
schwiger [hätten sie, die Schwiegertochter] nid ge-
dulden [wollen], sonder hieltind sy wie ein vich,
seitind ira merch und loss, ouch andere fuli wort.'
1538/40, Z Ehegericht. ,[N. droht, er] welle ouch das
kind uffwysen; so es zuo sinen tagen kerne, müesse
es iro nit muoter s.' 1541/3, ebd. , Vatter und muoter
[des Mädchens, das der Kläger zur Ehe anspricht,
hätten] im z werchen gen und im sun gseit' ebd.
,[Sie] sagint iro, wie man da oben den gemeinen
metzen sage, hüenerclaus.' ebd. ,Adam zuo der tuben:
Von dyner senft und tilgend wegen muoss man dir
tub allwegen sägen.' Rief 1550. ,NSuter, schmidt zu
Entlibuocb, habe dem HrSchorno von Schwyz schor-
buob in der kirchen gesagt.' 1563, L. ,Spitzhösler
sagen die Schweizerbauern den Herren.' HPest. 1781.
,Und vor alle diese Taten sagt man ihm getreuer
Knecht.' HGWipf (um 1805). S. noch Chabis-Chopf
(Bd III 412). Mit Wiederholung des gleichen Ausdrucks.
,Wohl gibt es hie und da einen Menschen, der dem
Unrecht Unrecht sagt, wo er es findet.' Gotth. S.
noch Bueb (Bd IV 928). RAA. und Sprww. Dem
seit-men Ir, Das ist etwas Gutes, Rechtes, Etw. aus
der alten Zeit ZHorg. Das (Der, Die) seit dir nit
Herr, passt nicht zu dir, ist zu gut (hoch, schön) für
dich B. Me" darf si"em Heu"' Strau"' s. ScHSt. (Sulgcr).
,Es gibt strube Dächer, es ist Einem wohl darunter,
wenn nämlich biederherzige Menschen darunter her-
vor einem die Hand längen, und es gibt nagelneue
Schieferdächer, die verflucht haltbar sein sollen,
strenge Winter ausgenommen, und es wird Einem
darunter, dass man dem Teufel Götti sagen möchte,
wenn die Leute eben auch halb und halb sind, alle
Laster haben, aber schöne nagelneue Worte dazu.'
Gotth. S. auch Blösch(en) (Bd V 161. 162; entspre-
chend mit Fleck in AaKöII.). Mit Adv. an Stelle des
Acc; vgl. 1 a £. Wie seit-me" Dem? wie heisst dieser
Gegenstand (,<juo modo hoc denominatur.' Id. B); auch
mit dem Zusatz da = in der Sprache dieser Gegend.
A.: Wie sait-men Euch sust? B.: 1^ bi" der N. BsL.
Von Chappel isch au'h Eint'' cho", ich weiss gar nit,
wi'-s'-em säge" S (Wildsaulied). Mir säge"d Dem nüd
so, änderst. ,Man hat ihm so kurios gesagt, dass ich
den Namen wieder vergessen habe.' Ndw Kai. 1874.
,Der schriber: sag an, du gsell, wie seit man dir?'
Sag, seg, sig, sog, sug
NMan. ,[Ihre Schwiegermutter weise die Kinder auf]
das sy iro sagint huor und brekin; wann dann sy zun
kinden sage, worumb sy ir also sagind, so sagind sy
fry heiter die grossmuoter.' 1541/3, Z Ehegericht. Si
Nama ist mir ussgfalla. I weiss nüma recht, wie ma
im seit. Er häd mins Bhalts villa gär ei Najna gha
wie min Atti, der Bandli seel. Göldi 1712. ,Ich weiss
nicht, wie man diesem Schmutz [näml. Pomade] sagt;
aber das weiss ich, dass er mir gestern hässlich in
die Nase gestunken hat,' 1779, Z TB. 1881 (.Sonntag-
abend-Gespräch zw. zween Bauren'). Mit Ortsadv.
statt des Dat. in der ständigen Frage des Wanderers:
Wie seit-me" (od. -meniez) da? wie heisst diese Örtlich-
keit Aa; Ap; Th; Z. Gleichbed.: Wi siH-men-imhie? BG.
— b) als Rechtswort; vgl. Sag I (Sp. 375). a) mit pers.
Subj., (vor Gericht) aussagen, zeugen. Mit Inhalts-
angabe (den Übergang von 1 a zu 2 b illustrierend).
,Hat man zwen bider man, die das sehend oder hörend
[es handelt sich um Testieren auf dem Todbette] und
ouch das vor dem herren gesagen kounent, als recht
ist in dem hoff, so sol der herr das glouben.' 1439,
Z Mönch. ,Uff zinstag den fünfzächenden tag Üctobris
a. 1538 hand zöget und gseit all einmündig und jeder
insonders ... wie noch volget: ...' AaL. ,RRebman
von Stäfen seitt, siny frow were ze Hecht in HWyli-
mans huss und lege er uff der gutschen [usw.].'
1530/3, Z Ehegericht; ähnlich oft. S. noch Sag 1 b (Sp.
375). .Kundschaft s.', Zeugniss ablegen. ,Ob desshalb
kuntschaft gebotten wurde, mögen och die nachpuren
wol darumb kuntschaft geben und sagen.' 1490, G.
,Zeugnuss oder kundtschaft sagen, testimonium di-
cere.' Fris.; Mal. ,Niemandt [ist] schuldig, ussert
unser Landt gen Kundtschaft sagen.' 1617, Gl. , Recht
[adv.] s.': , Sittenmal die Anna R. dem Andresen St.
der ee nit gichtig und niemand darby gsin, auch nüdt
args da vergangen, ist die genannt A. R. von ge-
nieltem A. S. der ee halb gescheiden und ledig ge-
sprochen uff ir sei hin : hat sy recht gseitt, so hat
sy recht erlanget' 1533/38, Z Ehegericht; die selbe
Formel ebd. auch sonst. ,S. über einen.' .Hans Wald-
raan [habe] geredt, er [der Kläger] sye ein meineider
sigelbrüchiger man, der nit wirdig sye, das er über
in sagen solle.' 1469, Z RB. S. noch Sächer (Sp. 128).
Etw. ,s. üf einen.' .Was werden wir denken, so wir
nit dörend hoffen, das uns Christus liesse by dem
blyben, das er nüt uff uns seite, sunder ein grosser
teil sind der schuld. Darum sollent wir sehen, das
wir uns bessrind.' Zwingli 2I 1 86. ,S. umb etw.' .[Zwei
Spieler wurden] mit einandern stössig, also daz jet-
wedrer das gelt gewunnen weit haben; also rette er:
lieben gesellen, lassent das gelt ligen und lassent die
gesellen darumb sagen.' 1453, Z RB. ,[A. habe B.] mit
recht vor einem schultheissen fürgenomen, also das
C. und D. umb die sach s. soltend.' 1462, ebd. Abs.
,Si werind so nach gfründt, das si billich still stüendint
und nit sagen söltind.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Dasminem
gn. herren solte fürkommen sin, so wann einer dem
andren uf eerrüeiig Handlungen ein öffentlichen wider-
ruof tuot, das derselbig nüt dester minder zuo kunt-
schaft geboten und im [1. in?] vor dem rechten sagen
lat, welches wider alles [!] form des rechten ist.'
1557, G Rq. 1906 (Beschwerden des Abtes gegen Alt
StJohann). — ß) mit Sachsubj., von urkundlichem
Zeugnis; vgl. Sag Ilb$ (Sp. 376). , Es wer dann, daz si
offen besigelt brief zougtin und für die rät brächten,
die wistin und seitin, daz si zuo der vorgeseiten weid
recht hettin.' 1376, Z StB. S. noch Bück (Bd IV 1139);
Maien-Bodel (Bd VI 609). — c) hersagen, rezitieren ;
Syn.üf-s. Mit Inhaltsangabe; vgl. las. Si" Sprüchli s.;
s. üf-richten (Bd VI 400). ,Vers sagen, carmina dicere.'
Fkis.; Mal. .Auswendig s.'; s. Chinden-Be-richt (Bd
VI 325). Abs. [Was Einen stark beschäftigt, lässt
sich nicht leicht verbergen ; sie wisse] doch no'k wol,
dass, ivenn-men als Chind i" der Chil'he" sägi, Ei'"m
der Hauptpunkte" [des Katechismus] auch eisstert -wider
i" 's Mül chöm. Usteri. ,Auf die nechst einstehende
Fasnacht die Eltern vermanen, die Kinder, so neu in
der Kirchen sagen sollen, dem Schulmeister anzugeben.'
1691, aZoll. 1899. — d) Jmd Fehde ansagen. ,[N.
hat das Burgrecht, das er 10 Jahre zu halten gelobt
hat] mit sinem brieff uffgesant und uns damit ein
vindschaft geseit.' 1444, Z RB. — e) mit Adverbiale
(Zweck-, Zeit-, Ortsbestimmung) und Dat. P., bieten;
sich an 1 a l, anschliessend. .Sagen, bieten, zB. in
den Rat s., an die Leiche s.' ScHSt. (Ei"'m) a" 's
Leid s. Th; Z; s. Bd III 1083. „Zur Leiche s.", zum
Begräbnis laden „Z" (St.2j. [Die Richter des Dorfes
zum zu spät kommenden Kollegen:] Häd-me"-der nüd
uf die Näni g'seit? jetzt isch 's ja bald Zechnil Ustert.
,An eine Leich s., funus indicare.' Hosp. 1683. ,Ob
gleich dem Herren auch zue Zeiten in dass ein und
ander Pott gesagt worden.' 1693, Z. S. noch Bott (Bd
IV 1896). — 3. ohne Rücksicht auf den Inhalt,
lediglich von der Ausübung der Sprechtätigkeit oder
von der äussern Form der Rede; im allg. durch nhd.
reden, sprechen wiederzugeben, a) mit direkter Rede,
etw. Vorgesprochenes nachsprechen. Ein Kind for-
dert ein anderes auf: Sag Fade"zeindli! Leistet es
dieser Aufforderung Folge, spottet das erste: Hast
Dreck am Beindli Z. Ebenso: Säg Mittwuche"! —
Streck d' Nasen i" d' Tischtrucke" Th; Z. S. noch Pfaff
(Bd V 1058; in ZMarth. Brütschi -Pfa ff). — b) (ein
Wort, einen Ausdruck) gebrauchen. Das sieg-ich o
[auch] B. Ich seiti Da' nie AaF.; Z. Das säge"d-mir
nüd {chönnte"d-mir nüd s.), diese Wendung ist uns
unbekannt, widerspricht dem Gebrauch unsrer Mundart.
Mit Adv.: So säge"d mir [wir] auch. Hieher :~Z' säge"
(bei St. zage") Aa; Ap (z'sägi"d); BsL.; B; „F"; S;
Z, z' säge"s B, so zu sagen, „schier, fast." Er ist z's.
nie deheim Aa. 's ist z's. Nüt vo" Sehne B. Wer
Das nid weis; Der folg mi"em Bot, er findt's jo uf
"em Land, verwütscht Gott z' sägen uf der Tot [Tat]
mit Segen i" der Hand. JBHaffl. 1801/13; bei Steinm.
1802 nach einer handschriftlichen Vorlage d' sägen.
Du häst-mich z' säge" nie betrüebt. Stutz, 's erst
Mol, wo-n-ieh dervo" g'redt ha", het-er z' säge" Nüt
ume" g'ge". HBlattner 1902. Wie Chindschöpf, z' säge",
si"-si [die Kohlköpfe] g'si". JReinii. 1905. Es cha""-
mer 's Niem wie schöni Lüt, dorüber göt-mer z' säge"
Nüt. MPlüss 1908. Z' Nacht g'esse" han-i"' z' säge"s
Nüt, es het-mi'>> g'worget im Hals. RIscher 1903. I°h
bi" vier Tag lang z' säge"s vo" Sinn g'si". Loosli 1910.
Mit Adv.; s. so (Sp. 15). ,Mit sampt dem heidnischen
(aber doch also[z]sagen christlichen) poeten Phocillide.'
F Schulordn. 1577. Wie-me" seit, sozusagen, nahezu
GRPr. Vo" wegen tveil diser mi" So", den -mer für
tötne" g'häben hei", ist, wie-me" säge" ma", icider lebende''
worden, Übersetzung von Luc. XV 24. Dial. (BBolt.).
,Im Chreutz, wie man sagt, sterben und verderben
[müssen].' 1633, G Sax. S. noch siech (Sp. 191). —
8ag, seg, sig, sug, su»'
c) (einen Laut, ein Wort) (aus)sprechen, gew. mit
chönne". Er cha"" der r ('s rj nüd s. Ap; B; Th; Z.
Er cha"" nümm(c') Bäbi s., vor Betrunkenheit B. Das
Chind cha"" nocl' Nüt s. Aa; B. Es seit nach Nüt Z.
Chan" Nüt tage", ha" läng Tang u"d ne" längt Tange".
Verspottung eines Menschen mit schwerer Zunge B
Münch. (G Zur. 1902). - d) abs. (ohne Acc), reden,
sprechen. ,Lä" säge", ad iniurias obmutescere.' Id. B.
Blosse, inhaltlose Worte machen: ,Von dem kummt
die Sicherheit unsers geists har, dass wir sün Gottes
sygend, nit von dem sagenden achselvierer.- Zwingli;
in der lat. Übersetzung: ,non ab absolutore [am Band:
achselvierer] hoc, qui verba nuda obmurmurat.' Zue
Einem s., zu Einem sprechen, mit Einem reden, bes.
um ihn an Etw. zu erinnern oder zurechtzuweisen
BUr., R. Wen" ich 's cergesse" seit, si< säg den" grad
zue-mer BR. Du cha""st grad, we""-t' wilt, chon gan
zue-mer sägen, su chumen-ich mit-der. ebd. We"" 's den"
Zit ist un'! i'h schlaffen seit, su säg den" zue-mer. ebd.
Wa-n-en Tschuppen Chind sin, heisst's mengist zun-en
sägen, für-si in Egi : ' hau, zusprechen, mit ihnen reden
= ihnen den Standpunkt klar machen, ebd. .Gleich-
wohl redet es ihm [das Gletscherbächlein dem in die
Gletscherspalte Gefallenen] freundlich zu, es seid zue-
mmuS Barnd. 1908 (BGr.). Wol, da hätt-i'1' due-mäl
anders zue-r-i [der Magd] g'seid! Ich hätt-ra fir ei"s
und alli g'seid: Das cha"" i" d' Barr a'sö nid gan. ebd.
.Übel s.': , Einer wuscht an einem kostlichen Mantel
d' Schuh; als er drüberhin bschälkt worden, hat er
gantwortet: Solt ich 30 fl. umb einen Mantel geben
und nit dörffen d' Schuh dran wüschen, das wer mir [dat.
eth.] übel gsagt.' Schimpfr. 1051; vgl. oben Sp. 388.
— e) (Etw.) z'sämme" s. 1) mit einander einige Worte
wechseln, sich (ein wenig) unterhalten BBrS., Gr. ,1m
Oberland grüsst man nur früh morgens und abends
spät, sonst seit-men Öppis z'sämme", zB. Wä üs?
Flissig? usw.' BBrS. Wenn iru drl bi-u-enandre" stän
und Eppits z'säme" sägen. Barnd. 1908 (BGr.). Si kein
hibschellich, hibschellieh g'machd und Nid z'säme" g'seid,
fir das'-er Nid merki. ebd. Das gibd es Z'säme"sägen
mit dem Bixencholben, zw. dem Jäger und dem schein-
toten Fuchs, ebd. — 2) Etw. gemeinsam besprechen,
beraten BG., Hk. Was W-si acht z'säme- z's. ? BG. —
4. (in Bed. 1 — 3) in formelhaften Verbindungen
oder Antithesen, für welche gew. der Klang, doch auch
die Bed. massgebend ist. oc) das Vb s. wiederholt. Säg
(nu'J, i(ch) heb 's (hei 's) g'seit, Versicherungsformel
Sch (HBühl 1834); GSa.; Th; Z. 's wird-der gwüss
en rechte Kerli, wirsch-es g'seh"; säg, ich hei 's g'seit!
Stütz. Säg, ich hei 's g'seit, es sei bim Eid nüd war!
ebd. SägeH nur, ich heig 's g'seit. Prophet 1855 (GSa.).
(Heiri) gang säg dem Heiri, der Heiri soll (seil) (djem
Heiri säge", de Heiri soll (seil) hei'" cho" gen esse" (cho"
esse" cho" ZWth., hei"'cho", 's Chrüt werdi sust dreck-
chalt. Dan.) ZReg., W., Wth., lt Dan. mit der Einleitung:
Der Heiri hat zum Heiri g'seit. S. schon oben 1 a a y
(Sp. 381 u. 385). — ß) im Spiel mit den mundartl.
Formen von nhd. , sägen.' Säg zum Säger, er soll eusi
Dann säge", Schnellsprechvers oBsL. (dafür im untern
Kantonsteil: sag zum Säger, er seil eusi Dann säge").
D' Basler säge" Säge" und d' Berner säge" Säge" Bs
Stdt. Reichsdeutscher: Was hat er g'sagt? Was hat
er g'sagt? Schweizer: Holz. Holz, Holz! ZZoll. Mut-
ter: Hä, was saist? Professor: Wie, was sägen Sie?
Mutter: Ich sage" Nüd; min Ma"", de Chuerli, sagt
röttanni"s, förhi"s und icisstanni"s Holz, halt, toas ['s]
so giH und was-me" hat z' versagen und z' verschiten
uf de" Winter. Stütz. Manchenorts sind die beiden
Vben in einzelnen Formen lautlich zsgefallen, was für
die Nachbarn (so für die Appenzeller gegenüber den
StGallern) Grund zur Neckerei abgibt. Erstes Kind:
So, ich säg-es [näml. dem Vater, der Mutter]! Zweites
Kind: Und ich tue 's spalte" Sch; Th; ZSth. A.: I*
säg 's! B.: Ieh gang 's gi" schitt(lje" GStdt. A.: Ich
säg-es dem Vatter. B. : Ond ich schitte" 's der Muetter
Ap. — y) alliterierend mit singe". Säge" wie singe"
und singe" wie g'seit, und ie minder i°h springe", dess
besser es geit S. Ond sagen ist nüd singe" ond fechten
ist nüd springe". Ap VL. 1903 (Brautlied von 1827).
, Singen und s.' oä.; oft ironisch. ,[Ich beteure] dass
ich von denen Sachen, so ich denn geschuldiget bin,
nützit weiss zuo singen nach zuo s., und bin ir ganz
unschuldig.' 1453, BsL. ÜB. ,[Niemand] betrachtet
mer den gemeinen man noch die gerechtigkeit, wie vil
man den fürgesetzten singt oder seit, die ze schirmen
oder ze handhaben.' NSchradin 1499. ,[Es sei unter
ihnen Keiner] der das göttlich wort verachteti und
das nit also gern hörti singen und s. als ire herren
von Zürich.' 1529, Strickler. ,Man habe mit im [dem
Beklagten] geredt, gesungen oder gesagt, was man
wollte, so habe es alles nünz geholfen.' 1532, Sch.
,üu last dirs nit zuo herzen gan, ich sing, ich sag
glych, was ich well.' GBinder 1535. ,Die engel hu-
fend muostend es den hirten uf dem feld singen und
s.' Kessl. ,Sy müessent sich ouch dryn ergeben,
da hilft weder s. noch singen.' HvRüte 1546. .Da-
hin wirst du mich gar nit bringen, da hilft kein s.
noch kein singen.' JMurer 1575. ,[Die Welt] meint,
was man von Gott sag old sing, das seige" nur er-
dachte Ding.' Myricaus 1630. .Grosser Neid und Hass
regiert bei vielen Leuten: singe und sage man von
der Liebe, was man immer wolle.' FWyss 1672. S.
noch reden (Bd VI 554); ersoffen (Sp. 352). .Einen
singen und (oder) s. län', sich nicht um einen küm-
mern. .Köchin : Das [die Aufträge meines Herrn]
mocht ich nit als zwägen bringen; er [mein Mann,
der Koch] lasst mich wol s. und singen; ich gloub,
dass er im käller sitz und sich nüechter nun wol
usspitz.' Rüef 1540. .[Erster Pharisäer:] Noch will
uns der [Christus] untöubt nit lan. [Zweiter Ph.:]
Ich lass in singen oder segen, syn schwätzen kümbert
mich nit vil.' Aal 1549. — 8) im Reim mit Regen
(s. Bd VI 724; auch BGr.), Stegen, trägen ua.; s. auch
in der Anm. A.: Was soll-ich denn s.? B.: He, der
Wind chömm vor "em Rege"! Abfertigung BsL. Ich
mues' (will) -der Öppis s. von-ere(n) alte" Stege", voti-
ere" Chatz und von-ere" Müs und iez ist mi" (od. alli)
Predig üs Z. Hüeneli uf der Siege" und 's Güggeli uf
dem Mist, es cha""-mer Niemer s., wer mi"s Schätzeli
ist. ALGassm. 1906 (L). Mer mues' (od. Und) d' Lüt
lo" s. [vgl. 3 d] und d' Chue lo" träge", so (od. de"")
giH's Chalber AaF.; s. auch Burdi (Bd IV 1543);
Sesseli. Vgl.: Mir u-ei" d' Lüt la" säge" und d' Gans
la" gagge", Sprw. Schweiz 1858. Erstes Kind: Wa'
seist? Zweites Kind: Hast e" Nase" wie-n-e" Schueh-
leist AaF. ,Was wird nicht Alles g'seit und 'treit!'
Ndw Kai. 1887. Im Nachtwächterruf brauchen dem
Reim auf g'schlage" zu Liebe auch MAA., in denen
die umgelautete Form gilt, die Form sage" (so Sch;
Te; UUrs.; Z, doch auch säge : g'schlage" Uürs.). —
197
Sag, seg, sig,
SM«
e) mit Rücksicht auf die Bed. Neben reden (s. Bd VI
545), .sprechen.' Was machst, wenn-d' Ni'it tuest, oder
was seist, wenn-d' Nüd redst? Nachtsi'hucu (B). .[Herr
WvStretlingen, sieh vor dem Kreuzzug von seinem
Volke verabschiedend] viengaberan zu s.und sprach: ...'
Stretl. Chr.; nhd.: ,tiengan zu sprechen und sagte.' ,[Es
klagen NN., dass] der selb R. von inen offenlich ge-
rett und geseit hat, sy beid syent [usw.].' 1438, Z RB.
,Man sage und spräche, sy lerind und wisind uns uff
ferzihung und fergebung, auch nachlassung.' 1549,
UMey. Chr. S. auch oben 1 b (Sp. 389), ferner Segen
(Beleg aus B Turmb. 1552). Neben andern Verbalbe-
griffen. Danke1 darf-me" 's, nutne" nid s. Aa. /'* säge"
nüd, was i'h tenk Ap. Me" muess nid Alls s., wo-me"
iveiss Aa; B; Z. S.und mache" sind ziceierlei L (In-
eichen), 's ist besser s. weder mache". oO. Es lät-sich
Alles s., aber nid Alles tue" B; vgl.: 's ist gliehner
g'seit weder 'tä" Z. Eher Alles esse" als Alles s. Z
Wangen. — Sage", Säge" n.: das Sagen, Rede(n).
Da(s) ist e(S) Cheibe" S.. von einem schwer aussprech-
baren Wort, Ausdruck, aber auch vom Inhalt, von
einer gewagten Äusserung Aa; Th. Als e" tomms
Ghoge" S. wird vom Volk eine mundartliche Aus-
drucksweise im Vergleich mit der schriftsprachlichen
bezeichnet oTh. Es leids S. W. Das ist e" trürigs
S. rume" Su" gägen e" Muetter Z. E" strölis S. Das
vomene" g'schide" Ma"", wie en Tokler sc" sö'tt. ATobl.
1902. S. noch all (Bd I 168); ver-ruckt (Bd VI 857);
sagen (Sp. 391 o.). Si"em S. näch wär-er b'sunderbar
g'schickt B (Zyro). Allem S. näch soll 's schön si".
ebd. ,Der Lilte" S. näch, si verum est quod fama
spargitur.' Id. B. An Euerm S-en a" wird g'lumpet
dö wie dert. Stütz. ,AIs der B. gevangen und hinge-
füert sye by Alten-Landenberg uf der [der beiden
Genannten] sagen.' 1428, Z StB. ,Hely, ein gsatzpriester :
An inen [meinen missratenen Söhnen] half kein straff
noch sagen (: erschlagen).' VBoltz 1551. .Sagen eins
sagens [adv. Gen.], oft und dick oder allenthalben
sagen, dictitare, clamitare.' Fris.; Mal. — Chilch-
gang-. ,Doch alles dies liisst sich ertragen ehr als
des Weibes Ch.' FSchödler; s. unter Ch.-Sagerin. —
Höre--, G'hore"-, ,hör-.' ä.Spr.: = Hör-Sag (Sp. 378).
Vom Höre1- (S; Th; Z), G'hore"- (B; Z) säge" lert-me"
lüge". ,Dass ich rede, dass mir das wissend sye, das
tuon ich nit; won ich weiss es ouch nit, won dass ich
das vom h. gerett hab.' 1437, Z RB. ,Man sol nieman
daz sin abkennen uf h.' 1466, G Rq. 1903. , Die andren
zügen und kuntschafter habind allein uf hörissagen [!]
geredt.' 1525, ebd. ,Uurch h., auditione, ex auditu.'
Fris.; Mal. ,[N. sagt] das imme z wahren von der
Houbtsach ützits bewusst, dann allein vom H.' 1636, Z.
, Damit wo Bricht manglet, selbiges nicht auss ein-
faltigem H., sonder mit gutem Fundament möge erteilt
weiden.' Hott. 1666. — Wunder-; vgl. ,wunderseger,
miridicus' (Lexer 111 993). ,Ferner verbieten wir alles
Ernsts alles Wahrsagen, Beschwöhren, Wundersagen,
Segnen und andere Lachsnereien.' Z Mand. 1785. —
g*-seit: gesagt. Ghurz g'sagt [!], wie nhd. Sch Gespr.
1838. G'seit tvie 'denkt, parenthetisch. Und hesch der
Muetter — g'seit wie 'denkt — sogar im Chib d's fül
Mal a"g'henkt. Schwzd. (U). Selb isch jetz g's., Das
ist sicher S (Joach.). Das ist auch nur g's. Z, no" so
g's. Th, nicht sicher, verbürgt; vgl. Sag I (Sp. 375).
Das (Es) ist nüd g's. (dass . . .), es ist nicht gesagt, =
nicht bestimmt, sicher, ausgemacht, notwendig Ap; B;
Th; Z und weiterhin. Es ist auc,i gm nüd g's., näml.
dass Das so sein müsse, ebd. 's ist nid g's., dass du
Alls mües'ist wüsse", zu einem Neugierigen. Es ist
nüd g's., dass-men alli Bitzli us der G'schrift müess
verstö". Stutz. Subst. Das ist nes G'seitnigs, eine
blosse Ausrede LSemp.; zur Form vgl. 'bleiktnig (Bd
V 61) Spec. a) befohlen, eingeschärft. ,Dem kuster
ist ouch güseit, das ein genandes wingelt sülle in die
kustrie von guetern, du zu Elsasse ligent, an den
oppherwin, der er git in dem gotzhuse ze Lucerron
zu allen messen.' 1312, Gfd. ,Und welcher hat den
besten wyn, der schenk mir in den becher yn! Das
syg üch allen zsamen gseit.' Laz. 1529. — b) genannt,
erwähnt; auch von Personen; s. Recht (Bd VI 244);
Bätscherin (ebd. 1853). So häufig in den Zssen ,e- (XV.,
AaB.; Z), vil-(1529, Absch.), vor- (XIV./XV., F; Z;
s. auch Büw Bd IV 1917; auch ,vorseit': ,ües vorseiten
akkers.' 1313, Z; ,Heinr. der vorseite.' 1318, Gl ürk.),
dick- (1471. 1637, Z) geseit' ,So g.', sogenannt. ,üer
Urheber diser so gesagten Beantwortung.' Replica
1691. — un-ge-seit: ohne Fehde anzusagen (auch
bei blossen Raufhändeln); gew. mit Syn. verbunden.
,N. habe inn damit u. und unbewart in sin antlit ge-
slagen.' 1465, Z RB. Im abs. Gen. ,U-er sach'; s. Sp.
113. ,N. hett inn gern sin libs und lebens entsetzt,
u-er und ungewarnotter sach.' 1440, Z RB. ,[Die Eid-
genossen fürchten] ob sich dann zwüschend deheim
der iren und den von Rapperswyl ütz macheti, das
die herschaft und sy sprechen möchtent, es wäre u-er
sach beschechen, und sis damit nit verklagen noch
verunglimpfen möchtint noch köntint, darumb sy der
herschaft von Üsterrich und den von Zürich abseifen
mit zwei brieffen.' Fbünh 1446. ,N. habe sinen tegen
zuckt und habe inn damit hinderwertlingen u-er sach
gestochen.' 1453, Z RB. .Ungesagter ding.' 1471, ebd.
— hoch-. ,[Mit] geschriftlicher Danksagung in bester
Form an hochgesagte beide Herren Prälaten.' RCys.
Vgl. im Allg. Gr. WB. VIII 1650ff. Die Zorückführung
auf ahd. sagen wird durch deu Ausgang -e' W tw. (so Vt.),
-i(n) PAI.; WLö. verbürgt. Von BsB., Stdt und einigen
vereinzelten Punkten abgeseho, herrscht bei uns durchaus
die Form mit U ml., die schon in der ä. Spr. vielfach be-
zeugt ist; vgl. noch ,segen.' XIII., UwE.Benedictinerr. (durch-
gehend); 1394, ZRB. ; 1468, UwSa. (Weisses Buch). Die
Qual, des sekundären Umlauts wird, ausser durch die lebende
MA., durch ä.Reime gesichert, zB. ,segen: wegen.' Keller,
Fasn. (,Der kluge Knecht'); Ruef 1550, : .vertragen.' Aal
1549; vgl. auch ,sägen: gegen' [d.i. ,gägen']. Haberer 1562;
1733, L Spiel. Eine Zsstellung andrer en-Verben mit sek.
Um], bei JVetsch 1910 § 49 e; zur Erklärung vgl. Beitr. 28,
260 ff. Die Dehnung in s% BU. (s. 1 e y) ist als emphatisch
zu betrachten; vgl. das genau entsprechende /••.■ (:/<>-■• n Bd
III 1447); auch an den Orten, wo in allen oder doch einer
Reihe von «-Formen Schwanken zw. Länge und Kürze herrscht,
wird wenigstens der Gebrauch der Doppelformen tw. durch
Emphase und satzrhythmische Bedingungen geregelt. Be-
merkenswert ist, dass in ein paar nö. Grenzbezirkeu der
Voc. der kontrahierten Formen (2. 3. Sg. Ind. Pries, und Ptc.
Pr,-et.) im Gegensatz zum ganzen übrigen Gebiet und auch im
Gegensatz zu dem ebf. auf Kontraktion beruhenden mhd.
' »ii itltn nicht zu der Vertretung von altem ei stimmt (entspr.
bei , legen', .tragen'); über analoge Verhältnisse im angren-
zenden Vorarlberg s. Perathoner, Voc. einiger MAA. Vorarl-
bergs 1883, 25; vgl. auch Fischer, Geogr. der Schwab. MA.
1895,47. Einzeln.: a. Formen: 3. Sg. Ind. Präs. ,sied' [1.
.seid']. Zwingli (Brief); ,sat.' Th Kunkelstabe 1655, 3. PI.
PrKt. .seidend.' 1529, II (der Verf. schreibt sehr unortho-
graphisch); neben sehr baldigem .geseit' erscheint ,g(e)sagt.'
309
Nag. seg. sitr. sog, sug
Kiii
1-161. 1523/6, Z KB. und gelegentlich aiitli soust. Zur allg.
Def. uuter 1 vgi. OvGreyerz 1900, 163/4. In der Z Bibel
begegnet wiederholt ,(es einem) s.' gegenüber .ansagen' bei
Luther (HByland 1903, 29). Zw. den elliptischen Verwen-
dungen unter 1 d und 3 d lässt sich keine scharfe Grenze
ziehn. Die Schreibung säje" unter 3 b zeigt, dass die Ver-
bindung im Sprachgefühl tw. nicht mehr auf unser Vb be-
zogen wird.
ab-: im Wesentlichen wie nhd., (mündlich oder
schriftlich) erklären, dass Etw. nicht oder nicht mehr
sei oder sein solle, ahbestellen, aufkünden, wider-
rufen, absprechen, wohl allg. a) mit blossem Acc. S.
(P.; Aa; Ap; Bs; B; Th; Uw; Z. Es Fest, e" (G'meinds-)
Versammli"g a. D's Lisebetli [eine Näherin] soll alli
Stören a. KIscher 1903. L>' Chile a., die Anmeldung
einer bestimmten Anzahl Kühe auf die Weide zurück-
ziehn Ff. D' Näeri" (gew. jedoch der N.) a. ZW.
,Die wile derselbe frid [zw. L und dem von Neuen-
stein] weret und enwederthalb abgeseit ist.' 1357,
Gfd; vgl. Cf. ,Einen koufa.'; s. Bd VI 1021 o., ferner
zue-s. Mit Synn. wie .absprechen, abtuon.' ,Item als
etzlich lüte sprachent, daz ein ieclicher, so getröstet
hette, die trostung wol absprechen und absagen möcht,
da haben wir gesetzet, die trostung sol stet und vest
beliben und mag noch ensol die nieman a.; were aber,
das deheinr die trostung abseite und an ieman de-
heinen frevel tete, der sol darumb gebüesset werden
als ein trostungbrecher.' XIV., B StR. ,Ob wir die
lantrecht ufgeben und absagen wölten, das wir das wol
tuon mögen.' 1465, Gfd. ,[Wenn] ein schultbess und
rat bedunken wölt, das es [eine Leistung] dem gotzhuss
schädlich sin wölt, so mögind sy das widerum abtuon
und a.' um 1510, Aar. StR. Einer Sache entsagen.
,Wer du bist, der du wilt absegen dinen eignen willon,
ze dienon unsirm herrin Christo.' UwE. Benedictinerr.
XIII. ,Du muest mir [dat. ethicus] die strähligen
Gwünderbüecher [die Belletristik] absagen.' UBrAgger
1777. — b) mit hinzutretendem Dat. P. Ei"'m [dem
Lieferanten] d' Milch a. B; GWe.; ZRuss. Jeklicher,
der einen umbe sin schulde usjaget, mag demselben
die leistung abesagen [erklären, dass er darauf ver-
zichte] und uf sin guot faren, doch also, daz solich
abesagen in dem monat, als er leisten sol und leistet
nit, beschehen sol.' 1433, Bs Rq. ,Gefielind im die 3
klafter nit [vereinbart A. mit B.], so sölte er im das
sagen ... demnach, als demselbigen A. sölichs niemand
abseite und die zit, so er im das zesagent bestimpt
hett, verschinen was, habe er die klafter demselben
gepracht.' 1480, Z RB. ,Wenn mh. von Ure mir [einem
Geistlichen] die pfruond absagen, so sol und wil ich
darvon stan ane alles verziecheu.' 1499, Gfd. , Einem
ein [veh]graeind a.'; s. Bd IV 303 o. Spec. a) Ei"'m
's Leben (lt Dan. auch de" Tod) a., Einem (Kranken)
das Leben absprechen Z. Se glaubst den)) würMi°h,
dass de' Schüdereuel dir 's Leben abg'sait hei? Feierab.
1860 (Th). — ß) abschlagen, verweigern B; Z. Los,
Schulmeister [sagt der zu Gevatter gebetene Statt-
halter], wil du's bisch, so wül-der's wol verrichte",
ame" Angere" sieg-ieh 's ab. Gotth. S. noch ratsch (Bd
VI 1842). — c) mit blossem Dat. P. <x) Jmd abbe-
stellen Aa; Ap; Bs; B; F; S; Z. Dem Hoher [oder
irgend einem andern auf eine bestimmte Zeit be-
stellten Arbeiter] a. Aa; B; F. — ß) ein Dienstver-
hältniss oä. auf künden Aa; B; F; S. Der Chnecht
het ''em Meister abg'seit, nid umg'chert Aa. [Die Gotte
beklagte sich bitter über den kostspieligen Knecht |
aber a. het-si halt doch ''im Fridel nit dörfe". JReinh.
1901. 's ist halt doch letz g'gange", ''ass ä" Landlüt [an-
statt die Umzüge beizubehalten wie die Städter] dem
Sant Nikiaus abg'seit hei". BWyss 1863. ,Wenn ain
lehenherr ainen buwmann nit mer haben weit, so mag
er im absagen zwüschen St Gallen- und St Martinstag.'
1471, JGöldi 1897. S. noch rund (Bd VI 1041). Oft
mit Bez. auf ein Liebesverhältniss. Si hed-em abg'seit,
ein Mädchen seinem Liebhaber AaP.; Ap; ZRuss.
Z'erst günd-er iez dem Didi ga" o. uf-ene" fini Art,
zu einem Bräutigam. CStreiff 1907 (GlM.). Ich säg-
dir nid ab und säg-dir nid zue! im Volkslied Ap (VL.
1903); LNeb. (ALGassm 1906). Auch von der Ab-
weisung eines Bewerbers; vgl. b ja: ,Ich [der Schul-
meister] chönnt ja uslese" unter den schönsten und
reichsten Meitschene" [sagte Mädeli], es düch 's, es
sö"t-mer Kei"s chönne" a.' Gotth. Mit dass-Satz (wohl
infolge Kontamination mit säge", dass ...): Fort miti
[euch]! rief man einem Bettler hinunter, worauf dieser:
Guet so, Herr Südsherr! Grad ha"-der a. wel'e", das'-
ich nie me chbmm. ATobler 1902. — y) das Friedens-
verhältniss aufkünden (vgl. ,den frid a.' unter a),
Fehde ansagen. äSpr. ,Si sölten wüssen, daz der herr
von Meilant sin slos Belenz gern wider hette [sagten
die mailändischen Boten zu Denen von U und Uw
1408], und schieden also von dannen und meintend
inen damit abgeseit haben.' Just. ,Dis [dass B den
Mülhausern gegen Oesterreich Zuzug leiste] verna-
ment die andern Eidgnossen und seitend von stund
an der herschaft [Oesterreich] ouch ab.' DSchill. B.
,N. sagte dem Bürgermeister, einer Gemeinde, allen
Zünften, dem Leutpriester, Helfer und der ganzen
Stadt ab.' 1521, Sch Chr. ,Also Seiten die 9 mann
[ihres Glaubens wegen vertriebene Bürger von S] et-
lichen, so sy mit schmachworten verletzten, ab und
wurden etlich übel von inen geschlagen.' 1535/6, Bs
Chr. ,A., ein krieg anzeigen, eim (dem feind, heiter
und öffentlich) a., mit im ze kriegen, sich ein feind
erklären und öffentlich anzeigen, Widerlegung des zuo-
gefüegten Schadens öffentlich erforderen, bellum, in-
imicitias indicere, denuntiare, clarigare.' Fris.; Mal.
S. noch un-ge-scit (Sp. 398). Auch mit näherer Bestim-
mung: Einem ,an lib und guot a.' (s. Bd VI 1759 o.), ,uff
den töd a.' (Sp. 99 u.). Bildl: ,Den Lasteren, der Welt
a., nuncium remittere vitiis, eluere animi sordes, rebus
humanis valedicere, rerum humanarum cura se expli-
care.' Hosp. — d) abs. Er [ein bestellter Arbeiter] hat
abg'seit, la" a. — Ab-sagen n.: Kündigung, Wider-
ruf. ,Von der spillüten wegen ... dieselbigen sind des
[Brücken-]zolls lidig und fry uff der bürgeren widerruoff
unda.' um 1530, Aar. StR. ,Das a. tuon', bei einem Kauf-
geschäft; s.Bd VI 1021 o. Fehde-Erklärung. .[A.hatden
B. verwundet] mortlich ane alles a.' 1383, Z RB. .Ge-
denk an das a. vom aman von Appenzell und den von
St Gallen vor dem sloss Roschach.' nach 1489, G (Ver-
zeichniss des dem Gotteshause zugefügten Schadens).
— ab-ge-seit. Nun Mol ab- ist zehe" Mol üfg'seid,
9 Mal ,nein' (des Mädchens bei der Liebeswerbung)
heisst 10 Mal ,ja' (,Wenn auch ein Mädchen den ihm
nachziehenden Knaben gar nicht mochte, weder z'
Faste" noch z' Flre", und auf seine Anfrage immer
,nein' sagte, sie kamen am Ende doch noch zusammen')
AaWoIiI. (Donat-Meier). Dril Mol a. ist erst recht
zueg'seü ScHSt. (Sulger); Z. .Drei mal abgesagt ist
401
Sag, sei,', sig-, sog, sug
402
immer zugesagt.' AHuc,«enbkr<;er 1910. ,Ein a-er find')
der Einem abgesagt hat, ein erklärter Feind. ,<jotz
abgesagt find.' Bs Schimpfw. XV. .Abgesagter feind,
ein feind seiner herren, perduellis.' Fris.; Mal. —
un-: ohne Fehde anzusagen; oft mit Synn. ,Die von
Appenzell [zogen] haimlich, hinderruggs, unabgesait
und unbewart aller eren mit 1500 mann gewaffnet
hinab gen Borschach in das nüw gotshus.' 1489, G.
,Der franzesisch bot klagt, wie die dri länder im zug
[von 1510] alwegen fürgeschossen, unabgesagt sich
eben ruch erzeigt haben.' Ansh. ,Uff ein zyt kam im
[dem Hiob] leidige bottschaft, wie sine nachpuren un-
abgesagt und unversächlingen ein ynfal getan.' LLäv.
1577. ,Dass sy unabgseit und unbewart iren eeren,
on alle ursach in das sein kriegischer weis gfallen.'
ebd. 1582. ,Cesar hat die Deutschen als unsere [der
Helvetier] Bundesgenossen unabgesagt angegrifen.'
JvWeissenfluh 1792/1821. ,U-er sach, dingen.' ,Da
graff Ruodolf von Kyburg [uA.] unser statt unwisent-
licher und onabgesagter dingen überfallen wolten han.'
E. XIV., S (Inschrift am St Ursusmünster; nach Fr
Haffn. 1666). ,Des herzogen von Üesterrich volk ...
verwüestetend inen [den Mülhausern] ir reben und was
si funden, alles unabgeseiter sach.' DScbill. B. —
Ab-sager m. [Etliche Burger von S seien] im Land
herumgezogen, haben etliche Priester beschimpft, ihnen
den Tod angedroht und sich geäussert, die Messprie-
ster müssten wieder von allen Pfründen weichen, wo
früher Prädicanten gewesen. Da Solches unerhört
sei, so stelle nun Solothurn die dringende Bitte, dass
man diesen ,A-n' keinen Aufenthalt gestatte, sondern
gemäss den Bünden mit denselben handle. 1534, Absch.
— Ab-sagungf.: .denuntiatio.' Fris.; Mal. S. noch
Veh-Oe-memd (Bd IV 303); Parzifal (ebd. 1638).
Vgl. Gr. WB. I 93, dazu Fischer I 55/6; Martin-Lienh.
II 334; zu Ahsager Scbm.2 II '233.
oben-abe"-: herunterkanzeln ZO. Er hät-em
recht o.-g'seit. ,Ich in der Täube in die Kammer einen,
schränzen ihm das Gläsli aus der Hand und hab ihm
halt oben aben gesait, was mir ist in Sinn kommen.-
Stütz.
über- (über- Xow; UwE.): 1. eine Lektion, um
sie sich einzuprägen, (wiederholt) für sich hersagen
GLMoll.f, Obst. Du mmsch-es mich mängmäl ü., bis
d's cha""st. — 2. mit Dat. P., beim Handel unwahre
Angaben machen, dh. Fehler und Mängel der Ware
verheimlichen oder verkleinern, Vorzüge zu hoch an-
geben UwE. (Vogel; nach neuerer Angabe anscheinend
auch mit Acc. S.), ,zu viel sagen' Nuw (Matthys).
Einen alten Beleg (,in etw. ü.') s. Be-rugg (Bd VI 794).
— 3. mit Acc. P. (und Gen. S. oder ,über, umb' Etw.)
als Rechtswort der ä. Spr. a) durch Zeugnissabgabe
(wobei in gewissen Fällen auch ein Zeuge genügen
kann) überführen; oft im Passiv. ,Swer des rates
mit zwein geloubsamen mannen mit geswornen eiden
überseit wird, das er von iemanne miete habe em-
pfangen ald genamzot, der sol ein jar von der stat sin.'
Z RBr. ,Swele des [der Beihülfe zur Umgeldhinter-
ziehung] ubersait wirt, als recht ist, der sol der statt
ze buosse geben 20 pfd.' 1335, Sch StB. ,Wer daz
sich ... befund von ieman, wer des mordes [des Ein-
falls Derer von Uw in LE.] antrager gewesen wer
oder daz überfüeren in daz laut getan het und des
mit zwein mannen überseit wird', den sollen sie
als Feind betrachten. 1382, ASG. ,Wär daz unser
Schweiz. Idiotikon VII.
burger ainer also [vor fremden Gerichten] ze schaffen!
nett und ain ander unser burger wider in stuend, so
ist er [der als Gegner auftretende] vervallen darumb
ze bessrung . . . und mag in darumb unser burger
ainer, weler in des [seines feindseligen Verhaltens
einem Mitbürger gegenüber] ermant hett, u.. wenn er
darumb tuot, daz reht ist.' THÜiess. StR. ,Wer dehain
grozz freveli verschult... und wer, daz ainer dez nit
gichtig wer, so er darumb angesprochen wurd, den
sol noch mag kain ainiger u., wann das man in denn
wisen sol, als recht ist.' 1400, Sch StB.; ähnlich 1431,
ebd. (Alem. VI 236). ,N. ist umb den frevel als verr
übersagt, dass er schuldig und buoswürdig ist.' 1424,
Z RB. ,Des brotes, das die pfister für usschützling
oder missbach schetzend, [sollen sie] niemant ntitzit
ze kofen geben, und welicher darüber überseit würd,
der sol darum an sinen eren und guot gestraft werden.'
1461, AABr. StR. ,[Der Bäcker] sol nit bachen mit
hopfen; wa er aber des überseit wurd, sol er geben
10 ß.' 1402, ZBül. ,Will der angeklagt der Unzucht
nit gestan, so sol in ein einiger nit ü.' 1515, Bs Rq.
,Wie vil zeugen einen ü. mögend.' 1531, V. Mos.
(Überschr.). .Welicher nun fürohin sich ü. Iasst mit
mündlicher oder geschribner kundschaft, das derselbig
minen herren solle 3 pfd zuo einung vervallen sin.'
1559, Aar. StR. ,Ü. und bewisen.' ,Were daz einer
des mit zwein mannen überseit und bewiset wird, der
sol an gnad ein verzalter, verteilter man sin.' 1381
ASG. — b) förmlich verpflichten; öfter refl. ,Ich
Gret von Eptingen han den frowen von Englaberg
disen offenen brief versigelt gegeben, mich und alle
min erben aller vorgeseiten dingen [einer Schenkung]
zuo übersagende.' 1391, GIfd. ,Wir, burgermeister und
der rate zuo Basel [haben] unsser stete gross inge-
sigel ... haran gehenkt, uns, unsser nachkomen, alle
unsser bürgere und die unssern aller vorgeschoben
dingen zuo übersagende.' E. XIV., Bs Rq. .[Weil Die
von Baden früher einmal Einen, der ,nit ander ir statt,
sunder under des schultheissen insigel' Geleit hatte,
ertränkt haben] darumb so wölte ich [uf] solich ge-
leite, daz uff des schultheissen insigel zuo ü. ge-
stellet waz, nit komen und mines lcbens von in sicher
sin.' 1434, AaB. Urk. ,Und mich selbs zuo ü. aller
vorgeschribner dingen, so hab ich erbetten den vogt
ze Baden, das er sin insigel für mich offenlich hat
getan henken an disen brieff' 1447, ebd. ,Des alles
[geschworner Urfehde] zuo warem urkund so hab ich
rnyn eigen ingesigel offenlich gehenkt an disen brieff,
mich aller davor geschriben sachen damit wissentlich
zuo ü.' 1475, Bs Chr. ,Wir loben [diesen Spruch und
Vertrag] vest und stät zuo halten und uns des alles
zuo bezügen und zuo ü.' 1549, AaK. StR. — über-
seit: überführt. ,Ein u-ediebin'; s. Breckin (BdV 558).
Auch nihd. (iu Bed. 2 und 3); vgl. auch Schm. 8 II
234. Zu 1 vgl. .überlesen' (auch Schweiz.), zu '2 und 3 die
Anm. zu über (Bd I 59/60).
üf-: 1. Einem Etw. »., .spottweise in die Schuhe
schieben- GrA. (FStaub). Syn. üf-reden Sb (Bd VI
559). — 2. mit Acc. S. (und Dat. P.), auch mit blossem
Dat. oder abs. a) ein Vertragsverhältniss aufkündigen
Aa; Bs; B (.renuntiare.' Id. B); Gl; Gr; Th; Z. Syn.
ab-s. Mir si" nümer z'säme" üs-cho", W"1 da han-ig-im
halt üfg'seit B. Bi dem G'schmürzel [karge Behandlung]
woftt-ich nit blibe", lieber sägen -ich üf, sagt zB. ein
Knecht, ebd. Er chönn-en" [der Braut] nümme' ü.
.(o::
Sag, seg, sig, sog, sug
!o|
BsLie. .Es Hüs ü., raandare alicui, ut tempore statuto
e domo conducticia migret.' Id. B; d' B'hüsi"g ü., die
Wohnung aufkündigen B (Zyro). , .. . dessglich ein
frow, die ouch weder man noch kind hat, die min
eigen sind, die mögen für verbannen gericht gon und
dasselb eroffnen und dem vogt vier pfennig geben und
den eid damit u. und lidig sin irs aweg ziehens.' 1503,
BsBq. ,Ist ouch erkennt, das die sekler nach allen
denen, so der statt gedmer inhaben, schicken, inen
die u., und dheinem dheinen mer zu liehen, er gebe
dann darumb tröstung.' 1527/29, Z. ,[N. hat] iren
Sohn, so jetz in dem 17. Jar syn seil, angestiftet, dass
er die Vormuntschaft u. solle.' 1609, Z. ,Welicher
Teil aber dem andern disen Dienst aufsagen wolte, der
solle es allweg ein ganz halb Jahr darvor tun.' 1733,
G Rq. 1906. ,Männeren und Weiberen, so ehmahlen
in dem allhiesigen Aufenthalt gewesen, denen aber
solcher aufgesagt und sie fortgewiesen worden.' 1779,
Bs. ,Beinebens wurden von hiesigem Gotteshaus dem
N. 100 fl. und dem S. 40 fl. Kapital auf verflossenen
Martini aufgesagt.' 17S4, Z. — b) aufgeben, verzichten
auf. ,Zum vierten habent wir hiemit genuogsamlich
verwilliget, dass die unsern oberste und houptlüt alle
ire ansprach der sachen halb gegen bapstl. ht und
dem hl. stuol wol übergeben und allenklich u. söllent
und mögent ... jedoch inen hiemit ir ansprach gegen
der cron Frankrich ... allenklichen vorbehalten.' 1594,
Seg. 1882 (L). .[Bischof U. von Degerfelden] ist acht
Jahr zu Chur gesessen und hat im 1182. Jahr das
Bistumb auffgesagt und ihm allein die Abtei St Gallen
vorbehalten, darzu ihn genötiget Pabst Alexander der
III., welcher in einem Synodo zu Rom versampt er-
kennt, dass keiner zugleich zwo Prselaturen besitze,
sonder die ein oder andere auffsagte.' Sprecher 1672.
,[Wer eine Erbschaft angetreten hat, dem steht] nicht
mehr frei, solche wiederum aufzusagen.' Z Erbr. 1831.
— C) ablehnen. ,Da war ich aber beruft gen Basel zu
St Leonhard, daselbst Kirchherr zu sein; er [Zwingli]
aber wolt von mir nicht ablassen: ich solt Basel aufs.
und abschlagen und sein Helffer sein.' GStabelix 1559
(Mise. Tig. 1723). ,[Wir Schiedsrichter haben] auch
nach vil angewender Mühe und Arbeit bei den Par-
teien so vil erhalten, dass sie uns ihr Streitigkeit des
obangedeuten Inzuggelts halben in die Gütigkeit, doch
zu offner Hand aufzusagen und abschlagen [unter
Vorbehalt, den Spruch abzulehnen] vertrauet und
übergeben haben.' 1651, G Rq. 1903. - 3. a) (aus-
wendig Gelerntes) hersagen, rezitieren (in der Kirche,
Schule) Aa; Ap; Bs; B (auch Id. B); Gr; G; Th; Uw;
W; Z; „allg." Syn. betten 3 (Bd IV 1831). Der Geliert,
d' Frage" ü. B (Zyro). Schi miessunt no'h d's Kanisi
ü. W. S. noch Maschgen (Bd IV 508). I»» säg-der
üf, was d' "umme" wi'tt, zum Christkind. MPlüss 1908.
E" längi Stämperete" il., auf der Bühne. Loosli 1910.
,l)em schuolmeister die letzgen aufsagen, dietata red-
dere magistro.' Fris.; Mal. Häufiger abs. De" nächst
Sinintig nnirs'ir'' i" der Chinderler ü. Z; ähnlich Ap;
Bs ; Th. Us ''ein Verstand ü., = üs-leggen ( Bd IV 1 187) Z.
Kmnit nit iber acht Tag . . . d' Ordnig wider an in
zuem Ü.? Bs (Firm.). ,Der Schulmeister hatte ge-
meint, das Kind zu schonen, gemeint, wenn es aufs,
müsste, so könnte ihm die Schule erleiden.' Gotth.
,N., 17 Jahre alt, kann den Catechismus, hat auch in
den Zeugnussen aufgesagt, bestehet wohl.' 1695, aZoll.
1899. ,In den Mittagspredigen solle man den Kindern
den vordersten Bank zum Aufsagen ledig lassen.' 1698,
ebd. ,Und dann sollen sie [die Schüler] an eim Sontag
oder Feirtag in die Kirche gehen und darin ofentlich
vor der ganzen Gemeinde aus ihrem Catechismo und
Fragstückli aufsagen.' 1737, MRohner 1867. ,Vatter,
ich hab jetzt brav ufgseit [in der Kinderlehre].' AKy-
burz 1753. — b) übertr. a) dem Lehrer einstudierte
Musik vorspielen B (Seminarspr.). — ß) beichten, be-
kennen Th; Z (Spillmann). Di" wem-mer scho" leren
ü.; Syn. betten leren. Er wird vor dem G Wicht scho" ii.
Z (Spillmann). — y) in obseönem S., coneumbere cum
aliqua Aa; ApLI«.; GrD.; LMalr.; Z (Spillmann). Einer
Ä'"s ü. ApLb. De'' muess siner Frau g'hörig ü.; si
ist nid z'fride", wenn - er- [er] e" nid all Nacht üfseid;
Der nitreid 's U. nid LMalt. Der muess si"s Sprüchli
[dh. was er ,kann'] allweg (au'h) mängist ü., höhnische
Anzüglichkeit auf den schlecht aussehenden Mann
einer von Gesundheit strotzenden Frau Aa. Er isch
in alle" Vereine" g'sl", het g'herig Hrunke" und het gar
streng mies'e" 's Abc uffs.; darum isch,-er jetz so schlecht
z'weg Bs. — 4. .sillabare, insegnar a leggere' PA1. —
5. mit Dat. P., derb die Meinung sagen ApK.; GF.,
Ta., T.; ThHw., Mü„ ,reprehendere.' Id. B. .Elisabeth
hat freilich der Bettlerin etwas stark aufgesagt und
mehr mit Unwillen, als mit Sanftmut,' TTobler 1844.
— 6. .aufschreien' BHa. S. Bd IV 178. — 7. zustim-
men ; s. ab-s. (Sp. 314). — Üf-sägetm.: Schulexamen
Bü. Da chief-i'1' noeh grad ender bin Gräbelwibline",
wa am Ü. feil heina, a'so en Ggräbelher old es Ggrähel-
wlbli. Barnd. 1908 (BGr.). — Üf-sagete° f.: das Auf-
sagen in der Schule. .Welche [Schüler] aber das
Fragstückli und den Catechismi [!] schon perfect und
ohne Anstoss auss können, die sollen dafür die Zeug-
nussen lehrnen; am Nachmittag aber sollen sie ein
Mahl Brief lesen und für [an Stelle] die einte Auf-
sageten schreiben.' 1737, MRohner 1867. — ■ Üf-sa-
gung f.: = dem Vor. ,Wie sich beid, die schuolmei-
ster mit ervorderung und die schuoler mit u. der
letzgen halten sollen.' F Schulordn. 1577. ,Von der
recitation und u. der knaben.' ebd.
Sind. n/Mjra in Bed. 2; auch in Bed. 3 (frühuhd.) bei
Gr. WB. 1717; Sanders II 839. 4 viell. weil der Lehrer
das zu Lernende vorspricht; 5 geht von 3 aus nach Schwab.
,den Leuten ihre Fehler herzählen' (Fischer I 411), steir.
,Etw. warnend einprägen' (Unger-Khnll 40); vgl. auch lich-
ten 3 (Bd IV 1010). 6 zeigt eine sonst unerhörte Bed. des
Vbs tagen; ' ist auf die RA. beschränkt und nach dem
Gegs. «t-8. gebildet.
üm-: = um-Wrfm(BdIV1867) Ta;Z, spec. zu einem
Begräbniss „VO; Gl"; Th; ZO. „Zur Leiche um-
sägen, zur Leichenbegleitung bitten." Wenn ein Bauer
ein Stück Vieh schlachtet, löt-er u., me" chönn Fleisch
ha" bi-n-em Th; ZO. Fleisch u. ZZoll. Wenn eine
Gemeindeversammlung, besonders eine ausserordent-
liche, aus Mangel an Zeit nicht durch die Zeitung
veröffentlicht werden kann, lot-si der Presidänt u. ZO.
.Welicher hinder dem schützenmeister ein solch nebend-
schiessen und schebeten ansechen, ussrüeffen ald umb-
sagen Hesse, derselbig solle 2 pfd 10 ß, und der stuben-
knecht, so das schiessen usrüefte oder umbsagte, 1 pfd
5ß zu rechter buoss ... verfallen sin.' 1520/1600, Z.
,Wan die meister ein pott einem jeden zu haus und hoff
umbsagen, und welcher frävenlichen ungehorsam ist
und nit erscheindt, verfalt der gesellschaft 6 pfenig
stebler.' l.Vi'i, AiLauf. Metzgcrordn. ; s. auch Bd IV
405
Sag, seg,
1896. ,Die wachten u.'; s. Um-gang (Bd II 342). —
Um-säger ra.: a) .Ausrufer, von Haus zu Haus oder
auf öffentlichen Plätzen' Z f (Dr Jucker). — b) Lei-
chenbitter Tu. ,War Jemand gestorben, so wurde in
weitere Ferne ein U. ausgesandt, um die Leute a"
d' Lieh z' lade".' AfV. Er ist wie-n-en U. (en U-i"J,
von Einem, der in den Häusern mit Neuigkeiten
hausiert ThMü. — Um-sägeriQ f.: Leichenbitterin
„Gl"; L; Scuw; Tu; „Uw; U." Syn. Chileh-gang-
Sagerin. ,Die Bekanntmachung eines Begräbnisses be-
sorgte die U., meistens eine ältere arme Person. Sie
musste in der ganzen Gemeinde von Haus zu Haus
gehen und Tag und Stunde des Begräbnisses bekannt
machen. Dafür bestand eine allgemein gebrauchte
Formel, welche so lautete: „NN. in N. lassen bitten,
Ihr möchtet mit ihrem verstorbenen Vater (Mutter,
Bruder, Sohn etc.) künftigen (irgend ein Wochentag
mit Ausnahme des Sonntags) zur Kirche kommen."
Dafür bekam die Frau ein Geschenk, entweder an
Geld oder an Brot, und sie machte dabei oft einen
guten Taglohn. Auswärts wurden besondere Boten
geschickt.' Th Beitr. Aha, d' U- chund, wer isch acht
g'storbe"'^ Umsagerin (tritt auf und schellt): Moni i"
Hofz' Chil'he", mit dem Herr Anton Seim. RMohr 1909.
Die U. sagt auch die Betzeiten an SchwE.
um(m)en- (bzw. umhi"-)\ 1. a) = um-s. Aa;B;Uw;
Z, bes. zu einem Begräbniss (gew. abs.) Aa; Ap; Gl;
Z. D' Lieh u.; s. Bd III 1014. Z' Guntelinge" sät der
Wächter d' Licht ume" Z Sth. Was machst auch für
nes G'sicht? me" meinti, du müesstist en-eren achztj-
järige" Millionäri" gu" w..' CStreiff 190b' (GlM.).
Zum Läuten braucht es in AaJoh. ihrer Drei: Eine''
muess de" Tum hebe", Eine" muess lüte" und de Dritt
muess 's im Dorf go" gen u., si lüti"d. AfV. (Ortsneckerei).
Der Wächter hed hott Fleisch ume"g'seid AaF. .Jeder
Meister soll, nachdem das Brot umhin gesagt ist, die
Geldbeilen bezeichnen.' 1713, Hofhstr 1866. — b) Etw.
.herumsagen', durch Geschwätz verbreiten Ap. Syn.
it.-tragen. En derege" Zug göd-men e" fange" gi" omme"
säge". ATobler 1909. — c) sich (plaudernd) herum-
treiben. Syn. u.-schellen. Nach ''em Z' mittag han-ich
mit de" Wälschlandmanne" uss ''em grosse" und uss
''em chline" Tal e" chlei" ummeg'seit, we 's e" dem Tag
[am GhlausmärH] e>so fast Alls im Bruch hat. CStreiff
1904 (GlM.). — 2. zurückberichten, -melden, von
Schwätzereien B, ,audita referre' Id. B. Er het-im här-
chli" Alls wider ume"g'seit. — Um(m)e"-säger m.,
-sägeri" f.: 1. a) m., öffentlicher Ausrufer, der mit
einer Glocke im Dorf herumgieng und auf den Plätzen
läutete, um dann Schlachtfleisch, Ganten, den Mai-
käferfang usw. anzusagen ZMarth. — b) Leichen-
bitter(in) Ap (Ommisäger); Gl; GT.; Th; ZLimm., Wl.
— 2. männliche bzw. weibliche Klatschbase GlM.
D' Ochse"wirti" ... das ist en Umme'sägeri" nie kei"
zweiti im Ländli inne". CStreiff 1901. Mi" sö'tt e"
Schuelrät vor-emc" so-n-e" Umme"säger [näral. einem
Briefträger] nüd kumprimiere". ebd. 1904.
an-: I. ansagen Ndw (Matthys). a) ,Sag an, du
Johannes!' sprich WLö. — b) anzeigen. D' Freud
(Bd I 1275), d' Lieh (Bd 111 1014) a. uä. Amene" Tag,
wo-me" nach enand [im Pfarrhaus] drei Liehe" a"g'seit
het. RIscher 1903. Ei"em d' ZU a., ,die Zeit wün-
schen': Bin-ich am Öbe"d hei" und hed-mer der Bürge"
über 's Wasser i"e" manierlick gueten übe"'1 g'wunke",
so han-e'''-ne" sür a"g'luegt und han-em übere" g'rüeft :
Häb-dich still, du alter Cham, de seist- mer jo d' ZU
doch nur a", ''as'-i''1 wider mues- hei"' go" Bröd etse*
hütt urie gester und so 's ganz Jör L (RBrandst.). ,Ein
ietlicher, der den teil [Gütertransport über den
GotthardJ füerren wil, der sol in ansegen, wenn man
ein anian setz.' 1521, UUrs. ,Der künig sol seinen
knechten den träum ansägen, so wollend wir in auss-
iegen.' 1529, Dan.; äm*YY£iXov. LXX. S. noch ab-suechen
(Sp. 217); sagen (Sp. 392 u.). (Bevorstehendes) an-
kündigen UwE.; ZW. Mücnd-s' mer acht de" Tod a.?
fragt ein Kranker, wenn er Krähen vor dem Hause
krächzen hört ZW. 's Bott a.; s. Bd IV 1895/6. Uf
di Feufi het der Amme" eini [näml. eine Sitzung] lo"
a. HBlattner 1902. Für ''e" Dunstig em zechni hätn-
mer bim Herr Pfarrer d's Chihhe"höchsct a"y'seit g'cha".
CStreiff (GlM.). E" G'mand a. Tu. Der Weibel
bezog 1 Mass Wein und 1 Pfund Brot, ,weil er hat
müssen die Gemeind a., als der Wächter betrunken
war.' 1790, EStaüber 1894. Mit Dat. P. und Terminbe-
stimmung, ohne Acc; s. Bott-Meister (Bd IV 521). —
2. zusagen. Abs., .sagen, dass man annehme, kommen
werde udgl.' B (Zyro). ,. . . band sich da der vor-
genanten stett botten . . . diser nachgesehribenen stuck
sampt einander vereint und geeint, doch uff ein wi-
derbringen jegklicher statt hindersich an sin herren
und fründ, von denen er gesant ist, umb ein wol-
gefallen und ansägen.' 1417, Abscii. .Item und ist,
daz die stett darumb uff Sant Gallen tag ansagent,
sont si dise stuck getrüwlich sampt einander halten
bis zu wienachten nechst künftig und dannan hin fünf
jar die nechsten nach einander ze zellend angefarlich.-
ebd. ,[üie Aarauer] habent uns [den Bernern] fünf
jar nechst nach einander zuo- und angeseit, den
'angster ze geben.' 1449, Aar. StR, — 3. mit Acc. P.,
anklagen, beschuldigen. .Einen valschlich a.' Boner.
,Einen nit war (unwär) a.' oft im XIV./XV.; zB.: ,N.
rett das mit vil erbern lüten; darumb er aber si nit
war anseit, won si mit der sach nüt ze schaffen batt.'
1398, Z RB. ,Da sprach der H.: ich han es nit getan
und seist mich nit war an.' 1427, ebd. .Als ich in
der fürsichtigen, wysen eins schultheissen und rauts
ze Baden gevanknüss komen und zuo Baden in irem
turn gelegen bin von ettlicher schalkbarer und un-
züchtiger worten wegen, so ich leider inen in miner
Unwissenheit zuogeredt hab, die inen denn hertenclich
und vast swär gewesen wären, wäre dem also an im
selbs gewesen, das nu nit ist, und ich sy unwor an-
geseit habe etc., dar umb . . .' 1445, AaB. Urk. ,Sy
redte, er sölte es nit reden, er seitte sy unwar an.'
1470, Z RB. S. noch Brot (Bd V 947); zue-reden
(Bd VI 575). ,Einen unrecht a.': ,LStollo [klagt] uff
HWeber, das der vor beiden raten von im rett, er
hett Kaiman dem Juden ein las gelihen ... und seite
damit den Stollen unrecht an vor unsern herren den
raten.' 1379, Z RB. Mit doppeltem Acc: ,Es sol herr
Hans Müller, lüppriester zuo Wangen, fürbringen in
manots frist ... das der helfer zuo Kloten inn dryg
keiben- oder schelmenlug angeseit, dessglich sinen
undertanen zuo Kloten wol bi tusent lugen dartan hab.'
1523/6, ZRB. — An-sagerm.: = ^«-sa.'/ // (Sp. 379).
FrMüller hat den BBuri von Bern als seinen ,a.' ge-
nannt. 1513, Absch. .Gichtiger a.' XVI., Güberr. Arch.
,Der Pfarrer [der einen Wirt an den Pranger stellte]
bestand darauf, dass er seine Klag auf den Wirt mit
Kundschaft erweisen wolle. Der Wirt wollte den
407
Sag, seg, sig, sog, sug
lo.-
Herrn Pfarrer fahren lassen und drang auf den A.,
um solchen rechtlich aufzusuchen.' 1734, GWalser
1829. ,Von A. stellen.' Ndw LB. (älteres Gesetz). S.
noch ent-reden (Bd VI 561); Sucher (Sp. 131). — Mhd.
analagen in Bed. 1 a, 2 und 3 (auch mit doppeltem Acc).
i°-: einreden, einflüstern Aä; Uw. Si händem's
V'g'seid. D' Frau mues'-em Alls i., einem unselbstän-
digen Manne Aa. — l°-säger m. : Ohrenbläser Ndw
(Matthys).
So (neben andern Bedd.) auch bei Fischer II 635; Sanders
II 839; in andrer Bed. bei Gr. WB. III 262; Schm.'ll 234.
under-: 1. a) Einem Etw. (nachdrücklich) mit-
teilen, einscliärfen. ,Vogt von Knonow schryben, das
er sambt dem predicanten des landschrybers frouw
beschicken, iren mit ernst u., das sy wie andere
christenlüt die ordenlichen predigen in der kilchen
besuochen, dann man ir ungehorsam ussblyben . . .
nitt wyter gestattne.' 1587, Z RM. S. noch Bd IV
1841 o. — b) Einem Etw. (ermahnend) vorhalten, ver-
weisen. ,Sine [des Pfarrers von Wylen] underton
klagend ab im, klagend, er sig nit gsprech, hab aber
ein böss wyb. Hat man im undersait [eine Rüge er-
teilt].' 1530, EEgli AR. ,Es sol ein wyb irem man
sine mengel u. und in warnen, das er im selbst vor
schaden sye.' LLav. 1584. .Christus schlagt kein Blatt
für den Mund, sonder undersagt einem Jeden, was er
verschuldet.' AKungler 1688. , Hm Joh. Meier, Pfarrer
am Rechtobel, ward undersagt, das er ohne Befragung
des Decani . . . eine Orgel in die Kirche seines Orts
angeschafft.' 1720, ApJB. — 2. untersagen, verbieten
AaF.; Th; Ndw (Matthys); Z und wohl auch sonst,
doch kaum volkstümlich. .Den 9. Jänner [1559] wirt
denen stattknechten in gemein ihr liederlich leben
und trunkenheit bei verlurst des dienstes undersaget.'
KWlLD 1847. — In beiden Bedd. auch mhd.
ent-, in l'Al. unt-sägi: 1. mit Acc. P., anklagen.
Syn. ans. S. ,Were, das von disshin jeman dehein
klegt vor uns täte von deheinem unserm vogt oder
unsem amptlüten, daz wir da ouch die selben vögt
und amptlüt, von denen also geklegt wirt, ouch süllen
dawider verhören, umb daz biderb lüte dester minder
an schuld eutseit werden.' 1426, Z StB. — 2. a) refl.
(mit Gen. S. oder P.) o) .ricredersi' PA1. (Giord.);
wohl = eine Behauptung, ein Versprechen zurück-
nehmen (it. disdirsi, frz. se didirc). — ß) gerichtlich,
sich von einer Anklage frei machen; bes. in der Ver-
bindung ,sich mit sinem eid e.', einen Reinigungseid
ablegen. Syn. sich ent-reden (Bd VI 562). ,Mag es
aber der sächer nit bewisen, so mag sich einr des
mit sinem eid entsagen.' AABremg. StR. um 1258. ,Und
welicher gnoss denne ze mal nit in dem kilchof ist,
so man die gloggen dristund lütet und der vogt ze
gericht siezet, der ist dem vogt drye Schilling ver-
fallen ze buoss, er mög sich denne mit sinem eid
entsagen, daz er es nit wüste noch vernomen hette.'
XIV., AALunkh. Hofr. — y) sich lossagen, abwenden.
,WieV woltend ir [der Bruder des verlornen Sohnes]
von einsy wegen üch [andre Hdschr. ,ouch'] üwers
vatters gar entsegen?' GBinder 1535. — 8) übh. sich
frei machen, sich (er)wehren (auch tätlich). .[N. sei]
zuo im komen und habe inn frävenlieh angefallen und
im in sinen hals und gurglen gegriffen, und als sy
vor allwegen guot gesellen gesin werint, wonde er in
schimpf und allem guottem das von im bescheche,
und des zuo widergeltung und sich sin damit ze ent-
sagent, schlüege er inn mit sinem hemd, so er in
den henden hett.' 1474, Z RB; wiederholt. .Also hat
Christus ein obergheit nit wellen erzürnen, sunder ee
tuon, des er sich hätt mögen entsagen.' Zwixgli
(Erörterung von Matth. XVII 24); in der lat. Über-
setzung: ,Eam ergo Christi vidimus modestiam fuisse,
ut vel inujuis exaetionibus potius sese opprimi passus
sit, quam ut magistratus iram in sese provocare vo-
luerit.' .Den [den Klosterschüler Graf Victor] hasset
der [Abt] Cralon ... und straft in mermalen; des sich
aber Victor entsagt und von im ongestraft sein wolt,
wusst ouch seinen anhang grosser fründen und vil gunsts
an des königs hof.' Vad. .[Die Bauern hatten während
des Krieges beim Feldbau Waffen bei sich] damit si sich
im fall des vigends mit zuosamenloufen und sturmschla-
chen dester komlicher entsagen möchtend.' ebd. ,Herr
Eberhard aber von Aspermont ward gstochen, wie er
sich ensagen weit, dass er sein bald starb.' ebd. ,[Die
Glarner] band die schloss, so im land lagend, zerstört,
den adel vertriben, sich der herrschaft und des bösen
gewalts sidhar entseit.' HBrennw. Chr. ,An. 1520 auf
einen Abend in Zürich kamen gute günstige Burger
zu uns, sprechende: Habt ihr gut Rigel an eueren
Haustüren? Da wir sprachen: Gut, ja; sprachen sie:
So seit hinnacht wachmünderig, ihr habt Leut, die
auch auf sie [?] sehen, sie möchten aber spat kommen,
dass ihr euch ein Weil entsagen könten.' GStähelin
1559 (Mise. Tig. 1723). - s) sich (einer Pflicht) ent-
ziehen, zB. dem Besuch einer Sitzung, Messe. ,Ist aber,
das die nüne bi dem eide dunket, das die dri ald ir
deheinr mit vare sich entseit haben [böswillig die
Sitzung versäumt haben], die sun die nüne uf ir eit
ze buosse setzen.' Z RBr. ,Weler och unser herren von
muotwillen sich der messe des tages entsaget, den sol
ein brobst unsers gotzhus kastagen und stratfen, als in
zitlich dunket.' 1342, Z. — b) intr., wie nhd., ,rinun-
ziare, diffidare' PA1. (Giord.). Einen Beleg von 1778
s. Bd IV 1891. — un-ent-seit: = vmr(ab-)ge-seit (Sp.
401). ,Als er [der Kläger] vor der Haustüre sein
Messer habe um sich gürten wollen, sei N. hinten
zugekommen und habe ihn in seinen Arm gehauen,
ohne dass er wisse warum (unwyssender und unent-
saiter dinge); denn bisher hätten sie nur Liebs und
Guts miteinander gehabt.' 1468, JGölui 1897. .Her-
nach volgt der schad, och die zergenknis, so minem
gnedigen herren von Sant Gallen von denen von Sant
Gallen und Appenzell uff zinstag nechst nach Sant
Jacobs tag anno 1489 zugefügt und über alle recht-
pott und unentsagt allen eren gesehechen, und och
über alle ermanung der püntnüs der Eidgnossen pund.'
GMitt.
Ahd. inttagen, defendere, diffidere, denegare, renuntiare,
anathematizare, excusare, mhd. entmrjen in Bed. 2 und in der
bei uns nur im Ptc. belegten, mit 2 zsgehürentien Bed. Fehde
ansagen: ähnlich wie mhd. bei Fischer II 736; die nhd. Bed.
(Gr. WB. III 591/3; Sanders II 839) ist uns (abgesehen von
den Spuren nnter 2 b) fremd. Bed. 1 sonst nicht belegt.
er-: (Etw.) genau sagen, vollständig auf-, erzählen,
„sagen, erzählen, was man weiss, bis auf die gering-
fügigsten Umstände" Aa; Ap; Bs; B; Gl; „L"; Scbw;
S; Tb; „Zg; Z"0.f, W. „Er hed Alls erseid." Fast
nur in neg. Sätzen, 's ist nid (nüdj z' e. (ersägi"d),
es gibt dafür nicht Worte genug. Me" eha"" 's nit e.,
so schon isch's dort obe" BsL. Was-ieh ha" müesse"
dure- mache", 's ist nid z' e.'. BoAa. V"$ri Grabkapell
109
Sag, seg, sig, sog,
IM
zeiget, was kei"s Wort erseit, im tt'möl us alte" yniwe"
Zite". Schwzd. (Schw). Was der Brief de" Ehre" für
Freud (/'macht het, isch nit z' e. BWvss 1863. Was-er
a" Holz zueche" g'füert hat, ist nüd e' e. g'si". CStreiff
11>0S (GlM.). ,Kein mensch kans gnuogsam als [den
weiblichen Kleiderluxus] e.' Aal 1549. Bell. „Er hed-
sic* ganz erseid L; Zg; Z"; wohl = hat sich volls'ändig
ausgesprochen, Alles gesagt, was er wusste. — er-
seit: besagt, erwähnt. ,Die mit solchen [Patenten]
versehene Juden sollen demnach ersagte Patenten .. .
den Auffseheren oder Unterbearateten vorweisen.' S
Judensch. 1787.
Gleichbed. ahd. (anagta) und eis. (Marti n-Lienh. II 331),
in der Bed. des Ftc. bei Gr. WB. III 918.
us-: 1. a) als Rechtswort. <x) vom Pachter, das Urteil
aussprechen. ,So haben wir des alle drye uf den eid
einhelleklich erkennet und usgseit ...' 1332, '/.. — ß) von
Zeugen, aussagen GA.; Now (Matthys). — b) Etw.
ausschwatzen, ausbringen Gl; GA. 'J'örfe"d da [in einen
.nur für Herren' bestimmten Automaten] d' Füre" au'*
hiege"? Ja frili'1', aber ir müeiid Nut ü. CStreiff 1900
(GlM.). Ahs. So, iez will-ich ü. oÖ. ,Ob hinfür jemand
des deinen oder grossen rates us seite, das man dem
nachgan, und so das erfunden und kuntlich, daz der
selb inmassen gestraft werd, damit er daz nachmals
nit mer tüege.' 1511, Z RM. — 2. Etw. zu Ende sagen
B (Zyro). — Üs-säger m.: wer Etw. (ein Geheimniss,
üble Nachrede) einem Andern hinterbringt Gl.
Iu Bed. 1 bei Gr. WB. I 943, auch in bei uns nicht
belegten Bodd. bei Sanders II 839; Schm.2Il 233/4; Fi-
scher I 50-2.
use"-, ,ushin-', ,usher-': Etw. frei heraussagen,
wohl allg., ,aperte loqui.' Id. B. Da bin-i'* nid ver-
lege", Das chan"-ich üch grad u. ScHwFasn. 1898.
Hclb-mich doch nid esö, säg lieber d' Sach grad use"!
B. Los, Herr Pfar-er, Das mties"-ieh jitze" grad it.:
ich hätt g 'meint, du haitisch mi Gloube" weder "umen
esövli. Loosli 1910. Etw. patsch üsse"s. W. Näbes
uff de" hdtere" Tatsch u., ohue Scheu ans Licht ziehn.
ATobler 1905 (Ap). S. noch Vhropf (Bd III 847;
ähnlich Bs und weiterhin); ye-rad(M VI 502); ratsch
(ebd. 1842). ,Hetten sy uns es nur usher gseit, dass
sy uns nit helfen, so hetten wir doch anderschwo
hilf können suochen.' 1540, Absch. ,[A. habe] fryg
für sich usshin geseit, N. hette ein merchen gehygt,
darumb weite er im grad selbs den grind abhowen.'
1542, Z RB. ,üie puren hands uns ushin gsagt, wir
sidlind unseren weibel nen, wellind sy iren hirten neu.'
1563, Hotz 1865. — Vgl. .hinaus-, heraussagen' bei Gr.
WB. IV 2. 1398. 1042; Martin-Lieuh. II 334.
ver-: 1. a) versagen, abschlagen, verweigern.
.Versagen, etwas zetuon abschlahen, negare, abnegare,
alicui de re aliqua abnuere.' Fris.; Mal. a) mit Acc.
(auch Gen.) S. (und Dat. P.), auch mit blossem Dat.
Er cha"" si"em Mül Nütv., ,er hat nicht soviel Selbst-
beherrschung, um sich des Kaufens, Zugreifens zu
enthalten, er ist leckerhaft' B (Zyro). ,N. hat ver-
jeehen, das er der wirtin zuo Klingnow, als sy im
win ... verseife, getröwt hab, in ein vass, darin win
were, zc schissen.' 1462, Z EB. ,Wer es, das er das
halbteil sins kungrichs gefordert, er wolt es im nit
verseif haben.' 1477, Bs Chr. .Natura negavit mihi
formarn, hat mir die hüpsche versagt oder hat mich
nit begäbet.' Fris. ,Gott hat im sine gaben nit ver-
seif, es mag noch ein frommer priester uss im werden.'
ThPlatter 1572. ,[Die Jungfrau Maria, von ihrer
Schwester Salome ersucht, bei Hochzeitszurüstungen
mitzuhelfen:] Wiewol ich mich nit belad der weit
gescheit ... so kann ich doch von fründtschaft wegen,
dir zuo lieb, ein solches nit versegen.' 1597, L Spiel;
,wie wol das wider min Eigenschaft ... kan ich ein
solche Pit dir nit versagen.' 1616, ebd. S. noch Nacht-
Herberig (Bd IV 1569); Chind-Bett (ebd. 1817); Brö-
sem (Bd V 803). ,Es Einem v.', Einem die Liebes-
gunst vorenthalten. .[Einen 8 Tage vergrabenen Hahn
untersuchend] findest ein Stein im Kopf ... so du
ihn bei dir hast, so mag's dir Keine versagen.' AfV.
(BE.); s. auch brüwen (Bd V 1036 o.). In der Rechts-
spr.; vgl. auch untere. ,Swaz wines verkouffet wirt
ze Basil ... daz git dem bischove ein halp fierteil
wins; der daz verseif, der büezzet 3 pfunt.' Wack. DU.
,Eine buoze v.' Z RBr. .üb ieman den zehenden nit
weite, wie billich ist, geben, sonder versagen oder
hierin gevärde oder betrug tuon weite...' 1540, Z.
,Das ungelt v.'; s. Bd II 242. ,Urloub v.'; s. Höch-
fart (Bd I 1033). .Pfand v.'; s. Bd V 1139. ,Welicher
ainem Statthalter pfand versait um gichtige schuld,
der sol gestraft werden umb 6 ß.' 1472, GBurgau Offn.
.Welcher dem Vogt, Amptman oder Waibel um richtig
Schulden Pfand versagt, dem mag man es ... bis an
10 Pfd pieten.' 1609, GFlaw. Offn. (erneuert). , Einem
recht v.'; s. Bd VI 257 u. ,(Einem) frid v.'; s. Bd I
1278. Dazu: ,Der alt einungbrief um fryd ufneinen
und ob ieman fryd verseife.' 1401, Scuw LB. , Weiher
frid versait und den nit geben wil, ist die buoss 5 pfd.'
1487, JGöldi 1897. ,Dem N. friden versagt [und mit
einem Stein nach ihm geworfen, Busse 12 Mk].' 1517/8,
ZStäfa. Jnnemen von buossen: 6 pfd, Junker von Al-
tiken hat friden versagt.' 1546, ZAnd. S. noch Bott IIa
(Bd IV 1892); Frid-bruch (Bd V 373). So oft als
subst. Inf. ,Fridbruch, fridversagen, übereren, über-
mäyen [usw.].' 1498, ZGrün. ,Wer fridt verseif, der
soll zuo buoss verfallen sin 5 gl. on gnad, und söl-
liches fridtversagen möcht so gröblich beschechen,
der wurd höher gestraft, je nach gestalt der sach.'
1509, Th. ,Ein fridversagen ist vor landgricht ge-
straft umb 10 pfd.' 1543, GT. Rq. ,10 pfd für ein
fridversagen also bar zuo buoss.' 1565. Z KM. ,1'ff
Fridenversagen und Fridbrüch soll die Buoss syn
50 Pfd.' 1660, Z Statute. Gleichbed.: ,[N. wird ge-
büsst] in pfd von stallung v.' 1411, Z RB. Mit Inf.:
[Kilter zum Mädchen, das nicht Bescheid geben
will:] Versag 's nit, mit -mer z' reden; ich bin des
riehen Herrn Nötigers Son. B Nachtspruch. Mit Synn.
.Mehr so wirdt versait und verbotten Jetzigen und
den Nachkümligen, dass Niemants ferthin auf Son-
tagen zu wesseren fürnehme Mattlandt oder anders
Erdrich by 3 Pfd Buess.' 1418, WBrig (Copie des
XV1L). ,[Wir] wellen(d) üch [Z den VO] die pro-
f(i)and, fryen merkt und feilen kouf hiemit abge-
strickt und verseit (abgestrickt, verspert, versagt und
verlegt) haben.' 1531, Absch. ,Eim ein ding guot
rund abschlahen und v., prsecise negare alicui.' Fris.
Mit Gen. S. ,[Unsre Pflegebefohlenen haben von uns]
mengerhand begärt, des wir in ouch zuo guoter maus
nie werset [1. verseit] haben.' um 1469, Gfd (Schrei-
ben von R und LMötteli). Mit blassem Dat.: .Maria
Gottes muoter gib uns frid und geleit! diu liebes
kind ich meine, das keinem nie verseit.' 1468, Liei>.
— ß) ohne Acc, uneig., den Dienst, die Wirkung ver-
411
Sag, seg.
sog, sug
412
sagen; gew. mit Sachsubj. ,Uer Käst hat ihre kein
Mol versait'; s. Bd VI 1498. 's Geld hed-em verseit
ArLb. Da häd min Witz verseid, zB. ein Rätsel zu
lösen Z. Sini Chreft (Ar; Th), sini List und Kniff
(GWb.) händ-em verseit. [Das Krähen] tönt nüd leid,
bis dö dem Giiggel d' Stimm vcrsaid. ESobönkhbkrgkk
(Z). Bes. von einem Sehuss bzw. Gewehr AaF.; B
(Zyro); GWb.; Z. ,Verseije" [s. Anm.], de sclopeto
dicitur, cum pulvis pyreus extus iniiammatus interi-
orem non accendit.' Id. B. .Jenem hat der Schutz
versagt.' JHGrob 1(503. Unpers. Es hät-mer verseil
1) von einem Sehuss Z. — 2) es ist missglückt B
(Zyro; vgl. ,verseije", scopum non attingere.' Id. B);
Z. Vgl. ferner pfupfen 1 a a. (Bd V 1166); rat-
schen 1 a [> (Bd VI 1847). .Wann es Sach wäre, dass
Einem zum 3. Mal verseite, soll dessen Sehuss un-
gültig sin.' 1719, ZoSchützenordn. Auch; Ein Pferd
verseit, zB. vor einem Hinderniss. Reiterspr. Von
Personen: Er hed verseit, hat sein Ziel nicht erreicht
ApLb. — b) ablehnen, zurückweisen. Er ist doch
alliicil g'sund g'si", er het nie ke'"s Esse" (oder ke'"s
Moli Esse") verseit ZO., W. Auch vom g'frässe" Vieh ;
Nie keins Fresse" v. ebd. Unpers. gewendet: Es ver-
seid(t)-em ke'"s Esse" (oder e"ke'"s Möl Esse"), er hat
nie Mangel an Esslust ZBauma, oGlattal. Mit Acc. P. :
, [König Borgas zu Rengnold und seinen Gefährten, die,
von Karl aus Frankreich vertrieben, ihm ihre Dienste
anbieten:] Ir heren, ir sind nüt lüt, die man versagen
sol; ich verheissen üch ... das ich üch beschirmen
wil.' Haimonsk. 1531 ; frz. refuser. — ■ c) (ver)leugncn;
verheimlichen. ,[Wirt zum Wiesel:] Du hast verheent
min vleisch, min brot ... Daz kont diu wisel nicht
versagen.' Boner. .Darnach füegt sich, das die N.
gross würst gemachet hatt, die si vor ir man wolt
verseit haben.' 1421, Z RB. ,Da wurde der A. gefragt,
ob er daz [tüeehl}*] hette; der verseitte das; da rette
B. zuo dem A.: du hast es! und zuckte im das usser
sinem buossen.' 1466, ebd. Mit Acc. P. ,[Die Verena
öffnete die Haustür und fragte den N. unwirsch nach
seinem Begehr] darzuo er antwurt gab, er suochte sin
wib, die da innen were; da redte sy, die were nit da;
da redte er, er hette doch die da innen gehört und
sy were da; da spräche sy ... er luge als ein schelm,
und als sy im sin wib mit . . . soliehen schalkbären
worten versagen wölt . . . wurde er dardurch . . . bewegt,
sy umb solichs ze straffent.' 1484, Z RB. Von der
Hinterziehung einer Steuer. ,S\vele dehain vass ver-
sait, daz er es also nit sinnet oder schätzet, der git
ze buosse 1 pfd.' XIV., Sch StB. ,N. hatt gesworen,
getrüwen dienst und sunderlich ob ieman ützit [vom
Weinzehnten] verseite ald neme, dass er das sagen
aölt,' 1391, Z RB. S. noch Bruch (Bd V 347). —
2. = absagen c f (Sp. 400). ,Wer einem Burger verseite,
der soll niemer mehr in die Statt kommen, biss dass
er sich mit dem, dem er verseit hatt . . . gerichtet.'
1352, BBiel (Mus. 1793). ,Ich versag dem bösen geist
und allem sinem ynkuchen.' OWerdm. 1551; ,widcr-
sage.' Herborn 1588. — 3. mit Acc. P., böswillig an-
klagen, verleumden. ,[Die Angeklagte behauptet, NN.]
habend sy in sölicher mäss verseit . . . daz sich so-
lichs mit warheit uff sy niemer erfinden solle.' 1435,
Z RB. ,[Ich] vernim für und für, wie in vil weg ich
versagt bin, als ich vermain, unbillich.' 1490, G. ,Und
als si [Hus und Hieronymus] bi den doctorn ... grossen
hass haftend und von vil lüten merklich versait wor-
den warend, ward mau rätig, dass man si als kätzer
solte vergoumen.' Vad. ,Wölicher rede, das sy sich
nit redlich und also, wie N. sy verseit, ghalten habe,
der luge.' um 1540, Z Ehegericht. .Einen gegen einem
v.' ,Sy hab N. und sin wibe also gegen einander mit
unwarhaften Worten verseit, das ... er sy [der Mann
die Frau] darumb ussgestossen hat.' 1473, Z RB. ,NN.
sollen nachgehen, wer M. UZwinglin gegen unseren
Eidsgenossen verseit habe.' 1523, Z Ratserk. (Beitr.
1742). ,[Der Hauptmann des angeblich zuchtlosen
Winterthurer Kontingents an den heimischen Rat:]
Die sach stadt wol umb uns und ist nit so bös, als
wir gegen üch verseit sind.' 1531, Bossh. Chr. .[Pfle-
ger URösch versichert 1460 Die von Ap schriftlich
seines besten Willens] dan er wol merken köud, das
er von denen von SGallen gegen inen versait were.'
Vad. .Villicht hat dich diser nit beleidiget, ist gegen
dir verseit [soll eine rechte Frau ihren aufgebrachten
Mann zu beschwichtigen suchen].' LLav. 1583. Mit
Synn. ,Es klagt A. uff B., das derselb B. in gegen
frommen, biderben lüten verlogen und versagt solle
haben.' 1483, Z RB. ,Mir zwifelt nit, ir [Eidgenossen]
haben in guottem wüssen, wie ich in dem schwären
handel . . . mergklich und gross versagt und verun-
glimpfet worden bin.' 1490, G; s. auch üs-giessen (Bd
II 469). ,[Dass NN. wegen ihres intimen Verkehrs
mit den Eidgenossen] versagt und ouch merklichen
verlündet wurden, daz waz nun ein sach.' Edlib. ,[Die
Strassburger haben uns Zürcher] vor üch unssren
lieben und getrüwen Eignossen verklagt und versagt
in mengen weg, deren doch sich enkeins mit der war-
heit uff uns niemer erfinden sol.' ebd. .Gott erbarms,
dass ich [der Pfarrer von ZHombr.] gegen üch, minen
herren, also elentklich vertreit und verseit bin!' 1525,
EEgli, Acten. ,An dem tag lag, das durch in [den
Abt Kuno] Sant Gallen und Appenzell gegen aller
herschaft, ouch gegen dem römschen küng Ruoprechten
versait und uf das ruchest verunglimpft und verlogen
worden was.' Vad. ,Herodes ward versagt, vorm keiser
Caio [Caligula] z Rom verklagt.' Aal 1549. S. auch
hinder-reden (Bd VI 566). Subst. Inf. ,N. uf siner
misgünstigen versagen in die hohen des richs acht
geton.' Ansh. ,Dise handlung des genannten HSeholzers
und sin gefärlich versagen hat uns beducht des turns
und straff wol werdt sin.' 1530/33, Z Ehegericht. —
4. a) Etw. rechtsverbindlich erklären, bestätigen ?
Vgl. verseif 2. ,[A. lehnt bei einer Grenzbereinigung
das Zeugniss des .Vierers' B. ab:] er getrüwete nit, daz
im der B. üz darumb sagen sölte, oder daz er im
schad oder guot sin sölt, dann er hette vor ziten ge-
sworn von marchen wegen und hette die verseit, und
da er da vor unser herren käme, da lougnote er des.'
1422, Z RB.; oder zu 1 c? — b) abs., Etw. eingestehn,
ein Geheimniss verraten GRPr.; GWb. Er hed ver-
seit (-d). S. auch bringen (Bd V 700). — ver-seit:
1. zu ver-s. 1 a. ,Via negata, abgeschlagen, versagt.'
Fris. Dazu('?): Wiese, genannt die , verseif Wiese.
1424/1509, JGöldi 1897. — 2. ,ein verseit lehen',
nach Lehensrecht zuerkanntes. ,Ich, der Schade von
Kyburg, künde, daz ich ein anspräche hatte gegen
Herrn Heinriche von Raprechswyle umb den zehenden
ze Basseistorf, und wurden ouch uns beiden herumb
tage gegeben für den erbern man herrn Gerhart von
Tuffen, wan ouch wir beide des zehenden ze lehen
jachen ... und offent ich, daz der zehende ein v. lehen
Sag. Beg, sig, sog, sug
li
were und mich ze rechte solte angehören, wan er
were mich von minem vatter seligen angevallen nach
lehens rechte, und bat herumb gerichtes ... Do swuor
her Heinrich von Raprechswyle ... daz er den vor-
genanden zehenden in rechter lehensgewer unange-
sprochen hette geliebt ein jar und dri tage und sechs
woehen und me [durch welche Feststellung der Ky-
burger zum formlichen Verzicht genötigt ist].' 1319, Z.
Notorisch: ,Du verseita schelm!' 1377, Z RB. ,Du
bist joch ein verseita dieb.' ebd. — Ver-sager m.:
1. Versager, Schuss, der versagt Aa und weiterhin.
Uf drei Schütz zwe Versager, bei mangelhafter Ent-
zündungs-, Schlagvorriehtung. — 2. Verleumder. ,Als
ein untrüwer [bin ich, der graf Gannellon, der all sin
laben lang dem kaiser Karly wol . . . gedienet] durch
zuotragung etlicher zenzlern und Versager ab sinem
hat' verbaut.' Morc.ant 1530. — Ver-sagung f.: Ver-
weigerung. ,Daz N. umb sölich tägengriff und v. der
stallung gebüesset werden solle.' 1465, Z RB. ,Wenn
ein frömbder... mit v. und fridbrechens buosswirdig
wirt, dieselben sollen zwifach gestraft werden.' 1539,
Bs Rq. ,V., negatio.' Mal. — Ver-segd , verseid'
f. (?): Feindschaft, Unfriede. ,Da die A. ir [der B.]
dehein antwürt geben hatt und ir sweig umb des
willen, dass sy mit ira nit in verseid und krieg kern.'
1427, ZRB.
Ahd. ßrsagen; mild, versagen, versageu , (ver)leugneu,
ent-, absagen, verleumden, zu Ende sagen; vgl. Gr. WB. XII
1031 ff; Schm. 2 II 234; Fischer II 1285; Martin-Lienh. II
334. Lias bei Fischer abgedruckte Schelmeuliedchen ist
auch uns aus GRh. überliefert, aber mit dem dritten Vers:
jetz chan"-icit 's »Od verzage", was offenbar Missverständniss ist
für schwäb. versagt!' = zu Ende sagen, also ein Beweis, dass
das Liedchen bei uns importiert ist. Der Inf. vereeije* unter
laß steht trotz eis. 's he' geeicht (Martin- Lieuh.' II 320)
nicht für ver-seiche" (Sp. 144), sondern beruht auf falscher
Rekonstruktion von der in dieser Bed. fast allein vorkom-
menden Form verseif (3. Sg. Pras. und Ptc.) aus (vgl. die
Anm. zu chiden II Bd III 150), was übrigeDS der Verf. des
Id. B selbst durch ein beigesetztes Fragezeichen andeutet.
Zu dem Abstr. ,verseid' vgl. mhd. segede f. (Lexer II 845).
vor-: 1. vorhersagen, a) zum voraus sagen. ,Wend
ir [ein Liebespaar] einandren, so sagend ja, ich wil
üch aber v., der HPfeninger [der Liebhaber] ist mir
lieb, soltend ir einandren nachwerts verachten.' 1530/3,
Z Ehegericht. ,Es mag ouch ein jegklicher, dem ein
anderer ein schuld schuldig und pflichtig wirt, dem
selben sinem Schuldner vorsagen, wenn er ime dieselb
schuld ... uff ein bestimpt zyl nit bezalte und aber
desselben ufzugs zuo schaden kommen wurde, so müesse
er im denselben schaden ... abtragen.' 1543, B; im
Aar. StR. 207 steht ,versagen.' Wan ä Seen auss ist,
so wird är [der Spielleiter] drummä und alzeit >:.,
icass werd kommä. Tyrolersp. 1743. — b) Zukünftiges
vorhersagen. ,Er [ein Sohn] weinte und sprach: Vater,
verzeihet mir, das Unglück habe ich um euch ver-
dient; ihr habts mir vorgesagt.' Inderm. 1826. ,Der
same begunde bluoien ... an den chunphtigin genadon,
die die wissagin vore sageton.' XII., Wack. 1876.
,Üis [den Ausgang der Schlacht bei Laupen] hatt der
graf von Nidouw dem herzogen vor geseit, do er
sprach, man durchhuwe liechter so vil stacheis den
die von Bern.' 1415, Z Chr.; in einer andern Version
.vorhin geseit.' .[Die Vorsehung hat es so eingerichtet,
dass] die sternensäher künftige übel und schaden vor-
sagen möchtind.' LJud 1530. .Vorsagen, vorhinsagen
weissagen, etwas anzeigen, ee und es vorhanden seie,
pra'dicere, prsnunciare. Mein gmüet sagt mir etwaz
böses vor, mein herz sagt mir mit guots.' Fris.; Mal.
— 2. Einem Etw. vorsprechen, damit er es nachsage
Aa; B; Tu; Z; wohl allg. Wie mängs Mol mue"-
der's no'h r., bis d's cha""st? S. auch näch-s. —
Vor-sager m.: 1. = Vor-sag (Sp. 379/80). .Welcher
anfangs nit mit vorbehält redt, er habe das, so er
redt, von einem andern gehört sagen ... der hat nit
an einen v. zu dingen, so er aber mit solchen für-
worten geredt, so mag er den ansager stellen . . . und
dann, wann der v. erscheint, ledig dannen gähn.' üsenbr.
1860 (Landschaftsordn. von BE.). .[Die Berner ver-
langen in einer Ehrverletzungsklage von den Frei-
burgern, dass ihr] durch üwer potteu ... einen oder
mer vorsäger alhar stellen.' 1532, B. .Welcher vor
Glicht an Kundtschaft oder Vorsäger dinget oder sonst
Jemandts zu bejagen sich verwigt, der soll innert
disen Zilen und Tagen die Sach volnzüchen.' BGS.
1615. ,Wann der, den man zu einer Kundschaft oder
V. stellen wolte, im Stattgricht ist, so hat er Zihl
drei Tag.' ebd. 1721. — 2. ,V., pramuntius.' Fris.:
Mal. — Vor-sagerin f.: Wahrsagerin, Hexe. .Dann
er [Saul] war ein verworffener König ... teils, dass
er das Wort des Herren nicht gehalten, teils auch,
dass er die V. oder Hex zu Endor Rats gefragt hat.'
AKlingler 1691. — Voi -sagung f.: 1. Prophezeiung.
,V., prascita, Weissagung künftiger dingen, praesagium:
die Weissagungen oder v-en der propheten, vatuni
oracula.' Fris.; Mal. ,Der Messias, auff den man von
anfang der wält gewartet hat, welchen alle v-en der
propheten verkündt und verheissen habend.' IL Helv.
Conp. 1566. — 2. das Vorsprechen; s. Bd IV 1827.
— Mhd. vorsagen.
vor-hin- s. vor-s. Ib. — here°-: hersagen. Das
het-er g'icüsst und het 's dütlig here"i,'xeit. JReinh.
1905 (S).
näch-, nöch-, na(eh)e°-, no(ch)e"-: I. Vorgesagtes
nachsprechen, bes. zur Einübung, von Kindern Aa :
Bs; B; Gl; Th: Z und sonst. Sabie, cha""st Da' nöchs.:
Hender 's Henkers Han"isse" Hüs hängend hundert
Hondshüt? ThMü. En a"g'lerter oder nache"g'seiter
Satz. RvTavel 1910. S. noch hotten II (Bd IV 1904).
a) von (autoritativ) vorgesagten Behauptungen, Be-
dingungen, zustimmen, einwilligen. ,Er fieng eigene
[Prozesse] an mit Jedem, der nicht nachsagen wollte,
was er vorsagte.' Gotth. ,Wenn du willst, so sagen
die Andern Alles nach. ... und wenn du nicht dem
Vater Alles nachsagst, so bindet er auf und macht es
mit Kellerjoggi richtig.' ebd. — b) Gehörtes weiter er-
zählen Aa ; B; Th : Z. I* ha" 's selber g' sehe", i<* mue" 's
Niemer(d)em n. Th. Bes. von Verleumdungen. Me"
mnes' nid Alls n. Vom Nahi"säge" lert-me" liige". B
Volksztg 1901. ,Ich geschwyg, das es [ein redlich
Gemüt, dem eine Lüge entschlüpft ist] nit übel cr-
schräcken sölte und sich schämen, wann es markte,
das es sich lychter und lügenhafter red fiisse, es wäre
daz es selber erdächte oder andren nachseite.' Zwinoli.
— 2. (näeh-, nö^-s.J Einem Etw. (Nachteiliges) nach-
sagen Aa; Ar; B; Gl: Tb und sonst. !'• uo'tt-mer nid
In" it.. i'h sig c" Gltige" B Da' nur'-mer nid n. lo" Th.
— 3. (nache"-s.) Abbitte leisten GLÜbst. ,Wer den
Andern wegen ehrverletzenden Reden oder anehrlichen
Worten vor dem Richter beim Eid entschlagen oder
entschuldigen muss, soll gebüsst werden wie folgt:
U5
Sag, seg, sig, sog, sug
416
Auf die gelindeste Art nachsagen zahlt keine Buss.
Wer auf die mittelste Art n. rauss, verfallt in 1 Krone
Buss. Wer auf die schärfste Art n. muss, verfällt in
2 Kronen Buss.' Gl LB. 1835.
Vgl. Gr. WB. VII 108. Die uns eigentümliche Bed. 3
ist eine Spezialisierung von 1 : der Verurteilte musste die
Abbitte, die ihm vorgesagt wurde, nachsprechen.
be- b'säge" GüPr.: 1. a) mit Acc. S., bestätigen,
bekräftigen. ,[N. bittet] sölich sin clag im ze ver-
gunnent mit dem eide ze bestetten und ze b.' 1482,
Z RB. — b) mit Acc. P. und Gen. S., Einen einer
Sache versichern, sich Einem zu Etw. rechtskräftig
verpflichten. ,Und des zuo warem und ewigem urkund
so haben wir unser aigen insigel offenlich an diser
brief zwen glich lutend gehenkt, unser heren und
obern des zuo besagende, und doch uns und unser
erben on schaden ... Und des zuo zugnuss und Siche-
rung habent wir mit ernst erbetten die erbern NX.,
das si alle drig ire insigel und aller obgeschribner
ding zuo besagende, offenlich hieran gehenkt haben.'
1490, G (Eid der Gotteshausleute vor den Schieds-
richtern der Schirmorte). — 2. überreden GrPi\ Z'erst
hed-s" Nüd derva" wellen . . . Endli*'' hed-si-sich läm [!]
b'sägen... GFient 1898. Enili'h lä"-mich denn b'sägen
und mache" -mich uf d' Lappe", ebd. — 3. anklagen.
.Wenn du in dem capitel umb etwas gestraffet oder
besaget wirst, des du schuldig bist, so vergich din
schuld demueteclich.' 1425, G Hdschr. (Spiegel der
geistlichen Zucht). ,Hüet dich, das du dich in diner
bicht nit ytelich lobest. Alzo wa du dich von ainer
sünd besagest, das du denn etwas dazuo legest.'
ebd. — 4. refi. mit Gen. S., verzichten V ,Dann wir
[UvHohensax] uns der und aller anderer bebelff ganz
und gar für uns, unser erben und nachkommen, In-
haber des schlosses Vorstegg, besagt und entzigen,
besagen auch und entzihen uns genzlich hiemit in
kraft ditz brieffs.' 1513, GSennw. Stiftungsurkunde
(Copie v. 1595). — Be-sagerin f.: Anklägerin. ,Gott
selber, unser lichter, sieht uns, so sieht uns och unser
aigen gewissin, die ain gezügerin und ain b. ist alles
des, daz wir tuond.' 1425, G Hdschr. (Spiegel der geist-
lichen Zucht). — Vgl. Lexer I 200/1; Gr. WB.I 1539/40;
Schm. 2 II 234; Fischer I 886.
dank-: danken. , Darum ich Gott danksagen um
din zuokunft.' Morgant1530. , Des ich dir danksagen.'
ebd. So mehrfach auch Haimonsk.1531. — Wirkliche Zss.
beweisen die Belege nicht; vgl. Fischer II 52. — Dank-
saging, ,-ung' f.: Dankabstattung. a) Dankgebet.
,Gebätt, fürbitt und d.' 1530/1868, I. Tim.; s&xapiartas;
so noch wiederholt in der Bib., wie bei Luther. ,Form
der D. nach gehaltenem heiligem Abendmal.' ApA.
Kirchenordn. 1659; sie beginnt: .Lasset uns Gott loben
und danksagen.' — ß) offizielle Dankabstattung an die
Obrigkeit. ,Diser [der Ammann] hat gar kein Bevelch,
dann allein das man ime die Eer antuot und inne
ouch zuo den nüwerwüllten klein und grossen Räten
im Umbzug durch die Statt und im Imbismal zuo
irem Tisch nimpt, ouch sinen in den Schenkinen
und D-en uff den Stuben nach den Räten gedenkt,
darumb er ouch etwas Kostens hat, guoten Gesellen
Etwas zuo verzeeren ze geben.' RCvs. (Br.). — y) an
einer Hochzeit. ,[Nach der Hochzeitsordnung von
1611 sollten die Gäste das Mittagessen im Wirtshaus
nach dem Gottesdienst selbst bezahlen] hingegen
soll der Hochziter in der D. anzeigen, was er den
Gästen ans Nachtmal old Wi"wann sturen welle, aber
nicht über Gl. 30.' Ndw Beitr. 1884. ,Zu besseren
Nachricht, das, wan in das Künftig widerumb solt ein
Hochzeit gehalten werden, so sol geordnet werden, das
lengst umb 1 1 Uhr die Hochzeitgest am Disch an ge-
sessen, dar nach sol man sich fürderen mit dem Vor-
essen und andern Speisen aufzutragen, also das um
zweü Uhr der Bratis auf dem Disch ist. und so bald
Dises vorüber, sol die Frauw gälbe [s. Bd I 1242.
II 292] anfangen die Schnupftüöcher und Meyen auss-
zuteilen, underwilen solen die Küochli und Nachdisch
von Zuckerzeug und Anderem bereitet und geschwind
aufgestellt werden. Darauf sol die D. beschehen; wan
Dises Alles vorbei, mag man den Ausszug tuon nach
des Hochzeiters Befelch.' 1749, LMei. — 8) Dankab-
stattung der Leidtragenden in der Zeitung bei einem
Todesfall, allg.
wider-: 1. a) Einem Etw. abschlagen. ,Umbe das
Huober von Mettmenstetten in dem wirtshus zu Knonow
in einer offnen ürten herrn vogt Puren mermalen au-
gredt und ime zuogernuotet, das er imme einen be-
scheid tuon und er herr vogt ime solliches mit fründt-
lichen Worten widersagt . . .' 1582, Z RM. — b) = ab-s.
c y (Sp. 400). ,Dis sint die unser statt widerseiten
von der cawerschin wegen, über daz si selber ver-
gichtig sint gesin, daz inen die cawerschin nützit ver-
heissen hatten.' um 1370, Z StB. ,Man sol nachgan
und richten, als NN. dien von Wintertur widerseit
hant von des Schindlers wegen von Glarus an unser
herren der raten urloup.' 1391, Z RB. ,[Zeuge sagt
aus] der selb knecht sprach, die von Switz hettin
dien von Costenz nicht widerseit und haben si er-
ntürdet.' 1403, ebd. ,Graf Gerhard von Vallendis,
der den von Bern des ersten widerseite und ir lüte
und ir guot schedigot mit roub und mit brand.' Jdst.
,Dis sind die herren, die widersaiten den von Zürich
und ir helfer [Titel].' Z Chr. XV. ,[Die Berner] wider-
seitten dem herzogen und denen von Fryburg und
griffent den krieg manlichen an.' Etterun. Auch bei
Äg.Tschudi. S. noch Reis (Bd VI 1293). Im Privat-
leben. ,Wer vatter und muotter widerseit, hatt wenig
glück in diser zyt.' Meinrad 1576. Einem ,an lib
und guot w.': ,Man sol nachgan und richten, als
HWitellikon sol gerett haben, müesse er von der getat
wegen vor der statt sin, so welle er minem herren
Meisen widersagen an lip und an guot, und wurde im
min herr Meis, er wölte im tuon, als er CMaler getan
hat.' 1425, Z RB. S. noch Recht (Bd VI 251). Kirch-
lich, dem Teufel w. „ W., Feindschaft, Fehde an-
kündigen ... ein Wort, welches die uralte und noch
jetzo übliche Fragi'ormel bei der Taufe: Widersagst
du dem bösen Feind V deutlich und gut erklärt." St.2;
so noch kath. Schweiz. , Widerseist du dem tüffel? Und
allen sinen werken? Und allen sinen gezierden?'
LJm> (,Eine kurze und gemeine Form für die schwach-
gleubigen Kinder zutauffen'); auch bei Luther ,Wie man
.. .taufen soll.' .Widersagstu dem tüfel? Allen seinen
werkenV Der weltlichen yppigkeit'r" 1526, Bs (,Form
und gstalt, wie der kindertouf [ua.] jetz zuo Basel von
etlichen predicanten gehalten werden'). , Widersag dem
teufel.' LLav. 1582. — 2. entsagen, verzichten. ,Auch
widersagen ich aller der sache und allem rechte geis-
lichem und weltlichem und werken und worten, da mit
ich bükrenken mochtu, geswechen altz [= ald] zedrennen
bi tel aide mit allem, swas hie vor gesehriben stat.'
117
Sag, seg, sig, sog, sug
11-
1297, Gfd (LBerom.). ,So loben wir unverscheiden-
lich mit ganzer trüwe recht wem zu sine diz selben
koufes, und widersag ich an miner und an miner
inuoter stat ... allem rechte, Worten und werchen,
damit dirre kouf gekrenket möchti werden.' 1299, ebd.
(LReiden). ,Hiena so forschot man in [den in den
Orden Eintretenden], ob er ein zit welle hau vor hin
ze versuochenne den orden, und widerseit dem zil
denne alder darna und tuot zehant gehorsami und
wirt angeleit. von der stunde an so ist (er) dem ordene
ewicliche iemer nie gebunden.' Stat. der Lazariten.
— wider-seit: = ab-gc-seit (Sp. 401). ,W-er viend',
abgesagter Feind. ,Daz verdros die von Bern, daz si
[die Luzerner] die knecht für morder usklagten, die nit
anders getan hatten, dene iren offen w-en vigent er-
stochen hatten.' Just. ,Do kamen unser tötlichen w-en
vigent früe vor tag umb mettizit mit macht.' 1445,
AaB. (Mscr.). S. noch Rad (Bd VI 481). — un-: =
un-ge-seit (Sp. S98). ,Dise vorgeschribenen alle wolten
also nachtes bi scblaufender zit unwiderseit ingenomen
han die statt zuo Zürich [1350].' Z Chr. 1336/1446;
, wolten u. ermordet han KBrun ...; wolten uns u.
übel getan hau.' Z Chr. XV. (Parallelbericht). ,Als
NN. etwe til zites in vanggnüs.se gelegen sint von
unredlicher sach wegen, als si N. u. und aune recht
wolten haben gevangen.' 1393, Z StB. ,Also daz . . .
die grafen von Kyburg mit iren diener und heifern
ritten nachtes u. für die stat Solotem und wolten die
mortlich und böslich überfallen.' Jist.; vgl. dazu Bs
Chr. V 63/4; Z Chr. XV., 87. ,U-er sach zuoschub
tuon' (1416, ZStB.); Einen ,u-er sachen niderwerffen'
(1417, ebd.), ,u-er ding wunden' (1409, ebd.), , wider
er und wider recht, u-er dingen fähn' (Z Chr. XV.);
s. auch Sp. 112. — Vgl. Lexer III 851, auch Sanders
II 841.
her- wider-: = dem Vor. 1 b. ,Dis sind die fürsten
und der herren namen, die herwidersait hatten und
sich mit ir selbs lib für unser statt Zürich gelait
hattent.' Z Chr. XV.
war-, vor-: wahrsagen, wohl allg. E" Lebchüechli-
frau, wo cha"" w. Fritschi 1900 (L). [Rösili:] Da-
Blüemli mo"-mer 's säge" [oh er mich liebt]. Di erste"
Blüemli sägi"d war. APletscher 1902. ,Waarsagen,
divinare.' Fris.: Mal. Subst. 's Keisere" ond's Charte"-
schlage" ond 's W. ond übe" d' Merwacht verstönd-er
[der Hauptmann] denn wie wlt ond brät kein Ziceiter.
ATohler 1909. ,Das sich mengklich söllicher sägen,
warsagens, zauberens und anderer verbottner unnatür-
licher abergläubigen stucken und sachen entzühe.'
XVI., Z. ,Es ist in vergangnen Zytten vil Dings und
Wäsens in disen Landen gewesen, noch by Zytten
miner jungen Tagen und Gedächtnuss, das der gmein
Pöffel und einfältig ungeleert Volk sich mit vil selt-
zamen aberglöubischen Sachen. Fablen, Beschwörun-
gen, Ynbildungen und Berednussen von wunderbar-
lichen Nachtgespensten , Seelengespräch, Herdmän-
linen, Heiden- oder Ziginerwarsagen, Versägnen äffen,
bereden und betören lassen.' RCys. (Br.); vgl. An-
ge-sicht (Sp. 259). ,Die mit W., Beschweren, Wund-
sägen, Waffenverbinden, Segneryen und derglychen
Betriegeryen umbgahn.' B Mand. 1028/67. — Wär-
sager (bzw. -ä-) m., -ere", -eri" f.: Wahrsager(in).
Beckibüezer, Tächlißicker, Wärsäger, Charte"sch!ager.
ATohler 1909. ,Um so plumper, roher und unver-
schämter macht sich breit das Kleingewerbe der Wahr-
Schweiz. Idiotlkou VII.
sager und Wärsägere", die es beid Weg können, die
Sache im Wasser und in den Karten sehen.' Barnd.
1904 (BE.). , Auf die Sinzenmatt, eine grosse Gemeinde-
wiese des Aargauer Dorfes Gansingen im Fricktale,
kam früher in regelmässigen Zeitfristen ein Zug von
vierzig Wahrsagern und Wahrsagerinnen durch die
Wälder des Mettauer- und Gansingertales gewandert,
um dort unter einer Eiche zu lagern. Alle waren weiss
gekleidet und trugen Stricke und Ketten um den Hals.'
Henne 1879, 588. ,Die, es were wyb oder man, so inen,
den sägneren und warsageren. heimlich oder öffentlich
nachlauffend, ... [sollen] zechen pfund zuo buoss ver-
fallen syn.' XVI., Z. ,Der waarsager, divinus, augur,
fatiloquus, hariolus, vates, mantes.' Fris.; Mal. ,Zum
sibenden sol auch under dir nicht funden werden ein
W. Das sind solche Leut, wie das hebreische Wort
im Text zugibt, welche den Teufel fraagen, wie es
ihnen oder ander Leuten ergehen werde, was für
Weiber oder Männer, auch was für Glück sie darbei
haben werden.' Gweris 1646, 17. Übh. für Einen, der
Etw. vorhersagt: ,N. rette, der tüffel sölte den w.
nemmen', nämlich Den, der den Ausgang des Spiels
vorhersagte. 1479, Z RB. — War-sagung f. ,Die
w., divinatio.' Fris.; Mal. (Weitres ebd. 479 a/b). S.
auch Glücks-Rad (Bd VI 488).
In andrer Beil. die lose Verbindung ,wär sagen' Sp. 387.
,Warseger.' 1553, BTuruib.
wis-: weissagen. , Weissagen, erradten, künftige
ding sagen, vaticinari, prophetare [usw.].' Fris.; Mal.
,Die wysagend gschrift', die Propheten des AT. ZWth.
StB. S. noch vors. (Sp. 414). — Wis-sager(in) m.
(f.). .Weissager, waarsager, prophet, vates, propheta
[usw.]; Weissagerin, eine, so künftige ding anzeigt,
prophetissa.' Fris.; Mal. — Wis-sagung f. ,Die
Weissagung, prophecei, vaticinatio [usw.].' Fris.; Mal.
,N. habe in einem Buch der Sybilla Wyssagung
glessen.' 1036, Z. S. noch Vor-sagung (Sp. 414).
Vgl. Wis-m,j mit Aura. (Sp. SSO). Den Anschluss an
tagen beweisen Formen wie ,wyssgsaget.' 1 •"» '2 -2 , NMau.;
,wysseit.' 1522, Zwingli; Eckst. 1526; ,gwysseit.' Rucf 1540,
mit Trennung .sagt weiss.' 1531, ZBil).; ,sie understond von
zukünftigen dingen wyss zu sagen.' LLav. 1569; .zu weis-
sagen.' 1670.
zue-: 1, a) mitteilen, Weisung geben (mit abh.
Befehlssatz). ,Dann so hat man angesechen und zuo-
geseit, so dick und wenn es nu von dishin zuo schul-
den kumpt, das wir uff die vyend zuo veld ziehen,
das denn iederman, so im veld ist ... den eidt tuon
und schweren sollen, den die von Lutzern und ander
Eitgnosen bitz har geschworen hand.' 1476, Bs Chr.
(ähnlich noch ein zweites Mal). Auch mit Dat.; s.
Mnstering-Rodel (Bd VI 010) — b) Einem Fehde ,z.',
ansagen. Dabei erklären die Boten von Bern und
Luzern neuerdings, wenn die andern Orte von den
offenbaren Ränken des Kardinals [von Sitten] noch
nicht überzeugt sein sollten, so werden wenigstens
sie, beide Städte, seiner Person Fehde und Feind-
schaft ,zuosagen.' 1521, Abs. u. — 2. zusprechen, zu-
erkennen. Im Rechtsleben, so bei Versteigerungen:
Der Aiker ist (*em N.) sueg'sät, dem Meistbietenden
zugesprochen Th. Der N. [der seine Güter auf frei-
willige Versteigerung brachte] hat blas- dt g'ringc"
Stuckt zueg's'ä und 's H,,hl |die ertragfälligen Grund-
stücke] hat er Alls dbg' sät. ebd. Bei Vergebung öffent-
licher Arbeiten : einem Handwerker, der eine Hingabe
Sag, seg, sig, sog, sug
gemacht hat, eine Arbeit e. B. Vgl. Zuesäg-Nacht
(Bd IV 058). Uneig.: /Verena B. von Zug [sei] lange
jar hie in unser statt gewesen und allhie biderben
lüten vorgegangen und [habe] sich so erberlich ge-
halten, das menglich iro des lob und ere zuosag.'
1401, Z RB. — 3. a) eine bindende Zusage, Zusiche-
rung geben, verheisseu, versprechen Aa; Ap; B; Ndw;
Z und weiterhin; auch zB. ,eine Lieferung od. Dienst-
leistung abschliessen, sich binden' B (Zyro). Er hat
zueg'seit, war mit dem Vorschlag einverstanden. ,Zuo-
sagen, verheissen, promittere, condicere, conspondere.
Ich muoss zuosagen, habeo pollicere.' Fris.; Mal.
(Weitres ebd. 530"). S. auch Pfand (Bd V 1137).
.(Einem) etw. z.' ,Also wart inen [den Schaffhausern]
von allen Eidgnossen hilflicher trost libs und guots
zuogeseit.' DSchill. B. ,Inen syent von den Pünten
sechzig ross zuogeseit.' 1499, Calvenf. 1899 (Brief).
,[Uie Klägerin] vermeint hiemit, er solle ira halten
und leisten, was er ira zuogseit' 1541/3, Z Ehegericht.
,Sinen zuogseiten warten [= Worten] nach.' 1541/3,
ebd. ,Den grund der rechten säligkeit, die Gott im
anfang zuo hat gseit dem Adam und menschlichem
gschlächt.' Ruef 1550. ,Eim nun zevil z., largis pro-
missis onerare pectora alicuius.' Fris. ; Mal. S. noch
Milch-Miet (Bd IV 566); Beit (ebd. 1845); Pflicht (Bd
V 1213); un-er-suecht (Sp. 222). MitNbsatz, indirekter
Rede, Inf. ,Als er [der Gegner] im das zegebent ie
nit z. und ouch nit pfand geben wölte.' 1473, Z RB.
,Er hette im zuogesagt dryerlei zuo leren und in drü
jaren nit mer dann eines fürgeben und underwisen.'
1488, AaB. Gerichtsb. , Lieben herren, da bitt ich üoh,
dass ier inen ain andern hoptman schicken, nachdem
und sy mir zuogesagt hond, dass ich nit lenger be-
liben söl dann den monat.' 1499, Calvenf. 1899. ,Die
nun ort, so dem ramschen küng on fürwort hattend
den Romzug zetuon zuogesagt' Ansh. ,Die N. hette
imm vil zuogseit, im und den kinden, dero er 6 hette,
das best ze tuond.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Syt das ich
üch hie funden hab, so sag ich üch zuo, das ich
mit üch in Prankrich wyll.' Morgant 1530. ,[Magis:]
Ich seit üch gestert zuo, ich wett nüt hinweg on
urlob.' Haimonsk. 1531. ,Eim verheissen und zuosagen
mit im zuo ässen, es seie zuo imbiss oder zuo nacht,
condicere alicui, condicere ccenam alicui.' Fris.; Mal.
S. noch Ge-richt (Bd VI 328); ans. (Sp. 406). Mit
blossem Dat. ; s. Picht (Bd VI 258 u.). Bes. das Ja-
wort geben AaF.; Ap; B. Si hed-em zaeg'seit. Den
Abschluss der .Bekanntschaft' bildet die Verlobung
oder der Tag, an dem das Mädchen muess z. AfV.
(AaF.). S. noch ab-s. (Sp. 400). ,[Der unsichere Lieb-
haber] gienge erst nach der vassnacht einmal hinuff
zuo Hecht, do spreche es [das Mädchen]: weist, was
du zuo Dübendorf mit mer greth hast? do spreche
er: jaa wol, und bethe es umb die ee; do wölte es
im nüt eigenlichs zuosagen.' 1538/40, Z Ehegericht.
Öfter im subst. Inf., Zusage, Versprechen. ,Irem ge-
loben und z. nachkommen.' 1517, B. ,Ein Übertretung
des z-s und uwerer trüw.' Ansh. ,[Sy] ermanet inn
des trostlichen z-s und verheissens, so er ir zuogseit
hette.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Irem z. fürbas gnuog
tuon.' 1531, Strickler. Für ,z.' bei OWerdm. 1564
,verheissung' Heiborn 1587. ,Er habe ein markt ge-
troffen mit N. auf z. und abschlagen.' 1577, SchwE.
Arch. S. noch Zue-sag (Sp. 379). — b) versichern.
.Darumm sag ich üch zuo: wenn Machmet kommen
wer uns inn söllicher gestalt zefachen, und wir macht
gehept hettend, so hettend wir inn ertödt,' Morgant
1530. ,Ich sagen dir zuo, das es mir übel mysfalt.'
ebd. S. noch se (Sp. 8). — c) , einen friden z.', schlies-
sen. ,[Saget euerm Herrn] das ich den friden halten
well, der einest zwüschend im und mir zuogesagt
ward.' Morgant 1530; wiederholt. — 4. ansprechen,
zuträglich sein Aa; B; Th und sonst, aber meist nicht
echt ma., doch in ZO. ,ganz volkstümlich.' Das seit-
mer nit zue, spricht mich nicht an, ist mir nicht zu-
träglich, gesund B (Zyro). — Zue-sager m.: wer
Etw. zusagt. ,Fuor der belle [s. Bd IV 1155] mit
dem kronensak von ort zuo ort und erschütt den sak
dermaussen, dass im der merteil ort, wider getanen
abscheid, ire knecht zuosagten und loufen Hessen...
harzuo wol half, dass der sak etlich zuosager und
durch-dfiiiger-seher daheim bass grüest, denn vil, so
da uss ir hut dran wagten.' Ansh. — Zue-sagung f.:
Zusage, Versprechen. ,Wo die z. beschicht ...' 1475,
Bs Chr. ,Uff z. unser herren, daz er libs und lebens
desshalb gesichert sin soll.' 1502, Z RM. ,Z. tuon.'
Ansh. ,Sin z. feltschen.' Morgant 1530. ,Do vergass
der herzog Beffes nüt siner z., so er tan hatt.' Hai-
monsk. 1531. ,Von der elichen z. wegen.' 1533/8, Z
Ehegericht. ,Sin z. erstatten.' 1541/3, ebd. S. noch
üf-reehi (Bd VI 221); Be-rät (ebd. 1592). Im PI. ,Er
hett Karly etwaz z-en getan.' Morgant 1530. (Zuge-
sagte) Bedingungen: ,Sy erzalt im [Anthea ihrem
Vater], wie sy mit dem graf Rengnolden mornendes
stritten sott und uff waz z-en.' ebd. — Vgl. Lexer III
1185/6.
Sage" Säge" I f.: Mundwerk. Au*'' der N. hat
müesse" si" S. dri" hängge" und seit . . . CStreiff 1902
(GlM.). — Jung-o Bilduug, die sich zu Say I (Sp. 375) ver-
hält wie Hede" : lied (Bd VI 521. 544).
Säger I m. ,Narrator, zeller, s., der etwas sagt
oder erzelt.' Fris.; Mal. a) Urheber oder Verbreiter
eines Geredes. Vgl. An-, Vor-sag (Sp. 379/80). ,Hette
aber der abziecher (oder hinderreder) sölichs von di-
sem gesait, das im über an not wer ze wiszen, so
soltu im sagen, waz von im gesait sy; aber den s.
soltu im nit melden.' 1425, G Waldregel. , Hielt sich
ein stoss, dass die von Solaturn hattend PRorman
pinlich ersuocht eines kezerischen lümbden, durch in
uf PHeryn ussgebracht ... Also ward der unschuldig
säger [1. Aufl.: sager] gelämpt und der falschen kunt-
schaft verlümbdt, unss dass der schuldig täter . . . zuo
Bern gericht ward.' Ansh. — b) wahrsch. = Um-Sägerl
(Sp. 405). Am 15. Jänner 1649 erschien Schulmeister
Pfleger [zu LWill.] vor Rat und klagte, neben ihm
wolle auch ,der Orgelist und Sager allhie' Schule
halten, wodurch die seinige Schaden leide. Gfd.
Chilch-gang-Sdsrer „Z"rS., -Sägeri" Z (auch lt
St.): Leichenbitter(in). Syn. Chilchen-, Llch(t)-La-
der(in)(Bi III 1063/4); Vm-Säyer(in) (Sp. 405). ,Die
Einladungsformel der Ch. lautete: NN. lönd bette",
das' tnoru e'" Morgen am Zehni au"* Öpper mit N.
selig z' Chilche" chöm; bei Verwandten und nahen
Freunden wurde noch hinzugefügt: Er sölle"d dann
au'h i" 's Hüs cho" [vgl. Leid Bd III 1083]. Früher
beschenkte man die Ch. mit einem Stück Bauernbrot,
und die Gabe pflegte so reichlich auszufallen, dass
die Ch. oft drei- und viermal heimgehn musste, um
die Schürze, in der sie das Brot trug, zu leereu' ZPfäff.
121
Sag, seg, sig, sog, sug
122
Hieuiit [sollen in Pestzeiten] die Kirchgangsageren
abgeschafft werden, weil sie vil Leute beflecken.'
JHLav. 1(368. ,Als am 6. Mey mein 1. Vatter sei. zuo
Zürich zur Erden bestattet worden, hab ich [ua.] bahr
aussgeben und bezahlt: Der Kilchgangsageren 1 fl. 7 p.'
Zubers TgB. 1693. .Bald nach dem Abschied [= Hin-
schied] wird die Leichenbitterinn oder Kirchgang-
Sagerinn gerufen und zu ihrer Verwandtschaft umher-
geschickt, die Trauer anzukünden . . . Des Tages vor
der Begräbniss sagt die Leichenbitterinn aus der Stadt
in denen Vorstädten an den Kirchgang. Am Begräb-
niss-Tage selbst fängt sie des Morgens frühe an und
wird ungefähren um 2 Uhren des Nachmittags fertig.
Noch eine andere Kirchgangsagerinn ist von der Zunft
des Verstorbenen bestellt, dessen Mitzünfter an die
Leiche zu bitten. Die Einladungsformel ist: Abends
um 4 Uhr wird man den N. oder die N. oder dem
N. seine Frau, Sohn, Tochter etc. zur Kirche tragen.
Auf der Landschaft geschieht die Einladung zum
Leichen-Begleite Tags vorher durch ein Kind oder ein
andere gemeine Person.' Herrlib. 1750. ,Eine Kirch-
gang- oder Begräbnuss-sagerin, une Pleureuse ou
Femme qui annonce les enterremens par la Ville' in
ihrer Tracht abgebildet bei Herrlib., Zürcherische
Kleidertrachten 1749. .Klageausbruch meines Zart-
gefühls und meiner Ohren, beleidigt durch die Todten-
rufcrin vulgo Ohilchgangsägeri in Zürich.' FSchödler
1834 (Buchtitel); vgl. ebd.: ,So ruft es plötzlich vor
der Türe: Z' Abig — um diä vier-re'; dazu vMoos
1778/80 II 10. S. auch Lieh (Bd III 1014), Liehen-
Säger (in), Stachen. — Begräbnuss - Sagerin s.
Ch ilch -gang- Säger. — C h i 1 c h e " - Säger : = Chilch-gang-
Säger ZO. — Kundschaft-Sager: = K.-Sag II (Sp.
380). ,Sind die k-er vor der statt gesessen, so soll
der, so sy gestellt hat, jedem des tags geben von Sant
Jürgen tag bis uff Sant Martis tag 4 p und von Sant
Martis tag biss wyder uf Sant Jörgen tag 3 p.' 1544,
Z RB. , Wenn man nu hinfür kuntschaft innemen und
verhören wil ... so sollent die k-er usgestelt und einer
nach dem andern in gegenwärtigkeit beider partyen
verhört werden, und weliche also verhört werden, der
oder dieselben sollen in der stuben hüben, untzit das
die k-er all verhört werden.' um 1544, AaB. StR. , Was
eines k-s belonung. Welicher den andern zu kund-
schafte stellt und an in dinget, soll demselben k. eine
zimliche zerung und darzuo sovil zum taglon, als es
der selben zyt einem taglöner ze Ion giltet, gäben und
ussrichten.' 1545, Absch. ,Was eines k-s belonung.'
1595, AaF. AR. ,Dass [10 ß] soll dann der K. für
synen Taglohn, auch für Spyss und Trank haben.'
1668, ZGrün. AR, .[Es] halt der Amen den Zeugen
oder K-n den Aid vor also und mit derglichen Worten ...
Darauf halt der Amen den K-n den Grichtstab vor,
und der K. grift mit den 3 Eidfingern an den Stab.'
1732, GNiederwil Gerichtsordn. — Liehe"-, Licht-
(ZSth.) Sägerfi-J: = Chilch-gang-Säger(in) Th; Z. ,Die
L. ist eine Nachbarin oder weite Verwandte, gewöhn-
lich eine ärmere Frau. Früher bekam sie in jedem
Hause ein Stück Brot, das sie in einem eigens dazu
mitgebrachten Seekli heimtrug. Oft hatte sie in diesem
noch ein kleineres Seekli für allfällige Gaben an Mehl,
wie sie etwa in der Mühle oder Bäckerei gespendet
wurden. Heutzutage gibt man ihr gewöhnlich ein
Geldstück, früher 1 — 2 Kreuzer oder 1 Batzen, jetzt
meist einen Fünfer, Zehner oder Zwanziger. Diese
Gaben nimmt sie oft erst nach langem Weigern: Ja
nei", lönd 's nor si"! was aber nie ernst gemeint ist.
Oft plaudert sie noch lange über vielerlei, was zu
ihrem eigentlichen Auftrage sehr wenig passt. Die
Einladungsformel ist: NN. lös'e"d-i€l' grüeze" und er
sölind auch so guet si" und ''em N. cho" di letst Er
bewise", morn z' Mittag em Äs [Eins]' ZSth. .Nach
alter Übung [bis um 1853] erbaten sich die nächsten
Hinterlassenen eines Verstorbenen durch sog. Chilche"-
lader oder , Leichensager' am Tage vor der Beerdigung
bei sämtlichen Familien der Gemeinde, ausnahms-
weise noch bei solchen der benachbarten Gemeinden,
die Teilnahme mindestens eines Gliedes an den Be-
erdigungsfeierlichkeiten. In dieses Geschäft teilten
sich in der Regel vier Nachbarn, die dann auch zu-
gleich als Träger fungierten. Jeder übernahm einen
bestimmten , Strich' oder Kreis der Gemeinde ... Mor-
gens 7 oder 8 Uhr begaben sich die Leichensager in
schwarzer Kleidung ins Trauerhaus ... Alsdann gieng
jeder Leichensager, mit einem schwarzen, sog. Kirchen-
laderstock (C\ul'he"st'eeke") versehen, seinem .Striche'
nach. Von Haus zu Haus mittelst desselben an die
Fenster oder Haustüren anklopfend, meist aber unter
die Stubentüre tretend, hatte er den Hausbewohnern
zu sagen : NN. lönd bette", dass morn um Z'ehni au'*
Öpper mit em N. sälig z' Chilehe" cho" möchti, oder
kürzer: Es soll auch morn um Zehni Öpper mit em
N. z' ChiW'e" cho". Nicht selten wurden die Kirchen-
lader mit einem Glas Wein oder Most oder wohl auch
etwa mit einem Mittagsmahl traktiert. Abends kehrten
sie müde ins Trauerhaus zurück, wo ein einfaches
Nachtessen ihrer harrte.' JHKägi 1867. D' L-i" göt
ume" ZSth. Er (si) lueget dri wie-n-e(n) Liehe" Säger (i")
TnMü.t — Leid-: = dem Vor.; s. Leid-Model (Bd
VI 6(19).
Losi-: Nachtwächter „Bs"; TuMü.; „UUrs. — Als
vom Rufe eines Nachtwächters: Imut, was ioiK-t°* tagen."
Mari-: ,wer betrüglich erfundene Geschichten auf-
bringt oder verbreitet.' RCys. (Br.). — „Skalette"-
Sägerin: Leichenbitterin Gr." — Spruch-Saurer:
Spielführer und Redner am , Hauss-Abend' (s. Haus
Bd II 1680) ZF. — Wacht-. ,Die Wachtherren ...
haben ihren eignen Schreiber, auch einen Wachtsager,
welcher den Herren und Burgeren anzeigen solle, an
welchem könftige Nacht die Ronde und Wacht; Diser
wird von den Wacbtherren gesendet, ohne Under-
scheid zu allen Denjenigen, welche die Ordnung triff.'
JEEscher 1692. , Wachtsager [Titel]. Dieser Dienst
wurde Au. 1655 angeordnet, und ist ein Lehen der
Wachtherren. Seine Pflicht ist, Herren Stadthaupt-
manns Befehl abzuwarten, dessgleichen von Zünften
zu Zünften auf die Wacht zusagen, auch den Ronde-
rlerren alle Nacht das Wort zubringen, und sie neben
zwei Wächteren im Ronde gehen zubegleiten.' Mem.
Tig. 174-_'. ,Mr. Hs Jakob Keller, der Wachtsager.'
Iü7ii, Z Totenbücher. S. noch Wacht-Herr (Bd II 1518;.
— Win-: = Win-Büeffer (Bd VI 713). ,Man soll auch
wyssen, dass kein Wynknecht noch Wynsager ze
keiner Bahre soll kommen barfuss, noch barachenkel,
in dem Hemde; wer es aber darüber täte, der bessert
der Zunft 1 Pfund Wachs und dem Meister 5 p.' 1:155.
BsZunftordn. (Bs JB. 1888, 176).
ab-saglich -säglich : Adj. und Adv., ansäglich,
ungemein, sehr UwE. Syn. ab-ge-saget (unter ab-
sagen II). — uii-: unsäglich, unsagbar, a) Adj. ,[Die
123
Sag, seg, sig, sog, sug
124
N.] pfleg solicher huory, daz es unsäglich ist.' 1384,
Z RB. ,N. sluog si als übel, dass es unsäglich ist,'
1386, ebd. ,Ein sölich gewesser, dass es unsegliche
flüey und stein zuo Waberen . . . den berg ab trib.'
JHaller 1550/73. ,Ob wir schon mit unsäglichen
sünden beschwärt und beladen.' OWerdm. 1551; .un-
säglichen." Herborn 1588. .Unsäglich, unaussprechen-
lich, inenarrabilis. Unsäglich ding, das so gross und
schändtlich ist, das man es nun nit darff sagen, in-
iändus. Unsäglich ding, darvon man nun nit sagen
oder reden sol, von wägen der schand, nefandus. Un-
sägliche schand, unerhörte schand oder sünd, nefas.'
Fris.; Mal. ,Der unsägliche gross Schnee, so diss
Jahr gefallen.' vor 1744, Gr Chr. S. noch Putsch VII
(Bd IV 1936); Plutz (Bd V 297); rüvxn (Bd VI 1882).
— b) Adv. .[Die Heiltümer wurden] zertreten, ver-
brent und unsäglich grösslich verspottet.' 1529, G
(Klageschrift). — ver-: feindlich? Vgl. rer-sai/eii 2
(Sp. 411). ,Als man zalt 1374, do kament die Engen-
lender mit grossem verseglichen volch in dise landt
über das Elsäsbirg.' 1560, üwEmm. JzB. (Ndw Beitr.
VII 21). — wider-. , Ein w-er krieg', dem eine regel-
rechte Kriegserklärung vorangegangen ist; vgl. wider-
sagen (Sp. 416). ,Ouch söllent uns die obgenanten unser
lieben herren von Berne und von Solottren in allen
ünsern nöten und kriegen beholfen und beraten sin
wider menglichem als den iren, doch daz wir keinen
offennen, tötlichen und widersaglichen krieg, dadurch
land und lüt verwüest möchte werden, anvachen sollen
noch enwellen ane der jctzgenanten unser gnedigen
herren von Berne und Solottren raut und wüssent.
Üb aber unser gemeinen statt . . . ieman angriffe mit
roub, brand oder desglichen Sachen und wir dem nach
iltin, angriffin oder straftin ... sol uns vorbehebt sin
ane geverde.' 1415, Aar. StR.
Ge-sag II (■(!-) n.: coli., Sägespäne GrRIi. Syn.
Sageten. Von kurzem Emd sagt man, es sei so churzes
wie G's. GRNuf.
Sage" II, Säge" (s. die Anm.); Sagi, Sägi I
— f.: 1. Sf(<7e»GLGl.,K.;GA.;SeHwSchw.; Zg (selten);
ZBül., Dickbuch, Elgg (neben -ä-), Hettl., Rafz, Seuz.,
Säge" (bzw. -a W) Aa (allg.); BsL.; BBr., E„ Gr.. Hk„
R., Si., auch lt Zyro (doch Sägi in Hand-, Wäld-S.);
GR(allg.); LE.,G.; P (in Mac.-«); GEsch., Pfäf., Rag.,
Sa., OTerzen, Wl.; ScHBuchb., Rudi.; ScuwE.; SBalsth..
Dorn., Olt., WA.; Ndw; UwE.; U; W (allg.); Zg (selten
-«-); ZB., Dättl., Kn., Limm., 0., Russ., S., Stdt, Uit,,
W., Wila, Söge" SBb., oL., PI. unver., in BGr., Si.
(Imob.) Sägi, Dim. -U AaF., Ke. (SMeier); BE., R., Si.,
auch ltZyro; Gl; L; Ndw (Matthys); UUrs., mit Urol.
GSa., -eli AaBi\, F., Ke. (SMeier); GlGI.; ZKn., S.
(auch Kü.), Uit., mit Uml. ZKü., 0., Russ., Stdt, Uit, in
ZWila (nach einer Angabe 0.) Sägeli (aber Säge"), -ili
Ndw (Matthys), mit Uml. ZRafz, Sägi PAger, Mac;
W — Säge" (bzw. -e2-) Ar; GF., T.; Sch (allg. ausser
Buchb., Rüdl., auch lt St.); Tu (allg.); Z Benken,
Feuerth., Marth., Sth., Trüll., Se',:ge" GRh., Säge"
(bzw. -e*-) BsB., Stdt; GBuchs, Garns, Sev., PI. unver.,
Dim. -U Ap; ScHBegg., -eli Ar; Th; ZSth., -ili ZBenken,
Marth., Trüll. — Sägi Aa um Br. (neben -e"); BG.,
auch bei OvGreyerz 1900; L (selten); SL. (JReinh.),
Stdt, Sägi SoL., PI. Sägine' BG.; SL. (JReinh.), in
SStdt Säge", Dim. Sägli (bzw. -ö-) BG.; SL. — Sägi
L (ERöthelin); SThierst.: Säge (als Werkzeug). Die
einzelnen Teile sind 's Blatt (Bd V 181), daran d' Chrön
(Bd III 829) oder d' Zä(nä); am G'stell (in L dafür
Bätne" f.) die beiden Arm(e") (in Aa Spannhölzer, lt
Hürbin Hörndli), der sie auseinandersperrende Steg
und d' Schmier (oder d' Seite") mit dem Spanner,
Sjmnn-Holz (Bd II 1261), -Schit, Schlüssel, Wirbel;
die beiden Griff oder Chnöpf (Bd III 747), Hörnli
(Aa), Zapfen, auch Hefti (Bd II 1064; die Bewohner
von GWeesen haben den Übernamen Sage"hefti). D' S.
(A" der S.) zieh" 1) eig. An sehr dicken Stämmen
wird auf beiden Seiten inhi" g'chlaffed, um d' Sage"
Chemie" z' ziehn. Bärxd. 1908 (BGr.). — 2) bildl.,
schnarchen: Er ist bi diner Erzelli"g l"g'nuckt ; lm<c"d
nur, wie-n-er a" der Säge" zücht. ONäg. 1896 (THEriu.).
I)' S. .spanne", lös (lugg) lä", vor, bzw. nach dem Ge-
brauch. D' S. chrone" (s. Bd III 830), zäne" (s. d.).
D' S. fi(e)le"; übertr. vom Geschrei des Esels (s. fielen
Bd I 779), vom Paarungsruf der Spiegelmeise, Parus
major (die daher Sage"fleler heisst ZS., Stdt, W.). D' S.
richte" (s. Bd VI 383) oder spciche" (s. d.), auch der
S. Weg ge". D' S. het nid Weg gnue(g), me" su'tt-ere"
me- Weg ge" Aa; Th. D' S. üsbreche" (s. Wald-S.)
BGr.; W. ,N. empfiehlt sich zum Ausbrechen, Krönen,
Richten und Feilen von Wald-, Spann- und Metzger-
sägen.' \V Bote 1909. ,Serra, saga.' Voo. opt. ,[N. hat
gestohlen ua.] ein biel und ein segli.' 1431, ZliB.
,N. habe da ein sagen, die sin were, funden.' 1463,
ebd. ,N. hat [aus der Burgunderbeute] kouft 1 sagen
für 3 sch.' 1476, B. ,Der gedacht N. fuor mit sinem
karen im an das holz, darinn er die sagen bette, und
als er besorgte, daz er im die sagen oder anders zer-
füere, erwuste er im das ross by dem zom.' 14S5,
Z RB. ,[Bei diesem Baum] hond die Juden Ysayam
den propheten mit einer sagen von ein andern gesagt.'
HSchürpf 1497. .Sagen, neper [usw.] und anders werch-
zügs ein guott teil.' 1492/1504, ZKappel (Klosterinv.).
,1 pfd dem N. umm ein bielg [1. -y] und ein sagen.'
1521, ZWth. ,Jacobus [soll haben] ein sagen.' L
Bühnenr. 1545/83. ,Serra, ein säge oder sagen ; serrula,
das sägle; centrum, ein heiter ast in einem holz, so
dem schreiuer oder tischmacher die sagen verhönt.'
Fris.; Mal. .Welche des künigs tiergarten vorstuon-
dend, die schrotetend inen [den Hirschen] ire hörn
ab mit einer sagen.' Tierb. 1563. ,Als er uff ein zyt
[dem N.] ein sagen abentlent und er dieselbig im holz
ligen lassen, were St. dahin kommen und die sagen
genommen.' 1569, Z RM. .Nach der Sägen soll der
Stock [auf den gepfropft werden soll] fleissig und
säuberlich mit einem scharpfen Messer glatt be-
schnitten werden, dann es sonst der Sagen [dem Säge-
schnitt] nach schwärlich überwallen wurde.' Rhag.
1650. ,5 Ib. 6 ß zalte ich Meister N. dem Sagenschmid
für das er denen, die mynen Herren das Holz ufge-
machet, von 3 Jaren naher die Sagen gefylet und
verbesseret.' 1670, Hotz 1865. S. noch Bissen II (Bd
IV 1697). Im Vergleich. Ein schartiges Messer ist
wie-n-e" S. B; Z; vgl. sagen. Wie-n-e" S. fühlt sich
bei der l'Ajährigen Gemse die Zahnreihe des Unter-
kiefers an BGr. (Bärnd. 1908). .Lange, schmale blätter,
wie ein sagen gekerft,' KGessn. 1542. .[Dieser Fisch]
hat scharpfe, herte, dreyegächte zän zuo beiden seifen
als ein sagen.' FisctiB. 1563. RAA. .Mit der S. auf
dem Ast sein'; vgl. unter Ast 2 (Bd I 573). .[Mutter
zum Sohne, der von zwei Mädchen, die sie ihm em-
pfiehlt, obschon er nur wenig an ihnen auszusetzen
125
Sag, seg, sig, sog, sug
420
weiss, Nichts wissen will:] Gelt, jetz hab ich dich,
du Schlauer, und bin auf den bohlen Zahn gekommen
[näml. darauf, dass dir eine Andre im Kopfe steckt]...
Gelt, Bisch, jetzt sind wir mit der Säge recht auf dem
Aste? Heb aber nur fest, wir wollen schon drüber
hinaus. Ich kenne das ein wenig. Bisch sagte jedoch
kein Wort . . . Die Mutter aber hielt fest und fuhr
fort...- Henne 1867. (Ö, auch e) du oerfluechti (od.
verdannnti, rerbrännti, verruckti) Säge" (Z), Sägi (Aa;
BZweis., vereinzelt auch Z)! derber, auch nur scherzh.
Ausruf des Ärgers (zB. über ein Missgeschick), der
Entrüstung, aber auch der Überraschung, Verwunde-
rung. Du verdammti S.! iez han-ich d' Tinte" statt
dem Streu'Sand uf de" Brief ane"g'lärt ZStdt. Auch
pers. gewendet, als direkte Anrede an einen unge-
schickten Arbeiter ZO., auch lt Dan. Du tiniimi S.
(du)'. ,du dummer Mensch' ZF. Vgl. 3. — 2. Säge"
GlGI.; ScbwScIiw.; Zg, Säge" (bzw. -a) BGr. (in Zssen
Sägi); Gr (allg.); L£., G. (lt Schümann seltener als
Sägi); PPo.; GSa., OTerzen, Wl.; SohwE.; SDorn.;
Ni.w (Matthys); üwE.; Uürs.; W (allg.); Zg (neben
Sägi); ZO. (Schoch), Wila (neben Sägi), Söge" SoL.,
Säge» (bzw. -e»-) Ap; GT. (seltener Sägi); Th tw.
(s. u.), Se-nge" GRh., PL unver., in SDorn. -ene", Dim.
Se'gli Ap(TTobler) — Sägi GlK.; SoHwtw.; ZElgg
(neben -Ö-), Flaach, Rafz, Sägi Aa (allg.) ; BsL.; BBr.,
E., Gr. (in Zssen), G., K., Si..U.; LG.: GPfäf., Rag.; S
Balsth., L. (JReinh.), Olt, Stdt, WA.; U; Zg (neben
-e") ; ZB., Dättl., Dornt., Kn., Limm., S., W., Wila (neben
-e"), Sögi SBb., oL., Sägi (bzw. -e--) GEngelb., Rhein-
eck, Rorsch., Stdt, T. (seltener als -e"), Uzw.; Sch; Th
(doch in Amr. daneben bisweilen, in Altish., Hugelsh.,
Schönh., Weinf. ebenso häutig, in Balt. ,und gegen Arb.
hin' häufiger -e"); ZElgg (neben -n-), Feuerth., Hagenb..
Marth.,Sth.,Trüll., Ses,;giGRh., Sägibzv/.-i2-BsB.,StAt;
GBuchs, Garns; SThierst,; ZDürnt. (neben -«-), Russ.,
PL -ine" BG., U.; SBb.; Z (Schwz. Frauenheim 1899),
■ene" GlK.; LTriengen; SBalsth., Olt., Stdt, Thierst.,
WA.; Th; Z, -eni BSi. (Iraob.), Dim. -eli LTriengen:
mechanische Säge, Sägemühle. Sag(i)-, Sägholz (s.
Bd II 1256) uf, i" d' S. tue" (fäere", fergge"). Me"
se't de" Quien uf d' Sägi tue"! heftige Verwünschung
L; nach Schürmann erschien nach dem zweiten Frei-
scharenzug 1845 in dein sog. , roten Büchlein' auch ein
Bild, wie ein Freischärler von Landstürmern mit einer
Waldsäge mitten entzwei gesägt wird. D' S. lauft
fgät, ist im Gang), stät (still); d' S. a"lä". S. auch
plttschen (Bd V 320 u.). Gew. war und ist vielfach
jetzt noch (vgl. zB. FGStebler 1907, 57) die S. mit
einer Mühle (auch mit einer Stampft) verbunden. Da
und dort stehn die Mühlengebäude noch, aber nur die
S. wird noch betrieben Z (RSchoch). , Unser hofstat,
da du ober sege zenren Basel uf stat.' 1289, Bs ÜB.
(daneben ,müli'). ,Das die münche an Otenbach von
der sagen wegen mit der zünfte nicht ze schaffenne
haben süln, wan alleine mit einem pfenning ze der
fronvasten ze dienenne.' 1340, Z StB. .Mülinen und
sagen.' An f. XV., B StR. ,[Dem N.] als er die sagen
verdinget hatt ze machen umb 80 guldin.' 1437, B
StRechn. ,Denen von Ligerz dry eichen bi den sagen
zuo gönnen, damit si ir glocken mögen hänken.' 1481,
B RM. ,Das Lehen der Mühle, Bläuwe, Saage und
Stampfi zu Thun.' 1501, Gfo. (B). ,Item ein stucki
lit unden im wingarten ob der sagen, stosst fürhar
an den bach und an dem bach hin und ushin bis an
die sagen.' 1515, AaF. ,Ist erkent, das N. allein die
sagen in der Breiti solle und möge buwen und sunst
weder sterapfel noch anders, dann das allein zuo einer
sagen gehört, machen.' 1523, Z RB. Lohn ,von 5 sag-
böumen us dem wald an die sagen ze füeren.' 1540,
ZGiün. Amtsrechn. ,Ein zedel an nachschouer umb
holz zur kilchen..., so nüt an dersagefn] oder im werch-
hoff vorhanden, so dazuo dienstlich ist.' 1559, B RM.
,Ein summa windtürrer trämlen an d sagen füeren
lassen.' 1564, ebd. ,Es soll Niemand keine Badstuben,
Müllinen, Segen, Stempf, Plüwel, Sehleiffinen [usw.]
brauchen und bawen ohne Erlaubnuss der ordenlichen
Oberkeit.' 1609, GFlaw. Offn. ,Auch befindet sich in
disem Dorff Sax ein Mülli an dem Berg und ein Sagi
in dem Dorff; jenne gehört der Obrigkeit und wird
einem Bauren um jährlichen Zins verlihen, dise aber
gehört einem Bauren eigentümlich.' CThomann 1741.
,Des N. Kinderen ist erlaubt worden, dass sie ihr
Haus, Saagen und Mätteli und Mihle an einen Fröm-
den verkaufen mögen.' 1772, U LB. ,Die Kengel,
welche das Wasser von der Saagi zur Mülli führen.'
1781, ZKapp. S. noch Sag-Chnütschi (Bd III 774);
Laden II (ebd. 1064); Sag-Baum (Bd IV 1245), -Bloch
(Bd V 13); Blüwel, Blüwen, Blüm (ebd. 248/9. 253,
wo viele Belege); Bännlen (ebd. 970); Mülli-Gerüst
(Bd VI 1541). — 3. Sägi, ,eine unendlich langweilige
Person, die immer wieder aufs Gleiche zurückkommt'
B (der selbe Gewährsmann gibt die Form Sägi für
,Säge' an). Du alti Säge"! altes Weib AaF., Ke.
Ahd. mga, &ga; mhd. tage, sege in Bed. 1 und 2; vgl.
Gr. IVB. VIII 1647 f. Dass die beiden Formen im Ablauts-
verhältniss stehn. wird durch & bzw. .-■-'<, (= germ. <?, gegen-
über £ für Sekundäruni].) in Ap; GRh., T.; oTh erwiesen;
auf dem übrigen Teil des zshängenden nö. Gebietes mit ä
bzw. e2 sind germ. e uud Sekundäruinl. lautlich zsgefallen.
In der ä. Spr. ist e (seltener ä) bezeugt 1284. 1515, Bs;
1340, ZBass. (,Segenbach'); 1468. 1485, G; in der Z Bibel
von 1530 und bei Mal. und Rhag. steht ä neben a. Was
die Form mit a betrifft, so beruht sie auf dem nördlichen
Gebiet (Aa; Bs; nB; LG.; GO.; Sch; SohwE.; S; Zg tw. ;
Z tw.), wo altes ö als 0- ö! erscheinen müsste, sicher auf
sekundärer Dehnung. Inwieweit dies auch für den Süden
gilt, wo altes a und sekundär gedehntes rf gleich lauten,
ist nicht sicher auszumachen; doch legt wenigstens für das
Walsergebiet der Umstand, dass hier Dehnuug in offener
Silbe im Allg. nicht eingetreten ist, die Annahme einer
dritten Ablautform mit altem a nahe (vgl. auch PSchild 1891,
89). Die 6- Form in SBb., L. (die Grenze gegen das ö-Ge-
bict verläuft w. von Lommiswil, dann r. der Aare zw. Lohn
und Luterkofen hindurch nach Süden) geht kaum auf altes
ä zurück, sondern zeigt wahrsch. eine lokale Eutwicklungs-
form von gedehntem ä; vgl. unter Rad (Bd VI 470). Sagi
usw. (auch eis.; s. Martiu-Lienh. II 336) ist eine verhältniss-
mässig junge Abstraktbilduug zum Vb, offenbar unter dem
Einfluss von Muli, Stampfi, Blüwi uä., wofür die fast aus-
schliessliche Beschränkung auf Bed. 2 bezeichnend ist. Um
MAA. v.inAp: Gr: Uw;W ist die Bildung fremd, wahrend
sie in Aa; Bs; B: Sch: S; Th; Z für 2 fast oder ganz allein
herrscht, in den übrigen Kantonen |z. T. am selben Orte)
neben -e" vorkommt. Auffallend ist ERöthelius Angabe s,, ,,
für Bed. 1 (neben Sagi für Bed. 2); in ZKuss. gilt Sägi fül
Bed. 2 neben Sayi" in Bed. 1 und dein Vb sage". Nur einmal
belegt ist einsilbiger Nom.: ,Sag, bart und aebs.' 1423, Z
KU. (Pfandverzeichniss). Zu 3 (auch eis.) vgl. gleichbed. frz.
scie; die Übertragung gebt aus von dem eintönigen Geräusch
der gleichmässig sieb niederholenden Bewegung. — N. in
Namen. Us ,Säge' wurde spöttisch der Neubau eines Scbnl-
haus. , ii.n- 1 ■ seiner lulin bezeichnet. .1 büscher I ''t
In Fluni, allg. Zu 1 : ,Sagi-Zahn' li. Sonst wohl i ier zu
Sag, seg, sig,
r. SUS
,os
Bed. 2; die Formen sind die unter 2 angeführten (dazu
,Saagen, Saga' F; in Z auch Säyi" liehen Säyi für das
Appellativ). ,Haus Kramers frow an der Sagen, so jetz am
Spitz zhus ist..' 1541/3, Z. ,MFührer an der Sagen.' 1730,
ZgBaar. Iu Zssen, auch attrib. Verbindungen. 1) als 2. Glied:
,Ober(e)-S.' Aa; B; L; S; Zg. ,Alt(e)-' B; L. .Inner-' L.
,Unter(e)-' Bs; B; L. .Arben-' üw. ,Arni-' B. ,Ausser-' L.
.Vorder(e)-' G; S. , Gummen-' B. , Grosse-' Ap. ,Hof-' L.
.Halt-' Zg. ,Hinter(e)-' L; G; S. ,Horn-', Sagemühle an der
Töss (fforn-Sägi) ZZell. .Kanzel-' L. .Laden-' L. ,Lang-' L.
, Murren-' B. ,Matt-' L. ,Nen-' L. ,Bretschen-' L. ,Kied-'
Schw. ,Rhein-' Tb.. .Studen-' B. ,Stalden-' L. .Stein-' S.
,TaI-' BLütz. .Wind-' B. — 2) als 1. Glied: ,S. -Acher' B; Z.
,-Egg' Schw. , -Ahnend' L. .-Fall' (Wasserfall bei einer Säge)
BSi. ,-Feld' S. ,-Gut' S. , -Graben' S. , -Grund' B. ,-Hnbel'
B, ,-Hübeli' LLittau (Leu, Lex.). ,-Hof Aa; Gl: L; Th.
,-Holz- Ap (,Seg-'); Th. ,-Hüsli' L. ,-Hauw' Th. ,-Kopf Aa.
,-Loch' L. ,-Maad' B. ,-MUhle (-MUH)' AaElf. (auch Leu,
Lex.); BRoggenb.; LMenznau, Rusw. (auch Leu, Lex.); GFIaw.
,-Moos' B, ,-Müösli' L. ,-Matt(eu)' B; L; Schw; S; üw; Zg,
,-Mätteli (-Mattli)' B; L; Schw; Zg. ,-Bach' Ap; B; Gr;
L; G(,der Segenbach.' 1732, Kriess.); Schw; S; Zg; Z (,ub
dem Segenbach.' um 1340, Bass.). , -Boden' B; F; G. , -Bün-
den' B. ,-Berg' B; Z, ,-Bergli' B. ,-Platz' ZHorgen. ,-Brncke'
Zg. ,-Ried' üw, ,-Riedli' BRüschegg. ,-Rain' B; L; G; S; Z.
.-Sitz- üw. ,-Stich' S. ,-Stöckli' L. ,-Huf-statf üwBiir. ,-Stutz'
B. ,-Tobel' Ap; G: Z (Sage'tdbel). ,-Tal' Th. ,-Dorf Uw.
,-Weier' B. ,-Weid(li)' B; Schw; S. ,Sag-Wald' Bs. .Sagen-
Werdly.' 1457, Z. ,S.-Wis' ZSth. Dim. Ap (,Segli', mit den
Zsseu ,-Bach, -Weid'); B (.Sägli-Hüsei'); L (,Sageli', mit
den Zssen ,-Bach, -Boden, -Wald', ,T\vereuegg-Sägli'); S
f.Sagli'); W (,(Im) Sagi'). FN. .Segemanu.' 1678, Bs (Leu,
Lex.). ,Hans Segmüller, der weber.' 1465, Z RB.
• Ise"-: Säge für Eisen, mit einem Bogen zum
Spannen oder mit sehr breitem Blatt, dessen Rücken
versteift ist Aa; Ap und sonst. — Ast-: Baumsäge
mit eisernem Bügel zum Spannen, oder auf beiden
Seiten gezahntes Sägeblatt mit Handgriff L (Schür-
mann). — Falz-: Säge zum Einsägen von Falzen L
(Schürmann). Syn. Nuet-S. — Furnier-: wie nhd.
Schreinerspr.; nach Hürbin (Aa) 15 cm langes, schma-
les Sägeblatt, dessen Rücken ganz in einen Holzgriff
gefasst ist; vgl. Grät-S. 1.
Füst-: längste Art der gewöhnlichen Handsägen
mit Gestell, grob gezahnt, dazu verwendet, Bretter
der Länge nach durchzusägen Aa (Hürbin); Ar; B;
Scuw. — füst-sagen: ein Brett der Länge nach
durchsägen, indem man die Säge, deren Blatt zum
Gestell rechtwinklig steht, mit beiden Händen (Fäusten)
am selben Griffe fasst und senkrecht führt Aa; Syn.
füsten 6 (Bd I 1124). — Das Subst auch nhd.; vgl. bes.
Martin-Lienh. II 335.
Flader-: a) = Fräsen 2 (Bd I 1320). .Auch ge-
sägte Bretter, Gypsplatten, Geigenbrettchen und Flader
für Ebenisten werden weit ins Ausland verführt; zur
Schneidung solcher Bretter sind an vielen Orten Säge-
mühlen, in Altdorf, an der Isleten und am Bolzbach
auch wohleingerichtete Schnellsägen und scheiben-
förmige Fladersägen (Fraisen) angebracht.' U Gem.
1834. — b) grosse Säge (nur wenig kleiner als das
Sägeblatt der Sägemühle), mit der auf einem beson-
dern Gerüste Baumstämme der Länge nach zersägt
werden (wie es auf Bergen oder Alpen geschieht);
ein (auf dem Gerüst stehender) Mann zieht die Säge
nach oben, ein anderer (gew. zwei) nach unten Scbw
Muo. — Fleisch- Sägli: Säge des Metzgers UUrs.
Vgl. Metzger-S. — Franzose"-: Säge mit grober
Zähnung BLütz, — Gni'ppe"-: Waldsäge mit nach
unten gebogener Schneide (vgl. Gnip Bd II 669) BLütz.
Syn. Büch-S. — Gras-: = Zand- Sichten (Sp. 190)?
,Ain grassagen, 2 karst, 1 spat [usw.].' 1469, ZWth.
luv. (Troll 1844, 8).
Grat-: a) Säge zum Einschneiden der schrägen
Seiten eines ,Grates' Aa und weiterhin; vgl. gräten 2
(Bd II 822) und die Beschreibung (mit Figur) bei
Mothes * II 519. — b) ,eine Eisensäge der Schlosser' Z.
— 1 auch eis. (Martin-Lienh. II 335).
Holz-: (grosse) Waldsäge zum Um- und Zersägen
von Baumstämmen Ap; GLÜbst.; Zu., Rafz, Russ.
,9 Holzsagen, gross und klein, 4 Spansagen, 1 Loch-
Sagen.' 1550, SchwE. Arch. (,Werkleutenzeug'). ,1 Holz-
und 1 Handsagen.' 1600, Z Inv. — Hand-: wie nhd.,
von Hand geführte gewöhnliche Säge mit Gestell Aa;
B(ltZyro-Säji); S; Th; Z; wohl zieml. allg. ,1 Hand-
sagen.' ZZoll. Inv. .Handsagen, Holzkettenen, Spalt-
sage [usw.].' 1793, ZHutz. Inv. .Zwei Waldsagen, zwei
Handsagen, vier Axen [usw.].' 1818, ZüUÄg. S. noch
das Vor. - Heu"-: = H.- Messer (Bd IV 461) ZAnd.
— Chuchi-: kleine Küchensäge, nur aus Blatt und
Griff bestehend L(Schürmann). — .Korpel-, Koppel-'
Z (Spillm.): Kurbelsäge; Sägewerk, bei dem, im Gegs.
zur altern Schlegel-S. (s. d.), eine unten am Gatter
angebrachte, durch den Wendeibaura in Umdrehung
versetzte Kurbel sowohl die Aufwärts- als Abwärts-
bewegung der Säge bewirkte (FStaub). Vgl. Wirbel- S.
Chlob- Chlopf- Aa (Hürbin), ,Klup-Säge.' Z
Amtsbl. 1847, ,Klupf-Sage.' 1837, ZInv.: grosse Säge
mit Rahmen und rechtwinklig dazu gestelltem Blatte,
die von zwei Arbeitern in senkrechter Richtung ge-
führt wird und dazu dient, dünne Stämmchen (zB.
für Leiterbäume) der Länge nach zu zersägen Aa
(Hürbin). Vgl. Schlitz-S.
Vgl. ,Klob(en)säge' bei Mothes * 111 191 ; Gr. WB. V 1220;
Martin-Lienh. II 335. Unsre Formen sind volksetyni. Ent-
stellungen des zu gründe liegenden Chlub- (gespr. CMop-)S.
Chreis-: wie nhd. L; Z, dafür verbreiteter Zir-
kular-S.
Laub-: 1. nur Dim. (in B; Z mit Uml. im Gegs.
zum gewöhnlichen Dim.), Laubsäge der Knaben Aa;
Ar; B; Th; Z und weiterhin. — 2. eine Art Sage-
mühle; s. Werch-Bibi (Bd VI 68). — laub-sägele"
(■ä-, -c*-J, in BG. lü-bsäi/le" : Laubsägearbeiten machen
Aa; Ap; B; Z.
Loch-: auch Dim., wie nhd. Aa; Ap; B; Gl;
Schw; Th; Uw; U; Z; wohl allg. Vgl. Fuchs- Schwanz.
.Lochsagen' unter Werkmeistersgeschirr. 1659, Schw
Pfäff.Schlossinv. S. auch Holz-S. — Listea-: = Grät-S.
Ap. — Müli-: Sägemühle. Untersuche bezüglich der
.Mühlesägen und anderer Geschirre', welche die Land-
leute ohne Erlaubniss der Obrigkeiten bauen. 1584,
Abscb. — Ein-mann-: etwa Im langes, starkes
Sägeblatt nach Art des .Fuchsschwanzes', wird von
1 Mann geführt und ersetzt tw. die Waldsäge Schw.
— G6-meind(s)-: der Gemeinde gehörige Sägemühle.
.Habt ihr nicht auch Gemeindssagen und Gemeinds-
schlegel udgl., warum dann keine zum Brandlöschen
dienlichen Maschinen?' Rinhgli 1736. Spec. von deren
Sägeblatt: ,16 ß von der Gmeindsagen zu fielen.' 1760,
ZZoll. Gemeinderechn. ,1 Pfd 6 ß von der Gemeind-
sagen und Teuchelnepper zu fielen.' 1781, ebd. —
Mer-: Fischname. ,[Scolopax] von dem spitz, so er
hinden ausshär streckt in gestalt einer sagen, meer-
sagen oder sagfisch genent.' Fischh.1503. — -Metzger-:
Sag, seg, sig,
sug
430
Säge des Metzgers L (Schürmann); W (s. unter Sagen 1).
— ,Nagel-Sage.' 1837, Z Inv.; = Eisensäge zum Ab-
sägen von Nägeln? — Nuet-: = Falz-S. L (Schür-
mann). — Btch-: = Gmppen-S. L (Schürmann). Man
unterscheidet die Tiroler B. mit geradem, die fran-
zösisch B. mit nach unten ausgebogenem Rücken.
— Böge"-: meist Diru., kleine Säge mit Spannbügel
zum Absägen von Baumästen B; PAger; Z; Syn.
Baum-, Zwi-S. Die Knaben ziehen mit Gertel und
Boge"sägli in den Wald, um Äste für das F.astnacht-
feuer zu holen BoAa. (Bund 1909). — Bock-: Gestell-
säge mit schief gegeneinander sich neigenden Armen,
so dass sich das Ganze mehr der Form eines Dreiecks
als eines Rechtecks nähert, zum Zersägen von Brenn-
holz auf dem (Sag-)Bock verwendet GitSeew.; GSa.
— Baum-, Bomm-: meist Dim., = Bogen-S. Aa; Ap;
B; L; G; Th; Z. — Bein-: Knochensäge. ,1 Bein-
sagen mit 2 Blatt.' 171-1, Z (Hinterlassenschaft eines
,Balbierers'). — Band-: wie nhd. L; Z und sonst. —
Bund-, in Ap Bond-: Säge des Zimmermanns von
der Form der Waldsäge, mit gerader Schneide Schw,
mit ganz schwach gebogener Schneide, beim Abbinde"
(vgl. Bund 2 Bd IV 1355) verwendet Ap (in den 1860er
Jahren eingeführt); nach einer Angabe (wahrseh. für
Z) die gewöhnliche Spannsäge, nur mit feinern und
gar nicht oder nur wenig gespreizten Zähnen, da der
Zimmermann damit sowohl Lang- als Querholz schnei-
det. ,1 Bundsiige.' Z Amtsbl. 1808 (ZSchwam.). —
L euwen-blatt-: Säge mit einem Löwen als Fabrik-
marke auf dem Blatte. Bärnd. 1904. — Brabänder-:
= französischi Büch-S. (s.d.) L (Schürmann). — Bret-
ter-: Sägemühle. Z' Griesse"bcrg ist e" Brettersäge",
dö neme"d Guetnacht die Fuchs und Hase" Th (Orts-
neckerei). — Reb-: Dim., = Bogen-S., in den Reben
verwendet Th; ZRafz.
Ab -setz-: auch Dim., mittelgrosse Gestellsäge
mit breitem, feingezahntem Blatt, dazu geeignet, genau
dem Strich nnch zu sägen (so besonders beim Absetzen;
s.d.) Aa; Ap; BLütz. — Auch hei Mothes 4 I 23.
Schiter-: die gewöhnliche Gestellsäge für Brenn-
holz Ap, in GRSeew. = Bock-S. — Schlegel- Sägi:
Sägewerk älterer Konstruktion, bei dem der Sägegatter
mittels eines am Wellbaum befestigten Hebels (Schle-
gel Z), , Wirbels' (U), , eines oder zweier Hölzer, die
den Wellbaum durchsetzten und beidseitig als Zapfen
oder SchlegU hervorragten' (BGr.), bei jeder Um-
drehung des Wasserrades gehoben wurde, um dann
vermöge seiner, oft durch ein angehängtes Gewicht er-
höhten Schwere wieder herunterzufallen BGr.(Friedli);
L; SchwE.; U; Z (FStaub); in ZO. hiess das am Sage"-
Stuel aufgehängte Gewicht Schlegel (s. Sagen- Schlegel)
und stand nach einer Angabe mit dem Wellbaum in
Verbindung (?). Vgl. Korpel-, Wirbel-S., auch Schlegel-
Öli (Bd I 182). ,Uen Wirbelsagen, die in der Regel
mit Zirkel- oder Zirkelärsagen (Fräsen) bereichert
sind, stand bis vor kurzem noch eine Schi, mid numme"
zwe Lüftren [s. lüften 2 Bd III 1101] gegenüber.'
Barnd. 1908 (BGr.). Ein junger Witzbold schrieb nach
einigem Aufenthalt in der französischen Schweiz nach
Hause, er chenn jetz a"fe" französisch wie d' Schi,
endert Scheitegg. ebd. (mit Bez. auf die .Gemächlich-
keit', mit der die Schi, arbeitet).
Schlitz- : ziemlich feingezahnte Gestellsäge, womit
Latten oder Bretter der Länge nach zersägt werden
(zB. für Leisten); das Blatt steht rechtwinklig zum
Gestell und ist uf de" Stöss g'filet (Ap), da der Arbeiter
die Säge senkrecht führt Aa; Ap; Z und weiterhin.
Vgl. Chlob-S. und schlitzen. — Auch bei Martin-Lienh.
II 3:!5; Mothes «IV 89.
Zue-schnid-: Säge des Schreiners zum Zuschnei-
den, in der Form = dem Vor. Aa. — Auch bei Martin-
Lienh. II 335.
Schräge-- ApH., Wald, Schräg- ApM., in K.
Schrat-: = Chlob-S.; ,eine sehr grosse Säge, welche
das Mittel zwischen einer Spannsäge und einer Säge
der Schneidemühle hält' ApH., K., Wald, in ApM. ,eine
etwas kleinere Säge zum völlig senkrecht Sägen,
deren Blatt auswärts gekehrt ist' (also wohl eine
Gestellsäge; vgl. Füst-S.). TTobler. — schrage"-
(ApH.), schräg- (ApM.), schrat- (ApK.) se2ge": mit der
Sehr, sägen (TTobler). — Zur Form S,-hn,t- vgl. JVetsch
1910, 29.
Schrot-: Waldsäge zum Zersägen von Baum-
stämmen (vgl. schroten) GSa., Säge, womit der Schreiner
ein Stück Holz der Länge nach zerschneidet AALeer.
(H.). .Schrotsagen, grosse sagen, runcina.' Mal.; vgl.
dazu: .Runcina, ein grosser hobel, nit ein grosse
sagen, wie etlich meinend.' Fris. — Vgl. Mothes 4 IV
162: Gr. WB. IX 1795/6.
Schröter-: , Zugsäge zum Durchschneiden von
Steinplatten' GRPr. — Schwibele"-: = Holz-S. Gl
Obst.
Schweif- (-«- Ap): auch Dim., kleine Gestellsäge
mit ganz schmalem Blatt, womit Holzstücke geschweift
(bogenförmig) ausgeschnitten werden Aa; Ap; L; Schw;
Z und sonst. .Grosse Schweifsage.' 1837, Z Inv.
Vgl. Gr. WB. IX 2421; Martin-Lienh. II 3:!:,: Motbes
4IV 175.
Spalt-: = Chlob-S. Aa; Z. ,1 Spaltsage.' 1790, Z,
Hutz. luv. .Ein Waldsagen und ein Spaltsagen.' 1803,
ZZoll. Pfandbuch. S. noch Hand-S. — spalt-sagen:
Balken (Trämel) von Hand zersägen BBe. — Vgl. Gr.
WB. X 1860.
Spann- BHk.; GrAv., L., Pr., Spa- „B;L"; GSev.:
Schw, Spä- Ap(St.b); Gl; ,LE.; GT.' (St.1'), Spä- Ap;
BGr., G., R.; UwE.; W, Spar- L; SchwG., Seewe n
auch lt Bote der Urschweiz (neben .Spann-'); Th: Ndw
(Matthys); Uürs.: 1. wie nhd., die gewöhnliche Hand-
säge mit Gestell zum Spannen. aaOO. ,2 Sparrsägen.'
1800, LEtt. Gantrodel. ,Wald- und Spannsägen.' 1800/7,
L Gantrödel. S. auch Sagen 1 (Sp. 424). ,2 gross waldt-
sägen, 1 spansägen.' 1515, BsPfeff. Schlossinv. ,1 span-
sagen uff der louben.' 1571, Z Inv. ,Grosse Spann-
sagen.' 1659, SchwE. Arch. ,I)aruff habe er ihr mit
dem Spannseglin drei Streichlein über die Lendi ge-
geben.' 1687, ZSth. , Einem Breissgäuer zalt ich für
ein Spannsagen 9 g.' 1070, Zubers Tgb. — 2. übertr.,
magere Manns- oder Frauensperson Gl. Fressend ir
wege" nunc", bis-er versprütze"d; cmäl da der Spa*n-
sage" tuet 's g'wüss guet, icänn-s' zumene" Chöstli
chunnt. CStreiff 1907.
Vgl. Gr. WB.X 1, 1913; Schm.sII 672; Mothes' IV 226.
Die Entstellung Spar- ist trotz Ap s„,^ul. Saustal] tiä. kaum
rein lautlicher Natur. Ein Gl Einsender denkt au Sp«".
Span, weil früher die Abfälle vom Zimmerholz mit einer
fernen Säge zerkleinert worden seien, und bringt Red. ■_'
damit in Zshang.
Spitz-: Säge von der Form der Loch-S. .hie
[blossgelegte] Wurzeln mit einer Spitzsägen genau bei
dem Stamm abgeschnitten.' E König 1700. — Auch bei
Mothes 4 IV 238.
131
Sag, seg,
SOg, SUjr
432
Dampf-, Tampf-Sagi, -Sägi: Dampfsäge Aa; B;
L; Th; Z und weiterhin. — Tiroller-: = Büch-S.
(s.d.) Ap; ZO. — Trämel-: Sägemühle Schw. Er
schnarchtet wie-n-e" Tr. MLienert 1891. 's hed-mer
im Chopf inne" g'chröset, ä's wie zeche" Trämmelsage",
wo Tag und Nacht schaffi"d. ebd.
Wald-, in AABr. (neben -e"), Rued.; B (lt Zyro);
S (JReinh., neben -e») -Sägi: = Holg-S. Aa; B; L; P
Mac; GSa.; Scb; Schw; S; Th; Uw; U; W; Z. Syn.
W.-Rüggen (Bd VI 776). ,Der Sagenfieler von Leuk
fordert in Grächen für eine Waldsage zu fielen und
zu durchmeisseln 1.20' W (TgB. von Tseheinen); s.
auch Sagen 1 (Sp. 424). Amerilanlschi W. B; L. ,üie
gebräuchlichsten Waldsagi sind nunmehr amerika-
nischu"; man schätzt immer noch unter den altein-
heimischen so gut wie unter jenen die Wolfzandsage"
mit der Krönung [VJVJV^. die Säge mit den Dreiecks-
zähnen und die Stock zandsage" mit der Krönung
_M_|^l .' Bärnd. 1908 (BGr.). Schnarchte" wie-n-e"
W. AiKued.; SL. (JReinh.). ,5 ß von der Waldsagen
widerumb ze fylen.' 1670, Hotz 1865; s. auch chrönen
(Bd III 830). ,Für ein Waldsagen 27s fl.' 1679, Zu-
bers Tgb. ,N., mit demme er [ein Schmied] handle mit
Waldsagen und anderem Geschir.' 1682, Z. .Ein Walt-
sagen gemacht 3 Gl.' 1759, AAOLunkh. (Tgb. eines
Schmiedes). S. auch Hand-, Spalt-, Spann-S. — Auch
bei (ir. WB. XIII 1188; Mothes * IV 442.
Wirbel-Sägi (in ZO. auch -e"): Sägemühle neuerer
Konstruktion, bei der ein am Wellbaum angebrachtes
Excenter (Kurbel, Wirbel) die Auf- und Abwärtsbe-
wegung der Säge bewirkt BGr.: L; Schw; U; ZO.
S. Schlegel- S. und vgl. Korpel-S. Gel', wie das schnurrt
uf der W. und uf der Fräsi! L. — Wasser-: 1. Säge-
mühle Gi.Obst. Dazu (V): Sigi, siigi, Wassersägi, chunnt
c" Wolf u"<* bisst-di'h, Spruch beim Fingerspiel: man
streicht mit den Zeigefingern abwechselnd an der
Tischkante auf und ab und streckt zum Schluss eine
Hand gegen das Kind aus. GZür. 1902, 23 (BStdt).
,Allernechst bei Heiden sendt ... ein Schmiten, ein
Wasserschlify, zwo Wassersegen...' 1051, ArHeid.
,Nachdeme NX. zu Obermeilen beim Bach nit allein
ein Wasserrad, welliches ein Ziggerrybi tryben, son-
dern auch ein Wassersagen und Stampf daran machen
[lassen wollten].' 1678, Z. ,[N. erhielt bei einem
Tausch] ein Behusung . .. sambt einer W-en und darzu
das Sagengeschir.' 1751, AAULunkh. ,[N. verkauft]
die W-en im Dorf.' 1754, ebd. — 2. Säge zum Ge-
brauch im Wasser V ,Vogt zuo Eglisouw soll die beid
bresthaften pfyler an der bruggen . . . rüsten und die
zwon schwirren, so abbrochen, mit der wassersagen
hinweg tuon. Glychergstalt soll vogt zuo Andeltingen
by der bruggen daselbst in der Thur die alten und
unnüzen schwirren ouch absagen.' 1580, Z EM. ,Sover
aber N. [Käufer von Land und einer Fischenz in
der Limmat] die wassersagen, steinhaggen, das garn
und schwirysen haben wolte, sollte er soliche stück
mit zehen pfunden zelösen schuldig sin.' 1589, Z;
nachher nochmals ,das garn, steinhaggen, w-en und
schwirysen.' ,Item 2 guot Wassersagen und ein Manglet-
Spännen.' 1604, SchwE. Arch. (unter Gegenständen, die
beim Kauf einer Sägemühle mit übernommen werden).
— Ge-wett- BHk., „Ge-wetti-: kleinere Baum- oder
Schrotsäge BO.", .kleinere Waldsäge z.U. von Spann-S.'
BHk. — Zi\ünder- Sägi: = Wirbel-S, BG. (Friedli).
— Stock-, Wolf-zand-; s. Wald-S. — Zirkular-
s. Chreis-S.
Zwi- BR.; ZBenken, sonst Zwei-: gew. Dim., =
Bogen-, Baum-S., beim Pfropfen (s. zwieu) verwendet
Aa; B; L; S; Z. Ne* Taitntschuppeli, wo's [das fre-
velnde Mädchen] mit ''ein Zweisagli umg' macht het.
JReinh. 1901. ,Das alte Wesen [am Rebstock] haut
man mit einem scharffen Garten-Beihel ab oder säget
es ab mit einer guten Zweigsäge.' EKönig 1706; vgl.
ebd.: ,Die Instrument zum Zweigen sind: ... Zwei
Säglein, eines zu den grossen und eines zu den kleinen
Stämmen; die müssen gar schärft" sein, dass sie fein
glatt hindurch schneiden und die Rinde im wenigsten
nicht geschändet werde.' — ,Zwig-' bei Martin-Lienh.
II 335.
säge" II Gl, säge" Aa; BsL.; B; Gr; L; GSa.;
S; Uw; U; W (tw. -u"): ZB., Dättl. Kn., Limm., O.,
Boss., S., W., sr,ge" SBb., oL., säge" II (bzw. -e*-) Ap;
GF., T.; Seil; Tb; ZAuss., Sth., se2..ge" GRh., säge"
(bzw. -e*-) BsL., Stdt; GBuchs; SThierst, 3. Sg. Pras.
und Ptc. -et Aa; Ap; B; Gr; G; Th; Z, -t AaKöII.;
Bs; BLütz.; L; SchwE.; S; Ndw (Matthys); UwE. ; U:
sägen, a) eig. Der Christe" het [im Zuchthaus] druf
lös g'saget und g'hoblet, flissiger weder nie. FOschw.
(AaL.). Zwei Bauernsöhne, die am Mittag mit sauber
geleertem Znüniseckli heimkehren, geben auf die Frage,
ob sie mit Sägen (mit der Waldsage") fertig seien,
zur Antwort: Nei", mir hei" nid chönne" s.! Warum
nid? He, mir sind bed glich starch g'si"! B Volksztg
1902. Ein Sohn, der aus der Fremde heimkam, sagte
zum Vater: ,So, Vater, jetzt musst du's gut haben!
Musst jetzt bloss noch obsich sägen und obsich stem-
men [beides sehr beschwerliche Arbeiten]' ZRafz.
S. auch sefenen (Sp. 341). Gel', du denkst au"1', so
lang-me" sagi, geb 's Mel! Z (oO.). In der Sägemühle.
I«* sog für Arm und au'h für Rieh, i<>< sog für Alli
z'sämme" glich. Schild (Lied vom Sögerchnecht). In
einer Sägemühle bei Luzern wurde 1877 an das Säg-
holz geschrieben: ,Das Sagerläbe" hed Gott gegäbe";
aber das Sagen bei Nacht hei der Tüfel erdacht.'
, Müllers eid, der da saget: Item es sol N., der unser
statt saget, schweren, unser statt nutz und ere ze
fürdern ... und nieman kein boum noch holz ze geben
an eins bumeisters willen und wissen.' XV., ZStB.;
vgl. (Stadt-) Sager. , Serrare (secare), sägen oder sagen ;
serratus, gesäg(e)t oder gesagen [!].' Fris.; Mal. ,[Der
Käufer der Sägemühle] solle ein Gottshauss mit Sagen
nit höcher halten dann ein Schnitz, es seien klein
oder gross Tremmel, umb 2 Lucerner ß, und soll ein
Gottshaus jeder Zeit für ander Leut trewlich fertigen
und ordenlich sagen.' 1607, SchwE. Arch. S. und
schiten. Du Tüsigs Annebäbeli muest och en Ma"" ha",
zum Schitte", zum S., zum Wasser hole" GBuchs (Spinn-
stubenvers). S. auch riten (Bd VI 1665). ,Es klaget
HRott der holztregel uff meister Felix Fryen den
schnider, er habe holz zuo dem Rüden getragen, das
gehowen hettint der Schön [uA.]; da habe sich be-
geben, das der meister Felix ouch für den Rüden
komen sye, da redte der Schön, ir gundent uns nit
als wol, üwer holz ze schrottent, als den Walchen,
wir müesstent es gesaget han. Da redte meister Fry,
er gunde den frömden des Ions bas denn inen.' 1472,
Z RB. Holz 8. Sovel sägen4<*: lieber willig es Chläfter
Holz sagen und hou're" und noch uf ''en Esterig trage"
433
Sag, seg, sig, sog, sug
[als Das noch einmal durchmachen]. KIsciiek 1903.
,Es niugent die müller, die holz sagend, wol holz
sagen, koffen und verkoft'en ungcvarlich und damit in
der müller zunft sin und mit der zimberlüt zunft nütz
ze schaffent haben.' 1431, Z StB. .Weite der N. das
holz nu sagen und lasen hinweg füeren.' 1480, Z RB.
,N. dem müller von jedem schnitz schiffholz zu sagen
6 ß.' 1574, Z RM. S. auch ab-sagen. , Sagbäum s.';
s. Sager (Sp. 43(3). Es Ditschi s. W (fscheinen).
Fladers. ScbwMuo.; s. Flader (Bd I 1169 o.) und vgl.
Flader-Sagen. E" ganze" Tag lang Flader s. chan"
Ei"'m nu" fri artig üsnüechtere". Auch mit effiziertem
Obj. Lade" {Bretter] s. Aa; B. Chlötzli s., zB. durch
Zersägen einer Stange, Latte Aa; Ap. ,13 ß 4 d. dem
N. von klotz sagen [für die Geschütze].' 1410, Z Seckel-
meisterrechn. Dafür mit ,ze': ,Daz selb holz aber wir
nu ze laden heissen haben sagen.' 1408, Z StB. Vom
Zersägen eines Menschen als Strafe. ,Do sy mit im
uf den bergkamend, do leittend sy den wirdigen ritter
nider und sagtend do sin manlichen ritterlichen üb
in vier teill und wurffend da ein ietlich teil an ein
ort dess berges.' Volksb. ,Wer gangen war uff den
platz [wo der Tempel Salomons stand], dem hätt nie-
nian mögen hälffen ; er war in der weichy ab ein
andern gesaget worden.' HSchirpf 1497. RAA. I"
d' Wade" s., wohl mit Dat. P., zu Gevatter bitten Aa
Wohl. (Donat-Meier). In (en) Ast (i" d' Est) s. ; s.
Bd I 573. Dazu noch : Er het in'n letzen Ast g'se2get
ApLb. Nämt-me" nu" der allrebest [Schreiner zum
Mann], so sagt[i]-me" nu" ganz g'uiss i" d' Ast, müesst
g'wiss nu" Hobelspan z'letst choche". JWipfli (ü).
,Ich will jetzt nichts mehr sagen, ich könnte in einen
Ast sagen', sagte einmal ein Pfarrer in einer Leichen-
rede B. Über das beliebte Wortspiel mit den mundartl.
Formen von nhd. , sagen' s. bes. Sp. 395/6 und vgl.
noch: Zwöu Mal g'sagt gend [zuerst Bretter, dann]
Latte"! Spott auf einen Pfarrer, der auf der Kanzel
immer die Wendung ,ich sage, ich sage' brauchte
AATäg. — Refl., sich mit der Säge verwunden Aa; Tu.
DP het-sich wüest (in'n Finger) g'saget. — b) mühsam
schneiden, mit einem schlechten Messer Tb; W; vgl.
Sagen (Sp. 424 u.) und ab-s. b. Du sägist auch a" dem
Brot ume"! Ein schartiges Messer sägt statt zu
schneiden. Bärnd. 1904. — ge-saget: adj. Ptc. [Bei
dem Klosterbruch in Rorschach sind] verprennt ob
tusent gesagoter latten.' nach 1489, G Chr. ,Ein ge-
saget stuben', Stube mit Bretterverschalung? ,Des
ersten sol im [seinem Lehenmann] gen der spital 60 pfd
an ein behusung, ein gesaget stuben und 20 stumpen
am Zürichsee ouch ze hilft'.' 1446, Z Spitalurk.
Ahil. mtgün, Htgt>n (in Zssen auch -oi); mini, mgev, segen
(Lexer II 847); vgl. Gr. WB. VIII 1660, dazu Hartin-Lienb.
II 335, zum Vokalisnms die Anm. zu Sagen.
ab- II: absägen, allg. a) eig. a) Obj. ist das durch
Sägen Entfernte. E(s) Stuck a., von einem Balken,
Brette usw. En Ast a. Mier chunnd d' Regieri"g
vor wie dei Biire"tna"", tco uf-eme" Ast g'hocket ist,
der Ast innet-sich gegem Stamm i"e" abg'sagt hed und
am End mit-em abe"kät ist. L Nachr. 1865. Sieh der
Ast a., den Rückzug abschneiden Gl. De'' het-sich
o"'h der Ast undrem Hinderen abg'säget! sein Glück
zerstört B (Zyro). .Einen bäum a., desecare arborem
serra.' Fris.; Mal. Eine Brücke a., im Kriege: ,[Uns
Rapperswilern ist zu Ohren gekommen | das fendli soll
mit sampt den Toggenburgem und die [ ! J im Gastel uf
Schweiz. Idiotikon VII.
uns ziechen und uns die brugg a.' 1531, Absch. RA.:
.4»» grbb(e)ren Ort abg'sag(e)t(f) si(n), ein unge-
schlachter Keil, Grobian sein B (s. BdI483u.); Syn.
vom undere" Blöchli si" (Bd V 9). (D) er ist halt fo"'V
am gröberen Ort abg'sag(e)t(er). — ß) Obj. ist das
durch Absägen Verkürzte. En Stecke", e" Stangfe")
e"chli" a. Wenn d' ZemmerhU Bandholz abse2gi"d,
bis 's nomine'' mag g'lange". HKFrick 1900. .Hette
der N. das gesly mit einem holz, daz er sagte, über-
legt, daz er nit hinab faren könde. [Auf die Auffor-
derung] daz er das holz an wenig nebenzich ruckte...
der selb N. antwurte, er müeste beiten, bis er das
holz absagte.' 1485, Z RB. ,Plagam levare vel inseetas
partes de arbore, den zwystock seuberen an dem ort,
da er abgesaget ist.' Fris. .Erkundigen, wie der zuo
Brütten, so syn eewyb uff einer lätteren [!] mit ab-
sagen umbs leben bringen wellen, in selbiger sach
umbgangen.' 1590, Z RM. ,Wie und wo sie [die zu
pfropfenden Stämmchen] sollen abgesaget werden
[Randtitel] ... die grossen etwas höher, die kleinen
aber nider sollen abgesaget werden . . . Wann man den
Pfianzstock absäget, soll es nit gar durch besehe-
nen.' Riiag. 1650. Der Kuhhirt erhielt 2 Mass Wein,
weil er dem Vieh die Hörner abgesägt. 1774, ZEH.
(EStauber 1894); vgl. Horn-Butzer (Bd IV 2025).
RAA. Drü (in GWe. Zwei) Mal abg'säget (bzw. -ä-)
und (all oder doch) no'h z' churz; s. churz (Bd III
496; auch Aa; Ap; B; Gl). Churz a., = eh. ab-binden
(Bd IV 1346): Wo der Fritz sich noch nid het wolle"
dri" erge", het du Joggeli churz abg'säget u"'' het g'seit:
Item, g'handlet isch g'handlet. Loosli 1910. S. noch
unter dem Ptc — b) scherzh., (Brot udgl.) mit einem
schlechten Messer mühsam abschneiden Tu; Z; vgl.
Brot (Bd V 945). SyD. ab-sablen (Sp. 38). — ab-
gesag(e)t, -g'sägCeß. a) Adj. A-i Stumpe" [Horn-
stümpfe]; s. Horn-Butzer (Bd IV 2025). En a-P Rock,
Mannsrock ohne Schösse, nur aus der G'stalt be-
stehend BR. A-t(i) (in Aa auch abg'sagtni) Hose",
Kniehosen Aa; Ap (.Stutzhosen.' TTobler); BOSi. (alt-
modische Hosen bis zum Knie reichend, wo sie in die
Strümpfe gestossen werden); S (JHofst.); Ndw (.nur
bis über die Kniee'); in AaFh. nach Hürbin [gewiss
jünger] für zu kurze Hosen, so dass die Strümpfe
hervorschauen. I'h g' seh" • dich noch, du guetP alte''
Gritti Manz [ein Bauer] . . . i'h g'seh" noch dl" alt-
cätterischi Chleidertracht, dini churze", abg'sagte" halb-
linige" Hose" mit-ere" Zilete" Chnöpf uf der Site", dini
schöne" wisse" Strumpf [usw.]. JHofst. 1865. Dass
d' Studente" bi-n-im [dem weltlichen Rektor] zehe"möl
mir lere", a's bi dene" Esiwiter mit länge" schivarze"
Chutte", abg'sagte" Hose" und Dreiröre"hüet. ebd. .[Der
Kaplan] wandelte in seinen kurzen, schwarzseidenen
Beinkleidern (.abgesägte Hosen' nannte sie der Lunzi)
hinab zur Aare.' Schweiz. Baiternkal. 1886 (FrRödiger).
.Gehören denn die einträglichen Stellen den reichen
Käuzen mit den abgesägten Hosen ? ... Ist es besser,
Reiche zu bereichern, als einen gemeinen Mann zum
Herrn zu machen?' sprach Anton Suter, der arme
Badewirt von ApGonten, der auf diese Worte hin 1760
zum rheintalischen Landvogt gewählt wurde. Ver-
breiteter heute noch in der RA.: mit a-f Hose" (hei1")
gä", abzieh" (mües'e") uä., unverrichteter Dinge, mit
Schimpf und Schande abzielm (müssen) Aa; Bs;Gl;Sch;
S (.wenn Einer in ostentativer und prätentiöser Weise
auftritt und gehörig abgefertigt wird.' Schild); TuDiess.
t35
^ag, seg.
?. s«g
i:;r,
Gang hei'" (oder Iez channst gö") mit dine" dbg'sagete"
(oder abg'sagtne") Hose"! AABr. Gang du nor hei"
mit dlnen a-e" Hose"! THÜiess. Er göt mit sine" ab-
g'sagete" Hose", ,wenn Jrad den Kurzem gezogen hat'
AaFh. (Hurbin). Jets het-er [der Abgewiesene] kenne"
gö" mit abg'sägte" Hose", der stolz Her. WvGessler.
Se kan"-er [der abgewiesene Freier] mit abg'sägte"
Hose" amenen anderen Ort sl" Glick probiere". Brei-
tenst. 1863. Bis i" fünf Minute" isch d' Wal dusse",
und denn Kammer 's g"unne", und ir chönnet mit db-
g'sagete" Hose" heißlaufe", Mutter zum Freier, dem
sie die Tochter versprochen hat nur für den Fall,
dass ihr Mann bei der Wahl des Gemeindeammanns
unterliege. HFleiner 1900. ,Der Marschierer hatte
kein Herz, den Davonlaufenden zu verfolgen, und
Landvogt nebst Polizei zogen endlich mit abgesägten
Hosen von dannen.' CSchneider 1886. Daher: D' Hose"
sind-em abg'saget (-g'sogt) worde", er wurde (unver-
richteter Sache) heimgeschickt Gl; S. Er het welle"
G'meinröt tcerde", aber d' Hose" sin-em abg'sogt worde".
Schild. Es a-s Lündli, ein sehr kleiner Lohn Gl.
Si"s Hushaltegli bi-mene" dbg'sagete" Lündli durehe"-
bringe". Du abg'sagede'' Siech! Schelte Bs (Seiler).
— b) verstärkendes Adv., sehr (nach neuerer Angabe
nicht häufig). Syn. ab-säglich (Sp. 422 u.). En abg'saget
schuf» Bredig Gl.
Die RA. von den abg'eagele" Hose" auch eis. (Martin-
Lienh. I 381. II 335/6); vgl. auch Fischer I 56. Sie dürfte
in eine Zeit zuriickgehn, da (enge) Kniehosen charakteristi-
scher Bestandteil der Herrentracht waren (vgl. bes. den Ap
Beleg von 1760 und Bd II 1691 o.), und eig. auf einen
Vornehmen gemünzt sein, dessen anmassendes Auftreten oder
Unterfangen mit schimpflichem Rückzug endet.
abe°- (Ap; Th), appe"- (Ndw), ahe"- (BGr., G.):
heruntersägen. Di türren Est [von einem Baume] a.
— üf-, uf- II: ein bestimmtes Quantuni Brennholz
fertig sägen Aa; Ap; B; Ndw; Z. ,[Die Strasse vor
dem Hause darf nicht verlegt werden.] Doch wan einer
oder mer holz us dem wald füeren lassend, das mag
jeder für sin hus legen und dan in 14 tagen die nech-
sten ufsegen und schiten lassen, gefärd hierin ver-
miten.' 1534, G Wegordn. — i"-: mit der Säge einen
Einschnitt machen Aa; B; Ndw. Muest dö noch chli"
i. Aa. Jnsegen, insecare.' Red. 1656. Ein Holzstück i.
Aa; B. Die Balken werden verg'wetted, indem man
sie an den Fügungsstellen chlaffed, um halbe Holz-
stärke i"saged. Barnd. 1908. — under- II: auf der
untern Seite einsägen, zB. einen Balken, damit er
leicht breche, wenn Lasten darauf kommen Ndw (Mat-
thys). ,Die Brugk aber durch die Landtleut mit Listen
zuvor verborgenlich undersaget, desshalb sye mit den
Funden lychtlich zerbrochen undt ihren ein grosse
Anzahl in dem Wasser ertrenkt.' RCvs. — üs- II:
(her)aussägen. Der Stiel des ,Haslirechens' wird aus
Ahorn- oder Kirschbaumholz üsg'saged. Bärnd. 1908
(BGr.). ,Es hab sich begeben, das sy [Fischer] zuo
see wölten irem gewerb nach varen; da hette inen
der N. ir schiff, das sy darzuo bruchen sölten, be-
slossen, inen unwissent und über das sy nichzit mit
im ze schaffen hetten, das sy sölich ir schiff ussagen
müestent.' 1480, Z RB. — use°- II: = dem Vor. Aa;
Ap; B; Tb; Z. Ein Stück aus einem Brette, auch
ein Loch u. — ver- II: zersägen Aa; Ap; B; Th; Ndw;
Z. V. und verschite" Ap (ATobl. 1909); Z (s. Sp. 195/6).
Chride" v., scherzh., einen leisen Wind streichen
lassen ZZoll.f S. auch Bigel (Bd VI 749). - dur"'-
Gl; Z, dur'"e°- Aa; Th; Z, dür'H"- Ap; B: durch-
sägen. Der ei" Ast hät-me" mües'e" ganz d. CStreiff
1908. — zer-: = dem Vor. N. hat ,den glocheten
wuoiboum ... zersaget und zersehyttet.' 1568, ZUM.
S. auch Bissen II (Bd IV 1697). Menschen ,z.', als
Strafe. ,[Der Kaiser] hiess zehand den wirdigen ritter
nemen und uff ein hohen berg füeren und in z. in
vier stuck.' Volksb. ,Jesajas ist von sinem vetteren,
dem künig Manasse, zersaget worden.' LLav. 1577.
Adj. Ptc, sägeförmig: ,Ir schnabel ... hat zersäget
zän, rauch und hindersich gekrümbt.' Vogelb. 1557.
Säger II Gl, Säger Aa; BsL.; B; GRÜbS., Pr., Ths,
V.; L; S; Uw; Z, Söger SBb., oL., Säger (bzw. -e*-)
Ap; GT.; Scb; Th, Säger BsB., Stdt — m.: 1. Säge-
müller. aaOO. Sägeri", die Frau eines solchen L;
Ndw; Z. Herr Säger wurde in einer Wirtschaft zu Z
Albisr. der Inhaber der dortigen Säge angeredet (aus
Unkenntniss des Familiennamens). S. auch Sp. 395 u.
,JSchädlers und HOchsners Sageren Rodel, wie ihnen
die Sagen und was darin eingewisen worden.' 1604,
SouwE. Arch. ,Kunrat Müller der S. soll die Blüwi
bei siner Sagen wider rüsten.' 1621, Z. Anstellungs-
verhältnisse. Der S. macht vomene" niedere" Sehnett
e" Batze" AaF., Ke. ,Der Sager soll vom Schnitt nem-
men von der Obrikeit '/s Batzen, von den Bürgern
1 Batzen, hingegen niemals keine Schwarten ynbe-
halten, sonder das Holz alles volgen lassen; von den
Bauern aber mag er wol ein Schwarten nemmen und
umb den Lohn [sich] mit ihnen vergleichen. Hin-
gegen wollend ihme m. H. fürderhin die Sage und
Sagenblatt [in Stand halten], es seie dan Sach, dass
er den Bauern solche grobe Hölzer sagen würde, dass
dardurch das Blatt verderben würde.' 1650, AaB. RM.
,Dein Sager N. haben m. H. die neue Sage verliehen
dergestalten : dass er daruff ohne Zins sitzen solle,
dass er von miner Herren Höheren mehr nit nemmen
solle als vom Schnitt Va Batzen und von Bürgern
1 Batzen, darvon er auch keine Schwarten nemmen
solle ... das Hauss, desgleichen auch das Sagenblatt
und die Sage . . . soll er in seinen eigenen Kosten
erhalten.' 1656, ebd. ,Der Sager Elsinger an der Sil
solle anstatt der bissharo gehabten nun Halleren von
unsers Bauwambts wegen von jedem Schnitz sowol von
grossen als kleinen Bäumen einen halben Batzen zuo
Lohn haben.' 1676, Z (Seckelamt). , Sager an der
oberen Sihl [unter .Bürgerliche Dienst']. Ist ein Lehen
der Herren Rechenherren. Sein Pflicht ist, die ober-
keitlichen Sagbäum ins Bauamt zusagen um einen
billichen Preiss, und so deren keine wären, mag er
vor sich oder ander Leut sagen. Hat auch einen
eignen Zug, das Herrenholz ab der Sihl zuführen.'
Mem. Tig. 1742. S. noch Baum (Bd IV 1232); Biber
(Bd VI 63). — 2. ein Spielzeug für reifere Kinder:
.Eine geschnitzte Figur mit Säge wird mit einem Ge-
wicht (einer Kartoffel) so ausbalanciert, dass dieselbe
minutenlang eine sägende Bewegung macht — ein per-
petuum mobile' WLö.; s. die Abbildung bei FGStebler
1907, 127.
Ahd. sagari, etgari ; vgl. Gr. WB. VIII 1661; Martin-
Lienh. II 336. In Personennamen; vgl. aber auch Sp. 420.
'» Sägers Durs. Schild 1863. D' Sögerhere" SOberd. Säger-
Xiggeli (-Hans. -Hein), Dorfuamen. 1833, Bs. Familienn.
Aa (Sager; schon 1414/1649, Bremg. : XV./XVL, Zof.); Bs
(.Heinrich der seger.' 1284/9: .Chuonrat der sager. daneben
Sag, seg, sig,
sug
.Chüeuci Sager.' 1329, Lang.: .Seger.' 1491/1500; ,zum
Segerhof' nebeD .Seebacherhof.' XVIII.; vgl. Bs Stadtb. 1890,
89 ff.); B (XV., Sigr.; 1402/1612. Stdt, bei Leu, Lex. XVI
1/2 ,Saager'; Auf. XVI., Unterseen); Gr (1. H. XVI.: ,Seger'
uud .Säger'; s. auch Leu, Lex. XVII 27); L (XIV.. Semp.;
XV./XVI., Stdt; 1477/1589, Will.); G (1426: .Säger'); S
(XV./XVI.; vgl. Leu, Lex. XVI 18); Zg (1388) ; Z (XIV./XVI. :
, Sager', 1527: .Seger'). ,Sagerin': .Verena S., Hansen Röisten
sei. eliche wirtin.' 1448, ZStdt; ,die S.' (vorher .Verena
Holzeriu, Hansen Sagers des pflsters eliche wirtin'). 1475, ebd.
Im Dim. Nei" wägtrW*, nei" wägerli'h, '» iseh nvf" der Vetter
Sägerli, er will zum Anneli z Liecht, Schluss des Volksreims
Anneli Zumnneli ... (s. Sp. 54 o.) ZRhein. Hieher (?) : ,Es
klagt N. uff das Sagerly und das Giggerly, des Aberlis
kneclit...' 1460, ZRB.; ,da were Sagerly Schmid och da,
kartotind mit einander . . . und hettind N. und Sagerly das
spil mit einandern .. .' 1463. ebd. .Sagerli", Kuhuame. 1655,
Schw. , Säger', Fluni. B (mehrfach); in Zssen: ,-Hüsli' L,
.-Lehn' BWaltersw., ,-Müli' (s. Bd IV 190), ,-Matteu, -Mättli'
BDiemt.; L.
Chümi-: wohl s. v. a. Chümi-Spaller (s.d.); vgl.
Bd III 294 und das Folg. Ja, du bist en Ch.! ZF.
Als Beiname: .JBernhard, alt Bahnwärter, Kümisagers.
von und im Oberfeld-Wiilflingen.' Z Amtsbl. 1883.
Chride"-: Geizhals AaF., Ke. — Stadt-: städ-
tisches Amt. 1830, ZStdt (Dan.); s. unter Sager.
Sagete" fä-J f.: = Ge-sag (Sp. 423) GrV.; PA1.
(.Sagata, segatura.' Giord.), Mac. (Sögeta); Schw; W
Ernen; ZS.
sägächt: sägeförmig. , [Dieser Wasservogel] hat
einen starken s-en schnabel.' Vogelb. 1557.
sägele" (-&•)'• Dim. zu sagen, sägen; in dein Neck-
reim unter regenlen (Bd VI 728 u.).
Säget(e"), ,-end': Bezeichnung von Grundstücken.
,Itora, an des Schützen ort, da sol ain efaden gon an
des Ganzen agker ob dem segenden, und dannen sol
dan ain efaden gon unz an des Ganzen segenden. Und
an des pfaffen segenden sol ain veldzun gon unz uff
schalmenhalden. Und von des pfaffen segenden und
der wiswand sol ain efaden sin unz an des Erzingers
wingarten. Item an des pfaffen segenden sol ain hurd
sin ... Item es sol ain espan sin by dem vallentor
an des pfaffen segenden.' 1433, ScuBuchb.-Rüdl. Meier-
rodel (Erneuerung eines ä. Rodels).
Heute noch verbreiteter Fluni., gew. in der Form ,(im)
Säget' (seltener mit ,-e-'), auch .Sägeten' AaLeer. (,das',
auch ,der Säget', nach andrer Angabe , Sägeten'), Mellst., Zof.
(schon 1499: ,ab der Stritmatteu im Seget', nachher ,im
Segot'); BBelp (auch bei Leu, Lex.), Jeg., Neu., Oberbipp,
Utt.; FTaf.; LAItbüron, Will, (schon im XV.: ,ab der Matten
im Seget'); GMosn. (.Sägeten'); SÄderm., Günsb., Liissl.; Th
Ami.; ZAff. b/Z. (im Säget, seltener i" der Sägete"), Freienst.
(.Wiesen im S.'), NHasli, Oberwil b/Nür., Uster (.Streueland
und Torf im S.'). Zssen. ,Säget-Acker' ZAff. b/Z., ,-Graben'
AaAtt., ,-Matten' AaLeer., ,-Wies' ZAff. b/Z. ,Sägeten-Bach'
ZAff. b/Z. (gespr. Sägede"-, im Z Amtsbl. 1903 , Segenden-'),
,-Zelg' ZWit. Hieher auch: ,1m seyenten [I. segenten] acker
zuo Wasserstelz 2'/2 juch., ruch.' 1531, Strickler (Pfruud-
rodel von AaKais.). Unsicher: 1" der Ahnägete" ZDürnt. Vgl.
noch: ,Segeten', Dorf bei Waldshut, urk. (1570) .Sagenden';
ferner Bück, Oberd. Flurn. 225. Für die Etym. empfiehlt
sich von Seiten der Bed. Anknüpfung an nilat. migala (taieada),
das als Bezeichnung eines Ackermasses in G Abteiurkunden
des VIII. erscheint: vgl. Wartmanu I 33: in quisqua sicioue
saigate uiia ares et hoc medas . . . (761) und ebd. I 112:
terra... ad pertica mensurata saicadas XXIII (788); viel!,
zum Miiuznamen saiga (DuCaugo VI 30), also eig. = Grund-
stück im Wert einer taigaf Die lautliche Unregelmässig-
keit (Entwicklung von ahd. 'seigüt(a) > eäg- bzw. ae2g-)
Messe sich durch Reduktion der Tonsilbe unmittelbar vor
nebentoniger Bildungssilbe erklären (vgl. RBrandst. 1890,
62), ähnlich wie die Kürzung in Uänet, M6net < mänöt (Bd
IV 236); die reduzierte Form konnte um so eher allg. durch-
dringen, als es sich um ein gänzlich isoliertes W. handelte.
Zu der irrtümlich rekonstruierenden Schreibung .segend'
vgl. Analoges unter Heimal (Bd II 1283/4), Heuet (ebd. 1821).
Sägi II s. Zögt.
Sang, in Bed. 1 auch „Saugg" — m.: I. „Zitze des
Schweines LE." ,Sög, Sügelin, uter.' Bed. 1656. —
2. Saft in den Bäumen BS. (Zyro).
Mhd. muc, -gen m., Saft; vgl. auch Gr. WB. VIII 1886,
sowie absaugen 2. 1 auch bei Martin-Lienh. II 336. Zur
Schreibung bei Ked. vgl. ebd. ,6g', Auge.
sauge" Aa; Ap; Gl; G (im Eh. -ö-); Sch; Tu; Z,
säuge" bzw. -ai- Bs, saugge" SchwG., säutjge" bzw.
-öü-, -üs-, -ai- usw. B (in G., Si. -Ä2-); Gn.lg., ObS., Pr., Ths,
Val.; LE.; PAL; Ndw; ü; W, 3. Sg. Pras. und Ptc.
tw. -t (so Aa; Gr; Z tw.), tw. -et (so BE.; Gl; Th;
Ztw.): säugen. 1. eig., vom S. mit der Muttermilch.
,Söugen, zesaugen gäben, wirt eigentlich von muoteren
geredt, lacto; das säugt oder zesaugen gibt, lactans.'
Fris.; Mal. ,Lactare, saugen (1716: säugen), zu sau-
gen geben.' Denzl. 1677. 1716. a) vom Menschen ApK. ;
BsL.; B; Gl; GRPr., Ths; U; W, sonst (zT. auch
aaOU.) heute als derb empfunden und daher unge-
bräuchlich dafür (z süije", z' trinke") ge", d' Brust, 's
Büppi ge", ,stüle".' 's Chind s. ,Der wart giesougit [!]
unde geborn vone einer magide sanetae Mariun.' E. XII.,
Wack. 1876. ,Nun bat der küng und die küngin,
daz si ir sunes [des Prinzen Florus] enp[f]leg als ir
tüchter mit spisen, mit baden, won allein, daz si es
nit sougte, daz nüt cristiner milch in ess kern.' Volksb.
,0b ouch ieman dem andern junge kind verdinget, die
noch sugend, das wollend wir von disshin für lidlon
halten, also das die frow, die das kind söyget, darumb
iren Ion alls für lidlon beziechen . . . mag.' L StR. um
1480. .Warum bin ich mit brüsten gesöuget?' Hiob;
i'va xt ds [iaatoug sS-^aoa. LXX. ,Die Ordnung und
letster will der mesz, so da die ganz pfaffheit ge-
söygt, erneert und beschirmet hat wie ein muoter ein
kind [Titel].' NMan. ,Dess nachrichters kind zesöu-
gen ... 2 pfd.' 1538, B (AFluri 1894). ,Als sy [meine
Mutter] minen gnäsen was, band iren die brist we
tan, das sy mich nit hat mögen seigen.' ThPlatter
1572. ,Frouwen milch, die ein knäbly sougt.' Zg
Arzneib. 1588. ,Im letsten [täfelin] ein fraw sougt ir
kind.' 1586, Bs Kunstsamml. 1907. ,Eva, so ein kind
seygt.' ebd. .Saugen ein kind, ubera alicui offerre.'
Hosp. .Milch von einer Frouwen, die einen Knaben
saugt.' ZZoll. Arzneib. 1710. .Allwo er [Moses im Nil]
von der Tochter Pharaons . . . aufgefangen und von
deren seiner eigenen Muter, wie wol unwüssend dessen,
zu saugen übergeben worden.' JJUlr. 1718. S. noch
Breckin I (Bd V 558); rätsamen (Bd VI 1618) und
vgl. Bd IV 1821. Häufig abs. Va" Säugge" cho" lä"-
mieh nid [sagt eine Mutter], s« lang das" e" Christe"-
müglikeit ist. Schwzd. (GRPr.). Wibc völeher, die, wil-
nC d' Milch brist, nid säugge" chönnd. ebd. ,Wenn 's
e" kly" z' mache" ist, so müsse" m'r Alle säuge" [sagt
eine Hebamme], und wenn Eini nit will, su isch das
"urae" Meisterlosigi. Mi" cha°" wohl Milch ygüdere",
aber es ist doch nit die rechte, und die armen Kinder
dauern mich, si werden nie nüt gerechts, öppe wie
die angere", wo ooh g'soge" hei", wie 's öppe" üblig
Sag, seg, sig, sog, sug
440
u°d brüchlig isch.' Gottb. ,Mädeli säugte eben, so
dass ich zum Fensterchen heraus Bescheid geben
wollte.' ebd. ,[Mosis Schwester zur Tochter Pharaos:]
Sol ich der hebreischen weiber einer rüeffen, die do
söuge, daz sy dir das kindlin söuge?' 1530, Exod. —
b) von Tieren, an den Zitzen saugen lassen Ap; Gl;
Gr. Au*'1 d' Färlimüeter b'härend-sich gere", sobald-s"
di Junge" nilmme' säuggend. Tsch. ,Die kalber saugen,
subraittere vitulos.' Mal. ,Paris von Troia sei von
einer bärin gesaugt worden.' Tierh. 1563. ,Die hind
saugend ire jungen nit lang.' LLav. 1572. ,Cyrus
ward seiner Mutter braubt, an dero Statt von Hündin
g'saugt.' JCWeissenb. 170'2. Abs.: ,Das auter tuot
inen [den Eselinnen] nach dem werffen gar wee, dess-
halben sy über sechs monat nit saugend.' Tierb. 1563.
— 2. bes. Kälber künstlich säugen, mit Milch aufziehn,
mästen Ar; B; Gr; Sch; Th; Z und weiterhin. Man
zwängt den Kopf des Kalbes in den Chalber- (Saug-,
Sug-jChübel (Bd 111 113) und legt ihm zwei Finger
ins Maul, zwischen denen hindurch es die Milch ein-
saugt (so Ap; Schw; Tu; Z); über ein andres Verfahren
s. Bärnd. 1908, 338 und vgl. Chalber- Eimer 1 (Bd I
221). Chalber, Chälbli s. Mülchörb häm-mer g'nueg
i" der Schur, und Chalber sauge"d-mer keini hür, sagt
eine Frau zum Zeine"man", der ihr Stiere"chrätte" und
Chalberchiibel zum Kauf anbietet. Sohwzd.(Z). Chönnd-
er-mer nüd e"chli" Milch ge" ? Antw. : 31er müend selber
chauffe"; mer müend vier Chalber s. und die süffe"d weiss
wie vil ZO. ,Mach mir die kelber guot, das ist sovil ge-
redt, das er imswol solle sougen.' 1579, Zellw. Urk. 111 c
121/7. Auch Färlis. ß; ZRafz. Abs. Saitge"d-er, oder
gönd-er t" d' Hütte"? zieht ihr mit eurer Milch Mast-
kälber auf oder tragt ihr die Milch in die Sennhütte?
ZFehr. Was mache"d-er mit der Milch? fragt man
einen Bauern; Antw.: Mer tuend s. ZO. — 3. übertr.
a) grossziehen. .[Pharisäer, als er hört, dass andre
Pharisäer dem Johannes zulaufen und sich von ihm
taufen lassen:] Der tüffel will sin Unglück sougen
[: lougnen]. Ir phariseer solten das uffglöuff des volks
verhüeten bass; so sind ir selbs der närrschen gsellen,
die uff uns Unglück stiften wollen.' Aal 1519. —
b) hinhalten, necken. ,Wie magst du mich nun so lang
seugen [: erzeugen]?- GBim>er 1535, 719; Var. .brögen'
(s. Bd V 535 u.). Vgl. umhin-s. — saugend: 1. säu-
gend, von Müttern. ,Das sünfzen der saugenden kind-
pettern für heil und wolfart irer mitglöubigen Christen
hat keinen zeitlichen Ion.' Vad. ,Die Tyrannei der
Körnern, welche weder Schwangeren noch Saugenden
verschonen werden.' FWtss 1655. S. auch Recht (Bd
VI 244). — 2. saugend, vom Säugling. ,Mit der flaisch-
türe ist mitsampt kommen ir gespil, milchmangel, das
man den sogenden kindli nit kain nach mag dann mit
grosser arbait ... darzuo wit geholne milch zuo über-
kommen.' Kessl. — g«-sauget: aufgezogen, von
einem Kalbe Z (Dan.).
Mhd. sougen, säugen, Faktitiv zu sagen, Grdf. 'saugjan.
Die ninläutlose Form ist lautgesetzlich; wie weit es auch
die umgelautete sein kann, ist fraglich: der Umlaut könnte
auch auf Grund der faktithen Bed. analogisch eingetreten
sein; vgl. äuggen, bäuggen. Die von zwei Einsendern (für
Ap und Gl) angegebene Form sage" ist eiue falsche Rück-
übertragung aus dem Nhd. Zur Vermischung mit sagen s.
Gr. WB. VIII 1888; Schöpf 583; Schm. 1855, 163 b.
ab-: 1. a) = saugen 2 Ap; Gl; Gr; G; Th. Es
Chalb a., es an der Kuh [?] säugend gross ziehen
AALeer. (H.). ,Hat man auch in Absäugung der Kälber
dahin Vorsehung tun wollen, dass Diejenigen, welche
mehr als zwei Kälber jährlich absäugen, schuldig sein
sollen, je das andere ein Kühtsche (Kuhkalb) abzu-
saugen.' 1787, Gl Ges. ,Ich kenne solche [in Gl], die
ganze Ställe voll Kühe halten und dennoch den
Winter durch sehr wenig Butter machen, indem sie
viele Kälber absäugen und sich dadurch zugleich am
allermeisten bereichern.' Steinm. 1802. ,Es ist ein
Landesgesetz [in Ap]: dass der Bauer jedes Kalb, ehe
er es an den Metzger verkaufe, 3 Wochen lang mit
ganzer Milch absauge.' ebd. 1804. Von Menseben;
übergehend in die Bed. nähren, grossziehn übh. Der
jung Her, wo-n-ü"s da mit Wi" traggtiert hat, hat
üsg'sih" w'e Milch und Bluet, mc" hett chänne" meine",
er war würgglicH nW vu" Milch und Anggen abg'saugt
worde" iv'e-n-ich, aber a"g' schlage" hat 's -ein besser a's
f mir. CStreiff 1903. Er ist am Weise"schüssel ab-
g'saugt worde" AASt. Auf-, heranziehn, ausbilden.
[X., die Iiückständigkeit seiner politischen Ansichten
erklärend:] Mir deheime"d sind ebe" vum Votier eso
abg'saugt worde", und de"" gut 's e"chlei" lang, bis-
men-e" nüi Meini"g durchg'sibet hat. CStreiff 1902.
E" gueti Lera"stalt, wo es Büscheli jung Litt für Rät
und G'richt abg'saugt wcrde"d Gl. [Klage, dass die
jungen Leute im eigenen Lande wenig Schulbildung
erwerben, und dass man alle schwierigeren Arbeiten
fremden Meistern übergeben müsse:] Me" soft o»'1
für Söttigs jung Lüt a. Gl. — b) (bes. Kälber) von
der Milch entwöhnen AARin., Umiken; Z. Syn. ab-
brechen (Bd V 324); an d' Chripf stellen; ent-wennen.
,A., Kälber entwöhnen, dh. sie aufziehen, sie nicht
als Mastkälber behandeln. Man gibt ihnen nur ver-
dünnte Milch und auch diese nur einige Wochen lang;
dafür stellt man sie gleich an den Barren, damit sie
bald zu fressen anfangen' Z. ,Das Ablactieren oder
Absäugen.' JC Sülzer 1772. Von Menschen, nur
scherzh.: Ir sind ja erst (od. no'h nüd e"möl) abg'saugt,
sagt man etwa zu übermütigen Knaben ZO. Übertr.
, Einem das Trinken abgewöhnen' Z. , Einen aufs
Trockene setzen.' ebd. Der ist näc,'-di-n(ich abg'sauget
worde", ist verarmt und hat auf seinen früheren Kom-
fort verzichten müssen ZBül. .Entlassen, fortjagen,
zB. von Dienstboten' ZW. — 2. okulieren. ,Man muss
aber alleraal solche Pfersichbäume darzwischen [zwi-
schen die Birnbäume] pflanzen, die entweder auf
Mandeln- oder Pfersichstämme oculiret oder abge-
säuget sind.' EKönig 1706. ,Von den Apricosen sind
die besten, so auf Mandeln oculirt oder abgesäuget
sind, weil sie nicht so viel ins Holz treiben.' ebd. —
3. mit einem in die Kufe gestellten Korbe das Abg'sauget
(s. nachher) gewinnen ZrS.; vgl. Saug-Chorb (Bd ni
453). Syn. db-seigeren, -seteeren. — ab-ge-saug(e)t:
1. adj., zu absaugen 1 b. ,Ein entwendt oder abgesaugts
färle, nefrens.' Fris., ,ein entwehnt abgesaugtes Ferk-
lein.' Denzl. 1677. — 2. subst. 's Abg'sauget, .soviel
vom neuen Wein aus der Stande oben ab geschöpft
wird, bevor er auf die Kelter kommt; er wird aus
einem hineingestellten Korb geschöpft und gilt als
die beste Qualität' ZS. — Ab-saugete" f.: = dem
Vor. 2 ZS. — Ab-saugung f.: Entwöhnung. ,Dei
A. der Kälber sollen [!] geschehen im wachsenden
Mond.' Arzneib. 1822. — Ab-säugeri° f.: Mutter-
schwein ApM. — Ab-säugli°g m.: ,ein Kalb, das
man absaugt, gross zieht' ZFehr., O.; Syn. Abbruch-
III
Sag, seg, sig, sog, sug
442
Chalb (Bd III 219). Scherzh. von Menschen; so sagt
man zu einem prahlerischen Knaben, er sei erst noch
en A. g'sl" ZO.
Zu 1 b vgl. Gr. WB. I 94; Fischer I 57; Martin-Lienh.
II 336. 2 auch und. (Sauders, bei Cr. WB. ,absäugeln') ;
vgl. .Vaug S.
umhin-: hinziehen, verschleppen; vgl. saugen 3b.
, Kegenten, die den Parteien zu keinen schleunigen
Hechten hellten, ein Ding lang umhin saugen, wie
sind Die Götter?' FWvss 1673.
üs-: zu Ende säugen. ,[Der N. wird] die straff
angstellt, unz das sy ussgsougt.' 15:10, Z Ebegericht.
— Audi bei Gr. WB. I 945.
ver-: (die Milch) mit Saugen (in Bed. 1 b) auf-
brauchen Zu. — durcl'-: von Frauen, ein Kind säu-
gen bis zur nächsten Niederkunft ZO.
Säugele" Säuggele" f.: Schwein; Dim. Säuggeli,
Schweinchen, als liebkosende Schelte Z (Rahn); Syn.
Süggel(i).
Säuge" Söuggc" f.: .Säugamme, meist Mädchen
vom Lande, welche ausserehelich geboren haben' B
(Zyro).
Säuger Sa'igger m.; Nomen ag. zu saugen Ndw
(Matthys, ohne nähere Bed.; konstruiert?). — FN.
,Hans Söuger.' 14ö:), B StKechn.
Säugere" Saikarra PA1. (Giord.), Säuggeri"
(bzw. -ai-, -ei-) GitPr.; Ndw (Matthys); W — f.: säu-
gendes Weib; .nutrice, balia' (Giord.). Sott [solche]
Kammedene" tuend n"re Säuggeri" nid s<; guet. Schwzd.
(GRPr.). — Vgl. Gr.° WB. VIII 1893.
Säugerling m.: Sauglamm. ,Die lämber werdend
der mererteil vier monat geseügt; werdend zuo der
selbigen zeit genennet seugerling.' Tierb. 1563.
Sängi Säuggi f.: 1. Nom. act. zu saugen 2 GRlg.;
s. er-buderen (Bd IV 1036). — 2.= Chalber - Eimer 1
(Bd I 221). ebd. — Seuggi, OrtsD. B.
säugig ArK., saiggig Ndw (Matthys): leicht zu
säugen, 's ist ganz e" läjigs, säugigs Kälbli ApK.
Säugling m.: wie nhd. ,Es waren [zu Stans
1799] Miettren, welche mit ihren getedeten, noch
blutenden Seiglingen vol Verzweiflung davon flohen.'
JvWeissenflub 1792/1821. — Die Bildung scheint der
MA. im Allg. fremd zu sein.
Mit-: Milchbruder. ,Manaen, der Herodessen des
vierers mitsöugling was.' Zwingli.
, Säugung: lactatus.' Fris.; Mal.
Segel m. L; Scb; Tb; Uw; U; ZO., S.; Bodensee
(TTobler), n. Aa; B; ZStdt und sonst unter schriftspr.
Einfluss, PI. unver., Dim. Segeli: wie nhd. Segel,
wohl allg. (soweit die Sache bekannt ist). Grosse
viereckige Segel sieht man noch überall auf Last-
schiffen (wo sie indessen auch schon vielfach durch
Motore verdrängt sind), kleinere von verschiedener
Form auf Vergnügungsbooten; über Fischerboote
mit Segel s. Klunzinger 1892, 109. Vgl. S.-Baum
(Bd IV 1245), -Brett (Bd V 907), -Seil, -Stangen,
■Tuech; ferner Ein-Bläwler (Bd V 247). Am ZS. wird
bei den Sportbooten zw. Stür-, Gross- und Spitz- oder
Vor-S. unterschieden. ,Velum, carbasus, linteum,
segel.' Voc. opt. ,Es sol allen schifflüten, so uff die
engelwiche [nach Einsiedeln] faren wellen, [ua.] ver-
kündt werden, das yeklich schiff sin guoten segel
habe.' 1494, Z RM. ,[Die uns verfolgenden Türken]
schiessent fierptil in unsern grossen sägel, das er gar
verbran, und der klein s., das an beiden nie kein
stuck beleih.' HScbürpf 1497. ,Der s., vclum; sägel
vol winds, die guoten nachwind habend, velatumida;
den säglen dienlich, velaris.' Fris.; Mal. Bildl.:
,[Adam zum Eichhörnchen:] Uff eim holz schiffst nach
den winden, diu schwänz wird dir den s. finden.' Ruef
1550; vgl.: ,Kumpt der aichorn an ein wasser, über
das er gern wäre, sein narung zesuochen, so suocht
er ein spänlin, darauf setzt er sich, braucht seinen
schwänz an statt eines sägeis, richtet den selben nach
dem wind und schiffet also über das wasser.' Tif.rb.
1563; ferner Gr. WB. X 890. ,Mit seglen faren': s.
Riemen II (Bd VI 912). ,Mit halbem s. faren', bildl.,
nicht vorwärts machen, sich unentschlossen verhalten,
eine Entscheidung hinausschieben; vgl. nhd. ,mit
vollen Segeln.' .[Unsere Boten sollen sich] zuo des
königs botschaft verfiegen und an ir erkunden, ob
uns der könig die pension hinfüro well geben . . . und
so er das tuon will, dass uns dann desshalb gloub-
licher schin durch brief und sigel ufgericht und be-
händiget werd, alsdann sollen unsere botten im die
knecht zuosagen; so aber die botten des königs mit
halbem s. faren, ein zwyspeltige meinung fürhalten
wellten, alsdann sollen unsere botten nüt endlichs
zuosagen.' 1524, Abscb. (Bs). ,... damit nit die sach
uf und nider getrölet werde, wie mit Strassburgischem
burgrechten vornacher heschechen, da ire gesandten
uf zweyen darum gehaltenen tagen nun iemerdar mit
halbem s. faren und sich kein[s] satten, daruf biderw
lüt zuo vertrösten wäiind, hören oder vernemen lassen
wellen.' 1529, ebd. (Z). De" S. üfzieh" uä. S. Säbel
(Sp. 36). Anderi Segel üfzieh", wie nhd. andere Saiten
aufziehn (und viel!, nur daraus umgebildet) ZStdt.
Wann du iez nüd bald an fängst schaffe", so will-i'h
dann anderi S. ü. ,Am zistag . . . zugent wir den
grossen s. uff und fuorent an und kament by guottem
wind in ein statt.' HScbürpf 1497. ,Do Rengnold uff
dem mer was, do huob der pattron den s. uf; der
wind schluog darinn, und haftend wind nach wyllen
dry tag.' Morgant 1530. ,Den sägel aufrichten oder
spannen, mit aufgerichtem s. faren, dare vela.' Fris.;
Mal.; ähnlich Denzl. 1666. 1716. ,Mau muss den S.
nicht zu hoch spannen', Sprw. Sdlger. ,Den s. üs-
spreiten': ,Wie ein schiffmann seinen sägel niemer so
weit ausspreitet, das er nit gerüst wäre, schnall in
wider zesamenziehen, also ein yeder, dieweil sein sach
noch aufrecht stadt, sich ins widerspil fürsähen und
vorrüsten sol.' OWerdm. 1564; ,aussbreitet.' Herborn
1587. De" S. luege" lö"; s. Bd HI 1224. De" S. a-ne",
auf einer Seite an sich ziehen, umme"ne", auf die
andere Seite nehmen (beim Lavieren). Bodensee (TTob-
ler). Bim Fen da heisst 's, der S. g schwind und eisster
chere" nach dem Wind. Schwzd. (U). ,Lintea conversa
domum dare, den sägel heimwärts richten.' Fris. De"
S. abe" lä" uä. S. Bläst 5 b (Bd V 167). Peter, Ins*
de" S. abe"! spöttischer Zuruf, wenn Einer handgreif-
lich übertreibt oder lügt Z Meilen. Eigentümlich:
De" S. ablö", .heftig losziehen (mit Worten)' ScaSt.
(Sulger); Verquickung mit den RAA. unter ab-lässen2a
(Bd III 1400). ,Do sprachent die [uns verfolgenden]
Türggen: Sind ir Venediger, so land die dry sägel
fallen.' HScbürpf 1497. .Den (die) sägel abhin lassen,
deducere carbasa, trahere vela; abgelassen s. und yetz
zuosamen gelegt oder gebunden, subdueta vela.' Fris.:
Mal. .Den S. abhin lassen, contraherc vela.' Denzl.
443
sug
444
1666; .niderlassen.' 1711. , Segel einziehen, hinab
lassen, vela contrahere, colligere, legere.' Hosp. Im
Bilde: ,Wil also nun mit minem klainen waidschifli
an das land faren und minen s. niderlassen, ee mich
die ungestümen wellen disses witschwaifen papstischen
mers von dem gstad abtribend.' Kessl. ,Wir wollend
yetz tuon als die, die uff dem tieffen meer schiffend;
so die des ports von wytem ansichtig werdend, legend
sy den s. nider und fassend das sägeltuoch zesamen.'
LJüd 1531. S. poetisch für .Schiff'; vgl.: Me" hed wit
oben im Se es chli"s S'egeli g'seh" LStdt. ,Ich wünsch
euch guten Wind, damit der Sägel bald glückhaften
Ufer find.' Kriegsb. 1644 (.Poetische Trachtungen an
den Herren Autorn').
Ahd. »egal, nihil. Hügel m. (das u. erst seit dem XVI.};
vgl. Gr. WB. X 1, 82 ff. Als Masc. auch bei JTobler 1781.
Segel-ßet hiess man eine alte Frau mit Namen Bei [= Elisa-
beth], die sich mit dem Flicken von beschädigten Segeln
abgab und darin grosse Gewandtheit hatte L (Schürmann).
Häufig ist .S'. in Lokalnamen, doch liegt wohl meist (in ein-
zelnen Fällen direkt nachweisbar) lautliche Umbildung aus
Sedel vor; s. die Anm. Sp. 298 (zum Lautl. auch 302. 303.
305), sowie HMeyer 1849. 10. 82/3; Arg. IX 58. .Segel'
AaKütt.; BErisw.; GGold.; Schw; ZHütten (auch bei Leu,
Lex.), Weissl. In Zssen. , Segel-Acker' BoAa. ,-Au"- GHenau.
,-Gass' GThal (Leu, Lex.). ,-Hof (nach Arg. IX 58 amtlich
.SodelhoP). ,-Moos' B. ,-Berg.' 1378, AaB. ,-Stein.' E. XIV.,
AaZuf. (,hin an den S.', Grenze des Meierhofs). .(Bona in)
Otensegel.' 1281/1346, ZHütten (HMeyer 1849, 83). Fa-
milienn.: ,Hans Sumersegel.' 1446, Z. ,Seglen' (bzw. ,-ä-')
ZMeil. (.die S.'; .4 Juch. Acher genannt in der Säglen.'
1689); XV./XVI., AaDättw. (,ze Segeln lit ein schuoppoz.'
HU.: ,der Hof Säglen.' 1415, Arg.; ,Hans in S.' 1410;
.Uoly Lengg in S.' 1454/61; ,die schuppess in S.1 145«.
AaB. Urk.). ,Rot-Seglen' Th. .Segler', Hof AaB. (Leu, Lex.);
,Uolrich Segler, burger zo Baden.' 1:374, AaB. Urk. ,1m
Segeler', Fluru. SchBuchb.
segle", Ptc. -et: I. intr. a) eig., mit Segeln fahren,
allg. Mer gönd e" Stund go" s. ZS. ,Dra" s., bei
halbem oder minder Wind segeln.' Bodensee (TTobler).
.Velificare, säglen, das ist, mit aufgerichtein sägel
faren; hindersich s., widerumb hinfahren, dare vela
retrorsum; zuo land s. oder faren, zuohin lenden.'
Fris.; Mal. .Velificare, segeln.' Denzl. 1677. 1716.
Sprw.: ,Bei gutem Wind ist gut s., es ist gut raten,
wenn es wohl geht.' Sülger. Im Übergang zum Folg.:
Jetz stand -der dini Rockfecke" grad üf; ich meine",
ml" Six, de chönnist a"föh" s. mit der Arbise" L
(ERöthelin). — b) übertr., von Personen, a) mehr
oder weniger komischer Ausdr. für schnelle, gleitende
Bewegung (eilen, fallen, tw. nur Letzteres) B; L;
Sih; S; Th; Z; nur mit Richtungsangabe (s. auch die
Zssen). Er ist derhcr g'seglet wie wild (wie wenn-er
Für im Füdltch hett) ScHSt. lege" use" zur Hütte"
und obsi''' [die Felswand hinauf] segli'd die Sträler.
Scbwzd. (L). D's Trineli isch zur Tür üs g'seglet und
d's Amy hindenaehe". RIscher 1903. Di richere" [Be-
sucher des Meilschimäret] gö" i" die erste" Gasthof...
u-'ere"d dem die ärmere" ei"fach in e" Chellerwirtschaft
oder in es Ghüechlistübli ine" segle" und dort iri Por-
tion Gaffee und Ghüechli versorge". JHofst. 1865. ,Da
klagt Elisi über den Wetterluft und segelt wiederum
der Laube zu.' Gotth. Er ist vom (ab dem) Baum
(StuelJ dbe" g'seglet Aa; S; Tu; Z. — ß) .recht stolz
und aufgeputzt einhergehen' Ndw (Matthys). — f) dri"
ume" s., zwecklos herumwandern oder schlendern L
(Schürmann). \gl.ume"-s. — 2. tr., mit Segeln versehen.
,Die schiff rüsten und säglen, auffs meer zefaren,
aptare classem velis; gesäglete schiff, die ring darvon
farend von wägen der säglen, rates velivols.' Fris.;
Mal. — Mhd. segeln; vgl. auch »igten II. Nach Angaben für
ZStdt gilt für 1 a »Igle", für 1 b (wie in den entsprechenden
Zssen) segle".
ab-: übertr.: a) sich aus dem Staube machen L
(Ineichen). — b) derb-scherzh. für sterben Aa; Ap;
Bs; B; L; Scb; UwE.; Z. Syn. ab-reisen (Bd VI 1315),
-schieben, -dämpfen. Er ist abg'seglet. — Vgl. Gr. WB.
I 133. X 1, 96; Fischer I 67.
abe"-: scherzh., (von einem Baume, Stuhle usw.)
herunterfallen Aa; B; Sch; Th; Z. Syn. (ab-)s'edlen
(Sp. 300;. Er ist abe" g'seglet. Gib acht, dass d' nid
abe"seglist! Auch: bei einer Prüfung, Wahl durch-
fallen Gl; Th; Z. Der Landrät ist mit sinen A"träge"
[an der Landsgemeinde] abe'g'seglet Gl (CStreiff).
nber-, über-: untrennb., das Segel zu hoch heben
(Ndw lt Matthys), zu viel Wind im Segel fassen
(Bodensee lt TTobler), so dass das Schiff umkippt.
— Auch (neben andern Bedd.) bei Sanders II 1059.
um-: scherzh. für umfallen, von Personen, seltener
von Gegenständen Aa; Th; Z. Mach nit, dass-d'
umseglist! Mer sind al'i mitenand umg' seglet. —
ume°-: a) mit einem Segelschiff herumfahren. —
b) übertr., herumlaufen, von einem Ort zum andern
eilen ScHSt. (Sulger). Es seglet umme", wie de" Tafel
im Sterbe"t. ebd. — dur^e"-: durchfallen, bei einer
Wahl usw. L; Th; Z. Isch-me" vorg schlage" , chunnd
i" d- Wal, isch 's D. doch fatal. L Unterh. 1891.
Sege° (in W tw. Sego) m.: im Wesentl. wie nhd.
Segen. ,üer s. (ein s. oder glückwunsch), eulogia,
benedictio.' Fris.; Mal. 1. a) als kirchliche Handlung,
frommer Brauch. In der katholischen Kirche er-
teilt der Priester den S., indem er mit der Hand, dem
Ciborium oder der Monstranz, mit Reliquien usw. das
Zeichen des Kreuzes macht oder durch Handauflegung.
,[Am Dienstag in der Kreuzwoche] singt man . . . das
regina cceli, so man in den kilchoff gat, mit bschlies-
sung der collect und s.' 1588, Schw. Spec. von der
Segensandacht am Abend (gew. Rosenkranz mit Er-
teilung des Segens vor- und nachher), kath. Schweiz.
In'n S. gä". Hina [heute Abend] isch S. W. S. für
besondere Zwecke (von b nicht scharf zu sondern);
vgl.: ,1m Papstum machen sie under den Sägen einen
Underscheid; etliche, sagen sie, seien böss und ver-
botten . . . etliche aber seien nicht nun gut und er-
laubt, sonder auch ein grosser Gottsdienst. Und
under dieselben guten Sägen Zeilen sie das abgöttische
Besägnen ihrer Clerisei und Priesterei, da sie auss
einem besonderen Aberglauben aller band Sachen
exorcisieren und besägnen, als Balsam und Chrisam,
Würzen und Kräuter, Holz und Stein, Brot und Salz,
Wasser und Wein, Kerzen und Öl, Gloggen und Pal-
men, Küchen und Capellen, Creüz und Fahnen und
Agnus Dei und was noch mehr, und das auch mit
gwüssen Charactern, Ceremonien, Creüzen, Sprüchen
und Gebätten, da denn ein jedes diser Dingen hat
seinen eignen und sonderbaren S.' Gwerb 1646, 72 ff.
Von einem h. Kreuztag bis zum andern (3. Mai bis
14. Sept.) sollen die Geistlichen alle Tage ,sant Jo-
hannes evangelium und den s. für das wetter zu spre-
chen nach altem bruch under der grossen kirchtüren
schuldig sin.' 1568, UwSa.; vgl. Wetter-S. Dö nützt
145
Nlg. Seg, Slg, SOg.
de" S. Nüt, do muess Mist zuehe"! meinte ein Kpass-
vogel, als man beim Einsegnen der Fluren zu einem
äusserst magern Grundstück kam Aa (Jordi). In der
reformierten Kirche spricht der Geistliche am
Schlüsse des Gottesdienstes den S.: ,Der Herr segne
euch und behüte euch [usw.]' oder: ,Die Gnade unsres
Herrn Jesu Christi [usw.].' Ich bi" (/'gange" vor <'em
S. oder vor der Pfar'er de" S. g'seit hat. ,1m Anfang
lassen sie [die ev. Prediger] dem Gebätt und den
Predigen vorgehen disen schönen S.: Gnad, Frid und
Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes seie zu allen
Zeiten mit uns armen Sündren. Amen. Und zu End
der Predig oder des Gottesdiensts sägnen nicht allein
sie das Volk, sonder sie vermaiinen dasselbig auch
zu gleichem S. jhe eins für das ander mit denen
Worten: Bätten Gott jeder Zeit für ein anderen [usw.].'
Gwerb 1(546, 33 f. ,[Den gn. Herren ist zu Ohren ge-
kommen] dass by letster Gsellen-Machung eines Schry-
ners . . . ärgerliche und gottlose Reden in der von
einem Basler Schryner-Gsellen darby gehaltenen so-
genannten Predig getriben worden, als ein hochstraf-
bare Verkehrung . . . des Segens, der also lautet (s. v.):
Die Gnad des Kellers, die Gütigkeit des Kochs, ja die
Mitwürkung des Becken seye ietz mit euch und die
ganze Wuchen; wer das begehrt, spreche Amen, und
dem Verlaut nach solche ärgerliche Ding by andern
Handtwerken by dergleichen Ceremonien auch üeblich
sein sollen.' 1680, Z. Bei der Taufe: ,[Der Patin]
ganze Seele senkte sich in den S. hinein, den der
Herr [Pfarrer] über das Kindlein gab.' Gotth. Ausser-
halb des kirchlichen Gebietes. ,Nu fuor er über des
meres iluot mit maneger vrouwen segene.' UvZazik-
hoven. ,Der rechte S., den alle Eiteren über ihre
Kinder sprechen solten, ist der . . .' Gwerb 1646.
Vgl. auch unter den Zssen die zahlreichen frommen
Laiensegen. , Einem den s. geben' uä. 1) geistlich.
Me" het-em de" letst S. g'g'e" oder er het de" letst S.
überko", die letzte Ölung ApK. ,Der bischof gab im
[dem Kreuzfahrer] sinen s.' Stretl. Chr. ,[Ablass-
krämer:] Darmit [mit Heu, in dem angeblich Christus
gelegen] gab ich den puren den s. und gabs den puren
ouch zuo koufen.' NMan. — 2) von Laien, zB. beim
Abschied. Auch von Dem, der sich entfernt: ,[Graf
Heinrich zu seiner Tochter Elys:] Got füeg dir, was
dir wol kom, und gang hinuss und gib uns dinen s.'
Volksb. Ironisch; vgl. segnen. ,Der bruoder Clera-
munt verleich innen [den fliehenden Heiden], wie sy
für lüftend, ein sollichen s., dass sy keins andren
torften.' Morgant 1530; im Original: ,il leur livroit...
une teile portion.' ,[Räuber zum andern, der nach
einer Waffe verlangt:] Nim grad aus dem hechsten
Hag ein grossen Bängel oder Stab, wie die Hundt-
schlager ztragen pflögen; mit dem kanst Eim den S.
gäben, dass er nit lang mer schnuffen tuot.' Com. Beati.
In der folg. Formel steht ,s.' an Stelle von sonstigem
,St Johanns-S.' (s.d. und Bd III 31), scheint also eig.
Abschiedstrunk zu bedeuten: , [Der aus Gnade Freige-
sprochene wolle] sich bedengken und mit vyl mindern)
nit mer kommen, dann man im sunst alts und nüws ze-
sammen schlachen, desglychen den s. und eerwyn mit
einander geben wurde, inmassen er spüren müesste un-
recht getan haben.' 1540, Z BB. — b) als Zauber-
mittel. ,[Begine Elsli Tribzuo:] Ouch kan ich men-
cherlei gbet und segen, daran die menschen glouben
band: eb man das rütet us dem land, so bin ich tod und
langest vergraben.' NMan. Der Antichrist [dh. die
Päpste] habe jetzt und vil jar bar die keiscr mit
allerlei künstlichen sägen übergweltiget.' Ansh. ,[Die
Schöpfung] bracht er nit mit künsten zwegen, mit
bschweeren, noch keim andren s.; alls macht ers uss
synr eignen kraft.' Ruef 1550. .Sollend wir nit ver-
meinen, das uns der Herr Christus [im Vaterunser]
etwas besundrer Worten habe leeren wellen, durch
deren kraft und würkung Gott bewegt und zwungen
werde, uns das zuo verlyhen, das wir begärend, wie
dann die bschwerer und lachssner von iren sägnen
redend, als ob etwas besunderer kraft in den selbigen
sye, also das, wenn sy gesprochen oder an halss ge-
hänkt werdend, sy uns helffen mögind.' Gdalth. 1559.
.Belangende das abergläubige und verbottne Sägnen :
Gleich wie der Zauberey sind vil underschidliche
Species oder Gattungen, also hat jede Gattung ihre
bsondere Spruch und Sägen ... Da setzet man zu-
sammen in einen Spruch und S. bekannte und unbe-
kannte, guote und böse Wort, Characteres, Creuz,
Zahlen, Zeifer, Baro und Büro, Job und Mauso und
ander dergleichen Mischmasch und Teufelswerk, dar-
durch man understehet Krankheiten, Leibsgeprästen
... zu beschweeren, abzuwehren oder zu genehren oder
ander verbotten Ding, Buobenstück, Abenteur und
Affenspiel durch solcherlei zauberisches Beschweeren,
Sägen- oder Wortsprächen anzurichten, zu vertreiben
und zutreiben.' Gwerb 1646; vgl. ebd. 61 ff., sowie
Anhornl674, 782 ff. S. auch wür-sagen (Sp. 417). et) zu
Heilzwecken; vgl. Schweiz 1865, 311/8; HZahler
1898, 96 ff, ferner AfV. (Register). .[Ablasskrämer:]
Wir gesegnend wasser, pier, milch, win, die aönd guot
für alle presten sin, rüden, eissen, brüch, fei ougen,
lüs und grind, do lerend wir segen, die guot darfür
sind.' NMan. ,Diewyl uss gegebnem bericht der herren
doctoren allhie sich findt, das N.s arznen des un-
gnannten natürliche mittel und künst sind ... so mag
[dieser] uss synem büechli die guoten, natürlichen
stuck wol abschryben, aber darnach [soll] das büechli,
dar inne ouch verbotten sägen begriffen, verbrendt
werden.' 1588, Z RM. ,So gesägnen ich alles ditz vee
vor dem bössen tüffel und syner kraft und meister-
schaft [usw.]: ouch gesägen ich ditz vee mitt dem
zeichen des heilligen f vor dem keiben und schellmen
[usw.], Diser s. soll sich drümallen sprächen [usw.].'
XVI./XVIL, WG. (AfV.). /Darüber N. uns einfaltig
und rundt bekendt, dass zwar syn Mutter einen S.
gelert, das Wildtblut darmit zu bestelen oder zu ver-
tryben, wellicher allso lute: Wildblut, ich segne dich,
du seyest blauw oder grauw, ihr seiend wie ir wöl-
lendt, dass ir weder gnagindt nach strabind, im Namen
Gott des Vatters, Sohns und heiligen Geists, dass es
ein guote Stund seie wie die, so unser lieber Herr
Jesus Christ darin geboren ist.' 1637, Z. ,Als vil die
Menschen und Vych Zufähl und Geprästen des Leibs
haben können, so vil sind auch der Sägen darwider
ersinnet. Alss für Augenwee und Zanwee, für Schoss-
und Hauptwee, Brand und kalten Brand, für Wurm
und Ungenannten, für Feber und Rohtlauff, für Lame
und Missläme, für Wunden und Blüeten, für Umb-
lauff und Agerstenaug, für Raud und Mager, für
Eticken und Grimmen, und was sonst dem Menschen
kan zufallen, darfür haben abergläubige Leut ihre
Spruch und Sägen erfunden, eintweder darüber ze
sprächen oder in einem Papyr anzuhenken . . . Und wie
117
?ag, se£. sig, sog, sug
148
die Menschen und das Vyeh, die Ross, Rinder, Geissen.
Schwein und andere Tier jedes besonder haben ihre
sonderbaren Krankheiten, Mängel und Leibsgeprästen.
also haben die eilenden Leut auch einem jeden be-
sonder, für jedes sein besonder Anliggen, erdichtet
und erfunden seine sonderbaren Spruch und Sägen.
Also dass sonderbare Sägen hat der Mensch, sonder-
bare das Vych.' Gwerb 1646, 136 ff. ,Dass sy [die
Angeklagte] Segen spreche und lachssne, nämlich den
Kinden für den Etticken und Warzen zu vertryben.'
1663, Z. ,Hier folget der gerächti S. dem Vehe für
den bössen Prästen. So sprich im Namen der Drei-
faltigkeit, Amen: Disses Veich umbgangen ich im
Namen Gottes [usw.]. Dissers Veich versägnen ich bei
den 4 Evangelisten und bei Johanes dem Täoffer ...
Diesers Veich versägnen ich für die 7 Brästen [usw.].
Disen S. sprich zum triften Mahl und sprich das
Evangeli Sant Johanes und beschlüss den Ring und
gang kreuzweiss 3 mahl durch dass Veich [usw.].'
XVIII., HZabler 1898, 103/4. ,Wan ein Mensch ver-
zaubert ... ist, ... so sprich, wie her nach stehet (es mus
aber der mensch nakend vor dem sitzen, der deisen
S. über ihn sprechen tut) und mit allen beiden Händen
auf dem Kopf anfang zu sprechen [und fahre, während
du den Segen sprichst, an der linken und rechten
Seite hinab bis zu den Pusssohlen].' Anf. XIX.,
ebd. 109. S. auch Magen II (Bd IV 101). Segcns-
formeln zum Blutstillen (vgl. Bluet-S.) s. Schweiz 1865,
313/4; AfV. II 257. III 137. IV 323. VI 51. VII 47.
48. 52. X 103; Aa TB. 1900, 107, gegen Wundbrand
BdV675; Schweiz 1865, 314; AfV. IV 321/2. XII 216,
gegen Fieber AfV. IV. 323. VII 50, gegen den Wurm,
Warzen, Pusteln Schweiz 1865, 314/5, AfV. II 280.
X 103, ,für die bösen Lüfte', gegen Geschwulst und
Hauptweh ALüt. 544/7 (XVI.), zur Entfernung von
Fremdkörpern aus dem Fleisch, dem Auge AfV. IV
324. XII 152/3. Zum Heilsegen für Kinder s. heilen I
(Bd II 1145, auch B; GRh.; Sch; Th); Regen (Bd VI
726); siben (Sp. 54) und vgl. GZür. 1902, 16. — ß) .ge-
froren' zu machen; vgl. Bd I 1314 und Wund-S. ,Für
das houwen und stechen könn er nüt anders dann ein
s., so in N. giert, und müesse in einer an einem fritag
sprechen und also sagen : Hütt ists fritag, morn ist
der ander tag, das gott der sun an sin heilig krüz
bunden ward, do sine wunden Aussen, die kleinen und
die grossen, und im so hert wurden geschlagen und
gestossen; in dem namen wil ich ufstan, der selb
wölls mit mir han und wöll mich bhüeten vor allen
waffen und ysen, das sy mich nit mögen wäder houwen,
noch schnyden, noch stächen und mir kein falsche
zung den s. mög brächen, und darzuo müesse einer
5 vatter unser, 5 ave maria und 5 glouben in sin
lyden sprechen, und das all frytag.' 1552, B Turmb.
,Diser s. dheinen schirmen möge, wann er den hader
und krieg anfache.' ebd. ,0 König der Eern, konie
mit dinem Friden und sägne mich und all meinGutt...
Ich beschweren Stachel und Eissen und alle Schwan-
kungen bei dem Schöbffer aller Dingen ohne das mine,
es sei dan, dass es mit Gewalt komme aus meiner
Hand in ein andere, so muss es auch in disem S. sein.
Nun bitten ich Gott den Allmächtigen, dass ich so
wohl gesägnet sei als die Stund, da Kristus gebohren
war . . . Amen.' XV1IL, AAGont; s. Aa TB. 1900, 104 «f.
Vgl. bes. noch Gwerb 1646, 112 ff., sowie AfV. II 267.
IV 325 ff. 340/1. VII 52. — y) gegen Diebstahl. ,Ein
S., wan einer das Sienig verbahnen will, bewahren
kan, dass ihm kein Dieb nicht stallen noch hinwäg
tregen kan, so sprich vor diner Hausstüren alle Montag
solcher S.: Ich verbahnen al mein Hab und Gut durch
alle heiligen götlichen Wort und Wärk vor allen
Dieben ... Zu disem heilligen S. verleihe mir Gott
ein glückhaftige Stund Dag und Nacht, dass mir kein
Dieb von minem Gut nicht hinwegtragen mag, und
muss durch disse göttliche Wort alda bleiben stahn
so lang, bis ich selber zu ihm trit und ich heis ihn
ins Teufels Nammen hinwäg gehen. In Nammen
Gottes [usw.].' XVIII., AAGont. (Aa TB. 1900, 99 f.).
,Das dir kein Dieb kein Ding aus deinem Wählt kan
und mag trägen. Wenn er schon ein Bürdi gemacht
hätte, dass er nit köne dan drei Schrit, wan du dissen
Seegen spricht, so hat es 24 Stund Zeit. Sprich also
in Gottes Namen: Maria in der Kindeli [!] lag... der
Dieb muss stil stahn als ein Stock und muss mir
zellen alle Stämen, die am Himmel stan ... so stände
er mir still zu einem Pfand, bis ich komme [usw.]'
BLütz. (alte Aufzeichnung); s. AfV. VII 53. ,Ein ge-
wüssen S. und Bund von der Muoter Gottes für be-
stellen für Dieben in Hauss, Wiesen, Garten, Holz,
Fäld bei Tag und Nacht für Leib und Laben [usw.].'
ALüt. 542/4 (LWill.). Vgl. noch AfV. II 265 ff. —
8) zum Öffnen von Schlössern: ,Das man kein schlos
uff getuon möge, denn mit schlüsslen, weder mit s. noch
mit gespenst.' Künstb. 1474. — e) zum Löschen einer
Feuersbrunst. N., ein frommer Priester (f 1793) soll
nach dem Volksmund durch seinen S. mit den Hän-
den eine Feuersbrunst in SEtzikon gestillt haben.
LRSchmidlin 1895. Vgl. auch Fürs-Brunst (Bd V 750),
ferner JJFrickart 1846, 167; Aa TB. 1900, 107; AfV.
XII 226/7. — O gegen das Bellen und Bei s sen eines
Hundes: ,So denne haben böse Leut sonderbare Wörter
und Sägen erdacht, dardurch den Hunden ihren Mund
zu stopfen, dass sie weder ballen noch beissen können,
damit sie also ungehinderet ihre Diebstück ins Werk
setzen können.' Gwerb 1646. Weitre Segensformeln,
so zum Liebeszauber s. AfV. VIII 65. XII 227, für
sichre Reise ebd. III 138. IV 324 ff, zum Verkauf
eines Stückes Vieh ebd. XII 226, für sichern Schuss,
einer Sense die Schärfe zu nehmen Aa TB. 1900, 102/3.
— c) geschriebener S., als Amulet getragen; vgl.
Sp. 446. ,[Bei der Einschiffung für die Pilgerfahrt nach
Jerusalem musste] sich jetlicher anderswert bekleiden
nach heidischem sitten und müesst jetlicher han einen
s. mit roten erützen.' HScbürpf 1497. ,[Die am Jetzer-
handel beteiligten Mönche schwören sich zu] keiner vom
andren zewichen und ouch von der sach in keinen weg,
weder durch eid noch marter, nütset zuo verjähen ...
Und ubern eid so machet der suppriol einen s. und
beschwerung, dass si nütset verjähen möchtid, diewil
si den s. bi inen trüegid.' Ansh.; s. auch ebd. III 145.
,Es waren [im babstuom] alle winkel und Strassen ...
vol wunderzeichen, gnad, aplas, opfer; vol segen, ge-
segnet palmen, kerzen, salz, brot, fiaden, wasser und
win.' ebd. .Sonderlich haben sie [die Päpstler] einen
General- oder allgemeinen S. für allerlei Uniähl und
Zufähl, so dem Menschen an Seel und Leib begegnen
möchten, erfunden ... Diser S. wirt getruckt auff ein
schmal ablang Papeirlein und auff das genäwist ge-
wickelt zusammen und vernäet in Taffet oder Seiden
oder eingeschlossen in ein silberin oder guldin Ge-
häusslin und von den guoten, einfalten Leuten als
449
Sag, seg
sog-, sug
ein sonder kostlich Kleinot für allerlei Unglück und
Zufähl gehenkt an ihre Hüls.' Gwerb 1646. Ein sol-
cher S. als Heilmittel gegen Zahnschmerzen, ebd.
146/7. — 2. der S. Gottes (Christi) und der Heiligen;
auch .der heilige S.' ,Iez empfilil ich mi in de heilig
S., wo Christus über die ganze Welt hat gehen', aus
einein Nacht-S. (s. d.) L; eine daran anklingende
Stelle in einem W Segen aus dem Anf. XVI. (AfV.
IV 341). ,Nu gisegine mich daz her cruce, vor mir
si der gotis segin, mit deine seibin segine, da mite
dir almehti got was giseginot, do er vuor zihimile.'
XII., Wack. 1876. ,Gott wolts nit als vertragen [was
,Beels pfaft'en' taten], es war nit sin heiiger s., vil
mer ein nialedy.' BGlett. ,Sein Fraw gab ihm durch
Gottes Seegen vast alle Jahr ein Kindt.' 1643, /. .Ist
der Tisch gerüst zum essen, so werde des Gebätts
zum Herren nicht vergessen: die Augen, Herz und
Hand erhebe übersieh und um den S. sein demütig
ihn ansprich.' Z Neuj. St. 1645. ,Wo des Teufels S.
ist, da hat Gottes S. kein Platz.' Gwerb 1646. .An
Gottes S. ist alles gelegen, benedictio domini ditat.'
Hosp. ,Der Seeger, den Gott tat, da er den ersten
Menschen erschaffen hat, der gehe über uns Alle [und]
mich allezeit, der Seegen, den Gott tat, da er in
Traum befohlen hat, dass Joseph und Maria mit Jo-
sua [!] in Egipten fliehen solten, der gehe über mich
allezeit ... ich gehe durch das Vatterland frei, da
keiner wird beraubt, tod geschlagen . . .' AAÜLunkh.
(ältere Quelle). ,Eine Versicherung vor das Schiessen,
Hauen und Stechen [Titel] ... So segne mich heut
das heulige Creuz Christi vor allerlei Waffen ... Nun
segne mich die heilige Jungfrau, sei mir gut wieder alle
Wiederwärdigkeit; nun segne mich der S. des heiligen
Propheten Mosen und Patriarchen und segne mich heit
und allezeit der gewaltige Gott Vater, Sohn und heilige
Geist. Amen.' ebd. Formelhaft: ,Uss dem S. Gottes
(des Herrn).' .Nach dem ich verschinen Sontags [28.
Jan.] mit etlichen mynen Amptlüten zu Flach ...
inn der Pfarrkilchen nach gehaltner Predig die nüw-
erwelten Egaummer, Wirt- und Stubenknecht vor einer
ganzen christenlichen Gmeind beeidiget und nach ver-
riehtem Werk inn Undervogts X.s Huss alda kehrt, da-
selbsten mit einanderen ein Imbismahl ussem S. Gottes
genossen ...' 1627, Z (Bericht des Vogtes). Dass die
Bewohner der Gemeinde bei Aufrichtung des frühem
Einzugbriefes ,nach kein Gmeindgut hatten, hergegen
aber anjetzo uss dem S. des Herren ein in die 3000 fl.
sich belaufendes Gmeindgut besitzen.' 1711, ZAnd.
(Eingabe des Landvogtes JRHess). In Glückwünschen.
Ich wö"sch-i [euch] Glück ond <len hälig 8.! zu einem
von der Trauung aus der Kirche kommenden Paare
Arl. ,N. wünsch ich Gottes gnadreichen S. und alle
Wohlfahrt zu Seel und Leib.' Gwerb 1646 (Vorrede).
So auch im Neujahrswunsch. I'h u-üiitsch-i aueh e"
gnets (glückhaftigs) neus Jör (und) das'-er no'* vili
Jör mögi"d erlebe" i" gueter G'sundhcit und (mit) Gottes
S. (od. mit Gottes Hülf und G. S) Tb; Z; ähnlich
BLütz. (Bärnd. 1904, 601). S. auch freuden-rlch (Bd
VI 162). Oft in Hausinschriften; s. Suterm. 1860 (bes.
S. 13/20) und Aa TB. 1900, 110 ff. ,l)er göttliche S.
erfülle das Haus und die da gehen ein und aus.'
Waxder. ,Üer göttliche S. vermehre das Haus, ver-
treibe, was schädlich, zur Tür hinaus.' 1705, ZRuss.
,Gott wolle dieses Haus beglücken, sein Hülf und rei-
chen S. schicken' ZStall. ,Ach, grosser Got, las deinen
8ohweiz. Idiotikon VII.
S. fliessei; in dies Haus wie der Ragen, mit Wein und
Korn und allerlei Gedreit für meine Not und Nutz-
barkeit', an einem Tennstor BGampelen. ,0 Her Got,
dieses Haus bewar vor Feuer und Brand und aler
Gefar; schüt auch deinen S. aus über Alle, die da
gehen ein und aus.' 17:S7, ebd. Auf einer Geldtruhe:
,0 grosser Gott, gib dinen S. zu Dem, was man in
mich wird legen.' 1702, Z. Wie tw. schon im Vor.,
von den Wirkungen des göttlichen Segens, Glück,
Gedeihen (bes. in materieller Hinsicht), auch konkr.
von den äussern Zeichen des Gedeihens; vgl.: ,Der
S., darmit Gott seine Creaturen sägnet, ist zweierlei,
nämlich ein geistlicher S. und ein leiblicher S.' Gwerb
1646. Zum Bänkli vor dem Huisli dent d' Glogc/e" us
dem Tal, de"" bette' -mer um <'e» S. fir's Huis und fir
"e" Stall Uw (,Des Wildmanns Gruss'). Wenn-der-is
[ihr uns] wän<< kei" Mel ge", so muess-ech der lieb
Herr Gott der S. nc" SFlühen (Lied der zu Mittfasten
bettelnden Kinder). Die Alten sagten, me" mües' ante-
Mendig am Morge" nüd wüsche", me" tüeg de" S-en
use"tvüsche" ZRuss. Es lit (ist) kei(n) S. dri(n) (debi),
von unrecht erworbenem Gute, von Essen, das nicht
sättigt (weil man vorher nicht gebetet hat), auch von
einer Arbeit, die nicht glücken oder rücken will, wohl
allg.; s. auch KSteiger 1839, 120/1. ,'s ist kein S. in
Dem, was man in den Neid hinein isst.' Sulger. ,Es
ist kein S. in ihm, er ist unersättlich.' ebd.; nach('?):
,Es ist kein S. bei ihm, inexplebile est dolium.' Hosr.
Zu dem Volksglauben, dass Gott Einen nach dem
Tischgebet von Weniger satt weiden lasse, als sonst
erforderlich wäre, vgl. JJFrickart 1846, 163/4. S. noch
Rogen (Bd VI 759). Er hed e" grosse" S. dri", ,es
gibt ihm wohl aus' Nnw (Matthys). Er hed e"keia S.,
hat kein Glück, besitzt wenig, wird nie satt. ebd. Ei-
ltet en guete" S., er het g'ad ka'n S. mer, von Einem,
dem Alles glückt bzw. misslingt ApLb. Die häd de"
S., von Einer, die ausserehlich geboren hat ZS. ,]>u
[Basel] hättest wenig S., wenn Plurs nicht war er-
legen.' Sprww. 1824; erst nach der Zerstörung von
PI. im J. 1618 s'oll das Seidengewerbe in Basel auf-
gekommen sein. Spec. vom Erntesegen. So in Bauern-
regeln; s. (Aberellen-, CharfrUag-)Ecgen (Bd VI 725.
726. 728). ,Nach Schnee und Regen kommt wenig S.'
BKöhig 1706. Da' ist en S. (Gottes)! Tb; auch iron.
von geringem Ertrag. Im gleichen S.: Da' ist (iez)
der ganz S.! zB. vom Ertrag eines Grundstücks, Obst-
baumes, ebd. Eür hat 's im ganze" Stuck en Chübel
voll Trübe" g'ge": en schone'' S.! ebd.
Alul. »i-i/nn, nihil, ».■■■./en, kircliliehes Lelinw. ans ]at. .</.,««,«,
eig. das Zeichen des Kreuzes; vgl. Gr. WB. X 1, 100 ff. In
der Z Bibel 1525/31 ist Luthers .Segen' auffälliger Weise
fast immer durch audre Ausdrücke (.glücklicher wünsch,
glück und heil, gaab, hescherung') wiedergegeben: s. HByland
1903, 62. Unklar ist der Sinn des W. in folgender Stelle:
,| Nachtbub zu dem nicht öffnenden Mädchen:] ... witers wünsch
i dir a Kuh zNacht und a Stier zMorgen, und 'las- Qber
dich eine lebendige Decke trole, wenn es din Willen ist;
witers wünsch dir der S. von Biglen und a K rat i. voll —
Haseluuss.' Nachtspruch (B); nach einer AvRütte mitge-
teilten, hier aber kaum passenden Vermutung wäre Kinem
den S. von Biglen wünschen' = das Zuchthaus wünschen;
BBiglen habe im XVIII. in sehr schlechtem Rufe gestanden
und es seien immer eine Anzahl Leute von dort im Zucht-
haus zu Bern gewesen, wo es lange •lalire sugar , m, n rc-n n
, Karren von Biglen' gegeben habe (die wegen leichterer Vei
gehen Eingesperrten hatten nämlich die Strassi-nreinigung ■/»
besorgen). .Segenreich', Familienn. IhUntersee.
IM
Sag, seg, sig, sog, sug
Abe°d-: a) Abendgebet, -andacht. ,Vor dem
Schlafengehen ward in vielen evangelischen Häusern
noch der sog. A. gelesen' Th f. ,Die Morgen- und
Abendandachten sind häufig nicht anders als wie Ver-
wahrungsformeln angesehen. Die Benennung Morgen-
und Abendsegen unterhält solche Begriffe; oder viel-
leicht ist diese Benennung selbst eine Folge aber-
gläubiger Vorstellungen vom Zwecke des Gebetes und
dessen Wirkung...' JJFrickart 1846, 163. Der Stocker
bettet de" Ö., eb [ehe]-cr göd gi" Streui stele". Ap VL.
1903. — h) = Ä.-Bueffb (ßd VI 684). Syn. Alp-, St
Johanns-S. , Als St Jost als Wallfahrtsort und grosses
Weideland noch mehr Bedeutung hatte, musste nach
altem Brauche der Waldbruder einen A. ausrufen [bis
1844]; jeden Abend im Sommer rief er ein Ave Maria
oder sonst einen frommen Abendwunsch durch ein
Schallrohr ... Der Schluss war gewöhnlich: Walt
Gott und Maria üsi herzliebi Frau!' Zg; vgl. Af V. I
240. II 252. — Schon mhd.; vgl. auch Fischer I 13; Martin-
Lienh. II 336.
Agathe"-: Segen gegen das Feuer; vgl. Bd I 125.
zur Sache auch Segen Ibs (Sp. 448). Wenn 's e'möle"
'brunne" hat, so isch-er [der Pfarrer und Jesuit zu
AaWöIA.] drümöl z'ringsume" wie wüetig um 's Hüs
g'loffe", bäten A. herg'seit, und dö isch denn sei'' Für
nuch einist cherze"grad i" d' Höchi g'stige" und dernö'h
ei"smöls abg'lösche". Rochh. 1856.
Auge"-: Segen gegen Augenkrankheiten. ,Für ein
jeden Zufahl [der Augen] weisst man sein eignen
Sägen zu gebrauchen ... Ein Weib mit eim dergleichen
A., der in Papjr verzeichnet war...' Gwerb 1646.
,Wunden- und Augensägen gebrauchen.' ebd. — Auch
schon mhd.
Alp-, auch Alpe«-: \. = Äbend-Bueffb (Bd VI 684).
,üer A. wird vom jeweiligen Alpensenn jeden Abend
ins Tal hinabgerufen, und zwar von Alpe zu Alpe.
Wenn einmal dieser A. nicht gerufen würde, so kann
man annehmen, dass der Alpensenn krank geworden
oder verunglückt ist, und die Nachbarn gehen dann auf
die Alp, um nachzuforschen, aus welchem Grunde der
A. unterblieb.' OStoll 1909 (GS.). Wie das Wisiglöggli
stillnet, leit-er [der Senn] d" Hand a" 's Mül und bettet
über d' Weid der Alpe"sege": Ave Maria... Lienert
1896 ('s Mirli212). Die älteste Aufzeichnung eines
A-s von den Alpen am Pilatus (nach FAnd. 1898,705
und FrStirnimann 1900, 45 noch heute gesungen, spec.
auf der Bründlenalp) bei Capeller 1767; wieder abge-
druckt Schweiz 1864, 488; Rochh. 1856 I 327; WSenn
1870, 278/9; LTobler VL. I 198/9; JSA. 32, 206. Auf-
zeichnungen anderer Alpsegen oder Erwähnung sol-
cher aus neuerer und neuester Zeit s. ALüt. 248 (für
Obw); Schweiz 1864, 488 (GO.); JSA. IV und darnach
ATobler 1890, 55/7 (Alp Lasa in GSa.); WSenn 1870,
279 f. (GSaL.); DJecklin 1878, 58/9 (GVättis); LTobler
VL. I 197/8 (GSa.); FAnd. 1898, 705 ff. (GO.; U);
Schweiz 1899, 509. 535/6 mit Bild (Urnerboden);
Schweiz. Musik-Ztg 1902, 42. 49 (OßwFrutt); GBaumb.
1903, 159 (GRh.,0.); Badener Volksblatt 1907, No 42
(OBwFrutt); W Sagen 2 1 117 (Evangelium Johannis;
vgl. dazu St Johanns-S. und FGStebler 1901, 6); AfV.
I 240 (Alp Furggelen in Scuw). V 125/6 (Urnerboden);
OStoll 1909, 83/4. — 2. Alpertrag Gr (FAnd. 1898,
485). Syn. Alping (Bd I 196).
1 nur Schweiz. Inwieweit aher das W. wirklich volks-
tümlich ist, lässt sich den vorliegenden Zeugnissen nicht
entnehmen; vgl. die Synn. unter Mend-Rueff.
Uli-: Unheil. ,Das zu lange kochende Wasser koche
den U. ins Haus' BStdt (Dan.). — Erden-: irdisches
Glück. ,Frid von ussen, Ruh von innen, gesunde
Glieder und gutte Sinnen, Himmelsfreud und E. wün-
schen ich allwegen' BG. (Hausinschrift). — Vih-.
,Der Viehs, besteht nocli in den meisten Gegenden.
Wird nämlich das Vieh im Frühjahr zum ersten Mal
auf die Weide gelassen, nimmt der Bauer im Stalle
eine ähnliche Segnung vor, wie ehemals beim Pflug-
segen [s. d.], unter Anwendung des gleichen Spruches
vom Gottessegen, an dem alles gelegen sei. Einzelnen
Ortes werden bei diesem Anlasse die Tiere mit einer
geweihten Kerze an den Laffen gebrannt.' GBadmb.
1903 (G); vgl. Stall-S. Margreth Schächli gab fol-
genden , Viehsegen' an: ,Du Ross, bist du verritten
[usw.].' 1577, LTurmb. (ALüt. 544/5).
Fluech-. ,Zwaliren findt man der Eiteren ...
[welche] ihren Rinderen vil mehr fluochen, als sie
aber sägnen ... Solte es dann ein Wunder sein, wann
schon Gott der Herr solchen Fl. an den Rinderen
wahr machen tete?' Gwerb 1646. — Wohl eine blosse
Augenhlickshildung.
Gicht-: Segen gegen die Gicht. ,[Quacksalber,
zu dem der Tod tritt:] O ich kan mich nimmer regen;
Weib, sprich mir den Gichtesägen. Eilig, eilig, es ist
Zeit!' GMüller 1650. — Gottes- s. (Maien-)Begen
(Bd VI 725. 727).
Hüs-: 1. Segensspruch zum Schutze des Hauses.
,Ein ander [s. Segen Sp. 448 o.] Haussägen, wie man
einen Dieb banen soll.' XVIIL, AAGont. (Aa TB. 1900,
100). , Katholischer Hauss. des heiligen Apostels Ja-
kobus', Titel auf einem Foliokarton, darunter in gro-
ben Holzschnitten die hl. Dreifaltigkeit und 6 Heilige,
dann der lange Segen, der zB. bei Blitzgefahr von
einem Familiengliede vorgelesen und daher auch
Wetter- S. genannt wird AaF.; s. AfV. VIII 47/9.
An den Haustüren ist ,ein gedruckter Zedel in Pla-
catsform angenagelt mit der Aufschrift: Geistlicher
Haus-Segen.' GLHartm. 1817 (GaL.). Im ZW1. ein an
einer Zimmertüre aufgehängter Papierbogen, auf dem
in der Mitte ein grosses Herz und drum herum viele
kleine Herzen abgebildet sind, jedes mit einem Bibel-
spruch. In Ap; Th; Z und weiterhin übh. ein (gew.
eingerahmt in der Wohnstube aufgehängter) frommer
Wandspruch. — 2. Heil, Glück des Hauses. Der H.
hed vier Stuck: e" gnädige" Gott, e" g'snnde" Lib, es
fromms Wib und e" selige" Tod L (lueichen). — Auch
bei Schm. 2 II 238; Gr. WB. IV 2, 689.
St Johann(i)s-: 1. = Abend- Rueff b (Bd VI 684),
dessen Inhalt der Anfang des Ev. Job. bildete WG.
(Am-Herd); s. Bd III 30/1. De" St Johannsege" bette",
den Alpsegen sprechen (Pfr Iselin). — 2. Johannis-
SchwE., in der ä. Spr. gew. ,St Johan(n)s-', auch ,St
Johansen-' (bei AKornhotfer 1656 Samethansa-), in Er-
innerung an den Ev. Johannes gesegneter Wein; ehedem
bes. zum Abschied getrunken, daher auch Scheidetrunk
übh. S. Bd III 31/2, wo bereits zahlreiche Belege;
dazu die folg. Nachträge. ,Ist das brot der lychnam,
der für uns hinggeben wirt [wie Egg behauptet], so
ist ie das brot für uns gekrüzget. Daran sich er-
ttndt, dass es ein anderverständige red ist, als so man
spricht: Das ist Sant Johanns s., und ist aber nit der
segen Johannis, sunder ein vermanung und ernüwrung
453
Sag, seg, sig, sog, sug
454
dess, dass Johannes also von Gott bewart und gsegnet
was, dass im die Vergiftung nüt schuod. Also ist das
brot ... ein vennanung [usw.].' Zwingli. Als Abgabe:
,Und bott G. dem C. sin guot zuo Kempten umb 800
guldin und seitti, wie daz er ein hüpscb fryg guot
geben wölt ... und seiti, es giengi nütz darab, dann
ein köpf win Sant Johans s., und von lechen babi er
nütz gehört sagen, und syge der merkt beschechen ...
nach dem merkt seitte G., es wäry lechen...' 1525,
ZGreif. ,St J. s. trinken.' ,Got der muss der ewern
phlegen! Trinkt hin Sant Johansen s.! ... Des dank-
tens im mit herzen gir und schieden von enander do.'
Ring. ,Aber 1 Jukart ze dien Tachslücher, stosset
an die Glatt, ze der andern siten an Hans ßertschiner,
ze der tritten siten an dem Feltmor, der nie gnuog
mocht Sant Johans s. getrinken [!].' Auf. XV., Z Gross-
münsterurb. ,üo nu die mess [für den am Kreuzzuge
teilnehmenden Willi, von Stretlingen] us was, do trank
er Sant Johanns s. und enprieng darnach das wich-
wasser von dem priester.' Stretl. Chr. Entstellt: ,Und
öfter mal geschieht, dass unden an der Stegen noch
Einer trinken will auf St Johansen Segen.' 1643, Z.
S. auch redlich (Bd VI 581). .Einem St J. s. fzetrinken)
geben, bieten, zuobringen' uä. ,N. d[icit], dass er wol
horte von dem Gödellin, dass er sprach, Bös Heini
hette im ze essen geben, dass er sin genuog hette,
und gieng gelich und leit sich uff ein bank und redt,
das man in nit wol verstuond, was er redt . . . [Ein
Anderer] seit ouch, dass er von Hansen G. wol horte,
dass er sprach, Bös Heini Wetlich, der verhit bös-
wicht, bette im Sant Julians s. geben, dass er vörchte,
er müeste sin sterben.' 1424, Z RB. ,[Er] weite also
herussgangen syn und wunste den gesellen ein guot
nacht; da butte im N. Sant Johanns s.; den trunke
er und gienge also zuo der stuben hinuss.' 1454, ebd.
,[In dem Kloster] hörten wir mess und gab man uns
bilgem allen Sant Johanns s. uss dem kelch und be-
falchent uns Gott.' HSchürpf 1497. ,Als er von inen
[seinen Zechgenossen] wellen gan, wöltindt sy im Sant
Johans s. geben; do wäry nütz im glass; do sprächy
er: schenkent in, so kan ich trinken.' 1520, ZKyb.
,[Der Subprior gab Jetzer] zuo guoter nacht zetrinken
S. Johans s., nämlich einen Schlaftrunk, darab der
Jätzer halb toll und schläferig ward, legt in nider,
segnet in mit wihwasser und schied damit von im.'
Ansh. ,Disses ist bei unss Catholischen ein löblicher,
uralter Brauch, wann gute Freund von einander schei-
den, es seie von einer Zäch oder Mahlzeit oder sonst,
das einer dem anderen zu einem fründlichen Abseheid
noch ein Trunk erbiete, under dem Nahmen St Jo-
hannis Seegen, damit ihme der Trunk wohl bekomme,
auch die gute Freundschaft zwüschen ihnen, den
Letzenden, desto bas in Gedächtnuss erhalten werde.
[Dabei wird gesprochen:] Ich will euch St Johannis
Seegen zubringen.' RCvs. (Br.). , Erwin und StJ. s.',
Willkomm- und Abschiedstrunk (vgl. Segenla zu Ende):
,Als vil iro und ir mannes gebornen fründen zuo ir
[der Kindbetterin] komment und si gesehent, denen
mag si wol ze essen und ze trinken geben, ob si will.
Aber [Andern, die] sy in der kindbett gesehent, denen
sol man den erwin und Sant Johans segen geben und
da mit enweg lassen gan und anders nützit ze essen
noch ze trinken geben.' 1422, Z StB. Bildl. wie , Einem
den Segen geben' (Sp. 445): ,üa sprach BEtter zuo
im: und werist als gross als ein hus, du muost ster-
ben, und sluogen inn also nider in den graben...
und als der W. hört slahens und enweg gieng und
sprach zuo dem Etter: ä hör slahens, er hat sin ge-
nuog, er ist tod, wir sollen enweg gan, do sprach der
Etter: nein, er hat sin noch nit gnuog, ich muos im
Sant Johans s. geben, das ich weiss, dass er tod sye,
und sluog dannocht zwen streich.' 1425, Z KB. Cneig.:
Voll Blueme"chelchli stöt hüt d' Weid, si>nl voll Jo-
hannissege". Lienert 1906.
2 mit Bez. darauf, dass der EvaDgelist Johannes ver-
gifteten Wein, nachdem er ihn gesegnet, ohne Schaden ge-
trunken habeu soll; vgl. Gr. Myth. 8I 54; Gr. WB. IV -2.
2333/4. X 1, 106. Der Ausdr. scheint in den ä. Quellen
graphisch nirgends als Zss. behandelt zu sein. Zur Sache
vgl. auch Stephäiu-S.
St Katharina-: Segen gegen körperliche Ver-
letzung; s. ALüt. 541/2. — Chriesi- s. Chirsen (Bd
III 480).
Morge"-: Morgengebet. De" M.,'s Öbe"dbct meng
Hüs scho" lang vergesse" hat. APletscher 1902 (Sch);
s. auch Kust I (Bd VI 1527). Am Morgen beim Aus-
gehn zu sprechender Segen: ,M., welcher, wenn man
über Land geht, sprechen muss, so alsdann den Men-
schen vor allem Unglück bewahret [Titel]. Heute
will ich ausgehen, wo auch Gott gegangen ist ... o du
mein lieber Herr Jesu Christ, ich bin eigen dein,
dass mich kein Hund beiss, kein Wolf beiss, kein
Mörder beschleig, behüte mich mein Gott von dem
jähen Tod . . . dass mir alles und jede Gewehr und
Waffen so wenig schad [usw.]' AAÜLunkh. (ältere
Quelle); s. AfV. IV 324 ff., wo noch weitere Beispiele.
, (Einem) den m. geben', beim Abschied am Morgen.
,Der gast der gap den m.' KvWürzburg. ,Si wand sin
haben ere, das ir ein got was bi gelegen. Nu gab er
ir den in. und schiet vor dem tage von ir.' Schälu-
zabelb. — Vgl. Lexer I 2202; Gr. WB. VI 2580; Martiu-
Lienh. II 337.
Nacht-: Gebet um Schutz für die Nacht L; s.
ALüt. 541. — Blatt-: Segen gegen das Blatt (s. Blatt .5
Bd V 181/2). .HWalders Frau, so den Bl. über ein
Kälbli gesprochen : Brüni, hast du das Blatt, so weich
ab der Hoffstatt; brich, Blatt, brich! Diss hat sie zu
3 Mahlen gesprochen und darzu eine Wid knodet
[vgl. Bd III 735/6].' 1732, ZGlattf. (Stillstandsprot.).
— Bluet-: Segen zum Blutstillen; vgl. Segen 1 b a.
(Sp. 446/7). Einer, der an Nasenbluten litt, habe einen
alten , Sägner' kommen lassen, der ,habe seine ge-
wöhnliche Beschweerung oder Versägnungen an die
Hand genommen. Weil aber der Herr derselben zum
Teil gespottet, zum Teil aber zu Gott innigklich ge-
seuffzet, dass er doch ... disen Zauberer und Sägner
in seiner Kunst zu Spott und Schanden machen wolle,
haben seine Beschweerungen und Bluotsägen nichts
würken und das Blüeten, wie vor oft geschehen, nicht
stillen mögen.' Gwerb 1646; vgl. ebd. 68. ,Ain BL:
Christus war geboren, Chr. war verloren, Chr. ward
wieder funden: Jesus, stel mir daz Bluot und lia.il mir
die Wunden, im Namen Gots Vatters...' L Recept-
büchlein; s. ALüt. 545/6 (wo noch zwei weitre Bei-
spiele).
Brut-. Die Trauung fand in früherer Zeit an
der Kirchenpforte statt und in der Kirche nur die
Einsegnung oder der .Brautsegen' BsB. (AfV.). —
Schou mhd.
Pflueg-. .Der Prl., an dem neben dem gesamten
Sag, seg, sig,
sug
15(1
Hausstand des Bauern auch die Nachbarsleute gegen-
seitig teilnahmen: Wenn es galt, wieder zum ersten
Male im Jahre zu pflügen, besprengte der Bauer
während des Einspannens im Tenn bei brennender
Weih-Kerze mit einem Palmsonntagzweig den Pflug
mit Weihwasser unter dem Spruche: An Gottes Segen
ist alles gelegen. [Die Übrigen] knieten vor dem
Tenn und beteten fünf Vaterunser; war die Segnung
vorgenommen, erhielt jedes ein Stück Brot, das an
Ort und Stelle gegessen wurde, und jetzt fuhr das
Gespann zu Acker.' GBaumb. 1903; vgl. AfV. XI 251,
ferner Pflueg (Bd V 1245).
Stephans Steffis-: gesegneter Wein, der den
Gläubigen in den kath. Kirchen am 26. Dez. gereicht
wird als Erinnerung an das Blut des hl. Stephanus,
des ersten Blutzeugen.' BWyss 1863 (S). Guet Nacht
allerslts! Nöch Wienecht, wenn-ic* der St. 'trunke" ha",
g'se''it-ir mieh de"" wider! ebd. — Vgl. St JohannU-S. iinl
die Amn. Bd III 32.
Stall-. .Es existiert [ausser dem Vih-S.; s. d.]
auch noch ein täglicher Stallsegen : Im Sarganserland
betet der richtige Bauer, nachdem das Vieh besorgt
ist, das Johannes-Evangelium, indem er um den Stall
herumgeht; früher geschah es laut, jetzt leise.' GBaumb.
1903. Auch für GS. bezeugt: .Sobald der Knecht den
Melkstuhl zur Hand nimmt, sagt er seinen Spruch
laut her, ohne sich um die allfällige Anwesenheit
Fremder irgendwie zu kümmern. Alten Knechten ist
diese Sitte derart in Fleisch und Blut übergegangen,
dass sie selbst bei erheblichem Schnapsrausch nicht
vergessen, den St. herzusagen. Ein solcher in der
Gegend von Emetschwil üblicher Spruch lautet wie
folgt: Sunt Wendeli und Saut Fridli händ üch b'hüetet,
icie-n-ich g'seh", händ erhalten i'rsers liebi Veh. Drum
frÖHeh i" Gottes Name" will-ich z' welche" wider a"fange".
Beim Verlassen des Stalles spricht der Knecht: B'hüet
Gott ü"sers liebi Vech, dass - ich 's am Morge" g'sund
wderg'seeh! Ein Knecht, der diese Sitte vernach-
lässigen wollte, würde bei einer strenggläubigen Fa-
milie nicht lange im Dienste bleiben können.' OStoll
1909. — Dorf-. ,Am Sylvester nachts 12 Uhr musste
der Nachtwächter den D. hersagen, fünf- bis sechsmal
nacheinander auf allen grösseren Dorfplätzen. Jedes
Jahr hatte er einen anderen Spruch; der Oorfschul-
meister fertigte ihn an.' Messikommer 1909 (ZO.).
Wund-: Segen, den Körper unverwundbar zu
machen; vgl. Segen 1 l> ß (Sp. 147). .Dass sich menigk-
lich solcher Sägen, Wahrsagen«, Zauberens, Lachsnens,
Bescbwerens, item Wundsegens und Waffenverbindens
und anderer unnatürlicher, abergläubiger Stucken und
Sachen genzlich entzüche.' Z Mand. 1636. ,Man liset,
dass Einem auff ein Zeit widerfahren seie, dass er ein
solchen vermeinten W. in einem Papyr verzeichnet
am Halss getragen und sich darauff trotzigklich ver-
lassen und mit jedem Nechsten gebalget, gerauffet
und gesehlagen habe, aber unversehenlieh erschlagen
worden.' Gwerb 1646; an andrer Stelle ,Wunden-S.'
Ein B'segnerbuech, das bloss ,die sieben Wort, Wund-
segen für hauen, stechen, gfroreu machen udgl. Düfels-
künst' enthielt. 1676, BGr. (Bärnd. 190S). , Welche mit
Beschweeren, Wahrsagen, Segnereien, Wundsegen, ge-
froren und vest machen, Schatz wie auch Alaraunen
graben und dergleichen Betriegereien und in Gottes
Wort verbottenen Teufelskünsten umgangen.' B Mand.
1716. S. noch ge-froren (Bd I 131 1); WunO-segen-Brief
(Bd V 480); wär-sagen (Sp. 417) und vgl. Sehwert-
Brief (Bd V 486). - Vgl. Lexer HI 1000; Schul. 2 II 23S.
Wih-wasser-: Segnung mit Weihwasser. ,[Die
vermeintliche Maria, nachdem sie Jetzer die Wund-
male eingeritzt] schied uss fünstrer zel mit w. von
dannen.' Ansh. — Wäspe"-: Segen gegen Wespen-
stich. ,Der Wespen kann man sich durch gewisse
Segensformeln, Wespensegen genannt, erwehren. Die
Wirksamkeit eines solchen erstreckt sich über sämt-
liche Wespen des Grundstückes, auf dem er gesprochen
wird; die Insekten werden durch den Segen ganz matt
und kraftlos. Er lautet [in THRiekenb.]: „Wispi,
Wespi, vergiss deinen Stachel, wie Gott einen Mann
vergisst, der im Rate sitzt und ein falsches Urteil
spricht" ; darauf ein Vaterunser. Ein anderer [von Tu
Münchw.]: „Wispeli, Wespeli, ich banne euch (wird
3 mal gesprochen) im Namen unseres Herrn Jesus
Christus von Nazareth, der am heiligen Kreuze für
uns gestorben ist." Nach Sonnenuntergang soll man
den Bann wieder lösen, sonst müssen die Wespen zu
gründe gehen. Die Lösung geschieht durch den glei-
chen Segen mit dem Unterschied, dass man an Stelle
des dreimaligen „ich banne euch" die Worte .ich löse
euch" setzt' AfV. I 237/8. Vgl. auch Aa TB. 1900,
107/8; OStoll 1909, 89/90.
Wetter-: Segen zum Schutz gegen Ungewitter;
s. Hüs-S. In kathol. Gegenden erteilt der Priester
den W. mit dem Wetter-Chrüz vom hl. Kreuztag im
Frühling bis zum hl. Kreuztag im Herbst jeweilen
nach der Messe bzw. dem Hochamt, in L bei der Fron-
leichnamsprozession (nach JRoos werden in jedem
Hause, an dem die Prozession vorüberkommt, Kiänz-
chen von Hahnenfussblüten, sog. Hänifüessi, vor ein
Fenster gehängt, gleichsam um den W. zu empfangen);
s. auch W.-Chrüz (Bd 111 943) und vgl.: ,Die Lau-
rentiuskapelle in NDwDall. birgt eine kupferne und
vergoldete Wettersegen-Monstranz, wohl Augsburger
Arbeit aus der Mitte XVIII.' Uw KD. .Primizgarben
oder Wettergarben oder das Geld dafür sollen dem
Leutpriester gegeben werden wegen dem W.' 1510,
LWangen. Böse" W , Spruch zum Heraufbeschwören
eines Unwetters : Häx; Häx, alti Häx! Chinde" folge" d
iceidUch! Dusse" hürt-si uf der Stege", säit e" böise" W.
Lienekt 1906. — Vgl. Schm. 2 II 238.
Zauber-. ,Zoufersägen.' 1552, BTurmb. — Zand-:
am Hals getragener Segen gegen Zahnweh. Gwerb
164t; (nur im Register); vgl. ebd. 146/7, ferner Schweiz
1865, 315; HZahler 1898^ 110; AfV. IV 323.
segne" (in FO. sine"), Ptc. -et (-ot W tw., -wtPPo.):
im Wesentlichen wie nhd. segnen. 1. refl., sich be-
kreuzigen. ,Da wüste die Z. fräffenlich gegen iro uff
und erwuste sy by iren henden und stiesse sy schalk-
barlich hinder sich und segnotte sich vor iro und
rette, sy were besessen.' 1465, Z Rß. ,Do Karly die
gros manheitten ersaeh, so Rengnold und sine bruoder
begiengend, do sägnet er sich von wunder.' Haimonsk.
1531. .I1" redte er zuo iren: Elsi, far für, es ist der
lybhaftig tüfel, das uns nüt gescheche, und segne
dich ... Do hab sy sich gesegnet und syge fürgfaren.'
1539, ZRB. ,Wir segnen uns billich mit henden und
füessen für solchem tüfels spil.' XVI., GHdschr. S. auch
Sp. 347. Übh. den Schutz Gottes für sich anrufen.
,Diewyl die guoten engel gar sälten den menschen
ersehynend . . . so sollend wir uns, wenn wir ufstond
457
Niir, seg. sig, sog, sug
458
und schlaaffen gond, dester flyssiger s., das ist, in
Gottes gnedigen schütz und schirm trüwlich beleihen.'
L La v. 1569. ,Syn Frow sige mit dar B. [angeblichen
Hexe] uss der Killchen gangen, liabe syn Frow ein nüwe
Jüppen anghan; daruffdie B. gfragt, ob sy die Jüppen
hie habe lassen machen, hiemit sy daby gestreichlet,
und so balld sy heimbd kommen, seige ihro mechtig
weh im Ruggen worden und grossen Schmerzen ghan,
habe Ostertouff trunken und sich gesegnet, daruff
wider gesund worden.' 1610, Z. — 2. entspr. Segen 1.
,S., mit worten guots wünschen, benedicere.' Mal. ,S.,
guots wünschen, bene precari.' Hosr. a) als priester-
liehe Handlung, allg. Bes. in der kath. Kirche, auch
mit Bez. auf leblose Gegenstände; vgl. dazu Wiltners,
Lehrbuch der Religion B1V 937 ff. ,Da er [Luther]
spricht: „Wir müssen das brot nemen und segnen",
sieht er hinder sich, und will aber gsehen syn, er
hab die band an der geizen; darum macht er ouch
krumm furchen im acker gottes. „Segnen" redend die
päpstler; von denen entlehnet« Luther, so doch Mat-
thäus, Lucas und Paulus EÜxapictr(oas haben, das ist
„dank geseit" oder „Gott gelobet." Allein Marcus hat
eüXoyrjaas; welches wort aber wir vorhat gnuog an-
zeigt habend „danksagen" heissen, nit „segnen", als
die alten wyber den ungenamten segnend und die
pfaffeu die fladen. Aber es dient wol zur sach, „seg-
nen"; es soll vermögen, dass man mit den worten
einer materi kraft geb, und dem Luther vermögen den
lychnam Christi ins brot bringen.' Zwingli. Das
Osterfeuer ,s.'; s. Bd I 944. ,Man löst (am heiigen
osterabend) alle lichter ab in der kilchen, schlacht
ein nüws für uff einem fürstein und gabt mit der
pr[oc]ession mitt unangezündten kerzen für das gross
kilchentor, das für zuo s., und gat der kilchen 3 mal
umb das für mitt krütz und fan, darnach procediert
der pfarrherr . . . mit rauch und wichwasser, vom
tiüwen für die kerzen anzünden [Y] singend die schuoler.
Darnach facht der diaconus den osterstock an zuo s.'
1588, Scbw. ,Die Kohlen des neuen Feuers, das am
Morgen des Karsamstags angezündet und gesegnet
wird, werden gesammelt und zu Hause aufbewahrt.
Bevor dann im Frühjahr das Vieh zum erstenmal auf
die Weide getrieben wird, zeichnet man damit ein
Kreuz auf Kopf und Rücken.' FGStebler 1907 (WLö.).
,Den touf s.' ,[Die Dielsdorfer verlangen] die im stetli
Regensperg selten den touf und das für nit da obnen
im stetli s. lassen, sondern touf und gesegnet für von
Dielstorf als der rechten pfarrkilchen hinuf tragen.'
1502, Z. ,Am heil, pfingstabend ... segnet man den
tauff von nüwem an, wie am heiigen abend zuo osteren,
mitt der letaney wider in chor und das ampt anfallen
cum kyrie paschalis.' 1588, Schw. Wasser s., am Drei-
königstag (s. Af V. IX 45/0), in Gl ausserdem am Grün-
donnerstag und zu Pfingsten (AfV. IV 261), gewöhn-
liches Weihwasser nach Bedarf. ,Ain proveid git in die
festo pentcostis ainzuber, dar in man das wasser segnet
[Var. ,segnot'].' Gr Ämterb. Wein s.; vgl. Bd III 31
und St Johanms-S. In AaF. bringen die Leute am
Tage des Evangelisten Johannes in Krügen und Fla-
schen Wein in die Kirche, und der Priester segnet
denselben beim Muttergottesaltar; der gesegnete Wein
wird nur in Notfällen, wie Krankheit, getrunken, ge-
wisse Bauern geben auch kranken Kühen und Kälbern
ein wenig in die Tränke. In AaBosw. erhält a" S$t-
Johanni jeder Kirchenbesucher einen Schluck ge-
segneten Weins. Das Illen-Ol [s. Bd I 181] lässt man
sich vom Geistlichen s., und zwar vorzugsweise in
der Klosterkirche zu Einsiedeln; auch Arzneien lassen
gewisse Leute s. AaF. ,Am palmtag ... segnet man
den palmen.' 1588, Scuw. So noch heute (vgl. zB.
AfV. IV 268. IX 138); weitere Belege Bd IV 1217 und
unter Seß (Sp. 342). ,So man dissem [verhexten] Kindt
helffen wolle, solle man us einem Meyen, so an unser
Lieben Frauwen Tag im Augsten gesegnet ... nemmen.'
1695, ADettl. 1905. An Lichtmess werden die zu gottes-
dienstlichem und anderm Gebrauche bestimmten Ker-
zen gesegnet (AfV. IX 48/9); s. auch Lieeht-Mess (Bd
IV 448). Betti s.; s. Bd IV 1834. ,Wenn die [neue]
Glocke gesegnet im Turm hängt und den Kirchgenossen
gefällt, dann erhält der Meister die Bezahlung.' 1599.
AKüchleh 1895; s. auch Gloggen- Segnung. Salz ,s.';
s. Gwerb 1646, 73. ,Salz wird am Dreikönigs- und
Dreifaltigkeitsfest gesegnet und im Hause aufbewahrt'
AaEIii-. .[Der Vicar zu Baden beklagt sich:] Ich muss
auch alles salz, so man an den Sonntagen segnet, in
die kilchen geben.' 1565, ÄAWett. Arch. Mehl und
Brot ,s.', am Agathentag; s. Ägathen-Bröt (Bd V 953).
,Am heiigen tag zuo Ostern soll man ... so das volk
zemen kompt, die osterHaden und anders s.' 1588,
Schw; s. auch oben den Beleg aus Zwingli und Ge-
häck (Bd II 1114). Alljährlich zu bestimmten Zeiten
werden auf Flurprozessionen die Kulturen gesegnet;
vgl. Esch II (Bd I 569); SMeier, Kulturhistorisches
aus dem Kelleramt S. 98/9. 165. ,Dem Her Pfarer für
Spyss und Trankb, wie er die Reben gesägnet had,
35 ß.- 1770, AARued. Eine Alp ,s.'; s. FAnd. 1898, 710
und vgl. ins. ,Das Alpsegnen. In den ersten Tagen
nach dem Bezug der Alpen steigt der Priester hinauf
und segnet Menschen und Vieh, Haus und Trift. Die
Sennerinnen bringen allerlei Gegenstände zum Stafel-
kreuz, die in den Segen miteinbezogen werden, wie
Brot, Salz, in Eimern und Flaschen Wasser. Auch
Holzkohlen werden gesegnet; mit diesen macht man
ein Kreuz auf den Rücken der Tiere oder gibt sie
zerstossen im G'l'eck dem Vieh zu fressen. Das ge-
segnete Wasser dient als Weihwasser.' FGStebler
1907, 78 (WLö.). ,(Das) Wetter s.'; vgl. Wetter-Segen
(Sp. 456). Der Pfrundbrief für den Priester enthält
ua. die Bestimmung, ,das er das wetter s. soll.' 1414,
GlScIiw. ,Der Leutpriester muss das Wetter s.' 1458,
L. .Es ist ze wissen, das man alwegen an Sant Ellisa-
bethen tag sol das wetter s.' E. XV., TuTän. JzB.
,So vil sind der gsatz und gpotten [in der kath.
Kirche] ... in eim jar man die nit läss, welche nun
von eier und käss sagend, wie mans wihen soll . . .
palmen, crisem, öl und bischoff, kilchen, altar, kelch,
ouch kilchoff, alben, stolen und huraeral, wätter s.
für hagel und stral ... das mit s. als zuogat, wie wol
Got all ding gsegnet baat.' Eckst. 1525 (Klag). ,Uff
des heiligen erütz erfindung abend zuo hör lüten,
darnach alle tag nach der mese das wätter s. mitt
dem heiligen sacrament under der grossen kilebtüren
. . . biss uffs heiligen erütz tag am herbst.' 1588, Scbw.
S. auch sibent (Sp. 58 u.), sowie unter c. . 1 >ie Hälse s.';
s. Blasius (Bd V 152) und ver-, bes. In den 1810er Jah-
ren begaben sich am Palmsonntag die Mütter mit den
Kindern, die bereits etwas beten konnten, in die Kirche,
wo der Pfarrer sie nach dem Rosenkranze vom Chor
aus segnete AaBosw.: s. AfV. IX 140. ,Gott s.c; s. Bd
IV 21 o. — b) von Laien. Personen ,s.' ,Betr äffend
159
Nlg. SPS.
sog, sug
460
das menschliche S., so geschieht dasselbig, da ein
Mensch den anderen seinen Nächsten und Näbetmen-
schen gesägnet und ihm Guots wünscht mit Worten ...
Also sollen s. die Obren und Fürgsetzten ihre Under-
tonen ... die Lehrer ihre Zuhörer...' Gwerb 1646.
,Wenn ein jeder Mensch schuldig den anderen seinen
Nebendmenschen zes., so sind vil mehr schuldig zes.
die Eiteren ihre Kinder, dass sie nämlich dieselben
täglich, ja stündlich mit einem gläubigen Gebätt dem
lieben Gott in seinen gnedigen Schutz befehlen und
ihnen Guots zu Leib und Seel wünschen sollen.' ebd.
In allgemeinem! S. von der elterlichen Fürsorge übh.:
,[Frau N. sagt aus: Sie, näml. die der Hexerei ver-
dächtigte Sädeleggerin] kam zuo iren in ir Huss zuo
irer Sohnsfrauwen, do nam sy gedachter Sohnsfrauwen
ir Kindt uss der Wiegen ... und bindt es iren uf;
daruf das Kind stehts eilend worden. Sie die S. hab
mithin die Lüt gfraget, was ir Kind tüye, sy hab es
etwa nit recht gsegnet.' 1646, Z; vgl. unten gesegnet aß.
, Einen s.', zum Abschied; Syn. gnaden (Bd II 662).
.Als wir sy [die Gesandten der VII Orte] aber ge-
segnet und urlob genommen habend von wegen dess,
dass sy uns nit haben wellen zuosagen stillzuostan
bis zuo ustrag des rechten, und also verryten woll-
ten .. .' 1529, Absch. (Schreiben NManuels). .Einen
mit trocknen Bänglen s.', euphem. für prügeln; s. Bd
IV 1370. Sachen. .Einem den trunk s.\ wünschen,
dass er Einem wohl bekomme; vgl. ge-s. Als Beweis,
dass Zwei einander die Ehe versprochen, wird ange-
führt, dass sie , einander die trünk gesägnet.' 1541/3,
Z Ehegericht. Dafür häufiger ,es einem s.' , Demnach
bette ers ira bracht ... do hat sys im gsägnet, das es
ein ee syn solle.' ebd. ,Hette N. das glass mit wyn
gnomen und grett: Lieber Schwager Br., wie dann
wir beid vor jaren mit einandren in zerwürffnus kö-
rnen sind, da bringen ich dirs daruff, das es alles tod
und ab]sin und ir [!] keiner dem andren zuo argem nim-
mer mer gedenken solle, sonders hinfüro guot schwä-
geren mit einandren sin wellind; das habe Br. ime
gesägnet und nachtrunken.' 1581, Z. ,Da [habe] der
N. ein Glass gnommen und gesagt, ich bring dirs,
Schwager Joss, ders ime gsägnet und glachet . . .'
1621, Z. Uneig. ,Es ist mir untreulich gesegnet wor-
den, funesta mihi ea res fuit.' Hosp. .Man hat's ihm
treulich gesegnet, es ist ihm übel bekommen.' Sdlger.
S. noch Bd VI 731 (wo s. sinnloser Keim auf regnen).
— c) als Zauberhandlung. Abs. , Es klaget N
Tegen habe mit sinem eueren umb ein pfund gewettet,
er künde machen, wenn er wölte, das er dehein wild-
geprätt vachen möchte. [Wie dieser dennoch ein Beh
gefangen, da habe N. zu T. gesagt] wenn er sinem
etteren das pfund geben wölte, sy hettent ein rech
gefangen und sin s. were nützit.' 1473, Z RB. ,Ettlich
menschen ... land sich nit wysen vom falschen s. früe
und spat, das Got so tür verpotten hat.' BGlett. ,Sins
bruoders wyb hab im das kaltwe mit s. abgnon.' 1553,
B Tunnb. ,[Man soll] denen nachfragen, so . . . mit
lochssnen, s., wallferten und andern aberglöubigen
verbottnen stucken umbgond.' 1593, Z RM. Dass der
Schulmeister ,mit etwas Lachsen und S. umgange.'
1662, ZDüb. ,Ach, wie vil Leut ... haben gesägnet,
das ist, Sägen über andere gesprochen? Wie vil sind
auch deren, die sich und die überigen besägnen
lassen...'?' Gwerb 1646. ,Das S. von dem Teufel
seinen Ursprung hat, und derselbig, wenn er hilft,
gibt auch darzu seinen Sägen, das ist, er würkt oder
hilft mit oder durch dasselbig.' ebd. Warnung ,vor
Lachsnen und abergläubischem S.' 1755, ZGes.; s.
ebd. VI 147 (1785). Im Chorgerichtsmanual von B
Lauenen wird etwa eine Frau ,vor Segnerei' oder vor
.abergläubischem S.' gewarnt. S. noch lachsnen (Bd
III 1044). Mit Acc. P. ,Were ein affentürer da [in
Baden], der spreche zuo im [dem an Rückenweh Lei-
denden]: Lieber fründ, du hast vor dinem hus ge-
zimbert, und also ist ein frouw hindan zuohin gangen
und hat mit der band uff das holz gedupft, davon ist
dir ein span in din ruggen komen und der ist dir
noch darinn . . . und fuort inn in ein boumgarten und
stalt inn zuo eim bouni und hiess inn die recht hand
an den boum haben und segnet inn und spreche do
zuo im: nu gang heim, du bist rnorn von mittem tag
genesen, aber diser boum muoss darüber verderben;
also sig er ouch mornendes genäsen und ouch der
boum verdorben.' 1462, ZRB. ,In krankheit bschickend
sy [Gläubige] nit lachsner über sy, die sy sägnind.'
LLav. 1583; s. auch Lächsner (Bd III 1045). Ver-
sonnen, welliche underm Schyn dess Arznens sich
undernememl, an statt der von Gott verordneten
natürlichen Arzneimitlen Lüt und Vych mit allerlei
schandlichen und gottslesterlichen Worten und Cere-
monien zus. und zelachssnen.' Z Mand. 1636. ,lhme
[einem Kranken] seie gerahten worden, zu dem N.
zu gehen, der werde ihne s. und genehren können.'
Gwerb 1646. S. auch Ratz I (Bd VI 1914). Mit Acc. S.
Eine Krankheit ,s.', besprechen. .Den Brand [Bd V
675], die Schweinsucht [Sp. 283], das Wildbluot [Sp.
446], den Ungenannten [oben unter a] s.' ,Bluot und
Wunden s.' Gwerb 1616. ,Wätter s.', unter ,aber-
glöubischen Sachen, so ettwan im Schwang gewesen.'
RCys. (Br.); vgl. unter a. — 3. entspr. Segen 2, von
Gott. Abs.; s. Chatzen- Gebett {Bi IV 1826). Mit Acc.
P. und S. .Darumb werdend ir nit gesegnet sin; denn
David spricht gar lieplich und fin: also wirt gsegnet,
der da furcht den herren.' NMan. ,Bis von Got be-
hüet und gesegnet!' Abschiedsformel. Ansh. ,Wiewol
Gott die unmündigen kind sägnet und in siner huot
erhalt.' Ruef 1554. ,Gott segne dich, quod puras Deus
fortunet.' Hosp. ,0 König der Eern, kome mit dinem
Friden und sägne mich und all mein Gutt.' XVIII.,
AAGont. (aus einem Wundsegen). S. noch Segen 2
(Sp. 449). In Hausinschriften; vgl. Sp. 449/50. ,Gott
wöl ale die sägne" fin, die in däm Hus gan us und
in.' 1655, BWimmis. ,Das Haus wolle s. der grosse
Segens-Gott [usw.].' 1790, Blns. ,Gott segne uns vom
Himelrich mit sinen Gaben milteclich' FKerz. (auf
einem Tennstor). , Segne, Herr, Mann, Weib und Kind,
segne Haus und Hausgesind, segne, die mir sind ver-
wandt, anvertraut und sonst bekannt' ZAff. Im Tisch-
gebet; s. Sp. 387. In BMad. schliesst etwa der über
Tisch Betende das Unservater mit dem Wunsche :
Segn-i [euch] 's Gott Alls z'same"! Gott segn-ech 's!
Ndw, segn-i 's Gott! Aa, auch verkürzt se Gott! Aa ;
S, frommer Gruss an Essende. Häufiger ge-s. (s. d.).
Subst, m., de'' Herr -segn-i, der mit diesen Worten
beginnende Segen des Pfarrers an die Gemeinde Z
Lunn.; vgl. Unser-Vatter (Bd I 1127), zur Sache Se-
gen (Sp. 445). Übertr. auf das Gebet, mit dem die
Gläubigen selbst den Segen Gottes erflehen (Der Herr
segne uns usw.) : O Bäbeli, mer wend aueH abenchneue"
und 's Unservatter und de" Glaube" und de" Herrsegni
im
Sag, seg, sig, sog, sug
402
bette". Feierab. 18t>0 (JSenn). — gesegnet: ,bene-
dictus.' Mal. a) entspr. segnen 2. n) vom Priester
gesegnet. G's-i Sache" Ndw (Matthys). ,Man gibt
ihnen [den Hirten] aucli ges-e Sachen mit [auf die
gefährliche Sommerung], wo inzwischen der Herr Statt-
halter sonst dieses Vieh dem lieben Gott empfiehlt.'
um 1780, Schw (ÜRingh. 1908). G's-i Chole", von dem
Scheiterhaufen, auf dem am Karsamstagmorgen vor
der grossen Kirchenpforte verbrauchte geweihte Gegen-
stände verbrannt werden SchwE. (Lienert). Ich han
e" gansi Witsch g'scgnedi Chole" reritiitsrht, ivo-s' vor
der Chilche" der Judess verbrannt hend. G's-s Wasser,
Weihwasser PPo.; UwE. ,Ein pfruonder ze unser
frowen altar sol ... gan über der herrschaft greber
mit dein rouchvas und mit dem ges-en wasser.' XV.,
LRusw. G's-s El Ndw. ,G-es Brot'; s>. Brät (Bd V
948). ,G-er Win'; s. Bitz II (Bd IV 1987). ,G-es Salz.'
,Nimb ges-s Salz [zu einem Zauber].' XVIII., HZahler
1898. ,Vor Anwendung der Folter soll der Gefangenen
ges-es Salz gegeben werden.' 1753, ADettl. 1905. S.
noch rosten II (Bd VI 1523); Rüt II (ebd. 1798).
,G. Bahnen'; s. Bd IV 1217 u. ,G. Kerzen'; s. Büt II
(Bd VI 1798). ,G-e Kräuter'; s. Bauch (Bd VI 95).
S. ferner Gund- Beben (Bd VI 43). ,Gesegnete an-
gehenkte (Bündel und) Zädel.' Gwerb 1046; vgl. Se-
gen 1 c (Sp. 448). ,So hat sich auch begeben, dass in
währender Schlacht gar Viel heilige benedicierte
Brevia oder ges-e Zädel, so in Druck ausgangen, bei
sich trugen, ob sie gleichwol mit Kugeln getroffen
worden, jedoch ganz ohne Schaden durch die Gnad
Gottes und Kraft solcher Zädel erhalten worden, dass
die Kugel entweders in ihren Buosen oder Hosen hin-
unter gefallen.' 1056, AAVilm. JzB. Mit den ges-en
,Lundell' [Lunte] soll die der Hexerei Verdächtige an
beiden Händen gebrannt werden, auch soll sie mit
ges-en Nadeln oder ,Gufen' an den verdächtigen Orten
gestochen und das Stigma des Teufels gesucht werden.
1753, ADettl. 1905. ,[I)ie Verdächtige] wird auf den
blossen Rücken mit ges-en haslenen Zwicken gezwickt.'
ebd. Subst. ,[Sie goss] einige Tropfen Ges-es [Weih-
wasser] ins Bad, damit der ketzerische Soldatengeruch
von ihm weiche.' Joach. ,Wenn man in Haus oder
Scheune Glück haben will, ist vor allem notwendig,
dass man etwas Ges-es hineinbauen oder wenigstens
irgendwo in solchen anbringen lässt.' JXPfvffer 1848.
— ß) .Vreneli, Hanss Baumanns, elend, von gottlosen
Eltern übel gesegnetes [verwahrlostes] Kind', unter
Waisen. 1692, ZWäd. (Pfarrbericht); s. o. unter 2 b.
— Y) >g- lur'> (durch Segnen) geschützt vor. .Wir
sollend uns unsers wolstands, unserer kinden und
freunden nit überheben ... Es ist nieman, wie man
gmeinlich spricht, für unfal g.' LLav. 1582. — b) bene-
deit, von Gott und Göttlichem. ,0 Got, ges. sigest
du! Nun gsich ich wol, daz alle die, so inn dich
hoffend, nüt verlassen werdend.' Haimonsk. 1531. ,Der
ges-e Gott wolle E. Gstr. sampt allen lieben Ange-
hörigen in bissherigem Sägen und aller Wolfahrt zu
Seel und Leib gnädiglich erhalten.' Gwerb 1646 (Vor-
rede). ,Ich befillen mich ... in die grose Kraft des
ges-en Lebes und Dots [Christi].' XVIIL, AAGont. —
c) entspr. segnen 3. a) , Komet her, ir gesegnoten
mins vaters!' Stimme von oben zu Märtyrern. Z Chr.
1336/1446; nach Matth. 25, 34. — ß) 'bettet und g' segnet,
von Personen, fromm und rechtschaffen UUrs.; vgl.
Bd IV 1832. — y) mit Glücksgütern gesegnet Ndw
(Matthys). — 8) euphem., „ein wenig berauscht L"
(St.2). — e) von Sachen. (Wünsch-ech) g's-i MÖlzit!
zu Essenden Aa; Bs. E" g's-s neus Jär; s. freuden-
rich (Bd VI 102; ähnlich Ar). Geb-i"s Gott en guete>,
glückhaftf, g'sunde" und g's-e" Tag! Schluss eines
Morgengebetes ZWald. ,Gott wolle Ihr Gnaden Ge-
sundheit und ges-es langes Leben ... verleihen.' 1665,
Z Schreiben (an den Abt zu St Blasien). - G'-segnet
n.: euphemistischer Krankheitsname, Rotlauf, Erysi-
pelas; vgl. Schm.'II 240; Fischer III 517; MHöfler
1899, 631. ,Eine Arznei für das Rotlauf oder Gs.,
kommt von Hitz, und so es dem Menschen zum Herzen
korat, so tödt es ihn ... So dich das Rotlauf oder das
Gs. ankörnt, so streich« [das Wasser] mit einem Fä-
derlein an den Schaden, es seie an den Füssen, Armen
oder Gemachten.' Arzneib. XVII./XVIII. — u°-ge-
segnet: , ohne Segen' Ndw (Matthys). U-i Lüt, starke
Esser BGr.; s. süffen (Sp. 347). ,Ein u-er Mensch.'
Stutz; s. un-ge-bettet (Bd IV 1832). .Weil bei disem
Beschweeren und Versägnen zum höchsten beschwär-
lich und gefährlich, dass solche u-en Leut ihre aber-
gläubigen nichtswärten Kunst nicht für und bei sich
Selbsten behalten.' Gwerb 1040. ,Der u. Sägner.' ebd.
.Ein u-er Ort.' ,[Die Obrigkeit von Bern] sol gesagt
haben: Das Mülilitall [wo sie ein Eisenwerk einrich-
tete] miesse doch in der Dat ein seer u-er Ort sein;
denn .. . im Mühlidall kenne man mit vielem Gelt im
geringsten nichts ausrichten.' JvWeissenfldh 1792/1821.
,U-e Schlachten': ,Ein unmenschlicher Selbstmörder
ist auch bissweilen die Ungedult in ... u-en, höchst-
schädlichen Schlachten, Kriegen und Niederlagen.'
AKlinuler 1691.
Alul. sZganön, nihil. ae~g(e)nen, auch Bügen (s. üs-s.); vg].
Gr. WB. X 1, 118 ff. Zu nene" vgl. die entspr. Form unter
rüjneri (Bd VI T'29). Gwerb 1646, 28 leitet das W. von
, sagen' ab. In den Z Bibeln von 1525 und 1531 ist Lu-
thers , segnen' nur sehr selten übernommen (an einer Stelle,
II. Mos. 39, 43, mit der Erklärung: ,S. ist loben und wol
sprechen'), einigemal durch ,gesegnen', meist aber durch
andre Ausdrucke wiedergegeben; s. HByland 1903, 62/3 und
vgl. die Anm. zu Segen. Gwerb 1646 braucht in Bed. 2 a
und c ,s.' neben ,be-' und , versägnen' in regellosem Wechsel;
vgl. zB. S. 43/4. Das Ptc. ge-seynet kann auch zu gts.
gehören.
ab-: durch Segensspruch entfernen. Jnmittels Lab
der Pfaff ihr das Haar abgehauen und den Wehetagen
hiemit abgesegnet.' 1601, Bs.
i°-: einsegnen, a) mit Acc. P. En Pfarrer %.,
feierlich einsetzen B; Z. ,Den 7. Nov. hat man unss
HJUster, Pfarrer zu Trüllikon, ingesägnet.' 1053,
Badernchr. ,Daruf ich [Pfr Wyss] ... von Cappel
hinweg gezogen und glücklich zu Cloten angelangt...
und nach apostolischem Bruch mit der Handuflegung
yngesegnet,' 1649, Z. Ein Brautpaar »., kirchlich
trauen B. ,So sie [eine Katholikin] sich mit ihme [einem
Evangelischen] ins. lasse, werde man sie wider nach
Baden füeren, mit Ruoten usstrichen und us dem Land
verwisen.' 1653, JJRed. (FZoll. 1905). ,NN. sind zu
Eheleuten erkenndt und ihnen auferlegt worden .. .
äussert der Gmeind sich ehelich eins, zu lassen.' 1079.
Z Ehegericht. S. auch Chind-Betterin (Bd IV 1821);
üs-bringen (Bd V 721). Eine Kindbetterin ,eiu- oder
auss.' 1642, GBern.; s. Bd IV 1821 (Beides gleichbed.;
s. üs-s. 2 und vgl. in-ge-s., sowie Schöpf 005). — b) mit
Acc. S. Es Ems i. B; s. auch Üf-ricMi-Bed (IM \1
538). , Bevor ein neues Haus bezogen wird, lässt man
463
Sag, seg, sig, sog, sug
Ml
es vom Priester eins.' FGStebler 1907 (WLö.). De"
Stal1, <T Weid »., mit Weihwasser besprengen Schw.
D' Alp *., = segnen (Sp. 458) GSa.; s. Albr. 1888, 57.
Iri.n. : Prügel het's [für das Pferd bei dem groben
Bauern] wie ehalte" Hagel g' regnet, mit Flueche" het-mer
g'wönli'h d's Heu"' i"g's'egnet. JWipfli (U). ,Den Bart
i.', scherzh. für rasieren: ,Ich liess wegschneiden mei-
nen Bart; in Frankreich geht es ziemlich hart; die
Leut, so euer Kinn rasieren, zu gleicher Zeit die Haar
frisieren, und es kann leider oft begegnen, dass wäh-
rend euerm Bart Eins, sie eure Haare regalieren mit
artig kleinen Wundertieren.' HSulzer 1830. — 1"-
segni"g f.: Akt des Einsegnens; spec. feierliche Ein-
setzung eines Pfarrers Z. — Vgl. Gr. WB. III 289/90;
Schra. »II 239; Fischer II 615; Martin-Lienh. II 337.
undere"-: mit Acc. P., „bei der Beerdigung eines
Gestorbenen die kirchlichen Ceremonien vornehmen
VO" (St.2); L (Dekan Fäsi).
üs-: 1. durch einen Segensspruch entfernen. ,Den
pfil uszesegen. Wiltu den pfll ussegen, so ergrieff in
mit den fingeren, genant golttrager, und sprich: Lon-
ginus was ein jud, L. was ein ritter, L. stach Got in
sin rechten sitten, L. nam des bluots und streich es
in sine ougen, L. ward gesehend; als gewor und als
gewiss, als er sehend wart, als gewor und gewiss gang
du, pfil, herus! In Gotes »amen amen.' Künste. 1474.
— 2. eine Wöchnerin ü. L; G; W; s. Chind-Betterin
(Bd IV 1820/1, wo auch alte Belege) und vgl. die Synn.
füren-, üs-ge-, üs-be-s., zur Sache auch Gfd 60, 55/61.
In WLö. kommt die Wöchnerin mit dem Kinde 14 Tage
nach der Geburt zum Ü. in die Kirche (FGStebler
1907). Eine Wöchnerin, die von der Alp ins Tal
hinuntersteigt, um sich dort auss. zu lassen, wird von
einem bösen Geiste entführt, der Gewalt über sie hat,
weil sie sich ohne Begleitung zur Kirche begab; s.
W Sagen * II 125/6. ,Du [Ablasskrämer] liest mir fern
...ein guldin abgnon drum, dass ich mich zuo mim
wib hat gleit, do sie in der kindbette fierzig tag was
gelegen und eb mirs der kilchherr erloubt mit sini
ussegen ... Mir nit des segnens! ich begeren sin nüt!
Ir pfaffen sind sorgklich und muotwillig lüt, unser
kilchherr gesegnet vern eine früe vor tag us, die
macht im ein jungen sun, den bracht man im zuo hus.
Des segens darf min wib nüt.' NMajj.
Vgl. Gr. WB. I 967; Sdini. 2 II 240; Schöpf 665 ; Fischer
I 514/5. Die Forin , -sögen' auch noch unter ge-s.
use"-: 1. Einen durch Segnen von einem Übel
befreien. Der in der Achsel Verhexte tuet de" Pfar'er
gräsli'* bitte", er möcht-e" b'segne", es tüeg-em schiessig
we ... Drüf hed der Pfar'' in use" g' segnet. Erz. 1855
(ScbwMuo.). — 2. = üs-s. 2 Schw; Nnw.
ver-: a) = segnen 2 a. , Der Priester versegnet mit
den StBlasiuskerzen die Hals' aScHW (Kyd). ,So hond
die Karthuser die ringle des predigischen rosenkranz-
paternosters alle mit sundrem grossem ablass ver-
segnet und gewicht, wer daran rosenkränz machte,
dass er den gewunne.' Ansb. Uneig.: ,Diser bot [ein
Bischof] wäre dem pfalzgrafen gern zuo hilf kommen,
wo er nach siner pratik hätte mögen dis Ordnung [der
Eidgenossen gegen das Reislaufen] mit guldinem kri-
sum v.' ebd. — b) = segnen 2 c. Abs. ,Ein hübsch
nüw lied von dem v. und waaffen verbinden, so yetz
in der weit löuffig.' BGlett. , Menschen, so der Un-
holdery oder ouch uff das wenigst der Apostützlery,
V. und fibernatürlichen Arznens halb, wölliches dann
die ersten Stafflen sind zur Hexery oder Zoubery,
under die Hend der Gerechtigkeit kommen.' RCys.
,Brast eim etwas an seinem Lyb, bald sucht er ihm
ein altes Wyb, die mit V. kundt umbgohn und von
uns [den Teufeln] bstellt war umb den Lohn.' GGotth.
1619. ,Zum vierten wirt das V., das ist verbottne
Spruch und Wort sprächen, ein Zaubery genennt.'
Gwerb 1646. ,Die Hebammen sollen verwarnet werden,
sich allerlei abergläubigen Sachen und Ceremonien
mit Creuzgen, Flissmen, Sprechung sonderbarer Wör-
teren, V. und anders dergleichen zumüssigen.' B Chorg.
1628/67. , Fluchen, Schweren, Meineid und zauberi-
sches V. wollen bald für keine Sünden mehr gehalten
werden.' LGernler 1668. S. noch wär-sagen (Sp. 417).
Mit Acc. S. ,Alle die jar, als er zuo Kilchperg [Pfarrer]
were bis in sin tod, da slüege der hagel nie, wand er
könde inn versegenen. Aber nach sim tod slüege der
hagel ettwie dick da.' um 1450, L Hexenproz. ,Ich N.
versegnen hüt mit Gottes bluot alle waffen guot, das
sy Gotshelgen wunden an mir eren und mich miden...'
Anf. XVI., W. ,Ich versegne dich, schooss, ich ver-
segne dich, rloss, ich versegne dich für alle wehtage,
im namen Gott des vaters . . .' 1577, B Turmb. (Segens-
spruch einer Hebamme). Krankheiten ,v.' .[Die Pfarrer
sollen predigen ua. gegen] alle die, welche krankheiten
der menschen und dess vychs v.' 1531, Bs. Einen
Beinschaden, das Tschoss genannt, hat die Angeklagte
.versegnet', indem sie Blei zerliess, es in kaltes Wasser
goss und 3o Vaterunser und Ave samt 6 Glauben
betete. 1587, L (ALüt.). .Einige Untertanen suochen
an papistischen orten bei den heiligen rat und hillf;
sie lauften, ihre zuofäll und krankheiten v. zu lassen.'
1593, Bs. ,Von Zauberei, Schwarzkünsten. V. der
Krankheiten, abergläubigen Ceremonien [usw.].' B
Chorg. 1667. Mit Acc. P. .Min stüfsun Jacob kam
uf der kindlin tag uff eim schütten von Hitzkilch, lam;
versegnet in Cristen Kolb, der seit, er wer verhext.'
Salat. NN. wurden gebüsst, weil sie ihre kranken
Kinder einer Frau zu ,v.' zugebracht haben. 1548,
Absch. .Vicli v.'; s. Segen (Sp. 447). — ver-segnet.
[Frau, die wegen einer Feuersbrunst aus dem Schlafe
geweckt wird:] Chunnt-tne" doch e"möl einisch e"chli"
vitiiger wideren a's ordinäri, so iseh-es aber awh g'wüss
wie verhöret und »..' AGvsr 1899. Attrib. ,Yon wel-
chem beschworenen und v-en Salz die Priester im
Papsttum auch gebrauchen bei Zudienung und Ver-
richtung ihres Kindertauffs; denn wann der Priester
ein Kind tauffen wil, schiebet er von disem Salz dem-
selben ein wenig in Mund, nennt das Kind mit Nam-
men und spricht: Nimm hin das Salz der Weissheit;
das seie dir ein Versicherung in das ewig Leben.
Amen.' Gwerb 1646. ,Ohne Schewen dergleichen ver-
bottne, abergläubige Sägen oder v-e Salben, Kräutter
und derlei Mittel gebrauchen.' ebd. ,V-e Krankheiten.'
ebd. — Ver-segner m. ,Ein Tschopp war der grosse
V., bei welchem man sich P.ats erholte, und dieser
hatte einen Schmid aus dem Solothurnischen zum
Lehrer gehabt.' XVII., Ochs. .Pracantator oder V.'
Gwerr 1646: öfter. Auch bei TiCvs. ■ — Ver-segnung
f. ,Es sollen alle V-en beides an Menschen und Viech
ganz und gar verbotten sein.' 1660, GiuSchams Land-
schaftsbr. S. auch Bluet-Segen (Sp. 454).
Vgl. Gr. WB. XII 1236; Fischer II 1330. S. auch die
Ainn. zu
füre"-: = üs-s. 2 ApI. (unter der Kirchentür; vgl.
Sag, seg, sig, sog, sug
Chindbetterin-Tächli); „VO." Syn. auch füren-be-s.
8. noch Bd IV 1821 (.hervorsegnen'). — In gleicher Bed.
,herfürgesegueu' bei Schm. » II 240; Gr. WB. IV I, 401«.
ge-: wesentlich wie segnen. 1. refl., = segnen 1.
Vor-ment" Herrgottschrü: soll-mo" sich g'sene" FO. D's
Weib schlahd d' Hand über <'em Ckopf z'senime" und
g'segneä-si'h. Schwzd. (GRSch.). ,Do was mier gar
angst, den ich forcht, der bär wäri vor banden, gsegnet
mich und entschlieft'.' ThPlatter 1572. ,Do fiengen
wier bed an schryen, mit den hirtenstäklinen werren
und uns gs., byss der vogell hinweg noch.' ebd. .Sich
g. vor (ab)', übergehend in die allgemeinere Bed.:
sich verwahren gegen. ,Wer wil sich gegen solchen
vermaledeiten und sogar heimlich einschleichenden
teufelsbotten [Hexen] weeren könden [!] oder vor inen
gs. oder aber gar ftiechen?' XVII., UwE. TR. ,Wir
wollen ab der Verzweiflung das höchste Abscheuhen
haben und uns vor derselbigen treulich ges.' JMüller
1666. , Fürchtet Gott und gesegnet euch früh und
späht vor dem unreinen Teufel.' FWvss 1673. ,Männig-
lich wird sich ab dem harten Schlaff des capucineri-
schen Gewüssens ges. und entsetzen.' JHFäsi 1096.
,l)ass sie [halbe Freunde] selbst durch ihre frömmelnde
Geschwätzigkeit mir mehr schaden als alle Die, vor
welchen sie sich als meinen Feinden zu geseegnen
gebehrden.' JCLäv. 1784 (,An meine Petrinische Ge-
meindsgenossen'). In Verbindung mit behüeten (vgl.
bes.): Sich b'h. und g's., ,sich bekreuzen und segnen'
ApI., ,sich in Gottes Namen bewahren' ApH., K., M.
(TTobler); Z (<. auch Bd II 179(J u.). Er hät-sx'* vor
im b'hüet und gsegnet, vor Abscheu ScHSt. (Sulger).
— 2. a) = segnen 2 a. [Weih-] Wasser g's. UwE. ,Ein
tütsch büechli vom tauffsalz und wassergsegnen.' 1562,
Inv. HsSalats. Vgl.: [Der die Nottaufe selbst voll-
ziehende Vater holt] en Hüsivürze", rüstet en Chachle"
voll Wasser, leid (T Würze" drin und g'segnet d's
Wasser. GFient 1898. Belti g's.; s. Bd IV 1834.
Dene", die vam Papst i" Rom laut d's Biitti g'segnu",
soll 's van ne" arme" Litu" I'ranku" regnu"; uf alle"
MärHu" chönne'-s' Narru" finnu", an dene"-s" hübschi
Summe" chönne" g'winnu". W Narrenspruch. .Die-
selben krütter [mit denen man die Hexe beräuchert]
sol man wychen und ges., wie man das im obsrquial
findt und gewon ist ze tund uff assumptionis Maris.'
1571, AÜettl. 1905. D' Berg g's.; s. Bd IV 1552.
,Wir lassen alle Jabre unsern Stall und unsere Matten
ges. und gehen in den Ramersberg zum Sant Wendel,
dass der 1. Gott Glück zum Vieh gebe und es gesund
erhalte.' Obw Volksfr. 1892. ,St Justus den Himmel
wird ufsperen, zu ges. Hus und Feld.' 1697, Schw.
Mit Acc. P.: ,[Auf der Glasscheibe ist dargestellt] wie
St Oswald mitt dem Bischoff Caitanus isst und ... er
[den Armen] Bladen ab dem Disch gibt; do gsegnet
ine der selige Bischoff, dass sin recht Hand nit ver-
wist.' 1661, Zg. — b) entspr. segnen 2 b. Mit Acc. P.
(od. S.). ,Und Jacob gesegnet den Pharao.' 1525,
I.Mos.47, 7; .danket dem Ph.' 1530/1; ,segenet.' Lu-
ther; TjOXö-p'jasv. LXX. ,[Gott zu Moses und Aaron:]
. . . gond hin und gsägnend mich auch.' 1530/1, II. Mos.
12, 32; .benedyend.' 1548; .segnet.' 1667 und bei Lu-
ther; eöXo-fTjoaTs. LXX. Spec, (mit einem Segens-
wunsch) Abschied nehmen von Jmd oder Etw. .Ge-
segnet nur für diesen Abend den Webstuhl, löscht die
Lampen bis auf eine aus und höret mir zu.' JSenn
(Stutz B. 1852). .Noch desselbigen Vormittags geseg-
Schwelz. Idiotikon VII.
nete das Geschwisterpaar ihre Dorfschaft bei Adams,
abstrahirend von einem dreitägigen Bleiben, das sie
gestern angekündigt' ebd. (Schwz.. Untern. 1854). ,[Die
Boten von Z] sassend zuo Flüen zuo schiff und ge-
segnotend die von Ure und fuorend ... uss dem land
Urc in das land Switz gan Brunnen.' Edlib. ,Do bc-
ruoft Paulus die jünger zuo im und gesägnet sy und
gieng auss zereisen in Macedonian.' 1530, Apostelc;.;
.segnete.' Luther; äarcaraiuvo;. S. auch gnaden (Bd
II 662 o.). Vom Abschiednehmen der Leidtragenden
von ihren Verwandten und Bekannten; vgl. danken.
.[Wir wollen] das uff dem sibenden, dryssigosten und
jarzyten niemand mitt den leidlütten von dem huss
zuo der killchen, noch von der killchen heim gan und
in sölichem einich ges. oder danken gebrucht solle
werden; aber uff dem tag der begrebt mag iederman
mit dem andern gan, wie von alter harkommen und
gebrucht ist ... Das [bei Begräbnissen in Klöstern]
allzyt der leidlütten nächsten fründ mit inen zum
alltar und über die greber, ouch von der killchen
heim gan mögen, soverr das in der killchen das danken
und ges. abgestellt sye.' Anf. XVI., B StR, Iron. Einen
.ausschimpfen, schlagen' U (Dr Müller). Mit Acc. S.
(oft ,es') und Dat. P. .Einem den Trunk (es) g.'; s.
Sp. 459. ,Do brachte er ira eins uff die ee; do gsäg-
nete sy ims und trunke.' 1538/40, Z Ehegericht. ,In
irem prassen und schlemmen band sie [die Feinde] s
einandern bracht: Es gilt uf siben Schwizer hin, die
ich will niderstechen, daruf trink ich den win ! Der
ander tet[sV] im ges. und schwuor bim sacrament...,
1569, LTobler, VL. (Lied auf die Schlacht bei Mire-
bau). ,Die christliche gute Gewonheit, bei unss Ca-
tholischen im Brauch, dass, so einer dem anderen ein
Trunk zubringt, der ander ihme denselben gesegnet
mit disen Worten: Gott und Maria, sein liebe Mutter,
geseegne es ihm!' RCvs. (Br.). ,Als er mit ihm Suppen
ass, hat er ihm den ersten Löffel foll gebracht, als
einen Trunk; der ander hielts für seltzen, sagt, er
hab gmeint, man bring eim nur den Wyn; doch so
hat ers ihm gsägnet.' Schimpfr. 1651. , Einem das
bad g.', eig. vom Badeknecht, der ein gutes Bekommen
des Bades wünscht (Gr. WB. IV 1, 4018); iron. (nach
Sprww. 1824, 54 ,noch jetzt üblich') in der bekannten
Erzählung von Konrad Baumgarten und dem Uw Land-
vogt. , [Baumgarten:] Do gab ich im warms mit einem
schlag und gsägnet im mit einer achss das bad, das
er da tod lag in der standen.' Scbadsp. (U Teilenspiel);
darnach: ,Er nam sin achs, gab im ein schlag und
gsegnet im das wasserbad, das er grad tod bleib in
der standen.' Rpef 1538. ,[Baumg. sprach:] ... ich
will im das bad ges., dass ers keiner frowen mer tnot.'
Äg.Tschudi Chr. Anders in der folgenden (offenbar
verderbten) Stelle: ,In disen dingen und ziten do begab
es sich, dass der landvogt von U. den fräffnen gwalt
mit Küenyss frow ab Altzellen bruchen wolt und in
in das bad gesägnot mit der ax, dass der landvogt tod
darin lag, wie ein schwin ingmetzget wass.' CSdter
1548. ,Ihr Schelm, ihr Dieb, ihr Räuberbuoben, wills
gs. üch in helscher Gruoben; Gott wird üch richten
nach üwerm Tuon, in Abgrund ihr versinken muond!'
JMahl. 1674. — c) entspr. segnen 2 e. ,Gang, versorg
das Vych, gsegnes wol, bett auch hierait, so schadet
im kein Übel nit.' JMabl. 1674. S. auch Ghel-Sucht
(Sp. 279). — 3. a) entspr. segnen 3, von Gott. ,Und
Gott sach es für guot an und gesegnet sy [die Ge-
Sag, seg, sig, sog, sug
ir,s
schöpfe].' 1525, I. Mos, 1,22; ,und begaabet sy reich-
lich.' 1530; ,segenet.' Luther; sü\6o[ypev. LXX. Sonst
nur in W u n sc lifo im ein ; reiche Belege schon Bd II
512/3. a) mit Acc. P. G'segn-i"s Gott uns allisamen,
in Gotts Namen, Amen! Aa (Gebet nach dem Essen).
.Gesegne uns, der gern beglückt und Segen uns von
oben schickt, auf allen unsern Wegen ...!' um 1850,
GRTschiertschen (Hausinschrift). ,Was einem Wan-
dersmann nur Gutes kann begegnen, mit allen dem
soll euch des Himmels Gunst ges.!' GR. Handwerks-
brief. ,G'seg'n Gott! dachte ich, als ich den R. ins
Haus [des erzürnten Meisters] treten sah.' Joach.
1898. G'segen-mer Gott mV Sei und mV Lib, g's.-m.
G. ml" Kamen und mV Er, g's. m. G. min Ätti und
mV Mueter, g's.-m. G. mV G'schnisterti, g's.-m. G.
mV Äni und Ani, g's.-m. G. mV Götti und Gotte" und
alli Verwandti ....' GßThs (Gebet). Vor Söllechem
well-n-Vs b'hüete" der lieb Gott und g's.! Schwzd. (Gr
Schs). .Sprach der M. daruf tugenlich zuo dem S.:
gang hein, dass dich Gott gesegen ! Du hast hinacht
gnuog böser red und swüeren vollbracht.' 1403, Z RB.
,Gott erbarme sich unser und gesegne uns.' B Disp.
1528. ,In Gottes nauien, amen! Gesegne mich hüt der
mann, der den tod am helgen crutz nam, gesegne mich
hüt die hand, die Got an das helge crutz wand, ge-
segnen mich hüt die helgen wort, die der priester
spricht, so er Got wandlett, und sin rosenfarwes
bluot das sy mir für all min fiend guot, amen!' XVI.,
W (AfV. IV 341). Als Ausruf des Schreckens, der
Abwehr, des Erstaunens. B'hüet-i"s Gott ond g'sig(e)n-
i"s Gott! Ap (TTobler); Z. G'segen-Vs der allmächtig
Gott! rüefend AUi s'sämmen [bei Erwähnung des Teu-
fels]. GFiest 1898. Der Chrank seid, betten hei« inn
Nieme"t g'lert. — No" g'segen-i"s Gott ! rüeft der Her,
ämmel d's Vaterunser werde"d -er wenigstens chönnen.
ebd. Mit Weglassung von ,Gott.' Ä g'segen-Vs, wie
rill! (weleh Eine' ! wel'H Töchter!) ,oh sieh doch, wie
viel! (welch ein Grosser oder Hübscher! welch ein
Mädchen !)' GRNuf. (Trepp). Ei b'hüet-i"s tcess g'segen-
i"s! muess Das nid e" Regel g'sV sV! Schwzd. (Gr
Seew.); s. auch be-hüetcn (Bd II 1796). — ß) mit Acc.
8. (meist es) (und Dat. P.). Kulturen uä. So, jetz
soll 's der lieb Gott g's., und denn geräte's schön, sagt
die Frau nach dem Hanfsäen GBPr. (GFient). S. auch
Mutten IV (Bd IV 578). .[Gott wolle] uns vor dem
grössten Übel, der Sundt, bewahren und das Zitliche
[die zeitlichen Güter] ges. nach unserer Notdurft.'
XVILT., Rüdliger 1875. Den Schlaf: MVs Bäebeli,
g'se Gott dV Schlaf. GJKdhn. Speis und Trank. Gueten
Abvg! Gott g'segn-i [euch] euri Gäbe", Gott g'segn-i
euer Essen und Trinke"! Enri Sü wird nümmer hinke"
[usw.] Z (Wurstlied). Gott g'segn-i 's! oder umgestellt
(auch in Gr; W, in Bs auch mit Weglassung von
Gott), verkürzt g'sey (auch Sch; ThHw., Kressib.), g'se
(auch GnHe.; GSa.) Gott! Segenswunsch an Solche,
die bei Tische sitzen; s. Bd II 512/3. Gott grüez-ich
und Gott g'segn-i 's! GrL. Gueten Öbe"d mit-enand!
Gott g'segn-i 's! Sch Gespr. 1838. G'seng-der 's Gott!
Sca (Firm.). G'segn-ech 's der lieb Gott und esseft
brav! Gl (Firm.). Gott g'segn-i 's! oder G'se- Gott!
wünscht der zu Anfang oder am Schluss des Mahles
Eintretende; im ersten Falle antwortet man ihm: Er
chönnd mithalte"! im zweiten Falle: Tanke"! AaF.
G'segn-i 's Gott! sagt der in ein Wirtshaus Tretende;
dank Gott! sagt er beim Gehn, nachdem er einigen
Gästen aus ihren Gläsern Bescheid getan WLö. Jässa
[ja so] g'segott, ivinn-er am Esse" sind! Prophet 1855
(G8a.). He nu", g'segott, wenn de Das alls abe"bri ngsch !
B (AvRütte). G'setig Gott, und schlick bis g'nueg! zum
naschenden Bienchen. Svlo.er. Scherzh. erweitert:
Gott grüess-ech, Gott g'segn-ech 's, Gott nem-ech 's und
gib 's mir! AaBt. G's'egn-ich's Gott der Her, spxs
Gott, d' Möcke" alli o" mVs Ort! het selb Büebli g'seit.
Breitenst. 1863. ,Do sprach N. : ... ich bin zers foller
wins. Do sprach er [Kläger]: so gesegen dir inn gott!
und wolt damit von im gan.' 1427, Z RB. ,Fürtrager:
Spyss und trank das gsägni Gott!' Ruef 1539. .[Kauf-
herr, der Leute beim Mahle trifft:] Das gsegn üch
Gott, ir lieben herren! [Judas:] Sitzend her! wend
ir mit uns zerren? [Kaufherr:] Dank üch Gott, es
ist nit myn fuog.' ebd. 1540. ,Hiemit gsägn euch Gott
die Speis!- Gebet Christi vor dem Mahle. MStettler
1606. Spec. beim Zutrinken; s. auch bringen (Bd V
691/2). ,Brins-der's, Eisbit! sagte allemal mein Gross-
vater, wenn er bei Tisch sein Weinglas zum Munde
führte, und meine Grossmutter sagte darauf: G'segott,
Hansjokeb!' Sch Ha. f (Neukomm). De- N. hat en
Chäntli volle- WV g'holet und üfg'stellt, da"-ner chiütn
mit si'"m Gast Gottg'segnis trinke" und B'schäd tö".
SPletscher 1903 (SchScIiI.). G'sundheit, Hans! G'seg-
der 's Gott, Hans! sagt Einer beim Trünke zu sich
selbst. Henne 1874 (GSa.). ,Demnach bracht ers ira
uff die ee; do rett sy aber: Gott gsägnen dirs! und
tranks innhar.' 1538/40, Z Ehegericht. ,Hettend sy ein
mass win, hiesse im der N. ynschenken und brechte
einer, genannt Margretha, ein trunk uff die ee, die
weite aber nit tringken; do seite er: Agtli, es gilt
dir den uff die ee, so du kein anhang hast; uff die
selbig red dann sy getrunken und gseit: das gsegne
uns Gott! Damit habe sy den becher nebetsich
gstellt.' 1541/3, ebd. ,Gott gsegnes üch!' Aal 1549.
,Prosit! Das gesegne üch Gott!' Fris. 1562. ,Aber
halb us! gsegne dirs Gott!' Haberer 1562. ,Gseg Gott!
Nun schluck fein ritterhaft!' JMahl. 1620. , Geseng
dirs Gott zutausendmal!' S Kai. 1700. Iron. ,[Ruben
zu seinen beim Mahle sitzenden Brüdern:] Üwer gott,
ir unnützen dämmer, der gsegnis üch, ir vollen schlem-
met!' Rüek 1540. Als scherzh.-iron. Ausruf: ,[Zwei
Bauern Hans und Georg erörtern den Luxus der jun-
gen Z Geistlichen; G. hat eben von den Hemden ge-
sprochen.] Ach, fahr doch fort und lass den lieben
Herren nicht so lang im Hembdli stehen . . . [mahnt
H., worauf G.:] ,So wollen wir ihm die Hosen anlegen
([Gott] gsegne Speis und Trank!).' Z Gespr. 1779. Mit
andrer Wendung: G. hat ausgerechnet, dass so ein
junger Herr nur für den Unterhalt seines Kopfes jähr-
lich 382 fl. brauche. ,Das gsegne Gott!' ruft H. ebd.
S. auch pflegen (Bd V 1224). — b) vom Teufel, in
Verwünschungen. ,Von grossem widermuot und er-
schrecken do mocht der herzog [Karl nach der Schlacht
bei Grandson] in dri tag und nachten nie nütz essen
noch trinken. Das inis der tu fei gesegne!' Z Chr. XV.
.[Die Pfaffen] fressend alles, das sie gelust, rebhüenli
[usw.], das bringt man inen uf ross und wägen. Dass
ins der tüfel müesse ge?.\' NMan.; s. auch ebd. S. 58.
.[Massigkeit spricht:] Soll man am tisch also tuon
pflegen? Das üchs der tütfel müess gesegen!' VBoltz
1551 ; s. auch ebd. S. 296 (,gsegen : underwegen'). ,[Der
fanatische Romelias zum andersdenkenden Isachar:] Ein
Humel hast gfressen on Zwyffel [vgl. Bd II 1296]; das
Ih'>
Sag, seg, sig, sog, sug
470
gsägne dir der schwerzist Tüffel!' XVI. / XVII., L
Spiel.
.Mild, gatgenm; vgl. Gr. WH. IV 1, 4015 ff.: Schm. ' II
239; Fischer III 515; Martm-Lienh. II 337. Charakteri-
stisch ist das überwiegoude Vorkommen der Zss. in Wunsch-
sätzen, wo das perfektivierende <je- von Alters her zu Hause
war. S. auch die Ainn. /u lignen.
i"-g°-sene": = in-segnen F. Nach jeder Geburt
soll sich die Frau in einer Kirche l. la". — us-ge-:
= üs-segnen 2 W (Tsclieinen); s. Sp. 463. — use°-ge-:
= dem Vor. AABb. (Frei); SFul., Thierst.
nider-: mit Segenswünschen niederlegen, hon.:
.[Wenn] die kinder nach irer art grynend und schryend,
so entspricht inen vatter und muoter ouch die dienst
mit fluochen und schweeren, oder so sy nidergelegt
und ufgehebt sollend werden, es sye tags oder nachts,
so sägnet man sy aller tüfel naminen nider, im selben
nammen hebt man sy ouch uf, das gar unchristenlich
ist.' RüEF 1554. — Vgl. .Schm. '■ II '239 u.
b'-: wesentl. = segnen. 1. refl., = segnen 1, eig. Nnw
(.mit Weihwasser oder sonst das Kreuz über sich ma-
chen, verbunden mit einem Gebet um Segen' Matthys)
und wohl weiterhin in kath. Gegenden; uneig. Bs; B.
B'segni-dith all Morge"! Nuw (Matthys). ,So galt und
gilt zum Teil heute noch der Glaube, dass, wer sich
am Morgen b'segne, dh. folgendes Gebet spreche: Walt
Gott u"d b'hüet-mer Gott mV Lib u"'> mi" Sei (mi"s
Wib u"d mi" ChindJ, min Alt u"d mV Mueter, mV
Brueder u"d mi" Schwester, mini Verwandte" u",! mini
Bekannte" u"d alli christgläubige" Lüt! den Tag über
vor Unfall sicher sei.' HZahler 1898 (BSi.). ,Wer
nie, ohne sich gewaschen, gekämmt und b'segnet zu
haben, ausgeht, dem kann kein böser Zauber etwas
anhaben.' ebd. ,Stell [am Abend] alles an den rechten
Ort, . . . dann bsegne dich und bet ernsthaft: Vater, ver-
gieb mir meine Schulden ...' Gotth. Di Alte" fäh" sich
a"fah" b's.. beim Herannahen der Geisterscbar BSi.
(JSchläppi). He nu", so gang: doch b'segne-di'h geng
z'erst, so ba¥ dass-d' Eppis merkist [von der wilden Jagd].
HNvd. 1895. Sichb's.ab Einem od. Etw. B. Die Einte"
hei"-sech direkt b'segnet [bei dem Ansinnen, ein leeres
Zimmer für eine Kinderkrippe herzugeben], die Andere"
hei" g'seit, sie welle"-sech no'h b'sinne" drüber. RIscher
1903. ,Hand die zwo [Frauen] vermeint, essigeein Geist
us dem Grab oder sunst eine bös Erschinung, und
band gschworen und sich b'segnet.' 1622, Bs Fami-
lienchr. ,[Die Hexe wird gefragt:] Weilen der Teuffei
sich bei denen Leuten, bei welchen er Gehör finde,
so anhärig stelle, ob er niemahlen keine ühnzuchten
an sie gesucht? [Antw.:] Nein, sie habe sich viel-
mahlen besegnet.' 1701, Z. ,[Dass die Frau ihr des-
wegen] aufsetzig geworden sei und allzeit vor ihr sich
besegnet und ihr Weihwasser nachgesprützt habe.'
1753, Schw (ADettl. 1905). ,Gang an einem Freitag
am Morgen freuch vor Saunenaufgang und besegne
dich, wann du aussgehest.' Anf. XIX., HZahler 1898.
In Verbindung mit b'hüete"; s. Bd II 1796 u. und vgl.
ge s. Er hät-si'h b'hüetet und b'segnet Aa; Bs; Z. Bitti,
brüchst-dich derwege" fdass-ic'' mir vu" Ziveie" de" Hof
mache" lä") nüd z' b'h. und nüd z' b's. JAllenspach.
Er het-si'* b'hüetet und b'segnet vor der trürige" G'stalt.
Breitenst. 1863. Aber händ-sieh die geistliche" Herre"
[denen der Vogt unrecht erworbenes Gut schenkte]
vor derigem Guet nid öppen aWh b'hüetet und b'segnet?
i; Miller 1842. ,[Der Teufel] lasst nicht grad seine
Wolfsklawen sehen; die Leut wurden sich sonst vor
denselben besägnen und hüetten.' Gwerb 1646. S. noch
Ge-vatter-Mueter (Bd IV 592). — 2. a) = segnen l' <t.
BettflH b's.; s. Bd IV 1834. Er ist Eine g'si", mer
hett g meint, mer chönnt Bettli b's. au-cm! AaF., Ke.
Die Lise"pintili [s. Liis-Bündel Bd IV 1365] werden
in den Klöstern b'segnet Ndw (EOdermatt 1903). D'
Bäum b's.: Früccher, wo si" Frau sälig alben am
Ostersamstig mit ''em Wieimsserchriiegli sig go" ä" Bäum
b's , heb 's all Jör Chriesi g'ge" und Ghanne"bire", a's-
me" z' Liechtmes' noch Schnitz heb chönne" ha" dermo*;
aber sit a's Die e"wegg sig, dank niemer mir a" so
Öppis. JReinh. 1901 (SL.). D'Allmänd b's.: Das Volk
zieht in Prozession auf die Allmende, die vom Geist-
lichen mit Weihwasser besprengt wird Zg. D' Alpe"
b's., nach der Alpfahrt (vgl. Sp. 458) UwE. D' Hals
b's. AaF., Ke. (AfV. IX 49); vgl. Sp. 458 u. Eine" b's.;
s. usen-s. (Sp. 463) und vgl. buti 2 (Bd IV 1910). S. auch
Segen (Sp. 444). — b) entspr. segnen 2 b. ,Es war das
erste Mal, dass sie sich nicht gegenseitig bsegneten
mit dem frommen Wunsche: Gute Nacht gebe dir
Gott!' Gotth. — c) entspr. segnen 2 c; vgl.: ,Das
abergläubige, abgöttische Beschweeren und Bes., da
man gewüsse Wort, Spruch und Ceremonieu erdacht,
zusammengeschmidet, gemachet und über den Patien-
ten oder Kranken und anderlei Sachen gesprochen und
dann denselben die Kraft, heil und gesund zu werden
oder das Bös zu wenden und enden, zugeschrieben
hat.' Gwerb 1646. Krankheiten b's. kam in ZNHasli
noch 1903 vor. Eine" b's. ,[Die Hebamme habe ihr
erzählt, das Kind habe während der Taufe geschrien
und das bedeute, dass es viel Kreuz und Elend haben
werde] aber man könne ihm Das alles abnehmen. Ge-
schwind solle sie Wein geben, und während sie, die
Hebamme, Wein trinke, solle sie, die Mutter, eifrig
beten und das Kind b's. Da hätte die Hebamme drei
Gläser Wein getrunken in den drei heiligen Namen,
und Mädeli dreimal das Unser Vater gebeten und das
Kind b'segnet recht andächtig.' Gotth. ,Von dem
abergläubigen und verbottnen Leut- und Vych bes.'
Gwerb 1646 (Titel). .Einer, der sich bes. lasst und
auff des Sägners Befehl gewüsse Gebätt spricht.' ebd.
,Der Satan hilft gern, damit er den Segner, item der
sich bes. lasst und Den, der einen zum Segner weisst,
in seine Strick bringe.' JJGessner 1702. In Verbindung
mit be-sibnen; s. Sp. 61 o. — 3. entspr. segnen 3.
B'segn [.beschütze, behüte'] -i"s" der lieb Her! (oder der
lieb allmächtig Her im Himmel dobne")! GrD. (B.). In
Verbindung mit b'hüete"; s. o. Gott seU-dich devor b'h.
und b's.! Tb. B'hüet i"s und b'segn-i"s der Herr, was
sind Das für schröcklige Zeiche"! RMüller 1842. —
b'-segnet. B's-s Wasser, Weihwasser L (JRoos). Si
heig no'h e"chli" b's-s Illenöl g'ha" und heig 's dim China
[an der verbrannten Stelle] a"g'striche" Aa Jonen; vgl.
Sp. 458 o. Bei den Klosterfrauen im Gnadental bekam
man b's-i Watte, sie auf das kranke Auge zu binden
AaF. (AfV.). , Durch solche beschworne und bsägnete
Mittel wider Wehr und Waaffen und allerlei Gefahr
verhärtet und bevestnet,' Gwerb 1646. ,Bes-e Krank-
heiten.' ebd. Von Personen: b's. si"; s. Johannes (Bd
III 31 o.). — Be-segner m. .Unsere heutigen Be-
schweerer und Besägner.' Gwerb 1646; öfter. — Be-
segnung f. ,Zum dritten ... sagen sie fräch, Gott
habe dise Heiligung und Besägnung des Salzes und
das durch seine Diener gebotten.' Gwerb 1646. - Mhd.
171
5ag, seg, sig, sog, sug
171!
bealyenen; vgl. Gr. WB. I 1610; Fischer I 910; llartiu-
Lieuli. II 337.
underen-b"-: die eingesargte Leiche unter Ge-
beten mit Weihwasser bespritzen. Vor der Chilchc"
händ-se-si üfg' stellt and uf <!e" Pfarer g'wartet, bis-
er-si chömm cho" ge" u. Dorfkal. 1892 (Zg). — use"-
be-: = usen-ges. AaF.; L (,im Haus oder in der Kirche'
Ineichen); UwE. Die Frau zog ihre Hochzeitsschuhe
an, wann si-si'* hed lö" u. AaF.(AiV-). — füre"-b«-:
= dem Vor. L (Ineichen).
Segner m., ,-erin' f.: Segensprecher(in). ,Omnes
sortilegi et carminatrices hominum et etiam pecorum,
alle segner und segnerin, unhulden, zouberin, qui
querunt phitonissas pro rebus furatis, servantes som-
nia, fata, dies asgyptiacos, et qui portant literas ad
Collum contra dolorem dentiuru vel oculorum [sind von
der Osterkommunion ausgeschlossen].' JUSürgant.
,üass vil under den münchen und pfaffen Schwarz-
künstler, tüfelbschwerer und sägner gsyn, die gspänst
und vil wunder und zeichen wol habend mögen an-
richten.' LLav. 1560. Räuberische Beschweerer, Säg-
ner und Lochssner.' Gwerb 1046 ; noch öfter. ,N., ein
vast berümbter S. und Beschwerer, welcher mit seinen
zauberischen Segenssprüchen die abgöttischen Leut
in Irtumb ufhelt.' 1604, BNid. Kapitelsakten. .Gotts-
lesterer, S., Teuffelsbschwerer.' BChorg. 1667. S. noch
Lächsner (Bd III 1045); Brot (Bd V 948); Pfnüsel II
(ebd. 1274); Schivin-Sucht (Sp. 283); Wär-sager (Sp.
418); Bluet-Segen (Sp. 454); be-segnen (Sp. 470) und
vgl. S.-Werch. — H}iA.*tgener(in); vgl. Gr. WB. X 1, 127.
Zauber-: = dem Vor. ,|Tod zum Quaksalber:] . . .
Fahrendschuler, Jacobsstäber, Rosenkreuzer, Alraun-
wieger... Gaukler und Kristallenseher, Taschenspieler,
Stelzengeher, Zaubersegner und Zigeuner nimmer sich
erwehren meiner.' GMüller 1650.
Segneri, ,-ei' f.: das Segensprechen, zauberische
Besegnen. ,Das schädlich Gift verfluochter S-ei.'
Gwerb 1646. .Zauberei und S-ei sind Geschwüstrig.'
ebd. S. noch lös-buechen {Bi IV 991) ; Nacht-mäl-Bröt
(Bd V 969); wär-sagen (Sp. 417); segnen (Sp. 460).
sggnerisch: zum Besegnen dienend. ,Die s-en
Bücher sollen durch die Chorrichter herausgefordert
und dem Kleinen Rate übergeben werden.' 1634, B
Ehegerichtssatzg. ,Die s-en Zauberwort lauten när-
risch und lächerlich.' Anhorn 1674. ,Von den s-en
Zeichen, Zahlen und Schriften.' ebd. (Titel).
Feld-Segni f.: die Feldweihe im Frühling, Seg-
nung des Feldes durch den Geistlichen GrV.
Segnung f. .Dergleichen Sünden sind die aber-
gläubischen Segnungen an Menschen und Vieh, sie
geschehen nun durch Missbrauch seines heiligen Wor-
tes oder insbesonders durch Aussprechung oder durch
Schreiben dess Namens dess heiligen dreieinigen
Gottes.' B Mand. 1763. S. auch Nacht-Mäl (Bd IV 161).
Vieh-. .Pfarrer N. in Bernhardzeil hatte die Vieh-
und Stallsegnungen in seiner Gemeinde ganz abzu-
schaffen gewusst, die sonst im Bezirk Rorschach noch
überall üblich sind, weniger im Bezirk Gossau.'
GLHartm. 1817; vgl. Vieh-, Stall-Segen (Sp. 452. 455).
— Glogge"-. ,Soll von wägen der gloggensägnung
erkent sin, das iedes gfätterte seile 3 gl. inbinden, und
soll ieder sin ürte und zehrung selber zalen, allein
was dem H. von Engelberg und der priesterschaft
kosten belangt und die, so müeh und arbeit darmit
handt, verzerend, soll es us der glocken kosten zalt
werden, sonst die übrigen alles an inen selbs haben.'
1596, Now Beitr.; vgl. segnen (Sp. 458). - Stall-;
s. Vich-S.
Segens Seg.jfs) Ar (Dim. -esli); GGold., Goss., Rh.
(■e-e-), Rorsch., T., We. (-S-J; Th tw. (so in Altish., Bal-
tersw., Hörn, Wängi, aber nicht ausschliesslich), -is(sj
GF., T., We.: SchB., Schi., St.; Th (zieml. allg.); ZSth.,
Segtsse* AaF., Leer.; BBe., E., Ha., M., Stdt; F; Gl;
GRAv.,D.,Mai.,Rh.,Thsf-e-;,V.; L(allg.); PMacf-e-;,-
GEsch., Ms, R. (ej, Stdt, Ta., T., Wb.; Schw; S; U (tw.
-e-); Zg; ZDättl., Erl. ( e-), Schwerz., -isse" AALeer.,
Schi.; PAger (issuj, Sal.; GT.; ScnBarg.,Ha.; Tn (,in
der Gegend von Fr. und Schönh. bisweilen bei altem
Leuten'); WMü., V. (-issa); ZFehr., Kn. ( e-J, Kü.,
Marth., Neer., O. (aber Dim. -essli), Stdt, W., Zoll., Se-
g%se« AaHoW., auch lt Rochh.; Bs (e-J; BBr.; GrL.,
Mai., Pr., Rh.; PA1. (.SagasaJ; GFs, Gold., Rag. (-e-J,
Sa., W.; Uw (in E. -e-, Dim. lt Matthys -isli, in E.
-esli), -ise" BGr.; PPo. (Segg-J; ÜUrs. (e-J; WBinn;
ZBauma, Seg(ejrsa GRÜbS., Seg$zen BM.; Gl (allg.);
GSa. (-e-J; SchwE., Ib.; S; ZBauma, Rieht., -ize" L
Hütten, Sese" BSi. (zT. noch nasaliert; daneben auch
Segtsse") ; GNHelf. (neben Segis) - f., PI. -e" (in BG. -i) :
1. Sense, allg.; auch spec. das Eisen der Sense S (s.
zerugg-langen Bd III 1335 und vgl. Strauw-S.); WLö.
und gelegentlich sonst (auch in ä. Belegen ; s. u.). Teile
der S. 1) der Sensenstiel: Worb (WurbJ oder Schieber.
— 2) der in der Mitte des Stiels angebrachte Griff für
die rechte Hand : Gürben{BA II 415), Hauchli (HäuchliJ,
Höchli I, Hüchli (Bd II 969. 980), Rammen (ebd. 1270),
Hörnli (ebd. 1617), Leuchli (Bd III 1013), Sehwirbel,
Wirbel. — 3) der Griff am obern Stielende, für die
linke Hand: Griff, Hauchli (HäuchliJ, Hammen, Hampf-
len (Bd II 1303), Schwibel(enJ. — 4) das Blatt (Bd V
181) mit Rässi (Bd VI 1280) oder Tangel, Buggen
und Spitz, am breitem Ende das gekrümmte Eisen
(Hammen. Zaum) zum Befestigen des Blattes am Stiel
mittels des in das Dom-Loch (Bd III 1040; auch Aa;
B) gesteckten Doms und der Zwinge" od. des S.-Rings
(s. Bd VI 1095). Wa i" 'n Üs-tage" d's Mal drüber
ferd [das Vieh weidet], da blibd fir ä" S. nid vil.
Bärnd. 1908. Mir hei" g'mäit [so eifrig], bis d' Segeze"
brandschwarz g'si" sl" ... so sV-mer fertig g'si", wo-si
[auf dem Nachbargut] no'h chüm recht d' S. a"'brücht
g'ha" hei". JReinh. 1905. Im Herbst springt fast Alles
mitenand mit Segisse" und Reche". Leuthold 1895. Er
nennt [nimmt] kä" S. ond kä" Worb, er nennt grad
de" Rechen ond de" Chorb [wenn er Streue stehlen
geht]. Ap VL. 1903. Der Fritzli, das Muetterchätzli,
wo chüm mag e" S. recht i" d1 Hand ni". JHefti 1905.
Ä" der S. stä"; s. Bd I 251. , Segensa, falx.' Voc. oft.;
UwE. Voc. ,N. hiesch im gelt urab ein segensen.' 1394,
Z RB. ,2 segessen.' 1515, BsPfeff. Schlossinv. .Die
genant Ita klagt ... ir man habe iren ... ein arm ab-
ghowen mit einer sägissen.' 1533/8, Z Ehegericht.
,Ein mäder [habe] ein mordt tan, habe an ein wysse
güppen mit langen züptlen, das ers knüpfen mog, und
zwilchhosen hab er an, trag ein sägissen uff dem
rucken.' 1550, Absch. ,N. habe zu Zurzacb ein fässli
mit sägisen gstolen, darus ettwa sechs eim umb dryg
oder vier batzen verkoufft, dessglychen dryg verzeert
und dryg für die ürten versetzt; die übrigen habe er
im gras liggen lassen.' 1551, Z RB. , Die sägisen samt
i;:;
Sag, seg, sig, sog, sug
dem wetzstein und dängelgschir.' 1556, BTunub. ,Falx,
ein sichlen, räbniässer, sägissen; falces fonarise, ein
(die) sägeisen; mäyen, das heüw mit der sägesen ab-
schnyden, desecare vel tondere prata.' Fris.; Mal.;
s. auch Haber-Reff (Bd VI 647). ,[N. habe] ein guote
sägissen verstollen und sin sägessen, so zerbrochen
gsyn, an der guoten statt gehenkt.' 1570, Z RB. ,1m
Utznacherland habe er ein alte Sägesen ab einem
Boum entwendt.' 1601, ebd.; heute noch pflegt der
Mähder nach getaner Arbeit die S. etwa an einen
Baumast zu hängen; vgl. dazu: .Wenn acher oder
matten also in holz wärdind, das man ein segessen
daran henken kan, und das nieman anspricht noch
meinet, das dann die von Rynach das holz uff sollichen
güetern wol mögent abhowen.' 1502, MEsterm. 1 882.
,üie Oesterricher fuortend [bei Sempach] mit inen ...
ouch gar vil Mäder mit Sägisseu, im Willen, dem
armen Landvolk das Korn abzuoschniden.' JJRüeger
1606. .Sägeisen, Sense, feenaria fall.1 Red. 1662. ,2 Sä-
gissen samt den Würben.' 1665, ZWoll. luv. ,Falx
fenaria, Segeisen (Sägeisen).' Denzl. 1666. 1716. ,Die
Fraw bringt [ihrem Manne] Sägissen und Schinhuot.'
JMabl. 1674. ,Es ist den Knechten [beim , streunen']
wohl anzudingen, dass sie den Brüsch, Büesch [V], die
Stauden sorgfältig abhauen und soweit in allen Ecken
herum nehmen, als es immer die Segese erleiden mag.'
1775/82, ORingholz 1908. Eigenschaften der S.
,Was gienge dem Wiesenbauer und Wildheuer über eine
gäbigi S.! eine, wa-mu [ihm]-sic'' gued i" ä" Handgi'd!
Barnd. 1908. ,Uli fand keine einzige Segessen, die
sich ihm in die Hand schickte.' Gotth. Im Vergleich.
E" Zunge" het 's wi-n-e" S. HBlattner 1902. ,Er [! ein
wildes Pferd] hat als wol howend [Zähne] als ein
sägess; wann es ist kein hämisch so stark, den er
nüt zerstosse mit den zennen.' Morgant 1530. ,Sy
[Rengnold und seine Gefährten] hattend wenig wyder-
stantz, sy schluogendz nyder wie ein sägyss das gras
vor ir.' ebd. .Falcatus, krumb wie ein sichel oder
sägeisen.' Fris.; Mal. Der Bah ist g'si" w'e vu" alte-
Segeze", er ist gar nie müed vorde". CStreiff 1908;
der selbe Vergleich unter Joch-Ring (Bd VI 1090).
D' S. reise" (Bd VI 1308), tängfeße", wetze" (s. dd.),
russ macht" (Bd VI 1270). Dängelhammer, Dängel-
stock, wenn die nid mache" scharpfi Schneid, kei" S.
dur'* d' Halme" geit. UDürrenm. ,[Die jungen Ge-
sellen, die am warmen Berchtoldstag 1661 im Rhein
badeten] sind zum Andenken mit Rächen und Gablen
in der Stadt umher gezogen, haben auch Segis bei
ihnen gehabt, habend dieselbigen gewetzt, als wan sie
wollten Grass mayen und es Heüwens Zeit seie.' 1661,
Bauernchr. ,Lass ihnen ihre Erquickungsstunden also
eingeschranket sein, dass selbige nicht länger währen,
als es den Kindern notwendig und zur Gesundheit
dienstlich, eben wie dem Mäder das Wetzen seiner
Sensen oder Sägesen.' Bs evang. Bott 1681. Eine gut
geschärfte S. haut icie Gift (s. Bd II 134), wie es
Schwert GlMoII. S. auch mutt (Bd IV 571); Perga-
ment (ebd. 1565). Im Volkslied. Was nitzt denn ä,,ch
d's langete", tee"" d' S. nit haut [usw.] üürs.; s. auch
Ap VL. 1903, 33 und vgl. Sp. 187 o. Im Herbst, du
neme"-si d' Segesse" her und säge", si welle" ga" mäije"
B (Lied vom Brienzer Bürli). So chunnt-me" hei"'
[abends von der Feldarbeit]: dö het kei" Veh kei"
Hämpfli weder Gras noch Chle . . . Me" nimmt e" S.
vo" [e" Sichle" us Aa; Z] der Wand und holt e"chli"
im nächste" Land. Tu Bauernlied (Schwzd.). Sprww.
E" S., es G'wer und e" Frau a"certrouet-mer de"" sust
nid imen ledere". JRoos 1908. ,Die ros, so am ersten
und maisten blüet, verschwellet und last zum ersten
die bletter fallen: ie hücher das gras, ie neher der
seges.' Kessl. Wetterregel: Wenn de" Mädere" d' S-e"
ob ''im Morgenesse" roste", sr gibt 's ander Wetter BsL.
(Seiler). RA.: Das ist nur eso wege" Segisse", scherzh.
Entstellung für ivege" Se'bem, ausweichende Antwort
Z (Spillm.). Glaube und Brauch. ,Ein Tausend-
künstler in LRusw. war im Besitze einer so guten
Sense, dass er ihr beim Mähen nicht nachzulaufen
vermochte, und die beim Aufhängen dicke Eisennägel
zerschnitt.' ALüt. Wunden von Sensen und Beilen
sollen ganz besonders leicht giechtig [entzündet, bös-
artig] werden. HZahler 1898. Bei Gewittern legt der
Hausvater drei Sensen, die Schneiden abwärts, vor
dem Hause übereinander, um den Blitzschlag vom
Hause abzuhalten ScHwlb. (Lienert). In BSi. dagegen
wird nach DGemp. 1904, 359 eine Sense oder ein Beil
mit der Schneide nach aufwärts unter die Dachtraufe,
in L ebenso vors Haus gelegt, dann gehe das heran-
ziehende Hagelwetter ohne Schaden vorbei; lt L Haus-
kai. 1870 wird nämlich die Unholdin oder Hexe, die
das Hagelwetter verursachte, durch die aufwärts ge-
kehrte S. verwundet und ihr dadurch alle Zauberkraft
geraubt. Über den alten Brauch der S.-Henki in Gr
s. Bd II 1466 und Schweizer Bauer 1907, 68. Dem
Imb mit der S. Ute"; s. Bd I 234. S. in formelhafter
Verbindung mit , sichlen'; s. Sp. 188. ,Mit s. und s.';
dazu noch: ,Dass fürohin in dem Holz Mathobel ge-
nant . . . weder mit Rossen, Hörn- oder anderem Vieh
. . . geetzt solle werden, sonder was Jeder mit der Sägis
oder Sichlen bekommen könnte, mit selbigen er ab-
fahren möge und solle.' 1677, GFlaw. ,(Vor und) nach
s. und s.'; auch ,segens' allein. ,[Die Gemeinde GBem.]
hat verainbaret, das alle ackher, wisen, bomgarten . . .
die von alter her zuo dem getratt hörent, vor der
seges und nach der seges usslegen sond.' 1432, Zellw.
Urk. ,Wir haben ouch fürbass gesprochen und erkennt
von des hofs wegen genannt Bürisweilen, dass die von
Bernang . . . darauf und ab ir tratt sollen haben . . .
und dann die zwei jar vor und nach der seges sollen
die von Bernang die vorgenannten NN. an demselben
guot und tratt unbekümmert ... lassen.' 1440, ebd.
(tw. modernisiert). ,Mit den rietwysen, die man nun
einest zum jar höwet, ist erkennt, dass man die selben
vor und nach der sägis offen beliben will lan, ire zeit,
wie dass von alter bar gebrucht ist, nemblich an Sant
Jörgen tag schlacht man die yn, wenn sy abgemäyt
sind, wider uss.' ZElgg Herrschaftsr. 1535; s. auch
JNater 1898, 375. Der Gebrauch der S. behördlich
eingeschränkt. Es wird bei 5 Pfd Busse verboten,
an den ,bördern' und in den Wäldern ... zu heuen
und die , segessen' zu gebrauchen. 1592, UwSa. ,Wer
in Banhölzeren Sichlen, Sägessen etc. brucht: ... Das
Niemand weder Sichlen, Sägessen, Pflüeg noch andere
derglychen Ding in unseren Höheren bruchen solle
[bei 10 Pfd Busse].' B GS. 1615. ,Für diss Jahr soll
die Alp Gerschni besetzt werden . . . Item ist ernstlich
verordnet worden, dass Keiner sich understehe, vor
Michaelistag einige Segesen auf diser Alp zuo ge-
brauchen.' 1702, UwE. Vgl.: ,N. hat mit der Sägesen
im jungen Hauw gemehet: 8ß [Busse].' 1710, Z. Die
S. im Betreibungsrecht: ,[Von der Pfändung sindj
seg, sig, sog, sug
ussgcnonnuen Sägessen, Schällen, Waagen, Scliliffstein,
Wetzstein . . .' GrD. LB. Die S. als Handelsware.
.Schynhüet, rächen, . . . sägissen' sollen ,am Münster-
hoff' feilgehalten werden. 1564, Z RM. ,Der Isenhänd-
leren Tax: für ein Sägissen 12 ß 6 d biss in 13 ß 6 d.'
Bs TOrdn. 1646. N., der Eisenkrämer, wurde bestraft,
weil er, anstatt ,Trichlen und Segissen', andere Waren
feilhielt und so in den Handel Anderer eingriff. 1657,
FHaas 1909. Zoll. ,100 Sägeisen, tut eiD Soume
13 st. Ein Schynysin, ein Schar, ein Segensen, von
jedem 1 d.' XIV., Bs (Ochs). .Klein ungelt: ... ein
stürzen segensen, sychlen oder nüwer swerten bränd,
hie verkoufft werdent, do git ie daz pfunt 1 d., und
waz sin durch unser statt gat, do git ie der soun 1 ß.'
1379, ZStB. ,Von 100 segisen 4ß st.' Hü. (AAAar.);
ebenso 11 15, AaB. (Arg.). ,1 wagen mit segessen 10 ß.'
1503, AaB. StR. ,Von einer jeden sägissen-legelen ...
2 ß.' 1595, AaL. StR. ,Von einer Sägissen 1 V[ierer].'
B Kauf hansordn. 1754 (Zoll an den Toren). ,Ein Schar-
eisen, ein Schieneisen, ein(e) Sägesen ... zahlt jedes
im Hinaustragen 2 Pfenn.' Bs und Z Zollordn. XVIII.
Unter Bedingungen zollfrei. ,Von dem kessel, dem
kessin, der phannon, dem wegensen, dem messer, der
sengenson [Var. ,segense'] gent die lütc enkein zoln.
die ir flucht in der stat hant, ob si si koufent ze irm
nutze; kouffent aber si si, daz si si verkouffent, si
gent einen pfenning.' F Handf. 1249/1410. ,Wiewol
die von Beüren zu Solothurn zollpflichtig sind, so
haben doch wir zugelassen, ob dieselben von Beuren
auf unser Jahrmärkten oder sonst im Jahr Einer drei
oder vier Sägissen ... zu seinem Hausbrauch wurde
kauffen, dass sie darvon kein Zoll geben sollen.' 1742,
S(Absch.). Die S. als bäurische Waffe. Wo der Tifel
durch d' Gärtem apper cho" isch, do sind-s' mit S-e"
mid-em z'wegg und heind-en in d's Bimndli gesprengt
und heind-e" lamme" g'schlage" URealp. [Unsere Alt-
vordern haben die Freiheit erstritten] mit S-e" und
Mistfurgge", mit Morge"dsterne", Helibarde" und Spann-
furgge", churz mit Allem, was haut und sticht. GFient
1898. D' Liit sind mit Hälibarde", Chnüttle" und alte"
Schwertere" derdher cho" .. .uf der Bürsami sind d' S-e"
'dängelet worde". MLienekt 1891. D' Hö'huachte" hei"
'brunnen, u'"> wo-n-er [Landvogt Tribolet] isch ane"
cho", het-men im mit Plegien u"" S-e" g'lüsset ... vo"
allne" Site" het-er nume" noch Mistgdblen und S-e"
g'seh". Loosli 1910. Die Kriegssense als eigentliche
Waffe; s. Müller-Mothes II 600 (mit Abbildung). ,Ein
Reuter soll . .. allzeit zum Vorraht haben etliche Huff-
eisen, Huff- und ander Nägel, einen Schmidshammer,
Zangen, Sichten, Sägesen [1667 .Sägeisen'], Schuoh-
macherahlen ...' Kriegsb. 1644. 1667. Dazu (?): ,N. hat
gelöst 2 pl. zuo Losann us einer segessen [aus der
Burgunderbeute].' 1476, B (Z Anz. 1900, 40). Als Em-
blem des Todes. Wie hat die fürchtig Chnoche"g 'statt
im Zorn e" Seges g'no" ... G Kai. 1854. ,Hiemit flucht
die jungkfrouw, so tuot der Jüngling, sam wöll er
ouch fliehen, so erwüstht ihn der tod mit der hülzinen
sägessen.' JKolross 1532 (Spielanweisung). ,Mors, todt,
bringt ein sägissen, spricht: ... myn sägsen [!] muoss
ich jetzund wetzen, das sy mög scharpf schniden und
hauwen.' VBoltz 1551; nachher der Acc. ,sägyss.'
S. noch S.-Mann 2 (Bd IV 277; auch Ap; Z). — 2. Sä-
gessen BsStdt, Seg.„s(se") ZWth., Säge. — 3. das Stern-
bild des Orion. Syn. Himel-S. , [Gott] machet den heer-
wagen, die sägeisen und die gluckerin [Bd II 620/1]
mit iren jungen.' 1560, Asios; dafür , Orion.' 1531/48.
1667. — 4. Segrsse", .unterer Teil des Rockes bei den
Bauernfrauen' S.
Ahd. 'seijasna. sügeana, -Una, gew. eVgatwa, -rnm, -iitm;
mhd. trgens(e) mit zahlreichen Nbformen (Leser 11 849);
vgl., bes. auch zu den Formen, Gr. WB. X 1, 604 ff. Ana-
logien zur laut). Entwicklung des Bildungselements bietet
»am. \\;«j.nnrn, auch die volksetym. Umbilduug zu einer Zss.
mit /«<■« findet dort eine Parallele. Das vereinzelte ,Sehensen'
(ISIS. ZgUAg. Kauf'br.) wird Schreibfehler sein; vgl. indessen
Sächeze" neben Säg- bei Martin-Lienh. II 336. Bed. '.' (auch
eis.) beruht auf Vermischung mit dem verwandten eege. Sage ;
nur ist die — übrigens nicht bestätigte — Form mit ri für
Bs auffällig, da ,Sägc' dort ä hat (s. Sp. 4'23). 3 auch tir.
(.Segues' neben ,Sibengestirn' und , Wagen' DM. III 462),
steir. (Unger-Khull 590) und kämt. (Lexer 1862, 232);
ebenso ungar. Ähnliches auf frz. Gebiet: Der Gürtel des
Orion heisst in der Provence ua. mancht defaux, in Chätel
St Denis les troin faucheurs ; verbreiteter ist die Bezeichnung
räteau, ratetet. 4 ist unsicher überliefert, und viel!, besser
zu streichen. — In Namen. Zur .%;«", früher Name
einer bekannten Wirtschaft in AaB. (noch bei DHess 44),
schon im XV. (.Dem wirt zur Segensen ze Baden 4 ß ver-
stoln.' 11 12. ZliB.I; heute .zur Sense' und auch allg. so
genannt. .Sägissen', Hof in UwBegg. (Leu, Lex.); vgl.: .Ein
Ort heisst au der Sägissen, von der Gestalt, so das Gebürg
daselbsten hat.' RCys. 1661, 242. .In der Sägissen', Hof
Z.Uh b liirm. ,Sägis- Acker' ZEH. .Sägis-Hörner' (SatjUen-
-Horen. Bärnd. 1908) BO. .Sägezeu-Matt' SBib. Famiüeuu.
, Segessemann' BSeft. ; ,Segens-Man.' 14 05, ,Sägis-Mann.'
154S, ZWth.
G logge"-: Sense mit einer Glocke als Fabrik-
marke? .Ausgaben: 1 Gloggensägesse 1 fl. 35.' 1809,
ZStdtHaush. — Vgl. Trübet-S.
Hirael-: = Segens 3. ,Narr: Wen ich Himelsägesen
gse1' und Alles ist verdeckt mit Sehne, so wird mihi
meinen [1. ,niemen'] sögen z' Glaub, das sich Neuwer
werd meyen z' taub.' PSpichtig 1658. — Das Sternbild
des Orion ist bei uns iu Winternächten sichtbar.
Heuw-: Sense. ,[Die Walfische] habend lange
streimen oder hörner ob den äugen ... gemeinklich
8 schuoch lang, gleich einer höuwsägesen.' Fischb.
1563. — Ahd. houwiseganea. Vgl. auch Gr. WB. IV 2, 1294.
Ma(j)-: Sense Ap; GlH.; GBuchs. — Auch eis.
(Martin-Lienh. II 336).
Rut-: = dem Folg. ,1 rütsegessen.' 1515, BsPfeff.
Schlossinv. — Ahd. riuuegatua, falcastrum.
(Ge-)Schwänd-, Schwant-: grosse Sense zum
.Schwenden' BoE. ,Das Abschneiden [der Unkräuter]
geschieht bei den krautartigen Gewächsen mit der
Sense oder der Sichel; auch kleine Holzgewächse
lassen sich mit der Sense abschneiden; man hat zu
diesem Zwecke gewöhnlich kurze, aber stark gebaute
Stahlsensen, die gut geschliffen und an einem starken
Worb befestigt werden, die sog. Stauden- oder Seh wendt-
sensen; mit einer solchen Sense ist man im Stande,
bis fingerdicke Stauden abzuschneiden.' FGStebler
1899, 16 (mit Abbildung). — Stüde"- s. das Vorige.
— Stahel-: Sense aus Stahl. Barnd. 1904, 336. —
Strauw-: zum Schneiden von Häckerling gebrauchtes
Sensenblatt S. — Trubel-: S. mit einer Traube als
Fabrikzeichen. Bärnd. 1904, 336.
Segenser in.: 1. Sensenschmied. .Segenser gent
alle iar von ie dem hundert segensen ß V.' 1375, Seg.
RG. ,Wie vil die segänser essen haben sollent: . . . das
enkein segenser in sinem hus ... nie essen haben sol
denn ein esse und ein kleins esslin, und nit nie knech-
ten haben sol denn drye knechte, also das er selb
177
Sag, seg, sig, sog, sug
viriile sy, die werclien zuo den segensen; and sidleiil
von ie der segensen drye pfening ze ungelt geben,
als vil si der machen!' B StR. — 2. Vogelname; B.
im (Bd III 951/2); St'cWer 3 (Sp. 190).
Beide Bedd. auch bei Gr. IVB. X 1. 612. Zu 1 der Fa-
milienn. ,Segesser', gespr. Segisser L{.Segens(s)er.' XIII./XVI.,
im XV. XVI. auch ,Sägens(s)er' ; .Segesser.' X1V./XVI.. im
XVI. mich , Sagesser, -isser, Seggisser'; vgl. auch Leu, Lex.
XVII •!', :!:!. Suppl. V 481/2, wo ,Segescr, auch Sägiser'),
früher auch in AaMell. (von L ausgegangeu ; ,Kuodolf Se-
genser.' 1294, ,R. der S.' 1297); Bs (,Chnonradus dictus
Segenser de Lindaugia, civis Basiliensis.' 1292; .Johannes
Segenser, capellanus.' XIII., bei Leu, Lex. aaO. seit dem
XVI.); B (XV./XVI., nach Leu, Lex. aaO.; bei Ansh. .Senser
oder Segesser'); GStdt (XV.; vgl. Leu, Lux. aaO.).
Se'gi (PI. -ine", -ene") Th (Boden- und Untersee),
Segine" Segene", Z- AALauf.; Bs (dem Rheine nach)
— f.: grosses Zugnetz. Syn. Segenen-Garn (Bd II
423). In AALauf. ein etwa 70 m langes , Ausländgarn'
oder Schleppnetz; es wird am einen Ende befestigt,
mit dem andern Ende fahren die Fischer in einem
Weidling in den Strom hinaus und wieder in einem
Halbkreis zurück; oder sie bedienen sich zweier Weid-
linge und fahren mit denselben halbkreisförmig wieder
ans Ufer (Syn. Ise"-Garn mit Bez. auf die zur Be-
schwerung unten angehängten Eisenklümpchen). Bei
den Bs Rheinfischern ein 40/50 ra langes Netz mit
3 cm weiten Maschen, das bei trübem Wasser zum
Fang von Hechten und Aschen verwendet wird; es
ist (oder war) in BsStdt Eigentum der Schiffergilde
(Seiler). Am Boden- und Untersee und dem dazwi-
schen liegenden Teil des Rheins: ,Die Segin ist das
grösste Garn, welches unsre Fischer gebrauchen; jede
Seite desselben besteht, ohne den Sack, aus 7 Stücken,
deren jedes 15'/4 Konstanzer Ellen enthält, so dass
jede Wand 10G3 U Ellen lang wird; die Höhe (Breite)
enthält 32 Ellen und der Sack 17 Ellen. Dieses Garn
wird nur in der Tiefe des Sees gesetzt und kann
wegen seiner Schwere nie auf das Land gezogen wer-
den. Man gebraucht es im Frühling und Herbst
Tag und Nacht zum Fang der grössten Fischarten.'
GLHartm. 1808; darnach Tb Gem. 94; vgl. auch Lie-
benau 1897, 38. Nach JCMörikofer ist die S. 900
Ellen lang und in der Mitte 15 Ellen tief, so dass sie
den ganzen Rhein überspannt und so tief gründet,
dass sie bis auf 60 Fuss in die Tiefe gehen kann;
sie wird zwischen zwei Seilen, den sog. Art [s. Bd
I 388/9], befestigt. Über einzelne Teile der S. s.
noch unter Flossen (Bd I 1214); Gupf 10 (Bd II
391); Chegel 3 b (Bd III 180); Bündel 1 a ß (Bd IV
1363); Brämos (Bd V 607); Sack. In THErmatingen
und Landschlacht, früher auch in Gottlieben, spec.
zum Fang der Gangfische. , Längst werden zu Gott-
lieben die Gangfische nicht mehr, wie früher zum
Teil, mit der Segi gefangen, sondern allein in den
Fachen. Statt der Gangfischsegi wird dagegen eine
weitmaschige Segi gebraucht, welche den ganzen Rhein
überspannt und bis 60 Fuss in die Tiefe gründet.
Mit dieser Segi wird von Neujahr an in verschiedenen
Zügen, von der Konstanzer Ziegelhütte an bis zum
Gottlieber Espen, der Rhein völlig ausgefischt, bis er
sich allmälig von unten und von oben wieder mit
neuen Fischen speist.' Th Beitr. 1 4 (wo noch Weitres).
,Plaga, sagena, segi ald groz netzi.' Voc. opt. ,Es hat
och ain her von Ow die rechten, wen er her kumt,
so sond die, die spisslaib tiemend. ietlicher ain riwdei
und ain wid neinen und sond aiuen herren vueren,
wen er über see wil; war och das airn [1. ainr] ain
seg[i] oder ain watt aingesezt hett ..., sieht er, das
ain herr über see wil, so sol er uss varen und soll
ain herren helffen vueren.' XIV., TuErm. Offn. (Weist.
I 240). ,Ain herr von Clingenberg hat zins von denen
von Gottlieben järlich vierzig felchen ... und sol man
sy mit den seginan ungesumpt län von dem Stainzuig
unz zuo der Gruob, von Sant Martins tag bys zuo
Sant Ottmars tag.' ebd. ,Ab der segi gond ally jar
[von den 13000 Gangfischen, die Gottliehen jährlich
dem Konstanzer Bischof liefern musste; s. Bd 1 1100]
zehentusent entzwüschen dem zwölften tag ze wyhen-
nächten und der liechtmess . . . Item wenn man daz
selb garn machet und bessert, so git man den knechten
ain halben aimer wins, zwölf brot und ain halb
schaff...' 1521, TiiGottl. Offn. ,Der herr zuo S. Lnci
fraget, ob ouch Sünder in der kilchen wärind; hie
fieng der pfarrer [Comander] an von der säginen sagen,
so allerley fisch zuosamen samlet; deren war das rych
Gots glych.' SHofmstr 1526. ,üas kain vischer das
ganz jar nit mer haben, brachen noch füeren sol dann
drüw sail an ainer segy.' 1534, G Rq. (Fischerordnung
für den Bodensee). ,Der herren [des Bischofs von
Konstanz und des Abtes von St Gallen] segi sol zur
wochen zwen tag, uf welichen sy wellen, zogen und
gebrucht werden, der gestalt dass sy uf jeden tag dry
züg, zwen vormittag und einen nachmittag, tuon sollen
an iren gebürlichen orten und enden wie von alter
har.' 1544, Fiscberordn. für den Bodensee (Th Beitr.
34, 109). ,[I)ie Fischer auf beiden Rheinufern haben]
allerlei unzimbliche garn, benamptlichen watten, streift-
oder zipfelbehren, segen, schaffwatten und andere mehr
dergleichen enge verbotene gezeug durch das ganze
jähr... gebraucht.' 1598/1652. Fisiherordndng; s. auch
Blüemli-Ber (Bd IV 1457). Übertr. a.) Genossenschaft
der Fischer, die zs. eine S. haben TuErm. ,Zur Hand-
habung einer S. sind wenigstens 4 Mann notwendig,
die das Netz gemeinsam erstellen und den Fischfang
in Compagnie betreiben; in Ermatingen sind drei ge-
wöhnliche Segine": die alt, die jung und d' Blattner-
Segi, die, anstatt wie früher sich alle bessern Plätze
streitig zu machen und sich gegenseitig zu befehden,
den Fischfang gemeinschaftlich betreiben.' — ß) Fisch-
zug mit einer S. ebd. (ONägeli 1898, 15. 20).
Ahd. alts. seyina, nihil, seyen(e), srge, Lehnw. aus lat.
m,jena; vgl. Gr. WB.VIII 1648/9. X 1, 81, zur Sache bes.
noch Kluuziuger 1892, 197/207. Die laut]. Entwicklung
entspricht der von Chetii, Cheltene" aus catena (Bd III 563).
Das W. ist bei uns heute wie nach den ä. Belegen auf das
Bodeusee- und untere Rheingebiet beschränkt, mit einziger
Ausnahme von SHofmstr 1526 (Comander, der das W. dort
gebraucht, stammte aus Maienfeld). Vgl. auch folgende auf
den VwSee bezügliche Stelle (wo das W. aber .Fischenz' zu
bedeuten scheint): ,De tribus piscinis scu sageiiis in M.-rli-
schachen, in Tribschen et in Curia pisceB ministrantur . . .
quibua pisciuisseu sagenis providere debet contrarius rlan-tri.-
1307, Gfd (Einkünfte des Klosters in Luzern).
Gang-fisch-: Segi für den Fang der Gangfische
Th (Boden- und Untersee). ,[Die] Gangfiächsegin
unterscheidet sich von der vorigen [der gew. Segin]
vornehmlich durch noch einmal so enge Maschen, und
dass sie keinen Sack hat; die Breite des Garns unter-
setzt den Fisch, dass er sich im Game und dessen
Bauch selbst fängt. Diese Segin wird zwar vornehm-
Sag, seg. sig, sog, sug
lieh gegen die Gangfische gesetzt, doch werden damit
auch Hechte, Forellen, Felchen etc. gefangen. Un-
gefähr um Sommer-Johanni wird sie in den See ge-
setzt und bis gegen den Winter, wo sich die Gang-
fische verlieren, morgens bei anbrechendem Tage und
abends von 4 bis 6 Uhr gebraucht.' GLHartm. 1808.
S. auch unter Segi. Auch vom Fischfang mit der G.
(vgl. Segi und Hasel-S.): [Von alten Sitten, Gewohn-
heiten und Redensarten der Fischer] hät-sich am meiste'1
noch bi der G. erhalte"; drum wemmer dere" z'säme"
e" B'süechli go" mache". ONägeli 1898. 18 Fischer,
die sog. Segi-Manne" (Bd IV 277), sind dabei beteiligt.
Bald nach Martini wird die G. aus den einzelnen Netz-
stücken zsgesetzt, probiert (s. chesslen 6 Bd III 521)
und dann 2 bis 3 Wochen in der Laichzeit der Gang-
fische benützt. Es wird je abends '/s 1 Uhr und nachts
9 (oder 11) Uhr mit einem Zuge begonnen, bei ganz
guten Aussichten wird oft die ganze Nacht durch ge-
fischt. Drei Schiffe sind dazu erforderlich: der Segner,
das Cheuffer- und das Streck- Schiff (s. dd.). Vgl. Hl.
Kai. 1853, 155 (JCMörikofer), insbes. aber ONägeli,
D' Gangfischsegi, e" humoristisches Kulturbild us de"
Fu'fzgerjöre". 'Frauenfeld 1898. — Halde"-: Segi,
die nur an der ,Halde' (s. Halden lb Bd II 1174)
gesetzt wird Klunzinger 1892, 199 f. — Hasel-:
grosses (,die ganze Breite des Rheins durchschneiden-
des') Zugnetz mit engen Maschen, womit neben grös-
sern Fischen auch die kleinen Hasel (Bd II 1873)
gefangen werden ScHSt. Schon im XVI.; s. Segenen-
Garn (Bd II 423). Übertr. vom Fischfang mit der H.
SchSI (Sulger). .Wenn an der Haselsetzi [1. -segi]
die Fisch in Löchern stecken, so steckt noch eine
Kälte dahinten.' Sprww. 1824. — Lomm-, ,Lomb-,
Lumb-': Segi, .deren Maschen beim Zuge offen bleiben,
so dass das Garn sich in die Tiefe senkt.' Bodensee
(JCMörikofer); Gegs. Rack-S. Vgl. auch GLHartm.
1808, 76 (.Lomsegin'), ferner L.-Garn (Bd II 422).
,Zum zwainzigisten sollen die lumb- [Var. ,lomb-'] und
schwäbseginen, ouch clussgärner, acht tag vor Sant
Jörgen tag biss ussgenden mayen nit uff wysem sand
oder grund, sunder fünf klafter innenthalb der halden
gezogen und geprucht werden, zu beschirmung des
hürlinglaichs.' 1544, Fischerordn. für den Bodensee.
Mit Ausnahme des Eglilaichs können die .lombseginen'
das ganze Jahr gebraucht werden, ebd. (Absch.).
Rack-. ,Raack-Segi[!] heisst diejenige Segi, welche
zum Fange kleiner Fische auf der Fläche gebraucht
wird und beim Ziehen sich straff zszieht, so dass sich
die Maschen enge schliessen wie eine Wand.' Bodensee
(JCMörikofer); Gegs. Lomm-S. ,[Bei der ,Waad'] blei-
ben alle Fäden gespannt, das Netz ist straff einge-
spannt oder, wie man am Untersee sagt, rack gemacht,
daher das Netz auch Rackwatt oder R. heisst.' Klun-
zinger 1892. Vgl. auch GLHartm. 1808, 76. Noch als
attrib. Verbindung: ,Zum nünzechenden sollen die
raggenseginen durch das ganz jar in der wochen nit
mer dann dry tag . . . uff yeden tag mit sechs Zügen,
nemlich vier vor mittag und zwen nach mittag . . .
zogen und geprucht werden.' 1544, Fischerordn. für
den Bodensee. — In Th Gem. 94 verdruckt .Sacksegin'
(neben , Lomsegin'), darnach bei Liebenau 1897, 38.
Schweb- s. Lomm-S. und vgl. Schweb-Garn (Bd
II 424).
Segner m.: 1. (auch grosse'' S.) grosses Fischer-
schiff, in welchem die Segi (s. d.) geführt wird Th
Bodensee (so Erm.). ZwüscheH aem Dorf und der
Au ... fare'd im grosse" S. oder im Gundeli umme"
Fischer, wo schwemmend und zocke"d ... ONägeli 1898.
S. auch rangschieren (Bd VI 1113). Der S. wird immer
auf Borg angeschafft, das Geld von dem Wirte, bei
dem die Segimanne" ihre Herbergehaben, vorgeschossen
(Preis ca 1000 Fr.); er wird abbezahlt aus dem Erlös
der sog. ,Unfische', dh. der grossen Fische, die dem
Zug der Gangfische in räuberischer Absicht folgen
und mitgefangen und an die Händler verkauft werden;
s. ONägeli 1898, 34. — 2. „Schiff von 180 Fass La-
dung. Bodensee", grosses, breites, aus Eichenholz ge-
zimmertes Lastschiff für den Getreide- und Salztrans-
port von Lindau und Bregenz nach Rorschach, Konstanz,
Überlingen, Radolfzell und Steckborn (Boden- und
Untersee), ,das ehemalige grosse Lindauer Schiff, bes.
für Steine und Getreide, nur durch Grösse ausge-
zeichnet.' Nach einer Angabe das grösste Schiff auf
dem Bodensee; dagegen: .[Kleiner als die Lädinen und
Halblädinen sind] die Segner; ein S. muss 68 Schuh
lang und auf dem Grunde &7s Schuh breit sein, üb-
rigens proportionirt, dass man 100 Fässer Salz oder
200 Malter Korn darin laden kann; man hat ausser
diesen Schiffen auch noch Halbsegner.' GLHartm. 1808.
.Grössere Schiffe haben wie die Lastschiffe oder Segner
des Bodensees ein hohes oblonges Segel.' Klunzinger
1892; dazu die Anm.: .[Lädinen und Halblädinen] sind
fast verschwunden . . . dagegen sieht man noch zahl-
reich die Lastschiffe dritten Ranges, mit circa 08 Fuss
Länge, die Segner.'
Auch bei Schmid 338; Schm. SII 241 für ein kleineres
Lastschiff auf dem Bodensee. Bair. (schon mhd.) auch in
pers. Bed.; s. DM. VII 109; Lexer II 849.
Halb- s. das Vor.
Seigel (-»*- BE.,G.; FSs., -ä- ZMarth.), in AABb.,
F., Z.; ZKn., Marth., S., Stdt, tw. auch in Bs; GlH. ;
ZO. Z-, Seichel WMü. — m., PI. Seigk (bzw. -*»-)
BE. (Gotth.), G., R.; FSs., sonst unver., Dim. Sei-
geli BG. (-V-); Schw; Ndw: 1. Sprosse, Stufe einer
Leiter, Treppe. ,Die seigel an der leiter oder stä-
gen, climacteres.' Fris.; Mal. .Gradus, Staffel, Tritt,
S.' Denzl. 1677. 1716. a) Leitersprosse Aa; Bs; B;
FSs.; Gl; LE., Malt.; GW1.; Scaw; S; Uw; U; W
Mü.; Zg; Z; in ZO. im Gegs. zu den kräftigern Spros-
se", die dazu dienen, die Leiterbäume an einander
zu befestigen und der Leiter Halt zu geben (vgl.
unten die Belege aus AKlingler 1688). Syn. Sedel 2
(Sp. 298); Spettel; Spränzel; Sprotzen. Es sind dö
bäsi Seigel a" der heitere". Er bückt-sick über d' Lei-
teren üs, mit ei"em Fuess uf dem S., mit dem andere"
i" der Luft. JReinh. 1907. [N. zum Wasserdoktor M.,
der richtig zu sagen wusste, dass der Patient von
einer Leiter gestürzt sei:] Aber cha""sch-mer säge",
wie mänge" Seegel? .He he, öppe" acht.' Ja, Dokter,
du cha""sch Nüt, er isch vil höher ahhe"g'hät. Säg,
Bürschli, sagte M. kaltblütig, hesch-mer alles Wasser
'brunge"? fie n%", sagte Bürschli. He nu, sagte M.,
die angere" Seegel ai" im angere" Wasser. Gotth. ,Die
unmittelbar an den Steg anknüpfende Art des Fuss-
steigs ist die Leitra mit alljährlich erneuerten Seiglen
(Sprossen).' Bärnd. 1908. ,Darum lug recht eigeli und
tru keinem Seigeli [der Leiter, die zum Laster führt]!'
LKInderbitzi 18*6. S. noch Bd V 321. ,Niti gradibus,
die seigel an einer leiteren aufsteigen.' Fris. ,Der
Sprensel, Spetel, S., Sprossel, transversale clathri,
481
Sag, seg.
sog,
482
scahe, gradus.' Red. 1662. ,Er [der Teufel] hat dich
auf dem äussersten S. der Hüllen.' JMeyer 1691.
Mine guten Wort kommen nit us dein buch der Bibel,
'sondern us dem Buch der Fabeln, aus dem zwölften
Sigel der Leitern [Wortspiel mit Siegel].' XVIII., B
Nachtspruch. ,Eine Leiter von 38 Zeiglen von N. 2 fl.'
1804, ZStdt. An der Himmelsleiter. [Pfarrer, exa-
minierend:] Buebli, weist aueh, wie vil Seigel a" der
Himmelsleitere" g'sl" sind, wo der Vatter Jakob im
Traum g'seh" hed? [Knabe:] Es isch dank glich wie
rel, er hätt ja doch nid chönne" dran ufe" chresme" L.
Er [der Verstorbene] ist noch nit ganz just umhi [oben,
im Himmel], es feit noch grad hunderg Si'glt^ uf der
grüss<; Li-tera. Sciiwzn. (FSs.). In der ä. theologischen
Spr. oft symbolisch; vgl. c. ,Ein Christ hebe empor
sein Herz zum Herren, so ist der erste S. bestigen.'
FWvss 1650. ,Wann du wilt dise [Himmels-]Leiter
glückhaftig besteigen, so must du auf dem untersten S.
oder Sprossen anfangen.' AKlingler 1688. ,Ergreiffe
...beide Leiterlein und Seiten-Hölzer, darin die Spros-
sen und Seigel eingeschlossen.' ebd. ,Insonderheit
aber ist Christus in seinem Ampt einer Himmeis-
Leiteren gleich, darum, dass in ihm sind alle Grad
und Seigel von der Erden biss in Himmel.' ebd. ,Ein
schneeweisser S. [an der Himmelsleiter] von siebenmal
geläutertem Silber, bestehend in der Ähnlichkeit des
Lebens und Wandels Christi.' SLutz 1732. Im Ver-
gleich. Bei" wie Seigel, dünne Beine SchwE. Dann
auch für solche Beine selbst: Holla, wer chunnt dö
«' geigle" uf sine" schmale" Seigle"? MLien. 1903. Spec.
von den Sprossen an der Hühnerstiege SohwE. Die
hockt eisster uf de" Seigle", von einem Mädchen, das
immer zu Hause sitzt, ebd. Nei", Margret, wie ist-mer
ä [auch] sul'hes es Geigle"! Esö es Uuen, so es Uuen
über all Seigle" [im Keim für Seigel]\ zu einem ausge-
lassenen Mädchen. MLien. 1906. In ä.Kechtsbestimmun-
gen betr. den Hühnerzehnten; vgl. Leiteren-S. ,Spre-
chent ouch die hoflüt, si gebint hüenr gen Liebenberg,
nempt man gielhüenr, und wenn die houpt und swanz
habint und an den dritten s. fliegen mugint und man
si dem herren bringt, der sol si nemen und nüt ver-
sprechen.' ZMönch. Hofrodel 1439. ,Itera sol ein jegk-
liche fürstatt ze Wiedikon geben einem vogt von
Zürich ein huon, das zopf und zagel hat und von
einem s. unz uff den dritten fliegen möge.' XV., ZWied.
Offn. ,So gehört im ouch das zechend hüenli von
einer zucht zuo der andern; wenn das wirt, das es
mag an den dritten s. flügen, so soll ers einem ab-
nemen.' AAWürenlos Offn. Auch von den Sprossen
am Stig-Häggen (Bd II 1090) Aa (Rochh.), an der
Wagenieiter B, an der Futterraufe BG.; SThierst.;
vgl.: Vergleichbar einer Leiter, die in wagrechter
Längsrichtung schräg angelehnt ist, deren Sprossen
(Seigel) aber sehr nahe beisammenstehen, hängt über
der Krippe die Raufe (der Bare").' BXrnd. 1904. ,Stab
eines Käfigs' Bs. — b) Treppenstufe. äSpr. ,Do waren
die frowen ze dem tempil Salomonis komen, da man
uf fünfzehn seigel gie.' WvRheinau. ,Die B. ist gichtig,
der H. sye in ir hus komen eben spatt, habe gelt an
sy gevordert ie so verr und so unbescheidenlieh, daz
sy inn dry seigel hinder sich ab stiess.' 1448, Z RB.
,I»o [beim Grabe der Maria] gat man ain marmel-
steininy stegen ab, wunderbreit, die hatt 38 seigel.'
Kapfmann 1491. .Demnach fuort man uns Uli eine
steine stägen mit vil breitten stafflen, und by an eine [?]
Schweiz. Idiotikon VII.
uff dem obristen s., da sachont wir in den platz, da
stuond der tempel Salomons ...' HSuiürpf 1497. ,Ein
stägen uf, ist 16 seigel hoch.' PFüssli 1523. ,Do
gienge er mit im, und als er dstegen ab bitz nach an
ein s. kern, sagte N. ...' 1534, Z. ,Da funde er [Bruder
Claus] stegen, werend zehen stapfei oder segel hoch.'
Salat. Trauungen wurden am Sonntag wie am Don-
nerstag vollzogen und zwar ,wo mehr als zwei Eemen-
schen die Trauung begehren, so giebt der Geistliche
sie über oben im Chor am langen S. zusammen.' 1561,
aZoll. 1899. ,Alss ich die stegen andraf ... schlipf
ich, fiel und schluog dass maul uf ein s. so hart, dass
mir die zen zwei löcher in linderen leftzen inwendig
schluogindt.' TiiPlatter 1572. ,1612 ist der See uf
den 8. Säigel diser Stegen ufgangen.' Z Ant. Mitt. ,Es
werdent mgH. berichtet, das die Spanner und auch
die Karren-Ziecher im Kauffliuss Tuchballen, Zwilch-
ballen und andere Kaufmannsguter und Last die Stä-
gen ab ohne Hand anlegen laufen lassint, dadurch
dann nit nur die Stegen und Seigel geschendt und
brochen, sonders auch die usser gross Tür zerstossen
und zerworffen werde.' 1613, Z. ,Alda sy ... den
Junker Meyer uff dem understen S. an der Helmhus-
stägen mit dem Houbt liggend fanden.' 1619, Z. ,Grad
darby syge ein Stägen von ongfahr 10 oder 12 Sag-
ten [!].' 1624, Z. ,Will man eine Stägen sauber fägen,
so muss man den Anfang machen bei dem obersten S.'
JHHott. 1671. — e) übertr. wie nhd. Staffel, Stufe.
Wenn denn d' Mueter wider g'stüpft het, wie ä" Aktie"
stöije", äb-si norh gäng uf ''ein gliche" S. sige" ? JReinh.
1901. .Gradus, Staffel oder s. zuo eeren.' Fris. ,Eine
solche Rechnung ist zur Bekehrung ein gewüsser An-
tritt und der erste S.' JWirz 1650. .Wegen unserer
beharrlicher Unbussfertigkeit stehet nicht allein vor
der Tür, sonder allbereit under der Tür, ja auff dem
understen S. oder Staffel ein schweres Gericht.' JMüller
1665. ,I)er ander S. oder Staffel der Bekehrung.' ebd.
1666. — 2. Hühnerstange L (RBrandst. 1883, 33); IL
— 3. .geschnittenes Holz zum Binden der Heuseile'
U (Dr Müller); wohl = Xeitel (Bd VI 1658).
Auch eis. (Martin-Lienh. II 337); bei Gr. WB. X 1, 197
zu ags. »agd, Knüppel, gestellt. Die Form mit Z- beruht
auf Verschmelzung mit dem Art. im häufigen PI.; vgl. die
Aum. zu Sech (Sp. 138 o.). Zur W Form Säckel vgl. zeigm.
, Seigier', Ortsu. ,Cem S. ein hofstat.' 1275, Urbar des
Klosters Rathausen (Gfd 30, 269). _
Bare"-: Stab an der Futterraufe B. Scherzh. für
Zahn: ,Er könne nie recht lustig sein, wenn er nicht
Einem ... die Backen tätscheln könne, dass ihm dabei
die Bahrenseigel in den Magen hinunterpurzelten.'
Scnwz. Uxterh. (ABitter).
Zur Übertragung vgl. das Folg., sowie den Beleg aus
LLav. 1582 unter beinin (Bd IV 1307).
Gatter-: Stab eines Gatters. ,Zäng im Maul wie
Gatterseigel.' B Nachtspruch ; Var. ,Gatterrigel.' —
Hüen(d)er-: gew. PL, Sprosse an der Hühnerstiege
SchwE. — Leitere"-: Leitersprosse Obw; s. Bd II
1478 o. ,Und sol man inen die hüenli abnemen, wenn si
fliegen mugen an den dritten leiterseigel.' um 1360, Z.
Seigle" -a f.: Leitersprosse W. — Urspr. Pl.-Form
von Siiyel.
seigle": mit Leitersprossen versehen Nnw (Mat-
thys). — Wenn nicht bloss,- Konstruktion von Matthys,
eine Bildung wie brüglen i (Bd V 5S2>.
drJss'g-, vierz'g-seiglig bzw. -seiglig, -zäglig:
seg, sig, sog, sug
484
a) 30, 40 Sprossen hoch, von einer Leiter Schw; Zg; Z.
Syn, -sprämglig. — b) Vieregseigliger [seil. TP»»], Obst-
wein AiFri.; Syn. ßfeiprf- TTi». Wt rce" Flasche" V.?
Zu b: Der Most wird im Gegs. zum Weiü als in der
Höhe, auf Bäumen wachsend bezeichnet; vgl. das syn. Höck-
I ■ IBJ IV 1251).
„Seigling in.: Leitersprosse VO" (St.-).
Seige": Senkung des Bodens oä. Nur als Flurn.
.Seigen' B; ScHBarg. (uf, häufiger im Seige", Acker-
land, den untersten Teil eines Abhangs bildend), Tha.
Ahd. seiga f. (in lalaseiga, Talsenkung), mhd. seige f.; vgl_
Schm. 3 II 236. 242; Gr. IVB. X 1, 19(5, ferner Wasaer-Seigi]
seige- I: 1. seihen GlK. (Wint, 51, unsicher). —
2. = seichen (Sp. 141). ,Ob ein frow mög kinden oder
nit, so heis sy uf pappelen seigen; ist den die papelen
an 3 tag noch grüen, so mag sy wol kinden ; ist aber
sy tür, so kindet sy nit.' Kdnstb. 1474; vgl. zur Sache
Pappelen II (Bd IV 1415).
Anihd. seigen, sinken machen; ('aus. zu Hhen tsigen). In
der ;i. Sprache begegnet , seigen' in Bed. 1 nur in diphthon-
gierenden Texten, ist also wohl durchweg als schriftspr.
Form für tagen (s. ahm) zu fassen; dafür spricht auch das
spärliche Vorkommen des Caus. in der lebenden MA. Weitre
Belege zu 2 s. Gr. WB. X 1, 16S (unter .seichen'); doch
bleibt unentschieden, inwieweit es sich dabei um blosse
Schreibungen für .seichen' handelt.
ab-sÖY/e": abseihen, zB. den neuen Wein von den
vergornen Trauben ScHHa. (Neukomm). Vgl. ab-
seigeren.
seiger, in ApK.; Gtw.; ScHHa.; Th (Pup.); Z
Benken säger: 1. kahnig, Faden ziehend, von ver-
dorbenem Wein, Most oder Essig, auch andern abge-
standenen Flüssigkeiten AAZein.; ApK.; Bs (Spreng);
„L" (St.1, lt St.2 oO.; heute für L abgelehnt); G;
ScuHa.; ScawMuo.; Th (Pup.); ü; ZBenken, Tösstal.
Syn. lind 3 c (Bd III 1317); lang 1 d (ebd. 1322).
De' Wi" ist s.; s-er Wi", Essig. S. auch al-sö (Sp.
33). ,Guoter win mac ie so lange ligen, daz man in
s. siht.' UvSingexberg. ,Wie man win behalten sol
über jar, daz er nit s. werde.' Kunstb. 1474 so
wirf der essich nit s., ist echter daz geschirre gerecht,
darain der essich ist.' ebd. ,[1475] galt zuo Basel .. .
guoter Briszgawer ein som 12 ß, item ander win hie
um von Wil 9 ß, item die andern noch irem wert
wenig, denn sy worend all uffgangen und s.' 1475, Bs
Chr. .Demnach [nach einem Zank mit der Hexe] wurde
inen ein kuo siech und sölt die milch gar uüt, dann
sy were eben wie s-en win.' 1544, L Hexenproz.
,S., s-en wein, der lind ist worden und zach, vinum
pendulum.' Mal. ,Dein seigerer und alter Wein.'
UMürer 1505. .Vor irer [der Gugler 1375] zuokunf
hat man den wein an etlichen orten schon abgelesen;
an etlichen verspätet es sich der feinden halb biss
nach wienach; der selbig wein ward gleichwol süess,
aber weiss und s.' Wurstisen 1580. .Man sol sich
hüeten vor s-em, abgefallenem oder gebroehnem Most.'
1594/1641, L. .Also verderbet sich "mancher [Patient]
im Trinken mit s-em Wein, zu starkem Wein...'
FWürz 1612. , Summa er [ein armer Prädikant] könn
mit jenem Wittlig also singen: Ich hab in meinem
Käller kein seigren broclinen Wyn, er kost mich nit
ein Häller, kein Brot wirt schimmlecht drinn . . .'
Sohimpfr. 1051; das Lied auch in Fischarts Gargantua
(Hallescher Neudruck 1891, 133. mit dem Anfang ,lch
armer knecht kam selten recht ...'). ,S., zähe, lentus,
tenax, glutinosus.' Red. 1662. ,Vinum pendulum, sei-
gerer) Wein.' Denzl. 1677. 1716. ,Wann du wilt s-en
Wein lauter machen: r[ecipe] Rosen und Ruten, leg
die in Wein, so kommt er wider in seine Kraft und
gewinnt ein natürlichen Cust' Arzneib. XVII./XVI1I.
,S-en Wein frisch zu machen.' ebd. .Wider den s-en
Wyn: wirf schwarzen Pfeffer gestossen daryn, so falt
er keins Wegs ab; oder welchs noch besser ist, man
sol den Wyn ablassen.' ZZoll. Arzneib. 1710. S. noch
Üf-fall 1 (Bd I 737); brechen (Bd V 322 u.); wider-
bringen (ebd. 733); ab-bräwen (ebd. 1031). Auch von
schlechter Süffe». Prophet 1855 ; s. Sp.345. — 2. übertr.,
von halb aufgeweichtem Schnee Th (Pup.). Syn.
malzig (Bd IV 224). — 3. Spielausdruck. .Wem beim
rlslen der Risel in eine so sichere Lage geraten
war, dass der Andre ihn nicht bis zu einer Spang er-
reichen zu können schien, der sagte von seinem Misel:
Er isch-mer säger (.sicher') ScHHa.f (Neukomm); vgl.
Hisel. riselen 2 b (Bd VI 1335).
Mhd. seiger in Bed. 1; vgl. Gr. WB. X 1, 199, dazu
Martin-Lieuh. II 337. 3 ist merkwürdig; es iiiu-s wohl
irgend eine scherzh. Übertragung von 1 im Spiele sein, aber
der Zshang ist unklar.
seigere" I: „mit haben, (ein Iterativ von) seigen,
d. i. herabfallen in hängenden Tropfen oder in Fäden,
von weich gewordenem oder umgeschlagenem Weine
L" (St.1, bei St.* oO. ; heute für L abgelehnt); aScuw
(.krank sein, vom Weine'), Muo., sickern L (TTobler)
Refl.: .Viel Lehmerde, in die sich oft noch Wasser
seigert.' Bärnd. 1904, 38 (aus einer B Quelle vonl827).
— Vgl. Gr. WB. X 1. 202.
ab-: = absaugen 3 (Sp. 440). .Herrn von Rinow
mandata des winzechendens halb schicken und darby
den vögten zu Kyburg und Andelfingen schryben, das
sy gepieten, wellicher sinen roten win a. welle, das
er das den trottmeistern anzeige, damit sy den zechen-
den darvon nemen können.' 1572, Z RM. ,[Zu] Stamm-
heim inn der kilchen mengkliehen warnen, das wyn-
träst nit anfangs inn hüsern abzuseigeren und dann
erst inn die trotten zetragen und daruss ire künden,
so inen durchs jar daruf geben, zu zalen, sonders das
träst alles den nechsten inn die trotten ze tuond und
daselbs usstrucken lassen.' 1578, ebd. .Wenn herren
apts zu SGallen amptman zu Stammheim in künftigem,
zu widerernüwerung des wynzendenmandats mit dem
a., eines schrybens bedörffen, soll im das hiemit ver-
günstiget syn.' 1588, ebd. .Obschon etliche Lüt zun
Zyten die wyssen und roten Trüben zusammen under
einanderen wümmind und stossind und hernach den
Wyn uss den Geschirren, wie an etlichen Orten brü-
chig, abseigerind, so gebind sy doch dann von söl-
lichem abgeseigerten Wyn als dem Vorschutz und
besten Bluomen kheinen Zehenden, sonders richtind
hernach den Zehenden erst ab von dem Wyn, so von
dem übrigen Träst uff der Trotten ussgetruckt wirt
und überblybt.' 1013, ZKyb. .Der eint und ander,
der seine Trauben, ... ehe er sie in die Trotten führte,
in seinem eigenen Hauss abseigerete und dann erst
trucken Hesse...' 1729, ZEmbr. - Bei Gr. WB. I 114
in andrer Bed. Vgl. auch .Abgeseiger' Schm. 2 II 242.
in-: einsickern. , . . . wiewol Einige meinen, es
werde, wann er [der Mist] aussgebreitet, durch die
Winternässe dessen Kraft der Erden eingeseigert und
solche dadurch ermilteret.' EKöxig 1706.
ver-: versiegen. Davon Ver-seigerung f. .[Durch
485
Sag, scg,
sog, su fr
Cometen werdeu vorlierverküiulet] ...übernatürliche
Hitz, Dürre, Trockne, Verseigerung der Brunnen,
Wassern und daher entstehende Unfruchtbarkeit . . .'
FrHakfner 1006. — Vgl. ,erseigeru' bei Gr. WB. III 982.
X 1, 202.
seigerig: schleimig ScHSt. (Sulgev). — Sulger
meint wohl nichts andres als seiger I.
Wasser-Seigi f.: Ort, wo Wasser herabrinnt oä.
Worstisen 1580, 28; s. Bims (Bd VI 1144). — Mini.
aazzeraeige f.; vgl. Sehnt. II 236.
seigen II, seigeren II s. seijeii, seijeren.
Seiger, auch .Zeiger' — m.: Uhr, bes. Turmuhr.
.Vernüwerung der stundenzal des zaigers am münster-
thurn: Als dann die buochstaben der XU stunden des
zaigers am münsterthurn von elte dermassen ver-
blichen, das die stunden ... nit mer wol underscheid-
lich möchtend erkennt werden . . .' Kessl. ,Sie stehn
nicht auf für seigers acht,' Nussigk 1581. ,Der Seiger
schlägt schon 10 Uhr.' 1771, Z Brief. ,Um 2 Uhr ita-
lienischen Zeigers.- Reiümextskiher 1781.
Mhd. neigten; vgl. Gr. WB. X 1, 197 ff. Nach der dort
aufgestellten Etym. ist das W. eins mit mhd. trigare, Wage,
und eig. Benennung d,-r .ilti-ti u ginssm Turmuhren nach
der charakteristischen, einer Wage ähnlichen Unruhe (vgl.
.Waguhr.' ebd. XIII 502); tögoort aber ist nicht zu seigen I,
sinken machen, sondern zu «igen II (s. seifen und bes. Seijer)
zu stellen. Die Form mit anl. ,Z-' beruht auf Vermengung
mit , Zeiger', wie denn umgekehrt S. auch in der Bed. .Uhr-
zeiger' vorkommt (,den S. an der Uhr zurückschieben.'
VMeyer 1762).
Sig m.: Sieg; nur als sehriftspr. Lehnw. (gespr.
mit V, V), der eig. Volksspr. fremd, In der ä. Lit.
allg., aber ohne Besonderheiten in der Anwendung,
so dass ein paar Belege genügen. ,Uer s. ist nit in
der vile.' OWerum. 1564. ,Den s. erlangen, überkom-
men, darvon bringen, eroberen und gwünnen, con-
sequi, reportare, parere, adipisci victoriam, palmam
(victoriam ex re aliqua) ferre, potiri hostium.' Fris.;
Mal. (Weitres ebd. 373c). Personif., nach lat. Victoria:
.Victoriatus, ein alte gattung einer münz, darauf der
s. geschlagen was.' Fris.
Sehr häufig in Personennamen und davon abgeleiteten
Orts- und Flurnamen, a) Vollnamen. .Sigfrid': Tau in. Aa;
BKü.l. (jung); LBallw., Hochd.; ThSitt. (selten); ZgStdt(Dim.
Sigfridi), Sifret BSi. (so auch iu der alteu Pestsage ,Syfret
am Ried'; dazu auch SifreUegg, auf den Karten ,Sifertsegg',
Berguame; s. DGemp. 1884, 69. 93). .Sigifrid." 970, Z.
,Sig(e)fridus.' XIII., Bs. .Sigfrid.- XI., Seh (Abt.). .Sifrid(us),
Sifrit.' XIII./XIV., Bs. ,Sttfrid.' 1570, Z. Als Familieun.
AaZof. (,Sifrid.- XVII., .Sigfrid.- XVIII.; s. Leu, Lex. XVII
105.108); BsStdt (.Sigefridus, Sifridus, Süfrede, Sif(f)ridi.*
XIII., .Sigfrid.' XVIII.; s. Leu, Lex. XVII 108); B (,Sy-
frid, Sifrid.' XV., vgl. Leu aaO.; .Sigfrid.- XVIII., Höchst.);
LSemp.; G (XV., , die Sifrid', Plur. Vad.II199); Z (in KU.,
Wipk. Stfrig, 's Sifrige" gespr.. tw. auch .Syfrig1 gesebr.;
.Sigfrid.' 1390, .Syfrid, Sifrid.' XV./XVI.). .Sighere': ,Si-
gere.' um 950, Z. .Sighart': .Sigihart.' IX./X., /.. ,Sik-
hart, der von Eptingen knecht.' vor 1386, ASG. .Ir |einer
Hexe] meisterin ... heisse Sigliartz.' um 1450, L. ,Sig(is|-
mund': als Taufname. Sigmund BsMönch.; LDagm.; GBuchs
(Rufform Sigmä); SchStdt; ThSitt, (hie und da); ZgStdtudE. ;
Z (Spillm.), Sigiimund B {„Mundi, Mündel, Mündi", Letz-
teres auch lt Id. B uud einer Angabe aus dem XVIII. im Z
Neuj. K. 1SS9); SchwE. (Bnfformen Sigmündel, Gigmund[?]) ;
WVt. .Sigiimmt.' X., Z (häufig). ,Si-, Symundus, Symunt.'
XIII., Bs. .Sigmund.' 1518, Z. Zum Heiligennamen ' s.
AIV. III 4. ,Der Sigmund, den man für das kalt wee an-
hielt, wie Sigwert geschribeu.' Vad. III 6H. Als Fluru.
..Siegmund- Zötw. a/S., .Sigmund' Bs; hieher? .Sigmar':
im Pflanzennameu Sigmare-Wurz (s.d.). ,Siginand': als
Taufname. XII., BMU. (Propst). .Signandns.' XIII., Bs. Als
Familienn. .Sigcnant' Bsf, so im XV. (Leu, Lex. XVII 106).
.Sigebold.' 955, Z. .Sigband': Taufname. XVI.. Gr.
.Siegberg': rbätisches Adelsgeschlecht. XIII. XV.; s. Leu,
Lex. XVII 105/6. ,Sig(is)-bi5rt', bei Vad. ai
.Sigisbert(us)- SchwE. (Rufform Sigel); UAud. (Rufform Sigie).
,Sig(u)bertus, Sig(e)brecht(us).' XIII., Bs. .Sigibärtli', Taufn.
15-29, ZAnd. .Sigbert, Sigwert.' Vad. (Monchsuanie um 1100);
.Sigwert [unter den] alten teutschen namen ... so noch inder-
halb 350 jareu im Turgöuw und SGallen . . . gar gmein und
breuchig gewesen sind.' ebd. II 429. ,Sigbot*; ,Sigebodas.'
1097/8, Bs. ,Sigbotteu |Gen.].- um 1200, Zh'yb.
XIV., Z (öfter als Familienname; vgl. Leu, Lex. XVII 106).
.Sigiram.' 931, Z. .Sigawara': Frauenname, um 1100, Z.
.Sigwart': als Familieun. verbreitet; alt iu BStdt, vgl.
Leu, Lex. XVII 123. , Albrecht S.' 1528, Absch. Dazu(?):
,Sigetschwil' GBrtinnad., .Sigetscbwarul' Obn. — b) Kurz-
formen. ,S ig (ahä. 'Sigo), Sigg' (ahd. Sicco; ISocin 1903,
19:!): ,Sigg', Familieun. Seh; Z; seit XVI. bezeugt, .Sikko.'
X., ZHöugg. Iu Orts- uud Flurnn.: .Signau' BE. (vgl. auch
Leu, Lex. XVII 119 ff.); ZHirsl. (<" der Signau, alte Häuser;
,N. de Sigenouwe.' 1-241; ,in Sigenau.' 1269; ,ze Sigenouwe.'
1-283; ,N. ab Signowe.' 1293; vgl. HMeyer 1849, 38).
,Siegeu-Acl;er' (Sigenacher) Aa, ,-Bach' G, ,-See' Tb, ,-Tal'
BLandisw.; ThPfyn. .Siggen-Acker, -Hölzli' Aa, ,-Husen'
I.E., ,-Bühl' Z, ,-Tal' AaB. (,im Siggital.' 1439), ,-Zelg' Z.
Sigel I: Rufform für Sigisberl l o.), Obername für Sieg-
fried AaF. (SMeier). Sigelbenedikl, Spitzname eines Mannes
AaArni. Als Familienn. BStdtt, so im XVI. (Leu, Lex. XVII
106). .Sigelinaim-, lt Becker 1864 seit Ende XIII. beim
Adel [als Vorname | sehr häufig, als Familienn. Mitte XV.,
BBiel (Leu, Lex. XVII 106). ,Sigels-Rüti', Fluni. Z. Vgl. Sp.
495 Anin. Sig(g)i: Sigi, Kufname fßr Sigmund BsMBnch.;
Z (Spillm.), für Sigfrid ZStdt. .Junker Sigj von Geehtlingen.'
1378, AaLengn. ,Sigi', Familienn. XIII., Bs; XVI./XVIIL,
Z, ,Sige.' XV., Bs. ,Kgli Siggis litis.' 1448, AaB. .Sigines
hovestete.' IX., Z. Iu Flum. ,Siggi' Z. ,Sig(g)is-Egg' Th
Tanuegg. ,Siggi-Lo'" ZPfäff., ,-Loch' ZBriitt. ,Siggis-Boden'
B. ,Siggis-R(iti' SchwKüsn. .(Über-, Uuter-)Siggingen', Dorf
AaUutersiggenthal (so schon 1260; .Sygginged.' 1354),
.Sig(g)i°gen', Dörfchen LRnsw. Sig(g)li: .Sigilin.' 970, Z.
.Sickiliu.' um 960, ebd. .Sicceli.' 1037, ebd. .Bruoder Si-
gelin.' XIII., Bs. ,Sigli(n).' XIV./XV., Z. Als Familienn.
.Siglin.' XIII./XIV., Bs, ,Sigli.' XVI., B. .Heini Siglens-
egger.' 1131, Z. In Orts- uud Flurnn.: ,Siglis-Fad' U, ,-Bach,
BZäziwil, ,-Bühl' Aa, ,-Berg' Bs; BSteffisb. ,Sigelis-Rüti' Z.
.Siglistorf Aa. .Sigliswile.' 1386, BThunersee (jetai Sigris-
wil'). ,Slz' « ahd. Sigizo; vgl. ASocin 1903, 193): als Vor-
name ,Sytz.' 1443. GR., als Familienn. B (,Sytz.' 1551): G
I.Sitz.- XV./XVI., ,Svz.' XVI.. ,Soi(t)z.' XVI./XVIII. ; vgl. Leu.
Lex. XVII 7951; Th (.S.w.- XVI.); Z (,Syz- seit dem XVI. ;
vgl. Leu, Lex. XVII 795). — C) weitre, zT. unsichere
Bildungen. ,Sig(i)ner', Familienn.: .Signer' Ap (verbreitet;
.Sigener.' XIV./XV., .Siginer.' XV./XVI., .Signer' seit dem
XVI; s.auch Leu, Lex. XVII 122); Zg (schon im XVI. XVII.;
s. Leu aaO.). .Siger' (ahd. Sigur), Familienn. BStdtt, so im
XV. (Leu, Lex. XVII 106). Dazu die Ortsnn. .Sigers-hansen'
ThGottl., ,-wil- L (mehrfach).
Wasser-: Sieg zur See. .Wahrhaftige beschry-
bung des glücklichen fröidenrychen wasser-sigs [1571
bei Lepanto], so die Christenheit erlanget hah an dem
türgischen erbtind.' Tqb. WSchodelers d. J.
sigbar: sieghaft (mhd. sigebirre). Dazu .Sigbarr
f.: ,[Ihr Eidgenossen habt zugenommen] nüt minder an
starkmüetige und fügenden, dann an s-e und geschickte.-
Türst 1496/7.
sige" (V, %'), Ftc. -et AaF.: wie nhd. siegen, aber
ebenso wenig volkstümlich wie das Subst. (dafür r/e
187
sig, sog, sug
winnen, Meister werden). ,S., den sig gewiinnen, ob-
ligen, die gaab oder abentewr darvon bringen, (de-,
e-)vincere, palmain ferre.' Fris.; Mal. — ge-siget:
act., siegreich, als Sieger. .[Der Sultan verheisst die
dem Rengnold gemachten Versprechungen zu ehren]
ob sach wer, das er widerkem gesiget.' Morgant 1530.
In der ä. Spr. auch mit st. Ptc. (vgl. Gr. WB. X 1, 912):
,Sid er [Christus] in der helle hat gsigen, ist er uff gen
himmel gstigen.' Eckst. 1525. ,Der alt glaub hat uns golteu
vi], der new hat gsigeu selten.' 1531, Lied auf die Schlacht
von Kappel (Lil.).
ab-: abgewinnen. , Ludwig [der Frankenkönig]
ist getouft worden nach der grossen und treffenlichen
schlacht, die er den Almennem zuo Tolbiach abgesiget
und erobert.' Vai>. — Vgl. Gr. WB. I 120; Fischer I 69.
ob-: wie nhd. (nach einer Angabe in ZO. ,alt').
,[Die Rätier schlugen sich noch einmal] mit den Rö-
ineren, welche ihnen zuvor obgesiget hatten.' Sprecher
1701. — Ob-siger m.: Sieger. So bei Wurstisen
1580 (Gr. WB. VII 1120). ,Auf Seiten der O-en [1474
bei Hericourt] seind allein 70 Mann umbkommen.'
FrHaffn. 1606. ,[Der Neid trachtet] wie der Obsieger
von seinem Siege am wenigsten Früchte einernten
möge.' JJBodmer 1732.
über-: besiegen, überwinden. Mit Dat. P. , David
... übersiget den Philistinern allenthalb.' 1531, II. Sam.
(Überschr.); .schlahet die Philister.' 1589. Sonst mit
Acc. ,So wöll uns [Evangelischen] der Herr im himmel
geben kraft und sterke, die schantlichen erzbuoben
und Nimroten [die Katholiken] zuo ü.' 1531, Strickler
(Schreiben der Aarburger Herrschaftsleute an B). ,Her
Christus, der . . . allen hellischen gwalt überwunden
und übersiget hat, ist unser vorgenger.' 1536, Absch.
(Confessionsformel). — Mhd. und nhd. nur mit Acc.
an-: = dem Vor.; mit Dat., auch abs. ,Der end-
christ wird den heiligen obligen und a.' Goalth. 1540.
,üem tüfel widerston, der weit und unserem eignen
fleisch a.' ebd. 1555. ,Und gab Gott gnad, dass die
burger den mörderen ansigetend.' HBull. Tig. ,Am
oud wird er a. alln synen fynden.' Macritiana 1581.
— An-siger m. ,Die listigen A. [der Tuscier, wohl
merkend] dass sie am gemeinen Volk genug hätten,
das Feld zu bauen, tringeten desshalben heftig auf
den Adel ... das Land zu räumen.' Sprecher 1672. —
Vgl. Gr. WB. I 102. S. noch die Ann), zu an-ge-s.
ge-: = sigen, mit Hervorhebung der perfektiven
Bed. Abs. ,Sind manlich und frölich, lieben Züricher!
Müessend wir schon hie [bei Kappel] ainen schweiss
erliden, so werden wir doch vor Gott ges.' Zwingli
(Kessl.). ,0, mir ist nun umb die biderben lüt, so an der
not sind [im Kampfe gegen die VOrte]; kum ich ainmal
zuo inen, so wil ich ges. oder sterben.' ebd. ,[Der
Christen bei Griechisch- Weissenburg] was nit halb
als vil, doch gesigtend si und lagend den Türken ob
mit der hilf Gottes.' Sicher 1531. ,Der streit hat
etwas lang gewärt, das man nit wusst, welcher Ober-
hand bette oder ges. wurde, aliquandiu ibi Marte
incerto varia vietoria pugnatum fuit.' Fris. ,l>ie helge
drifaltigkeit [haben wir Eidgenossen vor Mirebau]
beten, dass si uns ... verliehe stärk und mannskraft,
dass wir eerlich gesigend zuo lob der Eidgnosschaft.'
1569, Lied. ,Der [auf Alba folgende] commendator
hat vast wenig glucks in Niderland . . . Die Gösen
gsigtend.' HBull. D. ,An einem g.': ,Ruolland sprach:
Ich gloub, wenn sy [die streitbare Jungfrau] fleische
und beine sig wie wir, so wellend wir an iren ges.,
Morgant 1530. ,Über einen g.': ,Er [Christus] gesiget
über den tüfel.' OWerdm. 1552; ,behelt den sig.' Her-
born 1588. Einmal mit Acc. P. ; nach ,mögen' (vgl.
ge- 5 Bd II 47): ,Damit ir dester förderlicher unsern
fyent ges. möchtent.' 1531, Strickler (Ban Z). — Mhd.
gengen; vgl. Gr. WB. IV 1, -Hui;, 7.
an-ge-: gew. mit Dat. P., Einen besiegen. ,Swes
muot von zorne tobt, das im der zorn angesigt . . . das
ist im ein gebreste gros.' Schachzabelb. ,Küng Ruo-
dolf ...gab da [auf dem Marchfelde] dem künge von
Beheim und allen den sinen strit und gesigte in an.'
Z Chr. XV. ,Die vigeut gesigten uns gar nichzit an.'
1445, AaB. ,[A. weist den Vorwurf, er habe dem
überwundenen B. auch noch den Seckel geraubt, zu-
rück:] do ich im aber angesigen hat ... wolt ich im
nützit nemen.' 1485, Z RB. ,üer bar macht in [den
Stier, sich an ihn hängend] müed und gesiget im also
an.' Tierb. 1563; wiederholt. ,Der Grawpüntern ober-
ster [hat] mit seinem regiment Pündtern ... dem Scotto
in einem gewaltigen streit angesiget.' Ard. 1598; wie-
derholt. ,[Das Heer des Kaisers hat dem] Franzosen in
zwein feldtstreiten, erstlich bei Meilandt, darnach bei
Pavia angesiget.' RCvs. Nach .mögen.' ,Ich gloub
nüt, das Rengnold dem alten vom berg a. möge.'
Morgant 1530. Jetweder [der beiden Bewerber um
den Abtstuhl] schankt gaben und lechen, damit er
sinem widertail a. und obligen möchte.' Vau. ,N. hat
an der canzlen geprediget, die vyend Gots mögen den
fründen Gots nit a.' HBdll. 1572. S. auch bläijen 2 c
(Bd V 51). Abs.: ,[Der Elephant, der im Kampfe mit
einem andern den Kürzern zieht] wirt so zaghaft,
dass er auch die stimm dess, der angesiget hat, nit
erleiden mag.' Tierb. 1563.
Mhd. angesigen; vgl. Gr. WB. I 351; Fischer 1 209. Das
Ptc. könnte auch zu an-tigen gehören; zur st. Form vgl. dio
Anni. zu sigen.
Siger m. ,Siger, die gesiget und obgelägen sind,
superiores, victores.' Fris.; Mal.
S ig fr id: 1. Name; s. die An in. zu Sig. — 2. Diin.,
ein von Pfarrer Isaak Siegfried 1755 verfasstes Hand-
buch für den Religionsunterricht im Bernbiet; vgl.
Gotth. EB. 100. ,Der Pfarrer sagte ... er wolle nicht,
dass ein Kind zu rechnen und zu schreiben anfange,
ehe es das Siegfriedli und das Fragenbuch auswendig
gelernt' Gotth. 1838; ,den Katechismus.' 1861. — Vgl.
zu 2 Kanisi (Bd III 309).
sighaft: a) siegreich (im Einzelfall). Präd. ,Gott
hat Mosen mit den sinen s. gemacht.' Zwingli. ,8.
werden.' ebd.; auch bei RCys. Attrib. ,S-er einreiter,
triumphator; s-er einritt, triumphus.' Fris.; Mal.
(Weitres ebd. 373"'). ,Das s-e Heer der franzesischen
Reppuplic' JvWeissenfluh 1792/1821. Von Prozess-
parteien: ,Ob etwas kostens und Schadens ie zuo zyten
uf ein gerichtsüebung ergon wurd, den sol der teil,
so im rechten underligt, dem s-en abzetragen ver-
bunden sin.' 1525, Absch. ,S-e Urteil erlangen', Recht
erhalten. 1622, AiBr. StR. Subst. , (Ein) s-er mit dem
stürm (der mit stürm und streiten eroberet, siget und
gewünnet), uberwinder, siger, belli victor [usw.]; s-e,
uberwindere, victrix.- Fris.; Mal. ,Lauri victrices,
darauss man kränzle machet den s-en.' Fris. — b) sieg-
gewohnt. ,S. (s-er mensch), der oft gesiget (manchen
sig und manche abenteuwr gewunnen hat), victoriosus,
•189
?ag, seg, sig, sog, sug
plurimarum palmarum homo; als s. sein als Hercules,
Herculem aeqnare palma.' Mal. — sighaftiglich.
,S. einreiten, triumphare, triumphurn ducere, agere.'
Fris.; Mal. — Mhd. ngehaß; vgl. Gr. WB. X 1, 935.
siglich. ,Halaw, von Schwaben erstürmt, aber s.
erhalten [siegreich behauptet].' 1499, SenNnk. dir. —
Mh.l. rigtlich; vgl. Gr. WB. X 1, 942.
siglös: 1. besiegt. ,Die schlacht [bei Mühldorf
1323] ... in deren letstlich könig Friderich von Lu-
dovico s. gefangen ward.' Wurstisen 158(1. ,S. werden';
s. ge-rad (Bd VI 497). - 2. ,s-e lut\ Heimatlose,
arme Teufel. ,Minem herrn von Losann um den brief,
daz man die s-en lüt zur siechen hus vergraben mag,
15 ß.' 1491, BBielStKechn. .Orusen [der Eidgenossen
im Hegau 1499] ab grosser anzal kinden, wiben, kind-
betterin, alten, kranken, s-en lüten, so da vom fyr
kum nackend im sehne entfliehen oder entflocht moch-
tend werden.' Ansh. — Siglösi f.: Niederlage. ,Die
s-e kart sich uff der beiden sytten.' Morgant 1530.
,Zuoletst kam die s-e uff Ruolland, und kam darzuo,
daz Ruolland und Ollyfier abzüchen muosstend.' Hai-
monsk. 1531. .Allgemeine landplaagen: brand, mord,
s-e, da wir von unseren feinden gefangen hingefüert
werdend.' OWerdm. 1564; ,mord, krieg, Zerstreuung.'
Herborn 1587.
Mhd. rig(e)lö»; vgl. auch Gr. WB. X 1, 942/4. Zu Bed. 2
vgl. lat. captivus, gefangen > frz. chtlif, armselig, it. cattivo,
schlecht. Das Abstr. sonst nicht bezeugt.
g e - s ign e n : siegen. ,üo gesignot herzöge Albrecht.'
Z Chr. 1336/1446. — Vgl. aha. nginön.
Signunft, .signust' — f.: Sieg. ,Das gross ge-
lüek und signust, das die von Bern in dem krieg [1340
gegen Freiburg] hauend.' Jüst. ,Und gab Gott den
Aidgnossen [bei Sempach] signust und gelück, das si
den vienden ritterlich obgelagen.' Z Chr. XV. .Einem
signust enbieten, geben', von Gott. Volksb. ; mehrfach.
,Säld und signust.' 1481, Gfd. ,Nach der grossen sig-
nunft [bei Grandson].' DSchill. B.
Mini. ng(e)nu(n)/t, -nu(n)»l usw.; vgl. Gr. WB. X 1, 915.
Das W. scheint auf unserm Gebiet am längsten gedauert zu
haben.
sig, sigg : Lockruf für Schweine ZLimm., 0. Sig-
sig-sig! (neben sug-sug-sug!) ZO. (Brunner).
Her Lockruf lautet phonetisch genau sik-Hfc-aigl mit
Wechsel von k- « g vor ») und g. So erklärt sieh das
Nebeneinander von Formen mit -<j- und -gg- iu deu folgenden,
vom Lockruf ausgehnden Nominalbildungen ; ausserdem ist
zu berücksichtigen, dassdie Uagewöhnlichkeit der Verbindung
kurzer Voc. -f- Lenis in einsilbigem W. (in diesem Fall ist
sonst Dehnung eingetreten) leicht dazu verleiten muss, den
Ausl. als Fortis aufzufassen. Vgl. Ähnliches bei dem syn.
süg(g).
Sigel II, Siggel — m., Sigi, Siggi — n., Dim.
Sigeli: 1. Sigel ZLimm., Siggel. Arch. vet. 1820 (wohl
für Z), Sigi ZKn., Schwein. Sigeli, junges Schwein-
chen (vorwiegend in der Kdspr.) ZDüb., Febr., Hed.,
Russ., Wangen, W. Sigeli bröte" : beim Fingererraten
sagt das die Finger aufhaltende Kind zu seinem falsch
ratenden Spielgenossen: Häsch-es nüd erröte", muest
iiiir''miil S. br.; rät es dann richtig, so sagt das Erstere:
Hesch-es iez erröte", muest nümmer S. br. Messikommer
1909 (ZO.); vgl. braten (Bd V 878); er-räten (Bd VI
1602). — 2. Sigel, Schelte auf ein schreiendes, eigen-
sinniges Kind AALeer., ,böses Kind' Sch (Kirchh.).
Sigi (nach älterer Angabe Siggi), Schelte auf lärmende
oder unreinliche Kinder; früher auch auf Erwachsene
angewendet, spec. auf Katholiken, ,um deren Rück-
ständigkeit zu bezeichnen' ZKn. Si ist halt es Siggi
wie di Katolische" al'i. Sigeli, kosende Schelte für ein
unsäuberliches Kind ZHed., Neer., Russ. Syn. (Süw-J
Igel (Bd I 149. 150). Du (bist C'J S.! — Vgl. Sug(g)d(i),
zu 2 auch Sigd III (Sp. 195 o.).
Ge-sTg n.: 1. a) Rückstand beim Buttersieden GrD.
(nach einer Angabe -»-), Glar., Nuf., ObS., Spl., Tschapp.,
V.; PAL; W. Synn. s. unter Anken-Feim (Bd I 825).
In W findet das G's. mannigfache Verwendung: es
wird zur Beförderung der Eiterbildung und als schmerz-
linderndes Mittel auf eiternde Wunden, ,Eissen' usw.
gelegt; man mischt es den Mutterschweinen unter die
Nahrung und bes. den Ferkeln unter die Milch, es
soll die Verdauung befördern. Vgl. noch G'sig-Pitteu
(Bd IV 1856), -Brot (Bd V 981). — b) = .Eüderli-Zigcr
und Siiffi [Sp. 355]', d. i. Zieger und Molken durch-
einander, so lange sie noch warm sind GrD. (B. II 18).
— 2. Gesenke, sumpfiges Gelände. Nur als Fluni.
Im G'sig GSchmitter, Widn. (Streueland; schon 1593
1t HWartm. 1887, 65/6). .Waldung im Gsigg.' Z Amtsbl.
1900 (ZFehr.).
Zu sihen (eigen). Vgl. zu 1 vorarlb. (G')nig, auch SchotteP-
g'sig, aus dem Schotten durch Sieden gewonnene gelblichte,
dichte Substanz (Bergmann 1844, 93; DM. V 488), zu 2 ahd.
gitig n. lacus, palus, stagnum; bair. Gcaig, Bergrinne, wohin
die Gewässer ablaufen (Schm. 2 II 242, dazu Gr. WB. IV 1,
41u7), auch Seigen (Sp. 483).
sigele": sickern ApH. (TTobler).
sigere": = dem Vor. Gl. Syn. seigeren (Sp. 484).
Sigarre" -üre" Aa ; B(4I-J; S, Z- Th ; ZMarth., Sigärc"
Aa; Ap; L; S; W, Z- Aa; Ap; B; L; Th; UUrs.; W;
Z (auch Zigär), Siggäre" Z- Aa, Siggäre" Aa; S, Z-
Aa; BBr.; LE.; S; Uw — f., nach vereinzelter Angabe
in B n., Dim. -ärli, in W -cm, Schl'gäl m. TB.:
Zigarre und zwar bes. die Kopfzigarre z. U. von den
billigen Bouts (Stümpe"). D' S-en t"weg(g)! Offizier
zur Truppe, zB. beim Antreten, auf dem Reisemarsche.
Militarspr. D' S-en us dem Mül und d' Absätz z'säme"
(auch mit humoristisch sein sollender Vertauschung:
d' Absätz us ,!em Mül usw.)! Aufforderung zur Ach-
tuugsstellung. Vereissspr. Er meint awh, urnn Ein'e')
underwise" seig, so mües'-er de" ganz Tag d' S. i"
der Schnör'e" ha"! von einem jugendlichen Raucher
Aa. Wü-ich d' Schnupf trucke" nid bi-mer g'ha" ha",
so han-ich e" Ziggare" i" 's Mül g' 'steckt und druflös
g'raukt. L Tagbl. 1903. S-e" (Z-) rauche" franke") galt
früher, im Gegs. zum Pfeifenrauchen, als vornehm.
Der Bainbür ... het dö itf Bifel vor si"'r Dochter
[die er in der Chaise aus dem Welschland heimführt]
ne" Sigare" mües'e" rauke", statt der Pfeife. JHofst.
1865. [Der Pilatus] ist e" stei"richer Ma"" ... und
zündt-ech kei"s Sigärli a" und het noch nie es Schöpph
g'ha". JRöthelin 1882. S. auch ver-rauken (Bd VI 799).
Aus frz. cigare, span. rigarro Die Betonung ist im Allg.
11 ', nur iu LE.; UwE.; U; W i;~. Her Aul. S- (auch eis.;
s. Martin-Lienh. II 337) beruht auf der frz.. der Aul. ."'-
auf der schriftd. Ausspr.; möglicherweise ist aber auch falsche
Auflösung der Verbindung mit dem best. An
Spiele. Das deutsche Fem. gegenüber dem nun. Mask. (doch
kommen südfrz. und oberit. auch weibl. Formen vor) erklärt
sich wohl als analogische Neubildung \>>n dem überwiegenden
PI. ans. Schigäl TB stammt ans der it. Nachbarschaft : »gl.
eiqala f. in Savoyen, Val d'Aosta, Piemont und im Lom-
19]
feag, seg, sig, sog, sug
bardischen, zigdl. in Parma, auch schriftfranz. cigalee 1730
(Dict. gen.). Zur Verschärfung des <j vgl. etwa Baggatell (Bd
IV 1053); Maggieren (Bd V 39).
sigärle" z-: Zigarren rauchen. A"statt Gülle"
z' träge" cha""st iez z-en und tubäckle". aGG. (Z).
Sigel III, ä. auch ,Sigill' — n. ra.: 1. in Aa; Ap; Gr;
Th; Z und wohl weiterhin n., nach Angaben für AaF.
(Hürbin); Gr (MKlotz); Obw; W; ZO. (neben n.), ver-
einzelt auch in der ä.Spr. in., wie nhd. Siegel, a) Gerät
zum Siegeln, aus Messing oder Stahl B (Zyro), ,Pet-
schier' Now (Matthys). Im Allg. nur von grössern
(amtlichen) Siegeln im Gegs. zum kleinern (privaten)
Petschaft, Petschier, in der ä. Spr. aber auch gleichbed.
mit Diesem gebraucht oder als ,grosses s.' davon unter-
schieden; s. unter Petschaft, Petschier (Bd IV 1931.
1932); Pitschierung (ebd. 1933, verlesen für .Pitschier-
ring'V); Petschier-Ring (Bd VI 1094), sowie unter da
den Beleg aus Zwingli. S. auch mer (Bd IV 363).
Stap und S., Insignien des selbständigen Kreises, bei
der Eröffnung der Landsgemeinde vom Präsidenten
(früher Landammann) getragen GrAv. Um de" St. und
S. cho", die Selbständigkeit, Autonomie verlieren, be-
vogtet werden (von einem Kreis), ebd. ,Des herzogen
von Burgun recht s., ist guot guldin und wigt I8V2
lott; des bascharts von Burgun insigel, ist silbrin und
Übergült, wigt 14 lott.' 1476, Absch. ,Ein silbry s.'
1483, Z RB. ,Es sye ein altharkomner bruch, das ein
ieder, so grichtsschryber, das s. hinder im habe.' 1546,
BTurmb. ,S., Butschier, sigillum.' Red. 1656. Insbes.
auch von einem Siegelring. ,[Juda zu Tbamar:] Was
wilt du für ein pfand? Sy antwurtet: dein s. und
dein armzierd und deinen stab.' 1530, I. Mos.; ,Ring.'
1683/1868; töv SaxxuXiöv 000. LXX. ,1m hohen lied sagt
der brütigam zuo der brut: leg mich als ein bütschet
in din herz ... wie einer ein s., damit er ein brieff
oder anders siglet, nit von hand lasst, sonder an sinem
linger hat, also halt mich fest,' LLav. 1583. ,S. graben,
schniden.' ,3 ß dem N. vom s. ze graben.' 1503, Z
Praumünsterrechn. ,Die Steinschneider, die da sigel
grabend.' 1530, IL Mos. .Ein grossen möschin S. ge-
schnitten, ist ze schniden 1 Gl. 37 ß 3 d.' 1616, UAltd.
,Ein grossen silbern S. geschnitten, hatt 2 Lott l'/s Q.
gewogen, tuot das Silber 2 Gl., zuo schniden 3 Gl.'
1617, ebd. — b) mit spec. Bez. auf das Siegelbild.
,[Die von St Gallen bitten, dass Herr von Fleckenstein
eine von ihm s. Z. als Landvogt zu Baden besiegelte
Urkunde, weil die ,prassen' daran etwas beschädigt
sei] anderwert besiglete. Und diewyl er aber siderhar
sin s. den eeren nach geändert . . . were ir früntlich
pitt, inen des urkünd und schyn ze geben, das harinn
kein valtsch nach gfaar von sinen herren und obren
geprucht were. [Die Eidgenossen bezeugen] das ge-
sagts herr vFl. jetzt angehenkt insigel umb etwas
geändert, ist siner eeren halb beschächen.' 1556, Absch.
,Insigne, insignia, s. und wapen, schilt und hälm.'
Fris.; Mal. ,Darumb so haben wir vorhär [vordem
Titelblatt] in mitten einer loblichen statt Fryburg
wapen und sigel . . . lassen malen . . . Bi wölcher einer
statt Fryburg [Wappen-] schilt es doch alles nüt ist,
es werd dann mit dem s. bestätiget, so ein einzige
bürg mit drien bürgen, festinen oder türmen under-
schidlich, doch ye einen türm höcher dann den andern,
inhaltet.' F Schulordn. 1577; vgl. die beigegebene Ab-
bildung. ,Die bis 1798 [in Ap] üblichen Sigille kamen
während der Dauer des helvetischen Einheitssystems
ganz ausser Übung: statt dem Bären erschien die
Figur des Wilhelm Teil . . . Dem Jahre 1803 war es
vorbehalten ... den Bären in dem Landeswappen wieder
empor zu bringen.' JJSchläpfer 1839. — c) mit Bez.
auf den Inhaber des Siegels und Siegelrechtes. , Eigen
s.'; s. auch Einsigel -Becht (Bd VI 299). ,Der selb
aman sol ouch ain aigen s. han und brief siglen, die
vor im kent und ervordret werdent; ob er aber nit
ain aigen s. hett, so sol ain herr abt siglen, von des
wegen der aman sitzet.' 1420, GOUzw. Offn. ,Wann
ich N. eigen s. nit han, so hab ich erbeten ininen
lieben Junker B., dass er sin insigel für mich und
min erben öffentlich gehenkt hat an disen brief.' 1423,
EStaober 1894; ähnlich oft. .Ererbtes S.': ,[N. in
Hundwil wird obrigkeitlich bewilliget] sein ererbtes
S. zu Händen zu nehmen und nach Notdurft zu ge-
brauchen, dergestalten, dass er keinen Zedel siegle,
es bitten ihn denn Geber und Nehmer darum oder er
habe einen Befehl vom regierenden Hauptmann; auch
soll er für rechtmässiges Siegeln sein Haab und Gut
vertrösten.' 1654, Schäfer 1810. - d) vom Siegelab-
druck (in Wachs od. Siegellack). Vgl.: ,Das s. trucken
in, üf' uä. ,Wie liechtlich das s. in das wachs, also wird
inen [den Knaben], was sie hören, ingetruckt.' F Schul-
ordn. 1577. Bildl: ,Er [Gott] offenbart den Menschen in
die Ohren und truckt ein S. auf ihre Züchtigung.' 1683/
1868, Hiob. a) zur Beglaubigung von Urkunden,
Briefen. ,[Wir, Zwingli und Leo Jud, haben] Leons
helffer empfolhen, das er sy [zur Ehe] zemen geben
nach offnem verkünden und mit eira kundschaftbrieff
bewaren solle, das er alles mit dys geton hat, als
noch sin sigelti oder bitschalt samt siner eignen hand-
schrift von imm und uns erkennt wirt, wiewol klein-
füeger wys, er hat nit grosse sigel. Hierumm ... ge-
bend wir mit unser beder bitschaft (dann wir ouch
nit grössere sigel habend) der handlung kundschaft ...'
1525, Zwingli (Brief an Mühlhausen). ,[Kläger sei
mit seiner Frau] gan Chur kon, da wolt man sy zuo
bett und tisch gescheiden han; do hiesehe man im
dry guldin umb das s., die wolt er nit gen, und blibe
also underwegen.' 1533/8, Z Ehegericht; vgl. zur Sache
S.-Geld (Bd II 263), -Tax. ,Koüf umb hofgüeter ...
sollend vor aim hofammann von Sant Gallen gefergget
und verhandlet werden und soll man im von dem
leechen ufzegeben und ze empfahen und von sinem
s., als dick man das tuot oder von im gehept haben
wyl, geben dry Schilling pfening; doch wenn es sölich
kouf und sachen nit antrifft und sich etwas zu ver-
sigeln gepürt, so soll man im von einem anhangenden
insigel 1 Schill, pfen. und von einem ufgetruckten insigel
6 pfening geben.' 1543, GMuol. Offn. (erneuert). ,Agere
cum aliquo tabellis obsignatis, einen an seinen Worten
oder brieffen mit seinem s. verpütschiert erwüschen
oder fassen.' Fris. ,A1so [ist] dises Instrument mit
aller im Eingang benanten Orten Sigill gefertiget
worden.' 1676, JGöldi 1897. ,Wer um das S. anhalten
solle [Randtitel]. Um die Besiglung [des Schuld-
briefes] aber solle der Schuldner in Person, oder
jemand anderer Glaubwürdiger in seinem Namen ...
bei Demjenigen, unter welches Innsigel der Brieff g<-
stellet, anhalten.' Z Gerichtsordn. 1715. ,Under dem s.';
vgl. ,under s-s kraft' unter Beil-Brief (Bd V 471).
.Besehenen under unser der obgemelten landamman
Beroldingers [usw.], ouch von bit wegen unser mit-
in::
N»g, sog, Slg, SO?, SUg
dl
gesellen NN., wann si eigen insigell nit enhatten,
uffgedruckten sigillen . . .' 1490, U (Gfd). .lieben zuo
Born bi S. Peter, unders viscbers s., uf 13. tag ougst...'
Ansh.; häufiger , unders viscbers ring' (vgl. a). .harumb
ist Ahasverus nit zuo entschuldigen, der dem Hanian
den nächsten sinen [Siegel-]ring gibt und nit besiebt,
was er geschriben oder under sinem s. ussgon lasse/
LLav. 1583. ,Hinder dem S.' : .Hinterschriebene Zedel :
Jede Art Bedingnisse über Verzinsung, Ablösung [usw.]
müssen vom betreffenden Gemeindsschreiber in den
Zedel selbst oder hinter das S. geschrieben sein, bei
Straffe der Nichtanerkennung allfälliger Forderungen.'
Schafer 1810 (Ap): vgl. hinder-schriben. Häufig ,das
s. henken lassen, hangen haben an'; vgl. S.-Hüsli
(Bd II 1725), -Büchsli (Bd IV 1005), ferner Prassen
(Bd V 779). ,Zuo lutterm urkund so hab ich Wvon
Diesbach, ritter, min eigen sigell an disen brieff hen-
ken ... lassen.' 1491, Gfd. ,Dises Instrument solle
gelten ... zwüschen den Orten, die ire Sigill hieran
bangen haben...' 1076, JGöldi 1897. S. auch Sigler.
.Anhangende S.'; s. auch Schirm-Brief (Bd V 484).
Im Bilde: , Durch den Nammen Gottes werde ver-
standen Gott selbs ... seine göttlichen Wort und in
denselbigen sein ganzer geoffenbareter Willen unde
seine zwei a-e Sigel, die beiden heiligen Sacrament.'
FWyss 1677. ,Das S. ahschniden, abziehen', zur Ent-
kräftung einer Urkunde. ,[Bei der letzten Abzahlung
habe der Gläubiger von dem Schuldbrief] das S.
selbs abgschnitten, ime [den Brief] fürgeworft'en, solle
inne nemmen, er ghöre ime; den er nach langem
genommen, heim getragen und dem Knaben in die
Schuol geben.' 1615, ZAnd.; zur Sache vgl. Bd V 436.
/Dem Gült- oder Schuldbrief selbs aber [soll] das S.
abgezogen werden.' Z Mand. 1694. Abgelöste Siegel
schon früh Gegenstand des Sammeleifers: .Sigelladen
2 und dorin s. 114.' vor 1578, Bs Kunstsamml. 1897.
Die Zahl der Siegel einer Urkunde war je nach den
Umständen sehr verschieden ; vgl. die Angaben unter
Under-gangs-, Eiräts-, Land-, Berichts-Brief (Bd V
455. 458. 463. 479 o.). Brief und S. (seltener umge-
stellt); s. BdV 436/42, ferner Un-bill (Bd IV 1167);
Wind (Bd V 111); Bi-Brief (ebd. 469u.); üf-richten
(Bd VI 404); richtig (ebd. 467); schnuer-richtig (ebd.
475); reden (ebd. 550 u.): üs-rüeffen (ebd. 702). Mer
blibi-d bi Br. ond S. ATobler 1905. ,Der urteil br.
und s. nemen.' 1524, Absch. (Artikelbrief der 3 Bünde).
,(Nach) lut der (alten) br. und sigel (siglen).' 1529/33,
W Blätter. ,Wer dan brief und sigill, auch zedell,
die nach landtrecht aufgericht seind, darin hat, der
soll am haubtguot nit hinder sich stehen, sonder er
mag bei sigill, brieff und zedell bleiben.' XVI., ApI.
LB. ,Diewyl der müller heitere br. und s. [habe], so
solle es darby bestan und blyben.' 1580, Z RM. ,Daz
Jeder by sinen habenden Br-en und Siglen verblyben
solle.' 1608, ALechner 1906. .Rechten, Br-en undt
Siglen ohne Schaden.' ebd. .Hierumben [begehrt N.]
zuor Steuer der Wahrheit Br. und S., so ihme zuo
geben erkennt worden.' 1753, G Bq. In ähnlichen
Verbindungen. ,tTber und wider unser gn. h. bott,
sigel und mandatt [haben die Eifischtaler am Aufruhr
teilgenommen].' 1550, W Blätter. .Pfänder und Siegel
empfangen, dass...', Etw. verbürgt erhalten: , Als die
Gemeinde zum hl. Tische wallte [zum Abendmahl, da
fühlte Uli] die Wonne, der Gemeinde Christi anzu-
gehören und Pf. und S. zu empfangen, dass auch ihm
seine Sünden vergeben ... und ewiges Leben ... aus
Gnaden geschenkt sei.' Gottii. — ß) als Verschluss-
zeichen auf Briefen usw. Tsch 's S. ganz? Äusserung
des Argwohns. (Das ist mir) es Buech mit sibe" Sigle".
wie nhd. (nicht eig. volkstümlich); nach Offenb. V 1 :
,Und ich sach . . . ein buoch . . . versiglet mit siben
siglen... und einen enge] predigen mit bäller stimm:
wer ist wirdig, das buoch aufzetuon und seine s. zer-
brechen?' 1530/1868. .Das zeichen oder s. auffbrächen,
etwas verzeichnets oder versiglets auftuon, resignare.'
Fris.; Mal. .Litera; resignatu-, aufgebrochen, das s.
darab geton, offne brieff.' Fris. Auch als Verschluss-
zeichen an Weinfässern; s. Win-Rüeffer (Bd VI 714)
und vgl. ver-siglen, Win-Sigler. — 2. Dim., Bing als
Ehcpfand? Han-ich nit g'seit, gib-em 's nit? han-ieh
nit g'seit, gib-em 's Sigeli nit? han-ich nit g'seit, gib-
em's nit? GrScIi. (G'sätzli). — 3. in mehrfachen wei-
tem Übertragungen, a) in ZO. n., in AaF. m., scherzh.
von gelben Flecken hinten am Hemde AaF.; L; ThHw.;
Z. E(n) S. im (am) Hämp(li) ha". Hest schtnl 's flissig
g'mostet [neuen Most getrunken] am S. a", wo-u-i'h hüt
i" d%"'m Hbm"li entdeckt ha" L (ERöthelin). Bidibämp,
bidibämp, bidibämp -bämp-bämp, <f He'demer Meitli
händ S. im Hämp! ThHw. (Spottvers auf das Nachbar-
dorf Herdern). — b) ,.n., Schönpflästerchen BO." —
C) m., Spund oben am Fasse Ar; Gnl'i\, Bli. (, Zapfen
am Fass'); GSev., „Spund als Öffnung und kurzer
Pfropf Ap; Gr" ; vgl. S.-Loch (Bd III 1038); sigel-voll
(Bd I 783). Wo hest de" S.? ApOberegg. — d) m., in
LStdt (nach RBrandst. 1883) auch n.: a) die aus
minderwertigen Stücken (Eingeweide, Knochen, Füssen
udgl.) bestehende letzte Gewichtsergänzung, das Zu-
gewicht beim Fleischauswägen AABb., F., Riniken; Ap;
„Gl"; L; „G"; Sch (Kirchh., Sulger); ThHw., Mü.;
ZDättl , auch lt Bahn. Zugabe zum Gewicht übh. ApK.
Syn. (zT. auch zu ß) Oe-fäll (Bd I 745); Ab-, Um-
(Un-)gänds (Bd II 9. 16); In-ge-schlächt ; In-, üs-,
Zue-ge-wicht. Der Metzger het-mer no'h en S. dre"
g'ge" Ai-Her. Gem-mer no'h e'chlei" S. dri"! Kunde
zum Metzger Th. Er [ein Metzger] gi''t »«<■' S. als
Fleisch, ebd. 's Fhischli südt-me" mit S. ond met
Chnoche". HKFrick 1900. Den Metzgern wird em-
pfohlen, kein ,S.' mehr zum Fleisch auszuwägen. 1680,
Sch Chr. — ß) was von einem auf Schlachtgewicht
gekauften Schlachttier dem Metzger zufällt, ohne ge-
wogen zu werden (Kopf, Füsse, Eingeweide usw.)
AaF.; L; Uw; U. .Fleisch ohne S., gediegenes Fleisch'
U (Dr Müller). .Dieses Stück wiegt ohne S. so und
so viel.' Metzgerspr. Der S. hed bi dem Haupt nid
guet fisg'ge" L. Da' hed e" schone" S. g'ha", sagt der
Metzger von einem fetten Stück Vieh, .das sich gut
gemetzget hat' AaF. — e) m. „Eingesehlächt meton.,
Etw., das Jmd überdrüssig und zuwider ist G", .Ein-
gesehlächt in moral. Sinne' ScHSt. (Sulger), lästige
Zugabe, die mit in den Kauf genommen werden muss
THTäg., etw. Unerfreuliches in einem Ganzen Ap
(TTobler). Der het en tüchtige" S. zue sl"-m Richtum,
von Einem, der eine zwar reiche, aber böse Frau
geheiratet hat ScHSt. (Sulger). Das Hils (Die Hemet)
het en rechte" S.! eine nachteilige Eigenschaft, der
nicht abzuhelfen ist, zB. wenn die Liegenschaft durch
ein Bahngeleise zerschnitten ist Arllor. Er hei en S.
a"-sich (trat en S. mit), 's ist -ein en S. 'Mibe", ein
Brandmal, Makel, zB. von einem, der im Zuchthaus
war. ebd. En (g'waltige") S. devo" träge", .einen Besten'
195
Sag, seg, sig, sog, sug
von einer Krankheit, Verletzung ApLb. Die het de"
S. <(»'' uberko", von einer Frauensperson, die in
andern Umständen ist. ebd.; vgl. sigleu. Das giH-em
der S. Gl (Leuzinger), = den Rest? Ich ha" der S., habe
verloren (im Spiel) GlKI. Insbes. ein niissratenes
Kind einer sonst wackern Familie Ap(TTobler). „Der
S. einer Familie, ungeratener Person [1. Sohn. ?] der-
selben G" (St.'2).
Mhd. siyel n., seltener und später als i«(</c >.«<</. / (s. u.):
vgl. Gr. WB. X 1, 895 ff. (wo auch vereinzelte Belege für
das Masc), ferner Schm. 2 II 242 f. ; Martin-Lienh. II 338.
Zum Sachlichen vgl. noch Z Ant. Mitt, IX 1 (Die Städte- und
Lanäessiegel der XIII alten Orte) und XIII 1 (Die Siegel
der Hauptiirte und Landstädte der Kantone G, Gr, Aa und
Tli). mit Abbildungen. Nicht klar ist die Angabe bei Fris.;
.Mal.: .Obsignare, mit der band oder faderen siglen oder das
s. underschreibeu, wie die notari tuond.' Die «bertr. Bedd.
scheinen ansserschweiz. zu fehlen; doch vgl. zu 3 a nd. <S%(,
der grosse Schmutzfleck auf dem Ärmel unreinlicher Knaben,
wenn sie die Nase nur mit dem Ärmel abwischen (Gr. WB.
X 1, 903). 3 c geht von 1 d ß aus, 3 d und e von der Bed.
, Zugabe, Anhängsel'; vgl. dazu unter An-hang 1 1, |Bd II Hill)
den Beleg aus Spleiss 1667, sowie An-henker B a (ebd. 1464).
Nach einer Angabe wird in AaF. zw. Siyel in Bed. 3 d ß und
I*-mgel in Bed. 3 d a unterschieden. — S. in Namen ist wohl
nirgends unser W. In Flurn. wird meist lautliche Entstellung
aus ,sidel' vorliegen; vgl. die Anuiin. zu Sidcl, Ein-xidelen.
Land-rideling (Sp. 302. 303. 305), S.,,,1 (Sp. 143) und umge-
kehrt ,(in)sidel' für .(iu)sigel' (Lexer I 1444. II 914). Ganz
sicher in ,Hühner-S.' Thkttcnh. (JNater 1S98, 822); wahrsch.
aber auch in , Siegel' Aa; ApI. (Berg mit Alp, jetzt auch ,der
Alpsiegel' genannt); , Siegel-Acker' FWünnenw., ,-Weid' B;
,Steinsiegelen' ZKUml. (Wiese). .Sigelrih' PN. S89, Z Frau-
münsterurk. Sigel, Kuhname Obw (selten).
Ort-. ,[Das äussere Amt habe beschlossen] eine
Depudatschaft in gewisse Ort zu schicken . . . also die
Herren der Burgerschaft gefragt, ob sy mit wollen
oder nit; wo nit, werden sy hoffen das ürtsigill bru-
chen zu können.' 1730, Zg Brief (Gfd). — Hemd Hemp-
ScuNnk., Hemper- ZWyla, Hem'Hi- Bs: 1. = Sigel 3 a
Bs; ZWyla. Hempers. (vor Euren Kre" z' rede") ZWyla.
— 2. scherzh. für den aus dem Hosenschlitz kleiner
Knaben etwa zu Tage tretenden, nicht immer ganz
reinen Hemdzipfel ScuNnk. 's ist noch nit so gar lang,
sid im der H. hingen usse" g'lampet ist, von einem
sich überhebenden jungen Menschen. — Kanzlei-.
.Einzugsbrief [von GFlaw.] mit unserm [des Abtes]
grösseren Canzleisigill verwahrt.' 1766, G Rq. ,2 Kanz-
lei-Siegel ... 1 kleines messingnes K.' 1799, Obw. —
Kapitel-. ,Das c. sol in ein trog gelegt und darzuo
dryg Schlüssel gemacht werden und ein dem probst,
der ander dem techan und den dritten m. h. von Er-
lach haben.' 1487, BRM. — Land-: Staatssiegel Ap.
,In ApA. sind zwei, ein kleines und grosses. Letzteres
verwahrt der Amtslandaramann und, um seine Ge-
wissenhaftigkeit in der Amtsführung mehr zu Gemüte
zu führen, zeigt er an der ordentlichen Landesge-
meinde das Staatssiegel, wovon er nie Missbrauch
gemacht habe.' TTobler. ,Lantsigel', von RCys. ver-
bessert in ,Land-.' XVI., L. Später auch ,Land(e)s-.'
,Ein gar altes kupfernes Landess.' 1799, Obw. ,Das
silberne Lands-Sanitäts-S.' ebd. — Bund- ,Pundt-';
s. Dri-sigler- Brief (BiV 4SI). — Bitsch-: Petschaft.
,Wir vicarius und der ganz convent des gotshusz St
Margarethen tale in myndern Basel, Carthuser ordens
. . . haben an disen brieff gedruckt unsers vicarien b.,
dann des convent sigel ist nit in unserem gewalt.'
1531, BsChr.; s. die Beschreibung ebd. I 536.
Salomons-: Maiblume, Weisswurz, Convallaria
polygonatum Aa; B; S und weiterhin, aber wohl nir-
gends volkstümlich. Syn. grosses Maien-Bisli (Bd VI
1332).
Nach DGemp. ,der siegelartigen Eindrücke auf der durch-
schnittenen Wurzel wegen', nach Leunis ,weil die auf dem
Wurzelstocke sichtbaren Narben der vorjährigen Stempel
einem abgedruckten Siegel ähneln': s. auch Gr. WB. VIII
1700 und vgl. Pritzel-Jessen 108.
Silber-. , Dem Herrn ein grossen S. gemacht, daz
hatt gewogen Lott 2 Q. 3 Silber.' 1613, UAltd. —
Schliss-: Siegel aus Schleisse. Ansh. '2 III 64; an
andrer Stelle : , sigel von reinem schliss.' — Sc h w Ins-:
diejenigen Teile des Schweines, die wegen zu grossen
Knochengehaltes nicht ausgewogen werden können (zB.
Füessli, Örli, Schnörrli, Schwänzli und Höchrugge"),
beliebte Wirtshausspeise, meist mit Sauerkraut ge-
kocht und aufgetischt ScuNnk.; vgl. Sigel 3 d. , Heute
Abend Schweinss. und Sauerkraut' ScnStdt (Ztgsins.).
— War-: Wahrzeichen. ,[Jetzer:] 0 Maria! man
wirt mir nit glowen. Do sagt si zuo im: gib mir die
rechte band, da wil ich dir geben ein semlich war-
sigel und zeichen, desse glichen kein helg nie so
schillbar hat gehupt; nam im die hand und durchstach
si am betstollen mit einem dreiekechten nagel.' Ansh.
In-sigel /•*- n. m.: 1. = Sigel 1 und nicht selten
damit wechselnd (s. die Belege unter Sigel). äSpr.
a) entspr. Sigel 1 a. ,Es sol ein gerichtschriber swer-
ren...des schulthessen i. innhaben und damit nützit
ze besigeln, denn das gericht und urteil gitt.' XV.,
Z StB. ,Ain aman sol ain i. zuo dem gericht han von
einem vogt und herrn ze Steinach.' 1462, G Rq. .Des
herzogen recht i., ist ganz güldin und wigt bi einem
pfunde; denne des bastarts von Burgunnen i., ist
silbrin und vergült.' DSchill. B. ,An silbergeschier:
...so hat sin i. 3 lot.' Walmi. Inv. .Cicero schrybt
ad Quintum fratrem: sin ring solle nit syn wie ein
geschirr (wöliches man usslyhen kan), sonder ... er
solle sähen, dass syn ynsigel nicht in ander leuten
händ komme, dann bald darmit grosse untrüw be-
schallen wäre.' LLav. 1583. Der Verlust eines ,I-s'
wird zur Verhütung von Missbrauch amtlich bekannt
gegeben. .Man sol wissen, daz Johans von Seon für
beid rät komen ist und do geoffenbart und geseit hat,
daz er an dem nechsten sunnentag nach Sant Martis
tag in der nacht ze Dietinkon in des wirtes hus sin
i. verlorn hat.' 1368, Z StB. ,Wir der burgermeister
und der rat der stat Zürich tuon allermenlichen ze
wissen, das N. unser burger für uns komen ist und
hat vor uns geoffenbart und geseitt, das er sines
eigennen i-s vermisset uff den 28. tag meyen und das
er es also verlorn hat, und hat ouch dis offnung vor
uns getan dar umb, ob mit dem obgenanten i. von
dem vorgeschoben tag ützit versigelt wurd, daz das
im und sinen erben unschedlich sol sin.' 1377, ebd.
.Vor minen herren ... hat N., buwmeister, geoffen-
baret, das er uff frytag . . . sin i., das silbrin gewesen
sye, verloren hab, und begert, das uff der statt buoch
ze schribent ... Uff aller heiligen tag in dem obge-
nanten jare umb mittag hat der obgenant N. sin i.
in sinem hus in der kainber, genant die herren kam-
ber, wider funden.' 1463, ebd.; ähnlich noch öfter
(s. im Register unter , Siegel'). S. auch sacken (Sp.
125): sägen (Sp. 383). Amtliche Vernichtung eines
Siegels: ,N. hat von unser herren heissens wegen
497
Sag, seg, sig, sog, süg
Conrat Furteis i. für unser Herren bracht, und die
band daz ze stund heissen zerslahen, umb daz der
egenant F., als der ein alter blöder man ist, und sin
erben da durch nit veruntrüwet werden.' 1420, Z StB.
— b) entspr. Sigel 1 b. ,Ain [bischöflicher] canzler
bat ain i. mit ainem adler und sol und mag besigeln
. . . umb all weltlich Sachen.' Gr Amterb. S. auch
rechnen (Bd VI 120 o.). Wappenbild ttbh. ,[Die Appen-
zeller beschweren sich über die Rede, sie hätten bei
Bregenz ein ,paner' verloren, es sei nur ein ,fendlin'
gewesen. Die von Bregenz] sagend aber, es syge
deren von Abbencell i., und ist wenig underschaid,
in was zeichen, in ainem grosen oder klainen, ires
lands bär stände . . . Dann den alten ain glicher ver-
lurst gsin ist, wo sy ir sigelzaichen verloren, sy stuon-
dend in ainem grosen oder klainen veld. Zuo unseren
ziten aber, wie der fendlinen bruch ingewachsen ist,
halt man für gros ain paner verlieren und für weniger
ain fendlin verlieren.' Kessl. ,Ob der Gruft ligt ein
Grabstein, dessen I. aber verbliehen.' CThomann 1741.
— c) entspr. Sigel 1 c. , Eigen i.' usw. ; s. im Folg.
— d) entspr. Sigel 1 d. ,Mit einem i. besiglen' uä.
,So han wir ... dirre brieve zwen gliche geschriben
mit unser stat insigelt[!] besigelt otl'enlich.' 1383, Z.
,Von des garten wegen, so der selbe N. ... koufte und
im mit unser frouwen ... der ebtischin i. verbrievet
ist.' 1330, Z StB. S. noch Haupt-, Gemächts-, Brand-,
Gewalts-Brief (Bd V 458. 46b'. 475. 495). ,Das i. üf,
an, in einen brief drucken.' ,Ze Urkunde diz Spruches
han ich min i. ze ende diser geschrift uf disen brief
gedruckt.' 1374, G Rq. ,[N. soll geredet haben] min
herren habent ir i. uff ein ungeschribnen brieff ge-
trukt und den selben brieff der Eidgenossen hotten
uffgeben und das sy den in das veld füerint und darin
schribent, was sy wöltent.' 1442, Z RB. ,Zuo vestem
Urkunde haben wir schidlüt unsere eigne insigel und
bütschet getrukt in diser gschriften zwo.' 1529, Absch.
.Hierumb des zuo urkundt so hab ich min aigen i.
offenlich hiefür in den brief gedruckt.' 1542, G Rq.
,Von Grichts und erkannter Urtel wegen hab ich
[der Ammann] mein eigen I. öffentlich hier aufge-
truckt.' 1753, GBatz. ,Ein i. (offenlich) henken an.'
Aus der Menge der Belege hier nur einige wenige.
,So han ich der obgen. schultheiss von des gerichtes
wegen min eigen i. und, won es ligend guot in margtes
recht ze Baden gelegen antriffet, gemeiner stat ze
Baden i. mit urteil offenlich gehenket an disen brief.'
1378, AaB. Urk. ,Wan wir eigens isigels [!] nit haben,
so haben wir, meistrin und der convent des gotshus
ze Engelberg, gebetten unsern geistlichen herren...
daz er sin eigen i. hankti an disen brief.' 1378, Gfi>.
,üez ze urkund so haben wir beid unser ieglicher sin
eigen i. offenlich gehenkt an disen brieff uns ze ver-
gicht und zügsami diser dingen.' 14119, MEsterm. 1878.
,N. hab zue Einsideln gerett: wie stat es iez zwü-
schend den von Zürich und üch? Man seit da
nidan im land, ir sigind gericht. Also sprech der
Riegger von Luzern: wir tagend über tag und machend
brief; ich mein, wir müessind der tagen eins mit
hallenbarten ze tagen ritten und die insigel mit hallen-
barten anhenken.' 1442, Z RB. ,Wan wir aigen i. nit
gebruchen, so haben wir mit ernst erbetten den er-
samen N., das er sin aigen i. für uns . . . harzuo ge-
hengkt hat.' 1484, G Rq. S. noch Teil-Brief (Bd V
489); über-sagen (Sp. 402). Uneig.: ,[A. zu B.] wie
8chweiz. Idiotikon VII.
kanst du ein man sin, das du eim iiuochest, so du
.stallung geben hast? Uff sölichs hat er [B.] widerumb
zuo im geredt: nu geb dir Gott noch einest das vallent
übel, du zersbuob! Da redte er [A.]...: lieben ge-
sellen, sind mir der Worten ingedenk; dann er [B.]
damit den i. erst daran gehenkt [die Beleidigung voll
gemacht] hat.' 1407, Z RB. .(\n)hangend i.' .Disen
brieff habend wir [Graf Friedrich] besigelt geben mit
unsserm offnen anhangenden i.' 1429, G Rq. , Bulle,
Bull, hangend Eins., Caspel (Capsel), darin das Sigel
verwart wird.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Brief (Bd
V436u.). ,Under dem i.' .[Es] sye im ein brief von
minen herren und under irem i. zuokommen.' 1527, Z.
,[Bei Verschreibung von Gütern, die in verschiedenen
Gerichtskreisen liegen] sol der Brieff ... auch unter
beider oder mehreren Land- und Obervögten oder Ge-
richtsherren Einsigel eingerichtet werden.' Z Gerichts-
ordn. 1715. S. noch über-sagen (Sp. 402). .Keiserlich
i.' XV., Z Chr. ,Eptischlich [der Äbtissin im Selnau
bei Zürich] i.' 1400, AaB. Urk. .Äptlich i.' 1477, G
Rq., .abteilich I.' 1738, ebd. .Sowohl mit dem Fischin-
gischen Abtei- und Convents-, als auch ihro hochfürst-
lichen Gnaden zue St Gallen landsherrlichem I. be-
kräftiget.' 1732, ebd. .Adelich I.' ,Dessen zuo warem
Urkund hab ich [Fidel vom Timm, Hofammann zu
GWil] mein adelichen, angebornen 1. offenlich henken
lassen an disen Brief.' 1651, G Rq. .[Kaufbrief, den
Junker Meiss] mit seinem woladelichen Ehren Eins,
bekräftiget.' 1757, Z. Das ,minder, klein i.' im Gegs.
zum .meren, grossen'; vgl. Secret-I. ,Und herüber,
won dise gesellschaft und einung mit aller der burger
Zürich gemeinem rat alsust gesetzt und verschriben
ist, so haben wir unser stat i. das minie an disen
brief gehenkt offenlich.' 1336, Z StB. Kauf- und an-
dere Briefe bis auf die Höhe von 20 Mk Silber sollen
mit dem .mindern i.', Urkunden grössern Belangs aber
mit dem ,grossen i.' versehen werden; beide sollen
aber gleichviel Kraft haben. 1403, Sch Chr. ,Also
haben wir im [dem Stadtschreiber] sinen Ion geschetzt,
den er von den briefen nemen sol, die mit unser statt
merem i. besigelt sind, nach den summen, als denn
in den briefen je geschriben stand, es syend koff brief,
gemechtbrief, satzbrief.' 1432, Z StB. ,Eid, so die
schriber swerend: .. . mit der statt grossem noch klei-
nem i. nüzit ze besiglen ane mh. wissen, willen oder
heissens.' um 1500, ebd. ,Was under mh. grossem i.
oder dem secret wirt besiglet und usgat, das sol ein
stattschryber oder underschryber schriben.' 1515, ebd.
,Der Statt Basel gross I.' M. XVII., Bs Kunstsamnil.
1907. .Heimliches i.' (Übers, von , Secret-I.'): .Mit.
urkund dis briefs mit unser statt heimlichem i. ze
rugs besigelt.' 1358, Z StB. (Pergamentbriefchen des
Bürgermeisters Brun an den Abt von St Gallen). Das
Fehlen des 1-s an amtlichen Schreiben kann nur die
Not allenfalls entschuldigen: ,Wir tuond üch ze wissen,
dass die vyent sind in das Engadin zogen . . . Darum
so ylant bald und verland uns nit durch Gottes willen,
und achtend des i-s nit, es ist iner not geschriben.'
1499, Calvenf. 1899 (Bergün an die Bundesgenossen).
,Sin i. wider nemen; einem sin i. wider geben', beim
Rücktritt von einem Vertrage; s. Man-, Münz-Brief
(Bd V 467. 468). S. noch Sigel-Hüs 2 (Bd II 1725);
Acht-, Begnäd-Brief (Bd V 448. 457); be-siglen. In
dieBed. gesiegelte Urkunde' übergehend: .Graf W von
Montfort und Gemahlin versichern ihren Untertanen,
499
Sag, seg, sig, sog, sug
r,oii
dass sie und ihre Rechtsnachfolger] wer die sint oder
wie die genant sint, in der hende es [ihr Besitz] kö-
rnen raöcht von unser wegen vor tod oder nach tod,
mit aiden und insiglen, sü söllent und wellent lassen
beliben by allen vorgenenten rehten [usw.].' 1399, G
Rq. — e) Siegelgebiihren. ,Hant sich bed ret bekent
als von des i-s wegen, waz davon vallet under einem
Schultheis . . . daz sol ouch ein Schultheis nemen und
haben . . . desglich was under eim Statthalter vallet,
das sol ouch eim Statthalter werden . . .' 1469, L
RB. — 2. (n. ZKn., Stdt tw., sonst gew. m.) übertr.
a)= Sigel3da AiBr., F., Hold., L.; ArLb.; Gl; L;
GW.; ScBNnk., Schi.; SchwE.; Th; Zg; Z; heute fast
nur noch in Knochen fSuppe"-Bei") bestehend und,
wie übrigens tw. schon früher, im Gewicht inbegriffen.
Ir gen,'-mer e"möl auch irider g'nueg I.! unzufriedene
Hausfrau zum Metzger Aa. De'' Metzger hat doch
u" oerschant vil I. g'ge"! ZDättl. So-n-e" Stoclc I.? So-
n-e" gross Bä" zomen I.? ThMü. [Die Frau beauf-
tragt ihren Mann mit dem Fleischeinkauf:] So cha""st
selber e" guets Stuck üslese" und chunnst nüd z' vill
I. über. ACorr. 1879. ,Nachdem Einer vil Fleisch
nimbt, nach dem soll man I. darzu geben; jedoch soll
sich Lungen und Leberen nit hierzu wägen; was aber
Kopf und Herz belangt, das mag man wägen wie von
alter hero.' 1620, SchwE. Arch. ,Als Einer ein zwar
reich, aber dornebend hässlich und bös Wyb anstellte,
die ihm mächtig ausshin gab und übers Mul fuhr,
vexiert er sich selbs und sagt: Ich hab vermeint, ich
hab wolfeil und gut Fleisch kauft; aber es ist mir
dornebet gar zu ein grosser und starker Eins, worden.'
Sohimpfr. 1652. ,Ein jeder Metzger gebe zu einem
guten Stuck Fleisch, dabei wohl zu schmausen sei,
auch etwas Einsigels.' Goliath 1741. ,[Das Fleisch]
sollen die Metzgermeister, sobald es geschätzet ist,
nach einandern aushauen, Niemandem vorher ver-
sprechen ... sondern Alles gleich, hiermit auch den
Eins, auf den ganzen Stier, so viel möglieh, unpar-
teiisch unter Reiche und Arme austeilen und ver-
kaufen.' Z Metzgordn. 1770. ,[Es soll] Jedermann un-
parteiisch bedient ... der Eins, möglichst gleichmässig
verteilt, kein Fleisch mit Eins, von einem andern
Stück Vieh vermengt... werden.' ZEgl. Metzgerordn.
1831. — b) (kleine) Zutat, Zugabe übh. ,Wenn eine
Reb-Rüti (Bd VI 1817) weniger als 50 Ruten mass,
so wurde dem Betreffenden [nutzungsberechtigten Bür-
ger] als Entschädigung noch irgendwo ein entsprechen-
des Stück Feld- oder Wiesland dazu angewiesen; dieses
nannte man I., welcher aber bezüglich seiner Lage
und Beschaffenheit nicht immer geeignet war [den
Entschädigten zu befriedigen]' ScHHa. (Neukomm).
Beigabe zu einer Aussteuer, auch die Mitgift selbst
AaWoIiI. (Elsler). , Zugabe von Fahrhabe bei Liegen-
schaftskäufen' L. [A. kauft von B.] Haus und Land
um 2020 Mfünzjgl. samt Insigel. [Der Käufer soll
dem Verkäufer das Gabenholz führen, wofür 20 G).
von der Kaufsumme in Abzug kommen. Nun zieht
aber C. diesen Kauf ,mit seinen habenden Rechten'
an sich, worauf ihn A. — nach ausgeführter Holz-
fuhr? — auf Rückerstattung der 20 Gl. verklagt. Er-
kenntniss: C. soll die 20 Gl. zahlen] im freien Amt
sei allzeit üblich gewesen, in einem ziemlichen Kauf
ein billichen Eins., wie man es nennt, zu machen ...
[dass nämlich] wenn ein grosser Kauf bescb.icb.et, man
Etwas für sein Mühewalt einmark[t]e, und das Amt-
recht lautet clar, dass der Züger den Käufer umb
billiche Cösten bezahlen solle.' 1755, AATäg.Gerichtsb.
,Und geht ihm [dem feurigen Meer der Sonne], sovil
es an alle Geschöpfe sich hingibt und mitteilt, den-
noch Nichts ab, worinn diss herrliche Geschöpf vor
andern auss ein Eins, seines göttlichen Schöpfers hat.'
SScheürer, Landtheologey ; darnach JCNäg. 1738. Meist
in ungünstigen] S.: „Aullage, Beschwerde GT.;
Z", irgend eine an Etw. haftende unangenehme Ver-
pflichtung, Servitut, so zB. das Nutzungs- oder Haus-
recht der Schwiegermutter, ein Fideikommiss AaF.
(Elsler), ein öffentlicher Durchgang durch Privateigen-
tum, ein schlechter Abtritt, ein lärmendes Gewerbe
in der Nachbarschaft Z, .unerwünschtes Anhängsel'
ZKn., .etwas Unerfreuliches, Unnützes' ZDättl. Es
ist en I. derbi. Das ist en I., ,ein Hinderniss' Z
(Spillm.). ,[Zum Pfrundeinkommen gehört] hinter dem
Hauss ein schön Stuk Gut, hat zum Eins, den Fuss-
weg, der miten durch gehet und von dem Pfarrer
unterhalten werden muss.' CThomann 1741. Auch in
pers. S., ,die Person, die den Winkel [s. d.] im Hause
hat' Z (Dan.), ungeratenes Kind einer Familie ZDättl.,
Stdt. De'' Bueb ist doch en böser I.! ZDättl. „Unter
mehrern Töchtern diejenige, welche der Vater oben-
drein in Kauf geben würde, die ihm sitzen bleibt,
oder auch ein Reisegesellschafter, der sich aufge-
drungen hat, etwa so, wie die blinden Passagiers auf
den altdeutschen Postwagen Tb" (St.2). ,Ist Gott
unser Vatter, so sollen wir ... uns hüten, das wir,
die wir göttlichen Geschlechts sind, dies Geschlecht
nienermit entgesten. Lieber, wilt ein Kind Gottes
sein, so sei kein Eins, under den Kinderen Gottes!
Welches Geschlecht hat gern ein Masen und Schand-
flecken an ihm?' FWyss 1677. ,[Das Haus war] eine
wurmstichige Rauchhütte! Lauter faule Fussboden
und Stiegen, ein unerhörter Unflat und Gestank in
allen Gemächern! Aber das Alles war noch Nichts
gegen den lebendigen Eins., den wir im Haus haben
mussten: ein abscheuliches Bettelmensch, das sich
besoff, so oft es ein Kirchenalmosen erhielt.' UBrägger.
— i"-siglen: ,Etw. als I"-sigel [in Bed. 2 a] ver-
wenden' Z (vereinzelte Angabe), beseitigen, nichtigen'
ZKn. (Schnebeli). — In-siglerm.: Beamter, der das
Siegel führt. ,Sigillator, sigillifer, i.' Voc. opt. ,Her
meister Dietrich, vogt, propst und i.' 1471, AaZ. —
In-sigleten f.: ,das Unangenehme, die Schatten-
seite' GW.
Ahd. iiuitjili n., Siegel(ring), auch halbmondförmiger nie-
talleoer Schmuck, Münze; mhd. imiyel(e) n., Siegel; entspr.
in den übrigen altgerm. Dialekten (mit Ausnahme des Got.,
wo tigljB n.); vgl. Gr. WB. IV 2, 2142. X 1, 895, über das
etyiu. Verhältniss zu Sigel auch Franck 1199; Wilm. II 239.
, Insigel' gibt sich auch bei uns deutlich als die ältere Bil-
dung zu erkennen. In der lebenden Spr. wird wohl allg.
isigel gespr. ; daher die (auch schon in ä. Zeit begegnende)
Schreibung ,Eins-'. Das Mask. von Siyel übertr. V Bed. 2
ist wie Siyel 3 nur Schweiz, bezeugt. S. auch die Anm.
Majestät-I.: sigillum maiestatis. ,[I)er König von
Frankreich] versigelt ouch am ersten denselben ewigen
friden [von 1474] mit sinem künglichen m.' DSchill. B.
Secret-L: sigillum secretum; vgl.: ,Im Laufe des
XIV., wo der Verkehr unter den verschiedenen Städten
und Ländern häufiger wurde und das Ausstellen von
Urkunden sowie der Briefwechsel sich mehrten, wurde
von manchen Städten ein kleineres Siegel angewendet
501
Sag, seg, sig, sog, sug
502
und ihm der Name Sigillum secretum beigelegt, mit
welchem hauptsächlich Briefe versiegelt wurden; ne-
benbei diente es aber auch zur Besiegelung minder
wichtiger Dokumente . . .' Z Ant. Mitt. IX 1,7. , Unser
[des Abtes] s.' 1480, G Rq. ,Es sye im des ein brieffe
von ruh. under irem s. besigelt gegeben worden.' 1484,
Z RB. ,Des zuo urkünd, ewigem bestand und gwar-
same mit unserm [der Stadt B] s. verwaret.' Ansh.
.[Bestätigt] mit ü. gn. angehenk[t]em s.' F Scbulordn.
1577. ,Zuo urkund dis brietfs, den wir mit unser
statt utfgedrucktem s. bewart geben lassen.' 1589, L
(FHaas). , Beide Herren Obervögt . . . ihre eigne an-
erbohrne Sekret Ynsigel, jedoch Ihnen," Herren Be-
sigleren, ohne Schaden, hänken tun an diseren Brieff.'
1097, ZAdlisw. ,Mit meinem anwohnenden Secret
Eins, bekrefliget.' 1743, Z. Auch hier wird zw.
einem ,mereu und mindern s.' unterschieden. ,Der
schriber [soll] zuo den sechs stetten und ouch den
fünf orten, riten und jedes orts und lands merer s.
an die brief henken.' 1520, Abscu. S. noch die Anm.
,Seyordnung unter dem Staats-S.' 1650, THägenb. 1882.
.Unser [des Abtes] gewohnlich Canzlei-S.' 1621/33, G
Rq. .Unser grösser Abbatial-S.' 1738, ebd.
DafBr auch .Secret' allein. Der Ausdr. wird stets ge-
trennt geschrieben und auch nicht eig. als Zss. gefühlt, was
aus Wendungen wie .üusers rats secret miuder insigel' (144-2,
UWil) hervorgeht; vgl. auch , under unser statt secret an-
geheuktem ingsigel.' 1466, AaBr. StK.
In-ge-sigel n.: 1. a) = Insigel 1 a. ,Wan wir, die
tallüte von Urseren, von unser gemeinde i-s nüt en-
han, so han wir erbetten N., unseren amman, und M.,
unsern talman, das si disen brief besigellen mit ir i-n.'
1309, JEKopp. ,Wan wir [Die von BG.] eigenez in-
gsigelz nit enhein ... so hein wir erbetten NN., daz
si ir ingesigelu vur uns hant gehenket an disen brief.'
1330, B Hink. Bot 1897. ,Si hant uns [die Luzerner
dem Entlebuch bei dessen Aufnahme in ihr Burgrecht]
ouch geordent und geben ein gemein i. des landes,
das wir für dishin also haben und niessen wellen und
süllen; were aber, das wir unser burgrecht ufgebende
wurdent in künftigen ziten, so sullen wir inen ouch
das i. ze stunt wider geben, das wir es dar nach für
unsers landes i. nit me haben noch niessen süllen in
keinen weg.' 1395, L. ,Der stat i. sol einer dez rates,
an den die burger allermeist gehellent, hüeten und
sol der sweren uf den heiligen, daz er keinen be-
sessenen brief besigele, wan mit des schultheissen
rate und zweier des rates, noch handfesti, noch offennen
brief, wan mit des schultheissen rate und drier des
rates.' F Handf. ,N. erzelt, daz er sin i. verlorn hab.'
1437, ZStB.; in der Überschrift .insigel.' ,Dem N.
von einer löifferbüchsen und von einem i. ze vergülden
tuot 1 pfd.' 1446, B StRechn. ,Und gewan man [1476
zu Grandson] ouch des bascharts von Burgund guldin
i., wag 3 pfd gelts.' BsChr. — b) = Insigel 1 d. ,Ze
vollem Urkunde ... wart dirre brief mit unsern [des
Grafen von Froburg etc.] i-n und der vögte [von Roten-
burg] besigelt.' 1277, L. ,Der minrun Basil ir ingi-
sigil zi gizüge [an den Brief gehängt].' 1285, Bs ÜB.
,Darumbe ... so henken wir [Schw; U; Z] unsrü in-
gesigil an drie gliche brieve.' 1291, Gfd. ,3 briefe
geliche geschriben, mit ünserm (der stette) i. besigelt.'
ZRBr. ,Disen brief besigelt mit unser stat i.' 1311,
AaB. Urk. ,Zuo einem Urkunde, dac es mit unser gunst
büschechen ist, so henken wir, der vorgünant apt
Walther [von UwE.], unser ingüsigel an disen brief.'
1328, Gfd. ,Dem schuolmeister umb brief mit hangen-
den ingsigel 2 pfd 18 ß 9 d.' 1376, B StRechn. .[Fehde-]
brief, besigelt mit mim Bernhart Grats ritters ings.'
1386, ÄABremg. ,Denne umb sidein snuor zuo dem
buutbrief zuo den i-n.' 1441, B StRechn. ,Dem treijer
umb büchsli ze machen an brief zen i-n 117s ß-' 1449,
ebd. S. noch Belibnust (Bd V 6); (Quitt-, Berichts-)
Brief (ebd. 436. 476. 478); Sicherheit (Sp. 185); über-
sagen (Sp. 402). — c) Siegelgebühren. ,Eim vogt ze
Willisow, ze Entlibuoch und l.'uswil git man ierlich
18 gl., und die erschätz ze Willisow in der statt unz
an den kilchherren und die visch und hüener und
daz ings. gehört alles dem vogt, aber der fuoterhaber
sol unsern herren werden.' 1416, L RB. — 2. übertr.
auf Etw., das gleichs. die Vollendung seiner Art dar-
stellt. , Aller huoren ingesigele', häufiger derber
Schimpf auf Frauenspersonen. Blasph. acc. — In-ge-
sigler m.: = In-sigler. 1400/1. 1402, L Ratsprot. Vgl.
Seg. RG. II 197.
Vgl. Lexer I 1433; Gr. WB. IV 2, 2115. Einmaliges ,in-
gesegelen' im Z RBr. (neben ,iugesigel') ist blosser Sehreib-
fehler. Zu 2 vgl. die ähnliche Verwendung von .Siegel' (Gr.
WB. X 1, 903), auch Sp. 498 o.
sigle": 1. mit einem Siegel versehen. ,S., sigillare,
sigillum apponere, sigillo rem sive causam approbare,
conflrmare.' Fris.; Mal. ,S., ferbitschieren, sigillare,
obsignare.' Red. 1656. a) zur Beglaubigung; heute
etwa noch in der Kanzleispr. ,Es klaget A. uff des
B. wib, dass si vor gericht frefenlich zuo im gerett
hett, er hab ein brief für si gesigelt, darüber dass
si in nie darumb gebet[en] und wer ouch nicht ir
will.' 1405, Z RB. ,Min herren habent ein ungeschriben
berment oder pappir gesiglet [Var. .besigelt'] und das
den Eidgenossen in das veld geschikt.' 1442, ebd.; vgl.
Insigel (Sp. 497). .Brief s.: Item was brieffen den
vogtlüten ... mit recht geben und erkent werdent, die
alle soll inen ain jeder vogt on im schaden versigeln,
usgenomen das wachs.' 1469, GBurgau Offn. .Item von
ainem brief zuoversiglen ouch ain Schilling pfening, es
sige ain vertigung oder ain ander sach; doch ob er [der
Richter] ainen gwalts- oder sust ainen brief, daran nit
vil gelegen war, s. wurd, darvon sol man geben sechs
pfening.' 1466/1502, GBichw. Offn. ,Daz man den
zimmerlüten den meyenbrief schriben, uffrichten und
s. soll.' 1470, LRB. .Obsignatores, zeugen, so ein
testament oder erbgemächt oder vertrag der parteien
underzeichnetend oder sigletend.' Fris. ,Eine Gült
auf Stoffel Guten Sitz mag man neuerdings s. . . . weil
das Rümli [Pergamentriemchen] um etwas gebrochen.'
1693, Ndw RB. ,So vil obige Belohnung auf ein Per-
son sich erlauft, als vil solle für das Siglen der Zug-
briefen (solches gebüre gleich unsern Übervögten oder
einem Schultheissen) zu Sigelgelt bezahlt werden.' Z
Mand. 1694; Z Gerichtsordn. 1715; vgl. Sigel-Gelt (Bd
II 263). S. noch recht (Bd VI 213); Sigler. Abs.
.Wer am Stadt- und Vogtgericht zusiglen habe V [Rand-
titel]. An dem Stadtgericht solle ein jeweiliger Schuldt-
heiss, am Vogtgericht aber der jeweils regierende
Ubervogt des Ort, wohin die besiglende Sach gehört,
besiglen.' Z Gerichtsordn. 1715. ,Wan disser Bundt
Mengel hette, könte er die 2 Ehrenherren, so gesiglet,
dessen nit allein beschuldigen, sunderen wir alle wären
dessen Ursach.' 1730, Zg. Von der amtlichen Ausferti-
gung und Besiegelung einer Grumlpl'andverschreibung:
503
Sag,
504
,So künftighin ein h. Oberkeit Gefahr rinden möchte,
auf ein old dem anderen Guet s. zu lassen, so solle
dasselbige Guet . . . durch drei hierzu verständige
Männer gewürdiget werden, und solle alsdann nicht
auf weiters gesiglet werden, als auf zwei Teil laut
der Schätzung.' 1740, UwE. TR. — b) zum Verschluss.
(Wert-)Briefe s. Aa; Th; Z; wohl allg. Du muest de"
Brief noch s. Hast seht)" g'siglet? .Den win s.'; s. Cherb-
Holz (Bd II 1253) und vgl. Wm-Sigler. — 2. scherzh.,
cacare Z. Syn. chanzleien 4 (Bd III 379). — 3. beim
Fleischauswägen den Sigel (in Bed. 3 d a) auflegen,
der mit ins Gewicht fällt THTäg., ,bei Verteilung von
Fleisch die geringen Stücke verhältnissmässig den
bessern zuteilen' Th (Pup.). — ge-siglet: mit dem
(amtlichen) Siegel versehen, 's Urtel und 's g'siglet
Kodizill. ONägeli (THErm.). ,Signatus, ges., gezeich-
net, verpütschiert.' Fris.; Mal. ,4 mit des [franzö-
sischen] Königs Sigillgesiglete Brieff.' 1730, Gfd (Zg).
,Ges-e (bei Denzl. 1660 .sigelte') Erde', Siegelerde (vgl.
Gr. WB. X 1, 904/5). , Zeltlein von g-er Erden.' Haupt-
weh 1690. ,Ist das Geblüt dünn und hitzig, muss man
es abkühlen und verdicken ... mit Extracto von jun-
gem Eichenlaub ... g-er Erden [usw.].' JMuralt 1697.
, Bedienet euch dieses Viehpulvers: Eberwurz... Se-
venbaum, Wachhoklerbeer, g-er Erde, gelben Schweffei
[usw.], eines so viel als des andern.' EKönig 1706.
Uneig.: Die ist au'1' g'siglet, von einer Frauensperson,
die in andern Umständen ist ApLb.; vgl. Sigel (Sp.
495 O.). — Mhd. rigekn.
ent-: durch Abschneiden des Siegels eine Urkunde
entkräften. , [Notiz unten am Brief:] Entsigelt und
durchschnitten.' 1595, ZMeil. , Wo zwei gleichlautende
Zedel in der gleichen Lücke stehen . . . werden sie
nach ihrem Datum gewürdiget, so dass der ältere als
in Kraft erkent und der neue entsigelt wird.' Schafer
1810. .Eine Gült durch die Kanzlei e.' Ndw Ges.
1868 (öfter). S. noch Zug-Brief (Bd V 497). — Ahd.
inteigilen, resignare und so auch bei Gr. WB. III 624.
ver-: 1. eig. a) mit Acc. S. ,Sigillare, v., be-
schliessen; brief beschliessen und v., literas et epi-
stolas obsignare.' Fkis.; Mal.; s. auch ver-bitschieren
(Bd IV 1932); üf -richten (Bd VI 404). a) entspr.
siglen 1 a. ,[Steuerordnung] mit des abt Cuonen [usw.]
anhangenden insigeln gefestnet, bestätet und ver-
sigelt.' 1398, GEq. ,Der (brief) ward im ertailt ze
gebent und das och ich (stattammann ze Santgallen)
den brief versigellen sölti.' 1429, ebd. ,Da rett H.,
er wölte dem Schm. und einem jeglichen das best
tuon, der joch im das böst täte, wan er stüende hinder
im umb 50 pfd und [Schm.] sölte im darumb ein brieff
geben, der könde im nit versiglet werden.' 1431, Z
RB. ,Von einem brief zuo v. 1 ß pfening.' 1466/1502,
GRq. ,[MH. geben Denen von ZGrün.] ein brief
under ir statt sekret versiglet.' 1525, Z StB. .Nach-
dem dise unsere schulsatzungen ... bestätiget und mit
irem secret versiglet...' F Schulordn. 1577. S. noch
Petschaft (Bd IV 1931); siglen. ,V. umb': ,Der selb
amman ... soll doch deheinen brief v. umb gelegne
güeter.' 1459, G Rq. — ß) entspr. siglen 1 b. Briefe,
Pakete v. Aa; Ap; Th; Z; wohl allg. Hest de" Brief
versiglet? Amtliche Siegel anlegen, zB. nach dem Tode
eines Erblassers. Kanzleispr. ,Ein Gerichtsäss musste
in seinem Bezirke v., wo nämlich etwas zu v. war.'
Gotth. ,Sie haben mir die Sache versiegelt, die Manne"
hier [die Beamten der Wirtin nach dem Tode ihres
Mannes].' ebd. Eine Geldsumme mit seinem ,puzet v.';
s. Petschaft (Bd IV 1931). Ein Fass ,v.'; s. Schenk-
Fass (Bd I 1053); Win-Büeffer (Bd VI 714). Übertr.
,70 wochen sind über dein volk bestimpt ... die sünd
ze v., die missetat ze versüenen ... das gesicht und
die propheten ze besiglen (versiglen).' 1589/1707, Dan.
IX 24; a-^pofyCaat. LXX. — b) ,sich v. umb', sich durch
Brief und Siegel verpflichten; s. üf-brechen (Bd V 328).
Syn. sich ver-briefen 1 c (ebd. 500). — 2. a) beim
Fleischauswägen die minderwertigen Teile eines
Schlachttieres, Knochen, Eingeweide usw., zur Er-
gänzung des Gewichtes (s. Sigel 3 d a, Sp. 494) ver-
werten AaF."; Ap; ScHSt.; THTäg.; Z (Dan.). Ein
Metzger, der das geschickt zu machen versteht, ver-
siglet guet THTäg. Es Schäfchöpfli v. Z (Dan.). De"
Metzgere" wäscht -me", seu sötti"d vertorste", wenn-s'
d' Bäner versigli"d ond 's Fläsch tönd venvorste".
HKFrick 1900. ,Zu viel Eingeschlächt geben' SchSc.
(Sulger); Konstr. V .Mit Acc. P., Jmd mit einer äusserst
schlechten Ware begaben Th' (St.2). — b) Das Fleisch
versiglet Ei""m Nünt, ist nicht ausgiebig, hattet (Bd
IV 1803), verwiflet Nünt ScHSt. (Sulger). — ver-
siglet: entspr. ver-siglen 1 a a. .Ein guot wolversigelt
urkünd.' 1440, Aar. StR. .(Offen) v-t brief.' .[Sie]
hant uns ouch ganzen, vollen, lutren gewalt geben
mit offenen, versigelten briefen.' 1424, Gl Urk. ,Mit
urkund diss offnen versigelten brieffes.' 1451, Schw
LB. ,Man sol richten uf versiglot brief, ouch uf gwer.'
1466/1502, GBichw. üffn. .[Dem N., der sich] gon
Compostel verheissen . . . gab ein stat Bern einen
ofnen, latinischen, v-en brief.' Ansh. ,Tabellis signatis
mandare aliquid, mit v-en und beschlossnen brieffen.'
Fris.; Mal. S. noch Brief (Bd V 436). .Diss v-en
abscheids'; s. Ge-suech (Sp. 209 o.). ,V-e §rden', = ,ge-
siglete e.' (Sp. 503). .[Den Vogel] in einem hafen von
v-er erden zuo pulffer gebrennt...' Vogelb. 1557. —
b) entspr. laß. .Den sack, so v. ist, uftuon.' 1490,
L RB. , Liebe braut, du bist . . . ein verschlossen ge-
quell, ein versigleter brunn.' 1530. 1683/1868, Hohe-
lied; ,wol bewarte quäll des verschlossenen brunnens.'
1589. .Obsignatus, v., verwart, verpütschiert; habere
aliquid obsignatum, etwas als v. haben und gerad,
als seie es verpütschiert, in der gedächtnuss gefasset,
damit nüt werde vergässen.' Fris.; Mal. ,Auffge-
schriben und v. guot, als dem oberherren verfallen,
facultates subsignata? flsco.' Fris.; Mal. — Ver-
siglung f.: .consignatio, impressio.' Fris.; Mal.
Mhd. oeraigden; vgl. auch Gr. WB. XII 1316; Schm. 2 II
243; Fischer II 1338. Bed. 1 aa und ß sind in den ä. Be-
legen natürlich nicht immer sicher zu scheiden. 2 b knüpft
zunächst an a an; doch scheint auch der Gedanke an 1 aß
von Einfluss gewesen zu sein.
be-: a) = siglen 1 a. .Einen brief [uä.] b.' ,NN.
huoben mit im an zuo reden, wenn er inen den brieft
b. weite; antwurte er, wenn sy im daz sin, so sy im
schuldig weren, geben.' 1486, Z RB. ,[N. soll dazu
vermocht werden, dass er] den brieff anderwert be-
siglete.' 1556, G. ,[In der Frage] ob der obervogt den
schuldbrief b. sölte, ward erkendt, das der obervogt
b. sölte.' 1565, Z RM. ,Die beiden vertrag, so vogt
N. der Thur halber besiglet, söllent dannen geton
werden.' 1578, ebd. ,[Im alten Rom] truogend die
edellüt und radtsherren ring, dass sy die testament
und brieff mit besigletind.' LLav. 1583. Zahlreiche
Belege unter Brief mit Zssen; s. auch üf-richten (Bd
505
Sag, seg, sig, sog, sug
506
VI 401), ferner In-sigel, siglen. Oft abs. ,[Es ergab
sich] dass der A. für den B. besigelt hatt . . . Der A.
was auch gichtig, dass inn der B. urab das insigel
nüt hatt gebetten.' 1400, Z RB. ,[N. zum Vogt von
ZKn.:] Ich weiss nit, ob ich dich für ein biderman
sol haben oder nit, dann ich han nie besiglet wie du
und wil dich nit nie für ein herren han ... Uf wellichs
iru der vogt geantwurt, er habe besiglet als ein bider-
man .. .' 1529, Z RB. ,ß. um': ,Derselb amman sol
umb dehain gelegne güeter nit b., was sich angepürt
ob 10 pfd.' 1459, G Rq. ,Tuoch b.', mit Siegeln be-
zeichnen, deren Zahl zugleich seine Güte erkennen
lässt; s. Gr. WB. X 1, 900; Schm. 2II 243 und vgl.
Sigler. ,Marty Lupfer hab dem N. ein [um 80 Fäden
zu schmales] tuoch für kouffmans guot und gerecht
zuo kouffent geben, das er selbs gewebet und besigelt
hab, die wile er ouch der dry schouwer einer gewesen
sye.' 1468, Z RB. — b) = siglen Ib. Fässer, Wein ,b.';
vgl. Fass-Besigler, Win-Sigler. ,Es sol ouch kein wirt
oder winschenk akein vass nit in die keller legen, die
umgelter sigend dann vor darzuo berüoft und habend
die vass angezeichnet und besiglet.' um 1510, Aar.
StR. .Wenn der herbst angat, was nüwen wins ir
[die Wirte] dann nämend an üwer schuld von üweren
künden, mögend ir in die keller legen biss uff Sant
Martis tag; was ir also darin geleit band, sollend ir
lasen anschriben und b.' ebd. Uneig. ; s. ver-sigkn 1 a ß.
— be-siglet. ,B-erbrief'; s. Wider-Brief (B& V 493).
.Über der Gemeind Seon schriftlich von ihnen be-
siglete Bitt habend MH. deroselben zu Erleichterung
der Kirchenbauumbkösten annoch 100 Gl. verehret.'
1709, AaL. RM. Zu b: ,Daz [die Jungfrau Maria] ist
der bronne besigileter.' XII., Wack. 1876; vgl. ver-
siglet. — Be-sigler id.: = In-(ge-)sigler (Sp. 500. 502);
s. Secret-Insigel (Sp. 501). — Fass-: Beamter, der die
Siegelan die Weinfässer legt; vgl. Win-Sigler. ,Fass-
besigeler.' 1429, Bs. — Be-siglung f.; s. Sigel (Sp.
492) und Sigler a. Siegelrecht: ,Die B. solle Denen
von Kaiserstuhl wie von altem haro allein zuständig
sein.' 1679, AaK. StR.; ähnlich 1687. — Ahd. bingüen,
mhd. besigehn; vgl. auch Gr. WB. I 16-21 ; Fischer I 918.
Sigler m.: a) = In-(ge-)sigler (Sp. 500. 502). ,Bed
rät hant sich bekennt, daz min herr alt schultheiss
Rnst, der statt s., und sin nachkomen daz sigel, wann
er für statt old von der statt gat, daz sigel [!] nieman
befelhen, sunder das eim schultheissen old Statthalter
geben und entpfclhen, bis er wider in statt kumpt.'
1472, L RB. ,Von einer eesach dem s. und schriber
zwen gl. rinscb.' 1524, Abscb. (Artikelbrief der drei
Bünde). .Sigler, so ein erbgeraächt oder vertrag zweier
parteyen oder anderer dergeleichen Sachen mit irem
angehenkten sigel bezeugen, (ob)signatores.' Fris.;
Mal. ,[Von dem ,Sigelgelt' für einen ,Vertragsbrief']
ward jedem der drygen sigleren geben 2 cronen.' 1559,
Z RM. .Diewyl bisshar in Verfertigung und Besig-
lung der Abscheiden uff By- oder Puntstagen durch
die Sigler Unordnung gebrucht worden, sollend hinfür
die Sigler uffgehebt syn, und wann ein Hauptschryber
dess Orts, da die Versamlung ist, ein Ordination ver-
schryben hat, sol er sy angents in gesessnem Rat
verlesen und derselben gmäss das Houpt, da die Ver-
samlung ist, siglen, und einen Abscheid zuo siglen
sol von den Undertanen bezalt werden ein halbe
Kronen und von den Puntslüten sechs Batzen.' 1602,
Gr LS. 1619. ,N., der S. zu Aschlismatt.' 1653, LE
,Die Sigler . . . sollen auf nechsten Rat vorgestellt
werden, sie um weitleuffige Explication wegen mang-
lenden zwei Brieffen zu befragen.' 1731, Zg. — b) Tuch-
siegler; vgl. be-siglen a (Sp. 505). In den Jahren
1479/80 kam zu dem Personal, das sich von Amts
wegen mit dem Leinwandgewerbe zu befassen hatte,
ua. ,ein S. in der Mange' [Bd IV 328]. JHane 1899
(GStdt). — Mhd. ngMUr (Lexer II 915. Nachtr. 365);
vgl. auch Gr. WB. X 1, 941; Schm. 2 II 243.
Land-: der das Landessiegel führt. ,Der Land-
sigler N.' 1653, LE. (Verhör).
Dri-: in der Zss. Dri-sigler- Brief (Bd V 48n/l).
Vgl. ,Ein-, Drei-, Viersieglei', mit 1, 3, 4 Siegeln be-
zeichnetes Tuch (Gr. WB. X I, 9(>0. 941).
Win-: = Fass-Be-sigler. Der Weinleutenzunft ge-
hörten auch an die Weinrufer, die Weinmesser und
die Weinsiegier. Allen war genau ihr Wirkungskreis
bestimmt ... Die Weinsiegier legten die Siegel an die
Fässer, welche erst abgenommen wurden, wenn das
Fass leer und das Umgelt bezahlt war. 1355, Bs Zunft-
ordnung. ,[Den Besitzern der Herrenherberge zu den
drei Königen wurde bewilligt] dass Solche allen und
jeden Wein, vor und ehnder sie den in Keller legen,
durch die verordneten Herren Weinsiegier nach der
Ordnung Sag besiglen lassen.' 1681, Bs Stadtb. 1890.
S. noch Cherb-Hoh (Bd II 1253).
„Sigel IV n.: Eimer" (St.2).
Beruht einzig auf vArx 1S10, 131, wo mit ,10 Eimern
(Siglen) Bier' die Stelle ,10 siclas de cervisa' in einer G
Urk. von 847 (Wartmann II 23) übersetzt ist; zu lat. sida
als Hohlmass vgl. DnCange VI 237; s. auch Sichel.
Sige(])täl n. LBer., SigeW f. (älter n.) ZKü., Zoll.
(auch -V-), in der ä. Spr. auch ,Sigeltor, -olter, -elter,
-altar, -itor, -entor, -enter' — n.: a) Sakristei. ,Secre-
tarium, sacristia, sigeltor.' Voc. opt.; von einer Hand
des XVI. mit dem Zusatz .tristkammer' (s. b). ,Den
kuster höret ouch an, zu büsliessen die kilchen, ...
den kor und das sigoltür, und die slüssel zu bü-
halten.' 1311, LStdt; ,er beschlüsst ouch die kilchen,
chor und daz sigeltor.' 1530, ebd. ,Der lüpriester
sol nit us dem sigolter gan zu sim ampte, e das con-
titeor in dem kor werd güsprochen.' 1312, L. ,Ein
kuster deket ouch das sigaltar und unser frouwen
cappel, und darzuo git er allen zug, es syen rafen,
latten, schindel und nagel...' um 1400, ebd.; ,[der
Küster soll decken lassen] das sigeltor, das ist die
sacrastie.' 1562. ,So bald [die Priester] kummend ins
sigental, einer klagt dem andren syn unfal.' Eckst.
1525. ,Nach der Mess satzt man den Pabst uff ein
ötul zwüschend dem Fronaltar und dem Siggental.'
Äg.Tschddi, Chr. Als Aufbewahrungsort für die zum
Gottesdienst notwendigen Gegenstände (vgl. b): ,Das
eim [1. ein] kuster zu Lucerren anhöret zu büsliessenne
und zu bühalten in dem sigolter allen den hört, so
dis gotzhus zu Lucerren hat an kelchen, an buochen,
messgüwande, tepten, wachse kerzen und andern din-
gen, die in die kilchen hörent . . .' 1311, Gfd. Im ,S.'
wurden auch etwa Verträge abgeschlossen und andre
wichtigere weltliche Geschäfte verrichtet. ,[I»ie Ver-
leihung eines Ackers zu LTribschen geschieht] in dem
sigenter.' 1332, Gfd. ,Dis [eine Schenkung an das
Gotteshaus] geschach in dem sigentor des vorgenanden
507
seg, sig, sog, sug
gotzhuses.' 1339, L; ähnlich mehrfach. ,[Die Auf-
setzung einer Pfandurkunde geschah] zu Lucern in
des gotzhuses sigolter.' 1366, Gfd; ebenso 1378, ebd.
,Es sollend sweren die Zunftmeister in dem sigentor
[des Grossmünsters], ir zunft ze verhüettend . . .' XV..
Z StB. S. noch Rani (Bd VI 891) — k) übh. ein
sicherer Raum in der Kirche, der zur Aufbewahrung
von Urkunden, Wertsachen, Aichmassen usw. dient;
z. T. = dem Vor., z. T. auch von der Sakristei ver-
schieden (s. u.). ,Der wassersester, der in dem sigentor
hanget mit wasser, der tuont zwene einen köpf.' 1320/30,
Z Stiftsurb.; ,das erin eimerli, so hanget in dem sigel-
tor, zwirent vol tuot ein stouf . . .' 1340/50, ebd. (von
andrer Hand). ,[Es soll zurückgegeben werden, was
aus] der kusterige, buochkammer, sygenter clainot,
heiltuome, buoch, hantvestinan oder brief genommen
sigen.' 1331, Sch (Abkommen zw. Abt und Convent
Allerheiligen). ,Disen brief vindet man in dem sigentor
[lt Beitr. 1739 II 128 .sigenten'] der propstei.' 1358,
Z StB. ,Um N.s ewig liecht ... band der probst und
daz capitel im einen brieff geben, der lit in unserm
trog in dem sigentor bi andern unsern briefen.' 1420,
ebd. In LBer. heisst S. noch heute die Schatzkammer
der Stiftskirche, worin Briefschaften und der Barschatz
aufbewahrt werden; nach MEstermann wahrsch. bis
1868 im Gewölbe, seither im Erdgeschoss des Glocken-
turms. Vgl.: ,Zuo Münster namsend sy das Sigelter
noch hütt by Tag Sigeltal.' RCvs. (Br.). ,Sol ein
Stempel gemacht und im Sigenthal gehalten werden.'
1601, LBer. ,[In Abwesenheit des Stiftspropstes soll
man] one sondern schwären Notfal nit über den Schatz
oder das Sigenthal gan.' 1687, ebd. In ZKü.f, Zoll.
Archivraum in der Kirche zur Aufbewahrung von
Wertschriften, Schirm-, Waisenlade. D' Brief ligge"d
i" der Sigete" ZZoll. ,Der [Kirch-] Turm mit der in
seinem Innern zuunterst vorsorglich angebrachten
Tristkammer (Sigeten) für die Wertsachen und -Schrif-
ten der Gemeinde.' aZoll. 1899. ,Undervogt N. ver-
spricht mit sambtlichen Geschwornen von Zollikon, in
Kämmen einer ehrsamen Gemeind daselbst, umb die
in ihrem sogenannten Sigeten verwahrlich ligende
Reissgelter Bürg und Zahlere zu sein.' 1703, Z Kriegs-
sachen.
Abd. sigitari, sacrariuui, sigituri, seeretarium (tiraff VI
143 ff.); vgl. auch siejindri (ebd. 148). Weitres bei Gr. WB.
X 1, 916 unter .Siegental'; nach Birl. 1890, S2 ist Siget(e),
Sakristei, auch allgäuisch. Zu Grunde liegt lat. seeretarium
bzw. '-orium (Kontaminationsprodukt aus seeretarium 4- sacra-
torium; vgl. Wack. Kl. Sehr. III 287. 290). Parallelen zur
Behandlung des 1. Wertteils s. uuter Sigrist, Sekret, zum
Ausgang unter Refental, Re/enter (Bd VI 6+8), Dormental, -er.
Iu der Mittelsilbe ist r auf dissim. Wege t. zu l gewandelt,
t. geschwunden (,-en-' ist wie in ,Refental' usw. lediglich
falsch restituierende Schreibung für gespr. -{-). Auch das
aus), r ist tw. verklungen wie in niene < niener uam. Sigete
ist dann unter dem Eiufluss der Bildungen auf -ete" Fem.
geworden; dass der Gescblcchtswechsel verhältnissmässig jung
ist, lehrt der Beleg von 1703. Zur Sache vgl. Trüt-Chamer
(Bd III 254).
sigen, Sigen f. usw. s. sihen usw.
ge-sigenen: rerl. mit Gen. S., Etw. zu seinen Hän-
den, in Verwahrung nehmen. ,Swer in der stat an
euch liberben stürbe, da sol sich der schultheiz und
der rat dez guotes, so der lat, gesigennen und es be-
halten jar und tag [omnia bona debent in sua custodia
diem et annum indempne couservare], und kunt inrunt
dem zil dekein rechter erbe, der sol daz erben und
vrilich besitzen.' B Handf. (BStR. 22).
Etym. dunkel. Eine Vereinigung mit ge-signen (Sp. 489)
lässt die Bed. nicht zu. Die Lesuug scheint sicher zu sein.
sigerli (-i- BDärst., Ebligen), in Gl; GBuchs -gg- :
Füllwort im Anzählreim; s. knoll (Bd III 74"), rt&eift-
rabedi (Bd VI 12), sei (Sp. 12).
Sigerstein s. die Anm. zu Sigrist.
siglen II: = seglen 2 (Sp. 443/4). ,Diss [vene-
tianische] schiff ... ist dermassen mit grossen und
witen säglen gsiglet gsin, daz sonst 8, wans von nöten
gsin were, 2 geben hette; dann der grost (magistral
genambt) hat 3000 venetian. elen tuoch ghabt.' 1583/4,
RPfvffer ( Jerusalemfahrt). — Mhd. sigeten, segeln (Lcxer
II 911); vgl. Gr. WB. X 1, 93.
Sigewi Siggrwi: 1. feines wollenes Halbtuch von
der span. Stadt Segovia Z (Dan.). ,9 Ell Sigovie zu
einem Sommerrock, ä 1 fl. 22 s.' 1811, Z. — 2. m.,
, lange schwarze Strumpfkappe mit Troddel, wie sie
die Fuhrleute und Bauern unter dem Hut oder auch
ohne denselben trugen' ZWangen, weisse Zipfelkappe
ZDüb. — Zu -grj- vgl. die Anm. zu Sigarren (Sp. 491).
sigewii": aus Segovianer Tuch verfertigt. Er
[der Pfarrer] ist ebe" vom Abdanke" cho" und sieht
jetzt si"s Chleid üs, henkt 's in'n Chaste" und schläft
in'n sigewiene" Gasgeng [.Casaquin von Drap de Se-
govie']. Usteri 1853.
Signa'l n.: wie nhd. wohl allg. bekannt aus der
Eisenbahner- und Militärspr. (Es) Signal g'e".
Signet n.: Siegel, Petschaft. ,Dass vorstehente
Abschrift mit dem Original von Wort zu Wort gleich-
lautent erfunden worden, bescheine mit beigetrucktem
Canzli-Signet. N., Stattschriber.' 1776, L. — Mlat.
signetum; vgl. Gr. WB. X 1, 965/6.
signieren. , [Die Fischer sollen ihre Netze] über
den Modell, so jedem von seiner Oberkeit gegeben
und deren Brandtzeichen signiert, stricken.' 1652, Arg.
S. noch ver-bitschieren (Bd IV 1932). — Vgl. Gr. WB.
X 1, 966.
Sigrist (PI. -e") Aa; Bs; B; F; Gl; L; G (Zahner);
SL.; Uw; WLö., auch lt Tscheinen; Z, Sigerist Aa;
Bs; B (auch Sigerisch, in BG. Sige-, Sigirist, aber im
Gen. d's Sig.rste"); Gl (St.b); L (auch lt St.b); SL.;
Uw {Sigirist ltMatthys); Zg (auch lt St.b); Z (St.b),
Sigerst (Sigrst) AaF. tw., Tag.; Bs (Breitenst. 1864);
LWill.; GA., G.; ScbwE.; U; W; Z (so Russ.), Sir-
gist ZN. (so Neer.), W., Sigrost (PI. Sigrosta) W
(S0 Vt.) — m.: 1. = Messmer 1 (Bd IV 464). aaüO. D's
S-e" Fritz B. ,Sacrista, sigrist, kilch warte.' Voc. opt.
, Sigrist oder messmer (kirchenhüeter), sditimus, aedi-
tuus (ad limina custos, tutelarius).' Fris.; Mal. ,.Edi-
tuus, aeditimus, Messner, Küster, Sigrist.' Denzl. 1677.
1716. S. auch richten (Bd VI 381 o.J. Die Obliegen-
heiten des S. sind bes. das Läuten, die Besorgung
der Kirche, Handreichung beim Gottesdienst usw., an
manchen Orten ist er zugleich Totengräber, auch (so
in ß; Tb) Weibel der Kirchenpflege (des Kirchge-
meinderats). Ber S. hat g'seit: lezt han-i'h bigostlig
vergesse" z' Mittag z' lüte"; wann 's nur a«'* Niemer
g'hört hat! Z; so oder ähnlich auch sonst. S. noch
hänken (Bd II 1457). Es schint, in -am Ort si de"
Sigerstu" wenig dra" g'legu", ob der Her [Pfarrer]
509
Sag, seg, Big, sog, sug
510
al'ei" si" inner Chirchu" anner Altarstigu" ; si tient
bim Sega" weder iiieriiiiclui." noch schallu" und mei-
nunt, der Her chennti [wenn sie nach Vorschrift
schellen würden] ms Ghlupf du" Mwstranz In"
falhi" ... W (aus einem Narrenspruch). Auf sein
Amt als Totengräber bezieht sich die RA.: Kr ist dem
Sigrist, auch: er chund i" d's Sigrists Hcfsiettli od. t"
d's Sigristweidli fir eins und alli [mal], = er muss
sterben BGr. (Bärnd. 1908, 626). Der S. hit d' Fuchs
üs, Schreckbild für die Kinder Gl. Er cha"" wol
rede", und rüeme" chann-er wie-n-e" S. Huw. Kai. 1854.
S. und Pfarrer. Sig 's doch g'si", wer 's well, der Pfaff
oder der S..' RA., wenn man eine Person nicht erraten
kann. Dan. (oO.). S. noch Bd II 1524 o. (auch L).
,üiu herschaft sol ze Elvingen einen sigristen setzen;
der sol von einem lehen, das er von der herschaft
hat, jerlichs geben der herschaft C eier, oder für diu
C eier die kilchen ze Elvingen jerlich besorgen an
win und an salz.' HU. ,Ouch sol der sigerist des
selben gotzhus die selben kerzen ellü zit, so es dürftig
ist, machen.' 1305, Z Stiftsurk. ,[N. stiftet eine ewige
Lampe in den ,Ölberg' auf dem Kirchhof] die ouch
ein sigerist . . . mit öl und aller notdurft versechen
sol wie ander derglich ampellen in der kilchen.' 1487,
ebd. ,Des sygristen eid: der sygrist sol schweren,
der kilchen nutz und er ze fürdren . . . und nämlich
die Sakrament und schrinhüser, trisskamer, büecher,
kelch, kleider, kleinoter der heltum und alle ding der
kilchen eigentlich und flissklich zuo beschliessen und
besunder derselben Schlüssel mit sorg behalten . . . und
allweg flissklich und wol sächen zuo den glogen und
zitglogen, zuo den mässgewanden ... des gelich das
wachs und die liechter mit guoten sorgen zuo ver-
sächen und zuo nutz ze züchen ...' 1493, AaBj-. StR.;
ein späterer Zusatz schreibt ihm noch weitre Pflichten
vor, so in gewissen Fällen Kontrolle und Anzeige-
pflicht über säumige Priester (s. ebd. 84). ,Die wachter
uf dem münsterturn zuo der bropsti sollen schweren
. . . niemand hinuff lasen on der turnherren wyssen
und wyllen, dann allein sigristen und die, so inen
helfen löten.' XV./XVI., Z StB. .Sigerist: sol schwee-
ren, der kilch und ersamen priesterschaft flyssig zuo
gewarten, die kilchenzierd und becleidung in eeren
zuo behalten und wol zuo bewaren, ouch wachs und
öl, so im je ingeantwurtet wirt, zum nutzlichesten zuo
verbruchen, nit zuo vergüden oder sunst zuo verun-
trüwen, dessglychen zuo den gloggen und irer rüstung
ouch guot sorg zehaben ... darneben des zyts ouch
acht zenemmen, dasselb abenz und morgens und wann
es je die noturft erfordert, ordenlich ze richten ...' 1557,
AABremg. StR. ,Uf hüt ist abgeraten, daz fürdhin der
sigrist glich nach der predig am sontag daz, so ver-
loren und gfunden wirt, und derglichen kleinfüeg ding
verkünden solle und nitt der predicant.' 1557, B RM.
,Der sigerst sol alweg mit trüwen erfragen, wo kranke
lüt, und dem brediger bi zyten anzeigen.' 1561, ZZoll.
Taufbuch. ,Ein Sigerist, der darzu bestellt ist, dass
er der Kirchen abwarte und sie sauber halten sol,
der sol da sein Ampt tun und dessen fein ein Ehr,
Lob und Freud haben, dass er Gott dem Herren sein
Hauss in einer rechten Ordnung halte und ein christ-
liche Gemeind allwegen fein Alles finde, wie sie es
finden sol.' FWyss 1670. , Sigrist zum Grossen Mün-
ster, ist ein Lehen des Stifts allda; sein Amt ist,
durch die ganze Wochen, zu allen Predigstunden, das
Geläut fleissig zu verrichten. Ist auch verpflichtet,
einem Herren Obristpfarrer und übrigen Herren der
Stift an die Hand zu gehen, wo man seiner nötig;
so ein Convent gehalten wird, soll er neben dem Pe-
dellen fleissig abwarten, auch sonderlich in den Predig-
stunden fleissig zugegen sein; es ist ihm auch über-
geben, alle Kirchen zu Stadt und Land mit den Ob-
laten auf die Festtage zu versehen; es bleibts einer
sein Lebtag. Sigrist zum Fraumünster, ist ein Lehen
der Rechenherren ... hat auch darneben [neben dem
Kirchendienst] den Todtengräberdienst zu versehen,
und bleibts einer sein Lebtag. Sigrist zu St Peter,
ist ein Lehen von der ganzen Gemeind; er hat neben
dem Kirchengeläut [usw.] auch noch in Rät und Bur-
ger zu läuten ; er bleibt sein Lebenla[n]g am Dienst.
Sigrist zum Predigern ist ein Lehen der Kirchen- und
Spitalpflegeren daselbst . . . bleibts einer allezeit.'
Mem. Tig. 1742. S. noch Gloggner (Bd II 619). Ein-
künfte. In BRüsch. erhält der S. keinen Lohn; er
bebaut ein kleines Heimwesen, das der Kirchgemeinde
gehört, und geniesst den Nutzen davon, ohne Zins
zahlen zu müssen; an den Abendmahlsonntagen be-
kommt er 1 Liter Wein und die Kruste des Abend-
mahlbrotes. In BGr. erhielt er 10 Kreuzer von jeder
Hochzeit, von Fremden mehr; überdies musste jeder,
der eigend Fir u"'' Liecht hatte, den Sigrist-Bätzen
entrichten; der S. war befugt, sin Batzen von Hüs
z' Hüs z' prettendieren als Honorar fir d's Liten . . .
Für seine Verrichtungen als Totengräber wurde er
seit 1675 mit ziven Batzen für ein kleines und drei
für ein grosses Grab gelohnt (bisher bezog er für
jedes sex Chrizer, = l'/a Batzen); dagegen sollte er
,sich armer Leuten Giäbtmähleren massigen.' Bärnd.
1908. ,Es ist ouch zu wüssen, dass die von Oberlnnk-
hofen und die von Jonen die rechtung gegen einander
hant von der zeigen wegen, dass deweder teil darin
nit varen soll, alle die wyl so da ütz ze schnyden
ist; und soll ein keller setzen vier garben uff das feld
ze hüeten und ze goumen, und heisset das ein hüeter
[Bd II 1797], und wenn abgeschnitten wirt, so sond
denne dieselben garben eins sigristen syn, und hat im
ouch ein keller damit gelonet.' XIV., AaKc. Urbar. ,Das
der sigrist oder sin knecht zuo nieman umb win süllent
senden, si werden es dann sunderlich geheissen von
denen, die si heissend Inten; item wenn der sigrist
einem kind lüted mit den zwein kleinen glögglinen,
der sol davon sinen alten gewonlichen Ion uemen, daz
ist 6 den. [usw.].' um 1418, Z StB. ,Sigrast: 1 soum
wiss wins und 1 soum rots und 2 eimer messwin.'
1420, Z Fraumünsterrechn. Wenn der Sigrist von
Egg eine Taufe von [Fehr-] Altorf in die Kirche trage,
solle er von der Frau oder dem Manne, denen das
Kind gehöre, 4 Hallerwert Brot erhalten. 1432, Z
Regesten. ,Das man von ieclicher spende, so unser
gemeinde gibet, sol geben unsrem sigristen vier brot,
sinem knecht zwei brot...' B StR. ,Anno 1439 ord-
neten schulthess, rät . . . den sigristen und den grebren
ze lüten und ze graben diss nachgeschribnen löne,
und sol man inen darzuo nit me weder ze essen noch
ze trinken geben: dem man lütet mit dem deinen
glögglin: ze lüten 1 ß, ze graben oueh 1 ß; dem man
mit der nongloggen lütet: ze lüten 3 ß, ze graben
4 ß . . .' ebd. Der Sigrist von LWangen erhält von
jeder Kindbetterin ein Brot oder einen Batzen. Stirbt
ein Knecht oder eine Magd, so erhält er 4 Seh. Lüter-
511
Sag, seg, sig, sog, sug
lohn; haben die Verstorbenen Nichts, so zahlt der
Meister. Für jeden Versehgang gibt man ein Brot.
So oft ein Bauer eine Jahrzeit hält, so ist er dem
Sigristen Presenz schuldig wie dem Pfarrer, und wo
an einer Hochzeit der Leutpriester Gast ist, soll der
S. auch Gast sein. XVI., Gfd 49, 164. ,7 ß der heb-
amen und dem sygerst.' 1532, Schw Mitt. ,üas ouch
der win, so zu hoehzytlichen tagen inn der kilchen
überblypt, allein dem sigristen und sonst niemandt zu-
gehören [solle].' 1573, Z KM. ,Den Sigeristen soll bei
den Hochzeiten wegen des Leütens lOß bezahlt [werden],
bei Kindtäuffenen aber sie sich mit demjenigen, was
man ihnen auss gutem Willen gibt, contentiren und
sättigen lassen und zu Klagten kein Ursach geben;
item so soll derjenige Gulden, so bisshero dem Sige-
risten von einer Begiäbnuss bezahlt worden, in zwen
gleiche Teil geteilet werden, davon der halbe dem
Gottshauss, der ander halbe aber dem Sigeristen ge-
deien [soll].' Bs TOrdn. 1646. ,Der Schulmeister von
Stallikon ersucht uns, dass wir . . . ihm zu der Ge-
bühr verhelfen möchten, die er ehemals und bis auf
die Revolution als Sigrist aus dortigem Zehnten be-
zogen hatte, aber seit 1798 ermangeln musste, näm-
lich vier Dinkelgarben jährlich, die dem Empfänger
des dortigen Zehntens zu liefern oblagen...' 1804, Z
(Erziehungsratsakten). S. noch Chrüz-, Sprütz-Gelt
(Bd II 254. 268); Ghilchen-Gang (ebd. 348 u.; vgl.
dazu Lüt-Garb. ebd. 413); Huen (ebd. 1371); (Öster-,
Grus-, Hüs-, Sprütz-JBröt (Bd V 937. 957. 960. 966.
986), ferner Ndw Ges. 1867, 169. Wahl des S. ,Wir
geben üch och, daz wir . . . üch weder Schultheis,
lüppriester, schuolmeister, sigristen, den rat noch och
den weibel ... setzen süllen.' BHandf. , Schuolmeister,
sigristen [matricularium], torwarten und weible süln
die burger von in selben welen . . . und setzen und
entsetzen.' F Handf. 1249/1 110. .Ein lüppriester sol
ein sigristen [sacristam] nit han denn mit willen ge-
meiner burgren.' 1258/ Mitte XV., AiBremg. Handf.;
die selbe Bestimmung vor 1309, AaBt. StR.; 2.H.XIV./
1413, AaL. StR. ,Ein kuster zu Lucerren hat ouch
von alter gewonheit, das er ein sigristen in dem Hofe
zu Lucerren dem kloster und dem lüpriester und den
undertan zu Lucerren setzet und absetzet . . . dem er
und erber lütü getarren [!] gütrüwen als einem erbern
knechte.' 1311, Gfd 19, 130/2. ,[Der kleine Rat wählte
jährlich kurz nach dem Neujahr] die scharwächter,
die Wächter uff den turn, den küeghirt, den süwhirt,
den sygerist, den waldvorster . . .' XVI., Z Wth. Der
Sigerst wurde von der ganzen Burgerschaft gewählt.
XVIIL, LWill. Das Amt zählt zu den untersten: ,[In
der päpstlichen Bulle vom Juli 1520 wurden] hoch er-
mant alle stend, vom meisten bis uff sigristen und hir-
ten . . .' Salat, Ref.-Chr. — 2. a) = Messmer 2 GA.; SL.
Vgl. Hemdli-S. Er macht-e" zum S., zieht ihn aus
bis aufs Hemd. Schild 1873. — b) Person, die sich
in Alles mischt F. — 3. .längliche Spanisch- Brötli
[Bd V 984/5]' ZEnge (Dan.).
Ahd. sigi-, sigrriKto, xigristo, sigersto, mhd. sigrist(e), ent-
lehnt ans mlat. sacrista (DuCange VI 18), wahrsch. durch
Vermittlung der Kirchenspr. Frankreichs, wo sacrista in An-
lehnung an die volksspr. Lautentwicklung als 'segrista ge-
sprochen werden mochte (vgl. afrz. segrestain <Z sacristanus).
Vgl. im Übrigen Gr. WB. X 1, 966/7 (wo auch noch weitre
Schweiz. Belege); dazu Martin-Lienh. II 338. Anfällig ist
(auch durch den starken PI.) die W Form Sigrost, die auf
ein ahd. Sig(i)rBst(o] weist; vgl. das ebenso auffällige ,sig-
rast', das um 14-20 wiederholt in den Rechnungen der Z
Abtei erscheint. Sonst mögen von ä. Formen (mit Ausnahme
des auch in der ä. Spr. vorherrscht-uden .sigrist', für das
weitre Belege unnötig sind) noch aufgeführt werden: ,Sige-
rist.' vor 1309, AaBr. StR.; 1482, Z RB. ; HBrenuw. Chr.;
SBirk 1535; 1590, AaL.; 1620, AaBr., ,sigerst(en).' 1558,
ZFüll.; 1660, Zg. Die in einer Urkunde von 1441 (Gfd 19,
283) öfter gebrauchte Form ,sigerstein' (< afrz. segrestaiu)
ist wahrsch. eis. (wenigstens stammt der Aussteller der Urk.
aus dem Sundgau); einen weitein Beleg ans einem Voc. von
1482 s. bei Diefenb. 347". Geogr. verteilen sich die Synn.
.S'. und Mestshner auf unserm Gebiet so, dass M. im NO. und
O. ausschliesslich herrscht: in Ap; Gr(allg.V); G (mit Aus-
nahme des SW.); Seh; Th; nöZ. Bed. 2 a kommt von dem
weissen Überrock, den der S. an manchen kathol. Orten bei
seinen gottesdienstlichen Verrichtungen trägt. — S. in Na-
men. D's Sigerste" UHosp., 's Sigriste" ZW., Zuname von
Familien, deren Vorfahren einmal das Sigristeuamt bekleidet
hatten. Als Familienn. (lat. , Sacrista', so im XIII. /XIV.,
L; Z); in den alten Belegen ist iudesseu die Scheidung vom
Appell, nicht immer sicher durchzuführen: AaB. (seit dem
XIV.), Klingn. (XIII.: .Sigriste'); Bs (seit dem XIII. als
.Sifiistu, Sigle)rist(e)'; vgl. Leu, Lex. XVII 107); B (seit
dem XV.; vgl. Leu aaO.); Gl ; LEschenb. (Leu, Suppl. V 507),
Stdt (,ich Uolin Sygrist von Zetzwil, purger von Luzern.'
1388); Seh (Leu); Schw (XIV.); SMüml. (XIII.: .Sigriste');
Uw (schon im XIV.; vgl. Leu aaO. und AKUchler 1886, 55;
1S95, 72); W; Zg(Leu); Z (seit dem XIV.; vgl. Leu aaO.),
in ZWth. auch ,Sigristlin' t (Leu). S. noch Sigristin. In
Ortsnamen. , Sigrist' AaK., .Sigerst' GWildh.' .Sigiiist-
HoP B, ,Sigeristen-Hof.' ebd. .Sigrist-Halden' LMalt. ,-Matt'
Aa (auch .Sigristen-'); B. , -Boden' Zg. .Sigristen-Weidli' B
Zweis. ,Sigersten-Wis.' 1637, ZMeil., .Sigersteu-, Sigristen-
Wiesli' Z (mehrfach). Vgl. zur Entstehung dieser Zssen:
,Area dieta sigersteu hofstad.' 1297, LBer., ,des sigristen
güetly.' 1437, AaB., ,ob sigristen acker.' 1441, ebd., ,an
des sigristen riet.' 1495, G. In ä. Zeit pflegte man bei der
Bewidmung der Kirchen zum Unterhalt des S. besondre
Grundstücke aus dem Pfrundgut auszuscheiden.
Hof-: der Küster an der Hof kirche L. — Henr'li-,
HömHi-: = Sigrist 2, bes. in der Kdspr. AaF., Tag.;
Lj Zg. Syn. Hemd-Glungg (Bd II 634). Ne" Hümmli-
sigerist chunnd suberli''' durch d' Stegen ab z' diissele".
JEoos 1892, 57; in den spätem Ausgg. anders. —
Chappeli-: Kapellenmessdiener GA. — .Kirchen-:
le marguiller.' DeLaCour 1736. — Rütli Ridli-: der
Küster an der Kapelle im Ridli (s. Ritt Bd VI 1801)
UwBeck.
sigriste" -u": das Amt des Sigristen versehn W
(Tscheinen).
Sigristin f.: Fem. zu Sigrist, Frau des Sigristen.
Öfter im XV. in den Ausgabenverzeichnissen der Z
Fraumünsterabtei; zB.: .Der sigrastin und Frenen ir
tochter 18 pV 1420. ,Der sigristin(en) 3 ß, huot des
heiigen grabs (durch des h. grabs huot am carfritag,
sas bi dem grab am karfritag).' 1425/42. ,2 ß der
sigristin, huot des altars [am Kirchweihfest].' 1428,
,sass by dem heltum (huot des heltums uf Felix und
Regule).' 1437/41. — Als Name: ,Sig(e)ristin.' XIII./XIV.,
Bs; XIV., SMüml.; um 1320, ZMeil. (,BeIa Sigristin').
Sigristine": Pflanzenn., Garten-Pfefferkraut, Sat.
hört, WLö. (FGStebler 1907).
Das W. wird aus der rom. Nachbarschaft stammen ; vgl.
gleichbed. tess. segriggioeura bei Durh. 277.
Signna: Frauenn. ,S. Iminerin, Heinrich Iminers
eliche tochter.' 1425, ZStdt. — Vgl. Schm. 2II 242.
Sieg n., PI. Siegi: Sieb GRVal. (ältere Angabe).
Für die heutige MA. abgelehnt: diese kenne nur Sib,
Sag, seg, sig, sog, sng
«<•/. ", seihen. Die Angabe scheint alier zuverlässig
zu sein. Mischbildung aus Sie* < Sihe" (s.d.), Mye" und
Ni/< {für die grammatische Form)?
„Sog ra.: = Zöch [s.d.] ZF.U (St.aj. — Nicht be-
stätigt und auch sonst zweifelhaft.
Bine"-Süg (n. B): gefleckte Taubnessel, I.amiuni
mac. Aa (Mühlberg); B; GG.; Scb.
Ali.]. binimga (ZfdW. III 282), inhd. bintttge, nlid. .Bienen-
saug' (Gr. WB. I 1819; s. auch Fischer I 1123), überall f.
Das 1. Glied zeigt, dass das W. bei uns nicht bodenständig
ist (für , Biene' haben wir nur Bi oder Imb); die Einsender
für B und Sch schreiben auch geradezu ,-saug.' Vgl. das Folg.
Hummel-Sügele" f.: Arten von Taubnessel, La-
niiuin SohKI. Syn. Sügeren.
Sügeli UwBuochs (in Bed. 2 b), sonst Sügeli (in
ApLb.; Z lt Spillraann auch Z-) — n.: gew. PI.
1. weibliche Brust(warze); auch Zitze weiblicher Tiere
ApK., Lb.; L; Z. Heide'beristüdeli gi''d (gänd) de"
Chinde" d' Sügeli, und de" Bliebe" Haberstrair, b'hüet-
dich Gott mi"s Schätzen au'h! Z (Spillm.), mit Var.;
s. noch Bollen (Bd VI 872). Herr Jeses, Herr Jeses,
jetz bin-ich e" Brut und ha" no'h kä" Sügeli, ist Alls
noch g'ad Hut Ap; ähnlich ZS. Scherzh. die mit einem
Üs-hölerli (Bd II 1157) herausgeschnittenen und ver-
kehrt wieder eingesetzten halbkugeligen Teile eines
Apfels ZF., Bafzerf.; Syn. Büch-Näbeli. — 2. Name
von Pflanzen, deren Blüten süssen Saft enthalten, den
Kinder und Bienen daraus saugen: a) Taubnessel,
Lamium GMarb. — b) Wiesenklee, Trif. prat. Ap;
UwBuochs, in GRh., T. röti S. z. U. von den wisse" S.,
kriechender Klee, Trif. rep. — c) Wiesensalbei, Salvia
prat. AADött. Syn. ImbenChrüt (Bd III 887). — d) die
grosse" Sügeli, gemeines Immenblatt, Melittis nieliss.
AaB.
Vgl. Sagen, Säger (Srtgerli, Smjerlü, Sügel. Zur Form
mit Z- vgl. die Aum. zu Saget (Sp. 482); doch dürfte auch
der Gedanke au Zug. ziehen mitgewirkt haben.
Süge- f.: 1. a) Warze der weiblichen Brust, auch
die Brust selbst ApH.; ZO. ,Si hed en rechts Par
Süge", magnis gaudet uberibus; si hed nock hei' ,S ,
parvulas portat mammas' ApH. (TTobler). — b) rund-
licher Vorsprung des Brotes, von Kindern gesucht
GoT. Syn. Änggeli (Bd I 340). — 2. diejenige Ziege,
die dem auf der Hut befindlichen Hirten seine Nah-
rung spendet Ap (einzelne Angabe). Syn. Sügeren,
Suggen. — 3. Pflanzenn., Wundklee, Anthyllis vuln.
UwStans. Syn. (Hunig-) Suggen.
Vgl. das Vor. Ein Pllanzenn. Süge" steckt wohl in den
Flurn. i" der S. AaAar. (Rebhalde), Süye"-Plünggen UUrs.
süge" (bzw. -ui-, -ü-, -«-), 3. Sg. Praes. -t, in Ap;
L; S; Th; Z tw. -et, Cond. (soweit nicht umschrieben)
süsg AAÜEntf.; Bs; BoAa.; GlK.; Ndw; U; ZKn., sügi
BG., Si., sügti AAÜEntf., Rohrd.; BoE., G., M., Stdt;
Ndw; ZS., sügeti Gl, Ptc. g'soge" Aa; Ap; Bs; BoE.,
G., M., Stdt; GitSch.; LG.; Th; Z, g'suge" BBr., Si.;
GrD., S.,Ths; L; Scbw; Ndw; ü; WMü., Vf., g'süget
(zT. neben der st. Form) ÄAÜEntf.; Ap; Bs (g'sügt):
L; GMarb.; Tb; Z: im Wesentlichen wie nhd. saugen.
allg. 1. im eig. S. .Lingere, s. oder schluckten; linc-
tus, das lacken oder s.' Fris. ,Suge, trinke, lotsche.'
Bed. 1656. a) vom Säugling (heute vielfach als derb
empfunden und daher gemieden), Tierjungen. ,S., su-
gere, wirt von kinden und tierlinen eigentlich geredt.'
Fris.; Mal. a) abs. D' Chatz löt di Junge" s. ,Die
armen Kinder dauern mich [sagt die Hebamme], si
Sohwelz. Idiotikon VII.
werden nie nüt Gerechts, öppe° wie die Angere", wo
och g'soge" hei", wie 's öppe" ftblig u"'1 brüchlig isch.'
Gottb.; s. noch ge-recht (Bd VI 225). ,I)az kint slief,
ez weinde, ez souc' WvRbeinau. ,Denn diese gewalt
hat der satan, dass er die kinder ausswechselt und
einem für sein kindt einen teuft'el in die wiegen legt,
das denn nicht gedeyet, sonder nur frist und sauget.'
Kcef 1554. .Porcellus, färle, seuwle; und so es noch
saugt, ein spanfäile.' Tierh. 1503. ,I)ie lämber, so sy
geboren, sollend die hirten aufrichten, zuo dem uter
stellen und inen die milch in iren offnen rächen roel-
chen, damit sy lernind s.' ebd. Ei""m z' s. ge" (dafür
jetzt häufiger (z' trinke") ge"). [Mutter zum Säugling:]
Chumm, ich vnll-der z' s. ge". Gottb. ,Hörte er mich
in seinem Webkeller [schreien], so kam er hervor
und ... begehrte mit der Frau auf, warum sie mir
nicht zu s. gebe.' ebd. Kinderverse. Anneli «f (us)
de" Stüde" gibd de" Chinde" z' s. und de" Bliebe"
Fleisch und Speck und de" Chinde" Cluitze"drick VA).,
S.; s. noch Esel-Seich (Sp. 139). — ß) mit Angabe,
woran gesogen wird, im Acc. oder mit ,an.' D's 7'»/////.
am P. s.; s. Bd IV 1426. Anni, Pfanni, Chessiboge",
hei hundert Jär am Büppi g'soge" BWohlen, hür und
feiig am Lülli g's. ScuwE.; s. noch Bd I 260. ,ües-
glich [hat er, ein Gotteslästerer] der brüst gefluochet,
die Got gesogen hat.' 1528, Z RB. ,An der brüst
s., ubera sugere.' Fris.; Mal. ,Die muoter s.': ,Ein
raeitli hat anzeigt, vor 10 oder 11 jaren, als es ganz
jung, ungvarlich 6 oder 7 jar alt gsin und noch sin
muoter gsogen...' B Turmb. 1556. A" der Chalber-
gelte" s., von Kälbern, die künstlich gesäugt werden
(s. saugen 2 Sp. 439). Er het z' lang an der Chalber-
gelte" g'suge", wohl Spott auf einen verwöhnten oder
unreifen Menschen BSi. — f) Milch s. Ach, es hed
Epper ze mi"'m Mieti g'schossen u"d jetz is 's töd und
ieh ha" kei"s Golts-Trepfelli Milch mir z' s., sagt ein
junger Bär. Baknd. 1908. ,Han ouch sunst nie kein
frowenmilch gsogen ... das was mins ellentz ein anfang.'
TbPlatter 1572; s. noch Hörn (Bd II 1617). — b) von
sonstigem Saugen; in den selben Fügungen wie unter a.
<x) abs. Gottvergesse" züche" ond s. [an einer Tabakpfeife].
ATobler 1909. ,Die neünaugen geläbend allein des s-s
als die bluotsuger oder äglen.' Fischb. 1503. ,Für ge-
schwulst der knüwen . . . setze aglen unden der knüwen
und las also s., byss von fölli selbs abfalleut.' Zg
Arzneib. 1588. — ß) mit Acc. oder (heute gew.) mit ,an.'
D' Schrättli hand-e" g'soge", sagt man, wenn man an
einem Kinde die Brustwärzchen entzündet findet ApK.
(TTobler). Ähnlich : D's Toggi sügt 's, hed 's g'soge" [das
Kind] GrD. (B.). ,Wol band ouch unsere wyber iren
wohn, dass diss dogklin den sugenden jungen kinden
nachts überlegen sye und sy an iren brüstlinen suge, da-
von inen die brüstlin und werzlin ettwan geschwällent.'
RCvs. (Br.). Vgl. Toggi-Sügen (Sp. 517). .Die Jungen
s.', vom Vieh, gilt als Währschaftsmangel: .Vieh, so
die Junge saugen oder zur Gablen schlagen, soll in
erweisendem Fall ... der Verkäufer schuldig sein, in
einem Termin von 14 Tagen gegen Ersetzung des
Schadens zurückzunehmen.- GrKI. LB. ,Das mül s.'.
derb für küssen : .Darnach hab es sich begeben, das
sy eines kinds innläge, do käme die genant Anna
Lapin zuo ir in ir huss und fluochete ir den ritten
und wenn ir meister Binder das mul gnuog gesogen
hefte [usw.].' 1485, Z RB. ,Die hand s.' .Bist ver-
wägen, so vertrauw einem gezämpten bätzlin rauw;
88
Sag, seg, sig, sog, sug
saugt er dir gleich band und finger, er wirt mer dann
vor vil grimmer.' Tierb. 1503. .Die täpen (am täpen)
s.' uä. Eig. vom Bären im Winterschlaf; vgl.: ,[ürsus]
per hyemem in speiseis delitescens solo victitans hu-
more, quem ex primoribus pedibus, tunc intumescen-
tibus, exugit.' Denzl. 1077. 1716. Wenn der Bär an
der Wienacht cha"" in der Sunne" ligge", so mues'-er
an der Östere" am Dope" s. Bs (Wetterregel). ,Das
aber ein sonders und von natur wunderbare art an im
[dem Bären] ist . . ., ist eben das dappen s., schlaaffen
und lang verborgen ligen.' Tierb. 1563. ,Darnach so
sitzen sy [die Bären im Winterschlaf] zuo Zeiten auf,
saugen die datzen; dann ander speiss versuochen sy
nimmer, biss sy aussgond.' ebd. Uneig. vom Menschen.
.[Guardiknecht zu Johannes im Gefängniss:] Nun sitz,
sug dapen wie ein bär, diu buch ist sust vor öd und
lär.' Aal 1519. Am (Iure") Tdpe" s., Nichts zu essen
und zu trinken haben, dann übh. leer ausgehn, das
Nachsehn haben Aa; Bs; Gl; Sch; Th; üw; Zg; Z,
auch mit scherzh. Umkehrung am l. Süge" täpe" Z
(Dan.), ähnlich AaF., in ZSchwerz. im gleichen S. a"
der läre" Säge" stize" (für a" der l. Stize" s.); vgl.
dazu Chib und Wind (Bd 111 106). Er cha"" jetz am
D. s., von Einem, der Hab und Gut vertrunken hat
Bs. Wann d' Nut mer hast, dann cha""st am T. s.
ZZoll. W-e""-men-em nid g'holf'e" hett, chönnt-er iez
am 1. T. s. Th. Wo si" [des verlornen Sohnes] Sach
alli z' Bode" ist, chund e" grüsse* Hunger i"'s Land;
dui isch a"-si cho", am l. D. z' s. und uff <>em Dätsch
usse" z' stä", Übers, von Luc. 15, 14. Dial. (Uw).
Drum se'tti"d ... d' Beili zu-n-ire" Wabe" selber luege",
su"st müe"'nd die arme" Tropfe" halt zletscht gar am
l. T. s. JBHaffl. 1813. ,Da hockt der Faulenzer und
isst und trinkt; Unsereiner kann am leeren Topen s.'
ADietbelm1897. Mer wei" denn luege", allweg am läre"
Düme" s. muess Keine'', und wenn-mer ü"se" Leche"her
müesse" go" a"hau"e" oder si" Tochter. JReinh. 1907.
, Salem lingere, an den Dappen s.' Met. Hort. 1692.
Auch: Nichts zu tun und zu verdienen haben, untätig
dahinleben ; ,N. musste . . . sein mit grossen Kosten
erlerntes Handwerk niderlegen und, wie man zu reden
pflegt, am Dapen s.' 1740, ZWülfl. So auch: ,die
klauwen, finger s.' ,Was sollen wir do heime tuonV
clouwen s., finger spitzen?' fragt der junge Eidgenoss
den alten, der ihn von fremdem Kriegsdienst abmahnt.
Gengenb. ,Wann ich also daheim solt sitzen, die finger
s. und nägel spitzen.' Zehen Alter. Dagegen: am
BäreHalpe" s., aus der Berner Staatskasse sein gutes
Einkommen haben Bü. (Zyro). An einer Birne, einem
Stück Zucker s. Und wann mi"s Schätzli en Zucker-
stock war, so ward ftätj-ich dra" s., bis Nüd mer dra"
war Aa; Gl; Z. ,Die Bein mit Zähnen nicht benage,
noch, wegen ihres Marks, auf Brot und Täller schlage,
nicht sauge laut daran.' Z Neuj. St. 1645 (Tischzucht).
Eier s, austrinken BBe. , Tabak s.', rauchen. 1729,
BHa. Von 1674 an kommen häufig Klagen wegen
Tabak ,röuken' oder ,s.' vor; auch wird der Wirt be-
straft, ,weil er Tabaksugern Statt und Platz gegeben.'
BLauenen. A" der [Tabak-] Pfiffe", Sigarre" s. D'
Pfiffen ist mi" Chalbergelte" [s. unter a ß], ich tagen-
der grad der ganz Tag drand. Schwzd. (BSi.). Ond
wenn-si denn Firöbc"d hcnd, so tiiecht-si 's Pfiffli guet,
seu süge"d dra" bim Sakeremost wie a"-me" Zuckerhuet.
Ap VL. 1903. Er hed a" der Zigare" g'soge" wie e"
Göfli am Lüller. ATobler 1909. Er mues" geng am
Nüggel s., die Zigarre im Munde haben BG. Kinder-
verse. Oberbipp und Underbipp, Wietlispach und
Wange", schiss in Sack und sug am Zipfel: gel', i'h
ha"-dieh g 'fange"! Aa. Bueb, de bisch en armer Tropf:
nimm a" Chaiz bim Schwanz und süg am Zopf! L
(EBöthelin). — y) ,(Etw.) s. aus', heraussaugen. [Wenn
der Most fehlt] de"" sügt-mer halt de" MageHröst nur
us-men andre" Nuggel. JRoos 1907. Us jedem Chelchli
het-er [der Schmetterling] g'soge" G (Firm.). ,Ich bin
ein Flönlein arm und klein, von Todesnot umgäben.
— Du sugst mir 's Bluet us Marg und Bein, drum
nimm ich dir das Laben.' Anf. XIX., ZStdt (Lied vom
Floh). ,Es werde bei Einrichtung dess vorhabenden
Monitorii ... verhüctet werden, dass kein Gift darauss
gesogen werden könne.' 1721, Z. RA. Öppis us de"
Fingere" s.; s. Bd I 862 (in der Bed. .selbst erfinden,
erdichten' auch B und wohl weiterhin). Der hei Das
nit us dem Tümme" g'suge" BG., Si. — 2. uneig.
a) .Eine" s., quotidiana beneficia ab aliquo extorquere.'
In. B. An Ei"'m (ume") s., Einen ausbeuten, -nützen;
am Volk s., ,vom Volkswohlstand profitieren' Ap; Bs
und sonst. Alls wo't a" dere" Kasse" s. : Suppena"stalt
und Schütze"hüs. Schw Fasn. 1898. Spielausdruck:
Welcher von den 3 Spielern beim sog. Zugere" (s. d.)
zuerst 150 Punkte macht, hat gewonnen; es wird aber
weiter gespielt, bis der Sieger A. so viele Punkte
über 150 hat, als B. und C. zs. darunter, zB. A. 160,
B. 142, C 148; dann bezahlt B. dem A. 8 mal, C.
2 mal den vereinbarten Satz. Sobald während des
Spiels Einer die Punktzahl 150 überschritten hat, heisst
es : Es silgt e"fängs Einer, und am Schluss im obigen
Falle: A. sügt vum B. achti und vum G. zwei Z. —
b) en Untugend, es Laster erpen und s., gleichs. mit
der Muttermilch einsaugen GrL. (Tsch.). Sc!b hest-du
noeh nit g'suge", Das bringst du noch nicht zu Stande
GrS. — sügend: im Säuglingsalter stehend. Wetn-
me" en junge" sagende" Hund falle" lad, überchund-er
en Chropf Grü. ,Bevor du die 3 höchsten Namen
sprichst: ich gebiete dir durch die Kraft Gottes, liebe
mich, wie eine Mutter ihr saugendes Kind liebt.' AfV.
(Liebeszauber aus AABb.). .Beide Jüngling und junk-
frauwen, die s(a)ugenden kinder.' 1525/30, V. Mos.;
.Seuglinge.' Luther. S. noch unter 1 b ß. — zun gen-:
ein Währschaftsmangel des Rindviehs. , Zungensau-
gende Kühe, welche die meiste Zeit an der Zunge
saugen, nur für Hungersterben fressen und daher sehr
mager werden.' Steinm. 1804. In einer Aufzählung
von ,Presten' des Viehs erscheinen Kühe ua. als .zun-
gensaugend.' 1654, GRRq. S. noch siech 1 b (Sp. 193)
und vgl. Zungen-Sngerin.
Ahd. tiigan, mhd. aügen. st. Vb ; vgl. Gr. WB.VIII 1SS8/91 ;
Martin-Lienh. II 33S. Zum Ptc. t/suye" vgl. die Anm. zu
süfm (Sp. 350). Vgl. auch saugen mit Anm. (Sp. 438/9).
Hieher der Imp.-Name ,Anna Sngenfistiu', auch ,Sug(d)eu-
vischin' geschrieben. 1430/1, ZRB.; zu Fiel (Bd I 1123).
ab-: ab-, einsaugen. [Säugende Frau, ihren spek-
takelnden Mann zur Ruhe mahnend:] Sott Kammedene"
tüend-ere" Säuggeri" nid se guet und, ivas noch böser
ist, di Poppeni süge"d der Schrecke" mit der Milch
ab. SCHWZD. (GRPr.). — Vgl. Gr. WB. I 94; Fischet 1 f>7.
üf-: wie nhd. aufsaugen B; Th; Z und sonst,
.assorbire' PAL (Giord.).
a°-: ansaugen, zB. die Brust einer Wöchnerin,
wenn sie nicht fliessen will B; Z, die Saugflasche
kleiner Kinder Th; Z, einen Fasshahn (Häni) Z.
517
Sag, seg, sig, sog, sug
518
Tre-tli [Bobinen] ct., mit dem TreHU-Süger (s. d.) das
Wasser in die Tr. hineinziehn, so dass sie ganz davon
durchdrungen werden Z. — In andrer Bed. bei Gr. WB.
1 434.
i"-: einsaugen B; Th; Z und sonst. Das trockene
Erdreich süg(e)t de" Regen i".
er-: a) aussaugen. ,E., mit saugen erösen.' Mal.
Meist uneig. .Jüngst habend sy [die Fürsten und
Herren] über alls die überblibnen buren also ersogen
und erärmet, dass sy ouch nüt habend ze sturen.'
Zwingli. ,Ein aussgenutzet und erlägen ärdtrich, oder
ein ersogner grund, lassa terra.' Fris., ,aussgenutzet
und ersogen acker, effueti agri.' Mal. — b) heraus-
saugen. Uneig.: .Savanarola hat kein Ehr zu Fer-
raren ersogen.' JOWeissenb. 1078. — Vgl. Gr. WB. III
951; Fischer II 835.
fls-: wie nhd. aussaugen, wohl allg. a) eig. Bre-
me" «.; s. Bd V 604. En Ei(er) u. Aa; Ap; Th; Z.
,. Jedes Tier entwöhnt seine Jungen zu rechter Zeit,
es lässt sich nicht auss. bis auf das Blut.' Gotth.
,Diss geschiecht oft, dass den sechswöcherin die kinder
verwechselt werden und die teufel sich an ire statt
legen ... und die mütter also ausgesogen werden, dass
sie nicht mehr stillen können.' Ruef 1554. , Einem
Etw. ü.' ,Den Leuten schadet er [der Kobold] weiter
nicht, als dass er den Kühen hier und da die Milch
aussauget.' Ammann 1850. ,Der Teufel Jögli habe ihr
[der Hexe] Tauf und Chrysam ausgsogen, ... darum
floss kein Blut, wenn sie ... fingertief gestochen wurde.'
1667, UUrs. Hexenproz. ,Dass die Kröten den Kühen
die Milch nicht aussaugen, nimm Wagenschmär in
ein Schirblein und seze es in den Stall.' aB Arzneib.
Ei"rm 's Bittet ü. 1) eig. ,Ich sich dir nach und sende
dir nach nun gewere wolffe: drie, die dich zerbyssent,
drie, die dich zerryssent, drie, die dir din herzlich
bluot uss lappent und sugent.' 1407, Bs Zauberproz.
— 2) bildl., Einen nach und nach um Hab und Gut
bringen GT. Dass ihr [Pfaffen] fürest hi nümma
könnind asa de arma Lüta ihr Schweiss und Bluot
u. und, wo ihr öppa a hübsch Stuk Gütli, Huss oder
numedi es hübsch Gada grvüsst, an üch zeuchä. Göldi
1712. — b) uneig. Eine" (d' Eitere", 's Volch) ü. wohl
allg. Die Schehne"hind hend der arm Tifel jetz afet
schier g'vellig üssg'suge" U. — Üs-sügung f. ,Unge-
farlich im jar 1480 ... hatt sich uff einer allp ... ein
grusamer grosser wurm befunden, wöllcher den guotten
landtlütten mitt ussugung der küeyen . . . grossen
schaden getan.' RCvs. (Br.).
ver-: zersaugen Ap; Th (häufiger ver-sugglen; s.d.);
Z. Die Bire" sind zum V., so weich und saftig Z.
E" Hämpfeli dere" farbege" süesse" Bumbum zom V.
ATobler 1901. Tarsch-es nüd verbisse", mosch'-es v.,
zu einem Kinde Ap. Bäre"dreck, Zucker v.
Toggi-Süge" n. ,Das Toggisaugen haben ... sagt
man von Kälbern oder Zicklein, wenn selbe vor der
Zeit ... angeschwollene Euter haben, und Milch be-
kommen, aber auch von Kindern, wenn selben die
Brüste unnatürlich anschwellen' Gr1).(B.); vgl. sügen
(Sp. 514).
Süger, Säger m., Dim. Sügerli, Sügerli n.:
1. a) eig. a) Süger, junges Tier, das noch gesäugt
wird, von Pferden Ap; Gl; Gr (,halbjähriges Pferd'
Nuf.), von Ziegen Ap, von Schweinen GlH. En hü-
riger, en ferndriger S., ein-, zweijähriges Füllen GRMai.
— ß) ,die wilden, meist nicht fruchttragenden Aste'
Gr (AUlrich 1897). ,Zum Fruehtbringen lässt man
[an den Weinstöcken] zwei Schürzlig stehen, und fürs
folgende Jahr an jedem Schürzlig zwei Suger mit
zwei Augen; die Suger sollen das Holz geben zu den
nächstjährigen Schürzungen' GuHe. — b) übertr., Wu-
cherer GrPi-. — 2. a) Süger, ,Saugröhrchen, welches
in die Schnauze des Saugnapfs gesteckt wird' BSi.
— b) Süger BGr., Si.; GRh., Süger GoT., Sügerli BBe.,
Lutschbeute]. Am Leffel sirpflen und schlurpfen und
tschurggen wie-n-es Chind am S. BGr. (Bärnd. 1908). —
3. I'flanzenn. a) Süger LW., Sügerli LW.; GSa., We.,
Wil; ScHwlb., Kü., Sügerli Aa (Mühlberg); Bs; GRh.,
Stdt, oT.; Th, = Sügeli 2 a, und zwar meist Lamium
mac. et album, spec. (röter Süger LW., röts Sügerli
LW.; ScHwlb., Kü.) Lamium mac, in GStdt, oT. unter-
schieden als röti und wissi Sügerli. — b) Süger GRh.,
T.; UUrs., Säger ApH., M. (TTobler); GRh., T., Sü-
gerli GRh.. T.; ScnwScliüb.; UUrs., röti Sügerli GuRh.,
Stdt, oT.; UUrs., = Sügeli 2b, Trif. prat. Wissi Sügerli,
Trif. rep. GoT. — c) Sügerli = Sügeli Sc TnMamin. —
(1) gelber Süger LW., gelbs Sügerli LW.; ScHwlb., Kü.,
gel"i Sügerli Bs; GoRh., gelbe Waldnessel, Galeobd. lut.
Vgl. Gr. WB. VIII 1892/3; Schm. 21I 237; Martin-Lienh.
II 338. Süger wohl eig. PI.-Form.
Ameise" Hampeissi- Sügerli : = Süger 3 a (röts H.,
Lamium mac.) nndSd (gelbs S.) SchwG. — Flaschen-.
,Ein weinschlucker, ein grosser trinker oder näschen-
sauger, multibibus.' Fris. .Fläschensauger, bibax.'
Mal. ,Sebold Fläschensugei", fingierter Name. NMan.
Hunig Hung- Süger, in GRh., T. -Süger, in GlS.
Sügerli: Pilanzenn. a) = Süger 3b, Trif. prat. GLFrei-
berge, S.; GRh., T. — b) röter H., = Süger 3 a, Lamium
mac. ScHwTuggen. — c) gelbe'' H., = Süger 3 d. ebd. —
Vgl. Huniij-Sutjyen.
C h i n d e ° - Sü ger : Knabe, der den Mädchen nach-
läuft, Mädchenjäger ZZoll. Syn. Ch.-Sügi, -Fützler
(ZStdt; s. auch Bd I 1157 u.), -Schmecker. — Lögeli-,
Lögeli-: Spitzname der Bewohner von BsFrenk. Vgl.
Flaschen- S. — Märchen-: qui eunnum equs lingit.
,Ist kürzlich gredt, die cappuciner seien merhensugei",
in einem Klageartikel gegen die Reformierten. 1589,
Zellw. Urk. Vgl. Märchen-Ge-hijer (Bd II 1111). —
Büppi-, auch -Sügerli: wer noch am Büppi saugt
BE., ,ein Knabenschimpf' B (Zyro). Syn. Büppcler.
Bluet-: 1. Name von (auch nur angeblich) blut-
saugenden Tieren, a) Blutegel, Hirudo med. Aa; B;
SL., Ölten; Z; „allg." ,Pr Blutsuger a°setze- 20 ß.'
1827, Z Haush. ,Durch ihre Exorcismos und Sägen
wollen sie [die Päpstler] beschweeren und verbannen
die vergifte Wurm und Schlangen, die Blutsauger und
Ael [usw.].' Gwerb 1646. — b) Spitzmaus, Sorex aran.
Ai-H., I. ,\uch im Appenzellerlande herrscht der Irr-
tum allgemein, dass die gemeine Spitzmaus, der Mütz-
ger, den Kühen in den Bauch krieche, sie am Bauch
und an dem Euter verwunde und ihnen Blut sauge,
daher nennen sie die Innerrooder Blutsauger.' Steinm.
1804; darnach bei St. und TTobler. — c) Luchs, Felis
lynx F. — 2. übertr. auf Menschen, a) Wucherer,
Erpresser, wohl allg. Es het dort inne" [im Welsch-
land] mer Bl. weder rot Hund. JReinh. 1905. — b) Spott-
name der Katholiken in der Reformationszeit (wegen
des Pensionenwesens). ,Das üch Götz liden, erdtrich
und wunden schendt ... ir Schelmen, lantzverretter,
diebsböswicht, fleischverkeiffer, bluttsüger, ir band das
Sag-sog. Sagg-sngg
520
land verkouft und das kindt in muter lyb.' 1550, W
Blätter (,Trinkelstierkrieg'). S. noch Fleisch- Ver-käufer
(Bd III 173). — 3. lange, freihangende, schlanke Locke
im Gegs. zu den ,Specklocken' (vgl. Bd III 1252) Bsf-
Vgl. Gr. WB. II 190; Fischer I 1234; Martin-Lienb. II
33S. Bei 2 b könnte auch an die Messzeremonieu gedacht
werden; vgl. Gottea-Metiger (Bd IV 628); jedoch spricht der
Zshang eher für die im Text gegebene Bed. 3 ist von 1 a
iihertr.; vgl. bair. Schneckl. geringelte Haarlocke (Schni. 2 II
567); zu einem gleichbed. Schniegel. eig. Schnecke, gehört
nhd. , schniegeln.'
Stei"-: Rossegel, Hirudo vorax L (Schürmann).
— Tabak-: Raucher. ,Sie [die Stillstände] sollen
auch Acht haben auf die mutwilligen Nachtvögel.
. . . auf die unguten Tabaksauger und Schnupfer.'
JHKagi 1867. S. noch sügen (Sp. 515). — Trätli-,
TrÖtli-: eine Art Saugpumpe, mit der beim Baumwoll-
weben die Luft aus den Trätli (Bobinen) gezogen
wird, damit das Wasser, in welches dieselben gelegt
weiden, sie leichter durchdringe Z. Vgl. an-sügen.
— Tann - zapfe"-: Spitzname der Bewohner der
waldreichen ,obern Rode' von ApOberegg bei denen
der ,untern Rode', ebenso der Bewohner von BsReig..
.weil ihr rauhes Land keine Reben trägt' (Becker).
Vgl. Tann-zapfen-Land (Bd III 1305). — „Zunge"-
Sügeri": Kuh, welche stets an der Zunge saugt. Hie
Kühe fressen lieber nicht, als dass sie diese üble
Gewohnheit unterlassen. Sie magern dabei oft ab,
daher dieses Übel in einigen Gegenden der Schweiz als
Gewährsmangel angenommen ist." St.2; vgl. Sp. 510.
Süger e° f.: 1. = Sagen 2 Ap. — 2. Pflanzenn.
a) = Süger 3 a Ap (Lam. alb.); GNeur.; Zg (röti S.,
Lam. mac). — b) gclbi S., = Süger 3 a Schw.
Sügi n.: Mundspitze der Saugflasche B. — Dim.
y,u Sügen?
Chinde°-Sügi m.: = Chinden- Süger Z (Dan.).
Sügle» f.: = Süger 3 a GStdt.
Sügelm.: 1. a)=Sügelil Ap(TTobler). - b) Lutsch-
beutel, ebd. — 2. Pflanzenn., = Sügeli 2 b Ap (TTobler).
— Neubildung von Sügeli aus.
sügele", in Gr lt Vassali sügle": Dim. zu sügen,
ein wenig, sanft saugen L; GRh.; Dial., schlürfen
Gl, .saugen, ablecken' Gr (Vassali). Lueg auch ü'sers
Meiteli a". wie 's su hübscheli*'' s. cha""! ERöthelin.
Söge" f., Dim. ,Süglin': saugendes Lamm. ,Was
täglich ich kan sehen bei meiner Wullen-Herde die
Bock und feisse Seügen (so an der Mutter ligen).'
JCWeissenb. 1078. .Abel hingegen reichet die Seüglin
weiss gebleichet, die noch dass süesse Most von
Muetter Tutter [!] pressen.' ebd.
Sügler m.: 1. = Sügeli b GT. — 2. = Sügel2
GRh., T.
SÜg neben sügg (s. d.): = sig (s. Sp. 489) ZO.
Sügeli Zu., Schwerz., Sügeli Zu.: Kosewort für
ein junges Schwein. Vgl. auch Sfigeli-Hund, eine
gewisse Blutwurst ZO. ,Sugeli, Sugili, Lockruf für
junge Schweine.' Fügustaller. — Über das Verhältniss
zu den syn. Formen mit gg vgl. die Gruppe «ig mit Anm.
Sagg — sugg.
Sagge« f.: = Casäggen 1 a (Bd III 499/500), jener
imposante Rock der alten Männertracht aus selbst-
gemachtem Tuch mit seiner kurzen Taille und zwei
fürchterlich langen, bis zum Boden herabreichenden,
flaggenähnlichen Fakten' ScHHa. (Neukomm).
Zum Wegfall der Vortonsilbe vgl. Nesa mit Anm. (Bd
IV 804/5). Beruht a auf Lautsubstitution für roman. «.'
Seggä'de" f.: Plage GRNuf. — Entlehnt in der lomb.
Form sekke-du (zB. in Misox) des gleichbed. it. seccata.
Sigge" f.: armselige Hütte AABöb. (Hunz.).
siegge": seihen ZWäd. (Dan.). - Nbform zu aienggen
(s. d.).
Sö2ggel m.: gelinder Schimpfname. En tumme';
äfältiger S. ThIIw. — Vgl. Sock, Zoggel.
Soggele" s. Sockel.
so'ggele": dem Trunk ergeben sein ZRuss., Schwerz.
Er söggelet halt auch chli" gern. Wenn-er nw al'ewil
e"chli" cha"" S. — Vgl. mggelen (auch ZRuss.), mit dem
das W. aber laut], nicht zu vereinigen ist.
sügg, in ZRüml. sügg: meist wiederholt (chomm)
s. s. (s. ... ; in Z lt Dan. auch mit verschärftem
Anl.), Lockruf a) für Schweine Bs; GW.; Sch; Tb; Z.
Syn. üss (Bd I 564), has (Bd II 1670, wo weitre Synn.).
Subst. n. Sugg-sugg, Kinderw. für Schwein ThHw.
Lueg dö da' S.-s.! — b) für Schafe GMs, Sa.
Ebenso bair. (vgl. Schm. 2 II 223, auch zu den Abi.). Das
syn. «i';(, «i;)i/ (Sp. 489/ zeigt, dass die Annahme etym. Zshangs
mit der Sippe von Suggel II (sugg etwa Inip. von suggen,
eig. Kuf, womit man Schweine zur Tränke lockte) nicht not-
wendig ist (vgl. auch hess. sich bei Vilmar 384, wenn dies
nicht für «iuk steht); doch haben jedenfalls sekundäre Be-
rührungen stattgefunden. Zur Schärfung des Anl. vgl. ee
(Sp. 10). Sinnlos ist tf. in dem folgenden, ,ein Kauderwelsch
darstellenden' Spruche: Anis Sugg und Gurte", Trutseh ober
und ander ZZoll.
Süggel I G; Th; ZBül., Süggel Th; Z, so Rüml.
- m., Dim. Suggeli Th; ZRät., Wl., Wila (auch Süg-
geli): 1. Schwein. aaOü. Das Dim. bes. in der Kdspr.
und als Kosew. für ein junges Schwein. — 2. übertr.,
unreinlicher, unordentlicher, unflätiger Mensch. aaOO.
— Das Dim. könnte auch zu Su<j<jtn, SuggUn gehören,
süggele" I G, süggele" GStdt: mit Flüssig-
keiten Unordnung machen ; unordentlich essen.
Siigge" I f.: Schwein Z. Auch Schimpfn., etwas
gelinder als Sau. ebd. (Dan.).
Süggi I, in AaFH.; Bs Süggi (bzw. -t'-) — n.:
1. Lockruf für Schweine Gr (Tsch.); junges Schwein,
bes. Kdspr. AaFH.; Z (Spillm.). — 2. unordentliches
Kind Bs. Jetze" sag-ich aber auch NU mer! Bas
Siki [!] will-en [den Bajass, den es zu Weihnachten
erhielt] ja abschlegge" ! Schwzd. (Bs).
Süggle" f.: 1. (dickes, fettes) Schwein ThHw.,
Mü. S., chomm! Lockruf. — 2. übertr., schmutzige,
unordentliche Frauensperson ThHw. Du bist e" S.!
ge-sügglig: unordentlich, nachlässig ThHw. G's.
dether cho".
Suggel II, Süggel — ra., Dim. Süggeli: 1. ,Das,
woran gesaugt wird' Scn lt Kirchh. (Dim.). a) Dim.,
= Sügeli 1 „GrA.; L; Zg; Z." — b) -«- Bs; Sch;
Th; „Zg; Z", -u- Aa; B; L: Schw, in Aa; „GrA.; L";
Sch; „Zg; Z" auch oder gew. Dim., Lutschbeutel.
Jetz hört 's de"" doch einist üf, ü"sem Buebli de" S.
i" 's Mül z" stösse"; der Lecker hed jo scho" zwöu
521
Sagg, segg, sigg, sogg, sugg
Zändii L. Auch scherzh. für Zigarre Aa. — c) Dim.,
„das Zünglein oben am Fasse, um Wein heraus zu
suggen GrA.; L; Zg; Z", ,das Zünglein oder Nägel-
chen oben an einem Fasse, um Luft zu machen oder
Wein herauszuziehn L; Zu' (St.b). — 2. (-Ä- ZrS.,
-ü- bzw. -ö'- Aa; Z) wer sugget AALeer. a) Schelt-
wort für Knaben, die noch gern am Saugzäpfchen
saugen, auch für solche, die häufig den Finger in den
Mund stecken, um daran zu saugen AaF. — b) Trinker
(derb) Z, so rS. — 3. (-ü-) Pflanzenn., rote Taub-
nessel, Lam. purp. AlBözb. — Zu 1 c vgl. Züg(g)eli.
süggele" Bs; Gl; GBuchs; Sch; Th, süggele"
Aa; B; L; GStdt; Tb; ,Zg' (St.b); Z: Dim. zu sugg-
(IJen. a) , tropfenweis und gleichsam saugend Etw.
langsam hineinziehn' (St.b), in kleinen Zügen saugen
oder trinken, lutschen, von Kindern. aaÜO.; zB. vom
Säugling, der im Halbschlaf die Saugbewegungen leise
wiederholt B. Tuest wider (Zucker) s.? zu einem
Kinde ZRuss. Süggehst wider (a" der Zunge")? ebd.
,An der letzten Bank [im Schulzimmer] nüggelet und
süggelet Eins am Finger.' Scbwz.Lehrerinnenztg. Spec,
vermittelst eines Schilfröhrchens (Börli) den Sauser
aus den Fässern oder Tropf kübeln saugen; beliebte
Belustigung der Knaben im Herbst ZFehr., Stdt (hier
besonders beim Schenkhof oder beim Kaufhaus, wo
die vom See ankommenden Sauserfässer verladen wur-
den); Abbildung in L Widmers Bilderbuch für die
Schweiz. Jugend. Syn. rörlen (Bd VI 1241). De" Herbst
händ d' Buebe" brav s. chönne". — b) (-Ü-) übh. in
kleinen Zügen, behaglich trinken L; Tb; Z. Vgl.
bröselen (Bd V 810). Das ist e" Finschmöcker im
Esse" und Trinke", Der verstöd der Buscheli [Beau-
jolais] z' s. L Tagbl. Drum süggele'd frölieh nur devo"
[von dem Weine], so werde"d-er zu Chreftc" cho".
Müller, Jugendschr. Euphem. für zu viel trinken,
dem Trunk ergeben sein Tb; ZFehr., S., W. Er het
icider e"möl g'süggelet ZFehr. Er süggelet gern. Tuest
ä [auch] gern s.! ZrS.
ver-: a) zersaugen, im Munde zergehn lassen
ScHHa.; Th; Z. Da' ist e" zarti Bire", me" cha""-si
grad v. Th; vgl. Süg-Bir (Bd IV 1494). Und so gät
die ganz Freud ...so g'schuind verbl, wie-men es
Schoggeläde"schi"imli rersüggelet. Schwzd. (ZWth.). —
b) vertrinken B; Z. Ja, da cha""-me" reider einisch
g'seh", was so amene" Wibli si"s Hüse" nützt, wenn 's
de"" der Ma"" geit ga" v. Sohwz. Frauenh. 1904.
Süggeler Süggeler (bzw. -ö'-) — m.: a) Lutscher
AaF. Bist e" rechte S.i scheltend zu einem Knaben.
— b) euphem. für Trinker Z (Spillm.).
Sügge" II f.: 1. = Sagen 2, Sügeren 1 (Sp. 513.
519) ApI. ,Der Hirt legt sich auf den Boden, milkt
oder drückt die Milch aus der Zitze sich in den Mund,
und daneben schmarotzt er etwas Brot und Käse, was
er bei sich trägt. S. ist auch der Ruf an die Ziege,
welche darauf plötzlich herbeizueilen pflegt' (TTobler).
— 2. Saugbeutel Aa (Rochh.). — 3. Pflanzenn. a) = Sa-
gen 3 ScHwIb. — b) = Sügeli 2 b (Sp. 517). ebd. —
c) = Sügeli 2 a Aa (Mühlberg). — d) gel'H S., = Süger 3 d
(Sp. 518). ebd.
Hummel-: = Suggen 3 a ScHwGers., Ib. — H u n i g
Hung-: a) = Suggen 3 a LW.; SchwE.,Kü.; UwK. —
b) = Suggen 3 b ScbwMuo.; UwE. — c) = Suggen 3 c
SchwLow.; UwEmm., K. Wissi H., Lamium album
SchwMuo. Der daraus bereitete Thee soll genossen
werden, wem 's Eu"'m ab de" S2rise" graset. — d) gelbi
H, = Suggen 3 d. ebd. — Herme--: junges Lamm,
das durch eine Ziege gesäugt wird GSev. Vgl. Her-
men-Geiss, -Gitzi (Bd II 462. 578).
sügge", 3. Sg. Pr»s. und Part, -et: Intens, zu
sügen, stark und wiederholt saugen, a) eig. Aa; Bs;
B; GRNuf., Ths; „L"; PA1. (Giord.); S; „Z.;; Z"rS.,
,sugillare.' Id. B. ,Eine Flüssigkeit [aus dem Teller]
heraussaugen, nicht trinken'; auch von Masttieren,
die aus der dargereichten, breiartigen Flüssigkeit oft
nur das Dünne herausschlürfen GRNuf. Wie steche"
d' Mugge", sugge" d' Breme"! si plagen- Ei"em, ''ass
Gott erbarm SL. Mit Acc. ,[Ich weide meine Augen]
gleich als auff Sommerheiden das reine Wollenvieh
die Kraut und Grässlin suggen.' JOWeissenb. 1678.
Etw. zersaugen, im Munde zergehn lassen B. Frau
zur naschhaften Magd: Was machet-der da? Antw. :
Täfeli s. GZür. 1902 (BStdt). ,Und wenn das Kind
heimkommt und das Geschäft recht verrichtet hat, so
lobe ich es und sage ihm: Du hast ein Täfeli verdient,
hast es auch bereits gesugget.' B Volksztg 1900. Mi"
Schatz (mi"s Chind) isch nid (vo") Zucker, des bin-ieh gar
(drum bin-i-h so) frö, süsch' hätt-ic''-n<j g'sugget (g'esse",
g' fresse", g'schlecket), jetz han-ich-n<: (han-ich 's doch)
mo'*. GZür. 1902. Gew. an Öppis s. Und wenn mi"s
Schätzeli e" Zuckerstock war, so tdt-i'h dra" s. (schlecke"),
bis Nut mer dra" war Aa; Z; vgl. sügen (Sp. 515).
Amene" Schübel Zucker s. B. Bisch' noch-n-es Ching,
wo am Mammelizapfe" sugget? JReinh. 1905. Am
(läre") Düme" (Talpe", Finger) s.; vgl. Sp. 514/5. Mir
cheu" nit am Talpe" s , sü"st wird z'letscht e" Kene'
satt. B Volksztg 1903. Ei"'m, wo fasch' heig müesse"
a" den eigne" Fingere" s., heb-er-n-e" Sack Herdöpfel
i" Gang gestellt. JReinh. 1905. An der Tabakpfeife
oder Zigarre s. B; S. .Sintemalen ... die Mehrzahl
der männlichen Bevölkerung nur zu gerne ein Pfeif-
lein schmauchet oder an einem Stinknagel sugget,'
B Volksztg 1905. .Höchstens benutzt er es [das Volk]
wie eine Cigarre — er niinmts ins Maul und sugget
daran, bis er hat, was er will.' Gottb. An einem
Trinkgefäss s., daraus trinken (scherzh.) S. Aueh ig
ha" scho" g'sugget am goldige" Becher z' Chlei"wange"
[Ah. bin verheiratet]. BWvss 1803, 47. Saft us de"
Blüestlis., von Bienen. JHofst. 1865; echt? — b) un-
eig., entsprechend sügen 2 a. De'' Jung, er sugget am
Alt. JReinh. 1907. Alles werd welle" uf-ere" [einer
Witwe] si" u"d a"-re" s. Gotth.
üs-: entspr. üs-sügen (Sp. 516/7) Aa; B; S. a) eig.
Es Blüemli ü., den süssen Saft heraussaugen AaF.; B.
,Dort ramisiert eines [ein Kind] Schlüsselblümchen
zusammen und sugget ab und zu ein Blümchen aus,
wie es die Bienchen tun.' Schwz. Lehrerinnenztg 1905.
Eier ü. S. Dö si" die läre* Schale", der Xaveri het
alli üsg'sugget. EHänggi 1893. — b) uneig. Duchaufst
d's ganz Jär Nut zueche", weder im Früeli"g es par
Fcssli Yeps, für ja emel der Bode" recht üsz's. CWeibel
1885. ,Er helfe auch bauen [schrie Einer], "umen
dass der Landvogt sehe, dass er sie noch lange nicht
ausgesugget, dass sie noch mehr Kümi hätten.' Gottb.
— ver-: zersaugen, zB. ein Stück Zucker ZrS.
Sügger, in GRMai.; GMs Sügger — m., Dim.
Suggerli, Süggerli: 1. - Suggen 1 ApI. (TTobler). —
2. a) (auch Dim.) saugendes Schaf, Lamm GMs, Sa., W.
Schaf übh. GRMai. — b) Ei"sid!er Suggerli, Gebäck
523
r— sugg.
Sah — suli
r>2-l
mit dem Bilde (in Gestalt? vgl. Einsidler Bock Bd
IV 1126) eines Lamms, das die Wallfahrer von Ein-
siedeln mitbringen G (wohl 0.).
Eisele--: = dem Vor. 2 b GMs. Händ-er Eisele"-
Sügger mit'bröcht? fragt man die heimkehrenden Wall-
fahrer. — Vgh-: Lamm, das mit den Kühen läuft
GMs. Vgl. Chue-Schäf. — Geiss-: Lamm, das an
einer Ziege saugt; es wird 3—4 Wochen alt ge-
schlachtet und gibt ein zartes, als Leckerbissen ge-
schätztes Fleisch GMs. Vgl. Hermen-Suggen.
süggere" GS., süggere" I LE.; GWb.: 1. ein
Saugschaf aufziehn oder ein Kalb säugen GS., junge
Tiere trinken lehren GWb. Dim. ,siiggerle", trinken
lassen' Bs. — 2. schlürfen LE. (St.b).
Süggi II n.: (gew. PI.) Pflanzenn. a) = Suggen 3 a
UMai. — b) = Suggen 3 c AABinn.
Hunig Hang-: = Suggen 3 b UwLung.
süggle°, in Gl süggle": a) = suggen, wiederholt, in
raschen Zügen saugen, zB. von Kälbern am Euter AaB.;
Gl; ScBSt.; THPr., Bez. Steckb. A" Öp2)is (ume"J s.
— b) behaglich trinken Z. Eupliem. für: ein Trinker
sein ZrS. Er sugglet gern. — Vgl. Schm. a II 223.
ver-: = ver-suggen Tb. Die Biren ist zom V., so
weich. Ich han-em [dem Kinde] e"chlei" Bare" dreck
g'ge" zom V.
Süggler ra.: .Einer, der gerne saugt' SchSü.
(Sulger).
Schnaps- Süggler. , Seine Augen glänzten ver-
klärter, als die des routiniertesten Schnapssügglers.'
Feierab. 1860 (JSenn).
Süggüse": (g'el"i S.) Pflanzenn., = Suggen 3 d
AARin. — Imp.-Nauie, eig. »vijij üse", sauge heraus?
süggere" II, Dim. süggerle" „LE.": ,in kleinen, fast
unmerklichen Tropfen herausfiiessen' (St.b), sickern
„LE." (auch St.b); ScoSt. (Sulger). — Vgl. süeheren
Sp. 205/6, süderen Sp. 326, »üHeren.
Ge-suegg n.: Abstr. zum Folg. BHa., Ü. Was hescht
eimel o'h fir-n-es G's., dass es nid vorwärts rickt? BHa.
suegge" („auch stiege""), 3. Sg. Pr«s. und Ptc. -et:
(oft timhe"-. ume"-s.) herumrutschen; bei einer Ver-
richtung (bes. beim Essen BHa.) langsam sein, tändeln
BO.; GßNuf. „Umhersuegen (an Etw.)." St.* Syn.
fieggen (Bd I 715), sirmlen, zäggen. Auch von Kranken
oder Genesenden, sich mühsam umherschleppen BG.
Suegge" -a f. (PI. -t) BR., Sueggi („auch Suegi")
m. BO. (PI. -«</-„.. BR.); GRNuf.: Kind, das herumrutscht;
langsame, träge, auch kränkelnde Person.
Sueggerli n.: .Jemand, der nicht vom Fleck
kommt' GrtNuf.
Sueggete" f.: .faules Langsamtun' GRNuf. En
Sah, seh, sih, soll, suli.
sehe" Ap (neben g's-); BsB., Stdt (neben g's-); Gl
(im Inip. unter laa und nach einer andern Angabe);
GRh., T. (neben g's-); Sch; Th (in Bed. 3 in Tag. und
nach einer andern Angabe auch g's-); Z (in Martli.
udE.; in Dättl., Rafzerf. neben g's-), sonst ge-seheu:
I. Flexionsformen: Inf. (g')sche" ApK.; GRSeew.;
GRh. (-e2e-); oTn, Hw., Mü., (g')seche" ApK.; Th um
Arb., se-e" Sch; ThHw.; ZMarth., g's*e GLÜbbort bei
Lintht, (FStaub); GA., T., (g')sl (bzw. -ei) Aa; Bs; B
(im O.tw. g'sen); Gl (meist g'si2); GRNuf., Pr., Sch.
(g'sen); L; PAI (g'sei(n)); GSa. (g'si2); Sch; SchwE.;
S; Uw; U; W; Z, s'ene" ScHRamsen (gilt als badische
Form), (g')sie Ap; LBer.; GKirchb., T. (Wint.); oTh,
Ind. Prses. Sg. sich (siehe" ApK.; Sch lt JMeyer);
siehst; sieht ApK. (neben sieche", siechst, siecht); oTh
(-e'-J, (g')si2(ch); (g')si2(ch)s; (g')sicht, (g')si't BsSt.
(die Formen mit eh nach AHeusler t), 1. g'sehe" GW.,
(g')sie(n) (g')siene" ; (g')siest, -s; (g'Jsiet, -d A p ; Gl ; GrD.,
Pr.,Sch.; PAI.; GG., Rh., 'f., W., We.; Sch (auch Ramsen);
TB.; Th; W; ZMarth., nur g'sies Bs lt EKron, nur g'siet
BBolt, Sigr., StStepb., g's^; g's«est; g'seet GA., (g')se(n),
(g')se.ne"; (g')ses(t); (g'Jset, -d Aa; Bs; B; Gl; L; PPo.;
GT.; Sch; SchwE.; S; Th; W; Ig; Z, PI. sehid ApK.;
GRh. (-e2%-), sechid ApK., seche"d oTh, g's^nd GLÜb-
bort b/Lintht, g's^nd Gl; GA., (g')se'nä ScHRamsen;
ZMarth., Rafzerf., (g')sen(d) usw. Aa; Bs; B; GrScIi.;
L; PAI. (g'sein, g'seid, g'seind); Sch; W; Z, (g'Jsiend
Ap; GL(Volksgespr.); LBer.; GSa.; Th; W; ZMarth.,
g'set S (Joach.), g'seifjje" BsL. (2. g'sei(j)et), seihe" BsB.
Conj. Prses. (g')sech(i) Aa: Ap; Gl; GRb. (se'ech) ;
Th; W; Z, g'sej(i) AAÜEntf., Leer.; B (so E., Gr., G.,
M., Si., Stdt, in Gr. PI. g'sejje»), g'sei BsL. (g'sai Lie.);
S, Imp. (fast nur in Bed. laa, sonst durch gugg, bieg
ua. ersetzt) (g')sich BHa. (auch g'sich); Gl; oTh; W,
Cond. (g')säch(i) bzw. -e2- (tw., so in AALeer., OEntf.,
mit gekürztem Voc.) Aa; Ap; Bs; Gl; L; GT.; Sch;
SchwE.; TB.; 1n;T,,{g')säeht(i)kK0'&t\tt(g'säch(t)J;kv;
B(Gotth.); GrScIi.; ThHw. (sacht); U; W; ZO. (Stutz),
g'sächt GrPi-., (g')siech Ap (selten); B, g'sueh Bs (-ü'-J;
B (so Be., E., G., Kirchb., M.), g'stcchi, -h- BG., StStepb..,
g'seti BG. (selten); Schw ; W, g'sieti W (selten), Ptc
g'se(h)e" Ap; GaL., Rh., Stdt, uT.; Sch; Th (auch g'se2);
ZMarth., g'siiche" ApK.; oTh, g's^GA., g'se (bzw. -ei) Aa;
Bs; B; F (Dial.); Gl (meist g'si2); Gr (in Sch. g'sen);
L; PAI. (g'sei, flekt. mit Rückuml. g'soundc usw.), Po.;
GSa., T.; Schw; S; THKessw., Uttw.; Obw; U; W; Z,
g'se-e" Th (wo'?), g'sene" Bs (s. Bed. 2 c); ScHRamsen
(,badisch'), g'sie LBer.; GG. — IL Bedeutung: im
Wesentl. wie nhd. sehen. .Sähen, luogen, videre, cer-
nere, intueri, despicere, prospicere, conspicari; sehen
und acht nemmen, luogen, videre, conspicari, concer-
nere.' Fris.; Mal. 1. den Blick (irgendwohin, auf
Jmdn) gerichtet haben oder richten, a) ohne Obj.
a) wie nhd. schauen BO.; W; sonst nur noch in
vereinzelten Verbindungen (s. u.). Syn. guggen, biegen,
lotzen, ge-schauiven. Chum abu" g'schwind gan g'se"!
W. ,Gott: Die [Adam und Eva] suoch ich hie on alls
gefar, ich luog und sich, ir nimme war [schaue nach
ihnen aus]: so gseen ichs nit; war sind sy kun?' Rüef
1550. ,Mit schälben äugen sähen, schälb und ent-
zwerch sähen, cernere obliquis oculis.' Fris.; Mal.
,Das ist lustig zu sehen, memoranda est rei facies;
iuvat id prospeetare [usw.].' Hosp.; vgl. die syntakt.
Bemerkung unter sagen (Sp. .">S1). Der Imp. formel-
haft. Im Sg.: sich Gl, g'sich BHa. (auch g'si'''); W,
.sieh! lass sehn!' doch abgeschwächt zur Erregung
der Aufmerksamkeit. G'sich, Das ist e'sö! BHa. Chum
g'sich! ebd. Du g'sich, wa ist der Kaplä"? WLö.
G'sich (abu")! erstaunter Ausruf des Zuhörers bei
einer Erzählung W (so auch im Fl. g' seil, g'sedabu"!
525
ll, sili, soll, suh
520
iez g'set.'J. S. noch Botten-Bröt (Bd V 978 u.). Er
antwortet aber und seit .:«;« Att: g'sich, süvel Jär
dienen ig dir [usw.], Übersetzung von Luc. XV 29.
Dial. (BGt.); er het-me aber geantwortet: g'sich! scho"
so mängs jär hän-i'h dir 'dienet [usw.]. ebd. (WG.;
ähnlich WLeuk, Lö., V.); gr. E8o&. [Die Riesentochter,
die dein Vater die Bauern in der Schürze mitbringt:]
G'sich. welli hibschi Puppe" lieii-i''' da enbri" g'funnu" !
W Sagen. .Sich, also ist der handel, da luog, also
ist es gangen, ecce rem; sich, er ist hie, eceum adest.'
Fris.; Mal. ,Gsich, gsich, wie schland sy [d] türen
zuo!' Haberer 1562. Erweitert. Nasich! was gibt's,
was soll's, was willst du? Gl. ,Da sich, nimb war,
hab acht, ecce autem.' Fris.; Mal. ,Sich da, en; luog,
luog zuo, ecce, en.' ebd. Im PI. G'sed dert iifi" ! seht,
was Merkwürdiges es dort oben gibt BHa. Buebe",
lueget doch! Julie! Schöne', früsche'', wisser Sehne ist
vom Himmel g' falle". Schueh tief lit-er vor •hm Hüs.
War doch nume" d' Schuel scho" üs! G'set! er lät-sich
balle". GJKuhn 1819. ,Also sechent, lieben guoten
fründ und getrüwen Iantlüt, also bitten wir üwer
lieben guoten früntschaft mit allem fliss und ernst,
daz ir als wol wellent tuon ...' 1427, Gl Urk. ,Eleazar:
Sind hurtig, ir mins herren [Abraham] gsind ... Ge-
send, sammer verch werden ye, er kummt dahar und
ist schon hie!' Haberer 1502. , bisser gebort auch in
euwers Spill: sacht, wie ist im sin Kopf so schwär!'
Com. Beati. ,Secht dort!' Stettler 1606. ,Secht, secht.
der Schölni ... ist schon im Rhyn ...' 1040, Z. S. noch
Brut (Bd V 990). Mit (seeundärem) Acc. G'send se<b
Wülchli! heisst's etwa auf dem Felde beim Heuen,
wenn ein Gewitter im Anzug ist ZO. (HMessikomraer
1909). ,Sich da die antwort auf all dein schreiben, ad
omnia aeeipe.' Fris.; Mal. Mit Eich t ungsad v. oder
Präp. ,Obsich [usw.] s.' ,So kan sie fründtlich lachen
und lieblich umb sich gsehn.' BGlett. , Welcher auf
einem schlipferigen yss gat, sieht fürsich, das er nit
falle.' LLav. 1582. S. noch hindersich-gän (Bd II 33);
ob-, under-, fürsich (Sp. 154. 101. 103). Mit Praß,
(und Dat. P.). Üf. ,So halt ich dir, o Herr, fast ob,
du wellest gnedig uff mich gsen.' Meinrad 1570. Drüf
g's., Gewicht auf Etw. legen Aa; Z. Ich g'si" nit drüf,
zB. eine Quittung für meine Zahlung zu erhalten.
Ei"mel wenn- er wellti uf d's Virmegen g's.... BHa.
,üas (gytswort) sieht allein uf sinen nutz und lasst
um desswillen alle ding undergon; aber Gottes wort
sieht uf den gemeinen nutzen.' Zwingli. ,Auff das
end seines läbens sehen und dem fürsehen, supremis
suis consulere; auff nutz sehen und stellen, utilitatem
aueupari; er sieht auff sein eignen nutz, vivit sibi.'
Fris.; Mal. , Auf etwas sehen, etwas begeren, ambire
aliquid; auf seinen Nutz sehen; ich sehe vil auf dein
Meinung; man sihet vil auf Hab und Gut; man sol
auf Gott für Alles auss sehen.' Hosp. Um. .(Einem)
um Etw. s.', sich umsehen, besorgen. , Bittend Gott
on underlass, dass er üwer oberkeit erlüchte, dass
sy üch um einen getrüwen christmässigen verkünder
des evangelii sehind.' Zwingli. ,Üch fründtlich pit-
tende, gesagtem Sulzer umb ein behusung zuo Sachen ...'
1530, B Brief. ,Die zween, so jetzt im Rütihuss wo-
nend, sollend förderlich umb andere herberg sehen.'
1583, ZRM. In. Chumm, mier wei"-mu g'rad ei"s
gait über d's Z'morge" loiffen u"d-mu e"chlin i" d'
Pfanna g's. BIrnd. (BGr.). ,In die weite sähen, pro-
spicere.' Fris.; Mal. ,In die sach sehen', zur Sache
sehen, eingreifen: ,Als dann des Hans Lüpolten Gre-
bels hussfrowen hoffart und liederlich husshalten an-
gezogen und wüssent ist, das dem guoten gsellen übel
und schlechtlich huss gehalten wirt, sind mh. ver-
ursacht, in die sach zuo sechen.' 1531, Z RB. Ähn-
lich .in das spil s.' ,Sy möchten uns [die Kaiserlichen
den Baslern] noch so vil ursach geben, wir wurden
anders in das spil sechen und gedenken, was ze
handien wäre.' 1521, Strickler. , Unser herren von
Zürich hand die grossen pensionen ... abgstellt ...,
aber die kleinen gand noch umb die wäg. Dorum
wäre es fast not, das man in das spil sech und man
ein ander regiment setzt, wo nit spiller . . . suffer
wären.' 1543, ZRüti. ,Desshalb die not erfordern wil,
dass man ernsthaft säch in das spil.' JMürer 1559.
, Einem in d hend s.' beim Arbeiten, um von ihm zu
lernen. ,[1567 bekam ich als Lehrling bei einem
Tuchherrn] ein gesellen, der mir half den last dragen.
Do war ich schon ernört; dan er muost mir in dt hend
sechen und hatte ich schon etwas zuo regieren.' ARtff
1592. , [Sofern wir] der warheit in disem artikel recht
ins angesicht sehend.' Zwingli. Under; s. Äug (Bd I
133). Ge(ge)n; s. hinder-sich (Sp. 109). .Durch
die finger s.'; ma. durch d' F. luege" (Bd I 803). ,Wel-
liches [Raufhändel in Wirtshäusern] alles dahar konipt,
das wirt und stubenkneebt durch d finger sechend, alle
ding hingan und ersitzen land...' 1545, Z RB. ,Der
castellan von Müss werde uss Meiland mit einem züg
überziehen die Pündter ..., so wurde könig Ferdinand
ziehen uff Zürych, das man allenthalben die käzer
ussnäme; die 5 ort aber wurdent durch die finger
sähen und kein hilft' tuon.' HBüll. 1572. Dazu das
Subst. ,durch-d'finger-seher' bei Ansh.; s. ver-penigen
(Bd IV 1288); Zue-sager (Sp. 420). Zue. G'sich du
z Di"'m und ich z' Mi"'m! WLö.; vgl. 1 b ß. ,N. wiilte
zuo sinen güettern sechen.' 1448, Z RB. ,Als N. zuo
Sant Jakob wölte, das er da den Sweiger von sinen
wegen hätte, das er sich des sinen understüende und
im darzuo säche . . .' 1401, ebd. ,Zuo allen dingen
will ich gsen mit trüwen.' Ruef 1550. .[Es soll] im
nechsten synodo an die predicanten gmeinlich ein
ernstliche ermannung beschechen, das sy zuo iren
husshaltungen sehen söllint.' 1592, Z RB. ,Zuo der
burgerschaft nachtwach, das die gflyssen gehalten
werde, sehen und umbher gaan.' 1592, Z RM. ,Er
(der Underkeller) soll auch ... zu allem Werchvolch
sehen, selbiges alle Morgen bei rechter früer Zeit mit
dem Brot fertigen, auch ansehen, heissen und ver-
schaffen an die Werk zue gehen.' AaMuh GOrdn.
XVII. S. noch Sach (Sp. 106). Mit Präp. (Adv.) und
verdeutlichendem Adv. Der bloss noch als Prokurist
seiner Frau rechtskräftig Handelnde erklärt, er g'sej
der Mueter zem Gloschlischlitz üs. BXrnd. 1908 (BGr.).
Da g'send di seltene" Jumpfri oben üs, im Biti-Eüssli-
Lied BHaslib. S. noch Absicht (Sp. 246). .Ursel El-
lendin sye etwa in ir stuben im errgel [=erggel] ge-
standen und habe harüber in ir stuben gesechen und
inen, so sy ob tisch sässen, den ritten gefluoehet.' 1484,
Z RB. Uneig., auch von Sachen: 1) gerichtet sein.
In BGr. g'sen die meisten Häuser gäg d' Lütschinq
ahhi". Barnd. 1908. ,[Es] fielint die stüel umb, dass
die bein obsich sähen.' XV., Z. ,Mit der hofstatt, so
da sieht gegen der strass gen Birmistorf.' 1454, AaB.
Urk. ,Er gieng an ein venster inn siner kammer, daz
gsach gegen des soldans her.' Morgant 1580. .An der
.VJ7
Sah, seh, sih, soh, suh
528
Schlossmuren, welche gegen dem See sieht.' 1655, GR
,üie Hochwacht im Schloss Wedischwil ward ... ab
gezeichnet in der oberen Schütti auff einer Beigen
Stein, so gegen der Statt sihet, von welcher man sihet
die Hochwacht auf dem Uetliberg und Lägerberg.'
1683, Z. ,[Man soll die Rebstöcke] so an Rainen
etwas undersich hangen, fein säuberlich aufrichten,
dass sie obsich sehen.' EKönig 1706. S. noch über-
sieh (Sp. 158. 159). — 2) gäge"..., dergäge" g's.; s.
dar-gegen 3 (Bd II 144) Dazu: Me" chönnt scho" i"
d' Sach i"gä", sobald 's öppe- gägen cnangere" g'säch,
wenn erwartet werden könnte, dass die beiden Par-
teien einander in billiger Weise entgegenkämen B
(vRütte). Das g'säch afen e"chlei" dergäge", ,Das lässt
sich allfällig hören, ist ein annähernd annehmbares
Angebot; da bist du ungefähr auf der Spur, das Rätsel
zu lösen; damit kämest du meinen Erwartungen oder
Wünschen näher.' ebd. Das g'set-im noeh NiU der-
gäge", ist noch lange nicht, wie es sein sollte BG.
— 3) passen. I" 's Mess i"e" g's.; s. Bd IV 450.
Jo de frlH'*, Das kit [lautet] änderst, aber 's g'siet-
mer nüd recht i" min Chrom i"e" Ap. Übel, nüd guet
i" d's Sjril g's., schlimm aussehn, stehn GA.,G. Prägn.:
Der (GA.), Das (GG.) g'set (g'siet) i" d's Spil! hat
ein schlimmes Aussehn. Das g'set iez auch i" d'Welt
i"e"! ,so was ist begehrenswert' ZF. Mit zue. lch
siene" trabe" grad nüd zo-n-ene", ich cha"" nüd tue" im
sü. Bürgerfrd 1825 (Ar) I'h mäne" fast, du sächist
auch besser derzue a's ieh. ebd. ,Der Teufel spottet
nur des Menschen . . . [wie sich daraus ergibt] dass
er dem Menschen zun Zeiten solche Zeichen und
Spruch anzuhenken und anzuwenden ratet und gibet,
die nur gar zur Sach nicht sehen und sich nicht rei-
men wollen, sonder wol contrari und zuwider sein
scheinen.' Gwerb 1646. Mit abh. Fragesatz. Ich
will gan g's., wä i"si Schiel" sl" W. Ich will bloss
ga" g's., ob ... BGr. Auch mit Ellipse des Nebensatzes:
lch muess ga" g's., nachsehn, die Sache untersuchen B.
,Sich oder luog, was der geit vermöge oder zewägen
bringe, avaritia vide quid facit.' Fris.; Mal. ,Sich,
wie er einbär tritt, vide ut incedit.' ebd. ,Ich will
gon gsen, ob ich doch ienen wasser find.' Haberer
1562. ,Sara: Ich muoss gon gsechen, kann nit lan,
ob ich yenen gseche har gan Abram, myn allerliebster
herr.' ebd. ,N. sigi ale Jar, äs lang är gläbt heigi,
ingangen gan gsän, wen der Bruch [das Geröll, das
die warme Quelle von Weissenburg überdeckt hatte]
dana sigy.' 1600, BSi. (DGemp. 1904). S. noch rüwen
(Bd VI 1884). .Dahin s., wie...', ins Auge fassen,
auf Mittel und Wege sinnen : ,Alldeweil der Hochmut
der VOrten von Tag zu Tag zunimbt, derowegen man
dahin sehen, wie denselben ihr Trotzen und Pochen
ze stillen.' XVII., GJPeter 1907. (Mit Ortsbestim-
mung) zuschauen : ,Nun tribend wier ünsern gewerb . . .
und findend andrer. frumen lütten kind, die uns gelt
gern gäbend, daz wier sy by uns sähen und lärnen
laussind.' 1469, Gfd (Möttelihandel). — ß) (mit Adv.
oder Vergleich) drein-, aus sehn, aa) dreinsehn,
blicken, vom Ausdruck des Blickes, ,(umher)blicken,
einherschauen' BO.; Syn. drin-luegen, es G'sicht ma-
chen. Was g'sest e'so, bist eppe" tüsber über -mich? BO.
D'err het g'sen, wo der Att hinder im ist g'standen
und im uf d' Achsle" 'tätschlet! ebd. ,Darnach do kam
der Penteli und Uoli Ströili die Kilchgassen ab ge-
lüffen mit ir spiessen und sachen vast übel und waren
hönn.' 1394, Z RB. ,üie selb Bosswilerin sye an syn
wip komen und zuo im geredt: wie siehst du so übel?-
1464, ebd. ,Wie siehst du aber als der tüffcl!' 1472,
ebd. ,[Nach einem Scharmützel kamen die Gegner
nach Basel] liessend sich da spisen und arznen, dorf-
tend kein unfuor dan sursehen gegen enander zeigen
noch üeben.' Ansh. ,Do hete er gret: du sitzt da
und gebist ein guoten götzen, der barmherzig seche,
wie die prediger münch zBern einen ghept hand, die
man verprennt hat [die Dominikaner im Jetzerhandel].'
1541/3, Z Ehegericht. ,Entcrist gset trurig.' 1549, L
Spiel. ,Vultum contrahere, das angesicht rümpfen,
rauch und sauer sehen.' Fris. ,So sehet nicht so
sauer, besonder frölich seit.' GMüller 1650. S. noch
honlich (Bd II 1367); chätzlen (Bd III 594); letz (ebd.
1552). — ßß) aussehn, von der äussern Erscheinung
übh.; auch von Sachen Aa; Ap; GT.; Schw; ZO.; Syn.
üs-, drin-Cge-Jsehen. Gaulig g's. Ap. 's Hämpli g'set
nuch g'schanter Schw. Sind-s' denn d' Schuld, die
arme" China, dass-s' de"weg g'send und der weg sind?
Stütz. Jetz lueg nu", Mueter, fast e'so g'set d' Stadt,
näml. wie das Kloster Fischingen, ebd. ,Die [welke
Blumen] sehend übel, henkend d oren.' Funk. 1552.
.Mein lieber Sohn, was ist dir bschehen, erschrocken
bist, gar bleich tust sehen.' GGotth. 1619. ,Dass der
Garten also sichet, kummet vil vom Gärtner her.'
JCWeissenb. 1701. Gew. mit wie. ,Wie das grass
sieht auff erden von dem ragen, also wirdt mein hauss
sein bei Gott.' 1531, II. Sah. ,Wcr wollt dir sagen,
wie Gott säch?' Eckst. 1525. ,Wie siest, du wüesti
suw!' GBinder 1535. ,Luog, wie ich sich [er steht
nackt da]!' ebd. ,Als sy zuo dem werdli kämint, seite
der Oggenfuoss zuo im kundschafter: Schouw, wie
gsich ich? also gugete er umbhin, do gseche er wol,
das er O. voll küegtregk umb den köpf were.' 1535,
Z RB. .Qua facie est homo? was gestalt ist er? wie
sieht er?' Fris. .Weder Gott noch die heiligen haben
also gesehen, wie die bilder anzeigen.' LLav. 1587.
Mit wie und Subst. Er g'sied wie en Vieller Östlig
i"-»ie" bläue" Papir inne" od. wie en nue Schepfchöbel,
von einem Blassgesicht ApUrn. Du (g')siest wie e"
Lieh, wie en Wilder Ap. 's g'sied wie Zocker, wie
'trockt. ebd. Se'b Hüs g'set e"fanigs wie-n-e" Laterne",
ist so baufällig, dass man durch dasselbe durchsieht
ZF. Ick g'sie" jo au°h nüd wie-n-en Her. JMerz.
Er g'set doch au'h uf 's Hörli icie sin Vater! Stütz.
,Ich sehe präzis wie ein Pfarrer.' ebd. Frau: Schlicht
nüd dort öppis Schwarzes a" der Wand nohen uf'e"?
Ach min Gott und Vatter! 's g'set schier wie-n-e"
Schlang! ebd. [Die Herren seien] 's Döfels ardli'';
seu sechi"d nüd wie ander Lüt. 1866, Ap. Tuet [ein
Raucher] 's Mül üf nu" grad so halb, so siet 's wie-n-e"
Blutterloch uf-eren Alp. NBqjsch 1892. 's ist im Holz
und fult zue keiner ZU, 's ist im Holz und g'siet wie
alli Lüt, Rätsel vom eingerahmten ,Glas' [Spiegel?].
Schweiz 1862 (Aa). S. noch süber (Sp. 73). ,Ein ki-
chergeschlecht, sieht wie ein widerskopf.' KGesn. 1542.
,Wans toll und voll wider heimkumbt, so gsicht sy
wie ein wüetiger hundt.' VBoltz 1551. .Forma ho-
minum bellua;, sehend oder sind gestaltet wie men-
schen.' Fris. .Der ander [von den beiden Gespenster-
erscheinungen] seie lang gsyn, habe gesähen wie ein
barfuosser münch.' LLav. 1569; .sei bekleidet gewesen.'
1670. ,E wie ein schener Gsell bist du! gsest grad
wie s Buren Viten Suw.' Com. Beati. ,Er sihet wie
529
Sali, seh, sili, soh, suh
sein Vatter, patris vultum refeit; es sihet wie Silber,
speciem habet argenti.' Hosp. 1683. ,Der Wein babe
gesehen wie Güllen und geschmackt wie Bauch.' 1701,
Z (Hexerei-Akten). ,VVann es anfangt zu tröpflen und
sieht wie Milch, so ist es recht.' Arzxkib. XVU./XVIII.
S. noch äferen (Bd I 106); rutschen (Bd VI 1857).
Wie wenn ...: 's (g'Jsied, wie nenn 's wfft cho" gi"
regne" Ap. S. auch seb (Sp. 30). In ä. Spr. auch mit
,als, sam.' ,l)ass er [Dr Egg] mich gselien macht, sam
ich wider mich selbs geschriben hab, tuot er mir
gwalt.' Zwixgli. ,Bistu doch nit so hüpscht und fin,
gsichst glich, als werst ein esel gsin.' VBoltz 1551.
,Alle, so by einem tisch sitzend, sähind, als ob s tod
wärind...' LLav. 1569; ,seien todte Leichnamer.' 1670.
Mit pleonastischem a's>. [Liseli:] Wie g'set der Chrieg
au'h a'ss, Grossmueter? [Grossmutter:] Ach, schuldig,
schühlig! ich mag nüd rede"! Stutz. Aber wie 's bi der
Gotte" a:s< g'set! Das ist e" Hiis, Das ist e" Stube" und
e" Stadt! ebd. Die Modalbestimmung in Satzform:
De'' Herr [der auf einen Misthaufen gefallen war]
het g'se", Das ist en grössi Straf! ist ordlieh g' flecket g'si"
grad wie mi"s Chälbli. Stütz. Emphat. auch ohne
nähere Bestimmung. Der Ma"" g'sät! GA. Das sied
iez! bei gewitterdrohendem Himmel Ap. Glich (g')s.;
s. Bd II 595 (in Bed. 1) und 2) auch in Ap; Tu).
Dazu: ,Es wirdt ouch gemeldet, er [Nabal] sye gar
gross gsyn. Da nit gredt wirt von dem, das er ein
schwerer, grosser, feisster mann von lyb gsyn (welchs
doch der sach ouch nit unglych sieht, die wyl er im
hat lassen wol syn und sich täglich gemestet), sonder
das er ein grossen nammen ghebt.' LLav. 1583. —
h) mit Acc. o) seine Augen auf Jmd richten, ihn
ansehn. Nur in den Formeln 1) ,gesach dich Got!'
G. bat dich durch seinen Blick begnadet, Heil dir!
vgl. leesah tich kot, o te felicem; besah in got, beatus
homo. Notker (Graff IV 147/8) und Gr. WB. IV 1 b,
4022 u. ,[Eine betende Nonne sah, wie] die sälig s.
Ellsy von Elgö vor dem schönen bild unser frowen
kniiwet und das ir lib oben dem gürtel als lutter was
als ain kristall, und sach do in der lutterkait ires
libes ain Hecht ... und ward ir ze erkennend geben,
das das ir sei were. und do gedacht sy: gesach
dich Got, selgy Schwester!' EStagel. ,[Die Engel] die
mottend von dem himel herab zuo mir mit lutter
stimm und sprachent also: gesach dich Got, hochge-
muote sei, was dir Got guotes hat geton und noch
tuon wil!' ebd. ,Do ich dis gehört, do ward min herz
recht erfület mit fröuden und sprach zuo mir selber:
gesach dich Got!' ebd. ,So sy ainen menschen sach
frölich gebaren, so gedacht sy : gesach dich Got! Es
ist billicb, das du frölich sigist, won Got hat dich
darzuo geschaffen.' ebd. — 2) de(r) Tüfel (Tügger,
Gugger, Schinder) hat 's g'se(he)"! od. Das hat (doch
od. dann doch) de(r) T. g's.! Ausruf des Missmuts,
Zornes, es ist (doch) wie verwünscht AaBi\, F., St.;
Ap; BsB.; B; Th; Z; eig. vom ,bösen Blick' (vgl. Gr.
Myth. 3 430. 1053). De T. hat 's g's., 's göt Alls letz!
Tb. Es hat 's de" T. g's.: wä""-me" pressiert ist, so
göt Alls derzueris! Th; Z. ,Wenn Mann und Frau
zusammen plären, so ist d Sach so bös nicht; aber
wenn Eins lachet und das Andere weint, dann hat es
der Teufel gesehen.' Gotth. Ede"weg hat 's de Schin
der g's., so chumm-ich gar nüd drüs. Stutz. Es müesst
's doch de"" oiieh grad der T. g's. ha", wen" Eine'' drlssg
Jär lang isch G'meinspresidäut g'si" un'1 im de"" d'
Schweiz. Idiotikon VII.
G'setz no'h nid chünts wnre" wi< Schnupf. Loosn 1910.
Aswa en Tifige- hed gedeicht, Dass we'tti grad der
Tügger g'sen han, wenn di Pure" Hecht b'halte" sö'ttend
GrD. (B.). Jetz inet-i'* doch grad, das 's der Gugger
g'säch! SchwE. — ß) auf Etw. schauen, acht haben.
,Dann hält der Geist dem Schubmacher die gebratenen
Fersinu" dar und sagte: Sä, wilt dich? Dieser nahm
aber nicht und antwortete: G'sich du d's Dine und
ich d's Min>i, friss du Di"s und ich Mi"s!' FGSteblek
1907 (WLö.); vgl. die gleichbed. Wendung Sp. 526.
— f) Etw. besehn, prüfend betrachten, nachsehn.
,Item es sond die herpstvaden grech sin ze Sant Martis
tag und ze Sant Walpurgstag ze holz und ze veld,
und swanne der richter sitzet ze ietwederm zil, so
sol er zwen erber man ussenden, die die faden ge-
sehent.' ZNoss. ,Wenn ouch ein bolzvorster ein jar
gehüet, so ist sin zil uss, so sol und mag ein meiger
nemmen und gebietten von den kellern und den gotz-
huslütten, die in den kelnhoff gehörend, weihe er wil
und als mengen er wil, doch das ir ungrad sy, die
hölzer in acht tagen- nach dem gebott zuo besechend,
und hand sy die hölzer nach dem gebott in acht tagen
nit gesechen, so sol es jeklicher hessern mit drig
Schilling hallern.' 1473/1538, ZWies. Offn. .HSchmid
seit, der Glaser syg zuo Basserstorff by andern ge-
sellen gesessen und habent da ir tegen usszogen und
die gesehen und yetlicher gemeindt, der sin weri der
besser.' 1480/90, ZKyb. ,Zum sibenden, das ouch für-
nemmlich der ganz wald und die nüwen höuw fürhin
allwegen, wie bisshar, ingeschlagen blyben und alle
jar zuo usstagen gsächen und versorget werden.' 1567,
Z Rq. 1910. ,In Kraft der zusamenhabenden Pündt-
nussen, die doch, so man sie recht beim Liecht ge-
sehen, gar einanderen nit zuwider waren.' Sprecher
1672. — c) in der Verbindung mit .lassen' fliessen
Bed. 1 und 2 zT. ununterscheidbar ineinander. ,La"-
mich g'se", monstra.' Id. B. Lach g'se", dass d' Freid
heigist, Übers, von Luc. XV 32. Dial. (Obw). ,[Die
Fischer] sond auch einem Herren und den Frauwen
Fisch geben vor Manniglichem und auch necher und
sollend da [1. die] haben in einem Korb ald in einem
Flosschiff und sollend ein Herren und die Frauwen
lassen gesehen.' Ende XV., AAFahr (Copie von 1749).
,Do sprach Veronaca: Gevallet es uch wol, ich var
mit uch ze Rome und Ion üwern herren diss heiltuom
und diss bilde sechen.' Ev.Nicodemi. ,N. gebe ir ein
Costenzer batzen daruff [auf die Ehe], denselben hat
si im uff hütt fürghalten und sehen lassen.' 1533/8,
Z Ehegericht. ,Ein ding sehen lassen, in aspectum
lucemque proferre.' Fris.; Mal.; ähnlich Hosp. ,Lass
sähen, waz du verheissen habist, fac sis nunc pro-
missa appareant.' ebd. ,Lass sehen, was hinter dir
stecke, fac experimentum artis tua>, ede aliquod pro-
fessionis tua; specialen.' Hosp. S. noch Brüni (Bd V
651). Formelhaft la" (in LE. lach) g'se", vereinzelt
auch PI. lät g'se" B, la" g'set B (CWeibel 1885);
vgl. auch schon Sp. 7: 1) als eindringliche Auffor-
derung AaL. (FOschw.); Bj LE.; S: \Y : s. auch Bd
III 1398 u. Ho sässä, he, Hans Ueli, Ghrigul Ueti,
Xaveri, l g's.! AfV (Kuhreihen). S. noch Präses (IM
V 783). .Jüdin: Sol ich dir ein Tauben gän? Eerodea
Diener: Lagseh, ich wil schon selber nä.' Spicbtio
1658. Gew. vor Imp. L. g's.! pack üs, leit ist s
g'gange"? B (vüütte). Se, attong, V'packt! I. g's., i"che"
' g'stungget, marsch! MWalden 1880. L. g's., eher-di'"
531
Sah, seh, sih, soh, suh
:.::■.'
um! FOschw. 1895. S. noch Pflanz (Bd V 1252): rucken I
(BdVI848). L. g's. da! B; 8. Chasper, se. la" g'si"
dö, tue B' scheid! Joaoh. 1881. Vor (imp.) Fragesatz.
[Bäuerin, zum Essen rufend:] L. g's., uo>t aber Mem-
mer zuehe"? es ehaltet ja Alls! BE. (Bärnd. 1904). L.
g's., wer irott de" Bueb? Gotth. L. g's., Alte', warum
chunst hüt so spät? ehd. L. g's., nie steit 's da inne"?
GWkibel 1888. S. noch rucken (Bd VI 847). ,Es habe
sich begeben, das der selb glaser und HRenner und
raeister HWunderlich in zewürfnisse komen syent, die
er stilte und stallung von inen allen neme, und als
sy staUung geben hetten, rette der Kenner: meister
Hans, lassechen, bist als frisch und bütscht mir die
band, das stallung ab sy! und Wunderlich sich be-
dacht und rette: ja, ich dar es wo] tuon, ich furcht
dich nit.' 1472, Z RB. Als Selbstaufforderung nach-
zudenken, wie heisst er nur? oä.: [Gotte*:] Vom
junge" ... Dings da, l. g's., dem Grössrät sl'-in Sun.
weiss wol. [Pfarrer:] Richtig, vom Alber'. OvGrf.ykrz.
— 2) abwehrend, he da! B. L. g's. da, hi'-t Friäe"!
hörit üf zangge"! L. g's., was brüchsl-mer da ufmine"
Füesse" ume" z' däsele"! Bauer zum Ochsen. B Volksztg
1902. L. g's. da! Melker zu den Kühen, die zudring-
lich an seiner Salztasche naschen. Bärxd. 1908 (BGr.).
,Sich (g')s. lassen.' Er lat-sich nümmt"' (g')s. Er, das
Hüs [oä.] tarf-si'h (g')s. lä". ,Es lät-sieh g's'e", conspec-
tum hominum meretur.' Id. B. ,Er lat sich niemer
gesähen.' DSchill. L. ,Niernaut liess sich gsehn noch
hören.' BGlett. ,Dass die seelen wider komniind, sich
sähen lassind ...' LLav. 1509. ,Sich öffentlich sehen
lassen, sich vor allem volk zeigen, se publicare, in
conspectum se dare.' Fris.; Mal.; ähnlich bei Hosp.
Z' Gwüssnes halba wött ich mich dörffa seha lo, wie
dunkel es ist. Gölim 1712. — 2. (fast immer mit Angabe
des Gesehenen) a) mit den Augen wahrnehmen,
gewahr werden, erblicken; mit allg. Obj. und negiert
nicht scharf von 3 zu trennen. .Einem ze sähen wer-
den, in conspectum alieuius venire; yederraan zuo
sähen werden, öffentlich vor yederman umbhingon,
versari in theatro.' Fris.; Mal. Mit allg. Obj. Ju-
pelihe (jutelihe ZS., hüpelihe ZF.), was hän-ic'' g'se":
's Vögeli hat kefijs Schnäbeli (Schwänzli ZF.) nie'! Z.
Jupehe, was han-ich g'se": en Enten uf dem Zürichse!
ZKü. Jühei, was hän-i'* g'sei" z Ospidal a" der Cliilbi?
Dö träge" d' Bliebe" d' Maitli hei'" und säge", si sige"
wildi UUrs. .Stand under die Daehtrüfi und schaue
den Mond an und heb den Finger auf die Ägersten-
augen und sprich: Was ich gse, das wachs und was
ich griffen, das schweint.' Arzxeih. 1822. , [Wahrsager :]
Botz angst, was wunders gsen ich drin [in der hin-
gehaltenen Hand]!' JMurek 1560. S. auch blind (Bd
V 110). All(e)s. Mini Muetter Schwigermuetter hat en
lauge" Hals (ü"seri Muetter Alti mit irem lange" Hals
SceSchl.), si mag-e(nj strecke", wie si will, so g'set
(siet ScaSchl.)-si doch nid Alls AaOKu.; SchScIiI., o du
liebi süessi Drucke" mit di"'m lange" Hals, cha""sch-en
strecke", ivie du wi't, de siesch jo doch nit Alls G.
An-eren Anke"balle" und an-ere" Schwigermuetter (an-
eme" Süniswib) g'set -men Alls BE. (Bärnd.). Frau-
faste"chind g'seien Alles BsL. S. noch Güggeler II (Bd
II 195). ,Gott ists, der Alles sieht und rieht.' Sylloge
1676; sonst abs.: ,Ja, Got lebt, gesiebt und richtet.'
Ansh., ,Ob du gleich Gott nicht siehst, so riebt er
doch, darauf wart du. Wir sagend: Gott sieht und
rieht, so niemand spricht.' LLav. 1582. (ijqiis. Xul uii.
Achtung, d' Geiss g'set Öppis! gib Acht, schau hin
BE. (Bärnd.). ,Ein ding gsehn bringt mer dann hören,
selbs krank syn ist wyt über leeren.' RSchmid 1579.
Gel1, du hast no'h Nut so g'se" B (Kuhreihen); Tu.
So Öj>pis han-ich noch nie g'se(he)". Ke"s Aug voll
(GA.), ken Stich (Ab; ZRuss.), ke" Stick(e") (Gl; ZW.),
kei's Dingfeli, -elli) (B; W), e"W" Nase" leng (BG.) g's.,
gar nichts : vgl. 3. De'' g'set nie ifnue", ist ungenügsam,
unersättlich B. ,Ich gsich kein ding.' Laz. 1529. Mit
konkr. (pers. oder sächl.) Obj. Herzige Schatz, du
Böllc"loch, g'se"-dich nüd, so schmöck-dich dach! ZStall.,
W. ,So bald mich dann (oder: das? mich) die Hunde
g'sehn, so tun (oder: da tuen) sie meinem Gspor nach-
gehn.' LTobler VL. Moni ist jedes Wegli nass, Alles
lauft uf Steinli: chunt mi" Schatz durch 's Dorf durchab,
g'sen-i'* sini Beinli. AFrey 1891. De't obe"för a"
Dammerselle" erchond-mer Eine'' mit-eme" Tschöpeli
Veh: wenn-er nümmen ume"chond, so han-ene" 's letst
Mol g'se". ALGassm. 1900. ,[Etwas] an sime antlute,
daz si davor nie gesahin und ouch darnaefh] niemir
gesahin.' XII., Wack. 1870. ,Auff dem berg, da der
herr gesähen wirdt.' 1530, I. Mos.; £v x<ü Spst xOptog
i!y{^rr LXX. ,[N. sagt aus:] gieng ein vast ticker
roueh uss selbigem husse . . . aber er gsech kein Ha-
men.' 1551, L Hexenproz. ,Glych wie einer in eim
spiegel sin maasen sieht' OWerdji. 1552; ,sihet.' Her-
born 1587. , Rottmeister [die feindl. Herausforderung
beantwortend]: Sag an, du hund, was schwätzest vil?
gseest mich, ich wil dir ston zum zil.' JMirer 1559.
,Wir gsachen eins [ein Geschütz], war by 48 Schuo
lang.' FPlatter 1612. ,Han ein Reh gesähen uf der
Barburg.' 1641, Zö TgB. ,Heiemit last ungetadlet
meich, beiss auch ich deine Arbeit seich.' 1772, BR.
(Hausinschrift). S. noch Gugger (Bd II 186); Für-
gang (ebd. 346); Ge-häld (ebd. 1177); Magdalena (Bd
IV 118); regelen (Bd VI 729). Wolf g'se"! Ruf in
einem Kdspiel, ähnlich dem unter Ber (Bd IV 1449)
beschriebenen B (GZür. 1902, 140); Z; vgl. Eochh.
1857,408.549. Fh g'sien-dich (od. -i'h = euch)! Formel,
mit der man sich beim Zutrinken bedankt GrPi-.; vgl.
schwäb. i b'sieh di bei Fischer I 911 o. Häsch-mer-e"
niener g'se"? ständige Frage eines Suchenden. Häsch-
mer mini Geisse" nienc" g'se"? fragt ein Hirt das
Moosweibchen. Henne 1874 (S). [Einer, der im Gedränge
seine Liebste verloren hat:] Jctz nimm-se! Gang, lueg-
ere" nöch! Hesch-mer-se niene'' g'si"! so han-ich g'resi-
niert, mit mir und mit der ganze" Welt. JReinh. 1905.
S. noch benglen (Bd IV 1375). Die gleiche Wendung
formelhaft, oft in einen andern Satz eingeschoben;
auch auf Fem. oder Neutr. bezogen 1) schnell wie
der Blitz Aa; Gr; L; S; Z; s. schon Bd IV 701. Er
ist furt vns gi''st icas hast und häst-mer-en niene'' g'se"!
ZF. Ich tuene", wie-n-i''' bi", und üf und furt und
dännv" mit und häsch-mer-e" niene'' g'se"! Stütz. Im
Kundenänt isch de'' l'oneli zum Pfeister üs und hesch-
mer-e" niene'' g'se"! Schwzd. (L). Und jetz ufmöls —
hesch-mer-e" niene" g'si" — 's ganz Büscheli, dö ne"
Hüffc", dort e" Haffe", usenander! vom Umkippen eines
Heufuders. JReinh. 1905. Auch mit 2. PI.: Und springt
halt — händ-er f-e"?] nienc g'se" — dö drl" abe" mit-
eme" Mordsjuhe, Parodie von Schillers Taucher. Gysi
1899 (Aa). Ähnlich: [Sind die Hürlinge entwickelt,
so packt sie der Wandertrieb] und — häst-e" nie
g'sehe" — schuimme"d-s' devu" a's lustir/i Ganqfisch.
ONareli 1898 (TiiErm.). [Das Mädchen] lät uf einisch
;,:;:;
Sah, seil, sih,
534
e" helle" Genta üs und — heit-der g'se" — schiesst 's
wiene" Pfil a"-mer verbi. HDietzi 1900. Häsch-en
(/selten und numme''.' Bezeichnung raschen Verschwin-
dens ScnRamsen. — 2) ahweisenj, abfertigend, zB.
als Antwort auf einen unbequemen Auftrag, ,ich frage
nichts darnach' Aa; Gl; GrD., Luz.; I.; GA.; Schw;
S; vgl. g'sehwind chumm se (Sp. 8), ,hastu mein gens
nit gesehen' bei HSachs (Gr. WB. IV 1, 1261). A.: De
dorftcsch-mer es seh&'s Trinkgeld gc", du! B.: Häst-
mer-e" niene" g'sä"? ,oho, da hast du dich gewaltig
geirrt' GA. Hesch-mer-e" niene'' g'se" mit der holzige"
Tuba!: pfiffe"! LH. Häst-mer-en facht ä"ch) niene" g'se",
de" tüsigs Välädi"? scherzh. Abweisung einer Be-
hauptung, die man nicht glaubt ZWald. Und erst
cifig ü"si g'wönliche" Winter oder iv'e-me" seit — hesch-
mer-e" niene'' g'se" — si ieerdi"d eisster schöner und
Unter, aber im Summer hem-mer da Sehne. Schw Bote.
Liechti Schüehli müend 's auch si, und wdri"d-si noch
einisch z chlt": 's Drücke" tued-ne" jo nüd we, Meitschi,
hesch-mer-e" niene'' g'se". ALGassm. 1900 (LEschenb.,
Reiden). Auch nur um auszudrücken, dass Etw. eine
überraschende, unerwartete Wendung nimmt; Syn.
oha, Jo hest-mer-e" niene'' g'se" und chumm ömmel
da""! Ausdruck nicht erfüllter Erwartung L. Ich
säge", si eeruütschen-e" [den Flüchtling] nit, chönne"
gu" pfiffe" — hesch-mer-e" niene'' g'se" — De' isch jet:
scho" uf aem Schiff. JBeinh. 1905. , Einen davon [von
den Dukaten des Werbeoffiziers] sollte mein Vater
bekommen, aber — hesch-mer-e" niene'' g'se" — der
Lunzi behielt den Dukaten für sich.' Nnw Kai. 1906.
En Schlingel, wo g'seit hat, der halb G'meindrät sigi"d
tummi Cheibe", hett solle" die Sehelti"g z'ruggne" ; aber
Der, hesch-mer-n niene'' g'se", nimmt die Schelti"g s'rugg
und [erklärt vor Gericht], der halb G'meindnit 8ige»d
C'keini tummi Cheibe". CStreiff 1907. Ähnlich: Haste"
g'sie", der sc'b Ufa""? spöttische Abweisung GG. Häst-e"
g'se", de" Billeter (scherzh. auch Bilc'ter)'. Ausdruck
der Schadenfreude über eine Täuschung, Enttäuschung
ZF., der freudigen Verwunderung, zB. eines Spielers,
der wider Erwarten einen guten Zug tut ZS., W.
Weitere RAA. Ich we't mini Vettere" drum ge". ich
hett mini Base" nie g'se" Z (Dan.). Es gut Menge'
de" Zürichse üf und ab, er g'set 's nüd, es liegt Nichts
daran, wenn's jetzt auch nicht gerade Jedem gefällt
ZWang. , Sehen die Kartoffeln Unkraut, so gehen sie
wieder' SohScW. S. noch Eöm (Bd VI 912). 's Für
im Elsiss (auch z' Strössburg) g's.; s. Bd I 942/3;
ähnlich: d' Sterne" g's. im Elsass B. En Chleipen
[Ohrfeige], dass-d' firig Gögen vor ''en Oigen g'sest B
Gadm., ähnlich BG.; s. auch Gueg (Bd II 161). Si
g'seche"d vu" lüter Hunger d' Sterne" em blaue" Himel.
CStreiff 1902 (GlM.). , Einen hübschen man s.', iro-
nisch: ,Als er Schönenberg vor etlichen verschinen
tagen dem Bischoff uff sin Bissig pit 14 haller an
einer ürten geliehen hette, begebe sich, daz einer
dem selben Bischofen ein Schilling von höw tragen
geben weite; also rette HAberly pfister zuo dem
Schönenberg, er sölte glich tuon, ob er den Schilling
für die 14 haller nemen weit, so wurde er ein hüpschen
man sehen; uff das gienge er [Seh.] in schimpf wis,
griffe gegen dem Schilling glicherwis, ob er den nemen
weit, do fiele Bischof im in zorns wis uff sin band,
kratzote inn mit sinen näglen [usw.].' 1487, Z RB.
Auch mit etw. erweiterter Bed., Einen sehen und
sprechen, treffen, allg. Ieh chann-em 's guet säge" [den
Auftrag ausrichten], i'h (g')sen-e" morn. , Er hätte seinen
Buben schon mehr als einmal gesagt, we""-si öppe"
der Tischmacher gscye", su solle" si ihm säge", er
soll öppe" zu ihm cho".' Gottii. Ade und dank dra",
wenn-dich nümmer g'sene" voräne". JRoos (L). Mer
(g')s-nd (d)enand scho" uoch! Drohung. Dir hät-mich's
letstMälg'se(he)"! ich will nichts mehr von ihm wissen.
Me" (g')s-t-ennie. Worum (g')s-t-me"-dich au'h nümmer,
warum ziehst du dich so zurück? [Sterbende Frau:]
Mer schi"d denand im Himmel wider. [Mann :] Mer
händ denand dö onne" g'nueg g's'ehe". ATobler 1905.
Einen go" g'sei, visitare, aller voir PAL (Giord.); W.
Chome"d-si [= uns] öich bald gan g'se"! W. D's Mun-
tafu" g'sachtist doch gere" noch e"mäl. MKconi (Gr
Schs). ,Widerumb gon zesehen oder heimzesuoeben,
revisere.' Fris.; Mal. ,Ich nah ihn lang nicht ge-
sehen, multoruin dierum intervallo eum non vidi.'
Hosp. S. noch Chind-Betterin (Bd IV 1810); St Jo-
haunis-Segen (Sp. 453). Von Vorgängen, Tatbeständen;
vgl. 2 b. Hast öjipe" <f meint, ich (g')s'ech 's nid? Zwü-
seheH Für und (g')s-t 's Niemer Aa (Rochh.); Th,
zicüscheH Tag und g'set 's Niemer [sei Etw. geschehen]
ZWald, Wang.; vgl. Bd I 941 u. So chan"-i'h 's o"'h,
wen"-ich 's einist g'se" ha"! leichter Spott auf Einen,
der Etw. ungeschickt anpackt B; entsprechend Z.
Wer 's nid glaubt, cha"" 's selber s. Sch (FStaub). Cho-
ste"z lit am Bode"-(Bodc"-Jse, (und) wer 's nüd glaubt,
cha"" 's selber g's. B; Z. ,Wie viel hast dort [näml.
auf der Bank]? fragte Peter weiter. He, lueg im
Büchlein, denn g'sehsch's.' vAlmen 1S97. ,Do was der
herr [aus einem Schlosse] . .. heimlich dannen gezogen
und hat ouch den vassen mit dem win die boden us-
gestossen und vil swinen in dem slos ertöt, das man
alles nachmalen vand und sacb.' DSchill. B. ,Was
wir an andern sehen, dem folgen wir nach, quod
exemplo fit, id iure fieri putamus; non qua eundum
imus, sed qua itur.' Fris.; Mal. Etw. Strafbares
sehn, Augenzeuge sein. ,Dass die winfüerer sollend
schweeren, keinen win uss dem vass zeziehen, ouch
niemand daruss zetrinken geben, sunder sich daruss
zetrinken benüegen ; und welcher das übersieht, den
selben für einen öffentlichen, wissentlichen dieb ze-
halten und zestrafen, desglichen den, so das gesicht
und nit angibt.' 1522, B (Ansb.). .Weilen weder meine
noch des Gottshaus Ambtleut die Ding beobachten
oder, wann sie es gleich süehen, doch nit leidend und
darzue schweigend, werde ich Ambts halber genötigt
[selbst einzuschreiten].' 1056, AAWett. Arch. Übh.
einen Vorgang mitansehn, dabei sein, Etw. erleben.
Aber gel', bisch g'gange", ivo-d' s g'se" hast! Ablehnung
eines Aufschneiders ZO. Chli" und Gross, Alls hat 's
welle" s. Schweiz 1858 (ScnSchL). (Du) wärst dann
scho" s., w'e's göt, use"chunnt Tu. Werst denn scäo"
g'sie" [näml. wie's an der Landsgemeinde geht], geh
rw Acht ond los! JMerz 1836 (Ar). , Wäret dri monat,
in welchen der from edel fürst in grosser angst alle
schmach sehen, hören und liden muost von den sinen.'
Ansh. ,Ir werdends gsehen und erleben.1 JMurer
1559; so noch heute (s. Bd III 971: auch Aa). ,[An-
gelus:] Ach, wurdest, lieber .linglig, gse die grosse
Freidt im Himelrich.' Cum. Beati. ,<> was für grosse
Schand und Wenn muess ich gesehn!' .I.Mahl. 1620.
Ir werdinds g'seha, wir s na werdind ei Bing a <l
Schnögera lega. Göldi 1712. Prägnanter Gebrauch
1) des Perf. Die hä'"'-mic'1 g'se(he)" ! einmal und nicht
53?.
Sah, seh, sih, soll, suh
536
wieder Tu; Z. [Wenn du Das und Das tust] dann hast-
mieh g'sehe" Th. Mich händ-ai iez z' Zürich g' s%2" ! ich bin
in Z. gewesen, gehe nicht wieder hin. CStreiff 1898
(GlM.). Auch mit der verdeutlichenden Erweiterung und
mime; s. Bd IV 754 und vgl. Sp. 533 o. — 2) des Pass.
,Er wer gern gesehen, conspici ille cupit; in opinionem
gratise libenter irrepit.' Hosp. 1083. In verschieden
erweiterter Fügung. Ich hän-in im Verein nach nie
uss g'se" Z (Spillm.). ,Biss dass ich euch verbessert
sihen, wil ich nicht nachlassen.' JMüller 1665 (Chry-
sostomus). ,Sie habe niemand mehr umb den Weg
gesehen dann die Einten in den Raben.' 1701, Z. S.
noch Gala (Bd II 201); seiger (Sp. 483). Mit Inf.
neben dem Obj. Ieh han-en g'se(he)" cho". ,1m Sommer
enthält die Alpenlut't ein so ausgiebiges Mass von
Feuchtigkeit, dass dank demselben mu" d's Chn'td
fast gar g'scd waxen.' Bärnd. 1908 (BGr.); ähnlich auch
sonst. S. noch Glogg (Bd II 610); riechen (Bd VI 169).
, [Schuster N. soll gesagt haben] er habe siner diernen
[Mägde] eine sechen ein par schuoch antragen, die
hette er sinem wibe gemacht, und die habe er [ein
Schustergeselle] im verstolen.' 1470, Z EB. , [Zeuge
N.] hat vil meitle sechen uss- und ingan.' 1538/40,
Z Ehegericht. ,Mir ist, ich gsehe kommen so manchen
Herren stolz.' Tellenlied 1673. Wie er de Pfaffa so
grüseli heig gseha darvo lauffa... Göldi 1712. ,Da
sprach Sant Peter zu unsern lieben Frauen: ich sich
dert drei Dieben ahen gan ...' AfV. (altes B Arznei-
buch). S. noch so (Sp. 28). Mit Acc. des Körperteils,
der Kleidung und Dat. (P.). Dem g'set-men auch lieber
de" Buggen als de" vorder Teil, Den sieht man lieber
gehen als kommen ZW.; s. auch Bd IV 780. Me"
hät-eren Alles g'se", pudenda Tb; Z. ,Das [von den
Juden gemordete] kind was funden von einem knaben,
der was uff stelzen durch das bächli gangen, wie jung
knaben tuond, do gesach er dem kind ein schüeli und
ein schenkeli.' Äg.Tschcdi. Mit Nbsatz. Einer Frau,
welche eine im Chrizgang vorbeiziehende tote Ver-
wandte um Licht bat, wurde ihre Bitte erfüllt mit
den Worten : Düw siest wol, wer t' hast tröffe", sitst
g'sächist, wie 's dir gieng! dh. wenn ich nicht zufällig
deine Verwandte wäre, müsstest du dein Unterfangen
büssen TB. (JDickenm. 1906). [Leute] wo hend welle"
sehe", tcas göt, und die hinterste" send uf Tisch und Bank
gestände", nor um auch Öppis z' g'se". Schwzli. (Tu).
S. noch gablen (Bd II 60). ,So er also umb sich sieht,
so sed er, das HStuder und der Wettischwiler ein-
ander schluogent.' 1440, Z RB. ,Ein müllerkneeht
[begann] in guoter gesellschaft zuo reden, er hette wol
den tag gesehen, siner zwen weitend ein sölichen
hund, als sins meisters hund were, mit den zenden
zerzert haben.' 1486, ebd. ,Mein Rat wer, dass mans
[das Feuer] z'ersten recht sollt lassen ankommen, so
säch man auch, wo man löschen solte.' Schimffr. 1651.
,Ich wil sehen wie etc., volo nunc experiri et reipsa
cognoscere quid etc.' Hosp. 1683. S. noch bristen (Bd
V 848). Jmd gern s., bes. von Verliebten. Si (g')s-nd
(djenandgern. Er (bzw. si)g'sed-si (bzw. -en)lieberiveder
a's-er (bzw. -si) frisst AaF. Er (g')s-t d' Meitli e"chli"
z' gern. Me" kennt-ne" [den Storch] gar guet überall
und g'siet-ne" geren allimäl. CZwicky 1901. , Einen
gerne sähen oder vast lieben, ferre aliquem in oculis;
etwas ungern sehen, videre quippiam ingratum.' Fris.;
Mal. ,CVatterlaus habe gern hübsche fröwlin gsächen.'
1584, Z. S. noch so (Sp. 28). Mit Acc. S. Me" (g')s-t 's
nüd gern, wann..., bes. von üblen Vorzeichen Ap; B;
Th; Z. ,Ich sihe das nicht gern, oculi dolent hac re;
ich hab das nicht gern gesehen, parum id mihi pro-
batur.' Hosp. ,S. können, mögen.' I<* cha"n (mag)
Da(s) nid (g')s. Er cha"" de" W\" im Glas (di volle"
Gleser) nid g's. Bs; B; Z. Ich chann (mag)-en nüd
(nüme'J g's., Ausdr. der Abneigung, Verachtung Zu.
,So ein grosser bäum, das in einer nun gern sähen
möchte, visendie magnitudinis arbor.' Fris.; Mal. ,Das
Psalmensingen tut sehr weh, der Antichrist mag das
nit gseh, er tut darwider streiten.' 1712, GT. (,Be-
trangtes Toggenburg'). ,S. wollen.' Iez will-ich Gelt s.!
will bezahlt sein Th. Das we,t-ich och g's. (weft-i'''
möge" (g')s.J! Ausruf der Ungläubigkeit. Ich weft De"
(möge") (g')s., u-o . . . ,Da vermeint si weite gern den
sächen, der semlichs von inen redte.' 1533/38, Z Ehe-
gericht. I'h will ('s) gern (g')s.; s. Bd II 426 (.licet
dubitare, donec videro.' Id. B). Ieh will gern (g')s.,
tvie die Sach (noch) use"chunnt Tu; Z. S. auch bringen
(Bd V 701). ,[Ein Bursche] sprach zuo ir: ich wird
dich hinacht höischen zur ee; sprach sy, ich wils
gern gsen.' 1530/3, Z Ehegericht. Der gross ruht Zirick
hed im oberä Chalbermtittli das liug Hom abgstossä;
der Gorris hed em 's g'spahlet, will gern gsee, wie s
ihm göh. JCWeissenb. 1673. Mit dem Zusatz seit de
Blind (s. Bd V 110), hat de Blind g'sät (Th; Z).
T'' will gern g's., nie 's chunnt, seit de Blind und
g'set's nie ZWang. Von bloss vorgestelltem Sehen;
vgl.: 's ist-mer, i'h (g')s'ech's, iron., = es wird wohl
Nichts daraus werden Ap; Th; Z. Ich g'se" 's naeh,
wennich will, kann es mir jeden Augenblick noch leb-
haft vergegenwärtigen Z. Ich ha" 's g'se(he)" diu". Ich
g'hör-eg-e" ond g'sien-eg-e" zor Stond noch vor-mer. ATob-
ler 1901/2; eg pleonastisch wiederholtes ich. 's isch-em
[einem Mütterchen] g'si", es g'sei 's, wie 's mit-em [dem
Sohne] gö. JReinh. 1904. ,Ein prophet, der künftigs
seht [: prophet].' Aal 1549. Vor, mit den Augen s. uä.
Ieh g'sie 's all noch vor Auge", etw. Schönes od. Schreck-
liches Ar. Es isch-em g'si". er g'sei-n-e" libhaftig vor
den Auge". JReinh. 1905. [Er] we't doch auch nüd,
das* du Eini hürötitist, wo t' nüd magst a" de" Auge"
g'se-. MLien.1891. Ichha"'s mit eignen Auge" (mit minen
Öignu" W) g'se(he)". ,N. meint, er weit die personen,
so von im sagint, er gange nit zkilchen, gern under
äugen sechen.' 1541/3, Z Ehegericht. .[Falscher Geist:]
Ir gsend mit eigner gsicht, das wir ... sind hotten
[Gottes].' HyRüte 1546. ,Dass wir in gesehind von
angesicht.' OWerdm. 1552. ,Die schönsten Ross, dass
schönste Veh, dass Einer wet mit Augen gse.' Com.
Beati. — b) (sehend) erkennen, einsehen. Alhceg
wässt 's und siet 's en Niedere. Sch Gespr. 1858. Wem-
men e" Bitz Hirni hei, müesse-me" Das g's. Schwzd.
(GRSeew.). .Wollend wir warten, bis Socrates, Derno-
critus... etwas wüsse, bis sie es gesähind, betindind
und verstandind'r" 1560, Z Bib. (Vorr.). ,Wie ich dann
sich und verston, ut multos adverto credidisse.' Fris.;
Mal. ,Wär wölte nit sähen? cui enim non appareret?'
ebd. Etw. an Etw. erkennen. Mer seihe" 's a" de"
Wulche", d' Frau het noni-> g'mulche", Spruch beim
Eier-, Butter- und Mehlsammeln an Mittfasten. AfV.
(BsB.). De ist g'schid, er g'set 's am Strumpf a",
wenn 's Bei" ab ist Z Wangen. Mit Nebensatz (oder
innerlich abh. Hauptsatz). ,Du wirst hindenache" g'se",
das'-ich Bicht ha" g'ha", ex eventu consilia mea pon-
derabis, probabis.' Id. B; ähnlich wohl allg. Ich se-
;,:;T
Sah, seil,
halt scho", Jokcb, da"-t' $ Alt au'h gern rernütist und
lieber am Neue" hangist. See Gespr. 1838. Ich sie scho",
's nützt Alls Nüt Th. ,Es sei sich aber aucli nicht zu
verwungere", we""-rae° g'sey, wie d' Lttt ke° Glaube"
meh beige".' Gotth. ,Es klagt Jakob Zimberman uff
Hansen Zimberman, er sye uff der bruggen gangen
und habe ein barreit uff sinem hopt getragen, das im
ein hüpsche frow geben hette; da sye der HZ. an inn
komen und habe zuo im geredt: ich siech wo], du
macht bass denn ich, dann man nimpt mir die barreit
und gipstz dir.' 1166, Z RB. ,N. [wegen Ehebruchs
bestraft] wil sich hinfür dermass besseren, das man
gespüren und gsechen müesse, das er abgestanden
syge.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Dann ich ie lenger ie
mer sich und erfar, das wir on in [Gott] nichts ver-
mögen.' Kessl. , Sehen und erkennen, was uns nutz
und guot ist, conspicere, qua; sint in rem nostram.'
Fris.; Mal. ,Man sieht von stund an, was die mei-
nung und der verstand seie.' LLav. 1582. ,Ich sihe
wol, dass du meiner vergessen, satis video te mei esse
oblitum.' Hosp. S. noch ver-geben II (Bd II 88);
Gül I (ebd. 220). — c) die 2. Sg. Pras. siest (PI. siend)
Ap (mit reduziertem Diphth.); ThHw. (auch sest); Z
Auss., serst THAltn., sest AaZ.; Z, g'siest bzw. -&(&)
Bs; Bü.; PAL, g'sest bzw. -s(s) Aa; B; Gl; GA.. (-*-);
ScbwE.; Z, als formelhafte Einleitung einer Belehrung,
Mahnung, Warnung, = liest (Bd II 1764). (G')s., so
göt 's, so cha"" 's gö" (we""-me" nid Aehti"g giHJ ! (G')s.,
eso cha"" 's nid gö"! (G')s., ich ha" nid änderst chönne".
Sest, es ist doch tcär! Z (Schulthess). G's., Das isch
Nüt nutz! EKron 1867. Weist -du au'h, wie-me" d'
Forelle" am beste" föht? [Auf verneinende Antwort:]
He s., me" stellt... Rheinschnaken 1879 (AaZ.). Bis
gueti! g's., es ist mm Hans e" Brief chu". CStreiff
1898 (GlM.). Doza geH-er zor Antwort ond sät zom
Vater: g'siest! ich diene"-der sovel Jör [usw.], Über-
setzung von; Lue. XV '29. Dial. (Ap); entsprechend
g'siest GmT., siest GoRh., siehst GaL., Stdt, g'sest L
Stdt; Zg; ZOtt., g'sesch Bs, g'si'st Gl; lueg g'sest AABr.:
in andern Übersetzungen g'sich (s. Sp. 525 o.), gugg,
lueg, lose"d, g' schau; griech. i5oö. Ml" Sun, bis jetzig
ouch frei, du bist aisslig bi-mer g'si" und g'sest: Alls,
ivas ich ha", Das ist jo ouch dincr, Übersetzung von
Luc. XV 31. ebd. (AaF.), g'sest, Bueb, du bist jo bi-
mer einist wie änderst: was mV ist, ist au'h di". ebd.
(ZStdt udE.). ,[Das Mädchen habe zu seinem Lieb-
haber gesprochen:] Sest, Felix, tuosts, so muoss ein
e sin, und das heig sy dristund gseit, über das hett
er mit iren zschaffen ghan.' 1525/30, Z Ehegericht.
Auch Perf. heseh (od. hait-der) g'sene" (nach ASeiler mit
spasshafter Verspottung der Ehässer MA.), hast du
(habt ihr) gesehen, sieh (seht) (so geht es oä.)! Bs;
nach einer Angabe nur g'sene"! seht da! BsStdt. Im
PI. Siend (g'set, g'send)-er ! zB. nach erfolgloser War-
nung Aa; Ap; B; G; Th; Z. G'send-er! Warnungsruf, gib
acht! Z (Spillm.). G'sed! Ausdr. der Zustimmung BHa.
.MSchorer [habe] zwen bentschen an sinen henden
gehept, die des HImben wärend, und offenlich gespro-
chen zuo der Elsy Imby: sehender, ich hab die bent-
schen und noch etwas mer, das wil ich üwern man
lassen sehen, darumb das er sehe, das ich üch gehygt
hab.' 1442, Z RB. Erweitert. Siest, g'sest iez(e")!
siehst du jetzt (nämlich dass ich Recht hatte) Aa; B;
Th; Z. G'siest dö! g'seid dö! eeco! PAL (der PI. kann
formal auch Imp. sein). (G')sest da! Warnungsruf
Z (Spillm.). — (1) (nur ä. Spr.) im Passiv, a) schei-
nen, ,videri.' ,ln dem ouch, da ir uch darbietend
mitler [als Mittler] frid zehandlen, werden ir gsehen
ubermietig und uwers Stands vergessen.' Ansh.; im
lat. Original des Briefes videmini. ,Wie wol die selb
tat Dominico klainfueg zu disem handel gesechen
wirt, ist es ja dannocht offenbar, das si mit den andern
predicanten mer stimpt.' 1531, G. .Gesehen sin (wer-
den) wellen', mit Acc. (,den') oder Gen. (,des'), Inf.,
vergleichendem Adv. oder Satz, dafür angesehn werden
wollen. ,Wo er der ist, den er sich wil g. w.' Zwingli.
,So sy also sprechend, so widersagend sy mit der tat
dem bapstuomb, ob sy glych dess nit wellend g. s.'
ebd. ,Sich, in die ytelen philosophy zücht Egg mit
sinem bladren und will aber dess nit gsehen syn.'
ebd. ,[Zwingli erklärt, die Schrift über das Abend-
mahl geschrieben zu haben] damit der gemein ein-
faltig Christ die warheit selbs erlernen möcht, so ims
die ouch das evangelium predgen wellend gsehen syn,
eintweders verhaltend oder aber misskeerend.' ebd.
,Wiewol er [Dr Struss] will gsehen syn, sam er on
gefärd darüber [über eine Schrift von Zwingli] am
markt gfallen sye.' ebd. S. auch Sp. 457. , Welcher
in dises bad [das Herrenbad] will, gibt zuo einzug
zwen doppelfierer oder ein angster und drei creuzer.
Demnach geben sie alle morgens umb sechs uhr die
suppen, ordenlich nach einander, etwann einer vil,
der ander wenig, nach dem ein jeder will gesehen sein
[sich ein Ansehen geben will].' HPant. 1578. — ß) sich
beziehen (auf). ,Wird gesehen auf die Ausjagung des
Cardinal Schinners.' Mise Tig. 1724 (Anmerkung des
Herausgebers). — 3. sehen können; im Allg. in den
gleichen Fügungen wie 1 und 2 (doch häufig ohne
Obj.) und davon nicht immer scharf zu trennen. Von
der subjektiven Sehfälligkeit. Vom Luege" g'set-mer
ZHombr. ,Ir oug gesehende nicht gesicht' Boner.
.[Milcom, ein tüfel:] Wer in [den ougenspiegel] uf-
setzt und dardurch sieht, gshät[!], was in tusend mylen
bschicht.' JMi-rer 1559. Ieh sie (g'si1 usw.) noch öni
Brülle". Guet (wol), schlecht, Öppis, Nüt (g')s. uä.
Er (g')s-t nid guet und (g')hört nid guet und cha""
nid weidli0" lauffe" Tu; Z. 's Hälibäbi ist bald nünzgi,
und sid drissg Jöre" cha""-me" säge": Es g'set nid wol,
es g'hört nid wol und cha"" nid weidli"'' springe".
H Blattner 1902. Es isch-em grad [g'si"], a's wie
wenn-er Nüt mer g'hörti, Nüt mer g'säch. JReinh. 1904.
Weist, ich sie (g'se(ne")) noch guet, zB. zu einem Kinde,
das hinterrücks etwas Ungehöriges tut. ,Wol g's.,
oculis valere; übel g's., acie oculorum destitutum esse;
Nüt me? g's., usum oculorum amittere.' Id. B. Wenn
der Auerhahn balzt, so g'set-er Nüt, Liebe macht blind
ZWald. Zo dergliche" Sache" sen-ick noeh guet. Sch
Gespr. 1838. S. noch Äug (Bd I 133. 134. 135). ,Die
frow was wol uf drü jar ganz blind gesin, dass si nüt
gesach.' Stretl. dir, ,Es klaget RAltaweg nff den
Birenstil, dass er zu im sprach frefenlich, er gesäch
nüt ze varnde ... also het der Birenstil den Altaweg
angelogen, won doch jederman wol sieht, dass er nüt
blind ist und dass er gesiebt.' 1404, Z RB. .Wiltu
nachtes also wol sehen also dages, so nim tledermüss-
bluot und strichs under din ougen.' Kunstb. 1474.
,HWeber von Brienss us Bernbiet het sich gelernt an
eim oug, des er nütz gesach ... der verhiess sich zuo
bruoder Claussen grab . . . und kam ganz wider zuo
siner gesiebt.' 1488, UwSachs. Kirchenbuch. ,[N. will
Sali, seh, sih, soh,
54 u
sich von seiner Frau scheiden lassen] dann er wüsse
nit by ir husszhalten, sy ghöre und gseche nur, könnte
im nun nit ein brot verkauften.' 1541/3, Z Ehegericht.
,Oculus accr et acutus, das scharf und klar sieht; ich
sich auch nit fast wol, nee oculis prospicio satis;
übel sähen, esecultare.' Fris.; Mal. ,Das was der
rechten bäpstischen und pfaffischen meisterwurzen
eine, deren manche die böpste den keiseren uf iren
köpfen zerknitschtend und inen das saft in die äugen
gesprützt habend, das sy nüt gesächen.' HBull. Tig.
.Scharif sehen, oculatum vel perspicaceni esse; er sihet
nicht wol, oculi caligant.' Hosp. RAA. 's Säuli hat
Nüt g'se", das Schwein ist aus Futtermangel nicht
fett geworden ZO. (spielend mit Bed. 2 a). Es haut,
was's (g')s-t, von einem stumpfen Messer Aa: Ap; Bs;
B; Gl; GrD.; Th; Z; s. schon Bd II 1805. Die Suppe'
g'sät Nüd, ,hat keine [Fett-]Augen' GA. ,[Koch:] Ich
kochen alls mer [ebenso gern] 4, 5 gericht dann nun ein
bschissne suppen schmal, die nüt gsäch und kein feisse
hab, kein oug fall uss zwölf Stegen ab.' Haberer 1562.
Heiter g's., klar sehn in einer Sache Bs (Linder). ,Nit
heiter sähen, caligare.' Fris.; Mal. Mit Richtungs-
od. Zielbestimmung. Er siel nid bis zor Schibe" hin-
dere", ein kurzsichtiger Schütze Tn. 's ist guet, wä""-
mer au'h e"chli" i" d' Welt i"e" g'set, etwas Weltkennt-
niss besitzt ZF. Bh ha" scho" lang i" das Zug i(n)e"
g'se(he)", diese (schlimmen) Verhältnisse durchschaut
Ap; Th; Z. A.: Ich will iez aber e" Liecht a"zönde"
ond-der <"' Halbs hole", wenn-? magst. B.: Jö. i'* mag
alliwilig, wie-d' wol wäst; in'n se'be" Bot ini" hett-ich
scho" lengst g'sehe", Das hätte ich an deiner Stelle schon
längst vorgeschlagen (?) Bürgerfr. 1823 (Ap). Wenn
die ganz kleinen Kinder die sog. schlafenden Gichter
haben, so sagt man: Si g'siend in'n Himmel l"hi".
AfV. (GSa.). S. noch Brett (Bd V 891); siben (Sp. 55).
,Der in das verborgen sieht, wirt das vergelten oft'en-
lich.' 1530, Matth.; griech. 6 ßXiiuov iv tiji y.yj--.i}.
, Meine äugen sähend nit wol in die weite, parum
oculi prospiciunt.' Fris.; Mal. ,Die heiigen Augen,
die durch den Himel gsend und gsen mochten, die
sind verspuwen und verbluotiget worden, daz sin
heiliges Angesicht gsach als ein Usetziger.' 1619,
Gfd (.Grosses Gebet der Eidgenossen'). ,(Ge)sehend;
mit sehenden, gesechnen äugen'; s. unter den Ptcc.
Uneig., mit erklärendem Inf.: Er g'set Öppis «' ma-
che", weiss Etw. anzufangen, ist anschicklich, man
muss ihn nicht immer treiben, auf die Dinge stossen S.
Alls het 's g'seit: Der [der neue Mähder] chönn-sich
rüere" und er g'sei Öppis z' mache". JReinh. 1901. Von
der durch äussere Umstände bedingten Sehmöglich-
keit. Vom üetliberg g'set-me" de" Bigi schön. Zur
G'niegi g's. BGr. We""-me" Nüd g'sed, so ist 's Griffe"
erlaubt Th (FStaub). A" so-me" wisse* G'häss siet-men
Alls, jede kleinste Verunreinigung Tu. Me" (g')s-t
hüt wider fast Nüt zur Arbeit, zB. bei trübem Wetter,
schlechter Beleuchtung. Me" sieht bald schier NU mer
und isch a's wie vergrabe", im Winter. JMählv 1856.
Mung'siet nimer z' li'su" W. Die Techtre" haind g'sasse"
bim Liecht, um z' g'sein bieze" und werchu" am Strich-
ngtji, per veder eucire e lavorare al pizzetto PA1.
(Giord.). .Lauss mir ein baichen offen, das ich ge-
sehe.' 1435, Z RB.; ,umb das, das er geseche sin brot
inzeleggen.' ebd. ,Gieng ouch im harnen das grien
schinbarlich von im [dem durch Anrufung des h. Bru-
ders Klaus Geheilten], das man das eigentlich sach
und greiff.' 1488, UwSachs. ,Was ganz finster, den
das wir von dem plitzgeu allwegen gesachen, süst
hätte uns der wind an einen felsen geträgen.' HSrni rpf
1497. ,Ich sich schier nichts vor schlaaff, caligant
oculi ex somno.' Fris.; Mal. ,Nim ein Flädermaus
und leg si läbändig under ein Stein, lass sie nun Tag
ligen, denn findest du dreu Steinli, wo sie gelegen
ist. Der erst ist gut, wan du in bei dir hast, das man
dich nit geseht.' AfV. (13). Mit Richtungs-, Zielbe-
stimmungen. Wit i" 's Land use" fg'js., von einem
Berge. ,[Die Fenster] lassen selbst ungeöffnet deutlich
zur Schiben üsi g's.' Bärnd. 1908. Ieh ha" direkt i"
Frou Sterns Stuben übere" g'se". RIscher 1903. Ich
traue" nur, so wit ich sie (g'se") Tb; Z. Me" siel blös"
dran ane", ned drin ine", von einem gewagten Unter-
nehmen (Heirat, Geschält uä ) ThMü. Me" (g')S-t ebe"
nüd i" d' Lüt i"c", ihre Gedanken Tu: Z. Nie über
d' Arped use" g's, kein Ende der Arbeit absehen
können Bs (Seiler). Mi" Sil, Der isch afe" so mager,
nie" g'sed bald durch-ne" durche" wie dur'h ne" Spinn-
huppe* L. S. noch Boden (Bd IV 1025); sich (Sp. 149);
Seigel (Sp. 482). Verdeutlicht durch chönnen, mögen.
1" Chrimpen um g's. chennen BGr. (Bärnd.). G'sie"
cha""st Nütz, wenn d' bi de" Manne" stöst [an der
Landsgemeinde]: niir-a" cha""st luege", wo d' i" d' HÖchi
ehön-est cho". JMerz. S. noch Basilisk (Bd IV 1663/4).
Magst de" Baum noch g's.!' IcU mag-e(n) grad noeh
(nur gnöt no'hJ g's. Meget ier acht der Herdepfelresti
über ,!e" Chopf g's.. seid ihr im Stande, sie zu be-
wältigen? BHa. Mer händ Arbet, mer möge" nit drüber
use" g's. AaKu. .Zuerst sagt knecht Hans, daz er vor
37 jaren zuo Wermantschwil gesin und wäry so klein,
daz er nit uff den ofenstollen gesächen möcht,' 1521, Z.
,. .. der guot frumm herr (ich weiss nit, wo er sitzt,
denn ich kau in nit gesehen).' Zwingli. .Was will
sy dan jehen, wenn sy [die ,Grechtikeit', der die
Augen verbunden werden] kein sticken meh kan gse-
hen.' VBoltz 1551. ,[Die Priester sollen nach dem
Zusammenläuten sogleich über Altar gehen] das einer,
der mit geschaffen beladen, ein mäss gesähen kann
und nit dem ganzen ampt usswarten müessi.' 1568,
AKüculer 1895 (UwSa.). ,Man kan das vor dem Staub
nicht sehen, oculorum usus pulvis abstulit. rei ad-
spectum adimit.' Hosp. — Sehe", G'se(n) {G'sie) — n.:
1. a) das Sehn, Anschauen, Anblick. Jmd vom (in B
vo"J S. (G's.) kennen Ap; B; Tu; Z. Ich b'chönnen-e"
nume" vo* G's. BG. Hibsch zum G's. W. Wellig e»
G's.! U. Me" hed fast nid luege" dörfe", es sotts G's.
ist 's g'sin. Schwzd. (GrScIi.). Die Sach ist schwerer
a's so vom erste" G's. MPlüss 1898 (BsL.). Traum-
gesicht: ,Alsobald erwachet si und vergach da offen-
lich vor allen denen, die do warent, ir sechen in irem
slaf.' Stretl. Chr. Im Dim. in der Verbindung kei"
G'seli, gar Nichts UScIiäch. - b) ,ein s. hau üf, Auf-
sicht, Obacht; vgl. Üf- sehen. .[Die Urner, durch
Frankreich in ihrer Herrschaft über Bällitz bedroht]
mantend uf das all Eidgnossen, ein trüw sechen uf
sie zuo han nach lut der bunt.' 1530/40, JSG. (ano-
nyme Chronik). — c) Aussehu. Va" G's. soll 's e"
Leide'' nid si". Schwzd. (GrPi\). Lüt [laut, nach] dum
G's. (sid Ier ran Ängelland, ist-er cellig chranker) W.
— 2. Sehvermögen, Gesicht. Er hat e" blöds G'se"
ZO. Wie-n-e" Kartätsche" abg'gange" war, stöt-si dö,
icie wenn si 's G'hör und 's G'se" verlöre" hält. JReinh.
1903 (S). — sehend: 1. ,s.' heisst ein Kirchenplatz,
541
■iah, seh, sili, soll, suli
von dem aus man den Pfarrer sehen kann; Gegs. blind
(Bd V 110). , Ferners gehört dem DHorner ein s.
Mannenort in der Kirch zu St Peter.' 1737, Z. ,Samt
zwei s-en Weiberörteren im hintern GeÜetz.' 1739,
ebd. ,Haus zur Linden, Neustadt: ein s-es Ort, ausser
bei Taufen.' 1743, ebd. ,Ein s-es Mannenort..., ein
s-es Weiber-Kirchenort.' Z Donn.- Nachr. 1787'. —
2. passiv. ,[Der Rat wird gebeten, den] aller Orten
ze Statt und Land sich befindenden frömbden und
heimbschen täglich vor Ougen sechenden armen Ver-
weissten und glychsam von Hunger verschmachteten
und aller Welt verlassnen Weisslinen zuehelfen.' 1G35,
Z. , Dabei auch unseren Pfarrherren und Predigeren
überlassen wird, die selbs sehende oder ihnen ver-
zeigte Fehlbare fürzuforderen.' Bs POrdn. 1715. —
3. mit Bez. auf die Sehfähigkeit. ,Was der kleinen
tieren sind, sy sygind gsähend oder blind.' Ruef 1550.
,Man sagt, dass diser vogel seine jungen gesehend
gebäre.' Vogelb. 1557. ,lch gsich gsechet meinen
Mann.' GGottb. 1619. ,G(e)sehend werden.' , Tobias
ward wider gesähend; die blinden werdend gsehend.'
1531, Bib. S. noch Brief (Bd V 444); ge-rad (Bd VI
498); üs-segnen (Sp. 463). ,Einen gesehen(d) machen.'
.[Jesus] der blinden machet gesehent.' Volksb. ,Dich
hat er wider gsehen gmacht.' 1530, Tob. ,Macht ein
blinden gesähend.' Froschaüer-Kal. 1552. ,[Die Hexe
habe] Bickels kuo erblänt, nach drygen tagen aber
dieselb widerumb gesechent gemacht.' 1592, Z RB.
S. noch ge-Mren (Bd H 1575)- ge-recht (Bd VI 223).
,Mit (ge)sehenden angen' uä. ,[Es] ist doch gnuog,
daz sy die lüt mit sechenden äugen woltend blind
machen.' 1562, Gl. ,Etwan wil einer ein ding mit
gewalt nit wüssen und ist mit gesähenden ougen
blind.' LLav. 1584. ,Mit sehenden Augen blind sein,
in sole caligare, in media luce ctecutire.' Hosp. —
übel-sehend: schlecht aussehend. ,Vil [von den
flüchtigen Thurgauern] hand sich selbs an spiessen
und halbarten geletzt, wie ich von inen selbs gehört
han, als vil ze Winterthur durchgezogen, jämerlich
und übelsähend.' 1531, Bossn. Chr. — ge-sehen:
1. passiv. ,Gesähen, das man gesähen hat, visus.'
Fris.; Mal. .Sintemal er der jüngst und gesehen,
dass [frz. vu que] in der älter und stärker bruoder
nit hat in die lenge heben können [usw.].' 1599, L
(BReber 1899). — 2. aktiv, = sehend 3; vgl. Gr. WB.
IV 1 b, 4022. ,Mit gsächnen äugen sind ir blindt.'
VBoltz 1551. ,Vil sind mit gsächnen äugen blind.'
ebd. — u">-. I"* gib-der [für das Kalb] 4(1 Franke"
Wg'sener, ohne es gesehen zu haben Ap; ähnlich Tu.
U"g'sehc" gi't (mängmol) en Ansehe", Sprw. ScüSt.
(Sulger). Jnvisus, ungesähen, den man nit gesähen hat.'
Fris.; Mal. — bi-: in der Nähe, deutlich gesehen?
,Also folgt, dass, wie Christus uf sinen tod lebendiger
warer Gott, ouch mit menschlicher seel nit entschlafen,
sunder us bygesehner gottheit erfröwt ist.' Zwingli;
lat. ex deitate, quam clare intuebatur.
Vgl. Gr. WB. IV 1 b, 4021/3; X 1. 129 ff.; Fischi i 111
517/8; Martin-Lienh. II 339/40 (auch zu Jeu Zssen); AKit-
tershaus, Die Ausdrucke für Gesiehtsenipfindungen in den
altgerii). Dialekten 1899, 13 ff.; auch unsere Gruppen Sicht
(Sp. 245 ff.), Sün. Di.? Flexion zeigt eine Reihe von Aus-
gleichungen. Nur auf beschränktem Gebiet (so tw. in Ap;
Bs; PAL; oTh) hat sich der Wechsel mini, i : . zw. Sg. 1
PI. des Ind. Pra-s., wenn auch z.T. in modifizierter Form,
erhalten (zur Brechung von i vor <h vgl. JVetsch 1910, 102
und Ahnliches schon bei Xotker: s. Braun.- 2 123/4; in Bs
ist i- aus der 1. Pers. in die 2. 3. gedrungen). Am häutig-
sten ist entw. ie oder e durchgeführt: jenes stammt aus dir
2. 3. Pers. Sg. (sie«/, siet < sihest, eiltet), dieses aus dem PI.
und Inf. (die Kontraktion von -ehe- hat fast überall zu eiuem
geschlusseneu e geführt, vgl. ge-sehehtn, 7/</(Bd II 1555): be-
achtenswert ist, dass die subst. Infinitive der Zssen wie Ab-,
Uf-, An-, lu-nehen usw. und tw. die Ableitungen auf -./-, -lieh
sich überall, wo nicht die unkontrahierte Form (g')sehe"
gilt, nicht nur durch das fehlende ge-, sondern auch lautlich
vom Inf. des einfachen Verbs wie der Zssen scharf unter-
scheiden — ein Beweis für ihre schriftsprachliche Herkunft).
Zu Schwund und Schärfung von intervoc. h vgl. AHeusler
L888, 7" lt.; JVetsch 1910, 1 65 ; ,sechen' nicht selten in
der ä. Spr.; nach Ochs V 73 .sprechen jetzt [1821] noch
Leute sechen, geschiecht statt sehen, geschieht': wenu aber
nach Dial. 58 im W , sechen, gechen, stechen anstatt sehen,
gehen, stehen' gesprochen wird, handelt es sich dabei deut-
lich um eine (Schul- V) Aussprache des Schriftdeutschen. Die
Seh Form (</';».:«." (wohl aus.;/')«.." mit hiatusfallendem n;
vgl. Dat. PI. Chilene" < Chüe-e' ,,ä.) findet sich auch im
benachbarten Baden und im Elsass: vgl. auch uuter 2 c. Zu
gmunder PA1. vgl. a",j h. «■/.' GrVal. Au Formen der ä. Spr.
seien noch angeführt: Inf. ,g'sen.' JMurer 1560; ,g'seh.'GGutth.
1599, Pra-s. Ind. Sg. 1. ,sicb.' 1530, Apostelgesch.: OWerdm.
1552 idafür .sehe.' Herborn 1588); .sieben.' 1607, Ard. (neben
.gsich'l- .sihe' AKlingl. (s. ßlogg Bd II 610). ,g(e)sich.' ZLaz.:
1537. Abseh.; Mauritiana 15S1 (neben .gselm'l: .gsen.' JMurer
l.M'.ii; Bigandns 1579, 2. Pers. .siehst.' Fris.: Mal., 3. .siecht.'
1466, ZRB., , sieht.' L StR. um 1480; JCWeissenb. 1702
(neben ,sihet'), ,sed.' 1440. ZRB. (neben .sieht'). PI. 1. ,ge-
sechendt.' 1572, S (Wbl.), 2. .gsähend.' JMurer 1559, ,gseut.'
Com. Beati (neben , sacht ihr'), 3. .send.' 1394, Z RB. 2. PI.
Imp. .sehent.' Salat, ,secht.' JCWeissenb. 1702. Pra-t. .gsach.'
1530, Apostelgesch., Ptc. ,gseen.' Ruef 1550, ,gse.' Com.
Beati (nebeu .gsächen'). — Andere formale Erscheinungen
stehn in Zshang mit der Bed. In den meisten MAA. ist
entweder die Form mit ge- oder die ohne ge- verallgemeinert
(vgl. Sp. 523); die Formen ohne ge- gehören in der Haupt-
sache einem auch durch andere Erscheinungen gekennzeich-
neten geschlossenen Gebiet au. Vgl. auch ge-horen (Bd II
1574). In den Übergangsgebieten dringen die Formen mit
ge- vor. Reste des älteru Zustandes linden sich in beiden
Gruppen: in dem ge- Gebiete finden sich Formen ohne ge-
sugar in Fällen, in denen man eher ge- erwartete (in den
Formeln uuter 2 c), die ye-losen Dialekte zeigen noch spär-
liche Reste der zsgesetzten Form in Bed. 3, für die ge- ge-
geben ist (weiter geht hier nach Fischer noch das Schwab.,
das im Allg. auch sehen bevorzugt). Die Verallgemeinerung
erklärt sich leicht, da ge- schon in der ä. Spr. in Bed. 3,
aber auch 2 überwiegt und auch in Bed. 1 möglich ist in
der Schattierung ,deu Blick auf F.tw. richten' (vgl. bes. 1 b),
während iu der Schattierung ,den Blick auf Etw. gerichtet
haben' die ä. Spr. Formen mit ge- nur vereinzelt und sicher
in uuursprünglicher Weise bietet (vgl. bes. die Stellen aus
Ruef 1550 und Morgant 1530 auf Sp. 526 und die Fälle
mit ge- auf Sp. 528); Bed. 1 ist heute nur noch in Resten
erhalten. Der Verlust von ge- dürfte sich wie in nhd. .sehen'
daraus erklären, dass es wünschbar erschien, Prass. (Inf.)
und Part, iu der Form schärfer zu trennen. Noch ein Ge-
fühl für die Bed. von ge- darf man am ehesten in Fällen
erwarten, wo im gleichen S^itz beide Formen neben einander
erscheinen: das mundartliche Beispiel aus TB. (Sp. 535) lässt
freilich keinen Unterschied erkennen, wahrend die alten
Belege auf Sp. 524 u. 53S sehr gut stimmen (doch finden sich
gleichzeitig schon sichere Beispiele für bedeutungsloses ge-).
Der Imp. ist in den MAA. verloren, welche nur noch Bed.
2 und 3 kennen, in denen ein Imp. im Allg. nicht vor-
kommen kann. Die besonderen Lautgestaltuugen und for-
mellen Eigentümlichkeiten unter 2 e erklären sieh aus dein
formelhaften Gebrauch und dessen Betonungsverhältnissen;
vgl. auch si (Sp. 7). Das Moment der Fähigkeit. Möglichkeit
(Bed. 3) ist Lei (ge-)sehen (wie bei (ge-)hSnn) sehr stark
oli, suh
544
ausgeprägt; möglich ist aber diese Schattierung auch bei
andern Verben (auch durativen, zB. laufen). — Mitunter er-
scheint , sehen' in schriftsprachlich oder halbschriftsprachlich
abgefassten Schriften neuerer Zeit als Ersatz für mundartl.
luege"; so zB. ,wenn man in seiner Schul alle Augen aus-
sah.' HPest, (vgl. us-lue,jen2 Bd III 12'27); ,auf die Eisen
sehen'; ,dass noch Vermögen heraussah [= herausschaute].'
Gotth. (Bed. 1 ist allerdings wenigstens im BO. noch vor-
handen); Belege dieser Art sind nicht aufgenommen; in
welchem Grade die gleiche Erscheinung schon für die ä. Spr.
anzunehmen ist, wäre erst zu untersuchen (vgl. noch .durch
die finger s.' : luege" Sp. 526). : — Unsicher ist die Annahme,
dass hagsche, Ausruf bei einem Fangspiel der Kinder Bs aus
(ieh) ha" g'ee" entstanden sei, unklar auch die Stelle: ,Das
es die schüder sichent, [das ist] gewar werdent, das sint
die amtlüte daselbs.' Bs Chr. III 5G6 (Bericht über das Rot-
welsch). Zu den folg. Zssen vgl. die entsprechenden mit luegen.
ab-(g"-): 1. a) eine Ortlichkeit in ihrer ganzen
Ausdehnung in Augenschein nehmen, inspizieren (in-
dem man sie abschreitet). ,Als der feldherr und der
houptmann die statt absehend', von einer Rekognos-
zierung. JMi-rer 1559. ,Cyri houptman ...: Herr
■Wachtmeister, gond ir ouch bhend, verseend s läger an
yedem end. Wachtmeister Cyri: Herr houptman, das
sol flyssig bscnähen, ich hab den platz schon fln ab-
gsähen. Nach notturft dwacht wird gordnet wol, es
weisst schon yeder, war er sol.' ebd. ,Die Sacristy
in selbiger Kirchen [sei] also vycht, dass die Orna-
menten darin verfaulend, bitten solche änderst uff-
zuführen und umb Etwas zu erwyttern und zu er-
höhen. Hr Spittalmeister undt Herr Buwmeister sehen
das Ort ab.' 1673, F. — 1») visieren (mit einem In-
strument). ,Dioptra... Ein instrument oder richtscheit,
damit man etwas absieht.' Fris. (Richtig) zielen:
, Absähen, den zwack träffen, colliinare [frühere Form
für collineare].' Mal.; vgl.: ,Collimare, uff ein ding
faaren, in daz schwarz schiessen, den zwack träffen.'
Fris. Uneig. (nur im Perf.), es abgesehen haben auf
Ap; B; G; Tb; Z. Er heVsufmi(ch) abg'se" B. Du
hasch -es schint 's druf abg'se(he)", mich s' ergere"
Th; Z. Das ist uf mich abg'se"! gilt mir G; Th. —
2. a) (Einem) Etw. absehen, abgucken, um es nach-
zuahmen. ,Luog, gsich by mir die noten ab.' JMurer
1560. ,[Die .gemeinen Zusätzer' schwören ua] die
Schlüssel zen toren oder heimlichen werinen, so ie
etlichen vertruwet und gelassen, f romblich und er-
barlich ze tragen, die nieraands absächen noch druken
zu lassen.' 1589, vRodt 1831 (B). ,N. habe sin Tochter
geheissen ufhören brittlen und dasselbig hinweg tun,
damit er [ein Welscher] dasselbig nit etwan absehe.'
1601/2, Z. — b) Einem Etw. a" den Augen a. ; s. Bd
I 135 (auch in Gl; GT.). Ir händ ja ü"er Manne"
und de"" mich rar, tco-n-ech uf de" Händen umme"-
träge"d und-ech Alls tuend, was-[''-Jech e" den Augen
abg'send. CStreipp 1902 (GlM.). — 3. Einem hinter
Etw. kommen? ,[Die Schwarmgeister] kämpfend also
an allen eggen, Strassen, lädnen, wo sy es zuo wegen
könnend bringen. Und sieht man inen das ab und
weeret, so habent sy eigne kämpf hüser.' Zwingli Ha
391; = ,ubi vero se deprehendi et ab huiusmodi rixis
sibi interdici sentiunt . . .' (Gwalthers Übers.). — Ab-
sehe" (-u" WVt.), in ThHw. auch -se*, in S -sc", in ArK.
-seche" — n.: 1. das Wegsehn, zur Seite-Sehn. .Gleich
wie ein Maler vor ihm hat sein Form und Muster,
auf welches seine Augen gerichtet sind ohn A.', un-
verwandt. Bedenken 1624. — 2. Absicht, intentio.
.Der Zweck vorgenommener Handlung ist allerdings
nit..., sonder das A. gehet allein dahin...' Hott.
1666. .Das A. Gottes ist, dass alle einandern dienen.'
GMüller 1674. .Sein A. [bei einer Kleiderverordnung
sei] diss gsein...' 1688, BReiehenb. .Was ist dein
A.? quo cogitationes tu* intenduntur'r" Hosp. 1683.
.[Die Stiftung] solle der überkeit heimfallen, in dem
A., selbige hernacher zu des Vatterlands Ehr ... werde
verwaltet werden.' 1715, Z. ,[Ich schreibe] nit in
dem A., darmit zu prangen.' 1717/23, Z (Landvogt
JKEscber). ,Ihr auch wissen sollt, wie unter einem
bösen A. ihr eine Brücken über Rhein zu schlagen
euch erkühnet.' PTsohüdi 1726. .Mein auffrichtige
Intention und Absächen; aus fridliebendtem Absechen.'
1731, Schw (Briefe). S. noch Bademer-Boss (Bd VI
1432). — 3. Richtlinie. .[Der neue Waisenvater, ein
gewesener Steinmetz, solle] wie er vorher seiner Pro-
fession gemäss sich den Maasstab, Winkelmäss, Blei-
wag und Circul zu seiner Richtschnur, Mensur dienen
lassen ... in gleichem die vorgelesene treffenliche
Sazungen, Gebrauch und Ordnungen für seine veste
und beste Regul und Leitung halten . . ., damit er nicht
über die Schnur haue, das A. verliere oder gar auss
dem Gläiss komme.' 1740, Z (BSpyri 1871). — 4. Visier-
vorrichtung. ,Ein absähen als an dem sternenläben
[astrolabium] und geschütz, dioptra.' Mal.; vgl. ab-
sehen 1 b. a) Visierrohr am Quadranten. ,Es ist auch
abgeredt und befohlen worden, das man uff disen
Hochwachten hei ieder ein sonderbare Schyben mit
einem A. daruff solle ufrichten, dardurch zu verhütten,
dass nit etwan durch solche Hochwachten blinde
oder vergebene Lährmen verursachet werdind.' 1659,
Abkommen zw. B und Z. .[Zur Verhütung blinden
Lärms] sollen nit nur die jeweilige Schiltwächter,
sonder auch ein jeder Wachtmeister selbs fleissig mit
hin umbsich sehen, ob er auff den Hochwachten nützid
verspüren könne, und wan er etwan dergleichen Feur-
zeichen sieht, so solle er das A. auf den Schyben dahin
richten, und wanns just der Linien zutrifft und das
Feurzeichen oder Rauch durch das A. sehen kann, als-
dan solle ers für eine Loosung halten.' 1690, Z ; ähnlich
1703. ,Es ist hierüber das Absechen auf der Scheibe
grad gegen dem Ohrt, da der Rauch aufgangen, ge-
richtet und mit einem Mässer ein tieffer Kritz auf
die Schibe zum Zeichen gemacht worden.' 1695, ebd.
Vgl. auch GJPeter 1907, 49/53. — b) am Gewehr,
Visier Ap (TTobler); ScHSt; Th; WVt. (jünger als
das syn. Absicht 2 Sp. 246); ZO., Korn S. Vgl. Für-
sehen 2. Über 's A. luege", = äugen G (Bd I 140). .Auf
dem Lauf [des Standstutzers], etwa 4 Zoll von der
Schwanzschraube entfernt, ist ein kleines Gebäude
erstellt für das A. und den Senkel. Das A. ist ein
rundes Löchlein in einem metallenen Plättchen, wel-
ches je nach der Distanz höher oder tiefer geschraubt
werden kann. Durch Entfernung der obem Hälfte
des Plättchens wird ein offenes A. hergestellt, je nach
dem Bedürfniss des Auges. Der Senkel darüber ist
sozusagen ein kleiner Glockenschwengel, der zwischen
zwei Säulchen hängt und beim Anschlag des Stutzers
spielen muss ... Vorn auf dem Lauf, ein Zoll von der
Mündung entfernt, ist die Mücke (das Korn) auf einem
verschiebbaren Einsatz angebracht ... An Stelle der
offenen Mücke tragen einzelne Stutzer eine andere
Vorrichtung. Es ist dies eine 2 — 3 Zoll lange Röhre,
in deren Innerem, im Zentrum des Luftzylinders, ein
545
Sah, seh, sih, soh, sui
546
feiner Stecknadelkopf angebracht ist. Beim richtigen
Anschlag erscheint die Bohre dem Auge des Schützen
als Kreis, dessen Zentrum der Stecknadelkopf bildet.
A., Mücke und unterer Rand des Schwarzen in der
Scheibe geben die Anhaltspunkte zum Zielen.' ZWth.
Schützenfest-Ztg 1895 (.Schützenbräuche vor 50 Jah-
ren'). ,[Verboten werden den Schützen ua] ungewon-
lich Absähen.' ChrGrob 1599. ,Es hat mir Einer s A.
gschlagen, das tet den Schutz auf d Seiten tragen.'
HHGrob16u3. ,Ein A. ...' Bs Türdn. 1640 (unter ,Mus-
quetenarbeit'). .Scbleipft die Musqueten durch die
lingge Hand auf bis zum A.!' JHLav. 1059 (militär.
Commando). S. noch Rör (Bd VI 1231); rüsten (ebd.
1544); subtil (Sp. 95). Im Vexierbescheid. A.: Was
machst? B.: En (es) A. uf e" Garte"hüsli Sch, uf e"
Chrütwd(h)e" Z. Bildl.: .Summa, die Ehr Gottes und
der Zuhöreren Heil sind das Schwarz in der Scheiben,
darnach ein Prediger sein A. allein und einzig richten
sol.' FWyss 1670. — 5. ,Die absähen, pinnse [Mauer-
zinnen mit Schiessluken].' Mal. — Haupt-: Haupt-
zweck. ,l)ieser Fehler ist sehr zuwieder dem H. der
Wohlredenheit, welches die Überzeugung [der Zu-
hörer] ist.' HKeller 1729. —ab-ge- sehe": 1. a)pass.,
bezweckt. ,So gfallet uns, ist unser Will, der einig
Zweck, abgsehen Zihl, dass werd ein Punt.' JCWeis-
senb. 17n2. — b) aktiv, drüf a. si", erpicht sein Gr
Chnr.Pr. Si isch fürchtig drüf abg sehe" GRÜhur. Uf
Erhüse", uf e" jedes Vörteli dbg' sehe" sl". Scuwzn.
(GrPi-.).— 2. abg'se(h)e"(Kr; Th), -g'se* (Tu), -g'se' (Z)
deco", wie nhd. abgesehen (aus der Schriftsprache).
— Vgl. Gr. WB. I 113/4; Sanders II 10G2; Fischer I 67.
über-sehe", in BHk., R.; WLö. uber-si(n): un-
trennb. 1. a) über Etw. hin sehn, überblicken, -schauen.
,Heiny Kuohorn: Do han ich erst myne sät all Übersee,
du gsächest nit ein hampfelen schnee mee.' HvRüte
1532. ,l)ann da [auf dein Rigi] mag man uss- und
übersehen die lobliche Statt Lucern mit aller irer
Landtschaft [usw.].' RCys. (Br.). Im Geiste über-
schauen, überdenken: ,Nach wenig ubersehnem an-
sehlag.' Ansh. aI 260. — b) lesend durchgehn, revi-
dieren. ,Also gab er mir [dem st gallischen Gesandten
in Paris] zuor antwurt, sy hetten minen handel und
papir dem bischof von Orliens übergeben, domit er
den handel und absehaid in guote form stalte und den
darnach wider für rat prechte und alda übersehen
wurde.' Rainsp. 1553. , Übersähen, überläsen, reviscre,
recognoscere, relegere.' Fris.; Mal. .Oberkeitl. Rech-
nung soll innert dem Jahr Übersechen und in 2 Büe-
cher geschriben [werden] ' ULB. 1609/1793. .Ihr Erb-
recht zu Übersechen, zu corrigieren und in allem nach
der Billichkeit einzurichten.' 1680, AaK. StR. ,Disere
erneuwerten Ordnungen . . . durchgehend übersähen
und ryfflich erwegen.' 1697, Z Rq. 1910. S. noch be-
reinigen (Bd VI 993). — 2. über Etw. (Jmd) hinweg
sehn, a) (aus Unachtsamkeit) übersehn. Ü. ist auch
Co»ch) g'spilt ScbSL (Sulger); ThMü.; Z, verspilt L;
ScHSt. (Sulger), sich versehn gilt beim Spiel nicht
als Ausrede. LT. ist nüd b'schisse", sagt man beim
Spiel Z (Spillmann). U. ist bald g'schehn, ein Ver-
sehen kann leicht geschehn BR. S. noch blind (Bd
V 110; auch L). .Übersähen, ubergaffen, nit merken,
non (anim)advertere, prsterire, negligere; ich hab
das übersehen, ist heimlich vor mir geschähen, ich
habs vergässen, prasteriit me ha?c res; seinen vorteil
übersähen, deesse occasioni.' Fris.; Mal. Mit Acc. P.;
Schweiz. Idiotikon VII.
s. für-gän (Bd II 29). — b) (ein Vergehen) nachsehn.
/; vil ii verderbt d' Lüt ScnSt. (Sulger). Mit Ü. und
Überhöre" schlage'd d' China d" Eitere", ebd. .über-
sähen, indulgere, nachlassen, nit achten.' Fkis.; Mal.
,Man rauoss übersähen, venia sit.' ebd. Mit Acc. S.
und Dat. P. Du liest- ere" z' vil überse", bist gegen
das Mädchen zu nachsichtig gewesen. G Kai. 1868.
,Uff das rett aber AKeiser zuo im: swig in tnsend
tüfien namen! Söliche schalkhaftige wort übersah im
HVink durch frids und des besten willen.' 1442, Z
RB. ,N. steche inn damit in sinen arm, das weite er
im nun übersechen haben.' 1452, ebd. ,Ieh mag es
dem lotter und dem buoben nit übersehen.' 1468, ebd.
,Ie mer ich im übersieh, ie wirs er mich handlot.'
1483, ebd. .[Die Stadt Bern] so dem küng ze vil an-
hangs täte und iren junkheren zuo vil muotwillens
übersähe.' Ansh. .Einem etwas übersähen, die straaff
nachlassen, ignoscere; ein schmaachwort übersähen
und nachlassen, aspera verba remittere alieui.' Fris.;
Mal. ,Dann eelüt müessend vil einanderen übersähen.'
LLav. 1583. Mit blossem Dat. P., Nachsicht üben
gegen, schonen BHk. ,Er hat sim eignen sun nit
übersehen.' Zwingli (nach Rom. VIII 31). .David, so
er Saul töden mocht, Übersicht er im.' 1531/48, I. Sam.
(Überschrift). ,[Der Bruder des verlornen Sohnes]
meint, so ir [der Vater] dem band übersen, umb sin
guottät syg es ouch bschen.' GBinder 1535. ,Es ist
kein mute, wie man spricht, wenn man dem schelmen
übersieht.' Ruef 1540. ,Eim übersähen, einsi ver-
schonen, temperare alieui; eines freunds fäl dulden
und im übersähen, peccatis amici indulgere.' Fris.;
Mal. Mit Dat. S. .Nun erman ich üch um Gottes
willen, ir wellind miner unzuclit, so ich villicht brucht,
übersehen.' 1523, LJdd (Z Disp.). .Denn by Gott ist
mir all min tag kein so schnöder gedank von dem
fronlychnam und bluot Christi in minen sinn nie ge-
fallen, als aber etlich band gdören uf mich reden,
wiewol usserhalb der Eidgnosschaft, doch unfeer; da
ich aber dem namen übersieh [aus Schonung ver-
schweige] von der frommen bürgeren wegen, dass die-
selben nit verdacht werdind.' Zwingli; lat. quorum
nomini pareimus. ,Wer nit üweren buobenstucken
will übersehen.' Ruef 1540. — c) ungehöriger Weise
nicht beachten, sich verfehlen gegen, a) mit Acc. S.
, Einen schimpf ü.', sich darüber hinwegsetzen. ,Küng
Fridrich ward von Ludwigen sampt seinem bruoder
herzog Heinrichen ... ledig, doch auf verschreibung,
dass er küng Ludwigen an dem reich fürohin ruewig
und unangefochten weite lassen bleiben. Ir bruoder
herzog Lütpolt hat sich irer gefenknuss und dass si
disen schimpf fräfenlich übersechen hattend, zuo so
vil trurens ... angenomen, dass er sein von sinnen
kam.' Vau. Ein Gebot übertreten, eine Pflicht ver-
säumen. ,Als NN. gesworn hatten, enkeinen unser
burger mit dekeinen frömden gerichten ufzetriben und
darüber etlich unser burger... ufgetriben und damit
ir eid und ir ere übersechen hant [usw.].' 1383, Z
StB. .Welich das übersächen und nit hielten.' 1387,
BStR.; ähnlich ScHwMa. aLB. .Als man inn weit in
turn legen, als er den vischeinung hat übersechen.'
1411, Z RB. ,Ist das er das übersieht [.quod si trans-
greditur'], so hat er der statt recht gebrochen.' Mitte
XV., AABremg. StR. , Weiber das drit gericht über-
sähi, der ist verfallen clag und ansprach.' 1464, SchwE.
,Wer aber sölichs übersechen und der zit und stund.
Sali, seil, sih,
548
wie ob bescheiden ist, sich in den rat nit fliegen
wurd.* 1467. Z StR. .Die von 8t Gallen und die von
Appenzell [haben] das alles veracht und übersechen.'
1485, GMitt. 1863. ,Die warnung übersächen.' XVI.,
B Turmb. ,Wir wellen och, das sölich unser Ordnung
. . . stät und vest gehalten und die buosseu von den
iibersechenden ingezogen werden.' 1501, Z Mand. ,Ver-
botne zit und spis übersehen.' Ansh. ,[Er] übersach
seinen eid.' 1530/1707, I. Make. ,Ob ainicher were,
der Gott lesterte, und darfür gewarnet wardt, das man
in hiess schweigen und davon solt ston und aber das-
selbig ubersäch, der verbessert der gesellschaft zwen
Schilling.' 1533, AALauf. Metzgerordn. ,0b sölicher
spruch und vertrag von beiden teilen angenommen
und den übersach und nit halten wurdi, das der und
die sälbigen söllendt gestraft wärden.' 1543, GBern.
,Sein schuldige pflicht übersähen, officium prodere;
sein anipt übersehen und underlassen, decedere officio.'
Fris.; Mal. ,Wellicher weidman ein mal von des
hürlingfangs wegen umb den einung gebüesst wird
und es darüber witer Übersicht, der soll in Wellen-
berg gfüert werden.' 1575, Z RM. ,Wie die, so alle
pott übersehend, sollent gehorsam gmacht werden.'
ZWülfl. Herrschaftsr. 1585. ,Was sy [die Obrigkeit]
ampts halb hat übersen.' PSchuler 1587 (Gl JB.).
,Zum driten Mal den Eid überseehen.' 1603, Ap Ma-
lefizb. .Etliche der erschlagenen Soldaten [hatten]
wenig Zeit zuvor einen Eid abgelegt, sie wollen wider
Bünden nicht mehr kriegen, und doch solchen bald
übersahen.' Sererh. 1742. S. noch Ge-hörsami (Bd II
1570); Bott (Bd IV 1895); für-brechen (Bd V 336);
bräunen (ebd. 621); ge-rech (Bd VI 105); Richting
(ebd. 477); Sächer (Sp. 131); sehen (Sp. 534). ,Ein
sach ü.': ,1516 gieng aiu gschrai uss in dem gmainen
man, wie die hoptlüt haimlich hettent gelt von dem
Franzosen genomen und hettent och zaichen geben;
wie man dann gmainlieh tuot, so ain sach übersehen
ist oder wirt, denn so geb ie ainer dem anderen gern
die schuld.' Sicher 1531. Abs., fehlen. ,Nabat: Ich
muess jetzt auch bekennen mich, das [= ,das es'?]
jo mein Brueder und auch ich im Reden zgrob handt
übersehen, doch ists in gueter Meinung bschehen ;
was du im Besten hast geton, kondten mir leider nit
verston.' GGottu. 1619. — ß) mit Acc. P. ,HSchilt-
knecht von Bussnang clagt, wie inn syn eefrow by
16 jaren übersächen und an im geebrächet habe.'
1538/40, Z Ehegericht; so ständig, nach biblischer
Redeweise; s. brüchig (Bd V 379). ,Wie sy inn mit
üppigem, auch schantlichem eebruch übersächen.' ebd.
,... so hab sy inn über die verzychung wyter Über-
seen.' 1541/3, ebd. ,[N. habe] sine eitern groplich
Übersechen.' 1550, Z RB. ,Dass wir recht demütig
seien, das lasset uns bezeugen in der Kleidung, in
Ablegung der Hoffart, in dem, dass Keiner den An-
deren stolzer Weiss verachte, übersehe, vernichtige.'
FWyss 1072. — d) refl., sich versehn, sich beim Sehn
täuschen AaF.; Bs (Seiler). Ich ha"-mich (ganz) übersi".
In ä. Spr. auch sich verfehlen, vergehn. ,[Als wir ge-
fangen lagen] umb daz wir uns gen in [den St Gallern]
und ir aidgnossen übersehen und mit fräveler red
wider si getan hatten anders, dann wir tuon solten.'
1407, G (Urfehde). ,Welcher kramer ... sich uber-
seche an den obgenannten stucken und nit gehor-
sam sin wölty.' 1430, L. ,Wer der ist ... der sich
selbs übersäche und dehein schädlich und schantlich
sachen täte...' 1439, S (Wbl. 1845). ,Als denn Gret,
JUnlengen tochter, sich ... gar träffenlichen übersehen
und für [Feuer] geleit hat.' 1448, B StR. .Durch welich
obgemelt misshandlung ich mich swerlich ubersecheu.'
1474, Bs (Urfehde eines Münzfälschers). ,So ein ge-
richtsherr oder des rats, darzuo all oberkeit . . . sich
in disem laster [dem Zutrinken] Übersicht, der sol
allwegen mit zwyfacher peen büessen.' 1530, Absch.
(Th). ,100 pfd bar [soll bezahlen] BPur der pfister,
als er sich mit sinen kinden in ussgeben des mäls
Übersechen und nämlich das wyss mal ie zuo ziten
vor dannen genommen und inen krüschmäl gegeben.'
1530, Z RB. ,Die personen, so sich mit dem zechenden
Übersechen.' 1531, ebd. ,Es were dann sach, dass
einer sich der fürbuossen halb so vil Übersechen
[usw.].' 1545, AaK. StR. .Welcher sich harin über-
sehen [gegen das Spielverbot vergangen hat], soll je
einer den andern bei Verlierung seines Dienstes an-
geben.' AAMuriGOrdn.XVII. .Daran [an einer Schlacht
in Graubünden] unser Hauptlüt von Zürich ein Ur-
sach gsin, die den Pass an einem Ort liederlich ver-
wart habent und sich übel versumpf und übersähen.'
1622, Baüekncur. ,Min Heren hand erkänt, das er
sich übersähen und ein grosen Feller begangen.' 1641,
Zg TgB. ,Sich mit Fleischessen zu verpottenen Zytten
übersehen.' L Ans. ,Wie er [JJRedinger] sich über-
sehen, erstlichen gegen imme selbs und dann auch
gegen Gott.' 1666, Z. ,Dass er mich als einen dopp-
leten Apostatam aussgeruffen hat, hat er sich über-
sehen.' ClSchob. 1699. ,0 möchten wir uns nie aus
Eifer übersehn!' Z Neuj. M. 1753. — Über-sehen n.:
Übertretung, Vergehn. .Einen jeden je nach synem
verhandlen und ü. strafen.' 1585, Z. N. hofft, man
werde ihm nach so langer Zeit dieses ,Ü.' [Verhältniss
mit einer der Hexerei Angeklagten] verzeihen. 1782,
Gl JB. — über-seh(en)-lich, -sih(en)-lich (sich-
lich BO.): 1. „von einem Orte, Tale, das wegen eines
vorliegenden Hügels nicht sichtlich ist" BHa., „O.",
Si. — 2. aktiv, sich an Nichts kehrend, selbstherrlich.
,Licentior, ubersächlicher und fräffner.' Fris. (s. ver-
hängen 3 a Bd II 1447). — un-: unübersehbar. ,[Es
möchte] einen verwunderen, in ainem so klainen üb
so ainen grossen und unübersechlichen berg kunst
und wishait verschlossen ligen', von Melanchthon.
Kessl. — Über-seher m.: Übertreter (einer Ver-
ordnung). ,[Die Prädikanten sollen sich dermassen
halten] das mh. nit verursachet werdint, die überseher
irer habenden pfruonden zuo urlouben.' 1572, Z RM.
,Der Übersecher [soll] . . . gebüesst werden.' 1756,
ScHwRq. — Über-sehung f.: ,licentia, indulgentia,
conniventia.' Fris.; Mal. 1. Nachsicht, Schonung.
,Weil du ein herr aller dingen bist, so übersichstu
auch allen... mit grosser ü. ordnest du uns.' 1530/1707,
Weish. — 2. Übertretung, Vergehn. ,Ob sach war,
dass etzlich personen in diser zyt, eb sy zuo end
bracht wurde, etzlich übersechuug tätind...' 1529,
Absch. ,[N. musste] von anderer u-en wegen bürg-
schaft geben, zu keim herren zu ziehen on der
Pündten erlaubnuss.' Val.Tschudi 1533. .Ubersähung,
fäl, delictum, culpa [usw.].' Fris.; Mal. ,Welliche nit
zuo kilchen gangint [die solle der Vogt zu Grüningen
gefangen legen] und darzuo umb ir ü. 5 pfd von irem
guot ze buoss nemmen.' 1574, Z RM. .Jedermännig-
lich [solle] sich hüten vor Gottesvergessener Ü. des
Eids.' Z Mand. 1755.
550
Mhd. übereilten in allen Bedd. Die Form über-eichlich
zeigt socuudär (aus dom Sg. Pnes. oder von Steil her) ein-
gedrungenes i; vgl. auch (an-)8e'h(en)lich, un-vereielu (antoi
un-ver-sihen).
über-g°- uber-g'sci": trennb., ,impedir la vista,
soffrir strabisrao' PA1. (Giord.). Vgl. über-sichtig a
(Sp. 265). — übereD-(g0-): hinübersebn (können).
Ich g'sc" nüd übere". ,Wenn an der Lichtmess der
Bär hinübersieht [über rfe" Berg (üs) g'sct Bd IV 449],
so muss er 6 Wochen in die Höhle' S.
üf- uifg'se" WLö.: 1. aufblicken, -schauen. D's
G'uer versäge-mu, und icic-'r uifg'seh, so si-mu düz
Tier linder den Uigu" weg ehon. W Sagen (WLö.). ,So
er zuo den blinden sprach: sich uff, sach er von stund
an.' Zwingli. .Aufsehen, suspicere.' Fris.; Mal. —
2. aufpassen, Acht geben. ,[Wir Eidgenossen ver-
pflichten uns] unserni h. vater und dem h. stuol und
römischen kirchen zu behaltung und schirmung fromk-
lich und trüwlich byzestan und uffsächen.' 1510, Sch
Chr.; im lat. Original ,assistemus eorumque conser-
vationem defensionemque . . . intendemus.' ,[N. »abe]
ein boten gschickt, der uffsechen soll, ob er den Tli
Nidlingei nidt seche.' 1541/3, Z Ehegericht. .Alle, die
in der gmeind gsässen sind, [sollen] by iren eiden
schuldig und verbunden syn ufzesächen und zuo ver-
kitteten, das nieman in gemeltem wald schaden tüege.'
1567, Z Kq. 1910. ,Ist erkendt, dass man eigetlich in
den Fierdlen uffsächen solle; wan man dan etwass
|von den Wölfen] verspüre, sol man es wüssenhaft
machen.' 1644, ADettl. 1904 (Schw). — Üf-sehe" n.
,Das aufsehen, suspectus, custodia.' Ems.; Mal. 1. wie
nhd. Aufsehn, nicht volkstümlich, am ehesten in der
Wendung: Es het Ü. g'macht, Aufsehn erregt Z und
weiterhin. ,Uas ü. han', die Blicke, die Aufmerksam-
keit auf sich lenken. ,Zuo dem kumpt ouch, das in
der huory das ussgäben das höchst ufsähen hat und
diu galt, nit du, lieb ist.' HBüll. 1540. .Dein befelch
hat ein grosses aufs., ist in grosser achtung. magnum
theatrum habet ista provincia.' Fms.; Mal. — 2. a) Auf-
passen, Acht(geben); zunächst mit den Augen, aber
auch übh. .[Der Bischof von Konstanz wurde ver-
anlasst, Bruder Klaus] vor oft mit meugerlei listen
und u-s versuocht, zuo versuochen und ze bewären.'
Ansh. ,Mit aufs., mit fleiss und sorg, vigilanter; mit
guotem fleiss und aufs, geschriben sein, sub acumen
styli subire et succedere; durch aufs, der bürgeren
und treuw der freunden verhüetet werden.' Fris.;
Mal. ,Wo viel Aufs-s, da ist viel Forcht; wo viel
Forcht, da ist viel Ghorsam.' 1656, Z (Begründung
der ansehnlichen Zahl der Stillständer). S. noch über-
guggen (Bd II 183). Bes. in der Verbindung ,(ein) ü.
(auch ,ü-s') han' (vereinzelt auch .geben, machen, an-
stellen, tragen'), oft mit ,üf\ auch ,ze, über' oder ab-
hängigem Fragesatz: 1) Achtgeben auf, beaufsichtigen.
, Wohin ouch die selben uffwiggler, hoptlüt und hin-
fuerer oder ire botten komen oder wandlen, uff die
soll mengelich ein uffsechen haben.' 1503, Arsch.
.Ward ouch dem torwächter under Steinentor ein fron-
vastengelt geben, ein uffsechen daruff [auf die Ufer-
befestigung] ze haben.' 1530, Bs Chr. ,Es ist lange
zyt, das ich des geachtet und ein uffsächen gehept
hab.' Hai.monsk.1531. .Unser Schultheis und rät [sollen]
uffsechens und gwalt haben, einem ieden sin übel . . .
husshalten zeweren.' B StSatzg 1539. .Vorster: Sol
schweeren ... [im Walde] gehör und ufsechen ze haben,
ob jemands schaden zuofüegen weite.' 1557, AABremg.
StE. ,[Der Amtmann zu St Johann soll] ouch zu zyten
ze der hushaltung und diensten ufsechen haben.' 1558,
G Kq. 19u6. .Heimlich lüt... die uff die übertrettenden
u. habind.' 1559, Z KM. ,Ein aufs, geben, advertere,
advigilare adaliquid.' Fris.; Mal. , Du wellist uff die
jhenigen, so in obgemelten dörfern wyn schenkend,
dyn flyssige späch und uffsechen machen.' 1566, Z.
.Obglich wol ein schuolmeister nissig deren [der Schul-
ordnung] nachzgan verhiesse, ist si° doch uf ire ver-
heissungen so vil nit zuo lassen, das man nit ein
ufsechen dörfe uf si han.' E Schulordn. 1577. , Seine
[Gottes] lieben engel habind ein aufs, auf Job.' LLav.
1582. ,[Es] soll den Ungeltern von wegen des Misch-
maschmachens, daruf der Wynrüeffer by synem Eid
U-s haben soll, ein Bkantnuss gemachet werden.' 1600,
Z KM. .Die sollend ein Uffsächen haben uff Diessen-
hoffen und Stein.' 1644, GJPeter 19o7; neben .Acht
haben, Achtung geben.' ,Man [wird] U. haben und
die Ungehorsamen straffen.' L Ans. ,[Die Frau fragte
mich, ob ich ihrem Schwiegersohn] Beistand leisten
und dass ihme sein vätterlich Erbgut werden möchte,
Aufsehens tragen wollte.' 1705, Bs (Prozessakten).
.Mit Adj. .Lieber meister, han uf diss jorzit ein gross
ufsegen.' XV./XVI., Bs Chr. ,-Do kam zum ersten der
H. an den baren, der ruoft sinen gesellen, sy sölltind
die hetzhund im ablan und ein trüw ufsähen uff inn
han, dann der bär syge vorhanden.' 1532, Bossh. Chr.
,Auff den gemeinen nutz ein guot aufs, haben, utili-
tatem reipub. sibi proponere.' Fris.; Mal. ,[Wacht-
türme, in denen sie] ein kommlich aufs, haben köndten.'
Wdrstisen 1580. .Über die [Personen, welche ,den
Kilchgang schlächtlich bsuochend'] ist ein sonderbar
Aufs, angestellt.' 1638, aZoll. 1899. ,Der Banwart sol
über vorgesezte Puncten ein genaues Aufs, halten.'
1681, G Rq. 1903. Oft ,ein flissig (geflissen) ü.' ,[Man
solle] das dasselb gefördert werde, ein geflyssen uff-
sechen tragen.' 1531, Z KB. ,Fleissigs aufs, haben,
aniiuum advertere.' Fris.; Mal. , Seewasser und Landt-
wasser sollen ... mit zweien Ehrenmannen bevogtet
werden, welche bei ihren Eiden ein flissig Ufsechen
haben sollen.' GrD. LB. ,[Der Schaffner soll] zuo
allem Geschir guet Sorg und ein fleissig Aufs, haben,
dass Nützit zerbrochen werde.' AaMuh GOrdn. XVII.
S. noch Bresten (Bd V 840). Gehäuft: ,Uber das Huss
[usw.] ein guot, getrüw und flissig Ufsechen haben.'
GrD. LB. — 2) Rücksicht nehmen auf. ,Her, hand
nüt ein uff;ächen uff üwem willen und uff das, das
imm üwer bruodern . .. nüt wend ghorsamm sin.' Hai-
monsk. 1531. ,Ists nit notwendig, das ein so herrlicher,
ansichtiger mann, so ... gegen aller wält zehandlen
befelch hatt, uff der wält meinung ufsähens habe':"
JWolf 1561. ,Die dry länder [seien ,frye lüt'], die
uss fryem willen des richs beherrschung angenommen
und allein uff ein keiser oder künig und das römisch
rieh und niemand änderst uffsächen zu haben schuldig.'
Ag.Tschudi. — b) spec. als staatsrechtlicher Aus-
druck, die Wahrnehmung des gegenseitigen Interesses
gegenüber äussern und innern Feinden, bes. in der For-
mel ,ein getruw ü. han', einer Hilfs- und Interventions-
bestimmung. Vgl. (als Übergang von a): .Mit des
[Gottes] hilf und gnaden und mit des gemeinlichen
ufsähens- und mit hoffnung des rechten, so die von
Swytz begerten und hofftend zuo haben, si die sachen
und kriege gegen denen von Zürich mannlichen be-
Sah, seh, sih, soll, suh
huobend.' Fründ 1446. ,Des eisten, das die obgemelten
beide teil [die VII Orte imd eine Anzahl von bünd-
nerischen Territorien] sich in allen iren Sachen, an-
ligen und gescheften aller früntschaft, trüw und für-
derung gegen einandern halten und getrösten und ein
getrüw uffsechen zuosamen haben.' 1497, Absch.; vor-
her: .Unser altvordern [haben] in allen iren gescheften
...ir getrüw uffsecbung yewelten mit einandern ge-
hept'; beide Stellen entsprechend im Bündniss mit
Chur usw. von 1498 (doch steht in der Entsprechung
des an zweiter Stelle angeführten Passus ,ir g. uff-
sechen zuo einandern gehept'). .Ob ein schneller zuo-
fall uff und an ein statt Basel oder die iren von
yemands mit fräffler getat und beschädiguug erwüchse
also ylends, das solichs an uns die gemein Eidgnos-
schaft stattlich nit mocht gebracht werden und ein
statt Basel dem zuo widerstand sich erhuob und hin-
zug, so sollen wir all ein getrüw uffsechen zuo ir und
den iren, ouch irem land und luteu haben und, ob es
not were oder wurd, ir zuoziechen, glicherwyse als
ob wir des gemant weren oder von nüwem gemant
wurden.' 1501, Absch. (Baslerbund). In der erneuten
Erbvcreinung zw. Österreich und den Eidgenossen von
1511 geloben die Eidgenossen für den Kriegsfall ,das
wir ... zu ir maiestat und gnaden unser getrew auf-
sechen haben sollen', die österr. Fürsten, ,das wir...
zu inen ein getrew aufsehen haben sollen'; später,
1568, wird gegenüber einer Anfrage von spanischer
und burgundischer Seite über die Tragweite des Aus-
drucks .getreu aufsehen' in der Erbeinung von fünf
reformierten Orten die Ansicht begründet, dass dar-
unter keine tätliche Hilfe verstanden werden könne
(Absch. IV 2, 410); noch 1734 wird von österr. Seite
befremdlich gefunden, dass die Tagsatzung das ,treue
Aufs.' nicht von tätlicher Hilfe verstanden wissen
wolle (Absch. VII 1, 500). ,Uf disem tag zuo Sitten
sind uns überantwurt üwer [der Vw] brief, uns menig-
faltig anzeigend vil freveis und übermuots, so die
Züricher an den üwern ... sich üebend, ouch under-
stand zum missglouben zuo nötigen, uns vermanet, um
ein getrüw ufsechen zuo haben.' 1530, Absch. (W Brief
an die IV Orte). ,[Wir] bittend damit dieselbigen, gli-
cher gestalt ein getrüw ufsechen uf uns zuo haben, als
wir des uns gegen üch ouch erbietend und gänzlich ver-
sechend.' ebd. ,Ein getreues Aufs, auf Bundsfreunde
haben ist eine gewöhnliche Formel in den eidsge-
nössischen Bündnissen und Vereinigungen, die nach
der heutigen Staatslehre mehr nicht als eine münd-
liche oder papyrene Hülfe mit Ratschlägen, Für-
schreiben ... udgl. bedeuten soll [im Folg. wird diese
Auslegung bekämpft].' Sintem. 1759, 299/302. ,1m Fall
äusserer oder innerer Gefahr hat jeder Kanton das
Recht, die Mitstände zu getreuem Aufsehen aufzu-
fordern.' Bundesyertrag von 1815. „Tätliche Beihülfe,
vorzüglich in derRedniss: ein getreues Aufs, haben,
zB. bei einem Canton, wenn etwa wichtige Zerwürf-
nisse vorherrschend sind, ein Wort, das in den Schweiz.
Bündnissen ehemals wie jetzt noch vorkömmt." St.2
.Eidgenössisches Aufs, hiess bis 1848 die Pflicht der
Kantone, einander zur Hilfe bereit zu sein' (LTobler).
,Das mahnt zu eidg. Aufs.', noch heute von kant. Vor-
kommnissen, die eidg. Einschreiten erheischen. — ü f-
ge-sehen. ,U. sin', Acht geben. ,Sölichs ze tuon mag
man wol Ursachen fürwenden, dass die zefriden werdend,
die da wüssend, das wir in den besseren dingen allweg
mee flyssig und ufgesehen sind.' Zwingli. .Mein aug sol
in diser weit auff die aufgsehen sein, die sich der war-
heit üeissend, daz die bei mir wonind.' 1531/48, Ps. ,Ja
der mass hat er [der Gottesfürchtige] Gott vor ougen,
also ist er uff in uffgesähen, das er ouch syne sünd
...zuo Gottes eer richtet.' LJüd 1530. — Üf-seher
■se2er Ap; Th; Z — m.: Aufseher, zB. in einer Fabrik,
in gewissen Schulen (als Klassenamt). E" gueter U.
ist besser als zehe" füle Arbeiter L (Ineichen). .Solches
mir die gmaind üch als getrüwen landman und uf-
secher [episcopus] ze schriben befolhen.' 1528, Absch.
(der Stadtschreiber von GLicht. an Zwingli). ,Der
aufs., episcopus, inspector, visor.' Fris.; Mal. ,[I)er
Weibel soll] alle die, so der stift erb oder eigne
güeter verkauffend und veränderend, einem hoffmeyer
als einem gemeinen uffsecher derselben güeteren an-
zeigen.' ZAlbisr. Offn. 15(31 (erneuert). ,[Es sei von-
nöten] dass man uftVäher, so man anderschwo schuol-
herren nempt, setze.' 1572, F; vgl. FSchulordn. 1577,
127. 129. , Drüber sind eigente uffsächer bestellt [näml.
gewesen]', um über die Ordnung der gemeinschaft-
lichen Gastereien zweier Dörfer zu wachen. 1598, B
Wyn. In der Übersetzung einer lat. Urk. von 1345
wird , episcopus' wortgetreu durch ,U.' übersetzt: ,N.,
Statthalter des Ufsächers (Bischoffs) in Konstanz.'
XVII., Z. S. noch Näch-gänger (Bd II 360); Schuel-
Pfttger (Bd V 1237). — TÜtsch-schuel-. um 1830,
Z (Dan.); vgl. Hüs-Schud. — Wald-: Förster Tu
Steckb. — Wasser-: Beamter, der ua. die See- und
Flussufer zu überwachen, den Wasserstand festzu-
stellen hatte, um 1830, ZStdt. — Zehent-: Aufseher
über den Zehnten in natura. Anf. XIX., Aa Gem. I 132.
— Uf-sehung f. ,Aufs., observatio, notatio, vigi-
lantia.' Fris.; Mal. S. auch Üf-sehen 2 b (Sp. 551). —
Vgl. Gr. WB. I 734; Sauders II 1063; Fischer I 419.
ufen-, in B ttehe"-, in BGr. uehi"-g'se": a) = üf-s. 1
BGr. ,In altum respicere, oculos tollere; sensu me-
taph., raaiora coneupiscere. Er g'sil ult ufen, summas
dignitates affeetat.' Id. B; darnach Zyro. — b) hinauf-
sehn können Ar; B; Th; Z und weiterhin. Siest, g'sest
(den) ufe«?
um-sehe" se": 1. allseitig betrachten B, in der
RA. ,den Schaden umsehen', die Sachlage feststellen.
.Der Papa konnte lange warten [auf den Sohn]; denn
als man den Schaden umsah, sass der Bübel auf einem
Zwetschenbaum und hatte den Herrn Papa rein ver-
gessen.' Gotth. .Nichts war zweg, und als es den
Schaden umsah, waren noch keine Schuhe gesalbet.'
ebd.; so noch mehrfach. ,Umbsähen, wol besichtigen
und warnemmen, lustrare, circumspicere, considerare,
oculis obire; alle ding eigentlich u. und betrachten,
omnia circumspicere.' Fris.; Mal. — 2. refl. a) sich
umschauen BBe., Gr., G., Ha. (bes. die Gegend betrach-
ten). Wa-n-er-sich ei"s umsen heig, icie d's Wetter welli.
Bärnd. 1908 (BGr.). S. noch Liecht-Mess (Bd IV 449).
,Sich umbsähen zefliehen, explorare fugam.' Fris.;
Mal. ,Er [Isaak im Spiel] umbsicht sich, als ob inne
wundere.' RCys. (Br.). .Will gon dort auf den Büchel
nun, umbsechen mich nach meinem Sohn.' GGotth.
1619. ,N. umbsicht sich und sieht, dass Foppenhänslin
fort ist.' JMahl. 1674. Uneig., sich in Acht nehmen,
hüten. ,Darumb sich allen menschen wol ze umbsehen
ist', nämlich vor dem Teufel. Zwingli. ,Sich wol umb-
sähen oder auff sich selbs wol acht haben, Stadt eim
weisen zuo, se circumspicere prudentis est aliquando.'
553
Sali, seil, sil
;,.-■ I
Fris.; Mal. S. noch sicher (Sp. 178). — b) sich ver-
sehn, versorgen. .Welliche burger sich nit mit salz
hettind umbsehen.' GWyl CB. ,Sich mit frömbder
hilft' umbsähen und umb die selb luogen, auxilia ex-
terna circumspicere.' Fbis. ; Mal. ,[Dcn Leuten von
Zollikon wird die Metzgerei aberkannt, sie sollen]
sich allhie in der metzg ald zuo Küssnacht mit fleisch
umbsehen.' 1572, Z RM. — Um-sehe"n. ,üaz umb-
sähen allenthalben, circumspectus.' Fris.; Mal. ,1m
Umsehen', im Augenblick, ehe man sich's versieht.
,Kätheli trug die Hauptlast, hatte Kinder im Umsehen.'
Gottii. ,1m Sommer, wo Alles versauret im U.' ebd.
,On alles u.\ ohne sich zu besinnen, sich Rechenschaft
zu geben. ,Wie laider von vil hundert jaren biss uf
unser zit on alles umsechen geschechen ist', vom Fest-
halten der grossen Menge an Irrtümern. Vad. —
um-sehen Ptc: umsichtig. ,Dahär die sprüchwörter:
Voll land, toll volk; dargegen : Unfal machet weit
umbsähen.' OWerdm. 1564. ,1m schreiben wol um-
sehen und behuotsam, in scribendo cautus.' Fris.;
Mal. — Um-seher m. ,Umbsäher, der hin und här
luoget oder gaffet, circumspectator.' Fris.; Mal. —
Um-sehung f. ,üie umbsähung, respectus, circum-
spectio.' Fris.; Mal.
Mhd. iimbe sehen, umherschaucu, sich unisehn. Soweit
ersichtlich, ist die Z<s. auch in unsern ä. Belegen untrennbar.
um(m)e°-g0-: wiedersehen B; ,respicere, revi-
sere.' Id. B. Mir werde" villeicht nimme* mer uf diser
Welt i"s u. Walters 1882. Tue doch nid, wie wenn-
de-ne" nie mer ume"g'sächsch. RIscher 1903.
an-(ge-): 1. a) anschauen, -blicken BGr.; W, ,in-
tueri.' Id. B. Du cliannst-mich nit lang ang'se" öni
s' blicke" [mit der Wimper zu zucken] W. Der Bruit
heimu" 's übel uifg'non, wenn-s de" Bruitigam gar z' vil
und z' lang hei ang'scn. FGStebler 1907 (WLö.). Mun
g'sed halt den Berg z'crst an und denn geid-mu", sagt
etwa ein Bergführer, wenn man seine Findigkeit in
den Bergen bewundert, Barnh. 1908 (BGr.). ,Swer
iemer tuoch ze scherennc gebe, ... swenn ers nemo
von dem scherer dan, er sehe es gen dem himel an
[um einen allfälligen Betrug aufzudecken].' Schach-
zabelb. ,Gsich mich an, sich gegen mir, aspice contra
nie; was siehst du mich yemerdar oder stäts an, quid
ine aspeetas? Du bist närrischer weder du anzesehen
bist oder weder du im gleich bist, pneter speciem stultus
es.' Fris.; Mal. ,Wenn es [das Tier, ein Esel] fuoter
isst, so bestüend es siben hungrig man und gsäch mit
essen keinen an, dass es verwankte nun ein or, das
seb [dass es dasselbe] nicht richtig hett enbor.' Haberer
1562. .[Bettelfrau:] Gsend an die vaterlosen Kind,
die noch gar unerzogen sind.' GGotth. 1619. Eine"
wiest ang'scn BGr. ,Als bald ir das [Schweiss-]tuoch
für uwer ougen habent und es andechtiklich ansehent,
so werdent ir gesunt von allen uwern siechtagen.'
XV., Ev. Nicodemi. ,Ich sich wol, daz du zornig bist
und mich übel ansiehst; was ist dir geschechen ?'
15li3, Z ÜB. ,Der by dir sitzt, nit schelb ansich, din
wyss und berd bsich eigentlich.' Fris. 1562; lat. ,nec
socium torve inspicias quidve ederit ille advertas : gestus
inspice ssepe tuos.' , Einen lieblich ansehen, molli
vultu aspicere; einen mit erbärmd oder gnädigklich
ansehen und im helfen, aspicere aliquem; Gott sieht
uns gnädigklich an, hilft uns und erbarmt sich unser,
respicit nos Deus.' Fris.; Mal. .Freundlich, schelb,
schärft a.; Gott hat uns in Gnaden angesehen, Deus
nos respexit clementer.' Hosi\ .Einen nit a. (wellen)',
uneig., verachten, sich nicht an ihn kehren; vgl. 2.
,[N. droht] so wölt er fluochen und si alle nit an-
sechen.' Anf. XVI., Z. , Wer int der pflstern dryg und
nach dryg und nach dryg, ich sechs dennocht nit
an.' 1524, ebd. ,Er lyt da innen ze Müss (meint den
Mathysen, iren eman) und sech mich nit an und tuot
ouch, was er wil.' 1530/8, Z Ehegericht. ,10 march ...
JStröwlis sun, als er über friden zuo MObrist gseit
hat, er seche in nit an.' 1539, Z RB. ,Was uwer herr
fürgnommen hab mit uns zehandlen, lyt nütdran:
hie keiner ist, der inn sech an.' Rüef 1539. ,Er sech
weder syn meist er noch die von Ober-Engstiingen nit
an.' 1541/3, Z Ehegericht. , Einen nit ansehen, ver-
achten, despicere.' Fris.; Mal. ,N. bette sich in einiche
straf nit begeben wellen, sonder sich mit vil und
mengerlei ungeschickten Worten und mit namen dar-
under ouch, als ob er sy [die Pfleger des Grossmün-
sterstiftes] darumb nit ansäche, vermerken lassen.'
1503, Z. ,Ieh gsäch keinn an ufs recht ze wysen, der
mir nit tat den seckel spysen.' Wagn. 1581. ,Els:
Und will er [dein Mann] auch gan Bern in d Statt?
Gret: Ey ja, im Sinn ers freilighat. Eis: Und wöttest
dennoch nit mit ihm? Gret: Es ist mir wahrlich nit
im Sinn, gsech ihn nit an.' Myricäus 1630. ,[Eine
Hexe droht: ...] so wolle sy (ihre Seel verschweigende)
die Statt Zürich nit mer ansehen.' 1701, Z. Im geistigen
S., sich vor Augen stellen, vorstellen. ,Swer nu erstan
welle vone sinen sundon, der sehe daz ane, wie unser
herre got dri totin hiez ufsten.' XII., Wack. 1876.
,Also sprach der Zw.: Sechend an, lieben all min
herren, ich klagen iich . . .' 1450, Z RB. S. noch
Red (Bd VI 527). — b) Etw. in Augenschein nehmen,
besichtigen ApK. Ka""sch-es a., wenn <£' wi't. Siech-
der 's zuerst a", bevor du es kaufst. — 2. in Betracht
ziehn, Rücksicht nehmen. Ich g'sc bi Dem zwe Frauke"
nüd a", es kommt mir dabei auf 2 Fr. nicht an Z
(Spillmann). Mit Acc. P. .Schuolmeister, sigristen,
torwarten und weible süln die burger von in selben
welen und süln dez den herren nüt ane sehen.' F
Handf. 1410; lat. nullo ad nos respectu habito. .Dar-
umb ist von im nach gnaden und von siner fründen
wegen, die für inn ernstlich gebetten band und ouch
darinn angesechen sind, gericht.' 1447, Z RB. ,Sin
fründ syend in der sach angesechen und er habe dero
genossen, anders er were nach sinem verdienen hert
gestraft.' 1448, ebd. ,Sich selbs ansehen, seinen selbs
sorg tragen, se respicere.' Fris.; Mal. ,Die Alten
haben die Richter also gesetzt, dass sie den Parteien
den Rugken gekehrt. Die Person vor Gericht ansehen
ist ein schwäre Sund.' FWyss 1673. ,Die Person an-
sehen, respicere personam, causam ex viro metiri.'
Hosp. Mit abstr. Obj. ,Wie wol die von Arow ... mit
stür und brüchen ... swärlich beladen sint, so habent
si doch unser bitt angesähen und sint uns [finanziell]
zuo hilft' komen.' 1449, B (Aar. StR.). ,Gsächend syn
bossheit nüt an, sunders üwere frummkeit,' Haimonsk.
1531. ,Dann man inn wol höcher und türer hett
mögen straffen, wo man nit sin armuot und kind an-
gesechen hette.' 1531, Z RB. ,[Der Gatte wurde] ernst-
lich pätten, er wölte das best tuon und ansuchen, das
sy all ir tag ein froms redlichs fröuli gsin ... und
solte sy by eeren behaben.' 1538/40, Z Ehegericht.
,Wie hast du doch so trüwlich angsehen dguottat,
die dir von mir ist bschehen!' Ruef 1540. , Sein alter
Sah, seil, sili, soll, suh
556
ansehen und in huot haben, »tatem suam respicere.'
Fbis.; Mal. ,Der herr hat angsechen all dyn beger.'
Harerer 1562. ,Do hand mh. angesähen des herren
pitt, das man zuo allen zitten sich früntlich und
nachpürlich halti.' 1571, ÜMey. Chr. — 3. a) Einen
betrachten als, halten für. Ich mag-mich nit drum
ang'se" Ion, näml. schlecht zu sein GrCIiut, Pr. .Be-
urteilen; für Das und Das ang'sin werden, für Dies
oder Jenes bestraft werden' GrPt.; vgl. 4. .[Agilitas:]
Mein, gsächst mich für ein tüpell an, das ich so still
sot ynher gan.' VBoltz 1551. ,Ich gsich üch darfür
allsampt an, es bstüend ein yeder zelien mann.' JMdrer
1559. — b) ,sich a. län', den Anschein haben; nur
unpers. .Sonsten lasset sichs nit ansehen, als ob . . .'
Lind., Wthurer Chr. ,[Der kranke, in einer Sänfte in
den Garten gebrachte König] höret die nachtgallen ...
über die mass lieblich und frölich singen, also dass
es sich ansehen Hesse, es were der könig schon jetz
etwas erquickt und wurde in kurzer zeit besser wer-
den.' JWetzel 1583. ,Undt liess sich die Sach an-
sechen, alss ob die Franzosen aus Frankreich selbs
solten vertriben werden; doch versach sich der Franzos
dargegen, so best er vermocht.' RCvs. ,Der Krieg
[wurde] so verbittert und streng fürgenommen, dass
es sich zu dem endtlicheu Verderben undt Undergang
beider Teilen ansechen liess.' ebd. Mit andrer Fü-
gung (vgl. 7): ,Als sich die sach im ansechen will,
so dunki in, der K. sige fast notig und nit so wol-
habig, das er vil küni gen.' UMey. Chr. 1540/73. —
4. Einen strafen; .punire.' Id. B; vgl. 3 a. In der
ä. Spr. erst seit XVII. ,Man wirdt sie mit Verbietung
der Würtsheuseren ansehen und abstraffen.' G Mand.
1657. ,[Die Gesandten von Z und B haben sich] beraten,
mit was für einer Capitulation die durch Kriegsgewalt
an hochermeldt beide Stand gekommene Stadt Baden
also angesehen werden möchte [was für eine Kapitu-
lation man ihr auferlegen sollte], dass sie deroselben
gegen sie tragenden genädigen Willen und Milte er-
sehen und sich derselben zue erfreuwen haben.' 1712,
Absch. ,[Die Beamten werden aufgefordert] die Uber-
tretter derselben [der Strafgesetze betr. Ehebruch
usw.] dieser neuen Ordnung nach anzusehen.' B Mand.
1712. ,Unser gnH. [haben] denselben nebent einer
Geltbuss annoch mit einer jährigen Suspension seiner
Zwölfer-Stell anzusehen nötig erkennt.' 1713, Z. Wer
mit solchen Münzen Wucher treibt, ist mit ernstlicher
Strafe anzusehen. 1718, Absch. ,Die Verbrecher [sollen]
an seinem gebührenden Ort angesehen und abgestraft
werden.' Z Mand. 1718. .Gemeine Verbrecher, item
freie Leut, römische Burger dorften nach den Satzungen
der Römeren bei selbigen mit diser Straff [Kreuzes-
tod] nit angesehen werden.' JJUlr. 1718. .Dass die
Widerhandlende mit Entsatzung ihrer Diensten an-
gesehen werden sollind.' B Münzmand. 1722. .Die
Fehlbare [sollen] künftigshin empfindlich angesehen
werden.' 1757, Bs Rq. .Widrigen Fahls die säumig
befundene Gemeind umb 30 Pfd unnachlässliche Buess
angesehen sein solle.' 1759, Z. Zur wissenschaftlichen
Fortbildung [der Exspektanten] war eine monatliche,
seit 1779 eine vierteljährliche Disputation angeordnet.
Wenn Einer trotz erhaltener Mahnung bei dieser Dis-
putation nicht erscheinen würde, ,so behalten sich die
Examinatoren vor, ihn mit einem sonderbaren Ernst
anzusehen.' GFinsler 1884. — 5. a) anordnen, be-
stimmen, festsetzen. Sehr häufig im XV./XVIL; zB.:
,üie Ordnung und der watlüten eid, von minen herren
raten und burgern angesechen.' 1473, BPES. .Yeder-
man soll gerust sin wider den herzogen von Burgund,
als die botten das angesehen band.' 1476, Bs Chr.
,Von etlicher buossen wegen, die ... durch ein her-
scbaft von Österrich . . . angesechen worden sind.' 1497,
AaB. StR. ,Ein tag a.' Edlib. ,Es ward ouch von
Eidgnossen angesehen, dass kein frihart und kein un-
verordneter ziehen sölte.' Ansh. ,Der predig und schuol
halb soll [es] bestan, wie her Berchtold das ange-
sechen hat.' 1528, B. .üiewil die ce von Got ange-
sechen ist die weit ze meren.' 1530/3, Z Ehegericht.
,Wenn man yeman zuo fachen ansieht und yeman
darwider handien würdt.' 1537/44, Schw LB. .Üwer
gotzdienst [ist] nüw und onlang von den menschen
angesechen.' Kessl. ,[1147 wurde] von den fürsten
ein mechtig reis über mer angesechen.' Vad. .Ein
gastmal a.' 1558, UMey. Chr. .Einen tag ansehen oder
setzen hochzeit ze halten oder sunst andere ding ze-
verwalten, diem nuptiis vel operi dicere.' Fris.; Mal.
,Ein rennen a.' Tierb. 1563. ,Es wäre bass unser fuog,
das fünf classes angesehen möchten werden.' F Schul-
ordn. 1577. ,Da man wol weisst, von welchen die
concilia angesähen [worden sind].' LLav. 1578; .aus-
geschrieben.' 1670. ,Do sy ein gmeine buossfertigkeit
ansahend, was inen Gott gnädig.' Gualth. 1584. ,Und
söllent die Obervögt zuo Birmenstorff die Gricht für
sich selbs nit ansehen.' 1600, Z RM. ,Ein Gejegd,
ein Verrätery a.' RCys. .Ein Turnieren a.' JJRüe&er.
.Ward im Züricher Gebiet die Kriegsstür angesehen.'
1621, Bauerncbr. ,Zue Erntzeit so sollen die Ge-
schwornendas Korn beschauwen und mit einer ganzen
Gemeind einen Tag ansehen, daran Jeder mag an-
fangen schneiden.' Brauchb. 1671. ,1695 hat Gschwor-
ner Himmler mit Wachtmeister Kienast einen Tausch
angesehen mit einem Weiber-Kirchenort.' ZZoll. Pfarr-
prot. , Danachen [da der Bräutigam auf den Tod krank
war] sahen sie die Copulation in einer Stuben an.'
Sereru. 1742. S. noch Chrüz-Gang (Bd II 349); Glogg
(ebd. 6lo); ver-chürzeren (Bd 111499); Be-lad-niss (ebd.
1062); Prass (Bd V 777); E-richter (Bd VI 449); Be-
giment (ebd. 739); Bicggen (ebd. 787). ,Es ist ange-
sehen ...', festgesetzt. ,Es were angesechen, das nützit
vor der statt beliben sölte.' 1444, Z RB. ,Uff hütt ist
angesehen, baid tail zu verhören vor den raten, so
die glogg XII schlecht.' 1481, Gr Brief. ,Es was lan-
gest angesechen, das herr burgermeister Göldly und
vogt Göldly soltent ertrenkt sin.' 1482, Z RB.; nach
andrer Aussage: ,Daz urteil were langest gangen...'
,[N. habe gesagt:] Es were nit angesechen gen Ein-
sideln ze gon, das man sölte brudely machen und also
bögenspil triben.' Anf. XVI., Z. .Zuodem syge von
den Eidtgnossen angesehen, das jede oberkeit ire
armen selbs erhalten solle.' 1572, Z RM. Auch L Ans.
In Verbindung mit Synn. .[Wir haben] dise bruoder-
schaft und geselschaft angesechen, funden und ge-
ordnet.' 1453, L. ,Da ward vil angesehen und ge-
suocht, aber villichter me gefunden, dan gern zewissen
und dörstig ze straffen', bei einer gerichtlichen Unter-
suchung. Ansh. ,Es ward ein reisordnung angesehen
und gestelt.' ebd. ,1552 hed ein ganze gmeind an der
A angesächen und also gemerret...' Ndw LB. .Ein
ordnung ansechen, setzen und machen.' 1559, AaB.
StR. , Ansehen und ordnen, statuere et decernere,
sancire, annotare, constituere; ansehen und bestimmen,
557
Sah, seh, sih, soh, suh
558
condicere; ein zeit und stund setzen und ansehen,
teinpus alicui rei constituere.' Ems.; Mal. ,So sich
zuotragen wurde, dass tagsatzungen in unserm landt
und gepiet angesechen und beschryben wurden...'
1570/lt>20, Sohw LB. ,A. und ordnen, das...' RCvs.;
ZMand. 1650. 8. noch brittlen (Bd V 914); ab-reden
(Bd VI 556); zue-sagen (Sp. 418); sehen (Sp. 520). —
b) Etw. anfangen, anstellen Gl; GG.; .ScHwlb.; ZO.
Ich weiss nüd, was-ieh will a"g'sie" GG. Was hast
jetz du a'g'sit"? tadelnd, ebd. Du hast iez wider öppis
G'schids chönnen a"g'se"! ironisch ZO. Was wette"d
au''' mir a"g'sia" mit düngen Elifaiite" [Sinunentaler
Vieh]; die g'chäme"d gar nüd i" ü-ser Gäden ine".
CStreiff 1904 (GlM.). Chaust mit -nur a"g'se", was
d' nu" magst. Lienert 1906 (ScHwlb.). Den Übergang
von a her zeigt: ,Er hat seine Sach übel angesehen,
rebus suis male consuluit.' Hosp. — c) = ab-(ge-)s. 1 b
(Sp. 543). ,Sein Rat ist auf Krieg angesehen, consiliura
eius ad bellum spectat.' Hosp. ,Es ist darauf ange-
schen, eo tendit, id agit, eo ha?c speetant vel tendunt.'
ebd. — 6. betreifen, angehn B (.attinere.1 Id.); vgl.
speetare. regarder. Was die Sach a"g'set ... B. Das
g'sit in o". ebd. ,Ein teil der gsatzen sehend allein
den inneren menschen an.' Zwingli. ,üie kilchenge-
präng und geriehtsbändel der Juden habend ufghört
und blybend allein die gebot Gottes, die ansehend
die eer Gottes und liebe des nächsten.' LJiid (Z Disp.
1523); vorher: ,das gsatz Gottes, das die eer Gottes
und den nutz und liebe des nächsten betrifft, blybt
ewig ston'; dagegen in Gualthers Übers.: ,dei prse-
cepta, qua; verum dei eultum et proximi charitatein
urgent.' , Was die Pfarren ansieht ...' 1049, GPalfries
Alpordn. (Steinin. 1804). .Unsere Undergebene, welche
Diesers ansähet.' B Sittenmand. 1710. ,Uie ersten
Wachtmeister sollen ihme [dem Major] von allem,
was das Regiment ansieht, alle Tag schriftlichen Rap-
port machen.' B Kriegsordn. 1764. ,Was dann den
Mehlhandel und -verkauf besonders ansiehet...' Z
Müllerordn. 1774. Wie-mich 'tüecht het, so hed 's [das
Gespräch] neivis Fänderg' werbs a"g'si". BHa. Gespräch
1778. S. noch rapportieren (Bd VI 1188); be-rüeren
(ebd. 1266); Kaufmanns- Sach (Sp. 123). — 7. bedünken,
scheinen, vorkommen, mit Acc. P.; meist unpers. oder
mit Sachsubj. ,[Es] ist ein sömlicher ungstüemer span
entstanden, das es mich wolt angseen, das uff den-
selben morgen ein stat und regiment von Bern zuo
boden gan würde.' ThFrukart 1470. ,Mich sieht die
gschrift an, als ob uns das bildwerk in den geist ge-
zogen sye wie andere ding.' Zwingli. .Weliches mich
ansieht nit fruchtbar syn so ylends üzid umzestossen.'
ebd. .Erstlich wil mich ansehen, die mess sige in
eim bösen zeichen, nemlich im scorpion, entpfangen.'
NMan. ,Es sieht mich an, als sei ein aussetzig mal
an meinem hauss.' 1531/48, III. Mos.; ,es bedunket
mich.' 1667. ,l)ises wetter sieht mich an, das es kein
ruow noch rast wirt han.' Ruef 1550. ,Und soll hin-
füro ein burgermeister der bekleidung halber dheinen
spillüten tag für myn herren geben, es sygen dann
personen, die ein ansehen, das herr burgermeister
vermeindt sy der bekleidung würdig sygen.' 1589, Z
RM. Mit Adv. ,Naeh dem und mich das wort an-
sieht, so mag es wol hebreisch syn.' Eckst. 1525. ,Als
uns die Sachen ansechen, so muoss es eintweders bald
geslagen sin oder unser fyend understand uns mit
ufzügen die knecht unwillig ze machen.' 1531, Strick-
ler. ,Ob uns schon die sach vil anders ansieht, so
wüssend wir denn och f, das du [Gott| gerächt und guot
bist.' Gualtii. 1559. ,[Ca8sar schlug eine Brücke über
den Rhein] als wann er nicht hinüber keren wölte, er
hette sie [die Germanen] dann begweltiget; aber wie
ihn die Sachen ansahen, kam er in vierzehen tagen
wider hinüber.' Wurstisen 1580. ,Wie sehe es dich
oder mich an, wann wir an römischen Hoff oder zum
türkischen Reiser gesundet wurden, sie zu straffen
mit ihren Fürsten'?' FWvss 1672. Mit präd. Adj. Es
g'säch-mich Hecht a", ,es wäre mir leicht anzugeben,
ich könnte mich leicht entschliessen' ScuwMuo. ,Mit
guetigen Worten, die wir von notdurft wegen bruchen
muessen, also ruch sach uns die sach an.' 1490, G.
,So übel sehen uns die Sachen an.' ebd. ,Wo unser
lieb Eidgnossen von Bern ouch in die sach zogen
werdend, sieht unser herren [von Zürich] ouch nit übel
an.' 1529, Zwingli an Vadian. ,A. für.' Es g'set-mic''
defür a", kommt mir so vor, dünkt mich ZO. ,Und
sieht mich dafür an, dass diser nam Aaha oder Aach
ein alter provinzischer nam sie von der Römer sprach
her aqua gezogen.' Vai>. ,Es sieht mich ouch für den
natürlichen sinn an, das...' B Disp. 1528 (Zwingli).
,Die gschrift [in Belsazars Saal] die sieht mich dafür
an, dass unser keinr sy läsen kann.' JMiirer 1559.
, Hermes: Du . . . bist auch ein ... student gsyn, dass
also reden kanst Latin. Bättier: Acht Jar lang oldt
etwass nie. Hermes: Du liest mich wol darfür angse
[bist mir so vorgekommen].' Com. Beati. ,So hat uns
abermal für eine hohe Notdurft angesehen, dieses Ge-
schäft ... zu ergreifen.' Z Mand. 1662. ,Wann nun wir
die Wielandin nit wenigen bösen Verdachts geachtet,
auch ihre Lybsgestalt und Minnen uns darfür ange-
sehen, als habend wir dieselbe in den nüwen Turn
setzen lassen.' 1663, Z (Hexerei). Oft ,für guot a.' uä.
,Desshalb will uns ganz nit f. g. ansechen, dass . . .'
1526, Absch. ,Zuo einem ingang fürgenomner arbeit
hat mich f. g. angesehen ... anzuozeigen ...' Ansii.
,Es sach den Darios f. g. an, das . . .' 1531/48, Dan.;
.Darios sähe es f. g. an.' 1667. ,Was üch f. g. ansieht,
soll mir billich ouch wol gefallen.' 1538, Z Brief. .Hat
mich f. g. angesechen . . .' Kessl. .Hat es mich f. g.
und notwendig angesähen, das...' Ghalth. 1559. .Hat
myn herren nit f. g. ansehen wellen.' 1566, Z RM.
,Haud ab re duxi, es hat mich nit f. ungschickt an-
gesähen.' Fris. ,Es hat mich f. (g. und) fruchtbar
angesehen ...' LLav. 1569/1670. 1570. ,Das man fünf
[Stipendiaten] zumal abfertige, gesicht uns nit f. g.
und nuzlich an.' F Schulordn. 1577. , Wiewohl . . ., so
hat es mich doch f. nutz und g. angesehen, dieselben
Wasser hie an diesen Orten setzen und erzehlen.'
JRLandenb. 1608. ,Zuo guotem a.': .Dieweil ganz vil
der büecher, so von der rossarzney handlend, ...ge-
kouft und geläsen werdend, so hat es uns zuo guotem
angesähen, ... nit weitlöufflg von solchen dingen zuo
reden.' Tierb. 1563. — 8. Einem Etw. ansehn, wie
nhd. wohl allg. Er hat Ghriesi g'esse", nie" (g')s-t-em 's
am Mül a". Me" (g')s-t-der 's a", zB. dass du krank
gewesen bist, etw. Unerlaubtes getan hast. Uf dem
Stuel isch e" bleicht, mageri Frau g'siisst", 's hätt Et"1 in
niemer muessen en Eid drüf tue", -'as-si chrank neig,
me" hed-ere" 's vor-em selber a"g'sie". Schwzd. (LBer.).
Me" g'set 's dem Huet oä. a", das'-er Wümme* neu ist.
Der mänt all, me" soft em 's uf e" Stund tvit a"sche",
dass-er G'mändröt vborde" ist Tu. Me" su't-em Alls
559
Sah, seh, sih, soh,
56(1
a"g'se"! von einem Empfindlichen, der Einem das Wort
nicht gönnt Z. Schümmeli, stell- dich 1 so g'set-me"-der
's Elend nüd a", scherzh. RA., sich selbst oder einen
Andern aufzumuntern ZWang. Rüscheger Ma"" het
Kafei g'cha", nie" g'seit-em 's a" de" Schnorre" a" ZdJÄg.
Mi" Vatter ist e" bravC Ma"", das g'set-me" sine"
Bliebe" a" B (Lied). S. noch Äug (Bd I 135). ,lch
sihe dir es wol an, ex vultu tuo hoc colligo; oculi
produnt animum.' Hosp. 1683. Der Herr Pfarrer häd
grossa Durst, i gsiech ems a. Göldi 1712. — Vgl. Gr.
WB. I 453/9; Fischer I 257/9 und das tw. als ma. Über-
setzung unsres W. auftretende an-luegen (Bd III 1226/7 ). —
A°-se(h)e" Ar; ScHSt.; Tu; Z (-e*-), -se" Ta; ZRuss.,
-suche" ApK.; Bsfe-J; B; Ndw — n.: 1. a) Anschauen.
,Die Ammanin und der Mokk tribent ein sölich leben
mit ansehen in der kilchen und umh und umb im hus
und sust, täte ich sölichs, man hette mich für ein
üppige frowen.' 14G5, Z RB. Adv. Gen. ,ansehens\
bei Sicht (eines Befehls), sofort. .Reisverbot... [Die
Tagsatzung] gebot den abheimschen mit verzichung
verschulter straffen a-s von beden küngen harheim ze
ziehen.' Ansb. ,[Der aus Mailand vertriebne frz. Statt-
halter ersucht] im gelühnen züg a-s zuo des küngs
not wider ze stellen.' ebd. — b) uneig., Rücksicht,
Hinblick. , Einem a. geben', Berücksichtigung, Gehör
schenken: ,Hond im [einem Bittsteller] d Eidgnossen in
geraeltem ansehen geben, ouch harzuo die keiserlich
botschaft, so zuogegen, ankert; aber der keiser wolt
in nit under ougen lassen kommen noch hören.' Ansb.
.Ansehens' mit Gen., aus Rücksicht, im Hinblick auf.
,Wir haben ouch vormals, als er [der Strassburger
RvHohenburg] bi uns burgrecht gsuocht hat, uwer
lieb ansehens, abgewisen.' Ansh. .Also erwältens [die
Walliser] einen alten, schlechten, podagrenischen tuom-
herren, desse anseliens, dass er bischof und lantgraf
Messe, aher si nach irem gevallen läbtid und regiertid.'
ebd. ,In a.' 1) in Anbetracht. ,In ansechen diser
swären loyff.' 1476, Bs Chr. ,In ansechen der er Götz.'
1503, B RM. ,ln ansehen unser der selben väter.'
Ansb. (Übersetzung eines herzogl.-mailändischen Schrei-
bens). ,0 gent den verderblichen] dingen nit rum ...
in ansehen, wie s ander lüten gangen.' Salat. ,In an-
sechen, das dise sach sy gemeinklich antroffen.' 1563,
Z Rq. 1910. .Habent myn gnedig herren in ansechen
imme, als der jetzt etliche jar lang in Frankrych
gwessen, die Satzung der bluotigen fridbrüchen halb
... unbewusst gwessen, das niilter und besser an die
band genommen.' 1598, Z RB. — 2) in Betreff. .Kläg-
den . . . dass der Knechten und Mägden halb, es seie
in Ansehen ihrer Aufdingung, Belohnung oder auch
ihres Abscheids, vielerlei Missbräuch eingerissen.' B
Luxusmand. 1728. ,Der Mangel war in Ansehen des
Futers fast allgemein.' JvWeissenfujb 1792/1821. —
2. a) Anschein. D's A. ist da [es hat den Anschein],
das' 's well Obs ge" B. ,[Man habe] gehört, dass im
Klöntal oder Seerüti ein guot ansehen zuo einem
eisenwerk sich verspüren lasse.' 1571, Gl (Steinm.
1802). , Ansehen, Schein. Es hat kein A. der Billich-
keit; es hat das A., es wolle mit uns fehlen.' Hosp.
,Des a-s', mit dem Anschein. ,Sy syen ouch des an-
sechens zur kilchen kommen, sam sy der ganz ver-
lassnen wittwen gewesen, daz doch sy nit syen gsin,
und haben also betrug getan.' B Disp. 1528 (Zwingli;
mit Bez. auf I. Tim. 5, 11 ff.). Aussehn B. ,Er hatt
das angsicht eines schuoehs breit, ougen wie ein low
mit fräffenlichem ansuchen.' Mori:ant 1530. , Sonst so
ist die Statt ... wol erbuwen und geziert, also das
sich das alt Ansähen und der Namen der hölzincn
Statt Lucern gar verendert bat.' RCys. (Br.). S. noch
E-Ge-richt (Bd VI 344). Prägn.; vgl. Gatting 2 (Bd
II 500). Da(s) macht ka" (guets) A., sieht nicht gut
aus ApLb.; Tb. Da' giH-der auch gär ka" A., zB. am
Sonntag in einem abgetragenen Hut auszugehn Tb.
— b) wie nhd. Ansehn Ar; Bs; Sch; Tb; Ndw; Z. Da'
giht-em scho" e"weng en A., zB. einem jungen Mann,
wenn er zu einem kleinen Amte gewählt wird, in den
Augen der Mädchen Th. Er hed e" guets A. ApK. Mit
scherzh. Wortspiel: 's A" sehe" hat- me" vergebe" ScnSt.
(Sulger). Er stöt ime" A., niemer so, ist angesehn
wie kein Zweiter ZO. S. noch un-ge sehen (Sp. 541).
,Er was ein man von hochem ansächen.' Morgant
1530: frz. liomme de tres grande estimation. ,Bas
ansehen, dignitas, potestas, potentia, gravitas, autho-
ritas, fides, gratia.' Fris.; Mal. (Weitres ebd. 25 c/d).
.Ansehen, Würde.' Hosp. Auch von Sachen. .[Die
Akten der Luzerner Disputation wurden veröffentlicht]
mit semlichem ansehen [.Erfolg1], das entwedere
parti si hat anders nüt den ein lose disputation lassen
sin und bliben.' Ansb. ,Undervogt zuo Horgen schry-
ben, HSuters bussfrouwen, so sich der töufferiscben
sect nit abwysen lassen will, mynen berren gfengklich
zuoschicken, sonst zuo merem a. anderer halb soll der
obervogt ime Sutern die buoss noch anfordern, doch
wyl es syn eewyb betrifft, nüdt abnemmen.' 1585, Z
RM. — 3. Vorkehrung, An-, Verordnung, Weisung,
Beschluss; sowohl für den Vorgang als für den aus-
gefertigten Erlass. Häufig im XV./XVII1.; zB.: .Wir
haben geantwurt, wir wolten dem ansehen der ver-
einung verwanten erwarten.' 1476, Bs Chr. ,Als dan
von weit an aller wolgeschafnen herschaften so flissig
a. (ist), ir ... lüt [usw.] ufzeschriben.' Ansb. ,Es ka-
mend für gmein burger die schuomacher und gerwcr,
begärend von inen die fryheit, dass yeder irs hand-
werks hie sitzend irem ansähen muoss geläben. Doruff
inen geantwurtet, dass sy under inen wol etwas an-
sähens und bekomnuss machen mögen, doch soll darzuo
niemans bezwungen werden.' 1527, Aar. StR. .[Man
soll] es by miner herren Ordnung und ansechen ge-
strax bliben lassen.' 1527/9, Z RB. ,Uff Gannellons
ansächen.' Morgant 1530; frz. ä la postulation de G.
, Sölich und dergleichen geschäft, gemächt und an-
sechen, von königen und keisern bestät' Vad. ,Auss
ansechen des keisers.' ebd. ,Mit desselben [des Bürger-
meisters] willen und ansechen.' ebd. .Ansehen der
nüwen schuol.' 1567, F. , Sollich unser ansechen und
einung.' 1571, Z Rq. 1910. ,Verlut unsers jüngst uss-
gangnen Ansechens.' B Wuchermand. 1628. ,Die un-
serem christlichen oberkeitlichen A. zuwider für-
lauffende Ungebüren.' Z Mand. 1650. .Folgen einige
newe Ansehen und Verordnungen.' L StR. 1765. S. noch
gäch (Bd II 100); Praktizierer (Bd V 578). .Ein a.
tuon.' .Tatend wider bäbstlicbe pit ein ansehen, dass
man [usw.].' Ansb. ,Do hab er ein ansechen tuon
wider alle, die [usw.] ' Vad. S. noch Reis (Bd VI
1290); abschupfen. — an-sehend: betreffend. .An-
sehend das Pflanzen des Holzes.' B Forstordn. 1725.
.Ansebendt ein Tractat de anno 1665.' 1733, Z. — a°-
ge-se(h)e° Ap; L (Ineichen): Tb (auch -se"), -se" B (da-
neben durch schriftspr. Einfluss -sehe", -siehe"); Nnw;
Z, -siehe" ApK.: Bs f-i-J, flekt. -sende' GRVal.: 1. wie
561
Sali, seil, sil
56a
nhd. angesehn Bs: Gr; L; Tu; Z und sonst I«* bin
au''' en a-g' seltene'' Ma"*, sagte der Schelm auf der
Lasterbank L (Ineichen). — 2. vorgekehrt, angeordnet,
beschlossen. , Unser angesechen schiessen.' 1488, S
Wbl. 1845. ,üie järlich gestifte und angesechne
fflrpit für die abgestorbnen.' Vad. ,l)er angesechne
Tag gen Pfeffers.' 1600, Z EM. ,Das angsächen Spiel
halten.' 1616, Nuw. ,üen zu der nüwangesehenen
bürgerlichen Liberei gewidmeten Platz.' 1633, Z. ,Die
jetz angeschende [!] und vormals nicht gewesste
Schätzung.' 1701, ZKyb. .Angesehene Mordnacht zu
Solothurn 1382.' Helv. Cal. 1780. — 3. abs. Ptc, in
Anbetracht (frz. vu que); mit Subst. im Acc. (auch
Gen.) oder Dass-Satz. .Angesehen, dass man forcht...'
1476, Bs Chr. .Angesehen, dass er nüt wider ein Eid-
gnoschaft gehandlet.' Ansh. .Angesehen aller not.'
ebd. .Angesechen die gros macht volkf.' Morgant 1530.
.Angsächen, das sy so nach gfründt warend.' ebd.
(noch oft). .Angesechen oberzelt warhaiten und billi-
kaiten.' 1531, G. .Angesechen unser altforderen trüw
und warheit.' 1549, UMey. Chr. — un-: abs. Ptc.
1. ohne Kücksicht auf, ungeachtet. Mit Acc. .Doch
wie dem allem, vermeinte er, das meitli sollte irer
zuosag gnuog tuon, unangesechen ire brüeder.' 1541/3,
Z Ehegericht. ,Er welle ir guot bruchen, sy unange-
sechen.' ebd. .Unangesechen sin inred.' 1558, Z RM.
Mit Gen. .Unangesechen der zedel.' 1547, B RM. .Des
unangesehen.' 1667, II. Mos. Mit Dat.: .Dieserem
Allem unangesehen.' XVIII., Kanzleispr. ,U. dass',
obgleich. , Unangesehen, dass wir in eigner person im
schloss waren.' Ansh. , Unangesehen, das der Pur
inen ein gut Erbsmuss zu Nacht geben und sy be-
herbergt [zündeten sie sein Haus an].' 1618, Z RB.
Dafür auch bloss ,u.' ,üie Underwaldner sind ein
fründtlich, gespräch und bürgerlich Volk, unange-
sehen sy in ruchem Gepirg yngschlossen und grob
anzesehen.' RCys. (Br.). ,[Der Meineid hat überhand
genommen] so gar, dass man diser Sund gleichsam
nichts mehr achtet, unangesehen sie die aller grew-
lichste Sund ist.' JJMüller 1665. — 2. abgesehn
von, ausgenommen. ,Wo wir üch in söllichem und
mererm, unangesechen die gerechtigkait, wilfaren und
dienen könten und möchten, weiten wir ungespart
sin.' 1522, ABSCH. — Zu a"tj sende'' vgl. <j munde" (Sp. 524).
— a"-seh(en)-lich -senlich B; GRGlar., Trimm.,
-selich GRUVaz, -seli"> Z, so Russ., Seil., -sen(d)li(ch)
Ndw; ZS., a°-sih(en)-lich -sihe"lich GrL., -sichlich
GrLuz.: was des Ansehens wert ist, in die Augen fällt.
a) von hübschem, stattlichem Äussern Gr; Z. Es ist
nit a. GrL. — b) angesehn. Von Personen. ,Zwen an-
sechlig burger, die der ratsgeschlechten warend.' Vad.
,Das von ansechlichen und wolgeachten leuten ge-
macht, bewärt und angenommen ist, authenticus; eines
ansehenlicheren meinung volgen, autoritatem alicuius
sequi.' Fris.; Mal. ,Eines ansechlichen burgers einige
tochter.' 1598, Ard. .Ein ansechlicher Mann, der
guoten Volg hab, [soll] zu einem < 'ommandanten oder
Caporalen verordnet werden.' GrD. LB. Junge starke
wolansechliche Männer.' ebd. .Ansehenlicher Mann,
vir conspicuus, spectabilis, spectatus, splendidus, homo
summa; autoritatis vel dignitatis.' Hosp. 1683. Von
Unpersönlichem: .Ansechlich, eerlich und wolgeacht
alter, autoritas senectutis.' Fris.: Mal. ,Ansehlich-
keit' f.: ,Als einen alten Mann (ziere dich) die A.'
Spleiss 1667. — c) bedeutend nach Zahl oder Gehalt.
Schweiz. Idiotikon VII.
, Mit einer ansechenlichen Deputatschaft [soll der Land-
ammann dem Nuntius entgegenziehn].' 1742, U.
.[Pfarrer N. wurde] wegen seinen bekanten wollan-
sehnlichen Qualitäten [Kanonikus].' 1639, AKichler
1895. S. noch chostlich (Bd III 551). Lediglich stei-
gernd. .[Ausbleibende Richter werden entschuldigt]
durch erliche und notwendige verhindernuss und an-
sechlichen oder vernünftigen notzwang oder verschopf.'
1418, WBrig (W Blätter). ,Kein Bedürft oder ansech-
lichen Mangel einicher Verbesserung spüren.' RCvs.
— Zu a"siehlieh vgl. die Anm. zu über-gihen. — nn-a"sen-
lieh B, -se"lich Z: unansehnlich. — An-sSher m..: bei
KSailer 1400 Übers, von ,inspector'; zB. : ,Den ogen
des obresten ansechers wol ze gevallen.' — an-sehig:
ansehnlich. .[Kaiser Karl] was mechtig und stark,
einer ansächegen gstalt.' Morgant 1530. — An-
sehung f.: 1. ,in A.', in Anbetracht (dass). ,In A.
deiner, in tui gratiam, pro magnis tuis meritis.' Hosp.
,In A. seiner Gelehrte oder seiner Verdiensten.' ebd.
,In A. ein trewgesinnter Patriot wol weisst, dass [usw.].'
Pol.Gespr. (um 1685). — 2. = Ansehen 3. .[Wir ge-
horchten] wie wol uns dennocht nit ze verstand geben
wurd, daz das üwer wissheit a. was, sölich gebott ze
haben.' 1484, Z RB. ,Uss ansechung.' Morgant 1530;
frz. ä la requeste. ,By gemelteii Satzungen, Ordnungen,
artiklen und andern cristenlichen ansechungen.' 1531,
Absch. ,Söllich gut erbar ansähungen, Ordnungen...'
Z Kirchenordn. 1628.
aneD-, in BGr. anhi"-(ge-J.: 1. hinschauen BGr.
— 2. angemessen, zuträglich sein, zusagen Ap; Th;
Z (Dan.). Vgl. sehen (Sp. 527) und die Synn. heren-,
ze-sämen-((je-)s. Da' siet-mer nid ane", sagt mir
nicht zu, passt mir nicht ThHw. Es sicht-der ane",
tut dir gut Th. D' Gottere" sied nüd ane", die Mixtur
schlägt nicht an Ap. Sin B'ruef hät-em nie ane"
g'se", bekam ihm nicht Z (Dan.).
in-(g*-): (hin)einsehn. I. a) Einsicht nehmen von
Etw. ,Er legte sich auf die Theologie: er sähe auch
die Kirchenväter ein', dh. studierte sie. vMoos 1778/80.
— b) Etw. erwägen. .Hieherum Dominico wol inzuo-
sechen ist, ob er .. . lieber sich sondern und zwytracht
hab wellen machen, dann das er...' 1531, G (EEgli
AR.). — c) intr., zum Rechten sehn, einschreiten.
,Die oberkeit sollt ernstlich ynsehen in den missbruch
der Zinsen.' Zwingli. ,Ein tel ufzeuemen ward [dem
Herzog von Mailand] verwilliget, also dass nit, wie
vor beschehen, das gelt verschlagen und verstolen
wurde. Und hierin und in allen Sachen zehandlen
und inzesehen . . ., ward ... ein botschaft hinin geseilt.'
Ansh. — 2. zur Einsicht, Erkenntniss kommen, wohl
allg. (G')s-st Bas nüd i"? — Vgl. Gr. WB. II 290/1;
Fischer II 645/6. — l°-se(h)e» G; Soh; Tu, -se Th; Z
Russ., -seche" Bs f-e-J; BE.; GG.; S — n.: 1. a) Betrach-
tung, Prüfung, Beaufsichtigung, Einschreiten. ,Das
einsehen, betrachtung, inspectio, animadversio.' Fris.:
Mal. ,[Man solle die Klagen gegen die Tu Prädikanten]
an die Eidtgenossen bringen, damit i-s beschehe.' 1566,
Z RM. ,Umb Y., Hilf undt Reformation ihrer Be-
schwärden.' RCys. ,1m Fal nit Ynsechens beschechen
sölte.' Z Münzmand. 1620. S. noch rätlich (Bd VI in 17).
— b) bes. in der Verbindung ,ein i. tuon.' ,Kin lleissig
einsehen tuon und auff ein ding wol achten, intro-
spicere (per translationem).' Fris.: Mal. a) (auch es
1. mache" ArLb.) zT. mit Dat. P., helfend (in der
ä. Spr. auch strafend) einschreiten, Vorsorge treffen
Sah, seh. sih, soh, suh
564
ApLb.; GRh.; ScHSt. (Sulger). „Aushülfe, meistens
in der RA.: Jindin ein Einsehen tun, in einer Not und
Verlegenheit eine glückliche Entwicklung der Um-
stände herbeiführen VO"; so auch nach einer weitern
Angabe für Schw; Zg. ,Die Herre" söüi"d en I. tue",
dafür wachen und sorgen' SceSt. (Sulger). Den Wasser-
beschädigten sö't-men es 1. tö" (mache") ApLb. ,Ir
fürnemen ist nit mit mir, sunder hinder mir ze dis-
putieren ... wiewol ouch hierin Gott wirt y. tuon.'
Zwingli. ,[Es ist] zu besorgen, wo nit ein insechen
getan, das derselb spittal zuo grund gaan müesse.'
1542, Z RB. ,Vogt von Kyburg schryben, wie sich
die im bösen ämptli so ungottsfürchtig halten, darumb
er ein insechen tuon [soll].' 1559, Z RM. (noch wieder-
holt im XVI./XVII.). Den Übergang zu 2 veranschau-
lichen: Jnsunders so tat ein fürsichtige stat Bern
notwendig i. uf etliche hantwerk, gab inen bim eid
Ordnungen.' Ansh. ,1., erhepter ufruor vorzesin, von
kleinem und grossem rat geton.' ebd. ,Mh. [sind] ver-
ursachet worden, hierüber ein söllich insechen zetuon,
das [usw.].' 1551, Z RB. S. noch ab-räten (Bd VI
1600). — ß) Rücksicht walten lassen, Nachsicht üben
Ar; GG., Rh.; SchSt.; Th; Z. Er hät-mer en I. 'tue",
zB. seine Forderung ermässigt GG. Du törftist-mer
iez dö wol e"weng en I. tue", zB. die Ware etwas
billiger ablassen (ich habe dir früher auch einen ent-
sprechenden Dienst erwiesen) Th. Da tvird-me" mües'en
e" I. tue", wird man nicht zu scharf verfahren dürfen.
Der Himel hat en 1. 'tue", nicht regnen lassen. ,Dann
ich gnoter hoffnung were, die küngk. mt. wurde an
i. tuon und mir ain guot antwurt werden.' Rainsp.
1553. Auch mit ha" Ap; B; Tu. Uie und da mues'-
nun öppen ou'h es I"seche" ha" ii'"1 Feufi la" grad sl".
Loosli 1910. — y) „Etw. vergelten, gut tun VO",
Vergeltung üben (im Guten) S, eingedenk sein, bes.
gegen empfangene Wohltaten ApI., K. (TTobler). —
2. = Ansehen 3 (Sp. 560). .Einer stat Bern i. wider
schweren, grob red und zuotrinken.' Ansh. .Notwendig
i. wider reisglöuf und fürkouf.' ebd. .Ordnung und
Einsehen der Knechten und Mägden halber.' B Luxus-
mand. 1728. — 3. kleines Geschenk, Gratifikation.
Tüsi"g Pfung bars Gehl müesst-der ha", wenn-der-mer
wider zum G'sicht verhelfet, und de"" amen Inseehen,
tippen ame" süessen Anl;e"bälli oder an-ere" guetg' rauhte"
Ramme" seil 's den" aueh nit ßlc". Schild 1876. —
2 knüjift an 1 li a, 3 an 1 bf an. — In-seher m. ,In-
secher', wörtl. Übersetzung von ,episcopus.' Vad.; s.
Mänggel I (Bd IV 331); neben .aufsecher.' , Einsäher,
der ein ding fleissig besiebt, animadversor.' Fris.;
Mal. — ln-sehung f.: = In-sehen 1 a und 2. ,Türe
und insehung derhalb besehenen.' Ansh.; vgl.: ,Diser
türe halb . . . fürsechung zetuond.' ebd. ,Dass darin ein
insechung und ordinanz zuo solicher sehmützworten
verhüetung ... gemacht werd.' 1531, Abs. ii.
dar-i" drl"(g')-: 1. hineinschauen, .introspicere.'
Id. B. ,Weil man auch von der oberen strass hinab
darein sehen und es wie im keller tief gelegen, wirt
es [ein Bad] die hell genennet.' HPant. 1578. Zum
Kochten sehn, einschreiten. .[Die Leute der Graf-
schaft Baden klagen] daz sy eim undervogt [an ,gwand-
fall'] mer geben müessend, denn unserra landvogt
worden wer, mit underteniger beger, wir wültend
darin sehen.' 1512, Arg. ,Die Sophisten hend Oeco-
lampadio ... wellen, dass er nit lese, verhüten, hat
der rat also darin gesehen, dass allen Sophisten ir
leeturen abgeschlagen sind.' 1523, Strickler. S. noch
Ün-Rät (Bd VI 1579). — 2. drein-, aussehn Ar: B;
Gl; L; G; Th; Z. Hieher wohl: ,Blando vel truci vultu
respicere.' Id. B; doch ist re- auffällig. Du (g')s-st
drl"! zB. vor Schmutz. Dan hat dri" g'se(he)", zB. vom
Wetter. [Der Hafer] i/sit z' teil Orte" schüHi* dri".
Schwzd. (GT.). S. noch giblen II (Bd II 98); gegen
(ebd. 143): Armen-selen-Glger (ebd. 152). ,[Die An-
geklagte] sei jedes Mal, wenn sie so drein gesehen,
schwanger gsin.' 1781, Gl JB. — Vgl. Gr. WB. II 773;
Fischer II 72.
under-(ge-): mit Dat. P. a) .unter die Augen
sehen', zu Einem aufsehn BGr. [Der schlaue Bettler
pariert die abweisende Antwort des Bauern] indem
-er-mu jdmmerlich underg'sed u"'' seid . . . Barnd. 1908.
— b) = chüenzlen 1 (Bd III 380) BR. Die Chind Hein
den Götti wert, aber er tued g'nueg chüenzlen u"d
underg'sen, — c) (einen Kranken) pflegen BBr.; Syn.
luegen (Bd III 1222/3). Der Brueder hed-mer gued
underg'sen. — Mhd. undereehe«, Vorkehrung treffen gegen.
verhüten.
er-sc" WV.; Zg (Dial.), ■g'se« BsL. (Plüss): 1. a) an-
sichtig werden, erblicken. aaOO. Wo-n-er aber nW*
icit e"wegg g'si" ist und-e" der Vater erse" hed...,
Übersetzung von Luc. XV 20. Dial. (Zg). #ass-?ree"
numme" wenig mag erg'se" [von dem lauschigen Plätz-
chen aus], isch ebc", was -mer g'fallt. MPlüss 1908.
.Da sige ein agerst uff einer bigen holz gesessen, zuo
der des wassenbleichers kind mit steinen wurffe, und
als sy daz ersehint, wonde er die wild were, und
wurffe mit einem stein ouch zuo dero.' 1473, 7, IIB.
,Jetz ersehend die brüeder Josephen.' Rdef 1540. ,In
disen dingen ersieht der her den pfil, so der Teil im
goller hat.' HBrennw. Chr. .Die stimm [ea, ea, ea]
machet, dass die räbhüener ire köpf niderhebend und
nit ee auffliegend, dann sy disen, so die stimm braucht,
ersehen habend.' Vogelb. 1557. ,[Der Dieb habe] un-
wyt Keisserstuel 19 Ein Tuech entragen wellen, und
er aber von einem Puren ersechen worden, der imune
das Tuech abgejagt.' 1601, Z RB. .Als mich der erste
[Haiduk] ersähe, wolte er auf mich zuschiessen.' 1664,
JJRed. (Zoll. 1905). ,So sähe er eine forchterliche
schwarze Katze zu[m] Fenster hinein schleiche[n],
welche er grad ersähe, sie käme zu seinem Bette hin
und wolte hinauf.' um 1800, TiiEsch. Familienbüchlein.
S. noch er-rüeffen (Bd VI 700) — b) geistig, erkennen.
.Perspicio, durchhinsehen, eigentlich sehen und fleissig
merken, ersehen, erkennen, wol besehen, betrachten.'
Fris.; , ersehen, erkennen, perspicere.' Mal. — 2. se-
hend werden. .Füerend uns ein blinden oder ein lamen
bar und sage mir zuo dem selben blinden : Nun re-
spice, ersieh. Diss ist ein wort Christi ...' B Disp. 1528
(Zwingli; nach Luk. 18, 42 ävdßXstJjGv; in den Bibelüber-
setzungen ,bis' oder .sei sehen(d)'; got. ussaihw). —
3. durchsehn, prüfen. ,lst die sach für die rechen-
herren gewissen, die alten Ordnungen zu ersehen und
volgents an myn herren ratschlag langen zu lassen.'
1566, Z RM. .Faltscher Büochren halben ist erkennt,
dass nemlich in den Ürtenen die Büocher in des Eind-
lifers Huss sollen tragen werden, alsdann soll salbe
der Pater Guardian samt einem Amtsmann ersächen.'
1609, Ndw Beitr. 1884. — 4. reff, sich umsehn, orien-
tieren, Einsicht nehmen. Zürich wird beauftragt, die
bei ihm liegende Vereinung und die Breven, welche
alle Orte berühren, hervorzusuchen und im Original
565
Sali, seh, sih, soll, suh
oder abschriftlich auf den Tag zu bringen, .damit wir
uns darin ersächen können.' 1539, Absch. ,[Es] söllent
mh. die recbenherren in bysin der beiden obervögten
dero von Büelach stattrecht, so in einem büeclili be-
griffen, sich darinn ersehen [!] und ouch der frygcn
zügen halb ratschlagen.' 1565, Z RM. ,[t>ie Klage-
schrift sei] mir zuogeschickt worden, dass ich mich
darin erseclien solle.' 1585, F. , Hieruf, nachdem wir
uns in [eurer] Instruction und bevelch ersehen...'
1592, Ses. 1882. .Taten dem glychen, als wollten sye
es annemmen, begerten Verdank und etwas Zeits, sich
in den fürgeschlagnen Articlen zu erseclien.' RCys.
,Dann wil ich den Patrem R. weisen, sich ein wenig
zu ersehen in einem Büchlein genennt Christianismi
degeneris historia.' ClSchob. 1(395. ,Die Rechnungen
der Schirmvögten in ihre Häuser schicken, damit sie
sich mit Gelegenheit darinn ersehen können.' Z Waisen-
ordn. 1738. — Vgl. Gr. WB. III 980/1; Fischer II 843;
Martin-Lienh. II 340.
üs-(gc-): 1. tr. a) vollständig sehn; s. über-(ge-)
sehen (Sp. 545). — b) (Etw.) erwählen Sch. — 2. aus-
sehn, wohl allg. De1' (oder Das) (g')s-t üs (das' de"
Tüfcl macht drab grüse") ! Je, wie (g')s-st du wider
(einist) üs! S. noch Boden (Bd IV 1027). Wie g'siend
ier e" NÖbli üs! ATobler 1909. Frei, schlecht, (nüd)
guet (usw.) ü. Das g'such ver/luecht katholisch üs.
RvTavel 1910. Na'!l Nüt ü., unscheinbar, ebd. Ü.
wie d' Chat- am Buch (GBuchs), wie de" Lumpe"stecke"
(ZStdtf). tote der Morge"st'ern, tvenn-er d's Chemi ab
luegt (BE.), nie Türi und Hunger (LForrer) ua.; s.
auch siben (Sp. 55). De g'sest jo üs grad tvie-n-es
Marterbild! Stutz. ,Uu siehst so liebergöttig und ab-
schetzig auss, dass ich steiff dorfür halte, der Job sei
dein Schwager und der Lazarus dein Bruder gwesen.'
Suhimpfr. 1651. ,Der Handel sache damalen für unss
um etwas widrig aus.' Sererh. 1742. ,Potz tausend!
gedachte der gestümblete Fuchs, wie sihe ich jetzt
auss!' S Kai. 1752. ,Wer Jesum liebt, hat dort ein
Haus im Hirnel, das sieht anders aus.' 1792, BWimrrj.
Hausinschrift (Af V.). - Vgl. Gr. WB. I 957/8 ; Fischer I
515/6. - Üs-sg(h)e"Ai; Ar; Scb; Tb; Z, -se» L; Tu;
ZRuss., W., -siehe" ApK. — n.: 1. Ausblick, Aussicht.
.Dann diss Ort nit nun siner Gelegenheit und Gebüws
halb, sonder ouch von wegen sines U-s über und in
die Stat ganz lustig und lieblich ist.' JJRüeger. ,Ein
Flecken, der sein Aussehen durch das Veitlein nider
dem Chumersee zu hat.' Güler 1625. ,D. hat ein weit
Aussehen, sowol das Land hinauf als das Land hinab.'
ebd. RA. D' Sach hat e" wit Ü., eine grosse Trag-
weite ScaSt. (Sulger). — 2. Aussehn, wohl allg. Er
hat efsj schlechts U. .Alles lif verwirt auf dem Schür"
herum, die Matrosen ohne Hemd — hat kein gutes
Aussehen.' JvWeissenfluh 1850/1. I°h ha" hei" Ussä"
früejerer Jör ... und früejer bin-ich es 31eitschi g'si"
jo g'wöss wi' Milch und Bluet. ALGassm. 1906 (L);
ich ha" kei"s Ussc" nie vor ''em Jär ZW. (aus dem
ZO. importiert). — üs-sehend: 1. sichtbar. .Ein
zimlich wyt u-e Brunst in HKollers Huss.' 1668, Z Wth.
Ratsprot. — 2. blass, übelaussehend GA. (St.b).
use"-(ge-): 1. herausschauen. Eig. BG., O. (,foras
prospeetare.' Id. B); W (s. Lüder Bd III 1101). Uneig.
Es g'sed Nüd (nid vil derbij use", es schaut Nichts
(nicht viel) dabei heraus, lohnt sich nicht der Mühe
BG., R. — 2. a) her-, hinaussehn (können) Aa; Ar;
B; Th; Z. /'''' cha"" nid use'g'se", ich muess uf ''e"
Stuel stige" Aa. Uneig. Jetz wo-mer auch e" Bitzeli
usefg,sdehend [aus dem ärgsten Mangel heran* wären],
mues' Das (zB. eine Krankheit) cho"! Z (Uän.). Nüd,
nümer (nienef mer) u., keinen Ausweg mehr finden,
verloren sein Ar; Z. — b) einsehn, herausfinden
AAÜürrenäsch ; SOlt. lch han usc'g'sc", dass- es Nüt
nützt.
ver-: 1. a) Etw. voraus-, vorsehn. ,Der rat ist
über ein komen, swer der ist, der dehein ding tuot,
daz buoswirdig ist, sid man mit elliu ding v. mag,
daz sol er besseren, als sich der rat erkennet.' ä. L
RB. Voraussehn oder klar, deutlich sehn (vgl. Bed. 4):
.[Ich HGessler rate euch Luzernern] das ir uch keiner
dinge mer underwindent, unz ir versehent, wie dis
ein ende neme, das ir iez under liemlen haut.' um
1332, Widmungsscbr. 1875. — b) rerl. <x) sich vorsehn,
in Acht nehmen. VersV-di'h rieht! CLZwicky 1865
(Gl). Mir g' fallt 's gar nüd, was da d' Herre" wend
[an der Landsgemeinde | ; versVnd-ech, eb-er Alls a"nend.
ebd. ,Zuo letst syn Ion er [Alexander Phereus] ouch
enpfieng; dann wiewol er sich versach, syn eigen wyb
in ztod stach.' Eckst. 1525 (Klag). ,[Narr, den Doktor
vor der Venus warnend:] Darumb gar eben dich ver-
sieh! ich hab jetz gnuog gewarnet dich.' Geng. Gm. —
ß) sich auf Etw. gefasst machen, erwarten; mit Gen. S.
,Sich desse" v., praevidere.' Id. B. I'h ha"-mich dessi
ferse" B (Zyro). ,Dass nur er sich ganz und gar der
sache nit v. tai', ahnungslos zum Gericht komme.
Keller, Fastn. (.Der kluge Knecht'). .Welcher under
üch hätt sich eines so schönen kronis vom doctor
Balthasar versehen?' Zwingli. .Ein gross teil der
Eidgnossen und nämlich Zürich [waren so geneigt
zum Abzug], dass d Eidgnossen keins blibens und
ouch der küng keins Widerstands sich nie versaheud.'
Ansh. ,[Wir altgläubigen Glarner sind bei der Ab-
stimmung überrumpelt worden] da wir uns ee des
tods versechen hettind.' 1532, Strickler. ,Dise bot-
schaft empfieng er mit grossem verwundern, wann er
sich des nit versechen hat.' HBrennw. Chr. ,Ein wun-
den, deren man sich nit versehen hat, non expeetatum
vulnus; ein ding, dess man sich nit versieht und das
man nit vermeint oder warnimpt, improvisura et in-
opinatuin.' Fris.; Mal. ,Do er in grossen nöten was
und sich Sterbens versach.' LLav. 1569; ,ihm der Tod
vor Augen schwebte.' 1670. ,Man war ussgewintert
und hatt sich eins Solchen [einer Futterteurung] nit
versehen.' RCys. (Br.). ,Abyron [der ,Zoll' zu geben
sich weigert]: Glüsts dich mich zpfenden, so gryff
mich an! versee dich dess: ee muost mit mir schlan.'
1616, L Spiel. , Tobias: Ein Blinder bin ich gangen
auss, jetz gohn ich gsechent wider z Hauss, s hett ich
mich hüt frühe nit versechen.' GGottb. 1619. , Hatte
mich des Sommers versehen und traf Winter an.'
UBrägger 1788. S. noch Süfz(gjen (Sp. 371). Mit
Adv. an Stelle des Gen. ,Wo das je der gstalt nit sin
möchte, als er sich aber nochmals nit v. wellte.' 1529,
Absch. ,Sich v. von': Sich e' [= d's] Schlimmste" von
Ki"' in c. pessima qusque expeetare ab aliquo.' Id. B.
,Von dem bluomin virsihet man sih des chumphtigin
wuocheres.' E. XII. . Wack. 1876. ,Gegen'; s. schon
Bd II 1 12. .Unser herren versehend sich gegen üch
als neu lieben herren aller früntschaft und gunst.'
Zwingli. S. noch Üf-sehen (Sp. 551). .Zun.' .Nachdem
wir und die unsern uns des zuo inen nit versehen
hattent.' 1424, Bsl'.B. ,N. wonde, er were also mit
Sab, seh. sih, soh, suh
568
im gericht und geeint und sölte sich keins argen zuo
im mer versechen oder von im wartent sin.' 1466, Z
KB. ,Guot brottwürst wil ich dir auch gän, des sot
dich gwiss zuo mir versän.' VBoltz 1551. ,[Die Juden
hatten] sich zum künig solcher grusamkeit keins wägs
versähen.' LLav. 1583. ,Solcher Empfindlichkeiten bat
sich Paulus zu den Corintheren nit versehen.' F Wyss
1670. Mit (auf die Zukunft gelindem) abb. Satz od.
Inf.; zu f überleitend. ,Tch verseche mich, dass disse
bredige gar vil menschen werde befinden.' NvBasel.
,[N. sagt aus] dass im der Spänli seit, dass er gehört
hab sagen, er wer geschetzet; do im der das seit, do
verseche er sich selber, man wurde inn in den türm
legen, und das wölt er lieber vorhin versechen [Bed. 3 b],
und also gieng er zu minen herren.' 1411, ZRB. ,Ich
hette villicht vil jar mer gelt uss fischen gelöset,
denn ich getan hab, hette ich mich versechen, das
ich es [das Schlossgut Alt-Regensberg] über minen
willen verkouffen gemüest hette.' 1469, Gfd (Mötteli-
handel). ,Dorumb man sich versieht, die keiserlich
majestat werd in dem zug verzihen biss in die krütz-
woch.' 1475, Bs Chr. (noch mehrfach). ,Uch sy kund,
das wir uns nit versechen hettind als lang hie zuo
ligen.' 1481, Gr Brief. ,Du sollt dich gänzlich zuo
mir v., das ich din schryben hätte lassen (als man
spricht) für oren gon, wenn ich nit gsehen hätte,
dass...' Zwingli. .Desshalb ich mich wol versieh, es
gelte ir liegen noch weniger bi üch, so ir hohes ge-
pöch by uns dem evangelio nun fürgemündet hat.'
ebd. .Unser herren [hätten] sich ouch versächen, ir
hätten bas erinnerot und betrachtot, was liebe, leids
[usw.] ir mit uns gelitten.' 1531, Absch. ,N. sprach,
es [das Mädchen] were vil by inen gsin und ver-
sechind sich die sinen wol, es würde ein ee druss.'
1538/40, Z Ehegericht. ,Nun hette sich unser alt-
burgermaister von Watt wenig versechen, das der von
Abbancell sandtbotten sich söllicher red beschwert
bettend oder deren abgsin werend.' Kessl. ,Es ist
sich nit zuo v., das einicher witerer schätz by Nü-
renstorff ze finden syge.' 1579, Z RM. S. noch Mick
(Bd VI 815). — y) erwarten, annehmen, vermuten,
glauben; auch von Vergangenem od. Gegenwärtigem.
Mit abh. Satz. ,[Den Ertrag der Nussbäume bei der
Kirche] son die kilchmayer bekeren in der selbun
kilchun ze Swarzenbach lichtes nutz, als sie sich ver-
sehent bi ir eren und ouch bi ir warhait, das es dem
lichte der selbun kilchun aller nutzberest si.' 1336, G.
,[N. sagt aus] dass im sine schiff genomen werdent
und dass er si etwen in des Swenden werd findet, und
versieht er sich, es tüye JGlenter und JFüetschi, er
weis sin aber nüt für was.' 1391, ZRB. ,Also zuo
letst schied er von uns gen Costenz und Hess sich da
absolvieren, nam ouch darumb brief; versechen wir
uns wol, die selb absolucion wis, was er von der sach
wegen versprochen hab.' 1434, AaB. Urk. ,N. habe
inn beschicket und mit im gerett, er verseche sich,
er habe nit vil geltz, des glichen er ouch, und daz
sy ze gelt komind, das er denn so wol tüege und mit
im her uff gange ze besechend, ob inen nützit an die
band stossen welle, das sy das nemind.' 1449, Z RB.
,Ich will dir anzeigen, dass etlich gewesen, die nit
getouft sind mit dem üsserlichen touf und dennoch
userwälte Gottes gewesen sind... Sprichst du: Es ist
sich wol ze v., sy sigind touft oder aber sy sind nit
selig worden. Gnad, herr richter! Zimt mir iez nit
ouch schryen: Es gilt nit v., dünken, meinen, sunder
wüssen.' Zwingli. ,So sich aber ze v. ist, das er tal-
ame eintweders zersprungen oder aber in ysen gleit
sye.' ebd. ,[\Vir] versächent uns, sölliche Unbeschei-
denheit fürbass solle verhuet werden.' 1604, ADettl.
1904. S. noch Ur-sach (Sp. 120). Mit Adv.; .[Unsere
Boten haben] etlich unser beschwärd und anligen üch
mit lieblichen und früntlichen Worten (als wir uns
versechen) angezöugt.' 1531, Absch. — 2. (vorsehend)
bestimmen, von Gott. ,Welicher wolt nit das heilig
evangelium und den beigen Paulum (so in Gott zuo
einem prädicanten verseben hätte) trüwlich ... ver-
künden?' Zwingli. — 3. a) (vorsehend) sorgen für,
be-, versorgen. ,Providere, fürsorgen, versähen, ver-
sorgen; versähen, vorsähen, überkommen, prospicere;
versähen, verwalten und handlcn.' Fris. ; Mal. et) mit
Acc. S. oder P. (und Angabe des Mittels, Zweckes).
Sachen. Ein Geschäft, eine Arbeit udgl. besorgen.
,Es söllent ouch die, so drotten habend oder wellicher
ye die trotten versieht, ufsehen haben, damit der zehend
...gefalle.' XV., ZRhein. .Der kung hatt antwort
geben, dass er üch rüter schicken wolte in merklicher
zal und wolte das in kurzem v.' 1475, Bs Chr. ,Wir
müessend morn ein suppen han, das wil ich dich v.
lan.' Badenf. 1526. ,Man wirdts versähen, es muoss
versähen oder versorget werden, videbitur, curabitur;
den gwärb und handel einer gsellschaft oder gmeind
versähen, societatemgerere; die haussbaltung versähen,
administrare rem familiärem; sein geschäft oder arbeit
aussrichten und versächen, negotium obire.' Fris.;
Mal. .[Der Stiftsverwalter] mag solches wol durch
den hoffmeier versechen.' 1561, Z Rq. 1910. .Die mei-
sten [Engadiner zu Venedig] pflegen einen Brantwein-
Laden zu v.' Sererh. 1742. S. noch ge-rech (Bd VI
107). Ein Amt oä. ,v.' 1) verwalten, ausüben Aa; Ap;
B; Tb; Z und wohl weiterhin. Er cha"" die Stell, de"
Poste" guet v. ,Der ammann im Turtal [soll] das land
im Turtal und der ammann zuo der Wildenburg das
land daselbs v. in unserm kosten.' 1439, G Rq. 1906;
so noch mehrfach. ,Die kürchen v. nach notturft',
vom Priester. 1481, UUrs. ,N. sol als vorstmeister
hinfür den vorst Wald und andere hölzer, so der
äbtissin zum Frowenmünster gewesen sind, v.' 1523/6,
ZRB. .Gott wolt, das ers [sein Pfarramt] wol hett
mögen v.' 1528, G. .Einem obervogt, so die vogty
Weningen versycht' 1548, Z. ,Ein gemein regiment
versähen, in eim regiment sitzen, rempub. gerere;
vogteien versähen, verwalten und regieren, provincias
ducere; sein ampt v. und darinn redlich fürfaren,
munus suum tueri; seinen dienst v. und acht ilarauff
haben, officium suum curare; zuo nacht wachen oder
die nachtwacht versähen, vigilias noctu agere.' Fris.;
Mal. ,Herr N., so die dritt letzgen inn der undern
schuol versieht.' 1579, Z RM. ,Die jenigen, so weder
zug nach wacht versehend.' 1720, Z Rq. 1910. Spec.
als Stellvertreter. .Sidmal der zwei orten Zürich und
Glarus antwurt under anderem lutet, sy wellen ir
potschaft ins gotshus und (die) landschaft (schicken)
und das regiment, ouch die husshaben zuo Wyl und
allenthalben v. und verordnen, damit der guot vor
dem bösen geschirmbt möge werden, da vermeint min
gn. herr [der Abt von St Gallen] nit, dass sy im da
nützit versähen, sunder sollten sy in der billigkeit
und dem landsfriden nach widerumb zuo dem sinen
kommen und in dasselb verwalten lassen, achtet ouch,
569
Sali, seh, sib, soh, suh
570
es stand niemands billicher zuo dann im, und sy ha-
bend in dem fal gar nützit da gwalt noch macht zuo
handien und im also das sin zuo v., das er dann selbs
wol könnte.' 1529, Abscii. ,Das burgeriueisterampt
versähen, des burgermeisters Statthalter sein, munus
consulis obire; ich hab im sein ampt versähen, ich
hab ton, das er ton solt haben, vicariam ei operam
impendi.' Fris.; Mal. ,üas er [der Vogtsweibel zu
Hegi] die grichte, so ein vogt zuo Hegi selbs nit zuo-
gegen, versechen [soll].' 1589, ZHegi. Mit verschwie-
genem Obj.: Der Geistli''', der letztli''1 bl-n-im verse"
heb. MUsteri. Daher auch mit Acc. P., Einen im Amt
vertreten. De" Pfarrer, de" Hop' nie"" v. Ar-Lb. Ich
mäne", si [die Haushälterin] mos* au'h nocH d' Frau v.
ebd. Wodich der Herr Inspekter von Birch zum erste"-
mäl g'achickt häd für de" Herr Pfarrer z' verse", da
häst-di'H z'erst g'rangget und g'sperH g'ha". MUsteri.
,Und was herr AvonRotperg burgermeister und gieng
doch nit in radt, sunder herr HRott ritter versach
in.' 1445, BsChr. ,[Pfarrer N.] soll... am amt blei-
ben, aber im ein College zugegeben werden, der in
mit der Visitation unten im amt versähe.' 1534, Z Syn.
(Hess). .Einen anderen versähen, eines anderen ampt
tuon, vicem alterius implere.' Fris.; Mal. .[Myconius
zu Platter:] Lieber, versieh mich etzwen, als wen man
die lichten messen singt.' ThPlatter 1572 (Boos).
,[N. habe] mehrmalen die Präceptores und Professores
versehen.' Ende XVIII., MRohner 1867. — 2) ein Amt
besetzen, von der Regierung. ,Wenn einer sümig cr-
schinnen ... [werden] mh. verursachet, denselben der
vogty zuo entsetzen und die anderwert nach gebür
zuo versechen.' 1530, Z RB. .Sollte yemands durch
sy gesumpt werden, wurdent mh. ir ampt müessen
versechen, das es versechen were.' 1541, ebd. Ahn-
lich: ,[Gott Vater zu den Rebleuten:] Wo ir üch dess
dann weitend speren [den Ertrag des Weinbergs ab-
zuliefern] ..., in ander wäg wurd ich versen hab und
guot, den winberg min, und ander gsellen setzen drin.'
Rüep 1539. Von Konkretem, besorgen, in Stand halten.
,Die (recht landstrass) soll man in eren halten biss
in die Ouw; darnach soll sy ein fer v., das man sy
faren mag.' 1502, ZRq.1910. Wer Gebäude (,Ge-
zimbri') zu Leibding innehat und nicht .versieht' und
in Ehren hält, der soll um das Leibding kommen.
1633, JGöldi 1897. S. noch Volch (Bd I 804). (Mili-
tärisch) verwahren. ,Wa ein usser einen indren in
unser stat wundet oder zuo tode schlat, als balde das
beschicht, so sol man alle tor sunderlich versechen
und beschliessen.' XIV7., B StR. ,Und kam die ganz
gemeind zusammen, dass der platz vor dem rathuss
was überstelt, desglich der vischmarkt und das rat-
huss umb und umb allenthalben bestelt und ver-
sächen.' Waldm. Aufl. 1489. ,Mh. habent die der wacht
erlassen, die die tor beschliessent, damit si der destbas
erwarten und v. mögint, ob ichtz nachts uferstüend.'
1493, G. ,[Die Feinde] band understanden unser wacht
zuo überfallen; doch so sind sy abgezogen ungeschafl't,
es was inen zuo wol versechen.' 1524, Strickler. ,üie
selbe pass wol v.' Ansb. ,Üa hat dieselben strass der
bischof mit einem bollwerch oder blockhus und lütten
versechen.' HBrexnw. Chr. ,Ein jeden houw ynschla-
chen und dermassen schirmen und versuchen, das
dhein vech daryn kommen möge.' 1559, Z Rq. 1910.
S. noch Rick (Bd VI 815); absehen (Sp. 543). Wie
nlid., mit Etw. versehn: ,Sein hauss mit haussradt wol
versähen und zuorüsten, domum instruere.' Fris.; .Mal.
Lebewesen; von leiblicher und geistiger Pflege;
vgl. be-räten (Bd VI 1611 ff.); versorgen. Von Tieren.
,Das grosse Schaf hat gelammet und fünfe auf die
Welt gebracht und die Mutter kann nur 4 v.' 1816,
JBRusch 1881. ,Es sol ouch der meier uff dem keln-
hoff im [dem Propst] die ross die selben zit mil Btrow,
hüw und haber nach notturft versechen.' 1518, ZEmbr.
,Guote sorg zuo dem vych haben, das vych wol ver-
sächen, curam pecoribus aecommodare.' Fris.; Mal.
,Er [ein Mietknecht] dürfte mir nit mein Ross ver-
sechen, ich kenne es noch selber tuon.' FPlatter
1612. S. noch Pfärd (Bd V 1181). Von Menschen.
Mit Bez. auf Einkünfte, Subsistenzmittel. ,[Die Rott-
weiler bitten, man solle] inen hilflich sin, damit und
si mit pensionen versächen werdent.' 1522, Absch.
,Es begert der predicant zuo Gryffensee, das mh. den
zehenden zuo Ytzigkon, so bisshar zuo der pfruond
daselbs gehört, zuo iren handen nemen wellind und
inn inn andere weg bedenken und v.' 1563, Z RM.
, Beide Mahl ist der Pfahrer [von der Gemeinde, die
ihm Holz .aufmachen' sollte] versehen worden, dass
er genotiget wäre, seine gewohnte Schroter widerum
zu gebrauchen.' 1719, ZEmbr. , Einen mit einem ampt
v.': ,Mit einem eeren ampt wol versähen werden, ein
herrlich ampt überkommen, honores aeeipere.' Fris.;
Mal. .Einen v. umb': Die Weinsinner sollen ,all
Monat in all Kehr [Keller] ... gan und besehen, wie
es um Schengk- und Trinkwin und Niederlegung ain
Gestalt hab, und uns darum getrüwlich versechen,
das uns gelang sollichs, so uns werden soll.' 1440, Scu
Chr. (Neugeborne) Kinder, Kranke, Altersschwache
,(mit fall und rät oä.) v.'; s. Bd 1 735; Bd VI 1559.
,Ob einer von Alter nümen möchte werken, so sönd
sy von ihnen [den Herren] versechen werden mit
Essen und Trinken bis an den Tod.' AAWett. Offn.
(spätere Abschrift). .[Reiche mögen sich oder ihre
Verwandten im Siechenhaus auf eigene Kosten] spisen,
trengken, frost buessen und mit vall und rat ver-
sechen.' 1573, AaL. StR. , Vogt zuo Kyburg schryben,
mit den Bindern mit ernst ze reden, das sy ir alte bassen,
so dhein blatz meer zuo Uri hat, versechind und iren
dermassen handtreichung tüegind, das sy sich nit inn
bettel begeben müesse.' 1573, Z RM. S. noch Pfruend
(BdV1285). Von der elterlichen Fürsorge übh. ,Der
vatter sol den sun versen und inn nit uff den fleisch-
bank gen.' Ruef 1539. Mit spec. Bez. auf Ausstattung
und Verheiratung. ,Umb versähung des kinds möge
der genant, von Landenberg ... fürpringen, das der
genant Jacob Mötili im verhaissen und zuogesagt hab
ain kind zuo v.' 1495, Gfd. Ein Kind ,(in die, zuo
der ee) v.' ,Die frow [soll] das kind by ir haben und
erziehen, und so es zuo sinen tagen kompt und in die
ee oder sunst versehen wirt, sol die muoter dem kind
geben 150 pfd.' 1490/1518, Z Schirmt). ,CFröuler sye
zuo Gamps durch einen priester, der sin fründ ge-
wesen sye, erzogen und zuo der ee versechen worden.'
1502, Z. ,[Wenn Eltern oder Vormünder] sümig wä-
rind und ire kind nit versähind innerthalb den nün-
zehen jaren, so mögend sy darnach sich mit der hilft'
Gotts selbs von yedermann ungehindert und one alle
entgeltnuss verhyraten und versorgen.' 1535, Z; ähn-
lich noch BChorg. 1667. Vom Eintritt in den geist-
lichen Stand. ,Rych und bettelmünch ... soll man ...
lassen absterben ... Dass die gytigen bioby sorgend.
571
Sali, seil, sih, soll, suh
57 2
sy mögend ire kinder demnach nit wol v., ist ouch
umsunst,' Zwingli. ,Es flengend ouch an die herren
und adel im land ire kind dahin [nach St Gallen] zuo
versechen, darmit si gross herren sin und us des
gotshus güetern leben möchtind.' HBrennw. Chr. Von
der geistigen Ausbildung: ,[In Ablehnung des Pro-
jektes einer Universität zu Borschach erwarten die
eidg. Gesandten] sin f. gn. [von St Gallen] werde ire
jungen durch guot geschickt schuolmeister inn chri-
stenlicher leer und zucht versächen und ufferziechen
lassen.' 1551, Absch. Von der geistlichen Fürsorge.
,[Dem Leutpriester von LButt. wird ein Zehnten von
einem Grundstück angewiesen] das er des williger die
von Gatwil, so man sin begeren ist. versehe und ver-
sorge zum leben und tod.' 1485, Gfd. ,[Die Lenz-
burger erhalten] ein eigne pfarkilchen, darin si zum
laben und tod mit allen pfarlichen rechten versechen
möchten werden.' 1514, AaL. StR. ,[Es wird] den
ussern undertan gewilligot, weliche kilcben si wellen
[die von Staufen oder die von Lenzburg] zuobesuochen
und sich alda versuchen zuolassen.' ebd. , Weliche
priester nit mess han und si [die mit dem Bann be-
legten Appenzeller] versechen wollt[end], denen lüftend
si durch ire hüser...' HBrennw. Chr. [N. soll] ein
gmeind Dorff . . . mit predigen versehen.' 158:3, Z KM.
Spec, mit den Sterbesakramenten versehn kath. Aa
(auch uf de" Tod ».); Gl; Gr; L; Uw. Syn. auch
(ver-, be-Jrichten (Bd VI 386. 430. 435); ver-warcn. E"
Chrankne" v. Ndw. Si händ-e" lö" v. .Einem wird
der Platt' gholet, dass er ihn v. soll.' Schimpfr. 1651.
Einen verwahren, gefangen setzen: ,Ob N. solicher
Worten abred wer, begert er [der Kläger] zücknüss
zuo hören und inn zuo versechen, das er nit absweitf
werde.' 1497, ZKM. — ß) rei'l. .[Kaiser Karl IV.] seit
den frid ab, das der ein nianot darnach ganz us sin und
iedermann sich versehen solt.' HBrennw. Chr. S. noch
ansehen (Sp. 555). Von der Vorbereitung auf den Tod:
,Und rueftend die vigend in die stat [Murten] hinin, si
söltend sich versechen und bichten, dan uf morn wurd
man si henken.' Vad. Mit Modalbest.: ,[Er sei] des wil-
lens, dem künig den orden widerumb zuo schicken und
sich in ander wis zuo versächen.' 1548, Absch. Mit
Ortsbest. ,[Viele alte Priester verliessen ihre Pfründen]
und blibent bin alten glöben etc. und versach sieh ein
jede[r], wühin er mocht.' nach 1526, Ei>lib. ; vgl. zur
Richtungsbest. oben Z. 3. ,[Dem Schneider N. wird die
Niederlassung verweigert] diewyl sunst schnidern in
statt und land gnuog vorhanden ... soll sich sonst ver-
sechen, wo er mag.' 1557, Z KM. Sieh v. mit Öppis, com-
parare res necessarias.' Id. B. ,So ver icr üch mit hei-
teren nit versechen, wellent dissen als einen annemen.'
1518, Schw Brief an Zwingli. ,Sich mit einem under-
pfand versähen, fiduciam aeeipere; sich mit fuoter
auff den winter, mit notwendigen dingen versähen,
providere in hiemes pabulum, rebus necessariis; sich
mit einer herberg oder behausung, mit galt versehen,
domicilium, argentum comparare.' Fris.; Mal. ,So
möcht es inen ursach gen, sich ouch mit pündtnuss
zuo versen.' 1587, Gl JB. Sich .mit' einem Ehege-
niahl oder .eelich v.' .Das die Adelheita Kellerin...
gern sich widerum mit einem eelichen husswirt ver-
sächen weite.' 1538/40, Z Ehegericht. .Deshalb er
sich mit einer anderen frommen eefrouwen wol ver-
sächen möge.' ebd. .[Er sei] alters halb der jaren,
das ersieh eelich versechen und zur husshalt schigken
sölte.' 1542, ZRB. Mit ,umb.' ,Sich umb holz ver-
sächen.' 1567, Z Rq. 1910. S. auch Provisor (Bd V 506).
Mit ,näch.' .Soll und mag ietweder teil [die Stadt
Bern und der Stadtarzt] dem andern ein halbes jar
vorhin an allen zorn absagen, umb deswillen daz sich
ietweder teil in dem zitt, als dann billich ist, nach
dem bessern versehen und versorgen möge.' 1447, B
PES. ,Der künig versach sieh [nach Vasthis Ver-
stossung] glych nach einer andern.' JMurkr 1567. —
Y) mit Objektsatz: dafür sorgen, dass... aa) positiv.
,[Die Aarauer sollen] versächen und verkommen . . .
das [im Falle Schadens durch die Suhr] die burger
dem geschädigoten den abbruch und schaden ... sollen
ersetzen.' 1514, B. .Versieh du, das wir habind \vin,
schenk fast und bis nit trag!' Badenf. 1526. .Herr
Schalch soll v., dass die sul in das wuor gesetzt
werde.' 1551, Sch Ratsprot. ,Und solle er hienebent
v., das er jemanden dheinen schaden zuofüege.' 1568,
Z RM. .Als wir solches [den Besuch des Kaisers]
verstanden, haben wir gleich angends bei unsern metz-
gem und fischern versehen, dass sie gnuogsam ver-
fasst seien.' HOHuber Chr. — ßß) negativ; vgl. b.
,Ouch sol ein ieclich rat Zürich v. . . . das nierpan dis
nuwen d. [diese neuen Pfennige] brenne.' 1351, Z StB.
,[Die Hauplleute der Städter wollen] v., dass sich
soliche uffruor nit nie begebe.' 1475, Bs Chr. dem-
nach ist ouch versehen, dass die zehenden von denen
kilchen nimmermee kommen söltind.' Zwingli. ,üar-
umb versieht er [Paulus] zwürend im selben capitel
[I. Kor. 7], sinen rat solle man nit ein gebott schetzen.'
ebd.; lat. qua de causa non semel in eodem capite
rnonet, ne... .Als die türe ouch ein Eidgnoschaft be-
schwert, liessend gmein Eidgnossen v., dass man kein
anken, körn und win usser iren landen sölte fieren.'
Ansh. ,So gebieten wir ganz ernstig, dass an den
Pässen [usw.] mit allem Flyss versehen ... werde, dass
sy fürohin einich frömbd Bättelvolk keineswegs in und
durchs Land lassen.' 1628, B. — b) Vorsorge treffen
gegen Etw., verhindern, -hüten. ,Wan sender smerze
wil min herze bringen in todes hass; ob si dass nicht
versieht, uf min trüwe, si wirt schuldig an mir.' Hadl.
,Den gebresten wellen wir versechen und bessren.'
XIV'., BStR. ,Daz wir versehen und fürkemen die
herte und die strenge des cites und wir deste baz
mit fride und gnade beliben möchten.' 1315, Absch.
,Ze versehen(n)e raeren schaden', in der Eingangs-
formel von Urkunden. 1373. 1376, L. ,[Wir] haben
angesehen und betrachtet, daz solichs ouch hie in
unser statt under uns selbs zuo v. zimlich und not-
turftig sye.' 1457, BStR. .Alsbald er solich uffruor
verneme, hett der bischoff [von Genf] sin bogner und
amptlüt dargesant solichs zuo straffen und zuo v.'
1476, Bs Chr. ,Ob wassernot zuoviele tag oder nacht,
sol ein vogt zuo Röttelen dem ampt gebieten, das sy
helffend sölich not ze versächen.' um 1480, AaK.
,Wo der almächtig Got die sach nit hätte versehen,
so wäre under inen ein grosser kummer entstanden.'
Ansh. ,Kluog und gescheid, allerlei gefaar zuo ver-
sähen, sagax ad pericula perspicienda. Wenns nit mit
list oder geschwindigkeit versähen oder fürkommen
werdend, si non astu providentur.' Fris.; Mal. S. noch
Chiibel (Bd 111 110); Sach (Sp. 97). — c) Einem Etw.
wehren. .[Als] er gesechen, das der Bürger gegen
sinem vettern den zuo schädigen trungen hab, da
lognet er nit, er hab im das in der masse mit fünsten
.-,7:1
Sah, seh.
äuh
574
versechen, als er denn vermeine sinem vettern des
pflichtig gewesen sigez 1474, Z KB. ,[N. zog vom
Leder und] wölt im das [eine Schmährede| verwissen
haben; also wurde im das versechen.' 1477, ebd. —
4. einsehn, erkennen. .[Die Appenzeller behaupten,
vor Bregenz kein ,paner', sondern nur ein ,fendli' ver-
loren zu haben; Kessler weist nach, dass die dama-
ligen Panner nicht grösser waren als die spätem
.t'endli':] Darumb sy kaines ain fendlin, sunder alle
paner genennt band. Über das alles ist sich wol ze
versechen, ob sy ir t'endli oder ein paner in das veld
tragen habend, in welches sy, wie all Chroniken mel-
dend, mit macht zogen sind ... [Im Jahrzeitbuch von
Bregenz beisst es .krieg'sfenli oder paner'...] Also
lassend es die von Breganz järlich verkünden und ist
sy [= sich] wol ze versechen, warumb sy es fendli
oder paner genempt etc., damit sy nit mocbtend mit
Ungunst von den von Abbencell anzogen werden, wo
sy es allain ain panner genannt bettend.' Kessl. —
5. mit pejorativem ver-. a) .caecutire.' Id. B. — h) Etw.
übersehn, nicht beachten. Syn. übers. 2 a(Sp. 545). ,Es
klaget Felix Üri uff Walthern von Bregenz, der selb
W. sye also in sin hus gewandelt, habe mit des Knöilis
sines lemans und huswirts wib sölich gevert getriben,
das inn beducht, das es weder sin noch sines lemans
nutz oder ere were, das zuo versechend.' 1446, Z KB.
Übersehn oder falsch sehn: , Bewahr dein Ehr, hüet
dich vor Schand ... Wirst du die Schanz einmal v.,
so ist es umb dein Ehr geschehen.' XVII. / XVIII.,
Suterm. 1860 (Inschrift auf einem Glasgemälde). Refl.,
wie nhd. sich versehn Aa. Spec. von Schwangern
Sch (Kirchh.); Th; vgl. Rothenb. 9. Wenn ein Tier
nicht seiner Rasse entsprechend wirft, glaubt man,
es habe sich versehe- Th. — Vgl. Gr. WB. XII 1236/59;
Fischer II 1330/3 und vor-, fürs. Gelegentlich sind ro-
und fürs, vermischt worden: ,Meren künftigen schaden ze
verfürsehende.' 1403, Gfd 55, 240; ,was wier uns deshalb
zuo iuen filr Sechen söllendt.' 1531, Kef.-Arch. II '.'17. Nicht
klar ist die Bedeutung des W. an folgender Stelle: .[Bapst:]
USchten wir [die Sache der Messe] für den usspruch der
geistlichen recht bringen, so war der sach geraten und schon
geholfen. [Cardinal :] Das ist schon versehen und ein ver-
lorne red, denn bi dem volk ist nüt unwerders . . . dann die
geistlichen recht.' NMan. 219 (Bächtold) ; zu 3 b oder 5 b?
Zwei Stelleu aus Zwiugli, wi die Konstruktionen ,v. von',
eine Bestimmung treffen über, und .Einem v.', für Einen
sorgen, erscheinen, sind wahrsch. lateinisch gedacht (vgl.
providere de aliqua re, alicui rei): ,Es habend die alten
väter im Gangrensi concilio versehen von cewyben der prie-
steren, und stond die wort des Urteils noch hüt by tag in
den päbstlichen rechten' (in Gualthers Übers.: de sacerdotum
coniugio qua?dam a sanetis patribus statuta esse in Gangrensi
concilio legimus); ,es versehend die unvernünftigen tier zum
ersten inen selbs'; der Dat. S. unter raten (Bd VI 1595)
erklärt sich sicher aus dem lat. Original. — Ver-sehen n.:
1. Erwartung, Zuversicht; nur formelhaft. ,In ver-
suchen, dass dhein unwill da erwachsen nocli [sich] be-
gäben sölte.' Waldm. Aifl. 1489. ,In dem fründteid-
gnössischen Versechen, ir uns künftiglieh eidtgnösisch
zuzeschryben werdint ohnbeschwert syn.' 1685, Z. ,[Sie
sind] des ohnzwyffenlichen Versechens.' 1636, ebd.
.Des V-s leben.' 1729, AaB. StR. — 2. Besorgung.
Eines Amtes: ,[N. soll] synes fürnemmens mit dem
v. der kilchen zuo Sulgen abstaan, sidtmals er jugent
und leer halber zum predigamt noch nit tugenlich.'
L573, / KM. Von leiblicher Pflege: Knien .mir Ivb
und guot ufnemen und im sin lebtag versehen tuen.'
Zwin. .i.i. — 3. wie nhd. Versehn, wohl allg. (aus der
Schriftspr.). Im V. Gl (CStreiff); gew. us V., in Z
(lt Dan.) durch Mischung mit un-versehe" auch us <""-
versehe". — ver-sehe" bzw. rerse" : a) vorgekehrt,
festgesetzt. .Laut schon versechnen Landtrechtens.'
1725, Scaw Rq. — b) besorgt, versorgt. .Versähen, dem
man fürsähung ton bat, provisus; versächne ding wer-
dend ringer, provisa fiunt leviora.' Fris.; Mal. ,Die
Fraw füre ein ordenlich Regiment, halte wol Hauss
und sige Alles, wie man spricht, wol versechen.' 1609,
Z. ,Si" Lade" ist mit Allem rersc".' Id. B. Auf Per-
sonen bezogen. Mer sind no"' v., kaufen Nichts, zB.
zu einem Hausierer. So Eini nimm [zur Frau], ich
ha" -der 's g'seit, denn bist rerse" i" Freud und Leid
ZWth. (Lied). ,Das volk, dass sich bereit hatt zuo
ross, ist als versehen, es sy uf wasser oder uff land.'
1475, Bs Chr. ,[Die Schneider sollen] summers und
winters zyt, wann es sechse schlecht, inn des künden
hus gan und biderben löten knecht schigken, damit
sy versechen sygent.' 1545, Z RB. ,[Der Hofmeier]
soll ... der stift ... im herbst mit notwendiger und
gnuogsammer fuor gespannen stan und wol versechen
syn.' 1561, Z Rq. 1910. ,JSchnewli syge ein fauler
unnützer Tropf, überal nit versechen.' 1663, Z. ,V.
mit' ,Ein zeug mit körn oder proviandt wol versehen,
copiosus a frumento exercitus; mit radt nit versehen
sein, radtlos werden, consilium amittere.' Fris.; Mai.
.Nachdem sy [die Gemeinde] bisshar mit dheinem yn-
zug [Eiuzugsrecbt] gar nit versechen.' 1584, Z Rq.
1910. Mit Ei"'m, Öppis (guet, schlecht) v. st», ver-
breitet. Mit dem Ross, der Frau wärist (guet) v. Mit
Dem isch (wärj-me* v.! oft ironisch. ,Sidmalen die
spiess, so man etwann von frömbden koufft, gar nit
werschaft, sonder, so dieselben ein oder dry vier jar
ligen, voller Wurmstichen sygen, und so man glych
grossen costen anwenden, man in zyt der not damit
nit versechen nach gfasst were ...' 1567, Z. ,[ Das ge-
stellte Pferd habe allerlei Gebrechen, so dass man]
mit ime nit versechen were.' 1622, ebd. Spec. a) ver-
heiratet. ,Ouch zuo der apostel zyten [sind] söliche
sessbafte versah ne pfarrer, evangelisten, propheten
oder bischof gewesen.' Zwingli. ,Wann alle arme
honartige Burgerstochtem versehen wären, so hette
diser Streit schon ein End.' 1679, Z Ehegericht. —
ß) mit dem Viaticum versehn. ,Bin ich versehen in
die Galeren, Patrona genant, gestigen.' GKönk; 1695.
— y) wer die Kommunion empfangen hat, erwachsen :
Syn. ver-waret. ,[Die Totengräber] söllent von einem
grossen stein nemen I pfd und von einem deinen
stein X ß und sonst von einem versächnen mentschen
on ein stein VI ß.' 1561, AaB. StR. — un-: 1. a) nicht
vorhergesehn, unerwartet. , Darumb sy [Lucretia] nit
ab unversächner zuokunft ires mans erschrack.' HBull.
1533. ,So dann zuo zyten durch die grossen unver-
sechnen wasser das wuor an der Sil zerbricht.' um
1550, Z. ,In unversechner yl.' JHaller 1550 73; oder
zu b, = unvorsichtig? .Durch list und unversehnen
Überfall.' Ard. 1598. .Von den eusserlichen Ursachen
des unversehenen trocknen kalten Brands.' 1717, Gfd
(KNLang). S. noch Ab-Bueff (Bd VI 684). ,U-er sach'
(s. Sp. 112), .Weis' (Amm. 1657). .Unversehens', in (iL
u"versichs «-sihe"s), unversehens. , Es haben etlich
Sennen ganze Scharen von schwarzen Pferden u.
:,-:,
Sali, seh, sih, soll, suh
r.Tti
fluiden', auf dem Pilatus. RCys. (Br.). — b) act., ohne
Etw. vorherzusehn, ohne sicli vorzusehn; unbedacht.
.üiewyl und sy in der yl und unversechen on des
vatters gunst zuosamen gen sind, sind sy von cin-
andren ledig bekannt.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Als
dann Mötteli ein purenraeitli umzogen etc., hat des
pfisters frow unversächen etwas darzuo geret, wie dan
die wyber etwan tuond.' 1539, Absch. , Unversechen
der zuostendigen not unsamenthaft gezogen ward',
von den nach Kappel ziehenden Zürchern. Kessl.
,Quse necopinanti accidunt, mir als einem unbesinnten
und unversächnen.' Fris. — 2. nicht besorgt, versorgt.
Von einem Amt; s. Bd V 155 u. ,[Die Kriegsgefahr
macht uns Sorge] denn wir mit körn, salz und andrer
notturftikait ganz unversechen sind.' 1490, Ap (Brief).
Spec. a) nicht ausgestattet, unverheiratet. ,Er hette
des N. efrowen noch nie umb die eigenschaft erfordert,
denn sy were noch bisshar in irs vatters pflicht und
unversechen gewesen.' 1517, AaB. ,Kind, so noch un-
beraten und -versechen sind.' 1519, AaB. StR. —
b) ohne das Viaticüm. ,Er starb ongebichtet und on-
versechen, das man domalen für gross und gfarlich
hielt.' Vad. — ver-seh(en)lich: a) von Zukünf-
tigem, vorauszusehn, voraussichtlich, wahrscheinlich.
Präd. ,So wer ouch versähelich, daz der bischof von
Chölln und ander herren . . . fürer nit blibent.' 1424/5,
Bs Chr. ,[Es] were versehenlich, er wurde villicht
hinnan nach die schuld usstragen.' 1440, Z RB. ,Der
tag zuo Friburg würde sich, als versehenlich were,
ein zyt verzihen.' 1476, Bs Chr. Auch bei DSchill. B.
Als ausweichende Antwort, unverbindliche Zusage.
,[A.]: Ich mein, es bedörff des nütz [von dir , Stallung'
zu nehmen], du tüegist im [dem N.] nütz. B.: Es ist
versehenlich.' 1484, Z RB. ,N. seit, hab einer under
inen es [das Mädchen] gfraget, ob es den Doli B. zur
ee welle; da hat es gsprochen: Versechenlich. Do
sprach W.: Weist, was versechenlich ist? gilt nüdt,
du muost jechen ja.' 1530/3, Z Ehegericht (ähnlich
noch mehrfach). ,Versehenlich? ironice; certe.' Fris.;
Mal. Adv. .Kindlin, [die] versechenlich und gwüss
in eim monat oder zweien sterben würden.' B Syn.
1532/1775. , Damit zweiungen, irrsal, Uneinigkeiten,
so versehenlich under gemeinem volk daruss erwachsen
möchten, vermitten blyben.' HBull. 1572. — b) von
Vergangenem und Gegenwärtigem, wahrscheinlich, ver-
mutlich übh. ,Ist wol versechenlich, es [das Feuer]
wurde angestossen.' Jdst. ,Es ist ouch versähenlich,
dass Judas ouch getouft hab.' 1525, Siml. Urk. 1767
(Bs). ,Als wol versächenlich, dass sy nit mit galt
verfasset syen.' 1546, Abscb. ,Ist wol versechenlich,
er hette gern etwas mit mir gredt, es was aber ze-
spat', von einem Sterbenden. WSchodolers d. J. TgB.
1566/77. ,[Es] ist versehenlich und zuförchten, es
sei ...' Würstisen 1580. Adv. ,[Die Städte nahmen
schwerere Lasten auf sich als die IV Orte] versehen-
lich darum, dass sy um des willen, dass sy anfenger
der Eidgnoschaft . . ., inen gern solches zuogabend.'
1546, ABSCn. — Zur Form mit i vgl. die Anm. zu übers.
(Sp. 549). — ua- verseil'*: a) = un-ver-sehen 1 a ; un-
versehens Scaw; Zg; ZWila; St.* (oO.). U"verseliger
Wis Schw; Zg. Eim u. vor d' Auge" cho" ZWila.
,[Die Birs ist] unversechenlicher gewalt gewachsen.'
1529/30, Bs Chr. ,So heschicht ouch oft, daz der tod
unversänlich dahär kumpt.' Gualther 1559. ,Unver-
sächenlicher sach.' 1561, B Turmb. ,ln aller stille
und unversähenlich [rückten die Feinde heran].' LLav.
1569. ,[Der König] ist in ein unversechenliche omacht
gevallen.' 1574, SBrief (Widmungssehr. 1875). .Gegen
abend... hat sich by den 4 vennlinen ... ein unver-
sehenlicher lermen und rumor zuogetragen, indem die
burger und inwoner inn Paris dieselbigen im abzug
unverselienlicli, ungewarnter sach angriffen.- 1588,
Seg. 1882. ,üa sye unversechenlich und gäcliling ime
ein Härdmännlin hinderwerts uff den Hals gerittlingen
gesprungen.' RCys. (Br.). .Durch schwere Witterung
und unversehentlichen Platzregen.' 1648, OüwSachs.
S. noch gäch (Bd II Diu); Schnew-Bruch (Bd V 376).
— b) aktiv; s. Wund-Segen (Sp. 455). — Ver-seher
m. : a) Verwalter a) einer Genossenschaft. ,Sin ge-
sellen, die Constavel, so domalen in dem veld wärent,
[haben ihn] zuo irem hoptman und versecher, inen ir
notdurft zuozeschaffent, genomen.' 1468, Z RB. —
ß) eines Gotteshauses, Klosters, Spitals. ,[Jahrzeit des
Grafen R. von Rapperswil] der dagewesen ein trüwer
vogt und versecher diss gotshus.' XV., ZUst. JzB.
,UKeller, derzeit des Spitals zu St Gallen Pfleger und
V.' 1466, JGöldi 1897. — b) Verweser, Stellvertreter;
vgl. Bd V 1228. ,Ain vogtherr mag och verbieten an
10 pfd d. in den gerichteu, das nieman dem andren
sin kind zuo der e geben, vermehlen sol, weder rat
noch tat darzuo tuon, one gunst, wissen und willen
vatter und muotter oder des kindes vögt ald verseher
der nächsten fründen, ob nit vatter und muotter da
wer.' 1466, GNiederw. ülfn.; entsprechend um 1475 in
den Offnungen von GBurgau, Flaw. ,[Abt Caspar
wurde] der gewalt genomen und ain versecher und
pfleger geordnet uss dem convent.' 1468, Zellw. Urk.
,Do was der obrist houptmann hinweg geritten an
urloub der knechten und der houptlüten und also
nieman kein gwalt nach kein versecher gegeben.'
1509, LStaatsarch. S. noch Provisor (Bd V 506);
Substitut (Sp. 94). — Amts-. .[Der unterste Drittel
des Veitlins hat] zween Amts-Verseher.' Sprecher 1672.
— Markt-: Marktaufseher. 1543, Absch. IV 1 d, 326.
— Turn-: Verwalter des Wellenbergs in Zürich.
XV.; s. Vög.-Nüsch. 237. ,JFerr, miner herren turn-
versecher.' 1475, Z RB. — un- ver-sSh-lingen: un-
versehens. .[Manche] kummend wol etwan zuo hoher
träfflicher rychtumb, fallend aber grad unversäch-
lingen herab widerumm in die dürfest arruuot.' HBull.
1540. .Wenn ein ding unversächlingen über einen
kompt, erschrickt er vil wirs, weder wenn er sich
eines dings vorhin versieht.' LLav. 1583. S. noch un-
ab-ge-seit (Sp. 401). — Ver-sehung f.: 1. zu ver-
sehen 1, Voraussicht, Zuversicht. ,[Da der Kläger]
das alles in schimpfwise uffgenommen hab, so wil er
die versechung zuo minen herren und dem rechten
haben, ob umb das als einen frävel gericht werden,
das denn der Cleblatt [der Angeklagte] und er nit
umb die Verhandlung straffpar wesen solle.' 1474, Z
RB. ,On alle arge v.', ohne etw. Böses zu denken;
s. Nach-Bichter (Bd VI 456). — 2. zu versehen 3,
Vorkehrung, Vorsorge, Be-, Versorgung. ,V., procu-
ratio.' Fris,; Mal. ,V. tuon.' ,[Abt und Konvent von
Wettingen sind berechtigt] in solichem val darin [bei
Besetzung der Leutpriesterei zu Baden] versächung
zuo tuond, wie si des von alterhar gewonot haben.'
1520, AaB. StR. (eidg. Schiedspruch). ,Sitmal die
stand in diser schweren zweiung so lang har kein v.
getan.' Ansh. ,Wie wol der fürsichtig keiser Maximilian
511
Sali, seil, sih, soh,
57-'
kurz vor sinem tod hat um sinen nachkommen ver-
sähung getan ... nüt destminder so habend sich angends
Werbungen zuogetragen, dardurch getane versähung
und ouch nachgonde volziehung sölte verhindret sin
worden.' ebd. ,Item bevolhen, notwendige v. ze tuon',
von einer Metzgerordnung, ebd. Amtliche Vorkehrung,
Erlass: ,L)ie bäbstliche v.', betr. Stiftung der Pfarr-
kirche zu Bern. Ansh. ,Von unfuorsame diss jars und
v. gmeiner Eidgnossen.' ebd. Besetzung eines Amtes:
.Statlicher buw und erlich v. der zuchtschuol.' ebd.
(Titel). (Militärische) Ausrüstung, Verwahrung: ,V.
etlicher stäten, schlössen und landgricht.' ebd. Vom
Lebensunterhalt. ,[Der zurücktretende Abt von Kappel
erhält] pension und v. zuo sines lips narrung und not-
durft' 1508, Z. /Des herzogen [Sforza] v. halb.' Ansh.;
vgl. ebd. IV 122. (Erziehung und) Ausstattung, Ver-
heiratung. ,Umb versähung des kinds ...' 1495, Gm
(Möttelihandel). ,Berüertem N. [soll] sins suns kind
bliben, und so es zuo sinen tagen komme, im ouch
etwas guots zuo elicher versechung erschiessen und
werden lassen.' 1527/9, Z RB. ,V. für', Verhütung.
,Umb versechung willen für cristenliches bluot ver-
giessung, ouch verderpliches Schadens.' 1477, Bs Chr.
(Entwurf eines Friedensvertrags); dafür: ,umb vor-
sehunge willen.' 1478, Absch. Konkr., Schutzvorrich-
tung: ,Welicher mit liechtren oder andrem für in
hüsren, stellen oder andren mysslichen orten an la-
ternen oder andrer guoter versechung gieng.' 1498,
AABr. StR.
vor-(ge-). ,Fürsähen, vorsähen, prospicere, con-
stituere, cavere, providere.' Fris.; Mal. a) „vorher-,
zum Voraus sehn" Gl (Schuler); aScHW; Ndw (Mat-
thys) ; St.2 [Ich] han 's Üfcho" vo" de" lange" Hose"
durch mV guete" Sörspiegel vorg'seh". XIX., ScawBr.
(Bartlispiel). — b) Vorsorge treffen Ndw (Matthys).
,Er hatte Kinder, denen er allen Überfiuss in dieser
Welt leicht vorsehen konnte.' JJUlr. 1718. — Vgl.
fürs. Der dem Nhd. entsprechende refl. Gebrauch ist nicht
volkstümlich. — Vor-sehen n.: a) ,des V-s', in der
Voraussicht. ,Was sin [des Schulmeisters] Begehren
belangt, etwas Erbesserung siner Kilchenmüe und
Arbeit, soll für die Kilchgenossen . . . kommen, des
Vorsächens [dass man] ihn wohl betrachten werde.'
1615, Ndw Beitr. 1885. — b) ,V. tuon', Vorkehrungen
treffen. ,[Es] soll ein jede Kilchhöri darum e[i]n flissiges
V. tun und erforderliche Verpot machen.' 1650, AKüch-
ler1895. — Vor-sehungf.: = dem Vor. b. ,V. tuon.'
,Die gebürende Vorsechung tun.' 1645, Z. ,Die V.
tun, dass ...' BsMand.nach 1650. S. auch Ver-sehung.
tüx-gsen (BGr.); s. vor-fg'Js. 1. a) voraussehn.
,Die zängg, die hierin möchtend gesuocht werden,
sind all im toufbuoch fürsehen und verantwurtet.'
Zwingli; lat. nur: abunde satis confutata sunt. ,Bei im
selbs wol fürsähen, colligere animo, providere; durch
etwas gemerk fürsähen, coniectura aliquid prospicere.'
Fris.; Mal. — b) Vorsorge treffen, (vor)sorgen für.
,Fleissigklich fürsähen, cautionem et diligentiam ad-
hibere.' Fris.; Mal. Mit Präp. (für, ,umb') od. ,dass.'
Für das nötige Garn zu Pechdrähten haben die Bauers-
leute selbst fürg'sen. Bärnd. 1908 (BGr.). ,Wo yemants
durch ein härd büfflen reiset, fürsehe er wol, dass
sy nichts rots an im sehen.' Tierb. 1563. ,[Für das
künftige Osterspiel wird empfohlen] dass man uff dem
land hin und wider fürsehe umb schön frawenhaai
uf künftig.' 1583, L. ,[Die Gläubigen] also wachsent
Schweiz. Idiotikon VII.
fir und an, dass ich der [geistlichen] Hirten Mangel
han; darum ich mir Ursachen will um andere in kurzer
Tl.' Com. Beati. Mit Acc. S. ,So muossvon nöten
folgen, das der, der alle ding vermag [nämlich Gott],
ouch alle ding fürsähe und versorge.' LJdd 1530; vgl.:
,Alle ding fürsicht er [Gott].' Weisu.; ,fürsihet.' 1707;
rcavETttoy.oTtov. LXX. ,Wie s myn [Gottes] ratschlag für-
sehen hat.' Ruef 1550. ,Gott hat es fürsähen, pro-
visum a diis immortalibus; im testament oder gemächt
fürsähen, verordnen und fürkommen, cavere testa-
mento.' Fris.; Mal. ,Was tuond wir, wann wir etwas
ilends müessen usrichten? sagen wir nit [ein] anders,
fürsehen ein anders?- F Schulordn. 1577; nach Quint. :
nonne alia dieimus, alia providemus? Mit Acc. S.
und Dat. P.; s. an-mässen (Bd IV 440). Mit Acc. P.
.[Sie] rueften uns demüetenklich an, si in dem zuo
fürsächen', nämlich vor Verachtung ihrer Gerichte.
1488, B. ,Darumb wir üwer lieby bittent, uns darinn
zuo fürsechen.' 1490, G. Mit Dat. S.: ,Dem geraeinen
nutz fürsähen und wol hausshalten, publice providere.'
Fris.; Mal. S. noch sehen (Sp. 525). — c) Vorsorge
treffen gegen, verhüten. ,Sich an, was mag heiterers
geredt werden ! Er [Paulus] sagt, dass der geist Gottes
ze fürsehen sölichs geredt hab.' Zwingli; lat.: spiritum
dei, ut hsec tarn iniqua et absurda impiaque dogmata
admonitionibus suis prreveniret, hsec pradixisse scri-
bit. ,[Es sei] zu ersorgen, das er etwa von dem sinen
zuo armuot kommen möchte, desshalb von nötten
söllichs by zytten durch mine herren fürsechen wurde.'
1527/9, Z RB. ,Wo sy nit fürsähen werdend mit list,
si non astu providentur.' Fris.; Mal. — 2. refl. a) sich
vorsehen, hüten. .Hüetend oder fürsehend üch wol,
was ir mit disen menschen handlind.' Zwingli (nach
Apostelgesch. V 35; griech. npoodxsxe laoiots). ,Nit mit
minderem fleiss fürsehend sich die jungen [Rebhühner].;
dann wenn sy vermerkt, dass sy ersehen worden,
ligend si an rugken.' Vogelb. 1557. ,Sy [die alten
Christen] habend sich auch wol fürsehen, dass sy
denen dingen nit zuo vil glauben gebind.' LLav. 1569.
— b) sich gefasst machen, vorbereiten; s. Segel (Sp.
442). — Mhd. vürsehen; vgl. Gr. WB. IV 1 a, 805 ff.; Fi-
scher II 1872/3, sowie ver-, vor-». Die Zss. ist in der ä. Spr.,
soweit es sich erkenöen lässt, untrennb. ; vgl. auch das Ptc.
für-sshen. — Für-sähen ii.: 1. Vorkehren, Sorgen,
Sorge. ,üwer grosmächtikeit [hat] nach gwonlichem
schnellen f. einen nüwen und starken züg gerüst.'
Ansh. (Mailänder Missiv an Bern). ,In sym [Gottes]
f. stond d Sachen all.' Ruef 1550. ,Es darff fürsähens,
cautio est.' Fris.; Mal. — 2. Visiervorrichtung an
der Büchse; sofern die Schreibung ,fursan' unter Bör
(Bd VI 1231 u.) als .fürsän' zu lesen ist. Vgl. Absehen
(Sp. 544). — für-sehen. ,Fürsähen, das man für-
sähen hat, provisus, prsevisus, circuraspectus.' Fris.;
Mal. Bestimmt zu: ,(Der mensch) zum leben und
zur säligkeit erweit und fürsähen.' LJun 1530. Wohl
versehn, ausgestattet. NMan.; s. Gr. WB. IV 1 a, 808.
— un-: nicht vorhergesehn. ,Ein unfürsehen Jammer
wird über inn gan.' 1560, Prov.; ,unversehener.' 1707.
S. noch Frl-Hof (Bd II 1026). — u n- für-sehen -
lieh: a) pass., un vorhergesehn, unerwartet. ,Also
kam Josua u., schnall über sy.' 1530/1, Jos.; ,unver-
sähenlich.' 1548; ,plötzlich.' 1667. ,Er erschrack von
der schnallen und u-en zuokunft des feinds.' 1530/48,
II. Makk. ; ,unversehenen.' 1667. S. noch iti-risen (Bd
VI 1341). — b) act., ohne Etw. vorausgesehn zu
579
Sab, seh, sih, soh, suh
r,su
haben. ,U. (synet halb) kam er [Joseph] zuo dem
muotwill und buobery syner bruederen.' LJod 1530.
— Vgl. ,fttrsehenlich' bei Gr. WB. IV 1 a, 808. — Für-
seher(in) m. (f.). ,Der fürsäher, consultor; die für-
säherin, consultrix.' Fris.; Mal. a) Verwalter, Vor-
steher. ,Dem erwirdigen abt Grimaldo, der zuo den-
selben ziten was fürsecher und abt des gottshuss unser
haiigen vatters Sant Gallen.' XV., G (AfV.). — b) Ver-
treter. ,[Die] grossen pensioner, des Waldraans nach-
komen und sines fäls fürsäher.' Ansh. — Pestilenz-.
Eine Zuschrift des AMaraviglia, mailändischen ,P.-
Fürsehers.' 1585, Absch. — Für-sehung f. ,Für-
säbung, fürsorg, provisio, cautio.' Fris.; Mal. a) Vor-
aussicht. ,Wir Angnes ... abtissin des gotzhuses ze
Sekingen tuon kunt . . . daz wir durh nütz und bes-
serunge unsers gotzhuses wol bedahtlich und mit
guoter fursehunge verliehen haut...' 1340, AaB. Urk.;
in einer andern Urk. ,mit guoter fursihtikeit.' Von
der göttlichen Vorsehung. ,Diss jars erhuob sich under
den wältschen predicanten ein schwere frag und dis-
putation von der f. Gottes.' JHaller 1550/73. ,Wann
Alles in der F. Gottes gehet, dass nichts geschieht
ohne seinen Willen ...' FWyss 1677. Auch bei Denzl.
1677. 1716. — b) Fürsorge, bes. auch obrigkeitliche;
daher auch Vorkehrung, Massnahme. ,Das si sich nu
hinfür aller der friheit, gnad und fürsächung, dero
sich dann ein ingesässner burger unser statt Bern
gebrucht, getrösten sollen.' 1492, B. ,By diser für-
sächung und fryheit wollen wir die vermelten von
Lenzburg lassen bliben.' 1516, AaL. StR. (B Urk.).
,Wir tuond kund, das wir zuo fürsächung desselben
[der Zuwanderung Fremder] geordnet haben...' Anf.
XVI., BStK. .Weitere F. der Kindeilehren halb.'
1664, B. S. noch Zue-Bott (Bd IV 1890). ,F. tuon.'
.Dawider [gegen die Giselschafteu] zimliche fürsechung
zetuond.' 1499, B. ,Welliche person [kinderlos stirbt]
noch auch irs zyttlichen guots halb einiche fürsechung
tuot.' BStSatzg 1539. ,Wan ein Herr verreiten wil,
sol er [der Margstaller] F. tuen, dass die Eoss wol
beschlagen sigen.' AAMuri GOrdn. XVII. S. noch brin-
gen (Bd V 707). Mit Dat. ,[Die Lenzburger bitten
die Berner] inen fürsächung zetuond, dardurch si zuo
obbemelten köufen werden gelassen.' 1516, AaL. StR.
(B Urk.). ,[König Rudolf war] von ard etwas gitig
und beging lüten und landen, damit er sinen kinden
erlich fürsechungen tuon mocht.' Vad. ,Tunt dann
den Sachen ordenliche Fürsechung, wass von Nöten.'
RCts. ,Sonsten haben sie [die reformierten Soldaten]
sich gegen Weib und Kinder nit gar ungnädiglich
erzeiget, sonderlich gegen den jungen Kindern, auch
ihre Nahrung ihnen zukommen lassen und fleissige
F. getan.' nach 1656, Arg. (Bericht von der Schlacht
zu Vilmergen). Auch .Einem F. erteilen.' 1614, B.
,[Gott] will, dass inen [den Armen] fürsähung be-
schalle.' SHochh. 1591; ,dass sie versorget werden.'
1693. Übergehend in konkr. Bed. ,Uwer schöben,
uns yetz getan, darinn ir etlich fürsechung an körn
und gelt begeren.' 1499, Calvenf. 1899. ,Die täglich
portz oder fürsähung, muoss oder speiss für einen
tag, diurnum; fürsähung und fürsorg mit speiss, copia;
fürsähung des salzes, annona salaria; fürsähung und
das järlich einkauften für das haussgesind, penus.'
Fris.; Mal.
füren-(ge-): 1. nach einem Orte vorn sehn können,
wohl allg. — 2. (fürhe"-, firhe"-<fs.) dreinsehn BGr., R.
Becht sür, stechig f. Du g'sest ja firhe" wie das Chueli,
wa es Lanternelli g'schlickt hed. Bärnd. 1908 (BGr.).
ent-gegen-: 1. e"tgäge"-g'se", gleichen, einem Vor-
bild nahekommen BSi. Das g'set im noch Nut e., ist
vom Vorbild noch weit entfernt; zB. im Schreib- od.
Zeichenunterricht. — 2. widersprechen. ,Jedermänig-
lich sol sich vor dem, was ihm übel anständig, auch
aller Zucht und Ehrbarkeit entgegen lauften und
sechen mag, vergoumen und verhüten.' BMand. 1628.
— dar-gegen-; s. sehen (Sp. 527).
,hi"-g'se": tenderc aliquo, aliquo prospicere.' Id. B.
— Vgl. Gr. WB. IV 2, 1475.
hinder-: refl., sich umsehn, zurückschauen. ,Wann
sie losschiessen wollten, hindersahe er [ein Wolf] sich
nur und schaute, wie das Pulver auf der Zündpfanne
aufbrunne, es wäre aber keinem nicht möglich loss-
zuschiessen.' Sererh. 1742. — Hinder-sehen n.: in
der Formel ,ön (alles) h.', ohne Rücksicht, Bedenken,
bedingungslos. ,[Die Belagerer] loufend on alles hiu-
dersechen an die Engelburg.' HBrennw. Chr. ,Ich hab
Gott gelopt und verhaisen, wil es im on hindersechen
laisten.' Kessl. , Aisdan er [ein Bildschnitzer von
Feldkirch] das ganz werk on alles hindersechen uss-
richten soll und sol es auch bis gen Zürich in sinen
kosten verfertigen.' 1582, AaMuiü. — Vgl. hinder-sichs.
hindereD-(g"-): nach hinten sehen können, wohl
allg.
her- GW., sonst höre11-(ge-): = anen-fge-Jsehen 2
(Sp. 562) Ap; GA., T., W.; TiiErm., Pfyn; ZO. (jetzt
wohl f)- Da' Begeh hat here"g'sehe", .wohlgetan' Ap;
TiiPfyn. Dö g'sied 's Botze" here" ! Ap. Ich gab de" Lüte"
[Arzneimittel], wie 's herCsäch, nöd lüter Süesses, eppen
e"mol erber scharpf, dernöch der Omstand war. Bür-
gerfr. 1823 (Ap). Gew. mit Dat. Es siet-mer her(e").
's g'sied-em here", wenn-ir an en strenge" Blatz chöd
Ap. Etw., Jmd g'siet-mer guet here" Ap. Wirt zur
Wirtin: Ja. ja, en riche'' Tochterma"", De'g'sücht-mer
here", Das ist wör. Stutz. Di''' kennt -me", d' Mam-
mele" hät-der nümme'' recht here" g'sehe", hast Heimice
g'ha" noch dem Mostchrueg, drum hast du den strengen
Dienst quittiert. ONageli 1898 (G.). — Anders bei Gr.
WB. IV 2, 1165.
näch(hin)-(ge-): 1. Cnäch-g's.J nachschauen BGr.,
R. Er ist due noch mid-nen bis uf d's Hubelli firhi";
und da hed-er-nen nächg'sen, bis das' d's lest Bein ist
vergold g'sin. Barnd. 1908 (BGr.). ,Eim nachsähen,
als weit er mag, aspectum alieuius exequi.' Fris.;
Mal. S. noch üs-sügen (Sp. 517). Uneig., einer Sache
nächg'sin han, das Nachsehen haben, sie verloren haben
BGr., R. Wenn-mu" Dem einist Eppis g'g'e'"n hed, su
hed-mu" denn der Sach nächg'sen BR. Kaum gedacht,
sank der Kessel [ein verzauberter Schatz] ... u'"' si
hei"-mu nä'hg'se"s g'häben. Barnd. 1908 (BGr.). .[Un-
getreue Pfarrmagd:] Ich nams als an mit guoten gfer-
den und liess den pfaft'en nachhin Sachen.' Ruef 1539.
— 2. (Einem) Etw. nachsehn, -lassen. .Die Buss ist
mit Gnad nachgesehen.' 1729, ÄATäg. Gerichtsbuch.
— Näch-g"-sehe° n.: in der Formel d's N. ha", das
Nachsehn haben Nuw (Matthys). — Nach-seliung f. :
Nachsicht. Z Mand. 1692/9. — Vgl. Gr. WB. VII 121/3.
be-: 1. (er)sehen, erblicken. .[Sie wurden auf dem
Marsche] zuo dem dikeren mal von den figi[n]den be-
sehen und angeriten.' HBrennw. Chr. S. noch Bär
(Bd IV 1431; nachher: ,daz man vom lantgericht mag
dar gesechen'). — 2. a) prüfend betrachten, besieh-
f.sl
Sah, geh, sih, soh, suh
tigert, naclisehn, untersuchen. ,Besäliens wert, das
man sähen sol, visendus; der besähen, perspectus, der
ersähen ist oder besichtiget' Fbis.; Mal. Mit abh.
Fragesatz. ,[Die Genannten] sollent besechen und
warneinen, wer in dem nüwen kornhus zweierlei korns
in einer standen, in einem sack oder in einem geschirr
veil habe.' 1457, Z EB. ,[Es ist] gebürlich, daz man
in der heiligen gschrift nit gäch uff den buochstaben
valle, sonder allenthalb bsehe, was die gschrift wol
erlyden mög.' Zwingli. S. noch versehen (Sp. 567).
Mit Acc. S. ,Die alten mur besechen und geschouwen,
ob man darutt'gebuwen und gemuren süll und getürr.'
1410, AaB. ürk. ,Wie er die sach besieht und nach-
frag hat' 1533/8, Z Ehegericht. ,So ich üwer meinung
bsich.' VBoltz 1551. ,Alle ding besähen, allenthalben
umbsich luogen, ducere visus per omnia; ein ding auf
das allerfieissigest und ernstlichest besähen, curiosis
oculis perspicere; ein lust und ein fröud haben etwas
ze besähen, laätitiam oculis capere.' Fris. ; Mal. ,Ist
der zeend vor besehen, so sol man dann die doruf
senden, die in dann vormals besehen habend.' 1562,
Z Kq. 1910. ,[Die Genannten] sollend den Kilehenturn
zu Rorbas b. und was daran ze buwen beradtsehlagen.'
1582, /. KM. S. noch sehen (Sp. 530). Eine Schrift
udgl. ,b.' , Bsich daz selb ort wol!' Zwingli. [Es
solle] den Prädicanten und Gelehrten befohlen werden,
die alten Concilien zu erforschen (.besechen') und eine
.Schutzschrift zu verfassen. 1531, Absoh. ,Darvon bsich
das sechzehend Capitel im sibenden Buoch.' JJRüeuer.
Mit Acc. P. ,Veracht mich nit und die Meinen, besieh
zuvor dich und die Deinen.' 1606, Th Arb. (Hausinschr.).
Von ärztlicher Untersuchung. ,[N. habe gesagt, man]
sehike in mit mir gen Costenz, so sond inn die meister
besechen, so findt sich, das er malizig ist.' 1453, Z RB.
,N. soll besechen werden, und so er die franzossen
hat, soll man im an Ötenbach helffen.' 1557, Z RM.
Militärisch, mustern. ,Es soll etwan ein frag ghalten
werden, ob man die undertanen uff die zyt, so sy
einem nüwen vogt schweren, alsdann in hämisch und
geweren besechen wolle oder nit.' 1569, Z RM. Von
der Brautschau. ,Zum ersten, als sy bedi einanderen
soltend b., hab er sich gen Pfungen gfüegt in des
pfarrers hus und schicke nach iren, sy kam guot-
williklich.' 1525/7, Z Ehegericht ,Uff welliche red sy
etwa in ein hus ein tag setzen und bestimmen weiten,
da sy beide zuosamen kommen und einander be-
sechen sölten.' 1541/3, ebd. — b) in Betracht ziehn,
berücksichtigen; s. Busting (Bd VI 1533); ans. (Sp.
553). — c) ,b. gegen', vergleichen mit. ,Iez wollend
wir unsere zerschnyder gegen jenen b.', die Wieder-
täufer mit den Verfechtern der Beschneidung im Ur-
christentum. Zwingli. ,Des nüwen ampts offnung, ouch
eins gotzhus Wettingen urbar und gewarsaminen gegen
einanderen besehen.' 1556, Z Rq. 1910. Refl., sich
messen ,mit.' ,[Amazia von Juda liess Joas von Israel
sagen :] Kumm, lass uns mit einandern b Do zoch
Joas der küng Israels härauf und besahend sich mit
einanderen ... Aber Juda ward geschlagen.' 1530/48,
II. Chron.; öcpS-ö>|j.£V TtpoocÖTiotg ... oVfihjaav äXXVp.ots.
LXX. — 3. besuchen. ,[Der frz. König] danket inen
[den eidg. Gesandten] gar früntlich, das si also zuo
im komen weren und in besechen hettent' DSchill. B.
.Witter seit er, als Clas Fründ sye krank gelegen
und er inn im leger besechen .. .' 1500, L Hexenproz.
,Besich uns etwan daheimen, revise nos aliquando;
eim entgegen gon in ze besähen, provisere; einen be-
sähen oder heimsuochen, convisere, invisere, visitare.'
Fris.; Mal. In feindlicher Absicht heimsuchen; vgl.:
.[Renguold zu seinem als Feind kommenden Vater:]
Zuo wiennecht und ostern sol man sin guoten fründ
kommen besächen und fröud mit im haben; aber du
tuost das nüt, sunders du kumpst uns besächen in
grossem krieg und wider uns.' Haimonsk. 1531. ,Frow,
es ist wor, dass der kung von Engellandt . . . mit
26000 strittbarer man zuo besehen etlich böss under-
tan des richs und sind kommen über das wasser do
ine biss uff 10 kleiner mile zuo besehen den kung
[von Frankreich] und mit gewalt zuo überkommen
sin kungrich.' 1475, Bs Chr. II 293. — 4. sich umsehn,
Umschau halten. .(Einem) umb arbeit b.' , [Der Meister
habe zu dem seine Entlassung fordernden Gesellen
gesprochen] wölte er im nit arbeiten, so solte er an
galgen louffen; da er im güetlich antwurte, er wölt
nit an galgen, er wölte umb arbeit besechen.' 1473,
Z RB. ,Es habe sich begeben, das er als ein wandren-
der geselle her gen Zürich komen sig und in LTempel-
man des wirtes hus ingekert und nach etlichen ge-
sellen nach irs hantwerks gewonheit und harkomen
im umb arbeit zuo besechent gesandt hab . . .' ebd.
.[Ein Messerschmied habe gesagt] es mög einer selbs
uff irem handtwerch umb arbeit besehen, wenn im
die xellen nit darumb besehen wellen.' 1495, ebd.
,Nun hette HWyss einen gesellen des handtwärchs
angestellt und im arbeit geben, welchem die gesellen
nit umb arbeit besächen noch geschenkt hätten.' um
1520, Z. Mit Richtungsbest: ,Zuo welichem meister
er [der zugewanderte Geselle] denn begerte, dahin
sölten sy im denn besechen.' 1467, Z. Refl.; s. be-
suechen (Sp. 229, wo .besächen' zu lesen ist). — Vgl.
Gr. WB. I 1610/2; Fischer I 910/1. - Be-seher(in)
m. (f.). ,Der besäher, die besäherin, contemplator,
contemplatrix.' Fris.; Mal. — Wasser-: Uroskop.
,Den harpfenschlacher und den giger noch keinen in
der musik und uff den Seiten geüebt lat er by dir
[der Tod beim sterbenden Grossen dieser Welt], keinen
arzet noch wasserbesächer, die durch ir arznye die
menschen ufenthaltend.' 1488, GHdschr. — B»-seheti
f.: (aus Esswaren, bes. Backwerk bestehendes) Ge-
schenk, das die Taufpatin bei ihrem Besuche der
Wöchnerin bringt GrD. Vgl. Geseheten.
in-be-: genau besehen. .[Der Arzt] het, wie er
die vilen garstigen Wunden an der armen A. inbesach,
ein gar bedenklich Gsicht gemacht.' 1622, Bs Fami-
lienchr. — Auch bei Fischer II 590.
ob-, umb-, under-, für-sich-; s. (ge-Jsehen
(Sp. 525).
hinder-sich-: = hinders. Hinnersich g'sV, rück-
wärts schauen W; im Aberglauben verpönt (Ammann
1850, 16. 20). .Welicher sin band an den pfluog legt
und h. sieht, der ist nit geschickt zuo dem rych
Gottes.' BDisp. 1528 (Luk. IX 62; in der Bibelübers.
von 1530 ,zeruck'). S. noch hinder-sich (Sp. 168 u.).
— Hindersich-Sehen n. ,One (alles, einich) h.',
ohne Rücksicht, Bedenken. Bussen ,one H. ynfor-
deren.' 1639, Z. ,One femers H.' Z Mand. 1648. .Ge-
gen demselben one alles H. mit doppelter Straff ver-
faren.' BsPolizeiordn. 1715. .[Kriecht oder Magd sollen]
an dem Ort, allwo sie das erste Haftgelt empfangen,
one einich II. zu bestimmter Zeit den Dienst antreten.'
583
Sah, seil, sih, soll, suh
584
1728, B; wiederholt 1747. ,Kein h. haben', kein Be-
denken, keinen Zweifel (V). 1521, Absch. IV 1 a, 112.
ze-säme"-: 1. a) zusammen (dh. an den gleichen
Ort hin) schauen. ,Do die heiligin engele zesamine
sahin unde vor wundere sprachin: quis est isteV
XII., Wack. (,Sermo de ascensione domini'). — b) zu-
sammenstimmen, -passen ApI. Me" siet o"glich z'semme",
man schaut eine Sache ungleich an. ebd. [Mer] g'siend
beid b'sesse" höbsch z'semme". AHalder 1839. .Wollte
Gott, es würde gegenwärtig nichts sein, das noch
schlimmer zusammensieht als der Tabakrauch und
mein Husten.' um 1800, Gespk. .Lieben Eidgnossen,
gond in üeh selbs und bedenkend . . ., wie das zemmen
sehe, dass unsere frommen älteren mit dem papsttuom
so seer beladen gewesen sind, dass sy, wo das Hecht
der hellen göttlichen warheit entdeckt gewesen war,
one zwyfel ire biderben lüt mit solchen beschwerden
nit hättind lassen überladen, schinden und verbergen.
Und so aber iez das Hecht der warheit so hell schynt,
dass wir in mitts in der warheit wider Gott tuon
wölltind und die rinsternuss beschirmen.' Zwingli.
,So sehen die Gemüter allerseits nicht zusammen, also
das den Worten, wie guot und sües die auch sein,
nicht zu trauwen.' 1605, GSax. — 2. sich gegenseitig
sehn (können). .Damit [durch Gespensterfurcht] das
volk im schiff umb etwas unrüewig gemacht und die
schiff lüt, das sy nit recht zesammensechen mögen,
ouch verhinderet,' 1598, Z RB. (Bericht über einen
Schiffbruch). ,[Bei Zug] ligt noch ein Höchi nit wyt
von der ersteren, da man zesammensehen ... kan.' 1616,
GJPeter 1907 (V Friedrich). ,Da man dan von einer
Wacht ze der anderen ... mag z. und einanderen syn
Bystand bringen.' ebd. — In Bed. 1 a auch mhd. (Lexer
III 109fi).
dar-: hinsehn; s. bes. Im B., im Hinsehen, Augen-
blick Obw. ,Es habe davon einem gliedersichtigen
Färli eingerieben und das syg im Darseh wieder z'wäg
gsy.' Obw Blätter 1900. — In eig. Bed. bei Gr. WB. II 790.
durch-: 1. hindurch schauen. ,D., entwäris durch-
bin luogen, transpicere.' Fris.; Mal. — 2. schauend,
prüfend gehu durch, durchgehn. ,Härumb als ich etwo
manche büecher ... durchsehen hab.' Stumpf. ,Wol
d. und beschauwen, perlegere oculis, perlustrare.'
Fris.; Mal. .Diese Stadt [Basel] konnte ich wegen
meinem kurzen Aufenthalt nicht d.' um 1780, Z TB.
1900.
durcben-, dür'he"-(g'-)-: hindurch sehn (können),
wohl allg. Me" (g'Jset nüd d., zB. durch ein trübes
Glas. Geistig: Ich cha"" nid dür'he"g'se", durchschaue
die Sache nicht B. Uneig., mit einem Vorrat bis zu
einem bestimmten Zeitpunkt reichen, auskommen S
(Schild). Am mersten aber dank a" d' Wegge", dass
bis z' Dreikünig dürche"g'sesch. Scbild. Ig ha" für Mir
so vil [Kartoffeln] i" Gh'eller 'tön, <'ass ig ganz uner-
schrocken esse" darf und öni schudre" Chummer dürchen-
g'se". ebd. — Nur in eig. Bed. bei Gr. WB. IV '2, 1413.
wider-. Nur in der entlehnten Formel uf Wider-
se'fhje1 (-se2)!
Dafür auch scherzh. uf Widerluege", -;/uy;/e", -giii/rjs(l)e".
Eine nia. Entsprechung der uhd. Zss. s. unter ummen-s.
zuc-: 1. a) zuschauen. Eig. G'set im zue! GJKdbn
(B). ,Do Anses dissem wunderbarlichen stryt gnuog
zuogsächen hat, do sprach er...' Haimoksk. 1531. ,Zuo-
sähen, aspicere, contemplari; schandtlichen dingen
zuosähen, daz einer nit tuon müesste und wol darvor
sein möchte, oculos conscelerare.' Fris.; Mal. .Was
inen [den Arabern] gflel, stalend sy [den Pilgern] nit,
sunders sy liessend zusächen', wie sie es nahmen.
Stockm. 1606. Uneig., Jmd gewähren, Etw. geschehn
lassen. ,Desshalb mynen herren als einer frommen
oberkeit lenger zuozesechen nit gemeint.' 1542, Z
Rß. .Die von Eglisau sollend JRoten von Bülach
uff syn erkouft huss und güeter umb den inzug zü-
chen lassen oder sy den kouff zuo irer statt banden
neramen und züchen, wyl sy den köuffen und vor-
genden zalungeu eben lang zuogsehen haben.' 1586,
Z RM. — b) = dar-gegen-ge-s. (Sp. 527) B (AvRütte).
— 2. mit Dat., sorgen für, besorgen, sich Jmdes oder
einer Sache annehmen. Syn. ,zuo einem oder etwas
sehen' (Sp. 526). ,Wer daz dekeiner, an den die reben
vielen, so jung wer, daz er mit im selben dien reben
nicht möchte zuosehen.' 1315, ZZoll. ,In glycher ge-
stalt sol ouch beschächen und zuogesächen werden
dem spital.' 1493, ÄABr. StR. ,[N. sagt aus] daz die
reben, so Näf gebuwen habe, ticker und besser werent,
dann Näf und ouch Junker Batt habent inen och dar-
nach zuogesechen, daz si besser syent.' 1502, Z. ,Ich
bit dich, lieber Brun, das du Basiljus zuosechest.'
XVI., Bs (BAmerbach). ,[Da] die von Zürich gar vil
truck und drangs von den von Switz muostend Hden
und sy villich nüt anders beduuken mocht, den daz
die andren Eignossen den von Switz und Glarus alweg
me zuosachend denn in, da verbundent sy sich mit
der herschaft von Östlich.' Edlib.; im Parallelbericht:
,Daz alwegen si beducht, daz die von Schwitz me hilf
und rat hettend zuo den Eignossen den sy.' ebd.
Amhd. nur in eig. Bed.; andre Bedd. bei Sanders II 1065.
— Zuo-sehen n.: 1. Zuschauen. ,In unserem By-
wäsen und Zuosächen.' RCvs. — 2. Zuversicht. .Dann
sy doch ein semlich getrüwen und ganz zuosechen
zuo uns band.' 1440, S. — 3. Fürsorge, Beihilfe. ,Das
seiten im [dem Herzog von Lothringen] die Eidgnossen
zuo und sachen an das trüw zuosechen, das er vor
Murten hat getan und so tröstlich zuo inen kam.'
1477, Z Chr. Man solle ein gutes ,z.' halten, damit
die von St Gallen vor Schaden und Mutwillen geschirmt
wären. 1530, Absch. — zue-seh-ling(en), -se'ch-
li"ge": zusehends Z (Spillra.). Z. wachse", abne""".
, Lazarus: Zuosechling nimmt der wetag zuo.' Funk.
1552. — Zue-seher(in) m. (f.). .Zuosäher, zuo-
luoger der spilen und anderen dergleichen dingen,
speetator; zuosäherin, speetatrix.' Fris.; Mal. ,üen
5ten Decembris hat man zum ersten gesehen einen
Cometstern, als wann er ob der Statt Zürich stunde,
je nachdem der Z. sich stalte.' 1664, Z. ,Wanns an
ein Rauffen geht, so steht der Bär allein und will
das stolze Zürch dan nur Zusecher sein.' 1712, Lied.
— Zue-sehung f.: Fürsorge. ,Es sollen ouch ein
schulthes, ein raut und ganze gemeind insunders ein
flyssig zuosächuDg zuo unser kilchen sachen haben,
das die in guoten eren . . . behalten wärde.' 1493, Aa
Br. StR. ,Ein houptman swert . . . dem venly und ven-
rich mit sampt sinen knechten alle zuosächung und
bystand zetuond.' um 1495, ebd.
seh(en)lich, sih- sichli(eh): „Adj. und Adv.:
1. sichtlich", (deutlich) sichtbar BGr., „O."; W. Sind
die Flecken auf trockener Haut s., so ... Bärnd. 1908.
Ohne sichlichi Anstrengung, ebd. — 2. klar, ,von der
Luft, wenn die Gegenstände in die Ferne deutlich
sind' BR,
Sah, seh, sih, soh, sul
:,-,
Xt;\. ah,]. A.lv. /.,«. /,„„;„7„, (Graft' VI 117), nihil, ueheu-
lich; letztere Form auch bei Gr. WB. XI, 145. Wegen i s. die
Aum. zu iiber-s. Vgl. auch (ge-) sichtig (Sp. '-l'>4. 268).
uu - sichli(ch) : 1. unsichtbar BGr., „0." Die Zwerge
konnten sich u"sichlihi machen. BXrnd. 1908. Adv.
Mier gän jetz grad ei"s ganz WsichUchW vor si"s Hüs,
wie we""-mer vorbi wellten... ebd. — 2. trüb, von
dunstigem Wetter BGr.; W.
ge-seh(en)lingen g'sechl-: Adv., sehend, bei Licht
Z (Spillm.), mit offenen Augen ZO.
nn-g'sechli"gc": Adv., ungesehen, im Verborgenen
Z (lt Jucker, Spillm.). Öppis u. tue". Unbesehn (zB.
Etw. kaufen) ZHed., 0.
Ge-seher m.: Schauer, Experte. ,Auch hat er
[der Ammann] zuo bieten an dry Schilling pfenning,
dass jedermandt tags sin väcb versorge, und wer dem
anderen schaden darüber täte und das klagt und
kundtlich wurde, der soll dem herren, wie ob stat,
die buoss verfallen sin und dem kleger oder secher
ablegen den schaden nach erkandtnuss der g-en, so
baidt tail daran bietendt.' 1432, TuTannegg und Fi-
schingen Offn.
Gern-: wer Etw. gern sieht, damit einverstanden
ist. ,Wir die gemeinen Eidgenossen ... als liephaber
des fridens und gernsecher der richtungund einung...'
um 1474, BsChr.
Kristall(en)-: wer aus einem Kristall die Zu-
kunft deutet. ,Bei den Instrumenten des Satans, Seg-
neren, Lachsneren, Teufelsbeschweereren, Crystall-
seheren und dergleichen Leuten Hilf suchen.' Zauberei
1704. S. noch Zauber-Segner (Sp. 471). — Vgl. Gr.
WB. V 24S5.
Spiegel-: wer in einem magischen Spiegel (vgl.
Gr. WB. X 1, 2227) die Zukunft zu schauen vorgibt;
s. Sib (Sp. 43). — St fern (en)-: 1. a) Sterngucker,
Astronom, Astrolog. ,Nicolaus Copernicus, ein Prüss
und fürtreffenlieher mathematicus und Sternensäher.'
JJRüeger. ,Zwen Sternensecher legen den Sternen
auss.' Spichtig 1658; an anderer Stelle ,Sternensöcher.'
S. noch ver-galsteren (Bd II 235); balgen (Bd IV 1212);
Praktik (Bd V 570). — b) Spottname; vgl. St.-Gugger 2
(Bd II 184). .JFrick zimberman von Horgen zuo
HTruochser tuochscherer von Zug [der in der gemein-
samen Schlaf kammer den Fensterladen öffnen will]:
Lieber, lass den baichen zuogetan... L>aruff sprach
der T.: Die sternenseher wend unser herren hie sin!
Uff das sprach der F.: Ich bin nit ein sternenseher
und es ist ouch keiner hie. Do rett der T.: Die ober-
lender wend uns hie fressen! und zuckt damit sin
messer...' 1439, Z BB. — 2. Fischname; s. Himmel-
Gugger (Bd II 184).
Ge-sehete" Gr (lt St. und einer weitern Angabe),
G'seheti GrD. (Amstein), L., Pr., G'secheti GuSchnd.,
G'si'ti GRSch. — f.: 1. Besuch bei der Wöchnerin und
dem Neugebomen. Zu den ,weserleginen' [s. Bd III
1200/01) solle man hinfort .niemans laden usgenomen
die gotten und die hebamen, desglich zu den geseheten
kain undermal [Z wischenmahl V] geben.' 1475, Scu Chr.
III 69. — 2. dabei gemachtes Geschenk. Syn. Be-seheti
(Sp. 582). ,Es sol ouch hinfür zuo dehainer touffi
weder götti noch gotte mer denn 18 pfennig inbinden
und demnach nit mer dehain gesehenten geben.' 1475,
Sch Chr. III 69. — 3. a) etwa am dritten Sonntag nacli
der (unmittelbar nach der Geburt, spätestens am folgen-
den Tage, stattfindenden) Taufe abgehaltenes grosses
Mahl, zu dem Verwandte, Freunde und Bekannte, auch
der Pfarrer, Arzt und andre Honoratioren eingeladen
werden; man (bes. die Frauen) schenkt daraufhin der
Wöchnerin bei einem Besuche Esswaren (Backwerk)
oder Tranksame, auch Geld, zum Mahle bringt fast
jeder Eingeladene eine Kanne Wein mit. kath. Gr (lt
Bandlin; s. dessen Schilderung bei Reitb. 1845, 85/9),
Sch. (unterschieden vom Taufmahl, zu dem nur die
Paten eingeladen werden), „Mahlzeit bei einer Wöch-
nerin, wozu die Paten, Verwandte usw. Beiträge lie-
fern Gr." Der erste Kirchgang einer Mutter und das
damit verbundene bescheidene (aus 1 — 2 Glas Wein
und einer Migga bestehende) Mahl, das an die Paten
und Verwandten verabfolgt wird, die vorher ein kleines
Geldgeschenk gemacht haben GrL. — b) Taufmahl
GrD., Pr., nach einer Angabe auch Arosa, vSch. Ei
ja, was-ich ha" welle" säge" und g'seid ha", ob Chlevi
bald chemmi va" der G'seheti, an die-s' a's Statthalter-
gotten in d's Dorf i"g'lade" worden ist? Scawzn. (Gr
Schs). E" Fressi"g han wie a"-re" G'seheti und d's
Geld verbauen. GFient 1898 (GRPr.). S. noch magari
(Bd IV 99, wo aber zu lesen GrScIis). .Ebenso sind
verboten die sog. Gsähetenen oder Taufmähler.' 1838,
GRPr.
ge-sehig SchScIiL, g' sechig ZKn., g'sejig Ndw
(Matthys): 1. sehend ScnSchl., gut sehend Nnw. Syn.
sehend 3 (Sp. 541). Und war isch ['s] doch, dass 's [das
blinde Grossmütterchen] witer siecht als Vil, wo g'sehig
sind. APletscher 1902. — 2. sichtbar ZKn., leicht,
gut zu sehn Ndw. — In Bed. 1 auch eis. (Martin-Lienh.
II 340) und schwäb. (Fischer III 518).
Ge-schnli1,ge1' -e-: fingierter Ortsn. Aa (Hürbin).
Er isch nit vo" G's., sieht Nichts oder nicht gut, will
Nichts sehn.
slhe" ApK.; GRChur(Fient), stcfte" Gr, soPr.; Th
Kessw., siehe" ApLb., sihe" ApV. ; ScuBegg., Schi., sie"
oTh, sie" ApH., sei(j)e" ApL, M.; GSaL., We., zeie" ApI. (in
Bed. 3), sige°Bs (Spreng); Gl; GRD.,L.,Pr.,Tschapp.,
UVaz,Val.;GWb.; Sch; ThHw.,Mü.; W; ZElgg.Neer.,
0., Sth., Uhw., W., Wl„ lt Dan. -V-, 3. Sg. Ind. Prses. sigt
GRL.,Val.; ThHw.,Mü., siget Z, Ptc. g'sige" Bs(Spreng);
Gl; ÜrL.,Pi\; ThHw., Mü.; W; Z, g'sigel GRVal. (nach
älterer Angabe -i-); Z, g'sihe" ScHBegg., g'siet ApH.,
g'seit GMs: 1. tr., wie nhd. seihen, (Flüssigkeiten,
bes. Milch) durch ein Tuch, auch ein Sieb udgl.
fliessen lassen Ap; Gl; Gr; GFs, Ms, Sa., We.; Sch;
Th ; ZElgg, Neer., 0., Sth., Uhw., W., Wl. ,Etw. seihen,
sichten' Sch (Kirchh.). Syn. sihenen (in Z tw. als
der modernere Ausdr. empfunden); vollen (Bd I 786).
No(ch)-dem McUche" tuet-me" d' Milcch s. ThHw.;
ZSth.; vgl. Sig-Napf (Bd IV 775), -Blitz (Bd V 282)
und s. auch Sib (Sp. 43). Me" siget-si ja, sagte eine
Frau, der die Kuh in die Milch schiss. oO. (LTobler);
vgl. unter sihenen. Laug(en) mache", Äsche" durch 's
Tuech s. ZO. ,Sihe es durch ein tuoch.' Kunsth. 1474;
daneben: ,Sige den lim durch ein tuoch.' ebd. ,Die
ir mucken seihend und kamel verschluckend.' 1530,
Matth., ,seigend, sciget.' 1638/1746; vgl.: .transmisso
camelo culex in cribro deprehenditur, der grosse Irrtum
und Fehler fahren lasst und nur auf die geringen
achtet, der Mucken seiget und Karneol verschlucket,
grosser Heuchler.' Denzl. 1716. ,So man dann sölicben
harn durch lynin tüechlin syget . . .' Ruek 1554; andre
Sali, seh, sih, soh, suh
Ausg. , seihet.' ,Sig es dur ein lini tuoch in ein gschir.'
Arzneib. 1556. .Seigen durch ein sack oder tuoch,
(ex-, per-)colare, eliquare . . .; das syggeschirr oder
sygnapf, dardurch die milch gesygen wirt, colura;
eastrare vina saccis, (den wein) durch ein(en) sack
sygen, das(s) er nit zerauch seye; ureteres, sygäderle,
die den harn oder brunz auss den nieren in die bla-
teren sygend.' Fris.; Mal. ,Für das grien: die kräbs-
schalen fleissig gestossen, mit süessera wein gemischt,
durch ein tuoch gesigen, zuo trinken geben, sol wol
helffen.' Fischb. 1563. ,Las [es] mit dem saft Süden
so lang, byss der saft ingsotten ist; sy es durch ein
tuoch.' Zg Arzneib. 1588. ,Las (das saft) ersitzen und
syge das dick darvon.' ebd. ,So der Wein gesiget ist.'
JRLandenb. 1608. ,Wachs, durch Haberstrouw ge-
sigen.' ebd. ,Süd dise Stuck in einem Quertlin Wyn,
uuJ wenn es gsotten ist, so syg es durch ein lynis
Duch.' ZElgg Arzneib. um 165U. ,Siget, gesiget, ge-
sienet, saccat(us), colatus.' Red. 1656. ,Die Stuck
darein gerührt... dann sigs durch ein Tuch; wilt es
aber zu Schäden brauchen, so darfst es nicht zu sigen,
sonder vom Boden aufrühren.' Arzneib. XVII. /Will.
, Siege das Lauter oben ab.' ebd. ,Legs [die Fische] in
ein Schüsslen und syge die Brühen daran.' Z Kochb.
XVIII. ,Ein köstlich Brandsalb: nim Wachs, Harz...,
verlassen, durch ein Tüehlein geseiget...' Arzneib.
1822. S. noch Sevi-Baum (Bd IV 1245); er-beizen (ebd.
1'.'84). Abs.: , Damit das regenwasser den menschen
kein schaden zuofüege, so gsprützt Gott hüpschlich und
syget, also zereden.' LLav. 1582; vgl. dazu subtil 1 c
(Sp. 95). — 2. intr., sinken, fallen. ,Daz houbet liez
er sigen.' RvEms. Uneig.: ,Ich wolt ir mit rede be-
scheiden, waz ich herzeklage von ir trage : ach, min
fröide seic, ich gesweic' HvStretlincen. Spec. von
Flüssigkeiten, tropfen, triefen GrL. Es [das Wasser]
ist üs-me g'sigen. Sickern Gl, von einem undichten
Gefäss GWb. ,One disen punkteD [strenges Verbot
aller ,pensionen, mieten, gaben, schenkinen aller für-
sten und herien'] soll kein frid nüzid; denn sytenmal
die pensionen ein ursach des zwitrachtes sind, so
wurde es glych gon, so man die blyben Hess, als da
einer das tropfen an eim fass mit der hand abstrycht
und aber das löchle, dadurch das tropfen sycht, nit
verstoppet.' Zwingli. , Seigen, rünnen, fluere, liqui,
manare, profluere.' Mal. — 3. sie" ApH., zeie" ApL,
lt TTobler auch K., M., (fein) schlössen, leicht hageln.
Es zeiet. ,Den 14. dito [April] hat es in Bergen ge-
schnit und im Tahl zeyet.' 1732, ApUrn. — 4. .sieben',
wohl = sichten 2 a (s. Sp. 243). ,Anna Jeuch habe in
verbotener Zeit gesichet.' GrKI. Frevelbüchlein 1734.
Zu gründe liegt germ. 'ethwan (mit gramm. Wechsel hw :
<j. «•). woraus einerseits ahd. sihan (Ptc. -eiwan, -eigan, -eikan),
nihil. Hhen, anderseits ahd. Mgan, nilid. sigen, st. Vb, tr.
seihen, intr. sinken, (tröpfelnd) fallen; vgl. Gr. WB. X 1,
197. 205/7; Martin-Lienh. II 339, ferner die verwandten
Sippen Secht /, Seigen, ße-aig (Sp. 242. -183. 490), ferneren,
sowie die Anm. Sp. 143. In der lebenden MA. erscheinen
ulken und sigen geogr. geschieden : nur sigen hat meist noch
die alte st. Flexion bewahrt, wahrend Hhen, soweit iibl). das
Ptc. gebildet wird, schwach gewurden ist (vgl. auch .gesucht'
neben .gesigen.' Arzneib. XVII./XVIIl.). Zur lau«. Behand-
lung der Form sihen vgl. JVetsch 1910, S. So. 117. 165,
spez. zu der schon bei Notker bezeugten Kürzung des Vokals
Braune § 154 Anm. 1. Eine dem uhd. ,(ver)siegeu' (Gr.
WB. X 1, 915. XII 1321) entsprechende Neubildung mit
alter Kurze taucht auch in unsern Quellen des XV., 'XVIII.
auf; so das I'ni-t. .ersigteii(d).' 1473. 1540, BsChr.; Wurst-
isen 1580, das Ptc. ,(ab-, durch-)gesiget, ersiget' bei Fris.:
JJXiisch. 1608 ; JRLandenb. 1608 (neben .gesigen. (ab)seigen'),
der Inf. ,(ver-)sigen.' 1667, Jes.; Arzneib. XVII./XVIIl. (hier
auch Imp. ,sig, siege' neben Ptc. .gesigen'): vgl. auch Ptc.
ge-eiget nach ä. Angabe aus GrVal. Die von Dan. angegebene
Z Ausspr. 8i-V" beruht auf dem Einfluss des daneben stehnden
syn. si2ben (Sp. 44). Ob Bed. 3 hiehergehört, ist fraglich;
vgl. ,zeien' bei Schm. 8II 1070, schwäb. .Seien' PI., kleiner
Hagel (Schmid 4S9). Bed. 4 verhält sich zu 1 wie sechten I
zu S (Sp. 242/3).
ab-sige": 1. a) tr., abseihen GrPi.; Th; Z. D'Äschi
würd [aus der Lauge] abg'sige", bei der Wäsche Gr
Pr. (AfV.). ,Am 4. tag hat es sich gesetzt; den sig
es ab, so hastu guotty tinten.' Arzneib. 1556. ,Sig das
waser rein ab.' ebd. ,Transfundere, abgiessen, von
eim in das ander abschütten, absygen. Saceatus, ge-
sacket, durch ein sack abg(e)sigen, wie die apoteker
den Hypocras.' Fris.; Mal. ,Nach etlichen Tagen soll
es fein ordenlich und häflich ab der unreinen Materi
abgesigen werden.' JRLandenb. 1608. ,Seige denselben
Essig durch ein Tüchlein ab.' ebd. , Demnach so wird
das Öl fleissig von den Blumen ausgetruckt und ab-
gesieget.' ebd. .Nim 6 mahl so veil guten Weins,
läge dei Stücke darein ..., lass es 13 Tag also stehen;
darnach seige dem [!] Wein davon rein ab...' Arzneib.
1822. — b) = ob-seigeren (Sp. 484) Aa (HBruppacher).
— 2. niederfallen, -sinken. ,Er [Gott] wirdt auff dem
berg hinnemmen den abgesignen fürhang, der allen
Völkern vor dem angsicht hangt.' 1530/1, Jes.; in
den spätem Übersetzungen nur ,den Vorhang.' Flüssig-
keiten a. lü", abseihen Gl. — Ab-siger m.: Tropf-
brett in der Küche Gl. Synn. s. unter Chräzen 2
(Bd III 925); Geschirr-, Spüel-, Ab-wäsch-Brett (Bd V
908/11). — Vgl. Gr. WB. X 1, 206; Fischer I 68.
er-sige", in der ä. Spr. auch ,-sihen', Ptc. ersige":
aus triefend nassem Zustand bis zum nassen (,ohne
Triefen' GlK. lt Wint.) trocknen GlK. (Wint); GrR)).,
.langsam auftrocknen' GRPr. Wäsche, eben aus dem
Brunnen gezogen, wird auf eine Bank gelegt zum E.,
.damit das meiste Wasser heraustropfe' GüNuf. D's
Hns' ersiget, ist ersige". Von verregnetem Heu : [Es]
göt noch e" Wil, bis d's Heu über e" söttegi Taufeten
ab nie ersigen ist. MKuoni 1884. Versiegen, von
Brunnen, Bächen usw. äSpr. ,[1473] ersigtend die
brunnen, das grosser mangel an wasser was in der
statt Basel und uff dem land.' 1473, Bs Chr. ,Der
Nilus wird erseihen und ertrocknen.' 1530, Jes.; ,er-
sygen und ertrochnen.' 1531/1638; , versigen und ver-
trocknen.' 1667. ,Er wird ... die meerwällen schlauen,
das alle gumpen des flusses erseihend.' 1530, Zacu.;
,ersigind.' 1638; .verseigen sollen.' 1667/1707. ,Als
der salzbrun begont ersähen [in ' , ersuchen-].' Ansh.
,Es giengen [in einem trocknen Sommer] ouch gar
vil waser ab an allen orten, das die waser fast klein
wurden, ouch an vil enden gar ersigten, derren vor
nie keins abgangen wass.' 1540, Bs Ohr. ,Es ist ein
warmer und trockner herbpst gwässen ... das etlich
brünnen sind ersigen, die im heissen sommer darvor
nit ersigen sind.' UMey. Chr. 1540/73. .Siccari, vapo-
rare, ersygen (,ersigen.' Mal.), nach und nach er-
trochen, trocknen,, aussderapfen; fluvius vivens, ein
stäts rünnend wasser, das nit erseigt und auss-
trochnet; aqu« perennes, die yemerdar lauffend oder
erseigend.' Fris.; Mal. ,[1540] war ein solche
Sah, seh, sill, soh, suh
bestendige dürre, das vil brunncn ersigten und alle
wasser sehr abgiengen.' Würstlsen 1580 dass die
buch dermassen erseigend und verdorrend, dass man
trockens fuoss hindurch kommen mag.' LLav. 1582.
Bildl.: ,[Um 1500 entstand zu Hailau eine neue Wall-
fahrtskirche] so diser und der glichen an unzal orten
nüwe cisternen [Anspielung auf Jerem. II 13] gwon-
lich hond angfangen und sind denn ersügen [in * ,er-
sigen'].' Ansh. Übertr.: ,Es ist die liebi gar und ganz
erlöschen und ersigen.' 1572, UMey. Chr. 1540/73. —
er-sige°: ,halb getrocknet' GlK. (Wint.). D' Hembi
sind ersigni, , nicht mehr ganz tropfnass' GRNuf. Ver-
siegt, von Gewässern. ,Ich sähe kein wasser im bach,
dann es war uf die zeit ersygen.' Ept. 1460 (Gfo.).
,üie wasser Nimrim warend ersigen.' 1548/1038, Jes.;
.versigen.' 1667; .wüest.' 1530/1. ,Exhaustus (fons),
siccatus, ersigen (,ersiget.' Fris.), erschöpft, auss-
trochnet, aussdorret; fontes siccati, torridi, ersigne
brunnen.' Fris.; Mal. ,Ersigner Baum, versiegener,.
erschöpfter Baum' Bs (Spreng). , Ersigne brüst.' ,0
Herr, du wirst inen geben unfruchtbare leib und er-
signe brüst.' 1530/89, Hos.; ,versigene Brüste.' 1667.
,Man sagt warhaft, das [während einer Hungersnot]
die hunger sterbenden kindlin in der schoss irer
muotter uss den ersignen brüsten das rote bluot zwin-
gend.' Kessl. Von Menschen, a) durch Blutverlust
erschöpft; vgl. mhd. des bluotes ersigen. , [Maria zu
Jesus:] Das (das fünft liden) was, do du von dem
krütz genomen wurt und mir tott ain minen armen
gelait wurt mit offnen wunden; und ich sach, das du
so gar ersigen wärt und ain bluotstropf in dinem Hb
nit me was.' XV., G Hdschr. (AfV). — ß) gleichs. aus-
getrocknet, bei starkem Durst. Bildl.: ,[Wir Eidge-
nossen haben] gemainclich uns an die gottlosen krieg
ergeben und der unmassen nach der fürsten gold ainen
durst empfangen, das wir (laider!), unangesechen aller
gerechtikait, also ersigen, iedem, wer uns nun mit
dem schinenden gold ainglanz, zuospringend.' 1526,
Kessl. (Vermahnung an die VII Orte). — y) in öko-
nomischer Hinsicht erschöpft, verarmt. ,Hiedurch der
arm gemein man ... so hertenklich beschwert, ver-
hinderet und ersigen, das etliche sagen die türe kurz
verschinen jaren .. . ringer überwunden haben [als die
jetzige].' Kessl. — un-. .Perennis rivus, der für und
für lauft, oder ein unersigner bach, der nit auss-
trochnet.' Fris.; Mal. — un-ersiglich. .Manalis
fons, unersiglicherbrunn, der nit abgadt.' Fris.; Mal.
Mhd. ersihen, -slgen, Ptc. ersigen; vgl. Gr. WB. III 9S2;
X 1, 206; Schm. 2Il 248/0; Fischer II 843, sowie ver-s.
üs-: ausseihen. ,Nimm das hirn von einem gyren
. . . koch das in wein und süessem wasser, und so du
es aussgesigen, so wirff das ander hinweg; in der
brüeyen koch...' Vogelb. 1557. — Vgl. Schm. 2 II 246;
Fischer I 516.
ver-st/ie" ScHSchl. (s. b), sonst -sige", Ptc. ver-
sige": versiegen, a) vom Wasser udgl. Ap; Gl; Th; Z.
's Wasser versigt, ist versige". Da" versigt g' schwind
wider (ist g'ad wider versige"), da' Bitseli Rege" Tu.
,Und was das erdrich von hitz als tür, das vil guoter
brunnen verswinen, die vor nie versigen waren.' Z
Chr. XV.; andre Lesarten: ,vil guoter brunnen ver-
sigen'; ,manig guoter brun verseig.' ,Das schwärdt
(die Trockne) wirdt über ire wasser kommen, das sj
verseyhend.' 1530, Jer.; ,verseigend.' 1038; , verseigen
sollen.' 1667/1707. ,Wenn das kind an den tag kumpt.
versygt dieselb fuor [Ernährung] des kinds.' Ruef
1554; später .zerrinnet.' ,Es versigen [1540] alle bäcb
und brunnen, dass man nienen malen konte.' HOHcber,
Chr. .[In einem Urteil über einen Wasserlauf wird
ua. entschieden, dass] das wasser in der gruoben solle
versigen.' 1543, ZBül. ; vorher: ,ein gruob, darin das
sälbig wasser verschwinen solle.' ,Man sihet, ob vil-
leicht die Quell versigen.' FWyss 1653. ,Ein Tröchne,
dass vil Bach und Brünen versigen.' 1654, Bauernchr.;
ähnlich 1705, Scu Rebbüchli. ,[Man soll im Boden
tiefe Löcher machen] weil auf diese Weise das ste-
hende Wasser in den Sandgrund gezogen wird und
daselbst verseiget.' Z Anl. 1760. ,Man sol zusehen,
dass nicht eher ein neuer Tropfen komme, als biss
der erste in die Erden versiegen ist.' JCSulzer 1772.
S. noch Galg-Brunnen (BdV666); er-s. Von Tränen:
,Auf ihr [der Dichter] Gebot sollen ... die Trähnen
bald aufquellen, bald verseigen.' Sintem. 1759. Oft
bildl. ,Die haab und das guot der gottlosen werdent
gleich als ein wasserüuss ausströcknen und verseihen.'
1530/1, Sir.; ,versyhen.' 1548; , versigen.' 1667. ,Ich
bin barmherzig, spricht der allmächtig Herr . . . meine
brunnen lauffend über, und mein gnad mag nit ver-
seihen.' 1530/48, IV. Esra; ,versyhen.' 1531; , versigen.'
1667. ,Gott lasst nicht nach mit Erhören, ...der Brunn
seiner Gnaden verseigt nicht.' FWyss 1677. ,Das gläu-
bige Umarmen des Creuzes machet auch völlig ver-
seigen den Fluss unserer unordenlichen ... Begirden.'
JJUlr. 1718. — b) (versihe") spec, aufhören Milch
zu geben, von Kühen SchScIiI. E" Chue v. lö", sie
statt täglich nur alle zwei oder drei Tage und endlich
gar nicht mehr melken, bei trächtigem Tier, damit
das Kalb desto besser gedeihe, bei unträchtigem, damit
es fett werde zum Sehlachten. Mir lond iez di alt
Chue v., da"-si noch entcenge" libig und verchäuflich
ivürt. ,Wenn die Küh verseihen: nimm Scheelwurz
mit dem Kraut und gibs der Kuh zu essen, so gibt
sie wieder Milch.' Anf. XIX., BE. Arzneib. — ver-
sigen. ,V., torridus; torridus fons, versiegener Brun-
nen.' Denzl. 1677. 1716. ,In dem Grunde schmelzt [das
Eis der Gletscher] zu nie versiegnen Quellen.' Grimm
1762. S. noch Sp. 589. - Mhd. ver-sihen, -Hyen; vgl. Gr.
WB. XII 1267/9; Schm. 2 II 249; Fischer II 1333.
nider-: niederfallen. ,Do seig der drang nider
und starb.' 1392, Z RB. ,Daz die vigende von grossen
herten siegen und stichen vast begonden nidersigen
und hindersich wichen, ein teil zestunt tot.' Just. —
Amlul. nidersigen.
durc,'-seye", Ptc. -g'seit: durchseihen GMs. ,Per-
colare, durchseigen.' Fris. ,Zerstoss künschbaum-
somen und den weick in süessem wasser, und so du
disen durchgesigen hast, so gib in der tauben ze-
trinken.' Vogelb. 1557. , Druck das schmalz haruss
und sige es durch.' Zg Arzneib. 1588. ,Stosse das Ge-
würz nicht gar zu kleinem Pulver, sonder alleine
gröblich, dass es mag durchgesieget[!] werden.' JJNüsch.
1608. ,Diss soll man alles miteinander kochen, durch
ein leinins Tuch durchsigen ...' 10X2, ORingh. 1908.
S. noch purgieren 3 (Bd IV 1587); Sig-Blctz (Bd V
282). — durch-gesigen. .Eliquamen, die d. feuchte.'
Fris.; Mal. ,Der durchgesiegene Saft.' EKönig 1706
Sihe" Sihe" Ai-V.: ScnHa., Schi.: Z (S,heli. nach
vereinzelter Angabe), Siehe" Ai-K.: TnKessw. (auch
Dim. Sicheli), .Siehe" ApK., Sic" Arll., I., M. (TTobler);
Saj — suj
592
oTh (auch Dim. Sieli), Sie" ApH., Sei(j)e" ArL, M.; GMs,
Sa. (Dim. Seiji), Wb., We., Sige" GrD., L., Pr., S.; Tu
(auch Dim. Sigeli); ZBenk., Elgg (auch Dim. Sigeli), F.f.
Rüml., Sth., W. — f.: a) Seihe aus Metall oder Holz,
bes. für Milch. aaOÖ.; meist = Sig-Napf (Bd IV 775),
, feines Sieb oder ein Filtrum, die Milch dadurch zu
reinigen' (TTobler), in Gr nach mehrern Angaben
feines Draht- oder Blechsieb z. U. von der hölzernen
Vollen (Bd I 786). Dim., = Kaffee-, Theesieb Th; Z.
, Hölzerne Gelten und Ständer, Milchtansen, Sige und
Becken.' Z Amtsbl. 1867 (Gantanzeige). ,Die sienen
oder sygen, colum, quasillus; die seigen, seiggeschirr,
seigkorb, seignapf, colum vel cola, qualus, quasillus.'
Mal.; Fris. hat nur , sienen.' ,Seige, Seihe, Siene,
colum, qualus, fiscus.' Red. 1662. — b) Sige", Brause
an der Giesskanne Tu; ZStli.
Ahd. Hha, mhd. slhe : vgl. Gr. WB. X 1, 205. Das W.
weicht in Z den beideu Synn. Sit und Siene' (s. Sihenen).
In Ortsn.: , Seihen, S.-Wald' B; vgl. die Anm. zu Sihenen.
Chi ottea- Sige" : = Chrotten-Siden(ßp.3Q7) GßPr.,
so Fan., Jen. Syn. Ghr.-Ghrös (Bd III 860), -Sigeten.
— Entstellt aus -Slde" unter dem Einfluss von Siyeten (s. d.).
Chrüt-Sfye": grosses küpfernes Küchensieb, worin
das gewaschene oder gekochte Kraut abtropft Zu.,
Wth.; vgl. Chrüt-Sihenm, Er ist z' Fuess g' gange"
[ein Spengler auf den Markt], mit-ere" Chrnze" am
Buggel, Kaffitierc", Schüm- und A"richtchelle", Träch-
terli, Seupfe"schüsseli, Chrütsige" . . . und derigi Sache"
drin. KBiederm. 1888. ,1 Krautsiege.' ZSchwam.
(Amtsbl. 1868). — M i 1 c h - Siehe", -Siehe" ApK., -Sige"
iiiTh; ZO.,Sth., -Sei(j)e" GW e.: Milchseiher.— Brun-
ne"- Sige" : = Chrotten-Sigen Gnlg. (Tsch.). — Suppe"-
Seifjje"-: Suppensieb GWe.
sihene" siene": 1. tr. „seihen, durchseihen Gl";
GRh., Wl.; Scaw; „Uw"; Z. Mach-mer kei" Dreck i"
d' Milch! — Es ist glich, si wird ja g'sienet Z; vgl.
Sp. 586 u. G'sieneti Milch. ,Gesienet, saccatus.' Red.
1656. ,Wie man sie [die Milch] siene und von aller-
hand Unreinigkeitcn sondere?' JJScbeuchzer 1699;
s. noch Milch- Sihenen. ,Seine [1. ,siene'?] es durch
ein Tüchlein.' Arzneib. 1822. Übh. für aussondern,
ausscheiden: Wer Liebi weiss z' verdiene" und selber
liebe" cha"", den soll mi"s Liedli siene", mer wend nur
aslig ha". PHeng. 1836. — 2. intr., sickern ZWäd.
Die Bildung scheint nur Schweiz, zu sein (vgl. Gr. WB.
X 1, 962); eis. »nie" (Martin-Lieuh. II 339) ist wohl anders,
wie sehne" f. sehe" (s. ebd.), zu beurteilen. Zum Lautlichen
vgl. etwa Blei mit Aum. (Bd IV 912/3). Vgl. auch siegijtn
(Sp. 520), sienggen.
abe"-: heruntersickern ZWäd.
Sihene" Siene" f., Diin. Sien(d)li Schw; Z, Sieneli
Aa (Rochh.); Gl; Z: = Sihen, sowohl das Küchen- und
Tischgerät (unterschieden als Kafi-, The-, Milch-Siene",
-Sieneli), als auch das in den Sennereien verwendete,
grosse, meist hölzerne Milchsieb (Syn. Vollen Bd I
786) Aa (Rochh.); GlH., K.,M.; GRh., WL; Schw; Uw;
Z (in der Stdt veraltend), „hölzerner Trichter oder
vielmehr Seiher Gl; Uw; Z." In Schw und anderswo
wird die S. von den Sennen auch als Sprachrohr ge-
braucht, wenn sie von einer Anhöhe in die Ferne
rufen oder jodeln wollen, auch zum Rufen des Abend-
segens: durch d' S. d's Avi Maria rüeffe"; vgl. Abend-
Bueff (Bd VI 684); Abend-, Alp-Segen (Sp. 451). .Co-
lum, ein syggschirr, ein sienen.' Fris.; s. auch Sihen.
,Siene, Signapf, sinus, sinuni.' Red. 1656. , Sienen.'
1659, ScbwE. Inv. S. noch möschig (Bd IV 506).
Brause, zB. an der Giesskanne Z. .Deru N. vor eine
Siene zum Springbrunnenrohr fi. 4. 20.' 1800, Z Haush.
Durchlass an Wasserleitungsröhren. ,Die Tollen muss
durch starke Sienen vor Ohnrat wohl verwahrt wer-
den.' 1708, Z. S. noch Böst (Bd VI 1521).
Dazu der Ortsn. ,Sienen' Gl (auch ,Vorder-S.'); L: Schw;
(auch , Gross-, kleine S.'): vgl. die Anm. zu Sihen.
Chübel-: hölzerner Trichter, durch welchen der
Rahm aus dem Rahmbehälter ins Butterfass geschüttet
wird Gl (Steinm. 1802, 128, mit Abbildung S. 124).
— Kafi-, meist Dim.: Kaffeesieb Z. — Chrüt-: =
Chrüt-Sihen, aus Blech, Email, früher auch aus Kupfer
und inwendig verzinnt Z. ,Ein Krautsienen.' 1788,
ZKyb.Inv. ,1 kupferne Krutsienen.' 1808, ZZoll. Inv.
— Milch-: ^= Sihenen, für Milch Gl; Uw; Z; das
Dim. für das Tischgerät. .Nachdem der Senn die
Milch gemolken ..., sienet [1746 .siebet'] er sie durch
die Folien oder Milchsienen, ein hölzernes, oben
weites, unten enges, mit frischem Tannkreis verstopftes
Instrument, in das grosse Wellkesse.' JJScreichzer
1706.1746. ,Für Milchsiene 8 ß.' 1785, ZStdt Haush.
,Ein kupfern Milchsienen.' 1797, ZTu. Inv. — Nidel-:
= Chübel-Sienen GlS.
Bluet-. Nur in der RA.: D' Lebere" ist d' Bl. Z.
.Gleichwie dem Volke der Magen die Chuchi und die
Lunge der Bläsbalg ist, so nennt es auch bildlich die
Leber die Bluelsiene", indem es glaubt, die Leber
habe die Funktion, das Blut zu reinigen' ZZoll.
(HBruppacher). — Ähnliches bei MHüfler 1899, 35S.
Salat-: Küchensieb = der Chrüt-S., für Salat ver-
wendet Aa (Rochh.); Z. Vgl. Salät-Zeinen. — Schütt-
stei"-: Sieb am Auslauf des Rinnsteines in der Küche
Z. .Eine küpferne Schüttsteinsiene 20 ß.' 1808, ZStdt
Haush. Auch 1837, ZStdt (Baurechnungen).
Sihen er Siener m.: Milchsieb Zu.
Silier Siger m.: Gefäss mit siebartigem Boden
GrV. ,1 Siher', unter ,hölzin Gschirr.' 1627, Th
Bürglen Schlossinv. — Vgl. Gr. WB. X 1. 197. 207.
Suppe"-: = Suppen- Sihen. ,1 Suppensiher', unter
,isin Gschirr in der Kuchin.' 1627, THBürglen Schlossinv.
Sihere" f.: Ortsn. ,Auf der Seihern' ScuwArth
(ZfsR. 17 c, 224).
Sihete" Sigete" f.: ,was fadenförmig, wie das aus
einem Sieb Fliessende, herabhängt' GRPr. (Pfr Ludwig).
— Viel!, nur aus dem Folg. abstrahiert.
Cht otte"- Sigete" GrPi\, -SigetiGnSchxiA.: = Chrot-
ten-Sigen (Sp. 591).
Täpe"- Sigeti: = dem Vor. GnSchud.
(über-, an-)sih(en) lieh, -sichlich s. unter
(über-, an-)seh(en)-lich (Sp. 548. 561. 584/5).
(ent-)be-siehen s. (ent-)be-ziehen.
Saj, sej, sij, soj, suj.
Vgl. auch die Gruppe sah usw.
Saijen, ,Sai(en)' f.: eine Art Wollenzeug; vgl.
Absch. VII 1, 1336. ,Ein ganz stück sammet oder
saygen.' 1595, FHaas 1909. .[Der Landrat will dem]
Schuolmeister wegen des Üsterspiels und andern 3 Ellen
Saj, sej, sij, soj, suj
594
Say verehren lassen.' 1615, Nuw Beitr. ,[N. hat ua.
entwendet] 5 Ein brune Sayen, etliche Büscheli Stäpp-
syden; die 5 Ein Sayen gegen B. umb 3 Gulden ver-
kauft.' 1620, ZRB. ,Der Rat genehmigte eine Ord-
nung, nach welcher das Mass der Sayen wenigstens
41 Ellen betragen soll.' I(i84, ABürkli 1884, 17. ,Die
Scotti, Garn, Sayen, Beutel udgl. belangend, soll ein
Bürger, der solche Waar ... in die Fremde verschickt,
von jeder Ballen einen Gulden Zoll geben.' 1711, Z
Ges. 1757. Sayen, baumwollene und leinene Tücher
dürfen auf dem Markt zu Locarno nicht detailliert,
sondern nur nach dem Stück verkauft werden. 1716,
Absch. .Welcher Bürger Scotti, Garn, Sayen, Beutel
...und alles Andere, so von Wollen gemacht wird,
fabriciert, der soll von jedem Guldenwert 2 Hlr . . .
geben.' 1725, Z Ges. 1757.
Mhd. »ei, sein (häufiger in der Weiterbildung seit, ahd.
miat), eine Art Zeug (Lexer II 853. 859; Schm. 2II 335/6),
zu miat. mt/um, m(y)ium, ea(y)iu (DuCauge VI 89), frz. wrie,
woher it. mia usw. (s. Körting unter "say»), von (kelt.-)lat.
say um, saya, eig. Bezeichnung eiues Kleidungsstückes. Über-
warf, (Soldaten-)Mantel usw., dauu Ubertr. auf den dazu
verwendeten Stoff. Einen viel), hieher gehörigen Beleg (in
der Form ,seiyen') s. noch unter Brief (Bd V 443).
Herren-. ,Schneidertax : ...item für ein Par Er-
mel von Herrensagen [1. ,-sayen'V] oder anderem Ge-
zeug ... 15 g.' BsTOrdn. 1646. ,12 Ell der köstlich-
sten Herrensayen [als Hochzeitsgeschenk].' 1663, Z.
Weitere Belege Z TB. 1900,264. 268. — Doppel-. ,[N.
hat] 2 ein schwarze doppelsayen entragen.' 1586, ZRB.
Saijeten f.: 1. eine Art Zeug, Sayette; 1t Z TB.
1900, 255 früher in Z fabriziert. — 2. daraus ver-
fertigtes Frauenkleid. ,1 schwarze Sayeten', unter
,Wyberkleidern.' 1669, Z Teilrodel. ,1 kermesynte
Sayeten.' 1697, ebd. ,Ein fürfarb Kleid mit einem
Flohr; ein modenfarb Sayeten mit Flohr, vast neuw;
ein grauen [!] Sayeteu mit einem weissen Flohr.' 1706,
ebd. — Frz. sayette, it. saietta.
saijetin: aus Sayette. ,1 hirzenfarbene sayetin
Kleidung.' 1700, Z Inv. S. noch krön-rasin (Bd VI 1284).
sii(i)je" -«- AAHottw., Leer., Zof.; ApHer., M., V.;
BsL.; B (ohne Sa., Si.); Gl; „L", so Reiden; GMs,
Rh.,Sa.,uT., Wb., We.; S; oTh; Ndw; U (ohne And.);
ZoMenz., Stdt.UÄg., Walchw., -e?- ÄABb., Br., Rein.f;
Sch; TnHw.,Mü.; WVt.; ZSth.,Wl., -e*- AaEIu., Fisib.,
K., Rein., Schneis., -e'- BG., Sa., Si. (seije-J; GrL., Pr.;
PA1. (seije"), -ä- BsStdt (säije"); ScHRamsen; THFr.,
säe" -.<?- ApH. (ausser Her.), I.; GrAv., -e3- AaF.; Scuw
Ma.; UAnd.; ZeBaar, Cham; ZAdl., Bachs, O., S., Stdt,
W. (auch -e3-), Wei., 8. Sg. Pises. und Ptc. s<ejet, g's*ejet
BBr.; Nuw; U(ohne And.), (g')säit AALeer.; ApM., V.;
BsL.; Gl; L; GRh., Sa., uT., Wl.; S; oTu, (g'Js&it Aa
Rein.f; Sch; TuHw., Mü.; ZSth., Wl., fg'Js&it AiEhr.,
Fisib., K., Rein., fg'Jse'it BG., Sa., (g)säit TaFr., (g'Jse3et
UAnd.; ZßCham; ZO., S., Stdt, W., (g')s«t ApH., L; Gl;
GRAv.,Rh.;NDW;ZGMenz.,Stdt,UÄg.,Walchw., (g'Jset
ScnwMa.; W (Ptc. flect. g'sätf usw.); ZoBaar; ZW.,
(g')se't GrL., (g'Jsed Cg'Jseid PAl.(Ptc. flect. g'sötc usw.),
g'sät GRObS.: wesentlich wie nhd. säen. 1. a) Samen
ausstreuen, et) eig., bes. vom Getreide, allg. Chorn,
Haber, Rüebli [s. Bd VI 81] usw. s. Blüemd s.; s. Bd V
96 o. Oft abs.; in BE. (Bärnd. 1904, 116) und weiter-
hin spec. von der Bestellung der Wintersaat; vgl.
ans. Hur isch ['s] dem S. schön nö'hg' gange", nach
dem S. trat trockenes Wetter ein, so dass die Schollen
Schweiz Ittiolikon VII.
zerfielen ÄAÜmikon. Das S. als typische Tätigkeit
des Bauern; s. Bd IV 1514. ,Wir haben ouch gesetzet
... das alle die, so sitzent uff der burger güetren ...,
alles ir körn in unser stat füeren söllent...; doch
mag wol iederman da ussbeheben sin notdurft, so er
bedarff in sinem huse und ze sägende.' 1366, B StR.
,Ouch ist gesetzet, waz guotes, welicherlei daz ist, uff
der zeig an dem Silveld ... geseyet wirt, wenn dann
daz selb guot abgesnitten wirt, so soll dann die selb
zeig ... ufgetan werden.' 1410, Z StB. ,Und wen es
kunt, daz man da set haber, körn oder smalsat...'
1440/70, AAWürenl. ,So hab er einem uff der Bruggen
. . . ein viertel hanfsamen verstoln und den geseigt.'
1479, Z RB. ,Ir werdend umsunst euweren somen
säyen.' 1525/30, III. Mos. ,Vil lüt meinten [1479], sy
möchten nitt seyen.' Bossu. Chr. ,Item der eychwald
uff dem Limperg (fast 8 iuehart gross) ist geseyet
worden in der wuchen der Lucerner kilchwihe.' UMey.
Chr. 1540/73. ,Säyen, pflanzen, serere [usw.].' Fris.;
Mal. (Weitres ebd. 341 a). ,Ein gschickter paursmann
seinen somen nit wirft und säyt in ein ungebrochenen
unaussgebutzten acker.' OWerdm. 1564; , sähet.' Her-
born 1587. ,Mh. band erkhend, welcher hochwald old
rüti ufftuo oder sunst ertrich, denen schenkt man den
samen, sy sönd aber dry jar seyn, und wo sy nit dry
jor seytten ... so sollend sy der samen... besallen.'
1573, Ndw Beitr. 1886. ,Um S. Johannstag im summer
fiel ein grosser schnee, der den hampf also verdarbt,
dass man in uszüchen muost und andren seien.' 1585,
Ard. ,[Es] syge im jetzt zuo spadt, er müesse noch
gon Weissen seyen.' 1620, Z. , Schmalsat, so in dBraach
geseiet wirf 1630, ZTöss. ,Der Haberzehenden werde
von Zeit zu Zeit geschwächt, aus Ursachen die Bott-
minger und Binninger gar viel Muess zu seyen pflegen,
welches sie nicht verzehenden.' 1665, Bs Rq. ,Lieset
saien.' 1695, JMHungerbühler 1852. S. auch Stieb
(Bd VI 79). ,S. und büwen.' ,Ist erkent, daz sölich
holz ingeschlagen soll bliben und man nützit da seyen
noch buwen, als min herren sich hievor ouch erkent
habent.' 1523/6, Z RB. ,Des Veldbuws band si [die
alten Deutschen] wenig gachtet, ussgenommen des
Habersäiens und -buwens.' JJPiüeger 1606. S. noch
Bd IV 1955. ,Das säyen und pflanzen, satus.' Fris.;
Mal. ,S.' und ,mäjen (schniden' uä.). Da' 'sch öppen
e" manierliger Burst, der b'richtet nit nitmme" vo"
Milchen und S. und Mäije". JReinb. 1904. G'setzt
isch nid g'sätt und g'schnitte" isch nid g'mäit, jede
Feldarbeit will gelernt sein Bs (Seiler). ,Üuch warent
si [die eingewanderten Schweden und Friesen] darnach
zwigen, sägen, schniden.' Stretl. Chr. In einem Streit
zw. zwei Brüdern wird erkannt: ,Was jeder gsägt hat,
sol er schniden und ein jeder das im worden ist und
zuogehört, haben.' um 1523, ZRB. Sprw.: s. mäijen
(Bd IV 135). Wer vil het z' s., het o°h vil z' nutje- B
(Zyro). ,[Dass sie] wo sy nüt gesäyt, daselbs ouch
nützit schnyden wellint.' 1531, Absch. ,Daruui man
auch mit Wahrheit sagen kan, dass kein Geld besser
angewandt seye als dises [zu Kriegsvorbereitungen in
Friedenszeiten]. Das haisst sayen, damit man ernde.'
Mise. Tig. 1723. S. noch Narr (Bd IV 778). ,S. und
mäjen' bezeichnet aber auch den Gegs. von Feld- und
Wiesenbau. ,Uf der selben Juchert soll N. Reben
buwen und sonst keinerlei Frucht pflanzen, weder zu
rneyen nach zu säyen.' 1695, Z. ,Das er und sin Erben
...järlich von den 3 Juchart in sinem Infang geben
595
Saj, sej, sij, soj, suj
596
soll 15 ß, es werde gesägt oder gemägt.' Lindinner
1733. Im Kinderlied. Ich han es Hämpfeli Häber
ff'sät, wifeliwipapum; dö chunnd der Wind und hat 's
'r,rn,r. „ ,/,,'• inpapum ZW.; ähnlich GZür. 1902, L02
I; ApVL.1903,12. S.nochBm^-Bei(BdVI8).
Rätsel: Ne" wisse" Acher acheret-me", ne" schwarze"
Söme" säijet-me", 's lauft Mänger drüber, stolpret net
and weisst nit, was-es isch [Schrift]. Rochh. 1857. Im
Kinderspiel; s. Bäh (BdVI 19). S. noch Hanf-Sämen.
Verfahren. Me" hat amig zum S. nöüi Tischlache"
und nöil Sack g'no", dass 's eso recht schiiii w" intern
ZO.; vgl. Tisch-Lachen (Bd III 1005). !■* bräche"
Nicmert zum Undergö" [s. Bd II 23 o.]. wenn-ich säije",
Ich sihe" scho", wo-n-ich dor"''e" chomm, auch etwa = ich
weiss schon, was ich zu tun habe, brauche keine Be-
lehrung ThMü. I" welkem Zeiche" liest eigeHlig g'säit
[s. nachher], und was für-n-es G'sätzli hest-de derzue
g'mümelet? Barnd. 1901. Beim S. muss es windstill
sein; daher die RA.: Das ist iezen e'" Stilli g'si"! Da
hätt-men oueh chönne" säge": Iez war- es guet Flachs
21 s.! Bärnd. 1904. Während des Essens sollte nach
guter, alter Sitte Stille herrschen, dass-me" chönnt
Büeblisäme" s. BB. S. noch Haber (Bd II 931). Scherzh.:
Iez war 's guet Stock [Wurzelstöcke] z' s., me" wörd-s'
och höre" fal'e" ThMü. Art des Säens. ,In Neben-
tälern des Simmentais wurde oder wird [zur Erleich-
terung des Jätens] das Getreide nicht vertan (breit-
würfig gesät), sondern 'zillet g'sdid (in Reihen) oder
sogar g'setzd (gesteckt).' Bärnd. 1908. Er hat g'mänt,
me" säji de" Chlesöme" wie 's Gliom, z' Hampfle" uns:
dö ist-er nid e"moll halbe" hindere" [ans Ende des
Ackers] cho" ThMü. ,Von einanderen säyen, yetz hie,
denn dort ein heüfflin, castellatim serere.' Mal. Dünn.
dick s. Dünn (nüd dick) g'säfyt, übertr. wie nhd.
wohl allg. Das isch Eini [eine Heiratskandidatin],
wie-si nit dick g'säit si": Feuftüsi"gi het-si oder noch
mer. JReixh. 1905. Im Vergleich, 's Ops llt wie g'sä(i)t.
nach einem starken Sturme Aa; Th. 's hat z' Hun-
derte" wis Hüsli a" dene" Bergen obe" verstreut, wie
we""-me"-s' g'säit hett ThMü. Mit Betonung des Un-
geordneten: 's stöt Alls dorchenand, wie wc""-me"'s
g'säit hett. ebd. Sehr wichtig ist die Zeit der Aus-
saat; vgl. dazu EKönig 1706, 143. .Früh säen [der
Wintersaat] hat Gold im Munde.' Gotth. Säit-me"
z' gl\'h, sell-me" 's de" Chinge" nit säge". Schild 1873;
zu frühes S. hat wohl auch einmal eine gute Ernte
zur Folge, meist aber nicht, und daher soll man den
Kindern nichts davon sagen. ,Es gilt die Regel [in
ZUit.] frühzeitig zu säen, nach dem Sprüchwort:
Wenn man einmal in zehn Jahren zu früh säe, so
soll man es den Jungen nicht sagen.' HSchinz 1847.
Wann 's spät S. g'rötet, se seil 's der Vatter im Su"
(de" Chindere") nüd säge" AaB.; BsL.; ähnlich in LErm.
,Was man am Morgen sät, geht acht Tage früher auf,
als was man am Abend sät' Aa; Z. De" Wässe"
[Weizen] tar-me" scho" e"weng spöt s. ThMü. Rosetti:
Säg-mer, liest der Flachs o"ch scho" i" d' Winterfüechti
g'säit? Käthi: He frilic%! Annebäbi: V"1 d' Hausset
[Hanfsaat]? Christe": He däich wie d' Oberländer: i"
der Hnuuche" [Karwoche], wil 's denn gern regni.
Käthi: Vo" Dem han-ich neuwe" nie Nut g'hört. Mi"
het süst gang g'seit, mi" säi 's Werch [Hanf], we"" 's
buechig Laub tüei üstribe". Christe": Also im A" fang
Meije". Barnd. 1904. Am Hugo [1. April] darf-me"
kein Gerste" s. ÄABr., Hottw., Wil. Wenn 's am Vrene"tag
I |1. Sept.] regnet, so soll der Bür der Sack a"hänl:e"
und go" s., denn 's ijiH e" Tröchni BsL.; vgl. Verene
(Bd 1 Ol.',). De ni(ii/!<ch-)iueh s., wenn de wi't, vor sibe"
Wuche" kum-der nit, heisst es beim Säen der gelben
Rüben BsStdt. S. noch Aprillen (Bd 1 364): üf-gän
(Bd II 13; ilie Bauernregel auch BsL.); nid-sich-gän
(ebd. 34); buggelen (Bd IV 1089); Sueben, Gersten-,
Flachseren-Büebli (Bd VI 79. 84); Bagel (ebd. 716);
Boggen (ebd. 773): Buti (ebd. 1812). ,Das körn seigt
man umb Sant Martins tag im herpst.' Stolz 1519.
— ß) uneig. .[Felix und Regula] begonden säyen dem
heideschen volk das wort des ewigen lebens.' Z Chr.
XV. , Möchte aber yemants sagen: wie werdend die
todten autterstonV ... Du narr, das du säyest, wirt
nit läbendig gemacht, es sterbe dann.' 1530, 1. Cor.
.[Im Jahre 1478] was man kriegs müed worden und
hette iederman gern von den fromen und der erberkeit
friden gehebt, wie wol ouch allerlei Volkes und muot-
willer von Eidgnossen und andern enden dar kanient,
denen frid und gnad nit liep was und gern bösen
somen darin betten geseigt, das es nit zuo friden were
körnen.' DSchilling B. , [Der Verf. wünscht bei Anlass
der Teuerung von 1481] das des verfluochten roup-
guotes nierner mer als vil harkom noch under from
biderb lüte geseigt werde, dann ich genziclichen glou-
ben wil, das uns dasselb vergift und dis und ander
türinen von usgang der kriegen bishar gemachet habe.'
ebd. ,Der tüfel, der ein viend ist aller guoter dingen,
der wolt ouch sinen samen in dis guottät sägen.'
Stretl. Chr. ,So aber zuo disen zyten der böss viend
sin gift, wie d schlang im paradeiss, under uns säigt
durch verfüerische pfaffen und münch.' Ansh. .Da
werden die Regenten entzündet .... Gerechtigkeit ver-
triben, Parteilichkeit, Factionen geseyet.' AKlingler
1688. — b) ein Stück Land besäen. äSpr. ,Und als
der ahnend ... etwe vil ingevangen und ze buw geleit
und gesäget ist.' 1410, Z StB. .Diewil her abt von
Rütty sollich guot in Bona an etlichen enden verliehe,
das Hesse seyen und meyen und anders nütze und
bruche dann von alter bar.' 1520, ZBub. ,[NN. kla-
gen, sie hätten ein Stück Wald gekauft, gerodet] und
grüst, das sy es söltint säygen ... Wo er [der Käufer]
die rütti nit dörfti s., so hett er sin gelt übel uss-
gäben. [Urteil:] Der köufer möge das holz nit buwen
ald s.' 1538, ZGreif. .Einen acker säyen, seminare
agrum.' Fris.; Mal. ,Diewyl die 4 jucharten von dem
einen teil schon verzünt und ingeschlagen, sollen und
mögen sy die eeren und säyen lassen.' 1555, Z RM.
,Item die Breiti hat das Recht, so sie nit in Brach
und gesäyet ist, dass kein Weg darüber galin soll.'
1697, THNnf. Offn. S. noch rüten (Bd VI 1808). ,S.
zuo': .Item und des torvelds und aller anderen zeigen
halb, wen das selbig zuo haber gesägt ist...' 15o2, Aar.
StR. — 2. a) (aus-)streuen übh. Im Spiel mit Bed. 1:
Wo'tsch-es s. ? oder : Du muesch 's Gelt nid s., 's wachst
doch nid, scherzh. zu Einem, der Geldstücke fallen
lässt Th. Lue», lue», du seist! zu Einem, der in einem
durchlöcherten Sacke Mehl, Sägespäne udgl. trägt BG.
Jo, du nutest iez Alls s. vor der ane"! tadelnd Tu.
Me" hät-ene" [einem Hochzeitspaar] Sprür g'säit
(g'streut) vom Bus e"weg bis fast zom Chihche"räli,
zum Zeichen des Spottes über die schwangere Braut
ThMü. ,Man sol nachgan und richten, als des Oken-
fiess sun der küeyen hirt geseit hat, dass er ein seche
an dem riet gan mit einem sak und dass er uss dem
Saj, sej, sij, soj,
sak säte uff die weid, er weis aber mit was.' 1395,
Z RB. .Schlag es [das Pulver] durch ein tüechli und
sey es in den schaden.' Kunstb. 1474. ,So hab sy das
ebgenannt bulfer an irs bruoders suns hocbzit ge-
brucht und gedachter ir stiefftochter ... an ein brüeyg
gesäygt und iro lassen fürtragen, damit sy krank
wurde.' 1520, Z RB. ,Do das die Spanyer [1548 vor
Konstanz] gsen und empfunden [dass sie von der Stadt
aus beschossen wurden], sind sy liinder sich in das
closter Pettershussen gwichen und band nach inen
uff der brugg büchsenbulffer geseiet; wan sy inen
nachylen woltind, so band sys wellen anzünden und
also feibrennen.' UMey. Chr. 1540/73. ,Item silber-
iischen daruf gesäyet, tröchnet und heilet die fyg-
blateren.' Zg Arzneib. 1588. ,Er [der Teufel] hab iren
[der Hexe] auch Salb und Samraen geben, der ge-
sächen wie Küblinsammen, den sy uf den Heiden hin
und her sächen solle, damit das Vycli verderbe.' 1605,
ADettl. 1905. ,[Die Hexe] hab ihnen von dem Bulffer
in das Haus gesehet.' ebd. .Ehe man sie [die Zoll-
brötli] gebacht, ein wenig Zucker darauf gesäyet.'
XVII1./XIX., Z Kochb. ,Seehe Impper und Pfäffer
darauff [auf die Grundellen].' ebd. — b) unpers., es
sät, wenn beim Melken der Milchstrahl sich zerteilt
Gl. Syn. biscii (Bd IV 1084); sprissen. — g°-sä(i)t:
a) angesät, bepflanzt. .Gesäyt oder gepflanzt, satus,
insitus.' Mal. ,[1567 verursachte die Reuss] den buren
... in den güeteren an höw und den geseyten ackeren
grossen schaden.' TgB. WSchodelers d. J. Subst.: ,üie
hoflüt söllent alle tag dem birten einen zuogeben, der
biss gen mittentag in die äss mit dem birten gang
und im des vichs helfe hüeten vor dem gesäyten oder
das man mägen will.' 1450, Z Fraumünsterurb. —
b) (g'sät) iron., .verloren' GüObS. (B.). Syn. ge-heilten
[eig. aufbewahrt], ebd. — an-. ,Ist erkennt, was
güettern der gedacht Egli uff sinem hof ungeseygt
liggen lassd, sinem vech zuo weid, daz Heinz Pfister
inn uff den selben stucken und güettern, so in ess
liggen, ungesumpt lassen ... solle.' 1507, Z RM. —
Saijung f. ,Säyung, saat, saatnen, sementis, semi-
natio.' Fris.; Mal.
Ahd. scen, mini, toejen, Bcem; zum Laut]. vgl. mäijen,
bäijm, bläijen uam. An ä. Formen seien noch gemiaut: Prfflt.
, saiten.' HBrennw. Chr. I'tc. .gesäyet.' 1410, Z StB., ,go-
säit.' 15-24, Z, ,geseiet.' 1585, Ard.
über-: 1. übersäen, -streuen. Übersatt mitgebe1
Rose". RIsi'her 1903. , Erstlich muss er [der Bischof
bei der Einweihung eines .Tempels'] denselben gänz-
lich mit Äschen überseyen, und darauf das griechisch
und hebreiseh Alphabet schreiben.' AKlingler 1088.
— 2. a) über die Grenzmark hinaus säen. Vgl. über-
mcljen (Bd IV 136), wo weitre entspr. Zssen. ,Wo einer
den andern über offen marchen übersaygte.' 1520, Z.
,Da sich die von Pfeffikon erclagent . . ., daz die von
Wermentschwyl ir brach, so denn ist, überzünent und
mit schmalsat übersäyent.' 1523/6, Z RB. S. noch
über-ernen (Bd I 464). — b) abs., den Samen so aus-
streuen, dass gewisse Stellen doppelt besät werden Z
und sonst; s. under-gän (Bd II 23 o.).
a°-: 1. a) = säijen 1 a. wohl allg. Gliom, Haber,
Büebli, Salät usw. a. Beublueme", Blücmd a.; s. Bd
V 79. 95/0 und vgl. an-blüemen (ebd. 94). Da mues'-
men e'chlei" Pliiemts a. Gl. .Soweit die Gefahr des
Auswinterns es zulässt, kann dem Schaden durch A.
von Roggen, Hafer und Pliemd (Heubluraen) vorge-
beugt werden.' Bärnd. 1908. Es Bett Sürchabis a.
Schwz. Bauernkal. 1886; vgl. b. Die [eine Frau, bei
der es keine Magd lange aushält] soft es Garte"bett
voll a. lö", dass-si alle Tag erdünnere" chönnt, de""
wär-si mit Mägde" b' stellt für-ne" ZU lang. ebd. Die
Wintersaat a.; in diesem Sinn oft abs. Tu; Z und sonst.
Wind -er scho" erg'säit? ,Taglöhne für Umstechen,
A. und Eggen.' Alp. 1821. ,Es war viel Mist; viel
Land bedurfte desselben: es war also viel anzusäen.'
Gotth. ,Uer N. antwortete: Du bist noch ein feuleren
Dieb, dann du meinem Bruder 22 Viertel Korn an-
säyen sollen, so hast du nur 11 Viertel angesäyet.'
1689, '/Wetz. ,Auch ist, wann angesayt wird, der
Zehnten zu entrichten.' 1711, B. — b) = säijen 1 b.
allg. En Acker a. Wie mängs Bettli hast a"g'säit?
,Sy understuonden gar klein stückle güeter anzeseyen.'
1557, GMarb. ,Wellicher ... syn teil nit ansäyen
wurde, da solle desselben teil . . . der gmeind fryg
widerumb heimgefallen sin.' 1503, Z Rq. 1910. ,üas
sy von iren wissen und güeteren zu Wiediken und
im Hard, wann sy die uf brechend und ansäyend, des
grossen zehendens von fruchten ledig sygend.' 1595,
Z RM. ,Nun sind syder alten Mans Gedenken dise
Hölzer insonderheit gegen Tagelschwangen ussgerütet
und angeseyget worden.' XVII., Z. , Erstlich ist ein
Jurten angset; wan er s Lehen wieder uf gid, soll er
auch ein Jurten ansähen.' 1641, Zg. ,L>a er [der Acker]
nun angeseyet, sei ihm der N. auf sein angeblümbten
Acher ausgefahren.' 1740, AATäg. Gerichtsb. Mit
Etw. a. En Acker mit Esper a. Th. ,[N. habe] etlich
jucharten holz ungefraget ussgrüt und mit fruchten
angesaygt.' 1590, Z RM. ,50 Jucharten sind uff der
Allmeind mit Korn und Fänch angesäyet.' 1620, ZErl.
.[Güter, die] by Mentschengedechtnuss und ouch zuvor
niemalen gebuwen und mit Früchten angeseyet wor-
den.' 1636, AABirm. S. noch Sech (Sp. 137). — 2. derb
für schwängern TiiThund. (Dr Vogler); Z. Er hät-si
a"g'säit; si ist a'hfsäit. — an-ge-säit. ,Rechenherren
söllent gwalt haben, NN. einen fürsatz ze tuond, in
anscblag das inen die angesäyten fiiuht gar übel
gfelt.' 1571, ZRM. — A"-saijet m.: die (Zeit der)
Aussaat. En schlechte'' A"säet ZSchöffl. — Zu 2 vgl.
Gr. WB. VIII 16:11.
b0-: 1. besäen. ,Wann aber die böser als [1. ald]
die schwecher zälg mit körn besäigt stat, so gebend
sy nun 28 mütt kernen, und so sy mit haber besäigt
stat, geben sy nun ein malter haber.' um 1509, ZRüti.
,Herr Amtmann Friess ... schlegt vor, den ahgebrand-
ten Plaz mit Eichlen zu beseen.' 176:'., Z Kappel. -
2. bestreuen GrRIi. ,Bsäy ouch wol mit träset das
(sassen und rysmuos), so schmöckt es inen dester
bass.' Haberer 1562. ,Das Blech, darauf manns tut
(die Leckerli), muss mann wol mit Mehl besäyen.'
altes Arzneib. S. auch Aschen-Sack. Spec, es b'säjet,
,der Wind hebt den Schnee vom Erdboden auf und
sät ihn gleichsam aufs Neue aus'; es ist b'säjet. der
Boden ist mit feinkörnigem Schnee besät U; vgl.
Säijeten. — Be-säijung f. ,Besäyung mit wolge-
schmackten dingen, conditio.' Mal. — Vgl. Fischer 1885.
in-bc-: hineinstreuen GrPi\, Rh. Einem ,fratten'
Säugling es Migeli Einde"staiib und Wiiriiiniel ander
d'Äremli und zwüsche"t di BeintscheniVb'see: MKdoni
(Schwzd.). Pte. I"b'sät Pazoggel, gesottno] Nudeln
mit verschiedenen Zwischenlagen von geriebenem Käse
oiler Zieger, ,die Nationalspeise der Rheinwahlei"
Saj, sej, sij, soj, suj
GrNuC I"b'säti Polente", Maiskuchen mit Zwischen-
lagen von Käse. ebd.
ver-: 1. a) die Aussaat beenden BGr., G. ; S ; UwE.;
ZO. Vgl. ver-ämden (Bd I 214), -heuwen (Bd II 1821).
Er het scho" verseit BG. ,Sie fragten einander, ob
der Hansuli bereits versäet oder ob der Muttcndurs
schon mit Dreschen angefangen habe.' AHartm. 1855.
,Hat man im Getreidefeld und sonstwo versäids, so
verscheucht der Clwrenböz ... unerwünschte Gäste.'
Barnd. 1908. .Herbstzeit, so man verseijet hat.' Aa
Muri GOrdn. XVII. — b) durch Säen aufbrauchen.
,[N. hat] verstoln ... 3 viertel kernen dem N., die hab
er verseigt . . . item by einem malter habcr uss des
N. spicher, hab er verseif 1471, Z KB. — 2. refl.,
durch Samenentwicklung sich ausbreiten, wuchern.
Syn. sich ver-sämen. .Da ein Regen darauf [auf das
Unkraut] kommt, fahet es alsbald wiederumb wurzlen
und grünen, nimmt auch nachwerts dergestalt zu, dass
es blühet und Samen trägt und sich also versäet,
dass er hernach nicht leichtlich ausszureuten.' E König
1706. — 3. verstreuen AaF.; UwE.; ZO. Du versäest
Alles! tadelnd zu einem Mädchen, das aus Unacht-
samkeit den Inhalt seiner Schürze (zB. Bohnen) auf
den Weg streut ZO. ,Es weere min rat, das wir
[die Reformierten auf dem Zugerberg 1531] ... ein
tonen büchsenbulfer versaygtind, dwil wir doch on
alle wacht und fürsorg hie ligend.' LBossh. Chr. —
Ver-säjete° f.: Verstreuung UwE.
Mhd. veraajen, falsch säen; vgl. Gr. WB. XII 1031;
Fischer II 1285; Martin-Lienh. II 341.
vor-. ,Item zue Herrlenberg im Zürichgebiet habe
sie [die Hexe] ein Kalb verderbt, deme sie Bulffer
vorgesehet.' 1695, GUzn. Hexenproz.(ADettling 1905).
Saij c ™ f. I" der S., Name einer mehrere Heim-
wesen umfassenden Örtlichkeit ApUm. Auch bei Leu,
Lex. XVI 11 (,Säen'). — Hieher?
Sa(i)j er m.: Säer, eig. und bildl. ,Sy [die Feinde
Babylons] werdend den säyer von Babel aussreuten
und den, der in der ernd die sichlen hat.' 1530, Jef.;
.Säymann.' 1667. ,Es kommend die zeit, ...das der
ackerraan den Schnitter und der trotter den säyer er-
reichen wirdt.' 1531/48, Amos. ,Der somen mitteilt
dem säyer, der wirdt ouch das brot mitteilen zur
spyss.' OWerpm. 1552; .seemann.' Herborn 1588. ,Sihe,
es gieng ein Säyer aus zu säyen.' 1638/1707, Matth.;
,säyman.' 1530. ,So dan nüwlich uss angeben des
seiers aller bösen werken ... die heilig Römsch Wi-
chen mit böser, schädlicher zerspaltung ... ser be-
leidiget was.' Axsh. ,Säyer, pflanzer, sator, seminator;
ein säyer alles bösens, seminator omnium malorum.'
Mal. — Mhd. nxjan, -er; vgl. Gr. WB. VIII 1633. Als
FamilieDD.: .Bernhart Säyer der scherer.' 1487, Z RB.
Irr-: Verbreiter von falschen Lehren. , Andre
scheltens [die Prediger], als ob sy nit geschickt und
formlich handient, und dargegen ouch die andern wi-
derumb die als irseyer, ferfüerer und ettwan ketzer
nennent.' Zwingli.
Sa(i)j et, -d Aa; Bs; B; Sch; Th; Uw; ZSth., Wl.,
Se2et Z, Säit Ai.Bb., Sesit ZElgg — m.: 1. a) Aussaat.
aaOO.; eines der vier Hauptuerch des Bauern. Bärnd.
1904. ,Der paursmann, so gern einen früeyen ^äyet
oder zeitliche ernd haben wölt.' Vogelb. 1557. ,Der
Gläubigen Leben ist ein Säyet: säyet er viel Trähnen,
wird er viel Garben samlen.' AKlingler 1702. ,Mit
dem Feldbau und Säet beschäftiget.' FWyss 1672.
,Von der durch den Säyet ausgestandenen Arbeit bar
[komme der Schmerz im Bein].' Wasterking. Proz.
1701. ,Dass wir zwar eine feine Herbstwitterung ver-
hoifen könten, aber sehr abwechslend, dahero solle
man mit dem Säyet eilen.' S Kai. 1757. Z' S. (in Tiillw.
nur S.) ere", fare"; s. eren (Bd I 404); Verene (ebd.
915). ,Die Pflner sollen die zwen tagwen tuon ... alle
jar uff zwo arden, die im, dem [Mötteli] von Rappen-
stein, gefeilig sind, es syge zum haberen, zuo der
brach, zuo dem falgen oder säyt eeren.' 1548, THPfyn.
— b) Zeit der Aussaat; von a nicht scharf zu sondern.
D' Em und der Emdet und der S. sind verbig' 'gange".
SPletscuer 1903. Wer im Heuet nid gablet und i"
der Em nid zahlet und im S. nid früe üfstöt, dey soll
gugge", icie's-im im Winter göt! SchScIiI. (APletsclier
1908); vgl. Bd II 60. ,Ja, der Säyet sei gar lustig,
we°°-me° zueluege" und de°° 's Brod fresse" könne.'
Gotth. .Obgleich es im Säet war, hatte doch der
Grossvater ein Pferd erlaubt.' ebd. ,Hür im säyet
sye si mit Hansen Dietschi zkilchen gangen.' 1530/3,
Z Ehegericht, ,Das ist geschehen vergangenes herpsts
im seyet,' 1531/3, ebd. ,Der säyet, die rächte zeit
des säyens, sativum tempus. Byren, die biss zum
säyend wärend, sementiva pyra.' Mal. ,Der Säyend
bald vorbanden ist.' HsRRebm. 1620. ,1m Sehet.' 1680,
AATäg. Gerichtsb. S. noch umen-rucken (Bd VI 852).
— 2. konkr., Saatfeld. ,Wen ich den die geiss über
die Visper (ist ein wasser) über bruggen treib, liffen
mier die ersten in die säit (in die korenäker).' Th
Platter 1572. ,Item es sollen ouch die undertannen
zu Schupfen und ouch die von Entlibuch ... uf frytag
nach der uffart mit krüz gan um die säyet, wie von
alterhar brucht ist.' 1584, LSchüpfh. (Gfd).
Vgl. Gr. WB. VIII 1634, dazu Martin-Lienh. II 341.
Zur Bed.-Entwickhuig vgl. Sät.
Herbst-. .Mit dem Herbstsäyet beschäftiget.'
Rhag. ; darnach bei EKönig 1706.
Säijete°f.: Anflug von Schnee Ap. Vgl. be-säijen,
Sei(j) f. B„0.", Sigr., auch lt Zyro, m. BGr. (Alp-
reglement), Ha. (Alpenw.), Sei(j)efn) m. BGr., G.,
Hk., Ha. (1749), auch lt Zyro: 1. a) Schätzung der
Ertragfähigkeit einer Alpe, nach dem Futterbedarf
bemessen, den eine Kuh zur Sommerung nötig hat
BO. (FGStebler, A W.), „bestimmte Taxe, wie manche
Kuh auf die Alpenweide getrieben werden dürfe: diese
Alp ist 40 Kühe im Seyen" BHk., „O.", ähnlich Zyro;
s. noch seijenäb, ferner Über-Satz, Stöss. Syn. Ran-
ding (Bd VI 1024 f.). , Alpfahrt-, Ahnend- oder Sey-
Ordnung.' THagenb. 1882 (1650, BSigr.). ,Die Sejbieher
Grindelwalds zeigen seit Jahrhunderten den immer
gleichen Sejjcn, welcher zB. fir Scheitegg a"g'gebna
ist zu 365 (nämlich Chie).' Barnd. 1908, 314. ,Der in
Grindelwald seit Jahrhunderten konstante Sej Jen bringt
als Übelstand mit sich, dass Berg und WintrWg nfeht
immer richtig zsstimmen; die Talgüter sind im Laufe
der Zeit im Ertragswert teils gestiegen, teils gesunken.'
ebd. ,Es ist einleuchtend, dass bei dieser Art Alpen
[Alpen ohne Randung; s. Bd VI 1024] von einem
eigentlichen Sey, dh. einem bestimmten Halt in Kuh-
rechten ausgedrückt, nicht die Rede sein kann, und
wenn wir in der Folge einen solchen Sey angeben,
so ist derselbe illusorisch; denn er muss sich nach
dem jährlichen Viehstande, der gewintert worden ist
601
Sa.j, sej, sij, soj, suj
<;„■>
richten und kann nach Belieben ausgedehnt werden
oder wird es wenigstens.' Alpenw. (BHa.). .Würde
die Almend mehr oder weniger, als hier vorgesehen,
ertragen, so kann die Sey nach Proportion gemehrt
oder gemindert werden.' 1650, BSigr. (THagenb. 1882).
.Nachdem NN. eine scharpfe Untersuchung gehalten
und befunden worden, dass sich der Seyen dieser Alp
umb ein Nambhaftes vermehret hab, haben die Alp-
genossen die Alp wiederumb aussgekauft . . ., sodass
sich nunmehro die sambtlichc Seyung dieser Alp gegen-
wärtig nicht hoher berindt als für 450 Kühe, wie vor
Altem gewesen, solle auch künftighin also bleiben.'
1749, BHa. (Alpenw.). ,Wenn mehr zum Sommern
berechtigtes Vieh vorhanden wäre, als der Gesamt-Sey
sämmtlicher Alpen beträgt . . .' BGr. Alpreglement
(FStaub). — ■ b) „Benutzung des Gemeingutes", der
Bürgeralpen und der Allmende „BO."; auch das Recht
dazu: Er hed für zwo Chile Seien, = Allmend- oder
Bergrecht BO., auch lt Zyro. ,Der Dürftige, welcher
keinerlei Vieh auf die Weide zu schicken vermag,
kann seine Sey verkaufen um eine halbe Krone per
Kuh.' THagenb. 1882 (BSigr.). , Ehedem war die Sey,
d. i. die Benutzung des gemeinen Gutes [Allmend und
Gemeindealpen] und die Abgaben davon an die Ge-
meinde [BSigr.] wohl um die Hälfte wohlfeiler.' Alp.
1808. Auch die Abgabe, welche dafür zu bezahlen
ist: ,Die Abgaben und Unkosten [für Benutzung der
Gemeindeschafweide] sind geringe; es wird für den
ganzen Sommer von Anfang April bis Martini nur
10 Krz. Sey an die Gemeinde bezahlt, 1 Btz. dem
Hirten . . .' Alp. 1808 (BSigr.). — 2. Sei f., eine engere
Burgerkorporation, welche sei-genössig ist, dh. am
Sei-Gut Teil hat, welches eben wesentlich in Alpen
und Weiden bestand; es kann noch heutzutage Einer
Mitglied der Burgerschaft von Thun werden, ohne
damit auch Sei-Genosse zu sein; hiefür muss er sich
noch besonders einkaufen BTliun (Zyro); 1812 auf-
gehoben und in ein Familiengut verwandelt, das in
76 Familien-Kisten [s. Bd III 543] besteht.
Aus dem Roman.; vgl. mlat. sagium, experimentum,
exanien, exagium in re munetaria (DuC'ange VI 24), it. mggio,
zu lat. exagium, frz. esnti usw. Zur weitern Verbreitung der
Sippe im Deutscheu vgl. Gr. WB. IV 1, 4023/4 (,Geseigel).
X 1, 196 (,Seige'). Nach St.a wäre in Bed. 1 a Seien m., in
Bed. 1 b Sei f. anzusetzen.
Vieh-: = Seij 1 b. ,Die Vych-Sey kann er kaufen
oder nit. Eine ganze V. kostet 200 Pfd.' BThun Handf.
1637. - Chüe-: = Seij la; s. Ais-Berg (Bd IV 1557).
seije- I, .seigen' II, Ptc. -et: 1. (durch Wägen
usw.) prüfen, untersuchen, a) Münzen ,«.' a) neue
Münzen auf Gewicht und Gehalt piüfen; davon Seijer
(s. d.). — ß) durch Wägen die schweren, vollgewich-
tigen Münzen heraussuchen, um sie zurückzubehalten
oder einzuschmelzen; mehrfach in Verordnungen ver-
boten. ,Das nieman dis nuwen d[en.] brenne noch
enweg sende ze brennenne, usschiesse, uslese noch
seye.' 1351, ZStB.; erneuert 1364. 1376 (,seije'). ,In
dem zit sol ein jekliche statt mit iren Wechslern und
kouflüten bestellen, das sy keinerlei münz, weder
grosse noch kleine, nit seyen, usschiessen noch ver-
füeren.' 1417, ebd. ,[Die dem Münzvertrag beitreten-
den Orte sollen] an den iren bestellen und verkomen,
daz ir keiner semlich münz und werschaft, so wir
dann machen wurden, nit erschusse noch seyete.' 1424,
Münzvertrag der VII Orte. S. noch brennen 3 g (Bd
V 621). — b) Masse und Gewichte ,s.' ,Uenne als A.
der stat gewichten gegossen und gemacht hat, alz das
der B. und C. seigetten 3 Ib.' 1380, B StPiechn. .[Dem
N.] alz er der stat kupphrin mes gemacht hat, da bi
man andre mess seygen sol, 6 Ib. 11 ß.' ebd. — c) in
weiterm Gebrauch. Eine Armbrust ,s.'; s. Arm-bruster
(Bd V 870). ,üie tellbüecher s.'; s. Bd IV 995. —
2. in der Land- und Alpwirtschaft, von der Schätzung
und Teilung von Genossenschaftsrechten B. a) , Weide-
rechte, Bachwässerungen udgl. einteilen.' Zschokke
1797, 505; vgl. Sei-Becht (Bd VI 299), ferner Sei-Zit.
— b) spec, eine Alp s., „den Viehbesatz einer Alp
ausmitteln, eine Alp, bes. ein Gemeingut, nach der
Zahl der Kühe schätzen, die es während einer be-
stimmten Jahrszeit ernähren kann" BGr. (Bärnd. 1908,
314), G., Hk., „O.", Si.; ,seje", definire quot peeudes
quilibet in compascua possit mittere; Sej, talis par-
titio.' Id. ß. So auch nach AHöpfn. 1788 (III) 303/4;
Kasth. 1829, 154; FAnd. 1898, 643. Synn. s. unter
randen 1 a (Bd VI 1024), ferner summen. Eine Alp
ist für so und so vil Chuerecht g'seiet. Di'se" Berg ist
für 100 BinderswVd g'seiet BSi. ,Die Alp ist auf
190 Kühe geseyet oder berechnet.' Jahn 1857. ,In
Oberhasle sind Alpen, die bis auf 400 Kuhrechte ge-
seyt sind.' ZfsR. IV c 52, wo noch Weiteres. ,Ich kenne
Alpen, die zu 100 Kühen geseyet sind und die wohl
200 Rechthaber haben, wovon die einen 10 bis 20
Kührechte, viele nur eines, viele ein halbes oder ein
Viertels-Kührecht . . . besitzen.' Kasth. 1829. ,Den
sprechendsten Beweis, dass in vorigen Zeiten das [Ga-
stern-]Tal nicht so verwildert als jetzt gewesen, gibt
die zuverlässige Kunde, dass vor einem Jahrhundert
ungefähr die Hohwydenalp, die zu den Wiesen von
Gastern gehört, wegen ausserordentlichen Felsbrüchen
um 100 Kühe tiefer geseyet wurde, mithin in jenen
Zeiten sehr beträchtlich an Graswuchs war; nun ist
wegen der vielen Steintrümmer diese Alp ... nur zu
17 Kühen geseyet...' Alpenr. 1812. Eine ,geseiete
Alp', Genossenschaftsalp mit festgesetzter Zahl von
Kuhrechten BO. (s. FGStebler, AW. 37); Syn. ,kuege-
rechtete Alp' (Bd I 194). Vgl. noch Sei- Vogt (Bd I
708); -Gelt (Bd II 263); -Ge-meind, -Meister (in) (Bd
IV 306. 525); -Buech (ebd. 993); -Rodel (Bd VI 612).
— c) auf der Alp die Käse berechnen, wie viel jedem
Teilnehmer nach der Zahl der Füsse zukomme. oO.
Mhd. seigen in Bed. I; vgl. auch Sohm. 2 II 2:17; Gr.
WB. X 1, 197. Zu 2 b. In der Angabe bei Kuenlin 1832,
2-25: .Dieser Berg hat soviel Kinderweiden oder sayet (terme
snisse) soviel Riuder' ist die Konstr. kaum richtig. Hieher
viel), der Familienu. .Seymann.' 1563, B KM. I 36. Vgl.
noch seijen II.
„über-: mehr Vieh auf das Gemeingut treiben,
als es zu unterhalten im Stande ist BO.* — üf-.
,Dass der Luchbüel zu denen güeteren, so hinder
Scheidegg glegen, ufgseyet und allein von selben getzt
werde.' 1559, BGr. Spruchbr. — er-: = seijen la. .E<
sol ouch nieman ... dis vorgenant münzen noch en-
kein ander münz noch werschaft ... erschiessen, er-
seyen, noch dieselben münzen ... in enkein ander
frömd stett noch land ... verfüeren.- 1425, Münzvertrag.
.Strenges Verbot der Ausfuhr und des Schmelzen», im
Lande der ... Silbermünzen: so viele Stücke Einer
, erschossen, erseyt' oder ausgeführt hat, so viele soll
er zu Busse geben.' 1487, Seg., I!G.
Seijer m.: zur Prüfung der Münzen (s. seijen 1 a)
Saj— snj. Sak— suk
dienende Wage. ,Es söllent alle münzmeistere zuo den
heiligen sweren, diz also ungevarlich ze haltende und
ir knechte ouch darzuo halten ze swerende, die phen-
ning glich zuo dem seyer ze schrotende, ungevarlich.'
1387, ABSCH. — Mhd. seigare; vgl. auch Gr. WB. X 1, 197.
seijere°, .seigeren' II: = seij en 1 a ß. ,Seygeren
ist: uss der münz eins Schlags die schweristen uss-
zelessen und die ze schmelzen richten.' 1540, Z. ,M.
h. verbieten an lib und guot, niemant die münz wege
oder saigere und die schwer münz darus züche, kürne
oder lasse kürnt werden, ouch die münz nit hinweg
schicke in der mainung, das man die kämen solle.'
1553, Sch Ratsprot. ,[Man will Luzern und Uri] bitten,
das sy das seigeren der guoten münz abschaffind und
den iren nit zuolassind, uss der guoten münz schwe-
chere und bössere ze machen, sonders ze münzen, das
söllichs den unsem erlidenlich ze nemmen und ze
geben.' 1504, Z BM. S. noch granulieren (Bd II 742).
— Vgl. Gr. WB. X 1, 202.
üs-: = dem Vor. .Wegen der Gelt- und anderen
fürlauffenden Unordnungen ... habent wir ... befunden,
dass ... dass Ausseigeren oder Ausswägen der eidtge-
nössischen Dickhen (da sich [?] die besten, gewich-
tigesten auslesen und verschickhell, die ringeren und
schlechteren aber in der Eidtgnoschaft bleiben) ver-
botten seye.' 1643, Absch.
Seijet m.:=Seijla BO. (FGStebler, AW.).
Seiji-g, .Seijung', lt vMülinen in BBe. 1777. 1812
,Seynung' — f.: = dem Vor. BG., 0. .Die Schätzung
der Alpen nach Kuhrechten nennt man in Uw Be-
stuhlung, in Ai> Kuhrechtang, in BO. Seyung.' HAnd.
D97. ,Wir finden da [in BSigr.] folgende Alpen mit
ihrer Seyung: Justital, Vorderberg 26 Kühe, Büfel
2t! Kühe [usw.; somit] stiege die Seyung sämtlicher
Alpen unsrer Gemeinde auf 499 Stücke.' Alp. 1808.
seije" II, Ptc. -et: ausrichten, leisten GrNuC Nur
in einigen bestimmten Wendungen. Der mag Äppes
8.! Der kann Etw. leisten! auch iron.: er wird Nichts
oder sehr wenig ausführen. Der het nit eil g'seiet.
Das W. stimmt lautlich mit seijen I überein (der Voc.
ist der selbe wie in Meijt", Mail, aber ilie Bed. steht der
Annahme etym. Identität entgegen.
seije" III ,scju: amoreggiare' PA1. (Giord.). [Das
seinem Liebhaber ungetreue Mädchen] tuad s. mid
ainem ivailsche" Murer, fa all' amore con im muratore
italiano. — Wohl Abi. zu valses. sei, Abend; also eig.
, Abends die Geliebte besuchen'; vgl. Schwab. ,zu Abend
gehen' (Fischer I 12) und bes. chilten S (Bd III 215).
e°t-seijen ,ezeien, Ptc. czeied: in hohem Grade
Jmdes Zorn erregen, in leidenschaftliche Erregtheit
versetzen dadurch, dass man etwas Verlangtes ab-
schlägt, oder etwas von Einem selbst Verlangtes mit
Gewalt durchsetzen will' BB.
Es kiinute ebenso gut eni-zeijtn zu gründe liegen. Eine
sichere etym. Anknüpfung fehlt aber auch in diesem Falle.
(i"-)sije" -u": eine reparierte Wasserleitung (s.
Wasser-Fuer Bd I 974) probieren, prüfen, ob sie nicht
durchlässig sei WGrächen (Tscheinen).
Viell. eins mit eihen; zum Lautl. vgl. BSG. II 99; gegen-
über der für .seihen' im W sonst üblichen ' Analogieform
stgu (s. Sp. 586) wäre in dieser spez. Bed. die gesetzliche
Präsensform bewahrt. Anknüpfung an seijen 1, die semasiol.
noch näher läge, verbietet sich aus lautlichen Gründen.
Sak, sek, sik, sok, suk.
Sack I (bzw. -gg) m., PI. Seck mit primärem Um!.,
Dim. Säckli Ap; GT.; oTh, Säckji PA). (Giord.), Sackli
Ndw; ÜSch., Sackji PPo.; W, Secki BBe. (PI. -eni);
Ndw, Seckelli (neben Seckli) BBr., Ha., sonst meist
Seckli: wesentlich wie nhd. ,S., Saccus; säckle (neben
.seckele' bei Fris.), saeculus, funda, loculus, locellus.'
Fris.; Mal. I. a) in der gew. nhd. Bed. allg. .[Zoll:]
Von brot, das man uss unser statt ze verkouffen füert
in körben, ein pfennig, aber in seken ein helbling.'
Mitte XIII. /XV., AABremg. StR, ,So einer anders niht
enmak, er leit in einen vühten s., swas er bi der wag
verkoufen sol', um das Gewicht zu vergrössern. Schach-
zabelb. ,N. umb einen s. zuo briefen und einen wat-
sack ze bessren 2 Ib. 6 ß 3 d.' 1447, B StRechn. ,Ein
schwin, das in einem s. zuo merkt gefüert und verkoft
wird, 2 dn.' 2. H. XV., Z Zollordn.; Gegs. .das zuo m.
triben . . . wirf.' ,Kauffmannschatz oder gewärb mit
secken, saccaria.' Fris.; Mal. ,[N. habe] gredt, K. und
syn vatter sigen so fnl murer, so mans hengken weit,
müesste man sy in ein s. tuon, oder sie zerfielint.' 1563,
Z RB. ,G. [habe] vom A. ussgeben, er habe in under ir
birrboum funden, alda er ein s. am hals gehept, und ein
zeinen darby staan, darin er die birren inen abgelesen.'
1571,ebd.;vgl.ies-S. S.auch redlich (Bd VI 581 o.). Im
Vergleich. Da ligge" wie-n-en S., von Schlafenden,
Trunkenen Z. .[Ein Heide] warf mich ins schiff wie ain
s.' Stockar 1519. Umfalle" wie-n-en S. Z. ,[N. habe]
den Puren bim rechten Arm umbhin gezogen und
imme Taschen geben, das er umbgefallen wie ein S.'
1636, Z. Schlaffe- wie-n-e" S. BStdt. ,[N. wird gebüsst]
dass er den Tischmacher N. von Gehrlisperg durch
ein angestellte Leiteren gewalttätig von seiner Braut
aus dem Gaden genommen, wie ein S. die Leitet
hinunter getragen und in den Brunnen geworfen.'
17(Hi, ZKvb. D' Litt chünni"d-sie'' mengsmol omtn-
chere"wieenS., ihre Gesinnung völlig ändern. Bürgerfr.
1825 (Ap). Finster wie i"mene" S., stockfinster Aa
Leer.; Bs; BG. ; vgl.: ,In einem S. stecken, latere in
tenebiis.' Denzl. 1716. Vorussen isch 's Chidnacht,
schier wie imene" S. Breitensf. 1864. Vgl. auch:
Es ist g'gange" wi' imene" Seckli inne", es gieng
ganz im Geheimen vor sich Aa. Voll wie-n-e" S.
BsL.; vgl. (sü-)sack-voll (Bd I 783), sowie ,cin voller
S.', ein Betrunkener. Inderbitzi 1824. S. noch Pfluegs-
Ead (BJ VI 491). ,Syge er Zug [ein Scherer] er-
schrocken, dann die Finger gschwollen gsyn wie Braat-
würst, desglychen der Arm gross wie ein S., biss
gegen die Achsslen.' 1606, Z. In formelhaften copu-
lativen Verbindungen. ,S. und Band'; s. Bd IV 1325.
Dazu noch: ,So bald diss volch s wort Gottes hört,
ist s. und b. allsand zerstört,' Ruef 1538. ,Sond wir
[Teufel] umbs land und huren kun, so ist zerhygt s.,
b. und zum, mit dem wir sy hand bherschet lang
[Var. : so ist verspilet s. und b., darmit wirs hand ge-
fangen lang].' ebd. ,Er hab im die fächer [im Greifen-
see] geben für fry ledig eigen mit s. und b., lump
und lemp und aller zuogehördt.' 1539, Z. ,Den dicken
Pfenning muost ich nän, damit das ross umb pfiffen
gen, kam hiemit gar umb s. und b.' Meinradsleg. 1576.
.Gottlosigkeit und Sorglosigkeit, dise zwei Ding brin-
gen ein Volk umb S. und B.' FWyss 1650. S. und
Bändel, Bündel; s. Bd IV 1335. 1362, sowie unter 5.
S. und Seil. Um S. und S. chon, um Hab und Gut
MI.",
Sak, sek, sik, sok,
kommen BGr. (Bärnd. 1908). ,Ir achtend nit der sei
heil, damit verbuchend s. und s.' Eckst. 152(< ; s. noch
ver-netzen (Lid IV 887). ,Mit s. und s.', brutto. .Aber
git er jerlich von der selben sweig ze Sant Martis
tat; zwei hundert kses, die oucb wegen sont mit s. und
mit s. 40 ruben.' 1370, Gfd. ,Und sun die vorgenanden
kese mit seken und seiln wegen 40 ruben.' ebd. oJ.
,S. und seckel.' ,Die, so sich under den Christen rüe-
mend apostel syn, als die hohen bischof und prälaten,
sölltind ouch weder s. nocb s. füeren.' Zwingli; vgl.
Matt!i. 10, 9/10. S. und Chiste": Mit Lünen und
Liste" füllt-me" S. und Gh. ZVVang. S. und Pack; s.
unter b £. Mit S. und P. i"-, üsrucke", vom Militär,
in voller Ausrüstung. Si sind fürt mit S. und P.
Wo si fürt welle" heige" mit S. und P. Gotth. Das
Liedli meint, mit Rauchtabak vertrib-me" 's Leid mit
S. und P. B Volksztg 1890. ,N. solle bis morn mit S.
und P. abzühen.' 1667, Z. Um S. und P. cho", Alles
verlieren Ap; G; Tu; Sprww. 1824; auch schon bei
Meyer, Hort. 1077; Hosp.; Denzl. 1716. .Durch disen
Verlurst [sei er] auf einmal umb S. und P. kommen.'
1714, Z. Einen um S. und P. bringe" Tu; auch bei
Meyer, Hort. 1677; Dcnzl. 1716. In weitern mehr oder
weniger formelhaften Verbindungen, RAA., Sprww.
.Man muss die Säcke nicht mit Seide nähen.' Sprww.
1824. ,üie Säcke mit Seiden nehen, caput asini nitro
lavare.' Meyer 1677. .Wende nicht Kosten an ein
schlecht Ding, nähe die Säcke nicht mit Seiden.'
Denzl. 1716. Frömd Seck biieze" und di eigne" vcrfule"
lö". Sdlger. ,Er flickt andern Leuten den S. und lässt
seinen die Mäuse fressen.' Sprww. 1824. S. auch
bue.:en (Bd IV 2030). ,An einem nassen S. kann man
sich nicht trocknen; an einem schmutzigen S. kann
man sich nicht sauber waschen.' Sprww. 1824. Er
suecht de" dritt Zipfel am S., macht vergebliche und
sinnlose Bemühungen. Sulger. En lärer S. stät nüd
Gr (wer nicht gehörig gegessen hat, richtet bei der
Arbeit Nichts aus); U; Z (wer kein Geld in der Tasche
hat. ist ohne Mut und Zuversicht); Sprww. 1824. Ar-
muet ist ke'" Schand, aber lär Seck stand nid üf recht
L (Ineichen). Es stät kei" S. umesust, es hat Alles
seinen Grund Gl (Leuzinger). l'h bi" g'gangc" und
lui" der S. lu" hange", habe mich um die Sache nicht
weiter gekümmert G (Zahner). Da bist if gange" und
hast de" S. lan hange", das von dir Erzählte wird wohl
nicht wahr sein Z (Spillm.). ,Den S. anheuken.' Denzl.
1716. Einem de" S. a"henke", ihn zum Besten haben
ApLb. 's muess immer Eine'' der S. träge", der Narr
des Andern sein AASuhr; vgl. Flügen-S. Oder heit-
der 's ii f mieh abg'seh" g'ha", dass ig hüt soll der S.
trage"? CWeibel 1888. Uff' de" S. schloht-me" und
der Esel meint-me", wenn man zB. einem Kinde einen
Vorwurf macht, der der anwesenden Magd gilt S; Z.
S. auch rüchelen (Bd VI 192). D' Liebi isch blind, si
het e" S. über de" Grind BE. Mit verdrätem (BHa.),
vertrauern (BGr.) S., verlegen, beschämt. Er ist düo
mit v. S. zer Stuben üs BHa. Eina üs-tüflen, so dass
der Widerpart mit v. S. davon geht. Barnd. 1908; s.
noch ebd. 282. De" S. üfha" (-hebe"): 1) eig., ihn
offen hinhalten, damit ein Andrer hineinschütten kann,
allg. S. Färlin (Bd I 921) und vgl. unter b t. —
2) uneig., den Hehler machen AALeer. ,Den Dieben
Unterschlauff geben, den S. aufheben.' AKlingler
1688. Eine'' hat g'stole" und der Ander hat de" S.
üfg'hebt Z. De-; reo de" S. üfhet (-hebet), und Der,
u-odri" tuet, sind Bnl glich (brar Tu; ZW., fiil ZW].)
AaF., glicht Schelme" UwK., ähnlich S; ZRuss.; s.
auch Bd II 894. ,Wer den S. aufhebt, ist so schlimm
als Der, welcher hereinschüttet/ Sprww. 1824. .Wel-
cher stihlt, und der den S. aufhebt, ist einer wie der
ander, ambo fures, et qui reeipit, et qui furatus est.'
Meyer 1677; ähnlieh bei Hosp.; AKlingler 1702. De"
S. ver-, zuebinde". Verbind de" S.! Ermahnung an
Kinder, es an dem Genossenen genug sein zu lassen Z.
Me" chann en S. auch zuebinde", wenn-er nüd voll ist
ZW., es wird mänger S. verbünde", er ist nüd coli (wo
nüd voll ist) L; Sch (auch Sprww. 1824); S; ZWangen,
man braucht nicht allemal satt zu sein. Er hat Män-
geln g'hulfe" de" S. zuebinde", er wird -im denn auch
e"mäl zue'bunde", hat Manchen verleumden helfen, er
wird auch einmal verleumdet werden ZWangen. ,Mit
verbundenem s. [von einem Gute abziehn, ein Gut nutzen
uä.J', Formel der ä. Rspr., = lediglich mit dem Körner-
ertrag, ohne etw. (Weiteres) mitzunehmen. .Und ob er
[der ein Lehengut des Klosters Ittingen aufgibt] daruf
etwas gepuwen het, es sien körn, haber oder ander
frücht, und wenn denn das zitig und ze schniden ist,
so sol er das schniden und füeren uf das guot ... und
denn das darnach ze sinen ziten aströschen . . . und
dann uf dem guot lassen stro, güsel nnd anders und
mit gewanten körn und verbundein s. dannen faren
und danenthin das guot ungesumpt und ungeiert
lassen.' 1431, ThÜssI. üffn. ,Ist es [das Korn] kom-
men under die wid und es nit an den samneten lit,
so hört es ze varendem guot und hört dan dem herren
ze Grüeningen zuo; der sol es schaffen, dass es uff
das guot gefüeret und da getröschen werd, und es
mit verbunden! s. von dannen füeren und sol höw
und strauw uff dem guot beliben lan.' 1435, ZBinz.
Üffn. ,Doch das der egenannt herr das selb guot nüssi
mit verbunden! s. und strow und höw hinder im lassi.'
1439 (?), ZMönch. üffn. ,Die frow mag [nach dem Tod
ihres Mannes] halben teil des ligenden guots messen
ze end ir wil mit v. s.' ebd. ,Die selben acker mu-
gent sy [Die von Hadlikon] niessen mit v. s.' 1480,
ZHinw. Üffn. ,So bald der gedacht [Kel-]hof ledig
wird, so soll holz, heuw, stro und bauw nach ge-
meinem lantrecht by dem hol' bleiben, und er (der
keilner) oder seine erben mit v. s. abzeuhen.' 1533,
ZSchwam. üffn. (Schauberg); ähnlich 1561/1691, Z
Albisr. Üffn. (Z Rq. I 134. 162). S. noch Eiter (Bd I
597 u.). ,Den s. entbinden', heraussagen, was man auf
dem Herzen hat, seinen Klagen und Beschwerden Luft
machen. ,Wiewol der anlass von unserer Aidgnossen
boten allein um den span des fachens halb [der Pfleger
URösch hatte einen Gotteshausmann nach der Meinung
der St Galler widerrechtlich gefangen genommen] an-
gesetzt, fuor der pfieger nünt dester minder zuo, damit
er den s. gar entbunde, und überschickt den unsern
vil artikel, um die und von dero wegen er ain stat
zuo St Gallen ouch weite ... rechtferggen.' Vau. II 192.
Anders mit Dat. P., als Drohung: ,[Die B Gesandten zu
Basel] vernemen eigentlich, das er [der auf der Tag-
satzung anwesende Landvogt Hagenbach] hinderwerts
tröwliche wort gebrucht und geredt hab, ee si scheiden,
er well inen den s. entpinden, und besunder ouch andre
gar wit langende wort.' 1470, B Schreiben. ,Den s. üs-
schütten' oä., unverhohlen seine Meinung sagen. ,Da
hond wir [die BGesandten, vom Landvogtvon Dijon über
die Absichten Berns befragt] harussgeschüt, was im s
Sak, sek, sik, sok, suk
was.' Ansh. ,Darnach hat Luther erst sin letste Be-
kantnuss von des Herren Abendtmal an das Liecht
gäben und in derselben den S. (wie man spricht) wider
die Zwinglischen gar ussgeschütt.' Mise. Tig. 1722.
Im S. Mibe", unterbleiben. ,So dass es wirklich ein
himmelschreiendes Unglück für Langental schien, dass
... die Heldentaten der Einwohner, welche sie im Sinne
gehabt, nun im S. blieben.' Gotth. ,Man kann Nichts
aus dem S. herausnehmen, als was drinnen ist.' Sprww.
1824. .Es ist Alles verloren, was man in alte Säcke
tut' ebd.; ähnlich bei Denzl. 1716 mit der Erkl.: ne
bene merearis de sene. .Zuviel zerreisst den S.' ebd.;
s. auch zer-rissen (Bd VI 1354). .Zuviel geht nicht
in S.' ebd. Das gieng-mer auch in'n S., gefiele mir
auch THBodensee. .Gleich wie mir das Münzweseu
nie in S. gewollt, als ist es mir noch stets zuwider.'
1626, S Wbl. 1846. 's gönd vil Wünsch i" ei" S. L
(Ineichen); Sprww. 1824. Das isch e" witc S., ein
vielumfassender Begriff ßs (Linder). Z'letst i" S.,
z'erst drüs, von Solchen, die zu einer Arbeit, einem
Mahl erst erscheinen, nachdem schon damit begonnen
ist L (Ineichen). ,Es sucht Keiner den Andern im S.,
er sei denn zuvor darinn gesteckt.' Sprww. 1824.
Chöd im S. ha", etw. Verborgenes (bes. Schlimmes)
haben Ap (TTobler). Dö ist Kot im S., eine unsaubere
Geschichte GBem. Die Katze im S.; s. Bd III 585.
Dazu: ,Es seye noch eine Kaz im S., man solle sie
herauslassen.' LZellweger 1747. S. noch unten. Kei"
Ghatz im S. chauffe", wie nhd. zieml. allg. Auch mit
anderm Übj. , Einem Andern ist es [beim Kiltgang]
nur um die Befriedigung gewisser Gelüste zu tun,
und er gibt seine unlautern Absichten durch die RA.
kund: Ich chauffe" Nüd i"me S. inn.' ApV. (AaE.).
,Aber so einen Mann im S. kaufen, so einen nehmen,
der nie bei ihnen gelegen hätte, möchten sie nadisch
doch nit.' Gotth. Grctlt virefaiift Vrenellin zwei-drimäl
inem S., ist viel klüger, berechnender BHa. .Salbeveli
wurde allgemein für eine Närrin gehalten, dass es
den dummen Jäggel genommen und sich zeitlebens in
den S. verkauft habe.' Schweiz 1858. Etw., Jmd im
S. ha", in sicherm Besitz, in seiner Gewalt haben;
vgl. 2. ,N. habe in das Entlibuoch geschriben von
der Obrikheit; sie haben jetz die Katz in dem S., wellen
sy nur gwaltig verzählen lassen.' 1653, L (Verhör).
S. auch Ber (Bd IV 1448); Boss (Bd VI 1414 u.). Si
meine" scho" Alls im S. z' ha", glauben sich des Sieges
schon sicher B (Zyro). Er hat 's iez na'h nüd im S.
Z (Spillm.). Einen i" S. tue", übervorteilen, über-
listen ÄALeer.; L. De" steckt euch allz'sämen in'n S.,
ist euch (geistig) überlegen Th. ,NN. Hessen sich
durchaus nicht in den S. stecken', ins Bockshorn
jagen. B Volksztg 1907. ,Er lasst sich nicht in S.
schieben.' Sprww. 1824. ,Wer ie bass mag, der stosset
den andern in den s.' Schachzabelb. .Ich hab lengest
wol gemerkt, daz ir uns gern in einen s. schubind.'
1483, Z RB. .Einen in s. stossen, in culeuin dejicere
aliquem.' Mal. .Ich mein, der Stärkste wurde bald
Meister werden und den Schwecheren mit aller seiner
Hab in S. stossen und verschlingen.' AKlingler 1688.
,In einen S. schieben, conjicere in mirificam latebram.'
Denzl. 1716. ,Man kan die Leut in keinen S. stecken,
tantus hominum numerus non potest constipare.' ebd.
.Einen in ein S. bringen', ihn in einen Hinterhalt
locken, in die Enge treiben. Lied von der Schlacht
b. Tätwyl 1601. ,Er steckt im S.' Sprww. 1824. S. auch
Rick (Bd VI 815). ,In den s. komen': ,Als sy [die
fliehenden Feinde bei Frastenz] uns komen waren in
den $., der stier von Ure treib ein grob gesang.'
NSchradin 1499. Im S. si", keinen Ausweg haben Th.
,Diewyl die fygend im s. und ungerüst sind, gäbend
sy guote wort.' HBdll. 1572. Als techn. Ausdr. bei
gewissen Kartenspielen. In'n S. (int") cho", im S. si",
bei einer Partie so wenig Punkte machen (beim Jass
weniger als 21), dass für den Betreffenden das Spiel
nicht nur verloren ist, sondern sich um einen Strich
verschlimmert (vgl. butzen 3 b Bd IV 2015/6), was
durch ein seinen Strichen beigekreidetes sackähnliches
Zeichen (S., auch Null(e"), Herd-Öpfel Bd I 379 u.)
angedeutet wird (en S. übercho") Ap; Gr ; G; Th; Z.
Syn. abe"-t/hije", d'un''e" si". Duta'st zice botze"! der
Oberrichter ist im S. ATobler 1905. Zeigt es sich,
dass ein Spieler schlechte Karten hat, so heisst es
etwa bei den Andern: De'' N. ehunnt (nuies1) in'n S..'
Etwas anders beim Properen; s. Bd V 772. Von öko-
nomischer Bedrängniss, Bankrott GT. [Gläubiger mit
Bez. auf seine Schuldner:] De frilich müend-s'-mer i"
de" S.! Die nim-e''' z'weg, das Lumpenpack ■! EFeurer.
Us ei"'m S. i" der ei" [s. Bd I 270 o.] schlüffe", bald
dieses, bald jenes Mittel versuchen, um aus (nament-
lich ökonomisch) bedrängter Lage herauszukommen
GoT. .Aus einem S. in den andern schleufen und mich
so lange zu wehren wie möglich.' UBrägger 1789. Un-
klar: ,[N., eines Abends vor der Stettbachin Haus
sitzend, wünscht zwei Hinzukommenden] einen guotten
abend; also wunstend sy im ein guoten oder ein bösen s.
Da sprach er zuo inen: ich hab üch ein guoten abend
gewünst, so wünschend ir mir ein s.; wend ir sölichs nit
verguott haben, so band es joch wo für ir wellind.' 1444,
ZRB. — Dim. .Früher wurde das Seckli im B Land
an Stelle des heutigen C'ommissionskorbes gebraucht,
aber nicht so häufig wie dieser an Hand oder Arm,
sondern mit Vorliebe über den Rücken getragen, so
dass die Hand nur die über die Achsel gelegte Schnur
fasste' (Friedli); ähnlich auch sonst. S. den Kinder-
feim unter Brugg (Bd V 541). ,Ich sah [mich als
Schulmeister träumend] Kinder Säckli und Guttere
und Körbli in meine Stube bringen und abstellen,
hörte sie sagen: Guete" Tag, Schuelmeister ! Vater u"d
Mueter lönd d'r o'h-n-e" guete" Tag säge", u"d da hei-
gisch Neuis.' Gorrn. ,Wenn er mit dem Seckli nach
Langenthai z' Märt gieng.' Vaterland 1907. ,Zu den
charakteristischen Erscheinungen des Alplebens ge-
hörte der Wurzelgraber ..., welcher mit ... Seckli und
Hütten ist ga" wirznen.' Bärnd. 1908. Mach de"" 's
Bef und 's grüen Säckli parät, das'-mer Platz händ
für 's [heimzutragende] Geld. WMüller 1903. [Der
Hafner] het 's selber g'seid, er heig-si [die irdene Kir-
chenglocke] im Säckli uf Jone" zue 'treid AAJon.
(AfV.). S. auch Parasol (Bd IV 1438). Es Säckli
mache" zum Bäje" ApLb.; vgl. Grüsch-, Chriesi-S.
.Gegen Rheumatismen ist es geraten, e" l'cbigi Chrott
i"mene" Seckli uf der Brust z' träge".' Bärnd. 1904.
,So hat der suppriol sinem Jetzer ein krüzle in einem
gelismeten säckeli an hals gehenkt', zu Zauberzwecken.
Ansh. Und wenn-ich e"möl es Manndli ha", so iceiss-ich,
was-ich tue", ich binde" 's in-es Seckli i" und hänke" 's
überute" Aa. Mündaler (Aa), Ähri(üf)User (Z), was
träge"d-er hei'":1 Le'ri Seckli und müedi Bei"; s. auch
Ein-sidler (Sp. 303). Läri Säckli, müedi Be'", Sprw.,
ohne Hilfsmittel ist man bald ermüdet Ap (TTobler).
Sak, sek, sik, sok, suk
's Säckli hat 's Bändli g'funde", tröffe", die Rechten
sind zsgekominen GG., T. Ei"s Wort hed 's ander
g'ge", und 's Seckli hed 's Schnüerli g'funde", wie-me"
seid. Zo Kai. 1881. De bisch -mer glich lieb, wenn-t'
mer scho- d' Seckli verlöre" hast, ,wenn du mich auch
beleidigt hast' GTa. S. noch lest (Bd III 1468);
Brieggen (Bd V 532). — b) der S. in einigen bes.
Verwendungen, a) Getreide-, Mehlsack uä. ,Den
S. selbst zur Mühle tragen.' Sprww. 1824. Bi Dem
[Müller] mue"-me" frö si", we""-me" noeh de" S. umen
überchunnt Th. D' Hand vum S. ! 's Mel ist verchauft.
Sdlger. Beck, hcst weder Mel noeh Seck, weder Ross
no'h Föli, göst mit de" Chatze" e' Moli Ap (Firm.);
ähnlich Sch (EStoll 1907, 56). S. auch Gersten (Bd
II 430). , Ein s. mit kernen.' 1481, Z RB. ,[Ein Korn-
dieb soll] für das Kornhaus geführt, uff eine Korn-
standen ein Stund lang gstelt, ihme ein S. mit Sprür
uff die Achsel gelegt . . . werden.' 1670, ebd. —
ß) Aschensack. Einen ,mit dem s. schlahen', alter
Fastnachtscherz. Ein Bs Erlass von 1516 verbietet
.allerlei grober hendlen, mit secken slachen, stopfen
und verwüsten der kleideren.' ApV. I 275; s. noch
Äschen-S. Ein Nachklang davon (doch vgl. Meho-S..
sowie Muli mit Anm. Bd IV 187/8) noch in der RA.:
fWi' lt Bämd. 1904) mit dem S. g'schlage" st", ver-
blendet, blind, töricht B (Zyro), ratlos, unbeholfen
(Bämd. 1904), dumm, beschränkt sein Aa; B; L; Schw
Ma.: Z (oft mit dem Zusatz e"chli"); Sprww. 1824 (,m. d.
S. beschlagen'). Vgl. Pelz-Chappen (Bd III 892). Mer
si" doch Beidi mit dem S. g'schlage" g'si". RIscber
1903. D' Fraue" deheime" sind natärlich nid eso mit
dem S. g'schlage" g'si" [um nicht hinter die Schliche
der Männer zu kommen]. Schwzd. (L). Wenn Eine
nid grad mit dem S. g'schlagnen-isch und Öppis weis'
a"z'chere", su chiint-er ou'h noch hüttigs Tags ... oben-üf
umi zu si"'r Sach. Loosli 1910. En Bür het drei
Töchtere" g'ha", die si" eppis i2"ßltig, u"g' schickt g'si"
u"" mit dem S. g'schlage". Scuwzd. (BoSi.). .Stultulus,
ein wenig mit dem S. geschlagen.' Denzl. 1677. 1716;
,er ist mit dem S. geschlagen, fatuus est.' ebd. 1716.
,Wann Franziskus erlaubt, die Kleider von Secken zu
flicken mit dem Segen Gottes, dörfte einer schier ge-
denken, er were selber ein wenig mit dem S. ge-
schlagen gewesen.' ClSchob. 1699. ,Er [Jos. Biner,
S. J.] seye kraft dem, was in dem ersten Teil seiner
Anmerkung zulesen, dermassen mit dem S. geschlagen,
dass er sich weis machen lassen [usw.].' Goliath 1741.
Gleichbed. mit dem S. tröffe" si" BBe., Hk., ,mente
captus.' Id. B. Ebenso: Si händ-em de" S. a"g'rüert
ZZoll. — y) Stroh-, Laubsack. Hoch ume" 'träit,
nider abe" g'wäit und irin S. ifnje" g'näit, Rätsel vom
Laub Aa (Rochh. 1857); ZWila. S. auch Pfulwen (Bd
V 1099). Willkumm, Herr Pfü", in 's Landvogts Wald!
. . . der g'lampe"t S. ist äffe" ehalt [usw.]. JAlbrecbt
(GSa.; ,an den Bettlauber Föhn'). I" der Kutsche"
ist-n-en S.. wo-me" d' Liebi z'säme"packt, Volksreim
LE. (Af V.). ,[Er] begere nit uff seinem S. zu sterben.'
ABütelrock 1682/1712. — 8) Sack, worin Verurteilte
ertränkt wurden; vgl. Gr. RA. ' 696 ff., sowie sacken.
,N. sprach, si wurd niemer als biderb als sin wip und
das bewiset sich an ir vatter wol, der wurd versnit-
lich in ein s. ertrenket.' 1383, Z RB. ,Aber klaget
si uf Greten Vogler, dass si zuo ir sprach: was ma-
chest? dir ist noch lang ein s. bereit, da du in hörst
[hineingehörst].' 1384, ebd. ,Es klaget Elsi Zörnli uf
Schweiz. Idiotikon VII.
Albrecht Langenörlis wib, dass die L. zuo ir sprach
smachlich, die von Thokenburg hettin ir ein s. be-
reit.' ebd. .Sprach des N. wib, sy und ir muoter
werind beid als bös huoren, dass man sy in einem s.
ertrenken sölt.' 1436, ebd. Dazu wohl auch: A. ist
von seinen Gesellen wegen einer Versäumniss gebüsst
worden; B. rät ihm, die Gesellschaft aufzugeben, ,so
möchten sy hin nit allwegen muossen und büessen;
do rettC. : hettend die gesellen üch beidsampt in ein
s. verknüpft, si muossgetten üch noch dann nit vast'
1466, ebd. — s) Zaubersack. ,[Die Wiedertäufer taten
scheinbar] wunderzeichen, so si aber nit anders tatend
dann mit gschwindigkeit, wie man uss dem gouggell-
sack pfligt zuo tuon' (Randglosse: ,wie man gouglet
uss dem s.'). Salat, Ref.-Chr. ,Ein anfang, fürnemen
und gauggelstuck uss Zwingiis s.' ebd. ,[Die Bücher
Luthers] darinn er ... sin wieleffischen und hussischen
s. gar öffnet.' ebd. — £) Sack, worin man das zum
Unterhalt, zur Arbeit usw. Nötige mit sich trägt. So
Proviantsack: ,Herr N. gab Schinken und Brod aus
sinem S. [bei einer Bergbesteigung].' JvWeissenflvh
1850/1. Schulsack: ,Was dann fürgläsen ist worden,
das man nit s buoch hinder die tür werfe oder in s.
stosse, sunder glich daruf mit sinen gsellen repetiere,
damit nüt vergessen werde.' F Schulordn. 1577. Tor-
nister des Soldaten. Militarspr.; vgl. Haber-S. Wie
Bündella«. (Bd IV 1363); nur in RAA. Einem de"
S. vor d' Tür werffe" (rüere", g'hije") Aa; Ap; Bs; G;
Th; Z; Sprww. 1824. Si händ-im de" S. vor d' Türe"
g'heit, plötzlich und barsch aufgekündigt AaSuIit. .Ge-
rade diese Zucht ist Schuld daran, dass die Kinder...,
sobald sie selber verdienen können, den Eltern den S.
vor die Türe werfen.' Breitenst. 1860. ,Uen S. einem
lurwerffen, amicitiam alicui renunciare.' Hosp.; Denzl.
1716. De"S.ume"g'heije", unversehens aufkündigen Bs.
Ei"'m de- S. ge". Gelt, Die het-der der S. g'ge"! UUrs.
.Kuchibuob: Doch sagends nit, dass ichs gseit han, den
s. geb er mir [mein Herr, den ich verraten] von stund an.'
JMürer 1565. ,Soll ernstlich mit dem schuolmeister
gredt werden, wo er sich nit anders flysson welle, wer-
dind MH. ime den s. geben und sich anders versächen.'
1597, Ndw Beitr. 1885. .Einem den S. geben, für die
Tür werfen, amicitiam alicui renuntiare.' Meyer Hort.
1677. .Den S. empfangen': .Darauf haben die Herren
der Stift von Hrn Bawherren und Herrn Fähndrich
W. den S. empfangen. Herr Bawherr tat hinzu : UGH.
werden uns nit ein Heller daran [an den Münsterbau]
gäben.' 1646, ZStdt. — r|) Geldsack, -tasche,
-beutel; in der lebenden Spr. nur noch in bestimmten
Verbindungen und RAA., die zudem vom Sprach-
gefühl meist auf Bed. 2 bezogen werden; vgl. auch
Gelt-S., (Gelt-JSeckel. ,Mir hört das galt und der s.,
spricht die huor.' HBoll. 1540; vgl. vorher: .Damit
sy [die Kupplerin] den seckel zum galt in iro gwalt
bringe.' ,Was hat es disem und yänem geschadt, dass
er vom evangelio abgefallen ? er hat den s. und was
daryn gehört, lasst uns [Fromme] arme bättler und
allenthalben unwärd syn.' LLav. 1577. ,Die frommen
habend, wie wir sagend, den s. und was darein erhört,
es gat inen glücklich und wol.' ebd. 1582. .Dann die-
wyl er [Haman] wol by dem künig am hof was und
nach by dem s. sass, wirdt er gesähen haben, dass
er sich nit versume, wie noch oft beschicht.' ebd.
1583. Mit Urem S. a"föhn ist besser <th mit lärem S.
üfhöre" L (Ineichen). .Aus vollem S. geben, plena
611
ek, sik, sok,
612
manu dare.' Denzl. 1716. 's Mfd nach dem S. richte";
s. Bd IV 176. A" S. chlopfe" chönne*, .Etwas hinter
sieh haben, vermögen, bes. durch Geld' S. D' Hand
uf dem S. b'halte", zurückhaltend im Zahlen, geizig
sein, vorsichtig sein im Übernehmen von Verbindlich-
keiten B (vRütte). Mi* mues" gäng d' Hand im S.
ha", stets Ausgaben bestreiten B (Zyro). (Tief, in Ap
auch guet) i(n) S. griffe" (Ap; Th; Uw), lange", länge"
(s. Bd III 1327, auch Aa), recke" (Bd VI 806) (müesse"),
(viel) Geld ausgeben (müssen). Mer händ Alli in S.
gelanget und cillicht Mänge tüfer, als-em dernäeh lieb
g'si* ist. Usteri 1854. Bed Franken in'n S. ne", sich
auf eine grosse Ausgabe gefasst machen Z. Wenn-er
(ich) 's nur im S. hett wie im Chopf, von Einem, der
grosse Pläne, aber die Mittel dazu nicht hat AAEhr. ;
Bs; Th; Z Wl.; ähnlich Sprww. 1824. Mi" isch o'" gar
he1" Möntsch, we""-me" NtU im S. het! M Walden (BM.).
Und eisster e" Bitzeli lustig si", und eisster e" B. lache",
und eisster e" B. Geld im S., dann cha""-me"-sich lustig
mache" Z Stall. Mer sönd halt Appe"zeller, 's cha""
gär nüd andest se", hed Ann im S. kann Heller,
rüeft-er noch glich: juhe! Ap VL. 1903. So-n-es stolzes
Here'söndli hed mit 's Liselis Mueter g'redt, und die
Alte" lose" g'wöndlich, wenn-me" Gelt i" de" Säcke" het.
ALGassmann 1906. S. noch Bd VI 1177. Na'h Öppis
in'n S. ha", einen Gewinn über die Kosten hinaus Z
(Dan.). Was brücht-me" der Profit de" Händler i" S.
z' jage*? EHänggi 1893. Erschlichener Profit wird i*
S. g'macht. Bärnd. 1904. I* si" S. mache"; s. Bd IV
22 u., ,bei Verwaltungen Unterschlagungen begehn'
B (vRütte). [Die Bundesbahn] schafft i" eusi Kasse",
nid in-e* fremde" S. Aa (Hürbin). 's denkt Jede i"
sinn S. Sdlger. ,Mag im [dem bestechlichen Richter]
von beiden [Parteien] werden gnot, die sache er me-
iner geenden lat, die wil deweder teil iht hat, das im
mag werden in sinen s.' Scbachzabelb. ,V. rett, B.
wer nit ein biderb man, won er riete allweg in sin
s.' 1430, Z RB.; nachher: ,er rate uff sin nutz.'
,[Die Wahrheit zum Arglistigen:] Du bist witzig in
dynen s.; vor dyner witz keinr trüeyen mag.' VBoltz
1551. ,In sein s. wol können, callere ad suum qusestum.'
Mal. I" sinn S. hüse" Th. ,Aber wenn Eines nach
dem Andern davon leitschet und in seinen S. hauset...,
dann sind eure Eltern bald wieder, wo sie angefangen
haben.' Onw Blätter 1899. ,Diewyl sich aber zuge-
tragen, dass unser Schwager ... sich vermerken lassen,
als wenn ich und myn lieber Bruder . . . untrüwlich
und in unseren S. gehusset, hatt uns das hochlichen
beschwert.' 1604, Z. ,So bald er ... in den Ehestand
geträten, hat Vater und Sohn ein andern nit verstohn
können, weil der Sohn und die Sohnsfrau in ihren S.
hausen wollten.' 1683, ebd. ,Rips raps in meinen S.,
Gott geb, was mein Nächster hab!' Sprww. 1824. S.
auch bredigen (Bd V 406); reden (Bd VI 553). E(n)
Gauch (B), Karr i" si(n) S. si", ein Narr zu seinem
Vorteil sein, sich dumm stellen, um Etw. zu erlangen
Aa; B (Zyros Erklärung ,zu seinem Schaden handeln'
mit dem Beispiel : Wenn er weft e" Gouch i" si* S. si",
su mau-n-er, beruht offenbar auf einem Missverständ-
niss); GF.; Sch; Th (s. Bd IV 977). En Niedere- ist
en N. i" sinn S., .Jeder ist närrisch genug, für seinen
Vorteil zu sorgen' Ap (TTobler). ,Er ist ein Narr in
seinen S., callidus est ad suum qurestum.' Hosp.; Denzl.
1716. Er ist für si* S., geizig W (Sprww. 1869). Jede-
schwätzt für sinn S. Ap. Für si(n) S. luege", auf
seinen eigenen Vorteil bedacht sein B: Th; Z. S. noch
Häggen (Bd II 1091; für S). Es gät um min S., es
handelt sich um mein ökonomisches Interesse Z (Spill-
mann), 's göt ms mimm S., auf meine Kosten Th.
Etw. us si"em S. zale", aus eigenen Mitteln bestreiten,
bes. Etw., wozu man rechtlich nicht verpflichtet wäre
B; Tu; Z. ,Er zahlt (gibt) gern aus anderer Leute
S. (Seckel).' Sprww. 1824. .Von hundert Jahren her
sollte man Alles gut machen aus dem eigenen S.'
Gotth. — 8-) Bettelsack. D' Tiroller hend Chröpf:
sie trägi"d-s' ober d' Achsle" wie d' Bettler die Seck.
ApVL. 1903. Mir gönd go" bettle?', sind euser Zwei,
du nimmst de" Bettelchorb und ich de" S. ZThalw.
,Si [die geistl. Herren] band gross pfrüenden, rent und
gült, sind nach allem wollust erfüllt: Mund was magst,
herz was wit? Noch hat der s. kein boden nit... Der
gyt hat münch und nunnen besessen, dass ir s. kein
boden hat.' NMan. , [Sarah will, ich, Abraham, solle
dem Ismael] gen ann hals ein s. und damit hinuss
schicken yn mit synr muoter.' Haberer 1562. Dim.
B; Sch; Th; Z. Mit dem Seckli i" der Welt ume"
lauffe", von Haus zu Haus betteln ZHörnli. Nimm
's Seckli i" d' Händ und reis 's ganz Land üs ZWila
(Silvesterruf). Samichlaus, um Alles wille", tue-mer
oc" mi" Seckli fülle": Öpfel, Bire" und o'h Nuss. EStoll
1907. S. noch Gott (Bd II 512; auch ZStall.); Brot
(Bd V 938 u.). — i) Dim., an einem Stabe befestigtes,
trichterförmiges Säcklein aus schwarzem Tuch, in dem
Sonntags nach dem Gottesdienst gew. an der Kirchentür
(doch s. u.) das Kirchenalmosen eingesammelt wird
Ap; Bs; Sch; Z; vgl. Chilchen-S. Eine Abbildung bei
CMüller 1674 Nr. 8. .Desgleichen all feirtagen, so das
götlich wort ausgeprediget, sollend bi jeder kilchentür
mit säcklinen zwen ehrsame männer aus der kilchhöri,
von den fünfen darzuo verordnet, gestellt werden, das
almuosen ze samlen, was also in die säckli falt, in
stock legen.' 1528, JGöldi 1897. ,Kurz zuvor hatte
man [1552] wider angefangen das allmuosen mit dem
säcklin einzusamlen.' HOHüber, Chr. ,Die Ursach,
dass die Übrigen [der aus Arth Entflohenen] hiss dato
Nit begehrt, ist, wyl ihnen in wärender Zyt, als sy
noch im Spittal gsyn, von guttätigen Persohnen nam-
hafter Posten teils ins Sekli gelegt, teils ihnen selbs
yngehendiget worden.' 1655, Gfd. .[Zu den Kenn-
zeichen des Gläubigen gehörte es] dass man auch
etwann zur Kirchen gienge . . . und etliche Schilling
in das Secklin legte.' JJUlrich 1718. ,Sie [ein altes,
bedürftiges Ehepaar] erhielten von der Kirche alle
14 Tage ein achtpfündiges Brot und monatlich l'/a Pf.
von Kirche, Spital und Säckli.' 1759, KHacser 1895.
,Da das Kupfergelt in Gang gekommen, so wird das
Säckli dergestalt beschwärt, dass der Messmer kaum
mehr im Stand ist, es zu halten, und in Forcht stehen
muss, zu brechen [!], wodurch Argernuss und auch
Schrecken entstehen könnte.' ApHeiden Mbl. 1806.
S. auch Seckli-Guet (Bd II 551). 's S. üfhebe", in Ap
hebe" (daher Säckli-Heber als Bezeichnung Desjenigen,
der mit dem S. von Bank zu Bank gehend die Gaben
einzusammeln hatte). Die Verabreichung von Al-
mosen, die meistens zum Fenster hinausgeworfen
wurden, sollte untersagt sein, dafür alle Sonntage ,das
Säckli ufgehebt' werden. 1690, AWild 1883. ,[Man
beschloss 1711 in ZHöngg] es solle wie bisher während
der Herbstzeit das Säckli sonntäglich aufgebebt wer-
den, auch sonst, wenn Leute von Condition in die
613
Sak, sek, sik, sok, suk
614
Kirche kämen.' HWeber 1899. ,Das Säcklein aufheben,
eleemosynamcolligere.' Denzl. 1716. ,Für Säckleheben
bei der hintern Kirehentüre 1 fl.' 1765, JJSchläpfer
1839. ,Das Gesteurte wird von den Richtern, welche
das Säckli aufheben, in das Pfarrhaus gebracht.'
CThoman 1741. ,Dem Kirchencustos [am Collegium hu-
manitatis in ZStdt] lag ob, in der Kirche das Säckli
aufzuheben.' ,Das 8. (an-)ordnen, einführen.' ,Slan hat,
damit der Arm desse geniessen möge, das Säckle ge-
ordnet, da man das Almuosen daryn sammlet und es
demnach zweien Herren des Rats, so darzuo geordnet
. . . überantwortet.' JJRüeger. , Unter dem 31. Okt.
[1689] wurde das Säcklein, welches bisher bloss an
hohen Festen und bei Hochzeiten in den Kirchen
heruingeboten worden war, in allen drei Stadtkirehen
auf alle Sonntage angeordnet.' Sch Chr. ,Anno 1667
wurde ... das Säckli auch auf der Landschaft einge-
führt.' Z JfG. 1878. Us-dem S. ha", almosengenössig
sein Z. — x) auch Dim., Papierdüte des Krämers
ApLb.; Th tw.; Z. — X) zum Durchseihen. ,Saccis
vina castrare, durch ein s. abziehen, das im die sterke
vergang; von der hepfen durch ein s. ablassen, das
er milter werde.' Fris. S. auch (ab-)sihen (Sp. 587.
588), ferner Laugen-S. — u.) im Spiel; s. S.-Gumpen,
-Gumpet (Bd II 313/4), -Laufen, -Laufet (Bd III 1140.
1143), -Springet, -Tanz. — c) als Mass. En S. Cherne",
Mel usw. Us dem Acker hat 's hür 10 Sech Herdöpfel
g'ge". E(n) S. voll, zur Bezeichnung einer unbe-
stimmten grossen Menge. Es ist besser, en S. voll
Kredit a's en S. voll Geld ha" Ap (TTobler). ,Es ist
besser ein S. voll Gunst als ein S. voll Geld.' Sprww.
1824. ,Es hat sich da gezeigt, dass ein Pilger nach
Jerusalem einen S. voll Zegina und einen S. voll Ge-
duld nötig habe.' Stock«. 1606. S. noch Recht (Bd VI
242). Im Kinderreim: l''< we't, i'h war im Himmel
u"d du im Paradis, ieh we't, icl> hätt e" Schümmel u"d
du-n-e" S. (ChopfJ voll Lüs. GZür. 1902; s. noch Heid-
Ber (Bd IV 1465/6). Ganz Seck voll schwätze" Z (Spillm.).
,So du ye pfafl'en bschirmen witt, lieber, sag an wo-
mitt? Mit römscher gschrift, gloub ich wol, pro-
biertest ein ganzen s. vol.' Eckst. 1526. ,Ich keer
mich nüt an dyn clagen, ob d glych ein s. vol tetist
sagen.' VBoltz 1551. Auch als bestimmtes Mass,
bes. für Getreide, auch Mehl, Kartoffeln. Obst ua. Lt
Heldmann 1811 in Bs; S = 6520 Kubikzoll.; vgl. Basel-S.
Ein S. Getreide gew. = 8 Viertel AALeer. (H.), =
10 Viertel Ap (TTobler; nach einer Angabe für ApHer.f
= 4 Viertel = 16 Vierdi"g), = 10 g'strieheni Sester Bs
(Seiler), = 10 Mess F; s. auch Viernzel (Bd I 1022).
,10 Sack Korn, den S. zu 10 Vrtl Zürich Mass ge-
rechnet.' 1796, ZTu. Inv. ,Der Schaden ist in 137 Jau-
chart Kornfeld 201 Sack und 2 Vrtl Kornfäsen.' Ende
XVIII., ZHegi. 1 Säckli Korn = 5 Viertel Ap (TTobler).
Seehli, .kleiner Sack von 1—3 Mass (zB. Mehl), im
Gegs. zum grossen, müttigen Sack' B (Zyro). Ein S.
Kartoffeln = 8 Viertel AALeer. (H.), = 7 g'hüftigi Sester
Bs (Seiler), = 7 Mess F. ,S., ein Mass für Erdäpfel,
Nüsse usw., = 3 Halbviertel' Ndw (Matthys). ,Für
Obst dient der Kratten [als Mass], deren 3 ein Halb-
viertel und 10 einen S. machen.' UwGem. Mehr oder
weniger bestimmtes Mass für Laub: ,Es ist weit grösser
[als das Getreidemass], und man unterscheidet einen
e'"schläfige" und zwäschläfige"S., d.i. einen Sack für ein
einspänniges oder zweischläferiges Bett' Ap (TTobler).
Für Kohlen; a.Bennen (BdIV 1290). Für Salz: ,11446
erhielt man] ein Mess oder ein S. Salz umb fünft' Lib.
ald ein S. Salz um 2 Guldin und etwa nächer, zum tü-
risten umb 2 Guldin oder umb 4 Lib.' Äg.Tschudi Chr.;
vgl. Salz-S. Für Wolle; s. Woll-S. — 2. Kleide r-
tasche, spez. Hosentasche, auch Rocktasche der
Frauen, allg. Über die Berührungen mit 1 b yj s. d.
Sibe" alti Wiber, es het jedes sibe" Bock; jede" Rock het
sibe" Sack; jede" S. het sibe" Zopf; jede Zopf het sibe"
Rappe": Wi' vil gi't da'? Fängt der Gefragte an zu
rechnen, so lacht man ihn aus als einen, der den alten
Weibern die Taschen untersucht LE. (Af V.). Unger-
wegs isch-er noch einisch abg'hocket u"d het i" de" Secken
ume" g'nüschet. Loosli 1910. .Als Johannes [zur Ab-
fahrt bereit] nach allen Säcken griff, fehlte ihm noch
Schwamm.' Gotth. ,Der Zimmermann und ich fuhren
auch in die Säcke [im Wirtshaus, um zu bezahlen].'
ebd. 's Gelt brennt-in im S. wie Für, von einem Ver-
schwender BsL. E" (d' BG.) Füst im S. mache" Aa;
B; G; Th; Uw; Z; s. Bd I 1123. Der erst G'schmack
us dem eigne" S., zu Jmd, der einen Wind hat fahren
lassen, es aber nicht Wort haben will GWe.; ähnlich
ZStdt; Sprww. 1824. ,Was nit in Bauch mag, das mag
in S.', sagt der unbescheidene Gast. Schimpfr. 1651.
,[Das Gericht] dessen Bewerkstelligung also geschähe,
dass er [der Ammann] ein geschriebenes Papeir aus
dem S. herfür langte und aus selbigem Nachstehendes
herlase.' 1769, Z Urk. S. auch Her I (Bd II 1521);
Pßffen (Bd V 1071). I(n) S. stösse", stecke", tue".
,[Das Nachtmahlbrot] das wohl etwa Einer statt der
Niessung i" S. z" stössen unternahm, um damit un-
heimli''' Chi"sti üsz'ieben. Barnd. 1908. ,Also dass
etliche ander den Diensten, Werchlüten ... nach über
dass sy genugsam geessen und satt worden sind, Brodt
vom Tisch hinweg nemmen, in ire Seckh und Bussen
verstossend, dasselbig dann usserhalb dem Spittal
hinweg gebend und verkouffend.' um 1620, Z. ,In
seinen S. stossen, ad suum usum conferre.' Denzl. 1716.
,Er steckt die Hand in S.' Sprww. 1824. S. auch Pßffen
(Bd V 1070 u.). üneig. Dass der N. di ganzi ZU het
müessen Orfigen i" si" S. abe" stösse". RvTavel 1904. ,Ich
hatte Zeit einzulenken, meine neue Gelehrsamkeit in S.
zu stossen.' Gotth. ,Herr Nuntius, steckt euren List in
S.!' Pfaffenkrieg 1712. ÖppisimS.ha" 1) eig. Ichha"
kei" Stückli Brät im S., klagt etwa ein Bettler; s. auch
Bd V 940. D' Anke"madl% hat Anken im S., si nimmt-en
an Finger und salbet de" G'spass Z Wthur; s. die B Var.
Bd V 352. Schätzeli, hest-du Nuss im S., ei so la"-mich-s'
griffe", will -der de"" die ganze Nacht um 's Lädeli
ume" pfiffe" BSi. (Schweiz 1858). Houderidou, was
hesch im S.? H, es Weggli (drei Öpfel) B (GZür. 1902);
ähnlich Z Ebmat, W. (Jütelihü . . .). Dö won-ig es Dörfli
ab bi", si"-mer d' Schuelchind nöche" g'sprunge" und
hei" g'holeiet: Jud, Jud, het Speck im S.l JReinh. 1903.
S. noch Mül (Bd IV 177). — 2) in allgemeinem) s.. im
Besitze von Etw. sein ; vgl. Sp. 607. Wenn-ich de"" 's
Badent im S. ha" B. De" Töte"schi" im S. ha", dem Tode
verfallen sein Aa; BsL.; L; Z; vgl.: Der lauft mit
dem T. im S. ume". MLienert (SchwE.). Bes. d' Hand
ß' Hand) im S. ha". Er hat de" ganz Tag d' Hand
im S., Kennzeichnung eines Faulenzers. Wer 's Stele"
g'iconet isch, cha"" d' Hand nit im S. b'halte". JReinh.
1905 (SL.). .Einem die Hand im S. erwischen', ihn
auf frischer Tat ertappen. Sülger; Sprww. 1824. ,Hie
wölt ich sy (die widerspänigen) gern fragen, wie vil
sy dero gesehen hettind, die sich da empfunden hettind
tili
Sak, sek, sik, sok, suk
fleisch und bluot essen. Und so sy sydt dem ynsatz
Christi kein zeigen köntind, raüesstind sy ye veriehen,
dass nie gheiner gloubt nett; damit erwutschte man
inen d hand im s., nämlich das sy selb nit gloubend,
das sy da fleisch essind.' Zwingli. ,Erbiettend sich
dann die von Luzern ..., sy wellind guott für in
[ThMurner] sin, so gend sy sich aber bloss und er-
wischt man inen die händ im sagk.' 1529, Z. —
3. übertr. auf andere sackähnliche Uinge. a) Sack
an der Sackpfeife. Wenn der S. nit voll isch, se schreit-er
nit. Rochh.; ähnlich schon im Schachzabelb. (s. Bd V
165); vgl. auch: .Wenn die Sackpfeiffe nicht voll ist,
so tönt sie nicht.' Sprww. 1824. S. noch Bd V 165
(Pfaffenkrieg 1712). — b) in der Fischerei, sackartiger
Ausläufer oder Ansatz in der Mitte eines Zugnetzes,
worin die Fische sich fangen Bodensee (nach einer
Angabe ,der mittlere Teil der Segi, welcher sich weit
ausdehnt und in die Tiefe senkt'); LSee (.der mittlere
Teil des Netzes'); ZSee. Syn. Bündel 1 a ß (Bd IV
1363). Vgl. Sack-Garn (Bd II 423), -Netz (Bd IV 886);
(Gang- fisch-) Segi (Sp. 477. 478) und bes. auch Klun-
zinger 1892, 178/199 (mit Abbildungen). ,[Die Fischer
im ,Niderthurgöw sollen beim Fischen in der Thur] kein
gewäben sack an den beren noch ouch sunst kain ge-
wäbne tüecher bruchen.' 1545, ZAlt. Urk. ,Dass weder
Burger noch Landmann . . . einig Garn, Neze, Säke,
Beeren . . . mit sich zur See führe.' Z Ges. 1757. ,Das
Landgarn sollte ohne Säcke gebraucht werden, ausser
zum Hürlingfang.' Z Fischerordn. 1809; s. auch Land-
Garn (Bd II 422). — c) ,Der s., allerlei hültschen
aller körneren, als spreuwer etc., utriculus.' Fris. ;
Mal. — d) „Gewitterschwark. allg." (St.2). Geht die
Sonne in einer langgestreckten, dunkeln Wolken-
schicht unter, dass ihre Strahlen oft noch fächerförmig
im lichtem Gewölk durchbrechen, so sagt man: D'
Sunne" göt imene" S. abe" und zieht Wasser ÄAFri.
Es gihd morn Hege", d' Sunn gäd in en S. [,schwarze
Wolke'] abe" Z. Es häd en S. gäge" Baden abe" ZiS. —
e) sackartiges Kleid(ungsstück). Eine Art Mantel aus
grobem Tuch: ,So ein gebur niht anders mak, so sezzet
er an einen s. (ich mein ein zwilichs keppelin) an dem
ende ein rotes zipfelin.' Schachzabelb. ,Ein kleid von
schlechtem tuoch, one feit, das nit uff die hoffart ge-
rüstet ist, nemmend wir ouch ein s.' LLav. 1583;
vgl. S.-Bock (Bd VI 838). ,S., härin Kleid, cilicium;
einen S. anlegen, cilicium induere.' Denzl. 1716. ,S.
und Asche', biblisch. ,Es war nur die Buss Achabs,
der sich zur Zeit der Not und des Zorns Gottes in
S. und Aschen gesetzt!' AKlingler 1688. — f) Sack-
artiges in der Haut, zB. Wasser-S. Ndw (Matthys);
sackartige Geschwulst, zB. von einer stark geschwol-
lenen Wange Th; Z. Er hat en ganze" S. S. noch
Ghnüttel (Bd III 768 o.) und vgl. sacken. — g) von
Teilen des menschlichen Körpers; vgl. MHöfler 1899,
534. In den folgenden RAA. ist wohl eig. die Gallen-
blase gemeint; vgl. aber auch Bläteren 4 a (Bd V 205).
.Einem den S. zerbrechen, zerzehren', ihn ärgern,
wurmen. ,[Narr vor dem Hochzeitsmahl:] Mach weid-
lin ! Es hat mir schier den S. zerbrochen, dass d Speis
so lang nit wellen kochen.' Stettler 1606. ,Disere
Zeitung (wie der Vatter seinen den jüngeren Brueder
widerumb zu Gnaden auffgenommen) hat ihm den S.,
wie wir im Sprüchwort sagen, zerzehren wollen; er
hat gemeint, das bette eben nicht sollen sein.' JWirz
1650. ,Das wil ihm den S. verzehren, tantum non
ilia illi rumpuntur, concoquere hoc non potest.' Hosp. ;
ähnlich bei Mey., Hort, 1692; Denzl. 1716. ,Dass under
uns das hohe, teure und gewünsichtige Spilen öffent-
lich ohne allen Scheu getriben werde ... wil ehrlichen
Leuten gar den S., ja das Herz verzehren.' AKlingler
1688. Dazu(?): I°h ha" g 'meint, ich mües'-mer de" S.
üshaue", Ausdruck des Ärgers, Erstaunens ZElgg.
Verächtlich für den menschlichen Leib selbst. Vgl.:
,Die seel sprach zu dem lybe: Was ich dich uff ge-
trybe, so lystu als ein ander s., der weder kan noch
enmag sich gewenden noch gekeren.' Leib und Seele.
,So ist der alte sach intrennit unsirs irdischin libis,
unde ist der edele scaz uz genomin, den got selbe
drin gab ze gehaltinne.' Ende XII., Wack. 1876. ,Die
wile wir in deme fulen sacche sin des fleisglichen
gewatis, so muozzin wir iemir mit rüwe sin urabe
unser sunde.' ebd. Wi" in'n S. tue", saufen ZRud.
Uff ->e" S. g'heije", hinfallen, auf den Hintern fallen
Bs; 8. Ich tat nit gern uff'>e" S. fliege" [auf dem Eise]
Bs. — 4. Schimpfw. auf Weibspersonen, Hure. ,N.
redt, es were ein Jud ze Bern gewesen, der hette
geredt, unsre frouw wer ein s. gesin.' 1421, Z RB.
,[NN.] luodend sy also by nacht und by nebel uss
irem hus, dass sy und der klein s., da meintend sy ir
töchterly, hinab zu inen kemind.' 1434, ebd. ,Sye der
N. für ir huss komen, rette fräffenlich ... zuo iro, als
sy underm fenster lege: du s., hett ich dich hieniden,
ich wölt dich ouch slachen.' 1464, ebd. ,S., ein böss,
(üppig) weib, scortum.' Mal.; Denzl. 1716. Meist in
Verbindung mit Synn., attrib. Zusätzen. ,Die Otten-
huserin an der Egg hat zuo Hans Scherers jungfrow
gesprochen me denn zem dritten mal nacheinander
und nit in einr hitz, si sie ein huor und ein s. und
aller seken s.' Blasph. Are. ,[N. sagt aus] dass der
Gugelberg zu der Hallouwerin rett: du zers s., gang
lös din bruoder ab dem galgen!' 1429, Z RB. ,Dass
dich das vallend übel angang, du zers fut s.! gang
ann galgen, da gehörst ouch hin.' 1433, ebd. ,Dass
dir Gott das hundert tusend valenfd] übel gebe, du
zerss gehigidiger fud hudel und s.!' 1435, ebd.; vgl.
Hudel-S. ,Du zers öder s.!' 1468, ebd. ,Du gefügter
swarzer s.' 1482, ebd. ,[A. klagt] die B. habe gegen
sinem wib geredt, sy sige ein laff und ein s.' 1483,
ebd. ,[Die N.] rete, sy genante Eisin were ein hüdel
und ein har verlofner s.' 1484, ebd. ,Daz dich der
ritt als hüerlis und s. schüt!' 1485, ebd. ,Du zers
üppiger böser s.!' ebd. ,Die N. rette, sy gemelte Ste-
melin were ein lung, ein blitzg, ein huor und als ein
böser s., als in Zürich were.' 1487, ebd. ,Du s. und
du balg." 1530/33, Z Ehegericht. ,Und müessend aber
die grossen göueh vil mit grössern sorgen den schandt-
lichen fasel [ihre unehlichen Kinder] erziehen und
dennocht . . . fürchten, der unersettig s. habe noch
nienan kein vernüegen.' HBull. 1540. ,[Potiphars
Weib zu ihren Mägden:] Dass üch Gott plag, ir schnö-
den seck!' Rdef 1543; s. auch Sp. 10. ,[N. soll gesagt
haben] das meitli syge ein öden s.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. .Volbock, ein tüffel: zloch, zloch mit den
schnöden secken [Kupplerin und Buhleriu]!' VBoltz
1551. .[Haushalter zu seinem Weibe:] Du bist von
art ein fuler s., du blybst im bet biss liechten tag.'
ebd. ,Sy fasset die kunst [der Abtreibung] und mit-
teilt die den anderen irs glychen secken und keibinen.'
Rüef 1554. ,Weil aber hie [im St Verena-Bad] oft
under den frommen sich auch vil böser buoben und
Sak, sek, sik, sok, suk
seck einmischen, so nicht werken mögen [so soll jeder
Arme einen Schein von seiner Obrigkeit mitbringen].'
HPantal.1578. Auch Ditn.; s.Un-rät{M VI 1580). Vgl.:
.[Eine Hure] genannt das Sekhelli.' 1041, Zu. — 5. in
Fluchformeln, als euphem. Entstellung von Sakra-
ment (s. d.). Potz (tüsi"g) S. und Bändel! GLKlönt.
(auch mit dem Zusatz und Öp feischnitz); GrScIis; G,
am Bändel! L (auch am Zopf); Sciiw; Sj s. Bd IV
1335. Heilige-- Sant Wandel, S. am Bändel! SchwE.
(Lienert). Potz S. und Bündel! s. Bd IV 1362. S. am
Brentschi! BsStdt. Potz iüsing S. coli Ente"! L; Sprww.
1869. ,Das üch botz s. vol enten sehend!' Rukf 1539
,l)ass üch bock s. voll enteil schiind !' Wagner 1581.
S. noch Ent (Bd I 354); ge-Mjen (Bd II 1106). ,Botz
tusig s. vol hend!' s. Hell-Rigel (Bd VI 751). Potz
S. und an e" Wand! Z. Sack abenandre"! SchwE.
(Ochsner). Potz (E z') S. voll Taler! BO.; vgl. du
Sackme'taler du! euphem. für Sakramenter (s. d.) ZStdt
(Dan.). Gekürzt bim Sack! Ap; L (Ineichen). Himmel-
hengottsacküf! JRoos 1892. Euphem. für Sei in der
Beteurung: .Mein S. nicht!- HPest.
Alul. nach (PI. aecchl, Dim. aecchili(n)) ; vgl. Gr. WB.
VIII 1610/7; Martin-Lienh. II 341/2. Iü BO. lallt das Dim.
tw. mit dem von Seckel (s. d.) zs. Zu den HAA. and Sprww.
vgl. noch Wander III 1807/23. — S. in Namen, a) in Per-
sonennamen. ,Hans Springinsak, burger ze Arouw.' 1392,
UwE. .H.Übelsak.' 1253/89, Z. .Wernherus dietus Rotte alias
Kifelsag.' 1284, Bs (ASocin 1903, 423). ,Heiui Ziesak.'
1386, Ndw; dazu ,Area Ziesakinun [Gen. des movierten
Fem.].' Anf.XIY., L (Gfd 38, 23); ebd. S. 26: .Area Silber-
Bakinun.' .Wenii Ptilsak uf Ilgow.' 1443, Sciiw. ,Hans Nat-
sacken Haus.' 1724, Z. — b) iu Ortsnamen ,(Im) S.' Aa
(4 mal; .Waltber in dem Sakke.' 1280, Klingn.); Ap (1 mal);
B (8 mal; ,an dem ort, da es in dem S. lieisst au der Aren
[wurde Bern gegründet].' Brennw. Chr., ,[Beru] ist schier
oin Insel, nndt wie ein S. von wegen des krummen Lauffs
der Aaren.' RCys., ,der Platz, worauf die Stadt ]Bernl erbauet
worden, ist von der Aaren in Form einer halben Iusul um-
geben und dahero ehmals im S. geneunet wordeu.' vGoId-
lia.h 1723); Gl (,auf S.' ; ,am Fusse des Gläruisch liegt
eine zum Teil ebene Bergwiese, umgeben von himmelhohen
Bergen und schattigen Wälderu, sie hat den charakteristi-
schen Namen S.' HHerzog 1884); Gr (3 mal); L (3 mal);
G (7 mal; .auf dem Gut des JHensel, genannt der S.' 1511,
Bern., ,ein Stück Reben stösst . . . an den S.' 1550, ebd.);
Schw (1 mal); S (1 mal); Th (2 mal); Uw (3 mal; ,uff iren
güetern, die man nempt in dem S.' 1400, Beck., ,der S.
zu Buochs.' 1400, Gfd, ,super agrum dictum im S.' XV.,
ebd., ,der uuder und der ober S.' 1499, ebd.); U (2 mal;
,von 2 akkern im S.' 1358/70, Bürglen); Zg (1 mal); Z
(11 mal; ,das holz im S.' XV., Freienst., ,im S.' 1573,
Seh warn.; 1688, Seegr., ,der zeenden zuo Rieden facht an
obsich gägen Wiediken am S. an der Töltschen.' 1580, Albisr.,
,S., die schmalen relativ tiefen, mit einem Sack verglichenen
Altwasser bei Oberglatt.' Früh u. Schroter 1906). ,Secken'
Gl. ,Secki' B; Th; Zg (auch ,-ä-'); ,der wingarten gelegeu
ze Baden an dem Geisberg im Seke.' 1365, AaB. Urk. .Seckli'
G; Th; 1601, Uw. Iu Zssen. 1) als erstes Glied: ,Sack-
Acker' Aa (auch ,Seck-'); Bs; B; Z (auch ,Seck-'). ,-Egerden.'
1480, ZRüschl. ,-Graben' B. ,-Grätli' B. ,-Hau' Seh. ,-Hof
Schw; Z. ,-Hollen' Bs. ,-Holz' Th; Z (auch , Sack-'; ,Seck-
holz.' 1532, Zum.); ,-Hölzli' Aa. ,-Hofstettli' Ndw. ,-Horn'
B; W. ,-Limmi' B. ,-Matt(en)' S; XV., L. ,-Mos' S. ,-Bach'
Z. ,-Berg' Gl; S; U; Z. ,-Boden' G. ,-Bruunen' Z. ,-Ried' Z
(auch , Sacken-'). ,-Riiti' G. ,-Täli' B. ,-Tobel' Z., -Weid' Aa
(,- Weiden'); B; L; G; Z. ,-Wald' L (,Säck-'). ,-Wiesli' Z.
,-Zelg' Aa; S (,-Zelgli'); Z. ,Secken-Acker' Aa, ,Säcken-Wügli'
Aa. ,Secki-Acker' Z (.Säcki-'), , -Felsen' ZBauma' (,Säcki-'),
.-Graben.' 1461, AaBb. Urk., ,-Holz' Th, ,-Bach' Zg, ,-Weid'
Th. ,Säcklis-Bach' Ndw. — 2) als 2. Glied: ,Arch-' S. ,Eber-
Secken' L. .Eschen-' Schw. .Heb-' Seh; Th (,steg und weg
durch den H.' 1539, Neunf.); 7, (,reben im H.' 1549, Embr.;
,güeterimH.' 1552, And.df.). .Halb-' BG. ,Hang-' G. ,Hung-'
G. ,K.iin-' B. ,Lischen-' B. ,Mett-' G (Hausn.). ,Ros-' ü.
,Rüti-' S. .Schöpf-' G. ,Zii-' Z. Mit Adj. .Hinter-' G, .Ober-'
L, , Unter-' Gl; L, .Vorder-' G. .Ober-, Vorder-, Hiuder-Secki'
Zg. Abi. .Säckler' Z. .G'scck' ZDet. a/S. (,-&-') ; ,ein wiss gen.
im Gseck.' 1456, AaB.; ,eiu mattely im Gseck.' 1461, ebd.
— Zu den folg. Zssen vgl. die mit \-.-/.--/, Tuschen.
Oben-abe"-: = O.-a.-Bieter (Bd IV 1882), an
Männerhosen. Die Obena''hi"seck zum I"stössen von
Nase"lumpen und Bollihegel. BXrxh. 1908 (BGr.). Oben-
abeseck, das macht -sicH g'herrschelig, venn-me" drV-
längt und öppe" mit de" Feuflibere" chlingelet! JReinh.
1907. — Z'ibe-d- Gl, Z'Äben- BR., Z'Öbe"d- SL.
(Dim.): Säcklein, worin das (der) Z'Äbe"d (s. Bd I 35)
zur Arbeit aufs Feld usw., auf eine Reise (BR.)
mitgenommen wird. Syn. Z'Ä.-Püntel (BR.); vgl.
Z'Imbiss-S. Der Wildheuer hat si" Schütte" mit Heu'c-
gare", Seiler und Zäbe"dsagg abg'stellt. CStreifp 1901.
Wenn 's am VreneHag regnet, so seil der Bar 's Zobe"-
seckli a" 's Chommetschit hänken und Tag und Nacht
z' Acher fare". Schild 1863, 116. Sj [die Sonne] hänkt
kei"s Z'Ö. a", nimmt Nut z' Nüni oder z' Immis und
leitet nit; si lauft gäng glich druflös... ebd. 1876. —
Allere"-, Are"-: Dim., Säcklein der Ährenleser Th]-;
vgl. THBeitr.45, 81 — Almosen-: Dim., = Sack 1 b i.
, Wegen dissmahligen teuren und klemmen Zeiten und
daharo vermehrten Ausgaaben habe notwendig ge-
funden, das Almosensäckli auch im Herbst (bishar
geschah dies nur an Ostern, Pfingsten, Weihnachten
und den jeweils angeordneten Bettagen) dis Jahrs
aufzuheben.' 1690, ZZoll. Pfarrbuch. ,[Es wird Per-
sonen] welche etwan krank werden oder sonst in Un-
glück kommen, auch geholfen auss dem Almosen-
säcklein, das man von Zeiten zu Zeiten in der Kir-
chen aufhebt.' 1692, HMorf 1896 (ZGlattf.). — Ain-
ballasch(i) A'mbrläsfi)- ZStdt, W., Amplas'H- ZF.:
= Amballasche (Bd I 233), in ZF. zum Verpacken von
Baumwollgarn usw. verwendet. — Z'Imbiss- (Gotth.),
Z'Im(m)is- BE. (auch Gotth.), G.; SL.: Dim., Säcklein,
worin der (das) Z'Imbiss (s. Imbiss I Bed. 2 und 3 b
Bd I 236/7) mitgenommen wird. Me" treit 's Z'Nüni-
und 's Z'Immisseckli mit glich g'freutem G'müet i" 's
Feld [wenn man auch viele Kinder zu ernähren hat].
Schild 1860 (SL.) ,Es kann mich [die Lehrersfrau]
ärgern in den Tod hinein, wenn unsere Kinder so an
die Kinder, welche während der Schule hier bleiben
und ihre Zimbissäckli auspacken, zustehen und ihnen
in den Mund guggen.' Gotth. .Ungern gieng ich nicht
in die Schule . . . Besonders hatte ich meine Lust an
meinem Zimissäckli. Mareili füllte es reichlich mit
Milch, Brod und Äpfeln.' ebd. — Herd-öpfel-: Kar-
toffelsack, wohl allg. — Äser-: Dim., Säcklein zu-
nächst für Lebensmittel BE. Syn. Äser (Bd I 506).
Wen" -er albe" zum Metzger g' gangen isch mit si"'m
baueligenÄ. [ein Pfund Fleisch zu kaufen]. Lousli 1910.
Äsche"-: 1. Aschensack. Basel ist e" schöni Stadt,
Liestel isch der Ä., Sissech isch der Nidle"chübel,
Waldcburg der Deckel drüber Aa; vgl. die Varr. unter
Bettel- S. Er het e" Hals wie-n-en Ä. BsL.; dh.
schmutzig (aschgrau). Spec. ein mit etwas Asche ge-
füllter Sack, den an der Fastnacht Maskierte an einem
Stocke trugen, um Andere damit zu schlagen und mit
Asche zu bestäuben WLö. , Am Samstag vor der alten
619
Sak, sek, sik, sok, suk
Fasnacht wurden um 1 Uhr alle Häuser geschlossen;
kein Weibsbild durfte auf die Strasse, auch keine
Knaben bis zum 20. Jahre, sonst bekamen sie den Ä.
um den Kopf; vgl. Af V. II 178; FGStebler 1907, 117.
.Bei Maskenumzügen war der Letzte im Zug mit einem
Ä. ausgerüstet, womit er die Kinder und die Dorf-
schönen bestäubte, so dass sie kreischend auseinander-
fuhren; dann hiess es: sie haben den Ä. "bercho"'
GrV. (BSchnyder). Ben Ä. "bercho", bei der Braut-
werbung abgewiesen werden, einen Korb bekommen
GRTersn. (B.). ,Deren [der in die Stadt eingedrun-
genen aufrührerischen Bauern] vil äfreten, dass puren-
gspöt und äschensäk an vergangner fasnacht ze vil
verächtlich wider si gebrucht.' Ansh. ,l)ann die Pa-
pisten grad morndes nach der jungen Fassnacht das
Volk zu der Fasten eingeweihet und sy auch in der
Kirchen mit Äschen besäyet, von welicher Ceremoni
die selbig Mitwochen genempt ward Aschermitwochen;
wie aber der Teuffei alles das, dardurch wir zur
Buoss vermanet werdend, kan umbkehren, dass es
zum Muotwillen des Fleisches gerahtet, also ists mit
der Äschermitwochen auch beschehen, dass hernach
seine Diener auff der Äschermitwochen mit brämpten
Angesichten, Teuffels- oder Narrenkleideren sind umb-
hingelauffen, mit Secken vollen Äschen und je den
nächsten damifrgeschlagen, aber das so gar nitdarumb,
das er dardurch züchtiget und gewitziget solle werden,
dass man darfür gehabt, er seye dem Narren, von dem
er geschlagen, glych worden. Dahär dann das Sprüch-
wort erwachsen, das, wenn wir von einem Toren
redend, sagend wir, er seye mit dem Ä. geschlagen.'
Pred. 1601; vgl. dazu Sack 1 b ß (Sp. 609). S. noch
sudlen2b (Sp. 328). — 2. ,ein gebrandschatztes Land' U.
Zu 1. In BsStdt kauften früher die Äsche"-Manne" und
-Fraue" die Holzasche von Haus zu Haus auf und sammelten
sie in Säcken. Ausserschweiz. Belege für das Schlagen mit
Aschensäcken (so bei Seb. Braut) s. AfV. I -275 Anm. Vgl.
noch Gr. WB. I 584; Fischer I 339.
Eiter-: sackartige Ansammlung von Eiter Ap; Tb;
Ndw. — Fgdere"-: Dim., kleiner Sack zum Sammeln
zerstreuter Flaumfedern Bs (Linder). — Feg-: Hure;
vgl. Sack 4. ,Jennis wip sluog Annen von Hochdorf,
und ir man sprach, si sie ein böser veges.; Metzi hat
gesprochen, Grefe sie ein huor und ein vegs.; aller
menglichs f.; si sie ein durhit fegsäklin.' Blaspb. äcc.
.Nämlich hat sy gesprochen: der üppig öd hudel und
f. sitzt mir under der stegen in minem zins, das ich
vor iro weder uff noch nider komen mag.' 1438, Z
EB. Vgl. auch: ,Dass der Meig [ein Beruer, der über
Zwingli und die Zürcher lästerte] seite zuo m. Fa-
bian, er sollte mit dem f. umhin rucken [vgl. umen-
rucken 2 b Bd VI 852] — meinte mit miner herren
farw.' 1522, EEglt, Act. 81; vgl. Säj-S. — Fige"-; s.
Bosselierer (BdIV 1735; aus einem antireformatorischen
Kai. vom J. 1527). — Füll-: Schlemmer. Vgl. Fress-S.
N. habe gepredigt, ,man sollte den zenden nit in die
klöster denen füllsäcken geben, man sollte in den Seel-
sorgern geben und den armen.' 1526, EEgli, Act.
Für-: bei Feuersbrünsten von der Rettungsmann-
schaft verwendeter Sack. .Unter den 6 für das Flöeh-
nen bestimmten Offiziers stehen 12 mit Feuersäken ver-
sehene Hülfsmänner und haben sich die eint und andern
in drei Rotten zu verteilen, so dass die erste in das
brennende, die beiden andern aber in das rechts und
links zunächst stehende Haus gehen. Um bei diesem
wichtigen Punkt der Rettung von Kostbarkeiten, Mo-
bilien und übrigen Fahrnussen den Unordnungen zu
steuern, ist allen andern Personen das Flöchnen unter-
sagt' ZStdt Feuerordn. 1802/9; ähnlich 1834. ,Zwei
Lesserbinden, ein Feursak. zwei Seckli . . .' 1800, Z
Inv. (.Verzeichniss von der Lingschen'). — In andrer
Bed. bei Adelung II 135; Gr. WB. III 1601.
Für-: = Für-Fuess 3 (Bd I 1090) ZBass.f (,als
man noch polstrige Strümpfe strickte'), Fehr. (nach
einer Angabe = Für-Fuess 2), Russ., .abgeschnittener
Vorderfuss eines Strumpfes, bei Glatteis über die
Schuhe gezogen' Z (FStaub). Syn. F.-Sock. — fttr-
säckig: ohne Schuhe, bloss in den Strümpfen gehend
ZFehr.
Fuess-: 1. wie nhd., Wärmesack für die Füsse
Bs; B; L (auch Dim.; s. brändelen Bd V 683); Th; Z.
Im Winter han-ich der Mamma müesse" der Schlupf,
der F. i" d' Ghüche" trage". Bari 1883. — 2. = Sprütz-
Leder (Bd III 1073) Bs; B (s. Bärnd. 1904, 342); S
(Schild); Z. Johannes schlug den F. zurück, ver-
sorgte die Körbchen unten im Gestell.' Gotth. , Schon
lange [vor dem Aussteigen] hatte die Mutter die Hand
am F. gehabt, wollte ihn jetzt abheben.' ebd. — Zu 1
vgl. Gr. WB. IV 1, 1040; Fischer II 1898.
Fisch-: ,brotsackähnliche Leinentasche mit Schnur
zum Umhängen, worin man die gefangenen Fische
trägt; in neuerer Zeit durch umgehängte Fischkörbe
verdrängt' GrD. (B.). ,Ein garny vischseckly.' 1562,
Inv. Hs Salats. — Vgl. Gr. WB. III 1688.
Fueter-: Sack mit Viehfutter Th. Der Chnecht
hat de" F. vergesse". ,Den f. büt har, niyn gsell, dass
ich in disem tier [einem Esel] fürstcll . . . damit es
äss und gfueret werd.' Haberer 1562. — Vgl. Gr. WB.
IV 1, 1094/5; Fischer II 1904.
Flüge"-: aus einem dicken Brett geschnitztes,
schaufelähnliches, am breitem Teil mit Löchern ver-
sehenes Gerät, an dem die (in die Löcher eingehäng-
ten) Sicheln morgens aufs Feld (und abends nach
Hause) getragen wurden Z Bez. Uster. Vgl. das Syn.
Sichel-Schit. Zum Tragen des Fl-s wurde gew. ein
noch unerfahrner Schnitter bestimmt, der dann während
des ganzen Tages den Übrigen als Zielscheibe ihrer
Neckereien diente. Daher: de" Fl. träge" (mües'e"),
in einer Gesellschaft die Zielscheibe des Neckens und
Spottens sein, übh. herhalten, Spott und Schaden
tragen müssen Z (auch W.). Es seil en Andre* de"
Fl. träge", ,ich nehme mich der Sache nicht mehr
an' ZWangen. ,[Dorfwächter, den man abzuhalten
sucht, von einer Polizeiübertretung des Gemeinde-
präsidenten Anzeige zu machen:] Verraten wird es
sowieso; dann muss ich den Fliegens. tragen, wenn
ichs nicht anzeige, also mache ich Rapport.' Sch Pilger
1895. ,So leide Unrecht, schweige fein, das Schlechte
lass dich nicht viel plagen; du könntest sonst ver-
urteilt sein, wie ich — den Fliegens. zu tragen.' ebd.
1885 (,vom Fliegensack').
Die Benennung wohl nach einer gewissen Ähnlichkeit
des Geräts mit einer Fliegeuklappe, für welche selbst der
Ausdr. allerdings nicht bezeugt ist.
Fl8h-. ,Pulicosus, voll flöhen, ein fl., flöig.' Fris.;
Mal. - Vgl. Gr. WB. III 1815, auch Fischer II 1580.
Frucht-: Getreidesack B; Th und wohl weiterhin.
Fress-: Vielfrass, Nimmersatt Aa; Bs; B; Th; Z;
wohl allg. Von Kindern auch Dim.: Der Männeli
[Emanuel], das Fresseggli, het 'zwängt: Mer Leb-
621
Silk,
;k, sik, snk, suk
kuechc"! Schwzd. (Bs). — Vgl. Gr. WB. IV 1, 139; Martin-
Licnli. II :S42; Fischer II 1746; DM. VII 266 (Heuueberg).
Geifer- (-öu-J: Wassersack an der Tabakspfeife
BE. Syn. Pfiffen-, Seifer-S.
Gauggel-: Zaubersack des Gauklers. .[Gouggler:]
Wenn es an ein bzalen gat, nimm ich min g. gar drat.'
Rüef 1540. S. noch Nädlen (Bd IV 666); Sack (Sp.
610). — Schon mhd.; vgl. auch Gr. WB. IV 1, 1560; Fischer
III 100/1.
Galle--: t. Dim., = G.-Bläteren (Bd V 206) UwE.;
Z (Wolf). Züe-n-es chlei"s G. ha", beim geringsten
Anlass zornig werden UwE. S. noch über-lauffen (Bd
III 1128). Übh. Sack mit Galle: ,Das Leben mit
nichts, wo man an so viel gewöhnt war, muss eine
wahre Hölle sein; es muss einem zu Mute sein, als
sei man eingenähet in einen Gallensack.' Gotth. —
2. PHanzenn. a) G.-Seckeli, Perlgras, Melica nut.
ScHwMa. (Rhiner 1866). Syn. Lüsen-S. — b) G.-Seckli,
Zittergras, Briza media ScHwMa. (Rhiner 1866).
Vgl. Gr. WB. IV 1, 1198; MHöfler 1899, 534/5. -Seckeli
riell. zu Sechel.
Gelt-: wie nhd. Geldsack Aa; Bs; ß (,ein be-
sondres Säckchen zum Transport von Geld.' Zyro);
Sca; Tu; Uw; Z und weiterhin; auch Geldbeutel (wofür
sonst gew. G.-Seckel) W. E" chlini Frau ist oöh gross,
wenn-si uf dem G. obe" stöt ThMü. Uf si"em G. oben
hocke", von einem Geizigen. [Der alte Basler] ufsV'm
G. sitzt so fest, a's wie-n-e" bruetig Huen im Nest.
Hinderm. ,Die gältseck, läderseck, darein man galt
tuot, sacculi nummarii.' Fris.; Mal. ,Mit dem g. lüten';
s. ver-geilen (Bd II 211). Übertr., ein Reicher, Geld-
protz BsB.; B (Zyro). Vgl.: Peter, i°* weiss auch, wa'
gilt uf der Welt: en G. gilt Alles, wo d' Liebi auch
feit! SWlNz(ScHSt.). — Vgl. Gr. WB. IV 1, 2919; Martin-
Lienh. II 342; Fischer III 276.
Tufels-Gelt-: = Tüfels - Äschen (Bd I 566) Zg
Risch. Syn. T.- (Mel-, Tabak-JSack, -Gelt-Seckel, Stieb-
Seckel. — Ganten- Seckelli: lästiger Bitter BHa.; Syn.
Ganten- Bein (Bd IV 1299); Müedi-S. Du bist es
rechts G.!
Gersten-: Dim., Schimpf- oder Kosewort? ,Habe
dieselb sy beschickt, das sy zuo iren kernen, so wellind
sy ein köpf win uf das gerstenseckli trinken.' M. XVI.,
Z Prozessakten (Excerpt ohne nähere Angabe).
Als Schimpfw. bei Fischer III 427 ; vgl. dazu ,Gersten-
fresser' bei Gr. WB. IV I, 3737. Vgl. aber auch Grüsch-S.2.
Güsel-: mit Haferspreu gefüllter Bettsack mTa
(Früh). Syn. Sprüwer-S.
Git-: a) Sack des Habgierigen (der nie voll wird).
,Sy machtend hernach inen kein gwüsne, wen sy dry-
oder vierfache gwin doran hattend. Gott hab lob,
der jungst tag ruckt herzuo; der wird iren g. und
guotfressig herz füllen und ersettigen.' Anf. XVI., Z
Chr. ,Dass üch [Pfaffen] der donder in g. sehend!'
NMan. ,Ey, das sy Gott inn g. sehend! Sy tuond
uns täglich rupfen, schinden.' GBrün 1545. — b) Geiz-
hals Ap (TTobler). ,Dan nit die wuocherer und gitsek
in das rieh der himrael gon wurdend.' Vad. S. auch
bös (Bd IV 1706). .Probst Fridrich G.', fingierter
Name. NMan. — Mhd. yiUac- vgl. auch Gr. WB. IV 1,
2811. 2823.
Gü wer-Secki: Couvert, Briefumschlag BBe. —
Glücks-: mit Glücksgaben gefüllter Sack; vgl.
,Glückssäckel' bei Sanders II 833. .Zuweilen gab die
Grossmama Extrafeste: ein solches war der Gl. „Mor-
gen, o morgen ist der Gl.!' ... Es ist unmöglich, alle
Herrlichkeiten eines solchen Glückssackes zu be-
schreiben. Der Sack war oben weit, nach unten wie
ein Zuckerhut zugespitzt und mit Trottel versehen,
die Öffnung durch einen Fisehbeinreif auseinander
gehalten. So hieng er mit Schnüren an der Zimmer-
decke. Die Glücklichen, welchen ein Griff in diese
Wundertasche vergönnt war, mussten den Tisch er-
klettern und ohne zu sehen den ersten besten Gegen-
stand herausholen.' EHetzel 1879 (Bs, aus dem XVIII.).
Mit den Z Schiessen im XV. war auch ein Glückshafen
[vgl. Bd II 1012] verbunden, dh. eine Lotterie mit
freier Zahl der einzulegenden Lose, die später in
Form von .Glückssäklein' wieder erschienen und heute
ausser Kurs gesetzt sind. Z Neuj. 1891.
Grüen-: 1. spöttisch für einen auf Gemüsesamen
Reisenden: , Kaufe deinen Bedarf [an Gemüsesamen]
nicht bei den zungengewandten, im Lande herumzigeu-
nernden Grünsäcken.' Schweizer Bauer 1898 (BWatt.).
— 2. Bezeichnung der einen Hauptperson in dem
Kinderspiel Grüen-S. und Mel-S. (Z), grüe"- bzw. grö"-
sackte" (ApEL, K., M.). Die Hälfte der Spielenden
(meist nach dem Geschlecht geschieden) stellt sich
vor der Tür auf; dann tritt eins ums andere herein
und sagt: Guete" Tag, Gr.! worauf Dieser: Was wo't
der M.? — Es G'spänli! — Was für ei"s? Nun ver-
neigt sich das Eingetretene vor einem der Kinder;
trifft es das ihm vorher heimlich Zugeteilte, so stellen
sie sich als Paar in eine Reihe, wo nicht, wird es mit
geknoteten Taschentüchern hinausgejagt Z (RSchoch).
Über den etwas abweichenden Verlauf des Spieles in
Ap (wo in K. statt Mel-S. auch Schlepp- S. gesagt
wird) s. TTobler 238a. 263 b. - grüe°-säckle» s.
das Vor. 2. — 1 wäre nach eingeholter Auskunft lediglich
eine individuelle Bildung.
Grüsch- (in GSa. Grüsche"-), in Aa; B; Scbw; S
Chrüsch-: 1. Sack für oder mit Kleie Aa; B; S; Th
und sonst. Si hei" [mit dem Einbringen des Heus]
nit dörfe" warte" bis am Händig, süsch hätte" -si 's
imene" Chr. müesse" z'säme"sueche". JReinii. 1907 (SL.).
Spec. (gew. Dim.), mit Kleie gefülltes Säckchen, das
erwärmt zu trockenen Bähungen verwendet (zB. gegen
Zahnschmerzen auf die Wange gebunden) wird Ap;
G8a.; Scbw; S; Tb; ZO.; vgl. Chriesi-S. Gröschsäckli
wervie" Ap (TTobler). [Die Anrede als Kantonsrat]
hat -ein immäns wol 'tö", wie tvänn-s' -em e" warme"
Chrüschsack uf >>e" Buch bindte"l. MLienert 1889. Er
hat 's Chrüschsäckli üsg'lärt, von Einem, dem der
Strumpf herunterhängt Aa (Rochh.); vgl. Mehv-S.
S. noch ver-bräwen (Bd V 1032) und vgl. Chrüsch-
Büntel (Bd IV 1365). — 2. Du liebs Chrüschseckli,
kosende Anrede an die Geliebte. JRei.nh. 1901 (SL.).
,1 alter Krusisack' (1S47, ZAltst. Gantanzeige) scheint
für ,Krüsch-' verdruckt.
Haber-: 1. Sack, worin Hafer aufbewahrt oder
für die Pferde mitgenommen wird. ,35 Habersäcke.'
1886, Z (unter der Habe eines Fuhrhalters). ,Unwit
von Bülach [hat N.] einem puren ein leren h. ver-
stollen.' 1563, Z RB. Volksreim: Wenn ieh e"mäl es
Manndli ha" (Wenn mini Frau besoffen ist LLuthem),
so weiss-ick, was-ich tue", ich steck (schoppj -es (-si) in
e(n) H. und bind-en obe" zue [usw.] Ul; LLuthem
(ALGassmann 1906, 145); ZHinw.; ähnlich Aa; vgl.
Sack (Sp. 608). — 2. Tornister des Soldaten, auch des
Sak, sek, sik, sok, suk
Wanderers, Schülers Aa; Bs; B (,Sack aus Kalberfell
zum Tragen auf dem Rücken' Zyro); Sch; Tb; Z; St.
Syn. H-Banzen (Bd VI 1162); vgl. auch Sack (Sp.
610). We"n-men de" ff. ableid [dh. mit dem 45. Lebens-
jahre, wo die Militärpflicht aufhört], gät 's hinden
abe", ist der Höhepunkt des Lebens überschritten Z
Zoll. Haberseck hend döz'möl [in meiner Jugend] grad
d' Bliebe" 'treu, d' Math" hend g'ad Schueltäsche" a"
de" Hand 'treit. Wo d' Mätle" später auch mit Haber-
secke" derther cho" sönd, ond so hem-mc-s' recht schüli«
üsg'lachet. ATobler 1901/2. Geht, t"* uberchume" de""
OHch e" H. wi' Meijerhan$e"s Christel i? fragt ein Kind
vor der Berner Messe. Loosli 1910. , Einen Stock in
der Hand, H. auf dem Rücken', von einem Studenten.
Gotth. .Nehmt eure Gwehr und Habersäck!' zu den
Z Milizen. 1784, LTobler, VL.; ähnlich 1839, ebd.
,Auf den Märschen stopfte jeder in seinen H., was
er, versteht sich in Feindesland, erhaschen konnte.'
UBrägger. ,Man nahm Feldkessel. Habersäck, Patron-
täschen [usw.].' 1799, aZoll. 1899. Vgl. auch: ,[Üie
Offiziere] legten es deutlich an den Tag, dass Feld-
prediger, Gottesdienst [usw.] nur für uns [Soldaten]
da seien, damit wir sogenannte Habersackpredigten zu
hören bekämen.' Gottu. ,Des Teufels H.': ,Das Emd
liegt zum grossen Teil noch draussen und das Ein-
gemachte sieht aus wie des Teufels H.' 1905, Ztgs-
bericht (BSL).
Vgl. Gr. WB. IV 2, 86/7; Mavtin-Lienh. II 343; Fischer
III 1002 (nur in Bed. 1). 2 ist auch ins Rätorom. ge-
drungen ; vgl. dazu frz. havresac.
Hüben-: 1. Sack mit Sturmhauben V ,N. umb einen
h., so er in der burger dienst verlor, 1 Ib.' 1383, B
StRechn. — 2. ,Teil des Ochsenmagens' Bs (Becker).
Ein zweiter, ebf. nicht sicher zu deutender Beleg für 1
bei Mone, Zeitschr. XVII 436 (1403, Augsburg). Zu 2 vgl.
, Haube' 2 bei MHöfier 1899, 221. , Haubensack' als Fa-
milieun. Uw; Z.
Hudel-, Hüdel-Seckli: leichtes Scheltw. für kleine
Mädchen (vgl. Hudel 3, Hudeli II 1 Bd II 997. 993/9),
in dem Kinderreim unter Bock I (Bd VI 826; auch
Sch und ähnlich Bs Reime 11). Schimpfw. für eine
Frauensperson: ,Sy habe geredt, sy sye ein öider
hüdelsack und huor.' 1470, Z RB. — Hunds-hude--
Seck: = Hunds-Hoden 1 (s. Bd II 994) ScbwMuo. —
Be-haltins-: Papiersack, in den der Gast (bei einer
Hochzeit) Süssigkeiten einpackt, um sie nach Hause
zu nehmen oder zu schicken Bs (Dan.).
A"-hänk-: von Frauen unter dem Rock getragene,
um den Leib gegürtete Tasche Ap (TTobler); Z, so O.
Syn. Leck-Täschen. , Seiben Anhenksek.' 1789, Z Inv.
(,Verzeichnis der Brüsten und Leibli und Anhenk-
seken'). Auch sonst in ä. Invv. — Vgl. Martin-Lienh.
II 342.
Haupteto" Höptete"- ApI., M., Höppete"- ApK.;
GrCIiui-, !>.; G; Th (so Fr., Hw., Mü., Steckb., lt Dan.
Hopperte"-), Höppeti- GRChur, Mai., Pr., Hobete"- ApK.,
Haite"- Ndw, Höite"- UR.: = Haupt-Lauber (Bd III
957), in Gr; Th vielfach mit Stroh, in GT.; Th auch
mit Spreu gefüllt. — Har-. ,Ein Flotz von ganzen
Tannen und Haarsäken gemachet . . . Darauf!' ein
Böhler, der 50 Pfd Stein schiesst.' 1695, Z (Kriegs-
sachen).
Huere°-: = Sack 4 ZSth.f ,[Schlemmer, die ge-
tötete Temperantia umtanzend:] Jetz schwyg, du
grosser h.' VBoltz 1551. ,Succuba, H., Schleppsack.'
Denzl. 1077. 1716. S. noch Schlep2)-S. — Vgl. Gr. WB.
IV 2, 1964.
Hose"-: Hosentasche, allg. All d' Hand im H.
ha", ume"stä" mit de" Hände" im H, von einem
Faulenzer. Sind auch so guet und tüe"-mer-e" selber
in'n H! sagte ein Faulenzer, dem man — als Be-
lohnung für seine Faulheit — einen Franken hin-
streckte. Z Disteli-Kal. 1897. Etw. (zB. einen Weg,
Ort) so gut kennen wie (a's) sifn) ff.; sich irgendwo
so gut auskennen, zurechtfinden wie i" si"'m (eigne")
ff. Ap; Bs; B; GrPiv, Th; Z. S. auch Chündi (Bd
IH 360). Er het 's Herz i" ff. lo" falle" BsL. Vor
de" Fromme" mue"-me" d' Hose"seck zuebende" ThMü.
Ei"'m de" ff. füettere", ihn mit Geldmitteln versorgen
BoAa.(FAnd.) ; vgl. dazu ,neue Hose"sackfüetteri holen',
sich wieder mit Geld versehen. B Volksztg 1907, ferner
füeteren (Bd I 1139). ,Ich bitte um eine Worst...
nicht zu klein ond nicht zu gross, dass sie dem Fass-
nachtsnarren nicht den H. verstosst' ApUrn. (Spruch
des Fastnachtreiters). Abraham und Isack sitze" z'sä-
men im ff. BStdt (GZür. 1902, unter .Spottversen und
Gassenrufen'). S. noch Füst (Bd I 1123); raxen (Bd
VI 1912). ,Zu Luzern [habe] sy [eine Dirne] einem
Burger, so by iro uff der Strass gelegen, ein Goldt-
stück .. . ussem Hosenseckli genommen.' 1612, Z RB.
,[Der Elephant] war auch dergestalten zahm, dass er
den Zuschauern mit dem Rüssel in die Hosen- und
Weibersäck langte, Speise aus selbigen herausnahm
und ass.' 1693, KWild 1847. N. wird gebüsst, weil
er ,in der Kirch mit der ohngelöschten Tabackpfeifen
den H. angezündt.' 1725, ZKyb. Fürst Barth [soll
zum Schwören] sini 3 Finger i Hosäsack steckä. 1829,
Schw Bartlispiel. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1842; Martin-
Lienh. II 343.
Heu"-. An Felsgehängen verwendet man , Heu-
säcke' aus Hanfgeflecht. Beim Füllen steht ein Mann
in dem Sack und packt das Heu fest ein, während ein
Anderer ihm dasselbe reicht. Nachdem der Sack ge-
lullt ist, wird er über den Hang hinuntergeworfen.
FGStebler, AW. - Als Fluni. B.
Junte"-: Tasche im Unterrock BoAa. (vRütte).
— Juppe"- Ap (auch -o-); GrScIis; Th, Jüppe"-
Aa; Sch; Z, Jippe"- Aa; BsL; S: (in GrScIis auch
Dira.) Tasche im Weiberrock (vgl. Bd III 53). WH
es Chrömli? V'licht han-ig Öppis im J., zu einem
Kinde. EHänggi (S). 's Bäbi het d' Schnupftabakdöse"
in'n J. g'stösse" BsLie. ,Es ging eine scherzhafte
Rede, der Braut sei von all den Talern schier der J.
abgerissen worden.' APletscher (SchScIiL). Bi der
ZU isch 's Chind im Mueterlib und der Öpfeliceggen
im J. nümmer sicher. Joach. 1881. .Während Andere
[beim Leichenschmaus] Speck und Voressen in ihre
benasten Nastücher packen und, wenn es Männer oder
Bursche sind, in die Kuttentäschen, wenn es Weiber
sind, in ihre Jepensäcke [!] stossen, dass es ihnen
über die Beine abläuft aus den Säcken.' Gotth. S.
noch Hegel-Patsch (Bd IV 1926), ferner die Kinder-
reime unter Brot (Bd V 950) und Banzen I (Bd VI
1161), auch Ap VL. 1903, 37. — Jett-: grosser Sack
für das Unkraut, beim Jäten umgehängt Bs. Syn.
Wuest-S. Er het e" Mage" wie-n-e" J. BsL. ,Und
wenn sie auch einen Gehlsäckel hätten wie ein Jäts.
•:o gross, so würde das Geld nicht langen.' Breitenst.
Kafi-, in
G auch Chaffi- (s. Bd VI 212 u.): in die
Sak, sek, sik, sok, suk
Kaffeekanne gehängtes Tuchfilter G; Tu; Z. - Auch
bei Gr. WB. V 23.
Chole"-, in BE. Chol-: Kohlensack. S. rollö (Bd
VI 880). Schwarz wie-n-e" Gh., zB. von einem Hemde
BE. Chämi'ßger, Schlüsselträger, schnewiss, chol-
schwarz wie-n-en alte1' Cholisack [!] Z (Bölsterli). —
Vgl. ßr. WB. V 1589.
Chalber-: Gebärmutter der Kuh ApH., L, M.
(TTobler); GRPr. Syn. Ber-S. - ChiD"e°- Z, Chir-
che"- GStdt: nur Dim., = Sack 1 b i (Sp. 612). ,An die
Stelle des Ablasskastens trat in den Kirchen der
Opferstock und seit dem Jahre 1558 das sog. Kirchen-
säckli zu Gunsten der Armen.' Z JfG. 1878. S. noch
Blatten 4 c (Bd V 193) und vgl. auch KHauser 1895,
307. — Kamille", Ch-, in Z auch Gharm-: Dim., mit
aufgewärmten Kamillenblüten gefülltes Säcklein, das
gegen Kolik, Unterleibs-, Augenentzündungen usw.
aufgelegt wird Gl; Z. — Chümi"-: scherzh. für
Geldsack; vgl. Chümmel 3 (Bd III 295). 's Schanettli
weiss-es halt, wie-me" derher muess cho", das' d' Lüt
g'seh", die het e"kei" läre" Ch. JReinh. 1903. — Ohind-:
Bettsack für ein Kind; vgl.: ,Die Bäuerinnen stecken
ihre Kinder mit der untern Hälfte des Korpers in
einen Sack, binden diesen über dem Bauch zu und legen
ihre Sprösslinge so ins Bett. Am Morgen wird der
Sack nach Art des Kübelsystems weggenommen und
abends wieder angebracht' ZNeer. (Dan.). ,Zu Ötwyl
1 Kindtsack und 4 Bz. entwendt.' 1614, Z RB. -
Chopf-: dem Pferde unters Maul gehängter Kutter-
sack BE.
Cherne"-: Körnersack. Dim.: Nimm dort 's
Cherne" säckli, dass [d'J de" Hüenere" cha""sch streue".
Schweiz. Frauenh. 190b' (SL.). ,[N. habe] ein leeren
kemensaek verstollen.' 1580, Z RB. — Vgl. .Kerusack'
bei Gr. WB. V 610.
Chorn-: 1. Getreidesack BsL.; Tu; Z und
weiterhin. Er het e" Mage" wie-ti-e" Ch. BsL. ,Zuo
Oberwyl unter von Bassel habe er ... ein leren zwil-
chinen k. entragen, daruf etliche necht gelegen und
darnach denselben umb nun batzen verkouft.' 1579,
Z RB. ,[N. habe] ein leren k. verstollen.' 1580, ebd.
— 2. Pelleisen ApWolfh. (Dan.).
1 auch bei Gr. WB. V 1830. 2 wohl bloss scherzh. für
Baber-S. Als Fluru. B.
Kessler-: Sack mit dem Handwerkszeug eines
Kesslers. ,Sin [eines gefangenen Kesslers] spiess und
k. ligge zuo Soloturn.' 1551, B Turmb. — Kät-: ver-
ächtliche Bezeichnung des menschlichen Leibes; vgl.
Sp. 616. Belege aus NvBasel bei Gr. WB. V 1898.
Spec. vom Papste: ,Min hoffnung ist in dich [Christus]
gesetzt und nit in den k., der stirbt als ich.' NMan.
Vgl. noch Maden-S. — Chittel-: = Juppen-S. B.
.Endlich kam eine Frau daher getrippelt, die Hände
in den Kittelsäcken.' Gotth. ,Anne Bäbi packte rasch
seine Herrlichkeiten in seine weiten Kittelsäcke, wo
nötigenfalls in jedem eine Mass Wein und eine fünf-
batzige Zupfe Platz gehabt hätte.' ebd. ,Eisi hatte
seine Kittelsäcke [am Leichenmahl] mit Fleisch und
Käse ausgespickt,' CWeibel 1885. — Chutte"-: Rock-
tasche B; vgl. Chatten 1 a (Bd III 573). Demo«* het-er
i" Ch. g'längt u"d het e" Pfiffe" füre"g'no". Loosli 1910.
Chuttle"-: Viehmagen AaF. (SMeier). ,An den
drei hohen Festtagen hat Jedes [jeder Insasse des
Waisenhauses] 1 Pfd Fleisch; an der Kilbi haben sie
alle gemeinlich an Gelt für Kuttelsäck 1 Pfd 16 ß.'
Schweiz. Idiotikon VII.
2. H. XVIII., ZWth. — Auch bei Martm-Lienh. II 343
(für Bauchl.
Chlüb-: Sack, in den man die abgeklaubten Reb-
sehosse legt Z; s. chlüben 1 a (Bd III 616). Syn.
Brech-S. Auch für Unkraut verwendet (vgl. Jett-,
Wuest-S.): ,[Wir Buhen, meinte die Base] könnten
die Haueli [kleine Hacken] und Klübsäcke nehmen
und Wust austun in den lieben.' Reith. 1847 (ZS.).
RA.: E" Galle" ha" wie-n-en Chi., .langmütig sein' Z;
vgl. Gallen-S. (Sp. 621). Wä""-me" dö nüd müesst
bös werde", so müesst-men e" Galle" ha" wie-n-en Chi.
— Chlämmerli-: Sack für die Wäscheklammern B.
— Chlupperli- Ap, Chlüppli- Z: = dem Vor. —
Kriegs-: Tornister. ,Der Kr. soll von Läder sein
und gross, damit man vil Proviant, item Pulver,
Lunden und Hembder darein tun und vor dem Wasser
bewahren möge.' Kkiec.sb. 1644. — Kronen-: Geld-
sack der fremden Mächte (bes. Frankreichs), aus dem
die Pensionsgelder an die Eidgenossen ausgerichtet
wurden; vgl. Krönen- Fresser (Bd I 1327). Öfter bei
Ansh.; so in den Wendungen: ,den Kr. entbinden'
[s. Bd IV 1351 u.], ,erschütten' (Ansh. II 287), ,dem
kr. ins mul griffen' (IV 177); s. noch ebd. II 285.
111 208. — Chriesi-:=C/w.-iIf(i««(BdIV266) ApLb.
(Dim.); ThMü.; Z, auch Dim. Das ist-em dann en
Chr. uf de" Buch, das wird ihm gut tun, ihn freuen
Z (JRRahn); vgl. Grüsch-S. (Sp. 622).
Chrüter-: Dim.. Säcklein mit Heilkräutern, wohl
um den Hals gehängt. Es Chr. dem Chind wegem
schwere" Zane". 1825, Z (Dan.). — Vgl. Gr. WB. V 21 17.
Laub-: 1. mit Buchenlaub gefüllter Bettsack (statt
der Matratze) Aa;Ap; Bs; B; Gl; Gr (in Nuf. mit Mais-
blättern gefüllt, die man im Domleschg kaufte und Laub
nannte) ;L;G;Schw;Th;W;Zg;Z; vgl. Laub ( Bd III
955 o.), ferner Bett-, Mais-bletter-, Sprüwer-, Strauiv-S.
De" L. chere", rode". Ein Pfarrer fragte ein Kind:
.Kannst du betten?' worauf mit weinerlicher Stimme die
Antwort: Nei", ich cha"" de" L. nachnig el'ei" chere" Z.
,Die Alte schüttelte einen L. auf dem Ofen zurecht, hiess
mich darauf liegen.' Gotth. Im [dem] L. sich befelche",
zu Bette gehn L. Gang hua'", es döfst de" L.\ zu einem
Jungen, den man Nachts spät noch auf der Strasse
trifft GBern. Weist, dl" L. ist halt z' rüch für ne" so es
fins Taschi! zu einem Liebhaber, der vor einem .Fei-
nem' zurückstehen muss. MLienert 1891. Was sind
ier so früe üf go" schmide"? Hed der L. g'runne" und
händ-er müesse" go" gen e" Zapfe" dri mache"? stüpft
de* N. de" Schmid. JRoos 19U7. Von Einem, der
tüchtig zu Nacht gegessen hat, heisst es, er werde
gewiss nicht durch den L. ab fallen Z ; s. auch Blödi
(Bd V 27) und vgl. Bett-Gatter (Bd II 497). 's wird 's
woll tue" bis am Morge" ; d,- wirst nüd de" L. ab falle" !
fertigt man Kinder ab, die vor dem Schlafengehen
noch um Speise oder Trank bitten ZZell. Sie solle
essen, dass-si nüd durch (über) de" L. abe" fallt Z
(Dan.). Wenn Kinder Erwachsene bei der Arbeit
fragen: Was machst du dou? so antwortet man
scherzh.: E" Stil an e" L.l GSa. Vgl. unter Absehen
(Sp. 545); Strauic-S. Du machst e" Stil an-e" L.,
tust etwas Unnötiges, Verkehrtes GlMoII. Im Ver-
gleich. Er hat en Mage" wie-n-en LI ein Vielesser
ThMü. En Buch, wie-n-en L. se gross. Stütz 1841.
E" G'wüsse" ha" wie en L., ein schlechtes Gewissen
(,das stets nachgibt') haben Aa (Rochb.); Ap (T.).
Rätsel vom L.: Höchgibore", niderg'wäit, under dem
10
t.-.'JT
Sak, sek, sik, sok, suk
H2S
Füdlich z'säme-g'ndit! ZWth.; vgl. unter Sack lb r
(Sp. 609). ,Ein grossen 1.' 1380, Z EB. ,In N.'s hus
ingewunnen 2 spanbett, 2 loubseck, 2 bett.' 1423, ebd.
,26 Lobseck, sint 5 pfunt und 4 ß d. wert.' 1434, AaB.
luv. ,4 loubseck.' 1469, ZWth.Inv. ,4 ß vom 1. zuo
machen in die trotten.' 1516, Z Fraumünsterrodel; für
die Lagerstatt der Angestellten? ,20 ein duoch zuo
lobsecken.' 1533, SchwE. ,[Es war meiner Frau]
stäter bruch und lobliche gwonheit, by schönem wetter
und nächtlicher wyl den mon und das gestirn fiyssig
zu besehen und dann zu sprechen: Ist dann der 1. so
schön, wie schön und lieblich wird dann syn die bett-
statt selbst im himelrych!' JMal. 1593. ,Laub für
einen L. 1 fl. ... ein Laubküssi und L. zu füllen 1 fl.'
1764, Z Haush. .Zwei Laubseck samt Pfülmen.' 18u0,
Z Inv. S. noch Über-, Gütschen-, Spann-Bett (Bd IV
1812. 1813. 1815); Ge-mächts-Brief (Bd V 467); Pful-
wen (ebd. 1100); rüsten (Bd VI 1548 o.). Gelegentlich
auch zu Anderm verwendet: .Nach sinem [des Klä-
gers] bedunken swunge er [der Müller] under die
sprür zuo vil voller vesen und hüebe die sprür uff,
tätte die in einen lobsack, der were als swer, daz sy den
nit getragen möchtind.' 1465, Z RB. — 2. pers.? Vgl.
Schlepp-S. 2 b. Wenn Kinder, um mit einem Anliegen
durchzudringen, sich auf das Beispiel Andrer berufen:
Ander Lüt (ändert Chinderj hind 's, tuend 's auch oä.,
so antwortet man ihnen etwa: Ander Lüt sind Laub-
sägg; das Kind erwidert gew.: Ich will aucl' einer si"
und erhält dann in der Regel das Erbetene GSa. (AfV.).
Vgl. Gr. WB. VI 29S/9. Als Übern. SchwE. Als Fluni.
L; ZHagenb. (im L.), Sth.
Gütschen-Laub-: Laubsack für eine Gütsche"
(s. Bd II 563/4, Bed. 1). ,1 bettloubs. und 1 gütschen
und 1 g. und ein gutschenküsy . . .' 1559, Schw. —
Haupt- Haut-Laub-: = Haupteten-S. L (Schurmann).
,Drei Laubsäck, zehn Leintücher, drei Hautlaubsäck,
drei Haubtküsse . . .' 1818, ZoüÄg. (Kaufbrief). Mit
dem (dreimal) im Takte wiederholten Wort ahmt man
den Trommelmarsch zur Sammlung nach L. — Bett-
Laub- s. Gütschen-Laub- S. — Lieb-. ,Die Sacculi
amoris oder Liebsäcklein sind auch gemein, welche
nicht ohne Zauberei gemacht, von leichtvertigen Vett-
len under der linken Achslen so lang getragen werden,
biss sie bei ihnen von ihrem Leib erwarmen; so bald
sie erwarmen, hat der Bezauberte, in dessen Nammen
das Säcklein gemachet worden, keine Ruhe, sonder
muss reiten, rennen und lauffen, biss er zu dem
schönen Venusbild komt, desselbigen Willen zu voll-
bringen.' Anhorn 1674.
Leder-: Ledertasche. ,Gib mir ein läders. und
grossen huot und ein wol beschlagnen pylgrestab.'
Haimonsk. 1531. ,l)er läders., ein fäl in sacks weiss
zesammengenäyet, culeus, follis; lädersäckle, ein li-
derins säckle.' Fris. ; Mal. ,Ein nüwen läders.' 1562,
Inv. HsSalats. ,Ich fand im ufgetonen 1. ganz un-
versert all min brief und büecher.' JMal. 1593. ,[Jung
Tobias zur Sara:] Dass Lederseckli ... die [Fisch-]
Gallen hab ich ton darein in einem stürzen Bixli fein,
das gib mir... [Sara:] Dass Läderseckli allbereit die
Magd dort im Kissziechlin treit.' GGotth. 1619. S. noch
Brueder-Rock (Bd VI 835). — Vgl. Gr. WB. VI 496.
Ledi-: 1. Getreidesack, der eine Ledi (s. Bd III
1075. Bed. 1 c y) fasst GStdt (.schwerer Sack'), T.; hiTh
(.Maltersack ä 4 Viertel). — 2. Dim., Provianttasche
der Säumer, welche am Past (s. Bd IV 1778 o.) hängt
BG., Schw. , Christen kramte aus einem Ledisäckli
eine Büchse mit Kaffee hervor.' HNvn. 1890.
Laug(en)-: Sack zum Durchseihen (von Lauge).
,Güss es [die Mischung des ,Lutertrankes'] denne
durch ein klein lougenseckli, so liest du ein herren-
trank.' Kcnstb. 1474. ,Ein lougsag und ein sester
eschen.' XV /XVL, Bauschenkengedicht. , [Die Begleiter
des Papstes] hand grossen fliss, dass ieder ein be-
sondre kappen hab, der ein in lougsacks wis hinden
ab, der ander wie ein pfannenstil.' NMan. , Saccus
nivarius, ein schneesack, bei den alten wie ein lau-
gens., darein sy ein wenig schnee legtend (welchen
sy in den källeren behieltend biss in den summer)
und gussend oder schüttend den wein dardurch, das
sy gar ein kalten trunk möchtend haben, gleich wie
die apotecker den hypocras oder claret durch ein
sack giessend.' Fris. ,Das es nüt dann gmeine krüter
in einem lougenseckli ze bruchen gewesen.' 1588, Z
(Prozess betr. Abtreibung). — Auch bei Gr. WB. VI 340.
Luge"-, Lüge"-: Sack voll Lügen. .Seinen Lü-
gens. leeren'; s. plärren (Bd V 138). Pers.: Du bisch
e" rechte' LugCS. UUrs. — Vgl. Gr. WB. VI 1282.
Ge-l6ck-: lederne Salztasche des Hirten (vgl. Ge-
leck 2 Bd III 1245) BSi. (Imob.); W. Syn. Salz-S.
,Auf der Schulter trägt das Vehrobjerli [eine gespen-
stische Gestalt] einen gelullten G'l. [Es] reicht den gie-
rigen Kühen mit voller Hand aus seinem G'l.' W Sagen.
Lumpen-. ,Botz 1.', Fluch; s. Sack-Pßffen (Bd
V 1074). — Als Flurn. AaWohl.
Lupp-: Säcklein, worin das Lupp (vgl. Bd III
996 u.) in die Milch gehängt wird ScHwMa. — Les-:
beim Pflücken von Obst umgehängter Sack, dessen
Öffnung mit einem Stäbchen aufgesperrt ist, zur Auf-
nahme der gepflückten Früchte ThMü. Syn. Ge-
winn(er)-S. Vgl. zur Sache: ,[N. bringt vor] wie das
sin schwecher inn uff ein öpfelbom geschickt habe
darab öpfel zu lessen ... er habe einen sack an den
hals gelegt und sige uff den öpfelbom gestigen . . .'
1518, ZStäfa. — Löse- -Seckli: Pflanzenn.. = L.-
Bündel 2 (Bd IV 1365) LW. (Rhiner). Syn. Flöh-,
Wäntelen-Gras (Bd II 793. 797); Gallen-S. (Sp. 621).
Lische"-: mit Lisch (vgl. Bd III 1459) gefüllter
Bettsack. ,Der Hirt legte sich auf seinen L. und
träumte.' B Volksztg 1898. — Als Flurn. B.
Laster-: .lasterhaftes Weib L; Zg' (St.b). ,Wol
wett ich künden das [Geld] verzeeren, zwen laster-
seck druss ouch erneeren.' Rüef 1550. ,Der 1., con-
scelerata mulier.' Fris.; Mal. — Als Name einer Manns-
person: ,I)en dritten nenipt man L.' King.
G"-lust-: auch Dim., Schelte auf Menschen (bes.
Kinder), auch Tiere, die nach allerlei gelüstet. Der
alt G'L, von einer genäschigen Ziege. SGfeller 1911
(BE.). — Lüten-: Sack für die Laute (Gr. WB. VI
377). Als Personenn. 1407, Wegelin 1844, 111.
Made"-: verächtlich für den menschlichen Leib
(der den Würmern anheimfällt); vgl. Chät-S. .Das
war ein schmach göttlicher majestat, dass ir ein armen
m. und unflat [dh. den Papst] weltind setzen glich
neben gott.' NMan. .Was ist der mensch anders dann
ein m., ein regenwurm?' LLav. 1582. .Wollt stellen
nach Gut und Gelt, dormit er mecht in diser Welt
seim M. uswarten frei mit Sufen, Fressen, Büberei.'
GGotth. 1619. ,Der Leib, dein M., dem du jetz pflä-
gest.' JRHofmstr 1645. Inmossa mir sina [des im
Kriege gefallenen Bantle] verblichena M. ganz zer-
Sak, sek, sik, sok,
hacket vor eusera Auga händ. AKornhoffer 1056. 1679.
,lst nicht oft das mehr wert, womit sich der und dieser
stinkende M. auffmutzt, als das, so sie zeigen könnten
in ihren Säcken und Kisten?' JMülleb 1661. .Unsere
Leiber, wiewohl sie arme, eilende Madensäcke sind.'
FWyss 1697. ,Wann ein Weib mehr Witz im kleinen
Zehen hat, als er im ganzen M., heisst's doch ge-
horchen.' UBRiGGER 1780. — Vgl. Hr. WB. VI 1427/8.
Müedi- (-ie-J: unwillige Bezeichnung einer Person,
die fortwährend müedet (s. müeden 2 Bd IV 91). Syn.
Ganten-S. ,Das Babeli fing an, gegen die Hausfrau
zu schnauzen und zu schnerzen, sagte, sie sei ein M.,
und man könne ihr nichts z' lieb machen.' Ndw Kai.
1904.
Müli-, in S Z'Müli-: Sack, worin das Getreide
zur Mühle gebracht wird ZO., ,ein Kornsack, der sich
durch Stärke und hübsche Malerei (Wappen, Namen-
verschlingungen) vor andern auszeichnet und von den
Bauern regelmässig gebraucht wird, um darin dem
Müller, wenn er in die Cher [Bd III 431] fährt, ein
Z'Müli [Bd IV 188] aufzuladen; in der Regel ist auch
ein ebenso eleganter Mehlsack dabei' S. Auch in an-
derer Verwendung: Der Sigerst nimmt e" Z'M. und
packt die Brödli [s. Schneggen-Bröt 1 Bd IV 984] t».
Schild 1860. — ,Mül!isack', Hausn. 1820, ZStdt.
Milch-: 1. Euter. FAnd. 1898, 463 (ohne nähere
Ortsangabe). — 2. weibliche Brust. ,Es zogen drei
Studenten über eine Brücke, da begegnete ihnen
Frau Nönnino-Nonne ... sie fragten Frau Nonnino bei
den Brüsten an: Frau Nonnino, wie heisst man Das?
Das heisst man Milchsack Milchsack ... Oratio Omni-
bus...' W (Spottvesper). ,Ouch tragend sy usgscbnitten
rock, dass man inen sieht die milchseck.' UEckst. —
Anders bei Lexer I 2138.
Malter-: wie nhd. B; Tb und wohl weiterhin.
S. auch Bafzer-Feld (Bd VI 715). .Het ich alles guotes
einen m.' Schwz. MS. — Vgl. Gr. WB. VI 1512.
Mel"-: 1. a) Mehlsack. allg. Wüst du de" Pflueg
recht ume"z'füere", wird 's dl" Wib im M. spüre" Tb
(Kalenderspruch zum Herbstmonat). ,Die Bunawerin
habe einen M. gevordert und letz gemacht, demnach
selbigen ob einem Für gewermt und beröugkt, habe
[der Gelähmte] mit Arm und Schengklen doryn müessen
schlüffen, sige nit ein Stund verloffen, habe widerumb
können gan und gsund worden.' 1610, Z Hexenproz.
,Der Ankenhaffen ist nidt schwer, der Mails, ist auch
ssuber lehr, mit Schulden bin ich überlaten ...' 1772,
LMei. (Schreibhefte). RAA. En M. of der Zunge"
ha", undeutlich sprechen ApStein (T.); Z (s. Bd IV
217). Er isch mit dem M. g'schlage" S (Schild 1863),
vom M. tröffe" ApHeid., der M. het-en e"chli" tröffe"
ApSchön., er ist (ein wenig) beschränkten Geistes;
vgl. Sack 1 b ß (Sp. 609). Auf die Frage : Was machst?
antwortet man scherzb. abfertigend: E(s) Handhebi
an en M. Bs; Z; vgl. Laub-S. (Sp. 626). .Zur Zeit
des Schwabenkrieges wären die Schweizer über einen
solchen Vorfall durchaus nicht erchlüpft . . . Heute
liegen allerdings die Mehlsäcke anders auf der Diele
und der Bundesrat wird sich schon beeilen, dem be-
leidigten Michel volle Satisfaktion zu gewähren.' B
Volksztg 1907. Im Vergleich. Von einem Bienenstich
g' schwölle" werde" wie-n-en M. ZWettsw. Dähocke",
umfalle" wie-n-en (nasse) M., von plumpen, schwer-
fälligen Menschen Z. [Das im Wein steckende Teufel-
chen] biegt Ei""m gern uf d' Site" chrumm und keil
Ei""m wie-n-e" M. um. Hinderm. , Dicke, unbewegliche
Figuren vergleicht man mit einem M.' BE. (HHaldi-
mann). Im Rätsel von der Menschengestalt für den
Bauch; s. Brämen II (Bd V 600). — b) Dim., Säck-
lein mit bzw. für Mehl für den Küchengebrauch, wohl
allg. Du hest 's Melsäckli üxg'WJrt. zu Jmd, dem der
Strumpf herunterhängt Aa; vgl. Grüsch-S. ,2 Mel-
seckli.' 1799, AAjonen. — 2. pers. Bezeichnung einer
gutmütigen, beschränkten Person L. Als Anrede im
Spiel; s. Grüen-S. 2. — Schon mhd.; vgl. auch Gr. WB.
VI 1869. Als Flurn. Thj .Malaecken' LPfaffn.
Tufels-Melw-, in Aa; L tw. Dim.: Pflanzenn.
a) in Aa tw.; L tw. (so Menzb.); Ndw (d'Js Tilfels
M. (Meiseck L tw.), in Bs lt Seiler der Düfel im
Melseckli,= T.-Gelt-S. (Sp. 621), Lycop. AALeer., auch
lt Rochh.; L; GSa.; ScuwMa.; Ndw. — b) auch 's
Tüfels Melseckli, Pfennigkraut, Thlaspi arv. und per-
fol. L (Schürmann). - Munizi6ns- Seckli: zur Aus-
rüstung gehöriges Sarklein für die Munition. Mili-
tXrspr. — Münch(en)-: Pfaffenhurc. ,[N. habe] zuo
ira gerett, sy were ein har verlüffner zers münchsak,
das rett er ira me dann über 20 mal zuo ... er sprach
zuo ira: du zers har verlüffner münchasak, gang und
löss din bruoder an dem galgen.' 1429, Z RB.
Mantel-: 1. wie nhd. Vgl. Wät-S., ferner: ,Die
verschiedenen Effekten waren, je nach deren Natur,
in sog. Watschger oder Mantelsäcke, in Waatsäcke
oder in Kisten [usw.] verpackt.' vRodt 1831 (für das
XV.). ,Der Weibel ist von Haus in einem blauwen
Mantel mit einem M. zu Pferdt fortgereist.' 1730, Zg
Baar. — 2. Manteltasche, wohl allg. — Vgl. Gr. WB.
VI 1614.
Maroden-: Sack eines Marodeurs. Einen M., der
aber zur Montur gar nicht passte, hatte ihm [einem
ermordeten Fremden] der Mörder wahrscheinlich um-
gelegt. 1698, JNater 1898. — Märzen-: wohl =
Hueren-S. ,Hui M.!< Fluch. JMahl. 1620. - Mär(k)t-
Seckli: Säcklein der marktbesuchenden Bauern B;
ZSth. (.zuweilen für Zwerch-S.'; s. d.). Vgl. Sp. 608.
, Derlei Leute sassen einige in der Gaststube, hatten
ihre halben Schöpplein vor sich, ihre Körbchen oder
Märtsäcklein neben sich und verhandelten den Märit.'
GOTTH.
Marter-: = Sack lbi (Sp. 609/10). ,M., euleus.'
Voe. opt. (,de punientibus et puniendis et penis se-
eundum leges'). — Vgl. Gr. WB. VI 1686.
Fast-mues Fasmis-: Sack für Fast- Mues (Bd IV
491). Als Übername ScnwE.; , vom Grossvater, einem
Vielfrass. her.' — Chirs-mD.es-: zur Bereitung von
Chirs-Mues [Kirschenlatwerge] verwendeter Sack BGr.
Mu" wärmed d' Chirsi in der Pfannen u"d tued-su in
de" Ch., wa en El'e" lenge' u"d obennahe" en Halbel'en
breite' u"d unne" spitze'' ist. Mu" hed-ne" friejer o'h
'brücht fir d's Hung us ae" Wabe" z' ziehn. Barnd.
1908,504(mit Abbildung). — Mist-: Schimpfw. .[Narr
zu seinem Herrn:] Du wilt immer Alles allein fressen
... biss dich einmal der Teuffel führt hin, Füllbauch,
M., Säwraagen ...' Laz. 1663 (fehlt 1529). — Miet-:
= Ge-leck-S. BR.
Nacht-: 1. in Gl auch Dim., Reisesack (spec. für
das Nachtzeug) Bsf; B; Gl; Th; Z. Mi" 'blüemlete N.
CStreiff (Gl). [Mann zur Frau vor einer kleinen
Reise :] Pagg du das brodiert Nachtseggli! öppis Wänigs
werde"-mer für dri, vier Tag doch müesse" mitni". ebd.
,Er sah [beim Erwachen] keinen N., in welchem er
631
Sak, sek, sik, sok, suk
sorgfältigst seinen Toilettenapparat mitgenommen.'
Gotth. ,Ich legte mich [auf meiner Wanderung in
Amerika] auf meinen N. und träumte von der Heimat.'
Lohbaüer 1864. — 2. Dim., = Nacht-Figgi (Bd I 713)
ZZoll. (HBruppaclier). Syn. N.-Seckel. Es N. ge". —
1 auch bei Sauders II 83'2.
Nagel-: lederner Sack für Nägel? ,Ein N. 2 Ib.
10 ß.' BsTOrdn. 1646 (,Fuhr-Arbeit' des Sattlers). —
Z'Nüni-: 1. Dim., Säcklein, worin der (das) Z'Nüni
(Bd IV 767 u.) mitgenommen wird B; S. Der Dursli
isch 's Wegli ab cho" mit si"'m Z'n. am Buggel. JReinh.
1905. S. noch sagen II (Sp. 43'2); Z'Ivibiss-S. (Sp.
618). _ 2. Pflanzenn., = (Gelt-) Seckeli-Chrüt (Bd III
907) GlH. Syn. Gelt-Seckel.
Nuss-: mit Nüssen gefüllter Sack, wohl allg. Dö
hocke" ivie-n-e" N. L. ,l)er Junge verlor [durch eine
Ohrfeige] das Gleichgewicht und fiel wie ein N. ins
Gras' L. Ich schlahn-ech fd' Grinde, die bei den Haaren
ergriffenen Köpfe) z'säme" wie d' Nusseek ! Drohung
BE. Klagt die Mutter über die Kinder, so schläht-se
der Vater im Zorn z'säme'1 wie d' N. ebd. Er het-se
z'säme"g' schlage" wie d' N., .durchgeprügelt' S. S. auch
chnütschen (Bd III 772); benglen (Bd IV 1374). —
Vgl. Gr. WB. VII 1019.
Bi- Seckli: .Halbsäcklein' F; vgl. Bi-Seckel.
Buech-: Buchtasche. ,[Pfaff, am Baalsessen:] Ich
bin voll von dem guoten gschmack; frouw, stoss mir
das in myn b,, gryf mir in ermel wol dohinden, du
wirst ein zinne fläschen finden, die füll mir voll us
disem kruog.' JMurer 1559. — Auch bei Lexer I 387.
Nachtr. 112; Gr. WB. II 47« (zum Umhängen).
Büchse"-: Sack für die Büchse; übertr. grobes
Hosenbein. .[Bauer Hänsseli, auf der Suche nach einem
modernen Schneider:] Wot auch der hübschen Hosen
han, mirs hie kein Sehnider machen kan. Die Mähren
[s. Märch .5 Bd IV 394] Büchsen Seck sind nüt, wils
auch frei han wie ander Lüt...' 1733, L Spiel (Gfd
93, 158). — Büffel-: Kamisoltasche BsL. De" Nase"-
lumpe" in'n B. due". — Bä(j)-: Dim., zum Erwärmen
kranker Körperteile aufgelegtes heisses Säcklein; vgl.
Grüsch-, Chriesi-S. ,Fomentum, Bäh(e)säcklein (Behe-
säcklein), Alles, darmit man den Leib erwärmt (das
man über ein Glied schlägt).' Denzl. 1666. 1677. 1716.
.Aussenher werden auf den Leib gelegt die Überschlag
und Salben ... auf die Zän das Zanpulfer, auf den
Bauch die ßähsäcklein.' Si-leiss 1667. — Polente"-:
Sack für Mais. Der hat es G'wissu« wie e" P. WV.
Bulfer-: 1. a) Sack für Gewürz und andre ge-
mahlene Verkaufswaren. ,[I)ie Feinde Basels] tröw-
tend den guoten burgern, wie si die statt überfallen und
die bulferseck erschütten wolltind.' HBrennw., Chr.;
s. auch Hilty 1891, 112. Dazu Pulfer-Seck, Spitzname
der Bewohner von Grossbasel im Munde der Klein-
basler, ,weil dort mehr Pulverläden sind, Kaufmann-
schaft getrieben wird' (Anon. ad St.). — b) für Arznei-
pulver. ,Den 14. septembris litte ich grossen Schmer-
zen im Aug, wegen dass mir der Lois Apotekergsel
ein P. zuodruckent vom Pulver ins Aug gespritzt
hat.' FPl4tter 1612. — c) für Schiesspulver. ,Item
Uorich Dägescher von bulfersecken ze machen, 11
waren ir. und als er verzert hatt under Fogelsang,
1 1. 2 s.' 1499, Dornach 1899. Vgl.: ,4 ß umb linen
sek ze dem büchsenbulfer, daz den von Zolr geliehen
ward. 18 ß umb lidrin sek ze dem büchsenbulfer, daz
den von Zolr gesent ward.' 1418, Z Seckelmeisterrechn.
— 2. Pulverkammer im Gewehrlauf. 1821, Z Verordn.
für die Büchsenschmiede.
Vgl. Gr. WB. VII 2224, zum Spitznamen unter 1 a Pfiffer-
Sack bei Martin-Lienh. II 343. Als Flurn.: ,Ober-, Uuter-P.' L.
Bilgrin-: Pilgertasche. ,Pera, b. vel petersack.'
Ebinger 1438.
Vuls- Seckli: auf eine Pulsader aufgelegtes Säck-
lein. .Pulsseckle habe ich [Chirurg] inen [den Pest-
kranken] übergelegt von Angelicaraute, Reckholter-
bere, Teriac in Rosenessich oder Giftessich ange-
feuchtet ubergebunden.' 1668, ZUst. Neuj. 1868. —
Vgl. Gr. WB. VII 2214.
B um per-, ,P-': 1. Hosentasche Schw; Zg. Syn.
Bumper (Bd IV 1264). .Sogar der edle Schnupftabak
wird [bei der Hitze] kreideweiss im P.' Schw Fasn.
1863. — 2. besonders angehängte Tasche. Die Weiber
sollten in den Werktagskleidern keine Taschen haben ;
es war nur gestattet, einen sog. ,P.' unter der Schürze
anzuhängen. 1747, UUrs. Kleiderordn. (AfV.).
Panner-: Sack für das Fahnentuch. ,Item 2ß
dem N. von einem p.' 1404, Z Seckelmeisterrechn.
Zur Sache vgl.: ,Die Berner brachten das Ihrige [Banner]
in einem Wattsack heim und liossen es erst in Freiburg an
eine Stange heften.' B TB. 1893/4, 29.
Bändel-SecWi.- Tasche, worin die Bandarbeiterin-
nen ihre fertige Arbeit nach Basel bringen BsL.
(SRichard 1823, 116); vgl. Basel-S. — Pensiönen-
,Penzi-'; s. Seck-Meister (Bd IV 525) und vgl. Pen-
sionen-Seckel.
Bapir-: auch Dim., Düte Ap; Bs; B; Th; W; Z.
,Eisi war [am Leichenmahl] im Begriffe, eine Portion
Surchabis in einen Papiersack einzuwickeln.' CWeibel
1885. — Vgl. Gr. WB. VII 1440.
BSr-: = Chalber-S. (Sp. 625) ApK. (T.). — Püre"-
s. Pfaffen-S. — Burdi-: leinene Kapuze, welche beim
Eintragen der Heuburdi Kopf und Rücken schützt
üw; Syn. Heuw-Chappen (Bd III 390). ,Mit wuchtigen
Armen packt er die Heugabel, wirft Arfel auf Ariel,
schon steht die Burdi bereit; jetzt schnürt er das
Heuseil, und der B. fliegt ihm auf den Kopf; darauf
dreht er die Burdi zurecht . . .' Ndw Kai. 1907. —
Berg-: Rucksack BGr. (Bärnd. 1908). — Parteken-:
Sack, worin die Bachanten ihre zusammengebettelten
Almosen, bes. Brot, heimtrugen; vgl. Gr. WB. VII
1474/6. ,Ich wil zuo Lucern in kurzer zytt redlich
und eerlich huss han, so du schüzischer cornut etwan
kum brot in dim partegkens. han magst.' Salat (Brief ).
— Basel-: 1. Dim., Sack, worin die Posamenter von
BsL. die Bänder in die Stadt trugen; Syn. Bändel- S.
,Dem N. zur Seite sass [im Omnibus] ein Posamenter-
mannli ... sein vollgestopftes Baselsäcklein, das noch
am Stecken angebunden war, an dem er es getragen
hatte, hatte er unter die Bank gelegt.' Breitenst. 1860.
.Nachdem man schliesslich noch die Bänder in das
Baselsäcklein, mit den seidenen Zotteln an den beiden
Ecken, verpackt hatte ...' ebd. — 2. Hohlmass S; vgl.
Sack 1 c (Sp. 613). ,In der Amtei Dorneck-Thierstein
wird auch der Baselsack, welcher 8 Sester, jeden zu
861 französischen Kubikzollen, enthält ... gebraucht.'
SGem. Vgl. B.-Sester.
Buese"-: Brusttasche des Rockes B. Wechselnd
mit dem Syn. Buese"- Tasche": Der Güxdani het e"
Wäntele" [flache kreisrunde Flasche] us der Buese"-
täsche" füre"'zofie" . . . u"d si" Wäntele" wider im B.
versorget. Loosli 1910. — Auch eis. (Martin-Lienh. II 342).
633
Sak, sek, sik,
634
Post-: Sack zur Beförderung der Postsachen, allg.
,[Von Eglisau täglich] dreimaliger P. nach Bülach,
Zürich und Winterthur.' AWild 1883. — Bett-: =
Laub-, Sprüwer-, Strauw-Sack üw; Z. D' Bettseck
hed-me" mit Haberstrau oder Bueche"laub g' füllt.
JSchnebeli. , Trocken taugt dieser Stengel [von .Mais-
pflanzen] und seine Blätter zu Strohansfüllungen in
Bettsäcke.' AHöpfn. 1788.
Bettel- (auch Bettler-): 1. a) wie nhd. allg. ,Der
Witzigist müsse er nicht sein, dass er den B. (Var.
Bettlersack) am heiter hellen Tag durchs Dorf trage.'
Gotih. De" B. a"hänke", betteln gehn B; Th; Z; s.
auch B.-Aser (Bd 1 507). , Frischhans Teiling von
Luzern hat verjehen, daz er geredt hab zuo den tagen,
als unser und andrer unser lieben und getrüwen Eid-
gnossen knecht zuo Irnis gelegen syen: unser von
Zürich panner sye eben als so einer einen b. am hals
hangen habe.' 1487, Z RB. ,Der unerschöpflich b. [des
Predigerordens].' Ansh. ,B., pera.' Mal.; s. auch Äser
(Bd I 506 u.). ,Wie were es, wann under zween Bett-
leren der, der den B. völler Brot hat als der ander,
jetzt um desswillen den anderen verachten und sich
über ihn erheben wolte?' FWyss 1677. BAA. Einen
behandeln wie d' Sü de" B ; s. an-faren (Bd I 895 o.);
sudlen (Sp. 328) und vgl.: Als eine Kindsmagd das
Kind einer Bäuerin nur so hin und her .büntlete',
rief diese erbost: He, he! tvas isch Das für es Urne"-
büntle"? rnVs Chind ist doch ke" B.! L (ERöthelin).
,Welen [von den Pilgern den Heiden] sin medin nit
gab, solichen zereten sy um wie ain suw ain b.'
Stockab 1519. 0 du allmächtige' B.! Ausruf des Er-
staunens. Dan.; vgl. Strauw-S. Wo-n-i"'' ane" ko" bi",
isch en Armuet g'sl", der B. an der Wand isch ver-
zwiflet, Bezeichnung der ärgsten Bettelarmut Bs(ASo-
cin). Toujours nobel (S), dö mues' g'chüechlet und
'bräglet si" (Bs), er macht de" Grösshans (ZWalt.),
und wenn de(r) B. a" der Wand verzwiflet. Er ist
esö rieh, das'-em chönnt de'' B. a" der Wand vertaube"
Z (Dan.). , Diese Leute sind hochmütig, und doch
muss bei ihnen der B. an der Wand vertauben' Th.
.Wenn der B. an der Wand vertaubet, so tut sein
Meister am ärgsten', wenn Einer dem Bankrott nahe
ist, so prahlt er GT. Alli 50 Jör hanget de B. an-
eren andere" Tür (amen andere" Ort) Sch. B. wird
nie voll L (Ineichen); auch bei Denzl. 1677. E" Herre"-
trog u"d B. heige" nie kei" Bode" B (Dekl.). B. hat
nenne* Fiats GBuchs. In Kinder- und Volksreimen.
I" 's Muetters Stübeli da gät de'' Wind, mues' fast
verfrüre" vor lüter Wind; du hast kei"s Wimdeli und
ich kei" Schueh, du treist de" B. und ich de" Chorb,
du seist vergelt 's Gott und ich säg Dank Z, mit vielen
Varianten; vgl. GZür. 1902, 108/9; ALGassm. 1906,
142. Anntnirreili SuppeHeili, chomm mer wend go"
tanze", ich mit dem B., du mit de" Wanze" Aa; vgl.
Ranzen (Bd VI 1161). Ri"felden isch e" schöni (festi)
Stadt, Säcki"ge" isch e" (de*) B., Laufe"burg isch e"
(de*) Lire"chübel, Waldshuet isch de* Deckel drüber
Aa; ähnlich von Zug, Baar, Mänze"ge", Ägeri ZcAg.,
Züri'h, Horge", Richterschwil, Rapperschwil ZStdt,
Zürich, Rapperschwil, Uznech, Wale"stadt GA. Maie"-
feld ist e" Stettli, Fläsch e" Bettlerseckli, Jenins der
Gire"kübel [Gire" Spottn. der Jeninser], Malans der
Deckel drüber GnMai. Weitre Varianten s. Bd III 111;
GZür. 1902, 78; AfV. I 125; vgl. auch Äschen-S. —
b) (Dim.) spec. das Säcklein, welches die Patin bei
der Taufe in die Kirche bringt, damit nach der Taufe
der Pate die Helsete" für den Täufling hineintue GlH.
(JBeglinger). — 2. pers., Bettler(in). ,I)ie geistlichen
und weltlichen oberkeiten tätid nit übel, dass si al
betelsäk vertilgeten', unter den 1520 von Leo X. ver-
dammten lutherischen Sätzen aufgezählt. Ansh. IV 360.
,Er gibt hinwäg sein Hab und Guot den Bättelsecken,
Lumpengsind.' Com. Beati. ,Habe daruf [der Schwieger-
vater] zuo iro gret: du Bättelsack, züch uss dem
Hus...' 1605/6, Z. In der lebenden MA. als (scherzh.)
Schelte auf Jmd, der unaufhörlich, auf lästige Weise
bettelt, bes. zu Kindern, auch Hunden Bs; Th; Z und
sonst. Du bist en (rechte) B.! ,En B. nennt man
das Kind, das am Silvester (31. Dez.) auf die Welt
kommt, also gleichsam auch noch Anteil haben will
am alten Jahr' Z (Dan.). — Vgl. Gr. WB. I 1731 ; Martin-
t.ieuh. II 342, zu den Sprww. Wander I 354.
„Peter-, Beter-: Weibertasche, voran unter dem
Rock LG." ,Sistarcia [saeculus vel cistella, qua panis
eibusve defertur. DuCange], petersack.' Ebinger1438;
s. auch Bilgrin-S. ,Zwöyen meitlinen ... 2 batzen
us dem pettersack gnomen.' 1563, BTurmb. ,1m Bern-
gepiet [habe] er einem man uss dem pettersack in
einem fatzenletli dry batzen verstollen.' 1596, Z RB.
,Habe einer syner gesellen, wellichen er vergoumpt,
tags in eim hus ze Soloturn uss einem pettersack
etlich gelts verstollen.' ebd. — Die Bed. des 1. Teiles
ist zweifelhaft.
Bieter-: „Tasche, vorab eine am Rock angenähte
Tasche Aa; LG.; S"; vgl. Bieter (Bd IV 1881/2). S.
noch Nasen-Lumpen (Bd III 1280). — Büw-: dem
Maultier quer über den Kücken gehängter Sack, worin
der Mist transportiert wird WVt. ; vgl. FGStebler
1901, 58.
Plump- {Bl- Bs): 1. zsgedrehtes oder geknüpftes
(Taschen-)Tuch, womit beim Spiel der Verfolgte ge-
schlagen wird B; S; Z; Syn. Plumpst (Bl V 101).
PI. lauffe": wer ein Pfand auszulösen hat, muss zwi-
schen den 2 Reihen der Mitspielenden durchlaufen,
welche mit den geknüpften Taschentüchern auf ihn
losschlagen S; Z. Name eines Kinderspiels B(Schwzd.
26, 36); UwE. (Knaben stehen in einem dichten Kreise
und halten die Hände auf den Rücken; Einer geht
mit einem geknoteten Taschentuch um den Kreis
herum, indem er den Spruch sagt: Der Lunzi chund,
der Lunzi chund, me" g'hört-e" uf de" Steine", ist sibe"
Jär im Himel g'si", jetz chund-er nuch cho" schleime";
heimlich gibt er den Knüttel Einem im Kreise Ste-
henden, der nun seinen Nachbar rechts zu prügeln
anfängt und um den ganzen Kreis herumprügelt, bis
er wieder an seinem Platze angelangt ist, worauf
er mit dem Knüttel um den Kreis gehen muss usf.).
— 2. pers. a) schwerfällige Person Bs; ü. Was hör-
i°h dö fir e" Trampeltier ...? Ä das isch der PL! 's Hüs
erzittret schier Bs (Plaudereien am Kaffeetisch). —
b) Kind, welches oft fällt Bs. — 3. plumpsack.! Aus-
ruf, wenn ein Kind umfällt BsStdt, PI. mache", fallen
B; s. Brunnen (Bd V 654 o.). — plump-sacke": ein
Spiel GRSculms; GSev. (Knabenspiel: ,zwei ausein-
ander stehende Parteien, je zwei tragen einen Knaben,
und zwar einen nach dem andern, bis man fertig ist');
vgl. flum-sacken. — um-hör umha - plump- : sich
schwerfällig bewegen BGr. (Bärnd. 19QS, 28).
Vgl. Gr. WB. VII UM t; Martm-Lienh. II 343 (,Plump-'
„1,4 .Pflumpl ■■); Fischer I 1073 (.Ptlunipf-').
635
Sak, sek, sik, sok, suk
Blunder-. ,Item ein Bl. 6 Ib.' Bs TOrdn. 1646
(.Fuhrarbeit der Sattler'). — Mais-bletter-: mit
Maisblättern gefüllter Bettsack Tb f. — Bluet-:
Schimpfw. für Frauen. Bs Schimpfw. XV.
Brüe-. , Diebsack, funda, brüesäckle.' Mal. 90 b;
bei Fris. nur: , funda, ein diebsack etc. oder seckle.'
— Rätselhaft. Es liegt wohl irgend ein Fehler vor.
Brech-: Tasche, die man bei der Arbeit im Wein-
berg oder auch bei andern landwirtschaftlichen Ar-
beiten anhängt Th. ,Ein Gewissen wie ein Br.', ein
weites Gew.
Eig. der Sack, in den die beim Erbrechen [s. Bd V 330]
entfernten Schosse gesteckt werden; vgl. Chltib-S.
Predikante»-: Sack der Geistlichen. Nur im
Sprw. Der (E") Pr. het ke<" Bode" B, aach lt Zyro;
vgl. Pfaffen-Sack. .Draussen [wo die Pfarrersfamilie
bewirtet wurde] war lauter: Ne"'et doch! nem,t doch!
der ne'"'t Nut! und drinnen dann: E" Pr. het ke"'
Bode"; die Fresshüng, sie tue", ivie we""-si e" Woche"
lang Nüt g'ha" hätte". Gotth. — Brueder-: Bettel-
sack; vgl. Brueder 3 (Bd V 415). .[Aus dem Leder
habe er] ein br. zuo Länzburg machen lassen und den
bisshar an im tragen.' 1560, Z BB.
Brief-: Papierdüte Bs. — Ähnlich (= Briefumschlag)
auch eis. (Martin-Lienh. II 342); vgl. Guwer-S.
Brot-: wie nhd. ScHHa. (Dim.); ZO. (Sack, worin
auf den Sonntag das Brot für eine Woche geholt
wurde). .[Einen gestohlenen Sack habe der N.] umb
ein Fürschurz vertuschet, daruss er im volgents ein
Br. gemachet.' 1612, Z RB. Sprw.: 's chunnt Alles im
Alter als de" Br. nüd ScHwIb. Spec. der Brotsack
des Soldaten, allg. Broutsack! Spottruf der Zürcher
Soldaten gegen das Schwyzer Bataillon (mit Bez. auf
die Schw Ausspr. Oll für ö). — Vgl. Gr. WB. II 405;
Martin-Lienh. II 342.
Pfaffe»-. Nur in Sprww. und RAA. (De(r) od.
efnJJ Pf. hat (e")kei(n) Bode"; s. Bd IV 1027 u. (wohl
allg., in Z lt Dan. mit dein Zusatz: und en Püre"sack
kei" Wand); vgl. auch die erklärende Anekdote bei
TTobler 45a. Auch in andrer Form: Der Pf. ist
bode"lös ZF., wird nie voll Aa; ScHSt., ist nie vergnüegt
Aa. En Bode" wie cn Pf. ha", unersättlich sein Ai\
Ung'fochtc" wie-n-en Pf; s. Bd I 662. .Abraham [zu
Gott Vodä der Neu, der grossen Schreiberlohn for-
deit]: Du kanst das Zeug nit Alles tragä . . . ih glaub,
du hast an Oser wie nä Drack. Gott Vodä der Neu:
Lueg da, ich hab ä Pt'affäsack, schüt nur wacker drein
... der läär Korb ghört dir zur Buess. Abraham: Ist
Till, das er nit auh in Pfaffensack muess.' Tyrolersp.
1743. — Vgl. Gr. WB. VII 1592.
Pfeffer-. ,1 Pf.' um 1600, Z lnv.
Pfiffe»-: = Geifer-S. L; s. pflüderen (Bd V 1220).
— Als Ortsn. Bs.
Reif Bäf-Sdggh: ein gew. aus blauem Stoff ge-
tätigter Sack mit eingespannten Weidenzweigen (zur
Verhinderung des Zsfallens); er wird auf der Schulter
getragen und enthält den Proviant für die Feld-
arbeiter; früher sollen die Soldaten damit in den
Krieg gezogen sein TiiArb., Egn.
Rugg(e°)-, in PA1. Bigg-: auf dem Rücken ge-
tragener Sack; .zaino' PAL (Giord.). 's Wupp wie die
neu Wcrpf . . . han-i''> guet verpackt imene" Rugge"sack
fürt- und hei'"'.treid. JScbnebeli (ZKn.). .Die übrigen
syent vast welsch stark gsellen, tragent ruggseck,
darin sy den züg habent.' 1551, B Turmb. .[Der Dieb
habe] den underrock, umbgurt und das bar ermel in
synen ruggsack gestossen.' 1569, Z RB.
Junges Lehnw. ans der Sehriftspr. ist .Rucksack' als
techn. Ausdr. der Touristenspr.
Rock-: Rocktasche, allg. — Rolli-: altvaterische
Tasche L. Jetzt nimmt- er us si"'m B. e" Chätzer-
Unflöt use", eine alte Uhr. JBEgli. — Rumpel-:
scherzh. Bezeichnung des Bauches in der W Spott-
vesper; s. Milch-Sack. — Rang-: Dim., Zwilchsäck-
lein mit eingezeichnetem Hauszeichen, nach welchem
die Reihenfolge der Familien für das Backen im Back-
häuschen geregelt wurde WVt; s. FGStebler 1901, 54.
Reis- (Bäs- ApK. lt TTobler): in AaB.; S; Ndw
und sonst auch Dim., Reisesack, -tasche, meist aus
grünem, blumigem Baumwoll- oder Wollstoff, t. mit
Schnur zum Zsziehn, t. (bes. in neuerer Zeit) mit
einem Schloss versehn, und auf dem Rücken oder an
der Hand, auch unter dem Arme getragen Aa; Ap; Gl;
S; Th; Uw; Z. Syn. Nacht-, Wät-S. .Ich machte mein
Reis>äckli zweg.' Ndw Kai. 1906. ,1 woll. R.' 1847,
ZAltst. Gantanzeige. ,1 Reissäckli.' 1793/7, ZTu. lnv.
S. noch ge-blüemt (Bd V 94); Schaff- Beiti (Bd VI
1655 o.). — Reis-Seckler m.: Spitzname der Nid-
waldner Obw. — Vgl. Gr. WB. VIII 740; Martin-Lienh.
II 343.
„Ratzen-: Zwerchsack U." Syn. Beider-h alb (Bd
II 1169). .Und hatt ein yetlicher ein retzensack, darin
hatt einer sin spiss, käss und brot...' Stülz 1519.
.[Den Bettelvögten] war aufgegeben, ... zuweilen den
Bättieren ihre Büntel old Rätzensack zu visitieren.'
XVIII., NowBeitr. — Seifer Seufer-: = Gdfer-S. B.
.Wo nicht, wie meist bei der hölzige" (Tabakpfeife)
Kopf und S. Eins sind, ist letzterer purslänig oder
aus Hörn, immer aber so gebaut, dass er mittelst des
am Tabakbeutel befestigten Güsel leicht und gründ-
lich gereinigt werden kann.' Bärnd. 1904. .Der Grub-
Benz ... schenkte seine alte Pfeife einem Knecht und
kaufte sich eine neue mit einem extra schönen S.'
N. ZZtgl892 (B). — Seig-: Filter. .Die Decoction
seig durch ein wollinen Seigsack.' JRLandenb. 1608.
— Sigel- Seckli: Säcklein zur Aufbewahrung der
Siegel. ,N. dem seckler geben von m. gn. Schult-
heissen s. und wortzeichenseckli ... ze besseren 1 pfd
10 ß 8 d.' 1558, AFlurt 1894.
Sä(j)-: 1. Sack des Sämanns B; Z. Vgl. S.-Tuech.
,Wenn der Sämann den S. an zwei Zipfeln zsgeknotet
über die Achsel wirft . . .' Bärnd. 1904. — 2. Spott-
name der Zürcher bei den Fünförtischen. XVI. Als
ein Zürcher über die Luzerner Reussbrücke ging,
habe Einer gerufen: ,war will der sägsack'?' Obwohl
er ruhig weiter geschritten, habe jener noch mehr
gerufen: .der sägsack!' Darauf sei er umgekehrt und
habe gefragt, .was er im versägt?' sei er oder Zürich,
dessen Farbe er , sägsack' nenne, ihm etwas schuldig,
so wolle eis bezahlen. 1524, Strickl. Akten. .Ein Lu-
cerner sprach: ...wenn wir die Züricher alein an-
grifen, so werden wir mit dem säisack bald gräch.'
1531, Ansh. ,[Zwei Angeklagte von Altdorf] fiuochten
ouch über niyner herren statt eerenfarw, die sy ein
seysack genempt.' 1560, Z RB. — 1 a auch eis. (Martin-
Lienh. II 343).
Sick Sigg-: .Frauenrock mit wenig Falten' Bs
Stdt f. Die larendelgrieni Jippe" vom diggste" Side"-
kalamander [Bestandteil der alten vornehmen Frauen-
tracht], der Zig [Stoff] stöt a's wie-n-e" Brett; dess-
637
Sak, sek, sik, sok, suk
wege" het-men auch-n-e" S. drüs (/macht. EHetzel
(Schwzd.).
Sele°-, alt ,Sel-': 1. Fonds zu Messen für die
armen Seelen ScHwArth. , Alldieweilen zue Zeiten
gewüsse Geschlechter ihre Gestifter und Jahrzeits-
kapitalia in den Händen behalten und sälbige nit, wie
gebräuchlich, in den S. hinder den jeweiligen Hin
Seelenvogt legen ...' 1701, Schw LB. — 2. der mensch-
liche Magen Z. ,Es gab eine Periode der ärztlichen
Wissenschaft, da die Seele in den Magen versetzt
wurde; in ländlichen Kreisen benennt man jetzt noch
den Magen Seelensack.' Von einem starken Esser
sagt man, der S. habe ihm ein Loch bekommen. Man
soll nicht heiss essen, sonst verbrennt es den S. Die
Suppe" (der Merrettig) verbrannt Ei"'m schier de" S.
ZNeer. ,Do wunste der A. dem B. das falent übel;
redte der B.: das ghy dich in seisack! und zuckten
damit beid ...' 1484, Z RB. — 2 auch eis. (Martiu-Lienh.
II 344).
Salz-: wie nhd. In BSi. spec. = Geleck-S. (aus
Leder). Als Dim., Säcklein für das in der Küche ge-
brauchte Salz Th; Z. In ä. Zeit von bestimmter
Grösse; vgl. Sack 1 c. ,Item ein s. git harin 8 dn. für
ungelt und husgelt.' 1307, Z (Kaufhausordn.). ,Man
sol nachgan und richten, das ettlich salzlüt den We-
bern empfelhend die Zwillichen, so sy denn zuo den
salzseken bruchend, minder und anders ze machend,
denn sy aber von alter her gewesen sind ... N., salz-
man, d[icit], das es von alter herkomen sig, das die
salzsek söllind an inen selben sin nämlich an der
breiti 3 vierling und an der lengi 2 ein. Nu habind
die sek ietz zuo disen ziten semlich mess nit; mit
namen gebrest ertlichen secken an der lengi und an
der breiti ietwederthalb umb ein turnen breit, minder
oder mer, als denn sölichs ie stände ... [Seine Knechte
sagen aus, dass sie von ihm] geheissen worden sigind
dick und zuo manchem mal salzsek ze fassend, die
doch das mess nit hettind, sunder gebreste etlichen
seken, das sy ze klein werind . . . Meister A. d[icit],
nachdem und er ettwie dem N. salzsek geweben hab,
das er [N.] da zuo im rette, im were als mer, er [A.j
machte im die salzsek nit als breit und gross, als er
aber täte...' 1440, Z RB. ,Als der N., sal[z]meister
zu Lucern, min herren abermalen angesuocht und ge-
pätten, ime von meer kommlichkeit wegen zuo be-
willigen, das er jedes jars uff drü oder vier mal etliche
fass salz hie durch die statt gen Richtischwyl fertigen
und die daselbs usschlachen und daselbs in salzseck
ufsetzen und uf Uri und andere ort über das gebirg
fertigen möge...' 1574, Z RM.
Same" Söme"-Seckli: 1. Säcklein für (mit) Pflan-
zensamen (Hanf-, Rübsamen usw.) Th. — 2. euphem.
für Hodensack Bs. — Zu 2 vgl. MHöfler 1899, 535. In
andrer Bed. bei Martin-Lienh. II 343.
Hanf Hauf-säme"-Seck: Spitzname der Bewohner
von AaZ., weil sie früher bes. viel Hanf pflanzten.
Sand-: wie nhd. .Während der Gährung des Mostes
soll man den Spund offen lassen, aber ... das Spund-
loch mit einem Brettchen oder einem Stein bedecken;
Viele nehmen dazu ein Sandsäcklein.' JGdt 1873. —
Senf-: fingierter Name eines Bauern. UEckst. 1526
(Rychst.).
Site"-. ,Die Kornlader [im Kornhaus zu Ror-
schach] beziehen von jedem Malter schwere Frucht
1 Kr. ... von jedem halben oder Seitens, ohne Unter-
scheid der Frucht 2 Pf.' 1840, G Verordn. — Anders
bei Gr. WB. X 401.
Sfl(w)-, Söu-: Schweinsmagen Z. ,Wann man des
Schweines Magen damit [mit Schweineblut und Speck-
würfeln] anfüllet, pfleget man ihn alsdann den Säu-
sack zu nennen.' E König 1706, 992/3. Iclt singen um
en Süsack, der Süsack ist guet, Fortsetzung des Wurst-
liedes ZHüntw., Wil. ,Frau, hol den Sausack rein, er
muss gessen sein', Inschr. auf Fayence. AfV.
Vgl. Gr. WB. VIII 1927/8; Martiu-Lienh. II 344 (als
Schimpfn.). Öfter in Ortsn. AaWohl. (.Säusack', auch ,S&u-
sackgasse'), ,die Strass in Seusack.' 1651, AaWett. Arch.;
GJonschw. (Sü-, Sü-S., Wald; schon im XV.); ZRiischl.
(,Kebeu und Acker im Säusack').
Schub-: .Rocktasche im Weiberkleide' Z.
Senile- Bs, Schill- B: Dim., Westentasche Bs;
BGr. (Barn. 1908, 483). Mit dem rechten Äug in 's
lingg Schileseckli luege", schielen BsStdt. — Vgl. eis.
Schilt*- Säckel (Martin-Lienh. II 343).
Schuel-: Büchertasche, Tornister der Schüler Bs;
Th; WLö. ,N. hat verstoln [u. a.] einen seh.' 1454,
ZRB. Übertr., = Schulbildung, Wissen BsStdt und
sonst. E(n) guete" Seh. ha", eine gute Schulbildung
genossen haben, viel wissen. Er het e"kai" Seh., ihm
fehlt eine gewisse grundlegende Schulung Bs. .Kom-
men sie [arme Kinder mit guter Schulbildung] in die
frömbde, so verlürt sich der schulsack nüt, allent-
halben . . . mögen si gar wol fürkummen.' F Schulordn.
1577. ,Viel von ihren Druidis, deren nicht wenig noch
stets zimblich stark nach dem alten Schulsack riechen
täten.' Heut. 1658. ,Politus e schola, der auch einen
Schulsack geessen.' Denzl. 1677. 1716. - Vgl. Gr. WB.
IX 1967/9; Martin-Lienh. II 344.
Schand-: Schimpfw.; s. hofieren (Bd II 1040). —
Vgl. Gr. WB. VIII 2156.
Schöpe"-, Tsch-: Rocktasche Gr; Th; Z und
weiterhin. — Schar-, Scher- s. Schar-Sachs (Sp.
237/8).
Schlaf-, Schlöf-, in ApH. auch mit Assini. Schlös-:
1. a) Sack, um darin (oder darauf) zu schlafen ApK.
(TTobler); B (Bärnd. 1908, 28); U. ,[Die Calanker)
haben ihren Schlafsack, in welchem sie Nachts ent-
kleidet zu schlafen und sich mit ein wenig Stroh zu
bedecken pflegen.' Sererh. 1742. — h) = Beis-S. Ap.
Pfarrer: Wend-er e" Hüstaufi? — Nä", ick ha"-s' [die
Täuflinge] grad bi-mer ond imene" Schlafsäcken an'n
Chereche"törnagel anH"g'henkt. ATobler 1902. I" der
Rüti onne" werd Der G'mändröd, wo 's schönst Schlos-
seckli häd, ond z' Oberegg Der, wo di schönst Chue im
Stall häd. ebd. 1905. — 2. pers., Schlafmütze, faule
Person U. — Vgl. Gr. WB. IX 308.
Schiauf-, in GT. Schlof-: meist Dim., „Watsack",
Tragsäcklein oben mit Schnur zum Zsziehn Aa (Gysi);
L„G."; GT. 's Schlaufsäckli und der Paraplü trägt
der Bauer Hans Joggi mit sich auf seiner Fahrt nach
Genf. AGvsi 1899. ,Der Kalendermann zieht einen
Kalender aus seinem Schi, hervor' L(Kal.). 's Betti-
ringeli nimmt en alti Mössgutteren us si"-m grüene1
Schlaufseckli use" . . . [Nachher] hed 's si"s Schlauf-
seckli wider über d' Mössgutteren ufe* 'zöge" wie-n-e"
Strumpf über-n-es Bei" a". JRoos. De'' Sepp het de"
Summer durche" im Garte" . . . es ganzes Schlaufseckli
voll G'sundheit z'sämme"bröcht, ^as' 's-em's für *e"
ganz Winter 'tö" hed. Schwzd. (L). S. noch Mues-
Melw (Bd IV 220). .Lederne Schlaufseck 2, linin
639
Sah. sek, sik, sok, suk
040
Schlaufseck zuo den Überröcken 2, zu den Beizen 5.'
1604, L. — Schlufi-: Tasche im Schluß (s. d.) BGr.
(Bärnd. 1908, 484).
Schlump-: Schitnpfw. BR. Syn. Schlump ffenj.
Vgl. eis. S, l,l,i,„/-.<.i. h, Schimpfname für ein unordent-
liches Mädchen (Martiu-Lienh. II 343).
Schlepp-: 1. eig. Sack, mit dem man sich schleppt;
uneig. lästige Bürde, lästiges Anhängsel. Mit Bez. auf
Ehefrau und Kinder: .Cathrinli kam Hein vor wie
ein Schi., seine Kinder wie Schlepsäcke, und dass er
sie erhalten, dafür an seinem Maul abbrechen musste,
schien ihm die grösste Ungerechtigkeit.' Gotth. XVII b,
57. — 2. a) liederliche Weibsperson, Hure AaZ. 1815;
L (St.b); SceSt. (Sulger); SchwE. (Ochsner); W; Zg
(St.h); ZSth.f In der ä. Spr. auch für ein schlampiges,
faules Weibsbild, derbes Schimpf«', für Weibspersonen
übh. .Stinkender durch wüeste [!] sleps.' BsSchimpfw.
XV. ,[Uoli Rechenzan:] Nun hett ich doch gern krut
im garten, wenn ich ein solchen schl. [zur Frau] nein,
der selten ab dem rucken kern.' NMan. ,Sy [die un-
verschampten huorer] sagend vil von bösen eewybern,
die einer einmal näm und iro nit mee mit keinem lieb
abkunimen möge, und zühend aber sy öde, üppige,
falsche und untrüwe schleppseck herumb.' HBdll.
1540. ,Bin auch ein solcher schl. gsyn [sagt die ,alte
pfaffenkellerin'].' VBoltz 1551. .Philtra, ein aass, das
holdschaft macht, wie die huoren und schlepseck eim
zefrässen gäbend.' Fris. ,Schl., die eim den mann
umbhinschleikt, succuba, qua se alieno marito sub-
jicit.' Fris.; Mal. ,[Ein Mann, der ein böses Weib
hat] henkt sich an schleppseck oder lauft in die
krieg.' LI.av. 1583. ,Wie stellt sich diser schl. [Kas-
sandra]? Loss, ir toubsucht ist ir aber kon.' GGottb.
1599. .[Knecht zur faulen Magd:] Was wolltest mir
erst trewen lang? du fuler Schl., für dich gang!' ebd.
1619. Aber was thut der ful märia Schiebsack [die
Tochter des Herodes]? Es gaht ana und haischet St
Johansa Schädel. Bantli 1656; der Hergutloss Huora-
sack. 1700. [Baschi zu Gretli:] Was seist, du Blizg, du
Hä.r, du Pack? [Zusi zur nämlichen:] A Schlump bist-
dou und ä Schl. Talhochz. 1781. Ehr und Scham lad
's [die Tochter] fahrä hin und lebt nach sini verkehrtä
Sinn; der Schl. gaht wie vollä Mon, wie ander Schlepp-
säck au darton. Inderb. 1824. S. noch Hueren-S. (Sp.
623/4). Bei RSehmid 1579 heisst ,schl.' die Magd der
babylonischen Hure Cossbi; wohl mit Bez. darauf,
dass sie ihrer Herrin Kunden .zuzuschleppen' hat.
.Die babilonische hnor sampt iro schl. tuond sich
harfür. Cossbi: Wo bist, myn magt? kum angentz
har! was hie zhandlen, nim flyssig war! dann gar
vil volks vorhanden ist. Iro schl.: Üch zdienen, frouw,
ich wol bin grüst, gar niengem wil ich geben ztrinken
fyn lieblich, fyn öuglen und winken . . .' — b) in ab-
geschwächtem S. Meist leichte, selbst scherzh. Schelte
auf unartige, .schlimme' Mädchen, auch Kinder übh.
AaZ. 1815; Bs; ScHSt. (Sulger); ScHwMa.; ZDättl., O.
(mehrfach bezeugt; nach einer Angabe: .Schelte auf
einen Menschen, der etw. Dummes gemacht hat, nach-
lässig ist usw.'), auch lt Dan.; St.2, leichte, farblose
Schelte auf Kinder L; SchwE. (Ochsner), .Schmei-
chelei, die man Kindern sagt Gl; L' (St.b). Wart, du
Schl.. i'* wiii-<li'>' lere" folge"! ScuwNuolen. Du Schl.
du, de hast iez schier di se'b Guttere" abeng'fellt! ZO.
Ir Schleppseck ir, gönd zum Gras üs! ebd. Du bist
en (rechte) Schl..' Z. .Schelte für einen armseligen
und begehrlichen Menschen; scherzh. auch von Kin-
dern wie Bettel-S.' Th (Pup.). Im Kinderspiel. Kind:
Frau Muetter, tarf-i'h auch of d' Gass? Mutter: Nei«!
K.: Anderi Chend send auch of der Gass (oder gönd
au'*). IL: Anderi Chend send Schleppseck. K.: Will
auch einer si". M.: Nu, so gang! AaF.; ähnlich Ap
(im Spiel Chud er -Muetter ha"; s. TTobler 123 b);
ScHSt. (Sprww. 1824, 332/3); s. auch Alpenp. 1873, 270.
Anderi Chind sind Schleppseck, drum will-ich auch
eine sln, spöttisch zu Einem, der sich mit den Fehlern
Anderer beschönigt ZZoll. A. Ch. s. Schl., wo'tst auch
eine si"? Sprww. 1869. Als vertrauliche Anrede.
Schwösterle: Schlaff wohl, Isaac. Isaac: Bhüet die
Gott, Schl. Tyrolersp. 1743. ,Es ist dir nicht Ernst,
Schl.' UBrägger. S. auch Grüen-S. (Sp. 622).
Nach Ausweis der Lantform (vgl. das Folg.) eiu urspr.
nd. Wort, das aber schon früh in Oberdeutschland heimisch
geworden ist (ein ä. bair. Beleg bei Keller Fasn. 2, 992); vgl.
Adelung III 1525; Gr. Wß. IX 649. Zu 1 vgl. Marttn-
Lienh. II 343. S. noch Schnapp-S.
Schlei pf-: schlechte Weibsperson W. Syn
Schleipf. Si ist e" Schl. Sprww. 1869. — Die hochd.
Entsprechung des Vor.; vgl. auch Gr. WB. IX 606.
Seh Hess-: Tornister oder andre verschliessbare
Schultasche ApWolfh. Vgl. Schuel-Chorb (Bd III 343).
— Schmutz-: Schitnpfw. für eine unordentliche
Magd B (Dan.). — Schnider-: Hausname ZStdt. —
Schnegge"-: Sack zum Einsammeln der Schnecken
GrPt. Nass wie en Sehn.
Schnapp-: a) eine Art Tragsack, Reise-, Pro-
viant-, auch Bettelsack Bs; B; G; Th; Z, zwilchener
Sack, oben zum Zubinden, zum Mittragen des Essens
der Wald- und Feldarbeiter Z. Frau, gang hol-mer
de" Sehn, abe"! mir tuend morn gen Uster abe". Stütz.
.Einmal als er [ein Maurer] sein Brod aus seinem
Sehn, nahm.' HPkst. .Zerlumpte Bettler mit dem
Sehn.' GKeller. U"d bösi Meitschi nimmt-er och [der
Chindli- Fresser], im Sehn, briegge" Vili... WSpiess
1891. .Und als er [der Taubendieb] vo" dem Rauben
kam, da hat er einen Sehn. an. Die Mutter greift
ihm in den Sack: Hast du die Tauben all gepackt?'
GVolksl. (GBaumb. 1903, 119). .[Verbrannt ua.] ein
Sehn, mit 20 Patronen.' 1790, ZOttikon. — b) Seiten-
tasche im Rock ScuSt., an der Brust eines Rockes
ScewE. Tasche, die alte Weiber ,am Leibe' tragen
Z (Spillmann); Syn. Leck-Täschen. — c) in obseönem
S.: Meitli, gib de" Sehn, her, es wert nid immer und
neig ... ZSth.; nach dem Einsender für nicht mehr
verstandenes Schlepp-S. (?). - Vgl. Gr. WB. IX 1176;
Martin-Lienh. II 343/4.
Schnürt'-: Sack, der oben mit einer Schnur zsge-
zogen wird und zum Anhängen über den Rücken oder
die Schulter eingerichtet ist Gr. .Ein Hirtenbube mit
einem festen Marendbündel [Bd IV 1365] oder Sehn.'
Gr Kai. 1870. — Schnaus-: Jagdtasche L. — Sehne"-.
Der Winter het noch siner letste" Stfmpätti"ge" üs'te'lt
u"<! si" Sehn, üsg'staupet, von einem Schneefall im
Frühling. SGfeller 1911 (BE.). S. auch Laugen-S. —
Spend-: Sack für das Spend- Brot (Bd V 985). .Dem
jungen Torman von der spendsekgen wegen 1 Ib.' 1452,
BStRechn. ,Von der spendsecken wägen 1 pfd.' 1500,
ebd. Vgl.: ,N. umb die seck zuo den spenden von dem
verlüffnen jar 1 Ib.' 1436, ebd. — Spis-: umgehängte
Provianttasche GrPt.; W. D' Schwester Grete" hed
[für die Reise] de" Sp. fiirher g'nun und mer en tolli
641
Sak, sek, sik, suk, suk
642
wackeri Spis ... Ingepackt. GFient 1898. Z' tragn
han-ieh [ein Jäger] Vhabed an sohtuern Pack, d's
G'wer, Bergsteckn und de" Feldspiegl im Sp. FGStehler
1907 (WLö.). Wie der Hof-Lie"hert seine Zwillinge
im Sp. zur Taufe trägt, erzählt GFient 1808, 81/3.
S. noch Ponz (Bd IV 1412); Mist-Blachen (Bd V 49);
brätschelen (ebd. 1018). — Spezi-: Sack für Spezereien.
,N. hat verjehen, dass er einem kriimer ze Garns ein
sp. mit bul'fer verstoln hab.' 1135, Z RB.
Sp rfi we r Spritower- BGr., Sprüjer- BG., Spreuer -
Aa; Bs; BE., Stdt, auch lt Zyro, Spreuel- Aa; L; GT.,
Spnir- Tu; Z: a) Sack für bzw. voll Spreu Bs; niTH. —
b) spec, mit Spreu gefüllter Sack, welcher bes. früher
die Stelle der Oberniatratze versah; heute am häutig-
sten noch in Kinderbetten Aa; Bs; B; L; S; Th. Syn.
Helwer (Bd II 1444, wo ein alter Beleg für unser Vf.).
,Der Madratzen ersetzt erst jetzt allmählich den viel
wärmern Strouw- und darüber gebreiteten Spriwwers,,
auf welchem noch heute die echten alten, auch rei-
chen Grindelwaldner schlafen . . . Der Spr. aber muss
leider auch hier häufig dem so ungesunden Feder-
Underbett weichen.' Barnd. 1908 (BGr.); s. auch Bärnd.
1904, 307. 362. ,[Die Lagerstatt des Neugebornen]
besteht aus einem Spreuelsack, Spreuersack, oder wo
es die Mittel erlauben, aus einem Sack voll gerupften
Rosshaares, der entweder in ein Bettstättli, meist aber
in eine weisse ovale Zeine" gelegt und mit einem
Flaumdeckli zugedeckt wird' AaF. (AfV.). I'* will
hübschli'1' go" d' Chindszeine" und de" Spreueis. hole"
und im [dem Storch] z'wegneste", vülicht flügt-cr dö
zue... L Vaterland 1906. ,Annelis Stunde nahte...
Anneli bereitete einen Korb, füllte ihn mit einem
Spreuersäcklein, das kleine Deckbett lieh ihr die
Witwe.' Gotth. Büebeli. Büebeli, schlaf, es sind zwei
Schöfeli uf de" Matte", es schwarzes und es wisses, si
chömmi"d de" Büebeli eho"ge" bisse"; nei", bissi"d de"
Büebeli tied so stark, er lid jo mumme" uff-eme" Spreuers.
Aa. ,Der Spreuers., der zum Sterbebett eines Kindes
gedient hat, wird auf stark begangenem Karrwege
spurlos entleert, damit der Inhalt von den Leuten
zertreten werde...' Barnd. 1904. ,Wie sy in N.s hus
an einem flrtag znacht byra für allein by einanderen
syend gsessen uff einem sprürs., da spreche er: witt
mich han zur ee? ... da rnuost sy tuon das er wett,
uff dem sprürs.' 1525, Z Ehegericht. ,N. habe daselbst
umb ein leren sprürs. verstollen und nachts über sich
gedeckt.' 1580, Z RB. .Spreürs.' und , Windeln' unter
dem Kinderzeug. XVII., G Wäschetafel (abgebildet Z
Anz. 1908, 340). ,Dass man Pesthäuser ... mit Bet-
teren, Spreuersäcken, Blunder, Geschirr und allen
Notwendigkeiten versehe.' JHLav. 1068. ,Ein Kinden-
bet von verschieden Stück: drei Spreurseck ...' 1789,
ZInv. — Vgl. Gr. WB. X 2, 60/2; Martin-Lienh. II 844.
.Spreuersack', Fluru. Aa.
Staubete"-, -ede"-: Sack für Staubmehl ApI.
Stimm-: der menschl. Stimmapparat ApI.; BsL.;
Ndw; U. Er lied e" guete" St., eine gute oder starke
Stimme UUrs. Me" hätt-se [die Frau Pfarrer] chönne"
brüche" für Vorsingere" in der Ghilche", wenn dem
Schuelmeister der St. verrisse" wer BsLie. (Meier). Wie
sehen sung-er jetzt, hätt d' Schnei im äuw om St.
'biezt. L Hauskai. 1897 (Ndw).
Auch eis. (Martin-Lienh. II 344). Vermutlich liegt eine
Vcrgleichung des menschl. Stimmapparates mit einer Sack-
pfeife zu gründe. Vgl. auch Blas-Balg 2 (Bd IV 1211).
Schweiz. Idiotikon VII.
Stei°- Aa; Ap; Bs ; B (lt Zyro Steins-); GT.; Z.
Chriesi-stei"- Aa; B; S; Z: meist Dim., - Chriesi-S.
(Sp. 626). 's Chr. wärme" im Ufe"rör für a" d' Füess
[im Bett]. JReinh. 1903. Auch etwa tags unter die
Füsse gelegt: Me" het-ne" [den frierenden Damen]
d' Stai"seggli . . . wann unter d' Fiess g'g'e". Scbwzd. (Bs).
— Als Flurn.: , Acker im Steinsack' ZBachs (Amtsbl. 1901).
Strichli-SecHt: Säcklein von gestreiftem Zeug,
zB. zur Aufbewahrung von Geld B. ,Fritz ward es
fast g'schmuecht, als er dort wenigstens ein halb
Dutzend volle Säckli stehen sah, wie man sie aus ab-
gehenden Fürtüchern [Schürzen] zu machen pflegt
und Geld hineintut: ein halb Dutzend Strichlisäckli,
die noch mehr Liebhaber zu finden pflegen als Strichli-
fürtech.' N. B Kai. 1843. .Solche Leute würden den
Himmel gegen die Hölle wählen, um einige Strichli-
säckli mehr mit schlechten Luzernerfünfbätzlern in
ihrem Gänterli zu haben.' ebd. 1841. ,Das Beste von
allem [unter den Vorräten im Spicher], die Strichli-
säckli mit dem Klingenden, unter Schnitzen und Spreuer
verborgen, die zeigte Anne Bäbi ihm doch nicht.'
Gotth. — Strumpf-: Bezeichnung des Verlierenden
im Kartenspiel strumpf-seckle" (s. d.) L (ALüt).
Strau(w)-, in Gl O'-straW-: 1. wie nhd., mit
Stroh gestopfter Sack zum Lager, mit dem zunehmen-
den Getreidebau an Stelle des Laubsackes getreten,
doch im Gegs. zum Sprüwer-S. (<. d.) mehr nur für
Erwachsene, zieml. allg. Syn. Bis(s)aggen (BdlV 1700).
.Eine wahre Herrlichkeit ist gegen den Laub- der
Strouvsack, wenn mit schön trockenem und regel-
mässig erneuertem Roggenstroh gefüllt und jeden
Morgen tüchtig üfg' schüttlet. BXrnd. 1904. 's Gattun-
gen [hat] im Vereli der Str. i" d' Stuben a" Bode"
g'leit, dö chönn-er hinecht schlafe". JReinh. 1905. ,So
klage ich mine swsere, die mir tuot ein dirne saelden-
bsere, daz si mich niht zuo zir uf den strous. lat und
daz si mirz doch geheizen hat.' Steinmar. ,4 strousecke.'
XIV., ScewE. Inv. ,Uf ir strous. leit si sich do.'
Boner. ,Man sol nachgan und richten, wer den armen
frouwen ir strouseck bricht und si nachtes übel han-
delt in ir hus und hof ... [N. sagt aus] daz si ... ein
strous. zerzarten und durch die wand stachen ...' 1384,
ZRB. ,2 bettladen mit... 2 strouwsecken.' 1527, Aa
Klingn. .Im summer im höw, im winter uff eim strows.
voll wentellen und oft lüsen, so ligend gmeinlich die
armen hirtlin, die by den puren an den einödinen
dienent.' ThPlatter 1572. ,Verschinen Montags nachts
syge er [ein Geistesgestörter] umb 11 Uhren ins Bett
gangen, aber unlang glegen, sondern bald widerumb
ufgestanden, den Strouws., daruff er sontst glegen,
uff ein Fuosschörnmel glegt und daruff' gelegen, und
also immerdar allerleig Fantasygen getriben.' 1636, Z.
,Mit den sog. Schieissfedern füllet man die underste,
gleich auf dem Strohsack zu ligen kommende Under-
betten an, indeme man bei uns in denen Ehe- und
andern feinen Gastbetten zwei Dnderbetten zu ge-
brauchen gewohnet.' E König 1706. Als unbequeme
Lagerstatt der Ordensleute; s. Burdi (Bd V 1544 o.).
Gelegentlich als Versteck dienend, zB. für Geld. Si-s
g'schwulle" Geldchätzli, wo-n-er im G'str. i" si'"m
hundertjdrige" Himelbett verborge" g'cha" hat. CStreiff
1906. ,üer [Acc, einen gewissen Gegenstand] habe
ein meitli in dem selben hus ghept, welchen sin frouw
einsmals darinnen gsuocht und in zwüschen dein bet
und strouws. verborgen liggen funden.' 1556, B Turmb.
643
Sak,
sik. snk,
644
Scherzh. gibt man etwa auf die Frage: Was ist Das?
oder Was gibl [wird] Das? die abfertigende Antwort:
En Anthäbi [Handhabe] an e» Str. BE.; vgl. Melw-S.
Im Vergleich. Der het es G'wüsse" wie-n-e" Str., ein
weites Gewissen Aa (Rochh.); Bs. Er het es Gedäch'-
niss wi'-n-e" Str., ein durchlöchertes AiLeer. (H.).
Schi heind-sus g'seh" wie a" g'firige" Str. (wie a"
brinnundi Bissagga), von gespenstischen Irrwischen W.
Häufig interj. Du allmächtige'- Str.! (komischer) Aus-
ruf des Schreckens, Erstaunens Aa; Bs; Gl; L; Tb; Z.
E du a. Str.! jetz hani'h mi" Geld im Ise"banwagen
innc" g'lö". ZWth. Schützenf. 1895 (Bs). [Frau zum
Manne:] A du a. G'str., bist-du schu" da? CStreiff
1906. .Vreneli, aufschreiend: He du a. Str., wie bin
ich jetzt erschrocke" ! Bisch-es du, Hanogg?' FOschw.
1897. Wo-si [die Magd] dö i"dinge" will, all Tag
z' Chilr''e" «' gö" — sägi"d Ir, ist Euch schon e" settigi
U"verschamtigkeit bigägnet? Eh du a. Str.! Woll bi-
gopplig, die wdr-mer grad recht cho"! Jßoos. Mit
Zu ätzen. Du a. Str., wie hast du en Zipfel! ZRuss.
O du a. Str., wärist du voll Heu! wenn man Etw.
vergeblich wünscht Z (Spillmann). Seltener mit andern
Adjj.: Du verbrannte' Str.! SchwE. (Lienert). du barm-
herzige'' Str.! S (JReinh. 1903), du güetige" Str.! B
(RvTavel 1901). Potz Str.! G; Z. Potz Str., jetz
häm-mer [bei der Alpfahrt] no'h d' Salztrucke" ver-
gesse"! JJKütl. — 2. ein Teil des Buges eines Ochsen
Bs (Metzgerspr.). - Vgl. Martin-Lienh. II 314. Als Fa-
milienn. S (sei im XVI.); XV., F (Leu, Lex. XVII 687).
Tabak Tubak-: Tabaksbeutel. Hei"-mer nid <■"
schone", wisse", lederige" T., Tubakseckelisacksaeksack . . .
Anfang eines Spottliedes BE. (SGfeller 1911). — T ü-
fels-Tabak-: = T.-Geld-sack (Sp. 621), Lycopodium
GSa. Im Himmel wächst kein Unkraut und vu" Tiifls-
täbaggseggen und dere" grüssege" Jude'chappe" isch
sonbr Nüt z' verspüre". Prophet 1855. — Dieb-: 1. eig.;
s. Brüe-S. — 2. pers., Diebin, als Scheltw. ,Redte
Gretli Bog, dess genanten von Rütis dochter were ein
dieppsack.' 1510, Z. — Tuech-: Dim., besondre Kasse
für die städtischen Tuchankäufe; vgl. Tuech. ,3 lib. an
zwo elln tuoch den 17. augstens, wie man die haaggen
bschoss; dise 3 Ib. tat ich in das tuochsegkli. 3 Ib.
Jacob Haben an 2 elln tuoch, wie man die grossen
büchsen bschooss; dise 3 lib. sind ouch im tuochsegkli;
hab diss tuoch allein darumb zuo gelt grächnet, damit
man wüsse, was eostens mine herren mit den schützen
habent.' 1561, Z Seckelmeisterrechn. — Für-tuech-:
Schürzentasche BsL.; B. ,Als es antworten wollte,
war die Frau schon weiter gewatschelt mit den Hän-
den in ihren Fürtuch- [Var. Fürtech-] sacken.' Gotth.
,Es ist nichts lustiger als so ein ehemaliges Schlärpli
und nunmehrige [aus dem Welschland zurückgekehrte]
Tochter lismend durch das Dorf stolpern zu sehen,
das Klungeli im F.' ebd.
Dudel- (T- Z), in W Dudel-: Sackpfeife, allg.
bekannt, aber nur mehr an wenigen Orten geblasen
(so in W). D. spile", ,ein Kind unter dem Arm mit
seinem Rock im Mund' Z (Spillmann). Solche, die
mit Dudelsäcken, Leiern, Raritätenkasten, Lotterien,
Glückshäfen herumzogen, sollten als unnütze und heil-
lose Strolche . . . auf dem selben Wege, den sie kamen,
zurückgejagt werden. 1772, HHasenfratz 1908.
Vgl. Martin-Lienh. II 342; Fischer II 443. D.-Näü,
Spitzname W.
Tüfels-: Pflanzenn. 1. = T.-Gelt-sack (Sp. 621),
,Name für das Schneei [Bd I 18] im 2. und in den
folgenden Jahren' aScHw. — 2. Tifels- Seckli, = Am-
beissi-Chrüt (Bd III 887) UwEmm. (Rhiner 1866). Vgl.
Gelt-Seckel 2 a. — (Z')Mittag-SecWi: auf dem
Kucken getragenes Säcklein, worin das Mittagessen
mitgenommen wird B; L. [Der Sträler] platscht mit
de" hölzige" Dotze", i" der Hand der Zweuspitz und
's M. am Bügge", jeze" zur Tür üs. Schwzd. (L). ,Ein
Schüler mit dem Z'M. auf dem Rücken, wie mans in
Berggegenden antrifft . . .' B Volksztg 1905.
Dick-: Schelte für einen Dicken BsStdt; ZRafz.
Ainer het-mer ,Dicksack' nöche"g ruefen und sunst
noeh eppis Sehens derzue. EHetzel 1885. — Auch bei
Martin-Lienh. II 342; Fischer II 391.
Ge-dult-. En guete" G. ha" mues'-men um Die
ume" GRHe. (Dan.). [Mahnung an einen Unzufrie-
denen:] Lues', dass d' e" g'lismete" [einen gestrickten,
dh. dehnbaren] 6. liest, es chunnd-der wol! Schwzd.
(GßPr.). - Ähnlich bei Martin-Lienh. II 342.
Tare"-: = Amballaschi-S. Ap; GA. — Trag-: lei-
nene Kapuze, welche sich die Heuer über den Kopf
anziehen, wenn sie Heu eintragen BL.; Syn. Burdi-S.
— Dr6ck-: Schelte auf einen unreinlichen Menschen
B. Er ist e" gruselicher Dr.! Im Dim. von Kindern
BE. — Trüsel-: Schimpfw. für Frauen. Bs Schimpfw.
XV. (ZfdW. 8, 163).
Truese"-: 1. Seigkorb, Hefen- oder Weinseige Bs
(Spreng). ,Wiltu machen wineschen, so nim truossen
von dem win und trucke den win wol us durch ein
truossensack.' Kunstb. 1474. — 2. Schimpfw. für
Frauen. Bs Schimpfw. XV. — 2 auch bei SBrant (Lexer
II 1548).
Twer- ZO., Zwerch- SchwE.; THArb.; ZSth.,
Zweris- ScHSt: Quersack SchSt,; ZO., = Beif-S.
THArb., grüner, gewobener Sack, an den zwei untern
Ecken mit zwei kleinen Troddeln und oben mit einem
Schnurzug versehen, von den Bauern, bes. beim Markt-
besuch, über die Achseln getragen ZSth. (PStaub);
Syn. Markt-, Wät-S. Im Übrige" chö""te"d-mer au"1
grad e"chli" ruebe" und Öppis zue-n-i"s ne", ich ha"
Hunger — und er ninnt 's Seckli, es Zwerehseckli,
vom Bugge" und föht a"ßh" üspacke". MLienert 1901.
,[Leute] welche unsern Untertanen zu Rambsen die
Garben ab dem Feld genommen, den Haber ussge-
rupft und einem bei sich gehabten Pferd vorgeworffen,
auch noch in dem Zwerchs. darvon mitgeführt.' 1692, Z.
— Weber-: = Wäg-S. Tb. — Wiber-: Tasche an
Frauenkleidern Z. S. auch Hosen S.
Weid-: wie nhd., Umhängetasche des Jägers Bs
(Linder); Tb. Ledertasche für Proviant udgl. GrS.,
umgehängte Ledertasche des Postboten AASeeng. bis
gegen 1850 (JLüscher 1898). .Jeglicher [Jerusalem-
pilger braucht] ein w., den er henk üher die achsel,
wann er in das heilig land kommt, dass er ime speis
darein trag und bei ime hab.' Ept. 1460. ,Bei den
Scharfschützen wurde die Patrontasche ... 1794 zum
Dienst im Felde durch den Waids, ersetzt, worin auch
der Stutzer im Notfall gegen das Regenwetter ge-
schirmt werden konnte. Die Waidsäcke sollten auf
obrigkeitliche Kosten angeschafft und im Zeughaus
deponiert werden.' vRodt 1834, 229. ,Die bei der
Feuerwache eingereihten Dienstpflichtigen haben sich
mit einem ordonnanzmässigen Infanteriegewehr oder
einem Stutzer samt Bajonett, mit einer Patrontasche
oder Waids. ... auszurüsten; die Unteroffiziere tragen
Sak, sek, sik, sok, suk
einen Säbel nebst Gewehr und Patrontasche, bzw.
ein Waidmesser nebst Stutzer und Waids.' Z Feuer-
ordn. 1860.
Vgl. Martin-Lienh. II 314. In BsL. nannte man, in
scherzh. Umdeutsehung des russischen Wortes Kasawaika,
eine in den 1800er Jahren aufgekommene Art Frain-njarke
Ca) GasKH-Wndsack, da die Mode von einem Frl. Gass in
Muttenz aufgebracht worden war (Linder).
Wäg-: auch Dim., quer über den Rücken ge-
tragener Reisesack aus Leinwand, von länglicher Form
(und aus grün- und weissem Gewebe), früher auch
von quadratischer Form, mit der Öffnung an der Stelle
einer Langnaht; bes. vom Weber auf seinem Wege
zum Fabrikanten gebraucht Z (FStaub). Syn. Weber-S.
,Der Schuhmacher X. hat sich, als er von Haus wollen.
mit dem Gnippen, so er im Wagseckli gehabt, ange-
stossen, welcher ihme im holen untern Leib bei der
Leisten die arteriam magnam zerschnitten.' 1706,
aZoll. 1899. ,[Bei der Leiche eines Ermordeten fand
man] von seinen [des mutmasslichen Mörders] Schriften
und ein Waagseckli, so man vermutete, dass es ihm
zugehöre ... [Auf sein Leugnen] hat man den Waag-
sack seinen Leuten ... zugesandt, welche ihn alsbald
erkannt.' 1751, BossH.-Goldschra. — Wohl Entstellung
aus Wät-S. (s. d.).
Woll(en)-, ,Wull-': Sack mit Wolle. In GüSch.
gehört ein Wolle"-S. zur Spüse"-Fuer. Sohwzd. 19, 23.
Öfter in Zoll- und Ungeldtarifen des XIV. /XV. für
einen Sack von bestimmter Grösse. ,Ein wols. git 1 ß
ze zolle, ist aber die wolle eins burgers ze Lucern,
so git ein sak nit nie denne 4 d. stebler ze wegelon.'
1361, LRotenb. Zollordn.; vgl. Seg. RG. II 246/7. ,Ein
wulls. git 4 g.' um 1376, Z (Tarif für das kleine Un-
geld). ,Ein wulls. git 2 ß.' 1379, ebd. ,Von eim wol-
sach[!] 4 ß.' um 1400, Aar. StR. ,Ein wulls. 16 hllr.'
um 1460, AABr. Zollordn. ,Ich muost das heiw und
strouw in einem grossen sack, wie ein halber wulls.,
uff meinem hals uss der schüren in stall tragen.' 1592,
Bs. Über die Verwendung von , Wollsäcken' bei Be-
festigungen als Schutz gegen Kugeln vgl. Kriegsbüchl.
1644, 16/7. — Baum-wolle" Bauele"-: Baumwoll-
sack. ,Ihr wend feine Herrenleut sein und sind so
grob wie Bauelensäck!' Stutz 1839. — Ge-winn(er)
Günn- Z, Günner- ThHw.: = Les-S. — Wandel-:
Reisesack, Felleisen. ,[lm Zuge der Verdammten] fuor
gar ein starke rott gar abentürsch knaben ... vil
haftend bürden und wandelsäck [Var. ,-stäck'], als
wärends münch und pfaffenröck, die truogends so kuon
und marterlich, si hättend schier erbarmet mich.'
Salat. — Ge-wunder-. ,[Eine sehr neugierige Person
brachte von ihren Besuchen] in der Regel einen ge-
füllten G'w. mit nach Hause.' FAnd. 1891. — War-
Säckli: Tornister oder Sack, worin die Posamenter
die Seidenbänder nach Basel trugen Bs (Meyer);
vgl. Basel-S.; Wät-S. - Werpfe»- Säekli: Sack,
worin die Baumwollweber eine neue ,Werpf- heim-
tragen Ap. — Ge-würz-. ,Eleazar zum koch: Spar
ouch kein gwürz, machs wol geschmack, gryftüf inn
gwürz- und zuckersack.' Haberer 1562.
Wasser-: sackähnlicher Raum, worin sich Wasser
sammelt, a) an einem Schlauche. ,[Die gewaschenen
Spritzenschläuche] hängt man an einem Haus über die
Windenstange am Schatten und unter Dach auf, so
dass kein W. daran sei, sonder die Luft frei dadurch
spielen könne.' Feuerspr. 1790. — b) der unterste
Teil der Tabakpfeife, worin sich der Tabaksaft sam-
melt Aa; Ap; Bs; G; Tu; Z. ,X., der indes den W.
an der Pfeife leerte.' Schweizer Freund 1826 (G). —
C) Geschwulst mit wässerigem Inhalt Ta; Ndw.
Vgl. Sanders II 832; Martin-Lienh. II 344, zu c auch
MHöner 1899, 535.
Weste"-: Westentasche. ,Die Alten stunden...
die Hände in den Kuttentäschen und Westensäcken.'
Gottii. — Wuest-: = Jitt-S. ZrS. Vgl. auch Brech-S.
Wät- AAZof.; B, Wut- Aa (vorwiegend, auch Leer.);
BsL.; B; S; ZBenken, Wärt- AALeer., Seeth.; BsL.;
B; L„E.",G.: häufig Dim., grösserer oder kleinerer
Sack, Tasche bes. der Landleute, aus dunklem oder
farbigem, auch besticktem Tuch, unten oft mit Quasten
versehn, oben mit einer starken Schnur zum Zuziehn
und an derselben in der Hand oder an einem Stecken
auf dem Rücken getragen. aaOU. ; jetzt meist f. Im
W. trägt man etwa seine Habseligkeiten, Kleidungs-
stücke und andre Gebrauchsgegenstände, auch Ge-
schenke auf Besuchsreisen, die Einkäufe vom Markt,
Esswaren zB. für die Feldarbeiter usw. D's Trini
u"d d's Eist tragen ires Chitlelli «'"' bräche" e"keiu
Waffe"rock, u"d we""-s' eppahin miessen, su kei"-s' tri
Watseckleni u"d brücke" hei" Habersack, meint ein
Rekrut. Alpenr. 1872. .Wer nicht mehr wie sonst sl"s
PinteUi im verknüpften Kopf- oder Xastuch zu tragen
begehrt ... verbringt es [zB.] in altmodischem Wart-
sack old Wartseckli. Bärnd. 1908. ,Wenn Meyeli [das
seine Habseligkeiten einj.ackt] schon von Allem wenig
hatte, so gab doch alles zusammen einen ordentlichen
Bündel, und noch einiges blieb übrig, mit welchem
es ein alt Wartsäcklein füllte.' Gotth. Im ,Wartsäckli'
bringt Mädeli seinen Trauungsanzug mit. ebd. ,Xach
4 Wochen kam die Frau wieder mit ... einem blu-
metigen Wartsäckli, worin eine 10 Pfd Anke"balle°
und 4 Dutzend Eier waren.' ebd. ,[Eine lockende
Traumgestalt verhiess dem Schulmeister] wenn du
heim kommst, so wird dein Wartsäckli beständig voll
sein, dass du die Kinder speisen kannst.' ebd. ,Die
[Branntwein-] Flasche wurde samt einem Stück Brod
in ein sog. Wartsäckli verpackt, welches nach seiner
Brodur [Stickerei], die sich darauf befand, die Bäuerin
auch an sorgenlosere und glücklichere Zeiten erinnern
mochte; Christe" nahm das Säekli an den Rücken...'
CWeibel 1885. [Ein Geissbub treibt seine Herde aus]
e" Stecken in der Hand, d's Wartseckli an der Siten.
aGG. (BHa.). Julie, der Ätti chunntjetz de"", i'h han-e"
scho" bim Gatter cfseh"; was bringt-er acht com Märit
hei'"? ... was mag acht i" si"°m Wats. si"? GJKühn
1819. , Ein Bauer ... trabte, mit seinem Wattsäckleij
am Stecken, durch das Christoffeltor hinaus.' X. B Kai.
1848. ,Ein alter Ätti mit dem unzertrennlichen Warts.
[auf dem Wege zum Markt].' Alpenr. 1868 (B). .Dass
mir am Märit zu Arberg mein Säulein ist davon ge-
laufen, samt dem Watsäcklein am Hals...' B Hink.
Bot 1808. ,Der Samichlaus trägt am Rücken eine
Hütte und ein Wartsäcklein mit den tieschenken.'
FAnd. 1898; vgl. ebd. 871. S. noch Gotten (Bd II
524 o.); Ge-SÜff (Sp. 359). In BsL. bes. auch = War-S.
(s.d.): Dass es Kein us der Stadt g'si" isch. het-men
em scho" vo" wilem a"g'seh": er het witi ätti Hose"
a"g'ha" und es Maus Hemmli drüber, und am Einige"
isch- em es Wartseggli g' hange", wie 's bi de" Basi-
mentere" der Bruch isch, mit grosse", rot und blaue"
Zotüe" vo" Sidenabgang. Sohwzd. Bildlich: Was isch
647
Sak, sek. sik,
648
denn aw'' Zensur? ... Redisch mit Verstand DO" Frei-
heit, Vaterland, so schnüert-me" dieh i" Wattsack i":
du muesch-n-e" Reveluzer sin. Minnicb 1836 (mit der
Erklärung : W. = Schnürsack, Gefängniss). ,Mala,
inantica, w.' Voc. opt. ,[Dcn Wirt] braht gitekeit dar-
zuo, das er . . . einen silbrin köpf nara und über des
sunes w. kam und sties in gar tougen drin ...' Schach-
zabelb. ,So ein probst mit dem lantgraven uff dem
lande reisen wil, so süllent die reitlechen ... einem
probst usricblen ein phärit von zwölf pfunden, der
im einen w. trage.' 1299/1420, L Ber. ,Graf Peter von
Ärberg, do er [bei Laupen] sacb, daz der strit der
herren halb übel gan wolte, da machte er sich zu den
hätten, da der herren watseck und Silbergeschirre
lag...' Just.; vgl.: ,Graf Peter von Arburg nara der
herren watseck ... und zog mit sinem volk darvon.'
HBrennw., Chr.; auch bei HREebm. 1620. ,[Dem N.]
urab die watseck ze bletzen uff die söimer 10 ß.' 1430,
BStRechn. ,Ain w.' 1469, ZWth. Inv. (Troll). ,Der weg
soll so breit sin, dass ein vogt von Baden mit eim w.
denselben weg uffaren mag ... so dick ein landvogt
mit eim w. und mit den sinen nottürftig were, den
weg ze riten und ze gan.' XV. (?), AASpreit. Offn. ,So
du by miner Schwester ein wotsack magst uberkum-
men, so bitt ich meister Hanssen schnider, er welle
in [den Pelzrock] inmachen; so du aber kein wotsack
köntest uberkummen, so loss in sunst meister Hansen
ettwan in sergen inmachen; es were vil weger in
einem wotsack dan in einer serge.' XVI., BAherbach.
,Also warden uffbunden der herren watseck.' Ziely
1521. ,[In Novarra 1500] besorgtem! ir etlich irer
ducaten und siden so übel, dass . . . si den nächsten
gon Meiland fuoren und iren herzog mit leren wat-
säcken dahinden Hessen.' Ansh. ,Was bringend wil-
dem mann? dann das brot ist dahin auss unserem
waatsack; so habend wir sunst kein gaab, die wir dem
mann Gottes bringind.' 1530/1665, I. Sam.; seit 1665
,Sack.' , Hippopera, bulga, inantica, waatsack; manti-
cula, waatsäckli. Pecunia conriscata, gehalten galt in
der bulgen oder waatsack, gesecklet galt.' Fris.; Mal.
,Um ain wadsack 17 ß 4 d.' Eainsp. 1553. ,Gorius dem
gurtler umb zwöy malenschloss an den w. im gwelb
12 ß.' 1557/8, B (AFlury 1894). ,Ua findt er sin rei-
sigen diener, der hat nichts bi im dann die bulgen und
waatseck, wann die pferd hattend im die flüchtigen
herren ... genommen.' Äg.Tschüm, Chr. ,Es giengend
vor inen [den zum Konstanzer Konzil einziehenden
Grafen] 21 wägen mit gezüg und 28 pferd mit wat-
säcken.' ebd. ,Sie gewunnen [von den Armagnaken]
416 pferdt, viel hämisch ... darzuo in watseeken viel
barschaft. Silbergeschirr und anders.' Wdrstisen 1580.
,1 Wattsack ... ein mellirtes Wattsäckli.' 1709, Z Inv.
S. noch Balg 1 (Bd IV 1214, 2 Stellen); zesämen-
rasplen (Bd VI 1485); Sack (Sp. 60!).
Mhd. wätmc. Reise-, Mantelsack. Die Kürzung der 1. Silbe
nach bekannter Kegel; zum r- Einschub, der vor t nicht selten
ist, vgl. zB. Chat (Bd III 557). ,Wat(t)-, Wadsack', Fa-
milienn. XIV./XVI., Z; vgl. Leu, Lex. XIX 6.
Wätschge"-(SecWi: Sack, worin die gedörrten
Zwetschgen aufbewahrt sind Aa (FOschw. 1897). —
Weize"-: Sack des Säemanns S. Wo-si der Acher
z'ioeg g'macht hei" für zum Säje" . . . der Thedor het
grad der Wei;e"sack wellen über de" Chopf üs ne" . . .
JReinh. 1907. — Zauber-: Sack des Taschenspielers
ZO. Syn. Gaukler-S. — W ort-zeichen-Seekli: Be-
hälter für die Wort- Zeichen (s. d.); s. Sigel-S. —
Ziger-: Tuch, in welchem der Ziger zum Abtropfen
aufgehängt wird Gl; U. Syn. Ziger-Gärnli (Bd II 425).
,Nun lässt man den Zieger sich setzen; der Zusenn
nimmt ihn hierauf mit den Händen heraus und wirft
ihn in den Z., der über dem Tranktrog aufgehängt
wird, damit alle Molke austropfen kann.' U Gem. Die
Flamme" [im Feuerloch der Alphütte] gänt uife" bis
a" d' Schindle", da trechnet-s' Zigerseck und Windle".
aGG. (U). 's isch-mer, ieh g'sech schu- Taler glänze",
. . . Zigerseck flicke" cha"" d' Chresenze", mit dem Wer-
chen isch wärlich üs. CZwicky 1901. — Zehner
Zenner-: Sack, der 10 Viertel (Korn) fasst ApH., L,
M. (TTobler). — Zucker- s. Ge-umrz-S.
Zer-: 1. Sack, in welchem man Lebensmittel auf
die Reise nimmt W. — 2. übertr., Bauch. Im Sprw.:
.Wenn man einen Bauern bittet, so grosset ihm der
Zehrs.' Sprww. 1824; vgl. Bd IV 1515. ,Der pfalzgraf
bi dem Rin beschickt sine puren den mertail und sagt
also zuo inen: nun sagend an, was druckt üch? ja er
liess inen nach alles das, so dann si für bschwerden
kundent anzaigen; aber der spruch muosst war sin
und bliben : wann man ain puren bitt, so grosset im
der zersack, dann über das alls schwuorent die puren
zesamen... und zugend für Haidelberg.' Sicher 1531.
1 schon mhd. (Lexer III 1080). Als Familieuu.: .Marty
Zersack der schelmenschmid ze Griffense.' 1478, Z RB.
Zit-: Uhrentasche BG. — Zwil(e)ch-: auch
Dim., Sack bzw. Säcklein aus Zwilch B; S; Th; Z
und weiterhin. .Malerisch war die Ausrüstung [der
Kinder auf der Schulreise]: vom Zwilchsäckli des
Geissbuben bis zum modernsten Rucksack.' Bund
1899. Auf der Jagd: ,Die [Adler-]Jagd ist um so ge-
fährlicher, als sich die jungen Adler schon sehr früh
wacker mit Fängen und Schnabel zu wehren ver-
stehen, daher man ... sie am Halse erfasst und sofort
in einen starken Zwilchsack steckt.' FAnd. 1898. S.
auch Sp. 287. ,[N. habe] ein leren zwilchs. verstollen,
daruf nachts, bis derselbig zerbrochen, glegen.' 1580,
Z RB. Als Kleidertasche: Du chunnt-mer z' Sinn, ich
icell-se [die Goldstücke] i" Underrocksack tue"; ick han
es Gloschli vo" der Muetter sälig anne" g'ha", mit-
emene* ferme" grosse" Ziviichs. RIscher 1903. —
Zwerch-, Zweris- s. Twer-S.
Sack II m.: Plünderung. .Daran wier [die päpst-
liche Garde zu Rom] ein grosses turcn handt, das
wir änderst sollen ghalten werden dann unser alt-
fordern, die alten Eidtgnossen, so vor dem s. [Plün-
derung Roms durch Karl von Bourbon 1527] hie zu
Rom in der guarde xin, und aber jetz türer ist denn
dozmal.' 1549, Schreiben des Ganlehauptmanns (ALüt.
1859). — Ital. sacco; mit Sack I etym. identisch. Vgl. auch
be-siuken, mckUieren, sowie Sack-Mann in den Nachträgen.
sacke", 3. Sg. Praes. und Ptc. -et (in B -t): 1. von
Müllern, „die Getreidesäcke auf- und abladen G",
bei den Kunden herumfahren, um ihnen die Säcke
mit Mehl abzuliefern und die Säcke mit Getreide zum
Mahlen in Empfang zu nehmen GSev. — 2. a) in
einen Sack, in die Tasche stecken, (die Taschen)
füllen, stopfen, bes. heimlich und unerlaubter Weise
AaF.; Bs; L (St.b); W; Zg (auch St.b); ZDättl., spec.
„bei einer Mahlzeit Dessert usw. verstohlener Weise
einpacken, wie übh. Etw. mitlaufen lassen, was Einem
eig. nicht gehört, allg." (St.2). ,Es solle aber bei der-
1349
Sak,
■1%, sik, sok, suk
65Ü
gleichen Ürten-Hochzeiten alles S. und Einpacken der
Speisen gänzlich verbotten sein, bei Straff 1 i'fd Pfg.'
1702, KWild 1847. ,Den Stubendienern wird einge-
schärft, dass sie und die Ihrigen auf diejenigen Per-
sonen, so an Hochzeiten sacken und packen, fleissige
Achtung geben und selbe zu gebührende! Abstraffang
anleiten.' 1729, ebd. S. noch er-bracken (Bd V 558).
.Untrüwlich s.': .[Nach dem Kappeier Krieg wurde
der B Regierung vorgeworfen] dass die kilchengüeter
u. gesacket wurdint.' Ansh. — b) den Magen füllen
Bs. Refl. mit präd. Adj.; ,[Die hungrige Maus zum
fetten Hund:] Du sakst ilich überweidig voll.' LMeyer
1767. — c) ,sich s.', se collocupletare.' Denzl. 1716.
— 3. a) durch wiederholtes rieben und Fallenlassen
eines Sackes, Gefässes dessen Inhalt (Körner, Trau-
ben) zsrütteln Aa; Bs; B (,confertam rerum copiam
frequenti lapsu in angustius spatium redigere.' Id. B);
Gl; ,L; Zg' (St.b); Z. Syn. hotzlen 2, nützen 2 (Bd
11 1837/8); stunggen. Isch's Bückti scho" g'sackt?
in der Weinlese Bs. So auch den Inhalt des überfüllten
Magens zsrütteln durch starke Bewegung L; Zg (St.1'),
zB. indem man von einem Stuhle springt Z (Spillm.).
— b) Einen derb schütteln und rütteln, beim Schopf
nehmen, züchtigen B. Und es het-nen [beim Erscheinen
der gespenstischen Gemse] a"g'fange" fluderen u"a s.
ivie-n-e" nasse" Pudel. DGemp. 1884. Von einem Wagen
auf holpriger Strasse B (Zyro). Das sacket Pne" l2"s,
das rüttelt Einen gehörig BG. - 4. refi. , viele Säcke
voll geben' Ndw (Matthys); wohl nur unpers. —
5. gleichs. einen Sack bilden, a) von Kleidern, .her-
unterhängen wie ein Sack' B. — b) von (Gewitter-)
Wolken, „schwarken, sich ballen" ApH. (T.); „B; Gl;
L"; G; „Sch"; Ndw; W; Z. Es sacket, sagt man,
wenn kleinere Wolken sich zu einer Gewitterwolke
vereinigen ApH. (T.). Es sacket wider dohiw'e" GStdt.
, Durchs Land her fing es an zu s.' Ndw Kai. 1907.
Meist refl. Es hät-s'i'h g'sackut, wenn die Wolken
sich an einem Orte sammeln, wo es dann regnet WVt.
's sacket-si''' über ''ein Rl", es sacket-sich dinnen in'n
Berge", gege" 'm Irchel wetteret 's scho". ACorrodi (Z).
,Es sackten sich die schwarzen und grauen Wolken
allgemach.' Stettler 1626. Uncig. ,[Man soll nicht
leichtfertig schwören, damit nicht] ein erschrocklich
Wetter seines unertragenlichen Zorns sich über uns
sacke und aussläre.' FWyss 1673. ,Es erzeigen sich Un-
fall; es hauffen, sacken und stecken sich ungute feind-
selige Händel mit besorglichem Ausstrag.' ebd. 1672. —
C) refl., von Eiter Ndw (Matthys); vgl. Eiter-Sack. —
d) refl., sich ausbauchen. ,Unden am hals hett er
[ein Vogel] ghept ein fürroten magen, der sich gägen
dem buch gesacket hett, das er wnll 2 mass win hett
mögen fassen.' 1551, UMey. Chr. — e) von einem Fluss,
sich stauen (?). ,N. von Meriswanden d[icit], die Rüss
sye [früher] an Maschwanden schachen hinabgerunnen
und breche demnach uss hinüber an Meriswander land,
da fuorte die Rüss den schachen als ein ganz herüber;
wol hab sich die Rüss oben abhar gesacket und abge-
mollet.' 1485, Z. — 6. „schleppen, nach sich zielin, wie
einen Sack, zumal im Compos. nach sacken" L (St.2). —
7. (durch einen Sack) seihen; vgl. Sack 1 b X (Sp. 613).
,Den wein s., von der hepfen durch ein sack ablassen,
das er milter werde, saccis vinacastrare.' Mal.; Denzl.
1716; vgl. Sack- Win. — 8. eine Weibsperson ,Sack'
schelten; vgl. Sack 4 , Elise von Merenberg clagt uff
langen Santden zimberknecht, daz der sy gehuoretund
gesacket hat.' Blaspii. aco. , Also huoret und saket die
Meigerin sy vil und vast, da lougnet sy nit, sy Sprech
zuo der Meigerin: wenn hast du mich gnuog gesaket?
wie lang sol ich dir das vertragen? du bist doch
einem sak im buch gelegen.' 1435, Z RB. ,Also lougnet
die Gret Bernoltin nit, da sy die Hoffmannin hudlet
und saket, sy spreche zuo iro: was hudlest und sakest
mich? du bist doch selber einer.' 1440, ebd. ,Da sy
aber zuo der Kesslerin geredt hab, das sy ira der
wort nit vergesse, hab si sy gesacket und gettuocht.'
1468, ebd. ,[N. habe] iren schmechlich geschelket
und gerett, sy sye ein huor und ein arswelberin und
darzuo iro übel gefluochet und iro tochter gesacket.'
1479, ebd. ,Sie [ein Pfarrer und ein Kaplan] haben
beide böse, schalkhafte Weiber, die einander huren
und sacken ..., und höchstärgerlich mit einander
leben.' 1534, Z (Hess, Sammlung). ,Sy sagt, die fründ
seitind, er müeste sy nit han, sackettind und bal-
gettind sy allermass, das sölichs nid gnuogsam ze glou-
ben.' 1538/40, Z Ehegericht. .[Buhlerin: Mein Mann]
huoret, balget und sacket mich.' VBoltz 1551. —
ge-sack(e)t: 1. g's. (voll), gestopft voll AAFri.; Bs;
BHa. Syn. ge-fuitgget. Ph ha" de" Sack g'sagged volle"
G'schnäper BHa. E" g'sackt Bückti Trubel giH no'h
kein Öme" Wi" Bs. — 2. ausgebauscht. Die Tracht
der Weiber im XV. bestand ua. in schwarzen und
blauen .gesackotten' Röcken. Z Gem. — 3. durch einen
,Sack' geseiht. ,Fecatum vinum, aus der häpf ge-
sacket.' Mal. S. noch ab-slhen (Sp. 588).
Vgl. Gr. WB. VIII 1621/2, zum Ptc. ebd. IV 1, 3782 (wo
andre Bedd.); Martin-Lienh. II 344; auch geeklen mit Zssen.
ab-: 1. intr., sich plump und schwer setzen, nieder-
fallen lassen BsStdt; BG. D's Babette isch hert nebe"-
wer uf-ene" Stuel abg'sacket und het g'stonet: mini
Nerve", mini arme" Nerve"! RIscher 1903. — 2. mit
Dat. P. und Acc. S., abgewöhnen GRNuf. (Trepp).
Dem ivül-ich Das scho" a.; Dein hän-ich Das abg'sacket!
— Anders bei Gr. WB. I 92.
abe"-: = sacken 3 a AALeer. (H.). — über-: refl.,
= über-lupfen 2 a (Bd III 1358), eig. beim Heben eines
Sackes. ,Hat Eins sich übersackt oder überlupft, so
lasst Ihr das Pflaster warm werden und legt's auf
den presthaften Teil.' B Dorfkal. 1889.
üf-: 1. a) (eine Last) wie einen Sack über die
Schulter oder auf den Rücken nehmen B. — b) mit
Dat. P., Einem Etw. (gegen seinen Willen) aufbürden
Th. — ■ 2. Einem einen Schlag versetzen ZHombr. —
Vgl. Gr. WB. I 717; Sanders 1 833 a; Martin-Lienh. II 344.
um-: wie ein voller Sack, schwer zu Boden fallen
Bs. — umeD-: 1. a) Säcke umhertragen Ndw (Matthys).
— b) in BG. des ■ ume" - s., wie einen Sack herum-
schleppen, -zerren, -werfen, zB. junge Tiere und bes.
Kinder zum Scherz BG.; Z. De muest das Chindli
nüd esö u. Unpers., Einen schütteln und rütteln, beim
Fahren auf holpriger Strasse Z. — 2. ,von Wolken'
Ndw (Matthys); vgl. sacken 5 b.
i"-: a) in Säcke füllen Ndw (Matthys). ,Dess ersten
sollen alle und jede Müller einem jeden sein Korn
besonder aufschütten, das Mahl darvon einsacken und
nicht under anders schütten noch mischten.' B Müller-
ordn. 1689/93; ähnlich 1771. — b) wie nhd. einsacken,
einstecken, sich die Taschen füllen, wohl allg.; oft abs.
[Tochter zur Mutter:] Eues Geld het-er i"g'sacket, und
Jets möcht-er noch mich ha". HFi.einer 1900. ,Er spricht
die Sünder engelrein, sackt dafür ihre Gelder ein.-
(351
Sak, sek, sik, sok, suk
iiö-J
Hagröschen. Port« chömmend d' Gelt- und d' Gold-
narre", perse, mit intern Geltsack and Portmonne, tro
Alles i"sacke"d und z'säme"packe"d. ONägeli 1910.
Potztüsi"g, wie 's dö Nüsse" hat! Wdicoll, dö sackt-
men V! MLienert 1906. Scherzh. auch für tüchtig
essen B; Th und wohl weiterhin. Wol tcol, Der sacket
g'hörig i"! Der hat recht i"g 'sacket.
Vgl. Gr. WB. III 261/2; Martin-Lieuli. II 344; Fischer
II(i35. Dazu: I"»ack m. , Einer, der gerne einsackt', scherzh.
Umdeutung des Namens Isaak.
um-enand-: = umen-s. 1 b, ein kleines Kind stets
herumschleppen, es aufnehmen, wieder ablegen usw.,
,alle Manöver mit ihm machen' Z (Spillmann). — er-:
Einen derb schütteln, ,wie einen Sack, den man
tüchtig füllen will' B; Z, auch durchwalken B (Zyro).
Es China e., zum Scherz. ,[Vier Männer von Wiedi-
kon] habind die Schlierer Knaben auf ihrem Heimweg
by Monschyn angetroffen, ohne einiche Ursach ange-
jochet, ersacket und ertummlet.' 1685, Z (Schreiben
des Pfarrers von Schlieren an den Rat). Stark er-
schüttern übb.: Es het 'tonderet, dass es alli Hüser
ersacket het BSi. Das het-mich ersacket öppis grüse-
lichs, zB. bei Fieber, ebd. — üs-: wie nhd., aus dem
Sacke herausnehmen, auspacken ZDättl. Tue e"mäl
ü.! Bes. Geld: Iez cha"" der Vatter wider ü., zB. um
die Schulden seines Sohnes zu bezahlen TuMü.
ver-: 1. refl., mit Ortsbestimmung, sich sammeln,
festsetzen, von einem Gewitter GrPt. Wltüs am leid-
ste" hed 's [das Gewitter] 'tä" bi Fadür und Caväll
dürhe", d's Schlegwetter hed-sich, so is"s Ei"'m fürcho",
dort gär stark versacket. Schwzd. — 2. Einen her-
nehmen (um ihn auszubeuten, seine Rache an ihm zu
kühlen) Z (RSchoch), Einen ,hineinlegen', absichtlich
in eine fatale Lage bringen BG., ins Unglück bringen,
betrügen. oO. (FStaub).
Zu 2 vgl. ver-tecklen, auch das wohl von unserm Wort
ausgehende syn. mr-eack-üren (Bd I 419).
fluni-: Einen hernehmen, im Spiel in Verlust
bringen GRPani, Tschiertschen.
Wohl kontaminiert aus den synn. flvmaen (Bd I 1199)
und plump-mekea (Sp. 634). Eiu Subst. Flum-Saek, von dem
das \'b abgeleitet wäre, ist kaum vorauszusetzen. Vgl. auch
das Folg.
ver-chrüt-. , Wer die Wahrheit geigt, dem schlägt
man den Fiedelbogen ums Maul...; hie und da aber
kann der Schuss auch denen hintenaus gehen, die den
Wahrheitsgeiger verkrautsacken wollen.' Bauernst.
1899. — Kontamination aus ver-chrülen (Bd III 916) und
versacken/
näeh- s. sacken 6. — näche"-. Er sacket im
dürhar nähe", mit seinem plumpen, schweren Gange
folgt er ihm überall BG. Auch bei Matthys (für Ndw)
ohne Bed. -Angabe.
be-: a) ,Etw. auf unrechtmässige Weise erwerben'
Scb ( Iüulih.); eig. in den Sack stecken. Plündern;
vgl. Sack IL ,Uff semlichs hatt der babst ettliche
brieff gfunden, dass die obgemelten zween habend ...
begärt, Bfäbstliche] Heiligkeit] und alles hoffgesind
umbzubringen sampt der guardi und ganz Rom zu
bes.' 1556, Schreiben des Gardehauptmanns (ALüt.
1859). — b) refl., (heimlich) seinen Sack füllen, sich
auf unrechtmässige Art bereichern L (St.b); ScBSt.
(Sulger); Zg (St.b). I" Revoluzione" b'sacke"d-sick d'
Cujone". Schwzd. (ScBSt.). .[Seine Frau habe] im das
sin heimlich abzogen und gestolen ... zuo letst, als sy
sich wol besaket, hat sy ufgehept und mit irer hab
von im zogen.' 1533, Z Ehegericht. , Reich werden,
sich wol bes., collocupletare.' Fris.; Mal. ,A1s er [der
Ketzer David Georg] nun nirgent sicher war, besackt
er sich wol, zohe den Rhein auf, kam im 44. jar gehn
Basel.' Wurstisen 1580. ,Sich bereichen, bes., locu-
pletare sc' Denzl. 1677. 1716. ,Sich b. mit': ,Und be-
sacket sich Hildebrand mit seinem [des verstorbenen
Papstes] verlassenen baren gelt.' HBull., Tig. — be-
sack(e)t. ,Mit vollen henden oder wol besacket etwan
hin kommen, copiose aliqup proficisci.' Fris.; Mal.
, Besacket mit Raub.' 1601, Lied. — Be-sackung f.
.Ungerechte B. [Unterschlagung] unsersGuts.' 1640, B.
— Vgl. Gr. WB. I 1539; Fischer I 885.
z'-säme'-: 1. Etw. zsraffen, um es einzustecken Z.
— 2. Etw. zsrütteln oder -pressen B. — 3. von Flüssig-
keiten, bes. im menschlichen Körper, sich (gleichs. in
einem Sack) anhäufen Ap (T.), von Eiter Ndw. Von
Wolken Ndw. Refl.: Der Himmel hät-sich a"g 'fange"
z's. CStreiff 1901 (GlM.).
Sackete" f., PI. -ti BR.: ein (kleinerer) Sack voll
BR.; Gr (Tsch.); Dial. S. auch für-bass (Bd IV 1654).
Mass für Getreide W.
Sacker m. Nur als Familienn. XV., AAZof. —
Eig. Sackniacher? Vgl. aber auch Gr. WB. VIII 1622.
sackisieren: plündern. ,[Im J. 1445] wüschet
man mit dem paner gehn Prirt..., sackisiert da, was
möglich, verbrennet darnach das läre nest biss an
die kirchen.' Wurstisen 1580. .Hierauf sackisiert man
all sein [des Herrn von Eptingen] guot darin [in dem
Schlosse], stiess das haus umb zwei ulir in der nacht
mit feur an.' ebd. — Auch bei Gr. WB. VIII 1623. Zur
Bildung und Bed. vgl. it. saccheggiare.
sackle": a) = sacken o a, „rütteln, wie Getreide
in einem Sacke" AaF.; „B; VO"; L; „Z." Rütteln
und schütteln übb., zB. beim Fahren auf holpriger.
Strasse AaF.; FJ.; L. Di Dorflämpene" hend de"
Chappi [den sie auf einer Bahre trugen] hie und dö
g'sacklet; de"" heig-er's jo exakt wie in-ere" Gütschen
inne" [meinten sie]. RBrandst. Uf der alte" Sträss
chumt-me" g'sacklet FJ. — b) abs., schlecht reiten
AaF.; L.
abe"-: = aben-sacken AaF. — i° - : = in-sacken. ebd.
Sacki BWorb, Säcki Bs — in.: Koseform für
Isaak.
Sakrament, Sacker (e)m'ent - n. : 1. (PI. gew. unver.,
in GRPr. auch -er) in der Kirchenspr. Die sieben
S-e der katholischen Kirche s. unter siben (Sp. 47).
,Wenn es sich begibt, das zwai mentschen ainandren
zuo dem s. der haillig ee genement und sich gegen
einandren engürtint ...' 1487, GT. Landrecht. Im en-
gern S. das S. des Altares, die geweihte Hostie; dafür
oft .das heilig s.' ,Were, das ein mentsch krank läge,
das er des heiligen s-es und der heilikeit notdurftig
were...' 1429, ZAltst. Offn. ,Das man kein kilchen
uffbrech, beroub, noch das s., den touffkrisen, den
jüngsten touff, noch anders des glich ding handle,
smäche, noch ienen hin trage noch ziehe.' 1448, B StR.
,Als denn ... das heilig, wirdig s., ouch das heilig
öley mitsampt zwein silberin monstranzen ... in der
lütkilchen sant Vincentien in unser statt Bern heim-
lichen verstolen worden ist.' 1464, ebd. ,Da giengend
si über den schrin, da das hailig s. inn was behalten,
Sak, sek, sik, sok, suk
und nanient herus die oHaten und taufend die linder
ineu selbs.' Z Ohr. XV.; darnach bei Äg.Tschudi Chr.:
,Das hochwürdig s. entuneret und geschmächt.' ,l)o
Kristus aim lietzsten nachtmal das haiig sackarment
uffsatzft] aim Huchen Donstag mit sinen lieben jün-
geren.' Stockar 1519. ,[Die geistl. Väter im Jetzer-
handel] vielent uf das heiig s. des libs und pluots
Kristi, als bim volk in er und glowen das höchst und
geförchtest, damit ein semlich wunderzeichen anze-
richten, dass es inen zum spil vast dienlich war; ge-
dachten ... ein hostien zefärben, dass si für pluot und
Heisch dargeben möchte werden . . . Demnach vergiftet
meister Uelsche das rot s., dem Jätzer uf dem altar
damit zuo vergeben.' Ansh. ,Er war doch nit deren
liiten, die keiser Heinrichen im s. vergeben [ihn mit
einer Hostie vergiftet] hättid.' ebd. Vgl. auch S.-Seckel.
Einen ,mit dem (heiligen) s. richten, ver-sehen' (s. Bd
VI 386.435), .verwaren': ,Sie ist also krank worden,
dass sie nach dem priester gsehicktft] hab, der sie
gebichdet und fürwart hab mit beden sakermänten
[Wein und Brot?].' 1560, Uw. ,Das heilig s. empfä-
hen': ,Das si [die prophezeiende Anachoretin] solichs,
so obgeschriben, in der hicht bestät und fest daruf
hüben si und das heilig sakermänt daruf enpfangen,
das die ding ein warheit sigen.' 1560, UwK. ,Zum
heiligen s. gän': .Das N. zuo im rette, man sagte, er
hette in zehen jaren nie bichtet und were och die zit
nit zum heiligen s. gangen; und wann daz im sin er
schwarlich berüer und sich mit warheit nit erfind,
daz er also an bicht und daz heilig s. gestanden sye,
so getruwt er...' 1487, Z RB. ,Mit dem s. faren, gän'
uä., in Prozession. ,An den weg, als man mit dem
s. vert', Grenzbestimmung. XIV./XV., LBer.; vgl. Um-
Ritt (Bd VI 1713/4). Ein Jude soll lästerliche Reden
geführt haben, ,als man mit dem s. [Var.: mit unsers
heren fronlicham] gieng.' 1421, Z RB.; wechselnd
mit den Wendungen: ,Man hat das heilig s. ein gassen
anhin getragen'; ,das s. ist uff der gassen gangen'; ,iu
den ziten, do er [ein Predigermönch] zuo dem Mün-
ster helffer wer, do ritte er mit dem heiigen s. zuo
Nümarkt in, do stüende ein junger jud vor dem tor
[usw.].' ebd. Die reformierte Kirche kennt zwei S-e;
s. Sigel Sp. 493 (FWyss 1677); vgl. dazu auch Zwingli
IIa 238/9. 429/30. [Bauer, der Zwillinge zur Taufe
bringt, zum Pfarrer:] Den Andern sö't-er-me uf die
Gottssakermänter taufen. Dermid hed-er säge" wellen,
der Bueb müess Geistlich studieren. GFient 1898 (GitPr.).
Das S. als ,Allerheiligstes': ,Were Hans [Jacob] Gyss-
ler, Hansen Son, an Heinrich Gyssler komen von wegen
einer Mark halber; habe Heinrich G. ine gepetten, er
solte in rüewig lasen; do hab Hans Jacob G. uff den
Tisch geschlagen, das die Gleser uffgesprungen sigend
und geredt, sy habind gefeit, wann es inen ein Sackar-
ment were. [Ein andrer Zeuge sagt aus:] Hans Jacob
G. hette zu Heinrich G. zum andern Mall geredt, sin
Vatter hette nüt recht gemarchet, und solte es ime
ein Sackerment sin, es falle woll umb syben oder
acht Jucharten.' 1602, ZFlaach; vgl. Sp. 654 die ent-
sprechende RA.: ,wenns dir ein herget were' (1590,
ZAnd.). In ZStdt gab es um 1520/5 eine Bruderschaft
zum S.; s. Vög.-Nüsch. 1 405; EEgli, Act. 275. Einmal
für S.-Hüs (Bd II 1725/6): ,3 m« haber den kareren,
die daz gehüwen stein brachten uf daz kor zuo dem s.'
1423, ZFraumünster. — 2. a) als Fluch- und Kraft-
wort, a) in voller Form Sacker- (auch Sacker-;-, sel-
tener Sackrr-Jment. allg. ,N. von Weningen schwuor
für und für übel s., touff und ander ungschikt schwüer.'
1547, LBer. Potz &.'(s. Bd IV 1997); bim S.! ,Do hat
sy vor menklichem überlut geschworen und gret, ee
sy hin nier hau wet, ee wet sy, das inn gotz s. schante.'
1538/40, Z Ehegericbt. ,X. hat gefluocht: Gotts macht,
wunden, lyden und Gotts s.' 1539, Z RB. .Demnach
N. von Schwamendingen by Gotts s., crissem und
touff geschworen ... welliche schwüer gar grussam
und inn einer Eidtgnosschaft unerhört sind.' 1548/9,
Z RB. ,Habe der jungkher gseit: was jest, du muost
der frowen den grundzinss gen und sy zalen, wenns
dir ein herget were! Darüber N. gredt: ich muoss
es jetzt nit tuon. [Junker:] Y, du muost es tuon,
und sott dich botz sacerment als läckersbuoben sehen-
den ! [Nach einer andern Zeugenaussage :] Y, du muost
sy zalen, wenns dir ein herget im bütterich innen
were! [Daniel:] nein! Der j. geschworen: tussent
sacerment, er müesse sy zalen!' 1590, ZAnd. ,Daruf
des Teters [Todschlägers] Frouw zu ime gsagt: als
Unflats schänd, schlach inn also! Da der Teter zu
iro, syner Frouwen, gesagt: gotz S., schwyg du!'
1601, Z. ,[N. habe ihm] die Ürten ghöuschet, er aber
nützit geben wellen, sonders geschworen: botz S., ich
furcht dich nit!' 1604, Z. ,[N. habe ihn angeredet:]
Poz Sakerment, ir Junkern sind allzyt wider die Bur-
ger; ihr müsst uns auch bei üch leben lassen!' 1651, L.
S. noch ge-segnen (Sp. 466). Verst.: (Potz) Himmel-,
Herrgott-, Sterne"-, Chrüz- (Kreuz-), Hell-S.! auch
gehäuft, zB. Himmel- Herrgott- (Sterne"-) S.! oder Chruz-
Himmel- Herrgott- Erde"-S.! usw. Du bist-mer tunder-
mässig lieb, bim Himmel- S.t SWinz. Tüsi"g S.! ,Dass
N. gesagt: botz tussendtS., aller Hundtfüden schendt!
wass lond ir mich nit ungehygt'r" 1521, Z. ,Gott-
schand, Sacramentschänd, Gottstauff, Gottsleiden, tau-
sent Sacrament und was dergleichen abscheuliche
Fluch und Schwur mehr sind.' Gwerb 1646. ,Siben
(tüsend) s.'; s. Sp. 47. (H)e d's S.! AALecr.; B. (De
< dur'») S. wille"! ZO. S. no">-n-e"moll! TbHw. 8.
denn aw*! JReinh. 1907 (S). Ein vu" de" Rüchere"
seit: Saggerement süss oeh! Der Halbfi" seit: Sag-
geredie süss oeh! Der Fl": Sapperlott süss och! GGrb.
— ß) euphem. entstellt; je nach Art und Grad der
Entstellung als mehr oder weniger harmloser, selbst
komischer Ausdr. der Bekräftigung, des Ärgers, der
Ver-, auch Bewunderung usw. Von dem fast uner-
schöpflichen Reichtum an Formen stellt das Fol-
gende nur eine Auswahl dar (bloss individuelle und
Augenblicksbildungen sind tunlichst ausgeschlossen).
1) Sacker-mäng.; Zg (Sacker^-), -mie GSev.; ZO.,
-most kk(Sael;er(0-J; Ar (Sack(e)r.;-); Bs; B; Gr; G;
Tu; üw; U; Z, -lot(t) L; Ndw; W; St., -lött Ap;
Bs; Gr; G; Scb; S; Th; ZO., -lö't, -lö'd Aa; B; Z,
■lost ZRuss. und sonst, -länt GrD. (B.), -länder
SchwE. (Ochsner), -bränt (Bd V 753). Potz, bim S.!
G' sonders geH's, bim Sahramost. ' g'ad Xütz a's frischi
Schotte". ATobler 1899; s. auch sügen (Sp. 515).
Wenn 's Chatze" haglet, so göm-mer z' lad, bim Sacker-
lot! SWinz (ScHSt.). Er hed-mr bim Sackerlänt en
Schwinte" g'ge", dass- er Tut: über Tutz <jdr<>l<t ist
GrD.(B.). Potz Tusi"ge' ' Sacker $mäng$! Zu. Tausoid-
sackermost! wie chönne"d die Frösche" auch mache"!
KdMey. 1844. Tausi"gsackersirmost! ScHNnk. Stern-
sackerlot! das Meitli löst lös, süss göt 's-der schlimm .'
ONXiiELi 1910. Der Sackerlot! die verfluechte" Gierte"
iiö5
Sali, sek. sik, sok, suk
heiu -i"s scho" lang au der Xasc" g'füert! Breitenst.
1864. Stickermost doch auch ! ZStdt, noch-n-enmöl! 'l'n.
(H)e d's Sackerlöt! BG. I Sackeiiänt(schent)! ei, potz
tausend! GrD. (B.). D' Alpe"chost het-mer g'mundet,
Sackermost.' G Kai. 1868. Sackermel! ,euphem. Fluch'
GTa. Sackerme-"dig-am-Zistig! Z (Dan.). Sacker-a"-
de"-Wände"! SchwE. (Ochsner); vgl. Sack 5 (Sp. 617).
Potz Sackerzwänzgfi)! BSi.; Z Wangen. Potz Sacker-
gucker! wie iseh da der Alphons in-es Güegi ine" cho"!
Schwzd. (BoAa.). Bim Sackerhageli! B. ,Das Ding
war fein! [Hofnarr:] Sackerlodibein!- Schw Fasn. 1898.
,lr Eeraan selig habe geschworen: das dich Botz
Sacker Meyland sehend aller fulen Schölmen, aller
Lecker etc.' 1013, Z. Botz Himmel Herrgott z' Acker
g'fare"! ThHw. Jö, selb ist au'h noeh en Jörgang g'si",
wo-me" hat tore" füre"lö", botz Hundertzackergfare" !
Sch Bote 1904 (ScuSchl.). Sagrabatz! Ausruf der Ver-
wunderung SThierst. — Sackerli-ment, -most B. Bim
S.! Ph wett de"" bim Sackerlimost grad ei"s luege"!
Bari 1885. Secker-ment Ndw, -mäng^ AaWoM. (auch
Sediere-, Sack-); ZO., -lot S. -länt SchwE.; Ndw. 'sisch
bim Seckerlot e" Schand für 's ganz Gäu! BWyss 1863.
,Potz tausend z'eckermängä, so könnt man ja nicht
mehr senntnen!' Inderb. 1831. Er sägi"d g'ivöss, bim
Seckerebeck! wie-n-ieh dö Alls üsg'lueget heg. JMerz
1836. Seckelment s. Seckel. — 2) Sagger-mie Z
(Brandenb.). Bim Siggerment! S. Recht so, Chnabe",
bim Sigg., ganz recht! JHofst. 1865. — 3) Sapper-
ment Ap (auch Sapp(e)rt-); Bs; B; Gr; L; G (auch
Sapper^-); Sch; S; Th; Uw; Z, -mäng% L, -most AaL.;
Ap(auch Sappfejre.-); Bs; B; Gl; L; G (auch Sopperj-);
Sch; Th; Uw; Z. -nust ZO., -lot(t) L; Schw; Ndw,
-lött Ap; Bs; G; Th, -lö't B; Z, -lutt Zg, -lost G
(Lenggenh. 1830); Sch; S (EHänggi); Th, -länt Ap
(Sapper?.-). Potz, bim S.! Wenn der H. so Öppis tat,
potz Sapperlot, De'' ieelt-ich schon tribeliere" ! OvGreyerz
1898. Potz Sapperlot! nie spanne"d d' Lüt [auf die
Verkündung einer Hochzeit]! Schwzd. (Sch). Er hat
bim Sappermost recht g'ha"! Z. ,Das war doch, beim
Sapperraost, unverschämt!' Ndw Kai. 19u6. Potz Him-
mel-Sapperment! L (Ineichen); s. auch Bd II 1292 u.
Chrttzsapperlot, es ist kei" G'spass! AHeimann 1899.
(Potz, bim) Tüsi"g (Dausi'g bzw. T- Bs; Sch) S.!
Tüsi"gsappermänge ! händ Die Bullauge" g' macht! L
(JRoos). Potz Tüsi"g Sappermost, wie schlotteret die
Chost! ZF. Potz hunderttüsi"g Sapperment, i'h ha"
mi"s Füdeli ganz verbrannt! ZS. (aus einem Volks-
reim). E z' Tüsi"g Seperländer! drü Chind uf einist
z' Tauf! Die hübsche" Litt hmd G 'wänder! SchwE.
(Ochsner). ,Botz tausent saper blendt! ich wolt, ich
hätt keine Händt...' Tyrolersp. 1743. Sapperment
(■most) wille"! ZF. Sapperment nochtenau<sh ! GrNuI.
Sapperlott auch! Th. S. ine" (wie bist dit en Purst)! Th
Pfyn. Sapperlot abenandfre") ! B. .Sapperlott abenand!
was soll das bedeuten?' Ndw Kai. 1906. Sapper-
mänge! Das cha"" jo Einen el'ei" nid prästiere"! L
(JRoos). Sappermost! tue doch nit so hitzig! L (Krien-
ser Anz. 1898). Doch, Sapperlost, 's ist änderst cho"!
Lenggenh. 1830 (G). Chleider hät-er, Sapperlot, bis uf
d' Hemper Alles guet! Z (Liedanfang). Lüt het 's g'ha'
[am Schützenfest] ... Saperalent! Ap (Lied). Sapper
element! S; vgl. Bd I 175. Sapperellemost denn auch
Bs (Seiler). Potz Sapper-a"-de"- Wände", het Här a'
de" Zände"! Zuruf, zB. an lärmende Kinder GlMoII
Stipi-ierlndi! Das mir Öppis für de" Mitjili! Ndw Kai
1906. Sappt rludibei" .' .Ausruf' L. Sapperzi'si! ti
(Dan.). Sapperzucker! U. — Potz Sappcrliment! Das
g'seht angers a's vor Jöre"! Bim Sapperlilott! BSi.
EHänggi (S). Se p per länt, -länder! SchwE. (Ochsner).
— 4) Safferment; s. Sp. 331. Dazu noch: Potz 8.1
L; Z, in Ap lt AHaider Safßtfnent. Mueter, was häm-
mer z' Nacht? Nudle", dass 's pfützet (pufft) und
chracht; Mueter, botz Safferment (potz Sapperment),
d' Nudle" sind all(i) verbrannt! Z; ähnlich bei Rochh.
1857, 330. Bim Safferement! GT. Häb bim Saffräment
di" Gosche" zue! G Kai. 1809. .Ihrer hundert sind bim
Safferment nüd zeh Pfenig wert.' Stütz 1853. ,Wil
E. [euer] Taut nit han ein End, bi dem Saffar- und
Rasperment! ich wil euch gen den baren Lon.' um
1600, L Spiel. .[Prasser:] Bin auch in disem Spittel
krank, weiss sälbs nit, bim Saffermänt! wass guoten
Rats ich finden kent.' Com. Beati. .Minister: Der gol-
den Fliess, beim Saffermiess! dem Tronfolger wird
gefallen.' 1765/6, ScHwArth. Saffermänge, saffermängs-
möl SchwE. (Ochsner). Dri Dökter, z' Saffermängä!
wo müend-s' acht hi"? ebd. E dui Safferlinti hindere" !
Das ist e" G'studierte'- [Arzt]. Obw Blätter 1900. —
5) weitre Entstellungen des ersten Teils, insbes. des
Anlauts. Sabilent; s. Sp. 38 u. ,Bim Salimänt! ich
biu ein Herr, es darrt' da keiss Brobieress mer!'
Com. Beati. ,Botz Lüsiment, Bussliment!* s. Bd UI
1457. IV 1749. Dackermänt! Bs (Seiler); vgl. auch
unter d. Gaggermäng ; s. Bd II 167. ,Ei botz dussig
Schappermant! ich wills sagii gschwind und bhand ...'
XVIII./X1X., ScHwBrunn. Bartlispiel. Schlapperment !
Aa (nach Rochh. 1857 auch Schlappt:-); L. Potz, bim
Schi.! ,Gotts Tausend Schlapperment.' JMahl. 1620;
s. auch Bote (Bd IV 1996). Rasperment; s. Bd VI
1486. Bocker (Oment, -mel, -most (auch GW.); s. Bd
IV 1136 (mit Anm). Dazu noch: Nei", potz Bokre-
m'ent! Was galoppiert derthar! MLien. 1906. Bockere-
ment! Das war nüd so u"g'schiggt ! CStreifp 1901
(GlM.). Hackermcnt, -iitängr, -most; s. Bd II 1114 u.
Nei", lueg auch, bim HackCmint ! ne" Pelzchrage" [als
Geschenk]! L Nachr. 1865. Bim Huckermenge! Feier-
abend 1860 (Th). Hackerlot ZO. Heckerment ÄALeer.;
Bs, -iitäntp AALeer. Ich hon's bim Happermint auch
'tenggt! Th. Happerment ine"! chön"e"d-er nid auch
sttl'e'- si"Y ebd. Hegermänge; s. Bd II 1084. — 6) mit
Apharese des Anlauts bis zur Weglassung des 1. Teils.
Bim Acker mint! Th. .Akerlot, Akerlot noch ä mahl!'
UBrägger 1780. ,[Zu Marie, die wegen ihrer Mutter be-
unruhigt ist:] Ackerlot, lass du 's Vögeli sorgen!' ebd.
Eggerynent! Ausdr. des Ekels, von Kindern gebr. Gl
Moll. Ackeren^! Apl.f; s. JVetsch 1910, 45/6. Kar-
ment GrPi\ K. i! tcie's mV Bei" g'riesteret hed !
MKuoni 1884. I tüsi"g Karmentschent! wenn Das nW
nid Riffen ist! ebd. (Potz) Ment! (Potz) Most! s, m'ent
(Bd IV 344); Most 5 (ebd. 542). — 7) mit Weglassung
des 2. Teils. Sakra Ap; Z und weiterhin, bes. häutig
Himmel- S. Potz Hell Sakera! Ap Volksfrd 1876.
Sacker B; L. Potz S.! B, auch lt Zyro. Botz S.,
Dem wei"-mer zeige", dass-mer de"" ke" Hudle" sige"!
Gotth. ,Wie man die Dienstboten jetzt speisen muss,
potz S.! es hat keine Art mehr.' ebd. Bim (Tüsi"g)
S.! B; L (Ineichen). E d's S.! s. Salü. He d'r S.! jez
wär-i'h bald erschrocke"! Gotth. ,Anna Bäbi traf Hansli
[mit dem Ellenbogen] so gut, dass der zusammenfuhr
und trug: S.! was liest?' ebd. ,Frau Hauptmännin
horte sie sich gerne schelten; Frau Hauptmännin, S.,
Sak, sek, sik. sok. suk
das klingt." ebd. ,Potz S. Kryden!' g. Krid (Bd III
787). ,1'otz s. leiden!' s. Marter II 4 (Bd IV 425).
,[N. habe] in winfüechte und zorn geschworen: sacer
herrgott, sacer himmel, touff, als platten sehend, sambt
andern mehr mitgeloffnen schwüeren und lesternngen.'
1588, Z RB. ( HJe d's Sackerli! auch Sackerli, Sackerli!
B. ,Sakerli, Sakerli! dachte er, was sagt mys Fraueli,
wenn ihr ein Ratsherr heimkömmt!' Gönn. Tüsi'ger
Sapperli! wann ä [auch] Das d' Frä" Statthalteri"
g'si" war! ACorr. 1879 (Z). I Saeki! , Ausruf' GRvPr.
(MKuoni). I Sacki.' wie würd 's-mer gä", wenn-ich di
ZU certenterle", wä ich süss im Hinderli"g bi". Schwzd.
Die Verkürzung zu Sack s. Sp. 017 o. — b) als Adv.,
auch Adj., = verflucht, verwünscht in steigerndem S.
,Die Fluchwörter Sackerment, -most, -lot, Sapperment
werden auch als Adv. = sehr, gebraucht' Nnw (Matthys).
Er ist sapperlot gross! Sacker wol, , überaus gut.' oO.
(LTobler). Es hat sacker en Gruste" vo" Härti a"
dem Brot, eine verflucht harte Kruste BBe. (Dan.).
Adj.: E" seckerlänte (Kärli usw.) Nnw (Matthys). —
c) als Subst. m. (PI. -e") in persönlicher Bed.,
verfluchter, verwünschter Kerl; in den Entstellungen
gemildert. De" Sacker fjment ! Aa; Ap; B; Gl; Gr;
L; G; Schw; Th; Z; gelegentlich auch von Tieren
(zB. störrischen Pferden), Geräten usw. De'' S. soll
cho", Dem will-i''' 's zeige"! B. Wart, du Sackarament !
wenn-dich eric titsche" , de"" icill-der einist läse"! L. En
hebige' S.! ärgerlich von Einem, der zäh an einer
Forderung festhält Th. En u"söder (wschaffelige) S.!
BG. So-n-e" nöchsüechige'' S.! L; s. näch-süechig (Sp.
234). Du ong'rötner S.! AaF.; s. auch un-ge-rimt (Bd
VI 903). En Zwingher, en unguete' S.! GrPt.; s. üs-
brechen (Bd V 332 u.). Das'-i'h dene" schlechte" Himmel-
saggermente" muess dere" WV zale", Das ist das Tum-
mist! CStreiff 1902/3. DerSackerlot(tJ.rB; Schw; Th; Z.
Die Sackerlotte", nie" sfft-s' grad schinde"! Schw Fasn.
1898. Chunnt e" Narr, e" dummer Sackerlänt derhar . . .
SchwE. (Ochsner). Ja bim Eid! der Seckerlänt [ein
Händler] häd doch die billigst War! U Wbl. 1906.
Sapperment: 's ist dene" wältsche" S-e" nid z' traue"!
JRoos (L). Eusi junge" Litt, die Sappermänge" ! ebd.
Jo jo, Buebe", dir Sapperlotte" dir! JReinh. 1901.
,Der wilde Kerl wird bisweilen ausgegerbt, dass dem
Sapperlott die Rippen krachen.' Stütz (B.) 1852. Die
Tüsi"gs Saffermcnte" sind jo gar nüd z' C/u7'*e" g'si"!
ebd. De" Sacker! B. D's Sackgumpe" . . . wei" die
Sackeren [die Regierung] ü"s ga" ne"!PosT:aEiRi 1869 (B).
Dene" K rüzsackere" ! Gotth. S. noch siech(&p. 195). Auch
als Ausdr. der Anerkennung, Bewunderung. Er ist e(n)
(rechte) Sackerment! Ap (Sackr<;-); B. E" chldige
Sackerment! von einem gesundheitstrotzendeu Men-
schen. Barnd. 1904. E" zähe Sacker, von einem alten
Weibe. SGfeller 191 1. In sächlicher Bed : lez ist aller
Sackerment zum Tüfel! Alles (zB. der ganze Vorrat) hin
Th. Machst-mer icider alle" S. dureh-enand ! Mutter ta-
delnd zum Kinde, ebd. Syn. alle'' Hagel, Tunderwetter,
Cheib, Chog usw. — d) in der Form des Gen. <x) einem
andern Subst. vorgesetzt. Hieher wohl die Angabe:
,Saggermintsch, auch als Adj.' GSa. E(n) Sackerments
Kärli (Purst, Bueb usw.) Bs; B; Th; Z und weiterhin.
Die Sackerments Buebe", was händ Die wider a"g 'stellt!
Du Sackerments Bläst! Ap; s. Bd V 168 u. De' Sacker-
lots Bursch! B. Du Seckerments Lüsbueb! L. Das
Deckerments Spile" [mit Karten]! BWvss 1863 (S).
Sapperments Spilsöck ! Ap. Wart, du Sapperlots Bueb,
Schweiz. Mlottknn VII.
('■'• will-dcr! BW«sl863. ,Die... müssen Sapperlol
Kerle sein !'ij Geflügelhof 1900. D's karlents Butzi
[Kleiner] GRPr.(Schwzd.). Du Hammers Bueb: 'Th; vgl.
unter a. .Die Säfermants Schleihern.' UBräöger 1782.
Ir Sackers Bräme"! ZBül., O. E" Sackerments Zug!
Th. Die Karments Meini"g! GrPt. Seltener vor
einem Adj., Adr. oder \'b. \s ist sackerments ehalt
Th; Z. Er het gar sackerments es uerchigs Fraueli'.
BG. Er isch sackermentsch es hebigs Manndli '. I-. Es
isch doch sackermentsch letz g'gauge"! ebd. Owiebin-
ich auch e" seckerments dumme'' Donners Lappi g'si"!
L Nachr. 1865. Sackerlänts schö"s Fleisch Scuwlb.
,Sie hatten sechs sackers schöne Schweine.' Gotth.
Es ist-mer sackers blöd g'si" ZO. Ich wur<'-me'h sakre-
ments schildere"! EFedrer (GT.). Seckerlänts stinke"
aSriiw; s. branslen (Bd V 744). — ß) auch für sich
allein stehend. 1) entsprechend a. Saggermintsch !
.Schwur' GMs. Seckermcnfsch ! S. Seckermengsch (nach
andrer Angabe Säcker.-)'. AaWoIiI. Sacker- (Ndw),
Saffer- (Schw) mies! Sappermiesch(el)! LG. Secker-
(Ndw), Sapper- (Sprww. 1869) länts! Aber, Sag[g]ere-
brintsch '. nie wird 's Dene" tjü"! GO. Sacker- (AaWoIi].,
Z.; L; UwE.), Secker- (L), Sapper- (AaL.; UwE.; Sprww.
1869) «tränte .' Säckerstrants! SB. Botz Sackerstränz,
Ödel! bist Höchziter? JRoos 1907 (L). E" so-n-e"
Ordni"g, Sapperstränz ! verdienet KumpUmint und
Chränz! Schw/d. (L). Es battet Nud, bim Seckerstränz,
wenn-ich auch barfis gö"! Ineichen 1859. .[Gott Voda,
dem ein Schönheitspflästerchen aufgeklebt wurde:]
Beim sacker strenz, ih glaub auh, ih glenz und hab
bei Goff ein Autoritet wie sant Christoff!' Tvrolersp.
1743. ,Eine Nachahmung der unter den Verdrehetesten
Bauern üblichen Manier, anstatt der Wörter des
Schwörens und Fluchens ähnliche Töne zu gebrau-
chen und z. E. anstatt beim Donner beim Tummel,
anstatt beim Kezer beim Käzli und anstatt beim Sa-
krament beim Sakerstrenz zu sagen ... Die Erfahrung
wird uns die Käzli- und Sakerstrenz-Flucher immer
ceeteris paribus niederträchtiger und verdreheter dar-
stellen, als die, so ihren Kezer und Sakrament grad
hcrausfluchen.' HPest. 1785, 190/2. Bim Haberstränz!
Uw. — 2) entsprechend c. Der Heini selber ritet i",
de'' Sapperstränz! Fritschi 1900. Die schöne" Jodler
chan"-er all und pfxft auch alli Tanz ... der Tüsi'g-
seckerstrenz ! L Vaterland 1906. Unpers.; s. Sacker-
bräntsch (Bd V 760). — e) in der Zss. sacker-mässig
BG. (s. Bd VI 176); ZF. S. ehalt ZF.
Vgl. (auch zu 2) Gr. WB. VIII 1671/5; Sanders II 833;
Martin-Lienh. II 345. Nicht hieher gehören die aus dem
Frz. entlehnten FluchwBrter sacker -nundedie (Bd IV 769),
sapper-blö (Bd V 3 «.), sacker-die (s. d.), wozu auch das ubeu
mit angeführte eacker-Iot(t) aus frz. sacrelotte. Zur Unter-
drückung der 1. Silbe vgl. frz. /«</'"'(-'•'<>'. -'•<"■ -Dien).
Ein Einsender vermutet in -stränz , Monstranz.' Dann waren
die Belege unter 2 a ß zu stellen. — ,Sacrament', Name einer
Kapelle in LEtt. (Leu, Lex.). Ein , Sakramentswald' bei Uw
öisw.; zum Ursprung der Benennung vgl. Ndw Beitr. 1889, 75.
Zürith-. In der RA.: Da' hed weniger Chraft
(Wert) a's 's Züri'h - Sackerment, ,als das hl. Altar-
sakrament der [reformierten] Zürcher-, dh. es hat keine
Kraft, Nichts zu bedeuten AaKc.
Sakramente": 1. das Abendmahl (die Hostie)
nehmen. ,[Maria hiess Jetzer] gedultig und gborsam
sin, in gotsvorcht und guoten werken verharren, vasten,
beten, bichten und sacramenten.' Ansu. — 2. sacker-
mente" L (Ineichen): ZO.; St., sapper- Z: eig. Sacker-
1359
Sak, sek, sik, sok.
mint fluchen, übh. „lärmend schwören und fluchen."
S. und flueche" ZO. Wenn 's Fueriverch neimerd b'stöt,
schlackt [der Fuhrmann] mit der Geiste" drl" und
sappermentet her und hi"! KdMey. 1844. .So trampelten
und himmelsappermenteten sie [die Tanzenden] im
ganzen Hause herum. [Dem zuschauenden Vreneli
kam es vor, das] was im Vordergrund so gross und
himmelsappermenterlich sei, werde ... zu einem Stüb-
chen voll Elend und Not.' Gotth. — 2 auch bei Hebel
(eapper-); vgl. auch Gr. WB. VIII 1674.
ver-: 1. Etw. (auf die Sakramente) beschwören.
.Nachdem der römsch küng einen versacramenteten
friden von den Franzosen ... mit wer und witz er-
langt.' Ansh. Kefl., ,sich verbinden und v.': .Margret
... bracht zuo wegen, dass ir vater, der römsch küng,
und der franzesisch küng ... sich zuosaramen wider
die Venetier verpunden und versacramenteten, also
dass ir keiner vom andren ab sölte ston, biss si al
und ieder siner ansprach vergnüegt wäre.' Ansh. —
2. versackerlote" B (Dan.), versalamentru" W (Tschei-
nen), derb oder ärgerlich für verderben. Syn. ver-
tunneren, -tüflen. Die Arzte vertünere™ und versacker-
lote" einen Menschen B (Dan.). Alls c. W. D' M%s
[die Mäuse] heint-mer im Chasto Alls versalamentrot,
, Alles verdorben, durcheinander gewühlt'
Vgl. Gr. WB. XII 1031. Zur Form wI«khi™» vgl.
.Saliment' (Sp. 656).
Sakrament er m.: 1. Bezeichnung der Vertreter
der (Lutherischen) Transsubstantiationslehre. ,Etlich,
die den sacramenten ze vil zuogebend, truckend dise
wort dahin, das sy getörend ... den sacramenten zuo-
geben, sy bringind mitt inen, so man sy bruche, natür-
lich und wäsenlich die ding, die sy allein bedütend...
Mag nit der bapst syn meinung, da er leert, das brot
werde in den lychnam Christi verwandlet, eben als
wol mit disen Worten beschirmen, als die sacramenter
ir meinung. der natürlich lychnam Christi werde ins
nachtmal mit den Worten bracht, mit disem grund
beschirmend, der gloub sye der unsichtbaren dingen.'
LJud 1531 (noch mehrfach); vgl. in Zwingiis lat. Ori-
ginal: ,Ii jure vocantur sacramentarii, qui sacraraentis
tribuunt quod non habent.' — 2. Sackermenter Aa;
B; Tb; Z, Sappermenter B; G (in We. Sapper?-);
Th; Z, -lotter GWe.; ZO., -lötß)er Aa; G; Z, = Sakra-
ment 2 c. .Sie haben das Schiff lein gebaut, um noch
einmal tollkühn ins Weltmeer hinauszusteuern und
neues Unheil anzustiften, die Sakermenter!' BSchulbl.
1900. [Fritz zu Anneli:] Am End möeht-er sogar dieh
ha", de- Sackermenter! HFleiner 1900. Ph vill-di'1'
lere", du Sapperm.! ACorr. 1884. ,Siehst du, Sapperm.,
was für ein Sünder du bist? sagte Pineiss.' GKeller.
[Grossvater zum Enkelkinde:] Du Sapperlöters-Ludeli
dö mit dl"'m Pumperfudeli . ■ ■! AGysi 1899.
Vgl. Gr. WB. VIII 1675/6; Sanders II 833. Zu 1 : Luther
nauute umgekehrt ,S.' die Vertreter derjenigen protestan-
tischen Richtungen, die seiner Sakramentslehre nicht bei-
traten (Gr. WB. aaO.).
sakramentiere" sackerm-: = sackermenten 2 G
Wb.; Sch; S; Ndw; W; St. .Wegen des Gottsiesterens,
Sacramentierens und Schändens haben meine Herren
erkennt, das Derjenige, der sacramentiert, die heiligen
Sacrament lästert, schendt und sonst lästerlich und
ungebürlich schwert ...' 1641, AaB. Sittenmand.; ähn-
lich 1049. ,0 dass dieses beherzigten alle ruhlose,
unbesinte Schwcer- und Fluchmäuler, dass sie um
ihres Elementierens und Sacramentierens willen zur
Lingken müssen gestelt werden [am jüngsten Gericht],
sie wurden nicht also gottslästeren und fluchen.'
PWySS 1675. — Auch bei Gr. WB. VIII 1676.
sakramentig: = Sackermcnts (s. Sakrament 2 d a.
Sp. 657). Du sackermentiger Vehschinder! L Nachr.
18ÖIJ. Karmentig, -lentig GrPi\ [Knabe zu Kühen:]
Ghommendnw, jerk-e" Hellhägge" ... wenn-er Ai"s über
d' Schnorre" i" ha" u-end! SenwzD. (YIKuoni). Sapper-
lotig, ,Fluchw., als Adv. auch = sehr' Ndw (Matthys).
Safferlostig ; s. Sp. 331 u.
sakramentisch: 1. zu Sakrament 1. ,Die s.
pfaffenbuoss', Übersetzung von peenitentia sacramen-
talis in der 2. These Luthers. Ansh. IV 216. ,Der
s-e span', der Streit um die Abendmahlslehre. JHaller
1550/73. - 2. sackermentisch B(Bärnd.l908), sackfej-
risch AaF.; Ap; B; GSa., Wb.; Sch; UUrs.; ZO.,
seckerisch L; Scbw, sapferisch GA., Sa., Adv., auch
Adj. = sakramentig. ,Dcr steife Hut kann sackermentisch
verwullhueted werden.' BiBND.1908. Er hät-em sackrisch
use"'butit GWb. ,Dort sein drei Jude" gsässe", hei"
gar sakrisch gstunkeV Grolimdnd 191h (S Volkslied).
[Der Angegriffene] wert seckerisch, schlöht unten, aber
's nützt-e" Nüd ScuwE. (Ochsner). ,Die Ämter müssen
dazumal schon sekerisch ward gewesen sein.' Ixderb.
1831 (Schw). Es tuet-mer s. we GA., Sa. S. schöfnj
AaF.; B; GA., Sa. S. e" schöns Meitli (LTobler). Adj.
A'- s-i GSchicht, e" s-es Zug ZO. (RSchoch). Der hat
e" s-i Meini"g vo"-sic''! ebd. E" sapferischer Bueb, ein
abgefeimter Bursche GA. Der s$b sakrisch [Grenz-]
Zoll! APletscher 1902.
Vgl. Gr. WB. VIII 1674 (,sackerraentisch' in Bed. 2);
Schm. * II 222. SackMrisch schliesst sich an Sacktr (Sp.
656) an.
sakramentlich: 1. = dem Vor. 1. .[Der Abt] kam
[in seiner Rede] mit dem geistlichen essen und s-en.'
SHopmstr 1526. ,Das s. brot' Vad.; vgl. ebd. III 401.
.Pluotfarb ... vom s-en helgen pluot [zum Abendmahl
geweihter Wein] gemachet.' Ansh. III 77. , [Bischof zum
Prior im Jetzerhandel:] Wie wol die bekantnüss, die
wir iezt von üch ervordren, nit s. [kraft des Sakraments
der Beichte gefordert] ist, so ist si dennocht not-
wendig zuo üwerer seien heil...' ebd. III 147. —
2. sappermieschlig als Ausruf, verhüllend für Sakra-
ment LG. Hackermentlig(sJ;s. Bd II 1114/5. Bockere-
mentlig; s. Bd IV 1136. Pers. wie Sakrament 2 c:
[Magd:] lez tanze"d-si [Herr und Frau] im Bössli, die
Hacke' mentlig ! L Nachr. 1865.
Bind. ■'■«■mmtntUrl, in Bed. 1 ; vgl. auch Gr. WB. VIII
1676. Die pers. Verwendung uuter 2 lehnt sich au die
Bildungen auf -li"g an.
sakrifiziere": zum Heiligen machen. , Dass sem-
licher heiliger vater [Hadrian] ... bald gesacrificiert
und geheiliget und ein andrer dargeschöpft wurde.'
Ansh. V 31. , [Die Dominikaner verabredeten] Jätzern
noch einmal mit einer krönten Merven zuo versuochen
und ze s.' ebd. III 132.
sakrilegisch: gotteslästerlich. ,Ein sacrileische
tüfelsche huori.' Ansh. V 237.
Sakristm.: Verwalter der Sakristei, Sigrist. ,Jos
Hagk von Fryburg, sacrist [des B Dominikanerklo-
sters].' Ansh. , Zeigten im [Jetzer] ouch die brinnenden
kärzen, wunderbarlich, ja, vom novizenmeister und
sacristen, so da wacht hielten, angezint' ebd. ,Wie
Sak, sek, sik, sok, suk
sich die subdiacon, das sind sacristen, halten sollen.'
1529, Bs (Ochs). ,Item darnach in ochsternfyertagen
ruuost unser sacrist die Schlüssel zu der sacristien
den pflegern zu iren henden geben.' 1529, Bs Chr.
Etym. eins mit Sigrist (Sp. SOS). Vgl. auch ßr. WB.
VIII 1671 (unter .Sakristan').
Sakristi, -ei, in S lt BWyss SakXerslei — f.:
a) Sakristei AaF.; S; Ndw; heute wohl zieml. allg.
Eine ältere Bezeichnung s. unter Sigeltal (Sp. 506).
,Ihre [der vier , Kirchenherren' zu UwStans] Pfründen
werden ihnen jährlich um Weihnacht durch einen
Ausschuss der Kirchgemeinde bei einem stillen Be-
such in der Sakristei wieder zugesagt.' Uw Gem. ,Zuo
Sant Peter in der sakrasty.' 1474, Z RB. ,Sacristey,
heiltuomhauss, sacrarium, cella.' Mal. Als Aufbe-
wahrungsort für Urkunden, Raritäten udgl. ,Derselb
stift rodel lit in der herren kästen in der obren sa-
crenstig.' XIV., L Propsteirodel. ,Lit der selb brief
in der obren sacristyg in dem gemeinen casten des
gotzhus von Lucern.' ebd. ,Noch disem hat man uns
[die Z Schützen in Strassburg] gefüert in die sacrasty,
und hat man uns das einhorn gezeigt, welches so lang,
als ein zimlicher mann mit dem arm obsich reichen
mag.' GKeller 1576. ,Nach Abzug von 10 Gulden...
musste der Hauptmann das Reisegeld zurückgeben,
das, da es weder in einer Rechnung noch in einem
Rodel stand, in die Sacristei fiel.' 1713, KHauser 1895.
— b) das zur Aufbewahrung der Wertschriften die-
nende Gewölbe im (alten) Stadthaus ZStdtf. Vgl.:
.Grammatophylacium, canzly, briefkammer, oder sa-
cristy, dahin man gemein gschriften und brief einlegt
und gehalt.' Fris.
Kanarien-Seck: kanarischer Süsswein. , Hierauf
wird es [gekochte Chokolade] vom Feuer abgenommen
und mit etlichen Löffeln voll spanischen Weins und
Canarienseck, aber ohne Zucker, noch kräftiger ge-
macht.' EKöNIG 1706. — Bei Gr. WB. V 158 .Kanariensect.'
Die Form ohne Schluss-f ist die ursprüngliche (frz. wn sc,).
Seckel bzw. -il (mit altem Umlaut-e) — m., PI.
Secklr B, in Bed. 3 b auch in LLuth.; Schw, sonst meist
unver., Dim. Seckeli (-tili Bü. t\v.), -ili: 1. wie nhd.
Säckel, a) Beutel Gl, für Tabak, Geld Ap; B; ZO.
und weiterhin; s. auch die Zssen. En hölzerne'' S.,
unter unmöglichen Dingen im Kdld: Es ist e" Flöh
i" 's Elsiss g'fare", si hat es Fueder WV üfg'lade" . . .
si het e" slräweni Geissle" g'macht und en h. S. Z
(l)än.). ,Loculus, bursa, crumena, sekkel.' Voc. oft.
,2 sekl mit guldinen knöpfen.' 1385, Z. .Schlechte
krämerye als seckel, nestel [udgl.].' 1489, Bs Zollordn.
,Die, so kram machend und feil band, lepkuochen,
prantenwyn, seckel und nestel.' 1549/52, L Krämer-
ordn. ,üer s. oder täschen, theca nummaria, ascopera,
marsupium, crumena, funda, mantica, loculus; das
seckele, locellus, manticula.' Fris.; Mal. ,Ein sidener
s., dorin allerlei alte ... pfenning.' 1586, Bs Kunst-
samml. 1907. ,Ein sydener s., darinn ein gfasset ghenk
von bluotstein [usw.].' 1595, Z Schirmbücher. ,Ein
pundt seckel oder bandtdoffelholz 5 ß [Zoll].' 1595,
AaL. StR. ,Für ein Dotzet klein weissfach Seckel.'
Bs Türdn. 1646. S. auch sidig (Sp. 308). Der Beutel,
aus dem bei einer Wahl die Loose hervorgelangt
wurden (FStaub): ,Wer glaubt man, dass Waagmeister
werde? ... den Herren man nicht wissen kann, der
komme aus dem S.' HSulzer, Vis. ,Die [Wahl-]Pfe-
ning eines jeden Numeri [sollen] in einen besonderen
S. getan und bei jeder vorfallenden Vorwaahl ein
besonderen S. zu Verhüetung aller Gefärden und Olm-
ordnung hervorgegeben [werden].' Prät. 1764. Zur
Verwahrung des Sakramentes; vgl. Sakrament-, Ver-
war-S. ,Dass die Aidtgnossen grossen muotwillen
tribent in kilchen und gotshüsern ... Si nament die
tlaschlin, da das hailig sacrament inn was, öl und
crisam und schütten das sacrament uss, durch des
kleinen schätz willen, den si darab lössen möchtint;
die seckel, da das hailig, wirdig sacrament inn was,
nament si und anderen kilchenschatz, gloggen und
anders.' Mitte XV., GR. (Klingenbergerchronik); vgl.
EDürr 1908,30/1. Insbes. als Behältniss für Geld;
in der lebenden Spr. zunächst für die altem grössern
Beutel aus Leder oder starkem Gewebe, oben mit
Riemen oder Schnur zum Zsziehn, oder aus einer
Schweinsblase (s. Süic-Bläteren Bd V 203), dann für
Portemonnaie übh. (doch als einfaches W. veraltend,
häufiger in der Zss. Gelt-S.; s. d.), borsa del danaro
PA1. (Giord.). Jetzt meist in der Tasche untergebracht,
früher auch aussen (am Gürtel, Halse) angehängt oder
unter dem Gewände getragen und ausser Geld oft auch
andre Wertsachen, kleine Gebrauchsgegenstände usw.
enthaltend. ,N. hat sin gürtel, sin messer und sin s.
verlorn.' 1373, Z RB. ,[N. habe] im sinen gürtel, sin
messer, sinen s. und das darinne gesin ist, genomen.'
1472, ebd. ,Das er dem aminan sinen gürtel, den tagen
und den s., da ein silbry sigel, 9 stuck golds und silber-
gelt, da er nit wisse wie vil in dem s., verstolen.'
1483, ebd. ,Hans Fritag hat anzeigt, hür ze usstagen
sygend si under einem birbom gsessen und da trunken;
do sye Heinrich Fritag imm über sin s. gangen und
gluoget, was er dar inn heig, dem nach den s. wider
zuotan und inn der Adelheit Fritagin an hals gworffen
und gesprochen: wilt den s. von desswegen uff dsach
hin? Si jach nüdt und nam und wand den s. uff und
hette den, biss si heim weitend; do spreche si: nemend
den s. wider. [Ein Zeuge sagt aus] Fr. sye über den
s. gangen und gseit: wer wil den s. zur e? Do redte
niemant nüdt; da Hesse er der Adelheit den s. in die
schoss fallen...' 1530/3, Z Ehegericht. ,Do heig inn
ein guot gsel gebetten, inen ein guot vischli helffen
ze essen; spreche er ja, gienge heim, wolte das seckeli
zuo im nemen, das er die ürten hette ze geben.' ebd.
,5 seidene Säckel' schenken Klosterfrauen bei ihnen
einquartierten Offizieren. 1712, GMagdenau. Gürtel-
tasche der Frauen. .Paternoster, s., vürspan [uA.]'
wollen die Frauen haben. Schachzabelb. .DerpfaffN.
hette ira [für Kupplerdienste] ein mütt kernen verheis-
sen und ein s.' 1439, ZRB. ,Gürtel, s. und paternoster'
gehören zum .Gwandfall' beim Tode einer Frau. 1507,
ZRhein.(JSG.'25,98). ,Do spreche si. so kram mir [von
Zürich] ein gürttlen; do sprach er zuo ir: wenn eins
den kram nimpt, so muoss es den kramer ouch han...
Do redte sy, so kouff mir ein s. und messer darzno;
do spräche er: wilt mich aber zur e hau. so sag ja;
do spreche si ja.' 1530/3, Z Ehegericht. .[Beim Tanz
sei sie] umbhin gumppet, das sy den s. verloren und
morndess umb die 6 gangen und den s. gsuocht.'
1541/3, ebd. ,Knöpflecht dik säckel', zur neumodi-
schen Frauentracht gehörig. Assn. II 390. S. noch
Brief (Bd V 446). Als Geschenk für Kinder: ,[Die
Mutter] schickt den kinden ein samatin girtelin, ein
par messerlin, ein klein sekclin und ein ringlin, ein
663
Sak. sek, sik, sok.
'164
biichslin. ist kinderwercfa, nement wenig verguot.'
1554, ThPlatter Br. Zur Art, wie man früher den
S. trug, vgl. noch folgende Belege: ,(Der spiler) zocli
hervor, da er si [die Würfel] truog, sinen s. bi der
niderwat, als nu ein veiger sit usgat, der etswenne
unhöflich wäre gewesen ... Wil einer über sin s. gan,
der hanget im bi dem beine; du hofliche dunkt mich
kleine, die er nu damit begat: so er sitzet oder stat
bi vrouwen, so muos er von in gan oder schameliche
stan, swenn er über sinen s. wil.' Schacbzabelb. ,Er
hiet ir [der verlornen .pruoch'] noch wol enbom, war
der s. nicht an ... die selben pruoch gebunden.' Bing.
,lr band Heinin W. sinen s. usser sinem ermel und sin
gelt darinn über sinen willen genomen und das verspilt.'
1434, Z BB. ,Bschlossen däschen, seckel am hals, im
wammes oder im laz', neumodische Männertracht. Ansh.
Wie dann sy mit einander gangen, sye im der s. en-
tfallen ab dem hals, den dise dochter gnommen.' 1541/3.
Z Ehegericht. ,lch name den S. aus dem linken Sak und
verstake den in die Schlaff hosen.' J.TRed. (FZoll. 1905).
D' Muetter häd-em [dem scheidenden Sohne] noeh
das Seckeli om de" Hals g'henkt ond dreu nagelneu
Pfenni"' drV. A Halder 1838. S. noch Gürtlet) (Bd II
447); Plüten (Bd V 218/9); zue-rüsten (Bd VI 1555 u.)
und vgl.: ,Den s. abschniden, -zerren, -schrenzen', in
diebischer Absicht. ,Die huor hette im sinen s. abge-
schrenzt' 1448, Z RES. ,Sye die frow an in gefallen,
habe im sin s. abgezert.' 1450, ebd. ,N. hat verjechen,
das er einem by dem kornhus ein s. abgeschnitten
hab, dar inne sye gewesen ein gülden.' 1457, ebd.
,Es wurdend diser zyt vilen wyberen die seckel ab-
gschnitten, das gschach miner tochter E. auch in der
schal.' JHaller 1550/73. ,Zuo Friburg, als man in
einer grossen Witten stuben tanzet, habe er einer
frouwen den s. abgeschniten, darin 5 bezen, ein messer
und ein brief mit gufen gsin.' 1563, B Turmb. ,'s Galt
kann man änderst überko: schnid Seckel ab, brich
Schlösser uf, suoch rächt, so finast ein ganzen Huf.'
JMahl. 1074. S. auch Bulg(B& IV 1214 u.). Dazu noch:
,N. hat man in gefängnuss ghan, dass sie denen man-
nen im koufhus nach den secklen gefahret.' 1578,
Aar. Chr. E" S. Gelt; s. Bd VI 1171. Gelt im S. uä.
Zürieh ist e" grössi Stadt, Winterthur e" chlini: wer
vil Gelt im S. hat, luegi, dass 's nüd schwini, Kinder-
reim Z. S. auch Engel (Bd VI 761 o); Boss (ebd.
1423). Ond hett-ich nie g'wlbet, tat nommer mer wlbe",
es will -mer kä" Göldli im Seckeli mer blibe". Ap VL.
1903. ... Wäri"d-er diheime" 'Mibe", wär-ich's Geld im
S. 'blibe", Fortsetzung des Zurufes an Einsiedler Pilger
unter Ein-sidler (Sp. 303) Z. S. noch Gelt (Bd II 239).
,Der selben 75 flor. ist N. 40 flor. in s. worden, die
übrigen 35 flor. hat N. und sin diener verzert.' 1393,
Z StB. ,Ist von reten und burgern erkennt, im, dem
von Geroldseck, ze sagen, soferr man von sinetwägen
witer müeste güetlich oder rechtlich handien, das er
luoge und das gelt dartüege dergstalt, das maus im
s. hab, dann man well im desshalb nüdt also uss ge-
meiner statt guot ze hilff kommen.' 1527/9, Z RB.
,Es ist besser ein Batzen im S., dann ein Gulden
draussen.' JMeyer 1677. (Geld) in'n S. gl". Ha"-der 's
nüd scho" lang gesagt, soltst-mer e" Wiegeli chauffe"?
Ieh ha"-der 's Geld in'n S. g'g'e", iez tuest-mer 's grad
versaufte" Ap (T.). , Seiner Frau versprach er jederzeit
Geld in S. zu geben.' 1724, Übw (AKüchler 1895). S.
auch be-suechen (Sp. 229). Geld ,in den s. legen, stussen.'
,[Die Müller] sollend das gelt durch denselben], so
den zoll gibt, in den stock stossen lassen und das
dhains wegs in ir s. oder täschen legen, verendern
oder verwechseln.' 1490, See Chr. ,Sye ouch ein ge-
meine red, das man rede, man vermeine nit, das die
büchsen komint, und haben die minc herren inn s. ge-
stossen, und sölte man nü in das veld hinuss und die
büchsen nit kommen, so würde man villicht ertlichen
die krönen umb den köpf schlachen.' um 1499, Z.
S. noch ver-reiten (Bd VI 1642); ansehen (Sp. 554).
(So gät's oder isch-cs i" der Welt:) Der E(i)n(t) hat
de" S., der Ander (hat) 's Gelt Ap; Z und sonst; in
ZEls. scherzh. : Der Einti het de" S., der Andri het kei"
Geld. Ich ha" d'r S.. Hans Jogget het d's Gelt: das
isch-mer chli" eckel, di vercherti Welt. B Spruch (Zyro).
,Min herren nemint daz gelt und liessint inen die
seckel.' 1465, ZRB. Voller,leerer S. uä. .Einsprüch-
wort saget daz: dem der s. steket vol, den hört man
gern und geloubt im wol.' Ring, 's händ nit Alle
volle Säckel, die schöne Chleider traget Aa (Schweiz
1859). ,Wer einen schweren S. hat, ist gelehrt genug.'
JMeyer 1077. Wenn d' Juge"d teüsst, was 's Alter
war, war menge" S. nüd so lär Z Wangen. ,Sy sygind
ouch guot arm gsellen, mit lären säcklen; sy habind
chum ein suppen zebezalen, geschwygen zehen tusent
guldin zevertrösten.' SHofmstr 1526. ,S. on galt,
ilarinn kein galt ist, deficiens crumena.' Fris.; Mal.
,St Jörgen S. ist nit lähr.' XVn„ Gr (Pasquill). ,Dass
derS. lähr, das Gütlein durchgebuzt ...' JJUlr. 1718.
,Den S., zwahren öd und lehr, gibt er umb baares
Gelt dir her', Ofeninschrift unter dem Bild eines Seck-
lers. XVIII., Z (Saffranzunft). S. noch bogen (Bd IV
1069); Ein-sidler (Sp. 303). Scherzh. umschrieben:
,Ob aber ieman wunder hett, wenn die badfart enden
wett, den selben gib disen bscheid: so man den s.
ufs bad leit und in s wasser enboren treit [dh. wenn
er leer ist].' Badenp. 1526. ,Magerer S.' Aa Gem.
.Offener S.': ,Wär auch, dass ein Gotteshusmann ein
ungenoss Wib nähme, der soll sich mit dem Abt oder
dessen Amtlüten richten nach ihr Gnaden um sin Un-
genossame und dabei allweg offen S. han, bis er sich
gericht.' 1469, Sch Beitr. 1866. Gleichbed. ,ein risen-
der s.'; s. Bd VI 1339. De" S. use"ne", um zu be-
zahlen ZO. ,Den S. ziehen', ausblechen ScuSt. (Sulger).
Fiöneli, F., de" Meister giH-mer 's Löneli: er leit de"
S. uf de" Tisch und giH-mer, was-er-mer schuldig ist Z
(mitVarr.). ,Über den s. gan'; s. oben. ,üa spreche X.,
sy wöltind es nit als witt lassen komen, er weite e das
[verspielte] gelt dargeben; giengy über sin s.' 1466,
ZRB. ,Dem s. den (die) riemen ziehen'; s. Bd VI
906 o. (auch bei Fris. 1568; UBrägger 1789). .[Für-
sprech:] Züch uf den s. und die riemen! Dann hie
redt vorhin niemen, es si dann vor das gelt in henden.'
NMan. ,Dem s. das mül uftuon', scherzh.: ,Da ward
dem s. das mul ufton und ein unsäglich guot uss-
geben.' JHaller 1550/73. (Teuf) i" S. griffe" (müesse")
B. ,So eine ehrliche Frau, wenn sie tief in Säckel
und Schnitztrog greift [um Not zu lindern].' Gotth.
,Der papst hat ein fegfür erbuwen, und welcher im
leben nit hat wellen inn s. gryfen, dess erben habend
erst nach sinem tod müessen herfür tragen das dem
papsttuom gebrast.' Zwingli. ,Der bischoff [musste]
umb sein lössgelt tieff in s. greiften.' Wurstisen 1580.
lemerdar die hand im s. haben (müessen).' ,Sy [die
Untertanen] müessend yemerdar die hand im s. haben,
,k. suh
yetz ist es dises, ilann yhänes.' LLav. 1583. ,Mit
myner gn. Herren Huss hindern) Hof, darinn der Arm-
bruster ist, hat man ouch fast alle Jar d Hand im S.
haben müssen', Auslagen gehabt. 1618, Z (Bauamt).
Btw. us sVm S. zale" Ar; B: vgl. Sp. 012. ,Was
witers an zerung ufgadt, das söllent die richter uss
irem s. zalen.' 1573, ZEM. ,Nit uss dem gnieinen
guot, sonder uss eignen secklen [Etw. bezahlen].'
1642, Z. Ähnlich: ,Das ein ietlicher capittelherr, der
sich des kriegs beladen will, uss sinem eignen s. kriegi
und nit uff den schenkhof.' um 1514, Z. ,Den krieg
uss ander lüten s. füeren', wie es der Kaiser in Italien
getan. 1530, Absch. ,Üf (üss) eins andren s. zeren' oä.
,Hier hört ein jeder, dass reinigheit nit an uns ligt
ze halten, sunder an Gott. Wie kann nun der mensch
gebieten das, so allein an Gott ligt? glychsam einer
uf eins andren s. zeeren wellte, es wäre sin will oder
nit.' Zwingli. ,[Die Täufer] funden vil brüeder und
schwöster, die sich ouch gern uss ander lüt s. mit
muosiggon hetend genert.' 1535/7, Z Chr. ,Auss eines
anderen s. zeeren, eines anderen brott ässen, aliena
vivere quadra.' Fris. ; Mal. ,Wil sei [die Thurgauer
im Felde] auff ihren S. zehren müssen.' 1653, G
Schreiben. Einem ,sinen s. lösen', die Zeche für ihn
bezahlen (vgl. losen 1 c Bd III 1411): ,Und sol ein
vogt die gericht han on silber und on gold ... es sy
denn, das gebessrot werde, das sol imm werden, und
sol sich selber und die zuo im gehörent, darus be-
zeren. War aber, das nüt gebessrot wurde, so siillent
die hofjünger im sinen s. lösen und sinen schriber
und sinen weihel mit imm.' 1322, GBenken Offn. ,üen
S. leeren' und Verwandtes. ,Das ist üwer gmeiner
sitt: füllen, dass man mit stiflen drin knitt, all, all
voll und selten wan, leert den s. und füllt den man.'
Eckst. 1526. ,Es ist üch wol zuo wüssen, wie mancher
dahinden bliben müessen, ders im s. nit vermocht,
kind in die frömbde zschicken, mancher der weisst
wol, wo einer sin kind usgesandt, wie es den eiteren
•den s. erbütlet, nur ehe si recht den anfang ergriffen.'
F Schulordn. 1577. Anders: ,Den S. erschütten', aus
Freude am Gehl. RCys. .Kamend [nach einer langen
Reise] widerumb in unser collegium zu Oxfurt und
hat unser arms seckele abermals ein krach gelassen
[vgl. Bd III 1395].' Mal. 1593 .Einem den s. er-
suochen'; s. Sp. 219. .Einem den s. üsfegen'; s. prak-
tiziert (Bd V 578) und vgl. dazu den Schimpfn. ,Seckel-,
Kistenfäger' (1620, Lied). .Einem den s. schaben':
.[Pritschenmeister zu den Badegästen:] Wend ir sin
nüt verdruss haben, wil im [einem neuen Gaste] der
wirt den s. schaben.' Badenf. 1526. ,Uem s. rümen'
(s. Venus-Berg Bd IV 1557 und vgl. Taschen- Rümer
Bd VI 924), ,lüsen' (s. Bd III 1453 u.). ,Den s. metzgen';
s. Bd IV 625. .Einen in den s. strafen': Es wolle die
Eidgenossen bedünken, der Bischof von Constanz sei
bisweilen ,zu vil gnädig' und strafe die lutherischen
Priester nicht nach ihrem Verdienen, sondern mehr
,in S.' als am Leibe. 1524, Absch.; darnach: ,[L)ie
Bischöfe] söltid hand anlegen und nit nun in d seckel
straffen.' Ansh. Da die Landvögte im Th den Unter-
tanen ,grosse Verehrungen in ihren Säckel auflegen.'
1625, Absch. Öfter, in verschiedenen Wendungen, in
den Predigten von FWyss. ,Wie auch unsere jüngst-
hin allhie ligende Besatzung keinen Burger weder
an seinem Säckel noch Kornkasten beschwärt, sondern
ein milte überkeit den Unkosten über sich ergehen
lassen.' FWvss 1670. ,Sind villicht nit under ihnen [den
Korinthern, denen Paulus eine Steuer für Jerusalem
zumutet] die Wort geflossen, die von Jerusalem seyen
St Pauli Landsleut, darum rede er ihnen also das Beste
und recommendire sie ihren Secklen V ebd. ,Gott wird
uns im Keller, auf der Schütti, im S. desto mehr segnen,
desto besser behüten.' ebd. 1672. ,Du must ... lugen,
so du arm bist im S., dass du reich seyest in Gott.' ebd.
1673 (nach Luc. 12, 21). ,Tst einer arm, so hat er auch
zu betten, dass der Satan in ihm nicht erwecke böse
Gelüst..., wie dann in eines armen Mannes S. vil böse
Anschlag sind.' ebd. 1677; vgl. dazu die RA. unter ver-
ligen 1 (Bd III 1212 u.). ,Ein jeder rechter Lehrer,
deine die ihme anvertraute Seelen mehr als sein S.
zu versorgen angelegen.' JMeyer 1694. ,Die dem S.
und der Seelen schädliche Würffei.' SHott. 1702. ,[Ein
Reicher] der bei allen Anläsen sich in der Tat so
generös und freigäbig aufführet, dass man wol sihet,
dass es um seinen S. wol stehen müsse.' JJUlr. 1718.
.Viel habe ich mich nicht voll gesoffen, der Säckel hat
es nicht mögen ausstehen.' Nachtlicht 1790. S. noch
bristen (Bd V 847); Sack (Sp. 605 o., 610); tupfen.
Das Dim. Seckeli auch spec. = Sack 1 b i (Sp. 612) Bs;
s. auch Opfer-S. Gaben, welche für die Brandbe-
schädigten ,ins Säckeli' gelegt wurden. 1749, ZWthur
Neuj. B. 1882. Im Übergang zu b: ,Waags mit uns,
es sol unser aller ein s. sein.' 1525/31, Prov.; ,beuttel.'
Luther; u.apatrauov. LXX. — b) gemeinsame, gew.
öffentliche (Staats-, Gemeinde-, Korporations-)Kasse
Bs; B; Sch; Th; Z; heute veraltend. Auch ,= Seckel-
Amt (Bd I 245): Er ist vor dem S. g'si", vor den
Seckelherren' ScHSt. (Sulger). .Ausgaben für Dinge,
welche die Gemeinden aus ihrem eigenen Säckel be-
streiten sollten, die aber aus dem Kirchenkasten ge-
nommen wurden.' Aa Gem. 1844. ,Von NN., als wir
inen vom s. geliehen hatten ..., hab ich empfangen ...'
1437, B StRechn. .Einer hebamme järlicher Ion, so
wir iro vom s. gebend.' um 1510, AABr. StR. ,Ist N.
seckelmeister worden und hat man im in s. geben
13 Schilling.' 1525, ZElgg. ,[Der Leutpriester zu
Stallikon ist so arm] das wir im etwa uss unserm s.
hilft" getan, wie wol wir dessen nit schuldig gewessen.'
1543, Z (Schreiben des Rates). ,[Die Besucher des
Frauenbades] haben ein besondere Seckelmeisterin,
welche ihr Gelt und Letzin in S. entpfahet, das sie
auch mit einander^ freundtlich verzehren.' HPant.
1578. ,[Man soll den Abt von Einsiedeln] bitten, das
man solcher Kosten [für die Bärenjagd] uf dem Gästlig-
bärg-S. [vgl. die Anm. zu Gästling Bd II 488] old
anderen Secklen userhalb Waltlüten Seckelgäld wärde
lesen dürfen.' 1649, SchwE. (Aüettling 1904). ,Wan
Einer eine frömbde Person heuratet, sollen 25 fl. dem
S. bezalt werden.' 1699, AaB. StR. .Getrunken wurde
(im XIV./XVIII.) aus öffentlichem S. bei allen Rech-
nungspassationen [usw.].' THagenb. 1882. S. noch
fueren (Bd I 975); Brand (Bd V 677); Bechning (Bd
VI 130); sunder-siech (Sp. 201). Mit näherer Bestim-
mung im Gen. Wie 's hed anno 90 gizellt, hein-s' der
Talschaft S. g' feilt WLö. (1790 erkaufte sich das Tal
um schweres Geld die Unabhängkeit von den W Zeh-
nen); vgl. FGStebler 1907, 35, sowie Tal-S. ,Daz sy
kainerlai gaben nemen wellind änderst dann in der
landtlütt s.' XV., Ar LB. .Sollen ouch die usslendi-
schen . . . gemelte buoss ins lands s. verfallen sin.'
um 1500, U. ,lch achte, welcher dem Teufel gehöre,
(in;
Suk. sek, sik, sok, suk
dem henke der Herr den S. der Kirchengütern und
Almosens an den Hals, dass sie [!] hiermit ihrem
Grossvater, dem Judas, nachfahrend', mit Bez. auf einen
untreuen Verwalter des Almosengutes. GStähelin 1559
(Züster Neuj. 1869). .Dieselben zinss sollen in der
gmeind s. glegt werden.' 1563, ZAff. ,Die 32 Gulden,
so dem PrKdikanten hisshar jährlich aus dess Spitals
S. gegeben worden.' 1600, Streitschrift 1713. S. auch
Pensioneii-S. Dafür g'meine'' S. 'sgötus dem g meine" S.
ScHSt. (Sulger). ,Zins, zehenden [usw.] sind ... nach
gstalt der zit billich und nuzlich, damit die, so fremden
seklen zu eignem nuz flissig und wol gedient hond, iezt
irem gemeinen s. zuo gemeinem nuz alle dienstbarkeit
und liebe zuowendid.' Ansh. ,Das der gemein s. zuo diser
zyt nit zum stattlichisten verfasst und gemeine statt
sunst ... dermass belestiget, das es iro eben schwär
werde [diese Ausgabe zu machen].' 1541, Z RB. ,Dati
ei sumptus publice, auss gemeinem s.; auss gemeinem
s. (,aus der statt s.' Fris.) wider lösen, publice redi-
mere.' Fris.; Mal. ,Das die armen lüt, [sofern] ein
statt nit uss irem gemeinen s. zuosatzte, grossen
hunger lyden müesten.' 1573, AaL. StR.; nachher , der
statt s.' .[Christus zu Judas:] Den gmeinen s. solt
du han; doch luog, das dich nit überwind der gydt,
sonst würdst ein armes kind.' 1597 (1616?), L Spiel.
, Weilen er nichts hinderlassen, habe man ihn auss
dem gemeinen S. zur Erden bestattet.' DTomann 1708.
, Daher ist der gemeine S. des Orts so wohl versehen
... um so mehr, weil sie die Veltlinischen Aniter-
gelder ... in den gemeinen S. legen.' Sereru. 1742.
.Euere Hochlehrer ... finden darbei Gelegenheit, ihre
Einkünfte ohne Beschwärde des gemeinen S-s zu ver-
bessern.' Sintem. 1759. S. noch B 'erbst- Ge-richt (Bd VI
356); Rodel (ebd. 604). — 2. Papierdüte Tu. ,N. sig
im [einem Krämer] mit gewalt in sin krom und in
die seckel gsessen.' um 1520, Z. — 3. a) in Ap; Bs;
Z auch Dim., Hodensack (von Tieren und Menschen),
dann auch derber Ausdr. für penis Aa; Ap; Bs; B;
Gl; G; Th; W; Z. Beim Schaf (schon Tierb. 1563);
s. Hoden-Balg (Bd IV 1210). Ein Kind fordert das
andere auf zu sagen: Bcggeli! worauf es spottet:
Schiegg dem Hund am Seggeli! GBuchs. Vgl. auch
Seckel-Meister 2 (Bd IV 526). En 'brochne" S. ha»,
an einem Hodenbruch leiden ApWolfh. Er lät-sich
um e" Chrizer durch den S. stechen W; wohl Kenn-
zeichnung eines Geldgierigen. Ei"'m de" S. abhau"e",
derbe Drohung gegenüber einem Wüstling ZO. Mach,
i'k hau'"-der Ei's a» S. ufe»! AaF. — b) (in BHk. auch
Dim. Seckli) derbes Schimpfw. auf Männer, auch Kna-
ben Aa; Ap; Bs; B; „VO"; L; Sciiw; Th; Ndw; Z;
vgl. auch die Zssen. Wartet, dir Seckle dir! dir müesst
de"" wüsse", wer Tubak i"macht und a"züntet! LLuthem.
So lauf, du reformierte S.! rief am Tage Allerheiligen
ein Jäger aus AaB. einem Rehbock nach, den er, der
Katholik, an diesem hohen Festtag im angrenzenden
reformierten Gebiete gefehlt hatte. Verstärkt: Du
Häxen- oder Tunfdjers-S.! SchwMuo.; Ndw (auch als
Ausdruck der Verwunderung). Du tunders (hell)schies-
sege- S.! SchwMuo. Dm tummer S.! Aa; Bs; B. Ne"
langviliger S. Bs. En alte" S. ! verächtlich von einem
Manne Ap; L; B; ThHw. Häb du doch 's Mül zue, du
alte' S,! du chaust jo Nüd mer leiste"! L (ERöthelin).
Auch Dim., .Leckervogel' BHk. Häb-dich still, duS.!
— 4. Geschützname. ,[Bei Ermatingen erbeuteten die
Eidgenossen] von Costenz zwo schlangen guot, die
einen man den s. nennen duodt, also ist die selb mit dem
namen getoufft.' NSchradin 1499. .[Beute bei Erma-
tingen] item 2 schlangen von Costenz, iede uf 20 cent-
ner, nüw gössen, s. genemt.' Ansh.; s. auch ebd. II 220.
— 5. in Entstellungen aus Sakrament; vgl. Sp. 655.
Potz Seckelment! L f (ERöthelin). Potz Seckelimiesch !
B (Zyro). E d's Seckelimiesch! B, auch lt Zyro.
Ahd. secchil, nilid. serkel in Bed. 1 ; Lehnw. aus lat.
mccellus, Dim. zu «accus. Vgl. Gr. WB. VIII 1618 ff. IX
2805; Martin-Lienh. II 345. Über die Berührungen mit
Sack im Dim. s. die Ann). Sp. 617. — , Seckel', Hausuame
ZStdt (Mein. Tip. 1820); .zum läreu S.' ebd. Als Fluni. G
Berg, Wattw. ,Säckel-Hau' Scb. ,Seckeli' GIBilteu. .Sekellis-
bach' (neben ,SekIis-'). 1512, Ndw; zu einem Personenn.
,Seck(e)li'?
Abend Äbi'g-: = Nacht-Seckli (s. Nacht -Sack 2
Sp. 631 o.) ZrS. Syn. Nacht-S. — Entstellt aus -Zigtji.
Allmeind-: Allmendkasse. ,lst erkent, dass man
ihme [für die Erlegung eines Wolfes] 5 Kr. uss den
Allmeints. gebe.' 1648, ADettl. 1904. — Stadt- und
Amts-. .Die Urtel wäre, das N. 48 Taller Sitzgeld
und 12 Taller in Statt- und Ambtss. zahlen solle.'
1730, Zg. — Büw-amts-: Kasse des Bauamtes. ,50 Ib.
ist aus dem Waldseckel in den Bauamtss. genommen
worden.' 1748, Hotz 1865. — Opfer-: Klingelbeutel
Bs. Me" het nöhf'g' rechnet, sit <lass d'r Basler Pfarrer
vertribe" sig, heig der O. weniger i"g'no" . . . [wenn]
Ei'"m der Sigrist 's Seckeli mitsamt dem Rölleli vor
d' Schnurre" het mitts i" der Predig BsLie. (Meier);
s. auch Zwei-Räppli (Bd VI 1181). — Arbeit-: = Ri-
diggül (Bd VI 589); s. Band (Bd IV 1325 o.). — Ar-
me"-: Armenkasse Aa; Ap; Bs; S und wohl weiterhin.
Es ne'"d den A. verzwant z'weg, die Armenkasse wird
sehr stark in Anspruch genommen ApA. (TTobler).
In'n A. g'ströft werde", eine Busse darein bezahlen
müssen. ATobler 1909. Dö müess der A. wider ferm
schwitze". Joach. 1892. Mer sönd beide g'sond und
wand dem A., wenn 's Gotts Wil'en ist, nüd überlege"
se". Ap Volksbl. 1832. Hauptmann N. pflegte von den
Armen zu sagen: Es will gad Alls mit Roggen ond
Buch off den A. ineHigge". 1825, ApTeuf. .Der A.
leide dadurch.' Aa Gem. 1814. ,[Es soll] zwischen dem
gemeinen Gut, der Gemeind und derselben A. gleich
geteilt werden.' BErl. Brachordn. 1773. ,Begüterte
Hausväter mussten ihre Gaben demjenigen Vorge-
setzten einhändigen, der gerade den Armensäckel,
welcher wöchentlich bei den Vorgesetzten umging,
verwaltete.' 2. H. XVIII., Tb (HHasenfratz 1908). —
Ürti-: Kasse einer .Ürti' (s. Ürten 5 Bd I 492). Die
.Büchsen' [Fluni.] wurde ,uss gemeinem Ürttis. um
6000 Pfd erkauft und bezahlt.' 1674, UwHerg. S. auch
Pflueg (Bd V 1244). — Flattier-: Schmeichler; s.
büselen (Bd IV 1744). — Frau"e°-: 1. Gürteltasche
(Geldbeutel) einer Frau. ,N. hat verjehen, das er
einer frouwen ze Bingen ein rotten frowens. verstoln
und abgesnitten hab, dar inn werind 7 guldin.' 1436,
Z RB. ,Ein frouwens., darin 5 batzen, und ein mannen-
seckel, darin 5 ß funden.' 1551, B Turmb. — 2. Dim.,
Pflanzenn.. = Seckel-Meister 3 (Bd IV 526) Ap (TTob-
ler); GF. (BWartm. 1874). — Galle"- Seckeli; s. G.-
Sack mit Anm. (Sp. 621).
Gelt-: auch Dim., Geldbeutel Aa; Ap; Bs (nach
Linder .gestrickter G. nach alter Art'); B; Gl; Gr; L;
G; Schw; S; Th; Uw; Z. Vgl. Seckeli a. Da Äaw-t«*
mi" bogglederne" G. füre"' zöge". CStreiff(Gl). .Männer
Sak, sek, sik, sok, suk
mit einem G. wie eine Zehntscheuev.' Gotth. Jetzt
heisst's: G. her! mer müend go" clmniu" '/,. Due
hed-er ei"s Tags en G. volle" Geld (/'laden und ist uf
d' Heuxhoiffete". Barnd. 1908. Me" mues- dt" ganz
Tag de" G. in'n Hände" ha", klagt zB. eine Hausfrau.
, Während ich [bei der Einkehr im Wirtshaus] mein
Geldsäckeli in der Hand wog, das gar leicht und dünn
war.' Gotth. S. auch Mänet-S. RAA. und Sprww.
Eine Kälte, wa 's 1s im G. gi"d. Barnd. 1908 (BGr.).
Er hed-sich Vil i" G. g'loge", sein Vorteil, Gewinn ist
bei weitem nicht so gross, wie er angegeben hat UwE.
D' Chrieche" ziehend Ei""m 's Mül z'simme" wie-n-e" G.
Prophet 1855 (GSa.). Ei"em in'n G. blase"; s. blasen
(Bd V 141). Im Chopf han-i'h 's sclw, aber im G.
fem 's! ThMü.; vgl. Sp. 611. (Lappi) tue" d' AugefnJ
üf oder de(r) G.! Aa; GRh., Wb.; S (Schild). Mach-
mir, was d' wi'l, aber a" G. chlopf-mir nit! L (bl-
eichen). Es sind vil mer chlei" Geldseckel a's gross
GrA. En grosse" G. ha", reich sein Th. ,Die Acker-
bauschulen könnten wohl pröbeln, weil der Staat
einen grossen G. habe.' FAnd. 1891. Wenn Einer kei"
g'sehwullne" G. bl-sech treit, nicht vermöglich ist.
RvTavel 1910. Gänd-er-mer Öppis, so säg-ichDank, und
gänd-er-mer Nüt, se bin ich und de'' G. chrank ZVVth.
(Bettellied). Minn G. hat d' Üszeri"g, d' Schwindsucht
Ap; Th; ZSth. E" blöde' G.; s. Bd V 26. In-eme" lere"
G. erstickt vil Wisheit, Sprw. DGemp. 1904 (BSi.). In
gewissen Dörfern sollen nach der Fastnacht die leeren
Geldseckel am Brunnen gewaschen werden S. S. auch
ver-rumpfet (Bd VI 951). — 2. Dim., Pflanzenn.
a) = (Gelt-)Seckli-Ghrüt 1 (Bd III 907) B; LW.; GoRh.;
ScuwE., Muo.; Ndw; Zg. Syn. Schelmen-, Tüfels-S.
— b) = Gugg-gauch-Bluem S (Bd V 74) AAAar.; GlS.
— Vgl. Gr. WB. IV 1, 29-21; Fischer 111 270.
Tüfels-Gelt-: a) -Seckel SchwKü.; Ndw, -Seckeli
LStdt u. Umg.; SchwKü., Schub.; USisikon, = dem Vor.
2 a. aaOO. — b) = TüfelsGelt-sack (Sp. 621) ÄABb. —
Git-: Geizhals Th. — Hunds-hode"-: = Hunds-
Hoden 1 (BdII994) ScHwIb.,Ma. — Stiere"- hode--:
= dem Vor.; s. diejAnm. Bd II 994. — Hals-. ,12 hübsch
rott H.' 1568, ZRB. — Hunds-: = demVor. ScHwE.,Ma.
Här-: 1. Haarbeutel Bsf; B (nach Gotth. EB.
446 noch Auf. XIX. getragen). ,Es haben viele Kinder
ihrer Grossmutter viel mehr zu verdanken, als den
gelehrtesten Herren Professoren, welche oft nicht
viel anders sind, als vertrocknete Haarseckel.' Gotth.
,[Die Aufständischen 1727] wirftefn] den Heren [von
Visp] die Pahrrüggen und Harrseckel über den Boden
hin das Waser und mit Füsen ingetreten und hernach
wider ihn auf ihre Köpfe gesetzt habe; so ranten
ihn den Unflat über ihre Köpfe hinunter, wie ein
Kalbsscliweif mit Unflat angerichtet wäre.' W Chr.
um 1800. ,Item ein H. gekauft 33 Schi.' 1740, L (für
einen Schüler der Jesuiten). ,Ein H. 30 ß.' 1764, Z
Haush. (öfter). Auch im Schw Bartlispiel XVIII./1829
(AfV. XIII 300). — 2. übertr., (leichter) Rausch Bs;
L; W. Syn. H.-Bütel (Bd IV 1920); Kibel 3 b (Bd
VI 49); Zopf. E" H. ha".
Auch eis. in beiden Bedd. (Martin-Lienh. II 345) und
schwäb. (Fischer III 1183); zur Sache, vgl. , Haarbeutel' bei
Gr. WB. IV 2, 24 (wo auch die Bezeichnung , Haarsack' aus
Frisch).
Schuel-herren-: vom Schulrat verwaltete Schul-
kasse; vgl. B Schulordn. 1548, 188. ,Schuol- oder
schuolherrenseckel.' 1541, B. .[Einem Sehulbeamten]
gibt man je ein vererung US dem seh.' B Schulordn.
1548.
Huere"-: gemeiner Schimpfname, stuprator Bs
(Seiler); WLö.; Z. — Vgl. Martin-Lienh. II 345.
Herd-: Kapitalvermögen der Herd-G'-meind zu
BHuttw. (JNyffeler 1871); s. Bd III 303. — Hut-:
Hautbeutel des Bisamtieres; s. Balzen 2 (Bd IV 1228);
für-bringen (Bd V 727). - Jag-: Schimpfname. 1869,
Zd (Ithen). — Chüe-: 1. = Hunds-hoden-S. (Sp. 669)
AAGrüt/Lindenberg. — 2. derb-vertrauliche Schelte
auf Mannspersonen, oü. Du bist en Ch. — Chümi"-.
En alter Ch., von einem geilen Alten Z (Spillm.).
Vgl. Chümmel 4 (Bd III 295). — Kunst-: kunstreich
gearbeiteter Beutel ? ,Ein lider k.' 1586, Bs Kunst-
samml. 1907. — Kapitel-: Kasse eines Kapitels.
,[Es] wird erkennt, dass, wann der K. die über die
Mahlzeit gehenden Kosten nicht entrichten könnte, aus
dem Stadtseckel fl. 10 bis 12 dazu zu geben.' 1647,
KWild 1847. — Chüetschi-, in LG. Chüentschi- :
= Chüe-S. 1 AaoF.; LG. (auch lt Ineichen), W.; Schw
Arth.G., Kü.; Zg. — Oh lücker- Seckeli: Beutelchen
für die Spielkugeln der Knaben. AToiiler 1901/2 (Ap).
— Leder-: lederner Beutel; s. Balg (Bd IV 1214). —
Land-, auch .Lands-': Landes-, Staatskasse Ap; Gl;
Uw; U; W (doch überall veraltend oder f); vgl. auch
(Lands-) Seckel- Meister (Bd IV 525/6). Der L. ist.
früeher rlcher g'se" Ap (TTobler). ,In den L. gebüsst
werden.' ebd. (Kanzleispr.). .Welchen sy zuo eim
landtman nämen, der sol 20 rinisch guldi in lantzs.
antwurten.' 1517, Gl LB. .Soll der halbe Teil der
Buoss inn Landts. und der ander halbe Teil in den
Tagwenseckel gehören.' 1646, ebd. Abgabe in den
, Landsäckel.' 1660, Ndw Beitr. 1884. .[Das Geld] in
den Lands, gelegt' 1704, Ap JB. Die Regierung
steuerte an die ,neuw aufgebauwt Pfarrkürchen auss
dem Landts. 100 Taler.' 1718, Ndw Beitr. 1885. S. noch
Ent-geltnis (Bd II 280). — Lismer-: „eine Art Ridi-
cule, worin die Strickerei getragen wird" Z (Sieg-
fried); St. (oO.). — Arme°-lüte°-: Landesarmen-
kasse ; vgl. Ä.-L- Seckel- Meister (Bd I V 526). Iez chönnt-
d'r [die verarmte Familie] a" A. ane" und a" Spüälvogt.
MLienert 1888. ,Es bestand ein sog. Armenleuten-
säckel, herrührend von frommen Stiftungen und andern
wohltätigen Beiträgen, der in Zeiten der Not Zu-
schüsse aus dem Gemeindegut und der Spitalstiftung
erhielt.' DSteinauer 1861 (Schw). Nach TTobler öfter
im Ratsprot. von ApA., zB. 1609. — Man ne°-: (Geld-)
Beutel für Männer. ,Für ein Dotzet mittel Mannen-
seckel 1 Ib. 5 ß.' Bs TOrdn. 1646. S. auch Frauwen-S.
(Sp. 668). — Mänet- .Monat-': Beutel für das monat-
liche Almosengeld. ,Aus dem [Almosen-]Amt wird
jeder Pfarrgemeinde 2 leinerne Geltsekel mit perge-
mentener Aufschrift ihres Namens verschafft. Der
Obmann muss gleich nach jedem Pflegertag den Be-
trag der in eine Pfarre geordneten Monatgelter in den
einten dieser Sekel richtig zusammenzählen ... und
sammtlich diese c. 130 so genannte Monatsekel in
alphabetischer Ordnung so bereit legen, dass die Ab-
holler solche ohne Aufenthalt beziehen können.' 1784,
Z (Ordn. für das Almosenamt zu den Augustinern).
,Den Gemeinden, so Monatsekel haben, wird der Be-
trag ihres Gutjahrs mit demselben zugesendet.' ebd.
— Ge-mein G'meind/s)-: Gemeindekasse Aa; Ap; B;
G; Th; meist f. ,Eine jährliche Abgabe in den Ge-
meindss.' Aa Gem. , Ihnen in begebender Not aus
671
Salt, sek, sik, sok. suk
672
ihrem Gemeindts. helfen.' 1639, GAltenrhein. Der
Lehrer iu Unter-Tuttwil bezog eine alte Dublone aus
dem .hochgerichtliehen Gemeindesäckel.' 2. H. XVIII.,
JNater 1898. ,[An der Gemeindeversammlung Feh-
lende müssen] 8 ß Buss in den Gemeinds. bezahlen.'
1795, ZBalm. ,Wenn in einer Gemeinde nur ein Stück
Strasse gemacht werden soll, so müssen die Gemeinds-
genossen frohnen, sobald der Gemeindss. nicht zu-
reicht.' Gespe. um 1800. — Muni-: 1. a) Hodensack
des Zuchtstiers Bs; L; Z. Wird von vielen Leuten
als Delikatesse gesehätzt. — b) gemeines Schimpfw.
Bs; Z. — 2. Ptianzenn. a) = M.- Hoden (Bd II 994),
Ghüe-S. „AaF.\ Häggl., Heit., Wohlensw.; Ap; B; L
„G.",Neud.; auch nach Füglistaller (oO.). — \>) = Süic-
Bletter (Bd V 186) AAMell. Syn. Chälbli ÄAWett. -
c) = Bock-Blüemli(ß& V 85) LHorw. — Maria ,Maia-':
= Frauwen-S. 2 (Sp. 668) GF. (BWartm. 1874). MeieS.
laudi, wenn-? nöd göst, so hau-dich, Kinderreim ApHer.
— Nacht-: = Äbend-S. (Sp. 668) Z IS. Das den letzten
Schlag Behaltende wird verspottet: Du hast de" N.
(bist der N.) oder muest de" N. träge"! worauf es
etwa antwortet: Ich we?t lieber de" N. träge", weder
dir di"s Füdli fege" ! — Pater- noster-: Beutelchen
für den Rosenkranz. N. hat ua. gestohlen ,ein Stu-
dien, zweipaternostersekelly, zwei swarze paternoster.'
1442, ZRB.
Bi-: kleinerer, neben einem grössern angebrachter
Beutel. Vgl. Bi-Seckli (Sp. 631). ,Do bot er iren ein
ringli und jach also: se hin, das ist der ring! Sy
nam inn und wott inn in ein byseckeli tuon, darinn
was angeferd das briefli mit dem halben ducaten; das
begert er ze gschowen.' 1525/7, Z Ehegericht. ,Pas-
ceolus, ein läderiner seckel oder beis., ein täschle.'
Fris.; Mal. — .Beiseckel', Name eines Hauses ZUet.
(Leuthy).
B o c k - Seckeli. ,Schnupfsäckeli oder Bockseckeli
hiess eine alte Wahrsagerin mit grossem herabhängen-
dem Kropf BHuttw. (Gotth. EB. 612); vgl. Schnupf-S.
— Der Kropf verglichen mit dem Hodensack eines Bockes.
l°-bind-: Dim.. Beutelchen für das In-bind-G'elt
(BdII258). ,Es sollend alle Yubindseckelin, als mit
denen nur ein grosser überflüssiger Kosten getriben
wirt ... gänzlich verbotten syn und die Ynbindpfenning
in luterm einfaltem Papyr überantwortet werden.'
Z Mand. 1627/8. 1636. 1650. — Pensionen-: Kasse,
in die die Jahrgelder auswärtiger Fürsten flössen.
Vgl. P.-Sack (Sp. 632). ,[Es seien der Räte] dry oder
Her, die handlend mit dem pentzionens., das in dünkte
nndzimlich [!]... sigen ettlichen 4 kronnen worden . . .
das hette in der landtlütten seckel gehörrt.' 1550, Uw
(BAnz. 1889,329). — Bapp-: schwächlicher Mensch,
.Schlappschwanz' Th. — Papir-, B-: = Seckel2 Th; Z.
— Berg-: 1. Kasse eines Gutes im ,Berg' in ZStdt.
,Zuschuss an Gelt zur Unterhaltung des Bergs: Aus
der grossen Kist in den B. getan fl. 692.' 1787, Z
Haush. ,Aus dem Zinssgeld in den B. getan 150 ja.'
1789, ebd. — 2. pers.; vgl. Seckel 3 b. ,Du Käzers
Limmel! ... Du scharmante' Esel! Du B. !' zu Einem,
der im Überberg wohnt. Talhochz. 1781. — Burs-:
Kasse einer ,Burs'; s. Burs 2 (Bd IV 1601). ,Uft" ires
[der Schiffsleute] Heischen hin gab ich inen ein Pfänig,
dan ich den Burseckel[!] hat' Stockm. 1606. — Brut-:
Geldbeutel als Brautgeschenk. Vgl. Brut- Taschen. ,So
manches Tausend Guldin einem Jeden seine Braut zu
Heuratgut zubringt, für so manches Hundert Guldin
mag er ihro verehren; in solchem aber sol alles be-
griffen sein, es seien Kleider, Kettinen, Ring, Brauts.,
auch das bar Gelt darinen.' GMand. 1611. — Pfaffe"-:
l. = Pf.-Sack (Sp. 635). Pf. lud no'h Boude" no°* Teckel
UAnd. E" Pf. häd ke'" Bode" und ke" Deckel Aa
Wohl. (, alter Spruch'). ,Alle dise Weihungen sind
ersinnet worden, derweil sie alle dienen, dem Pf., der
keinen Boden hat, etwas einzutragen.' ClSchob. 1699.
— 2. gemeines Schimpfw., Pfaffenfreund Bs (Seiler).
Pflungg-: scherzh. Bezeichnung des Verlierenden
beim pßüngglen (s. Bd V 1250) LNottw., auch lt ALüt.
Vgl. Strumpf-S — pflungg -seckle": = pflüngglen
L (ALüt.).
Röd-: Gemeindekasse ApOberegg (T.); vgl. Röd3c
(Bd VI 595). Die .Dorfschaftsteuer' an den R. be-
zahlen. 1793, GKriess. — Ross-: 1. Hodensack des
Pferdes. Aus B. sollen die schwarzen Radiergummi
gemacht werden Ap; Tb; Z; vgl. dazu Martin-Lienh.
II 346. - 2. Pflanzenn.. = Muni-S. 2 a AALeer. (H.).
— 3. pers., derb-vertrauliches Schimpfw. Th; ZO. Du
bist en B.! — Sakrament-: wohl= Ver-war-S. (s. d.).
,2blaue Sakramentseckel.' 1687, WNaters(Kircheninv.).
Süw Sau-: = Seckel 3 b Bs. — Auch bei Martin-
Lienh. II 34B.
Schaf- C-ö-J : 1. Pflanzenn., = Boss-S. 2 SNA. ; UwE.
— 2. verächtl. Schimpfw., .Schafskopf' Aa; Ap; Bs;
B; Th; W; Z; wohl zieml. allg. - Vgl. Martin-Lienh.
II 346.
Schuel-: Schulkasse B. ,Als wir [100 Pfd] an
unser schuol alhie järlich uf Martini in seh. ze wären
bevolchen.' 1586, B. S.auch Schuel-herren-S.(SpM9u.).
— Sclieliue'-SecMj: Pflanzenn., = Gelt-S. 2 a (Sp.
668) GuRh.; ZaBaar. — Schmü-: Dim., Geldbeutel
für kleine Gewinnste Gl (Leuzinger). Vgl. Schmü.
Schnupf-: Dim., eig. Beutelchen für Schnupf-
tabak. ,Schnupfsäckeli', Übername eines alten Weibes
(Gotth. XXI 255); s. Bock-S. — Säckeli nach der schrift-
sprach], Schreibung.
Schwätz-. ,Er ist ein rechter Schw., Plauderer,
Klappermann, Lugenkrähmer.' J Meter 1692. —
Spend-: Armenkasse B (Zyro); vgl. Sp.-Guet (Bd II
552). — Spgndier-. ,[Der Papst] hat manchesmal
müssen den Sp. eröffnen.' ClSchob. 1699.
Stieb Stüb-: = Täfels-Geld-sack (Sp. 621) Z. In
der Hausapotheke der Tante sind i" sübere" linene"
Seekiene" g'si": ... Ilie"plätter, Bai"farre"bluest und St.,
alles um en Te, e" Salb z' prepariere" . . . KBiederm.
1888 (ZWth.). - Der Same diente früher als Blutstillungs-
mittel.
Stöle"-: ei- bis faustgrosser Auswuchs an der
Kniekehle am Vorderbein des Pferdes, herrührend von
unbequemem Liegen BU. (Friedli). — Stiere"-:
Pflanzenn., = Muni-S. 2a Ndw. — Stur-: Steuerkasse
B; Th; Z und weiterhin. — Stadt-: Stadtkasse Aa
(Gem. 1844); ZStdt f. ,Die Besoldung fiel [im XV.]
nicht der Staatscasse oder dem St., wie man es hiess,
sondern unmittelbar dem Lande auf.' vRodt 1831 (B).
,Dise statt Zürich, wiewol sy iren schätz treffenlich
zuo fürderung des Evangelij angriffen, hat sy doch
kein closter in den st. verordnet, als aber Egg für-
gibt.' Zwinsli. , [Die franz. Unterhändler sagten:] Das
hiesse gmeiner nuz, nit wenn der stats. [in der 1. Aufl.
irrtümlich ,Staatss.'], sunder wenn der gmein mann
gelt hätte.' Axsh. Dem Einzelnen zuhanden des St-s
,ein billigs uffzeleggen.' 1625, Z. Dass die Kosten
Sak, sek, sik, sok, suk
reduziert und ,der St. billich mehr verschont' werde.
1045, B (Imob. 1878). S. noch Herren-Pfruend (Bd V
1288); Amts-, Kapitel-S. - Stäts-: Staatskasse B;
Gl; Th und sonst. — Strick-: = Lismer-S. Bs. Si
hei vor Zorn 's Mi'd wie-n-e" Str. z'sämme"'zoge".
EHetzel 1885; vgl. Tabak-S. Auch als Spitzname
BsStdt.
Strumpf-: = Un-gerad (Bd VI 514 o.), lt JRoos
auch Bezeichnung der betr. unpaarigen Karte L. Syn.
Strumpf- Sack (Sp. 642); Pjlungg-S. - strumpf-
seckle": das unter Blieb 16c (BdIV929) beschriebene
Kartenspiel machen L (so lt JRoos). Nach ALütolf ist
der Gang des Spiels etwas anders: jeder Spieler erhält
5 Karten und die verbleibenden Karten werden von
Denen, die während des Spiels nicht .Farbe' haben,
aufgenommen, bis sie .stechen' können; gewonnen hat,
wer zuerst keine Karten mehr hat, der andre ist
Strumpfsack.
Tabak-, Tubak-, in Ap; GT. Back-: Tabaks-
beutel Ar; B; G; S; Th; Uw; Z. In seiner einfachsten
Form eine Schweins- (auch Rinds-)blase, sonst aus
Leder, wenn bes. schön, aus weissem Leder, oft mit
Beschlägen aus Messing oder andersfarbigem Leder;
so bei den Sennen in GT. (s. die Abbildung AfV. XIII
103), ähnlich in Ap: ,[Die Tanzmusikanten] bergen
den Tabak in einem weissledernen, am Boden messing-
beschlagenen JS. in der Seitentasche der roten Weste.'
ATobler. E" schöne'', wisse?, lederiger Tubaks. BiRND.
1904. Auch gehäkelt B (Rischer 1903). Nachher het-er
si" Tubakpfiffen «,,rf der T. füre"g'non uw' Ei"s Vg'macht.
Loosli 1910. De" B. falle". HKFrick 1900. Oben
mit Riemen oder Schnur zum Zuziehen; daher: [Das
Weib hat ihre Lippen] chönnen us-enangcre" schrissen
u"d z'säme"zieh" wi-n-e" lederige" Tubaks. SGfellek
1911 (BE.). , Zuweilen spitzte er süss den Mund und
zog ihn dann wie einen Tabaks, zum freundlichsten
Lächeln wieder von einander.' Gottb. Sie dürfen in
dem Laden Rauchtabak, lederne Tabakseckel, Un-
schlittkerzen [usw.] halten. 1742, L (FHaas 1909).
— tubak-seckle". Wer weiss, wi mängist het-si
[ein böses Weib] selb Nacht ires Mül uf und zue
tubaksecklet ! SGfeller 1911; individuell?
Tufels-: 1. Dim., = Gelt-S. 2 a SchwKü. (Rhiner
1860). — 2. die Frucht von Niesswurz, Veratr. alb.
Sciiwlbach. (ebd.). — Tal-: Kasse einer Talschaft;
s. FGStebler 1907, 35. — Teiler-: Genossenschafts-
kasse. ,In den T. soll jeder haushäbliche Teiler 20
Schi, bezahlen.' 1045, AKüchler 1895. — Taschen-:
in der Tasche getragener Säckel? ,1 T. mit silbernem
Schlösslein.' 1796, Sch Inv. — W ib er -: = Frauwen-S. 1
(Sp. 668). N. hat gestohlen ,uss einem w. zwo krönen
... item uss erstgedachtem w. by siben batzen und ein
silbernen ring, welliches einer mätzen gsin.' 1539, Z
RB. — Wald-: von der Verwaltung eines Waldes
geführte Kasse; s. noch Bmv-amts-S. .Einnehmen des
W-s 358 Ib.; dabei 35 Ib. ab 14 Klafter tanni Holz
erlöst.' 1747/8, Hotz 1865. — Tag-wan -wen-: Ge-
meindekasse Gl (St.b). S. auch Land-S. (Sp. 670) und
vgl. Tag-wan. — Ver-war-: „eine Art damastenen
Beutels mit seidenen Quasten, worin das hl. Abend-
mahl und geweihte Ol in silbernen Gefässen aufbe-
wahrt wird und den der Priester am Halse trägt,
wenn er einen Totkranken in weiter Ferne besuchen
muss. kath. Schweiz" ; Zg (,vor Altem; später benutzte
man das ZibOri, jetzt meist das Verwar-Chrüz'). Audi
Schweiz. Idiotikon VII.
1778/99, AAOLunkh. Syn. „Verwar-Burse"; vgl. auch
Sakrament- S. — Prediger- wittwen-: Unter-
stützungskasse für Predigerwitwen. ,Krau N. lässt
dem Ministerio zum Grund für einen Pr. 200 fl. zu-
stellen.' 1714, KWild 1847. — Zungen-: wohl le-
derner Beutel mit zungenförmiger Klappe, die zum
bessern Verschluss über die zsgezogene Öffnung ge-
schlagen und festgebunden wird (die Sache noch
Ap). ,Pür ein Dozet gross Zungenseckel 1 Ib. 15 ß.'
Bs TOrdn. 1646. - Zins-: Zinskasse. ,Do hat ein
wise stat Basel ... ires z-s, komkastens und winkellers
eignen schaden [der bei einem auf ihr Gebiet sich
ausbreitenden Kriege erwachsen würde] bedacht und
dem vorzesin ir Eidgnossen ernstlich berüeft,' Ansh.
Seckelärim.: leichtes Schimpfw. Ndw (Matthys;
nach neuerer Angabe selten). — Zur Bildung vgl. Gagge-,
Liri-Lari. -Lari (Bd III 13C2).
seckle": 1. abs., berufsmässig Beutel verfertigen,
das Beutlerhandwerk betreiben ß (Zyro); L (St.b);
Sch (Kirchh., auch lt St."); Zg (St.b). - 2. a) in die
Tasche, in den Geldbeutel greifen ApL, K., M. (T.).
„(Üs-Js., Geld ausbezahlen Gl" (auch St.b); „Sch"
(auch St.b, lt Kirchh. seckle"); „Z." Syn. seeklaren. —
b) Geld uä. ,s.', in den Beutel tun, einstecken. ,N.
rette, er hettis der muoter glich wider gen und bette
derselben geltz nützit gesecklet.' 1507, Z (Nachgänge).
.Denen, die das gelt [die Pensionen] secklend, denen
manglet daby nüts.' Zwingli. .Sobald die 8 ort den
franzesischen punt versiglet, ire sunnenkronen ge-
seklet und ouch ire pensionen zuo Lyon zereichen
verordnet haftend.' Ansh. ,Hei, botz wunden! unsere
hern seklen die kilchen und klostergüeter.' ebd. ,Wo
sy findent, das umb gelt gespilt, also das gelt gesetzt
und gesecklet wirt, söllent sy die buossen inzüchen.'
1549, Z RB. ,Refundere, widergäben das einer em-
pfangen hat, widerumb s.; condere in crumenam, s., in
seckel gehalten.' Fris.; Mal. Auch zu Seckel lb: ,400
Gl. Lucerner Wärschaft, die da also bar empfangen
haben meine gn. Herren von Lucern und gesecklet in
ihr Statt Seckel.' RCts. Verallg., (heimlich und un-
erlaubt) in die Tasche stecken, sich Vorräte sammeln
B, ,furtim auferre.' Id. B. — c) (us-)s., mit Acc. P.,
„Einem den Beutel leeren, rein ausplündern, zB. beim
Spiele B; VO; Gl; Gr; Z." — 3. abs., rütteln, schüt-
tern. [Der Fahrende] lachet und singt, gab wie der
Wage" secklet. Joach. 1885 (S). Die Jumpfere" lachet
[beim Fahren] über das S. ebd. — 4. mit Richtungs-
best.; s. auch die Zssen. a) fdervo"-, fort-Js., in der
Knabenspr., davon springen, sich davon machen Bs
Stdt; BStdt. Er isch dervo" g'secklet. Seggle doch fort !
Wo ist-er acht iis g'secklet? BStdt. — b) (ufe"-, ume"-
usw.) s., müssig oder in schlechter Absicht wohin
gehn, herumschlendern Sciiw; Zg. — ge-secklet.
.Gesecklet gelt'; s. Wät-Sack (Sp. 046). .Darzuo so
söltid die erben die 1600 krönen in der stat seckel
legen ... [Später] ward beschlossen, dass man den
unwirsen erben sölte uss gnaden den halben teil ge-
sekleter krönen wider geben.' Ansh.
Vpl. Gr. WB. VIII 1620. I\ 2806 (in Bed. '2 b); Maitin-
Lieuh. II 346 (auch in Beil. 4 a), sowie tacken, melden (Sp.
648/50. 65-2), zu 3 auch bullen S (B.l IV 1921).
ab-. Er ist abg'secklit worde", von einem Beamten,
mit Schimpf von seinem Amte weggekommen, abge-
setzt worden AaF. (Meier).
Hie'-: = secklen 4 b „VO", , umherlaufen wie ein
675
Sak, sek, sik, sok,
676
Ziegenbock' SchwE. (Ochsner), herumschwärmen, sich
(planlos) herumtreiben L; Schw. Du bist-mer e" Nette'',
so im Land ume"z's.! L (JRöthelin). — Auch eis. (Martin-
Lienh. II 346).
i"-: a) (Geld) einsacken, einstreichen, zT. mit
scherzh. Nbsinn Ap; Bs; B; Th; Z. , Wieviel ich [der
Schulmeister an Gehalt] nun eins, konnte.' Gotth.
Auch einsacken übh., zB. vom Nachtisch bei einer
Mahlzeit, um es nach Hause zu bringen Bs. — b) mit
Dat. P., Einem in den Beutel tun, ausbezahlen. .[Die
Käufer von Pfandgut sollen] nit verbunden syn, das,
so sy uss solchen Güteren [beim Wiederverkauf] für-
lösen wurdent, dem Schuldner zuoersetzen und in-
zuosecklen, sonder es sollend inen dieselben Güter
zuo Gwün und Verlurst für das ir heimdienen.' 1622,
AaBi-. StE.; 1623, AAZof. Gerichtssatzg. .Alsdann mag
das Gericht die gevellte Urteil ufheben, sover die
Gerichtsbuss dem Gegenteil uf der Slätt ingesecklet
werde.' F StB.; frz. soit remboursee. — a auch bei Gr.
WB. III 261.
under-: mit Acc. P., Jmd den Sack durchsuchen
Z (einzelne Angabe).
üs-, in W auch -seckju: 1. (Geld) aus dem Beutel
tun, ausgeben, (aus)bezahlen, , blechen' AALeer.; Ap;
B (.expendere pecuniam.' Id.); Sch; Schw; S; Th; W;
Z; meist abs. Tue e'mäl ü.! ZDättl. Zusann und
Annmarei, ge'")id dünn der ander Batze" ! Nu" hurtig,
seckle"d üs! Stütz, Gem. Er hat brav ü. mües"e" ScuSt.
(Sulger). Der Alt mues" aber ei"s ü., für seinen Sohn
B (Zyro). ,Für den Mundproviant hatte ich all meine
schönen Dublonen ... auss. müssen bis auf die letzte.'
Schweizer Bauer 1399 (S). ,Dass sie den Kriegs-
knechten Gelt auss. müssen, biss sie gnug hatten.'
FWvss 1650. ,Des Wirts Zehrung und was der selbe
sonsten von dess ergehenden Uffahls wegen mitBillich-
keit usgesecklet hette.' Z Mand. 1060/94; ZKyb. Graf-
schaftsrecht 1675. ,Wenn die angewandte grosse
Summe Gelds unnütz ausgeseckelt sein müsste.' 1005,
Absch. (Obw). ,[Von den 20 Pfd Almosen gab ich
11 Pfd] dem Schulmeister ..., von den übrigen sekle ich
auss alle Tage.' 1692, ZBrütten (Pfarrbericht). ,Dass
ich vermittlest meiner Kleidung und vielfaltig ge-
habten Kosten all mein zusammen getanes Gelt habe
auss. müssen.' 1695, B (Hausbuch von JRFellenberg).
— 2. (in S lt Joach. -seckele") mit Acc. P., = secklenäc
(?. d.), bes. beim Spiel S (Joach.); W (Tscheinen); Z.
Mer händ-e" üsg'secldet ZDättl. Er isch auch i" der
Slraupinle" g'si" und het hülfe" 's Webers Toni [der
Allen bezahlte] wider einisch w. Joach. 1881. Ich
bi" üsg'secklet, habe keinen Rappen Geld mehr ZZoll.
— üs-g(e)secklet. ,Ü(-s) Gelt', ausgegebenes, aus-
bezahltes. ,Sein ausgesecklet Gelt, so er in Gricht-
und Appellatzkosten ausgeben.' 1042, BSa. ,Dess u-en
Geltes halber.' 1050, Z. ,Dass nachwärts das samt-
liche aussges-e Gelt ... der Gemeind wider gut ge-
macht werden solle.' B Bettlerordn. 1727.
Vgl. Gr. WB. I 942; Sanders II 833; Fischer I 502;
Sieb. WB. I 338.
usen-: Geld aus dem Beutel nehmen ZO. Tue" u.!
ver-: Einen (beim Spiel) besiegen, zu Schaden,
übh. in eine fatale Lage bringen, .hineinlegen' BsStdt
(bes. in der Knabenspr.); BStdt (Schülerspr.); ScHHa.
De" Biiech v., in der Sprache der Winkelwirtschaften,
Animierkneipen, einen Gast rupfen, ausbeuten ZStdt.
De" han-icU (Der isch) versegglet! BsStdt. De" hei"-
mer schön versecklet! gehörig gefoppt und blamiert
BStdt. Iez bin-ich schö" versecklet! getäuscht, betrogen
ScnHa. — Ans der Gaunerspr.; vgl. Fischer II 1284/5, wo
auch noch andre Bedd.
be-: = secklen 2 b. Die Geleitsleute schwören, von
dem Geleitgeld Nichts zu ,b. noch zuo behaben', son-
dern alles sofort in eine Büchse zu stossen. 1435,
Absch. Von den Klostergütern Nichts zu ,b.', sondern
sie für die Armen zu verwenden. 1530, B (Strickler).
Wenn etliche Personen den Erlös für sich behalten
(.besecklef) hätten. 1532, ebd. Der Vogt habe jähr-
lich 40 Fl. eingenommen und ,besecklet.' 1534, Absch.
(B). ,Das Sigelgelt ... getrewlichen einzuantworten
und dess nichts zu b., noch in seinen Nutz zu ver-
wenden.' BChorg. 1667. — Vgl. Sanders II 833; Fischer
I 885.
be-secklenen: reff, seine Taschen füllen GisNuf.
Er b'secklenet-sich. Heid-er-n-ich b'secklenet? werden
zB. Knaben gefragt, welche für einen Liebesdienst
die Taschen voll Kastanien heimbringen.
Seckler m.: 1. = Seckel- Meister 1 (Bd IV 525/6);
vgl. auch Bursener (ebd. 1006). .[In der] stube ze
dem Sneggen ... sol nieman kein wonunge han wan
ein rat, die ingewinner und die sekler.' 1345, Z StB.
,Des hat er gewert uf den 5. tag meyen dien seklern
E. und W. ze der burger wegen 166 pfd.' 1353, Z.
N. wird für ein Jahr verwiesen, ,weil er Geld sich
selber zahlte, als er S. und der Sybener einer was,
und man do mehr Geldes fand, als er sollte genommen
han.' 1373, Bs (üchs); vgl. ebd. II 403: ,Drei von den
7|Verwaltern der Finanzen (ein Achtbürger, ein Ratsherr
von Zünften und ein Meister) hatten die Schlüssel zum
Schatz oder, wie der bescheidenere Ausdruck lautete,
zum Trog und hiessen die Seckler. In der Folge
sind die drei Seckler vom Siebneramt abgesondert
worden.' ,[NN. haben] gesworn, all fronvasten 5 Schil-
ling und 1 pfd der burger secler ze geben, unz das
die buoss gewert wird.' 1374, Z. , Weihe ze der stat
s. erweit wirf, daz der swere der stat trüw und war-
hait, ir nutz ze fürderen, ir schaden ze wenden...'
1391, GRatssatzg. ,N. von Herisau, S. der Stadt St
Gallen.' 1405, JGöldi 1897. ,Welich zuo secklern ge-
nomen werdent, söllent swerren, der statt schulden
und zinss, die in daz seckelampt und darzuo dienend
und gehörend und inen in geschrift geben werdent,
inzeziechend zuo unser gemeinen statt handen und
die zinss und anders, so uff dem seckelampt stat und
inen bevolhen wirt usszegebend, davon und daruss ze
bezallend und ze gebend, so verr das mag gelangen
. .. und jerlich von irem innemen und ussgeben rech-
nung geben ...' M. XV, Z StB. ,Er habe dem N., als
er der geselschaft ze Horgen uff dem zug gen Granse
wider den von Burgund s. gesin sige, zwen guldin,
die im die obgenant geselschaft ze tragent uffgeben
hette, von der bemelten geselschaft wegen geben.'
1476, Z RB. ,A11 pÜäger der kilchen [usw. müssen
schwören] den eid, so ein s. der statt schweren sol
und muoss.' um 1480, AaK. StR.; vorher ,der seckel-
meister sol schweren...' ,Hat einer die hinterlegte
busse verschult, so sol er [der Ammann] die dem s.
gen.' Gl LB. ,Der seckelmeisteren eid: Item der seckler
[eines militärischen Aufgebots] sol schweren, der statt
er, nutz und fromen zefürderen ... und die knecht
versechen mit spis und anderen dingen, [so] der statt
nutzlichen und erlichen sig, nach sinem vermügen
677
Sak, sek, sik, sok,
an geverd.' E. XV., Aar. StR. ,Der seckler eid: Beid
seckelmeister sond schweren, das keiner on den andern
über den seckel gan soll ... und der, so den seckel
nitin sinem huss hat, der soll ouch alwegen den seckel
versiglen ...' um 1520, AaB. StR. ,Die [Wein-]ungelter
sollend das gelt nit über nacht behalten, sonder das
den seckleren überantwurten.' ebd. ,Die armen lüt
im Gastal' mussten den Schwyzern zur Strafe ua. ,den
s. und panermaister überantworten.' Vad. , Seckler,
saccularii.' Mal. S. auch Bursener (Bd IV 1606);
wider-reiten (Bd VI 1648); üf-sagen (Sp. 403); Sigel-
Sack (Sp. 636). In AAAar. Messen S. auch die dem
Seckelmeister unterstellten Ungeldbeamten, später
,Under-S.' (s. d.). ,Daz sy [die Wirte] hinfür dhein
vas mit win in die kelr legend [!] sond, die ungelter
oder die seckler sigent denn vor darzuo berüeft, ha-
bent die vässer angezeichnet und besigelt.' 1410, Aar.
StR. ,Der eid, so die seccler schwerem! einer statt
Arow: Ir werdent schweren, alle sunnentag um ze-
gand und die vass, so sy[!] in der tafelen verzeichnet
band, zebesächend, und welches vass usgeschänkt ist,
den wirt heissen an die sinne legen, und wenn es ge-
sinnet wirt, so sond sy eim yetlichen soum zuo um-
gelt uflegen ... Und wenn der zwenzgist tag kumpt,
das dann die seckler ein statt mit barem gelt bezalend.'
um 1510, ebd.; ähnlich schon 1492. — 2. Beutler B
(Zyro); ,Gl; L; Sch; Zg' (St."), „Kürschner" Gl (Schu-
ler); U (Müller); St.2 In Ap machte der S. (lt TTobler)
, Tschakos, Mützen von Leder oder andern Stoffen,
Hosenträger udgl.', in Sch (lt EStoll) bes. gelblederne
Geldbeutel (wie sie die Bauern ehedem meist in der Hand
trugen, wenn sie zu Markt oder zum Zinsherrn in die
Stadt kamen), aber auch Lederhosen (die man daun
schwarz färbte), lederne Hosenträger usw. Ich gö"
zuem S. ane- Ap (TTobler). De Bärri, de S., de
Hösi, de Füdi, de Gieß, de Gägi hat Lebere" z' Nacht!
Spottvers auf einen Seckler Namens Bärri, der
die Leute mit seinem guten Nachtessen geärgert
haben soll. EStoll 1907 (ScHStdt). ,Wie sich kra-
merzunft und kürsener gegen einander halten süllent
[Titel]. Seckler mugent wol hentschuoch machen,
wie sy wöllent; doch wellent sy dehein hentschen
mit kürsenwerch füetern, das süllent sy unsern kür-
senern befelchen und das selber nit machen, und
was inen unser kürsenner füetrent, das mugent sy
wol verkoffen.' 1431, Z StB., wiederholt 1490. ,Peter,
ein s.' 1443, L. Ein ,burger, ist ein s.' 1524, Z.
, Seckler Tax [folgen Preisangaben für lederne und
gefütterte Handschuhe, ,Seckel, Ranzen'].' Bs TOrdn.
1646; vgl. Mannen-, Zungen-S. S. noch Chappen-
Macher (Bd IV 52); Nestler (ebd. 844); Täsch(njer,
sowie TGeering 1886, 232/3 (über das Verhältniss der
S. zu den Täschnern, Handschuhmachern und Hosen-
lismern). 647. In BsStdt schwanken die S. im XV.
zw. 10—16 Meistern (TGeering aaO.); in ZStdt gab
es 1637 21 S. (Süaszynska 1891, 43/5), in GLicht.
1784/8 deren 2 (JMHungerb. 1852, 111); als .paten-
tierte' Gewerbetreibende erscheinen sie noch 1801 in
ZEgl. (AWild 1883, 328/9). In Bs und Z gehörten
die Seckler zur Saffranzunft (s. Saffran Sp. 338 und
vgl. Leu, Lex. XX 395; TGeering aaO. 229), in G zur
Schneiderzunft (Vad. II 422).
Ahd. eekilari (nur in Bed. 1), mbd. seeklare, -er (auch
in Bed. 2); vgl. Gr. WB. VIII 1684. IX 2806; Schm. »II
222; Martin-Lienh. II 346 (Handschuhmacher!. Iu deu Z
StB. kommt nur einmal (Auf. XVI.) .Seckelmeist. i
immer .Seckler', in AaK. StR. ist .Seckelmeister' häufiger
(vgl. das Register), in AaB. StR. werden beide Ausdrücke
promiscue gebraucht (s. zB. den Beleg oben). — In Namen. '«
Secklere", Beiname einer Familie SchwE. Als Familienn. 1395,
AaB. Uik. (,des Sekkellers hus'); 1412/96, ebd.; 1465/87,
ZStB.; 1489, ZWtb.; 1489, Gr; 1527, Bs; 2. H. XVI., Ndw;
vgl.: .Antoni Gngi, der s.', f am Gnbel 1531. Vad., ,Anthoni
S., unser statt der längst man.' Kessl., ,Anthoni S. von
Santgallen', an andrer Stelle: ,A. Gügi, znogenampt S.' HBull.
1572. .Secklerin': ,[Sie hätten] von der s. von Winter-
thur ettlich seckel [gekauft].' 1474, Z RB. .Verena S., Heini
Secklers eeliche tochter.' 1496, AaB. Urk. .Seckler', Flurn.
Sch; Z. ,Reben im Seckeler' ZOWth. .Seckler-Miilli.' 1791,
ThFr.; dazu ,Johs Hagg, Secklermüller.' ebd. ,Sin guot,
genant Secklers guot, bi Kiburg zwüschend der Tüss und Ban-
halden gelegen.' 1520, Z.
Ober-: Seckelmeister; s. das Folg. .Nach solchem
allem stond min herren die kleinen rhät uff, trettend
ab ... biss allein min her Schultheis und min herrefn]
drissig und burger, die erwöllen in irem abwesen
einen o. und obereiniger, die kleinen rät aber setzen
ein underseckler und undereiniger.' 1590, Aar. StR.
— Under-: dem Seckelmeister oder ,Ober-Seckler'
(s.d.) untergeordneter Beamter; spec. = Um -Gelter
(Bd II 244). Vgl. auch Seckler 1 (zu Ende). .Des
Seckelmeisters und U-s Eid: Ihr schweren, alle Sambs-
tag (vor jeder Monatrechnung und am Sambstag her-
nach) umbzugehen, und, wo vonnöten, der Wirten
Keller zu visitieren und die Fass, so in der Tafelen
verzeichnet, zu besehen und wie hoch sie den Wein
ausschenken, an das Fass zu schreiben ... und was
die Sinne bringt, vom Saum zum Umbgelt forderen...
und daran Nichts zuschenken noch nachzulassen, auch
sonsten umb alles ewer Einnemmen und Aussgeben
trewe ehrliche Rechnung zugeben und euch mit ewer
bestimbten Besoldung vernüegen zu lassen.' um 1700,
Aar. StR. Jnstruction eines Herrn Sekelmeisters und
Unters-s: [es] sollte von denen Stadtsekel-Verordneten
des Jahrs wenigstens viermahl die erforderlichen
Keller-Visitationen vorgenommen werden, auch wür-
den Mhh. gern sehen, wenn allemal Herr Sekelmeister
selbigen auch beiwohnen täte . .. Hat aber Herr Sekel-
meister erhebliche Gründe, dass er derselben nicht
beiwohnen kan, so soll dennzumahl Herr Unters, solche
in Beisein der beiden Herren Officialen vornemmen.'
Ende XVIII., ebd. ,FJRotpletz, Unters.' 1793, AAAar.
— Stadt-. ,Sölich summ gelts ist miner herren stat-
secklern ingeantwurt.' um 1491, Z.
„secklere": = seckleii l.~ Si-
secke": „streiten, zanken", zänkeln L (St. und
St.b). Gew. im subst. Inf., Streit. Gezänk: „Er hed
es ebigs S. mit-mer, zankt ohne Unterlass mit mir."
Vgl. ahd. KcehtHa f., Zank, Streit, zur Sippe von Sinei
(Sp. 97). St.'s Stichwort sacken ist, wie sich aus dem Zshang
ergibt, entweder konstruiert oder ein Fehler.
Se'keränz (in Z auch ~~s) f.: Assekuranz Ndw; Z.
Für-: Feuerversicherung Z.
Seki f., PI. Sekene": .Übermass an Flüssigem.'
[Die verschwenderische Hausfrau] hed Chüechli ... in
Sekene" Schmalz 'buche", dass 's obe" g'semme*g'runnen
ist. Scbwzd. (GrScIis).
Zsgehörigkeit mit dem für Nac.hbargebiete bezeugten söke"
(s. d.) scheint sicher; aber der Vokal macht Schwierigkeiten,
da die MA. von GrPr. die Entrundung sonst nicht kennt.
Ist volksetym. Anlehnung an Se im Spiel? Heute abgelehut.
seki'ere" -gg-: plagen, quälen, zumal mit Worten
Ap (T.); BsStdt. — Ital. seecare; vgl. Schm.-Fr. II 222,
auch Seggäden (Sp. 520).
Sekret, in ä. Spr. ,Secret' — n. (in Bed. 3 auch f.):
1. Geheirnniss, geheime Kunst. ,Halt es [eine Kunst]
für ein heimlich s., den es zuo vilen dingen zuo ge-
bruchen kumlich ist.' 1570, Brief des ZMalers Clauser.
,Wie dann vil mal wahrgenommen worden, dass wenn
der Vatter oder die Muotter einen Sägen oder eines
dergleichen Zauberkünstlein gewusst, dass sie das-
selbig mit sich under den Boden nicht nemmen wollen,
sonder soliches als ein kostlich Secret und Meister-
stücklein ... ihren Kindern oder liebsten Verwandten
eröffnet und hinderlassen.' Gwerb 1646. — 2. = Secret -
In-sigel (Sp. 500). ,Und herumb ze vestem urkund
band wir ... unsers rats s. offenlich gehenkt an disen
brief.' 1400, AaB. ,So band wir unser stat s. ofenlich
an disen brief henken lassen.' 1482, ZOGlatt. ,9 pfd
dem goldschmid von des insigels wegen; 30 ß von des
s-s wegen.' 1484, Z Fraumünster. ,[Die Eidgenossen
bei Grandson] gewunnent vyl paner und fendlin, ross
und hämisch und gewunnent des herzogen sessel,
sin zeit, sin thägeli, sin s., das gmein sigel und
die hab alle, die er da hat.' 1560, Ndw Beitr. 1890.
Die Bürger von Mülhausen lassen die Gesandten der
Saiten Orte bitten, die .Secret' von der Tür des Ge-
wölbes abzunehmen und der Inventarisierung beizu-
wohnen. 1587, Absch. S. noch Abscheid-Brief (Bd V
482); In-sigel (Sp. 498); ver-siglen (Sp. 503). — 3. Se'-
Tcre't (bzw. Sek-) AaF.; Ar; Bs; BLf., Si.; Gl; GrD.,
Rh.. Ths; GW.; Ni.w; UwE.; ü; Z, so Etiml., WL,
Sekret ApK., Teuf, (d); Gl; GW. und lt Zahner; Sch
Schi.; Ndw; UUrs.; Z, so O., SeÜret GRTschapp., Si-
keret, Z- GoT., Zigret GRFelsb. - n. Ap; Gr; GW.;
SchScIiL; UUrs.; Z und wohl noch weiterhin, f. GoT.;
Ndw, PI. meist unver., in Ap (T.) auch -er, in Ndw auch
-e": a) Abort. aaOO. (ausser GrTIis, Tschapp.; GoT.).
Syrj. S.-Häsli (AaF.). I" 's Sekared use" wor'e-d-mer-e"
[de" Ö"flöds-Prüss] füere" ond ondersich ond öbe'sich
's Töfls laxiere". HKFrick 1900. ,Dem N. für Sekeret
mit Ziemet zu bestechen.' 1864, Gi-Näf. ,[Ein Ge-
fangner] ist entrunnen und durch ein s. oder heimlich
gemächt nider gefallen.' 1529, ZAnd. (Schreiben des
Obervogtes). ,Danne dem zimerman von dem s. ze
machen 4 ß und 3 mall.' 1530/1, AABiberstein Arch.
,üie secret.' L Ordn. 1594/1611. ,[Die Mönchsnovizen
mussten zur Strafe ua.] s. v. auf das S. und den Kopf
in das runde Loch, wo man die Notwendigkeit ver-
richt, den Gestank fein wol einzunemmen, ein Zeit-
lang stecken.' ClSchob. 1699. ,Die Secret müssen 20
Schritt vor der C'amp-Wacht der ersten und zweiten
Linien etabliert und mit einer Zwerchstangen ver-
sehen, auch alle acht Tage abgeändert werden.' B
Kriegsordn. 1764. .Drittens wird in Betreff der Weg-
schaffung des s. v. Mists und der Güllen aus den Eh-
gräben und s. v. S-en geordnet...' 1779, Z Ges. .Wann
ein Weib eine bschissne Fürstat hat, so hat sie ein
bschissnes Secret.' UBrägger 1780. ,Vier Personen
TaglohD, um die Güllen aus dem Secret zu tragen...'
1785, ZHaush. S. noch E-Grueb (Bd II 693); Spräch-
Hüs (ebd. 1731). — b) Abtrittjauche GRThs, Tschapp.;
GoT. Zikeret üstue", die Jauche zur Düngung auf die
Wiesen führen GNessl.
Lehnw. aus lat. secretum; vgl. Gr. Wß. X 403; Martin-
Lienh. II 347, spee. zu der (auch rätorom.) Bed. 3 a die
synn. Privat, -et, Procät, -et (Bd V 433. 503). Die ä. Quellen
schreiben durchgängig .secret.' Das inl. ky vergleicht sich
dem in Sakramint; zum i der 1. Silbe vgl. etwa Sickerment
(Sp. 655), sowie die Anm. Sp. 507. Unklar ist die Ent-
stellung Sdkret in GrTschapp. (k durch Eiufluss des Rätorom.).
Stadt-: städtisches Geheimsiegel. .Mit dem stat-
secrett versiglet.' 1529, Bs Chr.
Sekretär m. (in Bed. 2 auch n.): 1. Sekri-, Se-
kelitär G (Zahner), Segretäri PPo., Sekeldär F, Se-
kretär, Schreiber F; G (Zahner) und weiterhin (s.
Anm.); Landschreiber, Standesbeamter PPo. ,[Es ist
verhandelt worden] mit dem seckletare uss verwilgung
des herzigen [von Mailand].' 1531, Absch. ,[Auf der
L Tagsatzung 1507 erschienen in Frankreichs Namen]
der bischof von Riess und der secretari La Marche.'
Ansh. .Secretari, stattschreiber, scriptor, librarius, se-
cretarius; einer, mit dem ein fürst oder herr etwas
heimlichs redt, ab aure, a secretis, secretarius, a con-
siliis.' Mal. .Darbi sind auch gsin beidi Brelaten von
Dänenbach und St Urban, beidi Sekredari von Sal-
niischwyl und Lützel.' 1641, Zg TgB. v. JAndermatt.
,üer Ambassade Secretari.' Parisische Reis 1664. —
2. Se'kre'tär B; Gl; Sch; Th (auch -dar); Z, Sek(e)ritär
Ap; G (Zahner); Z, Sekertär BsL., Seg(g)retär(i) B,
Sekeltäri Ap (Halder), Seklitär Th (-dar); ZSth. und lt
Dan., Sekelitdr G (Zahner); Zu. — m., in B n.: Schreib-
schrank, meist auch zur Aufbewahrung von Geld und
Wertschriften dienlich und darum mit Geheimfächern
versehn. Er isch über der Sekertär g' gange" und het
g'schribe". Breitenst. 1864. Er hat 's (Geltli) a'se g'rö-
st"e" chün"e" us dem Sekeltare ushi" ne". AHalder. Öppis
in'n S. i"b'schliesse". — 3. Sekelitör [1. -är?], Pflanzenn.,
= Gelt-Seckel2a (Sp. 669) GrScIis (AUlrich).
Vgl. Gr. WB. X 405; Martin-Lienh. II 347. Der Akzent
liegt auf der 1. Silbe; in der aus der Kauzleispr. zieml. allg.
bekannten Bed. 1 (seltener in Bed. 2) kann mau auch die fremde
BetuiiiiiiL' Srkytä'r huren. Die Formen mit/ uuter 2 verraten
Anlehnung au Seckxl; vgl. auch 3. 2 ist auf dem Lande zT.
erst in neuerer Zeit (seit 30 — -40 Jahren) bekaunt geworden.
Wand-: = dem Vor. 2, sofern das Möbel, wie in
altern Häusern vielfach, in die Wand eingelassen
ist Gl.
ver-secretieren: versiegeln; s. Bed (Bd VI 525).
Se'kl'm^e») f.: 1. Sekund, in AaF.; Ap; B; Sch; Th;
Ndw; Z tw. Sekunde", kleinstes Zeitmass. allg. — 2. (Se-
kundj musikalischer Kunstausdr. a) Intervall. Scherzh.
di gäch S., Jauchzer der Nachtbuben, im hohen c der
Kopfstimme LDietw., H., Rottal. — ■ b) Begleitstimme.
S. mache", zweite Stimme singen LWigg. Welle macht
S.? — 3. Sekundant. ,Diss [das 6. Gebot] sollen wol
beobachten, die etwann in Duellen und Zweikämpfen
sich zu Secunden aufwerffen und gebrauchen lassen,
damit sie ihr Herz an des Nächsten Mord erkühlen
mögen.' AKlingler 1688. — Vgl. Gr. WB. X 409/10.
Sekundant m. ,Dem Vorsänger steht der S. zur
Seite. Ihm kommt die Aufgabe zu, die erste Stimme
durch eine zweite zu unterstützen.' ALGassmann 1906;
vgl. Sekunden 2 b, sekundieren.
Sekundär Se'kedar Z (Dan.) — f.: Abkürzung
für S.-Schuel (s. d.). In der Schülerspr. auch noch
weiter gekürzt: Sek/ BStdt ßlodi-S., Mädchensekun-
darschule), Sekyeli (mit Anlehnung an Seckel) Bs (-gg-);
Z. Dazu SekyeUr m. Sekundarschüler BStdt.
Sak, sek, sik. sok, suk
sekundiere": Begleitstimme singen AaF.; L. Me"
stimmt es Chüerliedli a", und d's Veh, das sekundiert
derzue. Anderegg 1898. De' Nazi stimmt a", und der
Ödel sekundiert-em, dass 's schöner Nüd niitzti. JRoos
1907. Vgl. zue-singen.
Sick: Lokalname. ,Auf dem S.' W. ,1m S.' Gr
Valz. (Leu, Lex.); WErnen, Grengiols (Alpe). ,In dem
Sieche.' um 1280, Schw (Urb. des Klosters Rathausen).
Zu «den? Die W Namen konnten auch mit Sudan (Sp.
G85) zsgehoren.
Sickel I m.: Münzname. ,Die mass wellend wir
[schlechte Regierungen] nvindren und den sikel oder
pfennig steigen und falsch gewicht underschieben.'
Amos (Zwingli 1524), ,so wellend wir ... den sickel
grösser machen.' 1530; ,augeamus siclum.' Vülg. ,S.,
ein hebräischer pfenning, tuot ongeferd 30 kreuzer
oder 4 drachmas, siclus.' Fris.; Mal. ,[N. erhält]
2 Mütt Korn undt ein Frisching, so ein S. gilt, undt
ein S. [s. Sickel II] Wyns, wyters soll er nit erwarten
weder us Gnaden noch von Recht.' RCys. ,Siclus,
Hebrseis idem quod Grsecis stater, vier drachma, ein
halber Taler oder halber Gulden ohngeferd, ein S.'
Denzl. 1666. 1716 (,Sikel'). ,[Der Verleumder eines
ehrbaren Mädchens] hat sie zur Ehe haben und darzu
ihrem Vatter hundert Sikel Silbers geben müssen.'
FWyss 1697 (nach V. Mos. 22, 17/9).
Hebr. ieqel gr. aiyXog, aixÄog (darnach got. sikls, Neben..
5, 15), lat. siclus (s. auch DuCange VI 237/8), Bez. einer
Münze (eig. eines Gewichtes, bes. für Gold und Silber); vgl.
Gr. WB. X 1, 756.
Gold-. Die Steuer der freien Zinsbauern in Ober-
buonas betrug einen Goldsickel, = 4 Dukaten, = ca 70
Franken an Gewicht. Gfd 56, 33. 47.
Sickel II: ein Hohlmass. ,Ein S. Wyns.' RCys.;
s. Sickel I.
Spätlat. sidus, sicla (DuCaDge VI 237/8) aus lat. situlus.
Weitres bei Lexer II 904; Gr. WB. X 1, 755/6. Vgl. auch
Sigd IV (Sp. 506).
sickere": (auch zsges. durchen-, i"-s.) wie nhd., aber
nicht volkstümlich.
Sickust s. Sitekust.
Sock, »Socke- I m. (f.): 1. Sock (bzw. -gg) m. Ap;
B; Gl; Gr (so Av., D., Pr., in Rh. Zock); PAL; G;
ScnSt.; Th; W; Z (so O., Uhw.), PL Socka Wtw., Sack
Ap (neben Socke"); Gl; Gr (so Av., Pr., in Rh. Zock);
G; Th; Z (so O.), Socke" m. Aa (so F.); Bs; B; Gr
(KL? Mai.?); L; GSa„ T., Ta. (aber PL Söck); S; Th
(so Hw.,Mü.); W (tw. Socko); Z (so Sth.), f. Bs (s. b);
Nnw, PL unver., in W Socke, -u", in Z lt Dan. auch
Zocke", in GSa. auch Socke1 (?), in ThMü. neben Söck,
Dim. Sockli S, Sockili Ndw, sonst gew. Söckli: (meist
PL) eine Art Fussbekleidung. a) Hausschuh, Pan-
toffel GrAv., D. (grober Tuchschuh ohne Ledersohle;
warmer wollener oder bes. von Tuchenden gefertigter
Schuh ohne Absatz, meist ungesohlt), Pr. (aus grober
Wolle oder Haar gestrickter Hausschuh für den Winter,
Hausschuh von Tuchresten, lt MKuoni 1886 Haus-
schuh gröberer Sorte, von Filz usw.), Rh. (auch ge-
strickte Schuhe für ganz kleine Kinder); GNessl.
(,alter Fink', Schlurfe); PAL (.scarpa di panno, pan-
toffola'); Wtw. (Hausschuh aus Filz). Synn. s. unter
Fink 11 1 (Bd I 868); Tappen. [Der Stüdafridli zum
Harsch nider, von dem er sich überfordert glaubt:]
Wenn Ier deren en u" verschämte Hund sid, se müesst-
er au'h d's Här nid han, us dem machet d' Schwester
Greta es par Söck. GFient 1898. Er ist uf de" Socke",
er ist ausser Bett GRPr. ,Der sock, soecus; die söckle,
finkle, calceilintei,socculi.' Mal. ,Soccus, (eine Gattung
Stifel oder Schub), (ein) Sock.' Denzl. 1666. 1716.
,Man dörfte [in den Tempel zu Jerusalem] weder Schuhe
noch Söck noch Taschen noch was anders darein
bringen.' AKlingler 1688. ,Er kan einer jeden Laus
einen Socken schneiden, Momus cynicus.' Mey. 1692.
S. noch Für-Fuess 2 (Bd I 1090), ferner die Anm. zu
Fink II (ebd. 869), sowie b. — b) Strumpf mit kur-
zem Rohr, Halbstrumpf Aa; Ap; Bs; B; Gl; L; G;
Soh; S; Th; Ndw; Wtw.; Z. Syn. Mutz, Halb-Strumpf;
vgl. auch Fink II 2 (Bd I 869). E" Hübe" ist kän
Rock, en Strompf ist kän Sock. ApVL. 1903. E(s)
Par Söck (Socke") lisme". Baueligi [baumwollene]
Socke". Lauf doch nid al'eu-il in'n Socken umenand!
Th. Ich bi" in'n Socke" go" uftue", dem Nachts spät
Einlass Begehrenden, ebd. [Pfahlbauer-] Fraue" mit
''em churze" Söckli, öni Schueh und öni Söckli. ONägeli
1910. ,Für ein Par gemeine Socken für Fussgänger
1 Ib.' Bs TÜrdn. 1646 (,Hosenstrickertax'). Die folgen-
den Belege können auch zu a gehören. ,Man sol ouch
ze herbest ielichem herren und bruoder geben ewek-
lich zwen grawe sökke [aus dem Erträgniss einer
Jahrzeitstiftung], und sol man darzuo setzen so vil
geltez, so daz bedarf.' 1332, ZRüti. ,Ein hemptly,
2 glissmote söckly, ein wenig blouws fadens und ein
gelw kindhübly.' 1448, Z RB. ,Ist erkent, das die ge-
ordneten wechter uss dem spital angentz widerumb
zu den toren gesetzt, alda warten und ... die betler
wysen und bescheiden söllind ... der spitalmeister
solle sy mit guoten schuochen versechen und uss dem
allmuossen Nördlinger söck denen, so nit woll be-
kleidet, gemacht werden, damit sy ... dest bas über
den winter kommen mogind.' 1545, ebd. RAA. Sich
uf d' Socke" mache", auf den Weg, auch bildl. B; L;
Z; Syn. uf d' Strumpf. Alo, mach-dieh uf d' Socke"!
JRöthelin 1894. [Der ,Zltputzer'] hed-sich wege" dem
politische" Güggelg' schrei, wo von der Stadt use" chund,
uf d' Socke" g 'macht... Zitpdtzer 1905. Berner Bure",
üf uff d' Socke" ! jitze" gilt 's e" Büre"tät. UDürrenm.
1903. Mira" vidi, ich blibe" hocke", d' Bise" geit-mer
itze" z' sür, und ich maijitz nid uf d' Socke". B Volksztg
1909. .Einem auf den Socken sein', scharf hinter ihm
her sein, alle seine Schritte beobachten Bs (Spreng).
,Premere vestigia alieuius, einem auff dem fuoss nach-
volgen, auf den socken nachgon.' Fris. ,Mornderigs
streiften sie dem [feindlichen] häuften auff socken
nach biss gehn Küchen, ob sie etliche auffnestlen
[niedermachen] köndten, mochten aber nichts schaffen.'
Wurstisen 1580. Gang-mer ab de" (nach einer Angabe
der) Socke"! geh mir vom Leibe, iass mich in Ruhe
Bs; Syn. ab der Gügen (Bd II 156). — c) Fussteil
des Strumpfes Ap; Z. Syn. Für-Fuess (Bd I 1090);
-Sack (Sp. 620). Trenn ro" dem Strümpfli dö de" Sock
ab, wo verrissen ist. nimm d' Nadle", lueg esö . . .
Scuwz. Fracenztg 1891. Nass Söck mache", abgetrennte
Söck nass über die Füsse ziehen, um guten Schlaf zu
bewirken Z. — 2. Sock (PL Söck) pers. a) „geheimer
Polizeidiener G" (St.-). Bis 1798 Spitzname der obrig-
keitlich bestellten Aufpasser auf die vor beendigter
Abendpredigt Spazierenden, zur Vorzeigung an das
Bussengericht GStdt. — b) „Ankläger, zumal von
;, sek, sik, sok. suk
084
Kindern, die ihre Mitschüler oder Geschwister ver-
klagen" (St.2), Angeber, Ausschwatzer Ap; „B"; G;
Th. Du bist en. schüliger S.! Ap; G. En S. ist-mer
äde" 's trürigst ond 's miserabligist g'se", wo-mer hett
chönne" Unkt"1; mer hend aber au'h jedem Sock amtnel
g'hörig off de" Qrend g'g'e", so bald er oss-em Schnelhüs
use" cho" ist, das' -er 's i" Zuekunft Mibe" lö" hed.
ATobler 1901/2. Vgl. auch den Spottvers Bd VI 825 o.,
auch in der Form: S., S. im röte" R., bist en gel'V
Nägelistock! — c) niedrige(r) Schmeichler(in), Krie-
cher(in) ScHSt. (Sulger); ThMü. (mit dem Nebenbegr.
dumm), Tag. En fürchtiger S. ThMü. — (!) langsamer,
unselbständiger, ein wenig beschränkter Mensch Sch
Kamsen, St. En rechte' S. — e) liederlicher Mensch Ap.
En liederliche S. So cho"d e" Söckli ganz ring dezue,
Vermöge", Kredit z' verschwende". HKFrick 1900. —
f) Mensch mit einer heftigen Leidenschaft oder einem
Laster; zB. Spil-S. (s.d.) Ap. — g) Söckli, Schimpfw.
ohne spez. Bed. Ap (AfV. V 127). De- Sock, Spitzname
einer armen Frau GNessl. Söckli, ,ein unter vielerlei
Umständen gebrauchtes Schimpfw. gelinder Art auf
eine männliche Person' ScnHa. (Neukomm).
Ahd. soc (PI. soccha), mhd. soc (PI. socke) und socJu (PI.
socken) m., Lehnw.'aus lat. toecus; vgl. Gr.WB. X 1, 1389/92;
Martin-Lienh. II 316 (Socke* m., auch Sock f.?). Das Fem.
ist vom PJ. aus neugebildet. Der Aul. Z- beruht auf An-
scbmelzung des Plurahutikels d' . Bemerkenswert ist, dass
in der pers. Bed. 2 nur die einsilbige Form gilt. 2 a — c
eig. wer in Socken, db. leise auftretead herumgeht, .Leise-
treter' (vgl. dazu Gr. WB. X 1391 unter 3); für die weitern
Bedd. ist auch an deu ähnlichen Ubertr. Gebrauch von I.app(en)
(Bd III 1349), Schlarp ua. zu erinnern. Vgl. dazu auch
noch Martiu-Lienh. aaO., ferner ,Söcker', ,Söckler' bei Gr.
WB. X 1, 1393.
Für-Soefc: = Sock 1c ZO., auch lt Spillm. Syn.
Für-Sack (Sp. 620). — Flattier-Socfc: auch Dim.,
Schmeichler(in), schmeichelndes Kind Ap (T.); GaL.;
ThMü. — Ruäei e»- Sock: = Sock la Gr (Tsch. 385).
— Här Hör-Sock: aus Tierhaaren, Wolltuchanschrot
udgl. geflochtener Schuh zum Gebrauche im Winter
Ap (T.). — .Mannen-Socken'; s. rein (Bd VI 986,
wo statt ,ein Dotzet' zu lesen ist: ,ein Par').
Brunne"-, Bronne"-Sock: Brunnenarbeiter, dem
öffentliche Brunnen zur Reinigung übergeben waren
GStdt f. Am Neujörmorge" send d' Bronne"söck, d'
Sander, die rüefe"de" Wächter ond d' Tornschrenzer
[Turmwache] zue de" Here" g'gange" go" Glöck wün-
sche", ebd. ,Den Wächtern und Trompetern wird das
Neujahrsingen und -blasen, dessgleichen ihnen samt
den Bettelvögten, Gassenfürbern und Brunnensöcken
das Neujahrfordern vor den Häusern, bei Verlust ihres
Diensts, abgestrickt, wiewohl es denen rufenden Wäch-
tern wieder zugelassen worden.' 1708, KWild 1847.
Der Name wohl von den wasserdichten Stiefeln, welche
die Brunnenarbeiter trugen.
Rit-: strumpfähnliche Fussbekleidung eines Rei-
ters. ,Item 15 ß um tuoch zu ritsöcken, item 2 ß
macherlon.' 1527, SchwE. — Auch bei Gr. WB. VIII 790.
Spil-: leidenschaftlicher (Karten-)Spieler Ap. Ve-
rena (ruft draussen aus vollem Halse): Zum Heu,
zum Heu! Es ist ein Regen im Anzüge! Zum Heu!
[Die Kartenspieler:] Ja ja, das Heu wird um so we-
niger brennen, wenn ein Regen drein kommt; wir
müssen doch noch die eben angefangene Partie aus-
machen... Verena (vor sich hin): Die Sapperments
Spielsöcke!' Ap Volksbl. 1833. Übername der Wolf-
halder; s. ApVL. 1903, 21.
Stifel-. ,Für gemeine Stifelsocken 1 Ib. 5 ß.' Bs
TOrdu. 1646 (.Hosenstrickertax'). — Eis. .Socken mit
Schaft, ähnlich den Schnürschuhen' (Martin-Lienh. II 346).
Strumpf-. Nur in der Abi. strumpf-söckig:
str. ume"lauffe" uä., nur in den Strümpfen, ohne Schuhe
ThHw. — Eis. Strumpfsocken, Socken aus Strumpfwolle
(Martiu-Lieuh. II 346); vgl. auch Gr.WB. X 1, 1390 u.
Baum-woll Bauel-: baumwollene Socke. Muti-
gen alte" Ma"° hat jetzt nach liechti Bauelsocken a"
Z (Tagesanz. 1905).
Sockel m.: 1. a) nur im PI. auf ,-en', eine Art
Sandalen. .Soggellen.' 1431, Z StB. (s. die Stelle unter
Floss-Holz Bd II 1250); wiederholt 1490, ebd. (,sogg-
len'). ,Das einer von Gisslingen sogulen und pantoflen
feil hab, und meinten die schuomacher [dass es wider
die Zunft sei].' 1490, Z RM. .[Judith] legt kleider an,
die zuo fröuden gehortend, sockolen an ir füess.' 1530,
Jüd.; .schöne Schuoch.' 1638/1707; oavädXia. LXX.
,Ire sockelen habend im seine äugen verzuckt.' ebd.
.[Jesus gebot den Aposteln] das sy nichts mit inen
nämind uf den weg dann einen stab, kein täschen,
kein brot, kein gelt am gürtel, sonder sockelen an
füessen . . .' 1530, Marc; ,dass sie beschuocht seyind
mit Sockelen.' 1638, ähnlich noch 1707. .[Durch die
.frömden reisen' sei die alte Kleidertracht in Abgang
gekommen] nämlich an mannen an stat der . . . spiz-
und bundschuoch, soklen, holzschuoch [usw.] sind
kommen . . . wit ussgschnitten schuoch, on und mit
ringen, pantoflen [usw.].' Ansh. — b) Sockel, Socke,
kurzer Strumpf U. — 2. Sockel, wie nhd. Sockel,
Fussgestell Aa; B; Tb; W; Z und weiterhin bekannt,
doch nicht volkstümlich. E(n) steiniger S. Die Herre"
Chaiser müend doch öppis Schöns gestiftet ha", sust
ständi"d-s' ja nid hüt nuch vor'm Chlöster zue uf dene"
höche" Sockle" oder Postamenten" obe". SchwE. Anz.
Quelle ist lat, soeculus; vgl. .Sockel' 1 und 2 bei Gr.
WB. X 1, 1392. 1393, zu 1 a und b auch eis. Sockle". Leder-
pantotfeln nach Art der Holzsehuhe; Sockeu, Strümpfe (Martin-
Lienh. II 346). Für 1 a weisen die Schreibungen deutlich
auf Vermittlung durch it. zoecole; vgl. auch Zoggel. Eine
Ubertr. von 1 scheint SVggel (Sp. 520); vgl. Sock Bd. 2 dürfte
aus der Sehriftspr. übernommen sein.
Ofe"-: unterbau des Ofens Th; Z. Auch 1837,
Z Baurechnungen. — Fuess-. 1837/8, Z Baurech-
nungen. — Pfiler-. ebd.
socke": 1. verklagen, angeben GStdt (bes. in der
Schülerspr.). — 2. schmeicheln ScHSt, (Sulger).
ver-, Ptc. gew. -et: = dem Vor. 1 Ap; „B"; G (so
Stdt, W.). Syn. ver-tätschen. Ieh bi" versockfeß tcorde".
Versocket han-ich minner Leptig au'h Nietn. ATobler
1901/2.
be-. .Soccatus, besocket.' Denzl. 1666. 1716. —
Vgl. Gr. WB. I 1629.
bar bär-sogge": in den Strümpfen, ohne Schuhe
herumgehen GT.; THBisch.
Sockerin ,Sockri f.: donna che fa pantoffole' PA1.
(Giord.).
sockle" sockje": in den Strümpfen herumlaufen
GrD.
söcke": Strümpfe inwendig mit Tuch überlegen
ZBauma. Syn. be-legen 3 a (Bd III 1191). Cr'söckct
Strumpf. ,Ein Paar .Strumpf, welche der Fridli ihro
s. sollen.' Wast. Proz. 1701.
Sak — suk. Sakt— sukt
g°-söckig: Adv., in blossen Socken, Strümpfen,
ohne Sehuhe Th. G's. umenandlaitfft".
bar-söckig: = dem Vor. ThMü.
siike" sorgge" 6 Buchs, W., „s8ken" (bzw. sögge",
■uii-, -d.-) GlK.; GBuchs, Fs, 0., WL; „ScawMa.", Ptc.
■et: meist unpers. (mit , haben'). I. von dem platschen-
den Geräusch bewegter Flüssigkeit GBuchs. Es söegget
recht in dere" Log [Lauge] hin. Insbes. „quatschen,
vor Nässe in den Schuhen", beim Gehn auf nassem,
durchweichtem Boden. aaOO. I'h bi" tropfnass, es
söegget- mer recht in'n Schuehne" hin GBuchs. Auch
pers. Er sögget i" dt" Schuehne" GW1. l'h bi" in e"
Sügge" g'heit, das' i'h g'söugget ha" GFs. — 2. vom
zuckenden Schmerz in einer Wunde GBuchs. Syn.
zocken. Ich han e" Schleff am Ann, es so^gget recht.
Nächst verwandt mit den Sippen von Korken II (Sp. 203/4),
tücheren (Sp. 205) und Sinken. Weiterbildungen dazu sind
sotschen, sözgen.
SÖke" Sögge" f.: Sumpf, Tümpel, Pfütze GW].,
Wb. Syn. Sücken.
Söki SÖggi, in GW1. SÖggni — m.: Einer, der im
Wasser watet GW1. Unordentlicher, verkommener,
.versumpfter' Mensch GFs, Wb. Syn. Sülchi, Sülferi,
Schluß, Schlözi. En alter, en arme" S. Verst. Huere"-,
Schwi"-, Dreck-S. GFs.
Socke II: Name einer wilden Entenart. Vogelb.
1557, 34a (die Stelle abgedr. Gr. WB. V 2303 unter
.Kriekente').
Auch bei Nemnich 545 (Anas crecca). Viel), eins mit
Socken I : der Vogel könnte nach der vom Leib abstechenden
grauen Farbe der Küsse benannt sein; vgl. die Beschreibung
im Vogelbuch 34 b.
Suck ApK., Sö'ck ApH., L, M. — m., PI. Sück bzw.
Sö'ck: ,das Sinken.' aaOO.; Dim. Söckli, .geringer
Grad von Sinken' ApH., L, M. Der Sehne hed en grosse"
Sock 'tue" (TTobler). Wenn 's Wasser a's>- chald ist,
machi"ds [die Kühe] ken grosse" Sock mcr dre", brin-
gen sie es nur wenig zum Sinken, dh. saufen wenig Ap.
sücke" ApK.; GT.; Th, so'cke" ApH., L, M.: ganz
allmählich sinken, langsamer als sinken Ap (T.), ruck-
weise sinken GT. (W.), ein-, zssinken, zB. von einem
Heustock Th (Pup.). 's Hüs sockt, senkt sich Ap (T.).
Bair. socken, zu Boden sinken, vom Salz beim Sieden in
der Salzpfanne (Schni. - II 222); vgl. dazu .sogen' bei G-.
WB. X 1, 1406. Betr. weitre etym. Beziehungen s. die Anmm.
zu soehen II, »ocheren (Sp. 203/4).
ver-: ,(mit ,sein') stark oder zu Grunde sinken;
zB. sagt man von einem Hause, das sich bedeutend
niedergelassen hat, es sei versockt' Ap (T.). Von Wasser :
Bald 's Wasser a'se wädlich ve'sockt [so rasch in die
Erde versinkt, dass die Brunnen sofort wieder ab-
nehmen], so chonnt 's tcädli'h wider gi" regne" ApI.
,Von der Speise im Magen, niedergehn, zu drücken
aufhören: Die Speise ist bald versuckt' Th (Pup.).
ze-sämmeD- bzw. z'seme"-: (mit ,sein') zssinken,
ohne zu stürzen, von leblosen Dingen Ap (T.).
Sücke- bzw. Sügge" GrD., VD., He., L., Pr..
Tschapp., V.; GFs, Ms, Sicke" (Sicka) PAL; „U"Urs.;
W — f.: 1. .durchsickerndes Wasser, zB. aus einer
Wasserleitung' W (LMeyer). — 2. mit Wasser durch-
setzte, sumpfige Stelle, Pfütze, Wasserlache. aaOO.
Einist isch [das Mütterchen] in die Gurlt" glitt, in
anderist in Suche", old gär auch in Gumpe", wie- sia
dergllche" . . . trifft uf dt" ruhe" Alpwege". Schwzd.
(GitPr.). lh ha" irill 's Gott g'meint, i'h kern nümer uss
der Suche" nsse" GnMalans. I" de" Sacke" umt"c1irottnt"
GrVD. (Tsch.). S. noch Haupl-que (Bd V 1295);
söken. — 3. Schuhe, die ganz nass sind, so dass bei
jedem Tritt das Wasser herausquillt GiiMai.
Vgl. «afen. In Bed. 2 häufig als Orts- und Flurname
CiL. (,in den Sücken'); GFs; U; W. ,SUggwäseli' GRag.
Dazu viel), auch ,iu der , Suckwiese' ZZum., ferner ,Suckler.'
XV., ZAlbisr. Vgl. auch Sieh.
Sückete" Sich- f.: = Sücken 1 und 2 W (L.Meyer).
Sukürsler m.: Soldat des Sukkurses, dh. des
Bundesauszuges ZO. (Stutz). Volksetym. entstellt
Surrküssler (Stutz, Gem. II 100), Sürgürbsler (s. Sür-
Gorps Bd II 428).
Sekt (ä.Spr.), heute meist Sekte" — f., PI. unver.:
1. wie nhd. Sekte, wohl allg. bekannt. D' Sekte" hend
tri ZU, sind auch Modesache ScnSt. In der ä. Spr.
seit dem XVI. sehr häufig. ,Die seckt der Sadduceer.'
1530, Apostelg. , [Paulus sei] ein füerer der secten
der Nazarener.' ebd. .[Paulus:] Das bekenn ich aber
dir, das ich nach disem wäg, den sy ein sect heissend,
dien ich also dem Gott meiner vättem.' ebd.; noch oft.
, Wider die Luterschen und Zwinglischen sect.' Ansh.
,Haeresis, ein behertete oder erweite meinung, deren
einer steiff anhangt, sy seye dann guot oder böss, ein
sect; seeta, ein (die) sect, anhang, meinung von vilen
angenommen, weiss und gestalt ze laben.' Fris.; Mal.
S. auch Riteri 3 (Bd VI 1707); Git-Sack (Sp. 621).
Bes. von den Wiedertäufern. ,Diewyl uns angelangt,
wie etlich, besunder an enden, da tüuffisch gönner
und anhänger und derselben secten verdacht sygind,
wenig zum gotswort kommen ...' Z Mand. 1530. ,[Die
Wiedertäufer] schatztend alle menschen, die nit ir
seckt warend, unkristelich ... schultend all verkunder
des worts Götz, sind selbs under einander nit einer,
sunder vilerlei seck[t] und meinung.' 1535/7, JSG. 32,
193. , Die sect der töuffery.' JHäLLER 1550/73. ,N., so
bisshar mit der töufferischen sect behaftet gsyn.' 1589,
Z KM. — 2. nur im PI, von anderer Leute Weise
abweichende Lebensformen, Eigenheiten, sonderbare
Meinungen, Ideen AaF.; L (Ineichen); SchSL; Sekte"
m., fixe Idee AaZ. (Rochh.). Er het wunderlich Sekten
im Chopf ScaSt. (Sulgei). Der hed ä [auch] (kurios)
Sekte"! AaF. Das sind Cheibe" Sekte", ebd. Ähnlich
schon alt: ,[Der Pieformator WEeublin in Bs] warffallen
böpsten, bischöffen und pfaffen ire seckten, cermonien
und ander kilchenbruch, die man dan gar heillig hielt,
die warf er mit der heilligen schritt all um.' 1522,
Bs Chr. I 33. - Vgl. Gr. WB. X 1, 406/8. Bed. 2 ist auch
bair. (Schm. 2 II 233) und steir. (Unger-Khnll 592).
Sekter m.: Sektierer. Oft im XVI., zB.: ,Dise
aber achtend wir für sekter, die...' 1524, Z. ,Dass
dis nüwen secter me meinungen hand, dann iro sig.'
Salat. , Sagend nit all secter uff den hüttigen tag,
sy seyend von Gott ufg^telt oder gesandt?' LLav.
1569; .Sectierer.' 1670. ,[Der Evangelist] strytet mit
den alten und nüwen secteren, die da fürgebend, Chri-
stus sye nit gewäsen.' ebd. 1577. S. noch Botter (Bd
VI 1792o.).
sgktisch: sektiererisch. , Dass dis nüw sectischen
erzmeister mit betrug und list umbgangen . . .' Salat.
Sat. sei,
slll
,An sektischen orten.' F Schulordn. 1577. S. auch
sel-lös (Bd III 1433). Subst. .Sowohl von Catholischen
als von Sectischen.' RCys. Auch bei Salat. /Die See-
fischen [Täufer, Schwenkfelder udgl.].' JJBreit. .An-
langend die Mittel, durch welche den Widertäuffern
und andern Sectischen möge geweert werden...' ebd.
Sal, sei, sil, sol, sul bzw. sali usw.
Sal Sali W, sonst wohl allg. Säl — m., PI. Seil,
Dim. Sali Aa; Ap; B; GrAv.; Te; üw; ü; Z, Salti
WLeuk, Salti UUrs.; W (verbreitetste Form, PI.
Sälteni WRanda), Selti WStNikl.: 1. wesentlich wie
nhd. a) Saal in öffentlichen Gebäuden (zB. Rathäusern,
Museen), Schlössern, vornehmen Häusern, wohl allg.;
auch in Zssen wie Schlaf-, Spls-S. usw. ,Basler Saal',
Name eines Kneiplokals von Basler Bürgern im Stor-
chen. 1858, Bs Stadtb. 1890. ,Der obere grosse Saal,
das weiss Sälin, das rot Sälin, der Schneckensaal, der
Türkensaal-, Säle in den Drei Königen. 1765, ebd.
.Schwyzer Saal' im alten Stiftsgebäude zu SchwE.
(ORingh. 1907). Das grösste Zimmer in vornehmem
Häusern UUrs. Stube in grossen Häusern GRObS.
,Neben dem sal; im obern sal.' 1530, Z Inv. .Dem-
nach über 8 tag keine er aber zuo iren in sal und
weite aber mit ir zeschaffen han.' 1530/3, Z Ehege-
richt. ,Aberli Pfister seit, wie sy inn sinem sal den
vertrag gmacht, da man sy gheissen, alles eräugen
und zeigen, was sy schuldig were.' 1541/3, ebd. ,[Die
Diebe] syen erstlich in die undere stuben gangen und
daselbst einen trog ufbrochen . .., denne habend sy
mit dem borysen ... den sali uftan.' 1556, B Turmb.
,Aula, ein saal.' Fris. .Brauch desshalb zu deinem
Gebett morgens und abends dein Kämmerlein, dein
obers Stüblein, deinen Sahl, beschliesse dich ein etc.,
so hast du den Andacht besser.' FWvss 1677. ,Für
Saal und Visitenzimmer Böden 64 fl. 14.' 1843, Z
Haush. Im dichterischen Bilde. .Bern ist der beiden
ein sal und ein spiegel überal, der sich bildet one
fal: alles Tütschland soll si prysen, die jungen und
die grysen.' Lied auf die Gugler bei Äg.Tschudi. —
b) Dim. Sali, kleiner Saal (im Gegs. zum grossen) in
Gasthäusern Ap; B; Th; Z und sonst. In ZStdt auch
ein (oben im Haus gelegenes) etw. vornehmer ausge-
stattetes grösseres Zimmer. ,Das säle, atriolum.' Fris.;
Mal. ,Das Büffet sambt dem Handbecki im Sähli.'
1672, aZoll. 1899 (Kauf brief des Gutes Traubenberg).
— 2. Vorratsraum (in den Sommermonaten in W auch
als Schlafzimmer benutzt), a) das zweite Stockwerk
des Hauses, das Erdgeschoss unmittelbar über dem
Keller, gew. noch gemauert (doch nimmt von Visp
aufwärts die Wettung zu) und von aussen durch eine
Treppe zugänglich PPo.; W; nach JHunziker bei
Oechsli 1891, 365 (vgl. auch AfV. I 26) vereinzelt
auch in Uw; U. Syn. Chamera (von Amen aufwärts,
soweit das betr. Stockwerk noch vorkommt). Im S.,
der (so in WVt.) auch vermietet wird, werden Lebens-
mittel (Butter, älterer Käse), Kleider, Wolle, allerlei
Gerätschaften aufbewahrt. Der S. kann auch in ver-
schiedene Räume abgeteilt werden; ein grösseres Zim-
mer heisst dann S., ein kleines Salti WÄrnen. Der
S. kann, ebenfalls' als ein besondres Stockwerk, auch
ausserhalb des Hauses liegen, im Stadel, unter den
.Spabäumen' [s. Bd IV 1246] WBlitz., Eiholz, im Spei-
cher über dem Keller WVt. (seltener). Ein S. in
einem besondren Gebäude auch in folgender Stelle:
,Item soll u. g. h. cfardinal] dem meister huss und
hoff und sali, ouch nämlich 3 federbett und strouw-
seck und strouw, auch gewandt für 20 knecht, auch
hälfen, kessy, winfass geben.' 1514, W Blätter (.Ver-
ding des gebuws St Jodren kilchen in der statt Sitten').
— b) (meist Dim.) Vorratskammer neben dem Keller
(GrAv.; WErgisch, Inden), neben der Küche im hin-
tern Teile des Hauses, von ihr oft durch einen Mittel-
gang getrennt, oder neben der Stube (GrAv.; W bes.
im Nikolai- und Saastal und aufwärts bis Lax, doch
auch schon in Leuk, Lö., Salgesch, Turtm. und weiter
oben in Mü.). Syn. Chamer(a), Spens, Stiibji. In WMü.
auch als Werkstatt gebraucht. ,Säl (statt Gang) im
Kellerstock' UUnterschächen. — c) (seltener auch
Dim.) = First- Gadem 1 (Bd II 118) Uw; UAmsteg;
nach einzelnen Angaben (aus der 2. H. XIX.) nur in
den neuen grossen herrschaftlichen (Bauern-)Häusern,
in den alten Bauernhäusern dafür noch Firstgadt'".
Vgl. Gr. WB. VIII 1577/9; Martin-Lienh. II 347, femer
Seil II, Gesell, Seid. Zu 2. Sache und Wort auch in den
frz. MAA. des Wj vgl. JHuuz. 1900, 192, zur Entwicklungs-
geschichte ebd. 228. 236/7. Sachlich ist auch Chämmtta
(Bd III 260) zu vergleichen. Auch rom. ml(a), «e/a erscheint
tw. in Bed. 2; vgl. JHanz. 1905, 247. 249/50. 310/11. 326.
— In Namen. Die folgende Zsstellung enthält neben den
sichern auch die nur möglicherweise hieher gehörigen
Fälle: die Zssen mit Sul-, Sei- können tw. auch zu mhd.
ml(e) f. (Lexer II 576) bzw. zu »eilen (vgl. dazu Gr. RA.4 II
4/5), die mit Sei- auch zu Seil II gehören; ausserdem kommt
auch Sulen 1 und Sol n. in Betracht (s. unter den betr.
Wörtern). Sal Aa; B (vgl. auch S.-Bueb Bd IV 940); I.
(schon im XIV. ,im S.' als Name eines Waldstückes); G
Bütschw.; SehwW. (,Genossame Kötstock und Saal'); S; Z
(mehrfach; hervorzuheben uf dem, im Säl bei Pfungen, die
Stammburg der Winterthurer Familie ,von Sal.' XIV./XVI.,
latinisiert ,Sala'; doch vgl.: ,ain hof im Flahtal, den man
nempt Sala.' 1479, Z). In Zssen. 06er-, Nider-Säl ZPfung.
Linde"-Säl m., Name des in eine Terrasse unigewandelten
Walls auf der Südseite von FMu. , Langensa(a)l', Hof. 1599,
AaK.; i" der {1} Mitt-Sal ZHittn. TricKH-Sal ni., Anhöhe ober-
halb ZTrichtenhausen. Als 1. Glied. ,Sal (Saal, Sahl)-Egg'
Bs; Schw. ,-Acker' L; S; Uw. ,-Feld' B. ,Sal-, Sel-Hof1;
s. Bd II 1030; dazu noch ,Salhof Aa; S (vgl. Joachims
, Saalhoferbe') ; Z, ,Selbof SchHa. (wo auch ,Sd-Matten').
,Se(e)lhofen' BKehrs., dazu die Abi. .Selhofer', Familien.).
BGerz., als Flurn. 1557, ZZoll. „Sal-Gass.' 1546, ThEgn,
Se'll-Holz ZHerrlib. (,im selholz.' 1434). .Saal-Hau"' Aa.
,Sal-, Sel-Land'; s. Bd III 1304: dazu SeULand Aa Mand.,
entstellt im Seelandcr AaRin. ,Sal-Bächli' Aa. ,-BUhl' B
(Salbei): L. ,-Berg' Aa; L. ,-Raiu' Z. ,-Wald' Schw. , -Wiese'
Th. Dim. ,Säli' S (über das ,Säli' oder ,Säli-Schlössli' hei
Ölten s. GL. IV 309/10; SKD. 235). ,Säli-matt, -waldr L.
,Id Sälly.' 1585, ZMarth. Abi. ,Saler.' 1517. 1543, Bs
(.meister Hans Fry genant Salei"; ,der alt Hans Salar'); F
(bei Leu, Lex. noch als lebendes Geschlecht); S (nach Leu,
Lex. bis XVII.); Z (wiederholt Anf. XIV., dann noch 1453,
RB. ; von Leu, Lex. als t bezeichnet); bemerkenswert ist,
dass Angehörige der zu ZWth. sitzenden Familie ,von Sal'
im XIV. einige Male auch ,Saler' (bei LBossh. ,Saaler')
heissen. In andern Fällen kann aber auch viell. an Sakr =
Helm (s. d.) gedacht werden; vgl. Soladen mit Anm. Als Orts-
name. ,Saler' BSchwarzenegg. Im Salier ZMarth.
First-: = Sä/2cUwLung.,Wolfensch. — Garte"-
Säli: auf den Garten gehendes grösseres Zimmer unten
im Hause B (Rischer). — Hoch-: Emporkirche Bs
Sal, sei, sil, sol, sul
(Spreng). — Holz-: Holzbehälter neben der Küche
WBanda (JHunz.); Syn. H.-Schermen. — Chäs-:
Kaum zur Aufbewahrung der Käse UwWolfenschies-
sen. — Mür-: gemauerter Sal in Bed. 2 a; s. Höchi
(Bd II 979).
Summer-. ,Dann es ist ein lustiger sommersaal
daselbst [im Gasthaus zum Schlüssel] vorhanden, so
bei 44 schuoh lang und 35 schuoh breit, also das bei
12 tisch darinnen stehn mögen.' HPant. 1578. — Auch
bei Gr. WB. X 1, 1 555.
Schau"'-: Saal im Berner Inselspital, in dem an
den ,Sch.-Tagen' über die Aufnahme von Kranken
entschieden wird; auch als Versammlungszimmer, Pre-
digtsaal benutzt; vgl. Imob. 1878, 49. 79. 119. übertr.
auf die im Seh. stattfindende Handlung: Hüft isch Seh.
Weiterhin auf die Untersuchungskommission selbst,
in der Verbindung vor Seh. Vor Seh. si", müesse".
,Vor Schausaal sollen sich Montag und Donnerstag
vormittags nur Kranke einfinden, die ins Spital auf-
genommen zu werden wünschen; Gratiskonsultationen
v/erden hier nicht ei teilt' amtliche Ausschreibung
(1910). ,[Die Kranke] wurde sogleich vor Seh. ge-
nommen und untersucht.' B Hink. Bot 1859. — Dock-:
= Höch-S. Bs (Spreng). — Tanz-: wie nhd. Da' ist jo
we-n-en T., von einem sehr geräumigen Zimmer Tu;
ZStb.
Salade", ,Sch-': Art Helm, Sturmhaube. Syn. Saler.
,Item 7 schaladen, aber 1 saladen.' 1442, BsfHarnisch-
verzeichniss der Safranzunft). ,Dez ersten ein saladen.'
ebd.; die gleiche Wortform noch 1404. 1468.
Frz. e<tl<ut. f. (:ius span. edada, it. edata, zu lat, eedart).
Nach einer Vermutung KdHofmanns gehört (urspr.) hiehei
der Familienn. , Salat.' lüiiii, Z Steuerbuch; 1 tS'J, Z (,Snlatf) ;
XVI., L (der hekauute literarische Vorkämpfer des alten
Glaubens); XVI., S; 1568, ZSth. Hieher (?) der Familienn.
Salathe BsL. (nach Leu, Lex. XVI 23 in Basel und Malhausen) ;
vgl. aber auch ,Ruodolfus dietns Salatti.' 1331, ThSalms.
Salamander, in ZWil b/E. Salimander — m.: Molch,
Salamander AaF.; ZWil b/E. — Kaum volkstümlich.
Salami Z, Salami B. S&läm ApHer., V. (-am); GT.,
Salam GBem., Salander (*" und L1-) GT. — m. : 1. Sa-
lami B; Z. — 2. Zervelatwurst GBern., T., eine dünnere
Art geräucherter Wurst ApHer., V. Syn. (Zürich)-
Stumpen. Engrüener Salam, die gleiche Wurst in un-
geräuchertem Zustande ApHer. — It. talami (Plur. von
mtane); die zweisilbige Form aus it. dial. salam (für takttru i.
Salä'ri GRPr.,Sch„ Saläri AALeer.; ZU., Salär Tb;
ZStdt und sonst, Solarium BsStdt, Soläri, Soläri BsL.,
Solar ZrS. - n.: Salär, Gehalt. Er [ein Pfarrer] het
albe" 's Soläri z' Liestel g 'reicht, eb 's recht verfalle"
g'si" isch BsLie. (Meier). .Sich des Salari, so ihme
bestimmt, vernügen.' Gr LS. 1619. ,Das Salar.' 1722,
Z (Spyri 1871). ,Von einem jeden Wolf sol der Jeger
von der Gemeindt fl. 8 dico acht Salari haben.' 1724,
GrAv. LB.
salarieren: entlöhnen. ,Gesellen halten und sel-
bige s.' 1733, Bs.
Salat (-d) bzw. -öH, ö't (-d), Dim. Salätli, -otli;
in BG. Solät neben feinerem Salat, in Gl; GrD., Pr.
Saht— m., Zaldtta f. GrAv.: 1. Salat als Gericht,
allg. S. a" mache'. Wasser uf S. schadt dem Bokter
en Dugät AaWoIiI. S. noch Regula (Bd VI 742).
.Grüens krütli und salat.' G Küchenordn. XV. ,Ein
grien vänle frassen dlanzknecht zerhackt in eim salat.'
Schweiz Idiotikon VII.
Ansh. , Kraut mit salz besprengt, das man in Italien
noch monestier heisst, wir heissend es salat.' Vau.
,Salz zum Salat', Titel einer Streitschrift von HBull.
gegen HsSalat. 1532. ,[An den Schützenmählern soll
man sich künftighin] allein mit etwan einem oder mehr
Braten, schwynen Hammen oder einem Stuck gesalzen
Fleisch, (je nach Grösse der Tafelen) mit Salat und
allerlei Frucht, nach dem Jahrgang, sampt Brot und
Käs ersettigen, auch einem jeden Schützen und Schiess-
gsellen mehr nicht dann eine halbe Mass Wyn zu dem
ordinari Schützen-Wyn zukommen lassen.' B Mand.
1628. ,Ich bediente mich [als Nahrung in der Pest-
zeit] des alten stinkenden Kässes, Zigers, Knoblauch,
Teriac, Tabackrauch, Solat von Bonetsch (dan sonsten
war keiner), wol mit Öl und Essich präpariert, fri-
schen Butter wohlgesalzen.' 1668, ZUst. Neuj. 1868.
,Zu Salaten, Salsen und Zucker ist es [das Löffel-
kraut] auch heilsam.' EKönig 1700. ,[Die Schützen]
begehrten, dass der eingeführte Salat continuiert, die
von der Burgerschaft aber prätendieren, dass der
kostbare Salat wegen Teure des Weins abgestellt
werden möchte.' 1736, AAAar. (Ulli. 1840, 146/7); vgl.
Schützen-S. S. noch Wisen-Bluem (Bd V 92). Oft
zsges. Herd-öpfel-, Guggummere"-, BÖndli-, Ochse"-mül-,
Rätich-S. usw.; s. auch die Zssen. Uneig. ,ein gas-
konischer S.'; vgl. Hanf-S. ,Das gemeine Sprichwort
lautet: Was gehenkt soll werden, das ertrinkt nicht;
also ist es unserem Handelsmann auch ergangen, dann
in wenig Jahren hernach ist derselbig, umb das er
bissweilen etliche Sachen gefunden, ehe man sie ver-
loren, an einem Gasconischen Salat (von gutem Hanff
gemacht) erstickt.' JLCvs. 1001. Salöt! Salöt! Ruf der
Knaben am St Othniarsabend AAZof.; s. Eochh. 1856,
II 370. Bas isch-mer e" S.! merkwürdiger Mischmasch
B. — 2. als Pflanze, Gartensalat, Lactuca sativa. allg.
Min Sehatz ist im (vom) Tiinji fco" Uri ZStall.) und
ich im (us aem) Tirol fvo" Watt ZStall.), er handlet
mit Ghabis (Sürchrüt ZStall.) und ich mit S. ZV., Stdt,
Stall. S. sä(j)en. allg. .Denen, so ir, der frowen,
gspunnen, salaat und anderes zuohin getragen.' 1579,
ZEB. — Spätmhd. salat, aus it. (in)mlata; vgl. Gr. WB.
VIII 1680; Martin-Lienh. II 347/8. S. auch Soldat.
Eier-: Salat aus hartgekochten Eiern und Käse,
als Mittel, einen Bezechten wieder auf die Beine zu
bringen S (Joach.). — Acker-. , Ackersalat, ander-
wärts Sonnenwirbel, Lämmerlattich, Nüssleinsalat ge-
nannt.' Jahrl. Hausrat 1701.
Forelle"-, ,7s Lt Forellensallat-Samen 3 ß.' 1793,
Z Haush. — Eis. = Frühlattich, Lactuca rom. (Martin-Lienh.
II 347).
Fuess-: S. aus zerschnittenen Kalbsfüssen Bs.
— Vgl. MuUfuess-S. hei Martin-Lienh. II 348.
Französe"-: Blätter des Löwenzahns, Leont. tar.
BsLie.; GGoss., Stdt, Ta. Syn. Zigüner-S.
Nach deu seit Februar 1871 in der Schweiz internierten
Franzosen der Bourbaki-Annee, die den verachteten Löwen-
zahn zu würdigen verstanden.
Gift-: Giftlattich, Lactuca vir. Hegetschweiler.
— Garte"-: wie nhd. — Halungge"-: Käsesalat
(aus Käseschnitzen), gegen Katzenjammer empfohlen
ZTöss. Syn. Lumpen- Suppen. — Hanf-. , Er wird
noch H. essen müssen, hangen, in inalani abibit cru-
ceni.' Met. 1692; vgl. Bd II 1438 o., sowie Salät 1 zu
Ende. — Häuptli- (bzw. Höptli-, Häupli-, Höpli-,
Häutli-): Kopfsalat Ar; B; Gl; Soh; Tu; Z. ,Häubt-
Sal, sei, sil,
,üio
lein-Salat.' JCSülzer 1772. — Chabis-: aus Chabis
(Bd III 98) bereiteter Salat ß; Th und weiterhin.
.[Weiber, die Gesichter machten] als könnten sie
Hellebarden und Morgensterne fressen wie Kabissalat.'
Gottb. — Chopf- SchScIiI., Chöpfli-, K- Bs; B: =
Häupili-S. ,Den Kopfsalat sol man im Vollmond ver-
setzen, so sol er grosse Häubtlein geben.' JCSülzer
1772. — Chäs-: = Halunggen-S. Th; ZTöss. — Kres-
sich-. ,Das ihme ein [vergifteter] Kresich-Salat seie
gegeben worden.' 1732, GSax.
Chrüt-. Potz Krütsalat! Bekräftigung Bs(Seiler).
.[Die Blätter des Rittersporns werden] under die Kräu-
ter-Saläte gemischet und die noch nicht völlig auf-
gegangene Knöpfe nach Art der Kappern oder Ginster
eingemachet und geessen.' EKönig 1706. — Vgl. Martin-
Lienh. II 348; Gr. Wß. V 2124.
Lämmer-: = Aeker-S., Valerianella olitoria. Heg.
1840; Dürh. — Nüssli-, in B auch Nüssler-: 1. au-
N.-Chrüt (Bd III 903) bereiteter Salat Ap; B; „VO;
S"; Th; Z. , Als Zeichen des milden, indessen gleich-
wohl struben Winters waren die grünen Gemüse er-
gänzt durch Rabünzli-, Nüssler- und Säustüdeler-S.,
die Portion zu 20 Rp.' B Volksztg 1899. — 2. die
Pflanze selbst, = Acker-, Lämmer-S. Aa; Bs; „B"; Gl;
Gr; L; G; Sch; Th; U; Zg; Z. ,Auf dem Gemüse-
markt sind als erste Frühlingsgemüse Spinat, Feder-
köhli und Nüsslersalat erhältlich.' B Volksztg 1906.
S. noch Acker- S. — Buggele"-: aus Löwenzahn be-
reiteter Salat ZWth.; vgl. Französen-S. — Büppeli
Bipeli-: gehacktes Ei mit Grünem, Essig und Öl, zum
Fleisch genossen Bs. — Bettel- ScHRüdl., Bettler-
ZSchwerz.: Sauerdorn, Berberis vulg. — Ruebe"-:
Rübensalat. ,Was man mästen wil, dem wird noch
ein wenig gutes Heu und wer es bat, Rüben-S. hin-
nach gegeben.' E König 17iH.i.
Rapunzel-: 1. als Gericht; s. Nüssli-S. 1 B. —
2. als Pflanze. ,Rapünzel-S.. Rapunculus esculentus.'
E König 1706, 454. — Vgl. Martin-Lienh. II 348.
Süw Site-: Löwenzahn, Leont. tar. BGr. —
Schütze"-: frugales Mahl (aus kalten Fleischspeisen
mit Salat bestehend), mit welchem der Schiesstag aul
dem Schützenliause beschlossen wurde. Anf. XIX.,
Aa Aar. ; vgl. Salät 1. — S c h n id- : Salatai t mit spitzen
Blättern, die oben wiederholt abgeschnitten werden
kann und wieder nachwächst ZRuss. — Speck-: mit
zerlassenem Speck (statt mit dem früher auf dem
Lande seltenen Öl) zubereiteter Salat B; ZZoll. Leber-
wurst und Sp. ist es Esse" teilhat ZZoll. (alter Spruch).
Himmel, Erde", Luft und Mer, Sp. iuid pommes de
terre. GZür. 1902(BStdt). ,üer Bauer [hat] im Sommer
wenig zu verkaufen ... und doch braucht er im Som-
mer viel Geld, hat fremde Leute und Handwerker,
braucht viel Kaffee und Essig zu Sp., und grünes
Fleisch, besonders an der Sichelten.' Gottb. —
Spicki-: Spicki (Taubenkropf) als Salat zubereitet
GrTIis. — Spitz- (-e-):= Schnul-S. Ap. — Süw-
stüdeler Sau-: = Buggelen- S. B; s. Nüssli S 1.
Fur-stei"-: aus Füssen und Geäder der Tiere
bereiteter Salat ZMönch.
Nach Form nnd Farbe der Bisseu, die an den Fürslei",
ein Naschwerk der Kinder, erinnern.
Zigüner-: = Französen-S. GoT.
saläte" satöte": Etw. (zB. Speisen) durcheinander-
raengen, was nicht zspasst L (ERöthelin). Syn. clirü-
ten 3 b (Bd III 916). Was isch Das wider für-nes
G'fräss, was hesch dö tvider under enand g'salötet?
ver-: l. = dem Vor. AaWoIiI. (Elsler). — 2. durch-
hauen AaF , Suhrent.; L (JRoos). Eine" fg'hörig, nit
schlecht) v. Mänger hätt-em 's [dem Automobilfahrer]
ro" Herze" möge" gönne", wen"-er de" Grind Vg'rännt
hält oder recht verßuemet versalötet worde" war. WMül-
ler 1903 (AaF.).
2 nach einer Angabe eig. Einen bearbeiten, wie man den
Salat bei der Zubereitung bearbeitet; viell. Umbildung von
ver-sa(r)waten (s. d.) im Anschluss an nnsre Gruppe. Vgl.
auch das syn. ver-chrüten (Bd III 916), -solen.
Salatier BoE., Saladiere", Salediere" f. Bs, Sa-
ladi n. BG., Dim. ,Saladieli' B (Hink. Bot 1818):
Salatschüssel.
Frz. saladier, saladiere; auch bei Martin-Lienh. II 348.
Die Form auf -i (zn der wohl auch die Angabe für das Dim.
gehört) aus dem freiburg. Patois, wo -j die Entsprechung
von frz. -ier ist. Vgl. (Kaß-)Tieren.
Säle» I Sola GrL.; PAL (.Sola1), Säla GlK.; GRÜe.,
Pr. (auch Sola), Sch.; GSa., Säle", -a (ohne Angabe der
Quantität des o) GrCIiui'; ZWald — f., PL unver.,
Dim. (ohne Dim.-Bed.) Sali n. GlK.: Sahlweide, Salix
capr. aaOO., auch Weide übh. Gr. Vgl. Sal-Weid.
,Denn von Amtzen und Üttinger von dien salen in
dem Bremgarten 41 Ib.' 1376, B StRechn.
Ahd. mlaha, mhd. salhe; vgl. Gr. WB. VIII 1696; Martin-
Lienh. II 347. Zur laut]. Entwicklung vgl. Malen Bd IV
168 (wenn aus mhd. malhe). In Ortsnamen (vgl. auch die
Anm. zu Sal). ,Salen (Sallen, Saalen, Sahlen)' Aa (.Saale');
Ap; B (zB. ,bei der Salleu' BG.); Gl; L; G (schon 1628,
GT.; , Sallen' Brunn.); Sch (.für Salen uffhin.' 1433, Sch
Kü.ll.l; Th; Zg (uf der Säh"i: Z l.auf Sallen' Hettl., ,in
der Sallen' Riedt-Neer., ,in Sallen' Dorf; ,H. in Sallen de
Rieden zalt [usw.].' 1293, Z Propsteiurk.). In Zssen. ,Saleu
(Sallen, Saalen)-Acker.' 1805, ZHettl. ,-Grat' Gl. ,-Hof Z.
,-Holz' Th ; Z. ,-Moos' Th. ,-Matt' Aa (.Sallamatf) ; S. ,-Bach',
Bachname LGeiss. ; als Familieun. Z (so schon 1647, ZZoll.;
.Sallenbacher.' 1455, Züst.). , -Boden' WVt. (Salabddo). ,-Berg'
S. ,-Breite' Z. ,-Rüti' Th. ,-Stein' Th (Dorf; Sälester, Ein-
wohner desselben); ,Wisen im Saleustein.' 1557, ZZoll. (vgl.
aZoll. 1899, 375); ,Salastein', Familienu. XIV./XV., Z. ,-Weg'
Z. ,-Wald' G. ,-Zelg' Z. Dim. (oder eher wie .Salach' ein
ahd. "salahahi, Weideugebiisch ; vgl. aber auch Salomön) ,Sali
(Saali, Sahli),' B (oft); F; Schw; S; Th; Z, .Salistock' Ndw.
Ableituugen. ,Salach' LMegg.; SchwHinter-Ibach, .Sallach-
acker' BLyss. .Salleren' GlK.
Säle" II: Rosalie; s. Bd VI 1405 o. (dazu Salie" Bs).
be-salen s. be-zalen.
Saler: = Saladen (Sp. 689). ,Als komend die von
Basel an sü mit macht, das der von Rechberg mit
den sinen die flucht nam, sin rog abwarft" und salerr.'
1449, Bs Chr. ,Uff nechstvergangen mentag sind in
das [burgundische] beer kommen 2000 küriss und 5000
saler, die gytt der herzog us uff den sold.' 1476, ebd.
,Ein saler' (wiederholt), ,14 saler.' 1476, BBiel (Bur-
gunder Beute). ,Ein lidrin decki über den saler; aber
2 saler; 1 saleren.' 1480, F Inv. der Johanniterkom-
thurei. ,1 salar.' Ende XV., Z (Nachlass des 1498
verstorbenen Ratsherrn FKeller); so auch in einem
Z Teilrodel des XVI. ,Des ersten ward erschlagen
[bei Sempach] herzog Lupoid von Österich, und wirt
sin seier und isenhuot zuo Lucern behalten.' HBrennw.,
Chr.; in Edlibachs Abschrift ,salar', bei JHRahn 1690
dafür ,Beckelhaube.' — Mhd. »alier, saler (Keisersb.); s.
Lexer II 583; Gr. WB. VIII 1696.
Sali'S m. SouwE., Scdesi m. AaF., Salesfe'J f.
AaF.: Taufnarae, Salesius, Salcsia.
Salesi, -ö-: = Schalusi-Laden (Bd III 1009) UJeg.
Sali m.: dummer, einfältiger Mensch UwE. — Eig.
wohl Koseform zu Salomö.
SalimSnt, versalamentcren s. Sp. 050. 059.
Salome". Sdlftne Aa; Bs; B; Gl (-IV; L; GT.; Sch;
Schw; Tu; U; W; Z; Dial., Dim. Salomeli, Salemeli
Bs; Zg; Z, Salemi'ndli, Salemi'nschi GiXintth., derb
Salomeiggel m. ZO. (Stutz), Koseformen Säle?1 III
AALeer., L., St., Tag.; „LBer."; SchScW., Dim. (doch
nicht mehr überall mit dim. Bed.) Sali Aa; Bs; Gl;
L; ScHSchl.. Saldi SchScIiI., Meie* Bs(EHetzel), „Meli
Aa; BGr.", Mi*ni, Mihidli GLLth., Menü BsLie.:
weibl. Taufnarae, Salome(a). aaOO., heute tw. als alt-
väterisch empfunden. In Gr Hexenprozessakten als
Name des Teufels als Bräutigams. Jäklin 1878, 205. In
Kinderreimen; so bes. im Reim unter siben (Sp. 53/4,
wechselnd mit Dornte). Salome tuet d' Hüender »" und
lät der Guli lauffe": chunt en arme'' Bettelma"" und
will der Guli chauffe" Gl. 0 jeijeijc! ö tirittrite! ge-
lobet sei der Fritzel und die Salome! ZWald. Mer
betted-i [euch] um C Burdi Strau, guete Frau, Das
weist du weil e: es lebi Stoffel und Salome! Z (Dan.),
S. noch Bd V 950. ,Salome.' XVI./XVII., B; Z. Mari-
Sali, Maria Salome LLuth. .Maria Salome.' 1777,
ZZoll. — Vgl. zu der Gruppe Martin-Ueuh. II 318.
Säloinö(n): 1. a) (Salomön, volkstüral. Salomö,
-rmö) König Salomö. Er wo't g'schider si" weder 's
S-s Chatz AaF. Er Ixet a" 's Salomons Hose" g'schmöckt,
ist auf seine Gelehrsamkeit, Klugheit eingebildet L
(Ineichen). ,Sie bildend ihnen yn, sie heigind lauter
Salomonen bi sich.' Scbimpfr. 1052. — b) Salomö,
Salomö B; Sch; Th; Z, Dim. Sahjnoni, Salimöni Z
(Dan.), SaUmonli GRMalix, derb Sale„möggel ZSiall.,
Sahmä" GlEIiu (Dim. Sahmändli); Z, derb Sala-
mantsch GlH., Koseform Sali, Salli „Gl" ; GrD., Malis ;
„Z"Kn.,0., S., Sali Tb; ZBül., Moni II (s. Bd IV 316):
männl. Taufname. aaOO. Altegg-Salli ZBauma. 's Sallis,
Familienzunarae ZObf. Salomö, Sahjnöli wurde in
ThMü. der Totengräber genannt. Man, wenn der Salr-
möli chont! Warnung an Kinder. — c) Sali, Stier-
name ZWetz. (Zg Ausstellung 1899). - 2. Salemöndli,
für 's Anemöndli; s. Bd I 203/4.
Die SchreibuDg ,-11-' bezeichnet wohl our die Vokal-
kürze. Im Ausgang findet in einzelneu MAA. Anlehnung an
Mann bzw. Main) statt. ,Der alt Sali zu Grüeningeu.' 1582,
ZRM. ,Der Solomon sei.' 1661, Z. ,Des Salomöndlis.' 1685,
ebd. Vgl. dagegen ,Slamon Jud.' 1431, Z RB. Der .Saloi is-
Apfel' (Bd I 376) soll seinen Namen nach einem gewissen
Salomon Schmid von Rotenhausen tragen. In Ortsnamen.
.Salomon' m. B; ZZoll. (Fach Rehen im Traubenberg, seit
' 1715). ,Acker im Salomonen' ZOWth. SalpnBmPwiali ZReg.
,Salomonstempel' G. , Salmsach' Th (,Salmasach.' 1158, ,Sal-
mensa.' 1353), benannt nach dem Bischof Salomon I. von
Konstanz 839 — 71 (vgl. Leu, Lex. XVI 56). Vgl. ,Salmanswiler'
(1340), ,Salemschwil, Salmischweiler' (Vad.) bei Konstanz; s.
auch Bd V 239 o. ,Sal(l)is-egg, -moos, -weg' B. .Salishalden-
brunnen.' 1680, BsTenn. .SäliswiP ThNeukirch. Vgl. Sali.
Salong m. B; Z, n. B: Salon (gebildet).
Salopp AAZof., Saloppe Bs; BBe., Stdt; ZrS. - f.:
nachlässige, schlampige (Bs; B), liederliche (ZrS.)
Weibsperson; nach AvRütte noch derber als Hotsch.
Di Bäsi ist e" rechti Salopp AaZoL
Frz. saloppe. Ha- Lobe" t (Bd 111 996) ist viell. erst aus
unserm Wort entstellt. Auch eis. (Martin-Lienh. II 348).
Salö'ter AaF., Salö'ter GT. - m.: Schwerenöter
GT., Schwätzer AaF.; GT. Du bist doch en S.
Entstellt (durch .innere Kürzung') au-- S77.. ,l,,tm, ,-, -l„i._r
(Sp. 659), mit Anlehnung au Salat (-öt)>
Salus: Prosit? ,Bibaci vini fit decurtata supellex,
viel Salus macheu zerrissen Hosen.' Sylloge 1070.
,Gar zu viel Salus macht dir den Garauss.' ebd.
salutiere": 1. in B (lt Loosli) auch salutiere*,
(militärisch) salutieren. — 2. fumlw-jsalidiere", im
Eifer fuchteln, gestikulieren BGr. Er hat mir Vor-
würfe gemacht und dabei schreckelli'h (gr\sellich) g'sali-
dierd. Lt Bärnd. 1908, 429 ,halb ziel- und zwecklos
jetzt hier, jetzt dort Etw. in Angriff nehmen.' a-
ahmt das helle rom. a nach.
Salü, in BStdt auch SäZü, in Bs; Z auch Soli: 1. als
Gruss, frz. salut; bes. in bestimmten Kreisen undbei jun-
gen Leuten üblich (so L;Sch; Z). Salü dit.'grüssen ein-
ander die Metzger Z. .Die Dragoner sollen sich ehemals
mit der ständigen Formel begrüsst haben : Salü Hans,
ivas macht di" Mä^re" ? wogegen es unter den Guiden
hiess: Bonjour, icie geit's daheim? si" Frau W'1 China
g'sund?' Bärnd. 1904. S. auch Pflüder 3 (Bd V 1220);
ähnlich Salü Benz. Soli Benz, wobrännt's? Z. Gott
Grüezi hört-me" Wümme' gern, Salü und Servus sind
modern. B Volksztg 1909 (Z). - 2. m., Dragoner B; L.
,E z' Sacker, chunt Eisi o"ch uf Bern? tönt es plötz-
lich aus der männlichen Gruppe und irgend ein statt-
licher Salü, denn alle vermöglichen Bauernsöhne sind
Salü, dh. Dragoner, tritt heran.' Alpenr. 1808 (B). —
Vgl. Martin-Lienh. II 34S.
Salut I: eine frz. Goldmünze, Goldangelus. ,Item
von gemeiner pütt von Bern ist kommen 155 rinisch
guldin, 55 saluten [usw.].' 1470, Bs Chr.; G (Bur-
gunderbeute). .Üuch hat er gestollen im Niderland
eines edelmans knecht 12 saluten, vielent im uss sinen
hosen.' 1509, Z. — Frz. salut. Die Münze trug das Bild
der Jungfrau Maria, wie sie den Engelsgruss empfängt.
Saluzier m.: = dem Vor. ,11 Salucier zu 1V-»
Gulden' erhält jedes Ort von der dritten Rata des
Lösegeldes für Oberburgund. 1481, Absch. III 1, 100.
Salut II in.: Wels, Silurus glanis FMu. ,An dem
Murtensee ist den Fischern nicht viel an dem Fang
ihres Saluts gelegen, weil sie den Aberglauben hegen,
so oft ein solcher Fisch gefangen werde, müsse ein
Fischer sterben.' GLHartm. 1827. ,Uf Laurencii [1545]
sind die saluten zFryburg us dem wyer (darin CWerli
vor jaren etlich tan, die man aber nie drin gspürt
hat) fürher kon an d trümm, dass man ir vil ghowen
und gfangen hat; hand ouch d herren ein gastmal mit
ghan zun Kremern. Derselben wuchen ist ouch ein
salut zuo Murten gfangen worden, eins mans lang.'
Salat 05 (ebd. ein Gedicht auf den Fisch). ,Am 8 110-
vembris brachtend die vischer von Murten vil grosser
saluten har, die si in der Bruch [Broye] gefangen.'
JHaller 1500. ,Von dem salut oder schaid, so in
etlichen seen der Eidgnoschaft gefangen werdend . . .
Dise ardt oder gestalt vorgenanter tischen wirdt in
Murter und Neuwenburger see gefangen, welcher dann
sunst ein lättächten und schleimerigen boden hat;
auss solchen ist vor wenig jaren einer gefangen wor-
den in Murter see 8 schuoch lang, daselbst an einem
Sal, sei, sil, sol, sul
hauss abconterfetet.' Fischb. 1563. S. noch Scheid-
Fisch (Bd I 1103); Bahnen (Bd IV 1157). — Frz.salut.
Vgl. .Salutscheid' Gr. WB. VIII 1704.
Ge-säll n.: (auf dem Boden) ausgestreute unbe-
deutende Menge von Etw. GlH.; Ndw (Matthys). Es
het nW es G's. g'schint, der Schnee deckt den Boden
kaum GlH. Das Jär giH 's nur es G's Obs, dieses
Jahr wird es wenig Obst geben, ebd.
sälle" I, 3. Sg. Pia*, und Ptc. -et: werfen BAd.,
Frut., Gr., „0.; Schw; Uw; U (mit den Komp. be-, um-
her-s.)", (ziel- und zwecklos, mutwillig) Erde, Steine,
Schnee (umher)werfen Gl (so H., S.); GA.; aScHW, E.,
auseinanderstreuen Ndw. Er het zue-mer g'sället B
Frut. 31a" tued de" Mist allegen od. drüber sehlah" od.
drüber sällen od. drüber Herren. BIrsd. 1908 (BGr.).
Die Schreibung Bellen bei St., St.'' (an andrer Stelle -tf-)
und bei dem Gewährsmann aus OwE. ist ungenau: als durch-
gehende Ausspr. hat -«- zu gelten. Daran scheitert die
Zsstellung mit teilen, im Kleinen verkaufen, verschleudern
(Gr. WB. X 1, 538), die von Seiten der Bed. wohl zu re.-bt-
l'ertiir.-n «an-. Anderseits ist Zshang mit dem einmal ln-
/.i-UL'ti ii mini. -.i'.'. ii i,si salhitcn mit den bendeu' = plauseront
nianibus. Leyser, Predigten IS, 25), der lautlich möglich
wäre [tiUlen könnte aul abd. -.'.,. zurückgehn), aus semasio-
logischen Gründen nicht eben wahrseb.
über-: über Etw. hin streuen Nnw (Matthys). —
ver-: unordentlich umherstreuen, zerstreuen (zB. von
Gegenständen, die man trägt) GlK.; ScbwE.,Muo.; Nnw:
UwE. De liest d' Sagete" alli versället SchwMuo.;
stärker als versüßet. Der Fen chund dri» [in die
zum Trocknen aufgehängte Wäsche] ... versället Alles
durchenand, es Stickli hie, es Stickli dert Ndw (Ge-
dicht). Versälleti BUhmli sind [im Herbst] nuch zuem
ehalte" Bode" üs g' wachse". Lienert 1888. — b0-: mit
Schneeballen werfen BHk. (St.1).
sälle" II, Ptc. -et: nur in den Zssen üf-, um-, ver-s.,
(ein Seil, bes. das Wäscheseil) aufwinden bzw. fest-
knüpfen und verschlingen BBe. Die hei" das G 'wandsei
artig üfg'sället, .sonderbar aufgemacht', oder artig rer-
sället, ,so dass man es fast nicht mehr auflösen kann.'
— Ohne Zweifel eins mit slälen 1 : zur Bed. vgl. »chli ngen.
„Sälle" f.: Föhre, Pinus silv. LE."
sali«; ApLb. (-e8-, nur in Bed. 2 b); BsL. (-,?-), St.;
LG.; S; U, sälig Aa;Ap; B; Gl; Gr; LG.: G; Sch;
Tu; Z, sälg (nur in der formelhaften Verwendung
unter 2 a) BSa.; Gl; GRTam.; GA., Sa., selig I Ap
(so in Gais und sonst in Bed. 2 b): Adj. und Adv.,
wesentlich wie nhd. selig. ,S., felix, beatus (prosper,
fortunatus).' Fris.; Mal. 1. a) vom Glück begünstigt,
gesegnet, glücklich; mit Bez. auf äusseres und inneres
Glück. Von Personen. Geld macht nid s. L (Ineichen).
,[A. zu B.:] Wannen im das [Geld] keine V er were
doch nie als selig gewesen, das er ie ützit hette, dann
das er sinem wib und andern hette verstoln ...' 1450,
Z RB. ,Die Schwyzer sind in gross ehr und guot
kan ... die fromm burschaft ist selig allzytt, besunder
die da bruchend stryt, und sind gross mechtig herren,
die sich wider ir fyend mögend weren.' 1514, Ruef
1538. ,Got ist nüt me widerwertig dann ein hoch-
fertiger geist, der aber gar lychtlich verfüert die, so
reinigheit halten, in dem das sy inen selbs anhebend
gfallen, der gstalt: ach, wie bist du doch so sälig,
dass du nit bist wie die, so on söliche werk nit mö-
gend leben; wie bist du so vil reiner und besser dann
dieselben!' Zwingli. in ccelo esse, der allersäligist
und glückhaftigist sein.' Fris.; Mal. Vgl. 2 b. Bei
unpers. Ausdrücken. , Heini: Womitt erlangt man
Gottes gnad? was macht und bringt ein selgen stat
...in einem land, darin hatt bherschet d sünd und
schand?' Roef 1538. ,[A. hat dem B.] einen guten
seligen Tag gewünsebet.' Bs Mord 1005. ,Gott geb euch
allen ein seligs nüs Jahr!' Tyrolersp. 1743. — b) über-
gehend in die aktive Bed. ,glück-, heilbringend'; von
Vorgängen, Zuständen. Man soll für den König bitten,
,dass er die sach [das Schisma] zuo einem seligen ende
bringe.' 1410, Schreiben der kgl. Kanzlei (Jost Rot,
Domherr zu Basel) an den Z Rat. Öfter als lobendes
Beiwort, so von Bündnissen. ,Die säligen verstentnüs
[zwischen Burgund und den Eidgenossen], dadurch
menglich zuo allen teiln in stille und ruowen beliben
möcht.' 1473, DSchill. B. ,Eine lobliche, heilige und
selige püntnüss [zwischen Papst und Kaiser].' Ansh.
,I>as doch allen lobl. alten seeligen gemachten Bünd-
nussen ... entgegen seye.' 1653, AHeüsl. 1854 (BsL.).
,DieseligeReformation.'öfterimXVII./XVIII.,zB.1677,
ZSeckelamtsurk.; Mem.Tig. 1742.; AHöpfn. 1787. ,Von
den Zeiten der seligen Glaubensverbesserung.' 1755,
Z Mand. Beseligend: ,Ein seliger Rewen.' JMüller
1661. 1665; s. Bd VI 1878. — c) in moral.-religiösem
S. von Personen, tugendhaft, rechtschaffen, fromm,
gottselig. ,Swer kind in der jugende hat in rehter
meisterschaft, ilü werdent sälig und tugenthaft; swer
aber die ruot an kinden spart ... si mugen wol werden
unguot.' Schachzabelb. ,Ouch mag nieman geschriben,
was fugende hat ein sälig wip, du herze, sinne und ir lip,
werk, wort und ir muot vor allem valsche hat behuot.'
ebd. ,Von der säl(i)gen s[chwester]N. Wir haftend ouch
ein gar säl(i)ge Schwester, hies(s)...', gew. Überschrift
und Eingang der einzelnen Schwesterleben bei EStagel;
gelegentlich dafür od. daneben .tugenthaft, tugentsam,
guot, hailig.' ,Vil seliger liut liez er [Dietrich von
Hern] tuten, wan er was den cristanliuten nit holt.'
Z Chr. 1330/1446. ,üiser kaiser [Heinrich IL] was gar
ain srelig götlich man.' ebd. .Anno domini 1255 do
wandlot pruoder Berchtold, der guot s;elig landpre-
diger, in dem land.' ebd. ,[A. zu B.:] Wenn du das
redest, so redest nit als ein fromer seliger knecht.
Das verdros den B....' 1425, Z RB. ,Zuo disen ziten
[1474] was die fürstin von Oesterich, genant Elienar,
die dann ein geborne küngin von Schotten und gar
ein selige frow was, . . . gen Baden komen, und ge-
schach do armen und riehen lüten vil eren.' DSchill. B.
,N., ein seliger und kunstreicher Mann.' RCys. Iron.:
,Mit hoher ermanung an den seligen Jätzer, dass er
gegen dem allmächtigen Got und sinen frommen vä-
teren in guotem vertruwen und glowen wölte ver-
harren.' Ansh. , Seligs leben': .Fromklich der bgirden
müessig gon, fleischlichen glüsten widerstreben, füeren
vor Gott ein s. 1.' Rüef 1550. — 2. a) mit spec. Bez. auf
die Seligkeit nach dem Tode. E(n) s-er Tod Aa; B;
Gr; L; S; Z. S. auch Hut-Segen (8[>. 452). [Wolle]
der lieb Gott dem Verstorbene" rerleije" e" frölichi Ouf-
erstähi"g und euch Allne" einest e" saligs End! Spruch
bei einer Leiche GRÜast. Riiebig und s. sterbe" Ap.
Lustig g'lebt und s. g'storbe" isch dem Tüfel d' Bech-
ni"tj verdorbe" S und sonst. S. si", werde". Ich bi" e"
Chindli arm und chli" und mini Ghraft ist schwach:
i'h möcht so gerne s. si" und weiss nit, wie i"h 's mach,
697
Sal, sei,
Kindergebet ScnGächl. (EStoll 1907). I'h will nid s.
werde", wenn 's nid wör isch! oä., Beteurung Aa; Z.
S. mache". Und der Hernjott im Himel u"'1 d's Schätzen
am Arm: «'"' der Hernjott macht s. u"d d's Schätzeli
giH warm B; ähnlich A*i> VL. 1903/29. ,[Die Bischöfe,
Äbte usw.] für die woltend geachtet sin, die dem
gebot Gotes vor iederman naclikemind, ja ander lüt
zuo inen weltind hailig und sälig machen.' Vau. ,S.
machen, beare, salvare. Einen s. machen, inn himmel
setzen oder erheben, canonisieren, wie man spricht,
asserere aliquem coelo. Seligmacher, soter, servator,
salvator.' Fkis.; Mal. ,Die säligen Lüt', auch nur ,die
Säligen' oder ,das sälig Volk', eig. euphein. für die
im Wueti"s-Her umziehenden Seelen; s. Bd II 1557/8;
Weitres bei RBrandstetter, Die Wuotansage im alten
Luzern (Gfd 62). Vgl. noch : So lueget-ne" [den Toten]
jetz noch einisch a", wie er da llt und so-n-es seligs
Mül macht, ü"ser guete • , liebe' . wtver gastlicher G'richt-
säss! B (unter der Darstellung einer ,Gräbt'). Insbes.
formelhaft, von Angehörigen oder sonstwie Nahe-
stehenden dem Namen eines Verstorbenen nachgesetzt
Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr; G; Th; Z; wohl ziemlich
allg. (doch in kath. Gegenden dafür häufiger tröste"
Gott! s. trösten). Der Vaiter, d' Muetter sälfijg. MifnJ
Vatter sälig hed amig famel) g'seid ... Aa; Th; Z. Ich
we't, du hettist 100,000 Frauke" und du wdrist min
Brüeder sälig! ZS. Der Haup'me"" sälg. Proph. 1855.
,N. selig' (auch .sälig' geschr.), sehr häufig in Ur-
kunden seit dem XIII.; zB. ,I)er vorgenant bader selig
[ein Ermordeter].' 1378, Z StB. ,Zwingli selig.' Vad.
.Unsere lieben väteren sälling.' 1575, Z. In der ä. Spr.
oft Nom. und Acc. flektiert. .Herr Anthonj Hegner
säliger.' RCvs. (Br.). ,N. hett min schwager selgen
ze boden gschlagen.' UMeyer, Chr. 1540/73. Im Gen.
's Grossvatters sälige" Sackür B; Gl, wofür sonst gew.
dem Grossvatter sälig sl" Sackür. ,Bi des N.s seligen
Zeiten.' 1300, TüKatharinental. ,[Frau Anna] Johans
Meyeriis seligen wilent eliche wirtin.' XIV., Z StB.
,Des Grüeningers seligen hus.' 1380, ebd. /Zwischen
Hensli Müllers seligen sinen brüedern ...' 1502, Z RB.
,Ein schilt und ein sper, die warend irs [der Königin]
heren selligen gsin.' Morgant 1530. ,Miner muotter
säligen Schwester.' ThPlatter 1572. Selten unflek-
tiert: ,Vit Jenners sälig wyb in dlsel.' 1547, B RM.
I 227. Der Dativ heute unflektiert. (D)em Vatter
säl(i)g. Es Stückli vam Dokter Jaggi sälg. Sohwzd.
(BSa.). In der ä. Spr. flektiert. ,N. hett min [1. mim]
schwager sälgen ein loch in den köpf gschlagen.'
UMeyer, Chr. 1540/73. ,Von wyllundt unserm lieben
Vetteren und Schwägern selligen.' 1051, Z. Ebenso
beim Fem.; s. bi (Bd IV 900 o.). In erstarrter Nom.-
Form(vgl. .selber'): ,Dem Zwingli seiger.' Vad. Präd.:
,N., Hans Wilhelm Im Turns und Petronella von Ulm
zu Griessenberg, so beide sälig, hinderverlassner ehe-
licher Son.' JJRtiEGER. Selten (wohl nur humor.) von
Sachen. O je, ivas ist das für-ne" Morge" g'si", wo
anno Ölß [1811] i" der stille" Nacht im Winter 's Stettli
selg [Sargans] verbrunnen ist! Henne 1824. Die alti
Bunstglocke" [s. Bd II 615] selig im Minsterturn ßs.
Ü"sen Jörmärkt s. ThMü. Ähnliches B; Z. Hieher
wohl auch: ,Da' 'seh e" Chüeselig, spött. Bezeichnung
der Geringschätzung' BsLie. (Seiler). — b) wieder
aufs ausserreligiöse Gebiet übertr., gew. mit leicht
ironischem oder scherzh. Nbsinn. Er ist (ganz) s.,
überglücklich, glückselig Aa; Ar; Gl; L; Tb. Mir händ
g'gesse" we d' Fürsle", und derzue hed die gross Musig
'blase" ... d' Vri-ne" ist ganz sälcgi wurde". CStreiff
1904. ...seit d' Muetter aWh ganz a's- sälegi. ebd.
1908. Bes. a) von einem ruhig Schlafenden Ap;' Bs; Th.
Lond-en nor schlöffe", er ist s. ThMü. Es schloß so s.,
von einem Wiegenkinde L. .[Unter dem Wagen] im
Stroh schlief s. der Fuhrmann.' Gotth. — ß) von einem
(leicht) Berauschten, wenn er schläft, aber auch den
Zustand bezeichnend, „wo ihm die Welt und Alles,
was ihn umgibt, in einer lichten, überirdischen Glorie
vorschwebt, gleichsam überentzückt" AALeer.; BsL.;
„L"; Th. Ganz s., berauscht BBrisl.
Ahd. »ölig, nihil. soeJec; vgl. Gr. WB. X 1, .">H/'_'r,; Martin-
Lienh. II 349. Analoge Kürzung äes Voc. zeigt Tieüig II
(Bd II 1143), wozu Helg (ebd. 1199); begünstigt wurde die
Kürzung in unserm Fall durch die häufige Nachtonstellung
in der funnelhaften Verwendung unter 2 a. Die Ausspr.
mit -e- erklärt sich, soweit sie nicht lautges. ist, durch An-
lehnung an Ssl. — S. in Namen. ,Heinricus Seligman capcl-
lanus.' XIII., Bs. .Seligmann', ein Jode. 1415, Z. ,Niemer-
selig', Familien- oder Zuname. XIV., B (HBrennw., Chr. I
400); XV., Z (.Uoli Guofcjar von Wermenswil, genannt N.' 1457,
ZBub. ; .Dem Niemerseligeu von Wermentswil.' 1459, Z KB.,
uachher ,dem Niemerselig'). In Ortsnamen. Falsche gelehrte
Deutung liegt vor in folgendem Falle: ,Es litt vor der min-
deren statt [Z] ein vast alt frowenkluster an der Sil, dahin
sich vor ziten etlich geistlich fruuweu versammlotend und
in Gottes dienst so ein hert wesen fuorteud, dass man es
in der selligen Ouw narupte; und von lange der zit, ouch
ungeschickte des gemeinen Volkes wirt es diser zit Selnow
geuempt.' HBreunw., Chr., .die nonnen au Oedeubach und
an Säligow.' Zwingli; die alte Fenn des Namens ist .Selden-
ouwe' (s. Seid). Unsicherer Herkunft siud: .Von einer wisen,
lag by der säligen eich.' 1461, AaB.Urk.758; .die seligen
Wiesen' ThTäg. (JJMüller 18(57, 32), nach dem topogr.
Atlas , Seelwiesen.'
u(n)-: 1. wie nhd. unselig. En Wsälige'' Gedanke"
Th; Z. Wenn-ich nor de" o"sdlig Gedanke" ned g'ha"
hett, Das a"z' fange" ! zB. ein Geschäft, das mich öko-
nomisch ruiniert hat ThMü. Zu Chur hielte man Stand-
recht über diesen unseeligen Körper [eines Selbstmör-
ders], dem wurde das Haubt abgehauen.' Sererh. 1742.
Von Personen, gottlos, verflucht. .Der unsselig wüet-
rich [Decius].' Z Chr. 1336/1440. ,Da kert sich der
N. gen im und sprach: ich wölt, dass du unselig
werest.' 1425, Z RB. ,N. sprach zuo ira: ... du alter
hellhund und du alter unsälig tüfel!' 1436, ebd.
,Und satzt der unsälig bapst bischof Adolfen von Köln
ab.' Vad. — 2. (unselig W lt Tscheinen) toll, verwirrt,
ausser sich L f (Ineichen), toll, närrisch, unvernünftig
W (Tscheinen). Er ist icie u. g'liffu" W. ,Es sind
ouch under dem gemeinen mann und pursame etlich
ufrüerer, die sich hoher dingen understond, wiewol
sy ... unverstendiger und unsäliger sind weder die
fürsten.' LJdd 1531.
säligen: selig machen; s. rüwen (Bd VI 1881).
Säligkeit, in der lebenden Spr. gew. -ä- — f.
,S , felicitas, beatitas, beatitudo.' Fris.; Mal. 1. entspr.
sälig 1 c, Herzensgüte. , Hilf mir, vrouwe guot, dur
dine s„ daz ich nicht verderbe so.' Hadl. — 2. entspr.
sälig 2 a. S. Pfaff (Bd V 1061); Süffer (Sp. 355). !''•
wünschen-i [euch] Glück zum junge" Blieb; well Gott,
das [er]-«-» g'sund blibe, das-er vil Freud und Er
an-em erlebe"d, zur Ere" Gottes auferziehn mögfd und
z'letst es China der S. werdi, Spruch bei der Taufe
GRl'ast. Er [Her Hans Rupien seilig/ hed in der
Chinderlehri der Juged diso frölicha Psalma asa flissig
Sal, sei, sil, sol, sul
700
vorbettet und g'sunga . . . un lutet asa: Drink un iss,
Gott nit vergiss; wyl du hascht Wi/n, schänk wider in;
tuo fi trüli Bschäid. so wirscht a Chind der SeUigkeit.
Rapieri 1700. In Beteurungen: Ich will kei"s Chind
der S. si", wenn 's nüd war ist. Wolf, Rel. Gespr. Ich
ha" g'seid, ieh well kei" Teil a" der S. ha", wenn-ich
treulos werdi. ebd., Dreierw. Es tuet-mich bim Eid
and S. nüd reue", ebd., Rel. Gespr. (G'wüss) uf Er
und S.! Aa; G; Scbw; S; Z (bes. häufig von den
Schulkindern gebraucht). Bi Er und Eid und S.!
auch ml" Sei und S.! Aa. Bi miner Sei und S.! W.
Ein Mädchen schenkt einem Knaben Nüsse unter der
Bedingung, dass ,er ihro sein Seeligkeit dafür gebe';
als er später einst im Fieber liegt, erscheint vor ihm
,ein schützlicher schwarzer Man, der spreche, das er
mit ihme müsse, das er habe sein S. verkauft' RCys.
säliglich: = sälig. a) Adj. ,Die wirdigen lieben
beigen, die sälklichen martrer Zürich.' Z Chr. XV.
,[Der Rat verpflichtet sich, alle Wochen 9 Pfd Un-
schlitt zu liefern zum Grossmünster] in den kessel,
der da brennet bi unser herren der selklichen martrer
grebern.' 1413, Z. ,Als man denn mit der selklichen
marterer unser lieben heren sant Felix und sant Re-
gulen und anderm heltum uff den hoff gon wolte...'
1465, Z RB. — b) Adv. ,Wie säliklichen unser alten
säligen schwestren band gelebet, das war guot und
lustlich ze hörend.' EStagel. .Beate, feliciter, fauste.'
Fris.; Mal. ,S. verscheiden.' HBull. D. ,Das wir
kündind von sünd abstan und also säligklichen unser
laben enden.' 1558, UMeyer, Chr. .Seliglich glauben
und frommiglich leben.' ClSchob. 1695.
u n -. ,Der könig . . . starb unsäliglich mit fluochen
und schweren.' HBfll. D.
Sei f., PI. -e" (in W tw. -W), Dim. (s. Bed. 1 d)
Seli GRPr., Selti W; euphem. entstellt (s. unter 1 aß)
Se, Secht, Se.r, Si.r, Sep usw.: Seele. 1. im eig. S.
,Die seel, anima; seelin, animula.' Fris.; Mal. a) die
dem (menschlichen) Körper innewohnende Seele
als Trägerin des Lebens und aller geistigen Kräfte.
.(Alles) das ein s. hat (und labt), animalis, animans;
der ein s. und laben hat, läbendig, animatus; dieweil
mir die s. im leib ist, als lang ich laben wirdt, dum
spiritus hos regit artus.' Fris.; Mal. Der Besitz einer
S. unterscheidet den Menschen vom Tiere; s. cor-be-
halten (Bd II 1240). Heb ke<" Bang, de stirbst nid,
eb d' S. in d' Wiege" fart, roher Trost des Mannes
gegenüber der Frau, die mit Bangigkeit der Nieder-
kunft entgegensieht Aa Wohl. (Donat-Meier). .Dem kind
ein s. schepfen.' 1490, G (JHäne 1895, 243); Zshang
und Bed. unklar. .Krank an der s.', geistig gestört.
Die wider ihren Willen im Spital untergebrachte N.
wird wegen gotteslästerlicher Reden verklagt; sie ent-
schuldigt sich ua. damit, ,sy habe jetz 12 Tag nichts
geessen, werde auch nach wol kränkner an der S.
werden, seige sonsten ein Kind des Todts, wann man
sy noch lenger in solcher Tyraney leben lasse.' 1672,
Z. Häufig mit dem Gegs. Lib zsgenannt; s. Bd III 978.
,Ain jegklich mentsch, der ain aid schweren wil, der
sol uff heben dry finger .... die anderen zwene ... under
sich genaigt, der ain bedütt die costlichen sei, als sy
verborgen ist under der mentschhait, und der fünft
klinst finger bedütt den lib, als der lib klain ist zu
schätzen gegen der s.' ApLB. 1409. ,Es [Mann und
Frau] sind zwo seel und ist ain lyb.' Geng. ,So zwei
Menschen der Ordnung Gottes gemäss mit einanderen
öffentlich zu Kirchen und Strassen gangen sind...,
auch also ein Lyb und zwo Seelen geacht und ge-
halten werden ...' ScHSt. Erbrecht 1671. Das haltet
(hebt) Lib und S. z'smne" oä., von kräftigen Speisen
oder Getränken Aa; Bs; B; Z; s. auch Ge-fräss (Bd
I 1318). Lib und S., der ganze Mensch. Es het g'hütet
u"d g'höret u"d g'lebt, u"d lebt nümm, u"d treit doch L.
W'' S. i" d' Chil">e", Rätsel vom Lederschuh B. Ga"
mäjjen, ga" mäjjen u"d L. u"d S. verträjjen, höhnischer
Reimspruch auf einen mühsam Mähenden BGr. (Bärnd.
1908). .Der gedacht N. stiesse sy mit einem fuoss in
ir siten, also daz ir des davon geschwand, und meind
daby, er habe ir 1. und s. zerstossen, dann sy grössc-
lich schwanger gienge.' 1484, Z RB. , Schein dich, Uoli,
durch s. und 1.!' NMan. .Gott werde die, so es tuond
[db. stehlen], mit L. und S. inn Abgrund der Hellen
stürzen.' 1600, Z RM. (aus einer Predigt). ,N. soll
geredt haben, der Hr Oberist Werdtmüller seige mit
L. und S. des Tüffels. Gott behüet uns!' 1655, Z.
,Lib und s. erhalten.' ,Doch redt sy, so hoch sy kan,
das er [ihr Ehemann] von der ersten stund an nie nüt
mit ir ze schaffen ye gehept habe und sye ouch ir
man nie worden, wüsse weder 1. noch s. mit im ze
erhalten.' 1530/33, Z Ehegericht. ,[Eine Frau, die von
ihrem Manne geschieden zu werden wünscht, erhält
den Bescheid] das si also still stände, sich redlich
und frommklich halte; wenn ir aber ein schick an
die band stiesse, das sy meinte, 1. und s. ze erhalten,
so sol si kon [Erlaubniss zu einer zweiten Heirat zu
erbitten].' 1533/8, ebd. In Gebeten, Glückwünschen uä.
Spis Gott, tröst Gott alli arme" Chind, wo uf Erde"
sind, a" S. und L. Arne"! häufigstes Tischgebet Z und
sonst (auch ohne den Zusatz a" S. und L.). Gotts
Name" Bettli g'gange": geb-i"s Gott e" gueti Nacht a"
S. und L. Arne"! kindliches Abendgebet Z. Erselz-%
[euch] Gott eui Almuese" a" S. und L.l sagt der
Brätschelima"", der für die Sondersiechen sammelt.
Pilger 1897 (Sch). B'hiet-ech der lieb Gott L. u"d S.
[usw.]! Baknd. 1908 (BGr.). I'* wünschen-i [euch] e"
guets glückhaftif/s Neujär, was-i [euch] nöts und guet
ist a" L. und S. hier zitlieh und dort eu>igli<*! GRCast. ;
ähnlich Ar; Z (s. freuden-rich Bd VI 162). S. auch
be-segnen (Sp. 469). In Verwünschungen. ,Sin meister
rete, der ritt sölt inn in das herz, in 1. und s. schütten.'
1486, Z RB. Zwei weitre Belege unter Ritt LH (Bd VI
1723). Mit Lib und S., wie nhd. Er hanget mit L.
und S. a" dem Meitli Ap; Ta; Z. Er ist mit L. und
S. debi, zB. bei seinem Berufe, ebd. Ei" Herz und
ei" S. si", von Freunden, Liebenden Ap; Th. — Die S.
sitzt im Blut: D' S. chunnd üse", sagt man zu Kin-
dern, wenn sie an einem Gliede bluten L (JBEgli); S.
,Die bar rät s.', das Blut; s. Bd VI 1742 und vgl.
.purpuream vorait animam' bei Vergib Die S. als per-
sönlich gedachtes Wesen, das vom Körper sich trennen
und selbständig weiterleben kann ; s. b und c. Sie
kann auch während ihres Aufenthalts im Körper ihren
Sitz ändern : ,Min sele uf eime rippe stat, diu von
dem wine druf gehüppet hat.' Steinmar; vgl. bei
SHelbling (von dem wohl das Motiv entlehnt ist) : ,Vrou
Sele, sit ir dinne? ich rat iu, so ich beste kan, tretet
uf ein rippe, weit ir niht ertrinken', sagt Einer, im
Begriff einen tüchtigen Zug zu tun. Die S. wird an-
geredet; s. Bd VI 848/9. ,Ach, wie will ich dann
sälig werden? Bis mannlich, du arms selti !' Zwingli;
Sal, gel, sü, sol,
702
,animnla.' Leo Jud. I" si""r S. het 's so schwarz üs-
g'seh" wi in-ere" ruessb'häichtc" Chemihiitte". SGfeller
1911. Der rechte Schacher hat ein ,wyss lampin klein
kindlin im buosen' ; stirbt er, so kommt ein Engel, zieht
die Puppe heraus und trägt sie in den Himmel. Der
linke Schacher hat unter dem Gewand ein schwarze?
Eichhörnchen, das dann von einem Teufel herausge-
rissen wird. RCys. (Notizen zu den Osterspielen). .[Teu-
fel erwürgt Einen] bringt die S. herfür . . . zeigt die S.
... und spricht: Du armer Tropf [usw.].' GGotth. lölO.
— Spec. oc) die S. als Trägerin der Empfindung
bzw. als empfindendes Wesen. ,Es wohletc mir allemal
(wenn ich in die Kirche kam oder zum Nachtmahl),
es war mir fast der Seele nach, wie es mir ist, wenn
ich zur Selteni einmal badete.' Gotth. Es tuet-mer
i" der S. tue, wie nhd. Ap; B; Th. Er ist-mer i" der
S. (ine») z'wider Ap; GT.; Th; Z. 's freut-mv* i" d' S.
i"e". dass ... Ap. I" d' S. i"ef verbarme" ZO. ,Behüt
dich der Herrgott! du verbarmst mich in der Seele.'
Stütz 1853. 's frürt-mi'h bis «" d' S. hie" Ap. Aul
die Frage frürst? antwortet man etwa scherzh.: Jo,
a" ä" S. GaT. Ei"'m a" d' S. griffe", von ihm Etw.
verlangen, das er sehr ungern gibt ScaSt. (Sulger).
Ei"'m i" d' S. griffe", ihn im Innersten zu fassen
suchen Z. Mit eigentümlichem Bilde: D' S. gät-mer
deduich, durch die Stöckli, von Pflanzen, Blumen, die
man hegt und pflegt: ,sie sind mir ans Herz gewachsen'
Z (Dan.). — ß) (wie mehrfach schon oben unter a) als
Trägerin des sittlich-religiösen Lebens, als un-
sterblicher Teil des Menschen; meist mit Beziehung
auf ihr Schicksal nach dem leiblichen Tode und daher
vielfach mite zsfliessend. [Der nur auf leibliche Ge-
nüsse bedachte, gewissenlose Senn tat] a's wen"-er nur
Buch und kei" S. hätti. W Sagen ; s. borgen (Bd IV 1575).
De" mues'-mer e" (schönt) S. ha"! od. Dem si" S. we,t-ich
nüdha", von ungläubigen od. schlechten Menschen Ap
Lb. ,[Der Abt] sol fursichana gedenchin, daz er het im-
pfangin sele zerihtenne [quia animas suseepit regen-
das].' UwE. Benediktinerr. XIII. S. auch Seckel (Sp.
666). .Für seine S. sorgen [uä.]', schon bei Lebzeiten;
s. unter c. ,[Ich] gdenk nit fast an min arme s., ob
sie darumb muoss liden quel [bekennt ein vom Streben
nach Reichtum und Ehre ganz Erfüllter]; min s. fcuo
ich an ein nagel henken, hoff, Gott werd mirs uffs
lest als schenken und mir min s. mit gnoden zieren.'
Geng. ,Zuodem batt sy [ein verrücktes Weib zu ihren
Wirtsleuten] gsagt, das sy irer seelen und des fechs
wol acht haben, dann das vech wurd mächtig schryen
und der stier nüdt mer zuo den küegen sollen ... und
müessten dann die man die küeg rytten.' 1561, Z RB.
.[Ein in einem Hexenprozess peinlich Verhörter ant-
woitet] wan er sagte, er wüsse etwas dar von, so täte
er seiner Seelen einen Aufsatz; [ein Andrer bittet]
um Jesu willen, dass man ihne nicht zwinge, dass er
wider seine S. streite.' 1701, Z. ,An s. und er gän'
uä.. von Verleumdungen, Beleidigungen. ,Dass der
selb N. gerett hat, der obgen. Johans Pfung, Hein-
rich Pfungen sun, sye ein bankart ... und ander
schalklich red, die inen an sei und an er und an guot
gat.' 1400, Z RB. ,Was sich grosser verwürkungen
begeben, als trostungbrüch mit der band ... desge-
lichen was s. und er antrifft, sol alles uns [den Stuben-
gesellen] zuo vertigen und zuo straffen zuostan.' um
1500, BStR, S. auch bringen (Bd V 701). ,S. und
er by einem behalten', von Ehegatten; vgl. oben die
analoge Wendung mit ,lib und s.' ,üo sprach er:
wenn üch dunkt, das ir mögind s. und er behalten
by mir, als ich by üch, und ir minen begeren zuo der
ee, so sägen ja.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Sy habe sich
dermassen angelassen, das er nit vermuoten könte,
weder s. nach eer by disem wyb zuo behalten.' 1541/3,
ebd. ,Siner s. rünien'; s. Bd VI 920/1 und vgl. ebd.
.siner gwüssne rümen.' Ähnlich: ,[Er wolle mit seiner
Klage] allein syn gmüet und s. entladen.' 15 11/:;, Z
Ehegericht. .Einem etw. üf sin s. setzen' uä. ,[N.
stiftet ein Jahrzeit im Kloster Ötenbach, mit ver-
schiedenen Verpflichtungen:] Diz sezze ich der priorin
und dien swestern uf ir sele, daz si diz stete haben,
ich wil es anders vordem an dem jungisten tage an
sü.' um 1300, Z. ,Do Seite sy zuo im: wilt mir [des
Eheversprechens] nit jichtig sin, so lass mich ruewig;
aber ich wils dir uff din s. setzen. [Ein Zeuge sagt
aus] er hette nüt anders ghört, dann wie sy zuo im
rette, sy wölt ims uff siner s. lassen; do rette er, eb
ers uff siner s. haben wet, ee weite er für die zwei-
hundert gan Zürich keren.' 1538, Z Ehegericht. .Des-
halb welle sy hören, ob er jichtig sye; welle er nit
bekanntlich sin, so welle doch si ir conciens ent-
laden und im uff sin s. setzen.' 1541/3, ebd. ,Er weite
denocht nit heiter sagen, das sy in hette genommen,
jedoch wer es also wyt kommen, das er gseit, er wells
iren uff ir s. setzen; desshalb sy einen andren gnom-
men ... in achtung, iro söllichs an ir s. nit schaden
werde.' ebd. ,[Sie hoffe, dass er vom Ehegericht] iro
werd zuogsprochen; wo aber das nit beschechen möge,
well sys im uff sin s. setzen und uff den kosten trin-
gen.' ebd. Ich han-em 's uf d' S. 'bunde", er soll ...
B; G; Th. ,Etw. üf siner s. hän wellen, üf sin s.
neraen.' ,[N. habe] gredt, si [die E., die ihm die Ehe
versprochen hatte] müesse vor iram ein mann nenvmen,
und sölte er zwenzg jar warten, er welli irs uff ir s.
lan. [Zu einem Andern] seite er, er habe die E. gnan
und er welle warten, unz das si ein andren man
nemme; er wellis nit uff siner s. han.' 1530/3, Z Ehe-
gericht. .Demnach kam sy zuo imm und wotts [das
Eheversprechen] abstellen, batt, dass ers iren nach-
liesse, und wotts uff ir s. han.' ebd. ,Er heig ... zuo
iren gesprochen, sy solle gan, war sy wölly, er wells
uf sin s. nemen.' 1553, BTurmb. In ähnlichen Wen-
dungen. ,Jörg auf der Fluh soll die Klagen, so die vor-
genannten Kläger durch ihren Fürsprech gegen ihn er-
hoben haben, an sich nehmen, des Hauptmanns Knechte
(die Kosten der Gerichtsbote) und die Bussen, so ge-
richtlich darauf gefallen waren, tragen — us [1. uf]
unser S.' 1529, W Blätter. .Also nach klag and ant-
wurt ... ist der genant Jäkly von der Elsi Wätlichin
der e halb gescheiden und ledig erkent uff sin s. hin.'
1533/8, Z Ehegericht. ,Und diewyl er nit gwüsst, wie
man das Gelt usslycht, welches er uf syn S. be-
zöget..., bätte er Mgh. umb Gnad und Verzyehung.'
1606, Z. In Schwüren, Beteurungen. Ufmi'S.
B; ZO. ,[Der Schulmeister] dürfe es V si" S. nicht
verantworten bei den Vorgesetzten, dass er dem Kna-
ben das Rechnen beibringe.' Gotth. ,Da swüere er:
sanier got und uff min s.!' 1459, Z RB. ,N. antwurtte,
uff sin s., er hette es nit getan.' 1475, ebd. ,Uf smer
S.': ,N. wüsse auch uff siner Seil nit, ob er dem N.
die 5 Gl. an denen 100 Gl. abzogen habe oder nit.'
1605, Z. Mi" (oft mi") S ! Aa; Ap; Bs; B; L; G ;
Tu; U; Z. M. S., 's ist war! -In, m. S.! B; Th; Z.
703
Sal, sei, sil,
704
Verst.: Gtvüss Gott m. S.! Th. (Nei") m. S. nid! B;
Th; Z. Dann gät 's [beim Bergsteigen] mit Schürge"
und Zere" — m. S.! es macht i dem Tüfel d'rab grüse".
LSteixer 1879. 's wörd-mer m. S. fast angst. Schwzd.
(Th). Dö giH 's doch m. S. iw'h G' scheitert, wo [in
den Rat] passe" täte". Bs Nationalztg 1895. Die Müller
lange"d de" Pure" in'n Sack bis an'n Ellboge" und
säge"d dann: ich mues' jetz m. S. höre", ich tärf nümme'
Heiter abe" lange" ZW1. .Wenn ich einmal selbander
bin, so darf meine Frau mi" S. kein solches Fatzenetli
über den Kopf hängen.' Lohbaier 1864. Mit für:
Mir singe" unsre Schnitzler, für mVsel öni G'för. Bs
Schnitzelb. 1903; Kontam. mit für g'ivüss (Bd I 955)'?
S. noch be-reichen (Bd VI 149); rösch (ebd. 1409);
sehen (Sp. 510). Si" S. in indirekter Rede: .Nachdem
Grossmutter den Nidle"hafen noch einmal zugefüllt...
und das Meitschi beteuert hatte, es müsst si" S. oben
ab gäh [sich erbrechen], wenn es noch mehr nähme,
führte der Grossvater die Gäste hinaus.' Gotth. ,Da warf
sich mein Schuhmachermeister in die Brust und meinte
...wenn [Mädeli] noch ein wenig warte und öppe"
0ucb lue wje jje andern Meitschi, so chönn das einen
guten Schick machen, wenigstens ein Kühheimat fehle
dem si° S. nicht.' ebd. ,Wie er mit jedem Be-
gegnenden ein Gespräch anknüptt ... bis er ihm an-
vertrauen kann, wie die Gemeinde das Zutrauen in
ihn habe, und wenn sie etwas Wichtiges [zu besorgen]
hätten, da si" S. könnten sie ihn nicht ruhig lassen.'
B Hink. Bot 1900. Aber auch, wenn der Redende in
der 1. Pers. spricht: Ieh ward g'vogtet, hüt noch, wenn
ich de" weg tat handle", si" S.! Joach. 1883. Wohl nur
scherzh.: Du hest di- S. recht! B. Bi miner S. UwE.
,[Die nach Jericho entsandten Späher:] Man könt uss
ganzem Israel, darff ich sagen by rayner s., kein
gschicktere dann bloss uns zwen funden han.' RSchmid
1580. S. auch Säligkeit (Sp. 699) und vgl. dazu: .[Man
soll als Zehnten geben] wo winwachs ist, von, 15 fiertel
einen, eim yeden by sim eid und s. sälikeit.' 1526,
Gr. Miner S.! Aa; L; Obw; S; ZO.f .Mannen, das
ist meiner S. nicht recht.' Gespr. um 1800. Mit Adj.
(UfJ mi" armi S.! AaF., Fri.; Bs; B; Z; vgl. c. Er
het uf mi" a. S. recht g'ha", der Vatter. KBiedekm.
1889. Bi mi(ne)r arme" S.! Aa (Gem. II 4); B (AHei-
mann 1899). (Uf) ml" türi (in B auch armi türi) S.!
AAAar., F.; B; ZO. Das cha"" mi" t. S. nit gnet cho".
Schwz. Bauernkai. 1898. ,Sie müssten die [kreissende]
Frau aus dem Bett nehmen und auf den Gring stellen,
de"" geht's de"" mi" armi türi S.' Gotth. Er uiisse"d,
dass-mi''1 sust nüd nit uf d' Est use"wäge"; aber
hüt hän-ich e"mäl uf mini türi, armi S. nüd änderst
chönne*. Feierab. 1860. In der 3. Pers., auch wenn
der Redende in der 1. Pers. spricht: Hüt gän-ich sV-
dürisel nümm i" 's Chalberweidli uehe". BDorfkal. 1895.
Zfwohl aus Gatts; vgl. y] türi S. B. He jo, 's isch doch
ömmel j t. S. war. JReinh. 1903 (für B). Mi" sündigt
S.! B (Zyro); s. auch blutt (Bd V 215). Mit euphem.
Unterdrückung des Subst. Uf mi" Armi! B, (uf)
mi" (armi) Türi! Aa; Bs; B; ZTu. Er heig schier
e"ke'"s Gelt mer u"d vermöchti 's uf si" armi Türi nid,
d' Reis z' zale". Loosn 1910. Der Landvogt Tribelet
han-i'h g'seh" ..., uf mi" Türi! das han-ich. ebd. ,Wenn
ich das Herz hätte, ich täte es [mich hängen], auf
meine Arme, Teure.' B Hink. Bot 1899. Los "ume",
Statthalter, du machst ml" aniü Türi es G'sicht, wie
iit'"" dlni vier lioss daheim uf dem Eügge" läge". Gottb.
Es g'heite inen [den gebärenden Weibern] si" armi
Türi e" Zuber Wasser vom Brunne" i" 's Bett. ebd.
I'h cha"" 's mV Türi nid anders mache". Schwzd. (Aa).
Mir si" mi" Türi scho" z' spät. RvTavel 1910. Mit
euphem. Entstellung des Subst. (Uf) mi" Si B;
GT.; S; ü; ZBül., Neer., O. G'schau, uf mi" Se, we""
einisch d' Lüt recht rasig werde", so haiche"-si-dich
[einen Revolutionär] üf. B Hink. Bot 1847. Die hält'
en Höchmuet, uf mi" Sc! wenn-si dort Büreni chönnt
ge". Stütz, Gem. hi ei"em Jör um zwo Ghüe z' cho"
hat mi" Se e" Nase", ebd. G'ivüss, mi" Se! KdMeyek
1860. Dem Schellwerchbueb isch mVsi bas [als dem
Schulmeister]. G Kai. 1854. MVse, mVsi, ich mutss
no'h hei'". Alpexb. 1820. ,Mi See, 's ist mir Ernst.'
ÜBrSgger. Mi" Sech! BG., mi" Sichi! ScHSt. (Sulger).
(Uf) mi« Sicht! Aa; B (auch mi"s Sechteli); L; G
Buchs; S; Z (so 0., Stall., rS.). Die tue" doch aber da
ober uf mi" Sicht wie d' Sau! MWalden 1880. Uf
MVsicht, schwur er, jetz üse"! Grolimund 1910 (S).
,Es ist my Secht nicht recht.' Gotth. Da' göt iez mi"
Sicht nit a". Sch Gespr. 1838. Wenn 's ke'"s hübscher»
Wibervolch gab uf der Welt [als des Teufels Gross-
mutter], mVsecht, 's Hüröte" tat Alle" z'säme" verleide".
JBEgli 1871. Wenn 's ... z' Öbe"'1 öppen es guets Müm-
pfeli hei'"bröcht het, so het's mVsecht müesse" dem Bueb
V'g'stösse" si". JReinh. 1901. G'ivüss mi" Sicht! LStei-
ner 1883. Mi" (türi) armi Sicht! AGysi 1881 (Aa).
Miner Sicht! L, uf miner Sicht! Z Stall. Mi" Sichti!
ScHSt.; Sprww. 1869. ilfi" Sichtig! Tu (Pup.); Z.
Macht 's ja minsechtig mi"'m bitterste" Eründ nid
gunne". ACorr. Miner Sichtig! ZStäfa. (Uf) mi"
Sichtli"g! Z (so öfter bei Stutz). [Ein Brand] wo-n-
i-big ril Lüt debi umcho" sind, weiss mi" Sichtlige" nüd
wiemängs Tüsi"g. Schwzd. (Z). Mi" Sechs! Gl; ZZoll.;
St.2, mi" Sex! Bs; B; ScHSt. (Sulger); S, miner Sex!
Aa (in L. bi m. S.); Bs; GStdt; SchScIiL; Tb. Es
isch mi" Sex zum Verrücktwerde" ! B Meitlipredigt. So
chönn 's si" Sex nid me' gä"! B Dorfkai. 1882. S. noch
pressieren (Bd V 788). Mi" Sexi! ScHHa., Nnk.; Z.
Bi miner Six! AALeer.; Felner 1803, mi", miner
Six! L. Mi" Sip! Ar (l\). Bi Gel! AnWohlen. ,Was
er dir [Jehovah dem Volk Israel] durch Mosen ver-
heissen, wirt ers bim seesly trüwlich leisten.' RSchmid
1580. Uf mi" armi Sitznider ! ScuSchl. S. auch Silben.
— f) Gotts S., = dem Vor. in verst. Sinne, eig. die
Gott gehörige Seele. Meinst, i'h well G. S. verwege"
[= durch falsches Wägen mein Seelenheil verlieren]?
sagte eine Metzgersfrau zu einem Kinde, als es ihr
voreilig bemerkte, die Wage ziehe nicht recht AaF.
So auch in Schwüren, Beteurungen. (Uf) mi" (armi,
türi) G. S.! Aa; B; S; Obw. 's isch (uf) ml" (türi)
G. S. war! B. ,Das sei auf si" Gottseel wahr, be-
kräftigte der Ruedhannes.' AHartm. 1852. ,Si" G. S. sich
schicke", sich sputen' B. Der Mutz [Bern] isch nüsti nit
gli'h doub, mV türi G. S., er isch nit cholerisch! Post-
heiki 1866. De" het jetz uf mV armi tfiri Himmel-
gottssil recht, dir verflueeht Millions-Tüsi"gs- Donner!
Gotth. Mi" Gotts Türi! B. Wo'tscht echtert mache".
das' de-n-achc" chunsch, du üheibe" Zwätschge"schelm
du, oder ieh schiesse" mV gottstüri! Loosli 1910. In
anderm S. (vgl. Bd IV 1997): ,[N. hat] nachfolgend
böss unchristenlich schantlich ungebört schwüer und
gotslesterung getan, nemblich gots fünf liden... gots
macht, gots krütz und gots seel.' um 1530, Z RB. —
b) die (im Tode) vom Körper sich trennende
Sa), sei, sil, so), sul
706
Seele; s. schon unter a. ,[Wcr falsch schwört, ver-
zichtet damit auf Hilfe und Trost der Himmlischen]
an der zit, so sich lib und s. von einanderen scbaidt.'
Ap LB. 1409. ,Ist von im also gericht, in dem nach-
richter zu befelhen ... und in das wasser zu werffen
und in in dem wasser ligen zu lasen, bis das sin s.
von sinem lib gescheiden sige.' 1485, Z RH. ,S., die
ungern vom leib scheidet, so der mensch noch un-
aussgezeert mit gewalt verscheiden muoss, vivax anima.
S., so grad yetz vom leib gescheiden ist, anima re-
cens.' Fris.; Mal. ,Die S. ist ihm angewachsen, er
hat des Sterbens vergessen, ultra pensum, ultra diein,
ultra catalogum, ultra lineam vivit.' Mey. 1077. .Um
das Essen sorgen, wann die S. unter den Zähnen ist,
im Alter geizig sein, exacta vita viaticum quserere.-
ebd. ,Die S. auf der Zungen haben, prscordiis con-
ceptam mortem continere.' Denzl. 1716. , Einem der
s. warten', auf sein Ende warten. ,Do ward sy [eine
Schwester] als siech und ward ir als we, das man gar
an ir verzwiflet und ir alle zit der s. wartet.' EStagel.
,[N. sagt aus] dass er do heim in sinem hus was und
einem kind siner s. wartod, das ouch starb.' 1394, Z
RB. S. auch Mund-Loch (Bd III 1035). In derb-
humoristischer Umschreibung für .Einen töten'; vgl.
Gr. WB. IX 2908 u. (HSachs). ,Der A. hett dem B.
getröwt und uff die meinung wort gebrucht. kome ei
der tag eins an inn, er wöll mit im machen, das die
s. uff dem wasen hopp.' 1465, Z RB. ,Do redte er:
es vatzet mich jetz etlicher; kumpt es darzuo, ich
will inn vatzen, daz die s. uff dem wasen muoss hoppen,
und gryffe damit zao sinem tagen...' 1509, Z. ,[N.
habe] sin alten vatter ... fräfenlich geschlagen, darby
ouch geredt, das er fassnacht mit im haben wölte,
inmassen sin s. uff der erden tanzen müesste.' 1540,
Z RB. In hyperbolischen Wendungen zur Kennzeich-
nung übermässiger körperlicher Anstrengung uä. V S
üsschreie", ,summa coutentione clamare.' Id. B, überaus
heftig weinen Z; vgl. usen-rüeffen b (Bd VI 703). Er
het-si'* müesse" d' S. üsse"schreie" S. ,[Wenn dem
Weibchen ein Kind starb] so hintersinnete es sich
fast, schlug sich den Kopf an die Wände, jammerte
sich fast die S. aus dem Leibe.' Gotth. Mer müend-i"s
fast d' S. zum Lib üs spinne". Stütz, Gem. E" törg-
gisches Bad han-ich wöl'e", aber nüd in eso e" Galge"-
hölle"hitz i"e" gi" d' S. use'schwitze". ATobler 1908.
(Si'* fast) d' S. l'lauffe" B (,ex cursura anhelitum
ducere, exanimari cursu.' Id.); Sch; Z. De"" ma^ 's-
ech [beim Schiessen mit Granaten] schlahn u"d hüse",
fast trdit-es d' S. ei"'m üse". Schwzd. (B). Du tribst
Ei"'m fast d' S. (de" Geist) üs, plagst Einen fast zu
Tode ScuSt.; Tb; Z. S. auch Bd III 978. Übertr. auf
Sachen. Man darf den Mist nicht faulen lassen: grad
de"" isch d' S. uss dem Lib • er würkt nümmer so. Schild
1806. Scherzh. Mache", dass d' S.i" d' Hafnerhütte" fart,
ein irdenes Geschirr zerbrechen ZW. Ist das Geschirr
zerbrochen, heisst es: D' S. ist scho" i" der Hafner-
(Glas-) Hütte" LRusw. und lt Ineichen. — c) die vom
Körper getrennte Seele, a) bei Lebzeiten. Von
Visionen zweier Schwestern zu Töss, in denen ,ir s.
(gaist) von dem lib verzuckt was', erzählt EStagel S.57/9.
81 (Vetter). ,Ich hab selbs einen Puwrsmann ab der
Landtschaft erkennt, dessen Eewyb sich ouch verluten
licss, sy wäre oft in einer kurzen Wyl zuo Einsidlen
und an andren Orten, wytt von Heimant; sy sagt ouch
bisswylen von denen, die in frömbden Landen gstorben
Schweiz. Idiotikon VII.
oder uinbkommen, wie sy bynen gewesen, inen die
Hand gebotten, doch so wären sy tod, davon man aber
im Vatterland noch nütt gwüsst; ir Lyb aber blibe
und läge da im Bett, allein ir Geist oder S. wandlete
allso uss.' RCys. (Br.). ,Man sieht bisswylen in Hü-
sern und ettwan ouch uff dem Feld lebender Menschen
Gstallt, ettwan Tags, ettwan Nachts, wandlende oder
arbeittende oder sitzende; diss hallt der gmein Mann,
es syen derselbigen Menschen Geist oder Seel.' ebd.
— ß) nach dem Tode. ,Die seelen der abgestorbnen,
umbr« silentes.' Fris.; Mal. Sie heissen, t. mit Bez.
auf ihr Schicksal im Jenseits (Gericht, Fegfeuer), t.
euphem., ,arme (s. Bd I 455), elende (ebd. 176), liebe,
guete (s. Bd II 536 und vgl. Gueti-S.) S-en', wofür
im Folg. weitre Belege. .Schamröte S-en'; s. scham-röt
(Bd VI 1769). ,Verdamtu Seile, anime damnate' PA1.
(Giord.). Gericht Gottes. Eine Nachahmung desselben
ist das Kinderspiel S-e" icägge" 1) .Zwei Kinder geben
sich die Hände, so dass sie eine Brücke bilden, auf
der nun die andern gewogen werden, indem man bis
zu einer gewissen Zahl zählt; die, welche so schwer
sind oder so stark lachen, dass man sie vorher fallen
lässt, kommen in die Hölle, die andern in den Himmel;
zum Schluss rufen sich die Kinder auch zu: Ängeli,
Ängeli oder Tüfeli, Tüfeli, auch Schöns Ängeli Himel-
ring! — BÖsi Tüfle. schämet euch, geng eso ga" z' lache"!
B (GZür. 1902, 128). — 2) ,Der erste [Hirten-]Knabe
lag auf dem Boden und grub mit dem Sackmesser
kleine Löchlein in die Erde zum Seelenwägen. Ein
Loch in der Mitte bedeutet die Welt; hinauf führen
Staffeln erst ins Paradies, dann zum Himmel; hinunter
aber zum Fegfeuer und zur Hölle. Das Messer wird
in die Luft geworfen ... und zeigt nach der Art, wie
es niederfällt, ob der Spieler eine Stufe aufwärts oder
abwärts steigen müsse. Dieses Spiel heisst Seelen-
wägen und wird von Kindern gern gespielt, doch nicht
unter den Augen der Mutter, die darüber losschimpft,
weil ein alter Pfarrer in der Christenlehre gesagt
habe, mit der Seele solle man nicht spielen.' W Sagen;
vgl. das syu. sel(en)en. ,Do sprach das Tryni: wenn
din frow yetz nach in minem huss ist, so ker sich
Got von miner armen s.' 1533/8, Z Ehegericht. ,Wan
ich auch zu Ehren kam .... hulff doch nichts so hoche
Stell, wer zlest hin wie 's Judä S.' Tyrolersp. 1743;
vgl. Juden-S. Uf Ei"'m sl" toi der Tüfel uf-enere"
arme" S , ihn verfolgen, plagen, quälen Aa (Jordi).
Drüf (druff) si" (ligge") wie de(r) Tüfel uf-en armi S.
GBuchs, uf-eren arme" S. BsL., uf den arme" S-e" W,
uf d' S. Gl, uf-ere" S. Z, auf Etw. erpicht sein. E"
der italienische" Gränze" sige"d-si uf de" Tubagg und
uf d' Zigarre" we der T. uf d' S. CStreikf 1901/2.
Er luegt drüf wie der T. uf en armi S. Sprww. 1869.
Uf "em Geld hocle" u-ie der D. uf der arme" S. Schild
1863. Fegfeuer. ,Die Grossmutter schwitzte ärger
als eine arme Seele im Fegfeuer.' Gotth. ,[A. macht
dem B. einen Vorschlag zur Tilgung einer Schuld
seines (wahrsch. verstorbenen) Bruders; ß. weist den-
selben entrüstet zurück] rette: ich wils nit nemen,
und er bette gott, das es uff sines brueders s. ver-
brunn.' 1451, Z RB. .[Die Pfaffen] habend uns so vil
gspenst ufgrächt ... mit mäss, vigilgen und chorsölen [!],
gabend uns für, es hulffe d seien.' Eckst. 1526. .Per
seien pflegen', ein Klosteramt: .[Die Schwester N.]
pflag des gadems und der seien alain, das sy kain
helferin hat.' EStagel 82; vgl. das Folg.? In der
707
1, sei, sil, sol, sul
Tos
Abtei USeedorf war es früher Brauch, einer abge-
schiedenen Schwester 30 Tage lang den Platz am
Tische offen zu lassen und wie sonst aufzutischen,
die Speisen aber nachher an die Armen zu verteilen;
heute besteht nur noch das 30tägige Almosen, das
von armen Familien abwechselnd abgeholt wird, was
sie d' S. hole" nennen. Für si" S. sorge" B (Zyro). Der
S. Eppis mache", von Stiftungen für das Seelenheil
UUrs. .Durch unser vordem, unser und unser nach-
koinen seien heil (willen)' oä., stehende Formel bei
Stiftung von Jahrzeiten usw. S. auch Sel-Ge-rät (Bd
VI 1622). ,[Es soll eine Frühmesse gestiftet werden]
daz die er gottes gefürderot werd, got gelopt, die
armen eilenden sela getrost werdin.' 1387, UwStans.
,Zuo trost, glück und seid der armen liblos tonen s.
habent wir ... die heid partyen güetlich und früntlich
verricht und betragen.' 1494, Z RB. ,Fuir die elen-
disten seien hett N. gsetzt den swestern 5 ß geltz.'
1495, ÄAZof. ,Doch so sol das urteil [über einen Tot-
schläger] verhalten werden und sollen NN. zwüschent
den partyen arbeiten, ob sy der armen s. ettwaz nach
[noch] schaffen mögen.' 1504, Z RB. , Trost den armen
Seelen!' Nachtgruss am Samstag Abend SchwE. /Für
die armen Seelen !' oder , Tröste Gott die armen Seelen !'
W. Trost und erlös Gott die liebe" S-e"! L; GSa.; ScawE.
S. auch Nuss (Bd IV 826). ,N. von Meilan selig, des
s. der allmächtig ewig got begnade!' 1494, Z RB. ,Die
N. ist och gestorben, gott gnad der s. !' 1519, G. Ü"-
sers Obervogt Joglis Schwigeri, die alt Täseh, ist anetne
Öpfelküechli erstickt; Gott dröst d' S.! JCWeissenb.
1673. ,Über, für die s-en bitten.' , [Schwester N.] hat
och sunderlich grosse gnad, über die sünder und über
die seien ze bittend, und kament denn die seien recht
emssklichen zuo ir und rettend mit ir und sy mit
inen.' EStagel. ,[Eine Stiftung wird gemacht ua.]
das wir deste vürer unsern herren über die sele bitten.'
1331/47, Gfd. ,Und sol man ein priester dar uff han,
der Gott für die lieben selly [1. .seilen', so nachher]
bitte mit singen und mit lesen, mit mes han [usw.].'
1528, UwBeck. (Gfd). ,Den lieben seien lüten'; vgl.
Bd VI 1770 o. Im Jahr 1719, den 25. Wintermonat,
hat mau [in LSemp.] zum erstenmal .den lieben seien
gelütet.' Gfp. Erlösung der armen Seelen. .Herr
Jesus sprach: Hätt-ich nur e" änzigs Mensch auf dieser
Erde, der mir das Gebet in der Grossen Woche alle
Tag dreimal sprach, ich wö'tt-em's wohl belohnen, icl1
wü'tt-em ufsetze" die goldene Chro", ich wö'tt-em 3
Seele" gi°: erstens die Seele [hier nennt man die Seele
desjenigen Verstorbenen, welche man zuerst erlöst
haben möchte], 's ander 's Vaters, die dritt d'Mutter.-
GNiederb. (Af V. 12, 288). Er meint, er heig e" S. errett,
macht Wunders was daraus, hält es für etwas Ausser-
ordentliches ZW1. S. noch Feg-Für(Bi I 944); er-lösen
(Bd III 1443; die RA. auch AaF.; Ap; Bs; GT.) und vgl.
Geist (Bd II 489). D'S. erlöse", ein Jugendspiel, = Selen
wäggen 2 (s. vor. Sp.) W. Die zur Ruhe gekommene S.;
s. Buew (Bd VI 1895). Dazu noch: We""'s de"" einisch
i" der ganze" Vogtei e"ke'"s enzigs [armes Bäuerlein]
mer giH, su cha"" de"" si" [des Landyogtes Tribolet]
armi S. a" d' Buew. Loosli 1910. Über die armen
Seelen im Volksglauben und -brauch s. die volks-
kundliche Lit.; hier nur einige wenige Belege. Man
erzählt von den Acke"buebe" [s. JVetsch 1910, 44], sü
heiji"d im Mesmer omm [oben] Mülch üsg'schött ond
denn g'säd: Arme" Seilere" aurh tö"stere" tued, enen
au'* Mülch ge"! ApL; vgl. dazu: ,üerhalben wir uf
der abgestorbnen greber ussgehölte stain gesetzft],
mit gemeltem wasser zuogefült, hieruss wir hin und
her wandlende die gräber begossen haben; sam die
armen seelen under der erden standen und das durch-
fliesend wasser in geschier oder in ire offne genende
mund zuo ainer erquickung und erküelung irer unüber-
windlichen liitz empfachend, wie och die haiden globt
haben.' Kessl. a36. , Früher glaubte man, die Seelen
der Verstorbenen, noch nicht ganz im Fegefeuer Ge-
reinigten kämen zu gewissen Tagen und Zeiten wieder
auf die Erde zurück, um von Verwandten, Freunden
und Bekannten das Nötige für ihre Erlösung zu
erbitten. Sie hielten sich in der Geisterstunde an
Orten, wo noch Leute vorbei mussten, auf Eichen auf
und sangen und musizierten Vorübergehende um Hilfe
an. Das Volk nannte sie freie (friedfertige) Hexen'
AaWoIiI. (Donat-Meier). ,Sy [einige Nachtbuben] gien-
gend ... uff den kilchhoff, machtend da ein frömd
wunderlich gesehrei, als ob sy seien weren.' 1434, Z
RB. Die Holzarbeiter hauen in die gefällten Stämme
gerne drei Kreuze, damit die .fliegenden' armen Seelen
sicher daraufsitzen können. Von einem solchen Stamm
kann sie der Teufel nicht jagen. Baumg. Vgl. auch
Wuetis- Her (Bd II 1555 ff); Girizen-Mos (Bd IV 470/ 1) ;
Aller -seien -Wind; Grat-, Töten-Zug. — d) als pars
pro toto für den ganzen Menschen; doch nur in
beschränkter Verwendung. En armi S., Ausdr. des
Mitleids Ap; Ta. Oft iron.: Du armi S.! zu einem
Kinde, das wegen einer Kleinigkeit klagt Th. O, ich
armi S.! iez chann-ich chüm noch moffle", rerschivige"
esse" L. E" gidultigi S. SchSL; Tu. E" gueti S.
Aa; Ap; B; L; Tu; Z. Di gueti S.! si het e" kurlige"
Gloube" g'ha". Loosli 1910. E" guetmüetigi S. ist-er.
JAllenspach 1897. I<* 6t» dennzumäl gar e" fideli S.
g'si". HDietzi 1900. E" müedi S., bes. zu Kindern,
die Einem keine Ruhe lassen, beständig mit Bitten
anliegen Th; s. müed (Bd IV 91). Wenn d' Frau der
Ma"" i" der Hegi hed, se-n-ist-er e" g'schlagni S. L.
Du chu""st-mer jetz grad recht, du üsg'molchi S.! Ausruf
der Entrüstung GrKI. Dim.: Du, mi" liebe'' Schatz,
mi" üserwälts Seli. MKuoni (CrPt.). Biblisch : ,Also
nam Abram sein weib Sarai und Lot, seines bruoders
sun, mit aller irer hab, die sy gewonnen haftend, und
seelen, die sy gemacht hattend in Haran.' 1530, Gen.
(E")ke(i)n S., gar Niemand Aa; Ap; Bs; Gr; L; Schw;
Th; Z und wohl noch weiterhin. Syn. kei" Sele"mensch;
kei's Bei" (Bd IV 1297). 's ist (e")kei" S. um de" Weg
g'si". .Wenn man so allein muss rüsten, und ist keine
arme S. herum, die Einen mit ihrem Feuer etwas
wärmen wollte.' MLien. 1898. , Keine S. soll passieren.'
Bs Rev. 1831. ,[Die angeklagte Magd des AKlingler
sagt aus] sie habe nichts von des Pedellen Urtel ge-
wüsst und deshalben zu keiner Seelen nichts geredt.'
1705, Z. Gehäuft. Kei" S. und kein Mensch hed Ant-
ivort ge" ivelle". Schwzd. (GrPt.); s. auch sägen (Sp.
384). Si hed i" de- ganze" grosse" Stadt ke'n S. und
ke'"s Bei" g'ha", wo mit-ere" g'fründt g'si" war. Vater-
land (L). — 2. das Innerste eines Dinges, a) Hohl-
raum eines Kanonen-, auch Gewehrlaufs Bs; B; Th,
in der Militärspr. wohl allg. Höhlung eines Gewindes
AALeer. Die erste, vorläufige Höhlung, welche vom
Glasbläser in den Glasklumpen geblasen wird SThierst.
— b) das vertrocknete, als dünnes, zusammenge-
schrumpftes Häutchen erscheinende Mark der Kiel-
Sal.
feder „G" (St.3); ZStdt, lockeres Mark eines Feder-
kiels AALeer. (H.). ,Wer ist die? si ist nien geborn
und ist doch hie auf erden; ir s. muoss verloren wer-
den.' Vad. (Rätsel von der Schreibfeder). — c) Kern
eines Faden- oder Garnknäuels, bestehend aus einem
zsgefalteten Stück Papier, Karton (auch Tuch) „Aa"
Leer., Suhr.; BsL.; GnRh.; LG.; GRh., T., We.; Th;
Z (so Kn., 0., Sth.). Ret Eei»s kei» leri S.? BsTherw.
— d) Stück Holz, womit das über die ,Heuburdi' ge-
spannte Zugseil , verschlagen' wird GrA. (CSchröter
1895, 177); vgl. Eäwel III (Bd VI 1875). - e) „die
Schnur am Rosenkranz, worauf die Kügelchen gereiht
sind" L. — f) der Stein im Glätteisen U. — g) das
Eisenstäbclien, woran in einer Kuhglocke der Schwen-
gel hängt GRNuf.; Syn. Galgen. Vgl. Sel-Isen in den
Nachträgen. — b) am Krebs der mittlere Teil des
Schwanzes SoHSt. (Sulger). — 3. Name von Fischen
im ersten Jahr. Bodensee. a) Felchen, Coregonus
(bei GLHartm. 1827 Salmo). ,Zuo Costanz umb den
Bodensee habend sy [die Felchen] ein anderen under-
scheid der nammen ; im ersten jar nennet man sy
seelen, zuo Lindauw mydeltisch.' Fischb. 1563; s. auch
Felch (Bd I 800). Blaufelchen, Coregonus Wartm.
(coerul.), bei GLHartm. 1827 Salmo Wartm. ,Er heisst
im ersten Jahr Heuerling, Seelen, Mydel; im zweiten
Stuben, im dritten Gangriseh.' Oken. .Seelen zu fangen
ist zwar verboten, aber man kehrt sich wenig daran.'
ebd. Weissfelchen, Coreg. Schinzii belv. var. bodensis
Fatio. Gangfisch, Coreg. exiguus Klunz.; bei GLHartm.
1827 Salmo niaraenula. ,S., kleine lauk oder stüb oder
gangfisch im ersten jar.' KdGesn. /Die seel, stüb und
gangfisch ist ein visch, enderet aber den namen nach
den jaren; im ersten jar werdendts genennet seelen,
im andern jar stüben.' Mangolt 1557. — b) = Lau-
gelen 1 (Bd III 1172). ,So sy [die Laugelen] ganz
klein und jung mit dicken scharen schwümmend, wer-
dend sy seelen genent, zuo Costanz zienfische.' Fischb.
1563. ,1m Bodensee heissen sie [die Laugelen] jung
Seelen, Zienfisch und Gräsing, älter Agönen und Lau-
genen, erwachsen Laugelein.' Oken. — c) Asche, Thy-
mallus vulg. Nilsson (bei GLHartm. 1827 Salmo thy-
mallus) THErm. Syn. Boll-Äugli (Bd I 137); her
(ebd. 547). — d) Ukelei, Cyprinus alburn. GLHartm.
1827. — 4. Name von Gebacken, a) nacktigi Sek",
aus Gueteli-teig von Hand geformte Figuren ZWth. —
b) PI., = Ofen-Chüechli (Bd III 134) Z. - c) längliches
Gebäck, mit Kümmel und Salz bestreut Th. — ■ 5. churzi
S., .Gestalt' an einem Weiberrock, die bis knapp unter
die Brust gieng Schw (bis Anf. der 1880er Jahre).
D' Meitli . ... wo i" de» churze" Sele" z' Chil°he" 'träm-
peled sind und i" de" wisse" Lampihüete" mit de" Alpe"-
blüemlene» drüf. MLien. 1891.
Ahd. sela, mhd. alle; vgl. Gr. WB. IX 2851/2926; Martin-
Lienh. II 348/9, zur Etym. Rhein. Museum 65, 330. Über
das Blut als (Sitz der) Seele s. WWundt, Völkerpsych. 2IV
1, 93 f. — In Namen. ,Heini uf min sele, metzger.' 1357,
ZSteuerb.; offeubar so genannt, weil er den Schwur ,üf min
s.' im Munde zu führen pflegte. ,Arme Seelen' heissen die
beiden riesigen Schneeaugen au der Südseite der grossen
Schreckhornfirste. Bärnd. 1908, 552; die Bezeichnung hängt
mit den ins Gletschereis verbannt gedachten armen Seelen zs.
Inwieweit die folg. zsgesetzten Lokalnamen urspr. hieher
gehören od. erst sekundär an unser W. angelehnt wurden,
ist vielfach nicht zu entscheiden. ,Seel-Acher' ZWiesend.
,-HoP SchHa., ,-Hofen' B; Z. ,-Matt(en)' SchHa., Wilch. ;
ZElgg, Tu., ,-Mättli' AaMand., ,-Matter-See' ThBichels.;
,SeeImatter' FN. XVI./XIX., AaZof. ,-Wies(en)' Th. .Seelen-
Acker' SchRams. ,-Hof GTa.; vgl. ,\Wt„-//,;,_(Bd II 1726).
,-Mattli' B. , -Stall' Z, ,-Stall-Wiesen.' ZAn'.l. (.Seelestal."
1472). Tüsf>g-SeU>>-GUaU, -//im s. Bd II 452. 1726.
Fade»-: 1. = Sei 2 c Ap(T.); Bs; GrD. (B.), Pr.;
„L"; G„Rh.; ScH'Ha.; Tu; ZDättl., 0. — 2. verächtl.
von Personen Gl. Du verruckti F. ! [Der Eisenbahn-
schaffner glaubt den Heiri Jenni auf unrechtmässiger
Benützung der 1. Wagenklasse betroffen zu haben]
Du trürigi F., han-ie'' g'seit und han-em mi"s Bilet
under d' Nase" g'hebet. CStreiff 1904.
Federe"-: = Sei 2b Th (Pup.). — Auch hei Gr. WB.
III 1406.
Feg-für-; s. üs-rüeflien 2 (ßd VI 702). — Gueti-;
s. Wuetis-Her (Bd II 1555). Vgl. dazu: 's göt, wie
wenn gueti Sei regierti, heisst es, ,wenn in Gesellschaft
das Bitten, Geben und Nehmen so recht im Fluss ist'
AaWohl. (Donat-Meier).
Häring(s)-: eingetrocknete Schwimmblase des
Härings. ,Die heringseien, bei 9 eingegäben den
menschen oder pfärden, sol den verstelten harn trei-
ben.' Fischb. 1563. ,Die weisse Häringsseele gepulvert
eingenommen, neun an der Zahl, beförderen unfehlbar
den verstandenen Harn.' EKönk; 1706. — Vgl. Gr. WB.
IV 2, 1107; Martin-Lieuh. II 349.
Jude"-. ,Er ist verloren wie eine Judenseele.'
Sulger; vgl. Sp. 706. — Eis. eine Zipfelmütze (Martin-
Lienh. II 349).
Choder-: = Choder-Ueli (Bd I 184) Z. — Chlun-
geli-: = Sei 2 c AaoF.; GT.
Chrämer-: a) filziger, nur auf seinen Vorteil be-
dachter und gegen fremdes Unglück unempfindlicher
Mensch UwE. — b) feiler, leicht bestechlicher Mensch,
ebd. — Vgl. Gr. WB. V 2002.
Leder-: Philister L. Es sehint halt eusem Ödel
noch Mängs wichtig, di L'edersele» tenki"d irer Lebtig
nie dra"! JRoos 1907. — Müs Muse"-. Er isch e"
M., feig. Schild 1863.— Mueti- s. Wuetis-Her (Bd
II 1555). — Schämeli-. En ebigi Schömelisel, Person,
die stets darauf bedacht ist, ihre Füsse auf einen
Schemel zu setzen Z.
Seh nid er-: = Sei 2 c AaWoIiI. — In andern Bedd.
hei Gr. WB. IX 1276.
Schwin-: Fettlager um die Schweinsnieren gegen
das Kreuz GrD. (B.).
Über die Nieren als Seelenträger s. WWundt, Völker-
psychologie 2IV 1, 88 f., sowie die bibl. RA. , Einen auf
Herz und Nieren prüfen'.
Sterbeus-. Nur in der Verbindung kei" St., gar
Niemand. E. St. jo kennt-er dö, . . . auch heisst-en Nie-
me"ds ine" kon. MEY.-Mer. 1857. - Wäg-. .Waghals,
wagsei.' Bs Schimpfw. XV. — Wueti- s. Wuetis-Her
(Bd II 1555).
All(er)-SSle» s. Aller-selen-Tag.
sele": 1. ein Jugendspiel, = Selen wiiggen 2 (Sp.
706), d' S. erlösen (Sp. 707) W. — 2. reh\, ausschliess-
lich in formelhafter Gegenüberstellung mit ,sich lei-
ben', sich mit der Seele, dem Seelenheil vertragen.
,Es lasst sich leiben, wie es sich aber seele? Wil es
hiemit Gott dem Allmechtigen, der aller Mentschen
Herz erduret, in sein Urteil befehlen.' um 1637, ZBub.
— Zu 2 vgl. Gr. WB. X 1, 1. Ähnliche Bildungen unter
sich (Sp. 149).
ab-. Nur im Ptc. .abgeselt', verstorben. ,Noch
Sal, sei. sil, sol,
712
bei Leben des nunmehr abgeseelten Churfärsten von
Brandenburg.' ProAüfwecker 1689. — Auch bei Gr.
WB. I 113.
ver-: scherzh., den Geist aufgeben Gl; GWb.
Meist im Vergleich. Er tued [gebärdet sich], wie
wenn-er grad we't v. Da [in Luzern] ist imene" Felse"
e" grosse' Leu üsg'hau^e", und uril-er icie am V. g'si"
ist, han-ich gefragt, was Das e' bedüte" heig. CStreiff
1899. Aber du hettist hei Erbärmist mit Ei"'m, und
tcä""-men-äm V. zueche" war. ebd. 1904. — Anders
Gr. WB. XII 1235.
selene": = seien 1 (Sp. 710) UAnd.
selig II: beseelt. Nur in der Verbindung (e")
kei» selige' Mensch Bs; B; L; ZZell und lt Spillmann
(auch gott-s.J, hei" seligs Bei" (scherzh.) GT., = (e")kei"
Sei (s. Sp. 708). Ke'n s-e" Mensch ist umme" und ane"
g'si" ZZell. Dass d'mer i" kei""m s-e" Möntscli es U'iirlli
verlütist! L. Usser den Eitere" het e"kei" s-e'" Möntsch
g'wüsst, dass der Joggeli und 's Ammereili hüt Höclizit
fire". Schwzd. (Bs).
Auch hei Gr. WB. X 1, 48. Vgl. auch (mueter-)selig (so
auch Th; in Aa -wl!<jen)-alUin Bd I 275.
„Seil I in.: Sattel sowohl als das Pferdegeschirr
GSax."
It.-rätoiom. aella. Heute nicht mehr bekannt. Stalder
scheint Angaben für Seit und für Sill (s. d.) zsgezogen zu
haben. Hieher viel], (als it.) der Flurname Seil in. URealp.
„seile" I: satteln, schirren GSax. — aD- I: an-
schirren, anspannen Th."
Seil II ArB".,I.,M. (s. Änm.); Gl (so H., K.); GF.
(Zahner). T. (tw. Sil), Sol GA., Seile" I bzw. Sele"
Aa; B; Gl; L; G; Schw; idTh; Ndw; üwE.; U; W ;
Zg; Z, Solle" fSöutve"J AAr/Aare (altes Bernbiet).
— f., PI. -e", Dim. Selleli L; ZO.: wesentl. wie nhd.
Schwelle. 1. a) wagerechter Grundbalken eines Hauses,
das untere (in ZRafz auch das obere) Rahmenholz
AaBK, F., Leer.; GNeut., oT.; Ndw; ZO., Rafz, Wäd..
nach Hnnz. 1910, 7 im Allg. im Osten bis zum Ober-
aargau und zum östl. Fricktal (einschliesslich). Syn.
S.-Baum (Bd IV 1245). Vgl. auch S.-Win. .Die S-en
des alten Hauses mussten noch jahrelang und bis sie zu-
sammengefault auf dem Bauplatze liegen.' ALüt. 's hat
[in dem Dorf, das wir vor uns sehen] Clwt und G'fliidcr
z' g'nueg de" Hüsre" nöch, dass 's d' S-en und d' Stotz-
wänd verfrisst. Stütz. S-e" legge" Z. .Auch sol du
s-a, die Doli der Hoppinger leite durch dac kornhus,
iemer biliben, als iezent stat, und sol nit nie danne
drie süle uffen der s-en stan, noch sol der H. noch
kein sin erbe an der selben s-un kein gewer hau, wan
dac du s-a sol J. von Rümlinkon und sinen erben iemer
unschedlich sin.' 1288, Z Staatsarch. .[Länge und
Breite von Stall und Gaden] alles inrenthalb den s-en
gemessen.' 1320, Z. ,Wirt die selb trott ... an deheinen
stucken bresthaft, an trottböuinen, an studen, an s-en
ald an andern stucken.' 1403, Z. ,Als das hus sich
gegen dem berg senkt und die s-en im herd ligend,
von dem wetter erfulet sind.' 1511, Hotz 1865 (Z
Schwam.). , Wollt er [ein Fremder] ouch hie husen,
so sol man in lassen howen vier s-en zuo einem
boden, damit er dester bas gehusen mege.' 1534, ZMänn.
Offn. ,Item 2 trottböum, item stud, item s-en, item
schalen oder stuck zun trottbetteren.' 1555, Z (Inv.
des Grossmünsterstifts). ,3 raffen, ein eichine s-en
und holz zem türgricht zera wöschhus.' 1566, ZGrün.
Amtsrechn. ,1m Appenzällerland inn einem Dorf sige
er mit diserm sinem Gsellen nachts inn ein Näbent-
gaden mit einem Yssen durch die S-en gebrochen und
daruss ein Jüppen, so schon zu Geeren gschnitten
gsyn ... entfrömbdet.' 1613, Z RB. ,Die S-en umbs
Huss 2 Schu hoch zu undermuren.' 1648, ZEmbr.
.Auff der untern Seiten ligt eine annoch frische S-en
ganz ledig, disse nun solte untermauret werden.' 1701,
Z. ,Das wegen verfaulten S-en ganz eingesunkene
Kalchhüssli.' 1705, ebd. ,Die einte Seiten an dieser
Scheur, welche auf einer guten eichenen S-en steht,
hat sich ziemlich stark gesänkt.' 1708. ebd. In der
Reute wurde ein neuerbautes Haus 14 Schuh weit ab
den S-en geworfen. 1749, JJSculäpfer 1839. ,Den
Brunnenstock zu machen und ein ganze S-en durch
die Schür duren und zwei neue Stüd.' 1750, AaJoh.
,[Der vordere Teil der Ziegelhütte] sei gar nicht mit
S-en untersetzt' 1781, Z; nachher .Schwellen.' ,Es
war den 27. März, da die S-e zu meiner Hütte gelegt
wurde.' UBrägger. S. noch First (Bd I 1024); An-
henki (Bd II 1465); Sjwr-Latten (Bd III 1483; kaum
zu c); Strich-Baum (Bd IV 1247); rüch (Bd VI 178);
Baf (ebd. 635). — b) Türschwelle, sowohl die untere
als die obere (nur vereinzelt bezeugt, so für L; W)
Aa; ApH., L, M.; BBön., Ha., Schangn.; Gl; L; GF.,
T.; Schw; mTH; Dw; ü; W; Zg; ZBül., Dättl., Fehr.,
Rafz, Töss, Wülfl. Syn. Bank 4 a (Bd IV 1383);
Schwellen. Die Hex wüf ich nid über mi" Sei '%" lö" ! Dorf-
kal. 1890 (GoT.). D' Tür göt üf ond of der Sei stöt en
l >"ijh ür. G Kai. 1894. Jitz wä--n-ich bin ei"'m Här über
die Se" g'stirchled BHa. G'hei grad no'h ober d' S. i",
du Stölli! GT. Wenn-me" d' Ähri nümm cha"" zelle",
so lit 's Gliom i" sibe" Wuehe" hiuder der S-e" AiLeer.
.Da rief von innen eine weibliche Stimme, dass auf
der S-e ob der Türe die Schlüssel liegen, sie sollten
nur hinauflangen und aufmachen.' ALüt. (L). ,Do er
inn bim arm nam, do fiel er über ein nider s-en.'
1384, ZliB. ,Swarz Hensli [sagt aus] dass im Uoli
Tüffebach nachlüff und in wolt han erstochen und
dass er ein fuoss über die s-en in hatt.' 1387, ebd.
,Aber klaget Degerschin uff N.s wip, dass die si uff
die s-en under der tür sties, dass si wol drye wuchen
lag.' 1393, ebd. ,So er in sin huss über die s-en trit.'
1430, ebd. ,N. stiess in by die seien des gaden inhin.'
1431, ebd. ,Er sye under siner hustüren uff der s-en
gestanden.' 1462, ebd. , Türschwelle, S-e, limen.' Red.
1662. — c) das (dreikantige) quer über die Dach-
balken der Langseite des Gebäudes laufende Holz, in
welches die ,ligenden Stüd' des Dachstuhls einge-
stemmt sind ZWäd., Holzstücke, auf denen die Raten
befestigt werden und das übrige Holzwerk ruht. Rochh.
— 2. a) jedes zur Ablenkung des Wassers quer über
einen (steilen) Weg gelegte Stück Holz AAr/Aare
(altes Bernbiet). Syn. Schwellen. .Und swas der
man gegen dem sewe hat, da sol er nit furo schiessen,
wan als sin s-an ald sin wuor aide geses gat.' Z RBr.
,Item die soll [für ,söll', sog. umgekehrte Schreibung]
in dem bach sol ein gemein leggen und soll sy nieman
lupfen.' XIV./XV., ZBass. Offn. ,Die Schwelle soll er
[der Müller] entfernen. Er darf einen [!] S-en darin
tun, den er bei Überschwall des Wassers entfernen
kann, sonst dürfen es die Dorfleute in seinen Kosten
tun.' AKüchler 1895 (nach einer Aufzeichnung von
1475). ,Diewyl sich erfunden, dass die Wabern inn
irer vischenzen die nüw s-en vil höcher gelegt dann
713
Sal, sei, sil, sol, sul
711
die alt, so sollend die geschwornen zu Dübendorff
sölliche s-en nach dem geraachten mess leggen.'
1583, Z RM. S. noch richten, (Bd VI 375). — bj von
einer Eisenbahnschwelle L (Schwzd. 42, 4; JKoos). —
C) als Gestell benutzter freiliegender Balken, zB. im
Abtritt alter Bauernhäuser: Der Ödel dräit de" Spir-
schlüssel um und leid-en im Abtritt hindert uf enes
Selleli ufc». JRoos (L). — d) Tritt vor der Metzger-
bank. ,Uf dazselb zukt PMeiger sin houwmesser,
stuond uff die s-en vor sinem [Metzger-Jbank und
huob daz über HFrigen uff.' 1435, Z Hb.
Nur Schweiz. Der Voc. entspricht durchweg altem Um-
laut-/-; TToblers -e-2 gibt die Lautuug desjenigen ApGebietes
wieder, das Unilaut-e vor {-Verbindung geöffnet hat (s.
JVetsch 1910, § 93); zur Dehnung und Rundling vgl. Ana-
loges zB. unter de-full (Bd I 745). Als Grundform ist somit
ahd. 'atll(i)a <*«olj<J- [zu'Sälf) zu erschliessen ; bezeugt ist
ahd. nur eine verbale Abi. zu Grund-S. (s.d.). Vgl. Schwell.
Hieher wohl (vgl. die Namen unter Schwell) die Orts-
namen Seil GA. (in der Nähe ,S.-Bach, -Stahlen'), ,S. -Boden'
GlHätz., .Seilen' Zg, Sein-Matt, Alp GT., ,Sella-Bach' GW1.,
,Sellen-Boden' LNeuenk.,* , Selen-Ried' FTauffers (Leu, Lex.).
Grund-: Grund balken. a) im Hausbau. ,Des-
glychen die eichenen grossen Grund- und Bodens-en,
die er auf schuochhöchige Mürlin legen und pflanzen
sollen, auf die blosse Erden gelegt und anjetzo ganz
verfulet, nit mehr durhaft, in abgang kommen und
inwendig hohl und schier ganz verfulet se'igend.' 1628,
Hotz 1865. S. noch Stall-S. — b) im Wasserbau, Tiefbau
übh. ,[Es wird verfügt] daz der buwraeister daselbs
[statt am Seeufer eine Mauer aufzuführen] guot eichin
gr-en leggen und demnach den platz usfüllen und be-
setzen lassen solle.' 1506, Z RM. ,Da sollend sy die
gr., wie dann die yetz litt, also pliben lassen... und
ob der selbigen seilen sollen sy ouch ein seilen legen,
glicher höchy wie dissi ietz lit, und darzwüschendt
sont sy ein ströwy machen mit laden und die der
lengy nach legen uff den grund und zwei süly dahin
machen und so sy da wellent wässern, so sollen sy
den lossladen inn leggen, und der selbig lossladen sol
liggen der massen, das zwüschend dem laden und
der gr-en dryger guoter twerfinger föllig hoch offen
und wann [leer] standi . . . damit und der visch daselbs
ufhin wol komiuenymög.' 1513, ZTöss.
Bei Notker (Ps. 77, 69) das abgel. Vb hegnmteeUöt u/ji»
steine, in petram fundata.
Hüs-: .Hausschwelle', Schwelle in der Haustür
ApH., L, M. ,N. sye uss sinem hus unz under die
husselen gangen.' 1473, Z RB. ,Es habe sich begeben,
das sy in irem hus uff der h-en säse.' 1483, ebd.
S. noch seichen (Sp. 142). Typisch in Rechtsbestim-
mungen. ,[Ein Einheimischer hat das Recht, ein Gut,
das ein Ortsfremder kauft, für die gleiche Summe
innerhalb dreier Jahre an sich zu ziehen] und were,
dass der usser das gelt von dem indren in dem zit
nit nemen wölt, so sol er das gelt in ein tüechly
winden und zwen erber man zuo im nemen, die des
gezügen syen und so dem ussren daz gelt zuo der
h-en in werffen.' 1435, ZBinz. Offn.; die gleiche
Bestimmung auch in den ungefähr aus der gleichen
Zeit stammenden Offnungen von Dürnten und Mönch,
und im Dingstattrodel von Grüningen. ,[Wer ausser-
halb der 137-2 Gotteshäuser heiratet] den mag ain
ietlicher herr und probst des tages an sin gnad zu
dreimalen straffen und mag inn darzuo legen uf die
h-en und im uff dem ruggen ainen riemen uss der
hut schniden.' 1472, Offn. von TeSulgen, Rüti und
Mühlibach (Abschr.). — Chrebs- Seite": die unterste
Lage des .Krebses' (s. Bd III 782 unter 3b) eines Kelter-
bettesZlS. — Müli-: Wasserschwelle im Mühlenbach.
.Diewyl dann Wegmann syn m-en inmassen erhöchert,
das es Uolis seligen erben undere müli zuo der wasser-
grössi nachteilig, soll W. die yngesclilagne schuhen
widerumb hinweg tuon und die seilen wider inn die
höchi rüsten, wie die von alterhar gewessen ist.' 1582,
Z RM. — Bi-: Nebenschwelle, Tritt vor einer Tür (?).
.Alle türengestell, bysellen, türen, fensterladen, stägen
und anders der ley.' 1554, Hotz 1865. — Bode"-: =
Grund-S. a AAWohl. (Donat- Meier); LSurs. (Attenh.
1829). Bodensellen von Eichenholz, die nur auf drei
Seiten gezimmert waren, oft 30 — 50 und mehr Fuss
lang, über den ausgemauerten Kellern fertig zu legen,
das war eine Kleinigkeit [bei der Vfrichti] AAWohl.
(D.-M.). S. noch Grund-S. — Rigel-: Rahmenholz
(unteres und oberes) einer Riegel wand ZO. — Schweb-:
Grundbalken des Kelterhauses, worauf die ,Trott-
schalen' ruhn ZZoll. ,2 pfd von 2 trottstuden und
zwo sw-en, 10 sagböum im vorst zuo vellen und
werchen von wald.' 1434, Z Fraumstr- Rodel. NN.
beklagen sich, dass die Vorgesetzten ihnen nicht bei
Reparation ihrer Trotten das Holz zu einer Schw-e
und zwei Trottschalen, wie doch Brief und Siegel
vermögen, zukommen lassen wollen. 1750, aZoll. 1899.
— Stall-: Grundbalken des Stalles. ,Die eiche Grund-
oder Stals-en, welche durch den ganzen Stal über-
zwerch ligge und 45 Schuch lang seige, [sei] allenk-
lich unnütz und verfulet' 1649, ZSchwam. — Tür-
(in AaL.; ZDättl. Türe--, in L; SohwE. Türe"- neben
Tür-jSell GlH.,M.; PPo.; G (Zahner); SchwE. (Lien.);
TB.; Z, -Sol GA., -Seile" AaF., Leer., L., Z.; Gl; L;
SohwE. (Lien.); Uw; U; WBinn, Lax; Zg (Kai.); Z
Dättl., O. (Stutz) und lt Spillm., Tirsel m. PPo.; TB.:
Türschwelle (bei älterer Bauart 1" hoch LV.). [Er
ist über d' T. i-e" g'heit ZDättl. Der cha"" noch
grad über d' Türe"s-en i"e", Sc venvütscht-e" der Hund
am Bockfecke". Schwzd. (L). Lüt mlr a's g'nueg, si
laufe"t-ne" schier d' T. ab. Zg Kai. 1882. Z' (M"g
uf der T. tuen-em [dem Kinde] mängi G'schicht
verzelte". Scbweiz 1897 (AaL.). Wo-n-er das Pärli
über d' Türs-e" g'seht trampe" . . . Lienert 1899. Und
chume" ich a" d' Türe"s., sc fragt der Peter, was-i'h well.
ebd. (die Form Türe"s. noch wiederholt bei Lienert als
Reimwort). Wo mir aber zum Splssal chänd, due
hät-mer d'Vri'ne" glich nümmer über d' T. ine" welle".
CStreiff 1900 (GlM.). S. noch be-richten (Bd VI 439).
,[N. habe] zuo Mur am Gryffensee ... ein wyss und
blauwen mantel und ein schabziger verstollen, den
schabziger aber widerumb uff die türs-en gestellt.'
1588, Z RB. ,[Der Gerichtsbote] habe den Tagzedel
uf die Türs-en glegt und der Frawen zeiget, welchen
die Fraw ime widerumb nachgeworffen, er aber den-
selben liggen lassen und darvon gangen syge.' 1614,
Z. — Trott-: = Schweb- S. ,5 trottstucki ligent usser-
halb an den swiren und ein gross tr-en die lid au hr
HButzharts muren an dem Kratz im wasser, kament
dahin im 36 jar.' 1461, Z (Steuerbücher des Fraumün-
sters). .[Das Grossmünsterstift hat im Zürichsee ober-
halb des Wellenbergs liegen ua.] 1 böum torculares
arbores magna; signof, 1 grosse trotts-en und 1 trott-
stuck darby, dessglichen 8 trottbettstuck f.' 1555, Hotz
1865. — Twer-: querliegende Schwelle im Wasser. ,I>as
r 1 ~.
Sal, sei, sil, sol, sul
junkher Stocker den graben, so uss dem grossensee
gadt, angentz ufftuon..., zuodera das brüggli hinweg
tuon, die dwers-en an beiden sülen ein halben schuoch
tut inschniden und hinweg houwen ... [solle]/ 1549,
ZFlaach.
seile» II, Ptc. -et, (-ei): 1. die Grundbalken eines
Holzbaues legen GT. Jez hem-mer wider eis g'selled!
Mit Acc. des Gebäudes. ,Ein schüre uf den kelnhof...
und ein tenne und zwen walben, und sol das alles
gesellet sin mit aichinen sellan.' 1364, ZEmbr. —
2. ,an steilen Berghalden Holz (zB. Äste) in der Art
zu Tale schaffen, dass man, oberhalb des Haufens
stehend und rutschend, immer die hintersten und
obersten Äste über die andern hinaus und vorwärts
hinunterwirft wie über eine Seil (Schwelle). Die Ge-
fahr des Abstürzens wird so vermindert. Mein Gross-
vater hat. in Buten noch oft so g'holzet, im Anf. XIX.'
GlU. (Lienhard). — a°- II: = dem Vor. 1 G (Zahner).
,Ein Gemach, eine Kammer nach der andern ist, wie man
deutlich sieht, bei dem Aufbau des [Zwingli-] Hauses
für sich besonders angesellet oder, in Zimmermanns
Sprache, jeder Balken auf dem Werksatz erst ab-
gebunden worden, was bekanntlich jetzt nicht mehr
geschieht.' JFFranz 1819 (GoT.).
sellne", auch a°-: = seilen 1 G (Zahner). D's
Hüs a.
seil, selli s. solich, selb.
G"-sell m., PI. -e", Diui. G'selli (PI. G'selleni) BSa.;
GüObS.; WG.,Lö., G'sellti LE.: 1. als Verhältniss-
begriff, a) Genosse, Kamerad GrPi\; PA1. (,com-
pagno'). Es sind tcissi G-e" imene" Stäl'i, es ist heiss
drinn und doch wird 's nie troche", Rätsel vom Mund
mit den Zähnen Z. ,Es giengen zwen ges-en guot
mit einander dur einen walt.' Boner. ,Wcnn daz un-
krut übergat daz guote, wenn der böse hat ges-en:
des muoss schaden han beide vrouwen unde man.'
ebd. ,Wan gs. mit gs-en uneins wirt und zwüschen
in entspringt ein irdt, so luog für sich der scheiden
well und si kain vigend, sonder gs.' 1441, Vad.
,Wer ouch die 18 pfd verschuldet, vindet er tro-
stung, so sol in ein vogt nienahin füeren; vindet
er ouch 18 ges-en, ieglichen umb ein pfd trostung,
ob er als hablos ist, des sol ein vogt benüegen und
sol in nienahin füeren.' ZMeil. Offn. ,Der ges., socius,
sodalis; einen zuo einem ges-en annemen, zuo im
gesellen, adhibere aliquem socium sibi, asciscere sibi
socium.' Fris.; Mal. ,Accipere in societatera regni,
zuo einem ges-en oder gemeinder dess reichs annem-
men.' Fris. S. noch un-glich (Bd II 599). ,Zuo gli-
chen teilen ges-en sin.' , Wenns mich dunkt, wil ich
mit im [dem Körper] uneins werden und alle gsell-
schaft mit im trennen und yetz, so wir zwyflend, wer-
dend wir nit zuo glychen teilen gs-en syn, das gmüet
wirdt alles recht zuo im ziehen.' LJud 1530; lat. ,cum
visum fuerit, distraham cum illo societatem; et nunc
cum hieremus, non erimus iequis partibus socii, animus
ad se omne ius ducet.' ,Zuo(n) gs-en schiessen', eine
Art Kegelspiel; vgl. partim (Bd IV 1618)? ,[Ein
Zeuge sagt aus, der Kläger E. und der Beklagte F.]
haben beid mit einandern keglot, und sehe wol, daz
sy schussint, und meindt der ein, sy betten umb den
stand geschossen, so meint der ander, sy hetten zuo
xellen geschossen, und huob F. den kegel uff, da redti
der E., er sölt in han lasen ligen, so hetten sin xellen
gesehen, bi wem er were; da redte der F., es were
umb den stand; also redti E., es were zuon xellen,
und weit er es nit zuon xellen sin lasen, so sölt er
darus und einen andern darin Ion.' 1490, ZKB. Mit
Possessivpron. ,Nieman kan des sumers wunn vol-
zellen; schön sint sin ges-en : viol, rosenbluomen, kle
[usw.].' Hadl. .Unser mitritter und unser ges-en.' Z
Chr. 1336/1446. .[Jungfrau, die dem Tod entgehen
will:] Wer mit mir fliehen well, der heb sich uff und
sei myn gs.' JKolross 1532. ,Kein gschir daz schenk
du nit gar zfoll, so din gs. daruss trinken sol.' Fris.
1562; lat. , socius tuus.' ,By einer vierteil einer null
by Nümburg waren unser grossen gs-en in eim dorff
do binden bliben.' ThPlatter 1572. ,[Als ich krank lag]
do weinet min gs., vermeint, er wurde sin gs-en ver-
lieren, so wüste er nit wo uss.' ebd. ,Miror Fridericum
nihil ad me scribere. Utinam amice vivatis et mutuo
in studiis recte exerceatis. Bis sin guoter gs. in guo-
tem; in lichtt'erikeit, si talis esset, so hiet dich vor
im als vor dinem grösten fient.' ebd. (Br.). ,Der ander
mörder: wie wol ich dich nie gsehen han, so dunkt
mich doch, du syst min gs.' Meinrad 1576. ,Wir mei-
nend oft, einem sye wol, diewyl er zitliche eer, guot
und gunst diser wält hat, yederman wil sin ges. syn.'
LLav. 1583. S. noch rauw (Bd VI 1869). Mit Gen. P.
.Ges. des tüfels; des endkrist ges.; ewiger tüfels ges.
oder burger; Judas g.' Bs Schimpfw. XV. ,Von natur
[ist] glückes ges. der hass.' Zwingli. ,Ewig bist du
[Lazarus im Paradies] des vatters gs.' Laz. 1529. ,Mit
dem Aprellen 1601 ist das alt Sprichwort erfüllt, dass
er des Merzen Gs. worden.' RCys. (Br.). S. noch Bott-
Meister (Bd IV 521). In der ä. Spr. auch von weib-
lichen Wesen (wofür deutlicher Ge-sella, -in; s. d.). Mit
den Worten: ,Sie 'st dein gs., so hab si dir!' über-
gibt der Vorsänger beim Gesellschaftsspiel jedem Bur-
schen die ihm zukommende Tänzerin. Ring (vgl. AfV.
VI 195). ,Du (buolerin) rauost syn der kupplerin gs.'
VBoltz 1551. a) Reisegenosse. ,Es soll ouch unser
pfleger und amptman am Stampfenbach ... so er [der
Vogt von Birmensdorf] mit sinen gs-en und dienern
dahin kompt, im und denselben in des gotzhus costen
ein imbis.' XIV. /XVL, Z. .Also kamen die vorge-
nanten vier ritter und ir ges-en [Var. .der stattschriber
und ander die iren'] wider gen Zürich uf sant Maria
Magdalenen tag.' Z Chr. XV. .Her ALöbli, her ÜStör,
ires probsts gon Rom gs-en.' Ansu. 1707 [wurden] für
den P. Provinzial und .seine Ges-en' drei Stübli ge-
macht AKüchler 1895. — ß) der Kamerad des in die
Fremde ziehenden jungen Mannes beim.4Wei.se" SchKL;
s. Bd III 1557/8. — y) im Hochzeitsritual; vgl.
Eren-G. 1) Begleiter des Bräutigams an der Hochzeit
(entsprechend der Begleiterin der Braut, ß'spil, oder
dem Brautführer) AaZ.; ApA.; GRChurw., D., Pr., Seh.;
ScHSchl.; TBErm., Hw., Mü., Rom.; ZGlattf. Als G.
dient der beste Freund des Bräutigams; er ist Cere-
monienmeister an der Hochzeit (so ZGlattf), ,sein
Hauptgeschäft ist das Schenkamt bei den Mahlzeiten'
(ScHSchl.). ,Um 9 oder 10 Uhr begaben sich die Hoch-
zeitleute, oft mit Musik, in die Kirche, voran der
Brautführer mit der Braut, dann der G. und der Bräu-
tigam.' Tanner 1853 (Ap). .Voran schritten die Kin-
der ... dann folgten zwei Gespiele (die Brautjungfern),
Schwestern des Bräutigams oder der Braut, die Braut
und der Brautführer, der Bräutigam und der Ges-e,
der letztere der Bruder der Braut oder ein guter
717
Sal, sei, sil, sol, sul
Freund des Bräutigams.' HHerzoi; 1864 (AaZ.). Eh
leider G. und en hübschi Sporne" cerheberi" gibd gere"
es Pär GrScIi. .Später [nach 1621] wurde den Namen
der Brautleute [in den Pfarrbüchern von GJonschw.]
noch beigefügt der Brauttierer und Ges.' Rüdliger
1875. - 2) Brautführer ApA. (Ap Gem.); GF.; Tu; vgl.
Eren-G., Ge-spil. ,Um 9 oder 10 Uhr begeben sich
Braut und Bräutigam in die Kirche, ihnen voran gehen
der Brautführer (Ges.) und die Gespielin.' Ap Gem.
Denn chunt d' Brut mit <>em G. ONi«. 1898(TnErra.).
— 3) die dritte männliche Hauptperson bei einer
Hochzeit AaF. ,In der 1. 11. XIX. unterschied man
bei einer Hochzeit sieben verschiedene Hauptpersonen,
nämlich Höchziter und Höchziteri", Brütfixerer und
Nebe-brüt, G. und G'spel und die gel" Emu.' AfV.
VI 131 (AaF.). - 9) Liebhaber, Liebster. We>t, dass
der Tüfel g'storbe" war und ich war i" der Hell, und
dass die Hell roll Jumpfere" war und ich war ire" G.
ZS.. Stall. Und »as'-i'h chäm i" d' Hell, Herr Pfarr,
mer wend 's nüd hoffe", bi" all Nacht mit dem G. im
Fegfür hindrem Ofe". MLien. 1906. ,Liebü märe seit
doch ein guot ritter mir, daz lieplich ir munt von
mir sprach. Si sprach: wa ist min gs-e? Daz was
minnenclich.' Hadl. — e) Freund; oft formelhaft mit
,fründ' = Verwandter verbunden. , Weder ich noch nie-
man von minentwegen, er sig min Erfind oder min ges.
[werde mich an den Glarnern rächen].' 1394, Gl Urk.
(Urfehde). ,Ist ouch, das einer oder me . . . stössig
werdent ... kuut da jeman zuo, es syend fründ, ges-en
oder nachgeburen [usw.].' XV., ZGrün. ,Ich tar nie-
mant anrneffen, weder fründ noch x-en ; dann es ist
al d weit erzürnt über mich.' 1491, G. ,üiewyl die
evangelischen in ir secten selbs leren, ... man solle
den Türken zuo dem gelouben nit zwingen, so sye
unbillich, die nachgeburen und ges-an [gemeint sind die
VO] zuo solichem ze nötigen.' 1531, Abscb. S. noch
Brütigam (Bd V 1004). .Gesworen ges-en'; vgl. Eid-G.
,[A. hat sich mit der Frau des B. eingelassen] über
das und er sölichs unbillich tat, von des wegen, das sy
beid gesworen ges-en gewesen sind, die doch billich
einander sölichs und noch vil eins mindern erlassen
hettind.' 1440, Z RB. Als vertrauliche Anrede. ,Sich,
lieber gs. ...' JKolross 1532. ,(Min) knecht und gs.
Sathan.' Rüef 1538. .Lieber herr ammen und gs.
Heini!' ebd. ,Titus: Vespasiane, min lieber gs., nun
loss hie mir, was ich din well.' ebd. 1530. .[Wächter
beim Hut auf der Stange:] Gs. Wilhelm Teil, was
faachst du an? Wie bist du so ein grober man, das
d minem herr vogt noch sinem huot so ganz und gar
kein eer antuost?' ebd. 1545. ,Zuo servo im gan: Gs.,
des ynschenkens du nun pfläg!' L Spiel 1597. S. noch
Flaschen II (Bd I 1219); rauben (Bd VI 33). - Q Mit-
glied einer .Gesellschaft', Zunftgenosse. , Es sol
ouch ein ieclich hantwerkman, der ein geselschaft haben
wil, fürer zuo sines antwerks stuben sich füegen und
da ges. werden, denn zuo einem frömden antwerk oder
geselschaft, des antwerkes er nit wäre.' XV., B StR.
,Doch mag ein schultheiss gan, uff welche stuben er
wil, da er gs. ist.' 1411, L. ,[Es sind] vil lüt in unser
stat, die dry oder vier geselschaften an sich genomen
hatten und ges. dar inn warent worden.' 1425, B StR.
,Wer sach, daz kein ges. werden wölt und aber in unser
geselschaft [der Schützengesellschaft St Sebastian] ein
ges. wer, der dem selben ges-en wyderwertig wer,
so sol er dem houptman und den ges-en erscheinen
waz sin sach syg.' 1483, AaB. Urk. ,Für ganz ges-en
kommen.' ebd. ,Ob aber ieinand dem andern in zor-
nigem muot und unverdachtlich zuorette, das mögen
die ges-en uff der stuben straffen.' XVI., B StR. ,So
raocht de Furno nit verrer gebracht werden, wen dass
er sich mit wib, kind und gsind ein zit zuo Bern
enthielt, des schwarzen Muren gsel ward, aber das
merteil zit zuo Fryburg wonet und starb.' Axsh. .Ein
stubenknecht soll würffei und kartenspil dennen ges-en
darlegen und sunst niemand.' 1529, AaZ. Stubenrecht.
S. noch Sack (Sp. 610). ,Wir die Ges-en mit dem
Fuchs', die sog. Fuchsgesellschaft; s. Mem. Tig. 1742,
159 f. Darnach auch der Schimpfname ,ges. von der
lichten, falschen münz.' Bs Schimpfw. XV. — yj) Ange-
höriger einer Gesellschaft von jungen Burschen,
die sich zu Lustbarkeiten (Trunk, Spiel usw.) zsgetan
haben; oft im PI. .Also kamen die ges-en und schieden
und namen stallung.' 1412, Z RB. ,[N. sagt aus] daz der
Hensli von Regenspurg, der elter Bok und sin bruoder
und der Behein in dem frouwenhus waren und daz
da ges-en mit enander schimpfeten und ochsen boreten.'
1413, ebd. ,[N. sprach:] Ä lieber ges., lass guot sin
durch aller ges-en willen. Do sprach der A.: sammer
botz fut! du bist ioch nütz min ges.' 1426, ebd. ,Hans
Spreng d[icit], er sye mit den ges-en gen Lucern
gangen ... Gisly, des kochs zuo der Kellen jungfrow,
d[icit], sy sye mit den ges-en und ir gespilen gen
Lucern gangen.' 1451, ebd. ,Ob ein wirt als nnzim-
lich und vil ze tfir schenken wölt, so mögent die
ges-en wol gsellenwin schenken.' 1475, Z Rq. 1910.
,Serholzer [sagt aus:] Als sy [eine Zager Gesellschaft]
ein tanz ton hetten, kernen unser [der Zürcher]
seilen ouch; also rette ir etlicher von Zug, ob sy mer
da sin oder aber der statt x-en wichen weiten.' 1486,
Z RB. ,[N. sagt aus] es sye ein wild wesen und geschrei
... wie in eim huorenhus, mit tosen und tämpfen, und
wann ein purs gs-en da innen syent, welle er [der Wirt
Goni] denn niemans meer ynlassen, so . . . werffind
dieselben mit stainen uffs Gonis und uf sins tach.'
1541/3, Z Ehegericht. ,So ist gmein, wenn der wyn
im köpf überhand genommen und meister worden ist,
dass die gs-en meinend, es lauffe alles umb, die berg
bewegind sich, die böum tanzind.' LLav. 1569. S. noch
ver-bieten (Bd IV 1873); quenzen (Bd V 1304); ringen
(Bd VI 1103). Sprw. .Nienen gelt, nienen gs., komm
einer, wohin er well.' LLav. 1582. ,Nach dem Sprich-
wort: nit mer galt, nit mer gs.' ebd. 1584. S. noch
Gelt (Bd II 239). ,Guot g.' ,Wenn aber ein guot gs.
dem andern zalt, ist ein old zwei mass zuoglassen in
bscheidenheit zuo trinken.' XVI., Nnw Beitr. l^vl.
,Guot ges-en und guoter win uffenthalt das leben min.'
JLenz um 1500. ,Ein grosser buob heisst yetz guot
gs., drurab spricht man: guot gs., faar in d hell!'
JKolross 1532. ,Zwen guot Gs-en und Zächbrüeder.'
RCvs. (Br.). ,Guot gs. sin, werden.' ,Ich denk wol,
das er guot gs. was und mit mir lag in allem prass.'
JKolross 1532. ,Der prasser: Nimbs uff d lycht achsel,
biss guot gs.! mir wend hin gon uff unser fart; der
ist ein narr, der etwas spart.' VBoltz 1551. ,[Ich]
sorgen ouch gar nit, das er zvill guot gs. werd wie
sin bruoder.' 1555, ThPlatter, Br. — ft) Genosse,
Helfer bei einer Arbeit. ,Dem schützenmeister und
sinen ges-en, so ime geholfen han die phil erlesen etc.
3 lib.' 1437, BStRechn. .Wenn der vorwächter sin
wacht byss zuo der halben nacht vollendet, so sol er
719
sei, sil, sol, sul
720
sinen ges-en rüeffen und uffwecken und nit ab der
wacht komen, byss das sin ges. davuff kumt.' 1493,
AaBi\ StR. ,In semlichen Sachen [mit Bezug auf die
Niederschlagung einer Klage] ists meister, gwaltig
gs-en haben.' Ansh. In tadelndem S., Helfershelfer,
Spiessgeselle. ,Man sol N. 8 ß den. umb 5 totenböm
von dem Lutensak und von Howenstain und sinen
gesell[en] und von Guginhafen', hingerichtete Räuber.
1407, Weseltn 1844. .[Aussage einer Frau Meyer aus
dem Entlibuch:] erstlich ir man heisst Uoli Meyer...
der ander sin gsel heiss Ruodi ... der sig ein grempler
und sig ein kurzer dicker gs., dem der hart erst an-
fach wachsen ... disere gespannen sygen lang gs-en
gsin und [hätten] geroupt, was sy mögen ankommen.'
um 15G5, BNeuenstadt. ,Do wier in das ein [Wirtshaus]
kamen, was der mörder vor uns da und ander rner,
an zwifel sine gs-en.' ThPlatter. — b) an Stelle des
Verhältnisses zu Gleichstehenden tritt der Gegs. zu
einem sozial Höherstehenden, Übergeordneten (Mei-
ster, Herr). <x) Hülfsgeistlicher, Kaplan. ,Her Rvon
Blatzhein, des kusters und der tuoraherren ges-e ze
san Peter ze Basele.' 1290, BsUB. Der Leutpriester
von Kaiserstuhl, dessen Hauptkirche sich ebenfalls in
Hohenthengen befand, musste ,mit seinen Ges-en' auch
Glattfelden pastorieren. XIV., AWild 1884. — ß) (in
GRObS. auch Dim. G'selli) Handwerksgeselle, wohl
allg., in Gr auch Handwerksbursche. Er [ein Meister]
hat kei" G-e" (kein G.J, er macht All(e)s %lei". Er
schafffejt mit (zB. drei) G-e", Kennzeichnung eines
grössern Betriebes. De" G., 's G'selli (LE.) mache".
Jetzt chunnt de" Weber und sin G. und bringt -is
[uns] Zwilche" 100 EU; nie" würt-em auch miies'e"
Zümis ge", c" Harne" us ''ein Chämi ne" ZWth. E"
G., e" Chnecht cha"" hier uf Erde" si" Lebtia iiiemoul
Wabhingig werde" GSa. (Albr.). Es chund en fröndc
G. i" 's Land. Was ist-er? Papirer. Wie macht-er?
Grad eso wie-n-ich, mit dem Fingerli tip tip tip, mit
ihm andere" top tap top, mit dem Füessli thp trip
trip, mit dem andere" trap trap trap und mit dem
Chöpfli (FüdeliJ gnap gnap gnap, dabei klopft die
Gesellschaft auf den Tisch, stampft mit den Füssen, bis
Alle mit allen Vieren und mit dem Kopf (Hintern) klo-
pfen Z. Guggarnia,Gugg ist gar en guete'' G.,er schnidt-
mer drei Par Husli us einer halben Ell; er schnidt-
mer-s' mit der Nadle" und büezt-mer-s' mit der Schär
und denkt scho" bi-n-em selber: wenn 's nw scho" fertig
war! Z Schlier. In Zssen wie Chüefer(s)-, Mürer-,
Pfister-, Schuehmacher-, Schlosser-, Schmid-, Schinder-,
Weber-, Wagner-, Zimber-G. usw., doch in Z Schmid-
Chnecht, und allg. verbreitet Müller-, Becke"- (Becker-)
Chnecht. Nach OFecht 1909, 55 begegnet ,gs.' für
das ältere .knecht' in Zürich zuerst 1467. Die Meister
sollen allein befugt sein, in Angelegenheiten, welche das
Gewerbe betreffen, zu entscheiden, in Angelegenheiten
aber der Gesellschaft sollen auch die Ges-en mitstimmen
können. 1469, Gfd 44, 286 (L). ,Das der meister keinen
lerknaben uff die hütten stellen sol ze werken, dem
man ganzen Ion gebe als den andern ges-en.' 1496, Bs.
,Das maniger [Steinmetz] sich der rneisterschaft an-
genommen, der die rechte zal jaren nit ussgelernet
und deshalb kum gs. gewesen were.' 1548, Z Ratserk.
.Etliche meister gedaachts handtwerchs, vyl gs-en,
leeijungen und murer.' ebd. ,Ein zimlich gros crucifix,
kompt von Holbein, nochgemacht durch ein Beyer,
m[eister] Jacob Clausern ges-en.' 1586, Bs Kunstsamml.
1907. Ein Meister gab 6 ß Botgeld, ein .gemachter' Ges.
4 ß, ein junger Ges. 3 ß. XVII., Seg. RG. ,Dass sy [die
Amtsleute] kein Sattler, weder Meister, Ges-en noch
Jung, frömbde noch heimische, in diesser Grafschaft
Toggenburg auf den Dörfern, Höfen und Bauren-
häussern arbeiten und stören lassen.' 1675, G Mand.
— f) .herren und g-en', Hoch und Niedrig. ,Uff den
15. dag giengend wier bilger und gnadetfen] ainander
heren und ges-en und unserem huswirt zuo Selin [usw.].'
Stockar 1519. ,Uff den nachmittdag gnadettend wier
den ritterheren und geseien zu Rodis.' ebd. S. noch
Her (Bd II 1522); Rock (Bd VI 820). Vgl.: ,Sie [die
hl. 3 Könige] zöge" durel,s Raindeli uf und ab, da schaut
der Herodes zum Fenster hinaus: Ihr Herre" und
G's-en, wo wollet ihr hin? Nach Bethlehem ist unser
Sinn.' ALGassm. 1906 (L). — 2. übergehend in ab-
solute Bed. a) Kriegsknecht (doch stets als PI.).
.Allerlei knechten ... kriegtend uf die von Friburg;
und warend under den ges-en Hagelstein, Pfefferli
von Arberg und andere.' Tschachtx. ,Ich [HvRhäzüns]
lan üch wüssen, das mich fürkomen ist, wie der
bischoff von Chur [uA.] in die Aidgnosschaft werbind
umb büntnuss und umb ges-en wider minen vatter
[usw.].' 1413, Gi-Urk. .Sprach N. by sime eide: der
adel were abe [habe das belagerte Schloss verlassen]
und nütz denn guot ges-en und guotgewunner.' 1445,
Bs Chr. ,Usgeben dem houptman CTulliker und den
ges-en, so mit im in die reis zugent, 22 pfd bar.' 1475,
AAZof. ,Mit vier- oder fünfhundert ges-en, schützen
und andern, denen reisen landkündig sie.' 1475, W.
,Wir der hoptman und gemein gesöllen, wannen wir
sint von der Eidgnoschaft, von stetten, von lendren,
jetzt im fält.' 1478, Gfd. ,Als die xs-en [die Bürger-
wehr] uff dem rathus belibent, do es bran in der
Bilwilerinen hus.' 1491, G. , Schickend uns die ges-en
by tag und nacht und nämlich büxenschützen, dan
gar wenig geschütz im veld ist.' 1499, Gr. — b) PI.,
die (Gesellschaft der) erwachsenen ledigen Söhne,
Jünglinge eines Dorfes GrAv., Mutten, ObS., Rh.,
S., V. Vgl. Chnab (Bd III 709). o) auch Dim. G'selli
WG.,Lö. (über 16 Jahre alter) lediger Bursche, Jüng-
ling BHa.; GRAv.,Rh.,S., Tschapp.,V.; PPo.; WG., Lö.,
Vt. (,mit dem Beigeschmack des Ausgelassenen, Über-
mütigen'), ,[Stadtknecht zur Kupplerin:] Eehwyber,
töchter und gs-en ir jetzund all verkupplen wellen.'
VBoltz 1551. Die Wittli"gen und Gesellen werden
aufgefordert, unter den alten Giritzenmoosjungfern zu
freien. XVIII., L Dorfspiel. S. noch bringen (Bd V
697); Ruet (Bd VI 1822). — ß) (auch Dim. G'selli)
Schalk, Possenreisser ledigen Standes GRÜbS. — f) es
G'sellti mache", , lustige Gesellschaft haben, bei der
Gastereien vorkommen, leichtsinnig sein uam.; sich
aufputzen, jung scheinen, sich gut präsentieren usw.'
LE. Es G'sellti het-er [ein Bauernbursche] frUieh
g'macht, ja üppis Stifters niitzti Nüt; mängs Meitschi
hätt im d's Händli 'brächt, o hätt-er nume" 'tä" wie d'Lüt.
LHiudebrand. — c) Bursche, (j unger) Mensch, mit
einem Stich ins Familiäre oder Verächtliche, ähnlich wie
Kerl, doch weniger derb. Chumm her, ml" G.l Eltern zum
Kinde GRChurw. Du bist en G..' ein schönes Frücht-
chen, oft nur scherzend ZO. E" Schu'izer isch och ne"
G.: Schwizer hei" Chraft, hei" Er u"' G'fell. JRWyss.
Im Tellin [Alpnarae] g'ent-f dem G-in Nidk"cheUin,
Spottgedicht auf die WLö. Alpen. FGStebler 1907.
S. noch für (Bd I 957). ,Und nachdem und dann
721
Sal, sei, sil, sol,
-;•■■
etlich ges-en understand, sundrig tag ze leisten und
anschlag zetuond understand, waz der Eidgnossen
botten ansechen, ze widertriben, sundrig züg an-
sechen...' 1477, Abscb. ,[Ein Bündner hatte geäussert:]
Die von Ure haben die ges-en von Curwalhen und
des obern punds wider Gott, ere und recht gestraft.'
1490, Gfd. ,Mit trüwen vernamen das die knecht, wie
ir houptman [ein Verräter] was ein gs. an inen worden
zur zit.' JLenz um 1500. , [Petrus]: Das ist ein gs., den
ich nit kenn. Er treit von gold ein drifalt krön [usw.].'
NMan. ,Ich sich den doctor dafür an, er syg ein gs.,
der etwas kan.' Laz. 1529. ,Die schützen sollend dem
seckelmeister 2 gs-en zuopringen, die inen gfallend,
die sol der seckelmeister heissen eis tier schiessen
und solle er inen den taglon gen.' 1555, Sl:hw. .Dieser
[verschwenderische] Schryber [war] auch also ein Gs.,
ihme kleckten auch nit doppel oder drymal so vil.'
RCts. ,Judas war ein solcher Ges., der sich zu Gott,
zu Christo genahet hat mit seinem Mund etc., aber
sein Herz war fehrn von ihm.' FWvss 1677. S. noch
Pass-Brief (Bd V 473); Pfänning (ebd. 1132); ver-
sehen (Sp. 509). Mit Adj. E" wackerer G's. GiiChurw.
,Denne einem reisigen ges-en hiessen min herren geben
1 guldin, tuot 1 Ib. 15 ß.' 1443, BStBechn. ,Wo die an-
fächtungen [Zorn,Hass] nienadarby sind und es schlecht
ein schlächt gs. einen ze tod [zB. aus Notwehr], so
wirt er entschuldiget und für ein todschleger nit mögen
beklagt werden.' LJud 1530. ,[Tod zum Jüngling:]
Beit, stolzer gs., und stand hie still!' JKolross 1532.
,Er were ein fyner gs., aber ein wenig liederlich.'
1538/40, Z Ehegericht. ,In dem ersähend sy [die
Arbeiter im Weinberg] den sun, spricht Batt: schauw,
schauw, da kurnpt der recht ges. !' Rüef 1539. ,Wie-
wol wir vermeint, er als ein alter betagter gs. sich
daran gstossen und söllichs [Ehebruch] nit meer under-
wunden haben ...' 1541/3, Z Ehegericht. ,Er heige
gar nüt ghan nach zuo iren bracht, dann er ein dienen-
der gs. gsin.' 1553, B Turmb. .Welcher ein rächter
husslicher ges. ist, der schücht sömlichs [Prachtliebe
bei Frauen].' LLav. 1583. ,[Mein Vater rühmte ein
Mädchen] wie sy irem Vatter ... die Haushaltung so
wol versechen kente und wie ein redlicher Gesel do
wol mit der Zeit versorgt wurde.' FPlatter 1612 (Boos).
,So findt man hoch und nider Ges-en, die Löffel seind,
doch nit sein wellen; ob sie gleich den Taufnamb nit
handt, sind sie doch Leffel im Verstandt.' ebd. ,Ein
gwisser blinder Gs. us dem Buchholterberg [ziehe als
Prediger umher].' 1660, B. ,Ein frecher Gs.' 1684, Z.
,Sant Michel, da lieb Gs., er wird bald merkä, was ih
well.' Tvrolersp. 1743. S. noch süber (Sp. 75). ,Gelerter
g.', gelehrtes Haus. , [Advokat der Gegenpartei sei]
HEngelfrid, der ein gelerter ges-e wer.' 1434, AaB. TJrk.
,Ouch habend wir hie in unser statt Zürich (Gott syg
lob) so manchen geleerten gs-en, in den dryen vor-
gmeldten sprachen gnuogsam erfaren.' Zwingli. ,Sa-
pidus hat eins mals 900 discipulos, etlich fin gierte
gs-en.' ThPlatter. , Armer g.', armer Teufel. ,Mir
armen ges. ist min schmach und schaden anabtragen
noch widerkert.' 1491, G Bittschrift. .Questionierer:
ich bin ein *rraer fuler alter ges.' NMan. ,Wie be-
schicht es noch so vil, dass in kriegen, uflöuffen, für,
wassersnot ein armer gs. etwan ein gwaltigen mann
by dem laben erhaltet?' LLav. 1583. S. noch Brenn-
Bläteren (Bd V 207); ver-brinnen (ebd. 645); Ross
(Bd VI 1419). ,Guoter g.', braver, wackerer Bursche,
Schweiz. Idiotikon VII.
Ehrenmann. ,[N. erklärte] er enwolte keinen guoten
noch kostelichen procuratorein haben, dann allein einen
schienten, guoten ges-en, der imc sine terminy sehleht-
lich und gerihtsdag verstüende.' 1434, AaB. Urk. ,[N.
sei nachts von St. gefragt worden] wer er were; dem
er antwurte: ich bins; redte der St.: wer bist aber
noch? rette er: ich bin ein guot ges. und wil heim
gan.' 1473, Z RB. ,N. hat also gseit, hur in der ern
spreche er zuo des Annlis volk: was jächend ir, wenn
ich im ein guoten gs-en schüeffeV Do redte der vatter,
wo es ze essen und ze werchen hette, were im
lieb.' 1530/3, ebd. .Darnach do hab er den C. selbs
gfraget, in was meinung er zuo ir gangen sye, do
spreche er: in allem guoten wie ein guot gs.' 1530/3, Z
Ehegericht. ,Das knäblin Susanne [zu Daniel]: du bist
ein guotes gsellellin, du hast erlöst min müetterlin.'
SBirk 1532. ,A.: wer bist, gib dich ze erkennen, denn
ich wills wüssen. B. : ich bin ein guot gs. und sust nüt.'
1533/8, Z Ehegericht. ,Sag iederman glich, was er
well, so muoss er sin ein guoter gs., der mit der weit
kann wol umbgon, den muoss man iez für erbar han.'
Rüef 1538. ,Landtvogt zum Teilen: Kaust du faren,
Wilhelm Teil, so tuo hie wie ein guot ges.! Hilfst du
uns darvon, wol solt sin gniessen!' JRüef 1545. ,Die
zwen guoten gs-en hand dem schraid [den sie gefangen
führten] wol trouwet und glauben gen.' 1561, UMey.
Chr. .Junger g.', junger Mann, Jüngling. E" junge
G. muess sibe" Jör narre" und was er versümt, muess-
er nache" mache" L (Ineichen). ,Ob sach wer, das die
jungen gs-en spillüt und pfifer habend, so sond mh.
inengebenllib.h.' 1509, AaB. StR. ,Euwere jungen
ges-en [werden] gesicht und erschynungen sehen.' 1530,
Joel; veavtaxoi. LXX. ,0 junger gs., das ist nit recht.'
JKolross 1532. Als er letztes Jahr zu seinem Schwäher
nach Kempten habe reiten wollen, sei ihm eine Haupt-
mannsstelle angetragen worden, die er als junger red-
licher gs.' angenommen habe. 1548, Absch. ,Buolerin
[zur Kupplerin]: es ist ein junger gs. vorhandt, der
hat mit mir gmacht ein verstandt.' VBoltz 1551. ,Mit
dissem jungen ges-en und Studenten.' 1584, FPlatter
Br. ,Die junge Burst' neben ,die jungen Gs-en', von
Nachtbuben. ABütelrock 1682/1712. S. noch Täuffer-
Brief (Bd V 488).
And. gimU(i)o, mhd. rjewlle, zu Sal (Sp. 687), eig. ,wer
mit Einem den Saal, die Wohnung teilt.' Vgl. zur Gruppe Gr.
WB. IV 1 b, 4025 ff.; Martin-Lienh. II 350; Fischer III 519 f.
Zwischen den einzelnen Bedd. sind nirgends feste Grenzen zu
ziehen; hin und wieder steht das W. im gleichen Beleg in ver-
schiedenen Bedd. (zB. Sp. 719 o.). Zur Bed. -Entwicklung vgl.
Burs (Bd IV 1601 ff.), , Kamerad, Kumpan.' 1 b ß ist ander-
wärts schon fürs XIV. bezeugt. Als Zuname. ,Uoli Tetscht,
dem man spricht gesöll.' 1421, Gl Urk. ,Umb den Keller
genant der gesell.' 1441, GHelfensw. Als Familienn. ,Gsell'
GStdt (schon im XVI.) ; 1443, Fründ (Absagebrief der österr.
Untertanen auf Zürcher Gebiet au Schw); XV. / XVI., Z;
XVI., GrChur; XVII., AaVilm., Wett,; vgl. Leu, Lex. IX
298. ,Uoli Gsellhans.' 1524, Th. , Stichdengeselleu', Name
eines Turmes. XIV., Bs. Ortsn. , Gesellenrain' ZRüschl.
Eid-: Bundesbruder. ,Jonathas [1. -an] und David
wurdend eidges-en.' 1531/48, I. Sam. (Überschrift).
— Alt-: wie nhd. L; S und weiterhin. Der A. i"
de Schmitten unde". JRoos. Vorsteher einer Ge-
sellenvereinigung oder Gesellenbruderschaft (nach
einer Angabe oO. und J.). Vgl. Töpfer-Gesellschaft (Sp.
I 736). — Apoteker-. ,N., Appothegkergs.' 1560, RCys.
,[N. hat] ein Jar lang by mir für ein Apotegkherges-en
'■::;
Sul,
sul
serviert.' 1617, L (Reber 1898/9). S. noch Bulfer-Saek
(Sp. 631).
Ere" (in GG. Er)-: a) = Ges. 1 a f. a) Begleitei-
des Bräutigams. ,Es war ein grosser Zug, als wir
unter Glockengeläut zur Kirche giengen; 6 Vorgänge-
rinnen, Ehrengs. und Ehrengspiel, meine Mutter, der
Grossvater und die Eltern der Braut, beiderseitige
Geschwisterte, Götti und Gotte, Vettern und Basen
und die Schulmeister von beiden Orten her.' 1793,
Tb (Ap Kai. 1860). ,Was seit 20 Jahren in Herisau
nicht mehr geschah, sahen wir am 16. dieses Monats
und Jahres — einen Brautlauf nach alter Sitte ...
[Man] zog in folgender Ordnung vom Hecht in die
Kirche: ...4. Der Bräutigam und Ehrenges., schwarz
mit Mantel und Degen.' Schäfer 1811. ,Bei den Hoch-
zeiten haben bald mehrere, bald wenigere Feierlich-
keiten statt. Einige sind bei diesem Feste mit zwei
Personen, einem Ehrenges-en und einer Ehrbarenfrau,
die sie selbst erbitten, zufrieden; sie heissen unge-
ladene Hochzeiten . . . Bei andern hingegen werden
20 — 30 Personen und besonders Brautführer und Vor-
gängerinnen, die nur Jungfern sein dürfen, eingeladen.
Sie heissen daher geladene Hochzeiten.' GLHartm.
1817. Ahnlich in Gl, «o nnch heute bei volksmässigen
Hochzeiten JE. und Ere"jumpferen als Trauzeugen mit
dem Hochzeitspaar zur Kirche fahren; vgl. AfV. IV
301. — ß) Brautführer AaFH.; ApH. (TTobler); GF.,
G.; SchSL (Sulger); ZUhw. (s. Gäberin Bd II 56). ,Am
Hochzeitsmorgen geht der Ehrenges-e im Begleite
mehrerer jungen Bursche nach dem Wohnorte der Braut
und fordert diese, die sich verborgen hält, in einer
Anrede förmlich ab. Vater oder Vormund beantworten
die Formel, das Mädchen wird aufgesucht und ihm
übergeben. Er führt nun die Braut in das zum Hoch-
zeitsmahle bestimmte Wirtshaus, von da unter Musik
zur Kirche und dreimahl um den Altar. Nach der
Kopulation führt er sie ins Wirtshaus zurück und
übergibt sie endlich dem Bräutigam mit einer Rede,
wie dieser sein Weib halten solle ... Der Ehrenges.
und die Ehrbarefrau begleiten das Brautpaar nach
Hause, wo ersterer, nachdem alle kniend fünf Vater-
unser gebetet, der Braut ihr Kränzchen abnimmt
und hernach beide die heut Vermählten verlassen.'
GLHartm. 1817. — 1>) Begleiter des Taufpaten. ,Man
hat sich auch erinneret, dass an Kindtstauffeten mit
Winzahlen Gefahr gebraucht werde, da Etwelche nit
von Ehren, sonder von Essens und Trinkens wegen
dissem heiligen Act beiwonen, als solle bei solchen
nit mehr zuogelassen sein, als dem Götti und seinem
Ehrenges, jedem zwo Mass Win par zuo bezalen und
wyters nit.' 1667, Schw LB. — Auch bei Fischer II 787
(für a ß).
Ürte--: wesentl.was .Altgeselle'; vgl. Adelung I 241
(wo dafür , Orten-' oder ,Irtengesell' oder .Ortinger').
,Wann ein fremder Schlossergesell hieher zugereist
kommt, soll er sich . . . auf die bestimmte Herberg
begeben und nach dem Ürtenges-en schicken. Der
Ürtenges. soll verpflichtet sein, ihme des Abends um
4 Uhr um Arbeit zu schauen, ausgenohmen des Sams-
tags und den ersten Feirtag nicht; bekommt der
Fremde Arbeit, so bezahlt er 10 ß, bekommt er keine
Arbeit, so bezahlt der Ürtenges. 10 ß.' um 1693, Z.
,Es ist auch des Ürtenges-en Pflicht, an den Sonn-
tagen bei Haus zu bleiben, bis die Glock 12 Uhr
schlägt, damit ein jeder Gesell, der seiner notdürftig
wäre, ihn zu finden wisse. ,[Bei dem wöchentlichen
,Gesellenbott' Sonntags 12 Uhr] soll der Ü., bevor das
Bott angeht, jedem Gesellen seinen Stock abfordern
und bewahren, bis die Umfrage aus ist; vergisst er
es, so ist er in der Gesellen Strafe.' 1792, ZStdt
Zunftmeisterbuch; vgl. noch ebd.: ,Das Ürtenamt be-
treffend, so solle dasselbe fürohin von allen und
jeden allhier in Arbeit stehenden Gesellen ohne Aus-
nahme getragen werden, und zwar von jedem derselben
so lange, bis er zwei Gesellen ausgeschenkt hat.'
,Ürtegs. der Glaser.' 1836, ZStdt(Dän.). — Mit- Fisch-:
Genosse in der Fischergesellschaft; s. Sache r (Sp. 128).
— Friheit-: = Fri-heit 5 (Bd I 1267). .MAnkenball
[sagt aus] dass der Geratwol und der Stark, ein fry-
heitges., beid einander slüegen.' 1424, Z RB. — Gar-
te"-: Mitglied der G. -Gesellschaft; s. d. — Glücks-:
Abenteurer. Vgl. .Glücksritter.' ,Ein schniderknecht,
mit nammen MZiegler von Tuonowerd, ein unglück-
hafter glücksgsel.' Ansh. III 424. — Glaser-: Glas-
maler(geselle). ,Gilg Grauw in Solothurn, der Fecht-
meister und Gl.' 1584, S (Z Anz. 1896, 25). — Stein-
hütten-: Steinhauer. ,Die steinhütengs-en' neben
,die steinhower.' Ansb. — Jung-: Junggeselle, allg.,
aber nicht volkstümlich (dafür Chnab, Ledige"). .Un-
überwindliche Gewalt der Jungges-en', Bezeichnung
der Knabensehaft von GR. (bis 1798). — Chlucker-:
Kamerad heim Spiel mit Schussern (Kluckern). .Dar-
nach kummend zween knaben, spricht der ein zum
andren: ach, lieber gsell, hast du ouch gsähen, was
grossen wunders hie ist bschähen, wie der tül'el zuo
der hellen hat gtragen unsern klugkergs-en?' Kolross
1532. — Chnebel-: junger Bursche nach der Kon-
firmation bis zur Aufnahme unter die Grelle" [.Le-
digen'] GRNuf. Die Chn-e" durften sich abends nach
9 Uhr nicht mehr auf der Gasse zeigen, wenn sie
es nicht darauf ankommen lassen wollten, von den
G'selle" mit Schitter beworfen oder in einen Brunnen
geworfen zu werden. Er ist e" Chn., befindet sich
noch in den Flegeljahren GrRIi. (B.). — Chriegs-:
Kriegsknecht. ,Ein rott guoter kriegsgs-en im läger.
Der erst: ir burssgesellen, losend in gmein.' JMürer
1559. — Leb-: Einer, der das Leben geniesst, Lebe-
mann. ,Fridli, Gott bwar dich vor ungfell! Du bist
ein rechter lebgs., den kränz solt du hüt uftragen
und dem koch von der suppen sagen.' Badenf. 1526.
.Ein guoter läbgs., der allem wollust ergäben ist,
voluptuosus homo.' Fris.; Mal. ,A1s die von Under-
walden einen jungen muotigen mann und läbgs-en
hinuss in daz Rhyntal gsetzt, der . . . sich spilens,
zuotrinkens und anderer unmassen ... für und für
beflyssen.' HBdll. 1572. ,Waz Nabal für ein lych-
gang und begrebtnuss ghept, wirt nit gmäldet, es ist
aber wol zuovermuoten, diewyl er rych gsyn und ein
guoter läbgs., so werde es stattlich zuogangen sin.'
LLav. 1584. S. noch Leb-Herz (Bd II 1660).
Lad-: Brautführer Ap (allg. lt T.).
,Bei uns führt jedoch der L. keineswegs die Braut; in
der Kirche sitzt er neben dem Bräutigam und in dem Wirts-
hause neben der Brautjungfer (ß'spil). Wahrscheinlich kommt
der Name daher, weil der Brautführer einst«die Leute zur
Hochzeit oder zu Gaste lud.' TTobler. Vgl. Eren-G. a a.
Mal-: Tischgenosse. ,[Die Sakramente sind nur
ein äusserliches Zeichen für Etwas, das innerlich
schon längst besteht]. Ist imm nit also, das der, so
sinen glouben zevor nit bewert und erfüntelet hatt,
725
sal, sei, sil, so], sul
ee und er ein malgs-en uss imm selbs mache, durch
Jen apostel vom nachtmal geschupft wirt.' Zwingli.
— Maler-: Maler(geselle); s. Westen-Hlch (Bd VI
160). — Münzer-: Jlünzknecht. ,Wenn die munzer-
ges-en by dem vorgeschribnen Ion vier Schillingen, so
sy stebler pfening werken und machen, nicht wol
besteen noch darumbe gewerken möchten, harumbe sol
von den stebler pfeningen kein slegschatz genomen
werden, umb das man den munzerges-en dess furbasser
gelonen und si dasselb klain gelt stebler gewerken
mugent' 1399, Münzvertrag zw. Bs und Herzog Leo-
pold. — Mürer(s)-: Maurer(geselle). 's ist noch nie
en GTerte' vom Himmel g' falle" weder ermöl en Mürerg's.
ZO. Meidele, wenn-d' hüräte" tritt, hürät-mer nume"
ken Schnider, hürät-mer lieber en Mürersg's., de hest
de" Dreck mit sunt <V»i Chell Aa.
M&ss-: = Mäl-G. ,Er [Christus] was der massgs.
und das mass selbs, dann er was der sin selbs ein
warzeichen bot, welches er genennet ward, und sass
aber selbs wesenlich und natürlich by inen und ass
mit inen.' Zwingli. — Auch mhd.
Meister-: Meistergeselle AaF. — Mit-: = Ge-s.la.
a) Reisebegleiter. ,Ein passbrief dem Schöni und sinem
mitges-en gan Rom.' 1504, B RM. — b) Genosse in
einem Rechtshandel; Teilhaber. ,Wir obgenauten NN.
und die andern vorgenanten unser mitges-en in dirre
sach.' 1418, Gl ürk. ,Ir alpteilen und mitges-en im
Brunwald.' ebd. ,[N. gelobt] für sich, sin mitges-en
und für die ze Tuggen.' 1449, NSenn 1879. .Besigelt
mit min insigel, das ich daran für mich und minen
obgenauten mitges-en gehengkt hab.' 1471, GJonsw.
(Rq. 1906). — c) Zunftgenosse; s. Brueder (Bd V 414).
— d) (Sehul-)Kamerad. ,N. hat von Jugend an ein herr-
liche indolem und sondere agilitet des leibs under
seinen mitges-en allenthalben erzeigt.' Ard. 1598. —
Bader-: 1. Badegast. ,In disen [Brunnen] werden die
bächer geküelet und mag also mancher hitziger b. mit
wein oder wasser seinen durst löschen.' HPant. 1578.
S. noch ab-brechen (Bd V 325); Ge-richt (Bd Vi 336).
— 2. spöttisch für Wiedertäufer. .Hierum, lieber
Baltazar, so lis min antwurt samt dinen bader- (ich
hab missredt) toufgs-en.' Zwingli. — Papirer-:
Papiermacher(geselle) Ap (T.). ,N. seit, als dann ein
papyrergs. hie dienet, der hette eini genommen.'
1541/3, Z Ehegericht. — Burs-: Mitglied einer Burs.
,Bursges-en, guot gesellen, die auff einer herdstadt
oder feuerstadt kochend, contubernales,gregales.' Fris.;
Mal. a) im Kriege; s. Mit -Reiser (Bd VI 1824);
Chriegs-G. — b) Tischgenosse. ,Die letzy den letsten
tag mit minen pursx-en gehept, sind unser 22 gesin,
2 fl. 8 d.' Rainsp. 1553. — Bett-: Schlafkamerad.
.FRihener mein Disch- und Betgsel.' FPlatter 1612
(Boos). — Bettel-. ,Bättelgs-en, consortes mendici-
tatis.' Fris.; Mal.— Pfaffen-: verächtlich für Pfaffe.
,[Im fränkischen Reiche hat] man zuoletzst alle zucht
und Ordnung der priesterschaft fallen lassen und für
die synodos den pfaffengs-en capitel und kesslertäg
erlobt.' Vad. — Pfarrer-: Vikar. Dan. , Junger hoch-
mütiger Vicar: Grüess Gott, Schulmeister! Lehrer:
GrüessGott, Pf.!' B (ev. Schulblatt 1900). — Pfleg-: =
Alt-G. 2. ,In der Stadt werden sie [die Beiträge zur
Unterstützungskasse der Tischler] regelmässig alle
4 Wochen durch den Jungmeister und Pfl. eingezogen
und Herrn Pfleger als Verwalter des Fonds über-
bracht,' 1828, Z (.Revidierte Gesetze des Handwerks
der Tischler im Ktn Zürich').— Rör-: Mitglied der
(patrizischen) Gesellschaft der Rohrgesellen, die an
einem Teil des L Sees (,an und in den Rohren') das
ausschliessliche Fischereirecht besass (seit dem XV.);
vgl. Liebenau 1881, 227/8. ,Es soll fürohin keiner
im Roor oder Schachen fischen weder mit Bären,
Netzenen noch Treibenen by 10 Gl. Buoss, er sy dan
Roorges. Doch sollent die Roorges-en ihre Zyl und
Mark auch nit übertretten und den Schachen yngiiffen.'
L Ans. ,Ein fürnemmer Herr diser Statt, so auch ein
Rohrges. und jederzeit eigene Fischer erheltet.' JLCvs.
1661; vgl. ebd. 256. — Rät(s)-: Ratskollege, Rats-
mitglied. XV. (so AaB. ; Z). ,Die selben unser rat-
ges-en.' 1400, Z StB. ,N., unsern ratges-en.' 1403, ebd.
,Vier ir burger und ratzges-en.' 1436, AaB. Urk. Auch
,rates gesell.' 1424. 1431, AaB. — Rott-: Mitglied einer
.Rotte.' ,Die Mitglieder der 16 FahnengeseHschaften
[s. Sp. 735] nannten sich bis auf unsre Zeit Rottgs-en'
ScHHa. (JGPfund) ,[Man soll] dem ersten Glid A
Spiessgesellen, dem anderen Glid B Rottges-en und
widerumb dem dritten A Spiessgesellen und also einem
umb den anderen Spiess- oder Rottges-en den Naiu-
men geben.' Kriegsb. 1644, 91. ,Von jeder gegen Un-
gehorsamme ausgefällten Busse von 1 Gulden kömmt
die Hälfte dem Rottmeister, die andere den Rottges-en
zu, die sich fieissig eingestellt.' 1650, vRodt 1831. —
Sudel-: Sudelkoch. ,Hoffmeister: Herfür, ihr faule
Sudelgs-en, lasst euch einmal auch von den Kellen!'
PSpichtig 1658. — Süff-: Säufer; s. Matz I (Bd IV
610). — Schid-: Mitglied eines Schiedsgerichtes.
1422, BBiel. — .Schiff-: convector.' Fris.; Mal. —
Schnei-: Mitschüler. ,Und sye zuo derselben zit
der burgermeister P. sin schuolges. gsin, und sonder-
lich der pfarrer zu Ylnow were domalen ein gewachsner
schuoller und gesel.' 1529, Z. ,Der schuolges., con-
discipulus, leerknab; schuolges-en, ges-en der leer,
consortes studii.' Fris.; Mal. ,A condiscipulis tuis,
von dinen schuolges-en.' Fris. 1562. ,N. hat im gar
vil geschoben, dann er ist syn schuolgs. gsyn zuo
Schlettstatt under Cratone.' JJcd 1574. ,Der EBom-
hart, Wirt zur Kronen, mein gwesener Schuolgsel.'
FPlatter 1612 (Boos). ,Condiscipulus, Schulges.'
Denzl. 1716; ,Mitlehrjünger.' 1677. — Schiess-:
Mitglied einer Schützengesellschaft; gew. PI. für die
betr. Gesellschaft. .Gemein schiessges-en ze Baden.'
1465, AaB. Urk. ,Wir gemein schiessges-en der büch-
senschützen von stetten und lender gemeiner Eidge-
nosschaft.' 1498, Gfo. ,20 pfd Hans Schönen in namen
gmeiner schiessges-en, so min heren die verordneten
am schiessen die 4 tag mit den frömbden verzartend.'
1533, Z. ,üff pitt schützenmeisters und etlicher von
den schiessges-en.' 1566, AABr. StR. Ein Gesuch der
, schiessges-en' im Amt Tannegg an die VII Orte, man
möchte ihnen, da sie bereits sechzig Mitglieder zählen,
wie andern solchen Gesellschaften jährlich eine Gabe
zu verschiessen geben, wird ad instruendum genom-
men. 1568, Absch. ,Die Schiessges-en auff beiden Zyl-
statten sollen ihre gewonliche Schütz verrichten.' G
Mand. 1611. ,[Es wird verboten, im Scliützenhaus zu
Küsnacht eine Wirtschaft zu betreiben] jedoch dass
der jeweilige Besitzer eii <m Schiessges-en an den
Schiesstagen ... Wein and Brot ... darzureichen...
befugt ist' 1671, aZoll. 1899. S. noch Salat (Sp. 690).
Schlaf-: Schlafapfel; vgl. Bd I 383. .Nimm das
grosse heidisch wundkrut, rot bücken, drig oder vier
VL'7
Sal, sei, sil, sol,
72*
schloffges-en wol gestossen.' Trütm. XIV. — Tgl. ,Schlaf-
kuüz' Gr. WB. IX 301; der Schlafapfel, ,der unter das Kopf-
kissen gelegt Schlaf bringen soll, ist offenbar eig. als Schlaf-
gesell gedacht.' ebd. V 2753.
Schnider-: 1. Schneidergeselle, wohl allg. S. noch
rot (Bd VI 1738). — 2. grosse Kapuzinerkresse, Tro-
pseolum maius ZZoll.
Zu 2. ,Die Blumen bücken sich inmitten der grüuen
Blätter wie Schueidorgesellen bei ihrer Arbeit' (HBruppacher).
Schriner-. Jupeidi und jupeidä, Meiteli, nimm
ken Zimmerma"", nimm doch lieber en Sehr., der macht-
der 's Wiegelt uf der Stell GBuchs (Spinnstubenvers).
Schwatz-, Schwetz-. ,Der schwatzges., con-
gerro, märlezeller, schwatzmann.' Fris.; Mal. ,Man
muss aber auch der Spilsfristung Plaz geben [beim
Spiele Pausen machen], damit du mit dem Schwezges-en
schwezes-t.' Spleiss 1667. — Vgl. Gr. WB. IX 8360.
Spil-: Mitspielender bei einer Theateraufführung.
,[Die Aufführung wird bewilligt ua.] will die Spill-
ges-en Anerbietens [sind]. m[inen] Hferren] kein Ko-
sten darmit aufzetriben.' 1612, Nnw Beitr. 1885. —
Spiess-: a) Speerträger. ,Spiessges., der ein spiess
oder glän füert, lancearius.' Fris.; Mal. — b) = Burs-
G. a. ,Spiessges., commiles, commilito, commanipulo.'
Fris.; Mal. S. auch Bott-G. — Stuben-: Zunftmit-
glied. Häufig imXV./XVH.; zB.: ,Üie geselschaft, da
er rechter und versprochner st. ist.' 1408, B StR. ,[N.
sagt aus] daz si da zum Regenbogen bi einander
sassen in geselschaft wis ... [Zwischen A. und B.
entsteht Streit; A. beklagt sich:] waz woltest du min?
du lüet [ludest] mich doch zum [1. zun?] stuben-
ges-en und werd [warst] mir vyend; war umb sei-
fest mir daz vorhin nit?' 1413, Z RB. ,Der lerknab
[soll] das lergält allein in die geselschaft geben, dahin
sin meister gat und stubenges-e ist.' 1425, B StR. , Wir
die stubenges-en und die bruederschaft des heiligen
erützes ze Lutzern der cramergeselschaft genampt zuo
dem Saffran.' 1453, L. ,In der stat sollen al stuben-
gs-en ir gwer und harnesch haben und on die keiner
ufgenommen werden.' 1490, B (Ansh.). ,Es ist ange-
sechen, das, wenn hinfür einer zun Schützen brutlouff
haltet, der oder dessen vatter nit stubengs., unan-
gsechen daz der brutvatter stubengs., daz der brütigam
der stuben ein gülden ussrichten solle.' 1553, BRM.
S. noch Eren-Gulden (Bd II 228); An-näms-, Büw-
Gelt (ebd. 256); Lieb (Bi 111 988); Narr (Bd IV 780);
ver -bringen (Bd V 724); Brütigam (ebd. 1004). —
Zue-Stube"-: Zunftmitglied zweiter Ordnung, mit
geringem Vergünstigungen als die .rechten Stuben-
gesellen.' ,Uff unser stuben [mag] ein jeglicher burger,
er sig uss statt oder land, wol unser zuostubenges. wer-
den.' XVI., B TB. 1865, 178. Vgl. Zins-G. - Schütt-
stei"-: scherzh.fürAbwaschmagd AASt.; Z. — Wasser-
stei"-: = dem Vor. BsStdt. — Stur-: = St Nikiamen-,
Stür-Brueder (Bd V 419. 422). UwGem. — Strit-:
Kampfgenosse, Waffenbruder. ,Icli binn Ruolandeii
strytgs.' Haimonsk. 1531. — Mit-Täding-: Kollegein
einem Schiedsgericht. ,[Ich siegle] für mich und die ob-
genanten miu mittädingges-en.' 1459, G Rq. 1903; ähn-
lich 1487, AaB. Urk. (.mittädingsgesellen'); 1508, Z
Kappel (,mittädings-en'). — Tauft'-: Wiedertäufer; s.
Bader-G. — Dämpf-. ,Der dempfges., compransor,
der mit eim zuo imbiss isst.' Fris.; Mal. — Dienst-:
= D.-Chnecht (Bd III 732). ,Das die dienstges-en umb
fräfel und derglych straffen von einer oberkeit in der
statt Brämgarten wie andre burger erwarten sollind.'
XV./XVI., ÄABrenig. StR. ,Er syge ein armer dienstgs.,
und habe sy im und nit er iro nachgworben.' 1541/3,
Z Ehegericht. ,Welliche Burger und Dienstgs-en allhie
einanderen mit der Fust schlachend, soll jede Parthia
den Win wie obstat verfallen sin.' 1607, AaL. StR.
,Ein Hindersäss oder Dienstenges.' Zg Ref. 1723. —
Tisch-: Tischgenosse. ,N. was zuovor ein zytlang
zuo Losanna min lieber tischges. gsin.' Mal. 1593. S.
noch Bett-G. — Duz-: Duzfreund. ,Wir waren auch
Dutzges-en, auf Nestel abschniden, deren er mir vil,
so siden, abschneidt.' FPlatter 1612 (Boos). — Tru-
cker-: Buckdrucker(geselle). , [Pfarrherr:] Der tüfel
nem die truckerges-en, die alle ding in tütseh stellen,
das alt und nüw testament!' NMan. ,Den 18. Jänner
wirt denen Trukerges-en zugelassen eine Comedi von
dem verlornen Sohn zu halten, doch dass sie nicht
mehr alssl Pfenninge von der Person nehmen.' 1582, G
(KWild 1847). — Buech-trucker-. .UGengenbach,
der buochdruckerx.' 1480, Bs. - Traum-: Träumer.
Obrigkeit und Geistliche hielten JJRedinger für einen
.Traumgs-en' (FZoll. 1905, 141). - Trumpeter-. .Mi-
chel trummetter, als er gan Basell und Solothurn
gangen umb trummettergs-en ze luogen, 40 pfd.' 1552,
B StRechn. — Weid-: Mitglied einer Fischerinnung.
.Ordnung gemeiner weidges-en der äscheren der dryen
stetten und ir landtschaften Bern, Fryburg und Sollo-
turn.' 1510, Liebenau 1897. - .Weg-: comes.' Fris.;
Mal. — Welt-: Weltkind. .Dissen weltgs-en strofft
ein alter man und spricht...' JKolross 1532; daneben
.der weit kneclit.' — Tag-waner-: Tagelöhner.
.Gang an merkt und tuo bestellen fier ald fuinff tag-
nüwergs-en!' Rüef 1539. — Wandel-: 1.= Weg-G.,
Gefährte. ,Den 17. novembris starb zuo Zürich...
herr Johannes Wolf, min alter und lieber wandelgs.'
JHaller 1550/73. ,Ich soll mich aber nunmehr auch
wenden zuo minem getrüwen mitbrueder, wandelges-en
und mitgefärten RHüsslin und auch zuo mir selbst.'
Mal. 1593. — 2. wandernder Student, Handwerks-
bursche. ,[Ich sprach:] Weiher under unserm handt-
werch sich für einen meister des handtwerebs usgebe,
so er der nit und nun ein wandelgs. were und also
allenthalb werkety und arbeitety, das der nit täte, als
er tuon sölte und sinem meister gelopt.' 1481, Z RB.
,NN. hand meinen wandelgs-en ... in einem gestrüpp
angriffen und mit zunstecken zuo boden gschlagen.'
1546, BTurmb. , Ein junger wandelges. kann nimmer
zuvil sorg und flyss anwenden.' Mal. 1593. .Einem
wandelges-en ...' 1596, L Stiftsrechn. (öfter). — Wan-
ders-: =dem Vor. 2. ,Wandersges-en ihrem alten Wan-
dersgebrauch nachzuziehen und mit dem Erbgift hin
und her zu schweifen gezwungen werden.' JHLav.
1668. — Winter-. Aberell ist auch en W. B Dorfkai.
1893. — H a n d - w e r c h s - : Handwerksbursche B (Dekl.).
, Einung von handwerksgs-en.' 1516, B StR. ,Frömbd
bandtwerkgs-en.' ebd. ,Das fürters kein Handwerksgs.,
von was Handwerks es seie, mehr in der Statt ge-
duldet noch haussheblich ingelassen werden solle, er
habe dan sein Meisterstuck uffgesetz[t] und gemacht.'
1670, AaB. StR.
Zue-: Pfarrhelfer, -vikar, Kaplan. Sicher 1531. 19.
Die Stelle stammt durch Vermittlung HForers (GScherrer
1874, 60. 43) aus einer Angsbnrger Quelle; LexerlU 1191
belegt das W. aus einer Nürnberger Chronik.
Zech-: Zechbruder. .Die von Zürich, Bern und
Basel, derselb faul kezerisch Fasel sanibt der Schaaf-
huser Zächges-eu brünnend all in Abgrund der Höllen.'
Spruch, den die durchziehenden Fünförtischen dem
Prädikanten Georg Gazin zu Tamins an die Haustür
schrieben. Anhorn 1603/29. — Zun ft-: = Ges. la £;
s. Sechser (Sp. 240). — Zins-: wohl = Zue- Stuben-G.
,Wer in die Gesellschaft treten will, zahlt 6 Gulden
und 6 Mass Wein ... Zinsges-en entrichten jährlich
0 Plappert und 3 Mass Wein.' I.iehenau lssi (nach
einer Urkunde von 1451). — Zer-:= Ges. larj. ,[N.
sei] mit andern gesellen an das huss komen und hetten
aldo angeklopfet . . . dessglich einer siner zerges-en
ouch getan hette.' 1465, Z RB. Ironisch von den
Feinden: ,[1499] zugends mitenander über Ryn, la-
gerten sich gon Tschan und Fudutz, irer zergs-en da
ze erwarten, die inen täglich trowten, aber nit ka-
mend.' Ansh.
Ge
sellhi.
;lla f.
Auch n
compagna PA1. (Giord.). Vgl. Ge-
sell
unpers., den Handwerksburschen
verraten ScuSt. (Sulger); vgl. Her-berg (Bd IV 1567).
g'-selle», 3. Sg. Pries, und Ptc. -ed GrScIi.; Ndw:
1. a) gesellen, vereinigen. ,Ges., zesamenfüegen, ze-
samenges., sociare.' Fris.; Mal. ,G. zuo.' ,We, wiest
erne [Ernte] recht so guot, wan si wol ges. tuot
knappen kluoge ... zuo den dirnen schönen.' Hadl.
.Diewyl du umb unsertwillen in dise wält kommen, die
menschlich natur zuo dir gesellet... hast.' OWerdm.
1552; .angenommen.' Herborn 1588. S. noch Gesell
(Sp. 715). Mit Acc. des Ergebnisses. ,Es sollen die
pfister fürbasshin 8 erber man von püstern haben, die
von ir zunft wägen under die bnrger gangent, und
die müller 4 erber man, die under die burger gangent,
dass also damit die 12, so von der gemeinen zunft
under die burger gan und in iro zunft richten, sollent
gesellet syn.' 143!, Z. — b) refl. Er hedsi'h zu-n-em
g'sellt Ndw. Glichs und Glichs g'selledsi'h g'ere". ebd.
Luege"d, luegfd, wie g' seilen dsich dort zwei! von einem
Pärchen GrScIi. Was sei" seil, g' selled - slch wol, mit
Bez. aufs Heiraten, ebd. ,Wer sich gesellet über sich
[zu einem Grossem, Höhern].' Boxer. ,Sich zuo einem
gesellen, societatem inire cum aliquo, dare se comitem
alicui, adiungere se ad aliquem.' Fris.; Mal. .Gleichs
zuo gleichem gesellet sich gern.' ebd. ,Desswegen
gsellete er sich nach und nach zu den Weltlichen.'
ABütelrock 1682/1712. — 2. Einen mit Gesell an-
reden. ,Es klaget HMangold ... uff Nigglin ... dass
der Mangold ein ros veil hat an dem Münsterhof, do
kam Niggly zuo im und sprach: wölte er im winkouff
[Provision] gen, so wölte er im sin ros verkouffen.
Den winkouff verhiess im M. Do sprach Niggly zuo
sinem sun: du gesell [mit beabsichtigter Zweideutig-
keit für ,sun'], gang har, du muost das ros kouffen
von disem erbern knecht ... und do M. dem Nigglin
sinen underkouff gab und ouch [den] gesellen win-
kouff gab, do vernam M. erst, dass inn Niggly be-
trogen hat und dass der sin sun was, der das ross
kouffet, und ynn der Niggly gesellet hatt . . . do sprach
M.: du hast mir unrecht getan, dass du mir kouff
machest gen dinem sun und ynn gesellest.' 1390, Z RB.
— 3. , Einen wegbefördern'; auch in den Zssen ,appen-
g's., hinabbefördern, ine"g's., zB. Buben von der Gasse
ins Haus' Ndw (Matthys). — ,ge-sellet: consociatus.'
Fris.; Mal.
:>, wird von Matthys selbst unter U'sM augefühlt; eig.
,Jmd wie einen Haudwerksbursehen behandeln'?
ab-ge-: refl., sich von Einem trennen, Einen ver-
lassen. ,Kuhm kann man gebohren werden, ist der
Schatten schon bestellt, folgen [!] alle Tritt auff Erden,
niemal sich mehr abgesellt.' JOWeissenb. 1701. —
ver-ge-: = gesellen 1 a. , Dieses ... einander nicht so
gern annimmt, als wann Gleiches mit Gleichem ver-
gesellet wird', mit Bez. auf das Oculieren der Bäume.
EKönig 1706. — zesämnie°-g'-'-: refl., = gesellen 1 b.
Die uünlind-sich scho" z's. Ndw. Sich versammeln:
Wer heind-is [uns] due eso näeh und näcH z'säme"-
g' selled zum an 's G'meinwBrch z' gän GrScIi. — zue-
ge-: wie nhd. .Durch sin menschliche natur [wurde]
unsere menschliche natur mit der gottheit vereinbaret
und zuogesellet ewigklich.' OWerdm. 1552; .vereiniget
und versöhnet.' Herborn 1588.
be-sellen: 1. a) begleiten, Jmdm Gesellschaft
leisten (zB. bei einer Unternehmung). .Wider die in
besellen [gegen die, welche den röm. König nach
Italien begleiten] und ouch wider die er Gottes.' 1507,
Absch. III 2, 392. ,So in zuo dem besseletten.' ebd.;
,so in harzuo beseilet.' Axsh. 2 III 36. ,In in söllichem
zuo b.' ebd.; ,im darzuo ze helfen.' Axsh. .Allen denen,
so in beseiteten. ' ebd.; .allen beieiteren.' Ansh. —
b) refl., sich mit Begleitung, Gesellschaft versehen.
.[Der römische König begehrt] zuo betrug, so nit on
beflekung der ere einer ganzen Eidgnoschaft, sich zuo
b.' 1507, Absch. HI 2, 393; fehlt bei Ansh. * III 37. —
2. mit Kriegsleuten versehen (zB. eine Stadt). ,[Nim-
rod schlägt, zum Schutz gegen Sem, den Bau einer
festen Stadt vor:] Ich mein, ich wölt sy denn wol
bs., wölt erst uff gwer und hämisch stellen, by mir
han starker gsellen vil.' HvRüte 1546.
Vom einfachen gelle m. (so mild, neben ./.«.;/,. v-1. anrh
Gr. WB. X 1, 538. 539) abgeleitet.
ge-sellig: 1. umgänglich. ,G., füegklich, sociabilis.'
Fris.; Mal. S. noch rich-gäb (Bd II 64). — 2. die
Geselligkeit (zu sehr) liebend. , [Pfarrer N.] ist g. und
unflyssig; sine laden am studirstübli sind meist be-
schlossen.' 1550, Z Syn.
,ge-selligklich: nach rächtet- gesellschaft, in ge-
sellen weiss, socialiter.' Fris.; Mal.
Ge-sellin f.: Titel der Inhaberin eines gewissen
Klosteramtes. ,Do sy [Schwester Beli] nun von di-
sem ampt [der Subpriorin] gelediget wart, do befalch
man ir erst, das sy g. wer, und dis wolt ir etwas
wider sin, won sy het sich gern in ain ruow gesetzet,
und doch was sy gehorsam.' EStagel. ,Sy [Schwester
Mechthilt] was fil jar g. ze dem fenster [.redfenster'],
und so sy denn erst in den erützgang kam, so hat
sy vergessen, was sy gesechen ald gehört hat, und
kert denn bald wider an ir ersten andacht ... Und wenn
sy g. was, so [schwieg sie] forhin lang, das sy denn ledig
was [von ihrem Gelübde, eine bestimmte Zeit zu schwei-
gen] und das sy das zit zemal geschwigen möchtsin.'ebd.
Gesellschaft, in WVt. auch G's-, in GStdt f
G'seltsehaft — f.: wie nhd. allg. .Compagnia, societä'
PA1. (Giord.). ,Die ges., bruoderschaft, sodalitas, con-
tubernium, collegium, consortium, consociatio, as-
seetatio.' Fris.; Mal. 1. a) gesellschaftliches Verhält-
niss, Kameradschaft uä. So von der Gesellschaft auf
dem Wege (tw. concr. empfunden; vgl. 2 a). GiH 's
Ct.? Frage an Jmd, der den gleichen Weg hat; beim
731
Sal, sei, sil, sol, sul
732
Abschied dankt man mit der Formel ich tanke" für gueti
G.! Ap; G; Th; Z. I°* ha- (gueti) G. g'ha", auf dem
Wege. ebd. ,Ges. treuwlich an einanderen halten,
gerere societatem magna fide; mit einem in ges. kom-
men oder kundtschaft machen, societate cum aliquo
coire.' Fris.; Mal. JEi"'m G. leiste" (wohl allg.) nä.
,Wellicher talman oder hinderfses], der bin uns ses-
haftig ist und ein tolgen [Dolch] treit, der ist den tal-
lüten ferfallen um 5 gl. buos oder an einer kilwy oder
frömdt lüten ges. ze tuon.' XVI., üürs.; in der frühem
Fassung: ,oder uss Verlan an kilwinen oder das er
usser dem tal wet uff den tag.' ,[Die Luzerner]
schanktend uns [Z Gesandten] den wyn eerlich, Messend
uns früntlich gar willkommen sin, warend numen
frölich und guoter dingen mit uns und hieltend uns
guote ges.' 1529, Sthickl. ,Den 24 july zugend die
Eidgnossen hie durch, man hielt inen guote gs., si
fuortend darneben ein wilds wesen.' JHaller 1550/73.
, Einem ges. halten, ire comitem alicui; einem one
underlass täglich ges. leisten, summa assiduitate quoti-
diana aliquem tractare.' Fris.; Mal. ,[In Altorf, wo
die Urner den eidg. Boten] mit wynschenken und gs.
halten vil zucht und er bewisen.' RCys. ,In g(-s) wise',
kameradschaftlich, wie es unter guten Kameraden
üblich ist. ,[Es klagt H. auf W.] wie dass er mit
dem selben W. in ges-s wise schimpfet und inn mit en-
klein luters wasser von sines meisters hus beschütte.'
1424, Z KB. S. noch Stuben-Gesell. Gleichbed. ,in
guoter g.' ,Hast du mir gelt geliehen in guoter ges.,
das wil ich dir tugenlich wider geben.' 1413, Z RB.
,Also rett der N. in guoter ges. und sprach: ich wil
üch zwen würffei liehen; da rett der Seh. für sich:
ich wil diner würfflen nüt.' 1427, ebd. ,[A., von B. zu
einem Waffengang aufgefordert, antwortete] güetlich,
er weite gern mit im machen in einer guoten ges.
und in sölicher gs. [Vereinbarung]: könde er [B.] mer
denn er, daz sölte er im güetlich zöigen, desglich
könde er mer denn er, so weite er im daz ouch zöigen.'
1487, ebd. Verbunden mit .schimpf.' ,A.: Sagan, war-
umb spricht [1. sprecht?] du, das ich ein dieb sy? B.: Ich
han nicht also geredt, ich hau gesprochen : sy ich ein
schelm, so syest du eim diep als gelich als ich einem
schelmen, und das han ich ouch nit anders geredt [dann]
in guoter ges. und in schimpf.' 1427, Z RB. ,Er näme
ein glass mit win und schute das dem H. in sin täschen
in einer guoten ges. und luterem schimpf, als noch
dick guot gesellen mit einander schimpfent.' 1431, ebd.
Mit obj. Gen. oder Poss.-Pron., Gemeinschaft, Umgang.
,Diner gs. ich vil wol enbir.' Eoner. ,Wir [die Zür-
cher Heiligen] verdienen die ges. der haiigen in den
himelschen fröuden.' Z Chr. 1336/1446. ,Sich von der
ges. oder von dem anhang herrlicher lüten abziehen oder
abschwenken, vitare bonorum consortia.' Fris.; Mal.
Vgl. das Sprw. unter siech (Sp. 191). Allg., Gemein-
schaft; s. Gesell (Sp.715). — b) spec. a) gesellige Zu-
sammenkunft. ,Herren, ritter und knecht [der Ge-
gend hatten] ain geselleschaft und ainen hof gen Basel
gelait und wolten da ir muotwillen mit ainander haben.'
Z Chr. 1336/1446. ,An aman zuo Oberhofen und ge-
mein herrschaftslüt in namen h. Niclausen, die ges.
zwüschen wienacht und vassnacht abzestellen und
fürer ze miden.' 1482, Z RM. ,[N. sagt aus] das er
und ander gesellen jetz uff der schützen stuben ein
guote ges. und vasnacht mit einander gehept haben.'
1487, Z RB. ,Als Urs und Bäppet ein ges. und badfart
mit einandem hetten.' 1493, ebd. — ß) Verbindung,
Vertrag, Abkommen. ,[Den Urfehde schwörenden N. soll
nicht] bedecken nach behelfen dehein frylieit, gnad, ge-
leitnach recht ... dehein fryrecht, burgrecht, stattrecht
nach landsrecht, dehein vercinung, verpüntnuss, ges.
nach gesatzt der herren, stetten nach landen.' 1446,
Z. ,[L>ie Gugler und ihre Verbündeten] baten ain ges.
mit ainander gemacht und warent nieman friund, swa
si wisten guot ze gewinnen.' Z Chr. 1336/1446. ,Dar-
zuo setzen wir, das weder die, die müline hant, noch
mülner noh pfister enhein einung noch enhein geselle-
schaft mit eiden noch ane eid niemer gemachen über
dise vorgeschriben sacben von malenne.' Z RBr. ,Ob
der burger den lantman, der verbannen ist, ... nit huset
noch hovet ... und im aber anders gemeinsamet mit kou-
fenne ald mit verkoufenne ald mit geselleschaft aide
mit deheim gescheffede, das im ze nutze kumet, der git
ouch der stat ze buoze fünf phunt' ebd.; nachher: ,die
gemeinsami.' — f) unerlaubte Verbindung; bes. in der
Fügung ,g-en machen.' ,Item so habe er [Gitschart
von Raron] ouch etwe dik ges-en gemacht und ufge-
triben, das er doch gewert solt haben, und habe er
also gestift roub, brand und todsieg.' 1419, Gl Urk.
(Schiedspruch der IV Orte). S. auch Lauff, Beitr. II
143/4 und vgl. unter2b<XY. — 2. concr. ,Ges., ein
hauff, schar oder ein vile, agmen, comitatus; ein ganze
ges., manus comitum; ges. und grosse Versammlung,
socialitas; ich hab einen verdruss an grossen ges-en,
odi celebritatem.' Fris.; Mal. a) Begleitung, Gefolge.
,Uff sant Cyriacus und siner ges. [näml. der übrigen
Nothelfer] tag.' 1475, Z Rq. ,Der legat Raymund ruoft
uss nüwe heiligen junkfrowen, s. Urselen gs.' Ansb. —
b) Vereinigung, a) zslebende, bes. auch sich gemein-
sam verköstigende (kleinere) militärische Abteilung;
vgl. .Kompagnie.' ,Wissent ouch, daz bi uns ligend in
unser ges. 18 gesellen von Sant Gallen und 6 gesellen
von Surse.' 1421, Z; vgl. die Fortsetzung unter Pfänning
(Bd V 116), aus der hervorgeht, dass die ganze ,g.' wie-
der in kleinere ,g-en' zerfiel. ,Ein ges. sich uff macht,
beschowen den berg mit gefer.' JLenz um 1500. ,[Die
Mannschaft wird verpflichtet] kein bluotharsch noch
fryge ges. zuo machen noch darinn zuo ziehen, sunder
zuo dem panner zuo sweren.' 1503, Z (Reisrodel). S.
noch Seclder (Sp. 676); Z Chr. 1336/1446, 69. ,Die g.',
die Gugler. ,Zuo ergetzung irr scheden, die si von
der ges. [den Guglern] namen.' 1379, AaL. StR.; vgl.:
,A. d. 1375 ... zoch gar ain gross ges. von welschen
landen heruss an den Rin...' Z Chr. 1336/ 1446.
— ß) von Räuberbanden. ,Ir hoptman hab diez ober-
zelte, die dann all mit guoten schwärtern verfasst
sigen, und die ganz gs. in gschrift.' 1528, ZWth.
Kriminalakten. ,Er sye verlümbdet, daz er samt et-
licher gs., so er habe, einem giselässer zuo Biel
30 krönen gnomen.' B Turmb. 1563. ,Dan domalen
in der Jurten vil Merdery sich zuodrieg, von einer
Ges., deren flerer der lang Peter genant, welcher nit
lang darnach zuo Bern geredert worden.' FPlatter
1612 (Boos). — f) im bürgerlichen Leben. Wie nhd.
zur Bezeichnung von Vereinigungen zu geselligen,
wissenschaftlichen, gemeinnützigen Zwecken; vgl. die
Aufzählung der zürcherischen G-en in der 2. Hälfte
des XVIII. bei GFinsler 1884, 62/9. 225. ,An babst,
von der ges. der Walser wegen, inen guot recht zuo
halten.' 1517, Z RM. HEEscher 1692, 56/7 kennt in
Zürich .sechs G-en'; vgl.: ,Die Ges. zum Schnecken wie
733
Sal, sei, sil, sol, sul
734
auch die Ges. der Bogenschützen, auch die andere
Schützengesellschaft.' Leu, Lex.(ZStdt). Darnach spöt-
tisch : ,Ges. von dem verkerten patern oster.' BsSchimpfw.
XV. In der ä. Spr. bes. von ständischen od. beruf-
lichen Organisationen mit mehr od. weniger aus-
geprägtem politischen Charakter; Syn. Stuben, Hand-
werch, Zunft. ,S\ver dehein Meisterschaft ald geselle-
schaft wirbet ald machet in dirre stat . . . der git der
stat ze buoze zehen march und sol man im sin bestes
hus niderbrechen.' Z RBr. ,Das nieman werben noch
tuon sol enhein zunft noch meisterschaft noch geselle-
schaft mit eiden, mit Worten noch mit weichen.' ebd.
,Die zunft und die geselleschaft der smiden' wird be-
stätigt. 1336, Z. S. noch Quadrant (MV 1295). Im XVI.
tritt der Unterschied zw. Städten ohne und mit straffem
zünftischem Regiment auch im Gebrauche unseres
Wortes zu Tage. 1) ,Die ander gattung dess regiments
ist deren stetten, so keine zünft haben [nämlich B;
F; L; S] . . . doch haben die handtwerksleut in disen
stetten auch ihre ges-en, in deren ihrer handtwerken
halb gehandlet wirdt, haben aber nichts am regiment
zuoerwellen noch zuomehren.' Siml. 1577, 194; vgl.
auch Leu zur Stelle, der für seine Zeit den Unter-
schied bestreitet. Über die (anfangs wohl militär.
Zwecken dienenden) .Gesellschaften' in Bern (auch in
Biel, Thun) s. vRodt 1831, 1 6/7; EFFischor 1868,
22.26.63; B StR. 386 a (Register); B StRechn. 1904,
299. Jiz cha""-me" frö si", wenn-si Ei"'m [die jungen
Herren alte Bürgerinnen] no'h uf der Holzliste" lä"
und uf der O. Einem nit Alles vor dem Mül e"weg
neme" und d' Sach verfresse" oder under si''' selber ver-
teile". Schwzd. (B Stdt). ,Und luffen die ges-en ze-
samen und versach man sich eines ufflouffez.' Jüst.
,Ouch so behaben wir vor bescheiden spil, so in rechten
ges-en beschechend.' XIV. /XV., B StR. ,Jeclich ant-
werk, so meisteischaft oder ges. hat.' ebd. ,. ..wenn
wir mit unsren buchsen, schüfen, wärchen oder mit
andrem unsrem gezüge ze velde ziehen wellen, daz
denn kein ges. sich mit der karrer wegneu noch ge-
schirre besorgen sol, unz das die stat iren gezüg gar
und genzlich besor[ge]t hatt ze füeren ane gebresten.'
1415, ebd.; vgl. a. ,Ein offen brief denen von der
ges. zuo Nidouw, die frbmbden schnider und schuo-
macher ... zuo pfänden und abzuowisen.' 1507, BRM.
,Als in den ges-en vil uunotürftigs costens mit dem
schenken der leitlüten ufflouft, ordnen mh , das niemand
schuldig sin solle, in den [V] g-eu zuo gan anders dan uff
den sunntag.' 1519, ebd. S. noch Brütigam (Bd V 1004) ;
Reiser (Bd VI 1323). Von Hand-werch unterschieden.
,Kein hantwerk noch ges.' 1406, BStR. , Nieman weder
von ges. noch von hantwärchen.' 1416, ebd. ,Ein be-
kanntnuss den von Biel, das glaserhandtwerk ein fryg
handtwerk und uff dehein ges. zuo zwingen sye.' 1509,
ebd. Für Luzern vgl.: ,üie Zünften, die doch by uns
nit Zünften wie in andern tütschen grossen Stetten, son-
der allein Gs-en und Stuben genamset werden.' RCys.
(Br.). — 2) in den zünftisch regierten Städten (Bs;
Sch; Z) bezeichnet ,g.' einerseits die ständische Or-
ganisation des Adels. ,Es haben vor zeiten zuo Basel
die edelleut ... zwo ges-en gehebt ... an disen ist
aller höchster gewalt gestanden . . . [Seit der Reforma-
tion haben sie aber die politische Bed. völlig ein-
gebüsst; die in der Stadt gebliebenen Adeligen wurden
in die Zünfte aufgenommen]. Diss ist die ursach,
dass die edelleut zuo Basel, so vil daz regiment be-
langet, kein besondere ges. nebent den zünften haben.
Aber zuo Zürych und Schaffhausen haben sy nach
ihre ges-en.' Siml. 1577, 183/4. .Fischer, Gerwer [usw.];
es werden aber darvon die der Kauffleuten und der
Herren die untere und obere Ges-en, und die zehen
andere Zünft genannt.' Leu, Lex. ,G.' hiessen hier
aber auch Handwerke, die zu unbedeutend waren, eine
Zunft zu bilden (s. Üf-bisewer Bd IV 1702), oder die
Unterabteilungen einer Zunft; vgl.: ,Es dienen ouch
oft zwei oder dreierlei handtwerk in ein zunft, die
aber nicht dester weniger ire besonderbare ges-en ha-
ben, als bei uns die pfister und müller, die scherer und
schmid, zuo Basel die fischer und schifl'leut [usw.]. Dises
werden genennt gespaltne zünft.' Siml. 1577, 185. ,Die
einunge und die ges. der vischer in dem nidren wasser
Zürich, die zuo den vischern in dem obern wasser,
ze den schifflüten, den seilern und zuo den karneren
in ein zunft Zürich gcfüegt und verschriben sind.'
1336, Z StB. Die Schärer und Bader bildeten seit 1491
die von der Schmiedenzunft abgesonderte ,G. zum
schwarzen garten' (Vög.-Nüsch. I 410). ,So das alles
vollstreckt wirt und jede ges. und zunft by einandern
ässen werden.' 1556, Z. ,Weil nun die Ges. zum schwar-
zen Garten so wohl als lobl. Ges. zum Müllhad ihre
schöne von hoher Obrigkeit ihro gegebene Freiheiten
hat.' 1693, Z. Vgl. noch Hofmstr 1866, 9. Ausser-
dem hiessen in Bs ,( Ehren-)Ges-en' die von den Zünften
verschiedenen sog. Vorstatt-Ges-en; s.d. und vgl. Ochs
VII 375. Die Handwerksgesellen konnten ihre beson-
dern G-en haben. ,Alle wirt und knecht in allen
ges-en in unser statt.' 1463, B StR. .Desglich von
der hantwerk knechten wegen sol ouch versechen und
besorget [sin], das sollich Ordnung under inen in ir
ges-en ouch gehalten werden.' XV., ebd. ,[Es wird]
meistern und knechten des huobschmids hantwerchs
[verboten] sölich sachen und frevel in iren ges-en
den raten und dem gericht hinderrucks zevertätingen
und zerichten und inen damit ir stattrecht abze-
brechen.' 1483, AABremg. In gewissen Fügungen
entwickelt sich die Bed. Mitgliedschaft einer G.
,[Wir verfügen] daz nieman, war der ist, er sy rieh
oder arm, nie denn zwo ges-en in unser stat Bern
haben, dar inn stubengesell sin . . . sol.' 1425, B StR.
,[Der sich Einbürgernde] sol und mag ein ges. kouffen,
welche er wil, wie das einer jeden ges. gewonheit ist.'
um 1480, LStR.; vgl. Cherzen - Guldin (Bd II 228).
.Einem frembden hargezognen, der noch kein stuben
oder gs. hie in der statt an sich gepraoht hat.' B
StSatzg 1539. S. noch Brueder (Bd V 414); Hüs-
Becht (Bd VI 285); Gesell 1 a £ zu Anfang. Ähnlich
kann ,g.' das Haus einer G. bezeichnen. .[Verbot,
maskiert] uff der alten vasnacht uff deheiner offen stu-
ben noch ges. zuo tanzen.' XV./XVL, BStR. ,Us einem
andern hus, es were ein gs., wirtzhuss etc.' ebd. Auch
das einzelne Mitglied einer (Handwerks-)Gesell-
schaft. .[Kläger N.] der huotmaeher knecht wolte eines
abentz heim in sines meisters hus gan und als er hinder
mins herr Kellers hus kerne, giengint sy [die Beklag-
ten] im nach und der W. ruefte im und rette: los,
ges., los! ich muoss mit dir reden.' 1457, Z RB.; vgl.
die Fortsetzung: ,W. ist gichtig, won er jeoha huot-
maeher und nit ges.' — 8) die jungen Männer, Knaben-
schaft eines Dorfes GnSculms, V. Die Statuten einer
.ehrlichen Ges.' zu GitTomils s. AfV. I 145/7. —
e) übh. für Leute, die in einer gewissen, wenn auch
3\, SUl
losen Verbindung stehen, eine Klasse bilden. Da
ist-mer e" schöni G. bi-n-enand! Das ist e" netti
(Lumpe1-) G.! ,M[eister] Fridli Balber und j[unker]
Hanss von Schenniss sollend diss halb jar der lieder-
lichen gs. nachgenger syn.' 1570, Z RM.
Bei PSpiohtig 1658, 26 steht .Seilschaft'; vgl. allenfalls
Gr. WB. X 1, 540. Zu 2 b y zu Ende vgl. bes. nihd. ye-
wlUsehaft, Liebchen (Lexer I 910), feiner das burschikose
Wirtschaft! auch frz. paye für Landsmann.
Älpler-: = Ä.- Bruderschaft (Bd V 425). —
Fuchs-, Fuchs-schwanz-: Vereinigung von Z Bür-
gern zum Zwecke weitgehendster, auch tätlicher Unter-
stützung; die Mitglieder trugen als Erkennungszeichen
einen Fuchsschweif oder ein Stück eines Fuchsbalges;
1386 gegründet, wurde die Gesellschaft 1387 vom Rate
aufgehoben. Mem. Tig. 1742, 159/60. — Fane"-: mili-
tärische Abteilung, Fähnlein. In der Mitte des XVI.
wurde die Mannschaft jeder Sch Ortschaft in 4 Quar-
tale geteilt; grössere Gemeinden wie zB. ScHHa. teilten
jedes Quartal wieder in 4 Fähnlein; die 16 Hallauer
F-en erhielten sich als gesellige Vereinigungen, die
alljährlich ihren Musterungstag feierten, bis um 1860.
— Garte"-: Ges. der Vornehmen zu AaB. (bis 1708);
s. DHess 1818, 178/9. Syn. G.-Zunft. — Götti-; s.
Bd III 710. — Hümpeler-: G. der Fischer der Vor-
stadt ze Crüce im alten Basel; s. Bs XIV., 128 und
Bd II 1302. — Jude"-: gesellige Vereinung in Aä
Wohl.; s. Bd III 13. — Jäger-: G. der Schützen in
Schw (ADettl. 1904, 33). — Chammer-: = Chammer
(unter Ch. 3 Bd III 249) AaWoIiI. — Chnabe"-:
1. G. der unverheirateten Jünglinge eines Dorfes, einer
Stadt; s. AfV. VIII 81 ff., bes. 84 f. Als Name einer
bestimmten Clin, begegnet unser W. in GRÜbS.; GVättis.
— 2. unter Leitung von Erwachsenen stehende G. von
Schülern zum Zwecke geselliger Unterhaltung und
zur Aufführung von patriotischen Theaterstücken.
Ende XVIII. /Auf. XIX. (mit Unterbruch), Z; vgl. Z
TB. 1858, 221/51; GFinsler 1884, 212. — Chrämer-:
G. der Kaufleute. , Kremergeselschaft' neben ,gesell-
schaft der krämem.' 1430, L (FHaas 1900, 125).
Müggi-: G., in welcher nur getrunken und ge-
raucht, wenig gesprochen wird Aa. — Vgl. Mwjtji (Bd
IV 126).
Bechtelis-: G. zur Feier des Berchtoldstages zu
AATeg. — Bader-. ,Die Vorgesetzten der Baderge-
sellschaft.' ZGyrenbad Badeordn. 1600. — Böndler-:
G. der Böndler (s. BÖnler I Bd IV 1316) ZStdt f. —
Näch-bere"-: wohl = zwanglose Vereinigung von
Nachbarn ZStdtf. — Senne°-: = üfy)7er-G. Schw; vgl.
ORingholz 1908, 27 f. — Sänger-: Kirchenchor Gl
(in K. schon 1607 bestehend). — Schiffer-: G. der
Rheinschiffer in ZEgl. (AWild 1883, 226). — Schuel-.
,Die sch., die gesellschaft und gmeinschaft deren, die
mit einanderen leernend oder in die schuol gond, con-
discipulatus.' Fris.; Mal. — Schöppli-: Trinkgesell-
schaft Ap (allg.). — Scher er-: berufliche Organi-
sation der Scherer, der Schmiedenzunft zugeteilt.
,Span zwüschent der zunft und schererg.' 1433, Z.
■ — Schütze"-: Schiess-, Schützenverein, allg.; bes.
von den älteren, tvv. bis ins XV. zurückreichenden
Vereinigungen. ,Oas nieman, er sy rieh oder arm,
sunder war der ist, nit me denn ein geselschaft in
unser stat Bern haben, dar inn stubengesell sin, kein
gab noch schenki, es sy ze wienachten oder sust in
dem jar, in kein ander geselschaft geben sol denn
allein in die geselschaft, dar inn er ouch stubengesell
ist, bi dem obgemelten sinem eid, doch har inn der
sch-en vorbehebt, dar inn war da will stubengesell
werden mag und die an sich nemen, nngevarlich.'
1439, B StR. ,[Der Gemeinde Zollikon wird bewilligt]
eine eigene und besonderbare Sch. anzustellen, der-
gestalt, dass sie fürohin von der Küsnachter Zielstatt
gänzlich abgesondert sein solle.' 1673, aZoll. 1899.
Als die Berner Sch., die ,adeliche Zunft der Herren
zu Schützen', in der Helvetik aufgelöst wurde, nannte
sie sich bürgerliche Gesellschaft.' Gfd. Als Haus-
name ZStdt. Die jung Sch. besteht aus schulpflich-
tigen Knaben von der 4. Klasse an; offiziell heisst
sie , Knabenschützengesellschaft' GSa.(AfV. X 217). —
Reis-musketen-schützen-. XVII./XVIII., vRodt
1834, 293. — Flitz-boge»-schütze"-; s. Bd IV
1065.
Schlegel-: Gasterei. ,Wan abt Bertholt kein
fechten noch reiten vor im hatt, so hielt er schlegel-
ges-en, die man zuon selben jaren hochzeiten hiess
und iezmal pompen, panketen und mit schimpflichen
Worten kesslertäg nennet.' Vad. I 334.
Der Schlegel gieng zum Zeichen des Gastgebotes um; vgl.:
,Ein schlegel, das ist wenn man ein gastung lasst umbgon,
circumpotatio.' Fris.; Mal.
Stube"-: Art Zunftverband der gesamten Bürger-
schaft im alten Brugg (vor 1444, bis 1798); s. Aa TB.
1904, 32. — Studier-: G. der Schiffer zu AAKobl.;
s. Aa Gem. II 338. — Vor-statt-: Vereinigungen zu
militärischem und polizeilichem, zu religiösem und
geselligem Zwecke in den B Vorstädten; s. Beiträge
zur vaterländ. Geschichte XI 121/90; AfV. I 257/9.
— Sonn-tags-: am Sonntagabend zstretende G. zur
Pflege der Musik. ,Man fleug damals [Ende XVIII.]
auch an, S-en sowohl von Knaben als von Mädchen
zu bilden, jene Messen Kameraden, diese Gespielen.
Sie traten an den Sonntag-Abenden abwechselnd bei
einem Gliede der Gesellschaft zusammen zu Spiel und
bescheidener Erfrischung.' GFinsler 1884.— Diens-,
Donners-tags-. ,Die Dienstags- und Donnerstags-
Gesellschaften unserer jungen Frauen.' Bänkli 1778.
— Töpfer-: wissenschaftlich-literarische Vereinigung
in SStdt (seit Mitte XIX.), deren Mitglieder .Töpferge-
sellen', deren Vorsitzender , Altgeselle' heisst und deren
Sitzungen sich als , Totengerichte' mit der Kritik der
vorhergegangenen öffentlichen Vorträge befassen.
Ditler-. ,Als von im [Waldmann] und besunder
von siner lichtvertigen d. vil richtiger tröwwort wur-
dend ussgestossen.' Ansh. I 341.
Viell. nach schwäb. düttlc", schmeicheln (Fischer II 521)
als .Schmeichlergesellschaft', zu deuten, also eine heimische
Erinnerung bei Ansh. ,Ditel' bei Gr. WB. II 1197 ist nicht
klar und kommt kaum in Frage.
Mitt-wuche"-: Name von Abendgesellschaften,
die sich Mittwochs versammeln Z. — Ohilch-wih
Ghilbi-: zu ihrem Zwecke sich jeweilen bildende G.
von Burschen und Mädchen, welche einen Chilbi-Tanz
veranstaltet Schw. — Wuerungs-: Vereinigung von
Interessenten an den Schutzbauten an der Tamina.
GFlösserordn. 1839; vgl. W.-Meister (Bd IV 534).
ver-ge-sell-schafte": 1. begleiten. ,Die Pre-
digten, so mit Gesänge vergesellschaftet sein.' Herrlib.
1751. — 2. Jmdm eine Gesellschaft geben? ,Der re-
formierten teutsch und französischen Gemeind und
Kirchen zu Kopenhagen ist wegen erlittenen starken
737
Sal, sei, sil, sol, sul
;:;-■
Brandschadens fl. 300 verordnet und beide Hm Col-
lectanten gastfrei zu halten, auch heute zu v. erkannt
worden.' 1729, KWild 1847 (G).
Gesellschafter (in BL. G's) m.: Begleiter auf
einem Wege B. Ich han e" churzwilige" G's. g'häbe".
Nacht-Seil, Seiler, sellhaft s. N.-Seld usw.
Sola (weibliche Katze, Art Knopf) s. Zela.
Selann: = Mari-MaHalenen-Chrüt 3 (Bd III 901).
Denzl. 1077. 1716.
Vgl. ,Selaunen' bei Gr. WB. XI, 411 (auch .Saliunk.' ebd.
VIII 1697, ,Se1iung.' ebd. X 1, 537); Fris. hat im Gegs. zu
Denzl. im Artikel ,saliunca' die Übersetzung ,Selaun' nicht.
S. auch Seüiga.
selledi. Im Anzählreim unter Knoll (Bd III 740)
AARein.
Sele'kt m.: 1. jährliche Prüfung zur Auswahl der
Kirchensänger BSi.(DGemp.). ,In St Stephan und Zwei-
simmen, vielleicht auch anderswo, bestanden sogar
sogenannte Sängergüter zur Unterstützung des Kir-
chengesangs. In ersterer Gemeinde finden noch jetzt
bezügliche jährliche Prüfungen, S. genannt, statt.'
DGemp. 1904. Lt Imob. hiessen auch die Genossen-
schaften selbst S. — 2. Militärschule. ,1790 [war]
die Errichtung einer Schule oder eines sogenannten
Selekts in der Hauptstadt zur Bildung tüchtiger Ober-
und Unter-Offiziers für die Infanterie bereits be-
schlossen.' vRodt 1834.
Sele" m.: Kurzform des männl. Taufnamens Se-
lesti", Cölestin SchwE. — Selestika ,Sellesticke' :
weibl. Taufname, Cölestine F.r. — Vgl. Seiest bei Martin-
Lienh. II 350.
Seile" II f.: die Küche in der Sennhütte BAd.
(nur in dieser Bed.).
Angabe Zyros, durch neuerliche Erkundigung bestätigt.
Weiterbildung zu Sal; vgl. aisl. sei n., Sennhütte.
seile", Praet. ,salte': Jmdn ,in gewer s.', einsetzen.
,[Ich] entwürfe mich aller der gewer, so ich ie gewan
zuo dien vorgenanden güetern und nützen, und salte
die vorgenant swester Verenen pryolin im samnunge
und Niclausen von Holdem tragern der frowen im
samnunge ze der frowen banden in nutzlich gewer
der egenanten güetern und nützen ruoweklich ze
niessende, ze besetzende und ze entsetzende alz ir
guot an allermenliches Widerrede.' 1344, AAÄar. ,[Die
Stifterin] entzech sich aller der gewer, so si oder ir
vordem ie gewunen ze dien vorgenanten güetern und
ouch gelte und salte den vorgenanten phleger Nicl. von
Holdem ze des spitalz banden in nutzlich gewer der
genanden güetern und geltes fridlich und ruoweklich
ze niessende.' ebd.
Mkd. in der Bed. .rechtskräftig zu Eigentum übergeben.'
Hieher (s. Lexer II 5S4) der Familienn. ,Salman(n).' XIII. ,
Bs; XV.. Z; bei Leu, Lex. XVI 55/6 auch .Salinen.' Vgl.
auch die Anm. zu Sal (Sp. 688).
Selleri ÄALeer.; B; GitChur; GuT.,W.; Z, Sällerich
ÄA(Mühlb.); NDw(Matthys); U (Sellerich), Seihring Bs
(Seiler), Selenie" GrHc (Dan.), Zeller e" Ae (Qual, des
germ. e); GoRb., W. (-ä-); Sch, Zällerech AaP., lt
Mühlb. (Zällerich); L (lt Brandst., lt Ineichen, Scharm.
Zellerech); GoT. (Zellerech,); aScHW, E. (lt Lienert Zoll-
rieh); SNA.; U, Zallerne GrD., Silleri B (Durh.;
Gotth.), Sillrich BGr. - m. Bs; L; Ndw; Z, f. Ar-;
Schweiz. Idiotikon VII.
GrD., He.: (Garten-)Sellerie, Apium graveolens. wohl
allg. ,Cardon, Lattich, Seleri.' Bot. 1G87. ,L)er Seleri
hat eine Verwandtschaft mit dem Peterlein.' E König
1706. , Salat, Kressig, Seiering.' ebd. ,Im April säet man
... (.'ardiliol, Selerj etc.' HSulz. 1772. ,Selerj oder Zelerj
(Selinum, Apium hortense) liebet läiinicbten oder lätten
Grund.' ebd. ,Für '/s Lot Samen für Sellry 4 ß.' 1789, Z.
Vgl. Gr. WB. XI, 539; Unger-Khull 593. Die schwan-
kende Qualität des Vocals der ersten Silbe hängt mit der
Entlehnung zs. Die Formen mit '/■- erscheinen nicht nur
in andern deutschen Dialekten, sondern auch in andern
europäischen Sprachen; s. Gr. aaO., wozu eis. Zdleri (Martin-
Lienh. II 902), bayr. Zellerer (Schill. a II 1112), tschech. celer
(ebd.), rumän. tselina, ital. dial. celeri (bei Schm.): es dürfte
daher weder die Agglutination des Artikels noch die An-
nahme, frz. c (in cderi) sei nach dem Schriftbild als («-
aufgefasst worden (vgl. Aum. zu Sigarren Sp. 490) zur Er-
klärung genügen. Zu der Form, auf -i stellte sich nach
Parallelformen wie Bülteri: Bütterich und nach Pflanzennamen
wie Kreisich, Wegerich eine Form auf -ich (-ech) ; vgl. Chümmel
(Bd III 294), auch Chnob-lauch (ebd. 1006). Diese wird
überall m. Geschlecht zeigen, wenn es auch, entsprechend
der überwiegend coli. Verwendung des Wortes, nur selten
angegeben ist. Das Dim. Sellerli (Bd VI 81 o.) scheint in-
dividuell, veranlasst durch die dabeistehenden Rüebli, PeteHi.
selleri. sellerli. Im Anzählreim unter Knoll (Bd
III 740) B; Sch; Z.
Selliga: Pflanzenname. ,Nardus Celtica vel Gallica,
K. Nos etiam ex altis Vallesiorum montibus a Caspare
Collino nostro missos aliquot eius cespites proximo
autumno plantavimus, et rudimenta rloris iam vidimus,
ipsi sua lingua Seiliga, quasi saliuncam, vocant.' Gesn.
1561. Bei SMünster Cosmogr. 1544, 340 = 1628, 692
.selligen.' — Wohl aus lat. saliunca; vgl. .Seliung' Gr. WB.
X 1, 537; auch Selaun (Sp. 737).
Saline": weibl. Taufname G; Th; Z.
N, /„
Seil (bzw. mit dem altem ei entsprechenden Voc. ;
s. jedoch die Anm.) n. allg. (doch in BG. durch das
urspr. Dim. Si'li verdrängt), PI. unver. Bs; BSi. (Im-
obersteg); GrAv., L.; LE., G.; GT.; Th; WLö.; Z,
Seiler usw. Aa; Ap; Bs; Gl; LRömersw.; Sch; Th (in
Erm. Söäler mit Ural, des oa < ei); Ndw; ZRuss.,
Sth. und lt Dan., Seili usw. AaP. (wohl zum Dim.
Seili; daneben Seiler); Ap (wohl zum Dim. Seili); B;
Gl; GrRIi.; TB.; WM., Vt., Dim. Seili usw. (doch
vielfach, so in BG.; Gl, nicht mehr als Dim. gefühlt;
PL meist unver.) Aa; Ap (in Lb. Sali mit Uml. von
ä <ej); B (in G. und sonst im PL häufiger SiHeni);
P; GRPr.; L; GT.; S; Tu (Sali); Ndw; W; Z (in Sth.
Sali), Seilti usw. BG., Si. (neben Si'li); P; LE.; TB.
(Se'lti); Ndw; UUrs.; WVt. (neben Seili), Seiltschi
GrNuI'., Seileli (gespr. Si'uueli, häufiger als Si'uui)
BE. (Friedli), Seiltili (stärker dim. als Seilti) LE.;
Ndw: 1. wie nhd.; im Allg. länger und dicker als der
Hälsel (Bd II 1210 ff.) und bes. der Strick (s. d.), doch
in manchen Gegenden (so in B; F; Gr) und in be-
stimmter Verwendung (tw. als Dim.) auch von kür-
zern und dünnern Seilstücken. Vgl. auch Schmier.
,Das 8., funis, restis; das seile, resticula, funiculus.'
Fris.; Mal. Neben Synn. genannt. ,[A. habe dem B.]
sin silen und sine seil genomen und verstoln.' 1425,
Z RB. ,[Die Appenzeller haben beim Klosterbruch in
Rorschach] die ysnen kettinen und costlichen seil als
abprochen und hinweg getragen.' 14b9, ti Mitt. ,Ich
wärchet oft, wen wier die grossen strick oder sunst
Sa), sei,
>1, sul
740
seill machten, das mier der schweiss ussgieng.' Th
Platter 1572. ,Zaum und etlich Rossgschir als Strick
und Seilen.' 1600, Z Inv. ,Seiler, Sträng, Strick, eisen
Ketten.' Kriegsb. 1644. .Wann der Wind blaset, dann
ziehet der Schiffer seine Anker auf, hauet die Strick
und Seiler ab, spannet die Segel aus [usw.].' JJUlr.
1718. S. noch Bd II 1211 (mehrfach). Herstellung,
Beschaffenheit. ,Ein pfuntswert linder (lindiner) seilen
1 ß.' 1376/9, Z (Unigeldtarif); vgl. Lind-bast-S. ,Man
sol nachgan und richten, als Hans seiler am Rinder-
märgt valtsche seil gemacht hat. Hans seiler uff dem
Bein [sagt aus], das er in dem s. gesechen hab viseher-
netzy und geblüwens werch, das sige ein rechter
valtsch. Heini seiler [sagt aus], das er in dem s. ge-
sechen hab alten tratr, abwerch, ein alts netzystuk
und alt federn; sölichs sig ein valtsch und sölte das
nieman in dehein s. tuon. [Auch Andre haben darin
gefunden] alt lumpen, vischernetzy, alten tratt, das
alte verwoiffny seil werind gesin und kudern.' i486,
ZRB. ,N. umb 5 zentner werch zu seilen 15 pfd 5 ß.'
1507, B Staatsrecht ,Hänfin s., auss hanff gemacht,
torta cannabis, funis cannabinus.' Fris.; Mal. S. von
Eisen: ,Ein Bindketten, zehn Gunten ... fünf eisen
Seiler, ein paar Eisenstrick [usw.].' 1818, ZGÄg. Kauf-
brief. Das vierfach(t) S., als Züchtigungsmittel Bs;
B; S; vgl. Hälsel (Bd II 1211). Ei"'m mit Hm »-«"
S. ge". 's Verelis Vater het lang chöirne" si"'m Bueb
träne", er nimm 's vierfache Seili, wenn-cr tüei hüröten,
eb-er troch sig hinder den Öre". JReinb. 1905. Die
KrankhiH [des störrischen Mädchens] wär guet z' tok-
tere": Uberschleg mache" mit-eme" v-e" S. ivär d'r best
Tdklerzug. bGFELLER 1911. Vgl. dazu: ,Die seil, die
Christus im tempel zuosamen bindet und daruss ein
geisslen macht.' LJud 1531. Im Vergleich; s. Mamcen
(Bd IV 608). Sprw. : ,Uas s. lasst sich denen, bis es
nüt mc erlyden mag' ; s. Hüs-Rät (Bd VI 1 588). .[Narr,
über die Bereitwilligkeit der Hagar, sich zu Abraham
zu legen, spottend:] Ja fiügt [sie] gleitig zhand on
luoder; ee dass dich der schnabel flie, dacht [1. dächt]
wol, sy wurd ein s. zerzie.' Haberer 1562. a) S. zum
(An-)Binden; oft mit den Gebrauchsweisen unter b
usw. sich combinierend. Mädchen bilden, sich die
Hände reichend, einen Kreis und singen: Helfe"d-i"s
binde", mer binde"d mit dem S.! worauf Jedes seine
Arme mit denen der Nachbarinnen kreuzweise ver-
schlingt; dann folgt die Auflösung mit den Worten:
Helfe"d-i"s lose", mer löse"d mit dem S.! ZO. (HMessi-
komer 1909); vgl. dazu: Helfe"d-i"s flechte", mer flechte"
mit Hm S., mer flechte" mit der Martha, mer flechte"
mit Hm S. Bs (ohne nähere Angabe), entstellt: Chumm,
mer wend go" fechte", mer fechte"d mit dem S., mer
fechte'd mit der Anna, mer fi>chte"d mit dem S. ZWald
(Stauber), eig. wohl das Binden von Kränzen nach-
ahmend. Wenn 's am Pankraz regnet, so gV't 's kei"
Biren und wem-mer s' mit Seilere" uiird a"binde" Z
Russ. Auf Baugerüsten verwendet; s. Büst (Bd VI
1539). Zum Binden von Warenballen ; s. Brügel
(Bd V 520 u.). Zum Zubinden von Säcken, in der
Verbindung ,Sack und S.'; s. Sp. 604/5. Zum Gürten
der Mönchskutte; s. Knoderer (Bd III 736). Zum
Fesseln; s. hammen (Bd II 1271). Zum Befestigen
von Fischköder: .Darzuo [zum Fischfang im Rhein
hei Laufen] man dann ein Lockfisch, das ist einen
Lachs, an einem S. angebunden im Rhein loufend,
brucht.' JJRüeger 1606. En Hund amefnej" S. (am
S. Z ltSpillm., ame" Sali ThMü.); s. Bd II 1427. Vgl.
dazu Chetten (Bd III 563). Auch: Potz Hond — ame"
Sali! TaMü. Tue" leie-n-e" Chatz ame" S.; s. Bd III
586. , [Während der Ernte ist das Weiden auf der
,kornzelgg' verboten.] Doch mag ein jeder sin vee,
darmit er dann sin gout heimföuren wölte, an sinen
wagen oder karren binden und sust nit daheins wegs
darin weiden, weder am s. nach mit hietten, oderjoch
vee darin schlachen.' 1502, Aar. StR. .Wenn einer
mit einem ross zuo merkt faren wölty, so möchti er
das abendts in die weid an ein s. binden, darmit er
morndes söllichs dester e finden möchti.' 1521, ZGreif.
,An einem s. füeren' 1) eig. .Wellicher metzger...
ein rind ungebunden über die brugg zuo der metzg
tribe und das nit an einem helssling oder s. füerte,
derselbig soll...' 1592, Z RM. — 2) Midi.; vgl.
Narren-S. ,Er [der Täuferkönig Johann von Leyden
in Münster] hat sine torächte lüt schandtlich am s.
umbgefüert nnd so lasterlich betrogen.' HBcll. 1561.
In der Darstellung des jüngsten Gerichts über dem
Haupttor von St Nikiaus zu Freiburg führt ein Teufel
die ihm Verfallenen zur Hölle an einem Seil, das um
die ganze Bande herumgeschlungen ist. ,Zum (An das)
s. gän, bringen'; vgl. unter ß. , [Fürsprech zu Uoli,
der Elsli nicht heiraten will:] Du hast unrecht, lass
dich wisen! ... Folg, folg, folg und gang zum s., und
geb dir Gott glück und heil!' NMan. ,Der franzoss
hielt dem bapst all sin inkommen im Frankrych vor,
damitt er inn wider zum s. bracht, das er sich anfieng
druss schüsslen, als er verzählet hatt, und Hess den
keiser darinn stäcken.' JHaller 1550/73. ,Das man
zuoletst sy brächt zum s.', zum Gehorsam. JWagner
1581. , [Teufel A. will einen Bräutigam, der wegen
Unkeuschheit ihm verfallen ist, in der Brautnacht
holen. Teufel B.:] Die Brut, mag sie dir nit auch
werden zteil? A.: Kan sie nit bringen an das S., sie
ist nit mutig, frech und geil . . . allein sie ehelich
dorumb wirdt, Gott zlob und zehren, Kinder zge-
beren.' GGotth. 1619. ,Es wäre mir vielleicht ge-
lungen, ihn ... ans S. zu bringen; aber nein, so lang
NN. um ihn sind, so lang richte ich nichts mit ihm.'
HPest. ,Sich an ein s. stricken': ,Darumb wilt bhal-
ten, sun, din heil, strick dich nit an des buoben seil!
Fluch, fluch fast wyt und ver von im!' GBinder1535.
,Bim s. bhalten': Der franz. Ambassadeur gab dem
König den Rat, ,das man fürhin den Eidtgnossen so
wenig gelts an ire zalungen gebe, als es immer gsin
möchte ... damit möchte er sy bim s. und in siner
band behalten und so er etwas an sy begerte, könnte
er sy mit irem eignen gelt, das man inen doch sonst
schuldig, tringen, ime zuo willfaren, wie wenig gelts
joch vorhanden.' RCvs. S. auch Fas-Nacht (Bd IV
646). App Hm S. si", lustig, mutwillig sein Bs; vgl.
Chüe-S., ferner Chetten (Bd III 563). Der Dursli isch
hüt ganz ab Hm S. g'sl". Breitenst. 1864. Ab dem S.
cho", sich aussergewöhnlich heiter oder auch derb
ungebunden benehmen AaWoIiI. (Donat-Meier). Spec.
a) für Heu"'-S. (s. d.). Eine Burdi [Heu] fergged-mu"
im (Hew-)Seil Bärnd. 1908. Es Seili volls Herne,
.soviel Heu, als man in ein Seil bringt' W (Tscheinen).
S. auch an (Bd I 253); guet 6 (Bd II 536); Z'Äbend-
Sack (S,). 618). Us aem S. g'hije" 1) eig., von einer
Heubürde, die, weil nicht fest gebunden, auseinander-
fällt GrA. (s. Burdi Bd IV 1541 u.); SchwMuo. —
2) uneig., von Personen, verlottern, sittlich verkom-
711
Sal, sei, sil, sol, sul
Ti-
men, ausarten ScawMuo. Wenn d' Blieben linder 's
Militär chömi-d, s§ g'hiji"d-s' giren e"chli" us dem S.
— ß) Seili, Strick zum Anbinden des Viehs an der
Krippe. Lueg um S..' sieh nach, ob das Vieh ange-
bunden ist WMü. (auch heute noch, wo das Vieh an
Ketten angebunden ist, gesagt). „Ein Stück Vieh e' S.
bringen, an die Kette legen Gr"; W ('?). Z' S. brühen,
das Vieh an seinen Platz im Stalle treiben [s. 6ms ä a
BdIV 1739], mitunter scherzweise auch von Menschen,
namentlich herumwildernden Kindern GrPi\ (GFient).
Uii »' S.! Zuruf an das Vieh beim Eintreiben, ebd.
Es [das Tier] findt allimäl d's Seili. ebd. EntU'h ist-er
au'1' z' S. cho"! von Einem, der nach langem Wählen
endlich geheiratet hat. ebd. Dazu: Schad, •'as'-er
selber scho" am Seili isch [schon verheiratet ist], hei"
d' Nachtbuebe" g'seit z'säme". JBeinb. 1905 (S). —
■f) langer, schmaler Lederrieinen zum In-Seilen (s. d.
Bed.2) eines Zugochsen SThierst. — b) zum Ziehen.
,Alls ein herr von Einsidlen vorhar den hof lütten
allweg ein s. geliehen hatt, die trottböum damit zuo
züchen, das setzent sy hinfür aber in eins herren
gnad, hoffende, dass inen das nitt versagt werde.' 1491,
ZKü. Hofrodel. .Alles [Geschütze usw., ist] mit Strick
und Seilern mit gröster Müh und Unglegenheit durch
die Soldaten nach Villmergen gezogen und geführet
worden.' 1656, Arg. (Bericht über die Schlacht zu
Villm.). ,Wenn der Tagwen Beuti die Hölzer ge-
hauen und herfür getan, dass man selbe mit dem S.
ziehen muss, sollen die aus Linthal 12 starke Arbeiter
schicken, die ihnen helfen die Hölzer hinüberziehen
[zu dem Brückenbau].' Gl LB. 1807. Seil(i) zieh",
Knabenspiel, bei dem zwei gleich grosse Parteien in
entgegengesetzter Richtung an einem Seil ziehn Bs;
B; als Turnspiel unter dem Namen , Seilkampf' weiter-
hin bekannt. Jitz hei"-si [der Reiter am Ufer und
der Gaul im Bache, den jener am Halfterseil heraus-
zuziehen sucht] a"fah" Seili zieh" mit enandere" . . .
RvTavel 1!'ii4. Am S. flieh". ,Ut funales equi in
triumphis, die an seileren in triumphen ziehend.' Fris.
Uneig. : D' Frau uill-sich scheide" lö" — i'h will nüd!
Jetz wäm-mer luege", wer am stärchste" zieht am S.! Z.
An ii"'m (am gliche") S. (auch Seilt B) zieh", das Selbe
wollen, zshalten B; L. ,Noch nie war Jakobli zu Kilt
gewesen, noch kein Mädchen hatte er bei der Hand
gehabt; dass er zuweilen mit Mädi an einem S. ge-
zogen, war nicht in Anschlag zu bringen.' Gotth. ,Er
sehe wohl, d's Weibervolk und d' Schneider seien
immer unter einer Decke und zögen am gleichen S.,
sagte Hansli.' ebd. Auch Freiburg wird ersucht, sieb
diesem Übereinkommen anzuschliessen, damit die vier
Städte ,an einem s. ziehen', da sonst Alles vergeblich
wäre. 1530, Absch. ,An einem s. zeuhen, eadem via
ingredi; pariter remum ducere.' Hosp. ,Sie ziehen all
an einem S., voto vivitur uno.' üenzl. 1600. ,Sie
ziehen nicht an einem 8., sind nicht einig.' Sulger.
Me" muess nit immer am gliche" S. zieh", ■ das Selbe
tadeln S. Am letze" S. zieh", eine Sache ungeschickt,
verkehrt angreifen GlMoII. .Nehmet für ein und alle-
mal an, dass ein Jeder, der für Recht im Lande, für
Brief und Siegel und Artikel, die keinen Nutzen brin-
gen, eifert, am unrechten Sail zieh; denn der Landes-
nutzen ist der wahre Grund aller Landesrechte.' HPest.
,An Jmdes S. ziehen.' .[Wirt zur Wirtin:] Die gsellen
sind jung, frölich all und geil und zugind gern an
Venus seil. Gang, heiss die metzen inhar ganl- NMan.;
vgl. Gr. WB. X 1, 211/2. ,Nochdeme die Zunftmeister
das Fürfähl einmal abgetan, müsstend sie sich, um
die Ihrigen und sich in einen Herren-Stand zu setzen
und dorinnen zu erhalten, um die Grossen verdient
machen, zogen desswegen an ihrem S.' 1713, Z (Be-
schreibung der bürgerlichem Unruhen etc. durch JCAb-
egg). Am S. ha", zur Partei halten, für sie einstehn
L (Ineichen). ,An ein s. ston, ein s. dapfer angreiffen,
brachia dare ad funes.' Fris.; Mal. ,Vom s. fallen',
von dein einmal eingeschlagenen, rechten Weg ab-
kommen, abtrünnig werden. ,[A. sagt] er wölte ee
nit an die gemeind gan. Uff sölichs redte B.: sind
nun manlich! lassent uns nit so liederlich von dem
s. vallen!' E. XV., Z. ,Man hat gsechen, dass dis
nüwen secter bi inen selbs so unbeständig, dass si hüt
eins, glych morn . .. das widerspil und ir eigen wider-
fechtung zuo banden nemend; als Zwingli anfangs
dem Luter schreib und in ermant, dass er das wort
Gotts in der warheit lerte [usw.]; uf das er, Zwingli,
vil witer vom s. gl'allen dann Luter.' Salat. ,Bald
aber fiel er in seiner leer und laben vom s.' CurGrou
1599. ,Solomon, Joas, Nero, Caligula haben sich im
Anfang ihres Regiments sehr wol und rühmlich ge-
halten und jedermann gute Hoffnung gemacht einer
guten und beharrlichen Regierung; aber sie sind
schandtlich vom S. und durch Wollust des Fleisches
von einer Sund in die andere gefallen.' JHHott. 1671.
,Die Niniviter sind zwaren auf ihren erzeigenden
Reuen erhalten worden; da sie aber wider umge-
schlagen, vom S. gefallen, das alte Wesen wider für
die Hand genommen, ist ihr Statt darüber zu Grund
gegangen.' FWyss 1672. ,Vom S. fallen, a tramite
deflectere, pedem revocare, ab instituto recedere.' Hosp.
,Wie kombt es dann, dass man so einsmahls ab dem
S. falt? Wie kombt es, dass diser lobl. Nation Lor-
beereräuz auffgebunden, von dem Mund aber so
schimpflich von ihnen gesprochen wird?- Pol. Gespr.
um 1685. S. noch Ifer- Putsch (Bd IV 1937). Mit
Dat. P.: ,[Der schwäbische Bund und die Eidgenossen
hatten die Vermittlung des Pfalzgiafen angenommen]
darnff ward ein tag gen Basel fürgenommen, der mocht
nit sin fruchtpar . . . : dem fürsten was der schwe-
bisch pundt vom s. gefallen.' NSchradis 1499. Hie-
her auch(V): .Einem das s. ablaufen', zuvorkommen;
vgl. Bd III 1128. ,Die küngischen [wollten] das Mün-
stertal innemen uff iro vorteil, dan das des stifts lüt
inen ablüffent das s.' NScbradin 1499; ebenso bei
Edlib. 212. Spec. a) Glockenseil. ,N. dem seiler umb
ein s. an der grossen gloggen 3 pld.' 1508, B Staats-
recht ,Das verschiner zit die seiler an den gloggen
in der pfarrkilchen zuo Arben uffgezogen, die gloggen
mit schlössen vermachet [worden seien, um das Sturm-
läuten zu verhindern].' 1527/9, Z RB. S. noch be-seilen.
— ß) Zugseil auf jeder Seite eines Netzes. Fischerspr.
(wohl allg.). Beim Zugnetz von beträchtlicher Länge,
damit die Fischer von der Euet (Bd VI 1826) aus
fahrend einen möglichst grossen Bogen beschreiben
und nachher beim Ziehn mit dem Netz ein möglichst
grosses Gebiet bestreichen können; s. Klunzinger 1893,
bes. 170. 180/1. 184. 187. 1:»:'., sowie ONägeli 189* (ti.).
16. Es bestanden bestimmte .Vorschriften für die
Länge der Seile, wobei ein Seil von bestimmter Länge
als Einheit angenommen war; das zuerst ins Wasser
gelegte (vom Netz und dem dasselbe legenden Fischer
aus .hintere-) Seil kann kürzer sein als das .vordere.-
743
Sal, sei, sil, sol, sul
711
Mehrere ä. Belege schon Bd VI 1826/7. ,[NN. klagen,
dass sie] ein zug in dem se bestossen hatten ... Den-
selben zug hat inen frefenlich genomen A. und B. und
hant inen ir ruoten usgezogen, do si vier seil gefaren
hatten.' 1408, Z. ,So sol ouch von ostern hin unz ze
der vasnacht ze dem eglin, so man daz egly nach dis
einungs sag vachen sol, tages nieman mer legen dan
8 seil, und dan von der vasnacht hin in der vasten
unz ze ostern sol man zuo dem eglin tages legen 10
seil und nit mer; der selben seilen sol enkeines lenger
sin dan drissig klafter, und sol der selben seilen zwei
seil hinder im han und ein span.' 1422/89, Z Fischer-
ordn.; dazu 1483 der Zusatz: ,Vernement min herren,
sölichs werd nit gehalten und werffint haggen, knü-
pfind die seil aneinandern ... wer sölichs mer tätte
der ist dem einung verfallen'; 1489/1563 folgender-
massen abgeändert: ,. .. und sol der selben seilen sechse
vor der band han, die andern hinder im und ein span,
der sol halten 30 und nit me . . . und sol man das
glicher wis mit rottengarnen oder andern garnen, wo-
mit man zuo dem egly zücht, och also halten, und
sol och dheiner me seilen im schiff han, denn wie
obstat.' ,Es sol ouch nieman die murvischly, das do
heisset das swalenbruot, vachen dann über fünf seil
ungefarlich, ald es were dann, das einer die under
dem is fienge, das hat dehein bann.' 1428, ZGreif.
Fischerordn.; dafür 1519: ,Ouch mögent die vischer,
ob sy wellent, die fünf seil züchen, doch nit under
dem yss, und soll ein vogt von Gryffensee die selben
murvischli beschirmen.' ,Es soll ouch umb meerer
glycheit willen, damit die im obern und nidern see
destbass nebend einandern belyben mögend, niemand
meer an dise garn [,summertrachten'] leggen, dann
uffs meist zwei seil vor der band.' 1512, Z Fischer-
ordn. für den See. ,Die garn, so die weidlüt unzhar
mit 14 seileren und sechshundert mäschen gefüert und
zogen habend, die sollend sy nunhinfür nit meer dann
mit 10 seileren und vierhundert mäschen züchen und
bruchen, damit destminder Schadens bescheche und
das prüet nit gar verderpt werde.' 1531, Z Ratserk.
Kürzer sind die Seile beim Land-Garn (vgl. Bd II
422). ,Es sol ouch nieman mit enkeinen watten ze
sew varen won von wiennachten unz ze ostern, und
sol man mit krebwatten in zwein schiffen züchen, als
verr man mit den modern mag geschalten, und süllent
die seil an den selben watten sin ze beiden wenden
by drin oder vier klafter und nit lenger, und die
steinwatten sol man züchen, daz einer an dem land
sye, der ander sewes halb, und sol daz seil landes
halb 6 oder 7 klafter haben an der lenge und nit mer
und sewes halb drü oder vier klafter an der lengy
und ouch nit mer.' 1422/89, Z Fischerordn. Noch
kürzer am Stellnetz: ,Wo ouch ein vischer mit dem
garn zücht und ein stossruoten stosst, mit einem stall-
schiff, da soll einer anfahen netzen setzen, da syg
fecher oder nit, und soll für sich insetzen ein halb s.
Und wenn er ein halb s. gesetzt, so soll er dann sin
netzen setzen, obsich oder nidtsicb, doch sover, daz
er im nit widerumb setz gegen sinen faachhen necher
dann ein halb s.' 1519, ZGreif. Fischerordn. — c) zum
Aufziehn und Herunterlassen, Aufhängen. Am Zieh-
brunnen: ,Jo. Seiler umb ein s. gen Loupon uff die
bürg zuo dem sod 4 Ib. 12 ß.' 1375, B StRechn. Am
Drehrad; s. Bd VI 483. Gewichtseil an der Turmuhr:
,Der gewege nim beder war; so si sich ergangen ha-
bent, das si schiere nüt me seilen habent, so züch si
wider uf.' 1385, L. Seil der Weinschröter: .Wann
die Küffer mit ihrem S. und Volk Wein einlassen.'
B Küferordn. 1691 / 1733. ,Sich an einem S. herab-
lassen' uä. .Etliche entrunnend über die muren uss,
die sich an seilern hinussliessend.' Äg.Tschuih, Chr.
,Die darinnen lagend, Hessen sich uss Forcht an Sei-
leren hinden über den Velsen ab.' JJRüeger 1606.
,Ans S. bangen', um sich hinaufziehn zu lassen; s. brav
(Bd V 427). Eine" am S. abe" lö", foppen, (hinterrücks)
verspotten Aa (ziemlich allg.); Bs; ScuStdt; ZStdt; vgl.
seilen. Insbes. <x) Folterseil. S. Bd VI 395 o. .[Die
Basler hätten ihren Zunftmeister] fengklich angenom-
men und understanden, uss im an dem s. und uff
dem rössly [gewünschte Aussagen] ze trengen und ze
Dötten.' 1484, Bs. .[Bettler:] Streckend den böswicht
[den Ablasskrämer] an einem s., so hörend ir siner
tück ein teil! [Eine Frau:] ... Har, har, wir wend
den keiben strecken und mit dem s. sin gwerb er-
fecken! [Darauf] bundend [sie] im hend und füess,
zugend in an einem s. hoch uf in aller wis, form
und gestalt, wie man ein mörder streckt, bis er sprach,
er wett vergechen.' NMan. ,So hat er [der Herzog
von Savoyen] zuo mer schmach in mitten in der statt
Jenf am platz des merkts ein eerenman am s. lassen
ufziehen.' 1526, Absch. (Klage der Genfer Gesandten);
dafür 1530: Der Herzog habe einem Burger von Genf
,das S. geben' lassen. Oft in der Wendung , Einen an
das (ein) s. legen, schlahen.' ,Sy weltint NN. [Ver-
schwörer] an ain s. schlachen.' 1481, G. ,Die erste
[Urteil] war, man solte mich an das s. schlagen und
erkunden, woher der falsch glaub wäre.' GStähelin
1559. N. wurde Vormittags ,an das S. gelegt' und
Nachmittags in die .Kluppa.' 1655, Gr (GFient 1896).
S. noch fänglich (Bd I 860); fragen 2 (ebd. 1291);
legen (Bd III 1174). , Am s. fragen.' , Wenn [der Nach-
richter] uf den turn gat, ein person, wip oder man
ze fragent an dem s. oder mit ander marter, ist sin
Ion ein pfd.' 1471, BPES. , Fürer hat N., mins herren
... verwesser und amptman, den Möschen am s. witer
gefraget, und hat also der M. verjechen . . .' 1471, Z RB.
,Also ward Jätzer .. . durch verordnete rät und burger
am s. gefragt.' Ans». , Am s. probieren'; s. BdV305o.
— ß) zum Hängen (am Galgen). ,Nu ist im [dem zum
Tod am Galgen verurteilten Hehler] hüte worden ein
s., das er mit uns [den Dieben] glichen teil hat, das
er ouch an die leitren gat ...' Schachzabelb. , [Krieger:]
Unbillich man ir dekeinem [einem von Denen, die
nicht am Kampfe teilgenommen haben] git von disem
roub dekeinen teil; ich gab in allen nicht ein s.' ebd.
Vgl. seilen 1 b. Unter dem Inventar eines Scharlatans
vom J. 1602 befanden sich Seile vom Hochgericht,
die gut sein sollten, wenn einem Fuhrmann die Rosse
nicht ziehen wollten. ALI;t. — d) gespanntes Seil.
E(s) S. spanne", zB. in dem unter üf-heben (Bd II
895) beschriebenen Hochzeitsbrauch; s. auch spannen.
,Wer in dess dorffs etter huss und hoff hat, soll je
einer dem anderen frid geben [s. Bd I 1280] von der
straass; will dann einer besseren frid von dem anderen
han, soll er ein s. stecken, da er anbin gan soll, von
einer mark uff die anderen.' 1475, ZOWth.Offn.(Abschr.
von 1649). ,Der nechst boggen [s. Bd IV 1061, Bed.
2 a y] g«ge» Fischmerkt soll weder mit seilern, noch
dheinem andern zfig verhänkt ald vermachet wer-
den, sonders fryg offen jederzyt syn.' 1567, Z. ,In
745
Sal, sei, sil, sol, sul
746
Gruben tretten, über Seiler oder Schwellen schrei-
ten, Stiegen ab steigen [wodurch ein Beinbruch ent-
stehen kann].' FWürz 1634. Hieher wohl (vgl. Gr.
WB. X 1, 219/8, doch auch Wander IV 518) die RA.
Ein'n über 's S. werfe", ihn übervorteilen, überlisten
(bes. im Handel) GoT., .betrügen, schnüren (Zimmer-
mannsbrauch).' Kochh. .Keiner gdar seinem bruoder
sicher vertrauwen, dann ein bruoder wirft den andern
übers s. und ye ein nachpaur verforteilt den anderen
mit betrug.' 1530/1707, Jerem.; rat; äSeXcpös rc-üspvfl
Tttspviet. LXX.; Luther: ,ein bruder unterdrückt den
andern.' ,Die töuffer behelffend sich des geists [und
nicht der Schrift] und werffend damit den einfalten
über das s.' HBdll. 1531. ,Die einfalten paursleut
werdend mit listen hindergangen und über das s. ge-
worfen, wie man spricht.' LLav. 1582. ,Der dritt [rühmt
sich], wie er sinen nechsten gefüllt, in über das s.
geworffen und in umb das sin habe gebracht.' ebd. 1583.
,Wie du vor wenig Tagen hast einen frommen Knab
geworffen übers S.' Wahrsager 1675. ,[Der Sünder]
denket, den einfaltigen Bruder über das S. zu werffen
und mit List um das Seinige zu bringen, habe eben
so vil nicht zu bedeuten.' JJUlr. 1718. ,Den frommen
Loth hat die Trunkenheit über das S. geworfen und in
die erschrockenliche Blutschand gebracht.' Lindinner
1733. Insbes. a) Wäscheseil, wohl allg. Dim., an
der Aussenwand oder sonst in der Nähe des Hauses
(dauernd) gespanntes Seil, woran Kinderwäsche ua.
zum Trocknen aufgehängt wird ApV.; in ApLb. Hang-S.
Henk 's [die Wäsche] i" 's Sali use"! ,[N. soll] den
nachpuren vor dem Rüden und Schnüggen anzeigen,
das niemand mer die seil an geraölt halsysen spanne.'
1567, ZRM. Dazu (s. Bärnd. 1904, 435): Es S. voll,
bildl., eine stattliche Reihe, schöne Anzahl. Gotth.
— ß) Treppenseil. Ich war vor Schrecke" schier gar
icider hindertsich d' Stegen abe" 'purzlet, ivenn-i"' mieh
nid noch hätt chönnen am S. halte" AARued. [Ein
Angeheiterter zog statt am Glockenseil] am Seili, wo
statt-mene" G'lander der Wand nä'h ufe"g'gangen isch.
RvTavel 1910. — y) Seil des Seiltänzers. .Denen, so
das spil in der Crützgassen uff dem s. machten, 10 pfd.'
1513, B Staatsrecht ,tjf dem s. gän.' .Denen, so uf
dem s. gangen sind, an ir spil und zerung 5 pfd 17 ß
4 d.' 1510, ebd. ,Sich begon mit dem, das einer auff
dem s. gadt, schamobaticam facere; der seilgenger,
ein gaukler, der uff dem s. danzet oder gadt, funam-
bulus, scheenobates, neurobata.' Fris.; Mal. .Warend
etlich fremde hie, die uf dem s. giengend und seltzam
afentür annengend.' JHaller 1550/73. Uf's S. gö",
uneig., der Gesellschaft Etw. zum Besten geben Aa
Leer. (H.). Der junge Pfarrer, ein lustiger Spring-
insfeld, ,mag sich hier in einem solchen Schlauraffen-
land geglaubt haben, dass, wenn er auch seinen Schäf-
ten auf dem S. vortanzen würde, er sein Lebtag nie
runter purzeln und ein Bein brechen könnte.' UBräg-
ger. — 8) am Spannbett; s. Bd IV 1815 und vgl.
Spann-bett-S. — s) zum Fangen von Wild, netzförmig
gespannt; vgl. Mittel-, Wild-S. ,NX. hand geseit, wie
daz Spisser zuo Gutteringen in miner herren gericht,
zwing und penn hesset hab; also kam N. zuo im
und sprach: Wer jaget da? ... Min herren hand das
jagen verbotten und ist uns geheissen, wer da jaget,
daz wir im schnuor ald s. sond nemen.' 1464, Z RB.
,Es ist durch min herren erkent, das die, so nit eigen
gejegd, hund und s. haben, wenn si baren oder swin
vachen in unsern landen und gebieten, einem burger-
meister den köpf geben.' 1486, Z RM. ,Ouch ist ver-
botten im Wysenbergk ze jagen hirzengwild, gemschen-
gwild, rechgwild weder ze schiessen ald [mit] s. ald
tru keins wegs ze fan by 5 pfund ze buoss dem landt.'
1511, XdwLB. ,Wir [die Ablasskrämer] tribend den
kilchherren das gwild in das s., denn habend wir
von allen dingen den halben teil.' NMan. Auch XVI.,
Lied. S. noch chiflen (Bd III 176/7). — c) zum Messen,
von bestimmter Länge; vgl. Buet 1 g (Bd VI 1-J7);
Schnuer. ,Als beid teil etliche marchen ... zuo setzen
begertent, habend wir ein march gesetzt und geordnet,
also dass von St Wolfgangs kilchen die gredin herab
gegen oder über den Rhyn fünfzig sail, da jedes dry-
zehen klafter lang sig, ein march sin soll ... da dannen
grad hinus ein march siben sail lang, da jedes dry-
zehen klafter lang sig, gemessen.' 1528, Absch. (Spruch
in dem Streit zw. Ragaz und Maienfeld betreffend
Marchen am Rhein). ,Die von Maienfeld haben das
Wuhr zu beseitigen und zwar auf 41 Sail, jedes S.
zu 13 Klafter ...' 1534, Streit zw. Ragaz-Pfäfers und
Maienfeld betr. Rheinwuhre. ,Von diesem Marchstein
hinaus sind eilfthalb Seil und drei Klafter, jedes S.
zu 13 Klafter und jedes Klafter zwölfthalb Churer
Quart.' 1581, ebd.; s. FlElgger, Urkunden- und Akten-
sammlung der Gemeinde Ragaz (1872) S. 59/84, wo
weitre Belege (seit dem XVII. fehlt das W.). Bei Land-
aufteilungen verwendet. ,[Gott sprach:] Dir gibo ih
terram promissionis, dir populo fideli, funiculum he-
reditatis vestre, ze mazseile iuweres erbes, daz ir iz
teilent mit seile.' Notker (Ps. 104, 11). ,Den so [mit
einer Krone im Himmelreich] gelonot wirf, die mugin
sprechen : funes ceciderunt michi in preclaris [Ps. XV 6].
Die gebruodire teilent ir erbe hie in dirre werlte ette-
wenne mit seilen; da denne daz s. hine geviellet, ez
si übel oder guot, da muoz ez der nemin, der denne
wellin sol.' E. XII., Wack. 1876; s. Land-mess-S. Vgl.
dazu auch: ,[Auf die Bitte der Töchter Ludwigs d. D.,
ihnen den Platz für das zu gründende Kloster zu be-
zeichnen, sandte Gott] ein grüen s. von himel herab,
das lag ringwis uf der hofstat; darbi der küng sacli
und markt, wie wit und ver er buwen sollt. Dis s.
nieman kond wüssen, von was matteri es gemacht
was, und wirt noch hüt bi tag in einem sarch ob dem
fronaltar behalten.' HBrennw., Chr.; s. noch unter
Gloggen-S. — f) Springseil der Kinder, verbreitet; s.
seil-gumpen (Bd II 313; in Ap s.-jucken). — g) Seil-
schaukel; s. rlten 3 a (Bd VI 1677), seil-rlten (ebd.
1695) und vgl. Rit-S. — h) Steigbügel. .Darnach
sässe er uff sin ross, trätte mit den füessen in die
seil, die an dem saumsattel werent, und ritte die strass,
wölte zuo dem tor us.' 1459, Z RB. — i) Tragseil
an einem Rückenkorb. ,Ein Graskorb [s. Bd III 452]
32 ß, Seil darzu 4 ß.' 1792, Z Haush. — k) Zündstrick;
vgl. Für-, Chüder-, Zünd-S. ,Zuo disem schiessen ein
jeder schütz ... ein fhürschloss und weder schwum
noch s., sonder ein fhürstein im hanen [haben soll].'
1560, Z; vgl. FMarti 1898, 45. — 2. Seili, herabhän-
gender Nasenschleim AaF.; vgl. Gloggen-S.; seilen.
Lueg ä"ch dert, es hanget-em es S. (hangefd-em zu-ei
Seili) ab der Nasen abe"!
Imhd. seil, Vi. nnver., mhd. auch teiler; vgl. Gr. WB.
X 1, -JUS ff.: Martiu-Lienh. II 350. Die Stellung vor tauto-
syllab. I bzw. u hat zT. eine besondre Entwicklung des
Stammvokals ztu Folge gehabt: Sil WG., Si'll TB., Seu, Si'u
Sal, sei, sil, so], sul
748
BU., .S'?2« LG. (auch mit leichter Rundung des e); Sal GGams
(sonst ä» für altes ei); vgl. ZW. Zum PI. auf -i vgl. die
Anni. Bd VI 274/5. Der er-Pl. auch noch 1425, AaB.;
Tierb. 1563; 1707, Bib.; 1764, LAdlig.; ISIS, ZgÄg. Kaufbr.
Vgl. auch .SVi7i f., St'i //. — 5. in Ortsnamen, ,1m Seil' G.
,S.-Egg' Schw, ,-Gassen.' 1538, ThEgn., ,-Holz' S (,Ober-
seilholz'), ,-Richti' B, , -Stock' Schw. , Seile' Bs, ,Seili-Holz,
-Matten' B. , Muli-Seilen' B (hieherV vgl. Mülisnler Bd IV
191). ,Seilereu' BsReig. ; BGommisw. ; S. Hausname: ,Drei
Seiler', ,Zun 3 Seilen' Z (Mem. Tig. 1820). — Zur Reduktion
des W. in den folg. Zssen vgl. -feil > -j\l, -Teil > -'Cd usw.
Oberte«- s. Oberten (Bd I 54); so AaZ.
Affe°-: Narrenseil. ,Hab acht, wie füerst dich
selbs am a.!' Gyrenr. 1523. — Auch bei Lexer I 23;
Gr. WB. I 184; Sanders II 1069.
Egte"-: das Seil, an dem von Rindern, an steilen
Äckern auch wohl von Männern die Egge gezogen
wird GrScuIius. — Um-: a) Seil, das rings um das
Segel geht und dieses vor dem Reissen schützt Tb
Rom. (Omm-Säl). — b) die aus einem stärkern Strick
bestehende Einfassung des quadratischen Heugarns
(Blächen) BHa.; UwLung. S. auch Är-S. — Anker-.
,Umb Anker- und andere Seil 96 fl.' 1655, ZStdt (Aus-
rüstung von Kriegsschiffen).
Ar-: Bezeichnung der an zwei neben einander
liegenden Ecken des quadratischen Heugarns befestig-
ten Stricke, die zum Binden der Heulast (Chlupfel)
dienen, indem man sie durch die an den Ecken quer
gegenüber angebrachten Trieglen zieht; um das Garn
vollends zu schliessen, fährt man mit ihren Enden
noch durch die Latsche am Um-Seü (s. das Vor.) und
knüpft sie zusammen BHa. Syn. Silen. S. auch nüt-
rätsig (Bd VI 1621). — Vgl. in (Bd I 388/9).
Ise"-: „Kette, an welcher das Bindvieh im Stalle
angebunden wird Schw; Zg" (St.2). Si händ vill V'eh
am 1. SchwMuo. (aus einem Neujahrswunsch).
Folter-: = Seil 1 c a. ,5 pfd gab ich dem seiler
zuo Grüeniugen umb 6 spanbetseil, ein f., ein gloggen-
seil und das brunnenseil ze letschen und besseren.'
1541, ZGrün. Amtsrechn. ,Das f., zwick oder treib-
schnüer, mit denen man folteret, fodicula;, tonnentum.'
Fris.; Mal. ,[Die Gefangene habe sich] am V. vom
Rathus hinabgelassen und darvon.' 1636, ZWth. ,Uas
Gewissen hört den Sünder als ein Scharffrichter Gottes
ab gleich als auf einen Peinbank und F.' AKlingler
1691. In mehr oder weniger festen Verbindungen.
,Der vicari wolts [die ihm zur Last gelegte Aussage]
nit gston; do enbot sich der priester ans f. mit im,
er hetts geredt.' SHofmstr 1526. ,Uf den 19. ougst
ward der lesmeister zuom v. gevordret.' Ansh. ,[Man
hat den Angeklagten] ermant ... den turn, das v. zuo
myden; hat alles nüt vervangen.' 1541/43, Z Ehege-
richt. ,Seit die alt, wann man sy ans f. sölte schla-
chen, so wüsse sy in irem hus nüt eergerlichs ver-
gangen sin.' ebd. ,Wo er [Hans Wolfer] der selbigen
Worten jetzmal absyn weit, begerte er sich mit HVV.
an das v. zuo schlagen, damit die warheit an tag
käme.' 1546, Z. S. auch gichten (Bd II 110). .Sich
selbs ans f. begäben, injungere sibi tormentum.' Fris.;
Mal. Dass man ,die starch argkwönigen landtstrycher
fengklich annemme und sy ein gengli am v. tuon
lasse.' 1563, Z; dafür 1615: ,Das man die frömbden
Landtstrycher ... gefengklichen annemmen, sy ein
Trab, zwen oder dryg am F. tun lassen [solle].' ,Aber
am f. habe er hekendt...' 1576, Z RB. ,Das A. den
B. faltschlichen und freffenlicher wyss an das f. ge-
braacht.' 1585, ebd. ,Wyl er am f. die marter gelitten.'
1599, ebd. — Vgl. Gr. WB. III 1886.
Vor- Seift: der vorderste Teil der Peitschenschnur,
an dem der Zwick (s. d.) befestigt wird BLütz.; s.Bärnd.
1904, 281. — Für-: 1. = Seil 1 le. Syn. F.-Hälsing
(Bd II 1212). ,Ussgen ... um fürseil zuo den büchsen.'
1527, ZWth. Seckelamtsrechn. ,Die secter haftend sich
bim büchsenhus ganz gerüst mit büchsen und an-
zünten fürseilen.' Salat, Ref.-Chr. In Peterlingen
habe man sich mit Handgeschütz und Feuerseilen ver-
sehen. 1536, F (Absch.). Weil ein Gefangener be-
kannt hat, er habe Einsiedeln anzünden helfen und
das Pulver zu Schaffhausen gekauft, soll überall ver-
boten werden, solchen verdächtigen Personen Pulver
oder , Feuerseiler' zu verkaufen. 1578, Absch. ,4ul
Mailänder Feuerseile.' 1588, L Zeughausinv. Das
Feuerschloss wird nur unter der Bedingung zuge-
lassen, dass der Schütze neben dem Radschlosse noch
einen Schnapper anbringen lasse, damit, falls Etwas
am Schlosse breche, er wenigstens mit dem ,f. schiessen'
könne. 1589, FMarti 1898. ,Es sollend alle Schützen
ire Schloss an iren Büchsen mit gespaltnen Hauen
oder Schnapperen, die sich durch den Trückel in die
Pfannen ald Tigel zühind und darzuo man den Zünd-
strick oder F. bruche, haben.' Z Mand. 1601. ,Den
Landen oder Fhürseil [au einer Muskete].' ebd. 1619.
Es werde keinem Seiler das Meisterrecht gegeben, der
das ,F.' nicht machen könne. 1642, L KB. (FHaas
1909). 5 Kanonen, 453 Pfd Pulver, 25 Feuerseile und
130 Pfund Kugeln wurden den Bauern von der sich
ergebenden Stadt Sursee ausgeliefert. 1653, JSG. S.
noch luederen 2 (Bd III 1105); Busteten (Bd IV 1802);
süber (Sp. 70). — 2. bei den Löscharbeiten verwen-
detes Seil. ,Ao 1674 wird verordnet: Ein F. zu ma-
chen, dazu eine jede Berg-Bünte */$ Pfd Hanf geben
soll.' Glur 1835. — Fuer-: Seil zum Binden von
Heubürden, die gefahren werden GrAv.; vgl. Träg-S.
— Fisch-: Fischergarn. ,9 burdi fischseil, 7 burdi
wildseil', im Nachlass eines geistlichen Nimrod. 1557,
Z(Z Anz. 1897, 28). — Flecht-: , Seil, womit gewisse
Wagenladungen [Heu, Stroh, Laub usw.] hinten und
vorn der Quere nach auf dem Wagen festgebunden
werden' GroHc (Tsch.). Syn. Flechti f. GRuHe. —
Fliege"-: wohl = Fl.-Garn (Bd II 420). ,Ein Fl.,
der grasten 15 ß, item ein kleineres 10 ß.' Bs TOrdn.
1646 (Seilertaxe). — Gichter-: = Folter-S. Die der
Hexerei Angeklagte wurde auf den .Stock der Gichter'
gesetzt, wobei das ,G.' dreimal aufgezogen und wieder
niedergelassen wurde. 1587, AhH. 1879. — Gumpi-:
= Seil-Gumpi (Bd II 314) Bs. — Guntel- £-: mit
Leder eingefasstes Seil zum Schleppen von Baum-
stämmen; es wird am Wellring [drehbarer Eisenring]
des Guntds [s. Gunten I Bd II 382 u.] befestigt, so
dass es sich geng chan" umträjen u"a nid zerträid wird
BGr. (Bärnd. 1908).
Garbe"-: 1. über eine unter dem Scheunendach
angebrachte Rolle laufendes Seil zum Hinaufziehn der
Garben von der Tenne auf den Fruchtboden LG.;
ZKn. Syn. Eüs-, Brügi-, Beiti-, Schiben-, Schür- S.
Dur"'' e" iviti Lücke' t" der Beiti hed-me" chönne" 's
G. i" 's Tenn abe" lä", wenn-me" hed welle" Frucht-
garbe'' oder Strauicelle" ufesieh". JScbnebeli (ZKn.).
,[In dem Verkauf eines Gutes ist uA. inbegriffen] ein
Winden- und ein Garbenseil sambt einem Stäck-Eisen,
alles Holz in und umb die Scheuren [usw.].' 1672,
749
Sal, sei, sil, sol,
7 .-,11
aZoll. 1899. Unsicher, ob hielier oder zu 2: .[Die
Seiler] sollen die Wurffseil, Einderseil, Kalberhälsig,
Hewseiller, Halftern und dergleichen kleine Arbeit,
wie auch gleiclnnässig Wagenseiler, Acker-, Fuhr- und
Kommetstrick, Garbenseil ein Pfund nit böcher ver-
kauften dann urab sechs Schilling.' 1648, L Handwerks-
reformation. S. auch Hälsel (Bd II 1211 u.). — 2. über
das vordere und das hintere Ende des , Wiesbaums'
(s. Bd IV 1249/50) zu den an der Wagenleiter ange-
brachten Wellen gehendes und durch Drehen der letz-
tern gespanntes Seil zum Festbinden der Garben auf
dem Erntewagen AaF.; LHitzk. (vgl. ufen-riieren Bd
VI 1259). Vgl. die synn. Herne-, Wis-baum-, Wagen-,
Wellen-, Winden-S. — Bei Gr. WB. IV 1, 134U in der
Bed. Garbeuband.
Glogge"-: 1. wie nhd. allg. An Kirchenglocken.
,[Aus dem Beitrag der Kirchgenossen soll man] kouffen
schoflen und houwen und glogenseil und was notdurft
ist dem gotshus.' XV., LRusw. .Weilen der Bericht
gefallen, dass alljährlichen neue Gloggenseil in den
Kirchenturn mit zimmlichen Kosten müssen gemachet,
deine aber durch eine bequeme Gattung Tretten könnte
abgeholfen werden [solle man sich über die letztem
erkundigen].' 1726, ZEmbr. An Hausglocken. ,Das
sy nachts biderben lüten die gloggenseile band ab-
ghowen und daz für die wasserkilchen ghenkt.' 14!»7,
Z RH. .Welches seil [nach der Legende einst vom
Himmel gesandt, um den Bauplatz für das Fraumünster
zu bezeichnen; s. Sp. 746] in der reforraation in hr
Diethelm Reusten haus zum gl. gemacht, dan es wenig
grösser, dan die gloggenseiler sind.' HBull. Tig.;
darnach vMoos 1778/80, II 25. ,Wo sich uff einen
erfindt, der, es syge in butzenkleidern oder nit be-
schechen, gloggenseiler oder die füess daran bin hüssern
abgehouwen ald abgerissen bette, die söllent ouch inn
gfengknuss kommen.' 1578, Z RM. S. noch Folter-S.
RAA. Ein an de" Hör risse", wie wenn-s' Glockcsail
wäre". Bs Nat.-Ztg 1895. Am letze" Gl. zieh"; s. Bris'II
(Bd V 794) und vgl. Sp. 741 u. — 2. Glogge"-Säl, -Sali,
das an jedem Ende der Segelrute [die nach TTobler
Glogge" heisst; doch vgl. dazu Gloggen 7 Bd II 611]
angemachte Seil, womit das Segel bald mehr nach
rechts, bald mehr nach links gezogen wird, je nach-
dem der Wind weht Bodensee (TTobler). — 3.= Seil 2
(Sp. 746). [Das Kind] het geng zwü2 Glogge"si2li a"
der Nase" BG. Er het Glogge"sailer fail, von Einem,
dem der Rotz aus der Nase heraushängt Bs (Seiler).
— Vgl. Martin-Lienh. II 350; Fischer III 704.
Grans- Grö2s-Säl: dickes Seil, das vom Vorderteil
des Schiffes (s. Grans Bd II 782) hinauf zur Mast-
spitze geht Ti)Rom. Vgl. Sparr-S. — Gras-: Netz
zum Tragen von Gras BBe. — Halfter-SeiK: Halfter-
strick. [Der Gaul] het-sech am H. la" [aus dein Bach]
use"zieh". RvTavel 1904. — Hals-: = H.-Ring 1 (Bd
VI 1089) BE. (Bärnd. 1904). [Wenn eine Kuh nach
dem übel gelaunten Melker leckte] ist-eren e" herti
Füst uf d' Nase" g'fare", dass-si vor Chlupf z'rugg-
g'schossen u'"1 i" 's H. g'hanget ist. SGpeller 1911. —
Hinder-: am untern Ring des für Zugnetze verwen-
deten schweren Ankers befestigtes Seil mit besonderm
.Bauchen' (s. Pouchen Bd IV 964), zum leichtern Auf-
winden des Ankers, auch, wenn das Ankerseil reissen
sollte, zum Wiederauffinden desselben dienend Boden-
see (Klunzinger 1892, 189). — Hang- Saft s. unter
Seil 1 d a. (Sp. 745).
Häng- ApK. (He'-ng-Säl); BHa. (Henq-); GWidn.,
Hemm- Seil ApH., I.: = Heisel III (Bd II 1687), Leit-
seil. ,Ein vierrössigs hennsel.' 1572, Z RB.; s. rössig
(Bd VI 1439). ,So jemand bei Früchten weiden will,
solle alles Vieh an einem Strick oder Heisell gefürt
und besorget werden, damit niemand in Gefahr oder
Schaden versetzet werde.' 1791. TuHw. Arch.
Die Grundf. ist sieher Bäng-Seü, zu mhd. hengen (s.
hängen 4 a Bd II 1446 mit Anm.); vgl. ,Häng-Eiemen, -Seil'
bei Fischer III 1150, auch ,H&ng(e)seil' bei Gr. WB. IV 2,
453. Für die Form Hemm-S. Hesse sich Anlehnung au
.hemmen' (s. hammen Bd II 12 7 1/2, dazu Hemmen IL ebd.
1276) annehmen, das aber den Ar MAA. fehlt, auch in der Bed.
nicht ganz entspricht; wahrscheinlicher ist daher rein laut-
liche Entstellung aus Hiing-S.; zum Übergang von nn > mm
vgl. JVc'sch 1010, 17fi (wo allerdings nur Fälle nach «).
Üf-henk-: Wäscheseil. ,2 Klüngeli Ufherrkseil.'
1673, ZInv.
Herd-, ,Erd-': I. starkes, langes, um die Herd-
Schiben (s. d.) laufendes Seil, an dem im Frühling auf
steilen Grundstücken die durch die Wirkung des Re-
gens oder infolge des einseitigen Pflügens am untern
Ende sich anhäufende oder vor dem Pflügen ausge-
hobene Erde auf die Höhe der obersten Furche ge-
zogen wird, sei es in .Bennen' oder so, dass ein Mann
die Erde in einer Hütte auf dem Rücken trägt und
sich das Seil um den Leib schlingt; als Zugkraft
dienen Pferde, Rinder oder in einfachem Verhältnissen
auch Menschen (indem zB. der Vater von seinen Kin-
dern sich hinaufziehn lässt) BE., M.; s. Bärnd. 1904,
105 mit Abbildung und vgl. zur Sache furren 3 (Bd
I 938). Nach AvRütte wird auch etwa nur ein Seil
oben im Acker befestigt und der die Erde tragende
Arbeiter zieht sich daran empor. ,Ein Erds. samt
Scheibe' BRünkh. (unter landw. Geräten). — 2. Schnur,
welche beim Stecken von Kartoffeln usw. ausgespannt
wird, um gerade Reihen zu erzielen Bü. — herd-
seile": die im Vor. unter 1 beschriebene Arbeit ver-
richten BE. (vRütte), Sum.
Hörn Höre"-: das Seil, das man eingespanntem
Rindvieh an die Hörner bindet und womit man das-
selbe lenkt GrD. (B.); vgl. Chopf-Biemen (Bd VI 909).
Hass He'is- GSa., G"-hass- ZDäg., Dättl., Sth.,
auch lt Dan.: Wäscheseil; in ZSth. auf dem Dach-
boden gespannt zum Aufhängen der noch ungewasche-
nen Kleiderwäsche. — Auch schwäb. (Fischer III 1224).
Hüs-: = Garben-S. 1 LTriengen. ,Dem Miller zu
Ersigen das Hausseill zalt; es hat gewogen 206 Pfund,
cost ein Pfund 2 Bz. 2 Krz., ist zusammen 20 Krn.
15 Bz.' BE.Rechn. 1700/34. — Chauf-hüs-. ,[Der
alte Baumeister übergibt dein neuen uA.] 3 Steinrad-
und 2 Koufhusseil.' 1609, Z; vgl. Chauf-Hüs (Bd II
1714).
Huttel-: wohl Wäscheseil; vgl. Hudella (Bd II
997 o.). .Zwei Huttelseiler.' G Freitags-Avis-Blättlein
1735.
Heu"-, in BsL. (Spreng); Z lt Spillm. auch Heus.J:
Seil zum Binden einer Heulast BsL. (Spreng), und
zwar a) einer Heubürde (s. Burdi 1 a a Bd IV 1541/2),
oft doppelt und mit der Trüegle" am einen Ende Ap
(auch Dim.); B; Gl; Gr (in Seew. nach Dan. aus
Leder geflochten); L; GA., Sa.; Ndw (s. Burdi-Sack
Sp. 632). — b) eines Heufuders, entspr. Garben-S. 2
(s. d.) GSa., uT.; Tu: Z. RAA. Wen" i«* Meister war,
ich fier mit-eme" verchnüpße" H. under-si und jugti-si
751
Sal. sei, sil, sol,
752
zum Tu fei! JRoos 1907. E" Linie" «j tick wie-n-es H.
Z (Dan.). ,Er macht [vgl. machen II 1 et BAU 32]
deswegen kein H. mehr, wenn er schon Französisch
kann' Z (Dan.). N. habe ,zwo schuflen, ein gunten
und ein höwseil' gestohlen. 1580, Z RB. Dem Bauern,
der ,das Ried auf dem Schlitten in den Boden hin-
unter zieht', lässt man dazu ,die nötigen Heuseiler'
zukommen. 2. H. XVIII., ScuwE. ,[Ausgaben] für Heu-
seiler...' 1785, Z Haush. S. noch Garben-S. (Sp. 749 o.).
— Vgl. Gr. WB. IV 2, 1294; Fischer II 1562.
Chüe-: Strick, mit dem die Kuh an der Krippe
angebunden wird Z. Er isch am Ch. a"'bunde" (-'bunge")
oder ab dem Ch. ertrunne", von einem groben, unge-
bildeten Menschen Bs; S. ,Es seie eine gemeine Sag
gewesen, die Wildin habe bekennet, dass sie ihre
Tochter an ein Kühseil gebunden und mit einem
Schürgstecken geschlagen und sy also auch zu einer
Hex gemachet.' Wasterk. Proz. 1701. S. noch Hälsel
(Bd II 1211 u.). — Vgl. Gr. WB. V 2583. S. auch (Chüe-)
Seili f.
Chüder-: scherzh. = Für-S.; s. Chräuwel (Bd III
921). — Chemi"-: das Seil, woran der Chemi"-Teckel,
der in alten Holzhäusern über dem pyramidenförmig
sich zuspitzenden Rauchfang angebracht und auf
seiner Verlängerung über die Stützkante hinaus mit
einem Stein beschwert ist, bei Regen von der Küche
aus zugezogen und nachher wieder in die Höhe ge-
lassen wird BZ weis.; die Sache auch in BBr. Vgl.
Chämin (Bd III 258) und Ch.- Teckel. — Chamb-
Chamm-: am Chamm (s. Chamb II Bd III 299) be-
festigter Strick zum Anbinden des Rindviehs. [Bauer
am Morgen vor der Alpfahrt:] Iez go" mer uf d' Chemi-
dili ufe" und holi"d d' Chammseiler und d' Chamme".
JJRütl. (GoT.). Eppen en Hälsi"g cha""st auch ne"!
Wenn grad e" Chue e" Ch. verzere" wurd, se wärc-mer
denn frö drüber, ebd. — Chnüttel-S'äft: .kleinerer
Strick' ZSth.
Krön-. .Sträng, Schnüer, Strick, Kronseiler.'
Krieksb. 1644, 116. — VVahrsch. Druckfehler für , Krau-
seiler'; vgl. Stein-rad-S.
Liebes-: Liebesband. , Billich nihmet es nach-
sinnliche Menschen Wunder, wo es hebe, dass die
Menschen durch dise güldene Liebesseiler, durch disen
Reichtum der Güte und Langmütigkeit Gottes sich
nicht wollen ziehen und bereden lassen, sich Jesu
zuergeben.' JJUlr. 1718. — Vgl. auch Gr. WB. VI 954;
Sanders II 1068.
Land-: Landungsseil; vgl. Mer- S. .Während der
Probefahrten von Flösserknechten ist der zu Prüfende
anzuhalten, das L. auf verschiedene Arten anzumachen,
den Floss nach verschiedener Art zu verbinden und
beim Länden das Seil zu werfen.' 1855, AiWallb.
Last-? ,Ich [Aelianus] hab gesehen, das er [der
Affe] mit sennwägen faren können, das lastseil frei
an sich ziehen, nachhenken und die geisel brauchen.'
Tierb. 1563; bei Gesn. 1551: ,ego aurigre munus obire
vidi, habenas nimirum vel abducendi vel remittendi...'
Ebenso in den Ausgaben von 1555, 1586 und 1606.
Dennoch ist ein Druckfehler wahrsch., für .bastseil' oder
.leitseil":' So wird auch das durchstehende , sennwägen' für
.rennwägen' verdruckt sein.
Leit- (Lät-Säl Th, doch in THKessw. Leit-Säl, in
Ap auch Leit-Säl), in AaL.; Z lt Spillm. auch Leitsei, in
B; S auch -Seili: wie nhd. (meist aus Leder) Aa; Ap;
Bs; B; Gl; G; S; Th; Z; wohl allg. Vgl. Häng-S. ,Ein
ganz L. zu 6 Pferden 4 Pfd, item für ein halb L. 15 ß.'
Bs TOrdn. 1646 (,Sattlertax'). Ein rechter Fuhrmann
wird d's L. nie la" hange", nit z' lugg i" der Hannd
ha". Barnd. 1911. .Jetzt wusste ich [der Schulmeister,
der wider Willen mit Andern langsam gehen muss],
wie es einem Ross zu Mute sein muss, das man zum
ersten Male ins L. nimmt.' Gotth. Der lauft under
mV"m L. (under miner Geisle")! nach meinem Willen
BoAa. Er het 's L. i" de" Bände", ist Meister, an der
Regierung ZLunn. und wohl auch sonst. ,Da haben
wir wieder einmal unsern Pfarrer: wenn er 's L. in
der Hand hat und die Geissei, so kann ein jedes Kind
ihm dasselbe wieder nehmen.' XHerz. 1863. (D')s L.
i" d' Hand ne", die Leitung von Etw. übernehmen
B; S. Iez, wo der Isidor [nach dem Tode des Vaters]
's L. i" d' Hand g'no" het ... JReinh. 1905. Man mag
.ziehen am L., bekümmert um die Regierung der
Welt, oder sorglos und unbekümmert seinen Weg
gehen.' UBragger 1787. — Auch mhd. (für Leithunde);
vgl. Gr. WB. VI 739/40; Martin-Lienh. II 351.
Leitere"-: starkes Seil mit durchgesteckten Spros-
sen, am einen Ende mit einem Haken zum Einhängen;
bei Feuersbrünsten von der Feuerwehr verwendet Z.
Mass-: Seil zum Messen. Notker; s. Euet lg (Bd
VI 1827) und Seil 1 e (Sp. 746). — Land-Mess-.
.Funes ceciderunt mihi in preclaris, in zorften teilen
sint mir gevallen diu lantmezseil ... sid du [Gott] bist
teil mines erbes.' ^Notker (Ps. 15, 6); vgl. dazu den
Beleg aus Wack. 1876 unter Seil 1 e. — Bei Gr. WB.
VI 2140 .Messseil.' Vgl. ZfdA. II 545.
Mettel-: Wildgarn für die Mitteljagd. ,Item 34
mettelseil mit ingern [Ingarn], 21 alte wildseil mit
ingern, 91 mettelseil on ingern, 67 wildseil on ingern.'
1445, BsPfeff. Schlossinv. (Z Anz. 1902/3, 203). -
Mueti- s. Wuetis-Her (Bd II 1555). — Metzg-:
langes, dickes Seil, an welchem in der Gemeinde-
metzgerei das geschlachtete Tier mittels einer Welle
aufgewunden wurde. ,14 Pfd 15 ß vor ein neues M.'
1781, ZZoll. Gemeinderechn.
Nar(r)e"-: wie nhd. Urspr. meist von dem Seil
der Venus (mhd. ,der Minne seil'), auch des Teufels,
an dem sie die ihnen Verfallenen halten; s. unter
Seil 1 a. ,[Die Prediger] achten nit der scheflein heil,
laufent mit andern am n.' An f. XVI., Schade 1863, 32.
,Am n. füeren.' Im Fastnachtspiel dargestellt: ,Uff
die zitt [Fastnacht 1527] hatt man ain spil hie [zu
Schaff hausen], fürt ain freiwlin den babst, kassar,
küng und al stend am narensal, iettlichen in sim statt,
und was ich der kasser, und hatt ein ettlicher ain
narenkapen.' Stockar 1520/9. Sonst gew. und noch
heute (in USchäch. im N. füere"; s. Bd I 289) in der
verallg. Bed.: Einen narren, zum Besten haben Aa;
Ap; Bs; B; Sch; Th; U; Z; wohl zieml. allg. Er
hät-en scho" lang am N. (ume") g'füert. Iez gang hei'",
du hest din Teil; du fiierst mich nW am N.! Z Stall.
.Einen am n. oder schnüerle füeren, circumducere
aliquem per dolos.' Fris.; Mal. ,Tetz, da wir die
gschrift von Gottes gnaden selbs läsen und verston
könnend, lassend wir uns nit mer in denen dingen
äffen und am n. füeren.' LLav. 1569. .Armseligste
Höllensklaven, die der Höllenfürst allbereits am N.
führet' SLutz 1736. Gleichbed. Eine" am N. zieh".
GJKuhn 1806 (von Hexenbannern), am N. ha" Aa
Leer. (H.), a" 's N. spanne" Z, am N. abeHö" (= am S.
abe"lö" Sp. 744) AAMell. , Einen am N. hangen lassen';
753
Sal, sei, sil,
s. Baupperei (Bd V] 1189). Mit andrer Anschauung:
,Auff dem n. gon, das huorenübel haben, in amoris
rota versari.' Fris. ; Mal. S. auch Wiegen-Band 2
(Bd IV 1333). In ÄAKünten sagte man mit Bez. auf
die vielen Windungen der Reuss, sie gehe recht im N.
ume"; gleichs. wie Einer, der am N. herumgeführt wird.
Vgl. Gr. WB. VII 379/80; Martin-Lienh. II 351. Eine
Midi. Darstellung der Venus mit dem Seil in SBrauts Narren-
schiff zu Kap. 13; vgl. dazu Zarnckes Kommentar.
Nier-: Seil zum Anbinden des Schiffes. Vgl.
Länd-S. (Sp. 751). ,[Es soll Jeder] der das wasser
ab fart ... bi im haben ein byel, ein negber und ein
n., die ouch die schouwer guot dünken.' 1416, Z StB.
II 263 (Ordn. für die Niederwasserschift'er).
Lesung sicher. Nicr-S. entstellt aus Mier-S. (vgl. dazu
Nüeren Bd IV 787), zu (einmal bei Otfrid bezeugtem) ahd.
miaren, ein Schiff am Ufer anseilen, landen. Unklar ist das
lautl. Verhältnis zu dem syn. an-märren (Bd IV 353), worüber
Weitres bei Kluge, Seemannspr. 577.
Nauwen-: wohl = dem Vor. ,Profesia [1. pryni-
nesia?], n.' Ebinger 1438.
Buch-, in AaFH. und lt ßochh. -sei: = Büch-
Eälsel (Bd II 1212). ,Ein Bauchseil und Stöss 15 ß.'
BsTOrdn. 1646 (,Sattler-Tax'). — Bei Gr. WB. I 1169
= B.-Ckettm (Bd III 56G).
Welle°-boek-: Seil am Wellen-Bock (s. Bd IV
1133) Z. — Baum-: das Seil, das im Lastschiffe den
.aufgewundenen' Segel- Baum (s. Bd IV 1245) hält
TaBodensee. — VVis-baum-: = Heute- Seil b Aa
(Harbin); GT.
Bind-: = dem Vor. Bs. — Vgl. mhd. banteeil.
A"-bind-: Strick, mit dem die Tiere im Stall an
die Krippe gebunden werden Z. Syn. Bund 1 b (Bd
IV 1355). — Bund-, in Ar Bont-Sdl: tauähnliches
Seil ApH., I., M. (T.). ,Vil wagengeschir, puntseil,
sättel, komet, strick und anders darzuo gehörig alls
verkouft, hinweg gefüert und verprennt [beim Kloster-
bruch in Rorschach].' 1489/90, G. .Dem seiler umb
2 bundseil und 6 hälsing.' 1573, ZGrün. Amtsrechn.
,Ein Pfund Seil gemeiner Arbeit soll verkauft und
alles Bundseil, auch andere Arbeit, sowol Burgeren
alss Landleuten bei dem Pfund und dasselbige hin-
gegeben werden umb 2 ß 6 d.' Bs TOrdn. 1646 (.Seiler-
Tax'). — Burdi-: = Burdi 2 (Bd IV 1544) GrA., Pr.,
sG. Die Burdi Heu wird ohne Heutuch mit dem B.
festgeschnürt und auf einem Schlitten oder auf dein
gefrornen Boden nach Hause gezogen; vgl. Bawel III
(Bd VI 1875) und s. Burdi (Bd IV 1542 o.), ferner die
Abbildg bei CSchröter 1895, 176 (wonach bei FGSteb-
lcr, AW. 222/3). — Lind-bast Limpisch-: aus dem
Bast der Espe gearbeitetes Seil (vgl. Lind-Bast Bd
IV 1781) S.
Bett-: langer Strick, mit dem der Rahmen des
, Bett-Gatters' (s. Bd II 497) netzartig bespannt wird:
vgl. das Folg. und ge-seilet. ,Uss einem spycher habe
er zu 6 schinhüeten flechte, ein begkelhuben und ein
b. verstollen.' 1599, Z RB. — Vgl. Fischer II 075 u., zur
Sache MHeyne, HA. I 263.
Spann-bett-: = dem Vor.; vgl. Spann-Bett (Bd
IV 1815). ,[Sie habe] ein seckli mit haselnusen hinder
dem Venden under einen [!] loubsack uff dem [!] span-
bettseilen funden.' 1473, Z RB. ,3 pfd gab ich einem
seiler umb spannbettseil.' 1568, ZGrün. Amtsrechn.;
s. auch Folter-S. (8p. 747). — Plunder-, BI-: Wäsche-
seil Bs, lt Spreng ,ein rosshärenes oder mit Rossharen
Schweiz. Idiotikon VII.
unterflochtenes Seil, die Wasche daran aufzuhängen,
ohne dass sie darvon fleckicht werde.' Syn. Pl.-Hänki
Bs. ,13 Klungelen Plunderseil.' 1716, Z (Nachlass
eines Färbers). Auch 1815, Z Inv. — Brüech Bruch-:
zum brüechen (s. Bd V 386, zu Anfang) verwendeter
Strick B (FAnd.); vgl. Br.-Chetten (Bd III 566) und
Bruech 6 a (Bd V 385). — Brügi-: = Garben-S. 1
(Sp. 748) Bs (auch für Heu); SThierst.; Tu; Z. —
Fall-bruggen-: Seil zum Aufziehen und Herunter-
lassen einer Fallbrücke. ,9 ß dem seiler vom brunnen-
seil und vallbruggenseil ze bessren.' 1537, ZGrün.
Amtsrechn. Vgl. dazu: ,1 seil mit 1 ysen haggen zuo
der fallbrugg.' 1515, BsPfeff. Schlossinv. (.Ufderstu-
ben by dem tor').
Brunnen-: Seil am Ziehbrunnen; s. das Vor. —
Schon mhd.; vgl. auch Fischer I 1474.
Stein-rad-: Seil, an dem Lasten aufgezogen wer-
den; s. Stein-Bad (Bd VI 493/4); Chauf-hüs-S. —
Rugg-SgJ; der quer über den Rücken des Zugtieres
laufende Strick (jetzt auch ein Riemen), der auf beiden
Seiten die Zugstricke oder die Deichselstangen trägt
AAFri. (Hürbin) und lt Rochh. Syn. B.-Biemen (Bd
VI 911), -Wid. — Reck Begg-: langes Seil, an dem
die Schiffe .gereckt' werden GG. — Ramme"-: Seil
zum Binden der Bammelen (s. Bd VI 893) WUlr. —
Rinder-: wohl Strick zum Anbinden des Rindviehs;
s. Garben-S. 1 (Sp. 749 o.). — R o s s- : Zugstrick. D' Mo-
de" sind stärcher a's lüsi"g Bosseil, und wenn 's Wlber-
volch e"möl Öppis im Chopf hed, so cha""-mer-em 's
mit tüsi"g Schlegle" nümmer drus use" schlöh". Zg Kai.
(Eis.) 1867 (L). — G8-rüst-. ,Kahren, Hauwen samt
Pflasterküblen und Gerüstseillern und anderes nötiges
Werkgeschirr.' 1781, SchwWoII. — Reit-, in Th lt
Pup. -s,J: Seilschaukel Th (Pup.); Z. Vgl. Bit-S. —
Reiti-: = Brügi-S. AALeer.; B (N. B Kai. 1844, 59);
LG.; S; s. auch Beiti IIa (Bd VI 1649) und JHunz.
1910, 21. 59 (mit Abbildg).
Rit- Bs: BO. (KWMüller 1850); LG. (-Sei); Z
(Dan.), Riti- (bzw. Bi'tti-) B; „L"G.; SB., NA.; Z
(Dan.), Bi'tti-Seili n. B: = (Seil-, Seili-jBUi (Bd VI
1708). ,In der frisch mit weichem Lehm belegten
Tenne war an der Oberte ein ßeitseil angemacht, dass
die Knaben und Mädchen sich schaukeln konnten nach
Herzenslust.' Breitenst. 1860; vgl. dazu Beiteten II
(Bd VI 1661), ferner Rochh. 1867, 107/8. Vgl. auch
Brummet- Suppen. ,Oscillum, ritseil.' Ebinger 143S.
.Oscillum, Reitseil.' Denzl. 1677. 1716. .Oscillationem,
qua se agitant a petauro, das Seilreiten, da sie [Kinder]
einander hin und her bewegen an dem Reitseil.' Vestib.
1692. ,3 Pfd [wird gebüsst] N. von Ober-Embrach,
hat in seinem Tänn ein Reits. gemacht.' 1720, ZKyb.
Zwei weitre Belege unter rxten 3 a (Bd VI 1677). —
rlt-seile" BÜ. (KWMüller 1850); Schw; Z, riti-
seile" Aa; B; L: = seil-riten (Bd VI 1695). Mer hei"
g'gigampfet u"d g'ritiseilet B. Bald g'ständli"ge", bald
g'höcMi"ge" r. L. ,Jakobli wiegelte, als ob er das Kind
gen Himmel sprengen wollte; denn er meinte, mit dem
Wiegeln sei es gleich wie mit dem Reitiseilen: je
strenger man es treibe, dest lüstiger gehe es.' Gotth.
— Rit-Seili l: = Bit- Seil Z (Spillmann).
Secht-: Wäscheseil ApH. (T.).
Seifen-. 1837, Z Erbrodel (zu 1 fl. gewertet).
Viell. ein zur Konservierung stark mit Seife eingeriebenes
Seil; vgl. Mothes * IV 186.
Segel-: das Seil, das vom Bootrand, wo es fest-
7.-,:,
Sal, sei, sil, sol, sul
gemacht weiden kann, durch ein Loch oben am Segel-
Baum geht und das Segel an der Segelrute trägt; es
dient auch zum Aufziehen und Niederlassen des Segels
Bodensee; VwSee; vgl. Klunzinger 1892, 109/10. —
Schon amhd.; vgl. Gr. WB. X 1, 97.
Senkel-: das Seil, an dem beim Zocken (s. d.) der
zur Verankerung des Fischerbootes dienende Stein
eingesenkt und das oben durch ein schwimmendes
Zeichen von Holz, das , Senkelschweb' oder einen .Bau-
chen' gehalten und kenntlich gemacht wird Bodensee
(Klunzinger 1892, 129). — Schibe-- B (AvRütte), in
BRüti b/Büren (Hunz.) Schibsel: = Garben-S. 1. Vgl.
Schib. -- Schiff-. ,Sch-er, funes nautici; die grossen
sch-er, retinacula puppis, rudentes.' Fris.; Mal.; s.
auch über-ein (Bd I 274). — Geschäft-: Wäsche-, Ge-
wandseil SchSL; ZSth. — Chlin-chinde°-schuel-:
das Seil, an dem sich bei Spaziergängen die Klein-
kinderschüler halten müssen, damit keines verloren
gehe. Grad das ganz Jär müend ü"s [Männer] die
guete" Wibli nüd emene" Chi. ha"! CStkeipp 1901. —
S c h ü r - : = Garben-S. 1 (Sp. 748) AaF. Nach dem Z PB.
1887 können .Winden- und Scheunenseile' als Zubehör
von Liegenschaften behandelt werden; vgl. Winden-S.
— Schweb-: das längere Zugseil am Schweb-Gam
(Bd II 424) Bodensee (Klunzinger 1892, 193); vgl.
SeillbQ. — Spölen-: = Bttrdi-S. GrsG. (Tscb.).
Spa00-: „hänfenes oder aus hänfenen Stricken
gedrehtes Seil U" (St.2); als Spannvorrichtung am
Wagen? Vgl. Spann-Strick. — Vgl. .Spannseil, Spannsei'
bei Gr. WB. X 1, 19 H.
Sparr-Sä/: Bezeichnung der zwei dicken Seile.
die von der Mastspitze zum Hinterteil (Wanne") des
Kahnes gehn TaRom.; vgl. Grans -S. — Wohl aus
Spam-S.; vgl. Sjmnn-Sägen (Sp. 430).
Spring-: = Gumpi-S. (Sp. 748) Z. — Spring-
seile": = seil-gumpen (Bd II 313) BE.; Z. — Vgl. San-
ders II 10B9.
Sprung- Säl(i): = dem Vor. ZSth.— Stege"-, in
B -Seili: = Seil ld$ B; THErm. (ONägeli 1896). D's
Deli isch [auf der finstern Stiege] dem St. nä'h dürchab.
RIscher 1903. Am St. Ute" und a" der Hüslüür [Ab-
trittür] chlopfe" muss ein unwillkommener Besucher B.
— Stelli-: zum Gebrauch an einer sog. Stelli (s.d.)
bestimmtes Seil. Die Bergsteiger waren ua. ausge-
rüstet mit ,84 Klaftern Seil, einem Steiles., 2 Beilen.'
CRobrdorf, Reise ... auf den Jungfraugletscher 1828.
,In besondern Fällen hat man noch ein Stells. [!] nötig,
auf einen Mann müssen zwanzig Schuh gerechnet
werden; dieses Seil muss fingersdick und weich sein,
es wird über schrundige Gletscher und Eisfelder, auch
an abschüssigen Felswänden und Eishügeln gebraucht;
dem ersten und letzten Mann muss selbiges um den
Leib festgemacht werden, die andern gehen mit der
Hand sich haltend daran [oder sie binden sich ans
Seil fest].' ebd. — Stelzen-: auf oder zu einem
Baugerüst verwendetes Seil. ,[Der , Abgang des Ge-
schirrs'] soll von dem Maurermeister auf jedem Gesell
wöchentlich mit 5 ß, für einzelne Tag aber mit 1 ß
verrechnet werden mögen, wol verstanden, dass hie-
unter ... alles Geschirr und Werkzeug gemeint sein
solle, mit Ausnahme jedoch der Stelzenseiler, für deren
jedes, so lang auf dem Gerüst wirklich gearbeitet
wird, ferner 3 ß täglich bewilligt bleiben.' Z Baupolizei-
verordn. 1788. — Stumpe°- Seil(i) : Seilstumpf, kurzes
Seil AaF.; BG.; GSa. — Strau"-: Strohseil AaF.;
ArLb. (zum Garbenbinden; s. seilen 1 a); L (s. Brä-
men IV Bd V 604) und sonst. S. auch ab-binden (Bd
IV 1345). — Turn-. ,1 turnseil, sust 2 langi seil.'
1515, BsPfeff. Schlossinv. (,Uf der stuben by dem tor').
Deisel-:= Wiegen-Band 1 (BdIV 1333), ein Band,
das durch die Schnürlöcher der beiden Wiegenwände
kreuzweis über das Kinderbettchen gezogen wird, um
so das Kleine vor dem Herausfallen zu schützen; ehe-
mals Wöchnerinnen von ihrer Verwandtschaft als Ein-
gebinde geschenkt. Rochh. 1857. Syn. Wagten-, Wie-
gen-S. — Deisel viell. aus 'Dins-Seil (zu dineen, ziehn), zur
Verdeutlichung nochmals mit -Seil zsgesetzt.
Trag-: Seil zum Binden von Heubürden, die ge-
tragen werden GrAv.; vgl. Fuer-S. — Trüegle"-:
„Strick mit einem Haft an dem einen Ende, das Vieh
damit an einen Pfahl zu binden" (St.1 und 2). —
Trülle"-: das über eine Welle (Trülle-J im hintern
Teile des Schiffes laufende Seil, an dem das Segel
emporgewunden wird, das .Hauptseil' des Lastschiffes
Bodensee; vgl. Gloggen-S. 2, Grans-, Baum-, Segel-,
Sparr-S. — Trat-: wie nhd. Drahtseil.
Trott(en)-: in der Kelter verwendetes Seil. .Das
N. hat ein trotten gemacht ze Hottigen mit dem ge-
dinge, wen er si verkaufen wil, so sol er uns [dem
Kloster Ötenbach] die trotten zehen Schillingen neher
gen, ob wir si wen kouffen, den ieman ander, und ist,
das wir si nit kouffen wen, so ist der trotstein und
die trotspilla und ein trots. unser.' 1362, Z. ,Das
trottens., zur trotten oder trottpräss dienlich, torculus
funis.' Fris.; Mal. — Auch eis. (Martin-Lienh. II 351).
Wider-: Seil, das an einer über Felsen hinunter-
zulassenden Last befestigt wird und dazu dient, die-
selbe von unten her von den Felsen wegzuziehn,
damit sie an den Felsvorsprüngen nicht beschädigt
wird BHa. ,Die schwereren Stücke [der in einer Höhle
über dem Tiefengletscher entdeckten Kristalle] wurden
in Säcke verpackt, am Seil heruntergelassen und durch
ein sogenanntes W. von der Wand weg auf den
Gletscher gezogen.' AFeierab. 1873.
Wage"-, in AASt. Hinder-icage"-: 1. Spannseil
zum Festbinden einer Heu- oder Garbenlast AaF.,
Leer., St.; L; Z; vgl. Garben-, Heuw-S. .Gedecktes W.,
mit Reiste übersponnen' Z. In L sperrt man damit
Brautleuten die Strasse, bis sie Lösegeld bezahlen;
vgl. ALGassmann 1906, 184. ,Der Fridli hatte lange
Zeit, Heimweh, und mit keinem W., sagte er, könntet
ihr mich anbinden!' Zg Kai. 1881. — 2. Zugseil an
einem Wagen. ,Wee den eitelen, die gleich als an
einem band bossheit zuo inen ziehend und sünd als
an einem w.!' 1530/89, Jes., ,wie mit einem W.' 1707,
ü>£ ^uyoO Ep.avu. LXX. S. noch Garben-S. 1 (zu 1 oder
2V). — Schon mhd.; vgl. auch Gr. WB. XIII 473.
Wagle--: = Beisel- S. (s. o.). Roorb. 1857. —
Wiege»-: 1. = dem Vor. Rochh. 1857. Syn. W.-Band 1
(Bd IV 1333). - 2. entspr. W.-Band 2 (Bd IV 1333)
AAWohl.(EIsler); L; aScHw; ZO.; vgl. zurSache Rochh.
1857, 365. Hest scho» es W.? scherzh. Frage an einen
Neuvermählten GSa. Ich wöusch(e") - der Glück und
Heil und es längs W., Glückwunsch zur Hochzeit Aa
Wohl. (Donat-Meier), in LSemp. auch als Neujahrs-
wunsch. ,Wir wünschen euch [einem Hochzeitspaar]
viel Glück und Heil und übers Jahr ein W.' LBuchs,
Dagm. (ALGassmann 1906); in ZWald etwa auf ein
geschenktes Osterei geschrieben (,Ich wünsche dir...').
, Gegen das Ende [der , Hochzeit-Tafel'] lassen die
757
Sal, sei,
sol, sul
Verlobte an einigen Orten einen Teller unter den
Gästen herumgehen und sie zu einem Beitrag an ein
W. bitten.' Herrlib. 1751. ,Noch im J. 1811 wurde
bei der Heirat eines Wirtes das bis dahin allgemein
übliche W. gespannt: In Mitte des quer über das
Gastzimmer gespannten Seiles wurde eine lebendige
Henne mit einem Geldbeutel am Halse an den Füssen
festgebunden; jeder Gast legte seine Hochzeitsgabe in
bar in dieses Säcklein' GAltst. (GBaumb. 1903). Vgl.
Wieglen- Schmier. Im Vergleich: Ar hed gad ä Schnü-
därlig as wie-n-äs W. 1829, ScHwBrunn. Bartlispiel.
— Welle"-, in B; S auch -Seih: starkes Seil, das
über eine Welle läuft B. a) = Wis-baum-S. AABb., F.;
B; S; Z (KdMeyer 1860). 's W. ufe"ge", auf das ge-
ladene Fuder S. Der Bindbtiumlätsch in's W. mache".
JReinh. 1905. S. noch Bind-Baum (Bd IV 1243);
Wellen-Bengel (ebd. 1373). RAA. In [Gebildeter
Menschen] Nerve" slgen auch nümme" so dick wie W-i.
JReinh. 1903. W-er gab si"s [des Wassermanns] Här!
KdMever 1860. ,Ich konnte nicht antworten ... Der
Hals war mir zugeschnürt wie mit einem W.' Gotth.
S. noch reigglen (Bd VI 772). — b) am Flaschenzug
(vgl. Wellen-Rad Bd VI 495 o.) AaF., Ke. Syn. Garben-,
Schur-S. - Wild-: = Seil 1 d s (Sp. 745/6). ,100 ge-
macht wildseil und sust etwo fil seilen etc.' 1445, Bs
Pfeff. Schlossinv. S. noch Lauf 3 b (Bd III 1113);
Fisch-, Mettel-S. — G"-wand-: = Häss-S. (Sp. 750)
AaF.; BBe., Gr., Hk.; L (oft dim. -Seili); Zliürnt.,rS.
S. satten II (Sp. 695). — Winde"-: 1. a) das grosse
Seil an der Winde (im Dachraum); vgl. Winden. ,Es
klaget N., der seiler, uff BKnöilin, es habe sich be-
geben, das er holzhower gehept und im holz howen
lassen, und als der Knöily das ersech, neme er das
seil und die schiben uss der winden, das halb [beiden
gemeinsam] und er es im hulffi in eren han; da er
ein ander w. entlenti und das selb holz wol halb uff-
gezogen hette, in dem habe der Kn. HMeisen, miner
herren knecht, zuo im geschickt, im ze verbietten,
dehein holz mer uff ze ziechen . ..' 1484, Z RB. ,Den
selben selzamen vogel hand unser herren von Zürich
lassen henken an ein w. am rathuss, das in menklich hat
mögen sehen mit zertanen und zerspannenen Hügeln.'
1551, UMey. Chr. ,Ductarius funis, ein seil, durch
ein wellen gezogen, als an der winden, an den söden,
an den hausstüren und aufzügen, ziechseil, w.' Fris.;
Mal. ,Item 1 Hanghaaken und ein neuw W.' 1604,
SchwE. Arcb. (Inv. einer Sägemühle). .Grosse Winden-
seiler, Fläschenzüg und dergleichen grosse Seiler,
darumben ist kein Tax ... Wo man den Meistern das
Wachs gibt, sollen sie ... von dem Pfund nit mehr
ze Lohn nemmen dann ein Schilling drei Angster.'
1648, L Handwerksreformation. S. noch Garben- S.
(Sp. 749). Bei Handänderungen als zum Hause ge-
hörig bezeichnet; vgl. dazu Bluntschli, PG. II 5. ,Als
zuo einem verkouften huss was nuot und nagel be-
gryfft gehört, soll ein louffender bratspiess mitt syner
rüstung und das w. ouch darinn verhafft syn und bim
huss plyben, es werde dann söllichs im kouff mit
nammen vorbehalten und ussbedingt.' 1557, Z Rats-
verordn.; 1675, ZKyb. Grafschaftsrecht; Z Gerichts-
ordn. 1715. ,Item es soll beim schloss bliben der win-
tüchel, w., winleittern.' 1563, Z. S. auch Schür-S.
(Sp. 755). Im Fluch: ,Botz haspelhorn [vgl. Bd II
1621] und winderseil [in der Jüngern Bearbeitung , box
windenseil']!' Rdep 1538. — b) = Wellen- S. a (s. o.)
AaFh. — 2. Seil, an dem im Dachraum (Winde")
Wäsche aufgehängt wird. ,1 Winden-Seili.' 1800, Z
Inv. (,von der Lingschen'). — Wurf-: Seil, dessen
eines Ende (lose zsgefasst) über die zu bindende Last
geworfen wird. ,Zum Binden grosser Fuder auf einem
Wagen' UwE. ,6 fl. für 15 Wurfseil, welliche zum
Gerüst des Turns sind verbraucht worden.' 1710, Z.
S. noch Garben-S. (Sp. 749 o.). — Worg-: etwa 1 m
langes, festgedrehtes und daher wenig biegsames hän-
fenes Seil mit Knoten oder Quaste am einen Ende,
mit dem Gegenstände (zB. ganze Äpfel, Rüben), die
einem Stück Vieh im Halse stecken geblieben sind
und an denen es zu ersticken droht, durch die Speise-
röhre in den Magen hinuntergestossen werden; es ist
Eigentum der Gemeinde ZWast; dafür in neuerer
Zeit Worg-Strick. ,Dann habe der Wirt ihn unter der
Drohung, ihn mit einem sogenannten W. zu schlagen,
zwingen wollen, die Zeche zu bezahlen. [Die Wirtin
sagt aus:] dann sei ihr Mann mit dem W. in der
Hand in die Stube getreten und habe alle Gäste weg-
gejagt.' 1837, ZWast. (Z Rechtspfl. 1838).
Wösch- Aa; Ap(inH., K. Wusch-); B; L; G; Th;
Z, Wäscher- Z (Dan.), WOschere"- BG.: in Ap; B
auch -Seili (bzw. -d-), Wäscheseil, 's W. üfmache",
spanne". ,Wenn eine schwangere Frau unter einem
W. oder einem Legisparren durchgekrochen ist, so
muss sie auf dem gleichen Wege wieder zurück, sonst
gibt es eine schwere Geburt; nach Andern kann sie
sonst nicht gebären, weil sich die Nabelschnur dem
Kinde um den Hals wickelt' BSi. (HZahler 1898). —
Eis. Wäschseil (Marün-Lienh. II 351).
Wetter-. Nur in der (wohl individuellen) Wen-
dung .sich am W. halten.' .[Jedes Geschöpf empfindet
Freude über die Maienzeit.] Nur der Mensch ist
immer so ein mürrisch verzagt Ding. Wo sinds, die
natürlichen MayenfreudenV Der Herr, Prasser oder
geizig, dem fehlts da und dort, das Blut rollt zu stark,
die Lüste zu heftig, und Dieser halt sich vast atemlos
am W. Der Landmann, das Baurnvölkle, ach, da sind
so viel Geschäfte und das Wetter immer conträr!'
UBrXgger TgB. 1782.
Zug-: a.) = Sällb$ (Sp. 742 u.) LMeggen (Fischer-
spr.). — b) Seil, das zs. mit dem Burdi-S. zum Binden
der ,Heuburdenen' dient und an dem diese gezogen wer-
den GrA.; vgl. die Abbildg bei ('Schröter 1895, 176
(wornach bei FGStebler, AW. 222/3), ferner Sei 3 d
(Sp. 709). — c) Zugstrick am Wagen. ,Der Diechsel
[der Spritze] soll gegen der Türe gerichtet, aufgestellt
und die Zugseiler daran aufgehangen sein.' Feoerspr.
1790. — Mhd. zu(i(e)seil (Lexer III 11GU).
Üf-zug-: Seil zum Aufziehn. ,Ein neues Aufz.'
1780, BStdt (Inv. der [Spezerei-]Pulverstampfe). Auch
1823, ZStdt (Hausbuch); wohl = Winden- S. 1 a oder
das Seil zum Aufziehn der Haustür vom obern Stock
aus (s. Üf-zug und vgl. auch das Folg.).
Zieh-. ,An jedem der beim Holzzieh" in den
Baumstamm eingeschlagenen Guntel [s. Gunten I Bd
II 382] ziehen 2, im Ganzen 10—20 Mann, indem jeder
sein Ziehsi'l am Guntel befestigt und mittelst des
5 cm breiten Ziehblattli sich über die Schulter schlägt.,
Bärnd. 1911, 96 (mit Abbildg). ,Ein zieseil zum törli
vor dem schloss.' 1557, ZGrün. ,Dem Sattler N. vor
ein Zeihseil 1. C. zahlt 2 fl. 10 ß.' 1795, ZStdt Haush.
(.Unkosten über die Gebäude'). S. auch Winden-S. 1 a.
- Vgl. Sanders II 1069.
Sa], sei, sil, sol, sul
Ab-zieh-: Seil mit Kugeln von 10 — 15 PH
Schwere und einem Reisigbusch, vom Kaminfeger für
russische Kamine gebraucht Z (Spillra.). — Zünd-:
= Für-S. 1 (Sp. 748). ,Nass Zündseil hat der Sechste
ghan, die wolten nit recht zünden an.' HGkob 1603.
seile- (in W -m"), 3. Sg. Präs. und Ptc. -et: 1. a) an
(mit) einem Seil festbinden L (Ineichen), a) Per-
sonen. ,Der tod hatt mich geseilet; wirtt mir die hell
erteilet, so bin ich armer zwyffler verlorn', spricht
der reuige Leib. Leib und Seele. Uneig., Einen zum
Schweigen bringen AAGrän.; „GrA." — ß) Vieh an
die Krippe binden GaPr. (Pfr. Kind); vgl. an-, ins.
Am Mittwuche" und Fritig darf-me" nit s., dh. nicht
den Stall wechseln GrD. (B.); vgl stellen. — y) Sa-
chen. Getreidegarben (mit einem Strau,r-Säl) binden
ApLb. E" Fert [zB. ein Holzfuder] s. SchwE. (Lienert).
,Man sol am Küttliu ein buochen houwen, die s. und
hindersich schleiken durch die gassen nider...' XV.,
AASpreit. Offn. Ein Schiff ,s.', = riten 4 b «. (Bd VI
1678); s. ebd. zwei Belege von 1450 und vgl.: ,An
dem Schiffe wurden zwei Seile befestigt, die an beide
Ufer reichten; jedes wurde von 15 und mehr Mann
gehalten und jenes so über und durch die Felsen
hinuntergelassen.' JVetter 1864. — b) Einem den
Strick um den Hals legen (zum Hängen); vgl. SeillcQ.
,Si [die Diebe] wurden mit gerieht verteilet und wur-
den alle geseilet, das man si henken wolte, als man
billich solte.' Schacdzabelb. ,[N. habe gesagt] das man
ettlich, so unser herren für from und biderb und in
irem rat sitzen haben, s. sollte.' 1490, Z RB. — c) an
einem Seile heraufziehen oder hinunterlassen L (Schür-
mann); W (auch umbrüf-, wmbrV-). Uneig., Einen
foppen, ,aufziehn' AABr.; vgl. <S#7(Sp. 744 o.). — d) das
Heuseil für die Heubürde auf dem Boden zurecht-
legen ApLb. — e) das Wäscheseil spannen B„0." und
lt Zyro. — 2. Seile uä. drehn, machen B; L; GSa.;
SchScIiI. (s. Heuw Bd II 1815); üw, das Seilerhand-
werk betreiben GSa.; ScHSt. ; Th. ,Ein Nachbar seilete
auf dem Feldweg' L. Der Zwick an der Peitschen-
schnur wird von den Bauernknaben selber g'seilet
BiRND. 1904. ,Dass die Karrer, Rinderknecht nüt
Neuwes für sich selbst lassen machen, sonder, so etwas
neuw zuo machen von Nöten, es sige mit wagnen,
schmiden, s. oder anders [soll es durch den Schaffner
befohlen werden].' AaMuh GOrdn. XVII. — 3. Fäden
ziehn, von kahmigem Wein, Most GSa.; Uw, von er-
wärmtem Käse (in der Suppe) GRMai. (s. Bd VI 1000 u.);
Uw, von Speichel Ndw (Matthys). Syn. hälsingen (Bd
II 1212). Der Wi", Most seilet. Auch pers. von Jmd,
,der den Speichel herabhängen lässt' Ndw (Matthys):
vgl. heislen II (Bd II 1688). De seilist wiest abbe"!
— g(e)-seilet: 1. a) mit Seilen festgebunden. .Da
sprechen wir, das der N. und sine erben söllent lassen
gan ein pfad durch sine güetter uff hin uuz zuo sinem
huss, da einer mit einem ross mög uff und ab farn
und mit anderem geseiletem guott, mit türlinen.' 1488,
BLaup. — b) ins Seil (s. Wild-Seil) verstrickt. .Deine
sün ligend untröstlich zu vordrest an allen gassen,
gleich wie ein ges-s wildbrät.' 1530/1707, Jes.; ,wie ein
verstrickter Waldochse.' Luther; sicut oryx illaqueatus.
Vulg.; bei den LXX anders. — c) mit Seilen be-
spannt, von Spannbetten; vgl. Spann -bett- Seil und
bes. Gr. WB. X 1, 219/20. .Zwei böse spanbett, eines
was geseilet, das ander ungeseilet.' 1429, Z RB. —
2. Fäden ziehend, von Wein, Most GSa. Der Most ist
g'seilet; g'seileter Most. — un- s. das Vor. 1 c. —
Ge-seileti f.: Abstr. zu ge- seilet 2 GSa. E" blizgsürs
Möstli, wou-me" vor lüter G's. spinne" und hasjrfe"
chönnt. Proph. 1855.
Mhd. seilen (Lexer II 857/8); vgl. auch Gr. WB. X 1,
219 ff.; Sanders II 1069. Der durchgehende Ausgang -et in
der 3. Sg. Prass. und im Ptc. weist auf ahd. 'eeilön (gegenüber
got. iiuailjan).
ab-: 1. a) Einen vom Gletscherseil lösen. Tu-
ristenspr. Bes. refl.: Jiz cheu"-mer-is [uns] scho" a. B.
— b) die Kühe von der Kette losbinden GRTersn. (B.).
A. müesse", uneig., Schulden halber die Kühe ver-
kaufen müssen, ebd. ,Wann der Überfiuss ergeilet,
Mül und Pferd sind abgeseilet.' JCWeissenb. 1681.
— 2. refl,, sich an einem Seil (das man an einem
Felsvorsprung oder eigens dazu bestimmten Ab-seil-
Hägge", -Ring festgemacht hat) über eine schwierige
Stelle, eine Felswand hinunterlassen. Tdristenspr. —
3. Einen mit einem Seil züchtigen; vgl. Sp. 739. Im
Schürli han-ich-n-e" [den Verdingknaben] welle" a.
ÜORFKAL. 1870 (B). — 3 auch Schwab. (Fischer I 68).
a°-: au ein Seil binden, mit einem Seile (Strick)
anbinden B; Gr; L; Scbw; Zg; Z und wohl weiterhin.
En Baum (zB. beim Fällen), e" Stange" (die man
hinunterlassen oder aufrichten will) a. Spec. vom
Anbinden des Viehs an die Krippe Gr. Die Chue ist
a'g'seileti. Auch abs. : Er het a"g'seilet Gr. ,[250 Bauern
wurden im Bauernkrieg 1525] wie tobe stier ange-
seilet, gon Ulm geschleipft.' Ansh. In der Turistenspr.
(meist refl.), ans Gletscherseil binden, allg. Uneig.
Rösi het . . . Bänze" mit süesse" Blicke" g'luegt a'z's.
SGfeller 1911. Es giH Wibervolch, es het der Tu fei
im Lib! Ist-me" einist a"g' seilet, so het 's Eine"!
Addkich. — (un-)an-g6-seilet. .Zwischen ange-
seiltem Vieh.' JCWeissenb. 1681. Da ist noch en un-
angseileti (Chue) GRNuf. — Mhd. ane seilen; vgl. auch
Gr. WB. 1 459; Fischer I 260.
i°-: 1. abs., Vieh im Stall anbinden, mit ihm eine
Stallung, Alp beziehen GrPt.; ,Schw; Zg (lt alten
Verordnungen' Dr Ithen). D' Heimchüe und di Geiss
sind [am Abend] znm Stall cho" und Michel hed V-
g'seilet, d' Chile in d' Chöttene", d's Chalb und di Geiss
in d' Chemme". Schwzd. (GrPi\). ,Wo einer auf der
Allmend einseilet, der soll alldort verbleiben, bis man
abfahrt.' ZoAg. Allmendordn. 1834. — 2. einem Ochsen-
paar mit dem Seil (in Bed. lay) das Joch an die
Hörner binden, um es an den Wagen oder Pflug zu
spannen SThierst. (heute nur noch selten). Vgl. \n-
ge-schirren, in-spannen. — Vgl. Gr. WB. III 291; San-
ders II 1069.
ent- ,untsaille": siegare, sguinzagliare' PAl.(Giord.).
Ganged nua [nur] u. d' Chile [zur Alpfahrt]. — Auch
mhd.; vgl. auch Gr. WB. III 620.
üs-: Gegs. zu in-seilen 1, im Herbst ,Schw; Zg'
(,1t alten Verordnungen' Drlthen). — ver-: ,sich (mit
schleimigem Speichel) besudeln' Ndw (Matthys); vgl.
seilen 3.
chib-saZe»; ,ein chibigs [s. Bd III 108] Stück Vieh
a" 's Chripp-Holz abebinde" ApGais. — Wohl Abi. von
*Chib-SeU. .
nächhe*-: , Einen an Seilen hinunterlassen, damit
er Etwas heraufhole4 U.
be-: mit Seilen versehn. ,Das man von dem hanf-
zehenden ze Steina gemeinlichen die gloggan ze Steina
761
S.,l,
■1, Sil, sol, sul
sol beseüan, und war das, das die kilche ze Steina
nit besorgat wurde mit seilan von dem hanfzehenden.
so haut die kilchherren vollen gewalt ze nemen von
dem vorgenanten zehenden, die gloggan ze beseilan
und ze versorgene, als den notturftig ist.' 1349, Gfo.
— Vgl. Lexer, Nacbtr. 6'J ; Gr. WB. 11613 (,ein Schiff b.').
Seiler m.: wie nhd. allg.; doch wird das Hand-
werk mit dem Überhandnehmen der Fabrikware heute
auch in den Städten immer seltener. En Schmed ist
kann Säler, en S. ist kann Schmed. ApVL. 1903. ,Als
NN. rechnoten mit dem kurzen s., als er den burgern
hat seil gemacht zuo den werchslingen . ..' 1382, B
StRechn. ,Es söllent die seiler schwerren ... ünserm
bumeister von unser gemeinen statt wegeu gehorsam
ze sind, ouch die werch, so er unser statt werchet,
guot, früntgäb und getrüwlich ze machen ...' XV., Z
StB. (bis ins XVIII.). ,So auch ein Schmit, Wagner,
S., Satler nit guete Werschaft machtend.' AAMuri
Gürdn. XVII. Alle fremden Glaser, Ölträger, Seiler,
Hutfärber, Segessenträger wurden fortgewiesen in der
Absicht, die hiesigen Meister zu schützen. 1788, Obw
(AKüchler 1895). S. auch Folter-, Bund-, Winden-Seil.
In Zürich gab es 1637 sieben, 1836 noch drei, in GT.
1851 noch acht Seiler. In Zürich gehörten sie zur
Schiffleuten-, in Basel zur Gärtner- (vgl. TGeering
1886, 295), in Luzem (seit 1501) zur Saffranzunft
(vgl. FHaas 1909, 8. 108/9). ,Vischer, schifflüte, karer,
seiler und tregel, die sullen haben ein zunft und ein
panner.' 1336, ZStdt (Geschworner Brief). ,[Die Fi-
scher, die] ze den schifflüten, den seilern und zuo
den karneren in ein zunft Zürich gefüegt und ver-
schoben sind.' 1336, Z StB. RAA. Der Krebs geit
hindertsi''' wie der S. Barnd. 1904. IcH bin noch nie
hintertsich g'gange", als wo-nich S. g'si" bi". Siebendick.
S. auch für-sich (Sp. 163). ,Mit S-s Tochter Hochzeit
halten', gehängt werden; vgl. auch AfV. XI 132. ,[Ein
zum Hängen Verurteilter gibt unter dem Galgen seinem
Spiessgesellen, der eben mit Ruten gestrichen wird,
den Auftrag, seiner Mutter zu berichten:] Ich hab
allhie mit des Seilers Tochter mich verknüpfen lassen
und Hochzyt ghalten und du habist uff meiner Hochzyt
gedanzet.' Scbimpkr. 1651. .Daher der Galgen allzeit
solche Frucht traget, wie dan würklich 7 von einer
Banden von 12 Personen mit Seilers Töchteren Hoch-
zeit gemacht.' GKönig 1715/7. Zum Folg. vgl. Seil
(Sp. 739 o.): ,Hat mich dieser Reiskumpan [der auch
ein Seiler war] noch den Seilerspruch gelehrt, der da
soll vom Apostel Paulus abstammen: Dass ein S. soll
das Böse mit Gutem überwinden.' AUZimmerm. 1900.
Spätmhd. seiler; vgl. auch Gr. WB. X 1, 221/2. Als
Beiname (oft noch eig. Berufsbezeielinung): Sur-.Salrr Si-hHa.
,Johans der s.' (neben ,Johans s.'). 1372, Z StB. .Partlemc
Hüsler, der s.' 1456, LStdt. Der Schriftsteller Hans Salat,
der den Seilerberuf erlernte, erscheint urk. oft als ,H. S.
gen. Seiler' oder schlechtweg als ,Hans Seiler.' ,[Ich] kam
zuo nieister N., den man den rotten s. nanrpt.' ThPlatter
1572. .Seilerli', ver&chtl. Bezeichnung des Obervogts und
des Bürgermeisters Schnüd (Sohn und Vater). 1666, SchSt.:
,Der S., der Obervogt, habe ibro den Hof genommen ... Der
Lump, das S., der Bürgermeister seige wie [der Sohn].' Als
FN. Aa (1386, Zof.; XV./XVI., F.; XVIII., Aar.); Bs (seit.
XV.); BStdt (XIV./XVI.); F (XV./XVI.); L (XV./XVI.); G
(seit XV./XVI.); Seh (XV./XV1II., Stdt; XVI., St.); SStdt
(XVI./XVII.); Obw(XIV./XVIII.); WG.; Zg (XIV./XVI.); Z
(seit XIV.; vgl. ,N. klaget nf Hartman S., den seilmacher.'
1384, Z KB.). Im Fem. ,Adelheit Seilerra mit Jnhans Seiler,
irem elichen wirte.' 1365, AaB. ,Seileriu.' XIV., BStdt
(,Anna S.' stiftete 1354 ein Spital, das im XV./XVI. .der
Seil(l)erin', auch ,Seil(l|er(e)n spittal' heisst); 1405, AaAar. ;
1423, LSurs. .Seiler', Fluni. AaMUhlet.; Schw, ,S.-Gass' B,
, -Graben' ZStdt, ,-Hüsli' B; L. ,Seilers-Boden' BGr. — Eine
altere mit Seiler gleichbed. Bildung viell. in .Seilo' ,|N. dictus
Seylo.' 1300, W Urk.), wozu die Oim.- bzw. Koseform ,Seili'
(,Uolrich Seilli.' 1304, Uw; .Wernher Sevli.' um 1400, ebd.;
s. auch Gfd 54, 245).
seilere": das Seilerhandwerk betreiben Bs; GSa.;
Ndw (1t Matthys auch allg. .Seile drehn'). Syn. seilen.
— Auch bei Gr. WB. X 1, 222: Martin-Lienh. II 351.
Seilete- f.: ein .Seil' voll, zB. Wäsche, Heu BG.,
Si., auch lt Zyro; spec. in ein Seil (vgl. Strick, Tret-
schen) zsgefasste Bürde Heu, Erad oä., die ein Mann
auf dem Rücken eintragen kann „Gr"A., D. (.Mannes-
bürde'), Pr. (auch bei AHöpfn. 1789), in Seile gebun-
dene Heubürde, die über den Berg (in den Stall)
heruntergezogen wird GrAv. Vgl. Fert II (Bi I 1038);
Tregi. Als Mass: Ein , Fuder' Heu ist gleich 12 ,Sei-
lete' oder Mannslasten ä 1,5 Zentner GrA. (CSchröter
1895). Wil s' [das Mütterchen, das allein heuen musste
und den" auch selber d's Ben getragen hed] denn mit
der S., eigentlich nun en Zuff'el, uf den Gaden ist . . .
GFient 1898. S. auch beinelen (Bd IV 1305). Er hed
en Grind wie en S. Farre", von einem grobknochigen
Knaben GrA. (Tsch.). E" S. üfsetze» (GrA.), lade"
GßSeew. (MKuoni), das Heu auf das am Boden lie-
gende ,Seil' schichten zu einer Bürde. D' Taglünerne",
ico Wusch mache", Seilete" lade" und nohi"reche" heud
müesse". Sciiwzn. (MKuoni).
Seili f., PI. Seileni: (in BHk., R. auch Ghüe-S.)
das Kettenwerk an der Krippe zum Anbinden des
Viehs BBe., Gr., Hk. Die einzelnen Bestandteile s.
unter Hälsel (Bd II 1211 o.); Chängel s (Bd III 362);
Herz-Ring (Bd VI 1090, in BGr. dafür Well-B.J;
Strumpf; Hals-, Barni-Trum; vgl. auch Seili-Leder
(in den Nachträgen), -Tütschi, feiner Bärnd. 1908,424.
Syn. (Chüe-)Seil (Sp. 741 o. 51 o.), fChüe-J Stöss. Das
Vieh im Stalle b'langed ab der S. z' chon BGr. D' Chie
hei" 'zoren «*"* g'schrissen an der S. und üs!'i" wellen.
ebd. RA. We"" d' Chue drüf ist, su muess d' S. glich
nähi" BBe. S. noch Vogt 5 (Bd I 704; auch BHk.);
nach einer Angabe von verspäteter Bevogtigung eines
Verschwenders.
Wohl nichts andres als der siug. gefasste coli. PI. Seili
(vgl. Sp. 738); vgl. aber auch Barni f. (Bd IV 1439) für
das selbe Gebiet. St.2 gibt für BO. und LE. Ghüe-Seüi n.
an, für ersteres sicher irrtümlich, da die uns vorliegende
Aufzeichnung des Anon. Habk., die St.s Quelle war, das
Fem. hat.
Sil I SiH — f.: 1. Sihl, der aus den Schw Bergen
kommende, in Zürich in die Limmat mündende Fluss.
Sein oberster Lauf heisst Alt-S. (schon im XIII.),
auch Stüden-S. (nach dem Dorfe ,Studen'), bis zur
Vereinigung mit der Iberger-S. (bei JJScheuchzer
1717 ,Neue S.'), die von der ,Minster' und der .(stillen)
Wag' gebildet wird. Der bei Zürich vom alten Fluss-
lauf abzweigende (dem heutigen .Sihlkanal' entspre-
chende) Nebenarm, der früher selbständig in die Lim-
mat führte, wurde bis in die neuere Zeit von jenem,
der , wilden S.', als , zahme S.' unterschieden; dafür
1396 ,der wilde runs' und die ,inre S.' (vgl. Vög.-
Nüsch. II 720/1). — 2. in ä. Zeit in Zürich auch als
Bezeichnung des städtischen Siechenhauses St Jakob
Sal, sei, sil, sol,
7r,i
an der Sihl (vgl. ASG. XV 204/5); doch nur in be-
stimmten Wendungen. ,Man sol die 10 pfd [Basse]
geben an die Silen und in den spital.' 1314, ZStB.;
ähnlich noch öfter. S. auch un-ge-richt (Bd VI 374).
— Siler m.: Anwohner der Sihl. .Johannes der S.
et fratres sui', Angehörige von Einsiedeln. 1256, Z
ÜB. .Verena S.', Waldsehwester. 1403, ScnwE. Von
den Insassen des Siechenhauses St Jakob: ,Die spitaler
und Syler.' 1357, Z; dazu: ,[Ein Grundstück] stost an
Silerwisen.' 1429, Z Rq. (ebd. ,Spittälerwisen').
Mit dem Flussnameu zsgesetzte Lokalnamen (auf dem
2. Glied betont): in Schw ,Sihl-Egg, -Alp, -Boden', in Z
,Sihl-Au, -Feld, -Hfllzli, -Brugg, -Wald'; Uaaer-S., jenseits
der Sihl gelegener Stadtteil von Zürich (s. Z Rq. 1910, 327).
Ä. Formen des Flussnamens: .Silaha.' 1018, ürk. Heinrichs II.
(,alpem Sila vocatam, de qua fluvius Silaha dictus currit');
latin. .Sila', Acc. ,Silam.' XIII./XIV.; ,Altsyla.' 1217; ,Sil(e)',
in den obl. Kasus vorwiegend ,Silen' (,Silun.' 1312), aber
auch, oft mit der schwachen Form wechselnd, ,Sil(e).'XIII./XV.
Sicher ist Zshang mit (Ober-, Under-)SiH n., Alp am obersten
Lauf der Altsihl (vgl.: ,[Die Sihl] entspringt auf einem...
Berge, worauf aueh eine Alp ist, das Syl genannt, wovon
vermutlich der Fluss den Namen bekommen.' Leu-Holzhalb
1791, 512); nach dem erwähnten Zeugnis von 1018 läge
eine urspr. Zss. ,Sil-aha', Silwasser, vor, wobei aber die früh-
zeitige starke Kürzung und der schliessliche vollige Schwund
des 2. Gliedes auffällig bleibt (fgl. Ach mit Anm. Bd I 63).
Mit dem Alpnameu ,Sil' (vgl. eis. Sil n., Umfriedigung, ein-
gefriedigtes Stück Land, bes. zum Schutz gegen schädliches
Wild. Martin-Lienh. II 351 ; zu Sil II r) mögen noch folgende,
ausserhalb des Flussgebiets der Sihl vorkommende Lokal-
namen zsgehören: ,Sil-Acker' GoT., ,-Ergaten' oTh, ,-Matt'
ZWald (,Sill-'), ,-Boden' BIseltw., ,-Stig' SchSchl., ,-Weng'
BAd., ,-Wängen' L. ,Silen' Obw. .SilJeuberg', Familienn.
Auf. XVI., B (Leu). ,Silenen' BG. (Alp); U (,Silana.1 S57;
.Silenmin.' 1291). .Sihler', .Silier' ZGoldb., ,Sihler-Äcker'
ZWyt. ,Sil(l)ereu' BAd. (auch bei Leu), Gsteigw.
Sil II SM — m. GWidn. (in Bed. 1 g); SThierst.
(in Bed. 2 b), sonst STle" (-»»- GrLuz.; GO.) mf., PI.
unver. (in WVt. Silo m., PI. Silu«): 1. Seil, Strick,
Riemen (werk) uä. Sile" m., grosses, armsdickes Seil,
Tau Ndw (Matthys); heute abgelehnt. S. auch Seil
(Sp. 738 u.). a) m. (nach älterer Angabe f.), grosses
langes Lederseil, mit dem die Fuhrleute die Waren
auf dem Wagen oder Schlitten festbinden UUrs. ,Da
früher am Gotthard die Schlitten ohne Stangen ver-
wendet wurden, so ergriff der Fuhrmann mit der linken
Hand den Schwanz des Zugtieres, mit der rechten den
S. und sorgte so mit aller Kraft, dass der Schlitten
dem Tier nicht in die Beine fuhr' (TFurrer). —
b) .grosses Seil für Holzfuhren' Gl (WSenn 1871).
Die Jäger holten 5 Heuseile und 4 Sillen und knüpften
sie aneinander, um ein abgestürztes Tier heraufzu-
seilen, ebd. — c) f., Zugseile am Heuschlitten statt
der Latten; sie werden an den Schlittenkufen in Haken
eingehängt GrD. (B.). - d) m. GRPr., f. GrD., Leit-
seil GR.Pr.j-, an den Hörnern des Zugviehs befestigt
GrD. (B.). — e) (Teil am) Zuggeschirr, a) m. Gl;
UUrs.; WVt., f. Schw; UwE., Zugstrick(e) beim Vieh-
gespann Gl; Schw, am Joche des Zugviehs befestigt
Nnw; UwE.; UUrs., in ScHwMa. auch am Pferdege-
schirr. .Zugriemen am Pfluge' WVt. Syn. S.-Schnuer.
Vgl. auch S.-Bengel 1 (Bd IV 1373), -Blatt (Bd V 186),
-Schit. — ß) m. GRPr.; WMü., primitives Zuggeschirr
für Pferde (in OrPt. auch für das Zugvieh), bestehend
aus einem über den Nacken und einem über die Brust
des Tieres gehenden breiten Lederriemen, an deren
Verbindungsstellen die Zugstränge befestigt sind (s.
die Abbildg Bärnd. 1911, 551) GRPr.; WMü., Chaisen-
oder Kutschengeschirr mit (verziertem) Brustblatt statt
eines Kummets Bs (Seiler); SThierst. Syn. Silen-Ge-
schirr. Legg 'Hm Hans [Pferdename] hüt a" S-e" a" Bs.
,3 Chaisengeschirr (Süllen).' Z Amtsbl. 1868 (ZMaur).
— •() m. GRVal., f. GrTIis, Hintergeschirr des Zug-
viehs, bestehend aus einem quer über den Hinter-
rücken und einem um den After herum gehenden
breiten Lederriemen (statt dessen etwa auch nur
Stricke), von deren Verbindungsstellen auf beiden
Seiten ein Strick zum Joche gespannt ist, an dem
auch die Deichselstangen befestigt sind; die ganze
Einrichtung soll dem Tier ermöglichen, beim Abwärts-
fahren den Wagen zurückzuhalten, so dass er ihm
nicht in die Beine schiesst GrAv., Ths, Val. De''
Chätzer Gallon chann dem Fardel [Rind] nid e-mäl
d' S-e" recht a"legge" GRVal. — 8) ä. Belege, meist
zu a. ,Ich kan wol schimpfen unde spiln, baz denn
zien in einem [Varr. ,dem, den'] siln', spricht der
Esel. Boner. ,... du zallen ziten strebest, als in dem
siln der esel tuot', Fliege zur Ameise, ebd. .Das
komat mit den s-en.' 1353, Bs. ,N. hat veriehen, dass
er ein zoun, ein siln und ein sak verstoln hab.' 1409,
Z RB. ,Die gschrift muss allein durch den glouben
verstanden werden und der gloub allein bewärt werden
mit und an der gschrift, die durch den glouben recht
verstanden wirt. Glych als da einer einen last ont-
wegen und füeren will, nimmt er das tier allein one
s-en und strick, so mag er nüts entwegen; herwiderum,
nimmt er allein das gschirr one das tier, schaffet er
aber nüts. Kurz, es muoss das tier und gschirr mit
einandren an die bürde gefüert werden und anggürtet.
Also hie ist das tier der lebendig gloub, strick und s-en
ist die gschrift.' Zwingli. ,Ward einem Ochsen, der
kein Arbeit bis dahin verrichtet hate, das Joch samt
den Sillen ufgelegt und ganz allein gehen lassen,
darmit zue erwarten, wohin solcher sicli begeben wolle,
mit der Meinung, das Closter [Engelberg] an solches
Ort zu bauwen.' Anf. XVIII., Ndw. — e) in bildlichen
RAA. Er muess recht i" S. ligge", ,er muss fest an-
ziehen' Ndw. Si händ-e" a" der S., ,am Zaume' Gl.
Us der S. chw, aus dem Geleise kommen, ebd. (Leu-
zinger). Es tienet i" hei" S. ine", ,es passt in kein
Ziel und kein Mass hinein.' ebd. (CStreiff). ,[Wir wer-
den berichten, wie Luther] fürgfaren und sin hendel
sich von im an ander fürtragen band, wie und wann
Zwingli im in sinen siln gstanden und disen danen
getan hat.' Salat, Ref.-Chr. — f) m., Band, das den
Kühen umgelegt wird, wenn sie schwer kalben, zur
Verhütung des Gebärmuttervorfalls GRPr. — g) bei
kranken Pferden, die nicht mehr aufstehn können,
angewendete Vorrichtung, aus Seilen bestehend, die
man unter ihnen durchzieht und mit beiden Enden
an der Stalldecke befestigt GWidn. Ein Pferd i" de"
Stil hängen; das Pferd ist im S. — h) Schultergurt
der Schiffszieher (s. recken ö b Bd VI 809), eine Art
Schleife mit einem Strick am untern Ende, der an der
Schiffsleine festgemacht wird S (Schild 1885); s. Limen
(Bd III 1269) und vgl. S.-Blatten (Bd V 199). — i) f.,
Leibgurt der Männer GaThs. — k) m. GRKübl., Luz.,
Pr.,Sch., Spl., Val.; GMs, Sa., Wb., f. „Gr"D., Schud.,
Ths, Val.; GMs, Sa., Wall., ohne Geschlechtsang. Gr
ObS., meist oder ausschliesslich im PL (so für GrAv.,
Nuf.; Gü. angegeben), der Sg. nur etwa, soweit zwei
765
Sal, sei, sil, sol, sul
getrennte Stücke vorhanden Bind: Hosenträger. aaOO.
S. Zue-sennen- Boss (Bd VI 1435). Früher wurden die
S-e" statt angeknöpft in eisernen Haken an der Hose
eingehängt GrD. (B.); vgl. auch Hoh-ltigel (Bd VI
751) und S.-Chnopf (Bd III 752). In GrAv. auch für
die Tragbänder am Unterrock (G'stalt) der Frauen.
— 2. mit Verschiebung der Bed. a) m., das Joch,
das dem Zugtier aufgelegt wird GlK. — b) = Sil-
Bengel 1 (Bd IV 1373), ,Wagscheit für ein einzelnes
Zugtier' SThierst. Wagscheit mit ,Guntel' und Stricken
zum Holzschleifen OßwLung.; vgl. silen 1.
Ahd. silo m., mhd. sil(e) mfn., bes. Riemenwerk, Geschirr
für Zugvieh; verwandt mit Stil. Zur weitern Verbreitung
und Geschichte des W. vgl. Gr. WB. X 1, 953 ff. (,Siele' f.).
1058 (,8111* n., ,Sille' f.), dazu noch Martiu-Lienh. II 351;
Unger-Khull 594. Das Fem. beruht bei uns wohl grössten-
teils auf Neubildung von dem in mehrern Bedd. vorwiegend
gebrauchten PI. aus; vgl. bes. die charakteristischen Ver-
hältnisse unter 1 k. Das l hat in Bs; nS sekundäre Ge-
mination erfahren; im übrigen sollen die Schreibungen mit ff,
so für Gr, nur die Kürze des Vokals wiedergehen. S. noch
SS«; Silm.
After-: = Sil 1 ey. Syn. Hinder-S. ,Aftersiln.'
1470, Bei'terooel von Grandson.
Amhd. aftereil m.; vgl. auch Gr. WB. I 18S. X 1, 955/6;
Unger-Khull 13; Fischer I 113 (.Aftersigel').
U°-sile° f.: üble Laune Gl (Leuzinger). I" der
U. Si", i" d' U. chu". — Eig. von einem Zugtier, das
nicht recht im Geschirr liegt; vgl. Geschirr.
Holz-Site": = Sil 1 e ß, wenn beim Holzschleifen
gebraucht WMü.
Hinder-: = After-S. ,[N. stahl ua] ein hindersill
an ein rossgschirr.' 1580, Z RB. - Anders bei Gr. WB.
X 1, 95G.
Joch- Site" : = Silen 1 e o UwE.
sile" GlH.; GSev., -»- UwSachs. (Dan.): 1. Holz-
stämme an Seilen, die an einem Gunten (s. Bd II 382)
befestigt sind, mit Pferden (aus dem Walde) schleifen
GlH.; UwK., Sachs. — 2. Etw. unbequem, mühsam
ziehen, tragen GSev. Dazu Silete" f.: En schregglegi
S., ein schrecklich mühsames Ziehen, Tragen, ebd.
— Bei Gr. WB. X 1, 956 in andern Bedd.
Silen o» : wohl PI., = SM h Gr (vereinzelte Angabe).
sfla (q, -ä) GrAv., Pi\, Tschapp., -%■ GrD., Nuf.,
Pr., Seh., Ths: a) gew. wiederholt, Lockruf für Ziegen.
Auch in Verbindung mit andern Rufen: S., *., tsei,
tsei, tsä! GrAv. Gitzeli, gitz, gitz! s., s..' GrD. (B.).
Titz, titz, s, ».! GrOdS. (B.). S., s., Geissi! ruft die
Bäurin die Ziegen zum Melken GrScIi. ,Ein Schan-
figger lockte seine Ziege mit dem freundlichen s., s. /
Als die Sile aber nicht folgte, rief er: gitsch, du leide''
Ckoge"!- Tsch. — b) Subst. f., Bezeichnung der Ziege
Gr, so D. (lt B. nur noch im Lockruf), Seh, Ths.
S., S., chumm, S.l GrD. (B.), Ths. Rüef dine» Sile"
GkTIis. — In beiden Bedd. auch rätorom.
sillabieren: nach der alten Methode des Lesen-
lernens (vor Pestalozzi) aus den Namen der ein-
zelnen Buchstaben (s. buechstabieren) die Silben eines
Wortes zssetzen. Scbdlspr. f — Vgl. ,silben' Gr. WB.
X 1, 970.
sillerli: im Anzählreim unter Inoll (I
Silli s. unter Sun.
Silian : = Sidian (Sp. 309 u.) Z.
III 740).
, Silin m. : scapolo' PA1. (Giord.).
lt. «rapalo, Junggeselle, aber auch, was hier gemeint sein
wird, ,a qnel cavallo, che, sciolto, precede gli altri che
tirano una carrozza' (Ferrari-Caccia), also das selbe, was
deutsch auch .Bienienpferd' heisst (Gr. WB. VIII 928). Da-
durch wird Zugehörigkeit zu Sil 11 wahrseb.: die Wortform
weist auf ein ahd. 'sillo aus 'silju; zur Bildung vgl. Wilmanus
Sol I: Lache, Pfütze (in der sich das Wild suhlt);
nur in Ortsnamen (s. die Anm.).
Amhd. sol mn.; vgl. über die weitere Verwandtschaft
Gr. WB. X 1, 1448 (,Sole' f., Lache). Vgl. auch Sil. Als
Ortsname. Söl (geschrieben ,Sol, Sohl, Sool'; in ApI. gespr.
Saul<S)il) ApI. (Alpweide; bei Leu, Lex. ,Soll'); BsL.
(nördl. von Rotenfluh); B (hinter der Scheibe nördl. vom
Thunersee); Gl (als Fluru. in Betschw., Eunenda, Näf., Rüti,
NUrnen, für ein bei Schwanden auf der Höhe gelegenes
Dorf: (ufl Söl; dazu: ,von Swanden ... Welti ab Sol, RRusser
ab Sol', gefallen in der Schlacht bei Nftfels. GILth. JzB.) ;
SchTras. (Fluni.); SchwArtb; S (Sennhof bei Mümlisw.);
ZHed. (an der Grenze gegen Aa; , Acker im Sohl'; ,da dannen
uff in das sol.' XV., Offn. Bonst.), Rheinau, Stadel (,Acker im
Sohl'). In der ä. Spr. auch in der Form ,sal' (n.): ,In das
sal uff.' um 1500, AaRemetschw. ; ,das tanholz, das man
da nempt das sah' 1281/1485, Z; ,das Holz genant Sal.'
1605, ebd.; vgl. auch Sp. 688. In Zssen (noch oft mit er-
haltener Kürze) 1) als 1. Glied. ,Sol-Ach' (eig. das aus dem
Sol kommende Wasser) BLimp. (, Solachäcker'), ,-acht' BJe-
geust. (.Solachtäckcr') ; ZOGlatt (,iu der Solacht'; schon 1696
,in der Sollacht'). ,S.-Acker' BOberönz (.Sollackerwald'). ,Sol-
Egg' ApI.; BGadm., Innertk., Reutig. ,Sohl-FeId' ZHed. ,Sohl-
Flub' B (Felswand an der Scheibe). ,Sohl-Holz' ZHed. ,Sol-
Horn' B (Berg südwestl. von Amsoldiugen). ,Sool-Mäderli'
GIMitlödi. ,Sol(l)-Matt' BOberbalm; S Mümlisw., Welsch.
,Soll-Boden' BsEttl. (.Sohlbodenebene'); ZBenk. ,Sohl-Bühl'
zw. SehBuchb. uud ZEgl. ,Sol(l)-Berg' BWyu. (,Solberc.'
1260; dazu der Familienn. .Sollberger' B lt Zyro; schon
1674, BWillad.). ,Sool-Brunuen' SchWilch. ,SohI-Reben' Z
Hed. ,Soll-RUti' BKö'n.; LUff. (.Sohlruti'). ,Sohl-Tobel' ZHed.
— 2) als 2. Glied. Vorangestellt seien die für die Bed. des
Grundwortes zeugenden Zssen mit Wildnamen als 1. Glied.
,Eber-Sol(l)' B (,Äbersol', flache Abdachung eines Hügels am
Kurzenberg, ,Äbersold', Häuser bei Wil bei OHünigen, ,Äber-
soldacker' Kön., .Äbersold, Ebersold' Familienn.); LHohenr.;
GGold., Oberbür., Mogeisberg; ZGeroldsw. (schon XIV. /XV.,
ZSteuerb.). ,Hirs-Sol.' 1333, Z Steuerb. (,decima ... am H.
und an der Gebreiten'). ,Bär-Sol' BTrub, ,Bärsel(i)' LoE.,
,Bären-sool' GIHasl., Luchs., Näf.; SchwBisital (,Bärensoll),
,Ben-soll' Banset ApOberegg. Im Übrigen sind zu nennen:
,Grnnd-Sol' WGanter (,das Grundsal.' 1435). ,Hoch-Sol.'
1493, AaB. ürk. ,Heimi-Sohl' ZHüntw. ,Boppen-Sol' ZOtelf.
(gespr. Boplisse", BojAelse", jetzt offiziell ,Boppelsen', urk.
.Poppensol' uä.; s. HMey. 1849 Nr 1467). (Hof in) ,Pozin-
sol.' XIII., AaKillw. (od. Fislisbach). ,Widi-SooI* ZWindl.
(gegen Glattf.). Dim. SVU n., im Soli, offiziell ,Solli' ZBU1.
(Feld in einer Talmulde, eine der drei Abteilungen des
BUlacher Bodens ; dazu in der Nähe ,S.-feld„ -genter, -gass,
-brunnen, -zeig'). ,Soli' ZWei., ,auf dem Soli' ObwLung.
(Alp und Wald; ,das güetli genampt das Soli.' 1583), Soli
GlEngi, Glar., Näf., RUti-Braunw.
S81e" I Sola f.: .schleppisches, unsauberes', träges
Weibsbild W (Tscheinen), unordentliche Person WVt.
Nom. ag. zum Vb solcn. Das letzterem zu Grunde lie-
gende sächl. Concr. ahd. sola f. (vgl. Gr. WB. X 1, H4S)
erscheint bei uns noch in Ortsnamen. , Auf der Sohlen' BHk.
(Hänser); ,die acker in Sola und Sweuden bi Bullaen ge-
legen.' 1387, Z (dafür 1467: ,ir guot genant Soloswendi
nebent BUlacher hard gelegen'). Als 1. Glied der Zss. .Sohlen-
Äcker' AaLeugg. ,-Matt' AaBrittn. ,Sollen-Bach' ZBillikon
bei Kyb. , Solen-Berg' GMaseltr.; SchHerbl. .Solentaler',
Familienn. ApI. (schon im XVI.).
TUT
Sal, sei, sil, sol, sul
768
söle" I Solu*: 1. sich beschmutzen WVt. —
2. „schleppen, zB. ein Kleid, Tier W."
Ahd. solön, mhd. soln, (sich) in einem ,Sol' wälzen, da-
durch beschmutzen, bes. von Schweinen. Vgl. auch die
Anm. zu ver-solen (Sp. 769).
umher ha-: herumschleppen W. — nach-: nach-
schleppen W. — zer-: hin- und herbewegen, bes.
d' ChuttlW z., vom Bauchgrimmen W.
Sol II Sölm.: 1. .nichtsnützes Geschwätz' Bs (Stu-
dentenspr.). — 2. Jmdm en Söl a"ge", einen Bären
aufbinden, ebd. — Vom Vb solen aus gebildet.
Sole" II (bzw. -ö-) f., PI. unver., in BGr., G. (neben
Sole") Soli, Dim. Soli BE., Söleli Aa; Ap; GT.; Ndw
(Selili); Th; Z: 1. Sohle am Fuss, Schuh, Strumpf
(so WLö., als Dim. Z lt Dan.), wohl allg. Syn. Boden 4 d
(Bd IV 1028). Bö müess Eine" [der eine Anstellung
wolle] scho" d' Solen ablaufe" wie d' Jeger im Spät-
herbst. JReinh. 1905. Die Schuhsohlen des Bergheuers
waren chridendick b'schlagnu und der Mann hed Oigen
i"" S-e" g'häben. Barnd. 1908 (BGr.). D' Soli chlopfen,
Reissaus nehmen, ebd.; Syn. d' Finke" chlopfe". Wie-s"
[bei der Lugmilch] der Buch voll händ g'chan, händ-s
denn noch es Wili d' S-e" g'figet [getanzt] GnPr.
(Freier Rätier 1890). .Die ouch schuohe kunnen ma-
chen, die begand ouch untrüwen vil. So einer zwo
s-en koufen wil, si tragend im ouch guot leder vür
bar und stossent im denne anders dar.' Schachzabelb.
V. 11728 ff. ,Vier par schuo und sovil solhen die
sol die badmagt vorhin holen.' um 1500, Bs Badschen-
kengedicht. ,Die s-en der füessen, solum, planta, ve-
stigium; s-en eines schuochs, solca.' Fris.; Mal. S. noch
Ballen 5 b (Bd IV 1148). ,Schuoch ön s-en', etw. Wert-
loses: ,[N., vom Vogtgericht zu Andelfingen zu einer
Entschädigung an ein Mädchen für den ,bluomen'
verurteilt, erklärt das Gericht für inkompetent und
behauptet, er] were ouch der huoren nit witers ze
geben schuldig anders dann ein par schuoch on soleu.'
1554, ZAnd. — 2. a) die eiserne Sohle des Pflug-
hauptes AaFii. — b) der untere, flache Teil des Ho-
bels Ndw. — c) am Weidling: 7 Zoll breite dünne
Laden, die zu beiden Seiten bis in die Mitte gehen
und auf denen das Schiff läuft Aa (Rochh.). — d) .Bal-
ken unter dem Sims' BVorimholz (Hunz.). — e) die
zwei Enden eines ,Garns', die aus stärkerem Faden
und aus engen Maschen hergestellt sind LMegg. (Fi-
scherspr.). Die eine S. kommt auf den Seegrund, an
der andern sind die .Flössen' befestigt. — f) ? ,Herr
Schalch . . . soll solen und helen zum fürrath machen
lassen.' 1551, Sch Ratsprot. — 3. ,Solen, ein meerfisch
also genannt, solea.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. X 1,
1408/16; Martio-Lienh. II 351. Zu 3 vgl. Gr. aaO. 1416.
lsen-: Eisenleisten, Gerät des Schuhmachers BGr.
Beim Naglen dient die /., der B'schlagstock oder
B'schlagfues: Bärnd. 1908. — Fuess-: Fussohle.
,Der Mutter tat es bis in die Fussohlen wohl, selbst
Meisterfrau zu sein und nicht bloss im Küherstöckli,
sondern im grossen Hause wohnen zu können.' Gotth.
.Planta, fuossol.' Voc. opt. ,Hat er [der Pestkranke]
nit schwitzen könen, so habe ich lassen Ziegelstein
wermen, an die Fuss-Sollen lassen halten.' 1668, ZUst.
Neuj. 1868. S. noch riben (Bd VI 54). — Grab-:
Sohle, Boden des Dungkanals im Kuhstall GrD.,
ObS., V.
Grue"-: Pflanzen». 1. meist Tl , Gartenminze;
beim Kochen dem Spinat zugesetzt ZHiiz., Wäd. ,Men-
tastrura, gruonsol.' Voc. opt. ,Die gruonsolen, menta,
ein kraut.' Fris.; Mal. — 2. f-ö-J .ein gewisses, grosse
Wurzeln treibendes Unkraut in Äckern' GRÜVaz.
Nach der Blattform einer gewisseu Miuzenart? An volks-
etym. Umbildung und Bed.-Verengerung eines Gruesele" f.
(vgl. Gruesen Bd II 813, ahd. gronisal, chimo. germen Graff
IV 300) ist kaum zu denken. 2 wohl ebenfalls eine Miu-
zenart.
Huef-: Huf; s. lebig (Bd III 974). - Mer-: =
Solen 3. ,Solea, ein meersolen, ein meerzungen.'
Fischb. 1563. — Mür-: der über der Mauer liegende
Schwellbalken, auf dem die Rafen aufliegen AaFH. ;
BsL.; B (so Bon., Vorimholz); SG., Hären., Himmelried,
Thierst. Syn. Mür- Federen (Bd I 678), -Latten (Bd
III 1483), -Pfätten (Bd V 1202). — Brand-: wie nhd.
wohl allg. D' Schnell sind dur'* bis uf d' Br-e" i"e".
Schueh-: 1. wie nhd. wohl allg. Hert, zach wie
Sch-e", von Fleisch Ap; Z; Syn. wie Leder. ,Solea,
schuochsol.' Voc. opt. , Solum. Martial., ein schuoch-
solen.' Fris.; darnach bei Mal. ,der [1. ,die'] schuoch-
solen.' S. noch ver-bletzen (Bd V 289). — 2. ein Back-
werk, flaches Eier-Örli (s. Bd I 414) BStdt; gegen-
wärtig auch in ZStdt aufkommend. — 2 auch bei Gr.
WB. IX 1865; vgl. ebd. X 1, 1416.
Tanz-. Sie hat medä" [Bd IV 366] recht Danz-
sohlä, ist eine gute Tänzerin. Tyrolersp. 1743.
Tüv-soll f.: Türschwelle GrV.
Bestätigt (nicht etwa für Tür-Seil Sp. 714 verlesen). Zur
Form des 2. Gliedes vgl. .fuossol, gruonsol, schuochsol' im
Voc. opt., zur Bed. Mür-S.
söle" II (bzw. -ö-), 3. Sg. Pises. und Ptc. -et (in
Bs -t) : 1. a) wie nhd. sohlen, wohl allg. Schueh s. ,Ein
Bahr gesollet und beschlag[en], 2 Hüöberlig und 1 Bahr
gebüozt ist 4 Bz.' 1777, AaJoii. (Tagebuch eines Schu-
sters); so noch mehrfach. ,Wo der N. als ein armer
Mann hat müssen in das Wälschland als Gränidir, hat
man ihme ein Hörnt, ein Bar neuwe Schuh, ein alt
Bar gesollet, ein Bar Stiefel, Manschetten und Strumpf
lassen flicken, kost alles zusammen 5 Gld. 13 Bz. 2 Kr.'
1792, JLüscher 1898. — b) die Sohlen des Strumpfes
mit dickem Tuchbelag übernähen BE.f — c) ,sölen
ist auch eine Zimmermannsarbeit' Ndw (Matthys).
Nicht mehr bekannt; wohl = seilen II 1 (Sp. 715) oder
vom Legen der Mür-Solen. — 2. intr. a) ,sich lang-
wierig und langweilig abmühen, sei's mit Befehlen
und Drängen und Bitten gegenüber Arbeitern (me"
mues' mit-ne" s.J, sei's mit selber mache"' BG. (Bärnd.
1911). Das ist es S. mit Boss und Wagen, ive""-m<<n
all Ü2ge"plick b'hanget und b 'steckt u"i nit drüs maß!
ebd. — b) salbadern BsStdt (studentisch).
Zn 2 a vgl. in-, ver-solen (mit Anm.), zu 2 b Gr. WB.
X 1, 1416 unter , sohlen' 3 b. Schuchsoli, Zuname SchwE.t
ü f-. Ai"'m d' Balle" ü., ihn kräftig mit dem Ball
treffen Bs. .Diese Ballspiele werden alle bloss mit
einem einfachen faustgrossen Ball von Wolle gespielt
und bestellen wesentlich alle im gegenseitigen Auf-
fangen und Anwerfen (Aufsohlen oder Aufsalzen) der
Balle.' Bs Reime. Ai"emAi"sü., einen kräftigen Schlag
versetzen Bs. — a"-: tr., Einen mit fadem Geschwätz
belästigen, auch anschwindeln Bs. — i°-: mühsam
hineinschaffen, -bringen; in Bauernregeln. Me" muess
de" Eogge('n) i., in gelockerten Boden einwalzen Aa;
Sch; S; Z; vgl. underen-rodlen, inen-rudlen (Bd VI
Sal, sei, sil, sol, sul
621. 626). , We""-si 's unnen-vn chü2n V'pole", su mues'-
mn" 's oben-in l. und umgekehrt, dh. im einen Land-
strich gestattet und gebietet das anhaltend schöne
Wetter, in steter Eile und davon unzertrennlichem
Lärm die Dürrfutterernte einzubringen, im andern
Landstrich lässt dagegen das Regenwetter immer nur
halbe und ungedeihliche Arbeit zu.' Bäknu. 1911 (BG.).
ent-: refl., die Hufe verlieren, von einem kranken
Pferde. ,In der dritten Wuchen [habe] sich das Ross
selbs endtsollet und [seien] ihme die Schue abgefallen.'
1701, Z. — Bei Gr. WB. III fi'27 aus Voss.
er-: a) durchprügeln, .abschmieren' AAÄarb. —
b) „betrügen, hinters Licht führen LG."
ver-: a) von Personen, scharf her-, mitnehmen,
a) körperlich. Einem das Fell gerben, ihn durch-
prügeln Aa; Ap; Bs; BE., Stdt (bes. bei der Schul-
jugend); GT.; Sch; S; Th; Z; St. Ei"'m 's Füdlich,
's Hindier v. Dö ned[nimmt]-mich der Schuelpresident
off 's Chiieu ond hed-mer 's Höndertdl versolet. ATobler
1902. Er het-mi'h schön versolet S. Einen tüchtig mit
Schneebällen bewerfen Bs. Die hai"-mer versolt ! Mit
Schlägen verjagen)?): Mir hein-en [den Winter] no'h,
es hilft ke'" Chlag, mir cheun-e" nit v., u"d blibt-er bis
zum Östertag, so »messe- mir-ne" tole". BVolksztg 1907.
— ß) Einen .hineinlegen', in die Patsche bringen,
überlisten, hinters Licht führen AaFH.; BBe., Stdt;
LG.; GT.; ScHSt.; S; Th; Uw, „verderben Sch; S."
,Er ist übel versohlet worden, ist übel mitgenommen,
gezwagt worden' ScnSt. Beim Spiel GT.; Tu. De"
hem-mer g'hörig versolet! Er isch scho" einisch bi-me"
Tusch von- wen Abraham a"g' schmiert worde" ...jetz
wdt-er-sich neue" nit gern vo"-men Isak lo" v. Schild.
Du chaust-mich iez noch ni' v. L (Ineichen). ,Papst:
Ich lehre euch Alle. Kaiser: ich leere euch Alle ...
Teufel: Ich begehre euch Alle und versohle euch Alle
und hol euch einst Alle.' AaB. Kai. 1890. ,Der sei ihm
z'spät aufg'standen und könne ihn nicht v., wenn er
schon ein Schuhmacher sei. Wer seine Tochter wolle,
müsse einen anderen Geldsäckel mitbringen als der
Veri.' Ndw Kai. 1901. S. noch ver-bändlen (Bd IV 1338).
Einisch i" 're" finstre" Nacht wird ame" Bür es Gitzi
g'stole"; me" het der Schuester im Verdächt, doch Nie-
mer hilft-ne" gern v. B Dorfkai. 1889. — b) Speisen
aufessen, verzehren BsStdt. Aber g'heit der Chorb nid
um, dass-si [die Kartoffeln] nit vertröle"; zeche" Dotze"
z'ringsetum, wer wird die v.? BVolksztg 1892. — ver-
solet: a) ,angeschmiert, lackiert, in der Patsche,
Tinte' AAFri.; Ap; B; „ScH"Ha.; „S"; Th; Z. „Er
ist versollt, dh. verloren, verdorben, im Unglück."
Hett-er nu" [nur] ka'" Bürgschaß übernu"! iezt frilich
ist-er versolet! ScHÜa. Mit einem solchen Knecht, einer
solchen Frau isch Ein versolet AAFri.; Th. , Die mei-
sten Buben und Maidli, welche sich mit ihm haben
konfirmieren lassen, sind in der Eh. Jetzt sagen sie,
sie wollten lieber wieder ledig sein. Aber versohlet
ist halt versohlet.' Stutz. S. noch rannen (Bd VI 963).
— b) „verschuldet, zumal verpfändet (zB. si"s Land
ist alls r ersollet) BÜ."
Synn. wie versack-üren (Bd I 419), -banalen (Bd IV 1338),
-sacken, secklen (Sp. 651. 675/6), -salaten (Sp. 692) zeigen,
dass die Bez. des W. auf Solen II keine Schwierigkeiten
macht; vgl. noch Gr. WB. X 1, 1416; Sanders II 1114.
Anderseits deuten die eis. Bed. ,besudeln, beschmutzen'
(Martiu-Lienh. II 352 unter ,versolen' 5) und viel), das
schwäb. ,versnlen' (Fischer II 1341. 1371) auf Zshang mit
Sohwelz. Idiotikon VII.
.ili.l . mlSn (s. mlen 1); vgl. beschissen, anschmieren. Nur
durch den Keim veranlasst ist v. im Kdsprüchlein ,widi widi
witt deu Doktor holen, w. w. w. das Loch versohlen' (gleich-
sam mit einer Sohle schliesseul G. Alls o., alles Leder zu
Sohlen aufbrauchen (Bärnd. 1904, 410), mutet gemacht an.
Sölete" -a f. An S., an Chnewweta Sehne, sohlen-,
knietief Schnee WVt.
Schueh-Süli m.: Spitzname SonwE.
dünn-sölig: mit dünner Sohle; (scherzh.) von
Eiern mit dünner Schale Ndw. TwnnseUgi Eier. —
doppel-, *-.- doppelsöhlig, von Schuhen, wohl allg.
Übertr. Ne" doppelsölige Narr, Erznarr S (JReinh.).
Sol DI Soll: Batzen. Gadnerspr. (ALüt.).
Vgl. it. saldo; ,sechs Sols.' B Mand. 1628; ,38 Sols.'
1719, Bs; ,dreissig Sols' unter Blessen (Bd IV 1705).
Sol IV: = Bol-Ei (Bd I 17), Marbel :.' (Bd IV 387):
oO. — Vereinzelte unsichere Angabe. Vgl. allenfalls eis.
Sut f. (Martin-Lienh. II 352).
sol(l)e° (s. die Anm.) AaDoU., ORohrd., Sigl.; Bs;
ZStdt, söl(l)e" AABez. B., Klingn., Ku., Weg., Wohl,
(jünger seile"'); Ap; Bs; B (auch Id.); Gl; GrScIi. und
ltTsch.; PA1. (solle. Giord.); GRh., T.; aScHw; uTh; Z
Auss., Rieht., Stdt, Wth., sel(l)e" AABez. Aar., südlicher
Bez. B., F., Fri., Gren., Ku., Lauf., Leer., L., Bez. Zof.,
Z.; Bs; BGr.,R.; LG., Ha., Stdt; oTh; Ndw (lt Matthys
,Ptc. auch solle"'); Uürs.; WVt. (settu") ; ZKn., 0.,
Schwerz., Stdt, Wülfl., ,saljen' PRima (Schott), Pries.
Ind. (in einzelnen Formen formell Conj., Cond.) sali,
sallst, sali; solli, solid, sollind PA1. (Giord.), ,saljen,
saljest, saljt; saljen, saljad, saljend' PRima (Schott),
soll (in BG., Si. altvaterisch auch söl, in B lt Zyro sol
neben soll), solt (in GlK. sott, in B ausser O. lt Zyro
sott, sottschßj, in BG., wo solt als altertümlich gilt,
soschßj, sott, in Ndw lt Matthys sollest), soll (in B lt
Zyro auch solt, sott) B (PI. solle", sollet oder söllit, im
0. seile", seilet, im Si. söle", sölt, in Thun söuw, söuwt,
in E. söuwe", söut, in G. und, lt Zyro bäurisch, im
E. sm2, silH); GlK. (PI. sönd); Ndw (PL sellid, seile");
WVt. (PI. seile", seit, sellund), ,soll, sot, soll; saü, saüt.'
Id. B., söl, sott, söl; söi (auch söü geschrieben), söit
BE., M., vereinzelt 2.,Sg. solt W (Sagen), sold BBr., sott
L f, sosch B (Gotth.), 3. Sg. soll BAarb., Gr., R. (sol),
1. 3. PI. söi BoAa., söü BU., in den übrigen Formen
und MAA. dient der Conj. Pras. zugleich als Ind. (vgl.
unter 2 a ß), Prajs. Conj. soll, söl(l)ist (-est PAL;
GT., sölsch BStdt, sölsch und söllisch B lt Zyro) usw.
Aa (wo der Inf. solle"); Ap (in Lb. auch söli); Bs
(Seiler); B (lt Zyro auch sölli); Gl (tvv. sölli); GrD.,
Pr.; PAL (sölli); GRh., Sa., T. (auch söli); aSoHW.E.;
S; uTh; ZO. (veraltend), seil (in WVt. seile), sel(l)ist
(in S sellsch) usw. Aa (wo der Inf. seile"); Bs (Seiler);
BGr., 0. (Zyro); LG., Ha., Stdt; S; oTh; Ndw; üürs.;
WVt.; ZMdf, 0., Stdt, Wang., soll, sollist (-isch) usw.
AADött, ORohrd. (2. sollisch und sotsch), Sigl., Würenl.;
Bs (2. lt Heusler solltsch); Z (so Zoll.; s. 2 b •(). Cond.
sölti, söltist usw. BG. (altertümlich), Sigr., Si., lt Zyro,
selti BGr., G. (altertümlich), NSi., lt Zyro; PAger, AI..
Gr. (2. seldist. Schott); WVt.. seit BsStdt, sott AaDöH.,
Fri., Leer, (häufiger sett), ORohrd., Sigl., Würenl.; Bs
(auch sotti); BM.; GkTIis (auch sotti): LG.; Ndw, sott
(in BStdt, Id. B; GrNuL, Sch. sötti) Aa (wo der Inf.
solle"); Ap; Bs (Seiler); BE., G. (neben sölti), M.. S.,
1 Stdt; Gl; Gr (so Nuf., Pr., Rh.) ; LE.; GaL., Rh., Stdt,
Sal, sei, sil, sol, sul
772
T.; Sch; ScHwBrunn. (söd im Bartlispiel), E.; uTh; Uw;
Z (so 0., Ottenb., S., Sfcdt), sett Aa (wo der Inf. seile");
Bs; BBiel; L; S; oTa; Ndw; UUrs. (auch setti); ZO.,
Schwerz., Wth., Ptc. = Inf., in ä. Spr. auch ,gesöllen':
sollen. , Sollen, schuldig oder verpflichtet sein, debere.'
1. gew. mit Acc.-Obj., stets ohne Inf. a) von Geld-
schulden, Abgaben, a) schuldig sein; oft mit Dat.
P. ,Der in [einen Straffälligen] gehaltet, der git die
buoze, die er [der Straffällige] dem rate sol.' Z RBr.
,Ist aber daz ein burger, dem die stat verbotten ist
minre sol ze buoze denne dri mark...' ebd. (wech-
selnd mit , schuldig sin'). ,Ich swer iu einen eit,
her hirz, daz ich iu gelten wil, waz ich sol, uf daz
selbe zil, daz ir mir nennent.' Boner. ,Do sprach
der L.: ich gib dir nüt, won ich sol dir nüt.' 1381,
Z EB. (in dieser Quelle «och sehr oft im XIV./XV.).
,Denne zuo dem buwe solt man noch 4 Ib. 16 ß.' 1382,
B StEechn. .Denen, so zins solten.' 1432, Z EB. ,Daruff
rett der E.: du solt im 15 dn.; uff das sprach Hans
von Brisach: ich ensol.' 1435, ebd. ,Ist ouch, das
theiner stirpt und ein ander kumpt und clagt mit dem
richter zuo den erben um geltschuld, die man im
solle . . .' Mitte XV., ÄABremg. StB, ,Von der zins-
zygren wegen were war, sie solten zyger von ir güe-
tern etlichen.' 1469, Gfd (Spruchbrief). ,[Als A.] redti,
er [B.] sölti im den [einen Schilling], redti er: es hilft
nützit sollen [B. will nicht zahlen].' 1471, Z EB. ,Von
des ross wegen und des gelts, das mir NN. sotten.'
1520, Stockar. ,Das sind die hoff, die den zehenden
sönd.' 1530, Zellw. Urk. .Einer, so ira noch den
schnitterlon solte.' 1538/40, Z Ehegericht. ,Mer sollen,
dann er bezalen möge, laborare ex oere alieno; wie
vil sol er? quantum debet?' Fris.; Mal. ,Wan das,
so gestorben, etwas auf zyl und tag soll.' 1578, ApI.
LB. S. noch Lad-Brief (Bd V 462). — ß) abs., als
Pass. zu a, geschuldet werden, zustehen, zukommen;
vgl. Gr. WB. X 1, 1470. .Wer die phening nit also
werte, als die lantlüt über ein komen sint, so sol denn
das guot dem verstanden sin, dem der zins da solt,
für sinen zins.' 1389, SchwLB. — b) bestimmt sein
für; mit Dat. P. ,Pone gotes selbes lüze ist funden,
wemo diu erda sule unde wemo der himel; also iz
chit: celum celi domino, terram autem dedit flliis ho-
minum.' Notker. Erweitert: .Ter erdwüocher sol dien
lebenden ze füoro, terrarum fructus animantium de-
bentur aliraentis.' ebd. — c) nützen, taugen, gelten,
wert sein, von Sachen und Personen, phys. (bes. auch
sexuell) und mor. ; nur mit allg. Obj. und meist in
Sätzen negativen Inhalts. .Was sol des tüfels fasel
hie? mich wundret, ob es Gott nit müe.' Eckst. 1526.
,[Der Türk:] Ir Christen, was sind ir für lüt! Üwer
ding sol doch minder denn nüt und werdend allen
fölkern zuo spott.' NMan. ,Der [König] was im sal
by sinen dienern, die sottend wol als wenig als er.'
Morgant 1530. ,Doch so band wir weder kleider nach
hämisch, die neisswas sollend.' Haimonsk. 1531. .Ich
habs probiert und kenn sy wol, weiss, dass der merteil
nit vil soll.' Edep 1540. .Hindermeisters hus ist gar
nit guot, die stuben sol allein etwas und ein stuck
bim stal.' 1555, Hotz 1865. ,[Man will einen Versuch
machen] wie das holz welli wachsen; wil es etwas
sollen, so wil mans für und für brachen, wils nüt
sollen, wil man dan abstan.' 1556, UMet. Chr. S. noch
riten (Bd VI 1674 u.). Bes. häufig Nüt s. NM sin und
Nüd seilen, ein unzuverlässiger, unbrauchbarer Mensch
sein BE. Das [Wibli] ist jus o"eh in Gottes Namen
Nid u"a sol Nüd. Sprw.: Wer selber Nüt (Nüd) sol,
trüwet Nietne" (truwwed Niemere" BE., trüwwet Nie-
merem BSi.) wol BAarb., E., Si. ,Do sprach der N.:
sollent nu pfand nüt, so süllent ouch lüt nüt.' 1432,
Z EB. .Und mocht ouch der win an reben nit lind
werden, das er ganz nüt solt' 1465, Z Chr. ,Sol nütz',
unter einer durchgestrichenen Abmachung. Ende XV.,
B. ,Es hat dry nacht und dry tag an einandren ge-
regnot, darumm die büchsen und armbrust nütz sol-
tend.' Edlib. ,Es [das kranke Bind] habe nütz ge-
söllen und nit mögen essen.' 1517, ZKyb. .Ich wond
[nach dem Ablass], ich bette Gott selber gesehen, bis
dass ich vemam, es sölte nüt.' NMan. .Solt Witten-
berg nüt?' näml. als hohe Schule. Zwingli. ,So wir
alle wüssend, dass fleisch nüts soll, nüts vermag, nüts
guotes gebirt.' ebd. ,Es soll alles nüt, pfaff, münch
und nunnen.' Eckst. 1525 (Conc). ,[Er] heig sy er-
fordret zur ee, do jäche sy: ja nein, spreche er: das
sol nüdt; wellend wir einandren zur ee, so schlach
mirs ynhin.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Uff das habend
wir den N. gebetten, ob er si nochmals begnadete und
iren verzychen weite etc. Batt er, das nüdt sölte, dann
er iren 3 mal verzygen hette, hoffte, wir erkentend inn
ledig von iren.' ebd. .Uwer gwonheit sol ganz und
gar nüt.' Eoep 1538. .Die lüt da für sich gnommen
hand fil bösser anschleg, die nüt sond.' ebd. 1539.
,Wie sy mit der kuo widerum heim kam, do sölti die
kuo nünt nie und doritte uss.' 1544, L Hexenproz.
,N. tet ain glüklichen schütz, dass weder man noch
büchs nüntz mer soltend und kain schütz mer da-
dannen [von gegnerischer Seite] geschach.' Vad. ,Dann
die trüben domalen nüzit gesöllen und nit ryff gsin
sigen.' Mitte XVI., Z Gerichtsakten. ,Byss gwarnet
und biete dich [vor deinem Kameraden] als vor eim
hallen tüfel, dan er soll nüt.' 1555, ThPlatter Br.
,0b sy [Tauben] gleich etwan dreu eier legend, so sol
dennochtdas dritt nichts, dann es wirt unnütz.' Vogelb.
1557. ,Si werdend aber erfarn, das solch fürnemen
nüt wirt sollen.' 1559, Widmcngsschr. 1875 (Brief Gla-
reans). ,Die wag ist falsch, sy soll nüt.' 1564, L.
.Argumentum id quidem nulluni est, es sol nüt' Fris.
,Er nett woll gwüsst, das es nüt sollen würde, wenn
er [der Blinde] darzuo [bei der Operation] huosten
würdi.' 1569, UMet. Chr. .Darnach [als er beim Schu-
stern versagte] lart er das beckenwerk; aber es solt
auch nüt' JJüd 1574. .[Eine Mauer wird abgebro-
chen] denn sie nüt gsöllen hett und ful gsin.' 1595, B.
,Das erst Wasser tu hinweg, dann es soll nichts.'
JJNüsch. 1608. .[Ich erkenne] dass darneben [neben
Gott] ich Nüt soll.' Myricäus 1630. .Der Überrest
soll Nichts, magsts hinweg werfen.' ZElgg Arzneib.
um 1650. .[Der Bau] dessen Fundament Nichts soll.'
JMüller 1661. ,Er sol Nichts, est inutile terra pon-
dns.' Hosp. 1683. S. noch üs-lauffen (Bd III 1135);
Bank (Bd IV 1383); brücken (Bd V 357). ,NÜt s.
wellen'; vgl. oben den Beleg von 1556. .Schwager,
wie hest so hüpsche kalber! miue wend hür nüt sollen.'
XVI., L. ,Er schluog sy [seine Frau] und stiess, wott
nüdt sollen, das sy nahin von im muesst' 1525/30,
Z Ehegericht. ,Und wölte das fee nüt sollen und kein
recht kalb nie möcht im werden.' um 1531, L Hexen-
proz. ,Da habe sin sach und siner frowen sach nüt
wollen sollen.' ebd. ,Wie man in zum ersten gern
zur leer [Studium] zogen, weite er nüt sollen, darnach
Sal, sei, sil, sol, sul
man in zuo eira pfister getan, das weite ouch nüt
sollen.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Ein 16järiger knab
[der] sin muoter gschlagen und nüt sollen wolt.'
JHaller 1550/73. ,D sach will sollen nüt.' VBoltz
1554. Mit Synn. ,Es welle alles nüdt helffen nach
sollen.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Das man dich nit an
Galgen henkt, du nützest und solt nit im Haus und
wolltest mich erst balgen aus.' GGotth. 1619. .Heilet
die Wunden hineinwerts zusammen, so bedeutet es,
dass weder du noch dein Arznei gut seie noch etwas
solle.' FWürz 1634. Mit Dat. P.: ,N. zugetan BMüller,
das er das holz besechen und gerett hab, es solle im
nützit.' 1463, Z RB. In erweiterter Fügung. ,Ioh
weit im hend und füess zemen binden, won er solt nie
nütz für ein man.' 1450, Z RB. ,Der boum soll von
im seibort nüt, wie möchtent dann d friicht gelten üt!'
HvRüte 1546. So mit Ortsbestimmungen uä. ,Ist man
in trüebsal nit bstendig, so sol das herz nüt inwendig.'
Eckst. 1525 (Dial.). ,[Hoffärtige Weiber zeigen durch
ihre Kleidung] das sy im herzen nüt sollend.' HBull.
1540. .Wenn aber süss ist etwas zenden [wenn es
nicht saufen oder schlafen heisst], so solt nüt in
füessen noch bänden.' Rüef 1540. ,Diewyl der ver-
stand nüt soll in geistlichen Sachen ...' OWerdm. 1552;
,taugt.' Herborn 1588. ,Neutro pede satis utilis, er
sol weder au einem noch an beiden füessen nichts.'
Fris. RAA. .Weder im karren noch darvor nüt s.';
s. Bd III 422 u. .[Deine Krieger] sottend nüt dann
in die kuchy.' Morgant 1530. ,1m (in) boden not s.'
,Es [der Ablasshandel] ist ein gwerb, der gelt ertreit,
sunst ist es nüt, das sieht man wol, dass es im boden
gar nüt sol.' NMan. ,Du sott ganz in boden nüt.'
ebd. ,Usswendig sind ir geistlich lüt, inwendig sond
ir im boden nüt.' Rüef 1539. ,Ir ding soll in boden
nüt.' HvRöte 1546. ,Worumb? inquis. Drum das er
im boden innen nüt soll.' 1555, ThPlatter Br.; auf
diese Briefstelle bezieht sich FPlatter mit den Worten :
.solle mich vor im hieten, dan er im boden nüt sol.'
,Zuo etw. s.' ,Das sind uns sältsam gsellen, die hierzuo
nüt gar wellend sollen.' Rüef 1539. ,Ich sol sunst
zuo keim schimpf nüt me, das tuot mir alten huoren
we.' VBoltz 1551. ,Es sol darzuo, ist guot zuo dem,
valet in id.' Fris.; Mai.. S. noch Gnäd (Bd II 659);
Sei (Sp. 701). ,Zuo' mit Inf. ,[Enten] die als mager
warend, dass sie zuo essen nuntz soltend.' Vad. ,Solst
weder zsieden noch zbroten.' VBoltz 1551. ,Hypene-
mium ovum, ein lär ei, das nichts zuo bruoten soll.'
Fris. Abs.: ,Er habe [zu ihr] gesprochen: nymm mich
zur ee! Do habe sy nit wollen bejaatzen, bys das
er sprach: ä nym mich nu, und wens dich grüwet,
so sye es nüt. Do sprach sy: sols aber? Do jähe
er ja; uf daz spräche sy: so sys, lass sehen.' 1530/3,
Z Ehegericht. — 2. mit Inf. (der aber auch fehlen
kann; s. unter ae): a) zum Ausdr. einer Forderung,
Bestimmung, eines Gebotes oder Verbotes, be-
gründet a) in rechtlichen oder moralischen Satzungen,
Vorschriften. [Ein Kranker sagt wohl etwa:] Si hei"
vil Unmuess mit-mer, aber ich cha"" Nüt chlage", si
tue", was-si seit, und ich ha", jcas-tc* ma». Gotth. ,Der
Vater meinte : Ir fresset noeh nit g'nue'J Brot, dass-
mer noch Angere" ge" seu!' ebd. Du sott! begann die
mundartliche Fassung der 10 Gebote Lf. Aus der
Masse der ä. Belege hier nur eine Auswahl. ,Du solt
Got minnon fon allim herzen . . . Und darnah so solt
nieman slahin noh insolt huoron noh insolt stein
[usw.].' UwE. Benedictinerr. X1I1. ,Die selben dienst-
iuan und dienstwib ... suln dac [guot] reht empfahen
ze lene und sun ouch in dac die vögte üben.' 1277, L.
,Swa zwene burger in dem gründe ein gemeine mure
hant, die beide für für buwen sun, die selben muren
sun die zwene gemeinlich uftriben eins gadems hohe.'
Z RBr. ,[Ich gelobe] recht wer ze sinne für ledig
eigen dem N. . . . an allen stetten, da ich es old min
erben durch recht tuon sun.' 1323, AAAar. ,[Der
,Ring'] lert auch wol, was man tuon und lassen schol.'
Ring. ,Ich hab in angelogen und sol fürbass niemer
me nieman weder schad noch guot sin vor rat noch
gericht.' 1437, Z RB. ,[Der schuldige Schütze soll die
Busse in Monatsfrist bezahlen] darmit er umb sinen
schilt und gerechtikeit der gesellen nit sol Verstössen
werden.' 1483, AaB. Urk. ,Die bettler seilen nicht in
der kirchen umgan zuo guzlen.' 1495, Z. ,Uf sunen-
tag vor sant keisser Henrichs tag im 1507 jor hend
wir Eignossen den bunt geschworen, den wir alli 5 jor
seilen tuon.' Bs Chr. , Unser recht, das mir ouch hie
zuo Gersow nemen sond.' 1528, SohwG. ,Ouch sol man
wüssen, das der meigerhoff zuo Luffingen umb den
dridten teil sol stan.' 1532, Z. ,Ganz billich, vatter,
ich dich sol in eeren han.' Rüef 1539. .Nach der
kundschaft ist die urtel uffen eidt, daz sych die dry
ort Luzern, Ury, Schwyz sond mit glimpf und mit
eren ganz woll verantwürt han.' 1541, Uw. , [Gott gab
dem Menschen die Arznei] das er sich deren gebru-
chen und behelffen solle, auch die heilig geschrift
wil, das ... ein vernünftiger mensch ob der arzny nit
schüchen solle.' 1594, L (RCys.). Mit Sachsubj. Was
si selber verdient hed, mit Dem cha""-si mache", was-si
will, aber 's Ander seil g'heie", wie 's g'hei, dh. soll
den gesetzlichen Erben zufallen AaF. ,Das gewant
dis Ordens sol alsus sin...' Stat. der Lazariten. ,Die
selben [Kerzen] sönd brünnen ze allen hochzitten.'
um 1490, LRusw. ,Wyberguot soll wäder schwynen
noch wachsen.' 1608, Z. S. auch noch Gegni (Bd II
145); Gold (ebd. 224); Bruch, brachen (Bd V 343 o.
352); Rät (Bd VI 1575); rüten (ebd. 1808); sich (Sp.
149); Sigris. (Sp. 511). Im Konj. Prat.; vgl. 8. ,NN.
sprachen, die sehuopozzen werin ir und si hettin
nüt getan, dar umbe si mangeln soltin der selben
sehuopozzen.' 1301, FRB. ,Es sot [nach dem Ver-
trage] ouch des N. guot den Eidgnossen werden und
gefolgen.' HBrennw. Chr. — ß) im Willen einer an-
dern Person. Im Ind. Pries. Gebot an die 2. und 3.
Person. Ir söut-mer jiz Das ne", i°* tue" 's nid anders,
,ich will's haben, ihr beleidigt mich, wenn ihr euch
weigert' B (Zyro). Si söuw de"" cho", we""-si fertig
si" ! ebd. [Du] solt naeh dri Tagu" in 's Tal Josuphat
dich cho" ga" verantworte". W Sagen. Du darfst de"
[den aufgestellten alten Schabzieger] ne" und solt u""
muest. Schwzd. (BSi.). Du sott selber g'höre" «'"' ur-
teile*. B Bauernkai. 1888. Wa 's ist se.ci g'sin, hed der
Alt due a'fah" melhen und — Das soll-mu" wissen —
nid im Stall. Bärnd. 1908 (BGr.). Drum merk-der, wie
du fare" sott! B Hink. Bot 1879. ,Ir guotiu wip, wen
suochent ir? daz sulent ir bescheiden mir.' X11I., Aa
Muri Ostersp. (neben ,sunt'). ,Wirt, du solt uns vische
geben me dan zehen hande, gense hüener vogel swin
dermel pfawen sunt da sin.' Steinmar. ,In dinen win-
berg solt du bstellen räblüt, die in werken sollend.'
Kuef 1539. ,Zuo merkt solt dich all tag schmucken,
da sott in alle winkel gucken.' VBoltz 1551. ,Melane,
77.",
Sal, sei, sil, sol, sul
776
du min lieber bott, zuo rainera herren kommen sott.'
XVII., L Spiel. Ob ihr scho sägind und preyind, ma
si/ge de Kätzera kei Aidt schuldig z' halta, so sott ihr
»ota wüssa, dass ihr de Aidt Gott tuend. Göldi 1712.
S. noch ver-bieten (Bd IV 1875 o.); Bott (ebd. 1893 o.).
An die 1. Person. Ein ungewandter Redner vom Lande
(aus BoAa. od. E.) begann im grossen Rat seine Rede:
mir süi . . . mir söi . . . mir söi . . ., worauf sich ein grosses
Gelächter erhob (indem mir Söi = wir Schweine be-
deutet) B. ,Es möcht uch [die Mitspielenden] alsand
wunder nen, wer ie doch mir in sinn hett gen, das
ich, der jüngst in disem spil, uch alsand hie ermanen
wil, mit grossem ernst uch hätten sol, das ieder sich
fürsächy wol hütt ietz im spil.' Ruef 1539. Unpers.:
.Wenn du die jüppen unz uff den suntag hast, so
solls ein ee sin.' 1525/30, Z Ehegericht. Verbot.
Du sott nid so schwere", schäm- dich, das isch icüest,
,ich befehle dirs' B (Zyro). Du solt de"" Niemerem
Nüt säge"! BSi. Du sott-mi'h nit länger narre". B
Bauernkai. 1889. ,Ich versuchte das Prügeln an ihnen
[den Kindern, die nicht gehorchen wollten]; dadurch
wurde das Zettergeschrei noch grösser und allemal
hiess es: du Donnersbueb, du sosch-mer mine King nit
schlah.' Gotth. ,Der Mann meinte: D' Meitscheni seit
o'«* nit mer en ledere" Iche" lä", es werde" jetzt scho"
Fürnämi ' g'nue cho".' ebd. ,Ir sond mich niendert tretten
noch schlahen.' 1437, Z RB. .Einandern sond ir nit las-
sen, als üwern vordem hand getan.' DSchill. B (Lied).
,[Ihr Krieger] sönd üch under uns keins gewaltes be-
laden, sonders wie undertanen sich halten.' 1532,
Strickler. Während der Ind. nur noch in einzelnen
MAA. gebraucht wird, ist der Conj. in indirekter
Rede überall gebräuchlich. Er hat g'seit, ich söll(i)
heim gä" oä. Er het-mer g'seit, du söllisch ei"s zue-n-
im cho" B (Zyro). Wem 's b'liebt und g' fallt, dass
Herr NN. . . . gewält [!] sin sölli, Der hebi sini Hand
üf! Gl (an der Landsgemeinde). ,Was hin sye, solle
hin sin.' 1530/3, Z Ehegericht. ,[Der klagende Ehe-
mann] vermeint, sy soll sinen nit me wert sin.' 1533/8,
ebd. ,[Der jüdische König habe] dem König in Egypten-
land zugschriben und ein Botten gsandt, ihm wider
uns [die Assyrer] z Hilff kommen seil, kein Trübut
uns mehr geben well.' GGotth. 1619. ,Ist aber s Mer
worden, das man si bsuochen säl.' 1641, Zg Tgb.
Si heie"d 's sölen ondenvege" lö", formelhafte Rede
der Brautleute beim ,Gaben' [s. Bd II 55] ThMü.
Durch Ellipse des regierenden Satzes wird der Conj.
verselbständigt und so in manchen MAA. zum Er-
satz des verlornen Ind. (wobei indessen nicht immer zu
entscheiden ist, inwieweit etwa noch ein regierendes
verbum dicendi vorschwebt). Du söllist (ir sölle"dj
hei'"cho" (hat d' Mueter g'seit). (Säg-em) er soll cho"!
Me" soll nüd 's BÖst tenke" vo" de" Litte"! Ap und
weiterhin. Er soll mache", das'-cr furtchumit! Tu.
Er soll gö", wenn 's-em nüme g' fallt, ebd. 's soll gelte"!
s. Bd II 277 (auch Ap; G; Th). Söll's woll sl", ir
Herre"! sagt der Bescheid tuende Sarganser. Proph.
1855; s. noch riben (Bd VI 55). ,üu sollest herauss
kommen, est qui te vocat, exire iuberis.' Hosp. Der
[ihr] solled Dank ha"! Bs (Frei). Dank sellsch ha"!
söllisch (seilet) Dank ha"! S(JReinh.). In Abweisungen,
Drohungen. Daß) soll en Andere glaube", nid ich!
credat Iudseus Apella Th; Z. Da(s) soll globe", wer
will! Ap; Th. S. noch Z' 'Abend-, Flügen-Sack (Sp.
618. 620). 's soll- mer (nur) Enn (i" d' Nöchi) cho"!
Ap, ebenso Th; Z. ['s] söll-mer E"'s in'n Garten i"e"!
zu Kindern, ebd. De' söll-mer nor wo<* e'"moll (oder
nor nüme) i"'s Eüs ine" cho"! Th. In Beteurungen.
Der Tüfel söll's hole" (Ap; Th; Z), ne" (B)! Das
Möckli Brot sell-mich tödt" (verspränge"), wenn 's ned
so ist! AaF.; Th; ZO. Söll's-mi'h töte" (und zer-
sprengge")! eingeschoben: ich will sterben, wenn's
nicht so ist GrD.; GSa. Ml" Spittili müesst-mer,
söll's-mich töüde", üsg'stafßert sl" wie-n-e" Eimmili.
Proph. 1855 (GSa.). ,Uer tüffel sols nen, wann sy inn
[zur Ehe] genomen.' 1538/40, Z Ehegericht. S. noch
Betz 5 (Bd IV 1980). In der 1. Person. I«* soll [will]
nimme dö e"wegg cho"! Bs. Ich söu nid sl", wen"-es
de"" z'letst am And nid pattet, näml. wenn Einer bei
einiger Begabung durch Arbeit nicht auf einen grünen
Zweig kommt. Loosli 1910. In der Frage. Was soll
(soll, sell)-i'h tue", a"fange"? Söll-er cho"? Soll-der
Pne" zum Grind gl"? BSi. Wenn sölli"'1 -mer ume-
cho"? sarkastische Frage der Löschmannschaften, als
in gewissen Dörfern in den 1860er und 70er Jahren
die Brandfälle sich häuften BS. Wa' soll Da' ge"?
zu Einem, der an Etw. hemmbastelt Th. Zo wa(s)
soll (seil) Da(s) sl"? Aa; Ap; Th; Z. ,Sol ich? adv.
interrog., an? Sol ich so dick darvon hören, an ego
toties de eadem re audiam?' Fris.; Mal. ,Soll ich
das sagen, vis dicam?' Hosp. Was soll g'scheh"? in
eine Erzählung zur Erhöhung der Spannung ein-
geschobene Formel; viell. eher zu f? E'möl an 're
Nacht, dö — was soll g'scheh" — wird 's ei"s Mols
dem Anneli st'erbe"sice. Volkslied (Stutz). ,Da — was
soll g'scheh" — komme an derselben Nacht eine Magd
unter das Lädeli [usw.].' Stütz. ,Nun, die Sach ist
gut, aber — was soll g'scheh" — sieht der Bub weder
Staub noch Flaug von dem Nest und muss unver-
richteter Sach wieder hinunter steigen.' ebd. Im
Conj. Praät. (Cond.). Ich sott du'h [zB. an eine Hoch-
zeit] gö", ich bin geladen. [Der ungezogene Junge]
gaggsi, wenn-er lese" seit Z [Frdl. Stimmen]. Mer
sötte"d hüt [mit der Arbeit] fertig werde", nach dem
Willen des Arbeitgebers. Er meint partu, es sott sl".
Me" hett Das solle änderst mache". ,Diu ander [Frau]
angesprochen wart, si sölt nemen einen man.' Boner.
[N. sprach] er sölt luogen, was er rette, dass das
war were.' 1436, Z RB. .Dornoch hatten mh. ussge-
leit . . . 120 man; die selten inen die schros [1. stros]
uftuon, das man zuo den ussren mechty wonen uss
und inen mit botten.' 1511, Bs Chr. ,N. bracht ein
brief, das ich sott lassen verkünden, dass...' 1532,
ZGrün. ,[Mein Vater schrieb] er habe das teutsch
Spil in der Schuol gehalten, dorin ich solte Bromius
der Wirt zum dirren Ast gwesen sein.' FPlatter 1612.
S. auch redlich (Bd VI 582). Da' sott de Tüfel hole!
Th. Es sott mir Ann [Einer] dere"weg cho". Dem wett-ich
defur tue"! ebd. Es sott Einer mir Das tue", säge"! 1.
,Es solte mir Das Einer tun, eam ego iniuriam laturus
non sim.' Hosp. Wa(s) sott Da(s) [ein Gegenstand, den
der Gefragte in Arbeit hat] ge", st"? Ap; G; Th; Z.
Amanda: Marl! Marie [Dienstmädchen]: Was sott's
ge" wider? Schwzd. (Z). Worum sött-i'h nid gö"? der
Einladung Folge leisten Th. , Worum sot ich nit by
mynem eewyb stan?' 1541/3, Z Ehegericht. Land-
richter: Wie isch im [einem gefangenen Feinde] dann
gangen? Madleni: Ja, wie sot [Var. sei] s im gangen
sy? Unbarmherzig sinds mit em umgangen. Bantli
1656. - y) in höherer Fügung. Es het so solle
777
Sal, sei, sil, sol, sul
si", Ausdr. der Resignation B; in Th; Z und sonst
dafür müesse". Es soll neidisch nit si"! soll resigniert
jenes Bäuerlein gesagt haben, das auf dem Wege '/a
Stunde lang ohne Erfolg sich abmühte, Feuer für
seine Pfeife zu schlagen BG. Wem-men es U'g'fell
ha" soll, se han-i'h 's no'h tüsi"g Mal lieber im Stall
a's im Hüs. Schwzd. (GrPi.). ,Das's man solches [näm-
lich guets Wetter z' machen] bleiben lasse, erklärt aus-
drücklich die humoristische Ergebungsformel : es seil
nid u"d well nid und denn biger 's grad sust nid [näm-
lich in Schön umzuschlagen].' Bärnd. 1908 (BGr.).
Wi" icurd Das g' gange" si", we"" mir Zuöi hätti" solle"
z'säme" cho"? SGfeller 1911. Wen"-i'h hätt solle"
ivüsse", dass Oberhüs-Kobi u"d Setteli hinder dem Spiher
füre" der Sach zueluegti", du hättisch de"" allweg öni
Müntschi müessen abschufte", ebd. ,Einr uss der dry-
faltigkeit sol kon on sünd uff dise erden.' Ruef 1550.
,[Es sei geordnet] wer an disser sucht [der Pest]
sterben solle.' 1594, L (RCys.). S. auch ver-bieten (Bd
IV 1875 0.). Sprw. Was g'räte" sol, schickt-si'" wöl
BSi. .Darum noch war ist, was man spricht: sol sin,
muoss sin.' Vad. ,Wenn Gott ein ding wil, so kan
ers wol ordnen. Man sagt gemeinlich: syn sol, schickt
sich wol.' LLav. 1583. ,Was sein sol, das schickt sich
wol, vocatus atque non vocatus Deus aderit.' Hosi\ —
8) in der Sitte, überh. den Umständen, Verhält-
nissen uä. , Die arbeitsamen gmeinden sind gleich den
veldgänsen, zuo denen man zuom jar zweimal guot uf-
sehen tuot, nämlich S. Johanstag, so man si sol uf d hut
berupfen, und um S. Martinstag, so man sgar sol praten ;
darzwischen uf d weid an d füchs undd wölf wagen.' Ansh.
,Es sol, oportet.' Mal. .Dieses ist nun, hochwertiste
Leser, was ich zum Eingang dieser Zeit-Taflen habe
vorberichten sollen.' Goldb. 1723. In der lebenden
Spr. (wie nhd.) gew. nur im Cond. Solle" söttisch!
Gr (Tsch.). Nächbere" sötti"d enand üshelfe". Me"
sott nüd esö [zB. so empfindlich] si". Das sott nüd
si", hett scho" lang solle" si". Es sott vil Lut g'e", zu
einem Feste. Das söttist e"fange" wüsse". Du söttist
halt en anders Mal schicige". Ieh weis', was-der guet
wär: du söttisch brav Schleg ha", 's tcürd de"" scho"
guete" B (Zyro). 's ist e"mäl es Büebli g'si", das het
nid welle" folge", und wenn 's het seile" g' folget si",
so het-me" 's müesse" balge" ZWülfl. Das hett solle" bi
üs si"! hat de' se'b Martlemer [Bewohner von ZMarth.]
g'seit, wo 's z' Wildisbuech 'bräunt hat, wo 's e"kei"
Wasser g'ha" hat Z (Dan.). D's Anneli sott gu" milche"
und d's Chüeli stät nüd recht [usw.] Gl (Volksreim).
Er springt üf und fürt, u<o doch i" ei"em Zug hätt
solle" fortg'mulche" werde". Kyd 1860. E" Schärli China,
wo si vo" irem chliue" Taglön sott ernere" BsL. (Dekl.).
Es sott nuch 10 Tag gü", bis d' Prämichue wirft.
CStreiff 1898 (GlM.). ... so wött-me" ond sött-me"
ond chönnt-me". ATobler 1909. S. noch Horning (Bd
II 1628); bletzen (Bd V 285); ver-brieggen (ebd. 532);
üf-riben(B<\ VI 59); Recht (ebd. 238); Biter(ebd. 1696).
,Es klaget A. kremerin uf B. gürtler, dass si der
schluog und haret in der mess, do menlich frid seit
han.' 1377, Z RB. ,N. stiesse inn mit der taffei, daruff
sy die irten gesöllen geschriben hettent.' 1473, ebd.
,Man sölte wichtigere byspil gebraucht haben, deeuit
grandioribus exemplis uti.' Fris.; Mal. ,Ich mein,
du wenist, ich fatze dich; du sottest dalime bkennen
mich.' 1597, L Spiel. ,Ich solte die Gelegenheit haben,
quam velim ea mihi fortuna contigerit.' Hosp. 1683.
S. noch Sakrament (Sp. 654). — z) mit Auslassung
des Inf. I<* soll z' Bredig, ,es ist meine Pflicht, man hat
mir's befohlen' B (Zyro). Mer solle" hüt z' Äbe"dsitz
zue d's Statthalters, ,es ist so angeordnet, wir sind
geladen.' ebd. Das soll doch der Gugger! Ausruf des
Unwillens B. Er soll nor [zB. kommen]! drohend Th.
Solist [zweite Silbe musikalisch hoch]! sagt drohend
ein Kind, dem ein andres Schläge zu geben, Etw. zu
verderben droht Ap. Söll-ich oder söll-ieh nüd? fragt
ein Unschlüssiger. Ich wi's' nit, was ich sol, ich ver-
stän-di"1' Nüt BSi. Ich wüsst och nid, was ich mit der
Rusti"g [näral. eau de Cologne] sott. AHeimann 1899.
I'* iväss nüd, was-ich mit Dem sott! Ap. Ich ha" ver-
gesse", wevel das,-iek sott [zB. holen], ebd. Ja wolle",
meint der Stockueli, der Handel gilt; er isch g'gange"
wie recht, mer si" uf alle" Werteten und tvüssen öppen
au'h, wie 's Handle" seil. Schild (S). Mit Richtungs-
bestimmung. Ic* sott (noch) gschicind i" d' Stadt, öppe"
hi" (neimen ane", auch verhüllend für: auf den Ab-
tritt). Ich sott uf Gas und mos' uf Gas ond mösst-ich
ufH" tröle"; ich han en äge"s Schätzeli doben ond sott 's
nöd törre" hole". Ap VL. 1903. Da drüber [über die der
Zwergkönigin geleistete Hilfe] sig im ganze" Zwerge"-
rich grössi Freid g'sin und e" Tschuppe" Zicerge" hein
mit ira [der Hebamme] dir"'' d's Wetterhoren emanhi"
seile". Barnd. 1908 (BGr.). — Q abs.; nur in Ver-
bindung mit , wellen.' ,Die wyl und wier also überein
kumen sindt und sölichs getan, so söllendt wöllendt,
dass...' 1555, GRMbl. 1898. ,In unser vordrigen schuol
...[ist] nüt oder doch wenig usgericht worden, nit
allein darumb als da kein schuolordnung war und
derhalben ein jeder schöllen und wollen mocht on
jemands inred nach sinem gefallen, sunder [usw.].'
F Schulordn. 1577. ,Wann unser will, das ein jeder
möcht schöllen und wollen sines gefallens, dörften
wir der Ordnung nichts.' ebd. — b) sich der Bed. von
werden als Hilfsvb nähernd, a) futurisch. Im Über-
gang von a. Für einist will-der 's [die Strafe] schäi-
che", aber d's anger Mal sosch erfare". Gotth. ,Du
solt sin wol innen werden.' 1435, Z RB. ,Mein fleiss
ir hierinn gspüren send [: bhend].' GGotth. 1599.
Jetzen bin i mi zfriden und jetzen säut 'r mi nümmen
g'hören Janssen. Regimentsküher 1781. Fut. in der
I. Pers. .[Frau Potiphar:] Wes das kleid [Josephs
Rock] syg, das weist du wol, darvon ich wunder sagen
sol.' Rcef 1540. ,Künig Darius: ... louff hin, verschaff,
das man vergrab die doten cörpel, dass man hab kein
unlust, so wir rytend yn. Kriegsmann: herr küng,
ich soll guotwillig syn.' JMürer 1559. In der 2. Pers.
,So würst du gross guot zuosamen fassen, ... so ferr
du solt s halb teil dins guots an d kilchen gän.' HvRüte
1532. In der 3. Pers. ,Doch so hoffen wir, der küng
solle den eren gnuog tuon und die ding bass be-
denken.' 1477, Schreiben der eidg. Gesandten bei Lud-
wig XI. ,Er hofft, einen yeden biderman bedunken
soll [usw.].' 1479, Z RB. ,Er [Gott] ist herr über
unser leben, zyt, stund und tag soll er uns geben.'
Ruef 1550. ,Ich hoff, es [ihr Vorhaben] soll in wüest-
lich feien.' VUoltz 1551. — ß) zur Umschreibung des
Cond.; oft mit ay sich berührend. ,Es möcht ein keiser
lüsten, das er solichs sechen sott.' DSchill. B (Lied).
.[Die von Zug seien] nit besser noch würdiger, dann
das sy küegen oder merhen mit grossen füden ghygen
sölten.' 1491, Z RB. ,Sie woudend, sie söltind den
himel koufen', durch den Ablass. NMan. ,Sölt es uns
Sal, sei, sil, sol, sul
780
wie vormals gon, wir dörftind umb lyb und guot kon.'
Eckst. 1526. ,By Gott, Gergis, es zinipt dir nüt, daz
du sy verratten söttest.' Haimonsk. 1531. , Sollst [1.
söltst] im [dem Landvogt] ein haar angkrieret hau,
es war dir gstanden an lib und leben.' Salat 1537.
.Solltest mich z tod schlan, so wollt ich myns gitzli
nit lan verkoufen.' Euep 1540. ,Er were vom wyn
kommen, do spottete sy syn und rette : wann wit hochzyt
han? daruff er geantwurt: wer wot mit mir hochzyt
han? und sy also in schimpflicher wys zuo im truckt
und gret: ich wet, das du mit mir söltist hochzyt
han.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Herodes: ... bind in [Jo-
hannes], das er sich nit mög grüeren, wett, dass er
sott drinn z tod erfrieren.' Aal 1549. .Gflels dir, kein
Müy ich gar nit sparen sott.' Stettler 1606. S. noch
Brügi (Bd V 527 o.);ver-richten (BdVI430); nüt-söllend.
— y) zum Ausdr. einer Annahme, Vermutung
(zunächst deren logische Notwendigkeit hervorhebend
und dann mit .müssen' wiederzugeben). Es het-mieh
scho" vo" witem 'düecht, es sott di'* si". Gotth. So hock
ab, nimm Das ... du sottst durstig si". ebd. Der [ein
Frauenhut] sott mindestens e" Tuble" g'chostet ha", seit
der Jochem. CStreifp 1904 (Gl). S. noch resten (Bd
VI 1503 o.; für PAL). ,Etlich sagtend, das pfert törfte
der ruow bass dann des stryts; der daruf sitzt [näml.
Roland], sott wenig sollen.' Moroant 1530. ,Ich sagt:
schreient nit so, man sölte uns wol straffen.' ThPlatter
1572. ,Diss Eiss soll den armen Leuten den verhun-
gerten Magen ersettiget haben!' GKönig 1715. Mit
ethischem Dat. Die sölle"d-mer nett 'tue" ha"! müssen
sich schön aufgeführt haben (Schluss aus den Reden
der Leute, den angerichteten Verwüstungen usw.) Th.
Du sölest-mer auch 'tue" ha"! wirst dich zB. gehörig lustig
gemacht haben Ap; Z. Du sollisch-mer verruckt si",
bist wohl toll ZZoll. Du sellest-mer Nüd dervo" wüsse"!
iron. Z. 's sell-mer (auch) si"! iron. Ausdr. der Un-
gläubigkeit. ebd. Er soll-mer g'storbe" si", sell-mer en
Busch g'ha" ha", ebd. Si solli"d-mer g' schlaffe" ha"!
ZZoll. Das soll-mer Öppis g'chosVt ha"! Z. Da' soll-
mer auch e" Vergnüege" si", de" Berg ab z' faren und
denn de" Schlitte" wider uf de" Berg ufe" z' zühe" ! Th.
Da' söll-mer-em auch g'si" si", wo-men-em Alls ver-
gantet hat und er hat mües'e" zo si""m schöne" Hüs
üs! ebd. Das soll-mer Ei"em we tue" Z. Er sell-mer
gwuss im Wirtshüs si". KdMey. 1844. Si sell-mer welle"
ge" heue"! ebd. Si" Muetter sell-mer Chnöpfli mache",
drum ist der Knabe so aufgeräumt. Schwzd.(Z). S. noch
chüechlen (Bd III 143); z'nünelen (Bd IV 768). —
c) für andre Hilfsverba. a) für .können.' , Woher
aber semlich gelend den Namen Hegöw empfangen,
soll ich, von wegen vilerlei Meinungen, so hierüber
sind, gründlich nit sagen.' JJRüeger 1606. Im Conj.
Prset. Me" meint, es sott (und sott) nüd si", ,es könnte
nicht sein', zu. von einem Unglück Ap; GT.; Th; Z.
Er [ein Hausierer] hat g'mänt, es sott nid si", *"*
mües'-em Öppis abne" Th. ,Der bruoder [Jetzer] stalt
sich gegen im in massen, dass er fro was, dass er
sich hinweg machen solt.' LLav. 1569. — ß) für dür-
fen.' ,[N. habe] etwas steinen an einem fryen land uff-
gelesen, wölte damit sinem junkherren ein väry be-
sch wären; also kam er zuo ziniberlüten, da fand er ouch
etwas steinen, fragt sy, wes die stein werint, ob er die
nemen sölte oder nit; rett der K. : ja, du tarst sy wol ne-
men.' 1435, Z RB. ,Als min gnedige frow [die Äbtissin
zu Praumünster] hön were [dass die Masken ins Klo-
ster eintraten], do redte N. : gnedige frow, sind uns
gnedig! es ist offen gesin und band nid anders gewusst,
dann wir sölten ufher gon.' 1474, ebd. ,Die amptlüt
und stett da vor am Rin [schreiben] uns by tag und
nacht, sy zuo bescheiden, wes sy sich halten, das wir
allein für uns selbs nit tuon sollen noch können.'
1499, Calvenf. 1899 (Einladung der Zürcher an die
Schwyzer zur Beschickung eines gemeinsamen Tages).
,[Der verlorne Sohn:] herr Gott, biss glopt, das ich
der schwin hüeten sol on spyss und Ion.' GBinder
1535. — d) es heisst, man sagt, dass...; lat. dicitur.
Syn. muessen II 3 (Bd IV 500). ü Soldäte" solle" hütt
heim cho", ,sie sind erwartet, man sagt es' B (Zyro).
's soll dert u"d dert grüslich g'wetteret ha", ebd. 's sott
vil Lüt ge", g'ha" ha", zB. an einem Feste Ap; G ; Th; Z.
Er soll (sott) 's (g'si") si", der Täter Th. Si sötte'd 's
(hette"d 's söle") 'tue", g'seit ha", ebd. Ich sott al'ezvil d'
Schuld si", an Äl'em d' Seh. si" Ap; G ; Th ; Z. ,[N. habe]
ira die ee verheissen und ira ein ring druff geben, der
sölte [nach seiner Aussage] silbrin syn, und ira daby
verheissen, wann er sy uff die uffart nit zchilchen
füere, weite er ira 1 guldin für den ring gäben.'
1541/3, Z Ehegericht. ,[Mein Vater] freuwet sich, das
ich ein so guoter Lutenist sein sol, wie er vernemme.'
FPlatter 1612. ,Er soll gesagt haben, dixisse eum
perhibent, ferunt.' Hosp. S. noch recht (Bd VI 216 o.).
— e) Etw. si" solle", umschreibend für Etw. sein;
meist in der 1. Pers. als Ausdr. einer bescheidenen
Behauptung (Bejahung); wohl von d ausgehend.
,Biss Oottwilche", du wirst doch das neu Süniswib
solle" si"? Ich sott, sagte Meyeli.' Gotth. ,Bist du
bei ihr [im Dienst]? frug Käthi. Sollte Jungfrau sein
dort, sagte das Mädchen.' ebd. ,[Mein Vorschlag]
gefiel dem Vater wohl und bsunderbar der Mutter
und der schönste Bub, den sie hatte, ich soll die Gotte
sein, musste studiren.' ebd. Es düecht-mich a" der
Stimm a". Dir söttit-mer bikanntsi", sagte der Dicke;
sid-Der nit vom Muessgrabe" har mm* Türli-Kobi's
Schwester? He wol, antwortete sie, ich sott. MWalden
1880. A.: Bisch du öppe" g'si" [näml. an der Be-
erdigung eines Kindes]? B.: I«* ha" müesse"; ich sott
neue" der Götti si" vo" dem Ching, wo abg'fare" isch. ebd.
Ahd. ecolan (Pra>s. Ind. Sg. 1. 3. scal, 2. sadt, PI. sculun,
Conj. sculi, Praet. siolta), mhd. soln (Pries, lud. sol, 2. mit,
PI. suln, süln, Conj. sul, siil, Praet. solde, solle, im Conj. auch
sölte) mit zahlreichen t. altern, t. Jüngern Nbformen (s. Weinti.
1863, 394/5. 1883, 443/5; Lexer II 1053/4); vgl. auch
Gr. WB. X 1, 1452 ff., dazu noch Martiu-Lienh. II 352.
Unter den lebenden MAA. zeigt die von PA1. in höchst alter-
tümlicher Weise bewahrten Ablautwechsel im Ind. Praes.
(sali : solli) ; doch erscheint auch hier nicht mehr das urspr.
-u- (so tw. noch in der ä. Spr.), sondern das vom Inf. und Praät.
aus verbreitete -o- (immerhin noch ohne Uml.), und die
anderwärts erhaltene Endnng -( der 2. Pers. 3g. ist (wie
vereinzelt schon spätahd.) durch -st ersetzt. (Ähnlich ist in
B tw. die Endung -( der regulären Prasentia an die 3. Sg.
angetreten, wie auch im PI. allg. die gewöhnlichen pra-
seutischen Endungen gelten.) Sonst ist der Ablautwechsel
im PraäS. durchweg ausgeglichen, und zwar nach -o- (nur in
PRima nach -a-)\ das dafür in weitem Umfang auftretende
-ö- beruht auf dem Eindringen des Conj. in den lud., der
nur in B (bes. 6., O.); G1K.; P; Ndw; W und auch hier
nicht in allen Formen erhalten ist; vgl. dazu auch Gr. WB.
aaO. 1464. Der inl. Cousonaut entspiicht wohl überall der
Vertretung von etym. -II-, dh. es erscheint -/(- auf dem Ge-
biet, das altes -11- (nach kurzem Voc.) bewahrt hat, einfaches
-I- da, wo gesetzlich Reduction der Geminata eingetreten ist.
Sal, sei, sil, sol, sul
782
Wo -U- und -/- neben einander stehen, ist -l- auf die schwä-
cher betoute Stellung beschränkt Iso nach ausdrücklicher An-
gabe in G1K.); in Ap, das ausser H. tw. zum //-Gebiet gehört,
ist dann die schwachtouige Form wie in weh", wollen (JVetsch
1910, 178) verallgemeinert worden. Die sekundäre Gemi-
nation, die schon in mhd. Quellen reichlich bezeugt ist (s.
Lexer aaO.) und auch durch nhd. ,solleu' vorausgesetzt wird,
kann rein lautlich entwickelt sein (vgl. etwa die Verhältnisse
bei toll, auch Solirr), doch mag auch Kintluss von icc//e?i(mit urspr.
Geminata), der auch sonst zu Tage tritt, im Spiele gewesen
sein, nach einer Proportion ,rtll .■ >ntUn = soll : sollen oä. Die
Assim. von -It- > -<!• in der 2. Sg. Ind. Prajs. und im Coud.,
zu der die entsprechenden Formen von wellen zu vergleichen
sind, ist wohl eine Folge der Unbetontheit im Satze wie die
auch in nicht eutruudenden MAA. sich findende Vernach-
lässigung der Rundung in sel(l)e", seil, seit für söl(l)e" usw.
(vgl. dazu selch sel(ig) für sohl, söl(ig) unter sMch, setlig für
söttig, i8 i(ch) für üns ü(ch)); daneben kommt auch hier
wieder der Eiufluss von wellen in Frage. Die bei andern
Hilfsverben und in der ä. Spr. erscheinenden kontrahierten
PI. -Formen auf -n(d) sind in der lebenden MA. nur ver-
einzelt erhalten (sönd Gl), sonst durch Neubildungen ver-
drängt. Auffällig ist der altertümliche Anl. ,sch-' «_ se-)
in der F Schulordn. von 1577 (s. unter 2 a 5), einige ältere
alem. Zeugnisse s. bei Weinh. 1863, 394; ,sch-' im Ring
(übrigens neben ,s-') ist bair. Schreibung, für die dieser
Anl. bis ins späte Mittelalter charakteristisch ist. Sonst
seien an Formen der ä. Spr. hier noch neu aufgeführt oder
hervorgehoben: Inf. ,sellen.' 1578, Z, .sölen.' 1557, ebd.
Pras. Ind. 2. Sg. ,sold.' H57, Z RB., ,sot' neben ,solt.'
HvRüte 1532, 3. Sg. ,sot(t).' 1525. ZStB.; 1566, ZGrün.
Pl.J.sunt.' AaMnri Ostersp. XIII. (neben ,sulent'); Hadl., ,sun.'
1289/1300, Z; 1301, UwE.; 1327. Ndw; äL RB. (neben
sullen, sül(Üen(t), ,sond.' XV., BsChr.; XV., Obw; XIV./XV.,
Z, ,sondt,' 1494, U, ,son.' 1328, AaB. ürk., ,sönd.' 1527, An
Weist.; 1476, Bs Chr.; LAns. (neben ,sond'); 1568, Ndw,
,sönd(t).' HvRüte 1532, .send.' 1514, BsChr.; GGotth. 1599,
.sollend.' Rtief 1540 (neben ,sönd'); OWerdm. 1552. 1564
(.sollen.' Herborn). Conj. 3. Sg. ,sülli' (neben ,sull, soll').
Z Chr. XV., P). ,sullen.' 1491, U, .seilet,' 1474, Bs Chr.,
Prst. Ind. ,solt.' 1395. 1422, Z RB., Cond. .sollti.' Uw Be-
nedictinerr. XIII., ,sölte.' 1396. 1472, Z RB., ,sott.' Aal
1549; GGotth. 1599 (neben ,sett'), ,sotte, sottend.' Salat.
,söttent.' 1522, Z, im Ptc. erscheint auch die Form ,ge-
söllen' (so XV., ZRB.; 1513/6, Z Ehegericht) ; vgl. dazu
.gmüessen' (Bd IV 500 Anm.).
nut-söllend: untauglich, nichtsnutzig, von Sa-
chen und Personen, bes. in moral. S. Mundartlich
nur subst. en Nütsöllende", ein Nichtsnutz GrNuI'.
Sehr häufig im XVI. ,Nüt sollender mann', Schimpf.
XVI., L. ,[Die Stelle betrifft die Juden] die in dem
opfer des herren Gottes untrüw und falsch bruchtend,
inen selbs das best bhaltende, das böst aber und n-e
dem herren gebende.' Zwingli. ,Ein falsch n. buoch.'
ebd. ,In dem ringwichtigen, ungütlichen und n-en
friden.' Ansh. .Mengerlei n-er ungeschickter sachen.'
1530, Z RB. ,Wir wollen den n-en glauben [die Re-
formation] in unsrem land nit liden.' 1530, W Blätter.
.Das n. und aussgereutert körn.' 1530/48, Amos; .ab-
fallend.' 1667. ,Er were nüt so ein n-er rytter, daz
er wyder ein junkfröwly strytten wett.' Morgant 1530.
.Sachs oder siben n. buoben und pfaffen.' 1531, HBiill.
1572. .Was war ich für ein n. man, so ich wol mag
guot leben han und solt nit fröwlich schlemmen und
temmen.' Salat 1537. .Ein böse jüppen leggend im
an, dem heilosen n-en man.' Ruef 1539. .Unnütze n-e
lüt.' HBull. 1540. ,Du n-en lecker, gang mir ab dem
bett!' 1541/3, Z Ehegericht. ,[M. Agrippa] ward bald
darnach so args und nünt söllinds gemüets, das in
Augustus in ain insel verschikt.' Vad. ,Ä, dass dich
s erdrich fräss, wie tuost, du n-er suppenwuost!' HsR
Man. ,Sin vater syge ein n. lürsshals und n. man.'
1552, Z RB. ,Y, friss, dass du erworgist dran, du nüd-
sölit, ecrlosser man!' JMcrer 1556. .Euere historien
sebryben oft von n-en, närrischen, lychtfertigen din-
gen.' 1560, Z Bib. ,N. leut, die nützid wärdt sind,
balatrones; n-er und unnützer mensch, der gar niener
zuo guot ist.' Fris.; Mal. Des Klägers Magd habe
ihn .einen fulen n-en pfaffen' genannt. 1566, SBib.
.üss disem aberglöubischen nütsollenden ... Orden.'
JJRüeger. S. noch un-ge-bärdig (Bd IV 1540); rüchelen
(Bd VI 193). — Die Stelle: .Etlich pfaffen sind lügenhaft,
lügend und nützsond.' 1526, EEgli, Acten 473, erklärt sich
aus der Mischung zweier Ausdrucksweisen.
nüt-söllig S (Schild), -selflßg SSchw.; ZPfäff.:
= dem Vor. ,Nüdseliges Verhalten' ZPfäff. Dir nüt-
sölige", ung'schaflige" Sehlingle". Schild. ,N-er hudler,
keib, mann', Schimpf. XV./XVII., L. ,0b er sölichen
eid getan hett, wellte er sin schwager zu einem nüt-
solligen man gmacht haben.' 1544, ZAnd. ,Er were
ein onmechtiger n-er man.' 1549, ebd. ,Nütsölig, fri-
volus.' Fris.; Mal. ,Din balgen und n-s klaffen.'
XVI./XVII., L Spiel. .Darvor bhiet mich der ewig
Gott, dass ich auch gradt also sin sott wie s ander
ful nidtsöligGsindt,' Com. Beati. .Gewüsse n-e Gsellen,
die daz Ihrig vertan.' 1647, Z. ,Zwee verwägne und
n-e Gsellen.' Schimpfr. 1651. S. noch näch-gültig (Bd
II 290). — - Nütsölligkeit f.: Nichtswürdigkeit,
Schmach. ,Sin tochter Rossmunda wott es im nüt ge-
statten [den Boten zu töten], es wurde im für ein
grosse n. gerechnet,' Morgant 1530. ,Nütsöligkeit,
futilitas.' Fris.; Mal.
be-sollen, ver-söllnen s. he-, ver-solden.
sole'nuisch solämnisch, nach älterer Angabe solä-
misch Zg: a) feierlich, nur in der kirchl. Sphäre, so
von einem Hochamt, einer Vesper, Translation Zg.
,Am fritag soll für die letste lection ein solemnische
disputation in allen classen gehalten werden.' F Schul-
ordn. 1577; od. zu b? — b) förmlich, feierlich. ,Was
manglet disem Bestättigungs-Act, dass er nit vollkom-
men und solemnisch seier" Replica 1691. .Mittels eines
solemnisch abgeschworenen Eidts.' 1735, U LB. —
Lat. sol(l)ennis, -em(p)nis.
Solennitä't Solännitet AaL. (,Solennitef Aa
Gem.); BBgd., Stdt, Soländitet BBgd. (auch SoländidU),
Stdt; FMu. (Solenditet), Solämnität, nach älterer An-
gabe Solämmitet Zg — f., in FMu. auch n.: 1. a) Feier-
lichkeit. .Nach der erwellung gieng der bischoff sampt
den kiesseren widerumb mit einner solemniteit heruss
uff den platz zuo der steinny sul oder stock.' um 1530,
Bs Chr. (Beschreibung des frühern Brauches bei der
Ratswahl). ,[Aus den vornehmen Geschlechtern wird
ein Hauptmann erwählt] wöleher ze Ross und in gan-
zem Harnast angetan den Fritschi in dem Ynzug in
die Statt mit der geordneten Solemnitet sampt dem
Fendrich . . . ynfüeren und beleiten sol.' RCys. (Br.).
— b) feierliche Handlung, Feier. Von einer hohen
kirchl. Feier Zg. ,Das heilig Schweisstuch Christi,
wellichs der Herzog diser Solemnitet [nämlich dem
Bundesschwur zw. den Vertretern Savoyens und der
kath. Orte] und uns ze Lieb [nach Turin] bringen
lassen.' RCys. .Volget, wie die Solemnitet an der
Translation unsers glorwürtigen Martyrs . . . S. Justi
... sye angeordnet und gstelt gsin.' 1697, ScHwBr.
1, sei, sil, sol, sul
784
Spec. als Bezeichnung eines alljährlichen Jugend- oder
Schulfestes 1) in Bern (bis in die 1850er Jahre) und
Burgdorf, am Schluss des Jahreskurses gefeiert. ,May
18. Berner Schulfest oder Solennität.' Helv. Kai. 1780.
, Burgdorf. Das ehrwürdige Jugendfest, die Solennität
— es ist die 17(5. — wird sich am Montag den 27. Juni
1904 im gewohnten Rahmen abwickeln.' B Volksztg
1904. ,1030 wurde das den Schulkindern und Sängern
bis dahin jährlich mit '25 Pfund an einem bestimmten
Tage nach Ostern in der Kirche zur Austeilung ge-
ordnete Geld bis auf 30 Pfund erhöht. An diesem
Tage, später die Solennität genannt, nachdem vor-
mittags auf angemessene Weise das Geld verteilt wor-
den, hielten die Kinder, von ihren Vätern, Lehrern
und dazu bestellten Magistratspersonen begleitet, mit
Laubästen versehen, einen Umzug durch die Stadt
hinab unter Absingung einiger Psalmen, wozu in der
Folge die eingeführten Posaunen und Zinkenbläser
accompagniren mussten, bis zum Schützenhause. Dar-
auf wurden sie auf Kosten der Stadt in einem Wirts-
hause bewirtet.' JRAeschlimann, Gesch. v. Burgdorf.
,1729 wurde das von Pfr Grüner vorgeschlagene Pro-
ject, die bisherige Osterfreude der Kinder in eine
Solennität umzuschaffen, genehmigt. Die erste wurde
den 10. Mai, nach Art der zu Bern, gehalten. Ge-
wöhnlich hält ein Student der Theologie von Burgdorf
eine Rede ; darauf ein andrer ein [1. eine andre einer]
der obersten, Latein lernenden Knaben; vor- und
nachher ertönt schöne Musik. Nach Austeilung der
Prämien hält ein kleinerer Schüler eine Abdankung;
nachmittags ist gewöhnlich militärischer Umzug.' ebd.
Vgl. auch noch Schweizer Bauer 1892, 283 ff. — 2) im
ehemals bernischen Lenzburg. ,Auf ähnliche Weise
feiert Brugg jährlich seinen Rutenzug, Lenzburg seine
Solemnität, Zofingen sein Maienfest. Die eine Stadt
ladet die Cadetten der andern zur Teilnahme und freund-
lichen Bewirtung ein.' Aa Gem. — 3) in Murten am
Tage der Murtner Schlacht (22. VI.). — 2. rechtliche
Förmlichkeit, formula iuris. , Welle üwer fürstlich
gnad [der Bischof von Konstanz] um miner emsigen pit
willen dis ewig mess, ouch mich als den ersten caplan
gnedenklich bestetten mit allen solempniteten, Worten,
werken und getäten, darzuo dienende und gehörig.'
1482, ZOGlatt. .Andere Verschreibungen, so diese
Solennität nicht haben, [sollen] nur für blosse Hand-
schriften geachtet werden.' Sch Autfahlsordn. 1743.
sole ionisiere": feierlich begehen. [Die Pro-
fessoren] sollen die Studenten in Zucht und Ordnung
halten, den Pfarrgottesdienst ,s.' helfen [usw.]. 1752,
AKüCHLER 1895. — Vgl. solemnizare, -isare, solenine festum
agere (DuCauge).
Soller, in „B"Kandert., Sa., Sigr., Si.; FJ.; GlU;
WG., Lö. Solder - m., PI. Seiler BGr., Dim. (in Bed. 1)
Söllerli BBe., Saxeten, SOlderli BInt., Sigr.: 1. Estrich,
Dachboden (vgl. JHunz. 1905, 213. 292; 1908,97/177
passim; 1910, 59 f.): a) über den Wohnräumen B (von
Bern nach Thun und östlich bis Heimenschw., Zäziwil,
Be., Sigr., Spiez, Saxeten, Bön., in Schw., S., südl. der
Aare von Büetigen bis Leuz., NBipp, 1 Seite des uE.);
FU.; GlL.; SBalst. bis Welschem-., Bb., G. bis Selz.,
L., Lüssl., Müml., Rani., Zuchw. Synn. s. unter Reiti 1 b
(Bd VI 1650); Ruess-Tili. Die Benennung gilt sowohl
für das alte Böehhüs, bei dem die Küche bis unter
den S. hohl ist (so noch in BWattenw.), wie für Häuser
mit modernen Kaminen. In BArch heisst S. der Boden
oberhalb der Wohnung, der Boden oberhalb der Küche
Für-TM. In BHeimenschw. wird nur der vorderste Teil
des Estrichs, der zur Aufschichtung der Garben dient,
S. (oder Chorn-Büni) genanut. In BG. wird der ge-
räumige S. in den chline" und den grosse" S. eingeteilt.
— b) in der Scheune BArch, G., Kalln., M., O. (Zyro);
FS. (.oberster Boden der Scheune, wo Getreide und
Stroh untergebracht wird') ; Synn. unter Reiti 1 a (Bd
VI 1649). — c) Boden über einem Schopf BG., über
dem Schweinestall BSaxeten (Dim.). — 2. a) Fuss-
boden, sowohl der aus Lehm gestampfte eines Gadens,
einer Hütte, Scheune BBön., Kandert., als der hölzerne
eines Zimmers BBr., Gr., Hk., L., „O.", Sa., Sigr., Si.;
FJ.; WG., Lö., im Gegs. zu b als underer S. bezeichnet
BBr., Gr., Hk., „O." — b) (im Gegs. zu a obere-- S.) Zim-
merdecke BBr., Gr., Hk., „O.", Sigr. Die am obre" S.
hängenden Sfücksiti, Hammi, Lidleni. BXrnd. 1908
(BGr.). 1676 gab es neue Chorstühle, und der Maler
MBlum von Bern musste neuerdings die Kirche ,butzen,
dass Holzwerch im Chor mit Ölilfarb anstreichen stein-
farb, den Himmel oder S. blauw mit gäulen Sternen
drin, die Lysten roht, dass übrige Mauerwerk aber
sauber gipsen.' ebd. — 3. in altern Quellen mehrfach
von fremden Verhältnissen. Altan, Balkon: ,[Der ost-
fränk. König Ludwig war] vor jaren von einem solner
liarab gfallen, dass im ein huf schwein.' Vad.; in der
lat. Quelle ,de quodara solario.' Obergemach (?): ,So
einer krank ward, fuort man in auf einen solner und
lustig gemach und pflagend ime die eltisten mit gnuog-
samem Vorrat aller noturft.' Vad. (Schilderung des alt-
christl. Mönchslebens). Unklar ist, was sich der Über-
setzer an folgender Stelle unter ,s.' vorgestellt hat:
.Namlich sol sein [des Tempels zu Jerusalem] höhe
sein zehen eilenbogen, sein weite sechzig ellenbogen
und vierecket mit drei gehauwnen steinen, mit einem
soler von holz desselben lands und mit einem neuwen
soler.' 1530/48, III. Esra; Siä 6du.iov Xiftivuiv gooxßv
tpitöv xal oöu.00 goAtvoo £yx(üP'0U Kaivoö ivöj. LXX, , einer
Wände.' 1667, ,mit drei Lagen von gehauenen Steinen
und einer Lage von einheimischem neuem Holzwerk.'
1868.
Ahd. «olari, -eri, mild, solre, sölre, entlehnt aus lat. So-
larium, (der Sonne ausgesetztes) flaches Dach, Terrasse, Bal-
kon uä.; vgl. .Söller' bei Gr. WB. X 1, 1500/04. Tw. von
JHunziker stammende Angaben für BBe. (Dan.), Si>iez; FKerz.;
SBalsth., Laupersd., Lüssl., Müml., Ramisw., Welschenr. geben
die Form Söller oder Sbler, zT. neben Soller; die ö-Forni
beruht wohl auf Einwirkung des schriftspr., in der Bed.
freilich verschiedenen Wortes. Soller hat sekundäre Geminata
(vor -er); zur Form Solder vgl. die Anm. zu holderen (Bd IV
1203). Eigentümlich ist Vadians Form ,solner': das er-
weiterte Suffix -ner neben -er ist sonst auf «-Bildungen mit
pers. Bed. beschränkt. Bodenständig ist das W. bei uns
nur in Gebieten, die an roman. Land stossen; vgl. west-
schweiz. »oh' (in unsrer Bed. 1), rätorom. etiler (offener Flur)
und LTobler 1897, 221. In Petris Glossar wird Luthers
, soller' durch ,saal, sumnierlaub' erläutert; in den Z Bibeln
ist es durch ,sal, dach' ersetzt. Zur Bed.-Eutwickluug vgl.
Boden, Tili. Von Ortsnamen mögen hieher gehören (vgl.
kämt. Sölderle als Bergname. Gr. aaO. 1504) ,Soller' Aa (Wald-
gebiet bei Othmarsingen), ,Solern' BSulz am Bielersee, .Soller-
graben' B (am Gantlisch I. , Sollerbach' B (1t Zyro westl. vom
,Seelisbiiel'), ,Sollerbühl' BAlfermee am Bielersee; für ,Soller-
better' Ap (am Hoheukasten), ,Sollersgarteu, -wies' (1798,
ThEgu.) ist die Zugehörigkeit aus geogr. Grüuden weniger
sicher.
785
Sa], sei, sil, sol,
Ober-: = Söller 2 b BBön., L. - Vor-: über der
Einfahrt (Tenn) liegender Boden in der Scheune, auf
dem Heu, Stroh usw. untergebracht werden; darüber
(unter dem Dach) liegt der Reche" BKalln. — Für-:
= Soller 1 a BSchw., S. — Gade"1-: der über dem oder
den Gade"' liegende Teil des Dachbodens BBön. —
Gastre"-, in BSa. -Solder: Fussboden der Gastren
(Bd II 486) BGr., Sa. Drüf legen si in gueten Trüwen
sich uf den Gastrensolder z' liiwen. JJRomang 1864.
Der Cf. ist so breder [Bd V 410] geworden, dass er
unter dem Schläfer einbricht. Bärnd. 1908 (BGr.). —
Haber-: = Vor-S., zur Aufnahme der Hafergarben
bestimmt FDüd., Pfaffenholz. — H6">-: = Vor-S. B
Gampelen, Ins, Kalln., Lattrigen, Sutz; FJ., Kerz. —
Chuchi-: = -Fwr-& BBön.; FDüd. — Chorn-: Dach-
boden (oder Teil desselben) zur Aufbewahrung des Ge-
treides BTäuffelen. — Stube»-: Fussboden der Stube
BGr. (Bärnd. 1908). — Tili-: (je nach dem Standort)
Stalldecke oder Fussboden der Heubühne über dem
Stall; auch diese selbst BGr. (Bärnd. 1908). Es ist
e" strübc lenger Winter in i"s's Telti chön. Und scho"
lang vor Ustagen hed i"ser Für das Hew bis uf de"
T. abhi" g'etzts g'häben. ebd. — Tenn-, in BRüti
b/Arch mit Diesb. und Oberwil, Täuffelen Tern-: =
Vor-S., ,Tennreite' B (in der gleichen Ausdehnung wie
unter Soller 1 a, lt Zyro auch im 0.); FJ., Kerz. —
G'wächs-: Dachboden (zur Auf bewahrung von Feld-
früchten) B (zw. Bern und Thun, östl. noch in Mar-
bach, Rünkhofen).
solle re", s ollere" sellerren: einen Fussboden
(bzw. eine Decke) legen BGr. (Bärnd. 1908). Syn. böd-
men (Bd IV 1032); tilenen.
i°-: in der Verbindung es Vg'sollerets Fürhüs,
ein mit Seitenwänden und Decke verkleidetes. ,[Eine
1824 erbaute Vorsasshütte] bestand aus Stube, Milch-
und Käsgaden, }"g'solleretem Feuerhaus, zwei zwei-
fachen Ställen und Zubehör und kostete 230 Kronen
(zu Fr. 3. 70).' Bärnd. 1911 (BG.).
Böli s. so (Sp. 17).
sölich sölich, söl(ch), sel(ch), soli(g), söli(g), aeli(g)
1) Adj. (flect. -er, -i, -s) sölich Gr (in Pr. flect. sölehe'',
sölehi, sölis. Gen. Neutr. in D., Pr. sölis, Dat. sölehem);
TbMü. (flect. söleche neben adv. söli); ZBenk., Uhw.,
sali ScaSt. (Neutr. Sg.), solch B (so Hk.), selch BGr.
(Neutr. Sg. seliss), Ha., Sigr. (neben selig), sol Gr (PI.
sölli) Pr., Tschiertsch.; Schw (auch E.); UwE., sei
BBr., Ha., O. (Zyro); GRPr.; SchwE.; Ndw; Obw, sölig
GTa.; Th (Dan.); ZStäfa (CWild 1874), Zoll., sölig BE.,
.Landschaft'; L, so E., Rusw.; GTa.; Scuw; SBb.; UwE.;
ZO.; St.», selig BE., Ha., .Landschaft', M., Sigr.; L (In-
eichen); PPo.; GG.; SchwE.; S; Tu (Pup.); Uw (in Ndw
ltMatthys Gen. Neutr. seligsis); U; WVt; ZKn., .Land-
schaft', O. (•(?-), auch mit vorgesetztem festem $(<lein)
BHa. (,esel ef); Schw (fSöl, $sel, esölig); Uw (rsel); ZO.
(rßölig, rselig). — 2) Adv. (eig. das .unflectierte' Neutr.
des Adj.) sölrch ZSth., sei BHa., söli ScHBarg., söli Aa
Lauf.; Bst; GRh.; ScHHa., Schi., Stdt; TbHw.. Isl.,
Mü.; ZO., Schwerz., Sth., uTösst, seli AABb., F., Z.
(1815); BL.; PPo.; Scnw; WVt.; ZAuss., B., Limm.,
O., Wl.: A. A dj. (gew. attributiv), wesentlich wie nhd.
solch. 1. von der Beschaffenheit, derartig (wie es vor-
liegt). , Sölich, talis, et hoc tale, eiusmodi; er hat ein
söliche gedächtnuss, ea memoria erat; sölicher gestalt,
taliter.' Fris.; Mal. a) in Oorrelation. Mit folg.
Schweiz. Idiotikon VII.
(reinem oder consecutivem) Relativsatz. .[Ihr werdet
von euern Gesandten] botschaft haben und ich gloub,
si werd sölich, dero ir benüegig werden.' 1477, B.
Sollen dann wir ein sollen Glouben han, der malfitzisch?
Th Kunkelstube 1655. Ha ha! wir wend alt Junpfrä
gäh, so alt, wienä Käsreiber, und Iceini sehli Schlifel
näh, die nur plagä die Weiber. Talhoohz. 1781. Subst:
Wil d' es guets Hüserli bist . . . cha""st-nis [uns] suss
noch mit Söllehem verseh", wa'-nis Ute" guet cho" chönti.
Schwzd. (GRPr.). S. — wie. E" Seliger, wie du bisch,
fürchten-*1' nid fast B (Zyro). ,Sellig [wie du bist]
we't-ich zehn an jeden Finger kriegen, ich müsst
nicht eine Sellige sein, wie ich bin.' Gotth. ,[Die
Mädchen] sagten, wenn sie Sellig wollten, wie da ge-
stern einer im Dorf herumgelaufen wie-n-e" Sturm,
so hätten sie schon mehr als hundert Sellig haben
können.' ebd. S. noch ge-recht (Bd VI 227). .Damit
allen und jeden unsern Landleuten, so sich innert
Monatsfrist dazu einschreiben lassen, von uns Schutz
und Schirm erteilt werde, so erzeigen wir ihnen söllich
Freiheit, wie hernach lautet.' 1571, Gl Bergwerksrecht
(Steinm. 1802). ,S.-dass': ,Mit selkem gedinge, das...'
1300, Bs ÜB. Die Beziehung durch einen folg. Haupt-
satz gegeben: ,Da retty är zuo iren, sy hätty jetz ein
nachpürine, vor dären sölty sy sich hüeten; dan sy
wäry ein sölichs wib: er hätty sy zum andren mal
ärzürnd, daruff wurd är lam an händen und an füessen.'
1541, L Hexenproz. — b) die Beziehung ergibt sich
lediglich aus dem Zshang (auch etwa unterstützt durch
eine hinweisende Gebärde), o) im Sg. 1) ohne Ar-
tikel (bes. im Neutr.). Hest dö, ieh ha" se'ligs (de'rigs)
Tuech g'chauft ZO. ,Du weisst, wie er ein Abergläu-
bischer ist, immer glaubt, es sei ihm Alles verhext,
und für selligs Narre"werk jährlich vielleicht 1000 Pfd
braucht.' Gotth. Iez muess-mi'h aber afig schäme"
schier, sit dem ich sölles Ghalberzüg verno". Erz. 1855.
Ich cha""-mi'!h wdger mit seligem Garte"züg nid rer-
süme". Spinnet. Er seid alben: Seliss Wasser [näml.
Chiejertaffe] ist cheibisch gueds. Bärnd. 1908 (BGr.).
Mach das'-dr fürt chunsch, seligs G'sindel wo,t-ich nid
unger dem Dach tole". Loosli 1910. S. noch Bläst
(Bd V 168); Be-richt (Bd VI 323). — 2) mit ein, Icein.
E" s-er Ma"", e" s-i Frau, (es) s-s Chind B; ZO. (Es)
söligs Wetter het-mi" [man] nid grad g'seh" B (Zyro).
E" selche'' Handel gfallt-i"s nid BHa. E" selhi Sägisa
iiberchumen-ich nid umhi" BGr. (Bärnd. 1908). [Hier
weiss man] von em seihen Chleiderg'stät wd selbem
Firnemtue" Nid. Alpenr. 1872 (BGr.). Mir Grindel-
walder vermechti" wdger e"kei" selhi Brigg [wie zu
Bern], ebd. S. noch Bläderen (Bd V 17); ge-rad (Bd
VI 507). ,Do sprach der wirt, inn twung iiieinan, dass
er ein sölichs mord täte.' 1409, Z RB. .[Urteil:] Ob
glych der knab der ee halb etwas jichtig were, wolte
doch mh. einem söllichen jungen jüngling ein soll [!]
wyb anzehenken und damit ze belestigen ze schwer
bedunken.' 1541/3, Z Ehegericht. .[Valentinus Gen-
tilis] hat selichs [Büchlein] dem landtvogt von Gex
dediciert und zuogschriben und hiemit im und einer
statt Bärn ein solchen Schandflecken uff den ermel
gemalet.' JHaller 1550/73. ,Ein söliche Seel... ge-
niesst Gottes.' JJBreit. 1639. A selchen Verstand u ■ml
da Tuners remisch Burgimeister Esel wol o in den
Scheichen ghan ha. BHa. Gespr. 1778. — ß) im PI.
Sölli Herdöpfel giH 's nid all Jär GrPi\ Sellig Upfel
gend e"settig Schnitz L (Ineichen). Mächtig schirint
787
Sa], sei, sil, sol, sul
er [der Griesgletscher] i" sellig Järu" PPo. Du bisch
e" wüesti Frau, schäm- dich, ich hätt nit g'glaubt, dass-
es sellige Wiber gäbt. Gotth. ,Man kenne söllig Kunden
wohl, söllige" sig niener wohl...' ebd. Soligi Hagle"
sö't-me" zum Land use" jage". CWild 1874 (ZS.). Er
heig scho" dick g'herd, 's ehern sele" Meitloie" villochtig
e'sö, 's icerd weil teider bessere". Obw Blätter 1'900. J"'1
we't-der menge" seilere" Akademiker zeige". AaB. Kai.
(Diebold) 1827; vgl.: ,Wenn Tannenbäim seller Frücbt
tragen tätend.' Ndw Kai. 1888. S. noch Baren (Bd IV
1440); Brenten (Bd V 754); rüwen (Bd VI 1882 u.).
Mit Herübernahme des unbestimmten Artikels in den
PI. E"sölig(i) (e"selig(i)) Manne", Fraue" ZO. E"-
seli Wiber. Obw Blätter 1887. E"selig(i) Lüt Schw;
Ndw. E'sölig Manne". Balz 1898. Äsöligi Wörter.
Schw Fasn. 1898. Vereinzelt sogar: en e"seligs Wese"
und es Tue"; en e"seliger Ma"" ZO. — y) neben Adj.
E" selige" gottsvergessener Hung. B Hink. Bot 1886.
We"" d' Weld e" selhi grössi Chrugle" wä'\ Bärnd. 1908
(BGr.). Selig schön Stüel. M Walden. S. noch üs-bieten
(Bd IV 1872); brüchen (Bd V 352; unüect. vor sg. Adj.);
brav (ebd. 428). ,Ein sölicher unbillicher ufsatz.'
1470, Z RB. ,Einen solichen grossen züg.' 1499, Gr.
, Sittenmal die e also ein heiig ding ist, das es nit
zimpt, mit söllichen liederlichen dingen die ee be-
ziechen ...' 1530/3, Z Ehegericht. Mit Zahlwort. Hun-
dert selig Manne" ZO. Zweitausend sellig Garben.'
Gotth. — 8) ein vorausgehendes Subst. wieder auf-
nehmend. Das ist noch en Ma"" g'sl", e'selig findt-me"
nümmer ZO. E" Landvogt cha"" mV Benz nit g'e",
für-ne" sellige" muess-es e" Donner ro" Bern si". Gotth.
En U"flät isch-er g'si", um-ne" selige" isch 's notti nüd
schad. B Hink. Bot 1886. Iez uf eimmäl sä fähd für
den Pfänstern d' Müsig an üfmachen . . . due säg-ich zem-
rnV'r Nächpüri" : SöU[Müsik<Lnten]hätte-ma"äsieg'nun
[zu einem Tänzchen benutzt]. GFient 1898. — s) subst.
1) masc. und fem. Mit Selige" gib-i'h-mich nümmen ab
ZO. ,Uli sagte [zu der Liebsten, die er verabschiedete],
er bleibe lieber daheim, als dass er Andern ihre Suppe
ausessen wolle, und mit einer Seiligen wolle er sich
nicht mehr bsehyssen.' Gotth. — 2) neutr., so etwas,
Dies und Ähnliches. Sölichs tuest-mer denn nümmer!
Gr. Was ist ä [auch] Söligs? tadelnde Frage ZO.
Ja voll ! Noch nit Michelstag u"'7 chunsch uf selhi
[in der 2. Aufl. sölchi] Gatti"g! Es isch bi Bottl no'h
ebe" d' Frag: stnt Seligs i" der Prattig? GJKubn 1806.
Isch dir öppe" gar Nüt mer a" Sölhem g'lege"? ebd.
Seligs [Alphornblasen] isch nit für ml" Nase". B Hink.
Bot 1806. , Ehedem habe man doch noch hexen kön-
nen ... Aber auf Seiligem halte man jetzt nichts mehr,
die Neuen hätten keine Religion.' Gotth. [Die Mutter
machte Miene, die auf der Alp sich am Wassergraben
belustigenden Kinder zu tadeln] aber der Att hed
g'seid: Seliss machd hie ziehe" Nid. Bärnd. 1908 (BGr.).
Mer hend e" Quell, die Söligs cha"", näml. die Leute
verjüngt. PHeng. 1836. Und 's Mei'redli, cha"" Söles
si", Das gäuerled und göt uf d' Chnü": MLienert.
S. noch Bruch (Bd V 343); ge-rad (Bd VI 504); Seigel
(Sp. 481). E"söligs. [A. zu B., der ein Kartenspiel
auf dem Tisch liegen hat:] Mach du nur noch lang
E"sölligs! Stutz. I" d' Verfassi"g ine" g'hort E"söligs
gar nid. Balz 1898 (Schw). Im Gen. Seligsis chammi
[kann ich mich] Nid a"ne" Ndw f (Matthys). Das
ist die gross Güsi g'si", va" derre" d' Historrene" er-
zelle" tuend. Vorhi" si" nie ettes Söllisch g'si"; vor
Söllechem well-n-isch b'hüete" der lieb Gott! Schwzd.
(GRPr.). Bi Gott nai"! Ettes Söllisch sötti der Gug-
güser hole"! ebd. — £) präd. Isch jetz Das E"söles,
,ist Das ein solches, derartiges Ding?' aScHw; hieher
viell. die Angabe: ,e"sölles, adv. Acc, so, auf diese
Weise' SohwMuo. (FStaub). [Ein Bauer, der ausge-
zogen war, um Heu zu kaufen] hed niener kein Halem
g'wissd z' uberchon. Due wan er selher [so] umhi" ist
hei'" chon, hed-er den Geldseckel wider den Ofen linder
g'rierd [usw.]. Bärnd. 1908 (BGr.). ,Wa dehein knecht
dehein Unzucht teti und der nüt dien, so an den Un-
zuchten sitzent, dar umbe gehorsam wölte sin, so sol
sin meister ... in [den Knecht] soliche han und schaffen,
das er gehorsam werde. Möchte aber er in nit solich
han und schaffen, das er gehorsam wurde, so sol er ime
urlob geben.' 1361, Bs Rq. Hieher .sollig' bei Gr. WB.
XI, 1505. — rj) pleon. so s. So-n-es selligs . . . BM. ,So
sölig', solche. Wolt. Jünol. 1780 (B). S. noch sö(Sp.21).
— &) entsprechend nhd. solch ein. E"sele" Stuck Brot;
e"sel e" röter Scherm BHa. E'selig en arme" Tropf; e"selig
e" lebtigs Chind ZO. Im Summer innerä söl ene Hiz.
Gespr. 1712. Vgl. auch so (Sp. 19; Bauernohr.). E"sel
vil, so viel BHa. — 2. mit Vorwiegen des demonstra-
tiven Elementes, in Rede stehend, dies. Sehr häufig
in der ä. Spr. ,N. neine bach [Kot] und wurffe damit
gegen ir und wölte sy umb solle wort [die vorher
angeführt sind] straffen.' 1450, Z RB. ,N. sye mit
solichen vischen nit uff den Schneggen, sunder uff die
schützenstuben gangen.' 1469, ebd. ,[Der Verkäufer
einer Fischenz hat sich] einen widerkouff mit den ge-
nanten 108 pfunden ze rächter lossung vorbehalten';
darauf wird nachher mit , semlich losung, selich losung'
Bezug genommen. 1479, GSchmer. .Sölich entwerung',
vorher ,sömlich e.' Edlib. ,Nach selicher offnung und
vergicht.' 1504, Z. ,Von des fryen oder gemeinen
bads wegen haben si [die Schiedsrichter] erkennt und
zuo recht gesprochen, das sölich bad nun hinfür wie
bishar ein fry gmein bad heissen und sin sölt.' 1512,
AaB. StR. ,Wenn die frow mit tod abgat und eliche
kinder hinder ir verliesse, alsdann sol der vatter
seliche kind erziehen.' 1541, AaB. Erbrecht. ,Syn Hus,
darin solche Apotegk iezunder in Esse und Wässen
ist.' 1629, L. ,[Man soll] Kind ... Dienst und Gesind
darzu halten, dass dieselben solche Predigen [näml.
die ,Kinderpredigen'] yfrig besuochind.' Z Mand. 1650.
S. noch freidig (Bd I 1274); bar (Bd IV 1433); Bott
(ebd. 1895 u.); Buet (Bd VI 1829). Vor einem Possessiv-
pron. .Durch solich sin verzihung im feld.' 1475, Bs
Chr. ,Der herzog von Burgund uff solich sin für-
nemmen sluog er vil ritter.' ebd. Neutr. subst. ,Dar-
wider aber die von Ure vermeinen, das solichs von
alter harkommen [sei].' 1491, Gpd. ,[Es] nimpt [die]
von Zürich unbillich, das sy [die eidgenössischen Boten]
sölichs geeimbert hand als der nottel wisset.' Edlib.
,[Es sind NN.] harzuo verordnet, sölich, wie obstat,
zuo vollstrecken.' 1525, ZUst. Neuj. 1869. S. noch
Sei (Sp. 702). ,Uf solichs', darauf hin, auf den Fall
hin. 1475, Bs Chr. ,In solichem', = ,in dem', in diesem
Zeitpunkt. ,Item in solichem liessend wir uff 600
buchsenschützen für unser Wagenburg uss louffen.'
1475, Bs Chr. ,ltem in solichem vor und noch hatt
ein legat, gesant von [Papst Sixtus], in disen dingen
vil getädinget.' 1475, ebd. — 3. übergehend in stei-
gernde Bed., so gross, ausgezeichnet uä. a) in Cor-
relation. ,S. — dass.' .[Die Gugler] hatten söllichi
Sal, sei, sil, sol, sul
790
wunder in dein Elsas und anderswa getan und saite
man als vil hertikait von inen, das nieinan wände sicher
sin ze Turgöw und ze Swaben.' Z Chr. XV. ,In sölich
mas, das...' ebd. ,Wenn die genanten fünf wir tsölicher
maus mit gastung beladen, das si des vermelten fryen
bads mit im gesten zum teil ouch notturftig werend.'
1512, AaB. StR. ,[Arzt:] So will ich im on vü ho-
fieren wäder durch püllely noch cristieren ein solchen
schnellen stuolgang machen, das im möcht vor angst
das arssloch krachen.' HvRüte 1532. — b) die Be-
ziehung erhellt aus der Situation. Da' ist e"fangen
en sölecher Herr! ein reicher, stolzer H. ThMü. ,Ich
dachte ... wie ich einer [näml. ein Schulmeister] sein
wollte, dass weit und breit kein Solcher wäre und
dass die Leute sagen müssten, sie hätten noch nie
vomene" Sellige" g'hürt, verschwige" e" Sellige" g'seh"
oder gar g'ha". Gotth. Säg-mer auch, ist-er gwüss im
Erist Sn g'schide'; a's-me" tuet, und is Söllis tnid si"'r
Dokteri"g, wie-me" g'hört? ist es so weit her mit seiner
ärztlichen Kunst. Schwzd. (GrPi\). Negiert. Er ist
o"ch ned e'so en sölecher Herr, ein so grosser, reicher
Herr, gibt sich mehr bloss den Anschein ThMü.
Kei" sölich ß'riss, non ita magna contentio; s. Bd VI
1378. Präd. De1' Wi" ist ken sölichc, nichts Apartes
ZBenk. Da' ist e"ken Sölicher, kein besonders Guter,
Geratener ZUhw. — B. Adv., (so) sehr; s. auch schon
Bd I 776/7. a) bei Adj. und Adv. 's isch-mer sei arm
uf dem Herz, von einem Schmerz auf der Brust, im
Bauche BHa. 0, Da' ist auch söli (sölech) schö"! ZSth.
Es ist-mer nid sali weil, nicht so gar, nicht eben wohl,
ebd. Es ist nüd söli (seli) schön, warm Z. Er ist
niime'' söli fest, von besonders kräftiger Gesundheit
ThMü. Wir si" nid grad seli pressiert WVt. S. noch
un-richtig (Bd VI 472); räss (ebd. 1276). Dort [wo
ewiger Frühling herrscht] teer 's so schö», so sölli guet,
es wer-mer "it so trürig z' Muet. Alpenr. 1824 (oßs).
Es sei e" sölli knappi ZU. Schwz. VKal. 1868. So
hör-ich dö Land üf and ab der Chlage" sölli vil. ebd.
Es hat nid g'schmält, nid g'redet vil, doch sölli vil
hat 's g'liebt. APletscher 1899 (ScaSchl.). — b) bei
Verben. Das het-en sei g'ehräwet [Bd III 919], dass-
er-ech so chon isch [so unhöflich gegen Euch aufge-
treten ist] B (Zyro). .[Vettern und Basen] wundern
gar sölli, was sie etwa mit der Zeit erben könnten.'
Stütz. 0 trou-der nit z' selli! JCHeer 1890. Es lüftet
sölli dusse" und 's würd wäger ander Wetter ge".
APletscher 1902. Er ist gar fulärtig, der Hautme
[Werbeoffizier]. Er het mi gar solch usglachet, woni
eins gsait ha [er solle mich wieder heim zu meiner
Liebsten lassen]. Patriot 1756 (BsL.). Beim Vb.
subst: Es ist-mer nid söli, ich fühle mich nicht sonder-
lich wohl ThHw., Isl.
Ahd. sulih. sulih (iul. -Iih-), sulih (inl. -A-), sol(e))i, sol
(Notker), mhd. ml(iieh, sSl(i)ch usw., so beschaffen ; vgl. Gr.
WB. X 1, 1427 ff., dazu noch Martin-Lienh.il 350. Zur Be-
handlung des 2. Teils vgl. welch. Zu den Formen mit -e- statt -tf-
vgl. die Anm. zu sollen (Sp. 781); für die a. Zeit (,selch' nicht
selten schon mhd.) ist aber wohl eher an Einfluss von welch
zu denken. Die im XI1I./XIV. mehrt', bezeugten Schreibungen
miU(,sölk.' Bouer, ,selk' auch Hadl.) sind schriftsprach], (nord-
alem.) Import. Bei solig fällt der fehlende Umlaut auf; es liegt
daher viel!, nur eine Umbildung von sonig (Sp. 33) vor;
vgl. auch surig (aus sonig unter Einwirkung von serig). Das
Neutr. Sg. sells bei Gotth. I "- 350 u. ist nach Ausweis der
spätem Ausgaben ein blosses Yersehn für das bei Gotth.
häufige sdligs. Zum Gen. seligsis vgl. ,solchesen' bei Gr. WB.
aaO. 1428, ferner' alhen, einten (Bd I lfi:i). An Formen der
ä. Spr. seien noch genannt: ,süllich.' ZChr. XV., ,sölen (scha-
den).' 1459, GBern., ,selich.' 1525, ZUst.; An^li.; JHaller
Chr., ,sölin'. Dat. PI. 1540, Ndw LB., , sölich.' OWerdm.
1552 (: ,solch.' Herborn). Schon seit dem XVI. dringt die
schriftdeutsche Form .solch' ein; so inderZBibel 1525/31
(.solch' neben .sölich'; s. HHyland 1903, 63); FSchulordn.
1577 (,solchs' neben , Solls'); bei RCys.; PSpichtig 1658
(,cim solchen' neben .ein seier'). Zur Entwicklung des Adv.,
das in einzelnen MAA. der letzte Rest des Pronomens ge-
blieben ist, tw. sich vom Adj. in der Form unterscheidet,
vgl. Gr. aaO. 1428; vgl. auch altslav. jakU, qualis, südslav.
stark, mächtig, Adv. sehr (Berneker, Slav. etym. WB. 117).
An Synn. seien ausser sämlich noch serlig, suti, «ölt, eettig,
derig augeführt.
soli'il: wie nhd. S-i Schueh. En s-er G'schäftsma"".
S. lebe". — Vgl. Martiu-Lienh. II 352.
Solid um Solitum. Im S., alle zsgenommen U.
— Lat. in solidum.
sollizüiereu: mit Bitten anhalten. , Darum nun in
anschlegen solichs fürnemens an graf Waldramen um
einen vatter oder abt, denselben dem closter fürze-
setzen, geworben und sollicitiert ward.' Vau.
Söloturn Sölrtum, in S Soledum, in Bs; BoAa.,
Söl(l)eßurn: 1. Ortsname, a) Stadt und Kanton Solo-
tliuru. — b) Name des Hügels, auf dem Gessler die
Burg Zwing-Uri baute. .Gessler Hess stein, kalch
[usw.] uff ein bücheli Solaturn genant, bi Altdorf dem
houptflecken gelegen, füeren, fieng an den buw ins
werk ze richten.' Äg.Tschudi. .Solothurn man es [Gess-
lers Schloss] genennet.' ChrMürer 1580. — 2. Blei-
salbe, unguentum Saturni ZAnd.
Zu 1 a. Über die Etym. und die lat. Namensformeu vgl.
KMeisterhaus, Älteste Geschichte des Kantons Solothurn
1S90, 38/9. An altern deutscheu Namensformeu seien hier
noch genannt: .Solotur.' Vad., .Solitur.' 1490, G; Zg, , Solo-
turn.' Vad., .Solotom.' 1389, Gl Urk., ,SoIot(t)ern.' 1389,
Glürk.; Auf. XV., Z, .Solottren.' 1415, AaBr. StR., .Sola-
turn, Solatern.' Ansh. ,Zum S.', Hausname. XVI., Bs Stadtb.
1S90, 176. ,H von Solntern.' 1274, Bs. .Solenter', Familienn.
1566/86, ZHombr. ,Solotur(n)mau\ auch ,Solothorman, So-
lenthormau.' XVI., B.
Soloturner m.: Bewohner von S. .Solothurner
Stein', harter Kalkstein aus der Gegend von S., bes.
für Brunnentröge beliebt. Gotth. ,[Ein Wohltäter] der
kein Gedächtniss hatte für viele, viele Mass Mühle-
gut, die er ins Solder und ins Bernbiet gab während
der teuren Zeit.' N. B Kai. 1840. .Nieman sol gebunden
sin ze nemmen Berner, Solotrer, Walzhuoter, Tüenger
swach haller noch ander münzen.' 1418, Z StB. ,Berner
und Solotter blaphart ein für 15 d.' 1458, Absch.
(FHaas). ,Die S. Stube und Kamer', im Vorderhause
des Storchen. 1521, Bs Stadtb. 1890. - .Solothurneri',
Berguamo BSa. (gegen Ettivaz).
solo turn er e°. 's het g'solledurneret, es sind
(wie im Ktn S) Wahlbestechungen vorgekommen BsL.
(Seiler 270).
soloturniere": (mit dem Solothurner Wappen)
brandmarken. ,N. von Pontarlin soll von wegen siner
diebstelen soloturniert werden, nachdeme er ein wil
im halssisen gestanden.' 1578, S.
Sul (bzw. -ui-, -»-, -ou-) AaF.; Ap; Bs (lt Spreng
und andern ä. Angaben); Gl; GRArosa, D., L., Nuf.,
Seh., Tenna, Ths, Val. (auch -i-). Versam; LHa. (auch
lt Häffl., Ineichen); PA1. (Giord.); GA., Ms, oRb., T.,
791
Sal, sei, sil, sol, sol
Uzw.; Sch; ScuwBiberbr., Ma. (PHeng. 1836); S (so in
Breit, Dom. und bei BWyss 1863); oTa, Hw., Mü.,
Sulgen; Ndw (Matthys); ObwK., Sa.; W; Zg; ZSth., PI.
Sül(biw.-i-) BsStdt (Seiler) f; GiiArosa,L.,Tenna,Val.,
Versara; LHa.; ThMü.; Ndw (Matthys); ÜBwSa.; W
tw., Säle« Ap; Bs (Seiler); Gl; GA., Ms, oBb., T., Uzw.;
Sch; SBreit.; ThMü. (jünger), Sulgen; OüwK.f-j-,), Süle"
Bs (Hindern).); ScHwMa. (Schwzd.); ThHw.; Wtw.; Z
Sth. - S ü 1 (PI. -e") ApLb.; GBalg., Marb., Muol. ; Th tw.;
ZBirm., Hott, Hüntw., Hütt, 0., Rüschl., rS. von Kü.
aufwärts, Stdt, Trüll., Bez. üster, neben Sül GBrunn.;
SBreit, Süle" I (PI unver.) Aa; ApLb.; Btw.; Bs; L
Suhr.; GF., Rh., S., T.; SDom.; UwE.; ZAesch (selten),
Elgg, neben Sül AaF.; GUzw. (selten); ScHwBiberbr.;
OBwSa.; Zg, ausdrücklich als jüngere Form bezeugt
für Ap; Sch; Th tw.; ZSth., neben Sül als jünger be-
zeugt für Th tw.; ZRüschl., Süle" (PI. unver.) BsStdt
(einzelne Angabe); ZSth. (selten) — f., Dim. Süli Ap;
GBalg., Bern., Brunn., Goss., Marb., Thal, Uzw., Wil;
Ndw (-i- und -ui- lt Matthys); ZStäfa (neben Süleli),
Trüll. (selten), Süleli Aa Bezz. Aar., B., Br.; Ap; Btw.;
L (Häffl. 1813); GEschenb., Kaltbr., Stdt; Sch; Schw
Biberbr.; SBreit.; Zg; Z, Sülti (bzw. -ui-, -Ü-) Ndw (Mat-
thys); PA1. (Giord.); W, Sülti (bzw. -i-) Ndw (Matthys);
UUrs., Siltili (auch- ui-) Ndw (Matthys): wesentlich wie
nhd. Säule. 1. im eig. S. allg. ; doch an den meisten
Orten, bes. als Ausdr. des Holzbaus, durch die Synn.
Pfosten (Bd V 1199), Stud mehr oder weniger zurück-
gedrängt. ,Columen, columna, pila, ein saul (stütz),
stud, pfeiler; coluranella, ein seüle, stüdle.' Fris.;
Mal. ,Die Sau], Stud, Stüze, Pfeiler, columna, pila,
fulcrum.' Red. 1662. S. auch Basament (Bd IV 1661);
Solennität (Sp. 782). Z' Appe'zell dermitzt im Dorf
dö stöt e" grüeni Sül: dö het de'' Tiifel en Pfaff ver-
schluggt, iez stinggt-er us dem Mül GWe.; dazu eine
Var. ApVL. 1903, 39 und unter Pfaff (Bd V 1060).
Neben Synn. E" rechti Sül ist mer teert ah en Pfuste",
gelegentlich auch in übertr. Verwendung ZSth. ,Die
stud und sull [der Sakristei].' 1533, B RM. ,Ein Hauss,
das tieff gegründet ist ... und innwendig mit Säulen
artlich und künstlich undersperrt (damit die Bühne
oder Dihle nicht einfalle), ausswendig aber mit Pfei-
lern understüzet (damit die Wand nicht schwanken
und waklen), steht lange Zeit vest und unversehrt...
(NB. Ein Saul bestehet von einem Schaft und stehet
au ff einem Undersaz, die Pfeiler werden von vilen
Stuken auffgeführet).' Spleiss 1667. S. noch Posten IV
(Bd IV 1800). a) im Hausbau. In der lebenden Sprache
vielfach nur für (steinerne) Säulen in Kirchen oder
andern öffentlichen Gebäuden. Ich bi" an der Sül a"
g'stanne" unner der Bredig WErnen. ,Ich sol ouch
ein sul und einen spenzil, da die selbe tili uffe lit,
mit minem schaden dar setzen, so es not beschieht'
1320, Z. ,Das selb mes [das Normalmass für ,alles
sidenwerk'] fint man uf dem rathus in der sul vor
der kleinen stuben.' um 1336, Z StB. ,Was ouch zwü-
schent den zwein sülen inrunt der bürg ist, sol ouch
gemein sin.' 1357, Arg. ,[1424] ward abgeschlissen
der touffstein . .. der stund bin der sul, die daz gwelb
und den altar corpri Criste treitt da hinden der mitte
der kilchen.' Edlib. ,Item zu oberst in der fierung
des turns ein gesimbs mit lebendigem gestein, gutt
für das (ge)witter, und daruff rundt süll zwüschen den
ergellen.' 151 1, W Blätter. ,Itera al nacht sol brenen
ein ambbelen in mim huss for unssers hergots liden
for miner stubben, Got zue lob, an der sul.' 1515, Bs
Chr.; = Türpfosten? ,Uie reimen [im Refectorium; s.
Bd VI 907 u.] söllent sin mit holkenel, auch fier ander
sullen und ie zwischen den fensterpfosten ein sul...
und alle süllen mit holkenel.' 1520, Bs. ,Die lob vor
N.s hus sol uf sülen frig stan und nit ingwandet wer-
den, damit menklich sinen wandel an selbigem ort
haben möge. Item N. sol die loben hinnen an dem hen-
garten uf sülen frig lassen.' 1534, GRorsch. Wegordn.
,Das mitlest Teil [der Kapelle] oder Navis mit gewinten
[gewundenen] Sülen.' RCys. ,Bei der Saul [im Hof der
Münsterkirche].' 1712, Bs. S. noch Setz-Holz (Bd H
1259); Metzg (Bd IV 624); rafen (Bd VI 637); Seil
(Sp. 711). In sb es. a) die den Dachfirst tragenden
Stützbalken oder Ständer; so (nach JHunz. 1910) in
GBuchen, Flaw., Rebst, Uzw.; THKessw., Oberh.; Z
Elgg. Die Grösse des Hauses wurde früher nach der
Zahl dieser Ständer bestimmt (JHunz.). Da' Hüs stöt
uf fü-f Süle" ZSth.f ,Der genant N. von Älsow und
alle sine erben söllent ouch in zwei jaren den nech-
sten ... ze rechtem erschatz buwen ein nüw huss uft
daz jetzgemelt guot von sechtzehen sülen.' 1478, Z.
,[Ein verhexter Stier wurde .gebräukt' mit Rauch von]
Holz von 3 Säulen, so grad durch das Hauss hinauf
gehen.' 1701, Z. ,Schwellen und Säulen [der Ziegel-
hütte in Kappel] sind abgefault und das Ganze hat
keine Verbindung.' 1782, Z. S.noch Üf-Heln{Bd II 940).
Hieher ('?): ,Auch soll kein Nachpur nicht befugt sein,
Holz und Säul noch Schindla noch Arbä, wie es Namen
haben mag, aus unserm halben Gericht zuo verkauffen.'
1642, GRKlost.LB. Spec. = Egg-S. (Sp.795)?: , Von der
mark, so jenet der stras an JFesslers garten gesetzt ist,
da sol ain schnuor bis in Jörle Stollen hus in die sul
gespannen werden und darüber nit zunt nach gebuwen
werden.' 1534, GRorsch. Wegordn. In ähnlichem Zs-
hang: .... us der selbigen mark bis in hoptman Blun-
gers sul am hus.' ebd. — ß) starke, rechteckige Säule
in der Mitte des Stalles GRÄrosa, L., Sch. (JHunz.);
UUrs. (Silti). Syn. Sperr-Trämel. — r) unsicher in
der (heute abgelehnten) Wendung e" Segese" wider i"
d' Süle" hängge" SDom.; nach einer Angabe von den in
die Scheunenwand eingelassenen Holzpfeilern. — b) als
Stütze oder Halt dienender Bestandteil an allerlei Vor-
richtungen, Gegenständen, Geräten, a) (auch Dim.) fest-
stehender Pfosten aus Holz oder Eisen zur Befestigung
des Wäscheseils Ap; GThal. Syn. Secht-, Wösch-S.
Bind 's Säl a" d' Sülen ane"! GThal. — ß) (auch
Dim.) am Scheunentor ein mittels Zapfen in die un-
tere und obere Querschwelle eingelassener, aber ent-
fernbarer Mittelpfosten, der den beiden Flügeln beim
Schliessen des Tores Halt gibt Ap; G. 's Süli e"tvegne",
wenn das Tor geöffnet werden soll. — y) ,der lotrechte
[mittlere?] Balken am Fensterrahmen' Sch. — 8) Seiten-
pfosten eines Gattertors; s. Bigel 1 a (Bd VI 748) und
vgl. Rigel-S. Dazu wohl: ,Die landtstraass usshin gen
Zinzikon soll der Erinsperg setzen ein sul, der Hoff-
mann ein vallenthor daran henken und Peter die
undern sul setzen.' 1472, ZÜWth. Offn. — e) (auch
Dim.) Seitenpfosten mit Falz an einem Lös-Laden
(Bd III 1068), zw. denen der Laden auf und nieder
bewegt werden kann; s. Grund-, Tw'er-Sell (Sp. 713.
714/5). ,Dise Fischenzen werdend vermacht und ver-
schlossen mit Sülen, Bretteren und Türen, als wann
es sonst gmach werind, damit die Fisch darin sicher
und von Niemand dann allein dem die Fischenzen
Sal, sei, sil, so], sill
zuostond, herussgnommen mögind werden.' JJRüeger
1600. — Ö Bettpfosten; s. Chrueg 4 (Bd III 802).
Vgl. Bank-, Stuel-S. — rj) ,1 Kasten mit Säullen 6 Gl.'
1788, Sch luv. — S-) am Pflug der dicke Eisenstab,
der Grendel und Ptiugsohle (Haupt) verbindet; be-
steht die Sül, wie bei altern Pflügen, aus Holz, dann
ist ein eisernes Band zur Verstärkung nötig Th. Syn.
Stud; eine Abbildung in Z Anl. 1772 (Anbang). —
i) Schaft der Armbrust. .Meister Clausen dem arm-
bruster umb sül und umb nusse 4 Ib. 5 ß.' 1383, B
StRechn. ,Item ouch süllent wir im [dem Armbruster]
geben ... von einer nüwen sul mit nus und mit aller
zuogehört, usgelassen den slüssel, 10 ß haller; item
umb ein nüw nus in ein alt sul 4 ß haller.' 1417, Z
StB. ,Es sol ouch jegklicher ... schiessen uffrecht mit
fryeu), schwebendem arm, daz die sul die achsel und
der schlüssel die brüst nit berüere.' 1465/1504, Z
Schiessen (s. auch Chegel Bd III 180; Buggen Bd VI
788); 1485, G Schiessen. ,Item von einer nüwen sul [dem
Armbruster] 18pl.' 1477, LRB. — c) im Rechtsleben,
et) als Grenzzeichen. ,Doch mag jeklicher vischer
vor der statt uswendig der [St Xiklaus-]sul wol [Fische]
kouffen.' 1396, Z StB.; vgl. Samichlaus- Stud. ,Item
wer Tösserpreitten inn hätt, der sol helfen die sul
setzen, und sol Ulli Steffa zünen unz an die sul.' um
1400, ZEH. Offn. (EStauber 1894). ,Stela, ein steinin
saul oder creüz, wie mans auff den wägscheiden macht'
Fris. ; Mal. Freiburg dringt darauf, dass die vom
Funderlinstein bis zur , Eichen Sül' [kaum als Zss. zu
lesen] begonnene Marchung ... bis zum Fählbaum am
Neuenburger See fortgeführt werde. 1649, Abscb. Stei-
nerne Schutzwehr am Strassenrand GRTenna, Val.,
Versam. Wir hent en Sül (Sül) Vg' setzt. — ß) Schand-,
Marterpfahl. Vomen isch [in einem alten Buche] noch-
n-es Helgli drin g'sl" und het vorg'stellt. u-ie-n-e" rxche",
gizige' Chornhändler, der ['.] zur türe" ZU sini Noch-
bere" löt Hungers sterbe", mitts zwüsche" ChornMfe"
an e" Sül 'bunde", zur Ströf muess der Hungertod lide".
BWyss 1863. ,Mag er [ein wegen Fluchens Verurteilter]
die Busse zur Stette nit han mit Pfeningen oder mit
Pfand ald Bürgen, so soll man im, es sei Mann oder Wib,
die Zungen mit einem Nagel an ein Sul oder Stock
ald Bank schlahen und sich dannen lan zehren und
darzu soll er unsre Stadt verschweren.' 1389, Sch Chr.
,Und do si [Felix und Regula] die abgött nicht wolten
anbetten, do hiess er [Decius] si nakent ussziechen und
an ein sul binden und si da hertenklichen geislen.'
Z Chr. XV.; vgl. dazu Gfd VIII 225. ,[Dass der Nach-
richter einen der Bestialität Überführten] und die küe
miteinandern hinus zuo der Silen uff das grien füeren,
inn daselbs uff ein hurd setzen und an ein sul binden
und inn und die küe mit für verbrennen sol.' 1455,
Z RB. .[1509] wurden die vier entwichten väter zuom
Marsilientor uss über die Aren uf die Swöllenmatten
gefüert und da an zweien sundren sülen verprent.'
Ansh. ,Dass der gegenwärtige arme Sünder N. dem
Scharfrichter Meister N. in seine Hand und Bande
solle überantwortet werden, welcher ihn hinabführen
und allda an der aufgerichteten Saul erworgen und
selben also vom Leben zum Tod hinrichten solle.'
XVIII., Th (.Formular verschiedener Sentenzen'). S.
noch brännen (Bd V 618). — d) Denk-, Bildsäule uä.
S. Blitz (Bd V 273). ,Statua, sul ald ein ergraben
bild.' Voc. opt.; s. auch üf -richten (Bd VI 401 o.).
Öfter in der Bibel; zB.: ,Und Jacob stuhnd am Morgen
früh auf und nam den Stein, den er under sein Haupt
geleget hatte und richtete ihn auf zu einer Säulen
und gösse Öl oben darauf.' 1667/1868, I. Mos.; ,stud.'
1548/89; ,Mal.' Luther; cry.r,v. LXX. — e) im Ver-
gleich. E" Man" wie-n-e" Suil, so stark und kräftig
gebaut OßwSa. S. auch Rüd (Bd VI 623). Da stehen
[so unbeweglich] wie e" Sill WNaters. ,Wan also
diser [näml. der Rauch aus dem Kamin] gerade gleich
einer Säulen in die Höche steigt, ist gut Wetter im
Land.' Ende XVIII., Uw. — 2. übertr. a) i. S.v. Stütze.
Er ist die gedultig Sül. Sulger. ,üero geloubigen süle
sint apostoli.' Notker; lat. columnse. ,Wenn du nun
ein frommen, wie Camillus oder Cicero by den Rö-
mern was, ein sul der statt nennest, one zwyfel so
redstu figurlich, denn es [ist] eutwedrer ein rechte
wäsenliche sul. Hie springend etlich stocknarren här-
für, sprechende, es sye nit figurlich geredt, sunder
Camillus sye warlich ein sul, und machend also die,
so selbs blinder sind denn stock, ander lüt zuo stocken
und sülen.' Zwingli. Mehrfach in der Bibel; zB.:
,Die seülen des himmels zitterend und entsetzend sich
vor seinem schälten.' 1530/1683, Hiob; wozu: ,Der
himmel, eigentlich zuo reden, hat keine seülen, daranff
er stände, aber das erdterich und die hohen berg
haltet man gemeinlich für seine seülen; das erdterich,
achtet man, seie das pfulment der wält. Item was
stark und fest ist, wirt ein stützen oder saul genennt.
So ist die meinung, das erdterich erstaunet ab dem be-
schälten Gottes.' LLav.1582. , [Die Eidgenossen] ietzund
nit unbillich [vom Papste] ein sul des glowens gnämpt.'
Ansh. .Darumb wird sy [die Kirche] genennt ein saul
und grundveste der warheit.' II. Helv. Conf. 1566.
1644. , König, du bist ein starke Saul dem ganzen
Land.' Stettler 1606. ,Gott gebe, dass ich möge sein
... ein veste Saul und langdaurende Maur.' AKmngl.
1688 (,Einweihungs-Predig'). ,Dic Schulen insgemein
betrauren dise Saul, die ihnen gfallen ein.' 1691, Z
(zu JCEschers Bürgermeisterwahl). ,[Papst zu den
Eidgenossen:] und weil der Stand ewer Freiheit ein
veste Saul der Christenheit...' JCWeissenb. 1701.
1702. — 1») Süle", langer, hagerer Mensch, bes. von
weibl. Personen ApLh. Das ist e" langi S. Du gihst
e" rechti S. ab, zu einem Mädchen. Syn. Stang.
And. sül (PI. süli) ; mhd. sül (im Gen. Dat. Sg. und im
PI. eiule), daneben (ausgehend bes. von dem häufigen Dat.
in Ortsbestimmungen und vom PI., wozu eine Analogie unter
dem syn. Trämen) im Anschluss an die Jö-Klasse auch sink
für Nom. Acc. Sg. Auf diese mhd. form könnte (wie nhd.
, Säule') der ma. Sg. SM zurückgehn; Süle" köuate dazu (wie
Süle" zu Sul) neugebildeter PI. sein, der dann weiterhin
einen neuen Sg. Süle" (entspr. Süle") nach sich gezogen hätte.
Aber der Umstand, dass die umgelauteten Sg.-Formen (mit
Ausnahme des einen ,sigsiil' bei Fris.) in unsern Quellen
erst seit dem XVII. neben der ä. Form auftreten, wie auch
ihre Verbreitung und ihr Gebrauch in der heutigen MA.
zeigen deutlich, dass sie in der Hauptsache wenigstens nicht
auf bodenständiger Entwicklung, sondern auf dem Einfluss
des schriftspr. Paradigmas beruhen, der um so leichter sich
geltend machen konnte, als die Verwendung des Wortes in
der Volksspr. durch Synn. stark eingeschränkt ist. Gleich
zu beurteilen ist der zweisilbige umgelautete PI., der zB.
für ThMü. gegenüber Sül ausdrücklich als jüngere Form
bezeichnet wird; vgl. auch den PI. ,SäuP bei UBrägger (s.
Bd VI 623) gegeuüber modernem toggenb. Süle". Nur als
schriftspr. Entlehnung zu erklären ist natürlich das ver-
einzelt in Aa Bez. Rh.; ZDickbuch b/EIgg (hier aus dein Munde
einer alten eingebornen Frau) gehörte •Senfe" (Sg. und PI.).
SOI, SUl
796
Zu der einmal vorkommenden Schreibung ,Sauel' (1736, Bs)
ist mhd. m(w)el zu vergleichen. Das ebf. nur einmal belegte
Masc. (,ein steininer Saull.' XVII., Cberschr. eines Clior-
bogengemäldes in der Kapelle zu UwK.) wird, wenn nicht
ein Fehler anzunehmen ist, durch das Geschlecht von Synn.
wie Pfosten bedingt sein. Ein Amerbachsches luv. verzeichnet
ein ,hülzin sülin mit eim redlin' (Bs Kunstsamnil. 1907, 31),
nach HLehmaun ,eig. ein Buchbinderwerkzeug, bestehend aus
einem langen, verzierten, säulenartigen Griff aus Holz, an
dem ein Rädchen befestigt ist, auf dessen Stirnseite kunst-
volle Ornameute eingegraben sind. Mit solchen Rädchen
stellte man die kostbaren Bucheinbände her. Sie waren als
eigentliche Kunstwerke immer teuer und wurden von Lieb-
habern gesammelt.* ,Zur Sul (ob dem Besen I', Ilausn. ZStdt
(zuerst H07); s. Viig.-Niiscb. I 261/2. — Zu den folgenden
Zssen sind die mit Stud, zT. auch die mit Stack zu vergleichen.
Ofe°-, auch -Süli: Ofenfuss GRArosa; SDorn.
Im Vergleich: Hast e" Mül wie-n-e" 0. GBrunnadern.
— Egg-: der Eckständer der Umfassungswände eines
Hauses ThMü.; s. JHunz. 1910, 6. — Ere"-: Ehren-
säule. So bei JBHäffl. 1813 (von einer 1780 zu Ehren
WTells errichteten Pyramide). Öfter Acerra 1708. —
Für-: 1. etwa 3 m hoher Pfosten, oben mit eisernem
Behälter versehn, worin Pech angezündet wurde zur
Beleuchtung der Strassen bei Feuersbrünsten. 1759,
KHaüser 1895, 505. — 2. F.-Sül, wie nhd. ApLb.
Biblisch: ,[Da] schauwet der Herr ... auss der fheür-
saulen und wölken.' 1530/1638, II. Mos., ,aus der
Feuersäul.' 1683/1707 (au andrer Stelle der Nom.
,Feursaul'). ,Üie Feursaul.' JHHott. 1666. ,In einer
Feuersaule.' JJBodmer 1769. S. noch Wolken-S.
First-: = S«J 2a eeApBrüll., Heiden, T., Trogen; G
Goss., Uzw. (Hunz.). ,Bei Firstsäulen muss haupt-
sächlich auf die Höhe des Heustocks und auf die Dicke
dieser Säulen Rücksicht genommen und nach Mass-
gabe ihres kubischen Inhalts ',32 oder '/»* dafür ab-
gezogen werden.' ApA. Verf. 1854 (.Instruction für die
Heumesser'). ,Sy [eine Hexe] hab och den lüten dick
von iren küeyen milch genomen, also daz sy ein agx
in ein fürstsul schlüege und demnach die milch heruss
lüffe.' 1487, ZRB. — Schon amlid.; vgl. auch Gr. WB.
III 1679; Fischer II 1515.
Flamm-: Pyramide. ,Die Flammsäulen (vier-
eckicht zugespizten Säul)', unter den Weltwundern
aufgeführt. Spleiss 1667. — Bei Adelung II 185 .Flam-
mensäule.'
Galgen-SiiZe" (PI.): die zwei Firstsäulen zu beiden
Seiten der Tenne ApRickenb. (Hunz.).
Gang-. ,[Dem Drechsler] für ein Säulen zu einem
Gang, nachdem sie lang, von 3 biss in 4 Schuoh 3 ß,
für ein lindene Gang-Saulen 2 ß 6 d.' Bs TOrdn. 1646.
Bei Adelung II 103 ,die Säulen oder Stollen au dem
freien Gange vor einem Gebäude, welche die Lehne um den-
selben ausmachen.'
Garte"-: (in ThAiiwü, Somm. -Süli) Pfosten am
Gartenzaun GUzw.; ScnRamsen; TnAnwil, Hw., Somm.;
ZSth. (PI. -Sül). Syn. G.- Pfosten. — Vgl. Gr. WB.
IV 1 a, 1413; Fischer III 76.
Gatter-: Pfosten, der ein Gattertor (s. Gatter 1
Bd II 495) trägt Gr (Tsch.). — Vgl. Gr. WB. IV 1 a, 1510.
Salve-guarde-. ,Bei drohender Kriegsgefahr
wurden an den Grenzen und Pässen Wachen aufgestellt,
auf den Plätzen Salvegardesäulen errichtet. An den-
selben hiengen an Ketten Kessel, die Harz oder Pech
enthielten. Um die Losung zu geben, wurde diese
Masse augezündet und drei Schüsse abgefeuert.' HHa-
senfratz 1908. Syn. S.-Stud. — Hang-: Firstbaum,
Strebebalken, an dem der , Kehlbalken' hängt THSulgen
(JHunz. 1910, 22/3). Syn. First- Pfosten. .Hangsäulen'
(neben .Kehlbalken'). 1770, ZRüti (Kirchenbau).
Hänk-: Balken, der auf dem Sol-Baum (Bd IV
1245) steht ÄABesenb., Teil des Dachstuhls SL.,Wa.
— Vgl. Fischer III 1485.
Hänker- SfiJe" (PI.): die drei noch stehenden
Säulen des Galgens in WErnen. FGStebler 1901. —
Haupt-: 1. (H.-Süh") = First- S. ZRafz (Hunz.). —
2. übertr., Hauptstütze, -Ursache. ,Unsers Gespanns
und desselben Anfang gröste Haubtsaul.' 1685, Gl
an Z. — Chilene"-, Chirche"-: Kirchensäule, eig.
(Ap; Sch; Th und weiterhin) und übertr. (Gl). —
Chammer-: Säule im Fensterkreuz der Kammer Tu
Märst. (Heer). — Letz-: 1. „Letz-Säulen, Säulen,
durch welche zwei Stangen gehen, die man wegnimmt,
um zur erlaubten Zeit in die Äcker einzufahren, die.
man wieder einschiebt, wenn die Äcker aufs Neue
besäet sind Th" (St.2). - 2. = Garten-S. (nur von
Holz) ScHRamsen. — Magen-: = Haupt-S.l. .Also wir
in demo litis heizen magensül dia meistün sül, ih ineino
diu den first treget.' Notker. — Büder-: der Schwen-
gel, in dem der Stösser des Butterfasses eingehängt
ist und durch den er auf- und niedergezogen wird.
Steinm. 1804, 184(Ar). — Büffet-. ,Für ein schlechte
Biffet-Saulen 1 ß.' Bs TOrdn. 1646 (.Arbeit für die
Schreiner').
BH&- Süle": wie nhd. B. [Das Mädchen, einen
gefüllten Wasserzuber auf dem Kopf tragend] isch
g'loffe» ide-n-e" Ben uf Redli. RvTavel 1910. D' B.
mache", Aufgabe beim Pfänderauslösen: ein Kind stellt
sich in die Mitte, und alle andern befehlen ihm, irgend
ein Glied in eine gewisse Lage zu bringen, in der es
nun eine Weile bleiben muss. GZür. 1902 (BStdt). —
Junges Lehnw. .Bildsanl' [Dat.]. JJBodmer 1769.
Banner-. 1597 sei zu Niedens eine .Panersäule'
(Banderolle) als unzweifelhaftes Zeichen der Juris-
diction des Amtes Grandson errichtet worden. 1744,
Abscb. — Bund-: Mittelsäule, deren gewöhnlich drei
am Dachstuhl sind, nämlich im Giebelbund, Mittelbund
und Rückenbund (s. Bund 2 b Bd IV 1355) GRh., Sennw.
Syn. B.- Pf Osten. — Bank-: Fuss einer Bank. ,Für ein
Bank-Saulen 1 ß.' Bs TOrdn. 1646 (.Arbeit für die
Schreiner'). — Brügi-: = First-S. THFelben (Hunz.).
Brunne"-: Brunnensäule Ap; GT.; See; Tb; Z
Trüll. Syn. Br.-Stud, -Stock. Von Einem, der im
Winter auffallend warm gekleidet ist, heisst es: Er
ist i"rf macht wie e" Br. Ap (ATobler 1908). ,Es [ein
Standbild] war bestimmt, wie heut zu sehn, auf einer
Brunnensul zu stehn...' Reitb. 1853. ,Ein formliche
Brunnensull zu zweyen Röhren hauen.' 1615, TnWeinf.
(Steinmetzvertrag). ,Die Brunnensaul.' 1632, KWild
1847. [Die Gemeindebevollmächtigten von GBerneck]
verdingen dem Steinmetzmeister N. die Errichtung
eines Brunnenbettes samt der , Bronnensaul' ... Ver-
spricht Meister N. ... auf die Brunnensäule einen
.scheinbaren' Bären aufzustellen. 1672, JGöldi 1897.
,Der Meister solle noch uff die Brunensull ein Ju-
zetia [Justitia] setzen.' 1682, TBWeinf. (JUKeller 1864).
,Newe Brunnensaul, hat mich kost 2 fl.' 1693, Zubers
TgB. — Vgl. Fischer I 1474; anders bei Gr. WB. II 436.
Brand-: Pfahl, an den zu Verbrennende ange-
bunden wurden; s. Mord- Rad (Bd VI 490). Vgl.
Sül 1 C ß. — Auch bei Gr. WB. II 301 ; vgl. auch .Brand-
pfahl.' ebd. 300.
707
Sal-snl. Salb-sulb
Bris-. ,Columpna, sul, brissul [Znsatz einer Hand
des XVI. ].' Voc. opt. — Wohl = ,bris-s.', Denk-, Ehren-
säule.
Rigel-: (PI. -Sül) die zwei Seitenpfosten an einer
Riglen 1 (Bd VI 756) Ap (T.). Vgl. Sül 1 b 8; Letz-S 1;
Legi-Stock. — Vgl. Schm. 2 II 74.
Kor -Süle" (PL): in der Kelter die hintern, dicken
und hohen Pfosten mit schlitzartigen Öffnungen, durch
die ein Querbalken geht, der das vordere (zu hebende
und zu senkende) Ende des Kelterbaumes trägt Z
Freienst. Syn. Hinder-Stüd. — Euer-: = Büder-S.
Ap (ATobler 1909). — S6cb.t-SüM: = Süllba. GBrunn-
adern. — Sig- s. Sig-Bild (Bd IV 1198). — Seiler-
Sül (PI.): ,die Säulen, die dem Seiler- Charren gegen-
über am Anfang der Seiler-Ban stehen und an denen
ein kurzes Brett befestigt ist, in welchem 4 — 8 Haken
laufen' Gr (Tsch.). — Salz-. ,[Loths Weib] ward zur
salzsaul.' 1530/89, I. Mos., ,Salzsäul.' 1083/1707. ,Salz-
sul' bei Haberer 1562.
,Sorgen-Saul': so nennt GHeidegger die mit dem
Arm gebildete Stütze für den Kopf. — Vgl. lat. ,co-
lumnam mento suffulcire', die Arme unter das Kinn stemmen.
Schand-: auf schwarz angestrichener Bühne er-
richtete Säule, an welcher der Delinquent stehen
musste. Anf. XIX., GStdt. ,1764 wurden 4 Bürger von
Rüschlikon wegen verbotenen Jagens, jeder mit einem
Rehfuss oder Hasenbalg in der Hand neben den Pran-
ger gestellt, an der Schandsäule gezüchtigt und ihnen
das Jagen und Vögelschiessen untersagt.' ANaf 1891.
S. auch Schnabel-Galgen (Bd II 232). — Stuel- Süle"
(PI.): Stuhlbeine. 1837, ZStdt (Baurechnung). —
Stei"-: wie nhd. Z und wohl weiterhin. — Tach-:
= First-S. TBSulgen(Hunz.). — Teil- (-ä-): Brunnen-
säule (aus Holz), in der das Wasser durch eine Haupt-
röhre in der Mitte emporsteigt, um dann, oben ange-
langt, nach verschiedenen Seiten in andere Röhren
abzulliessen, die zu verschiedenen Brunnenröhren
führen Th. Syn. T. -Stock. — Dank-. .Cippus, Hand
oder Kreuz an den Strassen, Denksaul.' Denzl. 1677.
1716. .Gedenksaul.' JEEscher 1692. — Tenns-tor-
Sül: = Sül lb^ ApLb.
Tür- ApLb. (-Sul); GBuchen, Türe"- SchScH.:
Türpfosten. A" der T. läne". — Schon amhd.; vgl. auch
Gr. WB. XI 477.
Turn-: säulenförmiger Fuss mit einem oder meh-
rern turmähnlichen Aufsätzen zur Aufnahme von Heil-,
Salböl udgl. ,Sacramenthüslin, monstranzen, kelch,
rauchfas, krütz, turnsül, bsetz etc.' vor 1578, Bs Kunst-
samml. 1907. — Tisch-: Tischfuss SDorn. — Trag-:
= First- S. THBasad. (Hunz.).
Wolk(en)-: Wolkensäule; nur biblisch. ,Der
Herr zoch vor inen här des tags in einer wolk(en)-
saulen ... und des nachts in einer fheürsaulen ...
Die wolk(en)saul weich nimmer vor dem volk.' 1530/
1638, II. Mos., ,-Säul.' 1683/1707 (an andern Stellen
auch noch .Wolkensaul'). ,Die wulkensaul.' LLav. 1582,
.Wolkensaul.' JHHott. 1666. — Wösch-, in Ap häu-
figer Dim. -Sali oder (seltener) -Süleli: = Secht-S. Ap;
GT.,üzw.; Th. Syn. Wösch-Pföli. — Wetter- Sül(e")
(selten -Sül) : die meteorologische Säule auf dem Lands-
gemeindeplatz Ap Trogen. — Schrüben-zieher-
Süle": gewundene Säule Zg.
um-sület: mit Säulen umgeben. ,In den umb-
säuleten Gängen (Kreuzgängen), die zum Spazieren
geordnet sind.' Spleiss 1667.
g°-sület: mit , Säulen' (s. Sulla a) versehn, vom
Ständerhaus GDietf. (Hunz.).
Sul : = Sol I (s. Sp. 766); nur in Ortsnamen (s. die
Anm.).
Vgl. zur Geschichte und weitem Verbreitung des Wortes
Gr. WB. X 1, 1448 (unter ,Sole'); Sanders II 1270 (,Suhle').
,Sül, Sülch, Sulp, Sumpf, palus, lacus, incile' bei Red. 1662
ist nicht sicher als Schweiz, anzusprechen. Als Ortsname.
,Sull' (Leu, Lex.), auch ,'Znll' [< ,d' S-'], ,SuIg', heute ,Suld'
[zum angetretenen d vgl. ,-Sold' unter Sol /), Wildbach B
Frut. (dazu ,im Suld', Häusergruppe BKeicbenb.; ,Suld-Halten,
-Bach, -Tal'). ,Znll' (Leu, Lex.), ,Zulg', Bergwasser BThun.
,Sul-Egg' Blut., ,-Äcker' Th, ,-Alp' BGr., ,-Bach(-HaIde)' Aa,
,-Wald' B. ,Der grabe ze den Suln.' 1303, GKriess., ,uf
dem grat ob Schmal-Sulen.' 1563, ebd., ,Sulen-Bach.' 1565,
ebd. .Sülle- -Bach', Höfe BSum. Dim. ,Snli' ZWindl. (, Reben
im S.'); ,Snli-Bach' GlElm (Weiler); ZHittn. (nach andrer
Angabe ,Sülli-'). Abi. ,SUleren' Schw. S. noch Sntch, Solg.
,sülen: sülehen, sülperen, sordidare, maculare,
oblinere.' Red. 1662 (schweiz.?).
Gleichbed. Nbform zu solun I (Sp. 767), ahd. (bi)mljan,
mhd. »«in, süln, nhd. .suhlen, suhlen (sielen)'; s. Gr. WB.
X 1, 956 (unter , sielen' 3); Sanders II 1170. Vgl. eükhen.
an-, ver-sülen s. an-, ver-sülehen.
Süle" II f., Dim. Süleli Ap: Ahle des Schusters
(auch Sattlers) Ap: GrD., He.,Pr.,Sch.; G„Rh.",Sennw.,
Wc.; SoHRamsen; Th. ,Sülen, subula.' KdGessn. (lt
TTobler). ,Durchbohren ihnen die Ohren mit einer
Seulen.' Chürer Schreibkai. 1712. Weitre ä. Belege
s. unter Alesnen (Bd 1 173).
Ahd. siula, mhd. siuh ; zu got. «u/o», amhd. siuwen,
nähen; vgl. Gr. WB. VIII 1903. Verwandt mit Saum I . vgl.
auch Süter.
Näi-: = dem Vor. Ap.
Salb — sulb.
Salb Ap; BGr., Lutz. (nur in den Wendungen unter 2),
Si.; Gl; GRPr., Seh., Ths (neben Salb f.); GSa., T. (auch
f.); ScbRamsen f-ä-J; ScHwBiberbr.; Th: Uw; Zg; ZKü.,
O., Rieht, Sth. — ii., Salbe" AaF., Leer.; B„E." (St.8);
FSs.; „LE." (St.2); ScHSt.; WVt.(-a); ZRuss., Salbi I
AASchi.; Aptw.; Bs; BhE., G. (neben Selbe"), Lig.; GT.;
GRThs; L; ZElgg, Selbe" BoAa., Büren a/A., E., Er-
sigen b/Kirchb., G., O. (Zyro), OWang. b/Bümpl., Stdt;
UwBrünig, Selbi BLengn., 0. (Zyro), Rüegg., Sa., Wasen
b/Sum.; FMu.; SBreit., Gr. — f.. Dim. Salbji WVt.,
sonst meist Sälbli, auch (so in Ndw; Zg) Sälbeli, -ili:
wesentlich wie nhd. Salbe, allg. 1. a) Heilsalbe. Sie
geniesst in der Volksmedizin noch heute grosses Ansehn;
vgl. die Bemerkung zu Pflaster (Bd V 1258/9), sowie
salben 1 a. DafsJ ist e(s) guet(s) S., gueti S. Es chref-
tigs Sälbli. Du muest S. drüf [auf die Wunde] tue".
Da hest es S. für die SchVhe" [Beine] BG. Der Doktor
gibt S. und Gütterleni BSi. (Imob.). Die besti S. isch
i" chline" G'fässe" BoAa. S. auch (in-, ver-)ribcn (Bd
VI 55. 60. 61); Saffran (Sp. 334). Oft von Quacksalbern
oder sonst Leuten aus dem Volke bereitet (s. auch
unten). D's S-, das d's Chrüter-Anni macht. Schwzd.
(BSi.). S. noch Saft (Sp. 362); Stüb-Seckel (Sp. 672)
und vgl. Sälbli-Ma"", Einer, der mit Salben Kurpfu-
scherei treibt GWb., Salb-Ei-eli (s. Sp. 607), benannt
nach seiner Mutter, die eine Salb-Gremplerin war
Salb.
silb, solb, sulb
(Schweiz 1858). Gegen Wunden; vgl. zur Sache FWürz
1612, 56 ff. .Darnach nam er ein s., damit salbet er
im die wunden.' Haimonsk. 1531. ,Ein S. für jede
Wunden. Nim 1 Yierlig Baumöl und Honig, 1 Lot
Blat-Bäch [usw.], so hast du ein gute S., ist probatum.'
Arzneib. 1822. S. auch ripsen (Bd VI 1220). Als sym-
pathetisches Mittel. ,Ein bewärt S. zumachen, damit
man die Waffen schnüret, wann man gleich den Ver-
wundten nit erreichen mag, auch nicht stehts bei ihm
sein bedarf, so man nur die Waffen hat und über-
kommt, darmit der Verwundt geschlagen oder gestochen
ist . . . Wenn es nun ganz und gar heil ist, so nimm
die S. ab dem Waffen.' Arzneib. XVII./XVIII. ,ltem
ist ein Ross vernaglet [s. Bd IV 692], so zeuche ihm
den Nagel auss, schmiere ihn mit der Salben bald,
es heilt und wird nit hinkend.' ebd. Gegen Haut-
krankheiten. Die Rüde" isch witer inne" als nunie"
oppe" i" der Hut, u"d da hilft ke'"s Sehwitzbad wd
fee*" Selbe" Nilt. BDorfkal. 1882. Schnitzige"büri" : Mir
hei" da neue" gar e" gueti Selbi, wo-mer vor sibe" Jär
'brückt hei" bim Trlni, wo 's der Gring voll Ruf het
g'ha". Huebechbüri": Ich weiss neue" nid. Mit dene"
Selbine" isch das so-n-e" Sach. OvGreyerz 1897. ,Mach
daraus [aus Rosenöl ua.] ein Salbe, das [Krätze] heilet
über die Massen.' Arzneib. 1822. Vgl. auch üs-brechen
(Bd V 333). E» Selbi gäge" d' Lüs, = Chalber-Hälsi"g 2 c
(Bd II 1212) SGr. Gegen innere Krankheiten. [Ein
an Lungenentzündung Erkrankter ist] a" Hals und
Brust mit-n-ere" dicke" schwarze" Pappen überzöge",
die gar g'spässig g'schmöckt het... Das isch gar Tu-
ners e" gueti Selbe", meint d's Froueli [auf Befragen],
das isch grad V"s zum Zieh". RvTavel 1901. ,Ein
Sälblein' gegen die .Riebsucht' der Kinder. 1857/9,
ZHorgen. ,Acopa, salb oder öl für die müede und ge-
suchte oder zuofäl der spannaderen.' Fris.; Mal. ,Ein
fürtrefenliches Salb zu den krumben Glideren und zu
alten Schäden.' um 1650, ZElgg Arzneib. ,Wann einer
Frauen der inner Leib oder Blaterhals verschwirt
oder die Mutter, wie mans nennt, iren das Wasser
aufhaltet: R[ecipe] ein weiss Sälblein mit Bleiweiss
gemacht . . . hernach lass dich salben umb die Lendi
herumb, reibs in der Wärme wol hinein.' Arzneib.
XVII./XVIII. ,Nim rote Buken und Klettenblätter,
das stoss mit Speck und mach ein Salb darauss und
salbe den Kropf damit.' S Kai. 1726. ,Ein gut Salb zu
den BeiDbrüchen.' Arzneib. 1822. ,Ein gut Salb für
Geschwulst und Hitz.' ebd. ,Für übel Hören alter
Leuten nim Meis [usw.], machs mit biterem Mandelöl
zu einen [!] Sälbly, tu 1 oder 2 Tröpfli in die Ohren.'
ebd. Gegen Geistesstörung : ,R[ecipe] atichsaft, früschen
anken, kochs mit einanderen... darnach misch dar-
under kamillenöl [usw.], mach darus ein salb; mit
diser salben salbe den kranken zum tag 2 mal mor-
gens und abents also warms von oben bis auff die
fües, das tuo ein ganz monat lang mit disem salb.'
Zg Arzneib. 1588. S. noch Bruech (Bd V 382); Saffran
(Sp. 334). Im Bilde: ,Dass er [Gott] mich hail an sei
und an lip hie mit dem salb siner gnaden und er-
bärmd.' 1487/8, G Gebete. Nachstehend eine Anzahl
Namen von Heilsalben nach dem Anlass ihrer Be-
nennung; s. auch die Zssen. 1) nach der Beschaffen-
heit, Farbe. .Flüchtige S.', liniment. volat. Aa; B. Chle-
bigi S. (aus Harz ua. bestehend, mit einem über einer
Flamme erwärmten Messer auf ein Stücklein Leinwand
gestrichen, als Zügli, bes. gegen Eissen verwendet) BG.
G'elbi S. ebd. .Die grawen salben, die heilet alle ding.'
XV., G Rezepte (Alem.). .Species zu der ro'ten Salben
auss Nurenberg 1653.' Arzneib. XVII./XVIII. .Würtzen
Braun-Sälblein, ung. Würtzii.' Bs Apothekertax 1647.
,Weiss-S.', für verwundete Habichte. Vogelb. 1557.
,Schwarz-S.' altes Mittelb. — 2) nach der Zssetzung,
bzw. dem Hauptbestandteil. Söu-anke"-S. (gegen Brand-
wunden; s. Bd I 344) ZRuss. Harz-S., = chlebigi S. Obw
(Etlin); vgl. Bül-, Spiegel-Harz (Bd II 1655). Chäs-
pappele"-S. (gegen kranke Euter) ZSth. Kamille"-S.
(ebso). Bärnd. 1908, 262. ,Lavendel-S.' (mit Wach-
holderbeeren und Saffran vermischt, gegen Parlis). Zg
Arzneib. 1588. , Weiss Campfer-Salb, ung. album cam-
phoratum; rot Oampfer-Sälblein, ung. rubr. camphor.'
Bs Apothekertax 1647. Marg-S. (aus Mark von Tier-
knochen und aus Kirschwasser) Obw (Etlin). Netzli-S.
(s. Netz 2 Bd IV 885; gegen das Wundliegen) Z (Dan.).
Heil-bölle"-S. (wohl aus Scilla marit.) ScHHa. ,Sar-
bollen-Salbe, ung. populeum.' Bs Apothekertax 1647.
.Popolion-Selblin' (zum Bestreichen der Schläfen gegen
Schlaflosigkeit). HPantal. 1578. ,Bisam-S.', ol. nucists
B. .Weiss, rot Rosen-S., ung. rosat. alb., rubr.' Bs
Apothekertax 1647. ,Santal-S., ung. santalinum.' ebd.
Schwebel-S. (gegen Krätze) ThMü. ,Zitronen-S.', ung.
hydrarg. citr. B (Lindt). ■ — 3) nach dem Hersteller
oder Erfinder. Chappeler-S. (gegen Rheumatismen)
ThMü. Naggler-S. (vo" 's Jons Nagglers Beta) GWe.
(Senn-Rohrer). Simeli-Selbe" BLütz. (Gfeller); s. unten
Längmatt-S. Tal-S. (vom Tal-Haness im Tal-Grabe").
ebd. (Bärnd. 1904). Wulggcsinger-S. (von dem Toggen-
burger Quacksalber Wohlgesinger, gegen 's G'wolgget,
Frostbeulen) THSulgen. Wälteli- S. BSi. (DGemp.).
Zel'eri- fS-JS., ung. Zelleri (zum Einreiben des Haar-
bodens gegen Läuse) ZRuss. — 4) nach dem Bezugsort.
Aglisider-S. (von ZAgasul b/llln.). oO. ,Genfer-S.',
ung. strumale B. Grindelwald-S., empl. matris (lt
Lindt) BSi. Hallwiler-S.. = dem Vor. B. Holz- oder
Zueguet-S. (von einer aus dem Holz nach dem Zueguet
in BTrachselwald übergesiedelten Familie bereitet,
gegen Knochenfrass und jede eiternde Wunde ge-
braucht) BE. Längmatt-, Bälle"grabe"- S. : .Damals zog
durch Krahwyl und die weite Umgegend, hausierend
mit Bändeln, Faden, Nadeln, Knöpfen, Schnallen, Läng-
matt- und Bällengrabensalbe, Diesbach- und Aarwanger-
balsara und noch mehr das Simelimädi.' vAlmen 1897.
Männe"dorf-S. BLütz. Biberist-S. (aus SBib., herge-
stellt vom Biberist-Froueli) BG., Lutz. Berner-S. (eine
Wundsalbe) Obw (Etlin). Site"-S. (aus Site", einem
Gütlein in BRüd.) BLütz. (Gfeller). Zofi"ger-S., ung. ba-
silic. (gegen den Umlauf) B; LG. — 5) nach den damit
behandelten Krankheiten, bzw. dem kranken Körper-
teil. ,Ge-äder-S.', ung. nervin. B (Lindt). ,Eiter-S.'
Arzneib. 1822. Flechle"-S., ung. oxygenat. (Vogel) Zg;
Z. U"-flät-S., ung. pediculor. B. ,Franzosen-S., ung.
Neapolitanum.' Bs Apothekertax 1647; s. noch Bläter-
Lämi (Bd III 1265). G'frörni-S., ung. camphor. Z
(Vogel); G'früri-S, ung. plunib. jod. B (Lindt). Gicht-
S., ung. rorismar. cps. (Vogel) BSi.; Z. Gleichli-S.,
ung. ad scabiem B (Lindt). ,Grind-S.' (aus frischer
,Meienbutter'). S Kai. 1732. Chropf-S- Ap; Bs; GT.;
Th; Zg; Z. Nabel-S., ol. nucista; B. Nerve'-S. Ap
Trogen; 1824, ZStdt. Schar-röti-S., ung. cerussie B.
Glid- sucht -S. Zg. Us - schleicht- (Üs- schlag-) S., ung.
hydrarg. citrin. Z (Vogel). Striche"-S. (zum Bestrei-
chen der Strich des Euters vor dem Handien, he-
Salb, selb, sflb, solb, sulb
stellend aus Butter, Baumöl und Eiweiss oder noch
lieber aus Hiender- Schmutz) BGr. (Bärnd. 1908); Obw
(Etlin). Tierli-S. (gegen Läuse) Ai-K. (T.); B (Limit);
Z. ,Durch-wachs-S.', ung. popul. B. Zitterusse"-S.,
ung. cerussie (gegen Pusteln, Zitterusse") B (Limit). —
6) Verschiedenes, zT. Unklares. Imet-S., ung. fodinse
Z (Vogel). Chünig-S., ung. basilicon. ebd. Lötli-S.,
empl. nigrum. ebd. ,Mantur-Sälblein (zu den Schäden).'
Arzneib. 1822. ,Marminger-S.', ung. althea Z (Vogel).
,Marter-S.', empl. matris B (Lindt). ,Neapolitaner-S.\
ung. einer, (gegen die .neapolitanische Krankheit') B.
Post-Salbi, rad.araxac. ATobler 1909. Büter-, Biter-S.,
ung. pediculor., von Handwerksburschen verlangt Z
(Vogel); vgl. Gr. WB. VIII 785. Stäbli-S., empl. frigid,
(hat Stäbchenform) B. Studente"-S., ung. pediculor. Z
(Vogel). Wulle--S., ung. cerussre. ebd. ,Grüne Wald-S.',
ung. rorismar. cps. ebd. ,Zitterur-S.', ung. zinci B. —
b) als Zauber mittel. ,Dissmeyenssind ouch zuoGenff
ein unzal häxen von man und wyb verbrennt worden,
denen si zuogabend, das si inen mitt ettlichen ver-
giften salben die pestilenz in dstatt brächtind.' JHaller
1550/73. ,Habe sy [eine Hexe] einem Man und einer
Frawen Salb inn einem Küechly zuo essen gegeben;
sy wüsse aber nit, ob dieselben des gestorben syen oder
nit.' 1610, Z RB. .Indessen, weil sie [eine Hexe] uff
dem Tanz gewessen, habe sie zuvor ihr Mann ettwan
entschlafft . . . und habe an ihr Stat ein Bässen oldt
Bässenstihl ihrne an die Seiten gelegt undt ihme
Salb an die Fües gestrichen undtgeheissen ins Teüffels
Nammen schlaffen. Ihr Salb haben sie [die Hexen] uff
volgendte Weis gemacht [usw.].' 1695, GUzn.; s. ADettl.
1905, 114 ff. Zum Bestreichen des Stockes, auf dem
die Hexe reitet, ßs habe ouch iro [einer Hexe] der
biiss Geist in einem Häfeli ein Salb geben und sy
gheissen ein Stacken darmit salben. Wellichs sy ge-
taan und darnach uff dem selben Stacken hinder die
Mülli gefaren syge und daselbst mit der genannten
N. [einer andern Hexe] in des bössen Geistes Bysin
tanzet habe.' 1610, Z RB. ,Und dann syge sy zu drüen
underschidenlichen Malen Nachts über Rhyn an einem
Ort ob Lienen uff einem Stecken, den sy mit Salb, so
iro ir Bul gegeben, angestrichen, geriten und daruf
zum Tanz gfaren.' 1615, ebd. S. noch riten (Bd VI
1674); Buet (ebd. 1830). .Versägnete S-en'; s. Sp. 464.
— C) zur Pflege der Haut und des Haares. Syn.
Pomaden (Bd IV 1253). Ich ha" einisch g'lese" scho"
ror-me" Cher ... es geh so-n-e" Selbi, wo d' Bache" mach
röt — ö heit-der derig, vergelt-ech 's Gott! B Dorfkai.
1887. jPigmentum, salb, so die meitle anstreichend,
das angesicht schön zemachen.' Fris. Biblisch. ,Do
naiii Maria ein pfund salb(en) ... und salb(e)t(e) seine
fiiess . . . Das bauss aber ward vol vom geschmack der
salben.' 1530/1638, Joh.; ,vom Geruch des Salbs.'
1683/1707; gr. uüpoo. , Bracht sy ein glass mit salbe(n)
(salb. 1638) und küsset seine füess und salbet sy mit
salben.' 1530/89, Lnc; ,mit dem Salb(e).' 1638/1707.
— (1) symbolisch, zur Weihung und Heiligung. Bib-
lisch: ,Diss öl [zum Salben der Stiftshütte] soll mir
ein heilige salb sin...' 1530/1707, II. Mos.; äXeiujia.
LXX. In der kath. Kirche. ,Was heiigen mans du
[Abt Diethelm] worden bist, an welchen so vil komen
ist des türen salbs, das so vil wicht, das man den
puren an dschinbein stricht, wan mans gen Erdloch
schicken wil. Bischof und pfaffen gilt es vil und hat
darzuo ein zarte kraft, dass es ein möneh zum fürsten
macht.' Vad. III 416 (, Spruch ... von abt Diethelmen
wiche zuo Rorschach' 1532). Dafür spöttisch ,der
Juden salb.' ebd., mit Bez. auf den jüdischen Ursprung
der Salbung. S. auch riechen (Bd VI 170). — 2. zum
Schmieren von Wagen, Maschinen usw. GrTIis (Martin).
Sonst nur in bestimmten Wendungen; vgl. auch die
Zssen Gharren-, Wagen-S. Ein Gefährt im S. ha" B
Schw., Üttligen, behalte" BE. (Bärnd. 1904). ,Ich habe
vier Leiterwagen, wenn ich die recht im Salb halte,
dünkt es mich genug, ohne dass ich Türlistöck und
Schelmengatter noch im Salb habe.' Gotth. Im S.
si" 1) eig., von Wagen, Karren, von Stiefeln oder
Schuhen BLütz. (Gfeller). — 2) übertr. von einem
stets redelustigen Mundwerk, ebd. Von fettiger Sub-
stanz übh.; in der Verbindung im S. si", von einer
Röstpfanne, wenn sie schmutzigi Basti liefert, aber
auch von einer ungeputzten Tabakspfeife BLütz. I)e'
ist im S., hat viel Haaröl oder Pomade aufgestrichen,
ebd. Übertr. Im S. lebe", in der Wolle sitzen, sich
Nichts abgehen lassen, sich gütlich tun B (vRütte).
,Und die [Frau eines knauserigen Mannes] lebte im
Salb und ihre Töchter auch.' Gotth. Si" Frau im
S. ha", alle ihre Wünsche und Bedürfnisse vollauf
befriedigen, sie die Stellung einnehmen lassen, die sie
beansprucht B (Rüetschi-Bitzius). , Deine Leute hatten
es eben nicht am besten, hattest sie nicht im Salb.'
Gotth. Er het si"s Land im S., in vortrefflichem,
düngerreichem Zustande BLütz. Von Baumgärten ; s.
den Beleg aus Gotth. bei Gr. WB. VIII 1686. — 3. Ge-
schmier. Syn. Ge-salb, Salbeten. Das Kind het e" rechti
Selben a"g'richtet, ist e" rechte" Selbe"her [Schmierfink].
Bärnd. 1901. Das ist e" sehöni Selbe", wenn es immer
regnet und die Ackererde fast zu einem dünnflüssigen
Brei wird BG., Lutz. E" (rechti) Selbe" (Salbi LG.),
auf der Strasse, auf dem Tisch (von Speiseresten).
ebd. Scherzh. von Confltüre: Was ist das für-n-e"
Selbe"? BG. — 4. Bestechung(sgeld); vgl. Hand-S.
und salben (Sp. 812/3). .Erweichtend also mit vast
kläglicher Werbung, doch nit gar on salb, beder stäten
fürneme burger.' Ansh.
Alid. salb (bei Notker, sonst nur einmal bei dem rhein-
fränk. Isidor), mhd. wAp (KvWiirzburg) — n., sonst ahd.
„alba, mhd. mibe. — f. (meist schwach); vgl. Gr. WB. VIII
1684/6. Das Neutr. war sonach von jeher im Wesentlichen
Schweiz.; dass es früher auf uuserm Boden noch weiter als
heutzutage verbreitet gewesen sein muss, zeigen die Wen-
dungen unter 2 und mehrere Zssen wie Charren-S. (Zyro
kennt es nur in Zssen). In unsrer ä. Lit. herrscht deun
auch das Neutr. bei weitem vor; das Fem. tritt daneben
allerdings auch schon ziemlich früh auf, aber zT. in Quellen
(Bibel, Arzneibücher uä.), wo der Verdacht fremden Einflusses
mehr oder weniger nahe liegt; häuliger wird es seit dem
XVII. Nicht selten erscheint n. und f. Geschlecht neben-
einander; im Arzneib. 1822 steht mehrfach das Neutr. im
Titel, das Fem. im Text der Recepte (s. zli. Rüd-, Schiofni-S.).
Einmal kontaminiert ,zu einem Salben' (ZKIgg Arzneib. um
1650). Lautlich bemerkenswert ist die vor Ib sonst nicht vor-
kommende Dehnung des -a- in SchRamsen (auch im Vb salbe").
Die im Westen heimische, anch eis. (Martin-Lienb. II :;."■'_')
Form mit Umlaut ist einmal schon in einem G Glossar des X.
bezeugt (Ahd. Glossen II 489, II. Wenn der Voc einigemal
mit -ä- wiedergegeben wird (so auch l»-i Martin-Lienh.), sp
ist das offenbar etym. Schreibung, durch die allbekannte Form
mit-«- veranlasst. Es scheint eine urspr. verschiedene Bildung
(mit Suffix -jo(n) statt -5») vorzuliegen, die allerdings eher
ein 'Selpe" erwarten Hesse; vgl. auch selben. In BG. (nnd wohl
auch sonst in B) bedeutet die e- Form spec. Salbe zu Heil-
zwecken, weshalb ihre Verwendung unter :i scherzh, Nbsinn
Salb, selb, silb, solb, sulb
804
]i:it. S.ilhl ist vom VI) ans, Selhi nach Paaren wie liimh" :
Hindi usw. von Selbe" aus ueugebildet.
Auge--: Augensalbe Ap (Dim.); B; GT.; ZRuss.
(-Salbe"). .Einer hatte [für die geschwollenen Augen
eines Pockenkranken] eine Vsonderbar gute Augen-
salbe, welche er bringen, und einer ein berühmtes
Augenwasser, das er schicken wolle.' Gotth.; s. noch
Sp. 808. ,Salb deine äugen mit a., das du sehen mö-
gist.' 1530/1.707, Offenb.; gr. xoAXoupiov. ,Wie das a.
zum ersten beisst, betrüebt das auch und treibt Wasser
ausshin.' OWkrdm. 1564; ,die augensalb.' Herborn
1587. ,Ein gar gutes A.' Arzneib. 1822. S. noch Über-
Sichtigi (Sp. 265). — Schon amhd.
An Ä- n.: bei Webern, die fettige Substanz, bald
frische, bald Flössbutter, bald Unschlitt, bald Schweine-
fett, womit der Aufzug, nachdem er geschlichtet worden,
bestrichen wird, das Garn geschmeidiger zu machen
Ap (T.). ,Ist das Ansalb wohl im Band?' GBaumb.
1903 (Weberlied). — Abi. zu an-talben (s. d.).
, Anken-: Salb forn Anken, jedes Salb, unguentum.'
Red. 1662. — Hamer-anken-: = Hamer-Anken (Bd I
343). .Hetten wir die hamerankensalb, so wir ver-
schmirbt hand, wider in der büchsen, wir wöltend
uns selber mit salben.' NMan.
Arbonen-:? Jtera und wann sy allso zuosamen
ryttend, so ryttends uif stüellinen, die salbettends mitt
Arbonen salb; die hab inen der tüffel geben.' 1549,
L Hexenproz. (AfV. 111 310). — Zur Sache vgl. Salb l b.
Glogge"-: S. zum Einfetten der Glocken; vgl.
salben (Sp. 810 u.). ßegensdorf zahlte dem Sigristen
23 Pfd für ,Leuterlohn und Gl.' Ende XVIII., Klinke
1907. .Klaueufett' Z (Vogel). — Huef-: S. zum Ein-
schmieren der Hufe ZSth. ,Huoffsalb, ung. ungallinum
[so!].' Bs Apothekertax 1647. — Heil-: wie nhd. Arz-
neib. XVI1./XVIII. (gegen harte Brüste).
Hälsing-: Läusesalbe Aa; B; L (Ineichen).
Der Halsstrick des Viehes wurde damit bestrichen. Vgl.
auch die Anin. zu Chalber-HtOael 2 (Bd II 1212).
Hüener-: Pflanzenn., Miere, Alsine media. ,Dass
sie [die Kanarienvögel] sich an dem ihnen vorge-
gebenen Kraut, die Hünersalbe genannt, bevorab in
dem Frühling, sehr ergetzen und selbiges ungemein
gern essen.' EKönig 1706; ebd. noch zweimal. — Vgl.
Gr. TVB. IV 2, 1881.
Hand-: Bestechungsgeld. ,Dass [der frz. Unter-
händler] Monsieur Amelot die H-en employire, kan
leichter gesagt als bewiesen werden.' Colloqoii m 1689.
— hand-salben: , Handsalbe' geben oder annehmen.
,biss fürsprech rechts halben und red nun nichts um
h.' ApLB. 1409. — Das Subst. schon mhd.; vgl. auch Gr.
WB. IV 2, 413; Schm. * II 263; Fischer III 1128.
Hörn-: = Huef-S. ,Ein guot H. zuo machen ...
Salb dei Huf, es wird so zeh als Wax und geibt Hörn,
wass bestahn mag und werden nicht bald holfüssig
werden.' Arzneib. 1822. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1831.
Hirsch-hom-SaW»: ein Mitteigegen Frostbeulen
Bs (Linder). ,Das Hirschhorn-Sälblein dienet äusser-
lich den Augen und lindert ihre Schmerzen, auch ists
gut in der Colick, Bauchgrimmen.' EKönig 1706.
Häxe--: S. zur Heilung von Verhexten. AfV. XII
228/9. — Anders bei Gr. WB. IV 2, 1303.
Juden-: Heilsalbe. XV., G Rezepte (Alem. 19, 33).
Cliüel-: Kühlsalbe, lt Vogel ung. pluinbic. Ap
(auch Dim.); OswSa.; Z (Vogel). Syn. Brand- S. ,Kül-
sälblein, ung. iufrigidans Galeni.' Bs Apothekertax 1647.
Blattet hab ih [beim Zahnziehn] iviehnä Kälble, jetz
hab ih Nichts drauf}' als ä Kühlsälblä. Tyrolersp. 17411.
— Vgl. Gr. WB. V 2570.
Char(r)e°-)S'aZ& n. Ap; BG., O. (Zyro), Sign, und
ltOvGreyerz 1897; Gl; L; G; Sch; Schw; Th; Uw; Z,
-Salbe" AALeer.; S (im Volksreim); St.2, -Salbi ApLb.
(neben -Salb); Bs; BLgb. und lt OvGreyerz 1900; LG.
(auch Chäri-); SDorn.; Ztw., -Selbi SBreit. — f.:
1. Wagenschmiere. aaOO. ,Axungia, karrensalb (das),
schmär.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677. 1716. S. auch Bd V
757 (Beleg von 1448). Früher pflegten wohl die Fuhr-
leute ihr Ch. selbst zu bereiten SciiHa. (Neukomm).
,Der späck [des Schweines wird gebraucht] zuo dem
karrensalb und dergleichen.' Tjerb. 1563. .Gremper
Tax ... 1 Pfd Karreusalbe 2 ß 3 d.' Bs TOrdn. 164G.
Er müess der Chue nes Tränk go" reiche" oder Ch.,
braucht ein Bauer als Ausrede. JReinh. 19U5. Gla'ner-
the, Ch. ond Anke"balle" [uA.] ruft ein Hausierer aus.
ATobler 1899. Napolion das grosse Chalb handlet iezt
mit Ch. (lauft durch 's Gässli üf und ab: Chauft-mer
Niemerlei" Gh. ab?), Volksreim ZGundetsw., Rickenb.,
Sth., Wth. De' Herr Pfarrer vo" Sant Galle" ist i" 's
GülleHoch abe"g' falle": ist da' nid en tummer Hund,
das'-er nümmen ufe"chunut? Und si" Frau, da' Cheibe"
Chalb, handlet noch mit Ch., lauft d' Stadt uf und
lauft d' Stadt ab, Niemer chauft-ere" 's Sare"chalb [so]
ab ZSth. S. auch ALGassmann 1906, 104. Ch. an'n
Hose" ha"; s. Ge-blärr (Bd V 139) und vgl. die Volks-
reime unter Leder-Hosen (Bd II 1694); Predikant,
Pfarrer (Bd V 408/9. 1172), wozu noch Rochh. 1857,
311; ALGassmann 1906, 154; AfV. VII 278. Vgl.
auch Ch.-Gret (Bd II 825). Wie Ch. ,Der Ankhen,
so sie [von der Milch einer verhexten Kuh] gemachet,
seie wie Karrensalb gewesen.' 1701, Z. S. auch Ro-
soli (Bd VI 1445); dazu noch: Es dienet wie Ch. und
B. L, 's ist en Underschid wie zwiXsche"d Ch. und B.
ScHSt. (Sulger). Er isst Alles, was d' Bure" choche"",
nur nid Ch. L. ,Er gibt mehr um K., als er mit
Karren verdient.' ebd. Verwendung. .Wenn Dani
fahren sollte, wollte Sami kein Karrensalb haben.' B
Hink. Bot 1899. Einem volkstümlichen Politiker wird
nachgesagt, er habe einmal bei einer Rede einen Topf
mit Ch. emporgehalten und ausgerufen: Mer müend
öuserem Stätswage" nöui Schmieri ge" ZO. Als Heil-
mittel. Auf oifene Wunden legt man Spinnweb, Tannen-
harz, K., in Franzbranntwein aufbewahrte Blumen-
blätter der weissen Lilie, auch Schnaps aller Art B
(AfV.). Wenn »<* Bletze" ab ha" a" de" Finger oder
Chleck im Winter, so strichen -ich Ch. drilf u"'! de""
het 's noch gäng g'guetet. OvGreyerz 1897. Brunz u'"'
Ch. (und zwar schwarze Ch. vom Rad weg genommen,
nicht aus dem Vorratskübel) si" d's Beste für Bles-
sieri"ge" BLgb. Es schöns Stück Pelz wird-d'r [einem
in die Falle Gegangenen] use" g'schnitte". Strich
Chare"salbi drüf, dass-es g'heilet. Postueiri 1864. ,Das
Lachsnen, in spezie das Karrensalb Heuschen im Spital
und Ötenbach.' 1686, Z Syn. S. noch reichen (Bd VI
142). Als sympathetisches Mittel: ,Wan ein Mensch,
Pfärd oder Veih an ein Nagel geträten ist, so nim
denselben Nagel und verwikle ihn in Karrensalb und
verbinde es ... dass kein Luft darzuo kommen kan.'
Arzneib. 1822. Bildl., von Bestechung; vgl. Sp. 812/3.
, Meinst nit, dass man schmeck, mit was karrensalbs
der wagen geschmirwt sye'i" Zwingli (.Über den un-
Salb.
ilb, soll-, sulb
gesandten Sandbrieff Joannes Fabers' usw.). Dazu:
.Demnach hat üch verletzt, dass ich also geredt: man
schmecke wol ,mit was karrensalbs Faber den wagen ge-
salbet hab.' ebd. (,An der Eidgenossen Boten zu Baden').
— 2. scherzh., dick eingekochter Kirschensaft Z. —
char(r)e°-salbe°: mit Ch. schmieren. Er eharre"-
selbet sini [des Wägelchens] vertrockneten isigen Achsli.
Scuilh 1806. — ver-. In dem Spruche: Uri, Schwgz
und Underwalde" tuend enand v. [mit Worten her-
nehmen V] SchwE.
Vgl. Gr. \VB. V 229; Martin-Lienh. II 353. Einmal iu
der uusuhweiz. Form .karchsalben.' 1401, AaLauf. (JVetter
1864, 117); s. Gr. WB. V 209.
Chnüw Chnöu- B, Chnai- Uw: nur uneig. a) die
organischen Säfte im Knie, in der scherzh. RA.: D's
Chn. sei vertrocknet, von einem an Kniegelenkentzün-
dung Erkrankten B. Kraft (in den Beinen) Uw. Du
liest noch (juets Chn., du bist noch gesund und.stark, sagt
man, indem man scherzh. dem Andern mit der flachen
Hand auf das Knie schlägt. — b) für kräftige Speisen,
bes. für das Füsterli (Bd I 1124), auch für das Choller-
Mues 2 (Bd IV 492) Uw. ,Den wohltätigen Herrn be-
wirteten sie aufs freundlichste mit süsser Alpenkost.
Nichts ward gespart: geblähte Nidel, Kohlermuss,
Burehögerli, Stunggäwerni, Kniesalb, Füsterli, Fu-
sterlikossi, Zänzänä (Gentianabranntwein) ward allda
aufgewartet.' ALüt. (Uw). S. noch Nidel-Bröt (Bd V
973). — Vgl. Cknai-BriScker von eiuem steilen Bergweg (Syn.
Ckuüm-Brechen 2 Bd V 315) oder einem starken Weine Uw.
Lüs-Salb Ap; GT.; Scu; Th, -Salbi Ai>; Bs; ZStdt,
Lüs-SaZö Z, -Salbi LG., -Selbi SThierst., Lüse"-Salbi
L (JRoos): 1. Läusesalbe. aaOO. Tierlibomade" oder
ebe" Lüssalb. ATobler 1909. Säg rfem Apitegger, er
solider Lüssalbi gii", ''ein G'riehtsbresident sinn Blond
hei" Lfis. ebd. 1905. Ich mnes" zum Vehtolter go" L.
reiche" L. ,Leussalb, ung. pediculor.' Bs Apothekertax
1047. Als notwendiger Artikel. Die [Frauen, die
eine Zeitschrift nur oberflächlich lesen] gäbi"d 's Geld
auch g'schider für Lüse'salbi, iveder «ass-si so-n-es
Blatt zuetüend. JEoos (Schwz. Haushaltungsblatt 1900).
Nüd emäl Gelt ha" zu L. (um L. z' chauffe") Z. Er
hat ke'" Geld für L., rersclwige" für... ZW1. Er
isch so arm, er vermw nit tinmol L. z' chauffe" SThierst.
Hett-ich (hett-er) Geld zu L.l Z (Spillm.). Für etw.
Geringwertiges: (Das isch) L.l spöttische Ablehnung
einer Behauptung, eines Beweisgrundes BsStdt (Fritz
Burckhardt). — 2. mehr oder weniger scherzh. für
ein Gemisch aus Butter und Schabzieger (Grünkäse),
das aufs Brot gestrichen wird GT.; ScHRamsen; Th; Z.
Syn. Mül-S. — Vgl. Gr. WB. VI 360; Martin-Lienh. II
353. 2 wohl nach dem ähnlichen Aussehn.
Lösch-: Salbe gegen Fieber. .Weisse Löschsalb
zu machen ... Wo Hizen sind, nini [usw.].' Arzneib.
1822. — Mül- SaM: = Lüs-S. 2, Butter und Schab-
zieger untereinander gerührt BsStdt (Schülerspr.).
Most-. ,[Der , adlerstein'] zerstossen und in ein
pttaster vermengt mit [oleo] cyprino oder gleucino, das
ist hartriegel- oder mostsalb, oder mit einem anderen
wermenden stuck vermischt, ist ganz dienstlich für
die obgemält [.fallende'] sucht.' Vogelb. 1557. — Vgl.
Caelius-Aur. ac. III 3, 24.
Nüt-: ung. nihili Z (Vogel). .Nitsälblein.' Bs Apo-
thekertax 1047. — Zu Nüt 2 (Bd IV 876).
Buggel- Salbi: euphem. für Prügel Bs. — Pla-
neten-. .Planetensalben und andere; für offene
Schäden.' 1602, ALüt. (Inv. eines Scharlatans). S. noch
lessel-brün (Bd V 649). - Blätere"-: 1. blasenziehende
Salbe, ung. cantharid. B (Lindt). — 2. a) Salbe gegen
die Blattern. ,[Dem N.] sol meister Hans blattersalb
geben.' 1544, B RM. ,Der frow von Signow platersalb
meister Hanns.' 1550, ebd. AuchbeiParac— b)Spitalfür
Blatterkranke. Syn. JM.-JrZws(BdI11722). .Den chuche-
buoben zu Fulenbach in die blatersalb ze tuond.' 1530,
B RM. ,Anni von Copingen ins blatersalb. Die arme
tragende frow und sust ein ins blatersalb.' 1534, ebd.;
so noch oft in den folgenden Jahren (s. BRM. I 258/61).
.Krusen knecht ist in der platersalb gelegen, Messend
m. h. gen 3 pfd.' 1536, AFlury 1894. ,N. von Stein
clagt sich, wie er MStollin von Pfäffikon zur ee ge-
nommen, ira etwas daruff gegeben und zwei mal in
der kilchen verkünden lassen, habe doch das ir vater
FStoll abgeschlagen, desswägen das er hie im blater-
salb sollt glegen sin.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Nuss-
bouni ins platersalb, ist platz da.' 1544, BRM. —
3. uneig. a) Schläge. Der muess-mer einmöl Blötere"-
salb ha", tüchtig Schläge bekommen GNessl. — b) un-
angenehme Verhältnisse, Händel, Unglück, Missgeschick
GNessl., oT. Er ist i" 's Bl. i"e" cho", ins Unglück.
— - 4. in der Verwünschung: ,Dass sy botz blatersalb
schänd!' Eckst. ((Jone).
Brand-: Salbe gegen Hitze und Brand, zB. cera-
tura Saturni ApK. (T.); GT., ung. plumbic. Z (Vogel).
Syn. Chüel-S. .Brandsalb machen: Nim das Wyss von
den Gänsdrecken und Nydel, süd es, bis Schmalz
daruss wirt, das ist über ale Salben zum Brand.' Z
Elgg Arzneib. um 1650. .Brandsalb zu machen [meh-
rere Rezepte].' Arzneib. 1822. — Vgl. Gr. WB. II 300;
Fischer I 1349.
Qua ck - Salb (i): geringschätzig für eine von einem
Quacksalber oder auch selbst bereitete Heilsalbe AcLb.
— Neubildung von Quach-Salber (s. d.) aus.
Rüde"- B (Lindt), Rudi- Zg: Salbe gegen Krätze.
,Rauds., ung. ad scabiem.' Bs Apothekertax 1647. ,Ein
bewährtes Raudsalb: Alt Schmär 3 Lot, Baumöl und
Quäksilber jedes ein Lot, fleissig unter ein anderen
gerührt, bis das ein zarte Salben gibt.' Arzneib. 1822:
wo noch einige Rezepte. — Ge-sücht-, Gesuchter- Z,
G'süchti- Zg: Salbe gegen Rheumatismus, ung.rad.tilicis
(Vogel). .Eine gar gute Gesüchtsalb zu machen, die gar
bewert ist. ..' Arzneib.XVII./XVIII. .Ist etwann einGe-
schücht[!] darbei, so muss mans mithin mit dem Ge-
süchtsalb salben.' ebd. — Schueh-Satön. Ap; BGr.,
G., Si.; GT.; Nnw; ZO., -Salbi f. Ap; BG.; L; GT.:
Schuhschraiere. Syn. Seh.- Schmieri. Als Seh. diente der
Liechtschmutz, eine Mischung aus einem Teil Tannen-
harz und drei Teilen Butter. Bärnd. 1908. Das Fett
des Dickdarms [von geschlachteten Tieren] wird, wenn
nicht weggeworfen, höchstens als Seh. verwendet, ebd.
1911. Das gibd-mer nid Seh. ! Ablehnung eines Dankes,
ebd. 1908; vgl. Sp. 811 Mitte. — Schnabel-: leckere
Speise, zB. schön durchzogener Speck BLütz. - Schnor-
re11-: inderVerbindungSe/mon-e-satöf/e", Maulschellen
geben GA. — Schwi(n)- SaZ6 n. Ap; Z, Schwini-Sa»
UwE., -Selbe" f. B: Salbe gegen Atrophie Ap; UwE.,
ung. nervin. B (Lindt); Z (Vogel). ,Ich hab etwan...
dises mein Häftpflaster einem ganzen Teil der Gliederen
übergeschlagen, in welchen ich die Schweinung fürchtete
. . . und ich noch nicht konnte die Schweinsalbe brau-
chen nach meinem Vorteil.' FWürz 1634; ein zweiter
Beleg Gr. WB. IX 2452. ,Zu dem Schwin-Salb nimt
SllT
Sali), seil-, silb,
)lb,
tlb
man ... so ist ein gutte Schwein-Salb.' Arzneib. XV1I./
XVIII. ,Ein Kehwinsalben. Nimmb . . . darmit das
Glid, an welchem die Schwine ist, im neuen Mond
überschweren gesalbet.' 1716/24, U Rezepte (AfV.).
,Ein bewährtes Schwinsalb zu machen für die Men-
schen und das Veich ... So nim Rotbergerschmär oder
Späk und Safran und Holdermarg, Hauswürzen und
Knoblech, das alles klein gesch[n]ezlet und dan süden,
so lang als man ein Mus seudt, und dan dik gesalbet,
wan der Mon neu ist, es hilft mit Got.' Arzneib. 1822;
ebd. noch weitre Rezepte.
Seh wind-: = dem Vor. Z (Vogel). , Schwindsalb,
ung. ad tabem.' Bs Apothekertax 1647. — Auch bei Gr.
WB. IX 2680.
Strick-, Salb n. Z (Vogel), Strickli- Selbe- f. B
(Lindt): = Hälsing-S. — Türli-: Masse aus Unschlitt
und Harz zum Verstreichen der Fugen am Fass-Türli
ZSth. Syn. T.-Strichi. — Turn(er)-: fingierte S. zum
Einschmieren des kreischenden Drehbaums (Turner)
am Chäs-Chcssi, wornach etwa ein Senn den Zuehi"-
triber neckisch aussendet. Bärnd. 1908. Einen Ge-
narrten schickten seine Kameraden oft bis über 2
Stunden weit den Sennhütten nach, um Tunisalb zu
holen, stattdessen er dann oft nichtgar Wohlriechendes
in der Rocktasche herbrachte. DGemp. (Schweiz 1858).
— Sattel-druck-: liniment. sruginis B (HBIattner).
Waffe"-: sympathetische Salbe. , Erstlich weisst
mau und ist wältkündig, dass Leüt sind, welche ein
gwüsse Salben zubereiten, mit deren sie die Wehr und
Waaffen, darmit ein Mensch verwundt worden, an-
salben. Oder aber wenn sie dasselbig Waaffen nicht
haben können, nemmen sie ein anders, das dein ersten
gleichet; oder ein Hölzle, sonderlich von wydin Holz
geschnitzet, reiben und streichen dasselbig so lang in
der Wunden, biss sie anfallet schweissen und blueten,
und das Hölzlin darvon benetzen, solches lassen sie
am Schatten trocken werden und schmieren dann das-
selbig an mit der zuegerüsteten Waffensalben, alss
wenn es der Schaden oder Wunden selb were... Von
disem Anschmieren solle dann der Krank, wen er
schon etlich Meil von dem Salb oder angesalbten
Waaffen oder Hölzlein abgelegen were, an seiner
Wunden genäsen und gesund werden. Und gleiche
Salben brauchen sie auch zu dem Zahnwee. Dem die
Zahn wee tun, sol dieselbigen mit einem Messerlein
ritzen, biss Bluot nahin fliesset, und dann dasselbig
an dem Messerlein trucknen lassen und mit diser Sal-
ben bestreichen. Item wenn ein Pferd vernagelt seie,
der Nagel aber ihme wider aussgezogen und mit diser
Waaffensalben überstrichen werde, solle ein gleiche
Würkung wie auch in dem Zahnwee haben.' Gwerb
1646, 152/4 (woselbst noch Weitres); darnach Zau-
berei 1704. — Vgl. Sp. 809 u. uud Gr. WB. XIII 316.
Wage"-: = Charren-S. ApLb.; „B"E., Si., Sign.;
„GL";GR(Tsch.); „L; GMs; Zo; Z." ,Item Hanns Disch
dem seiler urab seil zuo miner hern buwen und seil,
strick, helsing und wagensalb, so die karrer genommen
band in daz Hege, in daz Sunngöw und Dornegg etc.,
tuot 57 1. 17 s. 6 d.' 1498/9, S Seckelmeisterrechn. Als
Heilmittel. Gegen Hühneraugen ist gefundene Wagen-
salbe gut. HZahler 1898. ,Wenn Hansli sich verletzte,
wirsete, so strich er Wagensalbe darauf.' Gotth. Zu-
letzt [nachdem allerhand Heilmittel gegen die Pocken
vorgeschlagen worden waren] frug dann Hansli wohl
noch, was sie meinten, wie Wagensalb wäre, das sei
sonst bsonderbar heilsam . . . Wenn Mädi von seinem
Wagensalb hätte brauchen wollen, so wäre es viel-
leicht schon gut' ebd. — Vgl. Gr. WB. XIII -tiiT.
Wnni-Salb ApLb., -Selbi SBreit.: wie nhd. ,Do
reichet der suppriol schnei ein wundsalb ... damit die
wunden [des Jetzer] vor grossen schmerzen, vor ge-
schwulst, schwären, eiter und füle ze bewaren.' Ansh.
,Mit dem Wundsälblin sol man die Wunden ganz voll
überschütten.' Würz 1612; wo noch einige Belege. —
Zug-: Salbe zum .Ziehen' des Eiters Obw (Etlin).
— Zwi-. .Anderweitige Produkte gegen Obstbaum-
krankheiten und Insekten, auch Pfropfsalbe (Zwiesalbe)
werden auf spezielles Verlangen [von der landwirt-
schaftl. Genossenschaft] geliefert.' W Bote 1909.
G^-salb, -salb n.: 1. (,geselb, -salb') Coli, zu
Salb. ,Duo chamin die heiligin vrouwe mit ir bimiton
[Specereien] unde mit ir giselbe und wolten unsirs
herren lichamin salbon.' XII., Wack. 1876. ,Mit un-
sirme guotin giselbe.' ebd. ,Du [Gott] begeussest mein
haupt mitgesälb.' 1529, Ps.; ,51.« 1530 ff.; sXaim. LXX.
,Guot geröueh und gesälb machen das herz frölich.'
1548/1638, Prov.; .salben.' 1530, ,gutes Salb.' 1683/
1707; uüpoi£. LXX. ,Lass deinem haupt an wolrie-
chendem gesälb kein mangel.' 1548. 1638, Pred., .ge-
salb.' 1589 (wohl Druckfehler); .salben.« 1530. 1683/
1707. ,Der Geschmackt desse, der sich anstreicht mit
wolriechenden Gesälben.' FWyss 1665. — 2. (Ge-salb)
Coli, zu salben, mit ungünstigem Nbsinn. a) wie nhd.
Gesalbe. Hört das G's. noch nid bald üf! Das cbig
G's. ist-mer afe" verleidet! Bs. — b) Geschmier, Ge-
sudel BG.; L: St.5 — Vgl. Gr. WB. IV 1 b, 3783; Fischer
III 439.
,salbächtig: mit salb geschmirbt, unguentatus,
unguentosus, delibutus.' Mal.
salbe" (-ä- ScHBamsen), in PRima lt Schott -on,
in PAL; W -u", 3. Sg. Pras. und Ptc. -et (ot W), in
GrTIis -t: im Wesentlichen wie nhd. 1. mit einer
Salbe, übh. einem fettigen, auch öligen, (dick)fiüssigen
Stoffe bestreichen. Schmirwen und S. hilft alleHhalbe",
allg. verbreitetes Sprw. (bes. i. S. von aa und cy an-
gewendet), auch mit Zusatz; s. Charren II (Bd III
422, wo Tu; ZStall. hinzuzufügen). ,S„ (uber)schruir-
wen, (ex-, in-, per)ungere, linire, col-, illinere.' Fris.;
Mal. a) vornehmlich vom menschlichen bzw. tierischen
Körper. <x) zu Heilzwecken. S. und Räuchern sind
die Hauptoperationen der Bauernarznei GrPi\ (Kind).
Alles S. hat Nüt me (/nützt, bei einem Todkranken.
.[Arzt:] Mit Netzen und S. würde man da [bei Einem
an den Blattern Erkrankten] nur verderben ... Unter-
dessen hatte Mädi grusam Fleiss und salbete Tag und
Nacht, bald mit Nidlenhaut, bald mit süssem Anken,
bald mit Schmeer, bald mit Augenwasser oder Augen-
salbe.' Gotth. Man sucht sie [die Warzen an den
Euterzitzen] zu vertreiben durch .salben', dh. ein-
reiben mit Fett BSi. (AfV.). Jeses Maria, wie hesch
du nid Bei" und salbist nüd? spöttische Ablehnung
LTriengen. Heiter o'h Patcriotismus? Erster Rekrut:
,Ich nid, aber der Vatter ischim e"chlei" ungeru'orffe".'
Zweiter Rekrut: ,Früecher han-ich dra" glitte", aber
Ich jla« derfür >ta»; Was heit-er derggege" 'brücht?
,G'saubet han-i'h.i ß Hink. Bot 1897. ,Es hilft [der
kranken Messe] weder schryen noch s.' NMan. ,Da
dann insonderheit das auch wol zugewaren, dass es
809
vast oiu Gemeines und Durchgehend* ist, wer sich
hie oder dort auff der Landschafft under der Baur-
samme des Arznens, Anhenkens oder Salbens äussert
einem recht gewissenhaften Leib- oder Wund-Arzet
underwindt und annimmt, dass sie mehrteils etwas
Sprüchen, Sägen, Zeremonien und anders nichts Rechts
darzu oder darunder vermischen und gebrauchen.'
Gwerb 1646. A" Öppis (ame") s. Ich ha" iez scho"
lang dra* [an einem .Schaden'] ume" g'salbet und 's
ist all noch nüd besser. Wie göd 's der mit dimm Äug,
Haness? — I'h iräss näht" nüd recht; ü"serer Tokter
salbet-mer scho" mcr das vierzehe" Tag dra" omme" ond
bi" g'ad glich noch g'schn-olle". ATobler 1908. ,Ist mir
der Fluss vom linken Arm in die Hand gesessen, dass
sy mir gar hoch ufgeschwollen, also dass nit allein
der Scherer und andere Wyber, sondern auch Doctores
daran gebeyt, gesalbt und ir Heil versuocht haben,
aber Nitzit usrichten megen.' um 1600, Bs TB. Mit
Acc. Eine Wunde s. ZS. Se, zeig, wo hct 's-di'h g'gc"?
sc, i'h will-der 's s. JRginh. 1907. ,He, sagte Mädi [zum
Arzt], wenn es ihn [den Pockenkranken] gebrannt
hat, so habe ich ihn gesalbet.' Gotth. , Salbe oder
bestreich söliche ort, da die fädern hinweg gfallen
sind, vast wol mit essich.' Vogelb. 1557. , Söliche
schaben oder motten, damit [mit der angegebenen
Salbe] gesalbet, sterbend darvon.' ebd. , Eschen von
den gebranten hundszänen mit butter die bilderen ge-
salbet, machet one schmerzen zanen.' Tierb. 1563.
,Man mag auch [gegen den ,bauchlauff'] das herz-
grüblin und magen mit, myrtenöl, wermutöl, mastixöl
wol s., damit die speiss dester lenger in dem magen
beleihe und wol gekochet werde.' HPantal. 1578.
,Dysse [vorher beschriebene] salb ist wunderbarlich
zuo heilen alle biisse brästen, usswendig, went du den
rugrat von oben herab salbist, im namen got des
vatters, des suns, des heiligen geists, bys uff den burzel,
so höret die feber, wie sy da sygend, one zwiffel.' Zg
Arzneib. 1588. ,Die mir [dem Bündnerland] als die
Nächsten die Wunden kurieren sollten, vervielfältigen
mir die Pein ... salben mich mit Skorpionen, Dornen
und Disteln.' 1618, Gr (Zinsli 1909). ,Den kleinen
Rinderen das Herzy [dh. die Brust] darmit [mit
.Etickenöl'] gesalbet ist gar guot.' Arzneib. XVII./
XVIII. .Stich (Lungenentzündung). Nimm 7 Nägel
aus einem Totenbaum, worin ein Mensch verwesen ist,
siede die Nägel in dem Baumöl und von diesem Ol
gib dem Kranken 7 Tropfen und salbe ihn, wo es ihn
sticht.' XV11L, UwK. .Salb dei Schweinig damit [mit
einer Salbe] alle Tag im wachsenden Mond ein Mahl,
so wachset das Fleisch wider.' Arzneib. 1822. ,Salbe
dei Angesicht [gegen Säuren].' ebd. S. noch Blassen,
Bliitti, brännen (Bd V 151. 217. 620); Rist (Bd VI 1512).
.Wäfen s.', als sympathetisches Mittel ; vgl. Wäffen-Salb.
.[Es] wirt sich nicht übel schicken, auch etwas von
dem Waaffen-salben, dardurch man Verwundte, so wol
Leüt als Vych, zuheilen begärt, zugedenken und zu-
handlen, was Gestalt es mit dem selben habe und was
darvon zuhalten seie. Da dann zum Vordersten zu
wüssen, dass von disem Waafen-salben so vil und
mancherlei discuriert und geschriben wirt, dass nicht
wol müglich, Alles der Länge nach zu erzellen.' Gwerb
1646. ,Nun merke, wie du die Waffen schmirren solt.
Zum Ersten erfahre mit Fleiss, ob der Krank gehauen
oder gestochen seye, als du dann auch an dem Waaffen
erkennen magst. Dann du musst es schmirben nach
dem Wehr: ist das Waaffen in das Fleisch gehauwen
oder in den Leib, so salb es mit dem Finger usen-
werts, und ist es gestochen, usswerts, desgleichen auff
Alles soltu das ussenwerts s. Auff das Holz hab sonder-
baren Fleiss, dann es bringt den Wunden Schaden
und Schmerzen; ist es aber Sach, dass du es an den
Waffen nicht erkennen kanst, dass er verwundt seye,
so mustu das Holz ganz und gar s. .. . Wiltu ihn bald
heilen, so salb die Watten oft. Es ist aber nicht von-
nöten, alle Tag zu s.' Arzneib. XVII.jXVIIl. — ß) zur
Zauberei. Eine Hexe wollte ihren Mann in die Or-
densgeheimnisse einweihen und lehrte ihn, wie er das
,Steckli' salben und durch den Kamin auf den Mist-
haufen fahren solle [usw.]. 1870, ApWalz. (Henne 1874.
1879, 455). ,Dem N. habe sy [eine Hexe] uff der Almend
ein Ross und uff der Kalberweid ein Kalb . . . ange-
rürt und gesalbet.' 1610, Z. ,Des Beat Sigersten Knab
[hat die Hexe] by St Michel nebendt Hern Hess ins
Tüffels Nammen gsalbet, darvon er erlammet und
gstorben.' 1660, Zg (ADettling 1905). S. noch Hex
(Bd II 1826). - r) zur Pflege des Körpers. ,Wol-
riechende salb, gemacht den leib darmit zesalben, un-
guentum.' Fris.; Mal. S. noch Sp.801 u. Refl.; s. Bd II
50 o. Einen Leichnam ,s.': ,Kauftend Maria Magdalene
[usw.] specerey, auff das sy kämind und salbetind in
[Christi Leichnam].' 1530 ff., Marc; s. auch Ge-salb. —
8) symbolisch, zur Weihung. Biblisch. Ein Guggis-
berger, der in der Stadt ein Psalmenbuch kaufen
wollte, soll auf die Frage nach seinem Begehr geant-
wortet haben, er wünsche ein Buch, in dem stehe:
Du schenkist mier den B xher g'schivi'blet - g' schwäblet
vollen in und salbist mi'n HiVpt mit Schmutz B; vgl.
Ps. 23, 5. ,Und solt [Moses] darmit s. die hütten der
zeügnuss und die laden der zeügnuss, den tisch mit
allem seinem gschirr . . . und solt sy also weihen . . .
Aaron und seine sün solt du auch s. und sy mir zuo
priestem weihen.' 1530 ff., IL Mos.; xP£a£tS- LXX. Von
der Salbung christlicher Priester und Fürsten: ,Ir
[der weltlichen Fürsten] s. das kompt ouch von Rom
.. . Sunst ir keiner gesinnet hett und nimermer an s.
dacht . . . Die warheit lert, dass furohin ein christ von
Got sol gsalbet sin.' 1532, Vad.; s. auch Parol (Bd
IV 1446). — b) von allerlei Gegenständen, (ein-)
schmieren. D' Tür [die Türangeln] s. GrTIis. Gang
go" d' Türe" s., dann hört-si gire"! ZW. Leder ,s.',
um es geschmeidig zu machen; s. ge-lind (Bd III 1317).
Es eermegi Niema" d' Firblatta mit Anke" z' s-en uan
er, prahlt etwa ein Grindelwaldner, wenn siedendes
Fett Feuer fängt. Barnd. 1908. D' Lunzi Madlmi het
Anke" im Sack, es mag-ne" nid brücke", drum salbet 's
der Sack, Volksreim LE. (Af V.); eine Var. dazu Sp. 614.
,Salboten den [gefälschten] brief und leiten in an den
rouch, darumb daz er alt geschaffen wurde.' Jist.
,Den amman Püntiner von Ure, was ein veist man,
hüwends [die Landsknechte bei Marignano 1515] uf,
salbten mit sinem schmer ire spiess und stifel.' Ansh.
,[Der Stadtuhrenmacher erhält eine Besoldung na.] für
Glocken s. und Kahl stellen.' XVIIL, Bossh. Chr. Übh.
bestreichen. ,Wer wil ein Ding machen, das es übel
stinke, der salb es mit Bibergeil, dass findt man in
der Appendek.' ZElgg Arzneib. um 1650. ,Es ist am
besten, wan du das Brodt mit Baumöhl salbest.' Z Kochb.
XVIII. S. noch nemmen (Bd IV 748). Insbes. a) d'
Schnell (d' Stifel) s., mit Fett einreiben, zum Schutz
gegen Nässe, aber auch, bes. in früherer Zeit und auf
811
Salb, sell>, silb, solb, sulb
812
dem Lande, statt des Wichsens Aa; Ap; ßstw.; B;
Gr; GT.; Sch; S; iiiTh; Z. Früher verwendete man
dazu meist heisses Schweinefett (Söu- Schmalz, (Häsi-)
Schmutz) oder ünschlitt; jetzt sagt man eher d' Schnell
ß")schmiere" und benutzt dazu gekauftes Schuhfett in
Büchsen AaF.; ähnlich auch sonst. ,Wie als Folie [zu
den weissen Sonntagsstrümpfen] dienten zu ihrer Ab-
hebung die starken dicken Männerschuhe, die man
mit warmem Fett tiefschwarz zu färben (salbe") so
wenig unterliess wie heute das Wichsen.' Bärnd. 1904.
Unter den Sitzbänken [in der Wohnstube] lief noch
eine Schuhbank für die Sonntagsschuhe, die aber vor-
mals nicht gewichst, sondern nur eingefettet oder ge-
salbt' wurden. APletscher (SchScIiI.). Churzwllig
Vrichtet het das Meifli, über 's Bürc'wesc", über ... 's
Schuelisalbe". .Thach. 1883. , [ünschlitt sei an der Kuh]
nicht viel mehr als für einem Kind die Schühli zu s.'
Gottu. Rönnlepeter rüstet d' Schnitz fer d' Reis u"d
salbet a" Schueh. B Dorf kal. 18S7. .Seine [des mit seiner
Mutter in die Kirche gehenden Jakobli] Schuhe waren
schön gesalbet.' Gotth. ,Als endlich der Tag sich
neigte, da gieng er heimwärts in seinen mit Fett ge-
salbten Schuhen und seiner hörnernen Schnupfdrucke.'
ebd.; Kennzeichnung eines schlichten Bauersmanns.
Anderseits gilt als unordentlich und nachlässig, wer
mit ung'salbete" Schuehne" vo" Hüs göt, auf Besuch
usw. ZO. S. noch Netzen (Bd V 285); umsehen (Sp.
552). ,Wie können wir darzuo, das sy uns wolten ge-
bieten kein eyer, kein milch, sunder stinkends öll zuo
essen, damit sy kum zuo Rom ire schuoch tuond s.'
Zwingli. RAA. We""-mW d' Schnell [erst] a" Fiesse"
salbed, so ivird-mw rergesslieh. Bärnd. 1908. Jetz chan"-
ich d' Schueh s., sagt Mancher iron., der für geleistete
Dienste oder Gefälligkeiten statt greifbaren Lohnes
nur Dankesworte bekommt, mit denen er sich nicht
einmal Fett kaufen kann, um die Schuhe einzuschmie-
ren AaF. Übertr., sich rüsten, aufmachen, beeilen.
Er salbet slner Schueh, macht sich auf den Weg.
Bärxd. 1904. ,Es geschieht aher auch, dass das Eilen
gut gefunden wird. Wenn zB. das Fleisch fehlt...
dann heisst es: Jakobli, salb z' [I. d'] Schuh; Christen,
lauf; Hansli, mach' dich z'weg . . .' Gotth. ,Und wer
in diesem Wettlauf [der einzelnen Erwerbsgruppen]
um Geld und Gut nicht zu kurz kommen will, der
muss eben frühzeitig seine Stiefel salben, dass er
laufen mag und sie ihm nicht weh tun, sonst bleibt
er eben zurück.' Schweizer Bauer. Mit Unterdrückung
des Objekts: ,Uf, uf! salbit, laufit! gschwing, gschwing!
hüt noch!' B Volksztg 1902. Spez., sich in Gala stecken
(wozu in erster Linie glänzende, reine Schuhe ge-
hören), um Gevatterleute zu suchen GrD. (B.). —
ß) de" Wage" (Gharre") s. Ap; Bstw.; B; GrTIis; GT. ;
Tntw.; ZRuss.,S. D'sRads. W. N. hat du d' Gutsche"
g' waschen u"d g'salbet. EGünter 1908. Abs. Wer guet
salbet, fart guet, meist i. S. von cy B (Zyro). Im
Bilde. Ei"em der Wage" s., ihm den Meister zeigen,
es so einrichten, dass er dort durch muss, wo man
es haben will BE. Bern han-i'1' der Wage" gf salbet!
,heimgezündet' BoAa. ,Den karren s.', Andre sich und
seinen Absichten geneigt machen. XVI. (öfter). Bes.
durch Geld; s. Charren II (Bd III 422). ,Und so dann
uns die zwölf ort der Zwingli anzeigt in einem truek
wider doctor Faber usgangen, als ob wir die disputation
zuo Baden angsechen allein um gelts willen, und sye
der karren gesalbet...' 1526, Absch. ; vgl. Sp. 805 o.
Auch durch andre Mittel: ,Dass sy [Esther] den künig
zum anderen mal zur maalzyt berüefft, ee sy den Ha-
man verklage, ist nit on ursach beschähen. Sy wolt
den karren salben, das gmüet dess künigs erweichen
und sich glichen; dann sy wusst wol, wie die wält-
menschen so vil uff kostlich ässen und trinken und
allerlei pracht setzend.1 LLav. 1583. — c) meist vom
Vor. ausgehend in mehrfacher Übertragung, a) scherzh.,
die Sprechwerkzeuge (bzw. den psychischen Organis-
mus) s., sie durch Trinken zur Tätigkeit anregen.
Vgl.: ,Es ist halt mit der Zunge [es ist von Kaffee-
schwestern die Rede] aecurat wie mit einem Wagen-
rad: wird dieses viel umgetrieben, so muss es auch
viel und gut gesalbet werden.' Gotth. ,Er wird ordent-
lich beredt in seinem Zorn, doch wohl verstanden,
bloss innerlich, nicht äusserlich, und wenn ein An-
stand kam, so salbete er sein Gedankenrad mit Wein,
bis es wieder in Schwung kam.' ebd. UV«" so
schtvätzt und singt und raucht, dö mues'-men au'-h s.,
''ass-cs wider lauft. Breitenst. 1803. So, jitzc" war
wider Ei"s g'salbet, sagt der Erzähler, der sich durch
einen Schluck aus dem Glase unterbrochen hat. Loosli
l!il(i. ,Die Mehrzahl, welche bereits im Wirtshause
war, füllte die Humpen, trat vor das Haus und salbete
die Kehlen nochmals zu einem donnernden würdigen
Empfang der Patrioten.' ebd. ,Es scheine, die könnten
das Maul auch noch auftun, wenn sie wollten; [man]
werde es ihnen aber erst brav s. müssen, ehe es
gängig werde.' Gotth. Vom Kuckuck. Der Ggugger
chann nid brielen, eb er sin Hals mid Vogeleire" g'salbed
hed. Bärnd. 1908. [Der Kuckuck hört auf zu brüele"]
wil er ij'hi'ner Eileni mer i" de" Nestere" findt, für
der Schnabel z' s. ebd. 1911. Spielleute durch Trank-
spenden zum Spiel anregen. Der Giger muess aw''
g'salbet si", süsch' spilt-er nit. Uf der Stell, Vik, noch-
n-e" Flasche" reiche"! JReinh. 1907. S. auch Spil-LiH
(Bd III 1525). Vom Trinken an sich, die Kehle an-
feuchten. Ich mues'-mer e"chli" der Hals s. B (Zyro);
GrTIis. Das [10 Lutzer] taugt da Krage z' s., es gibt
just zunerä Halbä. Tyrolersp. 1743. S. noch Sper-Riter
(Bd VI 1704). ,üie Zeit s.', sie sich mit Trinken ver-
kürzen: ,Die Zeit rutschte ziemlich rasch, da sie mit
ziemlichem Wein gesalbet ward.' Gotth. — ß) den
Mund (Hals) mit einer (fetten) Speise s.. wohl urspr.
auch mit Bez. auf das Sprechen; so noch: , Hinter
Wein und Bratis kann jede Granne ein süsses Maul
machen. Wenn man Einem den Hals brav salbt, so
ist es keine Kunst, holdselig und glatt zu reden.'
Gotth. ,Ich stellte mir vor, wie ich des Nachmittags
herausgieng und mit einem Zöpfli Brägelwurst mir
den Mund salbte...' ebd. Gast: De' Brote" häd und
öbel g' schmeckt, rceder e"chli" waul fässt ist -er g'se".
Wirt: Eben en derege'' Brote" ist grad recht zomm e"
derigi Schorre" z' s., ond domit Punkt. ATobler 1905.
— f) (Ei"'m) d' Hand s., ihn bestechen GrPt. Sonst
mitAcc. P., oftauchabs. Ar; B; Gl (St.b); Gr; L (St.*)';
ScHHa.; Ndw; Zg (St.1'). Mer hein'n e"chli" g'salbet
B (Zyro). Er ist o^-n-Cchli" g'salbet wordc" BG. Es
ist g'salbet worde", es ist Bestechung im Spiel, ebd.
Jö, wie göd 's mit de" neue" Herre"! 's göd halt wie
mit de" neue" Schueh: sii trocki"d! — Die alte" hetti"d
auch 'trockt, wenn-me" s' nüd g'salbet hett! ATobler
1902. Du mansch zum Fürsprech rönne", gib Ankc"-
balle", Schmutz derzue: es schmiert und salbet nümme'
g'nue" [um einen Prozess zu verhindern]. Wie Mänge''
Salb, selb, silb, solb, sul
-1!
dankt mit Schmerze" nit a" 's Schmiere" und a" 's S.
und rechnet ujf e" bessri ZU, wo 's niimme geit wie-n-
albe", wo-n-er, statt vor de" Richter z' gö", es Schränzli
Land het fare" lö". Schild. ,Es wisse jetzt, wo [ge-
meint ist das Gericht] das S. [Bestechen] am meisten
nütze.' Gotth. ,Als [1525] die Spanier in der Engel-
burg von bäpstlieher feiste wol gesalbet waren ...' Ansh.
,[Der Engel Raphael verspricht Bern Gottes Schutz,
so lang es] das Schwert aufrecht führt allenthalbn,
lasst sich mit fremdem Gelt nit salbn.' Myricads 1630.
Übh. Einen für Etw. günstig stimmen, ohne die Vor-
stellung unerlaubter Mittel: Ich will-ne" afe" e"chli"
s., und wenn- er de"" ine" chunnt, so ni""t-ne" de""
nume" recht z'tveg. FMarti (BO.). — 8) Einen ,ein-
seifen', betrügen;' s. baffen 4 (Bd IV 1046). — e) (von
a a ausgehend) einen Körperteil s., bleuen. De(r)
Buggel s. Bs; ZRuss. Fh will-der der Binder s. Bs.
Mues' [icb]-fZer acht 's Födle'h s.? AaF.; Ap. .Der
Esel wird je länger je stätiger, er geht mir nicht ab
Platz, bis ihn Jemand bei den Ohren zieht, während
ein Anderes ihm das Nest salbet mit einem Stecken.'
B Hink. Bot 1900. Auch mit Acc. P.: So het-er packt-
mich [der Lehrer den Schüler] bi de" Fecke" und
g'salbet mit dem Haselstecke". Schwzd. (IT). Im Volks-
reim. Uri, Schwyz (Zug) und Underwalde" tuend dem
Für (de" Pure", in ZF. dem Reiser) das ('s) Füdlich
s. ZF., Stdt, Wangen, händ in enandere" 's Füdlerh
g'salbet L. , ZT., Schw. unä U. — chumm, mir wei" d' Ust-
richer $.!' isch ja no'* hütigstags es Spriichli. Schwei-
zerm. 1891 (B). Vögeli. Vögelt, bick! hangist amene"
Strick, hangist amene" Galge": chumm, ich wiü-der 's
Füdeli s.! Z. — 2. a) Etw. (Fettiges, Schmieriges)
um, in oder an Öppis ume" (umenand) s., herumstrei-
chen Ap; Th; Z. Du salbist jo Alls grad om 's Mül
omme"! zu einem Kinde, das unordentlich isst Ap; Th.
Muesch-es nüd eso lang im Mül omme" s.! zu Jmd, der
einen ihm nicht schmeckenden Bissen nicht schlucken
will Ap. Tue's doch nid all in'n Händen ume" s.!
Th; Z. Ond denn hend zo Al'em he" die Schibe" [in
einem .Panorama'] noch eso g'stunke" com Schnüfvon an-
dere" Lüte", wo vorane" erni Nase" dromm omme" g'salbet
g'ha" hend. ATobler 1901/2. Zwetschge" fressen ond
Latwäri omni 's Mül omme" s. ebd. 1908. De" Lüller
han-ieh ehe" no'h im sibe"te" Jör mös'e" im Mül omni-
enand s. ond i" d' Schuel ne", das'-ieh jö devo"chömm.
ebd. 1909. — b) übh. schmieren, sudeln Ap (T.); B;
L; Ndw; ZS. Wa' hast dö (da) wider g'salbet! tadelnd
zu einem Kinde. Spez., schlecht schreiben oder malen
B; L (St.b). Das isch' nume" g'salbet, von schlechter
Malerei B (Zyro). — g"-salbet: a) zu salben 1 a y.
So-ne" g's-er [parfümierter] Mussiö. AHeimann 1899.
— b) zu salben lab. ,Dass üch [Pfaffen] der donder in
gitsack sehend mit der gesalbten beschornen sekt!' 1522,
NMan. ,l>ie Christen fragend iren gesalbeten pfaffen
nüts me nach.' Zwingli. — c) zu salben i&ß; s. schon Sp.
811. ,Üer Lärm und das Durcheinander von Stimmen
aus abgetrockneten Waadtländer Kehlen, welche wie
bekannt tönen wie ungesalbete Wagenräder oder aus-
gehende Dampfkessel, war ins Dorf gedrungen.' Gotth.
Gö", lauffe" wieg's., ,wie geschmiert' Aa; B; GrTIis; G
Sa; Z. Von zungenfertigem Sprechen. Das ist g' gange"
wie g's. B; Z. Es [ein junges Mädchen] cha"" rede"
wie g's. Gotth. Jetz ist der schlaue" Täsch von-ere"
Wirti" ires Mal uf e<nmol g'lfiffe" wie g's. FOschw. 1898.
S. noch reden (Bd VI 544). Von einer Arbeit: ,Nun
lief die Arbeit wieder freudig fort wie gesalbet.' Gotth.;
in den andern Ausgg. : ,wie am Schnürchen.' — d) zu
salben 1 <■ y. ,Ward dem Römschen keiser und dem
Engeischen küng uf ire hohen und heftigen, ouch nit
gar ungesalbten Werbungen von der Eidgnossen an-
wälten volgende antwort verabscheidet.' Ansh. .Durch
dis wolgesalbt wolfgsang [es ist von einer Werbung
des Papsts die Rede] wurden d Eidgnossen bewegt,
dem heiigen vater 6000 kneebt gerüst zebaben und
zegeben.' ebd.
Ahd. mlbön, mhd. Wien; vgl. Gr. WB. VIII 1689/92.
Zur Bed. ist bes. schmirwen zu vergleichen. Zu 1 c y vs'-
auch das syn. frz. .,,..,..., /.. r,iit, ;, j«., it. unger '• «»"„,
ii qd. Ha" irie i/salhri erinnert an skr. anjaeä, stracks, sofort
(Instr. zu anjtu, Salbe). S. noch selben.
ab-: 1. Einen durchbleuen, abstrafen BM.; Gl;
GrTIis; LG. (Ineichen); ScHrla. Syn. ab - schmiruen.
De' ist abg' salbet! ScnHa. .Darauf Einer ... erschienen
mit einem starken Brügel in der Hand, der ihm den
Buggel abgesalbet.' AKlinülek 1702. — 2. Er isch
abg'salbet worde", vom Regen ganz durchmesst AaFh.;
Syn. abg'wäsche". — Zu 1 vgl. Fischer I 56.
über-: (mit schmutzigen Fingern) überschmieren
Z. ,Ü., überstreichen, superinungere, superillinere.'
Frjs.; Mal. — Alnl. ubarmlbön, superungere.
üf-: (eine Salbe) aufstreichen. ,Das Hirsch-Blut
in einer Bratpfanne also gedörret, dass es sich her-
nach leicht pulverisieren lässt, ist dienlich [ua. gegen]
Hüft- und Seitenwehe, äusserlich mit Öl gekocht und
auffgesalbet.' EKönig 1706; gleich nachher .auffge-
schmieret.' — um(m)e°-, auch umenand- : 1. a) Etw.
(bes. Speisen) herumschmieren, unordentlich damit
umgehn Ap; GA.; Th. D' Chost liberal' n , die Speisen
vertändeln, zB. von Kindern GA. Mit ''em Esse" o.
Ap (T.). Eine Arbeit sehr lässig betreiben: Mach je:
e'"möl fertig: du salbisch- es jez scho" lang (g'nuc)
omme(nand)! Ap. — b) Ausdr. in der Alpwirtschaft;
eig. wobl scherzh.: Bleibt [nach der ersten Zuteilung
der Alpprodukte an die Alpgenössigen] noch ein so
bedeutender Rest, dass eine abermalige Verteilung
stattfinden könnte, so hält man rasch eine Gemeinde,
ob man ummi"s. (verteilen) oder versteigern wolle.
Ummi"s. ist gewöhnlich das Ergebniss der Abstimmung
GWe. (WSenn 1871). — 2. mit Acc. P., Eine herum-
zerren, unzüchtig mit ihr umgehen Ap(T.); Bs (Wick) ;
GT. ,Görge verlangt nur, dich [ein Mädchen] herum
zu salben und vorn Narren halten.' UBrIgger.
a"-: 1. a) mit Salbe uä. bestreichen Ndw. a)~sal-
ben 1 a. Zu Heilzwecken uä. ,[Der ,Hundsträck'] mit
gesaft von coriander gemischt angeschnürt, heilt die
roten geschwülst; mit honig angesalbet, die brüne und
rote geschwulst des rachens.' Tierb. 1563. ,Gib dem
Ross zuvor, ehe du die Bülzen ansalbest, drei Morgen
nach einander römische Gembswurzen zu essen.' E König
1706; gleich darauf: ,die Bülzen anschmieren.' ,Ein
Schaum, mit welchem das Pferd anzus.' ebd. S. noch
Wäffen-Salb (Sp. 807). Zur Zauberei. ,N. bekent...
das Eine irer Gespilen zu iro kommen und anzeigt,
sy wüsse ein gut Gastmaal, sy solle mit iro, und daruf
einen Stecken angesalbet und sy daruf gesetzt, da sy
beid mit einanderen nit vehr von Breingarten in ein
hüpsehe Maatten gefahren, daselbsten sy geessen, ge-
trunken und gedanzet.' 1611, Z RB. ,[Eine Hexe be-
kennt, sie habe] ein Stacken in Tüffels Kämmen mitt
dem Salb [das ihr der böse Geist gegeben] angesalbet
815
.Salb, selb, silb, solb, sulb
und darmit uff Tanz und Gastmällern gfaren . . . Der
N. in Tüffels Nammen angsalbet, darvon erkranket
und sonderlichen an Beinen nitt mehr wandlen mögen.'
1660, Zg (ADettling 1905); daneben mehrmals ,an-
gstrichen.' ,Sie [eine Hexe] seie auf einem Steckhen,
den sie mit dem Salb, so ihro der Teüffel gegeben,
angesalbet, dahin gefahren.' 1701, Z. — ß) = salben 1 b.
Von Waffen; s. Züg-Chnecht (Bd III 733). ,Eine lange
Kellen, mit Butter oder Schmalz angesalbet [wird dem
an Verstopfung leidenden Vieh in den After gestossen].'
EKönig 1706. ,Das [Back-]Bläch muss mit Schmalz
wol angesalbet werden.' Z Kochb. XVIII. Spec. als
techn. Ausdr. in der Weberei. Das Weben a., die
Kette beschmieren ApH., K., M. (T.). Am Mäntig de"
Morge" hat 's Babeli acht bim Schlichte" noch 's A.
vergesse"? NBösch 1892 (GT.). — b) übh. beschmieren
GA., unschön, kunstwidrig mit Farbe anstreichen B
(vRütte). — 2. anschmutzen AaF.; Ap. Hest iez scho"
teeder müessen es frösches Beckeli a.? AaF. Hest iez
z' lieb mösen en sübere" Täller a.? für das wenige
Essen Ap. Ein frischgewaschenes Kleidungsstück a.
ebd. — An-salbung f. ,Die Firmung oder A. des
hl. Chrysostomus.' JGGottb. 1039. — Vgl. Gr. IVB. I 433.
i°-: einsalben, einschmieren Ap; Bs; B; GnRh.,
Ths; Ndw; ZO. a) eig. Ein krankes Glied ». De«
Bilch hinnen und vorne" i. ATobler 1909. ... dass im
d' HM in Fetzen abg'hid ist, wenn si-n-im schon
der Grind geng mit Murbetenschmutz i"g' salbet hei".
EGdnter 1908. Von Schuhen, Leder. Die Schuhe
werden nicht gewichst, sondern i"g'salbet, mit heissem
Schweinefett (Söuschmulz) eingefettet. HMessikommer
1909 (ZO.). ,Salbs [das Leder] inn wol mit unschlich.'
Arzneib. 1550. — b) der Hals i., mit Wein Bs; vgl.
salben 1 c ce. — Vgl. Fischer II 63C.
ine"-. , Solang das Glied seh weint, lasst sich das
Salb hineins., wann aber Fleisch gewachsen ist, so
gehets nicht mehr hinein.' Arzneib. XVII./XVIII. Vgl.
inen-riben (Bd VI 60). — underen-: = underen-sudlen
(Sp. 328), in'der Bauernregel unter underen-rosslen (Bd
VI 1444). — er-: .stark, gehörig salben, zB. die
Schuhe' Ndw (Matthys).
üs-: mit Salben zu Ende kommen. Hast glich-
anhi" üsg'salbet? fragte ungeduldig ein Z Oberländer
Schwinger einen Türken, der, um sich mit ihm zu
messen, sich mit Öl salbte (Schoch). — Vgl. zur Sache
Gr. WB. VIII 1090u.
ver-: 1. a) mit Salben verbrauchen Th; Ndw. Ich
ha" scho" 's ganz Gütterli voll [Salbe] versalbet. ,8 ß
unschlich sind an der trotten versalbet und verbrennt.'
1543, Z. — b) refl., sich durch Salben ruinieren. Im S.
von salben 1 c a: ,Es dokterte hie und da, es trank
in die Tränker hinein Branntwein; während es den
Leib salbete, versalbete es sich mit Branntwein, bis
sein Hals zu einer Hölle ward, die mit teuflischem
Feuer es peinigte.' Gotth. — 2. (salbend) verschmieren,
beschmutzen Aa; Ap; B; L; GA., T.; Th; Z. Duissist
ja nüd, du versalbist Alls, verschmierst mit der Speise
(zB. Brei) Gesicht und Kleider Ap; Z. Du hast iez
di"s neu G'wändli scho" scho" versalbet! De" Tisch,
d' [Fenster-] Schibe" v., mit schmutzigen Fingern, von
Kindern. Derzue versalben-i'h Chlausi" [ein Bild des
hl. Nikiaus] mit Milchschüm. Alpenr. 1827. ,Jean,
bringt mir Wasser, ich [der ,Für-G'schauer'] habe
mich in dem Ofen ganz versalbet.' Gotth. Schreibend
verschmieren: Wo s' [meine Frau] hat welle" min
Stimmzettel mit-eme" Nei" v. Z Tagesanz. 1907. —
3. zerbleuen, durchprügeln AaFij.; Ap: Bs; BStdt:
GrTIis. Ai"'m 's Hinder v. Bs. De" hem-mer versalbet!
Ap; Bs. Si händ-en fest versalbet AaFo. Ond denn
Die z' Wolfhalde" tond enand v. ATobler 1909. —
ver-salbet: verschmiert (an den zu 2 angef. Orten).
Wie bist du v.! B (Zyro). Du g' sehst v. dri"! zB. nach
dem Genuss von Kirschen usw. De" Tisch ist ganz v.
V-i Hose"; s. auch blitzen (Bd V 287/8). Es v-s
G'sicht. Gotth. ,In einem v-en Wochenblatte in einem
Wirtshause.' ebd. , Sauber war an Toni nur das, womit
er seine Kühe berührte, seine Hände, sauber waren
seine Milchgepsen, sauber waren seine Kühe, aber
wie dann der übrige Leib, Häfen und Pfannen, Weib
und Kinder versalbet und versauet seien, das küm-
merte ihn nicht.' ebd.
,be-: inungere, perungere; besalbet, perunetus,
inunetus; besalbung, beschmirwung, perunetio, in-
unetio.' Fris.; Mal. — Schon amhd.; vgl. auch Gr. WB.
I 1540.
durch- GRThs, dörche°- Ap: durchprügeln. [Der
Ratsknecht musste den N.] im Boden onne" grad noeh
e'"möl e"chli" d. ATobler 1909. — Amhd. in eig. Bed.;
s. auch Gr. WB. II 1661.
Salber m. : ,untore' PA1. (Giord.). ,S., schmirwer,
unetor.' Fris.; Mal. Wagenschmierer: Ausser der
Marktzeit war der Mittelpunkt des Verkehrs das Kauf-
haus und Kornhaus, wohin die Waren gebracht werden
mussten. Es war bei demselben ein Wagmeister mit
200 fl., ein Spanner und Salber mit 50 fl. Besoldung
und nach Bedürfniss Sackträger angestellt. JMüller
1867 (AaL.).
Ahd. mlbari m., pigmentaria (vel arzal), mlbiira f., un-
guentaria (Graff); vgl. Gr. WB. VIII 1693. Salber -Basti,
Überuame einer Familie, aus der schon viele Ärzte hervor-
gieugen LTriengen. Salberli-Heini, Schelte auf Einen, der
seiue Kleider verschmiert AaTäg.
ühueche"-: scherzh. für den Schweinenabel BE.
(Gfeller).
C harre"-: 1. schmutziger Kerl B (Anderegg). —
2. geringschätzig von einem Menschen, der sich zu
Allem brauchen lässt L (Schürmann). — Als Beiname
einer Familie SchHa.f
Quack-: a) wie nud. Aa; Ap; Bs; B; G; Th; Z;
wohl allg. ,Wir haben gezeigt, wie es dem Qu. zu
Mute werden sollte, der gegen Gesetz und Ordnung
an ein Leben sich wagt und unter seinen Händen
geht dasselbe zu Grunde.' Gotth. Auch bei AKling-
ler 1688. Auch geringschätzig für einen Arzt, der
seinen Beruf schlecht versteht Ap; B und weiterhin. —
b) ,wer kunstlos mit Salben oder Öltlaschen hantiert'
B (Zyro). — Bamphili-: Spottname eines Quack-
salbers; eig. Einer, der für jedes Anliegen Pomphalyx
empfiehlt SchSI (Sulger). — quacksalbere": a) in
die Heilkunst pfuschen Aa; Ap; Bs; GT.; Tb; Z. 's Qu.
ist i" vile" Kantone" verbotte". Si lit scho" acht Tag
Nest und qu-et an'n Beinen ume". Z Tagesanz. 1906.
b) mit Salben uä. kunstlos hantieren, schmieren B.
is qu-isch da? — Quack-salbete" f.: Quack-
salberei ApLb.
Schnell- : Pflanzenn., Hauslauch, Sedum Telephium
GWe. Dim. Sch.-Salberli, Sedum album. ebd.
Das Blatt von Sedum Tel. wird oft zerquetscht auf Ge-
schwülste gelegt; davon ist wohl die Benennung ausgegangen.
-17
Salb, selb, silb, solb, sulb
■Salbete" f.: Gesalbe, Geschmier Ap; GrRIi.; GT.;
Ta; ZO. En S. a"lä" GrRIi.
Salbi II m.: Schmierer ÄALeer.
(g°-)salbig: fettig, schmierig Ndw (Matthys).
Salbi"g, , Salbung' — f.: Jas Salben. .Salbung,
schmirwung, unctura.' Mal. ,Am 4. tag, nach dem die
salbung [des Kranken] angefangen ...' Zg Arzneib. 1588.
.Salbung [der Waffen].' Gwerb 1646. Vom Einfetten
der Schuhe GkPi\ — Vgl. Gr. WB. VIII 1695.
sälbele", in B selbele": nach Salben riechen B;
Dial. Das selbelet hier inne"! zB. in einer Apotheke
oder einem Laboratorium B. — Die B Form zu ,Sv//,<»
(s. unter Sa»).
Sälbier: Name eines (nach Leu 1686) ausgestor-
benen Geschlechtes in ZStdt. , David Selbler, der trum-
meter uff St Peters turn.' 1550. .Salomon Sälbier der
jung.' 1596. S. noch Leu, Lex. XVI 11.
Eig. Salbenmacher? Salbenkrämer? Vgl. ,Salbkrämer oder
-verköaffer, der kostliche und wolgeschmaekte salb verkouft,
myropola; salbmacher, salbverköuffer den leib zc schmirwen,
uuguentarius.' Fris.; Mal.
selben: eine salbenähnliche Substanz erzeugen.
Nur im Ptc. , seihend', eiternd, vom Aussatz. ,Peter
Peitre uss der graffsehaft Griero [Greyerz] ein schyn,
das er mit zwifacher malatzy, der seihenden und
fliessenden, beladen.' 1549, B RM.
Eis. salben, salben (Martin-Lienh. II 353). Abi. vou dem
auf dem selbeu Gebiet heimischen Seihe", Salbe (Sp. 798).
Das Bod.-Verhältniss entspricht dem von ,Eiter' : .eitern.'
Salba'derm.: 1. Quacksalber ÄALeer. (H.); GT. -
2. Schmierer, Schmierfink ÄALeer. (H.); BoAa. (FAn-
deregg).
Nhd. = alberner, langweiliger Schwätzer (schon im XVI. I,
im XVII. uft auch abstr. = seichtes Geschwätz, rauler Witz uä.;
vgl. Gr. WB. VIII 1681/2; Klnge'383; Weigand 5 II 640,
sowie salbäderen. Uusre Bedd. beruhn auf Anlehnung an salben.
Ge-salbä'der n.: albernes, langweiliges Ge-
schwätz Bs; B. Es G's. mache" Bs Jitz han-i'h de""
afe" g'nue? vo" dem G's. ! BG. Ich ha" das G's. e"fange"
satt! — Der Erst, wo noch e" Wertli vo" d'ere" Ferie"-
g" schickt sait, kriegt Aini hinder d' Leffel! FOschw.
1898. — Vgl. Gr. WB. IV 1 b, 3783.
salbä'dere", in AaFh. -ätere", in BsStdt nach
einer Angabe auch salbare": 1. a) albern, weitschweifig,
auch undeutlich, unklar reden ÄAFri.; Bs; B; GT.;
Sch; Th. Was soll denn das dumm Zig beditte", wo
si dö vor sich ane" salbäderet? FOschw. 1900 (Bs). Er
het mimen Öppis g'salbäderet, me" chunnt nit drüs,
was-er säge" will und meint AaFh. Das isch Nüt mit
Dem: Der duet nume" so s. B (vRütte). , Damit meine
ich aber nicht, dass der Lehrer des Stoffes nicht Mei-
ster sein solle ... meine nicht, dass er bloss s. und
schwadronieren solle.' Gotth. 1861; in den andern
Ausgg. , schwabein und schwadr.' Auch etwa von einem
salbungsvollen Pfarrer, einem stets jammernden
Frauenzimmer B. — b) eine Sache nur halb machen
AaFH., eine Arbeit nicht fachgemäss an die Hand
nehmen und hinausziehn ScnHa. — 2. a) schmieren,
zB. mit Speisen unreinlich umgehn B. Lueg aber, wie
d1 salbäderisch ! zu einem essenden Kinde. — b) quack-
salbern GBuchs, T.
Salbäderi' -ei f.: = Ge-salbäder AaFh.; Tu und
gewiss weiterhin.
Salbä'deri (in B *"~) m. Aa; B; GWb., -ere" f. B:
Schweiz. Idiotikon VII.
1. müssiger, gedankenloser Schwätzer GWb. und wohl
auch sonst. — 2. a) Quacksalber Aa; UM. — b) Schmie-
rer B. Du bist e" rechte'- S-i (e" rechti S e") ! — c) Pfu-
scher, Stümper, ebd.
Salb äster m.: = Salbader 2 BoAa. (FAndere^g).
Salbei Salbaie" Bs, Salbinc- {-ine" B) AaB., F.;
Bs; BG., Stdt und lt Zyro; „Gl; L"E.; GSa., Wb.;
Sch; aScHW; Tu; Ndw; üwE.; I.'; WLö.; „Zg"; Z,
auch lt Heg. 1840, Salb- BGoldb.; LE.; Sch, Selh-
Aa, auch lt Mühlb. 1880; Bs. Sabine" Aa (Mühlb.
1880); Bs, Salfi GRNuf.; GSa., Selfi GRSchs — f., als
Dim. Sälfli „Ap" (auch lt TTobler 1844); GF., ullh.,
T., W.,We.; Tu, Sälbli GF., T.: Pflanzenn. 1. Salbei,
Salvia offic, tw. auch prat.; die Letztere oft (so in
Ap; LE.; G; U; Z) unterschieden als wildi S. Syn.
(Salbinen-) Müsli (Bd IV 476. 479); Müsli-Stock; Tra-
güner. ,Die salbinen, salvia herba, eleliphates; wildi
salbin, stachis.' Fris.; Mal. ,Wir könnten ausländi-
sche* Gewürzen in unsern schweizerischen Ländern
wol entbähren, wann wir mit unseren alten Vorfahren
an statt derselben Salbei, Majoran ... und andere
brauchen möchten.' EKönig 1706. Die , wilde Salbei'
als Futterpflanze. JCNag. 1738. Als Heilmittel. S. ist
gut gegen Zahnschmerz Aa; GRh. (man legt die Blätter
auf die hohlen Zähne), gegen Magenweh Gl. Salbine"-
blätter, Honig und Essig empfohlen zum Gurgeln gegen
Halsweh WLö., gegen Plätere" a" der Mu'lespe" [Tappe]
BG. , Contra mortalitatem boura et vaccarum [dienen]
poleyen und salbinen.' 1501, Z. ,Die Üügel bestreich
im [dem flügellahmen Habicht] mit schweinsgallen.
mit eisenkraut- oder salbeinenkrautsaft vermischt.'
Vogelb. 1557. .[Gegen Kniegeschwulst dient ua.] salbin
wol gestossen.' Zg Arzneib. 1588. ,In Pestzeiten soll
[man] reuken mit Salbynen, Schelfen von Apfel und
Byren.' JJBreit. 1629. .Rotbugelen, Salui und l'o-
layen in Wyn gesotten und trunken trybt die ander
Geburt.' ZElgg Arzneib. um 1650. ,Das güldene Selfri-
wasser [aus] edeln Salbinen [und andern Ingredien-
zien].' Arzneib. XVII. / XVIII. , Wilde Salbeywasser,
die Stengel und Blätter im Mayen gebrennt, ist gut
für das Stechen umb das Herz und böse, unreine Ge-
blüet.' ebd. .Salbei (Salvia) hat den Namen a Sal-
vando, weil er zu vielen Krankheiten dienlich ist.'
EKönig 1706; Weitres ebd. S. 074. ,Salbey ist alten
Leuten sehr dienlich ... stärket die Sennader.' Kunstb.
XVIII. ,Gegen alle Fieber nimm 3 schöne Salbinen-
blätter grün ab dem Stock und trockne sie, bis du
kannst daraufschreiben. Auf dem ersten Blatt schreibe
du: Christus ist gestorben. Auf dem andern Blatt
schreibe du: Christus ist von den Toten auferstanden.
Auf dem dritten Blatt: Christus ist gen Himmel ge-
fahren. Ist Alles vollbracht.' XVI1L, UwK. ,Bei Ent-
zündung des ganzen Mundbezirkes wird die Salbei
(Sälvli) gebraucht.' TTobler 1844. S. noch Schön-Hür
(BdII1509); CAer6e»(BdIII450); Bnine«en(BdV652);
Rdb (Bd VI 16); (Mür-)Büt (ebd. 1797/8. 1799). Als
Küchenpflanze. Die Blätter werden im Teig gebacken
Aa; Bs; B; Gr; L; S; Th; Z; s. Müsli- Chüechli (Bd
III 138); MMi (Bd IV 176). Als Gewürz in Blut-
würsten gebraucht G. RA. Ab der Salbine" trinke",
etw. überaus Angenehmes gemessen AaB. .Peters wip
sprach zuo Burgin. er sie ein zers verhiter diep und
esse und trinke ab ir und ir man als ab einre salbinen.'
um 1400, L. Mit den Blättern reinigt man die Zahne
Salb, selb, silb, solb, sulb
GStdt. — 2. wildi Sälbine" = salbeiblättriger Gaman-
der, Teucrium Scorodonia LE. (ßhiner 1866).
Ahd. salbeia, sahia, tdma dsw. (s. Zl'dW. VI 194); rahd.
albe, tdbe, talbfne, tdbln, aus mlat; salvia; vgl.
Gr. WB. VIII 16S6. Die Bs Form Sulbak" setzt sich im
Elsass fort (Martin-L-ienh. II 353); zum Ausgang vgl. Bo-
meien (Bd VI 914) und ZfdPh. 31, 500. Die Umbildung zu
Salbine" (nach Pflanzeuuamen wie Balsamlne" usw.) scheint
nach dem Ahd. Gl. III 589 belegten lat. sahina nicht erst
deutsch zu sein. Sabine" kann auf Anlehnung an den (nach
ASocin 1903, 993) schon altbezeugteu gleichlautenden Frauen-
uamen beruhn; doch wäre auch rein lautliche Entwicklung
denkbar (zum Schwund des / vor b in Schwachtonsilbe vgl.
seb unter selb). Hieher viel!, die Ortsn. ,Salfe-Matt' Zg,
,Salfis-Berg' BWohlen (auch Familienn.), ,Selbis-Berg' BsLie.
Edel-: Salvia oft'. .[Gegen Gliedersucbt] nimm
Rehfarn 2 Hand voll, Edelsalbinen eine Hand voll, Wer-
muot...' Arzneib. XVII./XVIII. - Ross-Salbine":
Wiesensalbei, Salvia prat. BGr. Syn. Holländer- Chrüt.
Salberne" f.: die salzige Flüssigkeit, die vom Ein-
salzen des Fleiscbes zurückbleibt; sie wird (oder
■wurde) Kälbern zu saugen gegeben als Schutzmittel
gegen den Rauschbrand GisRh. Syn. Sammleren. —
Aus 'Salmerm" ; vgl. Sabniarra.
Saibling s. Sälmling.
selb (seb, seil, salb), s e 1 b e ( n ) , selbeHs, selber(t),
selbs(t), selbt: 1. präd. a) selb Ap; Gl (s. un-
ter a); GRHe., sG.; GBern., Marb., Rh. (Dial.), Stdt
(Zahner); W (s. unter a), seb ApI. (Dial.), K. (T.),
selbe(n) BHk. (Dial.), Ha., oSi.; PA1. (,sailbu, da so
stesso.' Giord.), selbe"ts Ap; ZRafz, selber, zieml.allg.,
auch (zT. wohl jünger) an den für die andern Formen
angegebnen Orten, selbert GrD. und lt Vassali, selberts
Th (Dan.), selbs BO. (GJKuhn 1806); WLeuk (Dial.),
Lö., Vt., selbst PA1. (Giord.); WG. (s. unter a), selbt
GRCast. (s. unter ja), seht GrD. (s. unter 8), wie nhd.
selbst, selber, lat. ipse. Die Stellung stimmt im
Allg. mit der Schriftspr. überein. An Stelle der
urspr. grammatischen Kongruenz mit dem Beziehungs-
wort ist schon in unsern ältesten Belegen meist
formale Erstarrung getreten. Das Beziehungswort
steht a) im Nom. Selb. Most halt s. gi" luege",
wenn-t 's nüd globst Ap. Er het-sich s. 'tot. ebd. Es
ist ame" Niedere" 's Mül s. g'wachse", ein Jeder hat
eine Zunge zu reden, ebd. (T.). ,Hiute sind alle haphte
fri gemachot, die der tievil hate gebundin mit den
sundon, ubi siu selbe wellen.' XII., Wack. 1876. ,Grauf
Ruodolf sprach: ich wil selbe undertädinger sin...
und saz selbe uf ain pfärd.' Z Chr. 1336/1446. ,Do
ist der herzog selb und der basthart von Burgund mit
irem grossem gezüg und macht usser ire Wagenburg
gebrochen.' 1476, Bs Chr. ,Ouch ist St Peter selb da
gsin.' UEckst. 1525. ,[Die Pensionennehmer] besassend
selb das regiment.' Ansh. ,Die väld und holz in disen
landen wil ich durchziehen, ob ich ein tier selb
schiessen mug.' Ruep 1550. Selbe"; s. Hechten (Bd III
1055). Selber. Ich s. ha" 's g'seit neben ich ha" 's s.
g'seit. Gang, Ineg s..' Gib dem Bueb e" Chrüzer
und mach 's s.! L (Ineichen); s. noch Chnecht (Bd III
721). Wenn d' tci't, das' 's 'tä" sei, so mach 's s.! Zu.
Mu" macht hie s. Ox und Wage" fir d's Hew zue z'
tuen WLö. Wer 's vermag, hat en Hund, wer keine"
vermag, billt s. AaF., macht-en s. ZEls. De" Vatter
seit, me" mües' iez hüse", d' Chats verchauffe" und s.
müse" ZWangen, ähnlich AaF. B'hüet-di''' Gott hinde"-
nöche", vorne" chaust s. luege"! L. Wenn 's e" Hung-
hafe" wer, su hätte" -si-ne" s. g'Ucket BSi. (DGemp.
1904). Politische Wahlkreise lehnen eine fremde Kan-
didatur mit der Losung ab: Mier hV" s. Holz! Barnd.
1911 (BG.). ,Er seie s. Meister.' 1796, ebd. ,Die werk,
die sy inn s. erkiesend als guot.' Zwikgli. S. noch
Gesicht (Sp. 255). .Selbert.' ,So einer eim schuldig
ist und er bezalt will sin und aber er das galt nit
hett, muoss er im sälbert pfand abfordern und verggen.'
1533, B (ZfsR.). ,Und hat mich der Herr s. morndrigs
so wyt bleitet.' JMaler 1593. ,Es ist kein anderer
heiland dan Christus, der uns hie s. wyset uf die
liebe Gott sines himmlischen vatters.' ebd. S. noch
Bauch (Bd VI 97). Selbs. Si [die Musterfrau] lert s.
iri Ching. GJKühn 1806. ,Daruf unser guot fründ und
landlüt von Ursern antwurten ... daz sy dan selbz [!]
ein kirchhern wellen.' 1484, UAnd. .[Seine Frau sei
trotz der Aufforderung heimzukommen] bim tanz be-
liben, darumb er anhin gangen sy selps zu reichen.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Gerad ich s. und kein anderer,
ipse egomet; gerad äben ich s. in eigner person, ip-
sissimus; du s., tute ipse; die taat oder die sach be-
weist es s., res ipsa indicat; die rächt bluost s., flos
ipse; das wir s. gesehen habend, compertum oculis.'
Fris.; Mal. .[Gessler zu Stauffacher:] Ich will ouch
nit, dass ir also fry lebind, als ob ir s. herren sigind.'
Äg.Tschum Chr. ,Ich s.' RCys. ,[Eine so heftige Er-
schütterung] dass die Glocken klein und gross sich s.
gelötet und angeschlagen.' ebd. ,Bei einem Bauer, der
s. manchen Tag kein Brot im Haus hatte.' 1692, Z.
, Jesus spreche s. ein kräftiges Amen.' SLutz 1732.
S. noch Sül (Sp. 794). .Selbsten.' .Sie sige alls bald
selbsten kommen.' 1610, Z. So noch häufig bei Gotth.
A's{ selb (Ap), selber (GT.; Th), in eigner Person; s.
Bd I 201. I'h chommen a. s. A. : Wer hat Das g'seit?
B. : Du a. s. Ich ha" 's a. s. mües'e" mache". SelbferJ
= ohne fremde Hilfe, von selbst. Las'-mich mache",
Das chann-ieh s. Das Kind cha"" scho" s. laujfe". Ich
chume" s. ufe" [zB. auf einen Baum], du brauchst mir
nicht zu helfen, 's ist selb(er) cho", g'wachse", von
einem Pfiänzchen, das ohne Zutun des Menschen aus
dem Boden gesprosst ist Ap und wohl weiterhin. Sel-
ber g'wachse", halb scherzh. von Früchten (bes. Obst),
die nicht recht gediehen sind ZFlurl., Uhw. S-ni Öpfel.
,Ein selb gewachsne wid.' 1483, Z RB. Selber g'storbe",
durch Selbstmord Ap; Z (Dan.). Auch sonst vielfach
abs. gebraucht, in mehr oder weniger festen Verbin-
dungen. Selber esse" macht (auch ge''d Ap) feiss. wohl
allg. Selber ha" ist über Vatter und Muoter W (Schwzd.).
Selber denke" ist besser wan nachhi" säge". Sprww. 1869.
S. auch rüemen (Bd VI 932). Selb (Ap; Gl; GrD.,
Pr.; G; W), sei" (WG.), selbst (WG.; echt?), sonst
selber 'tä" (tue" Gl; Gr lt Bühler: Sch lt Kirchh., ma-
che" S): selb (bzw. selb, selbst, s'elber) häb W, ha" B;
Gr; S, g'ha" BG.; Gl; Scb lt Kirchh.; Z, = mhd. selbe
tste, selbe habe. ,Ich konnte mich nicht verteidigen ...
Jeder sprach: Da siehe du zu! selber 'tan, selber ha"!'
Gottb. Selber 'tä", selber de" Schade" ha"! BR. , Selbs
getan, selbs gehan, faber compedes quas fecit ipse ge-
stat.' Denzl. 1677. Öfter in Zwergsagen. Ein Zwerg
hilft einem Bauern es Füederli Bisrrelle" lade" und
verletzt sich dabei; als der Bauer jammert: O heie",
o heie", wenn 's numen au'h mir begegnet wer! dö sät
das Manndle: Abba, das macht Nüt! selben 'tö", selben
g'ha" Aa (Gr. Myth. * 373). Einmal half ein Fänggen-
-21
Salb, selb, silb, solb, sulb
männli einem Manne Holz spalten und liess sich von
ihm überreden, sich selbst in eine Spalte einzuklem-
men. Von jenem verlassen, jammerte es. Da kam
das Fänggenwlbli herbei und sagte zum Männli: Selb
'tön, selb hän. Vonbun 1862, 58. Selb 'tä", selb hab;
bläs-der selber du" Schadu" ab! wurde einer Person
nachgerufen, die sich ungeladen am Gotw'ergitanz be-
teiligte und davon vertrieben wurde, indem man sie
sich auf eine leicht verdeckte Werchhechel setzen
liess. W Sagen II 49. Seil 'tä", seil hebb, so lang dir
die Hechle" im Fidleeh klebt! riefen die Goggicergini
zornig ihrem jammernden Genossen zu, dem ein Mann
eine Hechel in den Hintern geschlagen hatte und der
auf ihre Frage: Wer "tä"? mit Seil da (so hatte sich
der Mann genannt) antwortete. AmH. 1879, 128/9 (WG.).
Daraus entstellt : Selbst 'tä", selbst häb, bis der Dreck
am Hindere" chleb! WG. .Selbst tun, selbst g'han,
sprach der wild Mann.' Sprww. 1824. Vgl. auch die
Dialen-Sago bei Vonbun 18(52, 67 f., sowie WMann-
hardt 1875, 94 f.; Gr. Myth. i 859. Nacbtr. 126. 302.
,Selbthan' heisst der Prinz der guten Bergmännlein;
s. Reithard, Sagen 537. Selber i"'brocket, selber üs-
g'esse" ScHSt.; vgl. Bd V 563. Im gleichen S.: Selber
a"g'richt, selber g'esse". oü. Selb- (GrD., Pr.), selber-
g'mach(e)t, selbstverfertigt, von Tuch, Kleidern. Fon-
de", g'stole", selbets g'maeht, Kinderspruch, mit dem an
einem (neuen) Kleide die Knöpfe abgezählt werden
Ap (T.). S-s Häss, G'icand; s. B. I 236. II 33. IV 107.
Selber g'maeht ist die beste BöüreHracht UwE., selber
g'spunne", selber g'ivobe", gibd das schönsti Ere"chleid
ZKn. Selbg'spimne-s und selbg'wobe's Tuech GRPr.,
Seiberg spunnigs, -g'icobe"s BE. Selber'bache"s f-'bach-
nigs BG.) Brot (vgl. Bd IV 957) u. a. m. — ß) im
Acc. Es hungeret -mieh selb e"fange". AHalder (Ap).
Die Lüt chünne"d sich selber rüeme", das'-si Milch ge"
möchle"d (vor Giieti und Wolüsge") Z. ,Das sy [die
Seele] sich seber ... »chowet.' EStagel. ,Du solt lieben
deinen nächsten als dich selbs.' 1530, Mattb.; dagegen
,als dich selb.' Rom. ,Wir habend den mann selbs,
habemus hominem ipsum.' Mal. ,[Ein Bichter mag
hei naher Verwandtschaft mit den Parteien] sich selb
versprechen.' GrKI. LB. ,Ein Sund, wider welche
Gott der Herr sich selbs in das Feld lassen will.'
JMüller1665. MitPräp.; zahlreiche Belege s. Sp. 148.
.Über sich selb urteilen.' 1530/3, Z Ehegericht, über
in [= sich] selber fare", nur über sein eignes Grund-
stück fahren BG. ,[N. soll] über sich selbs faren,
über das sin uf und ab in sin bunten und ander nit
beladen.' 1554, Bärnd. 1911. !'•> bi"für mi'h selb GrPi\
.Wenn der alt kunt an den tag, daz er nicht vür sich sel-
ber mag, hat er den vriunt, daz ist im guot.' Boner. ,Dass
nieman für sich selb dehein uflouf noch ufbruch mach.'
1476, Bs Chr. .Soll er das [Lehmgraben] nit für sich
selbs eigens fürnemens tuon, sondern die geschwornen
... zuovor hegrüessen.' 1545, ZSchwam. ,Neben hinein
erstreckt sich das Tal Ambria, ist für sich selbs.'
Güler 1625. ,Item ein jeder Ambtmann zu Rüti müesse
2 Jahr auf sich selbs [auf eigne Rechnung] essen,
dann im ersten Jahr schneide der alte Amptmann, im
andern Jahr schneide man die kleinste Zeig, da man
allein anzublüemen habe.' 1691, ZRüti. Er ist diirch
in selb sörel ivit cho" GRCast. (Tsch.). Wider s'i selber
sin-f schö" nid. ebd. Unklar : Schi sind dürch si selbt
wille" um d's Vermöge" cho". ebd. — •() im Gen. ,Sin
[Gen. von ,er, es'] selb(e)s'; die Verbindung hält sich
bis ins XVI. Präd. ,Sin selbes wesen', bei Verstände
sein. ,Wer sin selbes müge wesen, der volge mir,
wil er genesen.' Boner. ,Die N. d[icit], dass si ein
kiud hat, ist nicht wol sin selbes, und hat es in einem
jarfünfzehen mal verlorn.' 1392, ZRB. Attrib. ,Swenne
uns gileitit unsir herre zuo sin selbis antlute.' XII.,
Wack. 1876. ,Mit sin sfilbs lib.' ,Ouch wissent, dass
. . . der herzog von Burgund m. s. s. 1. und mit 4000
pferd und 2000 zuo fuoss vor Coln nöcher den ein
klein mile gewest.' 1474, Bs Chr. , [Jeder der gisel-
schaft Leistenden soll] m. s. s. 1. und einem leistbaren
pferd inryten inn eins offnen würts hus zuo Arow.'
1478, ALechner 1906. ,Küng Sigmund ... rait m. s.
s. 1. zuo fürsten und herren.' Vad. S. noch Hüs-Rauchi
(Bd VI 100). ,Mit sin sglbs gewalt' ,[Der Käufer N.]
suochte ouch allwegzuo ... m. s. s. g. brot binden uff
dem karren uss [was verboten war].' 1468, Z RB.
S. auch Bär (Bd IV 1431). ,Von min selbs wegen.'
Zwingli; s. Bd VI 1273. Nachgestellt: ,[N. erscheint
vor dem Schultheissen zu Baden] in namen sinselbs und
...siner rechten und elichen brüedern.' 1415, AaB.
Urk.; ebenso 1471, TuBeitr. In den folgenden Fällen
könnte ,sin' auch adj. Pron. poss. sein. ,Den selben
win der N. in sin selbs vass geschütt hat.' 1403, Z
RB. ,Item sin [des Herzogs von Burgund] selbs volk
hasset in.' 1474, Bs Chr. ,Wir sönd im [dem Tar-
quinius] tuon all zucht und eer, als ob sin [des Brutus]
selbs person da wer.' HBüll. 1533; vorher ,syn eigne
person.' Mit deutlichem adj. Poss. ,So der landvogt
sölichs nach sinem selbs rüemen unbürlicher wys hat
gehandlet.' 1525, Abscb. ,Dann wir mit unsern selbs
liben unsern ernstlichen rliss angekert.' 1531, Strick-
ler. ,[Die Wädenswiler] singen ime das [Spottlied]
ouch in wynhüsern und vor sinem selbs huse.' 1547, Z.
,Das stände an irem selbs fryen willen.' Ag.Tschuih
Chr. ,Dann Job heitter spricht, dass er mit sinen
selbs äugen Gott sähen werde.' LLav. 1577. ,Soll ein
jeder, so nit mit seinem selbst lib daran [an der Ver-
bauung der Emine] mag werken, einen gnuogsamen
werkman oder tauwneren darstellen.' 1533, LRScumuilin
1886. Nach Gen. PI.: ,Ist der Burgunder selbs sag,
das man ire uff hundert tod und wunt erschossen hatt.'
1475, Bs Chr. S. noch her-mder-sagen (Sp. 417). Statt
,selb(e)s' erscheint die unter dem Einfiuss von .selber'
entstandene Neubildung ,selbers.' Wc""-me" i2nssi
selbers Chinne" [seinen eignen Kindern] chüm z' esse"
het, de"" söll-me" de"" noch anner Lide" Chinn fuetere"!
BG.; bei pers. Subj. dagegen sine" (ire") i-ge"te" Chinne".
Sonst nur im XII./XV. ,Daruinbe, miniu kinder, so
nement iuwer selbers war.' Wack. 1876. ,[Die Nach-
tigall] klagt den unschuldigen tot ir kinden und ir
selbers [Var. selbes] not.' Boner. .Nach min selbers
Vernunft und bescheidenheit.' 1365, AaB. Urk. ,Von
sin selbers, sines wibes und sines swagers wegen.'
ebd. ,Das der N. nach sin selbers vergicht sölich
schuld uff im hett.' 1376, Z. ,Wie sie mit unserm, ir
selbers und andrer erberen lüten wolbedachtem rate
geeinbert werin.' 1404, BInt. (Weist.). Anscheinend
als attrib. Adj., = eigen. .[König Karl VIII. hat dem
N., der Herzog Ludwig von Orleans gefangen nahm]
selbs willens ein nämliche pension ... verordnet.' Ansh.
,[Dem frz. König] die zuo lassen loufen, so selbs
willens loufen wollend.' ebd. ,l)a lies ein güetige stat
Bern uss grosser pit irer lieben eidgnossen, ouch uss
selber begird fridens ... ire bedingte entschlachung
Salb, selb, silb, solb, sulb
824
ganz nach und nam gemachten vertrag an.' ebd. —
9) im Dat. Eine Reihe von Belegen s. Sp. 150/1.
Selb. Se'b tät-ii:h mer s. nüd z' Lad Ap. Schi meint 's
mid Nieme"t guct, nid einmäl mit ir s. GitValz. D's
Vre"mache" hed-er van im s. g'lernet. ebd. (Tsch.).
,N. rett zuo dem pfaffen: sagent an, herr pfaff, wes
sitzent ir da [auf einem Blocke]? Do antwurt im der
pfaff: ich enweiss, ich sitz mir s. hie.' 1407, Z RB.
Selbe". Due get er mit-mu s. z' Rät u"d set..., Übers,
von Luc. 15, 17. Dial. (BHk.). ,Der aber nit halt mine
[Christi] pott, im selben ist kein liebe recht.' Eckst.
1525. Selber, 's ist-mer s. nid recht Ap ; Th. Ich ha" zue-
mer s. g'seit ... Ap; GT. ; Th; Z. ,Iez mues'-er [der Sohn]
doch afe" cho"!' hatte es [das Mütterchen] zu-n-em s.
'denkt. Obw Blätter 1900. Si hed ob ire" s. gleichet GRHe.
,[Die Krähe hat] ir s. bereit kumber, not und arbeit.'
Boner. ,Daz rint zim s. sprach.' ebd. .Selbers': ,[Der
Angeklagte] an der fräflichen Tat s. begriffen.' 1641,
AaB. Selbs. Van eww s. WVt. ,Es versehend doch
die unvernünftigen tier zum ersten inen s.' Zwingli.
,Als ich nun den schaden [des Verwundeten] gsechen
hab, von stund ich dacht in minem herzen: nun
helf dir Gott, du bist ein tod man; sömlichs aber mir
s. bhalten.' 1549, UMey. Chr. ,1m s. endtlich fürnem-
men, obfirmare animum.' Fris.; Mal. ,[Gott] welchen
ich mir s. sähen wird, und mine äugen werdend in
schauwen, und nit ein anderer.' LLav. 1577. ,So eins
in Ohnmacht falt und Nichts mehr umb sich s. weisst.'
Arzneib. XVII./XVIII. Sim (ÜRHe.), Um (GrsG.)
selb(er) (in GrD. lt B. I 338 auch sebt), sich selbst.
D's Stineli hed sim selber d' Nase" zerchretzt GRHe.
(Tsch.). Er hed sim selb mit dem Messer es Bickji i"
de" Finger g'machet GRFan. (Tsch.). Er hed simselb
d's Lebe" g'nun GrD. (B.). Fast en Jeder weiss va"
sim selb old ramme" Andere" es Stückli z' erzelle" GRPr.
Z'fride" mit sim selber, ebd. In der ä. Spr. schon seit
dem XV.; einen Beleg von 1421 s. Bd V 621. ,Also
mumlet der N. in sim selb.' 1431, Z RB. ,ünd welher
das nit tett [die Strassen unterhalten], ob dem durch
sine güeter gefarn und gebrochen wurd, der hetti den
schaden sym selbs.' 1469, G Kq. 1903. ,N. rette, er
were zuo Rom gsin und het da in der bicht sym selbs
vorbehept ein menschen zuo töden.' 1502, Z. ,So
sprach der from her Epiraanundas, ein gmeiner obman
sblte nit sim selbs, sunder sinen burgern er und gwin
suochen.' Ansh. ,IJompeius ward von unachtbarn kriegs-
buoben erstochen und sin hopt dem kaiser zuobracht;
darab er wainet und sich merken liess, er [der Kaiser]
hette es sim selbs tuon.' Vad.; noch mehrfach. ,[Er habe]
sim selbs ein weid vorbehalten.' 1547, L Hexenproz.
.üarausius, der von dem kaiser gschickt uf d strass, die
Sachsen z dämmen, nam sym selbs sland yn.' Macri-
tiana 1581. .(Mit) sim selber(t).' JMal. 1593. Formel-
hafte präp. Verbindungen. ,Ob'; s. Bd I 49. ,Üf.' Uf
im s. si", stä" 1) auf den eignen Füssen stehn. Ja,
e" Chrähi [körperliche Schwäche] han-ich doch, ich mag
fast nid uf-mer selb si"! GRValz. (Tsch.). ,Do er
[König Belsazar] aber ein band sach vor im über...
er kondt vor forcht und zitteren nit wol uff im selbs
ston.' LLav. 1583. — 2) uneig., sich um sich selbst
kümmern, Andre in Ruhe lassen. ,Sye N. zuo inen
gelouffen und habe an in stallung gevordert, die er
im verseit und geredt hab : samer gotz grind, stand
uff dir selbs oder ich stoss das swert durch dich! und
stäche damit zuo im.' 1472, Z RB. ,[üie Hasin zu der
Schönenbergerin, von der sie sich verleumdet glaubt:]
Daz dich botz bluot sehend und stand still uff dir
selb!' 1482, ebd. S. noch Bd I 116 (wo auch die Wen-
dung uf im s. sitzen) und Sp. 150. ,Vil auf im selbs
haben, amare se ipsum.' Mal. ,Die Innhaber des Hofs
sollen die Zünung uf inen selbs [auf eignein Grunde]
hauwen.' ZRorb. Offn. 1605. ,An.' Was der Bock an
im selber icVs', Das truwet-er der Gi's' BSi. (DGernp.
1904), von-em s. GWe., umsi* s. (Bd I 225). Etw.
an im s. ha"; s. Bd I 251 (auch Aa; Ap; B; Th).
,Zum letsten sol yede parti den costen, so zemal uff
sy gangen, an ir sälbs haben und abtragen.' 1545, Z
Rq. 1910. An im s., an sich; s. Bd I 251. ,Da kam die
sach, als sie an ir selber was, für der Eidgenossen
boten.' 1428, Aa Gem. .Welcher den Wein auf Kauf
schwechet, änderst denn er an ihm selber ist [soll wie
ein Dieb bestraft werden].' 1457, BSi. (DGemp. 1904).
,N. weissd nüdt uf sy ze bringen ...; spricht, sy sye
licht an ir selb.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Er hat die
sach geredt, wie sy an iren selbs ist, aperte ipsam
rem locutus.' Fris.; Mal. .Jeder soll den Win an im
selbs bliben lassen, wie in dan Gott der Allmechtig
uns mittailt.' Th Beitr. ,In'; s. Bd I 289. ,TJs.' Das
hend-s' us ine" selb getan, sua sponte GRValz. (Tsch.);
ähnlich Ap. ,Von.' Nüt (mer) von-em fco" sich) s.
wüsse", bewusstlos sein B; G; S; Th; Z. Vom-mr selb
si (cho"), ohnmächtig sein (werden) GrD. (B.), Pr.
,Von im selbs kommen oder nidersinken, linqui animo.'
Mal. Von-im (-an) selber Ap (auch selb); B; Z, «wie"
s. Ap; G; Th, vo"-sieh s. Ndw, vor-ems. Aa; Ap; Bs;
S; Th; Z, vor-si'* s. SchwE. (s. Sp. 151), von (sich;
selbst, aus eignem Antrieb, ohne fremdes Zutun uä.
Er (si) ist von (cor-)em s. cho", ungerufen. Me" mues'
all 's Besser hoffe", 's Schlimm chunnt von (ror)-em s.
's hed-em kann Toktcr g'holfe", er ist von-em selb
g'storbe". ATobler 1905. Me" mues'-em Alls hasse",
er macht Nüt vorne" selber GT. ,[A. zu B.:] Wilt du
es [die Zeche] nit geben, so swig ... also rett er aber,
er wollte joch reden, denn er hette ein mul von im
selben.' 1440, Z RB. .[David:] Ich bin nit von mir
selbers kon, der vatter hiess mich zuo euch gon.'
VBoltz 1554. .Ein krebs oder krab, so von seim selber
gestorben ist, sol ganz verworffen werden.' Fischb.
1563. .Von im selbs, uugenöt und ungezwungen, sua
sponte; er vermag wenig von im selbs, minus potest
per se.' Fris.; Mal. .Den jungen kinden, so noch nit
essen mögen von inen selbs.' F Schulordn. 1577. ,Da
ist är [der Brunnen zu Weissenburg] noch von im
sälber warm gsin.' 1600, DGemp. 1904. , Erstlich werden
die Pflaumen in gemein underschaiden in zwo Gat-
tungen, deren die eine von sich selbs wachst, die
andere aber gezweiget sein muss.' EKönig 1706. ,Wohl-
gafasäte Gesetz und Regel der hochedeln vosisälbär
gemachtä hochgeehrtästä . . . Fassnachtgsellschaft . . .'
1829,ScHwBr.Bartlispiel. S. noch Bd I 841. Im gleichen
S. vo" selber B; Tu; Z und sonst. Nidsi''' gut 's r. s.
Das ist Einer, er stät o. s., von einer handgreiflichen
Lüge Z. ,Bi.' (Nüd) bi-n-em selber (lt Bärnd. 1904
auch siner s.) si"; s. Bd IV 901. ,Da sye er von stund
an ... in Lüften in ein frömbd Land getragen worden,
da er nit by ime selbst gwesen.' RCvs. (Br.). ,Zue.'
Zue-n-em (zue sich) selber (B; Z), zue sim selb (GRPr.)
luege"; s. Bd III 1224 o. (Wider) zue-n-em (zue sich)
selb(er) cho", zur Besinnung kommen, wohl allg. ,Do
ich [eine Nonne] do zuo mir seber kam.' EStagel.
825
Salb, selb, silb, soll., sulb
Bemerkenswert sind einige Z Belege aus der 1. H. XIV.,
in denen unveränderliches ,selb' seinem ßeziehungsw.
(Subst. mit und ohne Art.) vorangestellt erscheint;
nur in Verbindung mit der Präp. , wider' = gegen(über).
,Daz hus Jacobs Barillis, daz gelegen ist Zürich in
der minren stat widerselb dem [Linden-]hove.' 1313,
ZÜtenb. Urk. ,Was ouch das gotzhus ze Einsidlen an
reben und andern güetem hat widerselb dem Zürich-
see, da die burger [zu] Zürich vögt oder meyer sind.'
1313, Äg.Tschudi Chr. ,[Ein Haus] widerselb der ni-
dern brugge, an dem huse der burger von Zürich,
daz du alte mezzie waz.' 1319, ZÜtenb. Urk. , Reben,
die man nemmet an dem Letten und gelegen sint
widerselb Wipkingen.' 1322, ebd. — b) wie nhd. selbst
= sogar; im Gegs. zu a ohne Nachdruck und meist
vorangestellt. Selb 's Esse" hed-er-mer vergönnet! Ap.
Selb S?b ist-em no°h z'vil g'si". ebd. Selber der Vatter
hat 's g'glaubt ZRuss. Wen" Für h"'1 Pulver z'säme"-
chiemen, ist selben de'' Tüfel nid sicher. Scbwzd. (BSi.).
Zu-n-ere" ZU, an die sich selber min Enigro^satt nit
es mal mer b' sinne" mechti. ebd. Selber Die ennert-em
Se sind uf de" Jasse" harre" cho" [um mit den Zugern
gegen die Raubritter zu ziehn]. ebd. (Zg). Selber im
Bett sei's nid g'hür. ebd. (AaF.). Auch BStdt (Scbwzd.
1, 15). Doch auch mit Nachstellung: Der Chüe"red
selb het's g'globt Ap. — c) selb Aa; Bs; B; Gl; L;
GoRh., Wb.; S; „Zg"; Z, seb AaF.; Bs tw.; L, salb L;
Tb, in ScbwE. auch selbs, mit folg. Ordinalzahl wie
nhd. selb(ander, -dritt usw.). Vgl. samt. Selb- (seb-,
salb-, in ZAussers. lt Dan. 's halbjander; s. Bd I 308.
In AAtw.; B; S dafür das jüngere selb-zweit (-zwöüt).
[Walther von Eschenbach] hed anno 130S selb föüft
de" Kaiser g'stoche". Ledthold 1895. Mit vorgesetztem
z': Z'salbander, -dritt usw. LEigent.; ScHSt.; Tb tw.,
in TaMü. z'halbdritt usw. Lieber gieng-er [ein Bauer]
d'sebdritt [1. z's-] hindertsi''' uf Ei"sidle", als die Stras-
senbahn zu benutzen. L Tagbl. 1900. ,Swer klagen wil
umb frevel ... dass der nit wan selb vierder komen
sol für den rat.' 1334, Z Ratserk. ,[Graf Rudolf] rait
selbdritte.' Z Chr. 1336/1440. ,Aber sol der meyer
von Höngg dem vorster an mitten in der hofwis ...
geben ein burdi höws, die der selb forster selb
dritten uf sich mug gehaben.' 1338, ZNossikon. ,Denne
den zwein Koler und den zwein Hebstritten und iren
gesellen selb einlift in ein lag 1 Ib. 12 ß.' 1384, B
StRechn. ,Nach dem mal kam er aber selb dritte.'
1384, Z RB. ,Item die Leinbachin von Klotten selb-
achtet, die Winklerin selbsibend, die Wissgassers-
tochter selbfünft, Bela ir schwöster selbander.' 1412,
Z (Verzeichniss von Eigenleuten). , Wer den Widemhof
innhat, der sol ainen hern zuo Sant Gallen oder sin
potschaft ... zuo den zwain jargerichten selb dritten
bekosten.' 1459, JGöldi 1897. ,[N. sagt aus] wie sich
gefüegt habe, das er ungevarlichen selb vierd mit
guoten gesellen uf der nidern brugg gegangen.' 1468,
Z RB. ,Die Rintaler fiengend den aman von Luschnow
Salbändern.' Vad. ; nachher: ,der aman von L. sampt
sinem gesellen.' ,N., der selbs zwölften der selben
nacht über die mur usgfallen was.' ebd. ,Ich kam in
ein holz selb zechend.' Haimonsk. 1531. ,Also dass
[aus einem Schiffbruch] der hoptman selb vierzgest,
wider alle hofnung, kum entran.' Ansh. ,In einer huss-
halt, da man selb nündt sitzt.' 1543, Z. ,Als er salb
ander reitt die statt und muren zuo besichtigen.'
JHaller 1550/73. ,Hans [Planta], amman zu Steins-
berg, hat selb vierdt den brief besigelt betreffend dir
pündtnuss ...' Arüüser1598. Selbsdritt ScuwE. .Ilälf-
fend ir mir nüt, daz ich hinweg gelassen wird selbs
trydt, so...' Haimonsk. 1531. ,[Der Münzmeister] soll
ouch nit mer gsellen han so arbeiten dan er selbs
viert uff aller Schmitten.' 1559, L (FHaas). ,üas ein
jeder meister allein und nit mer dann selbszehend zu
werchen befuogt sin [soll].' 1565, Z RM. ,Und wyl er
...selbs zechendt ze Tisch gsessen.' Iti37, Z. ,[Gott]
hat Kraft gegeben dem Samson, dass er allein nicht
selbst ander oder dritt, sondern er allein mit seiner
einzigen Faust ein grosse Schlacht verrichtet.' FWvss
1677. Vielfach (so in B; L; Sca; Tu) in die allge-
meinere Bed. ,zu zweien, zu dreien' usw. übergegangen
und dann mit plur. Subj. Si sl" selbander cho" B (Zyro).
Mer wend 's z'salbander träge" Tu. De'' Hannes und
's Ämerci chöme"d z'salbander hamm ab ''cm Feld.
SWinz (ScBSt). ,Gieng dannocht einer mit inen,
dass si salb dritt usser dem hus giengen.' 1425, Z RB.
.Massen ich nur in dem Bezirk der Statt Lucern 35
Storkennäster gezehlet, da sie alle Jahr selbs fünft
hinweg fliegen.' JLCys. 1661. Das Beziehungswort
kann fehlen. Z'salbander isch [ist es] schöner [als
allein] Tb. Jährlich wurde ausgegeben, um ,selb fiert
nach Eiselen' zu gehen, 6 Gl. 1387, AKüobler 1895.
— d) als 1. Glied in Zssen sonst nicht häutig, meist
in der Form selb, älter auch , selbs', selten (und wohl
meist unter schriftspr. Eintiuss) .selbst.' Vgl. die ad j .
Zssen s.-laufend (Bd III 1140); -sichtig (Si>. 269); -sür;
-dürr, die subst. S.-Fall (Bd I 743), -Grind, -Chopf
(Bd II 768. III 415), dazu s.-hout (Bd II 1500); -Baum
(Bd IV 1245); -Sächer (Sp. 134); -Ge-schoss; -Schuss;
-Steg; -Trost; -Wal. — 2. attrib. bzw. subst. a) selb
BSa.f und lt Zyro; GrD., Seulms, Spl.; LHa.; SgkwG.; U,
seb GrRIi., S., Sculms, mit notwendigem best. Art., wie
nhd. der selbe = der nämliche, lat. idem. Dafür sonst
der glich. Schi ist noch am sebe" Wupp GrS. Er ist
der selb Tag scho" fürt UWassen. Ich bi" g'gangen
und ha" nock am selben Obi"g di Bhttli füre"g' suecht
und z'sämme"'büezt. JRoos 1894; in Bed. b hat Roos
seb. Ebe" g'rad zur selbe" ZU U (Schweizerin. 1891).
De" selbe" Wegg, auf die selbe Art GrD. Auch sonst
gelegentlich, aber kaum echt ma.; vgl. Hunz. 238.
,Och sol man den richtern alwent an daz gericht ge-
bieten, so man burgern ald gesten richten sol, an ein
buosse ... und sont och bi dem gericht beliben und
dannen nit gan, die wile der richter sitzet, bi der-
selben buosse.' 1375, Scb StB. ,Denne Geisler gen
Zürich 27a Ib.; denne dem selben gen Lucerron 30 ß;
dem selben Geisler gen Winigen 8ß.' 1375, Li StRechn.
(Ausgaben für die ,louffenden hotten'); noch sehr oft
in dieser Quelle. ,Wer uff der statt fryen gant kouft,
der sol es des selben tags und vor der bettgloggen
bezallen.' um 1480, AaK. StR. .[Friedrich II. ward zu
Konstanz] vom bischof Cuonraten ... mit eeren em-
pfangen. Desselben tags was wilund kaiser Ott gen
Überlingen kon und wolt gen Costenz sin.' Vad. ,Si
weltind bi andern orten rat suochen und den abt ouch
dasselb tuon lassen, wie und wo er mög.' ebd. ,So-
licher schlag ist im zum tod ein fürdernis gewäsen,
dan er noch dieselh nacht ist heim kummen in meister
Jacob schärers hus, hett sich da lassen verbinden.'
UMey. Chr. 1540/73. ,Eben das selb, idem hoc ipsum.'
Mal. ,1m selben', zur selben Zeil, im selben Augen-
blick. , Als denn machet man [bei der Treibjagd auf
827
Salb, selb, silb, solb, sulb
Bären] ein getöss mit trommen, hörnern, pusannen
und dergleichen; und im selben hauwt man böum und
gsteud emider.' Tierb. 1563. ,1m selben [als der Schuss
fiel] sige der zeiger hinder der schiben her für kom-
men ... und nidergfallen.' 1567, ZAnd. ,1m selben
kam herr Anthoni, entschuldiget sich, ich wen im
unwissend entrunnen.' ThPlatter 1572. — b) selb Aa
Aar., Erlinsb., Fri., Leer., L.; BsL.; BBiel (Dial.), Brisl.,
E., G., Gt.(DiaL), M., 0. (auch lt Zyro), uSi. (Dial.);
F (Dial.); Gl (Dial.); GRChur, D., Hald., ObS., Pr.,
Sculms, Spl.; LG. (vorherrschend); GaL. (Dial.), Gib.
und lt Zahner; SrnHegau, KL, Schi., Stdt, St.; aScuw
(Dial.), E., G., Muo.; S; THÜntersee (Dial.); Uw; U; Zg;
ZRafzerf., salb LG. (so im Suhrent., doch seltener als
selb), seb AAÄar., Br. (Dial.), F., KL, Leer., Lengn.,
Leugg.,Ruedert.; Ap (in I. de* seb); Gl; GRObS., Pr.,
Rh.,' S., Seh., Ths, V.; LHa.; GRh., Sa., Stdt, T.; Sch
Stdt, St. (.gebräuchliche Form'); SchwKü.; Th (über-
wiegend); UwE.; Zg; ZBüL, Kn.(DiaL), 0., S., Stdt, \VL.
seil AAAar. (Dial.), B., Erlinsb., Fri., K., Leer., L.; Bs
St.; BBrisL; GRChur (Dial.); LE., G. (.selten'), Meggen;
Sch (.unter badischem Einfluss', nach Angaben in Bib.,
Ramsen); ScnwMa.; S; ThEiiu., Eschenz; ZHörnli,
Mönch.; „allg.", seit (s. unter a), mit und ohne best.
Art.: demonstr., als Hinweis auf etw. durch Si-
tuation oder Zshang Gegebenes, vorher Erwähntes
oder auch als bekannt Vorausgesetztes, spec. (so meist
in der lebenden Spr.) auf etw. räumlich oder zeitlich
weiter entfernt, zurück Liegendes, = nhd. selbiger,
der, jener, allg., soweit nicht durch die Konkurrenz
der syn. ener (Bd I 265), einer (ebd. 285), diser be-
schrankt, im Südwesten übh. selten, zT. (so in BG.)
nur mehr in festen Verbindungen (bes. in zeitlichem
S.), im W anscheinend ganz unbekannt. Zum For-
mellen sei noch bemerkt: 1) mit Bez. auf die Setzung
des Art., der von Haus aus notwendig war und noch
in unsrer ä. Literaturspr., wenigstens bis ins XV1L,
regelmässig steht, verhält sich die MA. verschieden.
Nur auf wenigen Gebieten scheint der urspr. Zustand
in vollem Umfang bewahrt, so in Gl; GrTIis.V.; Ndw.
Auf Nom. Acc. Sg. n. beschränkt ist die artikellose
Form in Ap (doch ist für I. einmal auch der Acc. Sg.
m. sebe" bezeugt); SchwE., darüber hinaus haben fakul-
tativen Art. im Dat. Sg. und PI. aller Geschlechter
GRh., T. (hier auch der Nom. Acc. Sg. f. sebi neben
di seb); Sch; Th; Z. Artikelloser Nom. Acc. Sg. n.
(meist neben der artikulierten Form) ist ausserdem
belegt für GrD., Hald., Pr., Sch., VaL; U; Zg, artikellose
Dativformen für GRChur; LE.; aScHW; Ocw; U; Zg.
Durch alle Kasus gehn Formen mit und ohne Art. in
Aa (mit Ausnahme des Nom. Acc. Sg. n., wo nach
Hunz. nur 's s. vorkommt, nach andern Einzelangaben
selb usw.); B; LG.; S tw., nur Formen ohne Art.
kennen AAFri.(V); Bs; S tw. Vom Nom. Acc. Sg. n.
erscheint die artikulierte Form da, wo der neutr. Art.
d's lautet, als d's s. B; GrD., ObS., Rh., Ths, V., das s.
Gl; GRPr., Rh. (,däs s.' Nuf.), S., Sch. (,des s.'); U, das
's- Gebiet dagegen hat 's s., so Aa (lt Hunz. und lt
Dial. in Br., F.); Ap (Dial.); GT. (neben seb); L (neben
dass.); Ndw (neben das s.); ScHwMa.; Zg, dasselbe S
(BWyss), sonst artikelloses selb usw. Dat. Sg. f. dere"
selbe" U, Dat. PL dene" selbe" BG.; U. Nach ,diser'
(wie mhd. oft): ,diz selb gebot [= das eben genannte].'
äL RB. — 2) die Flexion der Formen mit und ohne
Art. folgt im Allg. der Regel. Starke Form nach dem
Art.: di selbi S, sonst nur in ä. Quellen: ,der selber
(neben ,der selb) priester.' 1354, AaB. Urk., ,der selber
kof.' 1357, ebd., ,dem selbem.' HsRMan. Bemerkenswert
ist dersebc (Nom. Sg. m.) GRObS. Der Nom. Acc. Sg. n.
ist auch ohne Art. gew. endungslos (doch in B auch
selbs), und die endungslose Form greift tw. ins Masc.
und Fem. und in andre Kasus über: Nom. m. selb Brand
SchScIiL (APletscher); Acc. selb Becher S (BWyss);
„Seil (= jener) hat es gesagt"; in dersel Gegni LE.
(Dial.); Gen. Sg. m. n. d's sep Manns, Wibs GrV.
Weitres, auch über abweichende Bildungen in der
Verbindung mit Mal, s. unter a. — 3) in Aa wird lt
Hunz. der (di, 's) seil z. U. von dtr sefljb nur adj. ge-
braucht. Formelle Differenzierung zw. adj. und subst.
Gebrauch oder Ansätze dazu zeigen sich im st. Dat.
Sg. f.: adj. -er, subst. (bes. ohne Art.) -ere" Aa; Bs;
LG.; GRh.; Th; Z, und im Dat. PL: adj. -e", subst.
(bes. ohne Art.) -ne" LG.; Sch (in Ramsen -ene"); Th; Z.
In GrSuv. ist -ne" auch in den Nom. Acc. PL gedrungen.
Der Nom. Acc. Sg. n. erscheint in BsL.f auch als
S'elts. In GrV. wird zu d's Sep der Gen. d's Sepse"
gebildet; andre Formen in der Verbindung mit -wegen
s. unter a (zu Ende). — 4) in der ä. Spr. tritt ,der-
selb' (wie ,der') auch vor das Poss. : .Derselben unser
stat.' 1415, BStR,; ,derselb sin meister.' 1425, ebd.; ,uff
derselben irer stuben.' 1474, Z RB. (noch oft in dieser
Quelle); .dieselben min herren.' 1499, U. — Ver-
wendung, a) Hinweis auf Gegenstände der sinn-
lichen Wahrnehmung. Gim-mer de(r) se(l)b Löffel, di
se(l)b Gable", ('s) se(l)b Messer! jenen L. (dort, in
deiner Nähe) usw. Las'-mer se(l)b Ghind gü"! zu einem
Jungen auf der Gasse. Zih seil Stecldi nehem [1. neberri]
Schmeclcschütt uss sellcm Blechli itse! Schwz. Exer-
citium 1712. Di se(l)be" zwe (Buebe"). [N. die Aus-
sicht erklärend:] Das den isch der Zärich-Albis mit
dene" vile" Dorf er e"; de't z' obrist, Seb isch [das
Dorf] Hüse"... Der blau Striffe", Seb isch der Jura.
Schwzd. (LHa.). Isch Seb ned der Schmidlunzi (wo
de't oben abe" chundj? AaF.; ähnlich Tb; Z und sonst.
Mit hinzugefügtem de(r)t, dei (nie da!). De" se(l)b
Blieb de(r)t (dei) isch- es g'si". De" selb Ma"" dert
lauft a'swi'-n-e" Bröndleger ! LG. De' Se(l)b de't (dei)
un(d)e", obe" usw. G'sehnd-er selb Sternli dort schine"?
GJKühn. Die Verbindung als Ganzes auch adv. ge-
braucht, = dort: Lueg, se'lb dert lit's! LG. S. noch
unter 3 a. — $) Hinweis auf Erwähntes, in Rede Ste-
hendes, durch den Zshang Bestimmtes. Adj. Baschöne"
Koretlis Blieb... wäst, de" seb Grösschnauzli. ATobler
(Ap). Mit dem sebe" (oder mit sebem) Kärli will-ich
Nünt e' tue" ha" Th. Selbi Liit brüchte"-sich ned eso
z' bläijc" L. [Die Eidgenossen auf dem Rütli] hent
g'seit, jetz welleH-s' einisch dene" selbe" Vegtc" g'herig
der Dätsch butze". Schweizerm. 1891 (U). [Grossvater,
den Enkel belehrend:] Witer obe" [am ZSee], weist,
lit Bap2)erschwil; de hast selb Schloss ja g'seh" und
selbi Tum, weist, fern, wo d' mit-mer ufde" Backtet bist.
I" selbem Städtli und uf selbem Schloss dert häd 's vor
Zite" nüd am schönste" 'tont [usw.]. ebd. (Z). [A. gibt
die Absicht kund, ein gewisses Haus zu kaufen, worauf
B.:] Seb Hüs ist scho" verchauft Th. De" se(l)b Obe"d
[wo das Erzählte geschah] vergiss-ich nüd. .Unser
müli, die gelegen ist ze Chur in der stat obrenthalb
der Metzi . . . und stosset die selb müli vornen und
hindenan ... an den gemainen weg.' 1363, GR(Mohr).
,Es was och umb die sach ein offen besigelter brief
829
Salb, seilt, silb,
>lb,
geben ■•• der selb brief aber abgieng und verbrann
in unser grossen brunst.' 1378, Sch >StB. ,Des [einen
,wegisen' gestoblen zu haben] zieht er ouch den N.,
und hatt ouch den selben wegisen gesuocht bi den
Juden, ob er inen versetzet wer.' 1413, Z RB. ,Were
aber sach, das die selb person, die sölliche wort ge-
rett hett, iren eid und Unschuld ... nit tuon wölt noch
möcht, so sol gegen der selben person beschechen,
was recht ist.' 1450, AaK. StR. ,Uff das weite der
genant Peter [der Kläger] das holz nu lassen sagen
und hinweg füeren; do spreche [der Beklagte] Cuonrat
aber zuo im...; do spreche er, der selb Peter...'
1-180, Z RB. ,Als ir dann ... uff die beschribung [Auf-
forderung] eins burgermeisters, radtes und des grossen
radts der statt Zürich und uss den Ursachen, in den-
selben üch zuogesanten briefen begriffen, als gehorsam
ersehynen etc.' 1523, Z Ratserk. ,Was hat die selben
münch [zu Bern] verfüert? sy haftend ouch uff gyt
gstudiert, woltend unsere frowen machen.' Eckst. 1525.
.Innocentius begert in [Kaiser Otto IV.] sonderlich
zuo sechen, darum dass er küng Philippen so vil Wider-
stands tuon hatt, und was im darum lieb. Aber die-
selb liebe wand sich in viendschaft.' Vad. ,Dasselb
jar [in dem das vorher Berichtete geschah] was überuss
witterig und nass.' ebd. ,[Bei einem Geschäft] so
frömbde Fürsten und Herren . . . angeht, [sollen] Die-
jenige, welche in desselben Fürsten und Herren Dien-
sten Interesse ... haben, ausstehen.' 1645/1723, U LB.
I denk vidi, si heigend myn Bantle selig au'h g'mördt,
dieselben Diebsmörder. Bantli 1656. Eusers Müllers
Galgefogel, derselb hübsch hä.eä Huremunni, häd der
Schinder au xvider hei dräit [aus dem Kriege], ebd.
S. noch Prelaten (Bd V 584). In Ortsbestimmungen.
In Safie" ... ist e'"mäl in-ere" Nacht es Hüs [von einer
Lawine] zerstört cho". In dem sehe" Hüs sind der
Persöne" g'si" GrS. (B.). Im (vom) sefljbe" Land (Aa
Br.; Ap; BE.,Gutt.; F; GrRIi.; GaL.,T.; aScnw; Zg;
Z), i» (vo») sefljbetn (sellem) Land (Ort) (AAAar., F.;
GRChur; UUrs.; Zg); i» dässelb (Gl), i" d's selb (BuSi.),
i" 's seb (AABr., F.; Ap), i» (dür, über) se(l)b (AAFri.;
Bs; GT.; Th), i» selbes (UUrs.) Land; i» derselbe»
Gegni (Gl), i" selber Gegen (AAFri.); uss "em selbe»
G'länd (BBiel). Dial. (nach Luc. 15, 14/5). Uf selber
[der vorher erwähnten] Brügg. Alpenr. 1S27 (BO.).
,[Das ist] als Dauid spricht am 80. psalni: wandlen
in sinen erflndungen. Das aber got im selben psalm
durch den mund Dauids hat wellen versehen, spre-
chend also . . .' Zwingli. Was sind au für Lüt im
selben Stättli gsi? Bantli 1656. [Die Feinde] sind uf
Brämgarten sogen und händ selb Stättli au wella inäh;
aber wir sind ob Gössliken mit vil Volle und Stucki im
selben [dortigen] Wald glägen und händ uf sy gwartet.
Gf.spr. 1712. De» sehe" (Ap), de» seb (Aa; Th), sebere"
(AaWoIiI.) Weg, auf jene (die) Art. D. göt 's nüd,
cha»»st Nünt mache». S. auch Sp. 18. ,Du spartist
all dein Gelt . . . , ob vilicht die Gefangenschaft [der
verfolgten Christen] etwan den selben Wäg gemilteret
oder gewendt werden möchte.' Bedenken 1021. Oft in
Zeitbestimmungen. Am s-e" (a» s-em) Tag, Morge",
Äbe"d; zu der s-e" (zu s-er) ZU, an jenem Tage usw.,
zu jener Zeit. Im adv. Acc. De(r) se(l)b (Aa; B; Sch;
Th; Z), se(l)be» (seile") (Aa; B; L; S), selb (B; S) Tag,
Morge», Äbe'd; di se(l)b (B; Sch; Th; Z), di selbi (S),
selbi (s'elli) (Bs; S), selb (BE., G.) ZU, Nacht. Wann
d' Nebel im Land liggC'd und dann stige"d, so gi''t 's
a» sebem Tag no'h es Wetter Z< >. Wann 's i» 's Tau
regnet, so haglet 's selbe" Tag noch, und se't 's i" Rl" falle"
SThierst. Selbs z' Mittag, jenen Mittag BHeim 1901.
,Die seben zit sond die von Dannusen ungevarlich und on
alle gevärd weiden.' 1394, GRJen. Arch. ,Da einer ein
flyssig uffsehen hat uff ein ding, das syn zyt und ougen-
blick hat, und nimpt ers nit in demselben ougenblick,
vergat es.' Zwingli. ,Die Juden, die zur selben zyt noch
meinten, man müesste das alt testament ... näben dem
nüwen halten.' ebd. ,Wie man iez wol einen schriber
...findet, der... geschickter ist, dan zuo denselben
tagen [im XIII.] all doctor warend.' Vad. Eba am
selbe Tag, gerade an jenem Tage. AKornhofper 1656.
D's selb (B; GrD., ObS.), d's seit B (RvTavel), 's selb
(Uw), se(l)b (Aa; Bs; B; GRh.; Sch; S; Tu; Z) Mal
(Mol), selbets-, selletsmölfe") Bs, sclle"möls AAFri., jenes
Mal, damals; s. Bd IV 147. Mä häd selb mal 1656 zellt.
Gespr. 1712; gleich nachher selbes mal. Im gleichen
Sinn selb Cher, Rung S. — Subst. De'- Se(l)b [Einer,
von dem die Rede ist] soll 's Mül (b')halte" ! Sellem
(Seilere") hätt-i'h scho" lang gern d' Maini"g g'sait Bs.
Ann vo" de" böseste" Sidiane" ist scho" der AI:! Cuno
g'se": Dcselb het Ös Appe"zeller auch als% ströbigmässig
'plöget. Schweizer»!. 1891 (Ap). A.: Der jinger Rüedi
[Herzog von Oesterreich] isch mit de" Waldstettlere"
mein-icn gar nit eso ibel gfare". B. ; Ja so Derselb! Da
hat 's nu'h bassiert. ebd. 1891 (U). A.: He bigott, Ei-
send jo de'' Schuehmacher Hans Ghuered! B. : Derscb
bin-ich. Schwzd. (Th). Duo ist er zumme" Ma"" g'gange"
und Derscb het-ne" uf si" Acher g' schickt d' Schwi"
z'hüete", Übers, von Luc. 15, 15. Dial. (GrRIi.); ähnlich
AaF., sonst in der Regel DP {Disc F; WRar.). En
alti resolvierti Würti" z' Chlösters . . . Van Derselbe"
gänd sus noch alletdergatti"g G'sehichten ummer GrD.
(B.). Wie ich duo d' Ur ... nümen, ist-mer fast der
Verstand still g'standen, denn an Derseben ist 's uf
Si'chsi g'gange" GrKI. Es gät Nüt über g'schtd Lüt
als d' Hut, und di Seb gät au''' über di tumme" Z.
Du hesch vom Himmel nit vil z' hoffe", Derselb isch
nur für Frommi offe". Schwzd. (U). .Welche frow
old dirn mit eira in süntlichen sachen ze schaffen hat
und meint, das ir der selb ir megten genomen hab,
...so mag si den mit recht fürnemen.' L StR. um 1480.
,[A. sagt zu B., sein Nachbar C. habe viele Häuser
angezündet] und als der obgenant C. ungevarlich in
sinem venster lege und soliche wort horte, spreche
er zuo dem A.: ich wölt gern wissen, ob ich der selb
were.' 1483, Z RB. ,Der heilig geist, welchen der
vatter sendt in minem namen, derselb wirt üch alle ding
leeren.' Zwingli (nach Job. 14, 26). ,[Ich] legg mich
an synes bett, das kostlich grüst, am selben nüt ver-
gessen ist.' JRuef 1539. ,Dass man in der stat ... der
armen hüser besuochen und dieselben anschriben sölte.'
Vad. ,Man soll sich förebten vor der sündt; dann
wenn wir dselb förchtend so hart, so wurd gar manch
böss stuck erspart.' VBoltz 1551. ,l>ass sy [die un-
gerechten Reichen] armen taglöneren an irem ver-
dienten lidlon abbrachend und inen denselben nit
liessind zlieb werden.' LLav. 1577. Mit der feufta
[Frau] häd ers ai kli besser gha: mit Dersclba häd er
in der Wocha nu einmal ein Tumelmutz gha. Bantli
1050. Was sägen sy von guten Werken? Können uns
Dieselben au selig machen? Gespr. 1712. — Im Neutr.
Sg. S. ist e" scliöns Hüs, en schöne'' Garte". S. ist
en Narr, e" Cime [dumme Person]. S. sind bösi Zite"
831
Salb, selb, silb, solb, sulb
g'si". 's wärt öppe" 100 Franke" g'cliost't ha" oder
um Seb ume" Ap: Tb. ,Daz ein oberster hirt der kilchen
notwendig sye, als jetzund gewärt hat uf die XV hun-
dert jar oder um das selb von Petro.' B Disp. 1528.
Eb 's [das gezehntete Getreide] auch i" cV Herre"schür
ist g gange", Seb chönnt-ich nid säge". Schwzd. (AaF.).
[Kasper zum Tod, der ihn holen will:] 's g'fallt-mer
ciusluile" noch ganz guet uf der Welt. Seil han-ich-mer
'dänggt, sait der Död. LSieber (Bs). „Seih weiss ich,
d. i. jenes." ,Das der [Der, welcher] einen tag für den
andren würdet [wertet], dasselb Gott zuo eer tüeye.'
Zwingli. ,[Die alte Kirche lehrte] welcher Gott rächt
dienen wolle, der solle in ein kloster gan ...; aber
dasselb hatt uns Gott nienen gebotten.' LLav. 1577.
Formelhaftes. I'h mache" dann nüd lang, Seb cha""-der
(seho"j säge"! Ap; Gr; GT.; Th; Z. Seb darf-ich säge",
soviel ist sicher ZO. Er ist en Klöti, selb muess-ich
selber säge". Gotth. S. ist wör, oft einer Einräumung
angehängt. E"chli" g'spässig hed-er [der Verrückte]
scho" 'tö", S. i. w. L. ,Das Heimat sieht nicht am
hesten aus, selb ist wahr.' Gotth. Seb cha""st denke"
Ap. Jö, Seb glob-ich (will-ich globe"). ebd. Seb glob-ieh,
S. glob-ich, glob-ich, Deutung des Tones einer Glocke in
ApHer. Gib S. imen Andere" (imene" Narr) a". S.
wem-nier dann (oder iez e'"möl) luege", es wird sich
zeigen Ap; Bs; Gr; Th. Seb ist dann Nüt g'si" ! höh-
nisch zu einem .Abgeblitzten' Te; Z. Was Seb ist, (so)
han-ich le"' Chommer Ap; B (Gotth.). Jo, wenn Seb ist,
wenn es sich so verhält Ap; Th. Yergiss du Seb (de1 Seb
ZKü.)! da bist du im Irrtum, Das begehrst du um-
sonst ZS., St lt. Se(l)b scho", S. wol, einräumende Ant-
wort, (Das) allerdings Ap; Gr; Th; Z. S. g'ivüss, sicher-
lich Gr; Th; ZO. Si% nüd! Ablehnung einer Dankes-
bezeugung ZBül. ,Aber dass Liseli [nach verschie-
denen Fehlgeburten] dann deswegen ein andermal
vorsichtiger gewesen wäre, Selb nicht.' Gotth. D's
Silb jetz hingäge" lieber nit! Ablehnungsformel BStdt.
Nei" du, Seb lieber nüd! Ap. Ja, Seb iez, S. dann! Zu-
stimmungsformel ZO. Ja Seb! sagte [beim Ausstäupen]
ein Engelberger, als das Tanten der Armensünderglocke
aussetzte, wenn-si de"" nümmer luiti"d, chan"-ich de""
nid im Schritt läüffe*. Nnw Kai. 1900. ,Seb tue [Imp.?
Inf.?]! in Gesprächen, eine auf die Spitze gestellte
Antwort, bald ein höhnisches Ja, bald ein scherzhaftes
Nein' Ap (T.). Einem zur Bekräftigung tw. wieder-
holten Satz wird (und) Seb (in Ap; ZRuss. meist be-
tont) vorangestellt als Hinweis auf den nicht wieder-
holten Satzteil; vgl. so (Sp. 23). Bei Aussagesätzen.
Als bekräftigende Antwort: A.: Die [alten Eidge-
nossen] hent g'rciss mängisch miesse" ga" ge" die g'ß-
rege" Kestene" us der heisse" Äsche" hole". B.: Selb
hent-s', die arme" Guggere"! Schweizerm. 1891 (U).
Meist als Zusatz des Sprechenden selbst Aa; Ap (bes.
belieht); G; Th; Z. Du bist en Narr, (und) S. bist
Ap; Th; ZO. Du eha""st-mer lang säge", S. cha""st
ZO., Zoll. Ieh han-ene" 's g'seit, 's S. han-i'h Aa (H.).
liier hend lang g'nueg g'icartet, (ond) S. hem-mer Ap.
Nahes Höbschers han-i^ jetz doch nüd g'ad g'sehe",
ond S. han-ich. AHalder, Ch.-Ü. Mer trinke'd a'se
gern e" Gläsle Wi", ond S. trinke"d-mer. ATobler
I'.'ii-'. niii mich gäd's eine"weg, S. gäd's. Schweizerm.
1891 (Z). I<» will nüd för De" ond De" a"g'lueget
werde", S. tcill-i'h Ap (T.). Ghind, de cha""st jo Nüt,
S. cha""st. Stütz, 's schadt Nüt, S. schadt 's. ehd.
Es gibt halt Litt, die glaube"d hütigs Tags kei"s Bitzeli
rnf, S. glaube"d-s\ Feierab. 1860 (Tu). Mit scherzh.
Zweideutigkeit. Mir Metzger sind denn o [auch] ke<"
Hüuil, und Selb sim-mer GStdt. Bist awh kein Narr,
S. bist ZO. Beim Imperativ. Bett Ei"s der inglisch
Gruez, S. b'etti 's! Schwzd. (GSa.). So lauf jetz o'sg
brav, S. lauf! Stütz, Gem. Lass si", S. lass! Z. Hau"-
di'h nüd, S.hau,r-di'h! ebd. Gang, S. gang! ZO. Bei
Conjunctional- und Fragesätzen. Das ist ml" Sei kein
rechte Mensch, S. isch, und wenn-er au'h scho" Men-
sche"beiner hat, S. wenn-er. Stütz, Gera. Wenn-s' scho"
nienc" ane"g'sehnd, S. wenn-s'. ebd. Ich pfiff- der dri" ;
wo hast Geld, du Lappi — S. wo? ebd. S. dass, Be-
kräftigungsformel ZO. Ich hett 's nüd g'glaubt, S. dass.
Als erstarrter Casus; vgl. dazu Sp. 828 o. Selb han-ich
kei" Chummer GrPi\ (Schwzd.) Das S'ep stän-ich guet
GRNuf., Selb stän-i°>< guet defür GrPi\ Flektierte
Formen. Seltsch isch nit war BsBöckten (1852). Us
S-em wird Nüt. üf Sem han-i'h nid vil. Vo" Sebem
a", zeitlich, seit damals Z. Sit Sclem [da Müller und
Bäcker mit einander stritten] isch-es [das Brot] chlei",
räch und unässig. Dietsch 1844 (Aa). Weg(e") Se(l)bem
(weg-dem Se(l)be"); oft i. S. von: was Das anbetrifft,
übrigens Ap; Th; Z. Du muest w. S. nüd meine", du
chönnist mer als ander Liit. lch ha" der auch scho" Vil
'tue", w. S. Ap; Th. Vgl. noch e. Selb(e)s-t-, häufiger
selbe"t-wege" L, sebe"tse"-wege" ZO. Ich bi" nid selbes-t-
wege" g'gange". Ich bi" ieze"d nüd sebe"tse"w. dö. Wege"
d's Scpse" GrV. Wege" d's Sepse" hätten-s' nolte"
chönne" warte", bis di Ayidere" cho" wä"nd. So auch:
D's Seps'e" Hüs, Enekli, das Haus, der Enkel jenes
Mannes. , Weilen von disem Geheimnus in unserem
Text nicht so fast ex professo gehandlet, als nur bei
Anlas Seibesen Meldung getan, so lassen wir es diss-
mal hei dem Gesagten bewenden.' JJUlr. 1718. —
Y) spec. als Entsprechung eines vorangehenden Re-
lativs. Wer (auch Der, wo) öppe" mänt, ich läs'-mer
Alls g' falle", de' Seb ist uf dem Bolzweg Th. Wer
glaubt, ich hei die G 'schiebt g'schribe" [um die Lotterie
zu empfehlen], DPscb ist letz dra". Schwzd. (Th).
, Welcher sölichem nit gelebte ..., die selben personen
wolt man strafen.' 1505, AaB. StR. , Welche hierinn
widerwertig ersehynent und dem nit gnuog tätent,
dieselben wurde man [bestrafen].' 1523, Z Ratsbeschl.
,Wellicher . . . iemants dess sinen ützit hat lassen
ordenlich durch die weibel verpietten, derselb mag...
dem, hinder dem daz guot verpotten, für gricht pietten
lassen.' B StSatzg 1539. /Was wider got, dasselb nie-
man fürschieben noch erhalten sol.' Vad. — 8) die
Beziehung erst nachträglich verdeutlicht. Durch eine
präp. Bestimmung: ,Die selben von [Ortsname]' oä.,
die Leute von ... ,üenne aber den selben uf Trachsel-
wald 2 lb 10 ß.' 1384, B StRechn. ,[Bern wolle es]
erliden, die selben von Appenzell anzunämen wie Fri-
burg, Solothurn und Schaff husen.' 1510, B. Durch
einen Satz: Selbe" Fäler het-er: er chan"-si'h ab Allem
verttvelle". Alpenr. 1827 (BO.). Seb ist dann nid wör,
das' der N. am Verlumpe" sei Ap; Th. Bes. durch
einen Relativsatz, = nhd. derjenige. De"seb, ivo nid
guet tuet, (De") irem-mer dann scho" finde", Lehrer zu
den Schülern Th. Das chönnten am beste" Selbi säge",
wo siner ZU das Ung'fäll auch b'reicht het. Schwzd.
(AaF.). [Für das Defizit] solle" Selli schwitze", wo in
der Üsstelli"g guet g'fresse" und g'soffe" händ. Bs
Schnitzelbank 1903. [Gegen den Tod hilft das Geld
Nichts] Das macht -ich b'sondersch de" Sebe" b'richte",
*:;:;
Salb, selb, silb, soll), sulb
wo mäni"d, seit chönni"d mei Geld Ausrichte1. ATobler
1900. Er wessi"d jo, das"-ich Kenn vo" de" Sehe" bi",
wo henderrogga d' IM om Er ond guete" Name" brin-
gi"d. ebd. 1909. — s) die Beziehung wird als bekannt
vorausgesetzt. De' se(l)b (Zürichpieter uä.), als fin-
gierter Gewährsmann für ein Witzwort, eine Anekdote,
sprw. RA., ein traditionelles Beispiel Ap; Gr; G; Tu;
Z und weiterhin. , Aller Anfang ist schwer', hat der
Se(l)b g'seit, wo-n-er en Ämbös g'stole" hat. Me" mue"
druf si" ive Gift ond Schwefel, we""-me"'s zu Öppis
bringe" will, hat amel der Seb g'sät Th. Mit Relativ-
satz; vgl. 8. Du häsch-es we de" Seb, wo g'sät hat:
d'WwJhe* göt wider guet a", wo-me"'n am Mentig uf-
g'henkt hat Th. Ir hind 's mit icie der selb Wissdanner,
wo mit sVm seigere" Möstli eso-n-e" Z'fridni g'si" ist.
Proph. 1855. Er hed 's grüsam närrsch ang'stellt, wie
d's selb wild Männli, das mit den Beine" in di Tschöpen-
ermel g'faren ist GrD. (B.). S. noch Anken I (Bd I
342 o.); siben (Sp. 56); sollen (Sp. 777); Brät- Wurst.
Wenn der blend Blieb [an der Ebenalpstobete"] sebe"
neumödige" Tanz üfg'macht het, so... Sciiwzd. (ApI.).
Wo-n-er [der rieh Zeüweger] i" der sebe" schülige" Türi
Herdöpfel bi-n-Ös üstäle" lö" het. ebd. [Gegen War-
zen soll man] Spinne"mogge"n'ester dröber i"e" chläbe"
vo" de" sebe" gröss'büchete" Chnhspinne". ATobler 1909.
's ist nw wcg-dem Sebe", ausweichende Antwort auf
die Frage nach dem Grunde einer Handlungsweise Z.
Das ist halt Eine'' vo" de" Sebe", vo" der sebe" Sorte".
von der bekannten Art Th; Z. Er tär-di''' nöd a"-
luege" ond schleicht im Hui ab und werd rät bis ober
,/' i Iren ns''i", das'-men ehe" wädli dross ehund, das"-es
en ,Asslegen' ist oder ehe'' ,Änn vo" de" Sebe".' ATobler
1909. Ich bi" dann Keine'- vo" de" Sebe" ZO. Er ist
nüd der Seb, nicht von jener Art (im guten wie im
schlimmen Sinne) ZO. Er ist nüd der Seb, wo 's Mül
nüd cha"" uftue" Ar. — t) zu andern Demonstrativ-
pron. in Gegensatz gestellt. Zu Der. Natürlich han-i'h
welle" Das und Seb probiere", gegen die Krankheit
GStdt. Me" rötet ire" [der Kranken] Das, me" rötet
Seil. Schwzd. (ScHwMa.). Es mant-mich z'rugg an Das
und Selb. MPlüss 1908. ,Dass man bei Dem und
Selbem, das man vielleicht auch noch brauchen könnte,
denkt...' MEY.-Mer. 1860. .46er wenn Das au''' scho"
g'nueg war, so isch 's doch noch Nut gege" Selbem, wo-
n-ech iez no'h erzäle" will. Das ist-ech es StücJcli . . .
Schwzd. (AaF.). I'* dank-der höfli'h. Für was? Für
Das und für Seb und für 's Ander ZWang. Aber
auch zu .jener.' ,Auch die Bäuerin hatte dort [in der
Küche] Selbs und Jenes zu hantieren.' MEY.-Mer. 1860.
S. auch einer (Bd I 285). — 3. adv. a) selb AAAar.,
Leer.,Ruedert, Zof.; BS.; LG.; S, seb Aä, seit AaF n.;
L (Ineichen); ZKn.f, Wein.; „aUg.", seid ZF., Mönch.,
O. und lt Spillmann, selts L; Zg (St.b), seltsch o„:
selsih BsLie. räumlich, dort. G'sehsch selb selb Veieli?
S. Ich bin ouch scho" selb g'si" ÄALeer. 's isch der
Luft, er schnüft so ehalt seit vo" de" Gletschere" her.
Schweizerb. 1820. Bis das-ich ... a" mi""m Örtli bi'
seit fiebern Ätti sälig. ebd. Lue" wie selb Öppis [ein
Erhängter] g'waggelet! B Dorf kai. 1871. Maritz, zeig,
was hesch selb i" di"'m Papir, darf-me" nit luege"?
Schild 1885. Tue selb die unterist Kantrumsdnieke"
üf. L Vaterland 1906. Vo" selb, von dort AARuedert.
Meist mit andern Ortsadverbien verbunden : selb- (bzw.
seb-, seit-, seld-)abe", -uU", -öbe", -ane", -unde", -binde",
-ene", dur'he" usw. Aa; L; ZF., Kn., Mönch., O.f, Wein.,
Schweiz. Idiotikon VII.
Wetz, und lt Spillin., -hi" AiRuedert., -har AiFri.,
seltsch- „-obe"u, -umme", -ane" Bs, selseh-enef BsLie.
De" Selb selb unde" soll dö tfe" eho" L. — b) selb B
Ferenb.; S, zeitlich, damals. Vo" selb a", von jener
Zeit an S (BWyss 1863).
Vgl.6r.WB. II 1022/4 (.derselbe'). X I, 411/28 (,selb').
429/30 (.selben'). 430/4 (.selber'). 439/1:: (.selbs'). 145/57
(.selbst'). 506/8 (.selbf); dazu Sehn). » II 263/6. :
Martin-Lienh. II 353/4. 355 (ailUch). Die Entstellungen des
stammhafteu Elements (salb, süb, «W finden sich alle auch
ausserschweiz. (s. zB. Gr. WB. aaO. 413); sie entwickelten
sieb zunächst wohl in der relativ schwachtomgen Stellung
in Bed. 1 c und bes. 2 b und wurden dann auch in andre
Verwendungen verschleppt. Heute allerdings ist da, wo 1
und 2(b) lautlich differenziert sind, das Gefühl für die etym.
Zsgehörigkeit erloschen. Die Form ohne l begegnet schon
im XIV. /XV. mehrfach (so dass kaum an Schreibfehler ge-
dacht werden kann), so bei EStagel (Sp. 821. 824 u.l; XIV.,
AaLunkh. Hofr. (,so mag einer deune ... seb daruf bieten');
1339, B (,dieseben'); 1394, GrJen. (Sp. 830 o.); 149::, NSenn
1872 (,die sehen beid' neben ,die selben vier'). Blosse Ver-
schreibung dürfte aber .selber' (1479, AaWett.) sein. Im
Th steht tw. salb in Bed. 1 c neben seb in Bed. 2 b. Salbt
dankt wohl sein t dem Einfluss der Ordnungszahlen (s. auch
Gr. Gr. Neudr. III 622); auf salbt beruht einerseits seht (,das
sebte ingesigel' schon 1358, AaB. Urk.), anderseits sah (sehs),
wozu wohl auch silts. Ein älteres '.selbends' aus '.seihend'
(d. i. .selben' mit angetretenem d) -j- s liegt der Form se(l)bets
zu Grunde; dazu salberts mit eingeschobenem r, wenn nicht
eher eine Kontamination mit s,ll„,-in anzunehmen ist; vgl.
auch .selbers' (Sp. 822). Über eine besondere Verwendung
von 1 a s. noch Dial. 256. Zur formalen Erstarrung des präd.
selb (= ipse) vgl. auch Weinh. 18S3 § 499. In den ä. Quellen
stehn nicht selten mehrere solcher erstarrter Formen gleich-
wertig neben und durch einander, bei Ruef 1539 zB. .selb',
, selbs' und , selber.' Über 8. als Kennzeichnung der refl.
Funktion beim Acc. und Dat. des Prou. der 3. Pers. s. sieh
(Sp. 117 11.1. Sun s. (Sp. 823) wird doch kaum anders zu
Mi. ren seil) als (wie schon Tsch. 309 annahm) durch Mi-
schuug der gleichbed. Verbindungen im «. und sich ». ; die
Länge des Voc. muss dann auf Anlehnung an den Dat. Um dl
I'oss. beruhn (vgl. dazu Sp. 822 Mitte). Zur Stellung des
s. in der Sp. 825 o. besprochene)! Fügung vgl. Gr. WB. X 1,
417; über eine genaue Entsprechung im Roman, handelt
Ascoli im Arch. glott. XV 315/6. Bed. 2 a schliesst sieb
unmittelbar an 1 a an (,der selbe' eig. = eben Der und kein
Andrer); von ihr ist Bed. 2 b ausgegangen, die dann auf
dem grossten Teil unsres Gebietes die ältere Bed. völlig ver-
drängt hat. Den Übergang veranschaulichen die zahlreichen
Fälle, die an sich in der einen oder der andern Bed. ver-
standen werden können; oft ist, nicht nur hei ä. Belegen, eine
sichere Entscheidung übh. nicht zu treffen. Die dcuioustr.
Bed. war zunächst ganz allg. ein (mehr oder weniger nach-
drücklicher) Hinweis auf etw. vorher Bezeichnetes ohne Rück-
sicht auf die Entfernung des Gegenstandes; daraus erst ent-
wickelte sich die in der Volksspr. herrschende spec. Bed.
Jener', die das heutige Sprachgefühl gew. auch in solchen
Fällen empfindet, wo der uhd. Sprachgebrauch ein ,der' oder
gar .dieser' verlangt. Eine weitie Entwicklung bestand darin,
dass die demonstr. Bed., die urspr. einzig am ,der' haftete,
auf die ganze Verbindung, bzw. auf ihren nunmehrigen Grund-
bestandteil ,selb' übergieug (vgl. dazu Abb. der Sachs. Ges.
der Wiss. phil.-hist, Klasse XXII 6, 121 ff.; IF. XXVI 2S5);
damit war die Möglichkeit der Weglassung des Art. gegeben,
von der unsre MAA. in verschiedenem Umfange Gehrauch
gemacht haben. Ein lautliches Momeut spielte dabei nur
insofern mit, als in der Neutralfonu 's selb der Art. unter
bestimmten, häufig wiederkehrenden S.iudhivcrhältnisscn nicht
zur Geltung kommen konnte; damit hängt die besondre
Stellung zs., die diese Form mit Bez. auf die Behandlung des
Art. einnimmt. Zum Übergang in qualitative Bed. (unter
2 b s zu Ende) vgl. ./. . ..U..n, ,1. , ■■■11, i :/ :' und den Hinge-
835
Salb, selb, silb, solb, sulb
kehrten Vorgang bei »olich (Sp. TS8), nämlich. Zu 3 vgl.
da-selb mit Anm.
selb(s)-selb(s): Verstärkung von selb a) in
Bed. 1, ipsissiraus. , [Meister Ulrich Zwingli:] Söliche
wort (das uns die nachlassung der sünd mit dem ver-
gossnen bluot Christi erworben sye), die bevestnen
unsern grund, das das bluot Christi selbsselb nit das
testament ist, sonder das ward.' B Disp. 1528. .[Joseph
zu seinen Brüdern:] Sihe, euwer äugen sehend ... daz
ich selbs selbs mit euch red.' 1530, Gen. ,Und hatt
myn gnädiger her küng selbs selbs erkundet alle ding.'
SBirk 1535. ,Ja, auch der Tod selbselb wird keine
Forcht erwecken.' GMüller 1650. ,Diss dreifach gute
Werk_ selbselb den Meister rühmet.' ebd. — b) in
Bed. 2 a. ,Des selpselben tages.' NvBasel. — Vgl. Gr.
WB. X 1, 444.
da- de-silb SchwMuo. (.etwas veraltet'), -selbes
üw, -selbeHs UwE.; U: Adv., daselbst, dort. Blib
des'elb, wo d' stäst! Ich chumen auch des'elb dure".
Wänd-er desibe"s ine"? ,Daselb': ,An merkt hin solt
du selber gon, und siebst d. tagnöuwer ston ... die
bstell du selb.' JRuef 1539. .Daselben': ,Die nidere
vesti an der brugk d. zu Baden.' 1414, DHess 1818.
So auch bei Zwingli. ,l)aselbe(n)t.' , Weihe die sind,
die da selbent buwen wölten.' 1419, Gl Urk. ,Da-
selbend.' 1523, Z Mand. ,Demnach sich die Strass-
burger mess näheret, also dass unsere schiffleut guot
und leut da selbet hin zuo fieren understand.' 1525,
Bs. ,T)ie nideren gericht daselbet.' Bossh. Wint. Chr.
',Daselb(e)s(t).' ,Man sprach im darumb Dietrich von
Bern, wan er wonet vast zuo Bern in Lamparten und
hate sin wesen da selbes.' Z Chr. 1336/1446. .Söllich
guot mögend unser aignen lüt daselbs lösen.' 1440, G
Rq. .[Es] sye wenig volks daselbst gesin.' 1476, BsChr.
,An der Ar und daselbs herum.' Vad.; daneben .da-
selbst.' ,Daselbst' und ,daselbsten.' um 1600, AaK. StR.
Verhält sich zu dem syn. «7t .5 n ähnlich wie der selb zu
artikellosem silb unter selb S. Zweimaliges gleichbed. .soselbs'
(1529, WBlätter 1904, 237; 1549, LHcxenproz.) ist offenbar
Fehler für ,doselbs.'
der-selbe-L, -sibe" GRSch., V., (der-)selberen
Aa; LG.; S (ohne Art.): 1. als unveränderl. Adj. bzw.
subst. a) demonstr., deren, solche. Wenn a" Meitja
werdet wärend, hätten s' g'tcüss au'h Hengartchnaba".
— Derseba" hätten-s" schön, mein Purst, säg-ie", aber
si sin-na" [ihnen] au'h nid albig guat g'nuag GrScIi.
(AfV.). — b) in qualitativem S., von der (jener) Art,
solch. Das Beziehungsw. ist entw. ein PI. oder ein
Stoffname. Drei derselbe" (Höfli) gäbi-d e" Hof, ,drei
solche (kleine) Höfe würden erst einen richtigen Hof
ausmachen' LObernau. I'h cha"" nid dere" Wide" [zB.
Garbenbänder] brüche", bring-mer Derselbe" [.solche,
wie du dort hast']! LG. Dersebe" Liit, Schaf, Heu,
Schmalz, Milch GrV. Uss de Länderen sind au der-
selben unbarmherzige Chühmälcher bgnene gsg und die
Hirschfrässer fo Zug. Bantli 1656. (Der)silbere" Bäum,
Wi" Aa (H.). Ir hend fderjsilbere" Öpfel [solche Äpfel]
verchauft? LG. Drei selbere" Fisch gäbi"d es chli"s
Moli. ebd. Selbere" Mist selt-mer zu de" Zibele" tue".
ebd. Selbere" Nar'e", wo i" d' Lotten setze", gibt 's
gäng noch g'nue? S. Selbere" [es ist von weissen Rüben
die Rede] han-i'h nie [essen] möge", ebd. Ieh wott nid
(der) Selbere", ieh wott Disere" LG. — 2. verbunden
mit dem unbest. Art. (nur adj.): Sg. Nom. Acc. der-
siberw (-sibne"), derseberni (sebtdj, dersibernes, Dat.
dersiberm(en)e", dersebernere", PI. in allen Formen der-
(auch dire"-Jsibere" GrRIi., S.,Tschapp., Sg. Nom. Acc.
mf. silberne", n. silbernes, Dat. silbereme", silberner,
PL Nom. Acc. selbere", Dat. silberne" LG., subst. mit
dem Zahlw. ,ein': Sg. Nom. Acc. Dersebemeiner, -eini,
-ei"s, Dat. -eim, -ei"re", PI. in allen Formen Der- (auch
Dere"-)sibere" GrRIi., S., Tschapp. : = 1 b. Dirne" und
derseberner Stuel, ein Stuhl von dieser und von jener
Art GrSuv. Derseberni Bredig ist Dir nit im Stand
z' halte", ebd. Silberne" Brunne" isch 's Gelds wert
LG. Selbernes Stuck Veh tat 's erst Pre [Prämie] zieh",
auf der Ausstellung, ebd. Ne so-n-es Hüs mit silberner
Schür g'fiel-mer au°". ebd.
Eig. der part. Gen. PI. von (der)sllb. Der Ausgang -ere"
dürfte von dein analog verwendeten dere" beeinflusst sein.
Zum Übergang in qualitative Bed. vgl. die Anm. zu selb.
Zu 2. Die Gr Form derseberni (statt -ne" wie in LG.) im
Nom. Sg. f. zeigt, dass die Verbindung mit dem unbest. Art.
nicht mehr gefühlt wird. Der PI. ist eig. identisch mit 1;
nur der Dat. Silberne" zeigt einen Ansatz zur Durchführung
der adj. Flexion. Vgl. auch das Folg.
(der-)selberig GSa., W., dersibrig GMs, sebrig
(Dan.): von jener Art, solch. Bes. in Gen. PI., in Ver-
bindungen wie Dersebrige" e" Chue, es Boss, e" Baum
usw.; Dersebrige" Eine, Ei"s GMs; vgl. derselben 2.
Zum Nou'Hisch ice,t-ieh etsches dire" Guettili, ei"tweders
Lehzeltli oder Chreipßi vu" plüttigem Zuggert [s. Bd V
218] und Derselberge", wou der Seveler Zuggertmandli
g'seit hat: Aber Das sön'! dönn guete. Proph. 1855
(GSa.). — Adj. Weiterbildung vom Vor.
selbest: ipsissimus. ,Die einen und seibesten
Wort.' JJÜlr. 1727 (öfter). .
(der-)selbig: 1. a) = silb2a. ,Gerad au das selbig
ort, eodem; der zur selbigen zyt geläpt hat, a-qualis
illorum temporum.' Fris.; Mal. — b) (der-Jsilbig Aa;
B; GRÜe.; Ndw (immer mit Art.); WG. (Dial.), sibig
Th; Z, = silb 2 b, in der lebenden Spr. nur in be-
schränktem Gebrauch. Kind: O Mueter, mini Chüngle"
(Finke") si" tot! Mutter: O hättisch du ine" zu fresse"
gegibe", so wäre" disilbige" jetz no'h am Lebe" BMünch.,
Th. (GZür. 1902). Selbigs (Öfeli) GRHe. Heisst 's nid
im silbige" Sprüchli: Mölt-me" de" Tu fei a" d' Wand,
so chunnt-er auch selber. Schwzh. (Aa). In der ä. Spr.
häufig und nicht selten mit dem einfachen ,der selb'
wechselnd. .Demnach gebe N. den frowen in der sam-
lung hie Zürich drü pfund gelts, satzte inen daz uff
daz selbig sin hus.' 1487, Z RB. ,Zwifelt dir iena
[hast du Verdacht, sie sei eine Hexe], so luog, dass
dir uss der selbiger huss brot werd, das sy essen.'
1500, L Hexenproz. (AfV.). ,Aber es ist ein ander
kilch, die wellen die Papisten nüt lassen gelten; die-
selbige ist nüt anders denn die zal aller recht Christ-
glöbigen.' Zwingli. , Sagend mir by üwer trüw, wer
hat die gröst er des strits behalten? Junkfrow, sagt
der ritter, ir sond wüssen, das Rengnold der selbig
ist.' Haimonsk. 1531. .Deshalp der herr den sygersten
gebätten ime zuo helfen [einen Eindringling] uss dem
hus ze duon; das selpig ist beschächen, sy handt in
haruss gestossen.' 1558, ZGreifensee. ,üie töchteren
aber, wan sich dieselben mit einem burgersohn ...
versprechent, so mag derselbig eheman gleich des an-
deren tags nach dem kirchgang das burgrecht kauffen.'
ARyff 1597. ,Die Helvetier sind von Julio Csesare
drunden an dem Fluss der Aaren geschlagen . . . und
in ihr Land zurück, Selbiges widerum aufzubauen,
837
Salb, selb, silb, soll, sulb
gejagt worden.' AKlinhler 1688. ,Khüeweiden zu
mäjen gänzlich verbotten, vorbehalten die Riedstreuwi,
jedoch aber allein wan und wo es derselbig Kirchgang
erlauben werde.' 1716, U LB. In Ortsbestimmungen.
Im selbige" Land WG. (Dial.). ,Ara selbigen ort.'
LLav. 1577. .Welche Fremde ... von ihrer Obrigkeit
urkundlichen Schein bringen, dass man an selbigem
Ort [Gegenrecht halte] ...' Scb Auffahlsordn. 1743. In
Zeitbestimmungen. I'h glaub, er heig wenig g'schlöfe"
disilbigi Nacht. Schwzd. (Aa). Sibigs Mol Tu; Z,
woraus sebis Mol (Z lt Spillm.) und so auch sebis ZU
(ebd.). S. noch Bd IV 147. ,Des selbigen abents.'
1500, L. , Einen wochenmarkt, welichen sy uf den
sälbigen tag erweldt.' 1543, GBern. ,Er was mir nie
zur selbigen zeit in sinn kommen, non admisi tum in
animuni.' Mal. Mit einem vorangehnden Relativum
korrespondierend. .Welcher burger, burgerin oder
hindersässen ein hus verkouffen ... wölt, der und die
selbigen söllent vor zuo einem schultheissen gan und
im das sagen.' um 1480, AaK. StE. ,Wöllicher einem
so nach verwant ist, das er ine zuo rächen und erben
hat, derselbig mag ine zur kundschaft nit bruchen.'
1572, AAAar. StR. Vor Relativsatz: .Will meister
Ulrich das selbig, so zwischen mir und im gehandelt,
by der erkantnus miner Berren lassen blybeD, so...'
ZDisp. 1523. — 2. en Dersebiger Ap; Z, Scbiger G;
ZSchwerz., ein Solcher. .Doch so bin ich ouch der
sebig nit allein: unser sind vil allenthalben im land,
die sölicb pratick mit den pfaffen hand.' NMan. —
Vgl. Gr. WB. X 1, 435/8; Martin-Lienh. I 600 (selbigs mal).
dä-selbig: = dä-selb. ,Das sich kein mönsch be-
sinn, das daselbig for ye kein gatter sige gesin.' 1513,
LRScumidlin 1895 (SZuchw.).
(das-)selbist (d's)sclbist, -isch (auch -ische"):
Adv., dazumal B; F; GrScIis. Z'selbist si" d' Schüft
roll [Wäsche] g'sl" . . . jiz isch 's neue" Nüt mer. Gotth.
Es sig-im nie bas g'si" als z' silbisch, ebd.; zwei weitre
Belege s. Gr. WB. X 1, 450 u. Silbisch het-me- nüt
Anders g'icüsst weder es ristigs Fürtech a"z'lege".
CWeibel 1888. S. noch Schwzd. 19, 18 (für GrScIis).
Die fast durchgängige Schreibung z'«- ist irrtümlich: es
handelt sich um eine adv. Weiterbildung von (d's) selb aus
(s. Sp. 827) im Anschluss an einist udgl.
seiblich: 1. a) selbsteigen. ,Sin s. sache' = ,sin
selbs sache'; vgl. Sp. 821/22. ,Es were denn das de-
wedrer teil gecher hilf notdurftig wurd, als bald das
der ander teil vernimet, der sol denne darzuo tuon, als
ob es sin seiblich sache sy.' 1423, Absch. — b) im
eigentlichen, wörtlichen Sinne. ,Substantialiter, wesen-
lich, gilt hie [in den Wittenberger Artikeln von 1536]
nit fleischlich oder befindtlich, sunder allain warlich
und seiblich, das nämlich damit usgetruckt werde, das
im hailigen abendmal nit die leren zaichen an statt
des Herren, sunder der Herr mit den zaichen da sije.'
Kessler. — 2. = selb 2 a. ,Und des seiblichen tages, als
sy enweg fuor, syen im ein guote kuo und zwei kalber
gestorben.' 1489, L Hexenproz. — Vgl. Gr. WB. X 1, 139.
eigen-selbs. ,Ich hasse nützid mer dann eigen-
trächtige und eigenselbs wolgfallen.' IIBill. 1561.
Silbe- f.: 1. wie nhd. Silbe, wohl allg. bekannt
(aus der Schule). Er het-em e" S. mitg'g.i», ein kleines
Schreiben AALeer.; Syn. en Buechstabe". Hättisch-mer
o"c* nume" e" S. g'seit, .ein Wort' B; ähnlich Ap; Th
und weiterhin. Ich verstön e"kein S. (derco") Ap; B;
Th; Z. Ka'n S. co" Oppis ivüsse" Th. Mi" bringt
e»M*" S. us-im usH» BG. S. noch ver-reden (Bd VI 565).
,Ich will wyter singen nit, dann mir Gott hie an-
leitung gibt, so vil er mich tuot sturen, verstan[d] ich
bin kein musicus, mag man an s-en spüren.' BGlett.
.Die sylben, das ist begriff etlicher buochstaben zuo
einer stimm, syllaba.' Fris.; Mal. ,Der leermeister
diser classeu soll derhalben warnemen, das die buoch-
staben, so man mutas nennt ... in den einfachen
wörtlin [beim Buchstabieren] nit ein silben enden.'
FSchulordn. 1577. — 2. als Deckwort für Sei (Sp.
702 f.) in der Beteurung. Das isch mir uf ml" armi
S. 's Neust. BWvss 1863. — Vgl. Gr. WB. X 1, 968/70,
anch siüabieren (S\k 765).
ei(n)-silbig, in BG. i-"-: wortkarg B; GT.; Z und
wohl weiterhin, .schweigsam, langweilig' B (Zyro);
, wortkarg, mürrisch' TB,Täg. Er ist geng gru'seli"''
V"silbiger B. — sibe"-: übertr., .ellenlang.' .Sieben-
silbige Schimpfwörter.' Gotth. — zwei-. .Ein zw.
Wort', ein kurzer Bescheid. ,Hie und da wagte sich
Einer [der Kurgäste] an die Mutter mit seinen Redens-
arten, erhielt aber gewöhnlich höchstens ein zwei-
sylbig Wort zur Antwort.' Gotth.
Silber, in ApL; BG.f Sülber — n.: 1. wie nhd.
,Von figeuboum holzeschen: machet alles zyn so luter
also ob es s. sy, wie man es do mit trucken ribet.'
Kunstb. 1474. ,üas s., argentum.' Fris.; Mal. S. kür-
nen, brennen, schaben, schlahen. Storch, Storch oben-
abt- will-di'* lere" S. schabe", Kdld ZTöss. .Wer s.
hat oder im wirt, es si gebraut s., geslagen s., bruchs.
oder phennings., daz si verkouffen wellent, daz si daz
niemant ze kouffende gebent, der ez von dem lande
füere.' 1387, Absch. Jngewognes geschabnes s-s mei-
ster N. dem münzmeister somlichs ze vermünzen näm-
lich 71 march und 4 lot.' 1528, B Säkularisationsrodel.
,Gehür(n)t, kümt s.' ebd.; vgl. Bd III 476 o. ,Das
tigen s. kämen.' Vad. ,Underscheid der S-en. Brand-
silber sind die stuck, so uss dem bergwerch verkauft
werdent, halt 1 march 15 lot ungefar; fyn s. soll die
march syn 18 lot; gekürnt s. ist das, so man uss
granalia macht, als man silbergeschir schmelzt oder
silbermünzen infüert.' 1540, Z. ,Ein Buech S. 10 Bz.'
Bs TOrdn. 1646 (,Goldschlager-Tax'). Vergoldung; Le-
gierung. ,Des vergulten s-s halb.' 1528, B. ,Gold mit s.
vermischt, aurum argentosum.' Fris.; Mal. Auf den
Feingehalt gehen die Verbindungen .urchen, fin,
ganz, guot, lötig, lüter, gemein, rauw, schlecht, tigen,
wiss s.' ,Were, das in dem füre mit dem brennenne
über die sechszen pfenninge zweier pfenninge me ab-
gienge, darumbe verlierent die münzer ir ere nicht,
und sol das selbe s., das man da versuochet, gemein
s. sin ane geverde.' 1290, Z. 13 Mark ,guot s-s/ 1339,
Sch Chr. ,Kein lötig s. noch bruchsilber.' 1351, Z StB.
,Was ouch die goltsmiden von silber werchent, daz
süllent si werchen von guotem, finem s. ungefar-
lich, doch also, das da bi nüt mer dann ein halb
lot zuosatzes sol sin.' 1403, ebd. , Lutter s.' Kunstb.
1474. ,An wissem s., so nüt geschahen noch vergult
was; an wyssem s., so nit gold hat; an wyssem ge-
schabnem s.; zuo ganzem finem s.' 1528, B Säkulari-
sationsrodel. ,Fein s., argentum pustulatum; lauter s.,
argentum aridum.' Fris.; Mal. ,2 Lott schlächt S.'
1616, U. , [Vorhanden] an urchen Silbernem an
verguldtem S. ...' 1745, Z luv. der Saffranzunft; die
Salb, selb, silb, solb, sulb
erstere Art heisst 1800 .weisses S.' S. noch rauw (Bd
VI 1868). Verarbeitung. ,[Elsli] ist ein wib, es ist
ein lust, von schenklen, brüsten und gliden, glich
sölt mans von s. schniden.' NMan. ,Das gemünzet
oder geschlagen s., argentum signaturn.' Fris.; Mal.
.Corallen, mit S. eingelassen' 1714, Z. S. noch Mer-Bör
(Bd VI 1236). Als Zahlungsmittel (gew. gemünzt).
Ich ha" nume" Münz, keins S. B und weiterhin. Das
wird iez kei's Pfund S. choste"! ZRuss. ,Uf disen
nachgeschriben stat daz s., daz zuo der pfruond in
dem spittal gehört: primo Markschal 45 mark, item
Ii.Uülner 11 mark [usw.].' XIV., Z StB. ,Dis haut
des spittals s. ingenomen.' ebd. ,Werdent eins bur-
gers wibe phenninge bevolhen oder s., dar umbe sol
der burger iemer ane not sin und ane schaden.' F
Handf. (Übersetzung von 1410). ,By eid und eren und
einer mark s-s.' 1415, AABremg. Stß. In der Volks-
medizin. ,S. [wohl gemünztes] wird zuweilen auf
Quetschungen gebunden, um die Geschwulst nieder-
zuhalten.' HZahler 1898. Bestimmungen betr. Kauf
und Ausfuhr des Silbers durch Private; s. Z StB.
III 326 (Register) und schon o. ,Das enhein unser
burger s. über berg noch vom lande füeren sol, das
er umb guldin geben welle, bi 10 mark s-s, aber umb
kouffmanschaft mag ein ieglicher burger s. füeren
ane geverde.' äL RB. ,Aber sin wir uberein komen,
das nieman Zürich enkein s., es si lötig oder bruch-
silber, kouffen sol, die münzmeister erlouben im es
danne.' 1335, Z StB.; mehrfach wiederholt. /Des ersten
ist berett, daz all herren und stett, so münzen habent,
besorgen süllent, daz daz s. by dem land belibe in
der wis und mass, als her nach begriffen ist.' 1393,
ebd. Das Einschmelzen von Silbergeräten und -mün-
zen war verboten; s. Bd V 620 u. Schätzung, 's S.
hat mer Wert a's de Goldschüm, Sprw. Schweiz
1858 (B). Frau Oberst, sind- Si nüd so stolz, ünsri
Schueh sind nur vu" Holz, wäre"d-si mit S. b'schlage",
möcht's-e-sich mich e vertrage" Gl. Meiteli, Meiteli,
nit so stolz, dine Schueh sind g'ad vo" Holz, wörschi
[würdest du sie] mit S. b'schlage", we't-i''1 öppis An-
ders sage" G. S. noch Regida (Bd VI 742). ,Gold
und S.' Sülber u"d Guld, Inbegriff aller Kostbarkeit
BG. S. noch Gungang (Bd II 363). ,On s. und on
gold', ohne Geld zu nehmen. ,Si sond ouch alle jar
drü jargericht han on s. und on gold.' 2. H. XV., G
Rq. 1906 (Offn. Magdenau); vgl. ebd. 130. 131. 242.
315. 344. 414. 471. 534 und s. auch Seckel (Sp. 665).
S. und vergoldet (ähnlich: Isen und verzinnt) Z. ,Ein
S. und ein Teil vergälten Mostranz.' 1618, U (Rech-
nung des Goldschmieds Tibaldi). ,1 Testament mit S.
und vergolten Schlosen.' 1808, ZZoll. Inv. — 2. in
BGr. n., in ApI. m., Name einer silberfarbigen, dh.
weissgrauen Kuh BGr., 0. (JRWyss 1817, 563); GlH.;
ScHwArth (Stier), Steinen. ,Bei den Ziegenhirten der
Name einer Ziege mit (silber)weissem Halse, weissen
Ohren und Beinen' ApI. (TTobler).
Vgl. Gr. WB. X 1, 974/S3; Martin-Lienh. II 354. Die
Rundung von i zu 0 reichte früher weiter; vgl. süberig. In
Ortsnamen (für Fundstätten von S., worüber Näheres bei
JJScheuchzer 1746 I 358 ff., oder mit Bez. auf den Glanz
des Silbers). ,S.' BsOrm. Als 1. Glied in Zsseu. .S.-Grub'
ThWeinf. ,-Grund' ZKü. ,-Horn' B (bei der Jungfrau).
,-Häusli' Bittigen. ,-Bach' GGaiserw. ,-Bächli' BsOrm. , -Boden'
BGsteig. ,-Bahl' BNSi.; ZStern. ,-Berg' AaOlsberg; Bs (Haus-
name, wonach ,Dr. Job. von Tunsei, genant S.' Leu, Lex., in
den Absch. auch ,Joh. Silberberger') ; SchTha.; UMai. (B..-rg-
aMiang). ,-1'latte' GT. (.ein Iipig ... der v.jn der silberweisseu
Färb des beständigen Schnees den Naurcu bekommen.' Leu,
Lex.). ,-Brugg' (,eiu Brugg in der Gcmeiud Farera in dem
Hochgericht Schambs ... ob welcher ehemals ein reiches
Silberbergwerk gewesen.' Leu, Lex.). ,-Rain' SchLöhn. ,-Rüti'
ThMärst, (Wald). ,-Besetzi' GrRh. ,-Spitz' Gl (bei der Mürt-
schenalp: ,ein felsichter spitziger Berg ob Terzen und Quarten,
welcher den Namen von daselbst ehemals herausgegrabenem
S. bekommen haben solle.' Leu, Lex.); G (in den Kurfirsten).
,-Stock' zw. Gl und U (auch ,Ort-St.'). ,-Strecki' GTa.
,-Wies(en)' ZLauf. Abgeleitet .Silberat' FÜberstorf, ^Über-
lingen' L (zw. Hellbühl und Rotenburg). In PN. ,S.-Peter',
Zuname eines Mannes, der am Kleide silberne Knöpfe trug
GrMai. .Helena Silberin.' 1530/3, Z Ehegericht. ,S.-Isen.'
XV./XVI., AaB.; Z. ,S.-Sack'; s. Sp. 617. .Othmar Silbrer.'
1499, G; nach Leu, Lex. ausgestorben.
Federe11-. ,In diesen Gegenden, besonders in
jener von Lostorf, wird der spätige Gyps, hier Federn-
s. genannt, in fusslangen Krystallen gefunden, die aus
blendendweisseu seidenartigen Fasern von herrlichem
Perlmutterglanze bestehen.' S Gem.
Guntelinger-: Bez. einer dem Silber ähnlichen,
minderwertigen Legierung ZSth. — Nach dem Nachbar-
dorfs ,Guntalingen.' Vgl. Sternenlerger-S. sowie Bd II 224.
Grau"-: eine Traubensorte; s. Gröss-Burger :.'
(Bd IV 1584).
t'hSch- AALeer.; B (so Be., E., Gr., G.); PAL
(,Chach-.' Giord.); SNA.; ZO., Rüml., Wäd., Queck-
(aus der Schule wohl allg. bekannte moderne Form):
1. Quecksilber, allg. ,Das quecks., mercurius, argen-
tum vivum.' Fris.; Mal. Namentlich bekannt im
Baro-, Thermometer. D's Gh. gVt [steigt] BG. Der
Bärmeter g'hld angänds und das teiff; d's Ch. wollt in'n
Boden a''hi", es will g'rad unne" üs BGr. (Bärnd. 1908).
Im Vergleich. Er ist wie Qu., unruhig BsL.; GSaL.;
vgl. 2. ,Gleissen als kecks.' Fischb. 1563. ,Item ein wagen
mit Nüerenberger war als kupfer, mösch, ouch speceri,
siden, samot, kechsilber und derglich ... git ein wagen
10 ß.' 1544, Z Zollordn. Als Gift. ,[N. hat] by einem
apotecker für einen krüzer quäcks. koutft, uss böser
anfechtung synem jüngsten kind in einem löffel yn-
gäben.' 1598, Z. Gegengifte. Nim nüeehter spögel
und ein wenig salz und tuo daz dar in, so stirbet daz
quecks. ganz und gar.' Kunstb. 1474. , Wider bleiweiss,
gips, schwäbel und käcks. ist sy [die Eselsmilch] an
ir selbs allein guot.' Tierb. 1563. Offlzinell. ,Tuo
kechs. darin.' Arzxeib. 1556. ,Die lüss vertreibt das
kächs.' Tierb. 1563. .Wachs, schwarz bäch ... 1 lod
cächsylber, mache ein salb.' Zg Arzneib. 1588. Im
Aberglauben. Über das Ch. an der Glücks-Rueten s.
Bd VI 1834. ,Wan einer verderbt wäre von bössen
Leuten. Nimb Quäcks. in ein Fäder-Röhrlein getan,
vermach das Loch mit newem Wachs, tu es ander das
Haubtküsse, so würstu loss werden.' XVIII. , HZahler
1898. ,Das die Weiber nackend aus dem Bad laufen.
Leg Quecks. und Amseleier in die Badstuben.' AfV.
(altes Arzneibuch). S. noch Wih-Bauch (Bd VI 99).
Vereinzelte Verwendungen. Da sei denen von Gent
ihre grosse Büchse zersprungen ... Er glaube, dass
durch Verrat Qu. (,keks.<), das keine Büchse ganz
lasse, in das Stück getan worden sei. 1535, Absch.
,Sy habent kächs. in einem bapyrlin, darmit ein
haller können breiten, als ob es */a batzen wäre, sye
aber nit lang bstanden.' 1551, BTurmb.; vgl. über-
quecksilberen. ,Ein wisse grosse kugelen in seim di-
stillierhaus, solt silber sein, aus quecks. gmacht.'
Salb, selb, silb, solb, sulb
842
FPlatter 1612 (Boos). — 2. bewegliche, lebhafte
Person GT. ; Z. Si ist gar es Qu. — ch Bch-s ttlb erig:
quecksilbern BG. Es ch-s Tierli, von einem lebhaften
Vogel. Bärnd. 1911. — über-quecksilbere". Nur
Ptc, uneig., oberflächlich. ,Dann wir all so schwach
und allein uberquäcksilberet Christen sind.' 1527,
Zwingli (Brief).
Vgl. Gr. WB. VII 2336. Gegenüber deu Formen des Tierb.
15G3 vgl. .quecks.' Vogelb. 1557. Über eiu ,Qu.-Brünueli'
am Pilatus s. Abiit. Sageu 308.
Dach-chännel-S. : scherzh. für Blech. Trum-
pete'guld ii"<! D., von den Instrumenten einer Blech-
musik. Loosli 1910.
Chatze"-: Talk ScHSt. (Sulger). Auch bei Henne
1874, 64. — In andrer Bed. bei Gr. WB. V 300. Vgl. auch
Gh.-GM (Bd II 226).
Sterne°-berger-: = Guntdinger-S. ZO.
Bruch-: Silber in kleinen Stücken, von zerbro-
chenen Silbergeräten. ,Iteu> an br. 7 lod.' 1518/34,
Z Schirmb. ,Summa des br-s 77 mk 1 lod.' 1528, B
Säkularisationsrodel. ,Nün kelch, ain krüz, etwas br-s',
aus dem Kloster Ittingen. 1529, Strickler. ,2 be-
schlagne Schwerter, sodenne sonst etwas br-s', unter
entwendetem Gut. 15(33, Z BB. .Empfangen zu dem
Rosenkranz, nämlich Br ' 1616, U. Gold- und Silber-
münzen, ,silbergschyr' und ,br.' dürfen nur in der
städt. Münze verkauft werden. 1622, FHaas (L). ,Von
dem Br. von der Monstranz und den Kelchen erlöst
64 G. 27 ß 3 Angst.' 1039, MEsterm. 1875. ,43/4 Lod
Br. das Lod 12 Btz.' 1690, Zubers TgB. S. noch bre-
chen (Bd V 317); Silber (Sp. 838/9). — Auch u,hd.; vgl.
ferner Gr. WB. II 413; Fischer I 1458.
Brand- s. Silber (Sp. 838).
Etw. anders (als .reines Silber') definiert bei Gr. WB.
II 301; Lexer I 841; Fischer I 1319.
Pfänni»g-: gemünztes Silber; s. Sp. 838.
Messer-schmid-: von Messerschmieden ge-
brauchtes blätterförmiges Silber; s. Buech (Bd IV
986 0.). — Vgl. iu der gleichen Quelle (Bs TOrdn. 1646):
,F.in Büechlin Messersdimidgold ein Reichstaler' (.Gold-
schlagertax').
Schnitt-: zum Schneiden (von Statuen, Geräten)
bestimmtes Silber. ,Item ein Lot Schnidtsilber 18 Bz.'
Bs TOrdn. 1046. - Werch-: für Goldschmiedearbeiten
gebrauchtes Silber von geringem! Feingehalt. .Was
einer von w. arbeiten wölte, es were, das er es kouft
hette oder im zuo verwerchen geben wurde, das sol
er nit anders verwerchen, dann das es uss dem für
wyss gange, und ob es so swach wäre, das es usserm
für nit wyss gieuge, so sol er im zuogeben und das
bessern mit flnem silber so vil, biss es usserm für
wyss gat, und sunst sol er das nit verwerchen noch
iemans swecher machen.' 1493, Z StB. ,Was einer
von w., das nit fyn silber sin soll, arbeiten wölte, es
were, das ers kouft hette oder im zuo werchen geben
wurde, das sol er, was vom hammer gemacht wirt,
zuo vierzechen loten werchen, das ist an der mark
vierzechen lot silbers und zwei lot zuosatzes.' 1544, Z.
,silberachtig: silberreich, argentosus.' Fris.;
Mal.
über-silbere" ubersilbru" : versilbern; .inargen-
tare' PA1. (Giord.). ,[N. im Scherz zu Einem, der
beim Brettspiel das gewonnene Gehl auf sein Hütchen
legte:] Luogent, der wil das hüetly übersilbren mit
dem gelt, das er dem abgewünnt!' 1468, Z KB. ,Etlich
nnder disen [Münzen] sind halb kupferne oder über-
silberte allein, mehrteil aber gar silber.' 1568, Bs
Kunstsamml. 1907. .[Römermünzen] darunder etlich
gar schön und subtil übersilberet gwesen.' JJRüeger.
— Schon ahd. ,ul« rsill,, ,-tin mim, columba deargentata.' Notker.
ver-: 1. = dem Vor. B; Tb; Z und weiterhin. Von
silberdurchwirktem Gewand; vgl. Sp. 843. ,[Um das
Vermögen Albrechts vom Stein stand es nach seinem
Tode so schlecht] dass sine vergüldete und versilbrete
husfrow, mit irer zierd benüegt, gon Zürich heimfuor.'
Ansh. — 2. zu Geld machen, von Pfändern, Schuld-
scheinen, Hypotheken Aa; Bs; B; L; G; Th; Z. ,In
der Sonne in Wädensweil werden versilbert: etwas
Hausrat, 2 Seidenwebstühle, eine weisse Kuh; ferner
kommen in einem zweiten Gantlokal zur Versilberung:
drei 7/i dicke Schweine, 3 halbjährige Kälber, 3 Rinder
und 2 Kühe.' Z Ztgsanzeige; Postheiri 1804, 104 macht
sich darüber lustig. Doch auch in allgemeinerer Ver-
wendung. Gib-mer dö die zwei Römercherze", ic* will
uppe" biege", ivo-n-ig-si cha"" v. Schwzd. (S). .Gross
und klein Viehe wird hiedannen [aus Cleven] in das
Moiländer Gebiet geschicket und daselbst versilbert.'
Guler 1625. .[Andernfalls solle man] die Frucht in
ander Weg v.' 1631, Z. ,Was indessen aufgesetzet
hat [an Gemüse], wird nach und nach verspeist oder
versilbert.' EKönig 1700. — Ver-silbering f.: 1. zu
versilbern 1; uneig. von Bestechung. ,[Ein Kandidat]
dessen Natur nicht ist, durch Schmeichlen, Flattieren,
Fuchsschwänzen, Bestechung, F-ung der Händen ...
sich einzuflicken.' ÜTomann 1708. — 2. s. versilberen 2.
silberig ÄALeer., L.; Ap (flect. silbereger); Bs; B
(so E., Thun, in G. veraltet sülberig); GBuchs; ZKn.,
silbrig AaF.; BsL.; B (so Gr.); L; S (JReinh.), sil-
beri" (in Volksreimen stiften" Sch; Z) GT.; Sch; Th;
Z, flect. süberner, silberni, silberi"s GT. (doch Nom.
Acc. PI. silberi"); Sch; Th; Z, silbern PAL, sil-
bernd GitNuf., silbernt GrV., flect. silbemder, -ndi,
■nds GRNuf.,V.: silbern. Von allerlei Geräten, sil-
bernen oder auch nur versilberten. En s-er Löffel;
e" s-i Chetlene", Ür. Es silbemds Ürli, silbernd
Chnöpf, Gable", silbemdi Messer GRNuf. Mit de"
schwäre" silberige" Chetteli am sidc"sammetige" Göller.
FOschw. 1895 (AaL.). Die ... mit de" silbrige" Hafte",
mit ''em flächsige" Bor. JReinh. 1904 (S). .Eine schöne
Tochter, die gerne einen reichen Mann hätte und an
allen Märiten im höchsten Staat aufzieht, mit guldige"
Gufen, silbrige" Hafte" fast wie eine Hand so gross
[usw.].' Gotth. ,Die silberne Hand', ein Reliquiar im
Kirchenschatz von WKippel (FGStebler 1907, 36/7).
.Murenula, nünoug vel silbrin vel guldin kettena vel
fürspang vel ornatus colli.' Ebixger 1438. ,Er hette
im vor nützit getan, da er im ein lock har ussge-
zogen, wie wol er einen silbrin tegen an im gehept
hett.' 1480, ZRB. ,2 silbri becher 11 lot, 1 silbrin
löffel 2 lot.' Ende XV., Z Teilrodel. .Silbrin krüz.'
1528, B Säkularisationsrodel. , Silberige korstäb.' Ansh.
.Wamsel ... mit silbrin knöpfen um und vorab', unter
neumodischen Kleidern, ebd. .Ein klein silberin köpflin.'
1536, Bs (Inv. des Erasmus). , Silberin trinkgeschirr,
argento perfecta pocula.' Fris.; Mal. ,Ein krallin
paternoster mit silbernen eichlen.' 1568, Z RB. ,Ein
silberni Schallen.' 1641, Zg TgB. ,Für ein Lot silbere
gemeine Arbeit soll 13 Bz., für ein Lot vergülte ge-
meine Arbeit aber 17 Bz. bezahlt werden.' Bs TOrdn.
843
Salb -sulb. Silbst. Saldi -sulcli
1646. ,2 Bstecketen Messer mit silberen Heften.' 1700,
Z Teilrodel. ,Ein silberner Kleiderbagen.' 1714, Z.
.Mit silbern Büchsen ist gut schiessen, hastis argenteis
pugna et vinces.' Denzl. 1716. S. noch Pracht (Bd V
3S9); Pfiffen (ebd. 1070); Ring (Bd VI 1072); Rör
(ebd. 1230); Hüs-Rät (ebd. 1588); Wät-Sack (Sp. 647);
sollen (Sp. 780). ,S. Pfand'; s. Bd V 1136. Münzen.
,A11 gross silberin münzen, mit namen alt blaphart
[usw.].' 1417, Absch. ,Guldin oder silbri münz.' 1493,
Z StB. , Silberner pfennig, argenti nummus.' Fris.;
Mal. ,Man hat vil guldine, silbere und küpfere münz
gefunden.' HPant. 1578. S. noch Pfänning (Bd V 1118).
Auch nur: mit Silber durchwirkt, beschlagen. ,[Cleo-
phea Krieg sei so arm nach Zürich zurückgekehrt]
dass sie, die vorher in goldenem und silbernem Ge-
wand sich gekleidet, angendz ihrer Nahrung habe
nachgehen müssen.' Stretl. Chr. (Gfo.). Die Frauen und
Töchter treten auf in teuren Hauben, Strümpfen,
hohen Schuhen, silbernen Gürteln. ZObf. 1897 (nach
einer Quelle von 1670). S. noch Buech (Bd IV 985).
Urspr. wohl von silberdurchwirkten Strumpfbändern:
Min Schatz ist vom Adel, heisst Annemari, hat silberni
(schnewissi) Wade(l) und guldeni Chnü<c ZStdt, Stall.,
Wth., guldige Wade" u"d silberigi Chnöu BSteffisb.
Pni vom Adel hi2sst Annemarei, het sülberig Wadi u"d
goldegi Chneu, Spottreim. HNyd.1885(BG.). Uneig., vom
Glanz, gleichfalls auf magerem Boden gibt's sülberigs
Heu, wenn dort d' Sülberschmäli vorherrschen: das Ge-
ruch- oder Ruchgras, Anthoxanthum odoratum.' Bärxd.
1911 (BG.). ,Silberin blatt oder das scheint wie silber,
argenteum folium.' Fris.; Mal. ,Sylberi', Kuhname.
1655, SchwE. (OBingh. 1908); vgl. Silber 2. Silberne
(wie auch goldene) Geräte sind typisch für die Welt der
Sage. [Wenn du Mut hättest und den Schatz gewännest]
chönntisch ... der Schlossweier z' Landshuet mit Bran-
te"wl" fülle" ... u"d sibene"''sibe"zig Knechte u"d Tauner
müesste" ■ der - ne" zueche"trage" u"d Alles i" silberige"
G'schir'e". Gotth. , Heute lässt sich mit dem , Schwefel-
eisen' der Stoekhornberge ganz es anners G'schäft
mache". Dies ist d's wän Metall, das nach der Sage
i" de" Balmflüehne" stecken soll, und mit dem man
allne" Chilene" vam Guggis'berg chönnti sülberig u"d
guldig Hälsi"ge" mache".' Barnd. 1911 (BG.). Häufig
sind Sagen von silbernen Glocken; s. AfV. III 178.
S. noch Glücks-Rueten (Bd VI 1834). Ähnl. im Volks-
reitn typisch für etw. Wunderschönes. Heie" heie"
büte" und e* guldeni Lüte" und e" silberni Saite" dra",
dass das Chindli schiäffe" cha"" ZStdt, Zoll. Ph gibe"-
der Öppis. Was? Es guldigs Nüteli amene" silberige"
Chetteli. GZür. 1902 (BThun). S. noch Nut (Bd 'iV
871); Ring (Bd VI 1072); rät (ebd. 1754). B' Frau
Mueter isch gu" Bade" g'fare", hat e" sülberi" Chindli
g'funde" [usw.] Sch; ähnl. Z.
Vgl. Gr. WB. X 1, 1026/32. Formal sind bes. ciup/erin,
lederin zu vergleichen, -ein in PA1. stammt aus den flect.
Formen (süberner < silbr(Ontr). Zu den Formen mit nä, nt
Tgl. bes. isent (isemler usw.) GrV. (Bd I 5471, weiter bluet-
rund mit Anm. (Bd VI 1152/3); Bilteendt (unter seltnen).
Über das Z Haus ,zum silbrin schilt' (im XVIII. ,Silberschilt')
s. Vög.-Nüscb. I 260/1. In Zunamen. ,N. des silbrin Jörgen
schniders knecht.' 1476, Z RB., ,Jörg Enginer genant silbri
Jörg.' 1480, ebd. Hieher (?): ,Silber(e)n' f. Gl (bei der Mürt-
sehenalp; in der Nähe ein ehemaliges Kupfer- und Silberberg-
werk); SchwMuo. (am Pragel, an der Grenze gegen Gl; ,die
alben zem Silbrinen.' 1322, Gl Urk.; ,die alpen und rechtung
in Silberin.' 1324, ebd.; ,ein grosse allgemeine Alp in dem
Muotata).' Leu, Lex.); ZDiet. (,in der S.'; ,ciu Lehen, die
3. genannt.' 1653, AaWett. Aren.). ,Silberen-Äeker, -Wald'
BZuzwil. .Silberen-Budenäcker' BJIattstetteu.
Silberling m.: Silbermünze. Glgampffe") Wasser-
stampffe"). Es gäd en Ma"" i" 's Holz. Was tued-er
im Holz? Er haut en Stock. Was für en Stock? En
Silberchnopf. Was drin? En S. Was druff? En
Nidergupf ZHed.
Vgl. Gr. WB. X 1, 1022/3. Das W. ist schon durch
-ling (statt -li"y) als Entlehnung (aus der Bibelsprüche) ge-
kennzeichnet.
silberochtig: silberähnlich. Dial.
Kuhname Gl; s. für-lauffen (Bd III 1137).
Salch — sulch.
Salche", -a „B" (auch lt St.b) E., M., O. (FAnd.), Si.
(HsAnd.), U.(Imob.), Alche", Alha „B" (auch lt St.")
E.,Gr.,ü., Si. (Imob.), NSi.; „Th1-; W — f.: 1. „sum-
pfige, aus Thon bestehende Wiese B" (auch lt St.").
Magerer, noch nie aufgebrochener Boden BXSi. .Diese
Art [Bromus arvensis] kommt öfters als Ackerunkraut,
namentlich in Esparsetten, vor. Man hat sie an feuch-
ten Standorten; im BO. heissen die Wiesen, in denen
sie häufig auftritt, Salchen oder Alchen.' FAnd. 1897.
.Bestände auf sumpfigem Boden, deren Ertrag (Ried-
heu, Moosheu, Rossheu oder Caretsch) nicht aus-
schliesslich zu Futter, sondern besonders zu Streue-
zwecken verwendet wird, heissen ... im Simmental
Solche".' HAnd. 1897. — 2. „Futter, das auf sehr ma-
gern] Grunde alter, mit wenig Dammerde bedeckter
Flussbette wächst B; Th" (St.2); vgl. A.-Fluch (Bd I
1185); A.-Matten (Bd IV 549). Gras von saurem, nicht
entwässertem Boden, Moosboden, doch bloss die Futter-,
nicht die Streuelische BE., M., O. ,1—2 dm lange
weiche Schmiele (Schmeli), viell. Aira esespitosa, auf
trockenen, magern Wiesen oder bessern Weiden und
hügeligem Boden wachsend. Beim Mähen weicht sie
der Sense aus, wenn diese nicht sehr scharf ist; der
Mähder sagt etwa: Es ist bös z' meije", d's Heu ist
verfluecht alhigs, oder: Für Alhe" z' meije" selti-mu"
es Bartmesser ha", mit der Segesse" mag -mit" schier
Nut verrichte". Die Alhe" gibt gutes weiches Bett-
futter für die Lagerstellen in den Sennhütten' BSi.
,Das trockene, meist aus verschiedenen carices be-
stehende, den Waldsäumen nach wachsende Gras. Es
zeigt magern Boden an; alhig Heu ist daher nicht
geschätzt. Im Unterland mit einiger Verschiedenheit
der Bedeutung Salhe"' BSi. (Imobersteg). ,Ein kurzes
nahrhaftes Futter' W (mit Übernahme der Def. aus
St.1 1 95, die jedoch in der 2. Bearb. durch die oben
angeführte ersetzt ist). Riedgras B (St.b); Syn. A.-Gras
(Bd II 793). ,Man nennt das Heu aus [Magerwiesen]
...im BO. Alche".' FAnd. 1897. ,[Zum Fax oder Burst
gehört ua.] die auf alhigem Boden fusshohe, äusserst
zähe Alhn.' Bärnd. 1908 (BGr.).
Nicht weniger als der Wechsel im Anlaut (an- : a-) lallt
die Verbreitung des Wortes auf (B; FTh"; W). Die An-
nahme, Stalders ,Thu beruhe auf einem Versehen, befriedigt
nicht, wenn das für ZB., O. bezeugte Falche" m., fahle dürre
Gräser, bes. an Waldrainen (Bd I 798), = F.-Grm (Bd II
793) in Zshang mit unserm W. stehen sollte. Der Wechsel
Saldi, selch, silcli, solch, sulch
im- Anlaut wurde damit freilich -h auffällige r t*,i- :ßt- .• „-).
Ducli darf als sicher angenommen werden, ilass Falche"(-Gras),
wenn nicht überhaupt ein anderes Wort vorliegt, erst durch
Anlehnung von Salche"(-Grae) an ein solches (Faleh -' Bd I
797) sein /- erhalten hat. Damit wäre bereits vorausgesetzt,
was an sich wahrscheinlicher ist, dass sa-, nicht «-, der
ältere Anlaut war. Allerdings geben St. (für B) und St.b
die Form Sa- nur für Bed. 1, die Form .1- nur für Bed. 2;
doch stimmen die übrigen Angaben zu dieser Verteilung nicht,
und zudem läge eine nachträgliche Differenzierung der beiden
Formen durchaus im Bereich der Möglichkeit. Der Wechsel
zw. »o- und (i- kanti sich daraus erklären, dass die (freilich
nicht stark bezeugte) Zss. (d')e SalcheHgra» als (d')s Alche"gras
gefasst wurde und von hier aus die Form Alche" sich verbreitete
(an und für sich wäre auch der umgekehrte Vorgang deukbar,
vgl. Salemmdli für '» Anemöndli Bd I 263. VII 693). Ob
Bed. I oder 2 die ältere ist, lässt sich schwerlich entscheiden.
Auszuschalten ist wegen der Bed. Beziehung auf ahd. mlaha,
Weide (s. Sälen Sp. 692). Durch die Bed. würde sich em-
pfehlen Anknüpfung an nhd. .selchen', trocknen, räuchern,
ahd. 'eelehan, belegt Ptc. arselchen, passos (racemos), ags.
aieolcan, fiaccescere, torpescere, languescere (vgl. Gr. WB.
X 1, 509/10); Solche'" kann ein ahd. "saleha f. in koukr.
Bed. (vgl. Wilmanns II "212 § 165 b) fortsetzen; selchen ist
heute freilich nur bair.-österr. Weniger wahrscheinlich ist
Zshang mit einem Adj. 'mich, von schmutziger Farbe (vgl.
Anm. zn milchen), wofür F<ilehe"(-Grae) sprechen mag. Hieher
noch die Ortnamen ,Alchenflüh' BKirchb., ,-berg' BWyn.,
viel], auch ,Alchistorf BKopp. Ganz unsicher ,Salchet', Name
von Wald- und Staudenboden. 1795, GKriess. und die Fami-
lienn. ,Salchli' B (schon bei Leu, Lex. XVI 25); ,Jenni Salehen
Wirtin.' UHospent. Jahrzeitb.; vgl. auch Förstern. I2 1291 f.
„Berg- Alche": spitziges, mageres Futter, das ge-
wöhnlich auf hohen, schattigen Bergen erzeugt wird
BO."
salchig alchig: aus Alche" bestehend oder die
Eigenschaften der Alche" zeigend, vom Heu, Alche"
tragend oder die Eigenschaften des mit Alche" be-
standenen Bodens zeigend, vom Boden BGr., Si.; s.
schon Sp. 844. Es ist alchigs Land, es ist bi wit und
f'er nit so guet, wie anders ist BNSi. — Alchigi f.:
alchenartige Beschaffenheit des Grases BHk., „0."
(„spitzige Grasarf); Gegs. Bläckligi (Bd V 58). Das
Gras dieser Matte zieht uf d' A., ist alchenartig BHk.
Saldi U, Sülch bzw. Such Aa; B; S (auch Solch);
„U (neben Sulch)" — m., PI. -e" Aa; S: 1. „Sudel-
deck, Kotsaum an einem Kleide" BGr., Ha.; „U." Synn.
Flarz (Bd I 1207); Pflars, Pflartsch (Bd V 1257);
Schlegel. Dil liest en rechten Such am Bock, tvarfir
hest-nen nid üfg'steckt? BHa. — 2. pers. a) wer sich
beim Gehen mit Kot bespritzt BHa. Jmd in unrein-
lichen (kotigen), nassen Kleidern USil., Urs. (nach der
vorliegenden Angabe von Weibspersonen). Schmutz-
fink AiBb., F. Du wüester Sülch! schimpft ein Hand-
werksmann seine Ehehälfte. XVI./XVII., L Spiel; oder
zu b? — b) grober, schmieriger Mensch AAZein.
Grober, ungezogener Bursche, Grobian S. Ir Sülchen
ir! Schelte an lärmende Knaben AAErlinsb. — e) Tölpel.
Demöch het 's obere" Chrütschüttischniderdurssepps
Bueb gar märterlig a"foh" briielle", teil 's im kei"s [Prämi,
Auszeichnung am Schulexamen] mer b'reicht het, aber
er isch ume" so e" Sülch g'si". Der N. het später män-
gisch g'seit, es sig Schad für <!e" Hebamme"lö", wo-si
für de" G'wägg 'zalt heige", und doch gebe"-s'-em der-
nö'h 's Preini, wo vo" Bechts wege" mir g'hört hätt.
BWyss 1863 (S). _ d) .verzwickter, verstellter Kerl'
ref. Aa.
Vgl. uas«..sV.7, in. (Kehrein 400); hess. Zulch, zuh-hen I VII-
mar473). Verschiedenen Ursprungs scheint dagegen Sulch f.,
Salzbrüho, mächen, in Salzwasser beizen oder gebeizt werden
bei Schm. 2 II 267. Auf die im Nass. noch lebendige Bed.
Morast, sumpfige Stelle (vgl. Sei I Sp. 766, Snl Sp. 798)
weisen bei uns noch einige Ortsnamen. Im Sulch, Hof ZBauma
(dabei der Snlchl.iSct), Saland; , Sulch, Ober- und Unter-, Höf
in der Pfarr Bauma und der Zürichischen Landvogtei Ky-
burg.' Leu, Lex. .Ackerland im Solch' AaHendschikon (Z
Amtsbl.). .Dossolch' LDietw.
Sulche", Suche" f.: Weibsperson in nassen, von
Strassenkot verunreinigten Kleidern ÜAlt., Silenen.
E du bist äuch e" Suche"!
sulche° ScH (sulch2e"; vgl. die Anm.); Ndw (nach
neuerer Angabe häufiger als suche"), sülehe" bzw. -i-
AaF., Fri., Zein.; Bs; BHa., Lauf.; GFs; SSchw.; Ndw
(nur diese Form bei Matthys); UwE.; U; „Zu"; ZPfäff.,
süle" (s. a"-, ver-s.), 3. Sg. Prajs. und Ptc. -ed BHa.; Nnw,
-t Bs; BLauf.; SSchw.: 1. a) tr., besudeln, verschmieren
BLauf.; SSchw. .Collinere, mit kaat bestreichen, süd-
len, sülchen.' Fris., , sülchen, collinire, besudlen, be-
scheissen.' Mal. ,Consceleratus et contaminatus, mit
lästeren befleckt und in lästeren gesüleht.' Fris. Refl.,
sich beim Gehen am Saum des Kleides beschmutzen
BHa., „sich im Kote wälzen Zg." Du hest-dich g'silched
zem Desuber(gän) ! BHa. — b) intr., schmieren, sudeln
AAZein.; Bs (Seiler); „Zg" (mit der Def. ,sülen', nach
Adelung IV 499 niedersächs. für , sudeln'), a) durch
nasses Gras, Gebüsch udgl., flüssigen Kot gehen (und
sich dabei den untern Teil der Kleider durchnässen,
beschmutzen) UwE.; U. ,1m (schmutzig) Nassen sich
tummeln, bewegen, Etw. machen. Er silched, sagt
man, wenn er Etw. tut, wobei er nass wird oder Etw.
nass macht' Ndw (Matthys). Den Mist in das Wasser
des Sülchers [s. u.] tauchen und nässen ZPfäff. (Spillm.).
Unpers. Es silched der ganz Tag, es regnet beständig
Ndw (Matthys); vgl.: ,Die 4 letzten Tage [des Ok-
tobers 1887 waren] zwar besser, aber doch [war's] ein
Silchi-Monat.' Ndw Beitr. 1889. — ß) (mit der Hand,
den Fingern) unsäuberlich hantieren, so beim Essen
mit den Fingern im Teller Bs, mit den schmutzigen
Händen im Gesicht herumfahren AaF., mit dem Finger
auf einer angelaufenen Fensterscheibe schreiben, ebd.,
schlecht schreiben, , schmieren' AaFh. — 2. tr. a) (einen
Gegenstand im Kot) herumziehen BsL. Etw. im Dreck
ume" s. , Im kaat umbhin gesüleht und gewaalet, volu-
tatus in luto.' Fris.; Mal. Herumzerren, mit Bez. auf
unflätiges Tanzen; s. bangglen (Bd IV 1377). Uneig.:
Isch Ein bi-n-is noch sicher, dass-men im nit sl" Er
und guete" Namen in jeder Ziti"g umtue" sülch? Brei-
tenst. .Tragen, schleppen' UMaderanert. Syn. üfhin-
me7c/jen(BdIV196). — b) streicheln, namentlich Katzen
Bs; ScHBegg. und lt Stickelberger. — c) geistig, be-
unruhigen, quälen. , Einen s., betrüeben und wider-
wertig machen, kestigen und peinigen, differre aliquem.'
Fris.; Mal.; s. noch stol-bössen (Bd IV 1729). —
3. stark schwitzen GFs. — un-ge-sülcht: nicht
durch Betasten verdorben; in der Verbindung ,unge-
silchte Zwetschgen, die noch den Duft haben, nicht
durch die Hände gegangen sind' Bs.
Weiterbildung zu mhd. suln, süln (vgl. »Ulen Sp. 79S):
über die Bildung s. Wilmanns * II 113; vgl. weiter bes.
laichen (Bd III 1263) : Wim; malchen (Bd IV 193) : malen,
auch horchten (Bd II 1595) : hören; ehareh(l)en, chirchlcn,
chUrchlen (Bd III 457/8) : cUarnn, chirren, churren; murchlen
|Bd IV 39B) : murr«). Hingewiesen sei auch auf steir. salch,
Saldi - suleli. Salil — suld
848
unrein, trübe, schmutzig, von Flüssigkeiten (Unger-Khull
516) neben ahd. solo, mlawer. Die von Stickelberger her-
rührende Seh Angabe wurde nur für SchBegg. bestätigt (und
nur von einer Seite her).
ume°- (,umbhin-, umbher-') sülehe", in Ndw häu-
figer -sulche": 1. a) beschmierend in den Händen herum-
zerren, im Kote herumziehen Bs, auch schon bei
Spreng. Zu trocknende Wäsche it., bei unbeständigem
Wetter wiederholt vom Freien ins Haus tragen und
umgekehrt, bis sie endlich trocknet U. Ein Kind «.,
von einem Mädchen, das ein kleines Kind mehr schleppt
als trägt, ebd. .[Nach kaiserlichem Rechte soll man]
die todten cörpel nit umbhers., ufstellen, verspotten
noch enteeren, sonder begraben.' HBcll. 1532. — b) in
Nassem umhergehen Ndw; U, hantieren Bs; Ndw; U,
auch unordentlich hantieren übh. Bs. Was diend-er
da ume"sidche"? zu Kindern Ndw. Di" het wider e'"möl
schon dra-ume'g'sülcht! von Einem, der auf dem Acker
das Unkraut unordentlich ausgejätet hat BsL. —
2. Jactare atque agitare »quitatem multis iniuriis,
peinigen, vexieren, treiben und umbhin- und anhin-s.'
Fris. — 3. mit einem Kinde u., es mit Liebkosungen
plagen Bs. Du muest nit so mit dem Kind u. —
4. herumlungern BsStdt; Ndw(?); vgl.: ,Der [ein träger
Arbeiter] hat mich genug ertaubet mit seinem ewigen
Lyren und Tampen und Umensylchen.' Ndw Kai. 1907.
Au-sülche". oO. (FStaub), -süle" ZRicht.: = an-sudlen
(Sp. 328), zB. Geschirr beim Kochen. — Süle« für »üZcfos«
wie i»*" für milchen (Bd IV 195) auf dein selben Gebiet.
us-sülehe": 1. infolge andauernder Nässe verderbt
werden, zB. Schuhe, Land BR. (Ptc. -ed). — 2. un-
pers., aufhören zu regnen Ndw (Matthys). — use11-
sülche": (den Mist) aus dem Mistwasser (im Sülcher)
wieder herausfischen ZPfäff. (Spillmann). — ver-
sülche", in ZRicht. -süle": besudeln, verschmieren (zB.
die Kleider, das Tischtuch, den Fussboden) ÄAZein.;
Bs; BLauf.; SSchw.; Ndw (Matthys); „Zg"; ZRicht,
Du hesch dl" Heft versüleht BLauf.; SSchw. Jö, der
slt-mer schönt Schmusei, sait d' Muetter . . . der heit-mer
wider 's ß'sichtli cersüleht, nie" darf nit luege". Brei-
tenst. — hin- und wider-: hin- und herzerren;
uneig. von der Beeinflussung durch fremde Meinungen.
,[Wir Christen] die wir doch gewüsse und umbschribne,
nit unendliche, ja kurze und kundbare gründ unsers
gloubens und läbens habend, daruff wir billich blibend
und uns nit liessend von einem yetlichen verwornen
menschen hin- und wider-sülehen.' HBüxl. 1531. —
b°-sülche": = rer-s. Bs (auch lt Spreng); „Zg." ,Du
wirst keinen [Wiedertäufer] zeigen mögen, der nit
mit etlichen obernempten mosen besüleht sye als
meineid, ungehorsame [usw.].' HBtjll. 1531. ,Nüt
bessers mag werden erdacht, dann so syn [Josephs]
röckly har ist bracht, das mans zerhouw, besüleh mit
bluot.' Ruef 1540. ,Bes., inquinare, feedare, devenu-
stare, maculare; besüleht, inquinatus; mit kaat be-
süleht und besudlet, cceno oblitus.' Fris.; Mal.
Sulchi Ndw (nach neuerer Angabe häufiger als
Silchi), sonst Siilchi (bzw. -t-) — m.: unsäuberlicher
Mensch, Schmierfink AaF. (Hürbin), Fri.; Bs (zB. von
einem schmutzigen Kinde); BLauf.; SSchw.; Ndw
(Matthys), unordentlicher, unreiner, verwahrloster
Mensch GW1., Wb.
G°-sülch n.: schlimmer Weg im Winter, wenn
der Schnee schmilzt, sog. fauler Schnee GO.
Sülcher m.: 1. ,vexator.' Fris.; Mal. — 2. = Zue-
fuer-Loch (Bd III 1030) ZPfäff. (Spillmann): der Mist
wird darin genässt.
Sfllcher i -ei f.: Schmiererei Bs.
Sülchete" f.: = dem Vor. Bs.
sülehig Bs; Ndw (Matthys), ge-s. B: beschmutzt
Bs; Ndw. ,Ungeleckt' B (nach einer nicht näher zu
bestimmenden Angabe).
sülchne": = sülehen 3 GFs.
,Sülchung f.: trib, vexatio.' Fris.; Mal.
Said suld.
Said f.: 1. Glück, Heil, Segen; oft in der religiösen
Sphäre und gew. in Verbindung mit Synn. ,Ein s-e
vüegt der andern wol, ein unsäld di andern riten sol.'
Boxer. ,Er kumt an der s-en zil, swer sich oft zuo
zin [den frouwen] gesellet, der hat wunnen, swaz er
wil.' Hadl. ,Du [Maria] bist aller s-en gimme.' EvSax.
,Weren si mit der paner gezogen, so weren si mit
eren und mit seiden wider heim komen.' Just. ,Also
kam N. wider an sin ere ... zuo fröden und seiden.'
ebd. .Uff das wir... zuo allen fugenden, seiden und
güete seles und libs erstanden werden.' 2. H. XV., B
StR. ,Zuo welichem fürnemmen Gott der almechtig
uns sinen gotlichen sig, glück und seid verlihen wolle.'
1476, Bs Chr. ,Doch weiss der allmächtig Gott alle
Herzen zu bekennen und dem Gerechten die Strassen
der ewigen Selld zu zeugen.' 1476, BSehreiben (Ochsen-
bein). ,Was seiden und guots von friden und guoter
nachburschaft kompt.' DSchill. B. ,Got unserm be-
halter zuo lob, der denn fir die hechsten seiden, damit
in zit ein iezlicher stant in bestäntlicher würde und
eren enthalten werden mag, uns ... ob allen dingen
frid und einhellikeit lieb ze haben ... bevolhen hat.'
Ansh. S. noch Signunft (Sp. 489); Sei (Sp. 707). —
2. Frau Seite Uf, Frau Zälti ScuwBrunn., Schwyz,
mythisches Wesen, in Scnw = Fraufasten-3Iüeterli (Bd
IV 591); in U war schon um 1862 nur noch bekannt,
dass es Nachts durch die , Kreuzgassen' wandle. Vgl.
Erz. 1855, 413 (.Frau Zältin'); ALüt. Sagen 77/81.
Mhd. »aide f., zu sälUj (Sp. 695); vgl. auch Gr. WB.
X 1, 511/2. Für den Anlaut Z- unter 2 ist viel], an die
Verbindung der Frau Z. mit den ,zalteu' Tagen [= Fron-
fastentagen) zu erinnern. Hieher viell. der weibl. Taufnanie
,Selda (Jlülimau).' 1414, Z RB.
LT"-: Unheil. ,Und waz der Ursprung des krieges
also, daz sich etlich unendlich böse lüte im lande
zesamen machten, ze gedenken, wo si ein ungliches
anviengin, davon unselde, Unglück und krieg im land
entspringen raöcht.' Jüst.
Seid; s. die Anm. zum Folg.
Nacht-Seld, ,-sell' f.: Nachtherberge, -quartier.
,Daz wir [die Herzöge von Österreich] noch dehainer
unser erben ... dehein stiure oder fuore oder naht-
selde oder deheiner slacht ungelt nemen süllen uf dez
vorgenanten closters [Königsfelden] Hüten nocli guo-
ten.' 1321, Urk. ,üas gotzhus hat ze Bönkon V sol.
geltes, und wele botte die wert, dem sol man die
nachtselle geben.' 1331, SchwE. ,Man sol wissen, das
vor mitter vasten an dem nechsten donstag ein ampt-
man von Clingnow sin sol in der klus ze Cappellen
selb dritte. Da sol man inen die nachtsei wol bieten
Said, seid, sild, sold, suld
mit essen und drinken und den rossen fuoters genuog.'
1371, Gfd. ,Min herren in dem hofe hant oüch daz
recht, wenne si ir win mennent von Bellikon, so sont
si für Waltwile uf faren ... und sol inen der keller
die nachtselle geben, je dem ochsent ein hebrin garben
und ströwen unz an den bucb.' XIV. /XV., LEmm.
Hofr.; noch in der Redaktion von 1537. ,üb ouch
einer da benachtete, dem sol der keller nachzel geben.'
1475, TdMü. Offn. ,Sie schluogend das leger der nacht-
seid zwischen Ageri und Menzingen in das feld.' Salat.
S. noch Pfleger (Bd V 1229 o.).
Vgl. Lexer II 27; Gr. WB. VII 216. Das Grundwort
mhd. selde, ahd. Beiida (zu Sal Sp. 687 ; vgl. auch Seil II
Sp. 711, Gesell Sp. 715, Seilen II Sp. 737, weiter Schm. a II
268/9; Gr. WB. X 1, 510/1) ist bei uns nur noch in Ab-
leitungen und Ortsnamen erhalten. , Seiden', Häusergruppe
auf der Alp Gastern BKaudert. ,Ruedi von Solden . . .
uss der vorstatt ze Arouw.' 1441, Aar. StR. In der Zss.
1) als 1. Glied. Se!lde"-Grabe", -Halde' (mit der S.-Hüli)
SebSchl. SeUnau ZHirsl. (Wald beim Degenried), Stdt; das
ehemalige Kloster an der Sihl, jetzt ein Quartier der Stadt
(mit dem vom Volksmund als Botel S. bezeichneten Uuter-
suchungsgefangniss), erscheint im XIII. in der Form ,Selden-
ouwe' (vgl. HMeyer 1849, 3S, ,an Selnow.' 1507), jetzt
wird der Name als n. gebraucht; unrichtig ist die Be-
ziehung auf s&liy (s. die Anm. auf Sp. 698) oder Sä (,das
kloster an Silnow.' Vad.). ,Selenwilen' GDeg. (hieher?). Vgl.
GKellers .Seldwyla.' — 2) als 2. Glied. ,Alt-seld..n.' 1327,
Uw (mehrfach; im spätem Registraturvermerk , Altsälen',
heute , Altzellen'). ,Briittisellen' Z (alt ,Brittiseldon'; vgl.
HMeyer 1849, 82). ,Dagmersellen' DammereeUe* L. , Wallis-
sellen' Z (alt , Walasseldon' uä.; s. HMeyer aaO., doch auch
schon 1293 .Walasellon'), dazu der Familienname .Walaselder,
-seller.' XIII./XIV., Z. Vgl. auch die Anm. zu Seil II (Sp.
713). ,Sellenbirren, -biiren' Z enthält im 1. Teil einen Per-
sonennamen; die im XIV. häufige Form ,Seldenbliron' (ver-
einzelt schon 1247 ,Seldinbiurron') zeigt sekundäre An-
lehnung an Seid; so nach HMeyer 1849, 52.
Seld(e)ner m. : Hintersasse. ,l>a ein usman
louffet in eins burgers hus oder in eins seldeners hus.'
1290, AARheinf. StR.; ,ein burger oder ein seildner older
ein sesman.' ebd. (jüngerer Zusatz des XIV.; wiederholt;
einmal ,seildiner'). ,Ein solich sache, die einem burger
oder einem seidner ze Arow an den Hb gienge.' 1363,
Aar. StR.; ,iederman, es sy burger und Bäldner.' um
1410, ebd. ,Was der andern ist [Gegs. ,burger'], die
by uns sesshaft oder wonhaft sint, die heissent seidner.'
1384, AaB. StR. ,Swer seidener in unser statt und
unseren gerichten ist und dar inne sitzet huselich, es
sig ainer oder me, und der doch unser buntnüsse und
brief gesworn hett als unser burger, daz och der oder
die all fräfelinan und buossan besserren sont, als ob
si burger wärint und nit als lantlüt.' Ende XIV., Scb
StB. ,Es sy man oder wip, burger oder seidner ald
lantman.' 1407, ebd. ,Benz wirt [sagt aus], es habint
die seidner in sinem hus angefangen spülen, da seite
er inen, das es verbotten were.' 1462, Z RB. ,Es
sollend ouch die andern [Gegs. ,gottshuslüt'], die man
nempt soldner, im [dem ,meier'] verbunden sin, dry-
stund im jar zuo den drig eegerichten [zu] kommen.'
1473, ZWiesend. Offn.
Auch mhd. (Lexer II 863. Nachtr. 364); vgl. ferner
Schm. 2 II 269 ; Gr. WB. X 1, 513 (wo auch die Schreibungen
.soldner' und , soldner'). In unseru Quellen erscheint ,sel-
d(e)ner' wiederholt als jüngere Form gegenüber , seider';
s. das Folg.
Seider, , seller' m.: = dem Vor. ,Cum hominibus
tarn burgensibus quam advenis, qui vulgo dieuntur s.,
Sobwelz. Idiotikon VII.
in ipso opido habitantibus.' 1269, AaKI. StR. ,Schlat
ein burger older ein s. ein usinan ...' 1289, AARheinf.
StR.; in der Form , seider' sehr häufig in den beiden
Redaktionen dieser Quelle (von 1289 und 1290; in den
Zusätzen des XIV. nur noch ,se(i)ld(e)ner'). ,Swa ein
seilder oder ein usman mit einem burger gestosset ...'
1301, Aar. StR. (wiederholt; 5 mal ,seilder', 2mal Fel-
der'). ,Swel burger oder s., der burger recht hat, der
stur oder waht git, den andern frevellich wundot mit
gewafenter hant...' 1331, TnFr. StR. ,Quilibet advena
dictus vulgariter ein seller dat preposito unum quar-
tale avene.' vor 1346, ZAlbisr.; Gegs. ,villanus.'
Ahd. sel(e)dare (Notker) ; mhd. eeldmre (Lexer II 863).
Als Familienname. ,Lucia Sälderin von [SchJRuedlingen.'
1541/3, Z Ehegericht.
seidhaft , seilhaft': wohnhaft. ,Wer der ist, der
in die vorgenanten stat vert und iar und tag gemein
darinne s. ist...' FHandf. 1410; lat. ,inhabitare con-
noscitur.'
Sold m.: wesentl. wie nhd. 1. a) im militärischen
Sinne, allg. D' Regrüte" härnl 50 Rappe" S. im Tag. Er
lenkt dem S. nöeh, scherzh. von einem den Kopf hän-
genden Gaul. ,Den s. uzrichten.' Z Chr. 1336/1446.
,Als man vor ziten gan Belletz in die reis zogi, do
were er einer, der darzuo geben wer, das er und ander
mit im den s. und daz reisgelt in dem obern ampt
inzogen.' 1448, ÄABremg. StR. ,Inen, so da [die Veste
Grüningen] gehüet band, iren s. in bescheidenheit zuo
geben.' 1519, Z. , Lanzknecht: So kum, huor, setz
dich ouch hiehar, hilf mir den s. verzechen gar!'
HsRMan. 1548. ,S., galt, die kriegsleüt ze bezalen
verordnet; den s. gäben und die knecht bezalen, nu-
merare Stipendium.' Fris.; Mal. S. noch üs-richten
(Bd VI 418 o.). ,Umb s. dienen; an dem s-e sin.'
Schachzabelb. ,Regi eoruin peditum sexcenta milia ...
stipendiantur, ir künig hat in seinem sold so vil kriegs-
leüt ... oder so vil dienend dem künig umb sold oder
versoldet der künig.' Fris. ,Ze fuoss umb s. kriegen,
facere stipendia pedibus.' Fris.; Mal. ,1m s. sin.' ,Des
obern müllers knecht 3 pfd, was 3 wochen über sins
meisters rast im s. gesin.' 1499, AAZof. .Stipendiis
duobus, in denen zweien ersten jaren, dieweil er im
s. ist gewäsen.' Fris. S. noch Saler (Sp. 692); Soldner
(Sp. 860). ,In frömd sölt ziehen', in fremde Dienste:
,Wer der in frömd sölt zuge ... und dan on urlob
erlouppen [!] danen zug wider heim oder aim andren
herrn zuo, denselben will man halten für mainaid.'
1498, Gr. Spec. vom Monatslohn des gemeinen Söld-
ners; oft im PI. ,[Der Herzog möge ihm, dem Hptm.
Engelhard, Geld schicken] damit er die knecht umb
ir söld bezalen möchte.' 1515, Z (Verhör). .Welicher
ouch hinfür in ein frömbden krieg louft on wissen
und willen unser eins schulthessen und rats, der sol
zuo buoss verfallen sin 5 pfund haller, und wie vil
einer s. darüber hat, sol er von iegklichem s. 5 pfund
haller zuo buos gen.' 1520, AaB. StR. ,Als Hans Wä-
pfer und villicht ander houptlüt den knechten ire söld
abkouft und gelt daruff geben, ist miner herren urtel,
dass an sölichen köuffen nüt solle sin.' 1523/6, Z RB.
,N. hat minen herren fürtragen..., syent etlich ge-
sellen von Baden kommen, haben söld vom küng von
Frankrich gepracht.' ebd. ,[Reisläufer machten 1492
einen] anschlag, zuo Welschen Nüwenburg sich zuo
versäumen und die stat um ansprach ir sölden zuo
sr, 1
Said, seid, sild, sold, suld
852
gmeiner Eidgnossen band inzenemen.' Ansh. ,Uf das
wurde ... allen knechten on passporten heimzeziehen
by verlust irer söldens [?] streng verbotten.' ebd. Der
S. der Schweizer im Ausland betrug im XV. und in der
1. H. XVI. 4 bis 4'/ä rheinische Gulden; nur ausnahms-
weise auch mehr. ,[Der frz. König will bezahlen] einem
ieglichen fuossknecht zu einem manot als vil als 5 rinsch
guldin und den rittenden sinen gewonlichen s.' XV.
,Es sollend ouch dieselben unser Eidgnossen knecht,
so bäbstlicher heligkeit zu hylf znogesandt, von unser
yedes orts oberkeit mit houptlüten, vennern und an-
dern gewonlichen ämptern versehen und derselben
knechten yedem des monats fünfthalben rinsch guldin
für besoldung ussgericht werden.' 1514, Absch. ,ünd
soll der s. sin und die bezalung beschechen einem
jeden knecht dry krönen und ein dicken.' 1517, ebd.
(Vertrag mit dem Tapste). .Sollend wir von Strass-
burg jedem derselben knechten ein monat vier guldin
zuo s. und nit wyter ze geben schuldig sin.' 1530,
ebd. ,[1507 wirbt der deutsche König Schweizersöldner
mit dem Versprechen] anfänglich dass der s. einem
fuossknecht fünfthalben gülden rinsch eins monats,
30 tag, und einem reisigen, uf man und ross gerüst,
10 rynsch gülden solle bzalt werden.' Ansh. S. noch
die Sachverzeichnisse zu den Absch. unter ,Sold.'
Nicht viel geringer war der S., den die Eidgenossen
den eigenen Söldnern bezahlten. Anfänglich scheint
allerdings kein S. gegeben worden zu sein; wenigstens
betont Justinger, ,daz man die reise gen Baden [1415]
solde gab.' , Gemeiner Eidgenossen Boten, ausgenommen
Zürich, haben Denen von Basel zugesagt, 800 Mann
zuzuschicken um einen bescheidenen S., nämlich 3
Baslerplappart täglich.' 1473, Absch. In den Burgunder-
kriegen bezahlten die Zofinger ihren Auszügern 1 Gul-
den pro Woche. ,Hansen Krämer 16 gülden ze s.,
so er uff Gransen verdient hat in 16 wochen. Uss-
geben Andres Hüglin 13 gülden, als er dri monat und
1 wochen uff Gransen was.' B Anz. 1910. S. auch die
Soldliste von 1638, Aar. StB. 381. Chargierte erhielten
mehrfachen S., der Hauptmann in der Regel 10, ,Lü-
tiner' und , Venner' 6 Solde. ,Ist verkommen, das
bäbstliche heligkeit yedem houptman unser Eidgnossen-
schaft des monats zehen sohl, einem lütiner oder Statt-
halter und fenner j'edem des monats sechs söld und
denn, so menig hundert knecht yeder houptman under
im haben wird, als menig zechen ubersöld in yetlichs
hundert geben und ussgericht werden, uss welchem
die hoptlüt die priester, schryber, weibel, spillüt und
ander besolden und vernüegen sollind.' 1514, Absch.
,I>ie priester, so verordnet werden, dero sol jeder
haben zwifachen s., als das der Eidgnossenschaft bruch
ist.' Ansh. ,1m 1522. jar zugend gmein Eidgnossen,
nsgnommen Zürich, ins Meilant; warend houptlüt vogt
Hug, Bendict von Hartenstein und Huser; des schriber
was ich um 4 söld.' Salat, ,1m 1523. jar, uff sant
Severinstag, zog man aber ins Meiland und zoch ich
under vogt Hugen um 2 söld.' ebd. ,1m 1524. jar zoch
man gen Kätenär [Castellaro], do was ich vogts am
Ort schryber um 5 söld.' ebd. ,Uf den 14. tag win-
manats [1526] ward ich oberster fäldschriber und hatt
im selben zug 14 söld.' ebd. S. noch Über-S. Fiel
ein Söldner, so wurde der rückständige S. den Hinter-
lassenen ausbezahlt: ,üer Kremerin 2 pfd von s. wegen.
3 pfd des sattlers dirnen ze s. von sin wegen.' 1475,
AAZof. (B Anz.). ,Syne knecht, sowol die lebendigen als
der abgestorbnen kind und erben [musste der Haupt-
mann] ümb die usstenden söld befridigen.' 1588, Z RB.
Der S. durfte nicht gepfändet werden: ,Aber setzen
wir, das nieman dem andern sin s. verbietten noch
vertieften sol, der soldner sy im veld oder daheim,
desglich nieman dem andern sin s. ze pfand nemen,
es sy dann des soldners guotter will und sust nit,
doch nit witter dann allein den s. [der] ze unsern
kriegen und sachen verdient wird, aber umb frömd s.
sol diser artikel den soldner nit schirmen.' L StR. um
1480. Dim. ,[Die Soldaten] klagten, dass ir geniein-
den inen nit gelt wellen schicken, nämlich Fluntern,
Hirslanden, Rieschbach, Wangen, da wellen ir gn.
herren mit inen [den Gemeinden] verschaffen, dass
inen ir söldlin werde.' 1499, Z. ,Und nachdem er gar
nütz mer hat, loufft er denn um ein söldlin oder drü
in ein krieg, schlacht und stürm.' Zwingli. .Söldle,
eine kleine besoldung.' Mal. S. noch seichen (Sp. 142 o.).
— b) Lohn, Besoldung für andre Dienste. ,Do [nach
der Zerstörung Mailands 1162] nam bischof Ruodolf
von Köln die haiigen dri künige für sinen s. und
schikte si gen Köln.' Z Chr. 1336/1446. ,Swer kam,
der werken kund oder mocht oder werken wolt [beim
Wiederaufbau Bapperswils], dem gab er [Herzog Al-
brecht] sinen baren s.' ebd. ,Anno domini 1374, 30
die Julii, rechnoten die fünf und ouch die sekler mit
pfaff Bilgrin, und uf den tag hatt er an sin dienst
und an sin s. von disem jar 44 pfd 10 ß.' Z StB. ,Von
dir enpfand wir den s. der arbeit, aber von Cristo
enpfand wir den Ursprung des lebens', Mauritius
zum Kaiser. Z Chr. XV. ,Wart gesetzt, das ein
hüeter und huswirt in dem rathus sich sol lassen für
sinen s. benüegen mit dem burgergelt, das si von
dem uodel gebeut, nemlich ieclicher 1 blaphart, und
mit dem, so ime der sekelmeister ie dahar geben hat.'
1437, B PES. ,[A. klagt, dass B.] inn schirmen zu
leren sich zu im umb ein summ gelts verdingt hab ;
[nachher] sye inn sölich verdingt gerüwen, das er nit
me lernen von im vermeinte, im ouch umb sinen ver-
dienten s. nützit zu geben pflichtig were.' 1468, Z RB.
,Dess Ammann und Schreibers S., Gewalt und Ver-
waltung solle verbleiben, wie es unter Costanzischer
Regierung gewesen.' 1697, G Rq. 1906. S. auch Näch-
Richter (Bd VI 454). — 2. Stipendium; vgl. Studen-
ten-S. .Hieronymus Frick und Hieronymus Manuel
ein bekantnus des s-s zuo Paris an tresorier gan,
angens volgen ze lassen.' 1533, B RM. — 3. Unter-
stützung, Gabe übh. ,Nieman gap im [dem hungrigen
Wolf] der spise s.' Boner.
Mhd. mit aus it. Ratio (nicht aus frz. sohle, das selber
aus dem It. entleimt uml erst seit dem XVII. bezeugt ist).
Vgl. Gr. WB. X 1, U33.
Über-: Soldzulage, die unter die Gradierten ver-
teilt wurde; vgl.: ,Zu den einfachen Sölden, welche
die gesamte Mannschaft aller Grade gleich bezog, kam
dann noch auf eine gewisse Köpfezahl eine bestimmte
Zahl sogenannter Übersölde von gleichem Betrag, die
unter den Befehls- und Amtleuten der Fahnen, vom
Hauptmann abwärts bis zum Rottmeister, verteilt wur-
den, und zwar nach Massgabe des Grades, so dass
jeder der untern Befehlsleute wenigstens einen dieser
Übersölde, also mit obigem einfachen zwei Solde oder
Doppelsold erhielt, daher er auch den Namen Doppel-
söldner trug, wahrend den obern Graden noch mehr
jener Übersölde, bei gegebenen Anlässen sogar bis
ild, seid, sild, sold,
854
auf zehn solcher zukamen, weswegen sie unter der
geraeinen Mannschaft, jedoch mehr spottweise, Drippel-
und Quadruppel-Söldner hiessen.' vRodt 1831. ,Item
so ist rair [nach dem Pavierzug] auch von den über-
sölden nützit worden, und hab doch die selben über-
söld uff einem soumhengst har gen Zürich gefertiget.'
1512, Z. .Hernach volgend die übersöld, so ich han
ussgeteilt den bürgeren.' 1512, Gfo. (Rechnung BvEr-
lachs). ,Darnach folgend die summ der personen, so
ich gehapt liab linder üwer miner herren zeichen die
zwen monat biss uf die musterung ze Alexander, der
sint gesin 1444 mann, uf die hab ich die 2 monat
empfangen uf jeglichs 100 12 übersöld. Uargegen han
ich all monat ussgeben von den übersölden, wie es
denn geordnet ist von minen herren, den rätten und
mitgesellen.' ebd. ,Der herr Morelet erbütet sich, uff
das hundert 15 übersöld zuo geben.' 1525, Strickler.
Der Hauptmann legt dar, dass er mit den Übersölden
ehrlich umgegangen, sie nämlich für die Schreiber,
Spielleut, Dolmetscher, Weibel und an Orten, wo es
notwendig gewesen, verbraucht habe. 1532, Absch.
,Eim houptman 6 söld, lütiner 4, venner 4, trummen-
schlaeher 2, Wachtmeister 2, und was [sonst] für
ämpter sind, übersöld ufs 100 10 söld.' 1532, Abscb.
Jeder Hauptmann bezieht für sich, seinen Lütiner und
seinen Venner 19 Solde und 20 Übersölde auf je 100,
wie es jeweilen gebraucht worden. 1530, ebd. S. noch
Sold (Sp. 851); Absch. IV 1 a, 13.
Eren-: aus den .Übersölden' bestrittener Sold für
die Inhaber der sog. .Ehrenämter' beim Heere (Mit-
glieder des Kriegsgerichts, Schreiber, Weibel usw.);
vgl.: [Es seien dem Hauptmann Z.] 30 söld [nachher
heisseu sie , übersöld'] darumb bestimpt worden, das er
die eerenämpter damit abrichten sölte.' 1532, Absch.
,Wir [haben] nun zu meeren malen ...dem herzogen
[von Mailand] ernstlich geschriben, das er uff sines
kommissarien bewilligen hin gedachte gerichts- und
andere eerensöld ablichten welle.' ebd. , [Rottmeister
G. und Spiessenhauptmann W. von Freiburg und der
Wachtmeister von Solothurn haben] gedachtem houpt-
man Z. die summen, so man im noch in beiden orten
schuldig, umb ire ansprachen der eerensölden halb
verbotten.' ebd. Im weitern S. von Gratifikationen an
Militärpersonen. König Franz habe wohlverdienten
Kriegsleuten E. gegeben; das habe nun aufgehört und
auch die Besoldung für höhere Ämter werde nicht
mehr bezahlt wie früher; das heisse so viel, als ob
die jetzigen Eidgenossen des E-s nicht mehr so würdig
wären wie ihre Väter. 1558, ebd. — Vgl. Gr. WB. III 65.
Vor-: Vorschuss auf den Sold? ,Sol och der sold
in unser statt angan, und einem jeglichen ein manot
v. geben [werden] und darnach all manot par.' 1453, B.
Jubel-. ,Die knecht aber, als man si anhuob
übel halten und übel und nüt bezalen, woltends selb
nit me dienen noch bliben, und wiewol des babsts
sun, herzog Valentin [Ciesar Borgia, Herzog von Va-
lentinois], der Römschen kilchen hoptman, in nanimen
sines heiligen vaters si begert um guoten j. anze-
nemen, brachends doch uf.' Ansh. - Nach Blösch Doppel-
sold, den der Papst im Jubeljahr 1500 bezahlte.
Kngchten-: Sold eines Kriegsknechtes. ,Darumb
habend sy [die Nachtigallen] einen kn. und einen
grösseren, dann vor zeiten die waaffentrager gehept
habend.' Vögele. 1557; ,ergo servorum illis precia
sunt, et quidem ampliora quam quibus armigeri para-
bantur.' — Chnüttel-: scherzh. für Schläge; s. Lieh-
nam (Bd III 1015). — .Kriegs-: ein monatssold, Sti-
pendium.' Fius.; Mal. — Ur-laub-: Suhl, der bezahlt
werden musste, wenn die Söldner vor Beendigung des
Krieges entlassen wurden. Trotzdem der Krieg in
Mailand nicht vollendet war, habe Lautrec den Haupt-
leuten Urlaub gegeben und sofort andere Hauptleute
angenommen; hieraus ergebe sich klar, dass er ihnen
den ü. schuldig sei. 1527, Absch. — Lütiner-: Sold
eines .Lütiners.' Die Knechte klagen, die Hauptleute
wollen auch Richter sein und beziehen dafür den L.
Das wollen die Knechte nicht mehr leiden, sondern
unter sich solche ausziehen, die zu Gerieht sitzen und
den L. teilen. 1514, Absch. Vgl. Sold (Sp. 851); Über-
Sold (Sp. 852/3). — Mänet-. ,[Der König von Frank-
reich hat den Schweizern] über die besoldung, so sy
verdient, noch ein monats. verlangen lassen, darumb
dass sy sich also wol und erlich gehalten.' 1521, Absch.
,Wir, der könig [von Spanien], söllent und wöllent oucli
inen den ersten monats. glych angends in irem vatter-
land oder doch unverlengt uff den grenzen und an-
stössen irer landen, so sy uss dem vatterland komment,
zalen lassen.' 1587, ebd. S. noch Kriegs-S. — Ba-
stard-: aus einem Fonds, der aus den Abgaben für
die , Freiung' unehlich Geborener gespeist wurde, aus-
gerichtetes Stipendium. XVI., B. ,H. schultheiss Nä-
gellis sun den einen stand des stipendii zu Paryss
vergönt, so kü°. M' järlich gewont hat usszerichten,
nämlich 50 franken. It. den b. ouch.' 1501, B RM.
,Marx zur Khinden und h. Buchers sun die zwen platz
sampt den b. zu Paris ein jar lang vergöndt und das
sy die bsoldung zu Burges mögind bruchen.' 1564,
ebd. — Reis-: = Kriegs-S. Ansh. — Ge-riehts-:
Sold der Mitglieder des Kriegsgerichts. ,Als dann der
richter, schryber, weibel und gerichtslüt, so da innen
zuo Müss das gericht besesseu, vor uns umb ire ge-
richtssöld erschinen ...' 1532, Absch. — Schlacht-:
Soldzulage nach einer gewonnenen Schlacht; vgl.:
,Dera gemeinen Knechte wurde in gewissen Fällen
eine Zulage zu seinem gewöhnlichen Solde zu Teil,
wie nach einer gewonnenen Schlacht oder nach Er-
stürmung eines Platzes der sogenannte Schlacht- oder
Sturmsold, deren er im Laufe eines einzigen Feld-
zuges mehr als einen erwerben und auf solche Weise
seinen ohnehin starken Sold verdoppeln oder gar ver-
dreifachen konnte.' vRodt 1831. Syn. SeM.-Gelt. ,Una
[wurde vom päpstl. Legaten] von unser erlichen tat
wegen ein schl. verheissen.' 1521, Absch. ,Wann sy
dann geurlobet werden, ... so wollend wir, der könig
[von Spanien], sy [die Söldner] ussbezalen und darzuo
noch über dasselbig inen noch zehen tag für iren
heimzug guot machen lassen, glycher gstalt, ob es
sich also füegte, dass sy ein schlacht getan betten,
inen den schl. nach irem brach und harkommen be-
zalen.' 1587, ebd. .Nachdem syn lieber brnoder iuie uss
Frankrich zuogeschriben, wie das syne beid gewessnen
hauptlüt ime sibenzig und fünfthalbe cronen und etlich
stüber under inen verdienten sold ohne den schl.
schuldig bliben, syge er uss kraft desselben synes
bruoders getanen schrybens gesinnet, sölichen uss-
stenden sold inzuoziehen.' 1591, Gl. Auch bei RCys.
Studenten-: Stipendium für Studierende. ,Ni-
clauss Zurkinden, des seckelschrybers sun, den st. zuo
Paryss zwoi jar zuogseit.' 1548, B RM. — Vgl. zu Wort
Said, seid, sild, sohl, suld
856
und Sache das Materienverzeichnis zu den Absch. sowie
besolden.
Sturm-: Soldzulage bei Erstürmung eines Platzes;
vgl. Schlacht-S. ,Item mit dem herzogen [von Savoyen]
ist man überkommen, dass er muos allen denen, so im
veld sind, iezlichem vier söld bzalen, nämlich zwen von
hus ze hus, ein st. von Nowara und den vierden von
der schlacht wegen, ouch denen, so nit dran sint gsin.'
Ansh. ,[Nach der Türkenschlacht bei Wien] suochten
die herren und houptlüt undankbarlich inen [den
Lanzknechten] die sturmsöld abzebrechen und denen
vom rieh nur einen ze geben.' ebd. Auf Begehren
der französischen Herren einerseits und der Haupt-
leute und Knechte anderseits haben die eidgenössischen
Räte voriges Jahr betreffend den St. von Pavia ge-
sprochen, dass Jedem ein Monatssold zu bezahlen, dass
aber den Hauptleuten und allen Doppelsöldnern ihr
Recht auf weitere Ansprüche vorbehalten sei.' 1530,
Absch. — Doppel-: wie nhd. Heinemann, ein Rott-
meister, hat D. bezogen. 1532, Absch. ,Der houptman
zöigt ouch an, das N. t. gehept habe.' ebd. ,Doppel-
söldner, die zwiefachen oder d. haben.' Fris.; Mal.
Soldat I: Sold, Lohn. , Eines solichin herrin s.
[darüber ,lon'] mugin sine ellinde rechin gerne in-
phahin.' XII., Wack. 1876.
Auch im Kolandslied des Pfaffen Konrad V. 3923, als
deutliches Masc; zu gleichbed. nilat. sol(i)data f. Der Ge-
schlechtswechsel ist um so auffälliger, als die meisten mhd.
Subst. auf -öl Fem. sind.
Soldä't II m. (PI. -e"). allg., Soldat Aa; Bs; B;
Gl; L; Tu; Ndw, Saldöt ÄAWohl.; ZBauma, Zäldät
GRPeisl, Dim. Soldätli, verächtl. Tutel, D- B: 1. wie
nhd. En alte Zäldät GRPeist (Scliwzd.). Wüsse"d-er, er
ist ä [auch] en alle" S. g'si", und Da' het-er so im Mül
g'ha": So g'tvüss a!s mich der Tüfel nimmt. HBlattnek
1902. Unger ä" S-e" cho". Loosli 1910. E" Son, wo
gross worden ist und Saldät g'ge" hei. Aa Schulm. 1887.
Es lauft a'se grad und schö" devo" wie en Saldöt.
Stütz, Gem. Ane"sto" [in strammer Haltung] we-n-en
S. Th. Me" het Einen erschösse", e" Datei, e" wältsche"
Datei. RvTavel 1904. .Frömbd und heimbsch sol-
dateD.' 1597, Z RM. .Umschwebende Saldaten.' 1619, Z.
.Houptman Grebel [habe] in der Musterung synes
Fendlins in die 50 blinder Soldaten ingestellt.' 1622,
Z RB. .Einem S-en monatlich 6 Kronen [Sold].' 1638,
Aar. StR. ,[Den Wirten wird bei 50 Pfd Busse ver-
boten] keinen S-en mehr als ein Nacht zu beherbergen.'
1640, AaB. StR. ,Der gemeine S. hat seinen Nammen
empfangen vom Sold, und ist so vil zu sagen als S.,
der des Herren Sold nimmt und allbereit empfangen
hat.' Kriegsb. 1644. Sy hend bin ils schoo meh Soldatä
ussgnoo. JCWeissenb. 1672. ,Was uns [an hoffärtigen
Kleidern] die Mandat der Oberkeit und das Wort
Gottes nicht abbringen mag, das wurde uns der raue
S. untreulich abzeuhen.' FWyss 1697. Ich ha alzit
ghört säga, die Pündtner seigen gute Soldata. Gespr.
1712. ,Des Keisers Kriegsöberist Porflrus mit sinen 200
Saldaten.' XVHI., L Spiel. S. noch etwa (Bd I 591 u.).
Im Lied. Wen"-i'h Saldät z' Bern inne" bi", bim Tor
üs Schildtvacht stände", da si" der hübsche" Meitleni
ganz Chuppele" Vorhände". GJKuhn 1819. Chüss-mer
kan Soldäte", denn es ist e" Schand. EStoll 1907.
Ghomm, mer wend spaziere" mit den Offiziere", mit de"
S-e", mit de" Kameräte", ebd. Es Batallion S-e" und
en Offizier gönd i" 's Vrenelis Garte" (in Böse"garte"
ZStdt) und trinke"/! es Mmsli (es Glas, Schöppli) Bier
ZWth. Ei lueg, ei lueg, was sind das für Soldätli:
si hend, si hend kei"s Schnüzli und kei"s Bärtli! Gr
Ths. Ein alter S., der in Holland gedient hatte,
sang immer : Und wann wier werden alt, und werden
alt: du Alte, nümm de" Pettelsack, S. bist du gewesst
GrNuC .Ich bin ein jung S. von 21 Jahren, geboren
in der Schweiz, das ist mein Heimatland.' Röseligarte.
,Der junge Saldöt steht auf der Wacht, bald gibt er
ein Desidör. Am Morge", e es acht Uhr schlaf, er
soll uff d' Schildwacht sta"; denn heisst's, er sei frap-
piert', Volkslied ZO. (Es sind zwei lustige Schwei-
zerknabe"). ,'s spazieren drei Soldaten, spazieren
durch ein Wahl.' LTobler, VL. ,Wer konnte da be-
schreiben die Tyranney und Zwang, so die Soldaten
triben mit Plündern, Mord und Brand!' 1622, ebd.
,Drei Hauptmann waren auch drunder samt andern
noch mehr Officier, S-en und auch Füsilier, blessiert
und tod vierhundert.' 1712, ebd.; noch öfter. S. auch
OhörbU-Chrüt (Bd III 897); Bat (Bd VI 1562). RAA.
Wit vom G'schütz giH alt S-e" (Chriegshlt). S. noch
Bettler (Bd IV 1837); Bapüsen (Bd VI 1189). Im
Spiel. Der Kaiser (König) schickt S-en üs Ap; B; Z
und weiterhin; Syn. Chetti breche". ,2 Anführer wählen
sich ihre Parteien aus und stellen sich dann in langen
Reihen einander gegenüber, sich möglichst fest bei
den Händen haltend. Der eine Kaiser schickt nun
einen seiner Soldaten aus oder geht auch selbst,
um die feindliche Reihe zu durchbrechen; gelingt es,
so darf er eines der Kinder, bei denen er die Reihe
durchbrechen konnte, mit sich nehmen und kann noch
einen andern Soldaten ausschicken. Gelingt es nicht,
so muss er bei der feindlichen Partei bleiben, die nun
an die Reihe kommt.' GZür. 1902. — 2. blaui Soldäte",
Wiesensalbei, Salvia prat. GWe. Syn. Blauw-Büter
(Bd VI 1702). — Aus it. soldato im XVI. entlehnt; vgl.
Gr. WB. XI, 1436; Weigand 6 II 884. Fris.; Mal. haben
das W. noch nicht (dafür , Söldner'). In Satdat liegt Assim.
des vortonigen an den folg. Tonvokal vor wie in K«l„!; aus
Ko-, Lul.ul aus Im-, mdbänder aus selb- uam. Zäldät ist von
falscher Trennung der artikulierten Pluralform dJ S-e" (in
d' Z-e") ausgegangen; ä der 1. Silbe ist die gew. Form des
reduzierten Vokals. Im Allg. werden die von der schriftspr.
Form abweichenden Dialektformeu als komisch oder bäurisch
empfunden. Fluru. , Wiesen im S.' ZRickenb. — Lieber-
herr-gotts-: Name Derjenigen, denen am Fronleich-
namsfest das Schiessen oblag S (Joach.). — Kriegs-.
.Herzog Johann Casimyrus von Sachsen hat hie in
den Püudten ein anzal kriegssoldaten zuo syner lybs-
gwardi lassen warben.' 1597, Ard. — Busterli-Döi;
s. Busterli (Bd IV 1802). — Träng-, auch Trän-:
Trainsoldat. ,Und kommt das letzte Manöver, die
Rössleins werden's matt, steigt er in d' Lederhose und
dann in Abrahams Schosse als echter Tr.' Soldatenl.
— Soldäteus -is B (Zyro); ZO., Stdt, Saldätigs Aa
(H.): in der Verbindung S. mache", Soldaten spielen.
— Soldätele" f. S. mache", = dem Vor. Sch (Kirchh.).
— soldatisch, in ApI. auch -ätisch: wie nhd. ^er-
seht euch alle toll soldatisch mit Blei und Pulver
wohl!' ATobler 1899 (ApI.). ,[Die Söhne der Prädi-
kanten ziehn daher] mit Gölleren und langen Falten,
auf gut s.' 1636, JJBreit. — soldät(e)le°, sal-:
l. (wohl nur -ele") nach Soldaten, „Soldatensitte" rie-
chen B (Zyro); St. .Soldatisch sein' Ap (TTobl., mit
der Bern. ,allg. Schweiz.'). — 2. Soldaten spielen Ap;
857
Said, seid,
sohl,
,1.1
Bs-(s. Seiler 248); G; Tu; Z und weiterhin. Imglei-
chen S. Soldätli's, Sal- (Ap; Bs; B; L; G; Th; Z),
auch SaldiUcrli"s()is; B) mache". Strümpfli und Sehueh,
Behstössli und Hüet mit mächtige" Striisse", die sind
für d' Bäebli, ao gern Suldiitli's machi"d im Hüsgang.
Schwzd. (L). ,Man hat Geld und Zeit halt für wich-
tigere Sachen, für Kanonen und Soldätlis machen
nötig.' BVolksztg 1907. S. auch GZür. 1902, 35.
über-sölden: mit Acc. P., Einem .Übersold' (s.
Sp. 852) bezahlen. ,Es warend aber da ettliche
schwätzige gytvögel, die alein uff das galt sahend;
diewyl nun dieselben nit übersöldet wurdent, machten
sy under dem huffen einen Unwillen.' HBull. 1572.
ver-solden, -sülde" bzw. -selde" (in BGr. -selte"):
1. mit Acc. P., für geleistete Dienste bezahlen, be-
solden; auch = in Sold nehmen, a) für Kriegsdienst.
,Die von Friburg versoldeten zuo in frömde herren
von welschen und von tütschen landen.' Jüst. ,Wenn
ouch das kumpt, dass sie [die Unterwaldner] mit ir
panner us und ze reiss ziechent, so sollen wir innen
zwen söldner ze fuoss versölden und innen 15 Schil-
ling haller zum tag geben.' 1405, Gfh (Landrecht
RMöttelis). ,[Der deutsche Kaiser] begert von minen
herren von Basel im zuo schicken 300 fuossknecht
und 60 reisiger in irem kosten zu versolten, wart im
aber nüt zuogeseit.' 1531, Bs Chr. ,Als man aber im
sagt, das der heiden allenthalb herumni ein grosse
mächtige zal versamlet und die Arabes inen zehelffen
versöldet...' 1531,1. Macc. , [Der Herzog von Savoyen]
hatt an lichtfertig und verwegne rodt uffgenommen,
die umb an ring gelt versöldet.' 1533, Kessl. ,Zwen
knecht uss der Aidgnoschaft, die dem herzog dient und
von im bisshar versolt warend.' Vau. , Versölden, den
sold aussgäben, in Stipendium peeuniam dare; von einer
statt versöldet werden, Stipendium de publico aeeipere.'
Mal. S. noch Reis-Chnab (Bd III 712); Beis-Brüch
(Bd V 350); Sold 1 a. — b) im weitern S. Versölde",
,für eine bestimmte Zeit einen bestimmten Lohn geben'
BHk. .Darnoch ist ze bedenken, wie man die doctores
und meister versölde.' 1459, Bs Chr. (Gutachten zur
Errichtung einer Universität). ,Hievor hat ein Stadt
Bern ein procurator zuo Rotwyl am keiserlichen hof-
gericht müessen versölden.' Ansh. .Dignus est operarius
mercede sua, der arbeiter ist wärt, das man inn ver-
sölde.' HBull. 1531. ,Zuo welcher arbeit [Studium der
biblischen Schriften] er [Erasmus] von edlingen und
bischoffen in Engelland versolt und enthalten worden.'
Vad. Mit übelra Nbsinn (vgl. ver-soldet): ,Ist das nit
geufrüeret, so sy [die geistlichen Herren] zuo irer
hilf alle statt, herren und fürsten berüefend, reizend
und etlieh darzuo versöldendV Zwingli. ,Sehent iez,
wie kaiserisch ich sye, oder ob ich von inen [den
kaiserlichen Boten] versöldet sye.' ebd. — 2. mit Acc.
der Leistung, dafür bezahlen. ,Doch soll der Sünder
dem Gottshaus unbswärlich sein und Tach, Gmach.
Speis und Trank v.' 1479, AAWett. (Abschr.). ,Gebätt
und fürbitt versölden.' Vad. — 3. für den Unterhalt von
Jmd oder Etw. sorgen, zunächst durch Geldspenden,
a) mit Acc. S. ,Die hohen und gemeinen schuolen, von
den lantsfürsten enthalten und versölt.' Vau. — b) mit
Acc. P. ,Wir [die Berner] sind willens, die schüeler,
so wir uf unsem kosten hievor zuo Basel, Strassburg,
Markburg und Wittenberg versöldet und verlegt, hin-
für zuo üch [nach Zürich] ze schicken.' B Schulordn.
1548. ,Disem Johans Jakob Wicken sind an alter
und leer nit ungemäss Jacobus Stapfer und Johans
Wilperg Zoller, die aber von den iren [statt im Zucht-
hofe] versöldet werdent.' XVI. , Z. , Unser Amptlüt,
ouch gwisse Provosen [sollen über die Bettler be-
richten] mit Verzeichnus ihrer Namen, dessglichen ob
und was massen sy von den Gmeinden versöldet wer-
dint.' B Mand. 1G28. Verselte", (Kinder, Kranke) pfle-
gen BGr. (Bärnd. 1908). — 4. verselde", (ein Kind)
unterhalten, indem man mit ihm spielt BHa. Syn.
ver-türlen, -twellen. Tüon-mer ussen ei"s das Chind v.
— ver-sold(e)t, -söld(e)t. a) adj. besoldet, be-
zahlt; oft mit übelm Nbsinn. ,So muoss aller ver-
soldeter dienst von pfaffen, münchen, nonnen nit gnuog
tuon für unser sünd.' Zwinqli. ,[Egg] habe das [An-
gebot zu einer Disputation] us eigner bewegnuss be-
redt oder versöldet angehebt.' ebd. .Seine versoldeten
kriegsknecht sind wie die gemesteten kelber.' 1531,
Jer. ,Von burgern, die die statt verland und den
tyrannen lieber hand, reed ich, das sy versöldet lüt.'
HBdll. 1533. .Von den geschwornen und versolten
dener [Diener] des papstumbs.' Kessl. ,Tuond sich
die versoldeten practicierer herfür und vermeldent
sich selbst, das sy eben ire verheissne oder empfangne
gaaben verdienen und sunst nicht loblichs ussrichten
wend.' Gl JB. .Versöltes kriegen', Söldnerkrieg. Vau.
— b) subst. ,Wo ein fremder versöldeter dir in din
land gewaltiglich zuge.' Zwingli. ,Das urteil ist nit
der geleerten, nit der gewaltigen, nit der verpfrüenten,
nit der versölten, gemieten und zerrütten, sunder der
ganzen kilchen.' ebd. ,Die pfaffen [von Muri] zuo-
sampt iren kinden, diensten, versoldeten und hofge-
sind.' 1529, Aiisch. ,Drumb losend zuo, hand kein ver-
drutz, wie die versöllten practiken und die verrätrisch
gattigken erdenkend stäts mit vyl unglück und schlecht
nit lond ir bösen tück.' HBdll. 1533. — un-ver-
sölt: unentgeltlich. ,Das fronen und tagwerchen, so
man onv. und vergebens zuo etlichen tagen ze leisten
schuldig ist.' Vad. — Ver-soldung f.: Bezahlung.
.Gott spricht: ir habends vergeben empfangen, ver-
geben sollend irs widerum hingeben; so gebend sy
[die Bischöfe] keinerlei one grosse v.' Zwingli.
Mhd. ver-solden, -suhlen; vgl. auch Fischer II 1340/1.
Die Form mit -(- ist wohl vom synkopierteu Ptc. versolt,
-siilt ausgegaugen. Zu 3 vgl. ver-soldntn, zum Verhältniss von
3 und 4 nhd. .unterhalten.'
b e - : 1. a) = ver-solden 1 a. ,Daz er [der Strass-
burger Abgeordnete] über die ietz genanten 50 schützen
keinen mer an [= ohne] unser besunder wissen und er-
louben besolde.' 1413, Z StB. ,[Wer gegen die Heiden
zieht] sol ouch richlich besoldet werden.' Volksb. ,[Wil-
halm] hatt uns alle erlich besoldet.' ebd. .Besolden, den
sold gäben, afficere stipendio.' Fris.; Mal. S. auch
Gart II (Bd II 432). — b) = ver-solden 1 b. .Wann er im
sechs oder siben redlicher gesellen brächte, wellte er
dieselbigen wol besolden.' 1522, Z. .Ist erkennt, das
ein gemeind zuo Klotten wol möge einen priester be-
solden.' 1523/6, Z RB. .Vogt und Geschwornen sollend
besoldet und belönt werden.' 1604, ZRq. 1910. - c) = i>er-
solden3a. ,Den krieg besolden', die Kriegskosten auf-
bringen: ,[Man solle] ein ablass schicken in tütsche
land, darmit uns komme gelts gnuog zur hand, dass dor-
mit der krieg besoldet werd on römisch belastung und
beschwerd.' NMan. — 2. mit Richtungsbest. a) Jmd
(gegen Lohn) wohin bestellen. Kai" Mänet is [ist's], se
859
Said, seid, sild, soltl. suld
hann-ich ge" Marin dür'he" :e Schuechter-Zachi schicke"
müesse", um-ne" here"z'b'sölde", dass-er der Mentsche"
[zweijähriges Bind] und dem Mtschi [rotfarbiges Stück
Vieh] di Bender schnidi. Schwzd. (GtiPr.). ,[HWald-
raann klagt, Grebel habe vor den Räten, die über
eine Streitsache zwischen ihnen beiden zu entscheiden
hatten] under anderm gerett, W. habe die Int har
besöldt. [Grebel gibt zu, gesagt zu haben] er hette
nieman har besölt noch were by nieraan gesin; aber
er [W.] were umbher gelouffen von einem zuo dem
andern und hette vor dem beren gevischet und inen
daz speckly durch daz raul gezogen... [Worauf W.:]
der Gr. hette gerett, W. hab lüt dar besölt. das er
doch also nit getan.' 1468, Waldm. S. auch Schar-
Sachs (Sp. 238). — b) Einen wohin locken, verleiten
Gl; GG. Fort, üse" b'sölde" GG. Si händ-ne" mich
welk" in c" anders Wirtshüs b'sölde", aber er isch-ne"
nümme" g'gange" Gl. — 3. = versohlen 3. Bei Be-
siegelung der Vereinung in Paris wurde zugesichert,
dass allen Orten und Zugewandten je 2 Studenten
sollten ,besoldet' werden. 1604, Absch. S. auch ver-
legen 1 d (Bd III 1188). — B8-soldi°g, ,-soldung,
-söldung' — f.: 1. Lohn, Besoldung, a) entspr. be-
solden 1 a. ,Ist unser meinung, dass si [die Leute von
Baden] sollen in reisen zuo iren und ünsern und umb
hesoldung in anderer herren gescheften in ir und
unser stat Baden nemen einen hoptman ...' 1510, AaB.
StR. ,[Der Legat von Pistori] hat uns zuogesagt
einen sold ze geben usserthalb der ordenlichen he-
soldung umb unsers erlichen dienens willen.' 1521,
Strkkler. ,[Der Kaiser] hat in sinem inryten [in
Augsburg] tusend landsknecht mit im bracht, denen
die statt Ougspurg ir besoldung geben muoss.' 1530,
Absch. .Besoldung, authoramentum, meritum, ses mili-
tare; er nam eine zwyfache b., duplas consequebatur
annonas; den knächten ein b. ordnen, constituere Sti-
pendium militi.' Fris.; Mal. ,[Der Kriegsmann] der
von Gott Glück haben wollt, seir Bsoldung er sich
bnüegen sollt.' GGotth. 1599. ,Die Bsöldig [der Reis-
läufer] 4 Cronen all Monat uf 1 Knecht.' Ard. 1562/
1614. ,üie Herren von Schaffhusen gabent obge-
sagten Soldaten Speis und Trank und jedem sein Quar-
tier, und die Herren von Zürich gabent inen eine
gebürende Besoldung.' 1633, Bauernchr. S. noch Mänet-
Sold (Sp. 854). ,In der b.' Jmdes: ,Der marggraf [von
Brandenburg] were nit in siner [des franz. Königs]
besoldung gesin.' Rainsp. 1553. — b) entspr. besolden
1 b; in der lebenden Spr. wohl allg. vom Gehalt eines
Beamten. ,Diewyl er den iren die ämpter, aber kein
besoldung darvon geben.' 1532, Absch. ,[Hausknecht
zu den Arbeitern im Weinberg:] So ir die bsoldung
nämmen wend, so streckend har mir üwer hend!' Roef
1539. ,Des züghern vom rat besoldung järlich 24 pfd
und 8 mütt dinkels.' 1542, BRM. ,Des schribers psoldig
von eim brief fir spis und Ion finf guot batzen.'
1549, Gr. ,[Die heilige Schrift] verheist allerlei be-
soldung, dass Gott hie in zyt und dort in die ewigkeit
belone des gloubens frücht.' ÜWerum. 1552. ,M. gn. h.
habend meister Hans Holzmüller die leer wider er-
loubt zuosampt der gwonlichen bsoldung an körn.'
1554, B RM. ,[Den Prädikanten] ehrliche bsoldungen
schöpfen.' Ende XVI., B. Bezahlung: ,[Man bewirtete
uns freundlich] doch um unser Besoldung, die wir
bezalten.' FPlatter 1612. — 2. Stipendium. ,[N. hat]
gwalt, disem jungling ein besoldung zuo schöpfen.'
1529, B Schulordn. ,[Dem N. sollen] die zwen platz
und besoldungen gevolgen.' 1564, BRM. S. noch Ba-
stard-Sold. — Rats-: Besoldung eines Rats(mitgliedes).
,Es ward auch N. des rats erlassen und hicmit auch
der ratsbesohlung entsetzt.' JHaller 1550/73. — Stu-
denten-: = Studenten- Sold. .[Des N. Sohn] die andere
halbe studentenbsoldung zu Parys.' 1562, BRM. —
Be-söldigung f.: = Besoldung. .[Der Bischof] be-
gärt an mich, ich solt des ganzen lantz schuolmeister
werden, man wurde mier ein guotte bseldigung gen.'
ThPlatter 1572. ,Do ward ich des D. Oporini provisor
und bstimpten mier die herren deputaten für min bs.
40 pfd.' ebd. — Vgl. Gr. WB. I 1630; Fischer I 920/1.
Soldier I in.: Söldner; s. Bd V 328/9.
soldnen: Solddienst tun. ,Gelt, das zum teil ouch
am s. verdient was.' Vad. I 400. — Bei Schm. - II -270
,soldenen' = besolden.
v e r - sol'' ne" : mit Acc. P., Jmdes Lebensunterhalt
bestreiten, ihn verköstigen BG., .leg. I'k ha" de"" noch
vier Ghing z' v., zu erhalten BJeg. Es mues' noch
menge arme'' Guggisberger eine" riche" Niderlennaer
es Ghinn v., antwortete ein Guggisberger einem unter-
bernerischen Tragüner, der ihn um der unehlichen Kin-
der der Guggisberger Mädchen willen neckte. Bärnd.
HUI. Auch = ver-chostgelte" (s. unter Chost-Gelt Bd II
253). Er het es Ching z'v., muss Kostgeld für ein Kind
bezahlen BIffwil. — MhJ. versddenen, an Sold ausgeben.
Zum Laut.], vgl. die Ann), zu Soldner, zur Bed. ver-eolden 3.
he-: = besolden 1 a. ,Der küng hat by 8000 Eidt-
gnossen besölnet.' Bossh. Chr.
Soldner, .Söldner' — m.: 1. a) wie nhd. Söldner.
,Wan so ein gotzhusman ein s. wirt, so sol er ein
vogt nen, wen er wil.' 1344, LABurckh. 1860. ,Nun
hatten sich die von Bern in dem krieg verkostiget
mit söldnern, büchsen, werken, geschütz und mit an-
dern sachen.' Just. ,So sol auch die statt Bremgarten
uns [den VIII Orten] und unsern nachkomen zuo allen
unsern uöteu unser offen schloss heissen und sin, also
dass wir unser volk und soldner darin legen söllent
und mugent.' 1450, AABretng. Stß. ,Also wolten unser
burger und soldener mit den vyenden strytten, also
machtend sich die vyende hinweg.' 1474, Bs Chr. 1491
beklagen sich die Dorfleute von UwRuggischwil, weil
die Freiteiler von den von ihren Herren zugeteilten
Mann nicht einen , soldner' abnehmen. AKüchler 1895.
.Saldner uff sant Gallen tag 1475: Schultheiss Hans
Hettlinger und 3 rate ä 8 fl. und 22 mann ä 4 fl. =
120 fl.' Bossh. Chr. ,[Abt Wilhelm] wolt vil lieber ein
kriegsman und söldner dan ein mönch sin.' Vad. ,Sti-
pendiosus, ein soldner, der im sold ist oder umb sold
dient.' Fris. S. noch ver-rennen (Bd VI 967); ge-räten
(ebd. 1607 u.); Sold (Sp. 852). .Zwifacher, zwifalter s.',
Doppelsöldner. ,Der X. hab inen zaogsagt, wenn sy
uf 300 oder 250 knecht brechten, so weit er inen
hoptlüt, fennrich und etwas zwifacher soldner lassen.'
1500, Z. ,So sölt du von den zwyfalten söldnern zwy-
falte buoss inzühen.' 1502, ebd. S. noch Zuifalt-S.
— b) spec. Soldat, der gegen Bezahlung an Stelle
eines Militärpflichtigen dient. ,1 gülden des slossers
soldneren und ist damit bezalt. 2 gülden Erni Wissen
knecht an sinen soldner.' 1475, AaZoL ,Ist ange-
sechen, das welicher genommen [ausgehoben] wird,
das derselb ziechen sol, es were denn, das einer ein
kindbetterin hette oder des alters und krankheit halb
861
Said
ild. Salf— snlf
nit vermöchte, und das dann ein sölicher einen soldner
in siner zunft, der darzuo tougenlich und wolgerüst
sye, nemen sol, und welicher also umb sold ziehen
wil und den sold übertüren wölte, so sol es an siner
zunft stan, den sold zu schöpfen.' 1499, Z EM. ,N.
soll den Vorteil haben, einen Soldner an seiner Statt
zu geben; doch dass er solchen S. in seinen und ohne
unsre Kosten . . . besolden, halten und liefern soll.'
1503, Ochs. ,Ob villicht ein leistender unvermüglich-
keit halb sins lybs nit selbs in eigner person mit
uns züchen möchte, und aber an siner statt einen
soldner und verweser in sinem eignen costen mit uns
dessmals zu krieg geschickt und gevertiget hat .. .'
1539, BStR. S. auch ver-reisen (Bd VI 1322). —
2. reitender Diener. ,So bewegt mich nit wenig, dass
D. Hans Huber domol anfieng aussreiten und ein s.
vor im reiten hat.' FPlatter lb'12. ,Die Überreuter
werden noch heut zu Tage in unsern Ausgabbüchern
Soldner genant' Ochs. S. noch Über-Riter (Bd VI 1681).
Mhd. soldenare; vgl. Gr. WB. X 1, 1446. Die Form mit
-o- statt -o- bei Bossh. erinnert an it. xaljun> neben soldare ;
doch gestattet der einzige Beleg kaum, einen Zshang mit
dem It. anzunehmen. Bei Vad. II 114 einmal .solner' (die
Form auch bei Gr. WB.); zum Sehwund des d vgl. vcr-,
besännen. Als Familienu. ,Frow Iuntheu Soldnerin [Gen.].'
1378, AaB. ,Joss Soldner uss dem Egnach.' 1531, Z RB.
Zwi-falt-: Doppelsöldner. ,Hoptlüt, vänrich und
ander zwifaltsöldner.' Ansh. — Reiser-: Söldner zu
Pferd. ,Uff denselben tag schickten die von Basel gen
Nanse in Luttringen 50 reisersoldener wol ussgerust.'
1476, Bs Chr. — Doyye\-: = Zwifalt-S. (s. d.). Zum U.
von den Landsknechten, wo die Spiessträger im Har-
nisch, die selbst für ihre Rüstung zu sorgen hatten
und doppelten Sold bezogen, D. hiessen, scheint man
bei den Schweizern Alle, die zweifachen Sold bezogen
(so nach den Soldrödeln BvErlachs 1512 das Personal
des Stabes, die Rottmeister und die adeligen Geschlech-
ter) so genannt zu haben. ,Es sind über 2000 knecht
hinwegzogen und hat jeder houptmann den meren teil
t., die können die houptlüt nit eren usser irem gelt.'
1521, Strickler. ,üer herzog von Burbon mit sampt
den gemainen hoptlüten, fendrichen, dupelsoldner und
merentails des kriegsvolks.' Kessl. ,A1s er uf der
strass zuo einem d. und siner purs komen.' 1555, B
Turmb. ,D., Picquenir.' Kriegsb. 1644. S. noch Doppel-
Sota (Sp. 855) und vgl. Söldner (Sp. 860). — Trippel-:
spöttisch, Söldner mit dreifachem Sold. ,Da schruwend
etlich iren triberen zuo: die hoptlüt, die junkhern,
die pensioner, die trippelsöldner söltid [zum Kampf]
hinfür treten und nit ahvegen binden und bisits nacher
schrien.' Ansh. S. noch Über-Sold (Sp. 853).
Soldung f.: Besoldung. ,Sin heiligkeit zuo be-
wegen, ein Eidtgnosschaft und die iren umb ir s. und
dienst zuo vernüegen.' 1512, Z.
Soldan s. Sultan.
Soldier II: Hauptschwein (Eber im O.Jahr) BJura
(Jägerspr.). - Frz. solitaire.
Salve 1 Salfe, in L lt RBrandst. -i — n.: a) das
Salve regina. kath. Schweiz. De'' Franz Banz cha"n
's Salve noch nit ganz, Spottvers L. ,[Der Pfarrer soll
singen oder lesen] zuo mety, vesper, conplet das salve
regina und anders.' 1493, AaB. Sil!. ,Ieh, Ludwig
Kilchmann, gib ally jor in der fasten 8 kerzen, wen
man das salve sind [singt].' 1515, Bs Chr. — b) Gottes-
dienst, bei welchem das Salve gesungen wird. Mer
sind grad us dem Salfi cho". RBrandst. 1884. ,Als er
von inen in das salve wölt, do wöltindt sy im sant
Johans sägen geben.' 1520, Z. Der Abt von St Gallen
bestimmt, was auf Vigilien, Salve und dergleichen
Gottesdienst gestiftet worden, soll dem Messpriester
verabreicht werden. 1551, Absch. ,Alle göttliche emp-
ter, es sye mäss, mety, vesper, salvy.' U Schulordn.
1579. ,Da gat 10 ß d. Zins alle Jaar an das Salvi
regina.' Rüdlioer 1875. ,Gat 10 ß d. alle Jar an das
Salve.' ebd. ,Das Salue halten.' SchwE. Kanzleikal.
1620.
Lat. salve, sei gegrüsst. Vgl. Sahn bei Martin-Lienh. II
354; .Salvezeit' bei Gr. WB. VIII 1704. Zur Erhöhung des
ausl. e> i vgl. Intresse (Bd I 357); aj,ari mit Anm. (ebd.
361), sowie das Folg.
Salve II Salfi n. L (-e'J; Ndw (4, PI. 4 und -ene"),
Salfe" f. (PI. unver.) Aa; G; Tu; Z und weiterhin:
von Mehrern mit einander gegebenes Zeichen der Be-
grüssung. Si hend es S. g'schtvunge", die Hüte zur
Begrüssung geschwungen Ndw (nur in geistlichen
Kreisen). Bes. durch Schiessen. Es S. schiesse", ha"
Ndw. 's erst S. [bei Morgarten] sind die Trommel
g'si". Ineichen 1859. ,Oberthalb dem Leisenthal habend
wir [die Teilnehmer am Schiessen zu Kyburg] im Uff-
hinzüchen ein Salvi geben gegen Denen, die im Schloss
warend.' 1659, ZWth. Auch im weitern S. wie nhd.
E" S-en abge".
Eig. identisch mit dem Vor.; vgl. Gr. WB. VIII 1704;
Martin-Lienh. II 354. Das Neutr. nach Adelung auch österr.
Die weibl. Form stammt aus der Schriftspr.
salvevc'ni salfefeni AaF., Leer.; Ap; Bs; Scii,
salfifeni L (auch -freni), salfeni ThHw.,Mü.; ZWth.:
mit Verlaub (zu reden). De s. VehstaV, Misthüffe".
Ghüedreck Aa. 's s. Gülle"loch, der s. Abtritt Th; Z
Wth. ,Strit- und Rechtsachen von wegen ein salvi
veni Kuo.' Ende XVIII., Rüdliger 1875. 's isch als
s. Alles von-em g' gange" Bs (Seiler). Ber [Tatst] hed
so öppis wie ne" recht e" greblegi salfifrini Söuschnörre"
g'ha". RBrandst. 1907.
Neulat. salva venia; vgl. Schm. »II 272 (salveni) ; Martin-
Lienh. II 354 (sal/enje). -frini ist wohl an den Taufnamen
Vreni angelehnt. Salfeni durch Silbendissimilation wie lat.se-
modiut für semimodius, vülgärlat. mat(t)inus für mahn,,,:,-, uam.
salvenä'ri. salf-, in B-6Vi: = dera Vor. B; GrPt.
,Mit Gunst und mit Respekt' — ist Höflichkeit, und
,Salvenöri' hätt-ich no°h bald g'seit. B Hink. Bot 1856.
[Es ist] nota als mit anandra salvo nori erstunka und
erloga g'si. Bantli 1712. Si seigid rechte Fürchgreetli
und Hoseschysscr Salvenuris Spgs und Trank vorbhaltä.
Gespr. 1712. — Lat. salvo honore, it. salvo <m<jre, rätorom.
salvanori. Vgl. zur: 2. Teil l'uvlem.ri (Bd IV 1400).
salvieren: meist refl., (sich) retten, in Sicherheit
bringen; seit E. XVI. oft bezeugt. ,[Aus einem von
einer Lawine begrabenen Hause haben] 7 personen,
darunder ein kintbetteri, sich labend salviert.' 1598,
Ard. ,S., sich retten.' Kriegsb. 1644. ,Wer da hat
können entrünnen, hat nur gesehen und dahin ge-
trachtet, wie er sich und wohin s. möchte.' 1656, Arg.
(Villmerger Schlacht). ,Der kunstryche Brunnenmei-
ster [dessen Wasserwerk nicht funktionierte, hat] sich
Salf, seif, silf, solf, sulf
by Zyten salviert und darvon gemacht.' 1665, Z. ,Sind
durch Gottes Segen und fleissigen Gebrauch derselben
[der Medikamente] mehr als der halbe Teil [der an
der Pest Erkrankten] glücklichen curirt und salvirt
worden.' 1668, ZUst. Neuj. 1868. ,[Die vor dem Krieg
Fliehenden] sind froh, wann sie in der Nähe ein vestes
Schloss antreffen können, darein sie sich s. können.'
FWvss 1677. ,[N. hat] sich mit der Flucht salviert.'
1732, Gfd. S. noch plärren (Bd V 137).
Vgl. Gr. WB. VIII 1704. Iu der lebenden Spr. nur bei
Gebildeten und salwiere" gesprochen, wodurch sich das W.
als junge Entlehnung verrät.
Salvettli Salf- n.: Serviette, .Decktuch' AaFh.
(■ätli); BsL. — It. salvielta; vgl. Gr. WB. VIII 1704 ; Martin-
Lienh. II 354.
Tisch- ,Disch-Salvettlen': = dem Vor. XVII., G
Wäschetafel (Z Anz. 1908, 340/2).
Salfi, Selfi s. Salbei (Sp. 818). — Salfis s. Salz-
Fass (Bd I 1053).
Seifig f.: eine Viehweide. ,I>ie weil [während die
Ochsen am Hornerberg weiden] gond die kelber in
die s. oder anderstwo, bis dass man sy und die oxen
in die böfel schlecht' 1538, GRMalans (ZfsR.).
Wohl , Waldweide', zu rätorom. selm, Wald, mit deutschem
Suff. -Pg; vgl. etwa Granng Bd II 798, zur Sache FGStebler
AW. 265 f. S. auch Sd/e-Teil.
selfne": bewahren, hüten, zB. Kinder BTrueb.
Silvan Silf- AaF.; Zg, Fani Zg: männl. Taufn.
Der hl. Silvanus ist Kirchenpatron von ZgBaar; vgl. AfV.
III 16; ZgNeuj. 1903.
Silvaner. , Blauer S.', die blaue Clävnertraube.
FvTschüdi 1863. Syn. Süess-Bläw (Bd V 244). — Vgl.
Gr. WB. X 1, 1058; Martin-Lienh. II 354.
Silvester Silf-, in ThHw.; ZStli. Z-, in B Silfe'ster:
1. (auch Fester L lt Ineichen) männl. Taufn. ,S. Rosen-
roll zu Thusis.' 1598, Ard. Als Name des Teufels.
1695, GUzn. Hexenproz. — 2. der letzte Tag des Jahres
(als Tag des hl. Silvester), wohl allg. Syn. Alt-Jär
(Bd III 58); Alt-järs-Tag. Es IM Vesper, morgen ist
S., d' Bliebe" gönd i" 's Wirtshüs, d' Ghinde" gönd i" 's
Wäghüs, d' Blieben esse"d Bröd (Speck), d' Chinden
esse"d Ghüeeliöd (Hüenerdreck) ZWald. Bildl.: ,Und
nun neigte sich der letzte Tag des 18. Jahrhunderts
unter Sturm und Gewitter. — Wann wird aber der S.
aller täglichen politischen Veränderungen und Neue-
rungen sein?' Merkw. 1802. S. noch Model (Bd VI
603 o.); rissen (ebd. 1346). Glaube und Brauch.
Der S. als Lostag. Über Brotbacken am S. als Sterbe-
orakel s. Bd V 946. ,Auf einer Dorfanhöhe dreschen
die Bursche auf alte Balken und Bretter los (i"'s Lär
trösche"), und die Alten schliessen auf die neue Jahres-
fruchtbarkeit, je weiter in der Umgegend sich die auf-
polternden Flegel vernehmbar machen.' Rochh. 1853.
S. auch Baum (Bd IV 1231). In der S.-Nacht werden
die Hausgeister mit einer Brotspende bedacht; s. Bd
V 948 u. Die Mägde waren früher ängstlich bemüht,
ihre Rocken abzuspinnen, denn in der S.-Nacht geht
die Klungerin herum; hangen noch Neujärsfotzlen am
Rocken, so gibt es ein Ung'hür ZSth., W. S. auch
Durchspinn-Nacht (Bd IV 658). Von den Speisen, die
an der S.-Tafel aufgetragen werden, ist ein Rest bis
ins neue Jahr hinein aufzubewahren, sonst leidet man
Mangel Z. Allg. wird die S.-Nacht feierlich begangen,
wobei etwa die Gemeinde den Wein bezahlt (so Aa
Zof.; Sch); ein besseres Essen fehlt auch in den ar-
mem Häusern nicht. In Gl ist Nidel und ßirnbrot
traditionell; in BU. wird um Zupfen Karten gespielt.
S. noch Hüsli-Nacht (Bd IV 656). Über das Singen
am S.-Abend s. Sing-Abend (Bd I 38). Ein bekanntes
S.-Lied war: Hut ist S. u"d morn ist Neujär. Röseli-
i'.arte. Noch heute gehn Neujahrssänger herum, die
für ihre Leistung ein Geldgeschenk erhalten, eine
Sitte, die schon 1581 verboten wurde; früher sang
man gemeinschaftlich das alte Jahr hinaus und das
neue hinein Ap; einige Lieder s. ApVL. 1903, 114 11".
In GrA. wird Nachmittags vor den Häusern gesungen;
der Neujahrsspruch wird vom Hausherrn erwidert;
darauf werden die Gäste bewirtet und beschenkt;
ähnlich in BG., Mad.; Gl. In ZO. sprach der Nacht-
wächter auf allen grössern Dorfplätzen einen Neu-
jahrssegen, der vom Dorfschulmeister gedichtet worden
war. Messikommer 1909. Ebendort ziehen Kinder bet-
telnd herum, mit dem Spruch : S., S., schlag d' Chuchi-
tür zue, d' Bastete" sind 'backe" und d' Bröticürst sind
g'nueg. ebd. In AaRIi. ziehen am Abend 12 Männer
durch die Stadt, die das Sebastianslied singen; s. Se-
bastian (Sp. 40 u.). In GLEnnenda schleichen sich
Knaben und junge Bursche in die Häuser ein, um den
Rauchfang zu plündern; die Metzger beugen durch
Austeilen von Würstchen diesen Nachstellungen vor.
AfV. S. noch sp'eck-jagen (Bd III 18). Früher wurden
die Kinder am S. durch den Samichlaus beschenkt;
heute ist diese Bescherung meist auf Weihnachten
verlegt. Uf-em Berg in eusem Bürfli ist vor Altem
a" der Wiehnecht nie ke"s Christchind mit dem Bäumli
cho" . . . Aber am S.-Abi"g ist de für der Clüaus i"g' 'ruckt.
Kinderfreund (Z). In ZRorb. sitzt ein Knabe als
Clüaus auf einem andern, der den Esel spielt und von
einem dritten geführt wird. Nachdem die Kinder ihre
Verschen aufgesagt haben, bringt er den Christbaum,
wofür er 50 Rp. bis 1 Fr. erhält. Närrisch gekleidete
Klause mit Schellen und Glocken tanzen vor den Häu-
sern herum und werden beschenkt Ap; Gl; GoT.; Z.
In ApHer. wurden die Klause mit dem Bettelgroschen
beschenkt, der von den Dorfbewohnern jährlich zu-
sammengelegt wurde; heute ist das Chlause" polizei-
lich verboten, wird aber doch ausserhalb des Dorfes
noch ausgeübt. In Gl und ZRorb. tragen die Klause
einen Liechtli-Huet und ein weisses Hemd über den
Kleidern, in BLaup. veranstalten sie einen Umzug;
ahnlich in ScHwMa.; vgl. AfV. I 222; Herzog 1884,
203 ff., sowie Chlaus 3 h (Bd III 693). S. auch noch
Bettel-Sack (Sp. 034). — 3. Bezeichnung Desjenigen,
der am Silvestermorgen zuletzt aufsteht Ap; ßs; Gl;
Gr; G; Schw; Th; U; Z; wohl allg. Auch Desjenigen,
der an diesem Morgen zuletzt zur Schule kommt:
schon in aller Frühe zieht die Schuljugend mit Lärm-
instrumenten vor die Wohnungen der Kameraden, um
sie zu wecken und zur Schule abzuholen (heute wird,
wo der S. schulfrei ist, die Sitte auf den letzten Schul-
tag des Jahres zurückverlegt) Ap; G; Z; vgl. die
Schilderung Schwzd. 5, 53/4, dazu noch (Ofen-, Stuben-)
Fuchs (Bd I 658); Ofen-Fluder (ebd. 1174); Läubli-
Haupt-mann (Bd IV 261); Stuben-Bumpel (Bd VI 939);
Fenster-Schübling. Ein ähnlicher Brauch wird etwa
von jungen Leuten, die dem selben Geschäft angehören,
geübt G; Z. ,An einem Zillvester dess Morgens vor
dem Neuyahr ist es bei den Baursleüten den Brauch, das
Salf— snlf. Salg — sulg. Salk — solk. Salm
dassjenige, welches an disem Morgen zulest aufstehet,
den Zillvester mus sein und ausgelachet werden mus.'
1810, Z (AfV.). Der S. wird mit dem Ruf empfangen:
S., Bettnester! G (Keller), Zilßster, Bettnester, wo't
nid zom Bett üs, so chöme"d drei Fraue" (zwei Chinde")
und lache"d-en üs ZSth. S. noch reisen (Bd VI 1306).
In ZSth. musste der S. früher dem Lehrer eine Kerze
und einen neuen Wandkalender kaufen (s. auch vMoos
Kai. II 248), in ÄAGebenst. muss er den grössern
Mädchen beim Kehren der Schulstube helfen. Er erhält
am S.-Morgen einen Eierwecken Zg, Nusswasser und
einen , Eierring' ZO., am Neujahrstag das erste Stück
Birnbrot GrA. In den Bs Bandfabriken muss der S.
ein ad hoc angefertigtes Babi tragen. — Vgl. Martin-
Lienh. II 355. .SylvesterhoP (auch ,Winterhof\ ,Oberburg'),
Burgstelle ThGottl. Zur Ausspr. mit e1 vgl. gester, Nest uä.
Schuel-: der letzte Schultag des Jahres (bes. mit
Bez. auf den unter Silvester 3 beschriebenen Brauch) Z.
silve'stere" Ap; Bs; B; G; „Sch" und weiterhin,
silvesterle- GT.; Sch (Kirchh.); Th; Z: den Sil-
vesterabend festlich begehn. — Auch bei Martin-Lienh.
II 355.
Solva Solfa m.: Stöpsel eines Stossbutterfasses
GrPt. (Kuoni). — Aus gleichbed. rätorom. suolrn, suolba.
Im Vorarlberg Zol/e (Sclim. • II 1117).
Sl'llf(e)ris I m. Nur in einem Kinderspiel: Ein
Platz (der Stil ffejris- Garte") wird abgesteckt, ein
Knabe stellt sich als Gärtner hinein. Ein zweiter
Knabe kommt hereingesprungen, worauf ihm der
Gärtner zuruft: Was tuest du i" mi"'m S.-G.? Ant-
wort: Mi" Her chunt und nint dir der schünst S. drüs!
Worauf der Gärtner: Di" Her ist e" Lumpenhund!
Unterdessen ist der Her bereits herbeigeschlichen und
soll nun vom Gärtner eingefangen werden. Mitte XIX.,
GlMoII.
Ein ähnliches Spiel s. unter Garten (Bd II 432/3) und
bes. Biber-Gärtli (ebd. 436). Sul/(e)ris ist ohne Zweifel ledig-
lich abstrahiert aus der Zss. S.-Garte", die in GIMoll. auch
sonst etwa gebraucht wird t. für paradiesische Anlage' (zB.
es ist da we imene" S.-G., ,wie in einem Eldorado'), t. für
das Gegenteil, einen verwahrlosten Garteu, Ubh. einen Ort,
wo keine Ordnung herrscht (zB. das ist e" schüne" Cheibe"
S.-G.l). Wenn die erstere Verwendung urspr. ironisch ge-
meint war, ist Zshang mit dem Folg. wahrsch., auch geogr.
Gründe sprechen dafür (Sulf(e)ris Gen. zu 'Svif(e)ri m. ?).
Snlfl m.: unreinlicher, in der Arbeit nachlässiger
Mensch GWidn.
sülfere" I: schlürfen GFs, 0., ,auch etwa geifern,
db. den Speichel mit Geräusch zurückziehn' GFs. Syn.
Surften. — Schwab, nilfern, schlürfen.
Sülferi m.: unordentlicher, verwahrloster Mensch
GWb.
Sülfnris, -eris II (nach einer unsichern Angabe
auch Sülferis) m. : Name einer schwefelhaltigen Dro-
gue, ol. cornucervi feet; lüterer S., bals. sulfuris tere-
binth. B (Lindt). Tüfelsdreek [asa feet.] und S., in
einem Säckchen in den Bottich gehängt, worin die
Küchenabfälle für die Schweine gesammelt wurden,
galt als Heilmittel gegen die Halsbräune der Schweine
BE. ,Die stets unzufriedenen und rumorsüchtigen Ma-
gyaren verbittern und verstänken ihm [dem Kaiser]
den Lebensabend wie mit Galle und Graumutterkraut,
Teufelsdreck und S.' B Volksztg 1905. Ja, Tüfelsdreek
Schweiz. Idiotikon VII.
«'"' Sulferis! derbe Abfertigung, = warum nicht gar B.
- Vgl. steir. Sülfelbaleam in gleicher Bed. (Unger-Khull 600).
sülfere0 II (Ptc. -et): fortjagen, mit Schlägen weg-
treiben, prügeln AAZein. Der hei-mer g'sülferet, dass-er
dra" denkt.
Salgemmen. ,Ein wenig Steinsalz, s. genennt.'
Vogelb. 1557; lat. salgemma. — Vgl. .Salgemer' bei Gr.
WB. VIII 1696.
Solg, Sulg: nur in Ortsnamen; s. die Anm.
Ahd. solagi f., Lache, Pfütze (in der Wild und andre
Tiere sich wälzen), solagOn, mbd. solgen, sich im Kote wälzen,
beschmutzen ; von einem Adj. 'solag zu Sol I. solen I (Sp.
766/7). Hieher die Ortsnamen: , (Im) Sulg' AaFri. S. auch
Sul (Sp. 798), wozu noch ,Agasul' (urk. ,Aginsulaga.' VIII.,
,Agensule.' 1251) ZIllu. .Wiesen in der Sulgen' ZRaat.
,Solgeu' (so schon 1382), ,Sulgeu' ZRafz. ,Sulgeu' (urk. ,Su-
laga.' 808), Dorf Th. ,Sulgen-Egg, -Bach' BStdt. FN. ,Sul-
ger' BsStdt; SchSt. ,1m Sulger', Lokaln. AaLauf.
sülke" (bzw. -»-), Pt. -t: „schleppen W» (St.2). —
Nbf. zu wichen (Sp. 846).
„ume"-: umherschleppen, mit Jmd grob umgehen;
wird auch von Jünglingen gesagt, die stets um die
Mädchen flattern und mit ihnen unartig dahlen: Der
Kerl hat das Meidji umag'silkt W" (St.2). — durch-:
durchnässen, von Kleidern BSi. (Imob.).
Salm I, in Aa lt Hunz. Sahne" — m., PI. -e": aus-
gewachsener Lachs, Salmo salar, so genannt vom Früh-
ling bis August, allg. (soweit der Fisch vorkommt).
Vgl. Fischb. 1563, 181/3; JLCys. 1661, 26 ff.; HEEscber
1692, 115; GLHartm. 1827, 88; JKettiger 1857, 47;
Tschudi, Tierl. 44, ferner Lachs (Bd III 1044); Li-
deren (ebd. 1093). ,Am delikatesten ist das Fleisch,
so lange der Fisch S. heisst, wo man es in Laufen-
burg und andern Rheingegenden um feuern Preis zu
erhalten sucht.' GLHartm. 1827. ,So wolle er [Ulrich
von Habsperg] von den s-en und laxen und twerfischen
den zoll haben.' 1523, Absch. , Barben, hecht, fornen,
s-en und gross trüschen.' NMan. ,Disen meien wur-
dend überus vil s-en und forinen hie an der schwelle
gefangen.' JHaller 1550/73. ,S-en (der), salmo, ein
fisch.' Fris.; Mal. ,Der s. ist ein fisch der Teütschen
und deren, so bei dem Teütschen meer herumb wo-
llend.' Fischb. 1563. ,Uff samstag vor Trinitatis 1573
hatt junkher Balthasar Segesser minen gnädigen herren
Schaffner zuo Aarauw ein s. oder maienfisch geschenkt.'
MEsterm. 1907. ,[3 Dekane überbringen dem Zunft-
meister Hornlocher] einen S-en, so zwölf Pfund kostet.'
1604, Bs. .Järlich von Michaelis biss uf Nicolai gibt
es unzalich vil schöner, grosser Lechs; ... es gibt
ouch etwan S-en an disem Ort [Laufen], doch selten.'
JJRdeger 1606. S. noch Bs Stadtb. 1890, 142. Salm und
Anker im Wappen der Basler Fischerzunft seit 1354.
Ahd. «iho. mhd. salm(e) m.; vgl. Gr. WB. VIII 1697.
Wirtschaft zum , Salm.' 1577, Bs Stadtb. Haus zum .Salinen'
AaB., Br.; BsStdt (schon 1602) ; FStdt; ZRhein., Stdt (schon
1524). Wth. ,Salmeu-Bräu' AaRh.
Salm — sulm. Sali) — suln. Salp — sulp
Sälmling „L", Selbling ZEgl. — m.: Salm im
1. Jahr. ,Der einjährige und jüngere [Salm] heisst bei
uns Sälmling.' GLHartm. 1827, 88, ,Sälbling.' HSchinz
1842. Vgl. auch Fischb. 1563, 183; JLCys. 1661, 27;
HEEscher 1692, 115; Tschudi, Tierl. 44. Einen Beleg
von 1336 (,selmeling') s. Bd VI 1003 o. ,Selmeling.'
1469, G Hdschr. Beim Fastnachtbesuch der Eidge-
nossen wurden ua. ,selmling' verzehrt. 1521, Bs (Aus-
gabenrodel). ,Fürs dritt von wegen des polangels,
damit die eschlin, selbling und die förhinen gar gröb-
lich gefangen werden, ist darumb sollicher polangel
ouch abgstelt und verboten.' Z Fischerordn. 1549.
,Salar sive salmo parvus, ein selmling.' Fischb. 1563.
,Der selmlingen werdend bei uns vil gefangen.' ebd.
,Von den fischen seind grundelen, bersig, forenen,
äschen, selmling... guot' HPant. 1578. .Allerlei guoter
Fischen als Iser, Escher, Förinen, Selmling, Barben
[usw.].' JJRüeger 1606. ,[Der Rhein] darin man vil
guoter edler Fischen nebend den Lachsen und Selb-
lingen facht,' ebd. .Sälmling.' EKönig 1706.
Mhd. selmelinc; vgl. Gr. WB. VIII 1700; Martin-Lienh.
II 355. Die b-Form (.Saibling, Saibling, Saibling') auch
bair.-bsterr., doch für Salmo salvelinus (Gr. WB. aaO.; Unger-
Khull 516); vgl. auch Oken VI 350 ff.
Salm II m.: Psalm. ,In dim salmin.' XIII., UwE.
Benedictinerr.
Ahd. salmo, salm ; mhd. salm(e) aus lat. (p)salmu»; vgl.
auch Gr. WB. VIII 1698. Die Vereinfachung des Anl. ist
schon vulgärlat. (Sommer, Handb. der lat. Laut- und Formon-
lehre 257; Bonnet, Le Latin de Gregoire de Tours 151);
vgl. auch Saher.
i°-salmei,eQ: einsalzen UUrs.
Salmiarra f.: Salzbrühe, salamoia PA1. (Giord.).
Piemont. mlamoiira (Sant'Albino 999). Damit identisch
Salbernen (Sp. 819), Sammleren.
Salmi n.: Geflügelragout. ,S. von Fasanen oder
Rebhühnern.' BKochb. 1830. — Aus frz. mlmim) (Szchs
1390). Vgl. Schm. * II 271.
Schnepfen-. .Liebhaber des Hasenpfeffers und
der Sehn.' B Hink. Bot 1814. Auch B Kochb. 1830.
Salmiax n.: Salmiak BG. Als Hausmittel. Barnd.
1911, 148. ,Nimb Frauenmilch, die ihren ersten Knaben
säugt, mit Salmiax angemacht und in die Ohren ge-
trau«,' XVIIL, BSi. ,Für den Grind und Raud ist
gut 2 Lot Salmeneax, 4 Lot Salbeter ...' Arzneib. 1822.
Vgl. Gr. WB. VIII 1699. Der Ausgang -ax (aus lat.
-acus) auch sonst; vgl. Gr. WB. aaO. ; Weigand 6 642.
Salmnese11 n.: Almosen AaL., St. — Vgl. Bd I 192.
Zum Anl. vgl. Salemöndli unter Salomön S (Sp. 693).
Seim Sälm: männl. Taufn. Anselm UwE. 's Hal-
me" Sälm, des Adelhelms Sohn Anselm. — Als FN.
,Selm, Sälm' Uw (schon 1520). Vgl. Heimle (Bd II 1204).
Selma ApWald; BStdt und wohl auch sonst, Selmi
Bs: weibl. Taufn., Selma.
Silm m., PI. -«": „Pferdegeschirr ohne Kummet L"
(auch St.b), die beiden über Brust und Nacken des
Zugpferdes gehenden Bänder, aus dünnen Hanfschnüren
gewoben (nach Bärnd. 1911 aus Mäschel-Tuech) BG.
(bis um 1830); s. die Abbildung Bärnd. 1911, 551.
Eins mit Sil II (Sp. 7 63). Die Form Silm dürfte aus der
Zss. 'Süm-Bengd < Siln-B. (s. Bd IV 1373) abstrahiert sein.
solmisieren: Noten nach der Bezeichnung ut, re,
mi, fa, sol, la, si singen. In der 5. Klasse der Latein-
schule beginnt das ,S.' 1626, Sca Beitr. 1867. - Mat.
■oZmwan ; vgl. Gr. WB. X 1, 1505.
Salniter ra.: Salpeter. ,Der s., nitrum; mit s. ver-
mischt oder das den geschmack hat wie s., nitrosus.'
Fris.; Mal. ,Den Samen kan man tüchtig und gut
machen, wann man denselbigen in Wasser erweichet,
worinn S. zerlassen, dann der S. wird auss dem Kühe-
mist und Erde auss den Vieheställen gemacht.' EKönig
1706. S. noch Berg-Böt (Bd VI 1768).
Lat. mlnitrum; vgl. Gr. WB. VIII 1696; Schm. i II 254;
Unger-Khull 516.
salnitrisch: salpetriscb. .[Die Äpfel verlieren
im Keller] wegen der s-en inwohnenden Dünsten ihren
guten Geschmack gern.' EKönig 1706.
Salpeter, in Aa; Ap; L; G; Soh; Th Salb m.,
in PA1. n.: wie nhd. (in älterer Zeit nur für Calcium-
salpeter, neuerdings auch für den importierten Kali-
und Natriumsalpeter). Syn. Mür-Salz; vgl. auch
Pfeffer- und Salz-Här (Bd II 1509). .Setzt sich an
den Mauern der Ställe S. an, so ist dies ein Be-
weis, dass die betreffenden Ställe verhext sind; in
denselben bleibt das Vieh unfruchtbar.' Messikommer
1909. Gewinnung. ,N. von Sargans gieng eines Tages
mit einer Leiter auf das Schloss Sargans, um an den
alten Mauern S. zu sammeln. Wie er nun während
des Betläutens zum Turme hinaufschaute, sah er
plötzlich einen Mann ohne Kopf, der auch S. sammelte.'
AfV. ,S. graben.' ,Hans Schmid, dem salpettermacher,
ein offnen brieff, das in menclich zuo statt und land
in schüren und stallen s. lasse graben, so werde er
die platz widerumb äbnen.' 1542, B RM. ,Dem s-macher
vergönnt in der graffschaft Lenzburg ze graben, sover
er biderb lütten nit pulver druss mache.' 1549, ebd.
,Dem s-macher von Yverdon erloupt, in derselben
vogty s. ze graben; sol in niemand dan m. h. ver-
kouffen.' 1563, ebd. ,Zuo erkundigen, wo und wie vil
s., so in der grafschaft [Kyburg] gegraben worden,
erkouft und wohin er den gegeben und wider verkouft
habe.' 1595, Z RM. ,Diewyl etliche Toggenburger in
der Grafschaft Kyburg, Grüeningen und Gryffensee S.
grabend.' 1600, ebd. Über die Gewinnung des S-s in
Ap vgl. Steinm. 1804, 74. S. süde» Th. ,Och so fin-
dend ir in der statt in den rossställen ärd genuog
salbetter zuo sieden.' 1490, G. ,[N. von Basserstorf
hat vor] ein gute Anzahl S. zuzerichten und unser
Statt Zügmeistern käuflich zu überantworten, welle
ein Gmeind Basserstorff ime nit gestatnen, sölichen
S. by inen ze sieden, uss der Ursach, dass er syn Hus
und Heimb zu Basserstorff verkauft habe.' 1611, Z RM.
,In dieser Gegend [St Moritz] trifft man auch häuffig
ein schwarze Erde an, aus deren man in Menge S.
auskochen kann.' JJScheoohzer 1746. S. auch Bärnd.
1911, 47. .Rauwer, gemalner s.'; s. Bd VI 1868. ,Un-
abgeloufener S.': , Erstlich so gib ich den Meisteren
für jedes Pfd ohnabgelofnen S. 10 d., tuot, so die
Laug abgelofen, 2 p, ist der Center rauw 5 fl.' 1621,
Salp — siilp. Sals -suis. Salt — sult
870
Z (Zeugaiut). ,Lüterer S.': ,Sieder, welche den Centuer
lautern S. umb 18 fl. verdinget haben.' 1656, Z. Seine
häufige Erwähnung in den ä. amtlichen Quellen ver-
dankt der S. seiner Verwendung zur Pulverfabri-
kation. ,6'/2 ü. Siman Efinger, warend im die alten
sekler schuldig von s.' 1416, Z Seckelamtsrechn. ,Als
N. minen herren dargeliehen liatt umb s. 200 guldin.'
1446, B StRechn. ,N. hat ze Yenf 10 Zentner halb
s-s und halb swebel.' 1475, Absch. ,Wenn [der Pulver-
macher] salbeter hat und wir des notdürftig sigen,
ist der werschaft, so sollen wir schuldig sin, im den
abzuonemen.' 1529, See Chr. ,296 pfd 9 ß umb 1496
pfd salbeter, ye 100 pfd umb 10 fl. 38 pfd 4 ß umb
1 centner und 80 pfd salbeter, cost 1 centner 11 fl.'
1542, Z Seckelamtsrechn.; auch sonst als stehender
Ausgabeposten. ,Dem s-macher verpietten, s. ze ma-
chen, er mache in dann umb den d. wie vor.' 1553,
B RM. , Zügherren sollend salbetter, schwäbel und koll
von einandern in sondern ordt abzuteilen [befugt sein].'
1578, Z RM. Jedes Ort soll Massregeln treffen, dass
der S. nicht nach Mailand oder ins Reich ausgeführt
werde, damit man nicht im Falle der Not Mangel
daran habe. 1595, Absch.; derartige Verbote wieder-
holen sich 1596, 1664, 1753, 1794, 1795. ,1705 er-
klärte der Landrat [von Unterwaiden], dass bei Busse
von Gl. 200 aller S. dem Säckelmeister gebracht wer-
den solle ... Den 30. April 1763 zog der Landrat zwar
noch in Erwägung, dass früher der Salpeterzehnden
der Obrigkeit gehört habe, beschloss aber nur, es
sollen der Säckelmeister und Zeugherr Obacht geben,
dass man allzeit genug S. im Zeughaus habe.' Ndw
Ges. 1868. Über das S.-Regal in L vgl. Seg. RG. III 2,
59. Zur Verwendung des S-s beim Einpökeln des
Fleisches vgl. salpeteren 2. Offizineil; s. Salmiax.
.Salbeter und Honig [macht] gelb oder goldfarb Haar.'
JJNüsoH. 1608.
Spätmhd. mlfieter aus mlat. mlpetra, .Salzgestein'; vgl.
Gr. WB. VIII 1700. Salbeter zeigt die bekannte Schwächung
vortoniger Fortis; vgl. Tabeten, Stadüten usw. Sal/ieteri, Name
einer Höhle GGoss. , Salpeter-Hütte', Ortsn. BGsteig, Stdt.
salpe'teren, salb-: 1. „sich mit Salpetersieden
beschäftigen VO"; Schw; Zg. — 2. Fleisch in Salpeter
heizen B; GT.; Z. Es gilt als Vorzug der selbstge-
räucherten Schinken vor den im Wirtshaus und beim
Metzger gekauften, dass sie nicht g'salpeteret seien.
— 3. = salbäderen 2 a und b (Sp. 817) „VO"; LV.;
Schw; Zg.
ab-. Er ist abg'salbeteret, heisst es von Einem, der
bei einem Unternehmen nur wenig oder keinen Erfolg
gehabt hat ScHHa. (Neukomm). — ver-: 1. (Fleisch)
zu stark mit Salpeter durchsetzen AaF.; GT. 's Fleisch
ist tersalbeteret. — 2. uneig. Men macht -en versal-
betere", ,ins Pfefferland schicken' LStdt.
Salpeterer m.: = Salpeter-Sieder (Sp. 316). .So-
wohl Appenzeller als Toggenburger Salbeterer (Sal-
petersieder) benutzen auf diese Weise die Salpetererde,
nachdem sie sich vorher mit dem Besitzer des Stalls,
unter dem sich diese findet, abgefunden haben.' Steins!.
1804.
salpeterle": nach Salpeter riechen. ,Der Sah-
brünnen im Sortel nahe Ottenleue, wo es noch jetzt
salpeterlet.' Bärnd. 1911.
Ge-sulper n.: Geschmier „B"Si.
sulpere-, in BE. sülpere": „schmaddern, schmie-
ren, sowohl unreinlich mit Etw. umgehn als schlecht
schreiben, malen B"R., Si. und lt Zyro, schlecht nähen
BE. (Bärnd. 1904). — Vgl. Martin-Lienh. II 355; Schund
520; Unger-Khull 600, ferner tülferm.
„über-sw^ere": überschmaddern B." — vcr-sul-
pere": verschmieren, beflecken „B"Si. — he-. Ptc.
.besülpert"; s. rotzig (Bd VI 1932).
Sulprete" f.: = Ge-sulper BR.
Sulpizias: männl. Taufn. ,S. Haller.' 1527/8, B.
Die Gebeine des hl. S. wurden 1462 von Oberbalm nach
Bern transferiert. Vgl. Bitzius (Bd IV 1994).
Salse", in U Salze" — f.: Sauce U. ,Die allegorien
vermögend nüt für sich selbs bewären, sunder, so
etwas sust vest ist in der gschrift, so ist die allegory
glych als ein sapor, gsalz, salza ob dem mal: so man
nüt denn senff oder derlei salsa uff den tisch satzte,
so möchte iro nieman gleben; so man aber ander
spysen hat, an denen man die natur und hunger tröst,
so sind die gselz lieblich darzuo und machen die spysen
gschmackter.' Zwingli; in LJuds Übers.: ,allegoria-
similes sunt salsamentis aut eiborum condimentis,
quibus delicatiores aliquando utuntur.' .Condimentuni,
lieblicher zuosatz und saulsen, besprengung mit wohl-
geschmackten dingen.' Fris.; Mal. .Conditio, ein saul-
sen; garum, ein fischbrüeye und saulsen.' Fris. .Ver-
mische Alles untereinander gleich wie ein S-en.'
JJNüsch. 1608. ,Vom Meerrättich kann man ein gute
S-en machen.' EKönig 1706. ,S., Brühe, embamma.'
Denzl. 1716. S. noch bräglen (Bd V 513 u.); Salat
(Sp. 690 o.).
Mhd. ml»e. zu mlat. it. salsa, eig. gesalzene Brühe ; vgl.
Gr. WB. VIII 1702. Die auch sonst vorkommende Form
mit -z- ist an das deutsche Salz angelehnt; die Schreibung
.saulsen' verrät frz. Einfluss. Das W. nach Luther auch
1531, II. Mos. 12, 8. IV. Mos. 9, 11. Vgl. noch Salz.
Salsiz GrD., Pr., Salziz GRHe., Selsiz (auch Z-)
GaChur, Silsiz GRPr. — m., Sälziss(e") f. TuFr.:
geräucherte Wurst (aus Rind- und Schweinefleisch). In
TüFr. eine Wurst von besondrer Feinheit und Grösse
(375 g schwer), die nach altem Brauch nur auf den
Berchtoldstag (3. Montag im Jan.) bereitet und bei dem
an diesem Tage stattfindenden Bürgertrunk auf dem
Rathaus jedem Teilnehmer verabreicht wird. ,Die Ita-
liäner erhalten ihr Fleisch des Sommers wie auch die
Salzizen oder Wurst mehrteils in Baumöl, allwo sie
weder der Fäulung, den Wurmen noch Schimlaehte
gar nicht underworffen sind.' JZiegler 1647. ,Aber
die Knackwurst (Salsitzen), Pasteten werden nach
Belieben gemachet.' Spleiss 1667.
Rätorom. sahiz, it. sdlnccia, frz. saucisse. Die verschie-
dene Farbe des Vocals der 1. Silbe in Gr ist durch den
Vorton bedingt; das anl. Z- rührt von dem angeschmolzenen
Pl.-Art. her.
Salt — sult.
Salter m.: 1. = Psalter 1 a; s. Bd V 1046. — 2. ein
Gebet; vgl. Psalter 2, sowie DuCange V 501. .Ein iege-
lich bruoder sol drie seiter sprechen; der aber des s-s
niut enkan, der sprächet fiunf zit unde driuzehen-
hundert pater noster.' 1314, ZWth. ,Von dem, das
sy [Schwester N.] den s. gelernet, unz an iren tod
Salt, seit, silt, solt, sult
gelies sy nie tag, sy Sprech ir zit.' EStagel. ,Den,
einen s. lesen.' ,An dem stillen fritag do las sy den
s. mit dem cofent.' ebd. ,Un[der] ander hailig üebing
do las sy gewonlich alltag nach raetty ainen s.' ebd.
,Sy las gewonlich och alle jar dem haiigen David
ainen s., das ir end süess wurd.' ebd. — 3. Name
einer kirchlichen Genossenschaft. X1V./XV., ZWth.
,[Schultheiss und Räte von ZWth. bestätigen] daz ge-
bätte und almuosen, daz man nemmet am s., daran
vil unserer burger, man und frowen, lange zit ge-
schriben sint und daz selbe gebätte am s. von alter
har in unserer statt in grossen eren gehebt ist . . .
doch mit solicher bescheidenheit, daz das almuosen,
daz an den s. gegeben wirt, unserer kilchen und allen
unseren phruonden unschedlich sin so].' 1369, Urk.
,N. verkauft dem phleger des gebettes ze Winterthur,
daz man nennet der frouwen s., an sin hand zuo des-
selben s-s wegen sin aigen güetli.' 1376, ZWth. ,Psal-
terium dominarum.' An f. XV., ebd. S. noch Pfleger
(Bd V 1232 0.). — Ahd. (p)saltari, -eri, mhd. mite; aus
lat. (p)mlterium. Vgl. Salm II.
Saliner, lt Tsch. Saltner, lt B. gespr. Sätner, geschr.
.Saltner' — m.: = Alp-Meister (Bd IV 514), nach Tsch.
früher auch Förster Gr. Vgl. Batzger (Bd IV 2035).
Näheres über die Befugnisse des S-s s. Bühler I 139/40.
,Item ist für gemeine Nachpuren komen der bescheiden
Salter (.Weibel') Jon Tieni und gebeten, man sol im
lassen geben ein Meiensess.' 1616, GRTavetsch (Mbl.
1898).
Spätmhd. (tir.) saltner, zu nilat. mlt(u)arius, Aufseher über
die Wirtschaft in Feld und Wald uä. (DuCange VI 44),
venez. saltaru.
selte" (bzw. -e-), Comp. selt(e)ner, Sup. seitist Ndw
(Matthys): 1. wie nhd. selten. Syn. rar 1 (BdVI 1222).
Du bist (Das ist) e(n) selt(e)ner Gast (auch nur e(n)
Selt(ejner), zu einem Besuch Aa; Ap; B; G; Th; Z.
E" selte"s Mal B (Zyro). Das isch-im öppis Selte's
g'si", si hei" diheim nie Fleisch g'ha" z' Äbend. RIscber
1903. .Gratia fratrum rara est, ist s.' Fris. Adv. I°*
g'sehn-en s. Selten-einisch zeigt- er-si*'' nie- B (Zyro).
,S., nit oft, rare; es gschicht s., rarum est; s. tuon,
nit allwäg, rarius facere.' Fris.; Mal. .Viel Hirten
hüeten s. woll', Sprw. 1621, Gr. S. noch Ge-länd I
(Bd III 1307); für-bringen (Bd V 726 u.). — 2. sonder-
bar, seltsam. ,Seltni mär.' 1490, G.
Ahd. seltan, mhd. selten nur als Adv. (als Adj. wurde
ahd. selisani. mhd. seltsame gebraucht; s. seltsen) ; vgl. Gr.
WB. X 1, 542. In Ortsn. ,Selten-Acker' BBelp, ,-Bach' (Bd
IV 951 ; auch ZFreienst.). Personenn. ,Selten-Lär.' HvEüte
1532; Aal 1549, ,-Eych.' VBoltz 1551, ,-Recht.' Com. Beati
(,Uoli S.\ nachher nur noch .Selten', ein ,stultus'), , -Schlag.'
1449/79, ZKB.; 1544, B, ,-Sprunch.' 1260, Z.
under-: sehr selten GT.; ScHwE.(Lienert), Feus.;
ZWäd. Der isch u. züe-n-i"s cho" GT. 's ist u. bessere'
Weg cho", bei einem Schneegestöber. Lienert 1891.
Entstellt aus dem Folg. So wohl auch under-siech (Sp.
196) aus mhd. wunder-s.; vgl. auch under Gott neben Wunder
G. Bd I 325 u. Die Entstellung dürfte also eig. euphe-
mistischer Art sein.
wunder-: wie nhd. wohl allg. Me" g'seht-efn) w.
's ist w., das'-mer denand siehnd Th. ,W. treffe man
Einen an, der öppe" zufrieden sei mit Dem, wie man
es selbsten habe.' Gotth. ,Wie w. gibt es...' Sintem.
1759. — S. Jlartiu-Lienh. II 355.
selte", Ptc. -et: selten werden Ndw (Matthys).
eltene": = dem Vor
X 1, 546.
(Zyi
Selte-heit f.: wie nhd. Aa; Ap; B; Th; Ndw;
Z und weiterhin, 's ist e" S., das' e" Stifmuetter guet
ist mit de" Chinde" vo" der erste" Frau AaF. Zur S. Ap;
B; Th; Z. ,Sie sah ihn zur S.' Sintem. 1759 dass
zur S. ein Mann seine Gattin darin übertreffe.' ebd.
Sclteni B, Seltni GT.; Z — f.: = dem Vor.; bes.
in der Formel zur S. Wenn-er zur S. einisch chunnt
B (Zyro). ,Wenn zur S. Einem etwas Süsses vor-
kömmt, so muss man es nicht verschmähen.' Gotth.;
noch oft. ,0b er schon... auch bei Anlas mitmache,
im Brett und in der Karten, und das nicht etwan zur
S-e.' JJUlr. 1718. S. noch lieb (Bd III 985 o.); Sei
(Sp. 701).
seltse" AaF.. Leer.; Ap; Bs; BBr., E., Gr., Ha.;
Gl; GRNuf., Pr., Ziz.; LE.; G; Sch; SchwMuo.; Th;
UwE.; U; Z, seltsam -am, -$»» BE., G., 0., Si.; LG.,
V.; ScHwMa. (PHeng. 1836); S (JReinh.); Uw; W,
flekt. seltsener Bs; BE., Gr., Ha.; GRNuf. (n. -ends);
SchwMuo., seltsne' Aa (lt Hunz. im Fem. seltseni und
-emi, Neutr. seltsnes); Ap; Gl; GRPr.; LE.; G; Sch;
Th; Z, seltsame', -emer BG., 0., Si.; LV.; S (JReinh.);
Uw; W: 1. = selten 1 Ap; B; Gr; „L" ; Sch (Kirchh.);
Schw; UwE.; Z und sonst, aber meist nur noch in
beschränktem Gebrauch. En seltsne' Vogel, e" seltse's
Nest, Sprw. Ap; ZW1. .[Niklaus von der Flüe] was
dem hässigen tüfel ein seltsamer vogel.' Salat 1537.
,Der pfaw ist vor Zeiten ein seltsamer vogel gewesen,
zu unserer zeit aber sind ir vil.' Vogelb. 1557. ,Von
allerlei der seltzenen tieren.' Mdrer 1556. ,Ein sält-
zam und ungebraucht wort, das nit breüchig ist, in-
solens verbum.' Fris.; Mal. E" seltsne' Fall GRPr.
,S-e Sach': ,Da ohne dem es eine rare und selzamme
Sach, wann von einem allhiesig Verburgerten eine neue
Uhr von uns, den hiesigen Meisteren, gefordert wird.'
1724, Z. Präd. ,Din lachen sy massig und seltzen.'
1425, G Hdschr. ,Die regen da [in Jerusalem] gar
seltzam seind.' Ept. 1460. ,Dass anfänglich der eebruch
so seltsam gewesen ist, dass man sich nit oft daran
verbösret bat.' Zwingli. .Fromme gelerte leut sind
vast selzam.' Vad. ,Dise weisse adler sind sältzam.'
Vogelb. 1557. .Die wilden schwein sind in dem gejegt
nit seltzam.' Tierb. 1563. ,Die gerechtikeit, die by
uns seltzemer ist dann ein wisser rapp.' G Hdschr.
,Die griekesch sprach was [in Zürich] noch seltzam,
ward wenig brucht' ThPlatter 1572. ,Die treu ist
seltzam.' LLav. 1587. ,Ach, Die [Keuschen] ietz so
selzam sind als ein selzams Hochgewilde.' GMüller
1657. .Treue Freund sind seltsam, amicus verus rara
avis.' Hosp. .[In diesem kalten Jahre] wäre es seltsam,
rote oder linde [Trauben-]Beeren anzutreffen.' Z Nachr.
1754. ,Der Name Hof für Dorf scheint nicht seltsam
zu sein.' TTobler 1837. Sprw. ,Was seltzam, gilt
sein Pfenning wol; drumb man sich darnach richten
soll.' Rhag. 1639; darnach EKönig 1706. ,Quod rarum,
charum: was seltsam, ist auch wärt' Svlloge 1676.
Mit Dat. P. Das ist Ei"'m seltsends, von Etw., das
man seit langer Zeit nicht gesehn, gegessen hat Gr
Nuf. Dene" [den Parisern] sige'-si [die Schützenfest-
kränze] uf jede" Fall seltsem. Günter 1908 (B). Mit-
emne" früntliche" Wort richten-i"'' villicht bi dem Bueb
ml' üs als mit Schläge", es vrirt im seltsamer si".
MWalden 1880. D' Grössmueter ist-im iez seltsem,
st::
Salt, seit, silt, solt, sult
-71
.selten für ihn zu haben' BBurgd. ,I)ie begird diner
innekait wirt dir seltzen, Gottes gedächtnis wirt dir
law oder seltzen.' 1425, G Hdschr. .Machet sich Gott
mit uns gemein, so ist er nichts desto geringer; ma-
chet er sich uns seltzen, so ist er nichts desto grösser.'
JJBreit., VU. Subst. Öppis, nüt Seltsefmjs B; Gr;
Schw; UwE.; ZBauraa. Es ist nüd Seltse"s, dass d'
Spengler enand verhörend GrZIz. (Tsch.). Es ist es
Seitsems, eine Seltenheit UwE. Es ist im öppis Seltse"s
BE. ,Es ist uns Seltsams nit nun lange Zyt zu weinen
und zu klagen.' GGotth. 1619. Adv. .Drüy jar kam
der tag s., es wurd an etlich ort bluot vergossen.'
Eolib. ,An der uffart Christi gebar ein frow ze Hinder-
tuffen dryg sun, das seltzara by uns geschieht.' Bossh.
Chr. ,Dann mannen trüw gat uff den stelzen, das
krütle findt man warlich seltzen.' Ruef 1550. ,Kumpt
sältzamer in radt, minus in senatum venit.' Fris.
Insbes. a) von Gästen, selten, „daher willkommen",
wert; meist in Begrüssungiformeln ApI.; BBr., E , Gr.,
G., Ha., 0., Si.; „Gl"; GrPi\; „L"V.; S; Uw; „Zg."
Vgl. fremd (Bd I 1298). E(n) s-e Gast, B'suech,
Dorfet (SchwMuo.). En seltse>ter Gast! tnier sin-ecli
ia scho" lang wartoul g'sin! Bärnd. 1908. So, so, selt-
same'' B'suech das, seltsam! JReinh. 1901. (Du bist,
Das ist) e(n) S-er! tönt es Einem entgegen, der nach
langer Zeit wieder einmal Bekannte besucht B; LV.;
UwE. Willkommen, Ir sid sclts»er! GkPt. Bi-n-üns
bist afa" e" Seltsni, zu einer Frau. Schwzd. (GrScIis).
St* Gothcilche", Herr Türligiger! Dir Sit gar seltsam
bi-n-is. Gotth. ,Ihr seid seltsam, Herr Pfarrer, bei
uns.' ebd. Du bist-mer iez s. ApI. Du machst -di'h
s. BG. ,Das N. frefentlich in ir [der Klägerin] hus
kam und gieng in ir stuben ... [da habe sie zu
ihm gesagt:] dis sind seltzen gest ... hatt ich dir nit
min hus verbotten?' 1382, Z RB. ,Bas sind uf erden
seltzam gest.' Eckst. 1525 (Klag). Aha, willko, Nochber
Jockle! Bist mir schier ein seltzamer Gast in mim Hus.
Kunkelstübe 1655. ,Ich hab dich so lang nicht mehr
gesehen, du bist mir gewisslich ganz seltzam.' Gespr.
(K.) 1712. ,Treuw ist ein fast selzener Gast: dem sy
wird, der halt sy vast' BO. (Hausinschr.). — b) von
Speisen, auch Getränken; gew. mit dem Nbsinn des
Angenehmen, Köstlichen (vgl. Bed. 2) B; Gl; GrRIi.;
SchwMuo.; ZBauma. Das G'richt ist-mer s'eltse" Gl.
D's Fleisch isch üs gar seltsem B. .Küchleni seien
den Herrenleuten seltsam.' Gotth.; in den spätem
Ausgg. .etwas Rares.' ,Es ist ihnen [ein .Ankenbock'
den auf der ,Stör' arbeitenden Schneidern] seltsam
und macht öppe", dass-si-mer minger z' Mittag esse".'
ebd. ,Wie wäre es, wenn du ein halbes Dutzend kreu-
zerige Pastetchen holen liessest? Das ist den Leuten
seltsam und kostet nicht viel.' ebd. Mach üs, der
Win sott- dir seltsam si", du wirst öppe" nit all Tag
derzue cho" si". ebd. Ein Bauer zum andern, welcher
über einen Hund schimpft, der ihm eine Wurst ge-
stohlen hat: Du Narr, es ist im sehe" g'si"; wenn-er
nüd d' Wurst gern tat fresse", so hätt-er-si nüd g'no".
Wolf, Baurengespr. Es ist-mer nüt Seltsams, kein
Leckerbissen BSi. D' Chüechh a" der Chilbi sind Ei"'m
öppis Seltse"s SchwMuo. ,Der ymbiss ward gerust mit
so grosser kostligkeit, das sy all verwundert, wo man
sovyl sältzner spys funden het' Morgaxt 1530. ,0 wie
tür, wie seltzam wirt [im Frühjahr] an schöner öpfel,
an grüener wintrub geachtet!' Kessl. ,Nun sind
frölich und guoter dingen! man wirt uns etwas selt-
sams bringen [auftischen].' Rüef 1540. ,Frörabd seltsne
spys, die ist ouch guot.' ebd. 1550. ,Poma gregalia,
früh Obs, das anfangs seltzam, hernach wenig geachtet
wird.' Denzl. 1716. In Bed. 3 übergehend: ,Kan nicht
umbgehn, wie das wir heüt so seltzam zu Mittag ge-
spisen, dan das Haubtessen war eine Frosch, die den
grossen Deller bedeckte.' GKönig 1693. — 2. von selt-
ner Art, auserlesen, kostbar, „künstlich, wunderbar,
von Sachen L" (auch lt Ineichen). Von Speisen; s.
das Vor. .Friburg ist ein statt seltzens buws.' Türst
1496/7; oder zu 3? ,Mit so kostlicher seltsamer rü-
stung gewapnet, der glychen in allen tütschen landen
nit gesehen noch gehört.- Ansii. .Sältzam, fürträffen-
lich, das man nit allenthalben findt, rar um.' Fris.;
Mal. — 3. seltsam, ungewöhnlich, sonderbar, eigen-
tümlich, merkwürdig, wunderlich AaF.; L; GG. (.selt-
sam; neu, unerwartet'). Wb.; Schw; Tu; Uw; Z. Syn.
eigen(lich) (Bd I 146/7); arig (ebd. 387); artig (ebd.
476); ge-spässig; wunderlich, a) von Sachen. Attrib.
,Das [Wetter] was fin temperiert mit regen und schön!,
allso das einer seltzam loub an reben und böumen
funden hette am meytag.' Bossh., Chr. ,Ein selzener
guldi.' 1557, Z Teilrodel. ,Es soll gedenkt werden der
seltzamen Kisslen.' 1725, L. ,[Ein Gewerbszweig der
Davoser ist ua.] etwas Seltsammes für die Kinder auf
den Verkauf [zu] schnitzen, daher sie bei Manchen den
Beinamen Poppenschnezer bekommen haben.' Sererh.
1742. ,S. land.' ,Warend mer dann 60000 uss sältznen
landen.' Morgant 1530. ,Fuorent fürbas über vyl
sältzne land.' ebd. Von Zuständen, Vorgängen. En
seltsne G'lust Z ; s. Bd III 1476. Da brückt 's en s.
G'l. Z (Spillm.). Es isch [das Kind] en s. G'l. a"cho".
Stutz, Gem. ,Min hern haben an sölichen selznen,
ungestüemen gesuochen merklich befrömbden und
wenig gevallens.' 1483, B. ,Wiewol N. sich seltzams
tanzens Hisse, nement sy sich doch des nüt an.' 1507, Z.
Zwingli habe die Kirchenlehrer .vernütet und ver-
spottet und inen selzen annamen gegeben.' 1521, EEgli,
Act. ,Es wird warlich mit der zyt seltsam spil harfür
komen.' Zwingli. ,Von einem seltzammen geschreig
eins tiers.' Bossh. Chr. ,[Es wird gemeldet] dass
seltsam spil in empteren erdacht, getriben und ge-
brucht werden.' 1535, Bs JB. 1905. ,[Der betrunkene
Noe] tat mengen seltznen schwank [im Gehen].' HvRüte
1546. ,Es hatt sich ouch allhie zuo Bern ein selt-
zammer handel zuotragen, der wol allen menschen ein
warnung sin sol.' JHaller 1550/73. .Seltzams wäsen
tryben.' VBoltz 1551. ,[Joseph] wird deshalb [wegen
der Schwangerschaft der Maria] in synem herzen vil
selzner gedanken han.' Funk. 1553. ,Mit seltznen,
wunderbarlichen formen und gestalten.' Ruef 1554.
,Ein selzamer fei.' 1566, Z RM. ,By der Welt ein
seltzam Ansehen machen.' RCvs. ,S. löuf; s. Bd III
1113 o. ,Von der seltznen löuffen wegen.' 1499, Dorn.
1899 (mehrfach). Das Schloss Gottlieben soll besetzt
werden in Betracht ,der selznen löuf und Warnungen.'
1521,Absch. ,S. pra(k)tiken.' Es waren allerlei , selzner
pratiken' vorgefallen. 1521,Absch. .Seltsame Anschläge
und Practiken der Neugläubigen.' 1620, ebd. ,S. wort'
uä. .Wurdent vil wunderlicher und selzner Worten
gebrucht.' DSchill. B. ,Item die seltznen red, so zu
Wylberg an der kirchwy ... beschechen sind.' 1489,
Z RM. ,Der hamdoktor warf vil selzner Worten yn,
den seich im glas welzt har und hin.' Funk. 1552. ,S.
mär.' ,Ich wil üch segen selzin [1. -ni] mer.' Fastn. XV.
875
Salt, seit, silt, solt, sult
K7li
,Her, bhüet! das sind mir sälzne mer.' GBinder 1535.
,Selzam Sachen.' Fastn. XV. ,[Es] verlouffend selzni
ding.' Rdef 1538. ,Das sind mir wol selzner sachen.'
Fdnk. 1552. — Präd. Es ist-mer s., kommt mir son-
derbar vor GMarb., T. 's ist-mer nöd s., befremdet
mich nicht GStdt. S&b wär-mer iez doch s., mösstest-
mer du nüd lerne" folge"! Ap. A.: Du magst-e" [den
Stein] nüd g'lopfe". B.: Se'b wär-mer s. ebd. Was 's
aber Osserordliehs gab, ist g'wonlich de" hüte" s. HKFrick
1900. Ond Nebel het 's-der g'ge" [vom Bauch der Loko-
motive], 's moss Erna [Einem] nommer s. se", wenn 's
lötzel me guet Wetter hed, set 's all Tag söcel Nebel gehd
ApI. (Gedicht). Z' Winterthur und z' Herisau gönd
die Flöh (lauffe"d d' Lüs) uf Stelze", d' Lüs (d' Flöh)
die händ Pantöffeli a": Das tunM-mi"* grüselich (Gel'e"d,
Das ist) s., Kinderreim ZRegensb., Stdt. ,[Ich] hain
in mim hus uff den abend gehurt die Rinower glogen
lütten und Büssinger und das glüglin zum Barendys im
klostar; istseltzen.' Stockar 1520/29. ,[Lemechs] kind
erdacht hand gold und gelt, das bergwerk, metall giessen,
schmelzen, uns ist das gsyn fast allen sehen.' Ruef
1550. ,Da wäre angendts dass Loss oder mehrer Handt
gemacht, dass gemelte Anna Vögele sich gen Etiswyl
solle verfliegen undt daselbs das h. Sacra[ment] stälen;
dess war sie urbietig, es war ihren auch nüt seltzams.'
RCys. Einer bringt seinem Gaste ,den ersten Löffel
foll [Suppe] als einen Trunk; der ander hielts für
seltzam, sagt, er hab gemeint, man bring Einem nur
den Wyn.' Scuimpfr. 1651. ,'s war mir entsetzlich
selzen [dass Böschen Saarle schwanger war].' UBrägger
1780. Vom physischen Befinden: ,Sig im äben sältzam
worden, also das der Doctor gemeint, man habe es
ihm in ainem Trunk zu drinken geben.' 1604, Z. —
Adv. Es ne"d-mich (nüd) s., kommt mir (nicht) sonder-
bar vor, nimmt mich (nicht) wunder Ap; GRh. ,üer
Fritschi ... in einer Larven seltzam verbutzt und ver-
stellt.' RCvs. S. auch ze-sämen-rimen (Bd VI 904). —
b) von lebenden Wesen. Mit Bez. auf das Äussere:
,Do dunkt sy [im Traum], das sy url'ain als gar wunnek-
liches schönes feld gefüeret wurd, und giengent daruff
als minneklich und als seltzen lütt.' EStagel. ,In des
bischof von Salzburg land [wurde] ain seltzam tier
gfangen . . . mit ainem mentschenkopf, langem bart
[usw.].' Vad. Von der geistigen Beschaffenheit. E"
seltsimi Magd Ndw (Matthys). ,Elsi, die seltsame
Magd.' Gottb. Die gemeinen drei Bünde bitten Zü-
rich, den Verzug nicht unfreundlich zu deuten, da es
wohl wisse, wie .seltsam' die Gemeinden seien. 1531,
Absoh. — Spec. a) wählerisch, heikel, bes. im Essen
und Trinken (auch von Tieren), weiterhin in den Klei-
dern, beim Einkaufen usw. ÄABb., F., Hold., Kulmert.,
Leer., St.; „VO"; Gl (auch lt St.); L; GMs; „ScH"Ha.,
Schi.; ScuwMuo.; W; „Z"Bül., F., Lunn., Rüml., W.
Syn. gräub-, chog-äss(ig) (Bd I 501); (ge-)schmäder-,
schnaus-fräss(ig) (ebd. 1319/20); ver-gaucht (Bd II 107);
heikel (ebd. 1118); chög, chötsch (Bd III 186. 579);
meister-lös (ebd. 1431); (ge-)näüsig (Bd IV 804); semper,
(ge-)schnäuggig. Er ist eben en seltsne' Chätzer (Sch
Ha.), e(n) S-er. Er ist nüd s., nimmts nicht allzu
genau. Choch-ich-im acht nummer guet g'nueg? ist-er
s. worde"? APletscher 1902. Ü"si Oöfe" sind doch
<i's seltseni, dass-me" nümmer vieiss was choche" Schw
Muo. Gar z' seltsem sind-si zwar aueh nid, si nend es
Schlückli Brönz ... JBHäffl. 1813. Es g'fallt-em [dem
Bienchen] nüd, es ist gar ebig s. KdMeyer 1844. ,Ich
bin nit so ein seltzner Gast, dass man mich lang müess
darumb fragen, was man mir soll für win uftragen.'
HsRMan. 1548. .[Künstliche Weine werden bereitet]
damit die Arzet den Kranken, fürnemlich den wieg-
samen und seltsamen, hierin dienen und zun Zeiten
nutz seien.' JRLandenb. 1608. ,[Isaac] ist nit selzäm,
er isst Küechle und Bratwurst.' Tyrolersp. 1743. ,Das
ist mein Kaffee nicht. Ich bin gar seltsam darmit;
so mager kann ich ihn nicht schmecken, man muss mir
den Kaffee schmelzen.' Sintem. 1759. — ja) empfind-
lich, missmutig, unzufrieden, „krickelich, launisch"
Ap; Bs; Gl (auch lt St.); GRPr.; „L"; GRh., Sev., Stdt
(auch 1799, Id.), Ta., T., We.; Sch (auch lt St.); Schw
Ma.(PHeng.l836); TH(allg.); W; „Z«(allg.). Syn.ße-;
chibig (Bd III 108); un-lidig (ebd. 1092); surrig. ,Wenu
die Frau eine Wasch bat, so hat der Mann eine selzene
Frau und ein böses Hemd.' Sprww. 1824. Da chund
e"selze"s: was giH's aueh? zum Vorschi". Usteri 1831.
Schi sind seltsami W. Se, se, bis nüd s. ! Z Festspiel
1883. Se, säg, bist nonig [noch nicht] z'fride"? Pfui!
wi<t denn de" Seltsam spile"? PHeng. 1836. De" Seltsne"
ha" Ap. Hest doch de" S-e" hüt! ,Wiewol der Cristan
fast wunderlich und seltzam sye, so well sy dennocht
ein überigs tuon und sich lyden.' 1533, Z Ehegericht.
.Byseltznen, unangnemen lüten.' Ruef 1539. .Darumh
gang hin, das dich der ritt nit bschyss mit disem
seltznen man, der nüt zum besten schyben kan!' ebd.
, Sältzam, wiegsam, müeisälig, insolens, feindsälig, fasti-
diosus, morosus; s., dem niemandts kan rächt tuon,
discolus; ein ungeschlachter, s-er mensch, mit dem
niemandt kan nachhin kommen, difficilis homo; du
bist zuo vil eigenrichtig oder s., nimis es morosus.'
Fris.; Mal. ,[Die Königin ist] stolz und prachtig,
kibig, selzani und verachtig.' Berner Esther 1567.
,Und ob gleich die eitern etwan seltzam waren und
unrecht getan, so stehet doch uns zuo, dass wirs inen
mit bescheidenheit übersehen.' HBull. 1597. ,Man
findt auch manchen seltznen Man, der eben s Gspött
nit leiden kann.' HHGrob 1603. ,Gar ein stolzer und
seltzamer Mann.' Scbimpfr. 1651. , Selzani, selzen, wun-
derlich, morosus, difficilis, mirus.' Red. 1662. ,Ihr sollt
euch nicht wundern, wenn ihr schon dann und wann
seltzen über mich werdet.' 1712, Z Neuj. W. ,Ne move
festucam, prov. in morosum, er ist unleidig, seltsam,
eine jede Muck irret ihn.' Denzl. 1716. ,Jörg seig selzen
gsyn.' 1743, Z. ,Wie Knechte oft bei wunderlichen
und selzenen Herren euere Tage zuzubringen.' AHöpfn.
1789. Insbes. von (kleinen) Kindern Ap; G: Th; Z.
Eso en seltsne" Blieb, so seltsni China han-ich nocl> nüd
grad g'seh". Das ist iez doch e" seltse"s Chröttli! ZS.
Ü"ser Maiteli isch s., es zännet und brölet der ganz
Tag überherrligslüt GBuchs. 's Chindli ist so grüsam
s., es findt nur kei"s Büeli ZO. Von alten Leuten.
En alte" selts(e)ner Ma"" Bs; G; Th. Dese*b alt s.
Tresser. ATobler 1909. En seltsne' Süden'* Ap; GT.
Er ist e"fange" (recht) s. Ap; Th. S. noch Chrepfegi
(Bd III 845). ,Morosa canities, ein seltzam und müey-
sälig alter.' Fris. .Amariorem nie reddit senectus, das
alter macht mich seltzam.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677.
Von körperlich Leidenden Ap; G; Th. En chrankne'
Ma*", en seltsne' Ma"". Sulger. Du bist nie s. und
nie chrank. HNäg. 1842. Fält Mimm [Mann] Näbes,
denn pßft-er wie e" Henne", wo sich müset, ond s. ist-er,
das' 's Ämm gär drabgrüset Ap (Der Rattenfänger 1902).
.Krank lüt sind seltzen.' Fdnk. 1552. ,Krankene Leuthe
877
Salt, seit, silt, solt, sult
-7-
sind wunderlich, seltzam.' Mey. 1692. — y) geistig ver-
wirrt, blöd-, schwachsinnig. ,[N. zeigt an] wie sin schwä-
cher W. eben seltzam und unnütz und mit unnützen de-
rechten kinden, nemlich zweien stummen, beladen [sei].'
1527/9, Z RB. Vgl. dazu: ,[N. habe] sich gar seltzam
gstelt, mit Vermelden, er syge der Küng und syge
Herr über das ganz Land.' 1616, Z.
Ahd. seltsäni, mhd. ttltwxne, Adj. (s. die Anm. zu selten).
Daraus unser saltse", fielst. -(e)ner; die bei uns seit dem XV.
auftretende Form mit -m- (ältester Beleg Gfo. VII 388) be-
ruht wie nhd. .seltsam' auf Anlehnung an die Adj. auf -sam;
vgl. Gr. WB. X 1, 547 ff. An einigen Orten (BE., G.; UwE.)
scheinen beide Formen neben einander zu stehn, in UwE.
nach P. Vogels Angabe mit Differenzierung der Bed. (sfltse"
= selten, sültsem = seltsam). Den Stammvoc. haben gedehnt
ApI., 51., V.; BBr.; GrNuf.; GT., Stdt; ThMü., Kürze ist be-
zeugt für Aa; ApH.; SchSchl.j ThHw.; Ndw; Z. Die über-
wiegende Schreibung mit -z- zeigt, dass der Zshang mit selten
nicht mehr gefühlt wird. Im Vogelgesang um 1560 (bei
Wack. 1869, 109) erscheiut einmal ,seltz' (,die wasserstelz
die ruowet s.'), offenbar dem Reim zuliebe. Hieher (?):
,Seltzen', Familienn. 1476, WZerm.
fueter-seltse": wählerisch im Futter, vom Vieh
ZVolk. — geist-. ,Diser weltlicher und geistseltzamer
keiser', der Papst. Vad. III 57. — wunder-: verst.
seltsen 3. ,Das sind mir wunderseltsam Sachen.' Funk.
1552.
seltsame" ■eme": selten werden Ndw (Matthys).
— Vgl. Gr. WB. X 1, 555.
be-: seltsam dünken, wundern. ,Uns beseltsamote,
dass sy, unsere Eidgnossen von Luzern, die biderwen
lüt von irer landschaft zur sach berüeft.' 1529, Strick-
leb (Z).
Seltseni BR., Seltsni Ap; GrD.; GSa.,T.; Z, Selfy
sami, -emi BE. (Gotth.), G., R., 0. (Zyro), Si.; „L";
Ndw (-imi) — f. : 1. zu seltsen 1, Seltenheit. Ich b'chinn-i
[euch] nümmer vor S., zu einem seltsne" Gast GSa.
Sonst nur in der Verbindung zur S. Ich bin zur Selt-
seni ei's gan N. zu minen Verwandten z' Dorf g'sln
BR. Wenn i<* zur Seitsami einisch i" d's Wirtshüs
gange", so het-si-mer 's scho" für B (Zyro). Zur Seltsni
chund-me" di'h auch wider z' g'sehn GrD. (B.). ,Wenn
etwa [in B] zur Seltsame die Kindstaufe zu nahe auf
die Hochzeit kam, so mussten die jungen Eheleute
ohne Gnade vor Chorgricht erscheinen.' B Hink. Bot
1827. ,Hansli lachte zur Seitsami einmal.' Gotth.
,Zur seltzame und merer gedechtniss hieltent sy [die
Zürcher auf dem ,glückhaften Schiff'] noch ein abent-
danz zuo Strassburg.' JStumpf. ,Des Barths frow
sige wol etwan zur seltzame zur mess gangen.' XVI.,
L. ,Sedeas vel raro, dass du etwan zur seltzame
sitzist.' Fris. 1562. ,Und etwann zur seltzame, wann
es füeglich geschehen mag...' F Schulordn. 1577. ,Und
findt man schon etwan zur Not und zur Seltzne ein
tieften Sod, so ist doch s Wasser ungesund.' HRRebm.
1620. ,[Ich würde Unrecht tun] wann ich zuogäben
wurde, dass [diese seltene Karte des Thurgaus] an einem
einsammen Ort, allwo dieselbig gleichsam zur Seltzame
[von] verstendigen Geographis angeschauwen werden
möchte [der Benützung entzogen würde].' 1641, Z.
,Und zwar nit nur zur Seltzame, sondern alle Tag.'
FWt8s 1650. ,Die Stimm ihrer Seelsorgeren, die sie
nur etwan zur Seltzne hören.' JMüller 1673. ,So
aber je zu ewiger Selzne etwan ein wahres Wunder
bei Gegenteil geschehe, ist es doch kein Zeugnuss,
dass die Mess etc. gut.' JHFäsi 1696. — 2. zu seltsen 2
„L." — 3. zu seltsen 3, Sonderbarkeit, Fremdartigkeit,
Merkwürdigkeit. ,Aber Zürich stalt [nach den Heraus-
forderungen des päpstl. Legaten] ein truzlich fran-
zesische appellatz, von seltsame wegen der sach lang,
doch wol zuo hören.' Ansh. .Sältzame, (ungewonheit)
wenn einer nit gewonet hat etwaz zetuon, zehören
oder zesähen, insolentia.' Fris.; Mal. , Meines Alters
im dritten Jar fieng die Zeit an meiner Wissenschaft,
dorinnen ich ettlicher Sachen, welche ich mir wegen
irer Seltzame ... hart ingebildet hab, noch ingedenck
bin.' FPlatter 1612. ,Dass die Krankheiten, so jetz in
der ganzen Welt gemein seind, im Anfang der Welt
je eine der andern nach gesprungen ist, darnmb si
fremb und seltzam dem Volk erschienen seind, und
auss der Frembde und Seltzame vermeindten, es wer
ein Plag und Straff.' Paracels. Spec. a) „Eigenheit
in der Wahl der Speisen VO; Gl; Scb; Z." — b) mür-
risches, launenhaftes, weinerliches Wesen Ap; GT.;
ZStdt. Aber bi-n-ire" ist Chumber und Angst mer d'
Ursach [des unfreundlichen Gesichtes] als Seltsni.
Usteri 1853. ,Ua müessend die wyber yetzund sich
irer seltzame abtuon und die dienst lyden und inen
guots tuon.' HBoll. 1540. ,Sältzame, müeysäligkeit,
morositas.' Fris.; Mal. , Durch die Seltzne meiner
Kleinen wehmütig geplagt.' um 1800, ZStdt Tgli. —
Ahd. seltsam, mhd. eeltsmie f.; vgl. auch Gr. WB. X 1, 554.
,Un-seltzne': Gewöhnlichkeit, geringer Wert.
Türst 1496/7; s. bl (Bd IV 905).
Seltsenheit .Sältzamkeit' f.: 1. = Seltseni 1, ,ra-
ritas.' Fris.; Mal. — 2. = Seltseni 3 b. ,S., unmuot,
senium.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. X 1, 555.
s61tsenlich,,seltzamlich': 1. selten. , [Anno 1432]
erfror der win und das obs, und ward am Zürichsew
kein win, denn etwa selzenlich an lOjucherten kum
ein eimer.' Z Chr. XV. ,Ein priester, der selzenlich
und niemer anheimsch ist, so man sin notdürftig wäre.'
1520, EEgli, Act. , [Bruder Klaus] Hess ouch noch
etwan zuo, selzamlich, sin husfrowen sampt den kin-
dern zuo im zuokommen in sin wonung.' Salat. ,Es
sind etlich frouwen, die seltzenlich die kind usstra-
gend und zuo früe genäsend.' Rdef 1554. ,Sältzamlich,
vast wenig, insolenter; gar s., perraro.' Fris.; Mal.
,Wie man lüt findt, die sähent sältzamlich würm, dar-
gegen andere, denen ymmerdar uff der strass vil be-
gägnend.' LLav. 1569. ,Auoh zuo Oxfurt...gar selt-
samlich ein predig in englischer sprach gehört ward.'
Mal. 1593. — 2. seltsam, wunderbar. ,Do sach man
den grossen stern, der so wunderlich und so selzen-
lich und mänger band farw geschaffen was.' Z Chr.
XV. — Mhd. seltsmi-UJi ; vgl. Gr. WB. X 1, 556.
Seltsli"g m.: 1. Person, die wählerisch im Essen
ist, ,der man selten recht kochen kann' AABb.; Z. —
2. ,eine stets mürrische Person beiderlei Geschlechts,
Grämling, Knasterbart' Ap (T.). ,Ein S. kommt und
sagt, mein Garn sei kein Blutzger wert.' UBrägger.
Sultan, in Ap Sohlän — m.: 1. a) (der türkische)
Sultan, allg. ,Machmetus, by der gnoden des grossen
gottes ein rechter erbe genant kunig Alexander und
Hector von Troye, soldan von Babilonie ...' 1455, Bs
Chr. ,Vom Türken und soldan.' Ansh. — b) Palast-
beamter am päpstlichen Hofe, dem die Kerker, Bor-
delle ua. unterstellt waren. Bei der Papstwahl 1439
wurde Petrus de Atrio zum .Soldan' ernannt. Wurst-
isen 1765. — 2. Name von Haustieren, bes. von
Salt — sult. Salw — sulw. Salz - sulz
(grossen) Hunden Ap; B; L; G; Th; Z, auch von
Stieren und Ochsen Ap; G; Zu (auch ,Soldi').
Mhd. soldan ans it. solrlano, arab. sultän. Die ä. Quellen
schreiben durchgängig .soldan.' Zu 1 b vgl. DuCange VI 472.
Als Zuname: , Meister Hans Jakob Farner, Zimmermann,
vulgo Sultan.' 1699, ZSth.
sultanisch. ,In disem jar [1484] ist gon Bern
kommen ein wolgelerter man mit namen Niclaus uss
Kriechenland, von der soldanischen keiserin ussgsent.'
Ansh.
salw: luissfarbig, dunkel, von der Farbe des Brotes;
s. Salwe-Bröt mit Anm. (Bd V 981/2), ferner Brot
(ebd. 923 u.).
Zur Erklärung der an der zweiten Stelle erscheinenden
Form ,selwe' < mhd. 'telwiu vgl. die Anm. zu all (Bd I 169).
salwlocht: = dem Vor., von Kleiderstoff; s. ripp-
locht (Bd VI 119b).
selwen: a) tr., entfärben. , Winter wil uns aber
s. lichte bluomen uf der heide breit' WvKlingen.
,Swie daz nu die rifen kalt selwent walt und heide
und ouwe.' KvLandegge. — b) intr., trübe werden.
.Heide und ouwe velwent und ouch selwent tage clar.'
Hadl. — Ahd. sahoen, mhd. idwen; vgl. Gr. WB. X 1, 556.
ver-: verdunkeln. ,Die wunne ie% ewigin tages,
der niemir mit neheiner tunchelin verselwit wirf
XU., Wack. 1876.
be-solwen: beschmutzen. , Das swin sich besolwet
mite horwe dicke und mit unsuverkeit; übrig win
tuot mengem leit, den er leret besolwen sich mit
menger Sünde schamelich.' Schachzabelb.
Mhd. be-suhcen; im Ablautsverhältniss zur vor. Gruppe.
Auf ein hiehergehöriges mhd. 'solwe, aulwe = Sol I, Sul (Sp.
766. 798) weisen die Ortsn. ,Sulb' AaWölflisw., , Solben'
AaBirrhard, ,Solb-Acker' Aaltenth.
Salz — sulz.
Salz (bzw. -ä-, in BsL.; PAL; S -o-), in GRVal.
Säls — n. (in PMac. m.), Dim. Saldi (s. u. und Bd
VI lb'u.): 1. in der gew. nhd. Bed., Kochsalz, allg.
a) Bezug, Handel und Verkehr; vgl. zum Folg.
Ochs II 411/2; Bs XIV. 87/8; Seg., RG. II 379/81.
III 2, 49 ff.; Vög.-Nüsch. 1400/1; Strickler 1882, 84/5;
AWild 1883, 220 f.; Jahresbericht über die Höhere
Lehranstalt zu Luzern 1895, S. 53 ff. (Ribeaud), ferner
BRM. II 447/63; Z StB., bes. I 386/7. II 418/9. III
169/70, und die Register zu den Absch. und zu den
Schwz.Rq. (hg. vom Juristenverein). Über Versuche zur
Gewinnung von einheimischem S. s. S.-Brunnen (Bd V
669/70; vgl. dazu noch Bärnd. 1911, 46/7 und die Sage
bei Jenzer 1869, 188, ferner JJScheuchzer 1716/8 II
298 ff. III 175 f.) und vgl. auch Salz-Acher (Bd I 68,
nach Zyro von den Merligern, welche Salz säen woll-
ten). ,[Zwei Herren] von Diesbach ... nach bergwerks-
recht gelihen, in ir oberkeit s. und allerhand erz
zesuochen ... Da ward vil nüzes gsuocht, aber nüt den
schaden gfunden.' Ansh. 1554 begann durch den ber-
nischen Landvogt von ,Aelen' (Aigle) die Ausbeutung
der ersten Schweiz. Saline bei Bex, die bis 1837 die
einzige blieb. ,Den kouffhussknechten [befehlen], daz
si daz s., so der gubernator von Aelen hargschickt
und mh. geschenkt, sacken sollend, damit mans
mh. überschicken könne.' 1557, BRM. Auswärtige
Bezugsquellen waren hauptsächlich Salins in der
Freigrafscliaft, Frankreich (Meersalz) und Lothrin-
gen, dann Tirol (Hall) und Baiern; das S. spielte
daher bis ins XIX. in der auswärtigen Politik eine
grosse Rolle. ,Anno 1535 sind vorhanden gsin...
1 schiben s., ist vor dem Schwabenkrieg inkouft, hat
ein pur um Hochdorf, ist aber nur ein sälisleib [dh.
von ,Sälis' = Salins] oder schibli.' Salat. ,Zum ober-
sten salzhern zuo Salis pottschaft von rät und burgern
ze schicken, inen fürzehalten, aus dann der keiser
mh. und den iren ein sum s. vergönnt, die aber nit
ussgricht werde wie brüchlich, verschaffen, das sol-
lichs beschäche, wo nit, werden mh. wyter insächen
tuon.' 1554, B RM. ,160 Pfd ingenommen von den
Verwaltern des Hall- und Peyerischen Salzes.' 1677,
ZStdt. ,[Es habe] sich jüngst zu Baden gezeigt, dass
das burgundische S. in den Händen von Bern und
Lucern, das hallische S. in den Händen Lucerns und
eines Herrn N. von Winterthur [sei].' 1662, Abscb.
.Welsches s.'; vgl. auch Walchen-S. ,Drü welschi vas
mit s. gent 16 hllr.' um 1460, AABr. Zollordn. ,Den
Emmentalern werdind mh. dhein weltsch s. mer hie
werden lassen, si bringend dann ir molchen, anken
etc. hie zmärit.' 1551, BRM.; vgl. besahen. Im Gegs.
zu dem (weniger beliebten) ,tütschen s.' ,Mh. seckel-
meister N. bevolchen, für 1000 gülden tütsch s. zuo
der statt handen ze kouffen; so es hernach verkouft
wirf, sol ein jeder verbunden sin, tütsch und weltsch
s. zesamen ze nemen.' 1548, B RM. .Denen von Tun
3 weltsche und 2 tütsche vässle s. sammenthaft; so
si daz tütsch nit nemend, daz weltsch ouch sin lassen.'
1554, ebd. ,[Dass die Salzherren] welschs und tütschs
s. nit under einandern, sonder jedes in sinem wärdt
unvermischt allein verkouffen und usgeben sollend.'
1561, ebd. Dafür .hallisch und burgundisch S.':
.Grämpler soll Keiner hallisch und burgundisch S. bei
einander feil haben.' 1711, U LB. Der Salzbezug lag
z.T. in den Händen einflussreicher Persönlichkeiten;
s. auch Mer-Salz. ,HJ und NvWattenwyl ein für-
schrift an küng von Hispania, inen irs vatters seligen
gehapte summ s. zukomen zuo lassen.' 1560, BRM.
,Denne ouch mh. den raten gwalt geben, durch brieff
und bottschaft von sonder personen oder der statt
wegen umb wyter s. an künig zuo Hyspanien oder
die herzogin von Parma ze werben.' 1561, ebd. Über
die wichtige Rolle der frz. Salzlieferung bei den Zuger
Unruhen 1728/36 vgl. Ribeaud aaO. S. 19/22. — Auch
der Salzverkauf und was damit zshängt, wurde von
Alters her durch die Obrigkeit geregelt, und schon
früh gab es städtische oder kantonale Salzmonopole;
vgl. dazu auch S.-Gadem (Bd II 119); -Grämpler (ebd.
739); -Hof (ebd. 1030); -Herr (ebd. 1542/3); -Hiis ("ebd.
1727); -Chatten (Bd III 540); -Chnecht (ebd. 729);
-Mann (Bd IV 277); S.-(hüs-) Meister (ebd. 517. 526);
Boteehen (ebd. 1907); S.-Büttin (ebd. 1913); S.-fhüs-J
Schrlber; -Diener. ,Wer der ist, der Zürich des ersten
ze gaden stan und s. veil haben und usmessen wil,
daz der des ersten geben sol 1 pfd und 5 ß pfening;
des wirt der statt 1 pfd und der gesellschaft [der
Salzleute] 5 ß.' 1358, Z StB. ,Es ist och eigellich
berett, das wir dy obgen. von Lucern und dy zwei
lender den herrn und lantlüten von Wallis söllent umb
Salz, selz, silz, solz, sulz
gelt lassen zuogan und geben s. und allen kouff . . .
Were aber, das es deheinest als dürs wurdi, das wir
... einem herrn von Wallis und den sinen verhütten,
das si das s. nieraan Hessin denn dien, die unser burger
und lantlüte sint, das söllent si och tuon.' 1403/17,
Absch. (Aufnahme des W in das Landrecht von L, U
und Uw). ,Die salzlüte sullent sweren, was s. si in
dem kouffhus kouffen, da sullent si das ungelt daselbs
im kouffhus lassen; was s. si aber ze Zürich kouffent,
ist daz si denne ein mess s. ganz verkouffen, so sol
ietweder, der koufft und der verkoufft, geben 1 den.
und sol der da verkouft, denselben pfening innemen
und sol denselben pfening und den sinen weren bi
dem eid an unser ungelt.' Anf.XV., L RB. ,Mit sunder
söllent sy [die den Frachtverkehr zw. ZHorg. und Schw
Kü. besorgenden Leute] das s. suber in britter füeren
und versorgen und teeken nach aller notturft, das es
in eren gevertiget werd.' 1452, Z StB. .Das wir in
unser statt Bernn und die unsern in nnsern slossen
von einer schiben s. 4 ß d unser münz zuo zoll neraen
sollen und mögen, wie dann von alter harkomen, an
fürer steigren.' 1467, B StR. .Alle die, so über mh.
verbott s. ins land gefüert, jeclichen umb 10 pfd zuo
straffen.' 1487, BRM. ,Als N. von Dielstorf begert
hat, im und sinem sun zuo vergunnen, s. feil haben
zuo mögen ... ist im geantwurt ... sy uff dem land
in den dörferu sollen kein s. koffen und wider feil
haben und verkoffen.' 1490, Z RM. ,N. von Yrgen-
husen [sagt aus], im sy nit anders zuo wüssen und
in denkniss, dann daz man zuo Pfefflkon feil hetti s.,
ysen oder wass einer wölt, und die gest uff den jar-
merckten ganze fass mit s. da heften, und hab daz
niemant gewerdt byss uff die zyt, als unser herren
von Zürich [unter HWaldmann] die nüwen pott uss
liessint gon, und gedenk wol by 60 jaren.' 1490, ebd.
,Ist durch rete und vierzig angsehen also, das si nun
hinfür selb wellen s. feil han, und ist denen, so vormal
s. veil gehept, ein sölich luterung worden, das die,
so samenthaft wellen s. veil han, sollen sölichs in
unser salzhus legen wie die frömden und das by einer
mil wegs von unser statt verkouffen.' 1498, AaB. StR.;
vgl. dazu ebd. 141. 284. 332. ,Zuo wüssen, als wir im
1505 jar fürgenomen, s. veil zuo haben, sind wir des
einrätig worden rät und zwölf und band für ein salz-
viertel angenoiuen der von Baden salzmäss.' AABr. StR.;
s. auch ebd. 188. .[Zwingli soll 1530 in einer L Wirt-
schaft gesagt haben, das beste Mittel, die VO gefügig
zu machen, sei, ihnen] das s., dessen sy nit em baren
mögen, abzuoschlahen, diewyl ir grösser [1. grösster]
gwirb und uffenthalt mit vych ist, demnach isen und
anders.' RCts.; wirklich erfolgte bald darauf das Z
Ausfuhrverbot für Salz, Korn und Wein nach den VO.
.Sollend die frömbden Salztrager ... von den hiesigen
[Salz-]Ussmesseren vermant werden, sich des Verkau-
fes alhie zemüssigen ...' 1646, Aar. StR. Im L Bauern-
krieg 1653 wird ein Bauer bestraft für die Äusserung:
, Wären alle Bauern so wie ich, so könnten wir S.
kaufen, wo wir wollten.' ,Ess soll zu Kaiserstuhl
weder Frömbd noch Heimbsch, Bürger oder Einsäss,
kein Salzkauf nit haben, ess werde ihme dann von
einem Schulthess und Rat der Salzkauf geliehen.'
1687, AaK. StR. Im Entwurf betr. Vereinheitlichung
des Salzpreises von 1799 hiess es: .Wegen Unter-
schied im innern Werte wird das [teurere] französische
und das auf dem Salzwerke zu Bex im Leinan er-
Sohweiz. Idiotikon VII.
zeugte S. in Pfunden zu 10 Unzen, das bayerische und
Meersalz in denen Gegenden, wo man daran gewöhnt
ist und dasselbe vorzieht, in Pfunden zu 18 Unzen
ausgeliefert werden.' .Wild s.\ obrigkeitlich nicht
Bestattetes S. (vgl. wildj. .Ward ouch gesetzt, daz
weder geste noch burger kain wild s. me in unser
statt und gerichten vail haben sont, wan man nu
kröttli, bütschi und Salmenswiler s. bi uns vail haben
sol. Wer aber daz wilde s. fürbass vail hetti, der git
unser statt ze buosse...' 1393, Sch StB. ; vgl. dazu die
Sch Salzhofordn. von 1370 (aus der österr. Kanzlei) in
ZfGO. XII 427 f. Für den Kriegsfall wurden besondere
Vorräte an S. angelegt; s. dazu Z StB. I 286/9 (zum
Jahr 1386), sowie unter Burger-S. Jeder Bote soll
heimbringen, dass seine Obern und die Ihrigen sich
,zum allerstillesten' mit S. versehen sollten, da zu be-
sorgen ist, dass beim Ausbruch des Krieges der Mangel
sonst gross werden möchte. 1530, Absch. Salz als Löh-
nung; s. auch S.-Herr (Bd II 1542). ,Dem sigristen
zuo Frowen münster und dem sigristen zuo dem
Grossen münster jetwederm all monat einen griff s. ;
item dem nachrichter alle jar 2 pfd 7 ß und all monat
einen griff s.' 1488, Z (Seckelamtsurbar); s. auch
Griffö (Bd II 711 o., wo 1405 zu lesen ist). Wie er-
klärt sijh die RA.: Me" chönnt mit-em S. fixere", von
Einem, der das Pulver nicht erfunden hat. Sprww.
1869? Zur Form, in der das S. in den Handel kam,
zu Mass, Preis uä. vgl. (Chröttli-)Galfen (Bd II
229/30); Chrott 1 4 b ß (Bd III 880); S -Laib (ebd.
954); Mess II lb (Bd IV 452); S.-Mess (ebd. 455);
Becher (ebd. 966); bös (ebd. 1707 o.); Plappert (Bd V
131); Plütschi 3 (ebd. 238/9); brechen IIA 1 ax (ebd.
317); Rör4k (Bd VI 1232); S.-Bör (ebd. 1237); (S.-)
Sack (Sp. 613/4. 637); (S.-jSchiben; Stübich. ,Swer
dehein s. in seke vassot, e das es gemessen wirt von
dem, den die burger darüber gesetzet hant, und ouch
mit der burger vierteil, der muos es besseren mit 3 ß
vom stuke ane gnade.' Auf. XIV., äL RB. .Ein vas
s. git 3 d ze legerlon, 3 d ableglon und git dem wirt
ie daz mäs-s. in den vassen 1 d für die vas, won der
gast sine vas wider nimpt; it. ein kröttli s. git 5 d
legerlon, 1 d den knechten ableglon und ist das holz
des wirtes; it. 4 lugg schiben oder 6 ungefarlich ge-
beut als vil als ein vas s. und dazuo ist das holz des
wirts; it. ein Salmeswiler schib git 16 d und des wird
dien knechten 4d ze ableglon, daz übrig ist husgelt;
it. ein bütschi git 9 d ze husgelt und daz holz und
3 d ableglon den knechten; it. ein Mach 16 d legerlon
und darzuo git ein jeklich mes 1 d, und 8 d den knech-
ten ze ableglon, von einer kleinen Machen uff einem
karren nimpt man etwas minder; item git ein jeklich
mäs s. herin 4 d zuo ungelt und wenn man es usmisset,
wer es denn nimpt, der git von je dem mes 2 d ze
ungelt; it. ouch git jeklich mes den knechten ze niess-
lon 2 d; it. wie vil salzes einem man eines tages herin
gat, es sye lützel oder vil, daz git zoll ein griff s.;
it. weler gast s. hinusfüert und es hie kouft hat, der
git von 2 messen 1 d ze zoll.' 1367 (oder jünger), Z
Kaufhausordn. ; Anfang und Schluss s. unter Bor 4 k
(Bd VI 1232) und S.-Sack (Sp. 637). ,üie Mütter [s. Bd
IV 575] sollen den Haufen S. zerhacken mit Hauen und
tretten das S., um dass kein Knolle gauz darinn bleibe.'
2. H. XIV., Bs Salzordn. (Ochs). ,N. rett, wie mei-
ster Hab von Zürich etwas salzes zuo Käsnacht in
der sust hab gheben, von dein selben s. hab er ein
Salz, selz, silz, solz, sulz
mess verloren ... und da er das selb raess s. zuo Lu-
zern funde uff Lemans s., da war im das zeichen ab-
gewüst und stüendt Lemans zeichen daruff. [Ein
Anderer] rett also, wie es sich begeben hap uff ein
zyt, da sy L. zuo Imise in die sust komen, da hab
er inn gesechen, das er mit kollen ein ring uff etlich
mäss s. schluog, heig er im das gwert, da Sprech L.:
es gilt glich, es ist schibensalz und habs us dem Über-
landt pracht und wo ichs vindt, so will ichs dar uff-
schlachen; und uff das lüedt er Zürich mäss schibens.,
die da gevasset warent, und lüedt L-s s. ouch, da
düecht in ein Zürich mäss eins trittteils schwerer
dann L-s s. und geviel im ganz nit.' 1498, ZKü. ,Ein
mäss s. umb 3 pfd und 9 gr. und nit türer das ge-
sacket, und das ungesacket umb S pfd und 4 gr.' 1532,
B EM. ,[Der erste Salzknecht] soll das s., so gemeinen
burgern ingaat, es syge in galffen ald schyben, eigent-
lich von stuck ze stuck uffschryben.' 1542, GStdt
Salzordn. ,[Ein Salzverkäufer, der angeklagt ist,
dass er auch das ,vuch mess' brauche, sagt:] Das er
nüt zweyerlei mess bruchte, konte er nüt lougnen;
dann diewyl nüt ein jeder ein ganze schyben s. ver-
möchte zuo bezalen, gebe er zwei viertel ruchmess für
ein halbe schyben und ein viertel für ein vierteil der
schyben; was man aber by den kleinen mässlinen von
im koufte, das gebe er bim glattmess uss, aber den
vierling eins krüzers necher dann das ruchmess.' 1585,
ZOss. ,Ein grützen s., grumus salis; ein vierteil s.,
modius salis.' Fris.; Mal. ,Ein fass mit s. l1/« batzen,
item wan einer zwei fass s. füert und in mitten schy-
ben, soll er geben 3'/2 batzen ... item von einem ross,
das s. tregt, 8 haller.' 1595, AaL. Zollordn. Übergang
vom Mass zum Gewicht; s. auch Pfannen-S. ,Nach
dem Beispiel anderer Löbl. Eidgen. Stände' wurde im
Salzverkauf die Abänderung gemacht, dass das S. nicht
mehr ausgemessen, sondern ausgewogen werden solle.
1786, Sch Chr. .Gemilwt s.', zerkleinertes (vgl. bei
Schm. »I 1587: ,Jede Kuefe Salz underschidlich ge-
milbet, also das kain Knollen über ain wellische Nuss
gros darinnen befunden worden'): ,Zuo verkomen den
betrug und gevärd, der im salzkouff mit dem zeichen
Z gebrucht wirdt, ist angesechen, das zeichen zuo bes-
seren mit dem Z, nämlich was gemilwet s. ist, sol
haben den ring und das Z und das galfisalz allein
das z.' 1498, Z RM. ,Man besprengts mit kleinem und
wol zerribnem s., aspergitur tritis salibus.' Fris.; Mal.
Zum Preis des Salzes s. auch Gotth. XII a S. 59 (,drei-
kreuzeriges S.'), dazu EB. 385. — b) Eigenschaften,
Qualität. ,Gemein s., grob und grauw, sal popularis;
weiss s., candidus sal; schmelzig s., das gern schmilzt,
fusile sal.' Fris.; Mal. Eine gedruckte Empfehlung,
durch die dem französ. Meersalz Eingang verschafft
weiden sollte in der Eidgenossenschaft, rühmt diesem
nach, ,dass man mit einem Mäss desselbigen viel mehr
aussrichten kann, als mit zweyen Massen des Halli-
schen, Burgundischen und Lothringischen S-es, also
dass es umb das halb wolfeiler ist weder das ander,
wegen dass man umb das halb minder brauchen muss.
Dann es ist viel kräftiger und dem Vieh träghafter [1.
,trüeg-'] und besser dann ob es schon ein wenig grob ist,
so schmilzt es gleich und ist auss der Ursach zu dem
Fleisch, in die Molken und zu den Käsen sehr gut.
Behalt man das ermeldte S. im Vorrat, so hat es ein
solche Stärke, Kraft und Tugend , dass es weder
schmilzt oder zergehet, noch sich mindret, wie das
ander S., sonder es bleibt allwegen in einer Güte und
Anzahl.' Anf. XVLL, oO.; vgl. dazu Absch. V 1, 1103/4.
Seit 40 bis 50 Jahren sei [in den ennetbirgischen
Vogteien] der Salzpreis um mehr als ein Dritteil ge-
steigert, das beste S., nämlich das rote Meersalz, gar
nicht, das grobe Trapano seit 10 bis 15 Jahren nicht
mehr geliefert worden, der im Bündnisse mit Mailand
vorbehaltene Pass für das hallische S. seit 5 bis 6
Jahren verloren gegangen; nur schlecht gesottenes
nasses S. sei noch zu bekommen. 1676, Absch. S. und
Ghümmel (s. Bd III 295 o.), S. und Pfeffer, als Farb-
bezeichnung, schwarz (braun) und weiss (gesprenkelt);
auch bei Gr. WB. VIII 1706. .Rattenfänger entlaufen,
männlich, Pf. und S., mit Halsband . . .' 1906, Z
Ztgsins. S. und Chümmi" (s. zuehin-gän Bd II 37),
S. und Pfeffer (s. Bd V 1065/6) für Schärfe, Witz
in der Rede. Der Schärfegrad des Salzes dient auch
zur Bezeichnung eines Schnelligkeitsgrades beim
Seilspringen; in ApHer. werden die Grade unter-
schieden als Mel", S., Pfeffer! in ZStdt als Öl, S.,
schivache" [seil. Pfeffer], Pfeffer, Blitz, Essig und
Gül'e" [letzterer so schnell, dass das Springen kaum
mehr möglich ist]. — c) Verwendung. Die Unent-
behrlichkeit des Salzes kennzeichnet die RA.: Da'
ist so nötig wie 's S. (i" d' Suppe") ApLb.; Tu. Wenn
mi" Frau mit ire" Hüeneren und Ente" nit mer tat
verdiene" a's ig uf mim Büre"hof, icH war übel dra",
chönnt mänggisch chüm Solz chaiife" und Hose"chnöpf.
Joach. 1883. ,Es ist niemand unverborgen die Köst-
lichkeit des gemeinen Salzes, eine Sach, welche auch
unsere Weiber und Köchinnen wissen und insonder-
heit auch die Sennen auf unseren hohen Gebirgen,
welche vor ihr Vieh alljährlich eine grosse Menge Salzes
verbrauchen.' JJScheuchzer 1718. a) als Würze; vgl.
räss (Bd VI 1271); (un-J gesalzen, ferner S.-Ludi (Bd
III 1102, unter Ludi 13). Derzue g'höre" wie 's S.
a" d' Suppe", dh. notwendig dazu gehören Z. Mit
Zeichne" unirdist du nid g'nue'-' verdiene" für S. i" d'
Suppe"! zu einem schlechten Zeichner BWildersw.
Das gab nid g'nueg für S. i" d' Suppe"! Sprww. 1869.
.Regustatum salinum digito terebrare, nit s. haben,
das einer ein suppen möge kochen, auff dem letsten
löchle pfeiffen, so arm sein, dass einer nit gnuog s.
auff einmal auss dem salzfass mit den fingeren kratzen
mag.' Fris.; Mal. , Ehre ohne Geld kommt den Leuten
vor wie eine Suppe ohne S.' Gotth. Br. S. auch Bart
(Bd IV 1613). ,Eins, zwei, drei, Butter auf dem Brei,
S. auf den (dem) Speck (und) du musst weg!- Anzähl-
reim ScHBibern (EStoll 1907); ZWald. S. noch Bob
(Bd VI 16); Buew (ebd. 1893). ,S. zum Salat', iron.;
s. Sp. 690 o. , [Sechs Burschen] syent bym Schlaftrunk
gsin, habent angehept ze sagen, wie inen die frowen
an Selnow am nüwen jar hetten dirgeli geben, darinn
eschen und s. gewesen wer, ob sy inen nit hinwider
etwas bosheit tuon wollen.' 1507, Z. S. und Brot;
s. Bd V 934. Dazu noch: .Habe inen [den Hexen]
der böss Geist allerleig costliche Spyssen und Trank
fürgestelt, darunder aber kein Brot noch S. gewesen.'
1621, ZRB. ,Uff dem [Hexen-]Tanz haben sie auch
gessen undt trunken, jedoch haben sie kein Brodt und
kein S. uff dem Tisch gehabt.' 1695, ADettl. 1905.
S. (auch Ghäs) öni Brot esse", mit Bez. auf eine un-
erlaubte Handlung, spec. verbotenen geschlechtl. Um-
gang AASuhrent.; vgl. Bd III 504 o. S. und Pfeffer;
s. Chatz (Bd III 587). S. und Schmalz; vgl. gesalzen.
Salz, selz, silz, solz, sulz
Weder S. noch Schm. B; Z. 's isch weder S. no°* Schm.
i" der Suppe" B (Zyro). I'* ha" miner Mueter noch
nie Nüt g'stole" a's e" Hempfeli S. und e" Zülleli
Schm. G. S. noch siben (Sp. 53; auch Sch; Z). .Han-
delsartikel sind: S. und Schm. und alle Dinge, die mit
der Elle oder dem Stab zu messen sind.' 1548, ZElgg
Gremplerordn. (KHauser 1895). Unterstützungen an
alle arbeitsunfähigen Leute mit Geld, Wein, 8. und
Schm.' XVI., ebd. Spiel mit kleinen Kindern: Sälzli,
SchmäkU, chrüseli, chrüseli, Chlapf! bei S. und Schm.
fährt man dem Kinde je einmal langsam mit der
Hand über dessen innere Handfläche, bei ehr., ehr.
macht man kitzelnde Fingerbewegungen auf der-
selben und bei GM. gibt man ihm einen Klaps
darauf ApWald, auch mit gröberer Ausführung und
den Worten: S., Schm, grader Strech, chrommc
Streck, Lüchli bore", d' Hand i" (oder und off) d'
Schnorre"! zuletzt mit einem Schlag auf den Mund
ApHer., Wald. RAA. Nid All, wo vil S. g' schlecket
hein [d.h. lange gelebt haben], si" g'schid BBe., Hk.
Er isst kei" Hampfle" S. mey, wird nicht mehr lange
leben. Sprww. 1869. Der frisst au'h kei" Sester S. dö!
bleibt nicht lange hier Bs. Mutter: Dene" [Leuten,
die ihre Tochter gut behandelten] liess-ich nüd grad
Öppis g'scheh"! Vater: Hast noch kei" Viertels, dort
g' gisse", Frau! Stutz, Gem. ,N. muss erst ein Viertel
S. in Wattwyl geleckt haben, dann erst mit dem Urtel
her!' UBr&gger 1782. Von Jmd, der bald da, bald
dort in Dienst gestanden, sagt man, er habe schon
viel fremdes S. g'leckt GrNuI'. Es (bzw. noch ke^s)
Viertel (Miss, Mcssli, Sester) S. mit-enand (z'säme")
g'csse" (g'lick(e)t B; S, g'schlick(e)t Aä) ha", eiuander
(noch nicht) kennen, bes. von Verlobten, jungen Ehe-
leuten Aa; Bs; B; L; S; Th; Z; s. schon Bd IV 452 o.;
Salz-Bör (Bd VI 1237). Jungi Lüt sötte" geng z'sämen
es Miss S. lecke", bevor si enand ne" [heiraten] B.
Muest Keini rüeme", eb d' e" Viertel S. mit-ere" g'esse"
hast Z. Ke<ns Viertel S. mitenand esse", nicht mitein-
ander auskommen Z (Spillm.). Der [Ihr] tvirdi"d be-
griffen, ''ass Die [eine hoffärtige Magd] ke'"s Halbviertel
S. g'schlicket hed mit der Sunnsiteri"! JRoos (L). Da
ist d's S. derbl! sagt man, wenn eine Sache teuer ist
BBe.; vgl. gesalzen. Da ist z' wenig S. dran! bildl.
,von einem Vermögen, auf welchem kein Segen ruht'
BGr. (Bärnd. 1908, 404). — ß) als Zugabe zum Vieh-
futter, den Tieren vom Hirten aus der Salztasche (vgl.
Salz-Bütel Bd IV 1921 ; Ge-leck-Sack Sp. 628, -Taschen)
gereicht; vgl. (Ge-)Leck (Bd III 1244/5); Miet 3 (Bd
IV 565/6), auch Salz-Stein und die Flurn. ,S.-Gebe'
und ,S.-Lecki' in der Aura. Auf den Schafweiden wird
das S. in Channel (s. Bd III 310) geschüttet, aus denen
es die Schafe lecken B. Chum sässä, muest e"chli" S.
ha"! LE. (Lockruf im Kuhreihen); vgl. Sp. 10. Die
alte" Chüe (sch)licki"d au'h (no''') gern S.! Spott auf
Solche, die noch spät heiraten ZEIs., 0.; ähnlich G
SaL., T. (Au'h en alti Gäss . . .). ,Es sol niemand ander
miet denn das blössig s. bruchen.' 1548 (ähnlich 1580
1633), GT. (Alprecht); s. auch mieten 3 (Bd IV 567),
ferner be-lecken (Bd III 1246; seit 1680). ,Läck nicht
auss allen Taschen S., und wer es gleich so schön als
Gold.' XVII., Zinsli 1909 (Reimspruch, in dem die
Schweiz als kranker Stier apostrophiert wird). Zur
Sage von dem Freiherrn im BSi., der nach seinem Tode
auf seiner den Armen vermachten Alp umgieng und
mit dem Salz aus seiner Lecktasche die Kühe der
Reichen absterben, die der Armen aber gedeihen
machte, vgl. Alpenr. 1815, 282 und Henne 1874, 99.
In WLö. gibt man den Schafen eine Mischung von S.
und Mehl; alle 14 Tage gehen die Besitzer mitein-
ander auf die Schafalpen, um den Tieren z' lickun z' gen.
Den Gemsen legen leidenschaftliche Jäger oft über
Winter S. und Heu, um sie im Revier zu behalten.
FAnd. 1898. — y) zur Konservierung (und Würze)
von Nahrungsmitteln. Zum Salzen des Käses; vgl.
üben 1 d, Biber 1 b, S.-Bibi (Bd VI 54. 63. 68); S.-
Riffi (ebd. 663); rdss (ebd. 1271/2), ferner FAnd. 1898,
476/7; Bärnd. 1908,404. 1911,182. Ungefähr 8 Fess-
leni g'ribe"s S. wurden im Jahr dafür gebraucht BG.
Nach dem Pressen kommt der Käse in den Käsekeller
,ins S.'; die Behandlung ist hier je nach der Käsesorte
sehr verschieden. FGStebler, AVV. Zum Einsalzen
von Fleisch. Fleisch i"'s S. tue", us '>em S. ne* Tu; Z.
.Rindfleisch in das s. kouffen.' 1481, Z RB. ,So einer
fleisch in das s. will kouffen, das er [von den Metz-
gern] genötiget wirt, ein zungen zum fleisch zuo ne-
men ... Das hinfüro die metzger nach lut des fleisch-
rodels biderb lüt zuo iro libs narung fleisch in das s.
und suntst gebint.' 1527/9. ebd. ,Wann die Wirt für sich
selbsten und in das S. metzgen wollen, sollen sie die
Fleischschätzer beschicken, dass sie das Vieh besich-
tigen.' 1650, SchwE. Arch. (Wirteordn.). Fische: ,Es
ist erkennt, das man die türren wingerren oder lou-
ginen weder uffem fischmarkt, in gedmern noch andern
enden hie veil haben solle, angesechen das sy an der
sonnen getert und nit mit s. und rouch bereit werden,
das sy wärschaft sind, das sol ze stund allen krämern
und grämplern verkündt werden.' 1497, Z RM. .Allerlei
mit s. eingemachte frücht, salgama.' Fris.; Mal. Zur
Konservierung von Obstwein: , Unter den Bauern findet
sich sehr vielen Orts die Eigentümlichkeit, dass sie
jedem Eimer Saft einen Löffel voll Kochsalz beigeben
in der Meinung, den Most kräftiger und haltbarer zu
machen.' Pfau 1861, 167 (Th); auch in GT. üblich.
RAA. Etw. V 's S. tue", leg(g)e" (vgl. insalzen): 1) ver-
setzen, verpfänden Sch; Z. D' Ür i"'s S. tue". D' Ur
lit im S., bekennt ein Student. JJRahm (Sch). Sin
Hüsrät lit im S. für Zeis Z. — 2) Kleider und andre
Gegenstände, die man für längere Zeit nicht mehr
braucht (zB. die Winterkleider im Frühjahr) oder die
übh. unbrauchbar geworden sind, aufbewahren bzw.
wegwerfen Th. De" Huet cha""st i" 's S. tue". Es
het-en i"'s S. g'leit, er ist gestorben AALind. .Einen
im s. haben', wohl = i" der Beizi (Bd IV 1985). ,Ward
dem N. nachgelassen, nach ein zytli nit in den Wellen-
berg ze gan von des wegen, das er den Caspar Bluntschli
ym s. hat; darnach will er gehorsam sin und büessen.'
1533/8, Z Ehegericht. Ei"s (Eini) us dem S., ein kräf-
tiger Hieb ; vgl. gesalzen. Us dem S. gi", , Stock- oder
Rutenschläge geben' G. .Der Lehrer nahm den Kopf
des Delinquenten zwischen die Beine, um ihm mit
dem haslene" Steckli bequem Einige aus dem S. auf-
pfeffern zu können' ScHHa. (Neukomm). .Wehe dem
Pferde, das in diesem Augenblick die geringste Un-
tugend erzeigte; es kriegte richtig eins aus dem S.'
Gotth. — S) in der Volksmedizin. Scherzh. gibt
man Jmd, der Zahnweh hat, den Rat: Tue nur S. uf
de" Za" (ane"), dann vergöt 's! ÄABr.; TuMü.; 7.^.. Si.lt ;
vgl. Schmalz. Ein verstauchtes Glied wird mit S.
eingerieben und es werden Salzumschläge gemacht BG.
,Ein ausgerenktes Gelenk soll man mit S. und warmem
Salz, selz, silz, solz, sulz
Schweineschmalz einreiben und dreimal murmeln: Und
als Christus ging über die Heid, fiel er um auf einen
Stein und enträichte [.entrenkte'] sich die Hand und
mit S. und mit Schm. wusch er sie im Namen 1 1 1'
BLaupen; vgl. auch Bärnd. 1904, 457. ,Er habe mit
dem selben Ackly wellen schimpfen und näme sin
bymesser ... also füere A. unwüssend harumb und
stiesse den turnen in die schniden und verserte sich
daran, das er blüette; redte er zuo dem selben A.:
Zürn nüt, es ist mir nit mit willen besehenen, und
leite im s. darin und butte im dannenthin zuo trinken.'
1484, Z RB. ,Camparidawürz, mit s. in die wunden
tan, heilet sy bald, mit späck und s. ein pflaster ge-
macht und uffgeleit.' Arzneib. 1556. ,Wan das Veich
viel Wurm hat: nimb ein Geschirr voll Wasser, ein
Hand voll S.. wasche sie darmit, sie vergehen.' XVIII.,
HZabler 1898. ,Nimb ein Glas voll S., tu lauter
Brunenwasser darin, lass es schmelzen; selbiges gibe
dem Viech ein, es purgiert Menschen und Veich.' ebd.;
s. auch ebd. S. 17. , Alle Tage ein wenig S. unter die
Zunge gehalten, bis es schmelzt, verhindert die Fäule
des Zahnfleisches.' Kunstb. XVIII. S. noch Bach-Bum-
belen Anm. (Bd IV 1259); Bluet (Bd V 219); Chnaben-
Brünzel (ebd. 770); rot (Bd VI 1752); Chech-Silber
(Sp. 840). S. und Buess; s. Bd VI 1454/5. - e) im
Volksbrauch und Glauben. ,Gesegnetes (geweih-
tes) S.' In der kathol. Kirche wird an bestimmter
Festtagen in der Kirche durch den Geistlichen <S.
,gesegnet (geweiht)', das dann das Jahr hindurch (zT.
abergläubische) Verwendung findet; s. segnen, ge-,
ver-segnet, Be-scgnung (Sp. 458. 461. 464. 470, auch
Sp. 465 den Beleg aus dem Inv. HsSalats, wo zu lesen
ist: ,tauff-, salz- und wassergsegnen'), ferner Bahnen
(Bd IV 1217); Dreifaltigkeits-S. .Knaben und Mädchen
oder Erwachsene füllen am Dreifaltigkeitsfest weisse
Teller oder Tassen mit S., garnieren sie mit einigen
Blümchen und tragen sie dann zur Kirche, wo sie
dieselben auf den Stufen des Mutterguttesaltars oder
auf dem Altar selber abstellen. Vom besegneten S.
wird nach der Heimkunft jedem Stück Vieh ein wenig
gereicht; den Rest bewahrt man auf, um in Fällen
von .Erkrankung eines Familiengliedes oder eines
Hauptes Vieh der Speise eine Prise beizufügen. Bei
Gewittern ins Feuer gestreut, hält das Dreifaltigkeits-
salz den Blitz ab' AaF. (Af V.). Bei der Segnung am
Dreikönigsfest und am Charsamstag ist in GTaminatal
jede Familie mit einem Peggeli voll S. vertreten, in
GSa. decken die Familien, die nicht selber am Drei-
königstag S. weihen lassen, ihren Bedarf nachher im
Laden; das S. gibt man dem Vieh, bevor man es im
Frühling auf die Weide lässt, und namentlich vor der
Alpfahrt wird geweihtes S., Brot und geweihte Kohle
gemischt und den Haustieren eingegeben zum Schutze
gegen den bösen Geist.' AfV. Unklar: ,Auf Seelisberg
bringt S., wer zuerst opfert' (FStaub); vgl. Opfer (Bd I
384). In ZStdt musste eine Frau von Bludenz bestraft
werden, weil sie den Leuten geweihtes S. um hohen Preis
kiloweise verkaufte, so zur Heilung eines verhexten
Mannes, ferner gegen Verlust im Geschäft; s. N. ZZtg
1893, Nr 17 (Beilage). ,[Sie solle] 4 Wochen lang alle
Nacht einen Rosenkranz betten und gewicht S. bi
iren haben.' 1610, Z Hexenproz. Aber auch gewöhn-
liches ,S. im Sack soll ein Probatum gegen die Ge-
walt der Zauberei und böser Geister sein.' GJKuhn
1806. Mier selber het 's Eini mit Luegen a"tän, ich
muess sider gang a"-si sinne"; u"'1 han-i'h doch S. i"
mi"'m Hose"sack g'ha" u"d notti" Nüt möge" mitg'winne".
ebd. (Vom Hexe"werch). Um eine Hexe fernzuhalten,
stellt man einen Besen .aufwärts gekehrt' vor das Haus
und streut drei .Hämpfeli' S. darauf ZHorg. f; vgl.
Besem (Bd IV 1668). .Manche Frauen geben beim
Milchseihen einem jeden Becki eine Prise S. bei, das
die Kühe vor Verhexung bewahrt' Tb (Pfau 1861).
,Gibt man den Kühen in der heiligen Nacht zwischen
11 und 12 Uhr S. zu lecken, so bekommen sie den
Angriff [Bd II 711] nicht.' DGemp. 1904. ,Wer eine
Leiche angekleidet hat, reibt sich darauf die Hände
mit S. ein, damit ihm fortan nicht die Glieder taub
werden oder einschlafen.' Rochh. 1867 (Aa). ,Man sol
naehgan und richten, als Bertschi, Mathis Trinklers
knecht, und sin [dh. Tr.s] jumpffrow miteinandern ze
schaffen gehept band und die jumpfrow besorgt hat,
sy wurde tragend, darum sy nit mit im wölte ze
schaffen me haben, das da B. rett: du solt sölichs nit
besorgen; ich kan wol dafür, das du nit tragend wirst:
wenn ich dich minne, so nim s. in den mund und
welle das nit helffen, so nim niesswurzen. [Sie sagt
aus, er habe zu ihr gesagt:] nim allewegend früe s.
in den mund und läk das, so wirst du nit tragend;
denn wenn man küeyen ze läken gitt, so sy löiffig
sind, so beheben sy nit.' 1449, Z RB. ,Man hat den
[die Götzen der katholischen Kirche] anrüerenden die
händ mit s. müesen ryben, und habend wir das heiig
geschätzt, das nun die trucken und götzen anrüert.'
Zwingli. ,Ein Kindbetterin solle S. in die Hand nem-
men, einen Teil dessen auss der Hand lecken und das
übrige hindersich über den Kopf hinauss werffen.' An-
horn 1674; vgl. Globus 42, 266 a. ,Der Rauch [zum
, Bräuken' eines verhexten Stiers; vgl. Bd VI 803] seye
bestanden von Rauten, Bohnenstenglen, Wüscheten
unter 3 Türschwellen [usw.] und S., welches Alles er
auf Glut getan ...' Wast. Proz. 1701. Ein Schatzgräber
sagt aus, ,die Kerze, die sie zum graben gebraucht,
hätten sie selbst aus Wachs hergestellt und etwas S.
hineingeknetet.' 1727, Bs. ,Das einer gestohlen Gut
wider bringen raus: Nim 3 Bröcklein Brod und 3 Sprät-
lein S. und 3 Bröcklein Schmalz [und sprich:] ich
lege dir, Dieb oder Diebin, Brod, S. und Schmalz auf
die Glut, wegen deiner Sünde und Übermut, ich lege
es dir auf die Lung, Leber und Herzen, das dich an-
kommt ein grosser Schmerzen ...' ZHorg. (AfV.). ,Oben
darauf [in einem ,Büntelein'; s. Bündel II 1 a y Bd
IV 1363] 3 kleine Preisen S. in den 3 höchsten Namen
darauf getan und zugebützt.' ebd.; s. auch AfV. II 272.
S. noch nun (Bd IV 767); recht (Bd VI 210 o.); be-
ranken (ebd. 803, zwei Belege). Als Wetterorakel. Das
, Wasserziehen' des Salzes aus Zwiebelschalen dient
zur Witterungsprognose für das ganze Jahr (s. Wihen-
Nacht BdIV660, auch L; GF., uT.; ThMü.; ZHorg.),
in GRh., oT. zur Feststellung, welche Gewächse (ob
Kartoffeln oder Erbsen usw.) im nächsten Jahre gut
gedeihen werden (s. BWartm. 1874, 9). Wenn 's S. im
Salzfässli nass wird, gibt es Regenwetter BsL. und
weiterhin; schönes Wetter, wenn es rösch wird (s. Bd
VI 1469). S. verschütten. Wenn S. ausgeschüttet wird,
so ist Streit oder sonst etwas Unangenehmes im An-
züge ZO. (Messikomraer 1909), S. , Abergläubige Leut
haltens für ein gross Unglück, wann einer über Tisch
S. umbkehret.' Anhorn 1674; Zauberei 1704; s. auch
um-cheren 2 a ß (Bd III 437). Me" muess müsse", dass
Salz, selz, silz, solz, sulz
der Junker N. nid öppe" zu denen Offizier g'hörl
het, wo meine", d's S. sigi verschüttet, wenn d' Sol-
daten öppe" chli" lustig sl". RvTavel 1910. S. ver-
schütt! höhnischer Zuruf, wenn Jmd der Strumpf
auf den Schuh hinuntergerutscht ist AASchi. —
£) Verschiedenes. Einem Suchenden gibt man den
scherzh. Rat, er solle S. auf den Gegenstand streuen,
dann könne er ihn nur nehmen; ebenso rät man einem
Leichtgläubigen, er müsse einem Tier (meist einem
Vogel), um es leicht fangen zu können, nur S. auf
den Schwanz streuen, wohl allg. Wenn-men eme"
Vogel S. uff de" Schwanz (Stil) streut, so lät-er-si°h
(mit der Hand) fange". Schnellsprechvers: Streu dem
Spatz schnell S. uff de" Schwanz. GZür. 1902 (BStdt).
Im Spiel. S. abhaw'e" (auch abschinde" Z, absteche"
ZWildb., in ZGundetsw. auch Mel abschnlde"), s. Bd
II 1806/7; Derjenige, der das Hölzchen zu Fall bringt,
muss ein Pfand geben und muss im ZO. auch etwa
das Hölzchen mit der Zunge aufheben. Im ZO. heisst
S. (Grüsch) abschnlde" auch das unter räpplen (Bd VI
1181) beschriebene Spiel, indem statt des Sägmehls
S. (auch Grüsch) genommen wird. ,Es klaget KMeyerin
uff die Brennwaldin, wie das sy ira hab gewartet und
habe sy an offner strass geslagen . . . und warft' sy
nider uff den herd und säss oben uff sy und slüege
sy mit einem besenstill, dass si blüete, und hette in
ein luder [vgl. Lüder 2 Bd III 1101] gebunden glas-
stuky, s. und eschen, und slüege sy ouch damit in ir
antlüt.' 1427, ZRB.; vgl. Äschen-Sack (Sp. 018/9). -
2. englisch S., magnes. sulf. Z (Apotheker Vogel).
Eine Reihe weitrer offizineller Salze s. Bs Apotheker-
tax 1647, 31/2; vgl. auch die Zssen.
Amhd. sah. Das Masc. in PMac. steht unter dem Eiufluss
vou it. *ale. Zum Sachlichen vgl. Gr. WB. VIII 1705 ff.;
Sanders II 845; Martin-Lienh. II 355, zum Aberglauben
und den RAA. noch bes. Globus 42, 265 ff. 2S1 ff. und Wan-
der III 1849 ff. Über den Begriff S. in der älteren Minera-
logie und Chemie s. JJScheuchzer 1718, 175 ff. (PI. ,Salze')
und KNLang in Gfd 51, 216 ff. (PI. ,Sälzer'; s. zB. Erd-Saß
Sp. 365). — S. in Namen. In Flurnamen. ,Salz-Fass' L
Seeburg (,ein Landgut und Hoff.' Leu, Lex.). ,-Gebef»' TB.
ftn S.-GebuV; W (mehrfach). ,-Gäu'; s. Wtirstisen 1580, I
und Leo, Lex. XVI 61. ,-Hof (Bd II 1030) Aa. ,-HaIden'
Schw. ,-flolz' L. ,-Horn' B. ,-Hus' (s. Bd II 17-271 B; S
Ramisw. ,-Hauwen'; s. Bd II 1S13. ,-Lache' Th. ,-Loeh' L.
,-Lecki' Aa; Schw. ,-Matt' B (mehrfach) ; F; LWohlh. (Leu,
Lex.), ,-Matten' S. ,-Boflen' L. ,-Bühl' Gr; L. ,-Berg.' 1396,
BsStdt (,domum in monte salis.' 1273; vgl. Bs XIV. 87).
,-Brunnen' (s. Bd V 670) B; Seh; Z. ,-Rain' Aa. ,-Strasse'
BsAlIsw. ,-Stein' (s. d.). ,-Tal' Bs. ,-Weid' B. ,-Weg' Aa;
ZAltst. , -Wasser' (s. d.). ,-Wis' Th. Iu Familiennamen. ,Von
Salz.' 1512, BsStdt (Leu, Lex.); vgl. ASocin 1903, 437.
,S.-Geber, -Gäber' WZerm. (,vom Flurn. S.-Gebe'); XVI. /
XVIII., Gr (nach Leu, Lex. auch ,-Gerber'); ,Haus Salzgäber
zuo Meienfält', ein Jäger. 1597, Ard. ,3.-Mann' (s. Bd IV
277), schon XIII., Bs, XIV./XV., B, XIV./XV., Z, 137S,
AaBremg., XV., LSemp., XV./XYL, W, 1663, BsStdt; s. noch
ASocin 1903, 489. Dazu der Flurn. ,Salzmannen' Schw.
.Vordere, hintere Salzen, Salzen-Furka' PGr. (VSella). ,Salzen-
nioos' ZGräslikon.
Elektrisier-: Hydrarg. sulf. neutr. Aa; B; als
Zusatz zur Batteriefüllung. — Alpen-. ,So wie bei
uns [in Hannover] ohngefär das Sedlizer Salz im me-
dicinischen Gebrauche ist, so bedienet man sich zu
Bern jetzt eines Salzes, dem man den Namen eines
Alpensalzes, Salis Alpini, gegeben hat. Man giebt es
für natürlich und wirklich an den Alpen ausgegraben
aus, nur müsste, sagt man, es durch die Kunst ge-
reinigt werden. Aus der Beschreibung solte man ver-
muten, dass dies Salz eben dasselbe sei, dessen der
Bernische Arzt DLanghans unter dem Namen des
Gletschersalzes erwähnet.' Andre.« 1763; Näheres ebd.
223. 230/5 (wo es als .natürliches Glaubersalz [s. d.]'
bestimmt wird). S. auch Gems-S.
Fueder-. ,Swer guggunsalz hie verkouffet, der
git von ietlichem ort 2(1 an die stat, 3ß dem schult-
haissen, und swas salz man hie vail hat an schiben-
salz und fuodersalz, der git den selben ainung.' Th
Diess. StR. XIV.
Vgl. bair.-8st.err. , Fueder', ein Salzmass, 2 Salzstöcke,
urspr. in Form grosser IvvirH tVst^.'Srhlagi'iK'S Sudsalz; vgl.
Gr. WB. IV 1, 367: Sclim. 21 695; UngerKhull 257.
Drei-faltigkeits-: am Dreifaltigkeitssonntag ge-
segnetes S.; s. auch Sp. 887. Wann Ei"s i" d' Frömdi
göd, so gibd-mer-em, öni aass's-es weiss, in Öppis
i"'büezt Dr. mit, und 's ist sicher, dass-es kei" Hew'we
überchund ÄABb. (Frei). ,Man meint, das Dr. allein
habe sie [eine Hexe in AaZ.] gefürchtet.' Rochh. 1856,
mit der Anm.: ,Das Dr. wird noch jetzt im Fricktal
und Schwarzwald kirchlich geweiht und gegen bösen
Einfluss verbraucht.'
Fass-: Salz, das in Fässern in den Handel ge-
bracht wird. ,Der günstige Ertrag [des Salzregals im
J. 1839] ist im Verkaufe des unreinen Kastensalzes
zu suchen, von dem 270 Centner nebst 461 Centnern
denaturierten Fassalzes verkauft wurden.' Aa Gem.
1844. — Im österr. Salzgebiet und bei Sauders II 845
, Fasselsalz.'
Unser- fr auwen-: Pflanzenname. , Wasser von
Krut, welches man U. nembt.' 1710, ZZoll. Arzneib.
— Vgl. .Salzkraut' bei Gr. WB. VIII 1717.
,Guggun-'; s. Fueder- S. — Rätselhaft.
Gallen-: .hitzige Rindviehseuche' W. Syn. Über-
Gälli (Bd II 205). — Tüsend-gulden-. ,2 Mass
guten Brantenwin, 6 Lod Laubersalz [s. Glauber-S.],
3 Lod Taus.; 4 Lod Laberen Aloes [usw.].' Bärnd.
1904 (ä. Rezept). - Galfen-: in ,Galfen' (s. Bd II
229/30) in den Handel kommendes Salz. ,Als dann
bishar merklich gevärd und betrug in dem salzkouff
beschechen und gebrucht ist, besunder mit den kleinen
schyblin, das man nempt gryffensalz, das dann für
sehybensalz verkouft und ussgemessen wirdt, sölichs
zuo verkommen ist angesechen und geordnet, dass
hinfür weder im kouffhus noch durch die grempler
keinerlei salz ussgeslagen und gemessen werden sol
dann rörlysalz, sehybensalz und g., und sol ouch das
im kouffhus gesündert und gezeichnet werden, wie
von alters harkommen ist. Dessglich sollen die grempler
das rörlesalz, sehybensalz und g. ouch nit underein-
anderren vermischlen, sunder yetweders sundrig veil
haben und nit eins für das ander geben.' 1492, GStdt.
S. auch Salz (Sp. 883). — Gems- .Gemsch-'. Vgl.
Ge -liick, (Gems-)Lecki (Bd III 1245. 1249), ferner Sulz.
,Auf den nackten Felsen [einer Höhle bei Lauter-
brunnen] hab ich an vielen Orten eine salzigte Aus-
witterung bemerkt, welche von den Einwohnern G.
genennt wird und vollkommen mit der Beschreibung
des sog. Alpensalzes übereinkömmt, auch nichts anders
als Glaubersalz ist. Bald zeigt es sich in Gestalt
eines Mehles oder weissen Staubes, der sich in unter-
schiedlicher Dicke anhängt; bald aber ist dieser Salz-
staub wie zusammengebacken und formiert kleine
poröse und lockere Klumpen... Dieses Salz wird in
selz, silz, solz, sul
verschiedenen Gegenden unsers Landes gefunden und
auch in den Apotheken gebraucht,' JSWyttenb. 1777.
Glauber-, in BG. Gläuber- oder Lü'ber- «Lau-
ber-): wie nhd. S. auch Tüsend-gulden-S. und vgl.
Alpen-S., ferner Bämd. 1911, -17. — Von JRGIauber 1658
zuerst beschrieben. Vgl. Weig. I 734/5.
Gletscher-. ,Das Gl., welches den vornehmsten
und kräftigsten Teil von diesem Mittel [dem als Uni-
versalheilmittel angepriesenen .Schweitzerischen Glet-
scher-Spiritus'] ausmacht, ist ein sauerlecht und auf-
lösendes Salz ... Bis dahin hat man es noch an keinem
andern Orte als im Bernergebiet nahe an den Eiss-
gletschern gefunden, allwo es aus einer schwarz
sandigten Erde, worauf vor Zeiten grosse Eissgletscher
gestanden sind, ausgegraben und hernach ausgelauget
wird . . .' 1758, DLanghans; vgl. Alpen-S. und für Wei-
teres Andrea; 1763, 222 ff. 232. 237. — .Gryffen-';
s. Galfen-S.
Hirsch-horn-: kohlensaures Ammoniak Aa; Bs;
B und weiterhin; als Triebmittel für Backwerk ver-
wendet. Syn. Leb-chuechen-, Trib-S. ,Sal cornu cervi,
H.' Bs Apothekertax 1647. .Flüchtiges H.' KNLang.
— Früher wirklich aus Hirschhorn gewonnen.
Juden-. ,[Die Fracht von] dem Hall-Innthalischen
oder sogenanten J., dessen sich die K. K. Untertanen
in dem Breissgau und denen Waldstätten bedienen,
wirdt ganz in Reichsgeldt bezahlt, welches sich die
Eglisauer sowohl als die Unserigen darum selbst ge-
fallen lassen, weilen sonst dieses Salz wie ehedem zu
Land spediert werden, somit der davon abfallende
Verdienst Beeden entgehen würde.' 1773, Schreiben
des Rates von Sch an Z.
Von dem alten Haller Geschlecht Jud, das seit langem und
noch heute den Zwischenhandel mit Salz betreibt.
Chnchi-: = Salz 1. .Kuches.' Vau. III 428 u. .Ge-
mein Kuchis.' JZiegler 1647. — Auch bei Gr. WB. V3508.
Laub er- s. Glauber- S.
Leb-chueche"-: = Hirsch-horn- S. B (Apotheker
Lindt). — Chaste"-: der letzte Rückstand der Sole,
der in den Gradierhäusern von den Holzwänden der
.Kasten' abgekratzt wird und nur als Düngsalz ver-
wendet werden kann. S. Fass-S. und vgl.: ,1m J. 1840
wurden an Kochsalz 45 052 Ctr, an unreinem Koch-
salz in Kasten 3559 Ctr, an denaturiertem Salz 447
Ctr und an unreinem Kochsalz 303 Ctr verbraucht.'
Aa Gera. 1844. — Sür-chle-, in Ap auch Surchli-:
Sauerkleesalz Aa; Ap; B; Z und weiterhin; zum Aus-
löschen von Flecken verwendet. — Kröttli-: in
,Kröttli' (s. Bd III 880) in den Handel kommendes
(bairisches) Salz. ,Daz man hinnenhin in gädmern
krötlys. sol feil haben und by dem imin usmessen
und kein ander salz.' 1423, Z StB. S. noch Botechen
(Bd IV 1907); rüeh (Bd VI 178); Salz (Sp. 882) und
vgl. Kr.-Galfen (Bd II 230). — Leib-: in ,Laiben'
(vgl. Salz-Laib Bd III 954) in den Handel gebrachtes
Salz. Freiburg verlangt, dass die Burger Derer von
Bern, die da ,L.' vorbeiführen, den Zoll ausrichten.
1555, Absch.
Mer-: aus dem Meerwasser gewonnenes (fran-
zösisches) Salz. ,[Der Arzt wusch die Kranke] mit
esseich und mit äschen, mit zwibel und mit m.' Ring
,An herzogen von Safoy [schreiben], mit dem zoller
zuo News zuo verschaffen, Dietrichen von Hallwil des
zols, von dem m. vallend, bescheidenlich zuo halten.'
1498, B RM. ,Her Schultheis Nägeli [uA.] ein fürschrift
an küng von Frankenrych des m-es wägen.' 1558, ebd.
,Hem Schultheis Negelin und sinen mithaften ein [!]
gwerb des mersalz ein attestation, daz sollich salz,
so sy under Sebastian Loys und desselben factoren
banden ververtigend, ir eigner ufrechter gwerb und
sonst niemands andern sye, sy ouch ... alles [Salz] in
einer statt Bern landschaft ververtigen wellend.' 1561,
ebd. .Weisses M.' 1671, Absch. VI 1, 818; vgl. dazu:
, Lucern verlangt zu vernehmen, wie viel französisches
M. jedes Ort wünsche und ob weiss gesotten oder
nicht, indem schon geraume Zeit ein Weisssieder hier
sei und die weitem Befehle gewärtige.' 1706, ebd.
S. noch Sp. 882/4. — Schon bei Notker (meradk). Vgl.
auch Gr. WB. VI 1857.
Mor eilen-: Rötelpulver, Bolus rub. B (in den
Apotheken verlangt).
Mür-: salpetersaurer Kalk, der sich an Mauern
bildet Z (Dan.); vgl. Salpeter (Sp. 868). — Vgl. Gr.
WB. VI 1780.
Merkt-: auf den Markt geliefertes Salz. ,Was
guots gen Horgen an das land kompt, das sol des
ersten von land gevertiget werden, und mit sunder sol
punden guot vorgan und darnach das merkts. gen
Zug.' 1452, ZStB.
Maser-. ,Daz selbe [dh. Verlust der Zunft] sol
sin umbe die, die in ir [der ,obzer, gartner und men-
keller'] zunft sint un[d] salz veile hant, ob si unrehte
striche [1. .strichen'] heten oder mischelten swebschiz
salz oder masirsalz under kölnschiz salz oder dehein
salz verkouften für dis ander, denne ez were.' 1264/9,
Bs ÜB. 1316 (Zunftbrief).
Nach BsXIV. 88 .Steinsalz' (V). Lt Mitteilung aus dem
Bs Staatsarchiv ergeben die Salzakteu nichts Näheres.
Mittel-: Heilsalz BG.; vgl. Glauber-S. — Anders
bei Gr. WB. VI 2408.
Bullrich-: ein Magenpulver (in der Hauptsache
doppeltkohlensaures Natron) Z. — Nach dem Erfinder
benannt.
Burger-: von der Stadt angelegter Vorrat an Salz
zur Abgabe an die Bürger in Zeiten der Not; vgl.:
Da des Krieges wegen kein S. vom Bodensee her
kommen konnte, gab die hiesige Regierung ihren
Bürgern S. aus dem Magazin, welches, für die Zeit
der Not aufgespart, schon an 100 Jahre darin gelegen
hatte. Am 17. Juli wurde der Salzpreis auf 5 Kreuzer
per Pfund gesetzt, dabei aber beschlossen, dass ,Becken,
Metzger, Seifensieder und Würt [das nötige Salz] nit
aus dem Burgerkasten nemmen sollen.' 1632, Sch Chr.
Unter den Beweggründen für eine ausserordentliche
Steuer wird angeführt die bedeutende Einbusse ,am
B.' 1634, ebd.
In den Städten des oberösterr. Salzkammergutes heisst
,B.' der den Bürgergemeinden aus dem städtischen Salzhandel
zufallende Anteil.
Prunellen-: sal prunellae, Natronsalpeter. ,Pr.
mit Salmiac zubereitet 1 Quintlein, Zimmet, weisen
Imber [usw.].' KNLang. — Pfanne"-: Sudsalz in
dem Zustande, wie es die Pfanne verlässt. .Bei Er-
örterung der Frage, ob und wie der Salzhandel dem
gemeinen Mann zu Gutem in andern Gang gebracht
und beim Verkaufe statt des Masses das Gewicht ein-
geführt werden möge, wird auf die Tatsache hinge-
wiesen, dass nicht allein das schlechte leichte bayerische
Salz unter das gute und schwere tyrolische vermischt
werde, sondern auch das unverraischte tyrolische Salz
Salz, selz, silz, solz, sulz
noch verschieden, nämlich das frische Pfannen- und
Pfiselsalz vil leichter und nicht so kräftig sei wie das
Stadelsalz, welches die Schwindung schon ausgestanden
habe. Es soll daher bei den Regierungen auf Ein-
führung des Verkaufs nach dem Gewichte hingewirkt
werden.' 1670, Absch. Bern beantragt, man solle ein
Quantum Stadelsalz und hinwieder ein Quantum Pf.
beziehen und die beiden Arten durch gewisse Zeichen
unterscheiden. 1701, ebd. (Salzvertrag mit der Kammer
zu Innsbruck). — Pfisel-: Sudsalz in dem Zustande,
wie es die .Pflesel', die Dörrkammer (vgl. Schm. SI
442; Unger-Khull 7ti) verlässt; s. das Vor. — Ruch-:
grobes Salz zum U. von dem zu bestimmten Formen
(wie , Schiben, Kröttli' usw.) gepressten; s. die Belege
unter Boteehen (Bd IV 1907); rüeh (Bd VI 178). ,[Die
Salzleute] sullent fürbass kein r. me vermessen, es
werde inen denn von eim rat erloubt.' Anf. XV., L RB.
,Es ist erloubt, r. veil ze haben unz an unser wider-
ruof.' 1420, ebd. ,Was salzes die in gädraern ver-
kouffen, das syen schiben oder ruchsalz, das jeglicher
verköiffer einem, der kouffen wil, sage, ob es ruch-
oder schibensalz sige und es ouch darnach gebe.' 1435,
Z StB. — Rörli-: Salz, das in Börli (s. (Salz-)Rörli
Bd VI 1232. 1237) in den Handel kommt. ,Man sol
nachgan und richten, als etwer r. in unser [Stadt]
verkouft und kouft hat, darüber, dass es verbotten
ist.' 1399, Z RB. ,An die von Hasle und Undersewen
und Inderlappen, uff das salz ze achten und die, so
r. für schiben verkouffen, zemlich [?] anzunemen, ouch
das tuschen salz mit anken abzustellen.' 1505, B RM.
S. noch Golfen (Bd II 230 o.) ; Salz (Sp. 882 o.) ; Galfen-S.
— Sack-: in Säcke (vgl. Salz-Sack Sp. 637) gefasstes
(minderwertiges) Salz. ,Man sol nachgan und richten,
als etwer s. in sin botken geschüttet und das für guot
salz verkouft hat' 1398, Z RB. — Salmenswiler-:
vom Kloster Salmanswiler bei Überlingen (welches
einen Anteil an den Salzburger Salinen besass) ge-
liefertes Salz; s. Sp. 882 und vgl. unter Plütschi 3
(Bd V 239 o.: Wettingen war ein Filialkloster von Sal-
manswiler; vgl. Arg. I 82). — Salpeter-: ,mit Di-
gestivsalz verunreinigter Salpeter, welcher bei Rei-
nigung des Salpeters durch Abkühlung der Lauge
erhalten wird Schw; Zg' (Dr Ithen).
Sommer-: während des Sommers gesottenes Salz.
Luzern macht die Anzeige, dass KTschudy von Glarus
und Andere, welche viel , Sommer- und Wintersalz'
verführen, zuweilen auf der Strasse das Wintersalz
gegen S. vertauschen oder verkaufen, wodurch aber
der gemeine Mann benachteiliget werde, indem das
eine viel besser als das andere sei. 1568, Absch. IV 2,
396. — Vgl. Schm. aI 1683 (unter .Maister II'); Unger-
Khull 598. In anderer Bed. bei Gr. WB. X 1, 1555.
Schiben-: in Scheiben (s. Schiben) in den Handel
kommendes Salz. S. Golfen (Bd II 230 o.); Salz (Sp.
883 o.) ; Fueder-, Golfen-, Ruch-, Walchen- S. - S p ä n d - :
vom Annenpdeger jährlich den Gemeindearmen verab-
reichtes Salz GitObS. (B.). — Stadel-: Salz, das eine
Lagerung im .Stadel' (vgl. Schm. 2 II 732) durchge-
macht hat; s. die zwei Belege unter Pfannen-S.
Stein-. ,Rot wachs, st., gummi Arabicum [usw.]',
zerstossen, zum Waschen der Falken gegen die Milben.
Vogelb. 1557. ,Sal gemmae, St.' Bs Apothekertax 1647.
S. auch Salgemmen (Sp. 866). — Auch bei Lexer II 1168.
Düng-. Der Grosse Rat beschliesst, ,1000 Ctr D.
auf Rechnung des Staates anzuschaffen und dasselbe
zum kostenden Preis dem Publikum zu verkaufen.'
1848, L. — Trib-: = Hirsch-hom-S. Aä; B; Z (Apo-
theker Vogel). — Walchen , Walen-': welsches Salz;
vgl. Sp. 880. .Habend sich min herren bed ret be-
kennt von des salzfassens wegen, was schibens. man
hie fasset, sol man von eim mäss 3Vs ß häller ze
fassen und umb seck gen; aber das walen- und ander
s., daz nit schibens. ist, da sol ein mäss 4 ß geben.'
1458, LRB.
Winter-: während des Winters gesottenes Salz;
s. Sommer-S. — Auch bei Schm. 2 I 1683 u.
Wermuet Wurmet-: die aus dem Wermutkraut
gewonnene Pottasche, Kali carb., sal mirab. Glaub. Z
(Vogel). ,Sal absynthii, Wermuots.' Bs Apothekertax
1647. — Wisch-: wohl das nach dem Salzmessen im
Salzhaus am Boden zsgewischte Salz. ,Das W. hat der
Salzmesser Dem verabfolgen zu lassen, dem es gehört
[dh. dessen das gemessene Salz ist].' 1635, Absch.
salze" (bzw. -ä-, in Bs; PAL; S -o-), 2.Sg. -is(tj,
3. Sg. -et (in SchwE. -*), Ptc. g'salze*: I. a) wie nhd.,
Etw. mit Salz versetzen, zur Würze, Konservierung,
a) im eig. S. allg. ,S., mit salz besprengen, sallire;
etwas s., sale aliquid contingere.' Fris.; Mal. Die
Suppe, Speisen übh. s. Su tnache"d-mer e" Suppe* vo*
hunderttüsi*g Mugge*, mit de" Flöhne" g'salze*, mit de"
Lüse* g' schmalze", Kinderreim. EStoll 1907. Wart,
dir u'ill-ig 's Bräusi s.! Drohung. JReinh. 1905. Drü-
möl g'salze" und doch noch z' rdss. Sprww. 1869; vgl.
churz (Bd III 496). Die iveiss jetzt, was der Hafen selber
s-en ist! von einer jungen Frau, welche die Kosten
einer eigenen Haushaltung zu spüren bekommt UUrs.
S. auch Räb (Bd VI 18). De" Chäs s. allg.; s. Chds
(Bd III 502) und vgl. Salzer. Fleisch, Fische ein-
salzen. ,So mag ouch iederman in unser statt swin
koufen und die stachen und s.' 1408, B (Metzgerord-
nung). ,Das übrig [Fleisch des Fisches] sielzend sy, so
vil, als inen gnuog was, biss sy gen Rages kämind.-
1530, Tob.; Luther: .salzten sie ein.' .Fleisch s. oder
einsalzen, aspergere sale cames, sallire, sallere.' Fris.;
.Mal. S. noch Pfragen (Bd V 1280 u.). — ß) uneig. Im
Kdspiel: Die Spielenden sitzen in einer Reihe; ein
Kind legt, jedesmal mit den Worten: s.—g' schmalze",
anscheinend Jedem einen Gegenstand (zB. ein Messer)
in den Schoss, gibt ihn aber in Wirklichkeit nur
Einem; ein Anderes, das unterdessen draussen war,
wird aufgefordert: Stock, errät, wo-isch f'sj? Rät es
falsch, so wird es das erste Mal mit den Worten fort-
gewiesen: Ei"järiger Stock! das zweite Mal: Zwei-
jdriger Stock! B (Dan.). Worte, eine Rede würzen:
Der Salzherr . . . weiss sl" Rät [in Regierungssachen]
uf's allerbest und us Erfari'g z' s. Firm. (Schw). S. auch
chürnen (Bd III 476). , Einen Preis, eine Forderung hoch
stellen' L (Ineichen); vgl. gesalzen. Dazu wohl: ,Es
klagt N. von Schaft'husen uff Eüriessenberg, der selb
Gr. sye im schuldig, das habe er an hin erfordert;
der antwurte im, er hette im senff geben; zuo dem
redte er: ich bin dir 3 köpf gichtig; da antwurte im
Gr.: ich wil dirs bas s.; da redte er zuo im: ich ver-
stau wol, du wilt mir nütz mit lieb geben; es ist mir
vor hin geseitt, du gebest nienian nütz mit lieb; also
slüege er inn mit der funst...' 1460, Z RB. — b) das
Vieh, Schafe, Ziegen s., ihnen Salz zu lecken gehen
S«uw. /r* muess 's Veh ge" s. SchwE. Der Chnecht hat
d' Schöif schou" g'salze*. ebd. — 2. mit anderer, durch
895
Salz, selz, silz, solz, sulz
Richtungsbest. erweiterter Fügung, eine (schlimme)
Zutat in eine Speise tun. ,Ward dem Leutolden [Sohn
König Ottos] ouch sein Ion; dan wie er ... in Lom-
bardei zog, starb er, und was die sag, man hette im
weltschen zucker [d. i. Gift] in das muoss gesalzen,
dess er hette sterben müessen.' Vad. Übertr., Jmd
an einen unerwünschten Ort verbringen. , [Peter von
Hagenbach habe gedroht] er wolle der tag eins der
unseren zwenzig oder drissig, so er begriff, in die
turn s., darzuo inen hend und füess abfulen und ab-
houwen.' 2. H. XV., Bs Chr.; vgl. ze-sämen-s. .[Sol-
datendirne:] Der tüfel hat uns gsalzen har [in dieses
fromme Heerlager]!' RSciimid 1580. ,Der Tüfel hed
e [den bei Rapperswil umgekommenen Bantli] au i de
hübsche hexa Krieg überal [1. überen] gsalze.' AKorn-
hoffer (Neudruck); bei TTobler 1869, 29: ,überen
gführt.' — 3. Ei""m Eini s., einen tüchtigen Schlag
versetzen; vgl. üf-s. ,Weun dir ein Gadmer [von B
Gadm.] Eine salzt, dann ist das Prosit-Rufen Üb.er-
fluss.' Bund 1907. — ge-salzen: 1. Adj. a) im eig. S.
allg. G'salze"s, salmastro PA1. (Giord.). Ondz'Urnäsch
am Eossfall hed 's Mätle" wie Chres : ist d' Soppe" nüd
g's., so sägi"d-s', 's sei les. Ap VL. 1903. ,Ges., salsus.'
Fris.; Mal. ,Ein neuwes Fass mit heisem und gesalzem
Waser wohll ausswaschen.' 1791, Gfd. ,Z'räss (Z'lys)
gsalzen' s. Bd III 1422. Bd VI 1272 o. Im Reim mit
g'schmalze". D' Suppe" isch g's. und g'schm.. im Spiel-
vers; s. Rochh. 1857, 442. Wenn der Vatter i" 's Wi"-
land fart, chocht d' Mueter Nudle-, unde" g'schm. und
obe" g's., z' mittse"t tuend- si brudlef Z. 's ist weder
g's. noch g'schm.! von einer blöden Rede GT.; Syn.
weder g'haW'e" noch g'stoche". Vgl. dazu: ,War köment
wir nach unserm abgang [Tod]? Müessen wir neiss-
wan in ein anders lang [Land]? Siigent mir, wies da-
selbs sye gschmalzen, ich wöt gern wüssen, wies wäre
gsalzen.' HvRüte 1532. Eingesalzen. ,Es haben bür-
germeister und rat ... flisig wargenomen, das ein stat
Basel bishar nit (wie sich ein noturft erfordert) mit
gesalzenem guot [dh. eingesalzenen und geräucherten
Seefischen; vgl. Gengier 1882, 199] versechen ...' 1501,
Bs Kauf hausordn. Der Verkäufer verdorbener Häringe
soll dem Rate verzeigt werden, ,dan sölich falsche
gsalzne war den mentschen zur spys grossen schaden
bringt.' 1549, L Krämerordn. ,Gs. bachen'; s. Holz-
Haber (Bd II 933); Bachen (Bd IV 9(33). .Allerlei ges.
fleisch oder fisch, salsamentum.' Fris.; Mal. , Wolliges.
Butter'; s. Sp. 690 o. Prägn., zu stark gesalzen. Der
Chäs ist g'salzner! eig. und uneig. (= teuer) Ndw
(Mattbys). Mit dem nämlichen Doppelsinn: Das ist
g's-ner Chäs! B. E" g'salzni Suppe", uneig.; s. an-
richten (Bd VI 408 o.). Salzig. ,Bald schmeckt sie
[kranke Milch] saligip] oder g'salzni. Bärnd. 1908.
.Salsitudo, gsalzne füchte.' Fris.; s. auch versalzen.
— b) uneig., kräftig, scharf, .gepfeffert' uä.; Syn. ge-
pfefferet (Bd V 10H8); rdss ld (Bd VI 1272). Von
Worten, Reden. E" g'salzni Bredig Ap; B; GT.; Th;
U; Z. ,Rasch und gesalzen in ihrem Tun und Spre-
chen.' GKeller. Von Hieben, Schlägen Aa; Ap; B;
GT.; Tb; Z. E" g'salzni Örflge". Die [Ohrfeige] ist
g's. g'si". Iez haut-mer der U"flät eso-ne" g'salzni Wan-
tüsse" nebe" d' Öre". AGvsi 1899. Der Schuelmeister
misst dem Hans par g's-ni Tatzen üf. Schild 1866. G's.
ge", , Stock- oder Rutenschläge geben' G. Von For-
derungen uä. Ap; Bs; B; L; GT.; Th ; Ndw; Z. E(n)
g'salznc Kunte"; der Kunte" ist (e"chli"J g's. Auch:
E" g'salzne* Ghrämer, ein teurer Krämer B; Gl. E"
g'salzni G'schicht, kostspieliger Handel: Das [eine
Nachtbubenaffäre] giH e" g's. G'sch.! ... der Stad-
halter heb g'seit, er well e"mol es Exempel statuiere".
Messikommer 1910 (ZO.). E" g's-ni Stung, eine volle,
starke Stunde B (AvRütte). Ga" N. isch 's numen e"
spitzi Stung; aber bis ga" P. isch 's de"" en tolli Stung,
u"d das e" g'salzni. Ei"'m g's. cho", an Jmd eine über-
triebene, unmöglich zu erfüllende Forderung stellen,
die eine entschiedene Rückweisung erheischt, zB. der
Kunde an den Schneider, der Meister an den Knecht,
die Frau an den Mann; bes. in der iron. Wendung: D'er
chunnt-m.tr g's.! Der kommt mir (trifft es) jetzt gerade
recht! AaKöII., Leer. (,mit Dem werde ich fertig wer-
den.' Hunz.). Von unanständigem Benehmen: [Mit
Schmatzgen und Schnalze" bei Tische] chdmisch de""
allweg de" Lilte" zur Tafele" g's.! AGysi 1899. —
2. Subst. n. G'salze"s, Gesalzenes, allg., .vorzüglich
Käse, geräucherter Ziger, auch Fleisch LE.; Zg' (St.b),
Käse, geräuchertes Fleisch BG., Schangn.; S. ,Ich ha"
G's. g'ha", sagt der Hirt, wenn er ausser den Erdäpfeln
noch Käse usw. gehabt hat' (St.b). Mir hei" noeh ne"
prächtitji 7-pfündigi hinteri Hamme" im Chemi . . . die
Manne" hei" jo eisster gern öppis G's. SL. .[Während
der Kur soll der Kranke] nit Gsalzes essen.' Arzneib.
XVI1./XVIII. Uneig. von scharfer Rede: .Rubel sagt
zum Nickel: Du hast ihm [dem Vogt] Gesalzenes auf-
gestellt. Nickel: Ich wollte, es wäre noch dazu ge-
pfeffert gewesen, dass es ihn bis morgen auf der Zunge
brennte.' HPest. — u(n )-ge-salze": a) eig., von
Speisen, allg. Da' cha""st u. esse". Oft in Vergleichen,
von Sachen und Personen, ohne Kraft, Gehalt, Energie.
Da' (er, si) ist wie o-e"s Brot, im gleichen S. wie o.
ond (/"g'schmalze" ThMü. Sit dass 's Böseli zum Hüs
üs g'si" isch, het 's mich 'dunkt, tvie wenn d' Sunne"
nümme" ddt schlne" ...'s ganz Leben isch-mer vorcho"
me-n-en u-ni Suppe"! JReixb. 1903. 's isch hür-n-e"
Heuet tvie-n-en u-ni Suppe", von einer sehr magern
Heuernte, ebd. 1907. E" u"' prüglet? Bueb (Ndw Kai.
1907), e" Wittfrau öni Ma"" (GRh.) ist wie (n)e" u-ni
Suppe". En unerfarnc Mann ist wie u-e" Chrut.
Sulger. — b) uneig. Fade, gehaltlos, von einer Rede L.
Unfein, derb, von Personen und ihren Äusserungen.
,Diu minne ... solt dem helfen, der hoflich kan werben
und frouwen ist mit triuwen holt... Nu hilft si man-
gem, der nicht kan wan sin ein ungesalzen man.' Hadl.
,üer ungesalzen mönch, so von seinem [des Abtes
Konrad von Bussnang] leben geschriben hat, gibt im
disen preis: quod in tenera adhuc «täte nullius unque
sine talione suseeperit iniuriam.' Vad. ,Er denket, es
habe so viel nicht auf sich ... seine Zung nach der
Moden diser Welt zu leichtfertigen Zotten, Possen,
Narrentädigung, unnüzen, ungsalzenen Worten zu miss-
braucheu.' JJUlr. 1718. ,Die Sitten der Einwohner
[des Averser Tales] sollen ziemlich rauh sein; die
Fremdlinge ärgern sich ab ihren u-en und manchmal
unflätigen Reden.' Sererh. 1742. S. noch Bd V 715 u.
(Salat).
Amhd. sahen (sieh, gesalzen); vgl. Gr. WB. VIII 1711 ff.;
Martin-Lienh. II 355, zu .gesalzen' auch Gr. WB. IV 1, 3784;
Fischer III 440. Nach JJürger 1905 in der Gr Kesslerspr.
». = .plagen, biisseu' ; vgl. dazu bei Schni. 2 II 273 : ,Es einem
s., es ihm schwer, sauer machen', ferner die Zssen.
üf-: mit (Acc. S. und) Dat. P. a) Einem Schläge
aufmessen Aa (Rochh.); Bs; B; L; G; Th; Z. Ei"'m
Salz, selz, silz, solz, sulz
Eini (Ei"s) ü. 's hätt ned vil g'fält, häit-er-em e"
Mülschellen üfg'salze". JRoos 1907 (L). Ei"'m d'
Balle" ü., ihn damit kräftig treffen, ebd. Auch: Jmd
durch ernste Vorwürfe in die Enge treiben, ebd.
Ich han-em tüchtig uffg'salze". — b) Einem Etw.
aufbürden, aufhalsen Aa; Bs; B (.onerare aliquem
aliqua re.' Id.); G; Tb; Z. ,Si hein-im Alles üfg'salze",
totum negotium ei imposuerunt.' Id. B. Der Schul-
misster het-im [zur Strafe] feuf Si'ti [zum Abschreiben]
■üfg'salze" BG. Das hai"-mer d' Aristokräte" üfg'salze"!
Da' 'seh e" gottlösi Naziön Volks in der Welt, Aus-
spruch General Busers Bs (Seiler). ,Sie müssen es
dem Mitknecht noch weit böser aufnehmen, dass er
eine so wüste Arbeit ihnen aufs, wolle.' Gotth. Mit
Acc. P. Ig cha"" nit begriffe", dass-men-i"s der N.
rvider [als Grossrat] wo't ü. CWeibel 18S8. , Einer
meiner Bekannten trachtete mir zu Trogen in einer
grossen Gesellschaft einen gewissen Schatz aufzus.,
der mir aber nicht behagte.' UBrXggek. .Nicht einmal
einen Taglöhner kann ich ihm [der Vogt dem Junker,
der keinen der vorgeschlagenen Arbeiter angenommen
bat] mehr aufs.' HPest. S. noch Bülz (Bd VI 883).
Einem einen Bären aufbinden SRech. .Mareili sprang
von den Weibern, die ihm das [einen Ausspruch des
Schulmeisters] verdrehten und als wahr und also
wirklich richtig aufs, wollten, heim [und fragte das
Kind seines Bruders].' HPest. Einem einen Fehler
andichten Z (Dan.). — Vgl. Schm.2II 273; Martin-Lienb.
II 356.
a"-: (Käse, Fleisch) anfangen zu salzen B (Zyro);
Ndw (Matthys). — Vgl. Gr. WB. I 433.
i"-: I. eig., wie nhd. einsalzen, von Fleisch, Fischen
usw. wohl allg. ,Er habe vor etlichen zytten vil geiss
und schaf erzogen ... die habe er gemetzget und in-
gsalzen.' 1561, BTurmb. ,Das fleisch eins., aspergere
salem carnibus; allerlei salzfisch, so man einsalzet,
halec; das eins., ein brüeyen mit salz angemacht,
salitura.' Fitis.; Mal. .[Nimm] Rotschnecken, salz sie
wol ein in einen glatten Haffen.' Arzneib. XVII./XVIII.
S. noch Bd VI 1271. — 2. uneig. a) Einen % , mit
Schnee, = in-riben (Bd VI 60) Ap; SchwE. De" Schlingel
wem-mer g'hörig %.'. — b) scharfe Kritik an Etw. üben.
, Dessen Sachen so fleissig einzus. und ihm den Pro-
cess zumachen.' Acerra 1708. — c) en Brief [s. Bd
V 439] i., als Faustpfand geben, versetzen Z (Spillm.);
vgl. Sp. 88b'. — d) mehr scherzh., einen Gegenstand,
den man für längere Zeit oder übh. nicht mehr braucht,
aufheben, zB. Kleidungsstücke beim Saisonwechsel
oder wenn sie abgetragen sind Tb. De" Huet cha""st
bald i. Ähnlich von Personen Bs. Me" sö't de" Mensch
i. Nimm-e" heim und salz-en-i"! — Vgl. Gr. WB. III 262;
Sehm. 2II 273; Fischer II 63G; Martin-Lienh. II 356.
ent unt-solze": dissalare PA1. (Giord.). — Auch bei
Gr. WB. III 593.
ver-: 1. a) mit dem Salzen (von Käse usw.) fertig
werden B (Zyro). I<* ha" versalze". — b) durch Salzen
aufbrauchen. D's Salz isch versalze" B (Zyro). —
2. a) (Speisen) zu stark salzen, allg. D' Suppe" v.
Vil Chöch versalze"d d' Suppe" GNessl. S. noch recht
(Bd VI 201, auch GWe.; ZO.); räss (ebd. 1271). ,V.,
vast salzen, persalire.' Fris.; Mal. S. auch Becher II
(Bd IV 906). ,Das muos v.' ,Es klagt N. uff sin jung-
frowen, sy hab im sin muos v. [usw.].' 1463, Z RB.
,Als sie zuo Imbiss essen wollen, habe ir Schwecher,
der selber koche ... das Muss so gar versalzen, und
Sohweiz. Idiotikon VII.
als ir Mann das selbig geandet, hatt er gret, wenn sy
es nit essen wellend, sollen sy es staan lassen.' Wast.
Proz. 1701. Bild!.: , Beizebock [zu einem Vorschlag
Satans, einen Plan der Gegner zu vereiteln]: Boz
offenleim und wacbtlenschmalz! diss ist ein rechte
sehyben salz, mit der man s muos v. kan.' Ruef 1538.
,!>en bri, den pfeffer v.'; s. Bd V 1067 o. ,Den Butter
v.'; s. Butter IV (Bd IV 1916). — b) uneig. a.) Ei"' in
Öppis v., eine Freude, eine Absicht, einen Plan ver-
derben, durchkreuzen Ap; B; GT.; Tb; Z. E" Freud
v. Da" wem-mer-em scho" v. Da' ist-em iez versalze",
unmöglich gemacht ThMü. ,Ist ihnen dieser List und
Lust versalzen worden.' Kriegsr. 1704. ,Die Arbeit
räss v.'; s. Bd VI 1272 o. Dem Burst wem-mer sl"
Übermuel (Tufelsiichtigi) schon" c '. es ihm austreiben,
ihn dafür bestrafen ScuwE. — ß) Bedingungen setzen,
auf die nicht eingetreten werden kann' L (Ineichen).
— 3. mit Acc. P. a) = ins 2 a (Sp. 897) ScbwE. De"
Kärli hem-mer nächtig schou" versalze"! S. auch ver-
bauseien (Bd IV 1666o.). — b) Ei"'nv, durchprügeln
AaF.; B. Si händ-e" g'hörig versalze". ~Lue> nume",
ich uill-der de"" d's O'fräs' v, dir! OvGreyeuz. ,Ich
will dem Teufel mit einem Schusse schon das Hinter-
teil v., dass ihm das Poltern verleiden soll', ruftN., der
sich durch einen Spuk erschreckt glaubt, oü. — Ptc.
ver-salze": a) wie nhd. allg. V-ni Suppe". V-nigs
Mues LHa. Der scherzhafte Schluss von v-nen Speisen
auf eine verliebte Köchin ist wohl allg. S. auch ver-
süderen (Sp. 327 o.). ,V., vast gesalzen, persalsus.'
Fris.; Mal. S. auch Bd VI 1271 o. Salzig. ,Nim in
einer Schüsslen Wasser und nim Salz darin, das es
wohl v. werde.' Arzneib. 1822. ,V-ne Füechte'; s. Fralti
(Bd I 1338) und vgl. Salz-Fluss (Bd I 1217). ,Sal-
silago, salsugo, ein gsalzner gschmack oder ein gsalzne
brüeyen oder versalzne füchtigkeit.' Fris. ,Der truckne
kleine Grind ... kommt aus einer v-nen Feuchtigkeit
her.' Kunstb. XVIII. — b) uneig., verdorben, miss-
lungen. ,[Die Mönche nahmen dem Jetzer die Sachen,
die dieser dem als der Prior erkannten St Bernhard
entrissen hatte] damit er dises versalznen spils kein
warzeichen zeigen könte.' Ansb.
Vgl. Gr. WB. XII 1035 ff.; Sclim. - II 273; Fischer II
1286/7; Martin-Lietih. II 356.
be-: mit Salz versehen, versorgen; oft refl. Die
Landleute sollten ,sich ferner in der stadt b.' Ende
XV., Z (JHFüssli 1780). ,1ns Emmental [schreiben],
wie mh. bedurens, das si sich hie besalzend, aber
dhein anken harfüerend; mh. will, welicher dhein
anken noch molchen bringt, dhein salz hie werden
lassen.' 1554, BRM. ,[Dem Herrn N. von Luzern seien]
neben dem Orte Lucern auch die Orte Uri, Schwyz,
Unterwaiden, Zug und die ennetbirgischen Vogteien
zu h. überlassen worden.' 1655, Absch. Eglisau ver-
pflichtet sich, ,sich ferner als unzhar [nirgend anders]
als bei allhiesigem unserm Salzambt zu b.' 1630,
AWild 1883. — Besatzung f. ,In Betreff der B. der
gemeinen Herrschaften beantragt Bern, dass die \ 111
alten Orte ein gewisses Quantum Salz für dieselben
bestimmen ... oder, wenn dies nicht erhältlich sei,
soll jedem Orte ein gewisser District zur B. ange-
wiesen werden.' 1701, Absch. — ■ In gleicher Bcd. bei
Schill. 2 II 273, anders bei Gr. WB. I 1540.
z'-säme"-. .In einen tum z.', zs. einsperren;
vgl. salzen (Sp. 895). ,Des apts hofmaister, Fridrich
von Hadaham [Heidenheim], hat zuo Berg in des
899
Salz, selz, silz, solz, sulz
amman hus fry herus geredt, es tuo nit recht, bis sin
g. h. ain 4 oder 5 predicanten in ainen turn zemen-
salze und inen darnach blatten schere, dass köpf an
weg fallend.' 1532, Strickler.
Salz er m.: a) der Angestellte, der die Käse im
Käsespeicher zu besorgen (bes. täglich zu salzen) hat
BO., in Schw. Salz-Gaumer. Vgl. Eiber 1 b (Bd VI 63).
, Meistens findet man in einer Sennhütte zwei Erwach-
sene, deren der eine, Schweiger genannt, die Käse
verfertiget, der andere, S. geheissen, sie nach dem
Speicher trägt und dort salzen muss.' JRWtss 1817.
— b) Salzauswäger ZLunneru. Syn. Salz-Mann (Bd
IV 277), - Weger.
Mhd. mker, »eher; vgl. Gr. WB. VIII 1713 (auch .Sälzer') ;
Sanders II 84(3. Familienn. ,Heinrich Sältzer." 1422, Gl.
Fluru. .Salzer' AaSins; ,(an den, vom) Sältzler.' 1469, ThAad.
Ober-: Aufseher des Käsemagazins BE. — Chäs-:
= Salzer a Ap (TTobler); B.
Salzeri" f.: Kuhname Ap (Kuhreihen).
sal zieht: salzig. ,Salzichte Felsen, welche die
Gemsen belecken.' JJScbeuchzer 1718. S. auch räss
(Bd VI 1271); Gems-S. (Sp. 890). - Vgl. Gr. WB. VIII
1710.
salzig, in Ndw (nach Matthys) auch g's.: 1. eig.,
wie nhd., nach Salz schmeckend, salzhaltig, wohl allg.,
auch prägn., zu stark gesalzen (wofür sonst meist räss
Bd VI 1271 ff.) B (Zyro). S. Lecki (Bd III 1249).
, Schmeckt es s., wenn man Jmd an der Stirne leckt,
so ist er behext.' JXPfyffer 1848. — 2. übertr.
a) salzige' Sehne, trockener, körniger GrA. — b) von
einer Bede, beissend B (Zyro). — Vgl. Gr. WB. VIII 1 7 1 6.
salzin: von Salz. ,[Zuin Vertreter der Transsub-
stantiationslehre, der sich auf Christi Worte ,Das ist
myn lyb' beruft:] Sag an, sind 12 hotten salz gsin?
Ir sind salz, ouch Christus spricht, wie wol er kein
salzin 12 botten sieht.' Eckst. 1525 (Conc).
Salzner m.: Angestellter des Salzamtes. ,Es
haben gelobt die salzner, köuffer und koufhusknecht,
das salz, so si verkouffen, ein iegklichs nach sinem
werd zuo geben und ouch dess die köuffer mit uss-
truckten Worten zuo berichten.' 1509, B KM.
, Salzung f.: ein saussen mitt salz, salitura.'
Fris.; Mal.
Salz n.V f.?: eingekochter (Frucht-)Saft. ,Biss die
Materi so dick wurde als ein Selz oder gestandener
und gestockter Saft, den man pulveren könte.' JJNüsch.
1008. ,Ich hab ihm eingeben Rob oder Selz von Hind-
beerin, Johannstreubein, Küttinen.' ebd. Auch ,Hol-
derselz.' ebd.
Vgl. das Folg. und Gr. WB. IV 1, 3784 (.Gesälz'). X 1,
557 |,Selz'f.); Schin. 2 II '274 (,Salzen, Selzeu'); Fischer III
439/40 (,Gesälz'), sowie ,Salze, Salz, Selz' unter ,Salse' hei
Lexer II 585; Gr. WB. VIII 1702. unklar ist die bei Fris.
fehlende Angabe Malers: ,SiIz, salitio.'
Ge- n.: 1. = Sahen (Sp. 870), wo ein Beleg aus
Zwingli mit den Schreibungen ,gselz' und ,gsalz' (1.
wohl ,gsälz'). ,[Das Reislaufen habe ua. ins Land
gebracht] vil zeren, vil und frömd win, vil schleck,
gselz und trachten.' Ansh. — 2. G'selz, eingemachte
Früchte, Confitüre Sch.
Snlz f. Ap; Gl; Gr; G; Th; Z, n. Aa; WVt.; Zg;
ZO., m. L; Schw (Fasn. 1860); WVt.; Zg, Sülze» f.
ZKn.: I. a) Salzbrühe, in der das Fleisch gebeizt
wird Ap; Gl; L; G; Z. 's Fletsch lU i" der S. Ap; GT.,
im S. L; ZBauma. Das Fleisch i" ä" S. lege" Gl; Syn.
fm-jbeizen (Bd IV 1982. 84). Mancher Geistliche ver-
stand es, den Bauern Hammen und Bippslückli us rfem
S. zu fischen. Stütz 1850. ,S. heisst ouch die füechte,
so sich samlet, wenn man fleisch ynsalzt, darmit man
auch gewont das fleisch ze beschütten, rnuries.' Mal.
— b) Mischung aus Weisswein, Hefe, Pfeffer und
Salz, mit der der Käse ungefähr ein Jahr lang ge-
waschen wird, worauf er als rässer Appe'z'eller-Chäs
in den Handel kommt Ap. Vgl. noch Steinm. 1804,
204; FAnd. 1897, 477. — 2. Salzlecke; salzige Stelle
an Felsen, die von den Gemsen aufgesucht wird; vgl.
Ge-leck 3; (Sulz-JLecte (Bd III 1245/9). ,Wer trü [Fal-
len] legen well, mags legen in s-en und sprung und an
end, da ouch geiss, hund und anders fee nit wandlet.'
um 1500, Obw. ,Bei etlichen sandächtigen velsen
lackend die gemsen das sand, als ob es salz wäre,
werdend auss der ursach von den jegern und ein-
woneren der landen s-en genamset.' Tierb. 1563. ,Der
Weidmann sie [die Gemsen] wol zjagen weiss, oder
bei S-en sie zu schiessen, da d Gämschen sandecht
Felsen wüssen.' HRRebm. 1620. ,[Die Gemsen] s*pe
ad arenosas ac nitro imprsegnatas petras descendunt
indeque arenam, quam nostrates S-en appellant, lam-
bunt, qua appetitus excitatur.' JJWagner 1680. ,S-en
oder Salzläckinen, loca linetoria, sind Felsklippen, die
von der Natur mit Salz oder Salpeter durchwirkt sind
und von den Gemsen mit grösster Begierde gesucht
und abgeleckt werden, wohin also die Jäger vorzüg-
lich auf die Lauergehen.' Grcner 1760. ,Das Schiessen
der Gemsen auf dem Anstand geschieht namentlich
bei den Sülzen oder Leckinen.' Volksbibliothek 1839.
Über die Einteilung der S-en in nasse und trockene
und ihre geographische Verteilung s. Alpina II 141 ff.
— 3. Bezeichnung zerschnittenen ungesalzenen Käses,
der, in Salzwasser aufgeweicht, mit schwarzem Pfeffer
und Nidel gegessen wird Ap. Syn. Sulz-, Schlipf(er)-,
Schmätter-, Schmutter - Chäs (Bd III 509). Schotte",
Solz ond Milech. Ap VL. 1903. ,Eine hochschwangere,
heimatlose Weibsperson bat einen Ap Bauern um einen
Teller S. Da er ihr denselben verweigerte, muss er
nach seinem Tode auf der selben Stelle, auf der die
Frau das Leben ausgehaucht hat, mit einem Teller
S. stehen und den Vorübergehenden anbieten.' AfV.
— 4. = Galler II 1 (s. Bd II 206), gestockte Sauce
(mit eingelegten Fleischteilen) Aa; Ap; G; L; Sch;
Th; UwE.; Zg; Z. Spec, Gallerte aus verkochtem
gesalzenem Schweinefleisch AaBI)., Leer.; G; Z. ,Es
klaget A. uff B., dass derselb B. sin wip zuo im sant
urnb 4 stück s.; die gab er iro guot und frisch und
truog auch sy die s. enweg. Und do sy die s. by 2
stunden daheim behatt, do sant B. dem A. die s. heim
by einem knecht und sprach : sy smakte und wer nit
guot... Und über ein kurz wil kam der B. [wieder]
mit der s. und sprach: wo ist der A.? ich wil im der
s. genuog geben ... Do nam er die s., sluog die nider
frefenlich, dass eines hin sprang, das ander her.' 1427,
ZRB. ,[Ein Ratsherr] wolt mir haben gewert, dass
ich nit s. an der gassen veil hette gehept.' 1427, ebd.
.[Der Koch soll] zuo ziten ain jüssel an kalbflaisch
oder sunst s., sülzli und derglichen laussen machen.'
G Küchenordn. XV. ,Ain geprattes oder ain sülzli wol
gemacht für den jüssel und das zisennli.' ebd. ,Ain
sülzli von fischen.' ebd. ,[Es] sol nieinans gekochte
•Salz — sulz. Siim
spys veil haben, denn der ir [der winliiten] zunft ist;
doch ist hierin den metzgern vorbehalten, das die s-en
veil haben und verkouffen.' 1497, Z StB. (Zunftbrief).
,Ich geschwyg ietz des Ankens, Brots, Hirss, Milch,
Fleisches, S-en, Byren, Kriesinen und anderer Speisen,
die man gar reichlich ohne Dauren [an der Fasnacht]
darstellt.' Pred. 1601. ,[Sie habe] mit ihnen getrunken
und von ihrer S. geessen.' 1701, Z. ,Zu einer S. wer-
den, gelatime instar congelaseere.' üenzl. 1716. S. noch
bliben (Bd V 4) ; Pfeffer (ebd. 1066) ; rot (Bd VI 1745 o.);
Haupt-Sächer (Sp. 133); Fisch-S. Im Vergleich, 's ist
ganz wie S. Th. ,So zerquetscht, dass sie ihn konnten
wie linden S. von dannen streichen.' Schw Fasn. 1S60.
, Zugefroren gleich einer S.' 1656, Arg. S. auch be-
sichtigen (Sp. 270). — 5. geronnene, halbflüssige Masse
übh. Von gestocktem Blut; s. die Anm. Bei der Eis-
bildung Aa; Tb; Z. Es hat scho" Cfange" S., wenn
das Wasser sich mit einer Eiskruste überzieht Z.
,l)ie Wasser strotzen von Solz und Eis.' UBrägger.
Halbflüssiger Schnee, Strassenkot AABb.; Ap; GT.;
Tu; Zg; ZB., 0. Da- ist hüt e" rechti S. dusse"! Ai'Lb.
's ist Alls S., 's hat e" ganzi S. uf der Ströss Tu.
Schlamm, sumpfiger Boden WVt. — 6. langsamer,
träger Mensch Ap (T.).
Alnl. eulza, mlid. «h/sc, «ii/ze f.; im Ablautsverbältniss zu
Sah. Das Masc. nach Weif,'. 2 II 1009 auch bair. Zu 4 vgl.
Heyne HA. II 297. — In Nameu. In Ortsn. häufig und
anscheinend weiter verbreitet als in appell. Verwendung; im
Gebirge wohl meist zu Bed. 2, sonst auch i. S. v. Salzsole,
-quelle (vgl. GL. V 726). .Sulz' AaB. (schon XIV.), Br.,
Lauf., Kohrd. (,bis an die S.' 1363); BsMutt. (Berg); BGr.
(,auf, unter der S.'; ,nf, under der Suiza.' 1275); GIMatt,
Moll.; GrKh.; LHochd.; GRorsch.; Schw; ThEgu. (.in der
Solz.' 1754); Uw (,auf dem S.' 174S); U. ,Der (die) böse
S.', Bauernhof AaKaiseraugst. ,Von S. (de S.)' als Familienn.
Aa (1276, Rheinf.; über die Grafen von S. vgl. Leu, Lex.
XVII 737); Bs(XIII.); Z (XIV.). In Zssen. Als 2. Glied:
,Ober-, Unter-' Aa; G; ThEgn. (1798), .Vorder-, Hinter-'
Gl (.Hinder-.' 1569); ß. .Älpler-' BHa. ,But(t)in-, Butten-,
Butun-.' XII. / XIV., L (heute .Buttisholz'). .Rhein-' Aa
(,Rin-.' 1400). Als 1. Glied: ,S.-Acher.' 1653, AaWett.
Klosterarch. ,-Alp' Gl (auch ,Sulzeu-Alpeli'), ,-Xlpli' G. ,-Egg'
B; UFlüel. (Leu, Lex.); Zg, ,Sulzig' B; LWohlh. ,-Fluh' Gr.
,-Guet' BsMutt. ,-Gletscher' WG. ,-Graben' BTh. ,-Halde'
Aa; G. ,-Hom' BGr. ,-Mos' ApUrn. (.Solzmaas' Leu, Lex.).
,-Matt' Aa; Bs (1342); B; L; ZgOÄg. (angeblich, weil in
der Schlacht am Morgarten ,der Sulz' des Blutes den Pferden
über die Hufe gereicht habe), , -Matten' Aa; dazu ,N., ritter
von Sulzmatte.' XIII., Bs, .Arnold von Sulzmatten.' 1329,
UwE., .Sulzmatter', FN. XIV./XV., Ndw. ,-Bach' Aa; ApOb.;
GIElni (schon 1322); SchwE.; UwE. (,unz an den S.' 1550);
ZUst. (schon 1441); dazu: ,Sulzbach(er)', FN. XV., ZHinw.
,-Banu. AaUensb. ,-Berg' AaWett. (,stosst an den Sulzberger
hof.' 1530); BOchlenb.; Gl; L; GRorsch. (schon 1584); Z
Pfäff. (schon 1440); dazu .Sulzberger', FN. BStdt; ThFr.
,-Boden' Gl. ,-Brunnen' s. Bd V 670; auch 1440, AaLauf.
,den Salzbrunnen by Sulz'); 1798, ThEgn. , -Reben', ,-Rain'
Aa. ,Runs' Gl. ,-Riiti' ThEgn. ,-Tal' SchBegg. (.Sulzen-');
SchwE. (auch ,Sulzel', daneben .Sulzental'); Ulsenth. ,-Wald'
BGr.; U. ,-Weid' Gl. ,-Wies' ThEgn. (.Solzwies.' 1623);
ZUst. Auch in der Form .Suis' BGr. (schon 1345; zsges.
.Ober-, Unter-S.'; ,S.-Alp, -Bach, -See'); SSelz. .Süls(-Rain)'
S. Dim. .Sulzli' GQuärten. .Sülzli' Gl; Schw (,S.-Allmeind').
,Sulzeli-Alp' G. ,Sulzi' BLeuk (zsges. ,S.-Graben, -Bühl,
-Wang'), uf Suhi-Bielen BGr.; dazu der FN. .Sulzener' BSi.
.Sulzer', FN. AaB.; BStdt (XVI./XVII.); U (1672); ZWth.
(schon XIV.), dann auch als Ortsn. Ap; B; SeliDörfl. (,im
S,'); ZReutl. (,im S.'), .Sulzert' Aa. .Sulzli' (Gen. Sg. .Sulzlis',
Gen. PI. ,an Sulzliueu huse'), FN. XIV., ZStdt.
Apfel-: Apfelgelee. , Apfelsulzen und Caromellen,
im Preis je nach der Grösse des Modells.' um 1810,
ZStdt (Warenverzeichniss eines Zuckerbäckers). —
Fisch-: Gericht von gesülzten Fischen. ,[N. ver-
macht] 2 pfd Züricher pfennig an ein fischsulz den
armen lüten in der undern siechstuben ... [Man soll]
guot lustig und gesund fisch, die für krank und siech
Hit nütz und guot sin mögen, kofen und die wol und
in ein snlz bereiten und machen läsen, und so die
sulz also gemachet wirt, die under die kranken armen
lüt teilen und geben.' 1485, ZSpitalurk.; gleich nach-
her ,eiu mal sulzfisch.' — Gems-: = Sulz 2. ,Die Alp
Fisinat, Fiset [in U], welche wegen der Gemssulzen
berühmt ist, bei welchen allezeit viele Tiere anzu-
treffen.' JJSchecchzer 1746.
Leber-: Lebersülze; s. Ge-lüngg (Bd III 1342).
Ein Rezept im .Büchlein von guter Speise' (Münchner
Sitzungsberichte 1865, 200). Vgl. auch Gr. WB. VI 464.
Schlipf-: = Sulz 3 Ar.
sulze": 1. tr. a) einsalzen. Fleisch s. GMs, T.
Chds s. Ap. — b) sülzen, mit einer ,Sulz' versehen.
,Visch süden, pratten, bachen, s.' G Küchenordn. XV.
— 2. intr., zu einer ,Sulz' (in Bed. 5) werden. Von
der Eisbildung. Der Bach sülzet ZBauma. Wenn d'
Bach sulze"d und am End ganz zueg'frürerd AaEIh-.
,Das Wasser raucht, solzet, macht Grundeis.' UBrägger.
Von schmelzendem Schnee: Der ferndrig Sehne sulzt
nümme', tempi passati ZSth.; vgl. fernerig (Bd I 1019).
— Mhd. Silken, sülzen iu Bed. 1 b; vgl. auch Sclim. a II 274.
ume°-, ,umhar-': l.omme"-solze", .herumschmutzen'
ApH., M. (T.). — 2. träge umhergehn? ,Korn, win,
fleisch, salz hat er [der habsüchtige Reiche] als vil:
ee ers den armen recht gen wil, er sulzt ee umhar
jar und tag, stellt uf ein türe, wie er mag, und müest
der ginein man fressen herd, nur dass eigennutz ge-
fördert werd.' Salat 196 (Bajchtold).
sulzig: 1. entspr. Sulz 4, gallertartig GT. Sauce
wird beim Erkalten s. L. — 2. entspr. Sulz ■'>. De'
[schmelzende] Sehne ist eso s. Tu. 's ist s. uf der
Ströss. ebd.
sulzocht: sumpfig WVt.
Sani, seiu, sim, som, sum bzw. samni usw.
sam I, seit dem XVII. auch ,samb': 1. demonstr.,
so, ebenso. .[Hoffnungslose Liebe bringt Not:] s. ge-
schieht mir gegen der frouwen min.' Hadl. — 2. re-
lativ, wie. a) im vollständigen Vergleichungssatz. ,Er
suochte sine spise, sam tuot ouch noch der wise.' Boner;
kaum zu 1. ,Ain iegelich schenk sol sinü vass ver-
ungelten, s. er die türston mass ie us dem vass git.'
XIV., THDiess. StR, — b) im abgekürzten Verglei-
chungssatz. ,Sit daz des menschen gehügede und sin
gidanch ze glicher wis s. daz wasser hin flüzet.' 1289,
ZBub. ; vgl.: ,(vita hominum) defluit ad aque simili-
tudinem decurrentis.' 1242, Z. ,S. diu sunne dur daz
glas uz und in kan er gegangen senfteclichen, ane
drangen', von der Empfängniss und Geburt Jesu. EvSax.
S. noch brinnen (Bd V 637; von 1622). — 3. Conj.,
als ob. .[Johannes im Leibe Elisabeths] sprang und
nutzet uf von fröden, s. er gern rüstig und fertig sin
weit.' Kessler. ,So iemand dem andern under dem
903
Sam,
schein eines einsatzes sein leben um gelt (s. er des
fuog und macht hette) hinderrucks dem lehenherren
zuo banden gestelt hette.' Vad. ,Min gsell Hüssle
[begann einem andern Reisegefährten] zuo träuwen
mit wys und berd, .=. er in schlagen wölte [usw.].' Mal.
1593. ,[N. habe seinen Gegner] geschlagen, das es
kwätscht, s. einer uff ein brätt oder tisch schlüege.'
1596, Z (Akten Sax). ,[N. sei] by sinem Laden gstan-
den, s. es in Not angienge.' 1602, Z. ,Dass ein Berg
an dem anderen hange, s. es ein Ketten wäre.' Gdler
1625. ,Dass wir dergleichen getan, samm wir auf-
stehen wollen.' JMclier 1665. ,[Gemeindegenossen,
die] damit "sie nichts geben müssend, alles Verhalten
der Hausarmen also ausschreiend, s. sie keiner Hand-
reichung wert scyit.' 1692, Z. S. noch brücken (Bd
V 360 o.); pflegen (ebd. 1221); Süßen (Sp. 371); Sei
(Sp. 708 o.). Bes. nach Vbn des Scheinens, Vorgebens
uä. (tw. durch ,dass' wiederzugeben). ,[Die Stelle]
hat den sinn, samm Christus spreche [usw.].' B Disp.
1528. ,Du wilt ie gesehen syn, s. du die ban des
evangelii allein gerütet habist.' Zwingli. ,[N. sei] in
den Wellenberg kommen, das er verlümbdet, s. er
kernen allhie vom kornhuss entragen haben sölte,'
1581, Z BB. ,Diewil sich aber N. jetz dan schönen
weite, s. er dem vertrag statt tan.' 1588, ZAnd. ,Von
eim usgeben, eim zuomessen, s. [er sich irgendwie ver-
gangen habe]'. 1595. 1596, Z RB. ,Under dem Schyn,
s ' 1610, ebd. ,[N. habe] ouch hin und her in
Würtshüsseren und an andern Orten angezeigt und
bevolchen, Gast- und andere Maler zuozerüsten, under
dem Fürgeben, samm stattliche Herren ald andere
Lüt dahin kommen und Herberig nemmen werdint.'
1614, ebd. ,Wir sond uns auch nit bilden ein, s. wir
besser dann ander gsein.' JDenzl. 1631. ,lhr Tochter
ist ouch in Argwohn, samm sy diser Sect nachlouffe.'
1634, Z. ,Habe ihn gedünkt, samm Derselbe trunken
syge.' 1634, ebd. ,Es will abermalen verlauten, s.
General N. mit in 3000 Mann gwüss das Volk in den
Schanzen ablösen werde.' 1641, ebd. ,Dass diss mein
Werklein bei E. G. anlendet und Schirm suocht, ist
nicht dahin gemeint, s. ich eben sie die Waaffen lehren
und in Kriegssachen underrichten wolle.' Kriegsb.
1644 (Vorrede). ,Gott der Ungerechtigkeit anklagen,
samm er nicht recht handle.' JWirz 1650. ,Die evangel.
Schiedsrichtere verdächtig zu machen, s-b dieselbigen
mit der Urteil nicht richtig durchgegangen weren.'
Duplica 1657. ,[Seit einiger Zeit sei] der Geitwurm
an ihmme gespürt worden, in demm er die Einbildung
gefasset, s-b habe er nit Mitel genuog, sich und seine
Kinder ausszuobringen.' 1662, Z. ,[N. habe ein Rats-
mitglied] verunglimpfet und bezichtiget, s. synem Vor-
fahr sei. der Abzug wider die Gebühr angelegt wor-
den.' 1670, Z. ,Was N. vom Marschall von Rhomberg
sagt, s. er weder papistisch noch reformiert gewesen,
das hat er sicher nicht auss einem fliegenden Gerücht,
sondern hinder seinen Ohren herfür.' JHFisi 1696.
,AIs es nun das Ansehen gehabt, s. disere Missver-
standtnuss in eine rechtliche Weitläufigkeit erwachsen
werde.' 1724/5, ThHw. Arcb. S. noch Vor-Ge-richt (Bd
VI 349) ; sehen (Sp. 529. 538) ; Ansehen (Sp. 559 u.). Mit
der Wortstellung des Fragesatzes (wie bei nhd. ,als'
mit Conj. Praet.). ,Diewyl dir [Daniel] Gottes miltig-
keit verluchen hat so gross wissheit und dapferkeit,
s. werstu alt ...' SBirk 1532. ,Wan er sy straff ald
ir etwas sage, so falle sy im gägen haar, s. well sy
inn sehlachen.' 1538/40, Z Ehegericht, ,Werint im
bed inns har gfallen, samm were es ein hanfland.'
1541/3, ebd. ,Nachdem er ferners examiniert ... hat
er in einem Puncten syner vorigen Bekandtnuss etwas
begärt, s-b sollte man desswegen by andern Bricht
und Kundtschaft ufnemmen.' 1633, Absch. ,[Bei seiner
Ankunft] sei er Zug verstendigt worden, s-b solte ein
Fuohrman von Basel von einem Glarner allerdingen
zuo Todt geschlagen worden sin.' 1670, Z. ,Du rühmst,
samm wers gsein ein Gab, dass man gen Stadel dich
gsetzt hab.' anRüegg 1676. S. noch üf-brechen (Bd V
329). Mit Ellipse der flect. Verbalform 1) von .haben'
(bzw. ,sin') bei Ptc. ,[N. habe das gestohlene] hack-
mässer einer alten frouwen, s. er sölliches funden,
umb ein stuck brot geben.' 1583, Z RB. .[Dass] sich
keiner entschuldigen könne, samm er im Ufschryben
und Ussteilen [des Almosens usw.] gefeit.' 1627, ZRüti.
,Von denen Hochwächtern auf St Peters Turn [seien]
abermalige Klagten kommen, s. [sie] die verwichene
Wuchen zum vierten Mal die Nacht anzublossen ver-
säumt.' 1697, Z. — 2) von ,sin' bei Adj. ,Es soll N.
der wirt zuo Illnow von einem von Schaffhusen für
1000 fl. wyn erkouft und daruss, s. ess bar gelt, uf
sich ein gsetzte gült machen lassen.' 1573, Z RM.
.Obglych wol Junker N.'s hof mit behussungen, acheren,
matten und anderen stucken inmassen bysammen, s.
es allein ein hof und aber unwidersprechenlich dann,
das es zwen hoff ... gwässen.' 1583, Z Rq. 1910. ,[Die
Angeklagten haben] vor gsessnem rat mit schandt-
lächlen sich gebaret, s. sy abermalen trunken.' 1583,
Z RM. .Seine Frauw, die faul Blitzg, habe sich an-
gstellt, s-b sie krank, sei ihro aber nüt gsein.' 1686, Z.
,Als s.' ,[N. behauptet, Nichts schuldig zu sein] als
sam der [der verstorbene Gläubiger] ime 190 r. [rhei-
nische Gl.] gemachet.' 1594, Z RB. ,Als N. sich be-
rüempt und vermerken lassen, als s. er Anna U. eh-
frowen beschlaaffe.' 1597, ebd. .Glich s.' .[Man wirft
mir vor] wie ich lutherisch sye und ein bund ... mit
besundren lüten hab; glych s. das predgen des gött-
lichen wortes ... us zemmenschwören und nit us kraft
Gottes komme.' Zwingli. ,Sin galt ist im so gar un-
mär, glych s. ers allsant gstollen hett.' GBinder 1535.
,Er lasst die synen hie erschlan, glych s. er wüsse
nüt davon.' Aal 1549.
Ahd. mm», mhd. tam(e); s. Mhd. WB. II b 44/5 und vgl.
auch Gr. WB. VIII 1725/8. 1745; Sauders II SSO. Das
W. ist (anders als im Bair.; s. Schm. 2 II 274/5) bei uns nur
in der Beteurungsformel sammer GrD. (s. sam-mir) lebendig
geblieben. Für OWerdm.'s ,sam' (zB. ,sam er spreche') bieten
die Herborner Drucke .(gleich) als wenn.' An der Stelle:
,Aber so ich lieh zuo Lueern iu miu hus füerte, sam, es
wind nüt wol kramet.' 1530, Liebenau 1881, 141 (Worte
einer Luzernerio an Zwingli) steht blosses ,sam' als Be-
teurung, wenn die Überlieferung Glauben verdient,
all- I: verstärktes sam I. I. = sam 1. ,Er sol
büezen dem klager mit drin phunden und dein schult-
heissen alsam.' F Handf. (Übersetzung von 1410; lat.
.similiter) ; so noch mehrfach, an andern Stellen ,ouch
als vil.' — 2. = sam 2 b. ,So bist- du swär alsam der
stein.' Boner. ,Wo schöni Böümgärten sint gsin, ist
iez ein Steinwärcb, Guter und Sand, alsam mitten im
Ryn.' 1610, Ard. — Ahd. almnm, mhd. aham(e).
sam-mir, ,sam(m)er (sammer GrD.), som(m)er,
sum(m)er', vereinzelt auch .sumber, zumer, semmer
(Gott' uä.): in einer Beteurungsformel. 1) ,s. Gott,
im;,
^ILIII.
Gotts Heisch, wanden' adgl. ,S-r Gott.' ,Icli will
dir helfen, samir G.' Boner. ,Ja wir, saraer G.' ebd.
.Saraer Got mir nit! ich wett e, dass in der rttt
schüt.' Fastn. XV. .Samer G., ßuodolf, ich hau es
nit getan.' 1425, Z RB. ,Samir G. nein.' 1-134, ebd.
(in beiden Formen noch mehrfach im XV.). .Sanier
Got und uff min sei, mach nu!' 1459, Waldm. ,Sumber
G.' 1510/20, Z; s. Bd VI 1325 o. .Das will ich ouch
allen denen gesagt haben, die da sprechend: sam mir
G., nun redt der doctor von Waldshuot dennoch etwas.'
Zwingli. .Marcus: suramer G., es ist jo nit klein,
das Collatinus ... hat ... gseit.' HBull. 1533. ,Es ist
sommer G. war.' Vau. (Aufzählung von Schwüren).
.[Adam:] Min sun Kain da suraer G. uff disem platz
in linden sott.' Ruef 1550. , Sanier G., din muoss ich
lachen.' ebd. .Samer Gotts (oder verhüllend .bocks,
botz*) fleisch, wunden' usw. (vgl. Bd IV 1996/8). .Sa-
nier boks nass.' 1377, Z RB. .Samnier bogs wunden.'
1385, ebd. .Sanier Götz genad.' 1388, ebd. .Sanier
box verch zers.' 1392, ebd. .Samer boxs füdloch und
box zers.' 1394, ebd. Im XV. erscheinen in den Z RB.
zB. , sanier (sumer) Gotts (box, botz) adren.' 1459,
,fud (fit).' 1414. 1451. 1452, , verch für,' 1427, .muoter
fud, muoter zers.' 1424, ,grind.' 1454, .schweiss.' 1406,
,switz.' 1450. 1481, , wunden.' 1470, ,fünff wunden.'
1405, .weiden zers.' 1424. .Samer Götz fläsch.' 1502,
Z RB. (nöZ). .Somer Götz liden.' um 1505, Z. , Samer
potz huor, ich stich dich.' NMan. (im Munde der ,pürin
Zilia Nasentutter mit der rostigen hällenbarten').
.Summer botzmans.' 1525, Absch. (Th). .Galle [der
Appenzeller]: Das ist mir lieb, samer botz schäss!
Ich trink gern win, als man wäss.' Badenf. 1526. , So-
mer Götz wunden.' 1528, Z RB. ,Hiltprand von Ein-
sidlen [schwört] sammer Gots macht' und , samnier
Gots liden.' 1531, Absch. , Samer Gots werden lus.'
1536, Lil. .Sommer Gots werden grimmen.' ebd. , So-
mer Gotts flaisch, somer G. küri' schwört ein Appen-
zeller Wirt. Kessl. .Sammer botz kriden.' XVI. ß VII.,
L Spiel. S. noch bes. Botz 1 b (Bd IV 1996), ferner
auch Lüs (Bd III 1452); Mist (Bd IV 538 u.); Bock
(ebd. 1123); Bluet (Bd V 220/1). Mit Ellipse des den
Gen. reg. Subst. ,Samer box.' 1392. 1424, Z RB. ,Su-
mer Götz.' 1476, ebd. S. noch Botz 1 b zu Ende (Bd
IV 1996). — 2) mit Ersatzwort für .Gott.' Sammer
es guets Jär, wird-er Das nid tue", ich will nicht
hoffen, dass er Das tue GrD. Sammer der Tüfel
wird-er jez de"" Frid ha"! ebd. , Samer sei und lip!
vil besser ist, daz zwene man ein vrouwen haben,
denn ein man zwei wip.' Boner. .Sanier das crütz
und alli Götz krütz.' 1397, Z RB. .Sanier Sant An-
tony.' 1468, ebd. , Sammer Sant Juliana.' 1475, Volksb.
.Sammer verch träck werden ye.' Haberer 1562. .Sam-
mer verch werden krat.' ebd. .Sammer gold.' ebd.
.Sammer Göni [vgl. bi gönig Bd II 519].' Maüritiana
1581. S. noch sehen (Sp. 525).
Vgl. die Anm. zu min I (Sp. 904), zur Entwicklung der
Formel bes. so dir Hot (helfe). Mhd. WB. II b 460 (ueben
demonstrativem »o helf dir Got. ebd. 457). Die Erhaltung
der Formel in GrD. ist um so beachtenswerter, als die alten
Belege nach dem XVI. Jahrb. sehr spärlich werden; unser
Material bietet nur die beiden Bd IV 1990 u. abgedruckten
Stellen von 1712. Das Gebiet der verschiedenen Lautformcn
der Beteurnng lässt sich noch etw. genauer bestimmen. Die
Form ,sam(m)ir.' Boner (neben , sanier'); 1434. 1435, ZRB.;
Zwingli ist auf die Formel ,sam(m)ir Gott' beschränkt, wenn
auch nicht allein herrschend; in allen übrigen Formeln, die
statt des einen Wortes ,Gott' gew. mehrere zeigen, erscheint
eine der reduzierten Formen. Herrschend und aus dem
XIV./XVI. sehr häufig zu belegen ist ,sani(ni)er.' Seltener
sind ,som(m)er und ,suin(m)er', welche wahrscheinlich eine
noch stärker reduzierte Form sumrr wiedergeben; ,som(m)er'
erscheint um 1400, L; 1502. 1505. 1528, Z; 1536, Lied;
bei Ruef; Kessl.; Vad., ,sum(m)er' ist in den Z Akten von
1450/76 7 mal belegt, ferner bei HBull.; Ruef; 1525, Absch.,
im Bantli 1712 als Variante zu »im nur. Vereinzelt sind ,sum-
ber' (1512, Z), ,zumer' (1477, Z) und das anderwärts häu-
figere umgelautete ,semnier' (s. Bd IV 1996). Vgl. noch den
Schlnss der Anm. zu um I.
säm-lich sämlig B (lt GJKuhn und Id.), .semlich,
söinlich': wesentl. = solich (Sp. 785). 1. solch, derart,
dergleichen; Sy n. solich A 1. ,Sämlig, solch.' GJKuhn
1800 (Glossar), ,talis, similis.' Id. B. a) in Correlation.
,[Der Hund, den die Angeklagten erschlugen] tet inen
doch nüt, won dass er alweg ball, als semlich hunt
tuend, die den lüten das ira goumen sollen.' 1384, Z
RB. , Semlich wassergrössi, daz si nit genialen moch-
ten.' 1406, B. ,[Die Österreicher] tatent denen [von
Mühlhausen] semlichen truck und trang, das si am
letsten solichs ... nit me erzügen mochten.' DSchill. B.
.Semliche zierd, gottsdienst, fröidt, schimpf und gesel-
schaft ist uf Emmeten nie gsin als uf den tag [der
Glockentaufe].' 1494, Ndw. ,Ainen semlichen lehen-
brief, der lutet von wort zuo wort also.' 1507, Z Rq.
1910. ,Ein semliche neigung, das mier nüt me ange-
nemers ist.' 1522, Scuw Brief. ,[Der gemeine Pfennig]
ward ein jar mit semlichem Unwillen ufgenommen,
dass naher underlassen bleib.' Ansu. ,So treit mancher
ein semlichs kleid, vor zyten hets kein fürst getreit.'
VBoltz 1551. ,Es beschicht noch, dass Gott unacht-
baren Völkern ein sinnlich ansähen gibt, dass sy yeder-
man entsitzt und iren schatten fürchtet.' LLav. 1583.
,Ein seinliche Angst... dass...' JJRüeger. — b) die
Beziehung ergibt sich aus dem Zshang. ,[Es soll]
nieman ze Schaf husen uff der statt graben ald an den
graben buwen kainer lai huse oder schüre ald schöpf
oder semlich büwe.' 1379, Sern StB. ,Als ain tegan
und ain semlich amptman ze [!] billich tuon sol.' Anf.
XV., GRÄmterb. ,Es sol ouch nieman fluochen ... und
wer dass übersieht, da sol der nechst, so by eim söm-
lichen ist [usw.].' 1476, Bs Chr. (,Eid in das veld').
.[Ich kann Amts halber] an die ort und end, da man
semlich ding [nämlich religiöse Schriften] veil hat,
nit kommen.' 1522, Scaw Brief. .Darum erkennend
gegen sömlichen . . .' I. Kor. ; .erkennend, die söliche
sind.' 1530/48; gr. toüs zo'.oüxoui;. ,Er ist der wäg,
d worheit und s laben, hat dir nit sämlich byspil geben.'
JKolross 1532. ,Predig hören und d bybel lesen, zum
nachtmal gon und sömlich wesen muoss mich weder
ledigen noch binden.' VBoltz 1551. ,In Germania soll
sich ouch von den liberatis prineipibus etzwas erheben,
doch weiss ich nütz gewiss, frag ouch sömlichen din-
gen nit vil nach, sonder gedenk mer an min scholam.'
1553, ThPlatter Br. ,Für sömlich lüt sol man sich
nit ynlegen.' LEav. 1583. Neben Adj. ,In einer sem-
lichen schweren herten red.' 1441, B. .Einen söm-
lichen rcuotwilligen fräfel.' 1408, Z KB. .Ein sämlicher
eigennütziger pur.' 1560, AAWett. Arch. .Sömliche
greuliche exempel.' OWerdm. 1564; .solche.' Serborn
1587. .Sömlich lyehtfertig lüt.' HBull. 1576. .Von
einem sömlichen schimpflichen Gebett.' FWvss 1677. —
2. in Rede stehend, dies; Syn. solich A 2. Häutig im
XV./XV11. .Semlich unsers gemeinen lands schaden
'.»07
Sani, sein, sim,
und gebresten ze fürkoinen [usw.].' 1454, SchwLB. N.
habe ,ira sämliche wort verwissen.' 1467, Z RB. ,Mit
samlicher hilf und bywesen des kungs Ludwigs.' 1477,
Bs Chr. ,Als man in disen und andern dingen lange
zit getedinget hat und in semlichem tedingen allwegen
vil uffruoren beschechen.' DScbill. B. .Sömlich lut-
rung und entscheid.' 1488, L. .Durch semliche tugent-
same regierung.' Ansh.; in der Überschrift: .durch
gemelte tugentsame mittel.' ,Da sind die wysen ver-
ursacht, das sy sömlich spil [nämlich wie das jetzt zur
Aufführung gelangende] hand gemacht.' Rüef 1530.
,Uiewil nit sonder guot da ist, so wend wir semlichs
gelt nemen.' UMev. Chr. 1540/73. ,ltem und hat ein
gmeind sömlichs holz bezalt von hus zuo hus.' 1547,
aZoll. 1809. .Sömlich gross guot und rychtuom.' Ende
XVI., B. .Form die Hochzyten zuo verkündigen. Es
habend sich ehelich mit einander versprochen NN.
und NN. So nun Jemands wäre, der rechtmässige
Hinderung oder Irrung in sömlicher Ehe wüsste, der
wolle das by Zyten an gebürendem Ort eröffnen.' Z
Lit. 1644. Neutr. Sg. subst. .Semlichs sach der W.'
1434, Z RB. .Was von win und körn in der statt
[Yverdon] noch vorhanden, des ein gross summ ist,
das man semlichs in das sloss tuon soll.' 1476, Bs
Chr. (B Brief). ,Uss was meinung und willens Got
semlichs durch mich hat wellen besehenen, mag ich
nit wissen.' Zwingli. .Semlichem nachzekomen ir baid
tail gelopt und verhaissen hand.' Vad. , Darum sind
unser herren für all gmeinden kert, inen allen sem-
lichs ze verstan gen, wes gemüets und sinn sy sigind.'
1549, UMet. Chr. ,Dass wir vollmächtigen Gwalt haben
söllindt, Sömliches ze tun.' B Gerichtssatzg 1615. , Wer
ein Testament rächtlich absetzen wil, der sol Söm-
lichs inert Jarsfrist tun.' 1622, AABr. StR. ,[Es] soll
Sembliches den Armen angezaigt werden.' 1636, Sch
Ratsprot. Er bittet um a Dschopa ... wo er Sömlichs
mit siner chalta Bitt und Bett cha bsckulda, wil er si
allibott willig und gern finda lo, bsonders so es met
Essa un Drinka si chöni. Rapieri 1700. ,Üf semlichs',
daraufhin. ,Uff s. die brief im land uf und nider sind
gangen ilends und streng.' 1531, Strickler. ,Uif s.
hett man den handel wider angefangen üeben und
handien.' 1563, UMEY.Chr. — 3. Adv., = sam IL .Same-
liche nimet disiu werlt ende.' XII., Wack. 1876. .Der
sol einem iegklichem, der daz von im klaget, büezen
mit drin phunden und dem schultheissen so vil.' F
Handf. (Übersetzung von 1410, in der etw. jungem
Übers. ,dem sch. semelich'; Iat. similiter).
Ahd. mmalih, mhü. »am(e)lich, säm(e)lich, sem(e)Uch ; s.
Mhd. WB. II b 45; vgl. auch Gr. WB. VIII 1739/40. Die
Form ,semlich' erscheiut nach unsrem Material vom XIV./XVI.
(noch bei JJRüeger 1606); seltener wird iinXV./XVI. ,säm(m)-
lich' geschrieben; , sömlich' findet sich Eude XV./XVII. (zu-
letzt Rapieri 1700). Für ,samlich.' 1445. 1477, BsChr.; 1490,
UAnd. (Abschrift von 1797; in der gleichen Urkunde auch
.sämlicb, samhlich, sömlich') ist höchst wahrsch. überall ,säm-
lich' zu lesen; ebenso steht ,soinlich' (einige Male im XVI./
XVII.) für .sömlich.' OWerdm.'s .sömlich' wird in den Her-
borner Ausgaben durch .solch' ersetzt (RPestalozzi 1905, 71).
Vereinzelt ,semplich.' Kunstb. 1474; .semblich.' 1636, Sch.
Zur Bed.-Entwicklung vgl. auch die Anm. Sp. 834/5.
sam II: zusammen; nur mit all, beid und in Abi.
(vgl. die Anm.). — all-sam II -samm Ar: Alle(s)
zusammen. Mi" Mäteli hed Ze"li so wiss tvie de"
Sehne", sönd allsainm i"g' setzt, dromm tued-em kann
we. ATobler 1899. Säg -nur Nütz vo" de" Wettli"g,
's hönd allsamm kä" Gold, ond Wettlrg ond Esel hed 's
g'nueg off de' Wölt. ebd. S. noch Brün (Bd V 618;.
,[Ich] erkant, dass aissam an dir [Gott] stand, der tod
und s laben in diner band.' Rief 1540. ,Sara [der
Gott einen Sohn verheissen hat] stadt hinder der tttr
der hütten, spricht lachende: ach (jott, wie gloubst
doch so bald alles sam!' Haberer 1562. S. noch ge-
froren (BdI1314). — bi-sam: beisammen. GrüessGott
bisamm! ApTrogen Festspiel. S. auch Samen 1 a. —
beid-samm Ar, bed-sa'" (f. bedr-sa"' , n. bedi-sa'") BG.
(veraltend), Si.: beide zusammen. ,[Melchizedek:] Der
frid mit dir, her Abraham! [A.:] Zuoglych ouch mit
üch beiden s.!' Haberer 1562. ,Als ir uns beidsam
ussgschickt hand.' RScbmid 1579. — sam-haft: Adv.,
gänzlich, vollständig. ,Do sy [eine Schwester] noch
in guoter jugent was, do gab ir unser herr gnad, das
sy ir altes leben ze mal verschmähet und kert sich
s. ze Got.' EStagel.
Mhd. alleß-, beide-mm (Mhd. WB. II b 45 b), nhd. ,alle(r)-
sam, beidesam' (Gr. WB. I 231. 1366; Schm. * II 2711; Fi-
scher I 139. 792). Alle diese Formen sind nur jüngere
Kürzungen aus den entsprechenden Bildungeu mit ,-samen'
(vgl, (samm unter ze-samrn; mhd. mm für die Präp. sament
Lexer II 591) und hier nur aus Gründen der Anordnung als
Stichformen verwendet; dass die Kürzung schonalt ist, zeigt
auch die Form bldsam. Eher mag .sainhaft' das ahd. sama-
ha/t fortsetzen; vgl. auch .sammhaft' bei Gr. WB. VIII 1751 f.
samen, .saraend, sament.' äSpr.: zusammen, mit
einander. ,Der vatir unde dir sun unde der heilige
geist chomen s-t dare.' XII., Wack. 1876. ,Ob sy nit lib-
erben s-t hand.' 1300, Z StB. .Kriegent zwene burger
s-t.' Z RBr. .Das zwene burger von eim gaste ein
ruben sidun s-t koufen mugen unde nit me.' ebd. (so
in der allg. Übersicht, in der Kapitelüberschrift ,sa-
men'). .Wenn unser gemeind oder unser zweihundert
s-t ist.' XIV., BStR. ,Es sol ouch in enkein gesel-
schaft zwen venre s-t gan.' ebd. .[Die Handwerke
sollen] enkein Satzung noch gelüpte ... s-t tuon noch
machen.' 1363, ebd. .Sint aber deheine der kinde s-t,
also das si [das Erbe] nüt hant geteilet...' F Handf.
(Übersetzung von 1416); lat. ,si insimul fuerint.' ,Die
stette umb den Bodensew, die einen bund s-t hattent.'
Jüst. ,[Es] fuogt sich, daz sy [zwei Spieler] s-d stössig
wurdent' 1440, Z RB. ,Were, das wir dheinest über
kurz oder lang zit uns s-d vereintend.' 1465, Gfd. ,So
erber lüt s-t ein gesellschaft und Wirtschaft band.'
1519, ZGrün. Urb. S. noch ver-richten (Bd VI 429 o.);
ruggen (ebd. 793); Ge-rün (ebd. 1020). Im Wechsel
oder in Verbindung mit .mit (bi) einander.' .Dien
kinden, die sü ietze s-t hant oder noch mit ein ander
gewinnent.' 1301, Z; in einer Aa Urk. von 1309 steht
in der gleichen Formel beide Male ,s-t.' ,Wa zwei
mönschen by der ee s-t und by enandren sitzent'
1418, BSi. ,N. batt, sy mit enander ze verrichten,
und von siner bitt wegen sint sy dik s-t gericht'
1423, L. ,[Es] hette uns [Eidgenossen] bedüecht und
noch billicb, das die herschaft von Österrich die friden
an uns gehalten und der von Zürich müessig gangen
werint und uns Hessen unser Sachen s-d und mit ein
andern usstragen.' 1444, Absch. ,(Wir) s-t und sun-
derss.' 1473, Z RB. (Brief).
Ahd. saman(t). mhd. mmcn(t). mmetj vgl. Mhd. WB. II"
46/7; Gr. WB. VIII 1744. Das Wort erscheiut nach 1500
fast nur noch in den Zssen, und zwar gewöhnlich ohne das
schliessende t (d) ; vgl. »am«. Die Gruppe gehört etymologisch
mit der von sam 1 zs.
Sinn.
all-same° aller(-i, -sj-s. AALeer.; ZO., gew. nur
PI. allfij-s. (in AaHoM.; Btw.; LGisl.; GT.; SchwE.;
S; UwDall. -säme") AaHoLL, Leer.; Ap (allsamme") ;
B; Gl; LGisl.; G'V.(äl-); SchScIiL; ScHwE.,Ma.; Th;
üw; ZO., S.: 1. Alles bzw. Alle zusammen, a) präd.
oder subst. a) im Sg. Der Sömen allr s., d' Milch
alli s., 's Chorn alls s. (alls z'säme") AiLeer. ,Dis
ding geschach alles s-t.' um 1400, Bs Chr. ,[E.s ist
festgesetzt, dass] huss und hussrat zuo dem Safran,
silbrin geschir und bargelt alles s-t des heiligen crützes
und der kerzen ist.' 1453, FHaas 1909 (L). ,[Renwart]
as das brot als saminot.' 1475, Volksb. ,Der edelman
ist umb sin guot alss. kan.' GBinder 1535. ,Unsern
stammen wend s ussrüten allensammen.' Ruef 1550.
,Das überig ingebüw alles s.' 1562, Hotz 1865. ,Den
[costen] allens. erleggen.' ebd. Beim subst. Neutr.
eines Pronomens. ,Daz kam im allez s-t recht.' Boner.
,Wan ez ouch alles s-t offenlich vor im beschechen
ist.' 1342, AAZof. .Dises alles s.' 1399, ZoÄg. ,Was
Gott wil, das geschieht alles s-t.' Z Chr. XV. ,[Was]
mir vergesen ist und ich nit hain können schriben
alss.' 1523, Stockar. ,Diss alles sammen ze über-
winden.' Zwingli. ,Us dem allem s.' B Disp. 1528.
,Was geboren ist uff erden, hat alles s. müessen ster-
ben.' Laz. 1529. ,Das alles s.' 1531, Bs Chr. ,Ist als-
sammen verbrunnen, was hinder der kilchcn ... ge-
wäsen ist' 1574, Ard. ,Er soll nebend Disem allem-
sammen witer einen Jetlichen ermanen.' Z Mand. 1628.
,Margitant [zu einem Bauer, der Lebensmittel zur
Stadt trägt]: Kurz sag, obs dir ums galt sei feil als s.
oder doch ein teil.' ChMurer 1596. ,Auss Welchem
allemsammen sonnenklar...' Gwerb 1646. S. noch
gegen (Bd II 141); un-brest-haft (Bd V 854). Neutr.
subst. 's ist Allfejs s. z'säme"g'heit ZO. S. noch sieden
(Sp. 312). ,Ist s der nümmen, der allss. wachsen
macht?' Zwingli. ,Hat mir der hagel ain körn und
win und allens. schaden dun.' 1524, Stockar. ,Er
lougnet alles s-d.' 1533/8, Z Ehegericht. ,Die gedult,
die alles s. lasse hingon.' OWerum. 1564; .allessam.'
Herborn 1587. ,Wärt die türe in allems. noch stets.'
1571, Aa (WSchodelers des j. Tagebuch). .Wann einer
ihm fürnimmt zvil Ding, so wird er Allems. zgring.'
FWyss 1672 (Sprw.). S. noch roden (Bd VI 618 o.).
— ß) im PI. (in Ap nur mit Bezug auf Masc. und
Fem., von Neutr., zB. Kindern, alli, ohne samme").
Di ^[a>ln(n all(i) s. (all z'säme") AALeer. 's sind
Alli s. hei'", von Männern, Frauen, Kindern; dagegen
nur d' Manne" (Fraue") all s., ä" Chind alli s. ZO.
Alli säme", der Vatter und d' Muetter und mir Bliebe"
und Meilschi. JReinh. 1904. Wänd-er yha, Loba! All-
sama mit Nama! Ap Kuhreihen 1794. Wiefei Tag-
löner het min Vater, die Allsäme" vorig und gnueg
Brot händ! Übers, von Luc. XV 17. Dial. (GmT.).
.Meinethalb befiehl Allesamme", nur der Frau nicht,
was sie kochen soll.' Gotth. Das Vhaupti"d Allsäme"
UwDall. (ALüt.). D' Herre" nend durch 's Band e"u-eg
all s. lieber Fuji a's nur Vieri. ScHwGespr. D' Bebe"
[sind] all s. verfrore". SPletscher 1903. ,Ich schiss
in die siben und in die meister als-t.' 1456, Z RB.
,Die ding allesammen ; diser dingen allersammen.'
Zwingli. ,Die torhüeter warend: die kinder Sallum
[usw.] ... allers. 138.' 1530, Nehem.; ,allesampt.' Lu-
ther. ,Sind alls. guot knab.' HvRüte 1532. ,['s] hat
uns not beducht, an allen s. die warheit zu erfaren.'
1533/8, Z Ehegericht. ,All(e) s.' OWerdm. 1552. 1504;
in den Herborner Ausgaben ,allesampt, allzusammen,
allzumal.' , Ursachen, welche man alles, in usserliche
und innerliche underscheiden mag.' Rüef 1554. ,Die
alls., allgemeinlich, universi, cuncti.' Fris.; Mal. ,[Bei
den Alten waren die Katzen] alls. wild.' Tierb. 1563.
,Gott willkumm sind uns allen s.!' Meinrad 1576.
,Von unser allers. wegen.' ChMurer 1596. ,Euch alls.'
GGotth. 1599. ,[Die Gebein] alle sammen.' JJRueger.
,Ein Spiegel bin ich üch allersammen.' 1607, Ard.
, Diese Ding allesammen.' JJBreit. 1629. ,[Die ge-
nannten Häuser hätten] als. nächer uf Heiden dan
gen Thal [zur Kirche].' 1651, MRohn. 1867. .[Teufel
höhnend zu einem Verdammten:] Du füörst ein lächer-
liches Gsang; hast du es schon getrieben lang? Wand
noch darzuo ouch köntist liren, wir weten dich als.
firen.' L Spiel 1662. ,Ihr müsst alles., Buben und
Kinder, Geissen haben.' HPest. 1785. S. noch be-respen
(Bd VI 1486); Ur-Sach (Sp. 120). - b) attrib. 'stum-
mer allsamme" Zehe" tce! Ap. Alls. Manne", allis.
Chind ZO. De cha""st allsamme" Frage". Stütz. Si
lauff allsäme" Lade" ab, natürlieh Alls uf d' Chride".
MLienert 1906. — 2. Adv., im Ganzen, gänzlich?
,Man hat genomen in den vorgenanten zehenden alle-
samet ze erschatz by dem meisten 2'/2 pfd Baseler,
zem minsten 30 ß Baseler.' HU. S. noch nach (Bd
IV 636).
Auch amhd. (iu Bed. 1); vgl. Gr. WB. I 231. 238. Das
geminierte m ist seenndär, tw. übrigens nur graphisch. Die
umgelautete Form beruht auf dem Einfluss des daneben
stehenden gleichbed. all(i) z'säme". In der Emphase kann
sich der Haupttou von der gewöhnlichen Stelle (auf dll-) auf
-säme" verschieben (so im ZO.). ,Sammot' ist eine falsche
graphische Restitution für gespr. -»•( < -ent. Die schwankende
Schreibung (in einem od. zwei Wörtern) entspricht der wech-
selnden Auffassung; die Auffassung als einheitliches Gebilde
lag namentlich hei unflect. all nahe, findet sich aber auch,
wenn es tlect. erscheint. Bed. 2 ist unsicher, da in den
beiden Belegen ,alle(n)same(n)t' auch als erstarrte Form des
präd. Adj. aufgefasst werden kann; vgl. uoch mhd. altent-,
beident-mmen als Adv. (Mhd. WB. IIb 46").
all-gott-same": verstärktes all-samen 1. Do
chönnte'd all gotts. Büren degegen se", 's miiesst glich
g'macht werde". Ap Kai. 1847. ,Der weschet d sünd ab
all gottsammen.' Aal 1549. ,[Die Feinde] erschlugen
d mannen allgotsamen.' GGotth. 1599. S. noch Gott
(Bd H 520).
bi-«i»ie" AALeer.; Dan.: beisammen. Gott grüez-i
b.! DiN. (zweifelnd für GR.). ,[Er] findt ein Lauss
und ein Floh biesamen.' Sohimpfr. 1652. S. noch
Sp. 904 o. — Nicht volkstümlich.
beid (Ap; B; GT.), bed (AALeer.; B; L; GT.; ZO.,
f. bed? B, n. bedi B; ZO.) -same", in Ap -samme", in
GT. -säme": beide zusammen. Es schlöfe"d noch bed-
samme" dö, zwei Knaben. Stütz. [Ist man zu sehr
beschäftigt] so mitss es Öpperem e"tgiilte", sig 's de""
d' Sau oder der Garte" oder bedis. Gotth. 's tüent bed
z'samme" g'notelig. L Nachr. 1865. ,2 äcker, die geltent
beidsamat ze zinse...' HU.; ,beidüsamat [n.].' ebd.
, Dieselben vogtyen bed sammeten.' 1374, Gfd. .Bede
sament.' 1396, UUrs. ,Das wil ich üch geweren, uch
beid sanmiot.' 1475, Volksb. ,Sturbend beds. bald on
liberben.' Ansh. ,Bede s.' Rdef 1539. .[Gott] bsebirm
üch beids.' Haberer 1562. ,[Die Schlangen] beidsam-
men sich verschloften gleich.' GGotth. 1599; .beides.'
ebd. 1619. ,Beitsammen.' 1601, Ard. ,Sie fressen,
sauffen beide gern, München und Schwein beidsammen.'
Sam, sem, siin, soni, sum
Heut. 1658. S. noch Wider-Sächer (Sp. i:i5). Verstärkt
,(üch) all beid sammen.' Kuef 1550.
Mhd. nur das Adv. beidmtmmm, nhd. ,bcidesammen' aus
H.Sachs (Gr. WB. I 1366), .beitsamen' aus SFrank (Fischer
I 792). Bed z's. ist wohl nur graphische Anlehnung au
\r,„„ " , /., d »äme" ist lautlich von bed z'säme" nicht zu unter-
scheiden. Im Übrigen vgl. die Anm. zu all-aamen.
z(e)-samen, zame" AALeer. (.selten'); GaL., Stdt;
oTh (neben zehnte"), zäme", -en (zame" bzw. zegme")
AABr., Leer.; ArH.tw.; BsL.; B; Fü.; Gl;GrAv.,D.,
Mai.; L; Ptw.; G (in SaL. zim»ten); Schw; S; Th;
Uw; U; W (ze'mu, so Vt.); Z, zehne" Gvl'r.; ScHTha.;
niTii, Seerücken, mit -mm- Ap (ausser H. tw.); GrNuL,
Pr., Ths, mit Dehnung PAger (ze'mu); UUrs. (zäme");
ZMaschw., ze'mm WLü., zämmend GkD. (in Bed. 2 a),
zemmend PAL: 1. a) Adv., zusammen, mit einander;
,simul.' Id. B. Das parut mich [it. parmi]. Die [die
Welschen] liegen allzuc flueche", tcänn Die redu" ze-mun
PAger. Die Bede* chönne"d 's guet z. Die leiche" geng
z., verächtlich, stecken immer bei einander BM. Das
gut (nüdj guet z, lässt sich (nicht) gut vereinigen,
passt (nicht) gut zs.; vgl. gigen (Bd II 150). En
Drittel rif, en Drittel fül und en Drittel Wriff' giH z.
de" best Wi" Th. Macht z...., Einführung des Er-
gebnisses einer Addition. ,Euch fehlt es nicht, wenn
ihr zusammen zieht und du ihr [der Frau] das Maul
gönnst.' Gotth. Das sim-mer ä [auch] zwe Burschtc"
z's.! HBlattner 1902. Hut chunsch mit-mer a" d'
Chilbi, dort hei'-mer z's-en e" Flasche". JReinh. 1904
(S). Sid-mer ordelli°h z's-en! Blnm. 1908 (BGr.). Wenn
Das a'so soll gän, su mag-i'h denn mid dem Hewli
schlechtlich z's-en, kaum auskommen, ebd. Z's. Chrumms,
U'grads ubercho". ebd. 1911 (BG.). S. noch Bd IV 808;
Brieggeli{BA V 531); in-brocken (ebd. 562); raten (Bd
VI 1598); sieden (Sp. 310); sagen (ebd. 395). Z. st",
wenn im Butterfass die Milch gebrochen ist und die
Butter zu einem Klumpen geballt sich ausgeschieden
hat BSi.; GrAv. Vorne" e.; s. in-hin (Bd II 1335).
Hü (G), jo (Scaw) z.! Zuruf an das Vieh, das zu-
sammen, gleichzeitig aus allen Kräften ziehen soll.
,[Sie] hant ze s-t gelobt [usw.].' 1291, Ndw. ,[Sie]
giengen aber wie vor in guoter gselschaft gen ein-
andern und stächin zuo s.' 1485, Z EB. ,Dero, die
wider Christum übereinkommen und zemmen ver-
schworen sind.' Zwingli. .Vereinbarten sich zamen
uff obgenanten tag.' 1529, Bs Chr. ,Also ryttind sy
her zämmen.' Morgant 1530. Alle, alli, allz z. BG.,
gew. nur subst. Neutr. All(e)s und PI. All(i) z. Aa;
Ap (lt TTobler im Gegs. zu allsamen ,eher = alle zu-
sammengenommen', also stärker als alls.); B; Gr; L;
Sch; Schw; Th; Z. 's ist All(e)s z. Nüt, damit ist es
samt und sonders Nichts Th; Z. 's ist Alls z. nüd
wör Ap. Gott grüez-i [euch] Alli zemme"! Schwzd.
(GRPr.). Gott geb-is e" gueti Nacht ... minen Unggle",
mine" Tante", allne" zäme" Verwandte". GZür. 1902
(BStdt). Enne", denne", unne", öbe", Alli zeme" i"fare"!
Hirtenruf. EStoll 1907 (ScHTha.J. .Samenhaft, sament-
lich, alles zesamen, universe.' Fris.; Mal. .Maurer:
Gar willig seind wir allzusammen, wend werken, dass
es hat ein Nammen.' Myricäüs 1630. ,Alls zsammen.'
ebd. (neben ,allsammen'). S. noch sagen (Sp. 398).
Beid (bed) z. Ap; B; Th und sonst. Beidu [f.] zem-
mend PA1. All Bed z. Z. — b) in loser Zss. mit
Verben (und in davon abgeleiteten Subst. und Adjj.)
wie nhd. auch als Richtungsbestimmung; s. das alpha-
betische Register. Sogar bei stammverwandten Vben
(vgl. Sanders II 849 c). Etw. z'sämme" sämle", zB.
Ähren, Beb-Bis (s. Bd VI 1333) ua. ApLb. .Samnotend
zesamen gar ain usserwelt folk.' Z Chr. 1336/1446.
,Das tet ouch der lantvogt und besamnete ein erber
ritterschaft zesamen.' 1403, Bs Chr. , Zesamen samnen.'
1422, Z RB. ,1m zemmensammlen der rychtagen sorg-
fältig syn.' Zwingli. ,Also behartend si in dem läger
14 tag, biss dass sich d Eidgnossen, dahin verordnet,
zuosamen versamten.' Ansh. — 2. Adj. Zämmende"
[d. i. z' z.] Füesscn über en Stock springe", mit ge-
schlossenen Füssen GrD.; vgl. das gleichbed. z' gli-
che mir" Fiiesse" springe" (auch = rasch laufen), ebd.
— 3. Subst., das Läuten mit allen Glocken unmittelbar
vor Beginn des Gottesdienstes; vgl. z's.-lüten (Bd III
1512). ,Zwische° Wysi und Zäme» chlänkte es nicht.'
Obw Blätter 1900. ,[Man soll] alle Sonntag in die
Predig gähn und vor dem man das dritte Zeichen oder
Zesamen verlütet hat, in der Küchen sich finden
lassen.' Z Mand. 1650.
Ahd. zieamane, zisamine, mhd. zesnm(e)ne, zeaament, ze-
sament usw., auch nach al; vgl. auch Sanders II 849/50;
Martiu-Lienh. II 357. Beweisend für Secuudärumlaut sind
die Formen von Ap; Gl; GT.; oTh; U; in den übrigen
MAA. sind die beiden Umlaute vor Nasal nicht geschiedeu.
Zur einsilbigen Form Je'i»m WLü. vgl. ebd. gigang, ehenn.
Zu den Formen mit -nd vgl. die Anm. zu Morgen (Bd IV
464). Über Formen und Schreibungen der ä. Spr. unter-
richtet folgende Zsstellung: ,zesamine.' XII., Wack. 1876,
,ze samme.' äL RB., ,zuosauien.' Z Chr. 1336/1446; 1468, Z;
1485, ZRB.; 1523/43, Z Ehegericht; OWerdm. 1552, ,zuo-
sammen.' 1530, ZEmbr.; 1541/3, Z Ehegericht; 1548, ZBib.;
1572, Gr; Ard.; 1607, ZRB., .zesamen.' XIV., ZSchwam.;
14(17, '/,; XV., Volksb. (neben ,zemen'); 1505, Z, .zesamend.'
1444, ZRB., ,zesammen.' Morgant 1530 (neben ,zammen'),
,z'sam(m)en.' Ruef (s. Bd II 1740 o.) ; GGotth. 1619; Myri-
cäüs 1630, , zamen.' UMey. Chr., ,zammen.' Ansh.; Vad.;
Haberer 1562; JCWeissenb. 1678, ,ze semen.' Boner, ,zsä-
men.' UEckst., ,zämen.' 1420, GOUzw.; Zwingli; UEckst. :
HvRUte 1532; 1541/3, ZEhegericht, , zämmen.' GGotth. 1599.
.zemen." 1436. 1450. 1508. 1525, Z; 1530/43, Z Ehegericht;
1531, ZBib.; XVII., Ndw; GGotth. 1619, .zemmen.' Zwingli.
In den Z Bibeln von 1525 und 1531 steht , zuosamen' regel-
mässig für Luthers ,zu hanff.' Zu 2 b. Die subst. Auf-
fassung entstand in der Verbindung es lüi(ei) z's., die wie
es lul(et) Bettzit uä. Bd III 1506/8 empfunden wurde.
sara(e)ne°, .sampnen, sammen, sannen.' ISpr.,
sommnu" PA1. (Giord.), sänne" GrS. (Ptc. g'sannet) ;
W (sann". FStaub), sande" I sandu" WLö.: 1. a) sam-
meln; .raccogliere insieme' PA1. (Giord.). Von Sachen.
,Und samenet etlicher damitte [mit Betteln] zehen oder
zwenzig kugelhüet und verkouft'ent sy denn.' 1430/40,
BsChr. Bes. vom Einsammeln des Zehntens; vg\.Sam(eJ-
ner. ,Der keiner sol samnon des herren zehenden, ez
sin bonen, hirs oder swaz si.' XIV., L Propsteirodel.
.Von dem zinse ze sannenne [Var.: .samnende'] und
ze vertegonne [giebt man] VI viertel kernen.' XIV.,
SchwE. Urbar. ,Hörent du VI viertel in den eins, den
die winzürlen samnent ze der alten Raperswile.' ebd.
,Daz si die selben zehenden ze Hochvelden nu hinent-
hin jerlichs verlihen oder selber sampnen ... süllent.'
1410, AAWett. ,Mag er si [der Pfarrer seine Zehnten]
denn verlihen, daz ist guot; mag ers nüt verlihen,
so mag er si selb samnen und inziehen, er oder sin
botte.' nach 1436, ScHwWang. ,Die zinss und nütz...
jerlich inziehen und samnen.' 1444, ZGoss. Von Tieren.
.Also hand inen [den Fischern] mh. gunnen, das sy
913
Silin,
914
mugen wol visch, so sy als wenig hand, ze samen
sanmen, doch wenn sy so vil vischen gesamnend, die
10 ß den. gelten raugend, so söllent sy die herin uff
den nechsten markt senden.' 1431, Z Stß. ,Üuch
hattend die von Zürich gesamnot wissi ross gar ver-
holen.' 2. H. XV., Z Chr. Mit verschwiegenem Obj. :
,das Vieh auf der Alp zstreiben' W (Gegs. triben), ,die
Herden auf der Alp aufsuchen, um sie heimzutreiben'
WLö., ,die Kühe hüten und Abends nach Hause trei-
ben' GrS.; vgl. Sann-Hirt (Bd II 1648). Von Per-
sonen. ,Der inüsen rat gesamnet wart.' Boner. ,Den
rat samnen.' XIV., BStR.; vgl. Burger-Ge-richt (Bd
VI 366/7). ,Ritter und knecht, die er da bi ainander
gesamnot hete.' Z Chr. 1330/1446. ,Do samnotend die
von Kiburg dozwüschent in den landen ritter und
knecht.' 1383, Bs Chr. .Herren und ritter ... von allen
landen, do er si gesamnot hatt.' XV., Z Chr. S. noch
Reis (Bd VI 1293 u.); ze-samen (Sp. 912). - b) refl.,
sich (ver)sammeln; ,sich sommnu", rincasare' PA1.
(Giord.). Von Personen. ,Swa ir iuc in Gotes namen
gesaminont.' XII., Wack. 1876. ,Ist das der rat sich
alle dar zuo nit mügen gesamnon, swa danne du drü
teil sint des rates [usw.].' Z RBr. ,Ich hört, das man
jach, die puren hettend sich gesamnot.' Ap Krieg 1405.
,Wenn der richter und daz recht sich gesammet hat.'
1427, Foffa 1864. Von Sachen. ,Was wassers sich
an den usgenden ägkern samnot.' ScHBuchb. Offn. 1433.
— 2. (durch gemeinschaftliche Abstimmung) beschlies-
sen; vgl. rer-, be-s. ,üer rat und die burger sind ouch
über ein kommen: swer der ist, der wider der meren
urteilde, diu mit dem rate und mit der mengi ge-
samnot wirf, ützet wider redet [usw.].' äL RB. ,Es
sint ouch die rate nüwc und alte uberein komen und
hant es gesamnet mit den drühunderten [usw.].' ebd.
(Seg.). ,Der rat alte und nuwe ist uberein komen und
hant es gesamnet mit dien burgern' oder ,mit der
mengi willen.' XIV., Seg. RG.; ,die regelmässige Form,
in welcher die Gemeinde in Fällen ihrer Competenz han-
delnd erscheint, ist das Samnen mit den Räten.' ebd.;
vgl. auch ebd. II 174. ,A. 1400 ... samnoten die rate,
venrr, heimlicher, die CCer und die verschribne ge-
meinde gemeinlieh, daz man bi der obgnanten Satzung
beliben und dar in nütz brächen sol.' B StR. ,A. 1406
samneten die zweihundert gemeinlich, das...' ebd.
,Von ürliges wegen, das mit der meren folg gesamet
were der zweihundert.' ebd. — ge-sam(e)net, ,ge-
sampt': 1. a) präd., zusammen, mit einander. ,Umb
2 Uhr morgens [sind NN.] gesampt nach Arburg ge-
geritten.' 1653, G Schreiben. - b) attrib.; nur in
festen Verbindungen. .Gesammtgut, verdammt Gut.'
Schweizer!!. 1804 (.altes Sprw.'); vgl. Gr. WB. IV 1 b,
3789. ,Von, mit g-er band', mit vereinten Kräften.
,Mit gesamnoter band.' 1400, ZZoll. ,Sein Sitz ... St
Lienhard mit dier [St Justus] auch günstig teilet, dass
der Presthaft uf der Wallfahrt von gsambter Hand
werd gheilet.' 1697, ScHwIng. Translationsspiel (AfV.).
,Mit g-em kapitel', in vollständig versammeltem Ka-
pitel. Der Hof wird in Erbpacht gegeben ,mit ge-
samnetem cappittel und mit gemeinem rate.' 1406,
UwE. ,Mit gesamnotem und gemeinem muot und
willen', einmütig, -stimmig; s. üs-reden (Bd VI 562).
,An, mit g-er urteil(d)', durch einstimmigen Urteils-
spruch. ,Da ward an (mit) gesamnoter urteilde er-
teilet...' 1333. 1335, Z. ,So wurt im erteilet mit
gesammerter [!] und gevallen urteilt.' 1361, L. ,üa
Schweiz. Idiotikon VII.
wart erkent und erteilt einhelklich mit gemeiner ge-
samnoter und umbgander urteil.' 1374, L. S. noch Recht
(Bd VI 254 u.); Wider-Red (ebd. 540). — 2. subst.
Neutr. I" 's G'samt, ins Gesamt, zB. rüeft'e", schänke"
Z (Dan.); Syn. samen-haft. , [Etliche Offiziere hoffen]
die ihnen untergebene Mannschaft dahin zu bringen,
das sie sich in das Gesamt gleich kleiden wurden.'
1713, Z. — un-ge-sam(e)net. ,U. bliben', nicht
zskommen = nicht übereinstimmen, von verschiedenen
richterlichen Entscheidungen über die gleiche Sache.
,Wirt ouch et me dan ein urteile über daz selbe guot
gisprochin unde bilibint die hie ungisaminot, also daz
der strit hie niht mag gisheidin werdin, so sol manz
darumbe niene ziehin, wan sol eht, die di urteilde gi-
sprochen hant zi Costinzeren sendin.' G Handf. 1272/3.
— ge-samt-haft: zusammen. Wil 's grad Ir sind,
Herr Pfarrer, so geb-ich 's Stuck für 10 Rappe", aber
Ir müend Alls g's. n'e", Chli"s und Grosses. Ap Kai. 1881.
,[Die Adressaten] sind auf der Adresse zum Voraus
gesamthaft vorzumerken.' 1911, Bundesverorunung.
Ahd. samanön, mhd. mm(e)nm, »amen; vgl. Gr. WB. IV 1 b,
3785/7. VIII 1744. Zur Assimilation von »m zu mm und
zu nn vgl. ,uemmen : nennen.' Sehr auffällig ist die Ver-
einfachung der zu erwartenden Gemiuata in W; zu nd < nn
vgl. zB. rinde" für rinne" (Bd VI 1004 Anm.). Wie in andern
MAA. (vgl. Gr. aaO.) hat sich das W. bei uns nur in spec.
Bed. lebendig erhalten. Zu un-ijesamcnet vgl. Mhd. WB. II 2,
48/9. Vgl. mmlen usw.
in-: einsammeln. ,Ouch sol der probst insamnon
alle die zins, die zuo sin [!] ampt hörend.' XIV., L
Propsteirodel. — Auch mhd.; s. Lexer I 1426.
ver-: 1. a) versammeln. , Unser puntgenossen, des
ersten und die versamnet werden.' 1479, Bs Chr. ^Bar-
barossa schrieb] dass si schnell ein hör versamptind.'
Äg.Tschddi. — b) refl. ,Versampneten sich in dem
ganzen lande zuo ros und fuos me dann mit 5000
mannen.' DScbill. B. ,[Die Bürger haben] sich ... ge-
wapnet, versamnet...' 1474, Bs Chr. ,Do habe sich
mänklich versammet und fiengint an lesen in der
gschrift.' 1525, EEgli, Acten. .Habend sich die graf-
schaftlüt insonder versampt.' 1531, Striikler. S. noch
Sold (Sp. 850 u.). — 2. = samenen 2. ,Es ist versamenet
von rat und meistern alten und nüwen, daz [usw.].'
1357, Bs Chr. — ver-sain(e)net, ,versam(p)t': ver-
sammelt, a) präd. .Als wir [Schultheiss und Rat] in
rat(e)s wis bi einander versampnet (versamnot) ge-
wesen.' 1488/1528, L; .gesamlot.' 1452, ebd. .[Kaiser
Maximilian wünscht] dass noch die ort, so nit drin,
in die ... erbeinung gangid und dan versamt sinen
sun Philippen ... ouch darin beschliessid.' Ansh. .Unser
Send sind versampt' 1531, Strickler. ,Wir sind zuo
Schwanden by einander versampt gsin, der landtaman
und gemein landtlüt.' 1542, Gl. ,Uiewyl wir mit kleir
nem gwalt [ohne genügende Vollmacht] versampt.'
1599, Z; ähnl. 1618. ,Als wir Ratsweiss bei ein an-
deren versampt gewesen.' 1032, Z. .Gmein Eidgnossen
(boten) versamnet zuo Baden' oä. XVI., Ans. h. ,Der
ander teil der fürsten, zuo Milhusen versamten.' Ansh.
.Die cardinal und legaten uff disem concilium ver-
sampt.' 1562, Wwmongsschr. 1875. ,Die Rät gemeiner
dryer Pünten, uff Davos versampt.' 1619, Gr. .Den
hochen Gewalten zuo Baden versambt.' 1654, ÄAWett.
S. noch Rät (Bd VI 1575). — b) attrib. .Zwei schiff
versamneter knechten.' 1476, BsChr. , Ein zal knecht
von den versamptneten.' 1499, S Wbl. 1813. ,Obge-
58
ni:,
Sani, sein, sini,
916
raelte ccenobiter und versampte closterleut.' Vai>. ,Ein
versambte gmeind.' 1582, Z Rq. 1910. ,By einander
versampte Katsbotschaften.' 1635, Gfd. ,In Namen
der versampten Bürgerschaft.' FrHaffn. 1666. ,Vor
dem versaiubten Gricht' L StR. 1706/65. — Ver-
saninungf.: Versammlung. ,An kirchwihinen, hoch-
ziten oder tenzen und an andern v-en der lüten.' 1481,
GOberbüren; 1610 dafür .Versammlungen.' ,Wann...
diser stund unser rät nit in völlige versammnung zuo
bringen sind.' 1483, B Schreiben. Verbotene Verbin-
dung: .Widers verbot v-enmachen.' Ansh. — Mhd. ver-
samtnen, vereamenunge f. (Lexer III 210).
be-: 1. a) be-, versammeln. .Darnach besamnot
N. sin fründ und wart denen sagen...' 1429, Z RB.
.Beduchte uns weger sin, sy zuo besamnen.' 1445, Bs
Chr. ,Die gerichtsherren besamnen.' XVI., BStR.;
1589 ,besamlen.' S. noch ze-samen-ge-bieten (Bd IV
1879); Pfund (Bd V 1153 u.); Pfleger (ebd. 1233). -
b) refl. .Wenn sich ein rat oder die lantlüt ze Glarus
besamnent.' 1419, Gl Urk. .Diewyl mh. die burger uf
donstag sich besampnen werden.' 1532, Absch. Mili-
tärisch. ,Do wurdent die von Costenze darumbe ge-
mant; die besampnonten sich do und zugent gen St
Gallen und nament die stat in.' 1403, Bs Chr. ,Sich
b. (mit)', mit Singularsubj., etwa = mobilisieren, mobil
machen. .Darnach kurzlich besamnot sich der her-
schaft lantvogt mit vil Volkes ze ross und ze fuoss.'
Z Chr. XV. .[Der König] besamnet sich , so er
beste mochte.' 1403, Bs Chr. ,Also besamnete sich
der herzöge von Burgundien und der herzog von
Holant mit einer grossen ritterschaft.' 1408, ebd. —
2. = (ver-)samenen 2. ,Es ist besamnet einhelleclich
von rat und meistern uffe den eit...' 1361, Bs Rq.
,Rat und meister nüwe und alt hant besamnet uf den
eid einhelleclichen...' 1382, ebd. ,Wart erkennt und
besamnet...' 1410, Bs Chr. ,So hand rat, und meister
nuw und alte uf ire eide bekennet und besamnet.'
ebd. Vgl. Ochs II 77 Anm. f. — he-sara(e)net: ver-
sammelt. ,Des sind wir schidlüt alle nüne von dirre
sach wegen besamnet gewesen ... in PWanuers hus.'
1418, Gl ürk. ,[1474] sind für uns in unsern besamb-
neten rat kommen...' Bs Chr. .Mit b-er urteil'; vgl.
ge-samenet 1 b. .Als mit rehter und mit besameneter
urtail ertailet wart.' 1363, AaB. ürk. .Ward erteilt
von erbern lüten mit besamnoter urteil einhelklich
uff den eid.' 1402, AARohrdorf. — Be-sam(e)ning f.:
Versammlung. ,Ob darüber iemand under uns keinerlei
solcher gevarlicher gmeinden, besamningen oder an-
trag ... ze tuond flrnäm.' 1481, Ansh. (Stanser Ver-
kommniss; im Text des Absch. ,besamlungen'; in der
von Ansh. beigefügten Überschrift ,versamnung'; an
einer Parallelstelle in beiden Texten ,samlungen').
,So ir üch mit ... unsern lieben Eidgnossen in be-
sarapnung füegen.' 1532, Strickler. — Mhd. bemmmen,
lemmenunge f. (Lexer I 201).
Sam(e)ner m.: Bezüger, Einzieher (von Abgaben,
Steuern). ,Swer das imi ze Zürich samnet, der sol
von der rossiledi das imi nemen... Swel samner me
nimt, danne hie geschriben ist, ... der git zehen Schil-
linge der stat.' Z RBr. S. noch Eöd (Bd VI 595). —
Mhd. samenare. Noch im Tirol (Gr. WB. VIII 1744).
Immi-: = Immeler (Bd I 224). ,I.-Samner.' 1657, Z.
— Stur-: Steuereinnehmer. .Stürsamner' und ,stür-
sammer.' 1436, Zellw. Urk.
Sam(e)nete'1 f.: Häufchen frisch geschnittenen
Getreides, bereit zur Garbe gebunden zu werden; vgl.
Samleten. Nur in der Verbindung ,in s-en ligen', in
Häufchen (zum Binden) liegen. ,Were ouch, das körn
uff dem veld stuond, alle die wile es inn samnotfen]
lit und es nit under die wid kommen ist, so heist und
ist es ligent guot.' XV., ZGrün. Dingstattrodel; ebenso
XV., ZDürnt. Offn. und ähnl. 1435, ZBinz. Offn. (s. Sp.
606; in einer andern Abschrift ,in samnoten').
Vgl. ahd. mmanalun vel giwer/e, collatione (Graff VI 37),
.mmpnot, -et, manipulus' (Diefenb., Gloss. Jat.-germ. 347);
fränk. Sammele, das za Garben zu sammelnde Getreide (Schm.
2 II 276).
samen(t)-haft. äSpr., same"t- Aa (Roehh.); Ap;
Bs; BSa. und lt vRütte, Zyro; GT.; THEgn.; Z (auch
Stdt); St., samed- ThHw.,Mü., Pfyn, z'same-t- AALeer.;
L (XHerz. 1863), z'säment- AaF., Leer.; B; ZO., säme't-
ZStdt (Dan.), z'säme"- BHa. (zäme"-); GlM.; GWb.,
in der Kanzleispr. auch ,sam(m)thaft': zusammen, ins-
gesamt, sämtlich. aaOO. a) präd. (wohl meist adv.
empfunden). Auf Sachen bezogen. Das chund doch
ml gllchleger use", icen" 's grad zämenhaft g'macht wurd
BHa. Ja, dass-ich's z'säme"haft [mit einem Wort]
sägen, e" trürigC Mensch ist der Senn g'si". BBecker
1876. ,Er sol ouch den hoff [das Erblehen] sament-
haft bewarben und den nit zerteilen.' XVI., Z. ,[Das
Gebiet von Bormio] dessen Gmeinden wir in folgender
Tafel Männiglichen sammenhaft für die Augen stellen.'
Guler 1625. ,Was auch die Grausambkeit für Qual
und Herzenleid jemalen köndt erdenken von Anfang
bis dahin, tuet Alls beisammen sein und z'samenthaft
uns kränken.' JCWeissenb. 1679. .Solches [näml. die
beschriebene Sauce, soll man] süttig über die Fische
schütten und wieder sammenthaft in die Pfanne tun.'
EKönig 1706. ,Dass Alles [Holz] ohne Ausnahme,
klein und grosses samethaft abgehauen werde.' AaB.
Holzordn. 1752. ,Man kann und soll dissfahls noch
auf andere mitlaufende [Wetter-]Zeichen sehen, auss
welchen zusammenhaft eine vernünftige Mutmassung
zu schlüessen.' 1791, ApV. (UwSa.). Im Rechnen. Es
het z'sämmeHhaft bi drissg Fuedere" g'ge". EGünter
1908. .Bringet sammetuaft gerechnet bei anderthalb
jaren...' Eckl. 1575. .Samenthaft berechnet auf 299 fi.'
1795, Th. Bes. in Handel und Wandel, bei Kauf und
Verkauf, wohl zieml. allg. E tw. (z'Js. ge" Aa; B; Th;
Z. I'h gibe" ininer Nuss am liebste" dem Händler,
wo-si sameHhaft nimmt, nid numen es par Mes> B
(Zyro). Wottsch-se [zB. Kirschen] bim Pfung oder
grad sameHhaft? B. Sin G'werb samendhaft verchauffe"
Th. Auf einer Gant same"dhaft üsrüeffe" ThMü. ,Die
Schuhnägel hat er z'sammetbaft am Markt gekauft.'
XHerz. 1863. ,[Die Bauern mögen auf dem Markt]
sölich guot wol verkouffen samendhaft ald bi dem
mäs.' 1418, Z StB. .Die [Leinwand] sainenhaft ver-
koffen.' 1431, ebd. , Welcher den win samenhaft ver-
kouffen will.' 1492, Sch Ratsprot. .[Die Schuldner
sollen angehalten werden] dass si im den zins zuo-
sammen teten und samenthaft gebeut.' XVI., Z. ,Er
sol ouch, diewyl er in der statt husshaltet, zuo Andel-
fingen sine win vom zapfen schenken, doch mag er
die samenthaft verkouffen.' 1523/6, Z RB. ,[In einer
Teurung wird den Metzgern geboten] nit wie bisshar
samenhaft uszewägen, sunder armen und riehen ze-
teilen.' Ansh. ,[Eine Hypothek] ablösen, zins und
houptguod samenhaft.' 1550, Ndw. .Samenhaft kauffen,
918
coemere; s. verkauffer, die ire waar bei ganzen stucken
und ballen s. verkauftem!, solidarii venditores.' Fris. ;
Mal. ,Stuckwyss und sammenthaft' verkaufen. 1581, Z.
.Damit das tuoch und barchet zuo rechtem gelt in-
kouft werde, sollend die berren seckelmeistere das-
selbig alle jar sammenthaft inkouffen.' 1582, Z RM.
.Welicher von disen güeteren verkauffen will, der soll
sy nit stuckweis hingeben, sonder samenthaft.' 1592,
GTa.; ,s. abkaufen.' ebd. .Will N. [eine Burg] lösen,
soll er sammenhaft zuo Costanz oder Schaffhusen
losen.' JJRüeger. .Jedem, so ein Viertel Brod sament-
haft nimbt.' 1043, SchwE. Arch. , Uff das bitliche An-
halten der Sennbuwren diser Orten ist uff Zuosechen
hin bewilliget, dass sy ihre Käss sammenthaft bei den
Sennhütten wol verkauffen mögind.' 1661, ZBauma
Marktordn. ,Das Hindersitzgelt . . . sammethaft dem
Gottshaus überantworten.' 1719, THltt. , Einzeln oder
sammethaft [(ver)kaufen].' ZDonn.-Nachr.1787. S.noch
nach (Bd IV 637 o.). Auf Personen bezogen B; Gl;
Th. Ho, Da' isch schö", da"-n-er grad sammethaft
chö"d, die ganze Familie THEgn. Ir müesstet samethaft
absören u"'! a" Süiv dermit. JJRomang (BSa.). Ich und
d' Vrl'ne" möchtet-der z'sämenhaft nüd g'chw. CStreiff
1901. ,[Sie] sollen samenthaft zeunen und die gass
offen lassen, das das vieh sein lauf habe.' 1560, ZNän.
,1588 wirt den Weberzünftigen, welche die Märkte
besuchen, zugelassen, dass sie, doch allezeit samment-
haft, mögen um 5 Uhren zum Speiser-Tor aus- und
wider Abends um 7 Uhr eingelassen werden.' KWild
1847. ,Dass sie sich lieb habind samethaft.' Stettler
1606. Der Gesandten-Einritt zu Lauis soll .sammethaft'
erfolgen. 1726, Abscb. S. noch fähig (Bd I 724). ,A11 s.'
,Sy alle samenthaft' 1544, Th. S. noch Recht (Bd VI
274). ,Beid s.' ,[2 gemalte Scheiben] tuond beide sa-
menthaft 28 pf.' 1586, B. ,S. und besonders' oä. Ge-
naue Beobachtung dieser Vorschriften ,besunders und
sammethaft' 1398, Sch StB. .[Wird der Zins nicht
bezahlt, so darf der Gläubiger] gewonlich giselschaft
uff uns dryen samenthaft oder ye uff einen allein...
halten.' 1534, B. Sie und ihre Nachkommen sollen
diese Stücke Rebland .samendhaft und sonderlich'
innehaben. 1615, JGöldi 1897. Als Zeugen gelten
,2 ehrliche Männer, die es sammethaft gesehen und
gehört, oder 4, die es absonderlich gehört und gesehen.'
Zg Ref. 1723. — b) attrib. ,[Der G Rat war] willens,
samenthaften inzug der gegninen [der Leute aus den
verschiedenen Landesteilen] nit zuo gestattnen.' Kessl.
,Ob inn wider sammenthafter Erlegung [1. ,inn s.
Widererlegung'V] des Hauptguts der 30U0 Gl. ... einiche
Sumnuss oder Mangel syn wurde [verpflichten wir uns
Giselschaft zu leisten].' 1601, Z. ,Die sammenthafte
Bezahlung.' Z Mand. 1694. ,Das sammethafte Auff-
kauffen diser Sachen.' 1728, G (KWild 1847). S. noch
Muster-Platz (Bd V 261).
Ahd. saman(t)-, mmathaft Adj., -hafto Adv., mild, samen(t)-,
samethaft. Hie Beeiuflussung durch ze-samen auch noch in
.zuosameuhaft.' 1674, Schw LB.
sament-haftig. äSpr., z'sämeH- ZO., z'sämmend-
GrD., z'säme»- BE.; GrTIis (-mm-): = dem Vor. a) präd.
,Dise buoze sol ein rat gebunden sin s. in ze nemenne.'
Z RBr.; an anderer Stelle .sament in nemen.' ,Wir
getruwen das gelt s. üch gar kurzlich ze besorgen.'
1415, Absch. (BMissiv). ,[150 Gulden] dero er och
genzlich und gar also bar und s. von inen gewert und
bezalt war.' 1438, AaB. Urk. ,Min ynred s. yngefüert
wider beide erst schlussred der widerparty.' B Disp.
1528. — b) attrib. ,Die Castellanei Tarasp ... bestehet
in keinem zusammenhaftigen Dorf, sondern in kleinen
Nachbarschäftlinen und Höfen.' Sererh. 1742. — Ahd.
stuii<nut)!i<itti'i, mild. HfUutnth'i/tu'.
sament- haft ig- lieh, -ha ft -lieh: wie das Vor. a.
Adv. ,Enkein geselschaft noch manne samenthaftlich.'
XIV., B StR. ,[200 Gulden] dero er von im allenclich
bar und samenthaftenklich gewert und bezalt war.'
1441, AaB. Urk. — Mhd. samenthaftlich.
samentlich, bei Zwingli ,samenlich': = sament-
haft. a) präd. ,Bedunk min hern guot, sich s. der
ding zuo underreden.' 1484, B TB. 1900. .Damit er
[der Prädikant zu Rüti] ouch, wenn er welle, trinken
möge, so haben wir im im besten geordnet zechen
eimer wyn s. zuo herpst zyt inn ein fass, wie er yedes
jars gewachsen ist.' XVI., Z. ,So Got ein Eidgnoschaft
uss der uneinikeit ... in einen friden s. gebracht hätte
[usw.].' Ansb. Am Feierabend .zamentlich zuo hus'
gehen. Salat. ,S., mit einanderen, eins Streichs, simul,
cum, iunetim, coniunete, pariter, communiter, uni-
verse.' Fris.; Mal. S. noch Hächel-Mann (Bd IV 258);
Saffran (Sp. 338). Gehäuft. ,[Sie hätten] ain waid-
gang s. mit enanderen gebrucht.' 1521, Th. Sie ,all
s.' 1529, Absch. .Damit uns der zinss ... sammentlich
uff ein maal bezalt... wurde.' 1541, Z. ,S. und sunder-
lich', zusammen und einzeln. .Als ir samenlich und
sunderlich die disputation der zweien houptartiklen
. . . gehört band.' Zwingli. .Die von der landtschaft
sammetlich und sunderlich.' Kessl. .Die güeter sam-
mentlich und sonderlich.' 1546, Z RB. — b) attrib.
.Die sammetliche Erben.' 1747, ÄATäg. Gerichtsbuch.
Mhd. samentlich. Weitere Belege aus Aush. ; Kessl.; Vad.
bei ASchütt 190S, 70.
Sam(e)nung, , sammung' f., in Bed. 2 b meist m. :
1. Sammlung, Versammlung, a) von Sachen. Mit Bez.
auf die Traubenlese. ,Von der sunderlichen same-
nunge [des Edelweins erleidet das Stift Schaden].'
1320, aZoll. 1899. — b) von Personen; tw. concreter
Bed. sich nähernd, a) militärisch, Sammlung, Auf-
gebot von Truppen. .Darnach in dem selben jar ze
ingenddem aberellen do huob sich ein guote samnung
ze Wesen. Und an dem nünden tag aberellen zugent
si in das land Glarus.' Z Chr. XV. ,N. bracht kunt-
schaft von der sampnung wegen, als die heren baten.'
1407, G. ,Da kament die mere gen Bern, das die
Beben und ander Tütschen zuo hilf dem herzogen von
Osterrich gar gros mechtig sampnungen hetten wider
die Eidgnossen.' DSchill. ß. Wenn sich irgendwo ein
.samnung' machte. 1448, Absch. — ß) unerlaubte Ver-
sammlung, Zsrottung; vgl. Gesellschaft (Sp. 732);
bes. häufig in der Verbindung ,s-en machen, tuon.'
.[Wenn] ieman dehein heimlich samnung tuon wölte
ane ünsren schultheissen, die rate, venrr und heim-
licher, daz das unser ieclicher ... förderlichen melden
sol.' 1392, B StR. ,[Wenn] ieman ... wider unser ge-
swornen brief ... dehein geselschaft, gelüpt oder sam-
nung machty.' 1401, Z StB. ,Daz dehain unser burger
noch by woner ... dehainerlai led noch sach mit nieman
antragen noch anvahen sol noch kain samnung noch
beruoffung der Zünften und ouch kain gelüpt ver-
sprechen noch buntnüsse mit nieman tuon sol.' 1421,
Sch StB. ,Wer der ist, der in der stat oder im ampt
Zug dehein samnung oder gesempt an einem gericht
Sani, seni, sim, soni, sum
machet! . . .' Zg Stß. 1432. ,An h. Adrian, den von Schar-
nachtal ... sich uff die kilchwi zuo Fulense zuo fliegen
und acht zuo haben, ob sich einiche sampnung wolte
erheben und aldan die abzuostellen.' 1491, B RH.
.Heimlich Sampungen [!], Geruer oder Gespräch hinder
und ane Wüssen eines Schultheissen und Rats.' 1607,
AaL. StR.; in einer andern Handschrift: , Sampungen,
das ist böse Praticken, Geruer.' .Diseren bösen Handel
und uneerbare Sammungen.' ebd. ,Die solliche Sam-
nungen bruchtend.' ebd. ,S. über einen [gegen Einen,
zum Nachteil Eines] machen.' ,Wer der were, der in
üwerm land dekeine samnung über den andern machete
oder dekeinen teil gen dem andern hetti', der verfällt
jedem der drei Orte um 100 Gulden. 1385, Abscb.
,[A. habe] mit der red [dass er seine Reben verkaufen
wolle] wol bi 14 mannen in die reben bracht [dies
aber dazu benutzt, den B. öffentlich zu schmähen].
Die red und samnung hat er also frefenlich über den
B. getan darüber, daz [usw.].' 1397, Z RB. — 2. concr.
a) Schar. ,Die nun samenunge der heiligen engele',
wechselnd mit ,die nun chore der h. e.' XII., Wack.
1876. ,Alliu diu samenunge der engele unde der nien-
nesgen, die Got aneschouwent.' ebd. — b) klösterliche
Gemeinschaft, Kloster (bes. oft von Frauenklöstern),
a) das Kloster als Jurist. Person oder die Gesamtheit
der Insassen eines Klosters, Kongregation, Konvent.
,üo gab ichs der samenunge an Ütinbach.' 1251, Z.
,Die samenunge der ebtischenne, vrowen und pfafen.'
1265, ebd.; lat. ,conventus tarn dominarum quam cleri-
corum.' ,[Eine Kirche wird dem Augustinerorden ge-
schenkt] mit dien gedingen, daz die selben vrowen
ein convent und ein saranunch ze der selbun kilchun
ir ordens mit zwölf vrowon ze minsten, die da Gotte
dienin, inrunt vier iarn stiften, machon und steten
sun.' 1282, L. ,Daz es ein stetir samnunch heizen
sülle.' ebd. ,Die Sammung der Schwestern in Brunn-
adern [in Bern].' Imob. 1878 (nach einer Urk. von 1286).
,Dem samenung(e) von Eingelberg, von Wettingen
[usw.].' 1287, L. ,Swester Ita, du eptischenna, unt
der samnung von Unser vrowen tal.' ebd. ,Wan sol
ouch vom [!] eim halben müt kernen eim kaplan ze
Vare jerlich ein Schilling pfenningon geben und mit
dem übrigen pfeffer choufen der samnung gümeinlich.'
1800/16, Z ÜB. ,Die frowe von Genadental, die meistrin
und den samennunch.' 1302, ÄABremg. StR. ,Dem
samnung [von StUrbau].' 1303, AAZof.; vorher: ,der
abbet und der convent von St U.' ,Dien priesteru
unsers samnungs.' 1321, UwE.; noch wiederholt in
Engelb. Urk. des XIV. ,Das nieman sin hus deheim
covent noch samnung geben sol noch ordnen.' 1356,
B StR. ,An der samnung stat.' 1384, UwE. ,Dem
samnung der inbeschlossenen klosterfrowon ze Engel-
berg.' ebd. ,Des samnungs.' 1399, Schw. ,Die samnig
in Widen ze Wesen [haben die Herren von Rappers-
wil usw.] gestift ... jetz etlich zit [haben] die von
Wesen über der samnung gült die band geschlagen.'
1532, Strickler. S. noch Hafen (Bd II 1007 o.); Pflig-
niss (Bd V 1238). — ß) mit Hervortreten des örtlichen
Momentes (von cc nicht immer scharf zu trennen);
gew. nur für bestimmte Klöster und tw. fast als Eigen-
name. ,Die vrowen in dem samnunge von Kostenze,
die in unsere stat gesessen sin.' Z RBr. ,Er sol 8 ß
geben in den obern sammung an ein kerzen.' 1321,
UwE. (vgl. vorher: ,in der vrowen kloster'). ,Die
vrowen in der samnung vor Widen [bei GWeesen].'
1322, Gl Urk. .[Bischof N.s] jarzit ze begene in dem
nideren samnunge und in dem oberen.' 1339, UwE.
,Die frowen in sampnung.' 1351, AaEiI. (,die Clarissen-
Nonnen von Schännis im Convente zu Aarau'). ,Die
frouwen in der samung' (neben einmaligem , samnung').
Ende XIV., Z StB. ,In der frouwen im samung reben.'
1404, Z RB. ,Von der Würzen die strass nider unz
an den sammung und von dem sammung die richty
hin unz an Matthias huss.' 1409, Schw LB. ,Do lüffen
er und sin gesellen dem Juden nach für den samung.'
1412, Z RB. ,Es hab sich gefüegt, dass sy für die
samnung her gangen sigin.' 1436, ebd. ,Den Schwe-
stern in der sammunge ze Muotachta).' 1448, Gfi>.
,Die andechtigen geistlichen swestren in der samnung
Zofingen.' 1499, ebd. S. noch seilen (Sp. 737). Vgl.
auch vArx 1810/3 H 206/7.
Alnl. tamanunga f., mhd. sam(e)nunge f. in den gleichen
Bedd.; vgl. auch Gr. WB. VIII 1744. Das Masc. erscheint
auch amhd. (Braune § 207 Anm. 2; Lexer II 598 mit zwei
Belegen, von denen eiuer Schweiz.), wie bei uns auf Bcd. 2 b
beschränkt; vgl. zum Geschlecbtswer.hscl auch die Anm. zu
Eining (Bd I 282) und Wilmanns II * 371.
Sam(e)nunger m.: Teilnehmer an einer uner-
laubten Versammlung. ,Ob aber sembliche Sampunger
[so; in einer andern Handschr. der erklärende Zusatz:
,und Anheber'] in der Statt Lenzburg nit begriffen
wurden, so soll doch ir verlassen Hab und Gut alles
sampt und sonders dero Landsherrschaft ... verfallen
sin.' 1607, AaL. StR,
samle" (-«" PPo.), in ZWetz. samble", in GRChur,
vPr. (ausser Furna, Valz.), UVaz sämle", semle", in
ArK. samble", in B (Gotth.) auch sämele", Ptc. -et:
1. a) (tw. mit verschwiegenem Obj.) sammeln Aa; Ap;
B; Gr; GT.; Tb; Nnw; U; Z und wohl weiterhin,
doch abgesehen von bestimmten Verwendungen nicht
recht volkstümlich. ,Samlen, contrahere, als früclit
und dergleichen, legere, metere [usw.]; an ein häuften
samlen, conglobare.' Fris.; Mal. Von Sachen. Ich
ha" Blüemli g'sämblet ApK. , Allen denen, so ihren
Anken selbs machendt und sammlendt [zsbehalten,
zum Verkauf].' 1667, Z. Almöse" s., gewählter als
keusche" ZO. Prägnant für Gaben sammeln AALeer.;
ZS. ,Das si ir narung hattend und nit me den
bettel samlen rauessten.' HBrennw. Chr. ,Gält ma-
chen, das ist galt lösen und samlen oder zesamen
legen, peeuniam facere.' Fris.; Mal. ,In die gmeine
samlende [passiv] stür.' 1590, ZBerg; vorher: ,in die
gmeine zuosaniraentragende stür.' Auf den Hirs-Män-
tag wurde Hirse gesammelt; vgl. Bd H 1633. ,1580
ward das ungerympt Wäsen am Montag nach der alten
Fassnacht mit dem Blochzühen, Böggenwerk, Hirss-
Samlen ... abgeschafft.' RCvs. (Br.). , Montags hat man
den Hirs gesammlet und Mummereien geübt.' 1607,
JWHEssl905(BsRotenfl.). Heiv samlu" PP. Ernten U.
,13 tag ze höwen und 2 tag haber samlen 1 pfd 12 ß.'
1536, Z Klosterrodel. Das Vieh auf der Alp (zum Melken
oder zur Nachtherberge) zstreiben GRChur, Hald., Pr.,
UVaz. Patzger, gang go" sämle"! Am Morge"t, so
bald 's a'föht tage", stond-s' [die Alpknechte] üf ga"
sämle". Bühl., Chrest. (GRÜald.). Wenn der wild Ma""
d' Hab semmlet und vor Sunnenüfgang über ä" Vilan
[Berg] zerzadereti Sehnehilbi i"he"gugget, cham-me"-sich
uf en Enderi"g g'fasst mache". Schwzd. (GRPr.). Un-
pers., es samlet Eiter (Materi), es sammelt sich Eiter, zB.
im Finger AaF.; Ar; B; GT.; Th; ZO., S. Uneig. Same"
S;iiii,
922
s., bekommen, vom Hanf GnPr. (AfV. VI 82). (Di1)
Stimme s., für eine Ansicht Stimmung machen, Gleich-
gesinnte werben, für Abstimmungen, Wahlen ZO.
Von Personen. ,Rät sammlen', zur Katsversammlung
berufen. 1467, BStR. ,Ein gebott samlen und machen.'
1467, Z. ,An dem nächsten samstag Hesse N. mit
sinen meistern über inn ein bot samlen.' 1486, Z RB.
,Kriegsleut oder einen zeug samlen, milites vel exer-
citum colligere; zeugen samlen, colligere festes.' Fris.;
Mal. ,Ein gmeind samlen.' 1569, ZAnd. ,Wan fünf
man zuo einem amman des tals komen und begerent,
dass er inen ein gmeint samlete, so soll er inen ein
gineint beruoft'en.' XVI. / XVII., UUrs. ,N. sammlet
und haltet zum öfteren Gmeinden ohnwüssend des
Vogts.' 1703, ZEinbr. ,Wann der Dorfmeier eine Zu-
sammenkunft samlen [will].' 1764, ZBenk. — b) refl.
Das semlet-sich, Das summiert sich GrPi\; Syn. üf-
tragen. Frage an Leute, die Kartoffeln graben, Obst
pflücken: Samled ■ si - si'* brav? Antw.: Es hed-sieh
scho" besser g'samlet aScHw. Endlich het . . . Glichs und
Glichs si''1 a"fah" z'sämele". Gotth. ,Sich samlen oder ze-
sanien tuon, agglomerare, convenire.' Fris.; Mal. ,Das
eiter samlet sich oder kummt zuosamen, coneurrit
materia.' ebd. ,Wenn die natürlichen spiritus in dem
Winter sich zu dem centro der Würzen gesämblet.'
JZiegler 1647. S. noch ge- (Bd II 50 o.). - 2. ,das
urteil s.', durch Abstimmung festsetzen. 1493, ZRhein.
— g8-samlet. ,Ges. vech': ,Das die Walliser kein
gesamlet vech meh uff die alppen triben, sunder das
si selbs in iren stellen erzogen oder das si wüssen,
das solich vich au ortt und enden sye gestanden, da
kein gebräst sye gewesen; dann wo si also zusamen-
geläsen vich uff die alpp triben und denen an der
Lengg davon ettwas Schadens solle [1. solte] zuofallen,
wurden si den abtragen.' 1517, B RM. ,Mit g-er hand',
einstimmig. ,Darumb fragt ich ouch des rechten uff
den eid und gab gricht und urtel mit gesamleter hand,
das...' 1413, Gl Urk. (nach einem Vidimus von 1498).
Mhd. samehn, jüngere, durch Dissimilation ciitstaiHlcnc
Form für tamenen (s. d.); vgl. auch Gr. WB. VIII 1741,3.
Die Gruppe samt- geht daher der Gruppe samenen usw. pa-
rallel. Die umgelautete Form (weitre Zeugnisse s. unter
Samler, Samkten) ist auch bair. (Schm. a II 276) und eis.
(Martin-Lienh. II 356); vgl. dazu lipp. temmen (Gr. WB.
VIII 1744 unter ,sammeaen'), sowie ze-sämen unter zesamen.
ab-: ,zB. die Frucht von Bäumen ablesen' Ndw
(Matthys). — Vgl. Sauders II 849.
üf-: auflesen. ,Ein reiner mann sol die äschen
von der kuo auffsamlen.' 1530, IV. Mos.; ,auffraffen.'
Luther. — Vgl. Gr. WB. I 717; Sanders II 849 und mhd.
üßammen (Lexer II 1700).
a"-: wie nhd., bes. refl. Aa; B: GT.; Tu; Ndw; Z
und weiterhin. — Vgl. Gr. WB. I 433; Sanders II 849.
iD-: einsammeln Aa; B; GT.; Th;Ndw; Z. ,[Einen]
zechenden insamblen und beziehen lassen.' 1573, G
Rq. 1906. ,Die unseres ampts Embrach teil zechen-
dens jerlich insamblend.' 1594, Z. — Vgl. Gr. WB. III
264; Fischer II 636; Martin-Lienh. II 357.
er-: durch Sammeln zsbringeu. ,So hand wir doch
etlich kilchenzierd ... under uns selbs gebettlet und
ersamlet.' 1528, ScHSt. .Merkwürdigkeiten, die ich
auf meiner Reise ersammelt.' Sintem. 1759. — Bei
Saudeis II 849 a aus Hebel.
ver-: a) (ver-)sammeln. ,Sin her, volk, rat versam-
len.' Morgant 1530. ,Ein möschin beckin, daryn der
harn versammlet ist.' Rdef 1554. ,V., colligere [usw.];
den radt, ein gemeind, ein schar v.; einen zeug wider
einen v., exercitum colligere; zuo einem gespräch v.,
cogere ad verba.' Fris.; Mal. — b) refl., sich (ver-)
sammeln. ,Die heiden versamletend sich.' Morgant
1530. ,Zuo Esslingen versambletend sich die Juden
...und verbranntend sich selbs.' Äo.Tschudi. , 1 ' ie
knecht zühend sich oder versamlend sich in die statt,
railes in meenia colligit se.' Fris.; Mal. ,Ein Pfütz,
alwo sich das Regenwasser versamblet' JLCvs. 1661.
S. noch raten (Bd VI 1598 o.). — ver-samlet: ver-
sammelt (von Personen), gesammelt (von Sachen).
.Diewil mh. jetz nit wol versamelt... sigen.' 1493, Z
RM. ,Der XII orten ratsbotschaften ... zuo Baden...
versamlet.' Kessl. (Schreiben Vadians; an anderer
Stelle bei Kessl. ,versampt'). ,Wol versamleter und
besetzter radt, frequens senatus.' Fris.; Mal. ,Wänn
das volk zur predig versamblet ist.' 1588, Z RB.; vgl.
voll (Bd I 779). ,üas versamlet Öle.' JJNüscb. 1608.
— Ver-samling (-i"« Ap) f.: a) Aufgebot, Mobil-
machung. ,üiewil die versamlung beschach.' Morgant
1530. ,Do er die v. gsach, so Marsillia tet.' ebd. —
ß) Turnier. Morgant 1530, 20; frz. joustes ou tournoy.
— Y) Treffen, Schlacht. ,In der selbigen v. kam grossen
adel um.' Haimonsk. 1531. — 8) im bürgerlichen Leben,
bes. in Zssen wie Volks-, Rechtsami (B)-, Röds{kv)-V.
,Rengnold vernam, das die burger uff einem platz
versamlet warend ... [sie] giengend an daz end, da
die v. was.' Morgant 1530. ,V. oder gmeind, ecclesia,
conventus, ccetus [usw.].' Fris.; Mal. (vgl. 428 a/b).
— s) frommer Konventikel ArHer. ; 13; Z; Syn. G'sell-
schaftli (B), Stund, Stündli. I" d\ (in B auch z') V.
gä", solche besuchen, einer Sekte angehören B; vgl.
Bärnd. 1904, 576. ,Eisi war es, wie es sagte, mein-
eidig erleidet in der Einöde. Die Leute wären nicht
bös, aber dumm und altvaterisch. Da sollte es immer
gehen wie in einer V. und obe" druf sott 's de"" noch
all Stunde" z' Chilche".' Gotth. [I'hJ icill selber e"
Finte" ha" u"d V-e" geistliche u"rf angeri. ebd. Vgl.
dagegen ,die cristenlich v.' im Gegs. zur ,rottierung-
(BdVI 1793). - G*-meinds-: V. der Stimmberech-
tigten einer Gemeinde, wohl allg. .Gmeindsversamb-
lung.' 1720, GRq. 1906. — Bundes-: die vereinigten
eidg. Kammern (National- und Ständerat). — Ver-
samli"ger in.: Sektenpfarrer BBe. (Dan.).
Vgl. Gr. WB. IV 1 b, 3247. XII 1037/40; Fischer II
1287. Bed. s von Ver-samling auch bei Martin-Lienh. II 357.
näch- Nur in den Abi.: Näch-samlete'' f.: Nach-
lese in der Ernte, spicilegium PPo.; ScHSt. (Sulger),
auch das von den Trägern beim Eintragen verlorene
und gesammelte Heu PPo. — Näch-samlung f. ,N.
der kornäheren, wenn man geschnitten hat, spici-
legium.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. VII 109.
be-: a) von Sachen. Zsbringeu: .Darum si von
allen bürgeren ir silbergeschir und andere kleinot
entlenotend und uf das rathus besamlotend.' HBrennw.
Ohr. Refl., sich sammeln: ,Wann sich die wannen
dempf an ein kalt ort besamlen.' HPant. 1578. —
b) von Personen, (vollständig) versammeln, zskoinmen
lassen. ,Das Bataillon ist besammelt.' Militarspr.;
vgl. HBlümner 1892, 13/4. ,Also besamlot diser kaiser
vil herren und stett.' Z Chr. 1336/1446. ,N. rette zuo
inen, daz sy die von Winingen besamlotind und inen
gebutten ... daruff sy ein gemeind besamlet habint.'
1469, Z RB. ,So belib doch, unez das ich die ritter-
(i-2:";
Sam, sein, sira,
schaft besamly.' 1475, Volksb. ,Das sy ir volk be-
samle ian Frankrich zezüchen.' Morgant 1530; so
noch mehrfach. .Ward das conciliura zuo Trient bsainrn-
let.' JHaller Chr. 1550/73. S. noch Rät (Bd Vi 1571).
Kefl. oftimXVI./XVIL; zB.: ,[Die Tiguriner] besamm-
lotend sich.' HBrennw. Chr. So noch heute in der
Kanzlei- und Militärspr. Im Sg. (vgl. Sp. 915) : ,Der ad-
uiiral bsaromlet sich widerumb.' 1569, HBull. D. —
Järs-Be-samlungf. ,Uff die 4 bestimbte J-en.' 1629,
AaB. StR. — Mhd. besamelen (Lexer Nachtr. 66) ; Tgl. Gr. WB.
I 1541; Sanders II 849 (Belege aus Stumpf); Fischer I 886.
ze-säraeD- s. ze-samen (Sp. 912), auch Samleten (Sp.
924).— zue-, Ptc. zueg'samlod PRima (Schott): sam-
meln, seine Habe zspaeken; in der Übers, von Lue. 15, 13.
Samler, in Ar; GStdt Sämler m.: 1. pers., wer
(ein)sammelt (zB. Geldbeiträge zu einem bestimmten
Zweck, die Stimmen bei Wahlen) B (Zyro), Einzieher
des Kirchenalmosens GStdt. ,Und sol ein s. in den
bruoderschaften das gelt inziechen.' XVI., LRusw.
,Der Sammler'; s. Quellenverz. 14 b. — 2. a) Wasser-
(Aa; Ap; B; ScHSt.; S; Th; Z), auch Jauche- (B; S;
uTh) Sammler; teils nur eine Grube, Zisterne, teils eine
vollkommenere Anlage (hölzerner Kasten, Reservoir;
Stauweiher). ,Aus diesem [dem Kännel] fliesst Alles
in einen Kasten oder in eine Grube ausserhalb des
Stalles. Diese Grube heisst der Sammler.' Schweizerb.
1805. , Mitte Herbstraonats bat man unten am Dorfe
einen zweiten Sammler gemacht.' 1808, JJSchlapfer
1839. S. noch reisen (Bd VI 1311). ,[Wir wollen]
inen so vil wasser von dem bronnen verggen in im
s., sovil wir mögend entperen.' 1512, AAWett. Arch.
,Das wasser in einen s. samlen.' 1563, Z RM. ,Von
Wasser einen Sambier ald Wyger gemacht ... ober-
halb irer Müli zu Trib derselben.' 1609, Z. , Einen
S. oder Weier.' 1782, ThHw. Arch. ,Dass die Gmeind
disen S. zu einer Tüchelros ... nuzen ... solle.' 1788,
ebd. Der ,S.' der Löggen (in Bed. 3; Bd III 1232); s.
AHöpfner II 74. Bildlich. ,[Es ist] zu besorgen, dass
unser Land ein rechter Sambier alles Bettels werde.' Z
Mand. 1635. ,Der Krieg ist ein S. alles Jamers.' FWtss
1650. .Alle Krankheiten haben einen gemeinen S. und
Ursprung, der ist die Sund.' ebd. 1653. ,Ihre [der
Gläubigen] Seelen solten gleichsam sein die geistlichen
Brunnenstuben und S. diser Wasseren.' JJUlr. 1718.
.Sein Herz [ist] ein rechter S. der unreinen Lüsten.'
ebd. 1727. — b) Holzgeschirr, in dem der Rahm (UwE.;
Ndw; s. Nidlen-S.) oder der Zieger zu Näch-Scheid
(BSi.; s. Ziger-S.) gesammelt wird; in einem S. werden
auch die zerschnittenen Winterkäse l'g'macht BE.
(Bärnd. 1904, 491). — C) ,ein altes Buch, worin ver-
schiedene Verordnungen udgl. aufgeschrieben sind-
ApI. (TTobler). — Vgl. Gr. WB. VIII 1752; Sauders II
848 b; Schm. 2 II 276; Bed. 2 scheint nur Schweiz, zu sein.
Lumpe"-, in GrvPi-.; GRh. tw. -Sämler, -Semler:
1. Hademhändler Ap; B; Gr; G; Tu; Z; wohl allg.
L.-Sämler, Übername der Bewohner von Götzis im
Vorarlberg bei den benachbarten Schweizern (Bir-
linger). S. noch ver-quanten (Bd V 1302, wo zu lesen
-semmler). ,NSteiner, der lumpensamler.' 1548, ZSth.
— 2. scherzh., der letzte Nachtzug der Eisenbahn, das
letzte Abendschiff B; G; Tu; Z. Vgl. L.-Glogg (Bd
II 614). — 1 auch bei Gr. WB. VI 1299.
Müli-: Mühleweiher. .Barbara S. hatte in dem
Mühlesämmler unter hiesigem Dorfe ihr zweijähriges
Kind ertränkt.' JJScbläpper 1839. — Nidle"-: drei-
eckiger Holzkübel, in dem Rahm zsgespart wird, um
später in den Anke"-Chübel geschüttet zu werden
Ndw; UwE. — Säckli-: Klingelbeutelträger. ,Ein
Mitglied des grossen Rats und Säcklinsammler.' 1664,
Sch Chr. ,Besoldung eines Säcklinsammlers.' XVIII.,
Sch Ämterbuch. — Schlamm-: Sammelschacht für
Strassenschlamm Z (offiziell).
Schmer-, in GRSchud. -Semmler: hölzerner Stuhl
mit halbkreisförmiger, geräumiger Sitzfläche und eben-
solcher niedriger Lehne, Art Armstuhl GrD., Glar.,
L., Schud. — Wer in einem solchen zu sitzen pflegt, sam-
melt gleichsam Schmer, setzt Fett an.
Stür-: wer milde Beiträge (bei Brandunglück,
Wasserschaden) sammelt. 1761/71 wurden fremden
Steuersammlern 159 fl. 13 Kr. zugeteilt. JJSchlapfer
1839. — Wasser-: = Samler 2 a Ap; Th; Nnw; Z.
, Gegen Feuersgefahr sind zwei Wassersämmler bei
dem Dorfe errichtet.' JJSchlapfer 1839. ,Die Hälfte
an dem W. und an der Mistwürfe', als Grundpfand
ZEngstr. (Amtsbl. 1905). .Wegen streitigem W. in
Seebacber Lehen.' 1788, ThHw. Arch. — Ziger-: run-
des, nach unten verjüngtes Formgefäss für Zieger, mit
Löchern zum Abtropfen in Boden und Wänden BG.,
Si. Vgl. Af V. XIII 23 (Abbildung) und Bärnd. 1911, 178.
— Hanf-zehenden-: Einzieher des Hanfzehntens.
,Dem H. von Hausen fürs Amt.' um 1750, Z; vgl.:
, Einem Mann von Hausen, welcher den Hanfzehenden
daselbst, so einem Arntman zudienet, ins Kloster bringt,
mag bis 30 Trageten geben, gebe man von jeder Tra-
geten 1 Almosenbrödtli und 1 Mutschli; wird abge-
stellt.' ebd.
„Samlet m.: Platz, wo zB. Menschen, Vieh,
Wasser sich sammeln. " Dial.
Saralete", in ÄpLb.; THAad., Märst, Sämlete" bzw.
Seml- f.: 1. abstr. 's ist grad e" Sämlete", heisst es etwa
bei unergiebiger Weinernte, wenn man die Trauben
gleichs. zssucuen muss ApLb. — 2. a) von Feld-
früchten, a) = Sameneten (Sp. 916) Aa; ScaSt. (.inani-
pulus spicarum.' Sulger); Z (so Bass., Brütt., O., W.),
den 8. bis 12. Teil einer Garbe ausmachend; vgl. Garb,
Hüff, Hampfel (Bd II 412. 1044. 1303); Bruch (Bd V
368). Nach ausdrücklichen Angaben für Z (am Albis,
Hörnli) beim Schneiden mit der Sichel. Wenn- er
schnide'd im Summer, die vile" S-e- hüfle-d. KdMey.
1844. ,[N. bekennt] das er an 27s juchart nit recht
gezendet, sonders allweg an ein zendengarben ein
sambleten minder getan und also bi 15 oder 16 garben
gemachet hab.' 1527/9, Z RB. ,Die samleten, gesam-
leter hauff, congeries, manipulus, fasciculus spicarum,
collectum; ein samleten kom abschneiden, spicarum
fascem desecare.' Fris.; Mal. ,Von wegen zweier s-en
kom, so gemelter Thöni ab des Cuonzen achcr ge-
nommen.' 1566, Z RB.; so noch mehrfach. ,Die Ernd,
da die Schnitter das Getreid mit den Sichlen ab-
schneiden und das abgeschnittene s-enweis (handvoll-
weis) zerlegen und die S-en mit Rächen in Korngarben
zusammen samlen und sie mit Widen zusammen bin-
den.' Spleiss 1667. , Fasciculus spicarum, S-en.' Denzl.
1677. 1716. ,Dises Hagelwetter hausete sehr übel, so-
wohl in den Sammleten als auch in dein noch stehen-
den Korn.' 1714, ZOGlatt. ,An s-en ligen'; s. Bir-
ling (Bd IV 1503: , semloten'; in andern Redaktionen
,samraloten, Sammleten'); entsprechend ZGrün. AR.
925
Sani, sein, snn, som,
1668 (Z Stat. 1834 I 62). ,(Korn) an s-en.' ,Aber hat
er verjehen, daz er uff einem acher ze Cham 4 garben
und dem meiger von Steinhuss an samloten by 3 gar-
ben verstoln hab.' 1433, Z RB. ,Zuo komgarben an
s-en genommen und dieselben uff sinen acher treit.'
1083, ebd. — ß) Schwaden, Lage des geschnittenen,
auf dem Acker zum Trocknen ausgebreiteten Getreides
ÄABb.; SchScIiL; Th (so Hw., Märst., Mü. und lt Pup.);
Z (so Auss., 0.). Gelegentlich auch vom Hanf ThMü.
Eine der zwei Lagen Ähren, die in der Tenne zum
Dreschen bereit liegen ScHBegg. Syn. Zatten. A"
S-e" lege". Der Haber [ist] (/schnitte", a" S-en a"g'leit
durchnöch und nöch. Stutz. ,Eine geübte Nachlegerin
folgt oft zwei Mähdem und legt die Halme rasch und
sauber an S-en.' Tschudi LB. 1863. — b) als Über-
setzung des lat. farrago (als Buchtitel). ,Eben der
selb wütscht mit seiner sammleten dahär, schlecht
lerman [usw.].' HBull. 1557; vorher; , farrago, das
ist mischleten oder Sammlung.'
Vgl. schwäb. Sammlet n. (Schm. 2 II 276)? Der Beleg
,une samelte, manipulus' aus dem neuen Diction. (Genf 1695)
bei Gr. WB. VIII 1743 ist viell. Schweiz. Bei Sauders II 849
Belege aus BAuerbach. Eiuzelue Belege unter 2a a könnten
auch zu ß gehören. Zu der Stelle: ,Ein Haus, Hofstatt, Ge-
rechtigkeit, die S-en genannt, in dem Baumgarteu innen.'
1653, AaWett. Aren. vgl. Samenung, Sämling. Sulger de-
finiert auch .Sammlung, collectio'; vgl. b?
Samli°g f., in Bed. 2 auch m.: 1. wesentl. wie
nhd. Sammlung, a) als Vorgangsbezeichnung. ,Sam-
lung, meerung, autfhauffung, aecumulatio [usw.].' Fris.;
Mal. (Zur) S. blase", militär. .Drei Wirbel zur Samm-
lung schlagen.' B Kriegsordn. 1764. ,Wenn die Samm-
lung geschlagen oder geblasen wird.' ebd. ,Wenn die
Sammlung schlägt.' ebd. Unerlaubte Zskunft; Syn.
Samenung lb ß. , Vernietung und verbot in krieg z
loufen, samlungen und ufruor zuo bewegen.' 1480,
Ansh.; im Text des Erlasses ,all besunder heimlich
versamlungen.' S. noch Bottierung (Bd VI 1793). —
b) (Gemälde-, Waffen-)Sammlung. wohl allg. bekannt.
.Samlung etlicher dingen, coactura.' Fris.; Mal. —
2. = Samenung 2 b. a.) als Institution oder persönl. .Der
convent und samlung der frouwen und Chorherren.'
um 1350, Z. ,N. ze der zit meistrin der samlung ze
Engelberg.' 1449, Gfu. ,Den frouwen in der samlung
hie Zürich.' 1487, Z RB. ,Des obere klosters [zu
ZRhein.] halb, als das vor ziten ain baginenhus oder
Sammlung ist gesin.' 1525, Absch. Eine Schwester
hegehrt Aufnahme in die .samlig' zu Wesen. 1552,
ebd. Verbot, städtische Liegenschaften ,an ainich
gotts- oder ordenshauss, samhlungen, spitäl, stett,
gmainden' zu verkaufen. 1585, AaKI. StR. — ß) ört-
lich. ,Si [die aufständischen Appenzeller] woltend gen
der samlung [Beginenkloster bei GWil] louffen.' Ap
Krieg 1405. ,üo entzünt sich in unser samlung [Frauen-
kloster Engelberg] in der kuehi ein für.' 1449, Gfd.
In Zürich. .Kindlerin by der samlung.' 1459, Z; ge-
meint ist die S. der Schwestern von Konstanz, auch
St Verenenkloster genannt (schon im XIV.); vgl. Vög.-
Nüsch. 422/3. .RHeinis wib löufferin in samlung.'
1481, ebd. .Unser tochter Katrinen closterfrow im
samlung.' Edlib. ,[1526 wurden] uss den fünf clöstren
zun bredier, augenstinren, barfossen, an Ötenbach und
St Frennen im samling [die Kirchenzierden entfernt].'
ebd. ,In der samblung ein scheppeli, so einem Jesus-
kindli gemachet, verstollen.' 1528, Z RB. In der Re-
formationszeit kam die aufgehobene S. an das Spital
(s. Sach Sp. 108 u.), das sie 1551 an den Buchdrucker
Froschauer verkaufte; der Name S. wurde auf ein
1550 neu erbautes Spitalgebäude übertragen (Vög.-
Nüsch. 441): ,N. soll im samlung enthalten werden,
biss m[eister] R. im gehelfen mag.' 1557, Z RM. ,[N.
soll] uss dem hüssli inn samling an ein kettinen ge-
taan [werden].' 1573, ebd. ,In dem Hauss, der Sam-
ling genannt, ist die Weiber- und die Männerstuben.'
Mem. Tig. 1742. Noch in der 1. H. XIX. hiess das
grosse Hauptgebäude des Spitals der S. Z (Prof. Grob).
In Winterthur. ,Die frowen kamend uss der Sammlung.'
Bossh. Chr. 95. , Samlung ward der spital [Titel].' ebd.
133. In Wettingen. ,6 Viertel Kernen ... von einem
Haus und Baumgarten, auch ongefahr zwen Tauwen
gross, so ein absonderlich Guet und nit zum Hof ge-
hörig sind und die Samblung genennt werden.' 1653,
AAWett. ,Ein Baumgärtli in der' Sammlung.' 1769,
ebd. — Mhd. aamelunge f.; vgl. Gr. WB. VIII 1752/3; San-
ders II 848; im Übrigen s. Samenung.
Bett-: = dem Vor. 2. ,Der heiigen fürbitt hat die
grossen betsammlungen, bruoderschaften, örden dem
papsttuom gebracht.' Zwingli; in der lat. Übers, fra-
ternitates, ordines et alia huius generis aueupia. —
Wasser-. ,[Ein Maibrunnen fliesst] bis die W. ab-
schweinet.' JJScheüchz. 1707. 1746.
Samlunger m.: Insasse einer .Samlung' (in Bed. 2).
.Item der samlunger [des Z Verenenklosters] guot git
2_bürling.' XIV./XV., ZBass.
samt, inPAl.sawd, in Ap; Schw; Uw; ZO. (jünger
samt) sant: 1. a) Adv. = samten) (Sp. 908) PAL (,in-
sieme'). ,[Es sei nicht genug Brot vorhanden, so dass
man] daz volk sampt nit in die stat lassen könne.'
1480, Bs. ,S. und sonders', im Ganzen und im Ein-
zelnen, Alles B (Zyro; wohl aus der Sprache der Ge-
bildeten). Er hat sannt und sunders 'blichet [die
ganze Zeche bezahlt]. Messikommer 1910. Ein Brief
.unsere lieben getruwen NN. sampt und iegklichem
insunders.' 1475, Bs Chr. ,Zuo den selben buoben
sambt oder sonders griffen.' 1527/9, Z RB. (noch mehr-
fach). , All (gmeinlich) sampt und sonders.' 1605, Z
Rq. 1910. S. noch Samenunger (Sp. 920). — b) Präp.
mit Dat., mit Ap; GT.; Schw; Th; Uw; ZO. E" Hüs
sant Al'em, wo drenn ist Ap. Er chund sant rfcm Bueb
Nnw (Matthys). Bou sitzt 's Schneggli sant <'em Eüs.
Lienert 1906. S. noch Süffi, (Sp. 356). ,Der papst
sammt allen sinen anhängeren.' Zwingli. ,S. den Meit-
linen.' 1661, JMHung. 1852. ,Sambt Underweibel.' 1730,
GRNuf. S. noch zue-geben (Bd II 95); hüsen (ebd.
1740); Leder-Bock (Bd VI 832): ge-sichtiglich (Sp. 269);
Zech-Ge-sell (Sp. 729). — 2. vor Ordinale wie selb
(dritt usw.); vgl. Sp. 825. ,[Adler] die nit allein, sunder
sampt viert oder fünft fliegend.' Vogelb. 1557.
Ahd. samant, mhd. sament, samet, samt, sant in Bed. 1
a und b; vgl. auch Gr. WB. VIII 1753/4; Sanders II 850
(auch zu den Zssen) ; Martin-Lienh. 11 357. Zu lb vgl. noch
,sand.' XII., Wack. 1S76. Zu 2 vgl. Schm. 2 II 285. 315;
Lexer 1862, 212; ist die Füguug aus sali, (ander) Sp. 825
(vgl. auch halb 1 c ßS Bd II 1163) entstellt?
all-: = all-sam(en). ,Allssampt.' Ruef 1550; s. auch
Baren (Bd IV 1441). ,(Wir, üch) allesand.' 1513,
LTobler, VL.; 1532, Schaüsp.; Aal 1549. ,A11 sant'
GBinder 1535; ,all sand.' Ruef 1539 (s. Sp. 775); ,all-
sainmt, allsandt.' GGotth. 1599. 1610; .allsant.' nach
Sani, sem, sim, som, sum
1653, Gr. Verstärkt ,allgotzsand.' Ruep 1539; ,all-
gottssampt.' ebd. 1550. — Vgl. Gr. WB. I 231. 238.
mit-sämt Ap; B; GT. (Brägger), W.; Sch; Th; U;
Z, -sdnt Aa; Ap; Bs; B; GRHe.; L; GA., G., T.; S:
= samt 1 b. wohl allg. Er ist fürt m. Allem, m. der
Frau. Gang-mer e"weg m. di"'m Geld! Bs. Minn Vatter
ist en Appe'z'eller, frisst de" Chäs m. 'hm Täller ! Ap;
Th ; Z. Vertrü'H'd-i [euch] Sant Wandel und 's Veh mit
santem Land! JBHäffl. 1801. Ich schlah"-dich mit sandt
der Gable" unger d' Krüpfe" ungere"! Gotth. Er springt
mit zannte" Chleidere" i" 's Wasser. JHofst. 1865.
Wenn-Der Nüt weit ge", muess-Ech der Iltis d' Hüener
ne* mit zantem Güggel. ApV. (BsBirs.). Mit sante"
Hüften. Barnd. 1904. Mit samtem Boss. Loosli 1910.
S. noch rutsch (Bd VI 1861); Sach (Sp. 115); Mürers-
Ge-sell (Sp. 725). ,.Mitsampt dem kilchensatz.' 1463,
AWild 1883. ,Mitsampt den grafen.' 1490, G. ,Mit-
sampt dem verreter.' Morgant 1530. Mitsant Allem!
B (Zyro), mitsamt! Gl (Schuler; darnach St.2), mit-
sdmfem (mitsänfem) Aa; Ap; B; Gr; GA.,G., T., W.;
SoßSt. (Sulger); S; W (mitsantum) ; Z (lt Spillm.);
St.2, mitsamtem Dem ZNeer. (Dan.), Das wäre mir
schön! warum nicht gar! bewahre! durchaus nicht!
zum Ausdruck der Ablehnung (zB. einer Behauptung,
Zumutung, eines Dankes), des Befremdens, auch mit
vorgesetztem ä GA., ä pa S, o B, ach Aa, jo Ap, nei"
GA., G. Du wottsch nid folge"? mitsantem! ich wett-
di"'' lere"! B (Zyro). Ja, mitsantem! Los, Bürstli,
Das brichtisch du-mich nid! Das machst du mir nicht
weis B (vBütte). A.: Ist-er de" gester nüd hei"' cho"?
B.: Ä mitsantem! GA. ,Kobi: Ja lue', es muess Öpper
a"fah", so fare" die Andere" nache". Uli : Ja mit san-
tem, sie lachen Einen noch aus.' B Ldw. Wbl. 1847.
A.: Glaubsch, Das sig schon oder sig vom Guele"?
B.: Ä pa, mit samtem de"", Das verstösch ietz emmel
einisch nit. Schild (S).
Mhd. mitsamt, sant (auch -same(n)t); vgl. Gr. WB. VI
2337 (,mif II ü). ,Mit sant.' 1581, SchSchl.
beid bedsant GrS.: =beid-sam(en) GrS. ,Bed sand.'
Rüep 1539. ,Beidt sandt.' VBoltz 1551. .Beide sant.'
Sohertw. um 1579. — Mhd. beidcmmt (Lexer I 159. Nachtr.
54); vgl. Gr. WB. I 1366.
ze z'samtGRD.,z,santBG. : l.kdv.,=samtla. ,Wenn
die frow VvHalwyl von todes wegen abgat und nit
me in leben ist, denn ze samt und dannahin jerlich
söllent die 2 müt kernen, die si ir lebtag genossen
het, oueh denselben frowen gemeinlich an ir tisch
dienen.' 1386, Gfd. ,Do band sie all zesammt Mul und
Ougen ufgsperrt.' 1622, Bs Familienchr. — 2. Präp.,
= samtlb BG.; GrD. (nur ts. dem Tag). Er het d's
Hüs uberno" zant de" Schulde". Zamt dem Tag, mit
Tagesanbruch, zB. z' Berg gä", in die Berge GrD.; s.
auch lichtlich (Bd III 1050), wo die Erklärung zu be-
richtigen ist. ,Nim die kuo zesamt dem kalb.' Boneh.
,Zuosampt dem buhof.' 1507, Z Bq. 1910 (G Urk.). —
Vgl. mhd. zemment (Mhd. WB. II 2, 4 7 b).
samtlich: sämtlich. .Samtlich.' Ansh. (neben häu-
figerm ,samentlich'), .samptlich.' VBoltz 1551; 1578,
G; 1638, ZUst. 1867; 1640, Z Eq. 1910, ,sambtlich.'
1057, Schw. ,Die Treue ... samtlich unserer Unter-
gebenen.' 1798, Bs.
Vgl. Gr. WB. VIII 1754; Sanders II 850. APetri 1523
erklärt Luthers ,semptlich' durch .miteinander'; Tgl. auch
ASchütt 1908, 70; KBachmann 1909, 78.
Ge-sämt .gesempt' n.: = Samenung 1 b ß; s.d.
And. yisemidi n., factio, agmeu; mhd. gesemede n., Ver-
sammlung, Menge, Schar.
ge-sämtne" -me": fertig werden, zB. mit An-
kleiden Th (Pup.). Er mag nöd g'semptme". — Zu
SainauVli Zg, Samateli GA.; aScHw — n.: von
den Kapuzinern bezogenes, zum Schutze gegen Krank-
heiten und böse Anfechtungen um den Hals gehängtes
Amulet GA., von den Kapuzinern bezogenes Bildchen
hinter Glas, das zum Schutze gegen das Toggeli (s. d.)
zu Häupten des Kindes aufgehängt wurde aScHw, dem
Kinde um den Hals gehängtes Säckchen mit gesegneten
Kräutern Zg. — Aus '« Amadeli, -teli; Tgl. Aynutdei (Bd
I 128), Amasdeü (ebd. 216).
Samariter -itter m.: Mitglied eines Samariter-
Vereins (zur freiwilligen Krankenpflege). — Vgl. Gr.
WB. VIII 172S.
saniaringge". Hoppis s., alli Bliebe" stinke"d, alli
Meitli schmecl-e"d wol, hoppis s. ScHTha. (EStoll 1907).
Same" bzw. -ö2-, -ö<- usw. (-o W, -u PAl.,Po.), in
ApM., V.; B Sämme" (bzw. -ö*-) — m., PI. vorwiegend
mit Uml., in AaB. (in Bed. 2); GT. unver., Dim. Sämli
(bzw. -ö'- usw.), in Ndw auch Sämili, Sdmili, in Aa
(in Bed. 3 b) auch SÖmeli: meist in coli. Sg., wesent-
lich wie nhd. 1. a) Same von Pflanzen, allg. et) eig.
D's Choru"äli, wa der S. drl" isch PPo. D' Frucht
[Getreide] het schwär S. SL. S. samle"; s. Sp. 920/1.
,Saamen, seinen, germen; s-en gewönnen, (zuo) s-en
werden, in s-en gon (und tolder gewönnen), anfahen
scheinen, den s-en erzeigen, exire, abire in semen, caput
facere; s-en schicssen, s-en tragen oder gäben, semen-
tare.' Fris.; Mal. Seltener (bes. Dim.) von einzelnen
Samenkörnern. I" dere" Bollen [Mohnkopf] ine" hat 's
mängs Sömli Th. ,Sampt etlichen saamen in einem
schächteli.' 1579, Bs Kunstsamml. 1907. S. auch BiftI
(Bd VI 664). Insbes. zur Aussaat bestimmter oder aus-
gestreuter Same; in B; Th; Z und weiterhin auch von
den zur Anpflanzung verwendeten Kartoffeln (vgl. Herd-
öpfel-S.), Bohnen, Erbsen usw. Ist Das für S. ? scherzh.
zu Jmd, dem das Kleingeld aus dem Geldbeutel fällt
BG.; vgl. Sp. 596, sowie b. ,Das Korn ist wie der S.'
Sprw. Klee, Rüben (s. S.-Bäb, -Bueb Bd VI 22. 85),
Zwiebeln (s. S.-Böllen Bd IV 1176; auch Tb) zo S.
stö" lö"; Kartoffeln, Bohnen usw. zo S. n'c", b'halte"
Th. ,[Es soll kein Hanf in die Zeigen gesäet werden]
änderst was etwann in den Haberzeigen, unter die
Bonen mit under gesprenget und aber nit verzehndet
wird, sonder zu Saamen stehen bleibt.' 1712, ZKapp.
S. rede" (mit einem Sieb reinigen), a"mache" (mit
Kupfervitriol behandeln, damit de'' Brand nid dri"
chunnt) Th. S. säije"; s. Sp. 594/5. Me" chunnt hür
nid e"mol de" S. über, uf de" S., erntet nicht soviel,
als man gesät hat Th; Z. ,Ein grausamer Hagel...
zerschlug die Reben und Frucht gar übel, dass man
an etlichen Orten den Saamen nicht mehr bekommen
möcht.' 1669, Bauerxchr. S. ändere", den Saatguts-
wechsel vornehmen B; S. In scherzh. Übertragung:
Wenn-tl' üppe" Hüener hesch', wo legge"d, so cha""sch-
mer Eier tusche"; me" muess mithine" S. ändere". JReinh.
1903. ,Man setzt auch etwa eines Kameraden Kopf-
bedeckung auf oder bietet ihm die eigne an, weil man
wieder einmal gut finde, S. z' ändere".' BLütz. (Bämd.
1904). ,[N., mit der Bebauung eines Feldes betraut,
Sam. sein, sim,
hat] den s. den föglen fürgeworffen und den allen
oben uf dem erterich lassen liggen...; und in nach-
genden tagen kerne er und klagte sich, die Vögel
essind im den s. uf.' 1546, ZWied. ,Ist erkendt, diewyl
ganz und tuben ein schedlich ding dem somen ist
[dürfen solche nicht gehalten werden].' 1503, Z RM.
,[Das Grundstück] stosst an die Hanfpündt, so ein
Mütt S. halt.' 1712, ZWülfl.; daneben ,sampt einer
6 Viertel saatgrossen [s. Bd II 806] Hanfpündt.' In
zahlreichen Zssen; s. auch unten. Gras- Th; Z. Hö-
ckerli- Z; auch 1807, Z Haush. ,Kefen-.' 1792, Z Haush.
Chol-; auch im Voc. opt. (,strucium, kcelsame') und bei
EKönig 1706. Chabis-; auch bei Denzl. 1677. 1716;
EKönig 1700. Ghle-; s. auch Heuw-Bhtem (Bd V 79);
säijen (Sp. 595J. .Kletten-.' Vogelb. 1557; s. Mag-S.
Chrüt- Th; Z; auch XVIII., Uw. .Winter-kraut-.' 1790,
Z Haush. ,Weg-luegen-.' 1814, ebd. .Lattich-.' EKönig
1706; 1792, Z Haush. ,Ge-mües-.' 1785, ebd. .Bollen-.'
1793, ebd. .Binetsch-.' 1791, ebd. .Peterli-.' XVIII.,
Uw. Blueme"-; auch bei EKönig 1700 (.Bluem-').
,?rockeli-.'XVlII.,Uw. ,Pfrimmen-.' Vogelb. 1557. Räf-
BG. Eeps- G. Bettich-; auch bei EKönig 1706; 1809,
Z Haush. .Windig-.' EKönig 1706, 635. Salät- B; Th; Z.
,Werz-.' Bot. 1687. .Zecken-.' EKönig 1706. In offlzi-
neller Verwendung. .Alrün-.' JRLändenb. 1608 (Schlaf-
mittel). .Änis-.' EKönig 1706 (zur Weinbehandlung).
.Aron-.' JRLändenb. 1608 (zur Bereitung eines .Stein-
wassers'). .Kukumer-.' HPantal. 1578 (gegen Durst).
.Kardinal-' Kardinari-, semen can. Z (Vogel). , Kressig-.'
EKönig 1706 (gegen eine Schweinekrankheit); s. auch'
Chressen (Bd III 852). .Lülch-', Lolium tem. JRLän-
denb. 1608 (Schlafmittel). .Schiss-milt-.' S Kai. 1727
(Vomitiv). .Boleien-.' Zg Arzneib. 1588 (gegen Husten).
.Bibernellen-.' JRLändenb. 1608 (zu .Steinwasser').
.Birken-.' EKönig 1706 (zur Weinbehandlung). ,Por-
zelen-.' HPantal. 1578 (gegen Durst). ,Peter-.' Zg Arz-
neib. 1588 (gegen Blasenleiden); s. noch Peterli (Bd
IV 1843). .Rüten-.' Zg Arzneib. 1588 (.für das uss-
wendig floss'). .Senf-' Sch (Sef-J; Kdnstb. 1474 (gegen
Schlangenbiss). .Schabab-.' Tierb. 1503 (vermischt
mit .bocksfeisste' gegen Sommersprossen). .Till-.' Zg
Arzneib. 1588 (.tylen-'. gegen Husten); JvMuralt 1715
(.Till-'). Dürch-tvachs-, Hyp. perf. B. .Breit-wegrich-.'
JvMuralt 1712 (gegen den .roten Schaden'). ,Wel-',
Sisymbrium sophia. JJNüsch. 1008. .Sonnen-wirbel-.'
Vogelb. 1557 (.zeucht das bös bluot'). ,Bär-wurzen-.'
ebd. (gegen Magenleiden). .Stab-wurzen-.' JRLändenb.
1008. .Würz-.' Zg Arzneib. 1588 (.für die dunklen
äugen'). Weitres s. zB. Bs Apothekertax 1701, 14/7.
In scherzh. Bildungen. Man schickt Einen am 1. April
etwa nach Gufe"- (Z), Sürchrüt- (ZO. lt Messik. 1910),
Rebstecke"- (ZWth.), Bebstock- (Ap ItATobler 1901/2),
Wind-S. GT. Napelimidli-S., gleichs. Same, aus dem
Napoleons d'or hervorwachsen. Barnd.1911. — ß) übertr.
Vom Einsatz beim Spiel (Bohnen, Geld) Z; Syn. Sämiss.
Ich chumen uf min S., gewinne meinen Einsatz zurück.
Scherzh. vom Inhalt des Geldbeutels ÄALeer.(H.), kleine
Scheidemünze im Gegs. zum kleinen Silbergeld Bs
(Seiler), .Geldreserve' B (Zyro). Ich ha" no'h es Somit
i" der Tasche" ZRuss. Rast no'h S.? Geld, zB. um
in einem Wirtshaus einzukehren Tb. 's isch Mängi
[heiratsfähige Tochter], wo schwär S. het. JReinh. 1903
(SL.). ,Fundt ich auch sovil Seckel Somen [auf einem
ermordeten Juden], uff d' Hüet wolt ich euch Fe-
deren kromen.' GGotth. 1019. Von Reserven andrer
Schweiz. Idiotikon VII.
Art. Kumm grad, wenn-t' noch S. hest! zu einem
,Hosenlupf herausfordernd ApLb. ,Hie [nämlich am
Vorgehn Zürichs gegen das Reislaufen] zuo sehen,
dass der gnädig Got in einer Eidgnoschaft alwegen
einen somen behalten hat, unbilliche, schädliche ding
zuo erkennen und anzefechten.' Ansh. Ausgehend vom
biblischen Gleichniss vom Säemann; vgl. Luc. 8, 11.
.Die fürsten und herren understond und nemmend
inen hohe ding für, wie sy das sämlin oder körnlin
des harfürwachsenden evangelii undertruckind und
ersteckind.' LJud 1530. ,Den rechten soumen [!] des
göttlichen worts.' Vad. — b) (in Aa; B; L bes. im
PI.) die aufkeimende grüne Saat Aa; B; L; Th; W;
Z; wohl allg. BefrJ S. ist {d' Sämme" sl" B) dünn,
dick, stät schön. Ein strenger, schneearmer Winter
schadt dem S., nimmt de" S. Th. S. noch Matthäus
(BdIV 551); ver-ent-, er-, ver-rinnen (Bd VI 1008/10).
.Und des schönen Samens und des dichten Grases sich
erfreuend, schreitet man zum Rebgeländ.' Usteri. ,Es
ist ouch betegdinget, daz die lüte von [AA]Spreitcn-
bach ... noch nieman ander in dem holz nüt houweu
sond, kein holz, denne schlechtlich und ungefarlich
ieclicher ze sinem acker, daruf samme stat' 1375,
UwE. Urk. (Gfd). ,In demselbigen jor [1448] tetent
die müsz grossen schaden umb Colmar und Fryburg
an dem somen des korns und sunderlich des rockens,
frossents allenthalb ab.' Bs Chr. ,[N. sagt aus] der
hof were sin erbguot, darab er inen zinste, und sy
weren im schuldig ze beitten uf den somen und den
bluomen.' 1514, Z Urk. ,Wir söllent gegen Bordias
rytten yetzmal, diewyl der sammen dick ist; dann
unsere ross werdent gnuog zessen haben.' Haimonsk.
1531. ,Stuond der soum [1532] überuss kostlich im veld.'
Vad. ,Die übrigen platz, da yetz wider s-en geschossen
und hüpsch von jungen tännlinen sind, solle man Ion uff-
wachsen.' 1541, Z RB. ,Saat, saamen, allerlei saat noch
nit abgeschnitten, aufgewachsner saamen, seges, satus;
die kreüter bedeckend den saamen, herbse obdueunt
segetem.' Fris.; Mal. .October erzeigt die hüpschen
schönen grüenen somen von körn, roggen, gersten und
anderen fruchten überus wol.' 1571, ToB. WSchodo-
lers d. J. ,In disem jar [1571] überfror der Zürichsee
... lag der schnee uf dem s-en bis hinuss in aprellen.'
HBdll. D. Übergehend in die örtliche Bed. Saat-
feld. St sind mier Nüd dier Nüd dureh alls Guggers
durche" g'hötschet, durch 's schonst Gras durche", dar'''
d' Söme", dur°h Ghrüd und Chabis. JRoos 1902 (L).
,So gib ich inen allen gewalt... zuo zünen s-en und
garten.' 1289, Z. , Weiher dem anderen vech in sin
somen oder wisen schlüeg oder trib . . . der soll dem
herrn 10 pfd d. verfallen sin.' 1449, THKlingenb. Offn.
(Arg.). ,[N. gibt zu, er habe, als er seines Nachbars
Weib Nachts aus dem Hause gehn gesehn] in spottes
wise geredt: zehurss [!] zers fud, loft loft übern
somen!' 1463, Z RB. ,[Den Aarauern ist erlaubt, in
der Suhr zu fischen] doch dass solches one allen deren
von Sur schaden geschähe, der zünen, samen und des
glichen güeter halber.' 1526, Aar. StR. ,Die Meyer
vermeinten, die gemelten Sutter weiten inen zuo un-
zimlichen ziten durch ire samen und matten wandten
zuo dem see.' 1538, THNeunf. ,Die saat oder saa-
men sol man umbzeünen, cingenda est altis sepibus
ista seges.' Fris.; Mal. ,So aber ein priester nit
wellt mit dem krütz umb die sammen gan, dennocht
so soll das volk gan und sin andacht verrichten.'
Sam, sem, sim, som, sum
1584, LSchüpfh. , Weilen nun auch nichts Schädliche«
und Verderblichere als das Schiessen unter die Räb-
hüner, das Fangen ... auf dem Saanien, als wollen wir
es bei hoher Straf und Ungnad verbotten haben.' 1752,
ZGes. S. noch riten (Bd VI 1669); be-suechen (Sp.
229). Übertr.: ,Wie auch ein S. der Leichtfertigkeit,
füraus wo Knaben und Töchteren, beiderseits zimlichen
Alters, in einer Schulstuben bysamm sitzend, muss
erwartet werden.' 1627, Z. — 2. (in ÄASt.; Bs bes.
im PI.) die noch unentwickelte Traubenblüte, nach-
dem sie die Knospenhülle durchbrochen hat, .Ge-
schenke)' AABb., Erlinsb., Kütt, St.; BsL.; TiiUntersee.
D' Bebe" hei" S. Aa. Feisser S, die gut entwickelte
Blüte, im Gegs. zu den Bigeli (Bd VI 750) AABb.
Wenn die Reben viel Same" haben, schliesst man auf
ein gutes Weinjahr AaSL Anderseits gilt die Regel:
(Mini Söme", grössi Öme" BsL. (AMüller). Vgl. auch
Sämen-Töder. ,Item in dem 1465 jar, da was so ein
grossen s-en an den räben, dessglichen kum ie ge-
hört ward, und meint ieder, es würde wyn so vil,
daz in niemand wol möchte ghalten.' LBossh. Chr.
S. noch Büw II (Bd VI 1879/80). — 3. a) mensch-
licher und tierischer Same; in der leb. Spr. wenig
gebräuchlich, dafür (beim Menschen) Natur (Bd IV
850). .Natürlicher saamen des menschens oder der
tieren, genitalis urina.' Fris.; Mal. , [Die weibl. Katze
flieht] den meuder auss der ursach, dass er so ein
hitzigen s-en hat, von welchem sy auch gebrant wird.'
Tierb. 1563. — b) übertr. a) Nachkommenschaft, Ge-
schlecht (biblisch). ,Et ponam in seculum seculi se-
inen eius, unde stato ih sineu samen in euua; sin
samo sint sine ebenerben.' Notker. ,Da rette der jetz-
genant N. [der Beklagte] zuo im, die Bachsen, sin
[des Klägers] vordem, werint eines bössen samen und
kappenessig [1. koppen-] lüt ... [Ein Zeuge sagt aus]
es wurde eines Bachsen gedacht; da rett der N.: es
ist alwent ein bösen samen gesin.' 1448, Z RB. ,Hie
[in gewissen Fastengeboten] sichstu aber den jüdischen
somen sine duck nit haben wellen lassen.' Zwingli.
.Der som des wybs wirdt der schlangen den köpf zer-
knitschen.' OWerdm. 1552. .Abraham ward ein som
verheissen, an der vile wie das sand im meer.' ebd.
1564; .samen.' 1587/8, Herborn. Verächtlich, Haufe
von Kindern, Gesindel Bs, Gelichter Gl; vgl. Ge-säm.
Du und dinesgliche" Same" u-äre"d im Stand, e" Jungs
Hüswese'li z' Bode" z' rite", zu einer Schwatzbase.
CStreiff 1904. Hexe" Seme", von Hennen, die in
einem Garten eine Unordnung angerichtet haben.
Schwzd. (GRSchs); vorher Gezücht. Indiv.: Du bist
e" sübers Sämli (für d' Ebigkeit), zu einem ungeratenen
Menschen Z (Spillm.). S.auch Ge-pflüster {Bi V1264o.).
— ß) coli, und (im Dim.) auch indiv., von jungen,
kaum ausgeschlüpften Fischchen Aa. Syn. Nädeli (Bd
IV 666). Machend ke" S. kaput! wird beim , Bach-
fischet' den Knaben gesagt ÄAÄar. Se du, chumm
hilf, mer wand das Brüggli abdecke", es stecken all
Jör öppen es Dotze"d Forelle" drunder . . . Oheie", i'h
glaube" gar, es ist nid e"möl es Sömeli drunder. Dietsch
1844. ,Zedel zun schifflüten, das sie von Galli unz
Merzen dhein rüschen in die wäg versenkend, dadurch
by deinem wasser der s-en in der Aar bisshar erötzt
worden.' 1543, B RM. ,[Da die Fischer] gar klein
hechtli in den graben uffachind und andern s-en hiemit
erösst, mh. bgär mit minder, dan sy darob zu halten,
das der s-en nit zergengt.' 1553, ebd. ,Der clag halber,
das etlich zuofaren und in der Suren die kleinen un-
erwachsnen fisch und förinen als des bachs samen
fachen und erösend, bevelchen wir zuoglych der her-
schaft ze strafen des orts, da sölichs beschächen
wurde.' 1553, Aar. StR.
Mhd. >smt; vgl. Gr. WB. VIII 1728/32; Martin-Lienh.
II 356. Das W. verhält sich morphologisch zu säjtn ähnlich
wie Bhtem zu blüejen. Den lautges. eiusilbigen Noni. Sg.
braucht auch Zwingli. Zu 1 b vgl. ,Saat' 5 b a bei Gr. WB.
VIII 1582. Bed. 2 (auch eis.) nach der äussern Ähnlichkeit
mit einer Samendolde. In Personeun. .Margreta Sämlin.'
1426, Z RB. .Heinrich Unrichti, geu. Sömli, schultheiss zuo
Wil.' IS Vad. , Hans Jakob Sämlin.' 1585, KWild 1847.
In Ortsn. ,Sameu-Hanfland' ZVolk., ,-Halden' Aa, ,-Hau"' Z,
,-Rain" ZMeilen.
Ö1-: Same, aus dem Öl gewonnen wird, bzw. die
betr. Pflanzen. 1. = Lewat (Bd III 1544) GoT., S., Stdt;
ScHHa.,St.; Th; ZO., Uit„ Zoll. Vgl. Öli 2 (Bd I 181).
Ö. wurde in den 1860er und 70er Jahren häufig ge-
pflanzt und zwar ausschliesslich zur Gewinnung des
Brennöls ScuHa. (Neukomm). Der bis zum Aufkommen
des Petrols gepflanzte Lewat oder Ölsamen wurde zum
Pressen entweder nach der Stadt in die Mühle auf
den Limmatsteg oder nach der Küsnachter Mühle ge-
tragen, wo es eine sogen. .Schlägelöhle' [Bd I 182]
hatte. aZoll. 1899. ,Hanf und Öhlsamen.' 1773, ZWth.
— 2. Mohn, Papaver rhoeas Z. — 3. Leindotter, Ca-
melina sat. Sch (Schenk). — Vgl. Gr. WB. VII 1285.
Rolle°-Öl-: = dem Vor. 2 GuT. — Un-, Ö-:
.schlechter Same, aus dem nur geringes Gewächs oder
Unkraut keimt' Ap (T.). ,In den ziten [1513] hattent
die Franzosen och onsomen oder ferräteri darunder
gesäet.' Sicher 1531. ,Der unsaamen [die Reformation]
wurd sich glich under üch ouch an etlichen orten
sayen.' 1560, Gfd (Brief von Äg.Tschudi an die Schwy-
zer). .Brunhilden, das unrüewig Wib, verdross gar
übel, dass si also uss Ostfranken solt vertriben sin,
säit derhalben allenthalben U-en, damit und si ire
Enkel könt und möcht uneins machen.' JJRüeger 1606.
.Der böse Feind säet allen diesen U-en und zerstört
Frieden und Liebe, wo er immer kann.' JMeyer 1G94.
,[Der Mensch] der von Natur den U-en zu disem Un-
kraut [der Sünde] allem zusamen in seinem Herzen
hat.' JJUlr. 1718. Pers.: ,0 da muss ein Kind gar
sein ein verworfenes Kind .... ein aus der Art ge-
schlagener U-en, so es ihm [dem guten Beispiel der
Eltern] Nichts ... angewinnet.' ebd. 1733.
Under Unner-Sämme". Nur in der Wendung:
(la") z' U. gä", zu Grunde gehn (lassen) BG., Schw.
Das muess schlnt 's £ U. gä", heisst es, wenn Jmd
auf seinem Getreidefeld das Unkraut ruhig wuchern
lässt. Es ist Allze z' U. g'gange", von beliebigen
Dingen, auch von Tieren. Si lät e"g'hi2s Brösmeli
[gar Nichts] z' ü. gä". — Eig. Samen auf die Stellen fallen
lassen, die nicht besät werden (sollen)? Vgl. Vnder-Sät.
Erd-epfel Berd-öpfel- : Kartoffelstücke oder kleine
Kartoffeln, die zur Anpflanzung verwendet werden B;
ZO., Russ. Syn. Sämen-Erd-epfel; Erd-epfel-Bitz 2
(Bd IV 1992).
Vogel-: 1. Fruchtstand des Wegerichs, Plantago,
und Dieser selbst Aa lt Mühlberg; ApHer. (PI. mai.);
Bs; Gr (PI. media); GT., W. (PI. mai.). — 2. Vögeli-S.,
Zittergras, Briza media BG.
Wohl so benannt, weil von den Vögeln gern gefressen;
vgl. Vogel-Chrüi (Bd III 889). In andrer Bed. bei Fischer
II 1607; Martin-Lienh. II 356.
Sam, sein, sini, som,
Fenchel Fänkel-: Samenkörner von Fenchel Z,
bzw. die ganze Pflanze. ,Es klaget A. uf B., daz er
im bi nacht und bi nebel petterli und ziböllen und
mangolt und venkels-en usgezogen und abgesnitten.'
1384, Z KB. .[Gegen Gliederschmerzen:] Spitzwäge-
rich, bugelen, neselsamen, venkels-en, mischts als
under ein anderen.' Zg Arzneib. 1588. .Fenchelsamen.'
E König 1706. - Auch bei Gr. WB. III 1518.
Für-: scherzh. Bezeichnung des Schiesspulvers.
Langet mit der rechte Tatze in d' Lottäsche und nemmet
de hüllische Feursame iissi. Helv. in pace 1694. Nein-
met da kleine Feurs-en äussern Petersack ussi. ebd.
,Zu meiner Freude wurde ichs gewahr, dass die Zeiten
vorbei waren, wo man nach dem Muster vom be-
rühmten Trüllmeister von Tschärbisbach instruirte
und das Tribilirysen und den höllischen Fyrs-en er-
läuterte.' BVolksztg 1886. S. noch recken (Bd VI
806); Rest (ebd. 1504).
Farn-, lt Rochh. Pfar-: Sporen des Waldfarn-
krautes, Filix mas. Im Volksglauben. In der Jobannis-
nacht um zwölf Uhr fängt das Farnkraut an zu blühen
und reift in der selben Stunde aus ZReg. (HAngst);
der F. reift nur in der Johannisnacht von elf bis
zwölf Uhr, fällt dann gleich ab und ist verschwunden.
Vonbun. Wer JF". sammeln will, soll am Sibe"schläfer-
tag [27. Juni] Nachts zwölf Uhr drei Bögen weisses
Papier unter die Pflanzen legen, und er wird den
Samen auf dem untersten Bogen linden S (Schild 1863).
Gewöhnliches Papier oder eine gewöhnliche Schürze,
die man, um den Samen aufzufangen, unterlegt, wird-
durchgefressen, und man soll daher ein geweihtes
Kelchtüchlein unterbreiten. Vonbun. .Wer den F. wil
holen, der muss keck sein und den Teufel können
zwingen.' Zwinger 1696. Der F. gilt als Zaubermittel;
wenn man ihn heimlich bei sich trägt, macht er un-
sichtbar L (Ineichen); S (Schild); Vonbun, bringt Glück
L (Ineichen), zeigt verborgene Schätze an Übw (Lüt.);
ZReg. (HAngst), bewirkt, dass man beim Spiel immer
gewinnt und beim Schiessen immer trifft S (Schild).
Wer F. bei sich hat, kann alle neun Kegel werfen
und bekommt im Spiel alle Trümpfe BE. (AfV.).
.Seine [eines , Treffschützen'] Kunst war, dass er in
einen jeden Schutz ein Kömlin Farnsaamen under
das Pulver getan, welcher F-en mit zauberischen
Worten und Ceremonien in einer gwisseu Mittnacht
des Jahrs von dem Teufel geforderet und empfangen
worden.' Anhorn 1674. ,1596 wird [in AaL.] die Mei-
nung, mit F. könne man den Teufel zwingen, den
Tisch zu decken und mit Edelleuten zu besetzen, mit
2 Pfd bestraft.' JMüller 1867.
Bei Gr. WB. Fumaria lmlbosa (= Coryd. cav.). Zum Aber-
glauben vgl. Gr. Myth.MI 1012; III 355 f.; Leunis Pü.
III 20; Fischer II 957.
Re-farn-: Same von Re-Farn 2 (Bd I 1018). Mit
Rehfarens., gesammelt in der Stunde der Nacht, wo
er reif wird, kann man sich unsichtbar machen BSi.
(DGemp. 1904). Vgl. das Vor.
Flachs-: wie nhd. We"" Das [eine bestimmte
Stelle im Gebirge] grüens ist, cha""-ma" Fl. seije" BG.
(Bämd. 1911). ,[Für Überlassung eines Landstücks
musste der Siegrist] Denen, so allwegen im Rathauss
wohnen, jährlich für ein halb Mäs Fl. auf dem Feld
nach seiner Komlichkeit Erdtreich geben.' 1678, Bärnd.
1911. RA. .Gemeinsamen Anstrengungen gelang es
endlich [beim Burgdorfer Auflauf 1798], die Menschen
auseinander zu bringen, aber mit grosser Xot; Fl.
aus einer Harzpfanne lesen, wäre fast ein leichter
Stück Arbeit gewesen.' Gottu. I'h für mich u-e't lieber
in e" ehalten Ofe" %"he" blase" oder Fl. usere" Harz-
pfannen use" lese". Bäknd. 1904. Vgl. Flachssäme"-
Red, eine Rede von viel Worten und wenig Inhalt,
nach anderer Angabe: unzusammenhängende Rede,
bei der man vom Hundertsten ins Tausendste kommt
BE. Fl. zur Ölbereitung; s. Bärnd. 1908, 463, zur
Viehfütterung, ebd. 345. 477. Allgemein zu Über-
schlägen verwendet. Mentschc", tra tvüest »»" blessiert
g'si", het-me" %-" warme" Flachssämme"pimtsch um der
anner üfg'HH. Bärnd. 1911. ,For Fl. der Kuli I ß.'
1804, Z Haush. — Volkstümlicher Un-Sat; s. auch Ltn-S.
Vgl. Gr. WB. 111 1704.
Flöh- Ap, Flöh- B; Z: Semen psyllii. Apothekerspk.
.[Semen] Psyllii, Flöhsamen.' Bs Apothekertax 1701.
Fl. verwendet man zum Färben von Papier und
Bücherschnitten Z (Dan.).
Vgl. Gr. WB. III 1815. Bei JRLandenb. 1608, 29 fehler-
haft ,Flöcksamet), psyllium.' Nach Leunis PH. Same von Plau-
tago areo.
Hanf- Ham(pjf- Ap; BsL.; BG.; GRPr.; GSa.; Tu,
Häf- Ap; Gl; GT., Hof- GA., Häuf- GWe.; SchwE.;
Ndw; ZO., S., Stdt, Häuft- BLf.; SThierst., Haub- Aa
Zein., Haus- Bs: Hanfsamen, bzw. die männliche Pflanze
Syn. Hanf-Sät. H. blge" als Beispiel einer übertrieben
genauen Arbeit ZZoll.; s. Chümmel (Bd III 294). H.
als Vogelfutter; s. chiben (Bd III 107). Vögeli Vögeli
Haufsöme"! se cM""nd, s. eh., s. eh.! ruft der Herr in
dem unter Fuess (Bd I 1088 o.) beschriebenen Kinder-
spiel den Kindern zu, worauf Alle zu ihm hin eilen
ZF. D' Vögel werchi"d ja au'h nid, und wem ist au'h
bas' weder de" Vögle" im H? ScawBr. Bartlisp. 1827;
vgl. Hanf (Bd II 1437). Es ist im wi emene" Vogel
im H. BG., er het's wie der Vogel (d" Vögel) im H,
befindet sich sehr wohl BsL.; GWe.; s. noch se (Sp. 9)
und vgl. Bd 1 690. ,Er lebte in seines Vetters Hause
wie der Vogel im H-en.' Breitenst. 1860. So lustig
wie es Vögeli, d' Vögelfi) im H. Ndw; ZO. Singe"
(chönne") wie d' Vögel (es Vögeli) im H., fröhlich, mit
heller Stimme singen Ap(T.); BG.; Gl; GT.; Tu; Z.
Mir händ da g'jölet und g'sunge" wie d' Vögel im H.
CStreiff 1901. .Solche werden Gott nur loben, wenn
es ihnen wohl geht wie dem Vogel im Haufs.' LKIn-
derbitzi 1826. , Haben wir gewollüstlet, sind wir gleich
den Vögeln im Hanfsamen gewesen ...' JJUlr. 1734. Uf
Öppis si" wie d' Vögel uf de" H, darauf erpicht sein;
s. uf (Bd I 118 o.). H. ha", sich wohl befinden, lustig
sein SchwE. Der scharfe Geruch des Hanfsamens,
bes. zur Zeit der Ernte, soll nach allgemeiner Volks-
meinung Schlagflüsse bewirken ZGOAg. (AfV.). H.
wird ua. verwendet zur Bereitung eines Heilmittels
für das Vieh. HZahler 1898. .Bromberistauden, Hau-
saammen [!].! Arzneib. 1822 (gegen eine Krankheit der
Pferde). ,Wie man Tauben gewennen soll, dass sie
bleiben ... Man mag ihnen auch wohl ein Gefräss von
Menschenharn machen, wenn man Eberswurzel, H
drein tut.' AfV. (altes B Arzneib.). ,Waz h-en ouch
von dem selben zehenden kuraet, der gehöret in die
liechtfas der lütkilchen ze Baden.' 1346, AaB. Urk.
,Es klagt N. ..., das im einer h-en zuo geben ver-
heissen, der im den bracht.' 1468, Z RB. ,[Es soll
Alles verzehntet werden] ussgenommen allein nuss,
hanf und h-en.' 1497, ZWth.Urk. ,So mancher Sack
935
Sam,
J, SUlll
alhie abgeladen wirt, von jedem Sack
Huslohn geben 2 Bz.' 1683, AäL. StR. S. noch Becher
(Bd IV 966); säijen (Sp. 594); Bueb-S. Das Ansäen
von Hanfsamen als symbolische Bekräftigung des Ehe-
versprechens. ,[Die N. behauptet, der N. habe ihr
die Ehe versprochen] habe ouch iro anzeigt, wo er
sich welle setzen und h-en iro geben, den sy seyen
sollte.' 1541/3, Z Ehegericht; vgl. dazu: ,[N. habe]
iren die hand botten und iren gseit: sols ein e sin,
so sag ja; daruff jäche sy ja, heig ouch mit im an-
geschlagen hanf und anderes zuo säyen und in iemer-
meder bisshar ufzogen.' 1530/3, ebd.
Schon ahd. (Ahd. Gl. III 602); vgl. auch Gr. WB. IV 2,
435; Martin-Lienh. II 356; Fischer III 1146. In Boners
Fabel 23 wechselnd mit .hanfsät.' Zu deu Wendungen wie
d- Vögel im II. uä. vgl. Hirs (Bd II 1633).
Heu"-: Früchte des Crocus GrAv. Wenn sie rot
werden, ist es Zeit zu mähen. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1292.
Chifeli-: 1. = Öl-S. 1 Th. — 2. Vogelwicke, Vicia
cracca G. — Ch\\che"-Sömli: Isop, Hyssop. off. Aa
(Mühlberg). Syn. Ghilchen-Suppen, -Schöpen, — Län-
der-: stumpfblättriger Ampfer, Rumex obt. ScnRüdl.
Ein Absud davon wird gegen Diarrhöe beim Vieh
gebraucht.
Lin-:= Flachs-S. See; Tu; ZcOAg.; ZO. Syn.
Lln-Sät. Zu Kataplasmen verwendet. ,R[ecipe] ybisch,
1., bärenklaw [usw.], legs über, es weichet und nimpt
den klotz.' Zc. Arzneib. 1588. — Schon amhd.; vgl. G
WB. VI TOS.
Lär-: 1. schlechter Same, Schelmensame; vgl.
Lür I (Bd III 1376). ,Wa unkrut der lursamen wirt
gsät, da wachst widerum 1.' Eckst. 1525 (Conc). —
2. ,1. feil haben', = lüren 3 (Bd III 1377). ,[Sara zu
Abraham:] Sag ir [der Hagar] dass si blib dauss, mir
und mim sun lass [s] innerteil und habe duss 1. feil.'
Haberer 1562. — Zu 2 vgl. Gr. WB. VI 306, wo zwei
Belege aus Mathesius mit ähnlicher Bed.
Lüs-: 1. = Lüs-Chrüt 4 (Bd III 900). ,[Gegen die
Läuse der Habichte] nimm ... leusssomen oder staphis-
körner.' Vogelb. 1557. ,Nim staphiskörner, so man
auch leusssomen nennt, sied es in wasser.' ebd. S. noch
Biss-Mürm (Bd IV 349). — 2. (Same der) Waldange-
lika, Ang. silv. AaF., Geltw. — 3. Same der Herbst-
zeitlose, Coleb, aut. ZZoll. — 4. in der Wendung
chauf du L. für Bauchtubak! zu Einem, der sein Geld
zwecklos vergeudet ZWila.
Vgl. Gr. WB. VI 360. 2 soll schlechtes Futter liefern
imd beim Vieh Blutarmut und damit Läuse erzeugen.
Mag- Aa; BsL. (Magg-); B; „VO"; L (St.*>); Sch
Ha.; ZG(St.b), Magt- SThierst, Matt- S: Mohn, Pap.
somnif. Im Chriegler acher, wo si" Frau Maddsöme"
'pflanzet g'ha" het als Hüsmittel in allerlei Nöte". BWvss
1885. ,Papaver,magsame.' Voc. opt. ,Wiltein schloffent
machen, so nim maxsomen und gib en eim zuo essen.'
Künstb. 1474. ,[Die Finken] gläbend ... fürauss des
magsamens, klättensamens und dergleichen.' Vogelb.
1557. ,Magsaamen (der einen macht schlaaffen, oder den
schlaaff bringt, somno aptuni), papaver; saft von in.,
opium; wilder m., papaver erraticum.' Fris. ; Mal.
.Maxsamen' gehörte zu den Zaubermitteln des Hans
Blattmann von Ägeri (um 1597). ALüt. ,Das Zeislin,
welches sich ernehrt von dem M-en.' Spleiss 1667. ,Pa-
paveris albi, weisser M-en.' Bs Apotbekertax 1701.
,Meconien- oder dollen Magsaamen-Trank bringen einen
tötlichen Schlaaf, ingleichen der Cicuten- oder Würz-
lingtrank.' Kunstb. XVIII. S. noch Mägi (Bd IV 104);
Mägi-, Sew-Bluemen (Bd V 83. 87); Bässi (Bd VI 1280).
— mag-sämele" -s&mele": Mohn säen AASt.
Schon amhd.; vgl. Gr. WB. VI 1448; Martin-Lienh. II
356. Kürze des Voc. ist nur für Aa ausdrücklich bezeugt,
gilt aber ohne Zweifel auch für die Form Mug-S. durchweg.
Garten-Mag-: Papaver var. E König 1706. —
Manns-: = Samen 3 a. ,[Die angebliche Jungfrau
Maria zu Jetzer:] Dass ich in erbsünd von miner
niuoter Anna, wie alle menschen, von manssamen ge-
born, enpfangen bin.' Ansh. — Mist-. ,Als Hansi
Kunstdünger aussäete, äusserte sich Resi: Der Hansi
säie amerikanische" 31istsöme" üs. FAnd. 1891 (B).
Nessle"-, in Z lt Vogel Essel-: Same der Brenn-
nessel, Urtica. Als Theekraut BE. Die Hühner legen
fleissiger Eier, wenn reifer N. ihrem Futter beige-
mengt wird. N., wohl getrocknet, zu Pulver gestossen,
täglich eine grosse Prise je für ein Pferd unter den
Haber gemischt, erhält die Rosse dauerhaft und wohl-
gestaltet; ihre Haare werden glänzender davon. G Kai.
1859. N. braucht man zum Reinigen der Milchläufe
bei neumelkigen Tieren. HZahler 1898. , Redte der
N., er solte nesseis. darin [in den Wein] tuon, so
wurde er wider guot' 1484, AaB. , Nesselsomen und
schwalmennäst mit seipfen zertriben wirt nutzlich über
das podagran gestrichen.' Vogelb. 1557. S. noch bringen
(Bd V 733); Fenchel-S. — Schon amhd.; vgl. auch Gr.
WB. VII 620.
Schwalbennester-: Fruchtstand der gemeinen
Mohrrübe, Daucus car. GW. Vgl. Vogel-Nest (Bd IV
838). — Buech(li)-: Buchecker. Buechsömen und
Eichle" S (Joach.). ,1m Buchwäldli soll der Boden mit
Buchlisamen besäet werden.' 1790, MEsterm. 1907. —
„Bolle"-: aus Samen gezogene kleine Kartoffeln Gl."
Bil(s)-, Bilsen-. ,Jusquiamus [= hyoseyamus],
bilsensame.' Voc. opt. ,Üer samen von einem kraut
(so cycuta genent) wirdt mit niesswurz oder bylsamen
...gestossen [und den Mäusen in die Löcher gelegt];
wie bald sy davon frässend, so sterbend sy zuo hand.
Söllichs tuot auch bylsamsamen von im selbs.' Tierb.
1563. ,Für geschwulst: bylsamen mit win gestossen,
legs warm über, es entschwylt.' Zg Arzneib. 1588.
.Bilsensaamen'; s. Sp. 312.
Spätahd. pilmüme (Ahd. Gl. III 529); mhd. bihensäme
(Mhd. WB. II- i'',); vgl. auch Gr. WB. II 30; Fischer I
1117. Zur Form .bilsams.' vgl. .Bilsamkraut' bei Fischer
aaO.: in ,bilsam' liegt wie in Bihrm iBd IV 1219; vgl. auch
Bikem-Chrüt Bd III 004) analogischer Suffixwechsel vor, im
Auschluss an ,Balsam', , Bisam' (gespr. BaUpn, Bisem : s. Bd
IV 1219. 1700) uä.
Kusch -bäum-: Same von Vitex agn. cast., zu
einer Lockspeise für Tauben verwendet. Vogelb. 1557;
s. Eüsch-Baum (Bd IV 1240); durch-sihen (Sp. 590).
— Bangen-: Same des gefleckten Schierlings, Conium
mac. ,[Das Blut der Fledermaus] hat wol kraft haar
ze vertreiben, aber nit für sich selbs und allein, wo
man nit nahin vitriol oder grossen b. [,semen cicutse.'
Gesn.] darauf spreitet.' Vogelb. 1557. — Chrotte"-
beri-: Same der Chrotten-Ber (Bd IV 1469). Pfaffä-
chägliicurzä, Krottebeerisamä und icildä Zickori, fin-
gierter Alpertrag. ScnwBr. Bartlispiel 1827.
.Pferde-': Wasserschierling, Phellandr. aquat. Z
Anl. 1775. - Vgl. Gr. WB. VII 16S9.
,Brot-samen': Brosamen. JJNüsch. 1608. — Vgl.
Gr. WB. II 405. In andrer Bed. bei Fischer I 1450.
Räb- Th, Mab- bzw. Re'b- AaF.,L.; GBern., T.;
(villi, sein, sim, soni,
Tu;. Ni.w; Z (auch Zoll), Re'b- ZZoll. (bestätigte An-
gabe): Same der weissen Rübe, Brass. rapa. ,Vor Kebs.
8ß.' 1803, ZHansh. , Ein Viertel Kernen, ein Glas Räbs.
von Meilen [als Liebesgabe].' 1819, aZoll. 1899. ,[Ein
Lehenmann wird bestraft, weil er in den Rebbergen]
Gang nit gmacht und Rehs, gseyt.' 1622, TuPI'yn Urk.
Über die Zeit der Aussaat vgl. Jakub (BJ III 33).
EA. Er wäscht-si'h 's ganz Jör nie; Schmitt; hägt-er
an-em, nie" künnt B. dri" sprenge" GBern.; vgl. Rueb
(Sp. 81). R. als Amulet für zahnende Kinder Z f. —
räb-säme": weisse Rüben säen ZZoll. Syn. rdben (Bd
VI 22). .Heümonat 1781 : den 14ten gerebsamet beide
Breitäcker.' ZZoll. Tageb. ,Ich hatte sie [die Kühe]
schon wieder angesetzt zum Rebsamen.' 1809, aZoll.
1899.
Die Kürzung des Vocals der 1. Silbe nach bekannter
Regel. Zu beachten sind die Z Formen H«e&- (nicht Äi ">.-) und
Itf'b- (Einfluss von Repe-S.f). Als FN. .Bebsamen' BSi.; Z
(auch Rt'b-). ,RUedi Räbsam usser Turbental; Hans Räbsam
von Vischingen.' H19, ZStB. .Rttedy Räbsom von Steinshof.'
1434, Z KB. ,Yon dem alten Rebsani.' 1165, ZKyb. ,Beb-
sameu von Turbental', ein Reisläufer. 1521, EEgli, Akten.
,Uaus Räbsam', ein Toggeuburger. 1536, Strickler. ,Reb-
saroenguot', K15S von Wettingen au Gnadental verkauft.
R6be°-: ,Wein, den man beim Rebenschneiden
zur Arbeit mitnimmt' SGr. (Schild). A" Ei"s isch de""
noch z' danke", de" R-en überz'lö" [zurückzubehalten],
's isch gar nid guet, bim Bebe"schnide" so öni Wi"
i" d' Rebe" z' gö". Schild 1860.
Rueb- AALeer., Rüeb- BsL.; S, Rüebli- AiLeer.;
BE.; L; Th; Z: a) Rübsamen. aaOO. Jets wei"-mer
R. säje", und auch das Bastiment, Spruch beim Aus-
säen des Rübsamens BsL.f (SV.). S. noch sdijen (Sp.
595). B. mache", in den Reben grosse Rüben ein-
graben, zur Samengewinnung ZZoll.; vgl. Sämen-Bueb
(Bd VI 85). Im Kindervers: Eere"zeicheli, B., hett-i*
Gehl, so iee't-i'h chräme" Z; s. noch Regula (Bd VI
742). Im Volksglauben. Si heigen-im amene" Ort B.
i" Win'tö*; mit Dem chönn-men Ei"'m g'mu? ge" [der
Betreffende war verrückt geworden]. BWyss 1803. In
den ersten Kindsbrei gehört eine Prise R., damit der
dem Säugling sein schnelles Wachstum .einverleibe.'
BiRND. 1904 (BE.). .[Der Teufel] hab iren auch Salb
und Sammen geben, der gesächen wie Rüblinsammen,
den sy uff der Heiden hin und her sächen solle, damit
das Vieh verderbe.' 1665, ADettling 1905. — b) wilder
R., Daucus car. LB., Suis., Will.
Spätahd. ruobesäme (Abd. Gl. III 487), Bind, rüebesüme;
vgl. Gr. WB. VIII 1340; Martiu-Lieuh. II 356. Als Fa-
milienn. ,Hans Riiebesam.' 1436, AaB.
Roge"-: Laich(zeit). ,[Es wird verordnet] dass
in den wassern der Aaren, der Rüss und der Limmag,
so wyt die gond, und im Rhyn ... nieman deheinen
eschling vahen sol alle jar vom rogensamen uff bis
an St Michels tag.' 1427, Z. — Rügeli-. Im Kinder-
vers: R., hett-ich Geld, se tve?t-ich chräme" ZStäfa; vgl.
Rueb-S., sowie Regula (Bd VI 742).
Roll- Ap, Rolle"- iuTh: = Mag-S.
Hanf-sät Hausset-, in BLenk Hasset-: = Hanf-S.
B; S. Dort im Seckli isch der Hausets., ziveu Miss,
grad g'nue^ für die halbi Bunte". Joach. 1883. Ig
gib-esja mine"twege" scho" zue, dass es och Geld chostet,
bis dass-me" vom H. e"tceg Tueeh het. CWeibel 1888.
— Vgl. mlid. Unaätsäme als analoge tautologische Zss.
Sü" Söu-, Nur in der scherzh. Wendung: Isch
der S. g'röte", ist das Schwein beim Schlachten gut
ausgefallen? Bs (Seiler). — Speck-: scherzh. für
Ferkel in der Wendung: Hend-er Sp. g'chauft? Sprww.
1869. ,Da [in der Heunot] ist Einer am Tage in den
Heuet gewesen..., ein Dritter hat in Marbach Sp.
geholt.' BVolksztgl907. — Düble" Tuble"-: Baldrian,
Val. off, als Zierpflanze ZWollish., Zoll.
Tüfels-: 1. Same der Niesswurz, Veratr. alb.
Scuwlbach; vgl. Tüfels- Seckel (Sp. 673). — 2. vom
Tabak. .Hexenmehl! das ist's, ist Teufelss., wie uns
ilie Neue Welt schickt unter Tobaks Namen.' Z Weg-
genzunft. — 3. (auch im PI. -Same") ziemlich derbes
Schimpfw. auf Menschen (zB. ungezogene Kinder)
und Vieh GrPi\, Seh. — Vgl. Gr. WB. XI 291, sowie
r.-Ge-säm.
Wegeli-: Wegerich, Plant, mai. GRorsch., Sa. —
Winter-: Wintersaat. .Und mit namen so sol w-en
allwegen frid haben.' E. XV., GWattw. — Wirr-:
pers., Einer, der überall Unfrieden stiftet Seit (Kirchh.).
Wurm-: 1. Mittel gegen Eingeweidewürmer, meist
in Form überzuckerter Körner Z. .Meister Hug mit
dem w-en, der den grossen wurm von der frowen ze
Basel getriben hat.' Z Glücksh. 1504. ,W-en, absin-
thium marinum seu seriphium, vulgo seinen contra
lumbricos.' KdGesn. 1542. ,Wie man den Kindern den
W-en zu verzuckern pflegt.' JJUlr. 1727. Spec. ge-
meiner Rainfarn, Tanac. vulg.; Syn. Wurm-Chrüt. —
2. Staub, den die Holzwürmer, auch die Würmer in
der Erde hervorschaffen Bs; Syn. Wurm-Melw.
In Bed. 1 auch eis. (Martin-Lieuh. II 356); vgl. noch
Sanders II 2, 847 b.
säme- (-mm- B), Ptc. -et: Samen erzeugen, von
Pflanzen B; Z. Der Salät het schön g'sämmet B. —
Mhd. sämen in der selben Bed. und ra m. n, säen ; vgl. Gr. WB.
VIII 1732; Martin-Lienh. II 356 (-{,-).
ab-: refl., sich durch Samenbildung vermehren B;
s. er-rinnen (Bd VI 1009).
ver-, in Th -sö°me", -sö'me" (Ptc. -t): 1. intr. AaF.;
Gl; ZO., refl. AaF.; Bs; Tu; ZZoll., Samen verstreuen
und sich dadurch vermehren. Syn. ver-säijen 2 (Sp.
599). 's isch nümi z' früe zum Heue", 's Gras ist rlf,
's het(-sich) scho" versömet AaF.; Z. Die Tann »iiies'
stö" Mibe", 's war schad für das schön Stuck Holz,
und denn isch-es nur nach wege"-m V. ZHöngg (Holz-
prozess). Bes. von Unkraut: Man soll es ausreissen,
bevor es (si'h) versämet (versömt); vgl. auch Riss-
Wuest. Der Wuest ist versämet ZKn. — 2. intr., auf-
hören Samen zu tragen, von Pflanzen L; Zg (St.b).
D' Pflanze" hed scho" versämet.
Vgl. Martin-Lienh. II 356 (-ä-, Bed. 1); Fischer II 12S7
(-ä-, als Samen ausstreuen).
be-: 1. besäen; s. pfluegen (Bd V 1246). — 2. be-
fruchten, von Tieren. .Derjenige, so eine Kuh be-
samen lasst, [soll] von jeder ein Batzen zahlen.' 1765,
ZAuslikon. — Vgl. Gr. WB. I 1540 und bes. Fischer I 886.
Sämeri f.: ,die Samenenden der Stengel' BG.
(Bärnd. 1911, 407).
Ge-säm (bzw. -ö'- usw.) n.: 1. a) = Samen 1 a in
coli. S., Sämereien Aa; B; Gr; G; Tu; Z, bes. auch
allerlei Sämereien durcheinander, wie sie zB. als Vogel-
oder Hühnerfutter verwendet weiden Aa; B; S (vgl.
G's.-Riteren Bd VI 1727). Das ist es rüchs G's., von
minderwertiger Sämerei GRArosa. .Meistens sprechen
die Bäuerinnen ihre städtischen Bekannten und Ge-
vatterleute um Gesäme oder Setzlinge an.' Aa Gem.
Sani, sein,
,Ich hatte ein köstliches Vergnügen , die Kerle
[Spatzen] in dem G'säm herumhantieren zu sehen', bei
der Vogelfütterung. B Blätter f. Landw. 1892. ,Für
allerhand Gesäm fl. 4—5.' 1787, Z Haush. S. noch
in-, inen-rifflen (Bd VI 668); Ratten II (ebd. 1628).
— b) = Samen 1 b, Saatpflanzen B; G (Zahner);
S. Nöchmittag, wo der Dürlihans und d' Frau über
Feld si" go" 's G's. a"luege". JReinh. 1901. .Selbst
das kleine G'säm, Klee, Flachs usw., konnte ihm [Uli]
der Meister zu säen überlassen.' Gotth. , [Bauer:]
Muoss tag und nacht gross arbeit han und warten,
das mirs [Obst, Wein und Korn] der hagel werd
zerschlan ... oder mir d müss und käfer frässen s gs.'
HvRüte 1532. ,[Es wird berichtet] dass die Zeit
haro ... alhier etwan nur kleine Acherli oder Blätz
mit Gersten, Bohnen oder anderem Gs. angeseyet wer-
den.' 1713, ZEmbr. ,Als wird Mäniglich hiermit...
vermahnet, den von Gott geordneten Zehenden, es seye
von Heu, Embd, Obs, Ges. ... mit mehrer Treu als bis
dahin ze entrichten.' 1740, ebd. — 2. a) verächtl. für
Nachwuchs, Brut, Gezücht, Gesindel Aa; Bs; GßArosa,
l'r.; GG. (Zahner); Th. Da' würt-mer e" netts G's. ge"
vu" D'cne"! heisst es etwa, wenn ein liederliches Paar
sich heiratet Th. Der löt e" schü"s G's. z'rugg! GG.
Er chunt mit si"em ganze" G's. ebd. Das isch G's.!
BsArlesh.; Syn. Das sind Frucht. Was ist Das für
G's. in der Buttig [elende Hütte]? Bs. .Aber da stellen
einem die Leute das Dorf voll Kinder, es ist jetzt
schon ein Gesäme.' Breitenst. ,Das schantlich böse
G'säm', die Kapuziner. 1603, Gfd (B). — b) Haufe
kleiner wertloser Gegenstände, Abfälle GRMai. Grosse,
ungeordnete Menge (zB. Ziegen, Buben, Soldaten) Gr
Nuf., Spl., V. E" ganzes G's. (Lül). — Vgl. Gr. WB.
IV 1, 3784 f.; Martin-Lienh. II 356; Fischer III 440 f.
Ö1-: = Öl-Sämen (Sp. 932). ,In Erwegung, dass Öhl
und Öhlgesam [!] eigentlich nur eine Handelsware aus-
mache.' 1769, Absch. (B). — Un On-g'säm: Unkraut
GRÜhur. — Garten-. .Gartengesöm gesäet.' 1781,
ZWipk. — Chinder-: verächtl. für kleine Kinder.
Vgl. Gh.- War. Bald isch Chinder g'sdm cho" schüttle",
bald Jumpferen in de" Händsche" . . . abe" cho" z' rase"
BsLie. — Tüfels-: a) eig., Unkraut GrPi\, Seh. —
b) übertr., ziemlich derbes Schimpfw. auf Menschen
oder Vieh. ebd. Das ist es T.! von einer ungezogenen
Kinderschar.
Sanier (-<?-) m.: leichte Schelte, ,Leckersbube'
GEh.
Chrüt-Sämere" -Sü2mere" f.: Samenpflanze des
Gartenmangolds, Beta vulg. GWe.
Heuw-Sämerin, -Sämerne" f.: Samenkapsel von
Croc. vern. GRNuf. Vgl. Heuw-Sämen.
Sämerne" f.: Samenpflanze, zB. des Kohls, des
Alpenampfers GRt'hur, Chw., D., Ths. Syn. Samen-
Stock.
Sämiss (-ö2-) m., Dim. Sämesfsjli: wesentlich wie
Samen 1 a. a) eig. Dim., .kleiner, zarter Same' Z
(Dan.). — b) übertr. Erster Einsatz beim Spiel (zB.
mit Bohnen) ZStdt. Ic* ha" min S. wider, ha" doch
nach min S., tröstet sich Einer am Ende des Spiels.
Von Kapitalbesitz, Vermögen : De" hat na'1' en schöne"
S. bi-n-enand, ist sehr wohlhabend, ebd. Haufe zu be-
arbeitenden Zeuges, ebd. Scho" wider en S. für di
nächst Wasch! sagt eine Hausfrau. A.: Sind-er fertig
mit Flicke" (Glette")? B.: Ja woher! mer händ da
naeh en schone" S. im Vhorb (i" der Zeine") ine". —
Zur Bildung vgl. ZfhM. III 26 ff.
sämlen: = ver-sämen 1 BGr. Das S. oder Üsrisen.
Barnd. 1908.
Samet Sänut Aa; ApH,I.; B; G; Th; Uw; U; Z,
Sammet ApM., V.; LG.; W (in Vt. -at), Sammed Bs,
Saumat PA1. (Giord.) — m.: 1. Sammet. Es Hiltli wie
S., von einem Mädchen. Messikommer 1910. N. bringt
an die 11 Orte, dass sein Vater und seine Brüder nun
schon seit vielen Jahren welsche Tücher, Sanimet ge-
nannt, aus Italien in das Land gebracht. 1557, Adsch.
,N. ein sehyn, das er allhie als ein meister mit zwei-
gen gstüdlen sammet und mit einem taflet gewäben
und für ein rechten meister geachtet syge.' 1570,
Z RM. ,Wo unsere krämer einen frömbden krämer
begriffend, der syn waar, es sye gwürz, syden, sammet
... in den hüseren und an offnen wuchenmerkten oder
anderen tagen ussleiten und verkaufen wurden [!], den
selben ... sollend unser burger und krämer [nach ver-
geblicher Warnung] syn waar nemmen und uff unser
stuben und rathus tragen.' 1578, Aar. StR. ,Was
Sam(m)at allhie gemacht und gegen Frömbden allhie
verkauft wirt.' Z Zollordn. 1634/40. S. auch Mosch
(Bd IV 505); sidig (Sp. 309). ,Gerühter semit'; s.
Bd VI 187/8. ,Unum pannum sericuni, quod vulgo
dicitur ein geruchter semit.' XV., ZWth. , Schwarzer,
röter s.' um 1551, Z; s. auch Bd VI 1753. Verwendung.
[Wir Chüejerchnabe"] hei" Hose" u"d Schile ro" S. B
(Volkslied). D's Westli, wa man-im jitze" o'h Schile si't,
ist fast geng usbrünem S. BG.(Bärnd. 1911). Die Chittel-
brust ist ein miederähuliches Brustkleid aus glattem
oder geblümtem Samt oder Lasstäng BLütz. (Bärnd.
1904). Er chouft-em [seinem Mädchen] es Hüetli
us S. und Spitzli. ALGassmann 1906. ,Halsgöller mit
sammet.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Hoseu, uff den knüwen
mit s. verbändlet.' 1552, B Turnib. ,Ein inörlifarben
mantel mit s. verbentlot.' 1554, ebd. ,[Für ein Kleid]
5 ein s., cost ein ein 2 krönen.' 1572, B Staatsrechn.
S. noch Nestel (Bd IV 842); Bock (Bd VI 826). In
den Luxusmandaten oft verboten. ,Die aber von we-
nigerem Stand sollen sich allein begnüegen lassen der
Hinderführen ohne Sammet und Tächle.' 1683, GWil.
, Alles guten Sammets, Atlas, Taffets, Damasts ... sollen
sich gemeiner Baurs- und Handwerksleüten Weiber
und Töchtern völlig bemüessigen.' 1728, G Mand.
, Freisassen [wird 1702 verboten], dass S. auf den Hüten
getragen werde.' KWild 1847. S. auch Barrüssen (Bd
IV 1447); Blitz (Bd V 267). S. und Seide; s. Bock
(Bd VI 821 o.); (Flat-)Siden (Sp. 306/7). [Schön An-
neli] kleidt-sieh i" Side" und S. druf, i" S. und sidige"
Schnüere". Volkslied (LE.). ,In sammat und seiden.'
Üesi'R. 1522. S. noch Caffen (Bd III 158/9); Saffran
(Sp. 335 u.); Saijen (Sp. 592). — 2. Sammetrock. ,[Der
Landgraf von Hessen] hat ouch ein roten samit an.'
DScbill. B. ,Eberhardus, comes de Wirtenberg, in
sanguineo samato ipso et equo vestito.' 1473, Bs Chr.
,Der knab mit dem sampt, so vergangener wuchen ein
brieff bracht.' 1546, Z. ,Er hat im [Haman dem König]
ein purpur oder ganzen sammat angelegt.' LLav. 1583.
Mhd. mmii, semit (aus afrz.-prov. tamit, mlat. samitum,
eMimilum, gr. s^ajitxov, eig. sechsfadiges Zeug); daneben
samät mit Suffixangleichung an andre Seidenstoffnanien wie
mhd. brünät (neben -II), |«l«il (neben -if), rö*at, sigeläl, triblät,
sebweiz. Büro« (Bd IV 152S). Vgl. Gr. WB. VIII 1745;
Martin-Lienb. II 357. Die Lautforui der lebenden MA. weist
Sinn, sein, sini, som, sum
D42
durchgängig auf den Ausgang -äl (.sammaf auch mich 1489,
Z; ,samot.' 1544, ebd.; .samascht' bei Ansh. 2 III 340 wird
für ,d-' Terschriebcu sein); rätselhaft bleibt aber der Stamm-
voc. in Saumai PA1. Die zahlreichen Pflauzennamen mit .V.
als 1. Glied s. im aiphabet. Register.
Fotzel-: Pelzsammet Bs (Spreng).
Carraesin- s. Laub (Bd III 955 u.). — Vgl. auch
Karmesin bei Gr. WB. V 219 o.
Bliebe"-: geringe Art Sanimet BHk., Si. und lt
Zyro, „eine Art Manchester oder baumwollener Halb-
sanimet, dergleichen die Buben tragen L" (St.2). Syn.
Bübeli-S. ,Tryppen, sonst Bubensaramet genannt,
vorbehalten, als die den mehrern Standspersonen zu
tragen unverbotten.' 1611, G Mand. , Bubensaramet,
heteromallus pannus.' Denzl. 1677. 1716, so auch Sul-
ger. S. noch Blursch (Bd V 140). — bueben-sam-
metin. ,Ein gniengten Rock mit 3 buobensammetinen
Bieginen.' 1609, Z. - Vgl. Gr. WB. II 463; Fischer I 1488.
Patent Padent-: Sammet von besonderem Ge-
webe, welches g'schränzt statt geschnitten wird Z; vgl.
Schlänz-S. - Rubel i- = Bübel(i) (Bd VI 72) Bs; L; Z.
Noch jetzt beliebt als Hosenstoff bes. für Zimmerleute;
vgl. : ,Die Zimmerleute aus den Hansastädten trugen mit
Vorliebe Ribelisammet, aus dem man auch den Buben
[in Bs] Hosen fertigte, die noch zehnmal unzerreiss-
barer waren, als was jetzt unter dieser Empfehlung
feilgeboten wird.' Bs Nachr. 1898. Zur Entlibucher
Tracht gehört e" Tschöppe" vo" schwarzem B. ,Eine
Weste von braunem R.' L Kantonsbl. 1845.
Side"-: wie nhd. Seidensammet G; Th; Z und
weiterhin. — side°-sametig s. silberig (Sp. 842). —
Vgl. Gr. WB. X 1, 1S4.
Schlänz-, Schränz-: = Patent-S. Z. Scherzh.
auch von einem Farzenden; vgl. Schlänz-Barchent
(Bd IV 1536); Schranz. — Baum-wolle- Bauele"-:
wie nhd. Aa; G; Z. ,[Die Bewohner von AARiken]
verfertigen viel Rübelizeug oder Baumwollensammet.'
AAGem.
sametig, sameti" sammetify) Ap; Z, sammedig Bs,
samiti(g) Ndw, sameti" (auch sameti"s, sonst sametiger
usw.) GT., sammatin WVt., saumatin PAL: von
Sammet. Samitni Böse", e" samitigi Weste" Ndw
(Matthys). ,Der Ratsherr mit dem sammetnen Ärmel.'
Gotth. ,1 schwarzen sannten [!] raessacher.' 1448, Z
Uster Neuj. 1866. ,Mit sämitden küssin.' vor 1472, G
Hdschr. ,1 schwarz samatis halsgöller.' um 1531, Z.
,In eim samentigen wamsel.' 1538/40, Z Ehegericht.
,Dry Spanier inn samaten rocken.' 1546, Z. ,Ein sam-
meti paiet mit einer guldinen schnuor.' 1582, Z RB.
,Ein schwarzer ganzer sarametiner oberrock.' 1592, Z.
,Ein rapier mit einer samatinen scheid.' 1597, Z RB.
,[Eine des Mordes Angeklagte] ist in einem köstlichen
Kleid und sammaten Hinderfür umb den todten Lych-
nam herum geschlenget.' 1611, Z. ,Ein samatiner
Seckel.' 1629, Z. ,Mit grossen Krössen und sammeten
Hinterfüren.' 1636, JJBreit. ,Die Dochteren vom ge-
meinen Stand . . . sollen anch keine samtne Hinterfür
tragen.' 1684, GWil; daneben ,sammtenen.' I will der
es sidigs Halstuch krome und es sammigs [!] Brusttuch.
Patriot 1756. S. noch Caffen (Bd III 159); Mutz I
(Bd IV 618); Machen (Bd V 6); inher-brechen (ebd.
336); Bock (Bd VI 821 u.); rutschen (ebd. 1857/8);
Seckel (Sp. 662).
Mhd. .«»««»; vgl. Gr. WB. VIII 1748 (nur ,saiiiiu(e)ten');
Martin-Lienh. II 357 (tammete*). Das W. wird zT. (so für
Th) als iiniihlich bezeichnet. Eigentümlich ist eine Bs Chr.
II 29. 33. 34 uö. belegte lat. Form .sameus' (neben ,sami-
teus'), zB.: ,viri omnes tunicis serieeis sameis ... vestiti';
woneben kurz vorher (II 28), offenbar verschrieben: , [Herzog
Karl] serice saniey tunica indutns.'
sametocht: sammetartig Ndw (Matth.).
Samleren f. ; ,das sich sammelnde Wasser des in
der Sulz liegenden Fleisches' U.
Aus dem It.: eins mit Salmiarra (Sp. 867), volksetym.
an die Gruppe ™»./. - (8p. 920) angelehnt.
Samuel Ap; Bs; B; Gr; G; Sch; Th; Zg; Z, Samma-
(GrTIis), Samuel B (Gotth.); GlK., Moll, (.ehrwürdige
Form'), Sämmel ÄASt.; Ap; ZRuss. (-m-), Sammrl
Bs; B; „ScH"Schl., Stdt, -m- „B"Int.; Gl (gross und
stark); L; Sch, Sämel Aa; „B"Ad.,Ha., Herz., Inn., Int.
und lt Zyro; FStAnt; GlS.; L; ScnSt. (-mm-J ; ZRuss.,
Sä»i&eZAAt;S(JReinh.), Sami Aa; Ar; „B"Ad.,E. (auch
Gotth.), Geiz., G., Herz., Int., Kand., Laup., Rüd., Sa. und
ltZyro; FStAnt, „Mu."; L; SOBuchs.; ZKn., -mm-
GRMalix, Ths, Sämi „AA'Seon; Ap; Bs; „B"E. (auch
Gotth.), Gerz., Gr., Herz., Int., Kand., Rüd., Rüsch., Sa.;
FStAnt.; GlEIiu, Gl., Moll. (s. Bd II 521 u.); L; THSitt.
(,hie und da'); Zg; ZRuss., -mm- Xk; BsHölst., Lang.,
Lie., Siss., Stdt; Gl; UUrs.; ZSchwerz., Sameli B (auch
Gotth.), -mm- Ap; ScHSohl. (•ili), Sämeli Aa; B (auch
Gotth.); GoT., -mm- Bs; Gl; ScHStdt (-ili), Sam Aa,
Säm GoT., Sämli „B", Sambsch, Samtschi Gl (derb),
.Samiselin' B (Gotth.): 1. raännl. Taufname. ,Ira Kan-
ton Aargau nannte man ihn Sämi, im Kanton Luzern
Sami; so kürzte man hier und dort nach dem örtlichen
Sprachgebrauch seinen ehrlichen Christennamen Sa-
muel.' Scnwz. Rundschau. .Samuel.' XVI., B; 1560/1600,
ZHorabr. ,S. und Heinrich die Hürlimannen zu Under-
bach.' 1714, ZHinw. , Heinerich Unrichti, gen. Semmli,
schultheiss zu Wil im Thurgeuw.' 1501, Püp. , Einer in
grauem bart, der hinkt, heisst Sämi [von ScHwBr.].' 1528,
Strickler. Oft mit näherer Bestimmung, bes.inB, woder
Name sehr beliebtist(daher .Ber«er-<Sami AaWoM.); zB.
Ober-bach- (BRüd.), ,Lürligrat-' (vAlmen 1897), Dinte"-,
Zivülche"- (Bärnd. 1911), Ch!attsli-Jöre"-Joggis-Samis-
Sami. Gotth. Zum Gudi-Sami bin-ieh g'gange", zum
G. bin-i"'' cho", zum G. gieng-ich nümme", der G. het
e" Flöh. GZür. 1902 (BLaup.). ,Fuhrmann-Sami.' Joach.
1898. Bad- (BRüd.), Biedacher- (BG.), .Baumgarten-
Sämi.' FAnd. 1891. Tromme'-Sammel ScHSchl. Boss-
grät-Sämel. Badernkal. 1896. Güggi-Sämbel. JReikh.
1903. D's Sime"s Sämeli. AHeimann 1899. Als Bei-
name: 's Samuele" ApLb. 's Samele" Hans ZRuss.
S. noch Nigg (Bd IV 705). — 2. Sami, Name von
Pferden L, von Stieren Nnw; Zg. — 3. Sami, Sämi,
Scheltw., unordentlicher Mensch; auch ohne bestimm-
ten Inhalt = Bursche, Kerl B. Drei ä'ere" Sanierte"!
von Sperlingen. — 4. Sami, Bettwärmer (Krug) B.
Syn. Buebeli (Bd IV 929 o.). — 5. Sämel, Ruf beim
Bockspringen BBe. Unterlässt der letzte Springer den
Ruf beim letzten Sprung, so muss er sich noch einmal
bücken. Vgl. sämlen.
Die Schreibungen mit -mm- bezeichnen zT. nur den kurzen
Voc. Nach ASocin 1903, 79 kommt der Name schon im VIII.
vor; trotzdem dürfte ,Samilin' (um 900, Z Stiftsrodel) mit
den davon abgeleiteten Flurn. ,SammeIs-Rüti' ZUnt. (,Sami-
linis riutin' 947) und ,Sammels-Grüt' ThGachn. kaum hieber
gehören. Auch bei den folg. Namen ist dies nicht durchweg
üicher. Kamilienn. ,Saam' B, , Clans Sam von Botzen.' 1546,
l: I.M. ,S»ntsehi' B3igr. Flurn. ,Sam-Stall, -Wald' B, ,Samm-
943
Sani.
944
Holz-, -Wiesen' Th. ,Sames- (Semis-)Zelgli.' 1798, ThEgn.
,Samens-Thal' ZElgg. .Sämis-Weid' Aa, ,Semis-Acker' Z
Ottenb. ,Sämen-RUti' ZKib. ,Sämmelis-Wies' SchSchl. ,Sämeli-
Bächli, -Weier' Aa, ,Semlen-Wies.' 1629, ThEgn. Zämie (aus
d's S.)-Acher, Haus BG. Zu 2, 3 und 5 vgl. Äu«W/(Bd VI 630).
sämle": Bock springen BBe. — Zu Samuel s.
Säm: = Bäms, der letzte nötige Schlag beim Schlag-
ballspiel BsStdt (Rheinschule).
sämi: im Anzählreim; s. sü (Sp. 34).
Saum I (bzw. -on- usw.) AaF., Leer.; B (in Gr.
-oi-, in G. -iV-); OßFurna, hPr., Valz.; PAL; GoT.;
SchwE.j Ndw (-ai-); U (-öi-) ; WMü. f-ö'-J, Vt. f-öi-);
Z, Söm GRMai., vPr.; GStdt; Sch (Kirchh.), -mm
ApL, M., V., Sömm ApH.; GT. (ohne oT.); ScHStdt;
TbHw. f-ö'-J, Mü. — m., PI. und Dim. mit UmL:
1. Saum an Zeug, Gewand. aaOO. EfnJ S. mache",
näije"; mit-eme" S. i"fasse". Gab me" het chönne"
Babi säge", isch e" S. [mit der Nähmaschine ge-
näht] fertig g'si". RIscher 1903. Es hocket es Jüm-
pferli uf *em Boum, es het am Böekli e" röte" S., im
Herze" het es e" herte" Stei": säg, icas das für-n-es
Jümpferli sei? Rätsel von der Kirsche B (Kurz). E"
faltsche S., ein an der Innenseite angesetzter Streifen
statt des umgeschlagenen Randes AaF. Im Vergleich :
Die Schneelinie verläuft als ein wie mit der Schäri
abg'hkvne'' Soim. Bärnd. 1908. ,Unden an seinem [des
Rockes] s. solt granatöpfel machen.' 1530, IL Mos.;
X«>u.a. LXX. ,S., wulst, biege, Verbrämung, fimbria;
ein s. an kleideren oder ein biege, limbus; s. zeunderst
an den kleideren, peniculamentum.' Fris.; Mal. —
2. Wald-, Uferrand B; SchwE.; s. auch die Anm.
Amiid. soum, eig. Naht; vgl. Sühn II mit Anm. (Sp. 798).
Vgl. Gr. WB. VIII 1905/8; Martin-Lienh. II 357. Oft in
Ortsn. (zu Bed. 2); in einzelnen Fällen kommt auch Zuge-
hörigkeit zu dem hom. Saum II in Frage. ,(Im) S.' ApHer.;
BGerz.; GBerachis; SchwE.; ThHw.; UAnd.; ZGoss., OGlatt,
Trüll., Ust., Wied. ,Biss an die Btapfen vor dem Som.' 1508,
ZPfäff., ,Saum.' 1586. ,Unz an die fluo, geuempt der Sonm.'
1523, SchwLB. In Zssen. Als 1. Glied. ,S.-Acher' ZAltst.
,-Graben' ZKlot. , -Halden' BBelp; LRusw. (Leu, Lex.). ,-Ka-
nel' GT. ,-Bach' ZHöri, Wied. ,Saun-Wald' Uw. Als 2. Glied.
.Ober-, Unter-' U; Z. ,Fiir-' B. ,Nieder-S.' ZWäd. (schon
1087). ,Bätzi-' ZTrüll. ,Ried-' SchDörfl. .Weissen-' Z.
,Wiesli-' ZTrüll. .Saumli' U, ,Säumli(-Steg)' BGerz. .Säu-
men' Gl. In Personenn. ,Hans zem S.' 1471, B. ,C'lewi
Som.' 1484, AaB. ,N. genant Haseusoum von [ThJGriessen-
berg.' 1483/5, Urk.
Garn-: Saum des Wolfgarns. ,Die Nächsten bei
den Garnsömen an jetwederem Ort an den Huoten
sollend fünf oder sechs Mann auch mit guoten Bäm-
spiessen versechen sein.' GrD. LB.
Hol-: Hohlnaht, eine Verzierung bei Säumen von
Weisszeug Ap; Z. — Vgl. , Hohlnaht' bei Sanders II 1, 3811.
Löchli-: = dem Vor. Z.
säume" I (bzw. -ou-, -öi- usw.) Aa (lt H. söüme");
Bs; B; Gl; GRÄr., D., Furna, Mai., hPr., Sch., Valz. ;
PAL; S; U; WMü. (-Ö-), Saas, Vt.; Z, söme" GRMai.,
vPr., sömme" ApL, M., V., sömme" ApH.; ScnStdt, St.;
ThHw., Mü., söme" GT., söme" ÖRChurf — Ptc. -et,
in WSaas g'söimu": säumen, mit einem Saum ein-
fassen. B' Hose" söme" WMü. Nase'lümpe", Hals-
tüecher, Zwäheli s. E" ganze' Reis-chorb roll Tiseh-
und Chuchizüg für vo" Hand z's. RIscher 1903. ,Die
Eine säumte ihm unentgeltlich, was er zu säumen
hatte, bald ein Schnupftuch, bald ein Halstuch.' Gotth.
S. noch brüejen (Bd V 554 o.). — ge-saumet. G'sau-
mets, ung'saumets Tuech Z. .Schöne, gesaumpte lei-
nene Binden.' FWürz 1634. Nümm das Schnuznedli
nid, es ist noch nid g'saumet GrD. D' Wulche" hei"d
'glänzt, wie wenn si mit Silberbändel g'saumet wäre".
JReinh. 1907. D' Wolke" hangend d' Böekli guldig-
g'somet ab dem Himmel. Schwzd. (GrScIis).
Vgl. Gr. WB. VIII 1914. Das in der ä. Spr. spärlich
und erst spät bezeugte Vb hat sich auf unserm Boden, wie
der Ausgang -et in der 3. Sg. Pras. und im Ptc. Perf. zeigt, an
die . ,i- wi-Yerben angeschlossen. Die für Aa angegebene umge-
lautete Form stammt aus der Schriftspr. Aber turne" GrC'hurV
i"-: einsäumen GRMai.; Z. .Eine Kutten, unden
eingesäumt' Bs Taxordn. 1646. — Vgl. Gr. WB. III 266;
Martin-Lienh. II 357.
ver-: mit einem Saum versehn AaF.; B; SchSL
saumleD GrTIis, sonst säumle" (bzw. -öu-,-ai-) B;
Gl; GRChur, Furna, hPr., Ths,Val.,Valz.; GoT.; Schw;
Ndw; U, sömle" ApL, M.,V.; GRÜhur, Mai., vPr.; GStdt,
sammle" GT. (ohne oT.), Ptc. -et: = säumen. Cha""st du
scho" s. ? Im Bilde : Am Öbe"d, wo d' Sunne" blöiss nuch di
oberste" Tanne" mit Gold g'säumlet hat. MLienert 1899.
ver-säumle": = ver-saumen Ap; L; GT.; Schw;
Ndw; U; Z. Nastüecher v. Im Bild: 's Morge"röt hed
de" Chrage" [der Rigi] goldig versäumlet. JRoos 1885.
Saum II (bzw. -ou- usw.) AaF.; B; GRFurna, hPr.,
Valz.; L; PAL; GoT.; Scrw; Ndw; U; WMü., Saas,
Vt.; Zg, Söm GRvPr., -mm ApL, M.,V., Sömm ApH.;
GRPr.; GT. (ohne oT.); ScHStdt; TuEgn., Hw., Mü.
— m., PI. und Dim. mit Ural.: I. a) Last eines
Saumtiers Ap; B; Gr; L; Schw; W; Zg. In Gr
,urspr. eine massige Pferdeladung aus 2 Lägen be-
stehend', oft aber noch mit einer dritten obenauf;
vgl. dazu: ,[Häringe] ... rechnet man drü stro [Stroh-
bündel] für ein som' (XIV., L Zollordn.) und zur
Frage, inwieweit die Einteilung des S-s als Mass und
Gewicht (s. Bed. 2) auf die Drei- oder Zweiteilung
der Last weist, FStaub im B Anz. 1878, 54 f. En S.
Win, Mel"', Herdäpfel, CMs, Ziger usw. Gr. Der het
en S.! halb scherzh. von einem Schwerbeladenen, ebd.
D's Boss ist töd, aber der Somm ist nid starch b'sche-
diget g'sin. GFient 1898. D' Mär'<e" heig-em d's Bast
verzert, der S. la" g'hie". Erz. 1856 (Schw). Der Säum
haitot, neigt sich auf die Seite W. S. noch büren II
(Bd IV 1532). ,S., rossburde, was ein saumtier tragen
mag, sarcina iumentaria.' Fris.; Mal. ,Impingere cli-
tellas, mit dem s. etwar anpütschen oder den saurn-
sattel anstossen.' Fris. ,[Der Maulesel] gieng so zam
durch das wasser, daz ... nit ... sein s. das wasser an-
rüerte.' Tierb. 1563. Neben andern Lasten genannt.
,. ..daz nieman enhein ballen [BdIV114S/9] noch
soeime sol ufnemen denne von eim sewe an den an-
dern, die gen Lamparten gehörent; were aber da iemer,
der mit ballen oder mit soeimen gen Oeschital varn
wölte, die ze teil giengen, die mag er wol ufgeben
unz gen Oergelz oder fürer, an geverde. ... Wer diser
stucken deheines ubergienge, der sol ze buos gevallen
sin von ie dem soume oder ballen ein guldin.' 1383, U
Säumerordn. .Wer der ist, der sinü burdü oder sinen
soum oder sin fuoder holzes gemachet in dem walde.' F
Handf.; lat. .summatam.' ,Bel wird fallen und Nebo
brechen, dero götzen den tieren und vychen ein bürde
ist, ein bschwärd und ein s. müed ze machen.' 1530,
Jes.; ,ein schwärer last.' 1548. , Einer, so mitt einer
bürde, soum oder andrem uffem merkt wer kommen.'
1572, W Blätter. .Ein Kramer, der ein Som Kram uf
945
Sam, sem, sim,
einem Ross führt, [zahlt] zwen Kreuzer; der ein
Krätzen mit Kram tragt, ein Kreuzer.' 1650, Z. Die
folgenden Belege könnten auch zu Bed. 3 gehören.
Zu Lauis soll das Tuchhaus Welser von jedem ,S.'
14 Mailänder Kreuzer Zoll geben 12 Jahre lang. 1521,
Absch. Cortisella, dem in Luzern 3 , Säume' in Beschlag
genommen worden. 1522, ebd. Auch (halb scherzh.) von
einem Schwerbeladenen: Der het en S. ! GrAv. — b)auch
von Wagen-, Schitfslasten, Last übh. ,[Die Solothurner
beklagen sich, dass die Berner] gross sommen [Korn]
ze wagen gan Büren und dannen ze schiff hinuf fer-
tigen.' 1531, Strickl. Vgl. dazu: ,De qualibet soma
cui[u]slibet mercantie si est in equo ß 3 den. 6 im-
per.; de qualibet soma cui[u]slibet mercantie in carro
ß 2 den. 8 imper.' 1389, ASG. (Bellenzer Zollordn.).
— 2. übergehend in eine Mass- oder Gewichts-
bestimmung, eig. soviel als ein Lastpferd durch-
schnittlich tragen kann (etwa 3—4 Zentner), dann mit
Schwinden der urspr. Beziehung ein bestimmtes, aber
nach Zeit und Ort vielfach wechselndes Mass oder
Gewicht übh. (die beiden Entwicklungsstufen sind in
den ä. Belegen oft nicht sicher zu unterscheiden). ,Die
Last, die ein Pferd tragen kann, 3 bis 4 Zentner,
[heisst in Ar] ein S.' Steinm. 1804. ,Eine Last von
3 Centnern, welches ein S. genannt wird.' Helv. Kal.
1805. ,Der bischof hat sin zol ze Basil, der statalso:
der soum einen pfenning, daz rat einen, zwei zwene,
vier reder viere, ez trage lützel oder vil.' Wack. DR.
,Nieman sol mer ufflegen wann einen soum, und sol
ouch ab dem berg noch usshin nieman mer ufflegen
wann einen soum.' 1363, UUrs. Säumerordn. ,Den von
Willisouw ist von raten und C unser [der Luzerner]
mess geben, wie wir das in unser statt hant: viertel,
becher, söm, mäsen und gewicht.' 1472, Seg. RG. ,Herr
seckelmeister [uA.] söllent uff der söuraeren von Hor-
gen beschwerd inn der belonung, nämlich 6 ß vom
soum ... ze ratschlagen gewalt haben.' 1563, Z RM.
,Die Säumer sollend, was sy in das Land fertigend,
nit minder dan allein by Söumen und halbefn] Söu-
men verkaufen, vorbehalten Kestenen.' 1607, U. Der
Zoll für jeden S. soll in Bellenz 14 Schilling aus-
machen, von denen der Kaufmann 10, die Factoren
4 Seh. zu bezahlen haben. 1751, Absch. S. noch Ballen
(Bd IV 1148 u.). Mit Angabe des Stoffes, der Ware.
Ein S. G'leck. FGStebler 1901, 75 (WVt). ,Jeder
Schützenbruder muss alle Jahre einen S. Mist [in den
Weinberg der Schützengesellschaft] liefern.' ebd. ,Im
Herbst... wird der Dünger von der Alp auf die an-
grenzenden Privatwiesen gebracht. Auf je eine Kuh
muss aber 1 S. auf der Alp verteilt werden.' ebd. 1907
(WLö.). ,1 Söme Saffran 1 fl., 1 Söme andrer Specerei
Va fl., 1 Söme Lorbohnen 6 fl.' 1385, Bs Zollordn.
(Ochs). ,[Von eim] linwatvardel, der zwen ein sora
tuond, 3 ß [Zoll].' um 1400, ÄAAar. Zolltarif; ebenso
1460, AABr. StR. ,Von einem s. koufmannsguot 2 ß
und 6 h.' 1555, ZMönch.; 1609, ZUst. .Zwüschent
BLöüwen der zisern factor eins-, sodänne HWunder-
lichen dem oberwässerschitfmeister andersteils ist er-
kennt, das L. die soüm der waren, sovil iemer mügk-
lich, in der schwere, wie der alt bruch ist und andere
machen und dargegen W. sich der 6 schwytzerbatzen
von jedem s. zuo belonung ouch settigen lassen [solle].'
1574, Z RM. .Beide Steinmur gebent 7 som höw.' XVI.,
Z. .Ein ganzer S. dis Gesteins, so vill ein Ross tragen
mögen.' RCys. ,Laut Abscheids von 1611 [soll] ein S.
Sohweiz. Idiotikon VII.
Kaufmannsgut, das ist 2 Stuck, an der Schwere nicht
mehr als 7 Centner, 10 Pfd minder oder mehr, haben.'
XVIII., ebd. S. noch Mertscheri (Bd IV 429) ; Segens (Sp.
475 o.). Spec. a) Mass für Flüssigkeiten, a) insbes.
für Wein (auch Most); auch heute, trotz dem amtlich
eingeführten metrischen System, unterm Volke wohl
noch zieml. allg. üblich. 1 S. = 4 Eimer = 100 Mass
(=150 1), so angegeben für Aa; Ar; Bs; L; G; Th;
Uw; U; Zg; Z. Sonst, nam. in der ä. Zeit, sehr un-
gleich. ,1 S. war eine Lägel Wein, also ca 3 Zentner'
Schw. ,üer S. Wein wird zu 90 Mass angenommen'
Gr. Nach FHeldmann 1811 fasste der S. in Aa; S
100 Mass, in BsStdt 3 Obm = 96 alte = 120 neue Mass,
in BsFarnsburg 130, in BsHomburg, Lie., Pratt., Wald.
136 neue Mass, in B 4 Brenten oder 100 Mass, in
Gr 90 Mass, in L; üw 3\'3 Ohm = 100 Mass =400
Schoppen = 40U0 Primen, in G 4 Eimer oder 128 Mass,
in Soh 4 Eimer = 16 Viertel = 128 Mass, in Ze; ZSt.lt
17a Eimer = 6 Viertel = 45 Kopf = 90 Mass, in ZWth.
4 Eimer oder 120 Mass, in ZEgl. 4 Eimer = 16 Viertel
= 64 Kopf = 128 Mass. Nach den .Gemälden' hielt in
Bs der S. 100 Mass, der alte S. 3 Ohmen oder 96 Mass,
in Gl der neue S. 100 neue oder ca 70l/2 alte Mass,
in L der neue S. 100, der alte 115 Mass, in SStdt
der S. 4 Brenten = 20 Stützen = 100 Mass, in SDorn.,
Thierst. 3 Ohm oder 96 Basler Mass, in Sch 4 Eimer
= 16 Viertel = 64 Kopf = 128 Mass, in Schw 100 Mass,
in Th der alte S. 6 Eimer oder 192 Mass, in U der
S. 60—80 Mass, in ZStdt l'/a Eimer oder 90 Land-
masse, in ZWth. 4 Eimer oder 120 Lautermasse.
1808 bestimmte die Obrigkeit in Z, dass auch in ZWth.
der S. 100 Z Stadtmasse enthalten solle. ,Man sol den
s. an der synny fechten und einer mass grösser denn
100 mass machen.' 1480, L. ,Ein s. wein, ein eimer
wein, inodius villi.' Fris.; Mal. ,Ein s. wein, 96 mass
inhaltende.' Wdrstisen 1580. ,Der S. ä 96 Mass.
6 Mass zeucht man für die Truessen ab von einem S.
Ein Fuder Wein halt 8 S., 1 S. 3 Ohmen, 1 Ohm 32
Mass.' EKönig 1706. 1 S. = 4 Brenten ä 25 Mass. 1770,
B. S. auch Eimer (Bd I 221); Lägel (Bd III 1167); Bren-
ten (BiV 7hb); Quart (ebd. 1307). Lütere; trüebe' S.
(vgl. Lüter-, Trüeb-Mess Bdl V 454. 455/6, sowie lüter
Bd III 1513); der Letztere war nach FHeldmann 1811 in
Aa ; ZEgl., Wth. um 8, in Bs (Gem.) ; Zu ; ZStdt um 6 Mass
grösser als der ,lautere' S. ,Den lütteren halben s.
soll man sinnen und fachten mit der alten mass, und
wan man 16 mass und den dryten teil eines quertlins
einer mass gemisset, so soll man ein nagel schlachen
[und so noch zweimal]... Den trüeben s. soll man
sinnen und fechten mit der alten moss, und wan man
25 mass und 1 quertli gemisset, so soll man einen
nagel schlachen [und so noch einmal], darmit wird
der halb trüeb s. gefochten.' 1447, AaB. StR. ,Ein
kupfrin mäss tuot 25 mass, hat uff jetlicher syten
zwön nagel, das geben die obren nagel den trüeben
s. in die trotten und die undren zwön nagel den lutren
s., und sol also gefochten werden, das das wasser
gang in bed krünnen, so in die nagel gefylet sind.'
um 1495, AaBi\ StR.; s. noch ebd. S. 188, ferner
Sinn f. ,Pro quatuor saumis, duabus albi et duabus
rubei vini.' 1269, Bs ÜB. ,Pro 8 somis minus dimidio
quartale veteris vini, pro 30 sol. somam.' 1287, ebd.
.Dem spital ein soun rotes wines; den siechen an der
Syle ein soun rotes wines.' um 1325, Z. ,Ein son
lantwins hin us git 2 d.' 1371, Z StB. ,Ein s. El-
muh
sasers; ein s. lantwins.' um 1400, Aar. StR. ,Des
gemeinen wyns galt ein som 3 guldin und des besten
5 guldin.' 1439, Bs Chr. , Allen unsern lüten ge-
schenket will ... gebürt in ein summa 23 soum und
1 fierling.' 1448, B StRechn. Unter dem Schaden, der
dem Abt von St Gallen durch die Appenzeller zuge-
fügt wurde, wird auch erwähnt ,drü oder vierdhalb
hundert som wins im Rintal.' 1490, G Mitt. ,[Die
Seckler] sont eim yetlichen s. zuo umgelt uf legen
von einem yetlichen haller ein Schilling.' 1510, Aar.
StR. ,Wölcher nu hinfür win hie in unser statt und
in unseren gerichten verkouf und verkoufen will, der
und die selben sollen in by unserm som und mess
verkoufen.' 1521, AaB. StR. ,[Der Wirt schenke den
Wein] by der mass oder er gebe in in halben oder
mit ganzen soumen hinuss.' ebd. ,Ein schmid ze
Winterthur hatt desselben wins by 70 somen.' Bossh.
Chr. ,[Dem] burgermeister und rat zuo Stein [ver-
ehren die Herren von Zürich] anstatt der 3 vereerten
stucken gwilts, wenn sy das überig mit einandern
niessen, zwen soum wyn mit guotem muot ze bruchcn.'
1585, Z RM. N. stiftet dem Spital 200 Gl., woraus
jährlich 2 .som' Wein ausgeteilt werden sollen. 1587,
KWild 1847. ,Ein Schwenkkessel zu 20 Soumen.'
1600, ÄAWett. Kaufbrief. ,Dem Herren Landtaman
Gartenhusser ist zu einer Badschenky verordnet ein
halber Soum Wyn, den besten, so man überkommen
k.tn.' 1611, ArA. ,Die Eschentaler verkaufend [den
Wein] bei dem Som.' 1619, UwE. ,Wer in der Statt
Sinner ist, der soll einem iedklichen ingesessnen Burger
ein S. Wynfass sinnen umb ein Stäbler und einem
Usmann ein S. Wynfass umb zween Stäbler und ein
iedklich ülfass ein S. umb zween Stäbler.' 1049, Aa
Bremg. StR. .Welcher die Taverren empfangt, der sol
mehr nit dan zehen Batzen an einem S. Wein zuo
gewünen haben, und solle die Schätzung dess S-s
hundert und zwanzig Mass sein, hingegen aber acht
Mass wegen Tropfweins nachgelassen werden.' Brauchb.
1671. Beim Kauf der Gerichtsherrlichkeit Altikon sind
inbegriffen ,vier S. Wein.' 1696, Z Rq. .Verkauft 16
Säum 65 Mass Most.' 1724, Aa. ,7 Säum Bärli-Biren-
Most.' 1764, AfV. S. noch Un-Gelt (Bill 242); brü-
cken II (Bd V 357 u.); Brenten (ebd. 757); Rannen
(Bd VI 960 u.). — ß) für Milch. ,Nun rechnet man
für 1 Centner Käs 12 Centner oder 3 Säume Milch.'
Gotth. S. auch reichen (Bd VI 143). — f) für Öl.
,Git ie der som Öles 3 ß [Zoll].' 1371, Z StB. ,Von eim
soum öl 4 dn.' um 1400, Aar. StR. ,Ein soum öll git
16 Mir.' um 1460, AABr. StR. S. noch Öli (Bd I 181
Anm.) und unter <x den Beleg von 1649, auch das
Folg. — 8) für Honig. ,Git ie ein soum öles oder
honges 4 ß.' 1376, Z StB. ,1 Söme Honig.' 1385, Bs
(Ochs). ,Von eim soum hongs 2 ß.' um 1400, Aar. StR.
,1 soum honig git 8 hllr.' um 1460, AABr. StR. Vgl.
noch: ,Als N. gen Lutzern ein son hongs fuort und
er wider haruss gen Sembach kam, da namen si im
sin ross und daz gelt.' 1386, ASG. — b) Trocken-
mass. Für Getreide. ,Der herzog von Mailan hat
etlichen unsern burger [!] 33 som kürn entwern und
nemen lassen.' 1499, Calvenf. 1899. ,Wir [die Ge-
meinden Alvaneu, Schmitten und Wiesen] bitten
üch [die Churer], daz ir uns helft mit üweren
kurenfüereren umb ain som roggen.' ebd. ,50 seim
kürns.' 1547, Absch. (ü). .Verlouft sich die zal
des kürns ob 20000 süuin, so durch der Püntneren
land in Italia gefüert ward.' 1591, Ard. 1572/1-614-
Mehl: ,So schicken wir [die Zürcher] etlich som mal
hinuff [nach Chur].' 1499, Calvenf. 1899. Reis. ,Von
einem s. ryss ein Schilling.' 1555, ZMönch.; ebenso
1609, ZUst. .Einern Luggarner ein fürschrift umb
100 som ryss gen Meiland.' 1560, Z RM. Kein Ur-
sener soll mehr als 150 Saum Reis ausserhalb des
Landes kaufen. 1728, Absch. S. noch Bis (Bd VI
1334). Salz. ,Von einem s. salzes zwen phenninge.'
F Handf. 1249; lat. ,summata.' ,Die salzfergere [sind
den Säumern] von einem jeden s. salz 9 ß zuo Ion ze
geben pflichtig.' 1580, Z RM. ,Für einen S. Salz
zwei Pfennig.' BThun Handf. 1779. S. noch Bennasche
(BdlV 1288); ge-bresten (Bd V 847). — c) Gewicht.
Für Butter und Käse. 1 S. Butter = 2 Ealbi oder
180 Pfd Gl. ,Von eim s. smalz 1 ß.' um 1400, Aar.
StR. ,Von 100 käsen, die ungeverlich 5 oder 6 soum
machend.' 1491, Gfi>. ,Von einem s. anken zwen krü-
zer.' 1555, ZMönch.; 1609, ZUst. ,Es sollen auch die
Molchengrempler, allweg zwei unter ihnen, in jedem
Umgang ein S. Schmalz und Käs auf dem Markt monat-
lich feil haben.' 1598, Steinm. 1304 (Ap). Die von
Beilenz forderten früher 8, dermalen 11 Kreuzer vom
S.Käse. 1633, Absch. Dem Belieben jedes Ortes wird
es anheimgestellt, dem Jesuitencollegium zu Bellenz
einen ,S.' fetten Käses zu schicken. 1646, ebd. An
den Wochenmärkten in Luggarus sollen die Fremden
nichts detailliert verkaufen, sondern Käse beim S.
[usw.]. 1716, ebd. Die Ursener beschliessen, dass Kei-
ner unter ihnen mehr als 100 Saum Käse ausführen
dürfe. 1728, ebd. Ein Spallen Käse oder ein halber
S. von allen transitierenden Waren soll 140 Pfund an
Gewicht betragen. 1752, ebd. Brot. ,[15 Bündner]
haben weder spiss noch gelt, dann ain somm prot und
ain legein win.' 1499, Calvenf. 1899. ,[Die St Galler
haben N.] mit 4 S-en Brott, 2 Saum Mussmehl und
1 S. Weissmehl [für die Brandbeschädigten von Alt-
stätten] nachgeschickt.' 1567, KWild 1847. ,[Dem N.
dafür] dass er 2 Saum Brod für den Beren in das
Muotentall geführt hat, 1 Gl. 15 ß.' 1663, ADettl.
1904. Metall, bes. Stahl. ,Von 1 s. ysens 1 phenning.'
F Handf. 1249. ,Ein som stacheis.' 1. Hälfte XIV., I,.
,Ein soum stacheis von Kume [Como].' 1371, Z StR
,1 Söme Stahl 13 St.' 1373, Bs (Ochs). ,1 Söme Lam-
pertschen Stahls 1 ß.' 1385, ebd. ,Ein ieklicher soum
stahels oder isens sulle behaben siben ruben.' 1425,
Z StB. ,[N. habe] im den stahel gen Bern verdinget,
ein som umb ein halben guldin.' 1467, Z RB. ,50 som
ysens.' 1471, Waldm. ,Magis: ich kumm von Paris,
da hab ich Karly dry soum gold gestollen.' Haimonsk.
1531. S. noch Bosch (Bd IV 1764 u.); Pfund (Bd
V 1155 u.); Ruben, Über-Ruben (Bd VI 76). Tuch.
,1 Söme Leinwat 13 St.' 1373, Bs Zollordn. (Ochs).
,1 Söme Tüecher von Mecheln oder Loefen 4 ß, das
ist von jedem Stück 4 d.' 1385, ebd. ,Was Zwilchen
die gest durch unser statt unverkouft füerent, da
git der s. 2 ß d. zuo ungelt und 3 d. zuo hussgelt;
wirt es aber hie verkouft, so git es 2 d. zuo ungelt
und 2 d. zoll. Item, was ouch die burger zwilchen
herin bringend, da git ie der s. 2 ß zuo ungelt.' um
1400, Z. ,[Die Schiff leute erhalten] 16 ß vom s. von
den füerenden zwilchballen, tüechlinen.' 1588, ZRM.
,Ein halben s. baumwollen.' 1595, FHaas 1909. S. noch
räw (Bd VI 1807). — 3. a) Saumpferd; s. auch unter
1 a (zu Ende). ,Es weiden ouch alweg 20 knecht ein
Sani,
sorii halten; für ein somross 5 gülden [Zulage].' Ansh.
(Soldvertrag). Kastanien, Reis und andere Waren, von
denen jährlich tausend Saum dureh Uri geführt wer-
den, sollen in Plüelen verzollt werden; die Gesandten,
Vögte und Schlossknechte dürfen jährlich auf St Mar-
tinstag ein Rind und zwei Säume für ihren Hausbedarf
zollfrei vorbeitreiben. 1571, Absch. — b) ,eine Zahl
von Saumtieren.' Zschokke 1797. — 4. Warentrans-
port mit Saumpferden'? ,Mit Erlüterung der Söumen
halb, dass an einem Sontag kein Sommer mit syner
Saumfart von Huss faren soll.' Gr LS. 1619.
Amhd. «oiim, aus lat. eauma, gr. ady(ia (Übergang von
gr. -f\i- > lat. -um- in Lehnwörtern wie in JirjYU.a >
jieuma, x"PaTlia >«"'<"""" ; vgl. Sehuchardt, Vocalisums
des Vulgärlateins II 499 ff.; Gruudr. der rom. Phil. - 1 f 7'2).
Vgl. auch Gr. WB. VIII 1908/9; L'nger-Kliull 519, zum
Sachlichen noch ThvLiebenau, Das Geleite am Gotthard;
GBörlin 1896; JSG. XXXII '29 ff. Die ma. formen von
Saum I und // stimmen durchweg überein; vgl. auch Jlaum
(Bd VI 899 Aum.). Zu der im XIV. mehrfach belegten n-Form
vgl. die Anm. zu Flttm (Bd I 119S) und bes. heim (Bd II
1279), ferner Weinh. 1863 § 203. .Gross sommen' im Beleg
von 1531 unter 1 b ist jedenfalls das frz. somme f., Saumlast.
— Hieher viell. der Flum. ,Saum-Strasse' ZWied., ,-Wcg
(-Rank)' S.
Viertel-: als Hohlmass, der 4. Teil eines Saumes;
vgl. Saumäaa. .Lauterer V.'; s. Aa Gem. I 510. —
Bürger-: jährlicher Anteil eines Bürgers am Ge-
rneindeholz? Z Wülfl. (alte Quelle); s. Z Rechtspft. 1837,
59 und vgl. das Folg. — Ge-rechtigkeits-: jähr-
licher Anteil der Besitzer vou .Holzgerechtigkeiten'
(Bd VI 235 o.) am Gemeindeholz Z Wülfl. (alte Quelle);
s. das A'ur. — Ross-: Pferdelast. ,Einguoten R. Holz
soll ein jeder Student dem Schuollmeister bringen.'
1759, WMörel.
Teil-: die vom , Teiler' jedem Fuhrmann zur Be-
förderung zugeteilte Ware; vgl. Teil(-er) und GBörlin
1896, 38 ff. .Welicher talmann teilsöum füert, wenn
der teuer einen heisst ein t. reichen, so sol er farn
und sol in reichen.' 1190, Uürs. .Welcher ein t. uf-
nimpt zuo füeren, es sy uf den Gothart oder ab dem
Gothart gen Geschinen, und einer syn soum nit in die
sust [führt], derselb ist umb 10 ß buoss vervallen.'
ebd. .Wenn sich einem ein t. zieht [es ... trifft] und
er dar kunt, sol je einer syn ersten nemen, der sich
im zieht nach marchzal.' ebd. S. noch Sp. 950. — Das
Wort, nicht die Sache, fehlt noch im UUrs. Teilbrief von 1363.
Win-. ,Won sol wissen, dass du statt het ge-
schierren, da bi man vähten sol den winson.' Sca StB.
XIV.
säume» II (bzw. -Ott-, -öi-, -ai-) Bs (Spreng); BG.
f-w-V, Stdt; Gl; GRÄr., Chur, D., Furna, hPr., Rh., Ths,
Valz.; L (St.°); GoT.; Scuw; Ndw; WMü. f-Ö-J, Vt.; 7m
(St.1'); St.-, somiiie" ArL, M., V., -ö- ApH., söme" GaChur
(üblicher als söme"), vPr. ; GT. (ohne oT.) — Ptc. -et,
säume" (bzw. -ou-) AAAarb.; B (Zyro); Gl (unsicher);
GRSch. (unsichere Angabe), söme" GrCIiui- — Ptc. -t:
1. ein Saumtier beladen Bs (,ein Saumtier laden und
führen.' Spreng); GrI)., Seh., Ths; Th (.aufpacken und
fortschaffen.' Pup.). Es Boss s., ihm den Sattel auflegen
zur Aufnahme der Traglast GRÄrosa. Syn. basten 2 (Bd
IV 1779). — 2. a) Lasten mit Saumtieren befördern Ap;
Bs (Spreng); B; Gl (zB. Butter von der Alp zu Tal); Gr;
L (St.b); Sohw; Ndw; W; Zg (St.b); St.2 .Noch vor we-
nigen Jahren waren die Strassen im ganzen Appenzeller-
lande so schlecht beschaffen, dass gar alle Produkte,
welche man aus- und einführte, von Pferden getragen
und auf diese Art fortgeschafft werden mussten; diess
heisst man s.' Steinm. 1804. Mit Acc. der Last. Biww
[Mist], Holz s. WMü. .Öfters muss der Dünger [auf
den Alpen] gesäumt werden.' FGStebler 1899. Mit
4 Halbesle" hat 1780—1800 Jßurri va" Bern dünne"
t" d' Chappela Salz g'sil-met BG. (Bärnd. 1911). Im
Herbst gab es tts de- Berge" Chäs z' sü2me". ebd. Wi"
s. Gl. ,So ein frömbder allen hussrat zemen bunde
und hinweg soumete.' Zwingli. ,[Es wird] allerlei kouf-
mannsguot durch miner herren landschaft gefüert und
gesäumet.' 1527, EEgli, Act. ,Gott wolt inen [den
Wiedertäufern] nitt spiss von Sant Gallen hinuff in
das land somen.' Kessl. ,A1s er dem N. salz gsouniet,
[habe er] 2 mäss salz verstollen.' 1587, Z RB. ,[In
die Sust auf der Gemmi] legen die seiraer dasjenige,
so sy von Wallis beruf über den felsen soumen.' 1591,
Bs TB. 1862. S. noch Über-Lägel (Bd III 1169); Mul-
ehen (Bd IV 208 o.); mennen (ebd. 297); Pernitsch
(ebd. 1598) ; plünderen (Bd V 118) ; übersieh (Sp. 158 u.).
Abs. !<•'' ha" mit -eine" Boss über der Berg g 'säumet
GRArosa, Pr. Wem-mer iez noch mösti"d sömmen off'
den alte" Strosse". HKFriok 1900. ,[N. soll den Weg
unterhalten] das man in wol faren mochti mit ryten,
soumen und mit slitten.' 1472, Obw. .Welicher in un-
serm tal soumete oder sust werchete oder teilsöum
reichte an einem suntag, der ist verfallen 5 gl. buoss.'
1491, UUrs. .[Der Pfarrer von Gachnang] soll nit
also. werken und söumen, soll dafür lesen flissiger.'
1531, EEgli, Act. ,Wo [die Säumer] inen nit umb
4 ß s., weltint si wol gesellen finden, so des fro
werint.' 1531, Z RB. ,N. redt... habe ouch er, diser
züg, ouch da wider und für gesoumet, da vast ein
böser wäg wäre.' 1539, Uw. ,Ain esel was aingeschieret,
welchem zwo trucken, uff iede siten aine, somens wis
angehencket.' Kessl. ,Die esel werden aufgezogen zum
s., als in die mülin.' Tierb. 1503. ,Zur arbeit und
zum s. ist das tier [der Maulesel] über die mass
stark.' ebd. Weller wellte sommen und sin guot
vergen ze mergt oder von mergt.' XVI., Ndw: ähnlich
Ndw Ges. 1867. .Wir seind überein komen, dass nie-
mandt an keinem Sontag solle s. noch khein ander
Werk tuon.' 1608, UUrs. .Welcher an pannen Feur-
tagen werchet oder säumet, der ist verfallen 5 Gl. ze
Buoss.' ebd. ,t»er Landvogt wolte die Wirt zwingen,
den Wein von ihme allein zu nehmen, sodass die
Leut, welche mit S. ihr Stuck Brodt verdienet, müssen
zusehen, wie sie mit dem Landvogt tradieren könnind.'
Pfaffenkr. 1712. S. noch er-eslen (Bd I 522); fertigen
(ebd. 1004); c/wrrewZ(Bd III 425) ;ro&e«(Bd VIOli) und
Sp.952o. Mit Acc. des Weges. ,L)as man den weg und
die Strasse möge bruchen, faren, ryten, gaif und soumen
nach notturft.' 1448, Schw LB.; ähnlich um 1480, Obw.
.[Der] fuossweg der Bilgerstrass sol unversert beliben,
also das man den mog ryten, s., gan und wandten.'
1518, AaB. StR. — b) Lasten zu Wagen fortschaffen
BStdt; GrPi'.; spec. das Geschäft von Fuhrleuten be-
zeichnend, welche regelmässig Waren fahren, zB. von
Thun ins Simmental BO. (Zyro). S. noch Post (Bd IV
1797). — 3. (schwere) Lasten tragen GrAi-.. Pr., Seh.;
Ndw; W. Syn. basten3 (BdIV 1779). ,S., onus portare.'
Id. B. Zunächst von Saumtieren GrAi., Pr., Scb. W o
es noch keine Strassen gibt, müssen d' Boss d' War s.
Von Menschen. Mannslasten, Heubündel auf dem Kopfe
oder Rücken tragen GrPi-., Seh. Das het-er uf dem
951
Sam,
sira, som, suii
952
Buggel (üf) g' säumet GrAi\, Pi\, Seh. Der het z' s.,
schwer zu tragen GiiPr. Der säumet e" wackeri Ladi"g,
e" g'hörigi Fert. ebd. Si saimed ire" Bueb noch immer
uf "em Bigge" Ndw. ,Holz zu Rugg somen.' 1610, ApA.
Übertr. vom Wasser: D's Wasser tuet 1s säumu"
(trägun, fieru-J W.
Mhd. soumen; vgl. Gr. WB. VIII 1915; Unger-Khull 519.
Die unigelanteteu Formen siud kaum bodenständig. Zwischen
2 a und b ist in den ä. Quellen nicht immer sicher zu scheiden.
ab-, ü f - : eine Last mit einem Saumtier oder auf dem
eignen Rücken zu Tal bzw. hinauf schaffen GrPt., Seh.
Saumer B (Id.); GrTIis, -ö- ApK., Säumer (bzw.
-öü-, -ei- usw.) BG. (Sü'mmerJ, Stdt; GiiAr.,D.,Rh., Seh.;
L (St.b); PPo.; GoT.; U; W; Zg (St.1') — m.: 1. Saum-
tier. Einzelne Belege könnten auch zu 2 gehören.
.Wart ir [der mailändischen Söldner] vil erslagen und
wol 1200 sömer genomen und waz die truogend.' 1422,
Bs Chr. ,[Wir Zürcher verlangen für den Fall eines
Zuges gegen Beilenz] daz die söimer über daz gebirg
weren, e wiruszugen.' 1422, Z StB. ,Do si kament für
das slos Beilenz, do warent den Eidgenossen alle iro
söimer und spis gevangen, das si kein spis bi inen hatten,
won si hattent die söimer vor anhin geschikt.' 1422,
Z Chr. XV. ,[Aus der Schilderung eines Heerzuges:]
Do der vorhuot nach gar unzallich vil sömeren und
do den sömeren nach das panner von Bern.' 1425, ebd.
,Die Eidgnossen verluren ouch ir ross und sömer.'
Jüst. ,[Die Eidgenossen] rustetent sich mit iren söu-
mern und coste und andern dingen.' 1439, Bs Chr.
,Es wirt ouch not sin, das man ein schöpf vornen am
huss der sust machen lasse, damit die söumer und
das guot trochen beliben.' 1452, ZHorg. ,Wer sach,
das ain her der vogty [Eggen] mit ainem römischen
kaisser oder küng, mit andern edlen über den Arien-
berg raisen müsste, so soll ain her gemain lüt bitten,
das sy im ein sömer lihen, das sollen die lüt nit ver-
sagen, und sollicher seumer ob zechen pfunden und
under zwölff pfunden hallern wert syn.' XV., TBBeitr.
S. noch Wät-Sack (Sp. 047 o.). — 2. pers., wie nhd.
Säumer ApK.; B (.clitellarius.' Id.); Gr (allg.); L
(St.b); PPo.; GoT.; U; W; Zg (St."). ,Bote, vom Lande
kommender Verkäufer' BStdt(vMülinen); vgl. Bott IIa
(Bd IV 1883 o.). .Säumer oder söumer, der die saum-
tier treibt, veterinarius.' Fris.; Mal. Stimmer mit Mül-
esle". Barnd. 1911 (BG.). D's Bitte"- und Ghüeehlimel
[für die Neujahrsfestlichkeiten] b'schickt-me" bim Säu-
mer GRPeist (Schwzd.). [Er] ist Seimer g'si" und het
di G'leit alleinigu g'ladut. W Sagen. ,Mit sunder sol
ein iegelicher sömer oder hodel das salz, so er zuo
Horgen ladet, gen Zug vertigen und nit dazwüschent
niderlegen und wider anders guot reichen. Und sol
ein iegelicher sömer oder ir knecht eines halben soums
gewaltig sin ze lupfen.' 1452, Z StB. ,Schnider, ge-
nant Keiser, der sömer von Knonow.' 1475, Z RB.
,üry sömer us dem Gastal.' 1487, ebd. ,üie sömer
[von Horgen] klagten sich, die hodler understüenden
ir guot selbs ze füeren.' 1510, Z StB. ,[NN. klagen] die
söumer söltint inen nach lut miner herren vorgegebnen
bekanntnis umb 4 ß soumen.' 1531, Z RB. ,Sich die
söumer dess [bösen Weges über den Brünig] erklagten.'
1539, Uw. ,Zwüschent N. eines, sodann 6 söumeren
von Horgen andersteils ist erkennt, diewyl ir dheiner
an den verlornen 3 mässen salz schuld tragen will,
sollen sy die 6 söumer schuldig syn.' 1565, Z RM.
,[Die] würtschaft zuo Saletz, welche täglich voller
wagner und sömer steckt.' 1595, URK.Hohensax. .Wann
der Sömer ist heimbkommen, so hat er einem Pauren
hie und da ein Lagel mit Wein geben.' 1619, UwE.
,Fuorlüt, Metzger, Säumer, Multryber.' Z Mand. 1650.
, Seumer, Kärer und Fuerleut, so an Son- und Feuwr-
tagen ladent, säument, karent und fierent [sollen ge-
büsst werden].' 1650, U. , Krämer, Grämpier und
Säumer schwerend gemeinklich, sie müssind an den
Wahren ihr eigen Gelt verleühren.' Schimpfr. 1651.
,[Die Franzosen im Veltlin 1511] tatten den Säumern
und andern Wandersieuten grossen Ubertrang.' Spre-
cher 1672. ,[In] Würtshäuseren dings zehren und
geben, vorbehalten Säumeren ... kranken Leuten, ist bei
Gl. 10 Buess verbotten.' 1683, U LB. ,[Das Herum-
gehen mit offenem Lichte ist] sonderlich denen, so
Säumer und Wagner logiren [verboten].' GrTIis Feuer-
ordn. 1767. ,Alle Wochen kamen Säumer aus dem
Tockenburg herunter.' UBragger 1792. Jeder Säumer
ist verpflichtet, wenn es die Not erfordert, alle 14 Tage
einmal die Reise über den Berg [Gotthard] zu machen,
um die vorrätigen Waaren fortzuschaffen.' Helv. Kal.
1805. S. noch ver-faren (Bd I 898 u.); Saum II (Sp.
945); säumen II (Sp. 950). Von den Fuhrleuten beim
Heere. Unter Denjenigen, die bei Grandson Beute ge-
macht, erscheint ,Ruotschmann Scherer, waz ein sö-
mer.' 1476, Gfd; hieher? .Söldner, knecht, söumer,
fryheit und frouwen, so im veld gewesen sind.' 1476,
Bs Chr. ,[Die im Felde liegenden Bündner] schickend
d-en sömer wider [nach Chur, um Proviant zu fassen].'
1499, Calvenf. 1899. .Sächend die von Zürich [am
Albis] drig sömmer, die der Eignossen warend, dahar
züchen, von stund an aber wol sächs und je lenger je
mer.' Edlib. ,A1s man gan Müss zuge, wurde er von
denen, so ussgenomen warend, zuo einem söumer be-
stelt' 1530, Z Ehegericht.
Ahd. louman (in Bed. 1); nihil, mumare (in Bed. 1 und 2);
mlat. mgmariut; vgl. Gr. WB. VIII 1915; Unger-Khull 519.
In Ortsn. ,Sänmer-Gass' ZReutl., Bertschikon (10191, ,-Weg'
Aa; ZSth. .Saumer-Stein' B. .Sauniert- Wiese' ZFehr. .Sau-
nieren' G.
Anken-: wer Butter säumt. ,Der Orten, da man
bishar gewont gsin, Ankensöumer zu haben.' 1619, B
Mand. — Fuer-: = Säumer 2. ,[Es ist] dheinswegs
chumlich, dass die fuorsöumer des salzes in sonderbare
personell geteilt [werden]; ... das salzsoumen [soll] an
dheine sonder personen gebunden syn.' 1580, Z RM. —
Strack-. ,Die Säumer unterschieden sich in Strack-
säumer (a drittura Säumer), welche Frachten von Chur
bis Cläfen oder bis Bellenz übernahmen, und in ge-
wöhnliche, welche nur von Sust zu Sust giengen.'
Sprecher 1875; vgl. GBörlin 1896, 41. — Tal-: der
Säumer des ,Tals' von UwE. XV1I./XVIII. ,Der Tal-
seumer soll Macht haben, die Almeinden mit zwei
oder drei Pferden zue besetzen, jedoch nit mit jungen
Fülenen.' 1691, UwE. ,Ist ein angenommner Talseu-
mer schuldig, daz er soll [beim Verkauf fremden
Gutes] märchten, schalten und walten, als es sein
eigen Sach wäre.' 1738, ebd. ,Soll ein Talseumer
nichts dings kaufen noch verkaufen.' 1738, ebd. ,Wan
einem Talseumer etwas befohlen zu kaufen, soll er
Nichts darauf schlagen als sein billich Fuohr.' 1738,
ebd. ,Soll auch ein Talseumer den Talleuten ihren
Anken verkaufen.' 1738, ebd. Der T. bezog wöchent-
lich 7 Gld. 20 Schi. Gehalt. 1796, ebd. — Win-.
Sererh. 1742, III 8.
953
Sam, sein, sim, so™,
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• Chäs-Saumeten -Sü-mete" f.: Käsetransport mit-
tels Saumtieren BG. S. auch Bärnd. 1911, 181.
„sauniere": = säumen" 2a BO. (St.2).
säumig AaF.; Z und weiterhin, sumig GT., sommig
Th: einen ,Saum' (in Bed.^aa) fassend. Es s-s Fass.
,Von einem säumigen Fässlein.' Bs Taxordn. 1640. In
Zssetzung mit Zahlww. ,A. gab ein fiersoumig fass
[schlechten] wins umb ein par haghendschen dem B.
uff ein versuochen.' Bossh. Chr. ,Ein kalte Suppen
tet mir bass us einem sechssäumigen Fass.' Myricäüs
1630. — In anderer Bed. bei Schni. II 27'J.
halb-. ,Von einem halbsömigen amen [erhält]
der vächter 8 hlr.' um 1510, AaK. StR.
Säume ri f. , Beineben ist ihnen [den Davosern]
auch die S-ei gemein, masen an keinem Ort unsers
Lands mehr Säumer zu finden als hier und im Rhein-
wald.' Sererh. 1742.
Semester n.: von dem acht- (auch neun-)monatigen
Urlaub der Schweiz. Söldner in neapolitanischen Dien-
sten; vgl. Haag, Geschichte der Schweiz. Truppen in
Neapel 1825/61, S. 633. I" 's S. cho", im S. si" Uwf.
,Im S. oder Abschied fremder Dienste stehende Offi-
ziere.' Uw Gem. — It. semestre auch = (halbjähriger) Urlaub.
Sem et s. Zimmet.
Se'minä'r, auch Simi- Aa, Sime- Z, Siminäri WVt.
— n., Seminariu m. PA).: 1. wie nhd., Lehrer-
(Priester- W) Seminar. — 2. scherzh., Zuchthaus Z.
— Geschlecht und Form in PA1. nach it. seminario.
Seminarist m.: Zögling eines Seminars.
Honig-Seim m.: wie nhd. ,Honigsäume.' B Arz-
neih. XVII. (Birlinger). — Vgl. Gr. WB. IV -2, 1792.
seimele" si'm-: langsam essen und trinken BoSi.
Vgl. bair. minien, langsam sein im Tun (S.-Iim. a II 286;
auch bei Uuger-Khull 5112), zu ahd. »ein», träge; vgl. Gr.
WB. X 1, 365. Unsre Form mit -m- ist entw. durch Dissim.
aus "sehule" zu erklären, oder sie beruht auf einer ahd.
Nbforui 'seimi; vgl. zu dem Nebeneinander von n und m
mhd. laneseine und -seime, ags. stene, Korcp. «..„*/.., sowie
JSchmidt, Kritik der Sonantentheorie 110. 120. Vgl. auch
sim: Lockruf für Katzen Ap; G; Th; Z. Meist
wiederholt: Chomm s.-s.-s.! THEgn. — Vgl. etm.
Sim f., Dim. Simeli, -ili, auch Simli THEgn., Simi
Th (Pup.): 1. Sim GSev., Stdt; THEgn.; W; ZO.,
meist aber Dim., Kosename der Katze in der Kdspr.
E* schöni Sim Th. — 2. nur Dim. a) Blütenkätzchen
der Weide GT.; mTn. — b) Fruchtstand von Rohr-
schilf, Phragm. comm., und Wollgras, Erioph. lat. iuTh.
Vgl. zum Ganzen Chätzli (Bd III 589 u.); M.,,,,,.1, (Bd
IV 606); Busd I (ebd. 1742); Zfmeli.
Simel Aa; B (Zyro); W; Z, -mm- Gl; Gßh. (-Ü),
Stdt (-U) — m. (in Aa und Gl tw. n.): 1. a) = &'-
md-Melw (Bd IV 222) Aa; B; ZKn., Stdt f, Wth.;
nach einer Z Angabe in der Müllerspr. allg. Wiss
wie S. ,Aus S. werden die Weggli und Zupfe" ge-
macht' B (Zyro). — b) übertr. auf feinen Gries Gl;
GStdt f, dagegen von grobem Maisgries GRh. Beieh-
mer de" (d'sj S. ab der Tili abe"! Gl. — 2. aus Sem-
melmehl gebackenes Brötchen W. Syn. Simel-Bröt
(Bd V 982). Der neu aufzunehmende Chorherr be-
zahlte ,duos modios tritici ad simulos et de quolibet
quartali tritici debent fieri novem simuli.' 1259, Z.
Dem Grossmünster in Zürich wird eine Schenkung
gemacht ,ad simulos fratribus presentibus conferendos.'
1264, ZfsR. N. stiftet zu Gunsten der Äbtissin, der
Conventualinnen und der Chorherren der Abtei Zürich
,1 modium tritici ad simulos' auf St Martinstag; auch
dem Cantor soll ,unus simulus' verabfolgt werden.
1271, Z Fraumünsterrodel. ,Zu oberst im markt, da
die simmlen verkauft werdent.' 1275, Z Stiftsurb.
,Ouch sol man ir jarzit began mit einem halben mute
ehernen, den man bachen sol ze simelen dien, die ze-
gegeni sint.' 1287, Z Fraumünsterrodel. ,In eisdem die-
bus unieuique confratri [monasterii Lucernensis] unam
similam ad panis prebendalis quantitatem.' 1307, Gfd.
,Der meier uff dem kelnhof und der müller ze Hege
[hatten] ieklicher einen halben soum Elsesser win,
und ietwedern sinilen von einem müt kernen gebachen,
jerlich den herrn gen Einbrach zebringen.' 1396, ZWth.
,5 ß 4 d umb simlen wurden den schützen geschenkt.'
1397, Z Seckelmeisterrechn. ,[Die Berner schenkten
1418 dem durchreisenden Papst ua.] all tag über sin tisch
wiss simlen.' Z Chr. ,[A. klagt, B. habe] im zwo simlen
uff sinera tisch genomen und im die an sin houpt ge-
worffen.' 1422, Z RB. ,[N. sprach:] Wer hat [im Spiel]
gewunnen? der sol den gesellen ein angster umb ein
simlen geben.' 1424, ebd. ,[Die Bäcker] band ver-
komen, dass kein under inen ze einer wuchen mer
dann zwo simlen bachen sol, ussgenomen ze den hoch-
ziten mag einer bachen als vil simlen, als er wil.'
1427, ebd. ,32 Schilling umb simlen schenkt min frow
dem burgermeister gen Baden.' 1429, Z Fraumünster-
rodel. ,[Ein Bäcker] klagt, das ein man kerne, beseche
sin simlen ... da stüende sin swager nechst nebent
im, bette och simlen feil und redte: kouffent da von
mir, das ist nüws guott [frische Ware], das meggelet
nit.' 1459, Z RB. ,Man gibt uf die kilwyche eim stadt-
schriber zwo simmlen wie eim andren ratsfründ, wie
die gwonlich gebachen werden.' 1526, EEgli, Acten.
,[Der] pfister, so der Chorherren symlen bacht.' 1550,
Z RB. ,Simlen, ein schön zart wohlgeschmackt ver-
mittelst eines Gewürz-Lab gebachnes Brod, wird in
dem Haus zum Höflein zu gewüssen Zeiten gebachen.'
Mem. Tig. 1742. ,Bei Anlass der Caroli- und Kirch-
weihe-Orationen ist noch anzumerken, dass auf diese
zween Tage in dem Hause zum Höflein Simlen ge-
backen und hin und wieder ausgeteilet werden.'
Herrlib. 1751; ähnlich vMoos Kai. II 203. Vgl. über
dieseInstitution,die auf Karl den Grossen zurückgeführt
wird, noch Mem. Tig. 1742, 418; vMoos 1775, 49/54;
Vög.-Nüsch. I 234, sowie die folgenden Verse: .Kaiser
Karl zu seiner Zeit dachte an den Appetit aller jungen
Knaben; drum setzt er ins Testament, vergesst es
nicht, poz Sapperment! dass an meinem Namenstag
trotz der ewigen Schulenplag alle fleissigen Knaben
Semmlen sollen haben' ZStdt (altes Gedicht). ,Ge-
baiete Schniten von einer Simmlen.' Z Kochb. XVIII.
S. noch Bir (Bd IV 1482 o.); Simel-Bröt (Bd V 982);
Pfisteren (ebd. 1198); Bist (Bd VI 1511); ruewen
(ebd. 1899). Neben andern Gebäcksorteu genannt.
,A. seitt, das er wol ettwe geseeh[e]n, das B. hulwegen
oder simlen genomen hab und darab schneid und nach
dem das ander in ein aser stiess.' 1453, Z RB. .Wel-
cher wolle simmlen bachen, der solle kein halb weggen
bachen, und welcher halb weggen wolle bachen, der
soll kein simmlen bachen.' Ukb. der Weggenzunft 1454.
,N. seit [bei einem Streit wegen ungleicher Verteilung
des Brotes durch den Stubenmeister], inn hab dacht,
Saiu, sein, sim, som, sum
das die symlen, murren und brot glich teilt weren.'
XV., Z. ,Diewyl das mal, darus die symmlen gebachen
werden, vor und ee es gelütert wirt, zum dritten maal
durch die lnüli louifen muss, darmit denn biderb lüt
verhinderet und gesumpt werdent, so habent unsere
herren das symelbachen zuo diser zyt im besten ab-
gestelt, doch darneben erloupt, wellicher das wyss
brot an die hab welle bachen, das er das one ent-
geltnis wol tuon möge.' 1540, Z RB. S. noch Feil-
Bröt (Bd V 957 u.).
Ahd. simila -ula -ala, semala -ula usw., mhd. simel(e),
semel(e) in Bed. 1 und 2, ans lat. simila, feinstes Weizen-
mehl; vgl. Gr. WB. X 1, 559/63 (auch n. und in.); Martin-
Lienh. II 358. Das Masc. tritt schon in den lat. Belegen
(zu 2) aus dem XIII. auf.
Hof-: von der Z Abtei (s. Hof Bd II 1022) als
Gabe an Dienstleute verabfolgte Semmel. ,2 mütt [zu]
hofsimlen am montag vor pflngsten.' 1429, Z Fraumün-
ster (Ausgabeposten). ,Span [zwischen der Äbtissin
und dem Leutpriester] von wegen der hoffsimlen, so
dann der lütpriester meint, dass ime die zwifalt werden
söllent. [Es wird entschieden] diewyle er lütpriester
ist, so söllent ime für die genanten hoffsimlen dryg
mütt kernen werden.' 1462, ebd. S. noch Greding
(Bd II 705). Auch für den herrschaftlichen Tisch ge-
backen: ,Die selben vische git man ouch an der hei-
ligen tagen, die nüt vigilie hein, so man hofsimelen
git. Ouch git man alle tage, so man hofsimelen git,
jeglicher frowen drü kroseier, anderen eiern un-
schedlich.' XV., ebd. — Vgl. Hof-Brot (Bd V 961/2),
auch Dieiut-S.
Rogge"-: feines Roggenmehl. ,Prima Qualität R.'
S Ztgsins. — Schibe"-. .[Fünf Tropfen Blut von
oben bar flelend [durch ein Wunder?] von Stund an
schön und klar auf einen Scheibens.' ä. L Lied ,über
die Spieler von Willisau.' Vgl. Simel-Ring (Bd VI
1095/6). — Dienst-: von der Z Abtei an die Dienst-
leute verabfolgte Semmel. ,5 mütt [zu] dienstsimlen
am zistag vor Lawrenzy.' 1420, Z Fraumünster. ,4 mütt
[zu] dienstsimlen uf unser Frowen tag ze Augsten.'
1429, ebd. S. noch Plattenen (Bd V 203).
simlen: zu Semmelmehl, fein mahlen. ,Simmeleu,
Frucht fein und weiss mahlen.' Spreng. ,Den Müllern
und den Bäckern auf der Landschaft wird eingeschärft,
sich des Simmlens und des Verbackens von Siinmel-
mehl zu enthalten.' 1770, Bs. ,Eine Mühle zum Sim-
mein und Griesen eingerichtet.' 1817, S.
Simlerm.: Semmelbäcker. .Ruodolf, der simmler.'
1315, AAZof. ,Der s. ze Wiltberg.' 1382, Z Rß. ,Hensli,
s.' 1408, L Wappeubüchlein; dafür .pfister' 1417. ,Sim-
ler und müller hant gerett, daz malter korns gebe
7 viertel melws und dem müller sin Ion.' 1417, Seg. RG.
Vgl. mhd. semeler Lexer II 874, .Semmler' bei Gr. WB.
X 1, 568. Als Zuname bzw. Fauülienu. ,Eberhardus, dictus
Simmlerus, primus capellanus capella; St Leonhardi extra
muros Thui'icenses.' 1329. .Sinileiv XV., ZRhcin., seit 1534
Bürger von ZStdt und so bis heute; vgl. Leu, Lex. XVII
136. Eine Anspielung auf die Bedeutung des Namens bei
JWSimler 1688: ,Her Simler, euer Mehl wird finden seinen
Preis beim fruchtbereichten Volk, dieweil mit sonderm Fleiss
ihr trachtet, dass es rein, ja simmelweisse sei.'
simlin: aus Semmelmehl gebacken. ,Wiiser denne
simmelin waz dis reine guot brot.' WvRbeinau. .Zwölf
s. leib die bschiessend nit, die man im [dem Gotte
Beel] täglich zessen git.' SBirk 1535. — Mhd. stmelfn,
rimeltn. Vgl. Gr. WB. X 1, 565.
simeli. Simili, Fluchwort GW. Simeli, s., gaudi!
es ist hur nu'h wie f'cre": d' Meitli und d' Buebe" hend
enand gere-, Spruch des Narren im Bartlispiel SiHwBr.
simmeliale. Ane, täne, pumpertäne. talius, equi-
pale, s., bia, bia, buff, und du bist er- und redlich uss
ZWald (Anzählreim).
simi s. sü (Sp. 34 o.).
Si'melör AaF., Leer.; GRPr. (Semi-); Ndw; Zg
(Simi-); ZO. (Simi-) — n. (in Ndw auch m.): Legie-
rung aus Kupfer und Zink, minderwertiges Metall.
Syn. Hönggemer-, Sternenberger-Gold. ,Eine Kette von
Similor umschlingt die Hüften', Tracht der Mädchen
von ZGBuonas. , Sackuhr von Similor.' Z Donnerstagsbl.
1787. — Aus frz. similor, it. similoro, rätorom. similor, s. -
müor. Vgl. Weigand II5 866; Martin-Lienh. II 358.
simelörig AaF.; BHerz. (simi-), M.; GStdt; Ndw;
Z, sim(m)elörig S; Z, simelöri" ScHSt; Ndw, simme-
löri" ZO., Russ., semilöri" Ap (setnilöri", semilöri"s, aber
semilörege" usw.): aus Simelör bestehend. Es s-s Chet-
teli, Ringli AaF.; S(Hofst); ZRuss. E" s-i Ür BHerz.
En semilöreger Fingerring. ATobler 1901/2. Er chüf-
em [dem Mädchen] ei"s Par Schueh; di simmelöri ge"
Ringgeli g'hören auch derzue. ALGassmann 1906. [Das
Wort] ist wäger us ''em Welschland chu", e" simelöris,
's hat kan Chlang, ez [jetzt] hät-me" 's für e" goldi"s
g'nu" und 's ist ez Trumpf, wer weiss ive lang, da'
heillös Wort: modern. SWinz. Es hat doch 's Nöchbcrs
Jörg schu-dr g'fuxt, wo-n-i'" uf 's B'höre" e" silberni
Cr itbercho" hä" und er eisig noch sin simmelörene"
Bolle" hat mües'e" träge". Messikommer 1910. — Vgl.
Martin-Lienh. II 358.
Simmelöri m.: Scheltname für männliche Per-
sonen Z. — Ab), vom Vor., wobei Gul-Liiri (Bd III 1375)
als Muster gedient hat.
Si'meon B; L; ScuNnk.; THSitt. (selten), Simon
AASigg. (mm-); BInt., Rüd.; GRMal.; TuSitt.; WZerm.
(selten) und weiterhin, Simondli B (Zyro): Sch, Simen
B; L Wohin.; Sch; ScewW., -mm- Aa; BHa.,Inn.,Rüd.
(auch Zyro); GrD.; SchwW.; UAnd., Sime» AAFri.;
BLütz. (auch Zyro); GRMalix und lt Tsch.; LGettn.,
Stdt; GSev.; ScHStdt; SchwE.; Ndw f, -mm- BInt.; Gr
Cast.,D.,Ths; LBallw., Hochd., Simmi GRMalix, Simel
B (Zyro), Simeli „B"Ha., Inn. (auch Zyro); GRMalix;
Sch: männl. Taufname, Sim(e)on. 's Sime"s Hans-
Joggeli. Volksl. (Vreneli ab ''em Guggisberg). Simeli-
Mädi. vAlmen 1897. ,S. (und) Judä', der 28. Oktober;
s. Judä (Bd III 14), sowie Ludi (ebd. 1102). .Sankt
8. der Jüd bringt den Winter unter d' Lüt.' B Dorfkai.
1893. ,Uf Simen und Judas tag.' 1521, JSG. (L).
Die Schreibungen mit -mm- bezeichnen zT. sicher nur
die Kürze des Voc. Der Name ist schon im XVI. häufig
bezeugt. Von ä. Formen seien genannt: .Siinau.' 1506, Aa
Bremg.; 1510, UUrs., ,Siman, Simä.' 1549, Ndw, ,Svmen.'
um 1Ö75, SchwE. ,Simlis birboum.' 1502, ZAlt. (Grenz-
bestiminung); hieher? Als Beiname: ,Jakob Beringer, gen.
Peter Simeli, geboren 1821' ZSth. (sein Grossvater hiess
Simon). Als Familienn. ,Simon.' XVI., Bs; XIV./XV., B (noch
heute); 1527, Gl; 1443, Schw ; 1523. ZWein. ,Sim(m)eu'
BE.; 1531, Gl; XVII., Gr (noch heute); UAnd., Urs. In Ortsn.
,Simen' U. ,Sime11s-Acker' B, , -Brunnen' ZSth. ,Simis-Hölzli'
(amtl. ,Seemaunsholz'), ,-Eiet' ThArb. ,Sinnnis-Moos' Z.
Trögli-Sime": ungebetener Begleiter ScHHa. —
Unklar. Der 2. Teil wohl sicher zum Vor.
simerc" si'm- : zögern, langsam, phlegmatisch sein
GFs, Wb. — Vgl. seimden.
Sam, sem, sim, som, snm
Siraeri m.: langsamer, phlegmatischer Mensch
GFs, Wb.
Simiän Simiö" GWe, -ü" GW. - m.: in GWe.
auch wilde* S., Thymian, Thymus serpyllum. Syn.
wilder Rosmarin (Bd VI 1445). Die Pflanze dient als
Thee gegen Magenweh, gedörrt gilt sie als Arznei-
mittel für gebärendes Vieh GWe.
Daneben auch Timisn (s. d.). Das anl. S- ist wohl durch
die noch im XVI. geltende gelehrte Aussprache von griech.
9- (als engl, th) veranlasst (vgl. die Anin. zu Sacharias Sp.
13C). Vgl. auch Zimis für Thymus.
Stei°-: = dem Vor. GWe.
Simon! f.: Simonie. Vap.; Guler 1610.
Simonier m.: wer Simonie treibt. ,Die bäpst
duldend simoneier und huoreier an disen [Kirchen-]
eilintern.' Vad. — Auch mhd.
simuliere" ÄAFri., Zein. (-mm-); L, simj- Bs; B; L;
GT. ; Z, simi- Scbw — Ptc. -t: 1. simulieren, sich ver-
stellen, wohl allg., doch wenig volkstümlich. — 2. nach-
denken,-sinnen, grübeln AaFH., Zein.; BsStdt; B; L;
Scaw; Z. Syn. sinnieren. Mer similieret har und In"
Schw. Er simeliert und waiss nit recht wo ane" Bs
Stdt. Alte Leute, die Nachts erwachen, tuend s. oder
sinniere", bis-si teider i"nucki"d L (EBöthelin). Bi
dem Simeliere" sind-ene" Alle" d' Auge" stieg' gange".
RBrandst. 1889.
Bed. 2 nach Gr. WB. X 1, 1064 .in der Volkssprache
ganz allg.'; vgl. noch Martin-Lieuh. II 358; Unger-Khnll 596.
Sommerer: = S.-Epfel (Bd I 370 o. mit Anm.) Tu
Altn., Mü.
Süm m.: Säumniss, Hinderung. Oni S. Scaw; s.
ummen-bölen (Bd IV 1180). Ei"'m im S. si", aufhalten,
im Wege stehn, hinderlich sein Gl; GA.; SchwW.;
Syn. sümen 1 a a. Du bist-mer überall im S. Gl. ,Ze
sünie sin'; s. Münz-Brief (Bd V 468).
Mhd. »Sm in. Efm im S. si" durfte nach im Weg rt"
gebildet sein. Kuef 153« Vs. 577/S ist wühl .kiiiiiiii.n :
sinnen' zu lesen; vgl. ebd. Vs. 793/4. 847/8.
G-süm n.: Herumstreifen, Nichtstun SchwE. Was
ist das su"st g'si" für-n-es G'strütt und fär-n-es G'jeg
nüeh Bitte"g'Ut!i" alli Nacht es G'süm. MLienert 1906.
Sü md f.: Verzögerung. ,[Margareta, eine Hörige,
gelobt bei ihrer Aufnahme ins Kloster Frauental, dass
sie dasselbe] von der pfruonde wegen [die ihr vom
Papste verliehen, aber bisher von der Äbtissin vor-
enthalten worden war] und von dez Schadens wegen,
so von der surade wegen gelutfen ist, daz si nit en-
phangen wart, niemer kümberren noch nuten [werde].-
1328, Arg. — Aid. 'jVmida; vgl. farsümida (Graff VI 221).
sümele": refl., Dim. zu sümen lb Ndw (Matthys).
— Vgl. Gr. WB. VIII 1910/11 (aäumeln).
sürne", in BG. und lt Zyro (neben -m-) summe",
in Ap; GRPr.; Scn; ThMü. summe", 3. Sg. Prses. und
Ptc. -t, in B lt Zyro; GA.; SchScW.; SchwW. -et, in BG.
3. Sg. Pnes. -et, Ptc. -t: 1. a) tr. a) auf-, abhalten, hin-
dern, stören Aa (H.); Bs; Gr (Tsch.); GF., Ms.Sev., T.;
SchwW.; ZF.; üblicher cer-s. ,S., remorari, iiioram
injicere.' Id. B. Bas sümt-mich nüd, hält mich nicht
zurück, ist mir nicht im Wege, stört, beirrt mich
nicht ZF. Das Fingerli [ein verletzter Finger] sümt-
mich ies doch recht z' Tüfels GT. Die mit dem Kirchen-
bann belegten Personen sollen die Stadt verlassen
und ,an die stette, da es unser statt an Gottes dienst
nit sume', ziehen. 1377, Sch StB. ,Marty Spiger von
( 'hur ... hat verjeehen, das er zuo einer kuo in einem
stal in der meinung ze Küssnach gangen sye, das er
sy wölte gehigt haben, hette sich die kuo nit gewert
und were er daran nit gesumpt worden.' 1451, Z RB.
,Wer söliche gepott verachtete und übergieng, von
dem sol der anian 3 ß d. nemen, er mug dann ehafti
dartuon, die in gesumpt hab.' 1463, G Rq. 1903. ,Rett
N. güetlich wider sinen meister, er konde noch möchte
[die Schuhe] nit gemachen in ansehung, daz er in ge-
sumbt hette.' 1486, Z RB. ,Hab sich begeben, das die
Wetlichen am tanz verirret sind, da habe er sy nit
s. wollen und wider hinder sich getanzt.' 1507, Z.
,Unser junger herr stat duss im väld..., zuo dem
sollend ir gan ein gang, er würt üch s. nit fast lang.'
GBinher 1535. ,Bin in hofnung, wo wir nit gesumt
werdid, so wellen wir sin am fritag oder samstag zuo
Jenf mit den büchsen.' Ansh. ,Mit beger, erbotne hilf
der reisigen und gschütz in zuovallender not nit ze s.'
ebd. ,üas du in nit saumist, ne in mora illi sis. Einen
aufhalten und säumen oder verhinderen, detinere et
demorari aliquem. Etwas säumen und verhinderen,
afferre tarditatem alicui rei. Ich säumen selbs die
gest und lass sy zuo lang warten, egomet convivas
moror.' Fris.; Mal. [Weil du Gelegenheit hast, Neuig-
keiten zu hören] bitte trüly, wanns di nüt sumpt, mir
ein kly etwas sägen. Tu Kunkelstube 1655. Mit prä'p.
Erweiterungen. ,N. hette allweg gseit: es ist der
muoter schuld, die sumpt mich [am Heiraten].' 1541/3,
Z Ehegericht. ,[N. sagt aus, sein Weib] sye etwa
im summer all morgen zur kilchen gangen, dardurch
er und sine murerknecht mit dem morgenmal etwa
gsumpt worden.' ebd. ,[Mit welchen Worten Jesus]
die fürnemsten hindernussen, dadurch wir im gebätt
gesumpt werdend, gar gwaltigklichen hinwegnimpt.'
Gualth. 1559. ,Der ungestüeme gwalt dieses unzälichen
volks war so gross, daz sie diesen wüeterich an seinem
fortzuge allein säumen, aber nicht aufhalten mochten.'
Wdrstisen 1580. .Fünf müend mir duren in eim Streich,
da sumt mich weder Bei" noch Gleich.' JMahl. 1074.
S. noch rümen (Bd VI 918). Abs.; s. armen (Bd
I 456). Subst. Inf. ,[N. klagt] dass do der selb
Swab dem pferid frefenlich in den zoum viel und hüeb
das als vast und warf das pferid um, dass es viel,
und hat das pferid von des Swabs s. wegen uff den
N. gefallen und in gewundet.' 1409, Z RB. ,Ich will
luogen oder verschaffen, das da kein säumen oder
hindernuss seye, faxo haud quiequam sit mora?.' Mal.
— ß) spec. in der Rechtssprache, behelligen, in seinen
Rechten, seiner Geltung beeinträchtigen, schädigen;
häufig in Verbindung mit Synn. wie , irren, kümberen,
schädigen.' Sehr oft im XIV./XVI. Mit Acc. P. ,Es sol
ouch nieman den teuer kümbern; täti aber das ieman,
da von die kouflüte alder die tallüte gesomet [im
Original wohl ,gesvmet'] würden, der solte die kouf-
lüte und die tallüte enschadigen.' 1363, DUrs. (Gfd).
.Sprach der vorgenant apt [von Engelberg] und zech
den N., er sumti und irreti in und sin gotzhus . . .
wider recht.' 1400, Geh. ,Sol der aman das gericht
verbannen, das ... niemandt den andern sum, weder
mit Worten noch mit werken.' 1463, G Rq. 1903. Mit
praep. Erweiterungen. ,Were aber, das die vorgeseiten
swestren und klosterfrouwen ze deheinen ziten ge-
sumet wurden oder mangel betten an dem egeseiten
959
Sam,
kernen [so sollen die Äbte von Einsiedeln und Kappel
sie unterstützen].' 1357, Gfh. ,Und ensol si kein unser
vogt ... daran irren, s. oder bekrenken.' 1361, Aar.
StR. ,Als für uns ... etswadik kam und vor uns geseit
und klegt was, daz Herman von Überlingen erber lüt
an unsern gerichten in iren Sachen vast sumd und
die gericht ... irte, haben wir erkend [usw.].' 1377, Z
StB. ,[Für die Vertragsklausel, dass die vorliegende
.Giselschaft' jeder andern vorgehen solle, erscheint die
Formel:] Doch sol si [die Kontrahenten] harzuo enkein
andre giselschaft s. noch irren.' 1385, B (ALechner 1906).
,Es klaget N. zimberman uf die T., dass si in sume und
irre in sinem hus und hof.' 1393, Z RB. ,[NN. werden
in den Turm gelegt, da sie] die herren von Wediswil
sument und irrent an einem hof...' 1398, ebd. ,Sol si
nieman an dem bach s. noch schädgen.' 1-133, Unoth.
,Aber hand wir im und sinen erben geben ... die be-
grebt vor der grossen kilchtür, das in darin nieman
irren, sümen [!] noch bekümbren sol in dhein weg.'
1446, NnwBeitr. 1890. ,[Es wird verordnet] das in
die gemeind noch yemand daran [an der Weidnutzung]
nicht summen noch irren sol.' 1491, Z Rq. 1910. ,Wer
ouch, das ieman den andern an sim lehen sumdi und
sich das erfunde, der ist verfallen-10 pfd.' XV., ZMeil.
Offn. ,A. vermeint, das B. ... in in der Thur vischung
sumpte und daran mer anspräche ald mynzete, dann
er aber gerechtigkeit daran hette.' 1536, Z Rq. 1910.
,Söllichs [ein Tatsachenbeweis] ist aber nit gschechen,
sondern wir darmit ferkürzt und gesumpt und dessent-
halb des rechten hinder das liechtgefüert.' UMey. Chr.
1540/73. S. noch riiemglich (Bd VI 1911); Sächer
(Sp. 127). Mit Acc. S. ,[Wir verzichten auf alle
Rechtsmittel] dur du... dirre verkof und dirre brief
möchtin harnach gesumet, geirret oder gekrenket wer-
den.' 1304, BInt. ,Von des grossen gebresten wegen, so
gemeinlich alle burger Zürich hatten... von dem ge-
walte der reten, die unser stat gerichte so verre
sumden, das den lüten nicht konde gerichtet werden,
wan so si wolten ... das man dar umbe recht vor in
suochen und nemen muoste.' 1336, Z StB. ,Dass dirre
brief die briefe nit soll s., irren noch kümmeren.'
1375, BThun Handf. ,[Vogt Ulrich und seine An-
hänger] woltent licht damit daz recht zuo Reinfelden
von herzog Leopold gewent und gesumbt haben, doch
gieng das recht für sich.' 1394, PFopfä 1864. Abs.
.DarufT redt der Fürspräch : Ich wil ihnen auch dingen
und vorbehalten, wie rächt ist, dass wan ich s. oder
irren wurde mit meinen Worten . . . , dass si Gwalt
haben von mier an ein andern Fürsprächen.' 1650,
GrD. LB. Subst. Inf. ,Welicher im [beim Holzführen]
dienen wil, der mag es wol tuon ungevarlich an [ohne]
der andern s., speren und widerred.' 1430, Z Rq. 1910.
,On der zinsmäyer und aller irer erben s. und irren.'
1513, GRJen.Arcb. — b) refl., in BSi., lt Zyro; GrD.
(B.); U daneben auch intr. (wie in der ä. Spr.), säumen,
(sich verjzögern, sich aufhalten, nicht selten mit dem
Nebensinn des Unstatthaften, Ungehörigen, nament-
lich in Verbindung mit ,ze lang' oder einer Negation
Aa; Ap; BG., Si., lt Zyro; Gl; GrD.,V.; L; G; Sch;
Ta; Uw; U; Z. wohl allg. ,&'., moram pati.' Id. B.
Ich han-mich Cchli" g'sümet B (Zyro). Süm-dich enchli"!
geh etwas langsamer U. De*" Mä" sümt-si''1 sclw",
der Mond geht (nach dem Vollmond) jeden Abend
später auf Z. Verhüllend, seine Notdurft verrichten
Ap; Bs; S; Z. Syn. sich ver-hinderen (Bd II 1419).
Ieh ham-inich nämlich im Holz onne" noch e'so näbes
a'sen e"chlin g'sumt. ATobler 1909. , Sumden sich aber
sinü ross da, so soll ers mit unsern lantlüten vertigen
als unverzogenlich, daz der koufmann nüt ab im klage.'
1383, Gfd. ,Wär aber, dass die nüwerung nit beschehi
zu dien selben ziten, und es sich von keiner sache
wegen sument oder verzuhent wurdi.' XV., Hilty 1891.
,Der N. saumpt sich verdrüsslich lang, und wirt der
imbiss gar ze schänden, N. odiose cessat, prandium
corrumpitur. Ich mein nit, das man sich solle säu-
men, moram non puto esse faciendam. Ich muoss
mich etwas s., habeo aliquid moros.' Mal. ,Ze lang s.'
,Nun ist ze wüssen, daz sich der zug gar berlichen
sumpt nach dem anschlag, denn der waz, daz man den
drissig mannen nach sölt züchen in dem dicken näbel ...,
daz ted man nun nüt und sumpt man sich zuo lang.'
Edlib. ,[Der Wächter wird angehalten] uf der wacht
flyssig zuo belyben, sich nit in wirtzhüseren und an-
deren enden ze lang ze s.' 1557, AABremg. StR. ,1m
Wirtshaus darf er sich wol ze lang säumen und seines
heimats vergässen.' OWerdm. 1564; , säumen.' Herborn
1587. Negiert. Ich will nid s., die Sache bald fer-
tigen B. Süm-dich nid, chumm bald ivider hei'"! Th.
.Unser aller mainung und ratt ist ... das man sol
schicken umb die Eignuss, das si sich nit suinend, durch
Gottes willen.' 1499, Calvenf. 1899. ,Ylend bald und
summend üch nid, wann es not tuot.' ebd. ,Schnell
gang hin und sum dich nit! es bschysst dich sunst mit
uns der ritt.' Ruef 1550. ,Eil flux und säum dich nit,
rumpe moras omnes. Du hast dich ganz und gar nit
gesaumpt, ne minimam quidem moram interposuisti.
Es hindert oder saumpt sich da nichts, dass du nit...,
tibi nulla ad decedendum mora.' Fris. ,Haruif ich
inen geantwurtt, ich welle yllentz mine herren be-
schicken in hoffnung, die selbigen sich nit sparen noch
s., sunders flys und ernst anzuokeren und mit lantlütten
reden lassen, dass sy den man [den im Schelmenturm
liegenden N.] uf die trostung hin usslassen werden.'
1566, Uw (JSG.). ,[Die Fürsten] hand beid Aiaces
auch auf d wacht [geschickt], dann sie [=sich] nicht
säumen wirdt der feindt, so er das gschrei und tümmel
spürt.' GGotth. 1.599. .[Einem wegen Bestialität An-
geklagten wird] anzeigt, er soll sich nun nit mer s.,
sondern hinwegfliehen.' 1604, ScaSt. .Als nun Cäsar
semlichs [den Zug der Helvetier] verstendiget ...,
sumpt er sich nüt, sonder in grosser Yl reiset er von
Rom in Galliam.' JJRüeger 1606. , Jüngling: s ist
doch jetzundt schon zimlich spoht, morgens will ich
mich soumen nit.' GGottb. 1619. ,So bald man Beuten
bekommen hat, so soll man sich nicht säumen, sonder
der Guamison zueilen.' Kriegsb. 1644. ,Die Franken
sumten sich nicht lange, namen also ohne den ge-
ringsten Widerstand das ganze Welschland ein.' Jv
Weissenflub 1792/1821. Mit priep. Erweiterungen.
,Virnemint . .. welche zuovirsi[h]t er uns gibit an sine
genade, obe wir uns nine sumen an der ruiwe.' E. XII.,
Wack. 1876. ,In disem allem sumptend sich die Evan-
gelischen in Frankrych auch nit, sonder namend etlich
der besten stetten yn.' 1562, JHaller Chr. ,Dass
ich aber semlichen Handel so witläufig angezogen und
mich hierin so lang gsumbt, i^t fümemlich darum
geschehen...' JJRüeger 1606. Mit Inf. ,Min herr
sumt sich lang ze kummen.' Zwingli. ,Gastfrei ze
syn sumpt sieh weder die Oberkeit noch die Bürger-
schaft gar nüt.' JJRüeger 1600. , Saume dich nicht,
mihi
[die Wunde] zu salben.' Würz 1034. S. noch rümen
(Bd VI 921). Subst. Inf. ,Das die vorgeseiten müt
brotes ze einer spende ze dem zil, als vorgeschriben
ist, dester sieherlicher und ane s. ellü jar usgericht
und geben werden, so haut jetz NN. mit guoten trüwen
gelopt ...' 1398, Zürk. Auch ohne den Begriff
der Verzögerung, (auf dem Wege) einen Halt bzw.
Aufenthalt machen, sich (an einem Ort) aufhalten,
verweilen. Süm-di''' e"chli"! bleibe ein wenig BSi.; Z.
Du hest-di'h nit lang g'sümt BSi. Ich sum-mi'* iiüd lang,
gehe bald wieder Ap; Tb. NePmäl su schickt -en der
Meister gegen den Nüne" in d' Stadt ..., mich zwo Stund
du demüch, i°* ha"-mich noeh müessen s. Alpenr. 1827
(Bü.). Halt-dieh nimm üf und ganggle"-mer ume" und
süm-di'h! ebd. Hurtig im Schleich isch's [das Christ-
kind] doben im warme" früntlige" Stübli, 's sümt-sich
und gaffet nit lang. Schwzd. (AaKu.). Doch ha"-mich
nüd lang g'sümt, d's Hei'"we hät-mi'h hei'" Hribe".
CStreiff 1899. Doch i'" cha""-mich nit lang s., ich
icolt noch bas' uhi" grad. UDirrenh. 1903. ,[Es soll]
nieman in unser meren statt uff Dorf, an Vinken stad,
bi dem Küden und vor dem kornhus in der mindern
statt, sunder an den stetten, da man sumet, kein holz
noch mist ... lenger lassen liggen dann dry tag.' 1423,
Z StB. ,Ich bin bei Laban auf der frömbde gewesen
und hab mich bisshär by im gesumpt.' 1548, I.Mos.;
.gesaumet.' 1638; .aufgehalten.' 1667; ,ich bin bey
Laban daussen gewesen und bin bisshär under den
frömbden gewesen.' 1530. ,Und ja in Ägypten und
Syrien ... ongemeistert mönch entstanden, die sich mit
grosser zaal gern in den stetten und castellen saump-
tend, und weite zerblasne kleidung truogend.' Vau.
,Als er von Fryburg alhar gangen und sich an der
Sensen ein halb mass wins ze trinken gsumt.' 1559,
B Turmb. ,Wenn sich die kind üt ein wenig stossen
an einem stein, fallend sy von stund an am selben
ort nider und säumen sich da mit weinen und heulen.'
OWerdm. 1564. ,MH. habent dem N. bewilliget, das
er wol in gasts wyse, doch gar nit gfarlicher wys in
ir statt und lantschaft durchziehen möge... und sich
nit lang sume.' 1565, Z BM. ,Uss diser glychnuss
erschynt, dass die seelen, die vom lyb abscheidend, sich
hie nit wyter sumend, sonder von stund an hingefüert
werdend von den englen.' LLav. 1569. ,[Wenn ein
Fremder hier Hochzeit hält, soll der Oberknecht] im
anzeigen, das er mit synem wyb am dritten tag nach
der hochzyt von hinnen uss der statt züche und sich
lenger nit alhie enthaltend ald summind.' 1572, Z EM.
,Sich s. oder etwas verziehen, commorari. Sich auf
halbem wäg s. oder still halten, ad medium iter
eunetari. Sich lenger an einem ort s. oder bleiben,
longius morari in loco aliquo.' Mal. S. noch Erd-
Bich (Bd VI 156). — 2. refl., sich sputen, Eile haben
B„0." (von Zyro bestritten), B., oSi.; GRAr., D., Pr., S.,
Seh. Süm-dich nit! zu einem in schnellem Lauf Be-
findlichen. I'h süme"-mieh Nüt. Ier hend-n-ich gär
Nüd z's., er g'kommend 's [Bd III 280 o.] noch g'hand
GrPt. Summ-dich und chumm asicend [Bd I 594 o.],
i"-re" Viertelstund tcürd d's Wasser strodle". Schwzh.
(GRSchs). Wenn [du]-di'h nid s. tuest, Sa setz-dich,
mer chönntend es Wili no'h tatsche", ebd. — ge-sümt.
Sich g'sümte" mache", g'sümte'' si", sich eilfertig
stellen, tun als ob man Eile habe (eig. den Aufge-
haltenen spielen) B„0.", Bi. — un-ge-sümt: a) un-
gehindert, unbehelligt. ,Also zog man gan Nider-
Schweiz. Idiotikon VII.
wil und da um ... und namend ein grossen roub
und füertend den gan Zürich mit guoter ruow in ir
stat, ungesumpt von mencklichem.' Edlib. .Wir glau-
ben, Der werde ungesäumt, ohne Versuchung einigen
Gerichts ins Leben eingehen, welcher nach Christo
und seiner Gerechtigkeit ein herzliches Verlangen hat.'
Pfaffenkr. 1712. Spec. in der Bechtsspr., unbehelligt,
in seinen Bechten nicht beeinträchtigt, nicht benach-
teiligt; vgl. sümen 1 a ß. ,So mag er das guot ... ver-
koufen, wem er wil, dannethin von dem es geteilt ist
und menglichem ungesumpt und ungehindert' XIV. /
XV., ZDürnt. Offn. ,[Es soll dafür gesorgt werden,
dass der Abt] widerum da in sinem gotshus sicher
wonen und wandlen möge, von der statt Sangallen
ungesumpt.' HBcll. 1572. ,U. län.' ,Der N. von Horgen
hat sich gegen G. beclagt, wiewol demselben G. des
totschlags halb ingebunden sy, die NN. ungesumbt ze
lassen und ze myden.' 1527/9, Z EB. ,[N. soll] sich
ouch der syten des Zürichsees, alda die Negelinen
wonhaft sind, genzlichen üsseren ..., und sy Negelinen
der ort und enden fryg allerdingen ungesumbt lassen.'
1595, ebd. Mit pra»p. Erweiterungen. ,[Der Eat er-
kennt] wo es Öris und der Dietschin will wer, dass
der Wolf bi dem gemach belib, dass in ouch dann der
Kramer daran ungesumpt sol lassen.' 1382, Z EB. ,So
ist denen von Berg das weidrächt an demselben end ...
zuogesprochen, also das die von Flach nach iedem
nutz, so si des gebuwend, si der weid halb söllind
ungesumbt lassen.' XV., Z Eq. 1910. ,Do köm Uoli
Verwer von Zürich und retti dem Peyer in sin kouff
und dinget das rind und bott ouch uff das rind; do
sprechy Jekly Peyer...: lieber, lass mich an dem kouff
ungesumpt.' 1423, Z KB. ,[Wenn die Herren von Uri
mir die Pfründe absagen, so will ich] sy daran unge-
sumpt, unbekümbert und ungehindert lassen.' 1499,
Gfd. ,Ist erkent, das die von Affoltern nit schuldig
sin, die von Nidermetmastetten mit iren schwynen
zuo inen in iren wald faren, sonders süllent sy die von
Affoltern dar in ungesumpt lassen.' 1527/9, Z EB.
,Darumb verhoffte er, N. söl in in dem sinen unge-
sumpt und ungeirrt lassen [und dort nicht fischen].'
1539, Z. ,[Im Herbst] sollen die, so zugvech haben,
mit dem selben zugvech uff die Holtzwisen bis St Mi-
chelstag und uff die Embdwisen unz St Gallentag
allein faren, und man sy mit anderm vech bis zun
selben tagen daruff ungesumpt lassen.' 1562, Z Eq.
1910. ,Von Aller Heiligentag an bis uf Nicolai soltend
si [die Fischer von Sch] des Closters Fischer im
Lachsfang ungeumpt und ungeirrt lassen.' JJEüeger
1606. .Friderich solle der Gfangenschaft erlediget
werden, der möge wol küniglichen Titul bruchen,
iedoch Kaiser Ludwigen im Kich ungsumpt lassen.'
ebd. S. noch rüewig (Bd VI 1905). Mit abs. Gen.-Kon-
struktion, unbeschadet. ,Mag ouch ein jeder vater
sinen sünen us sinem guot einen frygen vorus und
vorteil ordnen und vermachen, ungsumt und unver-
hinderet siner döchteren.' 1545, LHitzk. (Absch.). —
b) ungesäumt. ,Do schruwend d Eidgnossen: dran!
dran! ... druktend also mit ungesumter fust so heftig
dran, dass si die egenanten riter ... ganz darnider
legten.' Ansh. Als Adv. B.
Ahd. •sümjan (nach fereüman.farsümmando; GraffVI -J-21),
nihil, sümen in Bed. 1. Der Umlaut ist uach obd. Kegel durch-
weg unterblieben; die in einzelnen MAA. erscheinende En-
dung -et der 3. Sg. PriBS. und des l'te. könnte freilich auf
: m; 1
ein ™-Verb deuten. Vgl. Gr. WB. VIII 1911/4; Maitin-
Lieuh. II 358. PN.: ,Suindienst.' 1432/3, Z RB. Bed. 2
ist mir schwz., und wohl von Wendungen ausgegangen wie er
hcl-sich g'aümt, hat sich lange aufgehalten und musste sich
infolge dessen beeilen; auch aich y'sümte" mache", y'sümter
ei" (vgl. Sp. 961 u.) kann ein Ausgangspunkt dieser Bed.-
Entw. sein.
ver-ab-: versäumen. ,Was an disem [an den Ge-
rechtigkeiten des Gotteshauses St Galleu] dise Jahr
hero verabsäumet, [soll] dem Gottshaus nach Billig-
keit widerumb ersetzt werden.' 1015, JGolm 1897.
,[Der Vogt zu Kheinau soll dafür sorgen, dass] in dem
Zechenten kein Eingriff getan und sonsten sowohl im
trochnen als nassen Zeehenten Nichts verabsäumet
[A'ar. , versäumet'], sonderen Alles fleissig eingezogen
werde.' XVIII., Z Rq. 1910. Von Arbeitsversäumniss:
,Es seye dan Sach, das Einer [der als Zeuge vorge-
laden wird] ... sein Tag dardurch verabsäumen müesste.'
1665, U LB. — Vgl. Gr. WB. XII 59/60.
ver-, in GStdt; Sch; Th -summt", in ApL, Um.
auch ve' summe": 1. tr., im Wesentl. wie nhd. ver-
säumen, a) mit Acc. P. a) (in der Arbeit) aufhalten,
stören, wohl allg. Ich icill-ieh [euch] nüd länger v. Ich
will gö", ieh versum-di^ g'ad! Ne", vi-', ich lö"-mi'h nüd
v. Ah. J«* ha" Nüt üsg'richt, ich bi" versümt worde"
Ap; Th; Z. I'h bi" e"ki2nist fertig cho", er het-mic>>
geng versümt BG. So, jitz rersüm-mieh nümme"! ebd.
,Du bist der bilgrin zuo dem vatterland, dem sin vart
ist vergessen, wun [1. ,wan'] du dich die zit [das Ir-
dische] lassest v.' Volksb. .Einen versäumen, hin-
deren, reraorari.' Hosp. Jmdn an Etw. v., ihn daran
hindern, ihm davor sein. .Will ich dich an dim glück
von unser wegen nit v.' ThPlatter Br. — ß) be-
nachteiligen, schädigen; zunächst durch verspätetes
Handeln. ,Du hast dich und die arm tochter be-
trogen und beschissen, übersehen oder versaumpt,
perdidisti et te et illam miseram.' Mal. Kirchlich,
mit Bezug auf das Seeleuheil. ,Ich trag daz hailig
sacrament und wolt zuo ainem siechen menschen, daz
in grozer krancheit lit, und wolt also den nächsten
weg gaun, darumb daz der kranc mensch nit versümt
wurd.' Z Chr. 1336/1446. ,Dovon so mane ich dich,
liebe muoter aller erbermde, daz du dozuo tuost, daz
dirre [sündhafte] ritter nüt versumet werde, also
daz er nüt ewielich verlorn werde.' Nicl. v. Basel.
.Daniitt ... die bideren lüt ze Bülach nitt gar versumpt
werdint mit einem so unfruotigen man [einem un-
tüchtigen Pfarrer], so sol man ein tusch mitt imm
ansehen.' 1534, SHess 1811. Ärztlich. ,Es sollend
ouch die, so den verwundten anfengklich an wirt
und scherer bekennt band ... den schaden beschowen,
damit er durch den scherer nit versumpt werd.' 1535,
Z Statute. ,Dises macht, daz ich [ein erfahrener
und gelehrter Arzt] niemandt nicht rahte, dann ich
weiss, wie der sacheu bald zu vil oder zu wenig be-
schehen, und wie ein mensch bald mag versäumet
oder verderbet werden, darab ich mir dann mein con-
scienz beschweret.' HPantal. 1578. .Sintemal auf diese
Weis, durch Sperren, Umbhin fahren und ungereimtes
Wesen [der Gebärenden] viel Kinder versäumt worden.'
JMuralt 1697. Rechtlich. ,[Anshelm Öpfelmuos zum
Win, der ihn zum Fürsprech begehrt:] Ir hand un-
recht, herr der Win, ir wurdend mit mir versunibt
sin: der handel ist gar gross und schwer, dass ich
im nit gnuog witzig war.' HsRMan. 1548. ,Üer für-
spräch sagt, so ich im [dem Kläger] sol die red tuon,
so bhan ich im vor, wo ich in möcht v. . . . das er
von mir raög stan an ein anderen.' 1596, Aar. StR. —
Y) vernachlässigen: ,Ihr würdet im ganzen Dorf nicht
einen Menschen finden, der nicht sagte, wie gottlos
die Kinder in der Religion versäumt und nur auf das
Zeitliche gezogen werden.' HPest. — b) mit Acc. S.,
meist Vorgangsbezeichnung, et) versäumen, verpassen,
(durch Gleichgültigkeit, üblen Willen, unter dem Druck
der Verhältnisse) unterlassen, wohl allg. Es [ein
Schulkind] hat 's ganz Jär d' Schnei nie versümt.
D' Predig v , von Jmdm, der hingehn sollte. Mit Etw.
's Bettle" v., Nichts dabei verdienen Ap; GRPr.; GTa.;
Th; Z. Bas isch 's Bettle" versümt. De" Pure" go"
schaffe" ist 's B. versümt ZW ei. Er versümt Nüt, ist
sehr tätig GF., G. Ich ha" nüd vil z' v., habe es nicht
eilig, habe Zeit Ap; ZO. S. noch Gesell (Sp. 722).
ZU v.; s. auch rümen (Bd VI 917). Er [der Frühling]
zieht mit Chrüz und Fanen l", als wenn-er 's nöche"-
mache" we"t, was-er versümt und verlecker et het. Alpenh.
1839 (S). ,N. vermeint, diewil si ir recht und ansprach
so lang verschwigen und versumpt hat, solle er iren nüt
schuldig sin.' 1530/3, Z Ehegericht. ,N. welle ouch
das kind gern nemmen, aber si nit, denn si ir an-
sprach versumpt hab.' 1533/8, ebd. ,Morgents fruo, so
es zwei schluog, psalliertends die metti... und nach
dem fronampt die non. Wer solichs versumpt, der
rnuosst ze buoss gen von der mette 6 hl.' LBossh. Chr.
,[Da die Ratsherren] ire eignen sachen und gscheft
underzwischen v. und verliggen müessen [soll ihnen
ein Taggeld entrichtet werden].' 1546, Z RB. ,[Der
Stadtläufer soll das ihm Anvertraute zurückschicken,
wenn er wegen Krankheit seinen Weg nicht fortsetzen
kann] damit nützit versumpt ald verwarloset werde.'
1557, AAßremg. StR. ,Wellicher Wächter uff den turnen
hinfüro die wacht versumpt ald die stunden nit meldet...,
der soll dryg tag im Wellenberg liggen.' 1565, Z RB.
.[Kriegsknecht zum Juden, den er zum Genuss von
Schweinefleisch zwingen will:] Volgst mir, tust unsre
Götter ehren ..., zu grosser Ehr und Würde kompst, wo
nit, dein Glück du selb versombst.' GGotth. 1619. ,Vor
8 Tagen hab ich zimlich vil [Früchte] verkauft...;
sol hüt widerumb an keinen Mitlen nit versumpt
werden [es soll Alles getan werden, um den Absatz
zu fördern].' 1639, Brief des Amtmanns Escher. ,[Die
Soldaten haben] gesagt, sy wollind nicht bleiben, man
gastiere sy dann, sy wollind nit das Ihren umb der
Wacht willen verzehren und versäumen.' 1643, Z.
,Schneidt der Tod Einem die Zeit zur Buss ab, weh
Dem! dissmalen versäumt, ewig versäumt; o des un-
widerbringlichen Schadens!' JMüller 1665. ,üen An-
laas versäumen, verscheinen lassen, occasionum mo-
menta negligere.' Hosp. ,Tüege er [für die grosse
Anzahl Kühe] einen geringen [Stier] zu, so werde vil
Milch und Schmalz versaumbt, dessen sich Bemitlete
und Unbeinitlete zu beklagen habind.' 1715, ZKyburg.
Ptc. prajs. subst.; s. Predig (Bd V 401). Mit Inf. und
,zu.' ,[Die Gesandten von ZDüb. verlangen ein grös-
seres Taggeld für die Richter] in ansechen, das etwan
zun zyten einer den halben tag deshalb gspannen
ston muoss und hiemit das syn im veld und sontst
zuo verrichten versumpt.' 1569, ZDüb. Prägnant.
Mitzunehmen versäumen: ,Bi 3 tusend Eygnossen ka-
men in daz dorf Buscho; wurden do erstochen etliche
Franzosen und bi 4 hüpschi hengst da gewunnen, die
Sani, sein, sim,
sie hatten versumt in den stellen.' nach 1511, B Anz.
1901 (F). (Durch Ausbleiben) verwirken: .Welcher uff
die 4 bestimbte Jarsbesamlungen, so in Bat gebotten
wirt, nit erschynt, der solle 1 Pfd versumbt haben
ohne Gnad.' 1629, AaB. StR. — ß) ,etw. Unpassendes
tun, Jmd beeinträchtigen': I'1' glaube" nüd, das'-mer da
Öppisversüme"d,u-e""-mer'sde" Waj mache" d Z(FStaub).
Unrichtig, fehlerhaft ausfertigen: ,[Für die verspro-
chene Beschleunigung meiner Angelegenheit habe ich]
dem dolmetschen gedankt und weiter petten, das er
bim schriber sollicitieren, das mir im abschaid nüt
versumpf werde'; nachher: ,das mir der abschaid in
bester form gestellt wurde.' Rainsp. 1553. — c) refl.
a) sich (aus Gleichgültigkeit oä.) aufhalten (und da-
durch zu spät kommen) Ap; GT. I"' ha" früener
ivel'e" cho", aber {«* ha"-mi'h halt nuch versumt. Gang
nu" noch goge" d' Tante" b'sueche", brüchst-di'h jo nüd
lang z' v.! dich nicht zu lange aufzuhalten. Abge-
schwächt (wie silmen Sp. 901): .[Der Zeuge des Rauf-
handels] het-sich du hinnerschlage" (hielt sich im
Hintergrund verborgen) wd-sieh dert versumt (hielt
sich dort auf).' Bärnd. 1911 (BG.). .Des warent wir
ze spate usgefaren und versumpfen uns, da uns die
[vor Baden] engiengen.' Z Chr. XV. ; Var.: ,do warent
wir ze spat ussgefaren, dass wir uns ir versumpf
hatteut.' Mit Gen. ,Wer sich des gerichts versumet,
unz es gebannen wirf und die erst frag umgat, der ist
dry Schilling verfallen.' 1423, Aa Weist. .Welten sy
mir on feien miuen abschaid in 10 tagen uf der post
nachschicken, damit und ich mich der mes nit ver-
sumpfe.' Rainsp. 1553. — ß) = 1 b a. (Sp. 964). .Virsumen
abir wir uns in diseme curciine zite, daz wir die sunde
niht geriuwen, so virdamnot er uns ze iungist.' E. XII.,
Waok. 1876. ,Do seiti er gezüg zum meitli: muost
jetz aufan zur huoren werden, ich mein, du fürchtist,
du versumest dich.' 1538/40, Z Ehegericht. ,Der lyb,
der ist uns darumb gäben, dass wir sollend in fröuden
laben. Wer sich hie versumt, der syg schabab.' Rüef
1540. S. noch rupfen (Bd VI 1205). Mit Gen. .Mach
N. ein offen briefli, das man im getröschen körn gebe,
so er sich der garben versumpf hatt [da er die Ver-
teilung der Garben verpasst hat].' 1470, B RM. —
Y) zu Schaden, zu kurz kommen. ,Struss: Doch har-
nach in kurzen tagen soll ir [der Anhänger Zwingiis]
torheit klärlicher durch mich (sich, er setzt sich selbs
zum ersten, dass er sich nit versume) und vil andre ...
an tag kommen.' Zwinuli. , [Jeder] so sich am Gricht
und synem Rechten versumbt zuo haben vermeint und
dessen erclagt, also ein nüw Recht begärte [mag Dieses
in Bern nachsuchen].' 1605, Aar. StR. .Sich selbs
versäumen, sibi deesse, parum sibi prospicere, for-
tunam destituere, commodis suis obstare.' Hosp. Und
dannoch richti Nichts auss, ih steh vergeben da drauss
und thue mich selbstä versaumä. Tyrolersp. 1743. S.
noch Sack (Sp. 610). — 2. a) tr., (Kinder) unter-
halten, mit Spiel oder Rede Ap; GRPr.; Th. — b) refl.,
sich mit einem Kinde v., sich spielend mit ihm ab-
geben, oü. (LTobler). — ver-sümt: versäumt (im
S. von 1 b a). ,Ingenommen allerlei: 15 ß den wechtern
uf den turnen an versumpfen stunden innbehalten.'
1591/2, Z Seckelamtsrechn. ,Es ist noch nichts ver-
säumt, res adhuc integra nobis est. Die Sach ist ver-
säumt, actum est de illo negotio, jacemus nunc, nulli
sumus.' Hosp. Von Personen: ,[Die Prädikanten] sol-
lend ouch alle menschen ermanen, dass sie die [die
.messpfaffen'] im friden wellind lassen hinkuminen,
wie sy harkummen sind: denn der meerteil dero sind
versumt, dass sy zuo der arbeit nümmen gezogen mö-
gend werden.' Zwingli; in Gualthers Übers.: .Maximus
illorum numerus eo tetatis pervenit, ut nullis laboribus
posthac exerceri possint.' — un-ver-sümt: nicht
verpasst, sicher. , Beschertes Glück ist unversaumt.'
Sprww. 1824. Unverzüglich; s. Erd-Bruch (Bd V 372).
— Ver-sümer m. ,Die gotzhuspfleger sond ouch
allzit sächen, [dass die Vigilien] recht begangen und
die versumer, die nit daby wären, allwegen ange-
schriben werden.' nach 1493, AaBi-. StR. — Ver-
sümniss, -nuss f.: a) Versäumniss. , [Der schlafende
Renwart hat im Kloster] zwen tag alle zit versoumpt.
Also gieng er diemüettigklichen für den apt und gab
sich schuldig siner versoumbnuss.' XV., Volkse. Ar-
beitsversäumniss; Syn. Sümsal. , Weilen der Küöffer
A. mit Worten gegen dem B. angefangen, und der C.
Hand angelegt zu schlagen, sollen dise beide dem B.
an Schmerzen und Versaumnus 51 Taler geben und
den Schärer zahlen.' 1730, Gfd. Fahrläsigkeit: ,[Der
Siegrist soll dafür sorgen, dass] mit versümnuss oder
unflysse nützit daran [an der Turmuhr] verwüestet
oder zerbrochen werde.' 1557, AABremg. StR. — b) Schä-
digung. ,Item und mengerley versumnis, das och an-
zusehiahen were, und insonderheit so ist ein merk-
licher schad und versumnis besehenen an unsern
wagenrossen.' 1489, G Mitt. — Ver-sfimung f.: Ver-
säumniss. [Vor der Gründung einer reformierten
Schule in ZDiet.] besuchten die Reformierten den
Unterricht des katholischen Lehrers .mit grosser Ver-
summung rechter Underweisung in den Hauptpunkten
warer Glaubenslehr.' 1637, JJRei.. (Zoll. 1905). — Ahd.
firsüman, mhi. vmümai. Vgl. Gr. WB. XII 1044/7 ; Fischer
II 1289/90; Martin-Lienh. II 35S/9.
Sümer m. , Saumer, Verhinderer, der ein saumpt
oder verhinderet, morator.' Fris.; Mal. — Vgl. ür.
WB. VIII 1915.
sümigBoSi.; Ni>w (Matthys), sümig -l- Ndw (nach
anderer Angabe): 1. säumig, (nach)lässig, bes. in der
Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen. Fast nur präd.
,S. sin, werden' uä. .Als wir üch vor geschriben band
umb 300 guldin, da sind nit sümig und als bald wir üch
schriben wurdint, das ir das sendent.' 1481, B Anz. (Gr).
,Wo sy denne nach sölicher ira verkündung sümig wur-
din und die losung nit tättind, denne so mögend wil-
den gemelten berg [ein Berggut] angryffen und unser
bargelt selbz dar ab lösen.' 1491, ebd. (U). .Darnach
so sind nit sümig in keinen weg, als etwa vor in unsern
nötten beschächen ist, das wir uns des genzlich zuo
üch versechen.' 1499, Calvenf. 1899. ,Moram facere,
seümig sein.' Fris.; Mal. .Wellicher uff das verlurst-
buoch erkhent und ime pfund ussgefüert werden söl-
lent und derselbig dann ouch sümig ist..., von söl-
lichen soll ouch 2 pfd 10 ß buoss ingezogen werden.'
1575, Z RM. ,Je am primario, wo er flissig, der schuol
heil wird stan oder ir verderbung, wo er s.' F Schul-
ordn. 1577. S. noch versehen (Sp. 570). Mit prap.
Erweiterungen, bes. mit ,an.' ,Also butte A. den B.
darumb für das gericht..., dar inne nun der genant
meister B. s. und hinderstellig were.' 1462, Z RB. .Wer
aber dar an s. war, der sol das ablegen nach dem,
als sich die vier darumb erkennent.' XV., Z Rq. 1910.
,Diewyl die Barfüesser umb die versessnen zins, so sy
Sam, sem,
jetz anvordern, die zwölf jar lang sümig gewesen und
die nit ingezogen haben ... sollen die selben zins hin
und ab sin.' 1505, Z RM. ,Wann er den zins nit be-
zalt, so hat der köuffer si [den Schuldner und seine
Erben] zu manen ..., und ob si daran s. wurden, so
mag [der Gläubiger] die underpfänder angriffen.' 1517,
ALeobner 1906. ,Wo sy daran [an der hl. Schrift]
sümig wurdin und ein anders erkanntind ..., so wird
ich nit dester minder styf mit dem wort Gottes wider
sy predgen.' Zwingli. ,[Die Böcke] sollend nit feisst
noch gemest werden, dann es mach sy zao der merung
sümig; auss der ursach, ee dann man sy zuolasst, so
pflägt man sy ausszemerglen.' Tierb. 1563. S. noch
Bessering (Bd IV 1678). Mit Gen. ,Uff das vor MH.
kommen, wie dass der Schuolmeister sich etwas Zits
gar lied[er]lich und der Schuol sümmig verhaltet.'
1611, Ndw Beitr. Mit Inf. und , zu.' , Wer aber dehein
burger s. ald trege ze richtenne alle unser gesetzide...,
der sol dac beszern mit eiure march Silbers.' 1252, L;
in Cysats Übersetzung: .wollte aber ein Burger dise
Gesatz nit halten noch daruf richten . . .' (BBrandst.
1892). Subst. ,Cunctator, ein aufzieher, langsamer,
gemachsamer, ein seümiger.' Fris. — 2. eilig BoSi.
Vgl. Gr. WB. VIII 1917. Iu den alten Quellen ist meist
nicht zu entscheiden, ob Umlaut vorliegt oder nicht.
un-: = dem Vor. 1. ,Es habendt ouch die heren
gesandten von den 7 katholischen orten den heren
lantzhouptman zu Lugarus sampt den reten beschikt
und inen fürgehalten antreffend der religion und war-
umb sy also unsümig sigendt, das kapuzinerkloster
und anders zuo buwen.' 1590, Absch.
Mhd. anaümic in entgegengesetzter Bed. (Lexer II 1943).
Vgl. u„- (Bd I 298).
s um lieh: säumig, verzögert. ,Darnach ... under-
stuond der castellan [von Müss] Leck ze gewinnen;
... als im aber das von sumlicher hilf wegen der punt-
gnossen nit mocht gelangen, do zoch er ... ab.' Ansh.
— Auch bei Gr. WB. VIII 1918.
Sümniss, -nuss f.: a) Säumniss, Aufschub. ,Zu
zwei malen er understanden von andern schiffen wor-
den sig ze hindern [!] und sin schiff umb ze kerent,
das im nun von sumnisse wegen unlidenlich wer.'
1473, Z RB. ,Jacobus: An mir rnuoss ouch kein sum-
nuss sin ... will mich grad gon machen uff die ban.'
Rüef 1539. ,Wenn [der Schuldner] ime dieselbe schuld
... uff ein bestimpt zyl nit bezale, und aber er des-
selben uffzugs zuo schaden khominen wurde, so müesse
er im denselben schaden, von siner sümniss [!] wägen
erlitten, abtragen.' 1543, Aar. StR.; in einer B Re-
daktion ,versumnuss.' ,Saumnuss, Verzug, eunetatio.'
Fris.; Mal. ,S. han, gewinnen, erfinden.' ,Were aber,
daz ich oder min erben an sölicher bezalung uf das zil,
als vorstat, sumnisse hettind...' 1439, Z. .Daran [an
der erfolgten Mahnung] aber ir sumnisse gewunnen und
dem nit genuog getan hant, das uns an üch unbillich
nimpt.' 1430, Seg. RG. .Wöllichs jars und tags das
nit beschehe und daran sumnus und mangel erfunden
wurde, alsdann sol und mag der köuffer...' 1533, Z.
,Äne s.' ,Und wo ich oder min erben alldan den
potten mit parem galt und guotem gold ane pfender
noch s., wie vorstat, nit bezaltind, das er [der Gläu-
biger] demnach möge uff uns leisten alhie zu Bern
nach leistens recht,' 1538, ALechner 1906. ,[Der Hof-
meier soll] die zins alle von dem hof järlich ohne
sumnuss und einiches ufzüchen mit guoter werschaft
suber abrichten.' 1561, Z Rq. 1910. , Der Wein soll ...
ohne einiche Saumnuss oder Übernachten in den Ab-
gassen dem Herren noch zu seinem Haus geführt
werden.' FMu. Fuhrordn. 1723. — b) Hinderung, Be-
nachteiligung. ,Wir Agnes... tuon kunt, daz wir...
mugen ordenen und tuon, daz uns da mit füeget ane
alle Widerrede und sumenust des vorgenanten closters.'
1354, AaB. Urk. ,An aller menlichs sumnust, yrrung
und widerred.' 1403, ebd. ,An des N. und siner erben
sumnuss und widerred.' 1419, ebd. ,On min, miner
erben und sunst menglichs von unser wegen sumpnis,
irrung und ansprach.' 1477, Z Rq. 1910. — Vgl. Gr. WB.
VIII 1918/9.
Sümsal (tw. sicher) m., -seli f.: a) Versäumniss,
Verzögerung. ,Ob etweder teil [Stadt oder Kloster]
sümig wer ze gebende die pfennig ... und ob die sum-
sale an der herren [des Klosters] pfennig bescheche.
darumb sol ...' 1321, L (Gfd). ,[Die Säumer sollen dem
ausziehenden Heere vorausgeschickt werden] daz wir
doch an den bergen noch uff der strass von inen
enhein sumselli gewunnent noch hettent,' 1422, Z StB.
,Es wäre dann Sach, dass ...der Saumbsahl [in der
Ausfertigung eines Ehescheines] anderwerts erfolget
wäre.' 1680, AaK. StR. Spec. von Arbeitsversäumniss;
sehr häufig in der Rechtsspr. des XV./XVI. Syn. Süm-
säligTceit (Sp. 969). ,Weller unrecht hat ,.. der sollt
einem, den er wüesty, kosten und schaden abtragen,
ouch lamtag und sumselig [!] soll ouch stan am rech-
ten.' Anf. XV., Schw Rq. , Hofft er, sy süllen im sin
kosten, schaden, schmerzen und sumselli, dar zuo sy
in bracht haben, ablegen nach billigkeit.' 1440, Schw
Pfäff. Offn. ,Da habe in der N. mit dem messer ge-
letzt..., sye des zuo grossem kosten und schaden
komen, sumselde [so!] halb und arzetlons halb.' 1461,
Z RB. ,Schlüege im [der N.] ein bluotrünsige wunden
in sin antlit, in sölicher mass ..., daz er zuo grossem
schmerzen, sumsäle, costen und schaden komen sye.'
1480, ebd. .Sumsel, schmerzen und lamtag sol stan
zun gemeinden und schidlüten.' 1536, ScnwReich. ,Mh.
haben erkent, das si ime für sin kosten und sumseli
4 gülden geben sollen.' 1546, Scb Ratsprot. Mit Gen.:
,Wäre daz keiner den andren wundotty, da sol er im
ablegen sinen schaden, sin sumsaly sines werchs und
den arzet' 1427, Sc-HwPfäff. Offn. — b) Saumseligkeit,
Lässigkeit. ,Wer aber, daz es kerne so verre von
der herren [der Augustinermönche] sumsal, das ein
ganzer manod vergienge, also das enhein messe zem
selben altar gesprochen wurde, so ist das eigen alt
das erbe, das mit dem silber kouffet wart, genzlich
gevallen den siechen lüten an der Syl.' 1314, ZBüti
Urk. ,Er [ein betrogener Ehemann] mueste schämen
sich, ob ers ungerochen Hesse..., du sumsele [Var. :
und sumete er sich, so] zerbräche sin lop, das er hat
an manheit ie.' Schachzabelb. ,Nütdesterminder hat
sölhe sect und sündrung [die Wiedertäufer] in und
usserhalb unser Eidgnoschaft, vilicht uss somsäli der
oberkeiten ... sich merklich gemert und gestärkt' 1527,
Absch. ,[Es sei in betreff der Vogteien und Ämpter,
bei Verwaltung der Klöster und Stiftungen viel] Un-
ordnung, farlessigkeit, sumpselli, vil schwär costen
[erwachsen].' 1531, Z RB. — c) Schädigung, Nachteil.
,[Es wird ein Strafgesetz erlassen gegen Vereinbarun-
gen, die gegen des Landes Nutzen gerichtet sind] als
... uns das gemeinlich bi guoten trüwen weger ducht
Nun.
«7n
getan denn verniitten, von etwas sumseli und gebresten
wegen, so wir hattend in unsenn land.' 1391, Gl Urk.
,Wcr aber, daz in oder sin erben ... ieraan bekümberte,
sumpti oder irti an dem obgenanten schrepfampt, [so
werden wir ihm] all kumbernüss und sumseli abnemen
und in unclagbaft machen.' 1408, AaB. Urk.
Mild, aumeml in. f. u„ tmmescU f. Vgl. Gr. WB. VIII
1919/20. Zum Vcrhältniss der Suffixe -««/ und -*d», sowie
zum Geschlechtswechsel s. Wilniauns 2 II § 213, S. 272 f.
Hunz. gibt für Aa ein kaum volkstümliches Sümml an mit
der Bemerkung , wenig gebräuchlich.'
s um sälig Aa (Hunz.); B(Zyro); Nnw (Matthys):
saumselig; nicht volkstümlich, ,zB. von einem Schuld-
ner, der nicht schnell bezahlt' B (Zyro). ,Jo frouw,
mir ist anglegen meer uwer dienst ... dann ich wollte
s. sin.' SBirk 1532. , Einen saumsälig machen, injicere
cunctationem.' Fris.; Mal. — Sümsäligi f. , Saum-
sälige, aufzug aus liederligkeit, cunctatio.' Mal. —
Sümsäligkeit f.: = Sümsal a (Sp. 968). ,[Wer einen
Andern verletzt hat, soll ihm] wirt und scherer, ouch
sumselligkeit und schmerzen abtragen.' 1535, Z Statute.
,Als mengen tag der verletzt am wirt lyt und sin
arbeit versumpt, da soll im [der Täter] für ieden tag
sovil für sin s. geben, als er dennzemal einem tag-
löner des tags gewonlich giltet.' ebd. — Mhd. samesdic.
Vgl. Gr. WB. VIII 1919/21.
Sümung f.: a) Säumniss, Aufschub. ,Uisen zins
sond wir ... jerlich uff sant Andres tag an allen iren
schaden und an all s. richten, weren und geben Zürich
in der stat.' 1395, Gl Urk. ,Saumung, aufzug, susten-
tatio, dilatio [usw.].' Fris.; Mal. — b) Hinderung,
Beeinträchtigung. ,[Der Priester zu Baden ist ver-
pflichtet, dem Leutpriester] mit singende und mit
lesenne ze helfende ane geverde, ane irrunge und ane
s-e der vorbenemten vier messen.' 1354, AaB. Urk.
,Ane alle s. und widerred, ane geverd.' 1380, ebd.
,Ist erkennt ..., das ein ammann und ein rat nid dem
walde . . . sönd der pfruond Anstein lechenherr sin
und heissen an Hans Anstein und sines bruoder Uollis
hinderung und summung und widerred.' 1487, Ndw
Beitr. 1890. — Vgl. Gr. WB. VIII 1921.
umhin «»iC-süme11: vielgeschäftig sein und doch
nichts ausrichten BBe. (Dan.). Dim. ume"-sümele", ge-
ringe oder gar keine Arbeit verrichten, ebd.
s um er ig: saumselig, nachlässig. ,Vorab verman
dinen Jüngling, das er ... nit ein unflätiger sümeriger
dasche sye.' HBull. 1540. ,Seümerig, cessator, hin-
lässiger.' Fris.; Mal.
Sämling in. , Cessator, Säumling, Hinlässiger.'
Denzl. 1677; .Abtretter, Weicher.' 1716. ,Das Übel,
das disem [1. -en] elenden Säumlingen [die am Ir-
dischen hangen und die Todesstunde möglichst hinaus-
zuschieben wünschen] begegnen kan, ist gross und
traurig.' JJUlr. 1718. — Auch bei Gr. WB. VIII 1918.
sum, nach Angaben für BHa. (St.b), Haslib.; „GrV.";
PA1. (Giord.); Uw (St.b) som, in den zweisilbigen For-
men nach einzelnen Angaben summ-; s. die Anm. Im
Sg. nur flect. s-e' s-i s-s (meist nur im Nom. und Acc.)
nach Angaben für BBr., Ha., Lenk, „O."; GrV.; Ndw
(Matthys; auch Gen. m. n. sums, Dat. m. n. summem,
f. Stimmer); „Obw"; UwE. (P. Vogel); WMü., doch im
m. sum „BO.; Obw"; UwE. (P.Vogel); nach andern
Angaben nur im Neutr. (attributiv und alleinstehend)
gebräuchlich, so in B,0.', Sa., Si.; UwE.; WG., Lö.,
Vt., lt Tscheinen (Dat. sumum); zum subst. Neutr. Sg.
ein Gen. Sg. Sumsis Ndw (Matthys) und ein Dat. PI.
Sumse" BO. (s. am Schluss von 1 b et). — PI. Nom.
Acc. sum bzw. som (für m. und f., nach einer Angabe
für UwE. auch für n.) BBr., Gr., Ha., Kandert., Kirch-
berg b/Burgd., Lenk, Sa., Si.; FL; GrV.; PAL; Uw; U,
s-i (für m. f. n.) BBr., Hk., Ha., Sa., Si.; GrV.; PAL
(somi), Po.; Uw; U; W (so G., Vt., lt Tscheinen), silmmi
(m. n.) GrV., s-? (f.) BBr., s-u" (f., ohne Subst. ste-
hend) BSi.; PA1. Csomu), Dat. s-e", in W auch s-u",
in BLonk subst. in genit. Funktion Sumne" ; mit fest
gewordenem unbestimmtem Artikel Nom. Acc. Sg. n.
e"sums, Nom. Acc. PI. e"sum, Dat. PI. e"sumen W (so
Ausserberg, Eischoll, Mü.): 1. als attributives Adj. und
subst. a) ein gewisser, <[uidam. ,Ioh magnis quibus-
dam (sumen mi'chelmahtigen) gibet er stimulum carnis.'
Notker. — b) einer als Teil eines Ganzen, ein Teil,
etwas von — ; häufig disjunetiv BKircbberg b/Burgd.,
O.; FL; GrV.; PAL, Po.; Uw; U; W. <x) im Sg. S-e*
Haber BHa. S-i Milch WMü. S-s Holz brinnt schlecht
GrV. Bauer auf die Frage, ob das Heu dürr sei:
e"sums wöl WMü. Der N. het e" Hufe" Chies [Käse]
g'macht, s-er ist feissc u'"1 s-er magre* BoSi. „S-s Tuch
ist blau, s-s rotes, d.i. einiges BO.; Obw." S-s Hew
ist dirrs und s-s nit W. A.: Heid-ier d's Chorn
g'schnitte"s? B.: S-s wol und s-s nid BHa.; vgl.: ,S-s
wol, s-s nit, ex parte.' Id. B. Neutr. subst., Etwas.
Gib S-s mir! oder gihst nit S-s mir? scherzh. zu einem
Kinde, das einen Leckerbissen verzehrt WMü. Lät
de"" S-s noch (er mor'u", es ist mor'Ju" öich noch Tag!
scherzhafte Begrüssung eifrig Arbeitender WVt. S-s
ist nuch z' brücke", d's Mi2ste" aber ist Nut mer wert,
von altem Gerumpel BSi. S-s ist war u"d S-s ist
g'loge". ebd. S-s macht -mu" so, S-s anders BLenk.
's ist Alles süfer, fin u"d rar; S-s rüch, S-s hüb, grad
wie-mu" will, S-s höji Flieh, S-s grienet Bode", von
der Aussicht vom Thuner Schloss. Scuwzn. (B). Auch
mit dem Präd. im PI. (vgl. EUoas Bd I 596 u.) und
weiter auch geradezu als PI. flectiert BO. S-s sind
doben, S-s sind dunten BO. (Nachtrag zu St.b). S-s
sin derfür u"a S-s denvider BO. (LTobler). S-s Ken
sünster mer [Milch] wellen im* S-sen isch-si denn g'süret.
Alpenr. 1827 (BO.). — ß) im PI., einige, manche. Sum
Büoben, Froivi, s-i Chind BHa. Sum Bäum träge"
kei" Frucht GrV. A" s-en Orte", hie und da BSi.
(Zyro). E"sume" Lite" tiet Alls Nit WMü. Summ
[von den Gestalten des Totenzuges] schläh" irer Ü'gen
under, grad a's weite" -si-sich schäme". Dekl. (BHk.).
S. noch un-ge-röstet (Bd VI 1523). S-i Chind sin über
d' Höhflüoh z'rugg und s-i dirch d' Goldercn BHa. S-i
Lit tiend-sus und s-i tiend-sus nit W. Sum Tächtri
si" hibschir und s-u" leidu" BLenk. S-u" [nämlich
Kühe] sin galtu", s-u" tuen de"" chalbere" BoSi. S-i
[von den Töchtern einer Familie] tiend hietle", s-i tiend
Seidi"s u>ebe" UwE. „Som sind dafür und Som daivider
GrV." Sum sin derfür, Sum dergäge" BoSi.; sind beide
natürlichen Geschlechter vertreten, steht S-i. Sum
si" hie, Sum si" dert BKircbberg b/Burgd. Sum hend
Das welle", Sum Disers NnwStans. Sumi sägen Ditz,
Sutni Das BSi. (Zyro). Ich bi" nid bi" Alle" g'si", nur
bi S-e" NDwStans. Gott erhaltet AM, aber S-i nume"
schlecht W. Sumne" d' Bcrg-j, Matti, Mancher Berge,
Matten BLenk. ,Ex persona membroruin, diu sumiu
sint in pace, sümiu in angustia.' Notker. — 2. sums
BO., sum UwE. (nach einer Angabe), bisweilen; nur
97]
Sam, sem, sim, soai, sum
972
in disjunctiver Verwendung. S-s geit 's-mer wol, s-s
nit BO. (FStaub). A.: Wie gVt's? B.: 0, es gVt
zierlich, s-s guet Wd s-s riet BLenk (Osenbr. W.). S.
macht-mer 's so, s. änderst UwE.
Ainhd. Kinn, got. sums, engl, «one, auch in den alt- und
neuskand. Sprachen, griech.4u.o-, sanskr. sn«»i-,- im Ablaut
zu den Gruppen mm 1 und 77 (Sp. 902 ff.); Tgl. Gr. WB.
X 1, 1507. Neben den (meist altern) Angaben für tarn stehen
fast in allen Fällen (ausgenommen BHaslib. uud PA1.) zuver-
lässigere Schreibungen mit -«-; -o- meint wohl lediglich -n2-.
Die regellos an den gleichen Orten neben den Angaben mit
einfachem m auftretenden Schreibungen mit mm (auch im
Inlaut) wollen wohl nur die Kürze des vorausgehenden Vocals
darstellen. Zur Doppelflexion des subst. Neutr. vgl. alUis,
-ku (Bd I 169), mängiü (Bd IV 324), seligsis (Sp. 789/90);
zu nimmt (eig. Neutralform, ahd. nemiu) vgl. älli (Bd I 169);
zum vortretenden unbestimmten Artikel vgl. sumtlieh a und
solich (Sp. 785). Das adj. m. sum ist, wenn richtig, eine
Altertümlichkeit; vgl. ahd. sum rihtari uä. Beachtenswert ist,
dass meist nur der Nora. Acc. Sg. n. und der Noin. Acc. Dat.
PI. lebendig sind; die für WVt. bezeugte Ergänzung der fehlen-
den Formen durch mang (Bd IV 32+) dürfte auch an andern
Orten statthaben. Zu 2. sums ist wohl eher adv. Gen. als
Aec. Sg. n. in adv. Funktion; vgl. sumes .bisweilen' bei Otfrid
(Graff VI 45); die Augabeu sind jedoch alle nicht bestätigt.
sumelich: &) = sumla. ,In daz castil gieng unser
herre; da inne inphieng in ein sumelich wib Martha
geheizin.' E. XII., Wack. 1876; zum unbest. Art. vgl.
sum. — b) = sum Ib. ,Der burgermeister, der rat und
die bürgere sint gemeinlich uberein komen, als sume-
lich burger darnach stalten, das man [geraubten] win
und brot [usw.] veil in unser stat füerte, da mit unser
stat in krieg und in arbeit komeu möcht...' 1336, Z
StB. ,Wan wir an disen sachen und widerdriesse
sumlich [im gleichlautenden Urteil- uud Urfehdebrief
,sumliche'] bürgere schuldiger haben danne die andern,
so wellen wir die selben ... ze buosse setzen.' ebd.
,[Es wird beschlossen, dass der Beatrix von Wolhusen]
für den schaden des krieges sumeliche güeter des
gotzhuss ze einem lipding geben und geordnet sint.'
1342, Beitr. 1739. Nachgestellt. ,Man schribet allen
reten : kumt es der zuo, daz man mit Schwitcrn [Sohwy-
zern] ze tegedingen kome umb den schaden, so die
bürgere sumelich von in genomen hant, daz man ge-
denke, daz N. verlor ze Zimberberg ob Horgen zwen
ochsen und ein ros.' 1315, Z StB. S. noch Salwe-Bröt
(Bd V 981 U.). — Amhd. suma-, sum», sumelich.
Summ, in AaP.; Ndw (Matthys) Summe", in WVt. -a
— f., Dim. Sümmli: 1. a) Hauptsache, Inbegriff, Zs-
fassung. ,Hiemit hat üwer gnod die s., was wir diser
ding mögen wissen.' 1476, Bs Chr. ,Uf den 24. Ougst
[1528] schreib ein stat Bern ein ernstliche, treffen-
liche antwort [an die Leute von Hasli] ... und nämlich
dis sum, uss 2 bogen gezogen: [folgt der Auszug].'
Ansu. .[Schluss der Inhaltsangabe eines päpstlichen
Schreibens:] Item und zuo letst ist siner heilikeit sum
und entlicher beschluss: wenn d Eidgnossenschaft ...
bi gebner trüw und getaner verheissung bestahet, dass
den alle ding ein guoten, glücklichen fürgang und
ussgang werdid haben.' ebd. ,üie s. des briefs langet
dahin, das es gewiss und war sin soll, dass der keiser
sin botschaft uss Italia harus zuo den V orten schicken
werde.' 1529, Absch. ,Dass wir des eids bald kämend
ab, das hielt ich gross, das wer ein gab! Do ligt der
pnnct, das ist die s.!' HBoll. 1533. ,Wir spilen hie
ein romsche gschicht, wie Titus Livius uns bericht:
der s., urhab und ganzes wäsen würt üch der schryber
yetzt vorläsen.' ebd. ,Ein spruch ... dessen s. ist, das
die guoten lüt widerum zum bapstum trätten ... söl-
lind.' JHaller 1550/73. ,Die ganz s., kurzer vergriff
oder Überschlag eines dings, summa, summa summa-
rum.' Fris.; Mal. ,In einer (vereinzelt ,der') s.',
zsfassend, in summa (vgl. die Anm.), in einem Wort,
kurz (gesagt). ,In einer sum, da kam kein ort on
grossen schaden heim', nach einer Verlustliste. Ansh.
.[Malachias: Man hat] uns schantlich gmürt, schier
all bracht um: so ists uns gangen in der s.' Rüep
1539. ,Um dise zyt stuond es in einer s. also...'
JHaller Chr. 1550/73. .Also das nun kein tierlin so
klein ist, in welchem man nit etwas seltzams und
verrüempts und (damit ichs in einer s. sage) nit etwas
von göttlichem gwalt ... sehe.' Vogelb. 1557. ,Tn einer
s., kurz, mit kurzen Worten, ad summam.' Fris.; Mal.
.Jetzt hast den Text in einer S.' Com. Beati. Kommt
ein Mensch auf rechte Bahn und zum wahren Evan-
gelium, ,dass fürchten sie [die Katholischen] in einer
S.' 1621, Zinsli 1909. ,Da ist jeznun in einer S. be-
schrieben das Convivium.' 1741, BWiinmis Käsemahl.
— b) die Satzungen betreffend die Allmendgüter der
Korporationen von ZgO und UÄg. (bei St. mit kaum rich-
tiger Verallgemeinerung für „Zg" übh.), heute offiziell
, Summverordnung'; vgl. summen 2 b. Die Nutzung
des Korporatiousgutes Unterägeri wird durch die sog.
,Summordnungen' geregelt, die stets auf eine bestimmte
Anzahl von Jahren in Kraft erklärt werden ... Ver-
fügungsrechte über Nutzungsgefälle, welche durch
die Statuten auf die Dauer der sog. ,Summ' zuge-
sichert sind. 1876, Ztschr. für Schweiz. Gesetzgebg.
Die S. wurde früher alle 10 Jahre erneuert, daher
e" S. lang, 10 Jahre lang Zg (nichts Andres meint
die Angabe „Somlang, Zeitraum von 10 Jahren ZGf
bei St. * II 377). Heutzutage beträgt die Periode
25 Jahre. — 2. a) (durch Addieren ermittelte) Summe,
Gesamtzahl, -betrag; vgl. c. ,Mag si die [Morgen-
gabe] wisen mit zweien bidermannen, so sol es guot
kraft han, wie vil joch der [der Morgengabe] s. ist.'
1439, Z. ,ltem der gülten halb, so dann die drü
sloss järlichen bringent, die söllent gesumet und
dieselben summ den IV stetten verkündt werden, und
aber die rechten rodel an gewüssen guoten enden be-
liben.' 1475, B Anz. (B). ,Item und wie die zehenden
verlihen werdent und wievil daruff gebotten wirt, so
soll alleweg die halb s. an kernen und die ander halb
s. an halb roggen und haber gegeben werden.' XV./
XVI., ZRhein. ,Zum dritten so sond die kupier 40
r. gl. one gnad verfallen sin, halbe s., denen die
schmach beschacb, die ander halb dem gericht.' 1529,
Gr Bq. Oft formelhaft. ,Die Eignossen und was bi
inen was, des herzogen folk von Osterich, Strassburg
[usw.], sum [summa, im Ganzen] 30 000.' Z Chr. XV.
,In ein s. begriffen, bringen, schriben.' ,Von der vogtyg
und allen zollen wegen, in ein s. begriffen [Titel.
Nachher: Die Räte] wurden ze radt, das ich alle ir
zoll, es wer der ze Kemps oder in der statt, und
ouch die vogtie in ein s. bringen solt; das ich ouch
also schuof und mit einem ringen gelt zuo wegen
bracht, also das die dry stuck by eilff tusent guldin
standen und das man nit eins on das ander lösen mag.'
1422, Bs Chr. ,Der sun gibt sym vater trank und
mass; er schrybt im das nit in ein s., so er wider
ufkumm, dass er im bzal müe und arbeit.' Eckst.
973
1525. ,An die s.', ad summam, auf Heller und Pfennig.
,Ich hab dir ouch geliehen 2 gl. 10 ß und 4 dn. und
hatt dir für gebotten an ein gericht; da bett du mich,
ich sölte dich nit beklagen, du weltist es mir an die
sum dar weren.' 1451, Z KB. ,In (vereinzelt ,an')
einer s.', insgesamt, mit einander. ,Die Eidgenossen,
in einer s. mit iren zuogewanten ob 20 000 mannen.'
1476, BsChr. ,Die N. begert usgericht zuo werden
umb ir zuobracht guot, morgengab und erecht, daz
sich an einer s. traff by 270 pfd.' 1502, Z. .Setzend
üch in einer s.!' Aufforderung, sich zur Tafel zu
setzen. Rcef 1539. , [Bekehrt ihr euch nicht] so wirt
der grusam tag ... üch sebälk all straffen in eir s.'
ebd. ,Ich brings üch allen in einer s.' Aal 1549. ,Der
ewig Gott durch Jhesum Christ, dergsegne üch in einer
s.!' Meinrad 1576. — b) Anzahl übh. Von Personen,
bes. bei militärischen Stärkeziffern. ,Die von Solotern
sluogent sich ouch zuo inen mit einer s. lüten.' DSchill.
B. ,So gebieten wir üch..., das ir von üch ein sum
erlicher mannen usziechen.' ebd. ,Item ... zoch man
von Galera gan Busch, wart ingenomen am morgen
fruo in tag von ein s. knecht.' 1511, B Anz. 1901. ,Der
ander teil [der Schwaben am Schwaderloch] wolt
schlahen, wenn die s., so zuo des richs paner gehört,
da, wie si denn ieztan nit wäre.' Ansh. ,Es ist ouch
ze wissende, dass wir [die Gesellschaft des Löwen]
zuo der kleinen summe [dem kleinen Aufgebot'?] dienen
und warten sullent mit sechse glefen ..., aber zuo
einem gemeinen zöge und zuo der grossen sume sullent
wir nit me gebunden sin ze dienende denne mit zwanzig
glefen.' 1380, DBrückn. 1748/63. Von Sachen. Die
Schwyzor und Unterwaldner behaupteten, bisher [am
Gotthard] eine .Fuhrleite' für Käse nicht entrichtet
zu haben, und sie seien doch ,mit einer merklichen s.'
durchgefahren. 1491, U. Quantum: .Alsdann der keiser
mh. und den iren ein sum salz vergönnt, die aber nit
ussgricht werde wie brüchlich, verschaffen, das sollichs
beschäche.' 1554, 1? RM. — c) Summe (Geldes), allg.,
doch wenig volkstümlich. E" schöni S. E(n) artigs,
schons Sümmli. ,Ein s. guldin.' 1457, Z RB. .Alsdann
die genannten von der statt Lenzburg gewalt und
macht sollen haben, söllichen kouf zuoziechen und
zuobehalten umb die s., als der selb wäre hingäben.'
1516, AaL. StR. .Ein s. gälts, sunirna peeunia:.' Fris.;
Mal. Bussengeld V ,[Man] soll die gricht bieten, das
erst pott an 3 [usw.], und [soll] ain ietlicher die s.
verfallen, wer die pot uberfüere.' XV./XVL, ZRhein.;
vgl.: ,ltem schwert ain underknecht ..., die gant
und s. in eren zuo halten, das tor mit trüwen zuo
versehen.' 1480, ZRhein. StR. ,Item der oberknecht
[schwört] glich den aid, usgenomen mit der gant und
s. hat er nützit ze schaffen.' ebd. Barguthaben?
.Schätzt sich [als Pfand] des ersten auf Rinder ....
fürohin auf Heu, Stroh, demnach Summen oder Schul-
den.' 1713, Gr (ZfsR.).
Vgl. Sanders II 1270. Die Formel ,in einer s.' unter
1 a erscheint auch in lat. Gestalt als ,iu summa', zB. : ,Die
frouw schelmet und buobet in, rett, er were ein klapper-
man .... in summa, si welle sinen nit.' 1538/40, Z Ehegericht.
U"-: Unsumme B; Z. ,Da wäre was zu machen,
hiess es, was das für eine Usumme geben müsste,
wenn man nur das ganz Überflüssige, ja Schädliche
...sammeln und bei Seite tun wollte!' Gotth.
Haupt-: 1. = Summ 1 a. .Hauptsumma der waren
Religion.« Titel von OWerdm. 1552. — 2. Kapital (im
Gegs. zum Zins) B; Syn. H.-Guet (Bd II 548). ,[Wenn
der Schuldner nicht zahlt, soll der Gläubiger] ein
knecht in ein wirtshus leggen, der nit ee daruss wy-
chen solle, er syge denn zuovor umb sin h., alle ze-
rung und costen ussgricht und bezalt.' 1584, ZFlaach.
— Vgl. Gr. WB. IV 2, 634/5.
summe" I, -u" PAL, Ptc. -et: 1. a) zszählen; ,som-
mare' PA1. (Giord.). ,Dis vorgenant gült järliches
zinses haben wir gesumet und gerechnet für acht stuck
järliches zinses.' 1412, Gl ürk. ,Dcnne do wir diss
unser buoch summoten und unser rechnung beslussen,
do was der kost 3 Ib.' 1449, B StRechn. ,Denne der
ungelter win ... und ouch der kost, als wir unser
rechnung mit einandern summeten und beslussen,
gebürt 16 1b 5 ß.' ebd. .Als man die zinsbüecher
gegen einandre sumet.' 1535, ZGrün. ,Er hett so fll
gstollen ghan, als so mans summet, ist by 100 pfd
gsin.' UMey. Chr. 1540/73. ,Gross guot ist da [bei
Carignano] gewunnen, es ist nit als zuo s., Gott geb,
wo mans hie bhalt.' 1544, Lied. S. noch Summ (Sp.
972). üneig., zsfassen. ,Durch land und stett ... han
ich ietz greisst ein lange zyt, in denen fil der mär
vernummen, die ich uffs kürzst wil rächnen, s.' Ritef
1539. — 1)) refl., zu einer Summe anwachsen „L"; Ndw
(Matthys); UwE. — 2. a) in der Alpwirtschaft, =
seijen2b (Sp. 602) „BO." (auch 1t PAnd. 1897); vgl.
Summing 2. — b) die Verordnungen für die Korporation
(s. Summ 1 b) erlassen ZGÜÄg., „in Betreff des Ge-
meinwesens auf mehrere (gewöhnlich zehn) Jahre hin
Geböte und Verordnungen machen. Der Inbegriff aller
dieser Verordnungen heisst Summ Zu."
summiere": 1. = summen 1 a und b. In der MA.
am ehesten refl. (Syn. sich seilen). Das summiert- sich
grad B. .Summieren, an ein s. schlahen, conficere
summam.' Fris.; Mal. Kurz zsfassen: ,Dis wunder-
liche geschieht [vom Sacco di Roma], ein ganz buoch
vordrende, hie blos für ein wolgedächtlich exempel
gesumiert, zeigt...' Ansb. — 2. auf Grund des Ertrages
einer Matte ausmitteln, wieviele Kühe deren Eigen-
tümer (überwintern kann und daher) auf die Allmend
auftreiben darf. .Diese Matte ist für 4 Kühe auf der All-
mend summiert' BSi. (lt Zyro); vgl. Summing 2. — ze-
säme°-: = demVor.l Ndw (Matthys); Tu (refl.). .Habe er
dise summ und schuld zesamen gsumiert.' 1548, ZWäd.
Summistri f. Spöttisch für die scholastische Er-
klärung der Summa theologis: .Die Aristotelische so-
fisteri und die bäbstische s.' Ansh. 2 IV 219; vgl. 283.
Sumrai"g f.: 1. = Summ 2 a. ,üas silber, so im ist
geben, zuo finem silber gerechnet, bringt es an finem
silber ein sümmig 87 mk 2 q. 3 d.' 1528, Z Anz. (B).
,Ein summig an pfennigen 1790 pfd 18 ß 13 d.' ebd. —
2. = Seijing (Sp. 603) BSi. (lt FAnd. 1898). ,Das Recht
einer Matte auf die Allmend.' ebd. (lt Zyro); vgl.
summieren 2, sowie Seij 1 b (Sp. 601).
Summität f.: oberster Teil, Spitze. ,Ein altes
Gebäu mit einem hochen vesten Turn; auf dessen Su-
mität ist ein lustiger Unigang zu sehen.' Sererh. 1742.
- Lat. snmmita».
Sümmner m.: Betreibungsbeamter (vgl. Summ 2 c)?
,Item ouch ist berett, wie die sümner in unsrem landt
pfenden sond.' XVI., Ndw (ZfsR. VI b 125).
summe" II: wie nhd., jedoch nicht volkstümlich;
dafür sumse", surre" uä. Wie die Alte" summe", so
switschere"d die Junge" ZBül.j entstellt aus .sungen.'
975
Sam, sem, sim, sora, sum
976
summle" ZKn., sümmele" BLütz. (SGfeller):
summen. D' Bili summieret ZKn. 's Annemareili het
's Tänzli no'he"g sammelet, wo Schwarz-Hans ufspilt.
SliFELLER 1911.
Samer (so in PPo.; Th; WVt.; Z), -mm-, in ApM., V.
-(>•-, in ApH., I. Sö'mer — m., PL unver. AALeer. (H.);
Z (neben -ü-), Sumra WVt., Summere" BG., sonst mit
Um]., Dim. Süm(m)erli, in Ndw (Matthys) Summirh:
1. wie nhd. Sommer, allg. Der S. beginnt mit der Alp-
fahrt und mit der Abfahrt wird der Herbst eingeläutet.
Bärnd. 1908. Über de" S., den S. über. Im höche" S.
Sch; Th. Im hür(n)iger, fern(d)riger S. Hür (Fern)
im S. ,Es habe sich hür in dem sumber begeben,
dass . . .' 1473, Z ßB. En trochner, nasse; chalter,
loarme", heisser S. ,Diss jar sampt dem nachgenden
hatt vast wetterig und füecht sommer.' Vad. ,Daruff
er zuo ira rette, wenn sy inn begärte, so wette er
diss summers mit ira zuo kilchen gan.' 1511/3, Z Ehe-
gericht. ,Am 30. tag [des März] donneret und blitzget
es wie im sammer.' 1556, HBull. D. ,Der summer,
sstas; immits im s., adulta ajstas; sich zuo s-s zeit
an eim ort enthalten und den s. darinn verschleissen,
iestivare.' Fris.; Mal. , Uff Joannis im summer.' 1562,
Z. ,Der heiss summer' überschreibt HBull. in seinem
Diarium das Jahr 1540, in dem es während 29 Wo-
chen nur 6 mal kurze Zeit regnete, Ende Mai die
Kirschen, Mitte Juni Birnen und Gerste, Anfangs Juli
die Trauben reif waren; er schliesst: ,Diser heisst
der heiss s.' ,Suoch Aberlin Tälliken von Fluontern
im bürgerbuoch; sin son Heini Thalliken soll im
heissen summer das burgkrecht ernüwert haben.' 1556,
Z RM. ,Tiguri sestas anni 1540 erat ardentissima et ob
iestuni maximum der heisse Sommer dieta.' JJWagxer
1680, 300. ,An. 1387 wäre der alte heisse Sommer;
vom letsten Febr. biss den 19. Sept. 26 Wochen lang
hat es nicht 6 Tag geregnet... An. 1540 wäre der
sogenannte heisse Sommer; vom letsten Hornung
wäre es warm biss zum 17. Herbstm. ... Zum Ange-
denken dieses Jahrgangs wird noch eine Portion der
sogenannten heissen Sommer-Früchten in gemeiner
Stadt Obmannamts Schüttinen aufbehalten.' Mem. Tig.
1742, 420/1. EAA. De" S. ane"mache", die Vor-
fenster wegnehmen und die Sommerläden einhängen
Z (Dan.). Die Mugg hat Bei" so lang wie de" Tag
im S. ZMönch. Da gi't 's us-eme" Summervogel en
ganze" S.! von einer starken Übertreibung Z (Spill-
mann). Über 's (Uf 's, D's) Jär im andere" S.; s. Bd
IH 57 Mitte (auch Ap; Th). Über 's Jär im andere"
S., de"" gönd-si [die über den Gotthard geflogenen
Bremsen; s. Bd V 004] wider hei'" und hend Hunger!
Schw Fasn. 1896. In Sch (EStoll 1907) als scherzh.
Antwort auf die Frage ,wann': 's nächst Jör im S.
Wenn chunnt-es acht umhi"? D's ander Jär im S.,
we"" di röten Öpfle" rise". Bärnd. 1911. Wenn 's Neujör
im S. ist; s. Nüw-Jär (Bd III 60; auch Ap; Sch; Th
und weiterhin). Im Volkslied. Annebäbeli, bi bi bi, wo
bist auch dise" S. (a" disem Sunntig) g'si"? Hinder ''em
Bus im Garte"... Aa. Hansruedelibueb, Hansruedeli-
bueb, mach mir und dir es Tänzli: im S., wenn de"
Tag lang ist, strecke"d d' Chälber d' Schwänzli ZW.;
ähnlich ZStall. und Gl. O Summer, wie bist du so
guet, du bist voll zarter Freude"! Ach, wär-ich doch
bi mlnem Schatz, zwei Stund wollt ich im gebe" Platz,
es müesst-mer nüd verleide"! ZO. (Stutz). S. auch
MLienert 1900, 276. Bauernregeln. De S. chunnt
nüd vo" de" Berge" noche", er chunnt vo" unae" ufe",
dh. nicht der Föhn bringt den Sommer von den Alpen
her, sondern er kommt von Westen ZO. So eil Nebel
im Merze", so vil Wetter im S. Z (Bölsterli). Früener
Tunner, spät S.! ZTagelsw. .Früher S., später Hun-
ger!' L. Wenn-mer en nasse" S. hed, so isch ['s] es
Öpfeljör ZRuss. S. noch cer-gunnen (Bd II 333); blutt
(Bd V 214); Segen (Bd VI 725; auch ZF.); Bespül
(ebd. 1490). S. und Winter (in AALeer. S. e"d W.),
das ganze Jahr hindurch Aa; Ap; G; Te; Z. Er lauft
S.u. Winter glich um(m)e" [gleich gekleidet]! Was der
S. nid tuet, Das tuet der W., , auf einen unregelmässigen
stürmischen S. folgt ein milder W.' Schild 1863 (S).
E" schöner W., e" wüester S. ebd. E" wüester W., e"
schoner S. ebd. 's Düfels W., 's Düfels S. ebd. We""
der W. e" Tüfel ist, so ist der S. o'h Vne. B Volksztg
1898. Kei" W., kei" S.! ebd. Das macht ke<" S. und
kein W.! es liegt Nichts daran AABeinw. Im S. muess-
me" d' Winter fröst üsschwitze" GSaL. Im S. lit-me"
nä'h der Liebi und im W. näch der Wärmi. Sprww.
1869. ,Ein Bauernsprichwort sagt: Wenn man im S.
geigen will, so muss man im Winter die Saiten span-
nen.' N. ZZtg 1892 (B Korresp.). S. noch Maien-Bls
(Bd VI 1331); Bös I (ebd. 1385). Sommer ond Wenter
personifiziert, im Winter von Haus zu Haus ziehende
Figuren, die einander in längerm (aus Schwaben stam-
mendem) Singgespräch (abgedruckt bei TTobler 425/6
und darnach bei Firm. II 659 f.) necken; die eine ist
sommerlich gekleidet (hemdärmlig) und hält in der
einen Hand ein Bäumchen mit Birnen, Äpfeln, ver-
goldeten Nüssen und flatternden Bändern, die andere
trägt winterliche Kleidung; jede hat in der einen
Hand einen vielfach gespaltenen Knüttel, womit sie
nach jedem Vers der andern auf die Schultern klopft,
dass es klatscht; schliesslich treibt der Sommer den
Winter zur Tür hinaus; nachher aber vereinigen sie
sich wieder zu einem gemeinsamen Schlussgesang Ap
(TTobler); vgl. dazu Gr. WB. X 1, 1515. ,Es werden
ihrer zwei oder drei Figuren gewesen sein und in den
Häusern gewisse Sprüche wechselsweise abgeleiert
haben. Man heisst sie bei uns [in Ap] den Sommer
und den Winter.' Ap Volksbl. 1832. Im Dim. auch
spec. kurzer Nachsommer Ap (TTobler). Es cha""
no'1' e" guets Sömmerli gebe". So wohl auch in der
Bauernregel: Bartlimei [24. Aug.] bringt e" Sümmerli
oder e" Schnei! GSaL. — 2. a) ziehender S.', Sommer-,
Marienfäden. ,Die Maulwurfsspinne überzieht die
Wiesen wie mit einem Teppich, und von ihr sollen
die langen Fäden herrühren, die zuweilen am Ende
des Sommers oder im Herbste in der Luft herum-
fliegen, welche man gewöhnlich Sommerfäden oder den
ziehenden Sommer nennt.' B Hink. Bot 1830. — h) für
Sommerkleidung; vgl. Winter. De" S. füre" ne", im
Frühling die Sommerkleider hervorsuchen Z. Hast
de" S. füre'g'na"? zu Jmd, der zum ersten Mal im
Strohhut, im weissen Rock erscheint, ebd. Im S. cho",
gö" Ap; B; Z. Chunnst och scho" im S.? Me" cha""
iez denn scho" im S.gö"! — c) die Getreideernte (als
Zeit, Vorgang) BG. (Dängeli), Ins (Friedli); vgl. su-
meren. — d) (Sommer-)Getreide B; s. be-cheisten (Bd
III 543). Hieher auch die Stelle unter in-kommen 2 c
(Bd III 275). — e) Pauschalabgabe an Getreide, mit
welcher die Anwohner einer Brücke sich alljährlich
vom Brückenzoll befreiten; abgekürzt aus der häufigen
Sam, sein, sim, soni, snm
978
Zss. Brugg-S.; vgl. Brugg-Fesen (Bd I 1070); -Haber
(Bd II 934); -Chom (Bd III 473); -Mens (Bd IV 455);
-Mütt (ebd. 574/5); -Brot (Bd V 979/80). ,Uer Brück-
sommer ist eine bestimmte jährliche Abgabe, ver-
mittelst welcher man sich von der Entrichtung irgend
eines benachbarten Brückenzolles loskauft und von
daher einer gänzlichen Zollfreiheit geniesst, und kann
mithin keineswegs als eine Beschwerde, sondern er
muss vielmehr als eine Begünstigung angesehen wer-
den. Wegen dieser besondern Beschaffenheit des Br-s
kann derselbe nicht losgekauft werden. Wenn die
Pflichtigen dieser Leistung enthoben zu werden ver-
langen, so müssen sie sich bei dem betreffenden Zoll-
beamten erklären, dass sie künftighin statt des Br-s
gleich allen und jeden Durchpassierenden den Zoll
nach der Zolltafel bezahlen wollen. Eine solche Er-
klärung kann aber nicht von einzelnen Pflichtigen
kommen, sondern sie muss gemeindeweise geschehen.'
1804, B (Dekret über den , Loskauf der Primizen und
Lehensgefälle'); an anderer Stelle .Brüggsommer.'
,Dis ist der kost, alz der brügsumer ze samnende und
uf ze nemende hat gekostet, des ersten die wegen ze
bessrenne, umbe isen und umb ander zerung 3 lb 11 ß;
denne zwoin knechten, so den sumer uf namen, ze lone
in 5 wuchen 7 lb; denne N., als er och den sumer
half uf nemen, 4 lb; denne alz NN. zwoi pherit und
einen wagen darlüchen ze dem tage umbe 6 ß, ge-
bürrent 35 tag 10 lb 10 ß.' 1378, B StRechn. ,Und
gehört also zu dem Schloss zu Thun, was von den
Bruggen Thun fallet, genannt der Brüggsummer . . .
Es mögend MGHerren der Stadt Bern den benannten
Brüggsommer lychen, wenne Ihr Gn. glibte . . .' um
1390, BThun Handf. (Excerpt von ALütolf; nicht in
der Ausg. von JRubin); vgl. den folg. Beleg. N. an-
erkennt, vom Domherrn von BAms. ,ir brügge ze An-
soltingen über die Kander' um den jährl. Zins von
lh Pfd Wachs erhalten zu haben mit der Verpflichtung
zum Unterhalt der Brücke; ,har umbe sol ich nemen von
den dorflüten von Ansoltingen und von allen iren umb-
sessen, die untzhar sumer hant gegeben, minen sumer,
nemlich von ieklichem, der buwet, einen halben körst
[vgl. Bd III 487] des besten kornes...; wer aber nit
s. gif, Der soll mir geben von jeder Benutzung der
Brücke... 1390, BTh.Urk. ,Wer von alterhar brügg-
sumer den herren von Ansoltingen als umb den steg
habe geben, das ouch die von dishin semliche burdi
tragen sollen.' 1432, B Katsbeschl. ,Von dem rneyer
von Oltingen von des brüggsumers wegen der nüwen
brügg von 2 jaren 22 lb 10 ß.' 1433, B StRechn. ,Graf
Anton von Greyerz schien den Landleuten von Saanen
ihre Freiheiten schmälern zu wollen; er forderte Lobs
[vgl. Bd III 993], Brügsommer und Acherum ...' 1. H.
XV., Kohli 1827. ,Anno 1480 haben min gnedigen
herren ... von ir beider bruggen wegen zuo Loupen
und zuo Güminen geordnet..., das ein ieklicher, wer
dann die brugken bruchen und brucksummcr geben
wil, für sölichen summer alle jar zwei mess rogken
zuo banden miner herren und dem zollner ein leib
brots geben soll.' E. XV. /l. H. XVI., B Zollbuch. ,Ob
iemant lieber den zolin dann den summer geben weit,
von dem sol man den nemmen.' ebd. ,Der rodel dero,
so in dem brüggsummer zuo Loupen begriffen sind...'
ebd. ,An vogt von Nidow [schreiben], mit den sinen
zuo verschaffen, dem brugger zuo Arberg den brügg-
summer usszerichten, wie von altem harkoinen ist.'
Sohwelz. Idiotikon VII.
1483, BRM. ,Die herschaften sollen kein brügg-
summer gäben, aber die hoff. Ulman sol gewalt han,
den armen den brüggsummer nachzelassen.' 1530, ebd.
.Denen von Thun brüggsumer wie bisshar abermalen ge-
liehen.' 1546, ebd.; vgl. ebd. (vom J. 1483) : ,Ein bekannt-
nuss, das die von Rötenbach einem brugger zuo Thun
den brugghaber sollen geben, als von altem harkoinen.'
,Von der nüwen brugk wegen, wie er [1. es] sich mit
den güettern, mit dem zoll, brucksummer, halte.'
1549, ebd. ,Dem fuormann, so daz burgermäss und
brügsumer infüeren wirt, ein offnen brieff, daz man
ine forderlich zalen soll.' 1558, ebd. Hinsichtlich des
,Brügsumers', den etwelche bernische Angehörige dem
Zöllner der Sensebrücke [F] verweigern, wird Bern
nachfragen. 1673, Absch. Die Bemerkung Berns, dass
der dem Zollbezieher zu entrichtende jährliche .Brügg-
sommer' auf 45 Mass Dinkel angesetzt sei, während
doch nur 42 Haushaltungen gezählt werden, wird zur
Berichtigung des Zollrodels von Freiburg in den Ab-
schied genommen. 1678, ebd. Freiburgs Gesandte
setzen auseinander, durch die Bruckmässordnung von
1497, welche 1546 und 1633 erneuert worden, sei der
Brucksommer den Hof- und Hausplätzen nach und
nicht nach den Gütern angelegt worden. Bern be-
hauptet (seit 1737), dass das Bruckmäss auf die Güter
zu verlegen sei ... und dass man dieses Bruckmäss
immerhin von den Gütern abgeführt habe, wie eben
überall der Br. auf den Gütern hafte. In der von Frei-
burg vorgeschlagenen Einführung des Zolls in Geld
statt des Bruckmässes sieht aber Bern gleichen Nach-
teil für beide Stände. 1744, ebd. VII 2, 18. Die Ge-
sandtschaft von Bern empfiehlt der freiburgischen
nochmals die Angehörigen von Neuenegg zu Wieder-
herstellung des aufgehobenen ,Brüksomraers' bei der
Sensenbrücke und dessen Bestimmung in ein Fixum.
1785, ebd. ,Den Einwohnern von Neuenegg im Kanton
Bern ist die Zollbefreiung für die zu ihrem eigenen
Gebrauche bestimmten Waaren und Lebensmittel, so
wie für jene eigenen Gewächses beibehalten, wofern
sie den Brücksommer entrichten, in Gemässheit der
Erkenntniss, die sie zu diesem Ende 1786 geleistet
haben.' 1809, F (.Zolltarif über die Sensen-Brücke').
,Im s. sin', zu Denen gehören, die statt des Brücken-
zolls den S. entrichten: ,Denne so sollend die wirt
den win, so sy in ir keller leggen und verschenken,
verzollen, ungehindert, das sy im summer möchten
sin.' E. XV./l.H. XVI., B Zollb. Leuten, die in ihren
Diensten standen, pflegte die Stadt Bern den von ihnen
zu entrichtenden ,s.' zu ersetzen. , Meister Hans an
der Matten umb sinen huszins 1 lb, dem selben für
sinen sumer 5 ß.' 1378, B StRechn. ,Denne den weiblen
iren sumer, ietlichem 10 ß, gebürt 6 lb 10 ß; denne
6 ritern iren s. 3 lb, denne 4 löuffern iren s. 2 lb.'
1433, ebd. ,Denne den weiblen ir sumer 5 lb 10 ß;
denne den löuffern iren s. 2 lb; denne 6 rytern iren
s., tuot 3 lb.' 1452, ebd. (in der selben Halbjahrrechn.
kommt nachher noch zweimal folgende Lohnzahlung
vor: ,denne fünff löffern 3 lb 2'/s ß; denne 11 weiblen
6 lb 17V2 ß; denne 6 rytern 12 lb'), so auch 1436.
1437. 1441. ebd., immer als Ausgabeposten zu Beginn
der zweiten Halbjahrrechnung und immer auf Einen
Vi lb. Im alten Freiburg (tw. auch im alten Bern;
s. u. und vgl. dazu Gröss-iveibcl-Chorn Bd III 474)
gehörte der ,(Brugg-)S.' den Vennern; vgl. Kuenlin
1832 I 62/3 : ,Au moye
de cette contribution les bau-
07:)
Sani, sem, sim,
nerets avaient [1393] la Charge d'entretenir les trois
ponts de la ville, mais tout en continuant ä retirer
la gerberie jusqu'en 1798, ils n'entretenaient plus les
ponts, parce que l'origine de cette Charge n'etait plus
connue ... Les bannerets de Bernc percevaient ce droit
ä Schwarzenbourg et ceux de Fribourg au Gouggis-
berg (1678 et 1684).' ,Hennricus Bluomo et Nicholaus
Risso debent quilibet ipsorum in solidum Nicholao
Zerlinden, vexillifero Friburgi, et sociis suis vexil-
liferis novem modios siliginis, novem modios avene
et tres modios spelthe, raensure Alamanorum de Fri-
burgo boni bladi mercabilis et receptibilis etc. vide-
licet nomine emptionis estivalis pontium, theotonice
brucksummer, solvendos et tradendos infra festum
beati Martini ...' 1393, F (Staatsarchiv). ,N. de Butzen-
berg et N. de Ror debent ... Nicholao Zerlinden et...
vexilliferis de Friburgo octo modios siliginis ... ex
causa venditionis scilicet brügsummer ...' 1398, ebd.
,N. de Rore debet Nich. Z. [uA.], vexilliferis de Fri-
burgo, septem modios ... ex causa emptionis passagii
pontium, vulgariter theotonice dicendo brücksommer ...'
1400, ebd. ,N. debet ... vexilliferis Friburgi novem
modios ... ex causa emptionis estivalis, vulgariter theo-
tonice dicendo brücksommer...' 1400, ebd. ,Ist der
primitzen halb beschlossen, das ein jedes lechen, so
ein pfluog mag ertragen, die primitz, den vennern den
bruggsuminer geben und miuen herren die fuorung
tuon soll...' 1506, F RM. ,[NN. schlagen in einem
Rechtsstreite über die Höhe der Abgabe nach] by den
alten H. Vennern desselben Schrotts, wie sie disen
Bruchsommer [!] eingezogen; interim sollen sich die
H. Venner vernügen mit dem V» Mass ...' 1664, F.
,Unser Statt Gerechtigkeit und Gebür, so der Brück-
sommer genambset wirdt und solche Pflicht ... uff sich
trägt, dass jede Hoffstatt, Lehen und Meyerguet oder
Hausshaltung, so in dem Bezirk unserer alten Landt-
schaften gefunden und ein Pflug erhaltet, jährlich uff
einem jedem St Andressentag ein Mass gutt suber und
währschaft Mischelkorn abrichten und bezahlen sollen,
weliches Kürn wir bisshar unseren lieben Stattvennem
zu Ergezung villfältiger Mühe, Sorg und Arbeit, so
sie von unsseren gemeinen Statt wegen tragen müssend,
lassen zukommen ...' 1667, F.
Ahd. sumar, mhd. sumer. Unter dein Einfluss von Luthers
Übersetzg hat die Z Bibel von 1530 ,sommer' neben .Sum-
mer.' .Sumber' (1473, Z RB.) ist .umgekehrte Schreibung'
für .Summer', also anders zu beurteilen als kämt. Sumber
(Lexer 1862, 234). Vgl. Gr. WB. X 1, 1509 ff.; Schm.2II
281/2; Martin-Lienh. II 359. Die Bedd. 2 c— e scheinen
nur Schweiz, zu sein. ,Snmar' erscheint zw. 814 und 854
iu den G Urk. häufig unter den Zeugeunamen und ebd. 85S :
,Cum Wülihelnio ejusque filiis Wintare et Sumare, Wille-
helmo et Willihario'; vgl. dazu Gr. WB. X 1, 1515 o. Als
FN. LSchötz (.Sommer'); ZUnterschottikon, .Cuonradus S.'
1270, AaAar. (Bürger), .Henrich der S.' 1301, ehd. (Mit-
glied des Rates), .Ruodolf S.' (bei Tschudi gedr. ,Siimer'),
Ammann über Gaster und Glarus. 1302 (vgl. ASG. III 35),
,Haini S.' Z Chr. 1336/1446, .Cuontzman S.' 1351, AaErl.,
.Heinricus estas, [von späterer Hand zugesetzt:] Summer...
Elizabeth dicte Sünimerlin, [von späterer Hand zugesetzt:]
Summerin.' 1370, AaAar. Jahrzeitb. (Arg. VI 447; vgl. ebd.
427: ,Chuonradus servus estatis'), ,der S. von Arow.' 1399,
.RuodolfS., schultheiss.' 1441, AaAar., , Heini S. [von Ober-
schottikon].' 1474, KHanser 1895, .Sommer.' XV./XVI., Bs
Stdt (Leu, Lex.), .der S. selig.' 1485, AaB., ,Jos. S.' 1532,
Schw, .Peter S.' XVII., AaB. ,Die Sumerin.' 1389, ZRB.,
,die S. von Stadelhofeu.' 139G, ebd., .Barbara S.', Chorfrau
zu Ruegsau [B]. 1527, Aar. StR.; s. auch ohen. .Der stok,
da die Sümerlin an sitzt.' 1405, Aar.StR.; s. auch oben.
.Sömmerli', Flurn. G, .Sommerliguot.' 1840, GStdt. In
Zssen. Flurnn. .Summer- (Sommer-)Au' (s. die Amn. zu
mmmeramm), ,-Egg' B; Schw, ,-Gaden' B; Gr, , -Grien'
Aa, ,-Hof Bs, .-Halde(n)' Aa (häufig, schon 1378, AaB.,
auch bei Leu, Lex.); Bs ; L (auch bei Leu, Lex.;*dazn der FN.
,S.-Halder.' seit 1589, LSchötz); G; Seh; S; Th; Z, ,-Holz'
G; Schw, ,-Haus' Ap; B (auch bei Leu, Lex.); L; S; W,
.-Hütte(u)' ApTeuf. (schon bei Leu, Lex.: ,In der S-eu'),
,-Loeh' BGrimsel (nach Jahn 1857 ,eine erhöhte, von den
Winden schneefrei gehaltene und daher grünende Stelle'),
,-Land', fingierter Name? (s. Bd VI 1820 u.), ,-Matten' B;
U; ThPlatter 1572 (,In Stalden wonet einer, hiess Simon
zuo der Summermatten'); dazu der FN. ,-Matter.' XVI./XVIII.,
W (Leu, Lex.); ThPlatter 1572 (,Die muotter [von ThPlatter]
hatt gheissen Amilli Summermatterin, von ein gar grossen
gschlecht, das man hat genempt die Summermatter'), , -Buchen'
BG. (7* der Summerbuecht", heute Tannwald. Bärnd. 1911),
,-Bösche0' G, ,-Roden' Bs, ,-Rain' Aa; Z, ,-Schwendi' Schw,
,-Studen' B, ,-Stall' B, ,-Tal' Ap, ,-Weid' G; Uw (2 mal);
,-Wald' B; L, ,-Wis' G; Z. ,Sommers-Heim' B, ,-BUhl' G,
,-Berg' ApGais (auch bei Leu, Lex.), Wolfh., ,-Port' BZweis.,
,-Tal' Ap; Bs, ,-Wies' G. Familienn. , Summer-Eisen.' XVI.,
BsStdt (Leu, Lex.; vgl.: ,Es klagt Fridli Zimberysen von
Rinfelden, ... schmidknecht, uff Jerg Sumerisen von Heren-
tierbach [Würtemb.], Schwitzers am Rennweg schmidkuecht.'
US6, ZRB.), ,-Vogel.' 138S/146S, ZStdt; 1653, AaWett.
Arch. — Abgeleiteter FN. ,Summerer' (bei Schöpf 729
.über den Sommer angenommener Knecht'; oder zu Sumber
Sp. 987 ?). XV./XVI., AaZof. (.Sommerer'); XV., AaAar. (,Som-
merer, auch Summerer.' Leu, Lex.; .Schultheis Sumrer von
Arow.' 1500, Z RB.); XVI., BStdt (so .Sebastian Summerer.'
1537); 1532, ZSchottikon (,Klaus Summerer'; heute ,Sum-
Vor-: Frühsommer Ap; Th. — Auch bei Sanders II
1117.
Vorder-: der vorletzte Sommer. F And. 1891. Vgl.
V.-Tag. — Früe-. Nur als fingierter Name: ,Görg
Früesummer, Tischdiener.' NMan. — Ch'riegs-: der
Sommer des Jahres 1712 (Toggenburgerkrieg) BGr.
— Martins- U, -Sümmerli Ap (-Ö-) ; B; ScHSt. (Sulger),
im W Bote 1908 ,(St) Martini-Sommer': milde, sommer-
liche Witterung im Spätherbste. aaOO.
Metten-: = Sumer2a (Sp. 976). ,Pappus, lanugo
volitans autumno, M.' Denzl. 1677. 1716. — Das W.
ist nd.; vgl. Gr. WB. VI 214S (unter ,Mette'). X 1, 15190.
Nach Nöch-, auch Bim.: = Martins-S. Aa; Ap: Bs;
GT.; SniSt.; Th: Z. Dunneret's im Herist i» 's ler
Holz, so giH 's wo'* e- N. BsL. ,Um S. Gallen-Tag
soll ein kleines Nachsümmerlein kommen.' S Kai. 1708.
— Vgl. Gr. WB. VII 12S.
Brugg-; s. Sumer 2 e (Sp. 976/9). — Rege"-: ein
Sommer mit viel Regen Ap; Th; Z und weiterhin.
Alt-wlber-: = Martins-S. Bs; B; GT.; Th; Z und
weiterhin. Es ist en schoner A. g'si"; bis tüf in'n
Oktober i"e" hät-me" chönne" 's Yeh lo" hüete" und de"
Eeustock demit spare". Messikommer 1910. .Darum
gute Hoffnung, dass wir einander noch sehen werden,
und zwar diesen Herbst, wenn der alt Weibersommer
kömmt.' Gotth. Vgl.: .Gewöhnlich haben wir noch
einen recht heitern und rotbackigen Alten-Weiber-
Sommer in der Schweiz.' B Ldw. Wbl. 1847. — Vgl.
Gr. WB. I 275. X 1, 1519.
Winter- Summers (PL): die ausnahmsweise kalten
Sommer der Jahre 1815 bis 1817 BG. (Bärnd. 1911, 65).
— „Witwen-Sömmerfi": =' Alt-wiber-S. „GRDoml."
(St.1 und *).
Sani, sein,
•sumraeraue": Bäume im Frühling zur Saftzeit
fällen, die Rinde abschälen (um sie für Gerberlohe
zu verwenden) und die Stämme dann den Sommer über
liegen lassen, wodurch das Holz austrocknet; erst im
Winter findet der Transport statt BGr., Ha., Si. ,Wo
allzu hoher Schnee die Arbeit im Sommer gebietet,
ferd-mu" e' äberrem Schleif mit den durch Summerauen
(.Entrinden') zur Saftzeit transportabler gemachten
Baumstämmen; diese dürfen nicht allzulange unent-
rindet im schattigen Walde liegen bleiben.' Barnd.
1908 (BGr.). .Einen Baum s.' BHaslib. G'summerauets
Holz BHa., Si.
Auch bui Sclim. 2 II 282: .Geschlagenes Holz sümern oder
sumerauen, es in Blöcken liegen und deu Sommer durch
austrocknen lassen', mit Belegen seit 150'.) (danach bei Gr.
WB. X 1, 1520); Unger-Khull 598 (.sommerauen : was ans-
sommern'). Unser W. ist eine Ableitung von Summer-Auu
(mhd. sumeroume) und die ursprüngliche Bed. ist: über deu
Sommer auf dem abgeholzten Platze liegen lassen; nach Bärnd.
1911 ist im J. 1645 von ,Sommerauhölzern' zu BAlbligen
die Rede. .Summer- (Sommer-)Au' ist häufig als Flurn. (auch
etwa als Hausn.), so Aa; Ap; Bs; B (mehrfach); F; G; Seh;
Th; Zg; Z (häufig), belegt, bei Leu, Lex. für ApWalz.; GrSch.
(Stauimschloss; vgl. ,Sumberouw' bei Ard. 1598 in einer
Aufzählung edler Geschlechter von Gr); Th. .Albertus de
Sumerowi [6].' 1179, HMeyer 1849. .Fratres de Sumerouwe',
Zeugeu. 1227, G Utk. Als FN. XV., BStdt (Leu, Lex.);
sonst , Summer- (Sommer-)Auer.' 1401/1855, ZStdt, eine Ab-
zweigung davon seit 1623 in GStdt.
sum(m)ere\süm(m)ere1', in BSi.; PAL; Wohne
Mittelvoc, Ptc. -et, in W -ot: 1. nur in U (nach Dr
Müller) mit üml., unpers., Sommer' werden, sommer-
lich warm machen Gl; L (Ineichen, auch St.b); Ndw
(Matthys); U; Zg (St.1'). Esstimmeret. — 2. a) ,sum-
meren, sich zuo summerzeit an eim ort enthalten,
rcstivare.' Mal. — b) von Feldarbeiten. ,In der Sum-
merszit gibt es brav z' sümmere" oder z' summere", dh.
in mühevoller Feldarbeit Tag um Tag auszukaufen.'
Bärnd. 1911 (BG.). Spec. a) -ü-, die Sommerfrüchte,
-gewächse bestellen, anpflanzen AiLeer., St.; B, ,aller
Anbau ausser dem Getreidelande' Aa (Rochh.). —
ß) -M- „B"G., Ins, Schupfen (St.b), S.(vRütte); F f-o-J,
-ü- BO. (Zyro), S. (vRütte), „die Sommerfrüchte ein-
sammeln B", heuen, ernten udgl. B (Zyro), ernten BG.,
Schupfen, S.; F. Auch übertr. auf .allerlei erkleck-
liche Einnahmen: Brav summeret zB., wer ein hüb-
sches Käsereigcld einnimmt, ein nettes Sümmchen
erbt udgl.' Bärnd. 1911 (BG.). — 3. a) summra" PAL,
simmru" W, ,mantenere durante 1' estate' PA1. (Giord.),
.den Sommer durch behalten, was im Winter übrig
blieb, zB. : Wir hei" noch en Teil Hew chönnu" s.,
für den Sommer behalten; wenn Jmd im Sommer noch
altes Heu hat, das er nicht verbrauchte, so sagt man :
Er hat noch fi" abbes Hew g'simmrot, im Sommer
behalten' W (Tscheinen). — b) ohne Uml. ApH., I.
(■ö'-J; Gl (nach einer Angabe seltener als -ü-); GrTIis;
GG., Kaltbr.; SchwE.; Ndw; UWassen; W (Tscheinen);
Zg, -ü- (bzw. -;-) Ap (-Ö8- M., V., -ö>- H., I.) ; BGr., 0., Si.,
auch lt Id. und Zyro; F; „VO"; GrD., Pr., Sculms, Ths,
Val.; L (St.b); GKaltbr., Rh. (-Ö-), T .; Ndw; UwE.; U;
Zg (St."); „Z"0., Vieh den Sommer durch auf einer Alp
oder Allmende halten. aaOO., aber auch (doch mehrb [oss
gelegentlich) übh. Vieh über den Sommer halten (auf
der Weide oder im Stall), so F; Gl; Gr; G; Ndw, ,per
a-statem nutrire, alere.' Id. B. ,Das Vieh für den Sommer
zum Benützen oder Erhalten geben' U (Dr Müller).
In BGr.; GrTIis auch von Schafen, Schweinen usw. Galt-
li"g off der AI}) s. Ap. D' Bänze" z" Gletscher [beim Gl.]
s. BGr. Uf dis'er Alpu" cha""-mu" nit ril Chüe sumrw
W. In der usseren Alp ckönnend-s" ette" 150 Hopt
GrössvSh s. GrScIis. ,Was auf Aschüel [einer sum-
pfigen Alp] gesommert ist, bringt der Tafel nit mer
z'weg' GRPr. (FGStebler, AW.). I'h ha" zeche" Stüggli
deheime"d g'sümmeret Gl. ,[Die Aufteilung der All-
mend unter die Gemeindegenossen würde] gewiss einen
Jeden in den Stand setzen, seine Kuh entweders selbst
bei Hause zu sommern oder sommern zu lassen.'
Steinm. 1802 (Gl). S. noch Plumpen I (Bd V 103).
,Was vechs einer ... uff dem synen gsümern [mag],
das mag er wol haben und halten und aber der gmeind
am weidgang one schaden.' 1570, ZAlbisr. Elgg ver-
besserte die Allmende, damit Arm und Reich desto
,bas ir väch gesummeren' könnten. Ende XVI., KHauser
1895. ,Sie möchten in ihre Berg in die 6- bis 7000
Kühe sommern.' Guler 1625. ,Die Schaaf summem.'
1748, ORingholz 1907. Weitere Schweiz. Belege bei
Gr. WB. XI, 1550. Häufig im Gegs. zu .winteren';
nur eigenes, selbst ,gewintertes' Vieh hatte Sömme-
rungsrecht auf der Allmende. ,Was ein ungenoss uff
dem guot gewintren mag ein jar, als vil vichs sol er
daz ander jar uf demselben guotsumren.' XIV., LAdlig.
Hofrecht. ,Es sol nieman rne vichs sumeren, denn er
gewintern mag.' Z Hofrechte XV./XVI. (öfter). ,[Auf
den Gütern könnte man] bi drissig küen sumren und
wintren.' 1468, Zellw. Urk. ,So vil sy ir jettlicher
mit irem aigen höwachs, das im gericht ligt, on dass
er erkoffti, viches gewintern mag, so vil sol und mag
er summem uf dem moss, uf den brachen und in den
helmen, so der bann usgatt ... [Wenn Einer zu O.]
höwachs oder buwacker ussert dem gericht gelegen
erkofti und die in das trett gen Oberndorft' gehörten,
um die selben erkoften guot sol ain vogt zwen nn-
partyg mann nemen, und wie vil sich dann ain vogt
mit inen umb sölich guot erkannti, dass er vichs im
trett s. söllti, so vil und nit minder sol er wintern.'
Ende XV., GOberdorf. ,Das die von Nider Endfeld
mit sovil schwinen, als ein jeder gesümeren und
gewillteren mag, ... zuo denen von Arow weidgang
haben sollend in alle die weld.' 1503, Aar. StR. .[Die
Gemeinde sollte jedem , Tagner'] so vil vechs, es were
joch gehürnts ald ungehürnts, uff der weid gan lassen
und sümmern, als vil als einer uff sinen eignen güetern
gewynteren möchte.' 1515, ZDüb. ,Das ein talman
nit me den 30 geisnösser uff die almein sol schlahen
oder ein winderty die geis dalieimen, so mag er die
gitzly sömern, die er von inen ziet.' XVI., UUrs.
Talb. ,Dass, was einer für Vych winteren könne, er
danne selbiges . . . sömmeren und ohngehinderet auf
die allgemeine Waiden gehen lassen [könne].' 1736,
ZBenken. ,Wer Kle säet auff denen Fälder, sole für
jede Jucharten 1 HauPt nit sümern auff der Almänd
von der Wahr, so er windert, sunder im Stal haben.'
1773, LSchötz Dorfr. ,So viel einer Gaiss wintert,
mag er in den Hochgebürgen sommern.' Gl LB. 1807.
,Was einer im Geschnitt wintern mag, kann er auch
summem.' FGStebler 1903 (WG.). Dazu: .[Einer der
Söhne des ausgestossenen ,Canaan':] Ich will mir ein
land erwellen, da ich erzüchen mag vil vich ... Han
ich dann schon ein grosse zal, so sümren ichs in berg
und tal, den winter aber mag ichs bhan mit fuoter
so ich yngmacht han, von matten, die ich zwuren
Sara, sei», siin, som, so.ni
höwen; das wirt mich denn erst wol erfröwen, wenn
icli ein guot mag uberkon, da nit ist von einander
wyt, sonders in einem ynschlag lyt sümrig und wintrig
allen herden.' HvRüte 1546. Auch abs. Guet s., mit
Erfolg: Ja, Marti", tüend-ir immer nuch e'so guet s. i"
de" Weide" obe" wie früeher? SohwE. (Anzeiger). Von
den Hirten, welche das Vieh auf der Alp besorgen.
,Mit den Kühen auf der Alp leben' B (Zyro). Wo
sümmeret-er hür? ebd. [Von dem nächtlichen Geschrei
der Hexen auf der Ebenalp] ist e"möl en Handbueb,
wo ebe" g'sömeret het, verwachet ond het de" Häxe"tanz
eben auch g'sehe" ... [Es wird seither zum Schutzengel
gebetet, dass er] Sorg hei zuem Vech ond zue de"
Lüte", wo do obe" sömeri"d. Schwzd. (ApI.). Kerl.,
von den gesömmerten Tieren. Schi<* guet oder schlecht
s., ,mit physischer Zu- oder Abnahme das Sommer-
futter verzehrt haben' GrD. (B.). An der Schäfchilbi
auf der Alp wird nachgesehen, ob die Schafe sich gut
g' sümmer et haben, ebd. Das Stuck Vieh het-sich guet
g' sümmer et (-u-), hat sich den Sommer hindurch gut
entwickelt GRPr., Ths. , Gleichwohl sommern sich
in diesem rauchen Gebirg etlich hundert Haubt Viech
ganz wohl.' Sererh. 1742. Auch vom Menschen B
(Zyro); GrD. (nach B. derb), vom Hirten GrTIis.
Du hesch-dich guet g' sümmer et (-u-)l B (,der Sommer
hat dir gut zugeschlagen.' Zyro); GrTIis. Der Söm-
merungsort als Subj. „Die Alp kann zehn Stücke
Summern, d.i. ernähren VO; Z." , Diese Weide kann
x Stück sumern, dh. erträgt x Stück Vieh zur Alpzeit'
ZGÄg. ,Diese Hochalp (Wildi) sommert 180 Kühe.'
Uw Gem. — c) -«-, (Wäsche usw.) an die Sonne
stellen Gl.
Mhd. sumeren, Sommer werden (Lexer II 1298). Vgl. Gr.
WB. X 1, 1548 ff.; dazu noch Unger-Khull 598. Abgesehen
von Bed. 1 ist keine Scheidung der Formen ohne und mit
Umlaut vorhanden, und am selben Orte üuden sich beide
für die selbe Bed. (so zB. in Ap; BGr.; GrThs; Ndw); jüu-
gere Differenzierung nach der Bed. zeigen zB. F; W. Auf-
fallend ist für PA1. (nach Giord.) »umront" in Bed. 3 a neben
b'-simmere" in der selben Bed. Gr. WB. X 1, 1550 u. bringt
folg. Beleg aus Frisch (,Teutsch-lat. Wörterbuch.' Berlin
1711): .sümnicru, sommern, Pictorius, abscissis ramalibus
solem in arborus iinmittore, den Bäumen Lufft macheu, dass
die Sonne hinein scheinen kan'; doch ist der Beleg weder bei
Mal. noch bei Fris. unter den in Frage kommenden Wörtern
zu finden (auch die Bed. weist auf eine ausserschweiz. Quelle
hin; vgl. Gr. WB. aaO.).
&"- sümmere": anpflanzen, ansäen ZRüml., W., das
Sommergetreide ansäen Z (Dan.). Hast scho" a"g'sü-
meret? Ich han a"g'sümeret, im Garten alle Gemüse-
sorten angesät ZW. Auch: En Acher a. Z (Dan.). —
Bei Gr. WB. I 464 in anderer Bed.
i " - sümmere" : „Alles, was auf dem Landgut über
den Sommer gewachsen, einsammeln L", Heu und
Korn unter Dach bringen B (Zyro), ,fruges per »statem
colligere in horreuui.' Id. B. ,Dwyl schon all frücht
sind gsümmert yn und ouch in fassen ist der wyn.'
HvRüte 154ü. .Ebenmässig were dem Landt nützlich,
dass die Bieder, so baldt das Gwechs druff yngesömmret
worden, geöffnet [würden].' 1674/5, BSchw. — Vgl. Gr.
WB. III 300; Sanders II 1117.
üs -sümmere": wie nhd. aussommern? B (Zyro,
ohne Dcf.). — Vgl. .Betten, Holz auss.' bei Gr. WB. I
973/4; Unger-Khull 40.
Yet-summere" GrPi\ (Schwzd.); GWildh., sonst
(auch GRPr.) -sümmere": 1. versümmeret ha", mit dem
Anpflanzen der Sommergewächse fertig sein ÄASt.
Nöch d"m Exäme" het-me" den" alle" nümmer müessen
i" d' Schuel, bis d' Lüt versümmeret g'ha" händ; Das
het e'so drei oder ouch vier Wuche" 'düret. Aa Schulm.
1887. — 2. a) (Vieh) auf der Sommerweide einbüssen,
verlieren Gr. Er het 10 Schaf versümmeret. Di best
Chue han-ich hür versümmeret GRPr. Wie vil Stückli
hest-du hür versümmeret? GrD. (B.). — b) übertr.,
(irgend einen Gegenstand) verlegen (dass man nicht
mehr weiss, wo er hingekommen ist) GRLq. (nach Was-
sali auch .aufschieben'), Mai.; GWildh. Iez han-ich die
Cheibe" Bril'e" wider näme"hi" versumeret GWildh.
(Leichtsinnig) verlieren GrPi\ Die fü"f Frauke" han-
ichjez halt versümmeret! ,wenn Einer Geld ausgeliehen
hat, von dem er weiss, dass er es nicht mehr be-
kommt.' Under-dem Bode" tet-er [mein Vater] -sich noch
umchere", wenn-er wussti, dass-ich 's [das mir als Erb-
stück hinterlassene Tabakspfeifchen] so liederlich ver-
sümmeret hetti! [er hat es auf dem Wege verloren].
Schwzd. (GnPr.).
b"-simmerre": ,mantenere durante 1' estate' PA1.
(Giord.). — In anderer Bed. bei Lexer I 231 und Gr. WB.
I 1630.
durcb- Ndw (Matthys), durche"-sümmere" B (Zyro):
Vieh den ganzen Sommer hindurch , sommern.'
Summeri: Kuhname. 1655, SchwE. (ORingholz
1908).
summerig Bs, sümmerig GTa.; Sch (Kirchh.):
sommerlich (warm) Bs; GTa., an der Sonne gelegen,
,sommerseitig' Sch (Kirchh.). ,[Der Bodensee soll
Acronius genannt worden sein] der ursach, dass er
gar sömerig und in seiner grosse weder iss noch frost
habe und nit überfriere.' Vad.; bei JStumpf : ,dass diser
see gar warm, summerig...' ,Däyngen ligt an einem
fruchtbaren sommerigen Ort.' JJRüeger 1606.
Vgl. Lexer II 1298; Gr. WB. X 1, 1535; Schm. » II
282; Martiu-Lienh. II 359.
ge - sümmerig : 1. vom Wetter, = dem Vor. Z. — 2. von
Personen, leicht gekleidet Z. G's. derther cho".
Sum(m)eri°g, Süm(m)eri»g — f.: 1. ,Die
summerung oder wärme, apricitas.' Fris.; Mal. —
2. „Summerung, Sommerseite Sch"; dh. wohl Südseite.
— 3. Sümmeri"g a) die Bestellung der Sommerfrüchte
AALeer. (H.). — b) die Gesamtheit der Sommerfrüchte
AALeer. (H.), ,aller Anbau ausser dem Getreidelande,
Pflanzung' Aa (Rochh.), ,Rüben, Hirsen, Küchenge-
wächse, besonders aber Hanf und Flachs' BLütz.
(Bärnd. 1904). Die Zeige mit S. bepflanzen BLütz.
— c) Pflanzland für Sommergewächse. .Gleich nach
dem Herbst und Habersäyet sollen Ammann und Vier
gebieten zu zäunen und einzufrieden... Dessgleichen
sollen sie tun die Sümmereyen [1. ,-eregen'V1] ein-
zufristen.' 1669, BRoggw. Twingrodel (Glur 1835).
S. auch Sömmering-Respen (Bd VI 148S). — 4. -u- Gl;
GrTIis, Val.; GG. (Zahner); Ndw; W; Zg (nach einer
Angabe auch ,Soomeri,1g'), -ü- (bzw. -i-) Ap (-62-, in H.,
I. -ö'-); Bs; BE., G., Hk., Si., auch lt Id., Zyro. vRütte;
„VO";Gl; GrD., Ths; GF. (Zahner); Ndw; UwE.; „Z":
a) Abstr. zu summerenSb (Sp. 981/3), der Sommerunter-
halt des Viehs auf der Alp oder Allmende, oft in die Bed.
Alpweide übergehend. aaOO., ,pabulum pro a'state.'
Id. B. Vieh i" der S. ha" Ap; Gr; G und weiterhin, i"
(in B; Gl a") d' S. ge'"' Gl; Ndw, tue" B. Ich ha" fü"f
Eäup'li a" d' S. g'gi" GlM. (CStreiff). I'h ha" miner
i], sim, .soiii. sinn
Gusti [mein Jungvieh] i" Hasliberg a" d' S. Ha" B
(vRütte). I«* ha" g'nue' S. für 40 Cime B (Zyro).
Hür giH 's e" gueti S. u"d fern isch 's so-n-e" schlechti
g'si"! B (vRütte). Er het e" gueti, schlechti S., sagt
der Kuher von einer Alpweide BE. E" prächtegi Weid
hed 's esie in Vazipp g'ha" und eini der hübsten und
beste" Sümmerge" fiir d's Gälte eh ist albig Gaprif g'si".
Schwzd. (GrPi\). Diese Alp bietet di ganzi S., dh. sie
kann wenigstens 20 Wochen genutzt werden und macht
den Bezug einer Vorweide unnötig BG. (Bärnd. 1911).
,Wir band ouch ufgesetzt, welicher usser [Auswärtiger]
under uns zuo acher gat, das der vom ze acher gan an
sumrige nüt haben sol.' 1471, Uw (Einung für die der
Schwändi); jüngerer Zusatz: , Einer sol och geschwent
han, eb er ufftrib, und weller das nit hielty, der sol
des jars um ein sumrig komen sin und sönd die einiger
den ir vech abtriben und nit me des sumers da lassen.'
.Welcher 2 Kuh oder 2 Ross Sommerig vermag und
dieselbigen von ihme lasst, der solle gar keine Gmein-
alp oder Gmeinmerk das selbige Jahr nutzen und
brauchen.' 1608, ApI. Alpbüchlein (Steinm. 1804). ,[Die
Gemeinden des Amtes Seftigen beklagen sich, dass die
im Amt Schwarzenburg] ein ganz beschlossen Land
haben, indem sei weder Heuw noch Strauw, weder
Holz noch Fäld, nicht eines Fuses breit Sommerung
auss ihrem Land lassen, wann man schon dergleichen
Güeter und Sommerung ererbt oder erheuraten, auss
ihr Land niemand den Raub ferggen könnte, wie auch
kein Sommerung besetzen.' 1754, Bärnd. 1011. ,[Im
J. 1688 wurde in Gl geboten] inskünftig keine Win-
terig, dh. keine Wiesen und Berge, zur Sommerig, dh.
zu Alpboden, zu machen, weil wir letztere viel häu-
figer als erstere haben, bei 100 Cronen unnachläss-
licher Buss.' Steinm. 1802. S. noch chue-rechtet (Bd
VI 286). — b) Unterhalt, Futter fürs Vieh während
des Sommers; im Gegs. zu Wintering. .Dieser Hof
hat oder tut x Kühe Summeri'g und Wintcri"g- Zt;Äg.
.[Ertrag eines , Sennberges':] für 25—30 Kühe Som-
merung und 15 dito Winterung.' Bs Ztgsins. NN.
kauften zu Goldbach ein Heimwesen mit zwei Kühen
.Sümmerig und Winterig' mit sammt aller Gerechtig-
keit und Weidgang in Goldbacher Gemeinwerch und
Allmend. 1603, aZoll. 1899. S. auch summeren (Sp. 983 o.)
und weitere Belege aus UBrägger und HPest. bei Gr.
WB. X 1, 1563 o. — c) Summeri"g, für S.-Taxe", Ent-
gelt für den Sommerunterhalt eines Stückes Vieh GRVal.
In den meisten Bedd. auch Gr. WB. X 1, 1562/3. 1535 u.
(unter .somuierig'). Als Flurn.: , Sommerig' G (auch ,S.-Alp,
-Kopf, -Weid'); Schw, .Sommeiig' BBüieu; ZHaus.a/A.(,Land.
genannt S.'). Sonderbar ist ein Ziegenname .Sömmering' bei
AT. .1. ler 1905, '27 (für ApI.).
.Vichs-'; s. Heuw-Berg (Bd IV 1550 o.). —Vor-:
,das Gras minder hoch liegender Bergweiden (vgl.
Berg 2 d ß Bd IV 1552) oder der vorsommerliche Auf-
enthalt mit dem Vieh auf solchen' ApH., I., M. (TTobler,
auch Steinm. 1804). S. auch Vor-Berg (Bd IV 1557). —
Mens-: Sommerung für Mausen (s. Bd IV 334). .Eine
Weid zu einer Meiss-Sömmeri-g' ZO. (Spillm.).
sumnierlachtig: sommerlich. S-s Wetter GR.f
summerle" Gl; Ndw (neben -j-), sonst sum-
merle" (-tj*- Ap, in H., I. -ö'-J: a) unpers., = summieren 1
Ap; B (.sestatem promittere, referre.' Id.); „VO"; Gl;
Ndw (Matthys); „Z." ,Es sümmerlet etwa noch manch-
mal im Herbstmonat und schon im Mai' BSi. (Iniob.).
— b) von Personen, .Sommerkleidung tragen B. Du,
sümmerlist iez früe!
summerochtig: = sommerlich, vom Wetter. Diäl.
Sümmeri f.: = Summering 4 a GKircbb. — Als
Flurname , Summen' GWil, ,Sommeri' Aa.
Summerle" f.: im Sommer geborenes Kalb, das
also erst im zweiten Sommer auf die Alp getrieben
werden kann; es bildet dann bei der Alpbestuhlung
eine zwischen dem Chalb (s. Bd III 215) und dem
Galtji (s. Bd II 237 unter Galteli) drinn liegende Klasse
GrD. (B.), nach neuerer Angabe nur im Oberschnitt
und nur für das weibliche Kalb; vgl. Sümmerling.
s ü m (m) e r 1 i c h bzw. -i-, in AaF.; ZO. -lich, in AALeer.;
BsStdt; B(Zyro);UwE.; ZKn.-lig, in ä. Spr. auch ,-u-':
sommerlich. ,[Die Vögel] fruit der sumerliche schin,
daz sich diu weit nu stellet gar ze wunnen.' Hadl.
.Summerlich, das dem summer dienlich ist, »stivus,
vemans.' Fris.; Mal. a) mit Bez. auf die Witterung,
= summerig AALeer., F.; BsStdt; B(Zyro); UwE.; U;
ZKn., O. 's ist ganz s. AaF. .Summerlicher luft, ca>-
lum vemans.' Fris.; Mal. .Der november was glich
wie der october, beid gar sümmerlich, nit kalt und
fiel dhein schnee ... Der jänner was s., der hornung
winterlich und 14 tag heftig kalt.' 1574, TaB. WScho-
delers d. J. „Von Gegenden, warm, der Sonne ausge-
setzt VO; Gl; Z." .Diss ganze Geländ [von LWäggis]
hat von räuchern Luft gar gute Frist und ist fast
sommerlich.' JLCvs. 1661. — b) „von Menschen, leicht
gekleidet, bes. mit blossen Hemdärmeln" B; „VO;
Gl"; UwE.; „Z." Du chunnst ganz s. B (Zyro). Sums
Volch gäd i" de" Tschöpe" und sums s. z' Chilche"
UwE. Vgl. dazu: ,[Im Sommer] man sach die bluomen
sten und frouwen gen so sumerlich und minneclich ...
Hin geleit sint lin so klein, da wiziu bein so luchten
dür und dür klein ermel arme wiz. Uns nement ir
winterkleit die süezekeit.' Hadl. — Mhd. mmerlich(e)
(Lexer II 1299); vgl. auch Gr. WB. X 1, 1543/4.
go-sümmerlig: = dem Vor. a und b Z. Wie 's iez
awc* uf ei"möl e'so g's. worden ist, es fangt bald a"
grüene". Messikommer 1010. G's. derther cho".
Sümnierling m.: 1. = Siimmerlen, doch nur für
das männliche Kalb GrD. Oberschnitt, gleichviel, ob
männlich oder weiblich GrD. Unterschnitt, ,Die älteren
Kälber, welche im Sommer vorhergehenden Jahres ge-
boren wurden, heissen Sömmerlinge oder Jährlinge
[vgl. Järling Bd III 67]. Bei der Oberallmend im Be-
zirk Schwyz zahlen diese 5 Fr. Alpzins, während für
Kälber 3>/2 Fr. und für Maischrinder 7 Fr. zu ent-
richten sind.' FGStebler, AW. — 2. in der Fischerspr.,
einen Sommer alter Fisch (so AAAar.). — 1 auch tir.
(Schöpf 729).
saniiere0: bei der Messe die Hostie gemessen (vom
Geistlichen), katii. Schweiz. .Sobald er [der Priester
bei der Karfreitagsmesse] sumiert hat, facht man die
vesper an zu betten.' 1588, Erz. 1855. — hat. summ.
siieni, rlekt. süeme'', -i, -s: von Personen, sonderbar,
eigen, .engherzig' BBe.(Däm). E" siiemer Bueb, ,=g'sche-
niert, schlich, eige".' Subst. Süemi, .g'spässige', sonder-
bare Person, Original, ebd. (I'i'r Krähenbühl).
Sanib, semb, simb, sorab, sumb
sirabel s. sin-well.
Sumber m., Dim. Sümberli, in BsL. Sümmerli:
1. a) geflochtener Korb: leerer Bienenkorb AaFii'.,
Zein., = Bicher 2 a (Bd IV 968) BsL. f, Both. (Seiler),
,ein altes Geschirr, gew. von Strohgeflecht wie ein
Bienenkorb' AAKütt., = Bicher 2 b Aa (Rochh.) Fri.
(L»im., ,von Fausthohe'), ,Korb, mit einem Brett als
Boden, zur Aufbewahrung des Kurzfutters für Vieh'
AASchi. (HBlattner). Als Hohlmass gebraucht, = .einem
Viertel oder 22,5 1', von Frauen als ungefähres Mass
für dürres übst verwendet und bei der Viehfütte-
rung für das Kurzfutter (Getreide) AAZein.f (Stein-
hauser). — b) übertr. Von einem Vollbauch AAZein.
(Steinhauser). Der Hans löt-em [= sich] der Spitz auch
uit a"brünne", me" g'seht's im S. a"! Zu einem Kinde,
das beim Essen tapfer zugegriffen hat, sagt man : So,
jez cha"n 's länge", de hesch es ordligs Sümberli ! Von
einem dicken Hintern AAFri. (Hürbin). Ne" dicke'' S.!
— 2. (Hand-)Trommel; die Bed. ist aber im Folg. nicht
überall sicher. ,[A. habe B.] mit dem s. geslagen.
[C. sagt aus:] A. slüege inn mit dem s. an sin hopt,
das im sin huot enpfiele.' 1459, Z RB. ,[N. habe
gestohlen uA.] ein s. zuo Stein einem gesellen und
den zerbrochen.' 1483, ebd. ,Bott man in der ganzen
statt fröud zuo lütten mit allen glogen und zuo pfiffen
und trumetten und mit anderen spülen, mit sumbren
und schweglen, daz es in der ganzen stat erhall.'
Edlib.; s. auch Büss-Pßffen (Bd V 1073). ,[Sie]
tanzten da den taberistontanz bin einem kleinen süm-
berlin.' ebd. ,DerN., so sumber macht.' 1532, Z Seckel-
amtsrechn. ,Der buch wirt in der windigkeit härter
und tönet einem s. glych, mer dann in der wässerkeit.'
Büef 1554. ,Der s. oder trummen, tympanum; s. auss
rindsheuten gemacht, taurina tympana.' Fris.; Mal.
,üt ipsa; solas ventres distendant suos, dass sy allein
ire beuch füllind wie ein sackpfeiff oder dass sy sich
spannind wie ein s. oder böucken.' Fris. N. habe ,zuo
Meilen uss einem keller ettliche wybertüechli, ettlich
faden und ein kleins sümberli verstolen.' 1564, Z BB.
S. noch Ge-brächt (Bd V 396 o.). ,Üf den s. schlahen.'
,Sie schluogen uf den s., dass es im berg erhal.' 1443,
Lied auf die Eidgenossen im alten Zürichkrieg. ,Be-
gegnotind inen [Nachts] NN. mit einem s., daruff sy
enwenig slüegint.' 1482, Z KB. ,Den s. schlahen.'
Fris.; Mal.; s. sumberen und vgl. S.-Schlaher. ,Mit
trucknem s. schlahen', ohne Pfeifenbegleitung? ,[Bei
der Ankunft der eidgenöss. Vermittlung] schluogend
si uf mit drochnen sümpperen und zugend algmein-
lich gar in guoter Ordnung in ein wite wisen.' 1489,
Waldm. ,Wenn es sich begab, daz man in der statt
stürm oder geschray horte oder daz man sunst mit
trucknem sumer umb die statt schlüeg, es wer tags
oder nachts, so sölt alsdenn yederman gerüscht mit
sim harnasch und waffen uff den hof ziehen und da
wyter beschaids warten.' 1499, GWyl CB.
And. tumbir, calathus, riscus, rusca, canistrum (Graff VI
•224), mhd. sumber in Bed. 1 a und 2 (Lexer II 1295/6); vgl.
weiter Gr. WB. XI, 1059/60 (unter .Simmer'); Schm. * II
höpf 729; Ünger-Khull 600 (.Sumper1). 596 (,Sim-
perl'). In Bed. 2 auch rätorom. [ü schumber, auch schumbrar,
trommeln). Nicht Schweiz, ist ,Simri' als Mass (vgl. dazu
anter .Simmer' Gr. WB. X 1, 1059) an der Stelle; ,1 Simri
Flaudeu [HamnierschlagJ, welches gehaufft gemeseu wird und
im Gewicht gemeiniglich 70 Pfd halt, dieses kostet hier zu
Land 20 Creuzer.' 1708/10, Z Staatsarchiv (Kostenvoranschlag
für ein Gewehrfabrik-Projekt).
G°-sumber n.: unterdrücktes Flüstern, das Miss-
stimmung verrät AAFri. (Hürbin). Was isch doch Das
für nes G's.? — Zum Folg. 2.
sumber e", in ApI. zo*mmere", nach St.2 „som-
mere"': 1. trommeln ApI. ,Es sol abermals verpoten
werden ..., daz nach bettgloggen des abents nieman
tanzen noch sumbren solle, weder in hüsern noch
sust.' 1501, Z EM. An der Kirchweih darf nach Bet-
zeit nicht mehr umhergezogen, .gesumbert' und ge-
tanzt werden. 1. H. XVI., Z. ,Item so sind die am
Zugerberg diser tagen aber mitt zweigen trumen umb-
zogen und grad änet der Sil am anstos üwer pietten
machtig gesumbert und lermen geschlagen...' 1561,
Gl. ,S., den sumber schlahen, tympanizare; zuo eim
ding s., adhibere tympanum.' Fris.; Mal. ,S. und
schweglen.' ,Etwenn sumret er [der die Klosterschwe-
stern besuchende Teufel] und schweglet.' EStagel.
,Da es früe ein klein vor tag war, da namends [die
Winterthur belagernden Eidgenossen] den Helgenberg
yn mit vil sumbren und vil schwäglen und da wan-
tend wir, sie wöltind stürmen.' 1460, ZWth. — 2. von
dem Summen, Surren der Bienen im Korb AAFri., der
Hummeln beim Fliegen AAEntf. Der Imp löt hüt
noch, er sumberet wie wild AAFri. Dann auch von
dem Brummen, Murren eines unzufriedenen Menschen:
Er weiss Nüt a's z' s. AAFri. (Steinhauser). — 3. mit
pers. Subj. und Obj. Jagen, antreiben: Wart nume",
ich will-dieh scho" s., dass-d' Öpiris tue" muest! AASeet.,
St. .Fortschicken, hinauswerfen' AaScM. (HBlattner).
Jmd (zB. ein Kind) mit Worten oder tätlich zurecht-
weisen AASeet. Mit Richtungsangabe. Einen üfe" s.,
mit bösen Worten hinaufjagen AaL. (Hürbin). Du
channst frö si", dass der Bappa nid derzue cho" ist.
De"'" wurd-dich ha" welle" üfe" s. mit di"'m Theater-
chaste" [von der Strasse ins Haus]! FOschw. 1900. J<*
wil'-ech [Kinder] iez de"" scho" i"e" s.! .handgreiflich
(mit Schlägen) ins Haus hinein befördern' AAWohlen.
Ich will eueh iez da"" gli'h i" 's Bett s.! ,von der Gasse
ins Haus und zur Ruhe bringen' AAMäg. — 4. Öppis
e"weg s., , Etwas auf die Seite legen, ohne sich des
Ortes wieder zu erinnern' AASuhr. Wo han-ich 's
acht hi" g'snmberet? ebd. — 5. ,mit Lust aufessen.
Ei, so schlag Butter dri", d' Chnöpfli müend g 'sumberet
si"' ZWyla (Lehrer Schoch); heute sind auch altern
Leuten Vers und Bed. vollständig unbekannt.
Mhd. sumbem in Bed. 1 (Lexer II 1296). Die Bed.-
Entwickliuig ist nicht durchweg klar; es kann überhaupt
fraglich erscheinen, ob die Gruppe etymologisch einheitlich
ist. Zu 4 vgl. ver-mmmeren 2 b (Sp. 984). Die Bed. , dumpf
t(>uen, brummen, murren' auch bsi Schöpf 729; Lexer 1862,
246; Ünger-Khull G00, .prügeln' bei Martin-Lienh. II 359
(.summeren1). In z- ist (- viel), aus dem Satzsandhi ange-
treten; vgl. BSG. I § 135, 2 a Anm.
er-: a) = er-hauwen 2 (Bd II 1808) ZRüml., W.,
Zoll. .Im Appenzellerland schlacht der Landaiumen
syn Wyb; als ein gmeiner Mann daz gsehen, gat er
heim und erdöfflet seine auch und sagt: Darff der
Landammen sein Wyb schlahen, so darff ich dich auch
ersumberen, dann du bist nienen so fürnenim als sie.'
Schimppr. 1651. — b) = er-hauwen 3 (Bd II 1808). De-"
lezt Maitag häd-mi'h e"chli" ersumberet, sagt Jmd, der
viel zu zinsen hatte an diesem Tage ZZoll. ,Zer-
Samb — sumb. Samd — sumd. Samt' — sumf. Samp — surap
zausen, durchschütteln': Dcr Wind hat die Laube"
recht ersumberet ZTagelsw. — üs-: Jmd tüchtig aus-
schelten AASeet.
z'-säme"-: 1. zstrommeln. ,Uff sömliches wurdent
aber die houptlüt vor Waltzhuot zuo rat und liessend
den houptlütten zuosamensunibren nach ir gewon-
lieitten, die kamend aber under dess houptmans von
Zürich gezelt und anderrettend sich mit einandren
der Sachen.' Edlib. — 2. ohne Sonderung einsammeln,
zB. im Herbst Äpfel und Birnen im Baumgarten, Feld-
früchte auf dem Acker AaKö11.| — Zu 2 vgl. auch mm-
meren2b$ und tn-mmmeren (Sp. 981. 983).
sümberle": Bim. zu sumberen 1. ,Tuond es [näml.
tanzen] aber knäbli oder döchterli, so noch nit er-
wachsen sind, wöllent sy von derselben jedem lassen
inzühen 5 ß ze buoss, und von iren spillüten als den
knäblinen, die also inen sümerlent und umbhar gand
sümberlen, zwyfachi buoss.' 1524, Z Mand.
samber: düster, dunkel Bs(Breitenst. 1804), .sombre'
Z (Schulthess). [Beim Sonnenschein] chömme" d' 'Mani-
schen us ire" s-e" Stube" füre". Breitenst. 1864. Vom
Menschen, trübe gestimmt: Warum d' Frau Pfar'erin
derte" auch e'so s. erschint, das erchh'irt-si''1 von selber
durch das Estandsg' sprach. JMUsteri. — Frz. sombre.
Vgl. lir. WB. X 1, 1507/8.
„siimbere": säubern F" (St.1 und 2).
Zu sumberen (Sp. 988) mit weiterer Bed.-Entwicklung?
Für heute von FJ. und Mu. abgelehnt.
Semd f.: Binse. Syn. Binz (Bd IV 1411); Biet
(Bd VI 1729/30). ,[Moses war] in einem körblin von
semide.' Marcus XIV./XV.; ,kasten von ror.' 1531,
II. Mos. ,Juncus, semd vel bintz.' Ebinger 1438. ,Aus
sembden werdend gemacht runde netz [Reusen].' Man-
golt. .Etliche [Fischreusen] werden auss weidenen
Ruten gemachet, etliche werden auch auss Sembden
klein gemachet.' EEönig 1706. ,Semden, iunci species.'
Z Anl. 1776.
Ahd. semida, mhd. semede, semde. Vgl. Graff VI 222;
Lexer II 873; Gr. WB. X 1, 557. Hieher wohl die Flurnn.
,Send-Halde' Th, Sent-Matten' S; s. auch Sempach.
Ge-: = demVor. ,Papirus, gross gesemd vel raer-
bintz vel papir.' Ebinger 1438.
Simfing, nach anderer Angabe gespr. Sing fing: Lu-
cerne, Medicago sativa FMu. — Aus frz. taintfoin (so
bei Nemn. 484; Pritzel-Jessen 232).
Sumf(t) usw. s. Sumpf nsw.
Samp — sump.
sampeli s. simpeli.
sampele" „-e-: tempern, tändelnd arbeiten LE."
sempere" GRh. (Mooser), se<mpere" GBalg., siem-
pere" GWidn.: zögernd, langsam arbeiten. aaOO. —
Sem per er (-ie-) m.: cunctator GWidn. Der S. kunt
niener hi". — Vgl. .sempeln', .seinpern' bei Gr. WB. X 1,
5GS. 570 und die Anui. zum folg. W.
sämper, semperl, lt St.2 „simper, simber Aa": a) de-
likat, verzärtelt, zimperlich AALeer. So in der ä. Spr.
von Zierpuppen. ,Eerlicher ist es dir, man finde dich
dapfer und fruotig an der arbeit stan, dann am tanz
herumbhupfen oder uff der gassen äben ussgestrichen,
semper, uinherschlirplen.' HBull. 1540. Empfindlich,
von weiblichen Personen, aber auch von Zierpflanzen
(gegen Frost) und Geweben (gegen Entfärbung)
ScuSchl. Selb ist e" semperi Töchter. S. auch chatzen-
rein (Bd VI 991). — b) wählerisch im Essen, auch
Trinken „AA"Fri., Zein.; BsL. (so Rothenfluh); UwE.;
„U", im Arbeiten UwE., „fein prüfend in der Wahl
der Wörter, deren man sich in der Conversation
bedient, oder in der Wahl der Mittel zu einem vor-
gesteckten Zweck Aa; LG., W.u; ,auswählerisch, aus-
sucherisch, wunderlich' BsL., übh. , schwer zu befrie-
digen' UwE., „launisch, von einem Menschen, mit dem
man nicht wohl zurechtkommen kann oder der öfter
selbst nicht weiss, was er will UwE."
Vgl. , semper' bei Gr. WB. XI, 569; dazu semper (in
Bed. b) bei Hebel, ferner nord. dial. timper, semjier (in Bed.
a und b), engl, simper, geziert lächeln; nächst verwandt mit
zimper (s. d.). Auch die vor. Gruppe gehört in den selben
etym. Zshang.
Sempach: Name des L Städtchens, in dessen Nähe
1386 die bekannte Schlacht stattfand. Uer kurzlebige
sog. ,böse Friede', zu dem sie führte, während dessen
die Gegner einander unausgesetzt reizten, erscheint
in einigen RAA. als Fride" vo" S. Si händ de" Fride"
co" Sempech! von Eheleuten, die sich voraussichtlich
nur für kurze Zeit versöhnt haben Z. ,Ich wünsch
dir den Frieden von S.', ein böser Wunsch. Sprww.
1824, 114. Aber auch in gutem Sinne von einem
dauernden Frieden verstanden? De" Fride" vo" S.
icö"sche", er düret hondert ond e" Jör Ap (TTobler).
Me" hett 'glaubt, si hetti"d de" Fride" im" S. g'schlosse",
von Leuten, die sich unerwartet entzweien ScHSt.
(Sulger). Unklar: , Einem den Segen [vgl. Sp. 450
Anm.] von S. wünschen' Z (Dan.).
Aus ,"Semd-Bach', = mit Binsen (vgl. Semd) bestandener
Bach; so heisst heute noch ein Flüsschen in AaF. ■/. .- Sem-
jxtch (im Topogr. Atlas .Sembaeh', mit etymologisierender
Schreibung , Sennbach'); davon wohl ,Johans Sempach us der
Hagenowe [bei AaMerenschwand].' 1394. Ein ,Sent-Bach'
auch bei LSchütz. Urk. Formen für das L Städtchen sind
.Sendtbach.' 1489 (Schreiben eines St Gallers), ,Sembach.'
1240. 1260. 1653. 1701 (neben , Sempach'); dazu ,Ruedi Sem-
pach.' 1462, L, wohl auch ,Jenni Sempacher.' 1421, Gl Urk.
semper II -ä-: immer GrV.
Aus rom. semper, saimper ; nach neuerer Angabe nur ge-
legentlich von Leuten, die sich in Italien aufgehalten haben,
gebraucht.
SimpatI' L; Z, -adi L, -sdi GT.; ScawE., Zimperti
ScHRüdl., -ijGMs, in TiiKressibuch b/Ainr. Rcmperdi
(s. unter b). — f.: a) wie nhd. Sympathie, nur in der
Sprache der Gebildeten. Vgl. (mit Bed. b spielend) die
Lieder von JStutz in seinen Gem. VI 1/2. 170/1. 190/1.
— b) geheimnissvolles Heilverfahren durch sympathe-
tische Mittel, Hokuspokus GMs, T.; ScuRüdl. (vom
Löchssner ausgeübt) ; ScbwE.; Z, wohl überall im Ver-
schwinden begriffen. ,Hemperdi-Cho"st, Zauberkünste'
TuKressibuch b/Amr. Das ist (Der cha""J Z. GMs.
,Am besten ist der Krankheit noch mit Sympedi bei-
zukommen.' MLienert 1898.
Vgl. Sanders II 1274; Martin-Lienb. II 359. /.■ <d' S.
Samp — sump. Sampf — sumpf
992
erstarrt; zum Einschub du? r vgl. zB. Musehgert-Nuss (Bd
IV 828).
simpätisch: a) wie nhd. sympathisch, nur in der
Sprache der Gebildeten. — b) geheimnissvoll einwir-
kend. .Bei dem Wislein, welches miten in dem Hölz-
lein ist [wurde K.] ganz wie mit einer sindbateyschen
Kraft überfallen, also dass er auf einmal sich ganz
verirret befunden, also dass er vor sich weder Steg
noch Weg gesehen hatte.' um 1800, ThEscIi.
simpel: einfach. S. und ei" fach darharchon, in
der Kleidung BGr. (Bärnd. 1908). Der Pappe selig
isch vo" dehaim üs gar s. g'went g'si", gar hüslig.
Scbwzd. (Bs). Von der Lösung einer Aufgabe, auch
mit verächtlicher Nbbed. B; Z und weiterhin, 's ist
e'so e" simpli G' schickt g'si" und doch hat -er 's nüd
chön"e" Z. Scherzh.: s. und doch ei"fach Z.
Lat rimplw (»der frz. eimpUf); vgl. Gr. WB. X 1, 1060/1
und dazu noch Martin-Lienh. II 359.
Simpel, in BSi. -mb m.: wie nhd., einfältiger
Mensch, Tölpel, wohl allg. De' S. und der Gimpel
sind bed glich g'schid LSurs. ,Wer auffrechts Dings
ist, Mund und Herz beisammen hat, wird für einen
S. gehalten.' FWyss 1673. ,Mann sagte auch, das ein
Knab mit Namen ..., sonsten ein Simpell, mit andern
an selbiges Ohrt [wo ein Schatz vergraben sein sollte]
gangen zu voglen. [Er habe dort eine goldene Kette
gefunden, die aber, als er sie fallen liess, wieder ver-
schwand; so dass] der gute Thoni vergeblich erfrewt
gewessen. Ich kenne den Knaben gar wohl und ist
er ein lauterer S., also das ich glaube, mehr eine
närrische Einbildung gewessen sye als eine guldine
Ketten.' 1679, SchwE.
Vgl. Gr. WB. X 1, 1061. Simpel,; (fingierter V) FN. :
D' Frau S.l Heissl -si n-'eije" de" S i inj, el franse" [vgl. Bd I
1310] e'so? HDietzy 1900 (BStdt).
Fach-: einseitiger Fachgelehrter, studentisch, wie
die Abi. fachsimple" (Ptc. g'f-et, auch fachg'simplet),
sich (nur) über sein Fach unterhalten. — Höch-
muets-: Gimpel Z.
Simplax m.: euphemistisch für Simpel AaF. Er
ist halt e" <S. — Lat. simplac. Auch bei Martin-Lienh. II 350.
ver-simple", in BSi. -mbl-: a) intr., zum Simpel
werden, physisch und moralisch zugrunde gehen, wohl
allg. Wenn d' nit üfhorst, su versimblist du ganz!
BSi. — b) tr., .durch Dummheit verderben (vertblple"),
verlieren' B (Zyro). — Vgl. Gr. WB. XII 1326.
Simplicien PL: Heilkräuter. , Wann die simplicia
also in ein Salz verkehrt werden ... man dann eines
solichen Hauffens mancherlei Simplicien zu den Com-
positionen der Arzneyen nicht mehr bedörffe.' JRLan-
denb. 1608. ,Was für ein grosse Anzahl medicinalischer
Kreuteren, Würzen, S. und Gewächsen umb das Bad
[LW.] herumb gefunden werden.' JLCvs. 1661. ,Kreuter
suchen und die S. erkundigen.' ebd. 227.
Lat. simplieia, PI. zu simple.e : vgl.: ,Nimm Salbeyen oder
sonst was für ein Simplex du wilt...' JRLandenb. 1608.
Simplicist m.: Heilkräuterkundiger. ,Ein Ope-
rator und guter S., NN., ist auff ein Zeit diss Krauts
(so die Landtleut Heilblatt nennen) halber mit mir
in ein Discurs geraten.' JLCts. 1661. — Vgl. Gr. WB.
XI, 1062; in gleicher Bed. frz. nmplieüte.
Simplicisteri f.: Heilkräuterkunde. , Alls anno
1580 ich mitt einer guotten Gsellschaft uff Pylati
Berg gereiset, umb der S-y und Kurzwyl willen.' RCvs.
Simpelen: Name des Dörfchens an der Simplon-
strasse; für den Berg heute ,Sirnplon', in PPo. Sim-
pelberg.
Urk. ,in valle de Simpluu.' 1257, ,totius vallis de Sim-
plono.' 1303, .Johans von Sumpellen', Ministeriale. 1360
(vgl. BAnz. 1893, 501 ff.), .Hinnent dem kriiz des bergs
Simpilen.' 1418, WBr. ,[15-2-2 zogen die Söldner] durch
Wallis uberu Simpelen.' Aush., ,[Über den] Simpeler.' 1522,
Strickler, ,Simpelerberg.' 1523, Absch. ,An den Berg Sem-
pronium (weltseh Seniprouio, id est simplicius, teutsch der
Sümpeler), welcher Seiluni'S (ober "Wallis) von dem Eschental
scheidet, welchen man gen Brieg in Wallis wandlet durch
das Sümpeler Tal.' Äg.Tschudi, Gallia. , Simpelberg, Sim-
peler, auch Sümpeler [der Berg]; Simpelen |das Dorf].'
Leu, Lex.
simpeli uä. Im Refrain des B Liedes D's Brienzer-
bürli: U simpeli s. si, u färseli duseli da (auch: Ho
simpeli sampeli si, ho faseli duseli da), es ist hei"
Narredi, es Bricnzerbürli z' s\" ! Im Anzählreim: Äne
töne pumpe töne, egge balle, simpeli alle, pia pia puff
ZWald; ähnlich BStdt (GZür. 1902, 66), wo eggeprale,
simperale.
Sumpf, in SG. Sumpft — m., PI. -ü- (bzw. -i-):
1. wie nhd. Sumpf, heute allg. bekannt, doch nicht
volkstüml., dafür Mos (Bd IV 469); Biet (Bd VI 1730);
Soken, Suchen (Sp. 685); Sulz (Sp. 901). Dise'b Wis
ist hinde" durc''e" alls ann (= ein) S.! Th. ,Ein phunt
geltes ... stat ,uf der gadenstat in dem sumphe nit
sinem huse an dem Burgolz und uf der gadenstat under
dem hage ze nüwen gadem.' 1342, UwE. ,Wie darf-
testu, kleins Heuffle, nit mehr den tusend Mann, gegen
eim See ein Sünfle, acht tusend Mann bestanV' 1620,
Lied (von HRynacher, Schulmeister zu Zürich, auf
den Kampf vor Tirano im zweiten Veltlinerzug). —
2. a) Trinker, studentisch. — b) philiströser, pedan-
tischer Mensch, der sich von allen Lustbarkeiten
zurückzieht und versauert BsStdt.
Ahd. sumß, mhd. mmpf, mnpf (Leser II 1302) in Bed. 1 ;
vgl. auch Sehn). "II 284; Martin-Lienh. II 359. Bed. 2 ist
Nomen agent. zum Vb (ver)sumpfen. Die Beibehaltung des -i<-
in Ap (gegenüber sonstiger Senkung zu V- in dieser Ver-
bindung) beweist die jüngere Entlehnung aus der Schriftspr.
Als Flurn. ,Snnft' GEbn.-Kapp. (,Ober- und Unter-'); ZWäd.
(auch ,Sumft', ein Hof), ,Sumpf und Sumpft' bei Leu, Lex.
für ApHeid. (Hof); BHindelb. (Landgut); LWill. (Hof); ZWäd.
(Hof), sonst ,Sumpf, im Topogr. Atlas häufig, ,1m Sumpf
B; 1798, ThEgn. ,Holz und Boden im S.- ZWast., , Beben
im S.' SchGächl. ,Ober-, Unter-S.' Aa. Zssen. ,Sumpf-Äcker'
B; SchGächl., ,-Egg' B, ,-Fluh' B, ,-Gülle1" B; L, ,-Gut' B,
,-Graben' Zg, ,-Matt' (s. Sp. 372 Anm.), ,-Bach' BLenl (,beim
S.', Haus), ,-Ried' Schw, ,-Rain' B, , -Schür' L, ,-Stein' B,
,-Strasse' G, ,-Wald' B; L. , Burg-Sumpf S.
Mist-: Mistwasser (das sich unter einem Mist-
stock sammelt). .Einige Tage vor der Aussaat giesse
ich so viel M. darüber, dass alle Körner nass werden ...
Der M. öffnet ihre Schweisslöcher, dass der [darauf
gestreute Kalk] um so viel eher eindringen kann.'
Gr Sammler 1780 (Mittel gegen den Brand).
sumpfe», Ptc. -t, auch -et: unmässig trinken,
studentisch. Auch in der Zss. ume"-s. — ver-, in
mTu -sümpfe": a) wie nhd., in liederlichem (studen-
tischem) Leben zugrunde gehen S (Joach. 1898); iiiTh;
Z und weiterhin. — b) versauern. [Frau zum Mann,
der sie ins Bad schicken will:] IFer mönet Ein'm sid
mänge" Wuche" vor, me" sei versüret und versumpft,
Sampf — sumpf. Sanis — sums
nie- nimm ab a" Fleisch und Geist, sei g'surrig und
trüisselig... ACorr. 1879. — Vgl. Martin-Lieuh.il 359;
Fischer II 1371.
Sumftere" f.: sumpfiges Gelände Obw.
Sunfti ,Sumpfi, Sönfte' f.: sumpfige Stelle. ,Da
N. in das Holz kam, traffe er in einem Wiesenblätz,
da ein Sönffte oder Gewässer mit Rohren besetzt, des
unseligen ermordeten Schneiders Schu.' 1743, Z (Brief
eines Schulmeisters). ,Wan Schlupfenen oder Sum-
pfenen in denen Landstrassen fürohin sich ergeben,
so solle es die ganze Gemeind ein andern helfen ma-
chen.' 1711, TaHemm.
Vgl. .Sttnfte' f. bei Martin-Lienh. II 359 b, Sümpfii f.
jenseits AaK., auch .Sümpften1 m. und f. bei Unger-Khull
600 b.
sumpficht, -echt: sumpfig. ,Die minder Statt
[Luzern] ligt uff einem sumpfechten oder mosigen
Boden.' RCts. ,Schleimichte Erde auss sumpflehten
Gräben.' EKönig 1706. S. auch Britschen I (Bd V 1022).
sumpfig, in ThMü. -ü-, in ZZoll. söuftig, nach
Matthys in Ndw auch g'sumpßg: sumpfig, wohl zieml.
allg.; doch echter mundartlich dafür mosig (Bd IV
472); rietig (Bd VI 1737), auch nass. Dise'be" Wise"
sind o'h gär s. TaMü. ,Der Grund des Tals ist mei-
stens schwarz, weich und hin und wider sunftig.'
1750, Cappeler.
Vgl. Schm. 'II 284; Martin-Lienh. II 359. Hieher (Ent-
rundung einer Form ,sümpflg'?) die Stelle: ,Der boden wass
sempfig [: stempfig].' NSchradin 1499 (V).
ried-sümpfig. ,In den understen und r-en Orten.'
Goler 1625.
Sams — sums.
Samson GnRh, (nach Trepp Samsö), in GA. Samps:
männl. Taufname, Samson. aaOO.
Sims m. AAWeg.; Ap: BsHölst., L. (Hagr.); BGross-
affolt, Kalln.; Gl; GT.; ScawE.; SG.; THMamm., Tri-
bolt.; ZBauma, Russ., n. AäF., Ke.; LE. (St.b) und lt
ERöthelin; Ndw (Dim. Sims(i)li); ZRafz und lt Dan.,
f. AaF.; ZBül., Düb., Fehr., Kn.,Kü., Stdt, Sins AaF.,
Villm., in. AALeer., n. L (ERöthelin), f. ZKn., Sinz Aa
Gansingertal, Hell., Hold., Lupfig, Mettau, Sarm., m. Aa
Ehr.udE.,Fri., St.; L; aScaw (Dim. Sinzeli); S (PI. un-
ver.); Zg; ZF. (PI. unver.), Simse" L, m. Bs; GSa., f.
BStdt; Gl; GR(allg.); GStdt; Sch; ThHw.,Mü.; ZDättl.,
Pfiff., Stdt, n. Ap (St.b); B (Friedli, doch nicht für E.);
Gl (St.b): GWe.; Sca (St.b), Simsse" f. GlK.; GRPr.,
Simpse" m. GrD., n. GA., Sinse" AaBöUsL; BSigr., m.
BSi.(Imob.), f.ÄABb.,Sm.2e»AABüttst.,Erl.,Oberh.,Wil
b/Mettau; BBr. (-en); L, m. AAZein.; Bs; BG., Ha. (-en),
Si. (PI. unver., Dim. Sinzli); F (Dim. Sinzli); S; Ndw
(Dim. Sinzfijli); Obw, Sinsme" f. ZOss., Sinzme" ZRafz:
im Allg. wie nhd., Sims, Gesims in der Baukunst;
vgl. die Anm. Simsen-Engel werden in TaEsch. die
in der Kirche gew. auf Simsen angebrachten paus-
backigen Engel genannt, dann auch (neben Fullenzerli)
die beiden Engelchen auf der sixtin. Madonna, die
sich mit ihren Ärmchen auf einen Sims aufstützen.
Du gäbist en rechte" S.-E.! sagt man zu Jmd mit
vollen runden Wangen. ,[Im Jahre 1399] schoz der
toure in daz gloghus ze Berne und schos uf dem
canzel sant Jacob ein band ab, daz die vinger in dem
Sehwelz Idiotikon VIT.
sintzen in dem herten holze gesteckoten.' Just. ,Es
sol auch der simbsen und die acht gwelbbogen ange-
strichen werden.' 1512, Bs. ,Der simss, proieettrra.'1
Mal. Masswerkbalustrade des Lettners; s. durchsichtig
(Sp. 269). Aussen um einen Turm (vgl. auch die Zssen) :
,[Der Turm soll sein] 100 schuoch hoch byss uft' den
obersten symbsen ... und byss uff den schnecksymbsen
gemuret werden ... Item der turen soll von dryen hö-
chinen usswendig von den schnecksymbssen uff sin ...
und soll iede höchy 30 schuoch haben zwüschen dem
gesymbs, welcher symbssen sollen dry werden, ein
schnecksyras und 2 trouffsymbssen ... Item zuo oberst
in der fierung des turens ein gesymbs mitt leben-
digem gestein, guott für dass witter, und daruff rundt
süll zwüschen den ergellen, süberlich gehouwen, alss
dann die runde und gestalt dess umbgangs erhöscht,
in cranz wyss, auff die selbigen ein lenensymbs mitt
lebendigem gestein, alss 4 schuoch hoch, und auff iedem
egg ein ergell 10 schuoch hoch ... wydt[er] nach ge-
stalt des umbgangs mit einem tachsymbs verschlossen.'
1514 (Copie von 1669), W (Verding eines Kirchen-
baues). Aussen am Hanse: ,[Er habe die als Hexe
Verdächtigte] wie alt und swach sy sye, [gesehen] uff
ein zyt an sinem hus uff einem schmalen simsen gan
uffrecht und gerad, de[!] sye villich einer zwerch band
breitt. [Nachher:] ... Daz die frouw uswendig dem hus
uff dem schmalen sinzen umbhin gangen sig.' 1489, L.
Ins bes. o) (äusserer und innerer) Fenstersims. aaOO.
,Bei altern Holzbauten ein Balken, der unter der gan-
zen Fensterreihe fortläuft, oben über die Wandflucht
10 — 20 cm vorragend, nach unten aber so ahgeschrägt,
dass er mit der Wand wieder bündig wird, oft mit
Zahnschnitt verziert oder mit einfacher Profilierung;
auch in altern gemauerten Häusern ragt der (hölzerne)
Sims über die Wandflucht vor und läuft unter der
ganzen Fensterreihe durch.' JHdnz. 1910, 15 (mit Ab-
bildgen); vgl. auch unter Simsel. Die steigenden Jäger
cheme" du in es ganz schmals schmals Gengli, das nit
vil briHer g'sln ist, wa-n-e" Sinze" fur-mene" Gade"-
pfe"ster. DGemp. 1884. We"" numme" nit ... bim Sinze"
vor die g'mälte" [frommen] Sjirüch nit icere"! sagt der
Teufel, der das Simmentaler Hans sonst rühmt. Scbwzd.
(BSi.). Ein Föhnsturm hat 1843 das Gehäude ,bis
auf den obren Sinzen abgebrochen.' BÄRND.1908(BGr.).
D' Chats hocket uf der Simse". GZür. 1902 (BStdt).
D' ChatZa spinnt of dum Sinze" F. Meidli, nimm 's
China ab äem Sins abe" ! wie Hecht chönnt 's uf d'
Gass abe" falle" L (ERöthelin). Se, len-dieh au'* ned
uf's Sims! süss g'heiji"d d' Blueme"stöck de" Lüte" uf
d' Chöpf abe"! ehd. ,Wenn im Sommer ein Wald von
Geranien und Fuchsien die Simsen schmückt.' vAlmen
1897. Streuet Brosame", liebi IM, vor 's Fenster, uf
der Sims! Hagr. Die Andere" [zum Taufmahl Ge-
ladenen] bringe" Wi", trägen-in ganz verstolen und
stellen -in g'schwind [vor dem Hause] uff rfe" Sinze".
Breitenst. 1863. De" Sinze" bredige"; s. Bd V 406 (an
den Sinze" klopften die Bettler an und nahmen Al-
mosen oder Essen entgegen). ,üer Werkmeister sol
zuo der grossen ratstuben ... zechen wol gehouwen
venster mit wellen und holkellen, ouch mit sinzen
und stürzen ...machen.' 1476, S (Bauvertrag). ,Stürzel
und simpsen us dem [Steinbruch am] Gurtten. Jeder
einliechtiger stürzel zuo einem fenster, der dry schuoch
lang ist, soll gelten 4 ß, und der simpsen zuo diserm
fenster giltet 3 jJ. Ein zweyliechtiger stürzel . . . und
63
09 ;>
Sams, sems, sims,
der s. soll gelten 5 ß d. Ein dryliechtiger stürzel, so
8 schuoch lang und 2 schuoch hoch ist, soll costen
16 ß und der s. darzuo IV2 schuoch hreit 9 ß.' B StSatzg.
.Der simss, basis transversa fenestrarum.' Mal. Be-
schluss der Brüstung unter den Fenstern des Kreuz-
gangs im Fraumünster: ,4 pfd hllr geben umb stein
zuo den crüzbogen und den simptzen.' 1469, Z Frau-
msterrechn.; vgl. Vög.-Nüsch. I 537. — ß) ,die Seile
auf Vorlauben (s. Bd III 964, Bed. 1) etc., auf die man
die Ellbogen absetzt' Ndw (Matthys); vgl. Vor-läu-
beli-S. Jetzt kam die Mutter aufs Vorläubeli und
schüttete die Giselschuifle° über den Sinze" hinaus.'
Obw Blätter 1900. — y) als Gestell, bes. für Bücher
dienendes Brett an der Stubenwand GrScIis (Pfr Lud-
wig); s. Bd III 1332 u. Ähnlichen Zwecken dienend in
den folgenden Belegen. ,[N. habe das Trinkgeld] uff
den symsen in dem schergaden gelegt. [Ein Anderer]
hette im das gelt, so er uff den simpsen geleit hett,
dieplich genomen.' 1468, Z RB. ,[N. habe] uss einer
stuben ab einer simbssen ein halben batzen [ge-
stohlen].' 1593, ZRB. ,[N. von LHochd. habe] im
Zugerbiet inn einem Huss uss einer Trucken, so uff
der Simbsen gestanden, 15 Batzen entwent' 1606,
ebd. ,[A. habe dem B.] uss einem Glass, so uff der
Simbsen gestanden, ein Cronen verstolen.' 1610, ebd.
,In den Himmel kommen, da die Äpfel auff dem Simb-
sen bratten [dh. in die Hölle].' Heut. 1658; ganz gleich
beiSchm. 2 II 281.
Mhd. sim(e)ß m. (Lexer II 925); vgl. auch Gr. WB.
XI, 1062/3; Schill. 2II 281; Martin-Lienh. II 359. Die
allgemeinere Bed. kommt auch in der Mundart vor; da
jedoch unsere Aufzeichnungen überwiegend nur die Def. ,Sims,
Gesimse' geben, womit sicher meistens nur der Fenstersims
gemeint ist, lassen sich keine genauem geographischen An-
gaben machen (das Selbe gilt mehr oder weniger für Gesims
und Simsel; s. d.). In der Form mit -ss- kann bewahrte
etymologische Fortis vorliegen (so auch in Gesimse); doch
ist auch sekund. Schärfung möglich; -in- zeigt Assimilation
des Labials an den folg. Dental; in -mps- und -nts- ist der
entsprechende Gleitlaut hervorgetreten. Sinsme" scheint in
die Kategorie BrSHnen (Bd V 802 ff.), Bisme" (Bd IV 1667 f.)
usw. übergetreten zu sein. Matthys gibt (für Ndw) die Form
Sims n. an für ,Sims, Gesimse', dagegen Sinze" m. für Bed.ß.
Das f. wird vom (coli.) PI. ausgegangen sein.
Ofe*- Sims m. SG., Häg., -Simsli n. ZRuss.: der
obere (vorstehende) Rand des .Kunstofens' (s. Bd I 112
und Bd HI 368) SG. (vBurg); ZRuss.; vgl. (Ofen-)
Ge-sims. Gib-mer dert d' Zündhölzli vom OfersimsU
äbe" ZRuss. Nach JHunz. 1910, 42 in SHäg. Bezeich-
nung des Ofenwinkels (doch wohl ungenau). — Vgl.
Gr. WB. VII 1162.
Fenster-(bzw. (P) feister- usw.) Sims BGrossaffolt;
aScHw; SG., m. Ap, n. AaF.; Th; ZRafz, f. Z, -Sinz m.
aSdHw; S, -Simse" f. BStdt, -Sime- m. B, -Sinze" B
Bönigen, m. BG.: = Sims a. aaOO. und weiterhin. En
Fink flügt uf d' F. Z. ,Dann kamen Amseln, Finken,
Spatzen auf den breiten Fenstersims und pickten
Körner.' EHetzel 1879. ,Sy heftend ghört ein person
vor irm hus am fengsterladen bochslen; wie nun er
uffgstanden und zum laden ussher gluoget, were die
selbig person uf siner fengstersymsen gstanden.' 1550,
ZAnd. — Vgl. Martin-Lienh. II 359; Fischer II 1055.
Kapf- m.: um die Strebepfeiler verkröpftes Ge-
simse unter den Fensterbänken (JRRahn). Das Stift
Hess nach einem Bauvertrag von 1468 durch Maurer-
meister N. von Baden die 8 .pfyner' [vgl. Bd V 1135 0.]
an der Münsterkirche in AaZ. bis auf den ,kapfsymsen'
abheben und sie wieder aus Lienheimer Steinen neu
aufführen; vgl. dazu Z Anz. 1900, 95/6. ,[Die zuge-
zogenen Werkmeister machen zur Solidierung des
Turmbaues am Münster den Vorschlag:] ein nüwen
kapfsimps zuo setzen, da der gang vorhin gewäsen
ist, und uf denselben simpsen zwyfalt ysin ring ouch
zuo setzen ... und von den ringen hinuss uf jedem
pfiler ein ysin stang; darnach uf derselben simpsen
die vensterbenk, als dann die venster sollen angan,
widerumb zuo setzen und daselbs ufzuofaren, by 30
schuochen hoch ...' 1506, B.
Bei Mothes4III 132 in gleicher (und weitrei ähnlicher)
Bed. , Kaffsims, auch Kappsims'; zum 1. Teil vgl. die Sippe
Chapf (Bd III 407/8).
Vor-läubeli-: = Sims ß (Sp. 995). .Chkuseli
legte [beim Eintritt in das Haus] seine Zigarre sorg-
fältig auf des Präsidenten Vorläubelisinzen ab.' Obw
Blätter 1899. — Lönen-: die Bekrönung der durch-
brochenen Brustlehne einer Turmgallerie; s. Sims
(Sp. 994). — Schnegg-: Gesims um einen Turm als
Äbschluss des Erdgeschosses, wo die in der Mauer-
stärke ausgesparte Schnecke in das erste Stockwerk
ausmündet; s. Sims (Sp. 994). — Tach-: das oberste
Gesimse, welches das Auflager des Daches bezeichnet.
,Item sol die runde der kilchen zuo beschluss der
tachsimps gehouwen werden ... Item alle porten, pfyler,
alle egg und tachsimps sollen mit gehouwnem gstein
gemacht werden.' 1514 (Copie von 1669), W; s. auch
Sims (Sp. 994).
Trauf-: gotisches Gesimse rund um den Turm,
sog. Wasserschlag; s. Sims (Sp. 994). — Auch bei Mothes
*IV 365.
Ge-sims AaF., Ke.; Ap; BPiet.; Gl; L; SchwE.;
SL., Lüssl.; Th; Ndw (Matthys); ZKn., O., Rieht,
G'simss Z Wth., G'simps PA1. (Giord.), G'sinz LSchüpfh.
— n., Dim. G'simsli GnNuf. (Bed. y), G'simseli SchwE.:
Gesimse; im Gegs. zu Sims und Simsel mehr der
technischen Spr. angehörend. Der obere vorsprin-
gende Rand des Getäfels Th, jeder Vorsprung an der
Hausfront, Dachvorsprung inbegriffen'; nach andrer
Angabe ,Teil am Dachstuhl' SL. ,Wann dann das
gesimbs gelegt ist, soll die höhe dess turns von dem-
selben biss an das ober gsimbs bim kränz vermög der
gemachten visierung syn 90 werchschuoch.' 1596,
ScHSt. ,Was an den acht pfyllern ghauwen ist von dem
underen gsimps bis oben [wo die Bögen anfangen]...
[Noch ,nit ghauwen ist'] erstlich das gsimps, so umb
den turn unibher gadt, do die fänster anfachendt.'
1598, B (Befund über den Münsterbau). ,[Es] sollen
die Gesimbser an dem Langhaus und Offrandespitzy
von Ziegelstein gemacht werden.' 1741, UwKD. (Pro-
jekt eines Luzerners für die Restauration der Kirche
in UwK.). S. auch Sims (Sp. 994). Das Gesimse, das
sich um eine Säule an der Kirchendecke zieht (MLie-
nert): GiH's nüd für mich und für mV Schatz nw''
z' us'erst uf-me" G'sims e" Platz [im Himmel]? MLien.
1906. Insbes. a) = Sims a (Sp. 994). aaOO. Die Feuer-
wehr henkt d' Stigleitere" a" 's G's. Z (JLeuthold).
Höich am G's., wo d' Eöisli stand. MLien. 1906. Nach
ERöthelin bedeutet in L G'sims die ganze Umrahmung
des Fensters, Sims nur den untern wagerechten Teil.
— ß) der obere, etwas vorspringende Rand des Ofens
(bei blauen Öfen weiss glasiert) L (ERöthelin). —
SitlllS -
Sinns. Samt
Y) Diin. G'simsli, Felsterrasse GRNuf.; vgl. Simsen.
Uf dene" G'simslene" da üf [dort oben].
Mhd. gerimut (I.ixer I 913); vgl. auch Gr. WB. IV 1,
-1107/S; Martin- Lieuh. II 359; Fischer III 528.
Of e° -G'sirns: = Gesims $; vgl. O.-Sims. Er stricht
nes Zündhölzli am 0. ab, bis -es hel'üf brünnt. Azur
Gilgen (L). — Vgl. Gr. WB. VII 1160.
Fenster- (bzw. (P)feister- usw.): = Ge-sims a. Ar-;
Schw; Tb; Z. Die schöne" Blueme" uf de" Feister-
g'simsen obe" ZO. 's Röiseli [ein Mädchen] am Pfei-
sterg's. MLien. 1906. S. auch Back-Rüsleten (Bd VI
1452). ,Es solle keinem Sehreinermeister erlaubt sein,
denen Zimerleuten in ihrer Arbeit einzugreifen, als ...
Dännstüren und was an einen Stadel gehöret, auch
Fenstergesimbster von ganzem Holz zu machen.' 1764,
GRorsch. Zunftordn.
Zur Form ,-gesimbster' (PI. des Neutr.) vgl. .(Fenster-)
Simster' hei Gr. WB. X 1, 1062; Martin-Lieuh. II 359
(als Masc. Sg.).
Stube"-: durchlaufendes Gesims vor den Stuben-
fenstern. ,[Im Jahre 1563 hat man am Neubau des
Rathauses] die 4 Bögen beschlossen und gemauert bis
unter das Stubengesims und im andern Jahr solches
noch gar ausgebaut.' KWild 1847.
Simsel I Ap; BTannen-ützigen; GKirchb.; m und
oTh, Sinsel AABb.; „B"oE., Laufental; T/HBisch.; ZElgg,
0., Sinsel BsBirs., L.; BE., JH., auch nach St., St.b,
vRütte; L (Schumi.); GT.; S; ZO., Sinsmel Scb —
m., in B (nur nach St.1 und 2) ; ZElgg (nach andrer An-
gabe m.) n., Simsle" TuTäg., Dim. Sinzeli B: = Sims.
,Gesimse übb.' B; s. Sp. 195 o. , Brett, das zum Auf-
stellen von irgend Etwas bestimmt ist' B (AvRütte).
Insbes. = -Sims a. (Sp. 994). aaOO. Der Sinzel, zier-
lich ,ausgekränelt', läuft an der Hausfrout durch-
gehend von Riclcstud zu Ricksttid, nur etwa durch
die Haustüre unterbrochen. Bärnd. 1904 (BLütz.); s.
ebd. die Abbildgen S. 191 und 195. D' Chats springt
[von aussen] uf de" Sinzel, für d' Füess z' putze".
BWvss 1885. Iez göt 's Vröneli gäg'" dem Fänster
füre", uf dem Sinzel nimmt 's si" Lismete" i" d' Hand ...
JReinh. 1905. D'r Sehne isch schuehhoch uf dem S.
vor dem Fenster g'lege". ebd. .Brösmeli auf den Sinzel
streuen', für die Vögel. Gotth. ,Die Fenster waren
schlecht und fielen fast aus den faulen Sinzeln heraus.'
ebd. S. auch braschlen (Bd V 819 u.).
Weiterbildung zu Sinn; auch eis. (.Sinsel, Sinzel' bei
Martin-Lienh. II 359), ferner bei Hebel (Sinzel m.).
üfen- Sinzel: = Ge-sims ß? 's Bäbi het 's holzig
Nüsterli [s. Bd IV 845 u.] vom oberen 0. abe"g'lengt.
BWvss 1863. — Fenster Pf eister- Sinzel: = Sims a
(Sp. 994) B; GT.; S. ,Leise töppelet am Pfäistersinzel
jede Nacht die aus dem Grabe vor ihr Sterbehaus
zurückkehrende Kindbetterin, bis man die der Leiche
vorenthaltenen Schuhe dorthin gestellt hat.' BiRNn.
1904. Ich mues' däich hüse"; süst chunnt-mer nock der
Weibel [als Schuldbote] cho" ge" mit dem Hägge"stecke"
uf de" Pf. topple". ebd. ,Die Vögelein setzen sich auf
die Fenstersinzel und sehen in die Stube hinein.'
Gotth.
Ge-simsel: Gesims Schw.
simse": mit einem Sims versehen. Im J. 1549
erhielt die Ratsstube ein des Städtchens würdiges
Ansehen : sie wurde angestrichen und neu .gesimset.'
KHavser 1895. Ptc. 's ist g'simsets und g'sätzets, von
einem Gebiet, wo der Felsen treppenförmig abgebro-
chen und daher leicht zu klettern ist U; vgl. Ge-
sims y (Sp. 995).
Mhd. simezen (Lexer II 926). Vgl. auch Gr. WB. X 1,
1063 und bei Gottfr. Keller: ,In dem reich gesimsten Fenster.'
Simsel II „Sinsel LE." (St.J) — f., Dim. Simseli
LE. (St.b); U, „Sinseli LE." (St.2): Klingel(chen).
Vgl. Sumseli und zum Folg. »umsehn ;'. Für U könnte
daher in unserm W. einfach Entrundung aus Sümseli vor-
liegen; ebenso für LE., insofern dieses früher ebenfalls zum
entrundeteu Gebiet gehört hat (danach zu berichtigen die
Aninm. zu Pfingli Bd V 1160 und zu Rutben II Bd VI 87).
Es kann aber auch eine parallele Schalluachahmung vorliegen.
simsele" LE. (St.1'), pinsele" LE." (St.»): klin-
geln, aaü. Syn. sumselen 2.
simseli. In der fortwährend wiederholten Vers-
zeile des Liedes: Auf einem Baum ein Kuckuck sass...:
S. bim bam, baseli duseli dum OßThs, ... faselt duseli
dei dum dum GT. S. auch SGfeller 1911, 65.
G'-sums n.: wie nhd. von Insekten (Bienen, Flie-
gen) Ndw (Matthys); Z (auch bei Stutz). Das ist
aW* es G'S.! — Vgl. Gr. WB. IV 1, 4291/2.
sumsele": 1. Dim. zu sumsen, leise summen LE.;
Ndw (Matthys). — 2. klingeln (in der Messe) Obw ;
vgl. simselen und die Anm. zu Simsel II.
Sumseli Dim.: Klingel (beim Gottesdienst) Obw;
vgl. Simsel II.
sumse", Ptc. -et: wie nhd. LE. Von Insekten B
Ndw; U (auch umme"-s.); Z. Es Bieli (e" Breme"
usw.) sumset (umme") U. ,Die Biene sumst.' UBragger
1788. Vom Menschen. Das Ostereier suchende Kind
gumpet hoch [vor Freuden] u"d sumset wie-n-es Beji.
Schwzd. (BStdt). Es Liedli s. ZKn. Unpers.: .Fort
und fort hätte es ihm [dem über den Tod seines Kin-
des verzweifelnden Weibe] in den Ohren gesummset:
wenn ein Gott wäre, er hätte dich gehört, wenn die
Bibel Wahrheit wäre, dein Kind lebte noch [usw.].'
Gotth.; 1861 dafür ,gesummet.' Von Kanonenkugeln.
RvTavel 1910.
Intensivbildnng zu summen II (Sp. 973), wie zB. brumsen
(Bd V615) zu brummen oder eher unmittelbare Schallnach-
ahmung. Vgl. Sanders II 1271.
sumsere": auch umme"-s., - dem Vor. U. Es Bieli
sumseret umme".
sumserle" S (JReinh.), -ü- B; S (JReinh.): = sum-
sen. Eins, zwei, drei isch das Süppli scho" uf ''em
Für und föht a" sumserle" so lustig, ivie wenn 's nes
Liedli war. JReinh. 1905. 's het nit lang 'düret, het-
si (di g'füllti Ante" im Brätofe") a"fäh" sumserle" und
brümmele". Schwz. Frahenh. (B). Me" het 's Röseli
numme" so g'hört sumserle" zwüsche" de" Zäne" [aus
Rücksicht auf einen Schlafenden], </' Türen üs und V
und d' Stegen üf und ab. JReinh. 1903.
Sumse te" f.: = Ge-sums. Dial.
samt s. Sp. 926.
looo
San, seil, sin, son, sun bzw. sanii usw.
Sane» f.: Fluss (frz. Sarine) und Talschaft im BO.
In der S., im Saanental. FStaub. ,Das land Sana.'
1499, Lil. ,San, sana, ein fluss.' Mal.
Dazu der Familienn. ,Saner' SBiiss.; XV., BStdt (Leu, Lex.
XVI 74). D' Sanera f., die Saauer Ziegenrasse BG. (Bärud.
1911).
sane" säne", 3. Sg. Prses. Ind. und Ptc. -et: intr.,
sich sehnen, schmerzlich verlangen nach AaKöII., Leer,
und ltRochh.; BBe., Biel, E., M., um Th. (Zyro); SL.
(Schild). Nach Wasser, nach dem Arzte s., von einem
Kranken AaKöII. Er het dernöck g'sänet Aa. Lang
scho" han-ieh nö^-der [der Geliebten] g'sänet. J Walther
1867. Nö'Hangem Säuen und Beite" chunt s'letst der
Wagen a". Schild 1873. ,Die Lehrerin sahnet nicht nach
Tinte und Feder.' Schwz. Lehrerinnenztg 1905 (BE.).
Das Vb könnte mit mhd. s«ien (vgl. das Folg.) auf ein
ahd. "sauen zurückgehen. Nach einer Angabe wird «. in BE.
auch refl. gebraucht, vielleicht unter dem Einfluss des uhd.
,sich sehneu.'
sene" -.*- ÄALeer. (H.), -e2- Z, -e'- B — Ptc. -et
BM.(Alpenr.), -<Z und weiterhin: refl., in BM.(Alpenr.)
intr., sich sehnen. aaOO. und weiterhin als schrift-
sprachliches Lehnwort. Jch ha" recht Längiziti g'ha"
u"d g'sehnet na'h-der. Alpenr. 1877 (BM.). .Alles sehnt
zum Himmelreich.' 1866, GBerschis (Hausinschr.).
.Euere Affecten alle nach ihme [Jesus] sehnen und
eilen.' JJUlr. 1718.
Auihd. senen, intr. und refl.; vgl. auch Gr. WB. X 1, 151.
Durch das daneben stehende sanen wird der Beitr. 28, 254 ff.
aufgestellten Etymologie der Boden entzogeu. Bei APetri
1523 übersetzt mit ,begeru, begird haben.' G'senet macht
den Eindruck eiuer Coutamination aus ma. g'sänet und
schriftspr. ,gesehut.'
sen-lich: sehnlich, s*nßich AALeer. (H.). ,Mit
Zuversicht hab ich voran nach dir sehnlich Verlangen
ghan.' HRRebm. 1620. — Vgl. Gr. WB. X 1, 156.
sänne" s. samfejnen (Sp. 912).
SaDikel AAEhr , F.; BBe., E.,Gr.; GS.; üw (Durh.);
ZO., Zanikel-Chrüt Sch, Saniggel Gl; LE.; ScHwMa.;
TBMamm.; Nnw; UwE.; ZO., Samikel AALeer. (H.);
BGr.; ZBauma, Sarniggel LE.; aScBw, Ib., Ma.; Zg,
Schamikel AiDensbüren; LV.; ZAff., Scharniggel LE.,
Ha., Stdt, Suis., Will.; ScHwKü.,Ma.; SG.; Obw, Schäm-
LPfaffn., Schorn- LW.; aScHW, G., Ib. — m., Zanig-
gele" GoT., Schorniggle" ScHwTugg. — f.: 1. gemeiner
Sanickel, Sanicula europ. In der Volksmedizin (frü-
her) sehr beliebt (N. Alpenp. VII 165). Ein Aufguss
der Pflanze dient als Heilmittel gegen äussere und
innere Schäden, so gegen wunde Hände LSurs., Will.,
offene Füsse bei Pferden LE., Wundfieber BGr.; Gl;
L, Ohrenfluss ZAff, zu Bädern LE., Stdt, W., als
blutreinigendes Mittel L, gegen Lungen- und Leber-
sucht BGr., als Thee fürs Vieh bei gewissen Erkran-
kungen SchwG. , Sanicia, s.' Scbw Arzneib. XV. ,Zwo
hant vol saniggels' als Bestandteil der Judensalbe.
G Rezepte XV. ,S.' in einem .kostlichen Wundtrank.'
ZElgg Arzneib. um 1650. .Sanichel' als Heilmittel.
KNLang. .Saningel' als Heilmittel für das Vieh. 1772,
HZahler 1898. ,Nym Wallwürzen oder S., du das in
ein Hafen, wachst das Fleisch an ein andren.' ApV.
S. noch Günsel (Bd II 376). — 2. a) grosse Astranz,
Astr. major Uw (Durh.). — b) wilde'' Sarniggel, Drüsen-
griffel, Adenostyles LE.
Mhd. sanilcel (Lexer II 604); vgl. auch Gr. WB. VIII
1793. Der Ton ruht wohl meist auf der Mittelsilbe (so
sicher in Aa; Z). Der Einschub von r hat Anlehuung an
Schorr-Nignel (Bd IV 707) zur Folge gehabt, wenn er nicht
vielmehr dadurch veranlasst ist.
Bär-: = Flueh-Bluemen 1 a (Bd V 73; vgl. dort
den Beleg von 1680). .Löwentappen für Jungfraweu
hat gewisslich grossen Ruhm, Bärsanickel lässt sich
schawen, ein wohlriechend schöne Blum', Anspielung
auf die Wappentiere von Zürich und Bern. 1712, LTob-
LERVL. — Vgl. Gr. WB. VIII 1793 (unter .Sanikel').
Berg-: 1. = dem Vor.; s. Heil-Blatt (Bd V 184).
— 2. .grosse Bergsanikel', fünffingerige Zahnwurz,
Dentaria digit. Durh. — Vgl. Gr. WB. I 1517.
Sanität, in GT. Sanidet f.: Sanitätstruppe. Er ist
bi der S. (V'teilt).
Sanita'tler, in GT. Sanidetler m.: Sanitätssoldat,
-polizist.
Senn S.enn (bzw. -e2-, -e'-, -i-), in UUrs.Se', in WVt.
Senno, in GrAv.,S., V. Senne, in Ap (TTobler) noch Dat.
Acc. Sg. Senne" neben Nom. Senn — m., PI. Sen(n)e", in
WVt. -u", Dim. (in verächtl. S.) Senni W, Sennli Ap:
1. a) in der Alp Wirtschaft, a) Haupt der (mindestens
aus zwei, in Grossbetriebeu aus 6 — 15 durchweg männ-
lichen Personen bestehenden) Älplerfamilie und Be-
triebsleiter einer (meist genossenschaftlichen) Sennerei
auf einer Alp, dessen besondre Aufgabe die Butter-
und Käsebereitung bildet Ap; Gl; Gr; LE.; PPo.; GO.,
Rh., T.; Schw; Uw; U; W, „Hirt, welcher das Vieh
den Sommer über auf der Alp weidet und meistens
selbst als Herr und Meister die Käse kocht, allg.";
,der Oberkuhhirte (bei einem Senntem)' Ap (TTobler);
in B; F dafür Chüejer (Bd III 97); vgl. auch Chäser
(ebd. 513). Rang; vgl. Junger (Bd III 47); (Hand-,
Hüet-, Chüe-, Chäs(er)-, Süjfi-, Senn-, Ober-säss-, Schurr-,
Spann-, Weid-, Zue-JBueb (Bd IV 927 ff.); Batzger I
(ebd.2035); Under-, Zue-S. ,Im Oberrieder Sämtis[ApL]
gehören 3 Leute zusammen: S., Zuesenn, Schorrbueb.1
TTobler. Wenn En lang S. g'se" ist, icerd-er nüd gern
Handbueb Ap (TTobler). Wenn en Handbueb S. werd,
lueget-er gern oben üs. ebd. Der S. göd gen schlöffe", der
Handbueb göd ge" stö/Ie", der S. göd ge" müderle". der
Handbueb göd ge" büderle". ebd. Grüez-mer du de"
Senne"bueb, Schotten ond Milech g&d-er-mer g'nueg.
Wenn-er-mer g'nueg Schotten ond Milech gebd, gön-i'h
mit-demS.gradnüdin's Bett.ehä. Pflichten. Dem S.
liegt die Bereitung des Mulchen ob GRPr. ,Der S. ist der
Vorsteher der Alpwirtschaft, dem die übrigen strengen
Gehorsam schuldig sind. Er besorgt die ganze Milch-
wirtschaft und die Gewinnung der Alpenprodukte.' Gl
Gem. ,Der S., welcher die Oberaufsicht führt, den Käse
macht, selben in den Speicher trägt und dort einsalzet.'
UGem. ,Der Alpwirtschaftsführung stund ein S. vor.
Er hatte die Butter-, Käs- und Ziegerproduktion zu
besorgen.' JMHdngerb. 1852 (GT.). Die Angabe: ,De"
Senne" öbercho", den Hirten mit seiner Herde zur
Nützung des Futters bekommen ; daher der S. chond,
er fart fuert' Ap (TTobler) bezieht sich darauf, dass
Eigentümer, die selbst nicht Landwirtschaft treiben,
ihre Heiniwesen zur Nutzung verpachten. Als herr-
schaftlicher Beamter oder Lehensmann; vgl. b a. ,IUe
ergo qui dicitur senni [wohl für ,-e'] debet paschalem
1001
Sun, seil, sin, son, sun
ovem dare . . . Si habet plures quam V vaccas, dabit
VIII talenta butiri et de unaquaque XX caseos.' E. XI.,
ASG. (Vergabung von Grundbesitz in der Gegend von
GnMai. an das Kloster Allerheiligen in Sch). ,Die
Personen, welche das Vieh des Stiftes [Einsiedeln]
besorgten, werden zu Anfang des XIV. einfach Knechte
genannt; im Jahr 1528 erscheint ein Kühmelker und
1527/31 der S. zwischen Wasser.' ORingholz 1908; in
den um 1150 entstandenen Acta fundationis des von
Einsiedeln aus gegründeten Klosters Muri, das bes. in
Uw Alpbesitz hatte, heisst der S. ,magister pecorum'
(QSG. III 84). ,Des ersten soll ein jeder S. [des Gottes-
hauses Einsiedeln] einem Herrn Statthalter an Eides
Statt an die Hand geloben, dass er des Gotteshauses
Nutzen und Ehre fördern ... wolle. Zum andern soll
er fürnehmlich seine Handknaben und Gesind kein
Mutwillen ... brauchen [lassen]. Zum dritten soll er
zu den Kühen Sommers- und Winterszeiten gute Ach-
tung haben, dieselben sauber hirten und doch das
Heu nicht vergeuden. ... Zum vierten ... am Lanzigzit
... soll er einen Statthalter fragen, ob er Zigcr oder
Käs machen solle. Item es soll auch ein S., wann er
in das Sihltal kommt, alle Wochen auf das Wenigste
einmal zu den Ochsen, Rossen, Rindern etc. schauen.'
E. XVI., ebd. 22/4 (Bestallung eines Sennen im Gottes-
haus Einsiedeln). In der Alpwirtschaft des Klosters
Einsiedeln erscheint neben dem ,S.' ein .kleiner S.'
(auch ,Klein-S.'), der die Alp Haldeli im Gegs. zur
Hauptalp besorgte; später heisst der ,S.' der ,grosse
S.' (oder ,Gross-S.') im Gegs. zum .Haldeli-' und ,Eu-
talsberg-S.' ,Zum siebenten soll er [der ,S.'] aufsehen
und den kleinen S. dazu haben, dass er auch gleich
schweren Käs und Anken mache ... Item dass auch
er und der kleine S. die Sufi sauber zusammenhalten.'
E. XVI., ORingholz 1908. ,1m Sommer hat der grosse
S. bei seinem Senntum im Sihltal 13 Stück. Im Hal-
deli sind 7, im Eutalsberg 6.' E. XVIII., ebd. , Hei-
zwerte unserer S-en ist der S. im Haldeli zunächst
am Sihltal, weswegen er der Haldeli-S. genannt wird.'
ebd. ,Der dritte S. ist der Eutalsberg-S., also genannt,
weil er allezeit seine Kühe den Sommer hindurch in
den Eutalsbergen hat.' ebd. Auch die Person, die auf
einer Privatalp das Vieh besorgt; oft eine Frau (vgl.
Sennin): D' Trina ist mit der Mürte" in der Gura-
letschatye" g'si" und het dert d'r Senne" g'macht.
CSchnyder 1911 (GrV.). — ß) im PI. (auch im Sg.
mit unbestimmtem Artikel oder in generellem Ge-
brauch) auch in weitrer Bed. von allen Gliedern der
Älplerfamilie (,unter Senne" versteht man gewöhnlich
die Hirten überhaupt, dh. der S. ond der Handbueb' Ap
It TTobler), Älpler übh.; in dieser Verallgemeinerung
ist das W. auch ausserhalb des Gebietes der Alpwirt-
schaft wohl allg. bekannt. Er hed Arm icie-n-e" S.
AaF. Mini Muetter chibet-mich, wenn-ieh bi de" Senne"
In": In de" Senne" bin-ich gern, Mir noch lieber weder
fern Ar Lied. Minn Schatz ist en S. ond er liebt-
mi<* im l'enn. Ap VL. 1903. S. noch brün (Bd V 647);
rot (Bd VI 1742). ,Senni Brenni [Zuname], komm
reich d' Kuh und das Kalb dazu', ruft ein Zwerg einem
Sennen zu. W Sagen. ,[N. sei] in die alp uf Arni
gangen, in dem willen, den s-en sölichs [einen Scha-
den] anzezeigen.' 1555, B Turinb. ,Sänn, ein vychhirt,
der das vych versorget und hirtet, pecuarius; lactarius,
der mancherlei speiss von inilch zuorüst als die s-en
au ff den alpen; s-en, milchköch, lactarii.' Fris.; Mal.
.Will man reden, dass auf ein zeit im Scliweizergebirg
ein s. oder schweizer aus dem sennhof [lat. ,quendam
vaccarium sive lactarium appellare mavis, qui in al-
pibus «State vaccas mulget et opera lactaria conficit
a monte descendentem'] gangen und auff dem köpf ein
grossen käsnapf getragen, habe also ein baren gesehen
von vernen, derselbig hab ein kraut ausgerupft und
dasselbig gefrässen. Do nun der bär hinweg kommen,
seie der s. auch zuohin gangen, der würzen und krauts
geessen, do sei in zuo stund der schlaaff ankommen...
und hab der s. den winter durchaus in aller keltin
biss in angenden früeling gschlaaffen.' Tierb. 1563.
,[N. habe] den einen tolchen einem s-en ze kouffen
geben.' 1579, Z RM. .Demnach sollen alle S-en (vorher
,gemeine S-en') samt ihren Weibern nach altem, lob-
lichen Brauch zu Opfer gehen.' 1614, ORingholz 1908.
,Dem Sen Urachen, daz er die Wolffgaren gen Capell
gfürt...' 1617, ADettl. 1904. ,Am Abig gab ich dem
San 1 Gl.' 1641, Zg Neuj. Tracht und Aussehen.
,Die Sennen tragen meist schmutzige Kleider. Die
Hände wischen sie unbedenklich an den Hosen ab' Ap
(TTobler; Weitres ebd. S. 421 f.). E" bochsigs Löffeli
öni en Stil, ond schmotzig Senne" g&d 's grad vil. ebd.
Im FrüeK"g fart der S. off d' Alp im höpsche" Senne"-
häss: schnewisses Hempli hed-er a" ond gel"i Hösli
au'\ Ap VL. 1903. Ond e" Fetzli om de" Buch, wie 's
bi de" Senne" ist der Bruch, ond e" Strüssli off de"
Huet, chonnt ame" jedere" Senne" guet. ebd. , S-en, qui
sunt gschabet, tecti de schmutzigen Hosen. Nee taceam
Senni das gmahlet schönere Hemli. Dum klepfunt d'
Karrer, dum sunt die Geizigen Sparer, tamdiu erunt
S-en Kerl wie russige Bennen.' Uw ruacar. Ged. XVIII.
(über die Sennen). ,Es ist der S. insgemein ein ehr-
licher, aufrichtiger Mann, bekleidet mit einem rauhen,
ehrbaren Kittel, beschuhet mit Holzschuhen, die er
mit 2 ledernen Riemen über die blossen Füsse gleich
den alten Teutschen anbindet.' JJScheuchz. 1746. Vgl.
noch Sennen- Chilch-wih. — b) ausserhalb des (heu-
tigen) Gebietes der AJpwirtschaft. a) herrschaft-
licher Beamter oder Lehensmann, der die Milchpro-
dukte herstellt, auch das Vieh besorgt; vgl. auch den
Schluss von a a. ,Ad molendinum 2 ß, quos habet
senno pro expensis.' um 1274, HU. (Neubrechten im
Amt Kyburg); vgl.: ,Ze Nubrechten lit ein sennehof.
So man dem richtet 6 küe, die och dornach ewig sin
süln, und so man richtet dem s-en 6 mut roggen und
3 mut kernen für sin coste und 'A mut kernen und
ein halben bachen zu höwot, so sol der hof gelten
jerglich ane schaden 600 käse, der jeglicher 3 phen-
ning wert sin sol, ein zigern, der 10 ß wert sin sol ...
Und want der hof von der heirschaft bresten hat an
6 küen, da von giltet er, unz das ime die küe ver-
richtet werdent, nit mer jergiiehs danne 360 kese.'
XIV., ebd. ,Wenne der senno [ze Nubrechten] nit
kese haben mag, so sol er für einen kese geben 3 d.'
um 1330, ebd. .Cristan der s.' um 1450, BNid. Jahr-
zeitbuch. ,Do sy [ASidlerin von Stadelhofen] hinin
kam, sass der s. Holzhower und die Bischoffin by ein-
andern ... also sprach die S.: was tuend ir hie, s.?' 1459,
Z RB. ,S. und undersenn ein bett.' 1492/1504, ZKapp.
(Klosterinv.); vgl.: ,MH. wellent die zwei stuck wildprät
im graben und den zwick, so der s. von Cappel inen ge-
schenkt, uff die kilwi ... ussteilen lassen.' 1562, Z RM.
,Do der s. [der Burg Wädenswil] mit samt dein hand-
buoben hat gehirtet, sind iren by zechnen von We-
Um:-;
San, stn,
dischwyl uf dem dorf zuo dem s-en in die schür kö-
rnen...' 1524, ZWäd. ,Als der s. dem Schaffner sin
vich hat gehirtet und wollen versorgen.' ebd. ,An
sant Albans tag [1531] am morgen fiel Hansen Steiner,
dem burgherren ze Wülflingen, sin sun ... in gal-
bronnen im schloss W. Daby was ein kleins meitlin,
das schrei uberlut. Darzuo kam des kinds muoter
und der s. Die frow Hess den s-en schnell in gal-
bronnen das kind ze suochen.' Bossh. Chr. ,S-en,
müller und pfister.' ebd. ,Sovil den werhmeister
und s-en zu Buobicken belanget, so [als Wieder-
täufer] nit zkilchen gand, soll [der Vogt zu Giü-
ningen] inen anzeigen lassen, dass sy inn monatsfrist
inn die kilchen zur predig und bätt gangint.' 1574,
Z RH. E. XVI. Hessen österreichische und süddeutsche
Herrschaften mehrfach S-en (so 1591 der Graf vHe-
chingen einen S. und üntersenn) aus Einsiedeln udE.
zur Besorgung des dort gekauften Viehs kommen.
ORingholz 1908, 21. .Eines S-en Bestallung.. Für den
Meister-S., zwei Handknaben und Frauw Jahrlohn ...
Dem Meister-S. und Frauw Sennenj [!] alle Sonntag
das Essen zuo Mittag, beiden Handknaben aber all
Zinstag und Donstag zuo Mittag im Kloster... Ein
jeder S., der von einem Hrn Abt zu einem Diener und
S-en angenomen und dingt ist, soll zum ersten sich
beflissen, dass er zu allem Vich, so ihm überant-
wortet ist, ... monatlich wenigist einmal luege... Er
soll auch verschaffen, dass alle Nacht einer von seinen
undergebenen S-en oder Handknaben beim Vich im
Stall lige.' XVII., AaMuh GOrdn. (Arg. 1861, S. 86/8);
s. noch fueren (Bd I 975). — (!) (meist von einer
Bauerngenossenschaft angestellter) Käser, der in einer
Dorfsennerei die von den Bauern gelieferte Milch ver-
arbeitet Aa; B (als fremd empfunden); LG.; GuT., We.;
Th; ZO. und wohl noch weiterhin. .Hat man Haus und
Milch, bedarf man auch Jemand, welcher aus der Milch
den Käs macht, einen Käser oder S., wie man zu sagen
pflegt. ... So ein S. verdient während ungefähr 7 Mo-
naten 140 bis 160, ja 2—300 Gulden nebst freier Sta-
tion, Nidle, Butter, Zieger etc.; ... die 5 übrigen Mo-
nate des Jahres da nimmt ihn die Käserei nicht in
Anspruch.' Gotth. XX (noch öfter). .Folget, dass so-
wohl die benachbarten als einheimischen S-en, als
Käuffer oder Pächter der Milch, von nun an und vor
alle Zeit abgestellt sein sollen, und also dieses allein
bewilliget wird, dass ein Mann oder S. in jeder Hütte
oder Sennte nur allein um den Lohn kann und mag
angestellt werden.' Z Ges. 1779. — ■ 2. Eigentümer eines
Senntums Ap (TTobler); auch lt Zschokke 1797. Bauer
übh. GoT. .Wenn einer 12, 18, 20 bis 30 Stück Rind-
vieh hält, so heisst er ein S.' Steinm. 1804 (Ap).
Ahd. mir .oppilio, ««mo v
Vergilglossen (Ahd. Gl. II I'.'
tirol. Weistümern äes XV./]
Für die Etymologie (vgl. da
Neuphilologentag in Zürich
dass die MA. Primärumlaut
Die im Eiukünfterodel der Ki
Formen .saunones, sangaone
•<«■' in den Sehlettstädter
20, 31), dann wieder in
I. Gr. IVB. X 1. 598/9.
ch Festschrift zum 14.
7:; II ist zu beachten,
mmvocala gewährleistet,
ir rj'.t" s erseheinenden
er .sauuonia [Senutum]'
(Mohr CD II 130. 1.15/6. 122) sind Latinisiernilgen räto-
romanischer Formen; vgl. obereng. smjn, hergellisch sang.
Das frühe Vorkommen von Bed. 1 b, das freilich in den
Zufälligkeiten der Überlieferung begründet sein kann (vgl.
aber auch die Namen I, kann zu Gunsten der gewöhnlich an-
genommenen Verbindung des W-s mit nhd. , Sahne' verwertet
werden (das letztgenannte W. fehlt freilieb den schwzd. MAA.;
.Milchraum, auch Rahm oder Salm genannt.' FKönig 1706>
755, ist der einzige Beleg, den unser Material bietet). Als
Zuname. Sänneli SchwE. Begel [vgl. Bd IV 1055] -S. ebd.
,Seun-ChriegeI.' FAnd. 1891. Als Familienn. (wohl meist
auf Bed. lba beruhend) AaZof. (seit dem XVI.); BKirchd.;
GRh.; Th; ZO. und wohl noch weiterbin ; häufig schon aus
älterer Zeit belegt, so AaB. (,S-o.* 1400/3), Klingn. (1522),
Rem. (,S-o.' 1273); BsStdt (1653/1739); BMünsingen (1178'
1499, seit 1311 Bürger von BStdt, seit 1360 Freiherrn;
,S-o.' 1209. 1324. 1331, ,Senn.' schon 1309 und später;
.Katerin Sennin.' 1380); LGelfingen (1386): GR. (1444),
Stdt (1436/73); SchStdt (1501/1745), St. (1524); SStdt
(1508/62); ThGachn. (1461); ZgKemmateu (1413), Stdt
(1488/1531); ZFehr. (,S-o.' 1274), First (.curia S-en.' 1274),
Hirsl. (1572), Meil. (1820/1525, ,S-o.' um 1320), Mönch.
(,des S-en schuopos.' HU.). Keutl. (1270/1320), Riff. (1531),
Stdt (1357/1691, ,S-o.' 1357), Sulz (1279/90), ,S-e, bouum
H. S-onis, curia N. Senen.' 1290), Ort. (1531). Vgl. auch
Leu, Lex. XVII 69/71. In Ortsnn. ,1m S.' Bs, ,ini Senneu'
ZHettl. ,Sennli' G. Zssen. ,Senn-Eich-tobel' Z. ,-Egg' Schw.
,-Acker' B; LMegg. (,-Acher.' Leu, Lex.). ,-Feld' ZMarth.
,-Gass' ZSth. ,-Grat' B. ,-Hof (vgl. auch Bd II 1031) Aa
Bosw., Brittn., Niederw., Remetsw., Rotrist, Schwad.; Ap
App.; Bs; LSurs.. Will. ; GDeg., Goss.. Ta. ; S; ThGütt.; Z
Elgg, Russ. (,curia S-eu.' 1274, .S-ehof.' um 1300), Seen,
Zoll.; dazu der FN. ,Sennhofer.' 1614, ZZoll. ,-Höfli' LSemp.,
Will., ,-hag-Acker' Aa. ,-Halde' Aa; ZSth. ,-Holz' Z. ,-Hölzli'
L. ,-Haus (Hus)' Ap; BsWald.; B; LDagm.; GPfäf.; SBeinw.,
Znllw.; ZEIgg, Herrl., Kapp. (1531, früher ,S.-Hof), Russ.,
Stdt, Wäd.; dazu der FN. .Seunhauser' GT.; ZHombr. (1566/
1710), Kilchb. (1530), Zoll. (1631), noch heute. ,-Häuslen'
GAbtw. ,-Hütte(n)' AaBr., Eflingen; L; G; S; Zg; ZRicht.
,-Matt' Aa; Bs; B; S, ,-Matten' Bs. ,-Bach' Schw; Z. ,-Berg'
SGänsbr., Kienb. (vgl. Bd IV 1561). ,-Burg' LStdt, .-Rüti'
GDeg.; SchwWoll. ,-Scheur (Schür)' ZBub., Kib. ,-Tobel' Z.
,-Weid' AaFri., Rh.; Ap; Bs; L; GGoldach; SchwFens.; S;
ZgBaar, Neuh.; ZDürnt., Gibsw., Hausen, Hinw., Ott, Stall.,
Wäd., , -Weiden' Aa; I.. ,-Wald' Aa; Ap; GRh. (auch Leu,
Lex.); ZBub. ,-Wies' ZSth., Steinm. ,Sennen-Halde' S,
,-Haus (Hus)' LTrieugen; ZWila (,-Heuslein.' Leu, Lex.), ,-Hof
SLaup., ,-Hard' ZSulz (1361), ,-Kehlen-stock' U, ,-Loch'
AaUott., Klingn., ,-Moos' LBallw., ,-Matt' Aa, ,-Bach' Z (Leu,
Lex.). ,-Band' ü, ,-Berg' AaKillw.; ZWald (auch Leu, Lex.),
.-Stein' G, ,-Weid' BRoggw.; S; Th; ZgStdt, ,-Wies' ZDielsd.
,Senne- (Seni-)Matteu' BsGelt.
Ober-: = Senn 1 aa Ap; Ndw (Matthys). B'hüet-is
[uns] Gott der O., wenn-er d' Chüe i" d' Alpe" nend.
Ap VL. 1903. — Under-: Gehilfe des Sennen (in Bed.
lau) Ndw (Matthys); Syn. Zue-S. Entsprechend
Senn lba.; s. Sp. 1002. — Fueter-: Jurasenn, der im
Herbst mit seiner oft 100—120 Stück zählenden Herde
ins Tal kam und sich zur Wegfütterung der grossen,
den Talbauern mit ihrem geringen Viehbestand ent-
behrlichen Heuvorräte in einem Gehöfte einquartierte
S (bis vor 30 — 40 Jahren). Das Heu wurde klafterweise
verkauft; der Dünger verblieb dem Talbauern, der dafür
oft der Familie den F. unentgeltlich Kartoffeln und andre
Lebensmittel lieferte. Seit auf den Jurahöhen geheut
im Tal mehrVieh gehalten wird, ist der F. verschwunden.
Oft soll das geringste Heu für den F. aufgespart wor-
den sein. ,So oft ihn [einen trägen Bauern] ein vorüber-
gehender Nachbar frug, ob ihm das Gras in der obern
Hofmatt noch nicht reif genug sei, so gab er gelassen
zur Antwort, er helfe nicht verheuen, der Heustock
sei doch nur für den Futtersenn.' AHartm. 1852. —
Gross-: = .grösser Senn' (s. Sp. 1001). ,Bei dem Vieh
sind den ganzen Sommer hindurch der Gr., sein Hand-
knab, der Geisser, der Kalberhirt, der Hüttenbub.'
XV1LL, ORingholz 1908. — Henne"-: 1. ,der Inhaber
einer gewissen Anzahl Hühner oder, wie man sagt
San, sen, sin,
vorne- Zog, der Hühnerwärter' ArH., M. (TTobler);
GoT. .Hiezulande [in Ap] ist des Hennensennen erster
Wunsch, möglichst viele Eier zu erhalten.' Geflügel-
noF 1899. — 2. verächtlich, ein sehr armer Bauer
Ap; GoT. Er ist g'rad e'so en arms g'rings Börschli
g'sl", so en H., wo nöd e"möl en äge's Gässli oder e"
Schöfli g'ha" het, verschwige" denn en ganze" Schöbet
Tech. G Kai. 1894 (Ap). — <Jhli"-: = .kleiner Senn'
(s. Sp. 1001). ,Meinr. Lienhardts, Kleinsennen, Frau, ge-
nannt Anken-Baheli.' 1758, SchwE. (ORingholz 1908).
— Länder- : Senn aus den Urkantonen LE., G. Wem-
mer de" Chätzer [einen Käse] lüpft, so ist -er wi Blei;
das war e" Bieger, sägi"d d' Ländersenne". JRoos 1892.
— Meister-: = Senn 1 a a. ,Der M. führt die Auf-
sicht und die Rechnung.' AFeierab. 1873. Entspre-
chend Sennlba; s. Sp. 1003. — Nacht-: geisterhafter
Senn. ,Auf der Ragazer Alp Bardiel luden die Nacht-
sennen einen Hirten zur Schotte ein, indem sie ihn
wählen Messen zwischen roter, weisser und grüner.
Als er letztere nannte, erwiderte Einer: Das kommt
dir gut; denn sonst wärest du verrupft worde" wie d's
G'stüpp in der Sunne".' Henne 1879. Vgl. auch 2V.-
Volch (Bd 1 804).
Zue-: „Meisterknecht zur Beihilfe des Sennen"
Ap; Gl; Gr (so D., Mai., Fr.); L; G„Rh.", Scv., oT., W.;
SchwE.; U. Syn. Tünner. ,Wie der Käser die Di-
rektion des innem, so vertritt auf den Bergen der Z.
diejenige des äussern Departements, bleibt aber da-
neben in Fragen von allgemeinem Belang dem Erstem
stets untergeordnet.' HNyd. 1890. Dem Z. liegt speziell
auch der Transport des Molkens und das Säumen des
Proviantes auf dem Zuesenn-Boss (vgl. Bd VI 1435)
ob Gr. ,Die Zusennen bereiten den Zieger, reinigen
die Geschirre, müssen oft weither und mühsam Holz
herbeischaffen und dem Sennen helfen, wo es nötig
ist' Pil. Umg. ,üem Senn war ein Z. und ein Handbub
beigegeben.' JMHdngerb. 1852 (GT.). Bei der Alpfahrt
in Gl kommen zuletzt der Z., der Junger und die
Alpknechte. AfV. D's Senne" Mamma hed g'hört va"
Lienschisch unchristlichem Lebe" düreh e" Z. Scuwzn.
(GrScIis). En unig grosse" Klunge" Fade" het der
Zuesinn vu" Fläsch mit-em ufH" g'nu". ebd. (GRMai.).
S. noch Chüe-Bueb (Bd IV 933); Senn (Sp. 1000). -
Auch vorarlbergisch; vgl. TTobler 422. — zue-senne":
die Arbeit des Zusennen verrichten „Gl; GR"Pr.; „G
Rh." E'"mäl, wa'r e'"s Summers in Carschina gezue-
sennet hed, ist -er mid dem Zuesennross us der Alp
chon. GFient 1898.
seundiere": den Meister spielen BG. ,Die Haus-
frau, welche als Herrin des Hauses senndiert.' Barnd.
1911. E" Zwerg, wa het g'senndiert. ebd.
Für 'sennieren mit irrtümlicher Restitution von ad aus nn
(iu BG. wird nd> im); sennieren zu Senn in Bed. 1 a a, wie
meisterieren zu Meisler. Vgl. Senneri.
sennele": unpers., ,in der Lebensart der Hirten
begründet sein' ApH., L, M. (T.).
senne", Ptc. -et: 1. die Arbeit eines Sennen (in
Bed. 1 a a oder ß) verrichten, den Beruf eines Sennen
ausüben, eine Sennerei betreiben (vgl. Senn J fe ß) Aa;
Ap; „Gl"; Gr; L; G; S; UwE.; U; W; ZU. und
weiterhin, 's S. war ml" Freud. ATobler 1899. Ieh
ha" scho" e" Schuppu" Summra g'sennot W. Es sind
Grössbüre", si tuend (selber) s., haben eine eigene
Sennerei ZO. Spec. a) Käse bereiten GrPi\; GoT.;
Nnw;ü;ZKn. .Molken bereiten' GRPr. Er sld wider
am S., Öhi, me" mag cho", wenn me" will ... So lang
ir so senneH, müesst ir ä"mel nid rät- und brotlos ver-
derben; nw schad, dass ir d's Chäsen nid nach aem
nüje" Sistem trlbe" chönnd. Schwzo. (GrA.). D' Muetter
wird wol auch noch nüd fertig si" mit S. und Anke".
JJRütl. ,[Wenn die Sennen in GWildh.] des Tags
zweimal gemolken und ein bis zwei mal nach ihrer
Sprache gesennet (Käse gekocht) haben...' JFFranz
1819. , Sauer, süss s.' ,Die Scharanser sennen überall
zu Hause und in der Alp, das Sentum mag gross
oder klein sein, fast immer sauer und sagen, dass
sie sich dabei besser als beim Süssennen befinden.'
Gr Sammler 1781. — b) Vieh auf die Weide treiben
und hüten GoT. ,[Die Bewohner von GWildh.] sennen
ihre Kühe.' JFFranz 1819. ,Wier sind überein kom-
men, ... das nieman uff den güettern soll s., sunder
die güetter höwen, zum minsten des jars einmal über-
mähen.' 1514, Schw LB. ,Pecuariam facere, mit vych
umbgon, sennen.' Fris. — 2. eine Herde Vieh halten
Ap (,sehr selten' lt TTobler). Syn. senntemen.
Vgl. Gr. WB. X 1, 601. Hieher viel], der Familienn.
.Senner.' 1344, BBiel (Leu, Lex.).
er-: durch , Sennen' gewinnen. ,[Tn ist fruchtbar
an] süessen weiden, darvon man vil vichs erzücht, kes
und schmalz ersennet.' Ainwyl, Thurgöw 1527. —
üs-. Nur in der Abi. Us-Senneti f.: letzte Molken-
bereitung bei der Alpabfahrt GWb. (Linder).
sennere": = sennen 1. S. ist en Zitvertrlb för de"
Ma"" ond au<» för 's Wib. Ap VL. 1903.
Senneri bzw. Sennerei, in BG. Sennderi — f.:
1. abstr. Sennengewerbe; .Hirtenwesen' Ap (TTobler).
— 2. a) „Kollektiv dessen, was zu einer Alpwirt-
schaft gehört L." .Wirtschaft des Sennen' (TTobler),
spec. die Sennhütte, Käserei Aa; BG. (und lt Zyro);
Gl; Gr; GT., We.; UwE.; U; W und weiterhin. ,Die
Milch wird durchgehends [in GRPr.] auf Butter ver-
arbeitet und dieses zwar in sogenannten süssen Sen-
nereien.' AHöpfn. 1789. .Der Käser verarbeitet das
von den Bauern gekaufte oder ihm anvertraute Sennte'"
in seiner Sennderi.' Bärnd. 1911. — b) .Milch- und
Kaffeewirtschaft' LE., Malt. Vgl.: .Kaffewirtschaft zur
Sennerei Koller' L Ztgsins. — 3. eine Anzahl von
50 — 100 Kühen GRPr. (AHöpfn.), von 25—40. JMHdn-
gerb. 1852. ,Die Kühe sind [in GRPr.] meistens in
gemeine Sennereien eingeteilt, von 50 bis 100 Kühen.'
AHöpfn. S. noch senntemen (Sp. 1007).
Vgl. Gr. WB. X 1, 602. Das W. drang auch ins oberl.
Rätorom. als senneria, Kellerraum zum Käsen. In Ortsn.
.Sennerei' B; Seh; Schwlb.
Senneri" f.: Sennerin, Älplerin. Der Gässbueb
mit de" Gasse" zücht, ond d' S. mit de" Chüe. Ap VL.
1903. [Der Senne"bueb] will-mer e" bochsigs Löffeli
ge", ivenn-i'h well si" S. se". Er will-mich dromm zor
S. ha", wil-ieK chäsen ond büdere" cha"". ebd. Ml"
Schatz ist e" S. ALGassmann 1906. Guet Tag wol,
ml" liebi Sennri" [!]. MLienert 1906.
Vgl. Gr. WB. X 1, 602. Weibliches- Alppersonal kennt
die deutsehe Schweiz nur bei der Einzelalpuug (so in Gr; \V);
es ist daher mohr als fraglich, ob das nur literarisch be-
zeugte W. wirklich der MA. angehört. Vgl. aber auch Sennin
Sennete" f.: 1. soviel Milch, als auf einmal im
Senn-Chessi zu Käse oder Zieger verarbeitet wird Gl.
— 2. .Pecuaria, -riae f., der gewärb mit dem viech
umbzugehen, die seuneten und viechhaltung.' C'ale-
Mut
San, sen, sin, son, sur
Ums
pinüs (Dict. lingu. Septem Bas. 1579; in spätein Aus-
gaben .vycherhaltung'). — 3. Sennerei, Alp? ,N. ver-
setzt den ganzen Hof und Senneten.' 1601, SBalsth.
— 4. = Senatum 1 a. „allg."; entspr. auch „Halb-Sen-
nete" Gl."
1 und 2 gehören zu den bekannten Mass- und Yorgaogs-
'bezeichnungen (vgl. zB. BSG. II § 244), 3 und sicher 4
beruhen lediglich auf unrichtiger Umsetzung der ma. Form
Sennte" (s. Senntum) in die Schriftsprache.
Senni" f.: Sennerin (=Sennlaa. zu Ende) GrD.
Frau eines Sennen (in Bed. 1 b ß) B (Gotth.). .Frau
Sennin zu werden ist lockend.' Gotth. S. noch Senn
(Sp. 1003; .Sennenj' Schreibfehler für ,Senni'?). —
Vgl. Gr. WB. X 1, 603.
sennisch: sennenraässig Ap; GT. , Man nennt die
Hosen s., wenn sie schön gelb oder wohl von Kuhkot
beschmutzt sind.' TTobler. Wo'woll grad erber s., von
Einem, der in Sennentracht einhergeht oder gut jodeln
kann Ap. 's göt s. zue GT. S. noch Pfiffen (Bd V 1071).
sennteme" W (so Mü.), -tme" Ap (gespr. -mpm-),
-tne" Gl (auch lt St.); „L"; GWb.; aScHw — Ptc. -et:
1. a) = sennen 1 Gl; „L" ; GWb.; aScHw. ,Senntmen, den
Senn abgeben.' Ebel 1793. ,Ein Jeder, der eine Alp be-
stost, hat eine Sennerei oder ein Kühsennten und heisst
daher ein Senntenbauer; oder man sagt von ihm: er
senntnet.' Steinm. 1802. gewöhnlich werden die gros-
sen Alpen [in Gl] nicht nur von einem Senntenbaur
allein, sondern von mehrern in Lehenzins genommen,
die dann entweder Geschäfte, Hütten, Nutzen und
Schaden gemeinschaftlich teilen oder aber ein Jeder für
sich allein mit seinen Kühen senntnet.' ebd. ,Nicht weit
von unserer Alpenherberge [auf der Sandalp] kamen
wir bei einer andern Sennhütte vorbei, worin der
zweite Senn senntnete.' ebd. S. noch Paräschen (Bd
IV 1439); Sakrament (Sp. 655). ,RBurkart hat ge-
seit, daz er horte den alten Köder reden, [er] bette
im Öiloch gehüettet und gesäntnet.' 1421, Gl Urk.
(Zeugenverhör vor dem Rate zu Schwyz über Grenz-
streitigkeiten mit Glarus). ,[Mit einem Senntum]
senntnet der Patron selbs, d. i. er befilet sein Vieh
auf seine Alpen oder Weiden zu führen und bezeuhet
darvon seinen Nutzen.' JJSiheitchzer 1706. — b) eine
Herde Vieh (Senntem) halten, vom Eigentümer Ap
(T.). — 2. die Alp besetzen, Vieh auf die Alp treiben
W (so Mü.). Syn. d' Alp b'setze", b'stosse". z' Alp fare".
Ableitung von Senatum; vgl. auch Gr. WB. X 1, 604.
Hieher gehört wohl auch die unter ge-sämtnen (Sp. 928) ge-
brachte Angabe (nicht sicher aus Th).
ns-semtme": a) ,mit dem Halten einer Viehherde
aufhören' ApH., I., M. (T.). — b) uneig., ,die Ver-
mögenskräfte erschöpfen, bankerott werden' ApH., I.,
M. (T.). — \er-semtme": , durch das Halten von Vieh
verbrauchen' ApH. (T.).
Senntum BSi. und lt Zyro; GrL., S. und lt Tsch.;
PAger; WTurtm., Vt, -t(e)m Ap; BGr.; GrD., Schs,
Val.; GRh.; WMü., Ulr., -te" BG., Ha.; GlH., K., M.,
Moll.; LSuhrundltSt.b; GMs,T., Wb.; ScnwE., Muo.;
Uw; U; Zg; ZKn. - n., in GlK.; L; GWb. m., in BG.
(Dürrenm.); GT. (neben dem n.); Zg f., PI. gew.
unvcr., (in PAger Senntumeni), Dim. Seniitfeßi, in Nnw
-tfö: 1. a) „Herde Kühe unter der Aufsicht des Sen-
nen von unbestimmter Anzahl" Ap; BO.; Gl; Gr; L
(St.b); PAger; GO.,Rh.; Schw; Uw; U; W; Zg; „allg.";
in ii. Spr. auch ausserhalb des Gebietes der heutigen
Alpwirtschaft. Syn. Zug. Bestand. Ein S. zählt
allg. nach JJScheuchzer 1746 20—40, in Aplt Steinm.
1804 50—70, lt TTobler oft mehr, selten weniger als
24, in Gl „24—30 Kühe", lt CStreiff 40—45 Kühe
nebst 10—15 Stück Jungvieh, in GRh. (und Ap) lt
Moser 50—100, in GT. 25—40, in Schw 20 und mehr,
in Uw lt Vogel 20—50, lt Matthys und Helv. Kai.
1805 24, lt Uw Gem. 24 (= ,grosses S.') oder 12—16
(= ,kleines S.'), in U 25, in WMü. ungefähr 40 Kühe
und 40 Rinder, in Zg lt Stadiin 1819 30 Kühe.
,Man zählt etwa 25—30 Kühe auf ein S., worunter
man so viele Kühe zusammen versteht, als genommen
werden, um die gemeinschaftliche Milch in einem
Kessel zu verkäsen.' JRWyss 1816. ,Wenn einer für
sich allein alpen will, mag er nicht mehr als 25 Kühe
haben; wenn 2 oder mehrere miteinander alpen, so
sollen sie auch nicht mehr als 32 Kühe an ein Sennten
tun.' U LB.1823. ,1m Appenzeller Land machen 24 Kühe
und 1 Stier ein S. aus.' Ap Ztg 1828. ,In WUlr. gibt
es 3 Sentem, das Kaspar-, Felder- und Imwinkelrieder-
Sentem, so genannt, weil die Familien dieses Namens
hauptsächlich daran Anteil haben. Diese 8 Sentem
werden auf den 3 Alpen Eginen, Blasen und Teueren
untergebracht. Im Kasper-Sentem von 48 Kühen er-
hielt man [1877] 28'/2, im Felder-Sentem von 36 Kühen
177a und im Imwinkelrieder-Sentem von 42 Kuben
20 Zentner Käse. Verhältnissmässig ist der Zieger-
Nutzen, der sich beim Kaspar-Sentem auf 3 Zentner
und 33 Pfd belief.' AmH. 1879; in WMü. gibt es 6
Senntem. ,Ein richer man, habe wol drissig küe im
senthumb.' 1564, Gl. ,Ein seilten von zwenzig küyen.'
LLav. 1584. ,Der ganze Viehstand [von SchwE.] war
in Sennten eingeteilt. Im Jahre 1605 waren es 2, die
grosse und die kleine Sennte, 1681 3 mit 81 Kühen,
3 Stieren und 31 Lehenkühen.' ORingholz 1908. ,Sie
[ein hässliches Weib] hat aber ein hübsche S. und
darinn in die 40 schöne grade Küh.' Schimpfr. 1651.
,Ein Senten nicht höher dann 16 Kühe gerechnet.'
JLCys. 1661; vgl.: ,[Cysat] sentenam, ut vocem hanc
in Latinarum albura cooptemus, cohortem ex 16 vaccis
eonstantem numerat, cum tarnen communiter numerum
hunc ^sentena superet.' JJWagn. 1680. ,[1712 wurden
im Toggenburger Krieg] 15 schöne Kühe, eine halbe
Sennte ab Zugerboden genommen.' Zübf. 1897. ,Das
grosse Sennten [des Stiftes Einsiedeln] hält gemein-
lich das ganze Jahr hindurch 56 Stück.' E. XVIII.,
ORingholz 1908. Meist gehört zu einem S. auch ein
Zuchtstier, so in Ap; GT.; Zg. ,Ich han gen Küsnacht
überen wellen, gen ein Stier zum Sänten kaufen.' 1641,
Zg TgB. ,Ist erkennt, das jedes Senten ein s. h. Stier
habensolle.' 1731, UwE. Talrecht. ,Die Kuhherden [auf
den Märkten an der italienischen Grenze] sind sennten-
weise eingeteilt, je auf 8 oder 10 Milchkühe wird ein
Zuchtstier mit verkauft.' E.XVIIL, FAnd.1898. 's Senn-
te'" tribe", die Herde auf die Alp treiben Schw; Uw.
,Das Sennten zum Melken zusammentreiben' SchwMuo.
St Wendel als Schutzheiliger des Sennte" Schw. Ie*
han e" Sennte'", 's ist e- Pracht GT. Ber Sann het
mit si"'m Sännte'" welle" z' Alp fare" Gl (Sage). Blieb,
nimm d's Brcntli, gang zum Säntli. LE. Kulireihen ;
vgl. noch Brenten (Bd V 754). D' Sännte'" verlond
der Boden im Maie". Schwzd. (Schw). Di stärchst
und schünst vu" alle" Chilene" muess d's Sennte'" füere".
CZwickt 1901. Ein Bekannter zu einem nach einem
Familienfeste erst am folgenden Tage Heimkehrenden:
Wem-me" mit-eme" Senntem öbere"fart (die Alp wech-
San, seil, sin, son, sun
1010
seit), so isch-es halt ebe" der Bruch, dass d' Saue" ond
d'Chälbli z'letst chönd. ATobler 1908. .[Schon 1572
finden wir ein Landsgeraeindeerkenntniss in Gl] wel-
ches erlaubt, dass in ein jedes Sännten 8 Stück auslän-
disches Vieh genommen werden dürfe; wenn ein Bauer
aber mehrere Sännten hätte, müsste er es auch nur bei
diesem bewenden lassen.' Steinm. 1802. .Stäris senn-
tum [zinst] zwai lember.' 1348, Zellw. Urk. ,Item
alsam unser herren zu Sarganserlande ein vogelmal,
nämlich zu jedem senntum ein tag milch jarlich einest
habend, vermeinend wir amdlüt, unser herren sollend
ynnen umb söllichs alle ungetier in irem miner herren
costung abweg tuon.' 1520, GSa. ,üu solt dinem bruo-
der ein schenke tuon und inn laden von dinem sänty,
von dinem tenn, von diner trotten.' HBull. 1531
(Übersetzung von V. Mos. 15, 14); &nb xoöv TCpoßdtmv.
L.W.; ,von den schaaffen.' 1531. Das Gotteshaus von
LHitzk. hält eine Sente, die nicht einmal den ganzen
Bedarf an Butter liefert. 1530, Absch. ,Ze wüssen
sig menklichem, daz [der Abt von Einsiedeln] ein rat-
schlag haben tuon mit NN., daz wir ein seilten solten
versuochen im Siltal.' 1544, ORingholz 1908. ,Die senti
habe das jar ertragen 250 kess, 23 centner anken, acht
kübel ziger.' 1549, ZRüti. ,Das sennten, pecuaria, pe-
euariorum, (sentara, scodra? nur bei Mal.); das sännten
oder häuften vychs, pecuaria.' Fris.; Mal. ,Die alten
vätter habend ire seilten gehept.' LLav. 1584. ,Da ein
Amptniann zu synerßstallungGüter und Weiden hat und
dannenhar einen Zug von Bossen oder Stieren erhalten
aldein Sente haben mag.' um 1600, ZEmbr. ,Von einem
ietlichen Senten soll man 30 Pfd als Zins geben.' 1616,
Obw. , Steinalp [wird gebüsst] mit 5 Gl. für die Sente
und 1 Krone fürs übrige Vieh.' 1671, Nnw Beitr. ,Herd
Vieh, Sennten, pecuaria.' Denzl. 1677. ,Wan Einer
auss dem Sentem Küeh [kaufen] wolt...' 1700, ApI.
LB. ,[Landammann N. von Uw] Hess viele Jahre [seit
1704] alljährlich aus seinem Senten eine Kuh schlachten
und das Fleisch unter die Armen austeilen.' Gpd. ,1728
wurde das Senntum [in ApGerstengschwend wegen
der Lungensucht] in den Stall geboten.' JJSchläpfer
1839. ,Wann sich aber einige Krankheit unter dem
Senntum verspüren Hesse, so ist dem Senn ernstlich
befohlen, den Bergvogt dessen alsobald zu berichten.'
BBergfahrt-Regl. 1772. S. noch Brugg (Bd V 542);
Brenten (ebd. 756 u.); sennen (Sp. 1006); Sennen (Sp.
1006). Mit Adj. (einige Belege auch schon oben).
Schön gross und gueti Senteli sind angenemi Gäbe".
Kühreihen 1826. , Mancher hat ein guot sennte, dass
er vil fürschlahen mag.' LLav. 1582. Wlt und breit
d's hübsta Senntem. Schwzd. (GrScIis). SibCzig
Chile und achtzig Chalb gend e" grössi Sennte'".
Stütz, Gem. (Lied). .Grosse sendten, grosse liaab an
vych, res pecuaria ampla; er hat gross sänten oder
was reich an vych, erat ei pecuaria res multa.' Fris.;
Mal. S. noch zesämen-rechen (Bd VI 126). E(s) ganzes
S. Ap; L; Schw; Uw; U. ,Wann er mit dem ganzen
Senten in die Atzung fahret.' 1717, Schw LB. Ein
Bauer, der es auf keinen grünen Zweig bringt: Ich
globe" fast, das' irh 's i" dem Lebe" nomine* zo-mene"
halbe" Senntem bring. ATobler 1902. Mit näherer
Bestimmung. E" S. Cime (Tech) Ap; GoT. Wer g' seht
nit gern es S. Chie? U. ,Es ist kein Spass, wenn so 2
oder mehr Sennten Bergkühe unter einander geraten.'
HNyd. 1890. ,Ein sennten von küen.' vor 1600, ORing-
holz 1908. ,Ein Hirti oder Sennten Vechs.' Äg.Tschudi
Schweiz. Idiotikon VII.
Chr.(in der lat. Quelle ,arinentuin pecorum'). - b) übertr.,
eine Anzahl von Tieren, scherzh. auch Menschen. Zie-
gen : Das Buebli tuet mit si"'m Senntem [einer Herde
Ziegen] abchratze". B Dorf kai. 1904. Hühner. Si [die
Mutter] hetes Sennte'" (Sennteli) HiienerveJi BHa. (Kuh-
reihen). Lueg dei, <'em .lockern si"s Sennte'" [Hühner] ist
wider im Garten ine" GWildh. Würmer : Es herrschelet,
we wann es Sänte'" Wurm im g'rauchete" Schu-i"lleiseh
umme"fagierti. CStreifp 1904. Läuse: ,Es Sännte"'
Lls, wenn etliche Läuse hinter einander über ein
Hemd laufen' Ndw (Matthys). Von Menschen. Es
Sännte"' Buebe" hed-er scho" Nnw. D's Änneli ist halt
das g'schidist i" il"serem Saunte". CStreifp 1907. ,Die
kleinen Gemeinden hinter der Sitter, die in den kleinen
Rat ein ganzes Senntum Ratsherren mitbringen.' 1832,
Ap. — 2. = Senneri 2 a; ,eine Herde Vieh, vorzugs-
weise Milchvieh oder Kühe auf einer Alp mit Senn-
hütte, Sennen, Hirten und Zubehör, überhaupt Alles,
was zu der oder auf die Alp während des Sommers
gehört' GRVal.; vgl.: ,Die Sennte, eine Anzahl von
Kühen auf den Alpen, nebst Werkstatt und Arbeitern
zur Verarbeitung der Milch. Das Senntum, die Küh-
wirtschaft auf den Alpen.' Zschokke 1797. ,Sente,
Wohnung des Sennen auf den Alpen.' Ebel 1793.
,Wie das Etliche zu Richtisch wil ... die Kess in den
Sentinen, wie ouch ze Winterthur die Rörli uffkouft'ind.'
1008, Z; vgl.: ,Wellicher Gstalten etliche unser Landt-
lüt in den Sänten üwerer [Zürcher] Landtschaft
allenthalben denn Anken und Anderes huffachtig uff-
kauffen und an die Frömbde verschicken.' 1633, Gl.
,[Der Senn] solle allen Hausrat von Bettgwant oder
Anderem zu dem Sente dienstlich in guoten Ehren
und suber erhalten ... Er soll alle Nutzung, so aus
dem Senti mag zogen werden, nach seinem besten
Vermögen an des Gotshaus Nutzen wenden ... Er soll
nit allein die Fuorung des Viehs und Alles, so im
Sente, an des Gotshaus besten Nutzen anlegen, sonder
auch zuo allen Matten, Weiden, Hölzeren, zuo iren
Zeünen, Gräben und Wässeren, so zu dem Sente dienen,
fteissig Warnemmen haben und soll auch kein frömbd
Vieh in des Sente Güetern zuo weiden gestatten...
Er soll auch alles Holz, so er zuo dem Seilte braucht,
selber ausscheiten.' ÄAMuri GOrdn. XVII. ,Ein Jeder
[soll] die Milch von seinem Vieh in eine Hütte oder
Sennte zusammentragen.' 1778, Z Ordn. S. noch Bodem
(Bd IV 1026); Senn (Sp. 1001). Auch bei JBagg.; s.
Gr. WB. X 1, 603. — 3. Alp, spec. Melkviehalp U, Ge-
meindealp WTurtm. (die hinterste von etwa 16 Alpen,
zunächst am Gletscher; auch als Name einer dort
stehenden Kapelle), Vt. ,Nach dem in der Bestossung
vorherrschenden Vieh unterscheidet man Melkvieh-
alpen oder Sennten und Geltviehalpen oder Hirtenen
[Bd II 1652].' FAnd. 1897. .Ward angesechen, dass
der spital und das Linsebüel ab iren sentummen die
milch in die stat soltind füeren lassen.' Vad. Hieher
(doch im Übergang zum Eigennamen) wohl auch:
,26 melchküh im senti, 22 haupt galtvech.' 1596, GSax
(Hinterlassenschaft des Freiherrn Job. Philipp); ,die
Güter und Sänti, die ein Vogt zu nutzen habe.' 1619,
ebd. — 4. Sennereigenossenschaft: gemeinsame Sen-
nerei Gr; W; ZKn. ,. Jedes Senntum oder jede Alp-
genossenschaft hat einen Alpvogt' Gr (Tsch. 411).
Dazu[?]: ,Der ankenweger [soll an dem jeden Montag
vor dem Rathaus stattfindenden Buttermarkt] vor
keinen [Anken] nitt wegen, bis er ein lütteren merkt
San, sen, sin, son,
1(112
eifert, und by allen säntten lassen umbgan.' SohwE.
Waldstattb. 1572. — 5. der Ertrag je eines Senntums
an Milchprodukten, spec. Käse B, so G.; Obw. ,Wenn
anstatt dem fremden Käse in den Wirtshäusern unseres
Landes Obwaldnerkäse aufgestellt würde, so wäre
schon manches Sennten verkauft.' Obw Blätter 1892.
S. noch Senneri (Sp. 1000). Mancher Ehrenmann in
L verkaufe sein ,sennti' Anken gern auf einmal. 1547,
Absch. — 6. .Aufenthaltsort auf einer Alp, von 16 — 30
Tagen L; Zg' (St.b); die Angabe meint offenbar die
Zeit, welche eine Herde gewöhnlich auf einer Alp-
stufe zubringt, bis diese abgeweidet ist.
Als älteste Fm-m ist mnniuom anzunehmen; doch bleibt
fraglich, ob diese Form noch irgendwo gelesen werden muss,
da die Schreibung ,-tnm' in altern Belegen ebenso gut auf
kurzes -ü- gehen kann. Diese ma. Aussprache entspricht der
iibli. für das Suffix ,-tuni' auch in der landläufigen Aus-
sprache des Schriftd. geltenden; die Form mit -«- ist also
nicht durch Schwächung von -»<■ im zweiten Kumpusiti.insglied
entstanden, sondern Wiedergabe der Schrifttum!. IM.- lautge-
setzliche Entwicklung zeigt zunächst die F«»rm >'. ■< ' i \-'l. .1 i ■ ■
Entsprechungen unter Heiltum Bd II 1152, Büchtuem Bd IV
1763). Der Schwund von -m (über -n) hatte tw. 1 bertriti
zum fem. Geschlecht zur Folge (auch in der ä. Spr. ist für
die Form , sennten' neben dem n. schon im XVI. das f. be-
zeugt). Das m. scheint jung; wenigstens fehlen dafür alte
Zeugnisse. Vgl. zum Geschlechtswechsel der Wörter auf
,-tum' Wilmanns II2 § 295, ferner Irrtum (Bd I 111; als
m. f. n.). Schwierig zu beurteilen ist die nur in der ä. Spr.
erscheinende Form auf ,-i' (wohl überwiegend n., kaum m.,
einmal jedoch sicher f.; 1549, 7. (Sp. 1009); auf das f.
deutet auch der PI. .Sentinen' bei RCys. Bd IV 1026 o.);
vgl. unter den Ortsnamen. Unsre Bedeutungen lassen sich
alle auf Bed. la zurückfuhren; als älteste Bed. von ,senu-
tuom' scheint .Sennenanit' anzunehmen (vgl. zur Bed.-Ent-
wicklung , Sennenamt > Herde' die Stelle: ,Cumqne XII ho-
minum peccora adunantur in unnum, vocatur officium quia
uni magistro comittitur.' um 1150, QSG. III 3, 83 f.; Syu.
Hirttum Bd II 1652); sie ist jedoch nicht belegt (die bei
Schill. 2 II 2SS nach Müll. SG. erklärte Stelle von 1330 s.
unter Sinn-tuem). Vgl. noch Gr. WB. X 1, 603. 604, ferner
Sennelen mit Anm. (Sp. 1006/7). Die Angabe von Red. 1662:
,Die Send, Senne, Kühlierd, grex vaccarum, arnientum' macht
uuschweiz. Eindruck; auch das bei Frisch, Adelung, Lexer
II 886, Gr. aaO. 599 als Schweiz, angeführte , Senne' f. lässt
sich bei uns uiclit uachweiseu. Die undatierte und nicht
nachprüfbare Stelle ,bei Sennti und Gspunst' (Strickler
1882, 262) ist unklar. In Ortsn. Säntem, auch ,Senten-Hof
AaMuri, ,Steuer-Senten', Alp GIDiesb. ,Senten-Hübeli' oder
,Kreyenbühl' AaBr. (1476), ,-Berg' Bs; B, ,-Weid' An. Zur
Form auf ,-i' viell. auch ,Senti' LKriens, Stdt (i" der Sänti,
Ortlichkeit in der Vorstadt, früher Siecheuliaus; ,von der
seintinon [!].' XIII.; ,dein spital oder der senti.' XIV.; ,die
Sinten.' 1753; die Bewohner des Siechenhauses heissen ,die
seutiner.' äL KB.; ,der sentyknecht, die seutyjungfrow.' 1350 ;
,der sentilüten knecht.' 1389; ein Senn des Siechenhauses wird
erwähnt 1495/1744); nach dem Luzerner ist auch das Sie-
chenhaus in LWill. benannt (,Ober-, Uuter-Senti'). ,Senti(-e)-
Matt(en)' LMalt., ,-Bühl' L, ,-Berg' LW., ,-Weid' LKriens.
Halb-: die Hälfte eines Senntums (in Bed. 1 a),
das von zwei Sennen zs. gehalten wird, in Ndw 12,
iu Gl nach St. 12—15, nach CStreiff 30-35 Kühe.
Vgl. Senneten 4 (Sp. 1007). — Chüe-: = Senn-
tum la; s. senntemen (Sp. 1007). — Chäs-: Käse-
ertrag eines Senntums Obw; vgl. Senntum 5. ,Die
Konkurrenz einiger Käsesennten minderer Qualität
würde wegfallen [wenn man eine Anzahl zur Milch-
wirtschaft ungeeigneter Alpen zu Galtviehalpen ver-
wendete].' Obw Blätter 1902. ,Es wäre am Platze,
dass einsichtige Bauern versuchten, genossenschafts-
weise durch einen guten Sennen grössere, gleich-
massigere und bessere Käsesenten zu erzielen.' ebd.
,Aus seinem Kässenten [das 23377 Pfd betrug], hat
[ein Senn 1810] 5254 Gl. 11 Seh. gelöst.' ebd. 1893. —
Lehen-: das aus Lehenkühen bestehende Senntum
des Stiftes Einsiedeln im ,Haldeli.' .Rechnung von dem
Lehensennten im Haldeli 1776.' ORingholz 1908.
Sene" Sänne' UwE., SUne" AALeer., Se*ne» Th;
Z, Sene" Aa (jüngere Angabe); B, ,senwen, sennen.'
ä. Spr. — f.: wie nhd. Sehne. 1. a) in anatomischem
S. E" S. verstrecke", versträme" UwE. ,Sännwen,
nervi.' Mal. .Die Sennen sambt den gelenkbeinen
der rechten Hand durchschnitten; die Meuss des
Daumens rechter Hand saramt den Sennen zerschnit-
ten', bei einem Mord. 1676, ZRorb. ,[Die Salbe]
stillet die Pein in Sennen und Adern.' EKönig 1706.
— b) am Bogen. ,14 ß dem Schlafen von arbrosten
ze senwan ze machen [!] und ze senwan.' 1416, Z. ,De
cordis, vulgariter senwen, quibus trahuntur arcus.'
1476, BsCbr. ,Bräche eim oder meren die senw ...
dem oder denen sol zwen schütz inzuteilen erloubt
sin.' 1504, Z Freischiessen. ,[Gott] hat sein senn ge-
spannen.' Hiob 1530; ,mein sann aufgelöst' 1548/89;
.meinen sann.' 1560; ,meine Senne.' 1667/83. ,Die
sennen an einem bogen oder armbrust, nervus; ein
pfeil von der sennen schiessen, emittere arcu sagit-
tam.' Fris.; Mal. ,Die gespannen sennen an einem
armbrust, nervus tentus.' Fris. ,Das die tag unsers
läbens dahin farend wie ein pfyl von der sennen.'
LLav. 1577. ,Der Pfeil von der Sennen.' FWyss 1673.
, Deine Seele flieget auf wie ein Pfeil von der Sennen.'
JMet. 1694. .Knarret nicht eine Senne?' Schausp.
1775. S. noch Steg-Reiff (Bd VI 658 u.). — 2. in
mathematischem S. ,[Die Schaffhauser und Zürcher
haben] sich dahin verglichen, dass die streitig ge-
wesene Senne von 15 Schuh Schaffhauser Maas auf
die Mitte geteilt ... und vorläufig zu deutlicher Be-
stimmung dieser Bogenlinie an dreien Orten Schwirren
[eingeschlagen werden].' 1782, Z. S. noch Riss (Bd
VI 1376).
Ahd. sSnawa (GraffVI 266), mhd. sgnewe, auch schon sgnftli
(Lexer II 880). Vgl. Gr. WB. XI, 14S. 600. Die ma. For-
men beruhen mit Ausnahme von UwE. auf schriftsprachlichem
Eintluss. Bei Mal. scheint ,sänuwe' auf Bed. 1 a, ,senne' auf
Bed. 1 b und 2 beschränkt zu sein. In Ortsn. ,üen akern ze
Ker und ze der Senn.' 1363, AaBirm.; jetzt ,Neumatteu.'
sene" , senwen': eine Armbrust mit der Sehne
bespannen. ,Dem armbrester, alz er die armbrest uff
Thuno senwete nüwnes und bessrette 1 Ib.' 1380, B
StRechn. ,Dem armbrester, alz er die armbrest ze
Arberg geseyget hat und gesenwet 2 Ib.' ebd. S. noch
Senen. — Mhd. seneiven (Lexer 880). Vgl. Gr. WB. X 1, 154.
ge-senig: sehnig, 's ist im' en spindlc"tür'e" Räm-
li"g, aber g'sähnig und flingg und allärt. Messikommer
1910 (ZO.). — Vgl. Gr. WB. X 1, 155.
sene", sene" wie s. se (Sp. 4).
senerli, auch -nn-, sänissli: Füllwort im Anzähl-
reim; s. Ennerli (Bd I 269); knoll (Bd III 740).
Sennes: Heiligenname. ,Abdon et Sennes', Abdon
und Sennen, der 30. Juli. ,Ze ussgänden höw nionat
an zweiger heiligen martrer tag, Abdon et Sennes.'
1383, AaB. (Datum einer Urkunde).
Senetm.: Senesblätter, Cassia senna. Syn. Sennen-
Bletter (Bd V 186). ,Die medici richten der Merteil
1013
1, sin, son, sun
Kill
Purgierung mit dem S. aus, Sieusholz [!] und ander
Narrenwerch.' PPlatt. 1612. ,S. 5 Quintli', in einem
.Malefiztrank' gegen Zauberei. XVII., ADettl. 1905.
S. noch ver-brüejen (Bd V 556 u.); ge-rännt (Bd VI 964).
Mhd. sm(e) (Lexer II S7T). Vgl. Senesbcmm Gr. IVB.
XI, 579; Senne(s) Martin-Lienh. II 300.
SeniSr m.: der Älteste der Kapuziner Ndw (Matth.).
— Vgl. ßr. WB. X 1, 587.
sin I: Gen. zu er, es. 1. stȣ BG., 1t Dial. in E., Hk.,
Sigr., Stdt; GnChur, He.; ZO., Dial. (als allg. Form,
doch in der leb. MA. von Aa; S; Z tw. nur beim Vb
sin; s. u.), in GkAt., Rh., S., sG., V. sine, (in GrvScI).
$ems), sine' PAL; WVt. (s-), siner Aa; BGt. (Dial.);
Z, sinere» B (auch lt Id. B); S (Hofst.), ,si(n)s' W
(Dial.), sisse" BGr. (Dial.), enklitisch st" BG., seiner,
Gen. zu er. Als obj. Gen. Ich hä"-mich sine nüd
g'achtet, habe ihn (oder es; s. 2) nicht bemerkt ZO.
Ich ha"-mic'' sine (seltener sinnere") Nilt g'achtet BG.
I'* mag-mich siner nüme'' recht erinnere" Z. Es türet
I-m (oder Fm)-si" (daneben Pne" si'ne", si'nere") BG.
(anders: ive"" Niemmer mer-siok Pm-sl" achtet, wenn
Niemand sieh Eines achtet, ebd.; vgl. Bd I 271 u.).
Es het-ne" sine (siner, sisse") 'türet, Übers, von Luc.
15, 20. Dial. (B). I'h bi" denn no'h z' junge g'si" für
Drättin z' bigriff'e" »'"' ha"-mich sinere" nid g'achtet.
Loosli 1910. ,Und sol man sina alle sontag gedenken
an der kanzlen.' Anf. XVI., GrL. Jahrzeitb. ,Us liebe
sin', amore Dei (obj.). Zwinuli. ,Gott, der üch in
solche erkautnus sin gefüert hat.' ebd., Brief. ,[Frau
N.] git ire antwort..., sy weite sinen [von ihrem
Manne] kein gnad, und nit mit im hasshaben. ' 1541/3,
Z Ehegericht. ,So gar ward sinen vergessen.' Vad.
,Als den bedacht, das man sin kein acht het.' HBrennw.
Chr. ,Wenn [Jesus] ein blosser gott ... wäre, ...
möchtend [wir] uns nit gar sinen trösten.' ÜWerdm.
1552; .seiner.' Herborn 1588. ,Der muost sich sin
[eines Wolfes] entsagen (erweren).' 1571, ZNeuj.N.
1906. Als subj. Gen. Schiner ne" Sun, ein Sohn
von ihm Gr (Tsch.). , Seineren ein Sohn', nämlich
des Augustus Sohn Tiberius. Sprecher 1672. Beim
Vb sin; doch kann in den ma. Beispielen ebenso gut
(und diese Auffassung ist wahrscheinlicher) der er-
starrte Nom. Sg. m. des pron. poss. vorliegen (vgl.
Anm. zu min Bd IV 315); auch für das zweite Bei-
spiel aus der ä. Spr. ist letztere Erklärung möglich;
jedenfalls wird sine heute nirgends mehr als Gen. em-
pfunden. Das ist (g'hört) sine (mitte, dinej, ist sein
(usw.) Aa; S; Z. J)i(e) Boss sind siwj. ebd. Er ist
lustig, wie tvenn alli chline" Hüsli sine wäre"d AaKöII.
Es war nid sehad für de" Baum, und De'', wo-n-er
sine g'hört, hätt-ne" scho" lang um'tö", wenn-er nid
gar e'so gueti Öpfel gab. FOschw. 1895. Die drei Teile
sollen schwören, dass die Eigenschaft ,sine gesin
were [dass das Eigentumsrecht dem Kläger zustehe],
die etzweid aber ira were.' 1437, Küchler 1895. ,[Die
Frau wird ermahnt] das si sich erlich und froraklich
halte und im ghorsam sye und dester fürer schwyge,
damit der unglimpf nit ir sye, sunder sinen.' 1530/3,
Z Ehegericht. Bei Präp. .Sinenhalb.' 1583, B. ,Hin-
derrugs seinen.' Kacf.m. u. Factor 1659. S. noch Bitgg
(Bd VI 789); vgl. auch Weg. Mit selb; s. auch Sp.
821/2. Nit sin selber si", nicht bei Sinnen B. .Jeder,
so etwas [von den Löschgeräten] zuo sinen selbs brach
und nit in fürs not näme, der sol umb 1 pfd gestraft
werden.' 1507, B RM. , Damit er ruow machte sin
selb.' Vad. ,Er hat sein selbs vergässen, es ist nit
seines sinns, alienum ingenio Btto.' Fris. ; Mal. —
2. sinet bzw. sine, seine (in PAL; WVt. -e'j, unbetont si"
BG.; PAL; ZKn. (s. innen i VA 1 293), Si« PGr., Iss.,
Ri.; WVt., se(n) bzw. s"e(h) B; Gr; W, ,si(n)s' W
(Dial.), Gen. zu es als Nachtrag zu es 3 (Bd I 510/11).
Neben ,si(n)' in der ä.Spr. auch ,sinen.' .CvMedicis,
der der mechtigost Florentiner was und von bapst
Johansen gross guot empfangen und, als man achtet,
sinen [dadurch] zuo ainem herrn worden ist.' Vad.
,So wir das hoffend, das wir nit sähend, so wartend
wir sinen durch gedult.' OWerdm. 1552; ,sein.' Her-
born 1588. .Wenn glych Bullinger sinen [darüber]
lachet.' LLav. 1576. Über reflexive Auffassung von
si «sin) s. ausser Bd 1512/3 auch sich 2 (Sp. 149/50).
Vgl. auch sin HI (Sp. 1030).
Einige Schweiz. Belege s. noch bei Gr. WB. X 1, 336 ff.
Vereinzelt erscheint eine diphthongierte Form ,sei' : ,Hal|t|st
reinen Mund, so wirst du han sei z' guiessen.' GGotth. 1019.
Sine' in PAK; WVt. beruht auf älterem siner; im I brigeu
lässt sich für das verbreitete «m. nicht entscheiden, ob Hner
oder sinen zugrunde liegt. ii(n)s W (Dial.) ist Gen. des Poss.
(vgl. lat. sui); sisse" BGr. (Dial.)< an(e)ten; vgl. zur Er-
weiterung die Anm. zu eum (Sp. 971).
sin II, in GRtw.; PPo.; W s'i(n) ; vgl. auch die
Anm.: sein, pron. poss. Im Folgenden sollen nur
einige vom Nhd. abweichende oder sonst bemerkens-
werte Verwendungen zur Sprache gebracht werden.
1. als pron. poss. der 3. Pers. Sg. m. n. a) adj., wie
nhd. sein ausser dem Eigentums- und Verwandtschafts-
verhältniss auch allgemein die Zugehörigkeit aus-
drückend, doch in der MA. nur in bestimmten Ver-
bindungen (sin Ort, si" Sträss, Zit; s. d.). Seltener
präd. Die (zB. Schafe) sind sitii, BO.; Gl; Gr; W,
anderwärts (tw. daneben) si" oder (weniger verbreitet)
sine" (vgl. unter sin 1 1). Gew. attrib. Im partitiven
Gen. (PL). ,Sinere" Bere" [Nom.], Birnen von seiner
Art oder auch nur von den ihm gehörenden. Sinere"
M'el'". Häufig mit Weglassung des hinzugedachten
Subst.: Das ist (sind) sinere" (minere", dinere", irere")'
AALeer. (Hunz.). Hier liegt viell. der Ausgangspunkt
der Verwendung des Gen. PL siner als Nom.-Acc. PL,
zB. siner Lüt; vgl. Anm. zu ein (Bd I 273), min (Bd
IV 315). Mit dem bestimmten Artikel. Sinn der grosst
Bueb (doch auch wie sonst sinn grösste'' Blieb oder de''
grosst Bueb von-eni) Ap; GT. Sinn der Glili". ebd.
Sini die eltst Mltel Ap. St» de'' grösser Bueb, Übers,
von Luc. 15, 25. Dial. (GmT.). St» der ältist Sun.
ebd. (GoRh.). ,Es syge syn die best Nadlen, und wann
er die nit habe, so müesse er den Gwerb ligen lassen.'
1611, ZHerrl. .Die sine swin.' 1403, Z StB.; s. Bd
IV 1885 o. Mit Ellipse des aus dem Zshang sich er-
gebenden Substantivs (so noch in der MA.): ,Es soll
ouch niemand kein ungehüet vech darin schlachen, sun-
der je einer dem [1. den?] andren vor dem sinen und vor
schaden hüeten und goumen.' 1544, Z Rq. 1910. Mit
dem unbestimmten Artikel. ,Ein jetlich hoffman ze
Wald mag einem synem kindt geben und dem andern
nichts, und ob er will, so mag er das syn einem hund
ann schwänz binden.' ZWald Hofrodel 1586. .Mein
Knab bracht ime [dem Besteller] 3 Schiben, zwei
Gmeind- und eine seine.' um 1669, Z<;. l'leonastisch
beim ,possessiven Dat.' allg. Dem Man si" (oder d's
Matts) Schwester, dem Man siner Schiresteri, Brüeder
1015
San, seil, sin, son,
1U16
BG. Emen iedere" si" Saeh. ebd. (D)em (im) Vatter
si(it) Huet. 3Ii'"ni, di""m, si"'m Vatter si(n) Brüeder.
Wem si"s {Hüs) ist Das? .Meine Krankheit und dem
Spital seine.' Gotth. (Kapitelüberschrift). Am Seppe"-
toni si" drizeche" Göfe". MLienert 1891. Uf dem
Pinte"wirt si"'m Wägeli sind -er 's Dorf ab g'fare".
HBlattner 1902. So spec. nach im, gew. bei Gegs.
Das ist im-si", in Ap; Tn sinn, in B st" Huet (ohne
Subst.: im seiner) Ap; B; Th; Z und weiterhin. Er
besorget sinner [seine eigenen] und im-si2" [zB. seines
Bruders; auch: imsi" sinner] Chüe z'säme" BG. Das
ist im-si2". ebd. (dafür: Das ist si'" oder Das ist im
Ap; Z). I"' ha" im-si2" Buech. ebd. (neben im si"s,
nur Dies in Z). So auch Pm [= Ei'"m]-si" (unver-
änderlich), sein eigen BG. We"" men afe" Pm (auch
Pn) si2 Sack nit mag g'w'erehe", wenn man nicht Zeit
und Kraft genug hat, das eigene Heiniwesen zu be-
arbeiten. Mi" het Pm-si2" Ghinn doch geng lieber,
sein eigenes Kind oder seine eigenen Kinder. Wenn-
men I2m-si2" Ghinn (Chinne") Nilt me" cha"" trüwe".
Vgl. 2 c. Durch Konstruktionsmischung auch mit Gen.
statt des Dat.; nur literarisch seit dem XVII. .Sie
können vernünftig wol ermessen, dass, wann ein Hauss
in dem Brand, dess Nachbarn seins von der Flamm
nicht unverletzet bleiben könnte.' Pol. Gespr. um
1685. ,Zu eines jederen Hofmannes seiner Kunim-
lichkeit.' 1702, Scaw Rq. ,Die Gothe mit des Göthins
seiner Frauen.' Herrlib. 1751. , Der Schulmeister soll
nicht zugeben, dass ein Knab zu geschwind schreibe,
wie es manchmal aus falscher Ehrbegierde gescluehet,
damit seine Vorschrift vor seines Cameraden seiner ge-
endigt sei.' Z Schulordn. 1781. Au Stelle eines obj. Gen.
(wie lat. desideriion tuum = die Sehnsucht nach dir).
,[Der zum Tode getroffene Hauptmann Wolleb] ermant
dEidgnossen streng, si söltid trostlich, on sin achtung,
fürfaren.' Ansh. ,Und sein lümbd erschall in das ganz
Syrier land.' 1530, Hattii.; griech. äxorj aütoO.. Ent-
sprechend dem er der Anrede (Bd I 401) PPo. Wenn-
i'h sin [Ihr] Gelt hätti ... PPo. — b) subst. a) m.
Sine-, sein Sohn Gr (Tsch.). Das ist S. Sin, sein
Mann (wenn die Frau neutr. gedacht ist; vgl. es 2
Bd I 510). Si'ne" ist geng im Wirtshüs BG. Das
[näml. das Nebe"g'sclme] het Sin letfchh'1' veru-itscht
vo" w'ege" sVtn Heimko". Schwzd. (Bs). — ß) f. Sini
(bzw. s-), Frau, Geliebte Aa; Ap; Bs; B; Gr; G; Tb;
W; Z. Schini tete-me Alls z' Lieb Gr (Tsch.). Er
het 's Si"°re" g'seit B (Zyro). Er het Sini all bi-n-em
Ap. 's ist Nfini, nein e" jede Sini Z. Schini het-mu
miessu" g'hörsame", sust het 's Strit geg'e". W Sagen.
Es anders Mal het -er Schinera befolu" [usw.]. ebd.
,Et cetera so gie[ng] daz lied, bis daz yeder seinen
[1. seine] hiet, die da warent an dem tanz.' Ring
(vgl. AfV. VI 196). — y) n. Eigentum, Vermögen
im Allg. Ap; Gr; GT. Vo" (auch oss Ap) Simm fva"
Schi"'m Gr) chönnt-er nüd (nöd, nid) lebe". Oss
Simm chönnt-er nüd eso e" Hüs chaufe" Ap. ,[N.
habe] geredt, der Ustri stell im uf das sin.' XIV. /XV.,
Z. .Ietwäder teil meint, der ander weit im zuo dem
sinen griffen (langen).' 1454, NSenn 1879. ,Wie kun-
dent ir lüt sin, daz ir einem das sin abessent und
-trunkent und sy [Gen.] denn lougnent!' 1455, Z RB.
, Welcher einem vich oder anders ze koufen gibt und
kumpt dem sinen wider nach [infolge Zahlungsunfähig-
keit des Käufers].' 1512/3, AaBi-. StR. .Damit der heid
wurde umb syns bracht.' UEckst. 1525. ,[N. wird]
vergönnt widerumb uff das sinen ze griffen.' 1559, B
RM. ,Das seyn, sein eigen guot, sumu.- Fris.; Mal.
,So inn der kouff nit wol fröuwe, solte er im das syn
stan lassen.' 1572, ZAnd. RAA. Der fueteret Si"s
(a'se) grüen, lebt von der Hand in den Mund AaF.
Er hed Si"s a" liggeHe" Güetere", liegt gern auf der
Bärenhaut, ebd. Er het Si"s im Trochne" Ap. Er
soll zo Simm luege", für sich sorgen, ebd. Si"s für
si"s ha" 1) behaupten, schützen Gl. — 2) eigene
Haushaltung führen GT., sieh in keine fremden An-
gelegenheiten mischen, zurückgezogen leben GNessl.;
vgl. auch Bd I 956. ,Das sin widerumb für das sin
nemen', ein verkauftes Objekt (zB. bei Zahlungsun-
fähigkeit des Käufers) zurücknehmen, um 1540, Z
(mehrfach). Vom Grundeigentum, sein Haus, Land
Ap; BG.; GT. ,Si"s, sein Haus, seine Wohnung. Bist
i" Simm g'se", warst du bei ihm zu Hause?' Ap
(TTobler). Er het g'nueg a" Si'"'m, er hat an seinem
Heimwesen genug zu arbeiten BG. ,In und umb und
uff dem sin sig herzog Lüpolt erschlagen.' Halbsdt.
,Wär den andern in dem sinen frävenlich anlouft oder
uss dem sinen vordert, in Schlacht' 1512/3, AABr.
StR. 129; vgl. Aar. StR. 302. ,Wo dann einer uss der
gmeind zuo Attlikon in den obgemelten wissen in das
sin fart zuo weid.' 1521, Z Rq. 1910. ,[Die Zürcher
wollten den flüchtigen Abt von Rüti] nunimen darin
[ins Kloster] lan; dan er da ussen hat müessen ster-
ben, das er nummen hat mögen in das sin kan.' XVI.,
ZUst, Nenj. 1809. , Hinwiederum so bat die Scheuer
vier Tor, und wo da einer inherfahrt zu dem nächsten
zu seinem Walmen und ihm ein anderer hernach
kam, der ouch gern zu seim war ...' AAWett. Prozess
1769. S. noch Pflueg (Bd V 1244); be-suechen (Sp. 229).
Übertr. Jede'' u-eisst Si"s, Jeder weiss, wo ihn der
Schuh drückt ZHinw. Ann Jede" u-ässt Si"s ond al'i
Buebe" wissi"d Mi"s! hed se'b Mätli g'seid ApK. (obsc).
,Wenn er das sin geton, diewyl er gemögen hat.'
Güalth. 1584. — 2. durch Erstarrung bestimmter Ver-
bindungen (scheinbar) auf andre Personen und Nu-
meri bezogen, a) auf die 3. Pers. Sg. f. und 3. Pers.
PI. ,Sin ort, zit' uä. ,Wann die Leuwen an seinem
gehörigen Ort aufgestellt sein werden.' 1699, Z. .Wei-
len wan man zu vil auf ein Mal tun, keins recht
getan wird, also solle im Lehmen auch ein jedweder
Gatung sein besondre Zeit haben.' 1737, MRohner 1867
(Schulordn.). Blosse Konstruktionsmischung (auf der
gleichen Seite wechseln Sg. und PL) liegt wohl vor
an der Stelle: .Welche us Undankbarkeit gägen sinem
vaterland sich in frömden orten wurden niderlassen.'
F Schulordn. 1577, 155. — b) auf die 1. Pers. Da'
han-ich sinner [auch minner] Lebtig noch nie g'seh"
GT.; vgl.: Das ist siner Lebtig eso g'si" Ap; Z. Ph
bi" schu" sini 15 Jör nie mer dehem g'si" Ap. Ich bi"
sini si'chzeche" Jär nümmer dert g'si" L (Dan.). Ich
han all Tag sini 10 Pfund Beri funne" GT. Ph ver-
chauff'e" alli drei Monet sini (auch mini) S Zentner
Hung Z (Spillm.). Mer hend schö" sini ztcö Stond
mös'e" warte" Ap. Die Beteurung si" Sei braucht auch
der Sprechende; s. darüber schon Sp. 703 (an zwei
Stellen), 's ganz L,and, si" Sei, das hed es G'schär.
Ineichen 1859. — c) auf die 3. Pers. Sg. und PI. f. in
der Erstarrung zu einem blossen Exponenten des
Possessivverhältnisses. Ira sin Vatter, irasini Mueter,
ira sini Chind, ina si" Mueter, ihr Vater, ihre Mutter
usw. GTa. Vgl. unter 1 a. — d) auf alle Geschlechter
1011
.San, .sei), sin, su
und beide Numeri in partitiver Funktion. Sini die
vierzg Schlitte", ihrer 40 Schlitten, oü. (FStaub).
Hie Flexion entspricht der von nun (Bd IV 814/5).
Dazu hier einige Nachträge, bei denen der Wechsel zw. «
und « im Anlaut sowie die Kürzung des Stammvocals, die
in der Enklise bis zu i3 führen kann (vgl. die Beispiele auf
Sp. 1015), im Allg. nicht berücksichtigt sind: in attri-
butiver Stellung Sg. Nom.-Acc. m. «tf») B (in ü. mir «*»);
Gl ■; l'AL; W, auch si„tr PA1.; W, n. xa Ap (nicht nur vor
Adj., neben ap); Gr (tw. -n«); PAL; W, M" Grl/hur.He., vPr.;
Th, «f AaLeer. (neben sis), f. si", aini Ap; B (in G. nur «»'■);
Gr (It Tsch. mit nur ohne Subst.); PAL; W (in Kar. iin,
Htm), Ben. um. si« Ap; B; Gr (tw. -n»), sias PAL, f. »wer Aa;
Ap (sinner); Gr; «Rh. (ainner); PAL, tlr, Ar AaLeer.; B; Gr ;
S; W, Dat. mn. «nein PAL, sei» B; Gr, PI. N.-Acc. ein PA1.
(im m. auch ai, im f. auch jinu, im n. anch »in»), »im Ap;
B (auch siner, in G. ti'nner); Gr (auch«»); Th; WG., Gen.
mner B (1t Id. B Hr); Gr (auch sine"); PAL, Dat. Mne" Ap;
B; Gr (tw. -en); Th, «int PAL, ohne Subst. Sg. Acc. ni. «n
Bs, Dat. f. »innere" Ap, aire" B ; Gr (neben ainert") ; S. Aus
der ä. Spr. mögen erwähnt sein: Nom.-Acc. Sg. n. ,sis (huon).'
1342/80, LGrepp.; ,sines (huss).' Rnefl539; ,sius (tach).'
1541/3, Z Ehegericht; ,syus (Leben).' 1607, Aid.; ,sis (Holz).'
1622, Schw Rq.; .seines himmlisch Hus.' JCWeisseub. 1678;
,sin (mul).' 1536, Th, Gen. Sg. mu. ,sis (vatter).' 1313, L;
,sis (amptz).' 1449, B StRechu., Dat. Sg. um. ,sime (ende).'
1314/21, Stat. der Lazariten; ,seim (bochen).' Salat; ,sim
(todt).' ThPlatter; Weitres bei Gr. WB. X 1, 346, Dat. Sg. f.
,sir (hand).' XIV., ThErm. Offu. — Zur Verbindung mit dem
Artikel vgl. Gr. WB. X 1, 347/8, zu s. nach Dat. od. Gen.
des Besitzers ebd. 361/2, zu 2 ebd. 351/2. Erst nachträglich
wurde auf das Possessiv bezogen aim selb (Sp. 823. 834).
s i n e n : = sinigen (Sp. 1018). ,Waz der [Fremde,
der einem Bürger Bürge ist] in der stat het, dez mag
der burger mit des schultheissen urlobe sich ges.' F
Handf.; frz. .saisir.' — Auch mhd. Vgl. w« (Bd IV 315).
sinerig GftSeew. (nur sinerge(n) oder sinregefti),
subst. Gen. PL), sinerig (flect. -eger) Ap f-nn-J; GRh.,T.,
sinrig Gl: seinig. Als flect. Adj. und subst. Ap; Gl;
GT. En s-er Bueb, einer seiner Knaben, ein Knabe
von ihm. Die Chnöpf vorne" sinnerege" Pärli Hose"
Ap. E" S-gi, e" S-gs, zB. von Kühen, Ziegen, Kälbern
Ap; Gl; GT. Sinergefn) oder sinregefti) als voran-
gestellter Gen. PL GüSeew. E da"-si [seine Beglei-
terin] 's nu" z' g'sehe" diu" ist, hät-er schu" e" Stuck
vo" sinergemene" [umgestellt aus dem daneben auch
vorkommenden vo" sinergen-eme"] Hemptermel (von
einem seiner Hemdärmel) mit dem Tätzli abg'schrenzt
g'ha", um-ere" d' Schrunde" und d' Flärre" verbinde"
' chönne". Scbwzd. (GRSeew.).
Vom (partit.) Gen. PI. ainer ausgehend wie dirig von
der(en); vgl. auch (der)eelberig : derselben (Sp. 835/6) oder
nach ünseriy, eiterig. Die Ansdrucksweise von GrSeew. (nur
hier im Pr.) erscheint iu gleicher Weise in den übrigen
Personen und Genera, zB. vo" ierige(n)-erc" Schoss; vgl. noch
die Anm. zu ein (Bd I 274).
slnig, in Ap; GRh., T. sinig (flect. -eger) : = dem
Vor. Als Adj. Ap; GT. E" sinegi Chatz. Ohne Subst.
's isch bim Äch [Bd I 73 o.] e" Sinegi g'si", von einer
Kuh, die in einen Garten eingebrochen ist GT. I'1'
ha" all noch di gliche" Hose" ond di sinegc" send scho"
lang fertin [zugrunde gerichtet] Ap. Als Subst. 1) Sg.
n. wie sin II 1 b •(. 's g'hört Iederem 's S. und iederer
HaW'e" en Stil ZKn. Er denkt das S. Z. Es weisst
drum en ledere' das S. ebd. Due het-er das Schinige
unner si üs'teilt, Übers, von Luc. 15, 12. Dial. (WG.).
S. noch Silber (Sp. 74). Im März wurde gewöhnlich
ausgekündet, dass man sie [die Schweine] bei 5 Pfd
Buss auf dem Seinigen habe. XVI./XYIL, AKüchler
1895. .[Unter bestimmten Bedingungen soll N.] selbige
Weid ab dem Seinigen ze besuchen auch Gewalt haben.'
1020, Z ßq. 1910. — 2) PL die S-e", die nächsten An-
gehörigen AALeer.; ZO. (s. Bd II 1658 u.; auch scherzh.
auf die Viehhabe bezogen). ,Wie die Seinigen ein-
anderen die Kinder zuo ziehen schuldig.' 1685, Schw
LB. S.nochrecftt(BdVI211). — Vgl. Gr. WB. XI, 368/9.
sinige", Ptc. -et, in S -t: Etw. als sein Eigentum
ansprechen, sich aneignen (mit oder ohne Recht) B; S
(BWyss); UwE. ,Den Erdkreis eroberen und seinigen.'
ADennl. 1810. ,[Man sah den reichen Geizhals] wenn
er Pflug hielt, alle Marksteine krumm- oder umfahren
und Furche um Furche seinigen.' Gotth. Der Viggeli
het-mer d' Fxieteri g'lö" und 's Zug g'siniget. BWyss
1863. , Kläger hat das Grundstück mit Unrecht ge-
seinigt.' 1875, Z Prozessakten. ,Wie man ein Grund-
stück siniget.' Bärnd. 1911 (BG.). ■ .Obglychwol der
Gleubiger dem Schuldner gestündet und also die ge-
schetzten Pfender nit syniget noch abführt.' B Wu-
chermand. 1613. 1628. ,Innert den nächsten 3 Tagen,
wann das Pfand ausgetriben oder geseiniget worden
ist.' 1669, BSa. — Vgl. irigen (Bd I 408), minigen (Bd IV
305), dinigen.
b'-: = dem Vor. AALeer.; B; S. Auch mit Bez.
auf die 2. Pers.: Gel', me" tveiss-es nuvime" z' guet, wie
[du] dini Achren ung' recht b'sinigt hesch! Schild (S).
si" 111, in TnHw., Mü. si, in UwBeck., E. sei, in
Ap (ausser K.) se, in BHa.; GrD., He., L., Pr., Seh. (sein) ;
PAL; TB. (sinn); WVt. sin (tw. neben si), in PIss.;
WVt. si mit Nasalierung, nach chönnen, mögen uä.
tw. g'si" (in Bs auch erg'si"), auch ,wesen.' ä. Spr.,
Gernnd. z'siginn TB. — Pr«s. Ind.: Sg. bi(nj bis(t)
\s(t) bzw. -e>-, 1. Sg. bi (nasaliert) FJ., öe2 (nasaliert)
SchScW. (noch bei alten Leuten), 6c2 SchKL, UHa.;
ZMarth., bi2 (betont, zB. in absoluter Stellung) BsL.;
BE., G., Herz., M.; ZNWen., bön böst est V lt Thalmann,
PL 1) si(n) (in PPo. auch mit -V-, in WVt. auch mit
Nasalierung) sid (in PPo.; W auch -*) sind (in PPo.
auch sinn) GrD. (3. auch sin); P; W, in TB. siww
sit sinn, in GrAt., Seh., V. sind sid (-1) sind — 2) st
(in Btw., unbetont wohl durchweg, st', in BHa. sin)
Sit (in Bs; Btw. si't, in BHa. sid) si AaFi-L; BsL.;
B; F; LE.; S, .westschweiz.' — 8) sind für alle 3 Per-
sonen AaF., Bb., Leer.; Ap (send bzw. sed, sönd, södj;
GRÜhur.vPr., Seh.; L; G; Sch (im Hegau sesnd, wie
he'nd); ScHwMa.; Th; Ndw; UwE.; U; Zg; Z, ,ost-
schweiz.', in BsStdt neben sind auch sinn — 4) sei
seit sei LReid. (jünger sind) — Prss. Conj.: 1) a) Sg.
1. 3. si BO. lt Zyro (auch sij); GRAr., Churw., D. (neben
sij-i°h), Pr., Rh., Sch. (diphthongiert), V.; LE. (Dial.);
S (Dial.); W (allg.), 2. sist GrAi\, lt Dial. in LE.; S;
W, sis WVt., siist GrD., siest GrV., PL 1. 3. si(n),
2. sit, lt Dial. in LE.; S; W, si" sid si", auch sie'
sie'd sie1 WVt., sie" sied siend GRAr. (1. siend), D.
(auch -j-), Nuf. (1. 3. sien), Pr., V. (2. siet), siji sijed siji
PAL (als Imp.), 3. sie" BR. - b) Sg. 1. 3. sig AaFiu.;
BsL.,Stdt; B(soSigr.,ltZyro); Gl; OrNuL; LE., G.;
Schw; S; Ndw; W; Zu, sigi BHa., NSi. und lt Zyro;
Fit Thalmann; GRChur (Dial). Nuf.; PPo.; TB.; W
Rar., sig(i) ltDial. beinahe allg. gebräuchlich, 2. sigisfl),
in B lt Zyro auch sigs, PL sige" (sigi") usw., sig si-
gesch, sige" siged UUrs., sig usw. (mit durchgehender
Kürzung) Aa lt H. (.urbanisierend' neben seig); ApH.
1010
Sau,
i, sun
1020
(2. Sg. sigest); B tw. (so E., G., Herz., Sa., auch sigi, so
G., M., oSi., Stdt); SchwNuoI., Tugg.; ZaUÄg.; ZÖr-
liugen (neben 1. 3. Sg. sei), ohn e Quantitätsangabe ,sige
sigest, PI. sigi, -ed' PAL — 2) a) se'i (bzw. se2i) se'üs(t)
usw. AaB.; Ap; BsStdt; GRÜhur; L; G (so Rh., Stdt,
T.); Sca; Th (2. Sg. in Sulg. seist); Z — b) seig seigist
(in AaF.; L tw. -est) usw. AaB., F., Leer.; BsStdt; L
tw. (so E., G.); Sch; ScewPfäff.; ZoBaar; Z (auch seigi
usw., doch in Marth., Richtersw. 1. 3. Sg. stets sei) —
Prst. Ind. (bei der altem Generation des XIX. noch
gebräuchlich, jetzt veraltend; vgl. noch Sp. 1035 u.):
Sg. 1. 3. was BG. (auch was), Sa., lt Dial. ,0. bes. Si.',
war F (veraltet), 2. wast BG., PI. 1. 3. wasen BSa.,
ltDial. ,0. bes. Si.' — Priet. Conj.: 1) war bzw. -e-
usw. wäris(t) (in GSaL. -est, in UAnd. -esch, in ß lt
Zyro auch wärsch) usw. Aa; Ap; Bs; BE., G. (1. 3. Sg.
war), Gt,, Herz, (prokl. war), M., Sa., Stdt; Gl; GrAt.,
D.,vPi\, Sch.; L; PMac.Ri.; G; Sca; Schw; Th; Uw;
U; WVt.; Zg; Z, iväri usw. BG. lt Zyro (neben war),
Sa.; FU.; GßvPr.; PAL (2. Sg. -est, PI. wäiri, -ed, -i),
Gr.; ZO. (selten) - 2) a) Sg. 1. 3. wä bzw. -e BE.,
O. (so G. (we'J, Hk., Ha., Si., vor Voc. wein E., Ha.);
GRD.,hPr., V.; PPo.; W (so Lö., VI), 2. iväs(t) BO.;
GrV.; W, weiist W Birch., weist GRhPr., PI. wä(n)
wät BO. (Dial.), wand wäl GrV., weend weed GRhPr.,
we*je' weH WVt., wei TB. (für 1.3. Sg. und PI.); W
(Dial.; für 1. 3. Sg.; neben „we") — b) weHti we2ttis(t)
usw. WVt. (bes. im Sg.), wetti usw. TB., ice'üi 1. 3. Sg.
PPo. - Imp.: Sg. 1) bis Aa; Ap; BsStdt; B; Gl; GrAi.:
L; G; Sch; Th; Uw (in Beck. 6t»«); WVt; Zg ; Z —
2) bisch BsL., Stdt; BS., oSi. und lt Zyro; S; UUrs.
— 3) si GrD., Nuf., Pr., V.; PAL; WVt. (selten), sig
BsStdt, sig F lt Thalmann, sei SchScIiI. (APletscher),
slst PPo.; TB. PI. im Allg. = Ind.; sid auch GRNuf.,
hPr.,Sch., slt auch GrL., Nuf. ; tw. werden aber deut-
liche Conj .-Formen gebraucht, so in ApI. {siget lt
Dekl.); BsStdt (sige") ; PA1. (sijed); GStdt; TB. (slgit)
— Ptc: g'si" (bzw. -ei, -e), g'sin BO.; GRtw.; PPo.;
W, g'sin GrAi-., D., Nuf., Pr., Ths; TB., g'si BSa.;
ThHw., Mü.; UUrs., g'si1 BHerz., Stdt, g'sit PGr.
(VSella), auch .gewesen, -wes(s)t., ä. Spr., in der MA.
scherzh. g'wes-t (s. Sp. 1038): wesentlich wie nhd.
sein. Über das Verhältniss zu w'esen vgl. noch dort
und die Anm. Tautolog. ,wesen und sin': ,Daz vor-
genant kemengelt ... der mitlest zins wesen und sin
sol.' 1374, AaB. Urk. Sin als ,inf. absolutus' lediglich
verstärkend neben einer andern Form des Vbs GrD.,Pi\,
Ziz.; vgl. die Anm. (Sp. 1040). Sin bin-ich, ,ich bin, in
Wahrheit bin ich, wenn man es genau nimmt, bin ich,
GrD. (B.). Sin ist-er en Häxe"narr. ebd. Sin sij-ich
propi im Recht, .betreffs Recht sei ich vollkommen
im Recht.' ebd. Sin sin cham-ma", ,man kann sein.'
ebd. Sin ist Das doch e" wunderlich Hübschi! GRpr.
Sin bist doch süber Nüd! zu einem schwächlichen,
trägen, ungeschickten Menschen, ebd. Erstarrt auch
vor andern Vben; hieher auch sin unter selb 5 (Sp.
5/6). Du alter HexCwuest, sim muess-me"-sich Nüd
a's schämme", wenn-d' eswa en Tritt fürher geist!
GFient 1898 (GRPr.). Im Perf. ist neben der Form
sin bin-ich g'sin auch Verdoppelung des Ptc.'s mög-
lich : g'sin g'sin ist-ma", .gewesen ist man' GrD. Um-
schreibung mit tue- zur Hervorhebung. Aber sies si"
tuet 's dou [im Himmel] wol herrlich. Prophet 1855 (GSa.).
A. als Voll v erb (vgl. dagegen den seeundären selb-
ständigen Gebrauch (Sp. 1031. 33. 30/7). 1. existieren.
Nur in bestimmten Verwendungen, a) in abs. S.
oder diesem noch sehr nahestehend, a) von Personen
oder pers. Gedachtem. Im absolutesten S. von Gott.
Ig hoffe" doch, dass Niggis Joggi einist e" fwrige* 31a""
werdi, wenn e" gerechte Gott im Himmel isch. Gotth.
.Moses als er nach dem namen Gottes forschet, ward
im ein antwurt vom himmel: Ich bin der bin. Wyter
sprach Gott: Also sag dem volk Israel: Der wäsend
sendet mich zuorück.' LJud 1530. Von Menschen,
leben. Iez bin-ich e"mäl noch! alter Vater zum be-
fehlenden Sohne GRAr. Namentlich negiert. I'h söu
nid s., wenn...; s. Sp. 776. Bis dar bin-ich e"mäl
nümme'' GR.Ar. Wenn-ich denn e"mal (oder einisch)
nüm(m)er bin... Ap; B; Z. wohl allg. In ä. Spr.
.ensin, nit sin' geradezu für gestorben sein. .Die
wile er lebt und darnach so er in ist...' 1305, Z.
.Das selbe guot [soll] Valien an den vorgenanden hm-
Arndt ald sine rechten libe erben, ob er in wer.' ebd.;
so häufig XIV./XV. ,Wenue si beide en sind.' 1328,
UwE. ,Sinen erben, so er enist.' 1359, B. ,Ich oder
min erben, so ich nit wer.' 1404, AaB. Urk. ,Wo die
rechten vater und muoter enwärind.' Zwingli. ,Wen
Zwinglin nit mer weri.' ThPlatter 1572. Leben in
weiterm S., mit Zeit- oder Ortsbestimmung, 's ist e"mäl
(einist) Eine g'si" oä., Einleitung einer Erzählung,
allg. — ß) von Sachen. Das ist dev best Brunne", wa
üf und ab ist PPo. Was nüd ist, Das cha"" nach
werde" Z; gew. jedoch i. S.v. 4. — b) eingeschränkt
oder abgeschwächt, a) es aushalten (können). Bes.
wirtschaftlich existieren, bestehen (können); ,vivere,
sustentari.' Id. B. G's. (Ap; B; L; G; Z), s. (L; S; Z)
chönne" (in Ap möge", in G; Z möge" neben chönne").
Er cha"" (mag) (so ordlich, guet) (g'Js., bringt sich
durch, hat zu leben. „Der Peter kann sein, kann
sich erhalten, zB. durch Arbeit, durch Beistand an-
derer usw. L; Z." Er mag damit g'se" Ap (TTobler).
Höusch eimmel, dass-d' cha""st g'sin! BR. Biner set-
tigen schönnen Sach chönnt en Andre'' o"ch g'si". ebd.
Sie sind damit zufrieden, dass si g's. cheu BE. (Bämd.).
Das si" öppen auch noch Zite" g'si", wo Die im Bern-
biet ene" hei" chönne" s. Schild (S). S. noch ge- (Bd
II 48). ,N. könne wohl sein, er habe ihn, seitdem er
über ihn Vogt gewesen, über 200 11. beschissen und be-
trogen.' 1836, ZRechtspll. Oft negiert, Bi-n-eme" settige"
Löndli cha"" -me" nid g's. B; Z. So cha""-me" nümmer
g's. G (Zahner), üf Öppis s., von Etw. leben; s.
Rappen (Bd VI 1178); Sach (Sp. 115). ,Denne Louppen,
als man mit ime rechnote und dar nach in sinem ko-
sten sin solte, richte man im abe, was man im schuldig
was, das geburt 8 1b 8 ß.' 1383, B Stadtrechn. 1896,
294. Vgl. bi-n-em selber s. (Bd IV 901 u.). Es ist
z' s., gew. mit Ortsbestimmung und in allgemeinerem
S., auszuhalten. Es ist auch (emel äuch) wider z' s.,
von der Abnahme einer Teurung, der Hitze, Kälte Z.
's isch nimm umm in z' s. g'si" Bs (Seiler). Da ist
schon eppa noch z' sin! BGr. (Bärnd.). Da cha""-sich
schon eppa noch z' sin! ebd. Da cha""-men eimmel g'sin
BHa. Nei", do isch nit länger z' s.! Übersetzung von
Luc. 15, 18. Dial. (S). ,Es wäre schön hier und im
Winter bsonderbar warm; da Hesse sich sein.' Gotth.
S. noch üs-bringen (Bd V 721). Auch sonst im all-
gemeinem S. Ich cha"" so nid g's., i°h lige" nid guet,
im Bett B (Zyro). Wem-mu" s'elbziceit in dem Bett
sol lige", su cham-mu" fast nüd g'sin BR. Das sie"
Liit, bin denen fast Niemme" g'si" chan. ebd. Sich
[(121
San, sen, sin,
L022
aufrecht halten (können) Bs; B. 's [ein Mädchen] het
halt uf sine" Beine" schier nimmer mögen erg's., tote 's
müed g'sl" isch vom Wachen und Schaffe". Breitenst. ;
vgl. Bd I 403. II 48. D's Mareili isch chranks g'si"
und isch gang noch ung' rechts ... es man noch jetz fasch
nid g'si". BGrieb 1911. Uf-em selber s. eig. und
uneig.; s. uf (Bd I 116); selb (Sp. 823 u.). — ß) lä" s.
1) Jmd in Buhe, ungeschoren lassen Ap; B; Gr;
GT.; Th; Z und weiterhin. La"-mi*h (la") s.l Lot
enangere" s. oder ich säg-es ''em Vatter! Gotth. Eine",
Eini s. lä", auf seine Mitwirkung verzichten, aus Ver-
achtung B (Zyro). .Gergis, lass Bayard sinn!' Hai-
monsk. 1531. — 2) Etw. (am Orte) liegen oder unter-
wegen lassen. aaOO. ,S. lä", missum facere, relinquere,
cessare.' Id. B. Söllist 's la" s. lä" GRNuf. ,0, löt Bas
(nume") s. ! Ablehnung einer Dankbezeugung B; Z.
S. noch Gigen (Bd II 149). ,Darurab schwyg still und
lass es syn !' behellige uns nicht weiter mit dem Bettler.
Laz. 1529. ,Lass syn', gieb dir keine Mühe, die Be-
lohnung auszuschlagen. JMdrer 1567. , Jesus muss
zur Braut haben keine Hur, sondern eine reine Jung-
frau. Eintweders ganz mein, heisst es da, oder lass
es gar sein.' JJUlr. 1718. — y) es gibt; vgl. 3. Da
si" 's, la il y en a SG. ; vgl. es (Bd I 512 u.). Wil 's dort
zicö Chdsereie" si". Hofst. 1865 (S). Der Her'enöpfel,
welcher sich so lange aufbewahren lässt, bis umhi"
anner si". Bärnd. 1911 (BG.). ,Als nun ain houpt
gaistlich, das solt sin ain babst, wesen sol, do warent
wol zwen und villicht dri.' XV., Z Chr. , Unser kind,
ira sy vil oder wenig.' 1428, Gl Urk. ,So [doch] was
deren ze vil.' Ansh. ,Was mag doch früntlichers und
sanfters seyn, quid ad hanc mansuetudinem addi po-
test?' Fris.; Mal. ,Die nüwen eindlifer sönd ... bricli-
ten, wie vil landskind iezt sigen.' 1571, Nnw Beitr.
1884. Mit part. Gen. als Subj. Da si'"-ren (od. sint-
ere"), zB. als Antwort auf die Frage, ob noch Kar-
toffeln udgl. vorhanden seien B. ,Wir haben ouch
die gnaud, das die lehen, die wir von unser herschaft
von Üsterrich habent, die süllent unser tochtern erben
als unser sün, ob da nit sünen ist.' 1384, AaB. StR.
's ist (halt) an allen Orten Öppis AaF. ; Ap; B j GT.; Th;
Z, es mues' halt alliwil Öppis s. GT.; Z, reines Glück
gibt es nicht, oft mit den Fortsetzungen und nienen
Alls ZF., nu" i" mV'm (eusem) An];e"hafe" ist Nüd (-t)
AaF.; Z. De'' Sc'b hat g' seit, ir müend z'fride" s., im
Himel wird auc1> nüd Alles s. ZU. Vgl. schon Bd I 596.
— 2. a) bleiben (von Personen), gew. mit Orts- oder
Zeitbest.; vgl. Sp. 1025/9. In Gotts Name" si'd! Ah-
schiedsgruss GrPi\; vgl.: A.: Gang (et) in Gotts Nam-
me"! B. : In Gotts Namme" Sit (blib, blibetj da! GrL. Das
tue Gott, e" Gottsnamme" sind da! b'hüet-i Gott! Schwzd.
(GrPi\). Mit Dat.: Es wo't-em ken Chnecht s , ,es will
kein Knecht bei ihm bleiben' Z (Spillm.). S. welle",
bleiben, (gemütlich) verweilen wollen. , Hatten die
[Weiber] mal die Beine unter einem fremden Tische,
so wollten sie sein, wollten öppe lebe", wie's der Bruch
syg,' wenn me° fürt syg.' Gotth. E" chli" (oä.) s.
1) etw. verweilen, ein wenig bleiben B. Mir wei"
noch-n-e" chli" s., mer chöme" noeh früech gnue? i" d'
Stadt ine" B. ,Man fand, es sei nicht zu pressiren,
man komme immer noch heim, man wolle noch ein
wenig sy.' Gotth. Es ist so schön hinecht, mir wei"
no'h chli" s., nänil. bei dem Freudenfeuer. Addrich
1877. ,Wenn es auch heisst [von Seiten der Schul-
kinder]: Chöi-mer nid noch chli" s.? wir marschieren
doch ab.' BGrieb 1911. — 2) (verweilen und) sichs
wohl sein lassen, sich gütlich tun, gemütlich zssitzen
AaBi\, Zof.; B; ZO. Mer wand (iez au'hJ e"chli" s.!
13; ZU. Se blib u"d hock, u"d Sit e"chli"! Frau zu
ihrem Mann und einem Wirt, denen sie ein Brech-
mittel zu schlucken gegeben hat. N. B Kai. 1845. ,Er
[der Wirt] war dicker geworden und nichts ging ihm
über abhocke" un'1 e° clily" sy". Wenn er auch weniger
fort kam, so blieb er dann, wenn er es einmal war,
dest länger aus, und war e" chly", bis es endlich heim
sein musste.' Gotth. Mir wei" ämmel chlei" s.; mir
chöme" nid all Tag so z'säme". Schild 1885. Iez wem-
mer noch chli" s. be eusem Tröpfli Wi"! ALGassm. 1906
(LWi.). Di Alte" hei" g'funde", si welle" jitz grad ei"s
noch chli" s. Si si" fest zueche" g'hocket, hei" d' Gleser
nache"g' füllt und sech b'häbig über de" Tisch ine" g'ha".
BvTavel 1910. — b) es mag g'si" bis..., es kann
dauern, Zeit vergehen. A.: 's wird pressiere"? B.: 0,
's mag g'si", bis ig wider a" so-n-e" Steiger i"g gö".
JReinh. 1903. -— 3. vorhanden sein (von Sachen).
Jetz iss [ist es] an 's Teilen g'gangen . . . G'sin ist
ivacker. GFient 1898 (GrPt.). Mit Ortsbestimmung.
Wo Nüt isch, isch gli'H 'teilt BsL. Wär-ich nit e"
schöns Maidli, wenn-ich ufgeputzt war, hett-ic'' nit e"
schöns Hälsli, wenn 's Chröpjli nit war Z (Spillm.).
Wa Nüt ist g'si", ist afe" Öppis, u"d wa Öppis ist
g'si", ist iez vil, von der Hebung der Ziegenzucht.
Bärnd. 1911 (BG.). Ne" wo ist usw.; s. Bd V 849. Ne", wo
ist, und g'e", wo 's manglet GO. (Baumb. 1903). S. auch
ge-nueg (Bd IV 699 o.); Bauch (Bd VI 95o.). — 4. a) der
Fall sein, stattfinden, geschehen, ein-, zutreffen; von
Sachen. Seltener mit best. Subj. Bucht muess sin und
denn hed 's-es GRValz. Isch-es (das Fest)? Ap; Th; Z.
S. noch da-hinden (Bd II 1411). ,Was lebens ist da?'
1470, Z BB. ,Als dan etlich spenn und zweitracht ge-
wessen ist zwüschen . . .' 1473, AaB. Urk. S. noch sehen
(Sp. 537 u.). Häufig mit unbest. Subj. ('s ist) nüd,
das'-ieh öppe" nüd z'frede" war Ap; ähnlich weiterhin.
Es ist nit, das' nit da u"d den Öpjris felti. Bärnd. 1911
(BG.). S. noch etwa (Bd I 592). So mit Dat. Ist-der
estvas, fehlt dir Etwas, bist du nicht wohl? GrAi\
Was ist-der? ebd. ,Es ist im nüt', es fehlt ihm
Nichts; s. Sp. 904. ,Ist (das), dass ...', tritt der Fall
ein, dass, falls, wenn. ,Were daz, daz du vorgenant
ordenunge ... nicht also follefüeret würde.' 1352, AaB.
Urk. ,Wer daz ieman, wer der wer, der des todes
rechen, gfern oder in dehein wise anden wölt.' 1403,
Z BB. ,Wäre das ich gelt funden bette.' 1452, AaB.
Urk. ,Ist dass der herzog von Burgund dorin willen
git, die ding zuo vereinigen.' 1475, Bs Chr. ,Syge
dass ich üch nachlasse, dass die Schlüssel Petro
syend geben, so sind s darum nit allen päpsten geben.'
Zwingli. ,Seye gleich, das andre leut ...' OWerdm.
1564; ,obschon.' Herborn 1587. Wenn Dä(s) ist! unter
diesen Umständen Ap; B; Th: Z. Das ist nur, dass-
d' 's en anders Mal wüssist! Z; ähnlich Ap; B; Th.
Was ist? was ist los, was gibt's? wohl allg. Gruss-
frage: Wa' isch? Antwort: 's war vil, aber ich chume"
nid derzue AaBt. Was isch Guets? was habt ihr
Gutes zu melden, was führt euch her? B; Th. Es
ist sclm". M'ns ist, geschehen ist geschehen Th; Z.
S. noch bldggen (Bd V 43 u.). ,Das aber um kain
was', was aber durchaus nicht geschah. Vad. .Solche
band die Wuochery getriben wie die Juden. Und
ist Solches von altem bis uff uns har.' RCys. (Hr.).
Ul2::;
San, sen, sin, son, sun
.Habe schier Niemand gwüsst, was sey und werden
soll.' 1639, ScHSt. Wo 's ist, an jedem beliebigen Orte
Ap (wö-ss-ist); B (wo 's ist); G; Th; Z. Cha"St hi"-
gö". wo 's ist, 's int nienen änderst Ap; Z. A.: Wo
söü-ick 's hi"tue"? B.: Leg 's ab, wo 's ist! Th; Z. Ic*
cha*" schlaffe", wo 's ist B. Wenn 's ist, zu jeder be-
liebigen Zeit Ap; B (wenn 's ist); Z. Du cha""sch-es
(zB. eine bestellte Arbeit) abhole", wenn 's ist. So
chönnt-me" 's ha", wenn 's ist, Das ist nichts Beson-
deres. Er cha"" jitz öppe" cho", wenn 's ist, er kann
jeden Augenblick kommen BG. Dasnim-i'hnö'h,chan"-
ich no'* tue", wenn 's ist Tu; Z. Das cha"" st iez denn
mache", wenn 's ist! Mahnung, nicht länger zu säumen.
ebd. Mit Ellipse des Vbs. ,So nun söliche miltrung
allein uss dem grund erfunden, damit unser lieben
Eidgnossen von den 5 orten bewegt mögen werden,
sich uns von den 8 orten glichförmig zemachen; dan
sust, wo das nit, so bestat es bi den artiklen, zuo
Jenf beredt und beschlossen.' Ansh. Bei Hilfsverben.
G's. möge", möglich sein, stattfinden, geschehen können,
erreichbar sein Aa; Ap; B; G; Z. wohl allg. ; anders
unter b. Er het g'slH, er chömi öpp i2"s zue-n-i"s, aber
Das het ömel nie möge" g's. (doch auch s.) BG. Achti, i"s
Bett mach-dich. mag 's nüd g's., so gang am Niini dri" Z.
Mag's g's.? wirds bald? AaF.; Z. Het 's äntli'* möge"
g's.? ebd. So bald 's mag g's. Z. Het 's no<* möge"
g's.? reichte es noch? zu Einem, der Gefahr lief, sich
zu verspäten Bs. ,Ob das in früntschaft nit gesin
möcht.' 1449, AaB. Urk. ,[Es sollen] ira allwegen
ungevarlich, so das mag sin, zwen daby wesen.' 1461,
Z RB. ,Zum furderlichosten das wesen mag.' 1476,
Bs Chr. ,Xieraant in die kuchi gan laussen, es sig
hoffgesind oder ander lüt als verr es gesin niug,
sunder [es soll] an dem anrichtvenster usgericht
werden.' G Küchenordn. 1495. ,[Jedoch soll kein An-
griff geschehen] es möge dann nit anders gsin.' 1529,
Absch. ,Es möcht mit Gottes wort wol sin, das ein
man siner abgstorbnen eefrouwen schwöster zur ee
habe.' 1552, B Turmb. ,Mag es gsyn, so kommend.'
Haberer 1562. S. noch Fall (Bd I 734); ge- (Bd II 48;
Beleg aus Fris.). Im Zshangauch ohne mögen: Wenn's
am Wetter ist (Bd I 253). S. müesse", solle". Was s.
soll, schickt-sich wol GT. (Brägger); Z; s. auch schon
Sp. 777 (auch zum Folg.). Was muess s., muess s., dou
cha""st da"" lang gou mache" SchwE. Es muess s.,
dass 's cha"" gö" L. Lueg, es hat mües'e" s.! Tb ; Z. Ich
hon auch g'meind, es solle s., credeva anch' io che la cosa
dovesse effettuarsi PAL 's het iez halt nöd s. mües'e"
Ap; GT. ,Wie ihm's Gott hat gegeben ein, darumb
es auch wird müssen sein.' Myricaus 1630. Mues'-es
(uürlii<:h oder denn scho" wider) s.? zum Besuch, der
Anstalten zum Aufbruch trifft, auch zum Gast, der
die Zeche verlangt B; G; Th; Z. So, mos'-es scho" se"?
Ar. Lebi"d waul, wenn 's scho" se" muess! AHalder,
Ch.-U. S. noch ge-rad (Bd VI 503; Beleg aus ßuef
1550). So mit Richtungsbestimmungen. Mues'-es scho"
fürt, hei'" s.? Z. Mues"-es gege" Berns.? AaK. Mues' ['s]
derdorchab s.? wollt ihr euern Weg durch das Dorf
hinunter nehmen? AaBt. ,Aus seinen Studien ward
Benz aufgeschrecket, wie es selten einem Professor
zu Teil wird. Wo muss es aus sein, sprach Jemand
hinter ihm. Erschrocken fuhr er zusammen und hinter
ihm stand Gretli.' Gotth. — b) wahr sein, seine
Richtigkeit haben Ap; B; G.; ZO.; .Schweiz.' nach
Schm. a II 202. Woll, 's ist! Ap. Das- er Das g'sVt
hisgi, Das ist nid BG. D' Schnider, Das sind Fade"-
schelme" ... Das war ... Es ist, es ist, es ist! BE.
Sig 's oder sig 's nid (nüd) B; G (Zahner). ,Du redest
das nit enist.' 1463, Z BB. ,N. hörte söliches und ver-
meinte das nit wesen, als ouch das nit enwere.' 1473,
ebd. , Dawider N. redt, dass er uff dem genannten
hoff ein huss buwen sölte, das dem hoff gemess wäre,
das wäre nit; wol so sölte er daruff ein schür buwen.'
1485, Z (Drbar des Studentenarats). Häufiger mit Hilfs-
verben. (Es) cha""s.;s. Bd III 322. Dazu: Chönnt (erst)
7Wh s.l Ap; B; G; Th: Z. Es cha"" nüd s.l G; Th; Z.
Zum Adv. chasi, peut-etre (in BsStdt f kasi) vgl. auch
hast (Bd II 1675). ,Er werd's hase globe", er wird
es vielleicht nicht mehr tun' ApM., Stein. Chase ist-er
dö ond chase ist-er fort! Ap. Es göt cha"" si" liechter.
JBeinh. 1907. (Es) mag s., es kann sich so verhalten
wie du sagst, es ist denkbar Aa; Ap; B; GT.; Th; Z.
Dos mad s., ciö puö essere PA1. Es (Das) wird (schon)
s.. du magst Becht haben, vorsichtige Zustimmung B.
,Das werde sein, sagte Gerichtsäss Hasebohne.' Gotth.
('s) wird (öppe") nid (nüd) s., Ausdruck des Erstau-
nens, unglaublich! Ar: Bs; B; G: Th; Z. — c) hieher
viell. einige Formeln, a) so si 's. Nu so sei 's! Ausruf
der Verwunderung GStdt (nach älterer Angabe). Nu
sesi's-mer! warum nicht gar! GRdiurw. Nusi's-isch
[uns] in G Ottsnarne" ! GrL. Nu, nu! si 's-mer e" Gotts
liebe" Namme"! Schwzd. (GrPt.). — ß) ,ist (sig) nit
minder', wirklich, wahrhaftig; s. schon Bd IV 321;
eig. ,es ist in nicht geringerm Masse der Fall, richtig,
als ich sage.' Dazu noch: .Wenn etwas daran were,
wölt ich gern darinn handien, sye ouch nit minder.'
1465, ZBB. ,Si hettend sölichen anzug und anmuo-
tung wol verstanden und wer nit minder, er befröm-
dete si.' 1510, AaB. StR. ,Wenn man sy wölt melchen,
so gabend sy nünt dan bluot, sig nit minder.' 1548,
L Hcxenproz. — 5. einige Ausdrucksweisen, die in der
ä. Spr. zu 4 gehören, verlangen in der MA. das for-
male es der Inversion, das dann als Subj. empfunden
wird (vgl. B 3 a). Bei Zeitangaben; ist steht erstarrt
auch bei plur. Subj. 1) Es ist zwei, drü usw., es ist
2 Uhr usw. zieml. allg.; s. auch halb (Bd II 1163 o.).
Es sind zwei PA1. Wie spät isch-es? Th; Z, wi' mengs
isch-es? BG., wie mangi sind 's? PAL Es ist (hütt)
Sunntig (hütt isch-es Sunntig). wohl allg. Es was grad
Samstig z' Nacht. JJBomang 1864 (BSa.). O heie, war 's
Maie", so chönnt-ieh go" heue", go" heue" ZSth. Sig 's
oder sig 's nit, näml. schönes Wetter. B Hink. Bot 1901.
Wa 's ist Üstage" g'si" ... Bärnd. 1911 (BG.). S. noch
ab (Bd I 26); Abend (ebd. 35); üf (ebd. 110 u.); etwa
(ebd. 591). ,Und ward dis jar kein hirt nie nass, ein
solcher trockener sommer es was.' 1540, DGemi'. 1904.
,Wen es ungewitter was.' ThPlatter 1572 (Boos). In
es ist ZU ist es alter Gen. (s. Gr. WB. X 1, 259); vgl.
B 2d (Sp. 1030). ,Es were noch nit zyt.' ThPlatter
1572 (Boos). — 2) bei Angabe des verflossenen Zeit-
raums. Es ist (sind) iez drü Jär uä. ,Ist 5 jar, das
er gstorben ist.' 1551, L; neben: ,Item es sy etwan
vierzechen tag.' ebd. 's ist nid m!" g'si", es erfolgte
keine Ablehnung der Bewerbung BG. (Bärnd. 1911).
Dir chönntet a"chlopfe", wo-der we'tet, es war niene"
nei", und es war doch es anders Lebe" mit-eme" lustige"
junge" Froueli. BIscher 1903. ,Da [in einem Wirts-
haus] habent zwen der räteu und dry priester ouch
gessen und von disen dingen geredt, und sol ja und
nit nein sin.' 1462, Z RB. ,Ist es ja, so sye ja.' 1533/8,
1025
San, sen, sin,
Z Ehegericht. Es ist heim-abe" mit-em; s. Bd II 1S22,
Mit Dat. ,s ist mir not'; s. Bd IV 856. Es ist-em
Recht, es geschieht ihm Recht GlK. ; S. Mit Inf. mit
zu; vgl. die Erklärung unter sagen 1 (Sp. 381). Es
isch von Allem z' rede" GiiChur. Es wir noeh Mengs
z' säge", we""-men Alte wüsst, soll ein Schulmeister am
Schlüsse des Examens gesagt haben BG. ,Nun sye
menglichem wol zewissent, das...' 1453, Z RB. ,Nun
ist nüt dann sich redlich zehalten.' Haimonsk. 1531.
,So vil sig im ze wissen.' 1533, Z. ,Wie darvon woll
zuo schriben weri.' ThPlatter 1572 (Boos). ,Es ist
zu erbarmen, wann ...' JJBreit. 1629. S. noch in-
sehen (Sp. 562). — B. als Copula. 1. (A noch näher
stehend; vgl. auch 5b) mit Orts-, Zeit-, Modal-
bestimmung, ausgedrückt a) durch Präp. ; oft auch
in RAA., die sich von der Grundbed. mehr oder we-
niger weit entfernen. Vgl. auch ab-enand usw. unter
den Zssen. ab; s. Bd I 25. 26. 27. 29. ob; s. Bd I 48/9.
über; s. Bd I 56/8. Dazu noch: Mist ist über List
BG. 's isch im Nüt über Schnitz B; es ist im Nüt
über Chrüt, pr» eseteris cibis delectatur herbis. Id. B;
s. auch Brief (Bd V 439); ab-rechnen (Bd VI 122). Si
sind über enandfis, haben sich entzweit AaF. uf; s.
Bd I 116/8. ,Das Verhör ging verzweifelt lang, wurde
unterbrochen durch die Köchin und fortgesetzt, ohne
dass der Herr auf dem Ohr gewesen wäre.' Gotth.
,Die so uf dem wort Gotts sind.' 1531, Absch. um;
s. Bd I 224/5. ,[Dies schreibe ich nicht] dass mir um
dis zytlich leben der lerenden sye.' Zwingli. ,Allein
mir umb mein eheweib ist.' GGotth. 1599. an mit
Dat.; s. Bd I 250/2. 255. An Ei"'m s. (ebd. 252 o.) in
der Bed. ,mit Bitten anliegen' auch Ap; Bs; B (auch
Id. B); GRPr.; S; Th; W. „Chli" und Gross sind
a"-mer g'si". allg." Lang an Ei"'m s. Ap; B; G; W;
Z und weiterhin. ,Biss an ihm, dass er mit dir kumm.'
GGotth. 1619. Wüsse" wora"-men ist. wohl allg. .Da-
mit und er wüsste, woran er were.' 1533/8, Z Ehe-
gericht. ,üamit sy ... wüssind, waran sie seigind.'
1603, Z. ,Wol an einem s.'; s. Bd I 251 u. So mit
,übel': ,Wie oft beschicht, dass man übel an einem
ist und sinen kein gnad haben will, hernach kan man
on in nichts ussrichten.' LLav. 1583. ,Es ist an...'
1) es stellt bei Einem. ,[Es soll] an inen gyn, wie
sy ein straffen.' Ndw LB. — 2) es ist an im usw.,
die Reihe ist an ihm. wohl allg. Vgl.: ,An welchem
nun die [sach] sye anzuohebeii.' SHofmstr 1526. —
3) 's war iez (dann) a" der ZU G; Th; Z. ,Nu
löse uns herre, est an der zit.' Anf. XIII., AaMuh
Ostersp. — 4) es ist a" Dem; s. Bd I 254. Es ist
iez noch nüd a" Dem, soweit ist es, sind wir noch
nicht, mit Bezug auf eine Befürchtung, Zumutung Ap;
Th; Z. ,Es ist an dem, das wir ... zerstören synen
bracht.' HBdll. 1533. ,Es wird nun an dem sein, dass
wir auch den Hauptflecken beschawen.' Gcler 1625.
Auch Sintern. 1759. — 5) ,es ist an der nüt'; s. Bd I
254. an mit Acc: ,Die [Antwort] was an Lucern,
Friburg und Soloturn', war bestimmt für... Ansh.
in; s. Bd I 289/91. Der Prinz gibd-mq Ei"s uf ä"s
Moni, tvie-er-me-n albig in den Ore" g'sin ist. Schwzd.
(GrScIi.). E" Red, in derer g' sin ist... FGStebler 1907
(WLö.). Er chöm der Reste" cho" reiche", icen"-er ne"
brüchi, u"d nid, we"" 's em Sämel im Gring sig. Loosli
1910. Er ist im Chefi. , Dieses Spiel ist im Museum zu
Samen.' Gpd. S. noch Harnisch (Bd II 1611); Chrott II
(Bd III 883); Buech (Bd IV 985). ,Ob yemans sölichen
Schweiz. Idiotikon VII.
sinen tod äferte, ...das der in denen schulden und
fuossstapfen sin und staun sol, do der obgenannt N.
iez inn staut.' 1485, Waldm. ,Umb die ungehorsam!,
darin wir gegen dem gotzhus St Gallen ... gewesen
sind.' 1490, JHäne 1895. und er I; s. Bd I 324. Isch
mu" de" Litte" im Mül, su isch-me"-ne" blötzlich under
de" Füesse" BSi. ,Biss, o Herr, mitten under uns.'
FWvss 1672. S. noch Ruet (Bd VI 1824/5). üs; s. Bd
I 550. Es ist us-mer g'sin, die Aufregung war ver-
gangen GRPr. (Fient). von; s. Bd I 840/1. Mier
si'" ro" Bern, sagt stolz der Berner Burger. Vo"
guete" (rechte") Lüte" (nä'h oder nache") s.; s. Bd
II 536. IV 637. ,So laufen allerdings eine Menge
Kinder von ihren Eltern weg, sobald sie vom Herrn
sind.' Gotth.; vgl. Bd II 1523. .[Der Fehlbare soll]
fünf jar von unser stat wesen.' XIV., Z StB. ,Die
selb frow soll von unsserem landtrecht sin.' 1504/44,
Schw LB. ,Von dem Todtschlag sin', der Anklage
ledig sein. U LB. 1609/1793. vor; s. Bd I 927. Me"
cha"" nüd vor Allem s., kann nicht Alles verhüten B.
,Doch möchte ich nicht vor seinem Glück sein.' Gotth.
,Ich erkenn, das du vor dinem Unglück nüt sin kanst.'
Morgant 1530. ,Ein yeder Diener seiner Küchen soll
billich vor Schaden sein.' Pred. 1601. Mit Dat. ,Ross-
mnnda, die was im wol darvor, daz im nütz gebrast.'
Morgant 1530. ,Ein Landvogt [kann] den Untertanen
vor vielen Kosten sein.' JCEscuer 1723. für; s. Bd
1954/6. ,Do sprach N. : Wenn dich aber eine reizte,
lüede und lonete, woltest nit gan, so werist doch nit
für ein man.' 1530/3, Z Ehegericht. S. noch Prinz
(Bd V 767); se76 (Sp. 821 u.). gege"; s. Bd II 140/1.
Er ist gege"-mieh, will mir nicht wohl Z. hinde"; s.
Bd II 1413/4. mit; s. Bd IV 558/9. ,S. mit Öppis,
comparatum esse; s. mit Ei"em, valere.' Id. B. ,Mit
ruwe sin', bereuen, Busse tun. E. XII. , Wack. 1876.
,N., mit hus wessende ze W.' 1304, B. ,Da in dem ward,
da hielt sich Wallastatt uud das Oberland mit dien
von Zürich, das man inen kouf Hess, won si hattend
geschworn mit dien von Zürich eweklich ze sinne.'
Z Chr. XV. ,Mag es vor pflngsten in der minn ge-
richt werden, sy mit heil.' 1436, AaB. Urk. ,Sun zun
knechten: Nun bin ich hie, wil han min teil; gend
ir mirs dann, das ist mit heil.' Rüef 1539. ,So es
(ge)sin mag, ist mit heil.' 1558. 1559, B RM. .Wenn
ein ersamb gesellschaft zesammen kombt und man mit
einander ist.' 1578, L. bi; s. Bd IV 901/2; se7& (Sp.824).
,Do ... sye er [der Sterbende] zum letsten by im gwä-
sen.' 1555, B Turmb. ,Ich was ein einzig Mahl by innen.'
1635, Züst. Neuj. 1867. Mit Angabe der Zeitdauer, blei-
ben; vgl. Sp. 1021. Chumm e"chli- und gang de"" glich,
du cha""st de"" glich e"chli" bi-n-is s. BoAa. (PAnd.).
[Bursche:] Gell, Vreneli, du bist mV? [Mädchen:]
Will noch es Jör bim Müeterli s. Z. wider. .Daneben
wer er im nit wider sin lehen.' 1519, Z Rq. 1910.
zue. Me" seit, dem Tifel sig gar Nievier z' Ma"". Ndw
Kai. 1906. S. noch Pass (Bd IV 1056/7); Bauch (Bd
VI 94); Recht (ebd. 271); Weg. ,Sy sollen inen nit
lassen ze not sin, sunder zuosamen stan.' 1489, Z.
,So nimpt N. grad inen beiden dhend und schluogs
zemen: das sye zun eren.' 1525/7, Z Ehegericht. .Dar-
gegen muss der reich Mann sein zu allem Übel und
Ungefell, das ist zum Teuffei in die Hell.' Z Laz. 1663.
S. noch Liecht (Bd III 1051); Rät (Bd VI 1501 u.).
Her vorzuh eben sind a) präp. Ausdruck mit allg. Subj.
's ist schier Nüt mer an-em, er ist nur Haut und Knochen.
1027
in, sen, sm, son, sun
Jets isch auch nönimer vil a" de" Tage", jetzt sind die
Tage kurz AaF. Es ist (hin(djen und vorne') Nüt
mit-em, er taugt rein Nichts B; Tb; Z. S. noch an (Bd I
251); mit (Bd IV 559). ,Und sol an ir wal nichtz sin',
sie soll ungültig sein. 1488, Waldm. .Iren sye vil zuo-
gseit, da nüdt an sye.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Also
were nüt an der brunst.' 1541/3, ebd. ,Sye hinder im
nüt dann vil reden und liederlich sin.' 1541/3, ebd.
,NN. söllent zun tütschen schuolmeistern, diewyl etwas
clegt an inen ist, luogen und verschaffen, das die
nieitli nit under den knaben giert werdint.' 1565, Z
EM. ,Als Job dermassen von Gott angriffen ward,
das nichts ganzes an im was.' LLav. 1577. ,Die herren
glehrten söllent herr N., den alher gewichnen mäss-
priester von Ermatingeu, examiniren und erkundigen,
wie er im glauben gegründet und was hinder ime syge.'
1592, Z RM. — ß) mit präp. Verbindung zum Ausdruck
des Durativs; vgl. 4 a. Am Heue", Ämde", Moste" s.
nä. allg. Am Suntig fruej, wa [d'J Predighit chön sin,
wasen die [auf den Baum gebannten] G'selleni noch
am Chirschen. JJRomang 1864. S. noch im Abe-ab, ob-
dem Lese", im l'fi-uf, im Tue", im Handel s. (Bd I 30.
49. 120. 288. IV 559). Mit eigentümlicher Umstellung:
Du bist-mi'h am Irre"! = du irrst-mich, du stehst mir
im Wege. Bärnd. 1908 (BGr.) Ghlagens, Bittens halb
s. uä. ; s. Bd II 1166 o. ,Das zetuon für und in iebung
sig.' Ansh. ,Man hat ouch zitlich ryffen roggen, und
zuo angändem Iulio was es in aller ernd.' 1572, HBdll.
D. — Y) an (Bd I 254), bi (Bd IV 904), zue beim
Superl. ,Es wäre zuo dem aller gschicktesten, dass ...'
Vad. (1523, Z Disp.). ,Wann die Recht wider einen
Schuldner ausgeführt, ...so seind zum ersten die pri-
vilegirte Schulden.' Sch Auffallsordn. 1743. S. noch
oberst (Bd I 52). — b) durch ein Adv. (vgl. die Zssen),
auch durch einen Satz, a) örtlich, sich aufhalten,
be-, vorfinden. A.: Wo ist de' Vatter? B.: I" de"
Hosen ine" ZO. A.: Wo ist d' Mueter? B.: Im Bock B.
Wo isch d' Katrine"? In der Hut bis hinner d' O.re",
und wenn-si dort nid isch, so ist-si verlocre" GBuchs.
Wo bist du g'si"? Amenen Ort und imenen Egg, wo du
gar nüd wüsse" settst ZF. Es ist Einer gütig "umme" e"
schlechte'' Ma"", wenn-er nit darf gä", wo-er g'sl"
ist, sagte ein Entlibucher, der zum vierten Mal ins
Zuchthaus kam. Ndw Kai. 1899. Wo ist der Pfarrhof?
uä. Uneig. Wa wät ier, we""-men-ech nit z' Hülf cho"
wär? B (Zyro). Wo bist deheime"t? wo denkst du
hin ! GrNuI'. Da, dinnc", dusse", dobe", dünne" usw. s.;
s. schon etwa (Bd I 591); (wider und) für (ebd. 958.
959); durch-hiir (Bd II 1567); nach (Bd IV 635); niden
(ebd. 669); bi (ebd. 900/1). Wer ist da? allg. Ph ha"
zum Götti welle", und da was-er nit da, nicht zu Hause
BG. Ieh bi" (no'h) nie da, de(r)t g'si", war da, dort
noch nie. wohl allg. Ir sid hie nie g'si"? PAger. Es
hä'-mich in Groubem g'türed, das' du da nid bist g'si",
mi ha grandemente rincresciuto che tu non ci sei stata
PA1. (Giordani). So wör dass-i'k dö bi"! Ap; Bs, s?
g'wüss a's-ie'' da bin! GrScIi. Ich mag nümmer dö s.,
bleiben. Kei" Mansch weder wit noch nach ist um und
a" g'si". CStreipp 1906. Der Choli chun"t, der Choli
chun"t! er het-is entlech funne"! Lang si"-mer neben-
usse" g'si",jitz si"-mer a" der Sunne"! B Volksztg 1907.
,Ane sines herren anspräche in landes [Bd III 1298 o.]
sindem, des aigen er ist' 1297, ZWth.StR.; ,innlandez
sindine.' 1283, Aar. StR.; ,in landes sind.' 1384, AaB.
StR.; ,in landes sinde.' 1483, ZBül. StR.; lat. ,si a suo
domino in patria existente pro nullo servitio fuerit re-
quisitus.' 1264, ZWth.StR. ,Hieby waren die bescheiden
NN.' 1406, AaB. Urk. ,Wan der richter etlichen oder
etliche von der kirchen oder anderswo nechstwesenden
zu radt beruefte.' 1418, WBrig. ,Ein gmeinde [soll]
gemeinlich einandern helfen das Preitmoss infahen
und friden und jeder in der gmeind da sin und am
frid helfen vermachen.' 1525, ZBerg. ,Dem nachrichter,
wie er hie was von des Yselis wegen.' 1559, ADettl.
1905. ,Ein Wald, darinnen seyn viel Hirzen, Bären und
wilde Schwein.' ZLaz. 1663. ,Ob-, under-, vorhanden
s.'; s. BdH 1390/1. A.: Woher bist du? B.: Vo" niene"-
her und amig dö {und doch da) Th; Z. S. noch her (Bd
II 1559). Uneig. (von) oben-ab-hin, -in-hin s.; s. Bd II
1322. 1337. — ß) zeitlich. Hütt (mornj ist Mäntig;
gest(ert) ist M. g'si". allg. Hütt ist hütt ond morn
ist morn ond öbermorn isch Sönlis, beginnt ein Trutz-
vers Ap. S. noch (lang-, nächst-) hin (BdII1317u.).
— f) modal, sich verhalten, geschehen, (von Per-
sonen) sich befinden, beschaffen sein oä. So s. uä.; s.
schon Sp. 16. 31. So isch ('s), so göt 's, und ivenn's
bricht, so löt 's BsL.; GSaL. Es hed e'sö mües'e" s.,
musste so kommen ; vgl. Sp. 1023. We""-d 's ganze Jär
sä wdrisch, so wärst eim o°h lieber. Gottb. ,[Stüdi:]
Komm, wann du willst. So sig 's, sagte Christen.' ebd.
,[Auf den Segenswunsch] sagte Anne Bäbi: He nu"
so de"", su sig 's e'sö!' ebd. ,... wann es nit also an
im selbs ist, als si fürgebend.' 1444, Absch. , Sprech
sy: ja, das sy also.' 1533/8, Z Ehegericht. Dernäch s.,
von entsprechender Beschaffenheit sein Ap; B; Tb; Z,
oft ironisch ; vgl. dar-näch 3 a (Bd IV 639). Dos g'mad
nid änderst s , non puö essere altrimenti PA1. ,Nach
dem hernach das einte oder andere in der Ehe gsin.'
B Chorg. 1667. Wie. Wie ist-er g'si" (mit-derj ? wie hat
er dich aufgenommen, behandelt? wohl allg. Si ist wie-
n-e" Muetter mit-em (oder zue-n-em) g'si". Er ist nüd,
wie-n-er sö't (s.J, von einem mit körperlichen, geistigen,
moralischen Gebrechen Behafteten ;Ap; Tb; Z und wei-
terhin. Wie heisse"-si [die Ankömmlinge] oder wie
si"-si? Breitenst. Wie wäfrj's, wenn...? wohl allg.
Seig 's wie 's (wer) well. ,[Die Gegenpartei liess ant-
worten] sy lassend den anzögten brief sin, wie er sig,
aber...' 1523, L. ,Sy habend sin Verantwortung und
entschuldigung gehört und lassend die syn wie die
syge.' 1529, Abscb. ,Wie wers, wann...'? 1538/40, Z
Ehegericht. ,D lüt spottend unser für und für; wie
wers, wir schwüerint ouch zemmen und werint eins.'
1541/3, ebd. S. noch Ge-bänd (Bd IV 1334); Beb
(Bd VI 41). Anders s.; s. Bd I 311. Guet, schlecht s.,
vom körperlichen Befinden, von der Verpflegung. Er
ist schlecht, befindet sich übel, ist sehr krank ScaSt.
(Sulger). Men ist dert guet, in jenem Gasthofe Z.
Ich bi" bi-n-im guet g'si", ,mir war bei ihm gut' W. Nit
bas', a's-7)ie" hie sig. Gottb. Hätt-me" früecher chönne"
heue", ... auch d' Heuer wäre" bas'. B Volksztg 1886.
Mit pers. Dat. 1) vom körperlichen, geistigen Befinden.
Es ist-mer (nüd) weil, wohl allg. Mer wend-is [uns]
ivol s. lä". wohl allg. ,Ist dir damit wol, so ist mir
damit nit wol.' 1473, Z RB. ,Wie kann und mag euch
bass gesein?' Laz. 1529. ,Du bist nun fürhin min und
ich din, wie mags uns beiden bass gesin?' 1538/40, Z
Ehegericht. .Darauf die Dochter den Geist, die ab-
geschidne Closterfrau, gefragt, wie ihro gesein, da sie
sterben wollen.' RCts. (Br.). .Fürwahr, s ist mir auch
grad wie dir : gross Hunger, Mangel ist bei mir.'
bau, sen, sin,
i, sun
GGotth. 1619. ,Jo, wann mir wäre, wie ihm ist.' ebd.
Mit Ellipse des Adv. Das ist mir hütt ivider! näml.
übel Z. Das sell-mer [vgl. Sp. 779] im ä [auch] g'si"
s.! zB. von einem Ohnmächtigen Z (Spillm.). Hieher
wohl: Es isch-mer, es gefällt mir, ich fühle mich be-
haglich BHa. Da [doch auch Das] isch-mer 's jitz(e")
(nid). Esist-mer, ,mein Wunsch oder Bedürfniss wäre'
Ap; B (vRütte). [Die Mutter wollte nicht einkehren]
si hed all g'säd, es sei-ere" g'ad, wenn-si (ruf) scho"
dehem war! Ap. .Dort [bei einem Gasthof] ward ge-
halten, trotz allem Protestiren der Mutter: sie hätte
nichts nötig, es sei ihr nur, wenn sie daheim wäre.'
Gotth. — 2) es ist-mer, mit Modaladv., Vergleichungs-
oder Aussagesatz, die jedoch oft wegbleiben, wohl allg.
Es hät-mer (doch die', e"mel au'*) welle" s., es wollte
mir doch scheinen Ap; Bs; BM.; Gr; Tu; Z. Es het-
mer doch e'sö welle" s. Ap; B; G. Es ist-mer {g'si") wie
vor; s. Bd I 929 (auch Th). 's ist-mer, i'«* (g')sich 's,
oft ironisch Ap; Tb; Z und weiterhin, 's isch-mer
g'si", ich g' sei) -in cho" Bs; G. 's isch-mer, ich macht
Öppis esse" Bs. ,Mir ist, si [die Frau, die er sucht]
sye nach hie.' 1533/8, Z Ehegericht. ,Wen hör ich
hie zuo diser fr ist? Gwüslich Eubulum, alss mir
ist.' GBinder 1535. ,Mir ist eben, es könn nit gsein.'
Holzw. 1571. La" der s., du sigisch ..., stelle dir vor,
denke dir... B (Zyro). ,Lass dier sin, din herr und
frow sigind din vatter und muotter.' 1553, ThPlatter
Br. ,Lass dir sein, du habest knecht, die [usw.].' LLav.
1587. .Lassen Sie sich sein, Sie sehen...' 1752, L.
Persönlich konstruiert: I'h bi" g'si", ich war der Mei-
nung... Z (Spillm.). Vgl. noch 2 d. Mit unpers. Dat.:
,es ist im (dem) so'; vgl. Bd I 511. Ich will kai"
g'sundi Stung mer ha", wenn 's nit D'emm also isch
Bs (Frei). ,Wie war dem, wenn ich üch mine herren
von Zürich zuo richtern fürschlüege, woltend ir die-
selbigen ouch nit annemen und lassen urteilen?'
Zwingli. ,Nit daz im anders sye, weder wir yetz ...
hören werden.' B Disp. 1528. ,Es ist im, wie ich gredt
hab.' Funk. 1552. Vgl.: ,Der sach syge nit allso.'
1567, Z. So mit Ellipse des Vbs: .Doch wie dem, so
getrüw ich Got, da»...' 1483, Z RB. — 2. mit Gen.
oder Dat. a) mit Gen. P. oder Dat. P. zur Bezeich-
nung des Besitzers, der Angehörigkeit, a) Gen. Er
söll-sich onderschribe", dass-er wöll d's TÖfels se". Fir-
menich (ApL). Das ist jez doch 's TÖfels! Ausdruck
des Unwillens ApI. Häufig in ä. Spr. ,Ob die gass nit
ander lüten als wol werealssin?' 1422, Z RB. ,Den
wend wir lassen s tuiffels sin!' Rdef 1539. S. noch
Pfragen (Bd V 1280 o.); Barn (Bd VI 890 u.); Sah
(Sp. 882). So auch die Gen. ,iro, iren' (sonst Poss.-
Pron.). ,Dass es iro [Fem. Sg.] was.' 1398, Z RB. ,Waz
iren [PI.] ist.' 1529, Absch. ,Ist auch ihren [Fem. Sg.].'
1616, Obw. Vgl.: ro" den Erste" s. (s.von 7 Bd I 842).
— ß) Dat. A.: Wem ist Das? B.: Mi" (bzw. mi"s,
mint), allg.; vgl. sin II (Sp. 1014). 's isch dem Vatter
Der Acher ist noch ü"sem Ättis BG.; der Gen. als Dat.
gefühlt; vgl.: Der Bueb ist Schlesigers Christe"s. ebd.
Wem bist (du)? wird ein Kind nach dem Vater, den
Eltern gefragt Ap; B; Z; trotzige Kinder antworten
etwa: I'h bi" Niemer(t)em Z, dem Vatter Ap. DuwVst
jitz, w'em-de bist BG. ,Ach, wenn ich Einen erhielte,
der mich so von Herzen lieb hätte, dass ich auch so
recht wüsste, ich sei Jemandem, was früge ich allem
nach!' Gotth. Niemerem s., niemer ha", der Ein lieb
hei, das isch e" harti Sach. ebd. Du Tüsigs Mareili,
bist hundertmal mi"! Jo frilich, jo frilieh, wem v:u't-ich
süss s.? Kinderreim Th. .Das soll sinen elichen sünen
sin.' 1428, Gl Drk. — b) mit Gen. S. (in qualitativem
S., in RAA.); dafür auch ,von' (s. von 7 Bd I 812).
Ich bin auch (oder nüd) der Mcniv'g. wohl allg. Vgl.
Sinn I. Der Chrott s.; s. Bd III 879 u. ,Daz pferdt ...
gsicht Bayarden glich, wenn es der farwb were.' Hai-
monsk. 1531. ,[Sie] habind kein brief. sigind aber
guoter hofnung, gricht und recht werde si bi irem
alten harkomen schirmen.' 1533, Z Rq. 1910. .Unreine
reden usstossen und wüeste grobe lieder singen heisst
guoter Sprüchen und guoter dingen syn.' HBull. 1540.
,Ich bin der meinung, sum in opinione; eins andern
sinn und meinung seyn, sententise cuiuspiam accedere.'
Fris.; Mal. ,[Poitiers] sig der grosse wie Paris, doch
nit so wol behuset.' 1562, S. ,Sambt Anderen mehr,
so kleines Namens seindt.' RCys. ,Wess Alters ein
Jedes seige.' 1692, HMorp 1896. .Einem des (eins)
rechten sin'; s. Bd VI 259. — c) mit Gen. (bes. des
Gerundiums) in PAL eigentümlich zur Bezeichnung
von Spielen. ,S. verbcrgi's, giuocar a rimpiattino':
vgl. s. lauffi"s, ver-richi"s (Bd VI 165). ,S. blinder Müs,
giuocar a gatta cieca.' Si" s. (vgl. d), giuocare a chi
e piü forte a lavorare, a correre ecc, gareggiare ; siji"
si"! giuochiamo a chi e piü forte. (Doch daneben
auch: ,S. g'holt-mer woul d's Bupji, far il giuoco dell'
anello.') — d) mit dem neutr. Gen. sin (Sp. 1014);
vgl. zu es ist ZU (Sp. 1024 u.). Si" s., esser pronto,
preparato, welli"-wer gö"? ich bi(n) si", vogliamo
andare, io son pronto; si ist-si" noch nid, ella non
e ancora preparata PA1. Hieher viell. auch: Es
ist- mer -si (ich g'sechs) L; Now (Matthys); vgl.
Sp. 1029 und: Es isch-mer-si neue" nüd drum, ich
habe keine Lust B. Subst. Ischmersi n. in der Ver-
bindung d? liest au'h gar keins I., keinen Verstand L
(Vaterland 1906). Si als Refl. verstanden (vgl. Sp.
1014 o.): ,Ob er wohl meine, er könne den Hof vielleicht
bald erben? Aber er sei sich noch nicht Sinns.' Gotth.
— e) über d's Hergotts s. s. Bd II 522. — 3. mit
subst. oder adj. (in BE., G., O.; Gl; Gr; W noch
flect.) Prädikatsnomen. Hier nur einige Beispiele.
Es Bitzli schöner dürft 's scho" g'si" ZRuss. Sit nät
de"" dervo", teas eues isch. Gotth. Jö, wenn Mist Anke"
war! unmöglich! Bs. G' sVt ist g'si- 1! BG. Chind sind
Chind Th; ZF. (iJ* beschwichtigend, "*" entgegnend).
Buebe" sind Buebe" B. S. noch üs (Bd I 552); hin
(Bd II 1318); Bappen (Bd VI 1176). ,In allen anderen
Sachen sollen die regierende Ort wie hiebevor handien,
erkennen, richten und urteilen und ein Meer ein Meer
seyn und verbleiben.' 1712, Hilty 1891. Sigcn-ich
Chätzer! Beteurung Zg; vgl. Bd III 595. Bei lä"'n.
La" der Köbi Köbi s.! kümmere dich nicht mehr
um ihn! BG. Ich ha" Win Win s. lä", habe ihn
unberührt stehen lassen, ebd. So habe man der
Sache den Lauf gelassen (,ein guot sach lassen s.').
1529, Absch. ,Mit bitt inn guoten bott ze s. lassen.'
1533/8, Z Ehegericht. ,Das lassent sy war syn.' 1562.
Z Rq. 1910. I lo na syn und bliba, wer er gsi ist.
Göldi 1712; vgl. a 8. S. noch guet (Bd II 540 o.); Bed
(Bd VI 528 u.). So mit Ellipse der Copula. .Wenn ich
euch und eure dicken Frauen über sie Meister gelassen
hätte.' HPest. Im Imp. Bis (bzw. si usw.) artig, brav,
still(e')! Bis s* guet! auch = erlaube mal! Th; Z. Bis
doch o"ch g'schid! Ar; B. Bis nid hön! BG. (also hier
unflect.; vgl. dagegen: Sid iez ßni mit enandere"! zu
1031
San, sen, sin, son, sun
1032
Kindern GrAi\). Bisch recht und lueg de" Bosse" guet!
Schild. Bitti, sig so guet! BStell 1888. Du si frö,
wenn-ich still bin! GFient 1898. Sei no [nur] lis und
d' Füess heb still! APletscher 1902. S. noch sehen (Sp.
537). ,Sind frisch und geil!- DSciiill.B (Lied). S. noch
gib (Bd II 67 u.); suber (Sp. 67). Negiert. Bis nüd so
gaulig! sei nicht so sonderbar! Ap. Eisi, bis doch nit
so g'sjmssig! Firmenich (B). Schlaf wol und bis-mer
morn nid z' früe! ebd. (Sca). Bisch numen nit so
bös! Joach. S. noch fürchten (Bd I 994). ,Ei meister,
also gäch nicht sind!' üGotth. 1599. Co nj. scheinbar
mit der Function des Ind. So, Das icär fertig! wohl
allg. Das Buech we noeh mi"s BG. ; vgl. : N. we noch mit
mir z' annere" Ghinne". ebd. Der Eint war d's Rich-
ters Mathes g'si". Gl Volksgespr. 1834. Der Unggle"
war si" ßötti g'si". Bari 1883 (BStdt). Mit Inf. mit
z u als Prädikativ. Friberg lit so offe" da, das'-es we
z' erbrüele". Bärnu. 1911 (BG.). ,So ir botten schicken
werdent, dunkt mich ganz fruchtbar und ze tuon s.'
1531, Strickleh. a) bemerkenswerte Eigentümlich-
keiten der Konstruktion (und konstruktiv bedingte
Eigentümlichkeiten der Bed.). ot) ein Pers.-Pron. als
Prädikativ erscheint im Acc; für entspr. Autfassung
eines subst. Prädikativs spricht der bei Ungebildeten
häufige Fehler, im Schriftdeutschen das Prädikativ
in den Acc. zu setzen. Ich bin ebe" nüd dich, inn!
si duo faciunt idem, non est idem. allg. Wenn-i°*
di(ch), inn (ins s. Bd I 512), si, eu(ch) war.... an
deiner Stelle würde ich usw. ebd. En leide'' Ma""
mues' en Hund ha" und wenn-er keine" hat, mues'-e"
d' Frau s. Z Wangen. Er ist en üf und änlich, gleicht
ihm ganz und gar AaF.; Z. A.: Bist du de" Dolder?
B. : I'* bin-e" AALeer. S. noch Plappert (Bd V 132).
,Es habent die hoff lüt zuo Wald ... uff sich genommen,
den vierten teil des ampts zuo Grüeningen zesyn.'
ZWald Hofrodel 1586. 's ist nur mich, nur ich bius, zB.
als Antwort auf die Frage, wer geläutet, an die Haustür
gepocht habe Z. Wil 's dich ist, aus Rücksicht auf
dich (überlasse ich dir zB. einen Verkaufsgegenstand
billiger) B. — ß) durch eine eigentümliche syntakt.
Verschiebung entsteht ein scheinbar selbständiger Ge-
brauch bei Angabe der Bekleidung von Ämtern. ,Dem
Sekehueister, der dan je zu Zeiten [näml. Seckel-
meister] sein wird.' U LB. 1609/1793. So bes. im Ptc-
1) Praes. ,l)er gmeind ald unserem der enden wäsen-
den vogte.' 1596, Z Rq. ,Uer wesenden Becken Nah-
men.' 1698, Z (Urb. der Weggenzunft). S. noch Sie-
ehen-Pfleger (Bd V 1236). — 2) Prnst, .Herrn JJÜlrichs,
bei Leben gewessten getreu-eifrigsten Pfarrers am
Waisen-Hause.' JJÜLR.-Haug 1731. ,N., gewesster
Gibeli-Müller.' 1815, S. S. noch Potestät (Bd IV 1907).
— f) abstr. Prädikativ bei konkr. Subj. De'' ist hüt
wider e" Fäll! Ap; B; G; Th; Z. De* ist e" Täubig si"!
ebd. Nid Büri s.;s.BiIYlh33. Vgl. auch Schuld, um-
gekehrt: ,Da man achtet, diser verkouff ein gemachets
mendli syge.' 1589, Z RB. — 8) geschlechtiges Pro-
nomen oder pronom. W. als Präd. aa) im Genus mit
dem Subj. übereinstimmend. Im Masc. und Fem. Nid
(nüd) De* (oder Dcse'b) s., wo... wie nhd. wohl allg.
,Nid Der sin, iva ..., sich nicht dafür halten' BHa.
Mit Verschweigung des Relativsatzes: Er hed nid
wellen Der sin u"a hed Alls süfer üsg'loigned BHa.
,[Es ist] ein lümbd uff mich gefallen, wie ich der sin,
der das ... verstoln.' 1489, AaB. Urk. Wenn Der, wo
er ist, Dem begegneti, wo er meint er si, er chen"te-ne"
nid, von einem Hochmutsnarren GRMalix. Mit der
du bist (oder du cha""st auch eine s. Z) wird etwa
ein Schimpfwort quittiert B; Th; Z. ,Du lügst als ein
verhiter zers böswicht, der du ouch bist.' 1406, Z RB.
(so häufig). ,Du lügest als ein bössy frouw, die du
bist.' 1484, Waldm. S. noch siech (Sp. 194 o.). Wenn
mänger Ma"" wüsst, wer mänger Mann war usw. wohl
allg. Me" teeiss scho", wer-Der [Ihr] st«.' Gotth. S. noch
Näch-Bür (Bd IV 1518 u.); rohen (Bd VI 23). Öpper,
Neunter s., Etw. zu bedeuten haben. Der ß'mein-
schriber het-sech nid g'nue^ chönne" verwungere", das'-
ne" Die b'chönni und im a"g'seiji, das'-er Neuis z' be-
f'elhe" heig u"d Neunter sig. Loosn 1910. Auch mit
plur. Subj. Manne", wo Öpper si" g'si". ebd. Im Neutr.
Es ist iez scho", was 's ist Th; Z. Wa(s) sett ['s] s?
Aa; Th; Z, wa' tar's, mues' ['s] s.? G fragt ein Wirt,
Krämer nach dem Begehr des Besuchers. Öppis, Nüt
s.; s. Bd I 596 o. IV 868. Da' ist Öppis und Nünt Th.
Ja, Das war iez auch Öppis g'si"! Ausdruck der Ver-
wunderung, Ablehnung GT.; Z. Se'b ist (dann) Nüt,
ist nicht wahr GT.; Th. Se'b sei dann Nüt g'si", Das
stimmt nicht, auch: so wird es nicht gemacht Th; Z.
Nüt isch ['s], nichts da! wohl allg. ,[Beim Karten-
spiel] rette A., warumb er im [B.] zuo vil geschriben
hety, und als er von den und andern Worten nit lassen
wölte, wuschte er [B.] das ander, so er im sölte, ouch
ab, rete daby, sye e als nütz, was im an so vyl gelts
gelegen wäre.' 1487, Z RB. — - ßß) neutr. Präd. bei pers.
Subj. Das, Selb (Sp. 831), ein vorausgegangenes Prä-
dikativ aufnehmend. Du bist e" Lappi u"d Das bist! B.
Der sig jo rieh und Das-Sr [= so] sig-er. MLienert.
Z'frede", Das sö"d-se au'* äde scho" g'se". ApVL. 1903
(ApL). Ich und mini Viktoria sind es kinderlos Epar
g'sin. Da' sinmer denn. D' Viktoria [ist] en sorg-
fältigi Huishalterin g'sin. Das isch. FGStebler 1907
(WLö.). Ihr syd ei bschissna Kund, ihr Ehrwürd
Das syd-er. Göldi 1712. Was 1) relativ. ,Du Lecker
was du bist!' Gotth. ,Du arm Grossmütti, was du
bist.' ebd. — 2) interrogativ. Was ist-er? zB. von
Beruf, Konfession, Partei, wohl allg. Was bist auch !
wo denkst du hin! Z. Es nimmt-mic* Wunder, was
du seigist. ebd. Er meint, was-er sig (sei usw.), kommt
sich sehr wichtig vor. wohl allg. ,Da zog sie sich
aus der Sache mit einer Geschmeidigkeit, was wollte
auch ein Aal sein'?' Sch Pilger 1884. Drum well-is,
was-mer hencl und sind, i"s i"se" lieber Herget b'schitze"!
Schweizer Bauer 1907 (Uw). Was si het [soll bei einer
Braut nicht wichtiger sein als] was si ist. Bärnd. 1911.
,N. sprach zuo im: wer bist du? Daruff gab im der
H. ze antwürt: was woltest du sin? ich bin ein arm
guot knecht.' 1442, Z RB. Öppis s.; s. Bd I 595/6.
Öppis s., nüd zum Schi" ZKn. ,S. Öppis, vitse insti-
tutum amplecti.' Id. B. [Leute, die] Näbes gelti"d ond
sönd ond g' rechnet werdi"d. ATobler 1909. [Frauens-
personen] wo gern Öjipis si" [kleiden sich modisch].
Bärnd. 1911 (BG.). Nüt s.; s. Bd IV 868 u. Wer im
zwanzigste" Jör Nüt weiss, im drissigste" Jör Nüt
isch, im vierzigste" Jör Nüt het, Der isch Nüt, wird
Nüt und bekunt Nüt BsL. (Af V.). Er cha"" all no'h
Öppis werde", Nüt ist-er iez scho" lang g'si" GT.
Sovel s. Worum ist d' Obrigkeit nid söcel g'si", dem
widersinnige" Tribe" abz'helfe". Schwzd. (GRPr.). Ei"em
mV [mehr] s. möge", Jmd lieber haben Gl. Der Fritz
mag-em Anneli m%> s. a's dem Bäbi. Ei"'m Nüt (aueh
nüd vil) s. möge", Jmd nicht lieb haben, Nichts von ihm
in:;;;
.San, sen, sin, son,
1(13-1
wissen wollen Gl; Gü. (Zabner). Er mag-em Nüt s,
,er ist gegen ihn nicht wohlgesinnt' GG. (Zahner). l'h
mag-ne" [den Israeliten] nüdvils. Anderl. 1852. De"
Bare" mag i'h Nüt s. CStreiff 1907 (GlM.). Magsch-
em de"" Nüt s., Bald? kannst du den abgewiesenen
Freier nicht leiden? ebd. 1908. Ei"s s.; s. Bd I 271 o.
(auch PAL). ,Do sy eiss warend hinweg zescheiden.'
Häimonsk. 1530. ,Do sy des eiss warend.' ebd. ,Es
gfalle uns wol, das si so wol eins syend.' 1533/8, Z
Ehegericht. (E)s s.; s. auch schon es (Bd I 509).
1) es sein, wie nhd. Bisch-es du (in B stets feist
du 's)? A.: Bist du en Drlssger? B.: Ich In- 's Aa
Leer. — 2) Etw. zu bedeuten haben, eine wichtige
Person sein Ap; Z. Dass si 's heiji"d ond seijind.
ATobler 1909. — 3) die Hauptrolle im (Kinder-)Spiel
haben: s. es. Du bis's! Ap. — 4) der Täter, schuldig
sein. Er isch-es (g'sl"). Er will's nüd g'sl" s. —
5) fertig sein Gr; GSa.; W. Iez sim-mer 's bald. Me"
würt-mer [zuhause] wall e" Siittli Härdöpfl übertue"
ha" und bis ich abhi" chumme", sind-si's, sind sie gar.
Prophet 1855 (GSa.). — 6) bei Geldspielen bezahlen
müssen; s. es. Sim-mer 's bald? haben wir bald ver-
loren? fragt etwa scherzh. beim Kreuzjass ein Partner
den andern Ap; Z. — 7) ,Es ist auss mit uns, wir seinds,
periimus, in Cyclopis antrum devenimus ; fuimus Troes.'
Mey. 1692. — 8) mit Dat.; s. es. Dazu: Endli'h
bin-ich-mu 's sus [1. mu-sus] g'si" [brachte ich ihn so-
weit, dazu], dass ä" nid bruichost z' erschlnu". W Sagen.
— e) das Neutr. Sg. eines Pron. als Subj. bei nicht
neutralem Prädikativ. Bei unpersönlichen Konkr. und
bei Abstr. Wenn 's Gotts Will(en) ist. wohl allg. Es
(Das) wä(r)-mer e" Chunst. ebd. ,üas sei ihr doch
ein Donners Sturm.' Gotth. Seig 's au'h der nächst
Weg nid, so seig 's doch besser als keine. RMüller
1842. ,Glaubet ihr wohl, es seig der Wille Gottes,
dass e Sovel Brenz trunke" werd?' Huw. Kai. 1853.
Z' Herisau hönd d' Mätle", es sei-mer nüd Sönd, die
Bliebe" vil lieber a's d' Chatzen ond d' Hönd. ATobler
1899. ,Er jach: wyt mich zur ee? Sy sprach: Ich
wil dich ein jar nen. Er: Ich wils nit tuon, es muoss
mir ein ufrechte ee s. oder nüd, da sprach sy ja.'
1533, Z Ehegericht. Bei persönl. Prädikativ. Das
wase"-mer Lüt! BO. (Dial.). Das ist en guete" Man"
gesin! Fiext (OnPr.). Selb ist so An [so Einer]. Scn
Gespr. 1838. S. noch Pfand (Bd V 1137 o.). Wer
(oder was)- es ist g'sl", irgend Jemand (Etwas) BG.
Su guet a's teer (oder u-as)-es ist g'sl", so gut wie
irgend Einer (Etw.). Barnd. 1911. ,Leichtere Lasten
bewältigte wer's ist g'sl" nach vorn beschriebener
Weise, wer aber schwere und unhandliche?' ebd. —
O s. A 5 (Sp. 1024). — ■»)) die Verbindung Copula +
Prädikativ durch syntakt. Verschiebung als Regens.
Mit Gen. ,Des bis wer.' 1395, Z RB. ,A. were dem
B. ... des lebens guot gesin.' 1489, Z RM. ,Einsi
eingedenk seyn und seinen nit vergessen, memoriam
alieuius colere.' Fris.; Mal. ,Wan er dessen nötig
ist.' 1703, Z Rq. 1910. Mit Dat. (abgesehen vom
Dat. eth.). 1) subst, Prädikativ. Ev"m Götti, Gotte"
s. wohl allg. I0* bi" dem Vatter 's liebsti Chind, er
gi''t-mer allpott Ei"s an'n Grind Z (Dan.). ,Waz on-
mächtigen mans oder lottermans waz ich dir recht
und warumb hast du mir gerluochet?' XIV./XV., Z.
,Biss ihnen ein Vorbild!' Z Kirchenordn. 1628; so auch
FWtss 1670. — 2) adj. Prädikativ. Mit pers. Subj.
I'h ha"-mich mängist müesse" zwinge", dir grob z' s. L
Vaterland 1906. Ei"'m (nüd) guet g'nueg s. wohl allg.
,Dem gnuog sin und tuon.' 1402, AaB. Urk. ,Des bis
mir gichtig.' 1451, Z RB. ,Ward in im selbs ze rat,
das er dem willen Gocz gnuog wolt sin.' 1475, Volksb.
,Biss willfärig deinem Widersacher.' 1530, Matth. ,Bin
minen knechten nie gsin ruch.' Rüef 1539. ,Bis mir
Sünder gnädig.' JJUlr. 1718. Mit Dat. Sg. n. im Sinne
von ,dazu'; s. Bd I 511. Mit Sachsubj. Das. Das
[eine Speise, ein Getränk] ist-mer guet BHa. Dos ist-
mu guets! se lo merita PA1. (Giord.). Bim Vorlese"
het-er müesse" hueste", de"" het d's Lisebetli g'seit, er
soll doch recht ufhöre", Das sig-im nid guet. RIscher
1903. Es. ,Es war mir zu enge dort und unwohl.'
Gottb. S. auch guet Gl (Bd II 540); glich (ebd. 594/5),
Ist-mir-glich (ebd. 599). ,Zuo vil nit lass dir syn!'
Rüep 1550. ,Icb besuocht in, do war im [dem Kranken]
zimlich frisch; morendes ... war er todt.' FPlatter
1612. Mit Acc. Ei"s fül s.; s. Bd I 787. St ist de"
Verdienst schüchli'h nötwändig ArSchön.; entsprechend
ZHinw. ,Was er notwendig ist.' ABütelrock 1682/1712.
Ei""m Ö2>pis (Nüt) schuldig s. Mit Präp. Ich bi" als
e" Chind scho" en Narr g'si" a" de" Vögle" ZRuss. Er
ist wüest, schüehlieh mit-em, er behandelt ihn abscheu-
lich Th; ZO. ,Biss mit uns sunst guot knab.' HvRüte
1532. ,Biss gegen den frömbden ... früntlich.' LLav.
1583. ,s ist mit ihm gleich warm und kalt.' GGottb.
1619. ,Biss fest und steif im Glauben!' 1620, B. S.
noch Gesell (Sp. 716). Auch neben Dat.; s. guet A6.7
(Bd II 536). Mit abh. Satz. ,Bis sicher, du und ich
müessen an ein einuge [vgl. Einigi Bd I 280] zesamen,
das es entwederem niemer wol gerat.' 1415, Z RB.
— 8-) Ellipse des Prädikativs. Nicht eigentlich hieher
gehören Fälle, in denen sich das Prädikativ leicht
aus dem Zshang ergibt. ,Du wirst im tröschen [durch
Trübsal] klarer weder du vor wasest.' OWermi.
1564; vgl. Sp. 194 o. Er ist auch scho" g'sl", hat das
Amt, von dem die Rede ist, auch schon bekleidet B;
Z (auch er isch-es usw.). Wie lang ist-er (scho")?
Eigentliche Ellipsen. Bei allg. Sachsubj. Das war!
Ausruf der Verwunderung Ap; G; Z. Das wärf-mer)
auch! Z. Jo, Se'b war iez noeh! Ap. 's isch aber auch !
bewundernd oder missbilligend Bs; Tu; Z. Bei pers.
Subj. In einem Jugendspiel (bes. in Fangspielen) die
Hauptrolle zu versehen haben Aa; B; Z; vgl. Sp. 1033.
Du bist! du hast zu fangen, zu suchen. Wer nüd
will s., Dir muess grad s., Anzählreim ZBär., Wald;
De*, wo nüd häd welle" s., mues' jetz grad e"mäle" s.
ZHöngg. Schwanger sein: Si isch BsStdt (Schülerspr.).
Sim-mer? in einer Wirtschaft, sind wir bereit zum
Gehen Ap; GT.; vgl. Sp. 1030. 1033. Mit Acc,
schuldig sein; vgl. werden. Was sl"-mer da?
was sind wir schuldig, im Wirtshaus B. ,Was sind
wir üch ze tuend?' nämlich für das Geleit. 1450,
ZRB. Vgl.: ,Was ist darvon [nämlich zu zahlen]?'
(Bd I 843). So auch mit Acc. S. und Dat. P. Wa'
bi"-der? Ap. Eim 50 Fränkli s. Ap; B; Th; Z.
Du bist-mer zwe, drei, zB. beim Spiel BStdt. ,Ein
Anderer sagte, vom gestrigen Jass her sei Kobi
ihm eine Halbe.' Alpenh. 1870 (BE.). ,Du bist mir
noch ein haller.' 1457, Z RB. Vgl. auch us-hin-sln,
herauszugeben schuldig sein (Bd II 133S/9). — b) Be-
sonderheiten der Bed. (ausser den durch die Kon-
struktion bedingten, unter a). a) bilden, darstellen,
versehen; Syn. machen (Bd IV 21). Wer ist der
Teil, der s'chtcarz Ma"" oä. (im Kinderspiel)? allg.
in:1,:.
San, seu, sin, son, sun
,Die Music war Christelin der Bleser mit seiner
Violen, cantores die Schuoler.' FPlatter 1612. S.
noch sollen (Sp. 776 u.). — ß) ausmachen, betragen;
Syn. machen (Bd IV 23). ,Item welher einen schlat
mit der fast, daz ist drü pfunt pfennig.' ZBass. Otfn.
XIV. ,[N. habe] die ürten an inn gevordert, dem er
geantwurt, was die sy'?' 1474, Z BB. ,Die ganz kauf-
summ 7000 guldin wass.' 1540, Tu Beitr. So noch
ma,; s. Bd II 1162 o. Kongruenz des Vbs mit sg.
Prädikativ bei Doppelsubj.: HinderbW'el und Chal-
lere- ist e" grosse" Flecke" AaF. (AfV.). Erstarrt:
.Ist zusammen ...'; s. Hüs-Seil (Sp. 750). — 4. zur
Umschreibung von Verbalformen, a) mit Ptc.
Prses. (oft in der Form des Inf.) als Durativ. ,Wenn
er ussert dem closter was, so waz er alweg betten.'
XIV., G (Notkerlegende). ,[Er wolle] den kouff vert-
gen, daz si habend daran werin.' 1411, AaB. Urk.
,Sond ouch daran habent sin.' 1428, Gl Urk. ,Wer
in [den Brief] ansehend, lesend oder hören lesend ist.'
1445, AaB. Urk. ,Als sy im denne das sin abzüchen
sye.' 1472, Z RB. .Daran er habet were.' 1482, ZWth.
,Im sak war er dirs vänle bringen.' Ansh. ,Gar wol
betrachten, wohin das langen ist,' ebd. ,Die jugent
[wird] so übel und schantlich erzogen, dass ich nit
gedenken kann, [dass] kein vatter sinem kind ützit
weren sigi.' 1529, EEgli, Acten. ,Worumm sacht ir
nit uff üwre kind, denen ir solche rychtumb samlen
sind?' JKolross 1532. ,Was sind ir böss im herzen
denken?' Aal 1549. ,Darum ir, myne liebste kind,
Gott allzyt trülich bitten sind, dass ...' Funk. 1552.
,Mich wundert, ... das ir an disem ort allein so gar
ernsthaft spacieren sein.' Meinrad 1576. , Allen Tieren,
so da schwebend sind.' ebd. ,0 Mars, bis unser bitt
erhören!' Maüritiana 1581. S. noch Pracht (Bd V 388).
Noch in leb. MA. (nur im Inf. und auch als solcher
empfunden) warte" s., erwarten BG. (Bämd. 1911).
Me" isch 's ericarte" B ; FMu. ,Ich müsste es halt er-
warten sein.' Gotth. Älli Mal, wenn-me" i" 's Bett geit
u"d er noch nit hei"' isch, muess-me" erwarte" s., dass-si-
ne" Ei"'m halb tot hei'" bringe". CWeibel 1888. ,Was
du deinen Eiteren für einen Lohn gibst, eines solchen
bis von deinen Rinderen auch erwartet.' FWyss 1697.
Mit zu vor dem ,Inf.' Z' erwarte" s. BG. (Bämd. 1911).
,Ei, wie so hurtig, Asmadon, bist aber gwiss ein Püt
z'erwarten.' GGotth. 1619. Mit Verbaladj. an Stelle
des Ptc. ,Dannen er künftig ist zerichten läbendige
und toten.' Zwingli. ,Wie wol Zürich, Glaris ... und die
Kurwalen uf der strass nachkünftig waren.' Ansh. —
b) mit Ptc. Perf. a) als Umschreibung des Perf. Act.;
vgl. auch 5 (Sp. 1036). Im Allg. wie im Nhd. Doch
findet sich gelegentlich sin statt han, so tw. bei ver-
geltstage" B: hüsen (s. Bd II 1739); leben (s. Bd III 969);
rieche": ,Der Wyn ist in die Nasen gerochen.' Schimpfr.
1651; schlafen: Sid-er sehen g'schläfe"? PPo.; .durch-
streichen' s. Mick (Bd VI 814); träume": Im sigi...
gitromt. W Sagen, so auch BG. ; wone" : D's Hüs, ivo
mir (drin) g'ivont si" B (neben hei"); vgl. auch noch
Gr. WB. X 1, 316. Betr. die Wortstellung ist zu be-
merken, dass tw. (so in B; ZO.) im Nbsatz die Stel-
lung des Hilfsvbs im Hauptsatze festgehalten wird.
Für d's selb Mal mag-er [ein Plan] ja si" guet g'si".
CWeibel 1888. So auch in ä. Spr.; s. Bränner (Bd V
633). Ellipse der flect. Form. ,N. der vorusshin gsyn.'
1590, ZAnd. Was g'si", war, durch Kontamination
von was und ist g'si": Mi" Grossatt ivas e" Chüejer
g'si" und het nit chönne" Birne" dichte". HNyd. (BG.).
— ß) als Umschreibung des Perf. Pass. In der leb.
MA. mit worde- (bzw. 'cho(n); s. Bd III 268); in
ä. Spr. noch bis ins XVIII. ohne .worden', zB.: ,Uff
ein zyt syg sy gefragt, wohar sy kom.' 1547, L. ,Ist
erkhendt, übel geurteilt und wol geappelirt sin.' 1555,
B KM. Da aber di" g'storbna'' o'"' rerloema'' Brueder
omhe" lebegar o"d g'fondena'' est, Übers, von Luc. XV
32. Dial. (FO.; neben est omhe" g'fondenar choe". XV 24_).
Nie erscheint werden zur Bezeichnung des erreichten,
andauernden Zustandes. ,Was aber des Schindlers rat
weri, sigi im vergessen.' 1414, Gl Urk.; vgl.: ,Die
mier vergessen sind.' ThPlatter 1572 (Boos). ,[Ich]
weiss, das ich nit wirdig bin, das ich din sun sol
gheissen sin.' GBinder 1535. , [Viele] betten mögen
liden, der Zwinglin were verbrend gsin.' ThPlatter
1572 (Boos). Im Imp. ,Damit bis Got bevolen!' Zielt
1521. Im Conj. Globs Jeses Christ! Gruss beim Ein-
tritt in ein Trauerhaus AAHornussen; vgl. s3 (Sp. 1).
Mit Ellipse des Ptc. Gott sei (Lob und) Dank! Ap; L;
Th; Z; vgl.: Gott si 's gedanket WLö. ,Gott syg lob
und er!' VBoltz 1554. S. noch friggassen (Bd I 1292).
— 5. als (scheinbares) Bewegungsvb. a) mit
deutlicher Ellipsedes Ptc. Perf. eines Bewegungsvbs
(g'gange", 'cho"). a) mit Richtungsbestimmung (selten
Ausdruck der Trennung udgl.). Mit Präsensform des
Vbs. Mit Präp. Er ist uf Zürich, ga" Bötn. wohl allg.
Er ist über Bern, reiste über Bern. Er ist z' M'erH.
Ab dem, a" Berg s.; s. Bd I 25. 250. Er ist von-ere",
hat seine Frau verlassen Aa; Ap (oder: lebt von ihr
getrennt; vgl. Sp. 1026 o.). Er ist mit-mer, hat mich
begleitet, allg. S. noch vor (Bd I 927 o.); gan (Bd
II 324). D' Gros'muetter lauft eisig fürbas' und ist
scho" durch zwei Dörfli durrhe", dö werde"d d' Schritt
nö'h-z'-nö"}' chürzer. Landbote 1885 (Z). Weisch noch,
wo-mer z'säme" zo de" Gros'eltere" i" d' Ferie" si"d?
OvGreyerz 1900. Suehe", bis-ma" vor de" Hag us''i"
sigi, zu weit. Barnd. 1911 (BG.). Die Allmitvögt, welche
behufs Verzeigung von Pflanzbletze" oder Allmitbletze"
auf der Pflanzallmit jeden Frühling der Allmit näch si".
Barnd. 1911 (BG.). S. noch süber (Sp. 68). .Damit
wolten si wider dem schloss zuo s.' HBrennw. Chr.
,Wann euer gnad gern zu ihm war, so mögen ihr es
kecklich tu.' GGotth. 1599. Mit Richtungsadv.; s.
schon üs (Bd I 551); ab-, um-, näch-, zue-hin fBd II
1320. 1322. 1329. 1351/2. 1360/1). I'h bi» (mit oder mit
-emj hei'", allg. Er ist-em nöch, ist ihm nachgegangen,
hat ihn eingeholt, ist körperlich und geistig vorge-
schritten Aa; G; Th; Z. ,Her s., adesse.' Id. B. [Ich
fragte] ob d' Chürer Senger schön absijend. GFient 1898
(GRPr.). Underhin-, nider-s., zu Bette gegangen sein;
s. Bd II 1338. IV 670. ,tJf (s. ver-un-süberen Sp. 80),
under (Morgant), nider (s. Bd IV 670) s.' von der Sonne.
Vgl. db-sich (Sp. 153), auch die Zssen. Auch in nicht
rein örtlichen Verbindungen. Er ist-mer über 's
Chuchichästli, um zu naschen. All dri sind an es
Lauffe" was gist was liest GRSchud. Denn und wenn,
ive""-wer widrum um en G'hutz sind, wenn wir wieder
eine Garbe Kleinhanf holten. AfV. (GrScI).); vgl. um
(Bd I 225). ,Des wolt der A. über den B. sin.' 1409,
Z RB.; vgl.: , [Ungeratene Kinder sind ungeduldig]
wenn die eiteren nit von hinnen wollend, so gern
wärend sy inen über ire verlassne schätz.' LLav. 1583.
.Morgant ... wott an Maffredon sin.' Morgant 1530.
S. noch Arm-Brust (Bd V 867). Mit Vergangenheits-
1037
san, sen, sin, son, sun
form des Vbs. I<* bi" ga" Thün g'si" B. Wo bist
hi" (oder üs) g'si"? ebd. Er ist scho" i" 's Bett
g'se" Ap. Er ist scho" i" 's Häs g'si", u-o-n-i'h zu ire"
cho" bi" Z (Spillmann). Zum Here" g'si" s.; s. Bd II
1523. Wo bisch du hi" g'si"? He, i" d's Schloss. B
Hink. Bot 1807. Wen"-ich de"" bi" us der Schuel hei-
g'si". Loosli 1910. ,Der venren phiffer, do man was
gen Buchse 30 p.' 1376, B Stadtrechn. ,Als Waldman
... für die stat Basel komen ist und gern mit den ün-
sern [den Zürchern] in die stat gewesen were...' 1480,
Waldm. ,Ich weri gären zum bischoff gsin [hätte
gerne bei ihm vorgesprochen], was aber vergäben.'
ThPlatter 1572 (Boos). ,Bin zum fünften mal ins
Oberland gsin.' 1595, Ard. ,Den ersten [Januar] bin
ich gen Baar zuo Küchen gesin.' 1641, Zi: TgB. ,Kaum
waren sie heim, so...' JvWeissenfluh 1792/1821. —
P) mit gan und Inf.; vgl. Bd II 322/3. I»* 6t» (g'si") ge"
luege" Ap; B; Tb ; Z. Ich bi"-mich allne" Lüte" ga" rüeme".
Loosli 1910. — b) durch den Zshang kommt auch in
die unter B 1 behandelten Verbindungen von s. mit
Ortsbestimmung auf die Frage wo? eine Bewegungs-
vorstellung hinein, ohne dass eine Ellipse anzunehmen
ist, bes. wenn dabei eine Bestimmung des Zeitpunktes
(nicht etwa der Zeitdauer) steht. Mit Vergangenheits-
form des Vbs. Ich bi" gestert (die letst Wucht?) schnell
z' Bern obe" g'si" Z. Bisch scho" uf der Polizei g'si",
go" der Abschaid hole"? Bs. Wer nie ausserhalb Guggis-
berg war, ist nie usse" für g'si". Bärnd. 1911 (BG.).
,Von dien, die ze Vrouwenbrunnen nüt waren...', die
am Zuge nach Fr. nicht teilnahmen. 1376, B Stadt-
rechn. ,Er sye by beiden burgermeistern gesein', habe
bei b. B. vorgesprochen. 1470, Z RB. ,[Gott der Herr:]
Wo ist din hussfrow Saray? [Abraham:] Sy ist erst
in der kuchy gsy und gsächen, dass es bald zuogang,
dass ir nit müessind warten lang.' Haberer 1562.
,&Iein Nachbaur ist auch etwar gsein, do er hat funden
guten Wein.' Mvricäus 1630; vgl.: Dir ist auch amene"
Ort g'si", hat Etw. von der Welt gesehen Z. Mit
Präsensform des Vbs. Me" chönd (müend) am vieri i"
der Stadt (diheime") s. wohl allg. ,[A. fragt B.] war er
mit dem win hin wölte; [B. antwortet:] uf der zimber-
lüten stuben. [Darauf sagt A.:] Müessent wir noch hüt
zuo der zimberax sin?' 1473, Z RB. — c) mit Ellipse
der Ortsbestimmung (die sich aus dem Zshang ergibt).
A.: Löste" Sunntig ist e" Versammli"g g'si" z' Schwarze"-
bürg. B. : Bist du öppe" g'si"? BG. Sit-er ächter g'si"?
5. A.: ... mir hei" g'meint, icie chrank dass d' sigisch,
wil-d' gester nit bisch cho" bette" bi Holz-Sämis Ching.
B.: Bisch du öppe" g'si"? MWald. 1880. Er ist au'h
scho" g'si", expertus est Venerem. Studentenspr. —
6. si es — si es W, si'g es — si'g es B, sei 's — sei 's Z,
wie nhd. sei es — sei es, übergehend in conjunctionelle
Verwendung. ,Denne alz B. in dem graben verbuwen
het, es si umb karren oder in andern weg, 7 Ib. 5 ß.'
1377, B StRechn. , Allen den hussrat, es wärent häfen,
kessi, plannen, harnasch, bettgewand und anders.'
1436, AaB. Urk. ,Es sigen krütz, knöiff ald anderes.'
1561, Z. ,Von einer Reifstangen, sy seige häslin, bir-
chin, kriesböumen, salwydin.' 1610, ZHöngg. ,Es sey
Becher, Kelch oder Kannen, das seynd die Silbergschirr
allsammen.' ZLaz. 1663. S. noch Btief (Bd VI 680);
samenen (Sp. 912). — Si° n.: 1. zu AI, Dasein, Exi-
stenz. Das ist es Chrotte"-S.; s. Bd III 880. Auf der
entsprechenden Wendung Das ist es Choge"-S. beruht
wohl die RA.: Du hast doch eisstig es Choge"-S. ivege"
dem Bueb! ein ewiges Gekeife GA. — 2. zu B 3. ,Man
sah ihm an, dass er das Göttisein nicht gewohnt war.'
vAi.men 1897. — Ptc. Pias. ,siend, wesend.' ,Ietz
und in wesendem krieg.' 1531, Strickler. ,Es was
der synde bruch dises kriegs uss und uss, wann si
5 umbrachtend, do schrybend si von 10; und das
bracht inen weder lob noch fürderung.' Äg.Tschudi.
— ie-w6send: jeweilig; vgl. sin B 3a$ (Sp. 1031).
,Die jewesenden Statthalter.' 1670, BSi. , Einem je-
wesenden Herren Ambtmann.' 1714, B. , Einem je-
wesenden Auffahls-Schreiber.' 1743, Sch. ,Jewesend,
jedesmalig, der jezuzeiten ist oder ein Amt bekleidet.
Ein Exempel darvon s. in der hies. Sturmordnung von
1686. Dises Wort hätte man anstatt des undeutschen
Wortes jeweilig beibehalten sollen.' Spreng. — ietzt-
wesend: gegenwärtig. ,Den ietzt wesenden und nach-
kommenden.' Ansu. ,Von ieztwesenden.' ebd. ,ües
eegenannten gottshus jetzt wäsenden apt.' F Schul-
ordn. 1577. — vor-wesend: vormalig. ,Yetzig ampt-
leut oder vorwesend.' 1494, G. — selbs-wesend:
selbständig, ,frei.' ,Diewyl mit dem ussgeben der be-
kleidung myner herren färb jetzt ein zyt har ein
grosse Unordnung gebrucht worden, soll hinfür in ein
vogtyg allein den recht bestellten spillüten die färb
gegeben werden und die überigen gemeinen und selbs
wessenden spillüten abgewissen.' 1578, Z RM. — Ptc.
Prset. ge-west g'wis-t: a) g'west s., draussen, in der
Fremde gewesen, in der Welt herumgekommen sein,
zunächst im Handwerk, meist spöttisch von Einem, der
sich darauf Etw. zu gute tut und seine Rede mit
fremden Brocken zu spicken liebt Aa; Ap; B; G; Th; Z
und wohl noch weiterhin. Vgl. SV. 1911, 31/2. 38/9, in
formaler Bez. B 5 c (Sp. 1037). Er ist halt g'w.l .Jacob
fand die Rede des Meisters vernünftig und meinte,
wenn einer gewest sei, so lasse sich viel vernünftiger
mit ihm reden, als wenn er nicht gewest sei.' Gottii.
,Er war gewest und hatte sich in der Welt umge-
sehen.' Ursenkal. 1867. — b) gereist und daher welt-
kundig, -erfahren Ap; B. E" settige" g'w-er Mandel
ioi'-n-er sig, sott bim Hagel nid da i" dem Nebenüs-
Nest versüre". Loosli 1910. Uneig. von Einem, der
das Leben genossen hat ZWth. Ja ja, De' ist g'w.
— c) erfahren übh. Ap; GT. Frau zum Mann: Bist
du en G'w-e" i" der Chunst? Im Hüse"? EFecrer
(GT.). — d) durchtrieben, schlau, pfiffig G; mTn.
En Q'io-er.
Vgl. Gr. WB. X 1, 228/336 (mit einer Reihe voq Schweiz.
Belegen, bes. aus Platter und Mal.; vgl. auch diesen 69 b.
■j:;7 ■■■. :;7 1 d. 374 b), zu den Formen Weinh. 1863, 350/3;
JBossb. 1888, 27/31. Die Verbreitung einzelner Formen ist
dialektgeographisch bedeutsam ; bes. scharf heben sich die
Walser Dialekte ab, mit denen tw. das BO. zsgeht, sei es
durch Bewahrung älterer Verhältnisse, sei es durch ge-
meinsame Neuerungen (zB. die Form des Conj. Prat.).
Da eine ausführliche Erörterung der formalen Verhältnisse
in die Grammatik gehört (vgl. vorläufig BSG.), beschranken
wir uns hier auf die Erklärung einiger weniger Erschei-
nungen. Schott 1842, 148. 152. 328 gibt für PA1. Pras.
Conj. »ige, für PRima Im Hd Und, Inf. Ptc. (g)iin; in nnsrem
Material sind auch für P (und Wl nur Formen mit »- (nicht«-)
bezeugt, dagegen finden sich «- Formen bei deu Vorarlberg.
Waisern (ft. Und DM. IV 325). Pnes. Ind. 1. PI. nww
TB. ist aus der Sandhiform aiwinr abstrahiert (vgl. -,■„■.,■
GrNuf. ; PAL, Po.); die Formen sei seit sei LBeid. hangen
mit dem Pras. Conj. (in LReid. wj) zs. (vgl. inhd. «"
ȟ). l'ie analogisch ucugebildeten Formen des Pra-t. Ind.
2. Sg. reut, 1. 3. PI. muen finden sich schon in der ä. Spr.
San, sen, sin, son,
(s. u. und vgl. Weinh. aaO. 353). Zar Erklärung der
»•-losen Formen des Praet. Conj. vgl. BSG. II 158. Imp.
2. Sg. bisch ist die Form des Ind. Beachtenswert ist die
tw. quantitative (und qualitative) Differenz zw. Inf. und Ptc;
g'si1 g'si beruhen wohl auf Dehnung einer Form mit -Xs-,
die in unbetonter Stellung aus durch Kürzung entstan-
denem -»'- sich entwickelte. Unberücksichtigt sind im Text
im Allg. die Sandhiformen; auch hier begnügen wir uns mit
einigen Andeutungen (vgl. BSG. I 25/6. 27/8. IV 69/70).
In einigen MAA. (Bs; BU. tw.; S; UUrs.) sind in der 2. 3. Sg.
Pras. Ind. die (-losen Formen verallgemeinert, was auch in
andern (so Ap) gelegentlich vorkommt; im Übrigen vgl.: du'
bis* (bist es) Ap, iiii (ist sie) Ap; Z, üi-es Ap; Z, dafür
iss ApGais, I.; BGr.; GrPr. (hier auch hüb» für AüM») ; PAL,
Po. (auch i«'s); W, (Vor) iii, im g gange"? Ap; G; Th, iü-mer
BO.; Z, Dais (Das ist) WLö.; Z, Das Bs, Uss-es, isi-es? UUrs.,
»immer (sind wir) Ap; GrCliur; G; Th;W; Z, Die simb ml"
(sind mein), in Ap semb seiteuer neben sem ml". Prokl. oft nur
i(») für ,ist es' od. ,es ist'; zB. 's guet, 's nett. Hier seien zum
Text noch einige vereinzelte Formen nachgetragen. Für Bs
gibt Socin auch den Inf. sind (,ordlig sind: entweder = mhd.
ze sinde oder Entlehnung aus anderm Dia!.'). Im Inf. und
Ptc. in AaLeer. individuell bei Frauen' auch (g')si-e"; in
der Dia), schreibt St. nach JRWyss für BGr. ,(g)syen.' Die
2. PI. Prses. Ind. ,said' bei Gotth. I 95 ist nicht Schweiz.,
sondern soll die Sprache der Kapuziner zu Solothurn cha-
rakterisieren. Weiter soll noch eine Anzahl von Formen
der ä. Spr. angeführt werden. Prajs. Ind. 2. PI. ,sind.' H73,
ZRB.; Zwingli; 1530. 1587, ZBib.; Ruef; JMurer 1565;
GGotth. 1599; Pred. 1601; Z Lit. 1644; FWyss 1670, .sein.'
PSpichtig 1658, 3. PI. ,seindt.' GGotth. 1599, Prass. Conj.
1) a) ,sl, PI. sin.' Boner, ,sye.' 1477, LRB.; Z Chr. XV.;
B GS. 1615; B Mand. 1628, ,syest.' 1587, ZBib., ,siend.'
HBrennw. Chr. — b) ,syg, sig.' Z Chr. XV.; Zwingli; Eckst.;
NMan.; Salat; Tschudi; HBrennw. Chr.; JFris. 1562; L Spiel
1733; BHa. Gespr. 1778, ,syge, sige.' XV., Z; Bossh. Chr.;
1577, Schw; 1627, Z; 1641, Zg TgB. (neben ,sigi'), ,sygest.'
JBinder 1535; GGotth. 1619, 3. PI. ,sigen.' 1469, ZRB.;
1525, GR., ,siget.' Gespr. um 1700, ,sigind, sygind.' ZChr.
XV.; Zwingli, ,sigint.' um 1480, U. — 2) a) ,seye.' 1769, Bs
(PI. ,seynd'), ,seijit.' 1692, Z, ,seyen.' 1701, ebd. — b) ,seig.'
VBoltz 1554; ZRef.-Lied, ,seige.' Gegenber.1588/1658; 1604,
ZRq.; 1646, Z (neben ,seien'); Schimpfr. 1651; JRZeller
1673; 1730, ZÜtw. Hausinschr., ,seigist.' 1530, ZBib., ,sey-
gist [,seyest.' 15S7, Herborn]', ,seygind.' OWerdm. 1564.
Praet. Ind. ,was' im XVI. noch sehr häufig; vgl. OWerdm. 's
,was' gegenüber ,war' der Herborner Drucke, doch auch
schon ,war', so bei HBull. D. (neben häufigem ,was'); Kessl.
(neben vereinzeltem ,was'); JMurer 1559 (im Reim auch ,was');
GGotth. 1619 (nach dem Reimbedürfniss ,war' und ,was'),
PI. ,worent.' DSchill.B., zsgezogen ,wond.' 1576 (s. Bd IV
1732), Neubildungen mit s; ,waset.' OWerdm. 1564 (.wäret.'
Herboru), ,wasen.' 1513, Z, ,wassend.' 1612/3, Z Seckel-
amtsrechn. Im Inf. ist ,wesen' vom XIII. bis XV. häufig
belegt und erscheint bis ins XVI. (1525, Z; Vad.); ,sin.'
Ansh.; 1527/43, Z. Im Ger. nur ,zuo sind.' 1463, G Rq.,
.zesinde.' Äg.Tschudi, ,zesind.' 1596, SchSt. Im Ptc. Pras.
,wesend' (Aush.; 1534, Z; 1647, ebd.; so immer in der Zss.;
s. Sp. 103S) und ,sind' (s. Sp. 1027 u. 1038). Im Ptc. Prast.
erscheint neben ,gewesen' (1325, BUndniss zw. Konstanz,
Zürich und Überlingen, ,gewessen.' XV., Notkerleg., ,gwesen.'
1541/3, Z Ehegericht, .angewesen.' FPlatter 1612) schon früh
die ebensowenig autochthone Form ,gewest': 1408. 1470, Z
RB.; 1474. 1475, Bs Chr.; Morgant (,gewessf); 1537, Streit-
schrift 1713; GGotth. 1599 (,gwessf); 1700, B (,gewäsf);
1701, Z (,gewessf); S Kai. 1758 (,gewessf); das scherzh.
gWist (Sp. 1038) hängt kaum mit der ä. Spr. zs., sondern
verspottet die Sprache der in der Fremde Gewesenen (als
mundartlich kommt die Form tatsächlich vor, bes. mitteld.
und bair.-österr.; s. Gr. WB. X 1, 249. 250). Für die in
der MA. alleinherrschende Form vgl. noch: ,gesin.' Ap Krieg
1405 (:, hinin'; neben , gewessen' :, gelessen'), ,gesein.' 1470,
ZRB.; 1474/6, Bs Chr. (neben .gewesen'); HBrennw. Chr.,
,xin.' HBull. D., ,xi.' 1552, ZBiil., .geseyn.' Tierb. 1563
(vereinzelt), ,gsey.' PSpichtig 1658, ,gsin' neben ,gsein.' B
Chorg. 1667, ,gsi.' 1706, LMalt. Der im Text gegebeneu
Darstellung der Bedd. und Verwendungen, welche die mannig-
faltigsten Übergänge aufweisen, ist hier wenig beizufügen.
Der absolute Gebrauch des Inf. (Sp. 1019), der sich auch
bei andern Vbn findet, verrät das romanische Substrat der
Dialekte von GrHe., Pr. ; er ist auch innerhalb des Romani-
schen bes. häufig in Graubiinden und Tirol (Meyer-Lübke,
Rom. Gr. III § 135; Idg. Forsch. XIV 114 ff.). Zu den De-
finitionen unter A vgl. auch OvGreyerz 1900, 167.
ab- s. Bd I 29/30. 1. ohne Obj. Von Personen.
Im Spiel verloren haben WMü.; s. Riss (Bd VI 1379).
,Von einem andern übertroffen sein' L (Ineichen).
Ausgelassen sein (auch S). Von Sachen. Schon ist
g'si" im Schatte" z' sitze", wenn der Acher ab g'si" ist,
wenn man sich nicht mehr mit dem Acker zu plagen
hatte. Pletscher 1899 (ScHSchl.). ,(Töd und) ab (heis-
sen und) sin', rechtlich abgetan, erledigt sein. XIV. /
XVI. (oft). — 2. mit Obj. a) (Jmdn, Etw.) los sein,
einer Sache überhoben sein, mit Acc. B ; „VO" ; GF., G.;
Tb, mit Dat. Bs; B (schon Id.); Th; Z. Äntlige" bin-
ig-im ab, eine Ware, einen Zudringlichen B. ,IC* bi"
dem Fieber ab, febris a me recessit.' Id. B. Mängem
Chumber und mänger Sorg, eren Arbet ab si" Z. Das
ist es Veh Das, da"-me" dem nüd chan" ab si"! Stoss-
seufzer eines von Mucken Geplagten ZRuss. ,Sie
wäre nicht ungern zuweilen den Buben ab.' Gotth.
Noch mit Gen. 's Maliers a.; s. Bd IV 425. So häufig
in der ä. Spr. ,Daz si des gewerbis und des gesheffidis
wellin abe sin.' 1255, Z. ,Wärid gern des mailändi-
schen kriegs abgsin.' Ansh. ,Dess sy doch gern ab
sin weiten', was sie gern vermeiden würden. B Disp.
1528. ,Bette sy: Du wetist mich bsehyssen und dem-
nach der sach ab syn.' 1541/3, Z Ehegericht. ,üass
dein Gewüssen des Zwangs ab ist, ist das nicht Frei-
heit?' FWvss 1672. S. noch Lüt-brächt (Bd V 394).
Doch auch schon mit Acc. Neutr. eines Pronomens.
,Tuon das wir eeren und unser grossen notdurft halb
nit absin mögind.' 1531, Absch. Mit Nbsatz, neg.,
nicht darum herum kommen. ,Wie du das nit en-
derest, möcht ich kum absin, ich wurde dich darum
straffen.' 1446, Z BB. ,Daz er nit ab sin möchte, er
müesse inn darumb straffen.' 1448, ebd. ,Daz mich
beducht, eren und glimpfs halb nit abzuosind, stallung
an sy zuo fordren.' 1486, ebd. — b) (Ei"'m) Öppis a.
a) (In Ap; B auch nur Öppis) in Abrede stellen, nicht
anerkennen, bestreiten, ableugnen, zB. eine Behaup-
tung, Geldforderung Ap; B; Gl; G; Sch (Sulger); Th;
Z. Ieh bi"-der 's (oder die 20 Fr.) nüd ab. Er ist-em 's
rond abg'se" Ap. Me" cha"" 's halt nüd abse". HKFrick.
In ä. Spr. mit Gen. ,Zimpt es uns ... ainer oberkait
ainer warhait nit abzesin.' 1531, G (EEgli, AR.). ,[N.
hatte nicht erwartet, dass die Appenzeller] sich söl-
licher red beschwert hettend oder deren abgsin werend.'
Kessl. ,Wie wol der bischof unserm abt der ge-
rechtikait nit kond absin.' Vad. ,Dess könne sy nit ab
sin.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Es kan sy [= sin] niemans
abseyn, das ist, man kan nit darwider seyn, conceditur
profecto, constat inter omnes.' Fris.; Mal. ,Dess kön-
nent ihr selbst nicht abseyn.' Gdlden Bund 1586/1658.
So noch: l'h bi" d's Danke"s Nüt ab. Gotth., neben
i"* bi" 's Nüt ab. ebd. Mit Acc. Pron. ,Das im doch
niemand ab ist.' B Disp. 1528. Mit Aussagesatz oder
Inf.; vgl. zur Entwicklung der Konstruktion die Stelle:
,N. kan das nit absin, das wer ain warhait.' 1531,
1041
San,
li.l-j
EEgli, AR. ,Sy könne und welle nit absin, in ge-
nommen haben.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Siner jetzigen
husfrowen halber könde er nit absin, denn das ...'
1561, B Turmb. .Diewyl die von Opfikon nit absyn
könnend, dann das ir vech ...' 1582, Z EM. .X. könne
nit abseyn, dass er die angewendeten Mittel nit em-
pfangen habe.' 1744, AiTäg. Gerichtsbuch. Mit, wie':
,Derglychen Wort, wie wir nit absyn könnend, wer-
dend vil gredt.' JJBreit. 1015. — (S) (in AALeer. auch
nur Öppis) (einen Wunsch, eine Bitte) abschlagen,
versagen, verweigern, verwehren Aa; Bs; „Gr"; L;
GF., G.j ScHHa.; SchwMuo.; Ndw; Z (so Dättl., 0.).
jch jj» >s nn ai)! weigere mich nicht' AALeer. Er
cha"" Niemerem Öppis absl". Ein"m 's Hecht absi"
ScnSt. (Sulger). Mit Gen. .Sintram war dessen [eine
Burg zu bauen] nicht ab.' Gotth. (Bilder und Sagen
6, 59): archaisierend? Mit Inf., abgeneigt sein. ,Man
werde die Widererstattung diser Summ ihme auff
eidentliche Zallung zu stellen nit abseyn.' 1744, I.
(BReber 1898/9). ,Er sei nit ab, ein Abtrag zu
tun.' 1781, AATäg. Gerichtsbuch. — Ab -sin n.: Ab-
wesenheit. Syn. Ab-wesen. ,Von min a-s wegen.' 1453,
AAKön. ,Demnach unser Untervogt laudsilüchtig ge-
worden, hatten wir auss Langmut sein Abseyn und
Aussbleiben eine lange Zeit übertragen.' 1712, Z. —
neben-ab-; s. be-reichen (Bd VI 148). — dar- ab
drab-: verwirrt, verstimmt sein BHa.
ob-; s. Bd I 50. — dar-ob-: darauf bedacht sein,
darauf dringen, dafür sorgen. Dem Herzog von Lo-
thringen und Hm WHerter soll man auch ernstlich
schreiben, ihnen die Unsern empfehlen und sie er-
mahnen, ,darob zesind, daz die nit verfüert werdent.'
1476, Absch. ,Vogt zuo Kyburg schryben darob ze
sind, das die zuo Näftenbach ir gsellenhuss wider
verkouffind.' 15So, Z EM. .Darob und daran sin.'
mehrfach XVI./XYIL, Z; zB.: ,So welle er darob und
an sin, das er ... der urteil statt tuon müesse.' 1530/3,
Z Ehegericht.
d(i)-obe"-; s. Bd I 51.
über-, über-; s. Bd I 58/9. Dazu: 1. auf dem
Feuer sein B; Th; Ndw (Matthys). D' Herdepfel sind
über. — 2. a) betrunken sein GRValz. Er ist g'wüss
nid es Bilz über g'sin. — b) vorbei sein; s. blöd (Bd
V 24). — c) übergeben sein, kapituliert haben : We""
mir vo" dem [dem ,alten Bernpulver'] hätti", d' Fe-
stig war i" ZU vo" ziel Tagen über! EGünter 1908.
Jets isch Murten über, meine Geduld ist zu Ende
BM. — d) (mit Gen.) überhoben sein, neg. nicht
darum herumkommen, nicht umhin können; vgl. ab-s.
2 a zu Ende. ,[Wir sind von unsern Verbündeten] also
ermanet umb hilf wider üch, das wir ... nit können
überwäsen, denn das wir ine[n] hilft' wider üch zuo-
gseit band.- 1444. Zellw. (Jrk. .Dann sy im so böse
wort gebind, daz er des nit wol über sin möcht sy
zuo straffen.' 1483, Z RB. .Diewyl die pündt und der
frid bestand, so hat die tiranny kein end, und mües-
send aber wir in kraft der pündten inen helfen [die
ref. Orte den kath.], dass sy für und für by ir tyranny
mögind blyben, des wir über wärind, wenn die tei-
lung beschähe.' 1532, Strickler. .[Wenn der Verletzte]
den andern so unzimmlicher wyss verursacht bette,
das er des verletzens nid füegklich hett mögen übersin
[hat er nicht ohne Weitres Anspruch auf Schaden-
ersatz].' 1535,ZKn.(ZStat.). - dar- drüber-: l.a) .über
Etw. her sein, zB. über den Kasten' Ndw (Matthys);
Schweiz Idiotikon VII.
vgl. Sp. 1036. — b) hinter Etw. gekommen Bein, Etw.
herausgebracht haben BBe. — 2. Es ist mir drüber,
ich habe Lust dazu Ndw (Matthys).
üf- (übel-, hell-, bueb-,_ des-üf-J; s. Bd I 119/121.
Dazu einige Nachträge. ,t)f s.' lj aufgestanden sein.
Vom Boden. Morgant 1530; aus dem Bette, ebd.; Hai-
monsk. 1531. .Ich schätz, du sigest zuo früeuffgesin
oder aber ich', Frau zu einem Mann, den sie früh-
morgens bei einer Stute ertappt. 1430, Z RB. Uneig.
Der Find ist üf. BGr. (Bärnd. 1908). — 2) wachsam,
auf der Hut sein. ,üenk wohl der rat schon auff wirdt
sein, des knaben halb ohn sorgen biss.' GGotth. 1599.
— 3) sich aufmachen, aufbrechen. ,Will morn früe
uff sin.' Haimonsk. 1531. ,Wol her und dran, wir
wend uf syn!' Funk. 1553. ,Sol mich beförderen,
über ein Jar ufzesin.' FPlatier 1012 (Boos). ,[Der
Margstaller soll dafür sorgen] dass die Ross wol
besehlagen, auch zue der Stunt, wan ein Herr will
aufsein, alle Ding ordenlich und wol gerüst sigen.'
AaMuh Gürdn. XVII., Militärisch, ins Feld rücken,
oft XVI.; zB. : ,Do fragte inn der herr, wenn der künig
lüt weit han, ob er och weite uff sin.' 1513/5, Abscb.
.Wenn wir wellent uf sin, so werdent wol vierhundert
man mit uns uf sin.' um 1523, Strickler. ,[Die Juden]
bettend wider ein solchen gewalt nichts mögen uss-
richten, wenn nämlich yederman wider sy uff gewäsen
wäre.' LLav. 1583. S. noch Harnisch (Bd II 1611). —
4) sich empören. ,Als der gross Constantinus abge-
stoben, sind die Alemanier abermalen auff gewesen.'
HP ast. 1578. — 5) offen, eisfrei sein. ,Der Zürichsee
überfror gar ... Wie aber die wermi mit einem wind
kam 16. feb., was er 20. feb. widerumb uff biss gägen
Rüstliken.' 1551, HBüll. D. — 6) zu Ende, aufge-
braucht sein; auch AALeer.; Bs; S. Der Vstag hed
nid welle" chön u"d mit dem Hew si" d' Lit üf g'stn.
Barnd. 1908 (BGr.). — oben-üf-: zornig sein; vgl.
di-oben 3 (Bdl 51). ,Fritz war ganz blau vor Zorn.
Fritz ist immer oben auf, sagte Rudi.' Alpenh. 1871
(BE.). — dar-üf-: krepiert sein; s. Seili (Sp. 762). —
wol-üf-; s. Bdl 122. ,Der muss wohl uff sy"!' iron.
= Dem muss es gut gehen! Gotth. ,Gester ich nit gar
wol uf was.' GGotth. 1619. .Freuet mich von Herzen,
wan Alles wohl auff ist.' 1730, Zu Brief.
uff- (oben-, dar-uff-J: s. Bd I 118 u.119. Dazu:
Er ist geng uff und ann, auf dem Trockenen BG.
(Bärnd. 1911). ,Die sachen ze stillen und mit beiden
teilen ze reden, was druf und dran ist [was dringlich
ist?].' 1530, Absch. ,Das sy daruf und daran sygend
[darauf dringen], das der künig in Frankrych den
protect ... quittiere.' 1585, ebd.
um- (hand-cher-, dar-um-); s. Bdl 220. 229. 230.
an-; s. an II 3 d (Bd I 255). Dazu: D' lins," sind
a", am Leibe; d's Holz ist a", am Feuer Ndw (Matthys).
Es ist a", erreicht, zB. die Mauer, steht an ihr an.
ebd. ,Ä., tangere.' Id. B. Er ist-em 's a"g'si", er
ist ihm bei einer Arbeit gleichgekommen GT. An-
wesend sein: ,Da dirre kouf gischach, da waren an
here N. [usw.].' 1298, Bs ÜB. Eignen, zukommen, mit
Dat. .[Bei Mischung von Weiss und Schwarz ergibt
sich] etwas brauns, das sunst der färben keinen [!]
an ist.' Tiere. 1563; lat. qni neuter extremorum est.
Lieb, genehm sein, mit Dat. P. Ndw (Matthys). I'h
bin-em a". So mit Acc. 's: Keini ist-em 's jo a"</'si"
wie Die, die er liebte ScbwE. (Gedicht). Es (Das)
ist-mer (nid) a", ich habe (keine) Neigung, Lust dazu
loi:;
San, sen, sin, son, sun
1044
BSi. (auch: ,ich habe die Gewohnheit'); L (Ineichen);
Ndw (Matthys); ZLunn. „Es ist ihm so an, es ist
so in seiner Natur; negative hat die Eedniss .es ist
mir heut nichts an' den Sinn, ich habe heut keine
Lust, keine Neigung dazu." St.2 Wol a" s. 1) Ei"'m
wol (übel) a" s.; s. Bd I 255. .Seine geistlichen waren
ihm nicht wol an.' Wurstisen 1580. .Demnach stadt,
Hesther habe dein hofmeister wolgefallen und habe
gnad vor im funden, das ist, er sye iren wol an ge-
wäsen, er hab iren wol gwöllen.' LLav. 1583. — 2) mit
Ortsbestimmung (gew. bi Ei"em), gut angeschrieben,
beliebt sein, in Gunst stehen Ap; B (.multum valere
apud aliquem.' Id.); L (Ineichen); GF., G.; ScaSt, (Sul-
ger); Th; St.- Er ist bi-n-em verzwant icol a", steht
bei ihm in grosser Gunst Ap. Die Jumpfere" slgi wol
a" bi-re". MWald. 1880. Er will überall wol a" GF.,
G. ,Mädeli meinte, da müsse ich gar wohl an sein.'
Gottb. — niener-a"-, d(a)r-a°-, ann-; s. Bd I 258.
259. Zu dra" s.: 1) darauf dringen uä. sehr oft XV./
XVI. ,Mit N. daran zuo sind und in lassen suochen,
das [gestohlene] gelt ... wider zu keren.' 1491, B RM.
.Derhalben wirdt ich sein daran, Ulisses soll die waffen
hau.' GGotth. 1599. Vgl. unter An-bringen (Bd V 715)
und die Verbindungen .helfen und daran sin.' 1530/3,
Z Ehegericht, .daran sin und verschaffen.' 1563, Z RM.
— 2) mit Adv. Letz, recht dra" s. Aa; Ap; Th; s. auch
Bd III 1551; Bd VI 211. Übel dra" s.; s. auch Bd
IV 1514 u. ,Wiewol in dem usserlichen gottsdienst
etwas unglychheit ist, also das ein teil vermeint uff
die wyss, der ander uff ein andere bass doran zesyn,
so stimpt man doch in dem houptstuck zesammen.' 1585,
Absoh. .Wie ich mit Mosen bin dran gsyn, so wird
ich by dir ouch syn.' Zwingli (Zitat aus Jos. 1, 5, wo
in der ZBib. von 1530: .wie ich mit Mose gewesen bin').
äne-; s. Bd I 261. S. noch Sp. 30 o. — ■ dar-äne-;
s. Bd I 263. S. noch Brot (Bd V 925 u.); ver-f endeten
(ebd. 1151).
in-, (dar)inn-, dfarjinne"- ; s. Bd I 291. 294. Dazu :
Dri"si", drin stecken, in einem Handel Ndw (Matthys).
Der Man" isch drinn, wi-n-e" Hang i" de" FlÖluie"
BE. Schtvdr, tick, z'mitzt drin si", viel gesellschaft-
liche Beziehungen haben ZStdt. ,Als ihn sein Bruder
Cuny abgemahnt, sei er schon zu tief darinn gewesen.'
B Anz. (Copie oder Auszug einer Kundschaft über die
Oberländer Unruhen von 1447).
ab-, üf-, an-, üs-, hinder-enand-; s. Bd I
116. 117. 305. 306. 307. 550. II 1413. Dazu: „Auf-
und ob einander sein, einander zusetzen, verfolgen
VO." ,Man sol sy [die Schulkinder in der Pestzeit]
ouch nit gar zu eng in einandern sein [lassen].' 1594,
L. D' Regieri"g slgi grad bi-n-andere". Schweizer Bauer
1907. 's Rebe"schnide" würt bald bi-n-enand si", feitig,
beendet Th; Z. ,Es sind die kurfürsten am Rin by
einander gesin.' 1476, Bs Chr.
üs-; s. Bdl 551. 552/3. Dazu: 1) von Personen.
Abwesend sein, oft XV./XVI.; zB.: .Die zit, so si also
von ir statt usswären.' 1449, Aar. StR. (B Urk.); nach-
her: , semlich ir usswesend zit.' ebd. .Ich kan mich
nüt gnuog verwundern, das er so lang uss ist inn
silier botschaft.' Haihonsk. 1531. Inf. subst., Abwesen-
heit; s. Bd VI 579 u. — 2. von Sachen, 's göd, so lang
a's 's mag; wenn der Lung üs isch, glieit 's Rad ab L;
vgl. Bd VI 480. Artikel, mit deren Annahme ,dem krieg
der boden aus sein würde.' 1531, Strickler. Bekannt
sein. ,Wann der Herr etwan in ein Wüste gegangen
und daselbst gebettet, ist es gewüss auch nicht alss-
bald aussgewesen.' FWvss 1677. Ausgemacht sein.
Si'lb ist üs! SchKI. Zu Ende sein. D' Schnei ist üs. allg.
S. noch Pfüs (Bd V 1188). ,Won ouch denn uff den
selben tag eins weibels iar uss ist.' XIV. /XV., ZBass.
Offn. ,Du weist doch wol, dass die zil noch nit uss
sint.' 1434, Z RB. ,Do das grebtnus uss was.' Mor-
gant 1530. ,Will das Leechen uss seige, sitze er [ein
Müller] wie der Vogel uffem Zweig.' 1642, Th. S. noch
Sp. 371 u. — vor-, hinden-, papp-, dar-, dar-
durch-üs-, uss-, (hie-)ussen-; s. Bd I 556/60.
dar-von-; s. Bd I 843 (Bed. 1).
vor-; s. Bd I 928/9. Dazu: ,Ei"'m vor si", ihm
in Etw. zuvorkommen, ihn in Etw. hindern' Ndw
(Matthys). Met Geld ist-er nöd a's% icit vor. ATobler
1909. ,Das ist mir vor gsyn, Gott werd's nit lyden.'
Rdef 1550. ,Ist geraten, si diss jetzt vorwesenden
[bevorstehenden] eidts uff disem ankommenden oster-
sampstag ze erlassen.' 1555, B RM. — da(r)-vor-;
s. Bd I 933.
für-; s. Bd I 958/9. Zu 3 b (vorüber sein) s. noch
ge-recht (Bd VI 227); ge-rad (ebd. 503). ,An einem
sambstag spat, als die sun für gsin.' 1559, B Turmb.
,Bis kilbi für was.' Ard. 1572/1614. — hinder-, dar-
für-; s. Bd I 964. 966.
(er-)ge-; s. Sp. 1020/21.
heim-: anheimgestellt sein. ,Mag jeder schuol-
meister den schuolkinden solches sonst anzeigen und
es iren eitern heimseyn, jeder nach syner gelegenheit
hirinn tuon und lassen möge.' 1594, L Pestordn. —
da-heim-; s. Bd II 1281/2.
hin-; s. Bd II 1318, auch sollen (Sp. 775). — ab-
bin-; s. ebd. 1320. 1322. - über-hin-; s. ebd. 1323/4.
— um-hin-; s. ebd. 1327/9. Dazu: Dem, wo eissig
z' Burdlef g'si", soll 's speter no'h drum ume" si", soll
sich dorthin gezogen fühlen B (Dekl.). — an -bin-;
s. ebd. 1332. 13S4 fzemitz-an-hin-J. — us-hin-; s. ebd.
1338/9. 1341 (oben-, vor-us-hin-). Dazu: Wie <f Sunna
es Bitz ist üst" g'sin PPo. — für-hin-; s. ebd. 1345.
— hinder-hin-; s. ebd. 1348. Dazu: Was hinderen
ist, ist g'mäit .gemäht ist gemäht' BE., G. — (für-)
näch-hin; s. ebd. 1354. — da- dehi"si" .- ruiniert
sein, von Kleidern Bs (Seiler). — durch-hin-; s.
Bdll 1357. 1358/9 (oben-, darüber-, zmitzt-durch-hin-).
— zue-hin-; s. ebd. 1360/1.
da-hinde"-; s. Bd II 1411. — (dar-)hinder-;
s. ebd. 1416. 1419. Dazu: Si" darhinder, essere occu-
pato a ciö fare PA1. Hast g'maehnd den Rock? Ich
bin d.
um-her-; s. Bd II 1561.
mit-: dabei sein. .Als A. mit den Bossharten
beiden gangen, ouch daby und mit gewesen ist, ge-
sechen und gehört hat, das sy den B. schluogent.'
1434, Z RB.; noch oft in dieser Quelle. - Nach der-mit
si" (Bd IV 908 o.) viell. als ,dabl and damit' zu verstehen.
da-nide"-; s. Bd IV 670.
bi-. Subst. Inf. Bi-sin n.: Anwesenheit. ,Inn
bysin Ruollanden.' Morgant 1530. ,Inn binsin R-en.'
Haimonsk. 1531. .Ohne syn bisin, doch im biwesen der
stift boffmeyers.' 1561, ZAlbisr. S. noch Under- Seckler
(Sp. 678). Abgekürzt ,b.', in Anwesenheit (vgl. ,laut'
für ,nach Laut' uä.). ,Das Haus des inquirierten Weibs
eintweders selbst oder durch einen taugentlichen hier-
zuo Bestellten Bysein eines Nonaty [1. Notari?] durch-
suochen.' 1657, ADettl. 1905. .Allwo sie [die eidgen.
1045
San,
sin, son, sun
1010
Gesandten] nit weniger dann zu Dyon Beysein er-
meldten Herrn de Praslins und d'Ürsignys uberauss
prächtig liewirtet wurden.' Parisische Keis 1664. —
vor-bi-; s. Bd IV 907. — da(r)-bl-; s. ebd. 908.
.Bedunkt uns, dass der ernst daby syge.' 1444, 1'.
Aushalten, existieren; auch S; W. Ich chan" so derbi
g'si" W. Subst. Inf. Es ist es grtiselichs Derbt'si", man
kann es unter solchen Umständen fast nicht aushalten
BG. Es heimlichs Biirbinsln in schaurig schönem Ge-
wittersturm auf dem Gipfel. Barnd. 1908 (BGr.).
z'sämen-: a) bei einander sein GT.; Ndw; ZO.
,Z's., partibus alicuius stare, in lusu usurpatur.' Id. B ;
auch Tu; Z. Mer wend auch e"chlin z's. sl", gemütlich
bei einander sein ZO. S. noch Sp. 911. — b) zsgefügt
sein, von Sachen Ndw (Mattliys).
da-. , Weilen kein Auffhören dagewesen.' 1719,
Bs (AfV.).
dar-: .vorgelegt, vorgeschoben, vorgesetzt sein'
Ndw (Matthys). D's Pfeister ist dar B; Ndw (Matthys).
's isch dar, der Tisch ist gedeckt, die Speisen auf-
getragen, die Sache gerüstet B (Zyro).
durch-. 1)' Hose" sind fscho" wider) durch, infolge
der Reibung durchlöchert Ar; GT.; Tu; Ndw; Z. Es
ist dureh, zB. ein Loch ist durchgebohrt Ndw. ,Es
sol sinhalb durchsin', der Rechtsfall soll als erledigt
gelten. 1459, Waldm.
wider-; s. wider. — dar-, derwider-: gevt. mit
Dat. P. a) dagegen sein Bs; B; Th; Z. Ich will-em
niid derwider sl". ,So dan aber meinst gru'ndtlich ze
faren, khan ich dir der wider nit wesen.' 152-1, Vad.
(Brief). ,Dar wider bin ich dir nie gsin.' GBinder 1535.
S. noch ab-s. (Sp. 1040). Berfür und derwider si" (auch
Bs; B; G; S; Th) s. Bd I 906. — b) andrer Meinung
sein B. ,Si meint 's nit bös [sagte der Pfarrer]. Bi"
nüt derwider, sagte Peter.' MWalden 1880.
zue-: geschlossen sein, vom Fenster, der Türe;
gebannt sein, von Reben, Wald; gefroren sein, von
Gewässern, allg.
Wol-sin n. Nur in den Formeln zum Wohl"! Ap;
B (als schriftsprachlich empfunden); G; Tu; Z (tw.
Wähl"); rjuets Wohl"! Z (so Düb., Wth.), zur Gesund-
heit! beim Zutrinken. Wohl", Bedne" z'säme"! Joach.
Sinn I Aa (in F. -e1-); Ap; Bs; B (auch F.); L;
Scew; S; Ndw; Z tw., Sind (nur in den Verbindungen
im S., z' S.) Ap; BBr.; GrD., Pr., Seh.; GoT.; TnBerg,
Hörn, Hw.,Mü.; ZF., £V»BE.,G.; FMu., Si GRNuf;
PAL, Po.; ThHw. (■%>), Märst., Mü.; Obw; U; WVt.
(nasaliert); ZF. (-i*), See ZBenken f, Si' Ap; GRh.;
Schj THKessw., SP Gl; GT.; Z, Se ScnSchl., Set GRh.
— in., PI. unver. Ap, Sinn AaF., Subrent.; BsL; Gr
Ths, Sinne" AALeer.; Gl; Sch; ThMü.; Z: im We-
sentl. wie nhd.Sinn. 1. Vermögender äussern Wahr-
nehmung. ,In s. werden' mit Gen., gewahr werden;
vgl. zur Konstr. ,inne werden.' ,Da unser knecht der
fien[d] in s. worden, da sind sie in eir guoten aornig
die flegenfd] den berg uf angerifen.' 1499, S (Bericht
über das Gefecht im Bruderholz); in einem andern
gleichzeitigen Schreiben des selben Verlassers: ,sint
die unsren ir gesichtig worden.' ,Die fünf S-e.' Von
den Sinnesorganen: Für das Versehen eines Sterben-
den werden ua. fünf Wattebäuschchen bereit gelegt
zum Betupfen der ,5 Sinne' AaF. (AfV.). Sonst nur
in übertr. S., = 2 b (s. d.). 's band Alli [die Kinder
einer Familie] di g'rade" Glider ond di ftV'f g'sonde"
S-e" TbMü. Er het sine guete" feuf S-e", ist ^oll-
sinnig' AALeer. Bö mue"-me" alli fü"f S-e" bin-
enandha", bei einer schwierigen Arbeit Tu. Wo hast
attch dini (fü"f) S-e" g'lta"? tadelnd, ebd. ,Das merke,
swer sine fünf s-e hat.' Schachzabelb. .Seine fünf
sinn anwenden und brauchen, all sein sterke ankeeren,
contendere omnibus nervis.' Fnis.; Mal. S. noch be-
riehen (Bd VI 100). — 2. a) Bewusstsein, Besinnung.
I«* ha" mi" S. alle" verlöre" B(Zyro). Vo" S. (B), S-e"
(AALeer.) si". Er [ein vom Pferde Gestürzter] isch co"
S. SGfeller 1911. S. auch sagen (Sp. 394). D' S-e"
sind-em vergange" AALeer. Bi S-e" sl". ebd. — b) Er-
kenntnissvermögen, Verstand, auch zsfassend für
die geistigen Kräfte übh.j oft im PI. Spinn, Meitli,
spinn, so wachse'd der die Sinn! EStoll 1907. Chtirzer
S.; s. unter c. ,Alsus beleip daz lembelin beliuot wol
[vor dem Wolf] von den s-en sin.' Boner. ,Geüebte
sinn haben zum underscheid des guoten und des bösen.'
1530, Hebr.; tu. ataÖT/uvjpta. ,S., verstand, das fassen
und erwütschung unsers Verstands, sensus.' Fris.;
Mal. RAA. (vgl. unter 1). ,Bu muest der S. bi-n-
enandere" ha", animus adhibendus est, adsis animo
oportet.' Id. B. Me" mues' der S. bi-n-enandere" ha",
we""-men es grosses G'sehäft het B (Zyro). Er wird
im Üsmelche", ico me" d' S-e" sn't bi-ii-eiiand stü" lü",
wider über Anders 'brüetet ha". ÜStreiff 1904. ,Der
schryber sol im ufzeichnen guot sorg haben und die
sinn by im han.' XVI., ZKyb. In Ausdrücken für gei-
stige Gesundheit und Zurechnungsfähigkeit. .Gsunde
Glider und gutte S-en ... wünschen ich allwegen.'
Barnd. 1911 (aus einer Hausinschr.). , Verjachen die
NN. mit irein Ansprechen, gesunt sinnen, lips und
Vernunft, wie daz si recht und redlich [einen Kauf
abgeschlossen hätten].' 1417, AaB. Urk.; ,gesunt lips
und der sinnen.' 1430, ebd. ,[N. bekennt] das er sich
einer touben und unsynnigen wyss underzogen ... ouch
sich selbs mit einem ermel von sinem hembd erhenken
... wellen, über und wider das im siner s-en halb nüdt
geprosten.' 1530, Z RB. ,[N. soll] sich des wyns der-
maassen entziechen, das er by sinnen und vemunft
belyben und syn dienst... versechen möge.' 1548, Z
RB. ,Wol bei sinnen, wol bei im selbs; mentis compos.
Wol bei sinnen sein, mente consistere.' Fris.; Mal.
,Ein mannsbild .. . mag sines guots zimliche Ordnung
und testament wol ufrichten, alle diewyl er by rechten
sinnen und guoter Vernunft ist.' 1572, Aar. StR. ,A11
diewyl sy by guoten wüssenthaftigon sinnen und Ver-
nunft sind.' ebd. In Ausdrücken für verschiedene
Arten geistiger Gestörtheit. Weder S. no'h Verstand
han B (Zyro). Einer, der im S. nit ganz g'schld ist
BG. (Bärnd. 1911). Us uem S. cho", von geistiger
Zerrüttung PPo. Er ist nid bim rechte" S., ausser
sich, von Sinnen FMu. Bu best goppel ned recht bi
S-e" TuMü. Er ist nümer bi volle" S-e" g'si", als er
das Testament machte, ebd. ,Po gieng sy [die Kö-
nigin Elisabeth] der siechtag als starklich an, das sy
recht ganzlich kam von allen iren s-en, also das sy
weder guot noch übel noch kain ding verstuond.- Elsbet
Stagel. ,[N. sagt aus] er hetti siner swester säligen
kind by im, des vatter siner s-en nit hetti, noch ze
statten dem kind komen möcht.' 1426, AaB. ,N. was
aber tobig und hart sin s-en nit/ 1429, Z RB. ,[Die
N. bekennt] den eid hab sy nit gehalten, und rett
daby, daz sy by ir s-en nit wol gewesen und noch
1047
San, sen, sin,
1048
nit sy.' 1409, Z RB. ,Diewyl derselb N. ein alter man,
an s-en und Vernunft krank und unstatthaft ist.' 1489,
Z P.M. , Wenig [der von der ,anglischen Schweissucht'
Befallenen], so nit etliche stund irer s-en berobt ge-
wüetet haben.' Kessl. ,[Die N. klagt, ihr Mann habe
ihr ein Brot an den Kopf geworfen, obwohl er wisse]
das sy der s-en broubet wirt und sonder, so sy erzürnt
wirt, nitt umb sich selps weisst.' 1541/3, Z Ehegericht.
,N. sye siner s-en, witzen und reden ... nit vollkommen,
darzuo er bevogtet, das er weder ze wiben nach anders
für sich selps keinen gwalt gehept.' ebd. ,[Die N.]
die der s-en etwas blöd worden [wird im Spital ver-
sorgt].' 1542, Z RB. ,Nit wol bei s-en, nit gsund am
verstand, nit durcheinhin witzig, valetudo mentis.
Nit wol bei s-en, übel verwirrt sein, laborare cerebro.
Von s-en bringen, taub und unsinnig machen, exter-
nare. Von s-en kommen, taub werden, dementire.
Wider zuo s-en kommen oder zuo seinem verstand,
ad sanitatem redire. Alle sinn und verstand verlieren,
gar ab kommen, tota mente deflcere.' Fris.; Mal.;
Ähnliches bei Denzl. 1606; s. auch ab-kommen (Bd III
270). „[N. sei von einer Verletzung am Kopfe her]
ie zun zyten nit bim basten by rechten s-en.' 1572,
Z RB. ,Diewyl ... syn s. und Vernunft, wann er sich
mit wyn überladt, zun zyten dermassen vereuderet
wirt, dass er synes raundts nit belniotsam ist [soll er
die Wirtshäuser meiden].' 1576, ebd. ,N. hat sich
versteif, als obe er verrückter S-en were, und über
das ein und andere Fürhalten possier- und närrische
Antworten gegeben.' 1671, ZAnd. ,Er [ein Zeuge,
habe] zu syner Frauwen gesagt: es dunkt mich, der
Hr Ambtmann M. seige an S-en nit überall just.' 1676,
ZRüti; ein andrer Zeuge: ,das Hr Amtmann M. am
Verstand nit gsund seige.' ,Es hab sich etwan 3 Tag
im Houpt gehabt und öftermal gesagt, es habe kein S.
mehr.' 1680, RBrandst. 1890; oder zum Folg.? - c) Er-
innerungsvermögen', Gedächtniss. E" churze" S.
ha" Ap (.wenig Überlegungskraft, ein schwaches
Gedächtnis.' TTobler); Ndw. ,[Eine Frau vergisst
das kurz vorher gegebene Versprechen, ein ihr vom
Manne anvertrautes Geheimniss zu bewahren] Denn
die weiber, wie man spricht, lange kleider und kurze
sinn haben.' JWetzel 1583 (Zutat des Übersetzers).
Vater Gisi"ger, dir heit e" guete" S. und es scharpfs
Aug. Schild 1885. Mi" S. het e'so g' schwächet sit
mi"'r ChrankHt BE. (Bärnd. 1904). Wenn Gott Pne"
wollt straffe", su nimmt- er im der S. oder gibt-im es
bös's Möntsch BG. (ebd. 1911). D' S-e" verlüre" Z.
,[Wer am 1. Jan. zu Ader lässt] verleurt den S.'
XVII., G. Er het hei" Si"" me W (Tscheinen). ,Kei"
Sinn ha", hebeti memoria esse.' Id. B. Wer (in TnMü.
Wa') kei" (nid ÄALeer., Suhr; BsLie. und lt Seiler;
GRFläsch) Si(nn) (in ScnSt. lt Sulger; ZEls. Sinne")
het, het Füess, zu (von) Einem, der beim Weggehn
Etw. vergessen hat und daher zurücklaufen mnss, um
es zu holen AALeer., Suhr; Ap (T.); Bs; GRFläsch;
GBern., SaL.; ScHSt. (Sulger); ThMü.; UwE.; ZEls.
und lt Spillra. , [Einer, der einen Korb stehen liess,
sagte] er habe etwas vergessen; wann einer nicht
Sinn habe, so habe er Füess.' 1722, Z. Het-me" der
S. nit im Chopf, so het men-e" i" de" Füesse" B. —
(1) Aufmerksamkeit, Fleiss; in der Verbindung e(n)
S. ha" Ap; Gl. Heb (auch) en S.! sei fleissig und auf-
merksam Ap. Muest auc'' e"kli" en S. ha", zu Einem,
der eine Arbeit lässig und ungeschickt angreift ApLb.
Hab auch en S. oder ich nemm-dich bim Ghrage"!
HKFrick 1900. Du liest ken S., du plampest grad,
du befleissest dich nicht, legst dich beinahe auf die
Bärenhaut Ap (T.). S. noch Narren-Sach (Sp. 124),
— 3. a) die auf Etw. gerichtete seelische Tätigkeit:
das Denken an oder auf Etw. (auch der einzelne Ge-
danke), Streben, Begehren. Es göt wi S-e" und Ge-
danke", dh. sehr rasch AALeer. (H.). ,S. und Sorg(en).'
,[Der Amtmann, der] neben dem vilfaltigen Ohnmuss
vil Sinn und Sorgen anwenden, vil Müeh und Zeit
anspannen, selbsten und durch die Seinen auf die Ab-
stattung der Zehenden geflissen Achtung geben...
muss.' XVII., ZTöss. ,Da [in seinem Amt] erwirbt
ein Jeder sein Brot, aber keiner ohne Mühe, Sinn und
Sorg und mit wenigem gutem Leben.' FWvss 1677.
,Da [im Ehestand] gibt es vill Sinnen und Sorgen.'
1772, LMei. (Schreibheft). Einer Sache Si(nn) ge",
daran denken, sie nicht vergessen W (Tscheinen).
Du muest-mu ouch Si"" ge". Kei" S. ge", aus dem Sinn
fallen lassen, ebd. Ich ha" ke'" S. dra", denke gar
nicht, Das zu wollen oder zu tun BE. und lt Zyro.
Jeh ha" kei" S. g'ha" dra", zue-n-e" z' gä". Schwzd. (BE.).
Es chunnt-mer (e")kei(n) S. dra", ich denke nicht
daran, es fällt mir gar nicht ein Aa; Ap; Bs; Th; Z und
weiterhin. Es tcär-mer e(ner) der S. an'n Tod cho" als
a" so Öppis Th; Z. Nei", a" Das ist mir sg wenig
noch en S. cho" a's an Tod. Stutz, Gem. ,N. neme ira
d band in einem faz- ald schimpfwerk, seite, ob sy in
zer ee wet; do seite sy ouch in fazwerks wys: hee
jaa. Sunst were ir der s. nie dran kommen.' 1541/3,
Z Ehegericht. ,Subiit cogitatio animum, der S. ist
mir daran kommen.' Denzl. 1666. .Leute, denen der
S. nicht sogleich an ein Erdbeben gekommen, ge-
dachten, es wolle sie ein Schlagfluss treffen.' 1755, Z.
,Den s. abwenden, abducere aciem mentis.' Fris. ; Mal.
.Sein s. und (ge)dank auf ein ding legen (sich ganz
etwarauff geben), animum adjicere alicui rei; sein s.
auf schiächte und verächtliche ding legen, abjicere
cogitationes suas in rem humilem et contemptam; sein
s. aufs birg setzen, saxa et montes cogitare.' ebd. .Der
s. (und dank) stät üf' uä. ,[N. hat] gseit, er möge nit mer
werken, sonder sin s. und gmüet stand im allein uff
kriegen und dienen.' 1530/3, Z Ehegericht, ,Darnss
abzenemen ist, wohin des mönchs sin und dank nit
tags allain, sonder ouch nachts gestanden siend.' Vad.
,Mein s. und denk Stadt auf die grüene, animus est
in hortis.' Fris.; Mal. ,Und stett[!] in aller sin und
denk, wie sy furbringen seltzam bossen.' TStimmer
1580. Mit Adj. .Rächte sinn und gedanken, sani
affectus.' Fris.; Mal. , Böser s.'; vgl. ß. ,Er hab hie-
disent dem Brämgarten zwöy ross gfunden, dahar im
[1. in] ein böser s. ankommen, und nämlich so sye er
willens gsin, dieselben vor im anhin ze tryben und,
so sy zam, uf daz ein ze sitzen.' 1556, B Turmb. ,lch
[der Teufel] will Gott widerstreiten, wie ich das kan,
früe und spaat, mit listigkeit und bösen sinnen.' Mein-
rad 1576. — Spec. a) Absicht. (D's) S-s si", beab-
sichtigen, gesonnen sein Aa (H.); B. Ich bi" Sinns
z' hüräte" B (Zyro). Am Mädi han-ig versproche" ...,
es gib de"" Öppis z' Märitchräm, u"d da war ich d's
Sinn*, im appe" es sidigx Hahtuech z' chaufe". CWeibel
1888. .Jakobli fragte den Vater: Wo muss es hi"
g'ritte" [gefahren] si"? ... Ga" absäge"? D' Mutter ist
nit Sinns, sagte Hausli.' Gottb. ,Ob sie etwa die Bürgen
seien V Davon hätte man ihnen nichts gesagt, sagten
1U49
San,
1, sun
M;,n
die beiden Verwandten, ernel einist seien sie sich dessen
nicht Sinns.' ebd.; s. auch Sp. 1030. ,N. habe zuo dem
Annli Stutzen gseit: ich bin des sinns, ich welle wyben;
weisst mir keine? Seite si ja, und habe si damit ge-
nommen.' 1530/1, Z Ehegericht. ,Dess sinns bin ich
min tag gesin ... das ich mich wett mit dienen bgon.'
Euef 1539. ,Er sye nit sins gsin, inen iitzit bös zuo-
zefüegen.' 1561, B Turmb. ,Doch sind wir des sinns,
mit wil uf dise gesagte wis den catechismum uszu-
teilen.' F Schulordn. 1577. ,Bin ouch nit mer sins, die
trukery zuo verkouffen.' ThPlatter Br. ,[N. ist] gen
Venedig khomen, alda er sinns ist, sich in der kunst
zu malen zu üben.' 1599, Reber 1899. S. noch ent-
riten (Bd VI 1089). ,Des s-s werden', sich entschliessen :
,üa bedenkte ich mich, ob ich fort oder zurukgehen
wollte, und wurde des Sinns, in Gottesnamen doch
fortzugehen.' JJBed. (Zoll. 1905). ,Ein (den) s. haben.'
,[N. habe] ein s. und fürnämen ghept, in der nacht
sich uf ze machen.' 1556, B Turmb. ,\Vo wilt du hin
grad dise stund? Zeig an, villicht hab ich grad auch
den s., an solches ort zu reisen hin.' Meinrad 1570.
I" dem S., in der Absicht. Th ha" 's nid i" dem S.
tij" ThMü. ,Ouch ist der rat überein komen, swele
unser burger dem andern läget in dem s-e, das er im
gerne übel täte, das er das besron sol.' äL EB. ,Do
erzukt der N. ein stein und sluog in in einem sölichen
s., dass er meint, er wölte in mit dem stein und dem
streich ermürdet und ze tod erslagen haben.' 1429,
Z EB. Ähnlich ,üf den s.': ,Er (iuwer alter arhptman)
stilt und roubet uf den sin, daz sin vriunt herren
mügin wesen.' Boner. — ß) Plan, List, Kniff. ,Si rieten
alle uf einen s., wie si wol möchtin komen hin.' Boner.
,Gib mir acht gülden iezit bar [bezahle mir das Tuch
zum voraus, ohne es mitzunehmen]! Das duocli1 mich
nit ein bösen s. und luf an duoch und an gelt hin.'
Fastn. XV. ,Do nun derselbig [Sela] erwachsen was,
und Judas iren [der Thamar] den selbigen nit geben
wollt, erdacht si ein anderen s.' Zwingli. ,Do Gergis
sine vettern gsach so übel zuo gerüst, do fieng er an
innenklichen ze weinen. Und als er weinet, do be-
dacht er sich eines sins. Er ruoft einem ritter, Ge-
rold geheissen, und sprach zuo im ...' Haimonsk. 1531;
nachher: ,G. erdacht den list...' ,Sy [ein hoftartiges
Weib] erdenkt ein s. und luogt ir drumb, das sis [ein
Schmuckstück] von anderen überkum.' Aal 1549. —
Y) Lust, Neigung zu Etw.; in der RA. ,in den s. ko-
men', mit abh. Satz. ,Were daz NN. deheinest in den s.
kämen, daz si di gült wider verkoufFen wölten.' 1417.
AaB. ,Do sprach der Z. [der in einem Wirtshaus über-
nachten will, aber hinausgewiesen wird]: nu hab ich
doch min gelt verzert; ich käme in den sin, ich wölt
dalag hin us komen, und sölten mir darumb min hend
abgehouwen werden.' 1421, Z EB. ,Also rette N.: wilt
nit swigen, ich kum in den sin, ich schlach dir das
brett in das antlit.' 1462, ebd. .Demnach habe der
N. zuo im gerett in siner stuben, er solte s bliche wort
nit reden, dann er wölte es nit von im haben, und er
käme wol in s., er würffe inn die stägen hinab.' 147C,
ebd.; noch öfter in dieser Quelle. S. auch zer-riemen
(Bd VI 912). Entsprechend .Einen in dem s. finden':
,[N. sprach zu der Frau:] du möchtist mich in dem
s. finden, ich gesnitti [verhüllend f. ,gehiti'] ein messer
in dich, und greif ouch in das messer ...' 1385, Z EB.
— b) räumlich gedacht, als Sitz der seelischen
Tätigkeit. ,Und so si an dem nechsten vergangnen
samstag danzent, si und ouch ander Juden, und in
irem s-e wanden wolleben, so kunt der Smario frefen-
lich gelüffen...' 1391, ZliB. Bes. in einer Eeihe
formelhafter Wendungen. Im S. si", ligge" uä. Da1
lit-mer all im S. Th. Dem Schu'meister si" derbi di
ganz ZU Anne"mareilis Wort im Sinn ume"'trölet.
SGpeller 1911. ,Du bisch-mer geng im Sinn gsi",
sagt Anneli zu ihrem Liebsten. Gotth. ,Wie es mir
im s. ist, wie ich mich zetuon beraten hab, ut mihi
est in animo facere.' Fris.; Mal. ,1m S. ligen, insidere
animo, in mente.' Denzl. 1666. „ Es ist oder liegt mir in
zwei Sinnen, ich bin noch unschlüssig, schwanke, stehe
noch an, ob ich es tun oder unterlassen solle B; L"
(St.a, nicht in '). Anders: Einem ,ze (im) s. sin' .ge-
nehm sein, passen; vgl. 4. ,Were aber, daz unsern
Eidgnossen daz nit ze s-e sin wölte, so wellen wir
[Zürcher] den von Appenzell noch einest schriben.'
1423, Z StB. ,[N. beklagt sich, sein Weib] sye so kybig,
das si im und dem knecht nit koche, es sye dann iren
im s.' 1530/3, Z Ehegericht. I(n'n) S. (Ai>; B; L: S; Tu;
Z), i" d' Sinn (SL.), z' S. (Aa; Ap; B; Gl; Gr; L; G; Sch;
Th; Uw; WEar. ltDial.; Z) cho", in der ä. Spr. auch ,in
den s. fallen', in den Sinn kommen, einfallen; .subire
animum.' Id. B. Es tröht-m'r albig im Mül ummer,
und se lütschel a's Gift und Tote" chunnd 's-m'r grad
z' Sind! Schwzd. (GrPt.). ,Es ist-mer grad d' Sinn ['.]
cho", worum er 's tuet, rationem consilii eius statim
divinavi.' Id. B. 's chunnt-mer iez grad nid z' S., ich
entsinne mich nicht Ap; B (Zyro). Es chunnt-mer z' S.,
was d' möchtist, ich merke... ebd. Bas hätt-em au"*
vu" selber solle" z' Sind chu" GRUVaz (Tsch.). Was
Tüfels chunnt-der wider einist z' S.'^ JEoos (L). Botz
Tüsi"g, botz Tonder, was chöd-mer noch z' S.? Ha"
g'meint, ich well ivibe", jetz bin-i'h noch z' Mi". Ap VL.
1903. Dertuet, wa'-n-em grad in'n S. chuwnt Ap; Th. So
Üppis chäm Ei""m im Traum nüd z' S. ! Th ; Z. Chunnt-
der (auch) Nüt z' S.'r 's chuwnt im Nüi :' S., er hat
keine eigenen Gedanken, sieht Nichts, merkt Nichts
Ap;B(Zyro). S. anch ver-brännt (Bd V 632). Mir ist
d' Vri-ne" rein nümmer d' Sinn [!] cho". CStreiff 1904.
Wenn-em [dem Bäbeli] tippe" der Köbeli i" S. chon
isch. JEelnh. 1904. ,Als sy morndes vernem, das dem
Günther sin leder verstoln were, viele ir ze stund in
iren sin, nach dem fragen, so Stichdenast am abent
getan hatt, er hette das getan.' 1456, Z EB. ,[Ein
Metzger gibt an, zwei Käufer hätten die ihnen vor-
gewogenen Würste nicht nehmen wollen] deshalb im
in sin s. käme, das sy bedüchte er inen nit wol ge-
wegen bette.' 1470, ebd. ,Das er sy oder sy in damit
zur ee erfordern oder nemmen, das sye iren nie in s.
kon, heig in nit gnan, welle in ouch nit.' 1530/3, Z
Ehegericht. ,Wer im nie zu s. kommen, das sovil
drus [aus einem im Eausch gegebenen Elleversprechen]
gemacht werden sölte.' 1538/40, ebd. ,Was aber im
hiezwüschet in s. gfallen, das möge sy nit wissen.'
1541/3, ebd.; ähnlich noch öfter. ,Es ist mir dozemal
nie in s. kommen, non admisi tum in animum. Der
tuot, was im in s. kompt, homo sui arbitrii.' Fris.;
Mal. .Incidere in meutern, in S. fallen.' Denzl. 1006.
Aber es hont mir s' Sinn, wil er seit, dass d' Schlacht
bi Villmär ga gsehecha syge, ob nüd öppa d' Bärner,
so vor etli Jahra dort umko sind, nüd nu wider uf-
gstanda sygind und gholfa händ drin schlaget. Göldi
1712. Gältet gältet, dier Wizbitlef, äs chunt üs schlech-
ten Wibervelcheren no flugser z' Sinn, was ftr aller-
1051
San, sen, sin,
1052
gattig Eslen äs gän cha! BHa. Gespr. 1778. Im gleichen
S. ,in s. und dank komen.' ,Solichs doch dem N. in
sin s. und dank nie kam und, ob gott wil, niemer
komen sol ieman ze ermürden.' 1442, Z RB. ,[N. be-
zeugt] das heb er nit getan, und sye im in sin s. noch
denk nie kommen [einen Degen zu stehlen].' 1508,
ebd. ,Dann ich warlich reden gdar, das mir solch
schantlich wort in minen s. oder gedank nie komen
ist.' 1523, Brief Zwingiis. ,Sölliches sye ir nie zs.
noch zdank kommen.' 1530/3, Z Ehegericht. ,[Die N.
sagt aus, es] were ira ouch nie zu s. noch tank kom-
men, ir ee an im zu brechen.' 1538/40, ebd. ,[Ein
Verurteilter beteuert] im gschäche unrecht, dann sol-
lichs im nie in s. und denk komen.' 1552, B Turmb.
Die Verbindung subst. 's «' Si"" cho" [Einfälle haben]
ist di grost Chunst Obw. Es Tükers es z' Sindchon,
ein höllischer oder ein schlauer, witziger Einfall, ein
höllisches Unterfangen; es ungarechts z' S., ein er-
schreckender, abscheulicher, gottloser Einfall, Gedanke
GrD. (B.). Es artig s z' Sindehof [eines Zahnlosen,
der durch Anfügen eines Hosenknopfs an seine Pfeife
sich den Gebrauch derselben ermöglicht]. Scbwzd.
(GitPr.). Us *em S. cho" Ap; B; G; Tu. 's chunnt
(wo't)-mer nid us dem S. Sit dennzemöl het-er Settelin
nümmer chönnen us <'em S. tue". SGfeller 191 1. Einem
Etw. z' S. (in GrD. z' Sind, in GRÜhur in'n S.) legge";
s. Bd III 1175 (auch U). Sichtig, du leisch-mer 's
wider z' Si"". Sobweizerm. 1891 (U). Jogli [zur Mutter]:
Summerbotz! i hätt das Fürnämbst schier rcrgessazsäga;
da du, aber vo de Urner schwätzist, so leitst [1. leist]
mirs eba in de Sinn. Göldi 1712. In ä. Spr. auch =
ans Herz legen, eindringlich vorstellen. ,Legt hiemit
dem Scribenten zu S., er were nur gar zu häftig und
ernsthaft, den römischen Bischof von allen Fahleren,
Masen und Maculen zu erledigen.' Antw. 1650. ,Was
Ewer Lieb verschinnen Sontag ... ab diser Canzel zu
S. gelegt worden, nämlich: irret nicht, Gott lasst sich
nicht fatzen.' JMüller 1065. ,Als X. zu Entpfahung
verdienten Lohns sich ausziehen sollte, sagte er (sit
venia): Xur in Gottes Xammen, Christus ist auch ge-
geisselt worden ... Alsobald wurde ihme die Gottlosig-
keit sotanen Ausspruchs zu S. gelegt.' 1701, Z. ,Der
in hiesiger Burgerschaft gefasste Unwillen [ist] durch
einen ernstlichen Fürtrag der Obrigkeit also zu S.
geleget worden, dass sich die Sachen um vil geenderet.'
Mise. T. 1722. S. noch Gr. WB. X 1, 1109 u. (aus Denzl.).
Etw. i" S. ne" B (AvRütte), si'h in'n S. ne" Ap (T.),
sich Etw. vornehmen, beabsichtigen. ,Wie darfst du
sölichs [einen Betrug] in s. nemen? Du soltist dich
ins bluot scheinen.' Fastn. XV. ,Wie hast du sy [die
Verräterei] törffen in s. nemmen?' Haimonsk. 1531.
,Den anschlag er in s. nam [folgt nähere Angabe].'
Uüef 1539. ,Etw. in s. nemmen, gedenken, in ver-
stand odergedächtnuss fassen, coneipere aliquid mente,
finire animo aliquid; ein buobenstück in s. nemmen,
coneipere flagitia animo suo.' Fris.; Mal.; auch noch
bei Denzl. 1666. Etw. im S. ha", an Etw. denken,
Etw. vorhaben, wohl allg. ,Er het 's Nüt im S., longe
alia meditatur.' Id. B. A.: Chunnst mit? B. : Ichha"'s
(uüd) im S. Ich ha" 's fest, starch im S., habe die feste
Absicht Aa; Ap; Bs; G; Tu; Z. Du hesch's guet im S.,
meist iron., hast vortreffliche Absichten, meinst es
nicht übel. ebd. Wol, wol, Der hat 's guet im S.! Ap; Tu.
Ich ha" im S. hei'" z' gä" oder ich well hei'"gä". Ich
han im Sind, eme" Guete" üfz'häbi"d [zu stimmen].
Büroerfr. 1823 (Ar). (Bloss) im S. g'ha" ist (noch)
nid g'chiiechlet B. ,Man markt, dass der X. und die
sinen nüt guotes im s-e hatten.' 1391, Z RB. ,Da
seiti die X., sy were uneis mit irem eeman, und einmal
lege er und schlieff, do hete sy im s., inne zuo er-
würgen.' 1538/40, ZEhegericht. ,[X. habe geschworen:]
Das dich Herr Gott im sessell sehend! warumb lasst
mir du das nit wilfaren, das ich im s. hau ghanV'
1572, Z RB. ,Im s. haben, in animo habere.' Fris.;
Mal. ,N., als ich in wollen examiniren, hat gseit, er
heigs nit im S., daz er mir antworten wolle uff myne
Fragen.' 1634, Z. — 4. a) seelische Veranlagung,
Denk-, Gemütsart, Gesinnung; auch die momentane
Gemütslage, Stimmung. ,Das gemüet hat mancherlei
sinn und einbildungen, varios sensus expromit ani-
mus.' Fris.; Mal. Vil Chöpf, vil Sinn! quot capita
tot sensus Ap; B; Th; Z, so sagte ein Knecht, als
ihm eine Ladung Kohlköpfe auseinanderkollerte B; Z
Woll. ,[Es geht nicht, dass Jeder als Prediger auftrete]
denn so vil höupter, so vil sinn.' Zwingli. ,Vil Köpf,
vil Sinn.' ABütelrock 1682/1712. [Es wird nicht eher
Frieden geben] bis Alls ein Chopf hat und ein S.,
und dann chunnt de'' jüngst Tag. Stutz, Gem. ,Gsel
Rüedi, wen du min s. hettist und mir in dem stuck
folgen wettist, so wetten wir unser statrecht bruchen
mit disem stalknecht.' Fastn. XV. ,Als im X. so arge
stuck von ir gseit, habe er gerett: wann sy ein sol-
lichen s. hat, so ist sy ein öden sack.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. ,Ich weiss seinen s. und ineinung wol, ego
illius sensum pulchre calleo; der hat nit mein s. oder
ist nit meiner meinung, iste haud mecum sentit; unus
sensus bonorum hominum, alle frommen sind gleich
gesinnet oder habend ein meinung und s.; nach seinem
s., fantasei, art und lust laben, ingenio suo vivere.' Fris.;
Mal. ,[Der XX.] Vatter ist auch ein Teuffer gewesen,
und wo nit so stark gwert wurde, sy bettend des
Vatters S.' 1634, Z. ,Wes s-s.' ,[X. habe] das meitli
ouch wellen erkonnen, wes sinns es sye, spurte er
ouch nüt anders dann guots.' 1530/3, Z Ehegericht.
,Wes sinns die Wirzen gegen im werind.' 1533/8, ebd.
Mit Adj. ,Da rette der X. in einfaltigem s.: wir wellent
des keiben nützit, dann er tat mir ... vil Unglücks
an.' 1465, Z RB. ,[X. gestellt, er habe zu einer Freun-
din seiner Frau] in unverdachtem muot und s. gseitt:
liebes Barbeli, wilt mich zur ee nemmen, wenn min
frow gstirbt?' 1530/3, Z Ehegericht. - b) Meinung,
Ansicht, Auffassung. Im PL: ,Ob die bäpstler dich
hie [betr. die Transsubstantiation] andrer sinnen wöl-
tind überreden, weder wir anzeigt habend, lass dich
nit übertörlen.' Zwingli. ,Der s. und die meinung,
sententia animi.' Fris. ; Mal. St Michel zu Gott Vodä:
Du und der Henker haben ein S., dan wan ih mih
recht bsinn, so hat er mir au [gegen meine geschwol-
lene Wange] 3 Oxä vorgschribä, sie seid gar gsund
in d' Muessbrüh gribä. Tyrolersp. 1743. S-s sin,
der Meinung sein B (Zyro). Th war S-s, mer söftte"
hei'". Ich bi" schier a'so S-s, ich heig ..., ich meine
fast, ich habe . . . ebd. Ich bi" S-s g'si", er sig Notar g'si"
B (Dan.). ,Den [verjagten Knecht] wend wir lassen
's tuiffels sin, des gwuiss er ist, des s-s ich bin.'
Rdef 1539. .Ich bin deines s-s oder meinung, con-
sentio tibi; ich bin des s-s und der meinung, in
ea suni sententia.' Fris.; Mal.; s. auch Sp. 1030.
Gleichbed. im S. si" B (Zyro). Ich bin im S. g'si",
mer mache" z' Schoppe", ich meinte, es gehe (beim
105M
San, sen, sin, son, stin
1054
Spiel) um einen Schoppen. ,P. rett zuo dem U. frefen-
lich, das in box wunden schante; ob er in dem s. wer,
dass er im swigen und vorgeben solt.' 1400, Z RB.
,Da sprach der N.: ich bin im s., weler daz geseit
hab, der hab ein lug geseit.' 1431, ebd. Einen ,im s.
hissen': ,Er hab sy im s. gelassen, er wölt gan Biel.'
1552, B Turmb. ,In Jmdes S.', nach seiner Ansicht:
,Derselbige [Platz ist] meistenteil mit einem jungen
Vörrlischutz besetzet, aber in meinem Sin dieselben
nicht können zu ihrem Wachstum kommen, will Alles
in Marast und Wasser stehet.' XVIII., ZRiiti. Uf
si"em S. Mibe", auf seinem Standpunkt beharren.
RMüller 1842 (AaF.). So auch ,üf sim s. sin': ,N.
sprach: welichcr den andern nach der stallung slüege
oder steche, der were umb 50 pfd komen. [Ein Andrer
behauptet, darauf stehe das Rad.] Da rett aber N.
und was uff sim s.: wenn ich das guot wölte wägen,
steche ich joch dann ein, das im das gedärm uff die
füess hangote, so käme ich mit 50 pfd davon.' 1432,
Z RB. ,Den S. setzen', sich auf seine Meinung ver-
steifen; sich trotzig, widersetzlich zeigen: ,Ist Gott
unser Vatter, so sollen wir uns nicht ärgeren oder
verwunderen, wann wir etwan den S. setzen und mei-
nen, es müsse sein, was wir in Kopf fassen, Gott aber
will es nicht.' FWyss 1677. — 5. a) Bedeutung, In-
halt. ,Ungezieret sint min wort, doch hant si kluoger
s-en hört.' Boner. ,Dise wort Pauli habend den sinn ...'
Zwingli. ,Der rächt s. und bedeutung der Worten, ver-
borum sententia.' Mal. — b) ganz allg., Richtung,
Beziehung. ,Wa diz buoch gebresten habe uf keinen
s. [in irgend einer Hinsicht], den nem er [der Leser]
abe.' Boner. ,Bin ich demselbigen [dem Stachel des
Todes] auch noch einig Sinns unterworfen, hat das
Grab auch selber eben darum über mich einig Sinns
noch den Sig zu erhalten.' JJUlr. 1718.
Amild, «in, -mit« m.; vgl. Gr. WB. X 1, 1103/5-2. Zur
laut!. Entwicklung vgl. Mann, Bann mit Ann). (Bd IV 239.
1270 5), Spann. Wenu für einzelne Gebiete mehrere Formen
nebeneinander augegeben werden (so für Ap Si, Sind und
Sinn, für Th ; ZF. z Si"" cho" neben im Sind ha"), so sind
darin die Resultate verschiedener Stellungen bzw. Sandki-
verhältuisse zu sehn (Sinn aus der Schriftspr. ?), wobei zu
beachten, dass das W. der echten MA. tw. nur noch in den
Formeln unter 3 b bekannt ist, und zwar vielfach etym. ver-
dunkelt, wie die Schreibungen zind che," für GrUVaz (Tsch.),
zing cho" für GWe. (Götzinger) lehren. Zu .SV vgl. M" < bin
(Sp. 1018). In Namen. ,Hans Wildersinn.' 1474, Z RB.
Eige"-: wie nhd., aber nicht recht volkstümlich.
— Als Ortsn. ThStettf.; ZBertsch.
Un-: 1. Bewusstlosigkeit. ,Do vor vesper ward,
do gab ir [der Königin Elisabeth] unser herr so vil
kraft, das sy recht in ainem u. uffstund und in den
kor gieng für den altar.' Elsbet Staüel. — 2. wie nhd.,
doch nicht volkstümlich. — Als Familienn.: , Michel U.
von Roschach am Bodense.' 1552, B TB.
G"-vätterli-: Kindersinn. Es Bit:eli »o" sVm
G'v. isch-em [dem jungen Weibe] halt 'Mibe". JReinh.
1907. — Frö-. .Zum Fr.', häufiger Wirtshausname
Ap; L; Tu; Z. Als Ortsn. Th; Z.
Menschen-: menschlicher Verstand. ,M. und
wysheit.' 1523, Brief Zwingiis. Gesunder Menschen-
verstand; in der RA. ,m. han', verständig sein, handeln.
,Und söt ich reden, als frum ich bin, so het min
knecht ghan m., dass er uns all bed het beschissen.'
Fastn. XV. ,[Ein Zeuge hat gehört] das N. da spräche,
die Switzer haftend mentschens., das sy inen [den
Zürchern- zu Nänikon] die grind absluogen.' 1451, Z
RB. Entspr. ,es hat m.': ,N. habe geredt, man sage
in Swaben, die von Zürich habind die Eidgenossen nit
mit recht bekrieget und spreche: es hat mentschens.,
das sy denen uff Griffense die gründ absluogent.' ebd.
— Vgl. Gr. WB. VI 2067/8.
Ring-: „Leichtsinn, zB. gegen alles Religiöse Z"
(St.2). Das ist en R. öni Gliche" Z (Spillmann). ,Der
R. und Hoffart und die Begierd, nur gut essen und
trinken wollen.' AHopfn. 1788. S. noch Waisen-Ge-
richt (Bd VI 372/3).
sinne- (in PAL -«"), in F sänne", 3. Sg. Pries, -t
ScawE.; Ndw ltMatthys (-ä), -et Aa; Ap; B; GRPr.; G;
Th; ZO., Stall., Cond. sunn und sinniti Ndw (Matthys),
Ptc. g'sunne" bzw. -o- Ap; B (lt Zyro neben g'sinnet); Gr
D. (B.) ; L (Brandst.) ; GRh.; Ndw (Matthys), g'sinnet Aa ;
Ar; B; F; GrA.,D. (B.), Seh.; L(Roos); GRh.; S; Th;
ZO., g'sinnud PAL, g'sinnt Xdw (Matthys): a) seine
Gedanken auf Etw. richten, a) mit der Nbvorstellung
der Absicht, des Strebens, Begehrens. Mit Richtungs-
bzw. Zielbestimmung. ,Anderschwo hin s. und denken,
duci cogitatione alio, aliud agere.' Fris.; Mal. ,Ich
sinnen langest in die kuche, iamdudum est animus in
patinis.' ebd. Uf Eppis s., auf Etw. sinnen, Etw. vor-
haben Ndw (Matthys). Mit Inf. mit ,zu', gedenken,
vorhaben B. ,Daz nieman nie sölt s., weder bürg noch
stat da zemachen.' Z Chr. 1336/1446. ,[N. habe die
Butter gekauft] dar umb, dass er sinnete, dar an ze ge-
winen.' 1414, Z RB. ,[Ein Schuldbrief] den man sinnet
ze erlössen.' 1432, Ndw Beitr. 1885. ,S. einen ze be-
triegen, fraudem cogitare alieui.' Fris.; Mal. — ß) an
Öppis, Öpper s. Aa; Ap; B; GrD.; GT.; SchwE.; Th-)-;
ZStalL; vgl. auch Gr. WB. X 1, 1164 (6 c). F" sinne"
vil an in B. 's Strumpfband ist üfg'gange", es sin"et
Einer a"-mich ZStall. We""-men an'n Esel sinnet, so
streckt-er neume" sini Öre" fürhe" Aa. Me" cha"" nid
an Alls s. Aa (H.). De siiinist al'ewil nor a" 's Fresse"!
AaF. ,A1s er an die obgemelten red synnete.' 1487,
Z RB. S. noch Salz (Sp. 888). Dra" s., ausser den
aaOO. auch L; PAL; ZO., Stäfa. ,[Ich] sinnete nicht
daran herbeizukommen.' Gotth. , [Satan:] Was einer
[der ausgesandten Teufel] glych allein nit kann, so
sinnet doch der ander dran, und wurd also gmeert
unser rych.' JMurer 1559. ,Uf das man nachwerts
sinne dran, was Achan im läger habe tan.' RSchmid
1579. ,Wir dörffen nicht daran s., was auf disen Co-
meten über uns kommen wird.' JMüller 1665. Ei"'m
dra" s., es ihm nachtragen Aa; B; ZLunn.; auch in gu-
tem Sinn. Verßuecht taub heige"-s'-ne" g'macht, u"d er
well-ne" dra" s. Gotth. , Sobald ich mich öppe° kehren
kann, will ich dir daran s. [dir deine Dienste zu ver-
gelten suchen].' B Hink. Bot 1899. - b) ttbli. denken
Aa; Ap; B; F; GrA., D., L.. Seh.; L; PAL; S; Th;
Uw; Ztw.; doch tw. nur in bestimmten Wendungen
oder veraltet. ,S., complecti animo, cogitare.' Fris.;
Mai.. Für S-n u"a Te"he" cha""-mu" Niemme" he"he"
BSi. ,Man straaft keinen umb s-s willen, dann, wie
man spricht, gedenken ist zollfrei, cogitationis p.rnam
nemo patitur.' Fris.; Mal. Mit Eichtungsadv. Sel-
bisch han-i''' wager nid sövli wit g'sinnet. Loosli
1910. ,Hindersich s.', zurückdenken. ,Sich wider
besinnen, hindersich s. und denken, repetere me-
moria.' Fris.; Mal. ,Wann ich gedenke, mich er-
innere, hindersich sinne, wie . .' FWyss 1672. S. noch
lor..-.
lor.i;
Sp. 171 o. Mit Modaladv., von der Denkart: Mer
sinne"d ganz glich. Ap VL. 1903 (ApL). Mit Angabe
des Inhalts. Durch direkte oder indirekte Eede, Aus-
sage-, abh. Fragesatz, denken, meinen, glauben, an-
nehmen Ap; B; Gr. Wenn-ich müesst s., du wör'Hst
nommer globc", was di Alte" g'globt hend ! Ap. Ich sinne",
d's Beste tcär, mer gienge" hei'" B (Zyro). Da, cham-
mu" s-en, ine vil Das G'schläjfe"s gibd [wie wenig man
zum Schlaf kommt]! Bß. Due sei-mer möuslistill g'sin
und heind zun-ünsch selber g'sinnet: Jetz geid's an
GßSch. (AfV.). Er gi2t u"d sinnet bi-me selber: wem
in ü"sem Tal gilt's echt [das Sterbeläaten]? Dekl.
(BHL). Si hei" g'sinnet. jit: gang de"" der Tüfel wider
lös. Loosli 1910. S. noch geb II (Bd II ti6); Grus II
(ebd. 810); nietig (Bd IV 854); Burtjen (ebd. 1635).
,[Für streitende Ehegatten gibt es ,guot oberen und
egaumer'], denselben sollend sis klagen und nit s.,
dass mans scheide.' 1533/8, Z Ehegericht. ,[Sie habe]
nit gesinnet, das er sy nemen solte.' 1538/40, ebd.
,[Potiphar:] Ir sond nit s., dass ich der sach nit werde
innen.' Ruef 1540. Mit Andeutung des abh. Satzes
durch ein vorausgeschicktes neutr. Pron., (sich Etw.)
denken. Aber wie 's ü"s g'si" isch, ... Das chan" Nie-
mere" sinne". Gotth. ,Das ist die Gedankenlosigkeit,
welche es eben nicht sinnet, wohin sie geht.' X. U
Kai. 1844. Chaisch es de"" nid s., was for-n-es Glück
isch, dert P&ri" z' si"? SGfeller 1911. Mit wirk-
lichem übj. B; Gr; Ndw. Er sinnd Ejipi* Ndw
(Matthys). ,Da kommen sie mit Heulen und Zähne-
klappern: hättest mirs gewehrt, hättest mirs gewehrt,
du hättest es s. können, wie es gehen konnte; so
einem jungen Meitschi, wie ich war, ist nicht zuzu-
muten, dass es es sinnete; für was sind sonst die Alten
auf der Welt!' Gotth. ,Mein Gott, Kind, Selligs s.
ist Sund, geschweige sagen.' ebd. Was sinnist (doch)
au'''! wo denkst du hin Ap; B (Zyro); GrScIi.; ZO.
(Stutz). Ja, Herjesses, tca'-s au'h nie sinni, sägend
wier GRScb.(AfV.). ,Du wirst doch nicht etwa, sagte
die Base. Bewahre, was sinnest, sagte Bäbeli.' Gottu.
,Das ist doch ein selig mensch gsin, der dich [den
Papst] hat bracht zuo solchem stat, den Petrus nie
gesinnet bat.' NMan. ,[Levi zum Schaffner:] Der herr
hat argwon gnommen, wir wärind allein darumb kom-
men, dass wir usspächtind dises land, das wir aber
nie gsinnet hand.' Ruef 1540. .Etwas böss s., cogitare
male.' Fris.; Mal. ,Es neme sy [die Beklagte] wunder,
■was ein Oberkeit gesint hab, dass man sy so in ein
Pureukamer gelegt habi.' 1672, Z. S. noch numen
(Bd IV 754). Jo, isch wol z' s., Das kann man sich
wohl denken L. Mit refl. Dat. (und Ohj.). I'* ham-
mer 's g'sinnet, 's chömm e'sö use" Apßehet. Di [eine
Henne, die ein goldenes Ei gelegt hatte] häd den Buch
volle Gold, hä'-ra g'sinnud d' olt Blri", pensö fra se la
vecchia contadina PA1. (Giord.). Sin-der abe" [= ebe"] !
pensa un poco! PI.: sinned-ne abe", pensate un po! ebd.
Wenn-u"d-wenn hai"-wer g'trunke" guate" Wi", sin-der
abe". ebd. — c) Etw. bedenken, überlegen. , Meister
wollen wir im Hause sein ..., und wem das nicht recht
ist, dem kann es Feierabend geben ungsinnet. Merks und
sinns.' Gotth. ,Ich konnte doch nicht Alles aufschreiben,
musste erst s., was des Schreibens wert sei.' ebd. .Wenn
man den ganzen Tags.muss, was man dem Volke zu essen
geben muss, so denkt man nicht daran, wen man noch
küssen sollte.' ebd. ,Etw. besser s.' ,Das schwarze
[als Fensterpfosten eingesetzte] Stück Holz war ja
noch dazu zu kurz, oben und unten ist es angesetzt ...
Wir haben es halt nicht besser g'sinnet' Gotth. Er
hätt Mängs angers u"d besser chönne" mache", wen"-er's
bas" g'sinnet u"d g'wüsst hätt. Loosli 1910. — d) abs.,
nachdenken. La"-mie'' e"chli" s.! B. 's macht de" Pur
doch mängist z' s., 's blöget Ei"'m schier Tag und Nacht.
JBHäffl. 1813. Deheime" het mängisch si"s Fraueli
fasch' z' Tod längi ZU g'ha" und g'sinnet und g'stünet.
JReinh. 1901. Der Gros'att het albe" e'so vor im anne"
g'sinnet u"d g'stünet. Bärnd. 1904 (BE.). Als ergänzen-
der Inf.; vgl. zu sagen 1 (Sp. 381). Es giht eil z' s.
BSi. ,[Man] sieht, dass ich z' s. genug hatte.' Gotth.
Subst. Inf. Si"s S. und Trachte" AALeer. (H.). ,Lieber
Uli, fange nur nicht schon an mit S. und Rechnen;
weisst nicht, wie leicht man sich erst verrechnet und
dann hintersinnet?' Gotth. ,Nach vil s., so iro be-
gegnete, wart sy [eine des Diebstahls Verdächtigte]
mit ir selben ze rat, dass sy zuo erbern lüten gan
und dero rat haben wölt.' 1432, Z RB. ,Drüf s., ine-
ditare sopra; öni Drüfs., inavvertentemente' PA1.
(Giord.). — ge-sinnet, in AALeer. in Bed. 2 c auch
g'sunne": 1. attrib., woran man denkt; s. un-g. —
2. a) ,wol g.', bei gesunden Sinnen. ,[N. urkundet]
wol g. und mugende, unbetwungen und umbetrogen.'
1301, B. — b) wes. wie nhd. gesinnt mit Adv. Guet,
schlecht g's. Ndw. ,Anders g.' ,[Herold zum Zu-
schauer:] Eins ich dich hie gewären wil, so du recht
fassest disses spil, dass du vil anders gsindt würst
syn, dann dass du gwäsen bist vorhin.' SBirk 1535.
,Er ist anders ges., auff andere ding geflissen, dissi-
mili studio est.' Fris.; Mal. , Recht g.' , Recht gesinnet
lüt clagent sich nit, aber unschamhaftigen, die lieber
gar nüt gebint, kann man nie gnuog tuon.' Mitte XV..
Z. , Widrig g.' Trotz des Widerstandes der , Widrig-
gesinnten' aus den obern Höfen. 1771, JGöldi 1897.
Mit Inf. ,Diewyl X. gs., das syn liederlicher wys
zuo verschwenden.' 1577, Z RM. — c) g's. si", ge-
sonnen sein AALeer.; B; Ndw. ,[N. erklärt, er habe]
sich mit einer versäehen, mit welicher er zu khilchen
ze gan gs.' 1538/40, Z Ehegericht. .[Landsknecht:]
Zuo kriegen grüst wir gs. sind ei in berren, Gott gab,
weichers wer.' Rdef 1539. ,Ob were, dass ein gstift
ges. wurde, iren hoüwzehnden selbst ze sammlen...'
1561, Z Rq. (ZAlbisr.). ,Daruff etlich der unseren [von
Ndw], so in willen söllicbe strass zuo eröffnen gs.,
ir antwurt geben...' 1566, Ndw. , Wann jetziger Zeit
widerkäme Zwinglius, Calvinus und andere ..., ob sie
acht noch ges. wären zu reformiren.' 1616, Mise. T.
1722. ,I)ise zwei Mut Kernen sind wir ges richtig
zu machen.' 1781, ZBirin. Mit Gen. an Stelle des
Inf. ,So müesse es in dem, als in der win betrüebt
und unsinnig gmachet, beschächen sin, das im doch
von herzen leid, dann er solicher sachen nie gs. gsin.'
1559, B Turmb. ,[N. beklagt sich] syge im siderhar
von St Gallen ein schryben zuokommen, als ob er
gfarlicher wys dem rechten abschweift' worden, begert
einer fürgschrift, dann er des nit gs. syge.' 1566, Z
RM. ,[Die Glamer werden ersucht] sich zuo erlüteren,
wes sy gegen minen berren ges. sygind.' HBüll. 1572.
,[Ein zur Reformation übergetretener Schwyzer hat]
ns befinden, wes man gegen ihn ges., Schwyz sin
vaterland nit nie besuochen wollen.' Jos. Mal. 1593.
Mit Acc. an Stelle des Gen. ,Vatter zun apostlen:
Ir aller liebsten diener min, was ich ietzdan ges. bin,
das wil ich üch gen zuo verston.' Ruef 1539. Mit
1057
San,
Konstruktionsmischung: .Keiner [von den beiden Raub-
mördern] ietz dem anderen well nüt verhalten, alles
zeigen an, warmit er gs. und umb well gan.' Meinrad
1576. — un-, in GT.; Sch; Z tw. u"-, in Ar; Th o"-, in
ScawE. (Lienert) Wg'sinnt: 1. woran man nicht denkt,
unerwartet Aä; Ap; Bs; B; „Gl"; L; GT.; Sch; SchwE.;
S (Joach.); Tu; UwE.; Z. ,Ungesinnet, das einer nit
verhofft, inopinatus.' Fris.; Mal. a) präd. U. hei"
cho", zu Öppis cho", sterbe". Es butzt-en iez denn u.
AaF. 'sch [es ist] besser, es b'reich Ei"'m u., a's dass
me" scho" lang dervor 's müessi g'seh" cho" B (AvRütte).
's ist-ere" ganz u. cho", zB. die Bewerbung Z. Es cha""
u. Öppis g'e". ebd. [Ein Streifcorps] das ung' sinnt
über de" Rl" sei. Usteri 1831. Wer niid will rechne",
Der cha"" so u. um sl"s Sächli cho", u. cho" i" Angst und
Not, u. cho" i" Schand und Spott. Stutz, Gem. ,Man
müsse doch ein wenig zu ihm [dem Meisterknecht]
luegen, sonst laufe er u. fort.' Gotth. ,Vreneli stund
u. vor ihm.' ebd. Joggeli erzählte eine Menge Ge-
schichten, wie es Pächtern ergangen, ungesinnt Seu-
chen ihnen die Ställe geleert [usw.].* ebd. , Damit
nichts gäch, u[nge]sindt und auss Jemands eignem Gut-
dunken verhandlet würde.' FWtss 1670. — b) attrib.
Mersind iez zue-n-ere" u-e" Halbi cho" Z (lt Dan. Wort-
spiel mit un-ge-sinnet II). U-er Bachschüm, Wasser-
schaum, den man unerwartet trifft, vertreibt die War-
zen L (Ineichen). U-er Wis B (Zyro). ,Der plötzliche
u-e Überfall eines Weihs auf die Hühnerwelt.' B
Volksztg 1908. Einen Beleg aus der ä. Spr. s. unter
Platsch (Bd V 228). Bes. im subst. Neutr. Das isch-
mer jetz öppis U-s B (Zyro). Öppis U-ers hätt schier
nüd chönne" g'scheh". Stctz, Gem. Es u-ird doch nüt
U-s g'g'e" ha"? HBlattner 1902. In Antithese zu dem
durch den Gegs. u. veranlassten ge-sinnet. Es giht den
(lt Dan. der) u-e" Sache" mer (hüttigstags) weder de"
g'sinnete", es geschehen mehr Dinge, die man nicht
erwartet, als umgekehrt ZGeroldsw. (Dan.) und lt
Spillm. 's U. chund (nach) vor dem G'sinnete" L
(Ineichen); Z (FStaub). Es <ji t us dem U-en ender
Öppis als us dem G'sinnete" ZMönch. — 2. a) unbe-
sonnen S, , unachtsam' Gr, .unbedachtsam' UwE. ,Mh.
verstanden das vassnachtspill, so ettlich angefangen,
und wiewoll mh. daran wenig gefallens, so aber sol-
licha im besten unges. beschechen, lassens mh. also
bliben, doch hinfür sollicher sach sich müessigent.'
1534, BRM. Unvernünftig stark, schnell zB. laufen,
rufen Ap. — b) , ungehobelt, unverschämt, eig. wer
unüberlegt, zu rasch dreinfährt, mit der Rede heraus-
fährt' Bs (Seiler). Er isch e" gruslig ung'sinnede'
Möntsch. — weit-. Dazu Welt-gesinntheit f.:
weltliche Gesinnung. , Unter den Armen ist Lügen
und Verleumden heimisch, unter den Reichen W.,
Mehrhabsucht und Eigennutz.' 1780, Bärnd. 191 1 (BG.).
Vgl. Gr. WB. X 1, 1156/67 (mit einer Reih,- Schweiz.
Belege). IV 1 b, 4120/1. Die schw. Flexion ist mhd. auch
sonst bezeugt (Lexer II 934); wo in der lebenden MA.
g' sinnet und g'sunu." nebeneinander stehen, wird Letzteres
tw. (so für Ap; GRh.) als jüngere Form bezeichnet (Einfluss
der Schriftspr.?). Über die zT. abweichenden Verhältnisse
bei den Zssen s. dd. Während das Vb in einer Reihe von
MAA. völlig die Bed. von ,denken' angenommen hat, ist es
in andern ungt-laaiR-hlich oder veraltet und nur durch Zssen
vertreten.
ab-: 1. sich Blitzen a.; s. Bd V 269/70. — 2. .aus-
denken L; Sch; Zg' (St.b).
über-, über-, Ptc. über-sinnt Ndw: 1. Etw. über
Schweiz. Idiotikon VII.
denken B. Hütigstags geit Alls 080 g'leitig, das'-me"
Nüt me" cha"" zwüschen i"che" säge"; mi" u-et Nüt,
wil-me" ke" ZU derzue nimmt. Loosli 1910. ,Eh und
bivor er sich in einer Sache verredt, ü-et er sie hin-
dertsich und fürertsich.' RGriee 1911. — 2. refl., über-
schnappen Ndw. — Schon mhd. (Lexer II 165S/9).
an- : 1. zumuten. Ei"'m Öppis a. B (Zyro); L (Schau-
berg); UwE. In der ä. Spr. ohne tadelnden Nbsinn
übh. Etw. von Jmdm verlangen. ,[Die Viehärzte sollen]
den Bauren alles Ernstes a., dass sie von erkranketen
Kühen keine Milch oder davon verfertigten Butter
oder Käse essen.' Z Anl. 1755. ,Mh. Obervögt haben
nötig erachtet, dero Amtsangeliörigen ... hiermit anzus.,
dass ...' 1757, Z. Älter ist die Constr. mit Acc. P. ,So
haben wir beider parteyen vollmechtig anweit ange-
sunnen undgebetten ...' 1520, Vertrag zw. dem Bischof
von Konstanz und den VIII alten Orten. ,Als möchten
wir nicht umbgehen, dich hiemit befelhend anzus.
[den N. dem Gericht einzuliefern].' 1678, Z. .Haben
wir nicht ermanglet, ermelten Gerichtsherren anzus.,
dass er ... Als haben wir ... dich dessen zu berichten
und zugleich befehlend anzus., dass du ...' 1685, ebd.
,Ein ernst väterliche Ratserkanntnuss, darinnen wir
angesinnet und befelcht werden nachfolgender Stucken
halb.' 1692, HMorf 1896. Mit verschwiegenem Per-
sonalobj. ,Es werden uGn. und die Herren sich ... zu
entsinnen wüssen, was Massen sy durch ir ... an uns
abgangen Schryben bittlich angesunnen, das wir ...'
1636, Z. — 2. vorstellen. ,Wie ioch die sacrament
die empflntnussen ... ynfüerendt zuo vererung und
vorcht der wesenlichen dingen, die da angesinnet und
gehandlet werdend.' Zwingli. — An -sinne" n.: a) Zu-
mutung, Begehren Ap: B (Zyro). .Ergehet daher an
alle meine amtsangehörige Gemeinden und Dorfschaften
mein hochobrigkeitliches ernstliches Ansinnen und
ßefelch, dass sie die Dorfwachten ... Tag und Nacht
bestellen.' 1728, ThHw. Arch. — b) in der Rechtsspr.,
Frage an den Zeugen bei gerichtlicher Einvernahme
L (Ineichen), im Zivilprozess von den Parteien an den
Zeugen gestellte Frage, die diesem und der Gegen-
partei vor dem Gerichtstage schriftlich zugestellt wird
Ndw. Es A. stelle". — A"-sinni°g f.: = dem Vor. a
(UwE.) und b (Ndw lt Matthys).
Vgl. Gr. WB. I 463; Fischer I 262. Zu 2 vgl. mhd.
ansinnunge, idea (Lexer I 77).
ent-, in Ndw c"(-, ert-: refl., sich erinnern GRÜbS.;
Ndw (Matthys). Ich e"tsinn-mich Desse" nimmer Ndw
(Matthys). Das chan"-ieh-mich nimmer e. GRÜbS. ,Was
daraus [aus dem Erscheinen der Pestvögel] erfolget,
weisst der, der aus den Historien und seiner Gedächt-
nuss selbiger Jahren sich zu e. weisst.' JMüller 1673.
S. noch an-S. — Vgl. Gr. WB. III 625.
er-, Ptc. -sunne" Aa; Ap; B; L; GT.; Th; Z, -sinnet
Aa; Ap; BGr.; Tb; '/,: 1. erdenken, erfinden Aa; Ap;
B; L; Th; Z. Er hat Das nüd ersunne" (ersinnet).
Die Alten, wa Das ersinned hein BGr. (Bärnd. 1908).
Ver hat 's Pulver auch nid ersinnet ZWang. De" Hunger
ersinnet ha"; tue", wie we""-me" de" Hunger ersinnet
hätt (hett), gierig, heisshungrig, stark essen Aa; B:
L; GTa.; S; Z. Er meint, mer hebe'd de" Hunger
ersinnet, so viel lässt er auftragen Z. Er g'seht üs,
wie wenn-er de" Hunger ersinnet hett, so abgemagert.
ebd. Ersinnets (-de) Zug Aa; Ap; Tb. ,E., mit nahen-
sinnen und trachten erfinden und darauf kommen, ex-
cogitare; noch nit ersinnet, inexcogitatus.' Fris.: Mal.
1050
San, sen,
1060
,0b Das [die Kasteiung] nicht sei ein selbstersinnter
Gottesdienst ... lasse ich einen jeden Verständigen ur-
teilen.' AKlingler 1691. ,Wann künftighin andere...
Neuerungen möchten ersinnet oder erfunden werden.'
1728, G Kleidermand. ,Und giltet es da nicht ... sagen :
ich habe es so gehört und es ja nicht ersinnet.' JJUlr.
1731. Etw. durch Nachdenken herausbekommen: , Wie
der Unfall ist bescheben, kan ich bei mir nicht e.'
TStimmer 1580. — 2. refi., -sich ent-s. ,Ich weiss mich
noch wol zu e.. dass vor Johren ein Prädicant von
Burtluff ... sich zur catholischen Religion begeben.'
Th Kunkelstube 1655. — Er-sinnete" f.: Erfindung,
Einfall. ,I>as ist wiederum so eine neue E.' Gotth. —
er-sin nlicli: erdenklich. , Auf alle nur e-e Art und
Weise.' 1708/10, Z. ,Mit aller e-en Ehrenbietigkeit.'
1764, ebd. — ,Er-sinnung f.: confictio.' Eris.; Mal.
Vgl. Gr. WB. III 985. Für ThMii. wird das st. Ptc.
als t bezeichnet. Nur die schw. Form erscheint in der RA.
de" Humjer ersinnet ha", auch wo sonst die st. Bildung gilt,
wobei unentschieden bleiben muss, welche Form als boden-
ständig zu betrachten ist.
us-, Ptc. -g'sunne" Ap; L, -g' sinnet Ap; B; Th:
1. ,der Chopf ü., caput frangere meditatione.' Id. B.
,Er sann sich den Kopf aus, ob er den Junker mit
Nichts erschrecken könnte.' HPest. — 2. ausdenken,
zu Ende denken Ap; B (Zyro); ,L' (St.*); GT.; ,Sch'
(St.b); Th; ,Zg' (St.b). I'h ha" Alls üsg'sinnet, aber ich
bi" nid drüf cho" B (Zyro). Hast wider Öppis (öppis
Chogs) üsg'sin"et? Th. ,Wann man meint, es seye
Alles [im Vaterunser] erschöpft und ausgesinnet, so
findt man noch mehr.' FWyss 1677. ,Die Ursache
ihrer [der Seele] ewigen Portdauer auss.' Sintem.
1759. — In andrer Bed. bei Gr. WB. I 973.
ver-: refi. 1. = sich ent-s. Oft in der ä. Spr., zB.: ,NN.,
die dis horten ofnen und sich anders nüt versinnten,
won daz es recht geofnet und verschriben wer.' 1348,
AABerikon. ,Die Are wart als gros und mechtig, das
sich in Bern nieman mocht v., das si als gros ie were
gewesen.' DSchill. B. ,[Man bat N., dass er] das er-
zalte, wes er sich harumb versinnte.' 1420, LWill.
,N. versint sich auch, wie...' 1429, U. ,Were aber,
daz einer [auf dem Todbette] sich versinte, daz er
unrecht schuldig guot uf im hetty ...' 1449, UwE.
Mit Syn. .[Dass die Zürcher] aber sölich versprechen
... getan haben, könden sich weder die hotten, die rät,
noch die hundert von Luzern nit v. noch erindern.'
1425, Gl Urk. Mit Angabe des von der Erinnerung
umspannten Zeitraums. ,N. spricht, versint sich 50
jaren und habe nie gehört...' 1419, AaL. ,N. ver-
sint sich me denn 50 jaren.' 1433, B. ,[NN. bezeugen]
daz sy by iren ziten und so verr und so lang, als
sich ir jecklicher v. und bedenken vermag, daz sy nie
vernomen band...' 1447, Gfi> (Zg). ,Hat N. bezügt,
wie das er sich wol versinn, me dann sechzig ver-
sinter jaren, da sige vor fünfzig jaren en undergang
im glend von der zechenden wegen beschechen.' 1464,
Waldm. , Unser gn. HH. hand uns geheissen angeben
die buossen und straf, so wit und wir uns des ver-
sinent, und wie wir das von alter bar bracht habind.'
1484, SchwWoII. S. auch Rät (Bd VI 1569). —
2. sich bedenken, erwägen. .Allen den, die disen
brief ansechent oder hörent lesen, künden wier die
lantlüte gemeinlich zu Schwyz, das wir uns berett
und uns fürsinnet haben um unser gemeinmerkty ... das
man die niessen soll [usw.].' 1339, Schw LB.; zu ,für-'
= ,ver-' vgl. Bd I 960 u. — ver-sin n(e)t: 1. woran
man sich erinnert. ,Da ein landman, mit nammen
Peter Tanner, 115 versinter jaren alt, ist crissmet
worden [wurde eine Kirche erbaut].' Ansh. S. auch
im Vor. — 2. in Gedanken versunken. , Stadt es nit
wol, das dich also bekümerist und versinnt gaast?'
HBoll. 1561. ,Als er [Dion] uff den abend im vor-
hofdess huses versinnet allein gesässen.' LLav. 1569;
,in tiefsinnigen Gedanken.' 1670. — 3. seiner Sinne
mächtig, bei guten Sinnen, verständig. ,[Es wird be-
zeugt] das Irmendrut du Rötin vor uns in gerichte
gesunt irs libes und wol versint umbetwungenliche ...
drü pfd geltes [dem Gotteshaus St Lienhard gestiftet
hat].' 1296, Bs Urk. ,Ein ietlich versinter mensch
verstat und merkt [dass Gott existiert].' Z Chr. XV.
— un-: a) ohne sich zu besinnen, unbesonnen. ,Nu
ilte er [der zum Senat Aufgebotene] unversinte dar,
das er [gegen die Vorschrift] das swert niht abe bant.'
Schachzabelb. — b) vergesslich; s. ab-gän (Bd II 10).
Mhd. verrinnen in andern Bedd. Vgl. Gr. WB. XII 1332;
Fischer II 1339.
ge-: ansinnen, verlangen; mit ,an.' ,Dass man...
an die vier Ämpter ges. wolle, ihre Gemeinden ... zuo
versamblen.' LE. Manifest 1653. ,Dem allem nach ge-
sinnen wir an euch ... Kirchendiener, dass ihr ... an
unseren Ordnungen festhalten.' B Chorg. 1667. Subst.
Inf., Begehren. ,Ob uns aber in künftigen witer an-
langte, wollen wir uwer liebe uff ir ges. nit bergen,
sunder alzyt bereits gemüets für ander gar guotwillig
mitteilen.' 1476, Bs Chr. ,Uerwegen ist unser [der VIII
Orte] ganz emstlichs und früntlichs Ges. und Ver-
manen an Herren Schultheis und Rät der Statt Baden,
das...' 1601, AaB. StR, ,üa so schicken wir euch
hieby gegenwirtige Exeiuplarien unserer desshalb in
Truek verfertigeten Mandaten mit dem fründtlichen
Gesinnen, das ir die Eüweren dessen berichten lassen.'
Künzli, Chr. .Gelangt hiemit unser günstiges Ges. an
dich, du obangedüter Verloffenheit nachfragen [wol-
lest].' 1653, Z. — Ge-sinnete- f.: Einfall ApLb.
Syn. Sinneten. — Ge-sinnung f.: 1. Absicht. ,Nach
Brattelen zu der Schanz war meine G.' 1833, Bs Rev.
— 2. Bauplan? ,Die obere Helfte des Pfahrhaus-
schildts ... an welchen laut Riss und G. die Scheür
zu stehen kombt.' 1778, Z.
Auch mhd. gesinnen. Vgl. Gr. WB. IV 1, 4117 ff.; Fischer
III 530. Zu Gesinnung 2 Tgl. allenfalls das gleichbed. ,Sinn'
bei Gr. WB. X 1, 1147.
hinder- (hinter- AAZein., hinner- W), Ptc. -et; un-
trennb., refi.: 1. sich zurückerinnern, zurückdenken W
(Tscheinen). Ich cha""-mich nimmer recht h. ,Gedenk,
besinn dich, hindersinn dich, tibi in mentem veniat
facito.' Fris. — 2. nachdenken W (Tscheinen), insbes.
aber vor lauter Nachdenken, Grübeln über Etw. (zB.
über eine verfehlte Unternehmung) in Tiefsinn ver-
fallen, schwermütig, wahnsinnig („rappelig") werden
Aa; Ap; Bs (auch lt Spreng); B; Gl; Gr; L; G; Sen;
SchwMuo.; S; Th ; Uw ; U; Z ; „al]g.", .altiore meditatione
cerebrum excutere.' Id. B. Auch: sich abgrämen, ab-
härmen Ap (T.). Si°h fast, schier h. allg. I"* wurd-
mich iez doch nid h. wöge" Bern! Th. Öppis Tö'chtigers
[Törichteres] cha"" 's nüd ge", als sich icege"-me"
Meilli irelle" go" h. ZO. (Messikoinmer). Wenn 's eisster
e'so gäd, se chönnt-me"-sich nueh h. SchwMuo. ,Kam
ihm dann Eins [ein Kind] zu früh oder starb ihm
sonst, so hintersinnete es sich fast.' Gotth. ,Es müsse
1(101
San, scn, sin,
sagen, es hintersinnete sich, wenn es nicht zu
Hans Uli kommen könnte.' ebil. ,Der [ausgediente!
Korporal ist abgemalt, wie er ... sich schier hinter-
sinnet, wo er uns zum Wiederholungskurs antreten
sieht und selber nicht mehr dabei sein kann.' Obw
Volksfr. 1890. .Dann er [ein Wiedertäufer] wäre so
schellig, hette sich ouch so wit hindersinnet, dass er
uf die fautasi kommen wäre und vermeinte, wenn er
uss der kilchen käme, wurdint in die Keiserschen [die
österr. Bäte] glich annemen und hinwegfüeren.' 1526,
EEgli, Act. ,[Es wird den Pfarrern vorgeworfen]
ihre Predigten seyen z'schwer und z'ernstlich, und
können sich die Leute leicht darob hintersinnen.'
JJÜlr. 1727. S noch Holdschaft (Bd II 1184); Un-
Bild (BdIV 1198).- Ptc. hinder-sinnet: verstört Z.
— hinder-sinn ig: .nachdenklich, kopfhängerisch,
spintisirend' Ap (T.), trübsinnig Z, wahnsinnig Aa; Gr
Chur; Th lt Pup.; Ndw. Was mi'h fast h. macht, das
isch die Ise"ban, die verzwickt. Rheinschnaken 1885.
.Andere behaupteten, es [eine Verschmähte] sei wegen
dem Veri hinters, geworden und man habe es in einem
Narrenhaus untergebracht.' Ndw Kai. 1901. ,Der könig
Philip soll [ob des Todes seiner Gemahlin] hinters,
worden sy[n] und werde verwahret.' Lind., Wthurer
Chr. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1 ö 1 T (wo uoch einige Belege
ans Gotth.); Martin-Lieuh. II 362; Fischet III 1665.
.hindere"-: ante actain vitam recolere.' Id. B.
Vgl. .hindersich s.' (Sp. 1054).
nä'b-(bzw.-ö-) Aa; Ap; BGr., Si.; PMac; GT.; Th;
ZS., nache"-. nahe"- (bzw. -o-) Ap; BE. (SGfeller); LG.;
Ndw, nahi"- F, noi"- Ap, Ptc. -g'sunne" L. -g 'sinnet Ap;
F; PMac. (-ud) und wohl weiterhin: über Etw. nach-
denken, -grübeln. Über Öppis n. Aa. Sünn o"ch nahi",
ab Das gä" mag! F. Mit Dat. Ap; B; P; G; Th; ZS.
All de" Buebe" n., von einem Mädchen Ap. Er sin"et
all de" Lumpereie" nöch Th. Du muest iez Demm
nümer n., 's ist iez scho", wa" 's si" will. ebd. Wie
mänger Pur verchauft si"s Chüeli und chauft darüs
es Chilche"stüeli; isch ['s] nüd es trürigs Chilehe"gä",
wenn-me" sinnet dem Chüeli nä'h? ZS. .Als er heim
gangen und den [1. dem] ding nit witter nachgesinnet
noch nützit arges in sinem willen hett...' 14(38, Z BB.
.[Ein der Täuferei Bezichtigter sagt aus] demnach in
derselbigen nacht fechte es in ouch an, und bette
Gott ernstlich, dass er im rechte erkanntnuss gebe,
und sinneti der sach so vil nach, dass er fast früei
ufstüend und begerti des Zeichens [der Taufe] ouch.'
1525, EEgli, Act. .Nimmt man dir schon das dyn, so
sinnest im nit wyter nach; du weisst, dass Gott zuo-
ghört die räch.' Eckst. 1525. .Das wir im [einer
theolog. Frage] nit nachsinnetind.' Zwingli. .Sinn mir
nach, gedenk an mich, me expectes, de ine cogites.'
Fris.; Mal. ,Wann man der Sach nur halb nach-
sinnete, mit was grossem Ernst Gott seine zehen Ge-
bott ausgesprochen [würde man sie weniger über-
treten].' FWvss 1672. S. noch Bim (Bd VI 901); sich
(Sp. 148). Mit dem Nbsinn des Trachtens nach Etw.
.[Die Bichter haben] besunder iren gseit, das sy [eine
Ehefrau] nit nun dem guot nachsinne, sunder das si
acht hab, das si ein guoten frommen redlichen man
hab.' 1530,3, Z Ehegericht. .Wir haben müssen n.
und gedenken, in ander weg sölich presten zuo ver-
komen.' E. XV., G. Subst. Inf. Mer hend ... Nütz me'
g'cha" z' bissen ond z' breche", ond d' Hoffert het-i"s
auch nüd starch NÖhi"sinni"s g'macht. ATobler 1901/2.
Di ganzi Zit het-er-si'h plöget mit Nohe"s. SGfeller
1911. Belege aus der ä.Spr. s. unter bi-rätig (Bd VI
1627); er-s. — näch-sinn lieh: nachdenklich. ,Das
vilmalige n-e Anschauen eines schönen Bilds.' J.IUlr.
1718; s. auch Liebes-Seil (Sp. 751). ,Mir zweifelt nicht,
dass nicht noch heutiges Tages vilen n-eren Papisten
begegne ein Gleiches.' Mise. T. 1722. — Näch-sinn-
lichkeit f. ,[Zur Weltweisheit ist ua. erforderlich]
die N. (Scharffspürigkeit) der Vernunft.' Spleiss 1667.
— Einige Schweiz. Belege bei Gr. WB. VII 126/7.
be-, Cond. b'sänn BStdt; GLEngi; GKirchb., Marb.,
b'sonn AAÜEntf., b'sinnti AAÜEntf.; BE.; Z, Ptc.
b'sunne" ÄAOEntf. f-o-J; Ap; BE., Lenk, Stdt und lt
Zyro; Gl; L (Brandst,); GKirchb., Marb., Rh.; PGr.;
S (Reinh.); ThHw.; Uw; W (in Lö. Vsunnm); Z,
V sinnet THÜatsw., Hw., Mü., b'sinnt Bs; BE., Leiss.
(-d) und lt Zyro; S (Hofst.); Uw: 1. a) bedenken,
überlegen. .[Fürsten] die nit besinnend, waz si dem
haiigen rieb gebunden sind.' Z Chr. 1336/1446. ,Da
han ich besinnet eigenlich mit gesundem libe und
gewaltig miner sinnen, das ...' 1394, L. .Dehein ander
sach, so dann menschen herze iemer bes., betrachten,
fürschiben, vinden, erwerben kan oder mag.' 1447,
AaB. Urk. .[Wenn ich] d umbstend besinn, so find ich ...'
Buep 1539. ,Wir [die Teufel] sollend louffen in die
hell, da bs., was ieder tuon soll.' Meinrad 1576. Subst.
Inf., Überlegung. ,Darzuo sol ouch menglich wissen,
daz ich mit guotem besinnende und mit zitlicher
vorbetrachtung verschaffet, geordnet und geben han ...'
1405, Gfd (L). — b) sich erinnern? ,[Levi zu Jakob:]
Dann wenn ich der sach sinnen nach, bsinn ich [erg.
,mich'?] wol, das er [Joseph] zuo mir jach, du woltist
im ein solchen [bunten Rock] machen; wie ich dran
sinnt, vergieng mir s lachen.' Rdef 154(1. — 2. refl.
a) zur Besinnung kommen. Z'letst näch dem dass-er
sich b'sunne", hed-er 'denkt..., Übersetzung von Luc.
15, 17. Schott 1842 (PGr.). — b) nachdenken, sich
Etw. überlegen Aa; Ap; B; L; G; S; Th; Uw; W; Z;
wohl allg. Du ivirst-dich zwei Mal b's., bevor du Dies
tust. I,h will-mich drüber b's. B'sinn-di'h wol, was d'
machst, tuest! Rür cha"" - me" - sich nid lang b's. (ob
mau heiraten wolle), da die Fastnachtzeit, während
welcher keine kirchlichen Kopulationen vorgenommen
werden, kurz ist L (Schürmann). S. noch raten (Bd
VI 1598 u.). I«* cha"" je länger je minger so ganze
Capitel lese" so drüber e"wcg, ich muess-mich geng b's.
bi Allem u"a möcht 's nie mer vergesse". Gotth. Ich
han ditz Tier [eine Taschenuhr] lang bitrachtud und
han-mich b'sunn, wie ich das Tier chendi fähn. FGSteb-
ler 1907 (WLö.). ,N. ist ermant..., dass er in sich
selbs gangi und sich bsinne und siner gwüssne rume
und die warheit sage.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Sy wuss-
ten nit, wo sy uss sollten, stundind also still und
besinten sich.' 1538, AfV. ,Do seite sy: ich wil mich
bs.; daruff er gret: es tarff nit vil bs-s.' 1541 3, 7.
Ehegericht. ,Sich b., deliberare, calculum reducere.'
Fris.; Mal. Mit Gen. , Eis dinges mich groz wunder
nint, des ich mit vliz mich hab besint, daz der mane
so glich ufgat dem manen, den ich in der stat ze
Paris sach.' Boner. .Sich b. um, uf.' .Nach küng Al-
brechts tod besunnend sich die churfürsten um ainen
andern römschen küng.' Vad. ,Man muoss sich darauff
b., accingendum est ad eam cogitationem.' Fris.; Mal.
Mit besondrer Rücksicht auf das Ergebnis der Über-
legung; tw. übergehend in die Bed. sich ent-
10(13
San, sen, sin, son, sun
llMil
schliessen. ,Sich schon, bald besinnet han.' ,[N.,
ermahnt, sich die Sache noch zu überlegen] seite, er
hette sich schon besinnt.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Korat
uns für ... eins auss beiden [den Willen Gottes oder
Menscliengunst] zu erwehlen, so haben wir uns bald
besinnet.' JMüller 1(365. .Sich rgcht, besser b.' .Ha-
ust du dich besinnet recht.' Boner. ,A1s man für war
seit, so bist zerhaft und ouch mit buolen verschreit;
darum so ist unser früntlich warnung, du wellist dich
recht b. und änderst in handel schicken.' 1533/8, Z
Ehegericht. .[Zwei Eheleute werden ermahnt] sy
söllind sich eins guoten beraten und bass bs.' 1530/3,
ebd. ,Rette er aber: Margret, wiltu mich? Do gebe
sy im zuo antwurt: Heini, beit, bsinn dich bas, ich
bin alt und guoter tagen, und han nüt dann 4 khind.'
1541/3, ebd. ,[MH.] heften geachtet, er sich in diser
sach bass besinnt und witziger gewesen were [wenn
er das von ihm gestellte Gesuch unterlassen hätte].'
1589, Z. Sich anders b. Si heige"-si'h jetz angers
b'sinnt. JHofst. 1865. S. auch Be-ruef (Bd VI 688).
,Sich eins andern b.' ,Uf sömlichs hat sich der legat
eins andren besinnt und uns allen den dienst wider
abkündt.' 1521, Strickler (L). ,Sich eins anderen b.,
sein gemüet und meinung verenderen, animum mutare.'
Fris.; Mal. Mit pron. Acc. an Stelle des Gen. ,Was
sich denn ieklicher besinnte, darumh er zügknuss
geben weit, solte man ir ieklichs sag ouch in schrift
nemen.' 1414, GLUrk. ,[Berchtold zu seiner Frau.]
Was hest dich bsinnt, wend wir auch dran und un-
sern Sitz auch dohin [nach Bern] schlan?' Myricäus
1630. Mit Inf. oder abh. Satz. Z'löscht het-er-sich
b'sun'en im Tielti z' bliben. Schwzd. (BLenk). ,Als er
[Antipater] nun sich besunnen, sölichs [Alexander zu
ermorden] mit gilt ze tuon, ... trachtete er weiter
nach, was gifts er hiezuo brauchen wölte.' Tierb. 1563.
,Wo ein dorftkind userthalb unserer gemeint ... hus
hielte ein zit lang und darnach sich besüne, dass er
wider heim oder zuo uns züchen weite ...' 1507, ZfsR.
(GRFlims). ,Mich zwar ich auch het besinnt, weil
menglich da Haus und Hof findt, wölt ... ein Haus in die
Statt hin bawn.' Myricaüs 1630. — c) sich erinnern
(können) Aa; Ap; Bs; B; L; PPo.; GT.; Th; Uw; W; Z.
Ich V sinne" -mil:h noch CguetJ ! I'h b'sinne"-mich nümme".
So wit-ich-mich z'rügg besinne" B (Heimann). S. noch
sinnen (Sp. 1054). Mit uf (Aa; B; ThMü.), an (Bs; B).
Ich cha""-mieh nid drüf (dra") b's. Ach, Biiebli, chumm
zu mir geschwind, i'h ha"-mich gester nit dra" b'sinnt,
ich muess-der hüt was choche", Kuhreihen BHa. (FAnd.
1898); vgl. dazu Steinm. 1804, 255. Ich b'sinn-mi0* guet
dra". Gotth. Prägn., dran denken BGr., Stdt. Lere"
hei"-mer 's schön z' merke" g'g'e", Die wird-si'h dra"
b's. Schwzd. (BStdt). Mit Inf., dran denken, nicht ver-
gessen. B'sin" dich z' ersetze" umbitz Schottjn dam
Sure", ricordati di aggiungere un pö di scotta all'
aceto PA!. (Giord.). Mit abh. Satz. I'h b'sinn(e")-mich
no'h guet, wo..., memini cum... Im Frühling werden
die Tage länger, so dass me"-sich z' Mittag nid mer
b'sinnt, was me" z' Morge" g'esse" het. Bärnd. 1911
(BG.). Mängist iscli-es z'säme"g'faren u"d het-sich wider
b'sinnt, wem es erwarti u"a was -es de"" well säge".
SGfeller 1911. In der ä. Spr. mit Gen. ,[König Karl]
kam zuo den fürsten, die mocht er nüt erwecken. Do
er daz ersach, do besint er sich eines krütz, so er
einest über mer bracht hat, und reib inen allen damit
mund, uasen und ougen.' Haimonsk. 1531. ,Ich besinn
mich desse wol, ich bin des handeis eingedenk, redit
animo hsec res, memini.' Fris.; Mal. Mit pron. Acc.
an Stelle des Gen.: Das mag-ech-mich noch b's., wo
einist der Bueb hei'"cho" ist i" de" röte" Französe"hose".
HBlattner 1902. Mit abh. Satz. ,[Da] besinnte er
sich erst ... das er mit X. in stallung stüende.' 1468,
Z RB. ,Under einem tach und flrst, ouch einer be-
husung, so nit underschlagen, kann man sich nit bes.
und erinneren, das zwo pfisterigen als voggenzer
und feiler gsin sigen.' 1563, Z RM. Subst. Inf., Er-
innerung, Gedächtnis. Kei" B's-e"s mer ha", sich an
Etw. nicht mehr erinnern können, es vergessen haben.
AGysi 1899. Mi"s B-e"s PPo.; W, bi (in BG. so)
mVm B's. BE., Gr.. G., Stdt, soweit meine Erinnerung
zurückreicht. Noch mi"s (si"s) B-e"s hatte unser Land
eigene Richter PPo. Was sich so es Ma""s B'sinnu's
[so in einem Menschenalter] geändert hat! W. Bi
mVm B's. isch Das nie der Bruch g'si" B. A" män-
gern grosse" Bürenort ... sigi" no'h bi Drättis B's. bloss
sechs, acht mager i Chüeli uf der Weid g'lüffe". SGfeller
1911. [Eine ehemalige Gespinsthändlerin] het noch zo
mi"em B's. ire" Pünteli g'no" und ist mit gege" Frlberg
zue. Bärnd. 1911 (BG.). Etw. im B's. ha" BE., Stdt.
[Die Jungen, welche] der Pfar'er sälig nümmen efso
guet im B's. hei" g'ha" wie die Alte". Loosli 1910.
Es isch Nüt efso churzwilig ui öppei" ... emene" alte"
Gritti abz'lose", wenn- er e"chll"seli i" si"'m B's-en
ume"chrämet u"a Öppis a"fäht b'richte". ebd. — Ptc.
besinnt B; „Gl"; L; „Sch"; Uw (neben b'sunne") ;
„Zo", so auch regelmässig in der ä. Spr., b'sinnet L
(lt Ineichen in Bed. 1 c); ZO. (Stutz), b'sunne" B (lt
Zyro in Bed. 1 b y) ; SchwE. (Lienert, in Bed. 1 d) ; ThMü.
(in Bed. lba); Uw (neben b'sinnt); W (Tscheinen):
1. a) seiner Sinne, Geisteskräfte mächtig. Er ist noch
guet b's., von einem alten Manne (bes. mit Bez. auf c)
LTriengen. ,Der gebure stuont vil wol bes., der slag
[des ritterlichen Gegners im Zweikampf] der wag im
als ein wint' Boner. ,Zuo diser zit [1519] ist zuo
Brugk verscheiden der wis und wolverdient doctor
Thüring Fricker, wol b., ob 90 jaren alt.' Ansh. ,Wo
man ein soliche ee machen und beziehen wolle, solle
die vor zweigen darzuo berüeften unpartygischen
mannen, wol b. und nit voller wyss, beschächen.'
1538/40, Z Ehegericht. ,Sin vatter sye zun zytten
fantastig und nit b. gwäsen und nit erachtet, wo sin
red hinlangte.' 1561, B Turmb. ,B., wol bei sinnen,
cordatus; wol b., mit guoter Vernunft, cordate, so-
lerter.' Fris.; Mal. ,Juno was Libero dem bankhart
so ghass, dass sy in ganz mönig und unsinnig macht...,
doch was er noch so bs., dass er wolt dem tempel
Jupiters zuolauffen.' Tierb. 1563. ,Item wo einer by
sinem gsunden, wolbesindtem Lyb sinen old sim Kind
mit ander Lütten befogten und beschweren weite, so
soll mans ine heissen mit der Fründtschaft bevogten.'
1605, SchwG. LB. ,N., jetzt ein wohl b-er Greis von
81 Jahren.' JRWyss 1816. — b) spec. mit Bez. auf
den Verstand; gew. in prägn. Sinne, a) „wer nicht
lange nachdenken muss, sondern mit seinem richtigen
Urteil parat ist L; Sch; Zg", wer ohne langes Besinnen
Bescheid weiss, übh. sich in einer Situation zurechtzu-
finden weiss L (Ineichen); Now (Matthys); ThMü.;
Z tw., geistesgegenwärtig B (Zyro). Ich bi" ned g"ad
b'sonne"g'si" [nach der unvermuteten Beleidigung], sicss
hett [ich]-em [dem Beleidiger] Äs [Eins] g'hatC'e" ThMü.
Ä, wär-ich jetz auch a's% b'sinnet g'si" und hätt-ren
!nui, scn, sin, soi), sun
1006
auf* ew rechte" Spitz g'ge", dass-si z' chäne" g'lut" hiitl
dra" bis zum Neiijör. Stutz, Gem. Si, schnell b'sinnet,
chert-si'-h um und gibt-em zum B'scheid... Landbote
1885 (Z). E" b's-er (V sunnene'J 31a"", Möntsch Uw.
Er het e" b's-e" Chopf, ,in ihm ist Geistesgegenwart,
Erinnerungsvermögen, Fähigheit, sich in schwieligen
Lagen zurechtzufinden oder im gegebenen Falle die
rechte Antwort bereit zu haben, glücklich vereinigt'
B (AvRütte). Wer nid e" b's-e" Chopf hed, muess guetfi)
Füess ha" B. ,[Der von einem Bären angefallene]
Schütz aber, wol besinnet in der Not, stiess dein
Bären sein linke Ellenbogen in den aufgesperrten
Bachen." JLCys. 1661. — ß) fähig, begabt. E" b's-e"
Chopf ha" Ndw (Kai. 1886). Kenntnissreich B (Zyro).
E" b's-e- Chopf, Mann von viel Wissen BE. ,[Ich
wollte] das ich wer recht b., das ich in geben könd
die 1er, das si nu möchten genesen als vor dem wel-
schen her.' DSchill. B (Lied). ,Ich bin ouch nit bass
b., weiss nit, was yedem für ehren zimpt.' BGlett.
, Kunstfündig, sinnreich, klug, b., solers.' Denzl. 1677;
1716 fehlt .besinnt.' S. noch ent-rüsten (Bd VI 1553 o.).
— Y) »wer Etw. wohl überlegt", besonnen, vorsichtig
B lt Zyro (b'sunne"); „Gl-; L; „Zu", wer an Alles
denkt UwE. E" b's-er Möntsch LG. ,Etwann sind sie
[die Amtmänner] so b., verhören den anderen teil
auch, doch selten.' um 1560, Mise. T. ,B-er mensch,
der ein ding wol erwigt, consideratus homo; wol b.,
circumspectus.' Fris.; Mal. ,B-er muot.' ,Daz ich
mit guoter Vorbetrachtung und mit besindem muote
... verkouft hab ... den kilchensatz halben ze Sins.'
1398, Zg. .Welicher nit uss Zorn, sonders mit wolb-eru
Muot einem anderen verdachtlich ... zuoret ... soll
30 Pfd Pfennig zuo Buoss gäben.' 1622, AaBi\ StR.
Bei Verben, mit Überlegung, Vorbedacht (handeln,
reden usw.). ,Mich wundert und befremmet [!J fast
ser, das man fromm ... lüt also uff das gnoüszt er-
fündlet und ersuocht, und das si sollen jo oder nein
sagen nit bedacht und besunden.' 1529, Bs Chr. ,So
aber iemands underston wurde, wider diss unser Edict
frefenlich, bs. und wüssigklich zuo handien ... der
soll 100 Pfd Golds zuo Buoss verfallen sin.' JJPiüeger.
.[Christus] wil das heut haben [in der 4. Bitte des
Vaterunsers], und das hat er wölb, geredt.' FWvss
1677. So auch attr., überlegt, bedacht, von Hand-
lungen, Reden usw. ,[Es ist] N. nit by sinnen, und
daher die tat nit für ein bs-en todschlag, sonders in
einer toubsucht beschechen syn ze achten.' 1588, Z
RM. ,[Die Pfarrer sollen] mit b-en wolgewerketen
Predigen ... an die Canzel kommen.' FWyss 1670.
S. noch gäch (Bd II 100 u.). — c) mit gutem Ge-
dächtniss begabt Bße., G., Gt., Si., lt vRütte, Zyro;
„Gl"; L; Uw; W (Tscheinen); ,b'sint, memoria pol-
lens.' Id. B. Es giH zwar Lüt, si si" vil b's-er a!s ig
u"d du und ander mer — liest du di"rr Lebtig so-n-e"
Winter u"d g'hi-ner g fröre" Schibe" g'seh"? Bärnd.
1911 (BG.). S. noch gruen (Bd II 751).'— d) von der
Sinnesart, gesinnt. Jetz war- er änderst b'sunne"
[: Sunne"]. Lienert 1906. — 2. pi äd., bedacht aul
Etw., gesonnen. Mit Gen. ,Sye doch die grossmuoter
... hiezwüschet eins anderen b. und die gemelt tochter
ouch abtrüllig gmaeht worden.' 1541/3, Z Ehegericht.
,Als ob man uns gern zuomessen wolt, das wir kriegs ...
begirig, da wir aber nützid minders dan kriegens b-et.'
1531, HBull. 1572. Mit pron. Acc. an Stelle des Gen.
,Ja [ihr Zürcher] werdend sin die besten frindt; wir
Berner sind auch das b., wollend in nöten mit lyden.'
VBoltz 1551. Mit Inf. ,[An das Gespött] man sich
aber wenig kart, sonder zuo reden nur dester bs-er
und flissiger ward.' Vau. ,Der vatter [Oecolampads]
war b-et, ihn zuo einem gewerbsiuann zuo machen.'
Würstisen 1580. — uii- (■(("-, o"-)b --sinnt B; GG.; S;
Tb; Ndw (Matthys), -et AALeer.; Ap; Bs (-ed); Gl; GT.;
ScaSt.; S; Th; Uw; Z,- Vswme» AaF.; Ap; GRPr.; GT.;
Ndw (Matthys); W (Tscheinen): 1. a) bewusstlos. ,[N.
bezeugt] dass er sinen kneeht ... in der kamer fand
ligen halber u., und er were ouch sust ein alt kranker
man.' 1438, Z RB. ,Ist er [ein Teilnehmer am Hexen-
tanz] ganz erschrocken und gleichsam!) u-et allein
verblieben. Als er aber wider zu sich kommen...'
Heut. 1658. — b) geistig beschränkt oder gestört.
,Wer von natur ist u. und minr hat witzen denn ein
rint, den mag diu schuole ze Paris an sinnen niemer
machen wis.' Boner. .Unbesünten creaturen.' Bs
Schimpfw. XV. ,Toube ald unbsindte.' 1586, Z Spital-
archiv. .Unbsindte personell.' 1589, ebd. ,Waz Tüffels
ist dir in dem Grind? Ich glaub, du sigest u.' L Spiel
XVII. .[Bevor Biner seine Schmähungen zurücknimmt,
verdient er] zu heissen der miserableste unbesinnteste
Tropf.' Goliath 1741. S. noch Huer-Übel (Bd I 56);
Sag (Sp. 375). — c) nicht schlagfertig Ndw (Matthys).
— d) gedächtnisschwach, vergesslich B (Zyro); GG.;
W (Tscheinen); ,raemoria destitutus.' Id. B, ,unpsint
si", memoria deficere.' ebd. — 2. a) ohne sich zu be-
sinnen (ev. sich besinnen zu können oder müssen) Ap;
Bs; B; Gl; GT. Ich gWb, der Schuhneister chönnt-im
[einem geschickten Schüler] nit so antworte"; er cha""
Alles u. Gottb. ,[Der Mann] habe u. sein Sackmesser
genommen und es dem [um den Tod bittenden] Weibe
in die Brust gestossen.' ebd. Ich han-en u-et wider
b'chönnt. Loosli 1910. Bene" drei Öbe"dsitzler ist na-
türlig der Weg g'channtsem, und u. ne"d-si der Rank ob
dem Vorderhüsstöckli dürhe". SGfellek 1911. S. noch
reisen (Bd VI 1311). ,Die red, so von im usgangen
sin sol, in ainer winfüechti, u., wahin die lange ... ge-
redt sin mag.' 1528, Absch. (Z). , [Jeder Zeuge] rauost
... unbedacht und unbesunnen antwort geben.' 1529,
BsChr. Insbes. a) unbedenklich, auch rasch entschlos-
sen Ap; B; GT. Werst das Ding chönne" o"b'sin"eter
förne" ! Ap. U.sägen-ichdäjä! B (AvRütte). , Da warf
er [ein Weinpantscher] u. die Reste zusammen.' Gotth.
— P) schlagfertig in Wort und Tat Bs (Seiler); B.
— Y) un besonnen, unüberlegt, unbedacht, ge-
dankenlos Aa; Ap; Bs; B; GT.; ScuSt.; S; Tb; Uw,
,imprudens.' Id. B. Attrib., von lebenden Wesen. Mei",
du Fegnest, Nüt a's i" de" Bänken ame"z'fege" ...,
z' schwätzen und z' lüge", derbi doch en u-er Sturm
z' si", iseh halt dl" Sachl zu einem Schulkinde. Schild
1866. ,Dass du [Salat] ouch in dinem lied hinzuo
setzest, Zwingli habs nit lenger mögen triben, lassend
wir eines u-en klappermanns wort sin.1 HBull. 1532.
.Etliche u-e Eiteren [haben] ihre Kind von der evan-
gelischeu Schuel abgezogen [und in die katholische
Schule geschickt].' JJRed. (FZoll. 1905). .Unsere u-ete
Leute sind nun dieses Schleuders [des Schuldenma-
cbens] so gewohnt, dass sie meinen, dieses sei ein
notwendiges Übel.' JCEscber 172:!. .Du fliegest
gleich einer u-en Mucken ... herum um das schon
brennende Feur [der Hölle].' JJUlr. 1718. S. auch
sakramentieren (Sp. 659 u.). ,U-er muot.' ,N. ist gichtig
worden, dass sollichs [Vergewaltigung eines Weibes]
10(57
San, sen, sin, son,
in einer trunkiieii vollen wys und umb-em muot be-
schechen.' 1527/9, Z RB. ,Das er das us urabesimp-
tem [!] muot tan.' 1552, B Turnib. ,Sigen im söliche
wort in umbs-era muot und ane gferd entrunnen.' 1554,
ebd. ,[Wer] bekennt bat, Sülliches [Scbmäliungen] in
u-em zornigen Muot beschächen syn.' 1622, AABr. StR.
,U. sin.' , Nimmt mich wunder, dass die das concilium
ze Costenz oder Basel besessen habend, joch nach
menschlicher gerechtigheit so u-et sind gsyn, dass sy
so ein unbillich ding [den Wucher] habend nachge-
lassen.' Zwingli. ,[Man soll sich nicht vom Zorne
hinreissen lassen] welches sonderlich jung lüt inen
sollend lassen gesagt syn, die hitzig, gäch und u.
sind.' LLäv. 1583. ,Unbes. sein, inconsulte ac temere,
per errorem, imprudenter aliquid agere [etc.].' Hosp.
S. auch frevel (Bd I 1286). Bei Verben. ,U. urteile"
bringt Reue' ScoSt. (Sulger). ,Habe bald geglaubt,
ihr wollet im Wasser bleiben, bis ihr weiss geworden,
sagte die Wirtin spöttisch. Wir hätten es im Sinn
gehabt, sagte das grössere Mädchen u.' Gotth. Men
ka""-sich u"b'sunne" vermaledeit licht rerschnäpfe".
Schwzd. (GrPi\). ,Mit dem faren sich u., angschickt
und unwesenlich halten.' 1535, Z RB. ,Dann wir in
diserem handel nit u.. sunder mit guoter ryffer vorbe-
trachtung [vorgegangen sind].- 1531, HBull. 1572 (Z an
B). ,Augustus sagt, es stüende einem väldherren nichts
wirss an, weder wenn er u. und fräffenlich haudlete.'
LLav. 1583. S. noch herfür-büppen (Bd IV 1427).
,ü-er sach': ,[Eva:] Schon sinds [Kain und sein Weib]
dahin u-er sach.' Rüef 1550. ,(üs) u-er wis.' ,[N.
sucht um Gnade nach] syge es doch von im u-er to-
rechter wys beschechen.' 1526/32, Z RB. ,Als dann
fraw N. sich leider us u-er und zum teil toublöcker
wys selbs entlybt.' 1587, L Batsprot. ,Ein anders ist»
mit minderen Schwüren, die einem etwann u-er Weis
und in der Unbedachtsamkeit entfallen.' FWyss 1607.
Bei Verbalsubst. uä. ,Ja din [Dr Ecks] eigenrichtige,
närrische, unglerte, u-c, wüetende, gottlose geschrift,
die dick widereinander hebtet.' Zwingli. .Unbetrachtne
oder u-e wort, inopinata verba; unweissliche und u-e
wort, verba non circumspeeta.' Fris.; Mal. ,Dass sy
bym künig verschüeffe, dass dise u. urteil gestürzt
wurde.' LLav. 1583. ,Wo Gott der herr und ein eer-
liche oberkeit nit darvor gsin, wäre man aber in solche
u-e spil und sachen ... geraten.' 1589, JSG. (Ndw).
,Die Oberkeit hat ihnen [den Bauern von BL.] solchen
u-en Auffstand durch Fürbitt verziegen.' JGross 1624.
,Uamit nicht durch u-es Scheiden böse Ehen gepflanzet
werden.' JMüller 1661. ,Mit u-em oder abgezwun-
genem Eid.' ebd. 1673. ,Pfui der torechten, närrischen,
u-en Abgötterei!' AKlingler 1688. ,Ein u-er Schwur.'
FWyss 1697. , Trutz und Insolenz, welche ihn [den
Feind] ... zu disem u-en Krieg verleitet.' Pfaffenkrieg
1712. N. von Marbach war verurteilt worden, wegen
,ohnbes-er Reden' den Degen oder das Seitengewehr
nicht mehr tragen zu dürfen. 1722, ANäf 1891. S. noch
gäch (Bd II 100); Brand (Bd V 677 u.); Taub-sucht
(Sp. 285). — b) ahnungslos; s. un-ver-sehen (Sp. 575).
.Unerwartet' Z (Schulthess). — Vgl. zu besinnen nnd
Ableitungen Gr. WB. I 162-2/4; Fischer I 919. Bemerkens-
wert ist der Unterschied in der Verteilung der starken nnd
schwachen Form zw. dem eigentl. und dem adj. gehrauchten
Ptc. ; bei letzterm, das jedenfalls zT. unmittelbar von Sinn
aus gebildet ist (wie ,be-herzt' zu ,Herz' udgl.), ist die starke
Form selteu und tw. (so die Angabe Zyros für B) sicher der
Schriftspr. entnommen. Nach einer B Angabe gilt das st.
Ptc. iu Bed. 2 b, b'tinnt in Bed. 2 c des Vbs; doch sollen in
ueuerer Zeit beide Formen neben einander gebraucht werden.
TTobler unterscheidet zw. o"b' sinnt (Bed. 2 aa) und o'b'sonne"
(Bed. 2 a Y). Nach P. Vogel wird in UwE. b'sunne" als echtes
Ptc, b'sinnl als Adj. gebraucht. Vgl. noch Bc-sindersa, -sindi.
— B«-sinnete° f.: Gedächtnis BBe. — Be-sin-
n(e)ti B'sinnti f.: Bewusstsein Gl. Wider zur B's.
cho". — ün-: a) Wahnsinn. ,In unbesinnete fallen',
geisteskrank werden. 1575, Sch. — b) Unverstand,
Torheit, Unüberlegtheit. , Bitt, du wellist nützid gäch
uss unbesinnte handien.' HBull. 1531. ,Die unbe-
sinnte, mangel der sinnen und dess Verstands, incon-
siderantia, incogitantia, temeritas, impulsio, vertigo.'
Fkis.; Mal. ,Und als sy [die Gl Neugläubigen] die
kilchenplünderung anzücbend und sich auch gern
darin unschuldig machtend, kan uns nit gnuog darin
verwunderen irer unbesinte.' 1562, Klagschrift der
VO. — Be-sinning f.: 1. Bewusstsein B; Z und
weiterhin, aber nicht eig. volkstümlich. Wider zur
B's. cho". — 2. Gedächtnis, PI. Erinnerungen U. —
Be-sinnlic"keit f.: Gedächtnis(kraft) Gl. D' B's.
ninnt-em ab; er hat g'hei" B's. ml2. — be-sinnt-lich
b'sintli"* Gl: 1. sinnlich wahrnehmbar. ,Gröse, färb,
gstalt und andere b-e aigenschaften.' Kessl. 2450; an
späterer Stelle (a 456) .beflndtlich.' — 2. mit Über-
legung, (vor)bedacht, besonnen Gl. ,B. ez [das Rind]
zim selber sprach...' Boner. ,Wenn aber ein kouf
umb solliche güeter b. beschicht, den kouf sol dann
dwäderer teil nit macht han abzuschlahen.' 1512/3,
AaBt. StR. ,So wir ye einen schälten müessend oder
strafen, sol sölichs so vernünftig, so geschickt, so
frölich und b. geschähen, das wir das laster vertry-
bind, den menschen aber gewünnind.' Zwingli. ,Die
Alemänner und Schwaben ein vermengt volk warend,
wie der Beatus Rhenanus das ouch gar b. verzeichnet
hat.' Vad. ,B., cogitate, prospicienter, consulte; b.
reden oder vorhin wolbetracbtet, cogitate verba facere,
priemeditate; b. und mit guoter vorbetrachtung schrei-
ben, aecurate et cogitate scribere.' Fris.; Mal. ,Den
mund auftuon heisst sittig und ordenlich, b. und be-
dachtlich von Sachen reden.' LLav. 1582. — un-: un-
überlegt, unbesonnen, von Personen und Handlungen.
,[A. behauptet, dass B.] im selbs daz [eine Verwun-
dung mit der Lanze] mit sinem u-en und notlichen
fürnemen getan hat.' 1485, Z RB. ,Gib nit u. und
fräfenlich zeugnuss wider deinen nächsten.' 1531/48,
Prov. ,U., gefaarlich, temere, inconsiderate [etc.].'
Fris.; Mal. ,Sich u. in den ehestand begäben.' SHochh.
1591. — Be-sintlichkeit f.: Herrschaft über die
Sinne. ,Es schwören die büchsenmeister ... mit über-
flüssigem, unmässigen wyntrinken ire b. und Vernunft
nit ze verletzen.' 1589, vRodt 1831. — Un-: Unbe-
sonnenheit. ,In ansechung, dass er [ein wegen un-
ziemlicher Reden Verhafteter] lange zit üwer trüwer
diener gewesen ist [möge man] angezaigte red ... siner
Unvernunft und u. zuorechnen.' 1528, Absch. (Z). ,Von
angst, u. und grosser toiheit.' 1554, B Turmb. — Be-
sinntnuss f.: Verstand. Alls sind Bliebe" chugel-
rund, voll B's. d' Chöpf, im Herzc'sgrimd es G'miiet
wie Summeranke" lind L (Gedicht). — (Un-)Be-
sunnenheit f.: (Un-)Besonneiiheit Ndw; UwE.
er-be-: refl., sich erinnern GrPi\; SchSi. (Sulger).
— üs-be-: refl. a) wie üs-s. !•* han-mi'h d's Herz
üsb 'sonne" Gr; Constructionsmischung? — b) mit dem
sin, son, sun
1070
Nachdenken zu Ende kommen, sich entschliessen Aa;
B; Z; nur als Perf. I'* ha"-mieh längsten üsb' sinnt
(üsb'sunne"), was-ieh tue" icell B (Zyro). Hesch-dieh
(nid) buhl üsb'sunne" (AaKöIL; GT.), üsb'smnt (B lt
AvKütte)V ,l>a hätte er sich bald ausb'sinnt und
brauche nicht acht Tage dazu, brummte Uli.' Gotth.
Jetz isch üsb'sinnt, jetzt ist es nicht mehr Zeit zu
überlegen B (AvEiitte). Da isch bald üsb'sunne'', da
ist ein Entschluss bald gefasst GT.; Z. — üs-bc-
sunne" Ap; Gl; Schw; Z, -be-sinnt B. Ü. si", ent-
schlossen, mit sich im Reinen sein. aaOO. I'h bi" sdio"
üsb'sonne" Z (Spillmann). Da isch-me" bald üsb'sunne"
Z. 's giH nüd G'freuters uf der Welt [als die Sonne],
dö bin-ic'' gllch üsb'sunne". Lienert 1906. Das M öl isch
Bans churz üsb'sinnter g'sl". SGfeller 1911.
na,ch-b0-: nachdenken GrTIis. Acht Tag hend-er
Zit, tient guet driber n. und machent nit Timms!
zer-: refl., sich den Kopf zerbrechen. .Ach, was
soll ich doch nen zu Handy Ich nah mich doch zer-
sinnt so lang, noch hat all mein List kein Fortgang.'
JMahl. 1620.
Sinnete" f.: = Ge-sinneten Ai-Lb.
siii(n)ieren: (auch näch-s.) nachsinnen, grübeln
B; Gl; L; G; Th und wohl noch weiterhin. Derbi
hät-er aber immer si"'m Plänli nöck g'sinniert und
g'studiert, wie-n-er 's soll richtig mache". Sciiwzd. (Th).
, Während der Menz so vor sich hin sinnierte, han-
tierte Luise in der Küche.' Bund S. ,Der Bisch hatte
... dann eine Weile still vor sich hin sinniert.' HBaumb.
1903. — Vgl. Gr. WB. X 1, 1179.
sinnig: 1. a) bei Sinnen, Verstände. ,[N. hat ein
Vermächtnis gemacht] do er riten und gan mochte
gesunt und s.' 1298, Gfd (L). ,üie uf dem nüwen
glouben die tüind als hässig ... dass si luter meinen,
sy syen nit recht s.' 1529, Absch. (S). — b) verständig,
klug. ,Wo im [dem Esel] etwas begegnet, ist er nit
so s., dass er aus dem wäg weiche.' Tierb. 1503.
— 2. es wird-mer s. Bße., sinnigs BBr., R., „O., es
fällt mir ein, kommt mir in den Sinn, die Lust geht
mich an." Es wird-mer s. da z'blibe" BBe. Es ist-mer
s-s worden, die Chuo z' verchouffen BR, Er meind, er
niüessi grad Al's han, was im s-s würd. ebd. Doch
Denen [den ins Bernerbiet eingefallenen Unterwald-
nern] is 's nid s-s worden, dass 's hit-nen noch
chennt schlecht irgän. Schwzd. (BBr.). Wenn 's mer
s-s ist, ,\venn ich es tun will, wenn ich alle meine
Kräfte darauf verwende' GRNuf. (Trepp). — 3. ,voll
Sinns, nachdenkend' B (Zyro). ,Als er ernsthaft sagte:
mit dem lieben Gott, so kam seiner Frau fast das
Augenwasser, und sie sah ihn gar s. an.' Gotth.
Ahd. ainnig, mhd. sinnec in Bed. 1; vgl. Gr. WB. X 1,
1179 ff. — Im Folg. sind aus äussern Gründen auch die-
jenigen Bildungen aufgenommen, die eig. von entsprechenden
subst. Zssen abgeleitet sind (zB. eitjen-ainnui von I-:,,j.„-Si„,i) ;
dagegen sind die zu zsgesetzten Vben gehörigen an diese
angeschlossen.
ab-: sinnlos, widersinnig. .Denn uns die natur
so viel anzeigt, dass uns solches fürgeben der irdischen
göttem [als Verursacher der Geisteskrankheiten] ganz
a. ist,' Parac; vgl. noch Gr. WB. I 120. — Ab-
sinnigkeit f.: Wahnsinn. ,Ein rotes eisslin ... tut
treffenlich wehe, nimmt den schlaf hin, macht schwere
träum, a.' ebd.
aber-: wahnsinnig, unsinnig AaOEiiJ., „F."; Gr
Chur. — In audier Bed. bei Gr. WB. I 31. Vgl. aber-e&nig.
über-: 1. „an Wahnsinn grenzend Th." Er ist ü.,
hat sich überstudiert, ist nahe am Wahnsinn Th
(Anon.). Unsinnig, verkehrt BHa. Ungeschickt BsL.
,[1531, als] die von Zürich ain klainen, ü-en rats-
boten, hiess Hans Hab, da [im Rheintal] haftend, be-
gab sich zuo Rinegg [dass der Stand Zürich in dessen
Gegenwart eine Zurücksetzung erfuhr].' Vad. —
2. kurzsichtig. ,Ü, übersichtig, nyctalops.' Fris.; Mal.
,Es beschicht manchmal, daz einer, der ü. ist (wie
merteils der gleerten, die ire äugen usstudierend) sich
übel schämen wurde, wenn er sagen oder bekennen
sölte, worfür er dises oder jenes hette angesehen,
also betrügt in sin gesicht.' LLav. 1569; ,ein Kurz-
sichtiger.' 1670. — Über-sinnige f.: zum Vor. 2.
,Die Azel ... ist für die ü., onmachten und melancoley,
so von kelte kommend, seer dienstlich.' Vogelb. 1557.
S. noch Übersichtige (Sp. 265).
Mhd. übersinna; überspannt, unvernünftig. 2 (zT. mög-
licherweise auch 1) beruht auf Vermischung mit über-tünig;
s. d. und vgl. Schm. 2 II 287.
eige"-: wie nhd. Syn. eigen-richtig (Bd VI 470).
Du eige"sinnigi Chrott! AaF. — Eige"- sin nigi f.:
= Eigen-richtigi (Bd VI 471); s. Ein-sinnlichkeit. —
Eige°-sinnigkeit f. : = dem Vor. ,Wo im gineinen
regirnent die rät und obren sich nit mögend betragen
und verglichen, das gwonlich us ergit und eigensinni-
keit beschicht, da muoss uneinikeit und parti volgen.'
Ansh. — Vgl. Gr. WB. III HU.
ein-: = ein-richtig (Bd VI 471). ,[Die Reformierten
haben] suudere, nach irer erdichten, ei-er leer cate-
chismos gemacht.' F Schulordn. 1577. — Ein-sinnig-
keit f.: = Ein-richtigkeit (Bd VI 472); vgl. Ein-sinn-
lichkeit. .Jedoch ist es alles, so die philosophy be-
langet, schattenwerk, wo wir die selbigen gegen dem
glänz unfelbarer gottlicher warhait wider mensch-
liche ans. und guotdunken verrechnen wellen.' Kessl.
, [Cicero Tusc. I, 73 sagt, man solle den Tod] ring
achten, ja wider natürlich ans. als ain bessers be-
geren.' ebd.
Vgl. I.exer I 528; Gr. WB. III 297 (.einsinnig' 2);
Schm. 2I 90; Fischer II Ö18.
u(n)-, o"-: a) wahnsinnig, verrückt, als .lauernder
Zustand. Tue" wie u., wie-n-efn) U-er, zB. vor Zorn
Aa; Ap; GT.; Th; Z und weiterhin. In der ä. Spr. häufig
und allg. ,[Die N. habe] sich dermassen gstellt und
anglassen, das die fründ nit anders können vermuoten,
dann sy werde u., als nämlich sich enbotten zesterben,
und ee sy zum man welle, in tod zegan.* 1541/3, Z Ehe-
gericht. ,U., der kein sinn und verstand nit hat, on
herz, verwirf, vecors, insanus [usw.].' Fris.; Mal.
(Weitres ebd. 467d). .Schwärmüetig und u. lüt.' LLav.
1509; .wahnsinnig.' 1670 (daneben aber auch noch ,u.').
,Wer [zu Ader] lasst am andern Nonas des Mayens,
der stirbt oder wirt u.' XVII., G. ,Uber diese Niderlag
ward Carolus [der Kühne] vor Neuss halb u.' Grasser
1024. .[Ein Scheidungsgrund liegt vor] so eins Leib
und Leben verwürkt, aussetzig, wüetig und n., dass
sie vor einandern nicht sicher.' B Ohorger. 1667. .När-
risch und u.' Sprecher 1672. ,U-e, so lang die Wahn-
sinnigkeit bei ihnen anhaltet [dürfen keine Vergabungen
machen].' SMutach 1709. .Ein u-er Mensch im Spittal.'
JJUlr. 1718. .[Ein zum Tode Verurteilter bittet die
Richter] ihn mit weitem Fragen zu verschonen, denn
es wäre kein Wunder, wenn er schon u. würde.' 1750,
Gl. S. noch Buggen (Bd VI 779). Oft in Verbindung
1071
San,
1, sm, son, sun
1072
mit dem syn. ,tanb.' ,Es ist ein tonber u-er man in
unserer herren Zürich vangnüss komen, von des wegen
dass er ... ein hus verbrent hat.' 1425, Z RB. ,Das
er sich inn gfangenschaft einer touben u-en wys an-
genommen und deshalb inn spital inns toubloch geleit
...worden.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Man sagt, dass
einer auf ein zeit von einem kempfigen hauen verletzt
taub und u. worden seye.' Vogelb. 1557. ,Under dise
Zal der Armen ghörend ouch die touben und u-en
und andere arbeitseligen Mendschen.' JJRüeger 1606.
,[N. hat] ein ganz arbetsäligs Wyb ..., ist vilmals als
taub wie u.' 1628, Z. S. noch räw (Bd VI 1869). —
b) wie nhd., unverständig, sinnlos, wohl allg. Zorn-
entbrannt' Ndw (Matthys). ,Seit nicht so alber und
u.!' JJÜlr. 1731. Von Vorgängen, Zuständen. Der
hed öppis U-s 'tanzet. RBrandst. 1905. ,N., der sich
unbesint in u-er trunkenheit verwürkt hätte.' Ansh.
Der u. Dunstig, der Donnerstag vor der Herrenfast-
nacht Sch; Syn. der schmutzig D. ,Als man uf den
zechenden tag februar desselben jars, was der u.
donstag, ainen grossen rat versamlet hatt...' Vad.
,Den achtenden tag hornung (was der u. donstag, wie
man in im Turgöu genent hat).' ebd. ,An dem Donns-
tag vor der Herren Fastnacht, den man [in St Gallen]
den u-en Donstag nennet, wird niemal Bat gehalten
vonwegen eines Auflauffs, der sich vor Jahren [1491] am
selbigen Tag zugetragen hat.' SwL.-Leu 591; vgl. Leu,
Lex. VI 144. VIII 162; Rochh. 1857, 511. — Mhd. «»-
einnec. Die St Galler Lokaltradition, dass der ,u-e Donnerstag'
seinen Namen von einem Ereignis des Jahres 1491 erhalten
habe, wird schon durch die weitre Verbreitung der Bezeich-
nung widerlegt, bes. auch durch das syn. bair. ,u-ei- Pfinz-
tag' (Scherz-Oberlin 1852; Schm. 2 II 439). — u">- sin-
nige" -ege": (auch verst. ver-a.) verkehrten Sinns
werden; auch: recht zornig werden Ndw (Matthys).
— Un-sinnigi f.: Tobsucht; s. TaubsucM (Sp. 284).
— Un-sinnigkeit f.: a) Wahnsinn. ,Der Herr wird
dich schlahen mit waansin, blindheit und u. des her-
zens.' 1530, V. Mos.; fexaxäoEt 8iavo£as. LXX. ,Zwü-
schen dem zorn und der u. ist der underscheid, das
der zorn nid yemerdar wäret, sonder einem widerumb
vergadt, die u. aber haltet an, dass man einen ver-
waren muoss.' LLav. 1583. ,[Ein Grund zur Eheschei-
dung ist] die U. des einten Ehemenschen, so dass das
ander seines Lebens nicht sicher.' SMütach 1709. S.
noch Taub-Sucht (Sp. 284. 285); besoffen (Sp. 354). —
b) Unverstand, Torheit. ,Was ist aber torlichers und
närrischers, dann solche grosse blindtheit und u. mit
menschlichem frävel und lügen wollen beschirmen
und vertädingen?' Zwingli. ,So soll doch unter chri-
stenem volk sich nienian in die u. bringen lassen,
dass er die geschrift des nüwen testaments in die
schand und schmach des brands verhänge.' ebd. ,Ach
wie sind wir so torecht gewesen, habend gmeint, ir [der
Gläubigen] laben sye ein u. und ir end sye on eer.'
LLav. 1577. ,ü. verüben.' 1625, GWil. S. auch für-
brechen (Bd V 335). — Mhd. unnnnecheil. Die bei Vad.
I 128. 132 erscheinende Form ,unsintkeit' ist wohl für ,uu-
sinckeit' verlesen.
gibeli- GStdt, gipfel- GTa. (.selten'): verrückt,
rasend. Me" macht (mues' fast) g. werde".
glich-: gleichgesinnt, einmütig. ,[Es gibt streit-
süchtige Pfauen, welche] anstatt der Liebe sich des
Lästerens, Schändens und Schmähens gebrauchen ...
damit ja sich dieser christenliche Leib nimmermehr
vereinigen und gleichs. werden möge.' Heut. 1658. —
Vgl. Sanders II 1106.
halb-: halbwegs verständig. ,Wie des friden ge-
halten oder was rechtens sich da [angesichts der
Kriegsvorbereitungen der VO gegen Z] zu vertrösten,
hat ein jeder h-er wol zuo ermessen.' 1529, Z.
hart-: lt Andrea 1776, 334 in Bs. — Hart-
sinn igkeit f.: Halsstarrigkeit. ,[Die reformations-
feindlichen Thurgauer sollen] umb meerer liebi, frid
und ruowen willen ... sich wie ander lüt göttlichem
wort verglichen und nit als Gott und der weit zuo
missfall uf irer h. verharren.' 1529, Z. — Vgl. Gr. WB.
IV 2, 519.
chüel-: bedächtig. ,Dann wir uns sovil Ungunst
zuo inen [den Gegnern der Reformation im Tb] als
denen, die wir k-er, verständiger und geschickter ge-
achtet, keins wegs versehen.' 1529, Z. — Auch bei Gr.
WB. V 2571.
churz-: von geschwächtem Gedächtnis, vergess-
lich BS. (AvRütte). Er ist afe" ch-er. — In andrer
Bed. bei Gr. WB. V 2853.
licht- (so THTäg.), Hecht-: 1. fröhlichen Sinnes,
munter GTa. ,Guots muots, frölich oder leichts., bono
animo, l«tus, hilaris; muotig und leichts. sein, com-
muni animo esse, levi.' Fris.; Mal. ,Aqua vitse ver-
wandert [!] die Traurigkeit und Melaneholey in Freu-
digkeit und machet sehr leichts.' JRLasdenb. 1608.
— 2. im ungünstigen S. wie nhd. wohl zieml. allg.
(vgl. aber rings.). Du l-e Tropf! AaF. ,Ein krie-
gerische, 1-e und alamodische kleidung mag ich nit
an dir sähen.' 1553, Mise. T. 1722 (Bullinger an seinen
Sohn). ,Sententia levi pueri, leichtfertige, wankel-
müetige, die ir meinung und fürnemmen gleich ver-
enderend, leichts-e.' Fris. S. auch licht-ferig (Bd I
920). — ver-lichtsinnige- -Hecht-: durch leicht-
sinnige Behandlung verderben oder aufs Spiel setzen B.
Öppis v. ,Was ich und das Müeti verdient, sollen
wir jetzt geben, damit ... du es verdummen und ver-
leichtsinnigen kannst' vAlmen 1897. .[Einen Trunken-
bold] darf ich nicht mit der Laterne in den Stall
lassen..., es sind mir schon zu viele Häuser so ver-
leichtsinnigt worden.' Gotth. ,Wenn alle verleicht-
sinnigten Häuser abbrennen würden, die Sturmglocken
würden nie schweigen.' ebd. — Vgl. Gr. WB. VI 650/1.
müffel- BHa. (■{-), „müpfel- BO." (St.2): missver-
gnügt, nicht recht willig zu Etwas, „rappelköpfig."
Ich han Danielen g'frägd, eb-er-mer welli helfen, aber
er ist »i-er g'sin BHa.
blöd-: wie nhd. — Blöd-sinnigi f.: Verblödung
ZO. (Messikommer).
recht-: 1. bei gesundem Verstände; verständig,
vernünftig. ,Man bindt ein touben nun darumb, dass
nit grösser schad von im kum; der r. darf gfanknuss
nüt.' Eckst. 1526. ,Rächts., verstendig, sanus; tuon,
wie eim rächtgeschaffnen und r-en menschen zuostadt,
pro sano aliquid facere.' Fris.; Mal. , Sonn und mond
betet niemand r-er an.' LLav. 1587. Übertr. auf Hand-
lungen: ,Letstlichen, als sie dess Oberen Grawen
Pundts Beispil gesehen, seind sie darob gesterkt wor-
den, und habend eine r-e ewige Pündtnuss zusaruen
geschworen.' Sprecher 1672. — 2. recht, redlich ge-
sinnt. , Jedoch so sindt einem jeden r-en Menschen die
Ursachen sollicher erschrockenlicher Dingen gründtlich
zu bedrachten.' Bs Mord 1665. Spec. rechtgläubig.
,Was wunderzeichen tuond sy [die Wiedertäufer], dann
San, seil, sin, son, sun
1074
das etwelicher r. lüt verursachet hat zur unsinnig-
keit?' HBull. 1531. ,Rächtgläubig, räehter raeinung,
r., waarhaft, orthodoxus.' Fris. ; Mal. ,Wenn eine vuii
frommen leuten wol ist underwisen und aber hernach,
so iren anloss wirt, gottlos reden ausstosst, so stat
es iren me zuo verweisen weder denen, die ir leben
lang nie bei r-en leuten gewesen sind.' LLäv. 1582.
.Haltet euch zu gesunden, r-en und Seel-untersuchenden
Lehreren.' 1651, Mise. T. ,Wie orthodox er sonst oder
r. immer sey.' JJUlr. 1731. — Recht-sinnigkeit f.
.Orthodoxie und R. in der Lehr.' JJUlr. 1731.
Vgl. Gr. WB. VIII 434. Die Trennung zw. 1 und 2
ist nicht mit Sicherheit durchzuführen.
ring-: 1. heiter, Gegs. schwermütig GTa. —
2. leichtsinnig ArBrüll. und lt T.; Tu; „Z"0., S.,Stdt,
lt St.1 auch L; Sch; Zo. R-(i) Lüt. Ja, du ne'"$t d' Sach
auch gär r. üf Ar (Schlüpfer). ,Wir wollen die R-en vor
fernerer Entheiligung des heiligen Nachtmahls abge-
schreckt haben.' JMOller 1665. .Levis, leichtfertig,
r.' Denzl. 1677. 1716. ,[Wer] durch sein r-es und un-
vorsichtiges Handlen biderbe Leut in Verlurst ge-
bracht hette...' Z Gerichtsordn. 1715. .Also meinte
ich, es sollten alle r-en, ärgerlichen Reden, obgleich
nit formale Lästerungen sind ... gestraft werden.'
JCEscher 1723. ,Auch soll man ohne die grösste Not
keine Güterganten erlauben, dann da werden die Leute
zu vielen r-en Käufen verleitet.' ebd. .[Den Begierden
fröhnen] heisst ja gleich sein jenem r-en Esau, der
das schöne Vorrecht der Erstgehurt um ein Linsen-
Geköch verkauft hat.' JJUlr. 1733. ,[Die N. gebüsst]
wegen solch ihrer liederlich [en] und r-[en] Unvor-
sichtigkeit.' 1749, GStdt. ,[N. wird bevogtet] wegen
seiner r-en und ausschweifenden Lebensart.' 1774, Z.
,Bis nicht r.!' 1782, Z Brief. S. noch Win-Chauf (ßd
III 168). — Ringsinnigkeit f.: 1. Frohsinn. ,R.
[Überschrift]. Ich trink und hab ein leichten Mut,
ob ich schon komm um Hab und Gut.' Sdterm. 1860
(ZElgg). — 2. Leichtsinn. .Das Annemmen des Papst-
tums kommt nicht von göttlicher Erleuchtigung oder
Bätten, sondern von R., von Miet und Gaben.' JHFlsi
1696. ,Die Juden hatte eine grosse R. eingenommen.'
JBOtt1736.
Von Lessing im 14. Literaturbrief unter den spezifisch
Schweiz., im Norden unverständlichen Wörtern aus Moral.
Beob. 1757 ausgehoben.
sunder-: sektiererisch. .Habend sich danebet
ettlich widertöuffer und s. lüt dahin [nach Münster
in W] verfüegt und oueb iren anhang gefunden.'
Kessler.
scharpf-. ,Sch., kluog, solers, perspicax, acre In-
genium, cordatus, ingeniosus; scharpfsinnig poeten,
poetae arguti.' Fris.; Mal. ,Nun der Schulmeister lobe ein
ding oder schelte, so soll doch alles mit bescheidenheit
und uf vil gattung besehenen: in eim das pur latin ...,
der dritt, das er seh.' F Schulordn. 1577. — Scharpf-
sinnigi f. ,Mit grossem fleiss und sch-e ein ding
aussiegen, acute explicare.' Fris.; Mal. — Scharpf-
sinnigkeit f. ,Sch., ein scharpfer subtyler verstand,
acies acris ingenii, solertia, perspicacia.' Fris.; Mal.
.Schlechte arme Gsellen, die bloss ein wenig in die
gmeine Trivialschuol gangen, aber in solche Seh. und
Perfection kommen, das sy so stattliche wolgformierte
Discursus ... stellen können.' RCys. (Bi\).
schwirbel-: Übers, des engl. .frantic', toll. .Ar-
meen streken allseitig ihre funkelnden Linien, zu
Schweiz. Idiotikon VII.
hemmen ... den sch-en nordischen Alexander [Peter
den Grossen].' JTobler 1781. Vgl. ivirbel-s.
stifel-: a) wirr im Kopfe, (halb) verrückt, vor
Lärm, Ärger, Ungeduld AAl.eer., Ruedert.; B; G (Kai.
1866); Sch (so Stdt); Tb (Pup.). Me" möcht (Es ist
zum) st. werde"! Ieh bi" fast st. worde". ,Davon könnte
der Mensch ja st. werden!' Scuwz. Volkskal. 1882
(Sch). E'so düch und halb st. AGvsi 1881. — b) un-
wirsch, aufgebracht B; Syn. hon (Bd II 1364), taub.
Mach-mich nid st! — c) trübsinnig, melancholisch,
.schwermütig mit einem Anflug von Geistesgestörtheit,
verstört nachdenklich' (AvRütte) B. ,Ein alt Kuder-
mannli ... machte ein Gesicht trüb- und stiefelsinnig.'
Gotth. — Volksetym. Entstellung aus dem Folg.
stigele"- AaWoIiL; Sch (Kirchh.); TnFr., Mü.;
ZO., S., Stdt, stigeli- GStdt; ScHSt.; ThHw., Steckb.;
Z (so Russ., Stdt, Sth.), „stigel- G; Z", stigere"- GRh.:
= dem Vor. a, „äusserst konfus, verdüstert." S. auch
gatter-läußg mit Anm. (Bd III 1148). [Das lässt sich
nicht mehr ändern, da muss man warten] und we""-me"
st. würt Th. Me" wärt fast st. dein zue. ebd. Bis-er
[ein Siebenschläfer] -Si'* üsg'rangget hat, me" chönnt
st. werde". Messikommer 1910. Es chönnt Einer du
zue nueh st. werde" Aa Wohl. (Eisler). Si wird noch st.,
vor Mannssucht ZGlattf. (Spillmann). G'sehst, Marti",
ich bi" ganz verzuckt, ivic St., uff m%" Se'! Stütz. Eigen-
sinnig THFr. (richtig?).
taub-: wahnsinnig. Der Landvogt von Baden wird
angewiesen, alle Quartale 6 Gl. an Erhaltung einer
,t-en' Person beizutragen. 1713, Absch. — Taub-
sinnigkeit f. ,[Wer an die apostolischen Satzungen
nicht glauben will] der wurde sich selbsten einer
Torheit, T. oder Bosheit schuldig machen.' ClSchob.
1695. [Der Selbstmörder] habe sich in einem Fieber-
anfall und im Zustande der ,T.' entleibt. 1776, Absch.
tief-: schwermütig. ,N. seige mit einer grossen
Schwermut und Melancoley behaftet gewesen und mit
t-en Gedanken umbgangen.' 1718, Z. — Vgl. Gr. WB.
XI 492/3; Fischer II 196.
toll-. Dazu Toll-sin nigkeit f. , So findet man
auch, dass etwann die Kriegsknechte in den Feld-
schlachten so sehr erwildet, dass man ihnen die Waffen
aus den Händen reissen müssen, weil sie aus T. Freunde
für Feinde gehalten.' LLav. 1670.
düppel-: dumm S. — wider-: 1. mit Dat., zu-
widerlaufend, widersprechend; vgl. ivider-sinns. .[Para-
celsus] lehret zuo Basel ... auf sein manier öffentlich
die arzney ... der Galenischen ganz w.' Wurstisen
1580. ,Du muost mit Reden dir nicht w. sein: wer
mit ihm selbst nicht stimmt, der stimmt mit Keinem
ein.' Cato 1648. — 2. sinnlos. ,Die Erklärungen [die
man den Kindern über religiöse Dinge gibt] ... ma-
chen Das noch dunkel, was in den Fragen heiter war,
und was in den Fragen dunkel ist, das machen die
sogenannten Erklärungen w.' Gotth. ,Als er [ein Irr-
sinniger, der eine kirchliche Zeremonie nachäfft] nun
mit disem w-en Sancto fertig wäre ...' Sererh. 1742.
— wimmel-: „rappelköpfig, von seltsamer Laune
BE." Syn. ubel-lünig (Bd III 1296). — wimsei-:
wirr im Kopfe, verstört. E" Not zom Treichen ist
an in cho", schier w-en ist-er worde". SGfeller 1911.
D' N. het 'tö" wie w. ebd. ,Dann tue ihm dieser Ge-
danken, dass es von mir weg müsse, dass ich eine
Andere nehmen würde, so weh, dass es ganz w. werde.'
1075
San, sen, sin, son, sun
Ki7(i
Gotth.; in der Ausg. von 1861 .trübsinnig.' —
winkel-: ,halb schwermütig, verwirrt' BE.(8t.b).
wipfel-: unbeständig, wankelmütig, unentschlossen
BGr., Iseltw., K., Si.; W; Syn. icill-wänlcig. Launisch,
seltsam, eigensinnig W, „rappelköpfig BO."; s. auch
Alpenr. 1814, 12. Er isch w. worde", , launisch, lebens-
überdrüssig' BBe. ,Amatus Lusitanus heisst ein jung
hüendlin oder ein tauben läbendig zerschnitten ... auf
den köpf eines w-en weibs legen.' Vogelb. 1557; in
der lat. Ausg. ,supra caput mulieris melancholicse.'
,W., erhertet, pertinax.' Mal.; s. auch Bd II 1646.
,Wie sie im vergangenen Summer umb den längsten
Tag nit allerdings bei ihro selbs gewesen, inassen
man ihro gewarten müssen, also seige sie w. auch bei
disen kurzen Tagen.' 1666, Z. V gl. gipfel-s. — Wipfel-
sinnigi f. ,W-e, pertinacia.' Fris.; Mal.
wirbel-: wirblig, wirr im Kopfe, betäubt durch
Lärm, Widerspruch, halb verrückt oBs; B; S (AHart-
mann); Z (Grob). Mängi seh isch-me" neben im [einem
Schwätzer] fasch' iv. und tübe" tänzig worde". RUrieb
1911. Wo-n-i'h selben Öbe"d vom Pintti hei'" In",
. . . hei"d-mi'h d' Täubi u"d der Wi" schier w. gemacht.
SGfellek 1911. .Während meines Rausches, während
die Mädchen mich w. machten ... war ich in Schulden
gekommen bis über die Ohren.' Gotth. ,Wenn man
abdecken könnte den Deckel ab den Seelen allen, die
in der Ehe leben ... man würde blind, man würde w.'
ebd. .Indessen musste sie gestehen, dass ein Mann
ungeduldig werden muss und w., wenn die Frau für
nichts sorgt, nichts denkt.' ebd. ,Nun ists aber ein
bös Dabeisein ... wenn man es hat wie Einer, der
läuft und läuft und doch nie von der Stelle kommt,
wie es im Traume uns oft ergeht. Es muss einem
mehr und mehr in Kopf wachsen und w. machen.-
ebd.; noch öfter. — Würfel-: .verwirrt, überstürmt'
BBe. (Dan.). — zipfel-: launisch BGr. Awass! Ich
mag Nid g'herren ! Es Manne" volch ist attiivil wilweihigs
u"d zipfelsinnigs. Bärnd. 1908. — z wipfel-: wankel-
mütig, unentschlossen BSi. (Imob.); vgl. wipfel-s.
sinniglich: verständig. .Haben wir uns uff disen
tag aber mit sinneklicher Vorbetrachtung und mit ein-
helligem rat geeinbert und erkennet, das...' 1403,
Z StB. .Mit guotem rat und mit sinneklicher vorbe-
trachtung.' 1408, Gl Urk. - Mhd. ainneclieh; vgl. Gr.
WB. X 1, 1184.
wider-sinnisch: a) widersinnig. ,Also dass ein
verirrete oberkeit ... anhuob ... um ändrung des w-en
pfingstmentagmandats und -eids ze ratschlagen.' Ansh.;
nachher: ,des pfingstmentags mandat, als sim selbs und
Gots wort widerwärtig.' — b) entgegengesetzt. ,Es
was ieztan [1494] ein w-e ändrung in einer stat Bern
und in andren orten Vorhand, dass etlich der gwaltig-
sten, so vor das franzesisch gelt ... in ein Eidgno-
schaft gebracht, nit me so tür geacht.' ebd. Ver-
schiedenartig: ,[Der sterbende Ludwig XI. liess] uss
aller gegne zuo im versamlen ... ein ganz w. volk,
nämlich al frowen und man, die sunderlich gotseligs,
geistlichs leben beriemt warend, im um gsuntheit und
länger leben Got ze bitten.' ebd.
sinnlich: 1. ,S., sensibilis.' Denzl. 1716. — 2. a) in
der Verbindung ,bi, mit s-er Vernunft' oä., bei ge-
sunden Sinnen, im Vollbesitz der geistigen Kräfte.
,Ouch ist unser statt recht, das dhein eeman, der by
s-er Vernunft ist, solle sinem ewib ein andern vogt
geben.' 1512/3, AaBi-. StR. , Welche mansperson s-er
Vernunft und jaren ... ungwonliche swüer bruchte ...'
Ansh. ,Ein ieder burger, alldiewil er in s-er Vernunft
strebt [darf ein Testament machen].' 1541, B (ZfsR.).
.Niemands, so by guter s-er Vernunft ist, soll syner
Ehefrauw einichen Vogt geben.' BGS. 1615. — b) ver-
ständig. ,So haben wir [B und Z] mit guotem rate
und s-er bewisung, durch nutzes, schirmes und friden
willen ... zesament gelopt und gesworn liplich und
gelert eide.' 1423, Absch. ,Mit guottem rat und s-er
vorbetrachtung.' 1427/1544, SchwLB.; wiederholt —
Vgl. Gr. WB. X 1, 1185.
Sinnlichkeit f.: 1. Fähigkeit der sinnlichen
Wahrnehmung. ,Farend guot ist alle farende hab,
wie die namen hab, es sige galt, geltschulden ... und
alles anders, das farend ist, so die sinlikait wol be-
griffen mag.' 1532, G Rq. 1903. ,Die kräft der geist-
lichen seel ... als das gesiebt durch die äugen, das
gehör durch die ohren, der geschmack durch die nasen,
das versuochen durch den mund und zungen, welche
kräft der seel den s-en des haupts zuogehören.' Ruef
1554. .Dann uss sölichem margk des rugkgrats vil
der nerven iren Ursprung habend, von welchen der
lyb sinnligkeit und bewegung empfahet.' ebd. ,Die
Seele kann innwendig ihre Würkungen haben, ob sie
gleich äusserlich durch die S-en nichts mehr würkt.'
AKlingler 1691. — 2. von den innern Sinnen. ,Wan
durch lenge der jaren und verenderung des zyts die
sinnligkeit der Vernunft hinschlychet, deshalb not ist
[Aufzeichnungen zu machen].' 1501, Absch. Insbes.
Verstand. ,Zierligkeit, wie die immer durch mensch-
liche Fündt, List und Sünlichkeit möchten erdacht
[werden].' 1679, JBRüsch 1881. ,Die liebe iMessigkeit
macht scharffe S.' 1685, ZBül. (Ofeninschrift); oder
zu 1? [Es soll bezeugt werden, dass ein Legat] der
freie und ungezwungene Wille des bei guter Vernunft
und ,S.' sich befindenden Testators sei. 1776, Absch.
— Vgl. Gr. WB. X 1, 1190/5.
Ein-sinnlichkeit f.: = Ein-sinnigheit (Sp. 1070).
.Niemantz [soll] von ringer Ursachen oder ansinnlig-
keit wegen sich ze sondern [ein Sektierer zu werden]
genaigt sin.' 1531, G (EEgli, AR. I 144); gleich nach-
her: ,zuo aige[n]sinnige und sünderung genaigt sin.'
wider-sinns: in entgegengesetztem Sinne, ver-
kehrt. ,N. ward grim wie ein leopart ... und kärt
die ougen w. in dem houpt umb [verdrehte die Augen].'
Zielt 1521. .Rengnold ... redt also sin sprach w.,
damit und in Anses nüt erkante an der red.' Haimonsk.
1531. ,Aber der wunderbar, gnädig Got kart dise rät
und anschläg ... w. um zuo guotem.' Ansh. .[Luther]
hat da [in Augsburg] eben so vil, ja w. vast vil ge-
schalt, dass, so er sich der sach ... hat begert zuo
entladen, sich erst hat tüfer drin gesteckt.' ebd. ,Diss
bild und gestalt [eine Missgeburt] gieng nit fürsich
als ein mönsch, sunder w.' Salat. ,Der gang der
gstalt ist w., als dann alle hendel, taten und üebung
der mönschen w. und hindersich gericht zuogan.' ebd.
,W., wider meinen willen, praeter sententiam, con-
trarie; ye eins wider das ander, w., wider einanderen,
contrarie simul procedentia.' Fris.; Mal. ,Es bedunkt
uns wol zun Zeiten, Gott handle nit, wie er sollte,
sonder w.' LLav. 1582. .[Die Juden hielten Christus
nicht für den Messias] diewyl sy sahend, dass es all-
wägen grad w. gieng, dass by ime nüt anders dann
1077
l, sin, son, sun
107«
crütz, trüebsal und Verfolgung was.' Gualtb. 1584.
Auch noch 1618, Mise. T. 1723, 383. Mit Dat., im
Widerspruch stehend zu Etw., entgegen. ,Ist daran
[in der Schlacht vor Morin] herzog Maximilian, wiewol
in die Franzosen, w. titscher art, zag und docli listig
scheltend, persönlich gwesen mit sinen hoptliten.'
Ansh. .Wider aller ineinung, yederman w., contra
opiniones omnium.' Fris.; Mal. — Auch schon mhd.
Mhd. WB. U 2, all b).
Sinnung f., in Ap lt Dan. PI. Sinnunge": Ge-
sinnung, Denkart. , Wenns Got hätte geben, dass
gliche s. und handveste in ir [der Stadt Bern] ober-
keit ... wäre gsin, so wäre on zwifel einer ganzen
Eidgnoschaft uss disem handel [dem Zug nach No-
vara] gross lob, er und guot ... erwachsen.' Ansb.
Ahd. rinnunga, mhd. sinnunge; vgl. Gr. WB. X 1, 1202.
Die Ap Form •ungtf st. -iPge" deutet auf fremden Eiufluss.
Sinn 11 Bs (auch lt Spreng); SonSt. (Sulger); Ndw;
ZBenk., Swwte" Gl (in Bed. 3). Sinni B (lt St.2 und
Zyro); „VO; Gl; Scu"; Ndw (in Bed. 2); Z (auch lt
St.) — f. : 1. amtliche Visierung eines Gefässes, Eichung
Ndw; ZBenk. Syn. Ich (Bd I 73); Facht II (ebd.
660). ,[Er] soll den win nemen nach der s., als an
sinen vassen stand.' 1124, Z RB.; vgl. 4. ,[Der Weibel]
sol ouch gar guoten fliss haben und bruchen zuo
sinnen und das geschirr, den sinnzuber, allwegen in
guoten eren zuo beheben, damit ... die s-e allweg
glich funden werd.' 1493, AaBi\ StR. ,Von der s.
[vgl. 3] und gewicht, item, die s., vächt und gewicht
hört der statt zuo, und git ein stattknecht von der s.
unserem gnädigen herren von Costenz ein mark silber.'
1500, AaKI. StR. ,Wass ein vass an der s-e hat, sond
8y [die .seckler'] gestrax nach gan und das umgell
von inen [den Wirten] ziiehen.' 1510, Aar. StR. .Dann
sein s. oder fechung sol nach dem homer sein.' 1530/89,
Ezech.; ,sein Mass.- 1638; xd Joov. LXX. ,Die sinner
söllent niemant mer mit der s. ufziechen ald sumen,
sonder sy söllent allweg gespannen ston, wann inen
zuo sinnen kompt.' Z Umgeldordn. 1569. .Dass es diss
Jahr auf der S. der Weingeschirren zu Winterthur
unrichtig zugegangen und mancherlei Eimer ... zu
gross gesinnet worden.' 1773, ZWth. ,Da die Sinner
auf der Landschaft zur S. von neu verfertigten höl-
zernen und küpfernen kleinen Geschirren ... nicht
eingerichtet sind, so soll das Sinnen und Zeichnen
solcher Köpfen, ganzen und halben Maassen von nun
an den Sinnmeistern im Hauptort des Cantons auf-
getragen sein.' Z Ges. 1808. ,Wo die Richtigkeit der
S-e bezweifelt wird, soll der Ühmgeld-Einnehmer die
Fässer mit dem Visierstab sinnen oder sinnen lassen.'
Ndw LB. 1867. Ergebniss der Eichung: ,Den Halt
(oder die S.) der Fassen, capacitatem doliorum.' \ kstib.
1692. Im Übergang zu Bed. 2: (ein Gefäss) ,an (üf)
die s. legen' uä. .Swenne ain vass ie uss kirnt, ald
so man dar uss nit me schenket, so soll man es an
die s-e legen oder schätzen nach der s-e [vgl. 3], ob
man es nit gesinnen mag inrent den nächsten acht
tagen.' Sch StB. XIV.; die Wendung auch 1410/1510,
Aar. StR. .Beduchte ... einen, dass er mit Schätzung
beschwärt wäre, so mag er das vass an die s. geben.'
TaDiess. StR.; daneben ,an die s-e legen.' ,Ein fass
an die s. füeren.' 1487, Z RB. ,Die Küefer sollen ihre
Geschir Selbsten ze sinnen nit befuegt syn, sondern
selbige auch uf die ordenliche S. lifern.' 1666, Z. —
2. örtl., Eichstätte Bs (auch lt Spreng); B (lt St.*
und Zyro); „VO; Gl; Sch"; Z (auch lt St.). ,[N. sagt
aus, dass A. den B.] zu einem vass neiswa an die s-e
gefüert und im das gezeigt hette.' 1424, Z RB. ,[Das
Haus] ze Baden, by dem oberdor gelegen an dem dum
by der s.' 1460, AaB. Urk. ,Man sol den säum an der
s-y fechten und einer mass grösser denn hundert
mass machen.' 148(1, L IIB. ,Das imbiträst soll hin-
füro, wie von alter bar brüchig, fryg offenlich an und
by der s. feil gehept und nit weder uff der landtschaft
noch by den toren bestelt und kouft werden.' 1591,
Z RM. Gew. lag die S. an einem Wasser, bei einem
Brunnen; vgl. Win-Sinner. Einen S.-Brunne" gibt es
noch heute in BsLie.; ScnStdt; vgl. auch die Sinni-
Brugg BTh. In Basel befand sich 1361 die S. beim
Brunnen auf dem Kornmarkt. Bs XIV.; vgl. auch Bs
Stadtb. 1890, 260. ,NN. haben ... einen [.schmach-
brief'] uff die brugg nebent die synn ... uffgeschlagen
und angelympt' 1551, Z RB. ,Zu nächst bei dem Rad
der underen Bruggen [in ZStdt] ist die S-e, daselbst
die Weinfässer, Weinstanden, Tausen oder Bücke und
andere Weingeschirre gesinnet und- gemässen werden
von dem hierzu verordneten Sinner.' JE Escher 1692.
,N., ein 5jähriger Knabe, ertrank unter der undern
Brugg bei der Sinni.' 1704, Z. .Hinder der S. hat es
[in der Limmat] ein Fach.' 1760, ebd. ,[In LStdt
stiess an die gegen die Reuss gelegene Münz] die
1783 erbaute S-e.' Liebenau 1881. Schon früh erscheint
ein eigenes Gebäude: ,das sinnhus.' 1437, AaB. Urk. I
520; vgl. auch Sinner-HÜsli (Bd II 1727). — 3. Vi-
siermass, t. abstr., t. konkr. (Messgerät) B (lt St.2
und Zyro); „VO"; Gl (auch lt St.; heute abgelehnt);
„ScB"St. (Sulger); Z (auch lt St.), ,das obrigkeitliche
Mass, wonach die Masse flüssiger Dinge geaicht wer-
den' Bs (Spreng). Vgl. S.-Chübel (Bd III 115), -Zuber.
.[Brugg erklärt, es sei] alt harkomen ... gewesen, das
ir umbsassen ir statt Brugg gewicht, mess, s-e und
vecht nement und bruchent.' 1466, AABr. StR. ,Das
iederman sin zuber und ander geschirr, damit man
den win ussmisset, von nüwen uff sinnen und by den
alten s-en niemant nichtz gemessen [1. gemessen?]
noch geschickt werden ... sol.' Ende XV., Z Mand.
,Der weibel sol ouch schweren, so er sinnet, kein
vass nach ougenmess ze beseelten, wenn der win daruss
kumpt, sunders die sinnen mit miner herren s-e.' um
1510, Aar. StR.; vgl. ebd. 62 (v. J. 1410). ,Was aber
die Masse oder die Sini betreffen tuet, so in der Graf-
schaft [Baden] nach underschidtenlicher Orten alt-
brüchlichem Herkommen ungleich, habendt wir nit
befindten köndten, das etwass daran ze enderen ...
sie.' 1650, Absch. ,Es soll auch bei der Schaffhauser
S. alles gesinuet werden.' 1687, AaK. StR. .Gleichwie
die Statt Clingnau die S., Ficht und Gewicht zuge-
höre, deren sich vile Ohrt der Grafschaft Baden ge-
brauchen müssen, der S. oder Weinmass halber sie
biss dahin grossen Anstand gelitten ..." 1750, AaKI
StR. S. noch üf-recht (Bd VI 221 u.). Die S. war
ungleich für ungegorene (,trübel) und bereits gegorene
(,lautere') Flüssigkeiten, bes. Wein; vgl. Nagel 3 c
(Bd IV 685). ,Etlich vermeinen, wen einer dem an-
dern win gebe by der s. byss an mitten den nagel,
solle er im werschaft geton haben; da geben wir üch
die lütrung, das unser statt alt harkomen und bruch
ist, also das man den nüwen win im most mysd by
der s. byss über den nagel und den alten wyn byss
InT
mitten den nagel.' 1503, Z; s. auch Trüeb-Win. .Die
alte Umbgelts-Ordnung nach dem neüwen Mass [sei]
uff den sibenden Eimer oder Pfenning gerichtet, her-
nach aber ... von der unglychen S. trüeben Wyns und
derglychen Ursachen wegen nur den zehenden Eimer
oder Pfenning zuo Umbgelt zenemmen bewilliget
[worden].' Z Umgeldordn. 1643. Daher lüteri, trüebi S.
ScHSt. (Sulger; heute abgelehnt); vgl. die Synn. Lü-
ter-, Trueb-S., sowie lüterer, trüeber Saum (Sp. 946).
„Die trübi Sinni, trübes Gemäss, welches 108 Mass
ausmacht; lautere Sinni, lauteres Gemäss, das hundert
Mass hält B" (St.a). Nach FHeldmann 1811 betrug
der Unterschied zwischen lauterer und trüber S. in
ScnStdt, St. ,8 Maas per Saum', in ZStdt war ,der Eimer
der trüben S. ... 2 Köpfe mehr als jener des lautem
Maasses', in ZWth. enthielt ,von der trüben S. ... der
Eimer 31, von der lautern hingegen nur 30 Maasse.'
Der Eimer lauterer Sinne hatte (in Z Anf. XV.) 60
Landmass zu 1,8339 Liter; er entsprach also 110 Litern.
Z StB. II 135. ,Mit den synneren zu reden, das sy
den wingesten und anderen die vass synnen mit trüeber
oder lutrer s-e, weders ein yeder welle, doch das sy
yedwedre s. zeichnen, das man den underscheid be-
kenne und nieman daran betrogen werd.' 1490, Z RM.
,Ein kessel tuot 4 vierteil die luter soura[!], und wenn
man den trüeben amen vächten will, so tuot man ein
alten köpf darzuo. Item den viertail kubel vicht man
by dem alten köpf, und tuond 4 köpf ein vierteil
luter sum und zuo dem trüeben vierteil kubel ouch
vier köpf und ein halbe alte mass, und zuo dem halben
vierteil kubel zwen köpf und ein vierdenteil einer
mass der trüeben sum.' um 1510, AaK. StR.; sachlich
wiederholt 1687 (stets .Sinn'). ,4 säum wyn trüeber s.'
Mal. 1593. , Immin, dessgleichen Kopf und Mass, so-
wohl in trüber als lauterer S.' JBEscuer 1685. ,1 Saum
haltet 96 Masse trübe S., 90 Masse lautere S.' ebd.
,Dass hinkönftig ein Saum Clingnauer Mes trüeber
S. hundert zwölf Maass, lauter S. hunder[t] acht Maas
sein [solle].' 1750, AaKI. StR. ,Dass der anheute von
N. zur Revidirung anhero gebrachte Wein-Eimer von
den oberkeitl. geordneten Sinneren untersucht und nach
der lauteren S. richtig, nach der trüben S.aber um einen
Stozen ... zu gross erfunden.' 1772, ZWth. ,Dass die
lautere S. zwar richtig, die trübe aber um Vi Maass,
also 1 Maass auf den Saum zu gross bezeichnet.' 1773,
ebd. Deutlich konkr. ,[Es] sollend probst und capitel
dem trottmeister die s. und wass darzuo gehört, den
herpst liehen.' 1520, AaZ. ,Ein kupferiner [!] s. oder
kessel ist mit der Umschrift, der hat zween nagel,
und wenn man einen luteren soum synnen wil, sol
der für einen vierten teil eines soums bis zum obern
nagel füllen; was aber zwüschen beeden naglen ist
und zwüschen gat, das ist die recht luter mass; wenn
man aber ein trüeben sinnen wil, sol man noch der-
selben massen vier darzuo tuon.' 1568, AaBi\ StR.;
vgl.: ,Wir haben ein kupferin kessel und mäss zu
synnen die vass, das halt zwenzig und fünf mauss;
und als uff yetlich siten stand zwen nagel, ist zu
wüssen, daz die obren nagel den trüeben und die ny-
deren nagel den lütteren soum geben.' 1505, ebd.
(Rochh.). ,Die lautere S. soll man nit utfs Land geben,
als wie es bis dato brüchlich, sonder es solle nie-
mand änderst sinnen als die Weibel; da auch die S.
albereit were hinaussgeben worden, solle man sie
widerumb forderen.' 1647, AaB. StR. Unklar: ,[Ein
ohne Nahrung gelassener Gefangener:] Ich sitze auff
der S. und isse, ab dem Trachter.' S Kai. 1708. —
4. Eich zeichen. ,[N. zu A.:] Der zuber ist neiswo
nit gerecht gesinnet, er het niena der burger s-e; do
sprach der A.: ich han inn überslagen und gesinnet
bi eim andern zuber.' 1393, Z RB. ,Man sol nachgan
und richten, als N. in disem wimnot einen zuber sol
gehept haben ... der selb zuber aber die rechten s.
nicht hat gehept.' 1410, ebd. ,Dem undervogt zu
Zollinkon ... schryben, wie das man die s. an den
fassen gar unglych und vil fälers finde.' 1569, Z RM.
,Wan ich ein söllicher Man werr, dass ich die Seyn [!]
an den Fassen verendert haben soll, so begere ich
nachmaalen ganz keiner Gnaden.' 1663, ZKü. Die
Zeichnung der Pässer wurde in älterer Zeit auf kaltem
Wege bewirkt (,die s. anschlahen.' 1487, Z RB., .an
ein vass schlahen.' 1487. 1501, ebd., .rissen.' 1501,
ebd., ,darüf schniden.' 1508, Z), später durch Ein-
brennen: ,Kein Pass, das nicht gesinnet und daran
die S. nicht aufgebrannt ist' (1774, Z Ges.); .[Fässer]
auf deren Boden die S. eingebrannt ist' (Bs Mand. 1780);
s. auch Sp. 1082.
Vgl. Gr. WB. X 1, 1156 (Sinnt m. bei St.1 ist irrtümlich
und in St.2 berichtigt); Martin-Lienh. 11 36i; ferner dio
Aum. zu sinnen II. Gegenüber der Bfn.)- Bildung Knn(enJ
ist die {»-Bildung Sinnt sicher jünger; doch sind die ä. Be-
lege mit -« ohne Zweifel zumeist auf letztere zu beziehn.
,Seyn' im Beleg von 1663, ZKü. könnte, sofern es nicht nur
verschrieben ist, auf eine gedehnte Form deuten (vgl. Sinn I
Sp. 1045). Das Masc. im Beleg von 1568, AaBr. StR. erklärt
sich aus dem folgenden , kessel.' Die Bedd. lassen sich nicht
immer sicher gcgi'neinaiHlcr abgrenzen.
,Pass-Sinne':= Sinn II 3. Als Name eines Staats-
gebäudes L. — Lüter-: = lüteri Sinn (s. Sinn 3).
.Lautersinn f., das Aich- oder geschworene Mass flüs-
siger Dinge ohne die Hefen. Ein Saum Wein L. ist
96 Mass, Truobsinn hingegen 100 Mass' Bs (Spreng).
— T rueb-: = trüebi Sinn. .Truobsinn, Trübmass, da
man z. E. Wein oder Bier nach dem obrigkeitlichen
Masse oder nach der Aiche samt den Hefen gibt' Bs
(Spreng) ; s. auch das Vor.
sinne" II, Ptc. -et: ein Fass (so ausschliesslich
Bs; Gl) oder anderes Gefäss mit Hilfe eines Normal-
hohlmasses (s. Sinn-Gelten Bd II 284, -Chübel Bd III
115) amtlich visieren, eichen AAFri. f; Bs (auch lt
Spreng); BBe., Si. (Imob.) und lt Zyro; „VO"; Gl
(auch lt St.); „Sch"K1.; Th; Ndw; „Z"0., Sth., Wl.,
von Mass und Gewicht UwE. Syn. iehen, lohten
(Bd I 74. 83); fachten (ebd. 662); 'fecken (ebd. 726);
beilen (Bd IV 1165). Zum Sachlichen: ,Wann man
aber auch diese Visierkunst gegen dem sog. S. haltet,
da man die Fass mit einem gefochtenen Eimer oder
Zuber mit Wasser ausmisset, so findet man einen
grossen Unterschied; dann erstlich wass diss S. be-
betrifft, ist solches ... nur eine mechanische Erfindung
... fürs andere geht es mit dem S. sehr langsam her
... drittens, was für grosse Müh und Kosten erfordert
es nicht, wann ein grosses Fass ... soll gesinnet wer-
den, ehe selbiges aus dem Keller an die Sinn und von
derselbigen wieder in den Keller kommen.' GFMeyer,
Stereometria, Basel 1675. ,Were ouch, ob der burger
[von] Zürich mit dem ungelter gestiesse, daz er spreche,
daz minre in daz vaz gienge, danne der ungelter jehe,
da sol der burger gebunden sin, daz vaz ze sinnonne.'
1342, Z StB. ,14 ß 5 d. verzart NN., da si die viertel
1081
Siin,
sun
sin.eten.' 1418, Z. ,1m Breissgouw sinnet man [im
heissen Sommer 1540] auss mangel des wassers an
etlichen orten die fass mit wein.' Würstisen 1580.
,Gott hat das wasser gemessen, wie man das wein-
und andere geschirr flehtet, die fass sinnet, dass man
eigentlich wüsse, wie viel darein gange.' LLav. 1582.
, [Unter Ausgaben:] Tansen und Sester zu s. 29 ß.-
1790, Z Haush. S. noch Quart (Bd V 1307); Sinn II;
(Win-) Sinner. Das Recht zu ,s.' ist von Alters her
ein Regal; vgl. Sinner. ,Es söllent ouch die inlasser
enkein vass ir knecht nit lassen s., es sy denn einer
ze dem minsten selber da by ... unz daz die vass
gesinnet und gemessen werden.' 1409, B Tellb. ,Es
ist och mins herren [des Grafen von Sargans] recht.
wenn er es vordrot, das im die von Walenstatt siben
aidschwerer ze fünf jaren ainost geben sond ... die
selben hand ouch gewalt, das sy alle rness s. sond
ainost im jar.' 1453, GSa. ,Wa man in den vorge-
melten zylen win nemen oder laden wollt, das die
vass by inen [der Stadt Brugg] und durch iren ge-
schwornen synner und an deheinen anderm end söllent
gesinnet werden.' 1466, AABr. StR. ,[Der .stattweibel'
könne] von yeklichem, der buwt, ein garben nemen ...
doch solle der weibel den selben das erst vass dez
jares s. an Ion.' ebd. ,Die beid knecht [vgl. Statt-
Chnecht Bd III 731] sollen schweren ... menklichem
ze s. umb iren lone one gevärd.' um 1520, AaB. StR.
,Wem des herren weibel sinnet und ychet, das er oder
der vogt von des herren wegen und sunst niemand tuon
sol noch ze tuon gewalt hat, so ist sin Ion von einer
halben mass sechs haller [usw.].' ZElgg Herrschaftsr.
1535. ,Die gemeind zu Rieden am Albis pittent, sy
ire fass durch ire darzu verordneten s. zu lassen; das
ist inen abgeschlagen, und sond sy ire fass hie s.
lassen wie von alter bar.' 1507, Z RM. ,Soll unser
bumeister usse [nach L] faren und ein fass lassen
machen und den siner bytten, das er ims sine.' 1569.
Obw Staatsprot. ,Mynn herren verständigen, wellicher-
massen ein gmeind Elliken von inen begerind, dass
sy inen ire wynmäss fachten und s. söln.' 1570, Z RM.
,So Wein zue Kadelburg verkauft wird, soll allein
unser Vogt s. und ablon, darzue dan er mit Ohmen
und anderem Geschirr auf dass beste solle verfasset
sein.' 1670, AaZ. S. noch Um-Getter (Bd II 244);
Sinn IL Trotz der geübten Aufsicht kam Betrug
häufig vor. '.[Über N. wird ausnahmsweise keine Strafe
verhängt, obwohl er] über unser verkünden, dass nie-
mant kein sinnzuber selb s., sunder die unser ge-
swornen sinner s. lassen sölt, selbs gesinnet und die
nagel um zwen köpf höcher gestelt hat.' 1478, Z RB.
,A. habe ein fass gesynnet gehept dem B. [NN.] syn-
netind ... das [zur Prüfung] und da fundint sy 8 kö-
pfen mer.' 1487, ebd. ,[,Worheit' zur .arglistigkeit':]
Die mass kanstu wol also s., das du doran mögst
ettwas gwinnen.' VBoltz 1551. S. noch ver-sagen
(Sp. 411 u.); Sinn II. — g°-sinnet: geeicht. E"
fl's-e Flasche", ,die das Mass hat' BBe. ,Gesinntes Fass'
Bs (Spreng). .Anderthalb mäss, auf 20 unzeng.,' Wei-
zens ist fuoters genuog für 30 fliegende tauben.'
Vogelb. 1557. ,Alle Wirte und Weinschenken sollen
sich zum Ausschenken jedes Getränks gehörig ge-
sinnter Geschirre bedienen.' Z Ges. 1808. S. noch Äb-
Beiler (Bd IV 1166); brännen (Bd V 619). RAA. G's.
ist er g'si" uf sibe" Möss und e" Schöppli, von einem
starken Trinker ScHSt.; vgl. Hebel 1, 50. Der ist uf
ellich ToppelUter g's. Gl. Einer ist nach dem alte" Mess
g's., tätig, arbeitsfreudig (wie man in der guten, alten
Zeit war) Z. — an-, .Die Trotmeister sollend schwe-
ren, dass ... sie Keim Wein ohngefochten oder -gesinnet
auss den Troten in ihre Heuser tragen noch füehren.'
1070, AaB. StR,
AhJ. 'ninnön (s. deu Beleg von 1342), mhd. «'«»ra (Lexer
II 934); zugrunde liegt (wie dem in &. Zeit iOiernommenen
segnen [Sp. 156) lat. rignüre, sei es unmittelbar oder durch
Vermittlung von afrz. einer (neben »,«./■). Vgl. Gr. WB. X 1,
1167; Martin-Lienh. II 362. Dir ganze Sippe seheint nur
aleni. zu seiu; vgl. zum Geographischen noch Birl. 1890, 83
und AI. I 150/1, wo auch Sachliches. Über das Verhältniss
zu den Synn. s. die betr. Artikel.
Sinner m.: Eichmeister, „Ahmer, Visierer" Bs
(Spreng); B (Zyro); „VO; Gl; Sch"; Ndw; Z (auch
lt St.). ,Ein aul'seher und achthabet', s., inspector.'
Fris.; Mal. Wahl. , Wenn man die zwölff [geschwor-
nen'] enderet, sol man zwen sinner nemmen, die dan
angentz einem obervogt schweren.' 1576, ZHönggRq.
,Es sein auch noch etwelche Ämtlein oder gemeine
Dienstlein, welche von der Burgerschaft versehen
werden, als ... die Sinner, Umgeltschreiber, Abbeiler
etc.' JEEscher 1692. ,S. ist ein Lehen von Rät und
Burger und sind deren zween; dieser Dienst war bis
An. 1661 aus den grossen Räten bestellt, aber be-
deuten Jahrs war er gemeinen Bürgeren zugekennet;
ihre Pflicht ist, Standen, Tausen, Sinngelten und alle
andere Wein-Geschirr fleissig zu sinnen und zu zeich-
nen und auf jedes dieser Stucken das Z zu brennen
oder zu schlagen. Es bleibts einer allzeit,' Mem. Tig.
1742. ,Die Sinner wurden [vom ,Weininger Mayen-
Gericht'] bestettet.' 1713, Z Statute. ,Für diejenigen
Orte, wo die Herrn Statthalter ... die Aufstellung von
S-n nötig finden, sollen selbige von den betreffenden
Gemeinderäten gewählt und alle früher oder später
aufgestellten Sinner von den Herrn Statthaltern in
Eid und Pflicht genohmen werden.' Z Ges. 1808. Ob-
liegenheiten; vgl. auch Seg. RG. II 255. ,Das nienian
an der sinner wüssende weder win, mett noch öli
inlassen sol.' 1385, B StR. ,Wir, der burgermeister
und die rät der statt Zürich, haben uns... erkennet,
das alle die, so von dis hin j einer unser statt win-
underköiffer, winsticher oder sinner sint, niemer keinen
win uff den pfragen kouffen noch den luten umb Ion
schenken sullent.' 1420, Z StB. ,Wir haben gesezt,
wann ein kouff umb win beschicht und ein s. das [in
das ,sinnbuoch'] inschriben so], das sol der s. nit
inschriben, der köuft'er und verköuft'er syen dann ander
ougen und sagen, wie der kouff beschechen sig.' L
StR. um 1480. ,[Es soll] hinfür kain wirft in ir statt
dehainen win in sinem hus uö'tuon, er habe dann
ainen geschworenen s. by im, der das vass baile.'
1519, Sch Chr. ,Der S-en oder Abheueren Eidt und
Ordnung: ... sy söllent ouch mit sampt den beiden
Ungelteren oder einem under denselben alle Monat
ein Mal in aller Wirten Keller gähn und lugen, wie
viel Vass sie glärt und Wyn verschenkt habint, damit
die Vass abgebeilet werden; zudem söllent die Sinner,
in dem das sy sinnent, gut Sorg haben, damit der
Statt recht Mess und Mass werde gegeben und ge-
brucht; des ersten, das dhein S. solle abheilen inn
den Clöstern, die synn Khunden sygen, er habe dann
ein andern syner Gsellen by ime.' 1606, Z. ,Die
Maassen vou hölzern und andern Getässen [sollen]
ins:;
San, sen, sin, son,
den bestellten S-n zu fechten übergeben werden.' 1699,
ZGes. 1757. S. noch Fächter (Bd I 663); heilen (Bd
IV 1165): Pfand (Bd V 1136); Rechner (Bd VI 127);
Bif (ebd. 660); sinnen IL Nach TaDiess. StR. (s. u.)
war auch die Überwachung des Masses beim Korn-
handel Sache der sinner. Der S. erhielt für jede Amts-
handlung vom Auftraggeber eine Bezahlung, deren
Höhe sich nach dein Umfang des Gemessenen richtete,
den .Sinnerlohn' (vgl.: ,[den Weibeln] Pfänder- und
Sinnerlohn ... wie von altem hero.' 1655, AaB. StR.;
,vor Sinnerlohn 5 ß.' 1795, Z Haush.; , Sinnerlohn von
1 neuen 3y3<4eimrigen Fass 33 ß.' 1809, ebd.) oder das
, Sinngelt' (vgl.: , sodann hat er [der Weibel] das sinn-
gelt, von eim soum 4 h., von frömden und heinischen.'
1492, AABr. StR.), in Z in ä. Zeit überdies am Samstag
eine Entschädigung und einen Trunk von der Stadt
(vgl. Z StB. III 252/3), später ein jährliches Gehalt.
,Wer der ist, der hie körn ze kästen geschüttet und
geleit hat, verkouft der selb daz körn, so mag er oder
sin amptmann oder sin gedingoter kneht daz körn wol
messen und gyt den s-n nüt da von; war, daz ez
ieman anderer messen wölt ... so sol der, der ez ver-
kouft hat, den s-n ir lön geben; verbüttint ouch die
sinner daz körn umb ir Ion und wurde ez darüber
hinnan gefuert, so gyt der, hinder dem ez verbotten
ward, 5 ß an die statt und den s-n ir Ion, dem schult-
haissen 3 ß.' THDiess. StR. .Swas man wines ze herbst
koufet her in die statt ... da sol den s-n ir Ion werden,
und sol jener, der den win koufet, als wil [1. vil]
inne hau von jenem, der im den win ze kofenne git,
daz er die sinner wereg [Conj. zu weren] ir lones ...
und were, daz die sinner den Ion mit klag muesstin
gewinnen von im, so sol er inen es bessron mit 3 ß.'
ebd. ,Und wer ie der statt s. ist, der sol eim iek-
lichem ingesessnen burger sinnen einen soum winfass
umb 1 stebler und eim usman ein soum winfass umb
zwen stebler und ein ieklich ölfass ein soum umb
zwen stebler.' 1. H. XV., AABremg. StR.; wiederholt
1649. .Einem s. an dem samstag 1 ß haller.' 1439, Z
StB. ,2 pfd den s-en, als sy uff unser herren tag den
wyn ussteilten.' 1544, Z; ähnlich 1583/4. ,Ir [der
, sinner'] belonung [soll] syn vom heimbschen für den
eiroer zwen haller und von einem, der ussert der
gmeind gesessen, vier haller.' 1576, ZHöngg Rq. .Fol-
gende billige Besoldung [ist] für alle Sinner festge-
setzt: nämlich für das Sinnen der Fassen mit Inn-
begriff der Nägel 5 ß, für das Sinnen der Kübel und
Gelten 3ß ... für das Sinnen eines Eimer-Fasses 1 ß
... für das Überschütten zur Berichtigung aller höl-
zernen Maassen, die von den S-n bei dein Urmaas
vorgenohmen worden, vom Eimer, halben und Viertels-
Eimer 8ß ... das Sinnen und Zeichnen von grössern
und kleinern gläsernen Flaschen vom Dutzend 6 ß.'
Z Ges. 1808. ,Der S. und Fechter [erhält jährlich]
nebst Lohn 5 Fl.' Mem. Tig. 1841. Als Besitzer eines
einträglichen Amtes hatten sie in Bern eine Abgabe zu
entrichten, die in Armbrüsten oder einem zur An-
schaffung solcher dienenden Geldbetrag bestand. ,Wele
...unser sinner werdent, die sollent uns geben...
ieclicher s. ein armbrust und ein geserpfe ... und als
der sinner ietz nit nie denn zwen sint, da sollent si
drü armbrest und drü geserpfe von disshin geben oder
aber für ieclichs dry guldin.' 1406, B StR.; s. auch Steg-
reif-Armbrust (Bd V 869). , [Unter Ausgaben:] Meister
Peter uff der sinner armbrest 15 Ib.' 1444, B StRechn.
Mini, sinner (Lexer II -.134); vgl. auch Gr. W'B. X I,
1174; Martin-Lienh. II 362; ferner die Auro. zu «innen //.
Als Beiname (viell. tw. noch Bernfsbezeichnung): .Cuonradus
der sinnerre.' 1245, Bs ÜB. ,Chuonrat der s.' 1285, ebd.
,Jo. Swend, siner.' 1380, Z RB. .Hanns Gloggner, der syaner.'
1484, ebd. Dazu: ,A., dieta sinnerin.' 1288, Bs Urk. ,Mech-
tildis, diu sinnerin (dieta sinnerin).' XIII., Bs. Als FN.
BsStat (.Margareta Sinnerin.' XIII., ,Hans Siner.' 1559);
BBiel (E. XIII), Stdt (seit 1402; vgl. Leu, Lex. XVII 181/4.
.Heinrich S.', als .Guardian.' 1525, AaKön.). Hieherf?) : ,Hans
Sünner.' 1529, GKriess. ,Jos Söuner.' 1532, ebd. In Orts-
uud Flurun.: ,S.-Häuser', ,-Wald' L.
über-. Ober- und Unters, werden 1580 in L zu
den .besseren' Ämtern und .Bittämtern' (um die zu
bitten erlaubt ist) gezählt. Seg. RG. .Aus denen kleinen
Räten [wird ua. in L besetzt der] O. ... aus den
grossen aber [ua. der] Unters.' SiML.-Leu. — Under-.
Der Unters, erscheint 1421 in L unter den städtischen
Ämtern. Seg. RG. .Aus dem grossen Bat [von L ist
uA.] abgegangen: N. ... wäre Unter-S.' Z Nachr. 1755.
S. auch das Vor. — Fass-: beeidigter städtischer
Eichmeister Bs. — Glas-: Eicher von Glasgefässen
BStdt; ZStdt. — Win-: = Eichmeister für Weinge-
fässe. .Die winsinner sollend [wegen der Trockenheit
des Jahres] grosse und kleine fass, kains usgenommen,
daunden am Rin sinnen und nit an den brunnen.'
1540, ScHRatsprot. .Hainrich Sporer, ein weins., Hü-
geli genannt.' 1568, HOHdber, Chr. ,Wein-S. Dieser
Dienst ward bis anno 1661 von und auss Rät und
Burgern erwehlt, für das Künftig aber den gemeinen
Burgern zugekennt; ein Weins, soll Fass, Standen,
Daussen, Sinngelten und alles andere Weingeschirr
fleissig sinnen; deren sind jederzeit zwei; sie sollen
sonderbahr dem Wein-Rüeffer die Schenkwein ver-
sieglen; von dem Weingeschirr zu fechten hat jeder
an Gelt 2 Pfd Mässerlohn, vom Eimer ein Kreuzer.'
Z Pfründenb. 1757. , Weinsinner' als Regierungsbeamte.
1S22, SAdressb. S. noch Win-Büeffer (BdVI714o.);
Über-Blter (ebd. 1682 o.).
Sinning f.: = Sinn II 1 Nnw. .Beschluss ... wegen
der nassen Maasse und Polizeibestiinmungen wegen
der Sinnung derselben.' Z Ges. 1808.
Sinntum n.: = Sinn-Amt (Bd I 246). .Dar zuo so
han wir [Otto, Herzog zu Oesterreich] in [den Bürgern
von Luzern] unser gunst und guoten willen geben,
daz si daz sinntuom und daz hirtentuom selbe be-
setzen sullen.' 1330, JEKopp; vgl. ebd. I 158; Seg.,
RG. I 108/9. 146. II 177, ferner: ,Wir gunnen in
auch ... daz sinnampt und daz hirttampt ze besetzen
und ze niezzen.' 1334, JEKopp I 168. - Unrichtig bei
Gr. WB. XI, 604 (unter ,Sennthura').
Sina: weibl. Taufn. 1. Ursina Gr., so D. — 2. Ro-
sina; s. Bd VI 1405. — 3. (auch Dim. Sinti) Euphro-
sine L, so G.
Sinagö'ge": 1. f., Synagoge G; Z und weiterhin.
.Die Juden in Zürich hattend ein synagog, die noch
hüt by tag genempt wirf die judenschuol, unferr von
der Froschouw.' HBüll. Tig. .Ein Vorhang, so man
in der Simgog [!] vorgehangen.' 1768, Z. Jüdische
Gemeinde. ,So Moyses gat zu gott umb wasser ze bitten
und die synagog ussgesingt, blasent sy [die Harst-
hörner] einmal', Spielanweisung. 1583, Gpd (L). ,[In
Rheinegg, wo] die jüdische Sinagog iren jüdischen Un-
glauben... mit allen iren beliebenden Cereraonien ...
übent.' 1633, GRh. (Memorial der Reformierten). Ver-
San, sen, sin, sun.
äcbtlich von der Versammlung .ler Wiedertäufer. ,So
... etwan ein widerspeniger was ... so sclilussends [die
Wiedertäufer] in uss irer sinagog.' Salat, Ref.-Chr.
— 2. Sinagö'g(so WVt.). Tsinagö'g, Tsinigö'g — m. n.:
Geisterzug, Hexensabbat und das darauf zurückge-
führte unerklärliche Geräusch in der Luft W. ,Synagog
... nennt man die Züge, Fahrten und Versammlungen
des Hexenvolkes, in denen der Satan den Vorsitz führt;
sie verraten sich nicht selten, so meint man, durch
ein dumpfes Summen, Trommeln, Pfeifen und allerhand
hohltönendes Musikgetöse.' W Sagen. Lärm übh. W.
Wetigs Ts'inigög! welch ein Spektakel!
2 auch iu roni. MAA. uud zwar nicht mir des W (iini-
guda, vacarnie, tapage Nax), sondern auch in Piemont (,chiu-
chiurlaja, passeraiu, coufusione'), Savoyen (,sabbat, assemblee
nocturne des sorciers') usw. Es ist wenig wahrscheinlich,
dass die an uud lür sich naheliegende Bed. -Entwicklung (vgl.
Juden-Schuel) im deutschen W unabhängig vom Rom. vor
sich gegangen sei; für die Keuntuiss jüdischer Bräuche käme
dann etwa die auch für W bezeugte Aufführung von reli-
giösen Spielen in Betracht. Näher liegt aber die Annahme,
dass Wort und Bed. im deutschen W von den roni. Nachbarn
stamme, die beides selbst von einer verwandten MA. bezogen
haben werden. Auch das Lautliche deutet auf Entlehnung;
die Entwicklung « ]> s ist den MAA. des \Y ausserhalb des
Pron. pers. und refl. nicht eigen (vgl. BSG. II 86); ti könnte
auf Verschmelzung mit dem best. (f. oder n.) Art. beruhen,
wird aber eher sec. Entwicklung aus » sein (vgl. aaO. 91),
wobei Lautuachabniung mitgespielt haben kann. Der Ge-
schlechtswechsel dürfte durch Synn. (vgl. für das Masc.
Volch-Gang Bd II 345; Grat-Zug, für das Neutr. Nackt-,
Töten-Velch Bd I 804/5) veranlasst sein. Weitere Bezeich-
nungen für geräuschvollen Geisterspuk s. in der Anni. zu
Wuttü-Her (Bd II 1558).
Sinau Sinawe" (PI.?): Sinau, Alchemilla vulg. Aa
Ehr. (Lehrer Frei). .Stella herba... sinnaw, a quibus-
daru pes leonis vel alchimilla.' KGesn. 1561; daneben
auch ,Sindau.' ,Der Sinnauw ist auch der rechten und
berühmten Wundkreuter eins.' Baühin 16ti4. ,Sinau.'
KNLang.
Aus ä. .Sindau' < mhd. 'rintm; vgl. Gr. WB. X 1, 1064/5 ;
Kluge '427. Das Geschlecht des nicht eig. ma. Wortes ist
wohl ni. wie in der Schriftspr. ; s. die Zsseu.
Berg- in.: „Alchemilla alp." (oO.). Vgl. FGStebler
1899, 72. .Argentaria petraa ... bergsinnaw, stein-
sinnaw.' KGesn. 1561. — Auch bei Gr. WB. I 1518.
Silber- m.: = Berg-S. „B" (bei St.2 oO.). Vgl.
Durh. 6; FGStebler 1899, 72. .Silber-Sinnaw, alchi-
milla argentea.' JJ Wagner 1680. , Silber-Sinnaw, Blut-
wurz, tormentilla alp. fol. serieeo.' ebd. — Auch bei
Gr. WB. X 1, 1045.
Stei»-: = Berg-S. (s. d.).
Züri^-Sinelin. Wotsches Z.ge"? ZStall.(RBaur),
wohl von einem Landniädchen, das städtischen Brauch
nachzuahmen sucht. — Zu Svna?
Sinnere" f.: Ohrfeige GF. — Entstellt oder verliert
aus Sinyelen (s. d.).
Sines: männl. Taufname. oO. (Dan.).
Die Gebeine des hl. Synesius wurden 1653 von Italien
nach AaBreing. gebracht; vgl. AfV. III 16.
Sinöde", in B -öde" — f.: 1. auch Ghirehe"-S., ge-
setzlich angeordnete Versammlung der reformierten
Geistlichkeit eines Kantons (auch Kantons-S.) oder
(so in B bis 1874) Bezirks (auch BezMs-S.) B; Th;
Z und im reformierten Gebiet wohl allg. ; vgl. vMoos
Kai. 1775 II 121/31. Syn. Kapitel (Bd III 399). ,üas
sy hinfüro kain sinodura noch capitel haltend on die
weltlichen oberkait.' 1530, EEgli AR. I 1899, 125.
,Umb das dhein rechter ordenlicher sinodus und ca-
pitell inn der landtgrafschaft Turgöw under den pre-
dicanten ires lebens und leer halber gehalten wirt,
füerend etlich derselben predicanten ein gar ergerlich,
ungebürlich leben.' 1566, Z RM. ,1m Mai: am Sonntag
vor dem Synodo ankünden, dass keine Wochenpredigt
werde gehalten.' 1691, aZoll. 1899 (Eintrag im Kir-
chenkalender). — 2. auch Schuel-S., gesetzlich ange-
ordnete Versammlung der Lehrerschaft eines Kantons
oder Bezirks B; Z und wohl noch weiterhin.
In B; Z trägt die erste Silbe, iu G; Th die zweite den
Wortakzent. Die ä. Form ,Sinodus' m. (auch bei vMoos Kai.
1775) noch heute etwa scherzh. iu der Verbindung der heilig
S. Etyni. identisch Send (s. d.i.
sonig s. Sp. 33.
Sun GrAv.,D. (B.), Rh., Val„ nach Schott 1842 in
PAL, Mac. (auch Su, Sü), Ri., Sü2n ,oAa um Zof. und
Aar.' (Dial.), B., Dürrenäsch, F. (Dial., einmal Sü); Bs;
BBiel (Dial.), E., Gr. (Dial.), G„ GL, Sigr. (Dial), Stdt,
nach Zyro ausser 0.; „VO" ; GrVD. (B.), Seh.; LE.,
Stdt (Dial.); ScuwE. (Ochsner), Ma. (PHeng. 1836) und
1t Dial., Dr Ithen; S(l)ial, Schild, BWyss 1863, JHofst,
1865); Uw; Zg; ZKn., Sü GRHinterrh.; üürs.; WG.,
Vt., Sü2 AAuAaretal, B. (Frei), Fri.; BHk., 0. (Zyro),
Si. (Schwz.l.); Gl; PIss. (Schott); GWb.; ScHTras.f;
DUrs. (Dial.); W lt Dial. für G., Leuk, Rar. (einmal
PI. Sin), V.; Z (zieml. allg., tw. f), Su PAger, Sön
PRima (Schott, einmal Sön), Sön sAa, Berikon, um Br.
(Dial.), Fisl., F.. Ke., Kall., Leer. (H.), Lengn., Wett.,
Z.; BAd. (ö'J, Sa.fö', nach älterer Angabe Og); F (Dial.);
GRChur (Dial.), Pr. (Dial.); LG. (ö'J; G Kapp., Rh. (auch
Oa); Schw (Lienert 1891); S (Joach. 1883); Ndw (lt
Matthys , bisweilen' statt Süri); UUrs.; WLö. (schon lt
Dial.); ZKn., Stdt (ö>, älter Sü), So' ScHBer., Löhn.; Th
Mü., So* ThHw., So AaDöU., End., Kl., Leibst., Lengn.,
Teg., Wett., Würenlos; Ap (ö' H., I., ö* M., V.); uBs
(ö'J; BSi. (ö!, auch oaj; PA1. (Giord.), Gress. (Schott);
GF., Kaltbr. (ö'J, Marb. (ö2), Rebst. (ö'J, Stdt, T. (ö2,
in Unter- und Obert. tw. ö'J, W. (öl); Sch (in Wilch.
ö', in Ha., Stdt ö-°); TiiBisch., lt Dial. auch in Erm.,
Steckb., am Untersee; ZMarth. (ö2J, 0., Wth. (ö'J, Stdt
(ö1), ühw. (ö2) - m., PI. mit Uinl., Dim. Sün(e)li B
(auch lt Zyro), Sündli B (Zyro); Ndw (Matthys, auch
-ili), Sönli ÄALeer. (H.); BSi. (zu So'); ZStdt, Sondli
AaF., Ke., Leer.(H.); LG.; ZO., Stdt, SÖHi ThHw.,
Soli ScaStdt (s. u.), Sölli PA1. (Giord.), weitre Formen
unter lcß: Sohn. 1. a) in der gewöhnlichen nhd.
Bed., aber wohl nirgends recht volkstümlich, sondern
nur als mehr oder weniger gewählter Ausdr. und spec.
von Erwachsenen gebraucht. Vgl. jung (Bd III 46/7);
Chind 1 c (ebd. 341, in P lt Schott 1842 Chind ver-
traulicher, S. ehrerbietiger); Chnecht (ebd. 720) und
bes. Bueb (Bd IV 926/7), ferner Tochter. In einer
Familie zu BsOberd. hiess der jüngste Sohn Bueb,
seine altern Brüder Sön. Vo" ,Chind' und .Bliebe"'
weiss-me" Nut, nur ,Sö"' und .Töchter' hiind hat d' Litt.
B Volksztg 1909 (für Z). Der Herr Ratsherr N. Wd
sl" Sün BStdt. Also, Statthalter, eue" Sön han-ich
g'seh". Joagh. 1883. Der elter Sün com Hüs, der Hans.
ScaiLD 1860. Wen" d's ZU stVt, sli-'t o'h d's Herz vam
Sün i" der Frönndi stüll BGr. (Bämd. 1911). S. noch
säijen (Sp. 595 n.). En g'waehsne'(ericachsnerJ S. ,[Der]
1087
San, sen, sin, son, snn
so vil gewachsner sönen mit im bringt.' 1546, Aar.
StR. Für einen alten Mann gibt es nichts Schöneres,
als sini Sün g'sek" Höchsig ha". PHeng. 1836. Bäbi
isch bim Sün, d's Sünistvib het es Ching ubercho".
MWalden 1870. In der ä. Spr. von allen Altersstufen,
auch vom neugebornen Kinde. ,[Mit der N.] sye im
ein torheit widerfaren und das sy im jetz ein jungen
sun bracht hab.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Der sun, filius.
natus; den sun in meisterschaft und zucht halten,
cohibere filium; umb den s. kommen, filium amittere.'
Fris.; Mal. , Einer armen höuschenden frouen ein
sun touft, heisse Hans.1 1577, BWahl. Pfarrbuch. ,[N.
hat] ein guoten und grossen hof kauft, dann er vil
sün und volk gehebt.' Mal. 1593. ,Daz gemeine Volk,
als Sonn, Dienstknächt, allhie zu Sehwarzenburg.'
1611, BSchw. S. auch be-gan (Bd II 32): rück (Bd
VI 182; ,söhn.' Herborn 1588); an-riten (ebd. 1680).
Eechtliches. ,Ald die wile so der sun ist under dez
vatterz gewalt und an wip ist und er von dem vatter
nüt geteilet het, waz der sun gelobet und verzerret
an dez vatterz willen, daz sol der vatter noch der sun
gelten.' BHandf.; vgl. auch B StR. 283 f. 204. ,Der
knaben halb ist das ouch von alter har gebrucht...
das der junger son des vatters sitz vor den andern
brüedern haben sol.' Anf. XVI., Bs Rq. .Welcher
Z urzach hussheblich und ein insess ist und sun hat,
der mag die ... mit im uff die stuben neu.' 1529, AaZ.
Stubenrodel. ,Wo ein wittwen ist, die sön hat, da
soll je der eltist son die mannschalt halten, in massen
ob der vatter in laben were.' 1559, G Rq. 1906. ,Es ist
ouch einem jeden vatter zuogelassen, under sinen
kinderen den sünen als mannsstammen einen zimlichen
vorteil zeschöpfen.' 1572, Aar. StR. S. auch Bs Rq.
I 588; AaBi-. StR. I 132; Z Rq. I 34 f. 242. Neben
.tochter.' ,Den eemann, das eewyb, die sün, töchter,
knecht und mägt' OWerdm. 1551. ,Zuo dem ... ouch
ander in ir gmeind vil sün und töchteren heften.'
1565, ZAnd.; vorher ,sön.' ,Wann im Hof Stefan
Kinder geboren werdint, das man uff einen Sohn
zween Kopf Wyn und ein Brot und uff ein Tochter
ein Kopf Wyn sambt einem Brot iren Eltern ze geben
[schuldig sei].' 1616, SchwE. ,Wan ein Vatter Kinder,
als Sühn und Döchteren, hat.' 1620, A.vB. StR. De(r)
verlöre" S. (nach Luc. XV). Go" ane"chneue" und der
verlornig Sün spile". SGfeller 1911. ,[Cbristus zum
Kaufmann:] Du bist der verloren s., der den schacz
der gnaden verzeret hatt üppenklich.' Volksb. Als
Titel von Schauspielen; s. Bsechtold LG. 308 ff. ,H.
seckelmeister [soll] alles das ussrichten, so die 1er-
knaben mit dem verlornen sun verzert und darüber
gangen.' 1534. BRM. ,Die, so den verlornen son ge-
spült.' 1570/1, Z Seckelamtsrechn. ,Zum verlornen
Sohn', Hausn. 1637/XIX., ZStdt. ,Gehigen s.', derber
Schimpfname; s. schon Bd II 1106 und vgl. Fud-Sim.
,Dass er frefeulich zuo im sprach, er wer ein mein-
eider verhiter kyensun, und wölt ouch das bewisen.'
1394, Z RB. ,Wer den andern vor dem rat oder vor
gerieht beschalket mit sämlichen Worten: du lügst,
du loter, du schelm, du gehigensun, ald mit andren
sämlichen Worten ...' TiiPiess. StR. ,Er wer ein ge-
higensun und ein meineider schelm.' 1412, Z RB.
Mit Gen. 's Eere", 's Pfarrers S. Pßr'ers So" ond
Müllers Chüe fressi"d vil ond g'röti"d nie. ATobler
1908; vgl. Bd VI 1608 u. Als Zss. Webers-, Bäckers-
[usw.] S. in dem Volkslied von den verschiedenen
Freiern Z ; dafür häufiger -Ma"", -G'-sell (s. d.). ,Hensli
Ruof, müllers sun; Hensli Peter, amraans sun.' 1389,
BTellb. ,Rette der T.: wil uns denn eines pfaffen
sun hie gehigen? Rette der N. : du lotter, meinst du
nit, das min vatter als ein bidermann sye gesin als
der din?' 1452, Z RB. ,Franzen son ab dem tor ...
Ruodi Schurpfen son' wurden uA. in der Zürcher
Mordnacht 1350 erstochen. Vad. .Meines Vaters S.',
scherzh., wie nhd.: ,[Der Wirt] dreit mir gern uf den
besten Wein, s wird für meines Vatters Sohn wol
sein.' GGotth. 1619. .Gottes S.' ,Dass N. zuo ir sprach
frefenlich und schalklich: und werist Gottes sun, du
hettist es dennoch erhit und erlogen.' 1386, Z RB.
,Wär in sun Gottes gloubt ... des cingebornen sun
Gottes.' Gualtb. 1559. Dim. Mi" Vatter ist e" brace"
Ma"n, das g'seht-mer jo sV'm Söndli a". ALGassmann
1906 (LDagm.). ,Das sünle, filiolus.' Fris.; Mal. ,Elsa
Engen Süni sol...' XVII., GrL. Zinsrodel. Verächt-
lich: DV'm hübsche" SÖ"li, der si" Sach liederliche"
Menschere" a"g'henkt hat.... Übers, von Luc. 15, 30.
Dial. (ScnStdt); bei Joh. Meyer 1866 dafür: Di"'m
sübere" Sö"li dö! Unklar: ,Da kerne der N. mit Worten
an Dietrichen Slosser und redte zuo im: sag an, du
Jacobs sünly, du lötterly ...' 1463, Z RB. — b) in
erweitertem S. Als (väterliche) Anrede an einen
Jüngern (frz. ,enfant'). ,Da fand er zwenn buoben,
die haftend ire pfert uss Karlys läger gerytten trän-
ken ... Lieben sünnen, sagt Rengnold, ich bin von
Rippus volk...' Haimoxsk. 1531. .Demnach sagt er
[Herzog Rychart] zuo Johans [Rengnolds Sohn]: Min
sun, mach für dich!' ebd.; kurz vorher ,min fründ.'
.Lieben sün', Übers, von .dilecti filii' der päpstlichen
Breven; so bei Ansh. Beichtkind (vgl. Blcht-S.): ,Am
abent bracht der bichtvater sinem sun Jätzer einen
brief.' Ansh. Sohn der Kirche: ,Diss büntnus [mit
lern Papste haben die XII Orte] demüetenclich ange-
nomen, begerende, der h. kirchen süne ze sin ...' 1510,
Sca Chr. .Adams sün' (vgl. .Evastochter'): .Wir sind
von natur har alle sammen Adams sün.' Zwingli. —
C) abs. a) lediger Bursche GrScIj. Syn. Chnab 2 a
(Bd III 709); Bueb 2 (Bd IV 926); Burs 4 a (ebd.
1604/5); Gesell 2b (Sp. 720). D' Sün [die Bursche, die
zu den Hanf brecherinnen auf Besuch gekommen sind]
söllend-sich aueh zuechi" [zum Kaffee] setze". AfV. (Gr
Seh.). — ß) Sinti PAger, Po., Sal., Sili W, Silli W
(PI. Sillini WGräch., Zerm., auch lt Tscheinen, Silleni
WLö.), Zilli WSaas, PI. Zilleni WZerm. (von Tschei-
nen abgelehnt), Sini WBinn — n., Silli m. „W"
Saast., Zerm. (vereinzelte Angabe), Knabe (bis zu etwa
12 Jahren WSaas). Nach einer Angabe im W meist
mit üblem Nbsinn, Gassenbube (vgl. Skellu"-S.): Das
leid Sili ist die ganz Nacht umhe"g'hit, auf der Gasse
herumgeschwärmt. Schlimmer Bursche. Schlingel BSi.
Du hest da fin es Sönli! — 2. a) Sü*n (in AALeer.
lt H. So'«) Nebenschoss an einer Rebe, einem Baume
AALeer. (H.), aus der Wurzel einer Tanne nahe am
Stamme emporwachsende junge Tanne „VO" (St.2);
,Schw; Zg' (Dr Ithen), „Hauptast eines Baumes im
Gegensatze eines Nebenastes[?]VO" (St.2); „LE." (St.1).
Vgl. sünen. Eine Tanne mit drei , Söhnen.' AHartm.
1879 (S). — b) Su"-cor-"em Vatter und Vatter-und-
So", Pflanzennamen; s. Bd I 1126 u. mit Anm.
Ahd. (um») sun, mhd. sun(e). Die weitverbreiteten For-
men mit o können nur auf verhältnismässig beschränktem
Gebiet (Ap; F; Gtw.;Th) bodenständig sein, meist bernhn
San, sen, sin, sor, snn
In:,,
-ir .ml - ili ri 1 ts jii-. KniHu^s inul gewinnen auch beständig an
Boden (in SchStdt, wo jetzt Söa gilt, will eine über 70jährige
Frau noch oft Srnm/rau gehört haben, aber nie mehr San;
die Bewohner von SchTras. wurden früher von den benach-
barten Hallauern wegen ihrer Aussprache Sa ausgelacht).
Bemerkenswert ist, dass in oBs und BsSt. dein bodenstän-
digen Sg. Sü'n der entlehnte PI. So« bzw. Sen (in BsSt. ,bei
altern Leuten' daneben auch noch Si-n) gegenübersteht; vgl.
dazu: ,Sün, Fl. Sm. auch S;-n, von bisweilen vorkommendem
Sg. San' Ndw (Matthys). In der ä. Lit. treten die fremden
Formen mit ,o (ö)' seit der 1. H. XVI. auf, nicht selten
neben denen mit ,u (ü)', wie etwa bei HBull. 1533, der
beide ziemlich gleich häufig, auch im Reime verwendet. An-
ders zn beurteilen sind die durchgebndeu ,o (ö)'-Formeu bei
Vad. und Kessler, wo sie dem örtlichen Lautstand entspre-
chen. Vgl. im Übrigen (auch zu Bed. 2) Gr. WB. X 1, 1419 ff. ;
Martin-Lienh. II 363, zu 2 a auch ZfGO. X 270/1 (bair. Beleg
vom J. 1306). — ■ S. in Familienn. , Adamssohn', für einen
Findling neu geschaffeuer Name LSemp. , Heinz Ammausun.'
1400, Z RB., .Ammensun.' 144S, ebd. .Ulrich Itenson.' 1551,
GOberriet. ,Frouwensuns hanflaud.' 1412, ZÄugst. ,Guoten-
suu', Münzmeister, vonStGallen. 1554, ZStdt, ,(David) Guo-
tenson.' 1568, ThNeunf.; 1609, Z, heute .Gutersohn' ThFr.
.Lübsun.' 1430/53, Z RB. ,Petter Nickensun (Nigenson).'
1574, GrL., ,Göry und Petter Xickensiin.' ebd., ,Niggensohn.'
XVII., ebd.
Amts-: „von der Gemeinde verpflegte Waise B"
(St.»). Vgl. A.-Chind (Bei III 313); Vorß-S. - Äni-:
1. Enkel Gr. Syn. Äni 3 (Bd I 248); Gröss-S.; vgl.
Ä.-Tochter. — 2. Urenkel BG.; vgl. Bärnd. 1911, 463;
Ä.-Chind (Bd III 343).
Erb-: erbberechtigter Sohn. N. verspricht den
Predigermönchen, welche seinen Sohn ins Kloster
aufgenommen haben, dass dieser ,ein rechter erbsun
sin sol in allem minem und oueh siner muoter nach-
gelassenem guote.' 1516, Z. — Mhd. erbesun. Vgl. auch
Sanders II 1115.
Vogt-, Vogts-: Bevogteter, Mündel Ndw; vgl.
Amts-S; V. -China (Bd III 344), -Tochter. Es siegelt
für N., seinen Vogtsohn und dessen Kinder URitz,
Ammann ... 1523, JGöldi 1897. ,N. sol desshalb sinen
vogtsun wyter nit bekümbern.' 1527/9, Z RB. ,Als
Mathys Gebentinger als ein vogt Teus Müllers yetzer-
nempts synes vogtsuns halb, wellicher maasen er näm-
lich denselben versechen ... solle, myne herren umb
rat gebetten...' 1543, ebd. .Obschon ein vogtsohn
etwas täte und der vogt wurd innen ...' 1549, AfI.LB.
,Des Negelis vogtsun.' 1563, Z RM. S. noch BJ VI
783 u. — Auch bei Fischer II 1617.
Vatter- Sönli: vom Vater besonders zärtlich ge-
liebter Knabe Z. Vgl. Mueter-S. — Vgl. Gr. WB.
XII 38.
Fud- ,fut-': derber Schimpf; vgl. ,gehigen sun'
(Sp. 1087). ,N. sprach, Welti Brunner sie ein v.'
Blaspb. acc. ,Du lügest als ein verhitter f. und bist
ein dieb ...' 1384, Z RB. ,Du verhitter f. und schelm!'
1403, ebd. ,Do sprach der T., er luge als ein ge-
higender f.; do lougnet R. nit, er spreche: so lügst
du als ein gehigendiger futschalm. [Nachher sagt R. zu
T.:] sag an, warumb muoss ich din f. sin?' 1421, ebd.
Gott-: .Gottes Sohn' ScbwE.
Wohl auf dem 2. Gliede betont und eine Bildung wie
.Gottvater'; die Def. wäre also nicht genau.
Gross-: = Äni-S. 1 Gl (nach einer Angabe nur H.);
ZO. Yg\. Gross- Chind(BällI Mb). , Er ist ihr Grossohn.'
1878, ÄAMell. Prozessakten. .[Austritt vor Gericht:]
Grossvatters und Grossmutter[s] Bruder oder Schwe-
stermann gegen ihrer oder ihrer Weibern Bruders
Schweiz. Miotlkon VII.
oder Schwester Grossöhnen und Grosstochtermännern.-
1666, BsR'i- .Wenn weder Söhne noch Sohnssöhne,
sonderen nur allein Töchteren oder Grosstöchteren
vorhanden, so solle ... es ebenfahls wie bei den Gross-
söhnen vorgemeldt gehalten werden.' 1757, ebd. —
Vgl. Sanders II 1115; Martin-Lienh. II 363.
Her'e"-: = H.-Biieb (Bd IV 932). Vgl. PürenS.
Her'e" ond Her'e"sö" Ap Gedicht. Meitili, trenn -d'
hlräte" wi't, nimm kei" Herre"sön, nimm leer Bitire"-
bueb! üw. Bes. im Dim. B; L; Th; Z. Es Hefe"-
söndli, das mag-i'h ned. ALGassm ANN 1906 (L); s. auch
Sp. 611 o.
Huere--: = H.-Bueb (Bd IV 932). ,Vil mengen
huorensun er im [der scheltende Herr dem Knecht]
map.' Scbacbzabelb. ,N. sprach zuo dem W. [beim Spiel] :
du huorensun, du gistz!' 1403, Z RB. .[Der Kaiser zu
Rengnold:] O du huorensun und bösser buob, fluch
mir von dannen!' Haimonsk. 1531. — Vgl. Gr. WB. IV 2,
1964; Fischer III 1915.
Bank-hart-: = Bank-hart (Bd II 1645). ,Der
fünfte ist Hartmans sliffers sun und ist sin banchart-
sun.' 1392, ZRB. - Lüs-: = L.-Bueb (Bd IV 935).
,Do kam der A. und sprach zuo dem B.: du lussun!'
1394, ZRB. — Zimber-manns- (PL); s. Zimber-
Mann 1 (Bd IV 287). Syn. Meisters-S. 2, — Mün-
chen-: Schimpf. XVI., L (RBrandst. 1900, 20). —
Meister(s)-: 1. Sohn eines Handwerksmeisters, wohl
allg söllichs den meistersöhnen ohne entgeltnus,
nämlich das ein meister wol darf hiez wüschen synen
eignen söhn lernen.' 1598, B (Handwerksbrief für die
Schuhmacher im Aa). ,Die Meisterssöhn, so das Hand-
werk by ihren Vätteren erlernt.' 1609, Aar. StU.; auch
noch 1720, ebd. — 2. Meisters- So", die grossen Ast-
spuren im Holze der Zimmerböden oder von Haus-
geräten Z (Dan.). Syn. Zimber-manns- S. — Mueter-:
Dim., wie nhd. Muttersöhnchen B; Z und weiterhin.
Bicht-: Beichtkind; vgl. Sun 1 b (Sp. 1088). ,Do
richtet der suppriol sinen bichtsun, den Jätzer, an,
den geist ze beschweren.' Ansh. — Auch bei Gr. WB.
I 1361.
Pure"-: Sohn eines (vermöglichen) Bauern Ap;
Bs; B; Th; Z. ,Wie sehr hebt sich das Pürli und
das Püre"manndli vom flotten P. ab!' Barnd. 1904.
,Der Mann begehrte nicht minder auf, dass [in der
Schule] ein jeder Hudelbub lernen sollte, was ein
Baurensohn.' Gottb. ,Ein mir wol erkannter lieber
Puwrenson ab der Landtschaft.' RC'vs. - Vgl. Gr. WB.
I 1182.
Burger(s)-: 1. Sohn eines Bürgers. ,Den burgers-
sünen ist die brüge [zum Theaterspiel] erloubt.' 1531,
BRM. ,Burger- und Bysässensöhn.' 1671, L (FHaas
1909). — 2. Burgers-Sü", übertr., = Brät-Chnöpß (Bd
III 752) ZStdt f. 'brätlet Herdöpfel und B. als Nacht-
essen.
Brüeders-, in ß Brueders-: wie nhd. Bruders-
sohn Ap; B; G; Th und weiterhin. Da' ist en Br.
von-em. ,Miner Grossmutter Bruderssohn.' Gotth.; s.
Bd V 882 o. und vgl. dazu Gotth. EB. 95. — Vgl. Martin-
Lienh. II 363; Fischer I U63.
Suns-, in ZO. heute Sö"s-Sö": Sohnessohn. Ant.
Tochter-S. Vgl.: ,Von Windungen, wo meines Vaters
Bruders Suhs Suh ist, der Zachereis.' Stütz 1839. ,Ob
mich got fürbasshin sünnen beriete, ein oder nie, dass
denn nach mym tod dieselben sün, dessglichen ouch
ir sün und sunssüne für und für allwegen dise pfruond
lO'Jl
San,
1092
als recht patronen liehen und versechen lassen mögen.'
1486, Ndw. ,Nepos, enkel, sunssun oder kindskind.'
Fris.; Mal. ,Were zu der Zeit ein Sohnssohn vor-
handen, so soll ihme an statt seines Vatters die Be-
sitzung zugeschetzt werden; fahls aber der Sohns-
söhnen mehr als einer in Leben ...' 1611, Bs Kq.
S. auch GröSS-S. — Vgl. Gr. WB. X 1, 1424.
Schwiger-: Schwiegersohn, wohl allg., doch im
Ganzen weniger volkstümlich als das Syn. Tochter-
Mann (Bd IV 280). — Schwester-, Schwöster-: wie
nhd. B; Ndw und weiterhin. — Skellu" Schl..-
Silli: Knabe, der Freude hat am Herumvagieren W
(Tscheinen).
Stief(f)- AaFiü. und (mehr oder weniger spo-
radisch) auch weiterhin; Bs; S, StüfffJ- AaB., Br.,
Dött., Klingn.; Gl; G; Scb; Th, Stifff)- AaF.; Ndw;
U, Stäuf(f)- sAa; B; GrD.: Stiefsohn. ,Privingnus,
stiefsun.' Voc. opt. ,Privignus oder stipfsun.' 1538,
Bs Brief. ,l)er stieffsun, meiner frauwen oder meins
manns sun, privignus.' Fris.; Mal.
Aiiilnl. stiuf-, itiefeun. Weitre ä. Formen: .Stiel'-.' Vad.,
,stüf-.' 1389, BTellb., ,stüff-.' 1480, Z RB. (neben ,stieff-
muoter'); 1484, ebd., ,stiff-.' 1459, ebd., ,stouf-' [d. i. ,stouf-'].
1389, BTellb. (wiederholt); 1504, ZGIücksh. (,stuof-', d.i.
wohl ,stouf-' = .stöuf-'), ,stiipf-.' 1580, Gfd (üw).
Stud-, ,stut-': strafbarer Schimpf. XV./XVL, L
Gerichtsprotokolle (,studs.'). ,Item sprach die selb
Katherine zuo Hering: du stut sun!' Blasph. acc.
Vgl. dazu: ,Aber sprach N.s wip zuo Henslis Migels
wib zem sechsten male: du bist ein geners gehigende
stud böse huore.' Blasph. acc.
Nach ZfhM. III 24 zu Stud, also eig. .eiu in den Stauden
Geborner, eiu \"a^alni n4t'nknal>t'." Noch näher läge Statt-S.
zu Stuet, Hure; vgl. das syn. auihd. mer(i)hensun, ferner
II ii, nii-S. Aber die Schreibung scheint dieser Auffassung
entgegen zu stehn.
Tochter-: Enkel (von einer Tochter). Vgl.
Suns-S. Dass man nach ihrem Tod dem ,tochtersun'
die 100 fl. mit 5 fl. jährlich verzinse. 1496, Z BM.
,Frouw A. hat zum erben genempt N., ir tochtersun.'
1541, ß EM. — Auch bei Lexer II 1458. Nachtr. 375;
Gr. WB. XI 537.
Tag-waners Tauners-: Sohn eines Tauners (s.
Tag-waner). En arme" T. SPletscher 1903 (SchScIiI.).
- Zünfters-Sön: Sohn eines Zunftmitgliedes ZStdt
(offic. Zunftspr.).
Ge-sün (-Ü-) — n.: coli., die Enkel einer Familie,
posteri Aa (Rochh.).
süne- (-Ü-) ÄALeer. (Rochh., lt H. .bisweilen'),
söne" AALeer. (Rochh., H.), Suhr., 3. Sg. Pries, sunt
ÄALeer. (Rochh.), sönet ÄASuhr.: vom Samenkorn,
mehrere Halme treiben. Bas Chorn sunt AALeer.
(Rochh.). Auch refl.: D1 Frucht sönet-si''> AASuhr.
— Vgl. Sun S ,i.
Süneri" f.: Sohnsfrau ZKn. Syn. Sünis-Wib. —
Auch bei Gr. WB. X 1, 14-23 (sudwestdeutsch).
Süni- f.: = dem Vor. Gl (Leuzinger). — Vgl. Gr.
WB. X 1, 1424; Schni. 2 II '295.
sünlich. ,S-e lieb', Übers, von ,fllialis Caritas.'
Ansh. — Auihd. mn(i)lfch; vgl. auch Gr. WB. X 1, 14-25.
Sann (bzw. -o-) Ap; BsL. (neben n); GGrabs, T.;
o und hiTh (zT. neben -.), Mü. (neben -e), Tobel, Unter-
see (nach einer Angabe mehr bei altern Leuten); Z
Brütten, Bül. (KdMeyer 1844), Mönch., O., Russ., Stdt,
Zoll, und lt Spillm., Dan. (, stets oder meist ohne En-
dung'), Sunfnja, -« Aa (allg.); ApK., auch lt T.
(neben So-ini); Bs; B (in Gr. Sunna, obl. Sunne(n));
Gl; Gr; L; P (lt Schott -o) AI. (-a) ; GGrabs, SaL.,
T. (nach einer Angabe), We.; Sch; ScuwE.; S; TB. (-u);
u und IiTh; Uw; W (Sunna, obl. -u); Zg; Z (selten
und jünger), Wangen, Wl. — f. (in der ä. Spr. auch
m.), PI. -e", in BG. (in Bed. 3) Sunni, Dim. (bes. in
der Kdspr.) Sun(v)eli, in Sch (auch lt St.) -ili, Sünnli
ZStdt (häufiger -eli), Sunneli B (neben -«-), -elli BGr.,
-ili Ndw (Matthys). Sunni GRSchs; Ndw (Matthys):
Sonne. 1. der Himmelskörper. ,Sonn, sol.' Fris.; Mal.
a) Gestalt. ,Diu sünna einemo skilte gelih ist.'
Notker. Vgl. auch Bad (Bd VI 486); Schib. — b) Be-
wegung. ,Reht als der sunne umbegat und niemer
stille gestat, sus sol ein küng niht stille stan ...'
Schachzabelb. jy S. chunnt, wenn sie aufgeht oder
durch die Wolken bricht. ,Die nahende sonn.' Kessl.
D' S. gät, stät üf; s. auch er-rinnen (Bd VI 1009).
,Sid dass die sonn auffgestanden ist, a primo sole; die
autl'gend sonn, sol veniens.' Fris.; Mal. Wenn d' S-e"
i" d' Luft chunnd, ,wenn die Sonne am Horizont auf-
steigt' UwE. D' S. ist (lueget) scho" über all Berg üs.
,[Das Schätzen der Pfänder] sol geschehen, ee die sun
oder sunenschin über die gret us sye.' Mitte XVI.,
GrS. Landsatzg. Nach einem Beschlüsse von 1594
durfte man nicht in die Alp fahren, bevor ,die sunen
uf die grät schin.' Ndw Beitr. 1889. ,Eb das die s.
eines boums hoch uff were'; s. ver-un-säberen (Sp. 80).
,Wenn die Sonne am höchsten ist, so ist sie dem Nid-
sichsteigen am nächsten.' Sprww. 1824. D' S. gät
abe", underc", z' (oder für) Gold uä. (s. Bd II 224/5,
auch Bett I Bd IV 1824, hinder Bd II 30); s. auch Über-
gab (Bd II 53); Sack (Sp. 615). Grössmächtige S-en,
wie schön gast abe", oh chönnt-der au'* di"s Guld ab-
schabe"! Rochh. 1857; vgl. die Anm. Bd II 225. .[Wenn
ich die Geliebte nicht mehr sehe] so ist mir, als so
der sunne hinder gegat und der tac sin wunne verlat.
Hadl. ,[Die Rebleute] söllent am werk sin, so sunn
ufgat, und nit darab, e denn sunn undergat.' um 1450,
B PES. .Die nidergend sonn, sol cadens.' Fris.; Mal.
D' S. ist undere", d'unde". ,Daz die sunn schon vast
under ist.' Morgant 1530. ,Als die sunn nider was.'
ebd. ,Die s. gät ze gnaden'; s. Bd II 660. ,Occidente
pheebo, nah sunnun sedelgange.' Notker; vgl. Gr.
Myth. * 584. 616. Jahreslauf. ,Man weiss, dass am
■21. März d' S. im Vfgang ist, dass sie am 23. Sept.
umhi" a"fähd abnen und dass sie am 21. Dez. umhi"
üfrickt.' Bärnd. 1908 (BGr.). Orte, die im Winter
monatelang die Sonne nicht zu sehn bekommen, be-
zeichnet man scherzh. als solche, wa mu" d' S. dri-
z'ehe" Mänenda nid hed. ebd. Hut iseh Agethe"tag,
ico d' S. über d's [Weisstanner] Toubel mag GSaL. Bis
d' S. über all Berga ist [im Frühling], tarf-mu" spinnen.
Bärnd. 1908. Hieher wohl das Knabenspiel d' S. über
de" Berg zieh": Zwei stellen sich auf alle Viere, mit
dem Hintern gegeneinander; ein Dritter legt sich
ihnen der Länge nach auf den Rücken und wird von
dem Einen an den Armen, von dem Andern an den
Beinen gezogen, wobei es darauf ankommt, wer von
den Beiden mehr ziehen kann GRPr., Saas (lt Bühler),
.Einer stellt sich auf alle Viere, der Andere legt sich auf
seinen Rücken; Jeder steckt den Kopf zw. den Beinen
des Andern durch; sie stellen sich dann aufrecht, indem
abwechselnd Einer den Andern kopfüber emporstreckt'
1094
Zg (FStanb; heute abgelehnt). Nach der Jahreszeit
unterschieden als Lanzig- (MLienert), Üs-tag-; Mer-
ze"-, Mai(e")-, Augste"-S. usw.; s. die Zssen. — An
die alte Vorstellung von dem den Lauf der Sonne und
übrigen Gestirne begleitenden Geräusch oder Klang
erinnert die RA.: D's Veh losd der Sannen, gebraucht,
wenn sich das Weidevieh, auf der Seite liegend und
alle Viere von sich streckend, an der nach langen
Kegen- und Nebeltagen wiedergekehrten Sonne wärmt.
BIrnd. 1908 (BGr.). — c) nach der S. bestimmte
Lage, Richtung. Under der S., auf Erden. Es
settigs unerfarnigs ß'schöpf . . . lauf l;eins under der
S-en ume"! SGfeller 1911. ,Es ist kein andrer namm
under der sunnen, in dem wir sälig werden müessend,
dann der namm Jesu Christi.' Zwingli. ,Alle Crea-
turen under der Sonnen.' AKlingler 1088. Deich au'h
under der heHige" S.! Ausdr. der Verwunderung Gr
Pani,Schud., Tschiertschen; vgl. dazu under I iBä I
324 mit Anm). [Wenn du Die nicht nähmest] de""
wirist g'wüss en Hä.ce"-Ggalori; deich, under Gott und
der S., das isch der Reichsten Eini weit und breit!
GrScIi. Von der Lage von Häusern, Grundstücken
usw.; vgl. sunnen-halb (Bd II 1 1 1>9). ,[Ein Haus] den
ganzen Tag der S. z'weg> Bärnd. 1904 (BLütz.); s.
auch Bd VI 695 o. ,Die auf der Sonnseite des Tales
gelegenen Häuser kehren sich der S. zue, allein die
schattenhalb gelegenen cherre" - sich cou der S. ab,
cherren der S. de" Rigg, um talwärts schauen zu
können.' ebd. 1908 (BGr.). Gage" d' S., von Häusern
mit der Front nach Osten [Süden?], ebd. lull, 334.
Neben ,gen der s-en ufgang': ,Ain wis ob dem hus,
genant Praw da bülg, stost uf gen der sunnen [süd-
lich] an den gemainen weg; item 1 mammat wiss vor
dem hus gelegen, stost gen der sunnen ufgang an den
gemaiuen weg.' 1411, Gr Amterb. S. auch sunnechtig.
Dazu noch: ,Warumbe wir uns in dem gebette alles
keren den weg, da der sunne uf gat... Das wir uns
keren gegen des s-en ufgang, das tuon wir...' XIV.,
UwSa. Hdschr. Entfernung der S. : Gege" d' S. schiesse",
vergeblich arbeiten. oO. — tl) die S. als Licht- und
Wärmequelle. Heiter wi di helli S. BG. D'S.
schint. Im Kdld: D' S. fs Siinneli) sehint, 's Vögeli
grlnt (pßft) usw.; s. Bd II 746. V 1079. Ähnlich in
dem Rätsel vom Giessfass; s. brünnelen (Bd V 673 o.).
D' S-e" schint und 's regned, d' Vögeli sitze"d uf der
Stege", 's giH e" lange" Fade" bis uf Zürieh abe" SchwE.
(Lienert). Zungenübung: D' Sonn schint (rasch zu
wiederholen) Ap, Schang, stand üf! d' S. schint scho"!
Z (ähnlich in ApHer.; BStdt; s. auch Schang), d' S.
schint z' Schu'yz (vil z' wiss) am ZU Z, z' Schwyz am
ZU schint d' S. a" 's ZU SohwE. (Lienert). RAA.
Me" muess Heu mache", teil d' S. schint, seinen Vorteil
zur rechten Zeit wahrnehmen SchSL (Sulger); ähn-
lich Z. Im gleichen S.: D' Wasch tröchne" (sV W.
z' tr. wüsse"), teil d' S. schint BLütz. (Bärnd. 1904),
M. (M Waiden 1884). So war, als jetzt d' S. schint!
Beteuerung. GEgli 1879. [Infolge einer Enttäuschung]
isch 's der Muetter g'si", wie wenn d' S. Wümme' tat
schine". JReinhart 1904. ,Die Sonne scheint für alle
Leut.' Inschrift am Wirtshaus zur Sonne in AaÜii-
singen. ,Die Sonnen scheint nicht immerdar, non
semper a:stas, non semper oleum; die Sonne wil wi-
derum ein wenig scheinen, facula bona; spei allucet;
die Sonne wird dir auch widerum scheinen, et tibi
tempora veris erunt.' Mey. 1692. Mit Richtungs-, Orts-
angabe. Von Örtlichkeiten ohne direkte Sonnenbe-
strahlung heisst es: D' S. schind drüber, aber nid
drüf it'"' dran, sie ubcrschlnd das Land bloss. Bärnd.
1908 (BGr.). ,An die berga sciiiet diu sunna ze erist.'
Notker. ,Da habe der Xell sinen Degen halb uss-
gezuckt und zu ime gesagt, er solle lugen, wie die
Sun daran schinne.' 1613, Z. D' S. seü-mi'* Dummen
a"schlne"! Beteuerung Z. So Ann [Einer] ist nid wert,
da"-n-en d' S. a"schint (-schini) Tu. ,Der schein) war
ii it wärt, das in die sun sölt anschinen.' 1555, ß Turmb.
,N. sprach, si wer das bö'ste wip, das die sunn ie über-
schein.' 1395, Z RB. , Einen hauwen, dass die s. durch
in schint', als Drohung; vgl. Gr. WB. X 1, 1603, auch
Man (Bd IV 234). ,Rett N., stüende er raitt im nit in
stallung, er hüwe inn, daz die sun durch inn schin.'
1450, Z RB. ,[N. habe gesagt] es werd nüt guot, sy
houwind dan for ein andren, daz die sun durch sy
schin.' um 1525, Z. ,Das ichs [einen Backenstreich]
litt, kam mir nit in sinn, ich hüw ein, dass dsonn
durch inn schinn.' Eckst. 1526. Verhüllend: ,[Magd
zur Herrin:] Ir wolltens [ein misslungnes Liebes-
abenteuer] gern mit mir verdecken; o nein, frow, ir
tuond mich leken ... da dson nicht schint!' TStimmer
1580. ,Die s. bedecken': ,Wär nun nit toub oder
blind oder nit begert die sonn zuo bedecken, der
würdt und muoss bekennen [dass die Angeschuldigten
schuldlos sind].' 1589, Absch. Mit Hervorhebung der
Wirkung. D'S. schint warm, heiss (gellig ScuwE.);
si hat Chraft, giH warm (heiss), brännt (s. Bd V 621 u.),
sticht. D' S. brännt Ei"'m g'hörig uf dt" Buggel.
Wenn d' S. sticht, gibt 's Rege". Di hi'ssi S. brautet
zuhe" BG. ,Die stächend sonn oder die heiss sonn,
sol acutus.' Fris.; Mal. S. auch bräglen 3 c e (Bd V
514) ; bruetig (ebd. 1010). D'S. verbrannt Öppis (Eine") ;
s. Bd V 631. 645. VI 1010 u. ,Gar zu viel Sonnen
machet schwarz, luxuriant auimi rebus plernnque
seeundis; je näher einer bei der Sonnen ist, je bälder
schwärzet er, periculosa potentum vicinia.' Mey. 1692.
Sunntigarbeit frisst d' Werchtigarbeit wie d' S. de"
Wintersehne. MWalden 1884. D' S. schlicket de" Sehne
e"iveg Th. S. auch Fön (Bd I 844 o.), dazu AFeierab.
1873, 61; FGStebler, AW. 80. Schon in der voran-
gehenden Gruppe kann S. auch i. S.v. Sonnenlicht,
-wärme aufgefasst werden; noch deutlicher tritt diese
Bed. im Folg. hervor. ,Die S. vor dem Brot in dem
Haus haben'; s. Bd V 941. S. ha", von direkter
Sonnenbestrahlung. Diese Wohnung hat de" ganz Tag
S., hat niid vil S. Von'n Drünen a" [von 3 Uhr an]
häm-mer Lei" S. me. Das Gras ist noch nicht dürr:
's hat z' wenig S. g'ha" Th. S. noch sunnechtig. Ei"em
d' S. vergunne" GrAv.; Th; Z; s. Bd II 3.33 u. .[Eine
Frau schimpft über N, der gegenüber ihrer Wohnung
einen Neubau aufführt] er stäle iro das Iren und die
Sonnen und Heitere ... [N.] seig ein Sunendieb.' 1608,
ZStdt. S. im Gegs. zu Schatten. Bildl. : Mi" sö't de""
mumme" luege", was us dem [in armseligen Verhält-
nissen lebenden] Setteli wurd, wen"-es einist och chli"
S-en uberchäm u"d nid gäng im feisteriste" Schatten
inn müesst stö". SGfeller 1911. ,Das A. in guoter
liehe und früntschaft zuo dem [im Schatten arbeiten-
den] B. rette, er hette es gar guot im schatten; da
antwurte im der selb B. stolzeklich: ir Walhen sind
der s-en noch des Schattens nit wirdig.' 1475, Z RB.
,Ir [das sündige, götzendienerische Menschengeschlecht]
gend die s-en umb den schatten, das liecht der ewigen
Mio
bau, sen, sin,
frönd.' BGlett. Dira. Wie tuet Amm [Einem] da'
Sünneli wider guet! sagt zB. ein Kranker, der sich
nach langer Zeit wieder einmal sonnen kann Th.
Wenn nor wider e"weng e" Sünneli (i" d' Stube") ine"
chunnt! ebd. Es Ächti-, Nüni-Sünncli, kurzer Sonnen-
schein um 8 oder 9 Uhr, ein Anzeichen schlechten
Wetters B. In präp. Wendungen von Ort oder Zeit],
wo die Sonne scheint. Ab der S. gö", ,von der Sonne
weggehen' Ap (TTobler). ,Ab der Sonnen gehen, a sole
abesse.' Denzl. 1677. 1716. Der Gefangene hat Zeit
zum Nachsinnen, weders das' schivarder sigi: ab •'em
Schatten a" d' S-en z' chon old ab der S-en a" Schatten.
Bärnd. 1908 (BGr.). Einen ,ab der S. nehmen', ein-
sperren; Syn. arin Schatte" tue". .Können dann solche
Bursche ... verfahren nach Belieben, nimmt man sie
nicht beim Kopf und ab der Sonne V Gottb. A" der S.
Vergä", stä", g'seh" nie Anke" (Butter) a" der S.; s. Bd
I 341. IV 1915/6. [Die Frau] isch glimpfig worde" wie
der Sehne a" der S. JBeinh. 1903. .Erweicht [iron.] wie
der Leim an der Sonnen.' JMüll. 1665; s. Bd VI 905.
Öppis a" der S. tröchne". Er nemmt nie 's Handtuech,
er löt sini ßne" Hendli a" der S. tröchne", von einem
Faulenzer ThMü. A" der S. d' Zänd tröchne", Maulaffen
feil halten AaKöII. D' Fasnachtchüechli a" der S. esse"
chönne"; s. Bd III 140. Mer sind e"chli" a" der S. g'si".
A" der S. lig(g)e" uä. Er lit ume" wie-n-en Engerech
a" der S. AASuhr. S. auch Liecht-Mess (Bd IV 449).
,An der sonnen sein, sich a. d. s. enthalten, a. d. s.
ligen oder ston, apricari; a. d. s. spatzieren oder umb-
hin gon, spatiari in aprico.' Fris.; Mal.; s. auch
Sunnen-Brueter (Bd V 1009). Uneig., klar am Tage
liegen: ,Und ligt aber an der sonnen, dass ir nun
darum uf concilia tröstend, dass ir sy nit halten wel-
lend.' Zwingli. So auch: ,am tag liggen als (wie) der
pur an der sunnen'; vgl. Gr. WB. X 1, 1620. ,Es ligge
a. t. als ein p. a. d. s., das er die warheit geredt.'
1489, Z EM. ,Es lyt a. t. wie der p. a. d. s., wie gross
acht sy [die Stadtheiligen] uff die stet band.' EvEüte
1532. ,Es ligt a. T. wie der Baur a. d. Sonnen, in
aprico est, omnibus patet.' Mey. 1692. S. noch heiter
(Bd II 1769 u.). A" d' S. gä", lig(g)e" uä. Gönd
c"chli" a" d' S. use"! ,\n die Sonnen gehen, ad apri-
cationem egredi.' Denzl. 1716. A" d' S. (in der ä. Spr.
auch ,ze sunnen') cho", uneig. 1) offenbar werden.
,Nie wart so klein gespunnen, ez kam etswenn ze
sunnen.' Boner. , Jetzt kumpt din laster alls an d'sun-
nen.' NMan. ,Kein Faden ist so rein gesponnen, der
nicht zur Zeit kommt an die Sonnen.' Hosp.; ähnlich
bei Denzl. 1677. 1716. — 2) zur Geltung, vorwärts
kommen. Jede, wa e"chli" het wolle" a" d' S. cho",
kleidete sich nach der neuen Mode BG. (Bärnd. 1911).
Etw. a" d' S. tue", leg(g)e", stelle" usw. D' Better a"
d' S. tue". Wäsche uilgl. a" d' S. hänke"; der Volks-
witz erklärt dies als unmöglich, die Wäsche werde
ans Seil gehängt Bs (Hinderm. 1861, 3); B. Uneig.:
,[Ich habe mir vorgenommen] die Verdamlichkeit [des
Selbstmordes] zum Schrecken des Gottlosen ... an die
helle Sonne zu legen.' AKlingler 1691. Etw. ,an die
s. bringen', uneig. 1) bekannt machen ; s. Bd V 242 o.
— 2) zur Welt bringen: ,Das kindle, so die Bärbel
an die sunnen gebracht.' 1535, Z EB. ,[Am jüngsten
Tag] spricht das volk der finsternuss: O herr, hilff
uns an d sunnen!' BGlett. I" (seltener als a") der
S. ligge" Aa (H.). Chomm, mer wend i" d' S. lige" ! 1"
d' S. lige" mag-ieh nid, aus einem Kinderreim ScuSchl.
.Einem in die S. treten-, uneig.: ,Da zu besorgen war,
dass er [der Ablasskrämer Samson] auch nach Zürich
komme, hörte er [Zwingli] nicht auf, ihm in die Sonne
zu treten und auf und neben der Kanzel die Schänd-
lichkeit dieses Handels zu zeigen.' SHess1811. Ei"'m
vor der S. stä" B; Th; ZW1. Da slg g'wüss nid Eine,
wo-n-im u-e't vor der S. stä" und-im d' Sach wft ver-
herge". Loosli 1910. ,Vor der Sonnen stehen, officere,
obstare alieuius commodis; er stund ihm vor der
Sonnen, officiebat apricanti.' Denzl. 1677. 1716; Hosp.
Entspr.: Ei"'m vor d' S. (ane") stä" Ap; Bs; B; Sch;
G; S; Th; Z; vgl. Liecht I (Bd III 1050). Wenn-er-
mer ehönnt vor d' S. (ane") stä", so tät-er 's. Ich will
Niemerem vor d' S. stä". ,So beschicht nach vil, daz
brüedem etwan häftigan einanderen setzend und einer
dem andern für die sonnen stadt.' LLav. 1582. ,Wo
etwan einen das glück trifft, so findt man leut, die
ims verbunnen, stüendend eim solchen gern für d sun-
nen.' ChrMurer 1596. Vgl. dazu: ,[Turnus zu den
röm. Jünglingen, die den Bürgereid geschworen, von
keinem Fürsten mehr Gaben anzunehmen:] Der [ver-
triebene] küng ist, ders [schöne Kleider, Pferde usw.]
mit willen gyt; für disse sonn stodt üch der eid.'
HBull. 1533. B i Sonnu", al sole PAL (Giord.). ,Daz
man eim vogt sol reisen bi der sunnen uss und der
sunnen in und nit fürer.' 1414, LW. Offn.; vgl. zur
Sache Bd VI 1305. ,[Wenn] unser herrschaft von
Österrich offen landtkrieg hette, so söltind die hofflüt
also dienen und nit ferrer, denn das sy eins tags früe
bi sunnen uszugind und desselben tags aber bi sonnen
wider heimzugind und ziechen möchtind.' XV., ZWald
Hofrecht. S. auch Feld-Boss (Bd VI 1428). Vgl. dazu:
,[Der Gerichtsweibel] mag fürpietten am samhstag, am
sonntag und das sol by der sonnen schin beschehen.'
1471, GTa. Offn. — e) S. und Mond. In einer Be-
teuerung; s. Bd IV 234. ,Über N. ist nach gnaden und
also gericht, das er ingemuret ... werden solle, daz er
sunn noch mon niemer mer gesehen möge.' 1489, Z EM.;
im Bericht eines Hönggers: , [NN. werden verurteilt] das
man sy sott inmnren, das sy weder sun noch mon pschin.'
,Wie mancher muoss von des waaren gloubens wägen in
einer schwären gfänknuss ligen, da er weder sonn noch
mon sieht?- LLav. 1584. ,Es ist gegen einanderen wie
Sonn und Mond, quanto asinis prrestantiores muli.'
Mey. 1692. ,[Gott] dem auffwarten Sonn und Mon.'
1712, Lied. S. noch Inher-brechen (Bd V 336). Er-
weitert S., M. und Sterne", in einem Anzählreim; s.
Ruess II (Bd VI 1454). ,0 sunn, o mon, o sternen
rein!' Com. Beati. ,Am Himmel leuchten uns Sonn
und Moon und die übrigen Sternen.' Hofmstr 1645.
,Lobt den Herren nah und ferne, Engel, Sonne, Mond
und Sterne.' 1712, Lied. — f) besondre Erschei-
nungen. D' S. zieht (sucht) Wasser (üf BGr.), gilt
als Anzeichen von Begcn Aa; Ap; B; G; Th; Z; wohl
allg. ,Die Sonn ziehet Wasser autf, lux solis rigat
ccelum.' Denzl. 1677. 1716; Hosp. D' S. trüret, sagt
man, wenn die Sonne nur trübe durch die Wolken-
schleier scheint ZO. (ESchoch). S. noch unter g.
,Anno 1380 an dem ersten tag brachot kam ein grosser
erdbidem und am suntag darnach um mittag sach man
ein ring um die sunnen gan und 2 krüz darbi, des man
gar vast erschrak. Dem nach gieng gar vil kumbers
der weit ze hand mit krieg und türi.' HBrennw. Chr.
,1524 am 2. tag meyen stuondend ob Zürich dry sunen
nebend einandern und under denen ein rägenbogen ...
1097
und die s. an der rechten siten liatt ein stückt von
eim regenbogen an der einen siten ... 1528 am 6. tag
meyen stuond ob der statt Zürich 2 ring in ein-
ander!] mit schönen färben wie ragenbogen und ein
groser wiser ring, der gieng über die ganz statt und
unden durch bed ring, und in der mite diser ring stuond
die sun und zuo beden siten, da sich die dry ring in
einander schliesend [!], stuondend zwen sunenschin,
rund wie die recht sun' (gleichzeitige Chronik); vgl.
dazu Sicher 1531, 84/5. ,Uff hüt sind am blosen
heittern himmel zwo sunnen gesächen worden umb die
7. stund vor mittag.' 1527, B RM. ,NN. sampt andern
namhaften burgern in der statt Chur haben anno 1572
bei einer halben stund lang drei sonnen am himmel
gesehen.' Ard. 1598. S. noch Bing 1 d (Bd VI 1079/80)
und vgl. Ort-S., sowie Huf.) (Bd II 1023). Sonnen-
finsterniss. ,Finsternuss der sunnen: Desselben jars
[1485] aim mitwuch nach mitvasten um vesperzit
was die sun also gar bedeckt, dass es ganz finster
ward, und was doch kain gwülch aim himel.' Sicher
1531; bei Vad. : ,(die) sonn erlöschen (erloschen).'
,Finsternuss oder erlöschung der sonnen, defectus solis.'
Fris.; Mal. ,Die Sonn war schier gär verfinstret, man
hat Stärnen am Himel in der Wyl der Finsternuss
eigelich gsechen.' 1605, Ard. ,Die Finstemiss der
Sonne begibt sich nicht des Nachts, sondern am Tag.'
Sprww. 1824. — g) Bedeutung der S. für die Vege-
tation, Witterung usw. Die S. ,baut die Erde';
s. Bd IV 1955. ,Es ist eine alte Baurenregel: Sonne-
Jahr. Wonnejahr.' EKönig 1706. D' S. schult ke(in)
Hunger i" 's Land L (Ineichen); ZWangen, d' S. hed
noch kern [keinem] Bür ab ''em Hof g'schine" L (In-
eichen), schint kein Pur zum Hof üs SciiSt. (Sulger).
Wetterregeln uä.; vgl.: ,Auss den natürlichen Zeichen,
welche Gott durch den Lauff der Sonnen würket,
können freilich künftige Ding, nemlich die Witterung,
Fruchtbarheit und Unfruchtbarheit der Erden etc. et-
licher Gestalten vorgesehen und ohne Sund vorgesagt
werden.' Anhorn 1674, 162. Witin d'S. a" Liechtmess in
d' Cherze" schint, so schneit 's hin Bahne" GSaL. Wenn
a" der Liechtmess d' S. schint, so chunnt de'' Bär nüd
use", d' S. schint-em i" d' Auge", dann wird 's nach ehalt
ZMönch. ,[Der hohe Schnee] lag bis uff liechtmess. Do
beschein die son den priester ob dem altar, da sagt man,
der bär wurde widerumb in das loch schlülfen sechs
wuchen lang.' 1568, Tgb. WSchodolers d. J. S. auch
Ber (Bd IV 1449); siben (Sp. 53 o.) und vgl. Liecht-
Mess (Bd IV 449). Wenn d' S. schint am Jakobstag,
so ist um Wiehnecht e" grössi Chlag ZWangen. Schint
d' S. am Äbe"d in di nasse" Tolle", su regnet 's z' morn-
derist all Gassi volle". Bärnd. 1911 (BG.). S.auchBärnd.
1908, 154/5, ferner f und Begen (Bd VI 724). Chunnt
d' S. röti uhe", su ist amenen Ort e" Schlacht. Barnd.
1911 (BG.). — h) Glaube und Brauch. Zur Be-
förderung des Niessreizes soll man geg'" der S. luege"
ApHer. ; ZRuss. ,Vor der Taufe dürfen des Kindes
Windeln nie in der Sonne getrocknet werden, sonst
möchte es behext werden ... Man muss das Kind tief
überdeckt zur Kirche tragen, Sonne und Luft fressen
es sonst.' Kochr. 1857. ,Bei uns wird der Schein der
Sonne mit Vorsicht abgewehrt und die Mittagssonne
gemieden ... Allbekannt ist der Glaube, ein Kind werde
sommersprossig, das man in seinem ersten Vierteljahre
viel in die Sonne trägt, und man müsse räudig werden,
wenn man in der Morgensonne bei der Feldarbeit
schwitzt. Am gefährlichsten erschien dieser Einfluss
der Sonne am Tage der Sommer-Sonnenwende [s. dazu
Johannes Bd 111 30].' ebd. 1867. In AaZoL wird die
Wintersonnenwende von Zechern festlich begangen;
,man muss ihr helfen sich drehen', sagt man daselbst,
ebd. In Burglauenen bei BGr. feiert die Schuljugend
das Verschwinden der Sonne am 26. Okt. und ruft ihr
nach: B'hiet-dich Gott, liebs Sunnelli! Am 15. Febr.
bewillkommt sie wieder den ersten Sonnenstrahl, wenn
d' S. umhi" über mag; s. Bärnd. 1908, 127. ,In GlGI.
warteten am St Fridolinstag noch bis vor Kurzem alte
Leute das erste Hervorbrechen der Abendsonne hinter
demGlärnisch vordem Hause sitzend ab; bei ihrem Er-
scheinen standen sie auf und entblössten ihr zum Gruss
das Haupt.' AfV. S. auch Üf-fart (Bd I 1030 o.). Die
Stunde vor Sonnenaufgang gilt als die günstigste für
das Besegnen; vgl. HZahler 1898, 98 und s. ebd. 91.
S. noch Bd V 948. — i) die S. persönlich gedacht.
In einem Aa Anzählspruch (Hunz. 267) wird sie so
dargestellt: 's hocket e" Ma"n hinder der Schür, het
es guldigs Chäppeli uff, hunderttüsig Federe" druff.
In zwei andern Aa Kinderversen (Besegnungen) er-
scheint sie als wisse Frau hinterm Baum, als Fräueli
öne Midi. Rochh. 1857, 343; vgl. Frau (Bd I 1242).
Die S. sieht: ,Dise Brief solle die Sonn nit sehen,
weswegen auch der Buchstaben geenderet [die Schrift
verstellt wurde].' 1642, ScHSt. (Postscriptum zu einem
Geheimschreiben). Weitres unter d und f. Die S. wird
angeredet, bes. im Kinderlied: Sünneli, Sünneli, zeig-
di'h! Wülchli, Wülchli, flieh! G 'sehst, sust cha"" 's
Vtönli nüd blüe" ZBendl. Sünnili, Sünnili, chumm
auch icider ! Schatte", Schatte", leg-di''' nider! ScuTha.
Sünnili, chomm dbe", gib-der Wi" und Brät! Begeli,
gang ufe", oder %'" schläh"-dieh töd ScHBib. (EStoll 1907).
Liebs Sünneli, chumm, mergönd a" 's Brünneli, d' Händli
z' chüele", 's Midi z' spüele" ZKn. (JSchnebeli). S. auch
unter b und h. ,Das mort [der Selbstmord der Lu-
cretia] dich, sonn, entfärben sott!' HBdll. 1533. Die
S. heisst heilig, grössmächtig (s. unter b), lieb; vgl.
auch Herrgotten-S. L)'s lieb Sunni, das zite"wis us d'm
Weihe" Himmel abherggügglet. MKuoni 1886 (GrScIis).
Liebe'' Gott, tue 's Törli üf und loss de" Bege" dinne"
und los" 's lieb, lieb Sünneli schine". Kdlied GStdt. Im
Biti-Rössli-L\eA: Di dritt [der Marien] tuet der Gatter
('s Tor) üf (oder: gät i" 's Glogge"hüs, zum Summer-
hüs) und lät die liehi (heilig, guldigj Sunnen üs (i"e"J,
mit zahlreichen weitem Varr. ; s. auch Bd V 656 u.
und vgl. bes. GZür. 1906. — k) bildl. a) in der reli-
giösen Spr. von Gott. ,Got der ewige sunne ordinote
allez daz da gescah ...' E. XII., Wack. 1876. ,Dane
mag enhein naht sin, da der wäre sunne gesehin
wirr, alsolich so er ist in terra viventium.' ebd. —
ß) zu .Sonnen und Stinker' bei HPest. s. Gr. WB.
X 1, 1624 u. — 2. Dim., der von einem Spiegel, einer
polierten Fläche auf eine Wand usw. geworfene Reflex
des Sonnenlichtes ScHSt; ThMü.; ZBül. E" Sünneli
mache" (ScHSt.), Sünneli mache", fange" (ZBül.), ein
Spiel der Kinder; Syn. sünneleu. ,Wie ich dastand
mit der Hellebarde beim Fuss in der hellen Sonne,
da fiel mir ein, das Männlein, das mit der Feder hin-
term Ohr gegenüber am Schatten sass, zu necken und
mit ihm „Sünneli" zu spiegeln ... und nun spiegelte
ich [mit der Hellebarde] dem Schreiber von Zeit zu
Zeit in die Augen, dass er meinte, er müsse der Sonne
entfliehen.' AUZimmerm. 1900. Auch der Brennpunkt
'II. Sllll
1100
eines Brennglases ScHSt. (Sulger); ThMü. — 3. figür-
liche Darstellung der Sonne. Die Decke in der Kirche
trug bis 1822 kläglich aufgeschmierte Sunni, Mön und
Sterne". Bärnd. 1911 (BG.). Häufig als Wirtshausschild
(vgl. die Anm.), mit einem Gesicht in der Mitte und
Zacken als Strahlen. ,N. urnb die s-en zuo dem orley
ze vergulden ...' 1443, B Stadtrechn. ,59 pfd 15 ß umb
die sonnen und mön zuo den 4 zyten uf sant Peters
turn, wagent 135 pfd kupfer, cost jedes pfd 9 ß.' 1538,
Z Seckelamtsrechn. — 4. a) = Sunnen-Chrön (Bd III
830). Ansh. »IV 522; vgl. ebd. II 306. — b) der Neun-
zehner im Tarokspiel WVt. ; vgl. dazu ,Mond' als Name
des Siebenzehners. — c) Teil der weiblichen Tracht,
, Haube, hinten mit einem Kranz von Silberdraht' Gl
(Rochh.; heute abgelehnt).
Abel, eurma f., mhd. «turne f., auch m. ; vgl. Gr. WB.
XI, 1590 ff.; Martin-Lienh. II 363. Das Masc. tritt in
unsern Quellen des XII./XIV. mehrfach auf, so Wack. 1876
(neben f.), WvRheinau, Hadl., Schachzabelb., Boner (neben f.),
XIV., UwSa. Im Gegs. zu Sun, Sohn, beschränkt sich die
Form mit -o- in der lebenden Spr. durchaus auf das Gebiet
der lautgesetzlichen Senkung von u > o; dagegen tritt sie in
der ä. Lit. auch ausserhalb dieses Gebietes als Lehnform aus
der Schriftspr. schon seit der l.H. XVI. auf. — X. in Namen
1) das einf. W. Als Flurn. PRi. (Sunnu, nach Schott 1842
wohl für An-der-SJ; WStaldeuried (,Sunneu'), nach dem topogr.
Atlas auch (doch viel], nur nach einem Wirtshaus ; s. nach-
her) iu ApI. ; Z. Oft als Hausuame, bes. Wirtshausname
(dabei gilt überall die zweisilbige Form; vgl. die Anm. zu
Bin Bd II 16640.). wohl allg. und schon urk. iu AaB.
(1376; ,hus ze der snnnen.' XV.), Eh. (s. Bd V 1116 o.);
BsStdt (Familienu. ,Zer (Ze der) Snnnen.' 2. H. XIII./XV.,
zB. ,Hug(o) (dictus) zer S.'; vgl. ebd. , (Hugo) de Sole' oder
,ad Solem.' XIII./XIV.); ZStdt (,Her burgermeister Waldman
hat, zuo koffen geben Klewy Hasen daz hus zur Sunnen.'
1488). — 2) als 1. Teil von Zssen, bes. in Flurnn. (aus
der Schreibung kann meist kein sicherer Schluss auf Ein-
oder Zweisilbigkeit in der ma. Ausspr. gezogen werden):
,Sonn-Au' Z (bei Leu, Lex. für ZHorg.). ,-Acher (-Acker)'
B (mehrfach). ,-Egg' B (mehrfach); L (auch , Sonnen-'); Z
Stdt (Wirtshaus ,zum Sonneneck'). ,Sonneu-AIp' Gl. ,Sonn-
Feld' L (auch ,-Feldli'), ,Sonnen-' ApHer.; G (mehrfach); S.
, Sonnen-Fels' L. ,-Fluh' Ap. , -Garten' Z (mehrfach I. ,-Gut'
Aa, ,-GUtli' Aa; ApUrn. ,-Grund' Z. ,-Grat' U. ,-Hof ApHer.;
Bs; G (mehrfach); Th (häufig); Z (mehrfach), als Hausname.
1820, ZStdt. ,-Hügel' Aa; Ap; G. ,Sonn-Halde(n)' (auch
,-Halten'), meist mehrfach Aa; Ap (auch bei Leu); Bs; B; L (in
V. ,-Halti' nach Leu); G (auch hei Leu);S; Th, ,Sonnen-'AaSchenk.
(Leu); ApHer.; Bs; F; L; G; Schw; S; Th; Z, dazu der
FX. .Suiihalter.' 1605, LZell, ,Nesa Sunhalderi.' XV., LWill.
,-HUsli' L. ,Sonnen-Kamm' G. ,-Kranz' Schw. ,Sonn-Mätt(e)li'
B, , Sonnen-Matt' S. , Sonnen-Bach' GIFilzbach. ,-Bad' ZStern.
,Sonn-Biihl' B; U, , Sonnen-' Aa; Ap; G; Th; Z (auch Haus-
uame), FN. ,-Bühel.' XVI., BsStdt (Leu). ,Sonn-Berg' B;
Gl; Schw (schon 1464), ,Sonnen-' (s. auch Bd IV 1561/2).
allg. (auch F; PMac), urk. 1196, ZHombr.; 1457, ZHerrlib.;
XVII., Uw (neben .Schattenberg'); 179S, ApHer., ferner bei
Leu als FN. XIV./XVIIL, LStdt; XV., BStdt; ,Sonuen-
Bnrg' G; Seh. , -Brunnen' ZOtt. ,-Reich' ThRosental; ZHirzel.
,Sonn-Rain, -Rein' B, , Sonnen-' Aa; Bs; B; L (auch bei
Leu); Schw; Z. ,Sonnen-Rüti' GrA. (neben ,Litzi-R.'; vgl.
Bd III 1567 o.). ,Sunn-Slten' (s. d.). .Sonnen-Schlag' G.
,-Stafel' Gl. ,-Stein' B. ,-Stand' B. ,-Tal' Aa; ApUin.; G;
Th; Z. ,Sonn-Weid' Aa; Bs, , Sonnen-' Bs; Z. ,Sonu-Wi]' F
(uach andrer Angabe , Sonnen-', so auch bei Leu, Lex.);
Uw. ,Sunuen-Wald' B; Schw. ,-Wand' AaZof. ,-"Wies'G;Z.
,-Zirkul', Hausname. 1820, ZStdt. ,-Zeit' AaWohl.; Z. Fa-
milienu. ,Suuuen-Fnr.' 1530/3, Z Ehegericht (,in Gebhart
Sunuenfürs huss'), ,-fro.' XV., BStdt; HOS, SStdt, ,-Glanz.'
14B2/4, ZRB., ,-Mann.' 1531, Strickler (, Haus Sunneman, ca-
plan zuo Frowenfeld'), , -Schin.' 1452, B StReehu., ,-Tag' (s.d.).
Abe"d-, Abi"g-: wie nhd. allg. — Ort-: Seiten-,
Nebensonne; vgl. Sp. 1U96/7. ,Anno 1527 am 17. tag
des hornungs sind gesehen worden dri sonnen in zwen
regenbogen beschlossen ain dem himmel vor dem gbürg
bi Koufbüren, und die zwo ortsonnen sind gegen der
mitlen sonnen rot und gegen den regenbogen gelb
gesin, in der mit durchzogen mit ainer weissen strass ..."
Sicher 1531, 79; ähnlich bei Kessl. '2 243. — Herr-
gotte"-; s. Bd H 522. Syn. H.-Lieehtli (Bd III 1053);
vgl. Ü"serherrgeds Sunne". Lienert 1906. Die lieb H.
chunnt scho" Z (Dan.). 0 du liebi H., chumm erwärm-
i"s um und um, chumm encärm-i"s Hand und Füess,
das'-mer nümmer früre" müend ZBauma. — Heuer-:
heisse Sommersonne. Vergehen wie-n-en Anke"balle"
a" der H. Schild 1873. — Chnabe--: scherzh. für
Mond(schein) GrD., Pr.; Z. Syn. Bueben-S.; Meitli-
Tröst. 's gi't kein schöners Liecht als d' Clin., 's Herz
erwärmt-sich und macht Niemer brün. ChrEssl. 1858.
— Mai(e")-. ,1m gelösten Geld war kein Segen, es
verschwand immer, wie Schnee in der Maisonne (ehe-
dem sagte man Märzsonne).' Gotth.; vgl. EB. 385.
Morgen(d)-: Morgensonne. D' M. ha", von einem
gegen Osten liegenden Hause, Zimmer. , Morgensonn,
sol oriens.' Denzl. 1677. 1716. — Als Orts-, bes. Wirts-
bausname Th; Z.
Merze"-: Märzsonne Ap; B; G; Th; Z. Sie ruft
nach dem Volksglauben die Sommersprossen hervor;
vgl. 31.- Flecken (Bd I 1189), -Bluem (Bd V 84), -Sprig-
gelen, -Dreck, sowie Sp. 1097 u. S. auch Maien-S.
Buebe"-: = Chnaben-S. Aa; B; GrV.; Th; Z. Nä'h
dem z' BetteHäte", wenn bald d' B. b'schint, beginnt
das Kilten GrV. — Auch bei Fischer I 14SS; Martin-
Lienh. II 363.
Brägel-: brennende Sonne. Trochne" tuet 's en-
andere" näch bi der Br. KIscher 1903. — Üs-tag
Ü's- BG.(Bärnd. 1911), Hüstage"- BLütz. (SGfeller);
S (JReinh.): Frühlingssonne. Wi wol tuet di H. den
alte" Lette*! SGfeller 1911.
sunnecht(ig): sonnig. Vom Wetter. ,Sonnäch-
tiger tag, daran die sonn scheint, ein schöner tag,
apricus dies.' Fris.; Mal. Von Örtlichkeiten. ,Sunn-
ächtig, apricus, expositus solibus locus; sonnächtig
ort, das allwäg sonnen hat oder gegen der sonnen
ligt, apricus locus; ein sonnächtig gländ, regio aprica.'
Fris.; Mal. ,Ein sonnecht Land, milt, früchtenreich.'
BEKebm. 1620. , Einen sonnechten Hügel mit Räb-
stöcken besetzen.' Spleiss 1667. , Sonnecht Ort, locus
apricus.' Denzl. 1677. 1716. ,[Die Rebgelände] sind
nicht gleich sonnechtig.' EKönig 1706. ,In warmen
sonnechten Gärten.' ebd. — Vgl. .sonnicht' bei Gr. WB.
X 1, 1707/8; Sauders II 1120.
sunnele" GRNuf., sonst sünnele": 1. refl. (in Z
1t Dan. auch intr.), sich sonnen, zB. nach dem Bade,
von alten Leuten ScuSt. (Sulger); Z. Er hät-si''' vor
<'em Hüs e"chli" g'sünnelet. Auch ,sich an der Sonne
spiegeln' : De' Vogel sün"elet-sich ScHSt. (Sulger). Von
Schätzen: Die unterirdischen Schätze .sönnelen' sich
alle 100 Jahre einmal und blenden dann die Augen
der Menschen so, dass man sie für etwas ganz An-
deres ansieht als für das, was sie wirklich sind (so
erschienen einem Manne Geldstücke als Erbsen). Al-
penp. 1872 (GAltst.); vgl. auch Henne 1874, 401. —
2. intr., = Sünneli machen (s. Sunn 2 Sp. 1098) ScHSt.
(Sulger); Z. — 3. intr., gleichs. nach der Sonne
um
bau, sen, sin, son sull
1102
riechen, von der Einwirkung der Sonne einen (guten)
Geruch haben. D' Wasch sünnelet, d' Better sünnele"d
'/,. Das Heu tued s. GrNul. Anders: Das Gras (Der
)'hl' sünnelet, ,ist von der Sonne zu sehr durchbrennt,
wegen Trockenheit im Boden von der Sonne fast dürr
geworden' Z (Spillm.).
1 Diu), zu rannen oder wie 2 Abi. von Sünneli, 3 eine
Bildung wie bäckehn udgl. Vgl. Gr. W1S. X 1, 1627. 1630
(unter ,sonueu').
sunne- (-«" PAger, AI.) — Ptc. -et (-ut PAger):
1. a) tr., sonnen, der Sonne aussetzen, a) im eig. S.
allg. , Sonnen, an die sonnen tuon oder legen, insolare.'
Fris.; Mal. D' Bett(er) s., gew. ein Mal im Sommer
(vgl. Sunneten); häufig auch abs.: Mer tuend hat s.;
sind-er am S.? Grussfrage; s. auch usen-butzen (Bd
IV 2022). Ich han-es G'spüsli, 's ist grad so rieh wie-
n-ich: 's cha"" d' Wasch vergebe" s. Lienert 1906.
,\Ver am Tag von Maria Verkündigung die Kleider
sonnt, dem bleiben sie vor den Schaben bewahrt.'
DGemp. 1904. ,Heu, Emd, Flachs, Hanf udgl. s.' BHk.
Nach dem Lüche" [s. Bd III 1043] der Gespinst-
pflanzen folgt als nächste Verrichtung das S. ScuSchl.
(APletscher); s. auch üf-nemen (Bd IV 736, für G).
,Die meyer sönd die gerechtigkeit haben, gegen ein
andren vor der schurr, uf dem hof, wellicher da von
erst uf ist, der mag hirss-samen und erhs-samen und
wes er dann nottürftig ist, s., und soll niemand den
andren dannen tryben.' XV., AAWett. üffn. Badewasser
(für Kinder) s. GT. Heilwasser ,s.' (vgl. unter 2 b).
,Alle Wasser, so in Balnea Maria; abgezogen sein, damit
der Brand wol darauss gezogen werde, sollen sie ge-
sonnet werden ...' JRLandenb. 1608; vgl. dazu JJNüsch.
1608, 15 (,Wie man an der Sonnen distillieren sol').
Der Dope" s.: So mängi Stund der Bär z' Liechtmess
der Dope" cha"" s., so mängi Wuche" wird 's noch
Winter (cholt) Bs; vgl. Sp. 1097. S. auch noch Angel-
Sachs (Sp. 238). In scherzh. RAA. De" Pfolbe" s.;
s. Bd V 1100. Ond i« der Au [Gemeinde in GRh.]
onne" tönd-s' d' Wentele" s. Ap VL. 1903. D' Chappe"
s., faulenzen : 's ist recht, ''as' iver blöiss d' Ch. sunnt [!],
nie zuemne" eigne" Hüsli chunnt. Lienert 1906. —
ß) uneig. Etw. Verborgenes ans Tageslicht ziehn und
(auch nur sich selbst) zur Schau stellen: ,Elisi packte
gewöhnlich alle Nachmittage ihren Kram aus, sonnete
ihn und packte ihn dann wieder ein in die schönen
Druckleni: Chrälli, Seidenfaden, Chetteli [usw.].' Gotth.
Taler s., die zsgesparten Geldstücke hervorholen und
(damit prahlend) ausgeben. ,Im Nidleboden sei er
Haupterbe, der Alte halte viel auf der Familie ... Dem
wolle er dann die grauen Taler sonnen.' Gotth. ,Es
[die künftige Schwiegertochter] wolle ihnen die alten
Vergraueten [erg. Taler] sonnen, und da müsse es ein
ander Leben geben.' ebd. — b) refl., sich sonnen Aa;
Ap; Bs; B; Gl; G; Schw; Th; Uw; Z; wohl allg.
,Das sonnen, apricatio; vom sonnen erwarmen, apri-
catione calescere.' Mal. Der Pfarrer isch vor aem
Pfruendhüs g'sessen und het-sech g'sunnet. RvTavel
1910. Z' Oberchulm bim Bösslibrunne" cha""-sieh jeden
Esel s. AaKu. Von Tieren. D' Chatz sunnet-sich Tb.
S. auch Liecht-Mess (Bd IV 449). Von Pflanzen. Am
Wegport hei"-sieh Tübe"chröpfli, Erdberiblüestli u"<>
Hirschiseggeli g'sunnet. SGfeller 1911. Von den weis-
sen Wolken, die hoch am blauen Himmel unbeweglich
im Sonnenschein ruhen, ein Gutwetterzeichen Z. D'
Wulche" tüend-sich s., 's cha"" 's iez [nach dem Regen-
wetter] leider e"chli" tue" ZRuss. Von Schätzen, die
nach dem Volksglauben von Zeit zu Zeit sich an ge-
wissen Orten in die Sonne legen ZZoll.f; vgl.: Ein
alter Mann sah einmal im hellen Sonnenschein am
Waldesrand eine wunderschöne gelbe Blume, die in
der Sonne strahlte; das sei ein Schatz gewesen. Hätte
er Geistesgegenwart gehabt, so hätte er seiner habhaft
werden können, ebd. ,Auf Bärhegen soll ein Schatz
verborgen sein, der manchmal hervorkommt, um sich
zu sonnen; wer das Glück hat, kann das Gold in der
Sonne leuchten sehen' BE. (AfV.). ,Man erzählet von
diesem Schloss [zu GRÜVaz], es liege ein Schaz allda
begraben, der müsse sich jährlich auf einen gewissen
Tag sonnen oder aber an der Sonne präsentieren, und
wollen ihn Einige auf einem Pläzlein neben der
Schlossmauren auf einem Tuch ausgebreitet gesehen
haben.' Sererh. 1742. Von einem Augenwasser: ,Setz
es an die Sonnen, damit es sich wol sonne, und so
oft du es nutzen wilt, so rührs wol.' Arzneib. XVII./
XVIII. Uneig. Sich an Ei"'m s., im Ansehen eines
Verwandten Z (Spillm.). Er het-si'h g'sunnet, von
einem .Angeheiterten.' Sprww. 1869. — 2. unpers.,
scheinen, von der Sonne BBe., Ha.; GRPr.; PAger,
Po.; Schw; S; Ndw; ü. Es mag nid g's. BHa. 's hed
afe" lang g'sunnut PAger. Es hed iz nimmer g'sunnet
z' Nachmittag PPo. Wie 's z' nutzt im Winters, cha""!
Lienert 1906. Wenn 's nur e'so sunnet, se toTet d's
Amd nit gar hündsch SchwMuo. Es mues" nach s-en
guet [bis das Heu dürr ist] BBe. Es sunnet ä'"mel
schön aScHW. Hütt will 's nid recht s. ebd. I" d's
Inner Land [Italien], wo 's wärmer sunnet. Schwzd.
(Schw). Hut sun"et 's im Hag, 's gV't e" fröliche" Tag.
Lienert 1906 (Strömerliedli). Im Inf.: Wenn 's au'h
noeh etsche" zum S. chemti, Sa gät 's glich noch e" Wil
[bis das Heu dürr ist]. MKdoni 1884 (GrvPi-.). Dich-
terisch von Gott, die Sonne scheinen lassen: Ü"ser-
herrged, Ute s., mer hend ligge"ds Heu! Lienert 1906
('s Wetter). — Vgl. Gr. WB. X 1, 1627 ff.: Martin-Lienh.
II 363.
üs-: refl. und unpers., vom Sieg der Sonne über
die Regenwolken, sich ausheitern ApI. Wenn-se [= es]-
sich mag üsg'sotme", cha"" 's wider e" par guet Tag
g'e". — Anders bei Sanders II 1119.
,be-sonnen: an der sonnen tröchnen, insolare;
besonnet, insolatus.' Fris.; Mal. — , Besonnung:
derrung an der sonnen, insolatio.' ebd. - Vgl. Gr. WB.
I 1634; Sanders II 1119.
sunnenhaft: sonnig, sonnenreich, von einem
Zimmer, einer Wohnung GStdtf; THBerg. ,Eine
sonnenhafte Wohnung' in GStdt früher häufig in In-
seraten. — Vgl. Gr. WB. X 1, 1652.
sunnenlachtig. S-s Wetter, sonniges GR.f
Sunnete" f.: 1. das Sonnen, spec. von Betten B
(lt Zyro und Id.); Gl; ScHSt. (Sulger); Z. Händ-er
d" S.? fragen Vorbeigehende. — 2. coli., die an die
Sonne gelegten Betten B (Zyro); SchSL (Sulger); Z
Stdt. 's Vrenelisgärtli [am Glärnisch] g'seht es Nüm-
merli icisser üs, als wem-me" diheimc" di sefbe" Sun-
nete" g'seht, wo de'' Zwingliplatz [in ZStdt] demit Stät
macht! LSteiner 1879.
Bett-, in GT. Better- .- = dem Vor. 1 B (vgl. Bari
1885, 42 ff.) ; GT. Zweris in e" Wasch oder ne" Glei-
teten oder ne" B. cho", von einem Besuche. RvTavel
1910.
San, sen, sin,
1M4
sunnig, in Ap siiHmig: 1. = sunnechtig Aa; Ap; B;
G; Th; Uw; Z; wobl allg. E(s) s-s Pläteli. Wie s-er
d' Alp, wie besser der Chäs BGr. (Bärnd. 1908). —
2. vom Holze, = sunnen-gäng (Bd II 357) BGr., Hk.,
Ha., „0." (St.2), R.; SchwMuo. S. auch die Synn. recht»
(Bd VI 217), ge-rad (ebd. 498), sowie wider-s. ,Eine
sonnige Tanne' BHk. D's Wetter [der Blitz] schiesst
geren i" d's s. Holz, wil das vil mer Magnet hed BGr.
(Bärnd. 1908). Subst. Sunnigi f. BGr. (ebd.).
Vgl. Gr. WB. X 1, 1708/9 (ma. auch in Bed. 2); Martin-
Lienh. II 363. Die Einsender zu 2 sagen mehrfach: ,in der
Richtung des Sonnenlaufs', dh. für den nach Süden gewen-
deten Beobachter ebeu von links nach rechts. In Flurnn.
,Sonnig-Hengst' BG. (nach Bärnd. l'JOs ,/,,- sunnig Hingst,
Name einer Alp, als Gegs. zum schattige" H.), ,-Horn' Uw,
,-Landorf B, , -Neuhaus' B, ,-Berg' U, ,-Rain' B, ,-Riprechten'
B, ,-Stöcke' U, ,-Dürsgraben' B, ,-Wald' BReutigen (ueben
,Schattig-W.'), ,-Wi-chel' U, ,Sonnige(r)-Fang, -Schwendi,
-Wald' B.
&b-sünnig: von der Sonne abgewandt, auf der
Nordseite gelegen ZKn.
w i d e r - sunnig BGr.; SchwMuo., -sünnig (bzw.
■sinnig II) BGr., Hk., Ha., „0.", R., Si.; Ndw (Matthys):
1. = wind-gäng (Bd II 357); Syn. ferner linggs (BHk.,
„0."), widrig, windisch; Gegs. sunnig 2 (s. o.). D's
sunnig Holz graded geng (die Drehung nimmt nach
oben ab), d's w-e ist wie witer ufe"hi" icie verträiter
BGr. (Bärnd. 1908). Oft ist eine Tanne unten w., oben
sunnig SchwMuo. Ob die , Nähte' einer Tanne sunnig
oder w. verlaufeD, sieht man, ohne die Rinde abzu-
heben, wenn man die Hände mit den Spitzen nach
oben flach auf den Stamm legt: verlaufen die Risse
in der Rinde gegen den Daumen der rechten Hand,
so ist sie sunnig, wenn gegen den Daumen der linken
Hand, w. ebd.; ähnlich BGr. (s. Bärnd. 1908, 183, wo
noch andere äussere Kennzeichen angegeben sind).
Das w. Holz wird vorgezogen zur Verarbeitung (auch
zum Hausbau), da es weniger leicht rissig wird; da-
gegen eignet es sich nicht zu Schindeln, weil es sich
nur schwer und nicht glatt spalten lässt (vgl. dazu 2).
— 2. übertr., von einem widerspenstigen, übh. einem
etwas nichtsnutzigen Menschen SchwMuo. Syn. un-
spellig.
Die entrundete Form mit -t- führte in BGr. (nach Bärnd.
1908, 183) zur Identifizierung mit wider-einnig I (Sp. 1074),
trotzdem die Form auf -«- danebeu vorkommt. In BHk.,
Ha., R. steht der umgelauteten Form unsres Wortes unum-
gelautetes sunnig gegenüber. Zu 1 vgl. Gr. WB. X 1, 1709
(unter , sonnig').
Sfl'nnembül ZZoll., So'nnt-büle" Ap — f.:
büle.
Volksetym. angelehnt an Sunn (Ap So'nn), Sonne; ,der
ekstatische Zustand führt die .SV oft auch in die Sonne,
von der sie allerlei erzählen' ZZoll.
siine0 BStdt; GRNuf., süne" B, so Be., E., G., Si.
fsünne"), Stdt, 3. Sg. Pr*s. und Ptc. -et: Schall w.
a) von Leblosem. Pfeifen, heulen (in den Fugen des
Hauses), vom Winde BStdt; GRNuf. .Singen', vom
Ton siedenden Wassers im Kessel B. Uf der Ser-
■wante" het der Teekessel g'sünet und g'sur'et. RvTavel
1901. — b) von Tieren und Menschen. Leise winseln,
wimmern, von Hunden, Kranken fbes. Kindern) B
(allg.), „langsam und schwach weinen, wimmern, auch
von Hunden an einer Türe, wenn sie hinaus- oder
hineingelassen zu werden wünschen oder bei Tische
ihr Gelüst nach .Speisen laut zu erkennen geben B";
,süne", vox canis solitudinem deplorantis, de nomine
dolente dicitur.' Id. B. Lät doch de" Hung ab, er
sünet Ei"'mja d' Ore" coli B (AvRütte). Was sünisch
o"ch geng der lieb läng Tag, Jolsebli? ebd. [Ein Be-
trunkener] het alli Lengi g'sünet wi-n-e" Schlosshund.
SGpeller 1911. Um der Tüsi"ghcrengottsuülle" ! het-er
[der vom Hunde Gepackte] g'sünet, rüef dem Hung,
ieh will ja gä"! Loosli 1910. Vom Laut des jungen
Kuckucks: Der uVs' Nüt z' mache" weder der Schnabel
üfz'tue" u"d z' siine", so lüt er ma', zisslss, zissississ!
Barm., lull (BG.). .Murren', von der Katze B (Dan.).
,Sich verblümt und weinerlich beklagen' B (AvRütte).
Was hesch doch z' süne"? Red doch lieber einisch grad
üse", su weiss-me", wo 's-der faltl Viell. hieher, von
untertänigem Gewinsel: ,Ja, wenn min herz könt
sünen mit jedem hofgesind, zweien herren dienen...'
1536, B Lied. — Onomatopoetisch; vgl. Äonen, nänen (Bd
II 1370), ferner sunggen, zu a auch zänen.
Süni m.: launischer Mensch GRNuf.
G°-sun I n.: Gewinsel, Gestöhn B (AvRütte).
Was isch Das fer nes G's., wo-me" da geng g'hört?
U'-sün II (bzw. -sin), in BsLauwil G'süm — n. :
1. Sehkraft „B; LE. Mein Bruder hat ein schlechtes
G's., sieht nicht gut." — 2. Angesicht, Antlitz Aa
Grän. (Rochh.); „B"M.; „LE. Zeige mir dein G's."
Bes. mit Bez. auf den Gesichtsausdruck und zwar
a) den veränderlichen, momentanen, Miene Aa; L
(JRöthelin). Was machsch für es G's.? tadelnd Aa.
Ich han-em's am G's. a"g'seh", das" -er Öppis hed L
(JRöthelin). — ß) den stehenden Gesichtsausdruck,
die markanten Gesichtszüge, Physiognomie, bes. auch
vom ererbten Gesichtstypus einer Familie Aa (so Birrf.,
St., Zof., Z.); BsLang., Lauwil; „B" (so oAa., Bie), E.,
Gr.,G., 0., Si., Stdt, Thun); LE. (auch lt St.), Wigg.;
S. Die hat iez auch es G's.! eine eigentümliche Ge-
sichtsbildung AAZof. A.: Er het no'h-n-es hübsches
G's. B.: Nei", das G's. cha""-mer 's gar nid, Der isch
nid en üfrichtigC Möntsch B (AvRütte). Das chönnt
wol der [von der Polizei gesuchte] Pbrecher si", d's
G's. hätt-er ganz demäch. ebd. 's het aber aueh Alles
zu sV'm G's. 'passt. JReinhart 1901 (S). ,Si"s G's.
g'fallt-mer, placet mihi hominis facies; es schlims G's.,
improba facies; es fulärtigs G's., arguti oculi.' Id. B.
Jmd am G'süm (BsLauwil), (djem G's. a", nä'* (B)
kennen. Dem G's. näch g'chenn-ich dich, aber der Name"
chann-der tut ge". Us si"em G's. het-mi'h 'düecht, ich
sollte-ne" b'chönne" BG. ,Us-em G's. b'chönne", indolem
hominis e vultu pernoscere.' Id. B. Von einem be-
stimmten Familien-, Volkstypus. Das G's. heglet-mieh
doch ämel o"eh, es mant-mich a" Öpper, und-ich cha""
nit dra" cho", a" wen B (AvRütte). Das G's. han-i'h
scho" amenen Ort g'seh". ebd. Er het (ganz) d's G's.
vo" sV'm Vatter B; S. Mi" Brueder, der het-mer
'gliche" wie-n-e" Tropf Wasser : 's gliche G's., die glich-
lige" heitere" Ghruselhör, blaui Auge" ... JReinhart 1905.
A::g'fäi im G's. wie-n der Meink und unterent [unge-
fähr] in si"'m Alter. Alpenr. 1827 (BO.). Im G's. nö<>>
Icört-er in 's Hermanne" G' 'schlackt BsLang. Im G's.
näch chönnt's en Emmenegger [FN .] si" LE. Nes Berner-
fraueli am Reden und am G's. a". JReinhart 1903.
's Chirchhofer-G's. uä. ha" Aa. Die g'hört i" 's Schaue"-
berg-G's. AaZoL Si het 's G's. nit. ebd. Auch: .Ge-
mütlichkeit (d. i. Veranlagung), die sich im Äussern
1105
sin, son, sali
11 0f,
eines Menschen zeigt' BM. Uneig., im gliche* G's.:
,\Vir Janken dem Publikum für die lebhafte Teil-
nahme, die es dem Blatte bis jetzt geschenkt hat, und
wir versichern dasselbe, dass es im gleichen Geiste,
im gliche* G's , fortfahren wird.' Guckk. 1843.
Ahd. gasiuni, nihd. getsiune n., Coli, zu gut. »tun», as.
nun f., zu »eien; bei Gr. WB. IV 1, 4292 nur noch ans
Schweiz, und westfäl. MAA. belegt. Vgl. allenfalls noch:
,Das [nach GL. ,der'] Gsür, auch Gsünhom und ehedem Gsyn-
liuh', Gebirgsstock zw. BNSi. und Frutigen. Jahn 1857.
Hirte"-: Hirtenmiene; s. Larven-Gesicht (Sp.2ül).
— Stamm-: Stammtypus. .[Ilaler Jos. Reinhardt]
bereiste mehrere Jahre lang die Kantone der Schweiz
und schilderte in 130 Ölgemälden nicht nur den An-
blick aller üblichen Volkstrachten, sondern selbst so
viel Eigentümlichkeiten des verschiedenen Stammge-
sühns, dass man dieses Kunstwerk als das einzige
seiner Art betrachten inuss, welches Europa bis jetzt
besass.' 1815, AfV. (EAEvers; Schweiz.?).
g"-sun: „in tiefes Nachdenken versunken, störrig
BO.", entschieden, ungestüm Bß. Die Fron darf den
Lüten d' Sach sägen, es ist enchlin en g'sünni. Es ist
dem Boss nid z' trüe", es ist söcel es g'süns.
Ahd. 'gasiuni; Tgl. ahd. 'migsiuni, evidens (zu erschliessen
aus ougsiuno Adv., ougsiuni n., -siuni f.; s. OGröger 1910,
414), weiterhin aisl. ■i'/nn, sichtbar, got. •«iwi» (in anariun»,
adv. -siuniba. sichtbar). Zur Bed.-Entw. vgl. (uber-)einig.
u"-ge-: von Kühen, widerspenstig beim Melken
BBe.
sünig „B"E., Si. (lt Iinob. sühinig) und lt St.b;
„LE.", g«-sünig BGr. (■%■); LE., Wigg.: 1. ausdrucks-
voll, vom Gesicht, bzw. ein solches Gesicht besitzend
„B" (auch lt St.b); LE. (auch lt St.), Wigg. Es s-s
G' sieht B (St.b). Es g's-s Meitschi, ,ein hübsches
Mädchen' LE., Wigg. — 2. launisch BE. (AvRütte),
Si., launisch, unruhig, eigensinnig, von Kühen BGr.,
Si. Es g'slnigs Chueli BGr. Erzürnt, zornig BoSi.
— Ahd. sinnig nur in Zss. (Graft VI 12S).
aber-, in W -sinig: „launisch B; F." .Wankel-
mütig, unschlüssig, seltsam, kurios' W (Tscheinen).
— Vgl. aJer-«Min»g (Sp. 1069).
übel-: launisch, mürrisch, verdrossen AaZ. —
Ans dem Folg. umgebildet.
über- (B tw.), über-, in AaF. auch über sünig:
1. von Abnormitäten des Gesichtssinnes; Syn.ü.-sichtig
(Sp. 265). .Schielend L; Za' (St.b). Vom vertikalen
Nystagmus, der sich in falscher (zu hoher) Lokali-
sierung des Gesichtsbildes äussert Z. Kurzsichtig
„VO; Z-Stdt, Zoll.; Ebel. Bist denn ü, dass d' Das
nüd g'sehst, es lid-der ja bi der Nase" zue! ZStdt.
S. noch ab-lünig (Bd III 1296). — 2. übertr. a) .Alles
übersehend, ungeschickt, täppisch, schief' BsL. Du
u-er Karlil zu Einem, der nie das Passende tut. —
1») schwermütig ZKn., missmutig, stets übel gelaunt,
sauertöpfisch, mürrisch AAFri., Zein.; L, böslaunig
AATeg., wunderlich, eigensinnig L. Was liest, dass d'
hüt e'so ü. bist? LHa. Er ist en ü-er Hund, man kann
nicht freundschaftlich mit ihm verkehren AATeg. —
C) überspannt AASt.; Bs; BoAa. und lt Zyro; L (Schür-
mann), wessen excentrisches Wesen an Wahnsinn
grenzt Th (so auch St.2), geistesgestört AaF. Er luegt
drl" wie-n-en Ü-er AaF. Übertrieben effektvoll, masslos
in der Aufwallung Aa; B; S. Er het-sich uf en u-i
Art bino" BoAa. Übh. unsinnig, übertrieben, als Adv.
und dann auch Adj. bei Vorgangsbezeichnungen. Ü.
Schweiz. Idiotikoo VII.
fresse" B (Dekl.). Oberland ... g'freu-di'* nit so ü.
[über die Brünigbahn]! B Volksztg 1886. En u-i Freud.
KvTavel 1910. 's Leche"ma""s Hängst hel-er anfange"
'bodiget mit si—m ü-e* Sprängt''. EHSkggi 1893. Watsch
han-ich übercho", mängsmöl ganz ü-i. Joach. 1892. —
d) (anmassend) übermütig, ausgelassen, verwegen mut-
willig, grosstuerisch AaWoIiI.; Bs; B; L; S, auch von
damit verbundenem brutalem, grobem Wesen Bs; B:
L; S, flegelhaft, äusserst roh AAZein., zudringlich B
(AvRütte), auch unbesonnen, unüberlegt L. Wenn-si
[die Leute] de"" g'sehnd, nie ü. si [die Pfaffen] mit-nt"
verfette*... L. I* d' Eier nudle" noch Eier z' schlah",
war doch afe" schier e*chli* u. B. Wenn d' auch nid
grad z' ü. verbutzist, eine"u:eg gi' st vil Geld z' unnütz
üs. Schwzd. (L). ,War ein Bursche wild und ü., wie
man es gewöhnlich in dem Bewusstsein der über-
sprudelnden Jugendkraft ist ...' B Dorf kai. 1873. Dir
heit e"chli" ü. g'handlet, milder Verweis für einen
Raufhandel. Joach. 1881. Lustig und ü. tue". Loosli
1910. Isch-er [ein Bursche] oueh no'h en un'kamplete''
und itnpen"iger, so isch-er doch de"" nid tüfelsüchtig
und verderblig, tuet nid wtcätlig und nid ü. RGrieb
1911. Mängist isch-es [ein Mädchen] de"" au'h e'chlin
es rauzigs un,! u-s. SGfeller 1911. Do glitzeret es
erst recht u. i" Anne"mareilis ubermüetigen Äugline".
ebd. S. noch Herr-Gott (Bd U 522). — e) garstig,
unordentlich SSchw. — Übersünigi (auch U-) f.:
Übermut, Anpassung (die andern lästig fällt) H. ,Es
dünkt mich, d' Ü. sollte dir afe" vergangen sein, es
wäre Zeit.' Gotth. C'est im impertinent ... nie" cha""
nit müsse", was so Eine' i" sl"'r Ü. noch vornimmt.
OvGreverz 1911.
Vgl. über-sinnig mit Anm. (Sp. 1069/70). Das Adj. nur in
eig. Bed. bei Schm. 2II 287; vgl. auch ebd. 425 (überscheinig).
u°-: unsinnig BBe. (Dan.); vgl. uber-s. 2 c.
u"-ver-: unvernünftig oBsL. — Contamination aus
übersiinig und u"mniinfiig.
ge-; s. sünig. — hoch-. ,Limns, hochsunig.' Voc.
opt. — nach-. ,Nachsuniger, luscus.' XL, UwE. (Graft'
VI 128). , Luscus, nachsunig.' Voc. opt.
Suen I m., selten f.: 1. (rechtskräftige) Ausglei-
chung, Aussöhnung, im öffentlichen und im Privat-
leben. .[Wird ein Bürger gegen einen andern klagbar]
so mügent der stat herre oder der richter versuochen,
ob si die sache verrichten und die burger heinlich
mit einander versüennen mügen ... und ist daz ... iro
einer dez s-es und der heinlichen berichtong lougnend
wurde [sollen die Zeugen es bewähren].' XIV., AaL.
StR. .[Stiftung der Räte] dur dez heiles willen, so
inen Gott getan hat an der suone der Waltstetten
[Sühn vertrag mit den W. von 1309] und von der getat
ze Rota.' 1310, ä. LRB. ,Ob zwen burger... mit ein
andren kriegend und ane s. gescheiden werdent.'
XIV./XV., Aar. StR.; in der altem Redaktion ,unver-
richt.' ,Sy woltend darzuo tuon, das es ward ain s.
zwischen den stetten und den puren.' Ap Krieg 1405.
Mit Adj. ,[Wir Landleute von Schwyz sind mit Witwe
und Sohn HvWindeggs ua.] übereinkomen einer ge-
trüwer und lieplicher süenne, wir mit inen und si
mit uns.' 1316, Gfd. ,[Es] soll von nu hin ein ganzer
s. sin z wischend ...' 1336, B (Copie von 1437). ,So
weit der rat denn darzuo tuon, das es wurd ain ganzer
s.' Ap Krieg 1405. Oft mit Synn. ,N. hat gesworn
ein ganz luter urfech und s.' 1429, AaB. .[Der Rat
1107
11 OS
solle mit Lehensherren, denen Fehde angesagt ist]
keinen s. noch richtung uffnemen, uns weren dann
vor unser lechen widerumb verliehen.' 1445, Bs Chr.
, [Sollte der Verurteilte sich bessern, so] sollte im s.
und gnad zuo uffhebung diser dingen genzlich unab-
geschlagen sin.' 1546, Z RB. , Biege ihre grimmige
Herzen zuo Suohn und Einigkeit.' Z Lit. 1644. S.noch
Ver-gicht (Bd II 109); bringen (Bd V 701 o.). Bes.
häufig ,frid und s.' ,Die [Herren] swerent nu har
und nu dar, nu vride nu s.' Schachzabelb. , Ewigen
s. und fr-en halten wider ...' 1475, Bs Chr. ,Zuo einem
fr-en und s. komen mit...' DSchill. B. ,In fr. und
son bliben.' Sicher 1531. ,[Der verlorne Sohn, im
Begriff, Einen um Unterstützung anzugehen:] Ich
gloub, ich well an disen man ... dem wil ich wün-
schen fr. und s.' GBinder 1535. ,Das sy vor irs maus
tochter kein fr. noch s. habe in keinen wäg.' 1538/40,
Z Ehegericht. ,Ich mein, die Sach seig gar wol ztuen,
damit wir haben Fr. und S.' Myricaus 1630. , Einem
(den) s. und fr. absagen.' 1379, Z RB. (mehrfach).
,Fr. und s. machen' uä. ,Ein güetiger s. und ewiger
fr. [sollte] troffen werden.' Edlib. ,Man muoss ein
ding sagen, wie es an im selbs ist; das macht fr. und
s.' Zwingli. ,Wan ein Landsman zu einem Stoss
kombt ... so soll er ... Fr. und Süen machen.' GrD.
LB. Erweitert. ,Es sy in krieg, in frid oder in s-e.'
1393, GLÜrk. ,Zuo ruowen, frid und s. mit im [dem
Herzogvon Mailand] kommen.' 1487, Gr. ,Frid, s. und
einigheit under allen kilchen.' Zwingli. ,Frid, ruow,
s. und frintschaft [zwischen Frankreich und den Eid-
genossen].' Ansb. ,Mit frid, s. und wollfart gmeiner
Eidgnoschaft.' HBüll. 1572. ,Zuo schirm des guoten
und erhaltung gemeiner suohn, frid und ruow.' 159C,
Z. — 2. in religiösem Sinne. ,Wanda an dir diu suona
ist, quoniam apud te propitiatio est.' Notker. ,Daz
ist der guote wille, daz sie die s-e niet verwurchen mit
deheinen unzuhten.' E. XII., Wack. 1876. ,Die heiigen
bitten umb gnad und s.' HvRüte 1532. ,[Rat] wie
man den Sachen wurde tuon, das wir erlangtind Gottes
s.' Ruep 1538; .bhaltind Gottes s.' Mauritiana 1581.
,Ach Herr, was sond wir dir nun tuon für dine grosse
Gnad und S.?' L Spiel 1616.
Ahd. euona f., mhd. suone f. und (seltener) suon m. In
unserin Material überwiegt das Masc. ; das Fem. erscheint
in den ältesten und wieder in den jüngsten Belegen. Die
umgelautete Form (vgl. nhd. , Sühne') beruht auf Neubildung
vom Vb siienen ans. Vgl. zur Gruppe auch Schin. a II 302/3;
Sanders II 1115. Hieher wohl die Ortsnamen ,(auf, im)
Sohn' SchHemmental, Her., ,Sohn-Gässli, -Halde, -Buek,
-Winkel' SchHemmental, ,Sohn-Hölzli' SchMer., ,im Söhnli'
SchBib., weniger sicher ,Suhner' ZSchön. (gespr. Suener),
,Snnerli' AaFri. und der Familieuu. ,Suhner' (seit dem XIV.)
ApHer., Hundw., Um.
Ver-: Schadenausgleich. ,[Ein ungetreuer Vor-
mund soll] den Hinderen einen Abtrag und Versuon
[in andrer Redaktion ,Versüenung'] tuon und zu Straf
und Peen verfallen sin.' 1607, AaL. StR. — Rückbildung
zu ver-eüenen. Viell. aber nur Schreibfehler.
süene": aussöhnen. ,Wenn sich auch sölich freven-
heiton erlüffen, so mugent die von Altstetten ir nach-
geburen mit einander wol richten und s.' 1429, Z Rq.
S. noch richten (Bd VI 389. 390). Ren.: ,Der küng
von Behem suonde sich in [andere Lesart ,mit'] küng
Ruodolf.' Z Chr. XV. — Ahd. suonen, mbd. süenen.
ver-, Ptc. -t: versöhnen; zunächst im rechtl. Sinne
BSi. (,noch hie und da gebraucht, versöne" kommt auch
vor'). ,Uan die alten Alemanner das wörtlin schuon-
nen [!] brauchtend, welches v., vertragen, zuo huld und
friden bringen hiess.' Vad. I 160. ,V., befriden, com-
placare.' Fris.; Mal. S. noch be-fridigen (Bd I 1284).
a) mit Acc. P. Das sin-der zwe hert Grinde", di s' v.
chennten-der mich Arbi-t ge" BSi. ,Ein erzürnten oder
zornigen v. und begüetigen, delinire commotum.' Fris.;
Mal. ,N. ist synes begangnen todschlags halber,
darumb er gegen des entlypten fründtschaft versüent,
geliberiert.' 1584, Z RM. .Bonaparte wusste die Par-
teien zu versienen.' JvWeissenflch 1792/1821. S. noch
ab-nemen (Bd IV 733); ver-richten (Bd VI 429 o.); Suen
(Sp. 1106). ,Gott v.' .[Tugendhaftigkeit allein] wirt im
nit mögen Gott v.' OWerdm. 1552; ,ihn mit Gott ver-
söhnen.' Herborn 1588. ,[Wir] sollen nit Ding zu Hän-
den nemmen, Gott zu versuhnen [!], mit denen er von
Newem erzürnt wird.' JJBreit. 1629. Uneig., zufrieden
stellen: Z' Mittag da hV'-si [die Ziegen] es G'lag ganz
nä'h a" de" Flüene", Das mag-si v. BSi. (Gedicht).
Refl. Si hV" lang enandere" weder g'grüesst noch
b'hüetet, jetz h\"-si-sich endlige" versüent BSi. .Doch
das der, so die wundaten getan hat, sich von erst ver-
süene mit dem geserten.' XIV., B StR. ,Als er nit
anders wist denn in allem guoten sich mit im zuo v.'
1467, Z RB. ,Da hat sich der probst gegen inen ver-
süent.' Ansh. ,Versüen dich mit deinem bruoder.'
1530, Matth. .Insonderheit gefiele inen, das er sich
mit sinem wyb widerumb versüente.' 1550, Z RB.
,[Ihre churfürstliche Durchlaucht wird] sich mit ihrer
Frauw Gemahlin wider v.' JJRed. (Zoll. 1905). S. noch
hässig (Bd II 1672). — b) mit Acc. S., zum Austrag
bringen, beilegen. ,Unz daz der kriege wirt versüenet
oder gefrit' F Handf. (Übers, von 1410); lat. ,donec
ipsa guerra fuerit paeificata.' ,[Es] sollend all Hand-
lung, spen [usw.] versüent und betragen sin.' 1520, Z.
S. noch ver-richten (Bd VI 427 u.). Wieder gut machen :
,Baur [auf die Zumutung der Frau des abwesenden
Kaufherrn, mit ihr der Liebe zu pflegen]: Ich bin da
euch anders dienen, es lasst sich nicht also v., wan
einr sim fründt erzeigt spot.' TStimmer 1580. — Ahd.
firsuon(n)en, mhd. vereiterten. Das in der lebenden MA. dafür
fast allg. gebräuchliche ver- (auch üs-)eonen stammt aus der
Schriftspr. und wird auch in der Umgaugsspr. der Gebildeten
noch als fremd empfunden (vgl. Fischer I 521. II 1341).
Ein Esslinger Druck ersetzt Zwingiis ,v.' durch ,versönen'
(Kluge 1888, 59). JJUlr. hat wiederholt ,Sö"hnopfer.' Auf
Missverständniss des lat. conciliare beruht wohl die Stelle:
,üie liebe wirt mit galt versüent, auro couciliatur amor.'
Fris.; Mal. — Ver-süenerm. : wer einen Andern ver-
söhnt, geneigt macht. ,üu solt eeren d himmelfürsten
und gotsdiener, S. Erhart, S. Niclaus, die heiigen dry
küng, Gotts versüener, all jar ire fest fyren.' HvRüte
1532. ,Der v., ein schidmann zwüschend zweien, die
vor fründ gewäsend warend, (re)conciliator, placator,
expiator.' Fris.; Mal. — Auch mhd.; zum ersten Beleg
vgl. mhd. vereüenerin von Maria. — Ver-SÜenigung f.:
Versöhnung. ,Er ist die v. oder zalung für unsere
Sünden.' Gualth. 1559. ,Das wort des fridens und der
v.' ebd. 1585. — Ver-süenung f.: Aus-, Versöhnung
BSi. (-ungl). I<* g1ü2be" nit, dass disi V. ses lang het.
,Ist das eintwäder einem schulthessen und rat clagt,
die selben sönd kein heimlich v. nit verhängen.' M.
XV., AABremg. StR.; lat. ,occultas reconciliationes.'
,[Der] bischof zuo Costenz, von gmeinen Eidgnossen
on Bern in ein vereinung angenommen und Bern
1109
nach versienung ouch dorin gangen.' Ansh. ,Sunon-
buoch [!], das ist ein v. und Übertrag.' Vad. I 160 (wie-
derholt 101); vgl. Sp. 1108 o. ,V., vertrag, conciliatio,
placatio, expiamentum, piatio.' Fris.; Mal. S. noch Ver-
suen (Sp. 1107). In religiösem S. .Gerechtigkeit und
v. erlangen.' OWerdm. 1552; .Versöhnung.' Herborn
1588. — Mhd. versüenunge f. — ver-süenlich: a) act.,
versöhnend; von Sachen. ,V., das man zuo versüenung
gibt oder das man tuot umb versüenung willen, pia-
cularis.' Fris.; Mal. .14 Tag lang nach siner v-en
Erklärung.' 1081, Z. ,In v-er Zufriedenheit stehen.'
ebd. S. noch Sucher (Sp. 132). — b) zur Versöhnung
geneigt, von Personen. ,V., leicht zeversüenen, pla-
cabilis, placatus [usw.].' Fris.; Mal. ,Der Christ muss
sein versühnlich.' JJUlr. 1718. — Auch mhd. - ,Ver-
süenligkeit f.: placabilitas, wenn ein person leicht-
lich zeversüenen und zebefriden ist.' Fris.; Mal.
he-. Nur Be-süenung f. .[Der B Gesandte soll
nach Z reiten und] alles das handeln und tuon, das
daselbs zuo früntlichcm guotem willen und b. aller
dero, so in sorgen sind, mag dienen.' 1489, Waldm.
(B Missiv). — Ahd. Unionen, mhd. besüenen.
,Süener ra. : caduceator.' Voc. opt. — Ahd. euonari,
Snen II, in PA1. Sua, in W tw. Süe(n) — f., PI.
Suene" (in WUnterbäch auch Siene"), Dim. Süenli W,
Süalli PAL: Wasserleitung BL.; PA1. (,goral); W (so
Lö., Bezirke Brig, Leuk, Rar., Visp, doch abgelehnt
für G.), „Wassergang einer Art Schlitzgraben W."
Syn. Wasser-Fuer (Bd I 974), -Leiti (Bd III 1496),
Runs 3 c (Bd VI 1147); frz. (im Wallis) bis. ,In ver-
schiedenen Alpgegenden des Wallis hört der Wanderer
zur Sommerszeit auf seinen Wegen ein fortwährendes
taktmässiges Klopfen, das ihn, neben dem Brausen
der Gebirgsbäche, oft stundenweit hegleitet. Sieht er
nach der Richtung, aus welcher jenes Klopfen kommt,
so erblickt er an den Felswänden scharf markierte
Linien, die oft etageartig über einander liegen, oft
Abgründe überspannen, oft vor felsigen Vorsprüngen
verschwinden und hinter denselben wieder erscheinen.
Das sind die Suonen (Wasserfuhren, bisses), welche
das befruchtende Gletscherwasser auf Alpen, Berg-
wiesen und Talgüter leiten und die in ihrem Verlauf
von Strecke zu Strecke angebrachten Schlagwerke dem
Älpler weithin kundgeben, dass das Wasser geordnet
fliesst.' FAnd. 1897: vgl. ebd. 191/4; N. Z Ztg 1896
Nr 314; FGStebler 1901, 40/52. ,Ein Hirtenbube [der
die Feinde herannahen sah] sei eiligen Laufes den
kürzesten Weg, nämlich über die schwindeligen Tal-
suonen, herausgelaufen und habe die Leute in den
nächstliegenden Weilern von Ausserberg gewarnt.' W
Sagen 1907.
Vgl. eis. Suene, Wiesengrahen (schon 1667) bei Martin-
Lienh. II 363. Weitre Beziehungen des wohl ungermani-
schen Wortes, das nach eiuer neuerlichen Mitteilung auch
iu BHk. uud den beiden Lütscheutälern vorkommen ,soll',
fehlen.
suene", -W, Ptc. -ut: „dem Wasser einen Abzug
machen, einen Zuggraben öffnen, um es abzuleiten
anderswohin, zumal von einer grössern Wasserfurt
W", ,scavar göre e gorelli' PA1. (Giord.), eine Wasser-
leitung bauen oder ausbessern WLö.
Sand — sund.
Sand bzw. -ng B (.bäurisch' lt Zyro); S, -nn BG.
(neben -nd); PPo.; GT. (neben -nd); TB., Samt BG.
(jünger Sann, Sand), G'samd FStdt, Samb ZHüntw.,
Wast, Wilb/R, - n., in Bed. 1 a auch m. (so in Tutw.;
ZWil b/R. und lt St.), PL (in Bed. 1 b) Sünder, Sender
GRD.,Pr., „Scharans"; W: 1. wie nhd. a) als Stoffbe-
zeichnung, allg. Vgl. Gand, Gnes (Bd II 336. 801). ,[N.
habe] Itly Z. mit s. geworffen, dardurch sy über den
Müllisteg in das wasser gefallen sig.' 1501, Z RB. .[Der
Strauss] machet ein nider näst auff dem boden in das
s. mit seinen füessen.' Vogelb. 1557. ,Die gemsen
lecken das s., als ob es salz wäre.' Tierb. 1563; vgl.
Sp. 900. ,S. und griess (das), arena, sabulum, sabulo;
gross und grob s., darmit man die schiff beschwärdt,
saburra.' Fris.; Mal. .Sonst ist nicht alles sandicht
Erdtreich durchauss böss [für einen Obstgarten], son-
dern fürnemblich das magere S.' Rhau. 1039. ,[Man
soll den aus dem Feuer gezogenen Gewehrlauf] so
müglich gar in dem S. erkalten lassen.' 1708, Z (Ge-
wehrfabrikation). S. auch Lomm-Segi (Sp. 479). Bau-
sand, 's ist fast lüter S., von schlechtem Mörtel Tu.
,2 müt kernen umb 2 ledi s-s zuo dem hus gan Hor-
gen.' 1420, Z Fraumünsterrodel. ,Das man einem ge-
schwellts und bereits züg 10 karren wol geben möge
umb den pfenning ... [Hätte er mehr nötig, so solle
man ihm geben] rowen ungeschwellten kalch und
darzuo s., so vyl er bedarf, nämlichen das malter
kalch um 8 ß und ein karreten s. mit einem ross umb
Iß... doch das er den kalch us der züghütten und
das s. ab dem platz in sinem costen heim füeren
lassen solle.' 1541, Z RB. ,S. und stein.' ,Ain fruchtpar
statt mit allen dingen, so zuo ainem gotzhus gehören
und notturftig, es sye ... mit höwachs, mit stain, mit
s., mit guotem Wässer.' 1499, G Mitt. ,[Wir geben zur
neuen Brücke] das s., auch stein und holz.' 1518, ZDüb.
,11 pfd bringt der fuorlon, die stein us dem bruch,
ouch das s. ze füeren.' 1540, ZGrün. .[Herr von Sax
begehrt] das im an der Risse under dem schloss nie-
mandt dhein s. ald stein mer graben solle.' 1561, Z
RM. ,Die Steine und das Sand auf den [Bau-] Platz
liefern.' HBossh. 1810. Scheuersand. Mit S. husiere" ;
vgl. S.-Bueb (Bd IV 940). D' Stege", de" [F\iss-]Bode"
mit S. fege". Streusand; vgl. Steinhauer-S. und bes.
sanden 1. Du muest noch S. druf tue", auf das Ge-
schriebene. .Abraham [zum schreibenden Gott Vodä]:
Vodä, Vodä, da wüst schier seuicä, ih will ä Bitzele
S. drauff streuwä.' Tyrolersp. 1743. S. noch pflasteren
(Bd V 1263). S. chlocke", chnüste", Sandsteine zu Sand
zerklopfen Ap. S. wörffe" (Th), mache" (ZWil b/R,),
aus Kies mittels des Sand-Gatters (s. Bd II 497) den
Sand ausscheiden. ,RatschIag tuon, wie sich gegen den
liederlichen fulen lüten, die das ir vertuond und nit
werchen wellend, zu einem schüchen zu halten, ob
man ein ansechen gemachet, das man sy an der statt
werch oder s. ze werden, oder etwan uff galeen schicken
möchte.' 1598, Z RM. S. auch reden (Bd VI 585). Im
Vergleich. Der Sehne ist ganz Jroche" w'e S. Tb.
Da' ist fürchtig rüch Brot, 's ist w'e we""-me" S. hett
im Mut ine", ebd. BibL: Wie S. am Mer, wie nhd.
Ap; Th. Lüt hat 's g'ha" (bei einem Feste zB.) teie
S. a. M. , Obgleich dein volk ist wie das s. des meers.'
1530/1707, Jes. ,Wenn die zal der kindern Israels
wurde sein wie das s. am meer.' 1530/1707, Rom. ,Un-
1111
.Sand, send, sind, sond, sund
1112
zalbar wie das s. am meer.' ESchmid 1580. S. noch
Sp. 931 u. ,Das S. am Meer zellen.' AKlingl. 1691.
.Arenam metiri, ein ewig Werk understehen, das S.
zehlen.' Denzl. 1677. ,Üf s. büwen.' .Der sein hauss
auff das s. banwet.' 1530/1707, Mattb. ,Barbali:
Darumb glouben ich nit einer ieden sag, die man
mit gschrift nit bwärt an tag, ich buw uf den
felsen und nit uf s.' NMan. ,Ist es nicht besser auf
den unbeweglichen Felsen Christum als auf das S.
menschlicher Gnugtuegung bawen?' Hott. 1666. Im
S. verlauffe". Er het g'mänt, er chämm-si ober [zur
Frau], denn ist aber Alls wider im S. verloffe" ThMü.
Auch in B (RvTavel 1910); Z. ,ln das S. schriben'; vgl.
Chämi (Bd III 258 u.). ,Die weltlich Freud, die hat
kein Bstand, schrib ihr Dienst nur in das S.' L Spiel
1733. .Wasser ins S. schütten': ,Wer einem undank-
baren geizigen Menschen Guts tut, der schüttet Wasser
ins S.' S Kai. 1756. Einem S. i" d' Auge" streue", wie
nhd. Tu und sonst, aber nicht eig. volkst. Er het-
ne" S. i" de" Mage" g'streut, tüchtig die Meinung ge-
sagt Gr (Tsch.). 's ist-em S. nörhhe" g'rutschet, von
unvermutet auftretender Diarrhoe. Sttoentenspr. Dirn.
, Klein s., sandle, arenula.' Fris.; Mal. ,Das munzigste
Sändlein.' JJUlr. 1731. — b) Stück sandigen Erd-
bodens. Sandbank, Alluvion Gl, , Sandhank im Fluss-
bett, auch inselartig abgetrenntes, teilweise versan-
detes und über das Wasserniveau emporragendes
Landstück' GrD. (B.), ,Pflanzland, welches dem Flusse
durch Wuhrung abgewonnen wird' GrPi\; s. auch
butzen (Bd IV 2013 o.). .Die Edelleut des Orts [Gr
Grüsch] sich schon zweimal unterwunden, die Land-
quart in Schranken zu bringen, in Hofnung, das grosse
breite S. zu ihrem Vorteil in Gütter verwandeln zu
können, haben auch beide Mal grosse Unkosten ver-
wende aber Alles umsonst.' Sererh. 1742. Sandbank
im Meere, Untiefe: ,Were es ouch, daz ein kouffrnann
mit sineni schiffe oder kouffmannschaft uff ein s. oder
stock füere ..." 1413/28, Bs. (Sandige) Ebene an einem
Flusse, am Meere: ,Do der züg uf dem s. [bei Genua]
in der Ordnung hielte.' 1509, Z RM.; dafür bei Ansh.
a III 45 ,uf dem grien' (s. Bd II 747). Sandiger Boden
übh., „Sandfeld GRScharans." ,Das S., flache, mit
Geschiebe bedeckte Stellen, die häufig mit Erlenge-
büsch bewachsen sind.' Z Pan. ,Sind die Talgründe
[in den Alpen] versandet, tragen sie den Namen S.,
im S., Hohsand usw.' Alpenp. 1874; s. die Anm. ,Der
Kauffmann [durchreist] S. und Land, Berg und Tal.'
JJUlr. 1718. — 2. übertr. auf Sandähnliches.
a)= Grien 3, Gries 3 (Bd II 747/8. 801); vgl.: .[Das
Mittel] bricht den Stein, dass er sandswyss von dir
geht.' ZElgg Arzneib. um 1650. , Grien und Sandt ver-
tryben.' ebd. ,. . . ist guot für Lendenwehe und S.' B
Arzneib. XVII. ,Ein bewärt Stuck, S. auszutreiben.'
Arzneib. XVII./XVII1. ,Wie dann auch ein guter Marg-
gräflerwein die Nieren trefflich von S. und Griess
reiniget.' EKönig 1706; an andrer Stelle .Stein und S.'
.Morgens um 9 Uhr ist coaguliertes S. fast einer Erbs
gross, doch ohne sondern Schmerz von mir gegangen.'
1731, aZoll. 1899. ,Der von dem Urin angelägte S.'
Arzneib. 1822. — b) bei der Ziegerbereitung der
Rückstand der Käsemilch, nachdem er eingedampft,
ausgewaschen, getrocknet und zerrieben worden ist,
um zu Milchzucker verarbeitet zu werden LE. (FAnd.
1898, 482). Syn. Milch-, Schotten-, Zucker- S. Die
Milchzuckerindustrie blühte hauptsächlich in LMarb.
— c) die Perlen des moussierenden Weines Z (Kü-
ferspr.). Syn. Ghrallen II 2 b (Bd III 808). — 3. sinn-
loses Geschwätz Bs. Syn. Blech 6 (Bd V 6). S.
schwätze" Bs.
Amhd. mal ni. (nihil, auch n.); vgl. Gr. WB. VIII 1755/60;
Schui. * II 303/4; Martin-Lienh. II 363. Auf eine ahd.
Nbforni "mmat (= gr. äjix9-os) scheinen die auch hair. (Schm.
2 II 282; VHintner, Deferegger Dial. 205) schon um 1400
(Genn. VII 378) belegten Formen mit m zurückzugehn;
immerhin besteht, wenigstens für Suml, auch die Möglichkeit
eiuer Abstraktion aus den nicht seltenen Zssen und Ver-
bindungen mit Labial im Anlaut des 2. Gliedes (wie zB.
Sandmacher, Sand machen, gespr. eampm- uani.). Das Neutr.,
das auch in andern gerui. Sprachen (ags., afries., nl., mud.,
dän.) das Gewöhnliche ist, herrscht auf unserm Gebiet von
altri-.hu: es findet sich schon hei Notker (Piper II 618)
und UvZazichoven, wie noch bei SGessner und (neben dem
Masc.) hei HPest. Der Anl. ff's. erklärt sich durch den
Einlluss von Koll. mit ge-. Zu der RA. S. in de" Mage"
streue" vgl. ostfries. Ä schürd de Mage (Doornkaat-Koolman
III 85); im ZO. herrscht die Ansicht, dass Kirschensteiue
Dann- und Magenwände putzen (Messikommer 1909, 42).
— S. in Ortsnn. (zu 1 b). a) das einf. W. ,Das S.; am,
im, auf dem S.' AaB. (,Sant.' 1346, ,am S.' 1454), Beinw.,
Geb.; ApTrogen (auch bei Leu); Bs (.unter dem S.'); BBoll.,
Bönigcn, Fraubr., Gr., G. (im Samt: dazu Samt-Cher), Int.,
Meir., Manch., Schünbühl, Seedorf; GlEngi, Gl. (,am S.' 1531),
Haslen, Matt, Rüti (auch ,Rüti-S.'); GrChur, D. (,Ober-, Un-
ter-S.'), Fr., Seew.; LHo. (,am S.' 1666); GBeuken, Bern.
(seit XIV.), Gr., Rag., Schmer., Widn. (,im S.' 1587/1790);
SchBer. (.vorderer, hinterer S.'), Löhningen; SchwBrnnn.,
Schub., Schw., Tugg. (auch bei Leu); S; Th; UwE. (,unz in
Sauden.' XV.), K„ Wisserlen ; UAnd.; WFiesch ; ZBachs, Hüngg
(,das S.' 137S), Regeusd., Stadel, Sth., Ust., Watt (ausgetrock-
neter Teil des Katzensees), OWt.h. (,uf deu S.' 1472), dazu
die FNN.: ,Am S.' AaEhr. (1420); LRoteub. (um 1400),
,Im S.' WG., Mü. (XV. bis heute), Reck. (XIV.), Ulr. (XV. bis
heute), ,llans im (am) S.' 1528/30, BHa. Vgl. die Anm.
zu Sander. PI. .Sander' GWidn. (.die S.' 1587/93); Schw
ui. bi i äii ■Sender nider.' 1343, Schw LB.). Dim. .Sändli' B;
GSt.Tnh., Wildh.; ZSth. — b) in Zsscn. Als 1. Glied. ,S.-
Ehene' Aa. ,-Egg' ApTrogen (auch bei Leu); BBelp; ThErm.
(auch bei Leu). ,-Acker (-Acher), -icker (-Ächer)' Aa (öfter) ;
Bs; B (häufig); FDüd.; LG.; GGold.; Seh; S; Th; Z (mehr-
fach). ,-Alp' Gl (auch bei Leu). ,-Au' GWidn. (schon 1593),
dazu der FN. ,Sandower.' 1528, SchStdt. ,-Ei' BMeir. ,-Feld'
Aa; B. ,-Felsen' ZErl., Kiisn. ,-Fluh' (s. Bd I 1186) BAlbl.,
Stdt (,das hus der Sandfiuo', seit 152S .blaterhus'; s. auch
BRM. 1258 ff.); LSchupfh. ,-Garten' ZSth. (.der Sanngart,
am Sangarten.' 1498/1663; ,im, in der Sangerten.' 1883
bis heute), hieher viell. auch .Sangeten' BsHölst... Tenuiken
(1703 bis heute), ,im Sankert' Z. ,-Gass' Aa; B; SchBuehth.;
S; Z. ,-Gütsch' LHild. ,-Graben' Aa; BTrub (auch hei Leu);
Z. ,-Grub, -Gruben, -Griibli' Aa (in Zof. seit XIV.); ApHnndw.
(auch bei Leu); BsRieh.; B (oft); LG. (seit XIV.); GUzd.;
Seh; SHäg.; Th (seit XV.); Z. ,-Grat' B. ,-Hubel' Aa (.-Hü-
be)'); B; LG. (in Ber. ,-Hübel' neben .Hügel'). ,-Hof AaRh.;
BStdt; Schw; Z (mehrfach). ,-Hole(n)' BErisw., Krauchth.
,-Höhle' Z. ,-Halden' ZEgl. ,-Hölzli' Z. ,-Heili' ZWülfl.
, -Hütte' Schw. ,-Loch' GStJoh.; ZgSt.dt. ,-Matt(en), -Mätteli'
Bs; BBöu.; LWolh.; S. ,-Nollen' Uw (,Rotsaud-'). ,-Bach' BGr.
(Sampach; .Sanibach.' 1275/1370), G„ L.; Gl (eine Quelle
der I.intli, .versandet häufig einen Teil des Talbodens'); L; G.
,-Boden' LG.: G; SchTras.; üw. ,-Buck' SchBib.; Th; ZBiil.,
W., Wl. ,-Bühl (-Bühel, -BUchel, -Büel)' AaHilf., Villm.(,-BUel'
bei Leu); BsBretzw. (so 1764; heute Säbel); B (öfter, in Woh-
len Sampil); GlElm; G (mehrfach); SchTha.; SNunn. (Säbel).
Th (mehrfach); Z (öfter, in Raattro Sampel). ,-Balm' UGösch,-
,-Bänkli' ThBisch. ,-Berg' Bs. .-Blatten, -Platte(o)' AaRued.,
Schöftl., Zof. ; ApWalz. (auch bei Leu); LG. (mehrfach, auch
bei Leu); G; Th; Zg: Z. ,-Bruch' Z (.Sanbrnch'). ,-Bruche'
(,bei der S.'V) BMadr. , -Brücke' BMett. ,-Breite' ThAmr.
1113
Sand, send, sind, sond. sund
im
(auch bei Leu), Heumi. (,-i'J. ,-Kicd' Schw. ,-Kain' Aa; IS;
S; Z. ,-Bisi' AaL. (schon 1630). ,-Büti' Aa; B (,-Bütinen') ;
Z, dazu der FN. , Saudreuter' Bs. ,-Stefel' U. ,-Steg' Schw.
,-Tal' S. ,-Weid' Aa; B (aucli ,-Weidli'); L; Z. ,-Weier' Th.
,-Weg' AaL. (,an dem Santweg(e).' 1281/1306); dazu der
FN. .Santweg.' 15:31, L. ,-Würft' BStdt. ,-Wies(eu)' Aa;
ZBuch. Als 2. Glied. ,Eben-' (i, .Ebnen-' Seh. ,Acher-' W
Stalden. ,0chscu-' G. ,Under-' Gl (,auff dem Unders.' 1747);
GEbu. (dazu der FN. ,Uudersander.' 1638, GoT.); L (schon
1451). .Vogel-' s. Vogel-Sang. ,Visper-' WV. ,Gamsen-' W
Brig. ,Kleiu-S.' Z (,das gestüd, so mau nempt daz Kl.' 1508).
.Laugen-' LHo., dazu der FN. , Clausa Laugensandt.' RCys.
,Mad(-tt)-' WFiesch, StNikl. .Bartzi-' ZWipk. (,der ober werd,
den man nempt daz B.' 1410/16). ,Sider-S.' W. ,Dähli-' B.
,Täsch-' WTäsch. ,Wild-' G. .Wuhrli-' G. — c) Abi. ,Sändel'
Seh; Z, ,Säudleu, Sendleu' GINäf. (schon 1492); GQuarten,
dazu der FN. ,Send(e)ler.' 1310/1410, AaB. (?). Sandera
WVt. (vgl. BSG. II § 93).
Em nie"-: Sand der Emrae. [Solche Leute sind]
nit so dick g'säit wie 's Emme'sang. JHofst. 1865 (S).
Fö8-: feiner, graubrauner oder gelblicher (nach
älterer Angabe weisser) Sand, der sich schichtenweise
in den Kiesgruben, auch in anderm Erdreich findet und
zB. zu Kegelbahnen verwendet wird; verschieden vom
ScMl'h-S. ZFlurl., auch in Sch bekannt.
Das W. ist auch schwäb. ; s. Pfa-Sand bei Fischer I
1017/8 (wo auch die Form Fosand). Her Voc. des etym.
unklaren 1. Gliedes weist auf altes a.
Feg-: „eine Art Sand, die zum Scheuern der
Zimmer und hölzernen Gefässe gebraucht wird" Aa;
Ai'; B; Gl; G; Th; Z; wohl allg. Er wird aus Sand-
stein oder Kalktuff (Gl) gewonnen; vgl. dazu Fig-
sand-Ge-birg (Bd IV 1573). — Vgl. Martin-Lienh. II 303;
Fischer II 1008.
Vögeli-: Sand, der auf den Boden des Vogel-
käfigs gestreut wird Z (Dan.).
Gold-: wie Gold glänzender (weil gliinmerhaltiger)
Streusand Tb. — Auch bei Martin-Lienh. II 303.
Gletscher-: zermahlene Endmoräne eines Glet-
schers BGr. (Bärnd. 1908). — ,Grinower-': Sand
von Grinau bei SciiwTuggen (heute noch durch seine
Steinbrüche bekannt). ,Man sol nachgan und richten,
als der bumeister dem wirt zum langen boum ein ledi
santz verdinget hat, Gr., dass der selb wirt das füeren
solt gen Zürich, und dass da der selb wirt an dem
alten Utenbach ist ufgefarn und hat uuder das Gr.
slinsand getan.' 1412, Z RB. - Grien- BG., Griten-
übw: Kies, grober Sand. Beim Grienrüste" fällt durch
die Hurd das Griensamt oder einfach das Samt.
Bärnd. 1911. — Hupper-: Glasurerde B (Gotth.);
vgl. Hubert (Bd II 955). — Stei"-hau<"er-: fein
pulverisierter Molassesand, den man auf die frisch
gescheuerten Zimmerbödeu streut, zum Scheuern von
Kochherden und mittels eines Korkzapfens zum Bei-
nigen von rostigen Gegenständen benützt GLÜbst.
Chleb-: „Sand aus Steinmergel" Ar; „L; G"T.
(St.2). Der in Stangenform in den Handel gebrachte
Chi. wird in Wasser aufgelöst und dient zum Grau-
färben des aus Sandstein bestehenden Herdes Ap. —
Die Def. bei Tobler 107 a beruht auf Verwechslung mit Feg-S.
Milch-: = Sand 2b LE.
Mer-: wie nhd. Meersand. ,Sicut arenam maris
volatilia pennata, gefugele samo so meresant.' Notk.
,[Der Mäczli Rüerenzumpf] mündel [war] rot sam m.',
näml. bleich. Ring. ,[Der Alcyon lege seine Eier] zuo
äusserst in das m.' Vogelb. 1557. Auch bei SGessner.
— Vgl. Gr. WB. VI 1857.
Mittel-: inselartige Sandbank im Flussbett GrD.
(B.). ,Es sollen in allen Nachbarschaften die Mittel-
sänder im Landwasser und an den grossen Talflüssen
von denen zu beiden Seiten angrenzenden Gütereigen-
tümern gemeinsamlich weggeräumt werden.' GrD. LB.
— Ri°-: Rheinsand; s. Nuelen (Bd IV 717). — Rinni
Rünni-: der geschlemmte, feine Sand an Ufern von
(Wald-)Bächen; gilt als vorzüglich zu Mörtel ZS. —
Salem-: weisser Gartenkies von Salern in GlK., der
auf Ledischiffen über den Walensee und durch den
Linthkanal nach GSchmer. gebracht und dort verkauft
wird. Z Zeitgsins. 1883. — Eier-schalen-: pulveri-
sierte Eierschalen zur Füllung des Stundenglases.
,Ein horlogium mit eygerschalensand, ist das hüsslin von
itelichem gold gmacht.' Erasm. 1536. — Schotte"-:
= Milch-S. Pdp. (Th?).
Schlich- „Schw; Zg" (St.2); ZRicht., Schli- ScHSt.;
S; ThDozw., Hw., Mü.; ZAuss., O., rS., Sth., Wil b/R.
(ScMis-sambJ, Schlim- AaF.; LHitzk.; mTu (Früh), in
ScHSt. m., sonst n.: „überaus feinkörniger Sand, mit
etwasnasser Erde (Lehm, Mergel, Glimmer) vermischt,
der daher schmierig zu befühlen ist." Er kommt auf
dem Grund von Seen, Flüssen und Bächen vor und wird
bes. als Scheuer- und Streusand verwendet, für Mörtel
ist er ungeeignet; bei Tunnelbauten verursacht er oft
Erdrutsche. .Slinsand.' 1412, Z RB.; s. Grinower-S.
.Baue das Haus deines Glaubens nicht auf das Schleis,
einer betrüglichen Einbildung.' JJUlr. 1718. ,[Die
Selbstgerechten leiden] an dem Heil ihrer Seelen
Schiffbruch auf dem Schlys. ihrer eigenen Gerechtig-
keit.' ebd. .Diese Hoffnung ist gebauet auf elendes
Schleys.' ebd. 1731.
Das 1. Glied zu nihd. stich bzw. ahm. Schlamm; die
Form Schll- kann auf die eiue oder audro Grundform zuriiek-
gehn. Dabei wäre nicht unmöglich, dass die heutigen Formen
Schlich- und Schhm-S. erst sekundär durch volksetym. An-
lehnung au schlichen bzw. Schlim aus Schlt-S. entstanden sind.
Schrib-: Streusand Ap; „VO"; G; Sou; Th; Z
und weiterhin. ,N., dem buochbinder umb schrybs.,
so er dis jars in die kanzlygen geben, 4 pfd 3 ß.'
1585/6, Z Seckelamtsrechn. ,4 ß umb ein Pfd Schrybs.
in den Schrybzüg.' 1653, Z. S. noch ver-ur-sachen
(Sp. 121 u.). - Vgl. Martin-Lienh. II 301.
Streu™-: = dem Vor. B; G; Th; Z und weiterhin.
Punkt(um), Str.! GBuchs; Z, Str. drüf! B; Th; Z, Str.
drum ! GT. S. noch Sagen (Sp. 425 o.).
Trib-. .Tribsand und walwürzen sind gut, sonder-
lich den jungen Lämern vor den Husten.' Arzneib.
1822. — Bed.y Au nhd. Treibsand ist doch nicht wohl zu
denken.
Wise"-. ,Die Kärler sollen von einer Fahrt
Wiesens. mehr nicht forderen als 8 ß.' BsTürdn. 1646.
Ist Sand gemeint, der bei (mehr oder weniger regel-
mässig wiederkehrenden) Überschwemmungen auf den Wiesen
abgelagert wird? Oder Sand zur Düngung? vgl. ,Sand, mit
Jauche getränkt, befördert den Graswuchs aufs Unglaub-
lichste.' G Kai. 1859, 27 (wo Näheres über die Zubereitung).
(Milch-) Znck er-: = Müch-S. BE.; LE.(„Sprache
des Älplers"); vgl. St.1 II 349.
sandecht(ig), ,-icht.' äSpr., sandocht Ndw (Mat-
thys), -ochtig. Dial.: a) sandig. .Sandächtig, griess-
ächtig, voll sand und griess, arenosus, glareosus; ein
s. oder griessächtig ort, arenacea terra.' Fkis. ; Mal.
.Arenaceus, sandächtig, auss sand gemacht.' Fris. .An
etwas sand- oder grienechten warmen Rainen.' EKönig
1115
Sand, senil, sind, sond, sund
UM
1706. .Saudichte und steinichte Felder.' ebd. .Auf
einem, wie es scheint, zimlich sandechten abhaldenden
Felssen.' 1708, ZGrün. S. noch Posten II (Bd IV
1800); Sulz (Sp. 900); Sand (Sp. 1110). — b) sand-
artig. .Sandächtig herte oder etwas herts wie sand,
arenacea duritia.' Fris.; Mal. Von sandartiger Ab-
sonderung: .Die Augen [des wutkranken Hundes] sind
niedergeschlagen, trüb, wässericht oder sandicht' Z
Mand. 1783.
sandele", sänd(e)le°: 1. „sandele", nach Sand
schmecken." St.2 — 2. sandele" AABb., Sigg.; BE..G.,
sandele" Gl; Z, sandle" Ap; G; Th; Z, mit Sand spielen.
,Und möchten auch die Kleinen [in der Schule] lieber
sandele" und steinele", grienele" und herdele" ... jetzt
muss g'schaffet und g'werchet sein BE. (Schweiz. Lch-
rerinnenztg 1905). Dann gom-mer go" ge" sandle" und
watte'd durch de" Bach. ONSgeli 1910. In ZStdt
werden Sandhaufen angelegt zum Sandele" für die
Kleinen.
sand e° II, in ZWil b/R. sambe", in ZErl. in Bed.4
auch g'-sande" — 3. Sg. Präs. und Ptc. -et: 1. tr.
oder (meist) abs., mit Sand bestreuen bzw. Sand
streuen; zB. (auf) ein frisch geschriebenes Schrift-
stück (nicht in Ap), einen frisch gescheuerten Fuss-
boden, einen von Schnee oder Eis schlüpfrig gewor-
denen Weg. zieml. allg. Hast (de" Brief) scho"g'sandet?
's ist nocl' nüd g'sandet, bei Glatteis. S. auch ver-
bringen (Bd V 723). — 2. a) Flussand graben, mittels
des Sand-Gatters (Bd II 497) vom Kies ausscheiden
ZTösst. — b) Sand sammeln, zum Verkauf Ap; B
(Zyro); Ndw. — 3. Sand mit sich führen, von Quellen,
Flüssen B (Zyro); G. — 4. anfangen zu schäumen,
vom Wein; ,es ist alsdann Zeit, ihn abzulassen, sonst
fängt er an lind zu werden' ZErl.; vgl. Sand 2 c.
über-: mit Sand überdecken. ,Die Adden und der
Bergfluss haben das Dorf also verschwemmt und uber-
sandet, dass anjetzo allein etliche Anzeigungen des
alten Turns gesehen werden.' Gdler 1625. — üf-:
„das Bett eines Flusses, Baches mit Sand anfüllen
Gr"; W. Dazu Uf-sandi"g f. „Gr." — iD-: (Grund-
stücke) mit Sand, Schutt überdecken, bei Überschwem-
mungen Ndw; W. — ,er-: vom sand seüberen, das
sand darvon tuon, exarenare.' Fris.; Mal.
ver-: 1. act, = in-sanden Aa; B; G; Th und wohl
noch weiterhin. — 2. pass., wie nhd., mit Sand be-
deckt werden B; Ndw. Versandet, ,mit Sand angefüllt
(eine Bunse, eine Gegend)' B (Zyro). ,Der Flachs
wird verhagelt sein, den [!] Kartoffel versandet.' Gotth.
Bildl. Etw. v. lä", ,im Sande verlaufen lassen.' [Stimmt
für das Gesetz] Das löt nit v.! BVolksztg 1908. Es
het scho" es Mal Pne" der Vorschlag g' macht [im Ge-
meinderat], aber die Geschieht ist du wider rersaudet
BG. — Vgl. Sehm. JII 304; Gr. WB. XII 1040.
Sander in.: 1. .Sandmann' ApH., M. (T.). Mit dem
.Sanden' der Strassen im Winter beauftragter Arbeiter
des städtischen Bauamtes GStdt; s. auch Brunnen-
Sock (Sp. 683). — 2. Dim. Sanderli, kleine Sand-
forelle TaErm.
Als FN. (wohl meist Abi. vom Ortsn. ,Sand') 1367/80,
SStdt; 1434, AaB. (,Sanders huob') ; E. XVI., BsStdt. Als
Ortsn. GWil; üw (, Mai-Sander); .Sauders' Scbw.
ge-sandet: sandig. G's-er Bode", sandiges Erd-
reich Ap ,allg.' (T.). — Ab), tou Sand.
sandig (sambig ZWil b/R.), in Ndw; ZO. und lt
Dan. g -sandig , in FStdt g'samdig: a) wie nhd.
allg. S-er Bode" [Erdreich]. Der g'samdig Herd ist
nit guet för dro" z' pflanze" F. Wann Einen e" s-en
Acher het usw., Variante des Liedes vom Brienzer
Pürli (s. Bd I 66) GlEIui. .Wann das Erdreich ... zu
sehr s.' Rhag. 1639. Auch von einem mit Sand be-
streuten Fussboden uä.: Si leit d' Madratze" uf de"
nackig g's, Boden ane" Z (Dan.). — b) aus Sandstein
bestehend. ,[In BG.] gibt es noch viele sandig Chunsti.'
Barnd. 1911. — Iu Ortsn.: ,Sandig-Bodeu' BAd., ,Sandigen-
Stute' BGr., .Sandigen' Gl.
Sandel m. ; wie nhd. ,S., Sandelholz, santalum.'
Fris.; Mal. Als Färbemittel. N. habe sich .soweit
vergessen und vertrabet', dass er ,S.' unter den Safran
vermischt. XVII., FHaas 1909. S. auch Brisill (Bd
V 798) und bes. rot (Bd VI 1760). Offizineil. ,Nimm
roten S., der da gut seye und wol reücht.' Arzneib.
XVII./XVIII. ,Ein wenig Sendel [!]' in einer Arznei
.vor die Franzossen.' Arzneib. 1822. .Menge das Pulver
von S. und Blutstein, ana, untereinander.' aB Arzneib.
Am Griff eines Degens: ,[Jätzer] gab dem priol ... ein
sandelbeschlagnen tagen.' Ansh. — Vgl. Gr. WB. VIII
1763.
sand(e)lin: aus Sandelholz. ,Ein sandlin krütz-
tägen.' 1500, Z; vgl. das Vor. ,N. schribt mir, wie
er so schöne Luten, zipressen, helfenbeineu, Sandalen
[habe], welle mir ein cypressin behalten.' FPlatter
1612 (Boos).
sanden I s. samenen (Sp. 912).
Send, ,sempt' — in.: Bezeichnung von (weltlichen)
Gerichten. ,Aber so klagend die lantlüt [von Entle-
buch] gemeinlichen, daz unser her [Peter von Thor-
berg] einen sempt ufsatzte an gemeines lantz rat,
unn er des selben semptz lüt schickte umb lib unn
umb gut unn uswendig gerichtes des landes lüt fuorde
und si verdarbte, die sich vormals mit im verricht
und verschlicht hatten umb dieselben sach.' 1385,
ASG. 17, 80 (ähnlich wiederholt ebd. S. 85); gemeint
ist das ausserordentliche Landgericht, das am 19. Juli
1382 zu Willisau unter der Buche gegen die Entlebucher
abgehalten wurde (vgl. ASG. 17, 60 ff.). ,Wir haben
ein sempt zu Richense im ampt gehept von düpstal
wegen.' 1424, L RB. (Seg., RG.). ,N. waz verlümdet
in dem sempt ze Hitzkilch umb düpstal.' 1425, ebd.
,Diss ist der send von Obersibental. Es ist ze wissen,
dass der tschachtlan und die landlüt gemeinlich zu
Obersibental mit einandren einhellig worden und über-
komen sint, einen send und lümbdung by geswornen
eiden in dem land daselbs von etzwas Sachen wegen
zu verhören [die Zustimmung der Herren von Bern
vorbehalten] und meinent den selben send und lümb-
dung dar uf anzeheben in allen denen Worten, als
hienach geschriben stat' 1431, ZfsR, 9 b, 140. ,[N.
verteidigt sich gegen die Nachrede der Hexerei mit
dem Hinweis, es] weren im Obersibental bi sinen
zitten und kurzlichen 4 gross send gewesen, darinn
sin zu dheinen wegen nie gedacht war.' 1441, B Rats-
urteil.
Ahd. stnod, mhd. sen(e)t m., geistliche Versammlung (bes.
Geriebt), auch weltliche Versammlung (Reichs-. Landtag),
(Gerichts-)Veisammluug iibh.; Lehnw. aus lat. ei/nodus, also
etym. eins mit Sinöde" (Sp. 1085). Vgl. Gr. WB. X !, 571.
Die Form , sempt' beruht auf Anlehnung an die Sippe von
mhd. mm, neu; vgl. bes. Sp. 928 o.
1117
Sand, senil, sind, sond, sund
sendbar ,sempser(e)', ,semper': = semper-fri (Bd I
1262). ,Wir virgehin ouch an disem seibin brieve,
daz wir von deheinim menschen, der nit seiuper ist,
noch burgerreht hat, mit swelm andiim rehte er unser
gotshus anhört, unde der doch zi Sante Gallen sezhaft
ist unde den burgern wachen hilrit unde dem riche
stiure gebin, deheine anspräche an in alder an sine
erbin sulin habin ... ane das allein, daz er sin tiurste
lebindis guot [,hobt.' 1382] ze valle gebin sol ... Swer
ein semper man ist, aide burger recht hat, dass den
nieman ierrin sol, er muge mit synen kindin komin
ze closter aide ze der e, swar er will.' 1272/3, H Wartm.
Urk. III 190 (Entwurf eines äbtischen Freiheitsbriefes);
in der Fassung von 1291 ,der nicht sempxre ist' und
,ain semprer man' (ebd. 270), 1382 wieder , semper'
(ebd. 281, Aeg.Tschudi, Chr. I 505).
Vad. erklärt (mit Bez. auf die Urk. von 1291): .semper-
niau oder semperfri ist ainer, der von aiuem fürsten uf alle
sine land gefrit ist ze wonen, wo er will, zuo latin exeniptus'
(I 386), an andrer Stelle: ,ain semper man, das ist ainer,
der sinen frien zug hat on alle beschwerd, er sitz, wo er
well, in aiues herren landschaft' (II 162); vgl. auch die
Randbemerkung Tschudis aaO.: ,Semperliit sind patricii, die
anfanglich in uffbuwung der statt oder flockens St Gallen
dahin sich gesetzt, innren \% : i ] « p ,_■ i i tueren, haben vi] fryheit.'
Weitres über W. und Sache s. bei Lexer II 886; Gr. VYB.
XI, 569/71 (unter ,semperfrei', .Sempermann', ,sendbar');
Schröder, Deutsche Rechtsgesch. 5 598.
Ab -send m.: in der RA. der A. ne", das letzte
Mal einkehren, von einer Saufgesellschaft Z (Spill-
mann). — Zu absenden, von Bed. 2 ausgehend ; vgl. auch
sende" (bzw. -ä-, -e1-), Ptc. g'sendt: 1. wie nhd.
senden; abgesehn von dem spec. Gebrauch unter b
der Volksspr. fremd und nur als Lehnw. aus der
Schriftspr. bekannt; dafür schicken. ,S., schicken,
mittere, legare; missus, geschickt, gesandt.' Fris.;
Mal. a) mit pers. Obj. (das auch fehlen kann). ,Swer
gegen vischen gat oder sendet oder deheim vischer
dehein visch nimt ...' XIV., L RB. ,200 spiesse [Spiess-
knechte], die si zuo uns s. und legen sollen.' 1386, L.
Boten s. ,Man schribet allen reten umbe den kosten,
so die burger hant mit zerunge, das man von der stat
wegen (mit) nieman s. sol, wan ze einem male oder
zwirent ... were aber, daz dekein sache als endelich
unser burger dekeinem uf lüffe, wil der und bittet,
dass man durch in sende, daz sol man tuon, aber mit
sinem kosten.' 1315, Z StB. ,Swenne die rät dehainen
burger von unser statte s. went zuo herren oder zuo
stetten, ald swa du statte dehaines hin bedarft ze
sendenne ...' XIV., Sch StB. .Botschaften s.' Vad. Jmd
,vom land s.', verbannen. ,Das der selb, der da in
dehein weg Überfarn hett, vom land gesend werd.'
1402, AaB. Urk. ,[Dass NN.] von böses lümden wegen
von irem land werin gesant.' 1418, Z RB. ,Der pfaff
sol mit siner kellerin reden, daz sy sich fürbaz mit
allen nachburen früntlich halte, oder man wolle sy
vom land s.' 1439, ebd. — b) mit sächl. Obj. ,Wer
ungerecht obs hat, dem sol man es nemen und in den
spital und an die Syl s.' 1359, Z StB. Spec. (mit
blossem Dat.) von Geschenken: „ein Geschenk brin-
gen Th; Zg; Z", bes. von der sog. Metzgeten (Bd IV
629) ApLb.; SoHSt. (Sulger). ,T>e" Her ist ho", mer
händ-im nid g'sendt Tu; Z' (Anon. ad St.). Vgl. Sen-
deten, sendlen. ,Es sol ouch ze wihennechten nieman
dem andern s. dehainerlaie dinge ald widersenden
von dehainer gevatterschaft wegen ... Aber phaffen
und münich mugent wol inbinden ald s., wie vil si
went.' 1385, Sch StB. Uneig., (ein Lehn) übertragen,
verleihen: ,Wen ein mensche erstirbet, der vil kinden
hinder im lat, so sol ein probst bi dem eisten kint
dien andern kinden ir erbe s., und hant damitte die
kint allu ir erb enphangen.' XIV., LMalt. Offn.; vgl.
üf-s. — 2. techn. Ausdr. ,auf dem Schiessplatz der
Bogenschützen' BTh. (Zyro, ohne nähere Angabe;
heute anscheinend nicht mehr bekannt), a) wahrsch.
= um einen Preis schiessen (z. U. vom blossen Probe-
schiessen). Syn. stechen. ,[Wir laden ein] in unser
angesechen schiessen, so wir verfasst haben, mit dem
armbrust zu kurzwilen, das selb schiessen anzevachen
uff sontag nechst vor sankt Michels [tag] ... soll ein
jeglicher schütz sich wissen zu hallten, nach mittag,
so es zwei schlecht, den ersten schütz s.' 1488, SBalsth.
Sonst nur abs. ,Und wird man uff denselben suntag
anheben zu s., so die glogk 12 schlecht, und uffhören,
so es 4 schlecht, und darnach all tag s., so die glogk
10 schlecht, und uffhören, wenn es 4 schlecht, und
welcher da das best tuot mit dem armbrust, der nimpt
die besten aventür.' 1452, LSurs. Gesellenschiessen
(Äg.Tschudi). ,Man wird sölich schiessen an dem
mentag anheben ... und die andern tag s. zu morgen,
wan die glogg 10 schlegt, und uffhören zu abent, so
die glogg viere schlegt.' 1465, Z Gesellenschiessen.
,[Man wird] anfachen, so die glogg zechni schlecht,
und denselben tag schiessen, so maist man schütz
tuon mag, und die andern nachvolgenden tag wirt man
ze schiessen anfachen des morgens, wenn die glogg
sibne schlecht, und s., so die glogg nüne schlecht,
und ufhören am abent, so die glogg fünfte schlecht,
ungefarlich.' 1485, G Gesellenschiessen. ,Wan man
sendt, wellicher der wittest ist, hat ein schütz darzuo.'
1488, SBalsth. Amtsschiessen. — b) die Schiessergeb-
nisse feststellen; vgl. ab-s. 2 b. ,Die Nummern [Ge-
winnmarken] sollen alle Morgen einem Herren ver-
siegelt übergeben werden, welcher dieselbigen am
Abend, so es um 6 Uhr soll gesendt werden, auf dem
Schützenhauss wird öffnen.' 1741, ZWth. Schiessplan.
Ahd. eenten, mhd. senden in Bed. 1; vgl. Gr. WB. X 1,
573. Das W. scheint in Bed. 1 auch in den ä. Quellen seit
dem XV./XVI. selten zu werden; bemerkenswert ist, dass Fris.
in den zahlreichen Beispielsätzen , mittere' und ,legare' nie
mit ,s.' wiedergibt. Die spec. Verwendung unter 1 b findet
sich auch ausserschweiz. ; vgl. Gr. WB. XI, 576; Schm.
2 II 305; Fischer I 517 (unter ,aus-senden'). Auch 2 reicht
über unsre Grenzen hinaus, es erscheint auch in einem
Einladungsschreiben der Schiessgesellen von Feldkirch an
Glarus v. J. 1-155 (Äg.Tschudi Chr. II 581) und in einem
solchen des schwäb. Ritters WvRechberg an Ulm v.J. 1463
(Schmid 492: hier auch die Formel ,den ersten schuss s.').
Anderseits fehlt das W. an den entsprechenden Stellen der
Z Einladungsschreiben von 1472 und 1504 (sowohl in den
Bestimmungen für die Bogen- wie für die Büchsenschützen);
die G Einladung von 1485 kennt es nur für das Armbrust-
schiessen, nicht für das BUchsenschiessen. Tschudi erklärt
aaO. in einer Randbemerkung: ,Senndon ist das uffzücheu
der armbrost, so man jez wil anfachen ze schiessen.' Dar-
nach wäre also (mit Schm. 2 II 2S7; Gr. WB. XI, 576;
vgl. auch St. II 370 unter absenden) urspr. Identität mit
senen (Sp. 1012) und erst sekundäre Berührung mit senden,
mittere, anzunehmen (auf Grund laut). Entwicklung vou
eln(n)en > senden oder des Zsfalls in der 3. Sg. Prffls. Ind.
und im Ptc. Perf. : germ. ;■' und Umlaut- c sind vor Nasal
Sand, send, sind, sond, sund
meist cius geworden). Aber abgesehu davon, d;iss sichere
Zeugnisse für Tsehudis Angabe fehlen und dass sgnen bei
uns sonst nur für das Beziehn der Armbrust mit einer Senne,
nicht für das Spannen derselben bezeugt ist (auderwärts
kommt diese Bed. allerdings vor; s. Gr. WB. X 1, 154),
spricht gegen Tschndi vor allem der G Beleg von 1485, wo
.senden' dem , (anfachen ze) schiessen' deutlich als etw. Be-
sondres gegenübergestellt ist (s. unsre Def.). Es wird sich
daher bei Tschudi trotz der bestimmten Form um eine blosse
Vermutung handeln. Der Ausdruck dürfte vielmehr doch
hieher gehören und zwar an einen in der Seh Gesellschaft
der Bogenschützen bei Preisschiessen noch jetzt üblichen
und für diese charakteristischen Vorgang anknüpfen, über
den uus Folgendes mitgeteilt wird: Jeder Schütze hat in der
Regel 10 Schüsse, und zwar wird der erste, zweite Schuss
usw. jeweilen von allen nacheinander auf die gleiche Scheibe
abgegeben; jeder Bolzen ist mit dem Namen des Schützen
bezeichnet. Nach jeder Serie von Schüssen werden zwei
Schützen (vgl. Sender) in den Schiessstand abgeschickt, der
eine mit dem Köcher (vgl. Senden), in den die aus der
Scheibe herausgezogenen Bolzen der Reihe nach (der beste
Schnss zuerst) eingesteckt werden, der andre mit einem
Blatt Papier zum Aufschreiben der Resultate. Nachher
kehren sie in den Schützenstand zurück und rufen (in Seh
mit der Formel: Junhere" und Herre" zur Kanzlei!) deu
Schützeuschreiber auf, der die Resultate ins Schützenbuch
einträgt. Beim Probeschiesseu findet solches Abschicken von
, Bolzträgern' nicht statt: der Zeiger zeigt einfach den Schuss
und schickt den Bolzen durch irgend einen Boten in den
Schützenstand zurück. Als ursprüngliche Bed. hätte sonach
b zu gelten. Vgl. auch das Folg.
ab-: 1. ,Abg'sent! fort damit!' ScHSt. (Sulger). —
2. techn. Ausdr. bei Preisscbiessen (mit Armbrust oder
Gewehr), a) „aufhören zu schiessen, entweder weil die
bestimmte Zeit vorüber ist oder weil es finster zu
werden anfängt" Aa; „Vw." — b) = senden 2 b Aa; Z
und wohl weiterhin, ,die Entfernung der Schüsse vom
Zentrum ausmessen' Ap allg. (T.), „die Schüsse auf
der Kontrollscheibe mit dem Zirkel abmessen B; VO;
S; Z." Syn. abstechen. ,Item so soll man abents um
5 Uhren absänden, glych wie es uff der Zillstatt der
Statt Zürich gebrucht wirf 1601, Z Schützenmand.
,Es werden disere 4 Tage hindurch in einer Kehr-
scheiben jedes Tags besonders 4 Gaben zu verschiessen
gegeben und also alle Tage darinn (1708: darmit) ab-
gesendet und Denen, so gewunnen haben, ihre Gaben
zugestellt werden.' 1707. 1708, ebd. ,Das Schwarze
[der Scheibe soll] mit einer darzu verfertigten Ma-
chine gedeckt, von denen Verordneten mit ihrem
Petschaft versiglet und biss zu der Zeit, dass abge-
sendet wird, wohl verwahrt aufbehalten werden.' 1746,
ebd. — c) (die Schiessergebnisse mitteilen und) die
Preise verteilen Aa; B; L; Schw; Uw; Z; wohl allg.
in der Schützenspr. ,[Beim Knabenschiessen] wird
um 11 Uhr abgesendet, dh. in den stattlichen Zelten
von Mitgliedern des Stadtrates die Gaben an die Ge-
winnenden ausgeteilt.' Mem. Tig. 1841. ,Das A. wird
nach Vollendung des Schiessens vor sich gehen.' 1882,
Schw. Dem Schützenmeister waren 3 Gehülfen beim
A. behülflich. XIX., aZoll. 1899. ,Es wird abgesendet
[am Knabenschiessen in Ndw]: der erste Preis mit
48 Punkten N.' L Schützenf. 1901. ,Die Resultate
werden den Schützen erst beim A. mitgeteilt.' Z
Schiessplan 1911. Deutlich von nhd. .absenden' be-
einflusst: , Volle 7 Monate sind seit der Preisverteilung
[beim internationalen Wettschiessen in Rom] ver-
gangen und noch ist kein Centime zum A. gekommen.
Der Unwille [der Scbweizerschützen] ob dieser Ver-
schleppung des Absendens ist gross.' Ztgsnotiz 1912
(Z). — 3. ausgehn, erlöschen, von einem Licht Z
Schwerz., .nachlassen, zB. von einer Quelle, die ver-
siegt, von einem Hinsiechenden' Aa (H.). Das Liecht
wo/t a. ZSchwerz. ,Wan ein Fieber oder eine lang-
wirrige Krankheit schon eine geraume Zeit angehalten
hat, sonderlich wan dieselbe zugleich in dem A. ist.'
SHott. 1702. ,Ist es [das Fieber] im Abnehmen oder
A.' JJScheücbz. 1732. — Ab-sender m.: „einer der
Schützen, der für das Absenden (in Bed. 2 b) berufen
ist" B; „VO; S; Z." — Ab-s endete" f.: im Trott-
Stübli stattfindendes gemeinsames Trinkgelage aller
Weinbauern, die in der selben Trotte gekeltert haben;
der Wein wird von den Teilnehmern geliefert, indem
Jeder beim Keltern ein paar Mass in eine gemeinsame
Stande giesst Z Veitheim. — Ab-sendung f.: Fest-
stellung der Schiessergebnisse. , Auf dass [beim Kna-
benschiessen] Alles in guter Ordnung zugehe, sind
etliche Herren des Rats zugeordnet, in deren Gegen-
wart bei A. die Schütz in der Scheiben abgemessen
werden.' JEEscher 1692.
Zu 2 vgl. senden 2 mit Anm. Bed. 3 dürfte von 2 (a)
übertr. sein; vgl. auch das syn. ab-geben (Bd II 77).
üf-: (durch Botschaft) ein Rechtsverhältniss auf-
kündigen. Ein Lehen uä. ,ü.' 1) vom Lehenträger.
,Wie die von Klingen ir lehen ufsendent minem herrn
dem kaiser.' 1359, Z (Titel einer Urk.). ,Dass si den
zehenden mit ir und ir vogts banden uffgeben und u.
solt zu des vorgenanten lehenherrn banden by einem,
der ouch von dem selben gotzhus belehent weri.' 1391,
Zellw. Urk. ,So send und gib ich mit disem brieff
das selb lehen ledklich uff an der obgenanten miner
gnedigen berrsebaft von Österlich an ir landvogt ald
Statthalters banden.' 1423, Z. ,Das die domit ir lechen
u. solten.' 1445, Bs Chr. ,Dwyl nun solichs alles [der
Verkauf der Vogtei ZBenk.] vor uns beschechen und
volnfüert ist mit mund, handen, u. und empfachen ...'
1540, Z Rq. 1910. — 2) vom Lehensherrn. ,Und hab
im und sinen erben daz vorgeschriben güetlin uffge-
sendet.' 1377, Z. ,Won ouch unser gnädiger herr und
der convent uns allen von Scheftenouw gemainlich
die gnaud getaun hant, das sy uns von irem gotzhus
nit andren noch u. sollend ...' 1448, GRq. 1906. Das
Burgrecht ,u.' ,[Dem N.] ist sin burgrecht uffgesandt
mit dem beschaid, das er nicht destminder das sin
verstüren und pruchen solle, mit allen dingen gehor-
sam sin als ain ander burger.' 1490, G. Wie Einer
sein Burgrecht ,aufs.' soll. 1527, Absch. (Z). Den
Dienst ,ü.' ,Min herr marggraff hette sin dienst nff-
gesant.' 1444, Z RM. Ein Bündniss ,ü.'; s. sagen (Sp.
394 0.). — Vgl. Lexer II 1 701 ; Gr. WB. 1735; Fischer 1419.
üs-: wie nhd. aussenden. Der Man hed-no [ihn]
g'send üs ... Meto a" Schwine PRi. (Übers, von Luc.
15, 15). ,Wie das Römsch jubeljar, in alle cristenheit
ussgesent, in d Eidgnoschaft kommen.' 1501, Ansu.
(Titel). ,[Der Papst] sant uss in alle kristenheit le-
gaten.' ebd. , Bottschaft schicken, ein bottschaft auss.,
legare.' Fris. — ver-: wie nhd. wohl allg., doch nicht
volkstümlich.
be-: beschicken, kommen lassen; in der ä. Spr.
bis ins XVI. allg. a) Personen. ,Ein bichter b.' 1305,
Z. ,Den henker b.' 1360, See StB. ,Wirt er [der Prie-
ster] besendet von Altdorff, so sol man im geben, was
zitlich und bescheidenlich ist ungeverlich.' 1393, Gfd
(U). ,[Die] ussren, so har in besent wurden.' 1441,
1121
Sand, send, sind, sond, sund
ll-.-j
B StKechn. .Bern, Basel man [zu Hilfe] besande, vil
stet und Solotar.' 1475, LTobler, VL. ,üer könig
besandt die Venediger, die im dann ouch zu hilf zue-
zogen.' 1515, Schodel. ,N. besandte da sein jüngsten
bruoder zuo sieb.' Wurstisen 1580; auch 1765. S. noch
er-bieten (Bd IV 1870 u.); richten (Bd VI 395 o.); Näch-
Bichter (ebd. 454); Fasten-Rät (ebd. 1581). Vor eine
Behörde zitieren. ,Swa ein burger dem andern wider-
seit an lip oder guot, die sol ein rat für sich bes.' Z
RBr. Mit dem Kirchenbann Behaftete werden vor
den Bat ,besendt.' 140b', Sch Chr. ,Ein amman und
die sechzig süllen vollen gewalt haben, wen sy also
argwenig habent, für sy ze bes., ze fragen, ze gichten
oder ze vachen.' 1416, Schw LB. ,Bald wart er [Rud.
v. Erlach] besant für rat und zweihundert.' Just. ,N.
hat sich etlicher ungebürlicher reden lassen merken,
deshalb wir [die Boten der 12 Orte] in für uns be-
schickt [und senden Bern ein Protokoll], dass ir [die
Berner] wissen hettend, warum er besandt worden.-
152ti, Absch. Zu einer Versammlung einladen: ,[N.
soll] die wile, so er der korherren pfister ist, zu den
burgern noch zu der zunft nieraer besendet werden,
noch darzuo besendet werden, da man ein Zunftmeister
käset.' 1346, Z. ,B. nach': .Zehand besant der küng
nach Daniellen.' Volksb. — b) Sachen. ,Swa ein bur-
ger ald ein frouwe ein gewant besanten in ir hus, da
sol man es wol verkouffen; swer es aber sus trüege
uf und nider in der stat ane bes. durch verkouffen, der
git 5 ß ie von dem stuke.' 1335, Z StB. ,Uaz ein brüt-
gom sin essen sol bes. in sölicher mäss, als dann be-
scheidentlich ist' 1400, ebd. ,Gab N. 20 den. umb ein
vier(tel) win, besant der burgermaister, do er mit dem
hoptraan von Appenzell as.' 1405, Wegelin 1844. ,[Der
Herzog von Burgund] wartet daselbs [in Lausanne] sinr
büchsen, die er von allen sinen slossen, stetten und
landsherren besendt und ettlich nüw lassen giessen.'
1476. BsChr. S. noch Brot (Bd V 930 u.).
Vgl. Lexer I 213; Gr. WB. 1 1616; Fischer I 914.
,B. nach' durch Koustiuktionsmisrluing mit .senden nach.'
wider-: ein Geschenk erwidern. ,Das weder brut
noch brütgoume niemanne w. sun [Titel]. Es ensol
weder brut noch brütgoume niemanne w. noch wider-
geben ane geverde enhein kram.' Z RBr. (ASG. V 218).
S. auch unter senden Ib. — zue-; s. bi (Bd IV 905).
Sende" (-ä- lt Zyro) f.: „Kontrollscheibchen, d.i.
ein etwa 2 Fuss langet, viereckiges, mit vielen Löchern
versehenes Hölzchen, worin die Zahlen der Schützen
auf hölzernen Nägeln [1. wohl: die mit Zahlen bezeich-
neten Bolzen], nachdem sie aus der Stichscheibe gezogen
worden, ihrer Nähe nach vom Mittelpunkt her gesteckt
werden BO." (St.2), bogenförmiges Brett mit Löchern,
aus denen beim Beginn des Schiessens die Bolzen ge-
holt werden; sind die Bolzen ins Däntsch geschossen,
so werden sie vom Sender geholt und wieder in die
8. gesteckt BTh. (auch lt Zyro). — Vgl. unter senden S.
Sende r (-ä-J m.: = Absender (Sp. 1120) BTh. (Zyro);
s. auch das Vor. Syn. Bölzler. — Hieher (?): .Sender',
FN. 1253, ZStdt (Leu); vgl. auch den Ortsn. ,Sender-Holz' Z.
Sendete" f.: „Geschenk, bes. von im Haus ge-
schlachtetem Vieh" ApLb.; ScHSt. (Sulger); „Th; Zg;
Z" (St.2). — Vgl. uuter senden 1 b.
Sendi°g f.: wie nhd. Sendung in konkretem S.
allg., doch nicht volkstümlich. .Sendung, Schickung,
missio, legatio.' Fris.; Mal.
Schweiz. Idiotikon VII.
sendle": Jmd ein Neujahrsgeschenk bringen, zB.
dem Obervogt ZSth.f — Vgl. unter senden i /..
sendig; s. üs-endig (Bd I 319).
Ge-sind n.: 1. als Verhält n issbegriff, a) Dienst-
leute, Gefolge eines vornehmen Herrn. ,Ües grafen
ges. von Safoys.' Z Chr. XV. .[Gerechtigkeit zum ,1and-
vogt mit synen dienern':] wen dherren also starrblindt
sint, wie stadts dan umb das ander gesund?' VBoltz
1551. Auch für die Jünger Christi, die Anhänger des
Teufels. ,Gott [hat] gesprochen zuo sira Gs., dass ein
Camel ... müsst durch ein kleines Nadelloch.' Com.
Beati. ,Die Bättier sigent s Teufels Gs.' ebd. — h) die
zu einem Hof 2 (s. Bd II 1021) gehörigen Leute.
,Den reblüten, die die pfruondlehen buwent, die man
ouch dasges-e nemmet ... den sol der keiner von sinem
ampte dise nachgeschriben richtunge geben.' um 1340,
Z (Urbar des Grossmünsters). S. noch Salwe-Bröt
(Bd V 981). — c) die Gesellen eines Handwerkers.
.Es wurde einem Tischmacher bewilliget, das Büchsen
und Schiften als eine freye Kunst liebend dem Tisch-
macher-Handwerk ohngehindert zu treiben und Ges.
darauf zu fördern.' 1621, Z. , [Einem erblindeten
Schuhmacher, dem infolge vermeintlichen Geister-
spukes die Gesellen nicht bleiben wollen, sagt Einer,
den er um Rat fragt, es sei] nicht genug, dass man
ihme das Gesicht genommen, man wolle ihme das Ges.
auch nemmen.' 1719, Bs. S. noch bleiken (Bd V 59).
In Gegenüberstellung zu , Meister.' Weder Meister
[der Sattlerzunft] noch ,ges.' noch Lehrjungen sollen
auf die ,stör' laufen. 1559, FHaas 1909. Kein Meister
darf dem andern sein ,gs.' abziehen, ebd. ,Die Ge-
sellen, welche begehrend guten Montag zu machen,
[sollen] anderen Meistein nicht für ihre Werkstatt
gehen, ihr Ges. daraus zu führen.' 1730, Gr Mbl. 1899.
.Soll kein [Zimmer-jMeister seinem Mitmeister seinem
Ges. nachsezen oder abdingen.' 1805, Z. S. noch för-
deren (Bd I 1000). — d) die Dienstboten in Haus
und Hof, Knechte, Mägde. Syn. Dienst(en). ,[Der
Senn] soll ... seine handknaben und ges. kein muot-
willen ... brauchen [lassen] und sie dazu halten, dass sie
abends und morgens beten.' E. XVI., ORingholz 1908.
,Die Herren erwarten von ihrem Ges. ansläudige
(Jnterwerffung und geflissene Treu und Fromkeit.'
JJÜlr. 1731. S. noch Volch (Bd I 802). Mit ,kind'
in zwei- oder mehrgliedriger Verbindung. ,N. und sin
wip und sine kind und sin ges.' 1391, Z RB. ,Der
Meiländsch herzog [kam] in ein so verzagte forcht,
dass er ... sine kind und gs. ... zuo sinem herren und
schwager, dem Römschen küng zuo flocht.' Ansh. ,Mit
dem touff bekennend und veriehen wir in der kilchen,
was gloubens wir mitsampt unseren kinden und allem
gsünd syen.' 1. H. XVI., Bs. S. noch Jung-Frau (Bd
I 1247). — e) die Angehörigen eines Haushalts
im Verhältniss zum Familienoberhaupt. ,Swas in dirre
ziunfte gewachsener liute stirbet, dar in sy ouch ir
ges-e ganzlich sliessent, daz ir brot isset, und swer
derselben lieh under zunftgenossen ze der kilchen
nicht nachvolgent ... der git vier pfenning in die
biuehsen.' 1336, Z (Schmiedezunft). ,Waz vidi dhein
metziger hie uff disem markt kouft'et ... daz sol er
unsern ingesessnen, der es in sinem hus mit sinem
gs. essen wil, umb den selben pfennig geben, als er
es gekouft hat, und einer mass wins nie.' 1. H. XIV.,
AABremg. StR. ,Der selbe wechter [,uf dem nuwen
71
Sand,
ld, sind, sond, sund
Hi'21
turne'] und sin ges-e [sollen] ein offenen eweg han
in der ebtissin hus.' ebd. ,Swele nahtes in ains buss
kunt und begriffen wirt von wirte oder von ges-e, den so'
man vahn und füeren für schedelicben.' TnDiess. StR
,Es mag oucb der vorgenannte N. und sin erben oder
ir ges. ir geld wol liehen, ob sie es gern tuon, uf
gelten, bürgen und uf brief.' 1409, Z. ,Sy [die Wirte]
süllent kein schedlich ding in den wine tuon ... und
süllent ouch mit irem ges-e schaffen, daz es nit
scheebe.' 1410, Aar. StR.; ähnlich um 1510, ebd. ,Ein
vogt ze Griffense [darf] so vil murvischlinen vachen,
als er und sin ges. essent.' 1428, ZGreif. Fischerordn.
,Es soll ein bischof sinem hus wol und erlich vor-
syn ... wo aber einer sin gs. nit regieren kann, wie
wirt er zuo der kilchen Gottes sorg haben V . .. Ja, er
[Paulus] meint, welcher ein unzüchtig, hädrig, sorglos,
verlassen gs. hab, der sye nit geschickt, für die ganzen
gemeind sorg ze haben.' Zwingli. ,Ein ieder huss-
halter in sinem gs. wil gehebt haben, daz es nach
sinem wort und willen geschickt werd.' ebd. (Brief).
,Die meinen sabbat haltend ... und haltend auch mei-
nen pundt, denen wil ich in meinem ges. und innert
meinen mauren erbteil und nammen geben.' 1530/89,
Jes.; ,meinem Hauss.' 1638; £viq; oixcp u,ou. LXX. ,Itein
so band wir ein gar gwüsse Regul und Merkzeichen
by uns, wann ettwan ein Ratsherr sterben sol, das des
Grossweibeis Gs., so uff dem Rathus wonet, ettlich
Tag zuevor ein Getünmiel in der Ratstuben hört.'
RCvs. (Br.). ,Dass ein jeder Pfarrer ... der Hauss-
armen ein gute Rechnung habe ... und von Hauss zu
Hauss jeden Haussvater samt Ges. ... mit Naiumen
und Zunammen beschreibe.' 1692, Z (Rundschreiben).
,Es soll ein Hausvater sein Ges. wohl regieren.' XVIII.,
BLangn. (Inschrift). Auch der ganze Haushalt (mit
Einschluss des Hausvaters); vgl. Hüs-G. ,Der Phi-
lippus hatt vier tochtren, die warend der heiligen ge-
schrift geleert und lobtend Gott nach derselben in
psalmen und andren gesangen; dieselben mochten die
wyber in iren gs-en wol bruchen.' Zwingli; ,domi sure.'
Gualther. ,Das ges., da weder schäm noch frommkeit
nit ist, clausa domus pudori et sanetimonise.' Fris.;
Mal. S. noch Chlaus (Bd III 696). Auf das Tierreich
übertr. : ,Der adler gschwind von edlem gs. muoss
sich in lüften neeren.' Vogelgesang um 1560. —
2. auch sonst übergehend in ab s. B ed. a) Kriegs -
volk. ,Er [,der her', d. i. Bern, das den Zug gegen
Biel vorbereitet] sante so geswinde nach diener und
eidgnossen, ein keiserlich ges-e.' Jüst. S. auch Us-Büt
(Bd IV 1918). — b) Gruppe von (zsgehörigen, gleich-
artigen) Individuen, Volk, Leute. ,Gott redt zum
Adam und zuo Heva: o Adam, Eva, liebs gs.' Ruef 1550.
,In St Annen cappell ussert der statt hatt in österlychen
zyten und fyrtagen abends das jung gs. und dienst das
ostergsang gehalten.' 1582, RCvs. (Br.); oder zu 1 d?
Dim.; s. andreslen (Bd I 314). .Menschlich gs.', (sün-
diges) Menschengeschlecht. ,Du [Adam] aber und das
menschlich gs., was ir tuond, so ist sünd darby.'
Eckst. 1525 (Dial.). S. noch ver-gunnen (Bd II 334 o.).
— c) (in der Hauptsache ausgehend von a) im verächt-
lichen S., schlechtes, bes. fahrendes Volk. In der
Regel mit näherer Bestimmung (Adj. oder Pron.). Vgl.
Gesindel. ,Dich wil ich zuo den kinderen Israels
schicken, zuo dem abtrünnigen, widerspännigen volk...
Denen solt du also sagen: dises hat der herr Gott ge-
redt, das sy wüssind, geh sy seigind gehorsam oder
nit (dann es ist ein widerspänniges ges.) das sy einen
propheten under inen habind ... Erzag nit ab irem
angesicht, dann es ist ein widerspännigs gs.' 1530/89,
Ezech.; ,widerspänig hauss [nachher] ges.' 1638; ,wi-
derspäniges hause.' 1665/1707; olxog 7iaf>a7uxpaiv(ov.
LXX. ,[N.] ein rriässpriester ... mit syner köchleren
... sambt iren kinden ... ist abgewissen, also das man
ein gmeind mit söllichem gs. nitt beschweren khan.'
1588, Z RM. ,Den landvögten im Thurgoiw und P.hyn-
tal zu schryben, den landtsknechten den pass durch
ire Verwaltungen nit zu gestattnen, sonders Ordnung
zu geben, das sy als ein unnütz und dem armen landt-
volk beschwerlich gs. abgewissen und nit durchgelassen
werdint.' 1594, Z RM. ,Das man in allen unseren [den
acht] Orten und gemeinen Vogtyen ... solch schäd-
lich und beschwerlich Ges. [,die starken Bättier, Land-
strycber und Gardknecht sampt iren anhangenden
Hureir] nit passieren noch durchwandlen lasse.' 1601,
AaB. StR. ,Sy [eine verschwenderische Frau] hatt
solchs alles [Geld und Gut] mit unnützem Ges. hin-
durch gericht.' 1609, GSax. Es ergeben sich Bedenken,
den Pass für das beständig durchreisende ,Ges.' zu
schliessen oder auch offen zu halten. 1633, Absoh.
,Wyl ... durch der Gaugiern, Schreiern, vermumbter
Personen, Kuenzenjageren, Springeren, Seilgängeren
und anderer derglychen Lüten trybendes lychtfertiges
Wäsen und Tun ... Ärgernuss gegeben wird, auch
sollichs Gs. von Gott zu derglychen Sachen nit er-
schaffen noch brüefft sind ... so gebietend wir hiemit
... dass nun fürbass weder Wirt noch ander Lüt der-
glychen frömbdem Gs. Platz und Herberig geben sol-
lind.' Z Mand. 1650. Fremde starke , Gardeknecht, Ze-
giner und andres herlosses Gs.' soll man heim weisen
und, so sie es nicht annehmen, vor den Landvogt
führen. 1068, JGöldi 1897. .[Den Geistlichen der
Landschaft wird] eine Caution anbefohlen des frömbden
Gs-s und Handwerksgsellen halb.' 1692, Z (Rund-
schreiben). ,Auf beschehnen Anzug, wie sich ville
Läufflinge und liederliches Ges. in dem Land ein-
finden tüege [wird verordnet, dass] Verbott- oder Ab-
wegstüd ... aufgerichtet werdind.' 1739, ZAnd. S. noch
Gast-Geb (Bd II 71); Gauggler (ebd. 172); Liren-Huer
(ebd. 1590); Scheiden- Macher (Bd IV 54); nüt-söllig
(Sp. 782); Ziguner-G. Oft im Dim. ,Als wir ins
Gmach [der schlechten Herberge] kamen, muessten
wir zue dem losen Gsindle sitzen.' FPlatter 1612
(Boos). ,Dieweil er [der spanische Statthalter] wüst,
dass die Teutschen und sonderlich der Mehrteil dises
Gesindlins [der bündn. und eidg. Truppen] dem gueten
Veltliner Wein seer hold waren ...' Axhorn 1603/29.
Die , uneidgenössische Rüstung und Besoldung fremden
Kriegsvolkes' von Seiten Berns gibt Anlass zu Besorg-
niss, es möchte nämlich dieses ,Gesindlin' Unfug an-
fangen. 1618, Absoh. Obgleich Genf früher 700 Mann
versprochen hat, will man [Z und B] nicht mehr als
300 annehmen, da ... dieses Volk aus allerlei zu-
sammengelesenem ,Gsindli' besteht. 1634,Absch. ^inte-
rnalen berichtet worden, dass ein Almosengenössiger
und die Seinigen ein unehrbar Gsindli seigind, wirt
desswägen ihnen von den J. Obervögten nebend Gfan-
genschaft das Almosen abgeschlagen.' um 1640, aZoll.
1899. ,Wie denn dises Gsindle [,die Hänker und
Nachrichter'] gemeinklich mit dergleichen Zauber-
mittlen pflegen umbzugehen.' Gwerb 1646. ,Weib oder
Kinder mit sich schleppendes Ges....; jemand von
11 •-'.->
Sand, send, sind, sond, sund
1 li'.;
solchem Gesindlin.' B Mand. 1700. , Auf alles verdäch-
tige Gesindlin genaue Acht haben.' Bs Mand. 1777.
S. noch rätzisch (Bd VI 1720). Ohne Attrib.: .[Der
Bettelvogt soll] das Gesindlein nicht traufflecht, son-
dern samthaft aus der Stadt treiben.' Bs Mand. 1631.
Ahd. gisindi, nihil, gesinde n. ; vgl. Gr. WB. IV 1, 4109/13;
Fischer III 528/9. Zum Dim. ,gesindü' vgl. die Aum. zu
Ge-tindel. Eher auf Jas (in unserni Material s.mst nicht ver-
tretene) Hase. mhd. gesinde (gesint), ahd. •jisimlio) (vgl. ei r.
WB. IV I, 4108/9) zu beziehen ist der Beleg: ,Keer zuO
mir, deun ich liab verjagt wie ein wolchen dine sünd ; ich
hab dich erlöst, du bist min gs.' Eckst. 1525 (Conc); ,moin
dii in 1/ 1530, Jes.; TOXlg U.OO. LXX. Gleiches gilt wohl auch
für den FN. .Eeter Gnotgesind ze Arow.' 11-21, Aar.StR.; vgl.
,Giietknecht.' (Bd III 722).
]"-: a) = Ge-sind 1 d. ,Ouch hat eines iegeslichen
burgers inges-e, das gedinget inges. ist, daz selbe reht
als die burgerre, wan allain umb usvarn und umbe-
ligen.' 1314, AaKI. StR. — b) = Ge-sind 1 e. ,Swa für
us käme an eines burgers hus, schriet er nicht ze
meist oder sin inges-e, daz er erzügen mag, der bessert
der stat mit zehen Schillingen.' 1314, ebd. — Auch
amiid.; vgl. Gr. WB. IV 2, 2115; Fischer IV 36.
Chno ll-finke"- : grobes Bauernpack; vgl. Chnol-
len-Fink (Bd I 808). ,Hui, Schwyzery, Knollfinkenges.,
ich will üch nän beim Kalbergrind.' JMabl. 1674. —
Gauggler-. ,Lychtfertiges Gaugier- und Schreiergs.'
Z Mand. 1050. — Gusel-: schlechtes, leichtfertiges
Volk. , Allerhand zusammen gelesen unnütz Schölmen,
Räuber undt G.' RCys. — Heide"-: von herum-
ziehenden Zigeunerbanden. ,In Sonderheit ... soll
grosser Ernst gebrucht werden gegen dem gottlosen
H. oder Zigineren.' Z Mand. 1651: wiederholt 1700/5.
,Das lose H., sonst Zigeiner genant.' B Mand. 1700.
,Uass nämlich das lose H. und so genannte Zyginer
in unseren Landen zu keinen Zeiten solle geduldet
werden.' ebd. 1724; wiederholt 1727. Die Gamser
dürfen auch kein fremdes Strolchenvolk oder ,Heiden-
gesindlin' aufnehmen, beherbergen oder bei ihnen
wohnen lassen. 1736, Absch.
Budel-:= Hudel-Volch (Bd I 803). .Bätler und
Landstreicher ... welche dem Land überaus beschwär-
lich und sambt ihrem mitfüehrenden H. sich gemein-
lich in allen Lastern herumbwalzen.' 1713, ThHw.
Arch. ' ,[Obw wird eingeladen] da im Kährenwaldt
einige verdachte Leut oder Strolchen seien gesehen
worden ... den Kährenwald so wohl unden undt oben
von diesem H. zu söuberen.' 1724, New Beitr. 1890.
— Auch bei Fischer III 1852.
Hof-: 1. wie nhd. Syn. Hof-Voleh (Bd I 803).
,Des tüfels buntgnoszen, hoffgesin[d], eitgnoszen,
amptlüt, hofl'lecker.' E. XV., Bs. ,Als man des Herren
von Pappenheiins H. geschenkt.' 1608/9, Z Seckelamts-
rechn. S. noch üs-richten (Bd VI 420 o.). — 2. zu
einem Hof 3 (s. Bd II 1021) gehörige Haushaltung.
,Das dörflin by dem berg Albis mit namen Rieden
mit allen h-en und allen eignen lüten in bergen und
talen dazuo gehörende.' 1523, Z.
Mhd. hovegesinde in Bed. 1; vgl. Gr. WB. IV 2, 1679/80;
Fischer III 1743.
Harzer-: herumziehende Harzsammler; s. Chessler
(Bd III 523 o.).
Hüs-: gew. = Ge-sind 1 e. " Syn. Hüs-Volch (Bd 1
803). Die Augehörigen eines Haushalts vom Standpunkt
des Hausvaters. ,Welich krainer wip oder junkfrowen
hand, die bruoch und hüben machen kunnent, die
mugent das wol machen; die anderen, so nit solich
h. hand, sullent das den schnidern ze machen geben.'
1431, Z Stil. (Zunftbrief). .[Bei der Besitzergreifung
der Landschaft Davos durch die Walliser] nimbt...
ein jeder diser zwölff newen Inwohneren je den be-
quemisten Sitz ein und besitzt es mit seinem darge-
brachten Haussgsindlein.' Sprecher 1672. Auch bei
RCys. (,Husgesindli' neben .Husvölkli'). S. noch Volch
(Bd 1 802); Saeh (Sp. 103 u.). Meist Haushaltung (mit
Einschluss des Familienoberhauptes). ,Alle embdwisen
[sollen vom 24. Juni an für den Viehtrieb] beschlossen
sin ... und so meng h. das Überseche und darin tribe,
das ist ze buoss verfallen von allem synein vech 3 ß h.'
1502, Z Rq. 1910 (ZAlt.). ,Dass hinfür keiner von
Rieden kein h. zuo ihm in syn huss nemmen noch
enthalten solle, angesechen, dass söllich husslüt und
ynzUgling ihnen in holz und väld schädlich und über-
legen werend.' 1520 (Copie A. XVH.), ebd. (ZAlbisr.).
,Es ist von alter har ein bruch gewesen, das ein ietlich
h. in der ganzen kilchhöry ze Kilchberg einem herren von
Cappel hat ein vassnachthuon järlich geben.' 1529, Z.
.[An die Kosten der Mauer um die Vorstadt] ward jedem
h. ufgeleit zwen batzen und einer witwen ein batzen.'
um 1533, AaBt. ,Es ist gsin in oberen tütsehen lan-
den ... ein h. eerenhaft, eiber, gotsförchtig ... so von
dem berg, darin si ir alwen, wonung und narung ge-
suochet und ghan, Flüier oder die von der Flüe ge-
heissen.' Salat. ,Haussges., geschlächt, stammen,
dienstvolk, hausshab, fanülia; was zuo dem haussgs.
gehört oder dienet, familiaris.' Fris. ; Mal. ,Das in
etlichen hüsern biss in drü, vier und fünf hussgsind
wonind.' 1563, Z Rq. 1910 (ZAff.). ,Die herren buw-
meister söllent ... allen den h-en, daran die harz-
pfannen sind, anzeigen, dass sy sich mit harz gfasset
jederzyt machen.' 1567, Z RM. ,Ein jettlich h., das
eignen rouch hett.' XVI., ZAnd. .Wenn ouch in einem
Huss zweierlyg ald mehr Hussgsind ald Husshalten
werind ... solle doch jeder derselben ir besondere
Grechtigkeit änderst nit gevolgen und verlangen, dann
ob es ein ganzes Hus were.' 1626, Z Rq. 1910 (/.All.
b/H.); ähnlich 1061, ebd. (ZAuslikon). Wie nhd.: ,[N.]
desglichen auch sin eelich husfrow und alle sine kind,
mit sambt allem sinem h.' 1578, G Rq. 1903.
Mhd. husgeainde ii.; vgl. Gr. WB. IV 2, 607/8; Fischer
III 1281.
La nds-chn echte"-: Soldateska; s. iif-ge-bläsen
(Bd V 145). - Löffels-: törichtes, verliebtes Volk.
,0 Narrenjugend, L., nun löfflid [vgl. löfflen 4 Bd III
1156] nur und bueleud fein.' JMahl. 1620.
LnmpeD-: = Hudel-G. Mit beabsichtigtem Doppel-
sinn im 1. Glied: Der Schnider hat e" Ndjeri" g'no",
's L. ist z'si'immc'cho" ZDielsd. ,Wyl bisher etliche
Burger und Ingsessne sich verhyratet usseithalb der
Statt mit schlimmem und unvermöglichem L. ... also
soll sich Keiner mehr mit einer Frömbden ehlich
verbinden.' 1629, AABremg. StR. .[Das ,Medicinieren'
sei zu verbieten] allen Wundärzten, Haitbutzeren,
Kalberarzten ... Henkersknechten und dergleichen L.
mehr.' 1740, L. S. noch Bettel-Sack (Sp. 634). — Vgl.
Gr. WB. VI 1296.
Hüs-L.: lumpiges .Hüsgesind'; s. plippappen (Bd
V 134). — Lire"-": mit Liren (s. Bd 111 1369) herum-
ziehendes Bettelvolk. Das Land wurde [im \\. \\ 1.
ua.] unsicher gemacht durch ,Lyrengs.' BIrnd. 1911.
Hudel-manns-: = Hudel-G. ,Hie siehst du an
1127
Sand, send, sind,
1 1 '-'S
dem hudelmannsgs. [,den gottlosen, den sünderen, den
unfrommen, den wüesten, den vater- und muoter-
schlächtigen' usw.] wol, dass Gott etliche gsatz geben
hat von der hosten und gottlosen wegen.' Zwingli.
.Damals [beim Auflauf zu Rüti 1525] was das gmein
volk hudelmannsgs., was herr und macht darby das
mer.' 1526. EEgli, Act. 480 (ZGrün.). ,Ein ort und
winkel, dahin sich alle böse buoben und hudelmannsgs.
hinschleigt [!], sentina; hudelmannsgs., f»x civitatis.'
Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1862 (uuter .Hudel-
mann'); Schm. *I 1055; Fischer III 1852 (uoch lebendig).
Buebe"-: von zuchtlosem Kriegsvolk (vgl. Bucb 5
Bd IV 927). DieMisoxer werden ermahnt, auf ihrer Hut
zu sein, damit sie nicht durch .Bubengs.' [die Truppen
des Grafen Trivulzio] nächtlicher Weile überfallen
werden. 1623, Absch. — Basili-. Es wird verordnet.
das ,Basili-Ges.', dh. junge, starke, unnütze, den ge-
meinen Undertanen sehr überlegene Leute' soll im
L Gebiet nicht mehr geduldet werden. L Bettelmand.
1694 (ThvLiebenau).
Bettel-: Bettelpack. .Den Undervögten und Weib-
len [ist aufzutragen], dass ein Jeder ... etliche guete,
redliche Gsellen zue ime nemme und ein gmeine Jegi
diss frömbden Bättelgsindts halben tueigind.' 1609
ZBeg. ,Den Ambtlüten [wird] ze wüssen getan, das
sy dem frömbden Bätteiges, mehr nit denn einmal
gebind.' 1628, Z. ,[Die] Profusen [haben] ihren Dienst
mit solchem Yfer. Flyss und Treuwen zue versehen,
damit solch unnützes Bätteigs, ussert Lands behalten
...werde.' Z Mand. 1651. , Belangend die abgedankte
Soldaten ... sollen selbige, wann es frembde und nicht
Landskinder seind, auff den Grenzen gleich anderem
äusserem Bätteiges, zurück gewiesen werden.' 1724,
B Bettlerordn. ,Dass das höchst ärgerliche Zuelauffen
allerhand Bättelges-s bei vorfallenden Wahlen und
Beförderungen ... abgestellt werden soll.' Z Mand.
1755. ,Wie ... dem Eintritt nicht allein, sondern sogar
auch dem freien Aufenthalt alles frömden Bättel- und
Strolchenges-s ganz gleichgültig zugesehen [werde].'
1785, TuHw. Arch. S. noch Chessler (Bd III 523);
Pmfös (Bd V 508); Strolchen-G. — Vgl. Gr. WB. I 1728.
Pfaffe»-. ,Das faul, unnütze Pf.' 1621, Zinsli 1909.
Räuber-. 1734, Barnd. 1911. — Vgl. Gr. WB. VIII
226.
Lauch-: wohl die im Haushalt (vgl. Bauch 1 b
Bd VI 95) der Herrschaft lebenden Bediensteten.
,Wann ... unsere [des Bischofs von Constanz] Rät,
Ambtleut oder Officier in unsern Geschäften ... bei
ime [dem Vogt zu Klingnau] iren Linker nemen wur-
den, sol er ... umb ein trukene Malzeit tür jede der
angeregten Personen drei Bazen, für derselben Diener,
Knecht, auch all ander Tagwerker, Pötten und Rauch-
gesund auch jeden Imbis oder Nachtinal ain Bazen...
in Ausgab bringen' 1005, AaKI. StR. 339. — Rüter-:
Dun., I.ünendes Volk; s. Spil-Lüt ( Bd III 1525). —
Schnei-: Lehrerschaft. ,Der ander teil [der Schul-
ordnung] würt alsdann handien von dem seh.' P Schul-
nrdii. 1577. — Schrier-: herumziehende Markt-
schreier; s. Gauggler-G. — Dieb-stäl-: Diebsge-
sindel. .Damit das trüwlos l). nur tapfer gnomen werd
beim Grind.' JMahl. 1674. — Land-stricher-. ,Da*
beschwerliche, müessiggehende und gottlose Land-
streicherges.' Z Mand. 1662. .Das lose l.andstreicher-
u'es. ... so den gemeinen Mann auf dem Land be-
tröhet.' 1717, B Bettlerordn.
Strolche0-. .Dass denen würdigen Armen durch
den Schwall dess ins Land hineingetrungenen frömb-
den, meistens ohnnützen und höchst beschwehrl.'chen
Str-s das Stuck Brodt von dem Mundt hinweggenohmen
und andere ehrliche Leut sehr belästiget werden.'
1710, ZAnd. Auf den Antrag Luzerns wegen des
überhandnehmenden , Bettel- und Str-s' und wegen der
grossen Menge Zigeuner wird beschlossen, mit ge-
sammten Kräften diesem Unfug zu steuern. 1717,
Abscb. ,Dass bei den Hölzern bei Bülach verdächtiges
Str. sich aufhalten solle.' 1724, Z. ,Vagabundi oder
Str.' 1726, Gr Mbl. 1898. ,Vou Lumpen und Str.' ebd.
S. noch Chessler (Bd III 523); Bettel-G. — Auch bei
Adelung IV 455.
Tafel-. ,Als sy [die von der Berner Disputation
zurückkehrenden Zürcher Geistlichen] für Solothurn
kommen, syen inen vier in düffelskleider entgegen
geloufen ... Demnach zuo nacht syen sy mit solichem
t. und anderm widerumb für das wirtshus komen.'
1528, ABSCH. — Vgl. Gr. WB. XI 284.
Dienst-: = Ge-sind 1 d. Dim.: ,Das Dienstgsindlin
schlycht in der Kupplerin Huss, tragend daselbs hin
Wyn, Brot, Anken, Mal, Eier ze küechlen.' RCvs.
(Br.). — Zigüner-: = Heiden-G. .Bekandt [ist] der
grosse Überlauff, so man mit denen schon lengsten
bandisierten und losen Zeginerges-dt haben tuet.' 1696,
Gr Mbl. 1898; später: ,disem losen Gsindt.'
Gesindel n.: I. = Ge-sind 2 c Ap; B (so uE., G.,
bei Zyro ,das Pack, eine schlechte, ehrlose Familie
oder Sippschaft'); GT.; Th; Ndw; Z; wohl alltr., aber
nicht eig. volkstümlich. Syn. Bafel II ( Bd IV lu3fl);
PackI (ebd. 1103); Ge-schlüech ; War. Im Bremgarte"-
wald ist geng allergatti"g G's. BG. ,Dass die Land-
grichtsdiener ... all solch frömden Ges. ... freien Pass
und ohngehindert Aufenthalt im Land gestatten.' 1785,
ThHw. Arch.; wiederholt. Der Eid der Landjäger ver-
pflichtet diese, ,Ges. oder Landstreicher udgl. sogleich
fortzuweisen.' Ndw Ges. 1867. .Vagabunden, Land-
streichern und Ges. aller Art ist der Eintritt in den
Kanton untersagt.' ebd. — 2. übertr., ,geringfü*jige
Dinge' Uw (so in Sa. und lt Matthys). Syn. Güsel
(Bd II 476).
Das W. ist ostd. Entwicklung aus mhd. gesindelm (Dim.
zu gesinde n.), für dessen bodenständige Entsprechung ,G(e)-
sindli' unter Ge-sind ä. Belege beigebracht sind, und im
XVIII. (ältestes Zeuguiss v. J. 1724 s. unter Bettel-G.) aus
der Schriftspr. übernommen worden; vgl. Gr. WB. IV 1,
4113/4. 4115/6; Martin-Lienb. II 364; Fischer 111 529.
Sehr uuwahrseb. klingt die Augabe: ,Dks ganze G'sindel oder
Volk gehört zur Familie.' Bärnd. 1911, 462.
Lumpe"-: = Gesindel 1 Bs; B; Th; Ndw (Mat-
thys); Z (so Russ.). Ich ha"-mer g'sait, 's sig doch e"
netti Zit g'sl", wo-me" z' Nacht al's noch alli Tor zue-
b'scldosse" het und kai" L. het ine" kenne". Bs Nat.-Ztg
1895. ,1'iesers Lumpenges, [die ,8tam-Compagneien'
des Oberländer Landsturms].- Jv Weissenflith 1792/
1821. — Vgl. Gr. WB. VI 1296; Martin-Lienh. II 364.
Bettel-: = B'ettel-Ge-sind. .Damit dies Bättel- oder
verdächtige Gesindel den Lust verliehren, sich ins
Land hinein zu lassen, sollen ... allgemeine Land-
Jägenen zu einem ohnversehenen Tag vorgenommen
werden.' 1724, B Bettlerordn. ,Dass sämtutliche ehrs.
Gemeinden ... alles in ihrem Gebiet sich aufhaltende
Bettel- und >treifges. ... zusammenzutreiben und an
die Glänzen zu führen [haben].' 1803, Gr Mbl. 1898. —
Sand, send, sind, sond, snnd
1130
Streit'-: fahrendes Volk; s. Bettel-G. — Strolche»-.
,l)ie ungesäumte Wegsehaffung des fremden Strolchen-
ges-s.' 1803, Gr Mbl. 1898.
z,-sämmen-ge-sindle°: refl., ,sich zusammen
gesellen wie Gesindel' Nnw (Matthys).
Sinder ,Sindel' : Metallschlacke, kalkartiger Nieder-
schlag aus dem Wasser; nur noch in Flurnamen.
,[Destilliergefässe können gesetzt werden in] Sand,
Zindel oder Schlacken.' JRLandenb. 1608.
Amhd. aindel m. u., Nbf. zu eintar, -der; vgl. auch Diefenb.-
Wülcker 855; Schm. 2 II 306; Gr. WB. X 1, 12 15/7; Weig.
6 871/2. Flurn. .Siudel' AaUmiken. ,Sindel-Büel' BG., mit
,1,111 KX. ,Sinde]liüeIer.' ebd. Dazu eine Nbf. mit Z- (vgl.
0. den Beleg aus JRLanJeub. 16081 in ,ZindeI-Matt' ZHerrl.
(.unser Aeher genannt ober und under Zindelniatt.' 1686).
Dazu (und zwar auf nicht entrundendem Gebiet, so dass die
Annahme einer Rückbildung von dem als Umlaut von u auf-
gefassten i aus nicht statthaft ist) Formen mit -u-f-o-J bzw.
-ü-, die (wie die Nbf. mit Z-\ auch ansserlialb unseres Ge-
bietes schon früh auftreten (vgl. Gr. WB. und Diefenb.-
Wttlcker aaOO.) und auf Ablaut weisen: .Sundel' AaWittn.,
,Sundel-Halde.' ebd., ,in der Obern (untern) Sondlen' Seh
Buehh., ,im Sündler' SchB.
b«-sindere°, in BSi. b'sindre": 1. „mit Grand,
Steingeröll überschütten, wie an steilen Bergabhängen
es geschieht BSa." (St.2), mit Schutt bedecken (vom
Wildbach) BSi. (Imob.). Syn. über-füeren (Bd I 978).
— •_' übertr., Etw. ohne Wollen und Wissen so mit
irgendwelchem Material überdecken, dass es darunter
verschwindet, zB. einen Heuschlitten mit Streu, einen
kleinen Gegenstand mit Wä-che BLenk. — Zu mhd.
lindern (Lexer II 989); vgl. auch Gr. WB. XI, 1217.
i"-be-: l. = dem Vor. 1 B„Sa." (St.»), Si. Mit Über-
schwemmung verheeren BHa.; Syn. (über-, rer-)saren.
— 2. = dem Vor. 2 (häufiger als Dieses) BLenk.
Silldik PA1., Seh- PAger, Sindak TB. — m.: 1. be-
vollmächtigter Rechtsvertreter. ,Vor welchen [den
eidg. Boten] sich der couvent durch herr Uolrich Pul-
sten als sindicum oder gwalthaber desselben erclag-
tend, wie die überkomnus zuo Bern on ir gunst,
wissen und willen nfgericht wer.' Vad. II 153. ,Her
Uolrich der Rösch, den man sindicum des gotzhaus
nant.' ebd. 156. — 2. Gemeindepräsident PAger. AI.
(Giord.); TB. .Syndikus' war A. XIX. in GEbn. Titel
des Gemeindepräsidenten (Ammanns). HSeifert 186:!.
Mlat. si/nJi<us bzw. it. rindaco; vgl. auch Sanders II
1274. In Genf und Lausanne im XV./XVI. die vier von
der Bürgerschaft in die Regierung entsandten Vertreter; virl.
JMüll.SG. II 644. ,An die 4 sentickeu von Losann.' 1474,
BKM., ,sindicos.' 1473. , Wir die santisques, rät und burger
der statt Genf.' 1526, Absch. ,Uf die stuud so sind kommen
zwen sentikns.' 1529, Strick], (Beriebt der Gesandten von
B und F aus Geuf). ,Dass die santikus zuo uns kommen
sind.' ebd. ,Uf das schichtend die von Jenfire vier venner...
als nun die veuuer, santici genemt [usw.].' Aush. ,Die syu-
tici sampt dem kleinen rat zuo Genf.' ebd.
Sindikä't ra.: Versammlung zur Geschäftsprüfung,
Wahrung gemeinsamer Interessen. Die Gesandten de)
im Tb und Rheintal regierenden Orte traten seit 171:; in
Frauenfeld zusammen; weil das Hauptgeschäft der Ge-
sandten in der Abnahme der Rechnungen und der An-
hörung der Appellationen bestand, so wurde die ordent-
liche eidgenössische Tagsatzung auch , Jahrrechnung'
oder , Frauenfelder Syndikat' genannt. HHasenfratz
1908. Insbes., jährliche Zusammenkunft der Gesandten
(sindicatori) der regierenden Stände in den ennet-
birgischen Vogteien zur Prüfung der Verwaltungsge-
schäfte, Entgegennahme von Appellationen, Einsetzung
neuer Land vögte usw.; Näheres bei Leu, Lex. XVII
145/79; Leu-Holzhalb V 518/24, sowie in den Stoff-
registern der Absch. — Mlat. syndicatu».
Most-: wohl scherzh., Versammlung von Most-
freunden (Möstlere") U (Dr Müller).
Sindikä'tor m.: Mitglied der aus 12 Mann be-
stehenden Commission zur Prüfung der Verwaltung
der Veltliner Vögte oder Beamten; vgl. Gr Mbl. 1897,
160. — Mlat. syndicator.
sindiziere": prüfen, kontrollieren. ,[Es sollen
alljährlich] zwei gewaltige Herren zu Gesandten er-
wölt und umb die sonst gewohnte Zeit dahin [ins
Livinental] abgeordnet werden, von welchen der Land-
vogt über sein Betragen solle sindiciert [werden].'
ü LB. Als der bernische Landvogt des Maientals
seine Rechnung ablegte, verlangte der bernische Ge-
sandte instruetionsgemäss beizuwohnen und zu ,syn-
dicieren', damit er seinen Principalen genauen Bericht
über dessen Verhalten abzustatten imstande sei. 1723,
Absch. ,Ein solcher Mensch ... heget [entweder] von
ihm [.lern Nächsten] lieblose Gedanken, oder aber er
carpieret, critisieret und syndicieret selbigen auch mit
Worten.' JJTlr. 1731. - Mlat. »yndicare, it. nndicare.
Snnd: Süden; nur in Namen.
Amhd. «und, -t in. (n.?); vgl. dazu Wilmanns - II §467
Aum. 4 (wo weitere Lit.), ferner die Anm. zu Süden (Sp. 331).
In Ortsu. ,Sund-Graben, -Lauenen, -Bach' BBe. (vgl. aber
.Sunglowina.' 1320; ,au der Sunklowenen.' 1486, BKM.;
.Sundlauweneu, auch Sundglauenen.' Leu, Lex.; weist die
Schreibung mit •/ auf Übergang um nd > mj ). ,Siinthausen'
in .Suuter von S.', adeliges Geschlecht. XIV., SchStdt (Leu,
Lex.). .Johans v. Sunthusen.' 1371, Z StB. Dazu noch einige
ä. Schweiz. Belege für den elsäss. , Sund-Gau': ,daz 8uncke.'
Edlib.; ,im Suudgbnw.' Aush.1 I.Suuggüw.' Aush.11); ,im Snn-
».iii».' ARyff 1597. — Als FN. (wenn hieher; vgl. Förstern.
I2 1368): ,Sund, ein ehemaliges Geschlecht in dem Land
Glarus.' Leu, Lex.; ,Hans S., lütpriester ze Bremgarten.'
1385 ; , Walther S., burger zu Kaiserstuol.' 1426. Ferner
(vgl. Sunzo bei Förstern. aaO.) .Sunz', ausgestorbenes Ge-
schlecht in Zürich (Leu, Lex.); .Johannes S., des grossen
rats.' 1304. \ teil, auch (vgl. Sundilo bei Förstern. aaO.): .Diet-
rich Sundle, des kleinen und grossen rats.' 1511, L (Ansh.).
sunder I (bzw. -o-): südlich; nur als Orts- (und
Familien-)Name und als 1. Glied von Zssen; s. Suncler-
Luft (Bd III 1160; nach Staub 1874 auch Gr), - Wind.
Amhd. sundar, -er Adv. Adj.; vgl. die Anm. zum Vor.,
ferner TTobler 426; Ap JB. 1870, 38; Schm.2ll 309/10;
Gfd 55, 267; Martin-Lienh. 11364. Daseinfache W. .Son-
der', Ortsn. Ap (häufig); GFlaw., Ta., OTJzw.; and, als FN. Ap
I.Ulrich im S.' 1436, Ap; vgl. Leu, Lex. XVII 350); Gr (hie-
her?). Dazu auch der FN. .Sonderer' Ap (auch Leu); vgl. ,TSun-
dermann.' 1 199, G. Dim. ,Söuderli', Fluni. ApGonten, Hochalp,
Hundw. (hei Leu, Lex. ,Sonderli'), Oberegg, St., Um. Hie-
her (?): .Sonderi' LGis., Mei.; ZHöngg (,6 Jucharten in der
untern, 3 in der oberu Sunderi.' Hill, HWeber 1S99). Als
1. Glied von Zssen. .Sünder-' (bzw. ,Sonder-)Egg' ApOberegg
(.Sunderegg.' 1461, JG.iMi 1-'.' , i .Sonderegger'
Ap; G. ,-Gehr' ScbRüdl.; ZRhein. , -Halde' GFlaw. .-Matt'
BF.nggistein, Walkr. , -Nasse' ApHundw. ,-Bach' ApHnndw.
,-Bad' ApT. ,-Wasser' BWalkr. ,Sänderli-Bach' ApSchwendi.
g'-sund (bzw. -o-) Aa; Ap; BBiel (Dial.), E. (auch
1t G.itth.i, Gr., (it. (Dial.), Bk., Lutz, (lt Bärnd. 1904 nur
in Bed. 2 c), Si., Stdt und lt Zyro; F.I.; Gl; Gr; L
Dagm., G. (Ineichen); PMac, Rima. Sal.; G; SohjSchwj
S; Tu; Uw; UUrs.; WG., Lö., Mü., Kar., V.; Zq; Z.
nru
Sand, send, sind, sond, sund
11:12
-nt BG., Si.; GlM.; GrAv.; Schw, -nn BG.; FU.;
PGr.; GT., We., -ng (-v) BsLie.; BE. (1t Friedli nur
in Bed. 1), Sigr., .bäurisch' lt Zyro; SG., L., g'-sünd
(bzw. -(-) BBe.,B., Gr., Hk., Lutz. (ltBärnd. 1904 nur
in Bed. 1), Meir., 0. (Zyro), Si. (auchlt Dial.); FJ.; LE.
(Dial.); PAL, Iss., Ri. (-«*-, vgl. Schott 1842, 172/3),
-nt BSi.; PAL, -nn FO. (-ö- lt Dial.), -ng (-y) BoAa., E.
(lt Friedli nur in Bed. 2 c), auch Wolt. Jüngl. 1780,
Comp, mit Uml. (Sup. -ist, in BG., Si. ; Th; Ndw; Z
neben -st): wesentlich wie nhd. 1. a) im Besitz seiner
(körperlichen und geistigen) Kräfte, heil, unversehrt,
allg.; Gegs. chrank, ä. ,siech.' a) physisch. Vom
Menschen. I'h förchen all, du gebist mit di"'m Süffe"
noch en g'sonde" Bettler uff' s Alter. ATobler 1902; s.
auch Bd IV 1S37. ,Siche, dass es [ein Pulver gegen
Augenleiden] von einem süberlichen, gs-en Mentschen
gemacht werde.' 1639, Schw Arzneib. ,Die Ges-en be-
dürften keines Arzets, omniasanasanis.' Mey.1677; 1692;
,die starken dörffen des arzets nit.' 1589/1707, Matte.; gr.
ol toxöovxes. ,Gar zu ges. ist ungesund, fallax valetudo
est. quse in summo est.' ebd. 1692. Gelt, da bist ietz
von da Gsundä, 's Zähnwehe ist der buhl cerschicundä,
jetzt fehlt dir nichts mehr. Tyrolersp. 1743. S. noch
nüt (Bd IV 869). G's. si", werde". Man erträgt Alles
leicht, we""-me" nor g's. ist! Th. Me" weiss nid, was-
me" het, we""-me" g's. ist BG.; Th und weiterhin. Wer
g's. ist, weis' nid, wie rich-er ist L (Ineichen); auch
schon bei Meyer 1677. 1692 = ,non est vivere. sed
valere vita.' G'sünder si" trüegi Nüt für, würde
keinen Fortschritt bedeuten, ist unmöglich BSi. Der
ist bis in"e" g's., körperlich und geistig G. G'sehst
de't d' Vre", auch die ist g's., wartet nw, bis Eine''
chunnt Z (Dan.). Im Himmel lauft es Brünneli, se'b
Wasser ist wie Guld, und wenn-e" chrankne 31a"" drab
trinkt, so wirt-er wider g's. ZEbm. ,Die touben ge-
heerent und gerecht [werden] die lamen und die siechen
ges.' Z Chr. 1336/1446. ,Do er [Ezekias] krank gewesen
und widerumbges. ward.' 1530/1707, Jes. ,Luog, dassdu
gs. seigist, cura ut valeas; ges. werden, consanescere;
von der krankheit widerumb ges. werden, convalescere
ex morbo.' Fris.; Mal. ,Ges. sein, flrmum, valentem,
validum esse; ges. werden, morbo levari.' Hosp. S. noch
legen (Bd III 1174); Schotten-Brüej (Bd V 553). Ne-
giert. Der Erst wigt e" Vierli"g, der Ander es halb
Pfund, der Dritt ist e" Schinder und der Viert ist nit
g's., Spottvers auf die Bliebe" von LLangnau. ALGass-
mann 1906 (LDagm.; ähnlich LAltish.); s. auch Bd V
1155. Er ist nie (scho" lang nümme') recht g's. ,Sie
sei schon lange nicht recht ges. gewesen, aber dass
das Sterben so nahe sei, daran habe sie kaum ge-
dacht.' Gotth. ,Wie ettlich, so noch nitt gar gs., sich
under die jungen lüt verfliegend; inhalten, biss si
gnäsind.' 1541, B RM, ,Nit ges. sein, in morbo esse.'
Fris.; Mal. Spec, von den Katamenien BBe.; Schw
Muo. Si ist nit g'sündi BBe.; Syn. blöd (Bd V 24).
, Einen ges. machen, heilen, sanum facere aliquem.'
Fris.; Mal.; auch bei Hosp. Eine" g's. bette"; s. Bd
IV 1830. G's. Mibe". Es isch Ei"'m bi si"'m G'nams
am wülste", me" blibt halt doch am g'sündeste" derbi L.
Mi" blibt übe" vil g'sünder, we""-me" d' Nase" nüd dri"
steggt, wo 's Ei""m Nüt a"gät. CStreiff 1904. Wänn-d'
nWg's. blibst! scherzh. Ablehnung einer Zumutung, para-
doxen Behauptung Z; vgl. ß. Blib(e*d)g's.! Formel beim
Abschied Aa; Ap; B; Gl; G; Th; //(worauf etwa die
scherzh. Antwort: Ja gern, es seig Ei'"m am icölste"
derbi). B'hüet-dich Gott, Vri'nu han-ich g'seit, blib g's.!
CStreiff 1909/10. Adie, l'ebi'd wol, blibi"d g's.! AiKe.j
Ap. Blibi't g's. u"d lebi"t wol! BG. (Antw. : Selber &*!).
S. noch Säligkeit (Sp. 698). (So) leb g's.! SchwE.
(Lienert 1898). Wege" ü"s z' Wille" muest nümmer
chon, leb g's.! Lienert 1898. Hoch leb der Leist, er lebe
g's.! ALGassmann 1908 (SG.). Chumm (wider) g's. hei"'!
Th; Z und weiterhin. Guet Nacht mitenandere" ,
schlöfiH de"" g's. ! SGfeller 1911. S. auch sparen. In
Beteurungen. I«* will nüme'' g's. dö e"wcg cho",
wenn... Ap; Th. ,So seie ich nit ges., so gang mich
Unglück an, wenn..., ne valeam.' Fris.; Mal. ,Ein
Andrer rlueht, dass er ges. nicht länger bleiben wolle
und dass ihn noch zu dieser Stund der Teufel holen
solle.' .THHess 1828. In (tw. formelhafter) Verbindung
mit bed.-verwandten Adj.(Ptc); s.auch u. Sp.1133. G's.
und frö ZO. Frech und g's.; s. Bd I 1271; dazu noch:
,[Es besteht der Glaube, dass Der] der sich an söl-
lichem Abendt [am Weihnachtsabend im Schwingen]
erübet ... des Jars dest frächer und gesünder [werde].'
1611, BEI. Mit frisch; s. Bd I 1331; dazu noch:
Din Vatter het 's feiss Clialb, wo-m'r händ. lo" metzge",
dörum will-cr [der verlorne Sohn] wider hei'" cho" ist
früsch und g's., Übers, von Luc. 15, 27. Dial. (AaBi-.).
,[Die N. klagt, man habe ihr] geseit, er sye früsch
und gs., das aber nit sye; begerte ledig zu werden.'
1530,3, Z Ehegericht. .Ges., frisch, sanus; ges. und
fr. sein, bene habere; widerumb ges. und fr. werden,
convalescere; gs. und fr. auss dem eilend und grosser
gfaar widerumb in sein vatterland kommen, redux
incolumis.' Fris.; Mai..; s. auch uol-mögend (Bd IV
113). ,[Der Knabe sei] mit inen früsch und gs. nider-
gangen.' 1610, Z. Ali, Äti, wie stoht 's Leba? Bist
au no so frisch und gs.? AKorniioffer 1656. 1679.
Da hast dein Isaac wieder früsch und gs. Tyrolersp.
1743. ,Ges. und gänd'; s. Bd II 3. G's. und heiter
ZO. Lustig und g's.: Ond d' Waldstetter Math" sönd
lostig ond g'sond, ond sönd-s' nüd i" Wal'lstatt, so
sönd-s' z' Schune"gr<>nd. Ar VL. 1903. ,Gs. und wol-
mögend': ,Gs-er und wolniügender leib, salubre corpus.'
Fris.; Mal. G's. und busper; s. Bd IV 1776. G's.
und gr'ech; s. Bd VI 107 (auch AaBi\). ,Ges. und
recht': ,Wan ... die Kinder keine eigene Mittel haben
und doch ges. und r. sind, sollen die Freund solche
nichts destoweuiger nemmen und erhalten.' 1736, UwE.
G's. und g 'recht; s. Bd VI 223. Es g'sünts u"d keg-
rechts Chind BSi. G's. und g'rad; s. Bd VI 498 (auch
ApGais). G's. und starch Th; Z und wohl weiterhin.
,Ges. und stark, firmus; gs., stark und wolmögend,
valetudine optima affectus.' Fris.; Mal. G's. und z'weg
BG., Si. und lt Zyro. G's. und wol BSi.; Th; Z. Gott
grüess-uch, es gfröict-mich, wen" -er g's. und v>. Sit,
Grussformel. EBuss 1881 (BSi.). Scherzhaft. G's. und
g'frass; s. Bd I 1319 (auch Aa; Th). G's. und bös;
s. Bd IV 1719 (auch G). G's. und räss; s. Bd VI
1273. Mit Ant. ,Ges. und siech'; s. Sp. 192; dazu
noch: ,Samint neist nioman siech und ges-e. nullus
et sanus et eger.' Notker. Neben chrank. Ond g's.
ist nüd chrank, en Tisch ist kann Bank [usw.]. Ar
VL. 1903. ,Gs. sein und krank sein, valere et agro-
tare.' .Mal. ,1'as uff sölliche Littieren zu den kranknen
nit ouch gsundne Lüt ... gesetzt werdint, sonder solle
man die ges-en gehen lassen.' 1618. Z. Subst. Dem
G's-e" feit M<i ngs, dem Gh ranke" nur Ei"s, Gesundheit L
(Ineichen). Er ist en Tokter för di G'sonde", h'elf Gott
11:33
Sund, send, sind,
1, snnd
de" Chranknefl ATobler 1905. G's. und töd. Er ist
i" der gliche" (Viertel-) Stund g's. und töd g'si" B; G;
Tu; Z und weiterhin. ,[N.] starb schnell, was in 2
tagen gs. und tod.' Vad. ,N. in einer stund gs. und
todt' 1575, ZKlot. Taufbuch. .Er ist in einer halben
stund g's. und tod g'sin.' Ann. 1572 1614. Im Ver-
gleich, zur Steigerung des Bed. -Inhalts. G's. wie-n-en
Fisch (im Wasser) G; Th und sonst; vgl. Bd I 1098.
,Ges. als ein Eheinegli'; s. Bd I 144 (schon bei Gesn.
1551/8; s. Gr. WB. IV 1, 4300). G's. wie-n-en Eichle".
Schild 1806; s. auch Bd I 73; irrtümliche Auflösung
von eichlen-g'sund (s. d. Sp. 1136) nach dem Muster
von fisch-g'sund udgl.; mit scherzh. Wortspiel in
gleicher "Bed.: er het e" g's-i Eichle" BsStdt. Mit
näherer Bestimmung, durch an eingefühlt. Arme''
Chasper, muesch scho" sterbe"? Bisch am Lib noch
sövel g's-er, hesch noch sörel Chraft i" Ghdre". Dekl.
(BHk.). ,[N. sagt, er] weite nit lenger nie [betteln]
gan, biss das er gs. werd am Schenkel.' 1530 3, 7.
Ehegericht. ,An äugen gs. sein, valere ab oculis.'
Fris.; Mal. In ä. Spr. auch mit Gen.: ,Ges. sines (irs)
libes'; s. ver-sinnt (Sp. 1060). — Von Tieren. D'Herz-
büppler [die an den vordem Zitzen genährten Ferkel]
sl" di g'süntiste" und graste". Bärm>. 1911 (BG.). B'hüet
Gott ü"sers liebt Vech, dass-ich 's am Morge" g's. wider
g'sech! sagt der Knecht beim Verlassen des Stalles.
ÜStoll 1909 (GG.). E" (halb-)blinder Jcger (e" March-
stei"jegcr) und e" rüdiger Hund (e" Bückferte"hund),
niid Bessers für d' Hase", dö bllbe"-si g's. (auch dö
blibt Alles g's.). Diana. Zwei rundi und e" Par g's-i,
vorane" allemöl e" Ma"" und allweg eine' hinte" dra",
Kätsel vom Pfiuggespann. Schwz. Kopfrechenb. l'.Hi'J;
s. noch rund (Bd VI 1040 u.). ,Ges-e sehwein, die nit
pfinnig sind, sauber, porci synceri.' Fris. ; Mal. S. noch
Boss (Bd VI 1413). In Verbind, mit Syn. (s.o.). G's. und
g'rech; s. Bd VI 107. G's. und (g')recht; s. ebd. 202. 223.
,[Der Hirt sorgt] das im die schäfflin suber und xund
werdind.' Zwingli. ,[N.] hat mir gewärt den Schäggi
ohne Mangel und Masen und hiemit für gs. und se-
chend [ohne den Gewährsmangel der Mondblindheit].'
1646, Z. — Vom (menschlichen und tierischen) Kör-
per und seinen Teilen. G's-er Lib uä. Er het e"möl
e" g's-e" Lib, Gottlob! BO. (Zyro). S. noch Hüs-Segen 2
(Sp. 452). .Welcher eim herbrig verseit, der bargelt
het und gesuntz libs ist. der ist komen um ein lib.
ze buoss.' um 1510, Aar. StR. ,Ges-er leib, constitutum
bene corpus.' Fris.; Mal. ,Bi (mit) ges-em übe.'
.Dabei sollen aber alle [zur Pestzeit] gemant sein,
bei ges-em Leib zu beichten und sich mit dem hl.
Sakrament versehen zu lassen.' 1029/30, G. Bes. for-
melhaft in Urkk. .[Die Insassen des Schwesternhauses
zu Aarau erhalten das Recht] alle gemeinlich und ir
ieklich sunderlich bi ges-em libe an dem todbette
[über ihre Fahrhabe zu verfügen].' 1361, Aar. StR.
,Daz ein ieklich burger ze Aröw ... sin guot ... offen-
lich vor gerichte machen und füegen mag mit ges-em
libe, wem er wil, und daz er ouch darnach dasselb
gemecht ... widerrüefen mag mit ges-em libe.' 1363,
ebd. S. noch besinnen (Sp. 1062. 1004) und Gr. WB.
IV 1, 4303 o. (1403, Th). G's-i Glider; s. Glid (Bd II
605) und Sp. 1046. 's g's. Bei", Aug im Gegs. zum
erkrankten. .[Die verdorrte Hand] ward im wider ges.,
gleich wie die ander.' 1530/1707, Matth. S. auch
bös (BdIV 1712). Negiert. AV g's* Bluet ha" Ap;
Th. S. auch Sp. 302. ,Es seien zwei miserable Ziegen,
welche noch dazu kein ges-es Haar am Leibe hätten.'
Gotth. Nut G's-s. ,Es ist nichts ges-s an meinem
leib.' 1530/1707, Ps.; o6x goxiv Taoic. LXX. ,Es was
nicht gs-s au im, er hat gar kein gesundheit, perdita
erat valetudine.' Fris.; Mal. Übertr. von einem bau-
fälligen Haus: Es isch ja bereits nüt mer G'sungs
dranne". KvTavkl 1910. — Von Sachen. En g's-er
Baum, e" g's-i Behfe"); en g's-er Öpfel, Herdöpfel,
Trübe"; g's-s Obs Ar; Seil; Th; Z; wohl allg. 's hat
nümer vil g's-i Beri a" dem Trübe" Tu; Z. .Edelreiser
jüngerer Kernobstbäume sind g'sünner und stark-
wüchsiger.' Bärnd. 191 1 (BG.). Üf, üf, Osterei, chomm
wider g'sunn heim! Ruf bei einem Osterspiel der Kin-
der, wobei auf einer Wiese ein Ei möglichst oft in
die Höhe geworfen wird und beim Auffallen unver-
letzt bleiben soll GWe. ,1m wähl das holz, so einer
von Schwytz an rechen lyfferen wolt, besichtigen, obs
ganz und gs.' 1585, Z RM. ,Ein trüeben Most luter
und ges. zu machen.' um 1790. LMei. — ß) im geistig-
moral. S. Bist (goppel) g's.? bist du bei Trost? ü +.
Bis g's..' nimm Vernunft an! G. Die fü"f g's-e"
Sinn(e'); s. Sp. 1046. ,Ges. sinnen, lib(e)s und Ver-
nunft'; s. ebd.; so oder ähnlich oft als Urk. -Formel,
zB. 1378, AaB. Urk.; Ulli, AAWett. ,Nit gs. am ver-
stand'; s. Sp. 1047. ,Ges. und (rScht-)sinnig'; s. Sp.
1069. 1072u. ,Daz wir wissend, gesunt und wolbe-
daht und mit guotem rat uberein kommen sigin.' 1347,
THagenb. 1882 (Sigr.). Etw. ,rund und gs.' lehren;
s. Bd VI 1042. — b) prägn., mit stärkerer Betonung
des positiven Moments, von überquellender Lebens-
kraft, kräftig, urwüchsig, derb. Das ist (noch) en
G's-er! von einem etwas ungelenken Naturburschen
ZO., von einem übermütig Herumtollenden Ap; Z, von
einem physisch (bes. in den Genüssen der Tafel, des
Bechers, der Liebe) voll Leistungsfähigen Th; Z (stu-
dentisch), von Einem, der , saftige' Spässe macht Th,
aber auch mit verächtlicher Ironie von Einem, mit
dem man immer Unannehmlichkeiten hat ThMü. So
auch: Da(s) ist e" G's-i! von einer robusten, lebens-
lustigen Frauensperson Th, aber auch von einem bösen
Weibe GT. Von Handlungen, kräftig, tüchtig, gehörig.
En g's-er Witz GT. E" g's-i Antwort, ebd. De* het
e" g's-i [Ohrfeige] öbercho"! Ap; G; Z. — c) ganz allg.,
von äusserm Wohlergehn übh. .Des guoten gesellen
wirt man ges., des argen man in erbeit kunt.' Boner.
— 2. übertr. a) auf Zustände, Äusserungen, die (kör-
perliche oder geistige) Gesundheit anzeigen. E"
g's-i Färb [Gesichtsfarbe]. Das ist e" g's-i Mäni"g!
Ap. ,Ges-e ratschlage'; s. gäch (Bd II 100). Im Über-
gang zu c: Der het doch o'h noch e" g's-s Lache", ein
, herzerfreuendes' G. — b) von Zeitabschnitten, die man
gesund verlebt. (E")kei" g's-i Stund (kein g's-e" Tag)
ha", immer krank sein, wohl allg. I'h ha" sider e"ke"
g's-i Stund mer g'ha". Auch verallg.. keinen ruhigen
Augenblick. Wenn-me"-s' [die StGaller]a"erne"i'7e!Sc7(-
pastete" ond Brodwörste"ond Schöbli"g a"grlft, so hed-me"
kä" g's-iStond mer mit-ene". ATobllr 1901/2. ,Wann ich
einmal den Leuten nach müsste und um Geld aus...
ich stünde es nicht aus, ich hätte keine ges-e Stunde
mehr.' Gotth. Beteurung: Ich will (e")kei" g's-i Stund
mer ha", wenn ... Ap: Bs; Th; Z; s. noch sin I2J(Sp.
1029). Einem e(s) g's-s (gliickhuftigs. freude'richs usw.)
neus (od. Neu-)Jär (a") wünsche" ; s. Alt-jär-Äbend (Bd
1 37); glück-haftig {l'.i\ II 023); freuden-rich (BdVI 162).
E" guete", glückhafte", g's-e" und g' segnete" Tag; s. ge-
1135
Sand, send, sind, sond, snnd
segnet (Sp. 642). .Langes Leben, gs-e Tage ... wünsch
ich dir.' 1798, Messikommer 1910. Geb-i"s (de lieb)
Gott e" g's-ni (glückhaft i) Nacht (a" Sei und Llb).
Arne"! Kindergebet Z ; ähnlich unter Sei (Sp. 700).
— c) von Dingen, die der Gesundheit zuträglich
sind. allg. E" g's-i Gege"d, Woni"g uä. Scherzh. heisst
es von BMünchenwiler, das keine Grossbauern hat:
Willer ist e" g's-i Gege"d, es stirbt nie kein grosse''
Pur und verreckt d's ganz Jär kei"s Boss. G's-i Luft,
g's-s Wasser. Wie ist dö [auf der Alp] nüd e" g's-i
Loft! Ap VL. 1903. [BG.] het Brünnene" mit g'sünne-
rem Wasser weder mengs Bad. Bärnd. 1911. Der
Bingelblueme" liefert grüsam e" g'sinde" Te. ebd. 1908
(BGr.). Der Enzianbranntwein gilt für g's-er (g'sinde'J.
ebd. ,Ein guoter, ges-er luft, salubritas coeli atque
temperies; ges-er luft, ges-e speiss, ges-s ort, aer,
cibus, locus salubres dicuntur.' Fris.; Mal. ,Diewyl
von Gottes gnaden guoter gs-er luft ist.' 1596, Z RM.
,Nimm Blust von Acten oder wild Holderblust; terr
das am Schatten an einem gs-en Ort.' ZEIgg Arzneib.
um 1650. ,[Dem N.] welcher in seinem Haus 3 ges-e
Wasser entdeckt, ward ein Heilbad anzustellen er-
laubt.' 17Q1, Z. ,[Bei kaltem Wetter] schöpfen Men-
schen und Vieh einen frischern und gesundem Atem.'
Sintem. 1759. Auch Krankheiten (Ausschläge, Nasen-
bluten usw.) beissen g's. (verbreitet); s. Bd IV 1712 und
vgl. AfV. VIII 145. Subst.: es Chranks mues' es G'ss
ha", ein Kranker hat ein Heilmittel nötig ZFäll. Präd.
's Wasser, 's Obs ist g's. (Iss nw) Das ist g's. und
butz(e)t de" Hund (e" 'butzte Hund), Aufforderung
an Jmd, etw. Scharfes zu essen, eine unangenehme
Arznei zu schlucken Aa; Gr; Th ; s. noch Hund (Bd
II 1428); butzen II (Bd IV 2014 u.). 's Lauften [Ge-
hen], schwär träge" ist g's. Da(s) ist blös' (oder nw)
g's., tröstend zu einem Kinde, das sich zB. eine un-
bedeutende Verletzung zugezogen hat. S. noch Sinn I
(Sp. 1052 u.). Mit abh. Inf.: BaW'wol'e" ist gar g's.
z' trage". Bärnd. 1911; ähnlich auch sonst. Mit Dat.
P. oder für. Nimm numer vo" Dem, Das ist-der g'süng
BE. So, Buebe", mer wand obsi'h trachte", dass-er nuch
Tags i" d's Bett chännd; Das ist em g'siinteste" für
dere" Pfösech. CStreiff 1909/10. abgenommene [Milch]
tue es ihm auch und sei ihm noch gesünder.' Gotth.
,Sie [die von der Gegenpartei als Richter angerufenen
.fünfzehen epistel der zwölfboten' und geschieht der
aposteln'] wurden unser [der kranken päpstlichen] mess
glich als gs. sin als dem künig Pharao das rot raeer.'
NMan. ,Ein speiss, die demmagen ges. ist, cibus sto-
macho aptus.' Mal. [Gott Vodä der neu zu Isaack:]
Ih glaub, das war der auh noh g's., want noh danzä
kantest ä Viertelstund. Tyrolersp. 1743. Übertr., heil-
sam, vorteilhaft, nutzbringend. E" chli" (E" wenig)
un'brönnti Äsche" uf-e" Puggel ivär-im g's., wird-im g's.
si" B. Da(s) ist g's. (für-en), eine unangenehme Er-
fahrung, Zurechtweisung, Tracht Prügel usw. Ap; Th;
Z; Syn. Das tuet-em guet. So, so, gel' (Ja, gelt), Das
ist-der (iez einist) g's.! zu Einem, der durch eigenes
Verschulden zu Schaden gekommen ist BE. (Bärnd.
1904). Es ist-der g'sünder (G'sünder isch-der), du
hi'gist Das [etwas Strafbares] nit g'macht, süst welti-ich
nit i" dine" Hose" si" BSi. ,[Wenn Einer] ze sinen
tagen kunt, hat er denn guot, daz ist im ges.' Boner.
Wir wöllä Gott Vodä mehren; es ist gesünder, besser
und geht lieber. Tyrolersp. 1743.
Ahd. gisunt(i), mhd. gesunt, selten gesunde; vgl. Gr.
WB. IV 1, 4292,:!1::: Martin-Lienb. II 364; Fischer III
571/3. Die umgelautete Form (Tgl. auch die Zssen), die
jedenfalls mit dem im Amhd. belegten Ja-Stamm zszubringen
ist, hat ein Verbreitungscentrum im BO. mit Ausläufern in
benachbartes Gebiet (BoAa., E., G.; LE.; FO.) — die Form
ohne Umlaut besteht tw. mit Bed.-Differenzicrung daneben —
ein zweites umlautendes Gebiet wird durch die Punkte PA1.,
1"., Id. (dagegen -u- PGr., Mac, Rima) gekennzeichnet. Dabei
fallt auf, dass aus dem dazwischenliegenden W (so G., Lb.,
Mü., Rar., V., Vt.) nur die nicht umgelautete Form belegt
wird. Es lässt sich nicht ausmachen, ob und inwieweit die
jetzige Verteilung der umgelauteten und nicht umgelauteten
Formen eine alte geogr. Abgrenzung verschiedener Bildungen
widerspiegelt. Denn einerseits kann auch die umlautlose
Form (infolge urclauthiudernder Wirkung der Nasalverbin-
dung) auf eine Ja-Bildung zurückgehen, und zwar gewinnt
diese Annahme eine Stütze für jene Punkte, die dentale Fortis
als Entsprechung bewahrter westgerm. Gemination in nach-
cons. Stellung (vgl. dazu etwa lind uud linden mit Anm. Bd
III 1315/8; allerdings gibt es auch Beispiele für Entwick-
lung einfacher Lenis > Fortis nach homorganem Nasal; vgl.
Hand / Bd VI 1022) aufweisen (vgl. auch un-gesund). Ander-
seits ist der starke Einfluss nicht zu vergessen, der von der
schriftsprachlichen bzw. der (aus a- oder Ja-Stamm entwickel-
ten) bodenständigen umlautlosen Form ausgegangen ist und
noch ausgeht (vgl. den wohl nicht zufälligen Umstund, dass
die Form mit Uml. fast ganz auf die Gebirgs-MAA. beschränkt
ist; ferner u"g'sünn in BG. als f und nur in best. Verbindung).
Für die Formen mit im und n vgl. zB. die Aunini. zu Hund
(Bd II 1429); rund (Bd VI 1042). Die Formen mit vocal.
Flexionssuff, sind zT. (so Ap; SchwE.; ZKn. und lt Dan.;
aueh schon 1618, Z; vgl. weiter un-ge-sund) von einem mit
-en erweiterten Stamm gebildet; es liegt Analogie nach den
st. Ptc. Pra»t. bzw. den Adj. mit n-Suff. (wie oß'en, trocken)
vor; Analoges bei chranl; (Bd III 833/4), wund; ferner riff
(Bd VI 660).
Verstärkende Zssen (vgl. dazu Sp. 1133 o., ferner
Gr. WB. IV 1, 4299 u.): eichle'- g'sung. Du bisch so
früsch und ei. [von der personifizierten Ehrlichkeit].
Schild 1879 (SL.). — Auch thür., henneb. Eig. wohl, so
gesund, wie ein mit Eicheln gefüttertes Schwein (vgl. eichel-
rund Bd VI 1042). — fisch- BHaslib. — hecht-.
Scho" gern e" Jör sind ieh und d' Chind h. ONägeli 1910
(THErm.). — ehern-: wie nhd., aber nicht eig. volkst.
übel- BR., ibel-g'sind BHa., Meir.: kränklich. S.
Grauggi (Bd II 726).
u(n)-, o"-ge-sund f-nt, -nn, -ng), mit Uml. BE.,
G-t (nur in der Verbindung u"g'sünns Wetter), R., Si.;
PAL: 1. entspr. gesund 1 a, kränklich BR., Si. und lt
Gotth.. Zyro; PAL; U. I°» ha" Wg'sündi BV", i°h
cha"" nit recht lü2ffe" BSi. En Wg'sündi Ghue. ebd.
,Es [das Mädchen] ist mager und ungsüngs.' Gotth.
, Siech, krank, unges. und zu krankheit geneigt, mor-
bidus; unges-er leib, corpus mali habitus.' Fris.; Mal.
,Zu Heilung syner ungs-en Schenkten. ' 1617, Z RB.
S. noch besseren (Bd IV 1675); blutt (Bd V 215). —
2. a) entspr. gesund 2 a. Der Härrgott well-ü"s b'hüete"
vor söttege" u"tuchtege" und Wg'sunten A"sichte"; d's
Lena brücht nüd z' schlafe" undertage". CStreiff 1906.
— b) entspr. gesund 2 b. Er hat noch ke{" u-(n)i
Stund g' ha" Ap; G, Tu; Z. — c) entspr. gesund 2 c,
gesundheitswidrig, schä llich. wohl allg. Das ist us
Wetter. U"rlfs Obs ist (u"zitig Frucht sind) u. ,Es
ist nichts so Ungsüngs als so-n-e leere Mage.' Gotth.
,Ein unges-er luft, der vil krankheit bringt, morbidus
aer; schädlicher, unges-er luft, dein hagel oder sunst
ungewitter underworffen, ccelum calamitosum.' Fris.;
Mal. .Diewyl sy gehört, das kein mensch sin harn
gegen ruou ablassen noch syn lyb ouch dargegen
1137
Sand,
sind, sond, Sand
[13
entplössen sölte, dann es ein ungs-s ding..., hette sy
gebetten, söllichs zu underlassen.' 1546, Z. Sprw.
Z'vil ist u. Ap; Th; Z und wohl weiterhin. S. noch
gesund (Sp. 1131). — Mhd. ungeaunt; vgl. auch Martiu-
Lienh. II 364. — Un-g"-sun dheit üng'sunket f.:
Kränklichkeit, bes. Gichtschinerzen in den Gliedern,
aber auch inneres Leiden GrA., Pany. — Mhd. unge-
auntheit neben ungesundeeheit (Lexer II 1873/4). Zur Form
Ung tunket vgl. die Anm. zu Gesundheit. — U(n)-g°-
sundi GrAv., -ü- (bzw. -i-) GRi'ast., He., sG., Ziz.;
PA1. f-t-J; ZF. — f.: 1. entspr. un-gesund 1, Kränk-
lichkeit GrAv., Cast, He., sG., Ziz.; PA1. (,raalsania.'
Giord.); ZF. D' U. tuod Dem Nüd GRCast. (Tsch.).
I" st"")- U. het Der nid vil gueti Tage" trotz allem
Vermöge" GrAv. (ebd.). Er hat vor U. nümme'' üs-
halte" möge" ÜRZiz. (ebd.). — 2. entspr. un-gesund 2c,
.insalubritä' PA1. (Giord.).
g'-sunde": gesund werden AäF.; Bs (Seil.); BG.
und sonst; SchwE.; Ndw (Matthys). We""-men-e" set-
tige" Ma"" het, wie we't-me" da chönne" g's. B (Zyro).
Herr Dokter ... chönd g'schwind, es ist im [= dem] Vatter
g' Schwunde". Nei", Chind, Sg spöt, us Dem gibt 's Nüd
... gang heim, er wird wol g's. Lienert 1906.
Mhd. gesunden, -ten, auch tr., = gesund machen ; vgl. ferner
Gr. WB. IV 1, 4319/21. Die Form mit -nd- im Gegs. zu -nn
(-nt) beim Adj. lässt das Wort in BG. als importiert erscheinen.
er-g°- (in PA1. -i"): = dem Vor. GRPr. (Tsch.); PA1.
(Giord.); Ndw (Matthys).
G'-sundheit (-hm, -hin BE., G., Sigr., Si.), -nt-
BGoldb., G.f, Si.; FJ., G'sunkeit B (Wolt. Jüngl.),
G'sunket ScßStdt f, St. (Sulger, heute abgelehnt); Z
Bär.f, Baumaf, W. (Schulthess) — f.: 1. wie nhd.
a) gesunder Zustand, Wohlbefinden, allg. (doch s. die
Anm.). ,Gs., salubritas, sanitas, bona valetudo; zuo
einsi gs., salutariter.' Fris.; Mal. ,Der Ges. pflegen,
valetudini diligentissime consulere.' Hosp. S. noch
pflegen, Pfleger (Bd V 1224. 1232). ,Bussgebätt um
Gs. Leibs und der Seelen.' 1707, Ps. Von Unbelebtem;
s. Rank (Bd VI 1136). Sprww. G's. cha""-me" nid bim
Chrämer chauff'e" L (Ineichen). ,Es ist nichts über
Ges., sanitas est maxime divinum condimentum.' Hosp.
S. auch chrank (Bd III 833). In Wunschformeln. I'h
wünsche", dass-de's i" gueter G's. chönnist bräche",
bei Überreichung eines Geschenkes BG. Ich ivöusch
[wünsche], dass Si-s' i" G's. brücken, sagt der Ver-
käufer (zB. von Schuhen) zum Käufer Z (Dan.). I"
der G's. mache"d 's wüest! Maurer, der die Küche
geweisst hat, zum Auftraggeber, ebd. Oft in Ver-
bindung mit Synn. Ich wü"sch-ich Glück zum heilige"
[früher heiige"] Name"stag; G's. und Freude" und
e"s längs Lebe" und Alls, was -er selber wü"sche"d
ScawE. (Lienert). S. noch gesegnet (Sp. 462 o.); wider-
sinnisch (Sp. 1075). Sege" und G'sunket ScHStdt; s.
Brätscheli-Mann (Bd IV 276). In der Trinksitte. (Zur
Ap; GlM.; L; GT.; SBh.; Th; Z, uf di", tui Bs; Gr)
G's.! entweder (so Aa; Ap; Bs; BGadm., G. und lt
Zyro; FJ.; GlM.; Gr; L; GRh., T.; SBb., L. und lt
Reinh.; U; Z, auch lt Dan.) als Ansprache Dessen,
der unter Erheben des Glases gegen den Partner bzw.
Anstossen mit ihm (putsche"; vgl. auch Bärnd. 1911,
486) einen Schluck tut, oder (so Aa; Ap; BG..M.; Gr
D., Pr., Seh.) als Erwiderung Dessen, dem man zu-
getrunken oder ohne zu trinken das Glas (mit den
Worten ich bringe" -der 's; tue(-mer) B' scheid; trink
Ei"s!) gereicht hat, und der nun aus dem eignen
Schweiz. Idiotikon VII.
oder dein gereichten Glase — mit (Aa; BM.) oder ohne
(Aa; BM.; GrD., Pr., Seh.) Anstossen — Bescheid tut;
syn. Wendungen vgl. unter gelten (Bd II 277/8); kom-
men (Bd III 265); bringen (Bd V 691/2); Wol-sin
(Sp. 1045); gesegnen (Sp. 468). Alle! G's., Karlini!
's gilt-der, Marianneli! L Hauskai. 1901. [A.:] G's.!
söll-ech gelte"! [B.:] Jo, 's söll-der gelte"! JReinhart
1907. G's.! Gott erhalt-der di" Schönheit! Z (Dan.).
,[Sie] stiessen die Gläser an und sagten mit verschmitzt
sein sollenden Gesichtern: Ges.!' Gotth. S. noch leben
(Bd III 971). Zur G's., ir Herre"! CStreiff 1902.
G's., Alli mit-enander ! Bs (Linder). ,G's., Streich
heisst eine Redensart und sie bedeutet das Gleiche
wie: Ja, prost!' Bond 1907, 590 (BGadm., wo der Fa-
niilienn. Streich häufig und durch die breite Aussprache
des ei für die MA. charakteristisch ist). S. noch an-
putschen (Bd IV 1940). G's., wer 's dörst (wer türstj!
beim Erheben des Glases GRh.; ZNeer. Mit Dat. P.
G's. alle" Lidige" u"ä mir z'erst! Bärnd. 1911 (BG.).
(Zur) G's. Allen um und um! L. G's. um und um:
wer NU heig, der luegi drum! USch. D' G's. bringe":
Die ersti G'sunkeit, wo-n-ich wirde" bringe", wird
si": Es lebi Steffe"! Wolt. Jüngl. (B). Mit Dat. P.;
s. bringen (Bd V 694 o.). G's. mache" AaF.; Bs; B
(so E., G., M., O.); L; S; Th. Cho" G's. machen u"d
B 'scheid tue". SGfeller 1911. Mer wei" no'h G's.
mache"; ich ha" da noch e" Mass Bessere" 'brunge".
Gotth. ,Drinnen schenkte ... der Alte wieder ein
[und] machte Ges.' ebd. Der Köbeli het scho" 's Glas
i" der Hand g'ha" und het welle" rüefe": Dö bin-ig,
Bäbeli, se chumm, mach G's.! JReinhart 1904. Dem
sist-me" G's. mache", öni das'-es tönt, sagte Einer, als
sein Hinterer an den eines Andern stiess BG. G's.
mache" z'säme" B (so O. lt Schwzd.). Mit Ei"'m. Der
Grösspapa isch obena" g'sesse" neb dem Götti und neb-
der Gotte" und het mit-ne" G's. g'macht. JReinhart
1907. ,Nimm dein Glas und mach Ges. mit Uli...
Vreneli stand auf, nahm sein Glas, machte Ges.' Gotth.
.Alles, was der Trinkende [ein zum Trinken aufge-
forderter ungebetener Gast beim Kindbettimahl] der
Höflichkeit wegen zu tun hat, ist, dass er mit den
Anwesenden Ges. macht.' ebd. Ebenso G's. (in ä. Spr.
auch ,zur, auf die Gs.') trinke" Ap; B (Zyro); Sch;
Th; Z; Syn. an-schlahen, stössen. Chome"d, ir Bäsli,
mer wend G's. trinke". APletscher 1902. ,Zur Ges.
soll man trinken woll, zur Ges. das Krusi voll.' 1789,
AfV. (auf einem Trinkkrug). Mit Gen. P. ,'s Juden-
Königs Gs. trinken.' PSpichtig 1658. ,Einse Ges. trin-
ken, saluti alieuius libare.' Hosp. , [Der Reifschwinger
beim Küfertanz in BsStdt] trank aus dem mittlem
Glas auf des Herren, dem zu Ehren sie tanzeten, seine
Ges.' 1754, Z. Subst. Inf.: ,Was ... das bei uns ein-
gerissene Gesundheittr. angeht...' Z Mand. 1636; vgl.
dazu Troll 1844 IV 44/5. In freier Weise vom Ge-
tränk, mit dem man auf Jmds Wohl trinkt. ,[Herodes
zum Weinschenk:] Schenk mir die Gs. in ein Glas ...
schenks weis ein; [scheltend, als er , etwas Unsaubres'
im Glas erblickt] die Gs. ist amen; ich wil es lassen
an dich körnen.' PSpichtig 1658. ,G. schiessen': ,Weil
der hochw. P. N. allhier bei St Clara gesinnet die
andere erst Mess zu lesen, als wollen MggH. ... einige
G's-en schiessen lassen.' 1753, Ndw Beitr. 1892. Auch
beim Niesen. (Zur) G's.! AaF., Muhen; Ap; Bs;
G; Schw; Th; Uw; Z und weiterhin, G'sundheitili!
zu Kindern Ndw. Syn. Helf(-der, -ech) Gott! (Bd II
11::;»
Sand, send, sind, sond, sund
1140
512, in BG. auch mit dem scherzh. Zusatz du Schnuder-
chinnd ,-hunn'1); zum Wohl"! (Sp. 1045); 's söll-ich wol
tue" ! G's. ! g'schii bist jo { Verstand braucht man dir also
nicht zu wünschen] AAMuhen; umgekehrt G'schidheit,
g'sund bist! GT. Zur G's., Herr Schuelp fleger ! Chor
der Kinder beim Schulbesuch ZPfäff. G's., Herr Lerer!
sagte ein Schüler, als der infolge der Schläge aus den
Hosen aufsteigende Staub den Lehrer zum Niesen
brachte. Ndw Kai. 1899. Zur Herkunft der Sitte vgl.
niesen (Bd IV 817), ferner Gr. Myth. * 934/5 und Nach-
trag 322; SV. 1911, 19. — b) Gesundheitszustand,
Befinden übh. Gueti G's. Ap; B; G; Th und weiter-
hin. .Einer guoten gs.sein, stabili salute potiri.' Fris.;
Mal. Bes. in Wunschformeln. Ick wünschen -ech es
guets, glückhaftigs neus Jär u"d gueti G's. B; ähnlich
allg. Vergelt-uch 's Gott z' tüsi"g hundert Malen, ich
ivünschen-uch Glück, und gueti G's. geb-uch Gott!
[Dank des Bettlers]. Osenbr. W. (BSi.). S. noch Segen
(Sp. 449 u.). .Gute Ges.! wünschten [sich die Kinder]
beim Trinken und Niessen und in unberechneter
Übereilung der Liebe wohl auch gar beim Husten.'
KSteioer 1839. ,Arme und schwache ges., ein blöde,
schwache ges., da einer nit ze bett ligt, mithin aber
übel mag, infirma atque iegra valetudo.' Fris.; Mal.
— 2. Gesund werden, Genesung, Heilung. .Der
mensch was über vierzig jar alt, an welchem dises
zeichen der ges. geschehen was.' 1530/89, Apostelo. ;
.gesundmachung.' 1638; gr. x^g Idoecog. .Eine verzwei-
felte krankheit, da man kein hoffnung der gs. nit hat,
perdita valetudo.' Fris.; Mal. ,Als ... sy [eine an den
.bösen blateren' erkrankte Frau] irer gs. angfangen
enpfinden.' 1541/3, Z Ehegericht.
Vgl. Gr. WB. IV 1, 432 1 /35. 4346/7 (.Gesundheittrinken');
Fischer III 573. Das Wort ist, obwohl allg., doch ausser
in gewissen Formeln nicht eig. ma. (vgl. die weitgehende
Übereinstimmung mit der schriftspr. Form, tw. im Gegs.
zum Adj.; zur Behandlung der Ableitungssilbe vgl. auch
Bärnd. 1904, 437/8). Die bodenständige Form G tunket, die
ausserhalb der für SchStdt (Sulgers Angabe für SchSt. heute
abgelehnt) belegten, gegenwärtig ausgestorbenen formelhaften
Wendung .SV" und G's. (s. Sp. 1137; vgl. dazu auch Stickelb.
1889, 387) noch für Teile von Z (doch zumeist als f ) und
für GrA., Pany (Ungsunket) bezeugt ist (vgl. ferner ß'mn/eet-,
Zunket- unter Gesundheit- Lumpen Bd III 1280; als G'sunghet
auch bei JFelner 1803; GSunket bei Martin-Lienh. II 364;
nach DM. IV 2 O'mnkat im Montavon; ein Beleg aus XVIII.
bei Fischer aaO.), wird unmittelbar auf mhd. gesundecheit
neben gesuntheit (Lexer I 936/7; vgl. auch Wilmanns * II
§ 290, 1) zurückzuführen sein; die MA. kennt auch sonst
die Bildung mit -l-eit in Fällen, wo die Schriftspr. sich für
-heit entschieden hat (vgl. zB. Fulkeit Bd I 791). Im vorliegen-
den Falle ist auch noch der analogische Einfluss in Betracht
zu ziehen, der vom Gegs. Chranket (vgl. Chrankheit Bd III 834)
ausgegangen ist.
Ge-sundi G'sündi (bzw. -i-, -ö-), in Schw (in
Bed. 2) -t- — f.: 1. entspr. gesund 1 a, Gesundheits-
zustand Ap; B (Zyro); GrAv., Gast., He., Rh., sG.; Ndw
(Matthys). G's. halbe" han-ich-mich Nüt z' chlage" B
(Zyro); ähnlich GRSch. G's. halbe" chönnt-er schön
werche" GRCast. Der ist e" G's.! von unverwüstlicher
Gesundheit Ap; G; Z. De bist e" G's., 's wurd-der
Alls Nüt mache" GT. — 2. entspr. gesund 2 c, Zu-
träglichkeit Schw (Schwzd. 35, 84).
Ahd. gisunti, mhd. gesunde f.; vgl. auch Gr. WB. IV 1,
4317/8; Fischer III 573.
ge-sundlich : = gesund. .Gsundtlich, daz gsund
ist und gsundtheit bringt, salubris; gsundtlich, mit
gsundtheit, salubriter.' Fris.; Mal. Spec.,=gesund2c.
,Dass sie [die Kinder durch ein bestimmtes Mittel]
die gesündesten Complexionen gewinnen, die ihnen
fast gesüntlich ist wider all ander Krankheit.' Paracels.
Ubertr. .Darum ist es gesüntlich und göttlich, das
das böss mit dem guoten verbessert werde.' HBull.
1531. — Mhd. gesüntlich neben ungesuntlich ; vgl. auch Gr.
WB. IV 1, 4J47/S; Fischer III 573.
sonder II (als Adv. auch ,s-s'), ,sonder(s)':
Adv., in Bed. 1 und 3 auch Adj. I. besonder(s) i. S.
von abgesondert, getrennt, für sich, a) Adv. ,Beid
und ieder s-s'; s. um-bringen (Bd V 713). ,Sam(en)t
und s-s (sonders)'; s. Sp. 908. 926. Adv. oder präd.
Adj.: , [Jakob gab sein Vieh] under die hand seiner
knechten, ie ein härd s.' 1530, I. Mos.; 7to£[mov xaxa
u.övaj. LXX. — b) Adj. (auch durch eigen oder eine Zss.
mit Sonder- wiederzugeben). Rein örtlich. .Das kalb
[war] in einer s-n gehalte.' 1472, Z RB. .[Eine Weibs-
person habe ihnen] in ein s. kammer ze gande be-
volhen.' 1482, ebd. ,An ein s. ort.' 1530, III. Mos.;
.sonderbares.' 1667. ,Als er in HPöfers huss ob einem
sondern tisch gesessen.' 1552, ZAnd. .Sunderbar, an
einem s-en ort, seorsum.' Fris.; Mal. S. noch Sül
(Sp. 793 u.). Von nicht rein örtlichen oder nicht ört-
lichen Verhältnissen. .Enhein s. gelüpde noch bunt-
nüst ze machenne.' äL RB. .Wer ouch, das dry oder
vier by einer fürstatt weren, der jegklicher sin s.
brot essi, der sol jegklicher geben dem vorster ein
dinklin garbe und ein wienachtbrot.' 1347, ZBirm.
Offn. ,Bischoff von Munster lyt an der rechten syten
und hatt ein s. Wagenburg.' 1475, Bs Chr. ,Und fuort
mit zwenzig rittern, der ietlicher hett ein s-n sö-
mer.' Volksb.; Varr. ,s-igen, eignen.' .Sie [die Wieder-
täufer] haben auch sonder Wyss mit Essen, Trinken,
Gebeten, Grüssen etc.' 1528, JLüscber 1898. ,Als dan
mancherlei zweiung sich erhebt in unserm waren
cristanlichen glouben us ursach nüwer sect, durch
sonder [sektierische] prediger under dem schyu des
heiligen gottsworts ussgespreit ...' 1529/33, W Blätter.
.Wies wyter gieng, stat in s-n tichten.' Salat. ,S-e
meinung, peeuliaris ratio.' Fris.; Mal. , [Ein früherer
Geschäftsteilhaber hat] einen sondern Laden uffge-
stellt.' 1627, L. ,S-er hof' = S.-Hof (Bd II 1031); vgl.
auch S.-Lüt (Bd III 1524). ,Was aber von wälden
und güetern, so sondern höfen zuogehörent, gerüdt ...
werdint.' 1523/6, Z RB. ,Es sint ouch innert denen
zillen [im Gebiet des dem Gotteshaus zu Luzern ge-
hörigen Hofes Küsnacht] s. höve.' 1561, Schw Rq.
Mit ausgedrücktem Gegs. ,gemein.' ,Nach vilen, beder
teilen s. und gmeinen tagleistungen.' Ansh. , Sondere
Herrschaften', im Gegs. zu den .gemeinen.' 1719, Absch.
Exempt, vorbehalten; s. Schweig-Hof (Bd II 1032).
Spec. a) einzeln. .Dass man sundren knechten keinen
brantschaz nachlassen sölte.' 1499, Ansh. ,Das gebot
Gottes Exod. 20, 4 blybt in ewigheit styf ston, ob-
schon Gott s-en personen zuo zyten wider das gebot
befelch tuot.' LJim 1530. .Darzuo [abgesehen von der
Verdammung Luthers durch die Sorbonne] so hatten vil
sundrer hummel und brämen mit reden und gschriften
hart uf in gestochen.' Ansh. Auf einen einzelnen Fall
bezüglich, speziell (Gegs. allgemein): .Christus [hat]
hie sin red von der s-en zuo einer gmeinen red ge-
zogen.' Zwingli. — ß) privat (im Gegs. zu öffentlich).
Von Personen (bes. häufig ,s. lüt, personen'). ,Dis
1141
Sand, send, sind, sond, sund
1142
jars hat ein stat Bern allen salzgwerb von sundren
kouflüten an sich gezogen.' Ansh. ,Gemeinden oder
sundren personen.' 1526, Absch. .Indem daz der salz-
gwerb der statt entzogen und in sonder lüt banden
komen.' 1536, B RM. , Sondren personen durch s. per-
sonen ist zuokumen, das der N. [seine Untertanen
schlecht behandle].' 1547, Absch. (L Schreiben). ,Et-
lich gmeinden und s. personen.' 1549, ZRüti. ,Es sy
auch ein oberschaft ab Saviesy in trüwen daran nit
schuldig, sonder es habens under ihnen tan sonder
personen.' 1550, W Blätter. Der Vogt und .etlich
sonder personen.' 1561, Sca. , Bannhölzer und Tagwens-
hölzer, so sondern Personen eigen sind.' 1571, Steinm.
1802. ,Ein Gemeind oder sondere Persohnen.' 1713,
Gr. S. noch S.-Lüt (Bd III 1524); Näch-Pür (Bd IV
1518); Post (ebd. 1796); Gelt-Rapp (Bd VI 1172). Von
Sachen. ,Ouch sülen wir die vorgenanden wisen ier-
lich höwen und einden und darnach sülen wir enkein
s. weide haben uf dien selben wisen.' 1347, Z Rq.
1910. ,Minü s-ü hölzer ze Jegistorf.' 1354, B. ,Gieng
ich [ins Wallis], dan ich hatt s-i geschäft doheiman.'
ThPlatter 1572. ,Von wegen der frankrichischen Pen-
sionen, gemeinen und sondern.' 1502, Z RM.; vgl.:
,Die grossmächtige, huldriche pension, einfach gmeine
und ofne, aber zwifach sundre und heimliche.' Ansh.
S. noch Ab-Ort (Bd I 486). — 2. Adv. a) detaillierend,
besonders = speziell, im Einzelnen, um es genauer
zu sagen, nämlich; von b nicht durchweg scharf zu
scheiden. ,Von ieklichem hus der erberst mensch
und s. ein man [soll an der Näfelser Fahrt teil-
nehmen].' Z Chr. XV. ,Man sol nachgan und richten,
als N. etwas unbescheidner red an dem gerieht gerett
hat und s., dass er gesprochen hat, PKel selig hab
einen gehulfen miirden.' 1409, Z RB. .NN. stalten
sich für uns in recht mit fursprechen und raten ...
s. so versprach der HTorer...' 1448, AaB. Urk. ,Es
ist ouch s. zuo wissen, welche die bürgen sind [folgt
eine Aufzählung].' 2. H. XV., ÄAWett. Offn. ,Item
und ist am boden [einer .ledinawe'] die wite, als
daz mess von alter har ist komen, an fünff enden ze
messen, s. in der mitte und vor dem ioch [usw.].'
1469, L. ,Redte im der N. darin und s. brucht er die
wort...' 1470, ZRB. ,[Der Feind] tet uns vil Scha-
dens mit dem geschütz, s. ob 40 man tod und wund,
ouch vil pferd.' 1475, Bs Chr. .Dozuo ist von der
fürsten und stetten botschaften vil zuogeredt, s. wie
das nit müglich sy [eine gemeinsame Beute], denn
manger das sin verspilt [usw.].' 1476, ebd. ,Dies schloss
Gryffenberg mit ... aller zugehörd und sonder die
vogty zuo Bärentswil.' 1507, Z Rq. 1910. ,Sider die
lüt von Grüeningen die vögt, sonder dem alten sin
plunder dannen und dem nüwen dar, bishar gevertiget
band.' 1519, Z. .Darnach [soll Einer studieren] epi-
stolas Pauli, s. am ersten ad Galatas.' Zwingli. ,[Es]
habe wenig gfält, das sy den Steinibach nit greicht,
und s. sig das die ursach gsin ...' 1563, Uw. S. noch
Burdi (Bd IV 1544); richten I (Bd VI 386). —
b) zugleich hervorhebend, besonders = namentlich,
zumal. Die drei ersten Belege veranschaulichen den
Übergang von Bed. a her. ,In dem wurdent etlich
erschossen und vil wund und s. eins ritters sun, der
40 000 guldin rieh was, umb den vil leids was, ouch
sust ob 60 tod und wund.' 1475, Bs Chr. .[Wisset]
dass die uwern uff denselben tag ... sich erlich und
redlich gehalten band, s. das nüw fenlin by den vor-
dem ist gesin.' 1477, ebd. ,[Man solle nur die Haupt-
leute einlassen] all ander güetlich furwisen und son-
der daby die tor behueten.' ebd. ,Das aber ietweder
teil noch bisher dem andern hat usgeslagen, s. ietz
uff dis zit.' 1420, Z StB. .Also brocht man das an das
gemein folch; die worent nun fast dorwider, s. die
von Bern.' 1445, Bs Chr. ,Die ussren, s. vom see,
hatten einen obristen houptman gemacht und sust von
sundren enden houptlüt und weibel gesetzt.' Waldm.
Aufl. 1489. ,Ouch nit, dass mir an der kinder touf so
vil gelegen sye, s. so ich aller menschen Müdigkeit
ermiss.' Zwingli. .Durch disser dryen bruodern schuld,
die nüt band wellen kommen, s-s der herzog von Agre-
munt.' Haimonsk. 1531. ,Mit bericht, dass sy beide
und sonder die tochter [vor Ehegericht] ungschickter
Worten gwesen.' 1541,3, Z Ehegericht. ,Süliche äugen
werdend am adler gelobt, s. so er in den landen gegen
nidergang erboren worden.' Vogelb. 1557. .Sonder
diser zeit.' II. helv. Conp. 1566/1644; .sonderlich.'
1718. S. noch Lad (Bd III 1082). — 3. besonder(s)
= ausnehmend, ausserordentlich, a) Adv. Bei Adj.
und Adv. ,Sy wolt ouch s. gern tuon, was den Eid-
genossen lieb were.' 1476, Bs Chr. .Strengen fürsich-
tigen ersamen wysen s. lieben und guoten fründe und
gtrüwen eidgnossen.' 1482, Obw an L. ,S. gnedigen
lieben herren.' 1516, AaB. ,Ain sonder gros gefallen
war mir, ir kernen selber zuo mir.' 1518, ZSth. Brief.
,Sich s. alt cristen und des uralten glowens rüemen.'
Ansh. .Sonders lieber und guoter fründ.' 1529, B.
.Ein sonder guter Patron undt Fürderer dises guten
Werks.' RCys. .[Der Rigi] ist ein sonder lustiger
Berg.' ebd. S. noch zue-geben (Bd II 94). Negiert,
nicht sonderlich, nicht eben. .Klagtend nit sonders
vil.' 1530/3, Z Ehegericht. ,[Die Hexe habe] einen
regen gemacht, darunder dann stein ouch gefallen,
aber nit sonders vil, ouch nit grösser dann wie erbs.'
1539, Z RB. ,[Sie] spreche in nit sonders an, dann
was iren das recht gebe, darby weite sy blyben.'
1541/3, Z Ehegericht. ,Hett um Wintertur nit sonder
vil schaden tan.' 1544, UMey. Chr. ,So mögend die
übrigen sachen ein ufschlag wol erlyden ane sonders
wachsenden schaden.' 1562, Gl. ,Diewil er sich diser
herschaft nie sonders beladen.' 1578, ScHSt. — b) Adj.
Von Sachen (Abstr.). ,Durch s. tugend, liebi und
früntschaft willen.' 1430, Z. ,Zuo sondern hohen
fröden.' 1477, Bs Chr. ,Von s. lieb wegen.' DSchill. B.
,[Als Auszeichnung für die Bürger] so diseren krieg in
Swaderloch gelegen sind und etwas sundrer gescheft
und arbeit ussgericht haben, ist geordnet...' 1499,
Z RM. .Daran tüegind sy rainen herren s-s gefallen.'
1527/9, ZRB. .Der gemeinde Gottes zuo sonderm
tratz, schmach und schand.' 1538, Z RB. ,Sinem kind,
so im mit der bschwerlichen sonderen krankheit der
malecy beladen.' 1541/3, Z Ehegericht. ,S-e liebe an
einen legen, einen vast lieben, familiariter aliquem
diligere.' Fris.; Mal. .[Dazu] hab ich sonderen lust
gehabt.' Eckl. 1575. .Wir haben mit sonderen fröwden
angehört...' 1576, Gfd. , [Einem] ein wolgefallen und
ein sondern dienst tuon.' 1584, Z. .Ein s. kurzwyl.'
Mal. 1593. .Ein sonder Lob.' RCys. (Br.). ,Aus soli-
derem Gunst und Gnaden.' JJBreit. 1613/43. ,ün-
gessen mag zwar niemandt gleben, Godt tu dann son-
dere Gnad im geben.- L Spiel 1616. ,Mit soliderem
Missfällen.- 1645, Z. Einem .ein sonderes Gefallen
.' 1730, Zg Brief. 8. noch Günsel (Bd II 376);
11143
Sand, send, sind, sond, snnd
1144
Bös-Pßnning (Bd V 1127). Von Personen. ,Hoch-
wirdiger, sundrer herr', Anrede an den Bischof von
Sitten. 1467, B. Sonst nur vor einem zweiten Adj.
, Sundren guoten fründ und lieben getrüwen eidge-
nossen.' 1469, UUrs. .Unsern sundern guoten fründen
und getrüwen lieben pundgnossen.' 1475, Bs Chr. (W
Brief). ,Unsern sondern guoten fründen.' 1476, ebd.
(S Brief)- ,S-en lieben herren.' 1491, Gfd. Negiert.
,[Sie] bette warlich des kein sonder acht meer.' 1546,
Z. , Lucern hat kein sonderen wynwachs.' RCvs. ,Doch
solle Solches ohne sonder Nachteil der Apotheken
besehenen.' 1645, B. S. noch Buew (Bd VI 1893).
,Nüt s-s.' ,Nit s-s nie; die muotter und das folk als
land uich ... fast grüezen.' 1519, G Brief (Schluss-
forrael). ,Sunst nit sonders, dan Got bewar üch und
uns alzit.' 153.1, ebd. ,A.: Ist dir sust wyters ange-
legen, magst mirs mit kurzen worten segen. B.: Nüt
sonders, Gott, das obrist guot, der hab uns beid in
siner huot!' GBinder 1535. ,N. seit, er wüsste nüt
sonders vom eehandel, aber vor 8 tagen [usw.].' 1541/3,
Z Ehegericht. , [Leute, welche die Gespenster] für ytel
fabelwerk habend eins teils darumb, dass inen der
dingen ir laben lang nichts sonders begägnet.' LLav.
1569; .Sonderbares.' 1670. — 4. a) Präp., ohne, ausser.
Sonder Zwifel B (Zyro). ,Von der kleger bett wegen
da ward das obgenannt pfund gelts uff dem obge-
nannten hoff s. der vorgenannten CISteffens [!] rech-
tung veil gerüeft.' 1452, Z. ,Die genant mülly mit
aller zuogehört, s. Clausen Metzgers vorgenant rech-
tung.' 1465, Waldm. ,Sy habend sechs herren, sunder
der[!] wellent sy nüt tuon.' 1474, Bs Chr. ,[Da] mir
das [ein Todschlag] in trüwen leid, nit gern, s. minen
willen besehenen ist, so hoff ich...' 1485, Z RB. ,Der
beste Schatz und Adel ist Leben sonder Tadel.' GMüller
1674. — b) ausser als Einleitung eines Satzes. ,Denne
was vor zyten der hoff ze Wald wol dhein dienst mit
reisen nach mit sturen nit schuldig, sonders so man
im landt offen krieg hette, sy eins tags früe by sonnen-
sehyn uss und desselben tags aber by sonnensehyn
heimzugind.' 1586, Z Wald. S. noch ge-samlet (Sp. 921).
— c) sonst, widrigenfalls. ,Da gebühret nun keinem
treuen Soldaten, dass er auss dem Feld entlauffe und
den Schilt von sich werffe, sonder wird er ehr- und
wehrlos gemachet.' AKlingl. 1691. — 5. Conj., son-
dern. .Etlich wölf, die nüt sonders des vychs, sonder
auch zween hirtenknaben, die der schalen ghüetet, an-
gefallen, geschadiget und tödt, der schafen aber ver-
schonet.' 1515, Wick. ,Er hette doch nit im, s. sinem
meister gelüt.' 1473, Z RB. ,Sölte sich niemer erfinden,
das es der Bruppbach, s-s der Krumppach Messe.'
1487, AaB. Urk. .[Pfarrer N.] wird nit gescholten,
sonders gelopt, dann das er frecher Worten sye.' 1530,
G. ,Aber N. was ir weder wenig noch vil, s. gar nüdt
gichtig.' 1533/8, Z Ehegericht. ,Der Ion ist nit ein
gab oder schenke, s. ein schuld oder besoldung.'
OWerdm. 1552; .sondern.' Herborn 1588. ,S., aber,
verum.' Fris. ; Mal. ,[Der böse Feind] hat nit nach-
gelassen, sonders stark fürgetruckt.' Bs Mord 1665.
,Ein Land von brennendem Pech, das weder Tag noch
Nacht erlöschen, sonder von welchem ewiger Rauch
aufgehen wird.' AKlingl. 1691. S. noch güdig (Bd II
125/6); üf -brechen (Bd V 328); Hüs-Pfister (ebd. 1197);
samenthaft (Sp.916). ,Nit allein, nit nur [uä.], s.' ,Das
ich nit allein benüegen, s. merklich mitliden mit dem
armen man gehebt hab.' 1486, Waldm. So auch bei
LJud 1526; OWerdm. 1552. ,[Die Zuschauer sollen] nit
nur Achtung han des Mangels unser Weis und Berdt ...,
sunders d Materi z Harzen fassen.' Com. Beati. ,Nit
einfaltig, sonder auch.' JJBreit. 1642. Die Negation
kann auch lediglich durch ein W. negativer Bed. aus-
gedrückt sein oder im Zshang liegen. ,[Der Inhaber
der Pfründe] sol ouch entladen sin der malen der
priestern uff die hochzitlichen tag, s. sollen fürer die-
selben priester durch unser frowen Schaffner ussge-
richt werden.' 1483, B RM. ,Als er noch gar kleins
ansehens, sonder unachtbar gsyn.' LLav. 1578. ,Die
güeter und reben unverhaget, sonder offen [lassen].'
1590, ÄAWett. Arch. ,An wenig Orten hört man, das
halb so vil Wein gemacht werde als vor einem Jahr,
s. etwas minder.' 1730, ZoBaar. S. noch Bd V 931 o.
Mit Inversion des Gedankenverhältnisses, wobei ,s.'
in den negierten Satz zu stehen kommt. ,Das der...
dasselbig fass der statt ganz verungelten soll und
muoss, sonder so sollent im die ungelter nüzit ab-
schlahen noch nachlassen.' 1521, AaB. StR. ,[Die mit
der Aufsicht über die Dorfbrunnen Betrauten sind
berechtigt, die Vier heranzuziehen] die ouch dan zuo
inen gan und inen in söllichem behulfen und beradten
syn, sonder sich darwider nit setzen sollent.' 1562, Z Altst.
Vgl. zur ganzen Gruppe Graff VI 48/53; mbd. WB. II b
736/43; Lexer II 1305/13; Gr. WB. X 1, 1571/87; Sanders
111117/8; Schni. a II 307/9 ; Martin-Lienh. II 364/5. Sünder
aus ahd. suntar (in Bed. 1 Dur oder fast nur Adv.), nihd.
sunder (Adv. und Adj.). Die Formen mit ,-o-' (in der ganzen
Gruppe) und die Adv. -Form auf ,-s' (aueb bei den Zssen)
erscheinen bei uns ausser in Basel erst seit dem XVI.;
sonder als Conj. noch als Lehnwort im roniau. Lugnetz
(RBrandst. 1905, 31). Die in der nhd. Schriftsprache durch-
gedrungene Form auf ,-n' findet sich bei uns erst in jungen,
rein schriftsprachlichen Quellen; Huuzikers Bemerkung ,auch
die Conj. sundere", sondern, ist jedenfalls weuig gebräuchlich'
(S. 266) ist dahin zu berichtigen, dass auch die verbildetste
Stadt-MA. keine genaue Entsprechung des nhd. .sondern'
hat. Es ist daher recht zweifelhaft, ob .sondern' in der
Bed. ,aber' im Seh Pilger 1882,43.45.46 eine ma. Grund-
lage hat; vgl. ungardeutsch .sondern' = .aber' bei Schm. * II
307. Vgl. noch .Souder-Anit', alte Bezeichnung eines Be-
zirks von Ap (Leu, Lex. XVII 351). Über Berührungen mit
sunder 1 s. Sp. 1130.
a b-: = dem Vor. 2 b. Absonders d' Chnabe". PHeng.
1836 (ScHwMa.). Drum sind-si de"" au°h mengist
z'säme" cho", absunders im Winter. Hüw. Kai. 1852.
Wohl aus ab-sunderlich rückgebildet (zum Ausgang vgl.
be-sundere) wie das nhd. Adj. .absonder' (Gr. WB. I 120)
aus absonderlich.'
in-: 1. = sunder 1. ,[N. sagt aus, dass] er und
HEscher mit einander giengen, also kam pfaff Speich,
nam den Escher, fuort inn i-s [an einen besondern
Ort], rett lang mit im.' 1432, Z RB. ,OGötzen wip
sye zuo iro ietwederm i-s komen und zuo ietwederm
gerett...' 1466, ebd. ,3 Zentner anken, 30 käss, der
venner insonder 6 käss.' 1501, B RM. (Beisteuer der
Leute von Frutigen zum Brand an der Spitalgasse in
Bern). ,Von deren ieder in sonder [näml. von den
Th Herrschaften] wirt hernach gesagt.' Vad. ,Von
rüw und leid wird bald in sunders geredt.' OWerdm.
1552; .insonderheit' Herborn 1588. S. noch Gelten
(Bd II 282); Bäb (Bd VI 13). Mit ausgedrücktem Gegs.
,Diser dinge aller und iegliches ensunders sint gezüge
[NN.].' 1297, Bs ÜB. (Copie des XV.). ,Die nachge-
schribenen gueter alle und ieklichs i.' 1368, Gfd (L).
,Si alle gemeinlich oder etlichen i-s.' 1430, ZAltst.
1 1 4 r>
Sand, send, sind, sond, sund
1146
,Der stat Basel soldenern uf dem stein vor Nüss sampt
und iegklichem i-s.' 1475, Bs Chr. (Briefadresse). ,Inen
oder iegklichem i.' 1481, U. ,NN., zögern dis briefs
und ir iedem insonder [wird Vollmacht erteilt].' 1490,
G. — 2. a) = sunder 2 a. ,[Uns kommt zu Ohren]
allerlei... wie die Werbung des schribers geschechen
ist. Und in sonder welle er ...' 1481, Gr Brief. ,[Der
Priester soll] wuchentlichs und uff jede wochen in-
sonders uff den zinstag ain mess ... halten.' 1501, Sch
Chr. .Insunderheit, i., distincte.' Fris.; Mal. ,[Ein
Ehepaar] mit lyb und guot gan Frenisperg uff- und
angnomraen, insonders mit 300 pfund.' 1563, BRM.
— b) = sunder 2 b. ,[Die Boten von B, F und S] er-
zalten inen dis ding [den Miteidgenossen die burgun-
dischen Vorbereitungen], und i-s begert man von
inen zuo wissen, ob die fromen lüte [zu Murten auf
Entsatz rechnen könnten].' DSchill. B. ,Dass ein
iedlicher sich fiyss, die göttlich geschrift zuo lesen,
und i. die, so prediger und Seelsorger sind.' Zwingli.
,lch hab nie ghört einer solchen kälte, i-s um dise
zitt.' UMet. Chr. 1540/73. S. noch ge-rüeft (Bd VI
69(3). _ 3. = sunder 3 a. Mit auffälliger Stellung: , Des
sinen gnaden ein ersamer radt von Zürich grossen i-s
dank saget.' Zwingli. — 4. = sunder 5. ,[N. bittet,
dass die Richter] nicht nach dem rechten, insonders
nach gnaden und erbermde ob im richten wölten.' 1439,
AaB. Urk. — Anihd. insunder (seit Notker); vgl. auch Gr.
WB. IV 2, 2143/4.
iez-; s. Bd I 630 Anm.
Dass ,iezunder(s)' von den Schreibern oft als ,iez-snnder(s)'
gefasst wurde, zeigen auch die Schreibungen ,jetz sonder.'
Eckl. 1575 (jetz sondern.' 1667), ,jetz sonder.' 1612, Z, ,jetz
sunder.' 1639, Z (mehrfach).
ge-: = sunder 1 a. ,[Der Sohn des Scharfrichters
soll in der Schule] gesonders gesetzt [werden].' 1606,
JLüscber 1898. — Schon mhd.; vgl. auch Gr. WB. IV 1,
4321.
mit-: = sunder 2 a nnd 6. ,Als sieh unser herr von
Toggenburg und die von Zürich vor uns obgenanten
botten fürwantend und erklegtend, mit sonder der
herr von T., wie ...' 1428, Gl ürk. (Schiedspruch).
,[Die Säumer sollen] den lüten das ir mit guoten
trüwen versorgen, und mit sunder sol gebunden guot
vorgan.' 1452, Z StB. ,[Si] söllent ouch das bunden
guot zeerst füeren, und darnach das guot, so zeerst
geantwurt wirt, das sol des ersten gevertiget werden
und in gevertiget werden und in guoten eren, und
mit sunder söllent sy das salz suber in britter füeren.'
ebd. .Glich daruff habe der landtvogt [zu Breisach]
einen nüwen rate besetzt und mit sunder inen geben
einen obristen.' 1474, Bs Chr. ,Nun ward der cristinen
ouch gar ein michel schar und teil erschlagen. Mit
sunder wart mit manlicher wer erschlagen Vivancz.'
1475, Volksb.
Scheint nur Schweiz, zu sein. Wohl rückgebildet aus
,mitsnnderheit' (s. Sunderheit) nach dem Muster , insunder-
heit' : .insunder.'
b'-sunder (bzw. -ng-, so B, -nn-, so BG.; GT.tw.)
als Adj. wohl allg., auch als Adv. (in Bed. 1 a) Aa
Bremg.; S, sonst dafür wohl allg. b'sunders (b'sunders"
GRPr., b'sonders Ap, b'sunners BG.): 1. = sunder 1.
a) Adv. (bzw. präd. Adj.). Me" chüechlet-der tut b's-s,
man wartet dir nicht besonders auf, macht mit dir
keine Ausnahme Bs. Jeder Teil b's. AABremg. Es slg
schad, wenn d' Lüt z'säme" chume", wo-nand verstienge",
das'-si rät chönne" b's. si". Si welle" zügle" : im Hinter-
stübli [der Wirtschaft] wäre"-si rüihig. JReinhart
1903. Mir esse" b's., mir esse" ßni Chost und d'
Dienste" rüchi. ebd. Es wär-mer nid recht, we""-me" s&t
meine", ich heig [in meinen Erzählungen] dises oder äis
Dörfli b'sungers g'meint. Loosli 1910. .Also hat es
sich uff ein nacht geschikt, das er und sy in N.'s
hus gessen hand, sy bes. und er ouch sunderlich.'
1442, Z RB. ,Dem marggrafen, dem wir ouch ietz
aber darumb bes. schriben.' 1476, Bs Chr. ,Doch hat
bisunder die genante MHechtin ir ... vorbehept.' 1476,
Gfd. ,Järlich und jegelichs jar besonder.' 1525, Z Berg.
,Mich vorgemelten mitschuldner, gült und bürgen
allein und bes.' 1540, B. ,Bes. legen, underscheiden,
succernere.' Fris.; Mal. ,By den alten habend die
mannen besonder und die wyber besonder ire gast-
maal gehalten.' LLav. 1583. ,Die Wyber stand be-
sonder, von Mannen abgesendert [!], haben besonder
Gestüel in Kirchen.' RCvs. ,Der under Brunnen ligt
harwärts an dem Rein bes.' Myricaos 1630. , Ein jedes
[Gewürz] besonder gestossen und alles undereinan-
deren.' Arzneib.XVII./XVIII. Mit ausgedrücktem Gegs.
,Gmein Eidgnossen und bes. Bern.' Ansh. ,Inen allen
oder bes.' 1429, ZAltst. S. noch sament-haft (Sp. 917).
— b) Adj. Ich ha' nid es b'sungers Dörfli im Oug
g'ha", in meinen Erzählungen. Loosli 1910. Er weft
eisster öppis B's-s ha" Aa; B; Th; Z. Mer wird-der
iez e" b's-i Wurst brüte"! iron., du wirst nicht meinen,
etwas Besseres als die Andern zu verdienen Gl;
vgl. 3 b. Me" ivürd-der nünt B's-s mache" ScßSt.
(Sulger). ,[Die ihr] b. brod hand und usgesundert sind.'
1469, Sch; vgl. Bd V 943 o. 973 o. ,Ob sy ouch by
inen in der irrten sin ald ein bes-e haben wöltent.'
1473, Z RB. ,Von wegen der Chorchappen hat es sein
Besonders.' RCrs. S. noch Bat (Bd VI 1574). ,1ns-
besonder' : ,Ja wann ihr ... Ihr Weisheit selber als einen
Titul euch iusbesonder eigen trüget.' JJUlr. 1731.
Spec. et) = sunder 1 b a. ,Bes. gegninen', einzelne Ge-
meinden. 1527, Absch. — ß) = sunder 1 b ß. ,Es were
dann, dass jemand bes. von einer statt in die andere
zug.' 1480, Absch. ,Bes-e person, die kein amt hat,
idiota, privata; bes., eim sunderlich zuogehörend, pe-
culiaris, privatus.' Fris.; Mal. ,Ein anders gebürt
dem, der ein ampt hat und ein gemeine person ist,
denn dem, der allein ein besondere person ist.' HBull.
1597. — 2. a) = sunder 2 a. ,Des ersten, das der probst
von Enberrach und sin gotzhus by allem irem rechten
... ze Berg beliben süllent ... und bes. so sol der
probst...' 1395, Z Rq. 1910. ,Die zitt und aber das
von iro geredt und beschechen sin solle, sye vor jar
und tagen und bes. by achtagen nach sant Jakobstag
ungevarlich im 72. jare volgangen.' 1473, Z RB. ,[Ich]
versprich, die 2 pfund alle jar, bes. uf ostern ze
richten.' 1492, Z. ,Die stöss und irrungen, so dan N.
mit etlichen personen hat, bes. daz er vermeint [usw.].'
1493, U. — b) = sunder 2b. wohl allg. Si nid so age"-
haft [ärgerlich], b'sunders nid ame" Sunntig. Schwzd.(Gr
Pr.). .Also hattend sich dieselben anfaher und besonder
Studenoberlin hinweg gemacht.' 1475, Bs Chr. .Ietzund
ist das heilig evangelium durch den druck (bs. zuo
Basel) in die weit kummen.' Zwingli. ,0 ich bekenn
mich ouch wol, das ich nit vast gschickt bin, besonder
wenn ich trunken bin.' 1553, Z. ,Den aller hüpsche-
sten knab, als ich ie kind gesechen hab, besonder
von einem wyb so alt', näml. von Sarah. Haberer
1147
Sand, send, sind, sond, snnd
1148
1562. S. noch Mül (Bd IV 177 u.); reichen (Bd VI
142). — 3. = sunder 3. a) Adv. allg. Salbi und Balsam
vo" Diesbach, b'sungers guet für alli Bschwerdi. vAlmen
1897. .Besonders guote fründt.' 1474, Bs Chr. ,Das
hauss sol gross und bes-s furpündig sein.' 1530,
II. Chron.; ,gros sonderlich.' Luther; jiiYag xal ivdogog.
LXX. Negiert. Nüdb's-s., Antw. auf die Frage: wie
geht's? Han-ich en Vetter z' Torlike"? Wüsst Nut
devu". Und auch kei" Bas z' Meilinge"? Nüd b's-s;
hier in freierer Verwendung als scherzh. Verneinung.
Schwzd. (Z). ,N. seit, er hab irs wäsens besonder
kein acht.' 1538/40, Z Ehegericht. Infolge Ellipse des
Adj. scheinbar präd. Es ist-mer hütt nüd b's-s, ich
befinde mich heute nicht eben gut Tb; ZO. ,t»ie Blume
ist nicht besonders, aber sie bringt schöne Apfelein.'
JCSdlzer 1772. — b) Adj. ,Bes. under allen wiben', von
der ,virgo singularis' Maria. DvHof 1483. ,Unsern bes-n
lieben guoten fründen.' 1465, B; wechselnd mit ,be-
sunder.' ,Unsern besondern lieben und guoten frunden.'
1474, Bs Chr. ,Lieben besondern fründ.' ebd. .Ersamer
lieber bes-er', Anrede im Schreiben an einen Prädi-
kanten. 1531, Strickler. ,Ich hab alltag ein bs-s kleidt,
syden, schamlot, guoten daramast.' VBoltz 1551. ,Ein
bes-s, exquisitum, singulare, pr*clarum.' Fris.; Mal.
Oftnegiert. Esiste"(ke<") b's-s Verg'nüege". Dasistnüt
B'ss, auch von Personen (zB. einer sittlich anrüchigen
Frauensperson) Th; Z. Öpfelstückli tmd Bire" dawi-
der, wer dich überchund, der häd nüd B's. ZW. ,Dwyl
kein teil besonder lust hat.' 1538/40, Z Ehegericht. —
4. = sunder 5. ,[Wir Eidgenossen wollen die Badener]
in dehein wis von ir [der Freiheit] trengen, bs.
daby hanthaben.' 1427, AaB. StR. ,[Die Fleisch-
schauer sollen den fehlbaren Metzgern das Fleisch]
nit geschowen, besonder die [Schuldigen] eim schult-
heissen ... angeben.' 1455, Aar. StR. ,Kein teil [soll]
dem anderen verbieten noch ouch sin guod in haft
leggen, ps. ein jeder teil den anderen suochen, da er
säshaft ist' Ndw LB. ,Nit ... zuo richten, bes-s dem
rechten vor der geistlichen oberkeit ... sinen gang zuo
'lassen.' 1523, Absch. ,In kainer flucht, besonder in
mannlicher weer.' Anwyl 1527. ,Mit sünden Gott nit
wyter btrüeb, bes. btracht die grosse lieb [Gottes].'
JKolross 1532. , Semlichen handel nit verhalten, bes.
kunt tuon.' 1537, BHa. ,[Adam zu seinen Söhnen:]
Übern andern erheb keiner sich, bes. tuond einandren
s best' Buep 1550. .Nicht nur Zeit und Weis, be-
sonder auch das Ort' GMüller 1650; s. auch Sp.
528 o. — b8-sunderbar, in BsLie.; B; S -ng-, in
BG.; GT.tw.; WVt. -nn-; 1. = sunder Ib. .Ein yede
sect hat ire bes-e meinung.' OWerdm. 1552; .beson-
dere.' Herborn 1588. .Particularia purgatoria, bes-e
fägfür, uss bes-en Ursachen von Gott etlichen... be-
stimpt' LLav. 1569; .besondere Particular-Fegfeuer.'
1670. ,Es sind besonderbare, leidliche Zufähl be-
gegnet Denen, so da [in einem Schauspiel] vertretten
die Person des Todts.' Bedenken 1624. .Die Trom-
menschlager schlagen [beim Abzug von der Parade]
einen besonderbaren Trouppenscblag.' Kriegsb. 1644.
.[Manche verlangen, dass ein Sünder] eine jede Sünde,
die er begangen, mit einer auf die Sund jederzeit fol-
genden, würklichen und besonderbaren Busse bereue.'
AKlingl. 1691. S. noch an-hängisch (Bd II 1448).
Präd. .Seligere, aussevläsen. aussonderen, ausserwel-
len, bes. legen.' Fris.; Mal. ,Es wird wegen der quart
jeder eimer besonderbar in ein züberlin gemässen.'
E. XVI., Z. ,So ein Sach ussgesprochen wurde, we-
liche eine Partei nit haben wolte, mag ein jedes Gricht
besonderbar synen Nachtag haben zu Grüningen.' Z
Grün.AR. S. noch nebent-sich (Sp. 171). Spec. a) = sun-
der lba. ,Nit nun bs. personen, sonder ouch ganze
heerzüg.' LLav. 1569; .einzelne Menschen.' 1670. ,Es
were in gemein olt besonderbare Personen.' 1625, Gr
Mbl. 1898. — ß) = sunder 1 b ß. ,Wir lesend, das die
allerheiligisten auf ertreich ire besonderbaren gastun-
gen gehebt, auch an gmeine erenraal ... kommen syend.'
LLav. 1582. ,Wenn sy [arbeitscheue Bettler] von
besonderbaren personen zur arbeit gedinget werden,
so sind sy unersettiget ... und suochen allerlei anlass,
dass sy nit arbeiten müessen.' SHochh. 1591. , Zu ge-
meinem und besonderbarem Wolstand des werten
Vaterlands.' JMüller 1665. — y) von besondrer (kör-
perlicher) Veranlagung. .Wie das schräpfen etlichen
besonderbaren personen nutzlich, also ist es den ma-
gern leuten sehr schedlich.' HPant. 1578. — 2. Adv.,
= sunder 2b Bs; B; GrD.; GT. ; W; Z. B'sungerbar
de" Wittfraue" het-er gern g'röte" BsLie. Es ist-mer
wol, b's. wenn-ich g'nueg g'gesse" ha" Z. Alle" Walsere",
b's. de" Taväsere" GrD. B's. für jungi Lüt da schickt-
sich doch das Pflenne" Nüt. GJKdhn 1819. Es si"-re"
vil da g'si", b'sunnerbar MiHscheni. B Volksztg 1900
(BG.). S. noch Böseier (Bd VI 1406). .Gottes Wort
und Geist gehen jederzeit mit einander, besonderbahr
unter dem Dienst des h. Evangeliums.' JJUlr. 1731.
— 3. = sunder 3; in B fast regelmässig mit affektischer
Endbetonung, a) Adv. Aa; Bs; B; GRPr.; S; ZO.
Bei Adj. Es ist heute b's. ehalt BR. Öppis b's.
Wichtige SL. E" b's. guets Trank ZO. Das ist e"
b'sungerbar e" Witzige für so-ne" Junge". Gotth. Er
wisse b's. stif zu reden, ebd. N. stellte ,den Jungen
als seinen b's. gescheudten Götti vor.' Breitenst. 1868.
Die jung Bäsi wär-em gar b's. en a"ständigi Schiciger-
tochter. FOschw. 1895. Es b's. fridfertigs liebärtigs
Mensch. GFient 1898 (GRPr.). S. noch Sach (Sp. 106).
Bei Vben. Doch lachet -is [uns] d's Glück e'so b's.
JCOtt 1864. Sich ganz b's. a'strenge". Joach. 1892.
Eine" ganz b'sungerbar uf de" Zug n'e". AHeimann 1899.
S. noch In-Ge-richt (Bd VI 346). — b) Adj. Aa; B;
GlM.; L (Ineichen); ZO. Du hast e" b's-s G'fell ZO.
Si hei" e" b's-i Freud. GJKuhn 1819. Das muess gar
e" b'sungerbarer Chindernar' si". B Ldw. Wbl. 1847.
,Geld regiert die Welt und in Amerika in b's-em
Masse.' Schwz. Bauer 1900. W'e aueh d' Lüt überall e"
Güeti mit ü"s sind, es ist ganz b's. CStreiff 1902. ,Ain
besonderbare magt under allen', virgo singularis.
Hören 1476. ,Ein besonderbare liebe sol der has gägen
seinen jungen tragen.' Tierb. 1563. .David rüempt die
kind als ein besonderbaren segen.' LLav. 1582. ,Es
ist hochbedenklich und in der bsonderbaien Regierung
Gottes unfehlbar eingeschlossen.' 1664. Z. — 4. son-
derbar, seltsam, wunderlich Bs; B; L (Ineichen); S
(Joachim). E" b's-i Tracht Bs. In-ere" b's-e" Lün B; S
(Joachim). — b'-sunderbarlich: = sunder 1. ,[Bar-
auslagen der Gesandten] werden hierinn vorbehalten,
welliches inen in der zytt besonderbarlich bezalt
werden soll.' 1583, B. — B'-sunderueit f. .Mit b.'
= siender 2 a. ,In disen sachen ist ouch berett mit
bes.: were, das [usw.].' 1401, AaB. Urk. — be-sun-
derheitlich V sunderheitlich, in ZSth. -lech: Adv., =
sunder 3 AABreing.; GRPr.; uTh; ZF.. O., Sth. Da' ist
en böse Weg, b's. wenn 's g' regnet hat ZSth. B's. im
1149
Sani], send, sind, sond, sund
1150
Winter. Schwzd. (GrPi\). — be-sunderig (in BG.
-nn-), fielet. b'sundergC U, in BE.; Gl (neben b'sun-
derig); GT. b'sundrig: 1. = sunder 1 b Aa; B; Gl; Schw;
Zg. Ich ha" Ällz gern C'chli" apartig, der Dreck b'sun-
nerig u"d d's Esse" b'sunnerig, Hausmutter, Unsäuber-
liehkeit beim Kochen tadelnd BG. Er het 's B's. gern
aparti, er liebt strenge Ordnung ÄALeer. (H.). B's.
esse", gä", schlafe", nicht in Gesellschaft B (Zyro).
B's. si", besondre Haushaltung führen BE. Wo
Jedes i" der gliche" Frag ... dri b's. Meini"ge" hetti.
CStreiff 1900 (GlM.). E" b's-s [Zimmer], ebd. 1902.
Alle b's-en (oder sundrige") Name", Sonderbezeich-
nungen. BXrnd. 1908 (BGr.). 1657 und 1692 wollte
eine Anzahl Allmendgenossen von der vielhundert-
jährigen Gemeinschaft .faren und bs. syn.' ebd. 1911
(BG.). Spec. = sunder 1 b ß. ,Als denne etwas spenne
und stössen warent zwischent gemeinen kilchgnossen
in Schächental an einem und och etlichen besundrigen
lüten am andren teil.' 1483, U. — 2. = sunder 3 Ap;
B (nur Adj.); Gl; GRMai.; G; ml'H. a) Adv. (in Ap
auch b' sonderige"). B's. hed iez der Bach g'wachse"
ApI.; s. noch recht (Bd VI 202). Vile devo" hättet
b's. guete Lost. Ap Kai. 1816. Was-mi'h b's. freut...
EFeurer (GT.). E" b's. guets Z 'mittag. CStreiff 1901
(GlM.). — b) Adj. Er ist doch e" b'sonderige'' Ma""
Ap (TTobler). Das war e" b'sonderegi Er Ap. B's.
Lüt hend b's-e" Fall, das Sjmichli beicärt-sich überall.
Ap Kai. 1861. Ganz e" b'sunnerige- Witz. Barnd. 1911
(BG.). We"" 's im Fall i" der Nacht öppis B's-s ge"
sö'ti, bei dem Kranken. CWeibel 1885. Das ist mit
B's-s Ap; B; Gl. — 3. = be-sunderbar 4 Ap; Schw; U;
Z. Er tued b'sonderig ond es göd-em irari b'sonderig
Ap (TTobler). Das isch e" B'sunderger, ein Sonder-
ling USil. — bo-sunderlich: \. = sunder Ib. .[We-
der] alle [Leute von Baden] gemeinlich noch ir de-
heins besonderlich.' 1439, AaB. Urk. ,Ab denselben
zweien hüsern samentlich JVischern zwen guldin und
ab dem undern hus besonderlich dem Brunner ein
guldin.' 1492, ebd. — 2. = sttnder 2 b. Chilche"guet ganz
b's. nid [= nimmt] nie Tee" brave" Christ. Scaw Gespr.
— b'-sündere" (in S -ng-): aussondern, sortieren
Aa; ScaHa.; S; Th, auch lt Pup. 's Tilli sitzt inen am
Tisch und b'süngeret Böne". BWvss 1885. Dernö'h
si"-si dra"hi" und hei" 's b'sünderet, den Erlös aus
den verkauften Lebkuchen. JEeinb. 1901. Bes. bei
der Weinlese, auslesen, nach Farbe oder Qualität
ScHSt.; Th; Z. B'sündereter (Wi"), Auslese Z (Dan.).
Chöme"d, iez trinke"d-mer Ei"s naeh bi mir vorne"
b'sündrete" Tröpfli. MUsteri. — be-sünderigen Aa
Bremg., b'sündrige" Schw; ZG: = dem Vor.
Vgl. ausser deu zu sunder genannten Stellen noch Lexer
I 231; Gr. WB. I 1630/4; Fischer I 921/2.
sunderbar: \. = sunder Ib. E" s-i Hüshalti"g,
eine besondere, eigene BsSiss. (1845). ,Won der selb
zoll vormals sunderlich von der herrschaft Kiburg
versetzt ist umb ein s-i summ gelts.' 1442, Absch.
,[Man soll] theinerlei s-er gefarlicher gemeinden, sam-
lungen oder anträg... weder heimlich noch offenlich
fürnemmen.' 1481, ebd. ,Ein sonderbare buoss.' B
StSatzg 1539. ,Si [die Mönche] habend ire sonderbar
Zeilen gehapt.' Vad. ,[Die des Aussatzes verdächtigte
Mutter habe beim Essen] allwegen ein s. gschir ghept.'
1555, B Turmb. ,S. gsatz, das s. leut antrifft, Privi-
legium.' Fris.; Mal. ,S-e freiheit, Privilegium.' ebd.
,Wenn ... sy die husshaltung innerthalb zehen jaren
teiltend und sonderbar husshaltungen anrichten wei-
ten.' 1570, ZAlt. ,Wo khinder sonderbar guot hät-
tend.' 1572, Aar. StE. ,Syge iro der böse Geist...
erschinen, der sich mit einem sonderbaren Mammen
genamset.' 1611, Z EB. ,Da hat man sonderbare Män-
ner dazu verordnet.' 1612, Baüernchr. ,Alle Ankün-
dungen ... in ein sonderbar Eödli verzeichnen.' 1614, B.
,Man teile denselben [den Schlachthaufen] in vier
sonderbahr Häuffen.' VFrieder. 1619. ,In der Küchen
sollend sy [die Armen] ire sonderbare Stiiel haben.'
1630, Z. ,Es solle der evangelische Sigrist [zu Aa
Würenlos] auch mit einem sonderbaren Kilchen-
schlüssel versehen werden.' 1639, AAWett. Arch. ,Ist
uff hernach benamsete Wahren ein sonderbarer Yn-
und Usszoll bestimbt.' Z Zollordn. 1640. ,Von dannen
kompt man an die Undermatt, einen sonderbahren
Hoff und Hochwald.' JLCvs. 1661. ,Ubrige Verbot sind
in volgenden sonderbaren Satzungen begriffen.' B
Chorg. 1667. , Sonderbahre hierzu gemachte Schleiften.'
BsFeuerordn. 1681/1763. Jedes [Schiff] hat seinen
sonderbaren Haubtmann.' JEEscher 1692. , Alsdann
so geht der Fürsprech samt Dem, so Eechtens be-
gehrt, aussen an ein sonderbahr Ort.' 1720, Z. Sonder-
bare Mittel', speeifica. 1740, L. ,In ein sonderbares
Zimmer abtreten.' Spreng. S. noch Hüs-fürer (Bd I
950); Friheit (ebd. 1265); C/iäspZi(BdlII 533); Nebent-
Bott (Bd IV 1887); Brot (Bd V 943); E-Buns (Bd VI
1150); sunder {Sp. 1140). Präd. ,[Wir haben] ervaren,
dass wir dazuo [an einen Wasserlauf] s. und alleine
an die gebursami ze Buchse enkein recht haben.' 1345,
ZBub. ,So verre daz sü visch gemain koffin mit en-
ander, die selben sont sü tauen und ietwedere sinen
tail s. verkoffen.' THÜiess. StE. ,I)es hat der N. s.
win besendet und trank ouch besunder.' 1400, Z EB.
,Da wolt aber N. und etlich mit im nit als kostlich
leben und giengen s. in ein ürten.' 1422, ebd. ,Sihe,
das volk wird s. wonen und nit under die beiden ge-
rechnet werden.' 1530, IV. Mos.; .sonderbar.' 1667.
, Alles kreuz und leiden, sonderbar oder gemein.'
OWerdm. 1564; ,es belang uns und die unsem allein
oder die allgemeine christliche kirch.' Herborn 1587.
,Von den formen ze machen hab ich im s. bezalt...'
1571, B Festschr. 1879. ,Wenn aber ein Brütgarn ald
andere zuo einem Mal Wildprät oder indianisch Hanen
haben weite, soll derselb Solches sonderbar bezalen.'
1600, Z EM. ,[Entgegen dem eidgen. Abkommen] sind
etliche Ort der Eidgnoschaft mit Änderung der Münz-
ordnung sonderbar fürgefaren.' Z Münzmand. 1622.
,Dass ein nüwer Organist und Schuolmeister sonderbar
[also zwei Beamte] werde angenommen.' 1633, Ndw
Beitr. 1885. ,[Den Patienten soll] ihr Teil sonderbar
bestimmt sein.' 1643, B. ,[Die Bestrafung nächtlichen
Unfugs] ist sonderbar verzeichnet.' 1668, ZWth. ,Es
gibt dann auch sonderbare Trübsalen, die da treffen
das oder dises Mensch sonderbar.' FWtss 1697. ,Es
soll einem Pfarrer nicht benommen sein, Diejenigen,
so ihme sonderbar bekannt sind, sonderbar zu be-
schicken [statt sie vor den ganzen .Stillstand' zu
laden].' Z Kixchenordn. 1711. ,[Man soll den Vogt] in
das deshalb sonderbar haltende Pflegbuch einschrei-
ben.' 1722, BsVogtsordn. S. noch sunder (Sp. 1140).
Spec. a) = sunder lba. ,[Es traf] etwan uff ein sonder-
bare Person 200 GL' ECts. S. noch be-ruewen (Bd VI
1901); Fuer-Saumer (Sp. 952). — ß) = sunder 1 b ß.
Von Personen. .Gemeinden ald sonderbar personeu.'
1151
Sand, send, sind, sond, sund
1152
1559, ZAff. ,Diser zit [ist] by oder under uns kein
span noch zwytracht; es hat sich aber zwischen et-
lichen sonderbaren personen etwas spans zuogetragen.'
1569, L. ,Nit allein unsers gemeinen lands, sondern
auch sonderbarer personen unserer landleuten lob,
nutz und frommen.' 1571, Steinm. 1802 (Gl). ,Etlich
[von den Bädern] seind gemein, andere etlichen sonder-
baren personen zugeeignet.' HPant. 1578. ,Ein Ge-
richt, Gmeind oder Nachpaurschaft oder sonderbar
Personen.' GrKI. LB. ,Äls etliche sonderbare Personen
von Wipchingen den Zechenden zu Birmenstorff hürigs
Jars empfangen [haben].' 1601, Z. ,Als wir ofter-
mahlen von sonderbaren Personen Steur an ihre W öh-
rinen zu tuon angesuocht' U LB. 1609/1793. .Privat
sind sonderbare Personen.' 1619, UwE. Von Sachen,
(einzelne) Private betreffend, ihnen gehörend. ,Sunst
sind sonderbar brunsten ouch gsin, dieselben nit klain,
doch nit mit schaden gemainer stat.' Vad. ,Do be-
sann sich abt H., sein abtei faren ze lassen und in
sonderbarem wesen sich zuo enthalten.' ebd. .Seine
s-e sachen, die im allein und nit der gemeind zuo-
gehortend, res quae ipsius erant privata; ein eigen
und s. wäsen, leut, die für sich selbs labend und keine
ämpter habend, vita privata.' Fris.; Mal. ,In diser
fürnemmen Houptgassen hat es gmeine und vil sonder-
bare Gebüw.' JJRüeger 1606. ,In Wirts- ald sonder-
baren Hüseren.' Z Mand. 1650. S. noch Äb-Ort (Bd I
486). — 2. a) = sunder 2 a. ,Do wurden die gesellen
etwas sagend vom krieg, und s. redt der N. ...' 1409,
Z RB. ,Dis ist die Ordnung ... von des markts wegen ...
Item s. umb anken, den sol man uff unserm offnen
merkt veil han.' 1427, ScawMa. LB. ,Von dem Kinder-
tauff sonderbar.' Z Täuferber. 1639. — b) = sunder 2 b.
,Sie kaufen viel mehr Güter, als sie können bezahlen
... sonderbar bei vorigen teuren Zeiten ist das vielfältig
geschehen.' JCEscher 1723. .Eine grosse schmerzhafte
Beschwerd, welche sich an ihm bald all ander Tag
etlich Stund spüren liess, sonderbar sint dem Neu-
jahr.' 1741, aZoll. 1899. ,[Die Franzosen] fingen an,
ihre Truppen gegen die Grenzen des Schweizerlandes
anrücken zu lassen, sonderbar gegen den Genfersee.'
JvWeissenflüh 1792/1821. , Sonderbar wurden die
Wachten auf die Vorposten gegen dem See und Platz
genau bestelt.' 1795, Z. S. noch er-äugen (Bd I 140);
Wln-Sinner (Sp. 1084). — 3. = sunder 3 BO. ; Z. a) Adv.
Der Ghäs isch sonderbar guet BO. (Zyro). Eine Pflanze,
die sich durch s. starke" G'schmack auszeichnet. Bärnd.
1908 (BGr.). S. noch Berg (Bd IV 1552). ,Zwei sonder-
bar vornehme Herren.' Gotth. ,Wie auch die Bademer
in kriegen mannlich, also seind sie zu fridenzeiten
ein sonderbar freundliches, ehrerbietig und frölichs
volk.' HPant. 1578. ,N., der sonderbar gerühmt wor-
den, wird [zum Kaplan] gewählt.' 1619, New Beitr.
1884. ,Wan Gott unserm catholisch Heuffelin nit
sonderbar beigestanden.' AzdrGilgen 1656. .Wann sie
[Beamte] sich nit sonderbar wohl aufführen.' JCEscber
1723. — b) Adj. Von Sachen (Abstr.). En E-pfeli"g
vo" 's Herr Eschers und es werd-ene" e" s-i Er st",
wenn der Herr Helfer morn nach dem Essen es Kafi
bi-n-ene" trinkt Z f. ,Das der vienden anslag were,
das leger an etlichen enden anzegriffen und mit einer
s-en macht das überfallen und verbrönnen.' DSchill. B.
,S-e und träfifenliche gegenhilft' oder arznei, prseeipua
remedia.' Fris.; Mal. ,Die natürlich hoffnung ist ein
sonderbare gaab und schenke Gottes.' üWerdm. 1564;
.besondere.' Herborn 1587. .Christus lobt an diser
kirchen die sonderbare standhaftigkeit im glauben.'
LLav. 1587. .Welicher eines sonderbaren grossen
Hauptwehs sich erklagt.' Z Täuferber. 1639. .Ihre
Sünden wären sonderbare Sünden, die ihnen Gott nicht
verzeihen wolle.' AKlingler 1691. .Eine sonderbare
Freude.' 1707, Zeph. S. noch salben (Sp. 810 o.). Von
Personen. , Meinen insonders hochgeehrten grossgön-
stigen Herren und sonderbaren Patronen.' JMüller
1665. ,Diese so gar hoch situirte Wasser-Sammlung
[einen Bergsee] hat der sonderbare Gott Zweifels
ohne dahin geordnet, dass ...' Sererh. 1742. — 4. = be-
sunderbar i Aa; PA1. (,sonderbor, singulare.' Giord.;
wohl nicht zu 1). — Sünder bar keit f.: Merk-
würdigkeit. ,Hieby wollen wir es, so vill die Er-
zellung des Harkommens undt Verenderung der Statt
anlangt, beruhen lassen undt zu anderen Sonderbar-
heiten schreitten.' BCvs. — sunderbarlich: = j «un-
der 1. ,S., ietlichs besunder, eins nach dem anderen,
singulatim.' Fris.; Mal. ,S., nit vor allen, privatim,
singulariter, unice, pneeipue.' ebd.
sundere" BsLie.; Seil (Kirchh.), sundru" W,
sondri" WLö., sündere" B (Zyro, neben -o-); ZStdt
und lt Spillm., Ptc. -et: a) (ab)sondern, trennen, aus-
scheiden. aaOO. , Sünderen, von einanderen tuon, dis-
cludere, distinguere, separare.' Fris.; Mal. Von Sachen;
s. Band (Bd IV 1327). ,Die Steinbrecher sollen...
die stein Sündern, jeden nach sinem wert.' 1521, BBM.
,Sol ich nit fragen, war der Werkmeister sye diser
weit ... war die zerströwten ding zesamen geläsen,
die vermischten gesünderet und underscheideni" LJüd
1530. ,[Man soll] eins jeden [der Fehlbaren] sach
und handlang so vil iendert müglich erduren, sundern
und uss einander züchen.' 1532, Z RB. ,[Die] fron-
wäld nach vermog der marchen mit graben und zünen
von einandern sondern.' 1559, ZAft'. S. noch heil-galzin
(Bd II 296); in-grdben (ebd. 684); sihenen (Sp. 591);
Galfen-Sdlz (Sp. 890). Von Personen. Me" hät-s' [die
Gefangenen] g' Sünderet von enand ZStdt. .Damit [durch
den hohen Zoll der Sempacher] wir sunderlich ge-
sündert sint fürer denn andre lüt.' 1411, LSurs. ,Ob
jeman einen vermähleten priester sündrete oder
schupfte.' Zwingli; übersetzt aus .siquis discernit' etc.
Mit pers. Obj. an Stelle des sachl.: ,NN. [wollen]
umb ir vätterlich guot billich ussgericht und von ein-
andern gesondert werden.' 1562, Z. Spec. a) vor dem
Keltern die roten und weissen (auch etwa die guten
und schlechten) Trauben sondern, um eine Auslese her-
zustellen Sch (Kirchh.); Syn. be-sünderen (Sp. 1149).
, [Missbrauch] inn dem, das etliche Lüt die roten und
wyssen Trüben von ein anderen sonderen und jede
Gattung allein wünimen und trucken lassind.' 1613, Z.
— ß) Jmd schlechter halten, nähren als die Andern
W (Tscheinen). — y) zum Ausstand veranlassen. ,Das
ein vogt hinfüro by der gemeind, so die zuosamen-
kompt, blyben und nit mer ussgestelt, gesündrot nach
verschalten werden [soll].' 1539, Z Rq. 1910. — 8) von
der Ermittelung eines Abstimmungsergebnisses. ,Man
sol nachgan, als die meister metzger zunft by enander
gewesen sind und ein frag gehept hand und da RPolits
rat das mer ward, und dass si do das andrest sund-
roten und das da Ruhens rat das mer wart.' 1425,
ZRB.; s. noch Bat (Bd VI 1562). — e) in Parteien
spalten. ,Als die H. Ehrengesandten ein gut Mitel
syn befunden, dass zu desto besserer Erkundigung,
1153
Sand, send, sind, sond, sund
1154
wes Sines und Meinung Jeder were, ein Hussuchung
besehenen sölte, syge er [Weibel G., ein Bädelsführer
der unzufriedenen Wädenswiler] darwider gsyn, für-
gebende, man sündere das Volk.' 1646, Z Verhör (Wä-
denswiler Handel). — C) von rechtlicher, kirchlicher
Trennung. .Nachdem die kilchen zuo Ligerz von der
zuo Dess gesündert ist.' 1483, B RM. .Dadurch das
die kilch zuo Wyla von der gemelten kilchen zuo
Turbental gesündert und geschidiget ist.' 1491, Z.
,Wie wir vormals die obbemeldtcn an der A und
Burghalden von der grafschaft daselbs gesündert und
den unsern von der statt Lenzburg zuogeordnet haben.'
1507, AaL. StR. ,Das sy zuo verhüetung wyterer
spännen und Unwillens mit den weidgängen in höl-
zeren von einanderen wol zuo sünderen sygint." 1559,
ZAltst. , Wo die eine oder andere Religion verlangte,
dass die Schule gesondert wurde, oder aber eine neue
aufrichten wollte, solle solches derselben auf eigenen
Kosten zu tun bewilliget sein.' 1712, Absch. S. noch
Hüs-Pfister (Bd V 1197). — i]) im Einzelnen, ge-
nauer) bezeichnen. ,[Eine Frau sagt aus] daz all ein-
ander sluegen, und kan si aber nit gesundern noch
gesagen, wele einander sluegen.' 1423, Z RB. ,N.
meinte damit [mit einer beleidigenden Äusserung] die,
so sin meister hettind betrogen, und sünderde darinn
nieman mit namen.' 1456, ebd. .Andern gemeinen
frowen [ausser den vornehmen wurde] solicher vorteil
[Ausnahmen von der Kleiderordnung], als davor ge-
sündret und usgescheiden ist, verbotten.' DSchill. B.
— b) refl. .Damit er sich von im nit sündre', in
einer Bürgschaftsangelegenheit. 1479, Waldm. ,Von
wip, kinden und guot sich Sündern.' 1495, F. ,So
wellen mh. sich von inen och nit sündren und mit
inen darin gon.' 1496, Z. ,[Die Lenzburger beschlossen]
sich von obbemeldter pfarkilchen zuo sündren.' 1514,
AaL. StR. ,[Die Glarner] vermeintend, diewyl sie [die
Werdeuberger] ihr eigen leut werind und sich also
wider sie gesünderet hetind [sich nicht auf ein Schieds-
gericht einlassen zu können].' Val.Tschudi 1533. ,[Sie,
eine Ehefrau, sei] nit der meinung, sich von ime ze
Sündern.' 1538/40, Z Ehegericht. ,[Wir wollen] uns
sölichs ze tuon nit sündern noch Wägern.' 1561, Gl.
,Ir wellind üch in diserem fal nüt sonderen und uns
mit üwer statt eerenwaapen begaaben ...' 1574, Z
(Bitte der Z Schützengesellschaft an die Stadt Brem-
garten). ,Vil meinend, sy habend sieh wol versprochen,
wenn sy sagend: das ist yetz der gemein brauch,
woltend wir uns sünderen?' LLav. 1582. ,Sich von
einanderen des regiments und gmeinen guots halber
sonderen und scheiden.' 1597, Ap (Landteilungsbrief).
, [Infolge von Streitigkeiten mit den Katholiken haben
wir Reformierte] 2 Jahr einanderen nach uns gsön-
deret und den Fahrttag in einen Bättag verwandelt.'
1653, Gl. .[Man reibt den Samen] mit den Händen
so lang, biss er sich sonderet.' JCSdlzer 1772. S. noch
Insehen (Sp. 562); Ein-sinnlichkeit (Sp. 1076). — ge-
sünderet: 1. abgesondert, getrennt. ,Umb die ge-
sunderten pfrüende, so ieglichen der Chorherren sun-
derlich angehört.' um 1340, Z. .Darzuo entzihen wir
uns ouch des rechten, daz da sprichet, gemein ver-
zihung vervahe nicht, es ge denn ein gesünderte vor.'
1365, AaB. Urk. S. noch Müs-Fleisch (Bd I 1222).
In abs. Konstr. ; vgl. üs-gesunderet. ,[ Jeder Art] arg-
list und geverd hierinn ganz hindan gesündert.' 1432,
Scb StB. , Alles arglist und gevärd hierinn hindan ge
Bohwelz Idiotikon VII.
sündret.' 1433, Z. Zu sünderen a a. G'sündereter Wi",
Wein von blauen Trauben Sch (Kirchh.), G'sünderets,
Wein von den besten, zB. blauen Trauben Z (Spillm.).
Im rechtlichen S. .Dieselben von Hettlingen weren
ouch jewelten von den unsern us der grafschaft Ky-
burg sölher mas gesündert gewesen, daz...' 1493, Z
StB. .Das die obgenannten vier gmeinden ... von disem
tag hin fryg von einanderen gesünderet und gescheiden
syn [sollen].' 1559, ZAltst. Im Einzelnen, genau an-
gegeben, spezifiziert. ,Er hat verrechnet 272 guldin
14 ß den taglönern gen, ist by 78 guldin me dann
vor je von keinem amptman verrechnet sige, es stadt
ouch nit gesündert, welchen taglönern dise sum wor-
den sige.' 1547, Z RB. — 2. ausserordentlich, unge-
wöhnlich schwer. ,Dem nach dann Gott ... meinen
sun mit straff dermassen angegriffen, dass er mit der
gesünderten krankheit des ussatzes oder malcei be-
fleckt.' 1543, Z (Copie); vgl. Sp. 1142 (unter 3 b). —
un-ge-: nicht getrennt. .Meister und gsellen gemein-
lich ungesündert' 1529/30, Z.
Ahd. euntarön, mhd. sundern (vereinzelt »ändern). Wegen
der uingelauteten Form, die auf hd. Boden vornehmlich
Schweiz, ist (vgl. Gr. WB. X 1, 1584 o., sowie HBylaud 1903,
32. 56), braucht keine andre Bildung (mit j) vorausgesetzt
zu werden, da der Ural, (wenigstens im Osten) keinesfalls
lautgesetzlich, sondern auf Grund der faktitiven Bed. (s. BSG.
V 53 f.) analogisch eingeführt worden ist. Iu den ä. Belegen
lassen sich übrigens die Formen ohne uud mit Umlaut nicht
sicher abgrenzeo, da es sich bei dem vermeintlichen Umlaut-
zeichen oft lediglich um ein u- Zeichen zur Unterscheidung
von dem folgenden « handeln mag. Die B Furm mit -ö- wird
durch Mischung des heimischen mindere'' mit dem schriftspr.
.sondern' entstanden sein.
ab - sündere" AaF., -sündere" B (Zyro; -ö-); ZStdt:
a) = dem Vor. a, zB. von Kranken; doch nicht recht
volkstümlich. ,[Die Leute von Benken] gestüendind
nit, das sy der frowen vogt neisswan von der gemeind
abgesündrot ald ussgestelt.' 1539, Z Rq. 1910. ,Es sye
nüt, das uns von der liebe Gottes absünderen möge.'
Güalth. 1555. .Damit und aber die fronwäld ... genz-
lich von einanderen abgesünderet [werden].' 1559, Z
Rq. 1910. ,[Spreu und Kerne werden] von einander
abgsündert im wannen.' OWerdm. 1504; .abgesondert.'
Herborn 1587. .[Die Römer haben] Gallierland in vier
Provinzen abgesündert.' HPant. 1578. .Absonderen,
einen vom anderen, distraherc, secernere [usw.].' Hosp.
S. noch zue-bringen (Bd V 736); sichten (Sp. 243). —
b) refl. ,Si sunderend sich selbs offenlich und bärlich
ab.' 1532, EEgli, Act. ,Das vil frommer lüten sich
von unseren kilchen trönnend und absünderend.' B
Wiedert. 1597. — ab-ge-sunderet: getrennt; s. be-
halten (Bd II 1238); Hof-Eeiti (Bd VI 1652); besunder
(Sp. 1146). — un-: ungetrennt. , Fürer wie von alter-
har unabgesündert by einander blyben', im Weidgang
usw. 1559, ZAltst. S. noch Wasser-Runs (Bd VI 1154).
— Ab-sunderiDg f. ,[N., der die Wiedertäuferei
abgeschworen, hat] sich siderhar mit absünderung
abgworfen und unghorsam gezöugt.' 1551, B Turmb.
.Absonderung der Kapellen zu Beggenriedt von der
Pfarr Buochs.' 1629, Gpd; nachher .Sünderung.' ,Man
finde nicht, dass diss ein gnugsame Ursach zur Ab-
sonderung [der reformierten Glarner von den katho-
lischen sei].' 1653, Gl. — ab-sunderlich, in Bs -ig:
1. Adj., = sunder Ib. .Absonderliche Zusammenkünften.'
Gegenber. 1658. ,[Der Hexerei Verdächtigte] sollen
in a-en Gefenknusen aufgebalten werden.' 1661, Schw.
1155
iid, send, sind, sond, snnd
1156
.Männliches und weibliches Geschlecht ... in absonder-
liche Gemach legen.' BChorg. 1667. ,Die Juden [sollen]
in absonderlichen Bädern baden.' 1673, AaB. StR.
,Yor 12 Jaren [wurde] die Stämpfi in ein absönder-
lichs neuws Böuwli versetzt.' 1684, Z. ,Die Brühe
[wird] in ein absonderliches Pfännlein getan.' E KÖNIG
1706. .Dem hiesigen vorderisten Hrn Stadtarzt [ist]
kein a-s Salarium bestimmet.' 1733, Z. S. noch Säm-
ling (Sp. 926). Präd. (bzw. adv.). .Mann- und Weibs-
personen [sollen in den Bädern] absonderlich gesetzt
werden.' 1652, B. ,Ein fürnemes Mittel, den Andacht
zu beförderen, ist einsam betten, allein betten, abr
sonderlich betten.' FWyss 1677. .Absondern, eins vom
anderen absonderlich verhandlen, aliud ab alio seorsim
tractare.' Hosp. ,Wan [Verheiratete] ohne oberkeit-
licbe Erkantnus absonderlich hausend.' GiiVDörf. LS.
1692. ,Die Hanfpündten, welche mehrenteils absonder-
lich, ussert der Zeigen und allein einzühnt liggend.'
1699, ZEmbr. , Knaben und Töchtern absonderlich
unterrichten.' ZPrädikantenordn.1758. Mit ausgedrück-
tem Gegs. ,gemeinlich, all' udgl. ,Der muoter [Äbtissin]
und der samlung sowol gemäinlich als absonderlich
gnuog tuon.' 1506, Z. .JJScheuchzer hat im Jahr
1730 seine Untersuchungen dieses Wassers an allen
Quellen und mit jeder absonderlich vorgenommen.'
DHess 1818. S. noch sament-haß (Sp.917). — 2. = sun-
der 2 b. Absunderlig amene" Suntig. Breitenst. Wie
der laidige Tüfel sich au zutäppisch machet an Hoch-
und andera Mahlzita, absondsrli wo ma säuvoll ist
und au danzet. AKornhoffer 1656. — 3. = sunder 3 a.
,Absünderlich und ernstlich anbefohlen [wird die Be-
obachtung der Keuschheit usw.].' ABütelrock 1682/
1712. S. noch Bosöli (Bd VI 1445). — un-: nicht
von einander zu trennen. ,Es seige Passnachtfeuer
machen und darum danzen unabsönderlich heutigs
Tags.' 1696, Z Svn. — Ab-sönderlichkeit f., als
Übersetzung von species im Gegs. zu genus. Replica
1691. — Vgl. ausser den zu sunder II genannten Stellen
noch Gr. WB. I 121; Fischer 1 69.
üs-: aussondern B (Zyro, -ö-). ,Wie die von Wil
ir rät mit tapfern, guotglöubigen mennern besetzt
und die gottlosen ussgesöndert haftend.' Vad. S.
noch be-sunderbar (Sp. 1147 u.). — üs-ge-sunderet:
ausgesondert, ausgenommen. ,[AUe bei dem Rauf-
handel Anwesenden sollen bestraft werden] nämlichen
gar niemants ussgesundert, den das liecht beschinnen
und in der stuben gewesen.' 1530, Z RB. ,Mit allen
andern fryheiten, rechten [usw.], nichts davon uss-
gesöndert.' 1540, Sch. — Üs-sundering f.: Aus-
nahme. ,[Die Tagsatzungsgesandten sollen] denen von
Romishom dahin verhulfen syn, das sy lut landts-
fridens one einiche ussünderung zu der kur der pfruon-
den kommen mögind.' 1586, Z RM. — Vgl. Gr. WB.
ver-: = sunderen a. .Welich platz und dörfer ...
allenthalb ... zwüschent der stift Basel und der her-
schaft Thierstein mit guoten steinen und marchen
versündert [sind].' 1522, Absch. Spec. = sunderen a T) :
,0er muotmass, wie harin versündert ist, unbeschwäch-
lich [unbeschadet].' ebd. — Vgl. Fischer II 1341.
Sunderheit f.: a) abstr.; nur in adv. Verbin-
dungen. In (in B i") S. ,In s., separate, separatim,
disiuncte, seiuncte, discrete, distincte.' Fris.; Mal.
1) = sunder 1 a. ,[Für die Pestzeit wird das Sterbe-
geläut für den Einzelnen abgeschafft] es wäre dan,
das jemand von der priesterschaft oder mh. den raten
abgieng, dem sol man in s. lüten, wie von alter har-
komen ist' 1519, BRM. ,Die [Vier] söllint einem
herren obervogt im narnen der raten und des gstifts
schweren ... und solcher eid als vil gelten soll, als
wann sy dem gstift auch insonderheit geschworen
hettind.' 1561, ZAlbisr. ,Weil etwann sonderbare
reiche personen sich in dise kleine beder tun, damit
sie dester mehr ruh mögen haben, wirt es [eines davon]
denselbigen auch insonderheit [zu alleinigem Gebrauch]
verliehen, damit sie mit irem haussgesind daselbst ir
badenfart nutzlich vollbringen mögen.' HPant. 1578.
— 2) = sunder 2 a. .Und das um zwo Ursachen: ins.
die ein .... die ander ...' Haimonsk. 1531. ,1ns. und mit
underscheid, definite ac distincte.' Fris.; Mal. ,Wie
dann witer meidung wirt geschehen von irem [der
Schulherren] ampt in specie und Sonderheit (wie hie
in gemein geschähen).' F Schulordn. 1577. — 3) = sun-
der 2 b AALeer.; Bs; B; ZBül. Und hiitigs Tags ins.
KRHagenb. 1863. Da wäre" doch iez wullig [Strümpfe]
Wsländiger g'si", i"s. dä-n-es ja uf äen Winter geit.
CWeibel 1885. ,Dcm künig gfiell das schloss vast
wol, ins. der schön brunnen, der an mitten im schloss
was.' Haimonsk. 1531. ,Diss buoch Job insonderheit.'
LLav. 1582. ,1ns. auf deinem Todtbet.' AKlingler
1691. S. noch subtil (Sp. 95); Sach (Sp. 97). —
4) = sunder 3 a. ,Vast und ins. lieben, eximie diligere.'
Fris.; Mal. ,Er habe zum dritten mal ... die böse
plag ghan ... stände daruf, wo er sich nit ins. schoui,
daz es noch nit ablassen werde.' 1561, B Turmb. .Mit
s.' 1) = sunder 1 a. .[Kaufbriefe soll man siegeln] mit
unser statt mindrem insigel. Wa aber der kouff
träffe über zwainzig mark, vorderte da jeman daz
gross insigel mit sunderhait [extra], damit mag man
denn die brief ouch besigeln.' 1403, Sch StB. ,Darzuo
ist mit s. berett, daz [usw.].' 1415, Aar. StB. .[Ich]
hab die kuntschaft also verhört und mit Sonderheit
ieglichen allein für mich und alle obgenant teil be-
sandt.' 1437, AaB. Urk. .Usgen an des gotshus buw
mit s., nit an disen kilchenbuw, den man vorhanden
hat ...' 1441, Z. ,Es wurden ouch mit s. die von
Mülhusen in disen friden vergriffen.' DSchill. B. —
2) = sunder 2. ,N. seit, dass er zuo den Bredyern an
der bredye was, do hört er wol, dass der bredyer
vast von Juden bredyet, mit s. sprach er ...' 1421, Z
RB. ,Von der bösen swüer wegen, so er zuo Pfeffikon
am Zürichsew getan hatt und mit s., so hatt er under
andern bösen swüeren unser lieben frouwen das vallend
übel gefiuochet.' um 1430, Z. ,Dass nieman in kein
kilchen freffenlich louffen und gan sol, die zuo ent-
eren und mit s., was zuo der kilchen gehört, von der
kilchen nit zuo tragen.' 1476, Bs Chr. (,Eid in das
veld'). S. noch richten I (Bd VI 375). Abgekürzt (wie
,laut' für ,nach Laut' ua.) sunderhi-t, besonders BBe.
,Mit Vorwissen und Beiwesen der beiden Obleuten,
Sonderheit in treffen Sachen.' 1695, FMarti 1898. —
b) con er. ,[Die Vollmacht wurde der ganzen Gesandt-
schaft und jedem einzelnen Teilnehmer erteilt] also
das die gemainschaft die sunderhait noch die s. die
g. nit irren noch hindern solle.' 1490, G. — sunder-
heitli(ch) (in Tb; Z auch v"-" betont), in Ztw.
(.mittlerer Kantonsteil') z' sunderheitlich : = sunder 2 b
AaF., Leer. (H.); GrPi\; Sch; Th; Z. Sonderheitlich
und im iiberhaupte" AaBosw. S., tuenn... Tb. S. noch
Rueben I (Bd VI 83). Zur Anschaffung von Gewehren
1157
Sand, send, sind, sond, snnd
1158
solle .sonderheitlich das so genannte Krautgelt' an-
gewendet werden. 1715, Z. ,Die Übertreter, sonder-
heitlich die Wuecherer.' 1721, TuHw. Arch. .Weil
hin und wider, sonderheitlichen an denen Gränzorten
vil Märchen manglen.' 173*2, Hotz 1865. , Hagel war
sonderheitlich im Entlehuch gefallen.' JJScheüchz.
1746. ,Die Zimmerleute werden teils zum Soldaten-
dienst, teils aber und sonderheitlich zu Zimmer- und
dergleichen Vorfallenheiten [!] gebraucht.' B Kriegs-
ordn. 1764. ,Voll Danks immer, sonderheitlich aber
am Ende eines glücklich hingelegten Jahrs.' UBragg.
1787. S. noch Herren-Bock (Bd VI 829).
Vgl. Gr. WB. IV 2, 2143/4 (.insonderheit'); zu ,mit s.'
mich mit-sunder uiit Aum. (Sp. 1145).
sunderig sundrig BGr.: 1. - sunder 1 b. Einen
eigenen oder sundrigen Namen bekommen. Barnii. 1908
(BGr.). ,Swaz man do mite mac koufen, dar über sol
man einen s-en brief machen.' 1291, Bs ÜB. , [Finniges
Fleisch soll] in ein s. schale.' äL BB. ,Für finniges
Fleisch soll man] einen sundrigen bank haben.' 1410,
Aar. StB. .Als si hi enander in einem hus ze hus
warend, doch in sundrigen gemachen.' 1424, Z BB. ,Als
ich von den sundrigen priestcm, so darzuo [zu einer
ausserordentlichen Beichte] geordnet gewesen sind,
gehört.' 1476, B. ,Hiemit so sind die sondrigen artikel
der vorgeschribuen geginen und gmeinden ... geendet.'
1525, Absch. ,Ir sönd anrueft'en üwer stat Gott oder,
wenn üwer stett kein sondrig Gott hend...' HvRüte
1532. ,So[n]driger Speiss und Trank' sein, in ge-
trennter Haushaltung leben. 1675, BÄsehi. S. noch
Bd V 943 o.; Buew (Bd VI 1893); Gesell. (Sp. 721).
Präd. ,legklich s., es sig frowen oder man, sond
jerlich ainem vogt ainen tagwan tuon.' 1468, GNider-
wil. .[Ich verlangte] das mir ain bekandtnus son-
derig geben werde, wie ich den handel ... gehandelt
hette.' Rainsp. 1553. S. noch Galfen-Salz (Sp. 890).
Spec. a) = simder 1 b a. ,Ir pfarrer, Seelsorger, prädi-
canten gemeinlich und jeder insunder oder ob sunst sun-
derig priester hierzuo ze reden willens wärend.' 1523, Z.
.Von unsern Eidgnossen, aller oder sundriger örter ...
boten.' 1524, ebd. ,Nit das gmein heer, aber sondrig
herzlos personen [flohen].' 1531, Strickler. .Land,
stett oder herrschaften, die durch sondriger lüten
guotdünken, gevallen oder gwalt urteilen und regie-
runghaben und dulden müessen [sind untergegangen].'
B StSatzg 1539. S. noch Land-Bresten (Bd V 846).
— ß) = sunder 1 b ß; vom Vor. wie sonst nicht sicher zu
scheiden. .Wissend ouch domit, daz kein sundrig per-
son ützet uff unser gemein merkt ze tryben hab.' 1469,
UUrs. ,Von irer gemeinen statt und ouch von sonde-
rigen lüten wegen.' 1424, AAAar. (Gem.). .Von einzigen
und sondrigen personen.' 1474, Bs Chr. .Einicherlei
sundriger personen eine oder mer.' 1481, Absch. ,Wo
ein sundrige person einicher zunft in im gewärb
langen wurde.' 149U, Z. ,Ein gemeind von Zollikon
und etlich sondrig personen.' 1512, Z EM. ,Die Pen-
sion, gemein und sundrigen personen zuogesagt.' 1522,
B. , Etlich wirt..., desglych etlich sondrig personen
[übertreten das Fastengebot].' 1523/6, Z RB. ,Von
geginen ald sondrigen personen.' 1525, Absch. .Den
werchlüten mh. ..., ander tagwaner, so sondrigen
lüten werken.' 1529, B RM. S. noch Chör-Ge-richt
{Bd VI 359); be-suechen (Sp. 229). — 2. = sunder 3 b.
[Einer, der] eppas Sundrigs si" wil1 und ha" wil'.
Bärnd. 1908 (BGr.). ,Were, daz ieman üt anders s-s
von inen [den Spezereiliändlern] wölt und vordert,
daz mögent si wol eim gen.' 1418, L.
sunderige" sunderge": besonders legen, setzen
usw. SchwE.
sunderlich (-</ BsStdtf): 1. = sunder 1. ,Swele
des rates knecht worden ist, das der enheis herren
noch burger s. gewant noch röke tragen sol.' um 1319,
Z StB. ,Es [ist] von rechter wissende bezüget, daz
von der ufslahunge und der s-en samenunge [des edeln
Weins] unser kilche ze einem sweren unheil der seien
etteswenne an den zehenden geschadigot ist' um 1340,
Z. ,S., specialis, peculiaris.' Fris.; Mal. ,Wyl er [der
Schulmeister] vielfältige Müe und Arbeit in Ammann
Wasers sei. Geschäften und darum nid sonderlich Be-
soldung empfangen [wird der Rat sich bemühen] im
eine billig Belohnung gefolgen zu lassen.' 1612, Ndw
Beitr. 1885. Die Beschwerden bestehen aus 7 Haupt-
punkten und 70 .sonderlichen.' 1732, Absch. S. noch
pfänden (Bd V 1147). Präd. bzw. adv. ,Ob der herren
dekeiner ald die reblüte den edelen win s-e lese.' um
1340, Z. ,Das wüssend allein die, die heimlich und
s. von Gott gelert sind.' LJdd 1530. S. noch Sigrist
(Sp. 510); be-sunder (Sp. 1146). Mit ausgedrücktem
Gegs. .[Nicht] beide noch ir dewedern s.' 1373, L.
,Unsrer statt und unsren burgern gemeinlich oder
keinem s.' 1409, Z. .Allen und jeden gmein und son-
derlich.' BMand. 1628. S. noch Kolben-Ge-richt (Bd
VI 358). ,Samen(t)lich und s.'; s. Sp. 918. Spec.
o) speciell. ,Er wisse ouch nit anders, den HMünch
syg ouch darby gewesen, nit künde er iez zuo mal
anders s-s sagen.' 1491, Z. — ß) = sunder 1 b ß. ,S-er
hass, privatum odium.' Fris.; Mal. — 2. a) = sun-
der 2 a. ,[N. hat einen Hof] kouft'et ... und [hat] den
selben kouff s. getan mit dem gedinge, daz ...'
1308, Z. ,In den selben löffen zugen die von Bern
uf die von Friburg... und s-en lüffent si ab dis ve-
stinen: Tachsberg [usw.].' Z Chr. XV. ,[Sie haben]
gar viel Regen, Riffen, Nebel und Hagel gemacht,
sonderlich aber haben sie auch verschienenen Meien
den so verderblichen grossen Reiften machen helfen,
welcher den ganzen Rordorferberg verderben sollen.'
1642, AABremg. ,Dess Jars seige sie wenigist 3 oder
4 Mahl zue dem Pflanzenbach gefahren mit Gespielen
... darbei sonderlich gesin, die sie kent [folgt die
Aufzählung].' ebd. .Ein jeder [der vier Profosen soll]
an den Pässen in seinem Bezirk [auf die Bettler
achten], sonderlich der im Dorff zu Toren [usw.].'
1676, BG. (Bärnd. 1911). - b) = sunder 2 b. , [Wir be-
geben uns verschiedener Ansprüche] und s. des rechtes,
das da sprichet ...' 1304, B. ,Den selben orden und
s. dis kloster zuo Töss.' Elsbet Stagel; an anderer
Stelle .sunerlich.' ,Mit stege, mit wege und s. mit
allen den eren...' 1367, AAFreienw. ,Der win wart
[1420] zemale guot und s. ze Bern.' Just. ,Mine brief
und papier, sonderlich den permenten hoptbrief.'
Rainsp. 1553. ,S., s-en, fürnemlich, praisertim, utpote.'
Fris.; Mal. ,Man [soll] eerenweiber und töchteren
nit allein, s. by nacht, wohin sy wollend, laufen lassen.'
LLav. 1582. S. noch Sigrist (Sp. 510); Samen (Sp. 930).
— 3. = sunder 3. a) Adv. ,So bald die [genannten
Hülfstruppen] zuoz inim komen, der er ouch s. wartet.'
1476, Bs Chr. (B Schreiben). ,S. nutzlich, eximie utilis;
s. trag und faul, singulari nequitia praediti.' Fris.;
Mal. ,N., in Etschland und auf Davas sonderlichen
1159
Sand, send, sind,
1, siind
ir,n
wol erkannt.' Ard. 1598. S. noch Sei (Sp. 707); selb
(Sp. 829). Negiert. I<* mag-en rät sunderlig BsStdt f.
— b) Adj. ,Umb üwer s-e tugent.' 1521, Absch. S.
noch Pracht (Bd V 389).
Sunderlichkeitf.: = Absonderlichkeit (S p. 1 1 55).
,Wo es auff eine Sonderlichkeit oder speciem gerichtet
ist.' Beplica 1691
Sunderurig, ,-ü-' f.: Absonderung, Trennung,
Scheidung. .Heimbsch und frömbd one sönderung
[ohne Unterschied].' 1573, Z RM. ,Züni und Sünde-
mng' eines Grundstückes. 1630, BG. (Bärnd. 1911).
S. noch letz (Bd III 1551). Das Abtreten, sich in den
Ausstand Begeben. ,Uarzuo betten sy [die Leute von
ZBär.] einen bruch, das schwäger und gesipt fründ
am gericht säsen und da kein sündrung wäre, das
doch inn [den Gerichtsherrn] ouch beunbillichete ...
[Es wird entschieden, dass in Zukunft solche Richter]
an iren eren unschedlich nebent sich gestellt und ob
die notdurft das erfordert, ander an ir statt usserthalb
irem gericht ... in das gericht gesetzt werden.' 1511, Z.
Von rechtlicher, kirchlicher Trennung. ,[Pfarrherr
N. von ThMü. willigt] in uffrichtung der lütpriestery
[Hüttlingen] und sündrung von siner kilchen.' 1485,
Z RM. ,Zuo solicher endrung und sündrung [Errich-
tung einer besondern Kirchgemeinde].' 1519, AaL.
StR. ,Dise obgeiuälte sünderung der wälden [von vier
Gemeinden].' 1559, Z Rq. 1910. ,Umb die vorhabende
sönderung des kilchhofs zuo Hüttwylen [zw. Katho-
liken und Reformierten].' 1590. Z RM. .Wann kein
Sündrung oder Teilung [einer ungeteilten Haushaltung]
erfolge, [könne sich] noch etwas Trauriges zwüschent
ihnen zutragen.' 1701, Z. Genaue Unterscheidung,
Bestimmung. .Wiewol der abscheid darin dhein sünd-
rung tuot.' 1524, Z Schreiben; nachher: ,Dass wir uns
den fünf orten, ouch üch und andern orten, darin der
abscheid wie obstat dhein sündrung macht, wellint
glichförmig machen.' Rechtlicher Vorbehalt, Sonder-
recht. ,[Wir] wellen, das der selb hof [der Turm Rore
zu Aarau] bi aller und iegklicher siner fryung, ex-
emption und sündrung belip.' 1484, B. ,[Die Gläu-
biger eines Verstorbenen verzichten auf den Nachlass]
doch mit diser sündrung, das NN. [besondere An-
sprüche] vorbehalten.' 1493, AaB. Urk. ,Das dissere
Mülli ohn alle Sönderung dem Gottshaus Wettingen
ehrschetzig ist.' 1684, AAWett. Oft von unerlaubter,
zu missbilligender Absonderung, Spaltung, Parteiung.
,l)ie wil der orden und die kutt nit selig, sonder mer
ein sünderung mach in dem glouben und an heil der
Seligkeit, solt inen [den .frowen an Ötenbach'] die kut
abgenommen werden.' 1523/6, Z RB. ,[U und Uw
sollen] kein sündrung tuon, sunder bi schwerlich ge-
machtem vertrag hüben.' Ansh. ,Wie dann ein sünd-
rung und verfüerische sekt etlicher ... uferstanden
sye.' 1527, B. ,Wie das uff gestern des nüwen jars
tag [der auf einen Freitag fiel] etlich von reten und
der gemeind uff iren zünften, da man fleisch geessen,
nit wollen essen, sonders uff ander ort, end und zünft,
da man visch gehept, gangen, alda gessen und also
ein sondrung gemachet habint...' 1527/9, Z RB. ,Nüwe
bruoderschaften ufrichten und also under dem christen-
volk ein sünderung machen.' LLav. 1577. .[Durch die
Gründung einer besondern Transportgesellschaft werde]
under den söumeren ein sönderung gemacht.' 1580, Z
RM. S. noch ab-gän (Bd II 9); Ein-sinnlichkeit (Sp.1076).
Sünderli"g, -ö m.: Sonderling Ap; Th. Er
ist scho" lang en S. g'si", von einem Verrückten.
Spec, religiöser Sektierer; syn. Singularist, Separatist.
.Gerichte, die Gott an solchen Sonderlingen ausübet.'
JJUlr. 1731. ,Ein S. oder gar ein Sectierer.' JÜTschcdi
1749; neben ,-ö-'. ,Die Prediger [sollen] solche Son-
derlinge bescheiden, ihnen ihr eigenwilliges Unter-
nehmen ... vorhalten [usw.].' Z Prädikantenordn. 1758.
,Das Lebewesen dieser Irrgeister und Sonderlingen.'
B Sectierermand. 1753.
Heute wohl ziemlich allg. (so angegeben Tür Ap; B; G;
Th; Z) Sonderling in der unveränderten Form der Schriftspr.
und auch als entlehnt empfunden.
sundiere" Bs; ZO., sond- B; Gl; Ztw. und sonst,
Ptc. -t: 1. tastend untersuchen Bs; B; Gl; Z (so
O., Schwerz.) und wohl weiterhin. Sondiercd da [im
See] mit de" Stange", d' Chiste" cha"" nüd teuf unde"
si". CZwickt 1901. Der Schnegg ... sundiert mit Dene"
[Hörnern] hi" und her, eb eppen epiris G'färligs war.
Hindebm. — 2. verlesen, sortieren, zB. Bohnen Zu.
(auch Russ.), die blauen und weissen Trauben bei der
Weinlese ZWetz. (Messikommer). Me" het-s' [die Boh-
nen] e"chli" sundiert, die als Söme" el'ei" 'tö" und die
für Chostsuppe". Messikommer 1910 (ZWetz.). In der
Kirche, Schule sundiert sitzen, nach Geschlechtern
getrennt ZWetz.
Aus frz. sonder (bzw. Span, eondar); vgl. Gr. WB. X 1,
1587; Weig. 6 888. Bed. 2 hat sich unter dem Einfluss von
sunderen, viel), auch sortieren entwickelt. An der Stelle:
,Nach Verhörung der Clag, Antwort, Replic, Duplic, Triplic
und Sonderieruug aller eingelegten Documenten.' 1660, PFoffa
1861, ist , Sonderieruug' eher ein Fehler für .Sondierung'
(wobei höchstens das frühe Vorkommen des Wortes stutzig
machen könnte) als eine Abi. von .souderieren' (für .sondern');
die Bed. ist ohne Frage .Sichtung, Prüfung.'
Siind (bzw. -i-, -Ö-), in BsB.; BG.; GT. (neben sel-
tenen« -nd) -nn, in BsB.; BU.; S tw. -ng — f., PI. -«"
(in FJ. -i): 1. wie nhd. Sünde, allg. a) als reines
Subst. Die sibe" S-e"; s. Sp. 48. Die nun fremde"
S-e", Sünden, die zwar von Andern begangen, uns
aber als Mitschuldigen angerechnet werden und deren
der Katechismus 9 aufzählt, kath. Schweiz; einen Beleg
s. AfV. 13, 294 (1829, ScHwBr. Bartlispiel). Da- ist
e" S., de muesch-cs bichte" AaF.; vgl. dazu Sünde"-
Müller als Übername eines gesuchten Beichtvaters
SchwE. Die kathol. Valseru-ibli, die früher zur Neu-
jahrszeit ins reform. Rheinwaldtal kamen, quittierten
eine Gabe für den aufgesagten Spruch mit: Vergelt 's
Gott tüsi'gmal! und fügten dann noch bei: Vergib-mer
doch mi" S., dass-ich eme" Chätzer Eppes abg'no" hän
GRNuf. (Trepp). Gott verzih-mer mini S.! einem der-
ben Ausdruck beigefügt Z und weiterhin; vgl. auch
unter b. ,Sage ich Das, so ruhen die Hagle [Tochter
und Tochtermann], Gott verzeih mir meine Sünde,
nicht, bis sie es [das Geld] haben.' Gotth. Mer [ein
Liebespaar] müesse" ü"si Süng biiesse". ebd. Uni Wüssen
öni S. ZEls. und lt Spillm. Am Maitagabend gehen
die jungen Bursche vor die Häuser und .bringen den
Mädchen die Sünden aus' G. ,üie s., misshandlung,
peccatum, crimen, transgressio.' Fris.; Mal. ,Dass ich
nicht allein das Volk, sondern auch die Fürgesetzten,
beides vor sonderbaren Stands- und Landssünden, vor
den Beruffssünden, vor den Eidsünden, vor den Sab-
bathsünden, vor den Blutsünden, sondern auch von
anderen durchgehenden S-en, vor Fluchen und Schwee-
1161
Sand, send, sind, sond, sund
1162
ren ... gewarnet.' JMüller 1673. S.auch Bd II 1422 o.
,S. und fäl': .Sein s. und fäl allenthalben ausskünden
und offenbaren, differre aliquem.' Fris.; Mal. ,S. und
schand.' ,Gott bhüete ein ieden vor s. und vor schand!'
JHaller 1550/73. ,[Die Gerechtigkeit zum Landvogt:]
Du stäckst voll s. und schand, verfüerst dich selbs
und alle weit!' VBoltz 1551; nachher: ,so stäckst in
s. biss über die oren.' ebd. I" d' S. falle' 1) der S.
anheimfallen. .Nun ist Adam in die s., bresten und
tod gfallen.' Zwingli. ,Ee Adam in d s. gfallen.' Güalth.
1555. — 2) uneig., aus dem ersten Schlafe schreckhaft
aufwachen. oO. (FStaub). .Offne s.', öffentliche Sünde:
.Salvator zu Mathso: ... Du sitzest an offner S. am
Zol; aber du sollt darvon abstan und jetzund von Innen
mit mir gan.' 1616, EBrandst. 1885. In abgeschwäch-
tem S. 's ist e" S., wie De si" Güetli (sini Rebe",
si" V'ech) vertvarlöset, wie Dey (oder we""-me" de" Weg)
mit dem Brot (Obs, Gelt) umgöt! Th; Z und weiterhin;
vgl. b. Erlieh tanze" sei kei" S., aber 's wüest hei'"gö"
ZSchlatt. Obe" durchen isch hei" S., unde" durche"
schlieffe" d' Hund, Sprw., wer sich über Andre empor-
gearbeitet hat, begebt keine Sünde, wenn er sich dann
auch seiner Stellung entsprechend benimmt BsL. J*
ha- Das nüd für e" (für ke") S. Ond liebe", das halti"d-
mer för ke" Sönd, wenn-me" schäni Mäteli föndt. Ap
VL. 1903. I'h tat (wür(d))-mi'h (in ZO. laut Spillmann
auch I<* weH-mer) de(rj S-e" (drum) fürch(t)e" [oä.],
Dies oder Jenes zu tun Gl; Sch; Z; s. Bd I 994 o.
[Zuger beim Viehhandel:] Mit d'ene" Glarnere" isch
doch e" verdammts Handle", ... heusche" tuend -si,
mir Zuger würde"d ü"s der S-e" fürchte"! CStreifp
1901. leh müesst-mich de S-e" fürchte", wän"-ich nur
für mich ive't luege" und deheime"d Alls im Stich liesst !
ebd. 1908. Sö'ttist-dich de S-e" fürchte", eso-n-e" Ma"",
we-n-ich bi", i" Boden ine" z" trugge". ebd. 1904. Me"
muess-sich de S-e" (drum) furche", es Mül üfz'tue" Z.
Auch ohne Art. Mer müesste"d-i"s Sünde" furche". Dan.
(wahrsch. Ap). .Pfarrer: Ich würde mir Sünde fürchten,
dem schwachen Andreas da so etwas [eine starke
Arznei] anzuraten.' Borgerfr. 1818 (GMontl.). Ieh
möcht-si [ein böses Weib] nüd um all mini S-e"! selbst
wenn mir dafür alle meine Sünden verziehen würden.
oO. ,0, ich könnte einen solchen Kerl für meine Sünden
nicht vor mir sehen.' Gespr. 1798. ,Die Holzfrevler
sind wohl allzumal Schelmen und Die kann ich nun
für meine Sünden nicht leiden.' B Hink. Bot 1804.
Wie d' S., als Verstärkung. Eine" (Öppis) hasse" wie
d. S. G; Z. Wüest wi d' S., von einem hässlichen
und gemeinen Menschen G. En leide Bursch, wüest
wie d' S. Alpenr. 1827 (BO.); vgl. unter 2. — b) (von
der artikellosen präd. Verwendung aus) übergehend
in adj. Funktion: 's ist s., sündhaft, auch nur =
unrecht, ungehörig, allg. 's ist s. zB. wenn man Brot
verunehrt (vgl. Bd V 944), auch andere Gottesgaben,
Geld usw. missachtet, vergeudet, im ZO. sogar, wenn
ein Kind das Kerngehäuse eines Apfels wegwirft oder
die Kirschensteine nicht verschluckt. Es ist sünn,
Pm [Einem] das Ahmtest" nit z' ge", wa-me" der'''
Gotts Wülle" hüHcht BG. S. auch messen (Bd IV 456).
Minn Vatter hed g'säd: ond das Tanze" sei sönd; dö
han-ich verslande": wenn-ich 's no- auch chönnt. Ap VL.
1903; s. noch Bd V 1172. Wä""-me" lachet, bis Ei"'m
d' Augen überlauffe"d, so isch ['s] s. ZEuss. .Wenn
Derjenige, der einen Kropf hat, in der Kirche während
der Predigt zwei Personen miteinander schwatzen
sieht, so greife er an den Kropf und spreche: Was
ich sehe, das ist S., was ich greife, das verschwind.'
HZahler 1898 (BSi.); in BE. (AfV. XV. 8/9) gegen
.Dornwarzen.' ,Wa ich das stro und höw alles nit in
Eegensperger guot ze bessrung gefüert hette, so hette
ich es je alle jar verkouft, da were ein grosse summ
jedes jares uss 300 fuoder höw und stro gelöset; sölte
mir das nit bezalt werden, were doch s.' 1468, Gfd
(Mötteli an den L Bat). ,Sigend aber nit vil Lüt zu
ime [einem Quacksalber] komen, habe nit gmeint, dass
es böss oder sündt syge.' 1637, Z. S. noch ver-reden
(Bd VI 565). Mit Dat. P. Ond i<* ond minn Schatz,
mer sönd G'schwösterigchend, mer sönd all bi-n-enander,
es ist-i"s nüd sönd. Ap VL. 1903. Einen Beleg von
1431 s. Bd V 287 o. ,Und seye es [der Handel mit
Erz] Niemandem S. und verbotten als ihnen, den
Stattkupferschmiden.' 1675, ZStdt. Bes. in der einer
derben Wendung vorausgeschickten Formel: Es söll-
mer nüd s. si" Ap; Gr; Z; vgl. unter a. [Gast, dem
ein gebratener Hahn gereicht wird:] Lueget, mi"s
Fräuli, es söll-mer nüd s. sin: i'h weiss, der Hauen
ist bis jez in allen Teilen g'sund und recht g'sin, aber
es ist -mer doch, a's ob-i'h Choge"fleisch esse" s&tti.
GFient 1898. Si hüset, 's soll -mer nüd s. si", vff's
Hörli wie nen Stall voll Sau. Stütz, Gem. S. noch
Sp. 1033 Mitte. Etw. ,für s. han.' .Darumm wolt er
es ouch nüt für s. han und wolt er es nit rüwen noch
bichten noch büessen.' Volksb. ,Der us blödigkeit
oder unwüssen sich will on ursach verärgren, den
soll man nit krank oder klein lassen blyben, sunder
in stark machen, dass er nit für s. hab, das nit s. ist'
Zwingli. S. un d schad (in BsStdt sind-f-schad, auch
geschr. sindeschad, d. i. .sündenschade'; vgl. 2) si"
1) im moralischen S. Da' ist doch sönd ond sch.,
dere"wege"d mit dem Bröd omz'gö" TuEgn.; ähnlich Ap
und sonst. S. auch KSteiger 1839, 169 ff. .HSpiegeli
habe gesagt, es wäre s. und sch., dass JAndres Schmid
[von dem es heisst, dass er in seinem Hause Messe
lesen lasse] das panner in der hand gehept hat.' 1532,
EEgli, Act. 787. ,Eeden wir mit einem Frömden, da
dörffen wir nicht gleich sagen: gib! sondern müssen
... zierliche Wort brauchen; wann wir aber Gott um
Etwas ansprechen ... und so wir ihm nur Vatter
rüffen [erfüllt er unsre Bitte]. Darum were es s.
und sch., wann wir das Wörtlein ,gib!' nicht mit
kindlichem Vertrauen an Gott langen Hessen.' FWtss
1677. — 2) ohne moralischen Nbsinn als Ausdr. starken
Bedauerns, = jammerschade, wohl allg. 's ist s. und
sch. drum (defür). En Ast voll guldgel'-i Bire" sige"
überüs g'hanget [so dass sie nicht gepflückt werden
konnten], es sig s. und sch. g'si" derfür. JEeinu. 1907.
's ist (war) s. und sch. um (für) jede" Rappe" a" De"
ane" Th. 's ist s. und sch. um d' ZU, um jedes Wort.
Es sig s. und sch., das Zug e'so la" z' graue" ! EIscher
1901. 's war doch Sindeschad, ame" settige" Tag da-
heim z' si" Bs. 's ist s. und sch. um-en, zB. einen
auf Abwege Geratenen. Süng u"d sch. war -es für
di'h, we""-d% so-n-e" Tonners Stube"hocker wurdisch.
Loosli 1910. .[Abraham zu Gott:] Es ist ja s. und
sch. um das schön Kind [Isaak], es hat ja dar art-
lichist Grind.' Ttrolersp. 1743. In der ä. Spr. auch
im Comp, .sünder.' ,Do er sin [Karl des Beischlafs
mit der eigenen Schwester] ynen ward, do meint er nit,
daz es im sünder wer den ein ander unkünsch werk, won
er es nit vor gewüst hatt.' Volksb. .[Ein neugläubiger
Sand, send, sind, sond, sund
1164
Pfarrer habe gepredigt] man soll nit leren, dass fleisch-
essen sünder sye an eim tag dann an dem andern.' 1525,
Ap. ,Oh er joch gelt [Pensionen] hätte genommen,
worum das im s. sölte sin den sinen Widersachern,
so vil me genommen, nämid und suochtid.' Ansh.
, Einen heimlichen Dieben, der vom Verbanneten ge-
stohlen, welches s. war, dann als hätte er einen ge-
meinen Diebstal begangen.' FWtss 1672. — 2. be-
griffsverst. als 1. Teil von Zssen; s. sünd(en)-billich
(Bd IV 1167 u.), -starch, -wiest, ferner Sünden-Gelt
(Bd II 263; auch Th), wohl auch S.-Bass (Bd IV 1660),
■Tenor, und vgl. dazu DM. V 28.
Ahd. sunt(e)a, mhd. Bünde: vgl. Sanders II 1272; Schm.
»II 306; Martin-Lienh. H 363. Der durchgehnde Um),
beruht sicher nicht überall auf bodenständiger Entwicklung;
vgl. die Aum. zu gesund (Sp. 1136). Zu 1 b (auch schon
mhd.)' vgl. Analoges unter Not B (Bd IV 856/7); Schad.
Erb-: Erbsünde. ,Man sol nit leren, dass Cristus
allein hab glitten und gnuog tan für die e.' 1525, Ap.
,Dass Unser Frow in e. enpfangen.' Ansh. S. auch
durch-gän (Bd II 36 o.). — Mhd. erbemnde; vgl. auch Gr.
WB. III 741; Fischer II 769'70.
Für-, ,Es gibt allerlei Sünden und gibt auch
Feurs-en. Deren zu Sodoma Geilheit war ein Feurs.;
sie brunnen innwendig wie ein Feur, mit Feur sind
sie desshalb gestraft worden. Geschenk nemmen und
darauss Hütten bauen ist ein Feurs.; darum stehet
Job. Cap. 15, das Feur werde die Hütten Deren, welche
Gaben nemmen, verzehren [usw.].' FWyss 1675, 81/2.
Jesuiter Jesewiter-: kleines Vergehen, 's höchst
c" J. L Lied.
Eig. ein so geringfügiges Vergehen, dass es nur nach
der strengen Regel der Jesuiten als Sunde taxiert werden
könnte. Das W. ist nach Ineichens und Andrer Zeugniss
nicht volkstümlich.
Kapital-: Hauptsünde. ,Da doch der Selbstmord
eine C, eine Sund aller Sünden genennt werden kan.'
AKlingler 1691.
Buesem- , Busein-': Busensünde. , Sich selber frei
machen von allen groben Ärgernussen, item herr-
schenden Schoos- und Busemsünden, die das Aug un-
serer Seele nicht bloss verdunkeln, sonder gar zer-
quetschen.' JJUlr. 1731. ,[Man kann] gar kommlich
und aufrecht auch mit... ganzen geladenen Heufuderen
heimlicher B-en und fleischlichen Lüsten daher fahren.'
ebd. ,Das Verläugnen der liebesten B-en.' ebd. —
Auch bei Gr. WB. II 569.
Bluet-Sind: Blutschande PA1. (Giord.). Auch hei
JMüller 1673; s. Sp. 1160 u. — Vgl. Gr. WB. II IUI.
Schäss- s. Buesem-S. und vgl. Gr. WB. IX 1606.
Tod-: wie nhd. Im theologischen S.; s. siben
(Sp. 48). Auch sonst von einer schweren Sünde übh.
Me" nur1 meine", 's war e" T. Als Pfarrer Piedinger
,um Benamsung der Klagen anhielte', da seien fol-
gende .Todsünden' von Baden her vorgebracht wor-
den: er habe dort gekegelt und sei oft in das Wirts-
baus zum .Schlüssel' oder ,Glas' gegangen. 1666,
JJRed. (FZoll. 1905). — Töd-sünder(in). .Helffent
mir Gott bitten ... über all todtsünder und -Sünderin.'
XV., GT. (Gebet des Pfarrers nach der Predigt). ,Tod-
sünder absolvierend nit.' JStdmpf 1541. — Schon mhd.;
vgl. auch Fischer II 246.
Schlüff- winke)-: eine Sünde, wie sie in .Schlüff-
Winkeln' (s. d.) begangen zu werden pflegt. .[Seckel-
meister Werdmüller hält die Verlegung der militäri-
schen Übungen auf den Sonntag für besser] dan man
sonsten sich mit anderen Schl-en in mehreren) Tun,
mit Suffen, Spillen und Unzüchtigkeit sich versündige.'
1652, GJPeter 1907.
sünde", Ptc. g'sünnod PIss.: 1. a) intr., sündigen.
,Daz paradise, da Adam inne was, e er gesundoti.'
E. XU., Wack. 1876. ,Hant dann die unsern gesundet,
so werdents gestroft syn.' 1499, S. .[Jesus sprach zur
Sünderin:] Sund nümmen me!' NMan. .Nimpstu ein
wyb, du hast nit gesundet.' Zwingli. .Dass der zur
buoss gehalten werd, so gefrefnet und gesundet hat.'
1529, B. .Die aber sündend, sind feind irer seien.'
1530, Tob. ,Si heigs nit wellen tuon, er nemrae si
denn, und im daby gseit, si heig vor gsündet und
unrecht tan, welle hinfür söllichs nit me tuon.' 1530/3,
Z Ehegericht. ,S., sich etwarinn vergon und unrecht
tuon, committere aliquid, delinquere.' Fris. ; Mal.
,Man sagt, s. ist menschlich, aber in der sünd wollen
verharren ist tüfelisch.' LLav. 1584. S. noch finden
(BdI846u., wo .gsündet' zu lesen); ent-gelten (Bd 11
279); Bits I (Bd IV 1986); ring (Bd VI 1059 u.); Ur-
sach (Sp. 120 o.). Mit Adv. .Unglaub sündet tödtlich.'
JStumpf 1541. .Wenn wir böses gedenkend und über
das ein lust und gefallen daran habend, so sündend
wir dester schwerer.' LLav. 1582. .Darum man allhie
uf Ärden muotwiligclich nit s. sol.' 1600, Ard. Mit
präp. Bestimmung. S. gege", .wider, an, vor.' Ick henn
g'sünnod (en)gege(n) de" Himil und gegen ouch, Übers,
von Luc. 15, 18. 21. Schott 1842 (PIss.); dafür ,in
den h. und vor dir.' 1530, Luc. (nach dem griech. eig
-uöv oöpavöv xa't sviimiov aou), ,wider den h. und wider
dich.' Goalth. 1559. .Wenn ir aber also sündend an
den brüedern ... so sündend ir in Christum.' 1530,
1. Cor.; , wider die brüeder.' 1560. ,[N. habe] am mei-
sten wider u. gn. h. gsindet, ghandlet und grett' 1550,
W. .[Dass] du vast übell vor Gott und mier wurdest
sinden ...' 1555, ThPlatter Br. .Daran gegen inen
er übel gsündet hatt.' 1562, Klageschrift der V Orte.
,Du sündest wider dich selbst' JJGessner 1702. S.
auch sündigen. ,S. mit': ,N. ist gestraft ... darumb,
das er mit siner stiefftochter hat gesundet.' 1485, B
RM. ,S. in': ,Hand ir gesündt in füllen, brassen, so
sönd ir üch in abbruch fassen.' Aal 1549. — b) mit
innerin Obj. ,Die drit sünd, die Karlus sündet wider
Gott, daz was, daz er...' Volksb. ,Man soll nit leren,
dass weder bapst, bischof noch pfaff mög sünd ver-
geben, dann die wider sy gesundet sye.' 1525, Ap.
,Nit wüsse er, was sy gesundet habe.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. ,Was hand ihr gsündet'?' Scbimpfr. 1651. —
2. refl., sich versündigen. ,Si [die Geliebte] sündet
sich an mir.' Hadl. — sündend. ,Den s-en.' Zwingli.
— Ahd. mnt(e)ön, mhd. Sünden (mnden).
ver- (-«</- BU.; S. -nn- GRFläsch), Ptc. -t Ap;
GL(Leuz.); GT.; Th, -eiBHa. und lt Gotth ; Gl (Hial.):
refl., sich versündigen Ap; B; Gl; Gr; GT.; S; Th;
ZO. Versünd-di'1' nüd! S. auch Bd VI 129 o. .Israel
hat sich versündet.' 1530, Jos.; .versündiget.' Luther.
Mit Adv. Er hät-sich schwär versünd(e)t. ,Farst für,
so versandest dich übel.' LLav. 1583. .Dann wir uns,
so wirs tätend ... übel v. wurdent.' HBull. 1551. ,Der
Teufel hat es dahin gebracht, dass die Welt an Sonn-
tagen sich mehr versündet als an anderen Tagen.'
FWvss 1697. Mit Präp. An. Alte, i ha"-viich ver-
sinded am Himmel und an dir (Übers, von Luc. 15,
1 1 i;r>
Sand — suud. Sanf-
i ig«;
18.21) BHa.; ähnlich Gl (Dial.). Mer händ-is am
liehe" Gott versandt Gl (Leuz.). Das [allzufrühes
Entwöhnen] wär-sich versünget am King. Gotth. ,Wo
man wider ain sölichen man mit straf ze faren under-
stüende, man wurd sich an im versönden.' Vad.
,An dieser Vollkommenheit versünden sich Diejenige,
welche...' JMüller 1673. Mit. Mit ü"sem Chummer
chönne"-mer-i"s grüsam versünge", dass-er [Gott] -i"s
zeigt, wie 's noch ganz angers cho" chönnt. Gotth. ,Dass
der Mensch sich mit disen eitelen Dingen versandet,
vergiftet, vernarret.' A Klingler 1688. S. noch chüb-
len 6 (Bd UI 117). Dür°"; s. buseren I (Bd IV 1748).
Mhd. versünden (tr. und refl.); vgl. auch Adelung8 IV
1157; Sanders II 1272; Sehm. 2 II 306; Fischer II 1371.
Sünder m.: wie nhd. allg. Beue"der S.; s. Bd VI
1885 u.; dazu noch: E" reue"der S. u"d schö"s Wetter
chöme" nie z' spät BHk. Armer" S, „Malefikant, der
zur Richtstätte geführt wird" Ap (T.); „VO"; SoHSt.
(Sulger) ; Ndw (Matthys) ; vgl. auch Arm-sünder-Glöggli
(ScuSt), -Schmalz. Heute wie nhd. nur noch in den
RAA.: Dästä", früre", schlottere'', üsg'seh", Angst ha"
toie-n-en armer S. wohl allg. ,Es ist so eine kühle Nacht
gewesen, dass ich gefroren habe wie ein armer S. an
Dreikönigen.' Lüegisl. 1891 (L). .Verblenten, ver-
stopften s.; eilender, türftiger, verfüerter, verkoufter,
verratener s.' XV., Bs Schimpfw. — Sünderi", in
PA1. Sindri — f.: Sünderin. ,So sich ützit args uff
sy ghandlet haben erfunde, so söte man sy nit wie
ein andre sündrin, sonder mit zwyfacher buoss straffen.'
1538/40, Z Ehegericht.
sündhaft: wie nhd., zunächst im moralischen
Sinne Aa; B; G; S; Th; Ndw. 's ist s., sovil Geld
für Settigs (Derigs) üsz'ge". Es s-s G'schwätz B. Das
isch doch ämel orh s. g'redt vo"-der! ,du führst doch
unverzeihliche Reden ins Feld.' ebd. (AvRütte). In
abgeschwächter Bed., arg, stark B; G; S. S-s Wetter,
= Sait"- Wetter G. Dass-er grad so über d" [Jericho-]
Bösen übere" g' neblet het, s-e" Tabakrauch über-s^-n-a
bläst. BWtss 1863. Wie ,arg' auch rein verstärkend.
Es het gar s. g' stauche" (g'stunke") bi-ne" B; G. Er
hat s. vil Geld G; Th. S. wüest, von Personen B; G.
,üer Borst [an den Bürsten] war von Anfang an s.
schlecht.' JSenn (Zu.).
sündig: wie nhd., doch wenig volkstümlich. Ke'"
s-er Mansch, verstärktes Niemand: ,[Er übernehme
die Liegenschaft zum Schatzungswerte] bloss aus Er-
barmen ... ke'" s-er Mansch sonst hätt Das chön"e"
drum ge".' Gotth. St" s-i Sei, als Beteurung; s. Bd
V 215. ,Als wenig ein mensch einen engel gebären
mag, also wenig mag der gefallen s. Adam einen un-
sündlichen menschen gebären.' Zwingli. — Mhd. »und«-.
sündige" (-»m-PGr.; WG., Leuk, V.), in PA1. -u",
Ptc. -et, in PAL; WLeuk, Lö., V. -ut f-udj, in PGr.
(-ogödj, Mac. (-ogod), Rima; WRar. -ot (-od): wie nhd.
sündigen, wohl allg.; so häufig (neben sic!' versün-
d(ig)e"; s. dd.) in der Übers, von Luc. 15, 18. 21 in
der Dial. und bei Schott 1842, mit den (wohl zT. von
der nhd. Vorlage heeinfiussten) Präpp. gege", wider,
a", vor, i", bi. Scherzh.: Was hat der Stuel g'sün-
diget, das'-er mues' da usse" stä"? Z. ,Das ir nit sün-
digetind.' OWerdji. 1564. .Solche versünden sich selbs
und machen noch s. Andere.' JMüller 1666. ,Wann
Einer dich verleumdet, ein Solcher sündet wider dich
und wider Gott. Was er wider dich sündiget, das
kanstdu ihm verzeihen ... Was er aber sündiget wider
Gott, das kanst du ihm nicht verzeihen.' FWtss 1677.
— Mhd. sündigen.
ent-: wie nhd., von Sünden reinigen. ,Dass wir
alle ... werden gerecht gesprochen, entsündiget, unsere
Sünden werden uns zugedeckt.' FWyss 1677.
ver-: refl., = ver-siinden (Sp. 1164). wohl allg.
Öfter (neben versünden, sündigen) in der Übers, von
Luc. 15, 18. 21 in der Dial. (mit den Präpp. gege",
wider, a", vor). Er hed-sich schtvär versündiget, zB.
durch Missbrauch einer Gottesgabe. ,Dieweil sich die
armen in dem grösslich versündiget, dass sy ire kinder
weder in die kyrehen noch schuolen gefüert.' SHochh.
1591. — Auch mhd.
sündli(ch): wie nhd. sündlich Ndw (Matthys;
.selten'). [Ich] glaub doch nüd, dass 's sündlich sei,
we""-me" Freud am Buckle" hei Z Wald (Lied). ,Nach
dem süntlichen fürschutz.' Volksb. ,Du hast mir gen
der sönen zwen in diss süudtliches leben.' Kessl.
(Dankgebet). ,Süntliche werch', spee. von unerlaubtem
Geschlechtsverkehr. ,[Ein Vater kann den Sohn ent-
erben] ob ein sun bi sines vatters wibe mit muot-
willen und wüssenclichen lit nach s-en werken, daby
noch fürer mergelich ze verstende ist, ob ein sun by
siner eigenen muoter söliche s-e werk volbrechte.'
1438, B PES. ,Wir habent ouch mit einandern ge-
sessen und trunken und ouch s-e werch mit einandern
leider volbracht.' 1459, Z RB.; ähnlich 1483, ebd.
S. auch üs-richten (Bd VI 420 o.). In S als Verstär-
kungsadv.; vgl. sündhaft (Sp. 1165). — Mhd. imntlich.
u"-: sündlos. E" liiteri Sei und schier u"sündtlic''.
Schwzd. (Schw). S. auch sündig. Hieher (?): ,Mit vil
unkristlicher untrüw, unglowens und betrug, fürnem-
lich des unsintlichen, wilkerigen babsts.' Ansh.2V 389.
Sanf — sunf.
Seufm.: wie nhd. ,Seneffes chorn, granum sinapis.'
Notker. .Sinape, senf.' Voc. opt. ,Der senff, sinapi.'
Fris.; Mal. 1. Senf bzw. -mf AAMönth.; BsL.; B; Sch;
Th; U; Z, Sempf Th, Seif AABr., Holzrüte, Villn.,
Saipf ZO. (Stutz), Sauf ÄASchneis., Säupf ZBär.,
Pfäff., Russ., Pflanzenname, a) die Senfpflanze, und
zwar a) Ackersenf, Sin. arv. AaBi'., Holzrüte, Mönth.,
Schneis., Villn. (auch wilde'- S.) und lt Mühlb. 1880
(gÜT, wilde'- S.); Bs; B (gel"er S.); Th (gWe" S); U
(gel"f S.J; ZO. (auch gel"er S.), Pfäff., Russ. Sust
händ-er glich verhext vil Chatze"schicänz, Fürblueme",
Chleberen und Saipf [im Acker]. Stütz, Gem. — ß) wis-
se' S., Ackerrettig, Raph. Raphan. Aa (Mühlb.); Th;
U; Z. .Wilder senff, sinapi aemulans aut Raphanum.'
Aretiüs. — y) schwarze* S., schwarzer Kohl, Brass.
nigra Sch. — 8) wilde S., Bauernsenf, Ib. amara BGr.
(Bärnd. 1908). — b) für senfähnliche Pflanzen, a) Kreuz-
kraut, Sen. vulg. THEgn. — ß) Erdkresse, Barb. vulg.
Durh. — 2. Senf bzw. -mf AaF., Leer.; Ap; BsL.;
BGr., G., Stdt; LG.; GT.; S; Ndw; Z, Sempf GlGI.;
Sch; S; Th; ZKloten, O. und lt Dan., Senft, Sümpft
BsStdt; SThierst; ZO., Senfsamen, bereiteter Senf.
S. a"mache", aus Senfmehl und Essig, in Wirtschaften,
ab und zu auch in Familien AaF.; GT. und weiterhin.
,4 ß umb senff.' 1420, ZFraumünster (Ausgaben). ,By
der Hoffhalden hette er senff gereicht ... stalte den
1167
Sauf— Sunf. Sanft
ifl
1168
s. an die gassen.' 1472, Z EB. ,N. [sagt aus], uffjetz
sonnentag vor dem nüwen jars tag sig er mit s. gen
Zug gangen, und als er für die metz komen, hette er
in daselbs undergestellt; wäre einer zuo im kommen
und zwürent gesagt, das wäre Zürich s. und hette
der Zwingli darin geschissen.' 1523, Strickl. S. auch
salzen (Sp. 894 u.). Verwendung. Als (Ab-)Gabe.
,Sinapis duo quartalia.' XII./XIIL, ScbwE. Urb. ,Der
jährlichen zu Herbstzeit auss dem Amt Fraumünster
denen Herren Klein- und Grossen Räten, Pfarrern ge-
gebene Senif wird abgekennt.' 1622, ZFraumünster.
,Uiewil ich [ein Amtmann] ein Boten hab müssen
schicken, hab ich imme gleich den S. ufgeben, damit
in unser gn. Herren noch vor der Fastnacht können
bruchen. Ich hab in darum in das Fässli ingemachet,
damit er dester bas könne tragen.' 1630, Z. Als Heil-
mittel. In der Volksmedizin spielt das S.-Pflaster
überall eine grosse Rolle. .Senft und kressigsaamen'
in einer Arznei. JRLandenb. 1608. ,Wysser s.' gegen
Husten; s. Bd VI 16. Als Würze, bes. von (Fleisch-)
Speisen, allg., doch vielfach nur in Wirtschaften ver-
wendet. ,Daz nieman deheinen win hinnanthin lutren
noch s. [zum schärfer machen] darin tuon sol.' 1416,
Z StB. S. noch Ronen (Bd VI 978); Bässi (ebd.
1280 o.). .Sürer s.'; s. Üter (Bd I 606); Grämpier
(Bd II 738). RAA. De" (sin) S. derzue (auch dri" Z)
ge", durch Witze und Zoten ein Gespräch würzen
(AaF.), das schärfste, treffendste Wort (Th und sonst),
übh. seine Meinung zu einer Sache äussern, oft mit
geringschätzigem Nbsinne Aa; Ap; Bs: B; L; G; Scb;
Tb; Z. Wenn no'h der Ziböri oder der Kolumbus der
S. de'zue g'enä, wenn Das nid zieht, so weiss-i'h de""
Nu' mer. L Tagbl. 1899. Er meint, er mües' sin S.
au'h noeH derzue ge", sin S. zu Allem ge". Frau N.,
mer hätte" gern, Si gäbe" dö ire" S'empft au'h derzue!
Scbwzd. (Bs). ,So, das wäre mein S.' OvGreyerz 1911
(Schluss einer Rede). ,N. [der sich in einen Ross-
handel mischte] strich seinen S. an Alles.' Gotth. Er
hätti wäger lieber ung'schiniert 'ne [ihnen] mit dem
Stecke" S. darztie g'serwiert [sie durchgeprügelt] BG.
(Bärnd. 1911). S'emf zum Fleisch ha", ein reiches, aber
böses Weib haben Bs (Spreng). Jetz hast der Sempf,
die Bescherung. CStreiff 1904 (GlM.). .Jetzt waren
wir wirklich im S. [in der Patsche, im Unglück] und
blieben auch darin bis über die Ohren stecken auf
geraume Zeit.' Lobbacer 1864. Am S. si", mit der
Weisheit zu Ende sein: Ich seil 's bewise": da bin-ieh
am S. g'si". Wolf, Rel. Gespr. ,Bi dem s. sitzen';
s. Heuw (Bd II 1816). Sich S. i" d' Auge" schlirgge"
lö", sich blenden, ,Sand in die Augen streuen' lassen.
L Gespräch (1905).
Ahd. senaf (-if, -ef), mhd. sen(e)/. Lehnw. aus griech.-lat.
einSpi(e). Zum Laut], vgl. Hanf (Bd II 1437). Eig. boden-
ständig sind wie dort nur die Formen mit lokalisiertem
Nasal', die ausschliesslich für deu einheimischen Ackersenf
gebraucht werdeD. Die Rundung > äu entspricht der in
säu/eren < eei/eren (Sp. 343); vgl. auch die Anm. zu Reiff
(Bd VI 656). Über die weitre Verbreitung der Form mit
angetretenem l (schon 1469, ZWth.) vgl. Gr. WB. X 1, 580;
Martin-Lienh. II 360; Follmann 480. Über das Sachliche
s. noch VHehn, Kulturpflanzen 6 207 f.; AVuillemain, Bei-
träge zur Kenntniss der Senfsamen (Zürcher Diss. 1904).
S. als Abgabe erscheint auch an folgender Stelle: ,Es hat
der Herr zu empfachen 18 Senflegelen, die welle der Herr
jedem Thumbherren, einem nüwen und alten Oberpfleger eine
geben, ouch der Herr für sich eine behalteu.' 1622, Konstanz.
Acker-: = Senf 1 aß AASuhr, auch lt Durh. —
Auch bei Fischer I 101 für Sinapis arv.
Ale"-: aus Senfmehl und neuem unvergorenem
Wein aus der Gegend von Aigle (Waadt) bereiteter
Senf Bs. Auch bei Bartsch, Hirsmändigsteigeri"g 1869.
— Frz. moutarde d' Aigle.
Bure" -Sempf: = Senf 1 ai mTa (Eberli 1904).
— Vgl. Sanders II 1078; Fischer I 729.
Süri-1S,ew/-AA(Mühlb.); SOlt.; Ndw, -Semf LSurs.,
Will., -Sempf S: 1. Sauerampfer, Rumex ac. aaOO.
(ausser Nnw). — 2.= Senf 2 Ndw (Matthys); heute
abgelehnt. ,Ein zinnine Surensenffstytzen.' 1612, L.
,6 Surensenffblättlin.' ebd. — Vgl. .sürer seuf unter
Senf 2, sowie .Sauersenf bei Gr. WB. VIII 1874.
Sinfoni Simf- f.: Totenprozession W. Syn. Nacht-
Volch (Bd I 804).
Die Prozessionen werden meist als von Musik und Gesang
begleitet vorgestellt; vgl. W Sagen II 235 ff. und die Anm.
zu Sinatjötjen (Sp. 1085).
sanft, saß, sauft, senft, seft, säuft, säuft, auch
g*-s.: A. Adj. I. se/t. GRVal.(s.c), g'säft Ap (T.), sonst
nur in der schriftspr. Lehn form sam(p)ft, ä. , senft,
sanft': a) wie nhd. sanft, milde, (ge)lind. Der Volksspr.
im Allg.' fremd; in Ap lt TTobler (,g'säft, Adj. und
Adv., etwas verschieden von sanft, mehr im mora-
lischen Sinne'); Bs lt Seiler spec. vom menschlichen
Charakter. , Sanft, senft, milt, zam, mansuetus, pla-
eidus; sanft und güetig machen, lenire; sanft machen,
schmeichlen, muleere.' Fris.; Mal. ,Zam und sanft
werden, mansuescere.' Fris. Von Menschen (auch
Tieren). ,Uffin weme sol min geist geruowen, wan
uffin deme senftin unde deme demuoten.' E. XII.,
Wack.; lat. , super mansuetum et humilem.' .[Die
Löwen] giengen mit im sitte[n]klich senften schaffen
gelich.' WvRbeinaü. .Gott aber keret das gmüet des
künigs, das er senft ward.' 1531/84, Esth.; , sanft.'
1667. ,[Der Herr ist] barmherzig, senft und darzuo
milt.' Rdef 1539. .Ein gar senft, woltätig man.' Vad.
Die Ander [Frau] sänfter dän Jachel, die häd ihn oft
mit dem Flederwisch die ain Stega uf, die ander aba-
gheit. AKornboffer 1656. Von Lebensäusserungen.
,Süez unde senf ir aten was.' WvRheinaü. ,S. wort'
uä. .Diss sagt er mit kluogen und senften Worten.'
Zwingli. ,Die guoten und senften wort.' 1529, Abscb.
.Mit senften worten.' Salat. ,Mit senften und tugen-
lichen worten.' Kessl. .Sanfte red, wenn einer lieb-
lich und demüetig redt, submissio orationis, suavi-
loquentia; sanfter worten, suaviloquens.' Fris.; Mal.
.Ein senfte antwort stellt den zorn ab.' OWerdm. 1504;
.sanfte.' Herborn 1587. ,S-er schlaf': ,Ein linser oder
sanfter schlaaff, soinnus tener.' Fris.; Mal. Von
äussern Dingen, Vorgängen, Zuständen. .Nim pre-
silien und süde die in einer senfter lougen mit halb
win.' Künste. 1474. ,Daz wasser sol senft sin ... Riben
mit senftem wasser.' ebd. .Lene vinum, ein lieblicher,
sanfter und milter wein, der nit rauch ist.' Fris. ,Ein
warmer, senfter winter.' Vad. .Hyems mollis, ein sanf-
ter oder angenämer winter, nit zu streng oder rauch.'
Fris. .Sanfter angenämer wind oder luft, mollior aura,
coelum placidum, aura levis; es gadt ein sänfter, stiller
luft, Eequatse spirant aur».' Fris.; Mal. ,[Der Nau-
tilus] ruoderet, so ein sanfter luft zuo band ist.'
ift, sunft
Fischb. 15(53. .Senfte Hitz'; s. Bd VI 1059 u. ,Ein
sanftes kolfeür.' Vogelb. 1557. ,Ein sanfter und zamer
runs, alveus Üuminis clementior.' Pris. ; Mal. ,Dass
kein besseres und senfteres Ding darzu sei [als in Öl
getränkte Baumwolle auf die Wunde zulegen].' ZElgg
Arzneib. um 1Ü50. — b) insbes. leicht (zu tragen oder
auszuführen), mühelos, bequem; vom Vor. nicht scharf
zu scheiden. ,Fore dir ist semfte ... daz du alle diete
becherest' Notker. ,Mein joch ist sanft.' 1531, Matth.;
,senft.' 1589; ,kommlich.* 1683; gr. sXacppöv. , Ring und
leicht (leichtlich auf und abzesteigen), nit stotzig, nit
gäch, senft, mollis ascensus.' Fris. ,S. leben' uä.
, Sanft leben wirt nit gern verlassen.' Zwingli. ,Statt-
läben ist ein sanft laben, Clemens vita urbana.' Mal.
, Sanfter dienst, clemens servitus.' Fris.; Mal. ,S-er
stuolgang.' , Rossmilch ursachet ein sanften st.' Tierb.
15(33. ,Das süberet die därm, machet senfte stuol-
geng.' Zg Arzneib. 1588. ,Deck dich warm zu, das
macht einen sa[n]ften Stulgang.' Arzneib. XV1I./XV1II.
— c) (seft) spec. von Kühen, ,leichtmelkig' GRVal.
Syn. lind-, ring-melch(ig) (Bd IV 191). Vgl. sanftig 2.
— 2. ,Uas hart und sanft G'sang = c dur und f dur(?)'
ApWolfh. (Dan.); doch wohl eher (Übersetzung von)
Dur und Moll. Heute abgelehnt. — 3. a) sieft, süss,
von der Sahne BSa. (auch St.2). Siefti Nidlen; s. auch
Gepsen (Bd II 393). Isch-si [die Sahne] no'h sieft
oder scho" sür? BSa. — b) säuft, seuft, ungesalzen,
fade F (so Stdt). D' Suppe" ist säufti. Das ist es
säufts Zug F. Übertr.: Das ist e" Säufti, eine apa-
thische, trockene Frau F. — c) söüft, söift, von
einem Gefühl der Sattheit, Übersättigung BG.f Nur
präd. und unpers. Es wird-mer vo" Schmutzigem geng
grad e'so söüft BG. Es wird-mer noua" va" öppis
Guetem noch glich e'so söift. Bärnd. 1911. — 4. g'säft,
schön, geschmackvoll gebaut, gemacht GrL. Gew.
vom Vieh: En g'säfti Chuo, eine schöne Kuh. —
B. Adv. 1. entspr. Ala (s. d. wegen der Ap Form
g'säft). ,[Der Sultan wolle] sinen köpf nit senft legen,
biss die ganz kristenheit under sin gwalt gezwungen
ist.' Ansb. , Es wird dir sanft tuon.' 1530, Prov. .Sanft
anrüeren, allambere; sanft und sittig dahär gon, cle-
menter ambulare.' Fris.; Mal. ,Güetigklich, senft,
mansuete.' Fris. ,[Die Erde] trucket man mit der
Hand sanft und satt nieder.' JCSclzer 1772. — 2. säft
BHa., Kand., Sa., Si. (nasal., so in Lenk), StSteph. (nasal.
-Ö-); FJ. (nasal.); Gl (so L.); GRObS„ V.; PPo.; WLö.,
Vt. (nasal.), g'säft BKand.; Gl (so GL, H., L.); TB.,
sauft (der Voc. meist verschieden vom Vertreter des
mhd. ou) AaB., Br. (,-äu-'), Leer., L., Wohl, Zein.,
nicht in Aar.; BsL. (ohne Unterland); BoAa., Br. (-ou-),
E. (so Goldb., Huttw., Lutz., auch ,-aw-'), G. (-o-u-, -au-,
,-aw-'), Hk. (-ü*-), Ha. (-oi-, so Meir.), M.. R. (-ou-), Stdt
(auch -ou-) und lt Id. B.; F (so Mu., Stdt, auch ,-ou-');
GLLimmern; L (so E., G., selten in Stdt); GA.; Schw
(so E., Muo.); SL.; Uw (bzw. -ai-, so E.); ü (bzw. -äu-,
soMad., Urs.); Zg (so Äg.); ZAff., Kn., auch lt Spill-
raaiiii, g' sauft GRHe. (so Mai.), säuft BuE. (so Huttw.,
Lutz., auch ,-äw-'), saift BGr.; W (so G., auch ,-oi-'),
Comp. „säufter L; Zg", -äu-, ,-äw-', -öu-, ,-eu-' B
(in E. -ew-, -ei-), -äi- Ndw; W, -e- PPo.: a) entspr.
Alb, leicht, mühelos, bequem. aaOü. ,Sanft, fa-
cile.' Id. B. Es göt (geit) s. Aa (H.); B. Er geit nimmer
saift obs'i''1 W. Das hän-i'h saift g'macht WMü. Das
Fertli han-ieh säft 'trage" BLenk. S. fertig werde"
(f.cho") B; GRÜbS. Er tuet saift lern" W, lernet säft
Schweiz. Idiotikon VII.
GRÜbS. Säft Holz sagu" PPo. De" Haffe" brüehe"-si
sauft, von einem Vorrat Bs. Es schläft das Jör noch
sauft el'ei", kann wohl noch ein Jahr warten mit Hei-
raten, ebd. Me" merkt im 's soift an, das'-er daheime"
Starz überchunt BHa. Gab 's au'h langi ZU ke'" Rege",
's gieng-mer doch mi" Muli sauft. JBHäffl. 1813. ,Mit
einem Ross hätte man das sauft geführt.' Gottb.; fehlt
1861. [Der Wirt] hed 's sauft erlitte", d'r ist emäl
schön a" d'r Wermi g'sl". Lienert 1x91 (Scuwlb.). [Den
Weg nach Lauis] mache"d-mir g'säft i" sechs Stunde".
CStreiff 1902. Der Choli [die Lokomotive] lauft, e wie
sittig, e wie sauft! UDürrenm. 1903. E'so-n-e" Schind-
plätz zum Tödschaffe" und Tödärgere" chum-ich noeh
sauft über. L Vaterland 190(1. Dem Junker Christoph
sig 's de"" noch sauft zuez'troue". RvTavel 1910. Es
s. ha", ein (ökonomisch) angenehmes Leben führen B.
S. noch be-reichen (Bd VI 149). ,Wieo samfto er [der
Wettfahrer im Circus] her ros sament turnet.' Notker.
.Irstant die sundare, ettelicher sanfte, ettelicher un-
sanfte.' E. XII., Wack. 1876. ,Von jugent uff hat er
die art, das er sich sanft der witz erwart.' HvRüte 1532.
,Gib im darvon [von einer Arznei] täglich zuo trinken,
so gat er sanft zuo stuol.' Zu Arzneib. 1588. S. auch
rüch (Bd VI 183 u.). Im Comp, und Sup. Das geit
säufter B. Mi" wär söufter z' Fuess g' gange" B (Zyro).
Mi" wa" söufter öni Frau als mit-ere" settige". ebd.
Mi" gab söufter amen enarme" Blieb en Batze", das'-er
die Kumissiö" miech, als selber lauffe" bi dem Weg.
ebd. Ich wär söufter im Schal'e"werch als bineme"
settige" Wib. ebd. Mu" geid sefter am Schatte" PPo.
D' Boss möchte" ume" säufter g'lauffe". B Kai. 1840.
,Man grüeb es sanfter usser eim herten stein mit
einer vedern, dann dass man von im ingewunn.' 1398,
Z RB. ,Ich gib üch ein sölliche buoss, das ir vil
senfter giengent zuo fuoss.' HvRüte 1532. ,Es habe
der Gsell gsagt, man gebe solches Spiessglas könig-
lichen und fürstlichen Persohnen ein, damit selbige
desto sänfter sterbind.' 1730, Z. Bes. bei den Hilfs-
verben ,mögen, können', auch .dürfen.' a) entspr.
dem Vor. Bei mögen; vgl. s. müglich, leicht möglich
B. Du magst noch (ganz) s. (i" d' Schuel, uf de" Zug)
g'cho" B; F; GA.; ZKn. Du magsch-es s. trage" (träge")
B; GRÜbS., V.; S. ,[Mädeli sagte] es möge Das gar
sauft machen.' Gottb.; , wohl.' 1861. 's ist nit so heiss,
mu" mag 's g'säft verlide" TB. [Das Mädchen] ma>
d's Werche" o [auch] nit sauft erlide". B Hink. Bot
1882. I" söttige" [Herren] muess-me" der Zi"s e"chli"
b'schnlde", si mögi"d 's de"" dernäch nu'h sauft verlide".
Schw Fasn. 1896. [Mädchen zum Kilter:] Chumm du
de"" am Samste? z' Äbe"a, de"" ma? 's notti sauft a"gä".
GJKubn 1819. ,Hans sagte, er mög sauft erwarte",
bis ich wiederkomme.' Gottb.; ,er möchte wohl war-
ten.' 1861. Iez, Büedel, we""'s-di'>' mir-a" so freut
z' arbeite", so gang du afe" dra"hi", ig für mi'* ma*
noch sauft chli" warte". CWeibel 1885. S. auch ver-
bringen (Bd V 723 o.). ,[Dcr Ledige spricht:] ich mac
mich einen sanft begen.' Hadl. ,Entpfnnde sin [des
Bruders Claus] herz ein grundliche, unussprächenliche
süessigkeit, von dero er darnach wurd enthalten und
sanft möchte entperen der narung gemeins lebens.'
Salat. ,[Der Brunnen] ist warm, das äs [?] einer äs
sauft drin ma sitzen.' 1600, DGemp. 1904. ,Das mier
die Statmuren [von Ancona] sampt der veste gar souft
megen gsen.- Stockm. 1606. So auch bei vermögen uä.
Das vermag ich de"" nuch säft BLenk. Si [die Bauern]
1171
Sanft, senft, sinft, sonft, sunft
vermöge" sauft is [uns] z' erhalte". Gotth. Er ist s.
noeh im Stand ga" z' ... B. Mit Ellipse des Inf. Ich
mag Das s. (nochJ [essen, machen, gehen] Aa; B; Ndw.
Ich mag-fejne" g'säft, ich kann ihn leicht bewältigen
Gl. De" ma^-n-ich de"" noch sauft B. Sä, nimm e"
Schluck, du ma^st sauft. Gotth. Im Winter, we""-mer
nit sauft Wi" möge" hei". CWeibel 1888. Wenn-ich
noch säufter möge" hätti, ich hätt-ene" [den Burschen]
de"" reelle" der Bock i" Stall tue". Bauernst. 1900.
Bei chönnen; von b nicht scharf zu trennen. De
channsch sauft noch gö", de hesch iez Nüt z' tue" Bs
(Seiler). Mir chönne" de" Äbe"a souft noch fertig
werde" B. Du cha""st di"s Brot noch s. verdiene" B
Kand., R.; New; W; ZKn. Das cheu"-mer sauft mache"
B. ,[Die Kinder] könnten es sauft machen [ohne
Essen], bis sie [die Mutter] heim käme.' Gotth. Ich
cha"" sauft e" weni« warte", ebd.; ,ich habe Zeit zu
warten.' 1861. ,[Die Mägde] klagten, dass sie nicht
sauft zuche" und dänne" könnten.' ebd. ,[Das Kind]
cha"" sauft es par Tag U-n-is [uns] Mibe". CWeibel
1885. Es chönn sauft noch dervo" zere" [von einem
Vorrat] bis morndess. FOschw. 1895. Das cha"" 's ja
sauft ge". Spinnet. Hülf, wo de"" g'wüss disi und jeni
armi G'meind sauft chönnt bräche". Balz 1898 (Schw).
Ich ha" das Redli mängisch g'hört u"d cha"" 's sauft
nache"b 'richte". Loosli 1910. Ich cha"" säwft wider
go" a" d' Sunne" lige". SGfeller 1911. We""-men Eim
Öppere" schick [zum Arbeiten], so les-me" gäng öppe"
der Dümmst üs ... teil me" De" deheimen em sewftiste"
chönn e"tmangle". ebd. Du cha""st sauft so säge" B.
Du cha""st sauft e'so rede", du hast gut so reden.
Bärnd. 1911 (BG.). Du channsch-mir Das sauft ge",
,es soll dich kein Opfer kosten' B (Zyro). S. noch
Chrutz (Bd III 937); da-U (Bd IV 908); Bat (Bd VI
1560 u.); Sach (Sp. 104 u.). Bei dörffen. E" Ter-
spruch het-er [der Schulmeister] e" guete" g'ha" u"d
säwft am heiterheVe" Tag dörfe" go" a"hosche". SGfeller
1911. S. noch BdIV 1872 0. — ß) in Sätzen, die ein
Angemessensein, eine moralische Verpflichtung uä. aus-
drücken,= (ganz) wohl. Bei chönnen. Du hättisch
s. chönne" cho", seimige" Aa ; B (Zyro). Du chönntisch
s. 0 [auch] Öppis für-in tue" B. Du hättist s. chönne"
noch chli" warte", ebd. Du chönntisch oh soft mit üs
Freud ha", dass di" Brueder . . . umhi" lebenda und un-
rersärta he'" cho" isch, Übers, von Luc. 15, 32. Dial.
(BHk.). De' Herr Bedakter chönnt sauft si" Nasen
e"chli" i" das Zug stecke". Schweizer Bader 1898. Er
chönnt 's [das Pferd] iez sawft noch chli" la" zieh".
Bärnd. 1904. Die zwe" Schlirggine" chönnte" sauft
undere" gö". JReinh. 1907. Das chann-er g'säft tue",
,Das darf er wohl tun' GlL. Nachdem es lange ge-
regnet hat, chan" 's iez de"" souft umhi" ei"s schöne"
BR. I'h chönn sauft z'fride" si". Gotth. Mit Ellipse
des Inf.: De'' cha"" sauft [bezahlen, einen Beitrag
dazu geben usw.]! B. Bei dörffen. Der tarf sauft
zale" BE. Me" dörft-en [einen Zuchthäusler] ömmel
sauft rüeihig lö". JReinh. 1901. — b) eine nahe Mög-
lichkeit bezeichnend, = leicht, wohl. Es gibd hit saift
noch e" Schoche"sprenggcte", bei zweifelhaftein Heu-
wetter. Bärnd. 1908 (BGr.). Me" wird-mi'h [den aus
der Wanderschaft heimkehrenden Peterli] sauft vor
Freud uf d' Achsle" ne". Dekl. (B). Das Eüs het säft
besser wann IOO Chröni kostet. B Hink. Bot 1843. Das
[Schloss Burgdorf] stVt sauft Sit Erschaffung der
Welt. ebd. 's Bue'"bett hätt-sich säwft 'dräit, wen" e"
Verschuss "gange" wär [die Alten einmal ihre Plätze
vertauscht hätten]. SGfeller 1911. We"" d'r Schu'-
meister war Welte"meister g'si", er hätt säwft i" d'r
erste" Hitz di ganz Welt verstümplet. ebd. S. noch
bisen (Bd IV 1685). .Mancher tuot so gar vil han,
es hätent sauft ihr zachen dran.' Com. Beati. In Po-
tentialen Sätzen lediglich verstärkend, 's cha"" s. si"
BHk., Kand., Si. Das cha""st du sauft erlebe". UDür-
renm. 1903. 's cha"" hütsäft noch r&ne" FJ. — c) „hin-
länglich, wohl." D's Erdbebe" hei"-mier z' Saane"
de"" no'h säft g'spürt BSa. Sind busper und jüchse"d,
mer händjo sauft 'gruchset im Winter. Minn. 1836. ,So
hat er es [ein gutes Andenken] gewiss mehr als sauft
verdient.' Ndw Kai. 1908. Bei Adj.: D' Verfassi"g ist-
is sauft nuch guet, mer chemi"d so kei" bessri über.
ABusinger (Uw). Sauft ZU ha", genügend Zeit haben
ZGÄg. Bei Zahl- und Massangaben. „Er muss sauft
(wohl, wenigstens) 50 Jahre alt sein L; Zg." Si"
Bart ist sauft zwo Elle" lang L. I" der Dechi sind
Federe" sauft es Pfund Schw. Es ist saift Fi"ß Ndw
(Matthys). I'h bin-im sauft e" Stund näehg'lüjfe" BG.
Dö wird-er Chnecht ... hed flissig g' schaffet, sauft für
Zwe". Schwzd. (L). S.so... Sauft so vil (wert) B; L.
Das ist sauft so schö" GA. Es ist säft so wit als ...
BSi. Du bist saift so gross als der Brueder W. Er
liH da unte" [der Gemsjäger in der Gletscherspalte]
sauft so guet a's i"me" Grab. GJKdhn 1819. ,Die
Matten wären im Stanserboden sauft so feisse als
[in L].' Ndw Kai. 1889. S. g'nueg, völlig genug. „Es
ist uns sauft (hinlänglich) genug L; Zg." Es ist sauft
guet g'nueg BsBub. Ich meine" doch, es sett-der 's tue",
di" Porziön ist sauft gross g'nueg L. S. noch %n-
brocken (Bd V 563); Sach (Sp. 117 0.). Es tuet 's s.
1) es genügt völlig B; L; GA. Das tuet 's emel säft
BLenk. ,Das [ein zerrissenes Hemd] tue es sauft.'
Gotth. Luiseli het der Muetter a"föh" vorrechne" ...
wi 's der alt Chittel noch sawft tüei, we""-men-e" rang-
schier und es neus Stücki i"he"setz. SGfeller 1911. Er-
weitert. Hör iez uf, 's tuet 's sauft a" Dem L. Mit
Dat. P. oder für. Es tuet-der 's sü2ft, ist gut genug
für dich BHk. Dem [einem Studenten] tüei 's d's alt
Chaste"rue'"bettli sauft. RIscher 1903. Es tuet 's säwft
for de" Chacheltreger. SGfeller l"911. ,Es tue ihm 's
sauft, die Holzboden zu tragen.' Gotth.; .Holzschuhe
seien lange gut genug für ein Knechtlein.' 1850. —
2) stets mit Dat. P., es gehört sich für Jmd, ist Jmdes
Sache, Pflicht B. Es tuet 's dene" riche" Geldchnub-
lene" sauft ech z' fuere", mir vermeu" 's nit BM. ,Es
dünkte Anne Bäbi manchmal, es täte es dem Vicari
sauft, den Jakobli einmal anzuziehen in der Predigt.'
Gotth. , Der Gerichtsäss antwortete: Wenn ich etwas
von ihnen wolle, so tue es mir 's sauft, sie dafür
z' ha" und Selbsten zu kommen, das sei anständig.'
ebd. ,Es tue es den Kindern auch sauft, Etwas für
sie [die Mutter] zu tun.' ebd.; ,es sei nichts als billig,
dass die Kinder Etwas für sie täten.' 1861. ,Die Ver-
wandtschaft ist gross, und Denen tut's sauft, Eins
oder das Andere [der Kinder] zu ihnen zu nehmen.'
ebd. ,Der Wirt meinte, es tue mir 's sauft, einmal
einen Schoppen bei ihm zu haben.' ebd.; noch oft.
,Es tuet's denen Sackers Engländern sauft, über unsem
Berg zu fahren und ein Paar Tuble" dahinten zu
lassen.' B Hink. Bot 1844. Da [an ein Begräbniss]
cheu" de"" einisch die Ghlöline" vo" Manne" völehere"
gä", 's tuet 's Di-ne" sauft, ebd. 1886. S. noch süff'en
117::
S au et,
lit,
lft, sunft
1174
(Sp. 348). — (1) (jö) sauft! jawohl, gewiss GA., F.
(Zahner); ZoÄg. Auf dem Vierwaldstättersee beklagte
sich ein Reichsdeutscher beim Schiffskapitän über die
Grobheit eines Matrosen, der ihm auf die Frage, ob
er noch Zeit habe, eine Flasche Wein zu trinken,
antwortete: 0 ja, sauft.
Ahd. oanfti Adj., samfto Adv., mild, seifte Adj., mn/te
Adr.; vgl. Gr. WB. VIII 1775. XI, 583, eine vereinzelte
Spur der bei uns mehrfach bezeugten Zss. mit ge- ebd. IV 1,
3796. Im Gegs. zur Schriftspr., wo die Adverbialform , sanft'
zur Alleinherrschaft gelangt ist, hat sich in den bodenstän-
digen Formen nnsrer MA. der alte Unterschied zw. umge-
lautetem Adj. (senß > seß bzw. seift süift, woraus durch
sekundäre Rundung säuft säuft; s. die Anm. zu SenfSp. 1167)
und unumgelautetem Adv. (sanft > läft'Jozw. sauft souft usw.,
in BHk. mit altem ou zs. zu sü2ß weiter entwickelt) tw. er-
halten, auch da, wo (wie in BG., Sa.; F tw.) Adj. und Adv.
noch neben einander stehn, indem durch divergierende Bed.-
Entwickluug das psychische Band zw. beiden zerrissen ist.
So stehn einerseits die umgelauteten Formen mit Ausn. von
BE. (wo säuft neben sauft adv. gebraucht wird) nur adj.,
die unumgelauteten überwiegend adv.: eino Ausnahme macht
hier g'säft, das in Ap; GrL., Pr. (s. uns. 2) adj. Funktion
übernommen hat. In der ä. Spr. behauptet sich adj. ,senft'
bis ins XVII., daneben tritt, wohl unter dem Einfluss der
Schriftspr., schon seit dem XVI. auch ,sanft' in adj. Ver-
wendung auf. So überwiegend bei Fris.; Mal.: l'ml. erscheint
hier übh. nur in 4 Fällen, darunter merkwürdigerweise
einmal beim Adv. Der Zshang mit nhd. ,sanft' wird auch
bei den ma. Adverbialformen wohl nirgend mehr empfunden;
bezeichnend dafür ist, dass in BGoldb., wo an -f- Spirans und
cm" 4- Kons, lantges. in au zsfallt, bei der Jüngern Generation
eine falsche Restitutionsform salft begegnet (ZfhM. IV 306).
Wenn Schwzd. 12, 24 für BLenk die Form süß (statt saß)
bietet, so erklärt sich dies daraus, dass der aus BKirchb.
stammende Verfasser sein heimisches souft nach Analogie der
Fälle mit altem ou, das in BLenk ü2 ergibt, irrtümlich in
süß umsetzte. , Sauft' im Fischb. 1563 ist sicher Druck-
fehler. — Namen. In Flurnn. .Sanfte Matt' Z. Ganz un-
sicher Selbiaß (rom. .Grepliun') Berg Gl. Als PN. , Lebsanft.'
1385, ZRB. FN. ,Senf.' XVIII., ZStdt (Leu), ,Senftli.'
1287/1392, Aa (.Seinftli.' 1386), ,Senf(f)li.' 1490, Z; 1581,
ThSulgen.
u n-: 1. schwer. Adj. ,Daz ist unsemfte ze tuonne,
doh iz fore gote semfte si.' Notker. Adv. ,Wan ich
in den senften tagen vil unsanfte mac bejagen daz
süeze gotes riche.' EvEms. ,[So mancher hat Erhörung
gefunden] daz ichz unsanfte trage.' Hadl. S. noch
Sp. 1170. — 2. un-g'säft, .unerfreulich, ungut, ab-
stossend, widerlich' GisPr. (so Schud.). En u-er Gherli.
U-i Meinungen, unanständige Ausdrücke. U. fare",
rasend schnell fahren. — Auch amhd. in Bed. 1.
licht-: mild, nachgiebig. , Einer dunket uns niht
guot, der ist ze lihtsemfte gemuot.' RvEms. ,[Abt
WvTrutburg] waz ain lyhtsenfter man.' Küchim. 1335.
,Si wisten wol, dass er ein liechtsenfter man was
und nieman dehain leid tet.' ebd. — Vgl. Lexer II
1920.
sanfte": 1. „sanft werden" Ndw (Matthys); Dial.
— 2. sanft machen; s. Glissi (Bd II 649). Syn.
Sänften.
sanftig, , sänftig': 1. sanft. .Sanftig und ohne
Schaden Etwas austreiben.' Arzneib. XVII./XVIII. ,Die
Schärpfe ihm sänftig mit Rosenöl vertreiben.' S
Kai. 1727. — 2. s. sefzg mit Anm. (Sp. 370; auch Gr
Val., Vers.). — sanftiglich, , sanft-': = dem Vor. 1.
.Senfteklich sprechen.' Boner. ,Bescheche, das dehein
mishellung uffstüende, darzuo sulle[n]t die witzigosten
und die biderbesten gan senfteklich ze bestellende
die mishellung under den teilen.' 1291, Bündesbrief.
.Sänftigklich, nit zornmüetigklich, lieblich, clementer,
leniter, molliter, suaviter.' Mal.; s. auch sänftlich.
,Ein Tuch uf die Schäden glegt weiket sy sänftigk-
lich uf.' ZElgg Arzneib. um 1650. S. noch sam (Sp.
902). — Vgl. Lexer II 881/2.
Sänfteier Sieft- m.: .Mensch, der allzu süss und
freundlich spricht, dem nicht allzusehr zu trauen ist'
BSa. Syn. Sänftling. Das isch-mer noch fi" en S.
— Von "länftelen zu sanft A 8.
sanfte": „sanft machen", mildern. Dial. .G'salzen
senftet es [das Fleisch des Stachelschweins] die Wasser-
sucht.' TlERB. 1563. — Mhd. senften.
Lehn-Sänfter m.: Einer, der Sänften ausleiht.
.Tobler war [vor 1775] L.' PScheitlin 1828.
sanftere" .senftern': sanfter machen, mildern.
,Ir ungemach gesenftert wart ein kleine.' WvRbeinaü.
— Sänfterung f. ,Dur ganzes vrides güeti und dur
strenges gerichtes zimelich senfterunge.' 1278, L. —
Vgl. Lexer II 882/3.
Sänfterich m.: Bett. Gaunerspr. ,Ein senfterich
sint bette. Tretten von uwerm 8.!' 1430/40, Bs Chr.
.Senftrich, bett' Geng. Bettl. — Vgl. Bs Chr. III 567.
Gleichbed. lt ALiit. auch Sanft; vgl. Ave-Lallemant IV 594.
Sänfti f.: 1. a) Sanftmut Gl (Leuz.). ,Din fürnem
geschlecht, rychtag, eigen fügend, sanfte und gnad gegen
den menschen.' Zwingli. ,Die sanfte, senfte, miltig-
keit, güetigkeit, levitas, mollimentum, suavitas, lenitas,
lenitudo, placiditas.' Fris.; Mal. S. auch sagen (Sp.
392). — b) Annehmlichkeit. ,Der man slafe oder
wache: mit senfte, mit ungemache wehset ie des alters
zit.' RvEms. — 2. Sänfte, Tragsessel. ,Die sanfte,
senfte, arca camerata, gestatorium, arcera, lectica,
cameratum vehiculum.' Fris.; Mal. , War Herzog von
Würtenberg zu Schaffhusen ingerytten mit 3 Gutschen-
wegen und einer Senfzi.' 1652, Bauernchr. ,[Ein Lohn-
kutscher] musste sich [um 1760 in GStdt] noch an
Sänften oder Litieren halten.' PScheitlin 1828. .Sogar
unsere Tagsatzungsherren [von GStdt] inussten sich
in Sänften nach Frauenfeld tragen lassen. Die Sänfte,
die hiezu benutzt wurde, schön blau angestrichen und
mit Plüsch ausgeschlagen, als Reliquie auf unserem
Stadthause aufbewahrt, wurde erst vor wenigen Jahren
als unnötig und veraltet zusammengeschlagen.' ebd.
Noch 1804 kam der Abt von AAWett. in der Sänfte
von 2 Pferden getragen nach Zürich. S. auch Boss-
Bär (Bd IV 1432); Baspen (Bd VI 1482).
Vgl. Lexer II 881; Gr. WB. VIII 1782. X 1, 583. Zur
Form , Senfzi' vgl. die Anm. zu sefzg (Sp. 370), sowie mhd.
eiufzen < ahd. süftiön.
sänftige", .senftigen: lenire, delinire, placare,
(de-, per-)mulcere.' Mal.
sänftle": sanft, mild sein. ,So soll der richter ...
nit s., da man grosses übel begangen hat, als Eli tat.'
Zwingli. — Anders bei Gr. WB. VIII 17S3.
sänftlich: = sanft B 1. ,S., leniter, molliter, sua-
viter.' Fris. .Senftigklich, still, senftlich, facile.'
Mal. ,[Man] wirft die [verschiedene Arzneien] s. in
einen hafen.' Vogelb. 1557. ,So man die Biren und
Zw[e]tschgen s. und lang in den Händen reibet, werden
die süsse, weil der in der Frucht enthaltener Geist
noch flüchtiger wird, dessen Ursach die sänftlinge [!]
Weichmachung selbiger Frucht ist.' JMuralt 1715.
S. noch be-rüerlich (Bd VI 1267). - Vgl. Lexer II 883.
Sanft — sunft. Sang — sung
Sänftling m.: = Sänfteier. ,Mit dem Schwätzer,
orenblaaser und senftling verbind dich nit in freunt-
schaft' 1531, Prov.
Sunft s. Sumpf (Sp. 992).
Sang — sung.
Sang In.: 1. das Singen, Gesang. De" Vögle(n)
ir S. (od. G'sang). Dat. ,Sanc hat boun und würzen
da [beim Manesse].' Hadl. .Gewesen mit Ennelin in
der Comödi im Ballenhauss: gefallt mir nit übel, das
S.' Anf. XVIII., BsTgb. (EHetzel 1879). — 2. das
Gesungene. ,[Die Manesse] hant vil edels sanges...
zesemne braht.' Hadl. — Mhd. mm- n. m.; Tgl. auch Gr.
WB. VIII 1788/9.
Engel-; s. Luft (Bd III 1157 u.).
Vogel-: Vogelgesang. Vgl. V. -Gesang. Herre"-
werch und V. lütet icol und wert nid lang Aa (Kochh.).
Saite'spü und V. chost nüd ril und wert nüd lang.
ApVL. 1903. Im Oberland (Underland) ist V. (so B;
L; ScHwBrunnen, V.-G'sang Ap; FO.; Gl; GRh.; Sch;
Th: Z), in dem verbreiteten Kinderreim Giggis gaggis
Eiermues; s. auch Ober-Land 2 (Bd III 1299), Rie-
men I (Bd VI 905 o.) und vgl. Martin-Lienh. II 3(36.
Mhd. eogekanc; vgl. auch Fischer II 1603. 1605. Häu-
figer Flurn. (meist im V.; sicher als Neutr. SHalten; ZWtli.;
1546, ThEgu.) für waldige, wasserreiche Orte, wo die Vögel
sich gerne aufhalten (im Einzelnen kommt auch Zugehörigkeit
zu Sang // in Betracht; vgl. Yogel-Ruti), so Aa (öfter); Bs
(mehrfach); B (häufig); F (mehrfach); GrEms (bei Sererh.
1742 ,das Vogelgesang'); L (häufig); G (mehrfach); SchGächl.;
Schw; S; Th (mehrfach); Obw; UAltd.; Zg; Z (häufig), urk.
1337, ZKapp.; XIV., ZOEngstr.; 1433, ZRüdl.; 1434, Z
Uster; um 1544, AaZ.; 1653, AaWett., ferner bei Leu, Lex.
für AaGeb., Lengn.; BGurz., Seedorf; LEich; GWattw.; Th
Dussn. ; UAltd.; ZEssl., daneben mit volksetym. Anlehnung
an ,Sand' auch , Vogel-Sand' Bs; SchKüdl.; S; ZEgl. (neben
,-Sang'), Marth., urk. 1547/60, ZZoll. (,-Gsang.' 1790); 1705,
ZStdt; vgl. dazu Fischer II 1603 und bes. Beitr. zur deutschen
Philologie. Halle 1880, 239 ff. Als Hausname: ,Zum V.'
ZStdt, so 1413 (,In HGawerschen hus zum F.'), 1762 (Vög.-
Nüsch.) und nach Leu, Lex. In Personennamen: ,TJoIricns
de V-e servus.' 1296, Bs, .Waltherus im V.' 1352, Z,
.Andres im V.' 1470/85, Z RB. (vgl. dazu: Einer ,uss Fluon-
tern ... ist vogt Audressen bruoderson, ain bankhart uss
dem V.' 1531), ,Elsi Frank uss dem V.' 1530/3, Z Ehe-
gericht. AlsFamilienn. AaGeb.; XV. /XIX., SStdt; 1449, ZRB.
(vgl. ebd. 1469: ,zuo RUediu und Heinin den Klottinen genant
V.'); 1507/1813, ZOEngstr. Abi. .Vogelsanger', FN. Sch.
Meister-: Gesang eines , Meisters', kunstgerechter
Gesang. ,Des prüeft man dick da [in Zürich] m.' Hadl.
Vor-: das Vorsingen. .[Dass in der Judenschule]
ouch enheina den, so die herren hiessin singen, an
dem v. nit sumen solte.' 1384, Z EB. - Vgl. Lexer III
478; zur Sache auch Vor-singer.
Hoch-: Hochgesang. ,Psalterium scillit also ...
ein Organum. Unde wanda daz luto scillet, daz man
darana singet, pe diu chit psalmus hohsang. Der hoh-
sangot, der den hohesten lobot.' Notker. — Ein andres
Höch-S. s. in der Anm. zu Sang II.
Lob-: Hymnus; vgl. L.-Ge-sang. ,Won der babst
hatt gelesen die lobsang der Sequenzen...' XV., G
(Notkerlegende); wiederholt, neben häufigerm ,lobges.'
(s.d.). — Auch amhd.; vgl. ferner Gr. WB. VI 1091.
Sing- m.: wie nhd. .Tabak und Schnupf vom
schönsten S. oder Marago.' Nachtsprüch (B): woraus
entstellt?
Ge-sang n. m. (s. die Anm.), PI. G'sänger Ap
(lt T. in Bed. 3); Ndw (Matthys), Dim. (in Bed. 3)
G'sängli Ar: 1. wesentlich wie nhd. Gesang, a) das
Singen, bes. mit Bez. auf das vom Ohr wahrgenom-
mene Produkt der Tätigkeit, a) vom Singen des Men-
schen. Wenn den Worten das Mark fehlt, so ist dem
Landvolk das G's. grad öni Wort lieher, und g'nöteds
braucht Dieses dann auch nicht zu sein; lieber ver-
lässt man sich aufs G'her und die B'reihi [Treffsicher-
heit].' Barnd. 1908. D's G's. [am Sängerfest] hat mir
guet g'falle". CStreiff 1900 (GlM.). 's G's. [auf dem
Schulausflug] hat nümmer recht g'stimmt; me" mues'
die Stimme" z'erst e"chli" i"schmiere". Messikommer
1910. ,[Der kranke König Ludwig XI. hat] lassen
beriefen all spillüt von gs. und instrument, deren uf
zwenzig und hundert zuosamenkommen.' Ansh. ,Wie
bald s gs. ein end wirdt han, werdend d engel [s] spyl
heben an.' Rdef 1550. ,Dem ges. zuolosen, prsebere
aures cantibus; das ges. gadt wol und lieblich zuo
den seitenspilen, concordant carmina nervis.' Fris.;
Mal. ,Gott hat daz gs. den menschen zuo fröud und
ergetzligkeit geben; es ist uns anerboren, dass wir
durch das gs. gestillet werdend, wie wir an den jungen
kinden erfarend, die wir mit dem gs. gschweigend.'
LLav. 1582. ,Ich hatt ein sundere Inclination zuo der
Music, sunderlich zuo den Instrumenten... Das Ges.
gefiel mir auch altzeit seer wol und lart deshalben
die Music, aber singen schampt ich mich, das Mul
vor den Leuten, wie ich altzyt sagt, ze zenen, dan
ich gar schamhaft gewest, dorumb ich auch nie selbs
vil vor der Welt ... wie auch nit in der Kirchen,
singen dörfen.' FPlatter 1612. .Durch Ges. und Sai-
tenspiel wird der Mensch geschlachter ... Beschwer-
liche Arbeit macht der Ges. ringer. Ist derowegen
ein edler Segen Gottes, wo in einer Stadt Musik und
Ges. gehört wird.' 1629, ZWth. (Stiftungsbrief des
.Musikcollegiuras', des ersten Musikvereins in der
Schweiz). .Schon schallet das Ges. der Winzer weit
umher.' Z Neuj. D. Sch. 1778. Mit Adj. E(s) schöns
(e(n) schöne) G's. .Angnäm, lieblich gs., fluens cantus;
wollautend gs., melodia.' Fris.; Mal. .Unzüchtig oder
muottwillig Gesang, Wäsen und Geschrey by Tag und
Nacht verbotten.' RCts. ,Was kann doch auf Erden
geliebet mer werden als süsses Ges.', Inschrift auf
einer Hausorgel. 1762, ZWald; oder zu y? .Hart und
sanft G's.'; s. sanft (Sp. 1169). .Das g. regieren': ,My-
conius miest mit sinen diseipulis zum Frowen minster
in kilchen gan vesper, mettin und mäss singen und
das gs. regieren.' ThPlatter 1572. .Das G. füeren',
als Vorsänger; s. füeren (Bd I 977); Wochen-Ge-sang ;
Vor-singer und vgl.: ,Der Englen täglich Werk...
ist, dass vor Gottes Tron sie führen das Ges.: Gott,
Heilig, Heilig... ist ihrer Music Klang.' 1710, Z.
Sprw. .Welicher fahen will, muoss etwas gesangs
singen.' Zwingli II b 414; wohl eig. vom Vogelsteller
(vgl. Gr. WB. IV 1, 3799). ,[Kriegsraann:] Ulf dass
ich s Königs Gunst behalt, sag [ich] oft, sei recht,
schons mir nit gfalt: was Gs. er gern hört, ich oft
singen.' GGotth. 1619; vgl.: ,Wes Brot ich ess, des
Lied ich sing.' — Spec. vom liturgischen Gesang im
katholischen Kultus; vgl. singen. ,2 Ib. den bre-
diern, do man mit krütz gieng uf den [Linden-] hof
ze pfingsten; si hatten den ges.' 1402, Z Seckelamts-
rechn.; ähnlich 1488 (auch m.). ,Wie si [die gebannten
Appenzeller] aber sturbend und man die pfafl'en ankam
1177
Sang, seng, sing, song,
mg
1178
um das ges. und die begrepnuss, wollend si den puren
weder singen noch lesen.' Vad. ,Zur Zeit der Refor-
mation ist nüt geendert worden, als dass die Geist-
lichen des Gegenteils [die Kath.] allein das Gs. und
Gebätt by der Procession, der Evangelischen Pfarrer
aber allzeit die Predig- by Nähefels versehen müssen.'
1653, Gl (Vertrag betr. die Näfelsei Fahrt). ,Das
gregorianisch g.' , Sobald dann die [die Disputation
am Freitag] vollendet, wollen wir, das die übrige zit
des tags verzert werd mit singen, also das der schuol-
meister den drien obern classen vorsinge alwäg das
ampt, so am nechsten suntag fallt, und inen zeige das
gregorianisch gs., damit si s lernend.' F Schulordn.
1577. ,Das gs., wie es yetzund im bruch ist und Gre-
gorianisch heisst, hat vil unlydenlicher missbiüch und
irrturab, ist in der apostolischen und ersten kilchen
nit gebrucht. Das gs. aber, das uss der heiligen
gschrift genommen und massig, ist fry; so mag ein
kilch ouch wol one das singen syn.' HBull. 1568.
In der reformierten Kirche; in diesem S. oft ,das
christenlich G.' Erst lange nach der Reformation und
nach zähem Ringen kam der Gemeindegesang im re-
form. Gottesdienst auf; vgl. bes. HWeher 1866 und
Ders. 1876 (.Geschichte des Kirchengesanges in der
ref. Schweiz'), dazu Mem. Tig. 1742, 249; Troll 1844,
152; Z Gem. II 74 f.; Bs Beitr. zur Vaterland. Gesch. 9
(1870), 327 ff.; JCMörikofer 1874, 65 ff.; FMeier 1881,
540/1; B Kirchl. Jahrb. 1892, 232 ff.; Biechtold, LG.
407 ff.; ApJB. 1896, 145 ff.; JNater 1898, 561; Bärnd.
1911, 634/5, ferner die Zssen, auch Sänger mit Zssen
und die Gruppe sing. Hier nur wenige bes. sprechende
Belege. ,Deshalb uns beduocht hat, unserem volk im
bruch dises nachtmals, so wenig wir immer möchtind,
ceremonien und kilchengepräng fürzeschryben ... In
dem wir andrer kilchen mee ceremonien (als villycht
inen fuoglich und zuo andacht fürderlich), als da sind
ges. und anders, gar nit verworfen haben wellend.'
Zwingli (Abendmahlsliturgie). ,Diewyl sy [die Orgeln]
nitt wol stimmend mitt der apostolischen leer 1. Co-
rinth. 14, ward Zürych die orgelen in dem Grossen
münster in disem 1527 iar abgebrochen, dann man
fürohin weder des gesangs noch orgelens in der kyl-
chen wolt.' HBull. 1572. , Fürtrag der dieneren der
kirchen alhie wegen verwilligung des kirchengesangs
[Titel] ... Anfangs der reformation ist M[eiste]r Ulrich
Zwingli von einem ehrsammen raat ouch des kilchen-
gsangs halber befraaget worden ... Hat er disen rich-
tigen bescheid geben: Das gesang sye ein mittelding,
möge deshalb in der kilchen syn und nit syn; wo
man kommligkeit und glegenheit habe, möge man es
wol haben, wo man aber nit kommligkeit und glegen-
heit habe, möge man es wol lassen fahren, dann es
der Substanz der religion nüt gebe und nüt nemme.
Daruf unsere altvorderen alles gs. us der kilchen
allenklichen cassiert und usgetan ... Diewyl ein ganzer
ehrsammer raat und (wie wir berichtet werdent) ein
ganze christenliche gemeind das kilchengesang von
uns begehrend [so wollen wir dessen Einführung
unterstützen. Dass man dagegen] cantum figuratum
oder musicgsang, wie auch und insonderheit die in-
strumentalisch musie, nit nebet ynführe, sonder die-
selbig gnot und gar usschliesse; dann als bald etwas
derglychen solte mit yngeführt werden, es were über
kurz oder lang, so were es weger, das ges. were ennert
dem meer, denn dass wir unsere löbliche reformation
hiemit söltind entgesten.' 1598, Z. , Diewyl der Herr
Predicant das christenlich Gs. uf der Gmeind [ZDiet-
likon] Begehren in die Kilchen daselbst eingeführt
und bisher vil Guts geschaffen [solle die Neuerung
beibehalten werden].' 1609, Z Ratsprot. ,So sol auch
Niemand zu einicher Predigszeit, da das christliche
Ges. geübt wirf, auss der Kirchen gohn, zuvor das
Ges. und das allgemein Gebät verrichtet ist.' G Mand.
1611. ,Das Gs. seig, wies möge [meinte der Sigrist
zu ZHöngg], man könne davor nit ein Vater Unser
beten.' 1638, HWeber 1866. ,Das christlich Ges. soll
täglich in den Schulen geübt werden, damit es in der
Kirchen desto bessern Vordtgang haben möge.' 1645,
Sca Chr. ,Über das kommt auch grosse Klag von et-
lichen Kirchen unseres Landes, wie das christliche
Ges. bei ihnen so abnerame, und von denen, so vor
diesem gesungen, lassend dasselbe ietzunder gar unter-
wegen, und könne man sy dahin nit bringen, dass sy
in der Kirche singen, aber in den Wirtshäusern können
sy sich wohl hören lassen...' 1648, ApA. ,[Wir ge-
bieten den Kirchenbesuchern] dem Gottsdienst bis
zum End und Beschluss mit dem heiligen Tauff und
Lobgesang (an denen Orten, da man das Ges. haltet)
usszewarten.' Z Mand. 1650. ,[Vom Chorgericht scharf
getadelt wurde, wer] vorm Gs. und Usspruch des Se-
gens us der Kirchen lief, um dem Kram nachzulaufen.'
1668, BGr. ,Dem Schulmeister [als Vorsinger; s. d.]
für das Ges.' 1786, ZGrün. Amtsrechn. S. noch brü-
cken I (Bd V 355 u.); brüchlich (ebd. 366); pflanzen
(ebd. 1256 o.). — ß) vom Gesang der Vögel, allg.
,sgs. der vöglen.' Funk. 1553. , Der trostel gs.' Vogel-
gesang um 1560. ,Das kleine Vögelein singt ... sein
natürliches Ges.' FWyss 1670. ,Die Stimm der Ver-
künderen Göttliches Worts nirat ab, wie Winterszeit
das Ges. der Vöglen.' ebd. 1673. S. auch er-brechen 1 b ß
(Bd V 331). Bildl. : ,[Der Vicar von Chur hat vor-
gebracht, wie die reformierten Pfarrer] offenlich kätzer,
rotter und secter sygind, zerstörind die heiligen sa-
crament ... und der glychen, nit not vil davon ze
sagen, dann yetz jedermann weisst, was dise vögel
für ein ges. singend, wenn sj umb iren hanffsomen
kybind.' SHopmstr 1526. RAA.; s. schon Bd I 691.
We""-mW nummen ei" Vogel g'herd pfiffen, su g'herd-
mu" nummen ei"s G's. BGr. .Qualis vir, talis oratio,
wie der Vogel, also das Ges.' Denzl. 1677. 1716. —
Y) vom Klang von Musikinstrumenten. , Auss mit
der vile deiner gesangen [vgl. b]! Das ges. deines music-
spils mag ich nit hören.' 1530, Amos. ,Ges. auff in-
strumenten, die wol zesamen gericht oder gestimpt
sind, symphonise cantus; gs. von fryer stimm oder
auss instrumenten, incentio.' Fris.; Mal. Vom Ton
des Harschhorns: ,Der stier von Ure [s. Stier] treib
ein grob ges.'; s. Sp. 608 o. — S) iron. von Kinder-
geschrei Ap; Th; Ndw; Z und wohl weiterhin. Vgl.
dazu: ,Weinen ist das erst Ges., unsers Lebens ein
Anfang.' Z Neuj. M. 1706. Wol, wol, Das ist (Du hast)
iez e(s) (schons) G's.! Verfüer-mer nüd efso-n-e(s) G's.!
Auch vom Lärm spielender Kinder ApLb. Vom Jam-
mergeschrei eines Erwachsenen; s. Sp. 910 o. — b) ge-
sungi~.es oder zum Singen bestimmtes Stück, Lied
Ndw (Matthys); Z; im Allg. aber kaum mundartlich.
,Es syend yms [Hymnus] oder gesang, die da haissent
troppi oder lettanyen und ander gesang, die denn die
haiigen vätter gemachot band.' XV., G (Notkerlegende).
,Mit einem ges. belustiget und erfröuwet werden, capi
117!'
Saug, seng, sing, song, sung
1180
carmine.' Fris.; Mal. .Gesang aussetzen, coraponere
carmina ad lyram.' Mal. ,Wil wir des gesangs mei-
dung tüent, wollen wir, das der alt bruch, so ab-
gangen, wider ufbracht werde und die knaben lemind
Catherine- und sanct Nikiauslieder acht tag vor dem
fest . . . [folgt der Beleg unter Boss Bd VI 1420 o.].
Solche gesäng sollen si ordentlich ufzeichnet han in
iren büechlin.' F Schulordn. 1577. ,Es sol auch der
teutsch Schulmeister sich alle Wuchen mit synen
Schuleren, so anfallend lehrnen singen, zwei mall zu
den latynischen Schuleren ins Closter verfügen, die
Psalmen und Gsang mit einanderen zu exercieren,
damit nach und nach das Gs. geüfnet werde.' Aar.
Schulordn. 1609. .Underscheidenliche, auf Zeiten und
Anlässe gerichtete Gesänge. [Darauf folgen als Über-
schriften die Zssen:] Catechismus-, Beicht- und Bitt-,
Lob-, Morgen-, Abend-, Tisch-, Hochzeit-, Traur-, Ver-
mahnungs-, Frühlings-, Sommer-, Herpst-, Winter-,
Wunsch-, Ehren-, Trost-Ges.' JWSimler 1648/88.
,Ges., das frölich anfallet, aber traurig endet, cantilena
Bffiotica.' Denzl. 1677. 1716. ,Man hört etwan an den
Samstags- oder Sonntags-Nächten erwachsne Knaben
einige Psalmen oder andere Gesänge singen.' GSiml.
1703. .Gesänge und Klagelieder.' JJUlr. 1731. ,Dodt
(post cantilenam): Jetz hat diss Gs. ein End.' Ty-
rolersp. 1743. Mit Attr. , Frölich. holdsälig oder
lieblich gesang, festivi cantus; herrlich ges., insignis
camcena; traurig und kläglich ges., lugubres cantus;
hirten oder peurisch ges., pastoralis cantus; wüest,
üppig und unverschampt ges., cantio obsccena.' Fris.;
Mal. .Psalm oder geistlich Ges.' 1629, ZWth. ,Das
Singen gottesdienstlicher Gesänge bei Wein und Most,
bei der Buche, den Toren und auf andern Spielplätzen
soll beiden Teilen verboten sein.' 1728, Absch. (Eini-
gung zw. Reformierten und Katholischen in THArb.).
Über ,das Gs. von Löflen', ein Scherzlied auf einen
Träger des Namens Löffel, s. FPlatter 1612, S. 346 ff.
mit Anm. ,Das alt g.', wie nhd. das alte Lied. ,Diewyl
dise schwäre krankheit in [den König Ezechias] über-
fallen, ist wol zuo gedenken, dass iren vil ire raüler
von nüwem gebrucht und ir altes gs. widerumb ge-
sungen habind [nämlich, dass dies die Strafe sei für
die von ihm durchgeführten Neuerungen].' Gualth.
1584. ,Das Überig anlangend, so fern nämlich man
sy [die Wiedertäufer] uss H. Schrift in den Puncten
vom H. Tauff, vom H. Nachtmal und vom Bann ent-
scheiden und berichten könne, sy alsdann ungezwungen
in die Küchen zu kommen gesinnet, wiewohl es ihr
altes Ges., aber ihnen niemahlen recht ernst ist, den-
nocht habend wir dasselbig in ein ryffes Bedenken
gezogen [und schlagen ihnen eine schriftliche Aus-
einandersetzung vor].' Z Täuferber. 1639. — 2. Ge-
sangsübung, -stunde (in der Schule, eines Gesang-
vereins) Ap; Gl; G; Th; WLeuk; Z; wohl zieml. allg.
G's. ha", 's (De) G's. ist üs. I" 's (in'n) G's. gä".
Ich bi" im G's. g'sl". ,Es klaget Vifii der jung uf
Mösslin den Juden, dass sich etzwe dik gefüegt hat,
dass ges. ist gesin mit Viflin in der [Juden-]schuol
und dass dann M. us der schuol gieng, Viflin ze einer
smacht, won si mögen nit mit recht singen, ir syen
dann zehen oder me, und ist ouch die gröst smach-
heit, die ein jud dem andern erbieten mag.' 1385, Z
RB. ,Weil der Vorsinger N. sich ghebt, dass fast
Niemand das sontägliche Gs. im Gesellenhaus besuche
...hat er für solches Anweisen zum Singen für diss
Jahr einen Mütt Kernen erlangt.' 1698, aZoll. 1899.
,Ges. halten' (vgl. schon unter laa): .Weilen vom
Herbst biss im Frühling [in der Kirche] keine Kinder-
lehren gehalten werden ... [so soll der Schulmeister]
solch Ges. den Winter durch nachmitag in der Schuhl-
stuben halten mit allen Liebhabern der Musik.' ApHeid.
Schulordn. 1737. — 3. Vereinigung von Singenden.
Von der singenden Gemeinde in der Kirche: .[Über
den Schulmeister wird geklagt, er] beschäme sich,
beim Ges. den baculum zu führen, er hab sich ge-
schewt, zum Ges. zu stehen und nur in seinem Stuel
gesungen. [Er wird ermahnt, er solle] in der Kirchen
für das Ges. stehen, den baculum und Tact führen.'
1661/3, BsMuttcnz (Visitationsakten). Spec. Gesang-
verein Ap; Gl; L; S; Th; Z, in Ap auch Dim. (in
Wald spec. für den Jugendchor). Bist auch (b)im G's.?
I" 's G's. i"trette". 's G's. chunt hat z'säme", macht
hui e" Beisli. 's sig tcegr"-dem Fest, wo 's G's. well
mitmache". JReinhart 1901. En i"g'schrebe"s G's.,
,eine eingeschriebene Sängergesellschaft' Ap (T.).
's G's. vertrinke", den Schluss eines Singkurses mit
einem Trunk oder Mahle (auf Kosten der Vereins-
kasse) feiern ebd. (T. und lt Dan. für Wolfh.).
Mhd. rjesmic n. iu.; vgl. auch Gr. WB. IV 1, 3796 ff.;
Martin-Lieuh. II 366 (auch in Bed. 3); Fischer III -141/2.
Das Neutr. ist zT. noch heute in allen Bedd. ausschliesslich
üblich (so für Ap ; Gl ; ZO., Stdt angegeben), anderwärts ist
das (auch sonst aus der Sehriftspr. eindringende) Masc. häu-
figer, so in Bs (Spreng hat nur n.); ThMü. (auch iu Bed. 2),
Differenzierung nach der Bed. ist bezeugt für GT. (m. in
Bed. 1 a, n. iu Bed. 2); ThHw. (m. in Bed. 1 a, n. in Bed. 2
und 3); Z (lt LTobler m. neben n. für 1 b, n. für 1 a und 3 ;
nach einer Angabe für KU. m. für 1 a und b, n. für 2). In
der ä. Spr. erscheint das Masc. schon 1402 uud 1488; zu
den augeführten Belegen kommen noch 1629, ZWth.; 1637,
ZZoll. Taufb. (neben .das Kirchengesang'). , ( I in ) Gsang' als
Fluni. BErisw., Frut., Sum.; ZRuss., Wth., ,Gsang- Holz' Seh
Tha., ,-Weid' ZNeschwil; wohl eher zu Sang II (s. d.) und
sekundär an unser W. angeschlossen.
Oster-: Ostergesang. Die Engel singen ,das O.'
RCys. (Br.). Um ein Spiel mit verteilten Singrollen
(vgl. Öster-Lied Bd III 1095) handelt es sich wohl in
dem Belege von RCys. unter Ge-sind (Sp. 1023); vgl.
dazu Gfd 60, 22. — Vgl. Gr. WB. VII 1375.
Figural-: figurierter Gesang; vgl. Sp. 1177 u. ,Uf
das soll der Organist glich das Te deum laudamus uf
dem positivo [vgl. Bd IV 1737] anheben und mit dem
figuralgs. die cantores respondieren.' F Schulordn. 1577.
,Der Musigk, Figuralgsangs und Orgalen, durch die
Closterfrauwen selbs ohne frömbdes Zutun zierlich
undt perfect gefertiget.' RCys. — Vgl. Sanders II 854.
Vogel-: 1. = V.-Sang (s. d.). Bö chit [nach einem
Gewitter] scho" wider 's V. Lenggenh. 1830. Herre"-
gunst und V. lütet wol und wert nid lang UwE.; s.
auch Menschen- Gunst (Bd II 378); Her I (ebd. 1521);
chlden II (Bd III 149), ferner Fischer II 1605. ,Was
allen pfarrem [im VIII.] eingebonden, dass sie iren
befolhnen undertonen den heideschen altfränkeschen
aberglouben zuo weren sich undernemen soltend ...
item das warsagen, das vogelgs. und den vogelflug.'
Vad. Als Titel von Liedern; s. Quellenverz. S. 46 e,
ferner ,Das geistlich Vogelgs.' von BGlett. (1560) bei
Odinga S. 93 ff., sowie LTobl. VL. II 214. — 2. eine
Art Orgelpfeifen; s. Büss-Pfiffen (Bd V 1073).
Mhd. mgdgaanc. Als Fluni. B (mehrfach); L (mehrfach;
nach Leu, Lex. bei Eb., Kriens); Seh; Schw (mehrfach) ; Uw
Sang, seng, sing, song, sung
1182
mehrfach); WNiedergest. (,V.-Lufen'); ZObcrstr., Zoll, (sei
1790); 1720, F (,bis gegen den Vogelgs.'); s. die Anm. zu
7.-Sang. Als Hausname ZStdt.
Vor-: den Gottesdienst eröffnender Gesang. ,Wenn
das Vorges. und Gebet verrichtet, machet der Prediger
eine kurze Eingangsrede.' Herrlib. 1751. — Fest-:
Kirchenlied für einen Festtag. ,In etlichen Pfarren
wird noch nicht gesungen, in etlichen allein am Sonn-
tag in der Kirche, in etlichen auch am Dienstag vor
und nach der Predigt, in etlichen auch alle Festtage
die Festgesänge, in etlichen vor und nach der Kinder-
predigt.' 1(340, JJBreit. .Psalmen, Festgesänge, Kir-
chen- und Hauslieder [usw.].' 1704, Z (Gesangbuch-
titel); ähnlich 1763, ebd. ,Der Verfasser der Neuen
Fest-Gesängen.' Gespr. 1709. ,18 Pfd 9 ß für 246 Stück
Psalmen und Festgesänge zu schreiben ä 1 ß 6 Hlr.'
1798/9, ZRüschl. Kirchengutsrechn. — Freuden-.
, Mitten in dem Freudengs.' Reime über das Käsmahl
zu BWimmis 1741. ,Das Freudenges, an Arners Fest
tönte in der Kirche so, wie in dem Tal von Bonnal
noch kein Fr. ertönte.' HPest. — Gegen- s. Wider-G.
— Guggu-: einförmiger Gesang. ,Das Büchlein ist
ein rechtes Gugguges.' Klostergcggu 1687; vgl. die
parallele Stelle Bd III 1370 o. — Häftli-: Bezeich-
nung des Mitte XIV. abgekommenen Neumengesanges
(mit Häkchennoten). , [Hermann II., seit 1330 Abt von
Pfäfers] magno labore reformavit cantum ecclesiasti-
cum: inprimis opera Gerhardi de Berna mutavit can-
tum confusum, quem Häftligesang vocabant.' AEich-
horn, Episcopatus curiensis 1797, 285; danach im
GfdX 194/5 (Fussnote). — Hanen-: Hahnengeschrei;
Zeit desselben. ,So tag und nacht scheidet, gond sy
[die Hähne] gen schlaaft'en; drei stund vor mittnacht
kräyend sy, um mitte nacht ... tuond sy das widerum,
drei stund nach mittnacht abermals, welche zeit man
darumb das hanengs. genennt hat.' Vogelb. 1557.
Hüs-G'sängK: Hausangehörige, die sich zum Sin-
gen zu vereinigen pflegen. ATobler 1901/2. — Vgl.
Gr. WB. IV 2, 667 (Goethe).
Chilene»- B(m.); Gl, ChiVH"- AaF. (n.); B (m.),
Chirche"- GT. (n. in Bed. 3, m. in Bed. 1); Th: 1. Kir-
chengesang B; Gl; GT. und wohl weiterhin. Die
Geistlichen beschweren sich an der Synode von 1636
über ,das Kirchenges., das an etlichen Orten gar fast
abnimmt, obwohl der Prediger das Seinige gern tat,
einen Psalmen anfacht, muss er ihn schier allein singen
und hat gar schlechte Hülf; 1037 klagen sie, ,dass
Diejenigen, so dem Kirchengs. beiwohnen wollen, von
andern Unverständigen verlacht werden.' Ap JB. ,Auf
den heil. Wienachtstag 1637 hab ich Caspar Weiss
[Pfarrer] dem Allerhöchsten zu Ehren und der christ-
lichen Gemeind zu Erbouwung angehebt und eingeführt
das christenliche Kirchenges.' 1637, ZZoll. Taufb. ,Uf
Martini füert N. das Kirchenges, in der Kirchen Trülli-
kon zu vier Stimmen ein.' 1644, Baüernchr. ,Alle
Sonn- und Predigtag soll der Üiacon und Schulmeister
die Schulkinder vor der Predig ... versammeln umb
dasrander Zeichen, mit inen das Gebät und christenlich
Kilchengs. üben und sy alsdann inn die Küchen führen.'
ZSth. Schulordn. 1658. ,Das Lateinische Kirchenges.'
ClSchob. 1699. ,Die Eheweiber weigern sich, am Kir-
chengesange Teil zu nehmen.' 1715, Z. ,Da das Kirchen-
ges, [im J. 1259] der Geistlichkeit mehr und mehr zu ge-
fallen anfienge und beinahe den vornehmsten Teil des
Gottesdienstes ausmachete ...' vMoos 1778. Weitere Be-
lege Sp. 1177. — 2. Kirchenlied. ,Da haben die Luter-
schen tütsche mess und tütsch psalmen und etliche
kilchengsang mit etlichen alten ceremonien zuo eines
nüwcn babsttuoms anfang angericht.' Ansh. ,Der ander
priester ... halff die gsungen ämpter, väsper, salve und
andere kilchengsang singen biss an syn tod.' um 1560,
Gl. — 3. Kirchenchor AaF.; GT.; Th und wohl weiter-
hin. — Vgl. Gr. WB. V 802.
Chor-: der Chorgesang in der kath. Kirche. ,Hie
hilft ghein widerbeftzen mit dem korgs. der psalmen,
das der hundertest nit verstat ...' Zwingli. ,Nach dem
[im J. 1177] das Chorges. zu Zürich aufgekommen
und die Seelmessen sich vermehret ... legten sich [die
Kirchendiener] vornehmlich auf das Ch. und Mess-
lesen.' vMoos 1778. — Chatze0-: disharmonischer
Gesang ScbScIiI.
La- n.: 1. Solmisationsgesang (das Singen eines
Stückes auf die Notennamen ut, re, mi usw.) Ap
(ATobler). Auch Name eines solchen Tanzliedcbens;
s. ApVL. 1903, 110. — 2. aus Unerwachsenen ge-
bildeter Gesangchor ApGais; vgl. Mappen-G. Abi.
Lä-G'sängler. — 2 so genannt, weil ,im ersten Jahr HGNä-
gelis Tabellenwerk mit der Silbe la durchgeübt wurde.'
Lob-: a) das Lobsingen; von b nicht scharf zu
trennen. ,0 Herr, erhör das lobges. und gebett!' B
Disp. 1528. ,1m Jahr 1635 uff den 15. Tag Hornung,
an der alten Fastnacht, ist das christenliche Lobges.
in der Pfarrei zu Stäfen zum ersten Mal anghört und
ingführt worden, durch mich, N., dieser Zit Pfarrer
daselbst...' Es wurde ein Verzeichniss aller Sänger
angelegt, die zu .christenlichem Lobgs. ze üben' sich
einschreiben Hessen. Bodmer 1894. ,Nach getaner
Predigt wird verriebt das Gebätt und gesungen das
Lobgs. Nach vollendetem Lobgs. hättet Jedes noch
ein Vater Unser.' 1639, ZMaschw. Die Capitulare
sollen von dem Missbrauche abmahnen, dass man ,das
gottselig Psalmen- und christenlich Lobgs. by den
Mahlzyten und wo man sunst by dem Trunk zusam-
men kumpt, alsdann allererst pflege zu singen, wenn
man ganz voll und toll sei.' 1040, Z Ratsbeschl. ,Der
Chor und himmlische Lobges. der Heiligen.' AKlingler
1691. S. noch Gesang (Sp. 1178). — b) Loblied. ,Do
machet er daz lobges., daz man nemt die sequenz...
derselb bähst bestä[t]gete alle die lobgesang, die sant
Nögger gedichtet hat.' XV., G (Notkerlegende). ,Do
sang Mose und die kinder Israels diss(es) lobg(e)s.
dem Herren ...' 1530/1667, IL Mos. ,Alle engel ... sin-
gend diss lobges.: O Jesu Christ...' VBoltz 1551. .Dar-
nach intiniert man antiphonam über den lobges. Magni-
ficat anima mea ... Das lobgs. Ambrosii und Augustini ...'
1588, Schw (Erz. 1855). ,[Es wurden] schöne Lob-
undt Bussgesanger [1. -gesänger] gesungen.' 1705, Zg.
S. auch Gesang (Sp. 1179). — Vgl. Gr. WB. VI 10SO.
Der PI. ,lobgesenger' auch F Schulordn. 1577 (neben ,gesäng').
Land- n.: von Pfr SWeishaupt im J. 1824 aus den
örtlichen Gesangvereinen gebildeter kantonaler Sän-
gerverein; im J. 1899 waren darin 10 ausserrhodische
Gemeinden und Appenzell mit zs. 390 Sängern ver-
treten Apf; vgl. ATobler (S. u. Kl.) 1899, Vff. ,Die
Sektion des Landgesanges zählt 46 aktive Mitglieder.'
MRohner 1867 (ApHeiden).
Mappe"- n.: .gemischter Chor' von Erwachsenen,
zu dem manchmal auch bessere Lä-G'sängler (s. La-
Gesang) zugezogen wurden ArGais.
So genannt, weil die verschiedenen Hefte der vmi SWeis-
sing, sc>iii,r, sung
haupt (s. im Vor.) herausgegebene!] Chorlieder HGNägclis
für jeden einzelnen Säuger in blaue Mäppchen versorgt und
vielfach mit heimgenommen winden.
Morge"-. M. macht de" Tag ('s Tägli) lang G; Z.
— Mess-. ,Die lateinischen Mess-Gesänger.' Gespr.
1769. — Musik- s. Sp. 1177.
Meister(s)-: Gesang eines ,Meisters'; vgl. M.-
Sang. ,Es klaget Theodoricus, orgelmeister, utf Eber-
harten Wüesten von ßaperswil, p[ro]visor, wie er mit
dem selben Wüesten etwas wurde redent umb etwas
schuld, die er im solt, als er das umb inn verdienet
hatt, da wider im der selb W. ouch etwas hatt ver-
heissen meisters ges. ufzeschriben; und da er das also
an inn fordert, do swuor er..., das ist erlogen.' 1424,
Z KB. ,Alternis dictis, eins umbs ander, stuck umb
stuck, gleich wie meistergesang.' Fris. ,Versibus
incomptis ludunt, sy singend schiächte gsang, unge-
rympte ding, böss meistergsang.' Fris.; Mal. Von
alten Heldenliedern: ,Darum küng Carli sich beflissen,
der alten teutschen beiden manliche taten in teutsclie
reimen ze stellen und dermass zuo beschreiben, dass
man si ouch singen könte; welichem nach von den
Franken etlich lieder von alten riterlichen taten und
geschichten gesungen worden sind, deren Schriften
man noch in alten liberien findet ... weliche lieder
man nachmalen meisterges. genent und auf allerlei
materiell mit besserem teutsch verweilt hat.' Vad. III
113. — Vgl. Lexer I 2086; Gr. WB. VI 1967.
Nach-: Übung im Kirchengesang, die früher vieler-
orts im Ktn Zürich jeden Sonntag (ausgen. die käl-
testen Wintermonate, in Äff. von Ostern bis Martini)
nach der Kinderlehre mit den Unverheirateten beider
Geschlechter und altem Schülern abgehalten wurde,
nach HWeber 1866, 46 bis ins XIX.; vgl. auch FMeier
1881, 540. ,Alle Mitglieder sollen das Gesang bei
dem öffentlichen Gottesdienst und den Nachgesängen
...zu äufnen allen Fleiss anwenden.' 1768, ZWetz.
(Gründungsstatut der Musikgesellschaft). , Diesen
Nachmittag wird das Nachges. nach der Kinderlehre
wieder anfangen und werden die jungen Leute er-
mahnt, demselben fleissig und andächtig beizuwohnen
und zuzuhören.' 1786, ebd. (Pfarrer von der Kanzel).
Nacht-: nächtlicher Gesang. ,Als bysshar zuo
ingang eins jeden nüwen jars vil nachtgesangs, wurst
samblen und derglichen besehenen ... [gebieten wir,
dass Niemand] n., wurst samlen oder guotte jar singen
... bruchen [soll].' 1501, Bs. — Vgl. Gr. WB. VII 180.
Wihen-nacht-: Weihnachtsgesang. ,Zuo wihe-
nacht wollen wir auch, das also die wihenachtgesang
von knaben gesungen [werden].' F Schulordn. 1577. —
Nunnen-: Gesang der Nonnen. ,Nunnengs. nützt zuo
keinen dingen, und wenn sie schon ir lebtag singen;
drum wird inen Gott eben Ionen als sungens: gang mir
us den bonen.' Eckst. 1526. — Bader-: Lied für Bad-
besucher. ,Alt und geistlich, iezt um etwas verenderter
Baderges.' JWSiml. 1663; s. ebd. 1688, S. 198. 320.
— Psalmen-: das Psalmensingen. ,Die alten Franken
habend das psalmenges, zuo den grebem der fürsten
gestift.' Vad. ,[Dass die Prediger] daselbs zuo sant
Ursen des psalmengesangs müessig gangen, aber zuo
den Barfuossen singen, wie bisshar gebrucht.' 1529,
Aesch. (S). S. auch Lob-G. (Sp. 1182).
Rappen-: Kabengekrächz. .Rappengeschrey oder
-gesang, crocatio, crocitus.' Fris.; Mal. ,[Teufel Pluto,
den linken Schacher zu Judas in die Hölle bringend:]
Mitt Juda wird er hüwlen gnuog, diss Rappengs. wird
sin sin Fuog.' RCys. (Br.). — Vgl. Gr. WB. VIII it.
Schuel-. Die Gemeinde Dorlikon steht ,in Gefahr
des Abgangs des Schul- und Kirchengesangs.' 1652, Z.
Schwanen-: wie nhd., eig. und übertr. ,Das
schwanenges., cygnea vox vel cantio.' Fris.; Mal.
,Also hat der heilige David in seinem sehr schönen
Schwanengs. oder letsten Reden diss Leben verglichen :
O Herr, unser Leben auff Erden ist wie ein Schatten ...'
Hopmstr 1645. .[Während die Parzen den Faden
spinnen und abschneiden] singt Helvetia solches Schwa-
nenges.' JUWeissenb. 1701. — Vgl. Gr. WB. IX 2214.
Stgckli- n.: scherzh. Bezeichnung des von einem
Dirigenten mit dem Taktstock geleiteten Vereins-Ge-
sanges, auch des betreffenden Vereins. 1. H. XIX., Ar;
vgl. ATobler 1902, 125 und St.-Sänger. ,In dem Ge-
müte des Volkes, nachdem die erste Begeisterung ver-
raucht ist, lebt ein dunkles Gefühl auf von einem
Widerspruch zwischen achtem Volks- und diesem St.
(wie sie treffend die Lieder auf den Taktschlag eines
Chorregenten benennen).' Der Freimütige 1830. —
Sterbens-. In Langen-Rickenbach hätten die Bauern
, das bekannte Sterbensges. (vermutlich das alte: Wenn
mein Stündlein vorhanden ist) auch ohne eine Leichen-
bestattung am Sonntag Morgen nach der Predig bei
Verkündigung der Lyell, die in der Woche war be-
erdigt worden, nach ihrem Belieben angestimmt und
also den Meister gespült.' 1687, HWeber 1866 (Visi-
tationsakten). — Kar-Fri-tags -tigs-: übertr., trau-
riger Gesang aScnw. — Tempel-. ,So muoss ie fol-
gen, dass tempelgs. oder gschrey, one andacht und
nun um Ion, eintweders ruomsucht vor den menschen
oder gwünn [Schlusstitel]'; nachher: ,üie gsang, die
man in den templen tuot um Ion . . .' Zwingli. —
Durst-. Die Juden in der Wüste singen ,das Durstges.'
RCys. (Br.). — Wachen-: Kirchengesang an einem
Wochentage. , Zinstags den 28. Jenner 1710 ist in
allhiesiger Kirch zu Feltheim das erste Wochenges,
mit dem in der Ordnung folgenden 78. Psalmen ...
angehebt worden, welches Gesang führte N., Alt-
schulnieister neben seinem Sohn und künftigen Nach-
fahr seines Vaters.' HWeber 1866. — Wider-. ,Das
widerges., gegengesang (die gägengsang), palinodia.'
Fris.; Mal. — Zit-: der in den Klosterkirchen für
die verschiedenen Tageszeiten vorgeschriebene Ge-
sang; vgl. Siben-zit-Bett (Bd IV 1827/8). ,[Die Re-
formatoren haben] an stat des zitgsangs und bäts
tägliche verkündung des lutren wort Gots dargestelt.'
Ansh. S. auch Bd IV 1544 o.
G e - s ä n g n. : coli. 1. = Gesang laa.. Will-er [der
ältere Bruder] nöcher zum Hüs cho" ist, g'hört-er 's
G's. und de" Beige", Übers, von Luc. 15, 25. Dial.
(GniT.); nach Luther? ,Gesäng, Schrygen, Juchzen
und derglychen Lychtfertigkeiten, deren leider die
Wellt überal bis an Hals voll ist.' RCys. — 2. »meh-
rere Sänge zu einem Ganzen vereint, als verschieden
von G'sang." St.2 (oO.). — Mlid. yesenge; vgl. .Gesäuge'
bei Gr. WB. IV 1, 3803/4.
Sänger, in ä. Spr. meist ,-e-' — in.: wie nhd.
Sänger, allg., auch etwa in den Zssen Pass-, Tenör-S.
Vgl. Singer. Wenn-men ime" Chind die ersti Bappen
a"brennt, se giH 's e" guete" S. BsL. ,[Wir] sind also
blind lichter in unserer eigenen sach gewesen, glych
als so einer uss sinem eigen urteil sich selb für einen
1185
Sang, seng, sing,
II--.
guoten s. oder wysen menschen schützt.' Zwingli.
,S., der singt oder singen leert, musicus, auleedus,
cantor, psaltes, cantator; s. zum seitenspil, psallo-
cytharistse.' Fris.; Mal. (Herumziehender) Sänger,
der um Lohn singt. ,Geben zuo Murgental einem s.
1 batzen; zistag nach Bernardi 4 sengereu gen 16
batzen.' 1525, LStUrban Eechnungsb. .Mendig den
28. Dan ich am Morgen dem S. [bei einer Hochzeit]
2 Gl. gen.' 1641, Zg TgB. Neujahrssänger: Den 30.
Dez. an .Sänger und Arme 6 ß.' 1803, ZZoll. TgB.
Sänger beim jüdischen Gottesdienst: .[Paulus lehrt
uns] das wir nit mit der stimm, als der Juden senger,
sunder mit dem herzen die lob und bryss gotes sin-
gind.' Zwingli. Kantor in Klöstern und kath. Kirchen.
,Her Chuonrat, der s. ... münch des gotzhus ze Lu-
cerren.' 1321, UwE. ,Aiu byschoff [von Chur] hat
ze verlihen die sengry. Der s. hat dii wirde und
das recht für ander Chorherren, das er zuo hoch-
zitlichen ziten anvacht das gesang, als ainem s. zuo-
gehört. Es sol och ain s. oder sin Statthalter zuo
allen hochzitlichen tagen ... in dem chor sin und in
processionibus, als von alter herkomen ist.' Gr Amterb.
19/20. Damals war ,zuo St Peter buwherr meister N.,
corher und s. doselbs.' 1514, Bs. Den Hof zum grünen
Schloss (die Kantorei) beim Grossmünster ,hat herr
AWalder der s. inn.' 1525, Z (Vög.-Nüsch.). ,S., Under-
senger', als Klosterämter. RCys. Im reform. Gottes-
dienst; vgl. Chilchen-S. , Nachdem es verläutet hat,
steht der Kirchendiener [d. i. der Pfarrerl zu den
Sängern zunächst am Chor und singt ein Stückli oder
zwei.' 1639, ZMaschw. Auf der Synode wurde ange-
zeigt, dass man ,an etlichen Orten uff der Landschaft
sich gar vil legge uff die Musik und dahero in den
Küchen die Sänger zusammen standind und zu vier
Stimmen singind, dass das gmein Volk nit nachfolgen
könne.' 1643, Z. In BGr. waren in der 2. H. XVI.
bestimmte Sänger gegen eine kleine jährliche Ent-
schädigung für den Kirchengesang angestellt; s. Bärnd.
1908, 616. Vgl. auch SeleU 1 (Sp. 737).
Ah.t. mmgari, mhd. «enger; Tgl. Gr. WB. VIII 1790/1.
Auch da, wo älterer und jüngerer Uml. vor Nasal nicht im
offenem Laute zsgefallen sind (Ar.; BG.; GT.), erscheint
unser W. mit -o-, offenbar unter dem Einfluss der Schriftspr.
In Namen. ,Heinr. Meyer, genannt Sänger, ze Vellaudeu.'
1545, Z. .Senger', FN. XV./XVI., AaAar. ,Drei Sänger',
Hausn. 1820, ZStdt, ,zu den drei Sängern.' 1859, ebd.
Und er-; s. das Vor. und vgl. Neben-S.
Vor-: wie nhd. a) der Stimmführer beim Singen
von Volksliedern L; vgl. ALGassmann 1906, S. V f.
Der Sänger hed [für die Gabe] 'tanket und i" Alle"
's Neujör a"g' wünscht; drüf hed-me" schnell de" V.
g'stüpft, r'ass 's guet üsg'halte" heig und er noch M"s
soll a"stimme". L Vaterland 1908 (LW.). — b) bestellter
Vorsänger beim Kirchengesang Aa; Gl; Tu: ZO. (sel-
tener als Vor-singer), doch meist f. Vgl. das syn. Vor-
sänger. — Schon mbd.
Haupt-. .Derjenige, der das Psalmen-Singen einig
nur darum vertädiget, weil er vielleicht die Melodeyen
trefflich vermeint zu können, weil er vielleicht in der
Gemeind und bei der Gesellschaft für einen H. aus-
geruhten wird, und wann etwas Anders eingeführt
wurde, er vielleicht eine Übung brauchen musste, w
er seines Ruffs nicht wollte entsezt werden ...' Gespr.
17G9. — Nuw-jär-; s. Nüw-Jär (Bd III 61/2). -
Chilcl'en-: Kirchensänger Aa; L. ,Die sog. Küchen
Schweiz. Idiotikon VII.
sänger im Ktn L, welche das ganze Jahr hindurch beim
Gottesdienst singen, singen um Weihnachten und Neu-
jahr vor den Häusern und werden dafür bewirtet und
belohnt, ihre einzige Besoldung' L. Die Kirchenrechn.
von SHüniken verzeichnet Anf. XIX. als Ausgabe für
die Kirchensänger für Amt und Vesper zusammen in
vier Jahren 5 Fr. 5 Bz. LRSchmidlih 1895. Die heu-
tige jährliche Ausgabe für die Kirchensänger in SBib.
ist 50 Fr. ebd. 1886. — Nebe--: ein neben dem
Vorsinger für den Kirchengesang angestellter Sänger.
Der Schulmeister hat den Kirchengesang zu leiten
und zu dessen besserer Führung einen ,N.' zu halten.
1773, THStettf. (JNater 1898). ,Von 1779 an erscheint
ein N., der anfänglich mit 5 Pfd, später mit 10 Pfd
besoldet wurde... Nach dem Tode des pensionierten
Vorsingers A. 1812 wurde Schulmeister B., bisheriger
N., zum Vorsinger erwählt und dem bisherigen Ge-
hülfen C. der Nebensänger-Platz gegeben.' ANäf 1891.
— Wih-nacht-; s. Bd IV 659 u. und vgl. Wih-nacht-
Singen. ,Auf dem Lande [ziehen] die sog. Weihnachts-
sänger mit Musik und Gesang [herum].' AFeierab.
1843 (L). — Bettel-. In der RA. Us-eme" junge"
Müessiggänger gibt's (wird) en alte" B. Z. — Steckli-:
Mitglied eines Gesangvereins, der nach dem Taktstock
eines Dirigenten übt Ar-Wolfh.; vgl. St.-Ge-sang (Sp.
1184).— Stüeli-: Bänkelsänger B. In BStdt pflanzten
sich solche beim Zeitglockenturme auf: .Folgende
Wundergeschichte wird uns ... gemeldet, und da es
meines Wissens noch kein Stühlis. bey dem Zeit-
glockenturm verhandelt, auch noch nicht auf seiner
zierlieh gemalten Tafel vorgestellet hat .... so will
ich sie hier vor der Vergessenheit retten.' B Hink.
Bot 1775. — Ständli-. .Christen, der St.' HPest.;
1781 erklärt und in der 2. Ausg. 1790 ersetzt durch
.Bänkelsänger.'- Stern-; s.Drei-Chüng (Bd III 332).
— Zue-: beim Nider-singe" (s.d.) Bezeichnung Der-
jenigen, die das Zue-singe" (s. d.) besorgen L.
Sänger! I f.: Amt, Pfründe eines Kantors; s. auch
Sp. 1185. ,Ouch vernim ich ufl'ton sin ein schuol zuo
predigen. Bitt ich, ir wellind disen [von Zwingli für
die Predigerstelle empfohlenen] mann hören, weiss
ich wol, dass ir demnach gheinem andren nachfragen
werdend, hindan gesetzt, dass diss nit ist als ein
sengery, ouch dass es nit licht lüt, sunder hochgeachtet
reizt.' Zwingli (an den Rat von ZWth.). — Mhd. »en-
ger*;; vgl. auch Gr. WB. VIII 1791.
Sängeri", in B und weiterhin Sänger e" — f.:
1. wie nhd. Sängerin. ,Die sengerin, psaltria, cantrix,
percantatrix.' Fris.; Mal. Als Klosteramt: .Schwester
N. was sengerin ...; ob allen dingen hat sy den besten
fliss zuo dem kor, won sy was obresti s.; sy sang selb
unz an iren tod und ward darzuo aller der kor von
ir wol gerichtet.' EStagel. — 2. Bezeichnung einer
Geschützgattung. ,Das gschüz zuo fertigen, mit nam-
men von Brysach die 3 sängerin, 3 dorndreierin und
7 fakunen.' Ansh.; dagegen in den Absch.: ,die dry
singern, die dry dornträgern oder notschlangen und
7 vacunen' zu Breisach. — Mhd. *• »jw'mp. Zu 2 vgl.
.Singerin' bei Gr. WB. X 1. 1091 (wo auch .Sängerin').
Vor-: Stimmführerin, sei es beim Gesang in der
Kirche oder sonst AaF. (Säleier).
sängle": leise vor sich hin singen. ,Er sängelt:
da da, nüssli da!' Ring. ,Do sängelt Junker Triefnas -
ich gehöret nie gesingen bas.' ebd.
1187
Sang, seng, sing, song, sung
Sang II, , Sangen', ,Seng(en)' usw.: häufig als (bzw.
in) Flurnamen.
Sang nur in Zssen. Als 1. Glied: ,Saugholz-Hau' AaJon.,
,Sank-Holz' BZweis. Als 2. Glied: ,Höch-Sang' (anderwärts
auch als Flurn. ; vgl. dazu Blätter des Vereins für Landes-
kunde von Niedercesterreieh 26, 19 f.) bei uns nur im FN.
.Hosang' (gespr. Hosiy) GrMutten, S. .Cunrat H. von [SJBett-
lach.' 1299, Bs ÜB. , Hans H. von Birmistorf, undervogt ze
Baden' und , Jacob H., lütpriestei zuo Rordorf.' 1441/56,
AaB. Urk. Fem.: .dicta Hosangin.' 1293, Bs ÜB. Vgl. auch
die Annim. [zu Vogel-Sang und zu Gesang. ,(Im) Saugen'
ApHer. (auch Leu, Lex.); ThAltn., Bürglen, Egn. (,im S.', ,an
Sanggen.' 1546; ,im unteren, oberen S.' 1798), Erm., Schweiz.,
Weinf. (schon 1492, s. Ab-Rieh Bd VI 108; ,L. Keller, der
muller zu Weinf. im S.' 1524). Als 1. Glied. ,Sangen-Ebne'
ThErm., ,-Hölzli.' 1798, ThEgn., ,im S.-Hau' ZWast., ,-MBlle'
ThWeinf. (Leu, Lex.), ,-Bach' ApHer., ,-BUel', Hofname, ebd.,
,-Tobel' ThErm., Schweiz., ,-Tal' SÄderm. (auch .Sangetcl',
früher ,Sangel-'), ,-tal-Acker' ThAad. (schon 1544), ,-Wis.'
1492. 1740, ThEgn. Als 2. Glied. ,Schochen-Sangen.' 1798,
ThEgu. Dazu der FN. , Sanger.' 1409/35, Z BB. ,Seng'
WRar. (dazu ,S.-Alp'), ,Sengg' BGr. (,an der S.', auch als
Masc. ,vom S. her'), Iseltw. (dazu ,S.-Alp', ,-Fluh'; ,-Gassen',
'-haus.Platz', ,-Boden', ,-Brunnen'), L.; dazu die FKN. ,Sengg.'
XVI., ZgStdt (Leu, Lex.), ,Seng' (auch ,Säng'). XV./XV1I.,
ZStdt (Leu, Lex.), ,Imseng' W (so in Saas-Fee). .Sengen' B
Sign.; WStaldeuried(auch,Dsenggeu'), ,Senggen' BEgg.,Heim.,
Sum. (auch Leu, Lex.), Trachs. Als 1. Glied. , Sengen-Halde'
SchTha., ,-Tal' BsHemm., ,-Wald' BLaup. ,Senggen-HUbeli'
BSum.,, -Matt' BSchaugn., ,-Berg' BSum. (neben .Sengen-'),
,-Ried' BLauperswil, Watt. (.Senken-'). , Sengger' BLangn.,
dazu ,S.-Hüsli' BLangn., Sum.(,Senger-Häusli'). .Sängi'BFrut.
(.Pfrund-Sengi'), USteckholz (neben ,Sangi' ; auch Leu, Lex.);
ThEscb. (ueben ,-a-'), Mii. (,-a-'), Xnf. (,-a-'); ZAnd. (,-a-'), Oss.
(,-a-1. ,Es hat diss Schloss[ Wyden] auch noch eine alteBurgstal,
das Sangi genannt.' 1641), Wila (,die untere und obere Sengi.'
Z Amtsbl. 1901; ,in der obern (und unteru) Sengi (-e).' ebd.
1900/1 ; auch bei Leu, Lex.) ; als FN. ,Jenni Sengi.' 1367, SStdt
(Leu, Lex.). .Senggi' BAd., Rüsch. (,in der S.'), Sa., Si. (auch
lt Imob.: .der Sengge oder das Senggi, Name vieler Grund-
stücke, die ganz der Sonne zugewendet sind, wo sich im
Sommer grosse Hitze entwickelt'), Walkr. Als 1. Glied.
,Sängi-Acker' ZWila (,-e-'), ,-Feld' BRad.; ThXuf. (,-a-'),
,-Hof ThWag., ,-Bächli' BSchwarzenegg (,-e-'), ,-Buck' Th
Nnf. (,-a-'), ,-Rain' ThEsch., ,-Weid' ZWyla (,-e-'; .Senge-.'
Z Amtsbl. 1900), ,-Wil' BWahl., .-Wald' BBoll. (.Sänge-'),
USteckholz; ThHerd. (,-a-'). ,Senggi-Gräbli' BG. (2 mall,
,-Holz' BOBalm, ,-Weid' BAd., Si., ,-Wald' BSi. ,Sengis-Wil'
BBUren. Dim. .Sängeli' BLangn. (,-e-'), Sign., Thunstetteu,
,Senggli' BSum., Trachs.; dazu die FNN. .Sangli.' XIV./XVI.,
SStdt (Leu, Lex.; , Ulrich Sanglin, burger.' 1359; .Hans S.,
des rats.' 1530), ,Seng(e)lin.' XIV., ZStdt (Leu, Lex.). Als
1. Glied. ,Säugeli-Hubel' BSign., , -Boden' AaEik., ,-Weid'
BLangn. (,-e-'), ,-Wald.' ebd. (,-e-'). Als 2. Glied. .Haseu-
bach-Senggli' BSum. .Sängel-' in ,S.-Acker' SDer., ,-Hau'
ZSth. (,-a-'), ,-Matt(en)' AaBiberstein (,-e-'); BRapp.; SDer.
,Säug(e)len' AnBremg. (,Säuglen'; .hinder die Senkellen.' 1606,
Arg.), Häggl. (.Sengelen'), Mer. (,Sängleu'); BsHemm. (,Sen-
gelu'); BSign. (.Sängelen'); LE. (.Sengeln'; ,ein Heimwesen,
genennt Mattenbüel, stosst an die Sängelen.' 1705), Rusw.
(, Sängeleu', ,-e-'); ZWetz. (,Sengeleu'; ,Pfaffenhuserwise ze
Senteuhus von Sengeion unz in Gruoben.' 1324; ,ein juchart
holz inn der Sengelen.' 1533; ,1'A> juch. an der kilchcn
Sänglen.' 1545 ; ,zu der Sengeln.' 1619), Wit. (,Sengleul). Als
1. Glied. ,Sängelen-Hubel'BSum. (nebeu ,-a-'), ,-Wald' LRusw.
(,-e-'). - Zsgehörigkeit der Sippe mit Sang I ist nicht zu bezwei-
feln; die Trennung wurde aus äussern Gründen vorgenommen.
Die angeführten Flurn. stellen sich t. zu einem mit Sang I
identischen Sang, Brand usw. (vgl. Gr. WB. VIII 1789) bzw.
zu Weiterbildungen dieses Stammes, t. zum Kausativuni
sängen I (s. d. und bes. die Ann), zu besängen). ' Dabei ist
zunächst an die Brandrodung von Wald (zum Sachlichen s.
briinnen Bd V 616/7; RHU Bd VI 1814; ferner Vilmar 382;
vgl. auch Br.inJ. Bränden in ONN. Bd V 678/9. 684 und
die in den Ablautverhältnisseii übereinstimmende, bedeutungs-
verwandte Gruppe Srhicuml) od. an das Abbreunen wenig er-
giebigen Wiesbodens zur Erhöhung der Fruchtbarkeit, zT.
viell. aber auch an die an gewissen Bodenstelleu bes. er-
kennbare Sonneuwirkung zu denken. ,Sang' erlaubt zT. (auf
jenem Gebiet, wo nd mit altem ng zsgefallen ist) auch Be-
ziehung auf .Sand (vgl. die ONN. Sp. 1112/3).
A- m.: Anzünden, Brandstiftung. , Kerne ez ouch
so verre, ob in [den Leuten des Klosters Wettingen]
dekein hus von minen [Walther von Eschenbachs]
wegen verbrunne von asange oder sust Undankes oder
unwissende, der schade sol stan an dem erbern N.'
1308, JEKopp (ÄAWett.).
Mhd. Ssanc; vgl. dazu Gr. WB. I 433 (unter .Ansang').
VIII 1789 (unter .Sang'). XI, 585 (unter .sengen'); Birl.
WB. 384 (unter .Sang'); Schm. a II 311; Weig. 6 II 848/9.
sangle": belästigend bitten BBr. Syn. ganten 2
(Bd LI 380); gresten 3 (ebd. 820); tranglen; tränsen.
Zur Bed. -Entwicklung vgl. die syn. bransden (Bd V 741);
bräsen (ebd. 776); ferner tir. »engen bei Schöpf 670 (danach
Gr. WB. X 1, 587) in gleicher Bed.
Sangli m.: Einer, der lästig bittet, Querulant
BBr. Syn. Bräsi (Bd V 777); Trangli.
sänge" I (bzw. -e-): als techn. Ausdr. der Tuch-
fabrikation, wie nhd., die aus der Gewebeoberfläche
hervorragenden Härchen abbrennen Gl; GT. (JMHun-
gerb. 1852, 80/1) und wohl weiterhin.
Mhd. sengen als Kausat. zu singen in dessen (auch mhd.
bezeugter) Bed. kuistern, zischen uä., vom Feuer (vgl. st'n-
gen 3 Sp. 1197/9), also eig. .knistern machen'; vgl. auch die
Bed.-Entwicklung bei sunggen uud sünggelen, ferner Gr. WB.
X 1, 585/7. Auch bei Martin-Lienh. II 365. Sehr unwahr-
scheinlich klingt die Angabe: das verlöschende Feuer sengd-
nch. Bärnd. 1911, 462 (nach neuerer Auskunft des Verfassers
, versengt, verzehrt sich').
be-, in BSi. -senge" (DGemp. 1884) und -sengge"
(Imob.), Ptc. -t: versengen, oberflächlich anbrennen
BSi. Es het 's nit möge" verbrenne", es het 's nummen
en Bit; b'sengt. S. noch Bräwen (Bd V 1028). .Seine
schoss werden dürr, als wärend sy von einem flammen
besengt.' 1531/89, Hiob; ,dürr von dem flammen.' 1638;
tiv ßXaoxöv aÜToö p-apävai äveu.oc;. LXX. ,In dem ist
er ... der brunst entflocht und hiedurch och ain sinem
lib übel besengt und verletzt.' Kessl. ,Besengen, ein
wenig brennen, sub-, amh-, adurere; vom feuwr be-
sengt werden, afflari incendio.' Fris ; Mal. ,Es schluog
das wätter ... in zwei hüser [und tötete eine Frau];
ein andere ward an eim Schenkel bsengt und kam
doch wider.' JHaller 1550/73. Mit bedeutungsver-
wandten Vbb. ,Des fürs natur besengt und brennt.'
OWerdm. 1552; ,zündetan und brennet.' Herborn 1588.
.Gleich einem Trunknen, der sich nicht achtet, ob er
gleich von dem Feur besengt und verzehrt wird.'
AKlingl. 1691. ,Diss Feur [der Hölle] besengt und
verbrennt nicht nur die Kleider, den Leib [usw.],
sonder auch die armen Seelen.' ebd. Von der Wirkung
der Sonne auf Pflanzen, wodurch diese zu lampe" be-
ginnen BSi. Es het dem Maie"züg Nüt 'tä", es het 's
nummen es Hart b'sengt. Auch von der entsprechen-
den Wirkung des Frostes (stärker als brüeije") BJeg.,
S.; Syn. (ge-J frören (Bd I 1315); chochen BG. (fehlt Bd
III 126). Im Garte" het 's noch nit b'sängt. — be-
sängt: 1. a) eig. ,Von der brunst besengt, ambustus
incendio.' Mal. Der Ammann von Albligen bringt an,
beide Städte (B und F) besitzen etwas Holz, welches
[189
Sang, seng, sing, song, sung
aber zum Teil an ,Unorten, ouch besengt' und un-
fruchtbar sei. 1554, Absch. S. noch Schwins-Bachen
(Bd IV 964). — b) vom Kornbrand befallen; Syn.
brändig (Bd V (386). ,Da -wachsend sibne [Ähren],
die warend besengt und toub ganz über d raassen.'
Ritef 1540. — 2. mit Verblassung der urspr. Bed.;
Syn. ver-brännt (Bd V 632). a) V sengt GRÜVaz; GO.
f-i'-J und lt einer Angabe oü., b'senkt Gr (so Nuf., Spl.,
V.); LWigg.f-ä-J; ScHwMa. (PHeng.), Muo.; U, adj., als
Kraftwort: verwünscht, verflucht, arg. E" b'sengtc
Cherli, Teufelskerl, Schalk SchwMuo. E" b's-er Cheib
LWigg. Das ist iez e" b's-i Meini"g Gk. En b's-i
Lugi GRNuf. , [Luther] schreib die ... erlüterung
[seiner Disputation] dem besengten heiligen, römischen
babst zuo.' Ansh. — b) b'sengt lt Angabe oO., b'sent
(b'sentisch) GGrb., b'senkt GrV.; aScHW (-ä-, in Muo.
,-e-'J, IIa. (PHeng.), W.(-ä-), b'seicht L; Ndw (Matthys);
UwE.; U, als Steigerungsadv. B's. schö" GGrb.; aScHW,
Muo.; UwE. I'hho"b's. b'longel GGrb. Wie b's., ,wie
besessen', aus Leibeskräften SchwW. Hut hau"i"d-s'
zue wie b's., beim Mähen. — Be-sängi f.: gelber
Eost, „Brenner, Röte an den Weinreben" GRC'hur und
lt Steinm. 1804, 334/5 (.Rheintal'; danach St.). Syn.
Fleck 5 c (Bd I 1 188) ; Bränner 5 c (Bd V 634 15) ; Bost 2
(Bd VI 1525); Böti (ebd. 1781); Sängi 2.
Amiid. bi-, besengen: vgl. dazu Gr. WB. I 1616; ächm. 2
II 311; Fischer I 914. -gg- in BSi. beruht auf Bewahrung
westgerm. Gemination nach Cons. Aus den Flurun. (s. die
Anm. zu Sang II) ergibt sich, dass die Erscheinung dem
Kanton B (mit Ausnahme des NW.) angehört. Zur Bed. vgl.
brausen (Bd V 742). Das isolierte, lautlich eigenartig ent-
wickelte Ptc. in Bed. 2 (vgl. noch die Belege unter be-seicht
S]i. 145), der wohl urspr. auf die Strafe des Verbrenneus
(vgl. die Anmm. zu er-lajen Bd II 1101, ver-brännen Bd V
632) oder eher der Brandmarkung (vgl. zum Sachlichen
bräunen Bd V 61 S/9) bezügliche Wendungen wie V saugte'- Cheib
uä. zugrunde liegen, umfasst ausser unserm annähernd ge-
schlossenen Gebiet (abgelehnt für GrThs; LF.; GFs; SchwG.)
auch das Schwab, und Vorarlberg. Zurückfuhrung auf be-
segnet (Sp. 470), die semasiologisch (vgl. zB. frz. saere) und
für uns auch lautlich (vgl. ausser segnen noch etwa regnen Bd
VI 729) nahe läge, lehnt Fischer (aaO. ; s. auch Jiöllbesengt'
ebd. III 1772) aus lautlichen Gründen ab. Für die auf einem
Teil unsres Gebietes (L; Ndw) altem k analoge Entwicklung
kann auf die in Beteurungswörtern häufigen verhüllenden
Entstellungen (vgl.zB. Sakrament Sp. 653/8) verwiesen werden.
Sängerill , Sengerei' f.: techn. Ausdr. in der Tuch-
fabrikation, Ort, wo Gewebe gesengt werden Gl; GT.
(JMHungerb.185'2, auch ,Waren-S.) und wohl weiterhin.
sängerle", Ptc. -et: sehr leicht und ohne Wind
regnen GRNuf. Syn. fiserlen (Bd I 1077). Es het
prächtig g's-et.
Vgl. das ebenfalls dem Walsergebict angehörende Sängi 1 b
und zur Bed.-Entwicklung Nabel «»(»Jen (Bd VI 1338), zur
Bildung regnerJen neben regenlen (Bd VI 732. 728).
Sängi f.: 1. a) beissende Winterluft GrD.; W,
kalter, an gewissen Orten, bes. auf Berggräten, immer
wehender Wind W (so Vt.). — b) , Winterwasserdunst,
namentlich über Riedboden' GrD. (B.). Da d's Bied
ueher hed 's doch en grüsami S. — 2. = Be-sängi. ,Uff
dye zitt kam dye senge in der reben und dett grosen
schaden und rysend die drüben.' Stockar 1520/9.
Auch bei Gr. WB. X 1, 584; Unger-Khull 593. Vgl. auch
die Flurnn. Sp. 1187. Zu Bed. 1 b vgl. die parallele Ent-
wicklung bei Bränt (Bd V 752).
sänge" II: nach Tscheinen = .schlendernd gehen
(wenn die langen Rockschösse der altvaterischen Weste
beim Gehen um die Beine schlagen)', als Erklärung
zu der Stelle: De"" sänge"-mer de"" so schö", aus dem
Vexierlied auf die Prozession zu WErnen. — Wohl
identisch mit sängen I; vgl. Bangten (Sp. 1188); sangglen.
Ge-singn.: ununterbrochenes, lästiges Singen Bs;
Ndw (Matthys). Höret au'h bald mit dem G's.! Iez
han-ich das ewig G's. bald satt! Bs (Seiler). — Vgl. Gr.
WB. IV 1, 4117; Fischer III 529; Martin-Lienh. II 365.
singele": Dim. zu singen GRh. (Kdspr.).
Singele" f.: „Ohrfeige, Schlag, dass Einem die
Ohren singen, dh. sausen Ap"; Gl; Gr (so D., Pr.,
UVaz); L (so G.); GMs, Sa., Wl., Wb. (auch Maul-
schelle). Synn. s. unter Flanggeu II (Bd I 1201), wozu
noch Schwinten, Tus(e)len; vgl. auch Sinnere»(Sp.l085).
Erger süse" chönnt der Grind Ai"'m nid birre" S. old
ere" Tussle" va" me" Batschierring. Schwzd. (MKuoni).
Vgl. singen 4 und bes. singlen 2 bei Martin-Lienh. II 366,
sowie Schellen. Unklar ist der Fluni. , Singelen' Lluwil (ein
Hof, auch schon bei Leu, Lex.), , (Wiesen) in Singeleu' ZNWen.
Ör-: = dem Vor. Gl; GA. S. saftig 2 b (Sp. 369).
singelig: „Adj. und Ailv., zum Singen aufgelegt
Sch"; Th. Syn. singerig. 's ist-mer nid s.
singe", Conj. Prat. sung Aa; Bs; BoAa., E., Herz.,
Si.; Gl; Uw (auch lt Matthys); WVt., sungi FJ.; Gr
Hint. (in Spl. nicht mehr), Sch., sang GKilchb., Marb.
(-1-*), sängi BStdt, sieng THErm. (ONäg. 1898), singti
BE., Goldb., Kön.; Gl; Ndw (Matthys); ZRicht., Ptc.
g'sunge" (einmal auch g' singt BG. in Bed. 2 Sp. 1 197 u.) :
wesentlich wie nhd. 1. vom Menschen, a) eig. Oft in
Kinderreimen; s. zB. an-richten (Bd VI 408); Euedolf
(ebd. 629); Bigel (ebd. 748); Bing I (ebd. 1072). Es
gibd Bege", d' China singi"d ZNeer.; s. auch Bd VI 725.
Blten und s. ist ziceierlei [geht nicht gut zs.]. Sülger;
vgl. etwa reden (Bd VI 1667 u.;. Wenn d' nid cha""st
lese", cha""st auch nid s., wenn du das Leichtere nicht
verstehst, kannst du auch das Schwerere nicht; oft
in der Weise eines läppischen, schwachsinnigen Men-
schen (etwa mit Ersetzung aller s durch d) gesprochen
ZEls., Zoll. Wer bim Esse" singt, chunnt e" böses
W%b über. Sprww. 1869. ,Wer litzel kan, der hat
schier gesungen.' XV., GHdschr.; lat. hie cito can-
tavit, quem pauca scientia pavit. ,[Die Deutschen
hätten] von alters har allweg gern gesungen und s.
gern ghört.' Vad. Mit Dat.; s. auch unten. Im StoV
het der Isidör noch eisster so süferli'h sine" Chilene"
g'sunge" bim Milche". JReinb. 1905. , Einem tummen
(stummen) s., das ist umbsunst und vergäbens, alle
arbeit verlieren, surdo cantare.' Fris. ; Mal. Mit
modalen Bestimmungen. Ab dem Blatt (Vom Bl. e"w'eg)
s., prima vista Ap; B; G; Th; Z. Usstoändig. (auch
Uss aem Chopf) s. wohl allg. Hau(pjth6chli"ge" s.;
s. Bd II 980 o. (auch Aa). .Holops s.'; s. holops mit
Anm. (Bd II 1159). Ein Kind lernt gut s., wenn man
ihm seinen ersten Brei anbrennt (Rochh. 1857; vgl.
dazu Sänger Sp. 1184 u.), wenn man beim Kochen
des ersten Breies singt BE. ,[Landammann N.] hat
(seiner ersamkeit, freundtlichkeit und wolsingens halb)
grossen gunst gehabt.' Ard. 1598. ,Sür, süess s.'; s.
unter c. ,Möchtist d herren darzuo bringen, dass
müesstind, wie du wöltist, s.'? Eckst. 1526. S. (chönne")
wi'-n-e" Lerch (BE.), wie-n-e" Nachtigall (GSaL.).
G'sunge" hei"-si wi' a" Lörchli BsL. S. auch Hanf-
Samen (Sp. 934). Du cha""st s. wie-n-en Herc"vogel,
d.h. nicht (schön) Z; s. auch Bd I 694. S. tei'-n-es
1191
hang, seng, sing, song, sung
Boss; s. Bd VI 1416 o. Mit Acc. des Inhalts. Nöte"
s. 1) eig. wohl allg. Mer wund z' erst d' Nöte" s. ond
nachher d' Vers Ap. — 2) uneig. Nöte" s , wo dreien
c" Ghübel (es Chübeli) voll ge", sich stark erbrechen
BE. (Bärnd. 1904; SGfeller 1911); vgl. Nöten 1 zu
Ende (Bd IV 867). Si"-si zn-änzgi, so singe"-si noch :
do la mi, sl"-si drissgi, so singe"-si scho": mi la fa.
GZür. 1902, 103 (BGsteigw.). D' Vers s., die Worte,
Strophen, wohl allg. Nummt" d' Bettler u"d d' Stin-
deller singen all Verse". Bärnd. 1908 (BGr.); ähnlich
auch sonst. .[König:] Kan under üch ein keiner s.?
[Ein Fürst:] Ich weiss nit vil von music, gsang, diss
aber hau ich triben lang, das ich den text sing biss
an boden, ee ich das buoch lass uss den knoden.'
JMurer 1559. .Versamlet sieb ein grosse Welt [von
Feinden], dem Beren Music zs.' HRRebh. 1620 (Lied
auf die Schlacht bei Laupen). E(s) Lied(li) s. allg.;
s. auch Bd III 1095. Ieh will-der es Liedli s., dass-d'
»tue»! in ii Cheller sjiringt": es Schöppli Wi", es Seh.
W., das Geldli muess versöffe" si" .' Z. ,Ich bin der
Vogel aller Dingen: Dessen Brot ich esse, dessen Lied
ich singe,' Spruch auf einer Platte. 1835, LLangnau;
Weitres Bd V 942 u. , Allwäg ein liedle s., für und
für von eim ding tanten, auff der alten geigen sein,
eantilenam eandem canere.' Fris.; Mal. ,[Man habe]
solches dem Lehenmüller mit Ernst... undersagt, hate
stets verfangen, allein unbestendig, allermassen daz
alte Liedlein widerumb gesungen.' 1660, ZTöss. S.
noch Sprww. 1824, 99, ferner Bappetitzli (Bd VI 1187),
Ge-sätzli. Ei"s s. allg.; vgl. Bd I 272. Mer wend
(wider) Ei"s s., Aufforderung am Wirtstisch. S. auch
Bd VI 2 u. (JBinder 1535). In der ä. Spr. auch vom
Dichter eines Liedes (mit Bez. darauf, dass er es
urspr. auch zum ersten Mal vortrug); vgl. die unter
Lied (Bd III 1095) angeführte Lit., dazu etwa: ,[Die
Beklagten hätten einander hin und her gestossen] biss
daz sy inn [den Kläger] in sölichern irern wesen umb
und under einen tisch stiessint, das er von inen in
schimpfs wise uffnäme ... [Worauf einer der Beklagten]
anvienge und sunge im daran und machte ein lied
davon, wie sy inn nider gestossen heften.' 1481, Z RB.
Bes. häufig im Eingang der bist. Volkslieder; zB. : ,Gen
disem werden sumer so wil ichs heben an ein nüwes
lied ze s.' 1446; ,So wil aber s., s. ein nüws gedieht'
1499; ,Wol her, ir lieben gsellen, ich sing üch nüwe
mär.' 1513; ,Ein Liedlin will ich s. tu».' 1712. Ebenso
in der Schlussformel: ,Der uns das liedli nüw gesang,
zwen Scliwizerknaben sind si gnant.' 1477; , Der diss
Lied componieret hat, ein Baur, ist gewesen an der
Schlacht ... von neuem hat ers gsungen.' 1656. Mit Be-
zeichnung des Liedes durch Titel oder Anfangs-
worte. ,Des Zwingiis Lied [ein Sehmählied auf den
Reformator] habe N. nicht nur gesungen, sondern auch
mit dem Munde geflötet.' 1529, EEgli, Act.; vgl.
Zwingliana II 439. ,[Der Priester in THÜiess. be-
schwert sich, die Leute dort] singent des Zwingiis
liedly, sige ein heiliger fromer man gsin.' 1534, Absch.;
ist das in den Zwingliana II 441 ff. gedruckte Lied
gemeint? .StJakobs lied s.<; s. Bd III 1096 (der Beleg
unter Atem Bd I 587), ferner ALüt. (Sagen) 449. ,Wie
hört man nicht bei allen Zachen den Wilhelm Tällen
s. und damit die Gedächtnuss der vorigen Tyranney
der Halssherren erfrischen.' Pol. Gespr. (um 1685).
De" Peterma"" s.; s. Peter -Mann (Bd IV 273). De"
Pumperniggel s.; s. Pmnper-Niggtl mit Anni. (Bd IV
7u7). .(Einem) das Bönenlied s.'; s. Bd III 1097. ,Das
Grettlin s.'; s. Psalmen-Singen. Scherzh. Einem ,den
knist Uoli s.', ihn durchprügeln: ,Das der N., nach-
dem aller handel zuo rächt gesetzt worden, vor der
türen ussen geredt, kome sy wider zuo im, so welle er iro
denn knist uoli s.' 1548, Z Ehegericht. Im gleichen S.
, Einem den klocker s.': .Henkers knecht: ... meister,
bis guotter dingen, der [ungehorsamen] luonzen solt
du den klocker s., und ghy sy hynacht d stägen ab.'
Meinrad 1576. ,S. boch über boch'; s. hoch (Bd IV
969). (De") Pass, Tenor [usw.] s. wohl allg. ,Den
(auch ,zuo') ring s.'; s. Bd VI 1080/1 und vgl. Bing-
Singen. ,Unser reyen s.', nach unsrer Pfeife tanzen;
s. Bd VI 3 o. und vgl. dazu: ,l)aruff meint dass rieh
die eidgenossen zu zwingen, alss müssen sy tanzen,
wass sy singen.' NSchradin 1499. ,Man hat alles das
müssen danzen, das der papst gesungen hat.' Gualther
1546. ,S. von.' .[Kürsenerknecht:] Uns ist geseit
worden, du sigist ouch dero einer, der das lied von
uns gesungen hat. [Schererknecht:] Ich hab das lied
nie gesungen...; wol hab ich hören sagen, das der
N., ein Schererknecht, das lied in einem schiff ge-
sungen hab.' 1442, Z KB. ,Das [die Armut der Mönche]
ietz den grösten argwan bringt, darvon der pur im
acker singt.' NMan. ,Von ei(ne)m s. oder im gsang
vast loben, canere (cantare) aliquem; von seinem
buolen s., amicam cantare.' Fris.; Mal. ,S. um.' ,Um
den kränz s.', welchen die Jungfrauen zum , Abend-
tanz flechten und dem Jüngling (,Singerl) aufsetzen,
den sie nach einem Wechselgesang mit verschiedenen
Rätselfragen in ihren Kreis lassen; vgl. dazu Gr. WB.
V 2046 und die dort angeführte Lit., ferner Rochh.
1857, 213 ff. ,Wie man umb ein kränzlin singt [Titel].
Ich kumm uss frömbden landen här. . . die (blüemlin)
brächend d jungfrouwen mitt ganzem flyss und ma-
chend daruss ein kränz und tragend in an den abeudt-
tanz und lond die gesellen darumb s., bis einer das
kränzlin tuot gewinnen [Nun folgt der Wechselgesang].'
1558, Lied (in Bern gedruckt), vollständig im ZWthur
Neuj.B. 1871, 8ff.; vgl. auch LTobler, VL.I S. 138 f. In
Verbindung mit bedeutungs verwandten WW. S.
und pfiffe"; s- Bd v 1077 (2 Belege unter c) und vgl.
dazu ebd. 1070/1. ,Das pfiffen und s. nachts zuo wie-
nachten abgestellt.' 1529, B RM. ,S. und schrieD.'
,[Dass] vil gesellen uff der stuben zuo dem win ge-
wesen syint und under andern dingen unfuor mit s. und
schrigen angefangen habint.' 1476, Z RB. Das Sakra-
mentin der Kirche werde durch das ,tanzen, springen, s ,
schryen' in dem benachbarten Zunfthause beunruhigt.
Ende XVI., L (FHaas 1909). ,S. und wüelen': ,[N.
hörte] ein gross s. und wüellen darinn [im F'rauen-
haus].' 1530/3, Z Ehegericht. Reimverbindungen. ,Ein
breiter Weg, darauf man mit ganzen Choren s. und
springen kan.' JJUlr. 1731. .[Der Pfaffen] goukel-
wereh, s. und klingen mag mit dem tüfel gar uüt
ringen.' HvRüte 1532; vgl. a. Allitt. mit sagen; s. Sp.
396. Beide Vbb noch als Einheit gefasst. ,Die war-
heit tuot mich zwingen . . . dass ich ein lied muoss
singen, dardurch ich üch duon kunt, wie es kurzlich
ist ergangen, darvon man singt und seidt.' nach 1531,
Lied. ,Man sang ouch und sait mau von disem jämer
[einer Mordtat] im ganzen Turgow, wo man zuosamen
kam.' Vau. ,S.' dem , sagen' gegenüber gestellt. ,Got
geb, was der abt Bernhart darwider [gegen die welt-
liche Gesinnung der Geistlichen] gesungen oder ge-
1193
Sang, seng, sing, song, sung
sagt habe.' ebd. ,Wann dann die uarung grat uf erden,
so will er [der Eigennützige] toub und unsinnig
werden ; man sing, man sag, pfiff oder biet, so seit
er stets, das guot gelt nüt, der win schlacht ab . . .'
Salat. .[Pharisäer:] Ich lass in [Christus] s. oder
segen, sin schwätzen kümbert mich nit vil.' Aal 1549.
,Gott muss dir Genade geben, sonst ist alles mein S.
und Sagen vergeben/ JMeyer 1694. ,Sich von diesem
Weg durch kein S. noch Sagen der Welt ableiten
lassen.' JJUlr. 1731. S. noch Bd VI 554, ersoffen
(Sp. 352) und vgl. dazu regenlen (Bd VI 728), ferner:
,Zuo dem redte er: Hensly [Wiss], ich will nit mit
dir hadern; ich wil es aber dinem vatter sagen,
das er mit dir red... Da stüende der genant Wiss
für inn, redte zuo im: Gang, sing ims ! Du bist
nit als manlich, das du ims getörest sagen.' 1459,
Walbm. — Spec. <x) vom kirchlichen Singen. Vom
lat. Gesang beim kathol. Gottesdienst, bes. bei der
Messe. ,Ouch ist der rat übereinkomen, daz niemen
sol in der stat nach der ave Marie gloggun tanzen,
noch gigen ... offenlich unz mornedes, das man ze
der kapelle gesinget [d. h. bis zur Frühmesse], bi 10 ß.'
äL. RB.; s. auch Lauben- P fister (Bd V 1197 u.); be-
reiten 2 (Bd VI 1044 u.). .Wart der brieff geben ...
an dem sunnentage nach mitter vasten, so man singet
Judica nie deus.' 1305, Z. ,A.n dem zistage vor dem
sunentage in der vasten, so man singet Oculi mei.'
1321, U. ,Die 4 jar han ich verrechnet am zinstag
nach dem suntag, so man singt Oceuly.' 1467, ZWth.
,[Es] ist der Stiftern meinung gesin, das dasselb gelt
jars in vier geteilt werd und alle fronvast der vierd
teil geben werd besunderlich den schüelern, also das
die schüeler in drye teil geteilt werden, die grösten,
die alle ding s. können, uff ein, die mitlen, die ver-
sickel und antiphen [!] singen, zem andren und darnach
die kleinsten, die nütz können s., zum dritten teil,
und also das den minsten eim 1 pfennig geben werd,
den mittlen 2 pfg und den grösten 5 oder 6 pfg ...
umb das yeglichem ettwas werd und sü alle dester
gefiissner sigeut, zuo dem salve ze körnend.' E.
XV., Bs (Stiftungsbrief für Errichtung eines , Salve
regina' in der StNiklauskapelle der StTheodorskirche).
,Ich sag by der warheit, dass ich das um Ion s. mee
sündig warlich schätzen mag dann guot; denn was
tuond die kinder minder, die um die gass krüzend
und ouch darzuo singend und huckend ire münd ouch
in seltsame wort, die weder sy noch andere menschen
verstond. Also singt der meerteil joch der münch
und pfaffen, dass sy wenig verstond, was sy singend;
doch muoss man inen Ionen oder aber sy singend nit.'
Zwingli. ,Dan diser zeit die eifelzierd der bischofen
sonderbar eigen was und nachgender zeit erst den
äbten mit sonderbarer freiung ze tragen und (wie man
spricht) darunder ze s. durch wolwellen der päpsten
zuogelassen worden ist.' Vad. ,Uf sontag den palmtag
1528, wie der pfarrer zuo Someri im Turgöw nach
altem bruch den esel ziechen und zuo im das volk mit
palmen schiessen liess, begab es sich, dass er vor sinem
kaplon nider uf ain tuoch lag und über sich s. liess,
wie man an disem fest gewon was.' ebd. Vgl. Sp. 1197.
,Fand man manchen [Priester], der bass das plären
kond, den ein evangelium exponieren; das gsach man
täglich in den schuolen, wie tolle bacchanten uff die
wichinen zugen, wurden gewicht, das sy ein wenig
konden s., sunst weder exponieren noch grammatik.'
ThPlatter 1572. ,(Die) mess s.' ,Sol man ein schön
ampt ... haben mit messe s. und bredienne.' Z RBr.
,Das hinfür dehein münch sol hie sin ersten mäss s.'
1488, B RM. S. auch plapperen I (Bd V 128). ,Das
ampt s.': ,Sönd die priester si[n]gen 2 empter, eins
von unser lieben frowen, daz ander ...' XVI., BXid.
Jahrzeitb. ,(Die) metti s.'; s. Bd IV 556. 557 o. (übertr.).
,Das ist der pfaffen bruch und sitt, das sy die jung-
frouw darumb dingen, dass inen helffind metti s.' Rief
1539. De- Passion s.; s. Bd IV 1604. ,Die siben zyt
s.'; s. siben (Sp. 47 o.). ,Das salve (regina) s.'; s. Sp.
862 o. ,I)ie litany s.'; s. Passion (Bd IV 1604) und
vgl. Litani- Singen. ,S. und lesen', beim Celebrieren
der Messe. ,[Als 1338] diu pfafheit... weder s. noch
lesen wolte, noch kain gotesdienst tuon wolte, do
muosten si uz der statt Zürich.' Z Chr. 1336/1446.
,Swaz ouch schuoler ze Zürich wonhaft sint, die und
ir schuolmeister suln [trotz des Interdiktes] ze köre
gan und da s. und 1., als si billich tuon suln.' 1. H.
XIV., Z StB. ,[Ein Priester bittet, ihm die neuge-
stiftete] pfruond durch gott umb s., umb lesen und
durch des N.s seligen sele heiles willen ze liehen.'
1406, Z. .Sechs messen s. und 1. lassen.' 1506, Z.
,Zuo sant Joder seilen 9 ampelen brennen: 5 im kor
al firtag und hochzit, wen man sind [!] oder list.'
Anf. XVI., Bs Chr. ,[Dass] die vesper wyter nit ge-
halten, weder gesungen noch geläsen werden solle.'
1523/6, Z RB. ,So die pfaffen die jarzit begangen mit
s. und läsen uf den gräbern.' 1534, Absch. ,[Der
Pfarrer zu ScHwFreienb. soll] die pfruondt fleissig
verstellen mit mess halten, s. und 1., predigen [usw.].'
1546, SchwE. Arch. S. noch Metti (Bd IV 556); Sti-
mmig (Sp. 969). Vom deutschen Gesang beim reform.
Gottesdienst. Si häud scho" g'sunge" g'ha", wo-n-ich
i" a" Chirche- cho" bi". ,[Wir wollen] dem Herren eins
um das andere s.' JJUlr. 1731. Psahne"s.; s. schon
Bd V 1044/5, ferner die Zss. ,Auff Laurentii [1526]
fiengen der reformierten religionsverwandten an, in
s. Martins pfarrkirchen teutsche psalmen zuo s.'
Wurstisen 1580. Ausserhalb des Gottesdienstes: ,[Es
werden] citiert die alte Lismerin, unterschiedliche ledige
Gsellen und einige Meitle, angeklagt wegen Eilten,
die aber vorgeben, mit einander Psalmen gsungen han.
Vermahnt, dass sie unter diesem Vorwand nicht etwas
Schlimmes s. sollen, auch mehr bei Tag als bei Nacht
beisammen im S. sich üben sollen.' 1706, BRoggw.
(Chorgericht). S. auch Gegen-Lied (Bd III 1095).
Übertr.; s. Luzerner-, Murte"- Psalm, sowie Psalter
(Bd V 1046). — ß) vom Gabensingen; vgl. auch die
subst. Zssen. ,Dem armen Henslin, der da singt,
hiessen min herren durch got geben 10 ß.' 1441, B
StRechn. ,Gen 3 Dickpfennig einer frowen von Ein-
sideln, die hie gesungen.' 1531, L (Rechuungsb. von
StUrban). Zum Bettelsingen der , (armen) schuoler' im
Mittelalter (,das (den) partem s.') s. AFechter 1837, 18 f.
und die Belege unter Partem, Partist (Bd IV 1618/9),
um-, umen-singen, auch unter präsentieren (Bd V 781),
(Spend-)Bröt (ebd. 939. 985). ,Um das Kränzleingelt
s.': ,Es war zu diesen Zeiten [in Bs] der Gebrauch,
dass man vor den Häuseren um das so genannte
Kränzleingelt sänge und damit den Tag über die
Bürgerschaft sehr belästigte; dieser Gebrauch, der
vermutlich von den Kränzen nach eingesammleter
Erndte entsprungen, ward in diesem Jahre aberkannt.'
1604, Wurstisen 1779, 39; einzig darauf beruht die un-
1195
Sang, seng, sing, song, song
1190
genaue Angabe unter Kränzli-Gelt 2 (Bd II 254). Bei
bestimmten Anlässen. Um d' Wurst ('s Würstli,
so auch Bs) s., zur Zeit des Schweineschlaehtens; s.
Ghrumb-bein-Lied (Bd III 1096/7) und zu der dort an-
geführten Literatur noch AfV. VII 103 ff.; SV. 1912, 1 f.
Mer wand go" um d' Wurst s. ZDüb. So auch ('s) Chrumb-
Bei" s. ZPfäff., Wetz. Mer wend go" 's Chr. s., sagen
die Kinder. Der Gumpisch s. hiess es, wenn Knaben
und Mädchen vor einem Hause, in dem geschlachtet
worden war, einige Lieder sangen, wofür sie mit Wein,
Brot und Wurst bewirtet wurden ScHÜa. (Neukomm);
zu Giimpist 3d (Bd II 318)? um Weihnachten (s.
Bd IV 659 u.) und Neujahr; s. auch Bd III 59/60.
61/2 und vgl. noch Sing-Äbend (Bd I 38); Blutiger III
(Bd V 299); Silvester (Sp. 864 o.), ferner Ap Volksbl.
1832, 1 f.; Republikaner- Kai. (JJBär) 1835, 29; BWyss
1863, 1 ff.; JWHess 1905, 113/4; AfV. VII 59 nnd 103
ff.; Th Beitr.45, 79 f.; AAltherr, Beckenfridli 13 ff. (Ap).
Wenn die lieb heimelig Wihe"nechtszit cho" ist und de""
die ganz gross Chilche"musig umc"g' gange" ist und
g'sunge" hed im ganze" Chilchgang ume" vor alle"
Hüsere", wo-mer öppe" g'meind hed, es luegi"d e" par
Fränkli use". Schwzd. 31, 3 ff. (L). ,Ouch verbieten
wir allen den ünsern, daz dis hochzit nieman dem
andern s. sol.' 1. H. XV., Z StB. ,5 ß Heini Mönch
[Stadtknecht], rüeft, daz nieman sing uf daz ingänd
jar.' 1418, Z Seckelamtsrechn. ,Es ist by kurzen jaren
ein frömde gewonheit hie in der statt ufferst[and]en,
daz man die zuo eim dorff machen mit s.| umb würst
uf ein ingond jar, als man in den dörffern gewonlieh
tnot.' 1418, Bs. ,Es soll ouch niemand s. gan vor noch
nach dem hochzit umb würst, gelt noch anders, als
etwenn besehenen ist, noch niemand dem andern an
siner tür klopfen.' 1420, ebd. ,Als dann die schüeler
zuo wynnacht gewonlieh ir guottjar ze Küngssfelden,
zuo Brugg und an andern orten zuosamentragen und
ersingen, solichs sol ein schuolmeister getrüwlich ze-
samen behalten und süss in kein weg anders dann
zuo ir niessung bruchen. Und als dann den schüelem
zuo wynnacht zuo Küngsfelden zuo irem guotten jar
wirt ein lebkuochen und 5ß hlr, der selb lebkuoch
und die 5 Schilling sond werden des schuolmeisters
frouwen, und darumb sol sy inen die selben zitt irs
singens umb das guott jar kochen und ir ding zuo
eren und irem nutz bringen.' AaBi\ Schulordn. um
1500. ,S. umb das guotjar' verboten. 1503, Sch Chr.;
ebenso 1638, GRh. Mand. ,Uff diss hochzytt der wyn-
nechten ettlich frouwen und man nachts ... vor der
lütten hüseren umb ein guott jar und wurst ze singen
gepflegen, daruss ze ettlichen zytten frommer lütten
kinder gesmecht und ander scheden entsprungen sind ...'
1507, Bs. ,2 Ib. den manen und wiber, so mir am
nuiwen jar aubet gesungen haind.' 1527, SchwE.
(Ausgaben des Abtes). ,1 Ib. den gesellen, so mir zuo
Pfefflca gesungen haind am nüwen jar; item 10 ß den
dochteren, so mir gesungen haind.' 1531, ebd. , Min herin
schult[hei]s und rätt haben betrachtot die merklich
gross Unordnung, so verluffner jar mit dem s. gebrucht
worden, und söllichs abgestellt, allso das niemand
weder zuo den französischen herren, noch für biderben
lütten hüser louffen, s. noch höuschen solle, by ver-
mydung derselben miner herrn straffe.' 1531, S (,fryt-
tag in der wychenachtwochen'). ,Des Singens halben
am nüwen Jars Abent seilend alein drien Scharen,
nämlich den jungen Knaben und jungen Töchteren
undt den Männeren und nit witters mögen s., doch
in aller Bescheidenheit.' 1600, Nnw. ,Es ist auch vor
vill Jahren auf- und angenommen worden, dass Nie-
mandt unsers Landts weder im Landt noch dan vor-
aussgehen soll, das neu Jahr zu s. ... aussgnommen
Sondersiechen und armb Leut, die umb das heilig
Allmuosen gehen, mögen, wie sich gebührt, s. und
sonst nit weiter.' XVII., ApI.LB. ,An der Weihnacht
[soll] Niemandt bei der Gfangenschaft weder spihlen
noch s., ausgnomen die Wächter.' 1747, ebd. ,ln G.
hält der Kaplan Schule und hat kein anderes Ein-
kommen, als dass er am Neujahr mit seinen Kindern
vor den Häusern singen darf, wofür man ihm Almosen
zuwirft.' E. XVIII., Ap JB. 1862. Um Dreikönigen;
s. Bd III 332 und vgl. noch ALGassmann 1906, 178.
,Wir der vogt [usw.] ze Schafhusen haben gesetzet
dur guotes frides willen, das nieman sol bitten in
unser stat und in unsern gerillten ze Sch. an des
ingenden jares abent, ald an dem zwelften abent
[d. b. nach dem Christtag, also am Dreikönigsabend],
ald an andern tagen, als man in den ziten da her
getan het, dur dehein geverde mit singenne oder süsse,
und sol das menglich miden.' Sca StB. XIV. An der
Fastnacht; s. Bd IV 651 u. ,[Es soll sich zur Fast-
nachtszeit Jedermann ua.] des küechlinholens und
darum singens [enthalten].' 1599, BsMand.; vgl. dazu
Chüechli- Singen. Ei"€m's Chüechli s.: .Hinecht ist die
Fasenacht, gend is au es Chüechli z' Nacht! Chüechli
raus! Chüechli raus! sist ein bravner Paur im Haus ...
Ir singed dem Pure" das Küechelein. Das Küechlein
ist gibache-...' ZDielsd. (LTobler, VL.). De(r) Maie"
s.; s. Bd IV 2u., dazu noch Bärnd. 1911, 499/500; zur
Sache vgl. AfV. XI 257 ff. (franz. Schweiz). Hieher auch
die RA. (s. die Anm.): Einem d's Maiji od. d's Maijeli
(B allg., in E. und lt Zyro, wohl auch sonst -ä-, in Gr.
lt Bärnd. 1908, 561 -ä-J, 's Maui (S lt BWyss 1863),
's Mali (AaKöII.), es Mali (LuWigg.) s.; s. Mauwi 2
(Bd IV 606). Im Folg. noch einige bei solchen An-
lässen gesungene Liedchen. Scho" wider es Liedli
g'sunge" und en Batze" g"unne"; g,rünn(sing)-ich vil,
so sing (g"ünn)-ich vil, vergebe" sing-ich nümmer Aa;
ähnlich Tu; Z. Ich singen (gigen ZS.) um efnejs Stückli
Bröd, ich singe" (gige") nüd vergebe", und wann der
Winter überen ist, se göm-mer (gän-ich) wider i" d'
Rebe" ZReg., Regensd., S. S. auch präsentieren (BdV
781). Das Hüs stät uf de" Mure", mer singi"d 's
dene" riche" Bure" ... SchwMuo. (aus einem Neujahrs-
wunsch). Mer singi"d 's hie und Alle" glich, mer
wü"schi"d Alle" 's Himmelrieh . . . ebd. Mer hauwe"d en
Maien und stecke"d-s' i" 's Tau, mer singe"d dem Uerre"
siner hübsche" Frau, Lied der Mareieli (Bd IV 356 o.)
am Sechseläuten ZStdt. In disem Bus sind gizigi
Lüt, si !Önd-i"s s. und g'end-i's Nüt ZWein. (die
Weininger Bauern vor dem Kloster Fahr). Wenn-i'h
nid s. mag und Nüd z' s. weiss, blös-mer Der Halb-
batze" (Var. e" Leberwurst), wo-mich s. g'heisst. ALGass-
mann 1906. — b) .singend' sprechen, vom Tone
eines Predigers Ap; G; Tu; Z und sonst. — c) scherzh.
od. iron. für sprechen, reden, sagen. ,[Den Hohen
der kath. Kirche] muoss man ,Üwer gnad' und ,Üwer
fürstlich gnad' um die oren s.; sunst lassend sy sich
nit schweigen.' Zwingli. ,Man hat ir dry gefangen,
ist der canzler, des abts [von StGallen] schwager...;
sorg, man werd sy mit dem henker bruchen; nit waiss
ich, was sy [auf der Folter] s. werden.' 1530, Absch.
1107
Sang, seng, sing, song, sung
,[Ein Teufel:] Er [Tobias] Hess mich s. und im rollten,
noch wollt im schmecken nit mein Brodteu: blib stüff
an Gottes Gsatz seins Herren ...' GGotth. 1619. ,Süess,
sür s.' , Er lad mich sur und süess s., kein wort kan
ich nit uss im bringen, gott geb, ich segi, was ich
well.' XV., Keller, Fastn. (.Der kluge Knecht'). ,Dabi
[bei dem Gerichtsentscheid] muost es bliben, Gott geb
wir sungid sur oder sües.' 1515, B Schreiben (Ansh.).
,[Der verlorne Sohn :] Ich hab mich von myra vatter
gschwungen, Gott geb wie süess er mir hab gsungen;
ich wollt sust nit also syn intan und mich myn lebtag
meistren lan.' GBinder 1535. .Herodias: Min bitten
ist gsin als vergeben ... Ich habe gsungen sur old
süess, so ists umb sust.' Aal 1549. — d) in der
alten Bed. gehoben, feierlich sprechen (doch
s. Sp. 1193 u.). ,[Der ,pfaff von Winingen' hat
den N. für eine Schuld gepfändet. Aber N._] nam
im daz pfand schalklich, darzuo rett er vor minen
herren frefenlich und sprach: der pfaff wil Judas
fluoch über inn [!] s., und sprach zuo dem pfaffen
under sin ougen: ... wenn ich wissete, dass du es
tuon wöltest, ich wölt dich durch den grind gesnyen.'
1394, Z RB. ,Der kaiser schluog seu [beim Ritter-
schlag] mit der kling entwerchs und ward in singend
disen vers: Hie besser ritter danne knecht!' Ring.
,Wenn ich din heiligen sun sehn sott... so sung ich
mit dem Simeon: Nun lass, herr, dinen knecht hin-
scheiden im friden...' Aal 1549. — 2. von Tieren.
Zunächst von Singvögeln, allg. ; der Volksspr. aber
zT. (so in Ap; G; Th) weniger geläufig als pßffe"
(Bd V 1079). Häufig im Kinder- und Volkslied. Alli
Vögeli singe"d schön bis am Samstig z' Öbe"d [usw.],
verbreitetes Kdld. Nachtigall, ich hör dich s., 's Merz
im Llb tuet mir zerspringe*. Lied. ,Der Star schwätzt,
schnadert, pfifft und singt: er ist, der Alles kann.'
Lied (,geistl. Vogelgesang'). D' Vögeli hend Chröpfli,
si singi"d der mit: min/n Schatz hed en Chropf, aber
singe" chan"-er nüd. ApVL. 1903. Die Vögel, wo am
Morge" so lüt singi"d, sind z' Abi"g der Chatz, sprw.
ZEls. ,Urteü du [Strauss] nit höher, dann dich ver-
standist, dass s dir nit gange wie dem esel, der ur-
teilet, der gugger sunge bas weder die nachtgall.'
Zwixgli. ,Vögel, die natürlich singend als nachtgallen
und dergleichen, cantrices aves.' Fkis.; Mal. ,Der
Graff von Vatz [1322] ... war so hart, [dass] wann er
die Gefangnen wegen grossem Hunger erbärmlich ge-
hört heulen, er gesprochen: Dise seind meine Vögelin,
welche lieblich in meinen Ohren singen.' Sprecber
1672. Von andern Vögeln. ,Kaka [ist] syn [des Spatzen]
spraach, die bhalt er noch, syn vatter hats ouch
gsungen.' Vogelgesang um 1560. Auch von Hühnern, =
grägelen 1 (Bd II 723) ZF., ,wenn sie recht zufrieden
sind' Bs. Mer höre" 's Hüenli s., es wird (d' Frau
ivül)-i"s (d'J Eili bringe" ..., singen die Eier bettelnden
Kinder an Mittfasten BsB., Reinach. .Einen feinen
Ton durch die Nase ausstossen, wie der Hund, wenn
er vor Ungeduld wimmert' Z (Dan.); Syn. sünen (Sp.
1103); sunggen. Vom Brüllen einer stiersüchtigen Kuh
GRNuf. (Trepp). Di" Ghue singt. Von den langgezo-
genen, hohen Tönen, die der Herdenstier bei starker
Erregung ausstösst BG. (Bärnd. 1911, 167). — 3. von
unbelebten Dingen. Von einer Pfeife; s. Bei (Bd VI
2 u.). Im Rätsel von der Chüeglogge" : Es geit Öppis
zum Brunne" u"d süß Nut »'"' gcit zum G'leckchastc"
u"'' frisst Niit u"J geit uf d's Feld use" ge" s. B (Kurz).
Vom Pfeifen der Büchsenkugeln; s. pfitzen (Bd V
1207/8). Vom Winde; s. al-sö (Sp. 33 o.). Von dem
feinen, langgezogenen Ton, den kochende Flüssig-
keiten hervorbringen Aa; Ap; Bs; B; L; S; Th; Z;
Syn. sünen (Sp. 1103); sunggen. 's Wasser singt Tb;
Z. Im Pfänndli inne" het 's g'chöcherlet und g'sunge".
JReinh. 1905. Wenn das Chindbettersiippli, das der
Wöchnerin in einem noch ungebrauchten Becken oder
Teller gereicht wird, nicht singt, so ist Etwas nicht
in Ordnung BsBinn. (Seiler), 's Tüpfi singt im Ofe"-
rör L. Auch von Äpfeln, die an offenem Feuer braten:
D' Öpfel hei" a"fah" s-en und pfüse". RvTavel 1904.
Von einem grünen Scheit, das ins Feuer geworfen
wird AALeer. (H.). — 4. vom Klingen in den Ohren.
Syn. lüten 2 aß (Bd III 1508/9); sunggen; vgl. auch
Ör (Bd I 412). 's singt-mer i" den Ore", nach dem
Volksglauben ein Zeichen, dass irgendwo von dem
Betreffenden gesprochen wird L. ,Mir schwept neiss-
was schwers vor, mir singt den ganzen tag das or.'
HvRüte 1546. ,Sonant aures, die oren singend oder
tosend.' Fris. ,üie oren singend, sausend oder pfeisend
mir, aures tinniunt sonitu suopte.' Mal. ,Ziegelsteinöl
vertreibt das Singen und Sausen der Ohren, so her-
kompt von dicken, groben Dämpfen und kalten Flüs-
sen.' JRLandenb. 1608. ,üie Ohren singen, tinniunt
aures.' Denzler 1677. 1716. ,Das rechte Ohr singt
mir, dexter mihi oculus salit, dextra tinnit auris.'
Hosp.; s. auch recht (Bd VI 209 u.). In anderm S.,
nachtönen: ,Dört hab ich gehört, wie das galt klingt,
min or noch singt.' GBinder 1535. — 5. lauten, von
Urkunden. Vgl. sagen (Sp. 393/4). .(Friburg und Berne)
die kann nieman gescheiden ... als noch ir briefe
singent, wan sis zesamen bringent [vergleichen].' XV.,
LTobler VL. — Singe" n. Hut häm-mer S., Sing-
stunde, wohl allg. Du chunnst nach dem S., zu spät
BG. (Bärnd. 1911); eig. mit Bez. auf den Gesang zur
Eröffnung des Gottesdienstes. , Singen eins singens,
cantare, cantitare, exercere cantus.' Fris.; Mal. Un-
eig.: ,Er hörte von den Schätzen in Luisiana allent-
halben so viel Rühmens und Singens, dass [ihn dar-
nach gelüstete].' Sintem. 1759. Vgl. auch Singens.
— singend. .(Allerlei) s-e vögel, oscines.' Fris.;
Mal. ,S-er reigen (tanz)', von Gesang begleitet; s. Bd
VI 2. — ge-sungen: a) in der RA. (a's) wie g'sunge",
= wie 'pfiffe" (Bd V 1077 u.). Das geit w. g's. W.
D' Arbet ist gär rucldich vo" Statte" g 'gange" , a's wie
'tenkt und w. g's. MKuoni 1884 (GRPr.). ,Es sei ein
recht kurzweilig Dreschen da Weg, der Tag sei ihm
ume"g'gangen w. g's.' Gotth. Was doch hittiges Tags
die Kinder nit Alles miend lere": remischi Zalen und
ditschi, 's isch grad glich, si lese"-s' w. g's. Firm. (Bs).
Vgl. dazu: ,Wäre also hier für beide Klassen nicht
ein gleich nützlich und vorteilhafter Kauf oder Aus-
tausch zu treffen? Ich glaube, wie erwünscht und
gesungen.' ADennler 1817. — b) eine .gesungene
Messe' uä., im Gegs. zur stillen. Vgl. besingen. .[Eine
Jahrzeit begehn] mit vigili und morndes mit einem
gesungenen selampt und mit einer gesprochenen messe.'
1387, ZRüti. ,Die jarzit began ... nach der selemesse
mit einer gesungen messe von unser lieben frowen.'
1394, L. ,Ob es sich begeben wurde, das zwei ge-
sungne empter uff einen tag in der kilchen gehalten
wurden.' 1519, Schw. ,Das der kilchherr mit fünf
priesteren ir jarzit sol began mit ainer gesungnen
vigily und mit einer gesungnen selmes und ain ampt
1109
seng, sni^r. song, sunt,'
1200
von unser frowen gesungen und die andern messen
gelesen Ton den seien.' 1530, ZEgl. ,Ein gesungen
Ampt.' 1055, SchwE. S. noch Chilchen-Ge-sang (Sp.
1182 o.). — un-gesungen. Nur in der häufigen For-
mel ,u. sin', ohne gesungene Messe, ohne Gottesdienst,
im Interdikte sein; vgl. Bann 3 d (Bd IV 1273). ,Daz
du stat in dekeinen ban valle, davon man u. müeste
sin.' 1321, Z StB. ,[1338] ward alliu pfafheit ze Zürich
uz der statt geschlagen und was man 10 jar ze Zürich
u. und an allen gotes dienst' Z Chr. 1336/1446; s. auch
Z Chr. XV. 42; Vad.I 445, ferner Just. 352. ,Dass der
selb Nagler einen banbrief dem lütpriester ze sant
Peter gab, dass man von des Sagers wegen u. müeste
sin, won das er lopt und verhies, usser dem kilchspil
und von der statt ze gand.' 1394, Z RB. ,Man sol
nachgan und richten, als N. her in die statt ist komen
darüber, dass es im verbotten was, und ouch als verr,
dass die von Wintertur und ouch er in banne sint,
dass man von ir wegen u. müess sin.' 1395, ebd.
,Vogt und rät ze Seh. syen uberkomen ... besunder
darumb, daz nu hinnenthin gotsdienst dester minder
nidergelait werd, daz nu fürbas ain ieglicher unser
burger oder burgerin ald bysäss oder lantman, ainer
oder me, die als verre gebannet werdent, daz man
von ir wegen sölt oder müest u. sin, dieselben
personen [sollen schwören die Stadt zu verlassen]
unz uff die zit, daz si sich von den bannen genzlich
gelediget haben.' 1406, Scb StB.
Amhd. ringem, -m; vgl. Gr. WB. X 1, 1067 ff.; Martin-
hienh. II 365. Hinsichtlich der B RA. Ei'Hi <f « Maij(el)i
«. (Sp. 1196) darf die schon iu der Aura, zu Mauwi (Bd
IV 606) erwogene Zugehörigkeit zu Maria als sicher gelten;
Mäui (wofür Mali lediglich falsch restituierende Schreibung)
beruht auf Entstellung, welche die RA. erfuhr bei ihrem Vor-
dringen in die au B angrenzenden Gebiete, denen sowohl der
zugrunde liegende Brauch als auch die B Form Mäiji für
Maria fehlte. Altes Nom. ag. zu gingen (vgl. Singer) ist wohl
der FX. „Sing' Tb; Z (schon im XVI.). Hieher auch der
FX. .Ningiseu, -ysen, -eisen.' XVI./XVIII.,BsLie.; XVI./XV1L.
AaMell.; 1610, BBiel; 1612, AaMuri.
ab-: 1. wie nhd. Ein Lied a. B (Zyro); Ndw
(Matthys). Auch bei Spreng; s. trocken. — 2. ein
Gebiet a., vor allen in Betracht kommenden Häusern
desselben singen, von Gahensängern. Es tcär natürli'h
nid mögU'* g'sl", i" einer Nacht der ganz Chilchgang
mitsamfem Stedtli go" abz' singe"; drum hed-mer 's i"
föif Öbi"g oder Strich i"'teilt L. — 3. I°h will-der's
a., gleichs. die Schuld durch Singen abverdienen,
Schuldner iron. zum Gläubiger GA.
über-, über- Ndw: 1. Einen mit etw. ,ü.', Etw.
über ihn singen; vgl. Sp. 1192. .[Stallknechte] so...
zuovor in [Vadian in Zug] mit unbeschaidnen groben
liedli tratzlich übersungen betten.' Kessl. — 2. refl.,
sich beim Singen überanstrengen Tb; Ndw (Matthys).
Vgl. Chasten 3 (Bd III 536). - Mhd. und nhd. in andern
Bedd. (Lexer II 1658; Sanders II 1101).
um- trennb.: von Haus zu Haus um Gaben singen
L; s. Wihen-Nacht (Bd IV 659 u.). .Noch jetzt dürfen
die Chorales (Sängerknaben) nach Weihnachten in der
Stadt und Umgebung herumsingen, und im XVIII.
wird erwähnt, dass neben dem lateinischen Schulherrn
auch der deutsche Lehrer mit seinen Knaben am un-
schuldigen Kindleintag und am Neujahr u. dürften'
LSurs. ,So uf beider festagen abend [am Fest Ca-
tharinie und Nicolai] die schuler nach altem bruch in
die schul zum nachtessen zusammenkummen begeren,
wollen wirs inen verwilliget han, und hernach umb-
zusingen, aber also, das ... mit dem singen das gschrei
mit sovil manchen rotten der knaben uf der gassen
abgstellt werd (vorhhalten die armen) und coralis
mit den schulern in bisin des Schulmeisters ein-
helligklich singind.' F Schulordn. 1577. ,So unsere
klöster in der statt sölehs [die Speisung der ,armen
schuler'] nit vermögen, so teilt man in richlich
gnug, wan si umsingen [folgt der erste Beleg unter
Partem 2 Bd IV 1618 u.].' ebd. — ume"-: = dem
Vor. L; Ndw. 's isch e" alti Üebi"g g'si", dass-si [die
Kirchensänger und -musikanten] all drü Jör hend
dürfe" i" der Wihe"nechtszlt im ganze" Chilchgang go"
u. Schwzd. (L). ,[Die ,armen Chorschuler' haben] den
Partem Freitag und Sambstag vor den Häusseren zu
singen, wie auch auf der Heiligen drei Königen Tag
und Fest mit dem Stern umben zu singen und das
gute Jahr einzuziechen.' Anf. XVII., UAltd. Kirchen-
satzg. — Uinen-singer Omme"- m.: ,ein Lauf- oder
Strassensänger, ein Kurrendaner' Ai-M. (TTobler).
an-: 1. (als der Erste) zu singen anfangen Nnw
(Matthys). .[Sperber zur Nachtigall:] Nu dar, sing an!'
Boner. — 2. mit (Dat. P. und) Acc. S., (Einem) durch
Singen Etw. ankündigen. Bes. 's Neu-Jär a. I" eile"
Orten im Türgi ist vor drissg und me'' Jöre" noch der
Bruch g'sl", dass de" Schuelmeister mit sine" Schüelere"
i" de* leiste" Nacht im Jör g'gange" ist go" 's alt Jör
üs- und 's neu a"singe". Schwzd. 33, 49 tf. (. D' Ncujör-
singer'). Die Feststimmung am Neujahr wurde einge-
leitet durch das ,Neujahransingen' der Nachtwächter.
Sie sangen nämlich, unterstützt von einigen lieder-
kundigen altern Männern, Weibern und jungen Mäd-
chen, während der Neujahrsnacht vor dem Pfarrhause,
dem Hause des Präsidenten, den Häusern der Ge-
meinde-, Kirchen- und Schulvorsteher, verschiedener
andrer Bürger und namentlich der Kranken einige
Verse eines Gesangbuch- oder Bachofenliedes ScHSchl.
(APletscher). Grossweibel N. stiftet 15 ß den beiden
Wächtern, damit sie von St Michelstag bis Ostern den
Bürgern und Herren ,den guoten tag ansingen.' 1595,
LWill. — Vgl. Gr. WB. I 403 und bes. Schm, 2II 313;
Fischer I 261/2; Schullerns I 148/9.
oben-ine"-: ,die obere Stimme singen' BE. , Unser
Volk singt seine Lieder stets wenigstens zweistimmig,
meist aber dreistimmig, ganz abgesehen von dem
früher mehr als jetzt gebräuchlichen „Obenynesingen"
(Tenorpartie, von Frauenstimmen ausgeführt).' B
kirchl. JB. 1892, 269. — undere"-: mit Dat. P., =
nider-s. (s. d.) L (nach Zyro).
er-: 1. mit Singen erwerben Ndw (Matthys). Si"s
Wtbli e., vom Finkenmännchen. Bärxd. 1911 (BG.).
,Sol ich niht e. wan der liute haz.' UvSingenberg.
,Das guotjar e.'; s. Sp. 1195. — 2. der Öbe"d e., sich
mit Singen bis dahin die Zeit vertreiben S (BWyss
1863, 175). — Vgl. Gr. WB. III 985.
üs-: 1. das Singen beendigen Ndw (Matthys). Iez
isch ['s] üsg'sunge", hat das Singen ein Ende, wohl
allg. S. auch lesen (Bd III 1416). ,Der ander gesell
stuond bi inen, bis dass si usgesungen, und do si
gesungen, do sprach N ' 1411, Z RB. S. noch Sina-
gögen (Sp. 1084 u.). Mit Acc. ,[Die Schulmeister sol-
len] ee man anheb ze predigen, ein psalmen oder
sunst ein geistlichs gsang mit den knaben singen,
nach vollendter predig aber ein andern psalmen an-
heben oder, so der vordrig nütt ussgesungen war,
120]
Sang, seng, sing, song, sung
vollenden.' ZWth. Scliulordn. 1571. ,Wan dass Patrem
schier ussgesungen ist, ist Zyt ze gon.' SchwE. Kanzlei-
kal. 1620. — 2. 's alt Jör ü.; s. ans. 2. — Vgl. ür.
WB. I 973; Fischer I 521.
ver-. Nur in der Wendung versunge" ha" a) mit
Singen fertig sein B (Zyro). Si hei" i" der Chil'he"
grad versunge" g'ha", ivo-n-ich ine"g'gange" bi". ,Wann
man versunken, wann der Kyrchendiener Amen spricht,
so laufet ihr alshald hinweg.' JMüller 1G73. , Selbst
in der Kirche gab es nach der Predigt verschiedene
Angriffe; als man versungen, rief N ' G Walser, Ap
Chr. 1829. — b) sl"s Geld v. h., verschleudert, ver-
prasst haben BBurgd. - Vgl. Gr. WB. XII 1327.
vor-: wie nhd. 1. (vor im räuml. S.) singend vor-
tragen, wohl allg. Ei"'m Öppis v. S. auch näch-pfiffen
(Bd V 1081 o.). ,Nun hört, jezt geht die Music an,
der Dorfmagister lobesan will selbsten eins v.: das
Vreneli ab dem Guggisberg und Simes Hans Jogeli
änet dem Berg vortrefflich tun erklingen.' Reihe über
das Käsmahl zu BWimmis 1741. S. noch Gesang
(Sp. 1177). — 2. (vor im zeitl. S.) den Gesang mit
seiner Stimme führen. ,Als ettlich frömbd handt-
werchsgesellen ein unzuchtig wesen mit singen und
schryen zem Elsässer gebrucht haben, als man gegen
dem wetter und ave Maria gelütet hat, ist erkendt,
das der, so inen vorgesungen hat, V2 march und der
andern jeder 1 Ib. 5 ß bar zuo buoss geben sollen.'
1496, Z EM. Insbes. (meist abs.) beim reformierten
Kirchengesang G; Th und weiterhin; s. Vor-Singer
,üass er [der Schulmeister] das ganze Jahr durch
beim öfentlichen Gottesdienst ... vorsinge und das
ohne absonderliche Belohnung, weilen das V. in der
ganzen Christenheit einem jewiligen bestelten Schuhl-
meister und nit einem Pfarer zustehet.' ApHeiden Schul-
ordn. 1737. ,1742, den 5. Christmonat, hat ein ehr-
same Kirchhörin Heiden dissen 5ten Art. entkräftet;
ess solle der Hr Pfarer v. oder in seinem Kosten ein
Vorsinger haben.' MRohner 1867. , Zur Verwunderung
gereichte, dass [bei dem Gottesdienste, welchem der
von Zürich gewählte Landvogt vor dem Huldigungsakt
in Diessenhofen beiwohnte] ein halb Dozend bewaff-
neter Bürgeren, die zuvor unter dem Gewehr ge-
standen, einsmahls hervorgetreten in ihrer Waffen-
rüstung mit Patrontuschen und Degencoplen, und an-
gefangen haben v.' 1762, Z TB. 1881 (Memoiren des
betr. Landvogts). — Vor-singer m.: Vorsänger.
Scherzh.: Ich ha" e" Chüeli ond e" Ghalbeli ond en
Esel dabei, 's ist nüd eil dra" g'lege", wer de'' V. sei!
Firm. (Ap). Spec. a) der Vorsänger der vor den Häusern
singenden Neujahrssänger GrTIis. — b) = Vorsän-
ger b, zunächst beim reformierten Gottesdienst, so Ap;
B; G; Th; Z, heute mit der Sache meist f. De" Vatter
ist V. g'se" i" de" Cherche". ATobler 1901/2. Vgl.
auch Stimm-Sack (Sp. 641 u.). ,Mart. 27 werden denen
Vorsingern wegen bisher in der Kirchen geführten
Gesang jedem 15 fl. verehret und hinfort jedem V. zu
StLorenzen und St Magni jährlich 12 fl. zu einer Be-
lohnung bestimmt.' 1600, KWilii 1847 (GStdt). ,Weil
in der Kirchen das Gesang schlecht fortgehet und
wenig neue Sänger gepflanzet werden, hat man dem
V. für ein Jar erkennt von der Gmeind einen Mtttt
Kernen zu geben mit dem Geding, dass alle Sonntag
von im im Sommer im Gemeind-, Winterzeit in seinem
Haus das Gsang mit der Jugend soll geübt werden
und er verbunden sei, einem Jeden die Noten, Schlüssel,
Schweiz. Idiotikon VII.
Auf- und Absteigen zu weisen.' 1694, ZZoll. Pfarrprot.
,Die junge Mannschaft, Knaben und Tochter, sollen...
von den Vorsingern im Gesang geübt werden.' 1716,
Z Ratserk. ,[Dem Vorsinger wurde] 3 fl. 36 Kr. Be-
lohnung und Hs Konrad Hirameli zum Sekundanten
gegeben; dessen Bruder Hs Ulrich war der erste V.'
1724, ApWaldst. (.TJSchläpfer 1839). Das Amt lag auf
dem Lande fast überall in den Händen des Schul-
meisters; vgl. bes. H Weber 1866, 101 ff., ferner ANäf
1891, 38 (XVIII./XIX., ZRüschl.); EStauber 1894, 69
(1771, ZEH.); HMorf 1896, 30(1692, ZRorb.); HHasen-
fratz 1908, 168 (XVIII., Th). Im XVII. musste in
THAad. der Pfarrer das Amt des ,Vorsingers' über-
nehmen; später wurde es Sache des Schulmeisters.
JNater 1898. Auch beim kath. Kircbengesang: ^lei-
dem f. zu (Jberwyl 1 Gl. 20 ß.' 1791, AiKe. In der
Synagoge: ,Michel, v., jud, [klagt] uff Kaiman, den
Juden, als ir gewonheit in ir jutschheit ist, daz die
Juden an dem mentag und an dem cinstag für ein v.
gerueffet werdent und daz si der selb v. dann segnet,
als ir gewonheit ist, daz ist der obgen. Mychel in dem
zit, als dis beschach, v. gewesen und beruefte den
egen. K., daz er für kam, und do er in gesegnet mit
den fünf buochen Moysi, als ir gesetzt statt, do
fluochet der K. dem M. ...' 1384, Z RB.
Vgl. Sanders II 1101; Fischer II 1672; Martin-Lienh.
II 365. , Vorsingers' als Familienzuname. 1764, ZHö. (H We-
ber 1899).
fort-: weitersingen. ,Alle Psalmen der Ordnung
nach [wie sie im Buche aufeinander folgen] f.' Gespr.
1769. S. auch Lied (Bd III 1095).
mit-: wie nhd. allg. Das Lied, wosi scho" als
Chinder mitg'sunge" hei". BWyss 1863. ,Alle, welche
lesen können, sollen in allen Kirchen des Landes am
Sonntag und in der Woche andächtig und eifrig in.;
die Verehlichten und Ledigen, Männer und Weiber,
Söhne und Töchter sollten bei Freuden- und Trauer-
anlässen das Psalmenbuch mitbringen, den Gesang
abwarten, den Psalmen aufsuchen und entweder nach-
singen oder nachlesen.' 1716, Z Ratsbeschl. — Mit-
singer m.: ,N. ist ein guter M.' 1637, ZEmbr. (Be-
völkerungsverzeichniss).
nä '■''-, nöch-: 1. a) wie nhd. nachsingen, wohl
allg. S. auch mits. — b) spec, = grad haben (Bd VI
501) L (ALGassmaiin); vgl. zues. Weleher singt nö'k?
's müer'-mer aber üppe" swe oder drei n.i sagt der
Vorsänger. — 2. nachrühmen; s. und (Bd I 322 Mitte).
— näche"-: = dem Vor. 1 a; auch: Andern nachspre-
chen Ndw (Matthys).
nider-: „mit Dat. P., zu Bette singen L", Neu-
vermählten am Hochzeitsabend (oder nach der Hoch-
zeitsreise vor der ersten Nacht im neuen Heim) das
alte Nider singer- Lied (,Wo kommt denn auch der Eh-
stand her ...') singen; die Singenden werden darauf
zu einem gemütlichen Abend ins Haus geladen oder
erhalten ein Geldgeschenk für einen gemeinsamen
Trunk im Wirtshaus LWigg. (doch in Dagm., Reid.f);
s. ALGassmann 1906, 47/9 (Texte). 184 und vgl. un-
deren-s. ,Beim N. ahmten Diejenigen, welche nicht
mitsingen konnten, die Fabrikation einer Wiege nach
mit lautem Gepolter.' oO. (FStaub). ,Sind etlich Meitle
vor Chorgricht bschickt worden, weil sie nächtlicher-
weis Mannenkleider anglegt und vor des Lienhards
Haus niedergsungen hei".' 1663, BRoggw. .Die, welche
den Hochzeitleuten niedergesungen, sind ermahnt wor-
Sang,
sing, song, sung
1'JiU
den, von solcher Insolenz abzustehen.' 1670, ebd.
1698 verbot die B Regierung alles sogenannte Nieder-
singen. JJFrickart 1846. ,In F schaffte 1809 durch
Beschluss der kleine Rat das sog. N. als einen Miss-
brauch ab, welchen Beschluss der grosse Rat 1810
zum Gesetz erhob. Dieser alte Volksgebrauch bestand
darin, die Neuvermählten eines Dorfes durch Gesang
zum Brautbette zu begleiten. Ein Chor aus Jüng-
lingen und Mädchen sang Lieder mit plumpem, doch
nicht unanständigem Inhalt, bis die Getrauten durch
Geld oder Wein dem Gesänge ein Ende machten. Es
schlichen sich aber Missbräuche und Unordnungen in
diesem Vergnügen ein.' Schweizerb. 1811; darnach bei
St. — Nider-singet m. B, -singete" f. F: der
Anlass des ,Niedersingens' mit der sich anschliessen-
den Bewirtung und Lustbarkeit B (auch lt Zyro); F.
Es wird doch [bei deiner Hochzeit] e" N. ge"? Gotth.
,Hier müssten sie Hochzeit halten und ein N. müsse
sein wie lang nie.' ebd. ,Die Niedersinget, die nach
und nach abgehen.' ebd. S. auch An-süffet (Sp. 351).
Auch schwäb.; vgl. Gr. WB. VII 797; Birl. 1862, 331.
385; .1874, 305, zur Sache auch ,Ansing' bei Fischer I 261.
be-: 1. ein neues Orgelwerk ,b.', dessen Töne an
der menschlichen Singstimme prüfen. ,Uf das ward
das werch zuo Bischofzel ... im 1523 jar ussgemacht.
Und uf nächsten tag nach Verene im selben jar nam
ich herN., och [wie Sicher] Organisten zuo Sant Gallen,
uss entpfelch miner herren vom capitel zuo ainem
gehilfen und bsungend das werch, und was trülich
und wol gmacht nach lut des verdingzedels.' Sicher
1531. — 2. mit .Singen' dh. Messehalten versorgen.
Eine Pfründe ,b. (und belesen)', die vom Stifter vor-
geschriebenen Messen (und Gebete) halten. ,[Dass
N.] jerlich 10 müt kernen da von ze zinse geben sol
eim caplan, der die alten pfruonde zuo der kapeilen
zen Nidern Baden besinget.' 1358, AaB. Urk. S. auch
be-lesen (Bd III 1418). Entspr. .eine kilchen, einen
altar [uä.] b. (und besorgen).' .Wenn ein lütpriester
ze Barr an einem sunnentag sin helfer bar uf gen
Husen nüt senden mecht, die kilchen ze Husen ze bes.,
so batt er...' 1402, Z. ,[N. vermacht einen Zehnten]
an St Gallen altar [der Propstei Zürich], uff dem kor
gelegen, den jetz herr BRichaman besingt, capplan ze
der brobsty Zürich, und die pfruond desselben altars
nüsset, also mit dem geding, das herr R. und ein
jeklieher capplan, so dann den obgen. altar besinget
und die selben pfruond ... nüsset, in dem kor ein
selmess haben und lesen sond.' 1429, ebd. , Fürer gilt
die selb widern einem priester zuo Büllach, der daz
kilchli ze Büllach besingt, 4 mütt kernen.' 1433, ebd.
.Dass her N. dieselbe kilchen sol b. und besorgen.'
1450, S. ,[Dass der Priester in LMei.] die cappel b.
sol also, das er all wuchen ungefarlich 4 messen haben
sol.' 1472, Gfd. S. noch Chappel (Bd III 382). Eine
,bruoderschaft [s. Bd V 425, Bed. 3] begän und b.'
.Desglich die opfer, so dann fallt, so man sant Martis
bruoderschaft begatt zuo den fronfasten, sollent wir
uns ouch nützit annemen, sunder das ouch sant
Martin und dem gotshus volgen lassen, so oft man
die zuo den fronfasten began und bes. wirt.' 1519,
Schw. .Brut und bare b.'; vgl. Bd IV 1431/2. V 995/6.
Verkommniss zw. dem Leutpriester zu Winau und dem
Kaplan zu Aarwangen, der Letztere ,sol kein br. noch
b. bes.' 1341, B. Mit Acc. P.: ,[Die Leute von U
Erstf. haben das Recht] das si von einem kilchherren
usser dem hoff besungen und versorget sullen sin
mit einem biderben priester ungeverlich ... und sol
der inen messe han alle sunnentag...' 1393, U. Mit
Objektverschiebung: ,Die mess b.', die Messe singen
(als Amt). ,[Dass N.] ein mütt kernen jerlicher gült
... ze kouffen geben hat der früeyen mess in unser
frowen capell ... die jetz her Johans Schwarz be-
singet' 1403, Z. ,Das wir einem jeklichen priester,
dem dann die vorgeseit pfruond verliehen wirt und
die selben früemesse besinget, jerlich uff sant Martis
tag richten süllen 30 stuck gelts ... darum daz der
selb priester bi uns beliben, die selben früemess b.
und die narung bi uns gehaben muge.' 1419, aZoll.
1899. , [Herrn N.] 8 Ib. von dem ewa[n]gelgum ein
jar ze b.' 1423, ZFraumünster. Dann geradezu = singen
in der scherzh. Wendung: Wo 's der Bruch isch, b'singt-
me" der Pumpernigqel in der Chilche" BsL. ; s. Pumper-
Niggel (Bd IV 707). — Be-singniss f., in UBauen,
Seh. Bsiijk/niss f. n.: Totenmesse, ,Gedächtniss.' Der
Pfleger der Bruderschaft der 33 Brüder soll sorgen,
dass für den verstorbenen Mitbruder eine besondere
.Besinkhnus' gehalten werde. 1653, AKüchler 1895.
.[Die Kirche in Bauen soll] aber kein Taufstein [ha-
ben], wie auch kein Freithof zu begraben, sonder
dise Rechtsamen soll der Pfarrkirchen zu Seedorf
alleinig sein und verbleiben, samt allen Besingnussen
der Abgestorbenen, wie von altem häro.' 1696, U.
Begräbniss(tag), Beerdigung UBauen, Seh.; vgl. B's.-
Tag. Morgen ist d' B's. Pk bin a" der (am) B's. g'si".
Mhd. besingen (auch in Bed. 2) ; einen (töten) &., für ihn
die Exequien siugeu; besinynüese f., exeiiuiie; vgl. zu Vit und
Subst. Gr. WB. I 1621/2; Schm. 2 II 313; Birl. WB. 57 a;
Fischer I 918/9; Unger-Khull 72. Die Ausspr. -;;/./- ver-
gleicht sich der von b'eäißxt für b'sängt (Sp. 1189).
z u e - : = näch-s. 1 b, spec. von der zweiten Stimme
(= Sekund mache" Sp. 680) L; vgl. ALGassmann 1906,
S. VI und 174. Mer wei" [wollen] noch ei"s singe'!
Welche* macht Sekund? Du? — Jö, wenn 's mues'-si";
aber de'' Seppli cha"" besser z. — He nw so de""! L
Vaterl. 1905.
Alt-jär-äbe-d-Singe- n.; s. Nüw-Jär (Bd IH
61). — Guet-jär-; vgl. Sp. 1195 und s. auch Bing
(Bd VI 1080 u.); Nacht-Ge-sang (Sp. 1183); Sternen-S.
,Die wyl dann vormalen umb die Zytt des nüwen
Jars biderb Lütt mit dem guten Jar singen uber-
louffen und übel beschwärt worden, neben dem das
under dem Schyn desselbigen vil Ungeratens für-
gangen, [haben] wir ouch solches abgeschafft und ver-
botten.' 1600, L.
Nuw-jär-; vgl. Sp. 1183 und s. auch Nüw-Jär
(Bd III 61/2); Bing (Bd VI 1081); Brunnen-Sock (Sp.
683); Narren-S. Wie mengsmol han-i'1' och mitg'holfe"
neujörsinge" ! Schwzd. (Th). ,Das Nühjars. soll ins-
künftig in unseriu Land ganz und gar abgestellt sein
in allen Uertenen.' 1674, Ndw Beitr. 1884; vgl. auch
ebd. S. 18. ■ — Nüw-jär-Singer m. : = N.-Sänger (Sp.
1185 u.) BG. (Bärnd. 1911); Th (s. an-singen 2).
Chüechli-: das Singen um Fas-nacht-Chüechli
vor den Häusern; vgl. Bd III 139, auch Sp. 1196.
,[Der Rat verbietet] Butzenwerk und Singen [an der
Fastnacht, da er seit mehrern Jahren mit Missfallen
gesehen] welcher Gstalt das Verbutzen und Vergstalten
in andere unrymliche Bekleidungen, ouch das Küchlint
singen und Busen und Prassen ... so gar überhand-
genommen.' 1604, BStdt (Polizeibuch). — Kranz-:
Sang, seng, sing, song, sung
I2Ö6
= ,.um den Kranz singen' (Sp. 1192). ,Das Tanzen,
Spilen und das Kranz- und Ringsingen [wird abge-
stellt].' 1597, L (AI'V.). — Chräpflime-: die Sitte
des CAröy>/K-Bettelns durch ledige Burschen Zg; s.
Bd III 843 u. — Litanei-. .[Durch] das L. der [Ein-
siedler] Bilgeren ... werde nicht geringes Argernus
verursachet, [daher sollen die Wirte] die Bilgrin vor
dem L. fründtlich wahrnen.' 1083, Z (Schreiben des
Rates an den Vogt zu Wädenswil).
Nacht-. ,[N. solle] luogen, das er nit raee mit
semmlichen Sachen körne und des nachtzsingens [!]
und schlaftrunken müessig gange.' 1533/8, Z Ehege-
richt. .Das N. am Neujahr wird bei Strafe verboten.'
1559, AaBi\ StR. (Regest). — Fas-nacht-; vgl. Sp.
1196 und s. auch Nüw-Jär (Bd III 62). ,[Verboten
wird] auch das Fasnachts. vor den Häusern, tags und
nachts, Alten und Jungen, sonderheitlich auch den
Schülerknaben und Töehteren, welche disen Tag wie
sonsten die Schuhl besuchen sollen.' G Mand. 1708.
— Wihen-nacht Wienecht-; vgl. Sp. 1195. No'h
jedesmal, wenn d' Buchser dö uf de" Berg ufe" sei" cho"
w., hed 's Heu, Öpfel und Bere"s g'nue" g'ge" LWigg.
(ALGassmann). S. auch Nüw-Jär (Bd III 62). —
Narren-: wohl das Bettelsingen von Fastnachts-
narren. 1590 wird in Luzern ,das Neujahrsingen und
N. ganz abgestellt.' AfV. — Psalmen-. .[Wie der
Abt von St Gallen den reform. Toggenburgern] auch
understanden, das psalmensingen abzestricken und ze
weeren und wie landtamman Redig von Schwytz dar
und uffgestanden in öffentlicher landtsgmeind, die
biderben lüt ermannet, dass sy sich der psalmen söl-
lind müessigen, söllind darfür das Grettlin singen etc.,
dann auch grad etliche ort der Eidtgnoschaft die
psalmen auch nit singind.' 1598, Z. ,[Es soll] zu der
gewonlichen Mittagpredig das Ps. ingeführet und,
wie in andern reformierten Küchen auch brüchig,
geübt [und dafür gesorgt werden], wie dassälbige durch
die Schüler in der oberen Schul mit den Führern des
Gsangs ins Werch gerichtet werde.' 1600, Z. ,Es ist
merkwürdig, dass bei der Einführung des Ps-s an vielen
Orten nach der Predigt fast alles Volk aus Aberwillen
zu den Kirchen hinausgeloffen, dass man oft in den
grösten Gemeinden nicht mehr als 8 oder 10 Männer
samt dem Schulmeister singen gehört.' Gespr. 1769.
S. auch ver-pfruenden (Bd V 1290 u.) ; sehen (Sp. 536 o.) ;
Haupt-Sänger (Sp. 1185). — Ring-; s. Bd VI 1081,
auch Kranz-S. — Sterne"-; vgl. Drei-Chünig (Bd
III 332). .Guottjarsingen und St.' RCysat (Br.). —
Würstli-: = um d' Wurst singe" (Sp. 1190 o.) BsB.
( A f V . 1 1 1 334 f. ). — H Ö c h - z i t Höchsig- : = nider -singen
LWigg. (ALGassmann 1906).
Singe°s n.: = ße-sing (Sp.1190 o.) Bs (Seiler). Da'
'sch-mer au'h e" S. Das! — Eig. Gen. des Iuf. (Geruud.).
Auch eis. (neben O'nnge")) ; s. Martin-Lienh. II 3G5.
Singer m.: Sänger Ap (T.); Gr (B.); L (Ineichen);
PAL; S. Wie die Singer ... mit-ere" Freud g'sunge"
händ! an einem Sängerfest. Alpenb. 1825 (GT.). In L;
S zunächst von den Weihnachts- und Neujahrssängern,
die von Haus zu Haus gehn, ,eine ehrenhaftere Art, die
Wohltaten der Leute in Anspruch zu nehmen' (In-
eichen). Langsam iß" die [Neujahrs-]Sinr/er ires Wegs
fürt, wo 's Lied bald verbi g'sl" ist. BWvss 1863 (S).
S. auch Bettler (Bd IV 1837). ,S., sänger, cantor, musi-
cus.' Fris.; Mal. ,Do Heliseus weissagen solt, beschickt
er ein psalten oder s.' LLav. 1582. ,Den Singeren [bei
der Messe im Wildkirchlein sollen aus den jährlichen
Zinsen] 10 Batzen gegeben werden.' 1679, Ap (Stif-
tungsbrief). .Denen [Kirchen-]Singeren 1 fl. 2 ß.' 1779,
ÄALunkh. (Pfarreirechn.). S. auch singen (Sp. 1192);
Ziting-S.
Mhd. singcere, -er (Lexer II 929); vgl. Gr. WB. X 1.
1090/1. Wie in der Schriftspr., ist auch in unsrer MA. (viel),
abgesehn vou einem Teil der aaOO.) Sänger die heute herr-
schende Form; Singer erscheint mehr nur als gelegentliche
Neubildung zum Vb singen für Einen, der gerade singt; vgl.
dazu unter Pfiffehr 2 (Bd V 1068). S. als Beiname: ,Ich
Cnonratt Holzriitiner, den man nempt S., der zyt miiller
zuo Flawil ...' 1451, GB<r. 1906. ,Hans Schneitter, gen. S.,
zue Obernennffohren.' 1604, Th. Als FN. Th, urk. 1. H.
XIV., ZUet. a/S.; XIV., LSenip.; 1400, UwBuochs; 1412,
ZRB.; 1435, Zg; um 1450, SchwTugg.; 1454/1635, ZAlt.;
1469, UwNiederrick.; XVI., AaZof.; XVI., SStdt; 1589, h
Schötz; 1603/39, SchSt. (oder vom Ortsu. .Singen'?) ; XVIII.,
BKirchd. Als Fluni. (lAltStJoh. (Buchenwald); in der Zss,
,V8geli-S.' ZOGlatt (,Acker im V.').
Leg-ören- s. Leg-ör 2 (Bd I 415) und vgl. noch
Ursenkai. 1893, 18. - Kirchen-. 1779, AALunkh.
— Lieder-. .Demnach uns unser Burger JAVulpi,
der Buchtrucker alliier, vorbringen lassen, dass wegen
vielfaltigen Verkauft's frömbder Calender durch die
Buchhändler, Buchbinder, Umbtreger und Liedersinger
er der oberkeitlichen Concession ... verlürstig und
beraubt werde [so erkennen wir] dass Mänigklichen, als
den Husierern, Calendertregern, Liedersingern und
dergleichen [der Verkauf anderer Kalender verboten
sei].' 1692, B Spruchbuch; vgl. JHGraf 1896, 32. —
Mai Mei-: die Bd IV 2 u. erwähnten Gabensänger.
Bärnd. 1911 (BG.).
Tripel-? ,Ihr verbeinte Luftespringer und ge-
kripte Tripelsinger ... spielt eins nach der sanften
Art.' GMüller 1650 (Vorspruch zum Totentanz der
geistlichen Herren).
Ziti°g .Zeitung-': wohl = Stüeli-Sänger (Sp. 1186).
,[Tod zum] Z.: O Singer, ich hab ein newe Gschicht
zusamen componiert und gricht.' Anf. XV1IL, oO.
singerig Bs, ge-s. AiLeer. (H.): = singelig (Sp.
1190). 's isch(t)-mer (lez) nit (g')s. — Auch bei Gr.
WB. XI, 1091; Martin-Lienh. II 366.
Singeri-, in PA1. Singri" — f.: 1. Sängerin PA1.
(Giord.); Ndw (Matthys). ,S-in, psalteria.' Fris.; Mal.
— 2. = Sängerin 2; s. d. (Sp. 1186 u.). — Vgl. Gr. WB.
X 1, 1091/2.
Alt-: Altsängerin GA. — Lieder-. .Einer L-in von
Zürich [sind] wegen eines zu Justificierung des neuw
verbesserten Calenders aufgesetzten Lieds zwen Taler
ausszerichten und zuverrechnen.' 1701, BRM.; vgl.
dazu JHGraf 1896, 37.
singerle": leise oder langsam tändelnd singen.
Dial.
ab-: herunterleiern. Jeden Abend muss eine ge-
sätzliche Anzahl Kapitel [aus der Bibel] von einem
Kinde unter dem Geschnarre der Spinnräder mit ge-
fallenen Händen abgesingerlet werden, und keine Ka-
pitel werden andächtiger hergeleyert als die Ge-
schlechtsregister.' Sintem. 1759.
singeri ich: in langweilig singendem Tone; s. das
Vor. .[Ein schlechter Prediger] betet so s., dass den
Zuhörern dabei nicht änderst wird, als ob sie wiederum
mit ihm in der Schule wären.' Sintem. 1759. — Bei
Gr. WB. X 1, 1092 = singerig.
L207
Sang — Sung. Sangg - sungg
12ns
Singet m.: Gesangfest S; Ndw (Matthys; ohne
Def.).
Siugete" f.: Singerei Ndw (Matthys). Neujahrs-
singen vor den Häusern: ,Liess im ASchoch in recht
tragen, wie sy am nüwen jar [in ZFäll.] ein singotten
ghept und aber sinem schwächer nit gsungen ...
[JMeyer sagt aus] wie er zuo inen kumen in des
Schochen huss ..., do habent sy von dem singen gseitt
und dem glich, als ob ers sölt abgschlagen, das man
des Schochen schwächer nit sölt gsungen haben.'
1538, Z KB.
singig: 1. singlustig B (Zyro); 2. leicht zu singen
Ndw (Matthys).
Singäller m.: Hauptschwein BJura (Jägerspr., lt
Diana 1909, 55). Syn. Ein-Gänger (Bd II 358 u.); Ein-
Sidler (Sp. 305); Soldier (Sp. 861).
Ausspr.? Zu gründe liegt ein für die Formen der roin.
Patois des BJura vorauszusetzendes "ringler <(porcu) singulare.
Singel, um-singlen s. unter Z-.
Singe": .weisse faserige, zähe Masse im Fleisch,
wie es der Metzger gibt' GGoss. Syn. Sing - Fleisch
(Bd I 1223), -Leder (Bd III 1073); Wachs.
Die Bed. spricht für Anschluss an Senen (Sp. 1012).
i in der Wurzel zeigt sich auch anderweitig (vgl. Hr. WB.
X 1, 148/9) und kann auf alter Doppelheft beruhen (vgl.
ahd. rinewa Graft' VI 266; ferner an. sin. ags. sunt). Zum
Übergang von dentalem Xasal in velaren vgl. etwa Chinni II
(Bd III 320). Etym. Zsgehürigkeit mit ringe" ist unwahrsuh. :
der Volksglaube vom günstigen Einfluss auf die Stimme (vgl.
die Anni. zum Folg.) wird erst Folge des Gleichlauts sein (vgl.
aber Ahuliches unter Walt.*- ir</<7is). l>as Geschlecht war nicht
sicher festzustellen, der Einsender vermutet n., viell. durch
Anlehnung an die Synn. (oder an den subst. Inf. 's Singe"?).
Singere" f.: .Sehne, bes. eine breite, dicke' ApH.,
M. (T.).
Zu der Bemerkung bei TTobler: ,Junge Leute essen sie
mit Vorzug, da sie die Stimme verbessern soll; daher der
Name' vgl. die Anm. znir. Vor.
Singess GBh., -esse" Gr (lt JJörger 1905) — f.:
Kubglocke GRh., Glocke Gr (für Pr. abgelehnt). Syn.
Fimmelen II (Bd I 827).
Amhd. eingoß m. Das W. ist auch vorarlb. (JMeyer
1866 II 139) und steir. (Unger-Khull 596); weitres bei
Gr. WB. X 1, 1092.
Singnlarist m.: wer, insbes. in Glaubenssachen,
eigene Wege geht. Syn. Sünderling (Sp. 1160 o.). ,Wil
[Einer] sich nicht in Allem gleich stellen der übrigen
Welt, so ist er nach vieler Leuten Urteil ohne anders
ein S., Separatist [usw.].' JJUlr. 1731. — Vgl. Heyse,
Fremdwörterbuch 1S 850.
Sangg — sungg.
Vgl. auch die Gruppen sang usw., sank usw.
Sanggel m.: nicht anstelliger, blöder Mensch GW1.
sanggele": £tw. auf mühselige Art von einem
Ort zum andern schaffen GWidn. Im Herbst muss
man die Früchte oft heim s.
Sanggli m.: 1. = Sanggel GW1. — 2. leichter
Bausch GW1. Er het e" S.
Vgl. zu der Sippe eanglm (Sp. 11SS); sunygen 4.
Sänggn. Ich möcht gern für 5 Sanum S. WG.
(FGStebler 1903, 109).
Sänggerbäng m.: Gerumpel BsStdt. Syn. Mütech II
(Bd IV 575/6). I«* ha" de" ganz S. verkauft.
Aus frz. tont le sainteripin, das zunächst Schusterhand-
werkszeug, dann Ersparnisse, Siebensachen bedeutet. St Cris-
pinus war der Patron der Schuhflicker und herumziehenden
Hand werksburschen.
Senggi, lt St.2 „Sengge, -e- f.: Senkung, Bergkluft-,
ItBärnd. 1911 ,tnosegi Stellen, wo der Durchschreitende
a'hiHrappet und einsinkt' BG.
Gewiss identisch mit den iu der Anm. zu Sang II ge-
brachten gleichlautenden BG. Ortsnn. und die Bed.-Angaben
nur aus Diesen abstrahiert (vgl. die Anm. zu Rängg Bd VI
1121). St. 's Angabe mit -e- ist allerdings auffällig.
Singg(e)li, Singgi: Kurzformen für Eufersina (Bdl
109), Rosina (s. Bd VI 1405) Gl (so K., Schw.); vgl.
auch Sina (Sp. 1084).
siengge", Ptc. -et: seihen ZW. und lt Dan. D' Milch
wird ja doch na'h g'siengget.
Intensivbildung zu sienen (Sp. 591). Daneben sieggen (Sp.
520), das als Neubildung nach Mustern wie mienggen : mieggen
(Bd IV 332. 124) aufzufassen ist.
Snngge" 1 m.: Backenstreich U.
Schliesst sich au sunggen 2 a an ; vgl. das gleichbed. Sin-
gelen zu singen; auch sunggen 2 steht nahe. Das Vb ist für
U wohl nur zufallig nicht bezeugt.
Sungge" II PA1. (,Suncka o Sungha.' Giord.),
Süngge» BÜDiessb., Stdt — f.: 1. Cigarre BStdt.
Syn. Sünggeren. — 2. dichter Talnebel, ,nebbia bassa
e umida' PA1. — 3. Lache, Pfütze BODiessb.
1 schliesst an das allerdings schwach und nur lit. be-
zeugte sunggen 3; vgl. aber auch sünggelen 2 und stmitii, zur
Benennung etwa .Glimmstengel.' Zu 2 vgl. Süngi mit Anm.
(Sp. 1189 u.). 3 geht von sunggen 1 c aus.
sungge" (Id. B), sonst süngge" (bzw. -i-), Ptc.
-et (-ed): 1. als Schallwort, a) klingen, summen,
,tintinnare, ronzare' PAL (Giord.). Von erlöschendem
Feuer, von brennendem grünem Holz BHa. ,D's [er-
löschende] Fir singged unter leisem Zischen.' Bärnd.
1908, 462 (BHa.). Das Roh ist ja grasgriens, es tüod
vellig e'so singgen BHa. ,In den Ohren tönen B' (St.b),
auch lt Id. B (,auribus sonare'); Syn. singen 4 (Sp. 1198).
— b) klagende, bittende Laute ausstossen, wimmern,
von Mensch und Tier (so Ochsen, Kühen, Kälbern,
Schweinen) GRPr. (so KL), Seh., „Dumpfe Laute des
Schmerzens auslassen, weil man es laut nicht tun
kann, bes. von kleinen Hunden GrA." Syn. ringslen
(Bd VI 1112), sünen (Sp. 1103/4). Schi häd nid g'rägget
wi-es rechts Weib, si häd nun a'so g'süngget GrScIi.
Wü d' Ohne da z' Chalber g 'gangen ist und allpott
e'so g'süngget hed. GFieni 1898 (GrPi\). Dort heind-s"
es Chalb ing'laden und das hed angefangen s. ebd.
1892. Wenn's [ein krankes Schwein] Ei"'m so e"t-
gäge" süngget, meint-me" grad, me" müessa-ma helfe".
Scbwzd. (GRPr.). Ununterbrochen und daher belästi-
gend weinerlich bitten (stärker als tremächten) BSi.
Syn. chärren (Bd III 429); süfenen (Sp. 360); sanglen
(Sp. 1188); surren, tränsen. — c) unpers., gurgeln,
quatschen, das Geräusch bezeichnend, das bei Druck
aus sumpfigem Boden aufsteigendes Wasser hervorruft
B (so U.). Syn. chnatschen (Bd III 769); sücheren
(Sp. 205/6); söken (Sp. 685). — 2. pulsierend, zuckend
schmerzen (bei Zahnweh, Rheuma udgl.), „heftige
Schmerzen empfinden B" (auch lt St.b) G. (lt Bärnd.
1911), Si.; „LE." (heute abgelehnt). Syn. sücheren
(Sp. 205/6); surren; zocken. I'h ha" Zandice, aber si
Sangg — sung£. Sank
süngge"-mer all z'säme" BSi. Meist unpers. mit Dat. P.
Es süngget-mer im Zand BSi. (Imob.). Es wolt Wetter
endere", es süngget-mer im BV" BSi. Du hest ver-
trieben dich errecht [verrenkt], Das süngget-der em Bitz.
Schwzd. (BSi.). — 3. ,sunggen, micare ardore.' Fris.
1541. — 4. .langsam und träge arbeiten BHa.' (St.b).
Mhd. tunke», iutr. anbrennen (Mhd. WB. II 2, 299), dazu
gleichbed. besungen tr. und iutr. (Lexer I 231); die Bed.-
Entwicklung entspricht der vou Hängen I (s. d. mit Anui. Sp.
1188). Zu Bed. 1 vgl. Bingen 3 (Sp.'ll97/8) und sünggelen 1;
für 1 a und b iiesse sich freilich auch au eine Intensivbildung
zu dem syu. sünen (Sp. 1103) oder an Vermischung mit einer
solchen denken; vgl. hünggen (Bd II 1453). Der bei 1 c
hervortretende Begriff des intermittierenden Geräusches knüpft
spec. an die Bed. ,kuistern' an (vgl. auch 3) ; von 1 c geht Bed. 2
aus, wozu die parallele Entwicklung bei sücheren (Sp. 205/6)
zu vergleichen ist; vgl. auch zunggen. Zu .'! vgl. »iinggelen ;',
zu 4 sängen II (Sp. 1189/90) und bransclen 6 (Bd V 741).
vev-singge": = sunggen 1 a, vom verlöschenden
Feuer BMeir. D's Fir e-ed.
G"-süngg n.: zuckender Schmerz (vgl. sunggen 2)
BSi. Der Barometer cha"" säge", was-er mV: mi"s
G's. in der Achsle" icolt anders Wetter ha".
sünggele" bzw. -i-, in ä. Spr. auch .sunkeln', —
Ptc. -et: 1. knistern, zischen. ,Diu leide gift wiel
unde sot und sunkelt als ein pfanne, da man spec
inne smelzet.' KvWirzburg. — 2. a) glühend heiss sein
Bs (Spreng). Der Ofe" singgelet und stinkt frei. Spreng.
.Sünkelen, vast heiss sein und wider glasten, refervere.'
Fris.; Mal. — b) glühen, brennen, von Körperteilen,
prickelnd schmerzen (zB. vor Kälte) Bs (auch lt Spreng).
D' Hand singgele". Er het-im e" Flärre" 'söge", dass-
es g'singgelet het. Spreng. ,[Die Bettler haben] sich
vor Ion mit nesslen schnüren, dar von ir lyb in sinkein
werden.' Gengenb. Bettl. Auch bei grosser Ermüdung
der Gliedmassen. Der Arm singgelet -mer. Um 's
Danzen-isch-mer nit g'si", d' Fiess hän-mer g'singgelet.
EHetzel 1885. — 3. nach stark Erhitztem, Ange-
branntem, nach eingesperrter, schlechter Luft übh.
riechen Bs (so Binningen, Stdt); ScnSt. (Sulger). Syn.
brüetelen (Bd V 1011). Flre"-mer no°h-n-e"möl V, no'h
zteei, drei Welle"! Der Ofe" het zu-ör fast g'singgelet
scho". EKron1867 (oder zu 2 a?). Unpers. 's sünggelet
fürchtig i" der Stube- SoHSt. Insbes., durchdringend
nach trocknendem, menschlichem Harn riechen Scu.
Syn. seichelen (Sp. 141). We"" me" zue dene- Litten i"
d' Stube" chunnt, so schlöt 's- Ann fast um, so sünggelet 's.
Mhd. snngeln, -kein, knistern. Vgl. Gr. WB. X 1, 1067
(.singeln'). 1097 (,sinkeln'); ferner Sehm. 2 II 314 ; AHeusler
1888, 65; Martin-Lienh. II 366 und über die Verbreitung
eiues entsprechend zu ,seugen' gebildeten .sengeln' Gr. WB.
X 1, 584. Zu Bed. 3 vgl. etwa mäeehelen (Bd IV 71) als
Vertreter der zahlreichen eine Geruchswirkung ausdrückenden,
übereinstimmend gebildeten Vben.
sünggelig: 1. .sinkelig, woran man vor Hitze die
Hand kaum halten kann' Bs (Spreng). — 2. elend,
matt vor Hunger, Durst, seltener Unwohlsein AAZein.
's isch-mer e'so s., dass-ich hat möge" umg'heie". —
Zu Bed. 2 vgl. sunggen 4.
Sünggere- Z- 1.: = Sunggen II 1 BStdt (RvTavel).
Für den Anlaut Z- kommt einerseits Verschmelzung mit
dem best. Art. (<!' S-), anderseits Anlehnung an die mit
Affric. gesprochene Form von Sigarre" (vgl. Sp. 490) in
Betracht.
„Sünggete" f.: dumpfes Geheul, Gewimmer GrA."
Vgl. sunggen Ib.
sank — sunk.
Vgl. die Gruppen sang usw..
„,,,/
Sank in.: 1. „Vertiefung", Einsenkung, Einsattlung,
im Boden, in einem Bergrücken udgl. AaBi\, Leer. (Hunz.,
ohne Bed.), Wohl., Zein.; Bs (Seiler); B (AvRütte); L;
SchSL; SNA.; ZDättl., Tu. und lt Dan., Spillm.; St.
(oO.). Syn. Tüelen. De' Bode" hat en S. ZDättl.,
macht e" S. AaWoIiI.; Bs; Z lt Spillm. De-t, ivu
d' Strös' e" S. macht, si"-mer z'säme" cho" AaWoH.
's macht dort [auf einem Feld odgl] e" S. Bs. .Neigung
eines Gegenstandes' AAZein. — 2. „Verlust B; L."
Got. sanqs, Ort, wo die Sonne sinkt, Westen; sonst
scheint dio Bildung ausser bei uus nirgends vorzukommen.
Zu 2 vgl. etwa it. rimessn, Einbusse, zu rimettere, nachlassen,
sich senken.
Sänkel (bzw. -e) AaF., Ke., Leer. (IL); Ap (-e'-J;
BuE., G.; L; ScuRüdl.; S; Tu; ZO. (so Russ.), -il PA1.
(-ck- Giord.), Seichel BGr. (-h-); WMü. (-/'-), Sech'el
FJ. (e nasal.; — m.: 1. a) Senkblei, Bleilot. aaüO.
Syn. Bit (Bd V 2). S. Ristrument (Bd VI 1517). ,Der
wirt sich fröuwen, so er den senkel oder plywaag
in der band Serubabel sehen wirt.' 1530/48, Sach.;
,se[n]ckel.' 1589; ,so er die bleywaag.' 1G38; xöv XKl-ov
iöv xaaatTdptvov. LXX. , Bleywaag oder senkel, das bley
der werkmeisteren, perpendiculum; ein grundklotz,
ein gewicht an ein schnuor gebunden, darmit man die
tiefe des meers misst, ein senkel, bolis; dem senkel
nach oder der schnuor nach machen, ad perpendiculum
facere.' Fris.; Mal. ,Die Gelegenheit einer wasser-
ebenen Fläche [ermittelt man] mit der Bleiwag, aber
einer auffrechten Ebne mit dem Senkel.' Spleiss 16G7.
Im S. fil", stö" uä.), in der Richtung des Senkbleis, senk-
recht BuE., Gr., G.; PA1. (,a piombo.' Giord.); Sch;
Th; ZO. und wohl weiterhin. Die Mürbender [die
auf dem Mauerwerk aufliegenden untersten Holz-
bohlen] müssen besonders genau im Wihel und im
Seihel liegen. Barnd. 1908 (BGr.). Mi" het e" Grabe"
üfg'worfe", drüber oppe" drl Schueh höj uf drie" Site"
schön im Senkel e" Wann'' befestiget, ebd. 1911 (BG.).
Ein Zimmermann muss püntig, im Winkel und im
Senkel arbeiten ScHRudl. ,Alle eck, tryangel, winkel
band [ihr Steinmetzen] gstellt und gmacht in senkel.'
Ruep 1550. Gegs. : Der vormalige Ühilehtiircn mit seiner
Abweichung vom Seihel. Barnd. 1908 (BGr.). Negiert,
im uneig. S., nicht im Gleichgewicht, nicht in Ord-
nung. Der Schu'meister het ändtligen auch g' wäret, dass
Öppis nümmer ganz im S. ist. SGfeller 1911. Am
A"schin nöch het sogar der Stumm g'merkt, dass nid
Alls im S. ist. ebd. Insbes. vom geistigen Befinden.
,Man sagt... der Risten-Sali sei nicht mehr ganz im
Senkel.' AHuggenberger 1911. In gleicher Bed. ms
Hm S. S; Z und weiterhin. Er isch doch us dem S.
JReinh. 1905. 2 Mit Hm Isidör, i'h teeiss-es nit: eitteöder
het-er-n-es Prämi 'zöge" . . . oder isch dö obe" Öppis us
Hm S. ebd. ,Es ist bloss recht, wenn er ein wenig zu
den Leuten geht, er käme uns sonst ganz aus dem
Senkel.' AHuggenberger 1911. — b) Ankerstein Th
Erm.; vgl. sänklen 1. — c) (Uhr-)Gewicht. ,[N. soll]
die urgloggen [auf dem StPetersturm] hinnan hin untz
an sin tot mit sin selbes kosten machen und buwen ...
waz ... dar zuo gehört von jsen, von senkten, von
seilen.' 1306, Z StB. — d) bei altem Gewehreu eine
Vorrichtung am Lauf zur Feststellung der horizon-
talen Lage desselben, bestehend aus einem zwischen
Sank,
zwei Säulchen aufgehängten kleinen Pendel; s. Ab-
sehen (Sp. 544 u.). — 2. a) Haftband, Nestel zum
Verschluss von Kleidungsstücken durch Einführung
in eine gegenüberliegende Öse; in ä. Zeit bes. der
durch den .ringgen' gesteckte, oft reich geschmückte
(beschlagene), zungenartige Ansatz am Gürtel (.bor-
ten'). ,N., goldsmit, [hat] Fritschi Schönen wip zwen
senkel ... gemachet.' 1423, Z RB. ,1 sänkel und ein
ringgen zu einem porten ; 1 guldiner sänkgürtel [!].' 1560,
Z ; vgl. dazu : ,1 bschlagne silberni Senkelgürtlen.' 1613,
ebd. ,Man sol sich enthalten aller Ohrenbhänken,
Sänklenen und anderer Zieraden.' Z Mand. 1703. S.
noch Borten (ßd IV 1631 o.); Eingg I (Bd VI 1122).
— b) Schnur, mit welcher das Siegel an der Urkunde
befestigt ist. ,Bitt, diewyl diser brief... alt und der
senkel, daran das sigel hanget, etwas blöd ... davon
ein vidimus under unser statt insigel zu machen.'
1393, Z.
Amhd. eenkil, -et. Vgrl. 'Gr. WB. XI, 589/90; luxemb.
WB. 407; Martiu-Lienh. II 366; Weig. 6 II 849. Bed. 2
(a seit mhd. Zeit) erklärt sich ohne Schwierigkeit; auch
lautliche Gründe für die AnDahme eines bes. Etymons (frz.
sengle < lat. cinrjulu; vgl. dazu Lexer) fehlen. Mehrfach
erscheint in der genannten Bed. das Dim. (vgl. oben Z
Mand. 1703 und Bd IV 1631 o.). .Seichel' als Name eines
Moors BsBrctzw. ist eher zu »eichen 2 (Sp. 143) zu stellen.
Sänke" f.: durch Ablegen (vgl. sänken 1) heran-
gezogener Weinstock. , Eine junge oderjährige Senke...
soll ... auf drey Augen über der Erden [geschnitten
werden]. Eine zweyjährige Senke schneidet auf an-
derthalb Knot ... Eine drey-, vier- und fünfjährige
Senke schneidet nochmals nur auf anderthalb Knot
[usw.].' EKünig 1706. — Vgl. Gr. WB. X 1, 588.
sänke-, Ptc. -t: wesentl. wie nhd. Aa; Bs; B;
LE.; Th; Ndw und weiterhin, aber (ausser in den spec.
Bedd.) nicht eig. mundartl. 1. tr. (auch mit verschwie-
genem Acc). .Senken, inclinare.' Fris.; Mal. Uneig.:
,Gott ... der die sinen umb irer ufersteeung und selbst-
erkantnus willen tief s. tuot.' Kessl. Insbes. als techn.
Ausdr. a) des Weinbaus: im Herbst (sonst gruebe";
vgl. Bd II 696) einen Ableger (Senker) unter vor-
läufiger Wahrung des Zshanges mit dem alten Reb-
stock, zum Antreiben so in eine kleine Grube ver-
senken, dass das Ende daraus hervorschaut Bs. Wei-
tere Synn. in-hunden (Bd II 1435); an-henken (ebd.
1461); (ab-)chnieglen (Bd III 803); aben-, in-legen (ebd.
1178. 1183). Me" chennt morn go" Bebe" s., 's isch
jetz sehen Wetter derzue. — b) der Fischerei: eine mit
einem Stein (vgl. , Senker' bei Klunzinger 1892, 125.
144) beschwerte Angelschnur in die Tiefe lassen Th.
— 2. refl. De- Bode" hed-si'h g 'sänkt Aa; B; Th; Z
und weiterhin. ,Sich s., sidere; hat sich eingelassen
oder gesenkt, desedit.' Fris.; Mal. ,Der Schutz [sei
ihm] durch das Gnick hinyn gangen, da er vermeine, es
[das Geschoss] werde ... sich durch den Schluck abbin
gesenkt haben.' 1616, Z. Uneig. a) sich abwärts be-
wegen: ,Als [die Zürcher bei Kappel] gegen Mülin-
graben zuo ylten und sich dem Mos zuo sanktend.' Im-
thurn, Mein. — b) sich einlassen (Syn. sich ver-tiefen) :
,Xun, hat er sich in diebstal gsenkt, so war er wert,
dass er wurd ghenkt.' Rdef 1540. — ge-sänkt: ein-
gesunken, eingefallen. E" q's-i Chue, die einen Sank-
Bugge* (vgl. Bd VI 792) hat LE. E« g's-e- Chäs, der
in der obern Fläche eine Einbuchtung zeigt Ndw;
s. lupfen (Bd III 1356 u.). Syn. gesunken.
Amhd. senken. Vgl. Gr. WB. X 1, 591/5; Martiu-Lienh.
II 366. Angaben aus dem -nk- zu -/- entwickelnden Gebiet,
die für die Frage der Bodenständigkeit in Betracht kämen,
fehlen; doch wäre für dieses Gebiet der an deu meisten Orten
eintretende Zsfall mit altem seichen (Sp. 141) der lautgesetz-
lichen Entwicklung hinderlich gewesen. Die spei'. Anwendung
unter 1 a auch anderweitig (vgl. Gr.WB. aaO.). Flurn. ,Senki'
f., Bodensenkung ApHer. ,1m Senkbrunnen.' 1605, Z; vgl.
zum Letztern Gr. WB. X 1, 588; Motbes * IV 189.
!■-. Nur iQ-sänker m.: Ableger (vgl. sänkeril a)
von einem Weinstock ScuSt. (Sulger; heute abgelehnt).
Syn. In-leger3 (Bd III 1195). - Auch bei Gr. WB. III 292.
er-: tr., ersäufen. , Erhenkte und Ersenkte.'
JCWeissenb. 1701/2; vorher: ,Die zu Gransee erhenkte
und ersaufte (ersäufte) Eidgnossen.' — Bei Gr. WB.
III 982 nur refl.
ver-: a) wesentl. wie nhd. Aa; B; Z und wohl
weiterhin, aber nicht eig. volkstüml. ,V., under sich
senken, underhin tunken, ins wasser stoszen, sub-, de-,
imniergere.' Fris.; Mal. E" Stet" v. ,Die schiff v. oder
ze boden lassen, mergere cymbas; versenkt schiff,
ertrenkt, das undergangen ist, mersa carina.' Fris.;
Mal. Spec. als techn. Ausdr. der Holz- (Metall-)Be-
arbeitung. E" Schrübe" v., so dass der Kopf nicht
vorsteht Aa; Syn. in-lässen (Bd III 1405). Mit ver-
schwiegenem Obj.; s. Buet (Bd VI 1827 o.). Mit Rich-
tungsbest. ,Ein teil [der gefallenen Engel wurde]
versenchet in die tuffi der hella.' E. XII., Wack. 1876.
,[Es wäre] wäger ... dass man dem, der das schmächt,
das by Gott eerlich ist, ein müllstein ann hals hankte
und ins meer versankte.' Zwingli; dagegen , ertrenkt
wurde.' 1530/89, Matth.; .versenckt.' 1638. ,[St Gal-
lus] nam ... die abgott und ir opfer [und] ver-
sanete die in das wasser.' HBrennw., Chr. S. noch
Samen (Sp. 931 u.). Uneig. , Menschen versenkend
mich täglich ... meine feind versenkend mich täglich.'
1530, Ps. ; ,man verschlindet ... verschieden.' 1589;
y.aTsramjae u.e ävö-powtos . . . xatsjidxyjoav. LXX. ,[Wenn
Hetzer] solliche vermessenhait ... vermiten hett, were
er villicht von so hocher anfechtung nit betretten
nach versenkt worden.' Kessl. Mit Richtungsbest.
,Das er nit in ze vil grösser traurigkeit versenkt
werde.' 1530/89, II. Cor.; .durch überflüssige Traurig-
keit ... verschlunden werde.' 1638; gr. y.a.xa.izo&Jj. ,[Die
Naturerscheinungen lehren die Menschen] an Gottes
treuwen flyssig denken, das ers nitt lass in sünd v.'
VBoltz 1551. ,Die da reich werden wollen, die fallen
in versuochung und ... schädliche lüst, welche ver-
senken die menschen ins verderben und verdatrj-
nuss.' 1589/1707, 1. Tim. Refl. ,Dass ... durch starkes
Rinnen derselben [der Mühlkanäle] die Mauer des
Mülli-Ketts, allwo sich das Wasser versenkt ... schäd-
lich geworden.' 1781, ZKapp. Uneig. ,Sich in allerley
laster v. und stecken, ingurgitare se in flagitia.' Fris.;
Mal. — b) e" Brunne" v., einen (Sod-)Brunnen zum
Versiegen bringen (bes. durch Zugiessen von Queck-
silber) Aa. — c) versetzen, verpfänden. ,l)ie guot
sind uff der Wanderschaft, die helffen in [den Schü-
lern, ,die nit gern studieren'] daz ir verionen und v.'
Gengenb. Bettl.; im ,Vocabularis' , versenken, ver-
setzen.' — Amhd.yiY-, versenken. Vgl. Gr. WB. XII 1277/81
(wo auch Bed. b und c); Fischer II 1334 (auch Bed. c).
sänkle" L; THErm.; ZO., se'ichle" WMü„ Ptc. -et:
1. einen an einem Seil befestigten Ankerstein (s. Sän-
kel 1 b) in die Tiefe lassen, bes. zur Festlegung des
iL' 13
Sank, senk, sink, sonk,
12H
Fischerbootes beim Zocke" (s. d.) ThEmo.; vgl. Klun-
zinger 1892, 189. — 2. die Richtung (im Verhältniss
zur Vertikale) mit dem Senkblei bestimmen L; WMü.;
ZU.; wohl weiterhin. S. niffen (Bd IV 680). — Auch
bei Gr. WB. XI, 591. Vgl. ferner Martin-Lieuh. II 3G6;
Unger-Khull 594.
ab-: a) = dem Vor. 2. ,[Die Mauer wurde] böss und
haldachtig funden, do man sy abgesenklet hat.' 1543,
Z. — b) die Tiefe mit dem Senkblei bestimmen.
Bildl. : Iri Liebi ist mit kei"'m Hew'seil z' ermesse"
und mit kei"'m Bli abz's. g'si". Lie.nert.
sinke", Cond. stink AALeer. (H.); Bs (Seiler), sunki B
StSteph., sank BStdt, sint«t ÄAÜRohrd.; BKön.; ZRicht,
Ptc. g'sunke": wie nhd. AaF., Leer.; Ap (lt T. schneller
als suchen Sp.6S5); BE., Kön., Stdt, StSteph.; GT.; Th;
Z und wohl weiterhin, aber (ausser dem Ptc. in spec.
Bed.) wenig volkstüml. ,S., helden, sich setzen, sich
einlassen, desidere.' Fris.; Mal. , Petrus ... gieng auff
dem wasser ... und huob an ze s.' 1530/1707, Mattb.;
gr. xaxaitovti$sai)-a'.. ,Sy ... fülletend beide schiff voll,
also das sy sunkend.' 1530/1707, Ldc. ; gr. puS-igeoS-ai.
Bildl.: ,Von deinem schelten ... sinkt und schlaaffet
beide ross und wagen.' 1530, Ps.; ,werden entschläft'
1587/1638; iv'Jaxagav. LXX. Mit Richtungsbest. I«*
sunk i" Boden i"e" for Schand, wenn [usw.]. AALeer.
,[Es] ist fast guot, in den Schiffbrüchen den wellen
nit zuo begegnen und, ob sich die erhüeben, mit de-
muot darin zuo s.' 1489, Waldm. ,[A. habe den B. ge-
schlagen] daz er uff den tisch nider sunki.' A. XVI., Z.
,[Mir] ward ... onrnäcktig, das ich grad zur erden
sank.' 1530/1638, Dan.; ,sanke ich in einen tieffen
schlaf.' 1683/1707; nimm litt npöotamv. LXX. ,Nidsich
s. oder an boden s., sidere, nietare, mergere.' Fris.;
Mal. ,Wir fürchtend uns nit, wenn glych die berg
mitten ins meer sunkind.' OvVerdm. 1564; ,sünken.'
Herborn 1587; .füerind.' 1530, Ps.; .versunken.' 15S9.
,Nimm ein Teil Wermut, ein Teil Habernesslen [usw.],
truck das Saft aus, tu das in einem gläsin Gschirr an
die Sonne, so sinkt das Tick an den Boden.' Arzneib.
XVII./XVIII. Uneig.: ,Ein Jüngling ... sank in einen
tieffen schlaaff.' 1530/1707, Apostelg.; gr. xatcKpepd-
p.svos urcvra ßa&et. — ge-sunke": eingesunken, einge-
fallen, vom Käse, der auf der Oberfläche Vertiefungen
(iHiimpf) hat BE. Syn. In-ge-heit (Bd LT 1109 u.);
bläterig (Bd V 209); ge-sänkt (Sp. 1211).
Amhd. siiikan, -en; vgl. Gr. WB. X 1, 1097/102; Martiu-
Lieuh. II 367. Für das Gebiet, in welchem -nk- lautgesetz-
lich > / entwickelt wird, fehlen Angaben. Ausdrücklich
abgelehnt wird das W. für WMü. Ptc. Piks, im Flurn. ,in
dem sinkenden mos.' 1378, AaB. Urk., ,im Sinckenmoss.1
1520, AaB. StR.; vgl. auch den FN. ,Margaretha Sinken-
thaler', Äbtissin. 151S, LRathausen.
ab-: herabsinken. Wenn ir a'r Chopf schtver g'sin
ist wie e" Blichnolle", dass-'r abg'sunke" und d's Chin"-
pai" üfg'lege" ist uf d'm G'stältli. Scbwzd. (GrScIi.).
S. noch Regula (Bd VI 742). Uneig., an Ansehen
verlieren. .Sollt diss ungestümkeit nit ordenlich uss-
gelescht werden, das alle erenstend werden absnicken
[1. ,absincken'].' 1489, Waldm. (B Bericht über den
Auflauf). — Auch bei Gr. WB. I 120.
abe"-: hinuntersinken Ap; Tb.
i"-: 1. a) einsinken Aa; B; G; Tb; Z und weiter-
hin, 's Grab ist Vg'sunke". Wenn ein frisches Grab
bald ein wenig einsinkt, so sagt man, es sterbe bald
ein Verwandtes des Verstorbenen. ApV. (Sob). Der
Sehne ist weich, nie" sinkt i". Me" ist bis über d' Chnit
i"g'sunke", im Schnee. ,Wie die murern [!] an irem
kilchhoff gar inn abgang kommen, ingesunken und
enteckt [seien].' 1565, Z RM. — b) zssinken. Er
ist i"g'sunke", in die Knie gesunken AALeer., ohn-
mächtig geworden AaF. ,Dass er vor Ermattung und
Schwäche fast einsank.' HPest. ,Der Vogt ... war last
atemlos und zum Einsinken erschöpft.' ebd. — 2. ein-
fallen, die Fülle der Glieder verlieren AALeer. (H.);
Bs (Seiler); GT. Syn. in-ge- fallen (Bd I 754). Er
ist (ganz) Vg'sunke" (lünder den Öre").
Ahd. insinchan, mhd. insinken; vgl. Gr. WB. III 297 (wo
noch einige Belege aus HPest,); Martin-Lieuh. II 3C7; Fi-
scher II 648.
under- Bs, undere-- AaF.; GT.; Tb; Z: wie
nhd. Er ist bim Bade" under(e")g sunke". Beteurungs-
formel: So will-ich u., wenn [zB. meine Aussage nicht
wahr ist] Bs (Seiler).
ent-: entfallen, aus dem Gedächtniss entschwinden.
,Was ihnen etwan under währender Handlung ent-
sunken oder vergessen syn möchte.' Z Mand. 1639. —
un-ent-sunken. ,Euch ist sonder zweiffei noch un-
entsunkhen, welcher gestalt newlicher tagen, als ihr
alhie gewessen, die undertanen zu Sax um erlaubnus
angehalten [usw.].' 1598, Scbreiben der Freifrau zu
Hohensas an den Z Rat. — Mhd. entsinken; vgl. Gr. WB.
III 624/5; Fischer II 740.
er-: versinken. 1595, Lied. — Mhd. tramkm; vgl.
Gr. WB. III 985.
ver-: 1. eig. a) wie nhd., versinken, untergehen
AaF.; G; Th; ZO. und wohl weiterhin. ,Also wirdt
Babylon v.' 1530/1707, Jer.; xaxaSöcssTai. LXX. .Ver-
sunken, verfallen, eingesunken böum, haust» in profun-
dum arbores.' Fris.; Mal. Mit Ortsangabe. Me" ver-
sinkt jo ganz i" dem Bett ine" G; Th. ,Sein ausserwelte
ritterschaft ist versunken im roten meer.' 1530/1707,
IL Mos.; xaxsitöthjaav. LXX. ,[Wir sollen] uns nit
förchten, obgleich ... die berg in die tieffe des meers
versunken.' 1589/1638, Ps.: .ins meer füerind.' 1530;
,in das meer sunken.' 1683/1707; jiexaxi&sS-a'.. LXX.
,Zuo Zug versunkent 3 hüser.' Ard. 1594. — b) zu-
sammensinken, -brechen. ,Vor schmerzen v., das ist,
sich den schmerzen überwinden lassen, doloribus suc-
cumbere.' Fris.; Mal. Spec, ohnmächtig werden Z
(lt Dan.). — 2. uneig., herabkommen, zugrunde gehen.
,Du tuest, a's ob d' v. wöl'est, du geberdest dich, als
müsstest du auf der Stelle zugrunde gehen' Ap allg.
(T.). ,Das wir lange zitt da har ünsrer spittalen ge-
legenheiten und überladni der spittalkinden, so denn
von der türen jaren wegen dar in komen und [die Spi-
täler] da durch ettwas versunken sint, angesehen . . .
haben.' 1440, B StR. ,Als wir ... unser spittale mit
armen lüten und pfruondkinden in massen beladen
gehept haut, das da durch dieselben unser spittale so
ferr versunken sint, daz si bald zuo verderplichkeit
komen werent...' 1450, ebd. .Solte solichs [die Über-
füllung .der spitalen'] nit verkomen werden, so mües-
tent doch die vilgenanten spitalen grossen abgang
nemen, sunder ouch vil noch v.' 1457, ebd.
Ahd. 'fininhtm (Graff VI 255, nur Ttc. joraunchan), mhd.
versinken; vgl. Gr. WB. XII 1328/32; Fischer II 1339. In
Ap lt T. 18S/9 im eig. S. nicht gebräuchlich; dafür ver-sucken
(vgl. Sp. 685).
,da-hin-': sich gleitend abwärts bewegen, mit
dem Nbsinne der Vernichtung; s. er-geben (Bd II 84).
1215
Sank — sank. Sankt — sunkt. Sans — ;
be-sinkeu, Ptc. -t nnd b'sunkt: ,affondare, nau-
fragare' PA1. (Giord.).
Mhd. berinken, hinabsinken. Die schwache Bildung ist
auffällig: hängt sie mit seltenem Gebrauch des Wortes zs.?
Die Formen b' linkt : b'sunkt verhalten und erklären sich wie
g'richt : g'rucht zu richten (s. die Aum. Bd VI 396).
Sinkung f. ,Die s., natürliche neigung oder hel-
dung, nutus.' Fris.; Mal. — Auch bei Gr. WB. X 1, 1102.
Sank ra. : 1. Wassertümpel, auch Wasser im Schuh
Züst. (auch Z Chr. 1903). — 2. Schuh voll Wasser.
ebd. Ieh hän en S., sagen die Knaben, wenn sie einen
gefüllten Schuh aus dem Wasser ziehen.
Lautlich am nächsten steht ,Snnk' m., ,Sunke' f., Ein-
senkung (im Boden); vgl. Sanders II 1272 c; Schm. 2 II
314; Unger-Khull 601. Doch weist. die Bed. vielmehr auf
Zshang mit (dem allerdings geogr. abliegenden) sunggen 1 c,
Sunggen II 3 (Sp. 1208). Wegen des ausl. k/ (st. gg) wird
aber immerhin volksetym. Anlehnung des isolierten Wortes
an die Sippe .sinken' anzunehmen sein. Doch vgl. auch das
folg. W.
snnke" süchu": glimmen, unter starker Rauch-
entwicklung brennen WVt.
Der Ansatz setzt (nicht sicher bezeugte) Nasalierung des
« voraus (vgl. B SG. II 45), ist aber kaum anzuzweifeln,
bes. im Hiublick auf das offenbar nahestehende sunggen,
sünggelen (Sp. 121 S/9). Zum Nebeneinander von k : gg vgl.
allenfalls Rank mit Aum. (Bd VI 1133/S); alte Differenz
des Wurzelauslauts anzunehmen, hat freilich wenig Wahr-
scheinlichkeit, doch muss, wie die lautliche Entwicklung
zeigt, die Nbform mit k schou früh bestanden haben.
Sankt, Sant usw.: wie nhd. vor Heiligennamen.
Sankt erscheint nur ausnahmsweise, zB. Sankt Butt B
Därst., Th. (GZüricher 1902), Sankt Zum und Zänderli in
einem Aa Kdld (Rochh. 1857, 42). Sonst allg. Sant bzw.
daraus entwickelte Formen, a) mit anl. Z- (vgl. dazu AHeusler
1888, 93; BSG. II 86), entstanden durch Verschmelzung
ce) mit dem best. Art., bes. im Gen. Sg. m. (auch Nom. Sg. f.),
so Zant AaLeer. (Zantehans-Trübel), St. (Zant-Johannie-ChrBt),
Zfin. (Zant-VU) : Bs (Zantih&nt) ; BBr. (Zantigglaws) , »it. (Zanti-
glaus), Si. (Zanti-, Zäntihans-Blueme", in BG. dafür Zant-Jo-
hansereV; GrChur (Zand-Anderiet-Märcht) ; WG. (Zant-MatlU) ,
Vt. (Zant-Agata. der Zant-Petruss, Zant Jodm" ; s. u.), Zet GrV.
(Zappürtlamani-Tag). In ä. Spr. : ,Nach Zent Martis Dag; an
Zentichans Dag.' 1600, DGemp. 1904. — ß) mit der Präp.
ze iu Ortsnamen. ZeA Bs (vo" Zet- Albe"; vo", bi Zet- Lienert ;
vo" ZH-Marti") ; GrPr. (vo« Zat-Bochut). Mit Assini. an den
folgenden Anlaut: vo", bi Ze-Peter Bs; GrSch., bi Ze-t-Jödere«
Bs; s. Joder I mit Anm. (Bd III 11/2), Zi-'GoMe« mTh. —
h) blosses T: a) in GWil, T.; Th T-Opas-Markt s. Markt Bd
IV 409); ZSth. T-Jerge«-Miktig (s. Mitt-icoch-Tag), durch
falsche Trennung nach der Proportion Santomas : San Tomas
= Santoper : San Tcqxr. — ß) in Ortsn. entstanden aus Zet,
indem ze als Präp. anfgefasst wurde: T-Albe" ,■ i" der T-Eh-
bete" Bs. — c) mit Assim. an den folgenden Anl. (s. auch
unter aß): Sam-Marie" Aa, Sam-Maltis L (s. Matthias Bd IV
553), Sam-M.njr.i," GStJIargr., Sam-Bistiä GrD. (s. Sebastian
Sp. 40), Sam-Peter B, Sam-Pläsi, StBlaise BG., SaykaKDe"
St Gallen. — d) völlige Verschmelzung mit dem Heiligen-
namen; s. auch b a. Santi-Bans (Bd II 1473); Weitres
unter Johannis-Ber (Bd IV 1468), -Bluem (Bd V 79). Santi-,
Sami-Chlaus (Bd III 687), wozu noch Sammer-CMaus SchSchl.
Zn Santi-TBni vgl. RBrandst. 1900, 41. ,Santi Aindrens dag.'
Stockar 1519. Sanggelibö GGoss., Tschanggelibö ApHer., die
St Columbanushöhle in GGoss. Bäsitanners, Zuname einer
Familie, die bä Sit Anne" d. i. bei der St Annakapelle wohnt
ZSth. — e) wohl absichtliche Entstellungen sind ,Samet-
Hansa-Segen.' AKornhoffer 1650 (s. St Johanna -Segen Sp.
452); ,Sammet-Haase.' Tyrolersp. 1743. Vgl. zum Ganzen
Martiu-Lienh. II 366.
sans-
3. auch die Gruppe
(Sp. 993 IT.).
Sensal (bzw. -ä-) S.-hwE. (auch -ei); GStdt, Zänsal
Z (lt Dan., Spillm.) — m.: Sensal, Börsenmakler.
Zur Etym. vgl. Gr. WB. X 1, 604; Weig. 5 II 850; an-
ders Schirmer 174. Die Form mit Z- kann auf Neuanlehnung
an ein Wort der Sippe von lat. eensus beruhn.
Sensel: = Sätlkella (Sp. 1210) FJ. — Unklar; die
ä. Angabe nicht bestätigt.
Sense" Seisa BG.; F — f.: Fluss in den Kantonen
B; F; frz. Singine. Mit der Ganteriscli-S. vereinigen
sieh die Hengst- oder Wäbere'-S. und die Muschere"-S.
zur ehalte" S., die weiterhin mit der warme" S. zu-
sammenfliesst. Bärnh. 1911, 12/13; vgl. weiter Leu,
Lex. XVII 73/4; FGem. 12; AJahn 1850, 637.
Urk. Formen. ,Sensun(a).' 1076/1298, ,Sen[s]ina.' 1294,
, Sensen' (auch ,-ss-'). 1354/1647 (.aller S. nach' verläuft ein
Stück der Amtsgrenze. 1647, Bärnd. 1911), ,Senseueu.' 1606.
In Flurn. ,Sensen-An' (Seinen-), ,-Fluh' (Seise"-Flüeh) BG.,
,-Brücke' FWUnnenwil (,-Brugg.' Leu, Lex.). , Zwei-Sensen'
(Zw&'-Seiee"), beim Zsfluss der kalten und der warmen S.
Hieher wohl der FN. ,Senser.' XV./XVI., BStdt (Leu, Lex.).
sensibel: fühlbar, empfindlich. , [Einer, der] die-
jenigen Predigten, die das Herz am meisten angreiften ...
am allerliebsten höre und sich darüber recht touchiret
und mit einer sensiblen Vergnügung befangen finde.'
JJÜLR. 1731. - Aus frz. sensible; vgl. Gr. WB. X 1, 612.
sant — sunt.
Ge-santer m.: wie nhd. allg., doch nicht volks-
tümlich. Vgl. BottI2 (Bd IV 1883 ff.). ,Ein bott,
gesandter, apostolus, legatus, orator.' Fris.; Mal.
Insbes. a) Abgeordneter an die schweizerische Tag-
satzung Ap (T.); bis zur Annahme der Bundesverfas-
sung von 1848 gebräuchlich. En G's. schicke", Jmd
an die Tagsatzung abordnen. Der G's. heä Oiffrcuts
he'" g'schrebe". Jeder Ort hatte 2, Uw 3 Gesandte mit
nur einer Stimme; im XVI. war die Vertretung durch
einen, im XV1I./XVIII. durch 2 Gesandte die Regel.
Seit 1698 wurde den zugewandten Orten nur ein G-er
zugestanden. .Über die Frage, ob ein Landvogt zugleich
G-er sein könne, gehen die Ansichten auseinander.'
1778, Absch. Vgl. Eren-Ge-santer. — b) ,G-er über das
Gebirg', Abgeordneter zur Prüfung der landvögtlichen
Amtsführung in den ennetbirgischen Vogteien. N. von
Glarus geht 1706 und 1718 als ,G. übers G.' Gl JB.
,G. ü. d. G. [Titel]: haben die Ort der Eidtgnossschaft
geordnet, dass die 4 Vogt aus den 4 [ennetbirgischen]
Vogteien nicht zu Baden im Ergoüw wie die andern
Vogt gemeiner Herrschaften, sondern zu Lauwerz ihre
jährliche Rechnung vor den Herren Eidtgnossen, ge-
sandten Ratsherren gebind ... Ein Herr G-er tut 3 Ritt
und soll am 5. Tag nach Medardi zu Lauwerz er-
scheinen.' Z Pfründenb. 1757. Vgl. Siudikät (Sp.
1129/30). — c) von den .Regierungsabgeordneten, die
einen Landvogt in das Amt Werdenberg zur Installa-
tion begleiteten' Gl f (FStaub). — d) Abgeordneter einer
1217
Sant, sent, sint, sont, sunt
1218
Gemeinde. .Etliche gesandten, so von ainer ganzen
gemaind [GLenggenwil] mit vollem gewalt für ihr
fürstlich gnaden [den Abt von StGallen] verordnet.'
nm 1560, G Rq. 1903. ,Äls die gmeind zu Nüferen
vor iuynen herren durch iren gsandten erschinen.'
1570, Z RM. ,Als ein ganze gmeind und kilchhöri zu
Talhvyl den N. durch ire verordneten gsandten für
myn gnedig herren zu recht vertagen lassen.' 1582, Z
EB. ,Da N. nit ein gs-er [der Gemeinde ZOss.] gwessen.'
1589, Z RM. — Vgl. Gr. WB. IV 1, 3792; Fischer III 441.
After-: falscher Gesandter. .[Vorschläge] die ein
unrechtmässiger A-er, dem des Principalen Creditiv er-
mangeln, an eine andere Herrschaft tut.' JJUlr. 1731.
Eren-: = Ge-santer a, als Titel. Vgl. E.-Gesant-
schaft. ,Die Herren Ehrengesandten beider hohen
Stände Zürich und Bern.' 1712, DHess 1818. .Gestern
wurde von sämmtlichen Herren Ehrengesandten die
Mittagsmahlzeit bei den Capucincrn in Frauenfeld
eingenommen.' 1795, Absch.
Auch bei Wieland: ,Lang und breit genug zu einem
Khreug-en steigt jetzt der Riese herab ...' Neuer Amadis II 3,
mit der Anm.: ,So nennt man in Helvetien die Gesandten
der Cantone und zugewandten Orte zu ihren Tagsatzungeu.'
Vor-: Derjenige der beiden Tagsatzungsabgeord-
neten eines Ortes, der ,die Stimme führte' und den
eidgenössischen Gruss eröffnete. E. XVIII.; bei Siml.-
Leu dafür , erster Gesandter.' Vgl. das Folg. ,Der
Herr Vorgesandte des Standes Schwyz zog lebhaft
gegen die ungläubigen Franzosen zu Felde.' 1793,
Absch. ,Um seinen Vorstellungen mehr Nachdruck zu
geben, benutzte der Herr Vorgesandte von Uri sein
Recht, sich als den Boten des uralt-ältesten helve-
tischen Standes anzukünden, der zu seinen Jüngern
Brüdern gesandt sei.' 1795, ebd. — Nach-: der Tag-
satzungsgesandte eines Ortes, der ,keine Stimme führte.'
E. XVIII.; vgl. das Vor. Die Gesandtschaften lassen
die Beschwerden der 100 Schweizer in Frankreich
durch die .Nachgesandten' von Luzern [usw.] unter-
suchen. 1778, Absch. .Mit mehr Feinheit behauptete
der Herr Nachgesandte [von Schw], der gegenwärtige
Krieg sei bloss eine Auflösung des Problems, ob Frank-
reich eine Republik werden solle oder nicht.' 1793, ebd.
G8-santeri f.: Gesandtschaft. ,Die fürnemere
Gs.' L Ans.
G=-santi f.: = dem Vor. Syn. Botti (Bd IV 1905).
,Gsantyen zue Fürsten und Herren ... usserthalb der
Eidtgnossenschaft.' 1656, LT LB. Spec. a) entspr. Ge-
santer a. ,Belange[n]t die Gsandteyen ussert den Jahr-
rächnungen ... wo die [Tagsatzungen] umb Wichtig-
keit der Sach nit ausszueschlagen werent, sollen doch
nit mehr denn 2 Gsanten geschickt ... werden.' ebd.
.Welche zuo Bodteyen oder Gsanteyen auff Eidge-
nossen Tagsatzung dargeben wurden.' 1662, U. Tschudy
fragte den Landshauptmann, ob er lieber eine Land-
vogtei nach Werdenberg oder eine .Gsantei' hätte.
1776, Gl JB. ,Auf die Gesandteien mag kein Burgsäss
m. gn. Herren und Oberen Landsfarb als Überreiter
tragen.' 1779, U LB. — b) entspr. Ge-santer b. ,Dass
Regale von änetbürgischen Gs-en.' 1656, U LB. —
c) entspr. Ge-santer d; s. rollieren (Bd VI 879/80).
Ge-santschaft f.: wie nhd.; spec. ,das Personale,
welches ein Kanton an die Tagsatzung abordnet' Ar
(T.); bis 1848.
Ere"-: = dem Vor., ,als Titel von Seite der Kanz-
8chweiz. Idiotikon VII.
listen' Ap (T.). ,Die unterwaldensche Ehrenges.' 1793,
Absch. ,Bei Schreiben der Kantone an die Tagsatzung
soll die Überschrift lauten: An den Landammann und
die versammelten Ehrenges-en der 19 Kantone der
Schweiz.' 1803, ebd.
Siintlm (meist neben -im) Ap; Bs; BG.; Tu; W(soV.);
Z, SdntifmJ Wilü.f-i- und ■ %-), Sdntin B — in. (in Bs
auchf.),Pl.unver., San time"Bs (Seil.); BG.f-*-;, Stdt;
GlM.; ZRuss.f C-l-J, Santine" AäF. (-t-, so Jon.), St.
(■i-); Bs (so Lie., Rüml.); BE., G. (-i), Jeg.(auch -ine"),
M.; FJ.; GlM.; SchwE.; ZO. (■% ), Samtine" BM., in
AaJoh.; Bs; BE.; ZO., Russ. m., in AaF., St.; B f.,
PI. unver. : Centime, Rappen, a) eig.; vgl. Rapp II
(Bd VI 1173). Fwfzg Sanum WV. Diei-e"d-zwanzg
Franke" sibe"zg Santine" BsLie. Es pfünnigs rüchs
Brötli vierzehe" Chrützer, d. i. 50 Santime". Bärnd.
1911. Da heit-er eui füfzg Santine". OvGreyerz 1911.
Die 5 Santine" FJ. E" toppleti Santine" BsLie. —
b) als Bezeichnung eines sehr kleinen Betrages. Er
muess Sorg ha" zu siner par Santine" BG. Es par
Santin verdiene" B (Schwz. Frauenheim 1905). Siner
par Santine" verputze". Loosli 1910. Alls Glüsslen u"''
Schile" het-im nid for föif Santinen ab'treit. SGfeller
1911. D's Lisebetli het der Lön ... bim Santime" der
Muetter 'brächt. RIscher 1903. Kei" S. uä. Der (Das)
ist he'" S. wert; t"* gdb-der ke<" S. derfür Aa; Tn. E"
Santinen ist e" Santinen, aber ich ge2b-em he'" San-
tine" AaF. Die Abstellte", wo 5—1O0O0 jdrliche"
G'halt hend, mixend e"ke'n Santine" dervo" verstüre".
Schw Gespr. Vo" euch hau-ig noch kei" Samtine" über-
cho". CWeibel 1885. Kei" Santine" weniger. CStreiff
1904. Üni dass d' e" Santime" Geld bi-der g'cha" hast.
ebd. 1899. Verst. kei" röti S. Aa; B. S. noch Bd VI
1177. 1749 u.
Frz. Centime. Auch eis. (Martin-Lienh. II 367). Zur
geogr. Verbreitung vgl. noch die Anm. zu Rupp II (Bd VI
1179). In Z wird das W. als modern empfunden, in An; Th
und wohl auch sonst im Osteu vorwiegend oder nur in Bed. b
gebraucht. Der Übergang von m zu n hat jedenfalls (im Au-
schluss an andre Wörter auf -ine") in der dreisilbigen Form
stattgefunden. Diese ist eig. PI. und erst nachträglieh auch
als Sg. verwendet worden, womit tw. Übertritt ins Fem.
verbunden war. Ob Sg. und PI. irgendwo noch formell ge-
schieden sind, lässt unser Material nicht erkennen. Nach
einer Angabe aus BM. soll das W. verächtlichen Nbsinti
haben, wobei wohl an die Verwendung unter b gedacht ist.
Vgl. auch Sent.
Santimeter (in ZUst. Z-) in.: 1. Centimeter;
auch in der Volksspr. allmählich durchdringend. —
2. nach Centimetern eingeteiltes Messband, wohl allg.
Gim-mer de" S.! — Wenig volkstümlich auch Zentimeter.
Santrnek: geräuchertes oder zum Räuchern be-
stimmtes Stück Fleisch. ,Mit tignem fleisch, schul-
teren, harnen, santtrucken, zungen.' G Küchenordn.
XV. — Mhd. tendrinc, zentrine. Unsre Form scheint ein
'zantrunc vorauszusetzen.
Säniele- (-e2-): Johannisbeeren iiiTh (so Märst.).
Kurzform zu Sdnt-Johannit-Btr (BJ IV 1JCS); vgl. ÄV-
pcle". EipeU" zu Erd-B,r, ll„mp,h" zu Hind-Ber (Bd IV
1463. 1467).
Säntis(s), in ApI. ; GT. (nach Wint. 138) auch Säm-
tiss neben Säntiss — in.: 1. Name des höchsten Gipfels
des Säntisgebirges. Syn. der hoch Mesmer (Bd IV
465). Eini, wo g'hört d' Flöh wueste" vom S. oben-
abe" ZSchlatt. — 2. Name eines Kantons zur Zeit der
12111
Sant - sunt.
Sanz — sunz
1220
Helvetik (1798/1803), bestehend aus Ap und einem
Teil von G; vgl. G Wbl. 1798, Off, dazu WÖchsli,
Geschichte der Schweiz im XIX. Jhdt, S. 175. —
3. Stiername Gi,Elm.
Der Stammvoc hat den Laut des Sekimdärumlauts.
Älteste Formen: ,mons Sambiti' (868), ,alpis Sanibatina'
(1155); vgl. Götzinger, Die romanischen Ortsnamen des Kts
St Gallen, S. 74. Die ältere Form noch in Säm(h)tuer-Alp,
auch .Appenzeller-, Rheintaler-Säm(b)tis', für Alpweiden im
Säntisgebirge (GL. IV 310). von da dürfte der Name auf
den Berggipfel übertragen worden sein. Dazu auch uoch
,Sämbtiser-See' (GL. aaO.); vgl. die Sage vou dessen Ent-
stehung im G Wbl. 1798, 160.
Seilt m.: in der Verbindung ke'n S. = kein Santim
(Sp. 1218) Ap. J* gab ke'n S. deför.
Dafür studentisch Zent (zB. : /"* gib-der ke'n röte" Z.
defur), im G Kai. 1868 Cent (kein C. verdiene"). Zugrunde
liegt (etwa von Überseeern eingeführtes) engl, erat; der Ap
Anlaut verrät den Einfluss von Santim.
Sentenz in., in ScHSt.; Ndw in Bed. 3 auch f.:
1. Meinung, Ansicht. ,Dass wir geflissen syen zank
zuverkommen alles Vermögens und kein artikel ze
machen, damit einer den andern zu knüpfen und
in synen s. zefüeren und zetringen pflegt.' B Syn.
1532/1775. — 2. Sinn, Bedeutung. .Priester, so ir
unnütz gesch wätz dem kleinverständigen mit ver-
kertem s. zuo mermalen für das hell gotzwort für-
gehend.' 1528, Absch. — 3. a) Spruch, Ausspruch. .Soll
auch achtung druf geben werden, ob etwann in der
lection ein schöner s. oder sprüchwort . .. vorhanden
were.' F Schulordn. 1577. ,Es ist ein schöner S. oder
Spruchred eines mir zwar unbekannten, doch ohne
Zwyfel wohlerfahrnen Autoris.' Helmlin 1623. ,0 gute
Freund, bedenket den unwiderruflichen S. [folgt
Matth. 18, 6].' 1636, Mise. T. 1724. .Solchen ünchristen
gibt St Paulus den S. [folgt I. Tim. 5, 8].'| FWvss 1673.
Sentenzensammlung: ,Man las [in der Lateinschule]
das eine Mal Sentenz und tags darauf den Herrn
Terenz.' HSulzer 1830. — b) Satz im grammatischen
S. ,Was das exponieren anlanget, sollen die pra>
ceptores erstlich alle wo rtlin besunder [übersetzen] ...;
letztlich neme er den ganzen s. zusammen und mache
us guoteni latin guot natürlich tütseb.' F Schulordn.
1577. ,üises Gebett solte nicht mehr haben als sechs
kurze Sentenzlein.' FWyss 1677. — 4. Richterspruch,
Schiedspruch. Der S. uise"ge", das Urteil sprechen
Ndw. ,Da kam der Weibel mit der Nachricht, der
S. sei gefällt.' Wolf, Baurengespr. In der ä. Spr.
häufig. ,Hab dises für ein s. und urteil.' 1488, G
Hdschr. ,Do Bilattus zuo gericht sas und Jesum ver-
urttallet und den s. fallt ... Und darnach hies By-
lattus, als er den s. hat gen, waser über die band
gen.' Stockar 1519. ,So zwo partyen mit einandren
in recht gelegen, sind sy der urteil oder des s. brief
und sigel ze nemen genöt worden.' 1524, Absch. ,Nach
der anclag ist der official mit ainem zedeli herfür
kommen, den s., den sy über in gefeit haben, in latin
verlesen.' Kessl. ,Uer s. und spruch Gottes ist, dass
wir widerumb in das erdtrich kömmind.' Gualth. 1552.
.Hand ein ganze gemeind ier urttel und s. gesprochen.'
1574, UwNdw. ,Der schwere S. über den untrewen
Knecht soll uns alle Untrew erläiden.' FWvss 1653.
.Endlich wurde der S. gefällt.' S Kai. 1730. .Für den
Maleficanten ein Zeichen, dass ihme der tödliche S. ge-
machet seie.' JJUlb. 1733. ,Den S. anhören.' UBragg.
1788. S. noch üs-fälhn (Bd I 760); Handling (Bd II
1406 u.); rüch (Bd VI 183 o.). ,S. des Tods', Todes-
urteil. ,Als ich in mir selber den S. des Todts em-
pfangen.' WMayer 1623. ,Wann der S. des Tods schon
über uns aussgesprochen wäre.' FWyss 1672. .Nach-
dem der S. des Todts über ihn gefället worden.' S
Kai. 1752. Übertr., Ei"'m de" (in ScHSt. d') S. mache-,
das Kapitel lesen, die Meinung sagen ScHSt.; ZO. —
5. Schluss, Ende (einer Arbeit, Speise usw.) AaF.;
ScHSchl.; ZO., Sth., auch lt Spillm. Das ist en schöne'
S., ,Ende' ZZell. De" S. abwarte" ZO. Das ist iez
(dann noch) der S., zB. die letzte Garbe beim Dreschen
ZP., Wyla, auch lt Spillm. Das hät-em na'h de" S. g'ge",
den Rest ZO. Pleonastisch: Da(s) ist iez der letst S.,
sagt die Mutter, wenn sie das letzte Gericht auf den
Tisch bringt, das letzte Stück Brot vorschneidet AaF.
Zum S., zu guter Letzt ZO. Druf abe" ist zum S.
e" ganzi Zeine" roll Chüechli cho". Messikommer 1910.
Mer icerd 's dann wol g'seh" zum S. ebd. Am S.
(usse"), am Ende (des Lebens) ZRuss., Sth., Zell und lt
Spillm. Si wand dann di Bravste" si", wenn 's bald
am S. usse" ist ZZell.
Aus lat. eententia; vgl. Gr. WB. X 1, 613 (auch das
Masc). Bed. 5 (auch eis.; s. Martin-Lienh. II 367) geht
vou 4 aus : das Urteil bildet den Schluss eines Prozesses.
Sentinelle0, ,Sant-' f.: Wachthäusehen, -türmchen.
,Eine gar nüwe säntinellen [Schützen- oder Schar-
warttürmchen]', am Schloss Chillon. XVI., B Rechn.
(JRRahn); vgl. Z Ant. Mitt. XXII 141. ,Reinow be-
treffende sind Porten, Mauren und Anderes im alten
Wässen ussert 2 oder 3 gemachten Santelen [!] oder
Wachtheüsslenen.' 1655, Z.
Frz. sentinelle, Schildwache. Eine genaue Parallele zur
Bed.-Entwicklung bietet frz. ,'charguette. In der eig. Bed.
scheint ,S.' erst seit dem XVII. bei uns belegt, zunächst
nur in frz. Form und mit beigefügter Übersetzung: ,Die
Sentinells perdu oder verlohren Schiltwachten.' Kriegsb.
1644; ,die Seutinelles oder Schiltwachten.' 1679, Z. In
pers. Bed. : Santinell m., Spitzname eines alten Neapolitaners
SchwE.; vgl. dazu Martin-Lienh. II 367.
Se'ntüre", in S -nd- f.: a) Gürtel aus Leder oder
Elastique über dem Frauenkleide Aa; SThierst. —
b) ,Band, das den Unterrock (ohne Brust) über den
Lenden festhält' SBüren. — Frz. ceinture. Auch bei
Martin-Lienh. II 367.
sint s. si'.
„Siinti f.: Pfütze, Pfuhl von Kot, Mistwasser vor
Bauernhäusern, Sennhütten BKirchb." (St,2).
Nbform zu ' Sünggi, zu sunggen 1 c (Sp. 1208). Zum
Laut], vgl. Gunten (Bd II 384), Gunggen (ebd. 635 unter
Glunggen).
Se'nz I -ä- f. : Zuckeressenz BG. ,Mit Schiggere
[Cichorien] oder gar mit S. versetzten [Kaffee] schalt
er [ein Bauer] SchloderiggaffeS Bärnd. 1911. — Zur
Aphärese der ersten Silbe vgl. BSG. etwa I 208/9.
Senz II: Abkürzung des männl. Taufnamens Ures-
cens. 1609, GBalg. (,S. Tanner«); 1710, GAltst. (,S.
Schneider').
Auch als FN.: .Ammann S-en Sohn.' 1531, L (Absch.) ;
.Caspar S.' 1851, ZgUÄg. Hierher viell.: ,Ein Stafel, Senzen
genannt.' W Sagen.
1221
Sanz
Sap — sup
Senza W (so Vt.), Senzs S (BWyss 1885), Dim.
Senzi S; Ndw; W (so Vt), -üfl)i Ndw; W (so Vt.):
Abkürzung des weibl. Taufnamens Crescenz.
Senz III. JJörger 1905 (auch .Senzer'), ,Sinz.'
Edlib. 1488, ,Sönz.' Geng. Bettl.: Herr, lt Geng. Edel-
mann. Gaunerspr. — Vgl. ,Sonz, Sünz' bei Gr.WB.X 1, 1749.
Über-. ,Daz 21. capittel sagt von ubersonzen [1.
,-sönzen'] gangen, der man findt vil in allen landen,
sind betler, neraend sich edel lüt, sind gfangen worden
in einem stryt. Etlich sprechen, sie sien verbrunnen,
sigen also umb das ir kummen.' Geng. Bettl.
,H6ch-sinz: ein grosser her.' Edlib. 1488.
.Sönzin: edelfrow.' Geng. Bettl.
Sap, sep, sip, sop, sup bzw. sapp usw.
Sappe" -a f.: .Wässerbeil', mit dem die Wasser-
gräben ausgehoben weiden W (so Lb.). Syn. Grab-Ax
(Bd I 619). Eine Abbildung bei FGStebler 1901, 39.
— Frz. mppe (ital. zappa); vgl. auch Gr. WB. VIII 1796.
sappe- I, 3. Pras. und Ptc. -et BE., Si.: 1. einen
Stein, einen Baum mittels eines Hebels aus dem Boden
herauswägen; abs., eine schwankende Bewegung verur-
sachen AALeer. (H.). — 2. einsacken, mit vollen Händen
in die Tasche fassen, sich mit einer Speise (zB. mit
Früchten) unverschämt bedienen BSi. (Imobersteg).
Hör jitz s.! .Beide Sorten [,Brämenl und Surrfliegen
wie empfehlende Zirkulare, Extrablätter zugunsten
des Versicherungsgesetzes] gehen aufs Blutsaugen und
Sappen aus.' B Volksztg 1900. — 3. zsstampfen, fe,t
zsdrücken BE. Sinnlose RA.: ,Du bisch e" hingerache"
g'sappeter HebammCstifu, ein hinten krummgetretener
Hebammenstiefel' BE.
Bed. 2 (auch bei Gr. WB. VIII 1796 unter .sappen' 1)
und die Zssen zeigen, dass Sappt? f. bei uns früher auch in
der Bed. Pickel mit gekrümmter Spitze zum Schleppen vou
Holz (wofür jetzt Zappf, S-) heimisch gewesen sein niuss;
Bed. 2 sagt also eig. ,wie mit einem Haken an sich ziehen.'
üf-: ,auf-, zsnehmen'; zB. ein G'soder (ausge-
schüttetes Wasser odgl.) mit einem Lappen vom
Tisch oder Fussboden entfernen, einen frischen Tinten-
klecks durch ein Löschpapier aufsaugen lassen; Flöh
ü., von Kindern, die, sich auf dem Boden wälzend,
Flöhe ins Gewand bekommen BG. (Bärnd. 1911). —
in-: einsacken BR., gierig einstecken, zsraffen oBs.
— z*-säme°-: zsraffen BHa. Duo hed der jünger
Sun Alls z'sämeng'sappet. ebd. (Übers, von Luc. XV 13).
Unpers., (den Schnee) zstreiben, -jagen BGr. ,[Eine
Schneemulde] heisst die Schissie"; dert tued 's de"
Sehne z's., bis er als die Schissellouina unter gewal-
tigem Getöse hinunterfällt.' BIrnd. 1908 (BGr.).
Sapper m., PL Sappera: Sappeur WVt.
Frz. aapeur; in der frz. Form in der Militärspr. allg.
Vgl. Martiu-Lienh. II 367; Follmanu 428 (Sapär).
Sappeta f., PI. -i: ein kleiner Sack voll BR.
Sappi" s. Zappln.
Säpperli"g m. : derber Haufe von beliebigen
Dingen BE.,Si. E" S. Sehne.
sappe" II: .hervorquellen, von Grundwasser [unter
den Füssen]' B (LTobler). — Vgl. gleichbed. nd. ,sappen,
sappig' (Gr. WB. VIII 1797), auch , sabbeln, sabben' usw. (ebd.
158S/9); ferner Follmanu 424.
Sapper ment uä. s. Sp. 655/6.
Sapristi -issti: Fluchformel, = Sakrament (Sp.
653 ff.) Bs. — Aus frz. sapristi; auch eis. (Martin-Lienb.
II 371).
Sep AAHold.; Ai'L; ZKn., Dim. Sepeli, Sepi, Sepel
AaF.; L, Sepp (Dim. Seppli) Aa; Ap; Bs; B (auch
Id. B); F; Gl; Gr; L (Dim. auch Söppli); GT., We. ;
ScoStdt; Schw; S; Th; Uw; U; Zg (nur Dim); ZKn.;
„allg.", Dim. Seppeli AAHold.; Gl; L; SchwE.; S;
„allg.", Sepjri AaF.; ApGais; Bs; B; F; L; S; Ndw;
W; Zg; ZKn.; „allg.", Seppel m. (meist als derb em-
pfunden) AaBosw.; L; ScnHa.; SchwE.; Ndw; „allg.",
Söppel L (RBrandst): 1. Kurzformen zw Joseph {ßA. III
76); vgl. Seb (Sp. 39); Sef (Sp. 340); Sepsch. Land-
ammann .Seppli Suter.' 1784, Ap; s. auch noch Sp.
340. In Verbindung mit andern Taufnamen. Voran-
gehend. Seppnlo(i)si, Jos. Aloisius Bs (Frei). Sepp-
antoni THMamm., Seppatoni Ap; Bs; GT., Jos. Anton.
Seppdhansjakob ScnHa. Sepplunz, Jos. Leonz Aa (Hür-
bin); L. Folgend. Franzsep, -sepp(li) AaF.; Ap.
Hanessepp, Hans Jos. Ap; S (.Hanssepp Wiss.' 1797).
,l)er Zingelihanssepp.' KGisler 1911 (ÜSeel.). Ka(r)U-,
Kärlesep Ap. Ludisepp, Ludwig Jos. Übw. Petersepp S.
Tonisep Ap. Durssepp S. Tschamperisepp, Jean Pierre
Jos. ebd. Typisch. Heidildum, ha" Nuss im Sack,
h., drü Höckli, h., wer hed-si g'g'e", h., der Söppli L.
Seppli, Pebbepli hat 's Böckli verbrennt, da ist-em
d' Muetter mit der Fitze" nächeng'rennt, um d' Schür
und um 's Hüs, um 's Hüs und um d' Schür: Seppli,
Pebbepli, spil nümme" mit Für! ZWald. Seppeli mit
dem nasse" Lumpe" macht di alte" Wiber z' gumpe"
ZReg., W. Deckerseppe" Deckbett het vier Egge", der
Egge" het 's Deckerseppe" Deckbett, zum Schnellspre-
chen Aa. S. noch süffen (Sp. 350). Halb appell. ,Sepp
bei den Schweizern appellativ in scheltender Rede,
zB. du wüeste- S.!' Wack. 1874. Mi" Sep s. Sp. 704.
Vgl. auch die Zssen. — 2. Sepp, Seppli, Ochsenname
Ap. Sepp, Stiername GKapp.
Vgl. Schm. a II 317; Martin-Lienh. II 367; Follmaun
477. ,s Seepe"', Familienzuname. 1748, AaJon. Als FN.:
.Sepp.' 1584, LSemp. In Ortsnamen. ,Sepp-Hofstatt' B.
,Seppen-Äckerli.' 179S, ThEgn., ,-Breunl' Aa. .Seppis-Ried'
B. .Seppli-Hüsli' B. .Seppel' Schw. ,HUsli-Seppis' L.
A u g e " - Seppeli : Einer, der gross dreinschaut L.
— Finke"- Seppel: Einer, der in seinen Tuchschuhen
schwerfällig einhergeht ZNeer. — Kanone"-&j)p.'
schwerer, plumper Mensch GGoss. (vereinzelte An-
gabe). — Chnoche"- Sepp: penis BStdt (vulgär). —
Bütel-. Nur in der RA. ,Büttelsepp sueche", von Einem
zum Andern gehend lange vergeblich suchen' ApH.
(TTobler). — Sehn egge"-. ,Die Schnecken waren
dies Jahr sehr ergiebig ... Aus Spass nannte man den
Küchenmeister [des Klosters] den Schneckensepli.'
1807, ZRhein. Diarium.
Waschli-<Se^)Zi: Plappermäulchen BE. (Bärnd.
1904).
Dim. zu Waschlieepp; so wurde E. XIX. im B Volksmqnd
der Arbeitersekretär Wassilief genannt (uuter Anlehnung au
Waochli, Schwätzer).
Sepe- ZKn., Seppe" AaF.; Gl; S; Th; ZKn. — f.,
Söppli n. Zg (Kai.), Seppere" f. SchwE.: Nachtrag zu
Jösi (Bd III 76). ,Josepha, das Seppeli genannt.'
KGisler 1911 (UAltd.). ,[Das Mädchen hiess] nach-
dem es Sommer Jungfrau gewesen war, nicht mehr
Sap, sep, sip, sop, sup
1224
Seppeli, sondern Sehösi.' Obw Blätter 1899. 's ordlech
Seppeli hiess 30 Jahre später d' Schmutzseppe" L.
Kathri"- (ScbwE.), Mari-(\i.F.; Ndw) Seppe".
Separatist rn.: = Singularist; s. Sp. 1207. — Vgl. zur
Gruppe Gr. WB. XI, 616.
separiere" seperiere" Gl: absondern. EKönig 1706
(neben .absondern'). Für sich, ohne Wissen eines
Andern treiben: Hüttigs Tags tüege'd halt di Junge"
hinder dem Eugge" vu" den Alte" allerlei z'säme" se-
pariere". CStreiff 1906 (GlM.). — Separierte' in.:
= Separatist. We"n-mer d' Pinte"wirte mini Buebe"
nit verfüere" u"d d' Neutäufer mini Meitli nit und die
Separierte" mini Alti nit, su han-irh wege" der Religion
ke'" Chummer. Gotth.
Sipp f.: (Bluts-)Verwandtschaft. ,Das ich mensch
ie gesäch, das mich von sip angehört!.' Elsbet Stagel.
,Die s. nemmen [nennen].' äRechtsspr. ,[Bei einer
Erbschaftsverhandlung] hat jeklicher sin s. genempt
und dar umb sin zügen in schrift geben. [Später
kommt N. vor den Rat] hat da erzellet, es sye war,
er hab sin s. und zügen als ander lüt ouch in schrift
geben, er hab aber sich selben in der s. und mit den
zügen ze nemmen etwas Übersechen und getrüwe, er
welle wol kuntlich machen, dass er dem aberstorbnen
man nächer sipp sye, dann er vor genempt hab, also
were er zuo dem vogt von Grüeningen gangen, hette
den gebctten, im sin schrift mit den zügen und der
s. ze endren.' 1434, Z RB. , Darnach ist herr Swend
erfragt, ob er die s. ze nemmen wisse.' 1493, ebd.
,Die Wort Sippschaft, gesipt sein und die Sipt nennen
sind under unserm Volk jetziger Zeit fast unverstend-
lich zum Teil von ihres Alters, zum Teil von dess-
wegen, dass sie gar ungleich gebraucht werden. Einer
haltet Sippschaft für Blutsfreundschaft, ein Anderer
für Magschaft.' 1626, JJBreit. — Vgl. zur Gruppe Gr.
WB. X 1, 1223/30, zur Form mit -( ebd. 1229.
sipp: (bluts-)verwandt. ,0b si ze beiden teilen
einander sipp sint oder nit, kan er nit wissen.' 1413,
Z RB. Meist in Verbindung mit ,näch', nahe ver-
wandt. ,Wie nach si einander s. syen, des weis er
nit.' 1413, Z RB. ,Wenn die sippschaft da für hin
kumpt, wer dann des toten menschen vatter aller
nechst s. ist, der sol den selben toten menschen erben,
usgenommen ein ana, die sol nit erben.' 1419, Z StB.;
ähnlich noch um 1600, ZAescb. ,N., sin öchen, der
im nach s. ist.' 1421, Z RB. ,Alle ander ir fründ, die
inen so nach s. sind, das sy einandem zuo rechen
haben.' 1470, ebd. S. noch brüten (BdV1002); Sipp.
ge-: = dem Vor. , [Die Verwandten eines Erschla-
genen werden gefragt] was irs willens sye, nach dem
sine [des Totschlägers] kind und ire kind ein andern
gesip syent.' 1478, Z RB. — Ge-sippschaft f.: =
Sipp. ,Ouch angesehen g., die do ist zwischend uns
und unser muomen.' 1478, Bs Chr. ,ln der appellatz,
von wägen etlicher gs-en halb ergangen.' 1559, B RM.
,Äffinitas, g., fründtschaft, schwagerschaft.' Fris. ,Die
gs. oder Verbindung, affinitatis coniunctio.' Mal. .Et-
liche vermeinten, sie möchten gesiepschaft halb mit
einandem nicht ehelich werden.' Würstisen 1580. —
Vgl. Gr. WB. IV 11), 4123 f.; Fischer III 530.
Sippschaft f.: a) abstr., = Sipp (vgl. die dort
abgedruckte Stelle aus JJBreit). ,[A. sagt aus, dass
B. des C] angeborner fründ ist, wie nach aber die s.
ist, mag er nit wissen.' 1412, Z RB. ,Daz ein fründ
den andern erben mag, so verr man die s. gerechnen
kan.' 1419, GT.; ähnlich G Rq. 1906, 270. 406. 466;
s. auch Bd VI 117 u. ,An denen zweien kinden [Sohn
und Tochter] teilt sich die sibschaft und zwiget der
sun in vatermag und die tochter in ira maus mag
oder in ira mans geschlecht, und darnach soll man erbe
teilen.' nach 1450, LBür. Herrschaftsr. ,Der ander grad
in der s. [ist bei Wiederverheiratung einer Witwe]
verbotten, aber der dritt zuoglassen worden.' 1541/3,
Z Ehegericht. .Bluotsfreundschaft, sibschaft, necessi-
tudo, consanguinitas; sibschaft, fründtschaft, necessi-
tas, necessitudo.' Fris.; Mal. ,Er hat schyn der s.
vom vogt zuo Grüeningen.' 1565, Z RM. ,Ainer linien
oder grad der sibschaft wyter.' 1588, Z. ,[Dass] wo
nit sonderliche Verding oder ordentlich testiert ist,
die nächsten Erben nach Sibschaft und der nächsten
Linien des Geblüts erben.' THDiess.Erbr.(ZfsR.I). ,Von
(selten ,um') s. (wegen), s. halb.' ,N., der von rechter
sibschaft ir vogt sin solte.' 1313, Z. ,Wer ein erbe an-
sprichet als ein erbe von s., der sol offenen, wie nohe er
sie zen glidern, und machet er kuntlich sin s. zen glidern
mit zwein erbern manen, so het er sin meinunge wol
bezüget.' E. XIV., L RB.; ähnlich noch um 1480. .Stürbe
der ab, also daz er kein fründ nit hette, der in von
s. wegen arbte.' X1V./XV., ZBass. Offn. ,Des N. frün-
den, die in von s. wegen und nach unser statt recht
ze rechend hand.' 1448, Z RB. ,Mit siben sinen näch-
sten erbornen fründen von s.' M. XV., AABremg. StR.;
lat.: Septem proximioribus congnatis. .Ansprach zuo
dem erbe von s. wegen.' 1451, Scbw LB. ,[A. mischt
sich in einen Streit] über das und in der B. von sib-
schaft wegen nützit zuogehörte.' 1463, Z RB. ,Swa-
gern und die einandem zen dritten kinden sind oder
einandem von s. wegen ze rechen band.' 1472, B RM.
,[N. stand seinem Vetter bei] als er des sibschaft
halb nach unser statt recht... schuldig und pflichtig
gewesen ist.' 1480, Z RB. .[Zeugen] die dem selben
teile um s. so nach gefründet weren, das sy in von
sölicher s. wegen ze rechen betten.' um 1480, L StR.
,Kein kuntschaft, so von s. so nach verwant wäre,
dardurch sy einandem ze rächen und ze versprechen
hettind.' 1545, Absch. Verbunden mit syn. Aus-
drücken; vgl.: ,S. heisst Fründschaft, gesippt sein
heisst gefründt sein. Sind also S., Verwandtschaft,
Fründtschaft eins und das genus, aber Blutsfründt-
schaft, Magschaft und Schwägerschaft sind die species.'
1698, Z Ehegericht. Mit .mägschaft t. als Gegs., t.
gleichwertig damit im Gegs. zur Blutsverwandtschaft;
s. schon Bd IV 98. ,So nun ... ouch die s. oder mäg-
schaft nüdt irren mag ... erkennend die richter die
parteien elich zuosamen.' 1525/7, Z Ehegericht. ,Nach
diser rächnung ist die frauw ime in der sibschaft ald
mägschaft im dritten und in der bluotfründschaft im
vierten grad verwandt.' 1541/3, Z Ehegericht. ,In
Graden der S. und Magschaft.' B Chorg. 1667. Mit
, fründschaft.' ,Es were dann, das einich dem wider-
speuigen mit so nacher fruntschaft oder s. verwandt
weren, das die recht solichs [Zeugniss abzulegen] nit
erliden möchten.' 1490, G. ,[Zeugen, die den Beklagten]
von S. oder Freundschaft so nach zugewant wärent,
dass sie dieselbe zu erben oder zu rechten hättent.'
L StR. 1706/65. ,S.' = .Übliche fr.': ,Ir findend Levi-
tici am XVI1L, dass verboten ist mägschaft und wyter
ushin denn die Schwester. Ist nun das ferer und
1225
Sap, sep, sin, gop,
fiss.erlicher glid in der s. oder lyblichcn Kündschaft
verboten, so ist vil nieer das nächst verboten.' Zwingli.
An andern Stellen ist ,fr.' im Gegs. zu ,s.' das En-
gere. ,[Da] zwüschet im und der frowen nit ein fründ-
schaft, sonder nun ein sibschaft ist, so mögent sy
einander wol haben.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Diewyl
das nit ein bluotfründtschaft, sonder nun ein s. des
jetzigen maus und der frauen halb ist, liessends min
herren zuo kilchen gan.' ebd. — b) concr., nur ver-
ächtlich, auch in weiterm S. von jeder Gemeinschaft,
wohl allg. Wa' g'heit-tni'h Der ond die ganz 'bugglet
S.1 ThMü. Das(s) ist e" netti S.! GT.: Tu; Z. — In
Bed. b auch bei Martiu-Lienh. II 368.
ver-sippt: = sipp. ,[Die Fehlbaren waren] im
andern und dritten grad der maagschaft oder schwager-
schaft v.' 1599, Z. — Vgl. Gr. WB. XII 1339/40.
ge-: =sipp. Attrib., bes. in Verbindung mit ,fründ.'
,Sin g-er fründ.' 1472, Z RB. ,Ob gesipter fründ wider
sin g. fründe in sachen, so ere, lib oder leben be-
rüerten, kuntschaft geben sol.' L StR. um 1480; nach-
her: ,wider iren g-en teil, den sy ze rechen band';
so noch L StR. 1706/65. ,N. batt ... im als dem nech-
sten g-en mansnamen des stammens das obgenant guot
zu einem rechten leben zuo verlihen.' 1486, Waldm.
,Sin vatter, ouch ander sine g-en fründe.' 1527, Z.
,[Wer Zins oder Gült verkaufen will] der oder die-
selbigen sollen solchen kauf iren g-en fründen, die
inen zu den dritten kinder seigend und nächer ...
anzebütten schuldig sein.' 1538, GRMal. ,Des ent-
lypten tochterman, g-e fründ und verwandte.' 1561, Z.
.Welcher Richter einer Partei von gesibtem Bluot
recht Geschwisterkindt oder nächer ist, der sol ihm
nit urteilen.' GrD. LB. Präd. ,Er ist g. dem römi-
schen küng.' NSchradin 1499. ,Des knaben vatter und
des meitlis grossmuoter [seien] geschwisterde kind
gesin, deshalb sy der landtvogt für ein teil zun dritten
kinden gs. sin achtet' 1538/40, Z Ehegericht. ,Mit
bluotfründtschaft biss in daz dritt glid gs. und ver-
want.' B StSatzg. 1539; 1659 wiederholt. ,[N. sei]
dem keiser g.' Wurstisen 1580. .Geschwüstrige, die
von ihren beiden eitern geblüet und g. sind.' TüDiess.
Erbr.; vgl. Bd V 227. .Glich g.' .Sind der lidmagen
mer, all glych gs. und gfründt.' B StSatzg. 1539.
, Gleich g-e Brüder und Schwöstern, wie die erben
sollen.' 1712, See. ,Näch g.' ,Des N. nach g. fründ.'
1473, Z RB. ,Des propsts von Wangen dirnen, die im
nach g. und desshalb ein harte misstat ist, von land
ze wisen.' 1483, B RM. ,[N. hat eine Frau genommen]
die siner vorigen eefrouwen nach g.' 1538/40, Z Ehe-
gericht. ,Die nächstgesipte Persohnen.' Z Mand. 1667.
Subst. ,Den herzogen von Lutringen, unsern g-en
und zuogewanten.' DSchill. B. ,Sin tochter [ist] unser
nechste g-e und göttin.' 1477, Bs Chr. ,Ein rechter
g-er.' 1525, Absch. ,N., des küngs gs-er.' Ansh. ,Siner
künglicher majestat g-er.' Sicher 1531. ,One anderer
g-er oder verwanter und mengklichs intrag.' B StSatzg.
1539; ähnlich 1607, AaL. StR. ,NN. als vögt, ver-
waltere und g-en wyland HJvonUlms seligen kinden.'
1539, Z. ,Von kundschaft der g-en.' 1545, Absch. .Die
gesibten, verwandte, necessarii; g-e oder schwäger,
gefründte, affines, necessarii.' Fris.; Mal. Noch 1721,
G. S. auch an-ge-boren (Bd IV 1477). Im uneigent-
lichen Sinne, von lautlicher Verwandtschaft: .Fünf-
tens das 1 mit sinen G-en.' Rei>. 1656. — Vgl. Gr. WB.
IV 1, 4124; Fischer III 530.
bluet-ge-: blutsverwandt. ,Sin nächst bl-er küng
von Frankrich.' Ansb.
Sun. Nur Söpe" m. SchScIiL, SöpH Bs (Spreng;
BMeyer); „Gr (m.)": = Hysop (Bd II 1688). [Die
Mutter] pflanzet nor so Chabisschüpe" und Söpe" und
Zimperginggis [im Garten]. APletscher 1902(SchSc1i1.).
Vgl.: .Die äschen [der Kuh solle man] in ein gschir
samlen, daran frisch wasser giessen und sölichs mit
einem söplystüdly den Sündern zur reinigung an-
sprützen.' HBüll. 1551; nach IV. Mos. 19, 6, wo 1530
,isopen.' ,Die isöple, hyssopus, -um.' Mal.
Vgl- auch Gr. WB. X 1, 1753 (,Söppel'). Die einsilbige
Form stammt wohl aus der folg. Zss., wo sie sich leicht
ergab.
Chilcl'e°- (in GnMai.; GNeut, Wil; SchKI.; Th
Chirehe"-, in GSa.,We.; SchKI., Rüdl., St.; uTh; Züss.,
Wilb/R. Chilche"-, in ScHSt; TuHw., Mü. einlache"-)
Söp ZDüb., Volk., Söpe' ScHRüdl.; ZO. (Stutz), W.,
Söpli ZZoll. und lt Dan., Sope" AAMönth. und lt
Mühlb., Söpli Aa (Mühlb.), Söppli GWe., Sup Aa
(Mühlb.), Suppe" Aa (Mühlb.); GNeut.; ZDüb., Süpplig
GRMai., Sepeli ÄAJon., Seppli GSa., Se«plig GWe.,
Zöpli Aa (Mühlb.), Ze,,pli GWe., Sörpfel GWil,
Sürpfli GlMoII.; m und oTh, Sürpfeler oTh, Schöpf
m. AABb., Vill. ; SchKI.; ScHwMa.; m und uTh, Diess.
bisScHSt.; ZOss.,Rafz, Wilb/R., Schöpli ScmSt. (Sul-
ger); ThFi\, Hw., Mü., Tschöpli AaoF.; GWe. (-ör):
1. = Kirchen-Hysop (Bd II 1688). aaOO. ausser AaoF.,
Mönth.; ScHSt; ZRafz, Volk. Oft in Gärten kulti-
viert und verwildert. Als Würze für Speisen GlMoII.
In Wein gesotten und warm getrunken als Gegen-
mittel bei Vergiftungen mit Schierling oTh. Auch
des Wohlgeruchs wegen geschätzt; deshalb mit andern
wohlriechenden Kräutern (zB. Rosmarin Bd VI 1444)
zu Sträusschen gebunden, die zum Kirchgang ins
Mieder oder Gesangbuch, von Männern in den Mund
oder hinters Ohr gesteckt werden (so AABb.; ScHRüdl.;
ZOss.). .Während des Gottesdienstes pflegen die Land-
leute ein Büschel starkriechender Blumen und Kräuter
in der Hand zu halten, unter denen der Isop nie
fehlen darf, weshalb er auch Kilchenschopen genannt
wird.' Sch Gem. Neben Nelken, Majoran und Veilchen
in einem Strauss, den ein Mädchen seinem Liebhaber
bereit gemacht hat: I'h hän-em dri" 'tö" Chil'he"söpe",
er soll -mer auch chli" nohe"töpe". Stütz. , Hyssopus,
kirchensöple.' Fris.; Mal. Die folgenden Belege kön-
nen auch zu 2 a gehören. ,Kylchensöpli und Ruten.'
B Arzneib. XVII. .Kilchensöpli.' Z Arzneib. XVII. /
XVIII. ,Kilenschöpliwasser.' Z Kochb. XVIII. S. noch
Sät-Hös (Bd VI 1401). — 2. übertr. auf andere wohl-
riechende Kräuter (bes. solche, die zum Kirchgang
mitgenommen werden); vgl.: ,Zum Kirchengehen brach
man gerne ein Resedazweiglein oder ein Schungilleli
(Narzisse) oder ein Gläsli (Hyazinthe) ab, um daran
zu riechen, oder steckte es ins Knopfloch, das hiess
ein Chileche»sürpfli.' AfV. (Th). .Ch.-Sürpfli, eine
wohlriechende Gartenpflanze' Th (Pup.). a) Saturei,
Bohnenkraut ScuSt,(Sulger). ,Kilchenseplin.' Zwinger
1696. ,Kilchensöplein.' Bs Apothekeitax 1701; EKönig
1706. — b) Thymian ZVolk., Rafz. Wilde" Chil^e"-
schöpe", Thymus 'chamsedrys AAMönth. — c) = La-
vänder (Bd III 1108) AaoF.; SchKI.
Zu den Umbildungen vgl. zB. Batönitn (Bd IV 1S0S).
Am weitesten steht ab Chüchen-SSmU (Sp. 935). Die zwei-
silbigen Formen Ch.-Söpe", -Suppe" sind eig. Pl.-Formen,
Sap, sep, sip, so]), sup
tw. viel], auch wirklich als solche gebraucht. Geschlechts-
angaben fehlen fast völlig, was sich aus dem vorwiegend
koll.-plur. Gebrauch des W. zur Genüge erklärt.
Soppel I: männl. Taufname, Hans Jakob ZBenk.
,HRüegg, S-s, von Bliggenschwil.' 1872, Z Amtsbl. —
Aus [Hanls-Oppel; vgl. die Aum. zu Jakob (Bd III 33).
Soppel II (auch -ü), Soppu" — m.: handhohes
fettes Gras oder handhohe gutgewachsene Saat (Rog-
gen, Weizen, Hafer, Gerste, Flachs) W (so Ems, Er-
gisch, Turtm., Unterbäch). A.: Wie sind die Vorsäss?
B.: 0, es ist scho" e" hibsche'' S. Chrüt. E* S. Choru",
Sät. — Vgl. das Folg.?
Soppe" (o'-J m.: Pflanzenn., steifes Borstengras,
Bocksbart, Nardus strieta GrA., D., He., Pr., Seh. Auf
schlechtem Alpboden wachsend; s. auch Bruch I (Bd
V 341, wo Soppe" zu lesen). ,Auf einzelnen Höhen
findet man den von allen Heuern gefürchteten S., der
gegen Mittag hin der schärfsten Sense trotzt.' Gr
Mbl. 1897 (GuSapün). ,Auf der Meierhoferalp in GrA.
wird das Borstgras (S.) an solchen Stellen alle sechs
Jahre einmal gemäht und jeder Genosse erhält jedes
Jahr auf je ein Stoss Alprecht ein Soppenlos.' FGSteb-
ler, AW. ,üas senkrechte Nardengras, im Provinzial-
namen Soppa genannt ... Einige Alpen, die viele dürre
Hügel und wenig Quellen haben, werden von diesen
Pflanzen sehr bevölkert. Denen, die in Beigwiesen
mähen, verursacht sie viel Mühe, weil sie durch ihre
Härte ihre Sensen immer stumpf macht ... Es ist
wahr, diese Pflanze ist nicht milchreich, doch haben
die Hirten in der Erfahrung gefunden, dass diese
Milch butterreich ist und viele Molken giebt.' Gr
Sammler 1784, 318 f.; darnach St.; Durh.
Nbform zu Suppen I (der Vok. -o'- ist etym. o). Viel),
nacli dem Standort benannt und eine ä. Bed. .Sumpfboden'
voraussetzend, wozu steir. Soppe f., Kotlache, Soppwert,
uasses Wetter (Unger-Khull 597), luxemb. Supp f., Moor-
boden, seichte Stelle, nippeck, sumpfig (WB. 434) zu ver-
gleichen wäre; allenfalls auch be-söppen, besudelu (Fischer I
922), weiterhin Vilmar 408. In Ortsnamen (vgl. dazu Birl. AI.
XV 140; 1890, 69): ,Soppensee' GrA. ,Soppensee, -stig' bei
LRusw. (bei Leu, Lex. ,Soppen- oder Soppi-See, Soppen- oder
Oppenstig'). Dazu: ,HSuppensews eliche wirtin.' 144S, Z.
soppig GrScIi., soppnig GrPi\ : aus Borstengras
bestehend (soppnigs Gras), damit bestanden (von
trockenem Boden).
Suppel m.: aus schwächer gezwirntem Faden her-
gestellte, nicht abgekochte, weiche, glanzlose Seide Z.
supel-M-: untertänig Bs. — Wie das Vor. aus frz. «oty*.
Suppe" I, -a f.: zähes Gras auf moorigem Boden
BAd., Frut., oSi. Synn. s. unter Fachs (Bd I 655). I'*
muess ga" dengele"; ich han de" ganze" Morge" S. g'meit,
der Fade" ist abder Sefnjse" BSi. — Vgl. Soppen. Un-
sicher ist die Zugehörigkeit von ,Supe" f., Moorgras' AaZein.
ältere Angabe (heute abgelehnt). Vgl. auch die ON. .Suppen-
Tal' AaVillin.; im Supp.'lor [aus '-lek] ZSchwerz.
Suppe" II (bzw. -o-), Suppa, in PPo. in den obl.
Gas. -u" — f., PI. unver., Dim. Süppli (bzw. -ö-, -*-), in
Ndw auch Suppli, in der Kinderspr. (so B; Z) Süppeli,
in BStSteph. Sü})pi, in Ndw Suppili: 1. wie nhd.
Suppe. ,Suppa, suppe; brodium, bruegi; oft'a, begossen-
brot; vippa, brot in wine; ipa, brot in wasser.' Voc.
opt. Jus, brüey oder supp.' Fris. a) Beschaffenheit.
Nach den Bestandteilen unterschieden als Grümmeli-
(SL.), Gries-, Chabis- (GRMai.), Chol-, Chestene"- (GrS.,
Tschapp.), Chnödli-, Chnöttli- (GRPr., S., Scuolms, Spl.,
Tschiertschen), Bis-S. usw.; s. auch die Zssen. Brockli
(s. Bd V 560), Tünk(l)i i" der S.; vgl. Brockli-,
Tünkli-S. Es Tünkli uf d' S., .Beweis für eine Tat-
sache, ein Verbrechen' ZLunn. Us (von) der sibe"te"
S. e(s) Tünk(l)i; s. Sp. 57/8. Dafür: Vo" der nünte"
S. (Aa; GTa.; ZEuss.; s. auch nünt Bd IV 770), vo"
sibe»zeh" S-e" (Bs), öppen uf 100 S-e" (Bs), us der
hundertste" S. (Gl) e(s) T. ,Er ist mir gfründt von der
9. S-en ein Tünkli.' Schimpfr. 1651. Andere Bestand-
teile der S. s. unter brechen (Bd V 317 o.); Braten
(ebd. 882u.); Brot (ebd. 934 u.); riben (Bd VI 55).
Öppis Grüefnjs (Schnitt-Lauch, Peterli, Selleri) uf
d' S., zur Würze; vgl. S.-Gruen (Bd II 749 u.). S.
auch Sp. 71, ferner Peterli (Bd IV 1842). Pfeffer und
Salz in der S.; s. Chats (Bd III 587 u.); Salz (Sp. 884,
mehrfach). Ungehörige Zutaten. E(s) Här i" der S.
B; G; Th; Z; s. Bd II 1506. E" Mugg i" der S.;
s. Bd IV 128 o. 's ist-em e" Flüge" i" d' S. g'heit, von
einem unerwarteten Hinderniss GBern. Jmdm Dreck
(WuestJ i" d' S. mache" B; Z; vgl. Milch (Bd IV 199).
Mit Adj. Spanischi S. i" der Glosche", Kalb-, Schweine-
fleisch und Kabis im Bratofen gekocht, oü. (Dan.);
ähnlich ist die französische Suppe' im Bs Kochb. be-
schrieben. .Welsche Suppe', = Bettler-S. (s. d.). , Alles
durch einander wie in einer welschen Suppe (Bettler-
suppe).' Gotth. Grüeni(Fleisch-)S. s. Bd II 750 (auch
Th); Gegs. türri S. (aus gedörrtem Fleisch gewonnen).
G'röst(n)i S., aus gerösteten Brotschnitten Aa; G; Z,
g'rösti S., aus in Butter geröstetem Mehl W. E* roui
S., aus rohen Kartoffeln bereitet BG. ,tngeschnittne
S.'; s. Braten (Bd V 882 u.). Süri S., mit Wein ge-
säuerte BHa., sauer gewordene Suppe G; S und sonst.
D'r Dursli isch z'ersl parmöl drum umme" g'loffe",
ivie-n-e" Chatz um ne" süri S. JReinh. 1905. 's het-mic"
'dunkt, es si-mer, wie wenn-ig ne" süri S. müesst helfen
esse", ebd. ,Süesse S.': ,[Die Prätigauer] machend dem
Balderon fast suhr sein süsse S-en, so er gässen.'
1622, Zinsu 1909. E" gueti S., eine gehaltvolle, bes.
fette, 's giht e" gueti S., Metzger beschwichtigend zum
Kunden, der die Knochenzugabe zu reichlich findet; vgl.
S.-Bein (Bd IV 1302). Me" wur" mäne", si hett di ganz
Wuche" (dure") ka" gueti S. (z' esse"), von einer magern
Frau Th; Z. S. auch Sp. 312 o. Schmutzigi, feissi,
'zügeti (mit heisser Butter übergossene) S. Schmutzigi
S., feissi S. (ZO.), feissti S., schmutzigi S. (G Buchs),
Schnellsprechvers. Er g'seht üs, wie wenn-er noch nie
ke'" 'zügeti (warmi Th) S. g'esse" hett Z. Übertr.: .[Die
geistlichen Fürsten] gebend pensionen, schenkinen,
feisst suppen.' Zwingli. S. noch Bueb (Bd VI 80 o.);
Sechsets (Sp. 241). Fettlose Suppe heisst mager, u"-
g'schmalze", u"züget, scherzh. blind (s. Bd V 110), auch
barfuess GNessl. Ber mues" slner Lebtig d' S-en u"-
züget esse", wird es nie zu Etw. bringen Z. ,1m Kü-
chenschrank nicht soviel, um eine stockblinde S. zu
machen.' Gotth. .Einem Tischgänger wird von seiner
Ehfrauwen ein S-en uff den Tisch zu tragen gegeben;
wyl sie aber gar mager und dünn war, stellt er sie
by der Tür nider, macht ein Schnur umb d' Platten
und führt sie also zum Tisch. Gfraget, was er da
mache, antwortet er, diesse S. säche nüt, sie habe
keine Augen, er müess sie eben führen.' Schimpfr.
1651. S. auch sehen (Sp. 539) und vgl.: Die S. ist
höchmüetig, si bieget Ann mit kämm Aug a" ThMü., es
Süppli het 's g'ge", eso-n-es stolzes, das'-es Ei"'m nid
122H
Sap, sep, sip, sop, snp
12:1(1
mit.ei"'m Oug hält möge" a"luege". Loosli 1910. Auf
den Salzgehalt bezieht sich (W-Jg'nalmi (Sp. 895/6),
lisi, rdssi (Bd VI 1271) S. ,Wo si [die Villmerger]
kamen vor Joggeiis Haus, fressen sie en Blatte" voll
S. aus. Der Erst said, si sei nid guet, der Zwöut
said, sie sei nit g'salze" gnueg, der Dritt said: Salz
hed gar kei" Not, wenn nur drinnen ist vil Brot' Aa
ULunkh. (Spottlied auf die Villmerger). Eine fade S.
heisst auch öd, blöd, nüechter (ÜT.), senft (Sp. 1169),
dächt-, tuchtlös (Bd III 1434); Gegs. chreftig, chüstig.
D' Süppli sind au'h gar s.j blutt und hend no'h Chraft
wo"* Salz. Lienert 1906. Vgl. auch Ack (Bd I 163);
Tugend. (Schlegel-)dicki, dünni S. D' S. [wird] dünner,
ivie me'Lüt dass z' Brunne" sind. ScawBrunn. Bartli-
spiel 1784. Es luters" [dünnes] Süppli BG. S. noch
Brüej (Bd V 550); Sechsets (Sp. 241). Warmi, chalti
S. E" warmi S. öbercho", ,heiss bekommen' Ap (T.).
S. auch an-richten (Bd VI 407); siben (Sp. 56), säumig
(Sp. 953). — ß) Zubereitung, Essen der S. .Einem
ein s-en machen.' 1530/3, Z. ,[Magis] namra daz
schwarz brot und macht s-en daruss in einer schüss-
len.' Haimonsk. 1531; frz. ,en faisoit des soupes de-
dans un hanap de bois.' ,Ein s. inschniden.' ,Es
klaget A. ..., er und ettlich ander habint zwo suppen
in zwo schüsslen ingeschnitten und in die beid suppen
nit über vier angsterwert brott brucht, und die N.
inen darfür gehöischen zechen angster.' 1477, Z RB.
,[Die N. habe] iren herren, als er ein s-en inschnyden
wellen, durch ein arssbagken mit eira messer gesto-
chen.' 1534, ebd. ,Für die S-en und Fleisch, wann
der Wirt einschneidet, sollen 6 ß und wann der Gast
einschneidet, 5 ß gerechnet werden.' 1657, Schw. ,Con-
eidere panem in iusculum, S-en einschneiden.' Denzl.
1677. 1716. E" S. i"brocke", bes. bildl.; s. Bd V
562/3. Wart, Schu'meisterli, dir will-i'h au'h es Süppeli
i"broche"! SGfeller 1911. D' S. übertue" (aufs Feuer
setzen); auch bildl.: Ei"em d' (oder e") S. «., Unge-
legenheiten verursachen (Sulger), , einen starken Ver-
weis zuhaben' (Kirchh.) Sch. S. choche". ,[Sie müsse
ihrem Mann] s-en kochen, wann sy schon kein anken
hab.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Als ir muoter kommen
und sy heimgsuocht, hette sy nit im hus, das sy ir
könnte ein s-en kochen.' ebd. ,Wie wird das Rum-
pell-Tier [die Frau] mit mir erst bochen, wan sie mihr
nuhr muos ein Suplin kochen.' 1772, Gfd (Zg). In
RAA. Me" heb noch hei" Suppe" so gleitig g'esse", ivie
si g'chochet sig. JReinh. 1903. Dö hesch e" schöni S.
g'chocht, zu einem Bauern, der sein eigenes Pferd zu
einem viel höhern Preise wieder kauft, als er es ver-
kauft hat BLauf. .Demnach stüende N. uff einen
stuol und trowte, er wolt eim ein süppli kochen.' 1509,
Z; vgl. unter y- S. auch chochen (Bd III 126); bochen
(Bd IV 970). D' S. salze"; s. auch Sp. 884. Ei"'m
d' S. versalze", verpfeffere" (auch verpulvere" Schw),
etwas Schlimmes zufügen, einen Plan vereiteln Ap;
G; Schw; Z und weiterhin; s. auch Sp. 897 u. Du
hest dir selbst <F S-en versalzen W. E" S. a"richte",
häufig übertr.; s. Bd VI 407/8, ferner un-guet (Bd II
545 u.); Chust (Bd III 554). E" S. (a"-)reise" ; s. Bd
VI 1307. 1318 u. D' S. blase"; s. Bd V 141, auch Mül
(Bd IV 176 u.). S. trinke" BL., süffe" (s. Sp. 346/7), gew.
esse"; s. schon Sp. 1228. We""-me" dich (und de" Löffel
GBern.) nid hett (und's lieb täglich Brot BsL.; Sch; Z),
so müesst (chönnt Sch)-»ic" d' S. trinke" (danke" BsL.)
GBern.; Sch; Z, auch mit der Einleitung: Wenn ich
nüd war (Si nüd iväre"d) Z; s. noch Bd V 941 o.
Das ist die S., wo-mer gester nüd g'esse" händ, .Scherz-
wort G (RBülsterli). An den heute mehr und mehr
abkommenden Brauch, die S. aus gemeinsamer Schüssel
zu essen, knüpfen die RAA. an: Me" sc/t halt z'erst
zwölf S-e" mit-enand esse", ehe man meint, man kenne
sich hinlänglich Z; vgl. Sp. 885. ,Bald d' Herre"
e"möl e" S. mit-enand g'esse" hand, sönd allsame" glich,
sobald die neugewählten Herren in die Luft der alten
kommen, so atmen sie die gleiche aus, dh. sie sind so
herrisch als sie' Ap (T.); s. auch Her (Bd II 1522). ,1'*
wfft nüd gern d' S. mit-em g'me"' ha", wollte nicht gerne
gemeinsame Sache mit ihm machen' Ap (T.). S. auch
ruewig (Bd VI 1906). ,[Der Totschläger hat] offenlich
gerett: ich hatt N. [den Getöteten] geladen mit mir
ein s-en ze essen; aber ich wüst wol, wie ich im
ein s-en geben wolt, sy ist im aber ietz worden.' 1480,
Z RB. Hilf ist guet, aber d' S-en ist glich üs, Sprw.
L (Ineichen); vgl. Wander II 814. Er cha"" wider
guet werden a" der gliche" S., sein Zorn verraucht
bald Z (Dan.); vgl. ßd I 523. V 942. D' S. üs-
esse", -fresse" (auch üslöffle" B) müesse", bildl. ; s. Bd
I 525. 1323 (auch Ap; Gl; G; Th; oft mit der Fort-
setzung: ivo en Andre V'brocket hat). ,Das Bäbi la-
mentierte, dass immer es die Suppe ausfressen müsse.'
Breitenst. 1860. ,[Die Mutter] begehrte die Suppe
nicht mit auszuessen, welche Anne Mareili einbrockete.'
Gotth. ,Sie wollten Niemand seine S. ausfressen',
von Kiltern, die ein übelbeleumdetes Mädchen mieden,
ebd. , Kauft ers [ein kostbares Kleid] ir nit und tuots
vergessen, so muoss er büss s-en essen.' VBoltz 1551.
Ausgehend von den im Vor. angeführten Wendungen
Ei"'m e" S. i"brocke", a'richtc" usw. erhält S. den
Sinn von , schlimmer Handel, schlimme Lage' übh.;
doch vgl. auch Bed. 2 und das Syn. Brüej (Bd V 551).
Du hast da e" schöni S ! ZSchwerz. Jetz hei"-mer
d' S., brummlet der Arme"vogt [weil er für Kinder zu
sorgen hatte, deren Eltern gestorben waren]. Joach.
1892; nachher dafür: Jetz hei"-mer der Chrom. Was
für-nme" vermalndite" G'mäli werde"-mer die S. z' ver-
danke" ha"? Schwzd. (GRPr.). In e" wüesti (bösi,
schöni, lechtij S. (ine") cho" (g'hije") Ap; G; Ndw. ,Wir
[Soldaten, die Werbern in die Hände gefallen waren]
erzählten uns ... in welch wüste S. wir hineingeraten
seien.' Ndw Kai. 1906. I" d' S. (ine") cho" 1) in eine
missliche Lage geraten GkPi\ ; GRh.; Z (s. Rüchling
Bd VI 191). ,NN. sorgeten, dass si ouch etwa in die
s-en kämen', in den Prozess verwickelt würden. 1526,
EEgli, Act. — 2) verblümt für ,die menses bekommen
ApK. Diese Redensart bringt auch LZellweger an
Hirzel, und der Appenzeller leitet sie daher, dass
die Menstruierenden keinen Haferschleim ässen.'
TTobler. Vgl. suppnen. Ein i" d' S. bringe", in
Unannehmlichkeiten SchSL (Sulger). ,[Der frz. König]
hatt kein ruw so lang, bisz er die 5 ort, so wider
yn warent und kein verein mit im annemmen wolten,
durch ettlich tagsherren und heimliche pensioner ...
ouch zeletst, gott erbarms, in die s-en bracht.' 1516,
Bs Chr. ,N. hat uns in die s-en helfen füeren.' Rainsp.
1553. ,Es machet auch, dass sich der bapst mit dem
keiser vertruog und den Franzosen in der s-en stäcken
liesä.' JHaller 1550/73. — y) besondre Verwen-
dungen; zT. mit b sich berührend. Als Gabe. ,[Bei
Bauernhochzeiten besteht die Sitte] Armen und Kran-
ken eine tüchtige Portion S. und Fleisch ins Haus
1231
Sap, sep, sip, sop, snp
1232
zu schicken.' Z Chr. 1905/6. Beim Militär wird die
übrig gebliebene S. jeden Abend an die Armen aus-
geteilt. ,Von des lüttens wegen und der grossen
gloggen, ouch der s-en den sigristen und andern zuo-
gehörig ... Als aber die sigristen und ander von sö-
licher gloggen wegen die s-en ervordert haben, sol
sölichs hinfür abgestellt sin und inen für sölich s-en
nit mer dann dry betzen geben werden, dieselben zuo
teillen under die, so bisshar an der s-en recht ghept
haben.' vor 1523, B StR. ,[Die Schüler sollen] so der
schenkhof us und zuogetan ist [dh. wenn die Ferien
zu Ende sind; vgl. Bd II 1032 o.], kein s-en mer von
herren erforderen noch nemen.' 1541, Z. ,Am Tage
vor dem Schweersonntag gehet einer der beiden
Wächter auf dem Grossmünsterturm in das Wettinger
Amtshaus und haltet da um die grosse Suppe an; am
Schweersonntag selbst werden dann 5 Pfd Fleisch in
bemeltem Amtbaus gesotten; nach vollendeter Hul-
digung gehen beide Wächter mit ihren Knechten
dahin. Eine grosse hölzerne Schüssel stehet alsdann
bereit, und wird in dieselbe ein ganzes Brot einge-
schnitten; das Brot wird mit ein wenig Fleischbrühe
begossen, die übrige Brühe aber samt dem Fleisch in
ein Geschirr getan, welches dann Der, welcher die
Woche auf dem Turm hat, in sein Haus tragen lässt;
darzu bekommt er noch 3 Brot und 20 ß für den Wein.
Der ander Wächter aber empfängt 1 H. an Geld und
4 Brot. Ehedem hatten Beide die Suppe gemein; die
Suppe wurde auf den Turm getragen und von beiden
Wächtern mit ihren Familien und guten Freunden
genossen.' vMoos 1774/7. ,Den Klöstern und Herr-
schaften wurde das Suppen-, Brot- und Getränkeaus-
teilen an Fremde verboten.' 1798, THMand. (HHasen-
fratz 1908). Als Krankenspeise, meist im Dim.
Soll-ich-der nid öppen es Süppli chochen oder es Ei
üsschlöh"? fragt die Tochter den kranken Vater. SGfel-
ler 1911. ,[Eine Wöchnerin] solle etwa auch ein
Süppli kochen.' Gotth. .[Ich] Hess imm [dem Kran-
ken] ein süppli bringen, aber ob ers gässen, was er
tod.' JHaller 1550/73. ,[Die Kranken sollen bessere
Nahrung bekommen] item auch von den Bodenzins-
Hünern und Hanen ... neben der guten und kreftigen
S-en darvon.' 1714, Imob. 1878. S. noch ge-brännt (Bd
V 624). In der S. wurde oft Gift verabreicht. ,N.
hat ouch uff ein zyt eine spinn in der s-en funden.
Item manchmal hat sy [seine Frau] im aber ein s-en
gen, darin ist am boden ettwas wysses zemen glouffen;
dasselb hat er in ein fleschen gnon und aber dem
dokter bracht, der habe gseit, es sye abglöschnen
kalch ... er soll nit me mit ir essen noch trinken.'
1530/3, Z Ehegericht. ,Habe N. dem anderen Kind
ein Pulffer in die S-en gelegt, dass ess ussgeserbt.'
1642, ÄABremg. ,N. suchte Reparation des über inn
ussgegangenen Lümbdens, samm hete er syner Eewür-
tin Gift beigebracht in einer Ankenballen, sauren
S-en und einem Glass voll Wyns.' 1665, Z. Das
Dim. geradezu für Gifttrank. ,Celestinus was nur
17 tag bapst, dann er ein süppli geessen, das er
nit vertöuwen mocht.' HBdll. Tig. Vgl. dazu: ,[,Bras-
ser' zur .Grechtigkeit':] Drumb ... wer myn rodt,
du Messest uns jetz grad on nodt ... man doift
dir auch ein süpplein kochen, das du nit bald
würst verdeüwen.' VBoltz 1551. So bes. .wälsches
süppli.' ,Die gröste fröud... was, dass der cardinal
von Sitten an der pestilenz oder wie gedacht an eim
wälschen süple sin unrüewigs kriegischs leben ver-
lies.' Ansh. ,Intercipiamus vitam eius cibo, pro quo
nos diciinus: lassend uns im ein wälsches süppli zuo-
rüsten.' HBull. 1558. Zu Zauberzwecken. , Do rette
die N., sy könne wol ouch eim ein s-en machen wie
ir muotter.' 1548, L Hexenproz. ,Er solle 3 Ringli aus
Grundträblenen machen und selbe der [verhexten]
Kuh an das Uter s. h. stossen und dardurch melchen ...
Wann die Kuh ausgemolchen, solle er einen Teil der
Milch mitsammt den Grundträblenen der Kuh zu essen
geben, mit dem andern Teil der Milch solle er einen
Ziegelscherb voller Menschenkat s. h. anmachen und
nachts unter die TachtreifTen stellen, so werde dann
die Täterin in der Nacht kommen und den Ohnflat
auffressen müssen; diess solle er zum Zeichen nem-
men, die Täterin, so die wüste S-en aussgefressen,
werde dardurch auff ihne so böss werden, dass si
weder mit ihme noch den Seinigen nicht ein Wort
mehr ein ganzes Jahr lang reden werde.' 1701, Z; nach-
her ,ohnflätige S-en', auch .Milchsuppen.' — 8) neben
andern Speisen, Getränken. S. und Fleisch; s.
schon oben und bes. Fleisch (Bd I 1221). Gib de" Bliebe"
Sen und Fl. und französische" Wi" und Hung und
Chüechli und de" Chinde" Chatze'dreck ! ZUit. (Kdld).
,Wann die von Dietliken ir vogtstür bringen wellen,
sollen si das vorhin anzeigen und ein kornmeister inen
altem bruch nach ein s-en und fl., ouch zu trinken nach
der gepür geben.' 1569, Z. ,Nit allein s-en und fl.,
sonder junge hüener und tuben.' 1584, ebd. ,[Pfarrer
N. zum Wirt:] Warum habt ihr mir am Bättag nicht
wollen S-en und Fleisch geben'?' 1704, Z. ,[Dass] der
dissmahlige Weinschenk zu Sulzbach nit nur Wein
bim Zapfen auswirten, sondern auch S-en und FL,
Wein und Brot zu essen und zu trinken Jedermann
nach Belieben aufstelle.' 1707, Z Rq. 1910. ,[Bei
einer Hebammenwahl gab man] den Vorgesetzten und
ihren Weiberen sammt beiden Hebammen S-en und
Fleisch.' 1714, ZKlot. S. noch Ge-mües (Bd IV 496);
Braten (Bd V 882). Neben Mues; s. die RÄA. Bd IV
488, dazu noch präzis (Bd V 1038). ,[N. klagt, seine
Frau] bschlüsse im den anken, salz, brot und haber-
mel vor, das er den kinden nit dörfte ein süppli ald
habermuoss kochen.' 1541/4, Z Ehegericht. Vo" der
S. i" ä" Schnitz luege"; s. Bd III 1221. ,Von der S.
bis zur Tattere»'; s. Bd IV 1818. Neben ,Win.' .Wenn
eim der zwing verrüeft wird, so mag im ein würt gen
uff die stras und nit im hus 1 moss wyn und ein s-en
und nit witer.' 1495, AAVillm. ,So hatt N. gsetzt und
geordnet den schuelercn am morgen, wan das jarzitt
gehalten wurdt, zu gebe.n zwo mutten mit s-en und
4 mass win.' 1555, U. ,Ob die richter hell geurteilt
und nach guoten s-en und wyn.' 1578, Z RM. S. auch
Hell (Bd II 1137 o.). — s) Häufigk eit, Wertschätzung.
I'h mues'-es all Tag us der S. (uf alle" S-e") esse", be-
komme es (einen Vorwurf udgl.) alle Tage zu hören
ScHSt. (Sulger). Das mues' -er uf-eren iedere" S.
g'höre" Z. Er häd-mer 's uf jeder S. für ZZoll. ,[Ein
Mann] dem seine Frau ihr winziges Zugebrachtes
beständig vorhielt (uf- einen iedere" Löffel voll S. het
z' esse" g'ge").' Bärnd. 1904. Wer lang S-en isst, wird
alt, bes. zu Kindern, die nicht gerne S. essen Aa; Bs;
G; Th und sonst. Iss brav S., so wirst g'schid! AAEhr.;
Ap; GT.; UAltd.; ZO. Vom Suppenesse" wird-me" gross
GT.; Z. S. auch Puppen (Bd IV 1426). O Jere" Ma-
reie", ha" d' S. lo" g'heie"! Ausruf, wenn man etw.
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12::4
Ungeschicktes begangen hat L (EBrandst.). Bi Nähert
d' S-e" verschütte", Jindes Gunst verscherzen Ap (T.).
S. noch Sack (Sp.664). — 5) im Kinder lied und -spiel.
Was giH 's z' Mittag'; S-en und Feister zue und
Hammenix und Brätiskei" und furtg' flöge" Tube" ZKü.;
vgl. Bd I 872 0. Wem-mer sötte"d Chüechli ha", Kam-
mer halt nw S. S; ZStdt. Fürli a"mache", Chüechli
buche", Süppfejli choche", Häfeli 'broche" ZAnd.,Gund.
Gügge"-, gügge'hü, d' S-en über 's Für, 's Habermues
owh: wenn d' esse" wi't, so b'elt ouch! EStoll 1907.
Here" Here" Häxe"geiss, mach-mer d' S. nüd so heiss!
Spruch, mit dem die Kinder das Hin- und Herziehn
des Stengels eines Gänseblümchens durch einen Löwen-
zahnschaft begleiten Z; vgl. dazu (Schnider-)Geiss (Bd
II 457 u. 464); räss (Bd VI 1271). D' Chelle"-Marei
ist auf* d' Stegen ab g'rännt, het d' S-en üsg'heit und
d' Schussle" verheit AaF. Uf der S. hat 's Mugge" und
im Chrüt hat 's kei" Speck: ml" Schätzli will-mieh
nümme', de' hoffärtig Dreck! ZBül. B'hüet-is Gott
die S. cor Flüge" und vor Mugge", vor Spatze" und
vor Ameritz, das'-is keine" i" d' S. sitz. Belzchappe",
Arne" Th (AfV.). Unser Vatter, der du bist, d' S. stät
uf dem Tisch, der Löffel hanget o" der Wand, der
Vatter schläd-mi'h abenaud Z (Dan.). S. noch gigen
(Bd II 150); Chrumm-bein-Lied (Bd III 1096); in-
brocken (Bd V 562); brännen (ebd. 623 0.); Brite (ebd.
1033); Bast (Bd VI 1496); hi-räten (ebd. 1585); salzen
(Sp. 894/5, dazu GZür. 1902, 158; AfV. XIII 138). In
Spielrufen. Bei dem Spiele Stock errät (s. Stock) muss
das als Stock bei Seite stehende Kind auf den Ruf:
Stock, errät, wer het di alti süri S. g'esse"? erraten,
in wessen Schoss ein beim Spielen benutzter Gegen-
stand gelegt worden ist BG. Mit dem Ruf: zur S.,
zur S., der Eond fresst 's Fidschi werden bei dem
Spiel rischallen-roschallen (Bd VI 1463) die wegge-
laufenen Spieler zurückgerufen ApHer. In dem Spiel
Herr, ich tritt -der uf di"s Füessli (s. Fuess Bd I
1088 0.) werden die Tierli mit den Worten entlassen :
{Gang bis zum Brunne" B; Z) u"d chumm de"" zur S. B,
und zurückgerufen: zur S., zur S., zur S.! B, Storch,
Storch, cher-dich um, S. zum Fleisch! BDärst., S. und
Fleisch, Wäschen und sträle".' Z. S. noch Fleisch (Bd
I 1221); Brüdeli 1 (Bd V 412), ferner ver-brüeijen,
-brännen (ebd. 555. 631 0.). S. süffe", Spiel, bei dem
Einer mit verdeckten Augen erraten muss, wer ihn
auf die über dem Rücken verschränkten Hände ge-
schlagen hat W (so Leuk). — b) Mahlzeit; wieweit
nur aus einer S. bestehend, also eins mit a (vgl. bes. •(),
ist in den ä. Belegen meist nicht zu entscheiden. ,D' S.,
welche in alter und neuer Redeweise die ganze mit
ihr eröffnete Mahlzeit bezeichnet.' Bärnd. 1911 (BG.).
,üas nieman s-en geben sol. [Es] sol von disshin
nieman von enkeinem brutloff enkein s-en me geben
in kein geselschaft noch in ander offen tafernen ...
ussgenomen die geselschaft, darin er stubengesell ist.'
1408, B StR. ,Dennen [,die ein gfangnen gan Zürich
ferggend'] soll ein s-en und trunk nach zimligkeit
gegeben werden.' 1534, ZKn. ,Vogt von Wädischwyl
sebryben, das todtne und kinder zuo vertrinken ab-
zstellen ... doch wann man die todtnen etwas wyt
tragen müeste, möge man inen ein s-en und ein trunk
geben und darinne dehein unmass bruchen.' 1567, Z
RM. ,[Beim Bau einer Kirche wird man] die Fronen-
den mit einer S. und Trunk wie bräuchig ihrer Ar-
beit nach Gebühr ergetzen.' 1600, Streitschrift 1713.
Schweiz. Idiotikon VII.
,Für Brod, Trinken und mehrere Suppen 43 fl. 36 kr.'
1820, GStdt. S. noch Brütigam (Bd V 1004 u.); heim-
suechen (Sp. 227 0.). Insbes. a) vom Frühstück; Syn.
Morgen- S. ,[Der Pritschenmeister, der jeden Tag das
Kränzlein einem andern Badegast aufsetzt, diesen da-
durch verpflichtend, die ,s.' zu bezahlen, zu A. :] Kum
har ... und lass dir setzen uf den kränz, hab mit der
s-en ein vortanz! [zu einem Andern:] Hab acht und
guot sorg darzuo, dass d' supp si gmacht am morgen
fruo!' Badenf. 1526, abwechselnd mit ,morgensuppen';
s. noch versehen (Sp. 568). .Welcher in dises [das
Herren-] bad will, gibt zu einzug zwen doppelfierer
oder ein angster und drei creuzer. Demnach geben
sie alle morgens um 6 uhr die s-en, ordenlich nach
einander, etwann einer vil, der ander wenig, nach
dem ein jeder will gesehen sein. Ob wol auch zu vil
essen und trinken in dem bad nicht nutz, begibt sich
doch oft, das iren vil, so umb 3 oder 4 uhren in das
bad sitzen, eines süpplin[s] notwendig... Man bettet
vor und nach der morgensuppen und danket dann mit
einem kurzweiligen lied dem wirt... Nach disem be-
stellet man ein anderen wirt, auff welchen die Ord-
nung kommet, setzet im einen kränz uff ... Doch
lasset man am sontag und grossen feirtagen die ge-
meine s-en und gesang anstehn.' HPant. 1578, 76 f.
,In disem [dem Frauenbad] haben die frawen auch
alle tag nach Ordnung ir wirtih, haben ein fröliche
s-en.' ebd. S. noch Ge-richt (Bd VI 337 0.). — ß) vom
Nachtessen. S. süffe", , zu Nacht essen' W. ,NN. haben
mit einandern keglet, und als man in dem die s-en
brachte...'; nach einer andern Zeugenaussage: ,wie
das ir vil mit einandern keglet, dem nach hab man
das abentbrot bracht.' 1486, Z RB. — 2. übertr. auf
andere Brühen, a) künstliche Mistjauche. ,Die
Suppe, welche von dem Kühmistpulver und Wasser zu-
gerichtet ist.' EKömg 1706. — b) , Branntweinschlempe,
zur Ochsenmast verwendet' B (Dan.). — 3. = Mues II
(Bd IV 497), Brüej 6 (Bd V 551) AaFh., Wett., nach
einer Angabe allg.; BsStdt; BFrut; L; ZTJst. Vgl.
auch Gigeli-, Chatzen-S. Ich muess me S. ha", gim-mer
(e"chli") me S.i Kind zum andern beim Schaukeln.
— 4. (Süppli) Pflanzenn., Sauerklee, Oxalis acet. ZO.
(Messikommer). Syn. Herr-gotten-S. Wie häm-mer
amigs uf dem Schuelerweg Habermolche" und Sür-
hampfele" g'suecht oder sind i" 's Holz use" go" ge"
Süppli esse", si händ eso e" Süri g'ha" und Ei"'m de"
Turst g'no". Messikommer 1910.
Spätmhd. suppe iso/,]»:) f.; vgl. Sanders II 1273; Martin-
Lienb. II 368; Schm. 21I 318; Schöpf 730. Das W. ist
nach Ausweis seiner Lautform (obtl. wäre Supfen oder Sop/en
zu erwarten) auswärtiger Herkunft und zwar wahrsch. Lehuw.
aus frz. witpe (älteste Bed. : in Flüssigkeit getunktes Brot,
seit dem XIV. auch Suppe), das seinerseits aus dem Germ,
stammt; vgl. mnl. soppe f. (nebeu sop n.), eingetunktes Brot,
Suppe (holl. sop n. f., Art Suppe, bes. in Milch usw. ge-
weichtes Brot; Schlempe; daneben soep f., Suppe, aus dem
Frz.), me. soppe f., eingetunkter Bissen, zur gern], Wurzel
süp, schlürfen (wozu unser süßen Sp. 846, ferner tupfen).
Die auffällige Angabe Malers: .Suppen (derl, panis e iure,
ius, iusculum' dürfte aus einer nördlichen Quelle stainmeu,
darauf weist auch das sonst bei uns unerhörte Masc. (mild.
sop(p)e f. m.). Zu den RAA. unter 1 vgl. auch Wander IV
97-2 ff. Zu 3 (auch eis.) vgl. die Anm. zu Muess I (Bd IV
497), zu 4 die Anm. zu den syn. Chäs II 6 c (Bd III 506).
Ä-be-ce-, in Ap Ä-pe-: Suppe mit Teigbuchstaben
Ap; B; S (BWyss 1863, 166); Z. Syn. Buech-staben-S.
78
12::r>
sep, sip, sop, snp
tu*;
'Eiet-,SüppK': mit Eiern bereitete Suppe, bes. als
Krankenspeise. ,Von dem gemüess ist fleisch- oder
hüenersüpplin, dünne babermüesslin, baberkernen,
eyersüpplin und reiss nutzlich; bonen und erbsen
bleyen zu vil auff; so geben zibel- und Wassersuppen
wenig kraft.' HPant. 1578. ,Nim klein gebülferten
Tormentil ... nehme es in ein E. ein.' Arzneib. 1822.
,Nim Taussig-Guldi-Krauts-Bletli ... in ein E. geessen.'
ebd. — Mliil. deraappe) vgl. auch Gr. WB. III 87; Fischer
II 567/8.
Anke"-, in BG. meist -Siippli: Suppe, die bereitet
wird, indem man zu Brotschnitten Butter, Suppen-
grün und etwas Gewürz fügt und das Ganze mit ko-
chendem Wasser übergiesst B (so G., Si. und ltGotth.);
Ndw (Matthys) und weiterhin. ,Man bedenke, dass
geschustert werden muss, wenn die Kindbetterin ihre
A. gehörig haben soll.' Gotth.; .Butter-' 1861. — Vgl.
Martin-Lienh. II 369.
Süess-anke"-, auch Dim.: = dem Vor. Z (so Ust.
und lt Dan.).
Erd-epfel Herdöpfel-: Suppe aus roh (seltener
gekocht) geschälten und zerschnittenen Kartoffeln und
meist auch geröstetem Mehl Aa; Ap; B; GrV.; L;
GT.; S; Th; Ndw; ZO. (auch lt Messikommer 1909.
1911; dagegen H.-Brüeij aus gestossenen, -Brügel aus
gerösteten Kartoffeln), in BLütz. mit Zutat von Käse
(Bärnd. 1904). Syn. Erd-biren-S. ,Eine mächtige
Schüssel gewürzreich duftender H. ist als bäuerliches
Abendgericht gleich obligat wie im Simmental Milch
und Brot: ender feit der Äbe"d gob d' Suppe", und zum
wählerischen Kinde heisst es : Du muest-mer H. rie",
süst muest-mer sterbe"!1 Bärnd. 1911 (BG.); vgl. auch
Ärbs-S. S. noch H.-Möckli (Bd IV 141); rutschen
(Bd VI 1858). Als Beteurung: Of mi" armi türi Hl S.
— Vgl. Martin-Lienh. II 369: Fischer II 772.
Ärbs-, in Aa; Th; Z und wohl weiterhin (auch)
Ärbse"-, in ÄAÜött. auch Ärbsli-: wie nhd. Erbsen-
suppe Aa; B (in G. gern mit Safferet gewürzt); F;
GT.; S; Th; Ndw; Z (so 0.); wohl allg. Syn. Eün-
deli-S. Als Abendgericht mit der Herdöpfel-S. ab-
wechselnd. Bärnd. 1911 (BG.). Nach dem Vorbild der
Milchsuppe von Kappel wurde von den Arbeitern aller
Parteifarben gemeinsam die , Erbsensuppe von Aarau'
gegessen, als sie dort 1887 den Arbeiterbund gründeten.
Cürti 1896. Als Gericht der Sträflinge: BaV werde"-
dich ü"si gnädige" Herre" hinger Schloss und Rigel mit
Ä. abfuetere". Schild 1866. Aus Ä. und Nidle" samt
Zubehör bestand die vormalige Bewirtung beim Trauer-
mahl; heute gew. A , Spis (d. i. Ghäs u"d Brot) und
Milchkaffee BG. (Bärnd. 1911, 638/9). Die zur Be-
gräbnissfeier Eingeladenen sammelten sich im Trauer-
hause, wo man sie meist mit Kässuppe oder E. bewirtete,
zum Gebet. FAnd. 1898 (als Brauch ,in den Alpge-
bieten'). — Vgl. Gr. WB. III 740; Fischer II 768/9.
Arme"-: wie nhd., den Armen verabreichte Suppe.
Syn. Spar-S. Anno 1847, zur Zeit des Eintritts der
Kartoffelkrankheit, wurde [in AASeon] sogen. ,A.' ge-
kocht und pro Portion ä 1 Mass gratis an die Be-
dürftigen abgegeben. JLüscher 1908. — Arter-. ,[Der
Pfarrer von ZGßisch war verpflichtet] uff den tag der
Arter küchwyhe oder Sant Verenen tag järlich den
armen ein kessel vol gekocheten hirses zu veralmosen,
so man die A-en genannt.' XV./XVI., Zg (Liebenau).
Ess-. Schwlg- und E., scherzh. abweisende Ant-
wort auf die ungeduldige Frage der Kinder, was es
zu Mittag gebe GRHe. — Auch bei Martin-Lienh. II 369.
Fide'li- Ap; Z, Fi'deli- B; G; Th; Z: Suppe mit
Fadennudeln. Syn. Würmli-S. — Vögeli-. Auf die
Frage? Was händ-er z' Mittag? antwortet man scherzh.
abweisend: V. und d' Pfeister zue [Wortspiel mit
Fleisch der zue; vgl. Bd I 872 o. und oben Sp. 1233]
L (Ineichen; jetzt abgelehnt). — Feld-: im Militär-
dienst verabreichte Suppe. Syn. Soldäten-S. D' Schneid
w'erd-im de"" scho" vergä", wenn-si de"" us ''ein gliche"
Hafe" müesse" d" F. esse". RvTavel 1910.
Filz-. In der RA. .Einein eine F. übertuon', ihn
zurechtweisen. Syn. Brummel-S. 1 b. ,[Die Gesandten
von Zug] hätten ... dis Morgens verstanden, dass
wegen dessen, so unlängst by ihrem ürt vergangen,
ihnen ein F-en übergetan wäre.' 1670, Absch. — Vgl.
Fih S (Bd I 823) und Sp. 1129.
Färli-: für die eben entwöhnten F'erkel, aus
Hafer und abgerahmter Milch bereitete Suppe GSa.
S. sich (Sp. 151). — Fitze"-: scherzh., Schläge Z.
Syn. Prügel-S. Dö hat 's statt Chriesitribel e" F. g'g'e".
Frdl. Stimmen (Z).
Flädli-: Suppe mit nudelartig zerschnittenem,
dünnem Eierkuchen G; Z. — Auch bei Martin-Lienh.
II 369; Fischer II 1538.
Fluggetz- GrAv. (Tsch.), V., FalggHz- GRPany,
Schud., Spl., Tsehiertschen, Fargetz-, F$rgä'tz- GrD.:
das oft ohne weitre Zutaten genossene Wasser, in
dem FluggHz (s. Bd I 1001. 1181) gesotten worden ist.
aaOO., Einlaufsuppe (,Suppe, die aus überbliebenen
FargHz bereitet wird' B.) GrD.
R&torom. (surselv., eugadin.) flut/it, Flocke (Carigiet 118),
PI., Mehlspeise (Pallioppi 300)^ mit Suff, aus iat. floecua.
Vgl. die bed.-verwaudten Bezeichnungen unter dem Syn.
-Jn-laaff-S.
Fleisch-: wie nhd. wohl allg. 11 f "em Ghuchi-
schaft vo" hat z' Mittag isch noch vomene" Fleisch-
süppli i" der Schussle". JReinh. 19051. S. noch Morgen
(Bd IV 404); blind (Bd V 110 u.); Brügel (ebd. 521 u.);
Erbs-Brüej (ebd. 552 o.); Eier-S. , Wegen seines [des
Lauches] nicht unangenehmen Gebrauchs in Fleisch-
Suppen.' EKönig 1706. S. auch Saffran (Sp. 335 o.).
Vgl. Gr. WB. III 1762; Martiu-Lienh. II 369; Foll-
maun 166.
F r e u d e n - Süppli. In der RA. Ei""m es Hör i"
sV'sFr. g'heie", seine Freude verderben BuE. (SGfeller
1911, 311).
Frue ,Fru-': Frühstück. Syn. Morgen-S. .Mor-
gens nach der Fr-en.' RCys. — Mhd. vniesuppe; vgl.
auch Gr. WB. IV 1, 323; Fischer II 1S04.
Üäbeli-: = Nidel-Bröt (Bd V 973) ZBauma.
Gi'geli-: 1. a) fingierte, angeblich das Lachen
befördernde Suppe AaF., Ke., Suhr., Wohl., Zein. (nach
einer Angabe f) und lt Rochh. (,Narrenfressen'); Bs
(Seiler); B; L (so Ha.); G; Sch; SchwE.; S (auch lt
Schild 1863, 82); Zg; Z. Syn. G.-Mues (Bd IV 491).
E" G. g'ha" (auch g'esse" AASuhr., Wohl.; SL.; Z) ha",
unaufhörlich kichern AaF., Ke., Suhr., Zein.; Bs; L;
SchwE.; SL.; Zg; Z. Hesch G. (z' Mittag) g'ha"?
Händ-er e" G. g'esse", Chinde"? AAWohl. Dlni Meitli
si" rechti Narre", si gigele" alliwil bi jedem Wörtli,
ico-me" sait; me" chönnt maine", si hätte" G. g'ha"
AAZein. Ich mein, Der hat G. g'ha", Der cha""
nümmer höre" der Böcl;el abz'lö" SchwE. (Lienert).
— b) persönl., wer beständig kichert, grundlos in
1237
Sap, eep,
l'j:;:-
Lachen ausbricht, bes. von Kindern, Mädchen Bs; L;
SohwE.; GrStdt, T.; S; Tu; Z. Di« 6w« doch au'* e" G.\
Das ist-mer e" <?..' ScbwE. (Lienert). — 2. quirlende
Bewegung, in die das Bit-Seil gerät, wenn man die
Stricke zsdreht und dann loslässt SStdt. Syn. Milch-,
Brummet-, Bibel-, Trüll-, 'J'rirmmel-, Zw Helen- IS.;
Suppen-TriÜti. — In Bed. 1 a auch bei Martin-Lienh. II 3G9.
Garn-: Wasser, in dem Garn gesotten wurde (vgl.
sieden 3 a g Sp. 312). ,Müs us den Krutgärten ver-
tryben: Nimm heisse G-en, schiitts in die Löcher, sy
fliehend hinweg.' ZElgg Arzneib. um 1650.
Gerste"-: wie nhd. wohl allg. S. Schaff-Bciti
(Bd VI 1654). RA. (E") G. süde", schnarchen Gl;
Syn. Bäbe" süde" (Bd VI 18). — Vgl. Gr. WB. IV 1,
3740; Fischer III 127/8.
Herr-gotte"- ZZoll., -Süppli B (ltDurh.); Z (so
B., U.): Sauerklee, Oral. acet. Syn. Chäs 6 c (Bd III
505); Hasen- Chi e 3 (ebd. 608): Süppli (Sp. 1234);
Miich-S. 2 b; Suppen-Tünkli.
In ZZoll. mir die Laubblätter, während die Blumen-
blätter H.-Fkisch heissen; vgl. H.-Bröt mit Aum. (Bd V 960).
Be-gräbt-: Leiclienmahl. Syn. Gräbt-Mäl (Bd
IV 158); Töten- S. Spec. das bei der ,Begrebt' eines
Zunftgenossen (oder eines Mitgliedes seiner Familie)
ron den Hinterbliebenen der Zunft gegebene Mahl.
,Umb die suppen, es syent brutlöuff- oder begrept-
suppeu uff diegeselschaften [Überschrift].' 1520, BStR.
Grund-: = Gr. -Brüej (Bd V 552) B (auch 1t Zyro).
,Wir hattind unsern platz unden im schiff und ... der
bitter bös geschmak von der gr-en hat uns im haupt
übel beleidiget.' Mal. 1593. Bildlich. , Die Springflut
sturmköpfigcr Juristen reisst Gesetz und Ordnung ein
... und machen Platz der aufgewühlten Gr. des mensch-
lichen Herzens, der tierischen Begehrlichkeit.' Gotth.
,Rasch ging die Schlacht los, alle Truppen wurden
ins Feuer gejagt, die Batterien spieen einander die Gr.
ins Gesicht [bei einem ehelichen Streit].' ebd. Hefe,
Brutstätte. , Caput scelerum, der recht Ursprung alles
lasters, die grundsupp und hauptsächer.' Fris. 1511.
,Grundsupp, Ursprung und urhaab alles unraats, semi-
narium.' Fris.; Mal. .[Infolge Müssiggangs ist der
Mörder] in solche Grundtsuppen [das Laster] biss über
die Ohren hinein gewattet.' Bs Mord 1065. Meist mit
Gen. ,Ich wil aus deiner hand nemmen ... den kelch
mit der gr-en meines zorns.' 1530/1038, Jes.; .die
hepfen des Kelchs meines Grimmens.' 1007; xh xdvä'j
toü 3-uu.oO u,oo. LXX. ,Er [der Papst] nennet sich ein
... houpt der kilchen, ein Statthalter Christi [usw.];
wir aber hörend ... das er ist der mensch der sünden,
die gr-en aller bosheit und schänden.' Güaltu. 1546;
.scelerum et vitiorum sentina.' ,Das concilium Latera-
nense, die gr-en grosser und viler irrtummen.' HBüi.l.
Tig. ,Und Compostell ligt nach darbey, ein Grund-
supp der Abgötterey.' HRRebm. 1020. ,Müssiggang,
eine Grundsupp aller Versuchungen.' J Wirz 1050. ,Ein
Gr-en aller Lasteren, gurges et vorago vitiorum.'
Denzl. 1677. 1716. ,Die Almosen [können] eine Gr.,
ein Grundursach aller Lasteren sein.' AKlingl. 1093.
,Wie es mit dieser Gr-en aller Gottlosigkeit beschaffen.'
Inf. 1713.
Vgl. mhd. grunuophe (Lexer I 1103). Auch bei Adelung
II 836; vgl. ferner MHeyne WB. I 1267; Schm. - 1 1004;
Fischer III 879/80.
Grutz-: wie nhd., dünne (nicht breiige) Suppe
von Hafergrütze Gl; OnHe.; Sch. S. auch Grütz (Bd
II 839). — Auch bei MHeyne WB. I 1271. Vgl. ferner Gr.
WB. IV ■_', 83 (.Habergrützsuppe').
Haber-: wie nhd. Hafersuppe, bereitet aus Hafer-
kern, meist unter Beifügung von etwas Butter Aa; Ap;
B; L; G; Z (Messikommer 1911, 22) und weiterhin,
Schweinefleischsuppe mit mitgekochtem Haferkern
ScHwE.t; vgl. H.-Mues (Bd IV 491). Als Mittagessen
wurde früher oft eine H. ohne irgend weitere Zu-
taten serviert. Messikommer 1911. Jetz, u-o-n-i'h's
anfe" se't guet ha", bin-i'h en i»g'charrete Gaul und
frö, u-niti-i'1' nocU (fnueg Haber hätt, dass-irh chönnt
un'zilgeti H. choche" L. — Mhd. haberwppt; vgl. auch
Gr. WB. IV 2, 88; Fischer III 1003.
Haie"-: die vom Hafen-Sutt (Rauchfleisch, das
mit Gerste und Bohnen zusammen gekocht ist) abge-
gossene Suppe GrPi-, (so D., Sapün, Schs). S. auch
Pleins (Bd V 122). — lu andrer Bed. bei Fischer III 1023.
Henne11-: Hühnersuppe GT. Syn. Hüener-S. —
Hunig Hung-: Wiesenklee, Trif. prat. UwE. Syn.
Himmels-, Zucker-Bröt (Bd V 903. 989); (Hunig-)
Süger (Sp. 518).
Hüener-: = Hennen- S. BBurgd.; G; Ndw und
weiterhin. ,Töd deine Hühner und Güggel und mach
ihm [dem Kranken] alle Stund eine Hühnersuppe.'
Ndw Kai. 1908. S. noch Eier-S. In BBurgd. besteht
mit Unterbrechungen bis heute die Sitte der H., einer
an einem bestimmten Tage gewissen Personen zu-
kommenden Festmahlzeit, angeblich zurückgehend auf
den alten Brauch, den Frauen am Jahrestag des Kam-
pfes von Bickigen (11. Juni 1389), in dem sie sich
hervorgetan hatten, durch die Frau des Schultheissen
eine H. verabreichen zu lassen; vgl. dazu Schweiz.
Merkur 1835 I 272 ff. (bes. 3u2. 306); Jahn 1857, 195;
Neue Bündner Ztg 1864, 60; Burgd. Tagblatt 1912,
31/2. - Vgl. Gr. WB. IV i, ISS'2; Fischer III 1901.
Jämer- (-ö-2): .leicht zum Jammern geneigte Per-
son" Ap (T.); GT. Syn. J.-Chatz (Bd IH 592).
Jutta-: = Gersten-S. GrD. (B.), V. S. auch Julten
(Bd III 84). - Vgl. zum 1. Glied auch Bull, de dialect.
romane 1911 (III) 75 K
Chuchi-: Suppe aus verschiedenem Gemüse (Kar-
toffelwürfeln, Reis, grünem Gemüse), zum Schluss mit
frischer Milch versetzt und neuerdings aufgekocht W
(so Mü.). Syn. Manestren (Bd IV 294); Chrüt-S. —
Chifle"-: eig. Schotenerbsensuppe; bildl. Gekeife,
Gardinenpredigt. ,Was die Speiss betreff, so soll er
[der ein böses Weib geheiratet hat] nit sorgen umb
Kifflen-Suppen ...; Kifflen werd sie ihm alle Tag und
Stund ... geben.' Scuimpfr. 1051. — C'hilche"-; s.
Ch.-Söp (Sp. 1226).
Chümmel Chümmi- GT.; ZO., 1t TTobl. Chemfmji-
ApL, M., Kemmi- ApK., Ghömig- ApH. : ,mit Kümmel
stark gewürzte Brotsuppe.' Bes. gegen Leibschmerzen
verabreicht. ,Zu den Kümmi-Suppen [dient] der Küm-
mel.' EKöNlG 1706. — Vgl. Gr. WB. V 2592.
Chind-: das nach einer Kindstaufe den Teil-
nehmern auf Kosten des Paten verabreichte Essen.
Vgl. Göüi-Wm. ,Es sönd ouch die priester und kil-
chendiener an kein hochzit noch k-en gan, sy werdent
dan von den hochziteren old dess die k-en ist, ge-
laden.' 1568, Gfd (UwSa.).
Kapitel-: = Filz-S. E" süttigheissi K. für 's X,<,l
üsrichte". MLien. 1891. S. Kapitel (Bd IU 399). —
Wohl individuelle Bildung.
Kapuziner Chappiziner- : im Kapuzinerkloster
123H
Sap, sep, sip, sop, snp
den Armen ausgeschenkte Suppe. In der RA.: Es
g'heit Alles durchenand wie e" Ch. Aa (Rochh.).
Die K. bestand gew. aus zsgeuiengten Speiseresten; Tgl.
Puter-S. und ,Kloster-S.' bei Martin-Lienh. II S69.
Chern(d)li-: aus Hülsenfrüchten (Bohnen, Erb-
sen) bereitete Suppe ZN. Syn. Chost-S. — Chürn
Chiru"-: aus Müos-Chiru" (von der Kleie befreiten
Weizenkörnern) bereitete Suppe WVt. (FGStebler
1901, 89).
Chirs- Bs; B; SL., Chriesi- Aa; B; GrV.: ,Art
Brei, dessen Bestandteile frische Kirschen, Butter,
Wasser und Mehl sind, gekocht, mit gesottenen Brot-
würfelchen' Aa; Bs; B (auch lt Zyro); GrV.; SL. und
wohl weiterhin; vgl. auch Af V. IV 205. Syn. Chirsi-
Mues 1 (Bd IV 492), -Zunnen. ,Kirss-en, süss und
halbsüss', für die Kranken des Inselspitals. 1715,
Imob. 1878. RA.: 's Alter chunnt mit Schwachheiten
und d' Chriesis. mit de" Steine" Aa (Rochh.). Wohl
auf einer RA. (die aber nicht mehr festzustellen
war) beruht die Stelle: .[Ein zu Massena sich be-
gebender Gesandter zu einem Knaben, der mit
möchte:] Was, du Hudelbub? Pack dich auf der Stell
wieder heim, wenn du nicht da von dieser Kirschens.
zum Imbiss willst! Dabei hob er auf eine nicht eben
einladende Weise seinen knotigen Marktstecken empor.'
JFrey, Erz. aus AaF. — Chriesi-Süppler m.: Über-
name der Bewohner von AaBi\ wegen ihrer angeb-
lichen Vorliebe für das Gericht; vgl. Rochh. 1856 II
262; ebd. 1857, 35. — Flurn. , Kirschen-Suppe' SchBuchth.
,Kriesi-suppen-Acherli' LKleinwangen.
Chäs-: dünn geschnittenes oder geriebenes Brot
mit geschnittenem oder geriebenem Käse lagenweise
abwechselnd über einander geschichtet, mit siedendem
Wasser (auch Fleischbrühe Z) Übergossen und nach
Abgiessen des Wassers mit Butter gebraten ('züget Z)
Aa; BG. (heute mehr flüssig zubereitet); Gl (vgl. auch
Steinm. 1802, 139); Gr (vgl. HLLehm. 1799, 267); L;
GMs, Sa. (vgl. AfV. VI 31), W.; Schw; Ndw (,dickes
Geköche aus Brot und Käse.' Matthys); UwE.; U;
Zg (vgl. AfV. I 59); Z, .geröstete, in heisser Butter
mit vielem geriebenem Käse durchschmelzte Weiss-
brotschnitten' Gr (B.; ,churrheintalerisch'). Syn.
Ch.-Bappen, -Ge-zänlc. Vgl. Zelten-S. Insbes. als
Sennenkost Gl; G (so W.). Als Fastenspeise am
Karfreitag L. Bei Leichenfeiern; s. Ärbs-S. Si
chänni Fraue", wo d' Ch. in-ere" Pfanne" voll Wasser
g'sotte" heige"d und demäh sig uf das G'schwäder nuch
Zugger und Zimmet chu". CStreiff 1901. S. noch
Chriesi-Brägel (Bd V 511 u.); an-brüeijen (ebd. 555).
RA.: Du chaust [kannst] ietz go" schisse" Ch. choche",
wenn-d' Buebe" der Chäs g' fresse" hend, zu Einem, der
Etw. vergessen, verlegt hat LHa. .Herr Caplan N.
stiftet 20 Pfd Gelts an ein 3 Schuoh hoche K-en.'
1765, ScHwArth (Hirsmontagscherz). ,[Das Stift] gibt
ihnen [den ihr Vieh von der Alp holenden Leuten
von ScHwReich.] auf den Abend eine Suppe und
K. oder Reis an Fasttagen ..., am Morgen wieder
eine Suppe und K.' 1776, ORingholz 1908. ,[Man]
hauete ... auf dem Brüel bis 6 Uhr; da wurde wegen
einfallendem trüben Wetter aufgehört; die Leute
wurden nach der K. entlassen.' 1780, ebd. S. noch
Bizoggel (Bd IV 1994). — Vgl. Unger-Khull 3S1. Als
Kasaüpa auch in den oT. gedrungen (Boll. stör. 25, 96).
Ohost-:= Chost 113 (Bd III 547) Gf; Z (so 0„
Stdt und lt Dan.). Syn. Chernli-, Ge-mües-, Bönen-,
Ge-sÖd-S. S. sundieren (Sp. 1160). , Frau Rosine stellte
die runde Schüssel auf, welche die ganze Mahlzeit
enthielt... Anton Maria rühmte die K.' Schwz. Heim-
kal. 1912 (EZahn). — Chatze"-: = Suppen 3 ZHorg.
Syn. (Chatzen-)Mues I (Bd IV 497/8).
Chluster-: wie nhd., im Kloster an Arme ver-
teilte Suppe Ndw (Matthys). — Vgl. Gr. WB. V 124:; ;
Martin-Lienh. II 369.
Chnolle»- GRMai., Chnölle"- ZO., Chnölleli- Ndw
(-e-); ZO., Chnölli- GrV.: Mehlsuppe mit kleinen
Knollen, bereitet durch Eingiessen von rohem (so
ZRuss.) oder in Butter zu Klösschen gebackenem
Mehl in siedendes Wasser. Syn. Chnöllen-Brüej (Bd V
552). ,Die Mutter wolle ... uns eine schlegeldicke
Chn. kochen.' Ndw Kai. 1906.
Chnöpfli-: Suppe, in welcher Chnöpfli (s. Bd III
750) gesotten wurden Ap (T.); Bs; B; GT.; Th; Z
und wohl weiterhin. — Vgl. Martin-Lienh. II 369 (.Fleisch-
kuöpflesuppe').
Chrüt- (Chrü't- BG.; GrTIis, V.): Suppe aus ge-
wiegtem Spinat mit Zutat von Petersilie, Schnittlauch
und meist auch Eiern (vgl. ELandolt 1854, 29) Ar;
B (so oAa., G., Lutz., O., Steff.), (Wasser- oder Fleisch-,
auch Reis-, Gersten-) Suppe mit grob geschnittenem
Mangold GrV., mit verschiedenen Gemüsen GrTIis.
Syn. Chuchi-S. Als Abendgericht BLütz. , Wilde We-
hen rühren Alles durcheinander, wie die Köchin eine
Krauts.' Gotth. Von Chr. u"d Hane"pappe" wird man
gross, sagt man zu Kindern, die die Chr. nicht essen
wollen BMad. ,In der Fasten gieng es zimlich schmal
zuo; man gibt ein Krautsuppen von Köl mit Öl kocht.'
FPlatt. 1612 (Boos). ,12 Blatten Kapaunen mit Krauts.'
1645, AWapf 1895. Im (Anzähl-)Reim. Ane, quaquane,
drei Türggen-am (bim) Finger (Anige, ticanige, Tüte,
Pfinger), Schnäggägge (Sehnegge), Palone, Puppuppe
(Puppe), Chr. GZür. 1902 (BSteff., StSteph.). S. noch
süber (Sp. 69 o.). — Mhd. krütmppe. Vgl. Gr. WB. V 2125;
anders Martin-Lienh. II 369.
l"-lauff-: wie nhd., Suppe, bei der man einen
Uüssigen Teig aus Mehl (Butter, Eiern) in kochendes
Wasser oder Fleischbrühe einlaufen lässt B; G; Z
und weiterhin. Syn. Fluggetz-, Luft-, Teigli-, Baum-
wullen-, Zettel-, Zöttili-S. — Vgl. Fischer II 623.
Brüt-lauff-: den Zunftgenossen anlässlich der
eignen Vermählung oder der Verheiratung eines Kindes
gespendetes Mahl, das auch durch eine Geldleistung
abgelöst werden konnte. .Welcher wybet oder seine
kind zu der ee versorget, der gibt des ersten die
brutloffs-en oder dar für ein guldin.' 1574, B (,der
stuben zun obem gerwern fryheit und gewarsame').
S. noch Be-gräbt-S.
Luft-: 1. = In-lauff-S. Bs; GT.; Z. - 2. scherzh.,
über die Mittagszeit sich erstreckender Schularrest,
durch den man die Suppe versäumt Bs.
Bed. 1 wohl (vgl. Luft i Bd III 1159) wegen der Leichtig-
keit und geringen Konsistenz des in der S. verkochten Teiges.
Lumpe"-: 1. Käse in Essig und Öl angemacht
Ap; GRh., T.; THHorn. Chäsflade" ond Mostbröckli
ond Lompe"suppe". ATobler 1909. — 2. Kartoffelsuppe
G (Götzinger). — 1 als Mittel gegen den Katzenjammer
gebraucht.
Lüre°-: mit Lilre" (in Bed.l; Bd III 1378) statt mit
Wasser bereitete Mete-»?. Bs. — Mäuchli-: Metzel-
suppe ScHWilch. Syn. Mäuchli 3 (Bd IV 57); Metzgi-
Mäli (ebd. 161).
1241
ip, sop, sop
IL' 4L'
Milch- (in Ap; G; Th auch Milch-), Dim. -Süppli:
I. a) wie nhd., meist mit (SuppeP-JTilnkli Aa j Ar; Bs;
B (auch lt Zyro); Gr; G; Soh; Schw; S; Tu; Ni.w (Mat-
thys); Z; wohl allg. Kindern d' M. münze". Mänggerhi
han-i'h nit g'chochet ... de" Morgen c" M. und g'sehwellt-
nig H'erdbpfel ... und z' Nacht ne" dicki Suppe". Joach.
1881. ,[Ich]gieng ... ins Wirtshaus [und] bestellte für
mich eine M.' Ndw Kai. 1906. ,Er und der N. [haben]
mit einanderen ein m-en gässen.' 1587, Z KB. ,Den
jungen Kinden ... bruchent sy [die Bewohner der
landlichen Kantone] zuo irer Narung Geissmilch ...
Wann aber sy gan künnent, erhalten sy die mit Milch-
und Brotsuppen.' RCys. (Br.). S. noch Ge-choch (Bd
III 126 o.); Haber- Biiw (Bd V 1035); (Sp. 1232).
Über die , Kappeier M.< vgl. HBull. 1572, 183; Z Neuj.
St. 1769,5/6; Alpenr. 1837, 158 ff.; Dändl., Geschichte
der Schweiz II 561/2. Es besteht der Glaube, man
solle mit dem Messer kein Brot aus der M. oder dem
Milchkaffee herausholen; die Kuh, von welcher diese
Milch ist, spürt den Stich im Euter ZBül., ähnlich
0.; vgl. auch Milch (Bd IV 200 o.); Messer (ebd. 460).
In Spruch und Lied. Chasper, Melcher, Balt esse"d
d' M. ehalt, Spruch am Dreikönigstag. AfV. (Tb).
S. auch Herd-Besem (Bd IV 1669, ähnlich G.; vgl.
auch Melw-S.); Brlw (Bd V 1034) und vgl. noch das
(aus bair.Sprachgebiet eingeschleppte) Lied bei ALGass-
mann 1906, 133; Messikommer 1910, 197. Im Spiel.
Eine Gesellschaft sitzt um den Tisch, auf welchem Löffel,
einer weniger als Teilnehmer, liegen; der Sprecher
zählt mit den Worten ,ich esse gern [usw.]', eine An-
zahl Speisen auf; beim Wort ,M.' muss Jeder nach
einem Löffel greifen; wer keinen erhascht, gibt ein
Pfand Th; vgl. AfV. VI 150. E" M. mache", Kinderspiel,
= Gigeli-S.2 ZWilb/R. RAA. .Meinen ist eine M.
und Spinnen drin gesotten [es gibt dabei leicht Ent-
täuschungen].' ADiethelm 1897; vgl. Sprww. 1824, 254.
Im Vergleich, Ufflnge" (pfülze") wie-n-e" M., leicht
aufbrausen, aufwallen Ap (T.); SchSL (Sulger);
Sprww. 1809; s. noch üf-pfützen (Bd V 1211). ,Oer
Hanns ist eben viel zu geschwind im obern Stüblein,
ich will sagen hitzig, aufwallend wie eine M.' Gespr.
1800/3. Üsfg'Jseh" (dri"luege") wief-nj-e" (g'ehotzeti,
verchotzeti) M., blass, schlecht aussehen AaL.; Ap(T.);
Bs; GSa., T. (auch DBrägger 1780); Th; Z; s. schon
Bd III 599/600 und Prästanz (Bd V 835 o.). Im glei-
chen S.: Es G'sicht wie-n-e" M. (öni Tvmkli) Z. —
b) pers. <x) Mensch von bleicher Gesichtsfarbe ApH.,
I., M. lt TTobler; GT. Syn. Grüen-Fink 2 (Bd I 867);
M.-Mueslen (Bd IV 493); Ziger-Brüej 2 (Bd V 553);
Bleich- Schnabel. — ß) Mensch ohne Energie BoAa.
Syn. M.-Mues 2 (Bd IV 493); Win- Warm. — 2. Dim.,
Pflanzenn. a) Wiesenschaumkraut, Card. prat. Sch (so
Rudi.). Syn. Chressen (Bd III 852); Leiteren-, Bläh-
Ghrüt (ebd. 900. 905); Gug-gauch-Bluemen (Bd V 7-4)
— b) = Herr-gotten-S. ZO.
Mhd. müchsuppe; vgl. Gr. WB. VI 2200; Martin-Lienh.
11 370 (wo auch das o. erwähnte, wegen der quirlenden
Bewegung M. mache" geuanute Spiel); Fulluiann 362. Flurn. :
, Mi]ch-Sup]>c', ein dem Bürgerspital gehür«ndes Bauerngut
BsSt.
Melw-: wie nhd. Mehlsuppe, bei der in Fett ge-
röstetes Mehl mit kochendem Wasser übergössen wird,
häufig mit Zusatz von Tünkli (so Z, z. U. von der
Mel"-Brüej), auch von geriebenem Käse und Milch,
seltener (so GSa.) von Wein oder (so GT.) Essig Aa;
Ap; Bs (lt Spreng); B (auch lt Zyro); Gl; Gr; L; G;
Sch; Th; Z und weiterhin. Syn. Mues 1 ä ( Bd IV 490);
M.-Brüej (Bd V 552/3); Bränn-, Schweizi-S.; Melw-
Trülli. Den Mähdern früh am Morgen vor dem Gang
zur Arbeit verabreicht Th. Als gew. Nachtessen GSa.;
vgl. AfV. VI 31. 33. Der Schmittenätti hei älbe" g'seit:
d' M. ist der Ziment BMad. ,[Das Mädchen] wusste
nicht, ob man zu einer M. Anken oder Schmutz nehme.'
Gotth. ,Mädeli stellte nun eine Mehlsuppe oder, wie
andere sagen, eine Wassersuppe auf den Tisch.' ebd.
, Locken, worüber ... der Vorraht zu einer Mählsuppe
verschwendet worden.' Sintem. 1759. S. noch Chäs-
Milch (Bd IV 202); plütschen (Bd V 237); Grund-Räb
(Bd VI 21); rösten (ebd. 1522/3). Mit Adj. Eso-ne"
dünni M. ist das Best g'si" für ,le" Durst. Gl Nachr.
1901. Am Morgen e" tolli M. und gtieten alte" Chäs.
GFient 1898. , Trübe Mehlsuppe nennen unsere Bauern
eine M., wozu sie Milch anstatt des Wassers nemen.'
Spreng. ,Eine dicke Mehlsuppe mit Haferbrei oder
Kartoffelrösti bildete [im Bauernhause] das Morgen-
essen' (nach einem Gr Haushaltungsbuch von 1829).
.Weilen man ... jetziger Zeit nur fro ist, wenn man
eine brockenlose Mäl-Suppen erschnappen kan.' 1689,
GSax (Bericht des Landvogts an Z). S. noch an-brün-
selen (Bd V 745). 'brännti M.; s. Bd V 624 (auch
GT.). G'rÖsti M. GT.; Tu. Im (Kinder-)Lied. Dert-
ene" (im G'länd uss, üf dem Belpberg, z' Altstette", z'
Delsberg usw.) isch-es lustig, wo-n-es d's ganz Jär nie
(geng) schneit (üf <'em Belpberg het 's g'schneit), wo der
Ghemifeger (mit-dem (Ofe"-, Stumpe"-, Stimggi-JBese",
auch vom Chemi a''he") i" d' M. abe" (i"he"J g'heit
ÄAZof.; B(,allg.'); LE.; GBuchs und wohl weiterhin ;
vgl. AfV. VII 278; GZür. 1902, 82; ferner Milch-S.
Liri, läri, Fingerhuet, M. isch gar nid guet, Sürchabis
isch besser. GZcr. 1902 (BAarb.). .Mehlsuppe alle Tag,
immer die alte Plag: esse, wer essen mag, ich esse
nicht' ZWyla. RAA. M. z'sammc" esse", sich genau
kennen lernen GW. Bevor man sich mit einem Mäd-
chen verlobt, soll man mit-ere" M. esse" GSa.; vgl.
Sp. 1230 u.; Salz (Sp. 885). Der mues- no'h mengi M.
esse", muss noch ein gutes Stück älter werden (bis
er zu Etw. reif, fähig ist) GW. — Vgl. Gr. WB. VI
1869; Martin-Lienh. II 370; Follmann 358.
Morge"-, in BGr. Morgen-: wie nhd., am Mor-
gen bereitete oder gegessene Suppe. Am Morgen hed-
mu" v'licht och eppe" Suppe" g'macht und der M.
Morge"tspis g'seid; selhi Morge"tspis hed-mu" dahei-
men eppe" um Nlni g'essen. Barnd. 1908. Im weitem
S., am Morgen (und zwar zu verschiedenen Zeiten,
t. als Frühstück, t. als Mittagessen) eingenommene,
aus verschiedenen Gerichten (Suppe, Fleisch, Gemüse
usw.) und geistigem Getränk bestehende Mahlzeit (oft
auch nur Zecherei); Syn. Morgen-Essen (Bd I 527),
-Brot (Bd V 970); Früe-S. ,191 lib. 1 ß 1 d. allenthalben
in den herbergen zuo schlafftrunken, m-en und aben-
turty verzert.' 1508, Bs Chr. (Rechnung einer Gesandt-
schaft). .Zu Burdolf ward [den Eidgenossen auf dem
mailändischen Zug] geschenkt... zu der morgets-en
ein kannen mit met und ein kannen mit win.' 1512, B.
,Morn hab der m-en war und was man witer haben
sol.' Badenf. 1526; vgl. Sp. 1234 o. .Morndes, als ob
3500 puren zuosamen waren geloffen ... do ward der
fal zuor m-en gon Ittingen ins Karthuserkloster sich
do ze versamnen und zuo beraten.' Ansh. .Als sy
morndes die morgensupen essind, do spreche N. [usw.].'
124.:
Sap, sep, sip, sop. sup
1538, ZWäd. ,N., der stattknecht, soll hinfür ussert-
halb sinem huss dehein morgensupen, dehein mal ald
schlafftiunk tuon, sonder daheimen ässen und trinken
und uff sinen dienst warten.' 1568, Z RM. ,Der Phi-
lister fürsten ... schicken dir [König Saul] hie disen
brieff, dass du zu in kompst in die tieff und essest
mit in die m-en, sie wollen dir gen eins uf die schnup-
pen', höhnische Aufforderung an den Feind. Holzw.
1571. ,Morndes zogen wir ... zur Küchen Elfingen,
do wir by Herr N. inkarten, der uns Sahnen zur
Morgen-Sup gab.' FPlatter 1612 (Boos). ,Der Aman
[hat Oberstwachtmeister Kesselring und seinem Be-
gleiter] ein M-en ze geben anerbotten.' 1632, Th
Beitr. ,[Als Beispiele für den Gebrauch des Wortes
,und' werden angeführt:] Hoch-Zeit und Würgeten,
ein Gulden und M-en [usw.].' Ringgli 1736. ,Am
Morgen wird des Rosshirten Schweig vollends abge-
hauen noch vor der M.' 1780, ORingholz 1908. Die M.
spielt bei verschiedenen (festlichen, öffentlichen)
Anlässen eine Rolle. ,Und mornist am sontag, so
man das erst in rat lutt, do kam ein rat uff dem richt-
huss ... zuosammen, und so man das ander lutt, so
gieng ein rat (hinuff) in des bischoffs hof; do was
ein morgensupen bereit', bei der Ratswahl, um 1530,
Ba Chr. ,Es kommen allerley ehrliche menner in dises
[das Männerbad im .hinderen hof' zu AaB.] zusam-
men, geben nacheinander die m-en und besetzen das
gericht allerdingen, wie im stadthof beschicht.' HPant.
1578; vorher: ,In disem bad wirt ein schultheiss er-
welet mit mehrer hand der badergesellen, desgleichen
ein Statthalter [usw.], so nach der suppen das gericht
besitzen und die Unzucht, so daselbst und in allen
bedern dises hofs begangen, wol straffen'; s. auch
vor. Sp. Für die ,m.' zu Ehren des Amtsantritts
eines Obervogtes wird 1587 1 Pfd verrechnet. Boumer
1894. Bei der Zehntenverleihung im J. 1604 waren
sowohl bei der M. zu Hittnau als beim Imbiss und
Abendtrunk in Bäretswil 23 Personen mit Pferden
und verursachten 57 Va Pfd Zehrungskosten. JStuder
1870. Gesetzliche Bestimmungen, die sich auf die M.
beziehen und sich meist gegen die Unmässigkeit rich-
ten, sind häufig. ,Ob sy [die , pfander und zuopotten']
jemand usschickt ... so sollend sy für belonung nem-
men ... für den gang von jeder myl dry Schilling
[usw.]; hiemit sollend die morggensuppen, schlafftiunk
und ander umbeosten gar abgesetzt sin.' B Mand. 1531.
Für die M., das Abendbrot und den Schlaftrunk soll
kein Wirt mehr als je 3 Kreuzer fordern. 1532, Absch.
,Sidtmalen inn den morgensuppen die jungen gsellen
das ir gar liederlich vertuond, ouch sölliche morgen-
brötli ganz unnotwendig, so söllent uff den gsell-
schafteu und Zünften allhie ... alle m-en und, was
derglychen zech sind, zenemmen und zeniessen fryg
abgestrickt sein; also das dhein stubenknecht ald
-frouw dheine ra-en änderst dann irem eignen huss-
gsind geben.' Z Mand. 1572; wiederholt 1574. 1599.
,Es söllent auch die Morgenbrot und Morgensuppen,
dessglychen das Brantenwyn- und Wurmettrinken am
Morgen inn den Winklen ... genzlich abgestrickt syn.'
ebd. 1627. ,[Es] soll kein Wirt Einem, so allhir wohn-
haft, an einem Sonn- und gebottnen Firtag ein M-en
geben.' GWil Mand. 1640. ,[Bei konkursrechtlichen
Amtshandlungen soll] künftig ein iewyliger Obervogt
zuosambt synen Bysessen ... erstens in aller Beschei-
denheit ein Morgensüpplein niessen, daruff an die Ar-
beit sitzen.' Z Mand. 1660; auch ZGrün. AR.; ähnlich
1694. ,Wan Einem beliebete, seine Fründ, Verwante
oder Andere ... zuo einer Morgensupen oder ehrliche[n]
Gastery ze halten, last man es zuo ... jedoch lenger
nit dan von der Meyenlandtsgemeindt bis zuo Endt
der Fassnacht.' 1667, Scuw LB. Insbes., die am Morgen
des Hochzeitstages (in ScHSchl. um 10 Uhr) vor
dem Kirchgang im Hause der Braut (in einer Wirt-
schaft ScaSchl., im Gemeindehause ZSth., in ä. Zeit
auch im Hause des Bräutigams, in einer Zunft, Wirt-
schaft) den geladenen Gästen verabreichte Mahlzeit,
gew. bestehend aus Suppe, Fleisch und Gemüse (kal-
tem Aufschnitt Z) BsL.; Gl (ausser S.; vgl. Gl Gem.
304); GT.; SchScIiI. und lt Kirchh.; Z (so Dättl., Stdt,
Sth.). Suppe mit Fleisch, welche am Hochzeitsmorgen
von den Brautleuten in einer grossen Schüssel den
Angehörigen der Gäste geschickt wird ZFlurl. Der
, vermögliche' Bräutigam musste [E. XVI.] alle Nach-
barn zu einer ,m.' laden oder drei Gulden zahlen.
Stadlin 1824. ,Uncosten, so er mit syner Frauen
Brutfueder und M-en gehept' 1647, ZWetz. ,Dass
ihr wöllind kommen erstlich in sein des Ehren-Hoch-
zeiters Hauss und Heimen an die ehrlich M-en und
nach demselbigen an den christenlichen Kirchgang',
Einladungsformel. JKeller 1679. ,Die sogenannte
M. und die dabei vorgehende Aushin-Forderung der
Braut, die an einigen Orten mit lächerlichen Um-
ständen eines formalen Marktens ... begleitet ist.'
Herrlib. 1751. Unmässigkeit gehörte dabei nicht zu
den Seltenheiten; vgl. JWHess 1905, 58. ,14 Pfd [ein-
genommen als Busse von der N.], hat bei ihrer Hoch-
zeit an der M-en zu viel getrunken, dass darüber
in der Kirchen Argernuss entstanden.' 1722, ZKyb.
(Landvogteirechn.). Gesetzliche Bestimmungen gegen
die M. bei Hochzeiten. .Demnach min gn. Herren...
betrachtet die grosse Unordnung, Missbruch und Umb-
eosten, so etliche ... irer Burgern und Hindersessen
in Haltung und Verrichtung irer Kinderen Hoch-
zyten mit köstlichen, übermässigen M-en ze bruchen
angefangen, da allwegen Einer dem Andern mit
Köstligkeit fürkommen wollen, und also dahin ge-
raten, das nit allein die Hochzytere sampt geladnen
Töchtern und Ehrenwybern zu solcher M-en korn-
mendt, sonder ouch jung und alt Manspersonen sich
dahin verfüegendt [so wird verordnet] das ein jeder
erbarer Hussvatter und Hussmutter uff irer Kinderen
Hochzyt den Ehrenwybern und Töchteren allein und
gar keinen Knaben noch Mannen ein zimliche, be-
scheidenliche M-en mit einer Blatten Fleisch geben...
und die geladnen Knaben und Mann uff bestimpte
Gsellschaft gan, daselbst, wo von Nöten, ein beschei-
denliche M-en niessen sollindt.' B Polizeibuch 1604;
ausführlicher wiederholt 1610. ,lst unser Befehl, dass
der Hochzeiter und sein Gespons den beruffenen Gä-
sten fürterhin keine M-en weiters geben [sollen].'
BsMand. 1619. ,Fur das Erst sollend alle M-en
an Hochzyten jungen und alten, ledigen und ver-
ehelichten, sowol Wybs- als Manspersonen, die wer-
dind ins Hochzyters oder anderen Hüsern, in Wirt-
schaften oder uff Gsellschaften zugerüstet, gänzlich
verbotten syn.' B Mand. 1628. .Demnach ... an den
Hochziten ain Missbruch mit den M-en eingeschli-
chen, bi welchen sich die Hochzitlüt lang ufhalten
und desswegen mehrmalen zuo spat in die Kir-
chen kommen ... auch Etliche sich so unbebutsam
Sap, sep, sip, sop, st
124«;
verhalten, dass sie ... mit Wein angefüllt in die Kir-
chen kommen ... als solle hirmit dises abgestrickt
und verbotten sin.' GWil Mand. 1641. .[Verboten wer-
den] die grossen, überflüssigen und langwährenden
M-en, das darby yngerissne ärgerliche Bezächen
und Bewynen, daher man etwann gar spat oder
ein grosser Teil gar nit in die Küchen gabt.' Z
Mand. 1650 (.Hocbzyten uff der Landschaft'); wieder-
holt 1692. 1699. .[Verboten wird] die grosse Hoch-
zeits-Einladung von Gemeindsgnossen ... die lang-
währende M-en, dadurch die Predig verspätet wird . ..
die Nachhochzeiten, jedes diser Stucken bei fünf und
mehr Pfund Buss.' ebd. 1718. , Bei den Morgen-Suppen,
Hochzeiten und Tauffe-Mählern verbieten wir alles
kostbare Tradieren, sonderlich mit Geflügel und
Zuckerzeug.' ebd. 1764. In RAA. (vgl. Wander III
734). ,Magere m. geben', wenig eintragen. ,[Abt Cralo
war] wenig leuten werd ... welichs ein böser siechtag
an der fürsten hof ist und gar mager m-en gibt.' Vad.
Für etw. Alltägliches, Bedeutungsloses, das man leicht
und angenehm abmacht, wie das Essen der M. ,Es
ist ihm wie eine M.' Sprww. 1824. Da' got-im für c"
M., ist ihm eine Spielerei SchSI. (Sulger). Er frisst-en
für e" M., wird leicht mit ihm fertig, ebd. ,[Es kam
die Nachricht] ein hüfle Swytzer wärid [am Bruder-
holz] vorhanden, das inen [den Königlichen] für ein
m-en nit möcht entrinnen.' Ansh. aII 154. — morgen-
süpplen: eine ,Morgensuppe' ausserhalb des Hauses
(in einer Wirtschaft odgl.) nehmen. ,Es sollend hie-
mit die Morgenbrot und Morgensuppen, dessglychen
das Brantenwyntrinken am Morgen in den Winklen
genzlich abgestrickt syn, also das man nit mehr
weder uff Zünften noch in Wirtshüsseren tn. oder in
die Brantenwynhüser gähn sol.' Z Mand. 1616. Abi.
Morgen- Süppler m. ,üie vier obersten meister
söllent alle wirt, stubenknecht und -frauwen bschicken,
inen die Ordnung umb die abstrickung der morgen-
broten fürhalten und sy vermannen, darüber niemanden
zmorgen ze geben; hienebent söllent NN. hierüber ir
ufsehens haben, von denen, so darwider handient, es
sygen morgensüpler, wirt, stubenknecht ald -frauwen,
die bussen inzüchen.' 159S, /. K.M.
Vgl. Gr. WB. VI 2583/4; femer Schm. I 1648. II 318
(auch für den Hochzeitsbrauch); Martin- Lienh. II 370.
Fast-mues Fasmis-: Suppe aus Gerste, Erbsen,
Saubohnen mit Anke" - Truese" geschmalzt SchwE.
(MLien.). 's Müetti hät-ene" drüf e" chreftigi F. uf-e"
Tisch g' stellt, der Löffel hat chönne" stö" dri" inne".
MLien. 1888. — Ge-mües-: = Chost-S. Z (so Stdt,
Wäd.).
Most-: 1. „ süsser Weinmost Sch" (heute abge-
lehnt). Syn. Most 1 (Bd IV 541). In ä. Zeit bestimmte
Menge vom neu gepressten Wein, als Naturalleistung
an Amtspersonen, Anstalten, Gemeinwesen udgl. ,Mit
den eltisten einer gmeind zu Küssnacht abzehandlen,
wie man sich mit einer gmeind der m-en und anderen
uncostens, so inen jerlich uss der zendentroten zu
Küssnacht gegeben worden, verglychen und uff ein
genambts vertragen möge.' 1577, Z RM. ,7 vrtl wyn
sind zu m-en verbrucht.' 1584, Z (Kappelerhof, unter
den .Herpst-Costen'). ,Jkr Amtman N. [hat] von allen
denjenigen Zehndenwyuen, so in den Keller gekommen,
sy seigen gleich eingesammelt oder verliehen worden,
die bestimbte M-en bezogen und aber allein die M-en
verrechnet von denjenigen Zehendwynen, so verliehen
werden.' XVII., ZTöss (.Memoriale Hin Amtman A.
zu Töss, dass ihme gleich Jkr Amtmann N. zu Winter-
thur die M. vergünstigt werden möchte'). ,4 Köpf
M-en nach altein Bruch dem Torwächter uff Dorf.'
1609, Z (Ötenb. Rechn.). ,Schulmeisterbesoldung: [ua.]
im Herbst eine M-en ... Die M-en sei eine wilkürl.
Gnad nach Beschaffenheit des Jahrgangs.' 1609, ZRicht.
Es wird bestimmt, dass der I.andvögtin im Rheintal
für die M. ein Saum Wein, wie von Alters her, ge-
geben werden solle. 1642, Absch. ,[Es ergeht eine
Warnung, da] etliche eigennützige und untrüwe Le-
henlüt ... ihnen selbstens eigents Gwalts hinderrugs
und ohnwüssent der Hr. Ambtlüten zu Herpsts Zyten
starke M-en schöpfint.' 1643, Z. Die Beschwerden
Rheinaus betreffend Pfruiulwein, M. usw. veranlassen
ein Schreiben an Zürich, keine solchen Neuerungen
vorzunehmen. 1658, Absch. .Spezifikation der M-en,
so anno 1694 aussgemässeu [folgen die Angaben].
Darby zum Bericht, dass ussert ... der M-en, so in
das Ambthuss gegeben wird, die andern all bei vollem
Eimer ... genommen werden.' 1694, ZKü. ,Es habend
... A., der Trottmann, und B., der Trottknecht, gleich
ihren Vorfahren nach vollendetem Herbst 1 Eimer
M-en uss der Zenden-Trotten zu Küssnacht (ob sy
gleich daselbst keine Arbeit verrichten) biss dato em-
pfangen.' XVIII., ZKü. (in der gleichen Urk. noch ö.).
,M-en den Pfrüenderen: zehen Fierling Wein lauter
Mass gibt man ihnen zusammen und jedem •/» Brot.'
1703, ZWth. (Spitalakten). ,An Zehnden-Wein ge-
fallen: 2 Vrt. M-en H. Pfarrer A. ... 2 Vrt. M-en Herrn
Helfer B.' 1717, Z (Kappelerhof). ,Gfäll Herren Amt-
man N. : M-en [folgt Angabe der jährlich entfallenden
Mengen. Für] die in dieser Ausrechnung nicht auss-
gesetzten Jahrgang [kann] die M-en [ermittelt werden]
aus dem Titul des ganzen Einnämens an Wein [nach-
dem] hiervon in circa 50 S[au]m für Aussgaben den
Pfründen abgezogen worden, darvon ein Amtman keine
M-en hat.' 1721, ZEmbr. ,Von den sieben Eimern,
so sie [die Gemeinde ZZoll.] jährlich vom Stift zur
M-en empfangen, einige dem Schulmeister abfolgen.'
1721, aZoll. 1899. 1729 erscheint unter den Einkünf-
ten des Pfarrers in TaAad. 1 Saum ,M.' JNater 1898.
Jn Betreff des Wein-Zehndens zu Eglisau und den 12
Saum, die das löbl. Obmann-Amt jährlich einem Hr
Landvogt unter dem Titul M-en geben niuss.' 1763, Z.
Zum Einkommen des Pfarrers in ZEgl. gehörten E.
XVIII. auch 2 Saum ,M-en'; der Lehrer bezog ua.
Vs Saum ,M-en' von verschiedenen Personen. AWild
1883. — 2. eingekochter Obstsaft. Syn. Most 3 (Bd
IV 542). ,1m Sommer macht das junge Volk am Sonn-
tag wildes Obst ab, mosten dasselbe und kochen
daraus M-en.' 1603, JWHess 1905. — Vgl. Gr. WB. VI
2600.
Nacht-: 1. die (wohl aus einer Suppe bestehende)
letzte Tagesmahlzeit. ,Wo die Landwirtschaft mit
zahlreichem Gesinde betrieben wird, setzt man sich
des Tags fünf Mahl zu Tische, nähmlich zum Früh-
stück, zum Vormahle, Mittagessen, Vesperbrot und
zur N.' GLHartm. 1817. — 2. dem neuvermählten Paar
am Hochzeitsabend zum Bette gebrachtes (Suppen-)
Gericht. ,N-en in der nüwen Ehelüteu Kammeren
[Überschrift]. Die N-en, so man in der nüwen Ehe-
lüteu Schlaffkammeren mit Verüebung unsinnigen Ge-
schreys, Uffbrechung der Türen und derglychen Un-
wäsen für ihre Bet zebringen bisshero an etlichen
1247
Sap, sep, sip, sop, sup
1243
Orten gewohnt gewesen ... soll als ein unanständige
Sach höchstes Ernsts verbotten syn.' B Mand. 1628.
— Fas-nacht-: Festmahl in der Fastnachtzeit; vgl.
zum Sachlichen Bd IV 651. , Anfrag ... ob m. gn.
Herren [dem Bürgermeister von GStdt] gelegen wäre,
künftigen Donnerstag zu Mittag mit ihro hochfürstl.
Gnaden ein F-en im Kloster zu gemessen. ' 1744,
KWild 1847. — Polente" Palenttc"- : Maismehlsuppe,
bereitet, indem Maismehl, das vorher mit Milch an-
gemacht wurde, in kochendem Wasser unter Zutat
von Butter (manchmal auch Zwiebeln und Käse) ver-
rührt wird W. S. brücken (Bd V 351). - Bolle- -
(bzw. -e-) GRObS., V. (jetzt abgelehnt), Bulle"- GStdt;
THErm.: Zwiebelsuppe, bei der Zwiebelschnitten mit
Brotstückchen (mit oder ohne Beigabe von Mehl) in
Butter geröstet werden, worauf das Ganze in kochen-
dem Wasser verrührt wird. Syn. Zivibelen-S. 1. Ist
Das nid e" Trülle"suppe"? Jö, Das ist e« Tr. Ghocht-
me" dö e" B. ? Nei", me" chocht hei" B. B., Tr., jö,
Das ist e" Tr. [usw.], bei der Trülle"- Sappe" (s. d.)
auf dem Eise gesungen. ONägeli 1910.
Panä'da- GRMai. (neben B-). Pr. (MKuoni 1886):
aus (geriebenem) Brot mit Butter ohne Mehl durch
langes Kochen bereitete Suppe GRMai. ,Brot- und
Krafts.' GRPr.
Aus rätorom. panada. In der Form ,Pauatel, Banadel'
(selbständig oder in Zss. mit , Suppe') auch oesterr! und hier
dem it. panata bzw. lombard. /«uuidu entstammend; vgl. Ca-
stelli 1S47, 74; Schöpf 486; Uuger-Khull 47 ; ZfhM. IV 274.
Böne"-: aus getrockneten (weissen und farbigen)
Bohnen und meist (so Ar; ZO., nicht in GT.) mit Gerste
bereitete Suppe AaF.; Ap; B; GRObS., V.; GT.; S;
ZO. Syn. Chost-S. Als erstes Gericht beim festtäg-
lichen Mittagessen ZO. (Messikommer 1909). RAA.
Eine'', wo g'wüsut het, aass 's Lebe" nit "ume" vomene"
guete" Stiere"handel öder von-ere" dicke" B. abhanget.
JReinh. 1901. ,Die Engländer haben einen bösen
schwarzen Buben entrinnen lassen ... welcher den
Deutschen in Südostafrika viel Muess in die Bohnen-
suppe machte.' Bauernst. 1907. — Auch bei Sanders II
1273; Martin-Lienh. II 369.
Bängel-: Tracht Prügel; Syn. Brügel-S. S. ab-
brüglen (Bd V 523). — Auch bei Gr. WB. I 1472.
E r d-bir e" Herppire"- GRZiz., Heppire"- GRÜVaz :
= Frd-epfel-S. GRÜVaz (Tsch.), Ziz. (Fleischsuppe mit
rohen oder Mehlsuppe mit rohen oder raitgekochten
Kartoffelwürfeln). Die H. hat a"fe" lang g'chuelet
GRÜVaz. — Ge-büre"' Pure"-: nach Bauernart be-
reitete, kräftige Suppe WG. S. süffen (Sp. 346).
Pasti-I?-: Suppe mit eingekochten Teigstücken,
Mehlspeissuppe Gr (B.). — It. zuppa di paste.
Batälie"-: Suppe mit darin gekochten fein ge-
schnittenen trockenen Gemüsen, Juliennesuppe B; Z.
Syn. Bettler-S. , [Fässer] in welche die Weinhändler
alle möglichen Restchen werfen, in denen eine ärgere
Mischung stattfindet, als in einer sogenannten Bataille-
oder Bettlers., welche auch aus Welschland stammt.'
Gotth. — Ma. frz. (F; Genf; Neuenburg; W) toup, a la
bataille; vgl. GWissler, Das Schweiz. Volksfrz. 64.
Pater Pader-: Suppe aus verschiedenen Gemüse-
resten (Reis, Kraut, Bohnen usw.) GrV.
Nach dem Einsender (CSchuyder) gibt es , solche Suppe
gewöhnlich an den Klosterpforten, zB. bei den Kapuzinern';
vgl. Kapuziner-S. Das -d- weist auf rätorom. Quelle.
Chind-better-, in BStdt -bettere"- : Wassersuppe
aus geröstetem Brot (Mehl mit Brotwürfeln), wie sie
gerne Wöchnerinnen gereicht wird Bs; BStdt; GRMai.;
ZO. (1t Messikommer 1911 mit Zusatz von Kümmel)
und lt FStaub. Syn. Bröckli-, Brannten-, Würfeli-S.
S. auch singen (Sp. 1198 o.). Scherzh. für fades Ge-
tränk oder Gericht (FStaub, wohl für ZS.). — Vgl.
Martin-Lienh. II 369 (liini.).
Bettler-: a) Wassersuppe, aus Brotschnitten mit
etwas Butter mit oder ohne Beigabe von Mehl B;
GRMai. (Dan.); SL.; Z. Scherzh. auch von der Sücss-
anken-S. (weil ohne Fleisch gekocht) Z (Dan.). Si"s
ganz Leben ist-im vorcho" wi-n-e" dünni, mageri B.,
wo-me" vergeben-es Bröcheli oder es Schmutzaug druffe"
suecht. SGpeller 1911. ,[Das Land] wo die einzelnen
Kapacitäten dürftig herumschwammen wie das Brot
in einer B.' Gotth. — b) Suppe mit darin gekochtem
Gemüse (Bohnen, Gerste, Kartoffeln, Rübli, Kohlarten
usw.) B (Gotth.); GSa., W.; Syn. Batälien-S. (s.d.).
— Bizoggel-, Bt-, BT: das oft ohne Zutaten ge-
nossene Wasser, in welchem Bizoggel (vgl. Bd IV
1994) gesotten wurden Gr (so V. und lt Tsch.). —
Bluet-: 1. , das Wasser, worin Blutwürste aufgekocht
wurden' ApK. (T.). Syn. Bös-S. — 2. .geöffnete Blut-
würste, in gekochte Milch gerührt' ApK. (T.).
Brügel- (bzw. -i-): 1. dicke Suppe aus Kartoffel-
schnittchen und Mehl ZO. (so Wald und lt Spillm.).
Syn. Brügel 0 (Bd V 521); FAr-stein-S. ; Fisch-Wis.
— 2. = Bängel-S. Bs; B (.Inbegriff der Prügel, die
Einer bekommen hat.' Zyro); GRObS. (B.) und lt Tsch.
Syn. Brügel-Brüej (Bd V 553). ,Er esse keine Suppe
gern, aber Pr. am allerwenigsten.' Gotth. ,Brügel-
supen, fustbiren und kolbengmües', zwei Mägden vom
Arzt verordnet. 1565, L Spiel (FrStirnimann 1900).
, Einem Br. anrichten.' Mey. 1692. .Stand nit zu nach,
in die Bücher ze guggen, sonst möcht dir werden
Br-en!' 1718, Troll 1844. ,[Die Offiziere der Kaiser-
lichen hätten] selbst um ein Kleines noch die Haut voll
Br. gekrieget.' Sererh. 1742. .Mir schmeckt keine Suppe
weniger als die Pr. und meinem Herzen hat's all
meine Tage Überwindung gekostet, sie anzurichten.'
ÜBrägger. — Vgl. Gr. WB. VII 2192; Fischer I 1167.
Bröckli-, Bröchfejli- : .Wassersuppe mit Butter
und Brotbröckli, die in Butter geröstet worden' B (so
G., Si. und lt Zyro, Gotth). Syn. Chind-better- S. ,Die
Andere hätte noch M'el"' solle" reiche" für-n-e" Br.'
Gotth.
Brum(m)el-, in GrD. in Bed. 1 b Brüm(m)el-, in
B in Bed. 3 auch Brüm(m)eli- : 1. a) fingierte Suppe,
die gleichs. zum Brummen reizt Z (Spillm.). Er
hat Br. g'esse". — b) Strafpredigt, Scheltrede B
(Gotth.); GrD. (.namentlich bei Tisch seitens des
Hausvaters' B.), ObS., Ths, Val. Syn. Rumpel-Metti
(Bd IV 558); Filz-, Rumpel-S. ,Die Frau musste alle
Tage ihre Br. schlucken.' Gotth. — 2. pers., vor sich
hin brummender, mürrischer, unzufriedener Mensch,
Brummbär Bs; BSi. und lt Gotth.; Z (Spillm.); auch
lt Sprww. 1869. Syn. Brummel-Chessi (Bd III 520),
•Ber (Bd IV 1452). De bist e" rechti Br. Z (Spillm.).
.Aussehn wie eine wandelnde Br.' udgl. .[Sorgen
giengen] ihm im Kopfe herum, dass er oft aussah
accurat wie eine wandelnde Br.' Gotth. .Acht Tage
lang blickten keine freundlichen Sterne über der Veh-
freude; die Männer giengen umher wie wandelnde
Br-en.' ebd. .Ich glich einer wandelnden Br., man
hörte mich von weitem surren [beim halblauten Auf-
Sap, sep, sip, sop, snp
1250
sagen des Gelernten], und meine Kostleute ... meinten,
das Spuhlrad zu hören.' ebd. — 3. = Gigeli-S. 2 B (so
Gr., M. und 1t Zyro).
1 and 2 auch bei Uuger-Khull 121; Fischer I 1469;
Martin-Lienh. It 369; Follmaun 68. Vgl. auch Mutter-S.
bei Martin-Lienh. II 370.
Bränn-: = Melw-S. Tu (Dan.).
Aach bei Gr. WB. II 371; Schm.'I 358; Unger-Khull
115; Fischer I 1402; anders bei Martin-Lienh. II 309.
Brösme-- BsL., Brösnieli- bzw. -ö- Ar (T.); Bs
Stdt; B (so G., auch lt Zyro, für Si. abgelehnt); GStdt,
T.; ScHwSchwyz, Bröselt- ApK. (T.); Soh (-üi-J, Dim.
-Söppli Ap (T.): Suppe, in die geriebenes, in Butter
geröstetes Brot gestreut oder die durch Übergiessen
tou solchem Brot mit kochendem Wasser bereitet
wird. Syn. Chind-better-S. .Zuhause wartete dann
noch eine Mehl- oder Brösmelis., wenn man noch
Hunger hatte', beim Heimkommen aus der Gesellschaft.
M. XIX., BStdt (B Volksztg 1904). — Vgl. Martin-Lienh.
II 369 (.Brosemensuppe1).
Brot-: wie nhd., bereitet durch Übergiessen von
(meist in Butter gerösteten) Brotschnittchen mit ko-
chendem Wasser, bzw. Fleischbrühe Bs: Gr; Scu; Z
und weiterhin. Syn. Bankett (Bd IV 1391); TünMi-S.
S. Milch-S. — Vgl. Gr. WB. II 406; Fischer I 1450.
Räb- GrD. (B.). Bäbe"- GrV.: Suppe von nudelig
geschnittenen weissen Rüben (auch mit Zusatz von
Reis, Kümmel usw.). — Entspr. ,Rübensnppe' bei Gr. WB.
VIII 1337; Martin-Lienh. II 370 (.Euehen-').
Ribel- (bzw. -V-) Gr (so Jen., L., Pr., ÜVaz), Bi-
beli- Aa (so Ehr.); Ap; Bs (Seiler); GrNuI'.; G (so
Buchs, T., We, Widn.); ScHSt.; Th; Z (so O., Stdt, Wil
b/R.), Bübeli- S (so Balsth., Kriegst, und lt Joach.):
1. Fleischbrühe (oder Milch GnNuf.;GBuchs,We.,Widn.)
mit eingekochten Eibelfi) (s. Bibel 5 Bd VI 49), d. h.
mit flockig in Wasser angerührtem oder (zwischen den
flachen Händen oder auf dem Würk-Brett) verriebenem
(auch fein zerschnittenem), sich beim Kochen noch
weiter zerfaserndem Teig aus Ei und Mehl Aa (so
Ehr.); Ap; Bs; G (so Buchs, T., We., Widn.); ScnSt.;
Th (so Mü.); Z (so Stdt, Wil b/R.), mit eingeschlagenem
Teige GrL., mit kleinen Klössen GrNuL (aus Weizen-
mehl und Eiern); S. mit zerriebenen gesottenen (in
Butter unter Zufügung von Mehl gerösteten Kar-
toffeln GRjen., Pr., UVaz; ZStdt. Nötis-nö°h han-
ieh 's [das Kochen] aueh besser g'lert, ha" Herdöpfel-
stock a"föhn choche" und Bübelis. und Bappe".
Joach. 1881. Eine Frau wurde 1866 in GRJen. für
eine Hexe gehalten, weil sie einer andern, die in
geschlossenem Kübel ihrem Manne das Mittagessen
brachte, sagte: ,So, bringst du deinem Manne eine
Riebeis.?' NSenn, Archiv Tamins 24/5. S. noch räumen
(BdVI 899); siben (Sp. 53 u.). Im Kdld: B. (Trudilis.
ScHTha., Trüllilis., Zöttüis. ScuNnk., Bib.) tralldUa,
's Wib isch Mäster, nid der Mann. EStoll 1907 (ScBSt.).
— 2. = Gigeli-S. 2 SDorn.
Bed. 1 auch bei Martin-Lienh. II 370. -ii- wird falsche
Rückbildung in heute nicht mehr entruudendem Gebiete sein.
Rügeli-: Suppe mit fein geschnittenen Knöllchen
eines aus Mehl und Eiern bestehenden Teiges Z
(Spillm.); \g\. Bügelt 1 f (Bd VI 761). — Rumpel-:
= Brummel-S. 1 b GnObS. (B.). — Ründeli Bändelt-:
= Ärbs-S. Ap ; vgl. Bündelt 2 a (Bd VI 1043). — R 8 s - :
Suppe, in welcher Bös- Wurst (s. d.) gesotten wurden,
Blutwurstsuppe ApK. (T.); GRh. Syn. Bluet-S. 1. —
Schweiz. Idiotikon VII.
G"-söd-: = Chost-S. Ap; G (so Ta., T.). Syn. Ge-södb *
(Sp. 319). — Saffian Safferet-: Fleischsuppe mit
Safran B. ,Da war eine gelbe Safferet-S. in mehreren
Kacheln auf dem Tische, wo das Brot so dick einge-
schnitten war, dass man auf eine Kachel hätte knien
können, ohne dass das Brot ein Dfimpfi bekommen
hätte.' Gotth. 1841; .Fleischsuppe mit Saffian.' 1850.
1861. — Soldate"-: = Feld-S. Z.
Semmel-: Griessuppe Gr (B.).
Rätorom. semdla, Kleie, Gries (vgl. Archiv f. d. Stnd. d.
neuern Spr. 120, 143/41; auch «,//r., da tmola (lemolina).
Vgl. Gr. WB. X 1, 567.
Sür-: wohl mit saurer Milch oder Essig bereitete
Suppe, angeblich Leibgericht der Bewohner von Bs
Bückt., die deshalb den Spitznamen S.-Fresser trugen.
— Auch bei Schui. 2 II 321; Gr. WB. VIII 1874.
Schaf-: Alpenfrauenmantel, Alchem. alp. .Schaff-
s-en septenis constat ut plurimum foliis, uno pediculo;
heptaphyllum dici potest montanum.' Aretids. — Vgl.
Nemnich I 161; Pritzel- Jessen 15.
Schinder-: geringschätzig von schlechter Brot-
suppe Uw. Syn. Schl.-Brüej (Bd V 553).
Schli'"-: wie nhd. Schleimsuppe ZZoll.
Iu der Form mit -m, ohne überall volkst. zu sein, auch
in B; G; Th ; Z und weiterhin.
Schlözi- f-e-J: (unangenehm) dicke Suppe Obw.
— Schwig- s. Ess-S. — Schweizi-: = Melw-S.
Kdw (Matthys). Syn. Schw.-Brüej (Bd V 553).
Speck-: wie nhd., durch Sieden von gedörrtem
Speck in Wasser (unter Beifügung von Gewürz und
Brotschnitten) bereitete Suppe S f (bes. in bäuerlichen
Kreisen); ThMü. ,Sp. sei ihr [einer jungen Bäurin]
nicht mehr gut genug, koche lieber mit Anken.' Joach.
1898. Sp.-Fresser, spöttisch von einem bäurischen
Menschen. , [Einer] der Zeit seines Lebens noch
nicht weiter gesehen hat als sein Hornvieh und über
seinen Düngerstock hinaus ... soll ich mich etwa von
einem solchen dummen Sp.-Fresser ... futieren lassen?'
ebd. — Vgl. Gr. WB. X 1. 2051,2: Martin-Lienh, II 370.
Span-: verächtliche Bezeichnung des im S})än-Fass
(Bd I 1053) enthaltenen Weines. ,Markgrärler, Gran-
soner, Sp., Längnauer, Oberhofer, wohl gerüttelt, gaben
einen Trank, wo man die Lippen lange schlecken
musste, ehe man die Chust vertrieben hatte.' Gotth.
— Viel), wortspielend mit Span-Wm (-. d.).
Sag-spän -spö"-: verächtliche Bezeichnung einer
in der Kaserne verabreichten Suppe Z (Dan.).
Spar-: = Armen-S. ,Das Hungerjahr 1817 gab der
Behörde viel zu schaffen; zum Genuss der Span-
suppe [!] hatten sich 137 Personen gemeldet.' Rüdlio.er
1875. — Vgl. Gr. WB. X 1, 1957.
Spitäler-: verächtliche Bezeichnung einer kraft-
losen Speise Z (Dan.). Syn. Sp.-Kaffe (Bd III 155).
Spittel-: im Spittel (Armenhaus) verabreichte
geringe Suppe Bs; Ndw (s. auch Spiüel-Mues Bd IV
494). Bei Gotth. ,Spital-S.': ,Was Mancher am Ende
seines Lebens davon bringt, ist Bettlerbrot, Sp. und
ein schlechter Strohsack.' Gotth. — Vgl. Gr. WB. X 1,
2561. 2562; Martin-Lienh. II 370.
Bnech-stabe°-: = Ä-U-ee-S. G; Z.
Fur-stei--: = Brügel-S. 1 ZO.
Wie ScliHf-yhin-S. von der Form der Kartoffelschnitten.
Für GT., woher die Bezeichnung nach ä. Angabe stammen
soll, heute abgelehnt.
79
1251
Sap, sep, sip, sop, sttp
1252
Chisel-stei"-: scherzh., aus Kieselsteinen be-
reitete (und darum Nichts kostende) Suppe S. Was
het-er ietz Geld z' fresse" und gruggset wie -n- es alts
Tennstor, 's isch bi Gott ömmel wör, wie wenn -er
müesst Gh. fresse"! JRejnh. 1907. — Schlif-stei"-:
Suppe mit Scheibchen von harten, festen Kartoffeln
ZNeer. (Dan.)- Vgl Für-stein~S. — Sternli-: Suppe
mit eingekochten Teigsternchen Ar; Z und weiterhin.
Tauf(i)-: Taufschmaus Bs. Syn. Tauf (i) -Mal
(Bd IV 163). .Unsere Undertanen auf der Landschaft
[vergehen sich gegen das] Verbott der Entheiligung
des Sabbats ... indem sie ... auf eben selbigen Tag
Tauff-Suppen, Weinkäuffe, Verträge [usw.] anzustellen
...kein Scheuens tragen.' Bs POrdn. 1715. .[Allerlei
Volk, das] mir bei Gelegenheit der Taufs. ... Glük
zum neugebohrnen Kinde wünschte.' Sciiweizerb. 1807.
S. noch Gotten-Bäsen (Bd IV 1040). — Vgl. Gr. WB.
XI 194; Fischer II 110.
Män-tag-: am Montag vom Meister den Gesellen
gewährte (wohl von der an den andern Wochentagen
üblichen Beköstigung abweichende) Mahlzeit. ,Wel-
licher [meister] aber den werchlütten ze essen git,
dem sol an iedem tagwen 3 ß abgon ... die menntag-
suppen sind ahgstelt, also daz die werchlüt niemants
dieselben zegeben zumutten noch abvordern sollent.'
B StSatzg 1539 (.leerknechten Ion'). — Teiggli-:
Suppe mit eingekochtem dickflüssigem Teig aus Mehl,
Eiern und etwas Milch AaF., Ke. Syn. In-lauff-S. —
Tünkli-: (Fleisch-)Suppe mit (manchmal auch in
Butter gerösteten) Brotschnittchen Ap; G (so Ta., T.);
Tu; Z. Syn. Bröt-S. — Türgge"-: aus Maismehl
durch Aufkochen in Milch oder durch (Rösten in Fett
und) Ubergiessen mit kochendem Wasser bereitete
Suppe GuRh. S. Bibel (Bd VI 50 o.). — Töten-:
= Be-grebt-S. .Weil die kostlichen Hochzytt- und
Tauffinähler, Todtensuppen undt derglichen vihl Geldt
kosten tuen, sollen solche verbotten undt Alles dero-
halb allein in möglichister Bescheidenheit zugelassen
sein.' 1653, Absch. (AaB.). — Trudili-. Im Kdld
ScHTha.; s. Bibel-S.
Trüll- G; mTH, Trülle"- TBErm., Trülli- BsL.;
GT., Trüllili- ScnBib.: drehende Bewegung. E" Tr.
mache", das beim Annähen eines Knopfes entstehende
Fadenbündel mit dem Fadenende umwickeln G. Im
Kinderspiel, a) Spiel, wobei zwei Mädchen, sich an
den Händen haltend, die Füsse gegen einander stem-
mend und den Oberkörper zurücklehnend, sich mög-
lichst schnell im Kreise drehen Bs; Th. Syn. Täller
fegen (Bd I 686); Trümmel-S. a; Suppen-Trülli. —
b) Spiel auf dem Eise bzw. die dazu dienende Vor-
richtung, bestehend aus einer um einen vertikalen
Pflock drehbaren Stange, an deren Enden je ein
Schlitten befestigt ist, der in schnelle Kreisbewegung
versetzt wird THErm. Wie schön ist im Winter der
tvissgrau Se ... wenn [d'J Tr. tuet jage" die Chind
z'ringsum, wie 's Wasser der Wirbehcind. ONag. 1898
(G.). S. noch Böllen-S. — c) = Gigeli-S. 2 Bs; GT. Im
Kdld; s. Bibel-S. 1. — Bei Fischer II 383 ,Priller-Suppe'
in der Bed. Kaffee.
Trümmel Dri- : Einderspiel, a) wirbelnde Dre-
hung allein oder zu zweit (s. das Vor. a), die bis zum
drimmlig werden fortgesetzt wird Bs. — b) = dem
Vor. c. ebd. — Auch bei Fischer II 424.
T ras et-: mitTrisenet bereitete Suppe (vgl. Träset).
,Trässets-en [unter andern Gerichten bei der Martini-
mahlzeit].' XVII., XRickenm. 1855 (GR.). — Här-we-
Süppli: Suppe, der man günstige Wirkung gegen das
sog. Här-We zuschreibt AaB.; Z.
Baum-wulle" Bauele"-: = Luft-S. G und lt einer
Angabe oO. — Von der flockenartigen Konsistenz des Teiges.
Wolf-; s. Ansh. 2 III 92.
Wi°-: wie nhd. Weinsuppe, bereitet (durch Uber-
giessen von geröstetem Brot) mit heissem (auch ge-
würztem) Wein Bs; B und wohl weiterhin. Syn. Fasten-
Brot (Bd V 959); Win- Warm. ,Er [habe] an etlichen
orten wynsuppen funden, die so lang da gstanden,
das ein beiz darob gewachsen were.' 1541/3, Z Ehe-
gericht. .Du magst es [ein Mittel gegen Gebärmutter-
vorfall] uff volgende wyss bereiten und yngeben [folgt
Angabe der Bestandteile]. Daruss sol ein w-en oder
wynwarm kochet werden nach yedes lands bruch.'
Iti'EF 1554. — Schon nihd. Auch hei Sanders II 1273;
Martin-Lienh. II 370.
Brannte"- win-: wohl eine Suppe mit Brannt-
wein-Zusatz. ,Den Küfern und Brannteweinhändlern
wird verboten, am Morgen Jemand Brannteweins. zu
geben oder sonst Brannteweingastungen zu haben.'
1556, KWild 1847 (G). — Vgl. ,Brennt-Suppen' hei Martin-
Lienh. II 369.
Ge-wunder- BStdt; Z (in Bed. 2), G'tcunderli-
Aa (Rochh. 1857), -ü- bzw. -ö- Ap (so I.); Gl; GT.;
Z (so O.), Wunnerli- GBern., Buchs: 1. im Vexierbe-
scheid an Einen, der fragt, was es zum Mittagessen
gebe, odgl.; s. Frag (Bd 1 1289), auch BStdt (e- G' Wun-
ders, mit Schnittlauch druffe". GZür. 1902); GBuchs,
T. und lt Henne 1867, 13; Sprww. 1869, 8. Syn. Ge-
ivunder - Zunnen. Ich bring -dir e" silbernigs Nieneli-
g'schirr, es guldigs Beiteli-lang und Wärteli-Wil, e"
herzgulde"gueti G'tvunderlis. und säessbachni Frög-
line" dinn. Rochh. 1857. — 2. pers., wer viel neugierig
fragt GT.; Z. Syn. Ge-wunder- Ghratten (Bd III 876).
Würfel- GT., Würfeli- BsStdt: Fleischbrühe
oder Wassersuppe (Syn. Chind-better-S.) mit gerösteten,
aus dem Banft geschnittenen Brotwürfelchen BsStdt.
— Anders hei Follmaun 544.
Würmli- (in GG. -eli-): = Fideli-S. L; G (so A.,
G., T.). Beim Hochzeitessen gV'd 's z' erst es Schabi-
mues, ausser wenn Einer lieber e" W. we't LBer.
Wurst-: , Wasser, worin Blut- und Leberwürste
vorläufig gesotten (geschwellt) wurden' B (Zyro). RA.
(Das ist) klär (chlär) wie(-n-e") W., iron. (da dieselbe
trüb ist; dagegen Zyro: ,sie enthält kein Fett') von
einem unklaren Argument udgl. B (so E., G., Stdt und
lt Zyro); G; Z. Syn. chlär tvie Wurst-Brüej (Bd V
553). ,[Eine Anzahl] Juristen ... beweist aus der
Vernunft klar wie W., dass Gesetz und Ordnung un-
vernünftig seien.' Gotth. — Auch hei Sanders II 1273;
Martin-Lienh. II 371; Follmann 551.
Wasser-: wie nhd. wohl allg. Bios' e" W. z'Mittag,
bei armen Leuten ThMü. Jedesmal, wenn die Frau
sog. W. macht, setzt sie ihr im Anfang ein gut nuss-
grosses Stück Feissti aus dem Feissti-Chübel bei Gr.
Nuf. Er ist bi W. u"d Brot, im Gefängniss BG. und
weiterhin. ,üie armen sechs Kinder [sassen] zuhause
bei kalten Erdäpfeln oder einer W. oder bei gar
nichts.' Gotth. S. noch Eier-, Mehc-S. — Vgl. Martin-
Lienh. II 37n.
Wespi-. In der RA.: Tf W. isch-em g'chochet,
,es wird an ihm Vergeltung ausgeübt werden.' Schild
1881 (SL.). — Ziger- = Ziger-Brüej 1 (Bd V 553)
125.".
Sap — snp. Sapf— supf
1254
ScaSt. (Sulger; heute abgelehnt); Z. In RAA. 's Letst
ist 's Best i" der Z. Z (Schulthess). 's Best chunnd
hiw'e'dn" wi bi der Z. Z (so W.). Es chunnt nünt
(auch nienc öppis ScuSt., nie(ner) nüd Z) Bessers
nohe" als (weder) i" (bi Z) der Z. ScaSt. (Sulger);
Z; auch Feierab. 1860, 284. .Unsere [die Walliser]
Protestanten undt loose Eott haben sey [die Ge-
sandten der Reformierten] aller derjenigen Sachen,
so sey ihrer Ankunft halber allhie gehört undt ge-
sechen, berichtet ... jedoch so haben sey den Hafen
allein oben ab geschaumet und das Best (wie man
sagt) wie in einer Z-en ... am Boden gelassen.' 1603,
L (Schreiben des Hauptmanns Chr. v. Riedmatten). —
Zelte"-: dünne, mit Wasser angefeuchtete Schnitten
von (Brot-) Zelte" mit je einer Zwischenlage von ge-
riebenem Schabzieger übereinander geschichtet und
in Butter gebraten Gl. Vgl. Chäs-S.
Zettel-. ,Z. [Überschrift]. Man macht ein Teiggli
von Mehl und Ey mit Milch, dann lässt mau Fleisch-
brüh sieden; wenn sie recht heiss ist, so zettet man
allgemach den Teig darein.' Kochb. 1820. Syn. In-
lauff-S.
Der Beil. nach und viel], auch etyni. identisch mit dem
Folgenden, wobei nicht zu entscheiden ist, welche Form die
primäre ist und welche auf Unideutung beruht.
Zötteli-: = Suppe aus dem unter In-lauff-S. be-
schriebenen, in Milch (Milch-Zötteli-SJ, Fleischbrühe
oder Salzwasser gekochten Teig (auch g'rösti Z., wenn
der Teig vorher geröstet wurde) ScnBib., Nnk.; ZO.
Im Kdld; s. Bibel-S.
Zwibele" Zibele"-: \. = Böllen-S. Bs; BDärst., S.
,[Klosterschwester:] Huss halten hab ich nie gelert;
verzehr vil jor, tag und wochen, kan nit ein zibel-
suppen kochen.' VBoltz 1551. S. noch Eier-S. Im
Kdld: Z., Z , Zibele" si" im Garte"; mues,-ich den" es
ganzes Jär uf Z. warte"? GZür. 1902 (BDärst.). In
Wasser gesottene Zwiebeln; solche Z. wird den Kühen
nach dem Kalben gegeben, um den Prozess der Sü-
beri'g (vgl. Sp. 88) zu befördern BS. — 2. = Gigeli-S. 2
BS. (Bärnd. 1911). - In Bed. 1 auch bei Schm. 2 II 1 IT I ;
Martin-Lienh. II 371. Bed. 2 nicht bestätigt.
g°-suppet (-d): dick wie Suppe BHa. So von
Wasser, das mit Eis und Schnee gemischt ist: I"sers
Bächli chunnt hit vellig g'suppeds. — Abi. von Suppen.
Vgl. suppet, düun wie Suppe, bei Schm.'2 II 319.
gc-suppig: scherzh., die Suppe liebend ZKn. I°*
bi" nüd g's.
Suppli m.: .unordentlicher Esser; Einer, der sich
immer besudelt' TüTäg. (Lehrer Müller).
suppne": 1. a) (viel) Suppe bereiten BMeiringen
(selten). — b) das Vieh schlachten, gleichsam um
davon Suppe zu kochen, dh. um das Fleisch in der
Familie zu verwenden BGt., Meir. ,Es bleibt für diese
und jene [Bauern während einer Futternot] nichts
Anderes übrig als das Vieh zu s., aber auf die Dauer
geht das S. nicht.' Ztgsnotiz 1902 (BHa.). — 2. sich
vorzugsweise von Suppe ernähren GWb. — 3. die
menses haben BHk.
.Suppnen', Suppe essen, auch bei Fischart. 3 angeblich,
,weil die Weiber in der betr. Zeit häufig Suppe zu gemessen
pflegen': vgl. aber Suppen (Sp. 1230).
v e r - : = suppnen 1 b BHa.
„süpple" L; Sch", süppele" L (Ineichen); Ndw
(Matthys, auch suppele"): 1. gern und oft Suppe essen.
aaOO. — 2. Gift schlucken (müssen); vgl. Suppen (Sp.
1231). ,Lueg, wie vil tütscher hopsten müesend s.', nach
Aufzählung mehrerer Päpste, welche vergiftet wurden.
HBulu, Tig. — ver-: vergiften. ,Die [ein Weib, von
der ein Giftmord berichtet wird] solt ouch, von pfaffen
angereizt, beide predicanten, Farell und Viret, wo si
Got und d'arzet nit erretet hätind, versüplet haben.'
Ansh.
süppisch (-Ö-): die Suppe liebend Ap (T.).
g°-süpplig: = dem Vor. ZO.
suppe" II: schlürfen. ,Der [Huw] suppet aus der
tauben eyern.' Vogelb. 1557; bei KGesn. .columbaruin
ova exorbet.'
Vgl. Sanders II 1273"; Martin-Lienh. II 371 (ebd. 368
auch eine Form mit langem Voc.) ; Luxemb. WB. 434 ; Follmann
513. Entlehnt aus gleichbed. nmd. nippen (= unserm >«p/en)?
Doch lässt sich auch au eine Iuteusivbildung zu der uuter
süfenen (Sp. 360) besprochenen Wz. «u//»«4 denken. Hieher
wohl als Nora. ag. der FN. .Supper.' 1530/4, Bs; dafür
.Johannes dictus Supher.' 1287, ebd. (ASocin 1903, 143).
Super m.: Spiel mit dreifachen Gewinn- und Ver-
lustchancen beim Tappen (s. d.) Schw. — Wie die
folgenden Wörter zu lat. sup< r.
Saperiin m.: Sopran. Er het Tinör g'sunge" und
es S. JReinb. 1905 (S). — Mlat. „uperanut.
supe'rb B (Gotth.); Ndw (Matthys), suberp Bs
(Meyer), supert Ap; TnEgn.; Z (Spillm.), süperb Ap;
B; GT.; Tb; WLeuk (s-p); Z, supert GlM.; GS.; Z
(KdMeyer 1844), süperd WVt.: sehr schön, prächtig.
aaOO. ,Man wird ob allem charmirt und findet alles
süperb.' Gottb. ; in der Berner Ausgabe .süperb.' Sü-
pärbi Musik. OvGreyerz 1911. En superter Ma"" Z
(Spillm.). Supärt schö", ausnehmend schön GS.
Aus lat. euperbue, frz. sujierbe. Zur dissimilatorischen
Veränderung von -b in -t, -d vgl. B SG. I § 193.
Snperflx m.: = Üf-läg 1 (Bd III 1163; so Aa).
Snppleänt, in G (lt Zahner); SchScW. Supplidnt
— m. : 1. Ersatzmann in Behörden, bei Gerichten Aa;
B; G; Sch; Tb; Z und weiterhin. Auch der zum Er-
satz eingestellte Ackerstier ÄAAar., Br. — 2. Suppliant,
mit scherzh. Beziehung auf Suppen II: Liebhaber
von Suppe. Dan. (oO.). — Frz. suppliant.
Siipplikatz f.: Supplication, Bittschrift. 1526, Absch.;
Fris.; Mal.
supplizieren: eine Bittschrift einreichen. ,On
alles wegern, appellieren und s.' 1511, Absch.
snppiitiere": (be)reehnen. ,So mans [eine Anzahl
Diebstähle] zemen suppotiert, hette etwas by 100 pfd
bracht.' UMey. Chr. 1540/73. — Lat. eupputan.
Sapf — supf.
sapferisch s. sakramentisch (Sp. 660).
„Sanpf m.: Mensch oder Tier von schmächtigem
Körperbau und schmutzigem Aussehen Scaw; Zg." —
„ v e r - s a u p f t" : schmächtig gebaut und schmutzig aus-
sehend „Scuw; Zg." — Besser bezeugt ist die gleichbed.
Sippe Zaupf; s. d.
Seipf s. Senf (Sp. 1160).
„seipfele-", säupfele" Z, sdpfeie" Ap, -ff- B; St.:
nach Seife riechen oder schmecken.
l-_'.r,r,
Sapf, sepf, sipf, sopf, supf
1256
Seipfeler m.: Seifensieder Ni>w.
seipfelig „-//'-": nach Seife riechend. St.
Seipfe» ÄALeer., Scherz, St.; GlM.; GNeut., oT.
tw.; Ndw; U; ZElgg; St., Säupfe" AaF.; GoT. tw.;
Z (so 0., Schwerz., S.), Säpfe" Ap; G a und uT., Säpfe"
ArK.; GStdt (jünger Seiffe"); Sch; Tu (als jüngere
Form tw. auch -ei-), Särpfe" GTa., Seipfi L; SG.,
Seupfi GA., Seiffe", -a Bs (in L. -i); B (allg., tw. -V-);
Gr (allg.); PAL; UUrs.; W, Seuffe" Gr m und hPr. —
f., in BG. m.f: 1- Seife, allg. Blüchers Schätli" Wase"-
mätli hat mües'e" e" Zäne" voll Säpfe" d' Läteren üf
schlüpfe", Verspottung der Ausspr. ä für ei G. D' Lenz-
burger brüchi"d am meiste" Seipfi i" der Schwiz, der
weisch jo_ si tuend d' Möre" Wäscher L. Neulingen
unter dem Gasthauspersonal gab man vor, sie hätten
im Frühling in u"b'schlagnen Schuehne" mit Ziberli
und Risbürsten und Seiffen den obren Gletscher oben-
a'-hf z' butzen BGr. (Bärnd. 1908). S. schnetzle", für
die "Wäsche. Eine" öni S. balbiere" s. Bd IV 1188.
,N. hetti s-eu in sin nidlen getan, daz wer vor minen
herren kuntlich worden, und ist im dennocht daselbs
vor minen herren wol gangen, das er darumb nit
vester gestraft worden ist, doch getar er nit me nidlen
veil gehaben.' 1433, Z EB. ,[Der als Epileptiker auf-
tretende Bettler:] Ich trag im mul ein stückly s-en;
wen ich im mund das küwen wol, so geiffer ich ein
küpflin vol.' VBoltz 1551. ,üie s-en, sapo.' Fris.;
Mal. .Laugen, S-en, Wasser.' FWyss 1G50. .Bewähre
und erfahre, o Herr Jesu, der du bist wie das Feur
eines Goldschmids und wie die Säiffen Deren, die wa-
schen, unsere Gedanken.' JJUlr. 1718. ,Die Kleider
zu waschen per Lohn, Speis und Trank, Holzaschen,
Säupfen und Ammlung 5 Fl. 35 ß.< ZZoll. Inv. 1808.
S. noch Secht (Sp. 242); Nesslen-Sämen (Sp. 936).
Arten, Herstellung. Gueti Säupfe" schämet Z. Unter-
schieden als Fleck- (B). Harz-, (Harz-)CMrn-, Mar-
seljäner-, G'sicht-, Sand-, Schmier-S. ,Wiltu ein s-en
machen on erbeit, so nim bonenstengel und die hülssen
von den bonen und winstein und galiciensteiu.' Künste.
1474. ,Wiltu ein s-e on für machen (in der Über-
schrift ,trucken'), so nim wol bereiteten amelung und
netze den mit bomöl und tuo darunder gepulverten
wissen hundestreck.' ebd. ,Von eichen holzeschen die
loug mit kalt wasser und salz ist guot zuo einer ge-
meinen s-en.' ebd. ,Bonenstengeleschen [gut zu] den
swarzen s-en.' ebd. , Wisse s-en.' ebd. .Venedische S.'
,Ein halb Quintlein gestossene v. Seiften', zu einem
Mittel gegen die Schweinepest. EKönig 1706. ,Nimm
v. S-e, Baumöl und Essig, auch Bosswasser, temperiers
undereinander.' Arzneib. XVII. / XVIII. .Capunen-
schmalz, Geisanken, vinedische Seipfi und schwini
Schmalz.' Arzneib. 1822. Form, Packung. Ne" Stange"
Seipfi, als Ehrengabe am Schützenfest L (Eoos). E"
Bü/i Seipfi S. E" Tafle" Säupfe", eine Stange Seife
von 5—6 Pfund Z. ,Zwo Tafelen S.' 1597, Z EB.
Als Handelsware. ,Von eira Zentner seiphffen 2 ß
[Zoll].' 1394, HU.; in anderer Eedaktion .sayffen';
ähnlich noch mehrfach im XV. Jung Hegnouwerin
[sagt aus], dass die alt Hegnouwerin, ir swiger, ein
stuk der s-en, so der Schurtenberg inen ze kouffen
geben hatt, mit einem ruggmesser wolt zerschnitten
haben, da mocht sy nit da durch komen. Da morndes
wart, da gieng der alt Hegnouwer, ir vatter, ouch
über das selb stuk, da vand er den stein darin.' 1429,
Z KB. ,Item Hl ß umb saifen.' 1529, ScbwE. ,Zum
sibenden sollen die frembde Krämer ihre Wahren nit
aussrüefen lassen, es seie dan S. und Baumöl.' 1640,
AaB. StE. ,[Als besonderes Gewerbe wird aufgeführt]
Handien mit Specerei, Zucker, Tabac, Jauchten, Pulfer,
Blei, Seyfen, Öhl, Farbzeug und was der Specerei an-
hängig ist' 1715, Aar. StE. — 2. benetzter , Leber-
felsen', Mergelsandstein iuTh (Früh).
Ahd. tei/(f)a, eeipha; vgl. Gr. WB. XI, 188/90. Auf-
fallig ist das durchgehende -ff- im Walsergebiet (B; Gr;
PA).; W), da sonst gerade dieses alte Geiniaata nach langem
Vokal in weitem Umfang bewahrt zeigt. Aber an schriftspr.
Einfluss ist trotzdem kaum zu denken. Zur Form auf -i vgl.
die Anm. zu Binden (Bd IV 1342). An Formen der a. Spr.
seien noch genannt: ,seipfeu.' 1571, Z; 1596, L, ,Seipfe.'
JJNüsch. 1608; Z Mand. XVII.
Sünli Sü-ndli-Saff'e": volkstüml. Entstellung für
die infolge der Eeklame allbekannte Sunlight-Seife B;
gew. Sunlicht-S. gespr., so G; Z. — Zu SW (Sp. 1086).
Schmöck- iSW/fe": wohlriechende Toilettenseife
BE. (SGfeller). — Teig- Seiffe": Kali-, Schmierseife
BE. (Bärnd.).
seipfe" S, -äu- Z, -ä- Tu, seiffe" B, saifu" PAL,
Ptc. -et B; Th, -t Z (neben -et): seifen, mit Seife be-
handeln. aaOO.; ,insaponare' PA1. 5. und zupfe", von
einem Mädchen. Joacu. 1892. Eobi seifet, ribt u"ä het
nider, bis schier a" Hut am Wäschtüechli hanget.
SGfeller 1911. Jedes hilft und riblet und säupfed,
was-es mag, bei einer Wäsche. EEschmann 1911. ,Dise
wort sind klar, dörffend gheins usslegens, es dörffend
ouch die kutten gheines andren seipfens, sy sind suber
hie ussgestrichen.' Zwingli. .Also tuond wir hütby-
tag, wir eerend Got mit bladergebctt, mit füllvasten,
mit usswendigem sehyn der kutten wyss geseipfet, der
blatten süberlich geschorn.' ebd. .Durch vieles Eei-
ben, Seiften und Wäschen.' JJUlr. 1718. .Dem Anneli
in der Tollen ein Tag s. 10 ß.' 1763, aZoll. 1899.
S. noch sichten (Sp. 243). Es göl wie g'säupft, leicht,
mühelos, zB. auf einer Sehlittbahn, auch von irgend
einer Tätigkeit Z (so 0.). — Vgl. Gr. WB. X I, 190/1.
an-siipfe" ApH., L, M., -sä(r)pfe" ApK.: einseifen.
De" Bard a.
i°-: = dem Vor. Big. Aa; Ap; B; L; G; Tu; Z;
wohl allg., zB. bei der Wäsche, beim Barbier. Nie-
deres hartes Gras, dessen Blätter dem Sensenzuge
ausweichen, das'-me" 's soft i. BIrnd. 1904 (BE.) Uneig.
Me- werft all Jär es Chind us-em Brandertal in d'
Welle"[i.es wilden Lünersees] und tüe-nen mit Cliöttene"
binden und mit Gapitschlnersprüch i"seife". GFient
1898 (GRPr.). Hernehmen: Los, der hesch doch gester
e" rechte" Eselstreich gemacht, 's G' rieht wird-dich
g'hörig %.! L. Hinters Licht führen Gl; Z und wohl
weiterhin. Jmd für Etw. bearbeiten, gew. günstig
stimmen, gewinnen B; L; Z und weiterhin. — Ent-
sprechend bei Martin-Lienh. II 329; Fischer II 646.
Seipfete" (ä) ScHSt. (Sulger); Th, Seiffete" B
(Zyro) — f.: 1. das Seifen, lavatio ScHSt. (Sulger);
Th. — 2. feines Weisszeug B (Zyro).
ge-seipfig (-äu-). G's-s (Wasser), Seifenwasser
ZO. (Messikommer).
Sapf, in GRVal. Sipf — m., PI. mit Unil., Hirn.
Süpfli (bzw. -i-): Schluck, „Schlurf Aa; GR"D.,Nuf..
Pr., Val.; UwE.; UE. (Diin.); W; „Zu (St.2). En S., e"
par Süpf ne". Munzig Idaini Süpfleni ne". Schwzd.
(GrPi\). E" S. Öbsler. GFient 1898 (GrPi\). S. noch
1257
Sapf — supf. Sejisch. Sept. Seq. Sar
Bd VI 1808 o. ,Das süpfle, kleins tvünkle, sorbiti-
uncula.' Mal. S. noch Sumpf Sp. 992 (wo statt ,Sünfle'
.Süpfle' zu lesen).
Vgl. die Gruppen Suff, Suff (Sp. 345. 358). Sipf ist
eig. Pl.-Form. ,S.', ausgestorbener B Farcilienn., 1458 be-
zeugt (Leu, Lex.), w i r d auf einem Nom. ag. "sup/o zu tupfen
beruhn; vgl. ,Supfer' in der Anm. zu Suppen II.
Durch-: Diarrhöe ZBenk.
Altere Angabe; , heute nicht mehr bekannt; die Jugend
braucht noch bisweilen den zweiten Teil der Bezeichnung.'
supfe" I „AA"Fri.; „Gr" ; W (tw. -«»); „Z",
süpfe« BsL.; Gr (so D., Pr.); ScawE., Pt. -t GrD.:
a) schlürfen AaFi'L (zB. Eier austrinken); BsL. (so
von Kindern); Gr; ScuwE., bes. den obersten Teil des
Inhalts eines übervollen Glases wegschlürfen „Aa";
Gr; W; „Z", verschüttete Flüssigkeit vom Tische
aufsaugen AAFri. Syn. surpflen. Du brächst nid
grad esö z" süff'e" [ohne abzusetzen Milch zu trinken],
du cha""st süpfe" GrPi\ Süpf, sus überlauft 's noch!
GrI). Auch von Hühnern GrKüM. ,Des warend do
die andern hie und saufteus [die verschüttete Brühe]
auf, ich wais nit wie, daz daz tischtuoch also truken
beläib do pey von irera s.' Bing. ,Suphen.' Ebinger
1438. ,Das s. oder surpflen, sorbitio.' Fris.; Mal.
,Sorbitio oriz;e, ein reissniuoss, so dünn gekochet, das
es zuo s. ist, als in einer fleischbrüeyen oder sunst.'
Fris. ,Brüele zuo s., wie man es den kranken gibt,
sorbitiuncula; s., surpflen, als ein ey oder brüeylin,
exorbere.' Mal. ,[Der Hirsch zieht Schlangen aus
ihren Löchern] mit seinem atem härfür, gleich bei
uns die hünd etlich meuss auss den schärlöcheren
saugend oder supfend.' Tierb. 1563. ,Sorbere, s., ein-
schlucken; sorbitio, das s.; sorbilis, das sich s. lässt.'
Denzl. 1666. 1677; ,surpfen.' 1716. — b) heisse Suppe
mit dem Löffel essen BHa. 1729. — c) von porösen
Stoffen. .Baumwollen, die kein saft an sich supfe.'
Tierb. 1563. — d) übermässig trinken. Syn. süggelen
(Sp. 521). ,Dem N. ist anzeigt, sich seines s-ens zue
müessigen.' 1645, ÄABr. KM.
Mhd. tupfen, schlürfeo, trinken; vgl. die Anm. zu Sup-
pen II, suppen II, ferner Schm. * II 319; Schöpf 731.
über-, in Gr -süpfe": die oberste Schicht des
Inhalts eines übervollen Gefässes wegschlürfen „Aa;
Gr"D. undltTsch.; „Z"Kn. Syn. ü.-sü{r)pflen. ,Einem,
dem der Brei lange nicht sieden wollte, wurde geraten,
stärker zu heizen; als der Brei pflütterte, meinte er,
es sage aus der Pfanne zu ihm: Übersüpf und lüpf,
ü. und l.!' Gr (Tsch.). — in-(hin)-: einschlürfen.
,[Den Fischen fliesst durch die Flossen das Wasser aus]
das sy im speissfang erschnappen und einsupfen.'
Tierb. 1563. , Wider einhin s. oder sürfflen, resorbere.'
Fris.; Mal. ,Kesorbere, widerumb hinein s.' Denzl.
1666. — üs-: ausschlürfen, zB. ein Ei „AA"Bb., Fri.;
Bs (Spreng); „Gr; Z« (St.2). De' Marder supft de"
Hüenere" d' Eier üs AABb. Supf üs, komische Über-
tragung des Kuckuckrufes (im Munde von Trinkern),
auch komisch für Kuckuck Aa (Rochh.). ,Wenn ein
grasmuck eier leit, denn ist der gugger ouch bereit,
supft us die eier der grasmucken, syn eier kann er
darsebmucken.' UEckst. 1525 (Conc). ,Auss., ob-, per-
sorbere.' Fris.; Mal. , Sorbilis, ein lindgsotten ey,
das man auss. mag.' Fris. ,Auss., exsorbere.' Denzl.
1666. 1677; ,aussurpfen.' 1716. S. noch surpflen. —
ver-; (bis auf den Grund) ausschlürfen; s. Wasser-
Fluss (Bd I 1217).
süpfle" (in W -u"), Ptc. -et: a) = supfena AAFri.,
von einem übervollen Glase GnÜbS. Langsam, in
kleinen Zügen trinken, nippen AAFri.; Bs (Seiler); Gr
Nuf., ObS.,Pr.,Val.; W. Arne" Drier s. GRPr. Was
wi't so lang dran-umme" s.! AAFri. ,Sorbere, s.,
surpflen, sanft einhin schlucken und abhin lassen;
sorbillare, s., surpflen.' Fris. .Sorbillare, süpfeln.'
Denzl. 1666. S. noch bitzlen (Bd IV 1993). — b) .öfter
trinken' AAHold., ,alle Tage zu wiederholten Malen
Etw. trinken' AASuhrent. — c) scherzb. für trinken
übh. Kai" Wunder, wenn [an einem Gastmahl] bi der
Schicäri under Tach 'tue" und mer g'süpflet würt, a's
grad in d's M'ess mag. Schwzu. (GRPr.). — Hieher der
Familienn. ,(vogt) Süpfler (vou Schwyz).' HBull. 1572.
um he"-: (in den Wirtschaften) herumtrinken Gr
Nuf. Er liet die ganz ZU umhe" g'süpflet.
Süpfli m.: wer nippt AAFri.
Süpfli-g (-Ö-) m.: Trinker THBisch. Das seie"d
alles Söpfli'g, wo dort sehüsse"d. Schwzd. (TuBisch.).
supf: im Anzählreim; s. savi (Sp. 331).
„supfe" II: mit haben, fehlschlagen AaF." (St.2).
- Fehler für pfuffen (Bd V 1166)?
Sepsch: spöttisch für Joseph aScHw; vgl. Sep
(Sp. 1222).
Se'ptember, in Arl. auch Septemper, in AaF.; GrV.;
ScHwMa. (PHeng. 1836) Se'ttember — ra.: Monats-
name, wohl allg. bekannt, doch volkstümlich Herbst-
Münet (Bd IV 236). ,Der erste tag des ersten herbst-
manodes genemt s.' 1427, B.
Vgl. Gr. WB. X 1, 616; die Form mit -mp- auch bei
Martin-Lienh. II 371. .SV-«- braucht nicht ital. zu sein,
sondern kann durch Dissimilation von p:b oder durch Assi-
milation wie in Haut <| Haupt erklärt werden.
„Septier m.: Gemäss für Flüssigkeiten, das einen
Kubikfuss oder 1500 Kubikzolle hält W" (St.2). —
Frz. septier, andere Schreibung für setier, Sester; vgl. Sester.
Sequenz m.: wie nhd. ,Den s„ den StNogger ge-
dichtet hat.' XV., G (Notkerlegende). S. noch Lob(Gc-)
sang (Sp. 1175. 1182). - Vgl. Gr. WB. X 1, 617.
Sequester m.: wie nhd. De" S. a"legge", uf Öppis
legge", gerichtlich beschlagnahmen ZO.f RA. Im S.
s%", in Verlegenheit sein BSchwarzenegg. Da bin-ich
jitz wider schön im S., zB. wenn Besuch kommt und
kein Fleisch im Hause ist.
Hieher viel]. .Sekuasteri, Zuname einer gewissen paten-
tierten Sehrüpfcri" und Z'ödtrldssert" SchHa.; vgl. die eben-
falls nicht klare Verwendung des Wortes als Spottname bei
Gr. WB. X 1, 617.
Sar, ser, sir, sor, sur bzw. sarr usw.
Sar(r) Sär n.: a) Flussgesciiiebe. ,Als dann die
gross wassergüssi hür by 13 jucharten haber und 14
jucharten körn mit sar gar überfüert hatt, dann nun
an etlichen orten kein sichlen meer uff das fäld nit
kommen ist.' 1562, -Z (betr. Güter des Amtes Kappel
Sar, ser, sir, sor,
l'JGi)
in Adliswil). — b) Seeschlamm, durchweichter Lehm
im Seegrund ZS. Syn. Setc-Dreck. Ein Lieblingsauf-
enthalt der Karpfen, deren Fleisch davon einen eigen-
tümlichen Beigeschmack erhält; vgl. särrelen. ,S. aus
dem See graben zu Landanlagen' ZRüschl. ,Den an-
dern tag, da werchoten si dem Strussen in sinen reben
[nahe der Stadt, am rechten Seeufer], da kam der
Maler mit einer karroten sares und wolt das in sin
guot füerren und fuort es ouch darin.' 1425, Z RB.
,Wover der Herr Spitalmeister den Wyger in sinem
Costen ablassen wolte, stad zu sinem Gefallen. Er
mag das Saar, so im Wyger ist, im Wyger lassen
oder, sos im gefalt, ins Spittels Costen uff ein Wisen
dun, sonst sol er gar kein Saar in andere miner Nach-
buren Güter weder verschenken noch verkouffen und
kein Saar ussert miner Wisen füren.' 1602, Z (Stif-
tung einer Wiese zugunsten des Spitals auf drei Jahre).
Vgl. S.-Grabm (Bd II 682), -Büffm, Schlammhaufen Z
(Spillmauu), -Loch (Bei III 1038), -Boden (Bd IV 1031),
-Brunnen (Bd V 662), weiter S.-BacJi (Bil IV 052. 954) und
die damit zsgehürenden S.-Bollcn, -Baum, -Bon (ebd. 1174.
1245. 1314), -Wid, Sar(r)en II. Hieher (bzw. zum Vb)
noch die ONN. : ,Saar-Hau' ZAugsterberg. ,Sar-Lauineu' B
BlumensteiD. ,Sar-Ried' BBolt. ,Sar-Wis' 1331, SehwFreienb.
Da die Sippe in keiner der in Frage kommenden Sprachen
etym. Anschluss findet, kommt vorromanische Herkunft in
Betracht; viell. besteht Zshaug mit den anklingenden Ele-
menten der Toponomastik: ,Sar', Flüsschen GVilters (,Sär.'
1425, ZKornordn., ,Saur.' 1453, GSa., 1t Leu, Lex. XVI 78
, ehemals auch Saren, Sarn, Sarun'), ,Sarnen' l'w; Ähnl. auf
heutigem rätoromanischem Gebiet. Weiteres uugesichtetes
Material bei JLBrandst. 1902, 56 (vgl. Gfd 42, 180 ff.); über
die Möglichkeit weiterer Beziehungen s. Bull, de Diabeto-
logie Komane III 74/6. Die Sippe berührt sich mehrfach
mit der von süren; s. d.
Sar(r)e" I ,Sarra' m.: = Sar(r) b. ,Als dieselben
sechs dürfer [in der Gegend von PMu.] fürgewandt,
wie si ein teil der wegsarae in das mos haben helfen
machen, dessen die unseren von Murten inen anred
sind gewesen und doch nit anders, dann dass soliche
wegsamc allein gemacht sye worden, den sarra uss
dem mos ze füeren, ist geordnet und abgeredt, dass
die genannten sechs dörfer söliche wegsame wol mögen
bruchen, den sarra zuo reichen und usszuofüeren und
sonst nit witer.' 1524, Absch. IV 1 a, 418.
sar(r)e" -ä- Ndw, -ä- L (Ineichen); Obw; UwE.;
U, Ptc. -et: Morast, Geröll mit sich bringen und damit
das Gelände überdecken, von Wildbächen.
über (in B; Uw; U auch uber)-sarre" „Aa; B; VO;
S"; L (RBrandst.), -säre" BMeir. und lt Dan.; Schw;
Uw; U (in Urs. -ö-): mit Geschiebe, Schutt und
Schlamm überdecken „Aa; B" (auch lt Dan.); „VO"; L
(RBrandst.); ScHwMa., Riemenstalden; „S"; Uw; U;
Syn. l"-be-sinderen (Sp. 1129). Wo jetz d' Siessberge"
sind, isch e" grosse" Se g'si", der isch ils'broche" und
het ganz Schitref | Schattdiirf] underg' macht und iber-
säret U (AfV.). Übersärets Land, ä"s Übersäred Obw;
UwE. War 's aueh mor""n ke'"s Wasser mer, se wär-
st [die Matte] Ma""s hoch Übersäret. JBHäffl. 1813.
S. noch Rufinen (Bd VI 673: zwei Stellen, an der
zweiten ist zu lesen ,übersaart' statt .übersäet'). .Diese
Bäche haben viele Güter übersart (: erspart).' XVIII. ,
Erz. 1856 (Gedicht aus SchwMuo.). Auch der Unter-
scheidplatz sei 1740 und 1745 vom Lielibach ,über-
saret' worden. 1786, Gfd (UwBeck.). .Erst am 29. Heu-
monat ... wurde noch eine Matte gegen die Kirche
zu übersarret.' Mus. 1795. .Nackt liegende, halb über-
sarrete Baumstämme.' ebd. .Die Bach kamen sehr
gross daher, der Teufbach übersarete dem N. sein
Mattli.' 1799, SchwMuo. Tageb. Auch von einem Tisch,
der mit Unrat bestreut ist, von einer verunreinigten
Fensterscheibe, einem Gemüsebeet, das vom Unkraut
überwuchert ist BMeir. Der Tisch ist alle ubersärete''.
— Über-sar(r)ing (-ä-) f.: Überdeckung mit Ge-
schiebe Uw; Zg.
i°-säre": wie über-s. U. ,Von dem alten Schaddorf
ist nichts mehr übrig als ein halb eingesaarter schön
gemauerter Turm.' U Gem. — undere" - säre": wie
über-s. U. — üs-sä?-e": durch Überdeckung mit Ge-
schiebe entwurzeln, von Wildbächen mit Bez. auf
Pflanzen (zB. Kartoffelstauden) Schw.
ver-„sarre" Aa; B; VO; S", sonst -säre":
&)=über-s. „Aa; B"Si.; „VO"; L; ScHwMa.; „S"; Uw.
Es hat vAt umme" Alls versäret ScHwMa. Es soll
Jeder gegen sein Gut sorgen, damit der Rus Nichts
versare. 1508, Küchler 1886. Betreffend den ver-
sarrten See [in den italien. Vogteien] sollen Die unten
und oben im Land einander helfen, denselben auszu-
graben. 1533, Absch. Versärt, von angeschwemmtem
Land THBuhwil. — b) refl. ,Wenn ein Wuhr oder
ein Damm noch nicht wasserdicht ist, sondern das
Wasser noch durchlässt, so sagt man, es versare sich,
wenn durch angeschwemmtes Sand und Grien die Öff-
nungen sich sperren.' Füglistaller; darnach St. (für
„Aa; B; VO; S"). — Yer-süri"g f.:= Über-s. Uw.
zu e -säre": Schutt bringen, von Wildbächen U.
„Sar(r)ete"" (in B; U -Ü-) f.: 1. „Gand, Steinge-
rölle von Wildwasser Aa; B; VO; S"; U. — 2. mit
Flussgeschiebe überdecktes Land Uw (nach JRWyss
1817, 432; darnach die unter Ueggis Bd I 160 abge-
druckte Stelle aus Kasth.).
g°-sar(r)ig s. ge-sörig mit Anm.
sär(r)elen I -<52-; einen erdigen Beigeschmack
haben, von Fischen, bes. Karpfen ZS. Syn. herdelen
(Bd II 1600). — Abi. zu San:
Sara Ap; B; Gl; Sch; Th; Z und weiterhin, Säre
B; Gl; G; Scb; Th; Z, Dim. (doch tw. ohne Dim.-
Bed.) Säri AaSL; BHa.; Gl; Z, Säri, Särli Bs, Sätschi
Keif- und Spottform Gl: weibl. Taufname; im allg.
nicht (oder nicht mehr) häufig; in der ä. Spr. seit dem
XVI. .Wiesen in Saren Erlen.' 1805, ZHettl. .Hein-
rich Frei, Heinrichs sei., Saaren, in Hagenbuch.' 1880,
Z Amtsbl. In Reimereien. D' Säre und d' Chläre mit
ire" lange" Eure" uf irem neue" Charre", wil-s' nüd
händ chönne" spare", die Tunderhagels- Narre", sind
d' Säre und d' Chläre" in'n Himel ufe" g'fare", ,in be-
liebiger Reihenfolge zu wiederholen' ZWäd. 0 du
liebi Säre, d' Chnöpfli si" verfare" BStdt (GZür. 1902),
o du alti (in Sch liebi) Säre (auch : (Ach) Säre, liebi
Säre Z), d' Pfanne" (in ZStall. d' Blatte") hat e"(s)
Loch, d' Chnöpfli sind verfare", d' Brüeje" (d' Brüe,
die) häm-mer noch Sch; Z (so Reg., Wth.), die Brüe,
die ist verfare" und d' Blocke" hem-mer noch ZStall.,
liebi, liebi Sära, d%" Pfanne" het es Loch, der Schmutz
ist üsg'runne", d' Bezoggel sind verbrunne", der Tatsch
ist ab dur'h d's Loch und d' Suppe? heic-iver noch Gr
Tschapp. Beru-ei berivei schimja gomja stand, Bräute"
Still dra" Sara Sara Grata, die Pfanna hat es Loch,
der Schmutz ist all usgrunnu" und d' Sara hei" -wer
noch (.drolliger Gaukelspruch'; soll von einem Tiroler
1261
Sar, ser, sir, sor, sur
gebracht worden sein) W (Tscheinen). Die biblische
S.{?); s. Bündel II 3 (Bd IV 1364). Halb appell. E"
langi Säre, hochgewachsene, hagere Weibsperson
SchSL (Sulger). Sära, Kuhnanie ZPfäff.
Der Reim mit P/atmen auch bei Martin-Licnh. II 371,
wo auch eine Parallele für die Angabe vui Sulger. ON.
,Sara-Hof StJoseph bei GSchmer.
Sä'r(r)ass (nach einzelnen Angaben für AASeet.;
Bs; GitPr.; GNessl.; Th; ZO. -as), ^Saris Bs (Spreng);
Sch (lt Kirchh. neben -es, St.b) — m.: 1. schwerer,
langer Säbel AiLeer. (H.); Bs (Spreng); Sei! (lt Kirchh.,
St.b); ZO., Russ. — 2, a) schwerer Rausch Aa; Ap;
Bs (auch schon lt Spreng); B; L; G; Th; Z. En S.
ha". Der tnüend gester ordli'h 'bürstet ha", du liest
emcl cn üsg'u-achsne" S. mit-der hei'" gschleipft L.
,Der Wein schnallt dir den S. an.' Hagr. — b) ^er-
wünschte Sache' ZO. (Hürlimann). Es ist en S. —
3. pers., Rauhbein BLangn. En Turniers-, Regiments-S.,
barsche, energische Person beider Geschlechter ,mit
schneidiger Stimme' ZF. Als Schimpfw. : Du Hans-
dampf, du drleggiger Sarras, du infamme'' verdammte''
Sehubiak. GFient 1898 (GrPi\).
In (Jer urspr.) Bed. 1 bei Gr. WB. VIII 1802. Zur
Übertragung (2 a auch bei Martin-Lienh. II :!T1) vgl. Säbel
(Sp. 36/7). Euphemistisch entstellt Härmst I (Bd II 131fi).
Sar(r)e" II Sare" ScHwMa., Sö're" SoHwSchüb.,
Siebnen — f.: Schwarzpappel, Populus nigra. Rhiner.
Syn. S.-Bach 2 (Bd IV 954).
Wohl Kurzform zu Sar(en)-ßach (dies wieder Kurzform
zu Sarbach-Baum), also zu Sar(r) (Sp. 1258). Die Form mit
-o- ist etym. nicht verschieden, da einzelne MAA, das durch
Dehnung entstandene ä verdumpfen; vgl. für ar > iir zB.
Pfarrer (Bd V 1170), sarren; freilich steht in SchwSiebnen
neben Sure" das W. ver-täre". Ygl. Särlen.
Bach- Söre": = dem Vor. ScHwSchüb.
Sar(r)e° III bzw. -en (so in BLenk, Sa.), in BE.;
SL. Säre" — in. : a) (eiserner Tür-)Riegel, bes. walzen-
förmiger Riegel mit Handhabe, woran der ins Schloss
einspringende Haken befestigt ist BBe., E. (an der
Stalltür), „0.", Ki., Sa., Si., Thun (an Kellertüren); SL.
Der S. stösse", fürtue". ,An der Stalltüre, ehedem
auch am Speicher und an Turmzellen (nach Akten
von 1791 und 1789) schiebt sich der eiserne Säre"
hin und her, während sein Handgriff zum Schliessen
mit dem Schlüssel eingerichtet ist.' Bärnd. 1904. Dem
Geisterrieh vermacht kei"s Schloss u"d b'schMsst kein
Saren. JJRomang 1870. — b) Riegelschloss BHa.,
„0.", Si.
Aus einer Dialektform zu frz. serrc (vgl. unsern Artikel
Serren), ital. terra, serrare; der Wandel err > arr findet sich
zB. in der Waadt, im Pays d'Enhaut, Wallis, Aostatal, wo
das Vb in den Formen sarä usw. erscheint; der Geschlechts-
wechsel nach Rigel. Die Schreibung des W. mit -n- im
Deutscheu deutet lediglich die Kürze des -a- an. Vgl. noch
lirafl VI 271 iserraj und die Anm. zu Särlen. Hieher viell.
der ON. , Sarren' BKirchd.
.sare", särelcll: Weiden hauen auf den Aarinseln'
Aa (Rochh.). - Nicht bestätigt. Vgl. Surren 11/
er-sarre": ,in heftigen Zorn geraten' BMeir. (nach
einer Angabe).
Sari: = Flinggen 1 (Bd I 1202). oO.
Wenn der Anklang der Synn. Lentseh," m. (Bd III 134:,).
Liengge" m. (ebd. 1342) an Koseformen für Magdalena (Bd
III 1888. 1342. 1345) nicht zufällig ist, Hesse sich das W.
an Sara (Sp. 12C0) anknüpfen; die unter Flinggen i (Bd I
1202) angesetzte Länge findet im Material keinen Anhalt.
Saris! : = Salesl (Sp. 693) BJeg.
Saru m.: ,ricotta [Molken]' PA1. (Giord.).
Ohne Frage zu ital. «i'era, lat. verum; doch zeigen die
benachbarten roman. MAA. keine Formen mit a. Giord,
bezeichnet mit a auch die Vertretung von e.
Säre", in ä. Spr. ,serjen, sergen' oä., in AASt. Sari
— f.: I. Stoffname, a) Sarsche, frz. serge oder ein
ähnlicher Stoff. Die Wände des Sitzungssaales der
Tagsatzung zu Baden sollen mit guter ,Sarije' [1.
,Sarye'] tapeziert werden. 1714, Absch. — b) grobes
hänfenes (Pack-)Tuch GRh. (Mooser); vgl. S.-Bletz (Bd
V 282). Syn. Taren. Säre'-Sack, hänfener Sack Th
Andw. — 2. a) aus Sarsche verfertigte Decke, bes.
Bettdecke. ,Dis nachgeschriben pfand hat A.: ... lin-
lachen und säryen.' 1414, Z RB. ,Ein sergen.' nach
1422, L Vogtkinderrechn. ,üar nach bot sy iro [über
den Zaun] ein sergen und ein michle bürde mit wupp-
garn, ein möschin beky.' 1430, Z RB. ,29 sergen und
bettüecher.' 1441, Bs. ,11 sorgen', unter ,federwat.'
1445, BsPfeff. Schlossinv. ,N. hat veriehen, das er in
Wettingerhus gangen sye und habe da unnen an dem
eren ein fardel ufgehowen und etwe menge sergen
daruss verstoln.' 1453, Z RB. ,So habe sy [eine der
unberechtigten Gremplerei beklagte Frau] einem gast
10 gülden zuo wechslen geben, der schankte ira ein
särye.' 1460, ebd. ,Vier teckinen und ain sergen.'
1469, ZWth. Teilrodel. .Darnach den deckel über die
laid [Lade], daruff darnach die serge mit den wappen
Veningen uff die laid, darnach die laid uff ein rossbar
und also füern lassen gen Basel für daz münster.'
1469/70, Bs (Testament des Bischofs Joh.vonVeningen).
,Bettgewant, pfulwen, küssen, sergen, decklachen ...'
ebd. , Meister Jacob der koch hat bracht ein serye,
ein zinin kenly, aber ein dein sergly tuochin [1. sergy
tuochlin].' 1476, Beuterodel von Grandson. , Hobsack,
2 linlachen und 1 sergye, cost alles 17 lib.' E. XV.,
\Vall»i. (Nachlassabrechnung). ,Zwo grüen sergen
super lectis in camera hospitum.' 1511, Bs Chr. ,1 gu-
teren und 4 sargen.' 1515, BsPfeff. Schlossinv. ,1 alte
serginen in der kleinen kamer.' 1557, Z Inv. ,Särg,
sargen, decke, gausapa, gausapina; die sergen, matzen,
matzelonen, storea.' Mal.; entsprechend bei Fris. ,üie
Koze, rauwe Decke, Sarg, gausape, tega, storea.' Red.
1662. S. noch Wät-Sack (Sp. 647). - b) altes, abge-
nutztes, löcheriges, schmutziges Stück Bettzeug, Lein-
tuch oder , Anzug', auch ein zerlumptes .Fürtuch' Aa
Wohl, f (Donat-Meyer). — c) altes schlechtes Bett
ÄASt., elendes Bett, Schrägen AaWoIiI. (Eisler).
Mhd serge, mnje f. zu frz. sarge, terge, ital. sargia (Quelle
lat. terica); vgl. Gr. WB. VIII 1802. X 1, 623 (wo ebenfalls
die Bed. Decke bes. stark belegt ist; nach 624 ist die Bed.
Bettüberzug noch elsässisch); Unger-Khull 5 IS (Sarsehet).
Die ma. Form Säre" beruht auf 'Sarjen. Zur Furm ,serginen'
im Beleg von 1557 vgl. mlat. sargineum. ital. sargina, grobes
Tuch; oder liegt der sg. gebrauchte PI. von 'Särji O Säri)
vor? Zu g. j gegenüber rom. ;/ vgl. auch ,sargaut, sariand',
frz. «./;/.,>«( bei FPlatter 270. 271 (Boos). Die Nebenformen
, Sarsche, Scharse' (Gr. WB. VIII 1S02) finden auch bei uns
ihre Entsprechung: ,6 Ein schwarz französischer Scharssen
... grüne französische Sarssen.' 160S, Z.
gB-säret, in GoT. -a-: gestreift, meliert, von Zeu-
gen GA., 0., gesprenkelt, getigert, von Tieren, so
Katzen, Hunden, Hühnern GA., oT.; Gl (so K.). E"
1203
Sar, ser, sir, sor, sur
120-1
g's-ef Tschöpet" GA. — Vgl. frz. aergi in gleicher Bed. von
Stoffen.
säri" ,sergy': aus Sarsohe; s. Sären 2 a.
sär(r)e° (-£-), 3. Sg. Praes. und Ptc. -et: „(mit sein)
rauschend fliessen, von Flüssigkeiten; in rauschender
Eile weggehen Z", dahin sausen ZSchwerz. Mer sind
g'säret, in grösster Eile dahin, davon gerannt ÄAJon.
Beva" s., schnell davonlaufen ZKn. Abe" s., herunter-
sausen, auf einem Leiterwagen, Schlitten AiNeuenh.;
ZStdt (Knabeuspr.). S. lä", (den Schlitten) sausen
lassen AaJoh.; Z (Spillmann).
Vgl. Ȋderen (Sp. 296), weiterhin surren. In AaDott. naol
einer (von andrer Seite bestrittenen) Angabe sam".
Saira: 1. s., s., sairassa, Anfang des unter reisen
(Bd VI 1306) abgedruckten Z Liedchens, wozu einige
Varianten bei Brenner 1857, 47 (BsStdt); Rochh. 1857,
57 (saieras, saieras, saierassa); GZür. 1902, 75 (BStdt);
EStoll 1907, 66 (Sch) und eine als Fortsetzung aus-
gegebene Strophe gel' du, Mueier, 's ist hei" Sund,
we""-me" s. s. singt; s. s. mues'-me" singe", we""-me"
will d' Französe" zwinge" ZEeg., Russ. (in den 50er
Jahren viel gesungen), Stdt, Zoll., zum Kaiser springe"
Z (Vernal. 1858, 432). — 2. (in Z nach einer Angabe
n., nach andrer f., andre Geschlechtsangaben fehlen,
in Sch auch Sairassa n.) zwei durch eine ganz kurze
Achse verbundene Holzscheibchen, die man an einer
elastischen Schnur auf- und abtanzen lässt, wobei das
Liedchen s. s. sairassa usw. gesungen wird, ein Spiel-
zeug der Mädchen BsStdt (Brenner); Scb; Z, für das
ganze Spiel (Lied und Rädchen) AaZoi.
Ans frz. ra ira etc., Anfang eines Liedes aus der Re-
volutionszeit; vgl. zum Ganzen auch LTobler, VL„ I, S.
LXXI. 70.
saure" bzw. -äu-: schläfern, schläfrig werden U.
— ver-: unwillkürlich einschlafen U.
Bestätigt. Ist an Zshang mit uhd. ,zaudern' « ,zau(w)ern')
zu denken? Vgl. das Syn. (ver-)nau(we)ren (Bd IV 880).
ser, in G,0.', We. sbjr, in FJ. sier: A. Adj. 1. a) obj.
(sachlich von b oft nicht zu scheiden) wund, offen,
von Hautstellen, bes. infolge Schürfung, Reibung,
Ätzung Ap; B; FL; Gl; Gr (Tsch.); LReid., Stdt; G
Buchs, Stdt, T.; See; m, oTh, Steckb.; WVt.; ZSchwerz.,
Tösst,, Wei., oberflächlich geschürft Z (Rahn), wund
gerieben ZO.; ,wund, aufgerieben, aufgefressen von
Schweiss, Hitze udg].' Bs (Spreng); doch auch von
ernsthaftem Wunden: ,von offenen Wunden' B
(vGreyerz); ,eine Wunde ist s., wenn sie noch eitert,
blutet und schmerzt' ApTeuf. ; in Gr lt Tsch. syn.
mit ver-güet 4 a (Bd II 556), chüen 4 (Bd III 336). E"
s-i Hand, ,weh, verletzt' SEgerkingen. RA. Miessigi
Fingra machunt es s-s Hindra, .verderbliche' Kinder
bekommen die Rute W (Tscheinen). Mi" Buche"
ist so s. g'si", dass-ich-mich im Bett nümmer ha"
chönne" cherc" und rode" Gr (Tsch.). S-i Hand, bei
den Waschfrauen, durch Waschen aufgerieben GO.,
Rh. E" Wöseheri" überchunnt vom Bibe" s-i Finger
B (Zyro). S. uf de" Füesse", wund an den Füssen
GrD. Von der Fussohle, wenn sich die obere Haut
einer Blase abschält G. Es siers" Mül FJ. Wund,
entzündet GMs. Entzündet, von einer Geschwulst Gr
UVaz. Von entzündeter, schmerzhafter Körperstelle
GBuchs, We. S-i Üter, Euter, die infolge schlechten
oder unreinlichen Melkens Blasen bekommen, wund
werden BGr. Von dem zur Heilung des Schliers auf-
gestrichenen, später abgetrockneten Lehm wurden die
Striche" s., und jede Berührung schmirzd nun das Tier.
Bärnd. 1908 (BGr.). D' Cime [ist s-i, leidet an der
Euterentzündung WMü. Den engen Zshang zw. a
und b zeigen die Angaben: , schmerzend wund' SchwE.,
, schmerzhaft, von offenen Wunden, Hautschäden' Th
Egn., ,durch Reiben empfindlich gemacht, von der
Haut' L (Ineichen); ZO. (Brunner). ,Dass die scherpfe
des hams und des schweiss nit etze, seer mache und
das kind nit verunreinige und verletze.' Ruef 1554.
, Seer oder geschwärig machen, exuleerare.' Fris.; Mal.;
vgl.: .Exulcerare, sehr machen, versehren.' Denzi.
1677. 1716. ,Dem der rächen seer und aufbrochen,
der gurgle darmit [mit Eselsmilch].' Tierb. 1563; lat.
faueibus exuleeratis. .Wann es schon ein starke er-
härtete Haut hette, so müsste sie ihm [dem Kinde
infolge zu heftigen Reibens] wol zart und seer dar-
von werden.' FWürz 1634. ,Es werden etwar die
Kinder oft fratt und verwundt zwischen den Bein-
lein, under den Armen und am Sitzlein, und wann
sie alsdann das Wasser von sich laufen lassen, so
machet es sie fast seer und beisset übel.' ebd. ,Wann
sie [,ein Abtrieffung', der sog. ,Hauptfiuss'] die Lungen
versehret (sehr oder schwing machet), [bewirkt sie]
die Lungensucht.' Spleiss 1667. ,Der Salat davon [von
Gänseblümchen] heilet die sehren Lungen.' EKönig 1706.
S. noch fratt (Bd I 1337). Das Neutr. subst, wunde
Stelle: ,Das Pflaster uff das Seehr gelegt.' B Arzneib.
XVII. — b) subj. (oder davon ausgehend), empfind-
lich U a) gegen Berührung, von heilenden Wunden,
über denen sich erst ein dünnes Häutchen gebildet
hat ÄAAar., Br.; Bs (Spreng); B (mehr im O.); GrD.,
Mai.,Pr.;GF., T., Wb., We.; SRech.; Tu; Obw; ZDättl.,
Russ., Tu.; ,Ostschweiz' (Lindinner); „s. bezeichnet
die Empfindung eines dumpfen Schmerzens oder besser
zu sagen mehr Empfindlichkeit denn eigentlichen
Schmerz, so zB. die Empfindlichkeit eines verletzt
gewesenen Teiles, die Mitempfindung in den entfern-
testen Teilen eines leidenden Gliedes, das Gefühl einer
Stelle, wo die Haut durch starkes Reiben oder durch
langes Sitzen auf hartem Polster empfindlich geworden ;
eine sehre oder sehr gemachte (Mal. p. 369) Haut,
d. i. eine empfindliche oder empfindlich gemachte (we-
niger denn wunde) Haut" ; ,physisch schmerzhaft, aber
nicht heftig, sondern gelinde, bes. bei chronischen
Leiden, nicht spontan, sondern unter Berührung oder
Druck, nur vom Rumpf, bes. von der Rippengegend'
BAmtThun (DrRis); ,mollis, tenuis cum sensu doloris
in contactu.' Id. B. Es (zB. der Finger) ist noeh s.
De'' Finger tuet -mer niimme we, aber er ist na'h s.,
ich cha"" Nut mache" ZDättl. 's ist-mir noch s., ,wenn
eine Wunde am Zuheilen ist' GO., Rh. Empfindlich,
vom verletzten Glied BSi. Sider han-ich gäng es s-s
Ärmli BBr. Von empfindlicher, zarter Haut übh., zB.
infolge einer Entzündung, Krankheit Ap (TTobler:
.leicht schmerzhaft, krankhaft empfindlich'); B; L;
GWe. und lt Zahner; ScbwMuo.; S; THArb.; Obw;
ZO. E" s-i Hut (ha"). Me" chunt vo" der Lauge" so
e" s-i Hut über ZDättl. D's Wasche" macht s. Fingerr,
s-i Hut BSchw. Hut göt d' Bise" wüest, ich ha" s-i
Hut im G'sicht SWA. ,Die Haut hinter den Zähnen
[des am Frosch leidenden Pferdes] wird s. (äusserst
empfindlich), ist dem Wundwerden nahe und hindert
das Tier am Fressen.' Bärnd. 1904 (BE.). Ich bin am
ganze" Lib s-er Gr. ,Wer das tropfen hat oder s. ist
1265
Sar, sei", sir, sor, sur
1266
an der hut.' Kunstb. 1474. ,Wann die Wunden, ob
sie schon noch frisch ist, nit seer ist oder gar em-
pfindlich, also dass der Patient wol leiden kann, dass
man ihme dieselbige betaste...' FWürz 1634. Auch
von einer an sich, ohne Verwundung, Krankheit em-
pfindlichen Hautstelle: ,[I>er Bär beisst den Ochsen]
in die nasen, also am seeresten glid in zuo bewunden.'
Tierb. 1563; lat. in loco teneriore. — ß) zart, von
Wiedergenesenden BoSi.; oTh. Er ist iio'* s. oTh.
Von zarter Konstitution übh. SchwMuo. Us der Fa-
mili use" sind alli eso s-i. — y) reizbar von Gemüt
BG., Schw. und lt AvRütte; Gl (1t Leuz., Rochh.); Gr
Mai. S. u"d gäi [Bd II 99] BG., Schw. — c) .unem-
pfindlich, fast gefühllos, schlaff', von den Händen,
Fingern, infolge übermässiger Arbeit, auch infolge
Hantierens in heisser Lauge AaWoIiI.; Zu. D' Hand
sim-mer s., durch Arbeit krampfhaft geworden, so dass
man sie kaum biegen und strecken kann Zu. S-i
Finger, ausgelaugte, fast gefühllose Finger AaWoIiI.
S. auch d. — d) schmerzend übh. E" s-er Finger,
schmerzhafter Finger BKirchb. Mi"s Bö" [Bein] ist
gerst noch s-er g'si" weder vornächt, berichtet Einer,
der den Fuss gebrochen hat TiiEgn. E" s-er Ghopf,
von Kopfschmerz B. MVs Herz ist s., ,tut mir weh,
leidet Schmerz' BKirchb. Von entzündeten, schwachen
Augen GRPr. Wile"ins zeichnet 's gross und röse'röt
Flecke" in de" Chalchstei"felse", die ml" di seren Auge"
nid wol me* vertrage" mögend. MKuoni 1886/7. Ein
s-C Zahn, von Zahnschmerz BBe., Kirchb. Lose, von
Zähnen GWe. „Sere Zähne, als eine schmerzliche
Empfindung, die man am Zahnfleisch hat, wenn zB.
unreifes saures Obst gekaut wird, dentes acerbi [allg.
lt St.1] oder durch herbe Säure stumpfe Zähne, an
welchen sich beim Beissen eine solche schmerzliche
Empfindung äussert, als wenn sie ganz ihre Ecken
und Schärfe verloren hätten." St.* ,Nach Genuss
von saurem Obst werden die Zähne s.' ZB., 0.; Syn.
lang (Bd III 1321), sür (Sp. 1277). S. wird die
Zunge nach dem Genüsse von Johannisbeeren ZTu.
.Verwundet, krank, unwohl' AALeer. (H.). Es ist-mer
s. und blöd. Psychisch schmerzlich. ,Das aber im s.
und leid were.' 1487, Z RB. Wenn Dies aber nichts
verfienge, was seinen [des Z Gesandten] Herren ,seer
und leid' wäre. 1536, Absch. — 2. übertr. vom Käse,
a) von .durchgelegenem' Käse, der durch langes Lie-
gen ohne Wenden etw. gelitten hat B. — ß) fleischig,
von Käse mit fleischigen Narben BE. — B. Adv.,
sehr AALeer. (H.); SchwMuo. (.moderner Eindringling,
doch selten zu hören'); WMü. und weiterhin, doch
als fremd empfunden (ma. fast, grüselich, schüchlich
ua.). ,Do erschrak er s-e und vasi' 1436, Z RB. ,Da
trungen die lüt so vast und s. gegen inn...' 1437,
ebd. ,N. schluog sy also s. und vast, das ...' 1440,
ebd. ,N. machet inn serr und vast hluotrünsig.' 1442,
ebd. ,So sint ouch etzlich gesellen ... hart und s.
verwundet.' 1446, B. ,So sind wir doch s. und heftig
erfröwt.' Ansh. .Denen zoch zuo hilf heruss N. mit
einem seer wol gerüsten volk.' JHaller 1550/73. .Das
im nun seer leid gsin were.' 1557, Z. ,Ist denen seer
nutz.' Vogelb. 1557. ,Wend euch nit Ion so seer
in Gfar ston euer Fynden.' 1601, Lied. .Kümert
mich seer.' FPlatter 1612 (Boos). ,Es waren viel
seer misvergniegt [über die Franzosen], sonderbar die
Lumpen und Bettler.' JvWeissenkluh 1792/1821. S.
noch Lich(n)am (Bd III 1015); Eüd (Bd VI 623);
Sehwetz. Idiotikon VII.
be-rüiven (ebd. 1888; ,sere'); ver-siechen (Sp. 203).
Viell. das Adv. als Adj. gebraucht (vgl. Gr. WB. X 1,
160): ,In dem sehrsten Weh', von der Todesstunde.
GMüller 1650. — Ainli.l. »],•; vgl. zur Gruppe Gr. WB.
XI, 160/5, dazu Martin-Lienh. II 371; Unger-Khull 590.
über-: Adv., über die Massen. ,Von welcher ge-
schieht sich der keiser übersehr verwundert' JWetzel
1583; in der Quelle: Di che datosi 1' Imperadore in-
finita ammirazione.
Ser n.: Schmerz, physisch und psychisch. ,Daz
siune wedir innan wart getwanges noh s-es.' XII.,
Wack. 1876. ,Do sy an irem tod lag, do lag sy, als
sy kaines s-es befundi.' EStagel. ,[Sie] lobt Got umb
iekliches s. sunderlich.' ebd. ,Sy begert och lang zit,
das sy Got befinden lies etwe fil unser frowen s-es.'
ebd. .Von unmässigem innbrünstigen s., das sy hat
von ünsers heren marter.' ebd. .[Sie] bat ünsern
heren gar inneklich, das er ir die wunden usswendig
abnem und ir aber das s. zuo dem herz liessi ... Do
was die wund ussnen zemal hail. Aber das scharf s.
belaib ir unz an iren tod.' ebd. .Das liplich s. ires
herzen.' ebd. (noch oft). — Amhd. »er n. m.
sere": 1. tr. a) versehren, verletzen, a) physisch.
,Swer ouch innerhalb den muron treit deheiner slahte
messer ald swert, stab ald stein ald ander ding, daz
argwenlich were, iemen ze serenne, daz sol er bessern
mit fünf phunden.' 1252, L. ,Swer in der stat rennet,
ist daz davon ieman gesert wirt ...' ä. L RB. ,Du [der
Dornstrauch] serest manges menschen lip.' Boner.
,Wenn ... der geteter sinen einung bezalt, dennecht
sol er nit in die stat komen, er richte sich denn mit
dem, den er gesert hat.' XIV./XV., B StR.; noch B
StSatzg 1539. ,Ich AOwling versegnen hüt mit Gottes
bluot alle waffen guot, das sy Götz helgen wunden
an mir eren und mich miden, das sy mich weder ste-
chen, schniden noch seren.' Auf. XVI., W Besegnung.
Von Waldbeständen: ,Wer der wery, der inrent der
wery ... thein holz, es sy klein oder gross, serty oder
abschlecht.' 1343, Schw LB. (,Ura den bann in Erlen').
— ß) psychisch. Einen erzürnen BG. (Bärnd. 1911).
.Swele mit scheltenne oder mit vluochonne alder ite-
wisse deheines lasters einen bruoder gesert, der er-
kenne sich zehant und besserege iesa mit der buose
daz er het getan und daz da gesert ist.' Stat. der
Lazariten. — b) schmerzlich(er) machen. ,Wil ab si
[die Geliebte] mir s. herzen wunden zallen stunden,
owe wa ist ir trost?' Hadl. — 2. intr., fliessen, von
Wunden AaZ. — ge-sert. Subst., Verletzter. .Wer
ouch den andern stosset oder schlaf oder wirft frä-
venlich, der soll dem g-en geben zechen schillig und
sinen schaden abtuon.' 1342, Schw LB. ,Das der, so
die wundaten getan hat, sich von erst versüene mit
dem g-en.' XIV./XV., BStR.; auch noch B StSatzg
1539. .Darumbe wirt enkein bcsseiunge der stat noch
dem herren noch dem g-en.' F Handf. (Übersetzung
von 1410); lat. leso. .Wann der Versehrt unerlaubt
zu Küchen und z Märit gat und dann stirbt. Wann
Jemands einen andern schlacht oder verwundet und
dann der Gesehrte nach der Wundtat sich misshüetet
und muotwilligklich zu Küchen oder zuo Märit, zuo
Wasser oder zuo Wyn gaht, sol er nur die Einung
leisten.' BGS. 1615. S. noch miss-räten (Bd VI 1611).
And. elren. tr. (in Bed. 1 a), sere« iutr., Schmerz em-
pfinden ; mild, seren tr. und intr. Das Intr. ist auch kämt.
und steir. noch lebendig (Lexer 1862, 232; Unger-Khull 590).
1267
sar, ser, sir, sor, sur
ver-, Ptc. -t AAZein.: a) = dem Vor. 1 a. ra) phy-
sisch. ,Beschädigen, die Haut schmerzlich reiben' W;
vgl. üf-figgen (Bd I 714). ,[Der Pflichtige soll die
Abgabe an Schweinen entrichten] also das er du swin
an den beinen nit v. sol.' 1331, SchwE. ,Ob etwer aber
einer den andern in der selben hervart in etlich mass
oder wiss hetti verseret, das sol buosot werden, a[ls e]s
in der stat geschechen wer.' XIV./XV., Aar. StR. ,In
dissem monat ist geflügel und tier guot an allein der
krebs, wan der wirt verserret von den merslangen.'
Kunstb. 1474. .Spricht der verletzt ... er wüsse nit,
ob der, so in der gezigde ist, inne versert habe oder
nit ...' B StSatzg 1539. ,V., am leib verletzen, geschwär
machen, (ex)ulcerare, labefacere, offendere, sauciare;
pflaster, das die haut verseert und auffetzt oder auff-
briclit und macht, dass der wuost ausshin gadt, exul-
ceratorium medicamentum.' Fris.; Mal. ,[Manche
Bettler haben, um das Mitleid der Leute zu erregen,
Kinder] gepeiniget, geplaget, verseert.' SHocbh. 1591.
S. noch Gift (Bd II 134): Siechtum (Sp. 203); ser
(Sp. 1264). Schaden tun übh. 's Ross isch durch 's
Gras g'sprunge", hat aber nit vil versert AAZein. 's hat
zimlich stark g'rislet, doch ist nit vil versert worde".
ebd. ,[Den Verbannten wird untersagt, Etw. zu unter-
nehmen] da von ...arme und riebe burger Zürich...
an lip oder an guote verseret oder bekümbert ald ge-
schadigot [werden könnten].' 1330, Z RB. ,Was ver-
sehret, das lehret', durch Schaden wird man klug.
Spleiss 1667. — ß) psychisch, kränken. ,Daz si mich
verseret hat so manic jar, daz wolt ich gar lieplich
vergeben ir.' Hadl. ,Hast sidhar neiswas gehört, das
dir din herz so hart versert?' GBinder 1535. — b) refl.;
s. Sah (Sp. 887 o.). — ver-sert: verletzt, ge-, be-
schädigt; oft subst. (vgl. ge-sert). a.) von Körperver-
letzung, offenen Wunden. ,[N. habe] iro fünf wunden
in iro houpt geben, sy ouch bluotrünsig gemacht und
ir mengen herten streich geben uffiren lib, das aller
iro lib v. und swarz worden.' 1442, Z RB. ,Ist ouch,
das theiuer ... einen wundet, der sol dem v-en büessen
fünf pfund.' M. XV., AABremg. StR.; ähnl. B StSatzg
1539; 1607, AaL. StR. ,Uem v-en sinen costen, scha-
den und arzet abtragen.' 1457, BPES. ,So zwen un-
eins sind und zuo beiden siten kein kuntschaft hand,
solle man dem v-en glouben.' 1530, Aar. StR. ,Sein
die Bläterlin veraltet, so vertreib sie erstlich mit
einem glüenden Eisen oder Zangen, darnach so salbe
darmit das v-e Ort' JJNüsch. 1608. ,[Eine Salbe be-
wirkt, dass der Harn des Kindes] seine Kraft an den
v-en und offenen Orten nicht vollbringen mag.' FWürz
1634. S. noch ver-reren (Bd VI 1226). — ß) von krank-
haften Zuständen. ,Er hatt grosse not vor sim end
mit harnen, denn die blateren was imm v. und fulet.'
JHaller 1550/73. ,Den v-en magen heilet auch esel-
milch getrunken.' Tierb. 1563; lat. stomachum exul-
ceratum. ,Der rächen und magen des kranken sind
v.' LLav. 1569. ,So einem die ghörd v. ist.' ebd.; ,um
etwas verletzt.' 1670; doch gleich nachher: ,Auss
Mangel eines unversehrten Gehörs.' ,Etwan ist auch
die blasen versehret.' HPant. 1578. — f) be-, geschä-
digt übh. ,Wer den burger siecht oder vahet, der
sol darnach niemer in die stat komen, e das er ver-
süenet wirt mit der stat und mit dem v-en.' F Handf.
(Übersetzung von 1410). ,Als gegenwurtiger brief an
sinem alten ingesigel etlicher mas v., aber sonst das-
selb noch sichtbar und ane argwon gwesen.' 1562,
AABr. StR. Von ökonomischer Schädigung, Verschul-
dung: , [Die Äbtissin, die aus ökonomischer Bedräng-
niss den Kirchensatz zu St Peter in Zürich an den
Bürgermeister Brun verkauft hat, erklärt] daz wir
niht wellen, daz gegen dem vorgenanden RBrun ieman
uszihe [geltend mache] das recht, das wir an disem
kouffe über daz halbe teil betrogen sin und uns mit
dem rechten wolten werren, mit dem man v-en gotz-
hüsern ze helfe komt.' 1345, Z. — 8) verpfändet; s.
rer-chumberen (Bd III 302). — un-ver-sert, in BHk.
(Dial.) W-versärt (s. Sp. 1171): (physisch) unversehrt,
unbeschädigt, im Allg. kaum volkst. In sexuellem
Sinne. ,[Sie] ist also u. eelicher werken halb von im
gangen.' 1525/7, Z Ehegericht. ,Äls er von Maria, u.
irer jungfrowschaft, geboren.' Zwingli. .[Rebekka
war] noch ein u-e jungkfrauw.' 1531, I. Mos. Im recht-
lichen Sinne. ,Ein ewig buntniss, die ouch nn und
hienach unwandelbar, unverbrochen und aller ding
u-et mit guoten truwen stet und vest ewenklich bliben
sol.' 1352, Absch. ; an der gleichlautenden Stelle des
Bündnisses zw. Z und Gl von 1408 .unfersert.' ,By
kurzen tagen hette er in sinem ghalt zwen u. usge-
schnitten zedel funden, die zeigtend an [usw.].' XVI., Z.
,[N. hat] den zinssbrief zuo sinen banden gebracht
und hinder im u. liggen gehept.' 1560, Z RB. ,[N.
habe ihm] für selbige summa ein unnützen und un-
werschaften schuldbrieff, so doch nach allerdings u.,
das houptguot aber abgelösst gwessen, als wenn der
nach grecht were, zuo pfand geben.' 1575, ebd. —
Ver-serung f.: Verletzung (eig. und uneig.), krank-
hafter Zustand. ,[N. verlangt Bestrafung der Ver-
leumderinnen, damit sie] nit dest durstiger werden
zuo v. siner tochter eren.' 1487, Z RB. ,Alle usser-
liche verwirsung oder v. [des Unterleibes], es sye von
schlahen, stossen, lupfen, misstretten.' Ruef 1554.
,[Ein Heilmittel] nimpt die v. der selbigen [der Ohren],
also warm darein geschütt.' Vogelb. 1557. ,V., sau-
ciatio; v. der arsbacken als der wolff vom gon oder
reiten, sedis vitia etattritus; v. der haut, so die haut
verseert wirt und auff bricht, (ex)ulceratio; die v. oder
das yglen der conscienz oder gwüssne, labes con-
scientise.' Fris.; Mal. ,On v. irer jungfrawschaft.'
Gegenber. 1588/1658. ,Das [ein Mittel] heilet alle V.
im Mund und Hals und Zahnfleisch.' Arzneib. 1822.
S. noch üf-figgen (Bd I 714).
Mhd. verseren; vgl. auch Gr. WB. XII 1259/64; zum
,Rlickuinlaut' iü u"oer»ar( vgl. Bd III 1368/9.
serhaft: empfindlich, schmerzhaft GRPr. ,[Da]
kam sy ain tödlicher siechtag an, von dem sy die
grössten bitterkait, laid und s-e not [hatte].' EStagel.
,Ire glider warent ... in sterbender not mit s-er bitter-
kait.' ebd. ,Mit disem s-en schmerzen was sy allent-
halben umbgeben.' ebd.
Seri f.: 1. Abstr. zu ser 1, das Wund-, Entzündet-
sein einer Hautstelle, bes. aber die hohe, krankhafte
Empfindlichkeit einer wunden, entzündeten, übh. kran-
ken, auch einer heilenden Hautstelle und diese Stelle
selbst Ar; B (Zyro); Gr; GT.; W (Tscheinen); ZO„
empfindliche Körperstelle, an der sich nach einer
Schnitt- oder Brandwunde, nach dem Aufbrechen eines
Geschwürs die Haut neu bildet Gr allg. (B.). O, wie
we tuet-mer der Chopf und u-ie ist Alls e" grüsammigi
S.! sagt Einer, der von einem Fall eine Kopfwunde
erhalten hat. Schwzd. (GRPr.). Spec. von den Füssen
r, ser, sir, sor, sur
1270
(BGr.) und Eutern (BG.) der Tiere (Bärnd.). ,Der
samt Essig aufgestrichene Lehmbrei wirkt denn auch
trefflich [gegen den Schlier]. Nur hinterlässt er gern
beim Abtrocknen ... Spränge in den Zitzen, welche
leicht ser werden (dem Wundwerden nahe kommen)
und das Melkgcschäft heikel machen. Diese S. tritt
anch ein, wenn tiefhängende Euter der Weidekühe in
lehmigen Schlamm eintauchen.' Barnd. 1908. — 2. Kuh-
pocken GrOIiS. (B.). Der Ausschlag am Euter der
Kühe wird geheilt durch eine Mischung von unge-
löschtem Kalk mit Baumöl, welche zu einem Brei
gestossen und dann an das Euter der Kuh gestrichen
wird; die S. ist ein Milchfehler, ebd. — Mhd. sere f.
Glid-: Körperverletzung. ,Item Glidsähre und
Lame', unter den Kompetenzen der niedern Gerichts-
barkeit. ÄAKe. Copialbuch.
Serung f.: = Ver-serung. ,Die S. der Lungen.' B
Arzneib. XVIII.
tJs-sering s. Üs-zering.
Mueti-ser s. Bd II 1555 u.
Sera f.: Ceratsalbe, für Wunden BsBinn.f — Frz.
Serafln AaF. (Sere-); BsB.; WSaas (,neu und selten'),
Serß AaF. — in., Serafine" BsB., Sertfi" AaF. — f.:
Taufn., Seraphin(e). — Das Haupt des hl. Seraphin wurde
1689 nach UwE. gebracht. (AfV. III 16).
söre". Nur in s. Weg SchwE. (MLien.), e"s. Weg Z
(so Hombr., Horg., Euss.): so, auf diese Weise. E" s.
Weg glaub-ich 's scho". — KrcimiDg von dcre" (s. d.) und
«5; Tgl. die Anm. zu al-sö (Sp. 33).
serig bzw. -e2- Scbw (Brubin); ZBauma, F., Rieht.
C-e'-J, Euss., Wald, Zoll, und lt Spillm., Cserig ZHorg.,
Rieht.: solch, derart. Syn. sonig (Sp. 33), sorig, derig.
S. Öpfel. E"s-er Wi". Bring-mer kei" s-i War mer!
ZZoll. Wo sind doch S-i [solche Leute] hütt mer
utiime"! Schwzd. (Scbw). En PalmeHorn . .. selte" selte"
gib 's e'serig. aGo. (ZHorg.).
serlig, auch sertlig: = dem Vor. GG.
Serre" f.: 1. Säre-, auch Blueme"- S., Treibhaus
BM. — 2. Särre", Laufstand für Schweine AaWoM.
(Elsler). — Frz. serre f. in Bed. 1. Tgl. auch ,Serre',
Schloss (Gr. WB. X 1, 627) und Sarren II (Sp. 1261).
Sero: Null im Rechnen W. — Frz. zen. Auch eis.
(Martin-Lienh. II 371).
Sfrach (in B -i1-) m.: das biblische Buch Sirach.
RA. I" S. cho", im S. si", in Streit geraten, uneins
werden bzw. sein BG., Jeg., Si., lt AvRütte mehr in
den Städten. Si si" im S. mit enangere", zB. wegen
einer Erbteilung BJeg.
Die RA. hängt wahrsch. mit der wiederholten Mahnung
zur Sanftmut und Warnung Tor Hader im Buch Sirach zs.,
so 3, 16; 4, 33; 6, 9; 8, 4; 19, 6; 28, 1 ff. Sirache"wisli,
Waldparzelle ThTäg. (JJMüller 1867); nach eiuem frühem
Besitzer benannt.
si räche", Ptc. -et: lärmen, Radau machen L;
UwStans. Das hed am letzte" Märktzistig uf dem
SchicanCplatz au'h g'eheibet; teas der Länder [Einer
aus den Urkantonen] nid g'sirachet hed! L (ERöthelin).
Sireif. : eiterndes Geschwür; Syphilis. .Fressender
Schade: aus demselbigen teilen sich die Schäden.
Was im Angesicht oder Hals ist, dasselbig heisst Syrei
oder Fressen, und was fornen oder binden am Leib
ist, behaltet den Namen Krebs.' Paracels. .Durch
Etzungen wird aus mancher Wunden oftmalen ein
giftiger Schaden als Fisteln, Krebs, Sirei etc. gemacht.'
FWürz 1612. .[Liquor vitrioli] mag auch sehr nütz-
lichen gebraucht werden in der Syrei.' ebd.; dafür
später .unsaubere Krankheit der Franzosen.'
Mlat. siria (Höfler 1S99, 652), wohl oine gelehrte Abi.
Ha ist nach Roths klinischer Terminologie ' XIV das zweit-
häufigste Suffix bei Kraukheitsnamen) von siro; vgl. Suren
sire", sirele": schmerzlich weinen, von kränk-
lichen kleinen Kindern B.
Da nähere Angaben fehlen, lässt sich nicht entscheiden,
ob Zshang mit dem syn. surren oder eine selbständige Bil-
dung anzunehmen ist.
sTrig: brünstig, ,halb wütend vor Geilheit, von
Stieren, Hengsten, Männern' Z (Spillmann).
Bair. sirig, wuud, schmerzhaft, empfindlich, aufgebracht,
begierig; vgl. Schm. 2 II 323, dazu Schöpf 676; Lexer 1862,
233; Gr. WB. XI, 165 (.sehrig1). 962. 1235 (Belege aus
Parac). Die Bed. weist auf Zshang mit der Gruppe sei;
aber das laut]. Verhältniss ist unklar.
Sirnp in.: wie nhd. wohl allg. bekannt. Syn.
Saft 2 a (Sp. 362 o.). En (in B es) S. verlangt man
in Wirtschaften. Arten: Holder-, Him-ber-S. ua. In
ä. Spr. nur offizinell. ,Wenne sy [ymber] den ein fri-
schen guoten geschmacht gewünnent, so lege sy in
ein syropp und lo sy darin ligen 2 tag.' Kunstb. 1474.
,Das der syrup und die büllilin also gewürkt band.'
1526, G Brief an Vadian. ,S. von honig, essig und
wasser eingesotten, oxymel(i).' Fris.; Mal. ,[Man soll]
den Zucker klein sieden, bis er gleich einem Sirop
gesotten [ist].' Z Kochb. XVIII./XIX. Eine Reihe von
offizinellen Sirupen s. Bs Apothekertax 1647, 41/3.
Mhd. sirup, -op usw.; vgl. Gr. WB, X 1, 1236; Martin-
Lienh. II 371.
Isop-. Indianischer I., sir. liquir. Z (Apotheker
Vogel). .Ysopsyrup.' Bs Apothekertax 1647. — Viol-:
Veilchensirup. .Braun' und .gemein Violensyrup.' Bs
Apothekertax 1647. ,In der Haushaltung kan man
jetzt [im März] Veyel-Syrup einmachen.' EKöxig 1706.
— Chinder-, Chindli-: sir. pro infant. B (Apotheker
Lindt). — Weg-luege"-: sir. rhei Z (Apotheker
Vogel).
Töten-baum-: schwarzer Kaffee mit Schnaps LH.,
Wigg. — Vgl. Sarg-Nagel, studentisch für Brissago-Zigarre.
Rüebli-: S. aus Rüben und Zuckerkandel, als
Hustenmittel ZUst. — Mer-rettig-: sir. raphani B
(Apotheker Lindt). — Skabiose"-: sir. cap. ven. B
(Apotheker Lindt). — Schnegge"-: sir. althaie Z
(Apotheker Vogel). — Roll-wage"-: Schnaps Gr
Luz.; L. — Rege°-wurm-: = Schneggen-S. Z (Apo-
theker Vogel).
Zingge"-: Kartoffelbranntwein B.
Nach den Zinken des Karstes; vgl. das syn. Chänller 2
mit Anm. (Bd III 487).
sirupisiere": zu Sirup verarbeiten. EKönig 1706,
535. 539. - Auch bei Gr. WB. X 1, 1237.
Sö'r I m. AAZein., n. Aa (Hürbin): Unkraut im
Werch, zumal die leicht fallenden schwachen Stengel
Aa (Hürbin), Rückstände beim Hanfausziehen Aa
Lengn., der junge Hanfnachwuchs Aa (Rochh.), der
kleine Hanf, das sog. Ratsch- Werch, das mit der Hanf-
1272
breche entfasert wird, während der grosse Hanf von
Hand .gereitet' wird ÄAZein.
Viel]. Substantivierung des Adj. sör, trocken, dürr, das
freilieh nur nd. belegt ist (Gr. WB. X 1, 1425), aber auch
durch das weitverbreitete Vb aören (s. d.) vorausgesetzt wird.
Doch ist auch eine Abi. zu «ören 1 b möglich. In den fol-
genden Ortsnn. liegt kaum unser W., sondern eher eine
Entsprechung zu ,Sor' n., scaturigines (Gr. WB. X 1, 175-1),
vor; vgl. Sor-Ent (Bd I 355). ,Sohr (Soor)' BsRoth., Wiuter-
singen; SchHa. (,im Sohr'); ThEschl.; ZgUAe.; ZElgg(1537;
,im Soor'), Hin. (,im Sohr'), Zell (Wiese; f., zB. i» der Sör
hinne", wohl gekürzt für S.-Wiae"). Für die Zssen kommt
auch das Vb aören (bzw. s»ren) in Frage. ,Sor-Acker' Lisch,
Maihusen. .Sohr-HoP KsWintersingen. ,Sor-Matt(e)' BsL.
(wiederholt); SBeinw. ,Sor-Bach' BEgg. ,Soor-Brücke, -Zeig'
GBUtschwil. ,Sor-tel' BG. ,Sor-Wiesen' ThGütt.; 1542, ZElgg
(,Soorwiesel). ,Sörli-Brunnen', Äcker BsTherw. Als f. (vgl.
Soren): ,Ein Morast oder Sumpf, welcher die Sohr oder Saul
hiess.' Bs historisches Festbuch 1892, 175 (BsRiehen). Vgl.
noch Sttr, Suren.
„G^-sor n.: Unkraut, das ausgehackt und dürr
ist B." — „Ab-ge-: = dem Vor. B."
Wohl mit -o-; die Stufen -ö- und -8- sind nach dem vor-
liegenden Material übh. nicht streng zu scheiden.
,Sore" I f.: ein Bach, der bald fliesset und bald
verseiget, aranis modo vigens modo evanescens.' Spreng.
Weder die Quantität lässt sich ermitteln, noch woher
Spreng die Angabe hat. Hieher die ON. ,Soren-Graben'
SchwLach., ,S.-Bach, -Tal' bei ThHanptwil (bei Leu, Lex.
,Sorendal oder Sorlen'). Vgl. Sören (Sp. 1273).
söre" (in Obw nach einer Angabe in Bed. 1 d
soure" gegenüber sören für 1 c), Ptc. -et (-ed): 1. ,S.,
truknen, arescere, marcescere, exsudare.' Red. 1662.
a) „dürr werden, langsam verblühen, zB. an der Sonne
B"; L (Ineichen); abdorren, vom ,Laub' des Hanfes an
der Sonne S. — b) von Pflanzen, die schlecht aussehen
und sich nicht entwickeln BK., Si., Amt Thun, verkom-
men LE., zsschrumpfen, verwelken SSelz. — c) von
Menschen, kränkeln, langsam dahinsiechen, bes. auch
an Schwindsucht BO. (so Br., Hk., Ha.,K.,R., Si., im
Amt Thun selten); LE. (auch von Tieren) und lt In-
eichen; SNA.; Obw (söre"). Syn. serwen, zue-hin-
trochnen. S. auch Bd VI 1300 u. — d) ,von Speise,
welche lange ungedeckt auf dem Ofen steht' B (Zyro),
einsieden, zsschrumpfen U, ,die Speisen zu lange über
dem Feuer lassen, so dass sie zu trocken werden' U
(Dr Müller). Langsam kochen BSi. ; Obw (soure"); Syn.
suderen (Sp. 326), sütterlen, — e) langsam arbeiten
BHa. I'h tuen du so dran umhe" s. — 2. Ausdr. im
Hanfbau, a) Häuf s., die Blätter vom dürren Hanf-
stengel schlagen ÄALeer. (H.), die ausgebreiteten
Hanfstengel durch Niederschmeissen auf den Boden
von den Blättern frei machen SNA.; s. auch Bd IV
1730 o. Den jungen Hanfnachwuchs vom reifen Sten-
gel, den man brechen will, abstreifen, sowie auch
Hanf brechen Aa (Rochh.). Beim Hanfausziehen die
unbrauchbaren Rückstände beseitigen AALengn. —
b) das Sör ausreissen Aa (Hürbin), auf einer Hanf-
beunde jäten AAEhrend., eine Hanfbeunde nach der
Hanfernte mit dem Rechen und von Hand von Un-
kraut befreien ÄABb. Auf dem frisch gepflügten und
geeggten Acker Unkraut auflesen AaWoM. — c) den
kleinen Hanf vom grossen absondern ÄAZein. —
3. durchprügeln Aa (Rochh.). Syn. ver-s. 2.
Ahd. sören, mhd. sören, trocken sein, werden; vgl. Gr.
WB. X 1, 1426. 1755, weiterhin das parallele sSren. Bed. 2
ist Abi. von Sör I. 3 geht von 2 a aus.
ab-: 1. a) = dem Vor. 1 a, von Pflanzen „B." —
b) = dem Vor. 1 c, von Menschen „B"Hk., Sa., Si. und
lt Zyro; LE. und lt JLBrandst; Obw; UwE. (mit .ha-
ben'). De" söret nöeh und nöch ab L. S. noch sament-
haft (Sp. 917). Subst. Inf.: Drüfanhi" hat der DoUor
das schicinig Fleisch den armen LMeng'gen z' brächen;
an denen hät-mu" vam A-en NM mögen achten. Scbwzd.
(BSa.). — 2. uneig., langsam verklingen. Drüf, win
am Oletscher d's Edelwiss, sört langsam ab die Oeister-
wis. JJRomang 1870. — ab-g6-söret: ausgezehrt BE.
(Bärnd. 1904).
ume"-: sich krank umherschleppen AaMuh; Obw.
's ist Ein ab-eme" Baum abe" g'falle" und häd sechs
Wuche" u. müesse" AaMuH. — des-ume"-: = dem
Vor. Ein ab- oder ausgezehrt Umhergehender söret
nume" so desume". Bärnd. 1904(BE.). — i° -: = sören ld
U. Die Milch ist i"g'söret.
üs-: a) austrocknen, von Mist S (Schild), von
Bäumen L. Du lösch di"s Bitzli Mist, wo-"" noch hesch,
vor dem Hüs a" der Sunne" ü. Schild. — b) = sören 1 c
B lt Zyro ; L. Sie hed zwar zweimol z' Öder glö" und
het vil Bluet verloren und se't der Jast noch einist cho",
se müest-si schier ü. JBHäffl. 1801. ,[Er hatte] ein
gar junges töchterli mit gwalt bezwungen, sin willen
zu vollbringen, und es darmit geschendt, dass es us-
sorete und gar znüt ward.' 1585, F. S. noch lungen-
süchtig (Sp. 291). — üs-ge-söret: a) ausgedörrt.
,Da drinnen muss ich sein, wie eine Fliege im Spinnen-
netz. Zapple mich zu todt, kann nicht frei werden,
bis ich endlich ausgsorret bin und es fertig ist mit
mir.' Gotth. — b) ohne Kraft und Saft, von überlang
und wiederholt warmgestellten Speisen BE. (Bärnd.
1904). — Üs-söring f.: Auszehrung S (so Gänsbr.,
L., veraltend).
Die Schreibung mit ,-rr-' in literarischen Belegen kann
hier wie im Folgenden durch .verdorren': ma. ver-töre" ver-
anlasst sein, beweist also nichts für Kürze.
ver-: 1. a)= sören la und lb „B", langsam ver-
trocknen, welken Aa (Rochh.); SSelz. — b) ,durch
Feuchtigkeit langsam zugrunde gehen' AaF. (nach der
vorliegenden, aber nicht ganz sichern Angabe mit
-ö2-, also allenfalls Dehnung aus -ö-). Von Samen im
Boden, zugrunde gehen: ,Wie viele ungünstige Um-
stände aber können das Keimen hinterhalten, so dass
der Same im Boden versöret, vermüderet.' Bärnd. 1904
(BE.). — c) = sören 1 c „B"Br., R., Si., auch lt Zyro;
L; SGr., Häg.; Uw ; U; .durch schlechte Behandlung,
Hunger, Krankheit, Siechtum allmählich und unmerk-
lich zugrunde gehen' BSi. Si sin us der Famili alli
versöret, an Schwindsucht gestorben BBr. Es rüefi"d
vili Schwizerchind im Vater Bund i" d' Öre" : Du löst-
i"s [uns] lw v. 1882, L (polit. Gedicht). ,Das Versorren',
unter altern Bezeichnungen von Stalltierkrankheiten.
Bärnd. 1904. ,Er versorret und verdorret, geht öko-
nomisch oder physisch zugrunde' S (Schild). — d) = sö-
ren 1 d U (Dr Müller). Anbrennen in der Pfanne
BHa. Lach denn der Fisel nid aber v.! Kraft und
Saft verlieren, von zu lang, wiederholt warmgestellten
Speisen B (Zyro). Langsam versieden, ganz weich
werden, von Siedefleisch, Braten AAAar. 's isch ver-
söret. Ich muess-mich schicke", wenn-ich zu rechter Zu
zur Cousine Julie ivo't cho" zum z' Mittagesse", und
i'h macht nid gern la" warte"; d' dinde truffee versöret
gar bald und der Sürchabis räukelet. Walters 1882.
.Schon wider branntet 's Sauerkraut und ist das Brö-
127::
Sar, ser, sir, sor, sar
tisli versorrt.' Postheiri (S). — 2. = sören 3, zer-
zausen, durchprügeln AALeer. (H.). — ver-söret:
= üs-ge-söret b BE., ausgebraten AAAarb., L. — Mhd.
versören, vertrocknen, verdorren; vgl. auch Gr. WB. XII 1358.
zue-: = sören 1 c und d U.
Sörete» f.: Siechtum UwE.
Sori m.: dahinsiechender Mensch Obw.
Söri°g f.: = Üs-söri"g S.
Sörli"g m.: = Söri UwE.
sörele": bei schwachem Feuer sieden U (Dr
Müller).
Sureier m.: Schwindsüchtiger BHk.
uinher-söre°, 3. Sg. Prses. Ptc. -et: faul herum-
liegen GßNuf. — Vgl. (ver-)sauren (Sp. 1263)?
Söre" f.: , schwache Brunnader oder ein Bächlein,
das leichtlich versiegt.' Spreng (.Söre' f.). ,Die sören
ist ein blöde schwache brunnader, die kaumerlich ein
rören treibt, scaturigo debilis.' Mal.
Vgl. Soren I mit Anni., weiter Suren und hess. ,Sühre',
Wald- und Berguame (Vilmar 386). In ONN. ,Sören' SNGösgen
(Weiler); UwHerg.; ZWaltensteiu. ,Als denn etwas irrung
und spen waz von der sörren wegen, haut sich uh. erkenut,
das iedernian in den sörren mag vischen, unser vischer und
ander lüt.' 1422, L (,von nnser vischenz wegen in der Ruse,
so gen Rotenburg gehört'). ,Söhren-Bühl' Ap (am Sintis).
(Im) Sore"-Berg, die sumpfigen Talgehänge im Flysch hinter
Flühli LE. (,Söhrenberg.' Leu, Lex.). ,Süren-Tal' AaBötzen.
,Sören-Wald' LBuchraiu. Sö'rike", Häuser AaButtw. h/Muri.
Sö2r II n.: Heidekraut ApWalz. (TTobler).
ö! fuhrt auf älteres ö oder 8 zurück. Im ersten Fall
könnte als Etymon Saher > Sar, , Schilf, breitblättriges
Gras' (Schweiz, nicht belegt; vgl. Gr. WB. VIII 1662; Lexer
1862, 211; Martin-Lienh. II 371; Unger-Khull 515), in
Betracht gezogen werden, doch macht auch die Bed. stutzig.
Wahrscheinlicher ist daher Anschluss an die folgende Sippe.
„Soren II, -ä- m.: Fenn, versumpftes Land Z"
(St.2). — Zum Wechsel von o und a in der Sippe vgl.
PSuter 1901 § 15, zur Bed. (ver-Uoren b.
söre" Z, so Glattf. (Spillm.), Stdt und lt Schult-
hess (für W.?), säre" ZKn., Lunn., Schwerz. und lt
Spillm., 3. Sg. Prass. Ptc. -et: a) ,an der Sonne oder am
Feuer langsam braten und dorren' Z (Schulthess);
vgl. d. — b) stocken, vom Wasser ZKn. — c) sich
nicht recht entwickeln, im Wachstum stocken, von
Pflanzen ZKn., Lunn. (infolge von Feuchtigkeit) und
lt Spillm. Die Pflanze" säre"d mC eso Z (Spillm.).
Es ist de" ganz Brächmonet ehalt und nass g'si", d'
Rebe" händ nw g'säret ZKn. Das Gras, die Blüten
särerd ZLunn. — d) schmoren ZStdt, , bräteln' Z
Schwerz. ,Von Speisen, die lange gedeckt auf dem
Ofen stehen' Z. Langsam sieden ZGlattf. (Spillm.).
— e) mit einer Arbeit nicht vom Fleck kommen Z
(Spillm.).
Von sören (Sp. 1271) durch die Ablautstufe geschieden;
während soren auf 'säur- (aus vorgerm. "saus-, vgl. griech.
aäo;, trocken, aüaixXsos, sonnverbrannt, verschrumpft,
litauisch sausas, trocken) zurückgeht, führt sören auf älteres
"sir- < "sUs- zuriiek. Im Gegs. zur Stufe saus- ist die Stufe
sus- im Germanischen sonst nicht bezeugt; vgl. aber altindisch
rusi/ati, trocknet (ein), dorrt aus, welkt hin, <;uil;a, trocken
= persisch huska usw. bei Fick III 446 f. Sekundäre Kür-
zung aus sören kommt nicht in Betracht, wenn auch im Ein-
zelnen infolge der Beschaffenheit des Materials in der Ab-
grenzung der beiden Stufen einige Zweifel bleiben. Die
Bed. -Entwicklung entspricht ziemlich genau der von sören.
Vgl. auch Sür, Suren, Sürch.
\xmea-säre": a) .bräteln' ZSchwerz. — b) ohne
Ernst arbeiten, tändeln Z (Spillm.). Warum ä [auch]
so u., wenn Öppis doch muess g'machet si"! — c) (gleich-
sam energielos) herumliegen ZW. (FStaub). Der Sehne
säret de" Winter doch en ebigi Lengi ume". — Ume°-
sorete" fä-J: nicht ernsthafte Arbeit, Tändelei Z
(Spillm.). Es ist nw eso en U.
ver-söre" AAAar., Köll.; BBe.; ScHSt; ZGlattf.,
Stdt, -säre" ZZoll., -säre" AABözen, Stilli, Villn.; „Z
(auch -o-)" Adliswil, Lunn.: a) vertrocknen, zB. von
Hutzelbrot ScHSt. (Sulger). — b) „versumpfen", ver-
sickern, von einem Wasserlauf „Z"Adliswil. — c) ver-
welken, verblühen AaKöII. Von Pflanzen, absterben
(infolge von Feuchtigkeit), ,wenn der Verfaulungs-
prozess schon ziemlich vorgeschritten ist' ZLunn.
Verwesen, von organischen Stoffen ÄAÄar., Bozen,
Stilli, Villn. — d) die Schwindsucht haben BBe. .Ein-
schrumpfen, sich abzehren' ZZoll. — e) zu stark ein-
kochen, zB. Fleischgerichte ZStdt. Durch langsames
Sieden einen schlechten Beigeschmack erhalten ZGlattf.
(Spillm.). D' Herdöpfel sind versorret. — ver-söret
(-ä-): kränklich, abgezehrt (aussehend) ZZoll. Er ist
ganz versäret. Versäret üsg'seh", ,auszehrig.'
Sörete" (-a-) f. Es ist hür e" Sarete" g'si" mit dem
Bluest, die Blüten fielen ab ZWäd.
ge-sörig g'särig, in ZZoll. auch siirig: a) ohne
rechtes Wachstum, verkümmernd Z (Spillm.). Es ist
nw eso g'särigs Zug, von Pflanzen. — b) von flüssigen
Speisen, auf denen sich beim Kochen ein Häutchen
gebildet hat ZSchwerz. — c) mit sumpfigem Beige-
schmack, von Wasser ZZoll. — d) wässerig und von
herbem Geschmack, von Kartoffeln ZZoll., von Baum-
früchten ZLunn. Usse" g'härig, inne" g'särig und hed
en Herte" drin, Rätsel vom Pfirsich ZLunn. f
Für c und d kann auch Auschluss an Sarr (Sp. 1258)
in Betracht gezogen werden.
sörele": infolge geschmorten Fettes übelriechen,
von Speisen ZStdt.
„sörre", söre": sich beim Kochen langsam be-
nehmen, mit der Zurichtung einer Mahlzeit trändeln
BO. (St.2); Abi. G'-sörr n„ das Trändeln beim Ko-
chen BO." — Trotz der Schreibung mit -rr- kann die Länge
gemeint seiu.
Sore: Dachs. .TJörger 1005.
sori: Obacht! Schlittenruf SOlten, Wangen. - Ent-
stellt aus gleichbed. Sorg! (s. d.).
sorig: solch Z1S. von Bendl. bis Horg. — Konta-
miniert aus serig (Sp. 1269) und sonig (Sp. 33).
,un-sor: störrisch, rasch böse werdend' GO.
Vereinzelte ältere Angabe. Entstellung aus un-söd (Sp.
320/1)?
Söreli: Hundename Bs (BMeyer). Auch als Über-
name eines Redaktors der alten konservativen Basler
Zeitung (cand. Hörler), dessen Aufgabe es war, die
Leute zu verhetzen (gs gsj Bs (Socin). — Dim. zum
frz. Hundenamen Azor.
sur, Comp, mit (in Ndw lt Matthys auch ohne)
Uml.: 1. Bezeichnung einer Empfindung; im Wesentl.
wie nhd. sauer, doch auch noch im ä. allgemeinem S.
von scharf, herb übh. Vgl. räss A 1 (Bd VI 1270/3);
scharf, a) von der Wirkung auf den Geschmack.
sar, ser, sir, sor, snr
1-27 « ;
allg. S. werde". Bild].: , [Rüben zum Vater Jakob:
Du] kennst ouch wol din orden, dass dir all din glück
s. ist worden.' Reef 1540; vgl. Sür I. ,Saur, saur-
lächt, esselächtig, acidus; s. sein, acere; s. werden,
zuo essig werden, acere, (co)acescere.1 Fris.; Mal.
Oft verbunden mit dem Gegs. süess; s. auch unten.
WiP-i'* süess, so wiF-si s. uä., im Volkslied (vgl. Sp.
1279) Aa (Grolimund 1911, 142); B (DGemp. 1904,
382); Z (Messikommer 1909, 77); vgl. Wander IV 24 u.
Neben weitern Geschniacksbezeichnungen; s. Bd VI
1271. Von Früchten uä. .Saurlächt oder saure frücht,
acidi fructus.' Fris.; Mal. S-s Obs. En s-er Öpfel;
vgl. auch Bd I 371 ff. D' Öpfel sind s. und d' Bire"
nüd, d' Meitli sind falsch und d' Buche" nüd Z (Dan.).
Sex Epfle anem Schnierli, dri sür und drl siess, u"d
d' Grindelwaldmeitscheni kein alli chrumm Fiess.
Barnd. 1908 (BHa.). Im Herbst chochet d's Wibe"volch
Biebleni u™1 sür Epfle z'säine" BGr. RA. In efn)
s-e" Öpfel bisse" müesse", wie nhd. wohl allg.; s. Bd I
366 u. und vgl.: ,1h hab just lassä ä Zahn ausreissä,
hätt lieber wöllä inä saurä Äpfel beissä.' Tyrolersp.
1743. Daher wohl die Angabe: En s-en Öpfel, ein
schweres Werk ZLunn. En s-e Holzäpfel; s. die RA.
Bd I 370 o. SOri Holzöpfeli und E^pperibluest : fern
bist mi"s Schätzeli g'sl", hur bist en Wuest ZStäfa;
Ähnliches unter Schmutz-Güggel (Bd II 194 u.); Pfärzi
(Bd V 1184); Rueben I (Bd VI 83 o.); Bunggunggelen
(ebd. 1132). Süri Öpfelstückli (sür Öpfelschnitz) gelten
als durststillend. Süri Öpfelstückli mit Halsspeck zu-
sammengesotten, häufiges Gericht ZO. (Messikommer).
S. auch Öpfel-Mues (Bd IV 490). Von Trauben; s.
blävi (Bd V 240 u.); rlff (Bd VI 661 o.) und vgl. zu
Letztem recht (Bd VI 200 u.). ,Die Juden klagtend
sich, sy müesstend dess entgälten, dass ire vätter ab-
götterey getriben hettend ... brauchtend daz sprüch-
wort: ire vätter hettend ein unzeitigen sauren trauben
geässen und ergeletend inen die zän darvon, oder, wie
wir sagend: was die vätter eingebrocket, müesstend
sy (die kind) aussässen.' LLav. 1582. ,[Wir, die Glar-
ner, habeu mit der Vogtei Werdenberg] von Anfang
bis jetz so viel Geduldt und Sanftmut gebraucht, dass
wir mit gutem Grund fragen mögen : Wass hetten wir
unserm Weingarten mehr tun sollen? Doch tragt er
immer saury Trauben.' 1719, Gl. S-i Chriesi. ,In
diss gköch magst du pflaumen und saure kirsen tuon.'
Vogelb. 1557. S-i Bützli; s. Bd IV 2006. S-i Blettli;
s. Blatt I (Bd V 179). ,[Die Wurzel des Baumes]
ist bitter gar, hert und s.' Boner. Von Getränken.
S-e'' Wi"; s. auch Ursele (BdI468); Michael (Bd IV
60); Brot (Bd V 934 u.); hl-räten (Bd VI 1586); Galli-,
Michaeli-, Zürich- Win. ,[N. habe ihn] verklagt und
besunder geredt, er habe des suren wins under den
guoten win getan.' 1468, Z RB. ,In disem jar was
so ein kalter, nasser sumer, das der win so s. ward,
das man im den namen gab der gott b'hüet mi.'
1529, Z. ,N. hat den win wellen han ze herpst ab
der rannen, er werd s. oder süess.' 1547, ebd. ,Gotts
lyden, was ist das für ein wyn, wie ist er so s. !'
1561, Z RB. ,[Man soll nicht] erst wan der vor-
schuss und das best hinweg ist, den süristen wyn und
das, so von der knütscheten ustruckt wirt oder zletst
überblybt, zu zehnden geben.' um 1580, Z. ,10 Soum
Wyn, so gar s. und schlecht.' 1627/8, ebd. S. noch
Most (Bd IV 541); ring (Bd VI 1065). ,Kein haller
nit, kein suren drunk er niemand git.' JMurer 1560.
S-i Milch 1) in saure Gärung übergegangene Milch,
wohl allg., in B (z. U. von der g'sürete" M.; s. süren);
ZS. und weiterhin auch spec. .abgerahmte Milch, die
man hat stehn lassen (um sie, wenn sie sauer ge-
worden, zu gemessen)'; daneben vielfach, bes. neuer,
auch für geronnene Milch, wofür sonst g'runneni, ticki
M.; vgl. auch Schlotter - Milch (Bd IV 205). Was
brücht-men i" der Schtviz? E" Milch, die süess, nid
s., dervo" der Schwizerpür mängs hundert Zäntner
Anke" macht. L Volkslied (Firm.). S-i M. und Aletsch-
ber ist der Lötscher 3Iuskatell! FGStebler 1907 (Neck-
vers der Jugend von WGampel auf die Lötscherknaben).
,Was bringen uns dann d' Walze'müsler? Nichts als
s-i M. und grobe» Zwi'ch.' Ap VL. 1903. Tiri täri
Anke"milch, t. t. Nidle", t. t. s-i M., die man-n-ich nid
erlide". GZdr. 1902 (BErisw.). S-i M. läppe". ATobler
1909. Von einem faulen, unreinlichen Bauern heisst
es : D' M. icerd [wird]-em im Chessel scho" s. THSchönh.
Es G'sicht mache", dass d' M. mächt drab s. werde" Z;
ähnlich Bd IV 1122 u. (Mey., Hort. 1692); vgl. e. Im
gleichen S.: Er macht es G' sieht wie s-i M. ZRuss.
Ei"'m d' M. s. mache"; s. Bd IV 199 (auch L). —
2) Pflanzenn., Sauerklee. oO. (Dan.); vgl. Sür IL
S-i Anke"milch; s. Bd IV 201 und vgl. unter Büer-
Milch (ebd. 204). S-i Schotte", auch subst. Sürfs);
s. Sür I. S-i Suppe"; s. Sp. 1228. S-i Tropf, Elixir
acidi Halleri B (Apotheker Lindt). S. noch Esels-Seich
(Sp. 139). Von Speisen. ,Wo lernet man besser süss
und säur essen und trinken, als im Krieg?' Kriegsr.
1704. Sür(s) Fleisch, in Essig gebeiztes; entsprechend
s-er Brate", e(s) sürfs) Leberli usw. S-er Mocke"; s. Bd
IV 141 (auch AaF.). S-i Herdöpfel; s. Bd I 379 (auch
AaL.; B). Ein Bauernknecht schrieb als Auf kündung
ans Scheunentor: Am Morge" Herdöpfel süess, z' Mitlag
H. sür, z' Nacht Hebi [s. Erd-bir Bd IV 1500] mit
der Montür: so leb denn wol, Herdöpfelbür ! B Hink.
Bot 1902. ,Die Dritt starb im Kindbette, weil sie
gleich am zweiten Tag mit ihrem Volk Erdäpfelstock
und saures Muss ass.' Gotth. ,Sürer Senf'; s. Sp.
1167. Hautausschläge werden auf saures Essen zurück-
geführt; bei Ausschlägen soll man keine sauren Speisen
(nüt SürsJ essen (verbreitet) ; vgl. 2 a und Süren IL
,[Im August] esst saure Speiss.' B Hink. Bot 1753.
S. auch Bd VI 1271 o. (Eine Speise) s. choche". Der
Schulthess und de Platte"pür, die hend-e" [den Wal-
fisch] welle" choche" s.; dö händ-s'-e" g' chochet s. und
süess, z'letst ist er worde" wie Chatze"füess ZS. S-i
Bäbe", Rüebli; s. Bd VI 18. 82. S-fsJ Chrüt; vgl. Sür-
Chrüt (Bd III 908). ,Am Mittwoch haben wir saures
Kraut' LStürb. S-e- Chabis; s. Sür-Chabis (Bd HI
100) und vgl. Sür-ChÖl (ebd. 212 u.). Subst. Sürs,
Sauerkraut, Sauerrüben Bs, alles Eingemachte (Choli,
Chabis, Büebe") BBe. (Dan.). .Sürsbröt': ,Also hetten
si ein heilige swester, die puoch inen prot, als sie
kont; das was recht säur und als nass, dass si s leiten
an die sunnen und so es trucken ward, so fiel der
ranft einen weg, die prosen den andern.' M. XIV., Z
(Leben der Schwestern zu Ötenbach). , Saurer Käse':
,Ein halb Pfund sauren Käss', zu einem Mittel gegen
eine Viehkrankheit. EKönig 1706; vgl. Sür-Chäs (Bd
III 509; auch Ap), ferner ,sauer sennen' (Sp. 1006 o.)
und dazu GRSammler 1781, 36/7; FAnd. 1898, 467.
S. üfstösse", von saurem Aufstossen der Speisen, 's
isch-em s. üfg'stösse", uneig., es ist ihm übel bekommen
Bs. — b) aufs Gehör. Süess und s. uf eijier Gige";
1277
Sar, ser, sir, sor, sur
s. Bd II M8 u. ,Er rühmte, was er für einen treuen
Freund besitze; doch sein Vater schüttelte den Kopf:
Sauer und süss macht man auf der Geige. Öl und
Wasser mengen sich nicht. Der Hannis ist so ein
Muckentüssler, einer von denen, die mit unschuldig
scheinendem Wort Andere in ein furchtbar schiefes
Licht stellen können ...' Sch Pilger 1896. ,S. oder
(und) süess singen'; s. Sp. 1197 o. — c) aufs Gefühl,
a) scharf, schneidend, rauh, vom Winde Ap; B (auch
Id.); FJ., Mu.; GrPt. E" s-er Luft, Wind. Albeneinist
ist er Jon s-er Schneluft cho". SGfeller 1911. Gib
lei Hecht es sürs Lüftli cho" isch, su het-er [der Ge-
nesende] wider müesse"lige". Loosli 1910. Es schneierlet ,
es beierlet, es geit e" s-er Luft (Wind) ... im Kdld B.
Es gi't noch menge' s-er Luft, bis alle Hoffnungen
erfüllt sind. Bärnd. 1911. D' Bise" wäit so s. B. D'r
Luft chunnt eso s-er; ich traue", uf aen Äbe"a chönnt 's
de"" Sehne ge". B Hink. Bot 1886. ,Der Vater, der auf
dem Bänkchen sein Pfeifchen rauchte, sagte, er hülfe
hinein gehen, der Wind sei sauer.' Gotth. S. noch
Rugg (Bd VI 785); Sock (Sp. 082). In bildl. Wen-
dungen. Es wäi e" s-er Luft dürch d' Hüshalti"g :
Grobi, bösi Wort, hässelen u"d schnelle", trumpften «'"'
stichle", so stand-es. SGfeller 1911. Die NN. zelle"-
sich zum Burgeradel und werde" och mit-im falle": es
geit e" s-er Luft über die Schwarze". Bari 1885. ,Da
ist gsin ein solcher kalter tag von des bisswinds wä-
gen, das niermant an der gassen hett künden pliben
vor dem kalten luft, also s. hett er gwäget den ganzen
tag.' ÜMey. Chr. 1540/73. ,Wie hab ich ussgestanden
so manchen sauren Wind!' 1621, Gr Gedicht. ,Wie
der Saamen manchen sawren Luft ... leiden muss.'
Hofmstr 1645. ,Ein Ort, das nicht zu hoch gelegen
und also den sauren Lüften desto weniger under-
worfen.' EKönig 1706. ,Die kalten sauren Luft und
Eeiffen.' ebd. E(n) s-eT Nebel, beissend kalt Ap; B.
We"" 's vorusse" süri Nebl^ het. Loosn 1911. Sür(s)
Wetter, nasskalt, (anhaltend) unfreundlich Ap; B; FJ.;
Gr. 's ist s. hüt Ap; B. E" s-er Tag BGr. ,Es war
ein trüber, saurer Novembertag, grau der Himmel,
gelb die Erde...' Gotth. ,Süre kelte'; s. Bd V 842
(NMan.). ,[Ein kalter Winter] ist herte und s.; er
twinget mange kreatur, daz si muoz suochen, wa si
sich generen müge.' Boner; vgl. d. — ß) schmerzhaft,
von einer Wunde. ,Den löuwen lerte sin natur und
ouch sin wunde (diu was s.), daz er eins arzates be-
gert.' Boner. — y) , Sauere Zähne bekommt man vom
Genuss unreifen Obstes, bes. Trauben' BHk.; heute
abgelehnt. Syn. erggelig (Bd I 450); ser (Sp. 1265).
— d) auf die Empfindung im Allg., herb, bitter,
schwer; von den Lebensumständen, von Leistungen
irgend welcher Art und ihrem Ergebniss. Oft in aus-
gedrücktem Gegs. zu süess. [Seine Frau] wo-n-em so
mängs Jör darch Sür und Süess scho" g'hulfe" het
dur'h 's Lebe" gö". JReinh. 1905. ,Ein Christ muoss
all gschöpft verlon, von gott s. und süess fürguot
han.' Eckst. 1525 (Conc). .[Christus:] Wirt es im
[Dem, der mir nachfolgt] schon nit nach sym sinn
gon, surs und süess gelt im nun glych: man gadt
durch trüebsal in min rych.' ebd. (Dial.). ,[Der Mensch
ist in diesem Leben verpflichtet, Gott] aufzuwarten,
so lang als sein Herr wil, und mit Säur- und Süssem
vorlieb zunemmen.' AKlingler 1691. ,Die von Stall
und Pflug herkommende Säur und Süsses gewohnte
Kerls.' Kriegsr. 1704. ,Süss getrunken, säur bezahlt.'
Sulger. .Vermeinest du, es seye unbillicb, dass auf
dein viles, oft widerholetes Sündigen auch endlich die
Straff erfolge V Hast du es manchmal süss getrunken,
so ist es ja recht, dass du es jetzunder auch säur
bezahlest.' JMeyer 1094. S. heisst in der Sprache
der Kattundrucker der im Voraus bezogene Lohn,
süess der noch nicht bezogene Z. ,So und so viel s.
fsüessj haben.' ,S-re Zit', e" s-i Ärbet, e(n) s-er Gang
udgl. Die Vorfahren haben die Kirchenfondationen
.durch iro sure ühelzyt erkouft und gebessert.' 1532,
ZKü. ,[Er habe] disen jüngling mit s-er arbeit dahin
gebracht ...' 1541/3, Z Ehegericht. S. auch Bd VI 384 u.
(Salat). , Seufzer und Verdruss, die ihnen mehr als
eine saure Stunde verursacht hatten.' MEv.-Mer. 1853.
Sürs Brot, sauer verdientes ; s. Schuel-Bröt (Bd V 942.
983). Öppis s. (g'nueg) verdiene" mües'e". wohl allg.
Ir s. verdientnigs Geld. WMüller 1906. ,Syner lyp-
lichen muotter, die in under irem herzen getragen,
s. erarnet und im vil guots getan hette.' 1532/01, Z.
.Die Fryheit, so s. erarnet.' RCts. (Br.). Ei"'m 's
Lebe" s. mache", wohl allg. [Einem jungen Knecht-
lein] cha"" 's g'räte", das-ne" die angeren uf d' Mugge"
ne" und-im d's Leben eso s. a's müglig mache". Loosli
1910. .Wart, ir Halunken! denkt er do, will euch
[zwei Einbrechern, die er gut bewaffnet erwartet] doch
ewer Handwerk sur machen.' 1622, Bs Familienchr.
S. gä", (Ei"°m) s. si". [Wenn ich Knecht wäre] müesst-
i"'1 doch, gieng 's auch chlei" s., nit gang vergebe"
schachte". JReinh. [Der alte Basler geht nicht von
seinen Geldsäcken weg] usen in d' Natur, Das w&r-em
z' gfärlig und auch z' s. Hinderm. ,Es ist schwär, hert
und s., ein menschen wider die Ordnung der natur
zuo endern.' HvRüte 1532. Ei"'m (auch Eine") s. a"-
cho" B; G; Th; Z und wohl allg. ,Es kumpt uns an
ouch lichem s., inn [den Pfaffen] tag und nacht ge-
spannen ston.' Rüef 1539. .Kompt sy [die Untertanen]
glych ein ding s. an, sollend sy doch gedenken, dass
sy Gott heisst iren herren gehorsam syn.' LLav. 1583.
,S. werden': ,Soll dann das schwärdt on end frässen?
Weistu nit, das es zue letst wird s. werden?' 1530/
1707, IL Sam. ; Sti 7it*pa saxat s'.g ta sa/ata. LXX. Gew.
mit Dat. P.; s. Pflueg (Bd V 1243). ,Do es ir aber
so säur ward in der geburt, sprach die hebamm...'
1530, 1. Mos. , [Bessere N. sich nicht] so soll er wüssen,
das er ein Ion eutpfahen, der im one zwyfel s. gnuog
werde.' 1550, Z RB. ,N. nahm fünf seiner Nachburen,
die zogen mit ihm dran [zu einem Rettungswerk];
ihr keinem ward es suwre, sie warend Bidermann.'
1617, BSi. — e) übertr. auf Personen: a) scharf,
grimmig (im Streit). Vgl.: ,Was nyeman do, den es [den
Einfall der Eidgenossen] verdross? Sind doch die he-
göwischen buren mit iren sachen ye gsin so sureu,
das in gross ding zuo ist gemessen.' JLenz um 1500.
,Wend euch [die Feinde] ankommen, sauer und ress.' Gr
Ged. 1629. Etwa dem nhd. .schneidig' entsprechend:
,Man lobt [heute] einen, der wunderlich stellet sin
gewand und sin har; swel man ein scheite] breit,
vürwar, der sol der suren einer sin.' Schachzabelb.
Davon ausgehend: „Von Mädchen, geziert, anmassend
BO.", , sauber, aufgeputzt' BBr. (Schild). Das ist es
s-s Meitschi! ,reich und gefällig angezogen, schön (nie
in tadelndem Sinne)' BBr.f (FBichsel). — ß) verdriess-
lich, mürrisch, allg. Zunächst vom Gesichtsausdruck.
E(s) s-s G'sicht uä. ; vgl. den fingierten Namen ,Sür-
Gesicht' (Bd II 944 o.). Wenn-si enand begägne", so
1279
12S0
giH 's zwöi s-i G'sicht. E(s) s-s G's. mache"; s. Sp.
255. ,Hans Joggi machte eiu sauer Gesicht, musste
aber in den Apfel beissen.' Gotth. ,Saure Gesichter
gebe es selten.' MEY.-Mer. 1854. D' Augsbraue" [des
Erzürnten] hei"-sich verzöge" hoch an der s-e" Stirne".
Breitenst. 1863. S-i Muler mache" S (Joach.). ,Es
gab allemal saure Augen, wenn es irgend wohin wollte.'
Gotth. ,Mit sauren Augen ansehen.' Sebast. 1730. S.
(drl") luege", gugge" uä. allg. Selb Ma"" lueget hüt
wider s. dri"; er g'hört halt zo d'n Sure" ScHSchl.
Lueg-ich süess, so luegt-si s. : bin-ich nid e(n) g'schlagne''
(g-ströftr) Pur? Aa; B; Z; ähnlich L; vgl. Sp. 1275 o.
S. auch Bungg-Gunggelen (Bd II 368 o., für Aa; B);
brummlen (Bd V 612); ver-süren. Du [ein um Her-
berge Bittender] g'sehst-mer vil z' s. BG. (Seeberg-
Spruch). S. auch Sp. 580 o. ,A1 eidgnossen ... wend
dich, Friburg, nit lassen...; Rapperswil, Baden und
Wintertur [usw.] sechen vast s.' DSchill. B. ,S. sechen
hilft nit vil.' Ryff, Chr. ,Do Joseph sach, das sy
[der Mundschenk und der Oberbeck] säur sahend,
fraget er sy und sprach: Warum sehend ir heutt so
übel?' 1530, I. Mos.; v;aav tstapayiievoi. LXX. ,Drab
[wegen der Abnahme der Opferspenden] sehend die
bäpstlinger sur.' Lied 1532. ,Du weist, wie sunst
Aram der bur dir find ist und gsicht ab dir s.' HvRüte
1546. , Säur sähen, austerum esse.' Fris.; Mal. S. noch
Milch (Bd IV 199); Bans (Bd VI 1142); sehen (Sp.
528 o.) und vgl. den fingierten Namen ,Kuonz Sihe-
sur.' NMan. Eine" s. a"luege" (a"g'seh"). We""-men
e" Geis' s. a"luegt, so ggrebiert-si. BiRND. 1904; ähn-
lich SGfeller 1911. ,N. mache im sin frowen abschweiff
und widerwertig; so er sy nun s. anseche, so louffe
sy schnell zuo im und tüegind inn nütz dann ver-
klagen.' 1533/8, Z Ehegericht. .[Die A.] were mit iren
utfhin gegangen, das sy [B.] nit gern gehept und sy
s. angsechen.' 1541/3, ebd. Vom (vorübergehenden)
Gemütszustand. ,üli marterte sich mit Zorn ... ward
immer saurer und übler im Gemüte.' Gotth. ,Düster
und sauer sah es aus in Reslis Gemüte.' ebd. ,Als
die Mutter mit sauerm Blick mich empfieng ... da
merkte ich, dass ihr Herz sauer geblieben, keine Liebe,
keine Vergebung da sei.' ebd. Von Sinnesart, Cha-
rakter übh. Öppis Sürs ha" [in seinem Wesen] ; s.
räggelig (Bd VI 771). En süre* Bibel; s. Bd VI 50
und vgl. Sür-Bibel (ebd. 51) mit den dort angef. Synn.,
ferner die Beinamen Sürwäbel, Sürscherer, Sürchriste"
ScHHa. (CNeukomm). 's süre" Mumpfels Donis Tochter.
ScHwBr. Bartlispiel 1829. .Schlachte Rüter, die nicht
klepfen, sure Jumpfren, die nicht schwetzen, alte
Pfärd, die nicht springen: war hätt Lust zu solchen
Dingen?' 1784, BLangn. (Spruch auf einer Platte).
Er ist (halt, numen) e(n) Sürer, ein sauertöpfischer
Mensch AALeer.; Ap; FJ.; GrPt.; Sch. Eine Spröde
erklärt, sie wolle nid e" Siesse" und nid e" Süre",
besser Keine" WLö. Vgl. auch: Di Süre" hiessen
seinerzeit die freisinnig Neugläubigen, di Süesse" die
Positiven, Altgläubigen. ATobler 1908 (Ap). — 2. in
besondrer Anwendung, a) , saures Blut'; vgl. räss (Bd
VI 1273), scharf. ,Der Schröpfgaden [in AaB.], wo
die wohlhabenden Leute sich ihr saures Blut abzapfen
lassen.' Aa Gem. — b) von einem Geschwür, ,das
schlechten, jauchigen Eiter erzeugt' GTa. — c) s-er
Bode", nasser, schlechter (nach einer Angabe .kiesel-
säurehaltiger') Wiesen-, Streuegrund Aa; Ap (Gegs.
süess); BoAa. und lt Zyro; Gr; G; Th; Z; vgl. auch
die Flurnn. in der Anm. Auch von Dem, was drauf
wächst: S-(s) Gras (Aa; Ap; B; GrD.; GT.), Heu (Ap;
Gk), Fueter (Aa; Ap; G; Th; Z). 's ist Sürs (s-s Heu)
drunder. ,Ein durch stagnierendes Wasser versauerter
Wiesengrund het e" suri Würze", und demgemäss het
und ist auch e" s-i Würze" ein Weib von allzeit un-
freundlichem Wesen.' Bärnd. 1904 (BE.). — d) von
Holz. Noch saftig, grün Ap; „B"; Gr; „L"; GT. Das
(Holz) ist noeh ganz s. (und darum zum Brennen oder
Verarbeiten noch nicht geeignet). Vom Liegen im
Wasser oder in sumpfigem Boden ganz durchnässt
BHk. Aussen noch frisch, innen aber angefault GrPt.
Anihd. nir; vgl. Gr. WB. VIII 1861/9, dazu noch Martin-
Lienh. II 371/2. Eine hübsche Parallele zu der Bed.-Ent-
wieklung uuter 1 e a bietet österr. ,ras»i. hantiehi [nach
mündl. Mitteilung auch harbi] Godl, ein feines, heftiges Mäd-
chen' (Castelli WB. 145). leß geht eig. von a (.scharf,
grimmig') aus, wird aber vom heutigen Sprachgefühl als
Übertr. von 1 a empfunden. Bei 2 c könnte die Verbindung
mit Soden sekundär, die mit Gras usw. urspr. und die Be-
uennung aus dem tatsächlich sauren Geschmack des Sumpf-
grases zu erklären sein. Aber die wohl nahe damit zsgehörige
Bed. 2d deutet doch auf einen andern Ausgangspunkt; vgl.
dazu Schm. 2 II 230; Kehrein 337, ferner muser-a. — In
Namen. 1) in Flurnn. (zT. nicht sicher hieher gehörig; vgl.
Siir): ,Sur-Acher' ZZoll., ,-Äcker' Aa; 1798, ThEgn. ,-Gass'
AaMuhen. ,-Gäuw' s. Nöten-Burg (Bd IV 1578). , -Graben' B
Durrgraben b/Muns. ,-Hüttli' BSchwarzenegg. ,-Laueneu' B.
,-Moos' GMagdenau; Th. .-Matte' Aa. ,-Mettlen' BEggiwil.
, -Boden' AaSchöftl.; W (2 mal). ,-Bühl' G. ,-Banm' Bs; vgl.
.beim suren Baum.' XVIII., BsRein. ,-Berg' AaL.; G. .-Brun-
nen' (s. Bd V 670) BMüns.; SchwE. ,-Rain' S. ,-Tal' Aa
Schöftl.; S. ,-Tanne', Hof ApUrn. (auch bei Leu, Lex.).
,-Wald', ein Hof S (Leu, Lex.). ,-Wisli' ZZoll. (.Der Wil-
hoferen surwis.' 1560); .Saure-Wiesen' Th. N. im süre"
Winkel SchHa. , Suren-Moos' GDeg., OUzw. ,-Matt' LHa.
(.Surren-.' Leu, Lex.). ,-Bach' AaEhr. (.führt viel Kalk und
pflanzt Ried.' Frey); ZMäun. ,-Boden' B. ,-Baum' ZRuss.
(.Wiesen im S.'). — 2) in Familienn. ,Sur-EnpferIi.' 1358,
AaB. .-Opfel(iu).' 1408/12, Z. ,-Louff.' 1533/8, Z (,Jörg S.,
genant Löffler'). ,-Maul.' 1538, BStdt (Leu, Lex.). ,-Beck'
s. Bd IV 1110 (auch S, 1533 aus SchHa. eingewandert);
.Surbecken', Weinberg SchHerbl.
erde"-, in ZTag. widen-erde"-: sehr sauer, von
Salat, Wein Z. — gritz-: = dem Vor., von Wein; s.
Bd VI 953 o. (Kessler).
hebel-. Nur subst. in pers. Bed. im Volkslied
von den verschiedenen Freiern: Es chunnt en lustige"
Beckerssu" (-ehneeht): ö Meiteli, wi!t-du De"? Ö nei",
ö nei", du Hebelsür ... Z. — Vgl. ,hefelsauer' bei Fischer
III 1325 und das Folg.
hebi-: säuerlich schmeckend, vom Brot B (so lt
Zyro). .Seine [des Hebels] Wirkungsweise muss man
kennen, um nicht h-s Brot zu bekommen.' Bärnd. 1904.
blitzg(-sterne°)-: sehr sauer GSa. (Prophet
1855). D' Chrieche" sind auch gär bl. S. noch Ge-
seileti (Sp. 760 o.). — Auch bei Schöpf 584 o.; Fischer I
1208.
selb-, S-i Milch, von selbst (ohne Säurezusatz)
durch langes Stehen sauer gewordene Milch, als durst-
stillend geschätzt. Bärnd. 1911 (BG.). — strigel-.
Str-i Süffe", geronnene Milch, welche den höchsten
Säuregehalt erreicht hat, so dass die Flüssigkeit eine
grüne Färbung bekommt GFs; s. Süffen I (Sp. 345 u.)
und vgl. Strigel, ferner tciggen-s. — wigge"-trank-:
= dem Vor., von der Milch U; vgl. wiggen-s. Ieh meine",
si sigg wigge"tranksüri.
wid- ScHSt. (Sulger), Wide"- ZMönch., Russ., Stdt
1281
Sar, ser, sir, sor, sur
(auch entstellt wider-), Wide"- BGr.; SchScIiI., vidli-
UlM., Obst.: stark sauer (wie Weidenzweige). aaOO.
Vom Wein GlM.; ScnSchl., St.; ZRuss., von der Milch
BGr.; ZRuss. B's Windli ist totalis. g'siH. CStreiff
1907. — Auch bei Schniid 530 (.wiedsauei1).
wigge(n)- BHa.; U, u-igget- Ndw, g'wigget- G
Buchs, Gr., wiggle"- UwE.; U: ausserordentlich sauer.
aaOO. W-i Suiffi Ndw, g'w-i Schotte" GGr. Von .ab-
gestandener' Milch BHa.; UwE.; vgl. strigel-sür. D'
Milch ist ja ganz w-süri BHa. G'tv-i Holderlatwäri
GBuchs. — wasser-. Eisenhaltiger Lehmboden wird
bei jeder Nasse w. und liefert blosse Sanerwiesen.
Bärnd. 1911 (BG.). Am Standort des Viehs im Stalle
wird das Holz derart vom Urin durchsetzt, dass es
id. wird. ebd.
Sür 1 n., in BE. (ltlmob.); GsSeew. (Gr Sammler
1805); GT. (Wint.), Wb. (Linder) m., Sürs GRNuf.,
Rh. (lt Tsch. Sür), ObS. (nach einer Angabe ,das Sürs'),
Süra n. PAL (Giord.): a) als Ausdruck in der Alp-
wirtschaft, a) saure Molken („Nachmolken"), die in
die erhitzte Käsemilch gegossen wird zur Ausschei-
dung des Ziegers (unterschieden vom ,Lab', mit dem
die erste Scheidung der Milch bewirkt wird zur Ge-
winnung des Käsestoifes; vgl. Bd III 952 und die dort
angef. Synn.) Ap; „B"E., G., 0. (Zyro, PAnd. 1898);
„Gr"Av., He., Nuf., ObS., Pr., Rh., S., Sculms, Seew.,
sG., Tschapp., Val.; „L"; U; W; Ebel; Kronfels 1826;
Tschddi, LB. 1863; s. auch Vor-Bruch (Bd V 373);
Süffi (Sp. 355 u. 357 u.). .Schotten-, Milchessig' Gr,
.Milchsäure' GT. (Wint.), .aceto fatto col siero della
ricotta' PA1. (Giord.; s. auch Sp. 1063 u.). Syn. Achis
(Bd I 71); Etscher II (ebd. 608); Sür-Schotten, -Trank.
Gew. gewonnen durch Stehenlassen und fortwährendes
Erneuern der Schotte (vgl. Sür-Fässli Bd I 1053,
-Chübel Bd III 115, -Tansen und s. Sp. 1063 u. für
PAL); doch auch durch Zusatz von Essig (Bärnd.
1904), von .Labmagen' (GMs). .Hier presst ein stark
Gewicht den schweren Satz der Molke, dort trennt
ein gährend Säur das Wasser und das Fett.' AvHalleu
(Alpen). Lt Alpenw. IU 49 (für B) und Imob. (wahrsch.
für BE.) auch zur Ausscheidung des .Vorbruchs' (vgl.
Bd V 372, Bed. 2); s. vor-brechen (ebd. 335). — ß) als
Surrogat des Labes auch zur ersten Scheidung der
Milch gebraucht: , saure Schotte zum Ausscheiden der
käsigen Teile der Milch' GNessl., .Milchessig' (GWb.),
.Gesäuertes' (GrRIi.) zur Gerinnung der Milch .die
Masse, womit man die Milch zum Käsen bricht (durch
den Labzusatz scheidet sich der Käsestoffaus, als Surro-
gat für das Lab oder Mage" braucht man Essigsäure oder
Weinsäure oder eine andere den Käsestoff fällende Sub-
stanz (Alaun); diese Surrogate ... nennt man S.)' GrD.
(B.), ,Lab.' DIN. (,Titlis'). — y) spec. zur Gewinnung
des Milchziegers für die Schabziegerfabrikation aus
abgerahmter Milch Gl: ,Über die erwärmte Milch
wird eine Portion „Sauer" (Etscher, Milchessig, aus
Kälber- oder Ziegenmägen bereitet) ausgeschüttet'
(WSenn 1870). ,Ein Haupterfordernis zum Zieger-
machen ist der Etscher oder das Säur. Sobald der
Senn in seine Alp kommt, macht er diesen; er giesst
nemlich in die Etsthertause gleichviel Gaissmilch und
gute Kuhmilch oder Buttermilch, schüttet an dieselbe
eben so viel warme Schotten, stellt diess Gemisch an
einen warmen Ort, lässt's stehen, bis es sauer ist, ge-
braucht es dann und füllt das Gefäss immer wieder
Bohwelz. Idiotikon VII.
mit frischer Schotten auf.' Steinm. 1802; s. auch noch
Süffen I (Sp. 346 o.). — 8) gelegentlich in weiterer
Verwendung: ,[Ein gutes Mittel, damit der ausge-
schiedene Zieger beim Aufbewahren keine Würmer
bekommt] ist der Sauer (Schottenessig), womit man
ihn wöchentlich zweimal tod aussen anfeuchtet.' Gr
Sammler 1805 (GRSeew.). — b) „auch übh. Essig Ap;
B; Gr; L" (St.» und *■). Syn. Achis 2 (Bd I 71). -
c) in bildl. Wendungen. ,Ze süre brechen'; s. Bd V
322 u. (Boner). ,Ze sür(e) werden', zum Nachteil aus-
schlagen. ,N. hat zuo der Schuwingen gerett, wes
si da stüent; do sprach si, si wartet ir vatter; do
sprach er, si lug und müeste ir ouch daz gelt ze sur
werden.' Blaspb. äcc. , [Graf Johann von Savoyen] Hess
sich überreden [vor Laupen gegen die Berner zu käm-
pfen]; daz wart im bald ze sure [er fiel nämlich in
der Schlacht].' Just.
Substantivierung des Adj. t.ür. Zu a und b vgl. Schm.
2 II 320 und die dortigen Verweisungen, ferner Schupf :.il.
sowie Gr. WB. VIII 1869. Das mask. Geschlecht (auch bei
Schmeller) wohl nach Achis, Etscher. Zu c vgl. Lexer II
1325. S. noch das Folg.
Sür II, Sür(el)e-, Süri bzw. Sürfelje", Süri:
1. a) Süri BR. (PL Süreni BBr., Ha., O. lt Durh. und
Zyro, R.), Süri (PL Süreni) BSi. — n., Süre" GrAv.;
TB.; W (so Lö.), Süre" I Aa; BO., Sürele" BGr.
(-'IIa), Sürele" GrNuL, Spl., Sürle" BBe.; GRSchs, Sü-
rene" P (Schott), Sürlene" GRRh. — f., Sauerampfer,
Rumex ac, in BO. (Durh.); W (s. unter Blacken 2 a
Bd V 54) auch kleiner S., Rumex acetosella. Syn. Sür-
Ampferen (Bd I 240), -Hebel (Bd II 944), -Chnebel
(Bd III 716), -Lappen (BG.), -Bengel (Bd IV 1373),
-Bibel (Bd VI 51), -Stengel; Süri-Senf (Sp. 1168). —
b) Suira f., schildblättriger Ampfer, Rumex scut. WLü.
— c) Sürele" f., Alpenampfer, Rumex alp. FGStebler
1899 (oO.). — 2. Sür, Süreli, Sauerklee, Oxal. acet.
B (Durh.). — 3. ,Suralla, PL, ribes', Johannisbeere
PAL (Giord.). — 4. Sürli n., ,die getrocknete Krieche
oder Sauerkirsche' ApL, K., M. (T.).
Sür II ist mit Sür I morphologisch identisch. Zu den
übrigen Bildungen fiudeu sich unter den Namen von Pflanzen
(bes. in Masse auftretenden) hzw. Fruchten zahlreiche Par-
allelen. Die Formen auf -i sind vou Haus aus Dim.
Gagger- Sür: = dem Vor. 1 a ,B; S' (Dan.). —
Wohl Fehler für Gugger-S.; s. das Folg.
Gugger-Sür: La) = demVor. „B" (St.1, in St.2 dafür
„L") Mad., U.; LE., Surs., Will.; SNA. G. (in S Guggi-S.)
macht d' Meitschi sür, Habermarch macht d' Buebe"
starch BHerz.; S. Habermarch macht d' Buebe" starch,
G. macht d' Meitli fü' BU. — b) (auch wilds G.) =
Sür 1 b LE.; Durh. (oO.) - c) = Sür 1 c. FGStebler
1899 (oO.). — 2.= Sür 2 „L", auch ltDurh.; Uw Gem.
Syn. (Gugger-)Sür-Ampferen (Bd I 240); Sür-Gugger
(Bd H 188, für GSa.), -Glöggli (ebd. 617); Gugger-
Chds (Bd III 505 u.), -Chost (ebd. 547); Gugger-, Sür-
Chle (ebd. 607. 609); Gugger-Bröt (Bd V 959), -Spis.
— Eis. Gticker-Suri in Bed. la (Martin-Lienh. II 372).
Guggi-Swr S (n.), -Süri LSurs., Will. (Uhiner
1866): = dem Vor. 1 a. aaOO. — Hämpfeli- Sür: =
dem Vor. Aa (Mühlb. 1880). Syn. Sür-Hampfelen (Bd
II 1303); ( Hämpfeli-) Sür-Chrüt (Bd 111 9oS). - Matt-
ere": = dem Vor. BG. — Stei"- Sürele": = Sür 1 b
GRNuf. (Trepp). — Sin- well Simbel- Sür: runde
saure Apfelart BJeg.
Sürach(er), -ocher, -ech(er) m.: 1. .Sürach',
i-, sur
1284
= Erbselen (s. Bd I 433). .Saurauch- [!] oder Erbsel-
saft.' JRLandenb. 1608. ,Saurach,- crespinus.' Denzl.
1677. 1716. ,Rote Saurach-Küchlein.' EKönio 1706.
— 2. Sürach2er (auch Ap), -ocWer (auch 1793, Th),
-,;cher Bs, eine saure Apfelsorte, auch saurer Apfel
übh.; s. Bd I 376 o. — 3. Sürach2er, saurer Wein Ap;
Z (Dr Jucker). Syn. S.-Bäbis(ser) (Bd VI 23), Suremus.
— 4. Sürach'er, sauertöpfischer Mensch ApK.
1 schon spätmhd. in der Form sürach, -och bezeugt; Tgl.
Gr. WB. VIII 1922/3. Hieher: ,1m Suracherwiukel', drei-
eckiges Stück Weide Grlg. .Suracher', Familienn. XV./XVI.,
Bs; vgl. .Johannes dictus Sürach.' 1299, ebd. (ASocin 1903).
K&g-Sürrcher: = dem Vor. 1 ScbKI.
R6t-Win-/SärecÄ s. Bd I 376 o.
Süre'mus (in B Sü2-), in GStdt auch -mes — in.:
1. = Suracher 3 Bs; B (,mehr in Städten', so in Biel f);
L. Hür giH 's entweder gar ke<" Wi" oder de"" nw S.
L (ERöthelin). Das ischja der Uterist S. ! B (AvRütte).
,[Der Wein in Thun] ist verdammt sauer, und die
Radikalen, die sind accurat wie der Wein, sind von
Natur sauer ... In dem lustigen Städtchen, wo man
aber noch andern Wein hat als radikalen S., da fand
N. viele andere Bursche.' Gotth. — 2. = Suracher 4
BStdt; GStdt. — Urspr. burschikose Bildung nach Habemus
(Bd II 930). 1 auch anderwärts, so in Strassburg, Wien, im
Tirol (Schöpf 584).
süre", 3. Sg. Pras. und Ptc. -et: a) eig., sauer
werden, bes. von der Milch Aa; B; FJ.; S; Ndw; U;
ZO. We""-me" d' Milch £ Nacht a" der Wermi het,
su süret-si gern B (Zyro). S. auch Chüp-Sucht (Sp.
279). D' Milch la" s. B. D' Milch ist g'süret AaF.;
B (s. Sp. 970); FJ. D' Milch i-st-im i" d' Vättere"
g'süret, sprw., wenn Jmdem eine ungeschickt unter-
nommene Arbeit oder ein boshafter Plan raisslingt
BSi. .Wann hitzig Wetter einfalle und er des Surens
sorgt, mag er [der Senn zum Käsen] wohl neue Milch
nehmen, doch dieselben Käse zeichnen und allein
legen.' 1585, SchwE. (ORingholz 1908). S. noch Milch
(Bd IV 199). Von Wein uä. De- Wi" wird bald
z' Essig, er fangt scho" a" s. Z. 's Most ist g'süret
AaF. Von Speisen B. .[Wenn ihr schon gegessen
habt] so will ich den Kabis in Keller stellen bis
morgen; es ist zwar nicht mehr so gefährlich mit dem
Sauern, es ist nicht mehr so heiss.' Gottb. Vom
Sauerteig: ,Dass der hebel wie vor und e wirt sauren
ie lenger und ine.' 1521, Scbade 1863 (Göttl. Mühle).
— b) von der Witterung, unfreundlich, kühl und
windig werden B. 's süret. 's hett toll g'süret nume"
sit gester. — c) in dem Sprw. ,Was nicht säuert,
süsst auch nicht.' Sprww. 1824; vgl. Gr. WB. VIII
1873; Wander IV 27. — g'-süret: zu a, (von selbst)
sauer geworden B; vgl. Sp. 1276. G's-i Milch; es
g's-s Schäffüstli; g's-s G'chöch [Geraüsereste].
Ahd. süren, mhd. tmren. Uuklar ist ». iu der RA.: ,Man
muss nicht sauern, ehe die Kühe in den Stall angebunden
sind.' Sprww. 1824, 289 (darnach Sprww. 1869); Abi. von
Sari in Bed. a, = das , Sauer' in die Milch schütten?
ume"-, in GrPt. ummer-: unwohl, kränkelnd
(daher mit verdrossener Miene) herumgehn oder liegen
GühPr.; TbHw.; Ndw; Z (Schoch). Allerlei (leichtere)
Arbeit an die Hand nehmen, ohne Etw. fertig zu ma-
chen, langsam, ohne Energie arbeiten Z (Schoch,
Spillmann); dazu das Abstr. Ume"-sürete" f. Vgl. «.-
brueten (Bd V 1008), -sören (Sp. 1273). — Kämt. ,nmen-
audersauern', feiern, faulenzen (Lexer 1862).
e r-: a) eig., (völlig) sauer werden BGr.,Si. (DGernp.);
Gr (Tsch.); Ndw (Matthys); U. D' Milch bricht,
wenn-s" ersüret Gr. Man lässt die Milch e. BGr.
(Bärnd. 1908). — b) uneig. von Personen; Syn. ver-
süren 1 b. ,Eiu Lehrer ersüret in drückenden Verhält-
nissen, wenn er stagniert und steif wird' BSi. (Zyro).
Ahd. irsüren, mhd. ersüren ; vgl. Gr. WB. III 950; Fischer
üs-: durch und durch , sauer' (i. S. von sür 2 c
oder d) werden. ,Wann das Feld zu nass oder die
Gerstensaat zu sehr beregnet wird, so säuret sie auss
und gehet gelb auf.' EKönig 1706.
Ter-: 1. intr., ganz sauer werden, a) eig. B (Gotth.);
UwE.; UO. Tersürts G'wäsch, sauer gewordenes
Schweinefutter ü (Gotthardpost). ,Weun die Weiber
wüssten, wie solche missvergnügte Gesichter die Hebi
sind, die Alles versäuert, das Haus und das Herz, die
Liebe und das Glück, wie ein solch Gesicht für die
Wohlfahrt ist, was ein ungewaschen Geschirr für die
Milch im Sommer, wo Alles versauret im Umsehen.'
Gottb. ,Von einem, der mächtig säur aussgluget, sagt
Einer: wann er in ein süsse Milch lugete, sie wurd
gstraks versauren.' Schimpfr. 1651. — b) übertr. Ver-
bittert werden, vom Gemüt, Charakter B. ,Dass end-
lich [der schlechten Dienstboten wegen] das Gemüt
eines Meisters oder einer Meisterfrau versauert und
verbittert, wen will das wundern?' Gottb. Vom Alter,
griesgrämlich, unfähig zur Arbeit werden Bs. 's Alter
versürt und verschrumpft. Breitenst. 1864. Insbes.
aber von Personen, die in engen Verhältnissen ohne
anregenden Umgang und ohne befriedigende geistige
Betätigung leben müssen und daher geistig und ge-
mütlich verkümmern, sauertöpfisch werden Aa; Ap;
Bs; B; Gl; Gr; L; G; Tb; Uw; Z. Gell', wärist i"
d' Stadt cho"! lez cha""st da i" di"em Grabe" (Loch)
verräble" u"'> v. B (Friedli). Me" sö't De" e'chlei" üf-
chlepfe", süsch versüret-er z' völlnig. ebd. (AvRütte).
E" junge" Purscht sö't deheime"d nüd v. CStreiff
1908 (GlM.). S. noch versumpfen (Sp. 992 u.); ge-west
(Sp. 1038). — 2. tr. in der Wendung Ei-m 's Lebe"
v., verbittern, schwer machen Aa; Ap; B; G; Z und
wohl weiterhin. — Mhd. versüren intr.; vgl. Gr. WB. XII
1042/3; Fischer II 1290/1; Martin-Lienh. II 372.
Röt-sürerm.: eine Apfelsorte. D's G'sichtli [des
Mädchens] glüet und hed d' Färb vame" B. Scbwzd.
(GrvPt.).
Sure" m.: = Bifer-Mann (Bd IV 270). Ein Senne
von der Alp Seeberg bei BG., auf der mangels Milch-
essig keine Milch mehr schied, ist i" d's Latin1' ahhi"
g' gange"; si tete"-ne" vexiere": Gob der Süesse" geng
noch tili regiere"? Er sVt: Hi2"-mer der Süesse" g'häbe",
su ma9-n-i"s der S. nit e"tbelle" [s. Bd IV 1153/4, wo
BSi. in BG. zu verbessern ist]! Un* als der S. Das
vernam [gieng er zornig hin und verdarb den Sennen
auf Seeberg Milch und Käse] BG.f (.Seebergspruch,);
wechselnd mit Bifer-Mann.
sür lacht ZFehr., -locht UwE., -lachtig AALeer.
(H.;, -lacht Bs; Tb; W, ,-licht', in der ä. Spr. auch
mit Uml.: säuerlich. Der Wi" ist s. W. ,Saurlächt,
seurlächt, zum teil säur, das sich auff seure zeucht,
acidulus, subacidus; ein wenig saurlächt, subacidulus.'
Fris. ; Mal. ,Wan man selbigen [Braten] gern säur-
lL'sr.
-in-
lacht hat, so kan ein wenig Essich darin getan wer-
den.' Z Kochb. XVIII./X1X. ,[Der Rahm wird] wegen
der Kürze der Zeit nicht sauerlicht.' EKönig 1706.
,Wann man guten Weinstein mit Regenwasser sieden
liesse, so wird das Wasser von dem Weinstein säuer-
licht ... ein Teil gedachten säuerlechten Weinstein-
wassers ...' ebd.
sürocht: = dem Vor. Ndw (Matthys).
surele", in Bstw.; Ndw lt Matthys sürle" (bzw.
■%-) — Ptc. -et: „säuerlich sein, darnach schmecken
oder riechen", bes. von Milch, Suppe, Wein, Most
Aa; Ap; Bs; B; G; Th; Uw; W (-ulW); Z; „allg."
D' Essiggutterc" sürlet [auf dem Ofen]. Hinderm. Es
het e" zollange" Bart dranne" [am Brot] g'ha" u"d het
g'sürelet, das,-es-mi'h gar Nüt g'lustet het, dervo" ab-
z'haue". Loosli 1911. .Sapperruent! da haben sich ja
die ehemals so fein aufgepützelten Leute in die
schmutzigsten und lumpigsten Vogelscheuchen ver-
wandelt! ... statt bismele" und pomädele" süürelet's
zum Erbarmen.' Stütz. .Diese Milchkachle säuerle
ja wie ein Sauerkrautfass, in welchem dreijähriges
Sauerkraut gewesen sei.' Gottb. ,üas Butterfass darf
nicht säuerlen.' Obw Volksfrd 1892. ,Seurelen, ein
sauren geschmack haben, acescere; das seurlet (,seu-
relet.' Fris.) und essiglet, das säur wirdt oder zuo
essig, acescens.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. VIII 1S72;
Schm. a II 321; Unger-Khull 518.
ge-sürelet: = sf/Wac7j«. ,[Es solle] kein verrosteter
Harnischblätz, kein ges-er Wäschlumpen [vorhanden
sein].' 1829, ScHwBr. Bartlispiel.
sürelig: = dem Vor. ÄALeer.; ZDättl.
süre": 1. tr., säuern AALeer. (H.); Ndw (Matthys).
Spec, in die Käsemilch Sür (s. d.) giessen, um die
Schotte" auszuscheiden GrS., Sculms, Tschapp. Übertr. :
,Wer achtet auf die Tropfen alle, welche in die Ge-
müter fallen, sie zuckern oder pfeffern, säuren oder
salzen?- Gotth. — 2. intr., = Büren a. ,Der Wein [in
Montpellier ist] nit über die Jor zuo behalten, seirt
baldt zuo Essig.' FPlatter 1612. — ge-sürt: ge-
säuert. Vom Brotteig; s. Bd II 945 o. Vom Wein
(vgl. dazu EKönig 1706, 35 f.): ,[Die Wirte sollen]
schenken Elsesser für Elsesser ... und sol keiner
zweyerley Elsesser, es were denn gesüret, getrebret
und schlechten, ... in einem kelre schenken.' 1410/Anf.
XVI., Aar. StR. — un-ge-sürt: ungesäuert. , In der
urstendnacht wicht der oberste priester die fladen, un
zwifel herkomende von dem u-en brot der Juden.'
Kessl.
a"-: ansäuern AALeer. (H.); Ndw (Matthys). —
Vgl. (ir. WB. I 434; Sanders II 867.
er-: , stark säuern' Ndw (Matthys). Ei"'m de" Mage"
e., von Sachen und Personen, zuwider werden, ver-
leiden BBe.; vgl. unter Magen I (Bd IV 99/100). Es
(Er, De") hed-mer der M. (ganz) ersürt. — JIM. er-
Huren; vgl. auch Gr. WB. III 950.
ver-: a) ,zu stark säuern' Ndw (Matthys). —
b) durchsäuern. ,Ein wenig Saurteig verseurt den
ganzen Teig, sagt Paulus.' JHFXsi 1696. S. noch Bd
II 943 und ver-süren 1 a. — Vgl. Gr. WB. XII 1042/3.
Süri, in PA1. lt Giord. Süri — f.: 1. saure Be-
schaffenheit, Säuregehalt Aa; Ap; Bs; B; FJ.; Gr;
PA1. (.aciditä'); G; Sch; Th; Ndw; UwE.; U; Z. De'
Wl" hat (e") S., hat (z'J vil S. Dem Wein usw. d' S.
ne". Tue [Das und Das] dri", Das nint-em ä" S.
S. auch bäjen I (Bd IV lloii). ,Xim die boumnuss...
und leg sy in kalt aquam ... daz die surre darus
gang.' Kunstb. 1474. ,Die seure, acor, acritudo, auste-
ritas.' Fris.; Mal.; s. auch sürlacht (Sp. 1284). Von
zu nassem Boden; s. Ge-kei I (Bd II 851, wo für GrD.
zu lesen ist GRFan., Schud.). — 2. concr. Zum Schei-
den von Milch : 's sür G'sicht vo" der Büri" scheidt mer
Milch a's d' S. L Kai. 1887. Scherzi), bezeichnet man
in BS. udE. als Bielersiri vom obere" Mlrli den sauren
Wein vom Bielersee (zugleich Spott auf die entrun-
dende Ausspr. der Bieler).
Ahd. »Ort, mhd. »iure; vgl. auch Gr. WB. VIII 1923 I,
,Süri', Fltiru. Aa (f. V) ; BNeu. (,iu der S.'; auch ,S.-Öhle,
-Hubel'), Nid.
Trank Traich-: = Sür I a (Sp. 1281) W.
Surler f.: = S.-Bir (Bd IV 1495) Z Egg, Zoll.
.Sürler' m., Flurn. ZRegeusd. (Reben, Waldung ,im S.')
XV., ZAlbisr. (,Bie ehofstctteu ze Rieden vachent au an
dem S.').
Sürli m.: = Sür II 1 b BÜ. (Zyro); Durh. (oO.).
„Der S., die Sürampfele", Sauerampfer, bes. Rumex
scut, wie auch scherzweise Sauertopf, von einem
Menschen B (St.2;; Gr; L; Sch; Z."
Als Familienn. XIV., LSemp. (.Sürlin') ; 1391, Z (.HSiirly
der schuochmacher'); XIV./XVI., Bs I.Sürliu, Sürly').
sürlich AaF., -h;ch B; Z, -lig Bs: = sürlacht.
Surli°g m.: 1. a) = Süracher 2 (Sp. 1283) Ap. —
b) = Süracher 3 ApK. — c) Sauerkäse (aus abgerahmter,
saurer Milch hergestellt) Ap (Steinm. 1804); „GR"He.,
Pr. Syn. Sür-Cltäs (Bd III 509). S. werden im Früh-
ling in den Maiensässen gemacht und auch sonst,
wenn die Milch von selbst sauer geworden ist GrPt.
,Zur Sommerszeit werden für den Hausgebrauch Sürlig
gemacht und verspiesen.' Steinm. 1804 (Ap). — 2. Pflan-
zenn., = Sür II 1 a (Sp. 1282) GrScIis (AUlrich). —
3. von Personen, a) = Süracher 4 ApK.; UwE. —
b) ,ein in Pubertät übergehender Jüngling' GSa. f
Vgl. Grüenling 3 und 4 (Bd LT 756). Wie-n-i'h esou
e" junge Schnüfer — jou au'* esou e" nütrechtsege
S. g'si" 6t", se sind Ü"seren e" Püscheli zur Stubeti
g gange". Prophet 1855. — Vgl. Gr. WB. VIII 1S73;
Sanders II S67; Schm. 2 II 321; Unger-Khull 518.
Vögeli-: = dem Vor. 2 GrScIis (AUlrich).
Sur (■&'-, -ö'-J .- a) auch Sü'ref f., aus dem Sempacher-
see kommender Nebenfluss der Aare. — b) an diesem
Fluss gelegenes Dorf in Aa. Uf S. gä", Wortspiel
mit uf 's Ör gä", sich aufs Ohr legen AAÄar. —
Surer m.: Bewohner von AaSu1ii\ Füriö. der Bach
brönnt, d' Sörer Mnd-e" a"'zönt, ä" Arauer händ-e"
g'lösche", d' Ghüttiger rite" uf de" Frösche" AAÄar.,
im Herbst gesungen, wenn der Stadtbach, nachdem
er 3 Tage abgestellt war, wieder erscheint; die Kinder
gehen dem Bach bis nach Suhr mit Papierlaterneu
entgegen und lassen von dort brennende Schiffchen den
Bach hinunter fliessen, die in Aarau gelöscht werden.
Dazu der FN. ,Surer.' 1382/1453, L.E.; 1535/56, B.
Mit dem Fluss- bzw. Dorfnamen zsgesotzte Ortsnn. ,Suhr-
Fold' AaSuhr, ,-Bach' (,Snren-.' Leu), durch das Dorf Suhl-
fliessendes Bächlein, ,-See' (Sü'rei, auch im Volksl. Chomm,
mer wend uf S. gö». ALGassmann 1906, 163), Städtchen L;
dazu Sü'rser, Name der Bewohner. .Suren-Matten' LRot,
,-Weid' L. Zum gleichen Stamm viell. der Fluiu. , Suren.
S.-Moos' (-ü-) ZgWalchw. ,Sur' als Flnssuame auch in
Baiern, Elsass, Luxemburg.
Sar,
i', sir, sor, süt
l'2ss
Surr m., PI. Surr: einmaliges Surren, schwirrendes
Geräusch GRSchs. Beeht Surr hed 's g'ge" in der Luft
[wenn der Hurri geschlagen wurde]. Schwzd. I'h han
Nüd g'hört a's e" S., von einer Versammlung, die
einen Vorschlag mit missbilligendem Gebrumm be-
antwortet. Von einer brummigen, verdrossenen Äus-
serung: E" S. tue", lä". Du bist doeh der gröst Pech-
vogel uf zwei Bei"! län ich en S., du muest d' Nase"
nur zer Hüstür üsstrecke", sg liest sr g'wüss a's heilig
Büge" old Sehne uf d'm Grind. MKooni 1886/7. — In
anderer Bed. bei Martia-Lienh. II 373.
Ge-surr (bzw. -ö'-) Aa; I3E., G., Si., Stdt; GrScIis,
Seew.; L; G; Th; Zu., Russ., -siVr Bs; UwE., Cr'-
surr BG.; GlM.; GrScIis, -sü'r FJ. — n.: 1. abstr.,
Gesurre, Gesumme uä. (entspr. den Bedd. des Vbs;
s. d.). aaOO. Es G's. und es G'schnurr ZO. D's G's.
vo" de" Trummle". RvTavel 1910. Bes. von Insekten
(Bienen, Hummeln, Bremsen), von Maschinen u.dgl.
Gebrumm, mürrisches Beden. Was hesch aurh alliwil
für e" G's.? Bs (Seiler). Eswas G'fliiech und G'sürr
GüSeew. (Schwzd.). Von Stimmengewirr, wirrem Ge-
räusch einer Menschenmenge. Due ist aber es G'sürr
(G'sürr) ang'gange" GrScIis. E" Lärmen und e" G's.,
in einem Wirtshause. Scbwzd. (Bs). I" de" Wirts-
hüseren inne" da ist es G'sürr und e" Lebelang g'sl" !
CStreipf 1909/10. I" dem G'stürm inne", bi dem G's.
und G'sang und G'murr, an einem Schützenfest. JRoos
1907. [In der Festhalle ist] es G's. g'si" wi-n-ime"
gottsallmächtige" Bejistock inne". ebd. ,Allmälig er-
hob sich [bei einer Gräbt] ein Surren wie in einem
Bienenstock, der stossen will, und aus demselben
scholl hie und da ein helles Lachen, das immer häu-
figer wiederkam, je lauter das Gesurre wurde.' Gotth.
Vom Ohrensausen: Ich ha" neue" geng so-n-es G's. i"
den Öre" BE., G. — 2. coli., Geschmeiss BG. Vgl.
Surri-Flieg (Bd I 1178); Surr-Mummlen 1 (Bd IV 228);
Surr-Beiji (ebd. 911); Surren. ,Dem Tier wird zu-
weilen der Schatte"stall der Sommerweide, der es vor
G'sürr (Geschmeiss) ... schützt, lieber als der Winter-
stall.' BiRKD. 1911. — Vgl. Gr. WB. IV 1, 4350/1 ; Martin-
Lienh. II 373; Fischer III 574; Schtu. * II 324.
surr(e)len sü'r-: den Kreisel (Su'ri) treiben Bs.
surre" (bzw. -ö'-), in Bs; BoAa., E.; S (so G., Stdt);
Uw sii-re", in ScuSt. ; ApK. tw. sucre", 8. Sg. Pr. und Ptc.
■et (-ed), in uBs, B., Stdt -t (in oBs -et): im Allg. wie
nhd. surren, doch tw. in weiterer Anwendung. Vgl.
särren (Sp. 1200), ferner rurren (Bd VI 1242), schnur-
ren, auch süsen. 1. „Onomatopoeie eines dumpfen, ein-
förmigen, zitternden Tones, dergleichen schnurrendes
Ungeziefer in der Luft oder die Spinnräder und Brumm-
kreisel oder selbst ein heftiger Schlag an den Kopf
verursachen kann, allg." ,Surru", far il rumore di
trottola' PA1. (Giord.). a) mit Überwiegen der Schall-
bedeutung. Von Dingen. „Das Gesumm einer grossen,
schweren Glocke, allg." (St2). L)ö cha"" noch menge''
Glogge"schlag com Chilche"turm dödurc's. APletscher
1899. 's Wandzit surred. MLien. 1906. 's het zwo Mal
g'süret wie närr'seh, von einer elektrischen Klingel.
OvGreverz 1897 (bäurisch). Von einem Amboss: Wenn
ich Das müesst erlebe", ''ass-me" zweit Schmidhorn im
Dorfg'hÖrti s.l jammert der Dorfschmied. BWvss 1885.
Vom Ton der' Surren in Bed. 3, s. Sp. 1292, GWe.
Summen, vom Feuer im Ofen Bs. Lustig surret im
Ofe" 's Für. Breitenst. 1863. Rauschen, von einem
Gewässer: Der Bach, Fluss surret AaWoIiI. (Donat-
Meier). Von siedendem Wasser; s. sünen (Sp. 1103).
— Von Tieren. Brummen, vom Bären. En B'er het
g'murret und g'surret als wie en Stier. Ap Gedicht.
G'surret hät-er [ein Bär im Bärengraben zu Bern], da
ist e" Alpstier Niit dergäge"d. CStreiff 1902. Von
der Kuh: ,[Die Kühe] surre"d, sei's vor Hunger, sei's
vor Sehnsucht nach dem heimischen Stall.' Bärnd.
1911 (BG.). Knurren, vom Hunde Ap; Gl; GrRIi.
Zornig schnurren, von der Katze F (Eichhorn). —
Vom Menschen. Von der Basstimme. D' Manne" ...
hond g'surret iren Pass derzue [zum Liede der Jungen]
THTäg. Der N. het der Chopf vorabe" g'ha", das' sln
Bass recht teuf unde" g'surret het. JReinb. 1907. Das
ist-ech e" Bass g'si" ... wie de' alle" g'surret und
g'murret und g'rärret hed! L (Ineichen). Summen: Er
surret es Lied vor im anhe". Alpenr. 1827 (BO.). S.
auch Sp. 1248 u. Von Stimmengewirr: 's surret wie-n-im
Beiühüs, in einer Wirtschaft. EEscbmann 1911 (ZS.).
S. auch Ge-surr. Vom Wiederhall lauten, eifrigen
Sprechens. .Ehemals hätten sie [die Pfarrer] unter-
weisen können, es heig fr% g'surret a" de" Wange".
Gotth. ,Kaum sei es in der Kirche abgesessen, so
hätte der [Pfarrer] auch angefangen zu sticheln, dass
es fri g'surret heig.' ebd. S. noch chüten (Bd III 570).
Spec. a) „knurren, brummen", mürrisch, unzufrieden
sein Aa; Bs; B; F; „VO; Gr"V.; L (St.b); G; „Scu"
Schi.; SL.; Zg (St.b); „Z"Wth. Schlug s.! SchScIiI
Ick gibe" nit ab und gibt" nit ab; und haue"-s'-mer
gar der Chopf ab, so surren -ich mit der Bore" [Hals-
röhre]. Schild 1873. Potz tüsi"g, wie hand-ir en Strit,
und wie tond-ir dö s.! APletscher 1899. Wo d' Muetter
's Ghrättli g'lärt g'ha" het, so het Die us ''em Bern-
biet [die Magd] aurh no'h a"g'fange" s. JReinh. 1904.
Wa due d' Muetter uiter fragt, wie dem Stini die
Henne" g' falle" heig, hed-er [der Knabe] due g'surret:
Nit aparti. JJörger 1912. ,Wenn bei mir war nur
Ach und Murren, wenn ich, dein kranker Herr, tat s.'
HSulzer Absch. ,Er hed mit-mer g'surret L; Zg' (St.b).
S. noch surr-mummlig (Bd IV 228); Sür-Bibel (Bd VI
51); Brummel-Suppen (Sp. 1248). — ß) mit singendem
Tone leise weinen, von kleinen Kindern Tu, .schreien,
ohne dass das Geschrei einen bestimmten Charakter
hat, von Kindern' AABb. (Frei), heftig, aber unterdrückt
weinen, schluchzen BE., Ha., „laut und widerlich
weinen Gr; Sch; VO; Z." 's Chindli surret de" ganz
g'schlage" Tag Th. ,Wer vorher nur leise sürmte
[von Kindern am ersten Schultag], der fängt jetzt
an zu schnopsen und schnupfen, und wer vorher
hat ' g'suret, der pflännet jetzt.' RGrieb 1911 (BE.).
Los, Annelli, tuen nid eso ubermietig, i''' weiss grunt-
li'h, es geid nid lang, du surrist denn noch BHa.
Trätti het Hansen z' s-en 'tän. ebd. 's lütcr Wasser s.
BMeir. — b) mit Hinzu- bzw. Hervortreten einer Be-
wegungsvorstellung. Vom Kreisel, Spinnrad, Ma-
schinen uä. Der Surri [Kreisel] surret ZO. Womer
so z'sämme" g'spunne" hend, dass 's g'surred hat dureh
alli Wand. Stutz. [Früher] hand d' Bädli vo" de"
Morge" um Sübni bis z' Nacht um Zehni g'surret ; iez
Ut-me" ruehig im Bett und löt a" Maschine" für Äs
[Eines] s. APletscher 1902. Di Fllssige" surre" am
Abe"d, von Spinnerinnen (iron.) B. ,Ihre Kinder waren
anschicklich, und das Spülerad surrte meisterlich unter
ihren Händen.' Breitenst. 1860. Nach ''em z' Vieri
sur'et d' Bönnle". Loosli 1911. Me" het kei" Muli
Sar, sei-, siv,
uw
g'hört s. RvTavel 1910. Das [ein Dampfschiff] hat
halt g'surret und e" Lärme" g'ha"! J Hüber. Uf ei"möl
hei 's hinder-i"s a"föh" tütle" und s. wie 's heilig Dunner-
wetter, von einem Automobil BsLie. Der Zeppelin
[Luftschiff] chunnt, mer höre"d-en scho" s. ONägeli
1910. S. auch ratschen (Bd VI 1848). Schwirren, von
einem (befiederten) Pfeil uä. BO.(Zyro); Gl; Th; Z.
Da surret 's z' ei"smäl, und e" Pfil /lügt dem ßessler
z' mitzt i" d's Herz. CStreiff 1900/1. Dertt" wirß-er
e" Spiess ... dass-er surrt, um 1865, Bs. Von Insekten,
allg. Der Imb surret, das Bienenvolk lässt aus dem
Stock ein summendes Geräusch hören; vgl. jämeren
(Bd III 41); püpen (Bd IV 1425). D' Beji ... pfure",
sure", uerche", schaffe". Loosli 1911. ,Fleissige Bienen,
die um die Blumen lustig surren.' Gotth. D' Breme"
(d' Mugge") surre"d. Am Fenster surre"d d' Schmelze".
U Wbl. 1902. Wenn-me" d' Wäspi stüpft, so surre"-si
Sprw. Schild 1881. S. noch Mummet 1 (Bd IV 227);
Brämen (Bd V 604); süber (Sp. 68). Sausen, vom
Sturmwind. Und wilder surret 's lenger-i-mer. Schwzd.
(Schw). .Jetzt ein S., dann ein Chräsle" der Wände,
ein Chläfele" der Fenster', bei einem Sturm. Barnd.
1911 (BG.). S. noch Backen-Bläst (Bd V 169). -
C) mit Überwiegen der Bewegungsvorstellung; meist
mit Richtungsbest. «) sich sausend bewegen, von
Wurfgeschossen, einem Schlitten, Eisenbahnzug udgl.
wohl allg. 's ist g'gange", das'-es g' surret hat GRChur.
De' Stei" ist-mer am Chopf durche" g'surret. E" Stai",
ilf'\'.\ int'-n-e" Wetterlaich dem Bis [Goliatb] scharf tuet
an Schädel s. Schwzd. (Bs). [Eisenbahn-] Zug surre'd
en Ei"'m verbi. CStreiff 1902. Si [die SchlittenJ
pfurrcd, si surre"d. ONageli 1910. So surre"d-mer
durckabe" [auf dem Schlitten]. EEschmann 1911. <S. lä"
mit verschwiegenem Obj., einem Schlitten, Wagen
über einen Abhang hinunter freien Lauf lassen L;
GT.; Tu; Z. Hansli löt dur'h d' Matte" ab lo" s.
Vaterland 1908. — ß) von Menschen, (geräuschvoll)
.einher-, herumfahren Aa; Bs; B; L; G; Th; Z und
weiterhin. De'ther, devo", verbi s. So bin-ich druf lös
g'surret wi-n-es Wäspi um 's Hüsli itme". Vaterland
1884. Z' Mittag bin-ieh dernöch g' schwind uf Betti"gen
üse" g'surrt Bs. — 2. übertr. auf inneres Hören,
a) (in den Ohren, im Kopfe) sausen, dröhnen; bes. nach
einer heftigen Erschütterung (zß. einem Kanonen-
schuss), nach einem Schlage Ar; Bs; B; G; Schw;
Th; Uw; Z. Syn. sunggen (Sp. 1208). 's surr(e)t Ei">m
i" den Ore". Er hät-mer en Örßge" g'g'e", das' 's-mer
im Chopf g'surret hat ZDättl. ,So entstehe ein Ge-
brüll, dass Einem die Ohren surren.' Gotth. ,Nun
schlug er [der Hauptmann] auf uns ein mit flacher
Klinge, dass mir noch jetzt die Ohren surren.' ebd.
— b) von Gedanken, Worten, die man zu hören glaubt.
,Geld, Geld, zahlen, zahlen, surrete es ihm [einem
verschuldeten Weibe] fort und fort.' Gotth. ,So lauten
ihre [der Frauen] Sprüchlein, welche den Männern
so oft in den Ohren surren.' ebd. ,Was für Gedanken
und Pläne den Alten und den Jungen Tage lang durch
die Köpfe surrten.' Breitexst. 1800. — 3. zuckend
oder ziehend schmerzen, bes. in den Zähnen, auch im
Kopfe, an einem Glied, zB. infolge von Schlag oder
Stoss Aa; Ap; Bs; B; G; Sch; S; Th; Z. Syn. sunggen,
süsen. D' Zä" surre"d-mer; es surret-mer i" de" Zäne".
S. auch saftig (Sp. 369). I°* ha"-mer 's Narre'beinli
a"g' schlage": ö, Das surret! B. Es surrt im Chopf und
d' Auge" bränne". MPlüss 1908. Minn Fuess surret-
mer Th. [Die Hand schütteln] dass Ei"'m d' Chnödli
noch e" halb Stund g'surret hei". OvGreyerz 1911.
Wo-n-im d' Hand g'surret het, vom Durchprügeln
eines Knechtes. SGfeller 1911. 's het-ene" [den Sän-
gern] g'wiiss e"fange" g'surrt im Halszäjifli BsLie.
De" Dütsche", wo hei" möge" Chnöpfli fresse", bis-ne"
der Nabel g'surret het. BWyss 1863; vgl. Nabel-Surren.
,Ein Streich surrete ihm im Nacken.' Gotth. Aufs
Geistige übertr.: Denn het-er dem Joggi Ei"s la" lige"
[eine beissende Bemerkung gemacht], wo-n-im no°h e"
Zitlang g'surret het. Loosli 1910. — i. = surrelen Bs.
Lautmalende Bildung, nihd. und änhd. noch unbezeugt;
vgl. aber mnd. eurrimje bei Schillur-Lübben IV 478. Uuseru
ältesten Beleg bietet JCWeissenb. 1678 (s. Backen-Blatt Bd
V 169). Zur weiteru Verbreitung des W. vgl. Martin-Lienh.
II 372/3; Follmauu 514; Schumi .".'21; Schm. a II 324;
Schöpf 731; Unger-Khull 601; Weigand 5 II 1012. Ähn-
liche aussergerni. Bildungen bei Walde, lat. etym. WB. unter
ab-: abkanzeln Gl. Der [den Briefboten] han-ieH
aber nüd leid abg'surret. CStreiff 1898. Er hät-mer
aber due glich nuch g'hulfe", wänn-e" ich schu" e"
chlei" abg'surret ha", der Wäschtisch ... e" d's Örtli
z' tue", ebd. 1906. — In andrer Bed. bei Gr. WB. I 136;
Martin-Lienh. II 373.
abe"-: hinuntersausen, zB. auf einem Schlitten
Aa; G; Th und weiterhin. — In andrer Bed. bei Martin-
Lienh. II 373.
um- (untrennb.): tr., umschwirren. .Solche Reden
umsurreten Anne Mareili.' Gotth.
umen-, umenand-: a) herumsummen, -schwirren,
von Bienen, Bremsen udgl. Aa; Ap; Bs; G; Th; Uw; Z.
Am Obig surri"d schare"icis Laubcheber umenand.
WMüller1906. - b) geräuschvoll, unwirsch herum-
fahren, von Menschen G; Th; Z. IT. wie-n-e" Brem,
HomÜSS. — Vgl. Martin-Lienh. II :17:;.
a"-: unwirsch, barsch anfahren BSi.; Gl. Rauche"
hät-me" überall chänne", üni ''as'-si Ei"em a"g'surret
händ. CStreiff 1900. — Ebenso bei Martin-Lienh. II 373;
in andrer Bed. bei Gr. WB. I 495.
üs-: zu Ende surren, „aufhören zu s." a) entspr.
surren laa. Bs ; L. Und so ... hed-er noch üsg' surret
und fertig g'schumpfe". L Tagbl. 1900. — b) entspr.
surren 1 b, von einem Mechanismus, surrend ablaufen.
Bildl. : Mi's Muetterli het g'lost, ob ich fertig sei [mit
Reden]; si het a"fe" g'wüsst, dass-me"-mich muess la"
ü., wenn-ich einisch üfzoge" bi". RIscher 1903. —
c) entspr. surren 3 Z. Syn. rer-s.
ver- (meist mit ,haben'): 1. a) entspr. surren la,
summend austönen, verklingen B; GRLq. D' Tiir-
glogge" het en helle" Tön g'ha", wo langsam versurret
isch. RIscher 1903. Versausen: Das [Tännchen] cha""
gleitig de"" erwarme", wenn die Stürm versurret hei".
GStdcki 1897. — b) = äs-surren a B. Wenn der Herr
e" böse" Lün g'ha" het, so het-ne" d' Frou la" v. RIscher
1903. [Der Doktor] het der Chopf tnörderleeh a"-
g'schlage" und het noch mörderlecher g'schimpft. . . . Er
het d' Stirne" g'ribe" und het versurret g'ha", gob d's
Babette" cho" isch. ebd. — c) entspr. surren 3, auf-
hören zu schmerzen, nachlassen, vergehen, bes. von
Zahnschmerzen Aa; Ap; Bs; B; G; Sch; S; Th; Z.
D' Schmerze" händ versurret, aber auch: der Za", der
Arm usw. hat versurret. ,Der Hieb will nicht v., er
schmerzt und beisst noch jetzt.' B Volksztg 1903. —
2. übertr. (von 1 a und c), verrauschen, vorübergehn,
1291
12:>2
von geräuschvollen, unruhigen Zeiten und deren (un-
angenehmen) Nachwirkungen, weiterhin von unange-
nehmen Geschichten übh. Aa; Ap; Bs; B; Scb; S;
Th; Z. ZB. von einer landwirtschaftlichen Haupt-
arbeit BO. 's Neujör het versurret, ,die Neujahrsfest-
lichkeiten und ihre Nachwehen sind vorbei' Aa (H.).
Wo 's Höchzit ändlige" versurret g'ha" het. JKeinh.
1901. Im Jör 1501, wo wider Fride" g'si" ist und de
Ghrieg versurret g'ha" hat. Schweizern. 1891 (Sch).
,Üer letzte Dachdeckerstreik hat noch immer nicht
ganz versurrt, und es dürfte noch einige Zeit wahren,
bis die Nacheiterungen vorbei sind.' B Volksztg 1908.
Insbes. auch: aufhören das Tagesgespräch zu bilden
Aa; Bs; B; Tu; Z: vgl.: ,Das [Gerede der Leute] werde
auch v.' RW.ss 1890. Die G'schicht hat e"fange" e'chlei"
versurret g'ha" Th. So versurret die G'schicht am Inste".
ACorr. 1886. ,Als die Geschichte [eine Hochzeit] ver-
surret hatte.' Gotth. ,Kaum hatte das Schulwesen
etwas versurrt, so kam das Wirtschaftswesen an die
Tagesordnung.' ebd. Von Affekten, Leidenschaften
udgl. 's ist lang nöd versurret (i"-mer inne"), zB. der
Arger über eine Enttäuschung ApK. 's het versurret,
.die Leidenschaft hat sich gesetzt, bes. in Sachen der
Liebe' B (Zyro). Z'letst versurret Alls. HBlattner
1902. S. noch ver-rauchnen (Bd VI 101). — Vgl. Sau-
ders II 1273; Martiu-Lienh. II 373; Fischer II 1372.
dürcb- (untrennb.): tr., ,ohne Aufenthalt durch-
eilen' B (AvRütte). ,Es ist merkwürdig, wie so ein
Engländer die Länder durchsurret, aecurat, wie durch
ein Astloch der Sturmwind.' Gotth.
durche°- Th; Z, dür'he"- B; GT.: hindurch-, (un-
wirsch) vorbeischwirren. Bas isch Nüt, nume" so
dürche"z's., me" sö't doch d' Sache" e'chlei" g' schaue" B.
Es muess-nen Upper taub g'macht ha": luv, wie-n-er
dürche"surret ! ebd. — Auch eis. (Marün-Lienh. II 373).
M u m m e 1 i - Sü're" n.: ein Spiel, bes. der Hüter-
buben. Jedem Teilnehmer wird ein gleich grosses
Stück Land zugewiesen. Nun schleudert der Erste
einen zugespitzten Stab in den Boden, die Andern tun
dasselbe und suchen dabei den ersten Stab aus dem Bo-
den herauszutreiben. Derjenige, dem das gelingt, darf,
bis er frisch Atem holen muss, vom Lande des Be-
troffenen Rasen herausschneiden und dem eigenen
Lande zutragen. Um den Andern die Kontrolle zu
ermöglichen, muss er während der Arbeit summen wie
eine Hummel. Wird Schluss des Spieles beschlossen,
so muss Derjenige, der dann der Betroffene ist, die
herausgeschnittenen Rasenstücke auf seinem Rücken
und auf allen Vieren an ihren Ort zurücktragen SL.
(FStaub). — Vgl. surr-mnmmlen (Bd IV 228).
Nabel- Surre": scherzh. für Leibschmerzen Gl; Z;
vgl. surren 3. Hasch d's N.? zu Jmdm, der ein ver-
driessliches Gesicht macht Gl. — In andrer Bed. bei
Maitiu-Lieuh. II 373.
Surre" f.: 1. surrendes Insekt; vgl. Ge-surr 2 (Sp.
1287). a) Aas-, Fleisch-, Ross-, Schmeissfliege BBr.,
Gr., G., Ha., O., Si.; Gl; GrD. und lt Tseh.; GWb. Syn.
Surri-Fliegen (Bd I 1178); Brummlerin (Bd V 613);
Küssen (Bd VI 1447). .Durch blosse Lästigkeit ma-
chen sich bemerkbar die Mugge" und die Flüge", zu-
mal die riesige Sure".' Bärnd. 1911 (BG.). Tuen" das
Fleisch flät in Cheller, sust giH 's Speizi; g'sih, da ist
schon e" Surre"! BHa. — b) Bremse GrD. (Bühler).
— c) Hummel WVt. - 2. Kreisel Bs (Seiler); Fj Z.
Syn. Surri-Mutz (Bd IV 619); Hurrli-Bueb (ebd. 932);
Burri (Bd VI 1243); Topf. — 3. aus der Rinde eines
Erlenzweiges verfertigtes, 3-4 cm langes, vorn platt
gedrücktes Röhrchen, mit dem ein lauter, dumpfer Ton
hervorgebracht wird GWe.; vgl. surren (Sp. 1287 u.).
— 4. unwirsches, mürrisches, keifendes Weib B; F;
GWb.; SL.; Z. E" rechti S. [N. zur Magd:] Hütt
darf der Herr nw heitert G'sichter (/seh"; verstanden,
alti S.! ACorr. 1875. Isch das Meitschi acht es Bib-
isen, e" Chnurren oder e" S.? Schild 1866. .Eine
Magd, eine alte S-en.' B Hink. Bot 1779. — 5. .Sieben-
schläfer' AAZein. (heute abgelehnt; gemeint ist wohl
Myoxus glis). — Vgl. Martin-Lienh. II 373.
Trumpf-: Bassgeige F.
Surrens: in der Verbindung e" Sü2re"s ha", brum-
men, mürrisch, unwirsch reden Bs. Was hesch au'h
alliwil für e" S.?
Surrere" (-üs-) f.: = Surren 2 BsStdt f.
Surrerne" f.: = Surren 1 a Gr (Tsch.).
g'-surret: unwirsch, mürrisch Gl; G. [Weib zum
Manne:] Worum cha""st nümmer rede" und machst e"
Grind wie ne" g-er Stier? CStreiff 1899. En alter
g-er MaP*. ebd. 1902. Mi" g'chunnt [mit Höflichkeit]
vil e dur'H", a's mit dem g-e" Wese". ebd.
Surrete" (bzw. -ö-, -ü2-) f.: lästiges Surren (in
Jen verschiedenen Bedd. des Vbs) Ap; Th; Ndw und
weiterhin. Da' ist doch en ebigi S.! ärgerlich zu einem
immerfort weinenden kleinen Kinde Th.
Surri (-w*- Bs; Ndw), in Sch lt Kirchh. Sürri —
m., in F h.: 1. = Surren 2 Bs; F; ZBül., O., S., Stdt
und lt Dan. In Bs; F; ZStdt der gewöhnliche im
Laden gekaufte Kreisel, in ZO. das unter Hurrli-
Bueb 1 (Bd IV 932) beschriebene selbstverfertigte
Spielzeug. — 2. von Menschen, a) Brummbär, mür-
rischer, unzufriedener Mensch, .Knurrtopf" AAWohl.,
Zein.; BsStdt; B; F; Gl; Gr; L; G; „Sch; Schw"E.;
„üw; U«; Zg; Z. Syn. Surri- Murri (Bd IV 386);
■Mutz (ebd. 619); Burri I (Bd VI 1243); Sürmel. Es
rechts S., .mürrische Frau' F. B'hüet-mi'h Gott vor
somene" S. [einem zänkischen Ehemann]! B Hink. Bot
1822. Der Herr Schuelrät ist nüd immer esö friner
ivie in der Fründi, deheime'd ist-er mängmäl e" rechte
S. CStreiff 1901. S. noch müssen (Bd IV 482). —
b) weinerlicher („VO; Sch; Z"), heftig weinender
(BHa. lt St.") Mensch. Spec. von Kindern Th. —
3. in der Verbindung de" S. ha", mürrischer, unwir-
scher Laune sein GF. (Zahner); ZGlattf. (Spillmann).
Vgl. Martin-Lienh. II 373. Als Zuname: ,JGantner,
Surris Jakoben Sohn.' 1882, ZEgl. Kaum in diesen Zshang
's Sö2rris, Zuname einer übelbeleumdeten, , rabiaten' Familie,
um 1900, AaWohl. (wo als Appell, allerdings S,.m beengt
ist); dazu d' Sö'rrme*, Name der Mutter, d\Sö*mn Babi,
Name einer Tochter, und die RA.: .Vit mainli, de warist
Aine'' vo" 's Sijrrris, zu einem uuliebuiiswurdigen Menscheu.
Epfel-: Kreisel, bestehend aus einem durch einen
Apfel gesteckten Stäbchen, dessen oberes Ende frei
drehbar durch eine hohle Haselnuss hindurch geht
und im Innern derselben mit einer Schnur umwickelt
ist; zieht man an der durch eine seitliche Öffnung der
Nuss hinausgehenden Schnur, indem man gleichzeitig
die Nuss festhält, so wird der Kreisel in schnurrende
Bewegung versetzt Bs. Syn. E.-Trüllen. — Vgl. schwäb.
ÄpfelrSchnum bei Fischer I 294.
Strippe"-: = Surri 2 a Gr (Tsch.).
t-j;»::
1294
.surrig (-0'- Th tw., -ü2- BE.; Ndw), ge-s. Aa;
Ni>w; Z: zum Surren geneigt, a) brummig, mürrisch,
unwirsch Aa; BG.; TiiSteckb.; Ndw. [Der Ätti] ist
das Mol nid übel s. g'si". AaBi\ Neuj. 1S95. Numme"
mal g's. iez! ACorr. 1875. G's. und tröisselig. ebd.
1879. S. noch surren a o. — b) weinerlich BE.; TbHw.
(von kleinen Kindern). — Vgl. Schon. ' II 324; Birl.
WB. 389.
mummel-sü'rig: = dem Vor. a S.
brummel-SH-nV/: = dem Vor. Bs; S.
rumpel-sumY/ AaKöH.; BoAa., G., Stdt, -sü'rig
Bs; BE.; S (so L., Stdt): = dem Vor. B. wie-n-es Hor-
nüsi in-ere" Laterne" bin-ig im Hüs ume" g'fare".
JReinh. 1903. Wenn Eine' drei Füfzgtüsi"ger-Fraue"
im Chopf het und nit weiss, will- er Eini oder Keini
oder Weli, so cha"" Eine' scho" r. icerde". ebd. ,Hocke
ganz r. in einen Ecken, fluche inwändig über das
neumodische Reisen.' Postheiri 1873. E" r-ey alte''
Jungg'sell Bs (Schwzd.). E" B-i, ,Frau, die gerne
grollt' BsL. In Verbindung mit Synn. 's het wol g'seh",
urie der Lix ei" Tag um der ander u"lidiger und r-er
worden isch. JReinh. 1901. Der Houp'me"" Lombach
isch enchli" r. und hinderheltig g'sl". RvTavel 1904.
B. und hässig. RGrieb 1911. B-en u'"1 verdrüssigen
ist-er um's Hüsli ume" g'notschet. SGfeller 1911.
S. noch rau-bauzig (Bd IV 1979). — Vgl. die synn.
bumpel-, rumjtel-, sumj'd-rumy (Bd VI 1243).
Surrli I m.:= Surri 1 Z; s. Bolli (Bd VI 878 u.).
Vgl. auch Surrli-Bueb (Bd IV 940).
sürrele": 1. Dim. zu surren B; GWe. En Imb,
wo sürrelet. Schwzd. (B). — 2. = surrelen Bs.
sürrisch: = surrig a AaWoIi).; GrNuL E" s-s
G'sicht GrNuL — Vgl. Martin-Lienh. II 373.
i"-saiTe°: .eindicken, von Speisen' G.
v er -surre" II ThHw., -so'rre" ThMü., Ptc. -et:
zsschnurren. Nur bildl. : vor Ungeduld (fast) v.; Syn.
ver-räblen (Bd VI 27), -strupfen. Ich bi" fast versurret,
bei langem Warten. Du ivürst iez nid v., wenn t' noeh
e"chlei" muest warte". Du muest iez no'h tvarte", und
wenn t' grad versurrist. — Über das Verhältniss zur voran-
gehenden Sippe vgl. schnurren.
Snrrli II, auch G's- — n.: Frankenstück AaF.
(.Sprache der Viehhändler').
Sure- II (bzw. -i-) — f., PI. unver., Dim. Sürli,
auch -eli: 1. „Krätzmilbe." St. (wohl aus alter Quelle).
,Surio, siur; tarmus, fleischwurn.' Voc. opt. .Acarus,
ein süren, item ein milwen.' Fris. ,Die seuren, die
süren, acarus.' Mal. , Acarus, Wachsschaben, Milwen,
Seuren, Kässwürmlein.' Denzl. 1677; .Milben, Seyren.'
1716. ,[Insekten auf dem Pilatus :] syro, Seure; acarus
humanuni, Fingerwurm oder Umlauff; pulex. Floh.'
Capeller 1767. Im Übergang zu 2, als Ursache der
dort genannten Krankheit. ,Es wachsen den Kinderen
an Händen und Füssen lebendige Syren, welche, so
man sie ausgräbt, so knallen sie wie Niesse.' FWürz
1634. , Süren (sirones), welches kleine Würmlein sind,
die in Bläterlein stecken, und auss ihrem Eiter er-
zeugt werden, die Leute beissen, insonderheit an
Händen und Füssen.' JMuralt 1697. — 2. (häufig
auch Dim.) „Hitzblase, Finne am Gesicht, die Eiter
in sich enthält, oder aus der eine gewisse Feuchtig-
keit herausfliesst", Acne vulgaris, Hautknötchen bei
Mitessern, Friesel, Masern Aa (so F., Leer., St.); Ap;
BsL., Stdt (seltener als Blbeli); Gr; „L"; G (allg.);
Sch; Th; ZRuss., Stdt, ,Säure, Sauerblätterchen, Wein-
blätterchen, dergleichen den Krätzigen und Wein-
süchtigen gerne ausfahren.' Spreng. Syn. Bibi III
(Bd IV 924). Giftigi Sure". Er het (kl) Süren im
G'sicht, 's G'sicht voll Sure", e(s) Süre"g'sicht. Danie-
der für de" ferndrig Anke", für die hürig Lüre". du
bist oeh gar voll Sure", scherzh. Dank ZRuss. ,Och
Ion ich üch wissen, daz mir in dem angesicht und an
dem lib hin und her nit vil sürli und grüffeli vast
kline endspringend ... Sust endspringend mir hin und
her och kline sürli.' vor 1525, Vad. Br. ,Es werden
auch oft viel Syren und Fratte umb die Wunden und
das etwan von wegen der Wärme und des Verbindens,
etwan auch dass der Kranke ein phlegma salsum, das
ist eine böse versalzene Feuchte bei ihm tregt.' FWlkz
1612. D' S-e" rif werde" lä". S-e" ufsteche", üf-, üs-
drucke". ,Kein sür usstruck!' Fris. 1562; lat. ,scabiem
urgere.' .Seuren oder blateren auslassen, aperire pu-
stulas acu.' Fris.; Mal. RA. Me" cha"" (iez) nüd all
S-en üs-, üfdrucke", kann nicht alle (strittigen oder
anstössigeD) Einzelheiten erledigen, nicht in pedan-
tischer Weise Alles tadeln und verbessern ApL; G.
Ähnlich: Al'i S-e" mues'-me" nid uftrucke" Th. Andere"
Lüte" d' S-en (üf)steche",, auf lieblose Art anderen Leuten
die Fehler aufdecken', Kleinigkeiten tadeln Ap; GT.;
THPfyn; vgl. Süren- Stecher. Er tued all S-en uf, ,er
rügt Anderer Fehler, auch die geringsten, auf lieblose
Art, er splitterrichtert' Ap (Tobler). Heilmittel gegen
S. ,Gegen Säuren bindet man Knoblauch in einen
Hosensackzipfel' GAu. ,Wiltu daz die süren an den
henden oder füessen abgangent, so r[ecipe] reddich-
loub und brenne darus ein aq[uam].' Kunstb. 1474.
,Dis [Sanikel-Jesche ist guot zuo süren.' ebd. .Dieses
[,Guldin-']Wasser vertreibt Alles, so sich wider den
gemeinen Brauch der Natur erhebt und entspringt im
Angesicht under den Augen, als da sein die roten
Blateren, Finnen, Schwinten und Seuren.' JRLandenb.
1608. .Für die Sauren an Händen. Stoss Balsamkraut
und zwach die Hand mit dem Saft.' Arzneib. XVII. /
XVIII. S. noch Büd (Bd VI 623 o.). — 3. (auch Dim.)
Kleinigkeit, ,etw. unsagbar Kleines' OßwSa. Kei" Sire"
Anke" ist druis [aus dem Käse], .nicht das Mindeste',
von ganz fettem Käse. Kei"s Sireli dervo" isch war.
Ahd. siuro m. neben niv.r(r)a f., mild, siure f. ; mit mnd.
s«™ (Schiller-Lübbeu IV 47S), mnl. «Vif f. (Mnl. WB. VII
1088), boll. ziere f., ofries. «tr (Doorukaat-Koolman III 1S7)
aus einer Grnndf. 'siurjan- bzw. -jön- ; vgl. dazu die Latini-
sierung wri(g)o. XII./XVI. (Graff VI 273; Diefenb. 1857,
538). Dem Deutschen entlehnt ist prov. soiron ni. (ELevy,
Petit Dict. prov.-fr. 349), afrz. (seit dem XIII.) smron, siron,
ufrz. ciron (s. Dict. gen. I 442), latinisiert ririo. XIII. (Du
Cange s VII 496) und siro. XV./XVI1I. (Diefenb. aaO. und
1867, 341), wonach Linue die Käsemilbe Acartu tiro nennt.
Die einsilbige Form nur im Voc. opt. und bei Fris. 1562;
in der herrschenden zweisilbigen Form haben wir wohl die
PI. -Form zu sehn, von der auch der Übertritt ins Fem.
(soweit dieses nicht alt ist) ausgegangen seiu wird. Iu Bed. 2
wird das W. vom Sprachgefühl heute au *«r angelehnt, von
der aus der Hunioralpathnlugie stammenden Anschauung aus-
gehend, dass in der Schärfe (,Säure') des Blutes die Ursache
der Hautkrankheit liege; vgl. dazu Sp. 1276. Die Auuahme,
dass das -ö- des Stammes sich erst auf Grund dieser Au-
lehnung entwickelt habe, ist abzuweisen, da das -im- zu einer
Zeit auftritt, wo Bed. 2 noch gar nicht bezeugl ist. .Syren'
bei FWürz 1634 beruht wohl eher als auf der entrundenden
MA. des Autors auf Aulehnung an Syrti (s. Sp. 1269). Zum
Sar — sur. Sarb — snrb. Sarch — surch. Sard — surd. Sarf-
Übergang von Bed. 1 zu 2 vgl. noch ZfdA. 53, 119 ff. Bed. 3
ist auch nd., mnl., hol), und ofries. Vgl. zum Ganzen MHöfler
1899, 651/3; Gr. WB. VIII 1921 (Säure 3); X 1, 164
(sehr). 1231 (Sire) ; Martin-Lienh. II 372.
ver-süret: voll Sure" GT.; ZZoll. Syn. ver-büzet
(Bd IV 2003).
Sfire- (-<>'■) — f.: Pfütze, Lache ApH., I. (T.). ,Eine
kaum 1 in2 grosse nie trockene Stelle von einigen ca-
rices, juncus oder scirpus' ApA. (Früh und Schröter,
Moore der Schweiz 301).
Nbf. zu Sören (Sp. 1273); vgl. ebd. die Anm. zu siren.
Hieher viel!, die Ortsnn. ,Ober und unter Suren' (-!•-) Zg
Walchw.; ,Siiren-Loo' Z, ,S.-Berg' BTrub.
Sueri ZWilb/R., Süeri GlH.; ZBenk.: der Tauf-
name Hans Ulrich. Vgl. Suechel unter Uelerich (Bd
I 183). - Auch eis. (Martin-Lienh. II 373). Znr Bildung
Tgl. Scppel I (Sp. 1227).
Sarb — surb.
Hüener-Serb; s. Serpeli.
Sarb f.: Name eines Flüsschens in Aa; Z, ,ein
Flüsslein, welches in der zürichischen Landvogtey
Eegensberg entspringt ... und bey Döttingen in die
Aren sich ergiesset.' Leu, Lex. ,11 mt. kern geltz ab
einem guot zuo Hünikon an der Surb.' XV., AäB.
ürk. S. noch rinnen (Bd VI 1000).
Dazu der Flurn. ,Surbenl ZNWen. (,in S.' Z Amtsbl.
1S72/1900), wovon der FN. .Surber' Z; vgl. Surber 1869,
22. ,Surb-Wieseu' ZWen. Zur Etym. vgl. die Anm. zu
Surpf I.
dorffs bach das dorff ab gon bis zno dem S., und wenn er
kompt zuo dem S. ...'). Mit anderm Suff. ,Surgen' ZStadel,
,Surle', Snmpf bei ZEH. Ähnliche Verhältnisse in der eben-
falls toponomastisclu-n Gruppe Sol I : Sul : Suleh : Solg (Sp.
766. 798. S45/6. 866).
S'ürcliel m.: , Grobian' BAarb. — Mit parasitischem r
(vgl. zB. MuchJ : Uärehd Bd IV 64. 395) zu Siiehel (Sp. 805).
Sarch — surch.
Sarch, sarch e"; s. Sarg.
sarchle": röcheln GWe.
sorchle" (-<>'■): = dem Vor. GWe. Er het e"chU"
g'sorchlet und denn isch ['s] üs g'si". — Viell. schon im
Familienn. .Ulrich Sörchli von Buch.' 1541, Seh Chr.
surchle" (-u'-): = dem Vor., infolge Verschleimung
der Luftröhre mit rasselndem Geräusch atmen, von
Mensch und Tier GGrb.
Tir. eürchlen (Schöpf 731). Vgl. die syn. Reihen
harchlen : hürehhn (Bd II 1515), räehelen : rochlen : rüch(e)len
(Bd VI 93. 173. 192) und bes. charchlen : chorchlen : chürchlen
(Bd III 457/8; dazu auch Sp. 84Gu.), deren Verhältniss zu
chanen. churren (ebd. 428. 449) sich dem der unsern zu
surren (Sp. 1287) vergleicht. Vgl. ferner surggkn.
Sürch: .Sumpfpflanze, zB. im See von ZStadel;
hat Blätter ungefähr wie das Schilfrohr, wird aber
nicht so hoch; man benutzt es zu Streu; auch macht
man Sitze davon, die sehr praktisch sein sollen, so
weich wie ein Kanapee' (ältere Angabe).
Sicheres nicht mehr zu ermitteln, wohl das schilfartige
Glanzgras, Phalaris arund. Bair.-österr. Sürch (vgl. Sorg 1)
ist etym. verschieden. — Als Name für Sumpfgegenden bei
ZHettl., Obergl.; ThSchlattingen, für einen Wald bei ZEffr.
Der Pflanzenn. ist wahrsch. (vgl. etwa Wm-Hag Bd II 1073;
Sar-Bach Bd IV 954/5 und über entspr. rom. Fälle Herrigs
Archiv 124, 87) aus dem urspr. appellat. Staudortsnamen
abstrahiert. Dieser ist suff. Weiterbildung zur Wurzelstufe
'sur- (vgl. die Sippe von toren, ferner bair.-österr. Aar,
Sehmutzbrühe; dazu Schopf 731; Schm. 2 II 324; Unger-
Khull 601). Mit -o- vgl. .Sorchen', Sumpf bei AaRohrd.
uud viell. auch .Sorrochen.' XV., ZBenk. (,Item so sol des
Sardelle" f.: wie nbd. Sardelle. , Sardelle, ein meer-
fisch, behalt by den Frantzosen und Italianern noch
iren nammen, den häringen nit ungleich, sardinia.'
Fris. (,Novum dictionariolum' 1556); Mal. ,Nimm
kleine gsalzne fischlin als Sardellen.' Tierb. 1563.
Vgl. Gr. WB. VIII 1798; Weig. 6II 650. Im Fischb.
1563 IIb dafür ,vou dem sardein.'
Sarf — surf.
S. auch die Gruppe sarpf usw.
Ge-serf, ,geserpf' — n.: Bestandteil der Aus-
rüstung der Armbrustschützen; Vorrichtung zum
Spannen der Armbrust (?). ,Do was der panzer, die
man hatt, 152, der armbrosten 143, der geserfen 115,
der nüwen waffenröcke 90 [usw.].' 1361, Ochs. ,2 pfd
4 ß 10 d. gaben wir Hans Fröstlin umb 51 pfd smalz
ze dien geserfen ... 14 pfd gaben wir Kuenin Danner
von 110 geserfen und kocher ze machen.' 1404, Z
Seckelamtsrechn. ,323 hürnen armbröste, 1 hürnen
böge, 103 genuwer['?], 30 ruege, 250 geserpfe.' 1415,
Bs Inv. ,13 pfd 3 ß dem Danner umb geserf und
umb stegrifriemen.' 1416, Z Seckelamtsrechn. ,Dem
schützenmeister uff die gürtel und geserpff 7 Ib.' 1437,
BStRecbn. ,Peter Seiler [Schützenmeister] umb 25
geserpf zu machen 29 Ib. 15 ß.' ebd. S. noch Spann-
Bank (Bd V 1388). In B als Abgabe von bestimmten
Ämtern. ,\Vele unser brüggampter ... oder unser sinner
werdent, die sollent uns geben ... hinnan zuo Sant
Johans tag zuo süngichten siben guote stegreiffarm-
brest ... und siben geserpfe, mit namen unser nider
brüggampt zwei ambrest und zwei geserpfe, das ober
brüggampt zwei armbrest und zwei geserpfe [s. weiter
unter Sinner Sp. 1083 u.].' 1406, B StB. ,Ouch so sol
ir [der .inlasser'] ieglich bi sinen eiden der stat ein
guot armbrest und ein geserpht geben und das ant-
wurten unserm schutschenmeister [!].' 1409, BPES.
(Eid der ,inlasser'). .[Der Grossweibel] sol ... von
disshin jerlichs zwei guote armbrest und zwei geserpfi
geben.' 1411, B StE,
Sonst nirgends bezeugt uud etym. unklar. Anknüpfung
an ahd. sarf, scharf (in unserm Material zudem nur spärlich
bezeugt) ergibt keinen befriedigenden Sinn ; gegen die Zsstellung
mit ahd. gisar(a)wi, mhd. gaerwe, Rüstung, sprechen ausser
semasiologischen vor Allem lautliche Bedenken. Die sicher
aus Inventuren (vgl. unsern Beleg von 1415) zsgestellte An-
gabe in Bs XIV. 121: ,Bürger und Soldner ... angetan mit
Waffenröcken, Curriten, Platten, Panzern, Geserfen, Eisen-
haubeu [usw.]' beruht ohne Zweifel auf falscher Deutung
(vgl. o.).
Servatias Serfü'zi BsB., Serfäei BsStdt; L (f neben
-w'ä«»'); Z, Serfäe (in BG.; ZStdt und weiterhin -wäz,
in GStdt -wäz) Af; Bs; B; L; Gr (so Malix); G; Tb;
Z — m.: Name des Heiligen bzw. dessen Kalendertag
1297
Sari — surf. Sarg
surg
(13. Mai), an dem die letzten Kälterückschläge zu be-
fürchten sind. aaOO. ,Vor Servazi kein Sommer, nach
Servazi kein Frost' L (Ineichen); vgl. frz. pas d'cte
avant S. Servais, plus de froid apres. ,Der Sommer
kommt erst, wenn Servazi schon vorüber.' ebd. ,Vor
Servazi ist der Sommer noch nicht da, nach Servaz
aber schadet kein Frost mehr' Z. Gew. in Verbin-
dung mit Pankraz(i) (und Bonifaz); s. Bd IV 1391.
Dazu noch als Nachtrag: Wenn 's am Servazi und
Pankrazi regnet, so mues' 's Bluest abe" und wenn 's
mit Tröste" a"'bunde" war ZRiesb. Eegnets am Pan-
kratiustag, so gibts keine Birnen, regnets am Ser-
vatiustag, so gibts keine Äpfel B; Z (so Horg.). Daher
Syn. Öpfel-Tag (entspr. gilt Birli-Tag für Pankraz).
Se'rfi m.: Zephir, dünnes, durchsichtiges Gewebe
AaWoIiI. (Elsler). — ■ Von der Arbeiterschaft aus dem syn.
frz. zfphyr entstellt.
Servis m.: Derwisch. .Unter den Türken die S-en
und die Bramini in Ost-Indien, die sich mit Messern,
Pfriemen und andern stechlichen Instrumenten über
den ganzen Leib rizen, hauen, stechen.' AKlingl. 1091.
— Der Anlaut ist auffallend : Druckfehler für ,D-'V
Sarg(g) — surg(g).
Sarg Ap; B; Gr; G; Z und weiterhin, Sarch
BBe.,Gr., G., Hk., SL, lt Zyro; FJ.; Schw (in Bed. b);
W, mit Dehnung Ap; BG.; FJ.; G; Tb; W tw. (so
Vt.); Z und weiterhin - m. Ap; B (in G. und lt
Zyro auch in der Form Sarch); Gr; G; Z und weiter-
hin, f. BBe. (lt AvRütte, in der Form Sarg); aScHW
(in Bed. b); W (nach einer Angabe), n. BBe. (Sarch),
Gr.,Hk.; FJ.; W (so Vt.), PI. Sarg, in ScawMuo. (in
Bed. b) Sarche": a) wie nhd. allg. bekannt, doch
volkstümlicher Töten-Baum (Bd IV 1247); S. wird
tw. als feierlicherer Ausdruck empfunden. Vgl. auch
Lieh 3 (Bd III 1014). ,Für alle war noch vor 50
Jahren das Sarch eine ungehobelte, ungeschwärzte
und ungefirstete Bretterkiste.' Bärnd. 1908 (BGr.).
,Wenn am Andreasabend ein Bursche oder ein Mäd-
chen einen Sarg hinter einem Baume sieht, so sterben
sie ledig.' AfV. (BE.). ,N. träumte von sieben Särgen
und im Laufe des Jahres starben sieben Personen aus
seiner nähern Bekanntschaft.' ebd. (ZHorg.). RA. Das
isch e" Nagel i" si" Sarg B und weiterhin. ,N. sprach,
man hette das hiiumelbrot für die kranken in die
särch behalten, also solt man ouch das sacrament für
die kranken behalten.' SHofmstr 1520. ,Den langen
sarch [Herzog Leopolds].' HPant. 1578. ,Zu oberst in
disem saal [in einem Pariser Spital] ... warend be-
schlossen porten und by jeder ein karren und daruff
ein sarch oder todtenbaum.' Mal. 1593. ,Ein Sark
oder Todtenbaum.' JMüller 1005. ,Keiser Severus ...
Hess ihm bei seinen Lebzeiten einen Todtenbaum ina-
chen, legte sich darein, küsset ihn und sprach: O du
lieber Sark [usw.].' FWyss 1673. ,Auf Nebel stark
füllt Pest den Sark.' EKönig 1706 (Regel für Pauli
Bekehrungstag). — b) Sarch (nach einer Angabe in
aScHW f.) spec. Reliquiar, Behälter zur Ausstellung
von Reliquien auf den Altären, bei Prozessionen an
zwei Querstangen herumgetragen Schw. ,Do giengen
si über ein sarch [in der Kirche], do funden si ir
ledli mit dem helfen dar inn.' 1404, Z RB. ,10 ß dem
Schweiz. Idiotikon VII.
N. von serchen uf den hof ze pfingsten [zu tragen].'
1413, Z; vgl. Edlib. 270. ,N. hat verrechnet, daz er
an der kilchen an serchen und andern gezierden ver-
buwen hab ... 137 pfd 15 ß.' 1439, Z StB.; an einer
zweiten Stelle ,särchen.' ,Also gieng man mit dem
krütz und mit dem sarch St Fridlin uf Burg.' 1400,
Z Chr. ,Vor jaren brächt N. im [einem Goldschmied]
ein särchli, daran wäre etwas golds, bi dry marchen.'
um 1490, Z (Verhör betr. die Abtei Fraumünster).
,[Die in Aussicht genommene Altartafel soll] in dem
sarch, daruff die tafel statt, haben die heiligen dry
küng uud in dem corpus unser liebe frow.' 1509, BFrut.
.Ganz särch voll heiltumb.' 1514, G. ,Das särchlin
mit den gsegneten ostien.' 1523, Salat. ,Der unzer-
trent rok unsers hern [zu Trier] ... in kostlichen sarch
vervast.' Ansb. ,Zweicristallini vergälte serchli.' 1528,
B. .Als man 1529 das silberwerch der särchen und
bilder zergenzt und näbend anderm den sarch S. Gallen
ouch zernomen und alles armen lüten verorndt, hat
man in demselben nit mer dan ein schinbein fonden.'
Vad. .Zürych zum münster warend särch, die man
nampt der seligen marterer, Felicis und Reguhe.'
HBdll. 1572. ,[Es] treit der diaconus den sarken,
darin das heilig hochwürdig sacrament ist.' 1588, Scbw ;
neben ,den sark.' ,Zwelf silbere Sarken, do in ieder
von den zwelf Apostlen sol reliquias haben.' FPlatter
1612 (Boos). ,Umb 4 schwarz Heiltum-Taffeln, 3
Särchli, ein Crucifix ...' 1634, UwE. ,Sarch der Hel-
tumben von 15 römischen Martirer und Martirin.'
1697, Scbw (Translationsfest). .Alles köstliche Holz
dienet für die Altar, Bilder, Sarchen ...' ClScbob. 1699.
,Die Sarch, in welcher die Heiltümer des h. Marci sein
sollen.' GKönig 1715/7. .Dem Gürtler N. für die 4
neuen schwarzen Sarchen mit Mösch zu beschlagen ...'
1740, UwE. ,Die silberne und zum Teil mit Edel-
steinen besetzte Sarchen des h. Meinradi und Mauritii.'
SchwE. Chr. 1752. .Folget [an einer Prozession zu
Bremgarten] auf einem ferculo in einer Sark das
Häuptlein samt anderen schönen authentischen h. Re-
liquien...' Z Nachr. 1753. S. noch Prozess II (Bd V
1043); SeU (Sp. 746).
Mhd. raref-fc», -cht») m., aarche f.; vgl. Gr. WB. VIII
1798; Martin-Lienh. II 374; aus griech.-lat. earcophatpis
(Kluge ' 385; Weigand 6 II 650). Die schiiftdeutsche Form
San/ dringt vor; bemerkenswert ist die Differenzierung zwi-
schen dem nicht volkstümlichen Sarg in Bed. a und dem
volkstümlichen Sarch in Bed. b in Schw. Ähnlich lebt Sarch
(unter •/•/■ S.) noch als Bezeichnung einer Stelle des rechten
Seitenschiffes der St Oswaldskirche in Zg fort. Die drei Ge-
schlechter erscheinen auch anderwärts. An Formen der
ä. Spr. seien noch genannt: , sarch' f. Ziely 1521, ,sarch' m.
1528, Z; 1530, Abscb., , sarch' m. 1531, II. Sani. (,der
haar.' 1548; ,dem Sark.' 1667), .sarch.' LLav. 1582, ,Sarch'
f. JGross 1624; 1641, Absch. (Gl), ,Sark' f. 1653, Gl,
,Sarch' f. FrHaffner 1666, ,Sark' f. GKönig 1693, im PI.
.särch.' HBrennw., ,särk.' 1588, Schw.
Töte"-: = dem Vor. a. ,N., dem tischmacher, von
zachen todtensargen zu machen 19 pfd.' 1577, B. ,Ein
Brett von einem verfaulten Todten-Sarg.' Sererh. 1742.
,Der Tannenbaum so lang und stark gibt villicht ein
Totensark.' 1786, ZZoll. Ofeninschrift.
sarche", 3. Sg. Präs. und Ptc. -et: einen Sarg
verfertigen BGr., Si.; F. D' Nächbüre" sarchen um
der** Gottswülk" F. ,Nur das Biel, die Säg,; und ein
Nägwerli durften beim Sarchen gebraucht werden.'
Bärnd. 1908 (BGr.). - Mhd. aorfen, xrker, (Lexer II 891).
Sarg, serg, sirg, sorg, surg
i ° - sarche" : einsargen B (Zyro); FJ. — be- „b'sär-
/,•<?»": = dem Vor. „W."
Sarcher m.: Sargschreiner BSi.
Sarg(e")-s. Zargß").
Sorg I: Moorhirse, Sorghum vulg. .[Gezähmten
wilden Enten ist] nichts liebers, dann s. in wasser
gesotten.' Vogelb. 1557. ,[Zu einer Lockspeise für
Tauben] nimm s., kümmich, honig [usw.].' ebd.
Aus it. »orrjo, surgo, mlat. surgum, sur(i)cum (DuCange
2 VII 677/8). Vgl. Gr. WB. XI, 1799 (.Sorggras'). 1809
(.Sorgsame'). 1230 (,Sireh'); Weigaud 5 II 894; Ünger-Khull
596 (Sirk); Sclira. 2II 325 (Sürch); Schöpf 731 (Sürch);
Helm, Kulturpflanzen und Haustiere 7 502/4. 612 ff.
Sorg II (meist mit Dehnung ö, in PAL -oh-, in FJ.
-uo-) f., PI. -e": wesentl. wie nhd. Sorge. ,Die s., fleiss,
angst, arbeit, müey, vigilantia, cura, attentio, diligentia,
accuratio, negotium, mentis inquietudo.' Fris. ; Mal.
(Weitres ebd. 377). 1. a) subj., beunruhigende, quä-
lende Gedanken, Befürchtung, wohl allg. ; tw. weniger
Volkstum', als Chumber (Bd III 300/1). Das ist-mer
iez di chllnst(i) S. De* Blieb ist ml" gröst(i) S. Ich
han (Es ist-mer) e" grössi S. ab. S. ha". I'h im" kn" S.
wege" Dem ApK. Muest ha" S. ha", du kunst de" Lö"
scho" noch über! ApK.; Th. Oft im PI. Ich ha" vil S-e".
Er ist us de" S-e", ,der Sorgen ledig' AALeer. (Hunz.).
Er löt-em d' S-e" nid über d' Ghneu-j-ufe" wachse", ebd.
In Angst und S(-e") si". wohl allg. Ond z' Gonte"
ist kein Bolizei, dö lebtmen öni S-e". Ar VL. 1903. ,Sol
kein burger den andern [,umb geltschulden'] übervallen,
er komme vor für den rat und swer au den heiigen,
daz er sinre schulde in s-en sie.' 1382, L; vgl. sorgen.
,üas ist min mindste s., dann ich weis wol, dass si
es nit tuend.' 1424, Z EB. ,Went du s. muost haben
ze stritten oder vientschaft haben.' Kunstb. 1474.
,Und babent [1. oder 3. Plur. Piks, oder 2. Plur. Imp.]
ein kein s. me sinenthalb [Karls des Kühnen] Nüsse
der loblichen statt.' 1475, Bs Chr. ,Den Eidtgnossen
[wurde] zuo wüssen getan, das man s. hätte, das die
sach [der Waldmann-Auflauf] nit guot weg haben
wölt.' 1489, Waldm. (B Bericht). ,[Die drohende Hal-
tung der Leute am ZS. bewirkte, dass] Waldman sich
von Baden heim gan Zürich zu ritten füegt, und von
s-en dheinen rechten weg zu ritten dahin pflag.' ebd.
,N. solt nit s. noch wunder haben, mh. tetten im
nit unrecht.' E. XV., Z. , Saget Hofmann: Nun so
geb üch Gott glück. Redt Zwingli: Das wirt er on
s. tuon.' Z Disp. 1523. ,In s-en stan.' 1559, Z. ,S.
und angst auss mangel dess gälts, argentaria cura;
der in grosser angst und s. ist, vast sorgfeltig oder
angsthaft, solicitudine affectus; s. und angst haben,
anxio animo esse; in s. und angst werffen, curas in-
jicere; on angst und s. sein, das vögele lassen sorgen.'
Fris.; Mal. S. noch Blitz (Bd V 268 u.). RAA. Chlini
Chind(e"), chlini S-e" ; grössi Chindfe"), grössi S-e" B;
G; Th; Z; s. auch Plag (Bd V 34). Vil Geld, vil S-e" B;
L; G. ,Z'vil s. die macht alt.' Rdef 1540. — b) obj.,
Gefahr, Not; von a nicht scharf zu scheiden. ,In den
s-en [näml. in der Amalekiterschlacht] rieph Moyses
zuo Gote.' XII., Wack. 1876. ,Wele unser burger von
unsern burgern flühet ab dem velde, ob si in not oder
in s. kämen...' 1370, Sch StB. ,Dieselb vesti uss-
wendig ein tür bat, dadurch er [BvLandenberg] lüt
mag bringen, vil oder wenig, davon wir dick und vil
gross arbeit, s. und getrang enpfangen habent.' 1411,
THFr. (Klage bei Österreich). ,Yetlicher ouch by
sinem eide darzuo [zum Fang eines Mörders] sin bestes
und wegstes tuon soll, so ver yetlicber das vermag
oder getar vor sins libs s-en.' 1447, ScawLB.; Var.
,libs gefar.' ,Es ist gester umb mittag in unser statt
kommen herr Adrian vom Buobenberg [der mit 2 An-
dern als Gesandter nach Frankreich geschickt worden
war] in schlechtem stat und mit yl und gibt ... zuo
erkennen allerlei handlungen und sorg, die inn zuo
sölher yl bewegt haben, mit vil umbständen ... und
sagt doch daby luter, die andern botten werden er-
lichen gehalten und mit nutz und eren gelassen und
es sy allein uff im s. gestanden.' 1477, Waldm. (Schrei-
ben von B an Z). ,Als an mh. gelangt ist, das die
büchsenschützen das bulfer in der statt machen und
terren, das aber merkliche s. uff im hat ...' 1491, Z RM.
,Wir [sind] mit schwärem s. tragendem krieg beladen.'
um 1500, Z. — 2. angelegentliche Bemühung, Sorg-
falt. ,Darnach schwert ain underknecht ... das tor ...
mit s-en uf und zuo ze tuond.' 1480, ZRhein. .Kriegen
grosse s. und fürsichtigkeit und guot regement haben
wil.' XVI., AaTB. .Damit dis Ordnung dest stiffer
und die meister in s-en behalten werdend, so [haben]
wyr dryg man us unserem ratt verordnet, die zu allen
vierteil jaren ... unversehenlich herumbgan.' 1547, Z
Anz. 1888. ,So lang er den vorsterdienst mit guoter
s. und trüwen verseche.' 1590, ZHegi. ,Mit Rossen,
die des Gebürgs nicht gewohnet sind, braucht es auf
diesem gehen, rauhen und engen [Gebirgs]weg S. und
Aufsehen.' Guler 1625. S. noch Sinn (Sp. 1048 o.).
Sprw. : ,S. und Fleiss fallt nicht auf dem Eis.' Denzl.
1677. Occasionell = Sparsamkeit PAL (.risparmio'),
bes. in formelhafter Verbindung mit Borg (Bd IV
1574); so auch im Folg. S. ha" (hebe"), Sorge
tragen, Acht geben, sich vorsehen, wohl allg.; ,aver
cura, far attenzione; risparmiare' PA1. (Giord.). Heb
(heit, händ usw.) S! Häb S, sust g'hist appe"!
Habet S., 's chunt e" Wage"! Heb S., dass du d's
Gaffeschüsseli nid g'hie" last! Heid S., wa-n-er geit!
PPo. Ich ha" jo S. g'ha", entschuldigt sich ein Kind,
das Etw. ausgeschüttet, zerbrochen, beschmutzt hat.
[Man] muess S. ha" um die Beder und Bieme" ume".
CStreiff 1901 (GlM.). Uercheli, Uercheli, heb S. im
Ränke"! Messikommer 1910 (ZO.); vgl. ranken (Bd VI
1139 o.). ,Ein Kind stüfelete um der Mutter Beine
und Karst herum, dass sie alle Augenblicke sagen
musste: Nit, nit, häb S., häb S.! ich könnte dich ja
treffen.' Gotth. ,So sehr auch Chlausli S. hatte, die
Türe [zur Laube] gixete halt doch und die Diele
chrächelete.' Obw Blätter 1900. ,Ein guoter wachter,
der da s. hab und lose, ob jeman an den swiren nützit
fürnemen wölte.' um 1440, Z. .[Als einige Gesellen
.gegörbset und gekoppet' hatten] rette er mit dem N.
als einem schützen- und stubenmeister s. zu haben.'
1484, Z RB. ,Hand s., dass keiner schwank [zu Be-
trunkenen]!' Ruef 1540. , [Der Wächter soll schwören,
bei ausbrechendem Feuer] die nachpurn desselben
orts angends und mit ernst ufzemunteren und heissen
s. ze haben.' 1557, ÄABremg. StR. ,S. haben, etwas
fleissigklich versorgen und tuon, accurate; s. haben
glauben zehalten oder das einer etwas verheissen hat,
fidem suam curare; mit s. haben oder verhüeten für-
kompt oder vermeidet man ein Unglück, vitatur malum
cavendo.' Fris.; Mal. ,[Die Leute von ZÄsch] sollend
ein yeder allwäg ein wuchen [den Wald] zuo hüeten
1301
Sarg, serg, Birg, sorg, surg
schuldig syn, und also einer als lang als der ander
s. haben.' 1567, Z Rq. ,Händ S., der Bär ist allbreit
do.' Myricäds 1630. Subst. Inf. und Ptc. in RAA.; oft
personifiziert. (Der) S.-ha" (S.-g'häbet Ap, S.-g'häben
BR., S.-heber Ap; G; Th; Z) ist aueh scho" niderg'cheit
Ap; BR., über (durch) d' Stegen abe"g'heit (g' falle",
Hrolet) Ap; Bs; BG.; G; Sch (Sprww. 1S24); Tu; Z.
Mit S.-ha" dar''' d' Stegen abg'heit ZLunn. Der Herr
S.-ha" ist der best Dokter und chost am Mindste" L
(Ineichen). S. noch für (Bd I 956 u.). Mit Gen. .Et-
licher dingen s. haben, concurare.' Fris.; Mal. Mit
Dat. Dem G'wändli, den Auge" [usw.] S. ha", allg.
Heb-der nor noch e"chli" S.! zu einem Genesenden Ap;
B; G; Th; Z. Du hast dir selbs, mein-ich, nid S. g'ha"
WLö. Es ist e" gueti, alti Marei, ich mues'-ere" S.
ha". HBlattner 1902. S. noch borgen (Bd IV 1575).
RAA. Heb der Nase" S., d' Auge" hend Deckel ZEls.
Der Arbet S. ha", faulenzen Z. Mit ,für' (Sp. 1123),
mit. Er hed S. mid-me [ihm] g'han GrD. ,Den pre-
dicanten fürhalten ... wie das sy ires teils mit dem
kilchenguot ... nit wie sy schuldig s. habint, sonders
helfind das ir vertrinken.' 1567, Z RM. Mit zue. (Jetz)
heb e'chli" S. dezue! Aa; Ap; Bs; B; G; Th. Heb S. zom
G'wändli, zom Geld, zom Chend! Er het Nut (nüd) S.
zur (zu slner) Sach. Er hed S. zue- nie GrD. Du
mttest zu di"'m Wib S. ha" Gr (Tsch.). Er het schröcke"-
li<h S. zu si"'r Frou B. Most e"chli" S. ha" zonnere"
[einem Mädchen], sös will 's-dich nomine Ap. Me" het
müesse" S. ha" zue-mer. RIscher 1903. Heb zum Seckli
S.! Messikommer 1910. Mi" mues' zum Mist S. ha"
wie zum Zucker. Barnd. 1911 (BG.). ,Er hätte nicht
geglaubt, wie wohl so 30 Kronen bschüssten, wenn
man S. dazu hätte.' Gotth. ,Häb S. zu dinem Gutt!'
DGemp. 1904 (Hausspruch). ,Man rauosst s. han ze
Wil im Turgew [vor einem Überfall].' Bossh. Chr.
(Titel). ,Etwarzuo s. haben, in cura aliquid habere;
zuo eim s. haben, curationem ad aliquem admovere;
zuo eim ding s. haben, eim ein ding lassen angelägen
sein, cur» habere rem aliquam.' Fris.; Mal. ,Der
vogler ... gibt denen, so mit ime geredt, das käfin mit
sampt dem vogel, ime s. darzuo zu haben.' JWetzel
1583. ,Ein Oberkeit erstattet ... ihre Pflicht, wann
si S. hat zu Gewünn und Gewerben.' FWyss 1673.
,S. haben zuo einem Ding, curam habere, gerere rei;
der S. zu sich selbs hat, observantissimus sui.' Denzl.
1677. S. noch ver-reren (Bd VI 1226); süber (Sp. 65).
RA.: Zue den eigne" Füesse" S. ha", für seinen Ruf,
seine Stellung Sorge tragen BE. Guet S. ha". Heb
guet S.! Ermahnung zB. an ein Kind Th. A.: Häid
guet S.! B.: Ja, will's Gott! und ier äuch, Gruss beim
Bergheuführen GRCast. ,Non hand guot s.!' 1490,
G. ,NN. doch guot s. haben sollent, das da nüdt
geschendt noch gewüestet ... werde.' 1537, Z RB.
,Wart des provant halb guot s. ghan.' Vad. ,Den
trottmeistern zuo Wedischwyl schryben, guot s. ze
haben.' 1557, Z RM. ,Dem goldschmid ist bewilliget,
alhie an Ötenbach im krützgang fechtschuol zuo hal-
ten ..., doch das er guot s. habe, das niemandts frömb-
der ... ingelassen werde.' 1562, ebd. , Haben meine
herren auch geordnet, dass die tor und wachten nach
notturft versehen werden und man an allen orten
guot s. habe.' 1563, HOHuber, Chr. ,Ä Baschli, häb
guotts.! darfst der sach nit verdruwen.' 1564, Z. ,Ist
N. zu sollichem ampt [eines Bettelvogtes] und dienst
von noynen herren angenommen und soll guot s.
haben.' 1565, Z RM. ,Der verstorbene N. sei. am
Sonntag zuvor verwarnet worden, guot S. zu haben,
sonaten imm ein Kuglen ins Gsess gähn möchte.' 1641,
Z. ,Heb guete S. darzuo!' FWyss 1672. ,Letsten
Montag hat die Wildin zu N. gesagt, wann sie nicht
mehr heimbkomme, solle er auch gut S. zu ihren
Kinden haben.' 1701, Z. Mit Synn. ,Wo wir ... von
alterher geweget hand ... da soll es fürer bcschechen
und unser buwmeister darzuo acht und s. haben.'
1542, Z RB. .Wellent wir, das ein jede gineind den
schwynen ... mit einem hirten hüeten lassen, derselb
guot s. und huot haben [soll].' 1559, Z Rq. 1910. .Ich
hatt da guot s. und fleiss, ich hielt da guot wacht,
diligenter hie eram.' Fris.; Mal. ,Ir wellen S. und
Acht haben ... allerlei Misstrüwungen und Irrungen
aufzuheben.' Anhorn 1603/29. Entspr. besser S. ha"
Th, in ä. Spr. auch ,bass.' .Lieber H., du hast mir und
minen khinden 200 fl. verton, hinfür wil ich bas s.
haben.' 1538/40, Z Ehegericht. ,Es hat ein künig vil
gwalts; aber ye höher in Gott setzt, ye besser er s.
haben sol, das er in nit erzürne.' LLav. 1583. ,NN.
sollend Herrn Spitalmeister für den Schaden, so ir
Fych inen zugfügt, 5 Pfd ... zustellen und sy ein
ander Mal bass S. haben.' 1602, Z. Mit adj, Stei-
gerung (vgl. Angst Bd I 337; Sund Sp. 1161): sörger,
am Sörgste" (in Ap; GT. auch de" sargest) ha" (vor-
breitet). Er hett sörger dass früener Ap. Ich ha" sörger
zu mine" Ghleidere" a's du AaF.; B. Cha""st zum
Buech sörger ha"! GWb. Du muest e"chli" sörger ha"
(zur Sach)! B. Je sörger das' -nie" häd, desto lenger
häd-me" an-ere" Sach ZZoll. .4»» Sergste" hed Er Xi.w.
Ich han e" Mol zue-n-ere" g'seit, si soll auch chlei"
sörger ha", es war glieh Öppis 'bräche". BWyss 1863.
Jize" het-me* S. u"ä geng sörger zu den Waldungen.
Barnd. 1911 (BG.). Was me" erwerhet, het-me" sörger
derzue. ebd. Hürmehi" müess-me" so de" Dienste" sörger
ha" weder zomenen ung'schaleten Ei, säst mache" -si
vo" hüt uf morn Ppacksamsti'. SGfeller 1911. RAA.
Mi" mues' (soll) zo Ye" Sach am Sörgste" ha", we""-
si am Mindste" (Wenigste") gilt BE. Wenn e" Ding
u"wert ist, so sell-men am Sörgste" dezue ha" L (In-
eichen); vgl.: ,Wenn die Sache unwert ist, sagt ein
altes Manuskript, so habe man S.!' HWeber 1899.
In ä. Spr. auch ,s. tragen, halten, (an)legen, nemen.'
,[Der Förster soll schwören] zuo den schirmhägen
und türlinen s. zenemen.' 1557, ÄABremg. StR. ,S.
anlegen seinem leib ze pflägen, dare aliquid cur» cor-
poris; alle s. anlegen, ponere omnem curam in re
aliqua; alle seine gedanken, sinn und s. etwar auf-
legen, omni cogitatione curaque in aliquam rem in-
cumbere; einer, der sein s. und fleiss an notwendige
und im nutzliche ding legt und wendt, felix curarum.'
Fris.; Mal. ,S. für seine eitern tragen, sich des
willens vatters und muoters fleissen, sy in eeren haben
und inen guots tuon, curare parentes; der sich selbs
liebt und s. für sich selbs tragt, sibi commendatus.'
ebd. ,Gott will S. tragen für sein Perleinschatz.' Ev.
Bott 1681. ,[Der Sonntag] ist ein Kleinot, das euch
Gott vertraut, haltet S. dazu.' FWyss 1697. Mit
Ellipse eines Imperativs als Ruf. S..' SJ Warnungs-
ruf der Lastträger BStdt. Sorg (auch Zorg, S. üss)
Schlittenrufe Ap; BG.; GrCüui-, Malix, Peist; vgl. horg
(Bdll 1606); sori (Sp. 1274).
Amtad. torga, -e; vgl. Gr. WB. X 1, 1755/72 (1756 die
Verbindung .Sorge tragen' aus GKeller); Martin-Lienh. II
Sarg, serg, sirg, sorg, surg
1304
374. Die F Form Suorg hat mit alid. suorga (= aworgu) nichts
zu schaffen, sondern zeigt die regelrechte, örtliche Entwick-
lung von gedehntem o. Die Stelle: ,Die reisigen, der N. sorg
hat [etwa = befehligt].' 1476, BsChr.11401 beruht auf einem
uicht vorhandenen lat. Original. Im Zunamen: ,Uolriche ane
s-c.' 1300, Bs; Tgl.: Du bisch e" Bans Onesorg B (Zyro).
FN. ,Sorg.' XV./SVI., BStdt (.Sorgen.' 1449); XV./XVI.,
GKriess. (,des S-en acker.' 1400, ,der S-enhof.' 1517); Seh
Stdt (schon im XVI.); vgl. ,Jacobus Sorgo.' 1294, BBiel, doch
auch ,Sorga.' 1525, BStdt. .Kleinsorg.' 1882, ZDiet. ,Sorg-
heit.' 1329, ZStdt (Leu).
Ob- ,0-e: Aufsicht, hohe oder höchste Fürsorge,
Schutz.' Spreng. ,Ein Kirchenschaffner, welcher...
auch auf die Mittel, so zur Dotation der Kirchen und
Fabric als 1000 Gulden ... gewidmet seind, die ordent-
liche O. tragen soll; und für dise seine Pflicht und
O. ist ... ein Capital von 1000 Gulden ... hierzu an-
gewiesen.' 1772, LESchmidlin 1895. ,Wann eine Fass-
nachttochter das Glück hätte, mit einem Hochzeit zu
halten, ... so soll sie als Hochzeiterin verpflichtet
sein, dem Herrn Meitlivogt ein anständiges Schnupf-
tuch zu geben für die 0., die er allezeit für sie ge-
habt.' ScHwBr. Bartlispiel 1829. - Vgl. Gr. WB. VII 1120.
Amt-: Sorge für ein Amt. ,Wir lernen, wie doch
dem lieben Gott das unzeitige Sorgen so gar zuwider
seye ... Wir reden da nicht von der A.; freilich sol
Der, der ein Amt, ein Stand, ein Beruff hat, Tag und
Nacht sinnen und sorgen, wie er demselbigen genug
tue.' FWyss 1677. — Wohl nach Luther; vgl. Gr. WB.
I 284. Die dort angeführte Stelle bezieht sich wie unser
Beleg auf Matth. VI 25. 31.
Un-: Sorglosigkeit. .Wurden durch u. und ver-
messenheit die vier vänle von Spanyeren ... uber-
vallen.' Ansh. ,So eim Schweinhirt ein Schwin old
Gans... durch U. verloren gieng...' 1622, MEsterm.
1882. ,In aller U. und Sicherheit leben.' FWyss 1655.
,Aus U. dessen, so solche Bettstatteu und Bettzeug
anfenklich gemacht...' 1661, ADettl. 1905. S. noch
um-halben (Bd II 1170).
Vor-: 1. Sorge, Furcht vor dem Kommenden. ,Die
v., forcht, vorlauffcnde angsthaftigkeit, praniolestia.'
Fris.; Mal. — 2. Vorsorge. ,[Der] Stattarzet, welcher
mit Ordinieren und Überschicken der Medicamenten
grosse V. und Mühewaltung gehabt.' 1668, ZUster
Neuj. 1868. .Nachdeme die Capel zu Nottwyl ... auss
unser lieben Vorfahreren als auch unser getrüwer
V. ... an eignen Mittlen also zugenohmen ...' 1678,
LNottw. — Vgl. Sanders II 1120; Martin-Lienh. II 374;
Fischer II 1875 (unter , Fürsorg').
Für-: 1. = dem Vor. 1. ,Da muose michel riuwe
sin, wan ze diseme tegedinge sazen da ze ringe tusent
frowen unde me: den tet diu f-e [für das Heil der
Königin] we.' Lanzelet. ,[Es] lüffent vil knechten...
zum küng [von Frankreich] urnb sold ... und hatten die
von Bern und ander eidgnossen f-e, es wurde wider das
heilig rieh dienen.' DScbill. B. .[Der Papst will die
Eidgenossenschaft] beschirmen, damit nieman an ir mt.
keinen grusen oder f. bedörf ze haben, dass in künf-
tigen ziten etwas nachteils einer Eidgnoschaft uss ir
mt. wolfart möchte entstan.' 1521, Absch. — 2. in
AALeer. (Hunz.); Ap; BG„ O. (Zyro) und bei Gotth.; Th;
ZRuss. f., in BE.,G.; SL.; ZNeer. m., = dem Vor. 2.
.Die f., fttrsähung, provisio; f. mit speiss und zeerung,
commeatus; f., fürsähung der speiss, die man hinder-
sieh legt oder gehaltet, conditivus eibus.' Fris.; Mal.
Mit Prajp. Zur (zum)F.. zur Vorsicht. aaOO. Nimm
zur F. de" Parisol mit -der! B (Zyro). Wer macht
auei, r0« flg,,, Chueleder [zähes Fleisch] us Sonder-
bundszite"? Nei", ha" deheim g'esse" zum F. JReinh.
1901. Par Flasche" zum F. hei"-si no,h mitg'no". ebd.
Zum F. het-er a"g'fange" [sich zu entschuldigen], ebd.
1907. Joggeli het g'sinnet, was sinerzit e" b'rüemter
Begieri"gsrät g'seit het: ,Jitze" hilft Nut me" weder
verfluecht lüge"!' u"d du het-er zum F. no'h-n-e" Für-
sprech g'no". Loosli 1910. .Grubenchlaus zog eine
wohlgefüllte Flasche aus seiner Tasche und meinte,
er habe die zum F. eingesteckt.' Addrich 1877. Für
*e(n) F. BG.; ZNeer. .Wenn Andere den Verstand
hätten, von Zeit zu Zeit zu sagen: wenn du was magst,
so findest dort und nimm, so müssten wir nicht für
d' F. futtere".' Gotth. ,Um Nichts zu versäumen,
wollte eben Christen noch für den F. Etwas tun.'
Dorfkal. 1865. Im F., im Vorrat: Ich ha" immer es
par [Löffel] im F. Dorfkal. 1858. Gleichbed. ,üfF.':
.Die Erst [Hostie] hat er selbs gnossen, die Zweit hat
er in die Montschranz, die Dritt hat er uff F. in ein
Corporal getan.' RCvs.
Mhd. viirsorge f. Vgl. Gr. WB. IV 1 a, 825/7; Fischer
II 1875. Das Masc. in Bed. 2 nach dem syu. Vor-Rat (Bd
VI 1581).
Hirten-: Seelsorge. S. geb III (Bd II 67). —
Liecht-: Vorsorge für das Licht (beim Lichter-
löschen). ,So wird zu gewisser Stund die Glocke
auch angezogen, dadurch dann Jedermann zur L. wird
bewogen.' JWetter 1642. — „Lau(w)i-" Louuri-
BHa., Lowwi- WVt.: „Gefahr, Besorgniss vor her-
unterstürzenden Lauwinen, erweckt aus gewissen ihre
Ankunft verkündenden Kennzeichen." .Interessanter
ist, dass jeder Lawinenzug seine Zeit hat; denn da-
durch erhalten die Bewohner die Gewissheit, dass,
wenn der ihnen benachbarte Lawinenzug sich einmal
glücklich entladen hat, es dann für diess Jahr mit
der Gefahr oder, wie sie sich ausdrücken, mit der La-
winensorge vorüber sei.' Kohl 1851.
Be-: Besorgniss, Furcht. ,Wir [die Berner] sind
in willen ... witer ze zihen und ander me schloss
und stett gewinnen; deshalb [ich] och b. hab in einer
zyt nit so bald heim ze kommen.' 1475, Bs Chr. ,[Die
von Äsche beklagen sich] wie der kilchher si gar
torlich mit siechten heifern versorg, dess si in grosser
b. ir seien stan müessen.' 1485, B EM. ,Üs b.' ,So
uns nun will gebüren, semlich schwer, unbillich Sachen
ze strafen und uns fürer nit also liechtlich ... zuo
gnaden bewegen zuo lassen, uss b., wo das beschäch,
dass dardurch semlich erdicht unwarhaft reden ge-
nieret... werden.' Ansh. ,Uss b. merklicher unruow,
Widerwärtigkeit und kriegsufruor.' ebd. ,In b.': ,Er
[der König von Frankreich] hett inen [den Eidgenossen]
geschriben; aber in b., das die brieff wurden funden,
so hat er es nitt getan.' 1476, Bs Chr. — Aus dem Folg.
umgebildet durch Anschluss an besorgen; vgl. Gr. WB. II
1634/5.
Bi-: = dem Vor. .Zuerst erschracken sie [die 3 Orte
bei Dornach] der Beis., es weren frische Feinde.'
Grasser 1624. .Dann nebet anderen Bys-en ... so
wurd man by disem Anlass [bei der Auslegung eines
Gesichtes] ihre selbs eignen Theologos aber hinder
einanderen richten.' Antw. 1650. S. noch Miss I (Bd
IV 448). ,tJs B.' , Die verordneten Herren finden nicht
gut, dass man nach dem Begehren der Pfisterzunft
das Brotkauffen im Kloster verbieten solle, aus Beis.,
Sarg, serg, sirg, sorg,
rg
der Abt möchte den Seinigen auch verbieten, Brot in
der Statt zu kauffen.' 1630, KWild 1847. ,Uss Beis.,
die Sach möchte nit wol aussfallen.' 1072, Gl. ,Auss
Beis. schwerer Krankheit.' AKlingl. 1691. .Wann dir
dein oft'enbahrer Feind einen Trunk darbieten wurde,
du nehmest denselben nicht an aus Beis., er möchte
dir Gift darein getan haben.' JMey. 1694. ,Die alten
Römer [haben] eine gute Zeit den Stock [eines Obst-
baumes] nicht spalten dörffen, auss Beis., derselbe
hiemit verdarben wurde.' EKönig 1706. ,Auss Beis.,
dass der Kauft' möchte gezogen werden.' L StR. 1706/65.
,Aus Beis., er möchte ihnen zu mächtig werden.' Grimm
1786. — Mhd. lisonje (Lexer I 284), nomin. Zssetzung zu
besorgen; vgl. noch Gr. WB. I 1394; Fischer II 811.
Buch-: 1. Sorge ums tägliche Brot, Nahrungssorge.
,Reisse aus meinem Herzen alle unnötige Bauchs.!'
Hott. 1666. ,Wir sollen ihnen [den Heiden] nicht
gleich sein in der Bauchs.' FWvss 1677. ,Wir reden
von der Bauchs, und nicht von der bescheidenlichen,
sondern von der übertribnen ungläubigen Sorg, deren
es am Vertrauen auf Gott manglet.' ebd. ,Die so gar
notleidend nicht sind, sonder auss allzugrosser Bauchs,
und Eigennutz zwaren den Mangel und die Not wider
Wüssen und Gewüssen fürschützen.' AKlingl. 1693.
,[Wir sollen] vor missträuiger Bauchs, uns hüten.'
JCNIg. 1738. — 2. m., wer nur für seinen eigenen
Bauch, für sich selbst sorgt, Egoist Gl. Als fingierter
Name: ,Eusebius B.' HvRütte 1532. — 1 zuerst bei
Luther; vgl. Gr. WB. I 1169; Fischer II 692.
Sei-: Seelsorge. .[Der Helfer von Lenzburg soll]
verbunden sin, die erberen lüt daselbs ... zum laben
und tod, es sye mit touffen, bichthören, predigen, ouch
der begrebt und allen andren pfarlichen rechten und
dem, so der s. anhangot, zuo versächen.' 1514, AaL.
StR. ,Sol ein lüpriester zuo sant Peter die frowen
versehen mit messhalten, predigen und ander s.' 1523/6,
Z RB. ,Die seels., animae cura fidelis.' Mal. — Vgl.
Gr. WB. X 1, 53 (ältester Beleg aus Mal.).
sorge" (bzw. -ö-, in FJ. -uo-), in W lt Tscheinen -u,
in WVt. -e, in PA1. sourgi, in FJ. auch ge-suorge°,
3. Sg. Prses. und Ptc. -et, bzw. -ed, in Ndw lt Matthys
auch -d, in ZStdt (jünger) auch -(: 1. a) in Sorge
sein, (be)fürchten B und weiterhin, doch nicht eig.
volkstüml. Abs. Er het geng z' chummere" (z' deiche")
u"d z' s. B. Wo-n-es [ein armes Bäuerlein] amen Abe"d
grüsam g'sorget het u"d 'bistet. Loosli 1911. ,S., sorg
haben, curare, morari, respicere, cura esse.' Fris.;
Mal. Mit Objektsatz. „Ich sorge, es werde noch
lange dauern." St.2 ,Do begund ich s., ... das die
schwestren über mich kement.' EStagel. ,[N. habe]
ein karrenbom an sinem hus leinen gehept und den
nider uff die erd lassen wollen ... Habe er gesorgt,
ira [einer danebenstehenden Frau] von sölichem bom
ettwas beschäch.' 1467, Z RB. ,[Ich] sorg, dass der
krieg gross werd.' 1476, Bs Chr. ,Da habe si gesorget,
wenn N. darzuo kerne, möchte erstochens leben daruss
volgen.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Wil si [die .scham-
haftigen ingenia'] scheinen, sogar vor den andern, wäre
zu s., das si gar abwendig wurden.' F Schulordn. 1577.
,Wil nit bei allen Orten mit erfarnen Officier ver-
sehen, so sorg ich wohl, wir müssen uns wohl brau-
chen lassen.' 1652, G Brief eines Hauptmanns aus dem
Felde. ,lch sorge zallererst, ... der alte Glaub und
Treüw wird endtlich auch noch neüw.' Tyrolersp.
1743. Parenthetisch. ,Der gesellen [Schwindler], sorg
ich, hat es vil in der Eidgnoschaft.' HPant. 1578.
,Walgöwer Knecht, deren vil, als ich sorg, mit andren
usslendischen Knechten bliben.' um 1640, Calyenf.
1899. ,Es geschieht auch, sorgen wir, einen grossen
Affrond, wann Ihr [Redinger] da bleibt' JJRed.
(FZoll. 1905). Mit abh. Fragesatz. ,Das sy nit
sorgeti, was ich gschriben hetti, lass ich iren den
brieff für.' TbPlatter Br. Mit Gen. ,Mag ie der man
dem andern besliessen, swelher swerren mag, das er
sines guotes sorgende si.' 1343, Z StB. ,[Die] von des
bapsts 1er verblendt, deren ich gar vil wirsch sorg we-
der deren, die d' warheit nit erkennet haben.' Zwingli.
,So man der frauwen s. [Besorgniss für ihr Leben
haben] müeste.' Rdef 1554. Mit Acc. ,Uff ein tag
hat es zenacht umb das nachtmal zum eersten geton-
deret, 2 oder 3 malen uffeinanderen, das bedütet ein
guot vollkomen jar an khorn und wyn, aber doch
etwan krieg zuo s.' 1576, Aa TB. .Unordnung mag
nicht bestahn, ein gspaltes Rych muss undergahn,
dass muss ich mit betrübtem Herzen by üch [den
Bündnern] s. mit grossem Schmerzen.' 1618, Zinsli
1911. — b) gleichbed. mit refl. Dat.: ,Ob einer im s.
müesse, der leg den [Schlangen-]Stein in Spyss oder
Trank.' RCys. — 2. sich bekümmern, bemühen, Für-
sorge haben, wohl allg. ,Sourgi, assistere, far atten-
zione' PAL (Giord.). La" du mich s. = luege", dass d'Sach
t" d' Ordni"g chunnt B (Zyro). 's giH vil (g'nueg)
z' denkt" ond vil z' s. ThMü. 's mues' Eine' s. u"d
biege". Loosli 1911. S. noch Amt-Sorg (Sp. 1303).
De' lät ('s) guet Vögeli ('s V. guet ZW.) s. Th; ZStdt,
W.; s. noch Sakrament (Sp. 656 u.); Sorg (Sp. 1299).
S. für. E" Hüsfrau mues' für d's Esse" u"d für
d' Chleidli s. B (Zyro). Si [die Frau] mues' för Alls s.
Für Se'b (deförj ist g'sorgfeß. Lueg es Niedersch
for ins, de"" isch for Alli g'sorget. SGfeller 1911.
,Da kam es Uli wohl, dass er dafür sorgte, soviel als
möglich durch den grössten Teil des Sommers altes
Heu zu haben.' Gotth. Für de" ferndrige" Sehne s.,
,für abgetane Sachen' AALeer. (Hunz.). Es ist derfür
g'sorget, dass ä" Bäum nid i" Himmel wachse?1 Aa;
B; Z. ,S. umb.' ,Wie ein boum sin eigne frucht im
selbs nit bhalt, darzuo nit brucht, also ouch ein yet-
lich Christ umbs nächsten nutz sorgen ist.' Eckst.
1525. ,Wir dörffent nit umb hilf oder schirm s., so
Gott unsern glouben und zucht sieht.' Zwingli. ,S.
auf: ,S. auff das künftig jar, extendere curas in an-
num venientem.' Fris.; Mal. — g6-sorget: wofür
gesorgt ist, worum man sich nicht bekümmern muss.
G's-s Bröd Z, g's-i Kost (GRChur, = u"g'sorgeti Kost),
Arbet (THWeinf.) ha", versorgt sein mit Brot usw.
Etw. g's-s ge". Das giben-i'h g'suorgets, ,die Sorge
dafür überlasse ich Andern' FJ. Die Kälber ,un-
gehütet sich selber überlassen: ne" d' Weli gen oder
ne" 's g'sorgeds gen.' Bärni». 1908 (BGr.). — u(n)-ge-
sorget: sorgenfrei Aa; Ap; Bs; B; Gr; G; Th; Ndw;
Z. Attr. En u-s Lebe" ha" Aa; B; Z. ü-s Brot; s. Brot
(Bd V 942 u.); auch Ap; B; Ndw. ,U-er Schlaf.' AyIIal-
ler. ,Du meinst vielleicht, so ein Klosterherr habe es
eituä schön und gut; denn er habe u-es Brot.' Ndw Ka).
1908. Pra>d. Bis doch u. JJRabm 1883. Das la" du
u-s! darum kümmere du dich nicht B. ,U. zu essen
und zu trinken haben' Z (FStaub). ,Die Männer
hätten einander angesehen und angestossen, dass der
Landvogt meine, sie hätten noch keine Pastete ge-
sehen, während die Meisten unter ihnen u-er Pasteten
1307
Sarg, serg, sirg, sorg, surg
essen konnte[n] als der Landvogt.' Gotth. S. noch
rösch (Bd VI 1469 o.).
Ahd. sorgen, -ön, -an, mhd. sorgen. Sorge WVt. (vgl.
BSG. II § 227) und sourgi PA1. entsprechen ahd. «orgai ; sorg*
in W beruht auf Beeinflussung durch die andern Verbal-
klassen. Vgl. noch Gr. WB. XI, 1773; Martin-Lienh. II
374 (auch un-ge-sorgt).
er-: a) einer Sache mit Sorge entgegensehen, (be-)
fürchten Aa; B; Gl; Gr; PAL; G; Schw; Th; Zg; Z. Mit
Objektsatz. Ich han ersorget, ich chäm 's Za"we über,
aber 's het-mer Nüt gemacht ZO. ,Das zu ersorgend
gewesen ist, das noch grösserer und merer unrat und
schad darus [aus der Blutrache] erwuechse.' 1500, Z.
,Zu e. ist, daz der Zürichse [durch die Fischerei]
ganz erbst und gescheut werde.' 1506, Z. ,Zuo Nider-
ensteringen vor des N-s hus lit ein eich im wasser;
da ist ze e., wann das wasser gross werde, das die in
rechten schiffweg rüne.' 1545, Z. ,[N., der ein Mäd-
chen ,geschwecht' hat] ersorget, es gebe zuoletst nüt
guots den erstochens laben.' 1561, B Turmb. ,Wir
[die Appenzeller] ersorgend, dass es [der Bau der Feste
Grimmenstein] uns und unserm land übel werd kom-
men.' Äg.Tschüdi. S. noch für-sehen (Sp. 578). Mit
Acc. I'h ersorge" 's (recht), han 's scho" lang ersorget,
zB. den Tod eines Menschen B; G; Z. D's Exame",
de" Winter e. GßChur. Ein mit Keuchhusten behaf-
tetes Kind ersorget en neuen A"fall B. Der Hans
hat 's villicht nuch speter schwing z' hüräte", wil eben
e" rechts Meitli eso-ne" u"g'hoblete" Schwacher miiesst e.
CStbeiff 1899. Z' e. gi'-t 's Nüt ZO. ,Ich ersorge das
Sterben nicht.' Inderb. 1826. ,Sie ersoigeten die neuen
Hausleute sehr.' Gotth. .Smario, hab din gemach! Inen
[dem Smuel und seinen Begleitern] ist geleit und frid
geben von unsern herren von Zürich für dich und für
menlichen; won der Smuel ersorgt dich vorhin, e dass
er her wölt komen.' 1391, Z KB. ,[Die Sundgäuer] er-
sorgtend wol aber ein solchen struss.' 1468, LToeler
VL. .Etwas übel e. und vast fürchten, prseforrnidare;
timent boves aratrum collo, die ochsen ersorgend oder
entsitzend den pfluog.' Fris.; Mal. ,Hab ich von disem
1588ten Jar sagen hören, das man diss Jarübel ersorgt
hatt.' RCts. ,Diesen Tag des Zorns sollen e. alle Die,
die den Zorn Gottes reizen mit ihren Sünden.' FWtss
1672. ,Ich ersorge ein Unglück.' Kosmopolit 1782 (B).
S. noch zue-risen (Bd VI 1343). Gleichbed. refl. .Darum
[dass die Söldner sich selbst bezahlt machen] müessen
wir uns dick e.' Ansh. ,Sie ersorgete sich aber noch sehr
auf die letzte Ferggerei.' Feierab. 1860. Unpers. mit
Dat. P. (sim) 1) essere titubante per timore PA1.
(Giord.). — 2) weh, leid tun. ebd. . Du hast sette" rüeicig
g' schlöffe", das' 's-mer häd ersourged dich £ erwecke",
che mi faceva pena lo svegliarti.' — b) mit Ungeduld
erwarten, herbeisehnen UAltd. Alligs ersorg-ich d' ZU,
wo es von Altdorf ins Sommerquartier auf den Urner-
boden geht. — er-sorglich: Besorgniss erregend,
bedenklich, gefährlich ürL. — Ersorgnuss f.: Be-
sorgniss. ,Aus E., dass das Begehren fehrners Be-
richts ... mehr das Ansehen einer Ausflucht dann
einer rechtmässigen Entschuldigung haben möchte.'
Mise. T. 1723. S. noch kommen (Bd III 267 o.). —
Vgl. Gr. WB. III 986.
ver-: 1. = er-sorgen a AaF.; L; GSa., Wb. I'h se't
zum Tokter, aber ich versorg-es recht AaF. ,Da jam-
merte sie [die Mutter] viel, wie sie um uns beküm-
mert sei und wie sie es versorge, uns in die Welt
hinaus zu lassen.' XHerz. 1863. — 2. sorgen für, Vor-
sorge treffen, vorkehren, Acht geben, besorgen. ,V.,
dass (damit)...' (gelegentlich mit antizipiertem Obj.),
dafür sorgen, dass... 1) mit posit. Nbsatz. ,Waz daz
mer wirt, daz sol man v., daz sömlichs gehalten werd.'
1487, Seg. RG. ,Zu v., das unser statt beslossen werd,
ist bevolchen N., bumeister.' 1489, Walpm. ,Ira winter
... soll der schuolmeister v., das in jeder class zwo
[Kerzen] ufgesteckt werdint.' F Schulordn. 1577. —
2) mit negat. Nbsatz, verhindern, verhüten. ,Sol ie
der man daz bi sinem eide verhüeten und v. für sich
selben, für sin wip und für alles sin gesinde, daz
nieman enkeine miete herumbe [für die Fürsprache
vor Gericht] enpfahe ald ... von nieman geben werde.'
1335, Z StB. ,Daz si [die 3 Gerichtsbeisitzer] versorgen
und verhüeten, daz nieman enkeinen gezüg nemme noch
leiste durch verzihens wegen der sache uf den eit.'
1348, ebd. ,Begert die A., als wir B., irem elichen
man das hus zuogeordnet hettind, daz wir nu ver-
sorgind, daz er ab dem selben hus nützit fürbaz ver-
kouffen sölt.' 1432, Z. ,An fryweibel von Göppingen:
Versorge, damit der tor dhein schaden bringe.' 1551,
B RM. S. noch zün-brüchig (Bd V 381). Mit abh.
Fragesatz: ,N. versorgt allenthalb, was von Nöten.'
RCts. Mit Acc. S. Ein Geschäft besorgen, erledigen.
,Do si [die Nonnen beim Bau des Klosters Ötenbach]
alle dink versorget betten, do sassent si in 2 verhengte
schiff.' 1340, Z TB. ,A11 drig vil und dick so vol win
worden und abkommen, das etwa mit inen nüt ver-
sorget noch usszerichten.' 1544, Z RB. , Vermeint
iederman, die sach were nun wol versorget und ver-
richt.' HBdll. 1572. S. noch für-sehen (Sp. 578 o.).
Eine (amtliche) Verpflichtung erfüllen. ,Wer och, das
das [1. du] kilch buwes oder dekens oder gloggen be-
dürft, das sond die undertan v. und den kosten genz-
lichhan.' 1328, LWangen. ,[Die Berner sollten] ir rei-
sen und züge also v., daz si dez nütze und ere hetten.'
Just. ,[Ein Priester] der ein mess teglich v. sol, durch
in oder durch einen andern.' 1408, AaB. Urk. ,Des
gnädigsten herren gbott, welches du flyssig v. sott.'
Mauritiana 1581. S. noch prächten (Bd V 398 o.);
bringen (ebd. 695 u.). Von Konkreten, besorgen,
warten, unterhalten. ,[Ein Tuchscherer musste nach-
weisen] das er das antwerk kunne in der masse, das
der liuten guot bi im wol versorget und behalten si.'
1336, OFecht 1909 (Z). ,[Damit die Schiffleute] meng-
lichem sin guot desto sicherer gefüeren und v. mögen.'
1378, Sch Chr. ,Die hüser in guoten eren haben und
halten und v. an dien muren, an dem gezimer ... und
an allen dingen, so dien selben hüsren notdürftig sint.'
1400, UwE. ,[Der Rheinwart soll] alle glocken v.
und die ufziehen.' 1428, Bs Chr. ,So soll ich pflichtig
syn, des gottshus garten ze v. mit säen, jäten, kölen
[usw.].' 1452, JCZdpp. 1894. ,Der N. hat mir sin guot
schlechteklich bevolchen und ich hab ims trüwlicher
versorgt, denn hette er mit mir vil wortten gebrucht.'
1460, Z RB. ,NN. söllent der statt armbrüst, büchsen
und andern züg ... nach dem besten v.' 1481, Waldm.
,[Ratserkenntniss, ein baufälliges Haus betreffend:]
das so nidergefallen oder noch stat und bresthaft ist,
zuo buwen und also zuo v., damit kein schad darvon
entstände.' 1498, Z RM. .Leite er [ein Knecht] sich
uff die gutschen, ein wyl zuo warten und dann das
vych zuo v.' 1541/3, Z. ,V., eines dings acht haben,
curare, attendere aliquid, rem aliquam cur« habere;
l:!0!)
Sarg, serg, sirg, sorg, surg
1310
versorget, euratus.' Fris.; Mal. .[Ratsbeschluss:] dass
eine ehrsame Gemeind Albisrieden, ihre Häg, Gatter
und Rigel ... allein machen und v. solle.' 1726, Z Rq.
1910. S. noch zün-brüchig (Bd V 381); Bresten (ebd.
840 u.); rinnen (Bd VI 1001); gesegnen (Sp. 466 u.).
Verwahren. Es hed Nüni g'schlage" ... versorgen wol
das Für ond Liecht. Ap VL. 1903 (Abendruf des Nacht-
wächters). ,Der sitz des stuols soll mit linden tüech-
linen umbbunden und versorget syn.' Ruef 1554; vgl.
Bd III 1315. Beaufsichtigen, von der Zensur: ,Her-
widerumb versorge man den truck dermassen ouch,
dass nüdt args ... getruckt werde.' HBcll. 1575. Mit
Richtungsbestimmung (vgl. c): ,[Die Luzerner sollen]
die nüwen münze der herzogen von Österrich nemen
... und die münze in ir stat v. [dafür sorgen, dass sie
in ihre Stadt komme], das man mit nüwen phenningen
kouffe und verkouffe.' 1336, Absch. Mit Acc. P. Die
anvertrauten Seelen; s. Sp. 666 o. Vgl.: ,[üie Engel-
berger wollen] einen lupriester han, der tod und leben
[Tote und Lebendige] versörgti[!].' 1469, UwE.; vgl. aß.
Sexuell befriedigen (Syn. besorgen): Der ist och z' alte'',
für-ne" söltegi Frau z' v., mit absichtlicher Zwei-
deutigkeit. Barnd. 1911 (BG.). Vom Henker, hin-
richten: [Ritter zum Henker:] Wen wend-er so früe
v.? In unserem Land ist 's nit der Bruch, dass ma"
's Wibervolk tuet henken üf. LTobler VL. Insbes.
a) ausstatten, versehen. Jmd mit Spis und Trank,
Holz usw. v. Ap; B; Ta; Z und weiterhin, doch nicht
eben häufig. In ä. Spr. auch mit Acc. S. ,Tätind
si [die Kurfürsten] daz nit [einen König wählen],
so wolt er [der Pabst] daz rieh v. mit einem künge.'
Z Chr. 1336/1446. ,Es sol ouch ein lupriester den
chor mit liecht, tach und gemach v.' 1488, LSurs.
,Das yederman stet und Schlösser versorgte [mit Kriegs-
volk und Proviant] zum basten so sy möchten.' Mor-
gant 1530. ,Gieng Rengnold im velssen ummhar und
samlet steinn ... und versorget all werinnen, da sine
brüeder sinn sottend.' Haimonsk. 1531. ,Dass sy [die
Kirchgenossen] mit geschickten, wolgelerten predi-
kanten versorget werden.' 1553, BLenk. ,[Die ,Hurd-
waud' soll N.] undenhar mit einer steininen Blaten
v.' 1618, Z. ,Die Vorsehung tun, dass durch das
ganze Jahr die Metzg jeweils dergestalten mit Rind-
und allerhand Bratisfleisch versorgt werde, auff dass
einiger Mangel daran sich nicht erscheinen tüege.' Bs
Mand. nach 1650. S. noch Büchi (Bd VI 188); be-
singen (Sp. 1204); Besorg (Sp. 1304). Spec. et) von
der Ausstattung zur Ehe, zum Eintritt in den geist-
lichen Stand; vgl. Sp. 570 f. ,Ir sond im ain kind v.,
weders er wil, gaistlich oder weltlich.' 1495, Gpd.
,N. soll die kind selbs erzüchen und v.' 1590, Z RM.
,Ein kind zuo der ee, den eren v.' .Wenn die kind
zuo iren tagen komint..., so mag der vatter mit rat
siner fründen dieselben sine kind zuo den eren v. mit
irem tail guot.' 1487, GT. Rq. .Alsbald ein kind zuo
sinen tagen kompt, inmassen daz es zu der ee mag
versorgt werden, so soll alsbald die [in zweiter Ehe
lebende] muotter verpunden sin, demselben kind ein
zimmliche eestür hinus zu geben.' 1539, B StR. ,Zwo
von Wattenwyl wurden mit gunst irer brüederen
zur ee versorget.' Ansh. Refl., sich verheiraten; Syn.
sich versehen (Sp. 571). ,Die schwangere Wiber ...
namen [im Pestjahr 1565] andere Mannen, das die
Oberkeit bewegt, solches ze verbieten, under einem
gewissen Termin von Monaten sich nit ze v.' FPlatt.
1612. .[Nach dem Tode des Mannes niuss die Mutter
das Erbe nicht mit den Kindern teilen] es wäre dann
Sach, dass die Mutter sich mit einem andern Ehemann
v. ... wurd.' SMutach 1709. S. noch Sp. 572 o. -
ß) mit den Sterbesakramenten versehen Bs; PSs., Stdt;
„L"; Ndw; W; Synn. s. Sp. 571. Der Pfarrer het-ne"
versorget mit Allem FStdt. [Petrus] het-mer g'siH, ich
kennt da nit inhi" [in den Himmel], ich sigi no'h nüt
versorgete. Schwzh. (FSs.); s. noch reichen (Bd VI
140 u.). Hieber wohl: Der Mesmer ver-(bi-)sorget d'
Lütli; s. Heiden-Für (Bd I 945). — b) als Rechts w„
sicherstellen, a) von Sachen. Duich eine äussere Form
(Eid, Brief usw.) bekräftigen; .gerichtlich fertigen.'
Püp. ,Das dis vorgeschriben alles [ein Verbot] ... also
versorget werde mit eiden und mit andern dingen, das
enkein gebrest noch irrung herunderkom bi dem eide.'
1348, ZStB.; ebenso 1369. ,Wan guot ... ist, das man
der Sachen, die... den lüten zuo eren und zuo nutz
...komend, mit briefs handvesti versorge, versichere
und bestätige...' 1440, GT. Rq. ,Von der verkomnus
wegen, die man mit dem küng [von Frankreich] ma-
chen sol, ... ist denen von Bern bevolchen uft'zerichten
und ze v.' 1474, Absch. .Welcher gelt um zins us-
licht oder entlechnet, soll allwegen von zwenzigen
eins verzinst und ... das mit brief und sigel versorgt
werden.' 1525, ebd. Eine Forderung (hypothekarisch)
sicherstellen. ,Dass die summ, so sy [die Eidgenossen
von Savoyen] fordert hettefn], verschriben und ver-
sorgt wurde noch aller notdurft.' 1476, Bs Chr. Die
Bemegger haben die 3000 Gulden ,zu v.' übernehmen
müssen. 1768, JGöldi 1897. — ß) von Personen, durch
Hypothek, Faustpfand, Bürgschaft in Bezug auf eine
Forderung, ein Erbe. ,Ob ein man sin wip ouch gerne
versorgete [in Bezug auf das Erbe]..., du süln beide
für einen rat gan und süln den bitten, das si die
frowen besorgen, ob der man stürbe, das ir des guotes
ouch volgte.' Z RBr. ,Umb 900 guldin sol er uns v.,
von 20 einen ze gebend, mit guotten underpfanden,
gülten und bürgen.' 1430, Z StB. ,Als N. sin eliche
gemahel ... 400 Rinsch guldin ir morgengab bewist und
versorgt hat uff die vesti Braitelandenberg.' 1443, Z.
,[A. ist mit seinem Schuldner B.] verkomen, das er
im von den 10 guldin ein eimer wins des jares zuo
zinss geben sölte, darumb er [B.] inn versorgt hab.'
1467, Z RB. ,30 gülden sol N. zuo Basserstorff, hat
Waldman selig im glichen, mit dem geding, ob er im
die uff Martini nechst verschinen nit gebe, so sölte
er inn darumb hablich v. und dannenthin davon zins
geben.' 1490, Walmi. (Abrechnung). ,Will man inen
[der Gemeinde Wallisellen] ouch noch ein jar lang
umb iren fürsatz warten, doch das sy den zins darvon
geben und herrn obman mit hablicher bürgschaft v.
söllind.' 1564, Z RM. ,A. [soll] den B. ouch mit
underpfanden, das biderb lüt gnuogsam bedunkt, v.'
1566, ebd. , Nachdem synes bruoders kind umb ir
vätterlich erb und guot von ime versichert und andere
syne schuldvorderen umb ire ansprachen ouch ver-
sorget und bezalt syn wellen.' 1578, Z. S. noch ver-
sicheren (Sp. 181 o.). Refl., sich Sicherheit verschaffen,
geben lassen. ,Das man do iedem man erloubt hat,
sich umb sin geltschult ze v. mit gyselschaft und mit
andern Sachen.' 1354, Z StB. .Mag iederman sich gen
dem andern v., als im dann nottürftig ist.' 1372, ebd.
,Dass einer das hauptguot nit über 3 jar nit an-
stahn lassen; dann welcher 3 jar zinss davon nimt,
1311
Sarg, serg, sirg, sorg, surg
1312
der soll dann schuldig sein, sich um das haubtguot v.
zu lassen.' 1544, Streitschrift 1713. ,A. soll dem B.
30 gl. lychen, ouch sich darurab v. und mit züg bezalen
lassen.' 1557, Z. (Sich) gegen Feindseligkeiten sicher
stellen: ,[Die Zürcher sollten Rapperswil besetzt und
den einen Grafen von Habsburg gefangen halten] all
die wil unz uf die stund, das die von Zürich sich
selber versorgtin und sicher getan wurden, das si und
ir nachkomen sölichs mordes ... nu und hienach ledig
wärint von dem vorgenanten von Habspurg ... [Als
geraume Zeit Nichts geschah, berichteten sie an die
Habsburger] sid nieman si v. wolte, so Wolfen ouch
si also nit lenger in forchten sin, wan si wolten sich
selber besorgen mit der statt ze Eappreswil und mit
andren, als si notdürftig sint.' Z Chr. XV. (Zürcher
Mordnacht 1350); ähnlich: ,Si söltin grauf Hansen
von Habspurg in gefangnus haben als lang unz die
von Zürich besorgot wurden.' Z Chr. 1336/1446. —
c) mit Ortsvorstellung, (sicher) unterbringen,
a) von Sachen, aufheben, bergen, aufbewahren, mit
oder ohne Angabe des Ortes Ap; Bs; B; Gl; G; S; Th;
Nnw; Z. Öppis so guet v., das'-me"'s nümmer findt
Z. D' Eüebe" v., nach der Ernte Bs. Mer wei" 's [ein
Kleid] dank wider v. OvGreterz 1911. Er nimmt de"
ganz Plunder, versorget-ne" im Stube'schaft. SGfeller
1911. D' Hand i" de" Hose"seck v., untätig bleiben.
RvTavel 1904. ,Ich will den Weinschenk gebeten
haben, dass er ... den 100jährigen Kalender versorge,
damit ich meine Kalender anbringen konnte.' S Wbl.
1805. Auch bei GKeller II 48. ,Die von Barre, von
Egre und ab dem Berg meintent, si söltent ir paner,
ir insigel und briefe under inen selber ouch v. als
wol als die in der statt Zug ... Darwider aber die
von Zug redtent, si wärent von alter also herkomen,
daz si die paner und ir insigel und ir brief in ir statt
behaben und v. söltent.' 1404, Gl Urk. ,Do Magis
den [erbeuteten goldenen] adler versorget hat, do kam
er wider zuo Karlys zält.' Haimonsk. 1530. ,Ob es
sich begab, daz einem uf unser allmeind vech . .. ver-
durb, so sol ers von 1 stund angents vergraben und
v.' 1536, Schw Rq. S. noch rätsamen (Bd VI 1620);
Sach (Sp. 112). Scherzh. = eine (gehörige) Portion
Speise und Trank unterbringen, bewältigen, tüchtig
essen und trinken (können) Ap; Bs; B; L; G; S; Th; Z;
Syn. under Dach bringen. Der versorget Öppis (cha"",
mag Ö. v.J.' hat einen gesegneten Appetit Bs; B; G; Z.
Mer hei" die Spis, der Wi" versorget B (Zyro). E"
Pfund Fleisch v. Z. I" den Driss' gerjöre" hed so e"
Spisse"bueb [Bauernsohn vom Hofe Spissi] in ei"'m
Hock sini drü alti Mass Most versorget L. Wo-n-er
afe" drizeh" Chännli voll versorget g'ha" het, ''ass-em
der Wi" anfe" d' Pelzchappe" lüpft. BWyss 1863. Brötis,
Herdöpfel und Salöt sind versorget. JRoos 1907. I"
der Wirtschaft hihi es Wüschli jungi Purst zur Seit-
sami Prönz versorget. Barnd. 1911 (BG.). .Nachdem
sie die Säuohren versorgt hatten.' Gottb. ,Er packet
den aufgestellten Vorrat von Kuchen und Braten, die
er mit seinen Hunden auf einmal nicht v. kann, in
eine oder zwo Futertaschen.' Sintem. 1759. S. noch
seglen (Sp. 443 u.). — ß) von Personen, in einem Quar-
tier, im Spital, Zuchthaus, in einer Anstellung usw. Aa;
Ap; B; G; Th: Z. Si händ-e" mües'e" v., in die Irren-
anstalt verbringen Th; Z. Er het sini Matli guet ver-
sorget, in einem Dienst untergebracht oder verheiratet
Ap; G; Th; Z. Es sind alli versorget, in einer Stellung,
verheiratet oä. B; Th; Z. Von einem Verstorbenen
sagt man, der liebe Gott habe ihn versorgt Z (FStaub).
Der ist versorget, gestorben, auch zu Grunde gegangen
von einem Weinstock Z (Dan.). So Eine [ein Stum-
mer] g'hört nid in Spittel, der sfft änderst versorget
si". H Blattner 1902. Sobald si di beide" Gest het ver-
sorget g'ha", isch d' Frou Käteli in iri Stube" g'gange".
RvTavel 1910. ,[Die beiden Totschläger] füert man
heim, band und versorgt si.' Salat. ,Ist aber der [ge-
vangene] schmid sunst ein grosser unglichmacher gsin
all sin tag, das er billicher solt bass fersorget sin.'
1561, ÜMev. Chr. 1540/71. ,N., so ein liederlicher
bolz und bisshar umb keine Züchtigungen nützit geben,
soll uff ein jar inn dem brunnenstübli im spital ...
versorget werden.' 1598, Z RM. ,[Man habe N.] wegen
seines unrichtigen Haupts in den Spital v. müssen.'
1680, Z. ,11 m allda [im , Spittel' von ÄASeon] eine
gewisse Anzahl armer Leute v. zu können und bei
diesem zu erbauendem Armenhaus 3 Jucharten von
der Allmend zum Anpflanzen für die allda versorgenten
Armen einzuschlagen . . .' 1792, JLüscher 1898. S. noch
er-rüefen (Bd VI 700 u.). — 3. sich der Sorge ent-
schlagen. ,Üb die seien werden verlorn, dar uf hant
si [die Priester] versorget gar.' Boner. — ver-sorget:
a) akt., von Tieren (Pferd, Rind, Hund), mit denen
man gut versehen, bedient ist, für deren gute Eigen-
schaften man bürgen kann Aa; BE., G. Syn. be-
sorget. ,Versorgete Kühe sind solche, welche man
erprobt hat und erfunden als gesund im Fressen, zahm
im Melken, gut bestellt im Euter, fett und reich in
der Milch, bereit, alle Jahre zu kalben, wenn die Zeit
um ist, aber, je nachdem es sich eben trifft, ins Grüne
oder ins Dürre. Die Kühe, mit welchen man in der
Regel am Besten versorget ist, sind die, welche mau
selbst erzogen hat.' Gotth. Vgl. Bärnd. 1911, 140. —
b) pass., (wohl) versehen B (Zyro); Syn. versehen b
(Sp. 574). I°* bi" der Magd, Chue v. (Fehler für mit
der M.?). , [Knecht, der für seinen Meister ein Kleid
kauft:] Gend mir ettwass guots dar bii, und dass min
meister v. siig.' Fastn. XV. ,Nemmend in [den Diener]
gschwind! ich weiss, dass ir v. sind.' Rdef 1540. ,So
ein Schroit, Wagner ... nit gute Werschaft machtend,
dass man v. were, soll er [der Klosterschaffner] Sol-
ches anzeigen.' XVII., AaMuH. Mit adv. Zusätzen B;
Gl; G; Th; Z. Mit dem Mvtli ist-er schlecht v. BG.
Mit dir war d' Welt schön v.! Gl. Men ist ke'"
Bitzli v. mit-em. — un-: a) nicht besorgt. In abs.
Konstr.: ,Gan zaller Sachen u., hus und hofes und unser
ewiber halb [mussten wir die Heimat verlassen].' 1448,
B AM. — b) nicht versehen (mit), a) = un-versehen 2 a
(Sp. 575). ,Ob nach beder, vatter und muoter, tode
söliche kinder, mit namen so noch u. und ungestüret
sind, mit tod abgiengen, so gand aber die gemelten
usgestürten kinde zuo erbe.' 1488, AAWett. ürk. —
ß) = un-versehen 2b F; W. Du bün-ich g'storbe" u-er.
Schwzd. (F). .Unversorgt kann ich den Vater nicht
sterben lassen.' W Sagen. — ,Ver-sorger m.: Ver-
walter, tutelarius.' Fris.; Mal. — Chnöpfli-: wer
gerne Chnöpfli (Bd III 750) isst Bs. [Vetter zum
Knaben]: Muess-der d' Ore" lö" und 's Lebe" schenke",
du Chnop/h! [Knabe:] Nai, i°* bi" kai" Chnopf, aber
du bisch e" Clin.! Breitenst. — Ver-sorgi°g f.:
a) Besorgung. ,Die Versorgung, procuratio.' Mal. ,In
v. han', von Kindern, aufziehen und erhalten: , Weiher
. .. der nechst wer, der sol haben oder tragen die sorg
1313
Sarg, serg, sirg, sorg, sitrg
1314
der [verwaisten] kind. Aber er sol sy han in Ver-
sorgung unz zuo 12 jaren.' um 1500, AAR.StR. — b)(aus-
kömmliche) Anstellung udgl. B; G; Th und weiter-
hin ; vgl. versorgen 2 c ß. Er het e" gueti V. im Wältsch-
land GT. — Ver-sorgniss f.: a) Vorsorge, Vorsicht.
,Die Steglen [?] sambt einem yssenen Pfaal hat man
auch mehrer Versorgkniss willen in das Züghuss ge-
tan.' 1662, Z Neuj. N. — b) Amtsversehung. .Hatdiss
gottshuss alle pfärlichen rächt und gewonhaiten, so vil
und so ferr ietz zum Closter hiehär zuo pfärlicher
värpflicht und värsorgnus gehörend.' 1514, FJecklin
1910. — c) Sicherstellung, Pfand, Bürgschaft. Meist
finanziell. ,Und ze merer Sicherheit und versorgnuss
... hab ich mli. von Baden zuo rechten unverscheidnen
bürgen geben und gesetzt diss nachgeschriben erber
manne.' 1437, AaB. Urk. .Haben wir zuo derselben
bewisung und versorgnuss [von 400 Gulden] unsern
gunst und willen gegeben.' 1443, Z. ,Mh. von Fri-
burg sollend ir schuld, 25000 gülden, noch innhalt
irer brieff, und ouch der v-e der 50000 gülden abge-
tragen werden.' 1476, Bs Chr. ,Man sol den swestern
im Hröwenhus versorkniss umb ersatzung irs hoffs zu
Wyler geben.' 1484, B RM. ,Och haben wir in disen
sorglichen löffen und uffruor mangel an kom und gelt
und bitten üwer fruntschaft ..., ir wollen uns 300 mut
kom und darzuo 5 oder 600 gülden zuo zins oder
sust uff unser erber gnuogsam versorgknus verhelffen.'
1499, Calvenf. 1899 (Chur an Zürich). In allgemei-
nem) Sinne: ,[Man soll die Verbrecher] mit dem turn,
trostung oder andren versorgnussen verwaren.' 1578,
AAK.Rq. Spec. = Eichung 3 b (Bd VI 477). .Unser
frow die herzogin sol och in derselben versorgkniss
sich und die iren verbinden, niemant wider die Eid-
gnossen zuo enthalten [usw.].' 1477, Bs Chr. ,Ob sach
war, dass die underhandlung langen Verzug nemen
wurd und nit möcht forderlich gefridet und die ver-
sorgnuss ufgericht werden, dass dann der herzog [von
Savoyen] 6 statthaftig, wolhabend, gwaltig, rieh per-
sonell ... zuo bürgen geben solle.' 1530, Absch.
Mini, airsorgen; vgl. Gr. WB. XII 1359/64; Martin-Lienh.
II 374; Fischer II 1341/2. Versorget a wohl < versorgend
(Pte. Pries.); vgl. die Aam. zu Mayen (Bd V 35).
vor-: wie nhd. Aa; Ap; B; Gl; G; Th; Z. Für de"
Winter, di schlechte" Zite" v. ,In das künftig jar v.,
in annuni prospicere.' Fris.jMal. — Vor-sorgung f.:
= Vor-Sorg 2. Der Berner Rat traf folgende ,V.' 1754,
B. - And. fonuorgen. Vgl. Sanders II 1121; Fischer II
1875 (unter ,fürsorgen').
für-: a) = vor-sorgen AALeer. (Hunz.); B. Für de"
Winter f. B. ,F. auf künftiges, providere, in posterum
prospicere.' Fris.; Mal. — b) ,F., etwas für einen
andern schaffen und verwalten, procurare.' Fris.; Mal.
— Für-sorger m. ,[Du, Zwingli, hast mir geschrie-
ben] wie du mir f. syest.' 1525, Zwingli Br. ,F.,
provisor.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. IV 827/8; Fischer
II 1875.
b"-: 1. a) = sorgen 1 Ndw (Matth.). ,B., in sorg sein,
vereri.' Fris.; Mal. Mit Objektsatz. ,Das ... iederman
besorgti, das es [das Töten der Hunde] ettlichs zuo-
künftygs ungfels und Unglück ein anfang und Ursprung
weri.' 1489, Waldm. ,In dem sind die knecht so in
merklicher zal ... heimzogen, dass wir besorget hand,
es wurde nit lang beit han noch mögen erliden.' 1521,
Absch. ,Man besorgt, er [ein Komet] zaigte nunz guots.'
Vad. ,lch furcht oder besorg, er möge nit gestillet
Schweiz. Idiotikon VII.
oder versuent werden, vereor ut placari possit.' Fris.;
Mal. ,Man dörffe auch nit zu b., daz der geist ein
solche person am lyb verletze.' LLav. 1569; ,nian habe
nicht zu förchten.' 1670. ,[Der Feind] besorget, er
verlier die Schanz.' 1621, Zinsli 1911. S. noch Bluet
(Bd V 222); roden (Bd VI 618); un-ver-sichüich (Sp.
271). Mit abh. Fragesatz. ,Als N. besorget, waz im
drus entston möcht...' JHaller 1550/73. ,Ich besorg,
was doch darauss wolle werden, sane cur* est, quod
eveuturum hoc siet.' Fris.; Mal. Mit Inf. ,Und waz
die letzy [bei Frastenz] so guot, daz man sy besorgt
zuo gewännen.' Edlib. I. S. v. Bedenken tragen.
,[N. habe] sy ermant, so sy sich das kindly ze machen
nit gschampt, das sy ouch den vatter anzuzeigen ouch
nit bs. solte.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Er besorgts ze
sagen, er weisst nit, ob er es sagen sol oder nit,
dubitat dicere.' Fris.; Mal. ,Was sind das für läri
Fanten, dass man bsorgt, die Supplikanten glich als
Bürger anzunän?' ScHwBr. Bartlispiel 1784. Mit Gen.
1) vor Einem in Sorge sein, sich fürchten: ,Der bös-
wicht ist hie by uns, des ich besorg, der das fleh
ermürt hat.' 1500, Z. — 2) für Einen in Sorge sein:
,Ich besorg deinen, ich förcht, dich gange etwas Un-
glücks an, timor meus de te; ir fürchtend oder be-
sorgend meinen, vos mihi veremini, ne labat ad opi-
nionem.' Fris.; Mal. Mit Acc, fürchten. ,Er besorgt
den küng vast.' 1476, Bs Chr. ,Es half an anstössen
wol scheiden, dass der adel d' Eidgnossen besorgt'
Ansh. ,A1s er sich vermerken Hess, dass er ... ire ge-
fründten besorgte, sprach N., es tat im niemandt nütz.'
1554, Z Ehegericht. , Einen frömbden Gott, den du
Nichts zu b. oder zu förchten [hast].' FWyss 1670. .Viel
Unbekannts [ist] noch zu b.' Z Neuj. D. Seh. 1733.
S. noch ge-rösten (Bd VI 1523). — b) gleichbed. refl.
a) mit refl. Acc. ,I)az er etlichen sinen künden...
entragen hab etwen ein klungeli garn ... doch nun
denen, so er sich besorgte, an inen am Ion verlieren
rnüesd.' 1490, Z RB. ,Daz der pfaff sich als übel be-
sorgte, daz er nit harus torst gon.' 1500, Z. ,Du hast
dich meinethalb nicht zu b., tibi a me nihil est peri-
culi.' Hosp. 1683. ,Wann sich Frankreich nicht b.
würde, die Eidgnossen möchten gar zu gut keiserisch
werden, so würde er [der König von Frankreich] ihnen
durch seinen Ambassador nicht so sittlich an dem Hals
kratzen lassen.' Coxloquidh 1689. Mit Gen. ,Jeder-
man besorget sich sonderlich der wynräben.' 1574,
Aa TB. .Vermeinet, sye hätten sich yetz keiner Be-
lagerung mehr zu b.' RCys. ,In dem nun mein Muter
seer krank, also dass man sich Sterbens besorgt.'
FPlatter 1612. ,[Die Obrigkeit] muss auch ... sich
der göttlichen Straff sowohl als andere Leut b.' Heut.
1658. ,[Zu einem zum Tode Verurteilten:] Der Schan-
den halben hast du dich nichts zu b. Wan dein Weib
und Kinder recht tun ... wird man ihnen deinen Tod
nicht aufrupfen.' JMeter 1694. ,Als die Grafen von
Habspurg mit Zürich keinen Frieden machen und die
Züricher ihres Besatzes sich b. mussten, beschickten
sie die Ihrigen zurück.' JCEschek 1692. Mit Acc.
,Wir vernemend allerlein pratik und red, so zwuschend
den fursten und küng sol fürgan und ir uch etwas
besorgend, das flucht über uch und uns gang.' 1485,
B Anz. ,Mir [= wir] uns nit haben zu b. des bösen Geist
Trug und Falschheit.' GGorrn. 1619. ,Sich b. vor';
vgl. Sp. 1316. ,Man [die Eidgenossen] sich vor im
[Thoman von Falkenstein] gar nichtz besorgt und in
83
1315
*, serg, sirg, sorg, surr;
für ein guoten, getriiwen fründ hielt' Äg.Tschum Chr.
,lch geschwygen yetz, dass wir ouch von denen vil
guots ze erwarten habend, vor welchen wir uns vorhin
raüesstend b.' Gualth. 1559. In abgeblasster Bed.,
denken auf, sich (geistig) beschäftigen. ,Sich b. üf-:
,Was ist anders die ursach, darumb der mensch so vil
ungrnach erlyden muoss, dann dass er sich uf des
bapsts buoss bsorgt, wie er dero nachkumm.' Eckst.
1525. ,Sich b. um': , Wehrend dieser merkwürdigen
Zwischenzeit [während des Imbisses der Soldaten] haten
sich die Standtshäupter bei denen wohlehrwürdigen
Vätteren Capuzinern um fast gleiche Gedanken be-
sorget [nämlich ebenfalls sich mit Trank und Speise
gestärkt].' 1766, UwSa. — ß) mit refl. Dat. ,Wann
er het im niemmer mer vor Rengnold und Richarden
besorgt.' Morgant 1530. ,Ich besorgt mir wol, es wurd
uns übel ussschlachen.' ebd. ,Als er [ein päpstlicher
Gesandter] die Rüche und Strenge des Gebirgs [Gott-
hard] ... gesehen hatte und irne ouch anders besorgt...'
RCys. — 2. = versorgen 2. ,B. dass ...' = .versorgen,
dass...' (Sp. 1308). ,[N., der eine Waise zu sich ge-
nommen] hat verheissen, daz er b. sol, daz du selb
tochter weder ze kloster noch ze manne beraten sol
werden ... dann mit willen und gunst der vorge-
nanten ir muoter und fründen.' 1384, Z StB. ,Ob allen
dingen so ist besorgett und berett bi lib und bi guot,
daz nieman enkeinen ussloufftue, noch usser der statt
louff.' 1410, BStR. ,Daz sy [die Äbtissin von Hohen-
klingen] die münz in unser statt verlihen hat den
[Genannten], also daz sy die selben münz, beide klein-
gelt und plapphart, schlahen oder fürbas enpfelhen
und b. süllent und mügent, daz sy mit sölichem ban
bestan sol, daz ie so vil angster, als uss einer ge-
schickten mark gemünzet werdent, sibenthalb lot fines
silber uss dem für tuon und 41 angster uf ein lot
gan süllen.' 1421, Z. .[Der Scherer dem Patienten]
dehein band tuon wölte, sunder inn in anderwege be-
sorgte, damit er nit geswulle.' 1JX3, Z RB. S. noch
Sel-Ge-rät (Bd VI 1622 u.). Mit Acc. S. Ein Geschäft
,b.' ,Des waren ouch die Zunftmeister und etswefil der
raten zuo enander gangen, etlich der stat notdürftig
ze b.' 1377, Z StB. Ei"m Herdöpfel, Chriesi usw. b's.,
an seiner Statt, für ihn einkaufen Ap; G; Th; Z. ,Der
gemeinen Holzlüten Nutzen nach bester Möglichkeit
zu b.' 1742, aZoll. 1899. Es b's.: D' Bäsi Margret
hat g'seit, mit der Vri-ne" well-si 's da"" b's., dafür
sorgen, dass sie ihre Zustimmung gebe. CStreiff 1900
(GlM.). Eine amtliche Verpflichtung ,b.'; s. Wiss-Bröt
(Bd V 988 u.); ver-pfrüenden (ebd. 1291); besingen
(Sp. 1203 u.). Von Konkretem, warten, unterhalten
Ap; B; Gl; L; G; Scii; Tu; Z; oft mit Dat. P. D'
Sach, de" Garte", d' Chüe, d' War b's. Warum löst die
Tide" wider flüge"? De hetsch-si solle" b's. Joh.Mey.
1866. ,Der alte Turnplatz ... dürfte etwas besorgt,
d. h. geebnet und mit Gerberlohe bedeckt werden.' B
Volksztg 1901. Verwahren. ,Sol man der kouflüten
guot niderlegen, das es besorget si.' 1397, Absch. ,Und
als noch mer gelts in der bichsen und aber die nit
wol besorgt wer und die in einem kästen läge, der
zu vil zitten offen stuende und nit beschlossen were,
als den ir huswirt bruehte... von dem sy zu dickem
mal gebetten wurdint, die bichsen oder das gelte
darinne in ander weg ze besorgent ...' 1472, Z RB.
,Soll auch das Feuer nach dessen Gebrauch in die
Peuergruben gewuscht, allda wohl besorget oder gar
ausgelöscht werden.' GRThs Peuerordn. 1767. Ver-
wahren im militär. Sinne. ,Es sol ein ieklicher houpt-
man sin werre ... unverzogenlich ze stund besechen
und b. mit hilf und wussend eins schultheissen.' 1415,
AABremg. StR. ,Von der untrüwen löuffen halb, so
iez sind' soll Schultheiss Seiler an der Eidgenossen
Boten zu Zürich bringen, dass man die Städte am
Rhein besetzen sollte, damit uns die ,nit veruntruwet
sunder besorgt' werden. 1489, Absch. ,Soll man denn
uff den selben Tag unser Land Glarus besetzen und
b. nach aller Noturft.' 1623, Gl. In Ordnung bringen,
ausgleichen: ,[Die Berner haben] mit iren nächsten
nachburen von Luzern ein verstand gmacht, einandren
nit ze schädigen und also vil unrat ze b.' 1529, NMan.
(Rede an die Zürcher). Mit Acc. P., zB. einen Kranken
B; Th; Z. Eini, e" Witfrau, sexuell befriedigen, stu-
dentisch; Syn. versorgen (Sp. 1309). ,So erlaubet ihr
türkisch Heiligkeit, der Muffti oder der türkische
Papst, keine öffentliche Hurenhäuser in Constantinopel,
wie ihr päbstliche Heiligkeit, der römisch-katholische
Pabst, in seiner heiligen Residenzstatt Rom, ja wohl,
dass sich etwann 3 oder 4 teutsche Mönchen solten
zusammen tun, eine Maitresse mit einander geniein-
samlich zu erhalten und zu b.' Goliath 1741. Refl.
sich vorsehen. ,Schicken mir bulfer und klocz, ...
wond ich muos mich wol b.' 1499, Dorn. 1899. ,[Die
Eidgenossen] die sich in mittler zit [während des
Waffenstillstandes mit den belagerten Zugern 1352]
ouch bas besorgtend, des herzogen und der entschüttung
zuo warten.' HBrknnw. Chr. ,Skh b. vor', sich vor-
sehen, hüten vor; vgl. Sp. 1314/5. ,Daz sond sy [die
Glarner] ainem herren byschoff und den burgern ze
Cur getrülich und ungevarlich kunt tuon, daz sy sich
vor denselben wüssent ze b.' 1402, Gl Urk. ,Wie man
sich in der stat von hus ze huse b. sol vor dem füre.'
1406, BStR. ,N. im für und für böse wort gebe, sig nit
on, er müeste sich vor im b.' 1487, Z RB. Insbes.
a) = versorgen 2 a. .Ich setze ... daz nach mineiu tode
der schultheiss, der rat und die 200 von Berne ... den
[Insel-]spital besetzen süllent und b. mit Vögten und
mit andern dingen, so man dazuo notdürftig ist.' 1354,
Imob. 1878. ,Als wir si [die Pflster] mit einer andren
brotschal und Göttfritz säligen louben besorgtend...'
1413, BStR. .[Der .kilchher' von Dietwil soll] sin
Untertan b. mit bicht und den würdigen sacramenten.'
1432, LDietw. Refl. ,Gebürt sich ouch, das bedü
stett- und dorfflüt an sant Tomatz tag vor wienächten
sich ... mit brot und andren notdurftigen dingen b.
und versechen müessent.' 1367, BStR. ,Als denne der
fride ze Keysersperg ... ufgenomen wart allermeist
darumb, daz gar vil lütes unbesorget warent an körne
an wine ... und sich aber die in dem friden by uns
b. mochtent nach notdurft.' 1410, Bs Chr. ,Wenn die
muotter sich mit einem andern eeman b. und sich
mit der ee verendern wurde.' 1539, B StR. ,Sich b.
umb': ,Umb leimi wend ist geraten, das die stat för-
derlich sich b. sol umb nie ziegelhöfen.' 1406, ebd.
— b) = versorgen 2 b. a) von Sachen. ,Daz dis vor-
geschoben alles... also stät belib und besorget werd
mit eiden und mit andern dingen.' 1376, Z StB. Da
der Kauf des Hauses erst vor Kurzem verschrieben
(.besorget') worden ... 1530, Absch. Eine Forderung
sicherstellen: ,< 'asper Murer gen 200 guldin, gab Jörg
Grebel bar von sintwegen, und 100 guldin soll herr
Felix Murer b. umb 5 g. geltz.' Waldm. — ß) von
1317
Sarg, serg, sirg, sorg, surg
mv
Personen. ,AIs ouch ein artikel in der richtung stat:
wie man uns nach unser notdurft b. so], ob uns von
der sach wegen ienian bekümberren oder schadgen
wölt in dehein wis, daz man uns do vor schirm, be-
hulfeu und beraten sy, der besorgnuss ligen wir noch
genzlich uss.' 1364, Z StB. ,Wer ze sinne, das si das
wol tuon möchten [eine Vogtei verkaufen] ... und das
die von Hünaberg [die Käufer] da mit wol besorget
und dar an habent werk.' 1381, Z Rq. 1910. ,Wer,
daz wir ... den N. ald sin erben ... von der obge-
nanten unser herrschaft von üsterrich mit brieten
besorgtin, daz si umb den vorgeseiten zehenden und
umb den pfandschillingdaruff sicher wenn ...' 1400, L.
,So band die selben unser eidgnossen ... uns [die
Glarner] umb ir anzal des geltz, so inen da von ge-
hütet ze geben, mit ir briefen besorget.' 1415, Gl Urk.
,[Dass NN.] den müt kernen jerlichen uff sant Martis
tag dem nüwen altar und sinem capplan an allen ab-
gang richten und weren und sy mit brieffen darumh
b. söllent.' 1423, ZAltst. ,E das min eliche hussfrow
umb die vorbenempte sum geltz bewist und besorgt
ist.' 1426, Z. ,lch besorg ouch sy [die Barfüsser in
Zürich] und iro nachkomen der selben zwen müt
kernengeltz jerlicher ewiger gült uff dem genannten
hoff.' 1439, AaB. Urk. S. noch versicheren (Sp. 180);
cer-sorgen (Sp. 1310). ,Sich b.' ,Das die [,Lamparter'
als gewerbsmässige Geldverleiher] umb ir geltschult
sich mit giseln mugen b. gen ünsern burgern.' 1372,
Z StB. ,Von frowen guot ze b. Mag sy [eine Ehe-
frau] sich umb das ir lan b., wenn sy will, sy hab das
guot ald valle ir zuo.' Ndw LB. Sich gegen Feind-
seligkeiten sicher stellen, einen Vertrag schliessen.
,Were, das wir ... uns ienderthin gen herren oder
gen stetten fürbas b. und verpinden wöltent, das
mugen wir wol tuon.' 1351, Absch. (Z Bund). ,Were,
das söllich verlündet... personen, zuo denen also ge-
griffen wurde> mit recht nit umbgebracht möchten
werden, mit den selben söllent ünsers herren von
Costenz amptlüt ... sich nach notturft b., das si und
die landsässen in der grafschaft ... von inen ane kum-
ber und entgeltnüsse beliben.' 1450, AaK. StR. S. noch
versorgen 2 b ß (Sp. 1311). — be-sorgend: pass.,
was zu besorgen ist, zu Besorgniss Anlass gibt. ,[Ein
Hinderniss soll aus der Limmat geräumt werden] damit
die Schiffmeister nit zuo klagen haben, ouch besorgendte
Gefar und Schaden, dessen man sich bei inen [den Sehlie-
rern] wurde erhollen wollen, vorkommen werde...1
1642, Z. ,An disem Egg ist ein Brunnenstuben, welche
faul...; das Meiste aber, so b-en Schaden verursachen
möchte, ist, dass ein Brunnaderen in dem Keller, von
welcher das Wasser durch die Mauhr in diese Brunn-
stuben tringt.' 1708, ZRüti. — be-sorget: = ver-
sorget a Aa. E"b's-i Chue. — üb-: nicht versehen mit.
,So ist ouch das huss Schenkenberg zu dem krieg, ob
der angon sölt, u. an züg; denn ich hau daruff nit mer
denn drü armbrost.' 1448, B AM. ,Die knecht ... sind
mit schössen u.' ebd. S. noch besorgen (Sp. 1316 u.!.
— Be-sorger m.: Verweser; vgl. Pfleger 1 a ß S (Bd
V 1228/9). ,Das dehain burger zu dem andern burger
... swüeri, ald sich gen im verbundi mit trüwen, an
des ratts ald der besorger, ob nit rates war, urlob
und willen. Wenn das dem rat fürkunt und gewar
wirt ald die besorger [1. ,den b-n'], ob rates nit war,
so sold derrat ald die besorger bi dem ait dieselben
burger ... für die vier crütz verbieten.' 1358, GScher-
rer 1859. — Be-sorgi°g f.: 1. Besorgniss, Angst.
,In B.' ABütelrock 1682/1712. — 2. wie nhd. Be-
sorgung G; Th; Ndw; Z; nicht volkstüml. E" B's. ma-
che'', Etw. besorgen. — be-sorglich: aj = ersorglich
(Sp. 1307). .In dieser b-en Zeit, wo der Wolf in den
Schafstall Christi einbricht.' 1525, Hiliy 1891. ,Soll
unser Oberamtsmann, wann solches Ruten an b-en
Orten unternommen wurde, alsobald Innbalttun lassen.'
BTracbs. Schwellenordn. 1766. — b) was zu befürchten
ist. ,[Segel] denen wir einen an diesem Ort b-en Sturm
ausszustehen nit mehr trauwen dörften.' AHerport
1669. Adv., wie zu befürchten ist, vermutlich? ,Dass,
wenn ihn der Herzog von Ostreich begehren würde, man
ihn demselben b. ausliefern müsste.' 1622, Slherrer,
G Chr. .1 >ie Verhandlung würde b. allzu lang worden
sein.' JJUlr. 1718. — Be-sorgniss f.: a) Besorgung,
Unterhalt, Pflege. ,Besorgnuss des füres [Titel].' 1406, B
StR. ,Dass ... der kilchensatz der lütkilchen ze Visslis-
pach dem spital ze Baden ... zuogehört an den tisch
und besorggnuss der armen.' 1419, AaB. Urk. ,B. tuon
umb', besorgen, beschaffen: ,Buschenbulfer [1. buch-
sen-] ist da 2Va Zentner, das aber ganz nütz beschüsst.
Harumb sol man besorgnis tuon in allen stetten kosten,
als vor stat.' 1475, B Anz. ,In huot und b. halten':
,Es sol mängklich gedenken, guot sorg, vlyss und ernst
zuo haben zuo synen füren und liechtern, dieselben
nachts und tags in guoter huot und besorgnus zuo
halten.' 1505, AABr. StR. S. noch besorgen (Sp. 1317 o.).
— b) Vorrat. ,[Für den Papstbesuch] ist notdurftig,
das wir etwas besorgnuss an vischen bestellen.' 144U,
Gfo. (B). — c) = Versorgniss c. ,[Weil die Augustiner]
enkein besorgnuscht von irem änin [2 Brüdern, deren
Vorfahren dem Kloster gewisse Ziuse geschenkt hatten]
und irem vatter sei. hettin, daran si habend werin,
[wollen NN. die Augustiner] umb die egenanden jer-
lichen gült besorgen.' 1426, Z. ,Die h. von der stift
sollen mh. besorknuss geben der gerichten halb zuo An-
soltingen, die sie inen geschenkt haben, zu ergetzung
des kostens, so mh. zuo erwärbung ir stift gehept
haben.' 1487, B RM. ,Ein besorgknuss den wissen
swestern, als si sagen werden.' 1489, ebd. — be-
sorgsam: sorgfältig, vorsichtig. ,Die 4 fürschower,
die dann ingesessen und geschworen burger und bsorg-
samm man sin sollend.' ZElgg Herrschaftsr. 1535. —
un-be-: unvorsichtig. ,Uie 4 fürschower sollend an
orten, da u. volk ist und man sorgklich füret, die
herdplatten, ofen usw. besehen.' ebd. — Be-sorg-
sami f.: Versorgung. ,[Man soll 2 Pfründer] be-
sorgen mit gewand, mit schuochen ... und mit b.
füres und liechtes, gemachs und taches.' 1413, AaB.
Urk. ,Es sol N. und sine erben die vorgeschriben
gruoben der zweijer beder ... in bescheidnen eren
haben in der mass, als sich denn ie schultheiss und
rat bekennend, in welher mass si an b. sin söllent
nach anzal so vil wassers, als der vorgeschriben gruo-
ben der zweijer beder denn zuo gehört.- 1421, ebd;
Amhd. bimrgen, uilid. baiortjen; vgl. Gr. WB. 1 1685/8
Fischer I 922; Martin-Lienb. 11 374. Auch die Form deute*
auf junge Entlehnung aus üVr SHuit'tspr. lud l,i»„nj •'. lusir^.ii,
pflegen B (Zyro); Ndw (Matth.), befürchten B (Zyro), bitoryt,
i» Furcht, ebd., bUoryt (st. -et), an Alles denkend Li; G; Z.
Sorger m. Nur als FN.; vgl. den FN. ,Sorg' (Sp.
1303 o.).
Mini, sorjrere (Lexei II 1057); vgl. ßr. WB. X I, 1790/1.
.Renerus Sorgere.' 1226, Bs; .Heinricus der Sorger." 1289,
1319
Sarg, serg, sirg, sorg, surg
ebd.; .Wernher Sorgir.' XIII., ebd. Das dem Namen zugrunde
liegende Appellativum war wohl die Bezeichnung eines Amtes;
Vgl, Ver-, lie-soryer.
Geld-: im Woit;piel mit Sel-S, Pfarrer, der mehr
darauf ausgeht, seinen Pfarrkindern Geld abzunehmen
als für ihre Seelen zu sorgen. ,Oft bleibt eine Pfarrei
gut bei einem gleichgiltigen Seel- oder Geldsorger.'
XHerz. 1863. — Vgl. Gr. WB. X 1, 55 (unter .Seelsorger')
und IV 1, 2922 (,Geldsorge').
Mel"-: = dem Vor. .Mehlsorger haben wir für-
wahr genug, während an Seelsorgern ein so grosser
Mangel sich findet.' 1885, Brief von Pfarrer Schiess
an einen Theologiestudenten.
Sei, in Aa auch Sei-: wie nhd. wohl allg. bekannt,
doch nicht volkstünil. .Meines ehemaligen S-s treuge-
meinte Warnungen.' UBragg. ,Es hat sich vor zyten
begeben, das ein pfarrer abgestorben was, und die von
Winterthur ein andern erwellen wolltend, hand sy gen
Rinfelden ir bottschaft zuo eim ersamen priester ge-
tan, wie im die pfarr gelihen syge, so verr er sy
welle annemen. Do antwurt er inen, er hab ein seel,
wüsse nitt dieselb ze versorgen, noch vil minder, so
er viler menschen s. sin sollte.' Bossh. Chr. ,S., suoch
pfarrer.' Mal. .Wollend wir [die evang. Gemeinden
im Puschlav] ein S. erhalten, müesend wir mit Schnitz
[Steuern] verrichten.' 1635, Gr. Vgl. Geld-, Atehc-S.
— Mhd. sel-sorger (Lexer II 871; Nachtrag 3611.
Sorgfalt f.: Sorge, Besorgniss. ,[Die Seele war
ohne die aus dem Glauben fliessende Freude gleich]
einem lebendigen Ameishauffen, in deme Alles von
wider einander lauffenden unrüehigen Affecten und
1000 widerwärtigen S-en gewimslet' JJUlr. 1718. -
Sorgfalt ig f-e'-J: Nachtrag zu Bd I 821. 1. a) besorgt,
ängstlich. ,Sy [die Z Regierung] sind noch vas sorg-
fältig der genieiml halb in der statt.' 1489, Waldm.
(B Bericht). ,Und muosten die [eidgen.] potten in allen
Handlungen vast sorgvaltig und mit iren Worten ganz
behuot sin.' ebd. ,Fleissige und s-e händel, die mit
grosser angst und sorg geschähend, actiones accuratas
et solicitav Fris.; Mal. S. noch Sorg (3p, 1299). Weitres
bei Gr. WB. X 1, 1793. — b) Besorgniss erregend, be-
denklich, gefährlich. .Beschwerung, so geleit ist wor-
den ... uff ein ganz gemeind Zürich ... von einem sorg-
valtigen, bössen, überlägnen gewalt des burgermeisters
Waldman.' 1489, Waldm. (B Bericht). ,Uud wiewol
die sach sorgvaltig was in der stat, das man sich wol
vei-sächen eines uflouffs...' ebd. ,Der sorgfeltigen
loiffen nach.' GWyl CB. — 2. wie nhd. nicht volkst.
,Ze vil sorgfeltig und gnauw geflissen, affectator; sorg-
feltiger fieiss, mit welchem man understadt ein lob ze
überkommen oder ein namen ze machen, diligentia
ambitiosa.' Fris.; Mal.— Sorgfältigkeit f.: Nach-
trag zu Bd I 821. ,Sorgfeltigkeit, unrüewig gemüet,
solicitudo, cura, anxietas; sich in sorgfeltigkeit und
angst für einen stecken, für einen sorgen oder sorg
tragen, adire solicitudinem pro aliquo.' Fris.; Mal. ,S.,
Bekünimernuss, solicitudo.' Denzl. 1677. ,Den [Zorn]
solt du flocken und fliechen als ein trutzbarlicher
grusamen viend; won die adren uff der stund und
stett empfahend ein schnels erwallen und syeden, in
weihen sy überlouffend; des gelich vor angst, häfti-
keit, sorgvaltikeit, zornsamy, griraraikeit und vreffli.'
Türst, Ges. — sorgfältiglich: 1. = sorgfältig 1 a.
,Sorgfeltigklich, mit sorg, solicite, affectate, anxie.'
Fris.; Mal. ,S., solicite, anxie.' Denzl. 1716. —
2. = sorgfältig 2. ,Sorgfeltigklich und fleissigklich,
religiöse.' Fris.; Mal.
Mhd. sorcveltic, aorcvelticheit, sorcvelticllchen (Lexer II
1056/7; Nachtrag 367). Vgl. Gr. WB. XI, 1791/S.
sorghaftig: eifrig, fürsorglich. , Wiewol der s.
venner Manuel dem baren vast ernstlich schreib...
so kam er doch erst am dritten tag nach wolgeratner
sach uss sinem loch.' Ansb. — Weiterbildung zu arnhd.
eorchaß; vgl. Gr. WB. XI, 1799.
Sorgi GRHe., Sörgi Ap; GStdt, T.; ZStdt - f.
Nur in der Verbindung e" S. ha", sehr besorgt, sorg-
fältig sein oder umgehen. Hest iez doch e" Sörgi z'lieb
tcege" Dem! Ap. Me" mues" mit ire" Sache" e" Sörgi ha";
si ist gär exakt GT.; ZStdt. Die chan" e" Sörgi ha" zu
Allem! G8tdt. Zu Dem mues'-men e" Sörgi ha"! ebd.
Abi. von Sorg S (in der Verbindung Sorg ha" als präd.
Adj. empfunden) nach Analogie der Adj.-Abstracta auf -i.
Vgl. als Analogon Angati (Bd I 339).
sorglich B (Zyro); „W", sorggli'h WMü., sögglich
ApK. (T.): 1. a) = sorgfältig 1 a. ,Manig mönsch in der
zweijung [der Kirche vordem Konstanzer Konzil] sorgk-
lich gestorben.' Just. ,Da lag der küng gar sorgklich mit
wenig Volkes.' ebd.; od. zu b. — b) = sorgfältig 1 b „ W"
Mü. Von Vorgängen, Handlungen, Zuständen. .Diu
captivitas ist sorglih.' Notker. .Hab ich mein sei rein
behalten in der sorgklichen weit vor aller unziralichen
begirlichkeit.' EStagel. .Underrettend sich rät und
burger ... daz man sölich sorgklich lang reisen und
usser landes niemermer getuon noch geziechen solten.'
Just. ,[Der] vogt zuo Baden [ist] vor allen frömb den
der erst zuo bandel diss gar s-en gerüers [des Wald-
mann-Auflaufs] erschynen.' 1489, Waldm. (B Bericht).
,Disen sweren sorgklichen krieg beharren.' 1499, Cal-
venf. 1899. ,Die fart ist vast sorcklich.' Stclz 1519.
.Diser landschaft halb ist es R.; denn si uns tröuwend.'
1531, Strickl. .Haben sy im wollen vor dem huss
hanff schwingen, das nun des fürs halb vast sorgk-
lich syge.' 1538/40, Z Ellegericht. ,Die s. und schäd-
lich unghorsame sich vast bin knechten hat erzeigt.'
Ansb. ,S-e sach, voller sorg, res solicita.' Mal. .Wie
angentz lüt zuo iren [einer Tante] kamen und sagten,
wie ich so an eim s-en dienst weri; ich wurd mich
einmal ztott erfallen.' TbPlatter 1572. ,Ist uns kein
s-e antastung von jemands mehr ... begegnet.' Gulden
Bund 1586/1658. S. noch rechen III (Bd VI 119 o.);
un-be- richtsam (ebd. 443). Bes. häufig ,s-e löuff.'
,Füegte sich, das dhainest s. leuff werend ...' 1474,
Tb Beitr. , Angesechen die selznen s-en löuf, so jetzt
vor handen schweben.' 1496, Absch. ,In betrachtung
der s-en löufen ward im [dem Gesandten des fran-
zösischen Königs] tag verstreckt uf Johannis und
Pauli.' Ansb. S. noch Lauf (Bd III 1113, mehrmals);
Prozess II (Bd V 1043); Ver-sorgniss (Sp. 1313). Vom
Wetter. .Der Sigrist ist verpflichtet, zur Sommerzeit
über das Wetter zu läuten, es sei Tag oder Nacht,
sobald es sich s. erzeigt oder anfängt dondern.' 1568,
AKücbler 1895. ,Die Wolkenhrüch und Platzregen
sind auch s. und erschröcklich.' Guler 1625. Von
Örtlichkeiten. ,Weren ouch die pass und wege gar
sorgklich.' Just. ,Doch hand wier sorgglich huotten
und wit, und ist unser wening.' B AM., 1448. ,Denn
ich an den enden gelegen bin, da es denn gar s. ist.'
ebd. ,Er wannet uff dem Sorgklichen berg.' Morgant
1531; frz. ,le Mont-perilleux.' ,Zuo Gümmeren übers
wasser gat ein sorgklicher steg.' HvEüte 1532. ,So die
13J1
Sarg — surg. Sargg - snrgg
l:.:22
Wanden an einem s-en Ort ist.' FWürz 1612. ,Sie [die
Berner] entbotten sieh, bei der Statt Basel zugenesen und
zu sterben, mit Beger, man sollte sie auch an das aller
s-ste Ort stellen.' JGross 1624. ,Auff derselben Seiten
ist ein gäher, spitziger, s-er Weeg über den Urseler
oder Splügner Berg.' Sprecher 1672. Bes. von feuer-
gefährlichen Orten. , Niemai) kein Hecht in keinen
stal noch süss an sorgklich stette tragen sol denn in
laternen.' Z Mand. 1450/60. ,Es sol ouch nieraan kein
Hecht an kein sorgklich statt ane ein laternen tragen.'
um 1510, Aar. StR. ,Es soll Niemand nachts mit Liech-
tern one Laternen in die Stall oder an die End gan,
da Holz, Strow oder Höw ligt. noch sunst an andere
sorgkliche End.' 1528, Scb Chr. ,Niemants soll mit
liechtern one laternen an sorgkliche ort gan.' 1539,
B StB. S. noch faren (Bd I 888). Von Gegenständen,
Dingen. ,Man mag och gebieten, daz nieman arm-
prost, spiess noch dheinerlai s-er wäffen trag zuo dem
gerichtzring oder in das huss, da man inne rieht.'
1466, G. ,Ob ein streich beschehe, das die hut wiche
...und das doch weder aderschrote, beinbruch und
ouch nit s. wer, das das darumb nit ein wundat heissen
noch sin sol.' 1449, Bs Rq. ,Mit sorgklichen venstern
in der badstuben.' 1526, Z. Von Lebewesen. ,Es ist
gar ein s. tier, ein junger pfaff, der zuogang haben
mag von sines amts wegen zuo jungem volk, es syind
wyber oder jungfrowen.' Zwingli. Mit Dat.: ,Under-
halb bei dem dorff Grellingen hat die Birs ein ge-
fährlichen Strudel ..., den holzflössern s.' Wurstisen
1580. Mit ,zuo': ,Ob einer schaden getan hat, der
zum tod s. were.' 1479, Gr. Mit erklärendem Inf.
,Diser berg ist nass, raub, unwegsam und sorgklich
zu wandeln und verfallend viel leut darauff.' JStumpf
1548. ,Der pfister soll hinfüro in N-s huss nit witers
bachen, sidtmalen s-en daselbs ze füren.' 1569, Z RM.
S. noch Miss-Bruch (Bd V 350). Adv. Mach de""
nit sorggUch, du chenntist d's Fir Wsteckt", sei vor-
sichtig (mit dem Licht)! WMü. .Wenn es sorgklich
weyet.' 1504/32, G Hdschr. ,Wie sorgklich es zuo
Rodis stadt.' B Fastnachtspiel 1522. ,Wo die zwei
stuck [Stärke und List] vorhanden seind, gar s. es
steht um den feind.' GGotth. 1599. S. noch un-be-
sorgsam (Sp. 1318). — 2. = sorgfältig 3. ,Fernim sorg-
licho disen rat!' Notker. .Sorgklich, diligenter.'
Fris.; Mal.
Ahd. mnßih, mini, »orclieh usw. Vgl. Gr. WB. X I, 1800/5;
Martin-Lienh. II 374. Zur Ap Form vgl. BSG. I § 167.
sorglös: Nachtrag zu Bd III 1434. ,Sorgloss, der
keins dings nit achtet, liederlich, unfleissig, ineuriosus,
curse expers, negligens; eim liederlichen und sorglosen
menschen gleich, in securitatem compositus.' Fris.;
Mal. Jncuriosus. unachtsamb, sorgloss.' Denzl. 1666.
1716. — Sorglösi f.: Sorglosigkeit. ,Die s-e, ineuria,
negligentia, securitas.' Fris.; Mal. .[Der Apotheker
gibt den Medikamenten einen schädlichen Zusatz]
zum teil uss unflyss und s-e, zum teil aber uss gyt
oder unordenlicher begird des gwünns.' 1594, Reber
1898/9. — Sorglosigkeit f.: wie nhd. ,S., acedia,
securitas.' Das. ,S., ineuria, securitas; in aller S.
leben, cuticulara curare, in diem vivere.' Denzl. 1677.
— .sorglösiglich, ineuriose, oscitanter.' Denzl.
1716. — sorglöslich: = sorglös. ,Sorglosslich, in-
euriose.' Fris.; Mal. — Mhd. wrgdBs. Vgl. noch Gr. WB.
XI, 1805/7.
Sorgnuss f.: = Ver-, Be-sorgniss c (Sp. 1318).
,[2 Bürgen müssen eine Bürgschaft bezahlen]. Was
A. darüber witer schuldig, mag er mit briefen zalen;
desglychen soll vom B. der 700 pfd wertig brief ge-
nommen und des übrigen soll A. darhinder sorgnuss-
wyse staan.' 1574, Z RM. — Vgl. Gr. WB. XI, 1807.
sorgsam: 1. a) = sorg fältig 1 a. .Wurd einer sorg-
sem des synen [wegen einer unsicheren Forderung]
an einem hofman, kumpt der zue einem ammann, der
soll im losen ze stund und im dann richten nach zwy-
fels recht.' XVI., ZStäfa. ,Solicitus, sorgfeltig, s.,
voll sorgen.' Fris. , Sorgfältig, s., solicitus, anxius,
curiosus.' Denzl. 1677. 1716. — b) = sorgfältig 1 b.
,Wirt ainer wund von dem andern, und ist die wund
s.' 1297, ChKind 1882. ,Also ist unser herren mei-
nung, ...daz man sich von dishin in künftigen ziten
hüeten solle vor solichen ungewonlichen sorgsamnen
reisen.' Jost. S. noch siech (Sp. 193 u.). — 2. = sorg-
fältig 3. ,S., fleissig, sedulus, providus, impiger; vast
s., curax; s-e, fleissige und wol bewarte huot, custodia
acris.' Fris.; Mal. — .Sorgsame f.: sedulitas, Pro-
videntia.' Fris.; Mal. — Sorgsamkeit f.: Gefahr.
,Wo s. und schaden einem menschen nachet, da sol er
an zwifel dik und vil rat haben.' Stretl. Uhr. —
,sorgsamlich, mit sorg, von guotem herzen, sedulo,
provide.' Fris.; Mal. — Ahil. sorgsam, sorgsamf, mini.
soremm. eoremme; vgl. auch Gr. WB. X 1, 1807/10. —
un-sorgsam: 1. ungefährlich. .[Gebot:] Das hanff
ald rätschtarren von den httsern und dörffern dannen
inn das veld usshin uff fryge wyte, an sichere und
u-e ort gemachet und ufgericht werdint.' 1547, ZAnd.
— 2. liederlich, gleichgültig. ,Vil glük macht u. und
vermessen. Uiisoigsame und vermessenheit geraten
selten wol.' Ansh. ,U. und untrüw.' HBull. 1558.
,ü., liederlich, igna'vus.' Fris.; Mal. .Unverständige,
uusorgsamme personen.' XVI., Gl JB. — Un-sorg-
sami f.: Gleichgültigkeit, Unachtsamkeit. ,Ist durch
hinlässigkeit, Unordnung und u-e unsrer wachten be-
schechen.' 1531, Strickl. ,In diseni monat [Juli]
hahent unsere lieben Eidgnossen uss u-e in Frank-
rych gar übel streich gelitten.' 1575, Aa TB. S. noch
das Vor. — Mhd. an-aorgaam (Luxur II 1939).
surgge" 1 (-ü2-), Ptc. -et: 1. schlürfen, schlürfend
trinken B. — 2. schleppend, langsam gehn, schleichen
BO. (AvRütte). Syn. sueggen (Sp. 523). — Bed. 1 und
2 vereinigt auch nhd. .schlürfen.' Vgl. auch surpen.
umhi"-: hin und her schlendern, sich versäumen
BHk.
surggle", in BSi. sürgle", Ptc. -et: schlürfend
saugen BE., Si. Es [ein Kalb] tcolt nit silge", es tuet
"unten eso sürgle" BSi. Uf *em Ofe"tritt ist silbisch
ü"ser Grössatt gern ga" hocke", het a" a'r Tubakpfiffe"
g'surgglet, isch i" d's Berichten i"che" cho". Loosli 1911.
Österr. aürkdn in Bed. 1 a; bair. aurkeln, klecksen, schlecht
schreiben (Schill. 2 II 320). Zum Be'l.-Veihältuiss vgl. die
Aura, zu Surpfl (Sp. 1332).
(Tuback-) Surggle" f., Dim. Surggeli: wegwer-
fende Bezeichnung für eine Tabakpfeife (aus der Saft
austritt) BE.
(Tuback-)Surggli m.: unappetitlicher Raucher
BE.
Sürggel BStdt (OvGreyerz), Swrgel BDiemt., Si.
(FAnd.) — m.: 1. das hölzerne Saugrohr am Milch-
1323
Sargg — surgg. Sark — snrk. Sari — sui 1
1321
kübel BDiemt., Si. (FAnd.). Der Zapfen an der Saug-
flasche der kleinen Kinder B (OvGreyerz). — 2. Schnaps-
flasche B (OvGreyerz 1911 I 13).
sürggele" (-M2- BG., M.), in BE. tw. sürgele":
1. a) Dim. zu surggen 1, (ein wenig) schlürfen BE.,
M., „0.; LE.", langsam schlürfen, nippen, aus Behagen
oder aus Sparsamkeit, von Einem, der selten zu Wein
kommt B (lt AvRütte allg.), bedächtig schlürfen, um
zu kosten L, .langsam, unanständig trinken' BE. Lue",
wie Der a" si"em Schöppli sürgoclet! B (AvRütte). De''
muess mit Schin nit vil zum Wi" cho", dass-er-ne" su
sürggelet, wenn-er einisch dra" isch! ebd. ,Ich wusste
wohl, wie der Bauer an seinem Schoppen sürgelet
und gewöhnlich die Tropfen berechnet, dass sie ihm
aushalten bis zum Augenblick, wo er gehen will.'
Gotth. — b) „mit Etw., wovon man trinkt, einen
sparsamen Gebrauch machen, Etw. in kleine Por-
tionen abteilen; zB. wir haben an diesem eingekauften
Kaffee fast ein halbes Jahr gesürggelet BQ.; LE.",
ängstlich abteilen B (AvRütte), mit Wenigem so gei-
zen, dass man damit auskommt B um Burgd. ,Sürgele",
pane [1. pasne?] uti.' ST.b (oO). — 2. Dim. zu surggen 2
BÜ. (AvRütte). — ze-säme°-sürgele": mühsam zs-
sparen, -behalten BoE. Dert müesse"-si d' Nidle" z's.,
ue""-$i wi-" anke". — durchhe" düre"- : (ein Stalltier
bei knappem Futter, einen Armen durch Almosen)
mühsam durchbringen BG. (Bärnd.). Einen d. va" hüt
uf morn'n. ebd. Refl. Mer tücn-is so d. B (Zyro).
sürgge": 1. = sürggelen 1 a B„0.', Si., Stdt; „LE."
N. sürgget glücksälig mit si"'m alte" Fründ us dem
gliche" Glas. RvTavel 1904. — 2. quietschen, vom
Gehen in nassen Schuhen SchwE. Syn. sorken, sarpfen.
„über-": wohl = ü.supfen (Sp. 1257) „BO.; LE."
— „üs-": ausschlürfen „BO.; LE."
sorke" sörgge": quietschen, beim Gehen auf nassen
Wiesen, in nassen Schuhen, Strümpfen Gl; GA. —
Aus eSken (Sp. 685) durch r-Eiuschub.
Surkel m.: Sehe
Sär]e° f-i-'-J, in GStdt lt Wegelin Ze'rle" — f.:
1. a) junge, schlanke Tanne (s. den Beleg Sp. 1324 o.
und unter särlen); von b oft, bes. in der Verbindung
,s-en houwen', nicht sicher zu unterscheiden. ,Von
der serlen wägen sye ouch ein nüwerung besche-
chen und inen ein beschwerd, dann meniger möge
sine güeter nit befriden noch buwen nach siner not-
durft' 1489, Z (Beschwerden der Leute vom ZS.); in
der Antwort: ,Von der serlen wägen, das haben min
herren uff anpringen und beger der iren und inen zuo
guot angesächen, damit die weid und holz geschirmbt
und nit verwüest werden.' ebd. ,Item von der serlen
oder hagtannen wägen, die von unseren eidtgnossen
von Zürich verbotten gewäsen sind zehowen, das selbig
gebott habent sy ouch durch unser arbeit guetlich
abgetan und das ein yeklicher serlen oder hagtannen
in und uff dem sinen howen und darmit das sin befriden
mag, wie im füegklich ist, doch das niemand die fron-
wäld envveder rüten noch wüesten, besunder das man
die in eren haben soll.' Waldm. Spruchbr. ,Als grosse
klag ab der landschaft kam, was Schadens von den
särlenzünen erwüechse und wie man dardurch die weld
übel verdarbte etc., da ward durch ein radt gesetzt
und gebotten, das man fürterhin nit solte särlen (das
sind junge, gerade, hübsche tannen) zuo den zünen
abhowen und die holzer also sehenden, sonder sunst
anderer gattung zun von stecken oder sehyen ma-
chen.' XVI., Waldm. (.Historia'). ,Ouch ward an in
gebraacht [seine Feinde suchten Waldmann dazu zu
veranlassen], wie man die särlen verbieten sölte ab-
zehouwen, darmit der uffsatz der puren uff in dester
meer fiele. Do fraagt herr Hs Waldman ritter, was
die särlen werend. Mag ein wolferstendiger wol mer-
ken, das es nit us im kerne, die särlen abzehouwen.'
XVI., ebd.; in anderer Überlieferung beidemal ,särg-
len.' ,Und wie ouch bishar von den huoberen hin
und wider one not und mit grossem schaden des
walds vil mit särlen und hagtannen gezünt und die
one allen underscheid gehouwen worden, ist geordnet,
das fürhin keiner meer one erloubtnuss und vor-
wüssen des Stiftverwalters kein särlen abhouwen noch
nemmen [soll]. Ob aber einem särlen von besonderer
noturft wegen ze zünen erloubt. das er ouch die
selbigen nit nach synem gefallen houwen, sonder wo
und wie im der stift weibel die zeigen wirt, allein
nemmen solle. Und welicher darwider tete, das der
unablesslich nach lut der offnung und des einungs
von jedem stumpen solle gebüesst und gestraft wer-
den.' XVI., Hotz 1865. ,Wer irgend welches Holz ab-
haut und wegführt und geleidet wird, der soll zu
Busse verfallen sein von einer Eiche 5 Pfund, von
einer Tanne 2'/2 Pfund, von einer Serien 1 Pfund,
von einem Wysholz 1 ß.' 1506, aZoll. 1899 (moderni-
siert). ,Das der Baur kein Serien auf seine Zeuhn,
sondern nur auf die Ehfad solle hauen.' 1560, ZNä-
nikon (Kopie). ,Zuodem [soll] ouch niemandts in ge-
melten hölzern dheine ghouwne sehytter, stigkel ald
staglen, dessglychen dhein leiterholz noch serlen gar
nit houwen, usmarchen noch hinwäg füeren ald tragen.'
1567, 'L (Sihlamt). ,Was sölicher Dingen und Fräflen
im Holz und Veld by Nacht und Nabel beschechend,
desglychen auch so Einer dem Andern ufgemachtes
Holz nemme oder sontsten glych Tags ganze Böum
abhouwen ald Böum schütten und mit Holz entragen
bis uf acht oder zechen Serien oder noch gröber
handlete [das fällt nicht in die Kompetenz des Ge-
richtsherrn, sondern des Vogtes von Gveifensee].' 1604,
ZGreifensee. , Welicher über vorerzelte Artikel Holz
hauwt, der selb sol zuo Buoss verfallen syn nämlich
von einer Eich 3 Pfund, von einer Tannen 1 Pfund
5 ß und von einer Buch, Ahorn, Etschen, Aspen oder
Serrlen von jedem Stumpen 1 Pfund, von einer Reiff-
stangen, sy seige häslin, birchin, kriesböumen, sal-
wydin ald anderen Holzes, 10 ß.' 1610, ZHöngg Rq.
,[Für die Reparatur der Kirche werden benötigt] 40
Serien zu Gerüststangen und ein Stümpli Holz von
etlichen 30 Schu.' 1783, ZDättl. ,Da die Holzzäunung
durch Latten viele Serien und andere der nutzbarsten
Holzarten aus den Waldungen wegnimmt, so soll in
Zukunft die Umzäunung ganzer Wälder, Waiden oder
anderer Güter entweder durch Graben, trockene Mauern
oder Grünhage von Tannen, Dornen oder Buschholz
gemacht werden. Auch ist die Entwendung ganzer
Holzzäune oder einzelner Latten oder Serien als ein
1325
Sari
offenbarer Frevel oder Holzdiebstahl anzusehen und
vor den Gerichten also zu bestraffen.' Z Forstordn.
ISO?. — b) ,lange Stange, zB. von einer jungen ast-
losen, schlank gewachsenen Tanne, länger und dicker
als ein Beitel; von Zweigen befreite Stange, dicker
als eine Bohnenstange, doch nicht über 15 cm dick,
zu Leiterbäumen und Gartenzäunen gebraucht' ZÜättl.
Horizontal über die kreuzweise stehenden Pfähle des
Feldzauns gelegte, von einer jungen Rottanne ge-
wonnene Stange ZF., 0. (JSenn), Ramsberg bei Tu.; s.
auch Flecht-Buet (Bd VI 1833). ,[Bei einem Wort-
wechsel betr. den Weidgang] erzuckte der N. ein
seilen und sluege inn damit uff sin band, das er in
ein zun fiele.' 1477, Z RB. ,Da lüffe N. mit der ags
durch den bomgarten us und sprungi vor im über zun
in die gass; do er daz säch, stüendi er von sim ross,
erwusti ein särlen [nach einem andern Zeugen ,ein
sparren'] und wölti sich sinen erweren, und in dem
als sy zuosamen schlüegindt, do zerbrach im die
särlen.' 1506, ZKyb. Jedoch säche er ein särglen an
dein zun stan, die selbig er erwüste ...' 153(3, ebd.; noch
öfter so in diesem Aktenstück. ,Diewyl den jungen
höuwen und anderen güeteren dadurch gar vil Scha-
dens begegnet, das von frömbden und heimseben die
zun beidersyts fräfenlich zerzert, die särlen und hag-
tannen, ouch ander holz, damit ie gezünt wirt, hinweg
getragen, sol das mit höchstem ernst abgeschaffet und
gestraft werden.' ZSchwam. Offu. 1573; in der Er-
neuerung von 1691 : ,Wer auss den Zühnen Holz zeehrt
ald sonst Särlen, Hagtannen oder anders nimbt, damit
gezühnt ist, wo das beschicht im Holz und im Feld,
im Dorff und ausserhalb, soll iedes Mahls ein Pfundt
verfallen sein.' S. noch Bd III 1482 (Fris.j Mal.;
letzterer hat .seerlen'). Im PI. auch = S.-Hag (Bd II
1071): ,Sie langten bei den Serien ihrer heimatlichen
Wiesen an.' JSenn. Im Wasser. ,Von Einsidler hof
an durch nider bis neben den roten turn ist gar ein
schwaal von ferrich, schwirren, fachen, laden und
särlen ... [es scheint gut] das es alles uffgehept werde,
damit das wasser sin frygen gang gehaben möge.' 1523,
Z (Akten betr. das ,Niderwasser')- ,Da legind vil brett-
stuck und särglen im wiger.' 1536, ZKyb. In weitrer
Verwendung und als Stoff. Jtem am herpst vergangen
sye er nachts zuo Sant Annen durch ein serlen uf
gestigen zum türnli, in die kilchen und daselbs den
stock ufbrochen.' 1515, Z RB. .[Er habe] ein Gluot
ab der Herdblatten uff einen flachen Ziegel genommen
und damit das Huss anzünden wellen; wylen er aber
meint, wann das Huss angahn wurde, möchte er nit
wol entfliehen, habe er die Gluot in der Schüren under
ein Serien, da kein Strauw gsyn, glegt und. erlöschen
lassen.' 1618, ebd. ,Die Latte, Serien, tigillum, assula,
lamina.' Red. 1662. — 2. a) Hecken-, Zaun-, auch
Mauerdurchgang mit verschiebbaren Stangen (auch
Brettern GWe.), die man auch zum Hinübersteigen
benutzen kann GBuchs, Sev., Wb., W., We. Syn. Legi
2bc, Be-hgi 5 (Bd DI 1196. 1200); Stigelen. — b) in
der Wendung (nur, grad) a" der S. (lt Wegelin Ze2rle")
si", von einer Tür, nur angelehnt, nicht eingeklinkt
sein „G'Stdt (auch lt Id. 1799, in der Form .Serrle').
Syn. uf der Falle" si" (Bd I 747), an-char (Bd III
420). Tue" d' Tür a- d' S.! GStdt. D' Täer i« d' S.
tue". Dan.
Die Etym. des auseheiuend nur Schweiz. Wortes (die
Belege bei Gr. WB. XI, 826 führen auf Mal. zurück) steht
nicht fest. Da der Vokal den Laut von germ. 2 hat, so
wird der (auch durch die Bed. nicht eben empfohlene) An-
schluss au die Sippe von Sar(r)en 11 (Sp. 1261) in Frage
gestellt; auf St. 's Angabe „Sari," f.. .junge schwarze Pappel
Z" darf man sieb nicht berufen, du die Bed. -Angabe auf
einem Versehen beruhen dürfte. Eher i-t an roman. terra,
Latte, Riegel, anzuknüpfen und Bed. 2 a bzw. 1 b als die
älteste zu betrachten (vgl. Sarren 111 Sp. 1261, Serrm Sp.
1269); für roman. Ursprung kannte die Verbreitung (60.;
ZO.) geltend gemacht werden. '/., ,h" steht in bekannter Weise
für d' S. Die Schreibung mit g ist etym. bedeutungslos;
Einfluss von Sarg (s. Zanß'i Hieher die Ortsnamen: ,(St.usset
ubsich an das banholz, neben an) Serien.' um 1450, Schw
Tugg. JzB.; ,bim Serliweg.' XVI., ZAltst.
Ga.xie"- Serie": Stange am Gartenzaun ZO.
särle": junge Tannen zum Zäunen abhauen.
,Item von des serlens wegen, das ist das an vil enden
die lütte mit jungen tannen zünent, da dennocht nit
sölich tannweld sint, das es unschedlich sin möge:
das hinfür in allen iren herlikeiten, gerichten und
gebieten mit sölichen tannen nieman deheinen zun
machen noch die darzuo abhouwen sol, die anwalten
des dorfs, da die stand, habint denn vor besechen, ob
da die tannweld von jungen tannen so dick standint,
das es zuo erlütern notdurftig.' 1460/70, Z. ,Hinfür
[soll] nieman in allen fronwälden und rächten hölzern
dheinerlei rütinen machen noch darinn serlen, das ist
die jungen tenly abzuohowen und damit zezünend
oder die in ander wäg zebruchend.' 1485, Z. ,Der
von Wald, uss Grüeninger ampt, anbringen von des
serlen und rütens wegen...' i486, Z RM.
sörle": 1. fesseln. JJörger 1905. — 2. tauschen.
ebd. — a°-, ver-: henken, ebd.
Sarm — surm.
Särment (-ä-) n.: (abgeschnittene) Rebschosse,
-zweige, Rebholz WVt, „Knotholz, Rebreisig W." —
It. aarmento,
Särmele" (-&-) f.. PI. unver.: (abgeschnittenes)
Rebschoss, Rebholz, auch ein Bündel von solchem als
Brennmaterial BS., „Schnittlinge, Knotholz F." Syn.
Respi II (Bd VI 1490). Fern isch es guets Jär g'si",
's giH de" FrüeWg toll Särmele" BS. (AvRütte). A ba,
das grüen Holz teeft gar nid bränne", reich du-n-e"
S., su cha""-me" doch ändlige" Für übercho". ebd.
Vgl. westschweiz. earme", serme' < lat. »armentum bei
LGiguoux, La terminologie du vigneron dans les patois de
la Suisse romande 1902, 17.
Sermon m. (in ä. Spr. auch f.): a) Rede übh. ,Da
huob an einner ... vor dem küng zuo reden gar mit
einner lustigen s.' Edlib. ,Daruff würd durch den
Landtamman als Richter der erste Fürsprech ange-
fragt mit einer hübschen S. des keiserlichen Rächten
und der Haupturtel.' GrD. LB. — b) Predigt. Hütt
isch Fritig, morn heit-Dcr [Pfarrer] der ganz Tag
no°h Zit, e" fulminante" S. üsz'dänke". RvTavel 1910.
,Was antritt des predigens halb, soll der pfarrher in
diser zyt der fasten die firtag, montag, mitwochen und
fritag den canzel versehen mit Verkündigung des evan-
geliums, als von alter hergebracht worden, und so er
daruff ein s., doch nit lenger dan 1 stundt [halten
Sann, serm, sinn,
1328
will], lasst man ims auch zu.' 1589, Ndw (Gfd). ,S.'
mit ,Predig' wechselnd. 1690, AiVelth. Chorgerichts-
man. ,[Der Provinzial kündet den Franziskanern] nach
einer gehaltenen S. die Visitation [an].' ClScbob. 1699.
Uneig., Strafpredigt. .Einen S. halten', einen Verweis
erteilen Zg. Vgl.: ,[Der Vater] verzichtete grossmütig
auf den bereitgehaltenen Strafsermon.' Joach. 1898.
— Vgl. Gr. WB. X 1, 620.
ab e^serine". Ei"'m Öppis a., Einem eine Straf-
predigt halten BM.
Sinnamlan m.: siler montanum, als Arzneimittel.
Früchte des Laserpicium siler (Prof. AFlückiger).
,Item von einem zentner sirmandaus [1. ,-ans'] 1 ß.'
um 1400, Aar. StE. — Mhd. mkrmontän, sirmontän, -ondän,
-endän, sermetanj s. Lexer II 924 f.
Sinnende- -a BSi. (auch lt Imob.); „GrA.\D.; W
(-unda), so Vt., -ente" Gr, -eten GrD. (auch -ite"), Pr.,
S., Sirme" Gr„A." und ltKochh., Sirwenda BGr.; PA1.
(-anda), Sirbenda BGr., Sirbete" BSa., Si. (nicht be-
stätigt), Sirpete". Ebel 1804, Sirbene" -a BÄschi, Frut.,
Sa., Sigr. (auch -ina); FJ. (-Ü-), Sirbele" „B"Lauenen,
Si., lt Zyro und St.b; F (-m- lt Eichhorn und Kuenlin
1834. 1840), Sirpe" BSi.; Gl (Steinm. 1802; Rochh.);
GR(Rochh.); L (St.b); SchwE. (abgelehnt); Zg (St.b);
ZLunn., Sirwolte" Gr\v. f-älte"), V.; W (Tscheinen),
Sirbolte" GRSchud., Sirgolte" GrRIi. (auch -de"), S.,
Tschapp., Val., Z- GRSculms, Tschapp., Ths, Val., Sirte"
(bzw. -j*-) oBs; BE., Ha., Si. (lt Imob.), Sum.,U.; GlL.,
M.,Schw.; GRÜbS.; „L"E.; GWb.; ScbwE., Muo.,Rigi;
SThierst.; Uw (auch Gem.); UUrs.; W (so älü.); „Zg"
UÄg.; ZKn. - f.: Ausdr. der Milchwirtschaft, a) die beim
Käsen nach Entnahme des Quarkes im Kessel zurück-
bleibende oder (vgl. Sirten-Blächen Bd V 50) vom Quark
durch Pressung abrinnende (sog. erste) Molke, die ge-
trunken (vgl. Sirten-Mölli Bd IV 173) oder durch neuer-
liches Aufkochen (Erwelle") zu Ghäs- Milch (Süffl) wird,
aus der sich dann durch Säurezusatz (zweite Scheidung ;
vgl. Sür I Sp. 1281) der Zieger absetzt, „Käsewasser,
eine Art Molke oder bestimmter das milchichte, wäs-
serichte Wesen, was sich aus der geronnenen Milch
scheidet, wenn diese zerstückt wird, und woraus der
Zieger niedergeschlagen wird, oder kürzer, der Zu-
stand der bereits zum Käsen geronnenen, aber noch
nicht verdichteten Milch im Kessel über dem Feuer"
oBs; „B"Äschi, E., Gr., Ha., Lauenen, Sa., Sigr., Si.,
Sum., IL, lt Zyro; GlM.; „Gr"Av., D., Nuf., Pr. (so
„A.", Sehuders), Rh., S., übS., Sculms, Ths, Tschapp.,
Val., V.; „L»E.; PA1. (,siero di latte' Giord.); GWb.;
ScbwE., Muo., Rigi; SThierst; Ndw (auch lt Matthys);
UwE.; UUrs.; „W; ZG"UÄg.; lt Ebel 1804; St.";
Rochh. Syn. Chäs-Milch a (Bd IV 202); Mulchen 3
(ebd. 208); Süffl 1 (Sp. 355); Schrann; Chäs- Wasser.
Gewinnung und Behandlung. .Durch Erhitzen [der
Käsematten] sowie durch wiederholtes Umrühren ...
wird die Sirte", dh. die sich aus der Käsemasse ab-
scheidende Flüssigkeit entfernt (drusg' schaffet).' Bärnd.
1904. .Durch die zahlreichen Löcher des Formnapfes
tropft die Sirwenda in das darunter gebettete Fätterre"-
Gepsli.' ebd. 1908. ,[Zur Ziegerbereitung wird] die
nach Enthebung des Käses zurückbleibende Sirwenda
erwelld. ... Zugegossene Wellmilch, etwa 1 1 auf 20 1
Sirwenda, lässt den Quark solider und reichlicher, nur
weniger fein ausfallen.' ebd. ,[Die] geronnene Milch,
Dicliete", [wird] in kleinere Stücke zerbröckelt. Diese
nun zäher gewordene Dichete" heisst Chäsbuldere",
die grünlichte Flüssigkeit, in welcher selbe schwimmt,
aber Sirte".' U Gem. .[Fehler beim Käsen :] Man käset
zu wenig nach. Wenn man nicht schon im Kessi die
Sirte ordentlich aus dem Käs bringt, so gerät derselbe
nicht gut.' Obw Volksfr. Der Risenmann . . . zücht den
Brüssel uf, het d' Sirbenen in d' Gepsi 'tan. JJRomang
1870. D' Sirtä über 's Für stossä. ScHwBr. Bartlispiel
1829. S. noch Hand-Chnab (Bd III 712; nach Steinm.
1804, 255 auch Ap). , I >ie ... zum Käse machen dien-
liche ... zusammen geronnene Materie nennet man
Bulderen; diese zerbricht der Senn ... in kleinste
Stücke. Wenn Dieses geschehen, so scheidet sich die
dicke Materie von einem wässerichten Wesen und
heisset jene Käse, diese aber Sirpeu. Von dieser Sirpen
nimmt der Senn ... etliche Mass hinweg... Indessen
wird die Sirpen, weilen sie noch viel fette nährhafte
Teile in sich hat, wiederum über ein stärker Feuer
gesetzt [usw.].' JJScueucbz. 1746. , Dieses Wässerichte
[das im Käsekessel nach Entnahme des Käses zurück-
bleibt] heisst Käsemilch oder Sirten.' Beitr. 1785.
, Siedet sie [die abgerahmte Milch bei der Magerkäse-
bereitung], so wird in 3 FMnger Lupp genommen,
selbigs in ein Gefäss getan, warme Milch daran ge-
schüttet, herumgerührt und dann Alles in den Kessel
getan, worauf der Senn ... wenn der Zieger hinläng-
lich von der Syrten geschieden ist, den Zieger oder
den Käs in einer Gepse herausnimmt.' Steinm. 1802.
,Die beim Käsen übrig bleibende, noch viele fette
Teile enthaltende Sirte, aus welcher der Ziger be-
reitet wird.' Z Neuj. M. 1817. ,Durch das Käslab [wird]
die Scheidung bewirkt ... Beginnt dieselbe, so heisst
die ganze Flüssigkeit Sirten.' Alpenr. 1825. ,Der
Senne [nimmt] die geronnenen Teile (die sie den Flusch
nennen und welche den Käse geben) heraus [aus der
mit Lab gemischten und erwärmten Milch], so dass
Nichts mehr bleibt als eine gelbliche Flüssigkeit, das
sogenannte Käswasser (Syrte).' Kronfels 1826. S.
noch Vor-Bruch (Bd V 372/3); Pressel (ebd. 786).
Lüteri Sirte", ,was beim Käsen nicht dick ist' Schw.
Als Nahrungsmittel für Mensch und Tier. ,Ein paar
Maasse [von der , Sirten' werden] zum Gebrauche des
Sennen weggeschöpfet.' JXSchnid. 1782. S. auch üs-
hirten (Bd II 1651); Süffl (Sp. 357). Zu Haut-
waschungen: D' Muoter ... hät-me" mit Siru-olte" der
ganz Grind und auch no'h d' On" g' wasche", dass er
chrebsröter cho" ist. D' Sirwolte" giH gar e" wissi
und zarti Hut, wie we""-me"-si 'buchet hätti. JJörger
1910. Zum Auswaschen des Käsekessels; s. Häl II
(Bd II 1134). Als Abführmittel BSi. Verkaufswert.
,Fur 210 Kessi voll Sierpe a 10 Batzen, 315 Pfd.'
1776, ORingbolz 1908. .Für 195 Käs[s]i voll Sierpen
a 3n Schi., 292 Pfd 10 Schi.' 1778, ebd. ,Der Herr
Statthalter [wird] für jene 300 Pfd, für welche ihm
die Sierpen angeschlagen ist, wohl 3 oder 4 gemästete
Schweine kaufen können.' 1784, ebd. — b) erste Molke
mit Zusatz von Buttermilch, zur Ziegerbereitung die-
nendes , Gemisch aus Schotte", der der Käse bereits
entnommen ist, und A"ch-Milch im (Chäs-)Chessi'
GRÜbS. — c) ,der ziegerartige, flockige Fettstoff, der
entsteht und oben aufwallt, wenn beim Käsen der
Käse aus dem Kessi genommen ist und die Käsmilch
aufs neue gekocht wird' BSa. (AvRütte). Syn. Fei-
meten (Bd I 826); Gugger III 1 (Bd II 189); Vor-
Bruch 2 a (Bd V 372); Brusel 1 (ebd. 814); Schraun.
1329
Sarm, senn,
sonn, snrm
1330
— d) nach der Ziegerbereitung zurückbleibende (sog.
zweite) Molke, ,sehr geringe und schwache Art von
Molke, aus der man den Zieger gewonnen und die
man den Schweinen gibt' F (Eichhorn), ,die grünliche,
wertlose Flüssigkeit, die zurückbleibt, wenn der Vor-
bruch gewonnen ist' F.J., , Flüssigkeit, welche zurück-
bleibt, wenn aus der Milch zuerst der Käse mit Kälber-
magen und dann der Zieger mit Etscher ausgeschieden
worden ist' GlL., .Nebenprodukt bei der Ziegerbe-
reitung' GLSchw., .Schotte' ZLunn., .Milchabfall in
der Sennerei' ZKn. Syn. Mulchen 3 (Bd IV 208);
SüffenI2 (Sp. 345); Süffl (Sp. 355); Schotten; Chäs-
Wasser. .Ein Senn legte ihm [einem Geist] jeden
Abend ein Gebslein mit Milch oder Rahm in eine
Mauerhöhle ... als er aber eines Tages Sürbelen darin
fand, verschwand derselbe.' Kuenlin 1840; dazu die
Anm.: .die schlechteste und schwächste Art der Mol-
ken, die man bloss den Schweinen gibt.' ,Die [Kloster-
schwester] was gar ein einfaltig mensch, und eines
tages was si das almusen samnen. Do sprach ein man
in seinem spot zu ir: ich wil euch schurweczlen geben!
Das ist die milch, die von dem ziger kunt, so man
den machet. Also west si nit, was es was, und pot
ir keltuechlein dar und wolt es darein han enpfangen.'
M. XIV., Leben der Schwestern zu ZÖtenbach (Nürn-
berger Hdschr. aus dem XV.).
Ausschliesslich schwz. (so auch Adelung II 1507. IV
110 nach JJScheuchz. 1746 I 59 f.; Gr. WB. XI, 1835).
Romanisches Lehnw., wie viele Ausdrücke der Alpwirtschaft
(vgl. Luchsinger, Schweiz. Alpwirtschaft 40/1), und schon
von Adelung; Stalder; Gr Sammler 1811, 370; Gr. GS.
697/8 zu lat. «mim gestellt. Für -i- vgl. das vorton. i in
rätoroman. s(ch)irnn, Molken. Für den suff. Bestandteil lässt
sich, ausgehend von den Formen auf -nd-, -nt-, an schon
roman. Contamination von serum mit pulmentum (rätoroman.
pulmainit, , Milcherzeugnisse, Molken'; vgl. unsre Gruppe
ßulmen Bd IV 12 IS) denken. Für dieses würde man (vgl.
die parallele Entwicklung unter Mulchen Bd IV 207) ausser
der collectiven eiue Bed. .Käsemilch, -wasser' vorauszusetzen
haben, die sich mit der unseres Wortes deckte. Auf "«/■-
mentum Hessen sich sämtliche Formen zurückführen; vgl.
bes. den weitgehenden Parallelismus bei Murmenden Bd IV
4 IS; dabei ist nicht ausgeschlossen, dass die Übernahme in
mehreren, bereits roman. geogr. verschieden entwickelten
Formen stattfand. Betreffs der heutigen Verbreitung unsres
Wortes ist zu erinnern, dass die Form Sirte" (seltener Sirpe";
so Adelung aaOO.) zum halbschriftspr. Ausdr. der Molkerei
geworden und als solcher gewandert ist, immerhin ohne den
NO. zu erreichen. Merkwürdig ist die Form ,schurweczlen'
(die Lesung ist bestätigt) im Schlussbeleg, der jedoch ohne
Zweifel hieher gehört. Zur Sache vgl. ausser den o. genannten
Synn. noch chäeen (Bd III 510/1); ferner Steinm. 1802, 169 ff.;
Alpenw. III 67/8; FAud. 1898, 479 ff.; FGStebler, AW. 126/7;
AfV. XIII 10 ff. - Im ON. ,Sirten-8tock', Bergmassiv U.
Ge-sürm (in B tw. -w2-) n.: 1. Gesurre, Gesumme
(von Stimmen oä.) B; Z (Schulthess); „aUg." Syn.
Gesurr (Sp. 1287), auch in Bed. 2. Du het 's [in der
Versammlung] e" Lärme" g'g'e" wie-n-es Büschen und
es allg'meins G's. RvTavel 1910. — 2. Koll. für flie-
gende Insekten, zB. Brummfliegen „B."
Zur weitern Verbreitung der Sippe vgl. Schm. s II 327;
Schopf 731; Leser 1862, 246; Unger-Khull 601 und die
Anm. zum Folg.
Sürmel (in B tw. -m2-) bzw. -i m., PI. Surmle
BE.: a) mürrischer, unfreundlicher, sauertöpfischer
Mensch Aä (so Wohl.); BE., M., unzufriedener, launen-
hafter Mensch L, missmutiger Mensch, der in den
Schweiz. Idiotikon VII.
Bart brummt AiLeer., schmollendes, seufzendes, mur-
rendes Kind B. Läntwilige* S.! zu Einem, der das
trunkene Elend hat. SGfeller 1911. — b) unfreund-
licher, bockbeiniger Knabe B (OvGreyerz), unwirscher,
störrischer, ungezogener (junger) Mensch, Flegel, Gro-
bian Aa (so F., Fri.); Bs (.ungezogener Knabe, der
störrisch sich beträgt und immer wieder murrt.' An.
ad St.); S. ,Er sei ein rechter Bub und kein so grus-
liger S. und Lalenburger wie die Buben daheim',
meinte das Mädchen. Breitenst. Si" grob S. [näml.
sein Sohn], der Hans. JHofst. 1805. — c) (zugleich
grober und) läppischer Mensch Bs; S, unbeholfener,
verschlossener, tölpelhafter und mürrischer Mensch
AaZ., ungeschickter Mensch AAFri., Tölpel TitArb.,
Diess., Fr., Sirn., Wag. Der S., de' Bueb, aas'-er isch,
er isch a" Allem schuld, an einem drohenden Konkurs.
JReinh. 1901. S. noch Bd III 1151 o. Energieloser
Mensch BsStdt. Dummer, liederlicher Mensch SRech.
— d) als Schimpfwort allgemeinerer Bed. AASchneis.;
ZNWen. Du Cheibe" S.! - Auch eis. (Martin-Lienb. II
374/5).
Sürmeli -ei f.: Rohheit, Flegelei S.
sürrne", in BSigr. auch sirme", in B lt Dan. sur-
me", 3. Sg. Prats. und Ptc. -et, in BE. lt Gfeller -t:
1. a) summen (so von den Bienen) BBiel und lt Dan.,
„schwarmweise" schwirren B. — b) sausen, rauschen,
von Muscheln, die ans Ohr gehalten werden B (Dan.).
— c) .hörbar schlafen, nicht gerade schnarchend oder
störend' BStdt (Dan.). — 2. a) undeutlich singen,
brummen B. Bliebe", dir müesst nit numen eso s., dir
müesst brüele", dass -der chöltschblau werdet a" de"
Gringe". Loosli 1910. [Ein Teil der Soldaten] si" still
mitmarschiert, hei"-sech flissig der Schweiss abg'tcäscht
und vor Langiziti iippe" noch cltlt" mittfsürmet, wenn
g'sunge" worden isch. RvTavel 1910. — b) halblaut
sprechen BoAa. — 3. a) unterdrückt weinen, wimmern,
greinen, „ein wenig wimmern, insonderheit wenn man
aufgehört hat zu weinen" B (wohl allg.). Auch von
Tieren, so von Hunden, winseln B, vom hellen, lang-
gezogenen Klageton der Kühe BG. (Bärnd. lull).
Wenn-ich nit g'si" war, si [die Verlobten] hätte" lang
chönne" s. [halb weinen, halb seufzen], aber zum
Pfarrer iväre"-si nie cho". Gotth. Schivig-mer da s.
oder i* hau«>e"-der Ei"s! B Volksztg 1900. Wo der Tanz
üs ist, hocket-er dusse" z' underist uf der Gade"stegen
u"d sürmt SGfeller 1911. S. noch surren (Sp. 1288 u.).
— b) weinerlich klagen B (so E., Si.), griesgrämig sein
Aa. Ach, Heiri, fäht-si a"fah" s. ... Schwz. Fraüexh.
1905 (B). Undereinist foht-er [ein Betrunkener] a" s. :
Du hassisch-mieh, Alls hasset-mich ... SGfeller 1911.
— 4. Etw. .langsam, schleppend tun' BSigr. (Zyro).
Vgl. auch das verwandte surren (Sp. 1287). Zu 4 vgl.
sunggen (Sp. 1208 f.).
Sürmi m.: wer mit weinerlicher Stimme spricht
oder sich weinerlich beklagt B.
sürmig: unfreundlich, mürrisch, weinerlich. Ich
cha"" keini so füli u"a s-i Lermeitscheni brücke", sagt
eine Schneiderin. Sohwzd. (BoAa.).
surmle» (-ü!- Btw.), auch -ele" B (vereinzelt); L,
in BSigr. sirmle", in B lt Dan. auch surmle", 3. Sg.
Pries, und Ptc. -et: 1. a) (surmle") = sürmen 1 a, von
den Bienen B (Dan.). — b) (sü2rmle") = sürmen 1 c B
Stdt (Dan.). — 2. sürmen 2 a B. Singe" chan"-i'h 's
[das Lied] nümme', nume" so s. OvGreyerz. - 3. a) = .->•«)'-
1381
Sarm — sann. Sorn. Sarp — surp. Sarpf— snrpf
men3 a BE. (Gfeller), auch winseln, von einem Hunde
B. — b) = sürmen 3 b BE. (Gfeller), griesgrämig (Aa),
schlechter Laune, tadelsüchtig (LE.) sein, sich miss-
mutig und unzufrieden stellen AALeer. (H.), sich un-
wirsch, mürrisch benehmen Bs. A.: Was macht dl"
Ätti? B.: He, ivas we't-er mache"? auch der ganz Tag
sürmele" LE. (ERöthelin). — 4. sich flegelhaft (Bs),
ungeschickt (AaFH.) benehmen. Sinnlos umherstol-
pern, unbesonnen, wie betäubt umherlaufen AAZein.
— 5. Etw. schleppend, träge, langsam tun BSigr.
fsirmle"); THDiess., Wag. Sürmle" nid so! Tb.
ume°-, lt An. ad St. umenander-: wild und trotzig
umherlaufen, -rennen, von Knaben Bs (auch lt An.
ad St. und St.2). Als Bliebe" sim-mer mengmöl mit-
enander ume"g'sürmlet Bs (ASocin). — ver-: tr., Etw.
(zB. eine Unternehmung) durch Ungeschicklichkeit ver-
derben, misslingen lassen AaFh. Syn. ver-un-schicken.
sürmlig (in B -ü2-): I. mürrisch B. — 2. unbändig,
flegelhaft. Eso-n-e" recht s-er Bängel vomenen un-
g'stre-lte" Repidierschüelcr. Hausfrd 1886.
sürnig: = sönig (Sp. 33), serlig (Sp. 1269) GlU.
Vgl. nernig ebd.
Sarp — surp.
Serpeli n. : gemeiner Thymian, Thymus vulg. G
Gossau, Stdt, Ta.
Nach Linnes Thymus serpyllum. Bei KdGesn. 1542 (dar-
nach Fris.; Mal.) ,Hüener-Serb' (s. Hüener-Chöt Bd III 212);
vgl. Gr. WB. IV 2, 1881/2; Martin-Lienh. II 373; Fischer
III 1900; Müller-Fraureuth I 538.
Sirpe" I s. Sirmenden.
.Sirpenll: Lacerta salamandra, Schweiz.' Nemnicb.
— Vgl. Gr. WB. X 1, 1235.
,sorple° : Wasser über die Oberfläche wegschwibben ;
figürl., Etw. kurz und gut abtun Aa' (Rochh.).
Chilchen-Söl'pli: .Schmerzenskind, Sorgenmensch'
GRNuf. — Man denkt an Chüchen-Sop (Sp. 1226), aber die
Bed. scheint keine Vermittlang zuzulassen.
U"-snrp m.: 1. unreinlicher, unflätiger Mensch
Bs (Seiler 294 b). Da' 'seh der ergst U.! — 2. in
Etw. (im Schlimmen) übers Mass hinausgehender
Mensch, ebd. — Mit verstärkendem un- (Bd I 298).
G°-surpel (-ü2-) n.: schlechtes Nähen; schlecht
Genähtes BLütz. (Bärnd. 1904).
surpe" (bzw. -ü2-) GRMai., Pr., zü2rpe" GühPr.,
sürpe" GRoHe., 3. Sg. Pr»s. und Ptc. -et: in der Zss.
ume"- (umhe"- GnPr., umer- GRhPr.) s., herumsiechen,
matt und in gedrückter Stimmung herumgehen, bes.
vor dem Ausbruch einer Krankheit. Eini, wo albig
ume'surpet, von einer Frau, die entweder Wöchnerin
oder schwanger ist. — Vgl. aurggen 2 (Sp. 1322) und die
Anm. zu Surf/ I.
surple" (bzw. -ü2-), 3. Sg. Pries, und Ptc. -et: eine
Handarbeit (Nähen, Stricken, Garnwinden usw.) pfu-
scherisch, schleuderhaft machen BBurgd., Lutz. Syn.
sulperen (Sp.869); sarpfen; stapfen ; schlurzen; schnür-
pfen. ,Sie [die Kinder beim Strickenlernen] chnüble"
und chnupple" an ihren Latsche", sie chnorze" und
chnebele", sie paggle" und surple".' RGrieb 1911. Auch
subst. = Ge-surpel BLütz. (Bärnd. 1904). — Vgl. Surbel,
surblen bei Martin-Lienh. II 373.
be-: besudeln. ,Papyr mit dräck bestrichen oder
beschlirppet, besurpplet, charta cacata.' Fris. — ze-
s|amen-: zusammenstoppeln, -schmieren. Syn. z.-bagg-
len (Bd IV 1073). ,Der bapst hat a. 1237 syne decre-
tales lassen ussgahn, die im der predigermünch Ray-
mundus hat zsammengesurplet.' HBull. Tig.
Sarpf — surpf.
l"gl. di,
ipi-
'■/!'•
sarpfe", 3. Sg. Pr«s. -et „L": 1. quietschen, beim
Gehen in nassen Schuhen SRech. — 2. „eine Arbeit
unordentlich und langsam verrichten L."
„ver-" : Etw. durch Unordentlichkeit, Langsamkeit
verderben „L."
Sarpfer m., -i" f.: Person, die sarpfet „L."
Snrpf (bzw. -«»-, -5-) m., PI. mit Ural. Ap, Dim.
Sürpßi Ap; UAltd. (Sirpfli, auch -eli) : 1. so viel auf
einmal geschlürft wird, Schluck Ap; BGadm.; U (so
Altd., Wassen); Z (Dan.). Syn. Supf (Sp. 1256). Er
nimmt en S. (es Sürpfii). Auch abschwächend von
einem Trinker: Er nimmt eppe" hie "nd da es Sirpfeli
UAltd. — 2. unordentliche Naht GRMai. Syn. Schnurpf.
Mit schwacher Bildung als Nom. ag. bei Martin-Lienh.
II 375. Zur weitern Verbreitung der Sippe vgl. bes. die
Anm. zu surpßen, über aussergerm. Beziehungen derselben
AWalde, Lat. etyni. WB. unter sorbere. Dazu mit andrer
Auslautstufe auch die bed.-verwandte Gruppe von eurpen,
viel!, auch ,Surb' (Sp. 1295). Beide Bedd. (vgl. zur Ent-
wicklung etwa Schlarp) kehren unter dem Aul. Z- (s. d.) wieder.
surpfe» (bzw. -ü2-) AALeer.; BHa.; GlK.; „GR-
Mai.; Sch; UAltd., sürpfe" (bzw. -ü2-, -Ö-) Ap; „B"
Hk., nO.",Si.; „Gl"H.; GRMai. (Dan.), UVaz; GA., T.;
S; St. - 3. Sg. Praes. und Ptc. -et (bzw. -ed): 1. schlür-
fen, schlürfend trinken. Sörpf nüd eso! Ap. Tue rät
esö s.! Du channsch g'hörig trinke" UAltd. S. noch
supfen (Sp. 1257). Mit Obj.-Acc. Tue d' Milch nüd
esö s. I"ser Färtscheni chennen jitz a"fe" d' Milch
sirpfe" BHa. Prägnant, unmässig trinken. Wenn 's
Übergewicht [den Berauschten] bald dö und bald wider
dei hi" zieht, bis er roruse" schüsst weg*" dem z'vil
sürpfe". NBöscu 1892. — 2. „flicken, zB. ein Loch an
einem Kleide." St. — Bed. 1 auch bei Schm. 2 II 325;
Martin-Lienh. II 375.
,ab-sürfen: absorbere, deglutire.' Red. 1656. Syn.
db-.sür/len. — Vgl. Martin-Lienh. II 375.
üher-surpfe" „Gr"; ScnStdt, -sürpfe" „BO.; Gl;
L": von einem zu vollen Gefäss abtrinken, „über-
schlürfen." — ns-sürpfe" (bzw. -ö-): ausschlürfen Ap
(T.). S. noch üs-supfen (Sp. 1257). — „v er- sürpfe"" :
= sarpfen 2. St. — z'sämen-siirj)/e": unordentlich
zsflicken. ,Die Krausen zusammen gesürpft, als ob
man es mit einem Spiss genäht hätte.' Ap Kai. 1836.
surpfle" (bzw. -ü2-) Bs; Z, sürpfle" (bzw.'-ü2-,
■ö-, -i-) ÄABb., Zein.; Ap; Bs (so Bub., L., Stdt); „B"
Gr., Ha., „O.; Gl"; GRMai.; „L"; G (so Stdt, T.); Sch
Ha., Schi.; Scbw; munduTa; UwE.; U (so Wassen);
Z (so 0., Wth.), -ele" AALeer. (H); BGr. (-euer); UwE.;
U (so Altd.); Z, surfte" Ndw (.bisweilen' lt Matthys),
surfju" PAL, sürfle" (bzw. -ü2-, -ö-, -i-) Aa (so Aar.,
Bremg., F., Fri., Kulmert, Wohl.); BsL.; ß (so Be., G.,
Sarpf, serpf, sirpf, sorpf, snrpf
w-y\
Lutz., 0., Si. und lt AvRütte); Gl; L; ü (so Ms);
ScbwE.; SBib.; ThFt., Steckb.; Ndw (Matthys); UwE.;
W (-Wj; Z (so Febr., Schwerz., Wth. und lt Dan.);
„allg.", -ele" ÄALeer. (H.); Ndw (Matthys); Z - 3. Sg.
Präs. und Ptc. -et: 1. wesentlich = surpfen. a) zunächst
mit Überwiegen der Geräusehvorstellung. aaOO., oft
mit dem Nbsinn des Unappetitlichen, Ungehörigen Aä;
Ap; Bs; B (.unedel' Zyro); GT.; Tb; W; Z und wei-
terhin, unordentlich aus einer Schüssel essen GMs.
Syn. gurgelen (Bd II 418); lorggen 4 (Bd III 1382);
lurischen3 (ebd. 1388); lieschen (ebd. 1460;; sülferen
(Sp. 865); süpften. D' Chind s-e"d, wann s' d' Suppen
esse"d. Hör esö s. und trink (iss) ordenlieh! zu einem
Kinde. Noch strenger als Sprechen bei Tisch ist das
Surfte" verpönt. Bärnd. 1904 (BLütz.). ,Den Wein aus-
tünkle nicht und sürfle nicht im Trinken!' Bienenkorb-
Kal. 183S (Tischzucht). ,Sug und sürflen nit ynhar,
nee surge.' Fris. 1562. Mit Synn. Die Chind hei"
g'sirpfelled u"'' g'schlirpfelled u"d g'chisted »"•' g'mängled
«•"' geng noch mer [Katfee] wellen. Bärnd. 1908 (BGr.).
,Br [der Sigrist, dem Enzianschnaps vorgesetzt wurde]
sürfelte und schlückelte mit sauersüsser Miene.' Lie-
nert 1898. S. noch Süger (Sp. 518). — b) mit Hervor-
treten der Quantitätsvorstellung, in (wiederholten)
kleinen, schlürfenden Zügen trinken, nippen, oft mit
dem Nbsinn des behaglichen Prüfens Aa; Ap; Bs; B;
Gr; L; GT.; Sch; Schw; Th; U; Z. Er tuet nu" esö s.
De'' Bitter diir hei g'sürpflet blas', von dem köstlichen
Wein. APletscher 1902. 's sind mer a's hundert
G'sclnvisterli; d's eine schenkt dem andere" i"; st '.surftet
all und alli; der Letzte löt 's la" falle", Rätsel von
den Dachziegeln Aa. ,In sich sürfflen, persorbere.'
Fris.; Mal.; s. noch supfen (Sp. 1257); süpflen (Sp.
1258). ,0b sie [die Vögel] schon sürpflen (tropfenweis
trinken), so harnet gleichwol Keiner.' Spleiss 1667.
, Sürpflen, versuchen nur ein wenig, pitissare.' Denzl.
1677. 1716; s. noch bitzlen (Bd IV 1993). ,Surpfeln,
sorbillare.' ebd. 1716; ,süpfeln.' 1677. Bei einem zu
vollen Gefäss mit gespitztem Munde schlürfend ab-
trinken AABb. ; Th; Z; auch oben-ab-s. Syn. über-
sürpflen. Mit Obj.-Acc. Wadtländer s. Z. Sin röter
Wl" wird nüd übel z" surfte" si". HNägeli 1842.
[Jungfer Meriau von Bs:] Iberhaupt isch 's schregglig
ung'sund, so vil Wasser z' sirpfte". FOschw. 1900. [Die
Leute haben] 's Dreiröre"ivasser grad asa mit d"m bare"
Mül vo" de" Bore" e"iceg g'sörpflet. ATobler 1901/2.
.[Frauen] die nicht danach trügen, ob die Bohnen
gesetzt und der Flachs gejätet sei, sondern nur ihren
Gaffe surfte" und die gegenseitigen Mägde aushunzen
täten.' MWalden 1880. ,Wenn sie uns Zuckerwasser
gab, so durften wir es nicht trinken, sondern bloss
surpfte".' JMähly (Bs). [Bantli hat] weder Brandtwy
no Knjsiwasser truncha, sonder nur Most und Wasser
häd er g'sürpfelt. AKornhoffer 1656/1712. S. noch
Bosöli (Bd VI 1445). Mit innerm Obj.: U"d no'h
anW'erfart streckt er d'Hann'' ahhi" u"'! surftet i-" Schluck
um der annder. Bärnd. 1911 (BG.). Prägnant, gerne
über den Durst trinken, ,gewohnheitsmässig lange
beim Wein sitzen, ohne sich gerade zu betrinken' Aa;
Ap; B (AvRütte); U. Syn. süffelen (Sp. 359); suggelen
(Sp. 521); sürggelen. Er tuet e"chli" s. Er s-et eppe"
hie und da. Er sirpflet wider Ei"s UWassen. ,Die...
die manchmal so gnietig wurden nach Mitternacht,
sürfelten und stürmten und doch nicht zu Bette woll-
ten.' Gotth. Mit Syn. Sürpfle" und süpftc" AAZein.
Tuest all noch gern e"chli" surpfte" ond süfte"? ATobler
1908. — 2. unterdrückt weinen BSi. (Imob.). Syn.
flennen (Bd I 1199); süfenen (Sp. 360).
Siiätmhd. Bürji/etn, sür/eln; vgl. Gr. WB. X 1, 1235 (wiener.
airfdn); ferner MHöfer, Etym. WB. 204; Lexer 1862, 246;
Schm. 2II 325; Martio-Lienh. II 375. 913 (ziirfek"); Unger-
Khull 601.
Ab - sürpfle" : abschlürfen Tu. E"chlei" a., von
einem vollen Glase. .Absürüen, absorbere, deglutire.'
Red. 1656.
üb er -sürpfle" „BO.; Gl"; GRMai.; „L"; G; ThHw.,
-sürfle" Z: = ü.-surpfen. D' Bannst ande", e" Beckeli
Kafi ü. Z. — Auch strassburgisch.
ti-sürpfle" SceHa., -surfte" ZFehr.: aufschlürfen.
Der üsg'schütt Wi" ü.
i ( n ) e " - sürpfle" Bs (Spreng); GT., -surfte" Scaw
(so Muo.); ZFehr., S.: eiuschlürfen. Du muest d'
Suppe" nüd esö i., zu einem Kinde. Er surftet d' Arznei
ie", wie wann 's Zuckerwasser war ZFehr. ,So die
ochsen und ander vech trinkend, so sürflend sy das
trank hinein.' Tierb. 1563; an andrer Stelle ,härein.'
Mit verschwiegenem Obj.: ,[Die Esel] stond am sta-
den, sürfflen all gemach durch die zän hinein, also
das du kaum siehst, ob sy trinken.' ebd. — Vgl. auch
Gr. WB. III 318 (,einsurfeln').
üs-sürpfle" Bs (Spreng): GT.; ScHBarg., -sürfle"
SchwE.: = üs-surpfen. ,Er sürfelte seinen Enzian aus.'
Lienert 1898. ,Ein ey aussürpflen, sorbere ovum.'
Mal. .Süpplein, Brühen, lind gesottene Eier usf., die
man nicht mit aussgestreckter Zungen einschläket,
sondern mit dem Löffel aussürflet.' Spleiss 1667. —
Vgl. Gr. WB. I 974 (,aussörfeln'). 995; Fischer I 528.
,ver-surflen: ganz verschlucken, verschlinden,
absorbere.' Fris.; Mal.)
Sürpfel Sürfel m.: = Surpf 1 BSi. (derb). Wir
wi2" nuch e" S. ne", im Wirtshaus BSi. — Verhält sieh
zu aürpfld* wie Surpf zu aurpfe".
Ge-sürpfel G'sürfel n.: schlürfendes Geräusch,
Geschlürfe AaWoM. Syn. Sürpfteten.
Sürpfe" f.: 1. vertikales Abflussrohr im Brunuen-
trog, Überlaufrohr GoT. — 2. Sö'rpfe", = Suren (Sp.
1295) Ap (T.). Wohl zu 2 .Sürpfen', Name eines Hofes
LInwil (Leu).
Sürpfler GT.; UwE., Siirpfeler (-i-) UAltd., Sürfter
UwE.; „allg." (St.2; lt St.1 VO; Gr; Scu; Z), Sürfeler
BLütz. — m.: „Person, die sürfelt." Gelinde Bezeich-
nung eines Trinkers: Er ist e"chli" e" S. UAltd. Als
kosende Anrede an ein Kind BLütz. (Bärnd. 1904).
Sürpflete", Sürflete" f. : = Ge-sürpfel UwE.
Sürpfli, Siirfli (bzw. -i-) — m.: 1. = Sürpfler, von
einem Trinker Bs. — 2. von einer Pfeife, in deren
Rohr sich die Flüssigkeit mit Geräusch auf und ab
bewegt. Da' isch e" Sürfli ron-ere" Pfife"! EHetzel 1879.
Vgl. Tuback-Surgglen (Sp. 1322). — Auch hei Martin-
Lienh. II 375. Als PN. .Gabriel Sürpfli.' 1559, Sch Chr. Als
fingierter Name eines Wirtes. Grütliauer 189S (Bs).
Te-Sürfli: Einer, der viel Tee trinkt. MWalden
1880 (BM.).
Siirpf AAAar., Br., in B (lt Gotth.) Sürfli — im:
kleiner Kerl AAAar., Br. Als Schimpfw.: Du ewige
Stopfli, du Sürfli! Gotth.; Schnürfli. 1861. — Das Vor-
hältniss zu Surpf vergleicht sich dem von mmn : tn-aurren
(Sp. 1287. 1293). Reicher entwickelt in der Nbform reit Z-.
Sars. Sart — surf. Sarw— surw
i:;:;t;
SarseHe" S (GvBurg) f., Sarzelli Bodensee (Meisn.
u. Scbinz 1815, 303; heute abgelehnt): Kriekente, Anas
crecca. Syn. Giriz 3 (Bd II 408); Chläfeli (Bd III
631 O.). — Frz. sarcelh, lat. •iittrtjiietlulii.
Sart — surf.
Sart I m. oder n. Nur in der Verbindung ,(nit)
ein s.', = nicht das Geringste. ,[Wir] gebint urab nie-
man nit ein s. [: bart].' Ap Krieg 1405. ,Seu verstend
es [von meinem Spiel] einn s. [: narrenvart]', Spiel-
mann von betrunkenen Bauern. Ring.
Zu serten (s. d.), also eig. .stuprum.' Vgl. aber Zort. Der
gleichwertige Gebrauch mit und ohne Neg. wie bei andern
synn. Formeln; vgl. Seich (Sp. 139); Drlck. S. auch Surt.
Sart II. Nur „PI. Sarten: aufgebrochene oder be-
hackte Plätze, zB. Gärten, Beunden, worin mancherlei
gepflanzt wird. Ich brauche viel Dünger auf die
Sarten BoSi." — Vgl. frz. ««ort, Gereute < •«raarfum, za
lat. earrire.
Sertäte" f.: eine Art Haube BsStdt. — Frz. serre-tete.
serte", 1. Sg. Prss. ,sirt', Prat. ,sart', Ptc. ,ge-
sorten': futuere und uneig. plagen; hauen (auch
,zer-s.'); locken. Ring; s. die Belege bei Schm. *II 328.
Vgl. Gr. WB. X 1, 628, sowie Sart, Surt. Über die
z. T. entsprechende Bed.-Eutwickliing des syn. ge-hien s. Bd
II 1108 (Anm.) und Gr. WB. IV 1, 2340 ff.
ver-. Nur in der Verbindung ,fast, gar versarten
sin (werden)', = hin, verloren, foutu. ,Wie wend ir
uns nun rautenV wir syen [Ind.] fast versartten.' Ap
Krieg 1405. ,Ich wil das niemer geraten: sy wurden
[Konj.] vast versartten.' ebd. ,Do wurden sy gar ver-
sarten [vor Freude], wann er hatt in iren sinn ge-
raten.' ebd. ,[Sie] sprachen, si hettintz verrauten. Si
waren vast versauten [!].' ebd.
Schreibung für ,versorten.' Zum Reim, der als surrten
(bzw. -km Y/,,,1: i'j-'irn zu interpretieren ist, vgl. , Worten : ge-
ra(u)ten.' ebd. S. 76. 130, weiterhin ,ross : stra(u)ss' (häufig)
uam.
sertlig: = ser(l)ig (Sp. 1269) GG.
Sirte" s. Sinnenden.
Sort ZRuss., sonst Sorte- (in BG.; THKessw. tw.
-ö-) — f., PI. -e" (in FJ. Sorti): a) wie nhd. Sorte,
allg. E" gueti, ßni, bosi S. (Herdöpfel, Zigarre", IM
oder vo" H., Z., L.J. Die S. Hüener kännt-me", uneig.
von Menschen ZO. (Messik. 1910). Es isch so-n-e" S.
Lüt, sonderbare, liederliche, schlechte Leute Bs. E"
netti S. vo" Ma"". HDietzi 1900. Vo" derfe") S. Ei"'m
co" di""r S. SGpeller 1911. ,N., dem forruschnider,
von den 40 Sorten verrüefter talern uff holz zu
sehnyden 32 pfd.' 1579/80, Z. ,üie zwo Sorten nüwer
Bononieren umb 3 Schwytzer batzen das stuck.' 1591, Z
RM. ,Dise Sort [Schuhe] ist Burgern und Puwren vast
gemein.' RCvs. (Br.). ,Ein guter Teil oberzehlter Sorten
Personen.' JJBreit. 1639. ,In Bezalung der Zinsen...
soll der Glöubiger die S-en, wie sy denzmalen ge-
würdiget, anzunemen schuldig sein, und die S-en des
Haubtguts höcher nit anzurechnen haben, als was sy
a. 1613 galten.' 1653, BSi. Rq. S. noch Anm. zu Chleinöd
(Bd III 656); ver-rüeffen (Bd VI 704 o.). In Zssen.
,Gold- oder Silbersorten.1 1645, BSi.Rq.; 1661, Z Rq.
N. hatte in dem Gewölbe des Vorkellers in seinem
Hause 220 .Goldsorten' [Goldmünzen] gefunden. 1717,
Absch.; vgl. zur Bed. Gr. WB. XI, 1812. .Tarif über
den Curs der Gold-, Silber- und Münz-Sorten.' S Cal.
1770. — b) Dim. Sörtli, das Quantum Seide, das dem
Heimarbeiter auf einmal zum Winden übergeben wird,
gewöhnlich 1 Pfd bis 1 Pfd 3 Lot mit 20 Zapfen Z
(Seidenindustrie; vgl. HDolder 1851, 16 f.); Syn. Po-
sten II 2 b ß (Bd V 1800, wo jedoch zu lesen ,zum
Winden gegebene'). — Vgl. zur Gruppe Gr. WB. X 1.
1811/4; Martin-Lienh. II 375.
sortiere": wie nhd. G; Th; Z und weiterhin.
Der hat awh G'sortierts und Ung'sortierts bi-n-enand,
hat keine Ordnung ZWetz. (Messikommer). — Vgl.
auch das syn. suudiercn S (Sp. 1160).
Sorti nen f.: = Sort AAWohl. Es sind vu" alle"
S. Liit dert g'si".
Surt m. oder n.: = Sart I. a) in Schwurformeln
,Swer och unordenlich sweret vor unserm rat ald vor
gericht bi unsers herren Gottes schedel, styrnen, grind,
hopt, köpf, s., vist, schaiss, geheiiet ald sölich swüere,
der sol unser statt ze buoss geben fünf Schilling
phenning als dikk es beschult.' XIV., Sch StB. ,So
mir ein s.! ich han sey gsehen.' Ring. — b) als Ver-
stärkung von Schimpfwörtern; vgl. Zers. ,Du s. ver-
snita böswicht.' 1390, Z RB. ,Du s. verhite gelwer
gehigend schelm.' 1415, ebd. — Vgl. Lexer II 1326/7.
SiPrtü m.: 1. Überrock; uneig. Deckmantel. .Her-
zensbosheit unter dem Surtout einer verstelleten Gott-
seligkeit.' JJUlr. 1731. — 2. Tafelaufsatz ZStdt. —
Frz. surtout in beiden Bedd.
Sarw — surw.
Sarwatte"; s. Saivatten.
Serw S'erb m.: Schwindsucht Bs (Spreng).
Eius mit Sinnen (s.d.): die einsilbige Form setzt den
Nom., die zweisilbige den Obliquus des alten schwachen
Mask. fort.
Serwel Serbel I (bzw. -I-) — m., Dim. Serbeli
(s. 1): 1. kränkelnder oder verkümmerter, dem Ab-
sterben entgegengehender Organismus, von Menschen
(namentlich schwächlichen Kindern, Phthisikeru),
Tieren, Pflanzen Aa (so Fri., Wohl., Zein.); Bs (so
Stdt); G; S; Zg, auch Dim. Aa; BLütz. (.Bezeichnung
eines dahinschwindenden oder wenigstens im Wachs-
tum zurückgebliebenen und völlig abgemagerten Kin-
des.' Bärnd. 1904). Syn. Gerbel I (Bd II 415); ßroggel
(ebd. 728); Mägerli (Bd IV 103); Bäbling (Bd VI 29);
Rämpel (ebd. 936). Wer wö't-n-esö-ne" S. setze"! zB.
von einem Kabissetzling Aa. Kei" chranke'' Ghrächeler,
kei" armseliger S., kei" elände'' Grugsi. JHofst. 1865.
— 2. derfresse'd S., Bezeichnung verschiedener Krank-
heiten, bei denen unter starkem Hunger rasche Ab-
magerung eintritt, Fresstieber, Auszehrung mit Heiss-
hunger, Febris hectica S; vgl. MHöfler 1899, 115 (unter
,Ettich'); 140 (unter ,Fress-Fieber'). Syn. ((fr)essend,
Ess-, Fresser-, Hunger-) Ettiken (Bd I 599/601).
F resser- Zirbel: = Serwel 2 SOlt. (Dan.).
Entstellung aus fressend S. (s. das Vor. 2) ; vgl. zum 1. Glied
aber auch Fresser (Bd I 1324) und Fr&iaer-Ettiker (ebd. 601).
Hunger-: = dem Vor. BG. ,[Die Gäste meinten]
sie mögen doch gewiss nicht schon wieder; da müssten
sie ja den leibhaftigen H. ersinnet haben.' HNyd. 1890
l:;:;v
Siirw, serw, sin
1338
s6rw(e)len serbele" (bzw. -e-) BE. (neben serble"),
M.; GrL.; Ndw (Matthys); ZO. (neben häufigerm
serble"), sonst serble" (bzw. -I-), in L; TuSteckb.
(heute abgelehnt) auch serfle" — 3. Sg. Praes. und Ptc.
-et: allmählich hinsiechen, absterben, kränkeln, nicht
gedeihen, von Pflanzen (bes. Bäumen), Tieren und
Menschen Aa; Ap; Bs; B (so E., M., Si.); Gl; GrL.,
Mai.; L; GP., G., 0., T.; „Sch" ; SchwE.; S; Tb; Ndw;
Zg; Z. Syn. griggen 2 (Bd II 727); (ab-, ver-Jmauglen
(Bd IV 105); (er-, ver-Jbudercn (ebd. 1036); beigeren
(ebd. 1056); (ab-)rablen (Bd VI 26); ratzen (ebd. 1918);
siechen (Sp. 202); sören (Sp. 1271). Hat echt das
Bäumli Hambitzgi, dass 's esö serblet und niene'' hi"
will? Z. Lueg dort selbe" Baum! Am Abstö" isch-er,
er serblet. Breitenst. 1864. 's Chindli hat g'serblet vu"
dem a", dass 's de" Frisel g'ha" hat ZDättl. [Der
Knabe] het g'serblet zwöi, drü Jör und hei" Dokter
het-em chönne" helfe". Joach. 1885. Der Ueli selber,
wo-n-er g'seh" het, wie das Meitschi serbelet, ist stiller
worde". Schwzd. (BM.). Si föhd a" s. und cha"" nümmer
verdiene". L Vaterland 1884. Vom seelischen Leiden:
Es blibt-em [dem Kind, das seine Mutter verloren
hat] e" Letzi z'rugg, 's hed slner Lebtig z' s. dra".
Schwzd. (L). Unpers., in übertr. Bed. Es serblet mit
dcne"Lüte", ,sie kommen ökonomisch zurück' THSteckb.
Vgl. Leier II 892; Gr. WB. XI, 621; Martin-Lienh.
II 373. Die Form mit / ist auch Schwab, (s. die Aum. zu
as-8.) und bair.-ö'sterr. (Castelli 1S47, 125; Hintner 1878,
208; Unger-Khull 594).
ab-ser&eZe" Zg, sonst gew. -serble": an einer lang-
sam (chronisch) verlaufenden Krankheit zugrunde
gehen, dahinsiechen, verkümmern, „verwelken, all-
mählig absterben", von Pflanzen (bes. Bäumen), Men-
schen (,grob' Z) und Tieren Aa; Ap; Bs; BG.; Gl (so
H.); GGrb., T.; S; Th; U; Zg; Z (so F.). Was macht
diu Brüeder? Hä, er serblet halt ab und mues' sterbe"
Z. D' Buebe" [die nicht austoben können] serbli"d ab
i"'n junge" Jöre". ATobler1909. — Ab-serblete" f.:
,eine langwierige, auszehrende Krankheit' Ap (T.). —
ab-.serblig: .auszehrend, hektisch' Ap. Es ist en
a-er Zug, ,eine Auszehrungskrankheit' (TTobler), auch
übertr., ,die Sache nimmt ab' (ATobler 1905).
um(m)e°- serble", in L auch -serfle": krank und
schwach herumgehen, herumsiechen AABb., Fri.; Ap
Her.; L; GF., G., T.; Zg; Z (so 0.). Syn. umen-
rätze(re)n (Bd VI 1918 f.), -siechen (Sp. 202), -sören
(Sp. 1272). Es war besser, me" wurd die Sou" metzge",
a'statt dass-si mues' esö u. Z. Mächt schier zur Hut
üsschlüfe", wenn-ich ander Lüte" Purscht muess g'seh"
und mini de" Weg u. müend. Stütz, Gem.
üs-serble": .auszehren, auskränkeln' (T.) ApI., K.,
M.; ThMü. Syn. (üs-)giblen (Bd II 98). — Auch bei
Fischer I 518 (,aus-serfleu').
v e r - serbele" BE. (neben -serble"), M., sonst -serble"
(bzw. -c-): = ab-s. AaF.; Ap; Bs; B (so E., M.); Gl (so
K.); L; G (so T.); ScuwE.; SL.; Th; ZO. (so F.). Syn.
rer-räblen (Bd VI 27), -riglen (ebd. 756), -sören (Sp.
1272). Me" weiss nüd, eb 's [ein Blumenstöckchen]
verserblet oder glich noeh dem" chunnt ZF. Wenn 's
nid bald üfhört regne", so verserblet Alls i" Feld und
Wald L. Duss im Stall, o lieber Gott, verserblet Boss
und Chue. Schild 1866. Miner Schwöster Chind het
das Impfen au'h vertruckt; ist verserblet, g'storbe"
g'schioind. Ap Kai. 1880 (Tu). Im ökonomischen S.,
kümmerlich sein Leben verbringen. Er het begriffe",
dass-me" nit uf-eme" chline" Bitz Land z' v. brücht,
we""-me" öppis Anders tveiss a"z'fäh". Schwzd. (BM.).
Wie vil Fraue" und Chind müesse" v. und chömme"
i" die bittersti Not, ivill d' Manne" ires Geld i" 's Wirts-
hüs träge". Schwz. Frauenh. 1903 (SL.). S. noch Huseli
(Bd II 1752). Von Gegenständen, zugrunde gehen,
der Zerstörung anheimfallen SchwE.; s. ver-brosmelen
(BdV808). — ver-s6rb(e)let: verkümmert, herab-
gekoinmen, bes. von zurückgebliebenen Kindern B
(so E.); s. ver-riglen (Bd VI 756). Von einem Bau-
werk: Vor füfz'g Järe" isch uf dem gliche" Fleck, wo
ietz di"s stolz Büre"hüs steit, en alti vers'erbleti, ruessigi
Hütte" g'stande". Dorfkal. 1887 (B). — Vgl. Gr. WB.
XII 1282; Fischer II 1334.
Serw(e)ler Serbler m.: = Serwel 1 GRMai.
Serw(e)let Serblet in.: Schwindsucht, Atrophie
der Kinder BsL.; SL. Wenn es Ching der S. het,
sell-men-em e" lebige" Fisch a" Hals hänke"; wie der
Fisch abstirbt, stirbt auch d' Chranket ab. Schild 1863;
entspr. BsL. Der fresse"d S. = Serioel 2 S.
Serw(e)li Serbli I in.: Mensch, der serblet. oO.
(FStaub).
sgrw(e)lig serbelig B, serblig BsStdt; BSi.; GRh.,
Stdt; Th, ge-serblig Z (so Schwerz.): dahinsiechend,
kränkelnd, schwächlich, schlecht gedeihend. En s-er
Baum. Serblige" Chinde" mues'-mu" toll z' esse" ge",
süst tödt-si der hungrig Serbe" BSi. G's-s Zug Z
(Spillm.). Übertr., von einer Angelegenheit, die nicht
vorwärts gehen will: E" serbligi G'schicht THSteckb.
serw(e>ligen serblige" : = serwelen BSi. Er s'erb-
liget dahi"; z'weg chunt-er üf ki-" Fall] mer. Das
Chind fäht och a" s.; wenn-d' es nit cha""st siPgge",
su muest im süst z' esse" ge".
Serw(e)li°g Serbli"g (in ApK., M. Serbli II) m.:
Geschöpf (bes. jugendliches), das serblet, von Pflanzen,
Tieren, Menschen; „Pflanze, Blume, die in ihrem
Wachstum zurückbleibt, keine frische Farbe hat und
bei der besten Wartung nicht gedeiht, so wie ein
Kind, eine Person siechen Zustandes" AaF., Leer., Z.
und lt Rochh.; Bs (auch Spreng); ApH., I., K., M.; BSi.;
„Gl"; Gr; „L" (soE.); G(so Ms, Rh., T.); Sch; Schw ;
Th; UwE.; „Zg; Z; allg." (St.2). Syn. Mägerli(ng)
(Bd IV 103); Batzen (Bd VI 1919); Sörling (Sp. 1273).
Das Bäumli ist e" S. und chund nie zum Chime" L.
Er ist e" S. u"d toürdt Vner blibe" BSi. Der leid S.
Gr (Schwzd.); vorher der leid hülpig Chrüppel. ,Ein
armer Serbling.' MEY.-Mer. 1853/6. .Sein Vater hasste
ihn [einen kränklichen Knaben], sagte ihm nur Serb-
ling und alte Grochserin.' HPest. S. noch Ettiken
(Bd I 601); Bristen (Bd V 838 o.); Bett-Ris (Bd VI
1364). Im Bild: ,Und dann wieder [sagte der Vogt
zu sich selber]: Wie meine Wurzeln faulen, so finden
diese Serblinge [die Bauern des Dorfes] mehr Nah-
rung.' HPest. Übertr., Schwächling, auch im mora-
lischen S. Ü"s Serbli"g, im Gegs. zu den kraftvollen
Vorfahren. Schwzd. (Schw). .Kräftige Regierungen
haben wie kräftige Menschen überhaupt im Leben
denn doch mehr Wert als Serblinge.' Dubs, Öffentl.
Recht. ,Wie ungeheuer ist die Nacht der Unwissen-
heit noch in unserm Jerusalem? Wie lauftet dissfalls
Alles unter uns von elenden Serblingen, von magern
Kühen Pharaonis.' JJUlr. 1718.; s. noch Schwind-
Sucht (Sp. 2S3). ,Er bleibet in seinem Christentum
ein dürrer Serbling und Hälbling.' ebd. 1731. ,1m
Sarw, senv, sirw, sorw,
Grund ists ... dem Menschengeschlecht beilsam, dass
Eltern und übrigkeiten es dahin [zur Selbsthilfe]
weisen, -wenn ... Kinder und Volk -wirklich erzogen
sind. Aber wenn ... die armen Geschöpfe, in beiden
Verhältnissen zu Krüppeln und Serblingen gemacht,
sich weniger als Unmündige helfen können ... dann
ist etwas Andres.' HPest. — Vgl. Gr. WB. X 1, <;-22 (wo
uoch ein Beleg aus HPest.). Auch kärutu. (Beitr. 28, 103).
Welt-Serbling: weltlich gesinnter, sittlich halt-
loser Mensch. ,Weil die Lehr des Glaubens wider
solche elende W-e ist, so sind sie auch wider sie.'
JJÜlr. 1718; auch ebd. 1727.
Serwe" Serbe" m.: , Sucht' BE., auszehrende Krank-
heit, Lungenschwindsucht BO. (Zyro). ,[Ein] cardinal,
der jung ... am Serben gestorben.' Ansu. ,Für Leid
der Alt auch bald wurd sterben. Ach, dass ihn ankam
jetzt der Serben!' MtricXus 1630. Der himg(e)rig S.
= Serwcl 2 BoAa., Be., E. (jede Krankheitserscheinung,
die mit starker Kräfteabnahme riesigen Appetit ver-
bindet, wie Rhachitis, Amyloid von Leber oder Darm,
Diabetes udgl.' Bärnd. 1904), G., Si. (.krankhafter Hun-
ger mit Abmagerung verbunden, aus grundfehler-
hafter Verdauung und Assimilation.' Imob.) und lt
Zyro; SL. (Schild). Er het der h. S., isst, wi wen"-er
der h. S. hätti, von einem Vielfrass. 's meint Ei"em,
•'ass Niedc, wo dö innen isch, der hungrig S. heig.
Schild 186b'. S. noch scrtvelig. Der turstig S., Diabetes
BE.; vgl. Bärnd. 1904, 442. Er het der turstig S.,
auch iron. von einem starken Trinker. — Eig. Nom.
ag. zu sei-u-en. Ein Fem. .Serbe' bei Gr. WB. X 1, 620.
serwe" s'erbe", 3. Sg. Prses. und Ptc. -et, in GrD.
(lt B.) -t: = s'erie(eßen. a) im eig. S. Von Pflanzen,
siechen, „vor der Zeit verblühen, vergehen, welken"
AALeer. (H.); „B"Si. (Imob.); „Sch; Z" (so Dättl.);
vgl. auch PAnd. 1897, 289. .Wollt ihr ihn [einen
Apfelbaum] versetzen ... dann wisst ihr nicht, ob er
nicht verdorret auf seiner neuen Stelle, wisst nicht,
wie lange er s. muss, bis er z'weg kommt.' Gotth.
.Sehet, wie die kleinen Bäume, die unter dem Schatten
der hohen Eichen serbten, jetzt zugenommen haben.'
HPest. .[Die] Alpenpflanze, die, in Gärten versetzt,
gewöhnlich ihre eigentümliche Lebensfrische verliert
und dahin serbt' Scawz. Literaturbl. 1829. Von Men-
schen und Tieren, „in Siechtum auszehren, langsam
hinschwinden" AALeer. (H.); Ap (T.); BoAa., E., Si.
(Imob.); GrAv., D. (B.), Mai., Ths; GWb. und lt Zahner ■
Ndw (Matthys); U; ZDättl., Kn., Wil b/R. (heute ab-
gelehnt). Er het g'serbet BSi. (Imob.). ,[Des kranken
Kindes] Wangen färben sich frisch und rosenrot;
vorüber ist sein Serben.' Reith. 1853. S. noch ver-gän
(Bd II 27). ,Welen menschen an disen [Unglücks-]
tagen we wirt, der kumpt kum wider oder er särwet
lang und geniset kum von keinerley artzeny.' E. XV.,
Z. ,In sinen letsten jaren ward N. gar ein eilender,
anner, kranker man, serwet lang, fulet und stank.'
1524, Z. , Peters schwiger und Timotheus särbend
am fieber.' LJdd 1531. .Der tod ist wäger dann ein
arbeitsäligs laben und langwyrige krankheit oder sär-
ben.' 1531/1638, Sir.; ,oder särben' fehlt seit 1665;
i£pa>OT7]|ia iu.u.ovov. LXX. ,Was lasst mich Gott also
s., hut und bein an mir verderben?' VBoltz 1551.
,Särben, erligen, lasz und müed werden, oblanguere;
schwach, mugloss, blöd und müed sein, särben.' Fris.;
Mal. .Eselmilch sol auch [gut sein gegen] huosten,
bluot speuwen, miltzstächen und s.' Tierb. 1563. ,Von
den grossen, tödtlichen krankheiten, die den ganzen
lyb einsmals überfallend, dass der mensch ... eintweders
lange zyt särwet oder schnell durch den tod dahin
genommen wirf Gualth. 1584. , Kranke, die von alten
und laugwirigen krankheiten serwend.' SHochh. 1591;
.särben.' 1C93. , Schwinden, Schweinen, s., decrescere,
tabere.' Red. 1662. ,[N.] hat gsärbet.' 1669, ZKlot.
(Pfarrb.). ,Wenn der Säugling um seines [des Vaters]
Saufens willen serbet.' HPest. .Seine Kinder sie Ser-
ben, sind gelb, krumm und schwarz wie Zigeuner.'
ebd. .Wir kränkeln nicht und Serben nicht, die Wan-
gen glühen im Gesicht.' Z Neuj. D. Sch. 1788. Neben
, sterben' (tw. in assonierender Verbindung). ,Die Erd-
äpfel haben Pestilenztiecken, und wer davon isst,
Mensch oder Vieh, muss sterben oder s. ohne Gnad
und Pardon.' Gotth. (Hdschr. von Käthi die Gross-
mutter; in den Ausgaben fehlt der Schluss von ,oder'
an). ,Ain sollicher schwerer sterbend [ist] under sy
[die Soldaten der kaiserlichen Armee] kommen, das
in fünf wochen (wirt gesagt) ob 10 OoO man gestorben
sijen; ...dann [hat] och das gift des serbens und
Sterbens des künigs leger angriffen.' Kessl. ,Am 6. jan.
starb fraw N. ..., nachdem si lange zyt gsärwet und
usszert hatt.' JHaller 1550/73. ,By 3 menschen habe
sy [eine Hexe] ouch verderpt, daz sy gestorben und
lang gserbet.' 1575, L Turmb. ,Sie hattend Exempel,
dass etwan Diejenigen, welche in den Comödien ver-
treten die Person Gottes, für dieselbige Zeit hin ge-
hebt habend kein einige gesunde Stund, sonder ge-
särwet und gestorben.' Bedenken 1624. .Stirb, eh du
sterbst, dass nicht verderbst, Genad erwerbst, nicht ewig
serbst im Höllenreich und Schwefelteich.' GMüller
1650. ,Er [sei] in eine Krankheit gefallen, an deren er
auch geserbet und gestorben.' JJGessner 1702. Vom
Tier (s. auch schon o.). 's Chalb tuet s. ZWil b/R.
,Ettlichs [verhextes Vieh] hept sich jar und tag, ge-
serbet, und etlichs kümerlich wider kon.' 1531, L
Hexenproz. ,So gnäsen sy [die Maulesel] nimmer ee
von dem serben und abnemmen, dann so sy medicam,
das ist spanische wicken essend.' Tierb. 1563. ,[Der
Mensch] schafft einzelne Tiere, die in der Wildniss
serbten, zu Heerden um.' HPest. — h) uneig. .Das
S. und Kümmern vieler Gewerbe.' Schweizerb. 1827.
Vom Menschen, a) sich vor Kummer verzehren, ab-
härmen. .Nesereweta ih umbe dine fienda, nonne ...
super inimicos tuos tabescebam?' Notker. ,In h Öff-
nung särben oder kummerlich geläben, animam tra-
uere in spe.' Fris.; Mal. ,[N.] serwet ertliche zyt
vor kummer und ist hernach über ettwas zyts zu
Bern seliklich abgescheiden.' HBull. 1572. — ß) see-
lisch, sittlich herabkommen. ,Der ist aufgeblaasen
und weisst nichts, sonder särbet in fragen und zank
der Worten.' 1531/1707, I. Tim.; , sunder särwet mit
fräglen und Worten kämpf.' HBull. 1531; gr. voaSv
Ttspt £>;T»y3iis xal Xcyou.axtag. ,[Der Anhänger der Ohren-
beichte muss] an dem Ach- und Weh-Zweiffelstrick,
ob ihm seine Sünden... vergeben werden... zahlen,
s. und ewig verderben.' ClSchob. 1699. ,Es wäre ihm
[dem Menschen] besser, er könnte seine nichtigen
Tage ... im Wald dahin leben, als Bürger eines Staats
zu sein und aus Mangel bürgerlicher Bildung am
Fluch einer Kette zu s., die ihm das Gefühl der Rechte
seiner Natur von allen Seiten verwirrt' HPest. —
serwend. ,[Sie] gienge ein halb jar serwen, daz er
1341
Sarw, serw, sirv
l:;i'J
wand, si wölt erlarnen.' 1454, L Hexenproz. ,fDie
deutschen Söldner] ellenklich uf dem veld ... und
sanfter in den höwhütlin und uf den mistinen wie
serbend kund verdurbend und sturbend.' Ansh. ,Sär-
bend, languidns.' Fris. (.särbende.' 1541); Mal. ,[N.
habe] sich am lyb übel gehebt, grossen durst erlitten
und [sei] also särwend im heuwmonat daruff gestorben.'
1576, ZKüti. ,1m ganzen Hause Nichts als halb-
nackende Kinder, serbende, Hunger und Mangel at-
mendeGeschöpfe.'HPEST. Mit verschobener Beziehung:
,s-e Krankheit', Auszehrung; s. Ettiken (Bd I 601).
Im inoral. S. ,Er hätte sollen die Evangelischen mit
serbenden Fragen, Wort-Gezänk [usw.] unangefochten
lassen.' ClSchob. 1695. ,Dem Pater Vicari alle seine
listige Rank, serbenden Wortfragen und sophistische
Folgungen zu nichten machen.' ebd.
Ahd. serawen; mhd. sem-en, -ben; vgl. Gr. WH. X 1, 621/2
(wo noch mehrere Belege aus HPest.); ferner Martin-Lienh,
II 373. Die Sippe ist vorwiegend alem.-bair. Der Voc.
deutet, soweit altes e und Sekundär-Umlaut voa a geschieden
werden, auf ersteres (auch e' G1K. ist regelmässige Ent-
sprechung von sekundär gedehntem ?). «• ist in der lebenden
Spr. (im Gegs. zB. zu föru-en Bd I 990; gärwen Bd II 448)
nirgends mehr nachzuweisen (letzte Belege Gwerb 1646;
1662, ZKlot. ; s. ü«-s.), worin wohl Eiufluss von sterben (s. o.)
zu erkennen ist. Das W. weicht heute vor serb(e)len zurück
(so Aa; GMs; ZWil b/R.) und ist tw. schon völlig abge-
kommen. Zum Sachlichen vgl. MHöfler 1899, 638.
ab-, mit ,sein' (so BG.; GiiNuf. und lt TTobler),
in ä. Spr. auch ,haben': = ab-serwelen Ap (T.); BG.,
Si. und lt Imob., Zyro; GrAv., Nuf., Rh.; Ndw (Mat-
thys); U; ZSchwerz. Die serbet ab GrNui". Er serbet
langsam ab. Er ist ganz abg'serbet BG. ,Absärben,
nach und nach abnemmen, verschweinen, unmuotig
werden, krank und blöd werden, erlucken, erligen,
kraftlos werden, languescere, e-, oblanguere.' Fris.
1541/68; Mal. ,Ein halben bächer voll gemsunschlit
mit gleich so vil milch getrunken sol die zrächt bringen,
die one alle ursach von tag zu tag abserbend von ge-
schwär wägen und prästen der lungen.' Tierb. 1563.
,Das fleisch der kräbsen ... wirt gelobt von denen, so
abserbend, schweinend, megerend.' Fischb. 1563. ,[Der
Krebs] hat ein zart, süess, lieblich fleisch ... ist guot
den absärbenden, mageren leuten.' ebd. ,Graf Bern-
hardt und graf Heinrich von Regenspurg kamend biss
gen Jerusalem, doch also abgesärbet, dass si allda
beid sturbend.' Äg.Tschitdi (Chr.). ,Ein Trank geben
Denjenigen, so abgeserbet und ganz ausgezehrt ha-
bend.' JJNüSCH. 1608. — Vgl. Gr. WB. I 116; Schm. 2II
324; Unger-Khull 10.
um(m)e°-, in GRNuf. umhe"-: = u.-sericelen Gr
Mai., Nuf., Ths; Ndw (Matthys); UWassen. Dan. Ich
macht nit gere" ledig sterbe", sust chämt-ich ja i" d's
Grüzimos und müesst dert eländ u., bis ieh des Feg-
fürs icurdi lös, Klage einer alten Jungfer UWassen.
üs-, mit ,sein' (so Ap), in ä. Spr. auch , haben':
= üs-senvelen ApH., I., M. lt TTobler; Bs (,die Schwind-
sucht haben.' Spreng); Ndw (Matthys); U; ZWil b/R.
und lt Dan. ,Dass er ein jar lang schmerzlich us-
serbet und sich gon Torberg ... lies vergraben.' Ansh.
,Verschwynen, aussdorren, ausserben, den schwynen-
den etticken haben, extabescere.' Fris. ,Aussärwen,
elanguere, elanguescere.' Mal. ,N. ... hat aussgsärwet.'
1662, ZKloten Pfarrb. ,Mannen [die] in das Schwaben-
land gangen, krank heimkommen und nach und nach
usgeserbt haben.' ZVeltheim Pfarrbericht 1692. ,[N.]
hab dem Schulmeister Wein aus dem Keller gestollen
und doch darvor geschwohren, wann er es getan habe,
so wollte er, dass er aussärben müsste.' Wast. Proz.
1701. ,N.'s Söhnli starb an langem Ausserben.' 1706,
ZZoll. Totenb. ,Ein Weib, so ganz contract und wie
ein Toten-Cörper aussgeserbt.' EKönig 1706. Oft von
dem durch zaubrische Kräfte bei Mensch und Tier
bewirkten Siechtum. ,Der böss [habe einer Hexe]
zwen sporen geben und sy das ross damit gesporret,
darnach were es ussgeserbet und ettwan in nun Wo-
chen gestorben.' 1539, Z RB. ,[Der Böse habe] iro
etwas kruts ... geben und darby anzeigt, sy solle ge-
melt krut in die brüygen tuon. [N., der davon genoss]
syge... ussgeserwet und letstlichen gestorben.' 1586,
ebd. ,Sy [habe] C Widmers ... schwyn etwas geben,
das es ussgeserwet und volgents abgangen.' 1598,
ebd. ,Dann habe sy [eine Hexe] irer Tochter Kind
angriffen, das es lang ussgesärwet, dasselbig aber
nachgenz wider gsund worden.' 1611, ebd. ,Sie [habe
ein Zauberpulver] uff des Kindts ... Teggbet gelegt,
und ist das Kind darüber elend ussgeserbt.' 1642, Aa
Bremg. Turmb.; noch öfter in der Quelle. ,Da er den
Teufel gesehen, falt er in ein Krankheit, an deren er
allgemach ausssärwen und aussdeeren müessen.' Gwerb
1646; ähnlich Zauberei 1704 (,allgemächlich auss-
serben'). S. noch Suppen (Sp. 1231 u.). — üs-ser-
wend. ,Das dadurch [durch schlechte Ernährung]
ihre Mägen übel verderbt, ausserbende Krankheiten
unter ihnen verursachet und die zuvor starke Leiber
... entkräftet werden.' 1692, Z lose Blätter 1896. S. noch
Schwln- Sucht (Sp. 283). - Martin-Lienh. II 373.
ver-, mit ,sein' (so Ap): = ver-s'erwelen Aa (Rochh.);
ApH.,I.,M.; B (so Si. und lt Gotth., Zyro); Ndw (Mat-
thys); UwE.; Z (Usteri). De' Chabis chunnt verderbe",
die Nägelistöck v. [.verkommen']. Usteri 1853. ,Bet!
... vielleicht verzeiht dann Gott dir und mir die Sün-
den und lässt uns selig sterben und nicht im Elend
v.' Gotth. (Hdschr.). S. noch ver-räblen (Bd VI 28 o.).
Insbes. von dem durch Hexen bewirkten Siechtum.
,Ihr Buol [habe] ihren [einer Hexe] zuegemuet, sein,
N.'s, Döchterli zu küssen, damit ess verserbe.' 1642,
AABremg. Turmb. ,Sie [habe] einem jungen Knaben
ein angesalbtes Stekhli in die Hand geben ... davor
er verserben [sollte] und in einem halben Jahr dar-
nach gestorben seige.' 1654, ebd. ,[Eine Hexe habe]
Hern NN. an ihren Husstigen 3 Seigel angesalbet,
also wan sie sich daran stossen oder mit blossen
Füessen daruf treten werden, eintweders erlamen oder
v. sollen.' ebd. — ver-serwet -serbet: verkümmert
B(Zyro). .Verserbete Haferstengel.' Gotth. .[Söldner]
deren ouch nit hundert, ouch nit gsund, heim kamend,
wurdend, vast verserbt, ins mer by Attellen [in Unter-
italien] vergraben.' Ansh. — Vgl. Gr. WB. XII 12S2.
Serwer Serber in.: hinsiechender, kränkelnder Or-
ganismus (Mensch, Baum) GrPt. (so Valz.). Nä"* und
näch hend-s" [die Angestellten] im Dienst irne Chreft
üfg'ribe", di G'sundheit i"'büezt und später hed 's arem
Serber us-ne" g'ge". Freier Rhatier 1871 (GRvPr.). —
Auch tir. : vgl. VHiutner, Deferegger Dial. 208 (.Server'),
Serwet Serbet m.: .langwierige Kränklichkeit,
bes. von der Auszehrung, Schwindsucht", Atrophie
(namentlich bei Kindern) Aa; „Gl; L; Sch; Zg; Z"
(St.1), von der unter Kräfteverfall zu Verkrüpplung
führenden sog. englischen Krankheit der Kinder (Rha-
vw.
Sarw, serw,
1344
chitis) SThierst., Seuche, epidemische Krankheit Aa
Leer. (H.). Sid-ich us ''em Spittel fürt bi", han-ich de"
S. am Chrage"! HBlattner 1902. ,Und darnach kam
sin muoter in ein serwet lang zit; und als sy sterben
solt, do nam sy es uff ir letst end, sy hat es von N.'
1502, LHexenproz. Der fresse'd (hungrig B; SB.) S.
- Serwel 2 „B; L" ; SG., L. Jitz ... het-er och si" ganzen
Appetit wider g'funden und ist derhinder, wie wenn-er
der hungrig S. hätti. EvTavel 1904. ,Den [einen aus-
gehungerten Menschen] kann man lange füttern, dop-
pelt so viel als einen andern ... und er sieht aus, als
wenn er den hungrigen S. hätte.' Gotth. (.Diabetes'
lt EB.). .Für den hungrigen Särbet der Kinder
[Überschrift]. Nimb das Kind auf am Freitag am
Morgen, sobald der Tag anbricht, und gang zum Fen-
ster und tu es auf und sprich diese Wort: Gott grüss
dich, heiliger Freitag, und der Man, der in der Kir-
chen lag, der komb und nänie diesem Kind der Särbet
ab [usw.].' E. XVIII., HZahler 1898.
Serwete" Serbete" f.: = dem Vor. ApH., I., M. (T.);
„Gl; L; Sch"; UwE.; U (.chronische Krankheit');
„Zg; Z."
Serwänte" (in BsStdt ~ x J), in B auch -dyte" — f. :
1. Gestell mit mehrern Platten in Tisch- (auch Schrank-)
Form, bes. zur Aufbewahrung, Bereitstellung von Tisch-
gerät, stummer Diener BsStdt; ZStdtf. .Sie öffnete eine
reich geschmückte, mit Messing beschlagene Servante
und hob aus »einer Nische einen schwerfälligen Leder-
behälter.' EHetzel1879. — 2. Vorrichtung zur Warm-
haltung des Teewassers (seltener des Kaffees), Koch-
maschine, in ä. Zeit (in ZStdt bis M. XIX.) bestehend
aus einem auf vier (wenn rund, drei) ungefähr 60 cm
hohen Füssen ruhenden viereckigen oder runden Käst-
chen, das an zwei Griffen tragbar bei Tisch neben
den Sitz der Hausfrau gestellt wurde und in dessen
Innern der Teekessel auf einem Eost über einem
Kohlenbecken (in ZStdt auch heissen Stein) Platz
fand BStdt (,auch in den Landstädten hie und da,
auf dem Lande nur etwa in Pfarrhäusern.' AvEütte);
ZStdtf. Frau Pfarrer, i°* ha" de"- d' S. inne" 'tä",
sagt die Magd, wenn Alles zum Abendessen bereit ist
B (AvEütte). D'Servangte" putze". Bischer 1903. .Der
Kaffee steht auf der brodelnden Servante.' B Sonntags-
post 1870 (BStdt). .Eine hübsche, wenig gebrauchte
Servante' B Ztgsins. S. auch sünen (Sp. 1103).
Frz. Kcrranu- in Beil. 1; so auch bei Sanders II 1080;
Gr. WB. X 1, 628. Das stamnihafte -<?- stimmt in unserm
W. wie in den übrigen der Gruppe entweder mit dem Laut
von germ. e (so Ap; Btw.; G; Th; Ndw; Z) oder mit altem
Um!, e (so Bs; BG.; L; W) überein.
Te-: Gestell mit Wärmevorrichtung für (Koch-
und) Teekessel, Teemaschine ZStdt (Dan.).
Servent n.: Mittel, Medikament. .[Überschrift:]
Ein heinliches S. für die Schwingung.' ZElgg Arzneib.
um 1650.
serwiere", in WVt. -u": bei Tisch aufwarten,
zunächst und auf dem Lande ausschliesslich in Wirt-
schaften Aa; Ap; Bs; Th; Ndw; WVt.; Z und wohl
allg. Si göt gi" s., als Aushülfsbedienung in eine
Wirtschaft Ap und sonst. — Frz. servir. Vgl. Gr. WB.
XI, 630, ferner Martin-Lienh. II 375; Follmann 477.
Serviet n.: Tischgedeck. ,[Bei den Festmählern
des Musikkollegiums in ZWth. führte das Streben
nach grösserm Luxus] eine Vermehrung der Tisch-
geräte herbei, deren Last auf die Köpfe der Gesell-
schaftsglieder fiel ... Im Jahre 1739 wurde die Ein-
standsgebühr für ein ,S.' um 24 ß vermehrt.' Troll 1844.
Serwi-etten, in GT.; Ndw (lt Matthys) auch -Hte",
in GRPr. -iete" — f., Dim. -ettli, in GRPr. Serwietli:
wie nhd. Serviette Aa; Ap; Bs; B; G; Gr; L; S; Th;
Ndw; Z; wohl allg. [Mutter zu den Kindern:] Ich
han-ech vergesse", e" Lumpe" z' ge", e" S. han-i'h wolle"
säge". Bärnd. 1911 (BG.).
Frz. serviette. Vgl. Gr. WB. X 1, 629/30; Weig. 6 II
S54; ferner Martin-Lienh. II 375; Follmann 477; WB. der
luxemb. MA. 503.
Serwiss m., in BStdt in Bed. 2 auch Sericisse" n.,
PI. in B -e": 1. Bedienung B und weiterhin. — 2. coli.,
Tischgeschirr, Tafelgerät als zsgehöriges (gleich-
artiges) Ganzes Ap; B; GStdt; Th; ZStdt und weiter-
hin in Kreisen mit städtischer Lebensführung. Es
burschelänigs S. z' Ghrutt und z' Fetze" verschlage".
EGünter 1908. PI., die bei Tisch verwendeten Ess-
geschirre ohne Eücksicht auf Zsgehörigkeit. Wäre"t
d's Julie der Tisch 'deckt het und d's Bäbeli noch i"
der Chuchi d' Sericisse" näche"g'luegt het. EIscher 1903.
D's Rosa het d' Serwisse" abg'leit. ebd. - Frz. serviee.
Vgl. Gr. WB. X 1, 628/9; ferner Martin-Lienh. II 375; Foll-
mann 477; WB. der luxemb. MA. 503.
Serwitü't, in GlM.; Th auch Serf-, in ZO. Serfi-
tü't — f. Aa; Gl; Th; Z, n. B; GLf; Z: Servitut.
1. in der Eechtspr., auf einer Liegenschaft lastende
Dienstbarkeit Aa; B; Gl; Th; Z und weiterhin ; vgl.
EHuber PE. III 335 ff. I'" wiV e"kei"s S. uf miner
Lige"schaft. .Bei diesem Baue [des Zentralunter-
suchungsgefängnisses 1860/2] wurde ... ein juristisches
Kuriosum obergerichtlich statuirt: ein .schlafendes
Servitut', d. h. die Bestimmung, dass auf diesem Bau-
platz nicht mehr gebaut werden dürfe, wenn das gegen-
wärtige Gebäude abgetragen werden sollte.' Liebenaü
1881. Aus der Dienstbarkeit für dritte Personen sich
ergebende Rechte, Befugnisse. Syn. Servituten-Becht
(Bd VI 299). ,[NN. lassen Jedermann verbieten] über
ihre Liegenschaft zu gehen, zu fahren, irgend Etwas
darauf abzulegen [usw.] oder überhaupt irgendwelche
Servitute auf ihrer Liegenschaft auszuüben.' 1887, Gl.
Insbes. Wegrecht: .Die Servitut oder Wegsamme.' 1755,
BG. (Bärnd. 1911). — 2. im weitern S., (drückende)
Verpflichtung, die man auf sich nehmen muss Th; Z
(so Euss., Stdt).
Aus lat. servitus; vgl. Gr. WB. X 1, 630. Bei Vad. ,ser-
vitet' mit Anlehnung an die Bildungen auf mhd. -tat, -tut,
frz. -t£ : .Der eerschatz, den man in verenderung der hof-
güeter zuo legen gwon ist, ein altfränkisch servitet oder
dienstbarkeit'; .schwäre änipter [des Bischofs und Abtes] und
burdinen [sind] zuo digniteten ... angeloffen (aus servitet
ward diguitet).'
Se'rwela AaF.; B: L (so Stdt); Th, -<i Ap; GT.;
Th; Zg, -j Ap; Th, -olä L, -ola Sch, -ula AaF.; GlM.;
L (soSuhr.), -üa Z, Serbelä Zg, -a AaF.; Sch, -ula
AaF., Serfele GlH.; Th — f. AaF.; GlH., M.; GT.;
Th; Zg, m. Ap; L; Th; Z, Serbü Sch, -fei GT. — m.:
Cervelatwurst. In der Parodie: ,(Heü dir, Helvetia)
Bratwurst f-icürstj und S. cha""-me" bim Metzger ha",
und die sind guet.' ApHer.; Sch (EStoll 1907); Th;
Zg; Z und gewiss weiterhin. .Schmerzliche Mitteilung,
dass unsere innigst geliebte Tochter Anna Bäbe Web-
stuel mit sibe" Spuele" und acht Fäde" i" di ewig Side"-
fabnk abe"g'heit ist. Monte" nwrge" würt-si verlochet im
1345
Sarw -
WurstgässK Nummerer Serbela, SchwartCpäckli links',
seherzh. Todesanzeige. EStoll 1907.
Wie im Eis. (Martin-Lienh. II 375) zurückgehend auf
frz. cervelaa. Das Fem. durch Eiufluss von Wurst. Das Ge-
schlecht ist übrigens nicht für alle Orte sicher zu stellen.
Serbel (-fei) erklärt sich als Neubildung von dem plur. auf-
gefassten Serbele" aus.
Serwis: durchlöcherte Kelle zur Entnahme des
Ziegers aus der Molken, .scumarola' TB. Syn. Locher-
(PPo.), Ziger-Chellen.
Ans gleichbed. sereis « lat. c«wem) der umgebenden
tessin. MAA.; vgl. ChrLuchsinger, Molkereigeräte 37/8 ; zur
Etym. vgl. weiter Arch. glott. IX 218; Boll. stör. d. Svizz.
it. XVII 146. Eine Angabe über das Geschlecht des heute
aligelehnten Wortes fehlt.
sos(s), sus(s).
Säss I Säss ra.: Bewohner. ,[Jereniias ruft:]
Horche, Erden, Erden, Erden! Gott will ein Säss
deiner werden', durch die Menschwerdung Christi.
JJWeissenb. 1680, 95.
Ahd. aäßo, aäßeo, mhd. säße, aceße nur als 2. Glied von
Zssen; erst nhd. tritt auch das einf. W. auf (Gr. WB. VIII
1803/4; Sanders II 857 a), das, wie in unserm Falle, durch
sekundäre Abstraktion aus deu zahlreichen Zssen gewonnen
ist. Inwieweit die ä. Belege mit ,säss, sess' (s. die folg. Zssen)
neben mhd. aceße eine gleichbed. Bildung mit Ablautstufe ;■
(ahd. aeßßo, mhd. aeßße) fortsetzen, lässt sich nicht erkennen.
Ob-Säss: oben, in der Höhe Angesessener. ,Als
sieb ettlicb spenn und irrtung gehalten gehept habendt
enzwüschent des heiligen geistes spital Zürich und
gemeinen huohbrüedren ... von clag wegen aller der
obsessen an dem Schneltzberg, wie das die ein fuos-
weg durch des spitals guot gemacht habent und dem
spital über das sin gangint...' 1502, Z.
Eigen-Säss: PL, auf eigenem Grunde sitzende
freie Leute; sie haben ihr altes freies Gericht be-
wahrt, wenn auch die Herrschaft den Richter aus
ihrer Mitte wählt, und bezahlen bloss einen geringen
Vogteizins (Andr. Heusler); vgl. dazu FvWyss, Ab-
handlungen S. 163 ff. .[Ritter Marquard von Morel
erklärt eidlich] quod dicti homines de Buele [Biel in
WG.] et ipsorum antecessores sunt liberi alloditarii,
quibus vulgariter dicitur eigensecin, et non tenebamur
ab eis exigere servicium, neque placitum, neque ali-
quam iuridicionem occasione rerum requirendarum ...
exceptis undeeim denariis quos tenentur dare annuatim
homines supradicti; insuper dicti homines infra XL
annos non habebant maiorem neque psalterura, nisi
aliquem, quem ego vel pater meus ... eis proposuerit
procuratorem et defensorera et hoc hominem aliquem
inter ipsos.' 1277, W (Gremaud, Documents II 256;
dazu die Berichtigung ZfsR. N. F. VII 251, No 444);
vgl. auch W Blätter I 155.
Hieher viell. der FN. .Heinrich Eigensetzre [zur Form
s. die Anm. zum Folg.] von obren Bereitem [bei AaBremg.].'
1348, Aa Weist.; vgl. aber auch: ,Hans Eigensatz.' 1500,
AaSpreitenb., ,Cuonrat Eigensatz.' 1496/1500, BStdt (s. auch
Leu, Lex. VI 253).
Um-Säss (s. Anm.), -Säss(er): gew. PI., Um-
wohner, Anstösser, Nachbar. ,Und sol nieman den
Schweiz. Idiotikon VII.
vordem hüsern den brunnen weren noch versagen,
swenne si sin bedorfen, si [die Pächter einer Bad-
stube] ensollent och der umbesetzen enkein krenken
an sime rechte.' 1296, BsStdt. ,[Dass der Käufer das
Haus] besezzen sol mit erbern lüten, die wol an eren
gezemen beide den vorgenanden [geistlichen] herren
und den andern umbesezzen.' 1308, ZStdt. .Wider kein
ünsern burger und wider kein ünsern umsezen.' 1314,
L. , Weihe zuo Basserstorff inwendig etters gesessen
sint, die sint enander recht weidgenoss . . . und sölent
ouch ir umbsässen weder wunn noch weid mit inen
haben, denn alz verr sy inen des gunnent.' XIV. /XV\,
ZBass. Offn. ,Was holzes sy [die Bremgartner] not-
dürftig sind zuo ir bruggen, mügent sy in der von Wolen
holz ... howen als in ander ir umbsässen hölzer.' 1431,
AABremg. StR. ,[Die Feinde hatten] allen umbsessen
vom adel gebotten, geschriben, nütz in die stat [Basel]
zuo füeren.' 1448, Bs Chr. ,Die umbsässen allent-
halben an denselben ort und geginnen, so an die von
Tablatt stiessen.' 1470, G Rq. ,An fryweibel von Wola,
mit den nächsten umbsässen zuo verschaffen, die wäg-
same im Bremgarten, by der nüwen brugg, zuo bes-
sern.' 1508, B RM. ,[I>ie Stadt Bern hat] ir umsässen
eintweders mit williger früntschaft oder mit genötigter
fiendschaft beherrschet' Ansh. ,Ein gemeind und pur-
samme zuo Rieden ... glych wie andere der statt umb-
sessen.' 1561, ZAlbisr. Offn. ,[Den beim Erdbeben aus
Basel Geflüchteten] vergienge Speiss und Trank, das
ihnen die Umbsässen Halldtreichung tuon muossten.'
Würstisen 1580. ,Und stand dise Gebott gegen un-
seren Umsessen und Pundtsgnossen, wie man uns halt,
also sönd wir sy ouch halten.' 1605, SchwG. LB. S.
noch Friheit (Bd I 1266); Bruch II (Bd V 345);
bröggen (ebd. 535); Sumer (Sp. 977); Sinn JI(Sp. 1078).
Einmal im Sg.: , Enkein umbsäss dero von Oberhusen
sol uff ir wuuu noch uff ir weid varn mit sinem vich,
es beschäch denn mit ir guoten willen.' 1393, Z.
Neben syn. Ausdrücken. ,Die umsessen und die lantlüt
umb und umb, wit und nach, die nemment den berg
Frekmünd oder Pylatusberg.' XV., ALüt. ,Unser
[der Stadt B] nachgeburen und nechsten umbsessen.'
1465, B. .Unser umsessen und nachburen, die hundert
jar hie harumb sind gewandlet.' 1513, SZuchw. ,NN.
als den nebenanstössern und umbsessem.' 1556/62,
ZDielsd. Offn. S. noch Bi-S. Von den abseits sitzenden
Angehörigen einer Gemeinde. ,[Die Verordneten des
Dorfes Jenaz klagten] wie das die urasesen enhalb
der Fuma in iro gemeint sesen und vor etlicher zit
spis und Ion den hirten [vgl. Spis-Gclt Bd II 268] in
das dorf Jenatz geben bettend und darnach etlieh zit
das gelt für die spisung ...; alle die do sesent imm
dorf oder dishalb der Fuma, denen sy [sei] daz gelt
für die spysung nit erkeitt, die wil doch die güeter
enhalb ouch in Jenatzer gemeint werent und ouch
ezen möchtent, dann die umbsesen gebent daz gelt
für die spysung von der wyte und ungelege[n]heit
wegen..., 1538, GRJen. ,Der Kinderbericht ist mög-
lich, wenn die Gemeinden keine Umsässen haben, so
dass derselbe gleich nach dem Morgenbrot gehalten wer-
den kann, ehe das Volk sich verläuft.' 1600, JCMöri-
kofer 1874 (ZKn.). Adj. (?): .Kein sondersiech, er
syg landsfrömd, umbsäss oder haimsch.' 1524, Sch
Bettlerordn.
Mhd. umbeaceße; vgl. auch Sehnt. - II 332 (auch adj.).
Die zweimal (1466, AaBr. StR.;
. * II 332 (auch
Z) belegte Form
sas.
1348
sassen' dürfte lediglich Schreibfehler sein, an der ersten
Stelle um so eher, als daneben wiederholt ,unibsässen' ge-
schrieben ist. Die im Beleg von 1556/62 erscheinende Form
.umbsessera' könnte auf Angleichung au das vorangehnde
parallele ,anstössern' beruhn, doch begegnet die Weiterbildung
auf -er auch sonst nicht selten; s. unter Hinder-, Bl-S.
Amt- Säss: in einem ,Arat' Angesessener. ,üaz
[Weibelgebühren] stat zuo der amptsessen willen.'
1492, AaBi-. StR. , Amptsessen in der herrschaft Schen-
kenberg und die im Eigen.' 1536, ebd. — Ygl. Gr. WB.
I 282; Sanders II 857 a.
A"-Säss uTh, Mü.; auch S Gem. 1836; Th Gem.
1837; L Gem. 1858, -Säss TbMü. (seltener); ZBenk.,
Däg., Dättl., Elgg, Hettl., Schwerz., S., Sth., auch Gem.
1844, PI. -e" (in ThMü. -Sasse» und -Säss): 1. in einer
Gemeinde Niedergelassener, im Gegs. zum Ortsbürger
einer-, zum blossen Aufenthalter anderseits. Vgl.
Burger 2 a (Bd IV 1580) und die Synn. Hinder-, Bi-S.,
spec. über die thurg. Verhältnisse Th Beitr. 17, 54 ff.
Der Aufenthalter Zimmermann N. bat um Hintersitz
für 6 Jahre; der Rat gab ihm zu bedenken, dass er
bis anhin frei gesessen sei, als Ansäss müsse er Hinter-
sitzgeld bezahlen, Zug, Wacht und Tagwen leisten;
als er dennoch auf seinem Begehren blieb, wurde ihm
die Niederlassung auf 4 Jahre gestattet mit der Be-
dingung, dass er, wenn während dieser Zeit ein Bürger
seines Handwerks heimkomme, er ohne weitere An-
sprüche daä Weite suchen und jedes Jahr 5 Pfund
Niederlassungsgebühr bezahlen müsse. 1655, ZElgg
(KHauser 1895). ,Ein Ansasse musste E. XVII. für
sich und seine Familie 2 fl. bezahlen und 100 fl. Bürg-
schaft leisten' GSev.; vgl. Sitz -Gelt 2 (Bd II 264).
,[Die N. sei] eine Bürgerin von Elgg und zu Bassers-
torf nur Ansässin'; nachher: ,Frau N., gegenwärtig
Ansäss in Basserstorf.' Z Rechtspfl. 1833. — 2. = An-
sässen-Gelt (Bd II 263 u.) Zf (auch lt Dan., Spillm.).
Sjn. Binder- Säss 3. Hast du den A. scho" 'zalt? Wie
vil macht Dlner? — An-sässin f.; s. unter 1.
Mhd. ansäße, Anwohner, Nachbar (Lexer I 76); vgl. auch
Sanders II 857a (,Ausasse', Ansässigerl; Ungor-Khull 24
(,Ansass', Grundherrschaftsuntertan, der im eigenen Hause
wohnt). Das durchgängige a in A"-Säss statt des für altes
o zu erwartenden ö* zeigt, dass es sich um eine in jüngerer
Zeit aus der geschriebenen (amtlichen) Spr. in die Volksspr.
gedrungene Form handelt; vgl. auch das folg. W.
I'-Säss Aa, so F. C-Säs), Leer. (H.), Seet.; Bs; B
lt Zyro (,seit 1831, vorher gew. Hinder-S.'); ScnSt.
(Sulger), -Säss GitNuf. (-SäsJ; „L" (St,2); Schw; Th
(auch lt St.«), PI. -e» (-Säse» AaF.), in GrNuL unver.:
1. Eingesessener, Einwohner. Syn. In-ge-sessener. Als
die Helvetier unter Divico nach Gallien kamen, sagten
die Römer: Das gäd nid esö! Mier sind da die alte"
I"sässe"! Was wend-ir da, ir Bisässe"? Schw Fasn.
1883. ,Wond ein jegklicher unser statt iusetz nach
der selben unser statt friheit vollen gewalt haben sol,
mit lib und guot von unser statt zefarent ane der
herrschaft widersprechen.' 1415, Aar. StR, ,Wer im
gericht zuo Tablatt sitzt [und] nit gehorsam sin
wölt, dem hat ain aman oder andrer insess, ob der
aman nit gegenwürtig wer, zuo gebieten, gehorsam
zuo sind.' 1471, G Rq. ,Unsern lieben und getrüwen
aman, richtern und ganzen insessen des necken unsers
hofs und dorfs zuo Roschach.' 1487, ebd. ,[Weil] die
insäsen durch vile der inzüheren beschwärt werden',
soll Jeder 10 Pfd Einzuggeld bezahlen. 1527, Aar.
StR. ,So mögent bürgermeister und rat [von Konstanz]
ainen vogt oder aman, ... darzuo acht richter usser
den insässen in grichten, welche inen darzuo gfellig
sind, nemmen.' 1544, ThBucIi (bei Happerswil) Offn.;
s. auch Bd VI 267. , Welche sich ... inkoufen, den-
selben sol wie anderen rechten insässen zuo Bernhart-
zell holz mitgeteilt werden.' 1559, GBernhardz. ,[Es
solle] ein gmeind [Uster] in umb die 5 pfd inzuggelt
anzuonemen schuldig sin und er wie ein anderer in-
sess und die, so vorhin syn huss ingehept, zuo der-
selbigen syner erkouften behussung in wun und weid
grechtigkeit haben.' 1567, Z RM.; ähnlich 1570, ebd.
(für ZVelth.). ,Der meiger von Seebach, so in der
wacht Fluntern ein huss kouft und sich daselbs zuo
setzen understanden, ist in ansehung, das die insessen
der wacht sich synen übel beschwerend, abgewissen
und soll wider zuo synem bruoder gen Seebach züchen
und die wacht Fluntern inne nitt anzuonemmen schul-
dig syn.' 1570, ebd. .Unser lieb und getrüw gmein
insessen zuo Adlicken in unser herrschaft Andel-
fingen.' 1587, Z Ratserk. ,Wann ein Vater in die
Gmeind Basserstorff zücht und den Inzug bezalt und
in syner Husshaltung Söhn mit im darhin brechte,
die schon verhyratet werind, so söllint dieselben Söhn,
so lang sy bim Vater in syner Husshaltung belybend,
nit rechte Insessen heissen noch syn, sonders, so dero
einer hernach in irer Gmeind Eigen und Erb erkaufte
oder ererbte, solle derselbig, zevor er von der Gmeind
zum Insessen angenommen und des Gmeinwerchs teil-
haftig wirt, das gwonlich Inzuggelt ouch erlegen.'
1603, ZBass. ,üer minder Teil der Insässen zu Zolli-
ken.' 1622, aZoll. 1899. .Sowohl die Landleute als
übrige Einsässen der Landschaft.' BoSi. Landrecht
1796. S. noch Burger (Bd IV 1581 o.); Sun (Sp. 1037).
Im ausdrücklichen Gegs. zu ,gast' oä. ,Wenn das ist,
das ain insäss ainen andern insässen oder ain gast
ainen insässen fürgepütt...' 1420, TuÜssl.Offn. , Weiher
das recht in dem gericht anrüeft, er sy gast oder in-
sess, dem sol man zem rechten helffen.' 1469, GRorsch.
Offn. ,Es ist unser alt harkomen, daz kein innrer
oder insäs noch uswendig in unsern cfaden ... holz
howen sollen one der gemeind orloubung.' 1480, Z
Hinw. Offn. ,Wenn ein gast mit einem insessen ze
rechten hat, so sol der usswendig dem iniendigen das
recht vertrösten.' XV., ZWetz. Hofrodel; ähnlich 1576,
THZihlschl. Offn.; vgl. auch Hinder-S. Sp. 1353 Mitte.
,Das ein insäss einen frömbden hie verbieten möge ...;
so er aber nit anred, alldan sol er ein ingesessen zuo
einer trostung geben.' 1534, Aar. StR, .Wellicher im
gericht zuo Zuckerriet syzt ald wonhaft ist, er seye
insäss oder dienstknecht, und daraus ziechen weite ...'
1543, GRq. , [Es] solle nunfürohin kein insäss der statt
Arouw einiche matten ... einem, so ussenthalben der
statt gesessen, ze koufen geben.' 1562, Aar. StR.;
nachher ,inwoner.' In Verbindung mit syn. Aus-
drücken. ,Die erbern, wolbeschaidnen gemain insessen
und gerichtsgnossen des gerichts zuo Rorschach.' 1469,
GRq. ,Wo doch nit ain geschworen glicht ist, da
soll danacht niemandt urtail geben noch uffgeben,
dann die darzuo von ainem vogt oder sinem Statt-
halter gesetzt werden, dann die insässen oder gots-
husslüt.' 1472, TuSulgenOffn.; nachher: ,die hoffge-
nossen oder insässen', ,ain vogtman oder insäss' (als
Gegs. zu ,gast'). ,Des hus Buobikon eigen lieb ge-
trüwen lüte, gemein insässen und nachpuren daselbs
1349
zuo Hünwyl.' 1480, ZHinw. Offn. .Gmain hofgnossen
und insessen des gerichts zuo Kilchperg.' 1515, GT.
Rq. S. noch rechtlich (Bd VI 318). ,t. und burger',
von der selben Person; s. u. ,l)as sy N. [den
Toclitermann einer Bürgerin], so im Thurgöw erzogen
und erboren, ouch eigen huss und beim daselbs habe,
zuo einem insessen und burger annemen sollte, das
weite ir gmeind nit tuon.' 1565, ZAnd. ,Diss Fleckens
[Büsingen] Grichtsherr ist ein Burger und Insäss zuo
Schaffhusen, von desswegen si ouch gmeiner Stat mer
verbunden, dann wann er nit Burger were.' JJRüeger
1606. — 2. spec. = An-S. aaOO., in Aa und sonst auch
von Frauenspersonen. D' Litt si" dödur'^e* [in BsL.
udE.] gege" d' I'sässe" nit, wie-si si" se'tten; so seit
der Vollbluetliestler vom l'säss, er sig "umme" e" Tscha-
manch; d' Ghinder vo" l"sässe" z' Liestel sterbe" a's
Tschamauche", es ivurd nit Cinäl Eine'' a's Bürger
ang'non BsLic. (Meier). , Fremde im Stadtbann sitzende
Tavernenwirte' zahlen 4 Kr. Weinumgeld per Eimer.
Wer von den ,anderu Einsassen' nicht ein jährliches
Schirmgeld von wenigstens 10 fl. entrichtet, darf gar
keinen Wein einlegen. 1724, Sch Chr. ,Man könnte
die Alppflanzen in Eingeborne und Einsassen oder
Einheimische und Fremde einteilen.' Gr Sammler 1784.
.Bittschrift der Einsassen von Sursee, welche die
bürgerlichen Nutzniessungen wieder begehren, die sie
vor ungefähr einem Jahrhundert besassen.' 1798, De-
kret der helv. Republik. ,Elgg kann nicht wie ein
Dorf, das mit einem unbedeutenden Gemeindegut ver-
sehen ist, angesehen werden, und in welchem ein
Einsäss oder Einkäufer um einen Trunk allen Anteil
und Nutzen erwerben kann.' 1800, ZElgg. , Ewige Ein-
sassen', hiessen in der 1. H. XIX. in Aa (bes. zahlreich
im Fri.) solche Kantonsbürger, welche zur Zeit der Bil-
dung der Bürgergemeinden durch Schaffung von Bür-
gergütern von der Heimat abwesend waren und bei
ihrer Rückkehr wohl zu den politischen Rechten und
zur Armenunterstützung zugelassen wurden, vom Mit-
genusse am Bürgergut aber ausgeschlossen blieben;
s. Aa Gem. 1844 I 428/30 und vgl. dazu die Bestim-
mung des Bundesgesetzes von 1850 zur Beseitigung
der Heimatlosigkeit: ,Den sogenannten Landsassen,
ewigen Einsassen oder andern Personen, welche gegen-
wärtig ein Kantonsbürgerrecht, nicht aber ein Ge-
meinde- oder Ortsbürgerrecht haben, soll der be-
treffende Kanton ein Gemeindsbürgerrecht verschaffen.'
In der altern Zeit bisweilen statt der prägnantem
Bezeichnungen ,Hinder-, Bi-Säss'; s. d. ,Hat ein zwei-
facher landtrat angenommen, die weil und von wegen
der heimlich einschleichenden insässen oder auslän-
dische zu bhausen annemme[!] ohne eines zweifachen
rats erlaubnuss, dass es der, so häblich in das landt
setzen wolte, zuvor erlange bei der buoss 5 pfd.' 1563,
ApI. LB.; sonst immer ,hindersäss.' Wenn Einer in
das Rheintal ziehen will als ein , Insäss' oder Hof-
mann, so soll er bei den Hofleuten um den Einzug
anhalten ... Die zu .Insassen' Angenommenen sollen
nicht Nutzniesser und teilhaftig der Hölzer und .Ge-
meinwerken' der Höfe sein, damit durch sie die Ge-
meinden nicht .beschwert und übersetzt weiden' und
die Hofleute ihre Weiber und Kinder desto ,bass' er-
halten mögen. 1578, JGöldi 1897. .Antreffende die
Annemung der By- oder Hindersässen in dem Tal
Engelberg ist gesprochen, daz die Tallüt keinen ...
ohne eines Herren Abbt zu Engelberg usstruckenliche
Bewilligung annemmen und insitzen lassen, ouch für-
hin von solchen inzüglichen [!] oder nüwen Insessen
einich Inzuggelt mehr fordern noch nemmen, sonder
dieselbigen einem Herren Prelaten zu des Gottshuss
Händen heim dienen und gelangen [sollen].' 1605, Gfd.
.Insassen ... die liederlich huss hieltendt', sollen vor
den Rat beschickt und rückfällige ausgewiesen werden.
Anf. XVII., ULB.; daneben .Bysessen.' ,Um deren je
mehr und mehr in ihres Dorff begebende neuwe Yn-
zugere und Insess von Mannsgedenken har üblich ge-
habten Ynzug.' 1697, ZAdlisw. Dorfrecht. ,Auf die
Bittschrift der Herren Bei- und Einsassen ist erkennt,
dass die Beisassen, welche unter dem Freifahnen
wirklich gezogen oder ziehen werden und unter selben
schwören, sollen wirklich sie und ihre Kinder als
gefreite Landleute erklärt und anerkannt sein.' 1798,
Schw. ,Die ehemaligen Bei- und Einsassen sollen
Sitz und Stimme haben gleich übrigen Landleuten und
zu allen Ämtern wählen und gewählt werden mögen.'
1802, ebd.; dagegen 1814: ,Die ehemaligen Ein- und
Beisassen sollen heute weder mindern noch mehren
bei 2 Neutalern Buss.' In Städten oft unterschieden
vom .burger.' .Schultheissen, burgermeister, rate, bur-
gern, insessen und ouch eigen lüten der stat zuo
Keiserstuol.' 1373,AAK.StR. .Die bürgere und insässen
ze Lenzburg.' 1429, AaL. StR. .[Der Stadt Bern] bur-
ger und insässen.' Ansh. .Welcher nunhinfür zuo
insässen angenomen, sol 8 gl. und welcher zuo burger
angenomen wirt, der sol 24 gl. um das burgrecht gen.'
1563, THÜiess. .Dass kein Burger oder Ynsess in
unser Statt allhie sich usserhalb der Statt ehelich
ynsägnen ze lassen befügt.' Z Mand. 1650. ,Es soll
jeder Burger und Einsäss schuldig sein ... sein Har-
nisch und Gewöhr [zu] haben.' 1687, AaK. StR. .Seit
der Mitte des 17. Jhdts teilte sich die bleibende Ein-
wohnerschaft der Stadt [Bern] in regiraentsfähige
Burger, ewige Einwohner und Insassen ... Die In-
sassen oder Hintersassen waren solche Landesange-
hörige oder Fremde, welche in der Stadt keinerlei
Rechte besassen, sondern die um ihres bessern Fort-
kommens willen ihren Wohnsitz in derselben auf-
schlagen wollten und bei guter Aufführung die Be-
willigung dazu erhalten hatten.' EFFischer 1868. S.
noch Sp. 1356/7.
Mlid. in-, imaße; vgl. auch Gr. WB. III 264/5. IV 2,
213S ; Fischer II 636. Über die Form mit -a- s. die Anm.
zu An-S. An der Stelle: .Siilicher in-, durch- und widerzug
[der Verbündeten soll] den insässnern und dem land an allen
schaden beschächeu' (1526, Absch.) scheint eine Kontamina-
tion von .iusässern' (vgl. zu dieser Bildung die Anm. zu
Vm-S.) und ,iogesessnen' vorzuliegen.
Land(s)-L: Landeseinwohner. ,Das man die
landsinsässen warnen [solle], das sy uff solche [falsche]
nüwe Schilling achtung haben.' 1589, L RB. L erkennt
für seinen Ort, dass der Landschreiber B. im Rheintal,
seine Kinder und deren ewige Nachkommen wegen
seiner den regierenden Orten geleisteten langjährigen
Dienste für , gefreite adenliche Landsinsässen' des un-
tern und obern Rheintals gehalten werden sollen, um
1716, JGöldi 1897; die rheintalischen Gemeinden
wehren sich dagegen unter Hinweis auf die Folgen.
Under-Säss, -Säss: wer unter einem (Grund-)
Herrn sitzt, Untertan. ,Wür die Leut gemainlich alle
und yekliche der Täller in Engadein ... und gemain-
lich all ander Leut und Untersessen, die zu dem Bis-
1351
Sas,
1352
tumb zu Chur gehören.' 1392, PFoffa 1861 (Bündniss
zw. dem Bischof von Chur und Österreich). ,Wir Peter
... apt des gotshus ze Tisentis, der aman und die ganz
geraaind, die dienstman, die edlen lüt und gemainlich
all ander lüt und undersäsen, die under dem obgen.
gotshus gesessen sind und dar zuo gehörend in du
geruht und gebiet...' 1424, Gr (Bundesbrief des
Oberen Grauen Bundes); nachher .hindersäss.' ,Were
sache, daz dhein pfaffheit oder priesterschaft, so
under uns beden teilen gesessen were, jemanden,
der dewederem teile under uns zuogehörte, mit geist-
lichen gerichten bekümberte umbe sachen, die welt-
lich werent, und ein teile under uns dem andern teile
solichs ze wissende tete und begerte, mit iren under-
sässen ze redende, davon ze stände, so sol der teile,
an den solichs gevordert wirt, ire undersässen, so die
sache antreffende ist, für sich besenden und sy des
güetlichen bitten ...' 1441, Absch. (Bündniss von Bs mit
B und S). .Zwüschen des herzogen [von Burgund]
undersässen und den Eidgnossen.' 1473, DSchill. B.
,Die undersässen der ganzen propstie [BMünster].'
1532, Strickler. ,Wer an ire [der Blarer von Warten-
see] belechneten hinder- ald undersässen ze sprechen
hat umb zins ... Deren von W. lehenlüt und under-
sässen.' 1569, G Bq. ,Drei seiner [des Königs Fer-
dinand] Uutersässen zu Tafas im Brätigäuw.' MStett-
ler 1627. , Toggenburg er [der Abt] ohne massen
dränget und gedrucket hat, beider Gattung Under-
sässen.' Pfaffenkr. 1712. ,Undersass' neben .Unter-
tan.' DlSCIJRSE 1722. — Mhd. undersäße, -steße, -si'ßße;
vgl. auch Haltaus 1958; Sanders II 857 c.
Üs-Säss: auswärts Ansässiger. Syn. Üs-Sässling.
,[Wenn Einer Holz] im wald wil verkouffen, so soll
er das einem gen, der recht in deren wailden hat, und
nüt einem usssässen.' 1542, Ap; vorher als Gegs.: ,es
sy ein rodgnoss older ussgnoss.'
Fri-Säss: Aufenthalter (Knecht, Lohnarbeiter
usw. aus der Umgebung). XVII./XVIIL, GStdt (JDier-
auer). 1674 werden die Nichtbürger als .Freisassen'
und .geschworne Hindersässen' unterschieden. Dass
,von denen Personen geringen Stands, als da sind
Dienst, Stockleut, Faliten ... und Freisassen, kein
Sammet auf den Hüten getragen werde.' KWild 1847.
— In andern Bedd. bei Gr. WB. IV 1, 119/20; Sanders II
B57 b; Schm. »II 331.
Guet-Säss: Gutsbesitzer. Vgl. Land- S. .Fremde,
die Gerichtsherrlichkeiten, Müllinen oder andere li-
gende Güter auf unserer Landschaft besitzen [Titel].
Wenn ein landsfremder Gutsäss mit Tod abgehet und
seine in unseren Immediat-Landen gelegene Gerichts-
herrlichkeiten, Müllinen, Sitz, Güter... an Orte und
Ende fallt, wo man gegen uns in besonderen anders
bestimmenden Abzugsrechten steht, soll davon der
gewohnte Abzug von 10 vom Hundert bezogen wer-
den.' Z Abzugsordn. 1786.
Hof- Säss: wer auf einem Hofe sitzt. Die von St
Gallen beschweren sich, dass die Amtleute des Abtes
den H-en auf den Gütern, die der Spital zu verleihen
habe, wider Briefe und Siegel zugemutet, dieselben
von dem Abt zu empfangen. 1534, Absch. — Mhd. hove-
smfie (Lexer I 1367); vgl. auch Gr. WB. IT 2, 1697; Fischer
III 1752.
Hinder- Säss (in Bs; Ndw lt Matthys; U auch
-Säs, in GRObS., V. -Säss), PI. -e" (so B, auch lt
Zyro; L und sonst), unver. Ap (TTobler); GRNuf.;
GSev., -Süsser W (Tscheinen): 1. a) wer .hinter'
(s. Bd II 1414) einem Herrn sitzt, in irgend einem
Gewaltsverhältniss (vielfach mit Ausn. der Leibeigen-
schaft), so als freier Bauer hinter dem (die Gerichts-
barkeit ausübenden) Vogte, als Lehenmann (meist
nach Erbleibe) hinter dem Grundherrn, auch (Unter-)
Pächter, Mieter ohne .Eigen' oder ,Erb'; vgl. dazu
Blumer, RG. 111; Bluntschli, RG. »I 422 Anm.; EGraf
1890, 25 ff., ferner GLMaurer, Dorfverfassung I 151 ff.
und Ders., Fronhöfe IV 18 f. 25 f. ,Die burger von
Lucerron sind ouch also har komen, swas si dienst-
mangüeter hant, dac mit dien nieman hat ze tuonne
wan si, und swas si hindersezzen hant, die uf ir
guote mit lib und mit guote ir hindersezzen sint, mit
dien hat ouch nieman ze tuonne want si.' XIII./XIV.,
L; vgl. Seg., RG. I 67. .Allen... künde ich her Jo-
hans von Humlincon, das ich Chuonraten Stephan von
Höngge, der min rechter vogetman ist und das gotshus
ze Sant Gallen eigenlich anhört, gibe ze einem rechten
hindersezen dien erberren herren, dem probste unt
dem capitel von Zürich, uf den meierhof ze Höngge,
also daz sio recht gegen dem selben St. beigen nach
des landes gewonheit für ein rechten hindersezzen,
und wan derselb meierhof von Höngge ielichs jares
zwirent lidig ist, so loben ich dem probst unt dem
capitel, daz ich sio nicht irre, si lihen den meierhof
dem St.' 1301, ZGrossmstr Urb. ,Bona mobilia [eines
Hingerichteten], que essent de illo que essent [1. qui
esset] inderseizen, debent dividi in hunc modum, quod
dominus prior habeat duas partes et dictus advocatus
terciam; bona vero de illo, qui non esset inderseizen
sed liber, debent dividi conmuniter inter ipsos.' 1338,
BRüegg. ,Es klaget Jos Graser uff NN., dass die beid
in sin hus nachtes brachen schalklich und frevenlich
und hatten sin hindersetzen hert mit Worten und mit
werken. [Dieser sagt aus] daz die [NN.] daz hus uff
brachen, daz er ze len hat von Jos Grasser.' 1377,
Z RB. ,Wer ouch, daz uff dewederm teil ieman uss-
wendig dewedern kreissen in twingen oder in bennen
hinder dem gegenteil sitzen wolte, der mag daz wol
tuon, doch also, daz der selb dien selben twingen und
bennen genuog tuon soll und daz er die zinse rieht
und gebe, als er mit dem, hinder dem er sitzet, über
ein kunt, doch ussgelassen, daz der selb hinderses von
sinem lib nicht sturen noch dienen sol.' 1389, Absch.
,Ir h-en werdent schwören einer herschaft zuo Clingen-
berg, alle diewil ir h-en sind, trüw und warheit, ir
nutz ze fürdern ..., gericht, zwing und benn zuo
halten und was sich verluff, diewil ir in den gerichten
sitzend, darum sollent ir recht hie nemen und geben.'
1449, THKlingenb. Offn.; vorher der Eid der .eigenlüt
und vogtlüt.' ,Der höuscher und ankleger mag dan
des angesprochenen und beklagten herschaft uf ge-
mein dingstett laden... Den sol die herschaft sich
iro hindersetzen, so anklagt ist worden, enziechen,
den sol sy ledig sin.' 1533, BoSi. (Übereinkunft mit
BSa.). ,[Der Gläubiger kann] zuo dem lähenheren
gann, des die eigenschaft des sälbigen haffs ist [auf
dem der Schuldner sitzt] und in bädten, das er mit
synem hyndersessen verschaffte, dass er im gäldt
oder pfandt gebe umb syn schuldt.' 1556/62, ZDielsd.
Offn. ,Wäre aber, das ein erber man, der erb von
dem gotshus hett und selber daruf nit ensäss und ein
hinderseszen daruf hette, von demselben hinderseszen
nimpt das gotshus den fal.' 1572, ZThalw. Offn. S.noch
135:i
Sas, ses, sis,
1354
Under-S. (Sp. 1351). Neben andern Ausdrücken der
selben, verwandter oder gegensätzlicher Bed. , Super
homines albergatores, hindersetzo sive censerios dicti
prioratus.' 1326, B; mehrfach. , All die unsren [der
Freiherren von Räzüns], aigen und hindersäsen.' 1424,
Gr. ,Ob einer nu siben schuoch wyt derselben (fryen)
güetern hetti, so mag man im darzuo [zu den Ge-
richten ,ze mayen und ze herpst'] gebietten, er sye
ein fry oder nit; wol wäre daz einer, des die fryen
guot wärint, einen h-en ald puwman hetti, der möchti
den, des die eigenschaft weri, wol verstau; doch wenn
es die eigenschaft der güetern beruorti, so sol er selber
dazuo keren und mag in sin h. an der eigenschaft nit
verstan.' 1433, ZKyb. Üffn. , Wer in dein kreiss sitzet,
der sol den herren und vögten, denen die kleinen
gerichte zuo Neftenbach zuogehörent, dienen, es sye
eigenman oder h.' XV., ZNeft. Offn. ,Der erber lüten
gemeiner undertaneu und h-en des dorfs zuo Zuozwyl
volmechtig botten [klagen gegen den Abt von St Gallen
wegen des Hauptfalls].' 1484, G Rq. .Wann eins
herren von Sant Gallen rät, diener ald amptlüt...
sinen gnaden etwas klag und handeis von eira gotts-
husmenschen ald h-en fürbrächten...' 1525, Absch.
,Von des huses Buobikou vogtbaren lüten oder h-en.'
1535, ZBub. Da die in dem Dorf Sax gesessenen
, Eigenleute und Hintersassen' bisher miteinander in
der Gemeinde ,mehrten und minderten, auch Bote und
Verbote' erliessen [usw.]. 1562, Planta 1881; vgl. ebd.
S. 272/3. .Unsere [der Blarer von Wartensee] h-en
und lehenlüt.' 1569, G Rq. ,Das fürohin dheiner, so
hie ... gesessen, solle noch möge einen frömden, so
nit in diserm dorff erzogen und erboren, zuo einem
hussman ald hindersessen nit anneiumen noch inher
sezen.' 1575, ZBass. .Wenn ouch ein insesz oder
hindersesz uss den grichten Zilschlacht ziechen will,
soll er zuvor die herschaft, darnach die insessen be-
zalen.' 1576, THZihlschl. Offn. S. noch Absch. IV 1 b,
1543 fi., auch under-reden (Bd VI 561). ,H. und burger'
von der selben Person: ,Uss ansprach ires [der Solo-
thurner] h-en und burgers, her Hansen Caspers von
Buobenhofen.' Ansb.; nach Leu, Lex. hatte ,HCvonB.
von der Stadt Solothurn (da er auch Burger gewesen)
das Schloss Wartenfels zu Lehen empfangen.' —
b) wer als neu Zugezogener, Niedergelassener .hinter'
einer Gemeinde, Landesobrigkeit sitzt (vgl. Schirm-
Gelt 2 Bd II 265 u.) und mindern Rechtes ist als die
alteingesessenen vollberechtigten Einwohner; in den
ä. Belegen gegen a nicht immer sicher abzugrenzen.
.[Abraham zu den Hethitern:] Ich bin ein frömbder und
h. bei ouch.' 1530/1638, I. Mos.; .ynwoner.' 1525 (nach
Luther); .Einkömling.' 1667/1707; .Beisasse.' 1868;
racpsTtfäriiios. LXX. .Der h., ein frömbder, der sich in
unser statt oder landschaft gesetzt hat, incola.' Fris.;
Mal. .Aerarius, H., Aussburger, der Schätzung gibt;
incola, Einwohner, H.' Denzl. 1677. 1716. a) in den
Landsgemeindekantonen im Gegs. zu den .Land-
leuten' (s. Land-Lid 2 Bd III 1522), wer also das .Land-
recht' (s. Land-Recht 2 a Bd VI 288) nicht besitzt Af
(TTobler, auch lt Ebel 1798); Gl (auch wenn Inhaber
eines Tagwenrechtes); Uw; U, doch überall f; in Ap;
Gl; Uw unterschieden vom Bi-S.; s. d. und vgl.
bes. Blumer, RG. II 1, 312 ff.; FvWyss, Abhandlungen
S. 65 ff. 124 ff. Sini Voreitere" seji'd halt ebe" g'ad
ase-n-eso dere" nüntege", herg'loffne" Hendersäss g'si"
oder denn wele'weg nöd mer a's g'ad dere" mendere"
Bisäss oss-eren andere" G'mänd. ATobler 1909. .Die
bindersetzen sollent schweren, eim amman und synen
botten gehorsam syn und des tals nutz und er fürd-
ren ... Was für hindersäss sint, die sollen von ir
oberkeit bringen hrief und sigel, wohar er syg oder
wer er syg, und wo er es nit hette, so mögen myn
herren in dahin richten, wo er harkon ist.' XV./XVi..
UUrs. Talb. ; weitere Belege zur rechtlichen Stellung
s. ZfsR. XII 65 ff. und dazu JSG. 32, 45 f. Der Rat
beschloss, dass kein H. mehr als ein Gewerb brauche
bei 6 Pfd Buss und dass ein Ruf in allen Kilchhören
geschehe, dass, wenn ein II. nicht sein Mannrecht
zeige, er aus dem Land verwiesen werde. 1558, Obw.
.Die weibel in den kilchhörinen söllent ouch uffsechen
haben, wa ouch sich h-en hinder uns setzen, das sy
die angentz ermanen, das sy ir guot manrecht erzeigen
und ouch fünf guldin an münz zuo inzug erlegen
innerthalp dry tagen und sechs wuchen oder sy von
lant wysen.' XVI., ebd. ,Hat ein zweifacher landtrat
... erkent, dass keiner soll zuo h-en angenomen wer-
den, man seye dan seines handtwerks oder handtierung
von nöten und mangelbar...' 1571, Arl. LB. ,Wie
vyl ein h. vych uff die allmy triben soll [Titel] Um
das die, so hinder uns sesshaft sind und in allen
dingen lieb und leid mit uns müessendt lyden, spürren
mögent, das wir semlichs gegen inen erkennent, so
band wier inen gönnen und nachgelassen, das iro yet-
licher, so es hatt, mag vier rinderhoupt vech uff unser
allmy tryben ...' XVI./XVIL, Scaw LB. ,Den Fremden,
ob sie schon für H. angenommen werden, solle Alpen
und Matten zue kauffen und zu Lehen geben verboten
sein bei 50 Gl. Bues.' 1693, Obw. ,H-en sollen nit
mehr als für ihr Hausbrauch Holz hauen; welcher
nit ein geschwohrner H., mag gar kein Holz hauen.'
U LB. ,N. [an der Landsgemeinde] zum geschwohrnen
H. zu Fliehlen angenommen.' 1755, U. S. noch
Bruch II (Bd V 345); Mann- Recht (Bd VI 291).
Ausdrücklich vom .Landmann- unterschieden. In An-
betracht des Schadens, den ,das gewild durch heimisch
und frömd h-en' erleidet, wird jedem ,lantman oder
h.' verboten, im Heuberg Gemsen zu schiessen. 1487,
Scaw. ,Wer die sind, es sige lantma, lantwib, gest
oder hindersassen ...' 1488, U; nachher .hindersässen.'
.Keiner unser landtlüten, hindersessen oder bywoner,
so unser geschworne sindt.' 1521, Schw LB. ,Es habs
kein h., sonder ein landtman getan.' 1531, Abscb.
(Scaw). .Keiner, der nit ein geschworner sesshafter
Hindersess ist, [soll] in keinen unseren Weiden kein
Holz howen...; es soll ouch kein Landtman Gmein-
schaft haben mit Bysessen zehowen, sonder allein
umb den Taglohn für sin Hussbruch mögen anstellen.'
XVI./XVIL, U LB. ,Es sollen alle Haubtleut und Rät
anginem jeden Ort kein H. bei ihnen sitzen lassen,
er vertröste dann 100 Gulden gegen den Landleuten ...'
ApA. LB. S. noch Bluemen (Bd V 69); Rechneten (Bd
VI 128); Land-Recht (ebd. 288); In-S. (Sp. 1349 u.);
ferner Bi-S. (LE.). — fj) auf dem übrigen Gebiete
im XIX. = An-S. 1 (Sp. 1347) AALeer. (H.).St.; B, so
R., auch bei Gotth., lt Zyro (,vor 1831'; vgl. In-S.)
und AvRütte; Gl (in neuerer Zeit); Gr, so Nuf.
(neben Bi-S.), Ths, V., auch lt St.b und Pfr Klotz;
L lt St. und ERöthelin (,vor 1848'); GSev., Stdt und
Umg.; ScHHa. (Neuk.l, St. (Sulger); ScawE. (neben
Bi-S.); S; „Th" (St.s); W (.Einwohner' lt Tscheinen);
Zu (St.b); ZF. und lt Dan., in Schweiz., Sth. neben
Sas, ses, sis, sos, sus
!:::,<;
An-S. Die politische Gleichstellung des ,H-en' mit dem
Bürger in der helv. Republik hatte keine nachhaltige
Wirkung gehabt: die hergebrachten Verhältnisse (wor-
über weiter unten) dauerten zunächst fast überall
fort und die rechtliche Stellung des ,H-en' blieb örtlich
eine ganz verschiedene. Erst die Bundesverfassung
von 1848 brachte für die ganze Schweiz (manche
Kantone waren bereits vorangegangen, so B und L
1831) die politische Einwohnergemeinde, und erst die
Bundesverfassung von 1874 gab (nachdem wiederum
eine Reihe von Kantonen vorangegangen waren) den
Niedergelassenen das Stimmrecht auch in allen Ge-
meindeangelegenheiten, so dass seither der Nieder-
gelassene nur noch ausgeschlossen ist vom Genüsse
des Bürgergutes; vgl. zur Entwicklung in den ein-
zelnen Kantonen besonders MVVirth, Statistik der
Schweiz II 3 ff. und die einzelnen Bändchen der
Gemälde der Schweiz. Du bist numene" H.! sagte
früher der stolze Bürger verächtlich B; auch Zyro
erklärt: ,ein mehr oder minder gehässiger Name.'
's Guncli het ns dcm G'meinswald kei" Göb 'zöge", viil 's
numme" H. g'si" isch. JReinh. 1901. E" Sehamauch,
das heisst esön-e" H., wo mir auch es par im Dorf
händ und wo meine'd, si ehämed Alls regiere", und
i" d' G'meindrät ine" ivette"d ... Aber mir Bürger sind
de"" glich d' Hauptsach. CStreiff 1902 (GlM.); s. auch
präzis (Bd V 1037 u.). Wenn-me" meint, nie" heig en
Fisch, schnappen-in Ei"'m d' Hindersässe" weg. Dietsch
1841; die Frönibde" 1844. ,Das geht ja verdammt
vorwärts: Kaum noch als Hintersäss mit dem H[in-
tern] angesehen, nun Kirchgemeinde ratspräsident, der
höchste Posten in der Gemeinde.' Gotth. ,Dass ein
jeder Hintersäss schreiben und rechnen lehre, selbs
möchte er auch sehen. Werchen müsse man, mit dem
Werche" verdiene man Geld ...' ebd. ,Es ist mit diesem
Fremdsein fast ebenso wie an vielen Orten noch mit
dem Hintersäss sein — gegen ihn ist Alles erlaubt.
So zB. erkannte einmal noch nicht vor langer Zeit
ein Gemeindrat, man müsse sich für einen als be-
rüchtigten Dieb eingesteckten Burger eifrig verwen-
den, derselbe sei noch ein rechter braver Burger ge-
wesen und hätte nur den Hintersassen gestohlen, nie
aber einem Burger; wenn ein Anderer an seinen Platz
käme, so könnte es ihnen übel gehen.' ebd. (in der
Hdschr. gestrichen). Dö stöt [am Sechseläuten] öppe"
am Egg en H., de'' doch auch gern mit [den Bürgern]
z Imbiss äss. Z Sechseläuten 1834. S. auch Pfosten
(BdV1199);räiew7(BdVI 1598 u.). Für die ä. Zeit
ist wegen der verschiedenen Entwicklung nach Stadt
und Land zu scheiden. 1) in den Städten hatte
sich schon sehr früh ein fester Gemeindeverband
und ein persönliches Bürgerrecht herausgebildet, und
schon seit dem XIV. treffen wir hier die selben Klassen
wie im XIX. als ,burger, h. und gast'; vgl. Bluntschli,
RG. '1 146 ff.; GLMaurer, Städteverfassung II 221 ff.;
Ochs VI 489 ff. (Bs); Seg., RG. IUI, 198 ff. (LStdt);
Gfd 59, 34 ff. (LWill.). .Welcher einen pfenden wil,
es sy frouw oder man, ein burger, gast oder hinder-
säs...' AaB. StB. 1384. .[Die Schützen] syend burger
oder hinderses oder dienstknecht.' 1460, Bs Armbrust-
schützenordn. .Nieman in unser statt Zürych, unsern
graffschaften ... und gebieten wonend oder gesässen,
er sye burger, landtman oder h.' 1526, Z (HBull. 1572).
,Wir ... die zweihundert der statt Zürich embietend
allen und yeden unsern bürgeren, undertanen, h-en,
amptlüten und landtsässen, ober- und undervögten ...
unsern gruoss...' Z Mand. 1530. ,Alle burger und
h-en.' 1540, Bs Chr. .Etlich der frömbden ... bleibend
ein zeit irer geschaffen halb an einem ort, etliche
setzend sich mit hauss an einem ort als burger oder
h-en.' LLav. 1582. ,Wir entpietten ... allen unseren
lieben und getrüwen, unser Steffen, Landen und Ge-
pietten Inwoneren, H-en und unserer Regiments-Ver-
waltung undertänig Angehörigen ...' B Wuchermand.
1613. 1628. .Leute, die in der Stadt ihre Zuflucht
haben' sind: .Ausburger, Einwohner, Hintersassen.'
1779, BThun Handf. (Komm.). Rechtliche und soziale
Stellung der ,H-en'; vgl. auch die Schilderung Sprenge
(für Bs) Alem. XV 218. .Anfänglich durften die Hinter-
sassen noch einzelne Gewerbe betreiben, doch schon
1543 befahl der Rat, verbürgerte Werkleute besser
zu berücksichtigen wie Hintersassen ; nach und nach
sanken diese zu einer Art Heloten herab. Sie dienten
den Bürgern als Rebleute und Tagelöhner, die Weiber
ah Wäscherinnen; die meisten wohnten in finstern,
engen. Gassen; eine nicht sehr kleidsame Tracht war
ihnen vorgeschrieben. Kinder von H-en wurden zu
einer andern Stunde getauft wie bürgerliche Kinder;
verstorbene H-en begrub man auf einem besondern
Gottesacker, zu einer andern Stunde wie verstorbene
Bürger, und es durften nur die Glöckchen der Sonder-
siechenkirche geläutet werden. In der Kirche durften
sie bei Strafe sich nicht zwischen die Bürger setzen.
Starb eine Magistratsperson oder ein Reicher, so bil-
deten die H-en stets den Schluss des Leichengefolges...;
war das Leichenbegängniss vorüber, so erhielt jeder
H., der demselben beigewohnt hatte, an der Tür des
Trauerhauses ein Geldgeschenk. Man konnte sie jeder-
zeit der Stadt und die Nichtkantonsangehörigen des
Kantons verweisen.' Scbweiz 1859, 65 f. (ScaStdt). ,Wo
ein h. ein hus oder ander ligend guot kouffen wurd,
sollen und mögen unsere burger dem h-en die
köuff in jaresfrist des nächsten abzüchen.' L StR.
XV./XVI. ,... ist erkent, das sy, min herren, kein
hindersess nit mer wölend in ir statt uff- noch an-
nemmen, sunders sollend diejenigen, so dessen be-
gerend, eintweders hingwisen oder aber zum burger
angentz angnomen werden.' 1512/3, ÄABr. StR. ,So
auch jemand von den Edeln ein Hintersäss bleiben
und ihm das Bürgerrecht zu kaufen ungelegen sein
wollte, doch seinen haushäblichen Sitz hier hätte, der
soll jährlich der Stadt auf das Richthaus 4 Gulden
rheinisch geben...' 1525, Bs (Ochs). ,Es sei altes
Herkomen, so lange die Stadt [Walenstadt] bestanden,
dass die Hintersassen niemals, in keinerlei Geschäften,
mit ihnen gemindert oder gemehrt haben, indem die-
selben gar keine Genossame mit den Burgern und
keinen Teil weder an den Kirchen, noch an der Stadt
oder irgend welchen Dingen haben; so können sie
auch kein Recht besitzen, über Etwas zu mehren,
was nicht ihnen gehöre [nämlich bei der Abstimmung
über den Glauben]; seien sie doch fremde Leute, die
sich heute hier und morgen dort aufhalten und die
aus der Stadt gewiesen werden können, wenn es der
Gemeinde beliebe.' 1530, Absch. .Wann nun fürhin
ein usslendischer oder frömdling by inen zuo Cling-
now, Tötungen und Kobolz ein wittfrowen oder junk-
frowen zur ee nemen wurde, [sollen] die unseren von
Cl., T. und K. nit schuldig sin, denselbigen ... zuo
einem burger, in- oder hindersessen ufzu
1.".57
Sas. ses,
135s
sye dann inen gfellig und annemlich, and wann er
dann ... zuo einem insessen angenommen, [soll er]
8 pfd li. und darnach über ein jar, so er zuo burger
angenommen wird, 4 pfd h. bezalen.' 1558, AaKI. StR.
,Sovil die hindersessen belangt, söllent die kleinen
ret gegen denselbigen nach glegenheit zuo handien
gwalt haben, doch nit grad einen jeden, der daher
kompt, zuo hindersessen annemen, sonder die, so dem
allmuosen nachteilig, abwisen.' 1503, Z RM. ,Rcchen-
herren sollen beradtschlagen, diewyl vil personen
alhie in hindersess wyss sitzend und wonend, die ge-
meiner statt gar nüdt geben, dann allein die 4 ß der
Constafel, ob nitt jeder jerlichen gemeiner statt ouch
ettwas geben solle.' 1567, ebd. ,lst abgeraten, dass alle
hindersessen biss uff sant Verenen tag diss jars hinweg
ziehind.' 1574,AiK.StR. ,Uffhütt band m.gn.h. Martin
Martin, den goldsshmiden, uss den Pündten pürtig, zum
h-en angenommen, soll bis nächstkünftig liechtmess
sin mannrecht, uodel und bürgschaft stellen und 20 gl.
zuo ynzug zallen, wo nitt, widerumb dahin strychen,
dahaar er kommen.' 1592, L Ratsprot. ,Das man die
hindersessen ordenlich durebgan [solle] und wellicher
nicht für gemeine statt seye, denselben heissen usshin
ziechen ... [Wer angenommen wird, mit dem soll man]
dess schutzgelts halber überkommen nach messigung
sins guots, doch von deheinem minder als 3 fl. schutz-
gelt nemmen. ... [Ausserdem soll er] nach laut der
Satzung, darumb gestelt, das glübdt tan und da-
nebendt 100 fl. verbürgen.' 1597, GStdt. ,Dass alle
Diejenigen, so dise Krankheit [die Pest] in iren Hü-
sern habend, ouch zuo den kranken Lüten gond (wie
dan die H-en ze tuond schuldig sind).' 1011, GLicht.
(Schumi). ,Uer H-en halb judicatur, das dieselbigen
in Monats Frist sich by 10 Pfd hinweg machen sollen;
was [!] aber inskünftig sich zuotragen, das ein Bur-
gers Tochter sich mit einem Usseren verehlichen täte,
die sönd sich auch ins Monats Frist von der Stat
(wovehr sy die Gnad des Burgrechten nit erhalten
können) hinweg machen, und soll sy Niemand beher-
brigen by 10 Pfd Buss.' 1614, Aar. StR. /Die Burger-
schaft beklage sich hart des Überdrangs, welchen sy
von den Hindersassen lyden müssen, von welchen
ihnen und ihren Kinden das Brod vor dem Mul ab-
geschnitten werde; sy wollend der Obrigkeit klagend
fürtragen und by ir Hilf suchen.' 1651, LStdt. Es
wird beschlossen, bis auf Weiteres in der Stadt Zürich
keine ,Hindersäss' mehr anzunehmen, weil durch solche
.unserer lieben Burgerschaft und Angehörigen nicht
allein in vielen Sachen grosser Nachteil verursacht,
die Gemachzins und Esswahren in dem Preis merk-
lich verteuret, sondern auch vieler Verdienst vorab-
gezogen wird.' Anf. XVIII., HMorf 1896. ,In Ansehen
des Kauffs der Häuseren in der Statt oder Wohnungen,
Güter und Gelegenheiten um dieselbe, so weit der
Stadt Bezirk sich erstreckt, solle allen usseren und
frömbden H-en und Einzüglingen, das ist allen
Denjenigen, die weder Burger noch ewige Einwohner
sind, dergleichen einiches an sich zu kauffen ver-
hütten sein.' 1711, B. ,Wann ein H. oder Diensten-
gesell ... zu den bürgerlichen Ämbteren viel oder
wenig reden oder rahten wurde, sollen sie mit allem
Ernst befragt werden, wer ihnen das zu tun befohlen ...
[Wenn sie die Strafe nicht zahlen können] sollen sie
des Hiudersäsenrechts beraubt und sodann als Frembde
samt Weib und Kind zur Stadt und Burgerrecht
hinauss geschaffet werden.' Zu Ref. 1723. ,Ein jeder
H. [solle] 6 junge Eicblein zu sezen, sie zu um-
zäunen ... und wann eins oder mehrere verdürben,
dero Stelle mit frischen zu ergänzen schuldig sein.'
1734, Sch Chr.; vgl. dazu Bs Rq. II 238. ,In Erwägung,
dass die Hinterlagen für künftige Schulden, welche
die ehevorige Regierung den ehemals so geheissenen
ewigen Einwohnern oder Hintersassen von Luzem
abfoderte, das vollkommene Eigentum dieser Bürger
sind [wird deren Rückgabe angeordnet].' 1798, Gesetz
der helv. Rep. S. noch JMüller 1867, 41 (AaL.), ferner
üedel (Bd I 98); ge-bärlich (Bd IV 1435); Präsentiering
(Bd V 782); Ge-rechtiglceit (Bd VI 231 u.); Morgen-
Suppen (Sp. 1244); Frl-S. (Sp. 1351); Bi-S. — 2) auf
dem Lande bildeten sich erst seit der Refor-
mationszeit Gemeinden heraus, bestehend aus sämt-
lichen allmendberechtigten Grundbesitzern; auch diese
schlössen sich, wie die städtischen , Burger', immer
mehr ab: die Einzugsgebühren für die ,H-en' wurden
immer höher, und doch wurde ihnen kein oder doch
nur ein beschränkter Anteil an den Gemeindenutzungen
gewährt. Ein persönliches Ortsbürgerrecht kam erst
im XVII./XVI1I. auf, und im Zshang damit entstand
ein ganz andersartiger üegs. zw. ,H-en' und Bürgern,
indem Letztere nicht nur die frühern Realberechtigten,
sondern (als eine Folge der eidg. und kantonalen Ge-
setzgebung über das Armenwesen und die Unter-
stützungspflicht der Gemeinden gegenüber allen zur
Zeit in ihnen fest Ansässigen) auch die bisherigen
,H-en' mit umfassten und in Gegensatz traten zu neuen
,H-en', die sich von da an in der Gemeinde nieder-
liessen; vgl. dazu FStettler, Gemeinde- und Burger-
rechtsverhältnisse im Ktn Bern 1840, S. 38 ff.; Seg.,
RG. III 2, 192 ff.; Bluntschli, RG. 2 II 13 f. 56 ff.;
Orelli, Staatsrecht 1885, 121 ff.; FvWyss, Abhandlungen
S. 88 ff., ferner EStauber 1894, 78 f. (ZEIL); KHauser
1895, 641 f. (ZElgg); H Weber 1899, 155 f. (ZHöngg);
HHasenfratz 1908, 117 f. (Th). .Hindersess wyss...
by inen [der Gemeinde Pfäffikon] wonen.' 1566, Z RM.
,Wie H-en, nicht wie Hofleute.' 1585, GBern. ,Den
Inwohnern, sie seyen Hofleut oder Hindersessen.' 1639,
GAltenrh. Gemeindeordn. .Welche ... in daz Tann-
egger Ampt ererbter oder erkaufter Güeter halber
ziechen, darauf bürgerlich oder für einen H-en haus-
hablich wohnen wolten.' 1693, GT. Rq. .Wenigstens
im 4. Jahrzehn des vorigen [XVIII.] Jahrhunderts wur-
den in Trogen alleNichtortsbürgerHöndersäss genannt.'
TTobler. ,Ein neuer Inzügling oder Hintersäss, er
seye ein Landmann, Gottshausmann oder Fremder.'
1760, GFlaw. ,Er sei ein Eingesessener und Hinder-
sess.' 1764, AATäg. Gerichtsb. S. auch (Näch-)Ge-bür
(Bd IV 1513. 1519). Rechtliche Vorschriften. ,[Die
Hintersassen mussten bei der] fürgesetzten oberkait
gloubsamen sehyn ufflegen, das man by inen [in ihrer
Heimat] sömliehe gnossami in iren unbestossnen alpen
ald allmeinden den h-en ouch vergunne, bewillige und
zuolasse, dieselbigen zenutzen.' XVI., GT. (JMHun-
gerb. 1852). ,So ein Appenzeller, der ein Toggenbur-
geri zuo der ehe genommen, iro der frawen nachze-
ziehen undt sich in dass land Toggenburg zuo ihr
hausshablichen zesetzen begerdte, [solle ihm] be-
williget werden, als wie ein anderer h. bei seiner
frawen hauss zehalten und zewohnen, je so vehr und
er zuovor sein rechtmässig manrecht von seiner ober-
kait erschaint, ouch die gewohnliche trostung tuot
1359
Sas, ses, sis,
1 :-:<;o
und den inzug erlegt.' 1579, Zellw. Urk. ,Ein jeder
landziigling soll fünf jar ein hindersess in der Herr-
schaft syn und so er dann ein grichtsgnoss zu werden
begert und sich indert den vorbestimpten jaren woll
ghalten, ouch syn gebärend manrecht ufzeleggen hatt,
soll er dann für die beid gmeinden kommen und dann
zu derselben gfallen staan, inne zu einem grichts-
gnossen anzunemmen nebent bezallung des gwonlichen
inzuggelts.' ZWäd. Herrschaftsr. 1593 (Z Statute 1839).
,Unsere landslüt, so anderstwo hindersäs sint, die
solent und mügent in unser gmeind nit hölfen gmein-
den und mehren.' XV1./XVIL, GrS. LS. ,lst mit mehrer
Hand geornet, daz die Hindersesser, die in der Gmeind
sind, die mögend und kennend sich mit r. 100 bis am
anderen Sambstig Meien, daz ist an unser Gricht-
satzig, einkoufen; wer aber sich nit einkoufen wirt,
so solle danethin auf 20 Jahren eingestelt sein, daz,
bys die 20 Jahren nit vorüber sind, so sollend keine
mähr angenommen werden.' 1657, GaTenna. ,Wan
ein Gemeindtsman ... einen Hindersessen in sein Haus
neme oder nemen wolte, soll er alsbald der Gemeindt
drey Dugaten erlegen ... [Es] soll kein Gemeindts-
gnoss keim Hindersess, so nit von der Gemeindt an-
genomen, Herberg und Underhaltung geben, sonder
selbige alsbald abschaffen.' 1671, GTübach (Gemeinde-
beschluss). ,Die einheimischen Armen [sollen] also-
bald nach Publication dieser unser Ordnung sich in
ihre Gemeinden begeben...; doch soll ihnen zuge-
lassen sein ..., auch anderswo ... ehrliche Dienst zu
suchen und anzunemmen, welchem nach ein jede Ge-
meind ihre Armen also widerum auffnemmen soll und
zwar nicht allein die Dorfsgenossen, sondern auch die,
so nur Hindersessen daselbsten sind, welche sie, die
Gemeind, mit den ihrigen ferners dulden sollend.' B
Bettlerordn. 1690. ,Ein Ieglicher, welcher zu Ober-
neunforen zu einem Hindersassen angenommen wird, der
soll jahrlichen einem jeweiligen Grichtsherren einen
Taler und der Gemeind einen Eimer Wein geben.'
1697, T/HNnf. ,[Die Werdenberger beklagen sich]
dass die Hindersäss das gebührend Sitzgeld nicht ab-
statten, sich unbescheidenlich und solcher Gestalt
aufführen, als wann sie besser Recht als sie, die Land-
leute selbst, hätten.' JPTschodi 1726. .Demnach die
Gemeind von vielen Jahren her immer mehr und mehr
mit Hintersassen beladen worden ..., dass solche bald
die Zahl der Gemeindtsleuten überstiegen hätten,
dieser Beschwärde abzuhelfen [bitten sie den Abt um
einen Einzugbrief].' 1777, GStraub. .Hintersassen auf
unserer Landschaft [Titel]. Wofern einer unserer An-
gehörigen äussert der Vogtei oder Herrschaft, worinnen
er Burger- und Gmeindrecht hat, in einer andern
Vogtei hintersäss- oder tischgängerweise oder auch
sonsten, zwar auf Erb und Eigen, aber ohne Gemeind-
recht hintersitzt, soll ein solcher ... Abzugs halber
als ein eingesessener Bürger seiner Heimatsherrschaft
angesehen werden.' Z Abzugsordn. 1786 (Z Ges. 1757/93
VI 18); vgl. auch die .Verordnung, die Hintersassen
auff der Landschaft betreffend' von 1779 (ebd. S. 169 f.).
,Den sogenannten Hintersassen oder Tauneren, die
keinen Anteil an einer Hub oder Erblehengüteren
hatten, Hess man an dem Tage der Holzverteilung
unter die Huber jedem ein halb Klafter Holz um den
geringen Preiss von 30 ß als eine Wohltat zufliessen . . .
Jezo aber, da durch die neue helvetische Constitution
der Unterschied zwischen Tauneren, Hintersassen und
Hubleuten qua Dorfgenossen aufgehoben worden, regte
sich bei den ehemaligen Tauneren der Gelüst, auch
Anteil an der Hubsgerechtigkeit zu erhalten, unbe-
kümmeret über die Erbgrundzinsse, die auf jenen
Gerechtigkeiten hafteten.' 1799, Hotz 1865 (Bericht
des Stiftsverwalters in ZSchwam.). S. noch Bi-S. —
c) uneig. Scherzh. von Jmd, der sich unfreiwillig auf
den Hintern setzt, fällt Aa; Bs; THErm.; U; Z. Er
ist H. worde". ,Babettli war etwas unsanft Hinter-
säss geworden.' ONXgeli 1896. Buebe", hebed recht
Sorg, es chönnt licht Ain [auf dem schlüpfrigen Wege]
hinderses ['.] werde". Schwzd. (BsLA In Z auch (en)
H. ge". Ich hän fast H. müesse" ge" ZF. Es hat en
H. g'ge" (Dan.). Nimm-dieh in Acht, sust giH's en
H.! ZBrüttis. H. ge", werde", hinten, zurückbleiben,
leer ausgehen oder auch Schaden nehmen Z (LTobler).
— 2. Eigenschaft, Rechtsstellung eines , Hintersassen.'
,Peto,quodN.per sacramentumdicat, quantum extorserit
ultra censum statutum ab hominibus censum vel alia
debita solventibus sive in onerariis sive mortuariis,
sive iure quod dicitur Hindersetze vel aliis quocunque
nomine censeantur.' 1330, L ist der H Wanner,
Murer, für ein ehrsame Gemeint gstanden und ein
Fürspräch begärt wägen seines Hindersäss; so lass er
ganz Gemeint bäten, man wöli in zuo einem Hinder-
säss annämen ...' 1670, ScaSchl. — 3. = Hinder-sässen-
Gelt (Bd II 263 u.) B lt Zyro; ZWettsw., Zoll, und lt
Dan.; Syn. An-S. 2. H. ge"; s. Er-losen (Bd HI 1436 u.).
(De") H. zale" 1) eig. B lt Zyro; ZZoll. E" Pfarer
brücht ke'" H. z' zale" B (Zyro). — 2) scherzh. von
Einem, der auf den Hintern fällt B (Zyro); ZZoll.
Er het H. 'zalt; ich ha" müesse" H. zale", zB. auf dem
Eise B (Zyro). ,Der Eselimann sagte: Das [der Be-
trag, der ihm vom Ammann angeboten wurde, wenn
er sich in einer andern Gemeinde niederlasse] mache
nicht einmal H. und Einzug.' N. B Kai. 1842. ,Wan
die Hindersässer jährlich den Hindersäss bahr er-
legen.' 1728, GRTenna. — Hinder-Sässin f. ,Wenn
Margaretha Wirtlin nach myner herren ansehen bür-
gen stelt, wellent myn herren sy zuo irer hinder-
sessinen annemmen.' 1572, Z RM. Dazu wohl auch:
,Ob ein frow har kam und hie begerty zuo wonen,
zewerken, wo sy dann einem rat süss gevalt hie zuo
lassen, so sol sy geben der statt drü pfd und damit
schuldig sin stür und tawen, huoten und wachten als
ander frowen oder wytwen und damit unser hinder-
sässen heissen und sin.' 1502, AABr. StR.
Mhd. hindersceße ; vgl. Gr. WB. IV 2, 1514/5; Martin-
Lienh. II 375/6; Fischer III 1662/3: Schm. 2 II 331. Für
weitres reiches Material s. die Register zu den Schwz. Rqq.
Zur Form auf -er (auch schwäb.) vgl. die Anm. zu Um-8.
Iu der Formel H. werde" unter 1 c wird das W. vielfach als
Adj. aufgefasst; vgl. dazu Fischer aaO., sowie Um-S. (zu Ende).
-S&ai in GrObS., V. wohl nach Sans = Sess (s. d.i.
Stadt-H. ,Ein Stadt-Hintersäss, der unser Im-
mediatangehörige ist und entweder Bürger- oder ander
Stadthintersässengut erbt, zahlt 5 vom Hundert zu
Abzug ... Ein Stadt-Hintersäss, der nicht unser Im-
mediatangehörige ist [bezahlt 10 %].' Z Abzugsordn.
1786 (ZGes. 1757/93 VI 13 f.).
Hüs-Säss: Hausbesitzer. Meine Herren wollen
jedem ,hussessen zuo Grenchen, so züg und ros haben',
aus dem Kalkofen eine Benne mit Kalk geschenkt
haben. 1574, SRM.; in einem Beleg aus der selben
Zeit und dem selben Orte bei LRSchraidlin 1886,
221/2 dafür .Husgsäss.' - Auch bei ßr. WB. IV 2, (ISS;
Fischer III 1298; Martin-Lieuh. II 876 (ff«« G >S
Land-Söss B, -Säss ApA. (T.) — PI. -e", in der
ä. Spr. auch ,-Sässer': 1. a) im Lande Ansässiger. Syn.
Land-Sideling (Sp. 304). ,[Auf die Frage des Land-
richters nach den landgräflichen Rechten] wart mit
gemeiner einhelliger urteil uff den eid erteilt von den-
selben lantsessen, nach dem die briete seitent und
wystent und sie selb ouch nie anders gehört hettent
von iren eitern und vordem.' 1367, BsSiss. (Spruch
zw. den Landgrafen und dem Bischof). ,Wer ze Rap-
rechtswil herr ist, daz der erben mag alle landsessen,
die dar komen sind, es sije denne, daz si liberben
lassend ... von dien sol ein herschaft ein valle nemen.'
1376, Gfd; vgl. die sachlich entsprechenden Bestim-
mungen Sp. 304/5, sowie Land-Zügling. ,[Wer] güeter
kouft und die inn hat drig loubrisinen vor einem land-
sässen und nun loubrisinen vor einem, der nit inlands
ist, unversprochen mit dem rechten, den sol dannethin
ein gewer und gericht da by schirmen.' 1431, ZNoss.Offn.
.Der eide der landtsessen in der graffschaft Baden. [Die
Boten der VIII Orte haben] die lüt gemeinlich, so in die
grafschaft tiaden gehörend, versamlen lassen und die
inn eid genommen. [Aus dorn Eid:] Ir werdentauch
schweren, dass keiner den anderen, ess syge joch
landtsess oder knecht, uff kein frömde und usslendig ge-
richt nit laden noch bekümberen [soll].' 1487, Z Staats-
arch. (Kopie). ,[Die Leute des Herzogs von Burgund
haben] der landtschaft verderplichen schaden zuoge-
füegt mit ... unibbringung vil frommer landtsessen.
von mannen, wiberen und kinden.' NRüsch. ,[Wir
werden] von den landsässen gnuogsam früntlich ge-
halten und umb unser gelt wol gespist und tränkt.'
1522, Schreiben von L Hauptleuten aus den ennet-
birgischen Vogteien. ,Nach solichem ward erkundet,
wer N. [den Anstifter eines Mordes] enthalten het,
und befunden vil vom adel, frömbd und landsessen.'
1537, Bs Chr. ,Tel uf die edlen lantsässen und gots-
hüser gelegt.' 1494, Ansh. ,Vil fläcken in dryen Wald-
stätten ..., da das gottshuss Muri etwas güeteren und
rechtung gehebt, so edle und unedle landsässen an
dasselb gottshuss gegabet habend.' Ag.Tschüdi Chr.
,Von den Landsässen undt Besitzeren des Orts.' RCys.
,Anno 1560 begab sich ein erschrockenliche Geschieht
in der Graffschaft Rotten bürg Lucerner Gebietts mit
eines Puwren oder Landsässen Eefrawen ...' ebd. (Br.).
, [Diese Strasse] wird nicht allein von den Landsässen
...gebraucht, sondern ist auch allen Denen ganz ge-
mein, die aus Italien ... in Österreich [usw.] zu wandlen
haben.' Güler 1625. An Feiertagen gehen viele Ge-
schworne und Landsassen auf die Alpen und besuchen
keinen Gottesdienst. 1653, L (Beschwerdepunkt gegen
die Entlebucher). ,[Der Überfluss Italiens hat] främbde
verleckerte Herren, so die alt einwohnende Landsässer
vertriben, ihme auf den Hals gezogen.' Sprecher 1672;
wiederholt. ,Eid, so die Landsässen und Undertanen
der Grafschaft Baden dem Landvogt schwehren müs-
sen.' 1720, ZStaatsarch. S. noch Absch. IV 2, 115/';
und besorgen (Sp. 1317). Mit poss. Pron. oder Gen.
zur Bezeichnung der Herrschaft. ,Wir der Schultheis
und rhat zuo Bern tuond kundt ..., als dann die er-
samen unser lieb getruw landtsessen zuo Obersibental
an uns haben langen lassen ..., was nachteils uns und
inen ... beschechen möcht, indem das die berggüeter
und weiden by inen den frömbden usserthalb lands
Schweiz. Idiotikon VII.
verkouft und also den landtsessen entfrömbdet wer-
den ...' 1527, BoSi. Rq. ,Alle des gotshuses Inder-
lappen, der herschaft Ringken [berg], Brienz und Hassle
lantsässen.' Ansh. Im Gegs. zu .Burger' und .Gerichts-
Säss' (s.d.): ,[In der 9. Klasse sollen] dann die um
die laufenden Schulden, erstlich die Burger, nach
ihnen die Gerichtssässen und dann die Landsässen
bezahlt werden; ob dann noch was übrig und bevor,
solle Selbiges allen andern aufrichtigen Schuldnern
gehören.' 1618, THFr. Auffallsordn. — b) spec, wer
wohl das Landrecht, aber kein Ortsbürgerrecht besitzt
ApA.f(T.: .ehemals, noch zu meiner Zeit'); Bf(Zyro).
In ApA. , waren solche Landsassen meist Konvertiten
aus Inroden.' TTobler; s. auch Ap Gem. 1835, 54.
,Ich wollte Männer suchen, die gerne gaben, wo ge-
geben sein sollte, wollte betteln bei guten Herzen
selbst für Landsassen.' Gotth. ,1m Jahr 1778 erbarmte
sich der [bern.] Senat der Heimatlosen; sie wurden
districtsweise aufgezeichnet, verbunden, Vorgesetzten
unterworfen, unterstützt, mit Polizey versehen und
Landsassen genannt.' Bonst. 1782. 1780 wurden in
B alle Heimatlosen des Kantons in eine Korporation
zsgefasst und der , Landsassenkammer' unterstellt; sie
waren zwar den einzelnen Gemeinden als , Hinter-
sassen' zugeteilt, wurden aber im Notfalle aus dem
Korporationsgute unterstützt, an das sie eine geringe
Steuer entrichten mussten; vgl. die .Verordnung, die
inkorporierten Landsassen betreffend' von 1780, ferner
Neue Schweiz. Vierteljahrsschrift 1851, S. 142 ff.;
KGeiser, Gesch. d. Armenwesens im Ktn Bern S. 246 ff.
und JRaaflaub, Hundert Jahre einer Familie, Bern
1862. 1804 übernahm Aa von B eine Anzahl seiner
armen Landsassen und verordnete: ,Die Landsassen
des ehemaligen Ktns Bern, welche dem hiesigen bei
der gemachten Verteilung zufallen, bilden für sich
eine Gemeinde und sind verpflichtet, für die Unter-
stützung ihrer Gemeindsangehörigen zu sorgen. In
diese Gemeinde darf kein neues Mitglied aufgenommen
werden; vielmehr sind die Landsassen zum Ankaufe
von Ortsbürgerrechten anzuweisen und darin zu unter-
stützen'; vgl. auch Land-sässen-ße-mein (Bd IV 306)
und s. Aa Gem. I 427/8, ferner In-S. (Sp. 1349). .All-
gemeine Landsassen', uneheliche Kinder von Berner
Patriziern. Dan.; durch das sog. Bastardenreglement von
1788 wurde nämlich Gesetz, dass in Zukunft die bür-
gerlichen Bastarde der Landsassenkorporation einver-
leibt werden sollten und zwar weder unter dem Namen
des Vaters noch der Mutter, sondern unter einem
neuen Namen (vgl. Vierteljahrsschrift 1851, 153 ff.,
auch BFresspr. 1877, 5). — 2. auf dem Lande An-
sässiger. Spec. die Inhaber von Edelsitzen (und der
damit verbundenen niedern Gerichtsbarkeit) auf der
Landschaft, die t. nur Schutzverwandte der Stadt und
als solche deren Satzungen und Gerichten unterworfen,
t. in der Stadt verburgert sind; später auch übh.
von auf der Landschaft ansässigen Stadtburgem.
XV./XVIII., Z. .Landtsäss: Der eid, so die edellüt,
die hinder minen herren sitzend und nyt burger sind,
sweren sollen [Titel].' um 1490, Z StB. III 195/6.
,Herr Hans von Landenberg, ritter, unser guoter fründt
und landtsess.' 1492, Z. ,Als unser getrüwer lieber
landsäss N. zuo Wyden vermeint, das unser getrüwer
lieber landsäss und vogther zuo Altigken, HLöwen-
berg, in in der Thur vischung sumpte ...' 1536, Z Rq.
,Hans von Landenberg von der Breiten-Landenberg
Sas, ses, sis, sos, sus
1364
auf Schramberg [ersucht die Eidgenossen] diewil er
doch ein geborner Eidgnoss, auch noch heut bei Tag
ein Burger und Landsass Deren von Zürich were,
man wollte im in dieser Sach [gegen die Stadt Rott-
weil] beholfen und beraten sein.' 1538, MStettler
1627. ,Diewyl die landtsessen mitsampt den predi-
canten niendert änderst dann vor der hochen oberkeit
umb allen ansprach besuocht werden.' 1563, Z RM.
,Ob glych die predicanten und landtsessen das recht
alhie nemmen müessend.' 1564, ebd. ,Ein Landsass,
dessen Voreltern Bürger gewesen, soll für die Er-
neuerung des Bürgerrechtes 6 rhein. Gulden bezahlen,
ein Landmann, dessen Voreltern nie Bürger gewesen,
10, ein Eidsgenosse 20 und ein Ausländer 30.' 1565,
Z Gem. ,N, burger zuo Ravenspurg, so den sitz
Schwandegg erkouft, ist sambt synem sone zuo einem
landtsessen angenommen.' 1575, Z RM. ,[N., der] den
sitz und die grichtsherrlichkeit zuo Flaach erkouft
und den nun meer 2 jar inngehept ... [bittet] mine
herren ... inne zuo irem landtsessen ... uf und anze-
neinen.' ebd. ,Das der Burgeren und [nachher: oder]
Landtsessen, geist- und weltlichen Persohnen, Guott,
wenn es zum Fahl korabt, vor alhiesigen Statträchten
verrechtfertiget werden solle.' 1634, Z. ,Die Schuldig-
keit eines dankbaren Burgers oder Landtsessen [gegen-
über dem Vaterland].' Hott. 1666. ,Von den Landt-
sässen [Titel]. Wann auch ein Landtsäss, der nicht
unser Burger ist, mit Tod abgehet ... soll der ge-
bührende Abzug durch die Herren Pfundschillinger,
nicht aber die Land- und Obervögt des Orts, hinter
welchen ein solcher Landtsäss sesshaft were, bezogen
werden.' Z Abzugsordn. 1699. ,Alle und jede unsere
Verburgerte, Landsass [später ,verburgerte L.'; so
auch 1718], geist- und weltlichen Stands, benantlich
unsere Seelsorger, Land- und Obervögt, Amtleut, Ge-
richtsherren, Landschreiber und alle ihre Hausge-
nossen.' Z Mand. 1699. 1718 (,auf der Landschaft ver-
kündet'). ,Dass by nechster Gelegenheit die sambt-
liche Herren Landsessen für die Herren Kriegsräte
citirt werden, damit man denselben die Gedächtnus
erfrischen könne derer Pflichten, mit welichen sy im
Fahl der Not dem Vatterland zuezeziehen verbunden
sein.' 1701, Z RM. ,An das Stadt-Gericht sollen ge-
hören alle und jede Burger, Geist- und Weltliche in
der Stadt und auf der Landschaft. Dannethin die
Hintersassen in der Stadt ... Item die frömden Land-
sässe auf dem Land ...' Z Stadtgerichtsordn. 1715.
, Allen Verburgerten auf dem Lande, Land- und Ober-
vögten, Amtleuten, Pfarreren, Landsässen samt allen
den Ihrigen.' Z Mand. 1772. S. noch Hinder-S. (Sp.
1356 o.); Stadt-S. (Sp. 1370). — Mhd. ianumße; vgl. auch
Gr. WB. VI 130; Sandeis II 857 b. Als FN.: .Anna Land-
sässiü vou Zürich.' ZGlüeksh. 1504.
Mit-Säss: 1. wer am selben Ort ansässig ist.
,Die lieben Nachpuren und Mitsessen zu Dafetsch mit
Namen ..., alle sesshaft in Dafetsch.' 1625, Gr Mbl. —
2. Beisitzer im Gericht. Syn. Bi-, Ge-richt-S. ,Wann
Einer um die Urteil gefragt wird und deren Rahts
begehrt, so spricht er: Ich begehre Rahts der Herren
meiner M-en.' BGS. 1615.
Bi- (in ApL.M.; GrCIiui-, Nuf.; GW. Bei-jSäss (in
SchwE.; Ndw auch -Säs) — PI. -e" GrScIis; Sohw; Ndw
(Matthys), unver. Ap (TTobler); Ndw (Matthys), Bi-
Sässer W: 1. wer bei Einem sitzt, a) eig. ,Wo zwen
oder drey Predicanten by ehrlichen Lüten zu Tisch
sitzend und anhebend des Wyns empfinden, ist ihr
erstes Werk, einanderen zu verkleineren und Sachen
ufzurupfen, deren sich die B-en schämend und dar-
durch der ganze [Prediger-]Stand in Verachtung komt.'
JJBreit. 1626. ,Als ich mich [in meiner Predigt] nach
Beschluss dieser Ermahnung gewendt gegen den Herren
B-en, Herren Burgermeister, Kleinen und Grossen
Räten, ihnen zu danken ...' ebd. 1642. ,0 des für-
nemmen Gasts und Beisassen gottsäliger Menschen !
[von Christus m. Bez. auf Matth. 18, 20].' Hopmstr
1645. Spec. Beisitzer in einem Vorstand Gl; wenig
gebräuchlich. In einem Gericht uä. ,Was ir, unser
herr obman und b-en [des Untersuchungsrates], har-
zuo vero[r]dnet ...' 1491, GStdt. ,Es wurden etlich
b-en [des im Jetzerhandel urteilenden Gerichtes] ver-
dacht als von dem orden forniert.' Ansh. ,[Die Par-
teien haben] mich und myne Ehrenbysessen gebätten, sy
disers irs habenden Gspans ... güetlich zu entscheiden.'
1605, ZRq.; nachher .Bysessen.' , Richter und Bei-
sessen.' Sprecher 1672. ,Die Beirichter oder Beisassen,
wann sie ... von dem Richter umb ihre richterliche
Urteil gefragt werden.' SMütäch 1709. S. auch reden
(Bd VI 545 o.); Morgen-Suppen (Sp. 1243 u.). — b) in
der Nähe Ansässiger, Nachbar, ,0b es in dheinem
jar beschehe, das in ir [Derer von Dübendorf] hölzern
vil eiclieln und buochs wurde, das darumb gross
achrat wurde und daz darumb ander lüt, ir bisessen,
mit iren schwinen zuo inen und uff sy ziehen und
driben wölten ...' XV., ZDüb. ,Die bi- und umsässen.'
Ansh. ,[Den Namen Etuatier] habend noch die ober-
sten b-en by dem vordem Rhin behalten, werdendt
uss Verböserung nach grobheit yetziger art der spraach
Tauetier oder Tauetscher genannt.' Äg.Tschddi 1538.
— 2. in besondrer Anwendung, = Hinder-S. lb
(Sp. 1353). a)= Hinder-S. 1 b ß Gr, so Chur, Nuf., Schs;
„L"; GW.; SchwE. (im Gegs. zu den alteingesessenen
, Waldleuten'; heute auch von Neubürgern gebraucht,
insofern diese an den im Sonderbesitz der alten Ge-
schlechter verbliebenen .Genossamen' keinen Anteil
haben); „Thu (St.s); W. Der istjo blöiss e" B. SchwE.
Die Schierser sagen, ihre B-e" siend nid in Schiers
daheimeH, dh. nicht dort Bürger (Tsch.). Die .Bei-
sassen' oder .Hintersassen' sind Bürger einer andern
Gemeinde, welche im Orte niedergelassen waren; viel-
fach wird diesen kein Recht an der Alpnutzung ein-
geräumt. Auch sonst waren sie stets minderen Rechtes;
man betrachtete sie als freche Eindringlinge. In einem
Liede über das Schicksal der Churer Bürger nach
dem Tode heisst es: ,Die schlechten Beisäss kommen
all direkte in die Hölle.' FGStebler, AW. In GRChur
gab es 1836 neben der Schützengesellschaft der Bürger
eine besondere Schützengesellschaft der Beisasse.
.Bürger, bises oder gast.' 1384, AaB. StR. ,Wol mag
einer ziechen in unser statt und da ein b. sin und
nit burger und sol dannocht einem schultheiss und
rat gehorsam sin und dienen als ander burger...'
1428, ÄABrerng. StR. .Ein b. und die dienstknecht
sönd sweren und die frouwen geloben, die wil und
die zyt sy by uns wonent sind, unsren heren von
Bern und uns schulthes und rat zuo Brugg ... ge-
horsam zuo sind.' um 1495, AaBt. StR.; s. auch ebd.
S. 97 Fussnote. ,[Die Wiedikoner beschweren sich]
sy wurdint mit b-en umb eins solichen kleinfüegen
inzugsgelts willen übersetzt und überladen.' 1517, Z;
ähnlich 1540, ZAlt. ,Das man diser zit keinen vom
1365
Sas,
adel by uns zuo raten und bürgern wollen solle in
ansächen, das sy um ungliche ires Stands ... dem
gmeinen man nit glägen ...; aber sonst möge man
ires rats wol pflägen ..., ouch sy als erenbisässen
halten.' 1534, Aar. StR. Die Bürger von Seebach
klagen gegen die .tagnere und b-en', dass ihnen
diese ,in holz und veld, an wun und weid mit irem
vech dermassen überlegen werind, das sys nit wüstind
mer mit ynen zu verliden, dan sy schwer zins von
güetern geben müesstind.' 1545, Z. ,Uf hüt dato ha-
bent MGH. N. von Strassburg, Buchfergeren, uf sin
Wolhalten hin zu ihrem B-en in der Statt angenom-
men und ihne der Udel und Burgschaft zu stellen
entlassen.' 1636, L. ,Dass fürohin alle und jede Bei-
sassen ... in dissers Buoch verzeichnet und alle Jahr
für meine Herrn bescheiden, auch über ihr Tuon und
Lassen befraget werden und, so lang sie alhie ge-
duldet, ein jeder zuo banden der Statt Seckel Schirm-
gelt erleggen sollen jerlich 4 Pfd ... [folgen die Namen
von 43 Beisassen].' 1647, AaB. StR. Ein .Beisess' ist
,von der Gemeind ausshin gemehret worden, weil er
ein Frömbder.' 1663, ZSth. In einem bestimmten Fall
wird entschieden, dass ein B. sein Handwerk nicht
mehr betreiben dürfe und ,sein Glück weiters suechen
solle', weil ein Burger das selbe Handwerk ausüben
will. 1680, AaB. StR. .Wegen der Beisessen, ob sie
sollen bei StVeren», St Ann» oder auf dem Pfahr-
kirchhof begraben werden, ist erkent, dass der Pfar-
kirchhof für die Burger und nit die Beisessen seye ...'
1686, ebd. S. noch ebd. S. 306. 315. 324. 325, ferner
ver-itlen (Bd I 602 u.); un-ge-sungen (Sp. 1199). Neben
gleichbed. ,Hinder-S.' ,Wie das sich Strit erhebt in
der Gmeindt und Vogty Hünenberg entzwüschend da-
selbst Gnossen eins-, andersteils der ihrigen By- oder
Hindersäsen ... was Gstalt sy Wunn, Weidt, Holz und
Feldt zu nutzen habend ... Wann ... ein Hindersäss
syn Huss täte verkauffen einem ussert der Vogty
Hünenberg und derselbige nit Gnoss were, so soll
derselbige Bysäss syn Gmeinsamme und Bysäsen-
grächtigkeit verkauft haben und mag man ihn heissen
uss dem Gricht und Vogty H. züchen.' 1641, Stadlin
1819; s. auch noch Ge-nöss (Bd IV 819). ,Wan
einer von den angenomenen Bei- oder Hindersässen
mit Tod abgienge [soll seine Familie in die Heimat
des Vaters abgeschoben werden].' 1648, AaB. StR.
,Dass alle die, so nit Burger sind, glyeh zuo Hinder-
oder Bysessen angenommen, ... weder in Holz noch
in Veld kein Nutzung nit haben söllind.' 1649, Aa
Bremg. StR. ,[Die Gemeinde Oberuzwil möge den]
neüwen Lechenbauren N., so aber kein toggenburgi-
scher Landman, sondern [!] als ein Hinder- und Bei-
säss uf erraelten [äbtischen] Hof ... einziehen lassen.'
1736, G Rq. .Alle und jede Einwohner, Hinter- und
Beisäss dieser Orten.' 1784, JGöldi 1897 (GRh.). —
b) = Hinder-S. lba ApI. (noch Mitte XIX.; vgl. auch
TTobler 41 a); aScHw f (s. Schw Gem. 100 ff. und In-S.
Sp. 1347); Uf. ,Ein jeder Beisess solle so viel schuldig
sein zu geben [an die Kosten der Translation eines
Heiligen], als ein Landmann von dein Landlütengelt.'
1697, ScHwIng. ,Es soll keinem Bysessen für das
Innsitzgelt von einer Gnossame mehr uffgelegt werden,
weder mau der hohen Oberkeit gibt. Und wan der
allso angenommene Bysess mit der Gnossame, die er
zesitzen Vorhabens, abkommen, soll er erst dan für
ein Rat keren ... und pittlich umb den volkomnen
Innsitz anhalten, ob man inne in unserem Landt husen
lassen welle.' Anf. XVII., ü LB. ,Geschworner Bei-
sassen sollen 20 Jahr keine mehr angenommen mögen
werden.' 1745, ebd. ,Alle Beisassen, welche zu den
schwyzerischen Freifahnen schwören, sollen nebst
ihren Kindern und Nachkommen als gefreite Land-
leute angesehen sein.' 1798, Schw Landsgemeinde-
beschl.; s. auch In-S. (Sp. 1350). Auch bei Ebel 1798
(für ApI.). S. noch Jär-Gelt 2 (Bd II 251); Land-Lüt
(Bd III 1523), -Männin (BdlV267u.); Ge-santi (Sp.
1217, wo , Beisäss' zu lesen ist), Hinder-S. (Sp. 1354).
Wechselnd mit gleichbed. , Hinder-S.': ,[Da] uns für-
komen, dass sich unser Bysässen in unserm Landt
grosser Unbescheidenheit ... in Uffsetzung der Gülten
gebruchent, habent wier ... erkent, dass alle Gülten,
so fürohin von diss datto von den Hindersässen ge-
macht werdent, söllent ungültig sin.' 1612, Schw LB.
— c) z. U. vom landesfremden Hinder-S. der Kan-
tonsbürger (,Land(s)mann'), der in einer andern
Gemeinde (Tagwen, Kirchgang, Ürte) seines , Landes'
niedergelassen ist, als wo er das Bürger- (Genossen-)
recht besitzt ApA. (s. Sp. 1354 o.); Gl; Uw; vgl. die
zu Hinder-S. lb a angeführte Lit. sowie ApGem. 54; Gl
Gem. 283; Uw Gem. 41; Ap Monatsblatt 1831, 17/24;
Gl JB. XV 102. XXIII 107. Ja, ja, die Herre» Chilcher
megi"d scho" g'schnuife", aber mier Bisäss setti"d d's
MuH ane" Nagel uifhänke". Obw Blätter 1900. .Ur-
sprünglich Bürger von Hundwil und nur in Schwell-
brunn niedergelassen, war N. unzufrieden über die
beschränkten Rechte der Beisassen, die an alle Ge-
meindeausgaben zu steuern, aber kein Stimmrecht
hatten.' E. XVIII. , ApJB. Da sich JB. und Hinder-S.
in ihrer Bed. zT. decken (beide bezeichnen Den, der
an seinem Wohnort kein Bürgerrecht hat), so werden
sie bisweilen verwechselt oder einander gleichgesetzt
(dies zB. von Matthys). Auch in den ä. Quellen ist
der Unterschied nicht immer festgehalten. ,Von wegen
Annemung der Hinder- oder Bysässen, wie auch der
Tallüten, diewyl ein Herr Prelat und das Gottshus die
rechte Oberkeit des Tals und also des Ynzugs einzig
fähig ist ...' 1619, UwE. S. noch Sp. 1349 u. ,Dass die
Hinter- oder Beisassen, sie seien gleich in der eint
oder andern Gemeinde unseres Landes Tagwenleut,
Kirch- und Gemeindsgenossen, zu keinerlei Sachen,
es sei viel oder wenig, weder mindern noch mehren
sollen [wie das in Mitlödi namentlich geschehen war]
...auch denselben von Niemand keine andere Gewalt
ohne unsere Erlaubniss gegeben werde.' 1726, Gl.
Zahlreiche weitre Belege (für Uw) s. ZfsR. X b, 67 ff.
(dazu die Ausführungen ebd. X a, 87 ff.); B Anz. 1891,
184 f. — d) ,Uie Einwohner des Landes [LE.] be-
stehen aus den Landleuten, die allein zu den poli-
tischen Bedienungen den Zutritt, das Recht zu wohnen,
wo sie wollen, und noch einige andere Vorzüge haben,
den Beisassen, welche von dem Allem nur das Recht,
sich in einem der drei Ämter nach Belieben zu setzen,
haben, den Hintersassen, welche dadurch ein Recht, sich
im Lande haushäblich niederzulassen, erhalten, weil sie
in einem der drei Ämter eine Heimat erkaufet haben,
aber dann auch nur in selbigem Amte Hintersassen
sind, und den Gästen, die nur Lehenleute oder sonst
geduldet sind; nur die von den drei erstem Gattungen
ist das Amt, in dem sie sässhaft oder eingefertiget,
[bei Verarmung] schuldig zu erhalten.' JXSchnid. 1782.
— e) .Neben den Bürgern sassen in [LJWillisau auch
1367
Sas, ses, sis, sos, sus
130*
die Hinter- und Beisassen, über deren Belassung die
Bärgerschaft entschied. Die Beisassen waren blosse
Aufenthalter, die auf ein bis zwei Jahre geduldet
wurden, die Hintersassen Niedergelassene. Als Bei-
sassen wurden namentlich Ärzte, einzelne Handwerker,
wie Büchsenschmiede und Glasmaler, angenommen.
Bei einzelnen Beisassen wurde gleich anfangs die Be-
stimmung getroffen, dass sie weder als Bürger noch
als Hintersassen sollen angenommen werden, wie 1621
bei der Aufnahme von HKSuter von Münster.' Gfd
59, 37 f, (ThvonLiebenau). — Bi-sässin f.: zuBi-
Säss 2 b. ,So ein Beisesin einen Landtman heuraten,
selbiger aber vor ihro sterben solte, selbige ihr Leben
lang Landtrccht haben solle, ess wehre dann, dass
sye widerumb einen Ussländischen old Beisassen heu-
raten wurdi.' 1681, Schw LB. ,N., Beisassin [wegen
Hexerei angeklagt].' 1674, ADettl. 1905.
Mhd. h.saße, -Keße; vgl. auch Gr. WB. I 1390/1; San-
ders II 857 a; Fischer I 810 (unter .Beisitzer').
Näch-B.: Nachbar. ,Es söllent die schiff lüt von
allen burgern und nachbysässen Zürich nit mer löns
uemen denn ... 4 haller, süss von einem lanzmann
oder fremden bilgrin ... 1 ß.' 1438, Z (Oberwasserordn.).
G8-richt(s)-Säss, PI. -e": 1. im Gerichtsbezirk
Angesessener. ,Es soll dehein ger. mer fuotter dann
umb 5 Schilling pfening ungevarlich in die gericht
koffen.' 1484, GRindal Offn. .Welche frömbde, die nit
gr-en sind oder sunst in andern der statt Costanz
grichten nit sitzend, in disen grienten fräfleten, so
sollend die gr-en ine in glübt nemmen, das er den
grichtsherren ... welle zum rechten sten.' 1544, TiiBuch
h/Happersw. Offn. ,So ain grichtsman uss den grichten
ziehen will, der andern gr-en oder den grichtsherren
schuldig wer, so mag man im das sin heften.' ebd.;
wechselnd mit ,insässen.' S. noch Land-S. 1 a. —
2. Mitglied, Beisitzer eines Gerichtes. ,[Wenn in der
Notwehr] ein frävel mit bluotruns oder sust bescheche,
alldann so sol an den geswornen ger-en stan, des ur-
habs halb zuo erkenen, was si recht und billig wirdt
bedunken.' 1509, BoSi. Rq. ,Als dann ettlich zit daher
gebrucht ist..., das söllich frävel von den gr-en und
andern ab dem rechten gezogen und neben dem rechten
an andern orten gericht und betragen sind worden
[wird dies verboten].' Anf. XVI., BStR.; nachher:
,Die, so am rechten sitzen.' ,Wenn es den grosweibel
und des gerichtes schriber not sin bedunket, die ge-
richtsherren ... zuo besamnen, ...alldann söllent die
gr-en, so man inen gepüttet, dargan.' 1516, ebd. ,Ein
bischöflich korgericht, ... in sachen, die kilchenper-
sonen und -güeter, die eespän [usw.] belangende, ze-
richten, zeurteilen und zestrafen, doch einem rat alein
nüws rechtens ofnung vorbehalten und, wo die gr-en
beschwert, rat zegeben.' Ansh. ,Wir ... entpietten allen
unseren Schuldtheissen, Landvögten, Gubernatoren,
Tschachtlanen, Vögten, Statthalteren, Undervögten,
Freiweiblen, Amman, Weiblen, Ehegöumeren, Gr-en
und verordneten Uffseheren ...' B Wuchermand. 1613.
1628. .Wann einer Party Fürsprech umb die Urteil
der übrigen Grichtsessen Rahts begert, so soll der
Richter ihme Rahts zu pflägen erlauben. Uff welches
die Grichtsessen zusamen tretten und durch den, so
umb die Urteil vom Richter angefragt, by ihnen umb-
gefragt werden soll. Wann sie dann all ihr Urteil
gegeben, soll Jeder widerumb an syn Ort sitzen, dem-
nach der Angefragt (nach dem es ihme durch den
Richter erlaubt) die Urteil öffentlich ussprechen . . .'
B GS. 1615. ,Die, so an regierenden Empteren sitzend ...,
es syent Schultheissen, Rät, Burger, Twingherren,
Statthalter, Gr-en, Weibel und Andere ...' 1622, AABr.
StR. ,Dem Richter und Gr-en.' 1627, ebd. ,[Es wird]
vor dem Amtsmann sich einzufinden ihm, dem Schuld-
ner, förmlich geboten, ein Gr. aus dem Gricht, in
welchem das Unterpfand gelegen, auch darzu beruft
und folgendts vor dem Amtsmann und diesem Gr-en
... ein Urkund genommen werden, des Inhalts, dass
das Unterpfand ... auf die Gant erkennt seye.' 1678,
BoSi. Rq. Auch 1748, AATäg. Gerichtsbuch. , Ein paar
Gerichtssässe, die wie eine Dole schwatzen konnten.'
HPest. Spec. .Beisitzer am Untergericbte, das in jeder
Kirchgemeinde, hauptsächlich für Fertigung von Käu-
fen, bestellt war und dessen Mitglieder in der Kirche
wie die Gemeinderäte ihre besondern, mit Namensbe-
zeichnung versehenen Stühle hatten' (Gotth., EB.),
.Beisitzer in dem (aus 4 Mann bestehenden) Gerichte,
das die kleinen Rechtshändel eines Amtsbezirkes zu
schlichten hat; seit 1830 heissen sie Amtsrichter, der
(fünfte) Vorsitzende Gerichtspräsident' (AvEütte) Bf,
(vgl. auch Bärnd. 1908, 626/7), .Amtsrichter' .UAarb.
(LTobler); S. Im Ktn B waren die Beisitzer der nie-
dern Gerichte, die ,Gerichtssässen', sehr häufig als
solche zugleich Vorsteher ihrer Gemeinden. ZfsR.
(FvWyss). Der Verstorbene sig selber ne" Bär und
derzue no'h G'r. g'si". Joach. 1892. Si hein-e" zum
G'r. g'macht. N. B Kai. 1842. ,Als er endlich Gericht-
säss worden war, kam er am Abend seiner Wahl spät
heim. [Gegenüber Vorwürfen seiner Frau bemerkt
er:] Du weischt nit, zu wem ä% so redst! ... mit-emene"
Gerichtsäss redsch so, mit-emene" Hüspt vo" der
G'vie'nd!' Gotth. , Jenseits dem [Wirts-] Tische sass
ein lustiger Gerichtsäs.' ebd.; 1850 dafür .Gemeinds-
vorgesetzter.' S. noch ver-siglen (Sp. 503 u.); sälig
(Sp. 697 o.). ,In dem Amt Arburg besteht das Gericht
aus dem oberkeitlichen Commandanten, dem Unter-
vogt, 5 Ger-en aus dem Städtlein Arburg und 6 aus
dem Amt..., zu welchen, wann Blutgericht gehalten
wird, noch die 12 Richter von Bottenweil zugezogen
werden.' Leu, Lex. ,Der ehrende Urs Weyermann,
Gr. von Lüsslingen.' 1794, S. Bei Gotth. und CWeibel
1885 auch G'richtsässi", Bezeichnung und Anrede der
Frau eines GW. D's G'r-e", Bezeichnung der Familie.
CWeibel 1885. — 1 auch bei Adelung II 588.
Rin-Säss: Anwohner des Rheins. ,Die Swizer
und ire nechsten Rinsessen habend die keltische
[Sprache].' Red. 1656. — Süff-. ,Von eim grossen
Sauffer [sagt man]: Er ist ein guter Philussuphus;
Suffsass; Wynteuchel; Wynheld.' Schimpfr. 1651.
Stuel-Säss: a) von den aus den Dingpflichtigen
genommenen Beisitzern des Gerichtes. An dem drei-
tägigen Obergericht in Luzern [vgl. Staffel-Gericht Bd
VI 369], wohin die stössigen Urteile von den 15 Hofge-
richten gezogen wurden, ,sun bi im [dem Abte von Mur-
bach] sizzen zwelve, die heissent stuolsezzen, das waren
vrie lüte, die behaltent dem gozhus sin recht.' XIV., L.
,Das N., zuo disen zitten weibel daselbs ze Griffense ...
ze Nossicon in dem hoff an einer rechten frygen statt
... offenlich ze gericht sass, und komend da für in und
die st-en desselben gerichts in offen gericht XX.- 140:'.,
Z (.an dem meyengericht ze Nossicon'). .Die selben
güeter (die in die dingstat gehörent) söllent setzen
1370
siben frig st-en ze der gerechten band des richters;
die selben fryen st-en söllent och als wis und witzig
sin, das si wol urab eigen und unib erb erteillen
könnent ... War aber, das die urtalen under den st-en
stössig wurden, so sol ein lichter ander fryen us-
wendig dem stuol fragen, und die urteiln, die den ge-
sprochen werdent, söllent gan und komen gen Grift'ense
in den rosgarten [Bd II 438] und die sol ein herr da
entscheiden.' 1431, ZNoss. Offn. (Gr. Weist. I 24); vgl.
dazu FvWyss, Abhandlungen 180 f. ,N., Vogt zu
Grifensee, erteilt Urkunde, wie N. ... dem Kloster im
Gfenn sein Hanfland zu Grifensee ... vergäbet, am
6. Wintermonat 1424. Hiebei waren die 7 fryen St-en
[folgen 7 Namen] und ander Husgenossen viel.' Z
Greifens. (Regest.). Von einem Landbewohner auch auf
städtische Richter angewendet: .Demnach vermeine ich,
es syge euwer erenveste wissheit midtsampt den raten
und stuolsessen noch nicht in vergess, wie das ich
von wegen ettlieher Worten halber ... bin in Ungnaden
kommen ...' M. XVI., Z (HsJRuch von Bubikon an
.Bürgermeister und rat der Statt und Landtschaft
Zürrych'). — b) im weitern S. von den dingpflichtigen
Insassen eines Gerichtsbezirkes ilbh. (die alle in ä. Zeit
bei der Urteilsfindung im .Umstand' mitzuwirken
hatten), dann auch = In-S. (Sp. 1348) im Gegs. zu
,gast.' ,Des ersten soll man richten umb erb und
aigen; nach erb und aigen soll man richten frowen ...;
nach den frowen soll man richten gesten, stuolsessen
und nachpuren und darnach ainem herren oder am-
man umb fräffel.' 1432, TuFisch. Offn.; vgl. nachher:
,Umb erb und aigen soll man niemer richten, dann
zuo den jargrichten als [1. ald?] wenn die 12 ge-
schworen richter da sitzent ... und soll darumb nie-
mandt urtel sprechen, dann allein gotshusslüt und
fryen, die in denen gerächten sitzent.' ,Ocb so hat
ein herr, sin vogt ald sin waibel den hussgenossen
zuo dem gericht ze bieten, ob ain gast käme und ge-
richts daselbs zuo aim begerti...; war aber, ob ain
st. gegen dem andern rechts begerti, dieselben sond
dann erber lüt zum rechten bitten und soll ain herr
oder sin aman zum rechten sitzen und losen.' 1435,
GTrungen Offn. ,Nun wir die [Öffnung] nit wüstendt
alweg monatlich zetuon, so band uns hiernaehbenemp-
ten vier parteyen ussgeschlossen und darzugeben vor
einem offnen jargricht zu Mülibach und by iren
guoten trüwen in aideswiss gelobt an dess grichts
stab alle st-en, so vil und irn dann da wass, ain
offnung in geschrift zuo stellen und wie wir die stel-
lindt, das sy dann darby beliben ... werden, und mit
nammen [folgen vier Namen].' 1472, THSulgen Offn.
(Kopie); s. noch In-Gaum (Bd II 299). ,Es sollen
alle jare yeklichs gehalten werden drü jargericht ...,
daselbs sol ain yeklicher stuolsess dem andern ains
rechten syn; es mag ouch ain yeklicher st. im selbs
tag erlangen von ainem biss uf das dritt. Man hat
ouch ainen yeden st-en ze gebieten an dry Schilling
... Ain yeder herr ... sol daselbs haben ain ge-
schworen waibel, der im gebieten sol alles, so er zu-
gebieten hat, an Ion, dessglychen den st-en ouch gegen
ainandern; erloubt aber ain vogt des herren ainem
gast gegen ainem st-en gerichts oder rechts, davon
sol der gast ainem waibel Ionen ... Die pfand sollen
ligen ainem gast acht tag und ainem stuolsessen
vierzehen tag.' XV., THWeerswilen Offn. ,Zuo sö-
lichen jargerichten sol man richten des ersten umb
erb und eigen, frowen vor den mannen, und darnach
den gesten und demnach den st-en und hoflüten, so
imm hof Vischental gesessen sind, und dannothin
einem herren.' 1511, ZF. Hofrodel (Erneuerung).
Ahd. stuoisäßo, architriclinus, iudex (üraff VI 305).
Ausserhalb der Schweiz in Bed. a auch ,Stuhlgenossen' (s.
im Register zu den Weist.), .Stuhlfreie' (RS.-hröder, RG.
5 461 Anm.). Vgl. noch Gfd 51, 295 f.; Gr. RA. * 374;
GLMaurer, FronnSfe IV 177 und bes. Osenbr. 1881 (Stu-
dien) S. 38 ff. In Namen. ,Der stuolseze von Warte', Zeuge.
1275, Z Ant. Mitt. ; wohl noch appell. .Stuolsezo', Zeuge.
1267, ZTöss. .Walter Stuolseze', ein Freier. 1299, ebd.
.Hans Stuolsetz.' 1468, ZDättl., ,Uuser [des Gotteshauses
Töss] eigen frouw, genampt Auuliu Stuollsetz vou Tettliucou.'
1511, ZTöss. Unsicher: .Stuhlsatz.' 1589, LSchötz. In
Flurnn. , Unser guot ze Tegerfeld, das man nempt des Stuol-
setzen guot.' 1400, AnB. Urk. ,Des Stuolsässen gärtli.' 1511,
ZTüss.
Stadt-Säss: 1. = Binder- Säss lb$. Hans Gletting
wird zu einem ,stattsässen' angenommen. 1577, B RM.
— 2. in der Stadt wohnender Burger, im Gegs. zu
,Land-S.' In Verzeichnissen des XVIII. (so 1769. 1780)
werden die Mitglieder der Z Zünfte unterschieden in
,Stadtsäss, Landsäss' und solche im Ausland. — Auch
bei Gr. WB. X 2, 496 (aus Das.).
Dorf- Säss. ,Wir Dorffmeyer, auch Vierer und
ganze Gemeind des Dorffs zu Hütwylen ...tun kund,
dass wir ... auf Ansuchen des ehrbaren Uoli Eberlins
von Seeben hin, Eberlin, auch seine eheliche Kinder
zu unsern Bürgern und Dortfsässen gegen dem Bürger-
rechtgeld, so er uns ... aussgericht und bezalt, auf-
und angenommen haben; wir nemmend sy auch also
zu unseren Burgern und Dortfsässen mit söllicher
Erleuterung auf...' 1596, TuHw. Arcli. (Kopie).
Truch-Säss: der die Aufsicht über Küche und
Tafel führt, Inhaber eines der vier weltlichen Hofämter.
,Do gienc alda mit sime stabe des keisers truhsreze und
schicte, daz man *ze.' KvWürzb. ,Die ambtliute us
des biscboves costen suln im [dem gefangen gehal-
tenen Dienstmann des Bischofs] rat tuon, der mar-
schalcb sinen rossen, der trusseze daz ezzen als dem
bischove, der schenke den win also...' Wack. DR.
,Die mönch vermeinend ... dass keiser Carol der gross
das closter [St Gallen] zuo einem fürstentuomb ge-
macht und mit fürstlichen hofaniptlüten, nämlich eines
markschalks, schenken, truogsässen und cainerers be-
gabt und geziert habe.' Vad. (sonst ,truksäss', einmal
.trukgsäss'). — Under-. ,Des aptes truchses sol sein
der freiher von Wediswil... Undertruchsess sol sein
der ritter oder edelknecht von Humbrechtikon.' AvBon-
stetten (,Von der Stiftung des gotshus Ainsideln');
vgl. ORingholz 1910, 28, zum W. auch Vad. I 136/7.
Ahd. truh(t)säß(e)o, mhd. truh(t)»<xße; vgl. Mhd. WB.
112, 341; Fischer II 412. Im spätem Mittelalter häutig
noch als erblicher Titel von Rittergeschlechtern; vgl. Leu,
Lex. XVIII 303. Tr-en des Reichs waren die von Rhein-
felden (zB. ,der Truchtsetze von Ryufelden.' XIII., ,Henman
Truksetz von R.' und ,die Tmgsetzin von R.' 1388/9; vgl.
WMerz, Die niittelalterl. Burganlagen und Wehrbauten des
Kts Aargau S. 424), Tr-en der Kyburger die von Diessen-
hofen (zB. ,Ritter Johannes Truchsass zuo Diessenhofcn.'
1333, ,Wir zwen Johans Truchsäzze, genant Prakk und Jo-
haus, genant Blüemliglanz, beid Truchsäzze n (!] von Diessen-
hoven, ritter.' 13S3; vgl. ThBeitr. 45, 5 ff. 47, 124 ff. 18,
4 ff.), der Habsburger die von Wildegg (zB. .Her Peter, der
Im], as von Wildegk.' 1281, , Peter, deu Trugsetzen von
Wildegg.' um 1380; vgl. WMerz aaO. S. 202 ff.), des Abtes
vou St Gallen die von Singenberg (zB. .Herr Uolrich von S.,
Sas, ses, sis, sos, sus
ritter und druchsäze des gotshuses ze sant Gallen.' 1228,
.Uolrich der Truchsess von S., des alten Truchsessen sun.'
Kuchim. 1335; vgl. Schwz. MS. XXVI und die dort ver-
zeichnete Lit.), des Abtes von Einsiedeln die Freiherren von
Wädenswil (s. o. ; ,Her Ruodolf Trugsetze zden Einsidellen.'
um 1320, Z Stiftsurb.). Ferner gab es Tr-en von Wolhusen
(,Her Peter Truchsezze von W., rittere.' 1369, ,Junchker
Hans Truchsäss von W., unser burger.' 1431, L), von Lenz-
barg (,Der Trugsess von L.' 1390, , Jungher Trugsäss von
L.' 1447, ZRB.) uam. In einen bürgerlichen FN. über-
gehend. , Gertrudis dicta Trnhseszin.' 1284, Bs. ,Cuonrat
der Truhsezze, burger von Raprehzwile.' 1288, ZfGO. ,Her
Ruodolf Trucksäss', Ritter und Ratsnritglied. 1326, Z. .Do-
minus Johannes Scultetus miles et domina Margaretha Truch-
sässin, uxor eins.' XV., SchStdt. ,Heini Trucksäss von Ötti-
kon.' 1456. ZRB. ,Hans Truchsess.' 1494, Aa (Ansh.).
.Johannes Truchsäss', Kaplan zu Baden. 1497/1526, Absch.
,Jörg Truchsess', Pfarrer. 1501, SchwFeus. ,Jacob Truck-
ses.' 1546, Bs (ThPlatter 1572), dazu ebd. ,im Drucksessen-
hof, nachher ,ins Drucksessen hof.'
Zuo-Säss: = Beisitzer in einem Schiedsgericht;
vgl. Bl-, Ge-richt-S. (Sp. 1364. 1367/8). ,Wir N., ein
gemeiner obman in der hienach geschribnen sach, NN.,
zuosessen uff der cleger, NN., zuosessen uff der ant-
wurter siten, tuond kunt ...' 1493, NSenn 1872; nach-
her öfter .wir obmann und zuosessen', neben ,der
obman und die vier zuogesetzten.'
Säss II, Sasse» I: 1. Säss f. BGr. (PI. Sässi);
WLö. (Säs), m. „BO.". Sasse" f. (PI. unver.) BHk.;
GrL. (nach einer Angabe m.), Pr.: a) .Einschnitt in
den Erdboden, den man beim Bauen eines Hauses
macht, um festen Grund für die Mauern zu haben'
WLö. D' S. graben, machen. — b) „grosser Grund-
stein, als eine Unterlage, worauf die vier Ecken- und
Grundbalken eines hölzernen Gebäudes ruhen", bes.
an Heuschobern, ,1'undamentum' BGr., Hk. „0." (St.2);
GrL., Pr. Da feit 's a" der Sasse", an der Stein-
unterlage GßPr. — 2. Säss f. B, Säs m. SJura, Säss
m. BsL.; S, in der Jägerspr., tiefes, ausgescharrtes
Lager des Hasen.
Mhd. säße f., Sitz, Wohnsitz; Versteck, Lauer usw.; vgl.
Gr. WB. VIII 1805. Bed. 1 dürfte von der Bed. Sitz,
Grundlage ausgehen; 2 ist, wie tw. auch die Lautform zeigt
(ä für ö), aus der allg. Jägerspr. entlehnt. Die Angabe
,Sössi f. pl., Speicherstiitzel' bei JHunz. 1913, 96. 224
für BGr. ist wohl sicher Fehler für Sässi. Inwieweit die
Ortsn. Sas BHa. (Berggipfel; ,im Sass' lt JRWyss 1817);
Gl (,Saas-Berg'); Schw (Alp; vgl.: ,An dem weg, da man
gat an Sass in Klön.' XVI.; dazu ,Saas-Alp, -Berg')! U (im
Sas Realp; ,Saas-Firn, -Stock'); W (Dorf im ,Saas(er)tal',
auch ,im Grund' genannt; in der Säe MU., dazu Säe-Weng),
Sassi UwBeck. (Heimwesen); Ulsent. (.Sassi-Graf) hieher-
gehören oder, was der geogr. Lage nach für alle in Frage
kommt, undeutscheu (roman.) Ursprungs siud, muss dahin-
gestellt bleiben (für WSaas vgl. B Anz. 1896, 339).
V or- Säss BLenk(nach einer Angabe); WTurtm.und
lt LTobler (wohl für B; s. auch Ge-fäll Bd I 745), -Säss
BGr. (Bärnd. 1908), -Sass BO. (lt St.* und Zyro, auch
sonst als Schriftform, so bei JRWyss 1815), Vorsess,
auch Vors;Ss, -s BG., O.(AvRütte), Si., Vories BSa.; FL,
Vorsiss BBe. (Dan.) — f., PI. -i BGr., G., Dim. Vorsassli
BGr. (PI. -dient), Vorsessli BG., Vorsassli P J. : die un-
terste der zwei (oder drei) Alpstufen. aaOO.; Syn.
Vor- Alp (Bd I 195), -Berg (Bd IV 1557), -Sess, -Satz.
Vgl. Bärnd. 1908, 248. 292 ff.; FGStebler, AW. 9. Drüi
grüen Bletza: der underist isch der V. g'si", der mittlist
der Vorberg u"d der höjist der Berg BSa. .[Wir] haben
us unser alment zu einem teil vorsas gemacht, die
dann einer gemeinen bursami angesechen ist ze ma-
chen ... Und stost die ingezunet vorsas obsich an den
berg Fromat... Wir haben ouch gelopt semliche unser
weid und vorsas ... in guoten eren ze halten mit
zunen, schwenten, rinnen und andren notturftigen
dingen.' 1498, BSi. Rq. (Bäurt Bettelried). .Ein grosse
wyte und vorsass etwan by 100 küe oder rindern.'
1530, BG. (Bärnd.). ,Es sye leider war, das er us
demselbigen spicher dry bergkes, aber der ein sye an
der vorsass gmachet worden, sampt zweien kleinen
käslinen gnommen habe.' 1561, B Turmb. ,Die schwen-
den und vorsasseu.' 1576, Absch. (BG.). ,Wann Jemand
in gemeinen Weidenen mit einanderen besetzt und
hernach ein Teil vor den Anderen sein Weid entladen
wurde, so mag Einer in Vorsassen von dreien Tagen
wegen nit wieder besetzen.' 1654, BSa. ,In Vorsassen
und Fängen.' 1652, ebd. — vor-sässe", Ptc. -ed: in
einer Vorsass sich aufhalten, hausen BGr. D's Graben-
Jelli, wo neben naha" im andre" Weidli mid zwei Chue-
linen hed g'corsassed. Bärnd. 1908 (BGr.).
Vgl. sasscn 2, Sässer. Die Formen mit geschwächtem
2. Glied siud auf grund des Geschlechtes hieher (und nicht
zu Yor-Sess) gestellt. Als Alpname ziemlich häufig im ganzen
BO. von BSa. bis Ha., meist in der Zss. (zB. .Gusti-, Lade"-,
Bare"-, Schloss-, Wide"- Vorsass' BG.), auch im PI. (in den
Formen ,-Vorsäss, -e' BSi., die wohl die Form mit reduziertem
Vokal wiedergeben) und im Dim.
sässe", in GRPr. sässne", Ptc. -et: 1. „(ein Haus)
mit Sassen unterlegen BO." ; GrL., Pr., auch übh. den
Grundstein zu einem Hause legen GrL., mit Stein
fundamentieren, bei Gebäuden, Brücken BGr.,Hk. Eilt
hei"-wer nun [nur] g'sässet, wer sind nümmer zom An-
spanne" chon GrL. — 2. sich mit der Viehhabe auf
einer Alp niederlassen. Syn. staflen. .[Auswärtige
wollen ,uf der von Kerns alpen'] zimmren und s. ...
sie truwiten, hetti einer sechs ... oder zwölf kün alp,
das er den wol eins gesess machen und denen s.
möchti.' 1464, UwK. (noch öfter).
Mhd.«ä.fien tr. und refl., (fest)setzen, besetzen, einrichten;
vgl. auch Gr. WB. VIII 1804. 1806.
sunder-sässen: refl., sich abseits von Jmd setzen,
von Jmd trennen. ,Als Ruodolf der elter Möttely und
Lütfrid sin bruoder in ier clag zuo Jergen, Hansen
und Ruodolfen den Möttely [ihren Neffen] umb 13 fl. ....
so in ierre diener ... uf ier notturft habend gelüchen ...,
uff diss verantwurt sich Jerg Mettely allein und für
sich selbs und sunddersaussotte sich gern von sinen
bruodern, darmit er in nit hulffe bezallen daz sy zuo
ier notdurft bedurft habend und daz in als von ier
aller driger wägen ...geliehen worden ist.' um 1469, Gfd.
Sässer m.: Nom. ag. zu sässen 2. .Die künftigen
Benutzer oder Sasser unser Gemeinalpen.' 1804, Obw
Sachs. .Sobald in einer Alp ein Sasser das Unglück
hat, dass ihm ein Stück Vieh gelähmt oder krank
und presthaft wird, so zwar, dass selbes nicht mehr
seine Nahrung zu suchen selber im stände ist, so
sollen die übrigen Sasser der Alp zusammenberufen
werden und ihm in der Alp inner den Hägen zeigen,
wo er für sein krankes Vieh Gras sammeln dürfe.'
OßwSachs. Statutarrecht.
ant-, ent-säss: wer (was) ,zu entsitzen' dh. zu
fürchten, scheuen ist, furchtbar, schrecklich, a) von
Personen. ,Um welcher [der alem. Vorfahren der
Eidgenossen] willen inen die päpst vor disen fürsten
[den Staufern] am meisten entsassend und noch hüt
1373
Sas, sas,
1374
bei tag, als si den namen löblicher Eidgnoschaft über-
komen hat, gleioherruass entsitzt [1. entsitzend]...
weil ouch die Burgundischen land darzuo komen, die
gleichennass an entsäss, sighaftes und streitbares volk.'
Vad. ,[Abt Heinrich IV. war] ain hädrig und antsäss,
rachgirig man.' ebd. — b) von Sachen. ,Item ant-
säss der ganzen landschalt und ouch gegen der statt
[wäre das neue, in ßorschach zu bauende Kloster],
und das mit guotem glimpf und ruow.' 1468, G (Me-
morial des Abtes Ulrich betr. den Klosterneubau). ,In so
gfärlichen, sorklichen und anzässen löufen und zitun-
gen.' Vad. ,Ein entsess wort'; s. Chetzeri (Bd III 598).
Got. andanets, verabscheuenswert, ags. andeate, entsetz-
lich, ahd. 'antsaßi (mir belegt iu der Weiterbildung anl-
säßig, tremendus, reverendus, suspectus, erectus), mhd. anl-
mße (von einem bösen Hunde), Verbaladj. zu ent-sitzen (s. d.).
Gegenüber der regelrecbten Form ,äntsäss' verrat ,entsä'ss'
durch die Präfixform Anschluss au das Vb .entsitzen', mit
dem es vom Sprachgefühl noch als zsgehörig empfunden
wurde (vgl. den 1. Vadianbeleg).
un-: 1. nicht zu fürchten. ,Zuo dem allem so
hett man [im Kloster zu St Gallen] weder bech noch
prunnen darinn noch gehalter, als man denn das zuo
Rorschach hat; darzuo wir und unser nachkomen
ewigklich unantsäss plibint und unruewig.' 1468, G
(Memorial des Abtes Ulrich betr. den Klosterneubau);
in einer andern Kopie .unantses.' — 2. nicht in Furcht
zu setzen, furchtlos. ,Welich [die Franken] ain hand-
fest, ernsthaft, onentsäss, rachgirig und streitbar
volk.' Vad. ,Die Normeuner ... warend gar streitbar,
onentsäss und handvest leut.' ebd.
2 schliesst sich der Bed. nach an .entsetzen' an; vgl.
mhd. unentmtzelieh, nicht ans der Fassung zu bringen.
sunder-sass: abgesondert, für sich wohnend.
,Swer dem 'andern gelten sol und er im nit ze geltende
hat, dem sol man husgemach verbieten ..., es si danne
ienes euch wirti oder sin kint, dem nüt usgeben ist,
dem sol man nüt husgemach verbieten...; weri aber,
daz ains sun ald sin tochter sundersezz weri und
sunder husgemach hett, der vatter hab inen usgeben
ald nüt, den sol man ouch husgemach verbieten.' Ta
Diess. StR. ,Wo kind sind, denen vater und muoter
abgond und nit ussgericht noch von einandern geteilt
sind, si sigent bi einander oder sondersäs, das die
gelich mit einander erben sind.' GAltst. Erbr. 1475.
Kann urspr. Adj. oder durch Funktionswechsel aus einem
Subst. Sunder-Säss hervorgegangen sein; vgl. die Anm. zu
Hinder-S. (Sp. 1360).
Vor-, Maie"-Säss s. Vor-, Maien-Sess.
G"-säss (inB; Ndw lt Matthys ; UwE.; Zg G'säs)
n.: 1. a) Belagerung. ,Were ocb, daz die sache alz
groz were, das man eines gezoges oder eines gesezzes
darumb notürftig were, wenn harunib deweder teil
von dem andern teil ... darumb gemant wirt, darnach
sollen wir unverzogenlich ... ze tagen komen.' 1350,
Abscb. (Entwurf eines Bündnisses zw. Zürich und
Österreich); die gleiche Bestimmung im Zürcher Bund
von 1351. ,Were ouch, das man jemand besitzent
wurde, so sol die statt oder das land, so die sach
angat und die, die dann zemal gemandt hand, den
costen einig haben, so von werken der werklüten von
des gesesses wegen daruff gat.' 1351, Absch. (Zürcher
Bund). ,Wer ouch daz wir ... einhelleklich eines ge-
zoges und geseses ze rat wurdin für stett oder für
vestine ...' 1352, ebd. (Glarner Bund). — b) Lager.
,Geben in dem gesesse vor Alt-Büron.' 1309, HU. ,Es
waren ouch in dem gesesse [vor Laupen] spise, win,
aller rate, waz man haben solt.' Just.; ähnlich bei
Etterlin. .Also beliben wir mit ünserm here in dem
gesäss [in einer andern Hss. ,geses'] still unverrucket,
unz das die vorgenanten wuchen genzlich us kamen.'
Z Chr.XV.— 2. a) Wohnsitz, Wohnhaus; nicht selten
für Burg-Ge-s. 1. ,[Sie] vertigoten dem N. daz vor-
geschoben geseze', nämlich ,ein ziegeltechin hus ge-
muret und ein gemuret trotten und ein hof.' 1297,
Bs Chr. ,Swas der man gegen dem sewe hat, da sol
er nit furo schiessen, wan als sin sellan ald sin wuor
aide geses gat.' Z RBr. ,Von UKloters seligen gesesse
ze Fluontrein.' um 1320, Z Stiftsurb. ,Das gesesse,
so gelegen ist ze Liestal in unserm graben hinder
dem sinewelen turne,' 1355, WMerz 1910. ,Dise güeter
sint lechen von der herschaft: und des ersten die
bürg ze Wildenberg und den [1. der] berg von dem ge-
sesse, als es von der matten abgat, als die buochstöck
stand, und in die Lorenzen.' 1361, HU. ,Von dem kuttel-
huse oder gesesse der kutteler.' E. XIV., Bs. ,RSi-
grists gesäss.' XIV./XV., LWill. Jzb. ,[Die Edlen und
Freien im BO.] buwten vil bürgen und starke gesässe.'
Just. ,Beschäche, daz Got diss gesäss [ein Haus] de-
heinest anders wassers beriete denn des wassers von
den vorgescbribnen zwein kesslen, darzuo möchte diss
gesäss wol ander gruoben haben.' 1421, AaB. Urk.
, Unser gesäss zem Rappen.' 1440, ebd. ,[N. soll dem
minderjährigen Kinde, das verlobt wurde] 400 pfund
und 30 gülden für das gesess für sinen teil geben.'
1442, Z. ,Hertenstein das schloss, ein Ursprung und
gesess nit weniger manschaft der edlen des geschlechts.'
Türst 1496/7. ,[Dem säumigen Schiffmann im Rohr
bei Fällanden am Greifensee wird bedeutet] daz man
lüt vinde, die dasselb gesäss und die nutzung, so von
sölicher eich [Einbaum] wegen nachgelassen ist ...
gern annemend und dagegen die eich halten.' 1507,
Z RM. ,Sy [Babylon] wird nimraermer eingewonet
noch ... einigerlei gesässes da.' 1530/48, Jes. S. noch
süssen 2 (Sp. 1372). ,Hüs und (oder) g.' ,Das hus und
das gesesse, dem man sprichet zem Tanze.' 1309, Bs
Urk. ,Entzwischent RMeigers hus und geseste [!] und
des Büeler von Bonstetten wingarten.' 1358, AaB. Urk.
,[Der Abt von Wettingen bittet] das wir im und sinem
convent ... göndin hinnan hin ze beliben bi iren hü-
sern und bi irem gesess, so si in unser statt hand,
mit der hofstat, so zwische[n]d irem hus ... und dem
kilchhof gelegen ist' 1382, Z (Anhang zum RBr.).
,UAman hat gesetzt 4 ß ab sim gesäss und huss zenest
by Ulmhofs huss.' XV., LWill. JzB. ,Unsern [des
Klosters Engelberg] hof und unsere hüser und ge-
sesse ... gelegen in Losner bistuome an dem Byell-
sewe.' 1406, Gfd. ,Ab dem hus und gesässe zum
Slüssel.' 1417, AaB. Urk. ,Unser gesäss, huss und hof-
raite zuo Chur in der statt.' 1464, Gr. ,[In Zukunft
soll niemand mehr ohne Bewilligung des Rates] dhein
hus, hofstatt oder gesäss nit mer koufen noch ver-
koufen.' 1525, Z. ,Das hus und gsess sampt den wy-
gern und greben', vom Schloss Benken. 1528, Bs.
,Ein huss und gesess sampt aller zuogehördt, mit
einem garten binden daran, under den Undern zünen
gelegen.' 1551, Z. .Einem jeden, so zuo Atfolteren
syn eigne behussung, gesess ald dorfgrechtigkeit hat.'
1584, ZRq. 1910. ,In sinem Huss, Hof oder Gesäss.'
1607, AaL. StR. S. noch Brunnen (Bd V 659); Pfän-
1375
i:V76
ning (ebd. 1115); Anni. zu Böst (Bd VI 1522). Vom
sichtbaren Teil eines Wohnhauses, mit Ausschluss
des Kellers: ,Der lange kelr und das gesesse, das
daruffe ist.' 1324, ZStdt. Von einem in ein andres
eingebauten Hause: ,1 müt kernengeltz uff dem keller
und dem andern gesäss in der Schmiden hus zuo dem
Guldin hörn.' 1432, ebd.; = ,inhus' im Beleg von 1416
unter Inn-Hüs (Bd II 1705); vgl. Vög.-Nüsch. 1 303/4.
— b) Abteilung eines Hauses; vgl. zwei-, drü-, vier-
(ge-)sässig. Es G's. a"boue", einen Schopf oder Stall
an die Scheune bauen ZW1. Anteil an einem Hause:
,[Dem N. gehört] ein Gsäss Scheune und Stall', öfter
in ä. Notariatsakten Zllln. Hieher (?): ,Mer so ist
bedingt, dass A. dem B. [dem er sein Gut als Pfand
für ein empfangenes Darlehn zur Benutzung über-
gibt] das badkessi bi dem bad lassen und im och ein
gesäss höw und ströw darzuo lassen [solle]'; nachher:
,Wie A. im daz kessy, och höw und ströw ietz am
uffzug geben hat [so soll es ihm B. beim Abzug wieder-
geben].' 1509, Z; eig. so viel als zu einem ,Gesäss'
gehört? — 3. Brückenlager, -joch. ,[Um den Zu-
sammenbruch der Ziegelbrücke zu verhüten] finden
wir kein nächer und minder kostbares Mittel, als
under dieselbe in der Mitte ein gut stark Joch oder
Gesäss machen zu lassen.' 1717, Gl. ,Eben so wird
er [der Lands-Seckelmeister als Oberaufseher der Land-
strassen] auch die Brücken von Zeit zu Zeit unter-
suchen, und wenn, sei es an Hauptarbeiten, Gesässen,
dem Streuen oder an den Scheuhölzern etwas Mangel-
bares oder Gefahrdrohendes wäre, die Pflichtigen Ge-
meinden zur Reparatur anhalten.' 1756, Gl LB. 1807.
— 4. a) Sitzteil des Körpers, Hinterer Ap; B; Gl;
L; G; Sch; Th; Uw; Zg; Z; wohl allg. ,Muss uns
da der alte Webstuhl, auf dem wir so sorglos oder
so anmasslich gesessen, nicht feurig werden unter
dem G's.?' Gotth. ,[Belzebock:] Mir ist das hembd
im gsess verschoben von fröüwden.' Rüef 1538. ,Nun
kumm, Jägglin, ich will dir die Spinnwuppen uss dem
Gs. vertryben!' mit diesen Worten soll 1523 ein Bauer
in ZMaschw. das Bild des Apostels Jacobus ins Feuer
geworfen haben. RCvs. (Br.). .Einer von dissen drygen
Puren [habe] gsagt, N. solle imme (reverenter) ins
Gsess blaassen.' 1622, Z. ,[N. habe gesagt] hette sy
[das Weib Matth. 26, 6/9] nun das Gsess genommen
und mit trochnet.' 1653, ebd. ,Gesäs, der Hindere.'
Denzl. 1677. 1716. .Wollust hat ein schön Gesicht
und ein beschissen Gsäss.' Mev. 1692. ,[Die Hexe
habe] den Teuffei an den Baggen, an den Seiten und
entlichen an dem Gsess s. h. ... küssen müssen.' 1701,
Z. S. noch Blöder- Hosen (Bd II 1695); Brütsehen-
Meister (Bd IV 523); bett-siech (Sp. 200); Sorg (Sp.
1302 o.). — b) das Gesäss deckender Teil der Hose
Ap; B und wohl weiterhin. Syn. Hosen-Füd-loch (Bd
III 1028). I" d' Hose" es nöüs G's. Vhe" mache B.
Für e' Berg han-ich es par Hose" mit toppletem G's.
Im XVI. für die ganze Bekleidung von Hüfte und
Oberschenkel, meist als besonderes Kleidungsstück;
vgl. Bntech 2 a (Bd V 383), wo auch Belege für unser
W. ,An stat... der hosen mit kurzem gsäss, flachem
laz und halben fürfüessen ... sind [in der neuen Tracht]
kommen ... hohe ganze hosengsäss, gfült gross läz,
ganz fürfiess, teilt mit färben der länge nach durch
nider.' Ansh. .[Satan:] Es will mir s gsess im ars
zerrissen', vor Ärger. Rüef 1538. ,N. sye ein junger
langer gsell, hab ein lyni gsäss und zwilchi strumpf.'
1551, B Turmb. ,[N. habe] zwen schwarz strumpf und
ein rot gsäss anghept.' 1552, ebd. ,[Der Sendung des
Teufels berichtet: Ich] stiftet, dass man dem Beel
sot geben, darvon die pfaffen möchtend gläben, im
sehyn als obs der abgott fräss: das was schon tuoch
zuo einem gsäss', damit war schon viel gewonnen.
JMdrer 1559. ,N. hab ein grüens zerhowens gsäss
an mit gänsfüessen'; ein Andrer ,habe an rot hosen
mit 2 strichen über das gsäs.' 2. H. XVI., AaB. Kri-
minalakten. ,Das gsäss, halbhosen, subligaculum, fe-
moralia.' Fris.; Mal.; s. auch Bruech (Bd V 383).
,Ein schwarz line gsäss.' 1562, F Inv. ,N. habe ein
glismet gsess verstolen und etwan 14 tag tragen.'
1564, Z RB. ,[N. trage] landsknächtisch grüen gesess
und strumpf ob den knüwen abbrochen.' um 1565, AfV.
(LE.). ,Unwyt von Hagnau by Strassburg habe er ein
wullin gesess vorstollen.' 1576, Z RB. ,Ein gels ge-
sess.' 1579, ebd. ,Wyss gsess und strumpf, rugger in
hossen.' 1582, Gl. ,[N. habe] unwyt von Lucern ein
par blaw hossen ... verstollen und die hossen an ein
ander blaw gsess vertust [= vertuscht].' 1599, Z RB.
— c) Sitzspuren, zB. im Grase Ndw (Matthys).
Ahd. gisäßi n., sedes, domicilium (öfter bei Notker),
mlid. geteeße n. in Bt-d. 1, 2 uud 4; vgl. Gr. WB. IV 1,
3806 rt'.; Martin-Lienh. II 375; Fischer II 443 f. Inwieweit
daneben auch ahd. gieeß, mhd. ges'eßtße) in Frage kommt,
lässt sich nicht sagen. Als Ortsn. O'näss GBenken; S. .Unter-
G's.' am Pilatus. .Gsässliwald' UwStNiklausen.
Hose°-<?'säs: = Ge-sdss 4 b B. ,Uss dem sack
habe er ein hosengsess machen lassen.' 1569, Z RB.
,Ein zerbouwen Hossengsess.' 1601, ebd. S. noch vor.
Sp. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1841.
Hüs-G.: = Ge-sdss 2 a. .Insonderheit sollen ir [die
Bewohner von BsLie.] nit gestatten, das schüren oder
stall, da vor hüser gestanden, yez gebuwen, sondern
widerum husgesessen do uffgerichtet werden.' 1536,
WMerz 1910. — Püre°-G. Gott Vodä hat kein
Pauräg'säss, meint Gottvater, als die ihn Tragenden
ihm drohen, ihn fallen zu lassen. Tyrolersp. 1743.
Burg-G. : 1. Burg, häufiger befestigtes Nbgebäude,
Vorwerk einer solchen, Turm (als Lehen eines Dienst-
mannes); abstr. Wohnsitz darin und das Recht dazu.
.[Herzog Rudolf hat Fr. v. Hinwil] ze'burgman genomen
gen Rapretzwyl, da sin vordren und er vormals burg-
manne gewesen sind, und daz [1. da?] si ein burggesezze
gehebt hant, daz zergangen und unnütz worden ist, und
sol der egenant Friderich daz selb burggesezze wider
ufrichten und buwen ... wenne ouch wir in unsern
landen da oben krieg haben, so sol er oder sin lehens-
erben mitt ir selbs liben da sitzen ... Aber bi frid-
lichen ziten, so sullen si in demselben burggesezze
haben stetekliche einen erbern knecht mit eim har-
nesch, ob si selb nicht da sitzen wolten.' 1359, HU.
,Als die von Zürich Regensperg innamen, da hat Fr
Effinger ein burggesäzz in der rechten bürg, daz hand
die von Zürich im entwert und darnach verbrent.'
1411, AABr. ,Das burggesäss ze Waltshuot' 1423, AaZ.
,[Der Vogt von Steinach verkauft an die Stadt St Gallen
seinen Besitz] ussgenommen die bürg und das burg-
gesäss mit allen iren begrifungen und zuogehörden;
dieselben burggesäss [soll er] inhaben, nutzen und
niessen.' 1459, G Rq. 1903. — 2. dem auf einem B.
sitzenden Dienstmann vom Lehensherrn angewiesene
Abgabe. , Herzog Albrecht ... hat Fridr. von Hunwile
gen Raperswile ze burgman genomen und hat im ze
1377
Sas, ses,
S, SOS, SUS
1378
burg[g]esezze 4 mark gelts geben und hat im die
verschriben uf dem nidern ampt und ze Glarus.' 1356,
HU. ,Die Hoch-Jufalt. Darzuo gehört der liofCatplan,
giltet 12 ß an wert. Die [nämlich die 12 ß] lat man
iez dem burgherren zuo sim burggsäss und darzuo
den zehenden ze Scheid.' XIV. /XV., GRÄmterb. ,Das
burg[g]esäss ze Triengen und der kilchensatz sint
zwein teil ir eigen.' 1423, L. — Auch bei Lexer Nachtr.
113. Vgl. Burg-Stn (Sp. 1383) mit Anm.
ßloder-G.: faltiges, bauschendes ,Gesäss' (in Bed.
4 b). ,Sy hand schwarzes blodergsess an, der ein böss
strumpf.' 1565, Z RM. ,[N. habe] etlichen ufgetrennten
schürlatz verstollen, uss demselben das plodergsess, so
er antrage, gemachet.' 1575, Z RB. ,Item zu Vollenweid
er uss einem huss, darinne er über nacht glegen, einen
sak, den er ferwen und das blodergsess, so er antrage,
daruss machen lassen, verstollen.' 1577, ebd. ,By St
Blesy ein schwarz bludergsess [gestohlen].' 1586, ebd.
,Über die Ristung hatten sy [am Kübelturnier] zwil-
chene schwarz kuttinierte Juppen, auch Plodergsess,
gar wul mit Heuw ausgefietret.' FPlatter 1612.
Vgl. Gr. WB. II 140. Hieher auch die unter Bloder-
Ge-fäss (Bd I 1064) stellenden Belege, ebenso wohl auch Ge-
fälle 6 zu Ge-eäse 4 b.
um-sässend: umwohnend. .[Die Stadt Bern] be-
schreib harzuo [zu einer Feier] ir nächst umsässend
amptlüt.' Ansh.
Wohl nur eine Gelegenheitsbildung Anshelms von üm-
Säs» (s. Sp. 1346) aus; ein Vb um-sässen ist sonst nirgends
bezeugt.
sassig: „mit Feuer und Licht angesessen" W.
Im Folgenden handelt es sich zT. um Abll. von den ent-
sprechenden subst. Zssen mit -Säst.
üf-: aufsässig B; Tb und weiterhin. Scherzh.:
Ieh bi" dem süre" Zug nit b'sunners «., esse es nicht
gern BG.
a",- (in Aa lt H. auch -sdsig): ansässig Aa; Ap; B';
Th; Uw; W; Z; St.; wohl allg., aber zT. nicht eig.
volkst. „A. werden, sich niederlassen." — Vgl. Gr.
WB. I 433; Sanders II 857c, sowie An-Sam (Sp. 1347).
vier-, in ZF. -g'sässig: mit vier Abteilungen,
zB. von einer Scheune mit Stall, Tenne, Schopf und
,Walmen' ZGoss., 0.
hinder-: in der Eigenschaft eines .Hinder-Sässen'
(in Bed. 1). ,Es sindt och zwen hoff in dem dorff,
wel die ze lechen hant, die sindt hindersäzig mit lib
und mit guott; wellr da abstirbet oder darab ziechet,
der ist dem vogt gevallen zwen teille, was er hatt,
und seil ime oder sinen erben oder sinen gelten ein
tridteil belyben.' A. XVI., ScawMerlisch. (Kopie). ,N.
gitt järlichs und eywigs bodenzinses von disem guott
..., ist h. umb 6 Hb.' 1531, BTrub Urk.; ähnlich
wiederholt bei jedem Zinsmann.
büs-: = hüs-hablich 1 (Bd II 929). ,Eine ehebrü-
chige Person [soll] äussert derselben Kirchhbri haus-
sässig wohnen.' B Chorg. 1667. — Mhd. hümaßec (neben
-säße); vgl. Gr. WB. IV 2, 688; Fischer III 1293.
land-: als ,Land-Säss' (Sp. 1361) auf der Land-
schaft ansässig. Bürgermeister, rät ... von Zürich an die
usburger und landsässigen edlen.' 1524, Z (Militärauf-
gebot). — drü (drei AABirui.) -sässig, in ZElgg auch
■g'sässig, nach einer andern Z Angabe -g'sdsig: aus
drei Abteilungen bestehend, vom Haus, das quer zum
First hinter einander geordnet Stube, Küche und ein
drittes verschieden benanntes Gemach enthält AABirui.;
Schweiz. Idiotikon VII.
ZElgg, Embr., Seen; Syn. drü-schlächtig, -icälmig. Vgl.
JHunz. 1908. 1910 (,Das dreisässige Haus'). ,Eine drei-
g'sässige Scheune, die aus drei Abteilungen über ein-
ander, Stall, Heu- und Dachboden, besteht' Z (FStaub);
eine dreisässige Scheune, aus Stall, Tenne und ,Wal-
men' (oder Schopf) bestehend ZGoss., 0. — won-:
= ans. WLö., V. — zwei-: von einer Scheune, die
nur aus Stall und Tenne besteht ZGoss., 0.
Üs-sässling m.: = Üs-Säss (Sp. 1351). ,Daz all
ussäsling daz imy geben söllent, die körn in unser
statt füerend, nieman usgelaussen, es sigend gotshus-
lütt oder ander, wer der ist.' 1429, Z StB; wiederholt
1432 (,von allen ussässlingen'). — Eine Bildung wie
.Hintersässling' bei Fischer III 1663.
Sasse"' II B (so G., Stdt); F; lt Dan. (wohl für B),
Säse" ÄALeer. (H.) ; F J. (-a), S ö s s e" BStdt; GrPt. f-aj ;
PA1. (-a); S; Z (so 0., Stdt), Söse" AaF.; Ap; FJ.
(-a); GRPr. f-a); L; GT.; S; Tu; ZO., in der ä. Spr.
,sass(en)', ,saus(s)en' — f. (in der ä. Spr. auch ,sass',
,soss' n.), Dim. Sösseli (nur so) BStdt, SÖsi (in Bed.
2 b) SThierst: 1. eig. a) Sauce. aaOO.; auch von
der Brühe eingemachter Früchte (Gegs. 's Tick) ZStdt,
Brätis an-ere" guete" Süsse". Postb. 1865 (BStdt). Er
weH glichwol 's Grittli alliwil noch lieber naturell als 's
Hansuereche" Heich a" der schönste" Söse". Messi-
kommer 1910. S. noch passieren (Bd IV 1660); plärren
(Bd V 138 o.). ,Er sölte do brod nemen und daz hegen
uff der gluot und darnach im ein sass druss machen.'
Ziely 1521; später: ,er macht die sass so guot.' ,Du
magst [an das Fleisch] sasseu oder sure brüelyn ma-
chen von santihans-trübli, latwergen, erbseien oder
surampferen-saft.' Rüep 1554. ich gib üch ... zuo
jeder tracht guot sassen von imber und von trüblen-
saft.' Haberer 1562. ,Saussen, allerley brüeyen, darein
man dunket, als fischbrüeyen und dergleichen, em-
bamma, conditio, condimentum. intinctus; sausen von
essig, acetaria (ein saussen von knoblauch und anderen
kreüteren, moretum; sausen von rässen und scharpfen
stucken gemacht, oxyporum; in ein sausen dünken,
intingere).' Fris.; Mal; s. noch Agres (Bd I 129);
Salzung (Sp. 899). ,ltem so macht man auch ein guute
sülzen oder saussen aus inen [gewissen Fischen].'
Fiscbb. 1563. ,Garum [ist] liquor sociorum, das ist
gsellensass genennt worden und aus einem fisch, den
die Griechen ersts garon genennt, gemachet worden
... Hernach [habe man dazu] den scombrum gebraucht
[und daraus] obgeinälts sass angmacht ... Wo aber
aus söiichen fischen die labin nit mocht zuo wägen
bracht werden, nutzt man an ir statt auch fischsass,
die aus sunst andern schiächten, kleinen fischlin,
die von dem ragen wachsen und apue genannt wur-
den [bereitet wird].' Tif.rb. 1563. .Dieses Wasser
braucht man zum Soss oder Eintunken, sonderlich
zum Gebrates, so dasselbig nach warm ist.' JRLan-
denb. 1608. ,Etwan gab er das Öl ein mit dem Sos
des Senfsamens und Pfeffers.' ebd. ,Das Tischtuch
nicht beschmirr mit Sossen oder Schmalz.' Z Neuj. St.
1645 (Tischzucht). ,Ein Tunke, ein Sassen, intinctus;
Sassen, tinctus, embamma.' Denzl. 1677; ,ein Soss...
Sassen.' 1716. ,Eine gute Sass zu haben, müssen
Petersilgen, Wein, Salbey [usw.] richtig eingetragen
sein.' Heii>. 1732. ,Hun an gelber Sassen.' Reihe über
das Käsmahl zu BWimmis 1741. S. noch sich (Sp.
151V — b) durch Kochen eingedickter Saft von Kir-
1-70
Sas, ses, sis, sos, sus
1:180
sehen (FJ.), Äpfeln und Birnen (Syn. Bir-S.) BG.; P.
Syn. Most 3 (Bd IV 542); Saft2aS (Sp. 364). ,Die
Brombeeren geben, nachdem sie gesotten und das Saft
dürchg 'richtet worden, [Süsse" für Halsübel oder, mit
Mehl eingedickt, Brei als Leckerbissen.' Bärnli. 1911.
,AmeleUen mit eingelegter Sasse" (d. i. Gomfitftre").'
ebd. , Sasse gesotten von guotem most.' Türst, Ges.
S. noch Tubak-Saft(S\>. 3(37). — 2. übertr. a) er (längi)
Sösse" mache", von abschweifendem, (oft in unred-
licher Absicht) den Kern der Sache verhüllendem Ge-
rede B und sonst; Syn. Brüej 4 a (Bd V 551); Brlw.
— b) Unannehmlichkeit, missliche Sache oder Lage
B; F; S. Syn. Brüej 4 b (Bd V 551); Suppen (Sp.
1230). Ei"'m er rechti Süsse" ane"mache" B. J3r het-em
er schöni Sösse" ane"g'richtet S. Sösi a"richte", ,ein
(kleineres oder grösseres) Unglück stiften' • SThierst.
I" der Sasse" si" bis über d' Öre" F. [Wir wären]
jitz schon i" der Sasse". OvGreyerz 1897. S. auch
Schätz-Batz (Bd IV 1973).
Zu frz. tiauce < mlat. sähe, (s. Sahen Sp. 870); vgl.
Martin-Lienh. II 376 (,Sose'); Follmann 428 (,Sas'). Die
ältest bezeugte Form mit -ö- beruht entw. auf diphthon-
gischem afrz. -nii- i-au-0 oder aber (und dazu würde ihre
heutige geogr. Verbreitung stimmen) auf frz. dial. -a- (so
BJura, Pontarlier, Montbeliard, in ä. Zeit noch verbreiteter).
Die seit Anf. XVII. auftretende Form mit -s- dagegen geht
auf die monophthongische schriftfrz. Ausspr. zurück; an
Übergang von ä > ö im Zshang mit der internen Entwick-
lung von altem ö ist nicht zu denken, weil der Voc. unsres
W. (wohl überall -ö'-) nur für ein beschränktes Gebiet (Bs;
BoAa. ; S) zu dem Ergebuiss jener Entwicklung stimmt und
weil überdies Sasse" in AaLeer. (neben öä aus altem ä) es
wahrsch. macht, dass der Wandel ä > ö älter ist als die
Entlehnung unsres W. Nur als Schriftform im Anschluss au
das frz. Vorbild ist das im XYI./XYIII. erscheinende ,-au-'
zu beurteilen. Nach dem langen Voc. ist weithin (wohl in
weiterin Umfange, als unsre Angaben erkennen lassen) Leni-
sieruug eingetreten; vgl. auch rätoroman. sösa (MKuoui 1SS6,
'.".iL Das Neutr. bei den literarisch bezeugten einsilbigen
Formeu möglicherweise durch Eiulluss von ,saf(t)'j vgl. auch
Gr. WB. VIII 1805. Zu 1 b vgl. die parallele Entwicklung
von hair.-österr. ,Salse' (Gr. WB. VIII 1702).
Fisch-: Fischsud, -brühe B (Zyro) und wohl
weiterhin. S. auch Süssen IL — Auch bei Sanders II 866.
Melw-: einfachste, geringste Art Sauce BStdt.
Was iveft Die vom Choche" verstü"! öpper zumene"
Breili m""7 zunere" M. wird 's länge".
Bir-Sässa: durch Kochen eingedickter Birnensaft
FJ. — Brate»- (Aa; Z), Brätis- (L; GT.; Z): Braten-
sauce.
Sasse» GLNäfels; Walensee; „Zg; Z"Limm., S. (so
Kü., Oberr.), Süsse" II1 1 Wäd. und lt Dan., „Zasse", -ü-
Zg; Z", Schasse" I ZLimm., S. (so rS.) — f.: 1. a) schau-
felartiges Werkzeug der Schiffer und Fischer zum Aus-
schöpfen des in den Kielraum eingedrungenen Wassers,
entweder aufrecht zu handhaben mit langem Stiel
(Gesamtlänge etwa 1,2 m) oder (bes. für kleinere
Schiffe) mit henkelartiger Handhabe (Gesamtlänge
etwa 45 cm), „Schöpfgelte in Gestalt eines grossen
hölzernen Löffels, womit man den übrig gebliebenen
Traubenbrei aus dem Grund der Kufen [nach Helv.
Kai. 1803, 3] oder das eingedrungene Wasser aus den
untersten Teilen des Schiffes schöpft Zg; Z"Limm.,
S. (so Oberr., rS., Wäd.) und lt Dan.; Walensee. Syn.
Gön (Bd II 331); Chellen II lb (Bd III 200); Chlippen
(ebd. 665); Schueffen; Schöpfen. ,Man schöpfte mit
der Sassa Wasser aus dem Schiff.' Gr Kai. 1874 (Wa-
lensee). ,[Der Steuermann erhält] 1 Ruder, 1 Stachel,
1 Hacken, 1 Sasse.' 1889, Anleitung zum Fachdienst
der Pontonniere. ,[A. sagt aus] daz B. im schiff were,
hette ein s-en in der band und schapfte.' XIV. /XV..
Z. ,[A. sagt aus] dass B. den einen under im hatt
und sich nach einer s-en büket, dass er inn da mit
wolt geslagen haben.' 1410, Z RB. ,[A. sagt aus]
dass der B. [ein Schiffer] des scherers knecht mit der
s-en sluog, dass er blüet.' 1435, ebd. ,Uff das erwust
N. [,der schiffman'] einen [!] s-en, lüff damit gegen
dem Jakob, sprach zuo im: wer dich; das dir Got das
valend übel geb! schluog inn damit an sin hopt, das
die sass zerbrach.' 1435, ebd. ,Da lüffe N. mit einer
s-en hinab zuo dem se und brechte die vol wasser.'
um 1473, ebd. ,Vil fischer auf dem fluss Nilo habend
kein ander instrument oder s-en, das wasser aus iren
schiffen zu schöpfen, dann des onvogels kröpf.' Vogelb.
1557. ,Ein schuoffen oder s-en, darmit man das wasser
aus den schiffen schöpft, cymbium.' Fris. ; Mal. ,Gies-
ser, Sasse, Oose, Schöpfe, haustrum, capula. Wo ist
die Sasse (Schöpfer), ubi haustrum?' Red. 1656. ^Aus-
gaben für Kriegsschiffe:] Unib Sassen, Stachelschyter,
Holz zum Ruoderen, Widen 112 fl. 8ß.' 1656, Gfd (Z).
, Sasse, damit man schöpft, cymbium.' Denzl. 1677. 1716.
,[NN. klagen, dass ihnen] bei hiesigem Kornhaus eine
S-en aus ihrem Schiff seye genohmen worden.' 1786,
ZS. Als Keltergerät: , Jettchen bringt blinkende Glä-
ser ... aber der feurige Jüngling nimmt lieber die
Sassen zum Schlürfen.' Helv. Kai. 1803 (David Hess).
— b) als Fischbehälter dienende Vertiefung im Schiff?
,Und sol oueh ein ietlicher Weidmann ein s-en oder
ein schlosschiff inn sinem schiff han, das er die hecht
und visch lebendig behabe.' 1559, ZGreifensee. —
2. übertr., .dicke Person; Weibsperson, die sich in
ihren Kleidern breit macht und sich nicht sehr um
die Arbeit bekümmert' GLNäfels.
Bei Gr. WB. VIII 1804 aus schwz. Quellen. Geogr.
hält sich unser W. mit Ausnahme von Zg an die Wasser-
strasse Walensee-Zürichsee-Limmat (vgl. zB. die Verbreitung
von Riemen II Bd VI 912). Früh aus einer it. MA. (daher
auch das frz., aber in den westschweiz. romau. MAA. fehlende
sasse, das St. als Quelle unseres W. annimmt) entlehnt; vgl.
die weitergebildeten it. *,iW« neben sesmln (dessen -e- im syn.
bair.-österr. Sess wiederkehrt; vgl. Gr. WB. X 1, 631) und
dazu HSchuchardt, ZfrPh. 33, 655 ff. Zshang mit der Sippe
von sitzen ist abzuweisen; hingegen ist 1 b, wenn die Deu-
tung richtig und nicht vielmehr ein Gefäss nach Art von
1 a gemeint ist, möglicherweise von unserm W. zu trennen
und mit Süss II (in einer ä. Bed. Vertiefung; vgl. tir. Süss
Schöpf 5S1) zsznstellen (vgl. aber Gr. WB. X 1, 641: ,Sess-
tall, mittelste, breiteste und bis auf den Bodeu offen ge-
lassene Stelle des Schiffes, wo das eingedrungene Wasser
ausgeschöpft wird'). 2 offenbar von einer bes. Form des
Werkzeuges mit grosser Schaufel; vgl. den Hausn. .Grosse
Sasse' ZStdt (Mein. Tig. 1820). Z- durch Verschmelzung mit
dem best. Art. Seh- beruht viell. auf Dissim., auch der Anl.
des syn. Schließe" köunte mitgewirkt haben; (wohl erst se-
kundäre) Anlehnung an das Vb schasse" verrät die Angabe :
.Schöpfgerät, womit das Wasser im Schwung aus dem Schiff
geschasst oder geschafft wird' (ZrS.). Auffallend wegen Stamm-
voc. und Geschlecht (vgl. aber ähnliches Schwanken bei
Schließe") ist die Angabe Dr Juckers (für Z) Sösse" m. (etwa
nach dem Gedächtniss aufgezeichnet?).
Sasi n., PI. Süsini: 1. (neben Süser m.) Bewohner
von Saas W (s. die Anm. zu Süss II). - 2. a) Es
witndrigs S-, neugieriger Mensch W. — b) Geizhals,
1381
Sas, ses, sis, sos, sus
PI., geiziges Volk. ebd. — Zur Bildung vgl. BSG. II
§ 238. 246.
säusele", Säusli°g s. süselen, SüsKng.
säuserle": a) = seiferlen 1 a (Sp. 344) TiiBaltersw.,
Hugelsh., zB. Wasser aus einer Röhre. — b) = sei-
ferlen lb ThEi'11). — Knutamination aus säuj 'erlen « sei-
ferlen) und süsen, die wegen des bei dem Heraussickern durch
eine enge Öffnung sich einstellenden Geräusches nahe lag. Vgl.
süserien II.
ses nach ä. Angabe, nach neuerer se'esftj, ses: in
der Grussformel s. Christ (Antw. in E(wig)keit) FJ.
Ans globt s[i] Jeses Christ; vgl. Jesus (Bd 111 71) lind
s3 (Sp. 1). Mit stärkerer Reduktion auch nur t. Christ.
ses; s. es (Bd I 509; auch BSi.; SooStdt).
Ses, ,sess': sechs Augen im Würfel- (Brett-)Spiel.
,Ses, senio.' Voc. opt. ,[A. klagt] dass A. und B. mit
einander im brett spilten ... Do solt A. ses, zingg
geben und gab es ouch.' 1415, Z BB. ,Ich hab ge-
sehen zwürend, als du mit N. sputest, das du ein ses
in dem brett liesst stan.' 1440, ebd. ,Mit spilen keiner
über in ist; er wirft ses, ess, wie dick er will.' GBin-
der 1535. Mehrere Belege s. unter Quattiwr (Bd V
1313). - Amhd. se» < altostfrz. seis; vgl. Gr. WB. X 1,
638. Vgl. Sessen.
Süss n. GRChur; GPfäf. (Ses), SaL., Wb., m. GrD.,
L., ObS.,Pr., Seh.; PAL, Dim. Sessli GO., Sessji GrFy.:
1. ,Ses, veglia', Abendsitz PAL (Giord.); vgl. die Be-
schreibung bei Giord. 94 ff. ,Hina gangi"-tcer ho" en
grousse" Ses, noi avremo una veglia numerosa.' ebd. —
2. »Hauptsitz in den Alpen, dh. wo das Obdach für Men-
schen und Vieh istGR;GSaxu, verhältnissmässig ebener,
plateau- oder kesselartiger Teil einer Alpweide (im Gegs.
zu den steilen Planggen) GMs, Alpstufe, -Station (die
Alp ist häufig in zwei oder mehr Stationen eingeteilt,
die abwechselnd benutzt werden; vgl. FGStebler, AW.
81 f.) Gr (so Chur, D., He., L., Pr., Seh.); GO. (s. Anm.),
gedüngter Grasplatz um die Alphütte GRÜbS. Vgl.
Stäfel. Der ober, mittler, under S. , Auf dem sog. Sessli,
bei der Sennhütte des Hirten.' Steinm. 1804 (GW.). ,Ein
Stük weiter hinauf ob diesem Kirchlein vom obern
Säss (genannt Pass) hinab ist ein zierlich schäumender
Wasserfall zu sehen.' Sererh. 1742. ,Auf jedem Stafel
oder Säss sind einige Hütten und in jeder Hütte et-
liche Sennereien.' Gr Sammler 1781.
Amhd. sgfi n. m., ags. sU n., Sitz; nach Ausweis des
aisl. setr (neben sei) n. urspr. neutraler a-Stamm (= gr. §3og).
Vgl. Gr. WB. X 1, 637; Martin-Lienh. II 376. Zu Bed. 2
vgl. aisl. satr u., mountain pastures, neunorw. sater, Som-
merweide, Sennhütte, Alpwirtschaft. In GO. (vom Kurfirsteu-
gebiet und Werdenbergischeu bis zur Bündner Grenze) häufig
als Alpname oder im Übergang dazu, meist in der Zss. (zB.
,Neu-, Alt-, Vorder-, Hinder-, Heu-, Kflh-, Rinder-, Schaf-,
Sommer-, Lani-Säss' GSaL., Altsess GSev.), auch im Dim.
(,im Sässli'). ,Sess, Höfe iu der Pfarr Flums und Landvugtei
Sargans.' Leu, Lex.; heute ,Säss.'
Ober-: obere (oder oberste) Alpstufe Gr; GO.
,Die Alp hat nur eine Sennhütte, ist aber in Unter-
und Obersäss ... eingeteilt.' Steinm. 1804 (GSax). Auch
als Alpname. — Ochse"-: Ochsenweide. ,14 Tage
[bleiben die Ochsen] auf der Ochsenweide oder dem
Ochsensäss.' Gr Sammler 1780. Als Alpname GSaL.
— Alp-. ,Vor Zeiten [sei] der Ort, wo jez der See
ist, ein Alpsäss gewesen.' Sererh. 1742. — Under-:
untere (oder unterste) Alpstufe Gr; GO. S. Ober-S.
Auch als Alpname.
Ver-: Versäumniss; konkr. = aufgelaufene, rück-
ständige Zinsen. ,[N. soll] den zins, die hüener und
tagwen lut des urbars mitsampt dem versess wie vor-
nacher richten, tuon und bezalen.' 1544, Z.
Zu versitzen. Vgl. Scherz-Oberlin 1771; Schm. 2II348;
Fischer II 1335, sowie Vor-
Vor-,Säs(s)' LFlühli; Uw (s. Anm.), Vorses(s) (PI.
-8%s(s)i, Dat. -süssen) BBr., Ha., Vorsiss BR, — n., in BR.;
Obw (seltener) m„ Dim. ,Säs(s)li, -iW Nuw (Matthys),
VorSfSsli BBr.: = Vor-Säss (Sp. 1371). I" Vorsessen etzt-
nie" tl's HetciD d's wir /.ii cor "tm Xtvjär BHa. .[Denen
von Brienzwiler wird das Recht abgesprochen auf]
weide, vorsässe und etzweide ob Wilerbruge.' 1372,
JSG. ,Die von Lungern betten inen [Denen von Sach-
sein] den hag ufgebrochen und das fürsess geetzt,
darzuo sie kein recht betten.' 1442, Gfd. .Also legi
da eins vorsess, hiessi ze Wegis, da heften sie ge-
swendt.' ebd. ,Es sol ouch niemand uff der gemeinen
kilcheren forsesy faren, sy sien im dan gelüwen nach
der kilcheren mer.' XVI., UwSachs. ,Von der schwinen
wegen, die man an die alp tuot oder an die gemeinen
vorsese.' ebd. ,Das Vorsäss; (PI.) die Vorsäss.' 1736,
ebd. ,[Sie] legreten sich ehnert dem Brienig iu denen
ünterwaldner Vorsässen.' JvWeissenfluh 1792/1821
(BHa.). ,Schöne Vorsäss [im Glarnerland].' ebd. S.
noch Brett (Bd V 891). — ,vor-sass(l)e°': = vor-
sässen Ndw (Matthys).
Auch im Bregenzerwald (, Vorsess'). Die vorliegenden
Formen siud etyni. nicht eindeutig. Von den Uw Angaben
spricht für altes -Sits, das in Uw regelrecht zu -Ses werden
musste, die Schreibung -Säs (ä = e) bei Matthys, während
das durchgehende -Säss der übrigen Einsender, wenn richtig
(auch Matthys gibt -»«- fürs Vb und neben -.- fürs Dim.) auf
eine urspr. zweisilbige Form mit alter Länge (nihil. -.»<>■&■)
weist; vgl. EOdermatt 1903, § 10. Auch die Formen mit
geschwächtem 2. Glied köunteu au sich auf "vorsceße zurück-
gehn. Doch spricht gegen diese Herleitung das (für Uw
freilich schwach bezeugte) Masc. ; das Geschlecht verwehrt
auch, die BO.-Formen an Vor-Säss anzuknüpfen. In Obw
soll das W. vor dem .neumodischen' Vor-Alp zurückweichen.
Als Flurn. ,(Laui-, Pfrund-, Würzi-)Vorsäss' BHa. ,Äschi-
Vnrsäss', Gütername Ndw.
Maie°-Sessn. GRÜhur, He., ObS., Seh., Ths.V. (sel-
ten); GPfäf. (-SesJ, Sa. (in Ms gew. dafür Berg), m. GrD.,
ObS., Pr., Rh., V., -Säs n. Uürs.: = dem Vor.; Syn.
Langsi-Fart (GrV-) ; Maien (Bd IV 3). Die M-e (auf dem
Pizokel; s. Bd IV 1994) sind noch heute ein beliebtes
Ziel für Pfingstausflüge und Schulausflüge im Mai (i"'s
M. gö") GRChur; vgl. Helv. Kai. 1806, 65 ff.; AfV. II
133. 148; Chron. Helv. 1893, 127/30. S. noch früeh
(Bd I 1293). ,N. ab dem Grapserberg sol jerlichen
zinss ein pfund ... ab sinem berg genant Sydul, am
Grapser mayensess gelegen.' GBuchs Jzb. 1540. ^Gren-
zen einer Alp im Tavetsch] ein wenig ob den Meyen-
ses [des N.] und aller Gredi [nach] durcli den Walt
inen biss an den Meyensessen, so man nempt C 1609,
Gr Mbl. 1898. ,N. wohnete zur selben Zeit auff einem
Berg oder Meyensäs von wegen des Vychs, das er
daselbst zu birten hat.' Gwerb MIO. .Aclas, das ist
Mayensässen.' Sererh. 1742. ,Vor 40—50 Jahren wurde
in ... Luvis der Weidgang auf den Heimgütern und
in den Mayensässen von alt St Andrea bis zur Alp-
entladung abgeschafft.' Gr Sammler 1805. [Der mit-
leidige Bürger schickte den verlornen Sohn] i" si"s
Maggesäs [Fehler für Maie'säs?], er seil ga" ä" Sib
hirie", Übers, von Luc. 15, 15. Um. (UUrs.).
Sas, ses, sis, sos, sus
Auch in Galtlir im Paznaun (Maisis) ; s. Birl. 1890, 95 f.
Zur Form -Säs vgl. die Anm. zu Vor-S. Ausserhalb seines
Heimatbereichs wird das W. meist auf grund der Schreibung
,Maiensäss' als Maie"-Säss gesprochen, eine Ausspr., die auch
ans Gr vereinzelt angegeben wird, aber kaum irgendwo
bodenständig ist. Auf einem Missverständniss beruht das
Fem. bei Kohl 1849 II 8 und die Angabe ebd. (vgl. Sanders
II 858 a), dass die Ausflüge auf die M-e selbst M. genannt
worden seien. Maie"sess m., Name von Berggütern GSev., W.
Langsi-Maie"-: = dem Vor. GRPr. Derzue han-ich
noch e" Vormnteri'g, en Prädewis und e" L. GFient
1898. — Mittel-Süss: mittlere Alpstufe GRPr.
Be-: 1. Besitz(recht). ,[N. könne auch] kainen
besäss noch gewere anziehen.' 1464, WMerz 1910. —
2. = Ge-sdss 1 a (Sp. 1373). ,Wo ouch wir baid tail
mit ainandern, uns und unsern land und lüten zuo
schütz, schirm und handhab, berietint mit unserm
offnen zaichen, es wäre bannern oder fenlin, usze-
ziehen und läger oder besäss zetuon ...' 1527, Abscb.
(Burgrecht zw. Zürich und Konstanz).
Ahd. blseß (zB. bei Notker: ,Diu erda ist fol dinis pi-
sezzis', impleta est terra possessione tua), mhd. besiß (biseß
noch in spec. Bed.); zu besitzen. Vgl. Lexer I 214. Nachtr.
69; Gr. WB. I 1618; Schni. »II 332. 346/7; Fischer I
886/7. Über das Verlültniss der altern und jungem Form
vgl. die Anm. zu Besorg (Sp. 1304).
Burg-: 1. = Burg-Ge-säss 1 (Sp. 1376). ,[Als Zu-
behör der Herrschaft Wagenburg erscheinen] das burg-
ses und der burghof ze W.' 1281, B Anz. 1884. ,Diss
sind unsers gottshuss [zu Säckingen] burgsäss vor Zeiten
in dem tal ze Glarus gewesen : Die bürg ze Glarus [usw.].'
um 1350, Gl Urk. (Späte Kopie). ,Das burgsätz ze
Rapraswile.' 1379, Z. ,Darnach habent sy im 60 mark
geschlagen uf daz burgsess ze Lenzburg.' um 1380,
HU. ,Als uns N. ... ouch fürbaz warten sol mit der
vestin ze Oberberg, die sin burgsäss ist von unserm
gotzhus.' 1403, G. ,Dis ist die gült, so an das burg-
säs, das binden an der feste Grüeningen gelegen ist, ge-
hört.' 1482, ZKyb. ,Das burgsäss zuo Burgow mit sampt
siner zuogehörd gehört ainem vogtherren zuo.' 1469,
G Rq. 1906. ,[Die Herrschaft Zuckenriet wird verkauft]
mit bürg, mit burgsäss, mit burgstal, burggraben
[usw.].' 1478, G. ,Des ersten so sol Romishorn in und
usserhalb dem etter in die landgrafschaft im Thurgöw
gehören, aber das burgsäss, so dann iez ist old hin für
gebuwen wirdet, das sol fry sin.' 1501, Absch.; des-
selben burgsäss oder huses.' ebd. ,Do Berchtold abt
ward, do hatt das closter kein ander burgsäss dan
Klangs in Appenzell und hat iezmal under allen denen,
so er verliess, keine mer dan Iberg und Blatten, die
von gebeuw schlechte und kleinfüege heuser sind.'
Vad. .Stainach [war] vornacher ain fri, ledig burg-
säss.' ebd. .Urteilbrief, dass die von Goldenberg...
den bruch von denen gueteren, so zuo iren habenden
burgsessen gehörent, zegeben nit schuldig syn söllint.'
1553, Z. .Nachdem und ire voreitern ... mit den
baiden burgsässen, dem vordem und dem hindern zu
Wartensee ... berechnet gewesen.« 1569, G Bq. 1903.
.Burgsess und nidere gericht zuo Berg.' 1574, Z RB.
S. noch im Folg. — 2. = Burg-Ge-säss 2. ,Wir [Bi-
schof und Kapitel zu Chur verpfänden der Familie
Planta für ein Darlehn von 200 Mark samt Zins]
unser und unsers gotzhus vesti Castelmur mit dem
alten burgsess ... mit dem geding, weles jares wir in
oder iren erben den zins 20 mark und das alt gewon-
lich burgsess nit entrichtend, so sond sis uff dieselben
schlachen und sol den darumb pfand sin als umb die
200 mark, und sond sis darumb inne haben, unz daz
si der 200 marken und des zins und burgsess, des si
nüt gewert werdend allü jar ... gar und genzlich mit
gewert sind.' vor 1341, Mohr CD. ,Küng Albrecht hat
W von Gachnang 30 mark geben ze burgsetze gan
Frouwenfeld.' um 1380, HU.; vgl.: ,Das die von Gach-
nang sesshaft zuo Maigersperg ain hus in unser statt
hant, das an ainem ort der ringmur gelegen ist, davon
sy von üwern gnaden [von Österreich] burgsäss hant...'
1411, THFr. 2 Pfd 7Va ß Zins, die in die Burg Berneck
,zuo burgsäss' jährlich zu entrichten sind. 1418, JGöldi
1897. Zinse, die man Burgsäss oder Hofzins nenne.
1464, ebd. ,[üie Widnauer] werdin ouch järlichen
vom gottshus St Gallen ... angelangt ... umb ainen
järlichen zins, genannt burgsäss, und wüssend nit,
wannenhar der flüsst oder worumb sy in geben mües-
sen.' 1523, HWärtm. 1887.
In Bed. 1 auch bei Gudeuus Cod. dipl. III 14 (Mainz);
Fischer I 1542. Pa ,burg-s.' und ,burg-ge-s.' nach der
Synkope -des Präfixvocals lautlich in burl-s. zsfielen und der
Voc. der letzten Silbe etym. e und ä sein kann, ist eine
sichere Scheidung unsres W. von Burg-Ge-säss nicht möglich.
Sessel, in AaKöII., Leer, echt ma. Sesel — m., PL
unver., in B; FJ. Sessla -e, Dim. Sesseli: 1. a) wie
nhd. allg., aber mit örtlich und zeitlich wechselnder
und im Einzelnen nicht sicher festzustellender Ab-
grenzung gegen die bed.-verwandten Sidelen (s. Sp.
300/1), Stabellen, Stuel. Im Allg. z. U. vom (tw. mehr-
sitzigen) Stuel das anspruchsvollere, modernere.mannig-
faltiger ausgestattete (immer einsitzige und gew. mit
Lehne versehene) Möbelstück, das mehr den vermögen-
den oder städtischen Kreisen angehört (jeder bessere
Stuhl' AiLeer., gepolstert AALeer.; Gl; GrTIis; SchwE.;
S, mit Polster oder Geflecht SchSL, aus gebogenem
Holz mit Rohrsitz BSi., ,einplätzig und ohne Arm-
lehnen in bessern Häusern' Z); demgemäss zumeist
auch von Sidelen und Stabellen unterschieden, welche
Bezeichnungen mehr oder weniger fest an bestimmten,
heute zT. veralteten Formen haften (s. u. den L Beleg
und 1740, Mus.). Abweichend (vgl. dazu die ä. Ver-
hältnisse bei MHeyne HA. I 55. 108) in WLö. der
lehnenlose Sitz aus einem Brett mit vier Beinen, in
FJ. der (sonst Sidele" genannte) Holzstuhl mit herz-
förmig ausgeschnittner Rückenlehne. B' Stabelle" hend
e" breite" Sitz; [die magern Schreiber] ehönnefd's mit-
eme" S. g' mache* L. ,[A. klagt, dass NN.] inne nider-
wurffint, mit fünsten, och mit ussgezuckten tegnen
und mit sesslen schlüegint und hüwint.' 1476, Z RB.
,Sässel, stuol, bank (sitz, sidlen), sedes, sedile, ca-
thedra, abacus, scabile, scamnum; (sitzle) sässele,
sedecula, abaculus.' Fris.; Mal.; s. noch Bank (Bd
IV 1380; auch Fris.). .Aller hölzene Hausrat, Bett-
statten, Trog, Sessel, Sydelen und Tisch.« 1696, Z Rq.
1910 (Kaufbrief über ZAlt). ,[In der 1. H. XVIII.
stieg der Luxus:] Fenster und Bettstatten wurden
itzt mit Umhängen bekleidet, die Stuhl mit S-n ver-
tauscht, die Kästen angestrichen und gefirnisst.' 1740,
Mos. 1784, 745. Arten. En tannige', herthölzige S.
.Ein zesamengleit s.' nach 1422, L Vogtkinderrechn.;
vgl. Gr. WB. X 1, 633. ,1 hölzener, umbgehender
SässeL' 1625, ZInv.; vgl. Cher-S. ,1 genäheten S.'
1716, ebd. Bes. Verwendungen. Richtstuhl: ,Dass
man mir den Sässel zum driten Maal uff die Waldt-
statt gestelt, daruf den Kopf abschlachen ze lassen.'
13S5
Sas, ses, sis, sos, sus
1609, Z; vgl. dazu: ,[Der] Nachrichter [soll den De-
linquenten] ob er vor Schwachheit nit knüwen möcht
... uf einen sässel setzen und im daselbs sin hopt mit
einem schwört von sinem cörpel schlachen.' 1530, Z
RB. Ehrensitz, als Attribut gewisser Ämter, Würden.
Jetweder [Richter] sol ein s. han, daruf er size.'
Schachzabelb. ,[Zu den Lehenspflichten des Vogtes
von ZWein. usw. gehörte es] allwegen zu den vier
hochzyten gen Einsidlen [zu] kommen, einem herrn
und apte den s. nacbzetragen.' 1496, ScbwE. ,[Die
Eidgenossen in der Schlacht von Grandson] gewunnent
des Herzogen S.' 1560 (Kopie des XVIII.), Nnw Beitr.
Sitz in einer Behörde uä.; vgl. S.-Gelt (Bd II 264),
-Riter (Bd VI 1703). Bundespräsident JFurrer pflegte
bei schwierigen Wahlsituationen zu sagen : Me" FüdKch
als Sessel. Ccrti 1896. .Hannes [der Vorsitzende in
der Chäsg'meind] ist leidenschaftlich gegen Alle, die
ihm ... wie er sich auszudrücken pflegt, Rang und S.
streitig machen wollen.' FAnd. 1891. Für den Inhaber
des Sitzes: , Für jeden S. [Tagsatzungsgesandten]...'
1755 (Dan.). Im (uf dem) S. (sitze") uä. ,[N. sagt]
daz sy vor der tür uff eim s. und nit uff der hussell
gesessen sig.' 1483, Z RB. ,In einem sässel sitzen
und geruowen, menibra sedili relevare.' Fris.; Mal.
Bildl. Si wdt numen im S. hocke", nicht arbeiten,
die Dame spielen ÄALeer. (H.). Me" chanf-ech nit
i"'n S. setze", mit der Arbeit verschonen Bs (Seiler).
S. noch Sp. 1052 o. und vgl. dazu schänden. E" Herr
im S., fallen gelassene Masche beim Stricken; s. schon
Bd II 1527. Wie so menge" Her im S. het 's g'ge"!
in der Strickstunde. EKron 1867. Im Kinderspiel und
-Lied. Sesseli trage", Spiel, bei dem zwei Kinder auf
den verschlungnen Händen ein drittes tragen, um es
(so B; ZGundetswil, Thalw., Wth.) nach einigen Schrit-
ten fallen zu lassen, wobei sie singen: Sesseli trage"
(träge"), Nieme"ts (Niemer(t)em) sage" (säge") Bs; B;
Scb; Z, mit der Fortsetzung: weder dem Vatter und
der Mueter Sch, ähnlich Z, Vatter und Mueter in
Himmel (Spittel) träge" Bs, Cheller abe"gä", Wl" use"lä"
und das (oder mi"s) Schätzli z' Bode" falle" lä" Z
Thalw., Wth., Sesseli treit {Boden abe" g'heit oder
d' Suppe" la" g'heit B), Niemerem g'seit (Mueter u'"'
Vatter si" d' Stegen abe" g'heit BLaup.) B (GZür. 1902,
36) ; Sesseli 'trat, Niemerem g'sät, ligge" lö", wo 's isch
Ap. — b) Dim. (auch Chinde"-S.), Stuhl für kleine
Kinder mit daran befestigtem Tisch (verbreitet). ,Für
Kinder eine Art Wagen, worein dieselben gesetzt
werden, damit sie im Sitzen nicht umfallen, und wel-
cher Wagen geschleppt wird' ApH., L, M. (TTobler).
— e) Dim., zum Weinen vorgeschobene Unterlippe
eines Kindes ZrS. Syn. Hand-Beckeli 3 (Bd IV 1114).
Es Sesseli mache". — 2. Steissbein. ,Ein kleinen s.
hat er [der menschenähnliche Affe].' Tierb. 1563; ,os
coccygis ... minutum.' .Etliche ... äffen ... ziehen der
ardt der hundsköpf zuo, also das auch der s. etwas
langlächt und spitz biss zum schwänz sich erstreckt.'
ebd. — 3. zur Geschützausrüstung gehörendes Gerät,
Geschossetzer? , [Fuhrwerk] zu Ladschaufflen, Sessel,
Wüscher, Kolen, Winden, Ämbd, Stroh, Höw zun
Stucken.' Kriegsb. 1644. 1667.
Amhd. »Pßßal, -cl; vgl. Gr. WB. XI, 631/4, ferner
Sehm. 2II 332/3; Martin-Lienh. II 376. Ein S. als Haus-
zeichen WLö.; vgl. die Abbildung bei FGStebler 1907, 88.
— S. in Namen. Haus ,zum S.' seit 1360, BsStdt (vgl.
BsStadtb. 1890, 155/7). Fluru. .Sessel' ZZell, , Sessel-Rain'
ZHorg., ,Sässeli' BBiel. Familienn. ,Sässeli.' XVI., BStdt
(.Wolfgang S.' 1546, BKM.; vgl. Leu, Lex. XVI 12); XVI.,
SBalsth. (.Beruhart S. vou Balstal.' 1513, Ansh.), Bib. (uoch
heute).
Arm-, in GlM. Arme"-: wie nbd. Gl; GT.; Th
und weiterhin. Der A. mit-eme" toppelbläben Überzug.
CStreiff 1906. — Vgl. Gr. WB. I 560.
Ge-strauw-Arme"-: Armsessel mit strohgefloch-
tenem Sitz GlM. Es ist e" G. zum Gxgampfe", Schotte"-
stampfe", von einem Schaukelstuhl. CStreiff 1906. —
Cher-: gepolsterter Drehstuhl, ,1m grossen Saal [in
JJBodmers Haus] paradierte ein grosser altmodischer
Kehrs. mit seinem und seiner Frau Wappen, von ihr
selbst kunstvoll gestickt.' N. Z Ztg 1883 (Literar. Bilder
aus Zürichs Vergangenheit). — An-len-: Lehnstuhl.
,3 grosse Anlähu-S.' 1720, Z. — Läutsch (-ei-): Ruhe-
sessel BsStdt, ,Lehn-, Krankensessel' (Spreng). ,Der
sogenannte L. [im Verhörzimmer] : aus der geschnitzten
Rückenlehne drohte eine Satyrsfratze ... die Armlehnen
hingegen waren von durchbrochener gewundener Ar-
beit ... an dem Sitze bewunderte man das mühsame
und bunte Gewirke der Ausbesserungen.' Sintem. 1759.
Bogen-. ,Bogensässel, wie ein halber cirkel ge-
macht, hemicyclus.' Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. II 221.
Brettli-: Sessel mit Holzsitz Z. .[Steigerungs-
anzeige:] Wirtstische, Brettlisessel, 1 Würktisch
[usw.].' Z Amtsbl. 1904 (ZHombr.). — Strau"-: Sessel
mit Sitz aus Strohgeflecht Z (so Stdt).
Trag (-ä-): Tragsessel, offen z.U. von der ge-
schlossenen Sänfti (Sp. 1174) Z f. ,[Man habe einen
Schwerverwundeten] mit einem Trägs., so sie in dem
Spital entlehnet, sittlich heimgetragen.' 1708, Z. ,Für
einen Trägsässel wegen Impfung der Schutzblater dem
Kindlein 20 ß.' Z Hausb. 1824. — - Vgl. Gr. WB. XI, 633.
sesshaft, in B lt Zyro säs-, lt AvRütte säss-, in
BG. säs-: wie lihd., „mit Feuer und Licht angesessen"
B; G; Th; wohl zieml. allg. Syn. (an-)sässig. Er
war eigentlich vo" Langnau, weder s. isch-er z' Laupers-
wil B (AvRütte). Scherzh., von Leuten, die den Wirts-
tisch schwer verlassen können, student. Er ist niener
s., mit tadelndem Nbsinn, er bleibt nirgends lange
BG. Zur Alpnutzung ist vielfach nur Der berechtigt,
der eigenen Hausstand führt, oder, wie es heisst, er
muss ,haushäblich' oder ,s.' sein. FGStebler, AW. In
der ä. Spr. sehr häufig. ,Unde git den zol [an den
Bischof] menlich ane ... die burgsere, die seshaft sint.'
Wack. DR. 1260. ,Swer ze Zürich burger ist und
doch hie nit seshaft ist, das [Diese] dienen süln ... als
ander burger, die hie seshaft sint.' Z RBr. ,Iemant,
der in disen münzen [vorher ,in den kreissen, do dis
münzen gant'] s. were.' 1377, Absch. ,Erbe ... von
lütten oder' von guott, die da s. oder ligent sind [fällt
zu den] lütten, die ie diss zitten seshaft oder güetter
inne hand ze X.' 1427, Ndw Beitr. ,[I)ie] Wächter
[= Bischöfe] namend sy [die Apostel] us den glöubigen,
sesshaften lüten.' Zwingli; s. noch Reiser (Bd VI 1324).
,N. s. by Knonow.' 1533/8, Z Ehegericht. ,Das gricht
[der Vogtei Homberg soll] von personell, so in der
fryen vogty s. und lantlüt sind, besetzt [werden].'
1572, GRq. 1906. .Diewyl dann ein sehr unanständig
Ding, dass sich Einer usserthalb syner Gemeind, dar-
innen er aber erboren oder sonsten s., zu dem heiligen
Ehstand ynsägnen lasse.' Z Mand. 1650. S. noch bri-
sten (Bd V 847 u.) und Sp. 1363. 1366. 1384. ,Hinder
einem s. sin', in Jemands Schutze angesessen, Jmds
1387
Sas, ses, sis, sos, sns
Untertan sein; vgl. Hinder-Säss (Sp. 1352). ,Ob einer,
der nütz hetti und hinder dem herren sässhaft wäre,
dem selben sol man ein khuo und ein schwyn lassen
gon,' ZGreifenb. Hofr. (bestätigt 1475). S. noch ßd II
1114u. Verbunden mit ,wonhaft.' ,leklich burger ze
Arouw und wer in unsrer statt daselbs sezbaft und
wonhaft ist.' 1363, Aar. StR. ,[Der Landvogt urkundet,
dass er] allen leybrüedern in den weiden, in den
stetten, so in disem land s. oder wonhaft sint, die
gnad getan [folgt Verordnung über die Zulassung von
Waldbrüdern].' 1393, AaB. StR. S. noch Seidener (Sp.
849). — Mhd. seßhaft; vgl. Gr. WB. X 1, 638/40.
sesshaftig: = dem Vor. ,Were ouch, daz dekein
talman ... von redlichem totschlage wegen von unserm
tal ... verbotten wurdi, wo joch der danne seshaftig
wurde [usw.].' 1430, UUrs. Talr. Mit verschobener
Beziehung: ,So ich eines Sitzes bleibhaftig were und
dieselbige Constellation, euch gleich, so lange Zeit
geübet, so wolt ich gestrackter einander nach gefahren
sein, meinen seszhaftigen Ort zu ehren.' Paracels. —
Mhd. seßhaftec; vgl. Gr. WB. X 1, 640.
sesslen: als Sesselträger im Gebirge sein Brot
verdienen Uw (wohl f).
S essler in. ,Sässler, der sässel machet.' Mal.
Als Familienn. XV., AaB.: XVt./XVII., BsStdt; XVI./
XVIII., ZHombr. (.Sässler') ; XVI., ZKilchb. (,Junghans Sässler
uss der kilchhöri Kilchberg.' 1531; ,Jörg S. von Kilchberg.'
1551/2, Z Ehegericht); XIV. /XVI., ZStdt (.Bersehi Sesseler.'
1357, ZSteuerb.; .Heini S., der inüller.' 1454; , Conrad
Müller, gen. S.' 1503; vgl.: .Erkundigen, ob Michel S. selig
ein S. von gschlecht ald was namens er syge.' 1566, Z RM.).
Als Flurn.: ,1m S.' ZKilchb. (auch Leu, Lex.).
Ver-sessung f. : = Ver-sess. ,Das Jörg uf der
Flu ... ingenon [habe] von den tiantzosischen anwalten
ein tusend franken hinderstelliger v.' 1529, W Blätter.
sessa: Bejahungspart, und Interj., so ist es! richtig!
BsStdt; B. — Frz. c'est ga. e wie altes Umlaut- e.
Se2se°. In der Verbindung bim S. = bim Bitzen (Bd
IV 903) GrRIi. Er het sins Sachli bim S. verbutzt.
Alls bim S. üffresse".
Sessen m.: in der RA. ,(einen) S. setzen', etwa
= hoch und teuer versichern, sich verschwören. ,Ha-
bendt sy [die Wächter des gefangenen KesselringJ S.
gesetzt der Gestalt, wellicher über sy ussgehe, das sy
geheissen den Kesselring laugnen, der sige so gwüss
ein Kezer und Lants-Verräter. [Kesselring sagt aus]
das er mit guoter Gwüssne und der Wahrheit künde
bezeugen, das er keines Laugnenfs] nie gedacht... Nun
gebüre ime als einem Gefangnen und Undertonnen
nit S. zu seczen, er wolle aber nebent deme, der inne
desse bezichtige, für Gottes Angesicht nider knüwen
und Gott piten, das er an dernme, der Unrecht habe,
wolle ein Zeichen erzeigen.' nach 1635, Th Beitr. XIII
79 (übereinstimmend im Kesselringschen Familien-
archiv); in Z Abschriften .Sessan', .Fassen.' ,0b nun
woll in der Gfangenschaft Kesselring diseren Punkten
[der Klage] nit recht verstohn noch beantworten
können, hat er doch ihme Renharden wegen seines
auf ihne schwedischen Inlassens halber falschen Auss-
gäbens dissen Sesen gesezt, dass er auf ihn reverenter
gelogen wie ein Schölm, Dieb und ergste Landsver-
räter.' l.H. XVII, Z Staatsarch.
Das W. ist, abweichend vom Kontext, überall lat. ge-
schrieben, tw. nachträglich eingesetzt; dass es den Schrei-
bern zT. selbst nicht verständlich war, verrät auch die
schwankende Schreibung. Die Formel deutet auf einen urspr.
Spielausdr., der doch wohl (trotz formeller Bedenken; vgl.
aber den PI. , sesen' unter Quattuor Bd V 1313) zu Ses (Sp.
1381) gehört, wobei zu erinnern, dass ,ses' die höchste
Xu mm er am Würfel ist.
Session f.: Zession, Abtretung Z (Spillm.).
Frz. cessio« bzw. lat. cessio. S- nach der frz. Ausspr.
oder durch Auflösung von Z- in d' S-.
Seiser m. : Nordostwind GRChur (nach jüngerer
Angabe scherzh.).
Abi. vom ON. Sayis (Seijis): der Wind kommt aus der
Richtung dieses Ortes. Vgl. Panixir (Bd IV 1286); Schal-
figyer für Ostwind; ferner Yür-Schlüsser.
Sis; s. Esis (Bd I 530); auch Dim. Siseli.
sissi: Lockruf für Ziegen SL. (Schild 1863, 41).
— Vgl. sä(sä) (Sp. 10).
Soss: = Sä I (Sp. 33). , Zechen s-en.' 1517, Z RB.
(Bericht über einen Diebstahl zu Genf). 4990 Kronen
und etwas ,soss.' 1545, Abscb. (Sohw an L). ,45 soss
Frankricher.' 1550, L. 6 Lausanner ,Soss.' 1582,
Absch. S. noch üs-richten (Bd VI 417). — Eig. frz.
PI. -Form, dann aber als Sing, gebraucht.
b°-söss (Spreng; St.), -sö's (nach mehreren ä. An-
gaben, auch lt Ochs), einmal -sös (für BsL.?): Adv.
(nach einer Angabe auch Adj., aber wohl nur präd.),
ruhig, sanft, behutsam (zB. gehn), massig, enthaltsam,
bescheiden (im Essen und Trinken, Leben übh.) BsSt.
B's. lauffe", zB. bei Glatteis. B's. lebe".
Sonst uubezeugt. Wahrsch. ein ahd. 'bisaßo, mhd. 'bi-,
besäße, Adv. zu ahd. 'bisäßi, mhd. "bi-, besäße, Verbaladj. zu
besitzen in der Bed. .sitzen bleiben', aus der sich leicht eine
Bed. , ruhig bleiben, an sich halten, sich beherrschen' ent-
wickeln konnte (in der lebenden Spr. dafür sich besitzen).
Die Entw. besäße > b'sö's(s) entspricht den örtlichen Laut-
gesetzen.
Sösse" s. Sassen IL
Süs m.: lärmende Fröhlichkeit, Wohlleben, Pras-
serei; s. Prass (Bd V 777). Fast nur in bestimmten
Verbindungen. ,Ich wil in dem s-e varn', mich lauter
Fröhlichkeit hingeben, jubeln. Schwz. MS. ,1m sauss
und luoder (an einer Stelle , dampf.' Fris.) ligen,
prassen, schlemmen, pergrrecari, heluari.' Fris.; Mal.
,Kumm, mir [= wir] wend fyn in den Saus! He, he,
Glück zu, ins Trinkers Haus!' JMahl. 1620. S. noch
freuen (Bd I 1254). Insbes. ,im s. leben.' ,Die herren
hattends [näml. die Mönche die Weiber] in ir hus
und lebtend damit in dem s.' Ap Krieg 1405. ,Sy [eine
schlecht bezahlte Besatzung] lebten selten im süss,
sy wettind denn bonen essen.' ebd. ,Fryhet: Hädt
ich vyl gelts, ich wer ein herr und kaufte nammen,
gunst und eer; doch ist mir lieber, ich sey also und
lab im süss, juh heya höh!' HBüll. 1533. ,Das heisst
gelebt recht wol im seuslin! Duck dich, du niuost ins
narrenheuslin.' Funk. 1551. Seit dem XVII. dafür ,im
Saus und Braus leben.' , Drauf gieng die Plündrung
an... Der hievor fasten musst, lebt jetzt in Saus und
Brause [: Hause].' 1620, Zinsli 1911; nachher: ,Dass
nicht der Feind sie Überfall im Sauss.' ,Es vermeinen
Manche, sie wollen frei nur im Sauss und Brauss
leben.' JMey. 1700. So auch halbma. im S. und Brfis
lebe"; s. Bd V 814. VI 1749.
Mhd. nü m., Sausen; vgl. Gr. WB. VIII 1925/7; Martin-
Lienh. II 377. Von den anklingenden Namen sind die meisten
etyni. unsicher oder andrer Herkunft. ,Sus' (m. oder n.),
Flurn. 1433, ZThalw. SttseHb<Srg, Ortsn. ZAml., Flunt., OWth.,
,(has) uf Susenegg.' 142", ZRB.; zum ahd. PN. ,Suso', der
doch wohl Norn. ag. zu susen ist; vgl. die Aum. zu Sümr,
sowie den PN. .Susing.' 1283, Bs (ASocin 1903, 100) und
den FN. Süali Z (so schon 1588). Aber erst sekundär au
unsre Gruppe angelehnt sind die Ortsn. .S'u», Alp BL., ,Sus-
Egg' BAd., ,Süsler' BGr., die sicher ä. Formen zeigen Diph-
thongen: .S'ous, Alp BL. ; dazu Sous-Bach, -Tal, der FN.
.Sanser' (vgl. schon Leu, Lex. XVI 118); .Sausmüli.' 1447/
1545, BO. (Kopie des XVIII.); .Sausenegg' BInt.; FN.
.HSäuser', ein Berner. 1507, AaL. StR. Vgl. auch .Sauset',
Ortsn. SSelz.
„süs: gärend, im Gären VO; Gr; Sch."
G°-süs, ,-süs' — n.: ,(G'süs) ronzio, sussurro'
PA1. (Giord.). Ohrensausen: ,Wo auss kalten aussen
das ghör verschlagen oder das gseuss darinnen, so ist
nichts besser darzuo dann die bibergeilin.' Tierb. 1563.
— Vgl. Gr. VfB. IV 1 b, 3812; Fischer III 447.
siise" (-u PAL), züse" I, 3. Sg. Prss. und Ptc. -et
(in Bs; oTh tw. -t): 1. (in ApWalz.; U; WMü. »-) als
Schallw., wie nhd. sausen Aa; Ap; B; Gl; Gr; L; G;
Th: Z, .ronzare' PA1. Meist unpers. Das süset! hat
g'süset! von einem hinuntersausenden Schlitten. Dei
abe" [jene steile Halde hinunter] süset 's scho", beim
Schlittenfahren Th. Mäsi* s. L (RMohr 1909). Devo"
s. ApK. Von der Bewegung der Luft, vom Winde
Aa; Ap; B; G; Tb; Z. Dö süset der Luft (od. süset 's)
allweg nid übel, zß. auf einer freien Anhöhe Th. Vom
Laub der Bäume: Es schneidet, es -weidet, es gät en
chüeler Wind, es süsi"d alli Läubeli und eusers Hanse"
Chind ZStall., W. .Ein susender Wind.' KCvs. (Br.).
S. noch brüsen (Bd V 814); brastlen (ebd. 833). Auch
wie nhd. säuseln: .Dass der Soldat das Pfeissen der
Kuglen bald nicht mehr als das Sausen eines ange-
nehmen Lüftleins achtet.' JJUlr. 1718; vgl. dazu Bd
V1185o. Uneig. .Das inwendige Sausen des h. Gei-
stes.' ebd.; s. Bd V 1185. ,Den saussenden Einge-
weiden der Liebe Jesu.' ebd.; vgl. vorher: .Der muss
blind sein, der hier [bei Jesus] nicht entdecket sihet
...brausende Eingeweid der zartesten Erbärmden.'
Vom Ohrensausen Ap; PAL; G; Th; U; WMü.; Z und
weiterhin; Syn. Uten (Bd III 1508 u.). Es het-mer i"
den Öre" züset WMü. ,Sausen, tönen, susurrare, tin-
tinnare, als wenn einem die oren sausend.' Mal. .Esels-
kaat mit rosenöl also warm in die oren getreuft, ver-
treibt das sausen.' Tierb. 1563. ,Es [das Badener
Wasser] nimpt hin das saussen der oren.' HPant. 1578.
Es sausst mär in den Ohrä luie n ä Fleuthä. Ty-
rolersp. 1743. S. noch singen (Sp. 1198). Sausen im
Kopf: .Der [Wein] von Nüfforen tut den Kopf er-
boren, der von Steckboren sausst zwüschen den Ohren.'
Schimppr. 1651. Summen, von Insekten. D' Mugge",
d' Wäspi süsi"d ApLb. lch iveiss amen Ort es Hum-
belinest (Umb-J, i°h han-si (das han-ich Z) g'höre" s. Aa ;
Z, ... es Bielihüs, dert g'chört-me" ä" Bieli s. Gl. .Ein
seltsam Getös und Susen, anfangs einem ganzen Imbd
oder Bigenschwarm glych.' RCts. (Br.). Von Speisen
im Ofen, bevor sie zu kochen anfangen: Im Ofe"
süset 's ApLb. Von kochenden Substanzen, Wasser.
E" Dotse't Eier i" d' Pfanne" schloh" und lose", wie-si
züse" [:hüse"J ApWalz.; vgl. Bd II 1740 u. Nachdem das
Wasser leise singend g 'siedet (g'süset) het, kann man es
durch weitere Feuerung sädere". Bärnd. 1911. Von
Wasser übh., brausen: , [Durch den Laufen schiesst
der Rhein] mit grossem Susen und Rauschen herab.'
RCvs. Insbes. („süsen, züsenWO; Gr; Sch", sonst s-J
vom Gärungsgeräusch des jungen Weins, (Apfel-,
Birnen-)Mostes, gären AALeer.; ApLb.; Bs; B; „VO";
Gr; G; „Sch"; Th; ZDättl.; vgl. Süser. Das süset
im Fass in(n)e"! Der Weinmost ist starch am S. Bs.
Auch von der ungehörigen Gärung eingemachter
Früchte GRHe. Z' s. cho". Vom Getöse menschlicher
Stimmen: ,Uss Oberburgund in kirchen und klusen
das klcglich mortgeschrei wurt s.' 1475, Bs Chr. (Ge-
dicht). — 2. süsse" GRPr.; „L"; GW., züse" ÄAFri.;
GT.; ScHSt.; THKessw., Tag., neben s- Ap (z- stärker
als s-J; Bs; ThMü.; ZDättl., 0., zuckend (brennend,
stechend) schmerzen, infolge eines Schlages (zB. auf
Hand oder Wange) oder Stosses, von einer Wunde,
einem Geschwür, bei Zahn-, auch Kopfschmerzen.
Vgl. surren 3 (Sp. 1289). Dem hau-i'h Äs [Eines],
das'-em d' Öre" süse"d Th. Ei""m über d' Fingerberi
abe" zwacke", dass 's grad a'se süset ZF. Es het-mer
'züset, dass-ich 's Für im Elsis g's'eh" ha" AiFri.
's züset Ei"'m, wenn Einen eine Biene sticht, eine
Nessel brennt ScHSt. (Sulger). 's hed-mer doch g'süset,
sagt Einer, der Schläge bekommen hat ApLb. D'
Finger hand-mer 'züset, so han-ich g'frore". ebd. D'
Hand süset-mer noch ThMü. „Die Zähne susen mir
L"; ebenso Ap, dagegen: Das hed bigott züset! beim
Ausziehn eines Zahns, ebd. Da' züset und zocket! von
einem Geschwür ThMü. S. noch Singelen (Sp. 1190).
,Mit minem Kolben will dir lusen, dass dir din Kopf
und Hudt müend süssen.' RCys. (Br.). .Der Wildmann
wolt ihn lusen mit seinen Neglen lang, das in der
Kopf tet susen [: Grusen].' 1001, Zinsli 1911. ,Die
Hand sausse ihm ganz starch', sagt Einer nach einem
Raufhandel. 1698, Z. — 3. prassen. .[Lose Dirnen
unter einander:] Dein Güli muss dir Weiti machen;
da wend wir sausen, dass s möcht krachen.' JMahl.
1620. Subst. Inf.: ,Da lebten sie in Sausen beim
guten Trubenwein.' 1035, Zinsli 1911.
Ahd. süsön, -en und süsen (<^ 'süsjan), mhd. süsen nnd
siusen; vgl. Gr. WB. VIII 1930/5; Martiu-Lienh. II 377.
Die (bes. in Bed. 2 häufige) Nbform mit z- ist wohl weniger
aus dem Einfluss des nicht sehr verbreiteten züsen II, als
durch emphatische Anlautsteigerung zu erklären, wie manche
Fälle mit Anlautswechsel f : pf. Zur Bed. und Bed.-Entwick-
lung vgl. auch pfisen, pfüsen (Bd V 1184. 1188), zu Bed. 3
die Synn. prassen (Bd V 777), tosen.
aben-: hinuntersausen, bes. von Schlitten Ap; B;
Gl; G; Z. S. noch Bd VI 1712 o.
er-: sausen machen. In der scherzb. Abi. .Kopf-
er-süser': .Schaffhauser [Wein] ist ein Kopfersaus-
ser.' Schimpfr. 1651. — Sonst nur intr.; vgl. Lexer Nachtr.
163; Gr. WB. III 951 (,e. machen').,
üs-: vergären, vom Wein „VO; GR"He.; „Sch."
ver-: 1. intr. a) = dem Vor. Ap; Bs; „VO; GR"He.;
„Sch." — b) -süse" Ap; Bs; „L"; G; Th; Z (Dan.),
-züse" Ap; ScHSt.; ScHwMa. (Bruhin); ZDättl., Kn., O.
und lt Dan., nachlassen, vergehn, vou leiblichen
Schmerzen. Es hat versüset. D' Töpli hend-im ver-
zinset ScHSt. (Sulger). Auch von seelischem Schmerz
Bs (Seiler), 's isch lang g'gange", bis 's versüst g'si"
isch. .Der Schmerz wird versausen, eh zwei Jahre
umsind.' UBrägger 1788. Mit Subjektswechsel: Und
äntlich cha"" du d' Welt verzüse", ,vom Gestürm [näml.
Kriegslärm] sich erholen.' Schwzd. (ScHwMa.). — 2. tr.,
verprassen. ,St Lorenz söllichs [sein Gut] armen Chri-
sten gab und hats nit also mit huoren verpusst, wie
diser lotter [der Papst] der armen guot versusst.'
1-01
IM: "2
HvRüTE 1532. — Vgl. Gr. WB. XII 1048/9; Fischer II
1291 ; Martin-Lienh. II 377.
Ören-: Ohrensausen, 's Ö. ha". ,Ist gut zum
Ohren-Sausen, Schwindel und Sand.' EKönig 1706.
,Von Taubheit oder Ohrensausen.' Kunstb. 1474 (Nach-
trag aus dein XVI1L).
Süser rn.: .Sauser', junger gärender (nicht mehr
süsser, sondern schon etw. herber) Wein, ein beliebter,
aber nicht ungefährlicher Herbstgenuss Aa; Ap; Bs;
B; „VO;Gr"; G; „Scb"; Th; Z; allg. bekannt. Syn.
Hurrli 3 (Bd II 1584). In Ap; GT. auch von süssem
Weinmost: De- S. ist noch süess, warm. ,Eine alte
Sage bezeichnet einen unbestimmten Jahrgang, in
welchem der Wein vom ersten Trieb bis zur Kel-
terung 18 Wochen Zeit gebraucht hat, während man
sonst im Durchschnitt 24 Wochen rechnen muss, mit
folgendem Reimsatze: Sechs Wuche", bis der Wi" ver-
bittet, sechs andri, bis-er farbig glüet; dann noch sechs,
bis-er S. sprüet: de" hat de glichig Jörgang 'brüet'
THTäg. Der Weinmost ist (noch nid, scho" e*weng) S.
Th; Z. De- S. zücht, der junge Wein beginnt zu
gären Ap. S. im Stadium, in dem Gärungszustand,
in dem er am besten schmeckt, wohl allg. (Spr. der
Wirte). .Alles dies macht ihnen [den Seldwylern]
grossen Spass, der nur überboten wird, wenn sie all-
herbstlich ihren jungen Wein trinken, den gärenden
Most, den sie Sauser nennen.' Gottfr. Keller. S. noch
chrällelen (Bd III 809) und vgl. Messikommer 1909,
62, sowie S.-Zit. ,[Er habe] zu im geredt, du füerst
vil win har in, wie ist der süsser? gebe er im zur
antwort: er ist guot, wilt du inn versuochen, so kum
mit mir, und fuorte inn zuo dem roten löwen, da
hette er einen grossen sester mit süsser stan, daruss
gebe er im zuo versuochen.' um 1500, Z. ,Der prior
Augustineren ordens redet, er wäre heiser, möchte
nit lüterer reden. Es redt ein burger, er wäre vom
s. heiser worden.' 1523, Z Disp. ,Etlich knecht be-
hieltend s. biss lang nach dem herpst.' 1525, Hotz
1865 (Unregelmässigkeiten in der Ablieferung des
Weinzehntens). ,Bring nüwen, alten, most und s.,
lass etwas guots zum züglin user!' HsRMan. ,Ich
danken üch ouch üwer früntlichen ladung, das wir
ouch zuo üch komen soltind, den nüwen win oder
süsser versuochen.' 1533, Z Brief an Vad. , Als etliche
herpst ein grosser zuolouff in schenk[hof] zum s. ist,
damit aber ein Unordnung erwachsd, vil zites und s-s
unnützlich verbrucht und vergüdet wirdt...' um 1540,
Z. ,Zum dritten soll nun hinfüro aller über- und
zuolouff zu dem süsser und den stangenknächten [bei
Ablieferung des Zehntenweins im Schenkhof des Stiftes
zu Zürich] abgestellt sin, also das niemants meer,
wäder jung noch alt ... die gedingenten stangen- und
sunst knächt überlouffen, süsser da trinken und by
inen ässen [soll].' 1560, aZoll. 1899 (,Suserbrief); vgl.
Sp. 225 o. .Und- dann so werde jerlichen im herpst
einer gmeind Zolliken siben eimer wyns ald mosts
gegeben, by inen der s. genant.' 1591, ebd. Die Zu-
sammenkunft ist ausdrücklich und ohne Anhang nach
dem Herbst angesetzt worden, und es hat — ,zum
Wortzeichen' — der Gesandte von Uri gesagt, dass
man alsdann den S. versuchen könne. 1643, Absch.
,Vinum recens nostratibus pro more lingual patrise
vocatur Suser quasi Sauser per metonymiam caus»
efficientis pro effecto sive potius adjuncti prscedanei
pro subjecto.' Oen. 1707. ,Wir legen es [den Ausdruck
vini prsmissa oder primitias bei Plin. n. h. 12, 1] aus
vor einen Sauser oder neuen Wein.' JJSchedchz. 1746.
S. noch Most (Bd IV 541); räss (Bd VI 1270 u.);
Gleich- Sucht (Sp. 277).
W. und Bed. gehen im Norden und Osten Ulier unser Gehiet
hinaus; vgl. Gr. WB. VIII 1935; Martin-Lienh. II 377.
Als Familionn. (vgl. die Ann), zu Süa): .Uolrich S.' 1296,
Bs; .Wernherus S.' XIV., ebd.; .Walther S.' UUrs. JzB.; ,S-s
Mateli.' XV., BNidau.
Most-: = dem Vor. ,Ich spize schon den Mund
nach dem Most-Sauser.' 31. X. 1778, Z Brief. — Wi-
ber-: (noch etw.) süsser, noch nicht (stark) gärender
Weinmost Z (so Wl.). Syn. W.-Win. — Forch-
zäpfli-. ,Der Siltaler [Wein] de- ist bi eus umenand
als der berüemt F. bekannt.' Z Bauer 1872.
süsere": .Sauser' sein oder werden TuMü. Iez
süseret-er fest, von Apfel-, Birnenmost.
a»-g«-süseret: ein wenig von Sauser berauscht,
.angesäuselt'; s. buechig (Bd IV 984).
Süserete" f.: Sausergelage Z (Spillm.).
süsig. Nur in der Verbindung zur s-e" ZU, zur
Sauserzeit GRHe. — Anders bei Gr. WB. VIII 1936.
Süsiger m.: = Süser Gr; auch lt St.
susele" ,säusele"': nur in der Verbindung säusele"
und bräusele", wohl leben (Schild); s. Bd V 740 u. —
Auf grund von .Saus und Braus' (willkürlich?) gebildet.
süserle°I: 1. nach Süser riechen Ap; Tb; Z. —
2. Süser werden, vom jungen Wein TuMü. Er fangt
a" s. — 3. (gemütlich) Süser trinken Ap; G; Th; Z,
„gerne neuen Wein trinken L; Z." Mer wend e"weng
s. der Öbe"d! Tb. Mer händ tüchtig g'süserlet ZDättl.
über-: refl., zu viel /Süser trinken Z (Spillm.). —
aD-. A"g'süserlet = an-ge-süseret ZO.
süsle": 1. mit glühendem Eisen kastrieren UwE.
Syn. brännen (Bd V 619). — 2. (,söslen') Dim. zu
süsen 3. ,Prodigus [sein Erbe zspackend]: So, so, da
lass mich s. mit!' Salat 1537, V. 385.
1 nach dem zischenden Geräusch, das mit der Operation
verbunden ist. Zu 2: ,sösleu' wird, wenn nicht für ,süslen*
(oder für ,töslen'?) verdruckt, als .söuslen' zu lesen sein;
zum Diphthong vgl. das folg. W. Die Entsprechung des
nhd. ,säuseln' ist der Volksspr. durchaus fremd und nur
literarisch bezeugt.
Süsli-g ZZoll., Säusli'g ZZoll., Söisli'g, -öü-
ZO., Wyla — m. : Windbeutel, abschätzige Bezeich-
nung eines jungen Burschen von Seite eines Alten
ZZoll.f, Gelbschnabel, Pinsel ZO., Wyla. De- S.! So
en (junge-) S.! ZZoll.f De Seuslig ['s Müllers Bub]
häd si ufgla, wie er [in den Krieg] wegzogen isch,
als wann er de Tüfel alei frässen wet. Bantle 1656.
,Indem er [Zeuge in einem Injurieuprozess] berührtes
Tages uf dem Rathuss... by der Stägen gespazieret,
habe er das Wort Söüssliug gehen hören.' 1657, Z.
.Silherr Zimbermann [habe] gsagt ... der Grossweibel,
der Soüssling, hat mir Nüt zu befehlen ... [Zimber-
mann behauptet, er habe die Knechte des Grossweibeis]
Lumpen und Soüssling geschulten.' 1658, Z. ,Als
Marx aber den Moritz einen Läcker, Saüssling etc.
geschulten, seien beid Bruderen auch an einanderen
geraten.' 1684, Z. — Mit .emphatischem' -au-. Zur Bed.
vgl. nhd. .Sausewiud.'
sus s. es (Bd I 509; auch St.).
I :',!».",
Sas, ses, sis, sos, sus
stts (bzw. -o-) BBe. und lt Zyro; FJ. (in Bed. La);
Gl (Dan.); Gr (so L., Pr., Ths); P (lt Clement, in AI.
lt Giord. sos); GG., Grb., Sa., oT. (Dial.); Son: h, o und
uTh; ZBenk., Kn., süss (bzw. -o-) ApK.; GuChur,!}.,
Kübl., Mal., S., Ths, V.; GSa., We. und lt Zahner; Sch
Ha., Schi, und lt Kirchh.; TuEgn., Erni., Fr., 11«.. Mü..
Tag., sü's ApWalz., Wolfb..; GA., süs Ap (sös, sös, in
K.süs); BBe.; GT. (auch sös); oTu (sös), süss (bzw.
-Ö-) ApH., I., M.; BE. (selten); L; G (so T.); Th (so
Egn.); ZO. (selten), susst Gl (Gem. 1840); ZSchwam.,
sust (bzw. -o-) Aa (ausser dem Südwesten); Bs; BBr.,
Gr.,G.,Hk.undltZyro; „VO";Gl; LE.,G.;PPo.; Sch;
Schw; IiTh, Egn., Fr., am Rhein und Untersee; Ndw
(Matthjs); U; WVt.; Z (so 0., Stdt, Volk.), sus AaDö«.,
Wohl.; BG. und lt Gotth., Zyro; L; Th am Rhein und
üntersee; U, süst (bzw. -ö-) swAa; Bs; B (so oAa., E.,
G., Sa., Si. und lt Zyro, nicht in BStdt, in Br. sist); FJ.;
L; SG., Starrk.; THEgn.; UwE., süs' swAa; BE., G.,
Stdt, nach AvRütte allg.; LBer. (sös); SL., Rech., ver-
einzelt mit Assimilation des Anlauts sus U, süs B
Stdt, mit eingeschobenem Nasal (neben den unnasa-
lierten Formen) süns BBe., sun(t)st (bzw. -o-) Aa (so
B., Br., Lauf., Leer., Rein., Rheinf.); Bs (Seiler); B lt
Zyro; G; S (BWyss); Th ; Z; suns B lt Zyro, sünst
Bs; B (so Sa., Stdt); L, süns B, auch Süns BStdt, er-
weitert sus'ter „W" (so Visp, Vt.), süster BG. und lt
Zyro; FJ.; SB. (Hofst., neben süs), süstert B (so oAa.,
Biel, auch sünstert); „L", sustig (in lied. B 4 b) SchwE.
(Ochsner): 1. so (oder dieser Bed. nahestehend). a) = sö
AI (Sp. 15). a) bei Verben, auf diese Weise FJ.; P
(Clement). ,Noch klag ich ... daz si mich lat sus
verderben.' Hadl. ,Umb die übergriffe ... und von
der ungehorsame wegen ... getrüwetcnt si [die Leute
von ZGBaar] den Eitgnossen ald ir botten, so si dar
zuo schiken wurdent, süss, was si sich dar umh er-
kantent.' 1404, Absch. ,Sus(t) oder (noch) so' uä. ; s.
Sp. 16 u. ,Wer aber, daz jeman do wider täte oder
rette ... süss oder so, heimlich oder offenlich ..." 1399,
Z StB. .[Schädigen] weder an Hb noch an guot, sus
noch so in thain wise.' 1402, Gl Urk. ,Ein yet-
licher hat sein eigne gab von Gott, einer sunst, der
ander so.' 1530, I. Kor.; ,also — also.' 1607. ,Wiewol
N. mänigerlei vergichten, eine sunst, die ander so
und keine wie die andre geben.' um 1530, Bs. —
ß) bei Adj., in dem Grade. ,An weler magide werdin
ie mere zwei sus ungelichu ding [Verkehr mit dem
Himmel und Heirat mit einem Zimmermann]!' XII.,
Wack. 1876. — b) correlativ ,als ... sus'; s. Sp. 1092 o.
(Schachzabelb.). — c) als koordinierende Konj. a) also,
daher. ,Sus besant der werde Regensberger mich.'
Hadl. ,Sus vuogt ez sich, daz ich ir da nicht gesach.'
ebd. ,Wond wurden si [die beiden die Städte Bern
und Freiburg darstellenden Ochsen] entwetten, so
gieng es übel us. Sus ich si beide warne...' Just.
,I)ardurch min volk ist worden gschwecht ... sunst
rüwt mich, das ich bschaffen han den mensch.' Rcef
1550. — ß) so aber. ,Hetten sy gebeitot, daz si ze-
sament komeu weren, sy werent mit Gottes hilfe ane
schaden von dannan komen; sust do musten si den
spot und den schaden haben.' Jost. ,Sölte ich für-
hin erst ein hantwerk triben, so müest ich villicht
in Zwilchen gan; sust trag ich samet, gold, siden an.'
NMan. ,Solt ich hacken, rüten, buwen ... so wurd
ich tragen gwüss böss schuoch ... sunst gan ich wie
ein edel man.' Ruef 1538. ,Hett er sich nit an dsünd
Schweiz. Idiotikon VII.
ergäben, der mensch hett mögen ewig laben. Sunst
muoss er starben nach sinr art.' ebd. 1550. ,Do Bich
anfieng das völkle meren, «"1 hett man dsünd inn
mügen weeren ... sust, do maus inen nach hat glon,
do ist das böser nacher kon.' ebd. ,0 het ich auch
ein Handwerk giert, so war iez Wyb und Kind ernert;
süss muoss ich werken, dass mir bald der Ruggen von
ein andern falt.' JMahl. 1674. — 2. (immer mit Satz-
ton) a) so im aussch liessenden Sinne, ohne etwas
Andres (in Rede Stehendes oder aus den Umständen
sich Ergebendes) Ar; Bs; B; Gr; G; Th; Ndw;Z; wohl
allg.; tw. von 4 c nicht genau zu scheiden. Me" cha""
(auch) sus si", auch ohne Das auskommen GA.; Th.
Er mues'-es halt s. luege" z' mache", 's hat 's früener
auch sust g'gc", zB. ohne die jetzt empfohlenen Ein-
richtungen Z. 's wer'1 's wol och sös ge" Ap. Der
Joggeli schloß sunst, ohne wie früher in den Schlaf
gewiegt werden zu müssen Bs (Seiler). Da' göt süss,
ohne Werkzeug oder fremde Hilfe Tu. Er cha*n's $.,
zB. ein Schüler, ohne seine Aufgabe zu Hause zu
lernen Th; Z. Me" mo"-n-em de" Finger nal g<:" [wie
dem Saugkalb], er cha"" 's soss, närnl. trinken ThMü.
Ich chan"-en auch sust trinke", zB. Kaffee, ohne Zutat Z.
Wer nöd gern hört, gang söss verbi G (Firm.). D'
Schicarzbuebe" die hei" Schnaps mit g'nn", Keine war
jo süster cho" S (ALGassm. 1908). Het-er [der Zu-
künftige] Geld, so bring er 's mit, u"d het-er Nfit, so
chöm-er süst BE. Di Pitta si noch glogge"pfenni"g-
ganzi; wenn- er -im 's süss nid glaubt, chönn-er da
luege". Schwzd. (GrPi\). ,N. ist hütt an dem ge-
richt gesin, hat sich von dir klagt; kunnen wir es
nit sus siecht machen?' 1431, Z RB. ,N. hat ver-
jeehen, das er sin elich wib ermürdet ... hab und sy
darnach also tott in ein vichkripfen geleit hab, als
ob sy sus [eines natürlichen Todes] gestorben were.'
1454, ebd. ,Was bedarft du mir min ross so fräffen-
lich zucken, kanst mir den zol nit sust höischen?'
1463, ebd. ,[Die Berner haben Boten gesandt] mich
zuo vermögen, wo ich sust darzuo willig nit sin wolt.'
1491, Gfd. ,Do handt die tallüt ze Urseren wellen
die obgemelten buosen mit recht; do sindt sy sust
einss worden.' 1498, ebd. ,[Ihm sei zu Gericht] nie
verkündt worden, [er] wäre aber on alle gevärd sunst
da.' 1524, ZAnd. ,Die richter wend sich ein manot
bsinnen und stillstan in hoffnung, die partyen werdint
sunst eins.' 1533/8, Z Ehegericht. ,Nachgenempt per-
sonen, die man hy iren eiden und die wypsbilder sunst
(ane eid) verhört.' 1538/40, ebd. Spec. a) ohne be-
sondere Absicht, ohne besondern Grund, Zweck. ,Wer-
lich, er gab dir nit sin trüw, er bot dir süss sin
hand.' 1404, Z RB. G(r)ad (Ap; G; Tu), nu" (e)so
(Ap; G; Z) s., nur so, zB. zum Schein, Scherz Etw.
sagen, tun. Ich han-em 's grad süss g'säd, im Scherz
Ap; G. Und ist Ein nüd b'sonderig religiös, so göt-er
für d' Churzwll und g'ad so sös, in die Kirche. NBösch
1892; vorher süs. I'* säge" (tue") Das (nüd) nu" eso
sust Z. Ich chume" nu" eso sust. ebd. Das ist nüd
nu" eso sust. ebd. Gleichbed. sust eso ZO.; grad süss
eso GrD., ase süss asr ScHHa. Sus(s), darum, als Ab-
fertigung, ausweichende Antwort auf eine Frage, die
man nicht beantworten kann oder mag Ap; Gr; Th.
Auch g'ad s. Tu, lies. Z. A.: Worum chunst nid mit?
B.: G'ad süss Th. S. auch EEschmann 1911, 61. Gleich-
bed. süss dromm GBuchs, g'ad söss drotnm Ap (s. Bd
VI 507). Scherzh. dafür auch susum (in GrPi'., Ths
Sas,
um
auch -ss-) GrD., ObS., Pr'., Ths. A.: Warum liest Das
getan? B.: Susum GRÜbS. (Grad) sussum (zB. lach-
i«*) GrPj. — ß) umsonst, gratis AALeer.; Ap; Bs; B;
Gr; L; „G"Sa., T. und lt Zahner; Th; Ndw; Z. I«»
chumm(e") sust mit. Der chaust-es nid sust ha" L
(Ineichen). Das chostfetj NM, ich gib-es s. Ich han-em 's
grad söss g'g'e" Ap. 31er n'emen 's grad sus, scherzh.
Gr. — y) vu" s-> von selbst: Es chunt kei"s Bros-
wcli vu" sust. KdMey. 1844. — b) so schon, ohne-
hin Ap; B; Gr; L; G; Th; Z; wohl allg. Ich ha" s.
g'nueg z' tue", kann Dies nicht auch noch übernehmen.
Er mag s. nid g'cho". Es gät-em s. schlecht g'nueg,
auch ironisch, zB. bei einer Besoldungserhöhung Z.
,Die Sonne gieng in dem schönsten Abendrot unter,
machte die sonst angenehme Gegend sehr prächtig.'
um 1780, Z TB. 1900. D' Muetter, wa sus e" Bitz
tauber Gatti"g g'si" ist, ... hed das Buebli bim Tschöpli
g'nu". JJörger 1912. Bes. s. a"fe", scho". Pläg-mi'1"
nid noch, ich bi" süst a"fe» u"lidig B. Die Grössgringe"
brüche" nit Alles z' wüsse", si meine" sust scho", di
Welt sig alli tri. Gotth. Sust so; s. 8p. 21 o. ,[I)er
Freiherr von Regensberg lehnt das Anerbieten der
Zürcher, ihn zu ihrem Hauptmann zu machen, ab mit
der Begründung:] er het sus land und lüt gnuog ze
versorgen.' Z Chr. 1336/1446; in einer andern Re-
daktion: ,si müestind sus tuon, was er wölti.' .[Wir
bitten euch] uns daz by dem nechsten hotten, den ir
süss herab zuo uns habent verschriben, wissen lassen.'
1476, Waldm. ,A1s er süss muot hette harin in die
statt ... gienge er mit iro.' 1481, Z RB. ,E, lass in
leben, er hat sin süss gnuog.' 1482, ebd. ,Es ist nit
not, das einer wett hoffen das er sust bar hett.-
Eckst. 1525 (Klag). ,Nun sitzend ztisch, das essen
kumpt! Wir hand uns sunst im rodt lang gsumpt.'
HBull. 1583. ,[A.:] Ich hau dir vor ein frouwen gen,
sol ich dir noch eini gen? Doruff B. gret: Es tarf
sin nit, dann sy were sunst syn.' 1541/3, Z Ehegericht.
,Adam: [Verfällst du, Kain, der Sünde] so müess es
Gott trüwlich erbarmen! Hert müend wir unsers sunst
erarnen, langwylig unser zyt vertryben, ins herren
zorn und fluoch sunst blyben.' Ruef 1550. .[Die
Höngger] umb die es sonster armlich stadt [sollen
nicht unnötigerweise ein Gesellenhaus kaufen].' 1566,
Z RM. ,[N. weist einen Betrunkenen, der ohne Geld
Wein verlangt, ab mit der Begründung] das er sonster
vil an im und synem vatter verlieren müessen.' 1575,
Z RB. ,Der ausgebrente Anken muss gut sein auf der
Pfründeren ihre sonst schlechte Müssli.' XVII./XVI1I.,
Z. — 3. unter andern Umständen, andern falls, allg.
Am Satzanfang. Lass Das si", s. cha""st denn luege"
(s. gV't 's ander Wetter)! zu einem Kinde. Mach, dass
du fürt chunsch, sus teil l-i'h- der! BBe. Bring Gelt
mit-der, süss chumm lieber nit! GSa. Art lät nüd vo"
Art, sust liessi d' Chatz vom Muse", Sprw. BHk. S.
noch Bd II 1557 o.; Sp. 1135 u. We"" albe" d's Büssi
g'chräblet het, wen-ich 's ha" welle" plage", het 's g'heisse" :
Hansli, gang i" d's Bett, süst nimmt ■me"-dich bim
Chrage". JCOtt 1864. Sünsch icen"-ich vernime", dass-
de-dich nid hesch la" henke", so län-i'h-dic!' de"".
OvGkeyerz 1900. Und wenn-ich einst es Fraueli ha",
so mues' 's-mer ordli'1' tue", sösch hänk-em denn es
Gongeli a", verchauf-es für ne" Cime. ALGassm. 1906.
In ä. Spr. auch nach ,und, dann.' ,Do baten si ouch
nit ziug bi in; wan in möht sus nieman widerstanden
sin.' Z Chr. 1336/1446. .[Eine Frau erhält eine Pfründe
im Spital] doch das si rüewig und zefriden sin soll
und sust so werde si darus gestossen.' 1498, BRM.
,Die lybliche gegenwürtigkeit Christi was nit sunders
fruchtbar; dann sust wärend die Juden ouch selig
gsyn.' Zwingli. ,So sieht er, dass üch ernst ist, suster
lond sy mich noch lang hie ligen.' 1526, Strickler.
,Mögent wir etwas guots schaffen, sy wol guot; denn
suster syent sy entlich des wille[n]s ...' 1531, Absch.
,Ein saramat stuck versprach er mir ... sunst hett ich
müessen zwilchen koufl'en.' Rcef 1550. ,[Die Leute
von Wald meinen, die von Walpersberg usw. sollen]
zuo inen dienen, sonst und wann inen die abgezogen
... möchten sy zuo iren gebürenden teilen nit kommen.'
1558, Z Rq. 1911. .Sontsten ein Sölliches inen an iren
habenden Mülligewerben zu Nachteil reichen wurde.'
1603, ZAnd. , Sonster, wenn der Hafen zerspielte...'
JJNüsch. 1608. ,Zemm dein Fleisch ...sonst welcher
nicht verleugnen kann die edlen Gaben [irdische
Güter], so er ghan ... der ist wirdig nicht des hochen
Namens Christi.' 1622, Zinsli 1911. ,Machs hübschlich,
sonstig tränk [ich] dirs yn.' JMahl. 1674. Auch im
Nbsatz: ,Wo der Eidgnossen gwaltigen in disen jaren
wärid einträchtig und vest gsin [hätten sie Ehre und
Gut gewonnen], da [= während] sust durch partiung
ouch ir glück zuo Unglück muost gedien und werden.'
Ansh. Im Innern oder am Schluss des Satzes. Gib-em
[dem Bettler] Öppis, er gät s. nüd fürt. Heit-ech
still, der Engel g'seht 's süsch, Zuruf der Kinder in
der Schulstunde. Schild. S. noch bisen (Bd IV 1685);
be-rechten (Bd VI 311). ,Er solle do kein nüwerung
machen, denn ander windend suster ouch also tuon.'
1526, Absch. S. noch fressen (Bd I 1322); Chog (Bd
III 184); ehalt (ebd. 239). Pleonastisch neben .änderst':
, Änderst du wurdest irren sust [: lust].' Haberer 1562.
— 4. von dem in Itede stehenden Fall abgesehn, im
Übrigen, allg. , Sunst, on diss (das), anders, alioqui(n),
aliter, c«teroquin, alias.' Fris.; Mal. Im Satzanfang.
Er trinkt e" Bitzeli z' vil, süss ist-er en rechte'' Ma""
Th. Söss göd,'s-em ordli"'1 Ap usw. Mengi i" der Pfarri
chile [können] Dütsch, süst isch d' G'mei" wälsch FJ.
Suster hätti" mier Nüt z' chlage". UDürrenmatt 1903.
,Und sind die von Toll gewesen on win by 14 tagen,
sust ist fleisch und brot ein notdurft do gewesen.'
1477, Bs Chr. , Sunst so haben wir trost und unver-
zagti herzen.' 1489, G. ,Da wurdend inen ire regel,
vasttag... abgenomen ..., sust solt des Ordens gwon-
liche ghorsame, kleidung und beschlüssung unver-
änderlich hüben.' Ansh. .Sontsten syge das burgstal
Westerspüel lut koufbriefs ein ingfangen guot.' 1588,
ZRq. 1910. .Sonst so ist die Statt [Luzern] ... wol
erbuwen.' RCvs. (Br.). ,Und habe maus mithin dem
Hm W. zubracht uff gut Glück als angendem Buw-
herren, sontsten syge ussert 4 verehrten Kopf Wyns
alles Gast gsyn.' 1638, Z. Im Satzinnern. Er ist s.
recht mit-ere" [seiner Frau]. Er ist s. en rechte'' Ma"",
Einwand gegen eine Beschuldigung, die gegen Jmd
erhoben wird. All mi"s Zanwe isch verschwunde"
[seitdem ich rauche], ich bin auch suster 'blibt" g'sund.
JHofst. 1865. Wibercolch, wenn 's süsch öppe" mängi
Untuge"d an im heig, sig doch g'wönlig barmherziger
weder 's Manne"volch. MWalden 1880. Er ist süss
en offne" grade'' Ma"" g'si" ... mit fümeme" Herre"
hät-er e"möl nid chönne" rede". SPletscher 1903. Ich
wo't Nüt gäge" d's Gongstangsse" g'seit ha", es isch
sünsch es rechts Meitschi. OvGreyerz 1898. , Keine
as, ses,
[der aus der Stadt Verwiesene] aber nacher, so sol
man von im richten nach recht und umb die frefin,
so er süss begangen hat.' 1395, Z RB. ,Er ist werlich
sus ein from man.' Pastn. XV. ,Lit üch ützit gen
uns an, so ist doch guot recht Zürich, da nemend uns
mit für und lassend uns sunst unbekümbert.' 1448,
Z RB. ,[Es wurde verwundet] eins ritters sun ... ouch
sust ob 60 tod und wund.' 1475, Bs Chr. ,Und bitt
üch, an mich sölichs nit für übel ze han, und erbütt
mich aber sust mit sampt allen hern [usw.] üch sust
ze tuond, daz üch lieb und dienst sye.' 1477, Waldm.
,Die Münchalp ... stost litzehalb uswiirt an Trussä-
sebän und sunst zering umb, so wyt man sy bruchen
und waiden mag.' 1514, GrKI. ,Dess sol sich niemants
verwundren, dass die jünger, so sunst einfaltig wa-
rend, solche gestalt und wyss der red so bald ver-
standen habend.' Zwingli. ,[Die weitläufige Verwandt-
schaft soll kein Ehehinderniss für die Vorgeladenen
bilden] ob sy sunst beidi einandern gern wellend
haben.' 1538/40, Z Ehegericht. , Sunst ein feiner ge-
schickter mann, virum cietera egregium; sunst oder
in anderen dingen gelert, caetera doctus; sunst ein
ungesunden und gesüchtigen leib haben, morbidum
alias corpus.' Fris. ; Mal. ,EKramerin, so sich mit
einem von Winterthur vereelichet und hiemit ir burgk-
recht vermannet, zuodem sonster ein üppigen wandel
und wessen gefüert hat.' 1570, Z RM. S. noch un-
ver-masget (Bd IV 437); Üf-richti (Bd VI 406); Sold
(Sp. 852 o.). a) örtlich, an anderm Ort, an andern
Orten Ap; B; Gr; Th; Z und weiterhin. Neben Orts-
adv. Das giH 's aneh sust tippe" (nüd nW da) Z. Süss
näme", sonstwo Th. En enzigs Bletzli ist e"fangs ober
g'se", sös Ixet 's no'h überall Sehne g'cha" Ap. Allein-
stehend. Im Loch dussne" hed 's eswas Prächtigseh
'bälgglet g'ha" und au'h süss is [ist es] es Bitzleggi
erluemet g'sl". Scbwzd. (OrPt.). ,1m leger oder sust.'
1475, Bs Chr. ,Die übrigen Kelch hatten die Priester
sonst behalten [sie befanden sich nicht in der Kirche].'
RCts. S. noch Sp. 1321 o. — b) zeitlich, zu anderer
Zeit, andere Male Ap; Bs; B; PAL (,altre volte'); GT.;
Th; Z und weiterhin. Neben Zeitadv. S. einist, einmäl,
ein ander Mal Aa; Ap; Bs; B; G; Th; Z und weiterhin.
Chöme"d s. e'"mäl zue-n-is! S. öppe* Tu. S. all, alli-
wil, nie. Bist sös all bi-n-em g'steck(e)t! Ap; Th. Si
sind s. immer (no'h) zue-n-is cho" Aa; Bs: Z. Ich
ha" s. nie der ZU, drum komme ich heute oä. Gab
wie-n-ieh süsch nie tanze", woH-ich 's probiere". Schild
1889. S. noch Bruch (Bd V 343). ,S. alweg' ; s. Bd
IV 1718. Alleinstehend. I"si junge" sistert g'wenlich
eppe" e'chlei" ibermietige" Birger BBiel. 's Wasser
het-ne" ganz anders 'düecht als süstert. Schwzd. (BoAa.).
Weisch, der Däll isch drum sus nit e" Glimpf ege* g'si".
Schweizer!!. 1891 (U). Selb Hüstage" isch ender cho"
weder süsch. JReinh. 1907. Jitz i" Chültäbe"" si" wie
süster o"ch e" Biescheleta Lüt zum Zwergli cho".
Barnd. 1911 (BG.). S. noch riechen (Bd VI 170); riten
(ebd. 1672). ,[Zieht der Herzog von Berg dem Kaiser
zu] so wurde der herzog von Burgund von Nüsse
getriben; wann alle spisung, so er hatt, würd im ab-
geschlagen, die ime sust durcht des von Bergen land
zuogot.' 1475, Bs Chr. ,[Kann das Gericht vor dem
Essen die Geschälte nicht bewältigen] alsdenn soll das
gericht nach essens aber sitzen ... und dem gericht von
sollichem nach essens richten der Schilling wie sust
ouch gegeben werden.' 1495, Bs Rq. S. noch Kräjcn-
Plappert(Bd V 132). Spec. in>ndern, frühern Zeiten,
ehedem Aa; Ap; Bs; Gr; G; Schw; Tu; Z und sonst.
S. albe" Came", amig usw.; s. Bd I 2u9), amel (Bd IV
145). 's ist s. amel nöd so g'si" ApK.; Th. S.hedmer
ami" (amel) g'seid ... Aa; Th. Sust het-me" 's amen
änderst g'macht Bs. Alleinstehend, 's ist süns nit so
g'si", dass di Junge" heind welle" Meister si" BBe.
(AvRütte). 31er händ süss me' zöge" [grossem Ertrag
gehabt] us de" Bebe" Th. Süss hät-me" g 'meint ...,
süss händ si immer g'sait . . . GRCliur. — c) auf andre
Weise B; PAL (.altrimentc'); GT.; Tu; Z. Wänn's
so nüd gut, müe"-mer 's halt s. luege" z' mache" ; vgl.
oben Bed. 2 a. ,Swa ein burger den anderen ... slat
mit handen ald mit stabe und es geklaget ald sust
offen wirt.' Z RBr. ,Das nieman mit dem andern
ritten noch sust wandeln sol, der [usw.].' 1393, Z StB.
, [Sultan Bajesid] hies den cristen gefangenen allen
die houpter abeslahen und ouch sust tötten, wie man
mochte.' 1396, Bs Chr. ,Wär aber, das ich das recht
von den von Glarus ... anderswa suochti ... oder süss
wider sy täte in friden oder in kriegen . . .' 1406, Gl
Urk. ,Man sol nachgan und richten, als ir etlich
einander ... mit stüelen und sus geschlagen hand.'
1424, Z RB. ,Wenn einer sturbi oder süss endrung
geschehe in koufen oder ander wyse.' 1469, Obw.
,[Man hiess ihn kommen] ein kamer uffzebrechent ...
Als er dahin komen sye, da hettent sy die sust uff-
getan, das sy sin darzuo nit bedörftent.' 1472, Z RB.
.Welcher guot verkouffen ald verliehen wil ald wie
er sust darvon gan wölte.' 1475, Z Rq. 1910. ,Lagend
der wirtin zum Ochsen zwog diechteren ain der be-
stalenz und warend vor uns im hus verborgen und
detten eben, as werend sy sust krank.' Stockar 1519.
.Schlüege er sy aber übel mit einem alten schuoch
und sust' 1541/3, Z Ehegericht. ,[Er] weite nit wäben
nach sunst werchen; denn wann er nit vischet, so
were er bym win.' ebd. , Damit durch sorglose und
in arider weg dem huss kein schaden mit füwr oder
sonster begegne.' 1561, Z Rq. 1910. ,Mit der Weer oder
sontst mit gewerter Hand.' um 1600, ebd. ,Er, Zug,
wundere sich, wie er [der Beklagte] siben Müler mit
Verkaufung Brantenwyns erhalten könne, die Kinder
bättlind zwaren nit, aber standind sonst nach zuhin.'
1640, Z. S. noch glimpfen (Bd II 627); ter-chrämen
(Bd III 813); Bd IV 296 u.; Zunft-Brueder (Bd V 423);
brännen (ebd. 618); be-senden (Sp. 1121). — d) aus
einem andern Grunde, zu einem andern Zweck.
Weg-em Aug und söss, Abfertigung GWittenb. S. noch
Sp. 970. ,Er [ein Priester] hab mess oder er werde
süss besendet.' 1393, U. ,Wenn er das nechst mal
anderer syner gscheften halb, es syge an das meigen-
gericht oder sonster, hinüber kompt.' 1574, Z RB.
,[Die von der Obrigkeit gelieferten ,harzrümpf' soll
man nicht andern Leuten geben] es syge zum wöschen
oder sonster.' 1500, Z. — e) überdies, ausserdem.
,Diser wurde gestraft umb 5 gülden ... und sol süss
sweren, gen Rom zu gan und sich lassen absoltiren.'
1487, B RM. ,Als N. mit werffen und suntst gruben
worten und schweren übel gewerchet.' 1523/6, Z RB.
,Es waren der arzet ... vil, do ich gon Basel kam,
als nemlich von graduierten ... Darzuo kamen NN.,
zugen aber baldt hinweg. Sunst waren empirici der
A. und B.' FPlatter 1612 (Boos). S. noch sunder
(Sp. 1142 o.). Neben einem subst. Ausdr., vertauschbar
mit ander (auch = anders geartet), allg. S. Ein(e') (im
Sas, ses, sis, sos, SQS
1400
PI. ohne Art.) 1) ander übh. Wirst wol s. (noch)
Eine" finde", zu einem in einer Heiratsaussicht ge-
täuschten Mädchen. Der N. und s. noch zwe. S. auch
Herz-Brecherli (Bd V 3311). ,Das man in den rechten
einen trefflichen man und süss einen zuo im und in
der heiligen geschrift ouch zwene und in artibus viere
bette zuo einem anfange [der Universität], wer gnuog.'
M. XV., Bs Chr. ,Der T. und .sus ainer.' 1530, Absch.
S. noch Bläteren-Salb (Sp. 806). Bei PI. ,Und suzz
[ausser den Pflstern] von allen bürgern und mengk-
lichem ...' 1384, AaB. StR. ,A., B. und sus zwen [ha-
ben] mit einander gekartet.' 1436, Z RB. ,Sy beid
und sust ouch zwen gesellen.' 1438, ebd. ,NN. und
sust al die edelüt, die zuo ring umb uns worent.'
1444, Bs Chr. ,Ant\vurte die selb frow, es weren susd
gesellen ouch by inen [sie könnten sich dem Gelage
anschliessen].' 1485, Z RB. ,N., wie sust vil riter,
zuo Rhodis vergraben.' Ansh. — 2) anders geartet.
,[Wenn weder der Abt noch ein Gotteshausmaim von
ihrem Vorkaufsrecht auf die Wirtschaft Gebrauch
machen] so süllen wir sy sust einem biderman ... ze
kouffen geben.' 1408, AAWett. Arch. ,Er sye eigen
oder vogtman ald sus einer.' 1483, ZBub. .Ein koch-
löffel und sust ein totzen [ein Dutzend anderer Löffel].'
XV./XVL, AfV. ,So es gar schwer Winter gäbi ... oder
so es eim süss ein Notsach an die Handt stiesse [sich
an die Obrigkeit zu wenden].' 1622, SohwHö. Bei PI.
,N. seite, es werdent nitbättler sin, es sint gwüss sunst
lüt.' 2. H. XVI.. Z. .Karfunkel und sonst herte Apo-
stemen oder Schlieren.' JRLandenb. 1608. ,6 Fl. an
Agaten und sonst Krallen.' 1625, Z. ,Es waren da
guti Schützen und sunst jungi starki Mann und Kna-
ben.' 1638, Z Neuj. N. 1906. Bei artikellosem Sg.
.Keiner [soll] ze der wuchen mer metzgen dann drü
rinder und sus vichs, als vil er wil.' 1423, Z RB. ,Es
sye sin Schwager oder sust fründ.' 1483, ZBub. ,Es
sig bar gelt oder sust varende hab.' um 1500, ZKyb.
,N. vermeint das nit frecht sin, besunder sust zins-
haber.' 1524. Z. ,Ain muos von rys, fennek oder
sunst von milch gekochet', oder ein anderer Milchbrei.
1533, G. ,Um ein venster und sunst um bletzwerch.'
1598, AAZof. S. noch Mues (Bd IV 488). Auch in
der Bed. gewöhnlich, nicht ausserordentlich. Nenei",
Da' ist nu" sust e" Mugg, keine aussergewöhnliche.
gefährliche (Stech-)Mücke Z. ,Ein burgermeister [soll
reiten] mit zwei knechten, ein ritter mit zwei knechten
und süss einer des rats [ein gewöhnliches Batsmit-
glied] mit einem knecht.' 1439, Z StB. S. Upper, Nie-
ineH uä. Chunt s. Öpper mit'?' I'h weiss s. Niemert,
der dazu imstande wäre. ,Wenn ein geselschaft oder
süss jeman vischen notdurftig was.' 1441, Z. ,Von
dheim fürsten, er were geistlich oder weltlich, oder
süss von dheim herren.' 1465, Gpd. ,Hand wir den
lüten zuo essen geben und zuo trinken und sus keinen
Ion.' 1512, Z. ,[Die Papisten haben die prunkliebenden
Prädikanten] warlich nie uf irer part weder sust
yeman.' Zwingli. .Deren von Adlicka und sunstig
mengklichs halb ungesumpt und unverhindert.' 1545,
Z Rq. 1910. ,Die Kleger oder sonster ein Jeder.' 1701,
G Rq. 1903. Vgl.: ,Es siiend lantlüt oder jeman, der
sus by uns in unserm land wanhaft ist.' 1414, Scbw
LB.; in einer andern gleichzeitigen Urk.: jeman unser
lantlüten oder jeman anders, der by uns in unserm
lant wanhaft ist.' ebd. S. Öpjtis, Nüt uä. S. noch
Öppis (g' fellig)? fragt ein Verkäufer G; Th; Z. Ich
hä" 'tankt, sus Nämis (NäUs), Abfertigung eines Be-
gehrens, einer Antwort: warum nicht gar! GG., T.
Gleichbed.: Ja, und süss Öppis (auch en S.-Ö.)\ Th
Hw., Mü. Wo'tst en S.-Ö.? Wenn t' no" kann S.-Ö.
[auch = Schläge] wo'tst! ,[N. hat] im etwas tröw-
lich zuogerett und ouch süss etwas böser red gerett.'
1395, Z KB. S. noch numen I (Bd IV 753). (Weist)
s. Nut? Wer chretzt und chläbt, De'' ist (cha"") sust
Nüt ZO. Wer Nüd het, het Rue", aber süst Nüd derzue
BSi. (Gcmp.). ,Kanst mir sunst nüt vorn gesten sagen V
der Reiche zum Knecht, der ihn an Lazarus erinnert.
Laz. 1529. ,Daz sol einen schirmen, sunst nüt.' 1545,
Ndw LB. ,Sy hand sunst Nüt in ihrem Heimet dan
wass gut Leut mit ihnen teilen.' 1621, Zinsli 1911.
S. noch Gesell (Sp. 722). Wa(s) s.? was sonst? Wa'
süss? als Spitzname. Sch Pilger 1882. ,Was der prie-
ster süntsch am canzel verkündt.' 1485, BRM. ,Was
sontsten für kosten uff das ampt gadt ...' Z Wald Hof-
rodel 1586. Ja, Heini, loss was muss der süss klagen!
JCWeissenb. 1702. ,Mach sie mit Honig ein wenig
süss oder was du sonst Süsses hast.' Z Kochb. XVII1./
XIX. S. allerhand, -lei. Auf dem Markte gab's Dies
und Das und süss (noch) allerhand (Sache") Th. Im
Wald stöt Holz, in'n Wise" dei giH 's Gras. Süss wachst
no'h allerlei. APletscher 1902. D' Schwellbrunnere"
die sönd halt die Höchsten im Land: chönd simelen
und lismc" ond sös allerhand. ApVL. 1903. ,Item so
ist sust allerlei uncost über den keiser, die sinen und
sust uffgangen.' 1473/4, Bs Chr. ,Sin houbtbuchsen
und ander buchsen, ouch sust allerlei.' 1475, ebd.
.Wurde süss allerlei gerett' E. XV., Z. ,Suster vil'; s.
Rappisser (Bd VI 1184). Oft pleonastisch neben .ander.'
,Von der selben nianung, leistung oder süss von ander
sach wegen.' 1391, AaB. Urk. ,Und was her W. ir
houptmann, und denn sust ander edel ... die kamen
all darvon.' Z Chr. XV. .Ein jeklic.her Wechsler noch
sust niemand anders.' 1425, Gl Urk. ,Were aber, das
sich süss in anderweg dehein frevenheit ze Altstetten
verlüffe.' 1429, Z Rq. 1910. .Weder mit noch ane
geistlichem oder weltlichem geriebt noch süss in kein
ander wise.' 1444, UwE. .Süss all ander zins.' ebd.
.Süss ein ander priester, wer der wer oder wannen
er were.' 1472, L. ,[Man solle nur die Hauptleute
und Verwundeten in die Stadt lassen] süss all ander
güetlich furwisen.' 1477, Bs Chr. ,Die sygend all er-
schlagen ztod ald suster kon in andre not.' Ruef 1539.
.Nüt anders sust dann dass ich lust und fröud mög
hau.' .TMcrer 1559. .Was sontsten ander freffel ...
beschechend.' ZWäd. Herrschaftsr. 1593. S. noch reisig
(Bd VI 1326). Neben .witer'; s. sunder (Sp. 1143).
In deutlich attr. Stellung. .Als er sampt sunst dryen
knechten sinem vatter getröschen.' 1545, Z Ehegericht.
.Darzuo so louft er by tag und etwo zuo nacht umbhin
von eim wirts- und sunst huss in das ander.' 1555, Z.
,In sonst Heuser.' 1643, Bauernchr. Scheinbar pleo-
nastisch gebraucht ähnlich wie gr. äW-os, lat.alius, frz.
untre. ,Were aber yeman als arm, daz er den einung
nit geweren möchte oder süss sin guot verenderte und
den einung nit weren wölte.' 1454, Schw LB. ,Ob-
glych Einer ald Mehr syn Huss und Heimb eintweders
durch ingerissne Unfäl ... oder sontst von wegen
liederlichen Husshaltens allerdings verkauften müsste.'
1613, ZRq. 1910. S. noch Bd IV 1706 u.; Wät-Sack
(Sp. 647). Vgl. das scherzh.: St ist kröpfet ond 'bogglet
ond söss nüd g'schid Ap (TTobler). — f) an sich,
14ol
eigentlich, im Allgemeinen, für gewöhnlich Aa; Ap;
Bs; B; Gr; G; Sch; ScbwE.; Tu; /,. 's HüS war Süst
nid :' f'ir, ,wenn man nämlich iibh. eines kaufen
wollte' Aa (H.); ähnlich auch sonst, 's wer-mer süst
iiit .-' eil. ,wenn ich übh. so viel Geld ausgeben wollte,
dh. die Sache ist so viel Geld wert, nicht zu teuer'
Bs (Seiler), 's war s. e" schö"s Plät:li [aber für mich
zu teuer] Ap; Th. 's w&r-mer s. glich, mieeh-mer s.
NiU (aber...) Z. [Verkaufer:] I^ will 's ge" für W Fr.,
aber es sötti'd süss 50 sin, zB. nach dem Marktpreis
Tu. I'h ha" s. uf me if rechnet, ebd. [A.:] Bisch- de
z'fride"? [B. :] I°* cha-' siis" nid grad chlage" B. Der
het iez Die g'hürätet; nu ja, 's isch siis es a'ständigs
Meitli. ebd. Isch [ist es] söss auswar? G. Wobist
du söss diho'mm? G; THEgn.; vgl. Sp. 392 u. I'* ha»
s. nüd vil druff Ap; Bs; Th; Z. S. seit-mefn au'h)
Grüezi, lupft-me" ä" Chappe», Mahnung an Kinder Aa;
Ap; Th; Z. Die chlepfige" si" susch nid e"mäl di g'fdr-
lichste" Müntschi. HDietzi 1900. Der eltst und der
sterchst Maie'feldcr isch sus der P/m", aber doch him-
mer e"möl en Bürger g'ha", wo au'h Ettas hat 'künne".
Hausfrd 1885/6 (GitHe.). I'h hä" da es Dingi Magers
g'rechet, es ist süss nüd dürrs g'si", aber ich hän 's
glich i"tribe" GrV. (CSchnyder). Me" hätti süss g'meint,
es ud'-iid kruschierti Männer drunder, aber Keine" hed-
si'h anerbotte". ebd. ,Desgelich band frümd liit hüser
by uns, die mit uns weder stürend, dienend, wachend
alle die wile die Sachen stand als bisher; die süss
alle sollend wachen und dienen nach dem und die ord-
' nung angesehen ist.' 1439, Z StB. ,Tu die [die Beeren]
in ein sauberen Haafen, es solt sonst ein herdinen ge-
lesten [glasierten] Haafen sein.' Z Kochb. XV11I./XIX.
— g) etwa = nhd. .nebenbei gesagt, beiläufig bemerkt';
nur in emphatischen Sätzen Aa; Ap; G; Sch; SchwE.;
Th; Z. 's ist sös e" schülichs A"luege" Ap. Da(s) ist s.
glich nid recht Aa; Ap; G; Th; Z. I'h hätti sust (jl ich
au'" g'meint ... AaF. Das ist süst a"fen (auch) en Art [zu
reden, sich zu benehmen] Aa. 's het (ist) s. glich (a"fe"
oder e"fange") e" Art (Gatti"g, Meini"g) Aa; G; Tu; Z.
DafiJ war s. e"fange" scho(n) Th; Z. Da' sim-mer
süss glich au,'h (oder e"fange") Lüt. Du bist sös o'" e"
rechts Chalb Ar; G. Wie ka""-me" süs o'h e" deri's
Häs träge" ApK. Nei", wie si sust auch en Rock a"het;
er glitzret wie Side" vo" witem. Stütz. Me" wässt jo
süss wol au'h, aber au'h ase z' gar au''' und z' über-
tribe" und z' n'pärtig und z' drüber durch"i" ... ist
z' u"cernüftig ScbScIiI.; ähnlich Tb und sonst. S. noch
rar (Bd VI 1222); Senf (Sp. 1166). — h) in ellip-
tischen Formeln. Ja s. 1) als starke Bejahung: das
will ich meinen, allerdings, gewiss! ZDüb., OGlatt, 0..
Volk, (hier soll nie mit einfachem ja, sondern immer
mit Ja sust bejaht werden). A.: GV't's ivol üs? B. :
Ja sust! ZDüb. Ja sus null! GA. — 2) als iron. Ant-
wort: warum nicht gar! ZO. (Dan.). Ja sust wuel!
Gl. Sus ebe", nein im Gegenteil ZBenk.
Ahd. «it«, so (auch bei Notker), mhd. »u», eu(n)st auch
in den übrigen Hauptbedd.; vgl. Gr. WB. X 1, 1730/49.
Alle unsere Formen finden in ausserschweiz. MAA. und meist
auch in ä. Quellen Entsprechungen. Zur Assimilation im An-
laut vgl. Martiu-Lienh. II 367; Gr. WB. aaO. 1733. Zur
Erklärung der «-Formen hat man vermutet, dass der Uml.
zunächst in Wortfolgen wie sua ist > )iia £«( eingetreten sei
(Bebagbel 1911, 134|. Aber es ist wohl eher auszugehn von
einer in satzunbetonter Stellung entwickelten gr .ciia.i.li'.n
Form mit (unter Einwirkuug der ») palatalisiertem Reduk-
tionsvokal, der bei der Übertragung in betonte Stellung zu
volltonigem ü wurde. Die nasalierten Formen, die freilich
in dei Canzleispr. schon früh erscheinen, werden in den
.MAA. nuh mehrfachen Angaben als jünger empfunden; dazu
stimmt der Mangel an Formen mit vokalisiertem n (vgl.
dagegen zB. Chousl < Chunsi). Merkwürdig ist die Angabe
von Hunz., der sust und «un«( neben süst als veraltend be-
zeichnet. Aus der all-. Schliffs]. r. stammen die Formen mit
,-o-' (ausser in MAA. und Quellen, in denen der Wandel
u > o regelrecht ist). Die Scheidung zw. -s und -m mnsste
auf grund der vorliegenden Angabi u erfolgen. Zu den er-
weiterten Formen vgl. bes. echt Bd 1 32. An Formen aus
der ä. S|ir. seien noch erwähnt: ,Suss' wechselnd mit , sust.'
1438, ZStdt. .Sonsten.' AKlingler 1691; Spreng, ,sontsten.'
wiederholt 1588/1652, Z. ,Suster.' 1. H. XVI.
1531, Absch.; B Disp. 1528; Ruef 1539; Aal 1549, ,sustert.'
1527,BHuttw., ,sonster.' häufig in Z Akten der Jahre 1566/81;
JJNüscheler 1608; 1701, G Rq. .Sussig.' JMahl. 1620, gün-
stig.' 1489, ZNeer.; 1534, ZMeil.; 1545, ZAdlisw.; Euef
1550; ,sonstig.' JMahl. 1674.
all-: = susla. ,Und süln wir ouch wer sin, daz
daz hus alsust komen ist von des gerichts wegen in
dez vorgenanten E.'s haut.' 1313, Z; ähnlich oft im
XIV. , Wunde wir dise vergicht von inen alsus horten.'
1357, ebd. ,Den selben kouff haben wir alsus gen
inen getan mit sölicher gehügde [usw.].' 1423, ebd. —
Amhd. alsus (Belege aus Notker bei Graft' VI 21).
um- (AALeer.; Ap; BsL.; B; GnD.,ObS.; G; Sch;
UwE.; Z; St., um(m)e"- Aa; Ap (o-); Bs; GrD., He.,
Pr.,Ths; L; GSaL., T., Wb., We.; SchwE.; Th; U; Z,
ummer- S) susftj bzw. sosfs) GrD., He., ObS., Pr., Ths;
GSaL., Wb., We.; Sch; ThMü., Tag., „-süss, -süss Ap;
Gr; G; Sch; Tu; Z, sonst -sust" (St.2), -sös(s) Ap; G,
-sust AaF.; „V0;Gl"; SchwE.; U; Z, -süst B; UwE.,
-sunst Aa; Bs; L; S; Z, um-, imsonst PA1. (Giord.),
ume"-sustig SchwE.: a) ohne Entgelt, gratis. aaOO.
Syn. sus 3 aß. Meinst, es geb 's [das tägliche Brot] u.?
AaF. Es ist guet g'nueg, was-men u. giH SchSL (Sul-
ger), überchund L (Ineichen). U. ist defrj Tod (auch:
Nüt a's der Tod GSaL.), gew. mit der Fortsetzung
aber er (und de- Bs; ZW1.) chostfeß 's Lebe" (lt Sulger
Lüt) Aa; Bs; GSaL., We.; ScHSt. (Sulger); ZVV1. und
lt Spillmann. Scherzh.: Der lme"sus isch g'storbe"
GSaL. ,[An die Zeche] sölt der knecht, der inen win
und brot zuogetragen hat, nüt geben ... N. sprach,
warumb denn der selb knecht umb sus komen sölt.'
1403, ZKB. ,üer schiffman in Grinow sol ... ainen
apt ... umbsust on allen Ion ... überfüeren.' Schw
Tugg. Offfi. .Hindennachin hett sin [näml. Weines]
einer gnuog funden umbsust, das er us den vassen
were komen.' 1465, Z Chr.; vgl.: ,Man gab an etlichen
enden des selben alten wins ein eimer umb ein pfennig
und nmbsus.' 1473, ebd. ,Man fint, die 6 oder 8 jare
lärnknächt ... gesin sind und denn erst fil jar umb
sus dienen müessend.' 1469, Gftj. ,Es mag auch jeder-
man in disen bedern sich ergetzen und sein badenfart
umbsonst vollbringen.' HFant. 157S. — b) vergeblich,
frustra Bs; GrD., ObS.; L (Luegisl.) ; PA1. (.indarno');
Th; Z. Er ist umsus an den Platz g'loffe", der Doktcr
ist nid daheimat GrD. [Bursche:] Nei", Bäbeli, briegg
au'" nüd eso, i'h will uf's Jar ja wider eho". [.Mäd-
chen:] Ja, wenn d' uf's Jar ja wider chunst, so »•///-/•"
warte", aber nüd umsunst ZThalw. 's ist Alls omsöss.
Schwzd. (AHaider). S. noch Bd V 770o.; zue-rüsten
(Bd VI 1555o.). Präd. ,So istüwer ding ombsus.' Just.
,Druinb ists schon uss, es ist umb sust [: lust].' HBill.
1533. ,Dyn sagen ist umbsust [: lust].' Edef 1550.
,Umb sunst und vergäbens arbeiten, laborein iuanem
Mi»:-;
Sas, ses, sis,
capere.' Fris.; Mal. ,Ihr übrist hette ein Teufels
Kunst bei sieb, war aber urabsunst.' 1621, Zinsli 1911.
S. noch blüemen (Bd V 93). — c) ohne Grund (Zweck);
gew. negiert. Er ist nid omme*sös (eso) tick Ap. 's chund
Nüä ume"sust AaWoM. Dieselbe" Habsburger hent nit
ume"sust eso g'heisse", Die hent ei"fach g meint, 's miess
Alls i" ire" Sack. Schweizern. 1891 (U). So ume"sust
het Niemer welle" z' Höll, als Opfer für den Bau der
Teufelsbrücke. Ndw Kai. 1906 (ü). ,Man hat wol ver-
standen, das semlicher anslag durch in nit urabsus
was beschechen.' DSchill. B. ,Die hern werden un-
gerochen nit lassen, dass sie also urasust verachtet
und verspotet sigid.' Ansh. ,Das zeiget er an nit urnb
süss.' Laz. 1529. .Über das alles [sei die Frau des
Sprechers] hinweg glüffen und sich zuo einem pfaffen
gen Brysach gesetzt, ungezwyfflet nit umb sunst.'
1538/40, Z Ehegericht. S. auch Vor-Bröt (Bd V 958).
Mlul. umhe ms, eig. ,(nur) um so' (Mild. WB. II 1, 757),
urspr. wohl mit hinweisender Gebärde (Paul WB. 257<J);
vgl. auch Heyne WB. III 1131; Schi». 2 II 333; Martin-
Lienh. II 367. Die dreisilbigen Formen (auch eis. und bair.)
enthalten wohl urspr. den unbest. Artikel (vgl. ,uinb ein
sust.' HSachs bei Sehm. aaO.), viel], einem 'umbe ein niht oä.
nachgebildet. Das W. ist tw. durch das syn. ver-gibe" (s.
Bd II 87) zurückgedrängt; tw. (so in BG.) wird es Diesem
gegenüber nicht als ma. empfunden. .Umbsunsten.' ABütcl-
rock 1682/1712.
an-: = sus B. ,Ansonst, sonst. Wird nur von
einigen Schaffungen gebraucht.' Spreng. ,Da wir an-
sonsten den ganzen 8ten Art. ... genehmigen.' 1780, S.
— Aus der allg. deutschen Kanzleispr.; vgl. Gr. WB. I 464.
für - säst(ig) SchwE. (Lienert), versüss GrPi\:
1. ohne besondre Absicht GRPr. I"h bi" nu" v. da üf
g'gange". Nu" v. han-ich 's g'said, auch = zum Schein.
— 2. = um-s. b. Fürsust sueche" SchwE. (Lienert). —
Vgl. zur Entstehung die Anm. zu um-s.
suslich: solch. ,Das s-s enzihen desto sicherer
möchte beliben.' 1296, SchwE. ,S-s gelübde.' ebd. ,In
s. wise als hie nach geschriben stat.' 1847. AiLauf.
— Entspr. amhd. (Belege aus Notker bei Graff VI 21/2).
Susanna, -< (nach Angaben aus AAFri.; BE., Gr.;
Sch; WZerm.; Zg), Z- Gl; GRPr.; G(sooT.), Susann
GStdt(-)V-, vornehm), Z-AaL.; ApScbön.; Th; Z, auch
lt Dan., Spillm., -us- GT.; ZO., Zusänte" ZBenk.
/: Brente"] — Dim. Susanni GRMalix, Susa(n)neli ZEgl.,
Rafz, Z- (im Kdld; vgl. u.) Aa; L; G; Sch; Th; Z
— derb Zusannel ZO. (Stutz), Zusanggel lt Dan. (wohl
für Z) mit Dim. Zusänggeli ZStern. — Kurzformen
Susa, -. BsL.; BGr. (1852, lt Bärnd. 1908), -w- BKand.,
Z- BInt.; S; 1. H. XIX., L Spiel, -ö1- ApM. (T.), -w- B
ltZyro; G (Id. 1799), Süsa, -e BInt, Si., -*'- BGr., Z-
Blnt. und lt Zyro; ZO., Züs Aa (grob); ZSell., Züs
ZKn., 0. (-ü>-) Stdt, und lt Dan., Zusei Z f (in O. lt
Stutz -ss-), -o'- ApM. (T.), Zö'sel ApH. (T.), Susla, -.
Gr, Z- GRPr.; GT.; Sch (auch -ss-); Z (so Seil., 0.
und lt Dan.), -o>- ApK. (verächtlich lt T.), Zö'sh oTn
— Zütter ZO. (Stutz) — Dim. Susi I Bs; B; GRMalix;
L (-ss- lt Ineichen); GStitf-ü'-J; SchwE.; SOBuchsiten;
Ndw, Z- BInn.; Gl; L; G; Ndw, -«'- AALeer. (H.);
Bs (Seiler); B lt Zyro; S, Zuissi W, Susi I BsStdt
C-i-J; BE., Kand., Lenk; FStAnt; LHochd., Z- B (so
uE„ lnn.,Kand., M. undltld.); FStAnt.: Gl; LHitzk.,
Hochd.; G (so Stdt); Sch: uTh; Z (so 0. und lt Usteri
1853), -ü'- AALeer. (H.); Bs (Seiler); B (so Goldb.,
G.); LBer., -V- BBr., Gr., -o- uTh, Zisi GStdt (beute
abgelehnt), Suseli B; L (-ss- lt Ineichen), -ü'- BsL.
(Seiler); GStdt, -ui- UwSa., Z- BInt.; Gl; L; G (so T.),
Susli Bs (Seiler), Z- Bs (Seiler); GT.; Zg, Süseli
BE. (zärtlich), Inn., Z- AALeer. f-ü'-J; B (so Int., Stdt
und lt Zyro, in Goldb. -«'-); L (-ö>-); Sch; ScHwBr.
(-«-, auch Bartlispiel 1829), Th; Z (in Rät. -ss-),
Ziselli BBr., Süsli SchwE.; SMeltingen, Z- Bs
(Seiler) — Züsgi GlH.| (etwas roh) — Sanneli Gl,
Santschi Gl: 1. a) weibl. Taufname. aaOO. 's Babeli
und 's Zuseli und 's Döreli und 's Begeh. Dorfkal.
1890 (GoT.). [A. auf die Klage der B., dass ihre
Tochter im Dorf en pürsche" Name" erhalte:] Mi"
Chind muess anch nW d' Zusle" sl"; ro" hüt a" blib-ich
halt debl: Susette" säg-em Jederma"". EFeürer. S. noch
in-gumpen (Bd II 313). Süsikäti, -käteli BKand. (auch
Z-); FStAnt. D' Farb-Zusla. Schwzd. (GrPi\). Vgl.
,Züs Bünzlin' bei Gottfr.Keller, Die drei gerechten
Kammacher. Typisch. D' Näehberslüt ... sin orde"lichi
z'säme" g'sin wie d's Susis Jaggi u"d d's Böse"gritli
in der Buttiuucha. Schwzd. (BLenk). D' Mueter u"''
der Att, Hans u"a Batt, Grit u"d Grit, d' Süsa u"d
Elsbet [usw.], Antwort auf die Frage nach dem Fa-
milienstand BSi. (DGemp. 1904). Exgüsi, Jumpfer
Züsi! scherzh. zu irgend einem jungen Mädchen Th
(so Egn., Hw.). Als Züsi namentlich in B beliebt;
daher Berner-Z. (in L auch nur Z.) AaWoIiI.; LBer.,
Uitzk., bes. für die aus dem B Gebiet kommenden
Bettlerinnen; s. noch chugel-rund (Bd VI 1043). Im
(Kd-)Lied meist in der Form Zusanneli (S-J verbunden
mit Anneli. Anneli, Z., wo hesch denn du diu Ma""?
Im Tinte"fass, im TimtCfass, jetz cha""seh-ne" numme''
ha" GBuchs. Anneli, Z., wo weide"d dini Schöfli?
Z' Wengen-öbe", z' Wengen-obe", hinder selbem Brochli
ScHGächl. (EStoll 1907). Anneli, Z. hat höht par
Schueh; si g'ivigglet und g'ivagglet im Wirtshüs zue
Sch (ebd.). Anneli, Z., chum (her), mer icänd i" d'
Em! Ich hän e" chlises Plätzeli und schnid-es (Ich hau
c" rostigs Sichelt, es tuet-mer icc im Rüggeli, aueh schnid-
ich ZRät.) nüä so gern ZO. (Messikommer 1907), Rät.;
eine Var. unter Boggen (Bd VI 773). Anneli, Z., bis
"it hö"! Im Winter wei"-mer läse", im Summer fange" -
mer d' Floh Aa. S. noch rumplen (Bd VI 939; in B
lt GZür. 1902; in Th tw.; ZEgl., Rafz Susanneli).
Anneli, Zusänte", Ziger i" der Brente", chüele" Wi" im
Cheller, Fleisch uf <<em Täller ZBenk. Scherzh., Zu-
sannf.J als Deckwort für , Sonne.' D' Zusann chunt
cho" wundere", .die Sonne ist neugierig' Z (Dan.). D'
ZusannfcJ chunt (hüt nümer) füre", zum Vorschi" Ap
Schön. ; G (so T.) ; Th. Wenn nor d' Zusann ivider e"möl
före"luege" wörd Th. Übergehend in appell. Gebrauch,
als Rufname der Magd. Eini [Hausfrau] sitzt i" der
Chuchi ror-ere" g'hüftige" Blatte" roll zündröte" Berti
... dertcere"d iri Zusann bim Schüttstei" rore" 's Mosch
butzt. FOschw. 1900. Eusers Here" Züsseli het welle"
höfeli"* gä", ist über und über g'chügelet. het 's Füdli'h
füre" g'lä" ZRät. RA. Ei"'m d's Züsi pßffe", Jmd
den Standpunkt klar machen, seine Meinung sagen B;
in BG. (lt Bärnd. 1911) dem Züsi pßffe". ,[A.] möchte
... dem B. das Maiji singen; es hat jedoch den An-
schein, dass ihm selber nach Noten das Z. gepfiffen
wird.' Bauernst. 1908; s. noch pßffen (Bd V 1079).
— b) appell. a) Zöseli, im allg. S., kleines Mädchen,
Ding L. Das arm Z. [die kleine Marie, der der Vater
gestorben ist] ist uf <'<"' ehalt Chochibode" g'chneuet.
Vaterland 1907 (L). — ß) Zü'si, Zü'si n., Schelte,
llor,
Sas,
1400
dumme Person AALeer. (H.). — 2. Susann(a) lt Dan.
(oO.), Susann* ÄAFri. (lt Bochh. 1857, 63) f., Glocken-
name; s. noch Glogg mit Anm. (Bd II 011/2).
Vgl. Martin-Lienh. II 377; Follnmnn 514; WB. der
Inxemb. MA. 407. 434. Her Name wird als häufig ange-
geben für B; Seh; SOBuchsiten, als seit,., in l'w; WZ. im.
'/.- durch Verschmelzung mit dem fem. (bzw. neutr.) Art.
(vgl. zB. Sa&fna Sp. 39). Das auffallende Zütter etwa nach
Kälter (Bd III 560). Die Betonung ist meist Süsann(e).
Für das Geschlecht (vgl. die Anmm. zu Anna IM I 261;
Maria Bd IV 356) liegen wenig Angaben vor; Schwanken
herrscht, wie sonst, bei den Bildungen auf-/ [Suri bzw. '/.-
f. GStdt, n. AaLeer.; Bs; BE., Gr., G., Lenk; Z). Zu der RA.
am Sililn^s von 1 a Tgl. das syn. Ki'"m r/'s Maiji singe"
lS[,. 1196), dem sie wohl nachgebildet ist. 2 angeblich Um-
deutung des in Glockeninschriften häufigen ,Osanna'; vgl. auch
den klangmalenden Vers Bd II 611 0. A. Belege: ,Frowo Su-
selin Eichin.' 144S, B. , Susanna von Kappeustcin.' ebd. ,Zu-
san.' 1585, ZZoll. Im Flurn. , Susannen-Acher.' 1798, ThEgn.
Susette GT. (als vornehm geltend), Z- GT.; Th;
ZBauma, Süsette, -a BInn. (.nicht sehr gebräuchlich'),
Z- B; GT. (-ü'-)i Th; Z — Kurzform Sette, -a Ap; Z
Rass. (-€-'-) — Dim. Su'setti BGr., Süsetti GlEIid, Gl.,
Süsettli B (Zyro), Z- B (Zyro); GT.; TbMü.; ZSt.lt.
Setti BGr., Worb und lt Zyro; Gl (auch Seti); S, Setteli
Gl, Settli Ap: weibl. Taufn. [Verloren:] Am Mündig
z' Äbi'g mVs lieb Züsettli. Z Eisztg 1891. S. noch
das Vor.
Frz. Susette,- -u- beruht auf Kontamination mit Susanna
(vgl. d.). Der Ton ruht auch bei den dreisilbigen Formen
gew. auf der 1. Silbe.
Susi II. Uff d" S.! in dem Zieh-si (s. ziehen und
vgl. Sp. 13 o.) genannten Ballspiel Zuruf an den Spieler,
der dreimal mit dem Ball gefehlt hat und sich nun
als Zuschauer an die Wand stellen muss; auf dem
Wege dahin dürfen ihm noch drei Schläge versetzt
werden Bs. D' S. auch Name des Spiels.
Zu süse" (eig. Ort wo es «*»(, mit Bez. auf die dem Aus-
geschlossenen versetzten Schläge)?
suserle" II: = sfifer(l)en 2 a (Sp. 360) iiiTh. Es
süserlet noch e" Bitzli. — Kontamination aus »uferten und
sü»en; vgl. täuterlm (Sp. 13S0).
Susi II: Katze Obw. — l'rspr. Lockruf; vgl. büs mit
Anm. (Bd IV 1738/41) und die synn. Zui, Zizi.
Süssi. Im Wiegenlied: S., nunni, bütti: d's Chälb-
schi geit i" d' Bütti ... s., nunni, wiegi: d's Chälbschi
isch en Spiegi BDärst. (GZür. 1902).
be-suesse", Ptc. -et, seltener -e" (s. 2): 1. reizen,
herbeilocken (zB. einen Hund) Gl (heute abgelehnt).
Syn. hallen III (Bd II 1130); besolden (Sp.859); zöchen.
— 2. in der Verbindung b'suesset (auch b'suesse") si",
erpicht, versessen auf GlH., M. Er ist b'suesset auf
ein Mädchen, von einem Tänzer. Er ist b'suesset, ä"
d' Fart z' gü", von einem alten Manne, der die Nä-
felserfahrt bei jeder Witterung mitmacht. Ü"seri
Chatz ist b'suesset, ufdem ehline" Bire"bäumli z'höckle".
Auch wie b'suesseft). Er ist we b'suesset drüf. Der
gut ve b'suesse" dert here", zB. in ein Wirtshaus, des
Wirtstöchterchens wegen.
Zum F.dg., eig. mit Süssigkeiten ködern? Aber die Form
(alul. 'üi-euoßen) will zur tr. Bed. nicht recht stimmen.
B' messe" wohl unter Einfluss von b'sesse".
siiess (bzw. -ie-), in GGr.; WVt. -s: 1. wesentl. wie
nhd. süss. allg. ,S., lieblich, dulcis, suavis, benignus,
clemens, comis, mitis, melleus; s. machen, (e)dulcare,
indulcare.' Fris.; Mal. a) eig., von der Wirkung
auf den Geschmack. Oft verbunden mit dem Gegs.
sür (s. Sp. 1275 o.) oder bitter; s. auch u. S. ist nüd
better. Ap VL. 1903. ,S-es und bitteres, dulcia et amara,
contraria.' Mal. Neben andern Geschmacksbezeich-
nungen; s. Bd VI 1271. Von Früchten uä. S-i Öpfel
(s. auch Bd I 367 und vgl. S.-Epfel. ebd. 376), Bire",
Chriesi, Trübe" usf. ,Wer viele süsse Äpfel isst, be-
hält ein gutes Gedächtniss, wird gescheit' B. ,Wenn
eine Kuh die Striche voll Warzen hat, so soll man
einen süssen Apfel nehmen, einen Schnitz daraus
schneiden, die Warzen damit abreiben, den Schnitz
wieder in den Apfel einsetzen und nachher den ganzen
Apfel in der Dachtraufe vergraben' BE. ,S-i Öpfel-
stückli (gedörrte) mit Fett gekocht', häufiges Gericht
ZG. (Messikommer 1911), ebenso frische s-i Öpfelstückli
Ap; G; Tb; Z. ,Von fruchten, als ops, s. zengrend öpfel
... s. trüben oder winber, süesslacht criechen.' Türst,
Ges. ,Ein sure under etlichen s-en birren.' Zwingli.
S. noch Saft (Sp. 363 u.). S-i Wurzle"; s. Chrüt (Bd
III 883). S-i Muschgate"; s. Bd VI 1270 u. Von Ge-
tränken, Flüssigkeiten. S-er Wi"; auch im Gegs. zum
gärenden (vgl. Süser) oder vergorenen. Muschkateller
(u"d) s-er Wi(n) im Biti - Bössli - Lied GRChur, Mai.,
Ths. S. noch Gigeli-Gupf (Bd II 392). ,Anno 1473
hiess der heiss summer, so in 4 manoten kein regen
kam, und ward ussbündig s-er win.' 1473, Z. ,Der
wyn ward ouch desselben jars [1540] so s. und guot,
das man meint, er wurde nit bestendig sin, sonder
ze essich werden.' 1540, Aa TB. ,Die wyssen wyn
werdend gestrax von den räben uf das trottbet ge-
wümlet und ganz s. vor dem jäsen hinweg gemässen.'
E. XVI., Z. ,Der gute, süsse Wein, so in dem edlen
Boden ... von uns [den Bündnern] warde gezogen.'
1615, Zinsli 1911. ,Des allersüssesten besten Felt-
liners.' SchwE. Kanzleikal. 1620. ,N. sagt, als er...
zum Schneggen kommen und man anfangs s-en Wyn
gehapt..., syge man guoter Dingen worden.' 1637, Z.
, Fluch, Jüngling, wo du wilt vor Schaden sicher sein:
Veracht ein geiles Wib und entlich süssen Wein'
BSi. (Inschrift auf einer Platte). S. noch Llchuam
(Bd III 1015); Most (Bd IV 541); sür (Sp. 1275).
Süser, wo noch e"weng s. ist Tb. S-er Most, unver-
gorener (Gegs. ge-räzt Bd VI 1279). ,Vom s-en Most
macht er [der Freie] kein Pfacht.' 1618, GRGed. ,S-i
Milech' Tb; EKösig 1706; s. auch sür, ver-suren (Sp.
12760.1284). ,S-e(Kirs-)Suppe';s.Sp. 1228. 1239. ,S-er
und lieblicher saft oder angenämmer saft, suecus blan-
dior.' Fris.; Mal. ,S-es wasser.' ,Hast ouch da usshin
[ause iner ,gatzen mit wasser'] trunken? Ich gloub ja,
es ist woll so liehen s. gsin.' 1566, Z Ehegericht. .Wann
das Volk Israel wider Moysen wegen Mangel und Ab-
gang Spis und Tranks nit brummlet bette, hette vil-
licht der allmechtige Gott das bitter Wasser noch nit
s. gemacht und das Himmelbrot fallen lassen.' 1651,
L. S. noch üs-sihen (Sp. 589). S. Chriesiwasser, ,ein
destilliertes Wasser: Kirschen und Kirschenkerne
werden zerstossen, mit Wasser Übergossen und dann
abgetröpfelt' ApK., M. (T.). ,S-er Salpetergeist', Spir.
nitri dulc. Aa. >S'-; Tinte" als Var. zu dem unter Anken-
Milch (Bd IV 201) abgedruckten Spruche. ALGassmann
1906. Von Honig; s. Bd II 1368; Saft (Sp. 363 u.). 's ist
Öppü so gross wie-n-es Hüs, so chli" a's e" Müs, so
bitter wie Galle", so s. wie Hung B (Rätsel vom Nuss-
bauin, der Nuss, der Schale und dem Kern). S. noch
1407
sns
Brunnen (Bd Vöiiii.; auch Sch). Nünt (Nütz) för
unguet ond Zocker för s., scherzh. Entschuldigungs-
formel Ap. Von andern Speisen; s. Sp. 1276. S-e*
OhäbiSi nicht eingesäuerter BGr., Lutz. S-er Mocke"; s.
Bd IV 141. S-C Nidel (Baum) Ap; GT.; Th; Z; vgl.
auch Bd IV 072. ,[Die Welt] streichet uns häufig
s-en Neidel in das Maul.' JJUlr. 1731. S-er Anke"
Aa (H.); Z und weiterhin, s(-es) Schmalz Ap; GrA.;
GT.; Th, frische Butter. S-e Chäs 1) fetter Appen-
zeller Käse Ap (ATobler), Emmentaler Käse ApHer.;
GT.; Th, im Gegs. zum rässe" Appenzeller Käse. —
2) Käse, der aus frischer, durch Zusatz von Lab
künstlich zum Gerinnen gebrachter Milch bereitet ist,
im Gegs. zum süre" Chäs aus Milch, die durch Stehen-
lassen sauer geworden GRPr. Entspr. s. chäse" (ebd.);
vgl. auch ,s. sennen, s-e Sennereien' (Sp. 1006 und
dazu Gr Sammler 1781, 36/7), feiner die Sage ,wie
die Sennen das Süsskäsen lernten' bei GFient 1896,
161/2. Im Schopf [Ortsn.] chiese"-si ke'" s-e" Tropf.
GZür. 1902 (BDärst.). S-e Ziger, mittelst Sür (s. Sp.
1281) aus der Käsemilch ausgefällter Zieger, im Gegs.
zum , sauern' (durch Salzen aus dem süssen erzeugten)
und zu dem aus den Abfällen beim Käsen (den Käse-
spänen) bereiteten Chds-Ziger BE. ,Das Nächsli [?] ist
gemacht von Leim, äs gehört Nidlen und süssen Ziger
daryn.' 1812, BLangn. (Inschrift auf einer Nidel-
schüssel). , Drinnen stund ... Käse, Hamme und süsser
Ziger.' Gotth. ,S-s Gift', übertr. von den ausländischen
Pensionen: ,Es soll nicht mehr in unser Grenz ge-
spührt werden das s-e Gift, so alle Not und Unglück
stift.' 1618, Zinsli 1911. ,S-e Schleckbisslin': ,Die
Preykanten, welch unser [der Teufel] liebste Freunde
sein und unser s-este Schleckbisslein.' 1618, ebd. S.
noch Puppen II (Bd IV 1426). E" s-i Blatte«; s. Bd
V 192 u. Subst. Süesses, süsse Speise, spec. Backwerk,
wohl allg. Si händ nw S-es g'ha". Dorfkal. 1892.
[N. bezahlt] dem Anneli auch öppis S-es. JHefti 1905.
Nöch d'm ZimHs heig-si pärforscht noeh-n-es Schwarzes
[Kaffee] miiesse" ne" und öppis S-es derzue. SGpeller
1911. ,An der Chilbi führte der Knabe das Mädchen
zum Tanz und trank mit ihr etwa eine Halbe Gueten,
dazu e" chli" Süesses. HMessikommer 1909. In die Ge-
ruchssphäre hinüberspielend : ,S-er rauch'; s. Bd VI 97.
— b) übertr. auf den U eh ör seindruck. S. und sür uf
einer Gige"; s. Sp. 1276/7. ,S-es Gesang', ,s. singen' ;
s. Sp. 1176 u. 1197 o. ,S-e wort' uä.; s. im Folg. —
c) auf die Empfindung im Allg. Von allerlei Um-
ständen, Verhältnissen, meist im ausgedrückten Gegs.
zu sür; s. Sp. 1277/8. ,Was ist s-er dan den flocken,
der under allen erschrockenlichen das allererschrocken-
lichist ist [den Tod]?' Türst, Ges. Von Worten uä.
(vgl. b). ,Preist den Nammen Gotts, den s-en!' 1618,
Zinsli 1911. ,Das Wort Gottes ist erfüllet mit vielen
der allersüssesteu Verheissungen.' JMeter 1700. Gew.
im ungünstigen S., = schmeichlerisch, falsch. ,Als wir
[die eidgenössischen Gesandten] nun gesächen, das...
man uns nit anders dann mit gelt und s-en, betrognen
Worten hindergaut.' 1477, Waldm. ,Und sind die wort
[der Franzosen] vast s.' ebd. .Glaub nicht den Worten
s.!' 1621, Zinsli 1911. S. noch ze-sämen-sehen (Sp.
583). Entspr. s. rede" Aa und weiterhin. So auch
vom Benehmen: S. tue" Ap; Th und sonst. Vom Ge-
sichtsausdruck. E" s-es Mül (Müli) mache"; vgl. den
fingierten Namen ,Elsli Süessraüli.' NMan. Oft mit
scherzh. Beziehung auf den Genuss süsser Speisen.
Se! cha""st auch e"chli" e" s-es Mül mache"! zu einem
Kinde, dem man eine Süssigkeit gibt Ap; Z. .Unsere
Magd hat ein süsses Maul, wenn sie Zucker leckt und
die Nidlen schäumt' BLangn. (Inschrift auf einer
Platte). Ei"m 's Mül s. mache", = Ei"'m Eung i" 's
Mül striche" (Bd II 1367) B; G. D'r G'meindschriber
... het-i"s 's Mül grüsam s. g'macht. B Hink. Bot 1882.
S. fdri-J luege" Aa; B; G; Schw; Th; Z. Si luegt s.
dri" wie-n-es Hüpli. MLien. Süri L'ebere" han-ig
müesse" reiche", dass ü"si Jumpfere" der Götti het
chönne" mache" s. luege". JReinh. 1905. S. noch Sp.
1279 o. Vom Menschen selbst. Ieh bi" nüd so s. oder
ich bi" süss s. g'nueg, scherzh. Ablehnung angebotenen
Zuckers, einer süssen Speise oä. Min Schatz ist vo"
Zucker, drum ist-er so s., Volksreim Z (Spillm.). S.
noch sehen (Sp. 531 u.), ferner sür (Sp. 1279 u.). —
2. spec. von fettem Heu. Vgl. den Gegs. sür 2 c. ,1m
ehemaligen Sumpf [in GW].] wächst süsses Heu, ge-
deiht prachtvoll der Türk.' G Kai. 1862.
AhJ. s(w)uoßi, mhJ. Küeßc; vgl. Martin-Lienh. II 377;
Schui. 21I 333; Follmann 478. Oft in Nameu. 1) in Fa-
milienn. ,Süess.' XIII., BsStdt (.dominus Hugo Dnlcis ca-
pellanns'; .N.dictus S-e faber ze Cruz'); 1294, GWil; 1368/92,
ZStdt; 1373, AaB. (,Cuonz S-o') ; 1380/1410, LStdt (Leo);
1502, BStdt(Leu); 1531/1874, ZStli. ; 1035, ZBirm.; 1641,
Zg. ,S. -Trunk' Z, schon 1525/43, ZHünikon (,Suess-Tr.' Leu);
1609, ZAnd.; 1752, ZZoll. — 2) in Orts- und Flurn. ,1m s-en
Mättli' AaRtif. ,In dem s-eu Baumgarteu.' 167 4, ZElgg.
Zssen. ,Süss-Egg' B. ,- Acker' Aa; ZEls. ,-Halde' Aa. ,-Holz'
L; Th. ,-Hüsli' B; GGais. (Leu). ,-Loch' G. ,-Ba.h' AaBr.
(,Süssen-B.' 1451/1685). ,-Buck' Z. ,-Berg' L; U (auch PL
,die S.-Berge'; , Siesberg oder Süesb., auch Diesb.' Leu),
,Süi en-Berg' GFs; ZFeuerth. .Süess-Flätz' ZMaur (,-blätz.'
Leu). ,-Bruunen* li. , -Tannen' LRothenh. (,Sües-T.' Leu;
.Süessi Tann.' Zg Kai. 1879). ,-WinkeI', Weiler GoRh.; vgl.:
1„* s-e" Winkel, Hausn. ThEsch., ,zum s-en Winkel', Hans
und Hofstatt. 1487, SchStdt, dazu im nuren W. Sp. 1280.
über-: übermässig süss ApK. — un-: uneig., un-
angenehm. ,Si wolten im nicht spise geben ... daz
was im gar unsüeze.' Boner. — hung-erde"-: überaus
süss Z.
früeling-. Subst. Name einer Apfelsorte SThierst.
Das W. wird mit Ellipse von Ep/tl als Masc. gebraucht,
doch adj. flektiert; vgl. heilig-, hert-, hnsen- breit-, sib-, zelgli-s.
heilig-. Nur subst. als Name einer Apfelsorte
SBüss. Mueter, gib-mer au'h e" H.! — Vgl. die Anm.
zum Vor.
halb- s. Chirs- Suppen (Sp. 1239).
hung-: honigsüss Aa; Ap; B; G; S; Th; Z und wei-
terhin; meist übertr. [Das Mädchen] het-em ne" par
h-i Blickt g'ge". JReinh. 1905. Er het-e" h. für e" Narr
g'ha", ,ohne sich irgend ein Gewissen draus zu machen'
Aa (H.). .Honigs., mellitus.' Mal. ,N., der mir die
honigsüesse Gnad ... in lauter Wermut und Gallen
verkehrt.' 1679, Z. .Das Honig, so geflossen ist durch
den Mund unsers honigsüössen allerheiligster. Lehrers
Bernardi von Claravall.' 1681, Tän. 1906. — Vgl. Gr.
WB. IV 2. 1792; Fischer III 1801.
hert-: von dem Geschmack gewisser Äpfel ZNeer.
(Dan.). Si [die Haberöpfeli'] sind aber h. Subst. als
Bezeichnung , einer süssen, aber harten Apfelsorte,
meist nur gekocht oder zum Mosten verwendbar' ZW.
Vgl. die Amu. zu /'rüeliii<j-s., zur Benennung Zai-Sücstei-lier
(Bd I 376)?
hase"-. Subst., ,ein fast kugeliger, hellgelber, auf
der Sonnenseite hellrot gestreifter, süsslicher Apfel'
ZThalw. — Vgl. die Anm. zum Vor.
1409
Sas,
sis, sos, »ns
leckerli-: süss wie Leckerli (Bd III 1217). Mit
dem Mül l. und mit dem Tüfel im Herz. Gl Volks-
gespr. 1836.
met-: ,süss wie Met', honigsüss Bs; GttMai.; Scn
(auch lt St.), .widrig süss, fad süss' GLObst. ,Mulsus,
m., glat, häl.' Denzl. 1677. 1716. — zucker-met-:
= dem Vor. Bs. — Auch bei Martin-Lienh. II 377.
nach nöch-: ,hintennach süss schmeckend' Ap(T.).
breit-. Nur subst. für eine Apfelsorte SThierst.
Vgl. Breit-Süessler. — Vgl. die Anm. zu früding-s.
sib-. Nur subst. für eine Apfelsorte SThierst.
— Vgl. die Anm. zum Vor.
sür-: wie nhd. sauersüss. wohl allg. S. Pasteten
(Bd IV 1784). — scharpf-sim: .ausgiebig versüsst',
von Schnaps BGr. (Bärnd. 1908). — wasser-: wäs-
serig süss. ,[Die Biestmilch erinnert mit ihrer Dünni
an die entrahmte, bläuwi Mülch oder an die w-i Milch
der Stute.' Bärnd. 1911 (BG.). — zucker-: wie nhd.,
eig. und übertr. wohl allg. S. Bd VI 800 (Beleg von
1588). Z. wie Mugge"füess G. I'h wur''-em nöd recht
troue", er ist ouch gär z. GT. De'Z., Spottnameeines
Mannes ScmSt.
zelgli-. ,Zelglesüss', subst. als Name einer süssen
Apfelsorte BsL. (JKettiger 1857). — Vgl. die Anm. zu
früeling-8.
Süess m.: = Lind (Bd III 1317) GoT. - Als Fi\\;
s. die Anm. zu süess.
Edel-: Pflanzenn., gemeiner Tüpfelfarn, Polyp,
vulg. BSa.
Ö1-: Glycerin B (Apotheker Lindt). — Vgl. Gr. WB.
VII 1286.
Engel- m. und n.: 1. Pflanzenn. a) = Edel-S. AaB.;
LE., W.; Scawlb., Kü., Muo., Schw.; USis.; Zg; Syn.
Süess-Holz 3 (Bd II 1259), - Würz. .Polipodium, stein-
varn vel e-e.' Ebinger 1438. ,Das e., polypodium,
ein kraut.' Fris.; Mal. ,Das Farnkraut sieht schier
dem E. gleich, und ist nit gmein gross Farn, so auf
den Feldern wachst.' Arzneib. XVII./XVIII. Verwen-
dung. D' Würzli vo" E. tverdi"d 'brückt zum Ablöse"
des Schleimes auf dem Herzen SchwMuo. ,R[ecipe]
früschen e., klein zerschnitten, stos in woll, truck
den saft wol uss.' Zg Arzneib. 1588 (für ,torechte men-
schen'). ,E., dessen Decoctnm sonderlieh den sau-
ren, herben Wein milteret.' EKönig 1706. ,Als ich
[ein Chirurg] ... gegen den Flüe und Felsen gegangen,
in der Absicht, allda Hirschzungen und E. zu suchen.'
1780, ZNWen. ,E., oft gebraucht, ist gut [für das
Bauchgrimmen].' Arzneib. 1822. S. noch mir (Bd IV
367 u.); Burätsch (ebd. 1529). — b) wahrsch. roter
Streifenfarn, Asplen. trichom. ,Filicu]a, E., roter
Steinbrech.' Denzl. 1677. 1716. S. noch Stein-Brech
(Bd V 313). — 2. Succns Liquiriti«, aus der Süss-
holzstaude Glycyrrhiza glabra gewonnener und einge-
dickter Saft, der in Stangenform in den Handel kommt
Aa (auch St.a); Syn. Beren-Dreek.
Vgl. Gr. WB. III 478; Fischer II 720; Martin-Lienh.
II 377; Unger-Khull 202.
Bitter-: Pflanzenn., Nachtschatten, Solan, dulcam.
AaF.; B; L; mTH; ZWettsw., spec. das von den Kindern
gern gegessene Holz der Pflanze B, so Stdt (,Gassen-
spr.'). Syn. Hüntschen-, Süess-bitter-Holz (Bd II 1252.
1257). Frisch oder gekocht dient die Pflanze gegen
Leibschmerzen und Blähungen AaF.; L. — Übersetzung
des lat. dvieamanu; vgl. Gr. WB. II 56; Fischer I 1146.
Zucker-: = Edel-S. Sch.
Sobweiz. Idiotikon VII.
Süessacher, -echer — ni.: süsse Apfelsorte; s.
Bd I 376.
Dazu viell. (von einem am betr. Orte st. linden Baum) der
Flurn. Stiettriker ZHüngg; zur Form vgl. Aehtr (Bd I 65).
Vgl. aber auch den Flurn. ,Süessikonier' ZHirsl.
Mass-Süesselen: Pflanzenn., Massliebchen, Bell,
per. KuGessn. 1542; s. Zit-lösen (Bd III 1437).
Schwz.? Bock 1546, 61 b belegt die selbe Form für
das Bistum Speier. Bei Gr. WB. VI 1751 (nach Nemnich)
,Ma*s-Süsselein'; vgl. Mai-Sihssiti.
süessele": 1. „einen meistens widerlich süssen
Geschmack oder Geruch haben" Ap; BG.; GG., T.;
Th; Ndw: ZS.; auch St.2 — 2. süss werden Ndw
(Matthys). — 1 auch lotbr. (Follmaiin 47!)) und bair.
(Scbm.Ml 333); in andrer Bed. bei Unger-Khull 601.
Süesseli in.: a) wer gerne süsse Sachen isst
SchwE. — b) übertr., wer sich süsslich benimmt,
Schmeichler, ebd. — Noni. ag. zum Vor.
Mai-Süess(e)li n.: = Mass-Siiesselen Gr (Durh.).
Durh. schreibt ,Maisüsschen', was nur ein ma. Atai-
Süesseli oder -Süessli sein kauu. Zur Bildung vgl. mild.
eüeßelm bei Lexer II 1288. Nachtr. 372.
süesselig: süsslich ScBSt. (Sulger).
süesse": a) tr., süss machen. Dial. S. auch süren c
(Sp. 1283). — b) intr., süss werden Ndw (Matthys).
— Vgl. s'üessgen.
ab-: gehörig süssen. .[Gegen ,fliessende Ge-
schwäre' muss man] den crocum martis ex eius vitriolo
per lixivium salis tartari praecipitirt und abgesüsset
und in einem Bündelein auffgestreut brauchen.' JMü-
ralt 1697. — Vgl. Gr. WB. I 136 (auch aus Parac), ferner
Fischer 1 76; Unger-Khull 10.
vor-: wie nhd. versüssen, aber nicht eig. volkst.
Vgl. ver-süessgen.
b'-: versüssen. ,Dardurch der straffe bitterkeit
besüesset werde.' B Syn. 1532. — Auch bei Gr. WB. I
1691/2; vgl. auch Fischer I 944.
durch-: mit Süssigkeit durchsetzen. , Deine [des
Todes] Gall ist durchgesüsst in Dein, der die Bitter-
keiten mir in Zucker kann verleiten.' GMi-ller 1650;
Süesse" m.: Kobold, der das Scheiden der Milch
verhindert; s. Süren (Sp. 1284).
süessgele", in Aa auch süesgele": = süesseleii 1
AAAar., Br.; ScnSt. (Sulger): Z; St.3 Die gefrorenen
Kartoffeln süesgelcd Aa. — Abi. von mhd. stieße,- wie
das syn. süesselen von süess.
Süessgele r m.: = Süesseli a. Mir sind schülichi
S.- ZRiesb.
Süessgeli n.: Pflanzenn., Taubnessel und zwar
bes. Lara, mac, auch Lam. purp, und galeobd. ZAff.,
O. Syn. Hüngeli. Die Kinder saugen den im Grunde
der Blütenröhre befindlichen Honigtropfen aus ZAff.
S., Ghünkeli, Erdberibluest dort vo" dem sunnige" Bai".
Stütz, Gem. Auch in kosender Anrede: Di« bist mVs
S., Ch., E. Z.
süessgelig: von (unangenehm) süsslichem Ge-
schmack oder Geruch ThMü. Diese Blüten schmeckend
eso s.
süessge": 1. intr. a) = süessgelen AiSt.; ZDättl.,
Stdt. Die Eerdöpfel süessgcd, si sind g 'fröre" g'si"
ZDättl. ,Mach sie [die .schwinene Sülz'] mit Honig
ein wenig süess oder was du sust Süesses hast, das
sie nur ein wenig süessge.' Z Kochb. XVIII. S. noch
1 11!
sns. Snsp. Sast-
1412
mosteten (Bd IV 544). — b) , süsse Mienen und Worte
machen' Z (Dan.). Er hat immer eso g'süessget zue-mer
ane". — 2. tr., süss machen. De" Teigg s., indem
man Zucker einmischt Aa (H.). — Mhd. "süefiegen.
ver-: versüssen. .Glycea, Arznei, so die scharfen
Feuchtigkeiten versüessget.' Denzl. 1677; ,versüsset.'
1716. In übertr. S. ein Modewort in den theologischen
Schriften des XVII./XVIII. ,Die Fröwd in Christo
versüessget das Creuz.' JWirz 1650. .Lasset uns mit
gläubiger Betrachtung uns selbs v. alle die Bitterkeit
unsers Creuzes.' FWtss 1655. ,Der Friden mit Gott,
welcher Alles versüssget.' JMey. 1694. .Allem Hass
der Welt setzen sie [die wahrhaft Gläubigen] entgegen
die ihnen selbigen reichlich versüessgende Liebe ihres
Gottes und Heilands.' JJÜlr. 1718. .Der friedfertige
Christ [wird] den Ernst seiner Worten ordenlich zu
verzuckeren und zu v. wissen mit der Liebe.' ebd. 1727.
Auch iu der versehriftdeutsehten Form .versiiessigeu' :
,So wird bald alle Bitterkeit versüessiget.' AKlingler 1691.
ge-süessgig: einen widerlich süssen Geschmack
habend, zB. von (gefrorenen) Kartoffeln, Äpfeln Z
(Dan.).
Süessi f.: abstr., Süsse, Süssigkeit. wohl allg.
,Die süesse, süessigkeit, dulcedo, dulcor, suavitas, be-
nignitas, comitas, humanitas, iucunditas.' Fris.; Mal.
Eig. , Wisser win, der ... sich neige zu süesse, nit
mit surer zengerheit oder mit schnidender ressi be-
schwert sy.' Türst, Ges. S. auch HimmeJ-Bröt (Bd V
963). Uneig., vom Vogelgesang: ,Vil mangcherlei
vogelgeschlacht, die ... ir gesang mit süesse über-
gössen erbrachend.' XV., G Hdschr. Von Personen,
bzw. persönlich Gedachtem. ,Der eherne [der Nuss]
beeeihenot die suozzi der goteheit.' XII., Wack. 1876
.Wohldienerei, Gleissnerei' GrD. (B.). Ist Das an S.!
— Als Flurn. oO. (FStaub).
.Mund-Süesse: illecebra.' Fris.; Mal.
Süessigkeit f.: wie nhd. Süssigkeit (nur im
konkr. S.). ,Zu vil S. geessen, erwecket das Stossen.'
JJÜlr. 1718. In der ä. Spr. auch abstr.; s. Süessi.
.[Die B Regierung verfügte, dass bei Anpflanzung von]
Herdöpflen und Erdbirnen bis '/a Juchart kein Zehnten
entrichtet werden müsse, massen eine gn. Oberkeit
diese kleine S. ihren Untertanen wollte verspüren
lassen.' M. XVIII., B.
süesslacht ZFehr., -lachtig Aa (H.); ZO., -lacht
Ap; Bs (Seiler); B; LG.; GRh., Sa.; Ndw (Matthys);
Th; W; ZO., -lächtig L; W, -locht UwE., -lochtig L:
1. süsslich. SiÖpfel. D' Wurzel ist s. W. ,Süesslächt,
minder und mer süess, dulciculus, subdulcis.' Fris.;
Mal. ,Das gedistilliert Wermutwasser ... ist nicht
bitter, sonder viel mehr süesslächtig.' JRLaxdenb. 1608.
S. noch süess (Sp. 1406 o.). — 2. (Süesslacht) subst.,
Name einer Apfelsorte GSa.
Auch eis. (Martin-Lienh. II 377). Bei JKLandenb. 1608
die Formen .süesslächtig, -lächtig, -leeht.' .Süesslacht', fin-
gierter Name bei Gotth.
Süessle" f.: Wiesenbocksbart, Tragop. prat. G
oRh. Syn. Süess-Ampfelen (Bd I 141), -Bengel (Bd
IV 1373), -Stirzel.
Süesslerm.: a) (reinettenartige) Apfelsorte Gr
He.; Tb. — b) Birnsorte ZZoll. — Fluni, ,1m Süessler'
ZBSngg.Wast.
Gel"-: Birnsorte Th.
Breit-: Apfelsorte Th. — Vgl. brät-maa nnd .Breit-
süssling' bei Gr. WB. 1 361.
Süesslere" Siesslerra f.: .die bittersüss schme-
ckende Wurzel des Engel-Süess' (Sp. 1409) BGr. (Bämd.
1908). — Als Flurn. ,In der Süessleren' AaMand. .Siiess-
lera.' 1586, BG. (heute an der Sliesm).
süessochtig: süesslich. Dial.
Saspiri n. ,Ein s. halten, das ist eins halben
atumbs zugs die reed uffziehen und still halten.'
JKolross 1530. — Lat. nispirium.
Säst — sust.
„Sästen, Sesten — m.: Unterlage von Stein, auf
welcher ein Pfeiler, Pfosten ruht BO." (St.! und 2;
danach Zyro; für BMeir. heute abgelehnt).
Das syn. Sam-Siein legt die Annahme einer zu gründe
liegenden Zss. mhd. 'saß- oder »eß-etein nahe.
Sester I in., in BsL.; W lt ImOb.; Z auch n. : 1. Hohl-
mass von örtlich und zeitlich wechselnder Grösse;
heute im Allg., auch wo es nicht ausdrücklich ange-
geben ist, durch das metrische System verdrängt.
,Ein köpfliger s.' 1431, Z RB. ,1 beschlagenen s.' 1515,
BsPfeff. Schlossinv. ,1 hölzin s.' 1571, Z Inv. ,Am
Mittwuchen ... hult man den Kübelturnier. Es zogen
nach Essens 20 Rütter ... uf den Renblatz, hatten
anstatt der Helmen grosse Kübel oder Sester uf.'
FPlatter 1612. ,Mr N. dem Kubier ettliche Sester
zverbessern.' 1648, Z. ,2 köpflg Sester, 2 massig
Sester, 2 halbmässig Sester.' 1665, ZWoll.Inv. .[Aus-
gaben:] 1 köpflger S. 1 fl., 1 massiger S. 30 ß, ein
halbmässiger S. 25 ß.' 1803, Z Haush. .[Ausgaben:]
ein Sesterli 15 ß.' 1814, ebd. S. noch buezen (Bd IV
2031); sinnen II (Sp. 1081 o.). a) als Trockenmass,
bes. für Körnerfrüchte, aber auch Kartoffeln, Obst ua.
„Gewisses Hohlmass für trockene Früchte B" (danach
Zyro): 1)= ' io Malter sAa, Fri., Leer. (H.); ScHHa.;
SG.; Th; Z (so Bül., Sth.; nach einer andern Angabe 10,
Messli haltendes Holz- oder Tongefäss für Getreide);
Ndw (ltGes. 1867= 15frz.Liter, = 4F8eW8"<7oder IQImmi
oder Becher). — 2) in Bs = ' io (bei g'hüßiger Ware
wie Kartoffeln = lh) Sack, lt Schweizerb. 1825, 275 a
= '/s Sack oder Mütt oder * 1 Viertel. ,1 Sack = 4 grosse
Sester = 8 kleine Sester = 6520 franz. Cubikzoll.' FHekd-
mann 1811, 14. — 3) in SchH*., Schi. = >'« (bzw. '/,
einer ruhen) Mütt. Weitres über Grösse und Stellung
im jeweiligen Massystem s. Immi (Bd I 223); Viernzel
(ebd. 1022); Chüpfli (Bd III 419/20); (Basel-)Sack (Sp.
613. 632). Syn. Miss II (s. Bd IV 451/2); Vier-Teil.
RA. Er hete(n) Chopf (a's) wie-n-es S. BsL.; Z; vgl.
der S., Spitzname einer Schülerin mit solchem Kopfe
ZWth.f S. auch Sp. 885 Mitte. ,Die müller sollen ge-
recht gefechtet, gezeichnet, gesteget sester haben.' Bs
Müllerordn. 1471. ,24 fierzel körn und 12 sester.' 1515,
BsPfeff.Schlossinv. ,8 sester hanfsamen.' ebd. ,1 alt fass
und 2 sester salz, darinn ärb[s] und bonen by 3 sester.'
ebd. ,S., symmerin.' APetri 1523; Luther .scheffel.' .Ein
gattung kornmäss, vierteil genannt oder s. ungefarlich,
modius; (ein mässle oder) sesterle (viertele), modiolus.
Fris.; Mal. ,Nimm ein S. oder ganz Vierteil voll
Weckholterbeerin.' JJNCsch. 1608. ,S., Meze, Si
1413
Säst, sest, sist, sost, sust
1411
Viertel.' Ked. 1662. ,S., Kornmäss, modius; halber S.,
semiiaodius.' Denzl. 1677. 1716. ,Der geschworne Mel-
messer soll das Mel ... mit einem einzigen Schupf
oder Stoss redlich ohne alle Vortelhaftigkeit in Sester
messen.' Bs Mand. 1098/1712. , Habern ein Vierzel oder
zween Sack voll zu 16 klein Sester gerechnet.' EKönig
1706. In gelegentlicher andrer Verwendung. Zur Be-
messung des für die gesammelten Maikäfer zu ver-
gütenden Betrages, nämlich für je 1 S. 1 Franken
ScHHa. Für Fische, Fischköder. Chübel träge"d-s'
[die Fischer], g'ad en S. volle" Röckli und voll Keiler.
ONägeli 1910. .Darnach unlang er inen ein nüwen
s. und voll vischen geschenkt.' 1541/3, Z Ehegericht.
— b) als Flüssigkeitsmass. a) für Milch. .[Das
Kloster Muri besitzt] ad Lutersee et ad Füren et ad
Tagelstal in unaquaque, quod ad unutn sistre pertinet.
Si queris, quid sit sistir ... tantuin lactis, quod sera-
cium potest fieri, vocant [armentarii] imi, et octo inii
dicunt s.; ideoque s. nichil est aliud nisi 8 seracia;
unumquodque autem seracium secuntur 8 casei.' Acta
Mürensia; danach: ,In alpen gehört dem gottshuss
[Muri] ... zu Lucersee, zu Füren und zu Söglistal in
jeder alp, was zu einem sister oder s. gehört, und
haltet ein sister 8 immi, und ist ein immi so vil milch,
dass es ein ziger geben möge, und uff jedem ziger
volgend 8 käss.' Äg.Tschddi, Chr. — ß) „Gemäss von
Flüssigkeiten, 19—20 Mass haltend" W (St.2, lt jün-
gerer Angabe bes. für Wein = 25 Mass, lt ImÜb. =
Saum), hölzerner Eimer zum Messen des Weines in
der Trotte ZEafz, Gefäss aus Holz für Getränke, 3—6
Liter haltend Z, „grosses Weingeschirr, woraus man
kleinere Trinkgefässe anfüllt, um sie auf den Tisch
zustellen" B(Zyro); „Zg; Z", hölzernes (oder metal-
lenes Z) Gefäss (in ZAdlisw. A. XIX. 6—8 Liter fas-
send) zum Ausleeren mit Schnabel (Zolgge") oder
Röhre versehen, bes. zum Holen des Weins aus dem
Keller Sch (Kirchh.); Z (so Adlisw.), „ein ziemlich
beträchtliches Trinkgefäss für durstige Kehlen Sch."
Syn. Schenk-Fass (Bd I 1053); Gelten 2b (Bd II 282).
,sie haben einen nahe gestandenen S. Wein ergriffen.'
1833, Z Eechtspfl. Nach Strickler 1882, 82; EStauber
1894, 100 war der S. im XV. ein in Schenkhäusern
allgemein übliches hölzernes Gefäss, das aber der un-
gleichen Grösse wegen nicht als gesetzliches Mass
diente. ,[A. sagt aus] dass die B. einen s. mit win
vor dem vass hatt, do si den Elsasser usscliankte
und ouch usser dem s. den lüten win gab.' 1392, Z
RB. ,Einen halben s. wines.' 1426, BTwann. ,[NN.]
habint ... ein schlafftruuk getan, und da habe [die A.]
zwen köpf wins in zweyen s-n gebracht.' 1483, ebd.
,Das etlich in den haben und schiffstellinen den lüten
mit gelten, s-n und andern über ire fass gangint und
inen ir win daruss lasind.' Z Mand. 1483. ,So sy [die
Wirte] nit eignen win haben, das sy dann uit vässli
oder lägel vol usserthalb by den winschenken nenien
und inieggen sollen ... sunder allein in s-n oder
kannen.' 1493, Z RM. ,[Diener:] Ir herren, ir band
redlich trunken; der s. der hat langist ghunken; der-
halben, wend ir me win han, so muoss ich mit dem
s. dran. [Äser:] Lauf wunderbald und lass dir lingen:
zwen s. voll die solt uns bringen.' Rüef 1540. ,Ein
kant, s., (gelten), bocal, ein geschirr, in wölchem man
den wein auss dem käller auff den tisch stelt, ba-
tiocus.' Fris.; Mal.; s. noch Gelten (Bd II 282). ,Das
niemandts dhein wyn inn grossen s-n heimtragen und
dann in die vässli schütten und hinder sich halten
[solle].' 1564, Z RM. ,So die wirt wyn koufent, sollen
sy darüber nit gon oder mit s-n ald andern geschiren
darus Ion, bis sy denselben wyn durch die geschwornen
salzknecht in ire keller ziechen lassint.' Z Umgeldordn.
1509. ,50 sester' Wein bei einer Hochzeit. 1596, W
Blätter (WSitten). .[Terminverkauf von Getreide oder
Wein ist verboten] by Peen zechen Pfund ... von
jedem MuttGetreidt ... und von einem S. Wyns glyche
Buoss.' B Wuchermand. 1628. ,Ja, ja, wie bist so
schön, du ganz versoffne Schwöster! Du haltest stets
am Mund die Krusel und den S.' Waurs. 1675. ,S.,
Weingeschirr, vas vinarium, cirnea; hölzene Flaschen,
S., obba.' Denzl. 1677. 1716. ,Ein silbrin Sesterlin',
unter Tafelgeschirr. 1694, UwE. Inv. ,Der Wein, den
man in hölzernen S-n in die Kirche brachte.' Merkw.
1802. S. noch Schenk-Fass (Bd I 1053); Quart (Bd
V 1307); Süser (Sp. 1391). Für Bier: .Indem der
Kellermeister den lautem Wein in die Krusslen und
das Bier in den S. heruntergelassen hat.' Spleiss 1667.
Bild].: ,Dieweilen alle Tag die Messen bei Eimeren
und S-en in dem Papsttum werden ausgemessen.' Cl
Schob. 1699. Hieher die zahlreichen Belege, in denen
,s.' als corpus delicti bei Rauf händeln udgl. auftritt.
,Do sluog er si frevenlich und schalklich mit einem s.
in ir houpt.' 1384, Z RB. ,Es klaget A. uf B., dass
er in mit eim s. frevenlich in sin houpt geworffen
hat.' 1385, ebd. ,[A.] sluog si zwirent mit der fust und
ze dem dritten mal mit eim s. ... und do der B. wolt
stallung nemen, do sprach der A., dass er [auf-]horte
stallung nemen, ald er gehite inn mit dem s. durch
sin köpf.' 1396, ebd. ,[N.] erwust ... einen s. und
warf gen im.' 1426, ebd.; nachher ,schenkvas.' ,[N.]
neme den s. und tätt gelich, als ob er inschenken
wolt, und schlüege inn damit an sinen köpf.' 1450,
ebd. S. noch Schenk-Fass (Bd I 1053); Ge-reiz (Bd
VI 1923 o.). Als Lärminstrument. , Etlich ... bliesen
in ein s. und täten gelich, als ob si iro spotteten . . .
Da sprach er, si spotteten min und schissen uf mich
und bliesen in ein s.' 1425, Z RB. ,Da hört er wol,
dass einer an der gassen wüest ted, er weis aber nit
wo mit, dann dass er siderhar hat vernommen, es hab
einer mit einem s. getan.' ebd. — 2. kleines, scheiben-
förmiges, mit Füssen versehenes Fässchen aus (Eichen-)
Holz, in dem der Trunk auf die Arbeitsstätte mitge-
nommen wird ZAdlisw. f; F, ,eine Art Fässchen, in wel-
chem Wasser etc. kühler bleibt als im Glasgeschirr.'
oO. (FStaub). Syn. Hand-Fass (Bd 1 1050); Fla-
schen II 2 (ebd. 1220). — 3. Tränkeimer für Kälber
GWb. Syn. (Chalber-)Gelten (Bd II 282. 283).
Amin], süster. Mit Sechster (Sp. 242): Serhter (Sp. 245;
dazu noch: ,Für 2 neuwe Zechter in das Trüel 3 Btz.' Kued
1725) aus lat. aextarius; vgl. Gr. WB. XI, 635; ferner
WB. der luxemb. MA. 407; Follmann 477. Der Staumi-
silbenvoc. ist überall = altera Umlaut- e; vgl. dazu \,\t mit
Anm. (Bd IV S36/8). Das Neutr. (auch bei JCWeissenb.
1702) durch Einfluss von Synu. wie Mens.
Chorn-: Massgefäss für Koru. ,2 wannen, item
2 kornsester.' 1445, BsPfeff. Schlossinv. — Mel"-:
Massgefäss für Mehl. ,2 gros multen und 1 melsester.'
1445, BsPfeff. Schlossinv. — Basel-: ein Hohlmass S.
,In der Amtei Dorneck-Thierstein [wird] der B., Ritter-
mass, zu 914 französischen Kubikzoll gebraucht.' S
Gem. — W i"- : = Sester 1 b ß ZHombr. , Weinsester,
(bocal), cirnea.' Fris.; Mal. ,Ein Weinsester ä 8 Maass.-
1415
Säst, sest. sisl. sosl, siist
1660, Troll 1844 (Inv. des Musikkoll.). - Wasser-:
eiinerartiges Wassergefäss; s. Sigeltäl (Sp. 507). —
Höch-zit-: bei Hochzeiten verwendetes Weinge-
schirr. .Trinken und zechen ..., dass, wann sie [die
Geistlichen] am Morgen kommen gen beichten, ihnen
der Wein noch zum Maul ausstechet, aber übler als
ein seuchter Hochzeit-Sester.' ClSchob. 1695.
Sester II; s. Esch-Tor.
Sieste" -ä: in den Wendungen S. mache", halte1, ein
Schläfchen machen, ruhen GrNui". (noch bei altern
Leuten).
Sosti: Kurzform zu Chrysostomus GOberriet
(GBaumbergcr 1903). Appell.. .Einer, der sich zu
jedem Geschäft brauchen lässt' GO.
Snst „B"Br.,Gr. undltZyro; „VO"; Gl; Gr (so He.,
Nuf.,Pr.); L; „Sch; S" ; Th (TTobler); UwE.; U; „Z"S.,
Schust (di. sust) Za,Zust „Gl" (bei Ziegelbrücke); „Gr" ;
GW., Zuschg GRHe.; GSa., Sax (lt St. „Züseh"), Sev.,
Wb., Suste" Gr (nach vereinzelter Angabe), Sueste"
GRObS. — f., in GrPi\; GSev. m., Dim. vZüstli Gl":
a) im alten Transitverkehr, öffentliche gedeckte Halle
zum Einstellen der Saumtiere bzw. Wagen mit Kauf-
mannsgütern oder öffentliches Lagerhaus für Waren
B; „VO"; Gl; Gr; L; GSa., „Sax", Wb., W.; „Sch";
ScHwBr.; „S"; UwE.; U; „Z"S.; jetzt überall f. Syn.
Gred I (Bd II 704); Gred-, Chauf-, S.-, Wäg-Eüs
(ebd. 1710. 1714. 1728. 1735); Nider-Legi (BdHI 1199).
Die Benutzung war obligatorisch und geschah gegen
Erlegung einer Gebühr; in der S. wurde auch der
Zoll erhoben. Vgl. S.-Gelt (Bd II 264); -Herr (ebd.
1543); -Mann (Bd IV 277); -Meister (ebd. 526);
WOechsli 1890, 228; Strickler 1882, 87/9; auch die
Sustordnungen Z StB. III 219 ff. (1452); Z Ges. 1779,
209ff. (1777); Ndw LB. 1867, 128 ff. 132 ff. (1855/66).
Hechts ist d' Zuschg [auf der Luziensteig], wo d' Höch-
ster- Fuermanne" d' Wägen l"g'stellt hind, wil 's no"h
kä" IsCba" g'ge" hat. Schwzd. (GRMai.). ,Die S. der
Gemeinde ZWäd. dient 1) zur Erleichterung und einer
zweckmässigen Verbindung mit der Wallenstatter- oder
Linthschiffahrt. 2) als Waaghaus zur Sicherheit für
das handeltreibende Publikum. 3) als Magazin zur
Aufbewahrung der Dispositions- und anderer Güter.'
1836, Z Rechtspfl. .Verkauf der alten S. in Flüelen.'
1906, Ztgsins.; abgebildet bei KGisler 1911 (Titel-
bild). .Lagerhäuser oder S-en gab es [im XIII.] zu
Domo, Simplon, Brig, Leuk, Sitten und Martinach.'
W Blätter 1890. ,[Wir, Reichsvogt WvHomburg und
die Schwyzer, sichern euch Luzernern den Verkehr
mit Kaufmannsgütern] von uwer stat uf dem sewe
unz an die sustun ze Flüelen.' 1309, Kopp, Urk. ,Do-
mum qu* dicitur die s. in Silenon.' 1354, U. ,Item
ein ledi, waz under die zust kumt, gilt 3 dn Curer
werschaft.' GRMai. StR. XV. Eine den Ringgenbergern
gehörende ,s-e im Kienholz.' XV., BO. .[Schenkung]
in die s.' 1444, B StRechn. ,Als man von 100 käsen
... hievor by iegelicher s. 5 ß geben hab, das man
denn nu fürhin von ieglichem soum käsen by iege-
licher s. nit mer dann dry angster geben und nemen
soll.' 1491, Gfd (Vergleich wegen der Fürleite über
den Gotthard). ,[Die Berner landeten] an der s. [bei
Unterseen].' Ansh. ,Der haber [sei] nit in die s. gan
Horgen gefüert, ouch villicht nit, wie sich gebürt, ver-
zollet [worden].' 1530, Z RB. ,N. solle darbringen,
das sölich vass gen Zug in die s. kommen sye.' 1555,
Z RM. ,Do zmal was ouch ein man by der s-en [zu
ScHwBr.], do man die kouffmansgueter in tuot; der
sprach: gsell, ich han do inen etlich lagel Vältliner
win, dären hüet mier.' ThPlatter 1572. .Landvogt
zuo Sargans schryben, wess sich die kouflüt klagind,
da begere man an in, das er gebürendts insehen tüege
und verschaffe, das einem jeden in den zusten und
uff den wägnen das syn wol versicheret blyben möge.'
1573, Z RM. ,[Einc Kommission soll prüfen], ob
tuonlich syge, in die zust [zu ZHorg.) ein waag zuo
machen.' 1592, ebd. ,Zuo oberst uf dem Kopf des
Gemmiberges stot ein Häuslin, das ist ein Zust oder
Hall, daryn die Seitner Dasjenige legen, so sy von
Wallis beruf über den Felsen soumen.' ARvff 1C00.
.Der Zoller zu Flüelen soll schwören, das Salz und
was in die S-en kombt, eigentlich zu Zeilen.' U LB.
1609/1793. ,Alle Waaren und Kaufmannsgüter, so in
Richtenschweil ankommend, die sollen in die S. da-
selbst getan werden, wann und aber wegen der Viele
darinn nicht möchten Platz haben, mögen die übrigen
in nächst darbei gelegenen Kellern aufenthalten wer-
den.' 1620, Schw. ,[Die Eglisauer seien] alda in irem
Costen einen komnilichen Stadel ald Zust, damit die
Wahren und Salz vor dem Wätter Schirm haben, ze
buwen erbietig.' 1630, ebd. ,Die S. oder Kauffhauss,
zu Niderlag der Kauffmanns-Güteren ein kommlicher
Baw.' JLCvs. 1661. .Die S., Schiffschopf, xystus, por-
ticus, portus.' Red. 1662. ,Die S. neben der Anken-
wag ... soll ... von dem H. Seckelmeister jährlich ver-
lyhen werden.' 1665, ÜLB. .Käss, so im Landt ge-
macht, solle man nit schuldig sein in die S-en zu
tuon.' 1723, ebd. .Dass alle und jede im Land fabri-
zirte Waaren, sowohl eigene als durch Fremde auf-
gekaufte, laut altem Herkommen nicht in die S-en
gelegt werden müssen.' 1732, W. ,Die Zehnden-Suste
der Stadt Sitten.' ebd. .Soll auch ein Talseumer zu
der S. allhier schauwen, als ob es sein eigen Sach
wäre, und die Wand ussen und innen nit mit dem
s. v. Bau erfüllen, sonder selbige mit dicken Läden
bewahren.' 1738, UwE. Die 1799 zerstörte S. der
Engelberger in Stansstad hatte auch Gelegenheit zum
Übernachten für ihre Fuhrleute, Boten usw. darge-
boten. S. noch Nagel (Bd IV 684); richtig (Bd VI
468 u.); Salz(S\).88'2u.);(Strack-)Saumer(Sp.9hl.9b2).
— b) Wagenschuppen übh. GRHe. und lt Kind; GSev.
(auch etwa als , Trotte' dienend), W. (grosser Wagen-
schuppen bei Wirtshäusern); Zg (auch zur Aufbe-
wahrung von Holz gebraucht). .Jedes Gemach und
jeder Ort zur Niederlage von mannigfaltigen Waren
und Gerätschaften' BHa. Hieher wohl auch die ver-
einzelte Angabe .Vorratskammer' Gr. .Deckgang,
Laube, S., pergula, xystus, ambulacrura.' Red. 1662.
— c) Schirmdach (auf steinernem Unterbau) für das
Vieh in den Alpen Gr (so ObS.). — d) ,Casteria, ein
fischerheussle, darinn man die ruoder gehalt, so man
nit mer schifft oder fart, ein zust.' Fris.; ,zust, der
fischeren gehalter, casteria.' Mal.
Aus dem Roman.; vgl. schriftital. sosiu, Ruhe, Rast,
Stillstaud (zu lat. mbrtare), piemont. ,luogo coperto riparato
dalle iugiui'ie del tempo, riparo, sottotetto' (StAlbino), west-
schweiz. «■'" uii.. sav. iuta, prov. su(s)ta, meist in der Bed.
des Schweiz. Schirmen, rätorom. sueta, suosta, Schoppen:
Warenlager. Zu iuit vgl. ius unter ans. '/,- aus d' S. ;
Suesten GrObS. zeigt rätorom. Diphthongierung. Die Form
,zust' erscheint in Z Quellen von 1564 bis 1618 noch mehr-
fach; rein graphisch ist .snnst.' 1452, Z (wiederholt). In
1417
S.isl sust. S;il — sut
III-
l;ii. W I rk. ,sosta, susta'; s. JHunz. 1900, 237 Anm. 8. In
Namen. ,Snst' ZHerrl.,Horg.,Stäfa, .Susten' (in WVt.ÄW« f.),
Bergpass zw. BGadm. und UWass. (dabei ,Susten-Horu' usw.,
,Sustli-Alp, -Bach'; bei Leu, Lex. .Sust, auf Susten, Siisten'J,
Weiler bei VVLenk (,uiit einem grossen Lagerhaus für durch-
gehende Waren und einem stark besuchten Wirtshanse.'
Leuthy 1846; ,an der Susten, ein Herberg in dem Zehnten
Lenk und dem Land Wallis, nllwo die Kaufmans-Güter,
welche von dem Genfer-See hierauf gefertiget werden, aus-
geladen und weiter nach Visp und sofort durch das Saser-
Tal in Italien geliefert werden.' Leu, -Lex.; jetzt Bahnstation
für Lenk), d'a Züetli (offiziell .Süstli') G1K. ,Ein hus, nempt
man zur S.' 1552, B Tnrmb.
sust, suster usw. s. sus (Sp. 1392).
Snstcl WLö., Susten BGr. — ra.: Klöppelring (an
der Glocke). ,Ber Chatten ist der Klöppel oder
Schwengel, welchen der Susten, im Lötschental der
Sustel, d. i. der Klöppelring, frei hin und her schwin-
gen lässt.' Barnd. 1908 (BGr.).
Vgl. schriftital. susta f., Strick zum Zsschnüren der
Lasten der Saumtiere; Spriugfeder; Brillenstange, -Steg,
-gestell, bergamasc. sosta, asticciuola della catena, sostrf, sostil,
asta di legno o di ferro che sorregge la catena da fuoco sul
camino (Tiraboschi)? Darnach etym. zsgehörend mit Susi.
Sat, set, sit, sot, sut bzw. satt usw.
Vgl. säd usw.
Sät, in AiWohl.; Tn tw. Sät, in PA1. Söd — f.,
PI. Säte", in BG., Si. Säti, Dim. Sätli (PI. Sätlenf)
BSL, Sätli Gl: 1. = Säijet 1 a (Sp. 599). .Frühe S.
betreugt selten, spate S. aber betreugt oft.' E König
1706; vgl. Gr. WB. VIII 1580 o. ,Zur s. eren' = saf-
eren (Bd 1 405). ,Als man verschinens herbsts zur
saat geert' 1565, Z RB. ,Zur s. rüsten'; s. Bd VI
1544 u. — 2. (zur Aussaat bestimmter) Same, Saatgut.
Hieher ('?): ,N. umb etzwaz säten, so man von ime
kouft, 8 guldin.' 1444, B StRechn. II 178 a ; oder zu 3 ?
Zur Massbestimmung von Ackerland; vgl. Sp. 929 o.
Im Gen. oder mit ,von.' ,Ein hanfland, ist fünf viert-
linger s-en.' 1533, Z Wetz. , Hanfland am Rennenfeldt,
ist müttiger saat.' 1548, Z. ,[Mit] einem hanfland
drygviertliger saat.' 1577, ebd. ,Ein Hanfpünten, ist
drüy viertliger S.' 1628, ZZoll. ,Ein Bletz Hanfland
ohngefehr von 2 Mässli S.' 1785, Z. Mit ,gröss'; vgl.
s.-gröss (Bd II 806). ,Ein Hanfland anderthalb Viertel
S. gross.' 1686, ZMeil. ,2 Mässli Kernen auf einer
Pünt vor der Gasse, zirka 9 Mässli S. gross.' 1847, Z.
- 3. a) die Saat von der Aussaat bis zur Ernte Aa;
BO.; PA1. (.semenza'); Tu; ZO.; oft übergehend in
die Bed. Saatfeld (vgl. b). E" schönt Söt AaWoIiI.
Da [in Regensommern] si" d' S-i vertschöderet, ver-
moderet BG. (Bärnd. 1911). ,Die S. liegen lassen',
einen Acker brach liegen lassen, nachdem man ihn
mit Gerste oder Dinkel besät hat, deren Frucht man
verfaulen lässt BSi. ,Es ist ouch ze wissent, das die
züne, die man nempt vaden, die man machet die satte
ze verhuetend, söllent gemachet sin zuo der habersat
an Sant Walpurg abent und zuo dem herbstkorn an
Sant Martis abent.' 1338, ZHöngg Rq.; lat. ad custodiam
segetum circa avenam. ,Aber setzen wir, das garten,
set und mist winter und sommer frid han sond.' LE.
Landr. 1491. ,Es ist diser winter gar ruch gsin...,
desshalb die sät [oder ,sät'] zum teil erfroren, zum teil
ertrunken.' JHallkr 1550/73. ,Mit den puren von
Mattsteten verschaffen, den wäg besseren; wo nit, die
fuorlüt über d sät faren lassen.' 1555, B RM. Rei-
cher dem anderen in solchem allmeind und gmeinmerk
in seiner angesäeten s. und samen gleichwol mit dem
fuoss ald sunst schaden tete, derselbige solte umb
5pfd pf. gestraft werden.' 1584, GT. Rq. 1906. ,[Der
Reif ist] ein grosse Straff von Gott gesendt, doch er
auch d Wiirm der Sethen gschend.' HRRebm. 162".
,Wer dem Anderen auf dem Feld in seinen Güteren
durch sein Vieh mit Abätzen oder sonsten an Säten
und Früchten von ungefehr Schaden zugefügt, der
soll einem Obervogt 5 ß zur Besserung verfallen seyn.'
Bs LO. 1757. S. noch Chid I (Bd III 148); übersehen
(Sp. 545) und Sp. 930 (zweimal). In formelhaften Ver-
bindungen. ,[Ich N.] versetz inen ietz mit disem brief
allen minen bluomen und s., so ich uff den egenempten
kelnhoff gesägt hab.' 1419, ZWtb. ,[Es wird berichtet]
daz das höfly zuo Wollishoffen gelegen mit grund,
grat, s., bluomen, wisen [usw.] von unsern ingewinnern
ingewunnen [worden sei].' 1474, Z. S. noch Ge-rtlt
(Bd VI 1805). Häufig ,s. und mäd'; s. Bd IV 72 o.
,[A. liess dem B. pfänden] was er uf dem vand, s. und
mat und den buw, der in dem hof lag.' 1401, ZKapp.
,Item die von Borsikon hant ouch das recht, das sy
mit iren swinen mugent varen durch den Oisperg unz
an Kriemhilten graben und herwiderumb ob Öisten
an s. und an mat unschedlich.' 1412, ZKn. Urb. ,Were
aber, das hinnanthin deweders teiles vich dem andern
teil deheinen schaden täte an s. oder an mat, daz sol
deweder teil dem andern ablegen.' 1415, Z. ,AUe die
gerechtigkeit, so N. in dem höfli genant Sellenbüren
mit s., mat, wunn, weid und mit aller zugehörde ge-
hept hat.' 1481, ebd. ,Wo aber farende pfandt nit
verhanden wärendt, denn sönd sye sich mit s. und
mat und ligenden güeter verpfenden und versorgen
lan.' 1482, AAWett. Arch. ,Hauss und hofstatt, huss-
matten, weiden, holz und veld, wunn und weid, sad
und mad, alles zuo Arna gelegen.' 1514, Z. ,Diewyl
A. für B. umb ein summa gelts gegen C. bürg worden,
und derselb ime saat und maat dargegen zuo under-
pfand ingesetzt.' 1564, Z RM. ,Mit sambt der saat
und maat, so heur darauf vorhanden gsein.' 1592,
ZAsch. ,Sölicher Infang mit Grund, Gradt, Sadt,
Madt, Steg, Weg, Wasser, Wasserrunsen und Gräben.'
1625, ZKn. ,[Die Zinseinnehmer beklagen sich] das
die Undertanen inen die Zins verziechend, und wenn
sy Pfand vorderend, das [sie] inen dann weder Korn
noch andere fahrende Pfand geben wollend, sonder
Saht und Mahd, das aber dem Gottshus merklich
Schaden bring.' 1638, ÄAWett. Arch. ,Matth und Satth.'
1723, TB. Arch. Oft auch (aus dem Vor. entstellt?)
,s. und wät.' ,[Ich A. bezeuge] dass ich dem B. den
hof mit hus und mit hoffstätten ... mit s., mit wat ...
ufgeben han.' 1405, ZRüml. ,[Der Vogt zu Knonau
soll] RGletlis hab und guot, liggends und varends,
s. und wat ... eigentlich ufschriben lassen.' 1527/9,
Z RB. ,Sy habent doch guot gwünn und gwerb, satt
und watt und drü hüser, und hast du nütz.' 1528, Z.
,[N. verkauft zwei ,manwerch' Land] darinn ein halb
jucharten ufgeprochen ist, mit saat und waat.' 1551, Z.
,[Ein Gut wird angekauft] mit matten, holz und veld,
saat und waat, grundt, gradt, steg, weg, wunn, weide.'
1578, Z. ,Er welle sath und wath ynschriben lassen.'
1582, ebd. — b) Saat-, Ackerfeld. .Sowohl der an-
Sat, set, sit, sot, sut
bepflanzte als der bepflanzte Acker (meist Kartoffel-
acker); Sätli, Äckerchen' BO. (ImOb.). „Sät» n., be-
pflanztes Erdreich, zB. Gärten, Äcker, was nicht zu
Gras liegt." Si. (oO.). Spec. a) PI. und Dim., = Länder
(Bd III 1297), Bütenen (Bd VI 181 1) GlH., „Stück Erd-
reich von unbestimmter Grösse zum Anpflanzen Gl."
D' S-e" umme'mache" (Bd H 1328 u.), rode" (Bd VI 617).
Ich ha" hür im Sinn, mV [mehr] S-e" umme"z' mache"
a's vor eme" Jär. Gl Volksgespr. 1834. ,S-en üsteilen.'
,[Es ist] einhelligklich erkent, das, wenn man im
Herbst widerum S-en usteilt, so solle je wederen in
seiner S-en... einen Kreinsbaum [!] darin setzen und
nachenzüchen, bi einer Krunen Bus.' 1705, Gl JB.
,Auf den 26sten Weinmonat 1725 Jahr hat man S-en
ausstellt ..., und solend weren 12 Jahre.' ebd. —
g) Kartoffelacker Gl. I" d' S-e" gö", i" S-e" usse"; es
Sätli chaufe".
JIhd. sat f., PI. taste; vgl. Gr. WB. VIII 1579/83. X 1,
1817; Martin-Lienb. II 378 (nur in unsrer Bed. 3 als f.,
sonst in., bei uns nur in den Zssen auch m. und u.), zu s&ijm,
Samen. Der umgelautete starke PI. ist bei uns bis ins
XVI. nicht selten, vereinzelt bis ins XVIII. belegt, der
uinlautlose schwache erscheint seit dem XIV. In der ge-
läufigen nhd. Bed. 3 ist das W. in einer Reihe von MAA.
durch das syu. .Samen (Sp. 930) verdrängt und wird als
fremd empfunden; auch die Lautform deutet auf schriftspr.
Entlehnung in der Angabe Sat (statt Söt) für AaLeer. In
Orten, üf der S. GrD. .Saatendurnagel'. .Sätliboden' GlH.
Vgl. Setin.
Aber-: ,die zweite Saat in dem selben Sommer,
auf dem selben Felde; sie ist in der Regel dem
Zehnten nicht unterworfen' Z (Prof. Grob). — Auch
bei Schm. 2I 12; Fischer I 21.
An-: 1. das Ansäen. ,Die vorzunehmende A.'
Gotth. — 2. = Sät 2. ,Das Viertel A. Bischofszeller
Maas kann 15 bis 30 Kloben rohen Lein geben.' Alp.
1827. — Zu an-saijen (Sp. 597). In den andern WBB. nicht
gebucht.
Und er-: bei der Aussaat unbesät gebliebene
Stelle ScHSt. (Sulger); Syn. (U.-)Sätelen; vgl. u.-gän
(Bd II 23); U. -Samen (Sp. 932). ,Waun die Saat aus
dem Schwarzen hervorsticht, durchsehen, ob die Un
acht keine TL gemacht; ists, mit der Nachsaat eilen.'
EKöhig 1706.
Haber-: Aussaat des Hafers; Syn. Haberet (Bd II
935). .Aber so geb die N. ... zern körn ein halb*
mütt kernen und zuo der habersate ouch ein halben
mütt kernen.' 1461, AaB. Urk. ,Heut bei Tag brächet
man alsbald nach der H, welches gemeinlich in Aprillen
kommt.' EKönig 1706. S. noch Sät (Sp. 1417 u.).
Vgl. Gr. WB. IV 2, 86; Fischer III 1002. Als FN.
, Habersaat' noch heute in ZHausen a/A., LangD.; X1V./XVIII.,
ZStdt (nach Leu i. J. 1701 ausgestorben); XVI., ZKn.; nicht
näher zu lokalisieren ,Hensliu H. von Houren.' 1574, Z KB.
(LHohenrein?). Als ON. (tw. sicher vom FN. ausgehend):
.11. (oder Breitmatt)', Hof ZÄugst (,N. in der H-en.' Z
Amts«. 1911), ,H-en-Hau, -Bächli' ZSihlwald, ,H.-Matt' Z
Adlisw. Den FN. enthält wohl auch die Verbindung ,vom
h. sagen' in einem Z Verhör von 1474, in der nach dem
Zshang etw. Obszönes stecken muss (das bair. .Haberfeld-
treiben' bleibt besser aus dem Spiele): ,[Eiu Zeuge sagt aus,
die Masken seien mit dem ,purenbischoff' zum Hause der
Äbtissin des Fraumünsters gezogen] und were CGul der
vordrist; der selb und etlich by im giengeo zur türen und
klopfeti G. an, do käme rainer gnedigen frowen jungfrow
das Adelheitli herfür und redte: wer da? daruf G. redti, sy
sölt uftuon, tif das redty das A., sy sölten nun hiugan und
sagen, der butt liett sich besehysseu. Do Hesse G. mit urlob
einen grossen furz, und giengeu die audreu hiu und her.
einer in, der ander uss, und syge nit an, ir etlich, die er
zeneuimen nit wüsse, die sagten vom h.... G. geb antwurt
und widerantwurt, ob er aber vom h. geseit hab, wüss |er]
nit für war. [Ein audrer Zeuge] seit, ... als sy nf die brugg
kernen, da ghorte er wol, daz etlich vum b. sölt gesagt
haben. [Ein Dritter sagt], er wüss nit, wer der syg, so vom
h. gesagt hab'; vgl. Puren-, SoKöpen-Buchqf (Bd IV 1762).
Halb-. Nur die Abi. Halbsäter: viell. = Halber
(Bd II 1170). Nur als Zuname und FN. ,Peter in
der Riedstatt [bei BG.], dem man sprichet der H.'
1336, FRB. ,Joh. H.' 1354, ebd. ,Adam H.' 1540, BRM.
Hanf Haif-Sät BGr., Hamsöd PAL (Giord.), Hasset
BLenk (nach eiuer Angabe auch Ässet), Zweis., Häset
BoSi. (mit nasal, ä); LReid., Hoisset BBurglauenen,
Hausset bzw. -ou- BBr., E., G. (aus dem U. entlehnt),
Mad., M., IL, „U." ; FMu. ; S (BWyss), Hauset bzw. -ou-
„B"U. und lt Dan.; F; „LE." ; S — f. BBurglauenen,
E., Gr., M., „U."; PAL; S (Joach.), m. „B"G., Lenk,
R„ Si. (ImOb.),U.; FMu.; „LE."; S(JReinh.): wesentl.
= H.-Sämen (Sp. 934). 1. Hanfsamen. aaüO. ,Wenn
irgendwo eine Wirtschaft ausgeschrieben wird ... so
fackelt Das daher ... wie Mäusi hinter eine Wanne
mit Hausset.' Gotth. ,Wenn das Buchenlaub hervor-
stiess, wurde in der Regel die Hausset gesät' B
Volksztg 1889. ,In einem zite daz beschach, daz ein
swalwe ssejen sach hanfsamen uf ein acker breit.
[Sie fordert die andern Vögel auf:] Ezzent uf den
[Var. ,die'] hanfsat gnot und gar!' Boner. Überleitend
zu 2 (vgl. Bd II 1437 u.): Wie d' Vögel im H. uä.,
der RA. auf Sp. 934 entsprechend B (so R.): S
(JReinh.). We"" mier hei" solle" hürate", so sl"-mer alli
z'weg u"d buschüf g'si" wie d' Vögel im Hausset u"'! hei"
lustigi Liedli g'sunge". B Hink. Bot 1842. Die Lütli
hein es Lebe" g'ha" z'säme" wie der Vogel im Hauset.
JReinh. 1901. 's Herz isch-em üfg'gange" wie imene"
Bueehfink im Hauset, ebd. 1907. — 2. Hanf als Pflauze
S (BWyss 1884), ,die Hanfpflanze im rohen Zustand
(im Gegs. zum Werchy BG. Spec. die weibliche Hauf-
pflanze, die man zum Samentragen stehen lässt BM.,
R., U. Syn. Sämen-Hanf (Bd II 1439); Maschelen
(Bd IV 502); H.-Stengel; Tregel. Wi*"-mer o* la"
H. stä"? BBclpb.
Vgl. Lexer Nachtr. 227; Gr. WB. IV 2, 435; Fischer
III 1146. Das Mask. (auch eis.; s. Martin-Lienb. II 378)
beruht liier wie bei andern Zssen von Sät auf dem Einfluss
der syn. Zssen mit Samen. Bei dem überwiegenden koll.
Gebrauch des W.s fehlen die Geschlechtsangaben in unserm
Material nicht selten. Völlige Verblassung des 2. Gliedes
beweist die Zss. Hanfsät-Samen (Sp. 937).
L i n Ll"-Sät GrNuL, ObS., S., Val., V.; W (Tschei-
nen), Liset Ap (-1-); GF., o„Rh. (-%-)-, T. (-i-); mTH,
Hw. (■%-), Kessw.f-I-; und lt Krapf: WG., Lisig GF.,
G., Goss., Stdt, Ta.; o„Th" (-1-), Bisch. (-%-), Tag. und lt
Krapf - f. GrS.: „Th" (auch lt Krapf); W, m. Ap:
„GRh." ; ThHw., Kessw., n. GRNuf. : a) = Flachs-, Lln-
Sämen (Sp. 933. 935). aaOO. Zu Umschlägen ge-
braucht. Mit L. bäje" Ap (T.). D' L. ist guet zum
fülu", beschleunigt die Eiterung W. ,2Va Viertel
Lieset zum Ansäen.' 1820, G. ,6 Viertel Liset oder
Leinsaamen.' ebd. ,Der Werdmüller sol kein nussöl
machen ; kunnent aber die grempler nit uss hanff, uss
linsatt, uss mage öl machen, so mag er das machen.'
1431, Z StB. ,Item an frow von Appenzell, so linssit
vorm komhus fail gehept, wie man sy hat ghaissen
an ain ander ort gon und fail han, het sy gsait, ess
1421
Sat, set, sit, sot, sut
1122
tüei Bit recht, bis ire menner uns von St Gallen d
grind voll schlahind.' 1538, Absch. ,Min Frow hett
viel Hantf und Lysset gsayet.' 1661, JMHunüerb. 1852
(GT.); s. noch Sp. 594. — b) die Pflanze, Flachs, Li-
nura us. G; mTH, Bisch.: WG.
Mini. Untat (Lexer I 1928); vgl. Gr. WB. VI 708; Martin-
Lienh. II 378; Unger-Khull 436. Kürzung des 2. Gliedes
zeigt auch ,linsettland.' 1579, GKriess. Die in einigen MAA.
eingetretene Kürzung des 1. Gliedes zeigen auch tir. MAA.
in der Form Linset Deben Lein (DM. II 516. IV 500. VI 445).
Betr. das Geschlecht vgl. die Anm. zu Hanf-S. Zum Ersatz
des als suffixal empfundenen -et vgl. zB. Abig < Abe"d (Bd
I 34).
Flachs-Zwet m.:= dem Vor. a ThHw. — Tauto-
logisch wie Wtrch-L. und österr. Bar- Linset (Castelli 165).
Sunne"-L. : eine hervorragende Qualität Flachs-
samen. ,3*/5 Viertel Leinsaamen ä fl. S'/a (wohlver-
standen Sonnenliset) fl. 13.' 1819, G. — Werch-L.:
= Lin-S. a. ,4 immi werchlinsaat' als Zehnten. 1574,
JNater 1898.
Mag- m.: = Mag-Sämen (Sp. 935). ,Kalt, trocken
sei magsat, dreierlei art ... Der edelst hat weisse
blommen ...' Tierb. 1563 (Übers, eines lat. Gedichtes);
vorher dafür .magsomen.' — Mhd. ynaijesät; vgl. auch
Martin-Lieoh. II 37S.
Nach-: das Nachsäen; s. Under-S. — Vgl.: ,Nach-
säyen oder -pflanzen, subserere.' Fris. ; Mal.
Sefel- m.: = Wurm-Sämen 1 (Sp. 938). ,Dass dei
Geisse und alle veirfüssige Teire leich[t]lich ihr Jun-
gen werfen, stosse marssilischen Sefelsat und gibs
ihnen mit warmem Beir zu trinken.' Arzneib. 1822.
— Vgl. Gr. WB. X 1, 708 (.Seversaaf).
Schmal-, auch ,schmalset, -zet': Sammelname für
Feldfrüchte, die in kleinern Mengen angesät werden,
im Gegs. zur Hauptaussaat an Getreide, bes. für Hülsen-
früchte (Erbsen, Wicken, Bohnen, Linsen), aber auch
das Nebengetreide (namentl. als Sommerfrucht) wie
Hirse, Fennich, Gerste, auch Hafer mitumfassend. bis
B. XVIII. Vgl. dazu die sprechenden Belege: , Haber
und anderley sm.' 1430, ZBB. Jngenommen ansm.:
23 müt bonen, 8 müt erwissen, 9 müt linsen, 20 inüt
hirs.' 1433, Z (Zinsbücher des Spitals), ,6 mutt kernen
und darzuo 4 viertel schmalsait, nämlich 1 viertel
muosmel, 1 viertel erbs, 1 viertel bonen und 1 viertel
gestampfeter gersten.' 1480, G. ,Der klein zechend
mit sampt allerlei schmalset, es syg gersten, erbs,
lynsi, bonen und hirs.' 1539, ZWth. ,Die Schm., als
Gersten, Erbsen, Linsen, Hirs, Fench usw., in die
Brachen gesät, solle beim kleinen Zehnten verbleiben.'
1629, Näf 1863. ,Ab Schmalsaht erlöst ... Erbsen und
Wiken ...Bohnen ... Gersten.' 1717, Z Rechn. des Ob-
mannamts. Syn. mit Fast-Mues (Bd IV 491), Ge-mües
(ebd. 496). ,Sm.' im Pfandrodel von ca 1320 gegen-
über .vasmuos' des HU.; s. d. II 380. ,Korn, haber,
sm.' Anf. XV., Z StB.; nachher ,korn, haber, vasmuos.'
,So vil einer schmaltzet und fassmuos uf einem acher
buwen wil, der mag den selbigen acher so lang, unz
die schmaltzet darab kommt, mit einem zun befriden.'
1544, ZWyla. ,N. sol für syn frouwen, die wider der
zunft zum Kämbel grechtigkeit gmüesset und schm.
uff der bruggen feil gehept, 5 pfd ... zbuoss geben.'
1593, Z EM. Negativ bestimmt. ,28 müt kernen, 10
malter habern, 3 müt sm. Zürich nies [usw.]', als
Zins. HU. (ähnlich noch oft). ,12 mut kernen, 4 malter
habern, 3 mut sm. Wintertur mes.' ebd.; lat. 3 mod.
leguminis. ,Swa eins burgers lenian, der nit ein kouf-
mau ist, har in bringet uf eim rosse 6 viertel kernen
ald 6 viertel sm. ald zwen matte habern ald dinkeln.
der sol da von nit imis geben.' Z RBr. .Weder körn
noch sm.' 1332, Z StB. ,Swer der ist... der für sich
körn oder sm. setzet ze verkouffenne, swelher leie körn
oder sm. es ist, und uf arges das guote schüttet [wird
mit 5 ß gebüsst].' 1342, ebd. ,Und wart ouch des
selben jars [1393] vil guots korns und lützel smalsad
[Varr. ,schmalsat, -et'].' Z Chr. XV. ,Ouch sol man
einem jeklichen pfister gunnen ze kouffen jeklicher
wuchen 10 stuk, daz si an körn, habern, an mal oder
an sm.' Anf. XV., Z StB. ,Was jeman da [auf dem
Markt von ZGrün.] kornes, sm. kouffet, daz das nit
von dem land gefüert werde.' 1416, ebd. ,Maister N.
sol daran [als Bezahlung für die Aushebung eines
Weihers] nemen das, so er notturftig ist, nainlich
körn, erbis, bona, schmalz und schmalzat.' 1470, G.
,Wo einer den andren schadiget, es sige an höuw oder
an körn, welcherlei das ist, oder an schm. [wird er
gebüsst].' E. XV., ZWied. Offn. ,Es ward [1481]
wänig körn, aber vast guot und wenig schm.' Bossh.
Chr. ,60 müt kernen, 13 malter haber, 10 som win,
10 guldin und zwen müt schm.' 1530, ebd. (Besoldung
des Pfarrers von ZWth.). ,Den Zehenden, es seie von
Heu, Embd, Obs, Gesäm, Hanf, Schm. oder weisse
Frucht.' 1740, ZEmbr. ,In Ansehung des Mannes soll
liegendes Gut heissen und sein ... die Bibliotheken,
die troknen und nassen Früchte als Korn, Haber,
Gersten, Boggen, Schmaalsaat, ^Wein und andere
Früchte.' 1779, ZWth. (Z Erbr."l831). S. noch Sp.
594 o. ,Schm.' wird gedroschen. ,Daz nieman enkeinen
win koufen sol, die wil er an den reben stat, noch
kein körn noch kein schm., e es usgetröschen wirf
1430, Z StB. (Titel); im Text des Erlasses: ,enkeinerlei
körn, haber, sm. noch äsig guot.' ,4 pfd 10 ß N. uf
Tübelstein von einem tenn in einer schür ze machen,
och bu uszuofüeren und schmalsot zuo tröschen.' 1489,
Z. Anbau. ,Es sol nieman in dem hof ze Wald uf
brahen zünen den" schm. und sölicben hoüwachs, da
von alter har hoüwachs gwessen ist.' XV., ZWald.
,[Dass NN.] anderthalb juchart ackers wol misten
süllent zuo sm. oder sus.' 1427, AaB. Urk. ,Ob vil
oder wenig einen infang machen und wölten dar inn
schm. buwen, die selben sollend einander frid geben
als urab efaden.' 1480, ZHinw. Offn. .[NN. haben]
nütz änderst begärt, dann das man sy in der brach
lasse schmalsott säyen und inzünen, wie ander in der
grafschaft Kyburg daz ouch bruchtindt' 1525, ZKyb.
,[Dem Pächter soll für die Verpflichtung, den Eber
zu halten] der dritteil zechend von der schm., so uff
den brachen und den haberzeigen erbuwen worden,
gevolgen.' 1567, Z EM. ,Wo aber etwer ... in die
braachen schm. seygen weite, das solle wider der
gmeind willen ... nit besehenen.' 1570, ebd. ,Was
aber die puren in die hanflender an anderen fruchten
und schm. seygend, von demselben [sollen] sy dem pre-
dicanten dheinen zechenden schuldig syn.' 1589, ebd.
S. noch Bd V 308 o.; (über-Jsäijen (Sp. 594. 597). Als
Bestandteil des (kleinen) Zehntens (s. schon o.). .Aller
ciain zehent von schm., da hört der halb tail ainem
kilchherren zuo.' 1490, GAndw. Der Same wird im
Hause in eignem Behälter aufbewahrt; vgl.: ,In der
junkfrowen kamer: item 2 spanbett, ein loubsack, ein
zuber und ein schmalsetkast.' 1489, Waldm. (Inv.);
142o
Sat. set, sit, sot, sut
1421
,1 schmalsetkästli.' XVI., Z Teilrodel. ,[Die N. hat
ua. gestohlen] ein küsziechly, da were ouch smalset
und linin tuoch inD.' 1459, Z RB. ,Die B. habe zuo
dem R. geredt ... sin junkfrow entrage im anken,
schm., kerzen und anders.' 1464, ebd. ,[Eine Frau
beschuldigt ihre frühere Magd, sie habe ihr] lilachen,
anken, schni. und anderes [gestohlen].' 1471, ebd.
Arnhd. smal(ahat f.; vgl. Gr. WB. IX 924, ferüer Schaubg
Rq. I 15. Foruicll siud noch von Interesse ,(6 mütte) smal-
sete.' 1290, HU. (Rodel der Herzogin Agnes); ,(2 mutt)
smalesat.' um 1320, ebd. Aufgelöst (vgl. Gr. WB. IX 911
unter 1 c): .Verbot... einiche schmale Saat anzusäen.' 1743, Z.
Winter-. Dazu winter-sätig: zur Wintersaat
gehörig. ,Sampt Roggen und Gerste und anderer w-er
Frucht.' 1667, ZElgg.
Sätele» „B"U., Sötele" AiBrittn., Häggl., Herrn.,
Walt., Wohl.; oBs (so Diegten); BJeg., Lutz.; LG.;
ScHÜegau, Reyath; SThierst. (auch Sörteh"), Sörtele"
AaKöII., Leer., Seon, Zein. und lt Rochb.; BLütz.
(neben Sät-); SThierst, Sätle" bzw. -ö2- Sch ausser
Hegau, Reyath, so auch Rudi. (-Ö-); ThHw. (-&-); Z
Benk., Zoll, und lt Dan. — f.: 1. Längsstreifen des
Ackers, den der Sämaun in einem Gang besät, so breit,
als der Wurf des Sämanns reicht (nach Angaben 4—5,
auch 6 Schritte breit) AAßrittn., Köll., Leer., Seon,
Walt., Zein. und lt Rochh.; oBs; „B"U. (auch. E., S.);
LG.: Sch; SThierst.; ThHw.; ZBenk. und ltDän. Syn.
Gang 2 a-^ (Bd II 339; so in BsBinn.); Jan (Bd III
43). 's giH 3 Sötele", 's brückt e" Sester Chorn mer
BsDiegten. Wo-n im [einem Lehrer] ei"smöl Sami der
Säjsack umg'häicht het ... u"d gemacht e" Sörtele" Haber
z' säijc" [war er wie im Himmel. Später führte er]
d' Mueter auch zom Haberacher ; pärforst het-si müessc"
cho" luege", wi schön glichlig di Sälelen errunne" sig,
won er g'säit heig. SGfeller 1911. E" Sätele"(s) breit,
etwa 4—5 Schritt Bü. ,Ainer satellen braiti.' THTobel
Offn. 1492 (Grenzbestimmung). ,Ein satelen wit ob
den eichen oben.' 1534, Z. ,Item so sollind sie nun
zeringsweis um den zäun nach innerthalb einer sa-
telen breit holz stehen lassen.' 1538, Glür 1835. ,Und
stände der zun uff denen von Gachnang im acker wol
ein saatala witt.' 1540, Z. ,[Ein Stück Ackerland, ist]
einer halben sattelen breit.' 1594, AATäg.; , Saatelen.'
1745. 1785. Als ungefähres Ackermass. , Kleine
Streifen Land werden in den Stiftsurbarien satulon ge-
nannt.' MEsterm. 1882; vgl. ebd. 1875, 264. ,Item im
obern infang am fuossweg gen Wiedikon in Oeten-
bacher acker ein grosse satel.' 1452, Z. ,Ein sattelen
ackers.' 1452, ZKü. ,Ein sattel acker, mitten in Wiedi-
komer zeig under Albis.' 1453, Z. ,Ein saattelen acher.'
1553, ZHinw. ,Zwo sattelen unden am kilchweg.' 1526,
Z. ,ltem aber ein stugk litt in der Breitten zuo Oft-
ringen, das ist wol ein guott satelen und stosset an
den tych.' 1537, AiKön. ,Item aber ein stugky akkers
... ist wol zwo satellen.' ebd. ,Ein juchart und ein
sattelle.' ebd. ,Denne ein acberli ist zwo satellen; des
ersten ein guote satelen, trettet uss hin.' 1539, AaL.
,Item drei sotlen ackher.' XVI./XVIL, AaZ. Stiftsarch.
,Ein halbe, ein grosse sotlen.' ebd. ,Ein grosse Satleu,
gehet durch Fendrich N.'s Acher.' 1644, AAWett. Arch.
— 2. zu dicht oder zu dünn stehender Streifen in
der aufspriessenden Saat, dadurch entstanden, dass der
Sämann beim Besäen eines Ackerstreifens (s. Bed. a)
vom vorausgegangenen a) zu wenig Abstand nahm,
so dass die Grenze zwischen beiden doppelt besät
wurde, die keimende Saat auf der Grenze zu dicht steht
AAHäggl.; ZWil b/Rafz, Zoll. Syn. Über-S. (E") S.
mache", ha". — ß) zu viel Abstand nahm, so dass
eine unbesäte Lücke zwischen den beiden Acker-
streifen sich ergibt AAHäggl., Herrn., Wohl., Zein.;
ScuRüdl. Syn. Under-Sät (Sp. 1419), Undcr-S. Vgl.
zu « und ß under-gän2a (Bd II 23); S.-Rüetli (Bd
VI 1837), ferner die Angabe: , Hafer wird gern bei
stillem Wetter gesät, damit es eine gleichmässige
Saat, keine Sätle" gibt.' oO. (LTobler).
Ahd. ' sätala f. (zu sät; vgl. zur Bildung Wiluianus II 2
§ 208). Wie bei uns, ist das W. (auch als n. und m.),
vornehmlich in der Bed. eines Ackermasses, in Hessen und
Thüringen bodenständig; vgl. Frisch II 288°; Adelung IV
153; Schmidt wester w. Id. 16S: Kehreiu 335; Vilmar 338
(wozu Beeh, Beitr. XXVIII); luxemb.WB. 368; Gr. WB. VIII
1583. 1809. 1824o. XI, 1819; auch in der ä.Spr.; s.
Lexer II 613. 1050 (md., aber auch südwestd.). Zum Ein-
schub von r vor t vgl. Chart < Chat (Bd III 557). Von deu
drei Formen Sötele", -ö- und -ör-, die nach bestimmter An-
gabe in BLütz. vorkomme!), müssen die beiden letzten ein-
geschleppt sein. Iu Flurn. ,Sotelen' AaThalh. , (Acker) in
der Saatlen' ZSchwam. (,von eim acker an Satellon.' um
1320/30). ,Saatlen-Zelg.' ebd.
Ü ber- Sötele- : = dem Vor. 2 a ÄAHerm., Wohl.;
LG. (lt St. und Ineichen). — Under- (in L -ö-, in
AAZein. -Sörtele"): = Satelen 2 ß AAZein.; LG. (auch lt
St.); Sch. Auch von Lücken, die durch schlechten
Samen entstehen AAZein. — Über- und Under-S. sind nicht
Zsseu von Satelen, sondern Ableitungen zu den entspr. Vben.
Doype\- Sötele" bzw. -Sötle":= Satelen 2 a Sch.
sätele- (-Ö-) Aa (Rochh.), sätle" ÄAEhr. (-ö-); Z
Rüml., W., Ptc. -et: Sätfejlen (in Bed. 2) machen, un-
gleich säen (hier zu dünn, dort zu dicht) ÄAEhr.; Z
Rüml., W., beim Säen Lücken lassen Aa (Rochh.).
Der Säer häd g'sötlet AaE\u. — über- (in AaWoIiI.
über-) sötele": die Grenze zwischen zwei Ackerstreifen
doppelt besäen AAWohl.; BJeg. Syn. ü.-säijen 2 b (Sp.
597). — under ungersötele" : beim Säen den Samen
zu wenig weit werfen, so dass zw. den Streifen un-
besäete Stellen bleiben BJeg.
Sätelete- (ö-) AAHägg., Sätlete« ScHHa. (-Ö-);
ZW. — f.: a) ,eine abgesteckte Linie beim Säen auf
dem Felde' ScHHa.; wohl = Satelen 1. — b) = Sä-
telen 2 a AAHäggl.; ZW. (.doppelt besäete Stellen auf
dem Acker, dgl. entstehen, wenn der |Säemann aus
Ungeschicklichkeit oder Unachtsamkeit beim Rück-
wege einen Fleck bestreut, welchen er schon auf dem
Hinwege besäet hatte.' FStaub).
sätne", 3. Sg. Prass. und Ptc. -et: den Acker bzw.
die .Saaten' (vgl. Sät 3 b aß) anpflanzen, zum Anpflanzen
rüsten BSi. (ImOb.); Gl (lt Schuler, St.).
satt, Komp. setter AALecr.: L; Xnw (lt Matthys
auch satter): Adj., in Bed. 1 b — 5 auch bzw. vorwie-
gend Adv. 1. a) in der gewöhnlichen nhd. Bed. wohl
allg. bekannt (auch für PA1. bezeugt), doch vielfach
als unecht empfunden (so Ap; BG. ; G; Th), bes. gegen-
über dem Ausdruck durch ge-nueg (Bd IV 698). Eig.
Mit Gen. Ph bi" aller Güetere" s. B (Zyro). Ich bin
s. und wer s. ist, ist sälig, soll ein geiziger Pfarrer
beim Essen gesagt haben, um die Tafel aufzuheben Z.
Sprw.: Me" mues' de" Löffel nid us-der Hand ge",
bis-me" s. isch, zB. das Vermögen nicht zu früh ab-
treten B. Sich (an Öppis) s. esse". ,Füll dich s.',
Name der Hauptstadt von Narragonia. HvRüte 1532.
1425
Sat, set, sit, sot, sut
142*3
Uneig. .Die Familie ist eine von den s-en, da fehlt
Nichts.' Breitenst. Überdrüssig. Etw., Einen s. ha",
wie nhd. Mit Gen. I'h bi" sinere- s. B. !•* bi«(-mic*J
dessi s. ebd. ,Wyl s ihnen glücklich gung von Statt,
warden [die Israeliten] mutwillig, geil und s. : sey
wolten d Richter nit mehr hau, sprachen Gott umb
ein König an.' GGottb. 1619. — b) von Farben. .Ist
es ze s., so tuo me bliwis dar ander.' Künstb. 1474.
.[Harn] mit einer s. geferwten truosnen.' Türst, Ges.
,Der waldschnäpf ... hat ein gleiche färb [wie die
Henne], doch etwas dicker und s-er.' Vogelb. 1557.
,Ein vast s-e und volle oder dicke färb, saturatior
color.' Fris.; Mal. ,Satur color, ein s-e, volle färb,
die sich im anschauwen nit verkleineret oder verleurt'
Fris. Adv.: .Oben auf dem köpf ist er [der ,stock-
henfling'] s. scharlachrot.' Vogelb. 1557. — 2. hin-
reichend, reichlich. ,Mit s-er kleidung, mit gnuog-
same und überfluss speis und tranks [sind die Mönche
versehn].' Vad. ,Din spys seig ouch gewürzet s.' XVI.,
Z Kai. ,Die Gärten geben zwar nicht .«., jedoch nun-
mehr zimlich.' 1692, Z (HMorf 189(3). — 3. a) voll,
ganz mit Bez. auf Umfang, Ausdehnung. ,[Eine
Lampe, die] erst vor wenigen Stunden mit Lewatöl s.
gefüllt worden.' Vaterland 1907 (LH.); vgl. satt-voll
von einem ganz gefüllten Getreidesack Aa (Rochh.).
Meist in abstr. Sinne, a) voll, vollkommen. ,[I)ie
Schrift] mit s-em, wolverglichenem verstand [Ver-
ständniss] zuo erduren.' Vad.; vgl.: ,üiewyl er dessen
kein s-en verstandt entpfangen, welchermossen dise
factorei zu versechen sein wurde.' ARyff 1592. .[Die
Mönche taten Schritte] damit si ... bei freier und s-er
[uneingeschränkter] wal eines abts ... beston und blei-
ben möchtend.' Vad. ,[Üer Verfasser hat sich bemüht]
einen s-en und gründlichen Underricht zu geben.'
Rhag. 1639; vgl.: ,Bis dass das gemeine Volk fein s.
und grundlich underrichtet sei von der Einsatzung
und rechtem Gebrauch des h. Nachtmahls.' FWyss
1670. .Eine s-e Wissenschaft [der Oculierkunst] ha-
ben.' Rhag. 1676. ,S-e tugend, s-er glouben, s-e freud-
uä. ,[Im Himmel] kämmend die allein zusamen, die
fester, s-er und rechtgeschaffner tugend, nit dem schum
... nachgestelt habend.' LJud 1531. ,Fcelicitas solida,
ganze, s-e und vollkomne glücksäligkeit.' Fris. ,1'ie
werdend disen ... Zügknussen s-en Glauben geben.'
1605, Z. ,So ists ungewüss, ob ir an der Canzlen
allen eueren Zuhöreren getan hettet ein s-es Ver-
gnügen, wenn...' JJBreit. 1642. ,Zu s-em Vernügen
hochen und niedern Stands.' 1658, Z. ,Gott segn euch
alle beed, er geb euch s-e Freud.' 1675, Bs Hoch-
zeitsged. ,Zu unserm s-en Vergnügen.' 1770, S. ,S-er
frid' uä. ; vgl. 4 b. ,l)a B ... mit den Eidgnossen uff
einen rechten, s-en verstand [Verständigung], wess sich
nun hinfür ein teil gegen dem andern... halten soll,
gehandlet... werd.' 1529, Absch. ,Also ward ein s-er
frid beredt.' Wurstisen 1580. ,Damit man nicht nur
jetz, sonder auch aufs künftig ein s-en friden erlangte.'
ebd. ,S-er rätschlag', gründliche, reifliche Überlegung.
,Die Sachen nit mit yl, sonders s-en ratschlegen wol
ze erwegen.' 1531, Strickler. ,Ein s-en ratschlag
tuon, wie man den altglöubigen gehelfen mochte.'
1561, Ndw. ,Wie und welcher Gestalten selbiger Bauw
an die Hand zu nemraen ... einen s-en Ratschlag zu
fassen.' 1636, Z. ■*- ß) übergehend in die Bed. bündig,
bestimmt, klar; endgiltig. .[Luther] bewärt mit s-er
gschrift, dass der war glow alein vor Gott rechtver-
Sohweiz. Idiotikon VII.
tige.' Ansh. ,Üas ouch gägenurbar gemacht werdint
alles ynkommens, damit man von einem Schaffner
gwüsse, s-e rächnung ... haben möge.' HBill. 1572;
vorher: ,[Man soll von dem Schaffner] räehnnng and
vollen gewüssen bescheid alles ynnämens ... nemraen.1
Die Räte beschlossen, die Sache von Amtswegen mit
einem ,s-en' Urteil zu entscheiden. 1572, Seg. 1881.
,Nach vernerer Nachschlagung solle [über eine Rechts-
frage] s-er und fründtlicher billichraessiger Entschluss
by erstem ervolgen.' 1641, BSi. Kq. ,Dass wir von
Euch ein rechte, s-e und offne Wüssenschaft durch
dass Ja oder Nein habent,' 1662, Gl. ,S-e antwort,
s-er bescheid, bericht' .[Man begehre nochmals] s-e
antwort, ja oder nein.' 1523, Absch. ,So were unser
meinung und beger ... uns darumb ein sadte andtwurt,
ja oder nein, zegeben.' 1530, ebd. ,Unz man irer
handlung sedteren und gewissen bescheid haben möcht.'
ebd. .Demnach ir uns ... dhein s-en bericht geschri-
ben.' 1531, Strickler. .Desshalben uns hoch von
nöten ist, das wir ein gwüssen s-en bericht habind,
wie ... wir uns im gebätt halten söllind.' Gualth. 1559.
.Worüber ich üch dann nit s-en bescheid geben kan,
das wollend wir endern [in der Erklärung der Namen].'
1572, Ig.Tschtoi Br. ,[I)ie bilderfeindlichen Bürger]
baten umb ein s-e antwort.' Wurstisen 1580. ,Die
gmeind wolte sich des [eines Aufschubs um 1 Tag]
nicht ersettigen lassen, sonder kurzumb noch die
selbige nacht ein s-en bescheid kriegen.' ebd. .Dheinen
gwüssen ald s-en bscheid geben können.' 1583, Z.
.[Das Domstift erhoffte] einen s-en, gwissen Bscheid.'
1607, Gfd (W). ,Ein Copyg, darinnen wir dhein s-en
Bricht finden.' 1615, Z. .Damit, wo Einer anderwerts
angesprochen wird, [er] s-en Bericht desswegen er-
teilen könne.' Hott. 1666. S. noch un-be-richtsam (Bd
VI 443). Subst. Neutr.: .Sich keins s-en hören lassen';
s. Sp. 442 Mitte. Adv.: .Under Anderen war insonder-
heit Einer, der die Unseren täglich angejochet und,
wie gut und s. immer man ihm geantwortet, allwegen
wie ein Schlang ausswütschen können.' FWyss 1655.
- b) ein Ganzes bildend, ungeteilt; vgl. das Folg.
[Die Esel] wie andre tier, die da ein s-en huoff haben.'
Tierb. 1563; vorher: .andre tier, so ungespaltnen huoff
tragen.' — 4. a) dicht, fest mit Bez. auf die Kon-
sistenz. ,S., eitelvöllig, solidus.' Fris.; Mal.; s. auch
check (Bd III 122). Kompakt (nicht zu porös), von
Stoffen BsStdt. S-er BösCchöl; Gegs. lüggf. ,Ein
guot, gesund fleisch ... ob es gleich ein wenig hart
ist zuo verdöuwen, so gebirt es doch naher ein ge-
sund, schön geblüet und macht einen s-en stuolgang.'
Fischb. 1563. ,DLe schlechten irdinen Gefess, dieweil
sie nit s., sonder viel kleine Löchlein allenthalben
haben, so tringt und schlecht das Öl leichtlich hin-
durch.' JRLandenb. 1608. .Die allerbeste Wuizel ist,
welich inwendig wyss und s. und etlicheimassen
schwer und nit löcherig ist.' ZZoll. Arzneib. 1710. Von
Mauern, Gebäuden uä., fest, massiv. .Ein Wagenburg
ward geslagen vor Erikort so s.' 1474, Lied. .Darin
was ouch ein vil guot sloss mit muren also s-e [: state].'
1475, ebd. .Ein guote, s-e mur, die dem pfymmet ge-
mess syge.' 1543, Z. .Strassburg, du tust dich trutzen,
du wolgezierte Stadt; hast viel kunstreiche Schützen,
gross Mauren steif und s.' E. XVII., Lied. Entspr.
,s. mären, büwen' uä. ,Ich hatt gehauen s., aus Holz
und Steinen hart.' Sutekm. 1860 (ZStall.). .[Der Werk-
meister soll am Schloss Dornach] einen tum ... buwen,
1427
Sat, set, sit, sot, sut
von grund s. gemuret.' 1499, SEM. ,St Batten loch
s. ussvermuren.' 1547, B KM. ,Dass Ihr seigt der
Bauherr der Statt und sie oruiert gut, fest und s.'
MvRicius 1630. ,S-er Grund' uä.; vgl.: ,Lasset euch
die Gedult nur nicht dauren, es ist der erste Grund,
er muss s. ligen.' Zg Gespr. 1747. 1) eig. ,Hie ist
ein vesten, s-en grund, uff dem gadt menger zarter
mund, ein usserwölte jugendt.' BGlett. (Lied auf die
Grafschaft Toggenburg). — 2) uneig. ,Ein s-en grund
haben.' ,Mit üwerer schwaderten habend ir gar
keinen s-en grund.' HBüll. 1531. , Damit sy ires glou-
bens ein s-en grund haben.' Gualth. 1552. ,Da die
gemeinen Gelten Das nüt glouben wolten und wir
darumb keinen s-en Grund gehept, band wir dise
Sach für üch unser gnedig Herren gewisen.' Anf.
XVII., Z. ,Deren Spruch und Urteil keine s-en Fun-
dament haben.' FWtss 1673. ,Zwei neuere Begeben-
heiten [näml. Spukgeschichten], die sich bei guten
Mansgedenken begeben und deren man s-en Grund
hat.' Sererh. 1742. ,Mit s-em Grund.' ,Nit mit eitelem
geschwätz oder hochpracht, sunder mit s-em und steiffem
grund.' 1560, Bib. (Vorr.). ,Das [näml. Etw. nachzu-
weisen] sy mit keinen s-en gründen niemarmer ver-
mögend.' ebd. ,Das kan ich mit s-em grund und mit
guotem gewüssen sagen.' SHocbh. 1591. Gleichbed.
,ein s-er Fuss'; s. Bd I 1087 o. Fest, von der Erde
im Gegs. zum Wasser. ,Du hast den wäg im meer
gemacht und ein s-en pfad in meerflüssen.' 1531/1667,
Weish. ,Gott der bschaffen hat den himmel und die
ärden s.' GBrün 1545. ,Nit im wasser, sonder auff
dem s-en, trocknen gestad oder erdtrich.' Fischb. 1563.
,Dem gestad und s-en grund nahen.' ebd. S. noch
Riet (Bd VI 1731). Fest, gedrungen, vom animalischen
Körper und seinen Teilen. ,[Fische] die da rot oder
wis s. fleisch habend.' Türst, Ges. .Winterszeit ha-
bend sy [eine Quallenart] ein zimlich s. hart fleisch;
Sommerszeit ... werdend sy lind.' Fischb. 1563; lat.
carne constante. S. noch ch'ech (Bd III 122); ge-boget
(Bd IV 1069). Kräftig: ,Zum Zweien soll man ein
ticken, s-en und früchtrichen Rebstock nemen.' ZZoll.
Arzneib. 1710. Von Personen, „stark, stämmig; zB.
vier s-i Bursche Bs." In weitrer Anwendung. In ,s-er'
[wohl = geschlossener] Ordnung vorrücken, in milit.
Sinne. 1531, Strickler. Gedrängt, konzis, von münd-
lichen oder schriftlichen Darlegungen. .Pressanarratio,
ein s-e erzellung, die nichts überflüssiges hat.' Fris.
,Attenuate presseque dicere, kurz, wenig und s. ding
reden.' ebd.; ,s. ding reden, seuberlich, mit kurzen
worten und on überfluss, dicere presse.' Mal. —
b) fest, unbeweglich, sicher, beständig. ,S. stän'
uä. ,[Der Schwertfisch soll aus Furcht vor dem Wal-
fisch] seinen schnabel oder schwerdt in den grund
hinein stecken, also s. steen on bewegnuss.' Fischb.
1563. ,[Die Steckmuscheln] werdend angeheftet mit
ganz reiner wullen oder syden, damit sy s-er stan-
dind.' ebd. ,[Der Tintenfisch] hat zwen lang arm...
sich damit an die velsen zu kleiben und s. zuo halten.'
ebd.; lat. ad saxa aliquot adharentes se veluti an-
choris stabiliunt. Uneig.: ,Dweil euwer gmüet stat
s. doruf [zu kämpfen].' VBoltz 1554. Häufig in der
Verbindung ,stif und s.' ,Schafhusen heisst dieselbig
stat, in eren stat sie stif und s.' 1499, Arg. 1861
(Spruch auf die Dornacher Schlacht). ,Was an in
stosst, fröud, leid und schmerz, ganz styf und s. ist
im syn herz.' Ruef 1540. ,Ich will vil lieber sitzen
in einer statt und rüewig wonen styf und s., dann
füeren s leben büwrsch und grob.' ebd. 1550. , Darumb
ich blyben styf und s. der meinung, das gmacht werde
d statt.' ebd. ,Ein tempel Gotts und heiige statt, die
uf Gott sehe styf und s.' Fcnk. 1553. ,Der Zorobabel
hat den anderen zweien styf und s. ufglöst also ir
argument.' Murer 1575. ,Genf ... [du] führst dein Re-
giment gar steiffunds.' 1669, Lied. Adj. , Erst anno
1171 ward disem [Carmeliter-]Orden ein stife und s-e
Regel fürgeschriben.' JJRüeger. ,[MgnH. haben vor
vielen Jahren] ein weitläuffige, s-e und heilsame Ord-
nung [betr. die Fischerei] auffgesetzt.' 1655, U LB.
Hieher wohl auch (vgl. aber auch 3 aß): ,Als wir nun das
verstanden, haben wir anzeigt, ich woll die Johanne-
mess [Acc. der Zeit] in Strosburg s. mit im abhandeln
[fest mit ihm abmachen], darbei es dissmols verhüben.'
ARtff 1592. — c) fest, angespannt, straff, eng
(anliegend). Im Übergang von a: s. lisme" Ap; Bs;
Z; Gegs. lugg (Bd III 1232 u.); vgl. auch gllchlig (Bd
II 602). „Straff, zB. gebunden, von einem Seile Schw;
Zg". (Es Seil) s. (a'Jbinde", s. a'zieh" Bs. Muesch d'
Strumpf nit so s. binde", ebd. S. gespannt Z. ,Man
braucht einen Bengel, um eine Bruechkette s-er zu
spannen.' oO. ,Nemmen hernach ein Schnur oder
Ende von wullenem Tuch und binden mit diesem die
Wiegen s. und stark über das Kind zu.' FWürz 1634.
.Eine Öffnung knapp, genau ausfüllend' ApK.; Z (Hand-
werkerspr.), knapp anliegend, anpassend Ap; Bs; Sch
Ha. S. a"ligge" Ap (T.). 's göt s. inH", in eine Öff-
nung ApLb. Auch: 's Bas' göt s. i", lässt sich knapp
zuhaken, -knöpfen, ebd. .Seiten und Boden [des Ge-
fässes] sollen also s. aufeinander geschlagen werden,
dass es nicht rünne.' JRLandenb. 1608. ,Die Binde
[sei] gelimpfig..., damit sie sich desto besser, näher
und s. anlege.' FWürz 1612. ,[Beim Pfropfen der
Bäume soll] das Rörlein an das ledige Schoss so lang
angestossen werden, bis dass es wol aussgefüllt ist
und s. aufligt.' Rhag. 1639. ,Die Hüpp [am Hülsen-
bajonett, vgl. Bd IV 1100] soll suber gelöt sein, sich
aller Orten, insonderheit oben, ordenlich sehliessen,
auch ... sich fyn s. lassen ynryben und in kein Weg
lodachtig sein.' 1708, Z. Adj., zB. von einem Kleide
Ap; „Bs." Ba" Häs' ist-mer (z'J s. ApLb. D' Zwinge"
ist wol s., zu eng Ap (T.). Bas Seil ist z' s., es löt
g'wüss Bs. Strime" ro" de" s-e" Strumpfbändle", ebd.
,Diss ist ein gar s-es Band und das beste, so mir be-
wust.' FWürz 1612. Vor Ortsadvv., hart, dicht (an
uä.) Bs; GrD. ; S. S. a". S. an einand, eng, nahe
beisammen Aa (Rochh.). Di Palggabritter sind s.
an enandere" GrD. S. a"-ma zuehi", ganz nahe bei
ihm. ebd. S. am Sand BsStdt. S. am Bach nö'h
lauffe". ebd. B' Kugele" isch s. an si"'m Kopf dur'hhe".
ebd. S. a" der Grenze" vom Kanton Bern. JHofst.
1865. Fasch versprützt vor Chib, bestelle" -si dort s.
a" dem Tisch [indem sie sich in nächster Nähe nieder-
lassen] ne" Mos' Achtbatzige". ebd. En ölteri Burg-
frau lauft s. am-mer durM'e". Schwzd. (BsL.). Bh
g'seh vo" eusem Hüs e" Weg, e" Garte" s. dra" zue.
MPlüss 1908. S. über, nebe" uä. B' Fülballa ist-ma,
s. über den Rück, an d' Müra zuehi", ,der Ball hat,
fast seinen Rücken streifend, die Mauer getroffen'
GrD. (B.). S. dernebe"wonc" BsStdt. Bö lauft e" Bueb
s. neben-^im Ätti. Breitenst. Ber lauft ganz s. dort
neben im durchhe", der Rhein am Isteiner Klotz, ebd.
Und gibsch-em [einem Geiste] B'scheid, so rüscht 's s.
1429
Sat, sat, sit, sot, sut
14ö«>
um di'h um undjüzgt nie du. Schwz. Unterh. 1848 (S).
— d) fest, stark in steigerndem Sinne. Mit s-ero,
starkem stich verwunden.' Tiebb. 1503; lat. ictu adacto,
quod fortiter et magno animo i'aciendum est. —
5. sachte, behutsam; gemiic h lieh, langsam, nach und
nach AaF., Hold., Leer.; BsL.; B (so E., G., Sa., Si. und
lt Zyro); „L"G.; SL. (Schild), Starrk.; Ndw (Matthys);
W (Tscheinen), ,leniter.' Id. B. Syn. sattlich, sattsam.
Trag Das s.! Zieh s.! BSi. Du muest mit dem Boss
s. fare" W. S. gä", lauffe", von Menschen und Tieren
(auch yon einem Brunnen LG.). Wir wV" a"fe" s.
gä", uns langsam auf den Weg machen, langsam vor-
ausgehn BSi. S. schaffe" L. ,S. zogen die Rosse an.'
Gotth. ,Da machte sich Lisi s. los, rückte mir vom
Leibe weg.' ebd. ,D's Kunträri, antwortete der An-
dere und machte s. (gelassen) das Läufterli zu.' ebd.
(E)so s. 's geit so s. bergüf B (Zyro). 's besseret im
[dem Kranken] so s. ebd. , Während er sich anzog,
balgete er so s. vor sich hin, was das Frühaufstehen
doch abtrage.' Gotth. ,Es fängt so s. an, die Gross-
hanse" z' kehre", wie es aber auch recht ist.' ebd.
,Es sei ein wenig hart gegangen, sagte die Hebamme,
und wenn die Kiudbetti vorbei sei, so müsse es so
s. abführen, es werde dann schon bessern.' ebd. Der
Se2>p het ungerwile" gäng eso s. g'soffe" u"d gäng g'soffe",
bis-er isch voller g'si". Loosli 1910. S. «"'' glichlig;
s. Bd II 002 (Gotth). S. u"d sanft. ,S. und sanft
giengen die Preise wieder herunter.' Gotth. Ahnlich
bei JCSulzer 1772 (Sp. 1109). ,S. und züchtig' :
, Einige liefen hinaus [aus der Kirche], wie wenn man
sie jagte, Andere giengen s. und z., hüben kein Aug
auf.' HPest. 1783. Gleichbed. s. anhi" BG. (Bärnd.
1911). CNjume" s., nur sachte! AaF. und lt Rochh.;
Bs; L (Ineichen 1859), bes. als Zuruf ans Zugvieh
beim Pflügen AaF. G'mach, ir Herre", numme" s.!
Ineichen 1859. Ho ho, Durs, numme" s., numme" nit
g' sprängt ! Das ist neuer starchc Dubak. Schild. Im
Komp. Es gäd e längirsi setter, immer langsamer
Ndw (Matthys). Setter tue", sich Zeit lassen L. ,Die
Nation und ihri Stellverträtter, die sollid leben froh,
und gods nid grad, se tuend es Bitzli satter, z'letzt
muss 's recht usen cho.' JBHXffl. 1801. Der Hasen-
burg hed satter tö", bei Sempach. Ineichen 1859. Auch
als Adj. AALeer.; L; Scbw; Ndw. E" s-e'' Gang Aa
Leer. ,Ein s-er Gänger, der nur langsam geht' Schw.
[I'''J bin a"fe" gar e" S-e'' L. Im S-e(n), langsam,
gemächlich BBe., Gr. I. S. isch-er doch der ganz Tag
dranne", von einem Arbeiter, der zwar nicht rasch,
aber doch stetig arbeitet BBe. ,Der im Satten (, sittig')
ausgeführte Polka' BGr. (Bärnd. 1908). ,Läbendiger
schwäbel mit s-era für gekocht.' Tierb. 1503; lat.
adiecto sulphure vivo leni igne decoctum.
Amhd. mt (auch bei Notker); vgl. Gr. WB. VIII 1811/9;
Martin-Lienh. II 378 (bes. auch iu Bed. 4); Schm. 2 II 334.
Zu 1 b vgl. and. mta-a (Notker), mhd. satbla, -rot (dazu Bd
VI 1769). Bed. 2—4 lassen sich in den ä. Belegen vielfach
nicht mit Sicherheit scheiden. Zu 4 vgl. chech 2 a und .5 (Bd
III 121/2). 5 geht viell. von der Vorstellung des Anschmie-
gens, behutsamer Berührung aus und knüpft an i c an; vgl.
aber auch sattsam S. Hieher viell. die Ortsnn. ,Satteubtihl'
ZHegn., Battenberg' AaFr.
a 1 1 s - : ganz gemächlich, langsam AALeer., L.; B
(Gotth.). A. fürsich gö". Ich will a. a"fe" gö". .Sarai
liess die Mähre alleine stehen, als eingeschirrt war,
und die marschierte alles s. samt dem Wägeli mitten in
einen Kleeacker.' Gotth. — Vgl. alls-gc-mach (Bd IV 17).
satte", 3. Sg. Praes. und Ptc. -et: 1. intr. a) satt
werden im eig. Sinne B (Zyro); „L" (auch lt St.b);
UwE.; Zo (St.b); üial. lch satte". Auch nnpers. : Es
sattet-mer L; UwE.; Ndw (Matthys), es saftet mit im
„L" (auch lt St.b); Zg (St.b). Uneig. : Es fäht-mer a"
s., ich bekomme es satt. Zg Kai. (Eis.) 1872 (L). —
b) sich verlangsamen, langsamer werden AALeer. (H.);
„L" (auch lt St.b); Ndw (Matthys); Zg (St.b). D's
Wasser sattet, der Zufluss lässt nach U. An Leb-
haftigkeit, Kraft usw. abnehmen, phys. und mor. UwE.
Minder steil werden, von einem Berge; minder heftig
und begehrlieh werden, sich setzen, vom Temperament
B (Zyro). — 2. tr., sättigen. ,Die genade, daz er uns
brahti in sin riche unde uns da gesateti sinis ant-
lutes.' XII., Wack. 1870. ,[Schwester Belis] herz wart
also süessklich gesaftet von dem gütlichen geschraak,
das sy in fil zites wenig spis nos.' EStagel. ,Der ge-
bure äss wol allen tag, vil kum man in gesatten mag.'
Boner. ,Guot hat die art, daz guotes nie gesaftet wart
kein herze.' ebd. — Ahd. satön (auch bei Notker), mhd.
säten (meist tr.); vgl. Gr. WB. VIII 1S29.
über-: sich übersättigen UwE. — er-: (langsam)
genug werden Ndw (Matthys).
sattlicU BE., Herz.; SchwE., Ib., satte"lich Aa
Ruedert.; BsL.; BWorb; SStarrk., sätte"lich AALeer.
(Kdspr.); L (eine Angabe); S lt Joach. und BWyss:
1. = satt 3 aß. Die von S haben sich dadurch ver-
anlasst gefunden, nochmals um eine , heitere und satt-
liche' Antwort zu schreiben. 1547, Absch. — 2. = satt 5.
Mach ganz saüe"li'h! Bs (Seiler). Mir wei" a"fe"
satte"lich gä" BWorb. Es geit gäng so sattli''' vorwerts
BE. (Bärnd. 1908). Sattlich Wildhei mäje" ScHwIb.
Sätte"lich schiesse", beim Kegeln L; Syn. luem (Bd III
1270). Ieh löse" d" Strich ab, ganz still und sätte"lir1'.
Joach. 1881. Doch schlüft 's eister wie witer ine" durch
das G'stüd, ganz sätte"lich. ebd. 1885. [Sie] sind sattli'''
sattli''' über 's Stäyort durchhe". Lienert 1888. Sattli'h
ist -er nidsich. ebd. 1899. Eso satte"li'h de" Birg ab
trampe". AGvsi 1899. Nume" satte"lich! ebd. Di zwe
Bue"'bettmanne" lege" sattlich ei"s Chneu über 's andere.
SGfeller 1911. So schön glichmässig u"<! sattlich hei"
die Tier 'zogen, es ist e" wäri Freud g'si". ebd. S.
noch näch-lassen (Bd III 1411); Bd IV 43 u. .[Wenn
der Polyp einen Meerkrebs] in einem velsen ersieht,
schwümpt er sattlich herzuo, setzt sich im au ff den
ruggen [usw.].' Fischb. 1563. So auch im Tierb. 1563;
s. be-seichen (Sp. 144; lat. leniter et caute).
Spätmhd. satlich, satius (Diefenb. 1857); in ähnlicher
Bed. bei Gr. WB. VIII 1834. Die dreisilbigen Formen (vgl.
dazu die Synn. hübsch(en)lieh, hoj{t")Uc1' Bd II 966. 1037)
sind nicht lautgesetzlich entwickelt; sie siud entw. durch
den Einfluss von Fällen wie das syn. mgenlieh (mhd. ./•;..;/.«-
liehe), auch ordenlich, wcide"lich (mhd. ordadfehe, weidtnllche)
uä. zu erklären oder aber — was wahrscheinlicher ist — zu
dem als Dinünutivbildung empfundenen nitthch nach bekannten
Mustern als verst. (hypokoristisches) Dim. hiuzugebildet uud
eig. in der Kdspr. zu Hause (vgl. die Angabe für AaLeer.)
bzw. daraus
sattsam: 1. = satt 2 oder 3 a. Adj. ,In der obern
lateinischen Classe 'fiel solches [das Examen] zu s-era
Vergnügen aus.' 1740, Aa Gem. S-e Assistenz [Unter-
stützung] bekommen.' Sererh. 1742. Adv. Bei Vben.
,Mit tauglichen Qualitäten s. versehen und begabt,'
1677, AKüchler 1895. .Damit die Wägen s. ihren
Fortgang haben könnind.' 1702, Z. ,Wie Solches die
u.u
Sat, set, sit, sot, sut
Erfahrenheit ... s. gelehrt und an den Tag geleget.'
1724, ehd. ,Die immerdar wehrende Verfolgung der
2 arrestierten Heren [habe ich] leider sathsam ver-
standen.' 1732, Zg (Brief). ,Die Regiments-Form in
Ghur ist s. in Sprechers Kronik beschrieben.' Sererh.
1742. Wie ,genug' vor Subst. ,Weil die Joch alle
gut, in der Gemeinde s. Holz [zu der Brücke] vor-
handen ...' 1750, LRSchhidlin 1886. — 2. = satt 5,
sattlich 2 THEgn. (.langsam und sicher, bedächtig, aber
ausgiebig'); ZHütten. S., s.! Zuruf des pflügenden
Bauern an den .Mennbuben' THEgn. (jünger hösam I
Bd II 860). Es regnet s., .massig, aber anhaltend und
genügend.' ebd. S. noch Wider-Chnall (Bd III 738).
— 1 aus der Kanzleispr. ; vgl. Gr. WB. VIII 1835 f.
satte", serie" : = satten 2. Dial. ,Was suochet nu
der mensch me denn sinen schöpfer, der im alle ding
wirt, ald was mag den gesetten, den an Got nit be-
nüeget?' Waldregel 1425. ,Isse mit züchten und nit
mit swindikait des frazzes, alz ob du nit gesettet
mügest werden.' 1425, G Hdschr. — Vgl. Gr. WB. VIII
1829.
er-: = dem Vor. ,Die wytwen wird ich segnen
mit minem segen, sin armen wird ich ersetten mit
brot.' XV., G Gebet (Ps. 131, 15). — un-er-sättig
,-settig': unersättlich. XVI./XVII.; zB.: ,Min meinung
[ist] nit, dass du dich selbs hungers tödist, sunder
dass du dem u-en fraass nit dienen wöllist.' Zwingli.
,In sinen begirden u.' Güalth. 1559. ,U., inexaturabilis,
insatiabilis et inexplebilis.' Fris.; Mal. (Weitres ebd.
460c). ,Uss u-era gyt.' LLav. 1583. ,Ein u. Eigenehr.'
1622, Zinsli 1911. ,N. ist eines u-en Gyts.' 1636, Z
(Pfarrbericht). .Ist im nur um den u-en Wucher.' 1639,
Z. S. noch über-fressen (Bd I 1323); Sack (Sp. 616).
— un-er-sättlich ,-e-': 1. = dem Vor. ,U., das man
nit ersettigen oder erfüllen mag, insatiabilis, inex-
plebilis.' Fris.; Mal. (Weitres ebd. 460°). S. noch un-
ver-nüeglich (Bd IV 701). — 2. unbefriedigend, zu
wenig bestimmt (Gegs. , sattlich'). Ihrer Botschaft sei
eine ganz , unendliche und u-e' Antwort geworden.
1547, Absch. (S).
Sätti ,-e-' f.: Abstr. zu satt. 1. entspr. satt 1 a,
Sattheit B (Zyro). .Sötty ald trunkenheit; unz zur
setti.' XV., G Hdschr. ; lat. sacietas aut ebrietas; usque
ad sacietatem. — 2. entspr. satt 4 a. .Die käche,
satte [!], dicke, soliditas.' Mal. — Ahd. neu f. (auch bei
Notker); vgl. Gr. WB. VIII 1819 u.
sättig: satt U. Einen s. mache". — un-: uner-
sättlich. ,Bim unsättigen steinin heiligen was gelt
nemen, on achtung, wannen das käme, guot und recht',
mit Bez. auf die Ablieferung der Pensionengelder an
den Berner Münsterbau. Ansh. — Vgl. Gr. WB. VIII
1830u.
sättige" (-e-J, Ptc. -et: a) = satten 2 B (Zyro);
Ndw (Matthys); Z; nicht volkst. .Settigen, ersettigen,
satiare, saturare, exatiare, exaturare, explere, farcire.'
Fris.; Mal. ,Mit Worten gesättigt.' HPest.; s. Gr.
WB. V11I 1832 o. — b) befriedigen, zufrieden stellen.
,Vorab so vinden wir [die Tagsatzungsgesandten], das,
wenn das landtgericht in ThurgöV uns Eidtgnossen
... zuogelassen, so werde man sovil gesettiget, damit
der übrigen stucken halb nit grosser mangel sin ...
wurde.' 1499, Calvenp. 1899. .Damit ir [von Luzern]
gesettigt werden [erfüllen wir Basler eure Forderung].'
1523, Absch. ,Sich s. (lassen)', sich begnügen, zu-
frieden geben. XVI./XVIII. Mit Gen. ,Der zuover-
sicht, man werde sich diss erbietens billich und bil-
licher s. lassen.' 1524, Absch. ,Seite sy nei, des Hesse
er sich s. und gienge nit zuo ir.' 1541/3, Z Ehegericht.
,[N. solle] sich des stückli achers under der strass s.
lassen.' 1552, ZHöngg. ,Das die gmeind zuo Affoltern
dissmals dheins nüwen gsellenhuses notwendig, son-
ders söllint sich irer wirtshüseren s. lassen.' 1568,
Z EM. ,[N., ein Gläubiger, solle] sich der billicheit
s. lassen.' 1577, Uw. ,Wo sach wäre, das jemand...
sich güetlichen oder rechtlichen anerbietens nit s.
würde.' 1579, Seg. 1880/82. ,[Der jeweilige Arzt] soll
sich allein der alten Belohnung für sein Gang und
Recept sädtigen.' 2. H. XVII., Uürs. ,[Die Händler
sollen] sich eines billichen Gewinns s.' 1728, Z. ,Sie
[sollen] des hienach bestimmten billichen Lohns sich
s.' BsMand. 1779. Mit Präp. (,an, mit'). ,Welicher
sich aber mit diser Antwort nit wellen s. lassen.'
1616, Z. .Solle Derjenige, so ein verschribnes Under-
pfand hat, sich an selbigem s.' 1674, Schw LB. ,1m
Fall kein Mantel [vorhanden], soll die Frau sich allein
mit dem besten Kleid s.' 1675, Z Erbrecht. .Etliche Hern
Landschryber, eh und bevor sy den Zugbrief zu-
stellen, befragen vorderist den Bezücher, ob er alle
Güter sines Briefs wolle haben oder sich mit den-
jenigen s., so in den Auffahl kommen.' E. XVII., Z.
,[Man] hörte meine Verantwortung an, man sättigte
sich darmit und nahm die Rechnung ab.' JLWeissenb.
1772. S. noch Sp. 511 o. Mit Syn. .Sich des frideus
...nit s. ald benüegen lassen.' 1546, Z RB. .Eines
billichen zimmlichen Ions sich s. und beguüegeir lassen.'
1590, Ndw. .Jeder teil [solle] sich dessen, so ime
zuerkennt, s. und benüegen lassen.' 1599, AaK. StR.
,Ich hette vermeint, du wurdist dich an dem Wort, so ich
von mir geben, darby s. und benügen lassen.' 1637, Z.
— .Settigung f.: satietas, saturitas, expletio.' Fris.;
Mal. — Mhd. setigen; vgl. auch Gr. WB. VIII 1831/3.
er-sättige°, ,-e-': a) = dem Vor. a. Eig. ,Du
wirst essen und ersättiget by dem herren.' Zwingli
(nach V. Mos. 16, 10. 11). ,Famem explere, den hunger
büessen und e.' Fris. 1541. .Sich an cim jungen lamb
e., famem tenera consumere in agna.' Fris.; Mal.
.Ersettiget band wir uns wol, Gott euchs vergelt zu
tusent Mohl.' GGotth. 1619. S. noch Sp. 779. Uneig.
.Mit läsen nit mögen ersettiget werden, legendo non
posse satiari.' Fris.; Mal. ,Sein geit mit galt e.,
explere avaritiam suam pecunia.' ebd. — b) = dem
Vor. b. ,[Die Leute von UBürgl. erklären] dass sie
des järlichen Zinses halber ersettiget.' 1633, U Neuj.
1901. .Sich e. (lassen).' Mit Gen. ,Land üch billiches
e.' 1529, Absch. ,[Es wird verfugt] das si sich irer
pfruond e. lassen.' 1544, Sch Ratsprot. .Diewyl 5 gl.
gewert worden, sol N. sich desse e. lassen.' 1594, Z.
,Sy sollen solicher handlung, biss geldt kompt, sich
e. lassen.' 1594, Gl. ,Und werden sich die H. Medici
dieses geschöpften Salarii, auch ihres Berufs e. lassen
und über den nicht schreiten.' 1645, B. .Recht nemen
und desselbigeu sich e. lassen.' 1647. 1666, GWil.
, Ebener Massen würdet sich ein Stattschreiber hier-
innen ... dess jetzt bestimpten Taxes e. lassen.' 1683,
Bs Rq. ,Die Schreiber sich des hienach ausgesetzten
ordenlichen Schreiber-Taxes ohne Steigerung zu e.
haben.' Z Mand. 1694. ,Sich seines Haupt-Gutes [usw.]
nach Billichkeit e. lassen.' SMdtach 1709. ,Zur not-
wendigen Leibskleidung sich eines ehrbaren Habits
u;:;;;
S;tl, set, sit, sot, sut
H. ;i
zue. und zu gebrauchen.' B Sittenmand. 1716. Mit
Präp. ,Er sye an die muren sins huses gfallen der-
gstalt, das er noch ein schaden am köpf empfangen,
und [sein Gegner habe] sich mit demselbigen nit e.
lassen, sonders in ze schlachen fürgfaren.' 1561, B
Turmb. ,Der könig wolte sich von dieser antwort
nicht e. lassen.' JWetzel 1583. .Diejenigen, so kleine
Knaben am Tisch haben, sollen sieh ein Wochen über
mit 1 Rthlr e.' Bs TOrdn. 1646. Mit Synn. ,[Die Zim-
merleute haben keinen Anspruch auf das abgehende
Bauholz, sondern sollen] sich irs täglichen Ions ... be-
nüegen und e. lassen.' B StSatzg 1539. ,[Der Kardinal
wolle] sich des e. und benüegen.' 1567, Gf-d. .Sich
bequemen und der Billichkeit e.' 1635, ebd. — ,er-
settiget: satiatus, expletus. Schlaaffens e., somno
satiatus.' Fris.; Mal. — uu-: ungenügsam, unzu-
frieden; s. Sp. 1148 o. .Unersettigt des', nicht damit
zufrieden, ohne daran genug zu haben. 1531, Absch.
IV 1 b, 118U. — ,unersettigklich: one ersettigung,
insatiabiliter, insaturabiliter.' Fris.; Mal. — .Er-
settigung f.: inassleidigkeit, satietas, expletio, satias.'
Fris.; Mal. — Mhd. eraetigen; vgl. auch Gr. WB. III 919
(mit Belegeu aus Paracelsus); Fischer III 835.
Engel-Sat m.: eine Art geringen Wollgewebes.
,Den e., den si [die Magd] hat.' XIV., B. ,Ze R. habe
sy inn des Schultheissen Hus 1 engelsati Kleid ... ein
rot glismet Par Strumpf ... veruntrüwet ... den E. der
Wirtinen zum Sternen daselbst verkauft umb 2 Gl. ...
die Strumpf aber sampt dem E. sygind des Schult-
heissen Volk wider worden.' 1613, Z RB.
Mhd. engeheit zu ahd. «am« (s. die Anm. zu Saijen 8p.
593); vgl. Gr. WB. III 476 (.Eugelsaaf) und bes. Fischer
II 719 (.Engelsaif, vereiuzelt auch ,-sat'), sowie Schm. 2 II
335. Das Vokalverhältuiss ist unklar.
engel-sati": aus Engel-Sat. ,Ein libfarw engelsati
kleid, darutf 4 blaw strich.' 1609, Z. S. auch das Vor.
Satan AaF. (Sä-, Sätän) ; Ar (Sätän); BG. (Sä-,
SätänJ, Stit (Sätän); Gl; L (-an); GT. (Sätän); Schw;
Th (Sä-, auch Sätän); Ndw (-an); 1 (Sätän), Säten
GrL.. Sät,, BGr.; GrScIis — m., PL Satan(n)e" AaF.;
BG.; Gl;°GT.; Th; Ndw, Säte' GrScIis, Dim. Sa-
tänli GT. (s. unter 2): 1. Satan, Teufel; doch nicht
überall volkst., tw. nur im Vergleich, ,1m augsten
ward ein häx zuo Erlach sampt ir tochter, die si dem
s. vermeelet, verbrenDt.' JHaller 1550/73. Als Fürst
der Teufel einem einzelnen Teufel gegenübergestellt;
s. bringen (Bd V 691 Mitte). Als Name eines Teufels
(des nächsten bei Lucifer) oft im altern Drama, so
bei Euef 1538. 1539. 1550; Meinrad 1576. Im PI. auch
appell. für die in Mehrheit gedachten Teufel: Wa'r
[ein von seiner Mutter verfluchter Senn] awh hi"luege"
mag, g'siehd 'r-si üs'zannet va" böslächlande" Säte".
Schwzd. (GrScIjs). Im Vergleich; übergebend in eine
blosse Verstärkung. Üsg'seh" wie e" S.; s. Bratsch (Bd
V 1012). , Seine Mutter sei wie ein wahrer S., ein erz-
böses Weib.' 1797, Z. .Schimpfen, toben wie der leben-
dig S.' Gl und sonst. Ebenso : Tue" wie en (wäre') S.
Ap; G; Th. 's het doch auch 'tue" wie en S., vom Sturm,
Wetter, ebd. 's brennt wie en S., von einer Wunde
Tu. Laufe" tcie en S. ebd. D' Breme" tuend, händ
Ho" wi d' Satan(n)e"; 's giH ander Wetter AaF.; G;
Th. — 2. Schimpfname, auf Menschen, Tiere, auch
Sachen, wohl allg. Das ist en S.! Warte"d nur, ir
Satane", üch icill-i''' da"" schu" traktiere"! CStreiff
1898. Der wulli" S. [ein Bär] hat allweg nuch lang
a" mi"s Hüetli 'tänggt [das er gefressen hatte], ebd.
1902. We""-me" de" S. vo" Hemlis-chnopf no'h mues'
ander "cm Sofa ga" fure"gusle". UyGreyekz 1911. Da'
ist en S. ! eine vertrakte Aufgabe, Lage Th. Auch
als derber Ausdr. der Bewunderung wie Siech (Sp. 195)
uä. Das ist (Du bist) en S., ,ein verfluchter Kerl'
Tu; Z. A. : Ir händ aber auch e" rechtschaffeni, wackeri
Frau! B.: Ja, das ist würkli"1' so; si ist en wärer S.
ZStdt. So auch das Dim.: Er ist doch e" verdammts
Satänli GT. Als Übername SchwE. — 3. tüchtiger
Rausch Z (Spillm.). Syn. Cheib (Bd III 102); Siech.
Er hat en S. g'ha". — 4. Pfeifenstopfer. Studentenspr.
Vgl. Gr. WB. VIII 1806/8; Martiu-Lienh. II 379. Die
Z Bibeln 1531 — 89 braucheu die Formen .satauas' und ,sa-
tan' meist übereinstimmend mit der l.utheiliibel (vgl. Gr.
WB. aaO.). Das neue Test, von 15 7 1 und 1614 dagegen
und die Bibeln von 1597 und 16 18 ersetzen das W., sofern
es sich nicht um den Eigennamen handelt (wie zB. im Hiob),
durch ,teufel.' Das Breitiuger'sche neue Test, von 1629 und
die Bibeln seit 1638 führen unser W. an allen Stellen wieder
ein, und zwar ausschliesslich in der Form ,Satan.'
tteM-Sätq: verst. Satan BGr. Der fiendsälig H.,
von einem bösen Hunde. Bärnd. 1908. Der rergVstig
H. von-em Wibli. ebd.
satane" -äne": wüsten Lärm, Radau machen L.
Hättist auch seile" g'höre", wie die Kärlene" nächti
g'satanet händ!
Sattel, in PAL -al, in W -ol, auch -il (so Leuk,
Rar.) - m.. PL Sattla, -,- BG.; W tw., sonst Sättel,
Dim. meist Sätteli, in W Sattolti, -ilti: 1. wie nhd.
wohl allg. ,üer s. und anders, das man gwonlich
auff die ross legt, ephippiura.' Fris.; Mal. ,Gang,
nimm dem bapst esel und s. und lass inn ze fuoss
gon.' Zwingli. S. auch Ge-reit (Bd VI 1638); üs-be-
reiten (ebd. 1647 o.); under-siech (Sp. 196). Sprw.: D's
Gold am S. schind, es geht glänzend zu. Bärnd. 19oS
(BGr.). S. und Bast; s. Bd IV 1778 o. .Wernlin sattler
umb miner herren bester und setten [1. settel] ze
bletzen 1 Ib.' 1447, B StRechn. ,Ein offnen brieff,
von denen, so in die statt souraen, es sye uf basten
oder sätlen, den zol zu nämen.' 1523, B RM. Neben
anderm Reitzeug, Pferdegeschirr. .Usser dem stadel
hinweg getragen den knechten ire bett, etlich wägen
und karengeschir, reder, sätel, körnend und anders,
das zuo wagengeschier gehört.' 1489/90, Zellw. Urk.
, Seigent weder der S. noch Zaum werschaft.' 1622, Z.
S. noch Bund-Seil (Sp. 753). In Bez. zum Reittier.
Under 'm S. heisst das Zugpferd linker Hand, = Sattel-
Boss (Bd VI 1435) AaB. , Die jungen Pferde, die man
das erste Mal unter den S. nimmt.' J Meyer 1700.
S. auch die RAA. unter Boss (Bd VI 1420 u.); Süu:
Bildl. für drückende Last, Beschwerde. ,S. kumpt
(ist) mir ab ruggen'; s. Bd VI 782 u.. dazu noch: ,Dass
uns und den unsern [wenn ein kath. Vogt nach Ba-
den käme] niemer s. ab dem rugken ... komen
wurd.' 1529, Strickler (Z). ,Es drücket sie etwa
hart der S. der Armut.' JMever 1700. Mit Bez.
auf den Reiter. Er hebt am S. und iöt «" Gurre"
laufe". Sprww. 1869; vgl. auch Gurren II (Bd II 409).
Der treu Nüd hindert im S.; lässt sich Nichts auf-
binden. oO. S. fare", reiten L. Z' S. si", gä", cho",
zu Pferde, beritten BG., Lutz., Sa.; LH. Er üt z' S.
ufThunuehe"BG. Lüsft-er? Ni!",er giHz' S. ebd. Der
Reiter chunnt z' S. oder mit dem S. Barnh. 1911. Oft
11;:;.
Sat, set, sit, sot,
kommen bis 20 Personen z' S. zu Besuch BSa. ,Der Hof
war weder mit dein Wägelein noch z' S. gut erreichbar.'
Schweizer Bader 1903. Hoch z' S. si", hochfahrend,
stolz sein B; vgl. Boss (Bd VI 1420). I" S. cho", obenauf
kommen, einen Vorteil erringen B. Der Herr Seckel-
meister ... het-sech g'seit, er müessi htege", dass-er wider i"
S. chömi und dass-me" z' Bern merkt, dass-vie" de"" noch
mit-im müessi rechne". RvTavel 1910. ,So kam der
Schulmeister [weil er einen Schüler rühmte, bei dessen
Eltern] für den Augenblick wieder in S.' Gotth. ,So
sy [die Kaiserlichen] uns mit guoten Worten, unz sy
baas in iren s. und vorteil kommend, uffzühend.'
HBdll. 1572. Us dem S. cho" 1) das Gleichgewicht
verlieren. [N., Wein einschenkend:] Ne nei", Herr
Vetter, ir chönnd nüd g'rad us aem S.; G'meindröt,
die mön'nd de" Wi" gar guet verlide". Stütz, Gem. —
2) von der Arbeit loskommen. .Scherpfend ihnen [den
Gemeinden] woll yn, was sy [die Obrigkeit] für un-
auffhürliche Sorgfältigkeit tragen niüessind, sy kom-
mend glychsam nie uss dem S.' JJBreit. 1637. ,Aus
(von) dem S. blitzen, feilen, lupfen.' ,N. hat sich...
so mannlich gewehret, dass er drei von ihnen [den
Verfolgern] auss dem s. gebutzt.' Äg.Tschudi. .Diesen
türen Hauptmann [Medici], den hat er [Mülinen] auss
dem S. gfelt.' 1631, Zinsli 1911. ,Dran, ihr Helden,
dran, an dise Trupp zu Pferd, mit Spiessen lupfet sie von
Sätlen aufdieErd!' 1654, ebd. Dazu: ,Die rüttery ...
machten fll sätel bloss.' 1351, LiED(Kopie). JJndverlor
der herzog von Österrich [bei Laupen] ... 14 grafen,
und wurden 15 hundert sattel leer.' Z Chr. XV. Bildl.
's hät-en us dem S. glupft, er hat Bankerott gemacht
Th. ,Die Mutter hatte gar grosse Freude daran, dass
noch ein zweites Söhnchen nachkam, um mich [in der
Gunst des Vaters] aus dem S. zu lüpfen.' Gotth. ,Den
Sitz im S. bewahren': ,Es ist wunderlich, dass Regenten
oft... nichts mehr sehen und schmücken, als. ..wer
ihnen den Sitz im S. bewahren könne.' Gotth. Fest
im S. sitze", von einer gesicherten ökonomischen, amt-
lichen, gesellschaftlichen Stellung, auch von guter
Gesundheit (Aa), von Wissen und Können Aa; Ap;
B; Th. De'' [ein Beamter zB.] sitzt no'h fest im S.,
De" chönne"d-s' nid e"wegspränge". In alle" Sattle"
g'recht(ey) si", für alle Lagen, Verhältnisse gerüstet,
ihnen gewachsen BG.; GT. und weiterhin. ,Ein mann
in alle sattel gericht, ze brauchen oder gerüst, worzuo
man seinen bedarff oder in haben wil, vir in quovis
loco paratus; ein zeug auffalle sattel gerüst, der dem
feind allenthalben weeren kan, compositum ad omnes
casus agmen.' Fris.; Mal. ,So müessend wir (wie
man sagt) in alle sattel gerüst syn.' Gualth. 1584.
,Die papistischen legaten schlahen sich zuo in allen
reichstägen, ...sie sind in all sattel gerüst.' LLav.
1587. S. noch ram (BdVI894). — 2. übertr. a) auf
Dinge, die wie ein S. getragen werden, a) Sätteli,
beim sog. Silen-Ge-schirr (s. d.) quer über den Rücken
des Zugpferdes gehender Gurt, an dem da, wo er auf
dem Rücken aufliegt, ein kleiner Sattel (mit den Leit-
seilringen) angebracht ist, und der auf den beiden
Seiten die Deichselstangen trägt AaoF. (Hürbin); Syn.
Schlingen-S. — ß) auf dem Rücken der Ziege be-
festigtes Gestell mit einem nach oben gehenden Holz-
kreuz, welches das Tier verhindert, durch Zäune zu
schlüpfen Ap; Syn. Hag-S. Eine Abbildung bei
FGStebler, AW. 460. — \) in der Tracht der alten
Weiber ein um die Lenden geschlungener, wurstähn-
licher Gürtel zum Aufhängen der Röcke (so dass kein
Tragband über die Schultern, keine G'stalt nötig ist)
GA.f — b) Träger, Unterlage, et) halbmondförmig
ausgeschnittene Unterlage eines Fasses ZZoll., auch
nach oben und unten zugleich ausgeschnitten, um ein
Fass auf ein anderes legen zu können (vgl. sattlen lb y)
ApK. Wir haben im Keller zu wenig Platz für die
Fässer, mer mond en S. mache" ApK. — ß) Querholz
über der Achse des Vorderpfluges, worauf der Grendel
aufliegt Aa (nur Diiu.); SBb., L., WA. — y) auf die
Achse eines Langholzwagens aufgesetztes Stück Holz,
das als Unterlage für die Baumstämme dient und ge-
wöhnlich mit Löchern für die Ketten versehen ist,
mittels deren die Stämme befestigt werden ScHSt.
Syn. Schemel. — S) der auf einem Pfosten aufgesetzte
Träger eines Längsbalkens ScHSt. (Zimmermannsspr.).
— s) in der Schifferspr. der mittlere der drei durch
Ruten zusammengeflochtenen Pflöcke (s. Stören), auf
denen das Flossruder ruht und arbeitet Aa (Rochh.).
— Q beim Spulrad die mittels einer Schraube ver-
stellbare Unterlage der Spille", die links auf dem
G'stell angebracht ist Aa; vgl. die Abbildung Bärnd.
1904, 385. — c) der Form nach einem S. Ähnliches.
a) sattelförmige Einsenkung eines Bergrückens, allg.;
s. auch die Anm. — ß) ,Teil am Dachstuhl' SL. Vgl.
S.-Dach. — y) „die holzartige Faser zwischen den
beiden Hälften eines Nusskerns Aa" ; ApK.; „L";
GA.; ScHSt. (Sulger); übw; ZRuss. Syn. Chrüz 3 c
(Bd III 942). ,Nauci, nusschal, der stein einer oliven
oder der s. in der nuss, so zwüschend den kernen
ist.' Fris., ,der s. am nusskernen, der underschlacht
zwüschend dem nusskernen, dissepimentum, nauci.'
Fris.; Mal. ,S. in der Nuss, un zest de noix.' DeLa
Codr 1736. — 5) (in Th Sätteli) von den harten, ste-
chenden Häutchen, die das Kerngehäuse des Apfels
(GRh.; Th; ZHott., Russ., Wth.) und der Birne (GRh.;
Th) bilden. Bim Stückle" se't-me" d' Sättel use" tue"
ZHott., Wth. Du machst dört vil z' gross Sättel, schnei-
dest beim Öpfelrichte" zu viel heraus ZRuss.
And; »atul usw. (s. die Formen bei Graff VI 166/7);
rahd. satel; vgl. auch noch Gr. WB. VIII 1820/4; Martin-
Lienh. II 379; Follmann 429; Unger-Khull 514/5, zu den
RAA. Wander IV 1/4. Iu Ortsn. (meist zu 2 c a). a) das
einf. W. ,Sattel' AaMell. (schon 1480); Ap (mehrfach); BsL.;
B (öfter); FJ.; GlEnn.; GrPr., Eh.; LMnrb. (Leu), W. (,unz
an ein S.'; ,ab dem S.' 1315); G (mehrfach) ; SchwE., Schw.
(,am S. zuo Switz.' 1518; ,ab dem S.' 1616); UwAIpn.
(schon um 1400), E. (,bis zum roten S.' 1689), Flüehli,
Luug.; U; WBrig, Gesch. (uf dem S.. kleines Plateau), V.,
Vt. (uf dem S„ im 8.; auch bei Leu), dazu der FN. ,Vom
S.' WStaldemiet; ZgWalcbw.; ZUln. (,im S.'), Stdt (Hausn.,
schon im XV.: ,die wirtin zum S.' 1463; noch 1820), Wei.
(,im S.'). ,Sätteli' Ap; BGadm.; L;Schw; U, ,Satt(e)li' B. —
b) in Zssen. Als 1. Glied. ,S.-Egg' BBolt., Gr.; SchwMa. ,-Äcker'
SchGächl. ,-Alp' üw. ,-Gass.' XIII. , Bs (,N. in der Sateigassen,
Satilgassuu'). ,-Hof (vgl. Gr. WB .VIII 1826) AaStaffelb. uö.
,-Horn' B; W, ,-Hörner' U. , -Knopf B; G. ,-Legi' LEothenb.
(Leu; heute ,Satteu-Lege') ; Schw (,bonum in S.' um 1330);
ThBich. ,-lehen-Wald' (vgl. Gr. WB. VIII 1826) B. ,-Lücke'
W. ,-Bach' F; GrL. (,an den S.' XVIII.). ,-Büden' AaWohl.
,-Bogen' (vgl. Gr. WB. VIII 1825) Th; ZRicht, (schon 1677).
,-Berg' G; Obw (JvWeissennuh 1792/1821, heute ,S.-Pass').
,-Spitz(en)' B. ,-Stock' LT. ,-Stall' L. ,-Teife' üw. ,-Weg' B.
,-Wald' B; L. ,-Wand' G. .-Würzen' GKriess. (1534). ,Satt-
len-Rüti' Aa. Als 2. Glied. ,Ober-S.' B; L. , Unter-' üw.
,Vich-' B. , Vorder-' B. ,Hugi-' BGr. (genannt nach dem
ersten Besteiger FJHugi). , Hinter-' B; Zg. , Hergen-' Gl
(auch 1734; ,Horgen-.' 1196/1483). .Hirsch-' Zg. ,Lueg-' B.
Sat, set, sit, sot, sut
1438
,Ross-' G. , Schaf-' B. ,Rot-tal-- B. In Familienu. ,Sättcli.'
1318, ZStdt (Leu). ,Kleb-Sattel.' 1389, BStdt (,Hensli Kieps.');
XV., BXid.; vgl. dazu KGAndresen, Deutsche Volksetymo-
logies 210.
Fuer-: dem Sattel-Boss (s. Bd VI 1435) aufge-
legter schwerer Sattel, zum Schutz gegen Deichsel-
schläge auf der rechten Seite oft mit einer herab-
hängenden, bis auf die Steigbügel reichenden, starken,
eisernen Schiene versehen ScB.Ha.; Th; Z (Dan.). —
Vgl. Gr. WB. IV 1, 473.
Frau wen-. ,N. hab an in begert, im einen frowens.
ze machen.' 1482, AaB. Gerichtsb. .[Mein Vater] Hess
sich ... zu mir füeren zu ross uf einem fr., synes
schweren lybbruchs halber.' Mal. 1593. — Hag-:
= Sattel 2 a ß Ap.
Karren-: = Fuer-S. ,Ein K. sarnmt der Gurt.' Bs
TOrdn. 1646 (unter Sattlerwaren). ,Karrer-S.'; s. Hin-
der-ße-reit (Bd VI 1638). — Vgl. Fischer IV 235.
Krüz-: nur in der bildl. Wendung ,den Kr. tra-
gen', = Leiden, Heimsuchungen. ,Es muss mancher
Frommer sein Leben lang den Creuzs. tragen, biss
der Tod ihm denselben abnimmet.' JMeyer 1700. ge-
wöhnet euch, als willige Rösslein, des Herren Jesu
geistlichen Creuzs. bei Zeiten zu tragen.' JJUlr. 1731.
Mannen-. .Drei lidere Manuensettel und zween
Rytzöüm.' 1633, ZEmbr. — Vgl. Gr. WB. VI 1583.
Bock-: eine Art Saumsattel. ,Das Saum-Boss
trägt, behufs Aufnahme der Last, auf seinem Rücken
einen hohen, stark gewölbten hölzernen Sattel, B.
genannt, dessen untere Längskanten seitwärts auf dem
Rücken des Lasttiers ruhen, so dass die Wirbelsäule
von der Belastung frei ist. Mittelst Gurten wird der
Sattel auf das Tier geschnallt. Ein hinten am Sattel
angebrachter Schwanzriemen und ein vorn vom Sattel-
bogen ausgehender Brustriemen verhindern, dass wäh-
rend der Fahrt der Sattel mit der Last weder seit-,
noch vor-, noch rückwärts rutschen kann.' FAnd. 1898.
— Puren-. ,Ein gemeiner Baurens.' Bs TOrdn. 1646
(unter Sattlerwaren). — Bast-: = Bast II a (Bd IV
1778). Syn. Saum-S. ,1 nüwer b. uf dem esel.' 1515,
BsPfeff. Schlossin v.; vorher: ,2 somlogel, domit man
wasser fürt uf dem esel.'
„Rumi-", in BBe. Bi
Weib B" (St.2). , Wilder,
rechtes Unkraut': Du bis
müller).
Wohl aus 'Rümenmtel (d,
i-: „mürrisches, grobes
sgelassener Mensch, ein
e» B. BBe. (Pfr Buch-
rumen bei Lexer II 536 unter rümen n.), u
name eines verwegenen, wildeu Reitergeselle
rume den satel ; vgl. tetel
etwa Bei-
is der Zeit
des alten Tarnier- und Fehdewesens stammend, wo Namen
dieser Art bes. beliebt waren. Vgl. zur Bildung Herrigs
Archiv 43, 13 ff. 395 ff. (mit dem Imp. rüme gebildete
Namen ebd. 26. 33. 402), auch FBecker, Satzuamen. Basel
1873. Das mittlere i zeigt die regelrechte Entwicklung der
unbetonten Lautgruppe en -\- s; die Tonsilbe hat wohl nach
bekannter Regel frühzeitig Kürzung erfahren, die auch durch
die Entstellung Eömi-S. vorausgesetzt wird. Zum PN. ge-
hört wohl auch der Flurn. ,Rumisattel' ZWülfl. (, Reben im R.'
Z Amtsbl. 1903); ,im Rumensatel.' 1547, Z Schirmbücher
(in der Nähe von Zürich).
Bit-. 1531, Strickler (s. Plunder Bd V 115 Mitte);
1659, ScawE. Arch. (,Reits.').
Saum-: wie nhd. ,Wemli sattler von dem soms.
miner herren ze bessren und ze füllen ...' 1443, B
StRechn. ,Ein souras.' 1476, L (Beuterodel von Grand-
son). ,Der s., serumna, clitellse.' Fris.; Mal. Auch
1659, SchwE. Arch. S. noch Bast I (Bd IV 1778;
2 mal); Seil (Sp. 746 u.); Saum II (Sp. 044). — Schon
amhd.; vgl. auch Gr. WB. VIII 1920.
Säumer-: = dem Vor. , Wemli sattler ... umb söi-
mersettel ze bessren...' 1446, B StRechn. — Schlin-
ge"-: = Sattel 2 a a, ,ein Bestandteil des alten Pferde-
geschirrs vor bald 100 Jahren. Es war ein kleiner,
gepolsterter Sattel, an welchem zu beiden Seiten je
ein eiserner Ring an einem Riemen hieng, ganz ähn-
lich dem Steigbügel eines Reitsattels, durch welche
die Landen der damals gebräuchlichen, zweirädrigen
Karren gesteckt wurden' ScüHa. (Xeukomm). — Wi-
ber-: = Frauwen-S. B (Zyro). ,Ein Weibers.' 1709, Z.
Auch 1792, ZHutz. Inv.— Wagen-. ,[Die Teilnehmer
am ,Kübelturnier'] ritten schlechte Pferdt, sassen uf
kleinen Wagensettelin ohne Gurt und Vorbüg oder
Schwanzriemen, on allen hangenden Stegreif.' FPlat-
ter 1612.
sattle" (-u- PAL): 1. a) eig., wie nhd. satteln,
wohl al!g. E(sJ Boss s.; auch abs. ,Die ross s., ster-
nere equos.' Fris.; Mal. ,Den esel s.'; s. Bdll 50 Mitte.
Scherzh. d' Geiss, de" Bock s.; s. brännen (Bd V 623 o.);
rlten (Bd VI 1672 o.). — b) uneig., mit Etw. belegen,
belasten; in mehreren Anwendungen, a) abs., Name
eines Knabenspiels, = (Ballen-)Biteris(Bd VI 1707)GSev.
ß) von einer brünstigen Kuh, eine andre besteigen UwE.
— y) einen Wagen s., mit Benne" [s. Bd IV 1289], Weiu-
bäumen, Leitern versehn ZWäd.; vgl. üf-rüsten (Bd
VI 1549 Mitte). Ähnlich: Eine Chaise s. ZS. — 8) die
Fässer in einem Keller (aus Mangel an Platz) auf
einander legen ApK. (auch lt T.); vgl. Sattel 2 b*. —
s) ,Bei sehr hohem Wasserstand pflegten die Salz-
schiffer zu s., dh. je zwei Weidlinge in einander zu
legen und dann, im obern stehend, der eine vorn,
der andrehinten, die Schiffe rheinaufwärts zu stacheln'
ZEgl.f — Q jeine suppen s.', mit Zutaten (Fleisch,
Gemüse) ausstatten; vgl. ge-sattlet 1 b a. , Satel uns
die suppen wol!' Badenf. 1526. — vj) ein Geldstück
(Geldstücke) durch eine Zugabe zu einer höhern
Werteinheit ergänzen, zB. ,auf 4 Taler ein Vierund-
zwanzigkreuzerstück [1. Zwölf-] legen, damit sie 1
Louisdor ausmachen' Z f (FStaub); vgl. ge-sattlet
1 b ß, ferner granen (Bd II 742). (En) Brabänder
(Taler) s., (den) Brabanter Taler (= 2 fl. 18 ß) durch
Zulegen von 2 ß auf 2Vs fl. (= 2 fl. 20 ß) aufrunden
Z f. — ») beim Kartenspiel Bocken (Bd IV 1134) den
Einsatz eines Spielers parieren dadurch, dass der
Bockinhaber auf den aus einer Münze bestehenden
Einsatz eine ebensolche Münze legt. ,Es klagt A....
uff B., wie daz B. und ander mit einandern bocket
haben, begebe sich, daz B. im einen krützer in den
bock schlüege, daruf er im ein krützer satzte; also
gewunne er, A., den selben krützer. Uff das schlüege
B. aber ein krützer, und als er im den och halten
und die karten erzuckte und daruf werfen weite,
schlüege B. die hand uff den krützer, spreche, es gulte
nit, er satzte dann och ein krützer uff den sinen und
satlote inn.' 1488, Z RB. .[Beim Kartenspiel] schlüege
der A. dem B. ein halben batzen und sattliti der B.
denselben halben batzen, und als er die karten umb-
wurffe, do funde er eins oberbuobens mer, dann aber
zum spil horte. Der selb oberbuob were im wider-
uflesen [das Spiel war vorher zu Boden gefallen] zum
spil kommen. Do gülte es nünz, dwil einer karten
zu vil da were. Do neme der A. den halben batz«n,
den B. im uff den sinen hat gesattlet.' 1510, Z. —
im
Sat, set, sit. Bot, sut
i) ein Besitztum mit Hypotheken belasten. ,Der
Pfarrer merkte bald, dass ein Hof hoch oben und am
Wald nicht so viel koste als ein sonnenhaldender und
dass man einen Hof auch mit Hypotheken s. könne.'
XHerzog 1863. ,[Der Arme] sattlet seine güeter, hauss
und hof, dass sy im zuo grund geritten werden.'
SHochh. 1591. ,üass angeregtes Haus bereits so Till
gesattlet, dass schon etliche darauf geliehene Schuld-
posten in Gefahr sind.' 1711, Z. Im Rheintal haben
viele Bündner und St Galler dadurch, dass sie die
gekauften Güter mit Geldanleihen beschwerlich ,ge-
sattlet', das Zugrecht den Rheintalern erschwert. 1738,
Absch. — 2. auf dem Rücken tragen Ndw (Matthys).
Si sattled ire" Blieb. — 3. , Einen us der stat s.', ver-
treiben: , Fürer hat sich begeben, daz der genant B.
satler uff min vater [Sattler Z.] 100 guldin gebetten
und hin damit von sinem gewin und gewerb, och sinen
kleinen kinden zuo vertriben und zuo trengen wider-
standen. [Zeuge T., Sattler, sagt aus] B. hab wol zuo
im geredt, Z. sig dem handtwerch ein schedlicher
man, dann er mache bös ding ... und er weite 50 pfd
an inn wagen, und ob er das och tüee, weiten sy inn
us der stat satlen. [Zeuge P., Sattler, bestätigt] er
hab wol geredt, inn us der stat ze s.' 1485, Z RB.
— 4. abs. mit Richtungsbest., (auf dem Hintern rut-
schend) über einen Abhang hinunter fallen, zB. beim
Schlittenfahren BStdt (burschikos). Di ganzi G'sell-
schaft (Schlittenpartie) isch über d's Bort ab g'sattlet.
— 5. abs., Sattlerarbeit verrichten, das Sattlerhand-
werk betreiben BG. und lt Zyro; Nnw (seltener als
sattleren). Wa oppa e" Sattler ... amene" Chomet Öppis
0'saUto W.Bärnd. 1911 (BG.). — g«-sattlct: 1. a) eig.
E(s) g's-s Ross; 's Boss ist (schlechtj g's. [Ein Schuh-
macher, der in der Quatembernacht einen unheim-
lichen Ort aufsucht, nimmt mit sich] es g's-s Boss,
en gueten schuldende" Sebel und en g'wichti CherzW.
FGStebler 1907. ImKdld: Hüs, Hof, g'sittleti g'satt-
leti Boss. Barnd. 1911; s. auch Boss (Bd VI 1423 o.).
— b) uneig. a) entspr. sattlen lbt,. G's-s G'mües,
Gemüse (Kohl) „mit Auflage" (Schweinefleisch, Speck)
AAAar.; S; „VO." Subst.: ,Der [Knecht] werde mit
Schein nicht gewohnt sein, viermal täglich Gesatteltes
(Gemüse mit Speck) zu bekommen.' AHarim. 1855 (S).
E" g's-i Anke'schnitte", zwei aufeinander gelegte Stücke
Brot mit einer Schicht Butter dazwischen ÄAAar. —
ß) entspr. sattlen 1 b ij. En g's-er Taler, ein Taler
(2 fl. 18 ß) + 2 ß = 2'/ä fl. ZZoll.f E" g's-i Dublone",
eine Dublone (10 fl. 48 Kreuzer) + 12 Kreuzer. = 11 fl.
Th f. 20 Brabänder, aber ieh wo't-s' g's-et ha", beim
Viehverkauf ZZoll.f ,Als der Kranke dem geistlichen
Herrn die 80 Neutaler aus dem Gänterli geben Hess,
sagte er: Aber verziend, Herr Pfarrer, si sind nid
g's.' Klosterkr. — 2. wie ein Sattel über Etw. ge-
legt: Dort hanget ob de" Ffäistere" der Flachs zum
Derre" chrüzwis über-n-es hölzigs Stangeli g's. BWvss
1885. — 3. von Personen, a) bereit, gerüstet, zu-
nächst zum Ausgelin Aa; Ap; B (Zyro); Th, dann
übh. zu irgend Etw. (zB. zu antworten) Ap; ScnSt.
In der erstem Bed. oft auch g'stiflet und g's. (oder
umgekehrt) Aa; Ap; Th. — b) g's. si", die Menses
haben B lt Zyro, der auf ein (von den Wörterbüchern
nicht verzeichnetes) syn. frz. etre ä cheval hinweist.
— un-: Gegs. zu ge-sattlet 1 b ß: vgl. itn-ge-granet
(Bd II 742). Ung's-i Dublone", einfache Dublone ohne
die Ergänzung zu Hfl. Th f.
Ahd. salalön, mhd. satclen ; vgl. auch Gr. WD. VIII 1826/7 ;
Martin-Lienh. II 379. Sattlen 3 setzt wohl eine Bed. .Einen
s. = zum Ausritt mit Sattel und Sattelzeug ausrüsten' voraus,
von der auch ge-sattlet S a ausgegangen sein könnte. Die
Wendung scheint nach dem Beleg der Sattlerspr. angehört
zu haben.
ab-: 1. wie nhd. absatteln B; G; Th; Ndw und
weiterhin. — 2. Einen aus dem Sattel heben. Bildl.:
,Da sattelte sie [die radikale Regierung] das Volk
ungsinnet ab; an einem schönen Morgen sassen die
Herren im Trocknen ... Nun möchten sie wieder in
Sattel, begreiflich! Um aber in Sattel zu kommen,
muss man das Ross wieder haben.' Gotth. , Einen
abspeisen, sich vom Halse schaffen, mit Worten schla-
gen', barsch abfertigen Ap (T.); Gl; L (Ineichen);
GW.; ZWettsw. und lt Spillm. Hest-e" doch abg' sattlet,
,du hast ihm tüchtig den Weg gewiesen' Ap (T.). Mb"
het de" Spitzbueb recht dbg' sattlet ZWettsw. D'VrVne"
blibt-em aber nie Nut schuldig; es sattlet-ne" albigs ab,
dass 's e" Name" hat. CStreiff 1904. S. noch das syn.
ab-rüsten (Bd VI 1548). Auch durchprügeln: De" han-
t'* abg' sattlet! Wart, dich vjH'-i'k a.! ApEb. — 3. abs.,
unverrichteter Dinge abziehen, ,abfahren' BStdt (bur-
schikos). Er isch suber abg'sattlet.
Vgl. Gr. WB. I 93; Martin-Lienh. II 379 (in andrer
Bed.); Fischer I 56.
abe°- (appe"- Nuw): 1. tr. a) auf dem Rücken hinab-
tragen Ndw (Matthys). — b) = dem Vor. 2 GW. —
über-: „von liegenden Gründen, die mit Pfandbriefen
usw. gar zu sehr beschwert sind L" (auch lt Ineichen);
„S"; meist im Ptc. Perf. ,Dass ... die Höf und Güter
von Neuem übersattlet werden.' SHochh. 1591. ,So
Einer übersattlete Güter kauffte, mag er die hindersten
Gülten, biss der Drittel bezalt, mit geschetzten Gülten
ablössen.' 1670, Schw Rq. ,Wer will sie auslösen,
wann die Güter übersattelt sind?' Siml. Urk. 1760. —
— 2. abs. = sattlen 4 BStdt (burschikos).
ü f- : 1. seine Habseligkeiten so rasch als möglich
zspacken und sich aus dem Staube machen (von Einem,
der etwa in Zahlungsschwierigkeiten ist oder mit dem
Gesetz in Kollision gerät) THTäg. — 2. beim Fleisch-
auswägen den Sigel (Sp. 494) auflegen, ebd.; Syn.
siglen (Sp. 503). — üf-ge-sattlet: von einem abge-
nutzten Mühlstein, der durch einen zweiten Stein
beschwert wird, um ihm wieder das richtige Gewicht
und damit den richtigen Schwung zu geben ScnSt.
(Müllerspr.). — Vgl. Gr. WB. I 718; Fischer I 411;
Unger-Khull 34.
um-: die Meinung (auch nur die Stimmung), die
(religiöse, politische) Gesinnung, den Beruf wechseln
Bs; B; G; Sch; Th; Z und wohl weiterhin. I'h denk
schier, de werdsch öppen auch noch u., ab 's mor'e"
früeh sig Bs (Seiler). Mir ist der Verstand schier
ganz still g'stande", w'e das Wibli [das vorher sehr
unwirsch war und plötzlich freundlich wird] umg'sattlet
hat. UStreipf 1902. Wo-si [eine Mutter, die ihre
Tochter mit dem Sohn des Präsidenten verheiraten
wollte] g' merkt het, dass 's mit d's Presidänte" binde"
abe" gät, (lue het-si a"g'fange" u. JHefti 1905. Wenn
die übrigen katholischen Orte .umsatteln' und den-
jenigen von Schwyz, Zug usw. nachfolgen sollten.
1670, Absch. ,Viel Familien unter ihnen [den Bürgern
von GRTarasp] hatten allbereits die Reformation an-
genommen, weile aber die groben Schulsser Unfug
wider sie anstellten wegen der Kirchenstühle und Be-
1441
Sat, set, sit, sot, sut
gräbniss, so sattelte Alles um.' Sereru. 1742. Auch
unpers., umschlagen, von einer Krankheit: 's hetum-
g'sattlet ScHSt. (Sulger). — Vgl. Martin-Lienn. II .".TD.
umen-: = dem Vor. L (Ineichen).
ent-: 1. = ab-s. 1. ,Were daz ieman [Holz] da hüwe,
so sol ein bumeister nachjagen und niemer pherit
e., unz daz es wider kert wirf XIV., LAdl. ,Als ich
gestern har wollt riten, begegnet mir ein schwärm
hurnussen und wäspi, umgabent und stachend so vast
in mich, das ich von dem ross viel und es entsattlet,
und nam den sattel mir zuo schirm uf min houpt.'
HBrennw. Chr. — 2. = ab-s. 2. .Nachdem er [Hans
Wal bei Frastenz] ir [der 20 Feinde] etlich mit sinem
spiess entsatlet' Ansh. — Schon ahd.; vgl. auch Gr.
WB. III :.93.
ver-: für Sattlerarbeit verbrauchen. ,13 pfd 11 ß
gen Heinrich Bremen dem sattler, so die marchstaler
ein jar lang an im versattlet hand.' 1531, Z Seckel-
amtsrechu. ,8 ß dem R., hat des narichters knecht
versattlet.' 1538, ZGrün. Amtsrechn. ,11 ß dem K., hat
W. versattlet uf Rüedy Hotzen landtag.' 1539. ebd.
S. noch Ge-leits-Bott (Bd IV 1887). .Verschieden (ver-
seilen) und v.' ,Verschmit und versattelt...' 1491, S
Wbl. ls40. .Verschmidet und versatlet, verseilet und
derglich.' 1531, Z Seckelamtsrechn. ,1 pfd 7Vs ß hand
sy verschmidet und versattlet.' 1584, Gl. — In andrer
Bed. bei Gr. WB. XII 1041.
Sattler m.: 1. wie nhd. allg. Näje" wi-n-e" S.,
dh. schlecht BLütz. (Bärnd. 1904). ,Der hinger S. zalt
Alls, RA. bei Einem, der, ohne die Zeche zu zahlen,
sich fort machen will.' Schild 1803. .Sattler, seiler
zuo Wil und zuo St Gallen gestat och nit under 80
guldin.' 1489, G Mitt. ,Ist erkennt, das die satler die
vilz machen und in- und usserthalb der stat verkaufen
sollen und mögen .... es sig dann sach, das die weber
durch lüt oder brief inen das absetzint.' 1527, Z.
,Fridly, satler oder täckymacher.' 1529, ebd. ,S., der
sattel machet, stragularius.' Mal. In ZStdt bildeten
die ,Satteler' seit 1336 eine Zunft mit den Wein-
schenken, Weinrufern, Fassziehern, Malern und Unter-
käufern, in BsStdt seit dem XIV. mit den Scherern
und Malern, mit den Malern spec. die Halbzunft zum
Himmel; s. OFecht 1909, 41; Ochs II 161 f. 1851 gab
es in GT. 21 Sattler. — 2. Name von Kartoffelarten;
s. FrA-Epfel (Bd I 381).
Schon amhd.; vgl. noch Gr. WB. VIII 1834; Martio-
Lienh. II 379; Follmann 429. 475 (Sedler); Lnxemb. WB.
405. Bed. 2 ist wohl von einem Flurn. Sattel (s. Sp. 1436)
abgeleitet. Als Beiname. , Conrad Stoub, genannt S.' 1475, S.
,Meister Johann Burghart vulgo Sättlerli.' 1740, ZSth. S.-
üeli, -Vagi AaF. ,S.-Franz.' 1840, BStdt. Als FN. in älterer
Zeit häufig, so XIV./XV., AaB., Bremg.,Br„ Zof.; XIII. /XVII.,
BsStdt; XIII./XVI., BStdt; XIV./XVI., LSemp., Stdt; XV.,
GStdt; XVI., Schw; XV., SStdt; XV., üwSa.; XVI., ZgStdt;
XVI., ZStdt. Als Flurn. ,S.' B; SchHemish. (,im S.'); Z
Horg. ,S.-Grabeu' B. ,-Hubel' BInt, ,-Hiisi' BZäziwil. ,-Matt'
S. ,-Wiese' ZUst. , Sattlers' Aa. ,Sattlers-Äckerli' ThEgn.
(1798). ,-Hus' BSum. ,-Stück' ThEgn. (1798). Unsicher:
,SatiIlarahusa.' 96S, Z; vgl. .Satalara, -im' bei Fürstemann
II » 1294/5.
Fuer-: Sattler, der das Geschirr für Fuhrpferde
verfertigt; s. BUS. und vgl. Kommet-S.
Hof-: Sattler des äbtischen Hofes in GWil. ,Zuo
Wyl im Turgöw by meister N., dem h.' 1568, Aa
TB. 1904.
In Wil gab es eine Menge Arbeiter und Handwerker,
Schweiz. Idiotikon VLT.
die ausschliesslich oder teilweise im Dienste des dortigen
äbtischen Hofes standen. Eine entsprechende Benennung
führen allerdings sonst nur die Beamten: der , Hof-Ammann,
-Schreiber, -Weibel.'
Kommet-: wahrsch. = Fuer-S. 1604 wird als
Neubürger in BsStdt aufgenommen Jacob Frey von
Schulbach, ein c.' Wurstisen 1779. S. noch das Folg.
— Rit-: Sattler, der Reitzeug verfertigt. ,üie Sattler
waren im Jahr 1480 schon in Reit- und Kornmet-
sattler geteilt. Die Reitsattler durften nur Reitsättel
und was zum Reitwerk gehört, machen; hingegen die
Kommetsattler kein neues Reitwerk; doch konnten
sie den durchreisenden Fremden wohl alte Sättel aus-
füllen und Reitwerk flicken, nicht aber den Einhei-
mischen.' Oces. ,Der Reitsattieren Lehrjungen lehrnen
3 Jahr lang und geben 40 Ib., der Fuhrsattler Lehr-
jungen aber geben 30 Ib., Trinkgeld 2 Ib. 10 ß und
sollen auch 3 Jahr lehrnen.' Bs TOrdn. 1646.
sattlere": das Sattlerhandwerk treiben G; Th;
Ndw und weiterhin.
Sattli n.: Ziege mit schwarzem Fleck auf dem
Rücken (nach andrer Angabe ,mit schwarzem Hals-
band') W.
Satte" s. Zatten usw.
Satterje" f.: ein Saiteninstrument. ,[A. sagt aus]
dass er und B. uff den sunnentag fruo mit einander
giengen und sluog er die s-en ... [Die C. sagt aus]
da sy her uff kam, da bekam ira zwen und truog der
ein ein s-en.' 1430, Z RB.
Mhd. p&xlterje f. (Lexer II 304). Da an eine Assim.
nicht zu denken ist, muss wohl ein Hörfehler des Schreibers
angenommen werden (das W. ist dreimal deutlich mit ,-tt-'
geschrieben). Zum Anl. vgl. Salter (Sp. 870).
Satisfaz: Satisfaktion. Angeklagter vor Gericht:
Ich will Satisfaz! Usteri 1831.
Zum Ausgang vgl. zB. Vüitaz (Bd I 1080). Das Wort
ist natürlich auch sonst bekannt, gewöhnlich mit voller En-
dung; im ersten Teil hört man oft Sadia-,
Satlinet: ein streifiges Halbseidenzeug. , Mit kost-
lichem sammet, tamast, s. oder anderer siden', von
Frauengewändern. Edlie. 269.
Viell. aus einem frz. 'satdinet, das aus einem it. .. t. Hin. tt>
entstellt wäre wie frz. salin aus it. xetiuo.
.Satnrei f.: satureia, gartenhysop, zwibelhysop,
cunila, thymbra.' Fris.; Mal. — Auch mhd.; vgl. Gr.
WB. VIII 1836; Unger-Khull 515.
ver- sattere": ,mit einer Flüssigkeit (Tinte, Lauge)
unordentlich umgehen' BStdt. — Nbform zu ver-säderen
(Sp. 296).
Set m.: männl. Vorname. ,Seth Büelman.' 1029,
GLicht.
Setadir: Übername SchwE. — Aus frz. ,■,_,< a dire.
sete": = seden (Sp. 300). ,D' Frucht s., der im
Frühjahr zu hocli und zu mastig aufgeschossenen Saat
mit der Sichel die (obern) Spitzen abschneiden Bs
Riehen (Seiler).
Sette": Kurzform verschiedener weibl. Taufnamen,
a) Sette' ZKn., Se'tti B; FStAnt.; Z, Se'tteli B, Eli-
sabeth); vgl. Zisew (Bd III 1423). Appell.: Söu-Sette"
Z. — b) s. Bosetten (Bd VI 1405). — c) s. Susetten
(Sp. 1405).
1443
Sat, set, sit, sot, sut
1444
Settin ,Sädti', Settit — n.: Bezeichnung eines
ganz kleinen Gewichtes (V2 oder lU Lot). Als Münz-
gewicht. .Einrlei pfenning der löwen an crütz im
swanz; do hant gen 35 ß 2 lot und 1 setit an silber.
Item Nidower; do hant gen 35 ß 2 lot Silbers eins
halben setids minr. 2 Ib. allerlei geltes hant gen
2 lot eins halben setids minr.' 1388, Z. ,Von ie der
geschickten march gat ab '/a lot geschickt ze giessen,
das gebüit 1 lot und 1 settet geschickt an der flnen
rnarch.' 1421, Z StB. ,Ein mark sol han an finem
silber 6 lot minder Va seditt.' 1484, FHaas. .Wegent
35 ß der pfenning mit dem houpt 5 lot 1 settid. Item
wegent 35 ß der pfenning mit dem löwen an krücz in
dem swanz 5 lot 1 setid und 8 d. Item wegent 35 ß
Nidouwer 4 lot 3 setid. Item wegent 35 ß der löwen
mit dem krücz 4 lot 3 sedid.' 1531, Z. Für Seide. ,Anna
Z. hat verjehen, das sy unser lieben frowenze Altstetten
verstoln hab drig sidin bendel und ein lott und ein
settit siden.' 1429, Z EB. Für Gewürz. ,1 settit macis.'
1431, B; s. Sp. 333 u. ,[Man darf Safflor unter den
Saffran mischen] doch allweg under ein halb lot safflor
ein settit guoten saffren.' 1545, Z RB. ,Zu einem
Meerretich nim ... 2 Sädti Calmis, 1 SSdti Cardamönli,
1 Sädti Galgan, 2 Sädti Marcys, 1 Lot Museatnus.'
Z Kochb. XVIII./XIX. Mit Anlehnung an Sät: ,Mer-
redtich-Latwarien zu machen. Nim ... 3 Lot Kalmes,
I Säätli lareden mondi [?] ... 1 Lot Nägeli, 1 Saatli
Paradieskörnli, 1 Säätli Galgan, 1 Sätli Muscat-
blust.' ebd.
Mhd. Kt(t)in, set(t)it usw. (vgl. Lexer II 894; Schm.
II 335; Gr. Wß. X 1, 641/2) aus afrz. «ett'n (,ly demiquin-
zenne est appelee 1 setin et poise 5 esterlins [als Gewicht
für .crasche et chire'].' M. XV., Chronique de Jean de Sta-
Telot '213 und Audi.), das noch in wallonisch salin, setin
lebt (,= im quart d'once.' Grandgagnage, Dict. etym. de la
langue walloue II 342, wo auch ein altvlämisches satyn
,= dragmae duae' angeführt wird). Zu Grunde liegt wohl
mlat. 'septtmu; vgl. Quim (Bd V 1303) < mlat. 'quintmiu.
Eiue Nbforni mit f- Suffix kannte viel), schon das Frz. ; Tgl.
proveuz. quartet neben quartin (Zeitschr. für frz. Spr. und
Lit. XXVI 165); doch vgl. auch Quintat. -et (Gr. WB. VII
2373) neben Quintin. Die Formen auf -K knüpfen an die
Dim. an. Hie urspr. Bed. des W.s ist wie bei Quint verwischt.
settle" s. sedlen (Sp. 299).
Seite» (bzw. -ä-, -&-, -i1-) 111. BE., Gr., G. (neben f.),
Hk., Ha. (-en), Si., sonst f. (in PA1. Saita, PI. Saite),
Dim. Seitli: I. Saite an einem Musikinstrument (bes.
an der Geige), allg. Silberni S. s. Sp. 843. 's gibt
schön Wetter, d' S-e" [der Violine] gön it/f'e", spannen
sich straffer BsL. (Wetterregel); vgl. dazu EKönig
1706, 1015«'. ,Schouwint an die harphun! Da ist daz
holz unde der seite unde diu hant; der list tihtot,
tihtot daz werch, diu hant ruorit, der seito clingit.'
E. XII.. Wack. 1876. ,Die s-en, chorda, fldes; s-en
auff die instrument als lauten, harpfen, geigen und
dergleichen seitenspilen, nervi; die s-en greiffen, schla-
hen, kurzweilen auff instrumenten, movere fides; die
s-en versuochen als mit einem vorlöuffle, ob sy wol
und rächt gerieht seigind, experiri chordas.' Fris.;
Mal. RA.: .Sässeli ward zuo Enssheim gefangen und
berechtiget; aber der seit wolt nit dönen', es war
Nichts aus ihm herauszubringen. Ans«. D' S. spanne".
Z' Underillau, z" Oberillau, z' Dübe'dorf und Wange"
hät-eme" Giger d' S-e" g'lä", iez chann-er nümme"
spanne" ZBrüttis. S. auch das Kdld unter reijen (Bd
VI 9), ferner reiten I (ebd. 1639 u.); ähnlich Gl;
SchwE.; ZEls. ,Die Not ist das rechte Bätglöcklein.
Wann die Saiten aufs höchste gespannet [wenn die
Not am grössten], dann klinget die Gebätsharffe am
allerlieblichsten und lautesten.' JJUlr. 1731. , Einem
die s-en spannen', ihn arg hernehmen: ,Ich [ein schwä-
bischer Hauptmann] will ir [der Eidgenossen] nit
beiten, das red ich uf minen eid: si spannten mir die
s-en, wurd ich inen in ir hend.' 1499, LTobler, VL.
,Die S-en überspannen': ,Sy [der Adel in Gr] über-
spannten d S-en, griffen zur Tyrannei.' 1621, Zinsli
1911. ,Üfziah" d' Saite, tender le corde del violino'
PAL (Giord.). Anderi S-en üfzieh" (üfspanne", a"-
schläh") uä., andere Massregeln ergreifen, wohl allg.
Ich will iez denn anderi S-en üfzieh"! Synn. RAA. s.
unter Register (Bd VI 741); Segel (Sp. 442). .[Nachdem
der Freier sich zurückgezogen] kehrten sie [Mutter
und Tochter] den Stiel um und zogen sie andere
Saiten anf und fielen schmähend über ihn her.' Brei-
test. 1860. Dö [in einer neuen Wohnung] het-me"
müesse" fineri S-en üfzieh", von einem händelsüchtigen
Ehepaar. JReinh. 1905. Wo der Tokter g'merkt het,
dass Götti schier warme'' wird, het-er chli" milteri S-en
üfzoge". SGfeller 1907. S. noch blasen (Bd V 143).
Der recht S. striche", die richtige Saite anschlagen.
SGfeller 1911. ,Auf einen andern S-en bringen', auf
andre Gedanken bringen, anders stimmen BHk. Uf
dem S-en si", gutgelaunt sein; ab dem S-en si" (cho"),
aus dem Geleise sein (kommen), verstimmt sein (wer-
den) BHa. ,Für und für auff einem s-en ligen oder
schlahen, oberrare eadem chorda.' Fris.; Mal. Als
Ausruf: Du ebigi S.! Sprww. 18ö9. — 2. (gespannte)
Saite, Schnur uä. in verschiedener Verwendung. ,[Ein
Bärenjäger hat] ein Pirschrohr mit zweien Kuglen
geladen und selbigs bei einem Stäg und sehr engen
Pass, wo das Tier notwendig durchmusst, an Boden
gelegt und ordenlich mit einer Seiten an dem Züng-
lein zugericht. ... Folgenden Sambstag gegen Tag ist
der Bär auff den Gang oder Pass kommen ... hat an
die Saiten geträtten, darüber das Rohr lossgangen.'
JLCys. 1661. a) Sehne an der Armbrust G. — b) die
zwischen den beiden Armen der Handsäge gespannte
Schnur, in deren Mitte der Spanner angebracht ist
Aa; GT.; vgl. Sp. 424 0. Syn. Schmier. — c) Trans-
mission beim Spinnrad (aus Darm, Ise"fade" usw.) B;
PA1. (.corda del fllatojo'); ScaHa.; Th; Z, beim Spinn-
(Wulle"-)Bock BG.; GRPr., beim Spulrad BLütz. (aus
Wollgarn); ZRuss. Vgl. dazu die Abbildungen Bärnd.
1904, 373. 385; 1911, 411; AfV. VI 90. Bim Spinn-
rad wird d' S. g'chrättkt, bim Spuelrad hät-si ei"fachen
Umlauf ZRuss. Der förmig S. für das Spinnrad
(Gürbe") wird von der Spinnerin oft eigenhändig her-
gestellt: Vom Schlächter holt sie sich den nötigen
Schafdarm oder noch lieber Gi'sstarm, macht ihn mittels
einer Zwiebel Unna (geschmeidig), bewahrt ihn durch
geschicktes Tröchne" davor, dass er sperrig wird, und
spinnt ihn zur gebrauchsfähigen Saite. Bärnd. 1911
(BG.). Am Samstig näch d'm Firäbe"dlüte" het-ma" der
Si-te" ahi" g'lVt, Sunntig g'macht u"d nahi"g' schiäffe".
ebd. Gued uf de" Seitnen si", in guten Verhältnissen
sein. ebd. 1908 (BGr.), mit der Bemerkung: ,Man muss
nämlich wissen, dass der Seiten, welcher am Girbe"rad
doppelt umläuft, in der Regel bloss aus Ise"faden
statt aus Schafdarm besteht und deshalb durch häu-
figes Reissen viel Unannehmlichkeiten bringt'; vgl.
aber auch unter 1 (gegen das Ende).
Sat, sei, sit, sot, sut
1446
Ahci. aeita f., eeito in., mliJ. seite f. und m.; vgl. noch
Gr. WB. VIII 1663/7; Martiu-Lienh. II 37«; Follmann 429;
Luxemb. WB. 408. Im Fauiilienn. .Saiten-Macher.' 1532, F.
Gürbe°-S4-7e"m.: Saite am Spinnrad BG. (Bärnd.
1011). — Rad- f.: = dem Vor. Nnw (Matthys). —
Tarm-: aus Darm verfertigte Saite Aa; B; G und
weiterhin.
Sit BO. (Zyro); GrAv., sit ÄAFri. (-i1-); Ap (neben
-e'-) ; BsStdt^-J; ßBe.(-i'-J, E/-V-), Gol&b. (-i*-J, G.f-i'J,
M. (-i'-J, Si. (-i'-J, Stdt (-i1- neben -i'-J und lt AvRütte
(4--); GrD. (B.), Nu f., Schs (-i'-J, Ths (-i'-J; LH. f-eS);
GT. (-i'-J; S, «- Aa; BsL. (,ziW); FCordast, J.; GT.
(■i'-J und lt Lenggenh. 1830, sid Aa (-i*-J Bb., F., Leer.,
L.; Ap (neben -e'-, so auch lt T. in K.); L (Ineichen;
nach jüngerer Angabe in Bed. 2 ausser H. -e'-); PAL;
GEh. (-en-J; SchwKü.; TbHw., Kessw. (-e'-J, Mü.; W,
so m.^l'-J; ZKn., 0.; St., seb ZStern. (,sieb.' Stutz,
Gem.), Tu., in ä. Spr. auch ,sint' (bzw. ,-i--): 1. Adv.,
später, seither. ,[Der Pfau] zoch im [der Krähe] uz
al sin gevider; daz wuochs dem ruoste nie s. wider.'
Boner. ,Han ich sid erfaren.' 1468, Gfd (Mötteli-
handel). ,Er hett sid dick an inn dacht.' 1512/4, Z.
,[Er] were ouch syd nie widerkomen.' 1538/40, Z Ehe-
gericht. ,Syge yetz 17 jar sid, alss ...' 1539, Z RB. —
2. Piäp. mit Dat. (in Btw.; PAL Acc). a) temporal,
wie nhd. seit. allg. a) von einem Zeitpunkt an. S. aem
Idorge", Äbe"d; s. dem letste" Sunntig. S. dem Herbst
vor-eme" Jär. Zit Üstage- lVd-er im Bett FJ. S. dem
Heuet. S. anno Tubak AALeer. (EL); B und weiterhin.
Sit Adam und Eva GrNuL ,Sye etwa 2 jar sid der
erkantnus.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Syd, ex; syd dem
anfang der wält, als lang die wält gewäsen ist, ex
omnibus seculis; sid menschlicher gedächtnuss, post
hominum memoriam.' Fris.; Mal. ,Sint dem ersten
Juli.' 1692, Z lose Blätter 1896. ,Sint a° 1687.' 1791,
ThHw. Arch. S. noch sunderbar (Sp. 1151). ,Alt s.'
,N. ist sidt Meyländer schlaeht alt.' 1533/8, Z Ehege-
richt. ,Ein Kalb sint dem Herbstmonat alt.' 1797,
ZTu.Inv. Mit Bestimmungssatz ; s. be-richten (Bd VI
435 u.). Mit Zeitadv. S.gester(t). Me" häd-sich scho"
sit gestert bis hüt de" Imbiss erzangget. Usteri 1853.
Sit fern im Summer B. Sit denn (z'mäl) B. S. dö,
seit damals Ap; Th; Z. ,S. ... her' (vgl. Bd II 1564/5).
,Sid den kriegen har.' 1400/10, Z. ,Die zit sid mitten
ougsten har.' NMan. ,Sit ostren har.' 1525/7, Z Ehe-
gericht. ,Syt der selbigen zyt har.' Haisionsk. 1531.
— ß) während einer bestimmten Zeit (bis zu einem
aus dem Zshang sich ergebenden Zeitpunkt). S.-e»ie"
Jär, ere" Stund. Sid as Jör PAL Sit Jör und Tag
Aa und weiterhin. S. wie" Järe", vier Wuche". Sit
merere" Jöre". üsteri 1853. ,Sint einigen Monaten.'
1751, Z. ,Sint mehr als hundert Jahren.' 1752, ZWth.
S. churzem. ,Vor längstem oder auch sint k.' JJUlr.
1718. ,Hat sich diss Gewächs sint k. vermehret.'
JCNäg. 1738. Er ist scho" s. Langem nit recht z'w'eg
g'si" B. S. geng, immer B. — y) spec. in mehr oder
weniger festen Verbindungen. 1) s. dem ("*, in Aa
Leer, lt H. *") Aa; Ap; B; G; Th; W; Z und weiterhin.
Hest-du s. dem Öppis g'hört? Mit Bestimmungssatz.
Sit dem, das' (oder wö)-mer i"s z'letst g'seh" hei", isch
es Jär vergange" B. In conj. Gebrauch B und sonst. Sit
dem das Meitli im Hüs isch, geit 's bös B. — 2) mit
Zit. S. der (der Aa lt Hunz.) ZU Aa; Ap; Tu; Z und
weiterhin. ,Das ist seit der zeit und fürhin in Israel
ein sitt und recht worden.' 1530/1638, I. Sam. ,Seint
der Zeit [hat sich die Zahl der Kühe] umb ein Mahl
vermehret.' 1716, ZKyb. Mit gen. Bestimmung. Sit
Noahs Zite". Bärnd. 1911. ,Seit der zeit Josua bis auf
disen tag.' 1530/1638, Neuem. ,Sid Romuli Zeiten, von
Romuli zeiten här, usque a Romulo.' Fris.; Mal. ,sint
den Zeiten der christenlichen Reformation.' 1672, ZSth.
Mit Bestimmungssatz. ,Seint der Zeit, das dem Nebu-
cadnezar sein Verstossung vorgestelt worden.' AKlingl.
1688. ,Sint der Zeit, da das Land von den Engel-
ländern bewohnet wird.' Carolina. Infolge rel. Funk-
tion des Demonstr. scheinbar conj.: ,Seid der zeit er
abgefallen ist, bisshär.' 1530/89, I. Sam. Sit-ere" Zit
wird's-mer so wunderiech BO. (Zyro). Mit adj. Be-
stimmung. S. undenklige" Zite" Aa; B. , Sint geraumer
Zeit.' 1728, Z. ,Sint einiger Zeit.' HPest. — 3) mit
Mal. S. "em se'be" (lt Zyro auch d's selb) Mal Ap;
B; Th und weiterhin. ,S. dem mal' usw.; s. schon
Bd IV 147/8. Dazu einige Nachträge. 1) adv., seither.
,[B schliesse keinen Frieden] den Sprüchen, ze Zürich
geben, bescheche denne gnuog vorhin und wurde ouch
widerkert daz sidmales genomen were.' Jist. —
2) conj. Temporal, seit. ,Sittenraal wir von inen ge-
wichen, ist uns vil Übels widerfaren.' 1530/89, Makk. I;
,in dem.' 1638; ä<p' fjs Sx^P^W^- LXX. Caus., da (ja),
weil. .[Bitte der Leute von ApTeuf. um Anstellung
eines Pfarrers] sidmals inen der kilchgang ... ze Sant
Laurenzen ... gar schwer.' 1479, G Stiftsarch. , Losend
uff das argument, sidmal wir iez ... gros Unglück
und vil unfal hand.' Ruep 1538. .Sidmalen ir mich
mins läbens gesichert habend, so ...' Ag.Tschddi
(Chr.). .[Betrüger können] nicht betten : gib, siten-
mahl Gott bei ihrem Schacherwerch sein gebende
Hand nicht hat.' FWyss 1677. S. noch sorglich (Sp.
1321). Mit ,und.' ,Sy meintend, seitmals und Ren-
wart den allersterkosten überwunden hatt, so möcht
ir keiner genesen.' Volksb. ,Sid dem mal und [N.
zugesagt hat...].' 1423, Z Rq. 1910. .Sidmal und du
selb Petrus bist, weistu denn nit wol, wer er [der in
prunkvollem Aufzug vorbeigetragene Papst] ist, das
sol mich billich wunder nen.' NMan. — 4) mit ,\Yil\
caus., da (ja), weil. ,Sittenwyl du jetz dyn huss und
heimbd verkoufft hast, so will ich myn gelt jetz han.'
1588, ZDüb. .Unsere Unmöglichkeit [Busse zu tun]
ist eine freiwillige, angenommene Unmöglichkeit, sin-
tenweil [wir] hierin weder sehen noch sehen können
auf die ... heimlichen Ratschlüss Gottes.' JMüll. 1666;
noch öfter. ,Dise gemeine Bibel ist... für die cano-
nische ... anno 1546 durch ein Decret erklärt worden,
hiemit 46 Jahr eher als sie an das Tag-Liecht kom-
men, sittenweil selbige... anno 1592 ... ist vollendet
worden.' ClSchob. 1699. — b) lokal, von (... an) F
Cord. Ich ha" es Eihörndli g'seh" gumpe" dt-dem Gipfel
von-ere" Tanne" bis zum Bode". Ich bi" g'sprwngff
zit-der Lischere" [Name eines Bauernhofes] Ms Kur-
taman [Courtaman]. leh ha" abg'sehribe" zit-der eierte"
Linie". — 3. Conj. a) temporal, wie nhd. seit, allg.;
zT. von b nicht mit Sicherheit zu scheiden (vgl. nhd.
.nachdem'). Ich ha" Nüt von-em g'hört, s.-er fürt ist.
En Obsjör ... wie no'h gär nie, sit d' Welt stöd.
ATobler 1908. ,Sidt er vogt worden, were er des
houpts lenger dan vor.' 1546, Z RB. , Das bluot aller
Propheten, welches vergossen ist, s. der wält grund
glegt ist.' 1589, Luc; ,von der Grundlegung.' 1638.
Mit dass. Sit das'-er he'" cho" ist Ap. Sit-das' du d's
1447
Sat, set, sit, sot, sut
letst Mal bi-mer g'si" bist GitSchs. Es si" zwöü Jär,
sit das'-mer z'säme" wone" B. Der Pflanzbletz mit de"
Böne" ... isch noch nie so schön g'si" wie hür, sit das'-en
's Meitli b'sorget het. JReinh. 1901. .[Güter] die ge-
wesen werint vail, sid das der krieg wer angangen
[sollen an den urspr. Besitzer zurückfallen].' Ap Krieg
1405. .Weistu nit, das es alle zeit also gangen ist,
seit das menschen auf erden gewäsen sind?' 1530,
Hiob; ,von dem an als.' 1589. ,Das ist yetz der sibend
munat, syd das sy zuo dir kommen ist, postquam ad
te venit, mensis hie agitur septiraus.' Fris.; Mal. Mit
wo. S. wo-mer i"s d's letst Mal g'seh" hei" [ist irgend
ein Ereigniss eingetreten] B. De bist-mer allewil im
Sinn, zit wo-n-ich bi" bl-der g'si". Lbnggenh. 1830. Mit
,und.' ,Wäri ungevarlich by den einliff jaren, sid und
er ir die [Schaube] gemacht hab.' 1518, ZWetz. ,Sid
und der nüw kätzerisch gloub ... uferstanden, so syge
dhein glück meer inn der weit.' 1570, Z BB. S. noch
bringen (Bd V 704). — b) caus., da (ja, nun einmal),
weil. ,Doch hab ichz iu [Frau dem Manne] ...geseit, daz
ir iueh scheident, s. ez tagen sol.' Hädl. ,Sid ich
eigens insigels nit hab [siegelt N. für mich].' 1397,
AaB. Urk. , [Nimmt die eine Partei als Fürsprech
Einen] der ein gesworner ampman ist, so sol der selb
arapraan in der selben sach kein urteil sprechen, sid
der frömde fürsprech nyt gefraget wirt noch urteil
sprichet.' 1409, Bs Bq. ,Unserm [der Stadt L] sehult-
heiss und amman ... sönd die hüener [als Abgabe aus
dem Gericht LHo.] allein bliben, sid die anders nüt
von der statt hant.' 1427, Seg. BG. ,Und versechen
uins nit, sid nieman uff den tag komen ist, daz den
uss dem tag nuitzit werd.' 1446, B. ,[A. dem B. Fische
verweigernd] ich lan dir sy joch niemer, sydt du als
stolz bist' 1485, Z RB. ,Sid er [N., der den Aarauern
die Steuerzahlung verweigert] in der stat gesessen
wer [so soll er] mit inen sturen ..., sid ouch ander
sin vordren das getan betten.' 1490, Aar. StB. ,[Lands-
knechthauptmann:] Sid nun ir pfaffen krieg wend
füeren ... so wil ich üch mit minen gsellen dienen.'
NMan. ,[Tell :] Sit ir mir, herr, wend släben fristen,
so han ich spfyl darumb tuon rüsten ...' Buef 1545.
S. noch bringen (Bd V 695 o.); zue-be-rüeren (Bd VI
1267); versehen, -sorgen (Sp. 566. 1311 o.). Mit
,das(s).' ,[N. testiert zu Gunsten der Gotteshäuser]
sid daz der mönsch nit sicherer ist denne des todes
und nit unsicherer denne der stunde des todes.' 1383,
Gfd (L). ,Sid das der merteil an dir lit, so [usw.].'
NMan. S. noch anred (Bd VI 543 o.). Mit ,und.'
,Ist der nit da, der den [Fisch-] zug beheft hat, so
mag inn ie der nechst tuon. [A. und B. beschliessen]
das sy den zug wöltind anwerfen, sid und er [der
Besitzer des Netzes] nit da wer. [Als dieser kommt,
entschuldigt sich A.:] Ich was nit in dem sinne, das
du inn fallend tuon wöltist, sid und din garn noch
trochen ist.' 1448, Z RB. ,Sid und der luft das erst
und nechst uns umgeben ist, so [usw.].' Türst, Ges.
,Sid und dem selbigen also sig ..., vermeine sy [usw.].'
1525, ZElgg.
Amhd. sid, -i, alter adv. Comp.; vgl. Gr. WB. XI,
370; ferner Martin-Lienh. II 379; Follmann 480. -d ist
kaum auf den Einfluss des neuen Comp, sider (Bd II 1564/6),
sondern auf lautliche Entwicklung im Schwachton zurückzu-
führen; vor Voc. besteht diese Entwicklung wohl in weiterm
Umfang als unsre Angaben erkennen lassen, deren -( zT.
aus der durch folgenden Kons, bedingten, mit der und.
Schreibung übereinstimmenden Sandhiforui (vgl. bes. vor
Dent. s. dem, «. dass) gefolgert sein kann. Der Voc. ist fast
allg. gekürzt, und zwar muss, wie unsre Formen zeigen,
schon mhd. -!- (zur Erkl. vgl. Gr. WB. X 1, 757 u.; dazu noch
Franek, ZfdA. 46, 168 f.) neben -t- gestanden haben. -i'- bzw.
-X'- mit junger Kürzung infolge Tonlosigkeit gilt in B (ausser
M.) und zT. iu Ap (vgl. BSG. I § 122). Zu z- vgl. Bd II
1566 o.; doch kommt sicher auch Beeinflussung durch Zu
in Betracht (vgl. Gr. WB. X I, 374 o.), ausgehend von Wen-
dungen wie Zu (muhen" Stund, im Verlauf einer Stunde,
d' Zu her udgl. -h könnte sich assimilatorisch vor lab. An-
laut (zB. >«t", ine'') entwickelt haben; doch lassen sich bes.
häufige eutsprechoude Verbindungen nicht nachweisen; eher
ist au Vermischung mit seb 2 (Sp. 39) zu denken. Zu den
liter. nasalierten Formen vgl. Gr. WB. XI, 1204/5; dazu
noch Franek aaO. Sie erscheinen auch bei uns häufig erst
seit E. XVII., herrschen namentlich M. XVIII. und ver-
schwinden mit dem XIX. (letzter Beleg 1800, ZEmbr.). Bib.
zeigt 1530/1638 ,seit (seid)', 1667/1724 ,sint', 1755 , seit',
1772 ,siut' neben ,seit.' Zu den Formen von ,s. dem mal'
(vgl. auch Gr. WB. X 1, 1211) noch einige Nachträge: ,Seit-
tenmal.' 1530, Jes.; .sittemal.' 1638. ,Sydmol.' HBull. 1533.
,SidniaI.' Äg.Tschudi. ,Sidermals.' Just. ,Sitmals.' OWerdm.
1552 (.sintemal.1 Herborn 1588); 1589/1638, Bib. ,Seit-
mals.' 1530/89, Mos. ,Sintemal.' 1683/1707, Bib. Dem in
2 b vorliegenden Übergang von temporaler in lokale Bed.
stehen viel häufigere Fälle entgegengesetzter Entwicklung
gegenüber.
Site" (bzw. -a BO.; PAger, AI.; W, flekt. -u" P
Ager, AI.; W), in Ap (mehr bei Jüngern); Bs; Btw.;
GBern., Sa., T.; ZRuss. und auch sonst -j-, in der
ä. Spr. zuweilen auch ,sit' — f., PI. meist unver., in
BGr., Sa., Si. und einmal bei Gotth. Siti, in W Site',
Sito m. (PI. -u") WVt. (neben Sita, PI. -e>), Dim.
vorwiegend Sitli, doch auch -eli (so Ap), in Ndw lt
Matthys -ili: wesentl. wie nhd. Seite. 1. a) Seite im
engern Sinne, a) am menschlichen Körper, Lenden-
gegend; weiterhin rechte oder linke Körperseite übb.
wohl allg. Vgl.: Es isch Öppis, es het zwo S-e" u"d
ke'" Eügge", Rätsel vom Bettanzug BoAa. (Kurz).
Langi S. Er mag vil esse", er hat gär langi S-e" Th
Mü.; Z. [Der Pfaff] hat chruselachtig Zä", g'schwullni
Eär, langi S-e", chrumbi Bei" Z (aus einem Neckvers).
,In die lange s-en', unter Flüchen, die im XV. auf
Bs Zunftstuben vorkamen. TGeering 1886, 89; vgl.
die Anm. zu Baggen (Bd IV 1075). 's sticht-mic'' i«
der S., uf der (rechte", lingge") S.; vgl. S.-Stechen.
,Do zuchtN. sin tegen und stach HSangi in sin linggen
sitten.' 1448, B AM. ,Wem sin sitten we tue.' Künstb.
1474. ,Das wasser, das us Gotes siten flos, das wesche
mich.' 2. H. XV., ZWth. (Gebet). ,Hat Gott mich an-
griffen mit einer schweren krankheit. das die halb
sitten gar tod ist gsin an minem Hb.* 1556, Z. ,Ab
latere ictus, in die syt oder lende gstochen.' Fris.
1541. ,üie seit, pleura; er hat im das schwärdt durch
die Seiten gestochen, er hat in durchstochen, latus ense
peregit; der tödtlich pfeil stäckt im in der seifen, hueret
lateri letalis arundo.' Fris.; Mal. ,Sy habe den Hansen
mit der Hand inn die S-en gestupft, darnach geflochen
und der Hans iren nachgeloffen.' 1604, Z Ehegericht.
Hieher auch (oder dann zu 3 b): 's Herz uf der rechte"
[richtigen] S. ha" BGr. (Bärnd.). Uf d' (der) S. lig(g)e",
beim Schlafen ; Gegs. uf <'em Bugge". Uf der fühl" S-u"
liggu", auf der faulen Haut WV. ,Auff die seifen
ligen, submittere latus.' Fris.; Mal. 's Dege"li uf der
S., im Kinderreim unter Hanseli-Mann (Bd IV 260).
,Ein yeglicher, der da bauwet, hat sein schwärdt an
Sat, set, sit, sot, sut
1450
seiner Seiten gegürtet.' 1530/1, Nehem. ,Er wolle nur
synen Tagen holen und an syn Sytten leggen.' 1678, Z.
.Sich an Jmdes S. legen' uä. ,[Er habe] über ein
Wyli sich ouch wider zuo inen an ein s-en [ins Bett]
gelegt.' 1600, Z Ehegericht. Vom ehelichen Zsleben.
,[Er sei] inn krieg gezogen und iro [seiner Frau]
fürhin an ir s-en nit rueer kommen.' um 1541, Z Ehe-
gericht. ,Die frow zuo Bremgarten [habe einein Boten
des Mannes geantwortet], das sy an sin s-en nie-
raermer welle.' 1548, ebd. ,[Er habe sie] ouch zun
meermalen über das bet abbin gworffen, mit anzeigten
Worten, wann sy meer imme an sin sydten kuminen,
sollt imme Gott nütt gnedig sin.' 1568, ebd. , Einem
die recht S. geben', ihn rechts gehen lassen: ,[Sie]
seyend also fridlich mit einandern weggegangen und
habe der"A. dem B. die recht Seiten gegeben.' 1682,
Z. ,Dornoch reit des keisers sun und der byschoff
von Mencz uff einer s-en und der byschoff von Triel
uff der andren s-en.' 1473, Bs Chr. Rechter, lingger
S., auf der rechten, linken Seite AALeer. (H.). ,Zar
rechtu", zar letzu" Situ", al lato destro, al fianco
sinistro' PA1. (Giord.). Zur Rolle der rechten und
linken S. im Aberglauben s. lingg (Bd III 1341); recht
(Bd VI 209/10). — ß) am tierischen Körper. Spec.
am geschlachteten Schwein, wie nhd. Speckseite Aa
(H.); BsL.; B; L; S; Z. Fü»f Söu« gend nun S-e",
wenn der Metzger e" Schelm ist L. Fünf Söu"' gend
nun S-e" und e" Zäne" mit Wurst derzue. Hpkww. 1869.
E" Hamme" näch-n-ere" S. werfe", auch ,eine Brat-
wurst nach einer Seiten Speck'; s. Hammen I (Bd II
1270 o.) und vgl. Speck-S., ferner Bachen (Bd IV 963).
Mer händ iez nach vier S-e" im Chämi, scherzh. Wort-
spiel (mit b a) gegenüber einem Gaste, um ihm anzu-
deuten, dass man ihm gerne mitGeräuchertem aufwarten
würde, wenn noch Etw. im Kamin Menge Z (Bölsterli);
ebenso eis. (Martin-Lienh. II 380). D'Site" im Wortspiel
mit gleichlaut, d' Zite". D' S-en ändere"-sich, we""-mu"
der Speck drab haut BSi., wenn der Sp. drob ist, ,ein
Unternehmen gelingt nicht, fällt mager aus' S (Schild
1873). D' S-e" chönni"d-sich auch ändere", wenn cUr
Speck drab ist, ,wenn der Wohlstand vorbei ist' L
Neud. D' S-en ändere" und d's Ung'schlächt isst-me"
BsL. (AfV.). Me" mues,-sicH i" d' S-e" schicke", wem-
me" kein Hamme" hat, mit dem Schlechtem vorlieb
nehmen, wenn man nichts Besseres hat ZUster (Spillm.).
Im Kindervers. ... Gang mit mir i" 's Nöchbers Hüs
und bring-mer denn e" S-e" drüs. Messikommer 1909.
S. auch Chrumm-bein-Lied (Bd III 1096); rlten (Bd
VI 1672; gew. e" halbi S.). ,Kein müller sol mer
schwin haben eins jars den drüy, die er mit sinem
husgesint esse und weder lebend noch tot verkoufen,
an den siten noch süss.' 1458, AaBi\ Müllerordn.; ähn-
lich 1517, AaB. StR. ,[Der Dieb habe] uff die 2 pfd
(schwyni) fleisch ab einer s-en gehowen.' 1595, Z
RB. E" S. Speck (L), .fleisch.' ,N. lfif in sin hus
und nam im ein s-en fleischs und wolt im die enweg
getragen.' 1391, Z RB. ,[N. habe gestohlen] ein s-en
fleisch by Breitten uff einem einlitzen hof.' 1540, ebd.
S. noch Bd VI 1193. Meist ausdrücklich ,schwini"(s)
fleisch.' ,Vier s-en swinis fleisch ... verstollen.' 1459,
Z RB. ,60 s-en schwinis und vil tigens fleischs.' Ansh.
,9 s-en schwyny fleisch in dem salz und auffghenkt,
darvon brucht man täglich.' 1528, ZBub. (Inv. des
Ritterhauses). ,Zuo Spreitenbach inn der Mülli 1 S-en
schwyni Fleisch Nachts uss dem Kemi verstolen.'
1620, Z RB. S. noch Bd VI 1057. Häufig e» halbi S.;
s. o. ,Eine halbe s-en schwinins fleisch, die hette er
ab der asslen verstollen.' 1526/32, Z RB.; ebenso
1564. 1589. 1613, ebd. Di schwinige" Slti. Barnd. 1908
(BGr.). ,Ein schwynin sitlin und ein riemen rind-
fleisch.' 1542, Z. ,[Die Fledermäuse] frässend auch
fleisch, späck und durchnagend die schweininen Seiten.'
Vogelb. 1557. S. noch Brät II (Bd V 871). — y) an
andern Dingen mit vorherrschender Längenausdehnung.
Uf der rechte" oder lingge", eine" oder andere" fenere")
S. eines Tales, Wasserlaufs, einer Strasse usw. allg.
In ScHSchl. wird von den zu beiden Seiten des Dorf-
baches laufenden Strassen die nördliche, tiefer ge-
legene auf dem rechten Ufer di under S., die Süd-
liehe, höher gelegene di ober S. genannt; zB.: Wo
n-ich di ober S. abH" be", marschierest d' Soldäte"
scho" uf der undere" ufhi". Uf der Schivizer, uf der
tütsche" S. des Rheins, der Grenze übh. S. auch
Höfler-S. (Bd II 1021 u.). ,Die von Seebach an ald
by gemalter brugg uff irer sit ... die von Affoltern
dissthalb dem zun alt graben uff irer sitt ...' 1545,
Z Rq. 1910 (Vergleich zw. Äff. b/Z. und Seebach). An
einem See; s. Sp. 962. An einem Wagen. Heu udgl.
uf di ei" S., auch nur uf d' S. lade"; öfter abs. Aa;
Ap; Bs; Th; Z. Bildl.: Er het uf d' S. g'lade", hat
einen Rausch Bs; Th. An einem Messer: Di hawig
(s. Bd II 1814), schnidig S. Miner Muetter Kabis-
messer haut uf bede" S-e": Schätzli, wenn-d' mi'h du
nit wi't, so säg-mer 's doch bi Zite" GrTIis; ähnlich
Sch (EStoll 1907, 49). ,Daz an beiden seiten hauwt
oder schneit, aneeps ferrum.' Fris.; Mal. ,Die seiten
an einer türen oder die füess und stüdle, darauff man
sy zuoschleusst, ant«.' ebd. — 8) von den zwei Be-
grenzungsflächen an platten Gegenständen. Di recht
oder lingg, recht oder letz, rüch oder glatt, ober oder
under, usser oder inner [usw.] S., an Häuten, Zeugen,
Strickmustern, Brettern usw. allg.; s. lingg 2 (Bd III
1341); letz 1 (ebd. 1549); recht (Bd VI 199). Blatt-
seite. Ieh ha" «o'* niid zwo S-e" g'lese" i" dem Buech.
,Ufl der rechten s-en des blattes.' Türst, Ges. ,Die
seiten eines blatts, pagina.' Fris.; Mal. — b) im wei-
tem Sinne a) jede Begrenzungsfläche eines Körpers,
bei Hohlräumen auch die innern. allg. Vgl. Wand.
,An dien siton dines huses, in lateribus domus tu«.'
Notker. Spec. (steiler) Abhang eines Berges, Talseite
B;Gr; PA1. (,china di montagna'); W, auch nur .steile
Grashalde' BE., .abhängige Seite eines Grundstücks'
BSi. (ImOb.); vgl. dazu die Flurnn. in der Anm.,
ferner Litzi-, Sunn-, Schatt-S. Am Morge" bizite",
scho" lang gäb-es taget, da gät-mer a" d' S., da mäje"-
mer Gras. Loosli 1911. [Der Betrunkene] tätschlet
über 's Port üs, halb i" d' S-en abher. SGfeller 1911.
.Dorsum, der ruck eins bergs oder seiten, ein heruss-
bogne syten eins bergs, ein bück.' Fris. 1541. ,Die
letze oder böse S.'; s. letz 1 (Bd III 1549). S. auch
Rufinen (Bd VI 676). Am menschlichen oder tierischen
Körper. Ei"em di scho" S. chere", scherzh. den Rücken
zuwenden Ap; Th; Z und weiterhin. Die zwis Manne"
händ mi's Muneli hinden und vorne" und z' alle"
Site" i"spiziert. CStreiff 1909/10 (GlM.); vgl. 3 b. —
ß) jede Begrenzungslinie und der angrenzende Teil
einer Fläche. Di läng S-, die vordere oder hintere
Längsseite des Hausdaches (auch des Hauses) BL.,
Lutz., Thor.; Syn. Läng-S. ,Ein halb juchart wisen-
bletz, stosst mit der nidem s-en uff den grossen brun-
1452
nen und andersite an des Kellers guot.' 1484, Z Rq.
1910. ,Ein stuck hohes, so undenhar stost an die
Jonen und an der obern s-en durchufhin an N.s
güeter.' 1559, ebd. ,(Ein guot) stost ... inwert uff die
ruchen s-en an Medriger weidt.' 1574, GrL. Zinsrodel;
vgl. Heuw-S. S. noch rüdig (Bd VI 624 u.). Auch
hier oft mit Gegenüberstellung zweier Seiten. ,Brot
habe ich nur ein klein Stückli gesehen darin [in der
Suppenschüssel, aus der Alle assen], und das war noch
auf der andern Seite; ich konnte es nicht erlangen.,
Gotth. .Hielt der herzog mit grosser Ordnung sin
volk, die bogner uff einer sitten, die mit den glenen
uff der andren Sitten.' 1473, Bs Chr. - e) uneig. En
iederi Sach (oder Alls) hat zwo S-e". Di bösi S. von
ere" Sach gibt, wie überall in der Welt, mehr zu
reden als die gute. Barnd. 1904 (BLütz.). Di schönt
S. fürhe" chere", sich von der besten Seite zeigen,
ebd. 1911 (BG.). S. auch räch 1 a 6 (Bd VI 176). E"
welch e" Dümmi sind aueh d' Lüt uf der g'schidere" S. !
Albr. 1888 (GSa.). Uf der eitere" S. sl", in hohem
Jahren Ap; B; G; Z. I'h bi" och afe" uf der e. S. und
sö't g' Nacht ml" Buew ha". OvGreyerz 1911. , Jetzt
seien sie [die Meistersleute] auf der alten Seite [und]
sehnten sich nach Ruhe.' B Hink. Bot 1869. Er ist
uf der böse", guete", letze", rechte", magere" S., ,es ist
schlecht, gut, falsch, richtig, mager bestellt mit ihm'
Aä (H.). Mer uf "tii ander S. hebe", auf die Gegen-
seite neigen Ap; Bs; Th; Z. ,Wie sy [die Wieder-
täufer] bisshar uff ain s-en zuo wit hinuss, also sprun-
gend sy über das mittel uff die anderen in das wider-
spil.' Kessl. Insbes. = Partei. Er ist uf ü"ser(er) S..
gehört, hält zu uns, beim Spiel, einem Streit usw.
allg. ,Auff unserer Seiten sein, wenn daz glück un-
serem fürnemmen wol will oder willfaret und grad
gadt, wie wir begärend, indulgere ausis nostris dicitur
fortuna.' Fris.; Mal. ,lst der Herr Christus Gott im
Fleisch geblieben, so ist er unser wahrer Mittler:
dann er bleibt als wahrer Gott also auf Gottes Seiten,
wie er, als ein wahrer Mensch, bleibet auf unser
Seiten.' JMeter 1700. Streit-, Prozesspartei. Zwo
S-e" tuend strite", zum Fride" wird g'schide" ZKn.
(Schneebeli). ,Da ward zuo beden sitten [von den Ver-
tretern der Stadt und der Aussengemeinden] vil darzuo
gerett.' Waldm. (Höngger Ber.). .Die richter auff sein
seiten bringen, Judicium animos sibi conciliare.' Fris.;
Mal. ,Bei Öffnung dises güetigen Spruches seindt
gewesen auff Seiten der Gemaindt Warth NN. und
dann auff des Müllern Seiten NGebhardt, der Müller
selbsten, sein Haussfrauw [usw.].' 1642, THWarth.
Kampf-, Kriegspartei. ,[Es wurde erschlagen] vil
folkes zuo beden s-en.' Z Chr. 1336/1446. ,[Zu dem
vereinbarten Kampfe zw. Franzosen und Italienern]
ward von jeder syt 13 reisiger dargeben.' Ansh. Kon-
fession. Uf ü'serer S.; vgl. ünser-sitig. D' Birgler
sind scho" noch dra" g'si" abz'falle" und protistantisch
z' werde"; der Pfar isch scho" uf der andere" S. g'si" U.
,0 wie wunderbar die gericht und urteil Gots! Wie
dan ouch folgender handel, uf der linken [dh. katho-
lischen] s-en ergangen, bezügt'; folgt die Erzählung
einer im Luzernbiet vorgenommenen Bahrprobe, durch
die ein Mörder zum Geständniss gebracht wurde. Ansh.
— 2. der Teil der Saumlast, den das Saumpferd auf
jeder Seite trägt; nur von Salz. Vgl. Salz-S. ,Wär
das ain gast salz her ze markt füorti, es war in stöp-
chen, in krötli ald in siten, und das hie uff offem
markt verkouffen welti .. .' 1386, G Ratsbeschl. ,Dem
Vieh geben [die Hirten auf der nahe der Schweizer-
grenze gelegenen Alp Fermunt] wöchentlich dreimal
Salz, und sie sollen bei 20 Seiten oder Säcke Salz in
einem Sommer verbrauchen.' Gr Sammler 1781. —
3. a) (von 1 a ausgehend) seitliche Richtung,
Lage. Eine" vo" der S. a"luege" (a"schäche"J, nur
schüchtern oder scheel, geringschätzig. Bes. in der
Verbindung uf ä" S., auf die, zur Seite, beiseite,
nebenaus, weg. Uf d' S.! Warnungsruf, zB. beim
Herannahen eines Wagens, Reiters usw. allg.; insbes.
als Schlittenruf Aa; Ap; GrD.; G; Z; auch nur d'
Site" (,Z\ta-) GStdt, Site" G, d' Sita S, Zitö Ap (Götz.
1891); G, Ziö(lt Götz. 1891 Zw) Ap; G (lt Götz. 1891
auch of d' Ziel und nur Ziel). Vgl. noch Bd I 23
(unter -ö III). Uf d' S. gä" 1) beiseite, weg gehn.
allg. I will mit minem Gretli uf d' Si/ta goh, das
will i. Göldi 1712. — 2) verhüllend, die Notdurft
verrichten Ap; B (Zyro); Th; U, von ehelicher Un-
treue B. Mit E'nner of d' S. gö", zu unerlaubtem
Umgange Ap (T.). — 3) es göt Öppis uf d' S., die
Arbeit wird gefördert AALeer. (H.). Hütt mues' Öppis
uff d' S.! ein schönes Stück Arbeit erledigt werden
Ap; Bs; G; Th; Z. Entspr. Öppis uf d' S. bringe"
Ap; G. Wenn De" e"mol a"fangt, so bringt-er Öppis
uff d' S.! Mit Acc. P., auf die Seite schaffen, besei-
tigen GrV. Ufd' S. cho", (unvermerkt) abhanden kom-
men AALeer. (H.); Ap; Bs; G; Th; Z. Uf d' S. stä",
zur Seite treten. ,Sie mögend uf ein S-en ston und
warten.' GGotth. 1619. Entspr. uf d' S. stelle". [Der
Knecht] stellt de" Kübel uf d' S. ond gaupet mit der
MaH. ApVL. 1903. Reff: Ein Zugtier stöllt-si^ uf
d' S., verweigert seinen Zugdienst. Bärnu. 1911 (BG.).
Öppis uf d' S. legfgje" 1) beiseite, weg legen. —
2) Ersparnisse machen Ap; B; G; Th; Z. — 3) (Un-
angenehmes) nicht mehr berühren, ruhen lassen Ap;
B(Zyro); GT.; Z. Öppis uf d' S. mache" 1) zssparen
Aa; Ap; Bs; B; G; Th; Z. — 2) unrechtmässig, heim-
lich sich aneignen, unterschlagen AALeer. (H.); Bs;
B; Th; Z. Er het 's wellen uf d' S. mache" Bs. Uf
d' S. tue" 1) auf die Seite tun. Tue Das uf d' S.!
Mit Dat. P., Einem Etw. aufbewahren Ap; B; G;
Th; Z. I'h ha" der 's Esse" uf d' S. Hä" ('tue"), Frau
zum verspätet heimkommenden Manne. Mit Acc. P.,
beseitigen Ap; GrV. Der Ma"" si rätig cho", na [den
Esel] uf d' S. z' tue" GrV. (.Bremer Stadtmusikanten').
— 2) zssparen Ap; B; G; Th; Z. Es fält-mer [zum Hei-
raten] noch e"chli" am Gelt ... Ich ha" g'sinnet, ich well
z'ersch noch Neuis uf d' S. tue". Loosli 1910. Ieh ha"
m\"'m Lönli g'luegt u"d ha" 's uf d' S. 'tä". ebd. 1911. —
3) reff, mit sich eine Ausnahme machen, sich aus-
nehmen GRHe. (Dan.). Mit Ei"'m uf d' S. fare", ab-
fahren; s. hinken (Bd II 1467). Uf der S. Uf der
S.ha" 1) Etw. erspart haben Ap; G; Th; Z. Er het
Näbes off der S. — 2) Etw. abgetan, erledigt haben
Th. Wenn-i'h Da' >w e'moll uf der S. hett! Mit
Acc. P. Wenn-i'h nur in uf der S. hätl! .bezahlt oder
beseitigt hätte' Z (Spillm.). Was het-em [dem sich
unwohl Fühlenden] acht Die wider Trecks i"g'schänkt
i" der Stadt inne" ! Si löt nit lugg, bis dass-s'-en uf
der S. het. JReinh. 1905. Uf der S. si", getan, er-
ledigt sein Ap; Gr; Th; Z. Wer wönd's g"ad noch
wädli''' packe"; 's ist denn off der S.! Ap. Näch dem
Ggaffe chönne"-wer 's [d's Lind, den geschleizten
Hanf] denn noch :opfe"; si sei de"" frö, was uf der
i i.y;
Sat, set, sit, sot, sut
Seite" sei GRSch. Uf der S. lä", nicht (mehr) erwähnen,
berühren, bes. etw. Unangenehmes Ar; B; G; Tu; Z.
— b) (von lb ausgehend) Richtung übh. Vo" alle"
S-e" (her). Vo" d'ere" S-e" han-icH die Sach noeh nie
a"g'lueget. Z' alle"site" hät-men ü"s [die Glarner in
Bregenz] a"gstünet. CStreiff 1909/10 (GlM.). Uf
alle" S-e", allenthalben. .[Die Eidgenossen] griffen.!
die von Zürich hinnen und fornen und an allen sitten
an.' Edlib. Uf all S-e" fuse"J, nach allen Seiten (hin).
Uf kei" S. ivelle", unpers., nicht rücken, sich nicht
entscheiden wollen, zB. von einer Krankheit, 's Vreni
isch scho" lang chrank, und es will uf k. S. BWtss
1863. Hieher wohl auch : D' Chüeje" lige"d all uff di
glich S., ein Anzeichen schlechten Wetters ZSth. Ab
(AALeer.), vo", auch uff (Ap; Th; Z) S-e» miner (diner
usw.) Verwandte" (Mutter usw.). ,Die Couriers seind
abseiten Berns mit der Schlusnahme an alle fran-
zösische General ... abgeschickt worden.' 1798, L
Schreiben. Site" (ZEuss.), slter (ZO.) miner, meinet-
wegen. S. m. cha""st wol gö". S. m. scho"! Site"
desse", deswegen AaKc; Z (Spillm.). S. d. cha""st tue",
was d' wi't Z (Spillm.). Mit Bez. auf die Blutsver-
wandtschaft, wohl allg. Vo" Vatters [usw.] S-e" sind
kei" Erbe" dö. ,[Sind] väterlicherseits allein Halbge-
schwösterte ..., mütterlicherseits aber sie, die Mutter
selbst, samt Kindern von ihrer Seiten ... vorhanden.'
1747, BoSi. Rq. 1912.
Ahd. sila, mhd. sfte f.; vgl. Gr. WB. X 1, 379 ff.; Martiu-
Lienh. II 380. Das Mask. Silo (neben dem Fem. Sita) in
WVt. ist viel), als Neubildung von einem altem PI. fem. "Situ
aus zu erklären; vgl. BSG. II § 196. 201. Morphologisch
bemerkenswert ist auch die Verbindung z' böd S-e" BsStdt,
z'beidS-e" B (RvTavel 1910), auf beiden Seiten. — Häufig
ist S. in Fluru. (wohl meist zu 1 b a; s. d.). Site(n) (,Sei-
te(n)') Aa (mehrfach; auch ,Sit'); Bs; B (häufig); Gl (häufig;
.meist Grashalden'); L (häufig); G (mehrfach); Schw (mehr-
fach); Uw, urk. 1339, ZKapp. (.zwei mauwerch mattun in
dem mose in der Situu und 4 jucherteu achers in der Situn');
um 1350, UwE. Zinsrodel (,zuo Beringen von dem guot uff
der Siten...'); XIV., SchwE. Urbar (,Heini under der Siten
von der Siten 2 den.') und bei Leu, Lex. für LHasle im E.
(Hof), Meggen(Hof); ZHirzel (Hof). Di warmi, obenti, „,in-
U /,, tmaer»ti S. BG. (Alpnamen). .Untere S.' B. .Vordere
S.1 ZHirzel. , Grosse S.' GIBetschw. (Berggut). In Zssen
1) als 1. Glied: ,S.-Acker' ZDäll. ,-Graben' B. ,-Grat' B.
,-Hub' GWittenb. ,-Bach' B (auch .Seit-'). , -Bauer' Aa. ,-Berg'
B; LSchüpfh. , -Bronnen.' 1534, BsGelterk. (,Sytten-'). ,-Re-
ben' Aa (.Sitt-1). ,-Ried' Z. ,-Rain' Aa; SchHa. ,-\'or-sässe'
B. ,-Tobel' SchHa. ,-Wald' B; Gl; G. ,-Wängen' B. — 2) als
2. Glied: ,Ober-S.' Z. ,Bresten-egg-' L. .Unter-' SchwE.; Z.
,Ösch-' BZweis. (,Descendit minor Simma ex meridionali
latere, ijua itur Sanan versus, von der Üschsitten.' Aretius).
,Vor-' Schw. .Vorder-' Z. .Gnfel-' GlElm. .Gold-' L. .Gut-'
Uw. .Gross-' Gl. .Hoch-' Schw. .Hefti-' L. .Holz-' Gl; L.
.Hasel-holz-' BLiitz. .Hund-' G. .Linden-' B. ,Neu-hus-' B
Lutz. .Weiss-haus-' B. .Loch-' B; Gl; L. .Lein-' GlEngi.
.Langer-' BLenk. .Bohl-' BHk. .Burg-' L. .Blatti-' Uw.
.Brand-' B; Uw. .Breit-' U. .Ruch-' B. .Rauch-' Gl. .Ried-'
B. .Rogg-' Schw. .Schlaft-' L. .Schrak-' Uw. .Schwendleu-'
L. .Sehwanten-' G. , Stock-' G. , Gross-stein-' L. ,Triib-' G.
,Trog-' B; Gl. .Schwarz- wald-' L. .Winter-' Schw. ,Zehu-
ders-' BG. Siti (.Seiti') f. (eig. PI.) oder n. B (.Auf der
Seiti', dazu .S.-Vor-sass, -Stock, -Wald, -Wäng'; dagegen
lokal verschieden ,S.-Berg, -Weiden, -Weg'); Schw (,im S.'
bei Ib., dazu .S.-Nosseo', viel), auch ,S.-Boden'; dagegen
lokal verschieden ,S.-Wald'; .den weg von dem seewstege
by dem seewe uider unz in daz Sity.' 1340, Schw LB.);
UwE. (,So haben sy ouch verbannet das Site und was an
der Siten durchinhe an der Urner biet ist.' XVI., Talrecht),
Sachs. (.Syti, ein hoher Berg.' Leu, Lex.l; Tis. (dazu ,S.-
Tobel'); vgl. auch den FX. .Heini Ainsitin.' I4S5, UwSa.
Sitli Gl (häufig); Zg. ,S.-Berg' GIBraunw. (Berggut). .Aben-'
Uw. .Fall-' GIK1. .Loch-' L. .Buchen-' Schw.
Ab-: 1. abgelegene Seite, Ort. ,[Die Schwalben]
ziechen aber nicht weit, sondern verkriechen sich
[über den Winter] grad in der Nähe, wo sie under-
kommen mögen, in die warme Abseiten der Berge.'
JLCts. 1661; = apricos montium secessus (Plinius). —
2. abfallende Seite? Längsseite? ,Vom eichholz in der
Huser allraent ..., das das holz, wie es jetz mit marg-
steinen underscheiden syge, des gotshus Cappel eigen
sin solle und dero vou Husen offen schatt, und das
die von H. allein bruggholz ... darinn howen mögent,
und das zuo beiden a-en die binzböschen die march
sin sollen.' 1508, Z. — 3. überwölbter Seitenraum in
einer Kirche. ,[N. hat einen Altar gestiftet] in unser
kilchen in der a-en ze der ablösi vor sant Blasien
und sant Pancrazien altar.' 1335, Z. ,Sant Martis
alter ... in dem gotshuse ze Münster im Ergow in
der a-en nebent sant Katharinen alter.' 1340, Gfd.
.Das fürbas me alle techer, es sy au kor, an kilchen,
a-en, Wendelstein ... in gemeinschaft sülent geteket
werden.' 1381, ZKü. Flachziegel, Kalk, Sand ,zuo der
a-en an der kilchen' gegen den Münsterhof. 1429, Z
Fraumünsterrechn. ,1m [Jahr] 1509 ward die a-en an
der kilchen gegen der Einiger hus gemacht.' AABr.
Chr. (Z Anz. 1884). ,Die zwo a-en und die sant Mar-
tins capell [der Kirche auf dem Heiligenberg wurden
abgebrochen].' Bossh. Chr. ,Der ganz chor [im Kloster
St Gallen] mit den zwaien abtsiten.' Vad.; s. auch
alt-fränkisch (Bd I 1309), wo ,absiten.' .Diser chor
ist in zwo a-en umbgeben.' Kessler. .Die Abseiten
bei dem Creuzgang von St Kaiser Heinrichs Altar
dannen bis zu Endt des Creuzgangs.' RCys. Auch in
der Bibelübersetzung. .Nach dem fuort er mich zum
tempel und mass die abseifen.' 1530/48, Ezech. 41,1;
,die erker an den wänden.' Luther; xi ceiXdu.. LXX.
.[Salomon] bauwet einen umbgang an der wand des
hauss rings urabhär ... und machet abseiten umb-
här.' 1548/89, I. Kön. 6, 5.
1 = mhd. ahmte; vgl. auch Schm. 2 II 336; Schullerus
I 36 ; Sauders II 1072 a. 3 (= ahd. abeida, abmta, mhd.
ab-, apsite) ist eig. ein andres W., volksetym. umgedeutet
aus mlat. abnda, = spätgr. ädjTSa, eig. Acc. zu ddng; vgl.
Gr. WB. I 116; Schm. * II 338; Fischer I 68. 2 ist un-
klar; wenn die Bed. Längsseite richtig wäre, läge Übertr.
von 3 vor. Von 3 ausgegangen ist viell. urspr. auch d' A.,
im Munde älterer Leute die am einen Ende ziemlich steile
Strasse, die südl. von der kath. Kirche dem Dorfe zufuhrt
SGr. (heute ,Lindenstrasse'); eine Sage zur Erklärung des
Namens bei Schild 1860, S8 ff. Zur Umbildung von absida
vgl. porticus > Vor-zeichen.
Äbe-(d)-, -i"g-: Westseite Aa; Ap; B; Th; Z und
sonst. Si"s Heimelt lit inn-erc" Tüele" inne" uf der Ö.
vom Hörnli. Messikommer 1910. — Auch bei Gr. WB. I 26.
Eid-: .die wirklich im Amte stehende Abteilung
des kleinen Rates, deren Mitglieder beim Eide ver-
pflichtet waren, den Rat zu besuchen, während denen
der stillstehenden Seite der Besuch desselben frei-
stund.' XVIII., LStdt (Seg. RG. III 1, 354). Vgl. Su-
mer-, Winter-S. — Under-: Unterseite (häufiger di
under S.). So von der Bauchseite eines Vogels. BXrni>.
1911 (BG.). — Esels-: entspr. Siten 1 a ß. In dem
Spottreim: A" Rotschalp isch der Esel tot, der Sigrist
sollti Uten, d' Schwander nämten o'''-n-en Bits von-
1 155
Sat, set, sit, sot, sut
1456
eren E-en. GZür. 1902 (BOberried). — Vorder-: wie
nhd.; doch häufiger di vorder S. — Vor-fass-,
Näch-fass-: die untere (V.), bzw. die obere (N.)
Hälfte eines , Flügels' am Webergeschirr Z. Beim
G schirr fasse" (vgl. Bd I 1059 u., ferner Geschirr-fass-
Stuel) wird zuerst die V. hergestellt, indem man mit
dem G'schirrfade" einfache Schleifen um den untern
G'schirr- Stecke" und die Fass-Stange" (s. d.) legt, dann
die N. zwischen der Fasslange" und dem obern G'schirr-
stecke", wobei oberhalb der Fass-Stange" zuerst die
Rickli (s. Bär-Laufen Bd III 1142) in die Schleife
geschlungen werden. Vgl. vor-, nach -fassen (Bd I
1062). — Frauke"-: die Seite in der Kirche, wo die
Frauen sitzen Ap; G; Th; Z; vgl. Mannen- S. Syn.
Wiber-S. — Ger-: = Geren ab 3 a (Bd II 401) ZuSth.
(JHunz. 1910). — Hinder-: wie nhd.; doch häufiger
di hinder S. — Heuw-: Seite (oder Abhang?) mit
Heuwachs; vgl. Sp. 1450. ,Zwei Fuoder Landguot uf
Medrigen in der Heüwseiten.' XVII., GrL. — Järb-:
die vom Järb (Bd III 68) geformte Randfläche des
Käselaibes BE. Vgl. Chessi-, Be-lad-, Strebel-S., ferner:
Im A"ne" [der Käse] het-er nid dörfe" z' eige"lig sl",
und es ist mänge'' Gläsler, mängc Nisser, Järbsite"-
holer u"'' Luemg' machten i"g'woge" worde". EGünter
1908. — Chessi-: die untere Seite des frisch auf
der Presse liegenden, noch niemals gekehrten Käse-
laibes, die aus dem wertvollsten, am Boden des Chessi
gelegenen Käsestoff besteht BE. (SGfeller); vgl. Be-
lad-, Strebel-S. — Le-: gegen Norden geschützte Lage
eines Weinbergs ZWth.; vgl. Le I (Bd III 947). —
Be-lad-: die (obere und untere) flache Seite des
Käselaibes BE.; vgl. Chessi-, Strebel-S. — Bett-
lade--^ Ort-Brett a (Bd V 900) Z. Vgl. Bett-S. —
Luft-: Westseite, Westen BG. (Bärnd. 1911). Gage"
(f L. — Läng-: Längsseite eines Daches BE.; vgl.
unter Sit 1 b ß und Tach-S.
Litzi-: Schattenseite Gr, so A., Av., D., Nuf., Pr.
Syn. Litzi II 2 a (Bd III 1566/7). In Davos heisst
die Talseite links des Landwassers d' L., die andere
d' Sunnisite"; vgl. B. 71 o. Uf der Schatte"- old Litzi-
slte" gänd bi de" G'mächer noch die Tachtrauf, im Vor-
frühling. MKüoni 1886/7. D' L. ist noch nid eroberet
GrA. — Vgl. litzi-sits.
Von-de-'-Ma""-, Zue-de-'-Ma""-: die Seite
rechts bzw. links der Deichsel AaF.; vgl. V., Z.-Ross
(Bd VI 1432). Setz d' Cime uf der V. (Z.) a"! —
Man(n)e"-: die Seite in der Kirche, wo die Männer
sitzen Ap; G; Tb; Z. ,Am nächsten Sonntag, als aber-
mals die Männerseite halb leer stund ...' XHerz. 1863.
Morge"-: Ostseite Aa; Ap; B; Gl; Th; Z. ,Gegen
Seitenstechen hebe einen Stein auf der Morgenseite
ein wenig auf und spucke dreimal darunter.' Messi-
kommer 1909. ,Auf der Morgensite [des Berges].'
JvWeissenflüh 1850/1. — Vgl. Gr. WB. VI 2580.
Neben-. ,Ein grüenen sidin mantel, des sint zwo
nebentsiten vor mit hermlinen gebremt.' 1402, B
(Verzeichniss der Paramente im Münster). — Nacht-
ZWilb/E., Mitt-nächt- Th: Nordseite. — Nord-:
= dem Vor., doch wenig volkst; vgl. auch Schatt-S.
,Auf der Nordseiten [der Insel Jamaika].' JRZeller
1673.
Bild-: bei Stoffen die Seite mit der Zeichnung
GStdt; Th; Z. - Vgl. Gr. WB. II 21.
Bund-: ,die zuerst behauene Seite eines Blockes,
welche zur Regulierung der Winkel dient; sie wird
durch einen Schnurschlag über die Mitte besonders
bezeichnet' GRPr. — Auch bei Gr. WB. II 524; Mothes
* I 552, daher wohl allg. in der Zimmermanns]»-.
Bise" Bise"-: Ostseite, Osten BG. (Bärnd. 1911);
vgl. Luft-S. Diesen Frühling hat es z'erst va" B. har
g'ritmplet [gedonnert], ebd.
Bett-: a) = Bett-laden-S. B. Die vorderi B. —
b) ,die langen Dielen oder Laden bei Vertäfelungen'
AAZein. (Steinhauser). — b durch Verallgemeinerung aus a;
vgl. Mothes 4I 363; Fischer I 976.
Blatt-: Buchseite BE. (bei altern Leuten). —
Rig-: Hauswand aus Riegelwerk. ,Das Ausmauern
der vier Riegseiten des Gebäudes mit Sandmutten' L.
Suder-: Süden. , Auf der Suderseiten diser Insul
[Jamaika liegt die Insel] la Serrana.' JRZeller 1673.
Die Lautform zeigt, dass das Wort nicht bodenständig
ist; s. sunder I (Sp. 1130). Vgl. Wester-S.
Salz-: ein Sack Salz, wie ihn ein Saumpferd auf
jeder Seite trägt GrD. (B.). N. ist halt zu siner ZU
en Checher g'sin: mid-ere" S. ist -er über Flüela wie
Nild [ohne Anstrengung], — Summer-: 1. Südseite,
zB. eines Berges. UBrägger; s. Gr. WB. XI, 1556.
Gegs. Winter-S. — 2. die im Sommerhalbjahr im Amte
stehende Abteilung des kleinen (innern) Rates. XVIII.,
LStdt; so noch Helv. Kai. 1782. Gegs. Winter-S.; vgl.
auch Eid-S.
Sunn- AALeer.(H.); Bs; B, so Gr., G., Lutz., auch
lt Zyro; GrKI.; L; S; St.2, Sunne"- Ap; Bs; GrD.;
GSaL., T.; SchwE.; Th; UwE.; Z, Sunni- GrD. (B.), Pr. :
Sonnen- (Morgen-, Mittag-)Seite; Gegs. Schatt(en)-S.;
s. auch Litzi-S. und vgl.: D' Sunnsite'mülch ist di
wäri BG. (Bärnd. 1911). betreffend die Vigilanz und
execution wegen veräusserung dieser bergen soll
selbige von Niederhorn und dem Bonfahl auf sonn-
seiten der landschaft Ober-Simmental, von dem Bon-
fahl auf Schattseiten aber der landschaft Nieder-Sim-
mental obliegen.' 1757, BSi. Rq. ,[Die Lawine] hat eine
Scheuer in der Bergwerk-Ey Sonnseiten niedergewor-
fen.' JvWeissenflüh 1850/1. ,Bei Leuk wird noch auf
der Sonsite Wingezoge'. ebd. 1792/1821. In den von
Ost nach West laufenden Gassen einer Stadt die der
Sonne zugekehrte Häuserseite B, auch lt Zyro; vgl.
sunnen-halb 2 (Bd II 1169). ,N. wohnt in der ... gasse
Sonnseite Nummer ...' Mir wone" S. Auch sonst in
adv. Verwendung. ,Bis auf 1500 m Höhe, allerdings
nur Sunnsite", stösst der Guggisberger seine iJeV-
öpfelbletze und seine Haber acherlini vor.' Bärnd. 1911.
Nes Gärtli will-ig-auch ha", dort sunnsite", unten am
Hüs. Joach. 1881. RAA. D' L'ebere" uf der S. ha";
s. Bd III 975 u. (auch Gr). Er het 's Milzi uf der
Sunns. Sprww. 1869; s. auch Mihi (Bd IV 224). U"*
du, Sunnhalde"bür, wer* dl"s Hers uf der S. lag, so
hättisch nid der Ä"trag gestellt, mir d' Chind z' ne" !
AHeimann 1899. Wieder adv.: Dem Trunkenbold ist
d' L'ebere" Sunnsite" g'wachse" BG. (Bärnd. 1911).
Vgl. Gr. WB. X 1, 1679. Zur Form Sunni-S. vgl.
Sunni Ort (GrD.), Sunni-Berg (Bd IV 1561 «.). In B und L
sehr häufig als Flurn. (BLütz. zählt zB. 7 Sunnsite" neben
8 Schattsite"), auch neuerdings zsgesetzt, zB. , Mahlenwag-,
Neuegg-S.' B, ,Enziwald-, Kieuis-S.' L (vgl. Schatt-S.). Iu
L zweimal im Dim. Sunn-Sftli (oder = mmntftli'*! s.d.). S.
ferner s.-Hts.
Schoggeläde"-: derb für Hinterer, Hinterseite
Aa; GT.; Z und weiterhin. Ei"<m d' Seh. chere". Uf
der Seh. si". auf der schlechtem Seite sein, zB. im
145?
Sat, set, sit, sot, sut
IC*
Spiel bei der verlierenden Partei sein ÄAÄar. ; vgl.
Schiss-Gass (Bd II 452).
Schatt- AALeer. (H.); B (so Gr., Lutz., Stdt und
lt Zyro); S; St.3, Schatte"- AaF.; Ap; Bit Zyro; GrA.,
Pr.; G; Th; Z: Schattenseite. 1. eig. aaüO.; Syn.
Litzi-S. Das Hüs, Stuck [Grundstück] lu uf der Seh.
In der Stadt die Strassenseite, deren Häuser keine
Sonne haben B, auch lt Zyro. ,NN., Spitalgasse 37,
Schattseite.' 1912, BZtgsins. Adv,: Sch.u-one" B. .Nach
Rötenbach zu lagen auch ärmliche Häuschen, deren
Bewohner aber dort an der Sonne behaglicher lebten, als
viele Palastbewohner Schattseite.' Gotth. RAA. 'shät
jedes Hüs sl" Seh. ZW1. Wenn-me- halt uf der Schatt-
siten [dh. als Pechvogel] uf ä" Welt cho" isch, wie mir,
so cha""-me" latig, dö nützt Alls Nüt! JReinh. 1901.
Uf der Seh. sl", in schlimmer Lage, im Nachteil sein,
von Personen Aa (H.). Seh. (adv.) cho": [Der kath.
Kaplan weiss] u-o die Gestorbene" hi"chöme", ob mundüf
i" Himmel oder e" Zltlang i" 's Fiele für oder ganz
schattsite", reo kei" Hoffiii'g ȟr isch in Ebigkeit. Joach.
1885. Eini van der Seh.; s. Sunnen-Berg (Bd IV
1561/2). — 2. uneig. a) scherzh. für den menschlichen
Rücken. Dermit chert-es-im d' Schattsiten u"a geit
wegg. SGfeller 1911. Dazu die höhnische Wendung:
Ei"'m d' Schutts, miesche" (chönne") BLütz., eig. ,an
nassen, schattigen Stellen Moos holen, ein unange-
nehmes Geschäft' (SGfeller). Vgl. Ei"em de" Buggel
üf stige" (Bd IV 1088). Gang-mer wegg, chaisch-mer
d' Seh. m.l SGfeller 1911. Nachher het-er-im [dem
sich von ihm abwendenden Mädchen] mit den Auge"
chönne" d' Seh. m. ebd. — b) wie nhd., schlimme,
schwache Seite von Personen, Verhältnissen Ap; B
(Zyro) und sonst. Er hed 's all i" der Mode", Amm
[Einem] d' Seh. f'aere" z' ne", er liebt es, an allen Men-
schen die schlimme Seite hervorzukehren ApLb.
Vgl. Gr. WB. VIII 2266 und den Gegs. Sunn-S. Schatt-S.
in B; L; S häufig als Flurn. ; auch in Zssen, so ,Buchholz-
Sch.' B, ,Enziwald-, Kienis-, Laueli-Sch.' L. S. noch sch.-
ntig, -Kits.
Schwin-: = Siten 1 a ß (Sp. 1449). S. Chämneten
(Bd III 260 u.).
Speck-: 1. = dem Vor. Bs; B; GBern., T.; S; Z,
, Rippenstück von geräuchertem Schweinefleisch' GrD.
(B.). Dragoner sein heisst mit andern Worten ,Mösch
[Geld] und Sp-en' haben, dh. ein reicher Bauernsohn
sein B. Der Tod holt den Bauer vo" sine" Sp-e", g'fülltnen
Anke"häfen und Fruchtchästen e"ivegg. Joach. 1892.
Ja, Specksiti sV-mer doch lieber als Visiti! seufzt der
Bauer nach einer Bewirtung der Pfarrersfamilie. Gotth.
Uf Daväs im Underschnitt überchund der Her [Pfarrer]
noch rechti Sp-e" g'scheicht GrD. (B.). S. noch Bäuchi
(Bd VI 103); regnen (ebd. 730); Bieschelen (ebd. 1463);
Soller (Sp. 784). RAA. Er hed 5 Söu", aber 9 Sp-e",
,der Dumme' Aa (Rochh.). E" Wurst (in B auch Mit-
nere" W.) nöch-(n-)ere" (in GBern. an e") Sp. (in Bs
neben D' W. nöch der Sp.) werfe" (rüere", tribe"), ein
kleines Opfer bringen, um mehr zu erhalten Bs; B;
GBern.; ZO. (Messikommer 1910); vgl. oben Sp. 1449,
ferner Gr. WB. X 1, 2049/50 (mit Belegen aus Gotth.
und GKeller). ,Er solle dem Hauptmann was anbieten,
er solle eine Wurst an eine Speckseite nicht scheuen.'
Gotth. Er het welle" mit-ere" W. e" Sp. abe"schlah"
B. E" Sp. nöch-n-ere" W. (D' Sp. nö'h der W.) werfe",
Wertvolles für Wertloses hingeben Bs. Ei"'m zicü-
sche" d' Sj)-e" cho", ins Gehege kommen, Jmd in seinem
Schweiz. Idiotikon VII.
behaglichen Dasein, seinem Sicherheitsgefühl stören
S (JReinh.). Ich glaube" 's, ■'as'-ere" Die [der alten
Haushälterin die Geliebte | chlei" zwüsche" d' Sp-e"
chunnt! JReinh. 1905. — 2. = Sp'eck-slten- Chutten (Bd
III 574) B f (s. u.), ,die vordem, etwas schräg zuge-
schnittenen Rockschösse der langen Bauernzwilcli-
röcke' ZZoll.f (HBruppacher). ,[Der Bauer] holte aus
einer geheimen Tasche seiner Specksite ein Brönz-
gütterli hervor.' Dorfkal. 1859 (B); vorher: ,aus seiner
hundertjährigen Specksitenchutte.'
Vgl. Gr. WB. X 1, 2U4lJ/.J0. Als (fingierter) Name eines
H;iih-niliofes bei Gotth.
Stege"-: seitliche Einfassung der Treppenstufen,
Treppenwange. Z Baurechnung 1837. — S t ür - : in
einem Schiffe ohne Stür-Lande" (Bd III 1313 o.) die
linke Seite, auf der sich das vom Steuermann gehand-
habte Stehruder befindet VwSee (Schürmann). —
Stirn-: Front an Gebäuden Aa (H.). — Strubel-: an
dem auf der Presse liegenden, noch niemals gekehrten
Käselaib die obere Seite, welche aus dem geringwer-
tigem Staub (s. d.) und dem (gew. gegen den Rand
hin eingepressten) Strebet (s. d.) besteht BE.; vgl.
Chessi-, Be-lad-S. — Tach-: vordere und hintere
Längsseite des Daches (Hauses) BAmmersw., Gross-
affolt., Münch.,Rütib/Arch; LHaslib/Emmen; SOber-
dorf, Selzach; vgl. JHunz. 1910, 24. Di corder und
hinder T.; Syn. der vorder, hinder Schilt. — Mit-tag-:
Südseite Aa; Ap; Th. — Wiber-: = FraWen-S. AaF.;
Ap; Th; ZO., Russ. — Wich-. .Unsere ganze Armee
geriete in Unordnung und auf die Weichseite', ergriff
die Flucht. Pfaffenkr. 1712.
Wester-: Westseite. , Sevilla [liegt] an der Nord-
cüsten der Insul [Jamaika], gegen der Westerseiten
ZU.' JRZELLER 1673. — Mhd. wistersite. Vgl. Suder-S.
Winter-: 1. .Abendseite' L (St.b); Sch lt Kirchh.
— 2. die im Winterhalbjahr im Amte stehende Ab-
teilung des kleinen Rates. XVIIL, LStdt. Gegs. Su-
mer-S. ,Die Herren des Innern Rats löblicher Statt
Lucern Winter-Seiten.' 1741 (Kyd).
Zu 1 vgl. ,Sommerseite' bei Gr. WB. X 1, 1556; San-
ders II 1072b. Als Flurn. Aa (mehrfach); B (mehrfach);
L (2 mal); S.
Wetter-: wie nhd. Wetterseite; bes. Westseite
(nach ImOb. , Abend- und Nordseite') Ap; B; G; Th;
Z; „aUg." Vgl. Wetter. D' W. eines Hauses hat
bessere Mauern, weniger Fenster und einen Schendle"-
scherm ThMü. Iez tuet 's dünnere" und blitze" ... lönd
hurtig d' Feisterbälchen abe" uf der W. Messikommer
1910. Als Himmelsrichtung: ,Das Guggisbergerhaus
bedarf gegen Westen, gäge" d' W., eines kräftigen
Wetterschutzes.' Bärnd. 1911. — Vgl. Sanders II 1072 b
unter , Sommer-Seite.'
site11, Ptc. -et: a) tr., auf die Seite stellen, weg
heben BSi. (ImOb.). — b) refl., sich auf die Seite
stellen BO. (auch lt St.), Si. (ImOb.). Du han-i^-mi^
g'sitet z' spangürle" [beobachten], uie-n-er en Mouggere"
schnldi. Alpenr. 1827 (BO.). SU-dich! stelle dich seit-
wärts, sagt der Hirte zur Kuh BSi. (ImOb.); vgl. um-
hin 1 c (Bd II 1327) und das Folg.
um-zite": trennb. und refl. a) zur Seite treten,
rücken, von Personen und Tieren, zB. von Kühen
(auch nur mit dem Hinterteil) GRNuf. Zei, cha""st-dich
nit e" Bitz u. ! ZU-dich um, wenn-d' cha""st! Wenn-er
da sieh e" Bitz u. täti, so hätte" uier etlichi auch besser
Platz, aber Der steit da wie 'n Ölgötz. — b) sich um-
1159
SM.
Sit, sot, sut
wenden, ebd. Wenn-ich mirh umz'zite" g'chäm, gäbt''' der
e" vermalediti Schivättere" an de" Grind. — Das anl. z
gebt vod der artikulierten Form des Subst. (d' Site") aus.
ob-, nid-siten Adv.: auf-, abwärts. , [Zum Basler
Freischiessen 1523] kam ein grose erliche geselschaft
... ouch uss der Eidgnoschaft, von andren wyden
stetten nidsiden und obsiden; es komen ouch die von
Strosburg.' Rtff, Chr.
bi-site": nur in (G')Spass b..' Spass beiseite B;
G; S; Th; Z und weiterhin. Volkstümlicher (G'-jSpass
aparti (s. Bd I 361). — Vermundartlichung der schriftspr.
Wendung.
sitig: eine Seite lang, von einem Briefe Ar: GT.;
Tu. En s-er Brief.
eige" äge"-: eigensinnig, voll Eigenheiten, quer-
köpfig, ,morosus' (Sulger), von Personen ScHSt.
ei"-: 1. wie nhd. wohl allg. a) eig. (auch zwei-,
drei-s. usw.), zB. von Briefen. — b) im geistigen
Sinne. — 2. körperlich einseitig entwickelt, schief
(gewachsen), von Bäumen und von (alten) Personen
Ap; Bs; G; Tb; Z. Scherzh.: Du bist ja ganz e.!
zu Jmd mit geschwollener Wange, ebd.
ünser-: unserer Konfession angehörig Ap; GStdt,
T. Ich bi" scho" e" Stock wit im Ghemi obe" g'se" ond
dö rüeft die [kath.] Frau: G'elid, Chömi feger, ier sönd
auch ü"sersili^? Wü-ich halt refermiert bi" ond si nüd
ha" weh" ver zürne", rüef-ieh dö i" d' Kochi abe": Jö
jö, Frau Locher, ich bi" auch w. JHartmann 1912.
schatt(en)-sitig: auf der Schattenseite gelegen.
Schatts. ist geng schatts. ! Grundstücke auf der Schat-
tenseite können mit keinen Mitteln so ertragreich ge-
macht werden (wie die auf der Sonnenseite) FMün-
chenw. (Bauernsprw.). Von Wein, auf der Schatten-
seite gewachsen: ,Er dachte, wenn der Wirt mit ihm
trinke, kriege er wirklichen 34er, guten, und nicht
1851er Finsteraarhomer Schattseitigen.' Gotth.
ge-sitlet, häufiger ei°g'sitlet: von einer Per-
son, die beim Gehen auf eine Seite neigt Gl (CStreiff ).
G'sitleter gü". Subst. e(n) (Ei"-)G'sitleter.
sitlingScH(Firm.), „sitning Sch" (St.2), sitli"geH
B, so G.fege", lt Bärnd. 1911 -eche'J, M. (AvRütte),
Si. (IinOli.) und lt Zyro; Schw (auch in E.); Ndw lt
Matthys (-&"); W f,sitjiga', 1. -u?J, sitli(n)gs Sch
(Kirchh.); Schw, „sitU-ge", sitlings. allg." (St.2, lt
St.1 Gl; Gr; L; Sch; Zg), sltli"ge"ts Gl (CStreiff),
sitlegse" aScHW (KEichh. 1885): Adv. „seitwärts",
auf, von der Seite. Sitlege" ligge" (Ndw), legge" (BG.).
Sitlege" (Ndw), sitlir-ge"ts (Gl) gä" (gü"), ,auf eine
Seite geneigt gehen'. ,Sitlige" fahren (im Schlitten),
reiten (von Damen), mit einer Seite in der Richtung
der Bewegung' B (Zyro). Ieh bi" sitli"gs appe"g'hid,
,ich bin seitwärts (und auf die Seite) herunterge-
fallen' SciiwSchw. [Die Mühlenschleuse] geit sitli"gen
üf. RvTävel 1910. E" breiti Strasse" federe" ... ist-im
s-en uf d' Achslen abe" g'hanget. ebd. [Die Kleider des
Bruders] hei" s-en a" de" Hosen und hinden am Chutlli
noch Rosasse" vo" gel"e" Band g'ha". ebd. Linggs
sitli"gs vo" enem Brunne" SchwE. Schüsst aueh der
Habich uf ins [das Schwälblein] dar, wie 'n Welter-
icich schwenkt 's sitling zue. Firm. (Sch). Jede [der
am Abend heimziehenden Heuer] merkt jo de"" glvh
der Dfit, wo-n-em so sitli"ge" 's Meitli giH SchwE.
(Ochsner). Mit der Seitenfläche: Die .Flachsbre-
cherinnen' haben zum Schluss mit den keilförmigen
Breche" schiltere" mitenandere" üfzoge" u"d de"" geng
z'erst' viermal sitleche" und dernäch viermal grad a^hi"
g'schlage". Bärnd. 1911 (BG.). ,Obliquus, seitling,
schlämm oder schälb.' Fris. 1541. ,Seitlingen, beseits,
unerzwärch har, ex transverso, oblique, in obliquum.'
Fkis.; Mal.
Ahd. •mtiliaijün, mild, ntelingm (Lexer II 943), ,seit-
lings' bei Gr. WB. X 1, 402. SitU"gets berubt auf tatlingau
> -ents, das schwach bezeugte sitlegse" ist (wenn richtig)
Kontamination aus atlfgt nud sitlege".
Sitli°g m.: Wassertierchen, das seitlich schwimmt
GRTschapp.
Wahrsch. der Wasserflob, Cancer pulex; s. Gr. WB. X 1,
402. Mhd. sitelinc in der Bed. ,Seitenverwandter.'
sit(s): als 2. Comp.-Glied, wie nhd. -seits. Mit
Pron. poss., miner-sits usw. wohl ziemlich allg.,
doch nicht volkst. ,Da unsserseits von Ertlichen zim-
lich hitzig Reden geflossen.' 1653, G Schreiben; auch
getrennt ,unsser seits.' Mit Adj. ,1m Fahl wettin-
gischersyts schon vilicht Etwas von gedachtem [strit-
tigem] Zähenden bezogen worden were.' 1653, JJRed.
(FZoll.1905). Väterlicher-, müeterlicher-sits. ,Den näch-
sten Verwandten väter- und mütterlicherseits.' 1747,
BoSi. Rq. — In den folg. Bildungen liegen zT. Ableitungen
von den eutspr. subst. Zssen vor.
ab-sits, in der ä. Spr. auch ,-sit': abseits, wohl
allg. a) auf die Frage woV Us-emen Ächerli nid wit
a. FOscnw. 1898. D' Mama isch a. ga" sitze". RvTavel
1910. A. blibe". ebd. Mit vo". E"chli" a. vom Lärme".
EGünter 1908. A. vo" den Andere". RvTavel 1910.
A. si", ligfgje" (vo") Aa; Ap; Gr; G; S; Th; Z, bes.
von Örtlichkeiten, 's UH ganz a. (vom Weg, vo" der
Sträss). A. vom Bletz isch ne" Bire"baum g'si". JReinh.
1907. Mer si" va" üch e"chli" a. GRPr. Es sig dö
so schön a. und rüeihig. Joach. 1881. — b) auf die
Frage wohin? A. mache" 1) entwenden Bs (Spreng).
— 2) (auch tue") töten ZO. ,Sich a. machen': ,N. were
auch mit Schlägen an ihne geraten, wenn er sich nicht
abseit gemacht hete.' 1686, Z. ,Das sei Einer, dachte
sie [die Bäuerin], der d' Sach schmöck, aber sie doch
für Das halte, was sie sei, und d' Nase abseits dreh.'
Gotth. A. cho", verloren gehn ZO. A. gä", häufig
verhüllend, seine Notdurft verrichten B und weiterhin.
,Ware zwar der Schutz nit abseits gangen.' 1675,
SchwE. (ADettl. 1904). Elliptisch. I<>> bi" mit der
YrVne" a. [um zu beraten]. CStreiff 1909/10. I«*
will es Bitzeli a. [um nicht Zeuge eines Streites zu
sein]. Stütz, Gem. Wer ü"sem Glaube" nümmer treu
will si", seil ü"si G'mein verlö", De' seil a.! Das het
der Amme" g'seit — und Eine bloss isch gleitig fürt,
der Weg ab und a. Schild 1860. Numme" de" Krucg
[mit dem Kirschwasser] a.! 's isch Manne"volch i" der
Nächi Bs Gedicht. A.l Schlittenruf Aa.
Vgl. Gr. WB. I 116; Scbm. 2 II 336/7; Martin-Lieuh.
II 380; Fischer I 3 (abseit). Lat. absque vertretend (?) :
,Ob es sich üch kommlicher schickte ... sanipstags harze-
komen, möchtend wir alsdann ... uuseie rüewige coover-
sierung haben, absyz impedimento; dann uf den kilchwichen
tragt sich ahveg etwas zuo, das man ze schaffen gewinnt.'
1568, Äg.Tschudi 1565/72.
,ober-seits': oberhalb Bs (Dan.). — Nicht be-
stätigt.
über-sit(s): auf die Seite; s. bocken (Bd IV
1134 o.). Auf der Seite: ,Da sieht man ouch in aller
Hoch, wie man die Geissen z' weiden flocht, mit sampt
Sat, set, sit, sot, sut
1462
den Hirten übersytz, dort uff der hohen Flüeyen Spitz.'
RCys. (Br.)- — Vgl. Sanders II 1071b, auch Gr. WH.
X 1, 387.
aller-siis: a) lokal, auf, von allen Seiten, überall.
,Die Porten [der zu erobernden Stadt] mit Petarden
und andern Instrumenten allersyts öffnen.' 1623,
GJPeter 1907. ,[Das ,Haubt', der oberste Befehls-
haber:] Herr Haubtinan Stuki, Schmid, nemt ewer
Partisan, ihr rechts, ihr lings in Feind, ... in mitten
auf ihn dar wil ich mit meiner Truppen; seht, dass
wir allerseits ihn bringen in die Kluppen! Schnell
gredt, schnell tahn beidseits, in mitt das Haubt an-
fallt...' M. XVII., Zinsli 1911. ,Die ganz Arme ist
3 Stundt in die Runde in Quartier zertailt, doch aller-
seits im Feld campiert.' 1653, G Schreiben. ,Zwey und
eine halbe Tagwenn des Prosis Gud stosst Zürich
an NN. 's Raben, Bergs an Strass [usw.], allerseits
Raben.' 1818, ZMeil. ,Ze a.': ,Wie dann das alles mit
vil mer Worten ze allersidt gebrucht und hie zuo
melden nit nodt ist...' 1501, BSi. Rq. Einmal attr.:
,[Ein Bär hat] so wol in Lucerner Gebiet ... als durch
das Land Underwalden und anderstwo ... Sehaden getan,
ist auch durch allerseits Landtleut vilmahls gesucht
worden.' JLCts. 1661. Unsinnlicher, in jeder Hinsicht,
Beziehung: .Unser allerseits gnädigen lieben Herren
und.Oberen.' 1645, BSi. Rq. 1912. .Unser allersyts gnedig
und gebietenden Herren.' 1655, ZRüti. — b) übergehend
in einen Zahlbegriff, insgesamt, alle (miteinander).
Grüez Gott (Gueten ÄU"d, Guet Nacht) a.! Aa; Ap;
Bs; L; G; Th; Z. , Guten Abend allerseits.' Gespr. um
1800. Beim Abschied: Ich wünschen a. en gueti Nacht
(gueti Besseri"g oä.)! Ap; Gl; G; Z; s. auch Buew
(Bd VI 1891). Gesundheit a., um und um! L Nachr.
1865. .Also wir mit allen teilen gerett und getädinget,
je das sy allersyt uns verwillget ..." 1523, Z Rq. 1910.
.Das sy all gemeinklich uss den gemeinen hölzern
zuo der zünung irer güetern nüt schädlichs hohes ...
howen und sich allersyts des gemeinen nutzes und
der bescheidenheit flyssen.' 1563, ebd. ,[Sie] söllent
umb ein andern tag werben und dann allersidts wider
für myn herren kommen.' 1571, Z RM. .Derwegen
sy zuo allen drygen partygen mit einanderen für ...
unser gnedig herreu zuo rechtlichem entscheid kom-
men, und nachdem diesälbigen sy allersydts in irem
fürwandt angehördt ...' 1584, Z Rq. 1910. .Als wir
ihnen dieseren Auspruch eröffnet, band sie denselbigen
allerseits durchwillig angenommen.' 1606, BSi. Rq. .Da-
mit sy allersyts irer Güeteren und des Gmeinwerchs
destbas gefröüwt werden mögind, [so sollen sy zuo
allen Teilen, nämlich die Pursamme und Meyer, wie
ouch die Tagnöüwer, schuldig syn ...' 1619, Z Rq. 1910.
S. noch ze-sämen-sehen (Sp. 583).
en-sit: = enfentj-halb (Bd II 1167). Mit Gen. ,Vor
unsern schultheissen hie- oder ensyt Rines.' 1476, Bs
Chr. ,Die ussren ensit des Rins.' E. XV., Waldm.
(B Bericht). Mit Gen. oder Dat. ,Ensit und hie-
disunt der brugge.' 1367, L. , Ensyt der Musel.' E. XV.,
Bs Chr. ,Ensit der stat,' E. XV., Waldm. (B Bericht).
Mit deutlichem Dat. , Ensit den marchen.' 1431, Aa
Bremg. StR. ,Die kilchen der apostlen, so hiedisset
des birgs sind, wil ich [Abt Ulrich] alle jar, so jensit
des birgs sind, alle zwai jar, die ensit dem mer sind,
alle drü jar durch mich selbs oder minen boten haim-
suochen.' Vad. ,Ensithalb': ,Zugent die von Basel . ..
über Ryn uss e. für Rynfelden.' 1 145. Bs Chr. — MhJ.
(j)auit; vgl. auch Gr. WB. IV 'J, 2a 10 f. S. auch Jen-».
euer ,äner-seits': = dem Vor. AzurGilgen 1656. —
Bei Gr. WB. IV 2, 2309 .jenerseits.'
ein (er)-: auf, von der einen Seite. ,Von dem
boumgarten hinder sinem huss, stost einsyt an des
Büelers matten.' 1461, AaB. Urk. .Das holz ... näbent-
halh dem Käfferberg ... entzwüschend obernämpten
beiden dörffern ald gemeinden, einsit an Seebacher
güetern ligende.' 1545, Z Rq. Neben ,andersit(e)' uä.
1) lokal. ,[Der Weingarten] stosset ... ein sitt an den
wingarten genant der Hürdler, ander sitt an ein win-
garten genant der Hasenbürer.' 1387, AaB. Urk. ,Das
hus ... stost ainer sydt an HHilwers hus, zur andern
an E Haffners hus.' 1478, G Stiftsarch. ,Ein wisenbletz
stosset einsite an die lantstras und andersite an N.s
güeter.' 1484, Z Rq. ,Der yfang ... stost ein sitt an
das mure, andersitt an Zopüis yfang.' 1497, Ndw Beitr.
.Der kleger hard zuo Altstetten, so da stiesse einer
sit an Underhärdem, andersit an N.s hard und der
dritten siten an Altstetter zeig.' 1511, ZAltst. ,1 ju-
chart acker, stosst einsyt an Hans Tachsen, andersyt
ratwendet man daran.' 1533, BSchw. - 2) mit Bez. auf
Parteien. .Zwüschent dien edeln fryen hern NN. einsit
und dien lantlüten von Sybental ... ze dem andern
teile.' 1378, BSi. Rq. .Zwüschent unsern Eidgnossen
von Bern ... einsit, den von Lucern, von Ure und
Underwalden andersit.' 1418, Z StB. .Zwüschent den
. .. Zünften und den gesellschaften schuomacher hant-
werchs ... einsit und gemeinen gesellen den schuoch-
knechten desselben hantwerchs andersit.' 1421, Z.
Mit Bez. auf Blutsverwandtschaft: .Denjenigen Brüe-
deren und Schwesteren, die dem Verkäufer nur einer-
seits, das ist entweders nur Vater oder Mutter halb
Geschwüsterte sind.' 1645, BSi. Rq.
Vgl. Gr. WB. III 1C8. Als einer-aite (: cmder-atta) wie
nhd. allg. bekannt, aber nicht eig. volkst.
ander-, in B lt Zyro -sits und sitsg: auf, von der
andern Seite; s. das Vor. mit Anm., ferner ein-halb
(Bd II 1167 u.). — Vgl. Gr. WB. I 313. Zu der Form
-aitag vgl. Platzg (Bd V 254) ua.
ersten-: zuerst. .Alle Sachen in grichten zuo
Berg ... sond erstensits by dreig, sächs, nun schiling
gebotten werden, und ob einer nit mag durch dieselbe
zur gehorsame bracht werden, so solle demselben der
vogther syne bott anlegen lassen.' 1531, ZBerga/I.
hie(r)-: hier, auf dieser Seite. ,[Es soll] weder
Heu noch Stroh auss dem Land verkauft werden,
welches dem Land hierseits nützlich und sehr erbauw-
lich ist.' 1753, B (Bärnd. 1911). Als Präp., im Gegs.
ZU ,en-S.'; S.d. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 131S.
jen-: = en-s. (s. d.). ,Zwei alte Roubhüser, das ein
jhensit, das ander hie dissert der Rüss [gelegen].'
RCys. ,Jenseit dem Wasserstrom.' M. XVII.. Zinsli
1911.
Suhst. Jenaita ist natürlich aus der Kirchenspr. überall
bekannt, in BsStdt gelegentlich seherzh. mit Bez. auf k'lein-
Basel (,das jenseitige Basel' bei Wurstisen ; vgl. dazu Häm-
mer : Dänemer unter //«-, <lä-i'iu.u Bd I 267); s. auch Hin-
derm. 1866. 101 ff.
litzi-slts: auf der Litzi-Siten (s. d.) GrPi\
n 6 b e n -sits : seitwärts, seitlich. Mit G'walt >t"llt-
me" e" Gi's' n. Barnd. 1911 (BG.); vgl. Bd II 450.
.Obliqui via fulminis, die nit gestracks dahär schla-
hend, sunder entwärchs oder nebendseits.' Fris. 1568.
14t;:;
Sat, set, sit, sot, sut
1464
,Das Hus stosst nebentsyts an Anderes Tüggelin den
Schnyder.' 1601, Z Kaufbr. Daneben, nebenbei. ,Es
bat o'uch üwer anwalt von Underwalden, letst by uns
gewesen, vor uns und nebensits geredt, als anzug be-
scbechen...' 1531, F Schreiben. Von dem zum Auf-
sehen gemahnten Wallis habe man noch keine Ant-
wort erhalten, ,wie wol nebensydts vermerkt, dass sy
einen uszug getan.' 1533, ebd. — Vgl. Gr. WB. VII 505.
be-sits: von, auf der Seite, seitwärts, seitlich. Adv.
,Dardurch beschach, dass dem üweren mächtigen hufen
der weg uss dem wald geöffnet ward, dass si heruss
in die unseren b. fallen mochtend.' HBull. 1532. ,[Die
Eidgenossen] Iiefend durch den wald den berg ab
gegen den vänlinen, b. in die viend.' Ansh. ,Als die
Franzosen die Italischen b. und kurz anranten.' ebd.
,Das [Unrecht] roch imm noch uf, und als er inn da
antrat, hüw er inn b. uff den tod.' JHaller 1550/73.
,Beseits (besyts), ex obliquo, ab latere, oblique.' Fris.;
Mal. S. auch sitling (Sp. 1460), ferner Stotz-Laden
(Bd III 1070). ,Ze b.': ,Die puntgnossen ... namend
iren forttel [gegenüber der Schlachtordnung des Her-
zogs] und zugend ze b. und griffend in an in der
mitte, also daz sy nüt gegen den gräbnen und büchsen
kamend.' Edlib. Neben andern Orts- oder Richtungs-
bestimmungen. ,Die will sy nun also streng und hert
strittend, da brachent die von Entlibuoch b. an der
letze über inn.' Edlib. , Krenionen zücht sich b. ussi
gegen der Spanger läger.' 1521, Strickler. , Deren
greber näbendsich beseits in der hellen sind.' 1530/48,
Ezecb.; ,an den Seiten der Grube.' 1607. ,B. nebed
der tafel gegen mittag stuond an nüw gemachter stuol.'
Kessl. ,Beseits här, de transverso.' Fris.; Mal. ,An
dero von Nider-Rifferschwyl holz und zuo underist b.
durch ufhin an dero von Affholtern holz biss zuo
einem zeichneten boum ...' 1559, ZAff. ,Es warend
by dem tor zwo karrenbüchsen b. für ein anderen.'
ChrGrob 1599. ,Guntmadingen das Fleckli ligt bsits
uss nebend Löningen.' JJP.üeger 1606. ,B. legen':
,[Er nahm es] von iren henden und legts beseits im
hauss.' 1530/48, II. Kön.; ,beseit.' Luther; roxpäS-exo.
LXX. AlsPräp.: , [Die Bleiche] so ihenet halb gegen
der Bernegg besits diser nüwen blache ligt.' Kessl.
Mhd. leHt(e), -Sites: aus bis. durch Schwächung der vor-
tonigen Präp. Vgl. Gr. WB. I 1613; Fischer I 911/2, sowie
das Folg. Bei Ansh. steht an mehreren Stellen einem be-
sits' der 2. Ausg. iu der 1. Ausg. ,hisits' gegenüber; doch
vgl. Trippd-SMner (Sp. 8G1).
bi-: = demVor. Adv. Vil Kugle" sönd-mer bisits ond
ober de- Kopf dör'^e" g'/loge". ATobler 1902. .[Dieser
Fisch] hat keine fischoren beiseits, sonder anstatt der
selbigen oben uff dem köpf zwey löchle.' Fiscbb. 1563.
, [Dieser Fisch] ist auff dem ruggen braun, am bauch
weiss, beiseits mit guldinen strichen durchzogen.' ebd.
,[Die Meerkrabben] sich nit fürsich oder hindersich,
sonder beiseits, entwerch bewegen.' ebd.; vgl.: ,Ich
samlet ... Kreps, deren es vil im See, so rundt und
bysits laufen.' FPlatter 1612. ,[Es soll eine] march
bysyz an dem biel gesezt werden.' 1563, Vertrag
zw. Urseren und Disentis. , Die Persohn, so beiseit...
verzeichnet stadt' 1. H. XVII., Zinsli 1909. S. auch
Bing (Bd VI 1080 o.). B. gä« (gö"J AALeer. (H.); Ndw
(Matthys). .Salvator gat von im [Zebedäus] ein wenig
bysyts.' 1597, L Ostersp. .Einen b. nemen': ,Er heige
inne bysits genommen und in gebeten ...' 1627, GSax;
vgl. dazu: .Ein Edelmann gat mit seinem Schnider
zu eim Tuchherren ... erwellt endtlich eins, das ihm
der Schnyder bysyts missraten, es seigind da bessere
Tücher.' Schimpfr. 1651. ,B. trotten', mit Dat., Platz
machen: , Unser einer soll auss seinem eigenen Willen
aussgehen und dem Willen Gottes beiseits tretten und
sagen: Dein Will geschehe.' FWvss 1677. ,B. komen':
.[Diese Bildwerke sind] wegen schadhaften Steinwerks
im Frühling beiseits kommen [beseitigt worden].'
JJHott. 1698/1729. Etw. bisits legge, beiseite legen,
,far risparmii' PAL (Giord.). S. auch Sp. 272 o. ,B.
tuon': .Dass solche [Zäune] beiseits getan, durch den
Winter best möglichst beschärmet, nachwärts wieder
zu gleichem End gebraucht werden.' 1753, BSi. Rq.
Als Präp.: ,Bysyts dises Baches hatt es zuo beiden
Teilen einen dicken und zähen Lätt.' ECys. (Br.). —
Vgl. Gr. WB. I 1392/3. Aus dem Vor. durch neuerliche
Einführung der Präp. bi.
beid(er)-: wesentl. wie nhd. beiderseits; auch
mit Zurücktreten der örtl. Vorstellung, = alle beide.
.Söllent die, so an das fallentor stossent, beidersit
enandren helfen, das fallentor machen und henken.'
XIV./XV., ZEIL Offn. ,Die erberen lüt der zweyer
lendren von ober und nider Sibental, beider sit unser
lieben getrüwen.' 1432, BRatserk. .Es klaget A. uff B.
...das sy beidersit mit einander kartod habind und
stössig worden sigind.' 1436, Z RB. ,Das sy so witt
mit worten an einandern kämint, das zwüschent inen
beidersitte stallung genomen wurde.' 1480, ebd. ,Die
[Geschütze] bruchten sie beidersyts [die Franzosen
und die Eidgenossen bei Marignano] nach all irem
vermögen.' Schodoler. ,Dises missverstands halb sy
beidersyts für die frommen ... herren zuo erlüterung
und entscheid kommen sind.' 1556, Z Rq. 1910. ,Nach-
dem MGH. ... von den Kilchgenosscn zuo Buochs an
einem und denen von Beggenried am andern Teil, so
sy beidersits fürbracht, abgehört ihr Span.' 1618, Gfd.
S. noch Bigel (Bd VI 749 o.); Särlen (Sp. 1325); aller-s.
(Sp. 1461). Attr. .[Die] Friheiten, so ir beidersits
Altvorderen eruffnet und also bis dato erhalten.' 1618,
Gfd. .Das verhoffentlich zu beidersyts Wohlfahrt er-
spriessliche Pundtsgeschäft.' Parisische Reis 1664.
.Under beiderseits [zweier zswohnendeu Familien]
Kindern ist die Bitterkeit so gross ...' 1701, ZWäd.
,Zuo beiders.' .Von der zerwurffnust wegen, als ett-
lich von Meilan ... mit denen von Grüeningen ... ge-
hept hand, als sy zuo beider site zuo Egg an der
kilchwichi by enander gewesen sind.' 1431, Z RB.
.Das min herren ... mit inen [zwei Gegnern] zuo beider
sitte redtend.' 1467, ebd. .Haben wir uns zuo beider
sytt underredt und vereinbaret...' 1500, Bündnis zw.
W und B. ,Also wurdend zuo baider sit brief ufge-
richt und übergeben.' Vad. Präp. mit Gen.: .[Einige
Geschlechter der Stadt] habend ihre sonderbahre Juris-
diction, an und in den Rohren zu beederseits dess
Sees mit Netzen und Bären zu fischen.' JLCys. 1661.
Vgl. Gr. WB. I 1365/6; Fischer I 792. Dazu der FN.
, (Antonen) Bedersiter' [Dat.]. 1437, BStRechn., .Bedensiter'
[Dat.]. 1433, ebd.
sunni-sits: auf der Mittagseite (s. Sunn-Siten)
GrPt. — schatte"-sirs: auf der Schattenseite. Ber-
gesthalbe", seh., hangt >utc'' mängs wisses Fetzli [Schnee].
MLienekt 1906. Iez ligg-ich einist seh. und lö" der
Gugger singe", ebd. — der-: auf, von dieser (unsrer)
Seite. .Man solle der seits an die Grafschaften Wil-
lisow und Rotenberg schreiben, das sey ihre Redli-
11H5
Sat,
führer ... alher liffern.' 1658, G Schreiben. ,Der seits
sucht man uss dem Feldt zu kommen, zuvor ein be-
stendigen Frideu zu machen.' ebd.; noch mehrfach.
dis-: diesseits. ,Das holz, das gelegen ist dissit
Baldern an dem berge.' 1324, Z. — Vgl. Gr. WB. II
1143/4; Fischer II 231.
dritt-: auf der dritten Seite. ,[Das Gut] stosst
an beed Strassen, so gen Villraergen und Sarmistorff
gand, dritsitt an die müli...' 1596, AaWoM. — en-
twercb-: quer. ,Der Wassergraben inn der Buch-
breiti soll geleitet werden entwersydts inhin gegen
hinder Boll im Gültengraben.' 1605, ZEorb. Offn.
Sitte" f., in der ä. Spr. gew. Sit(t) - m. (s. die
Anm.): wesentlich wie nhd. Sitte, wohl allg., aber nicht
volkst 1. = Bruch 2 (Bd V 342). a) in mehr äusser-
lichem Sinn. ,Der sitt, mos.' Fbis.; Mal.; noch bei
Red. 1662. , Sitten, Gebrauch, Gewonheit, mos.' Denzl.
1677. Von einer einzelnen Person. ,[Der Bote bringt
von N.] der do sin gewonten sitt behalt, nitt dann
betrugsame und unwarhafte wort.' 1477, Waldm. ,Ich
han nit gwonnet solchen Sit, mit Assen, Bäten [usw.].'
JMahl. 1674. (Nicht gewohnheitsmässiges) Benehmen:
,Im Stallgricht braucht er seltzam Sit gegen Anderen,
täubt, wüet, ist rauch.' 1618, Zinsli 1911. Von einer
grössern Gemeinschaft, herrschender Brauch, Mode.
,Der sit ist in üesterrich unminnenclich, daz schoene
frouwen tragent alle hüete breit.' Hadl. .Welchen
s-en der leer ich beger noch hütbytag wider ange-
nommen werden, nämlich dass man ... die kinder für-
neme ze leeren.' Zwingli. ,Sich auch nit uff den sitt
der wält.' JÜGrob 1599. Auch PL, Gebräuche. ,Wir
... haben ouch diss Verpfandung getan mit aller Sicher-
heit, s-en, Worten, werken und mit allen andern Sa-
chen, so herzuo notdürftig waren.' 1492, Gl Urk.
,S(-en) und (ge)bärd(en)'; s. Bd IV 1540 (auch bei
Mal.). Mit Poss. ,Kein adel [Hessen die Bauern] in
ireni land uffkommen ... er lepte glich dann irem
sitt.' Ruef 1538. .Kriegen und bochen ist unser sitt.'
ebd. 1539. ,Ein jedes Land hat seinen Sitt.' Svlloge
1676. Mit Adj. ,Als kurzliche ein nüwer sitt Zürich
ufgestanden was, daz ... der brütgom dien lüten, so
im dann schankten ..., ze essen gab.' 1400, Z StB. ,Uf
den ... klösteren [ist] der erstlich sitt ze lernen, mit dem
göttlichen wort umzegon, ... abgangen.' Zwingli. S. noch
glich-form (Bd I 1016); Blitz (Bd V 266). Mit ,näch'
(,after'), ,üf.' , After heidenemo site.' Notker. JJnsirs
herrin lichamin salbon nach deme site der Judon.'
E. XII., Wack. 1876. .Ietlicher [musste sich] bekleiden
nach heidischem sitten.' HSchürpf 1497. ,Zerschnittne
klaider, uff kriegschem site mitt siden und samat ver-
bremt' Kessl. ,Nach altem sitt.' Ruef 1539. .Einen
nach seinem s-en ziehen, formare hominem in suos
mores; nach bürgerlichem s-en und brauch handien,
more agere institutisque civilibus.' Fris.; Mal. ,Nach
kriegischem Sitten.' RCvs. ,Kein Schwyzer sind sei
einmal nit, wyl s gar nit tuon nach unserin Sit.'
JMahl. 1674. ,(Der) s. sin (werden).' ,Ze Romo was
sito, daz ...' Notker. ,Wonde, es [ausserhalb der Bad-
stube zur Ader zu lassen] wer hie sit als an andern
enden.' 1453, Z RB. ,Ietz [ist] ganz der sitt worden,
all gerichtshändel [usw.] in tütsch usszuorichten.'
Äg.Tscbudi 1538. ,Gott lestren, schweren ist der sitt'
Ruef 1539. ,1ns haus teten sie [die Nachbarn bei
einer Feuersbrunst] tringen, wie dann da ist der sitt.'
1566, AfV. (Bs). ,Zum Zündloch da wolts helfen nit
das Lüederen, wie dann ist der Sit' JHGrob 1603.
,Sag, obs nit also der Sitt.' S Kai. 1731. Mit Adj.
.Besonder so es ein gemeiner sitt ist under guoten
fründen, die, so von Baden widerkommend ... zu eeren.'
Zwingli. ,Das sprüchwort ist ein alter sitten [: bitten]',
folgt Sprw. NMan. S. noch ühue (Bd III 88 o.). In
Verbindung mit Synu. , Allwäg knecht sin, dunkt
mich nitt, das es ein guotter ord und sitt syg.' Ruef
1539. ,Brüch und s. sin'; s. schon Bd V 344. ,Es ist
nitt sin [Gottes] bruch und sitt, das er verschon keir
missetat' Ruef 1539 (öfter). ,Wie es der brauch und
sitt ist, ut mos est' Fris. ,S. und (noch) recht'; s.
Bd VI 247 Mitte. ,S. und gewonheit': ,[N.] ted ein
ban in der schuoll an irem [der Juden] ostertag, daz
ir sitt noch g. nie wart' 1384, Z RB. ,S. und ge-
wonlich)', adj. Funktion sich nähernd; vgl. sittlich 1.
,Wer aber beklaget wirt umb eigen ... der sol liden,
daz sit und gewonlich ist gesin unzher in dem lande.'
1347, BSi. Rq. 1912. ,Den einung machen, als unzher
sitt und gewonlich ist.' 1370/90, ANäf 1891 (auch
sonst). ,Es sye zuo Schenys sidt und gewon, daz ...'
1483, Z RB. ,Die rechten lön und kein furleite geben
... als ouch das von alter har sit und gewon gewäsen
ist.' 1491, Gfd. ,Wie sidt und gwon ist, den zehenden
...dem spital geben.' 1523/6, Z RB. .Schenken und
erung tuon ... als das von altem har sit und gwon
ist gewesen.' Ansh. ,Und aber allweg sitt und gwon
gwesen, nit für die schwellen ze gand.' 1546, Z. S.
noch Pfleger (Bd V 1228 u.); Rechting (Bd VI 315).
,S. und löufig': ,Und ist och nit sit noch löfig, kainem
söllichen lernknaben kainen laun ze gäbend.' 1469,
Gfd (Mötteli). Erweitert. ,Und vertgot N. ... drissig
Schilling ... zuo ains herren und abtes [von St Gallen]
banden und gcwalt, als recht, sitt und gewonlich was.'
1426, GT. Rq. 1906. .Zwürend im jar [sollen] ie 24
den rat schweren ... als sidt und gewonlich, ouch von
altem harkomen ist' 1489, Waldm. , Hacken, ruiten
ich nitt kan ... in dinem winberg, wie der sitt, ouch
won und bruch ietz danen ist' Ruef 1539. .Gewon-
lich Gyselschaft zu feilem Kauft' ... nach Leistens
Bruch und Recht, Sitt und Gewonheit zu halten und
zu leisten.' 1600, Z. S. noch Hecht (Bd VI 247). Re-
ligiöser Brauch, Satzung. .Das [die vorhergehenden
Bekleidungsvorschriften] sol im und seinem somen
nach im ein yemerwärender sitt sein.' 1530/1, II. Mos.:
.brauch.' 1548/1638; .Gebrauch.' 1667; vöpipov. LXX.
.Gebeut den kinderen Israels, das sy zuo dir brin-
gend das aller reinest lauter öl ... Das sol euch
ein ewiger sitt sin auff euwere nachkomnen.' 1530/
1638, ebd.; .Gebrauch.' 1667; v6p.ip.ov. LXX. S. noch
Sit (Sp. 1446 o.). PI. .Das sind die breüch und s-en
des altars ... daz man brandopfer darauf opfere.'
1530/1638, Ez.; fehlt 1683; rcpofcdYpata. LXX. ,Dass
du wandlist in seinen [Gottes] wägen und haltist seine
s-en, gebott, recht' 1530/1707, I. Kön.; svioXag. LXX.
— b) mit Bez. auf Moral, Schicklichkeit Von einem
Einzelnen: .[Engel zu den hl. 3 Königen:] Trauwet
nit! Herodes deckt sein böse [!] Sitt' PSpichtig 1658.
Von einer Mehrheit. ,Guote s-en' uä. ,Böse gespräch
verbrechend guot sitten.' Zwingli; ,bösegeschwätz ver-
derben guote s-en.' 1589/1707, I. Kor.; gr. rj8-r;. ,Die
s-en rächt gestalten, einen guote s-en oder zucht leeren,
conformare mores; ein volk rächte s-en und brauch
leeren, condere mores alicuius gentis.' Fris.; Mal.
Sat, set, sit, sot, sut
UÖS
,Der leerraeister [soll] acht haben, das si [die Schüler]
guote und eerbarliche zucht, mores und s-en in allen
dingen lernind und gebürlich haltind.' F Schulordn.
1577. ,Von guten S-en, bonis moribus imbutus; von
groben S-en, incultis moribus.' Denzl. 1677. — 2. prägn.,
Gesittetheit, feine Lebensart. ,Sitt oder weiss, ein
lobliche, eerliche gewonheit und brauch ze laben,
mos, ritus, consuetudo.' Fris.; Mal. PL ,Von s-en
und von unstüemekeit [Überschrift].' Boner. ,Daz
man ze hove solte han ... daz rieht er uz mit s-en.' ebd.
Anibd. situ, -e: vgl. Gr. WB.X 1, 1238/4S; Follmanu 480.
Das W. scheint im Obd. nirgends mehr volkst. In den liter.
Belegen erscheint regelmässig das Jlasc. Im Nom. Sg. ist die
endungslose Fol n R< gl i : .sitten' hei NMan. wohl durch Reim-
zwang. Im Dat. Sg. gilt ,sit(t)' (,site* bei Wack. 1876 und
Kessl.) und ,sit(t)en', im Acc. wie im Nom. ,sit(t)', seltener
, sitten'; bei Boner noch ,sitte.' Der PI. zeigt durchaus die
Form , sitten.' Hieher viel!, der Familienn. .Sittli' (vgl.
Förstern. I2 1315): .Ruodolf S.' 1337, Gfd (Urk. des Klosters
Kappel). .(Ruodolf) Sittly (von Schwitz).' 1466. 1487, Z RB.
,Peter Syttli.' 1580, Kfd (UwBeck.). .Verena Syttli.« XVI.,
SchwMorsch. Dazu: ,Sittlis-Alp' USch., ,Sitlis-Mat.' 1528,
UwBeck. (.sechzig pfund drü lib. zins ab S.').
Kleider-Siten (PL): Kleidermode. 1653, Lied.
ge-sitt(et): geartet, gewohnt. .Wüetend und
lästrig, als leider etlich der widersächeren ze vil ge-
sitt sind.' Zwinrli. ,Die pfaffen sind der meerteil
gsitt, uns zheissen vil.' JKolross 1532; s. noch Rüwer
(Bd VI 1888). ,So ein husvatter in synem gsind keinen
dienst duldet, der im nit glych gesittet.' OWerdm.
1552; ,gleich gesinnet oder geartet ist.' Herborn 1588.
.Gleich gesittet und geartet, consimilis moribus; wol
oder übel gesittet, der guote oder böse sitten an im
hat, moratus; wol gesittet und züchtiget, moratus
bene.' Fris.; Mal. .Möchten sie die Kinder recht
christlich gesittet machen.' JJUlr. 1731.
Amhd. geait und gesitöt, -et ; vgl. Gr. WB. IV 1, 4124.
4125; Fischer III 530.
be-: = dem Vor. ,Diss schützlich tier [Ruhmsucht]
ist gwon und bsit, in regierung lidt es kein gsellen
nit.' Salat. ,Der sitten halb ein Jüngling oder besittet
wie ein jüngling, adolescens moribus.' Fkis. 1541.
,Wol besittet, züchtig, moratus bene; übel besittet,
unzüchtig, male moratus.' Fris.; Mal.
sittig: a) wesentl. wie nhd., „sanft (im mora-
lischen S.)", wohlgesittet, schicklich, wie sich's ge-
hört, bes. mit Bez. auf das äussere Handeln B (auch
lt St.); „L." Von Personen. .Warum... gegen Kol-
legen so unwirsch tun? Man ist sonst so s. und
schüchtern.' B Schulbl. 1900. , Wolgeleert, kunstrych,
sittig menner [sollen die hl. Schrift in der Ursprache
lehren].' 1523, Z (JJMezger 1876). ,S., milt, güetig
und wol zogen, affectus mites atque compositi; s., das
zuo sitten und zucht gehört, moralis; s-er mensch,
civilis, aulicus, moralis, ethicus.' Fris.; Mal. Bes.
von Frauen, sittsam, zuchtig. Das isch doch es s-s,
Nüt anlässigs Meitschi, ,ein bei aller Freundlichkeit
in den Schranken der guten Sitte bleibendes Mäd-
chen, das sich keinerlei Ausschreitungen gestattet' B
(AvRütte). .[Vreneli] grüsste s. den Pfarrer und dessen
Frau.' Gotth. Von Handlungen, Zuständen. ,Also...
luf man mit guoter und s-er ordnunge unerschrocken-
lichen an das slos.' DSchill. B. ,S-e art, milt und
lieblich, cicur ingenium.' Fris.; Mal. Neben , still':
,Flysscnd üch s-en, stillen wandeis.' HvRüte 1532.
Im Übergang zu b. Mi" grössi Schwöster Trini weft
gern, si chönnt esö [gumpe" wie ich]; si isch halt gar
e" flni, drum mue'-si s. gä". GZür. 1902 (BMünch.). ,[üm
bei der Kreuzmittwoch-Prozession in GStdt Streitig-
keiten über die Reihenfolge zu verhüten, rief der Stadt-
schreiber] ainer gegne nach der ander, wann die in-
tretten solt... Also gieng man s., mit grossem pomp
und bracht ... iu guotter Ordnung.' Kessl. ,An stat
../sittig, stil gnupftänz ... sind kommen ... unsittig
juchzen, louf- und springtänz.' Ansh. — b) „sanft (im
physischen S.)", sachte, ruhig, leicht, angenehm „B"
E.,Gr., G.,Münch.,R.,Si.,Stdt; „L." Syn. hö-sam(Bd
II 860); hofelich 2 (ebd. 1037); süberlich 3 (Sp. 90);
satt 5 (Sp. 1429). S. gä". Vom Tanz; s. satt (Sp.
1429 u.). S. schlittle" B. Von einem Pferde, das leicht
und gleichmässig zieht, oder von einem Wagen, der
sanft und ohne Geräusch rollt B (AvRütte). S. lauffe",
von der unter dem Bild eines Zugpferdes dargestellten
Lokomotive; s. Sp. 1170 o. Die nüwwe" Fuericerch
gange" doch jitz s., die mache" nüd es G 'rassei wie die
alte" liumpelchäste" BR. ,Der Wagen ritet s. [Gegs.
holperig].' Bärnd. 1911. [Der Zug] fart ... s. über d'
Brügg. B Volksztg 1907. 's isch doch de"" nädisch es
Wetters s-s Fare" so imene" g'federete" Wägeli B
(AvL'ütte). Es soll es meineidigs s-s Rite" drinn [in
einem Wagen] st". Gotth. I"* bin wol und s. d' Stegen
ab cho", sagt eine Kranke, welche von drei Personen
getragen wurde BStdt. Unpers. Ineme" Fuerwerch uf
Federe" und uf-eme" glatte" Weg geit 's s-er als uf
dem rüche" Bode" in-ere" Schnellbenne" ß. ,S. gieng es,
aber geschwinndl, bei einer Schlittenfahrt. B Volksztg
1902 (BG.). Die chönne" tanze", g'schou" g'rad Ei"s,
wie s. das' Das geidl BR. Das isch s. g' gange"!
prächtig, flott, von einer Reise, einem Fest B. Vom
Lauf der Gestirne. Büejig u"a s. isch-er [der Mond,
der vom Mops angeheult wird] si" Weg am Himmel
witer g' wandlet. OvGreverz 1900. ,Je höher ein Planet
am Himmel, je einen gemacheren, langsammeren und
s-eren Lauff er hat.' FWvss 1650. Von fliessendem
Wasser, fallendem Regen, Schnee. S. regne", still und
gleichmässig, im Gegs. zu starken Regengüssen BGr.
(Bärnd. 1908), G. Fccice" [Schneeflocken] schier wi
Wäschlümpe" si" langsam u"d s. cho" z' rite". SGfeller
1911. 's Bechli ... lauft so s. nebe" dem Strössli i"he".
ebd. [Der Brunnen] gluntschet s. Loosli 1911. Von
einem sanft ansteigenden Wege; s. süber (Sp. 74 u.).
Von schonender, vorsichtiger Behandlung von Per-
sonen, Gegenständen. S. mit Ei"'m umgä" B lt Id.
(.placide agere cum aliquo'), Zyro. ,Wie ein kranker
den arzet bittet, das er hüpschlich und s. mit den
wunden umgange.' OWerdm. 1564; .gemächlich und s.'
Herborn 1587. S. rüere" [werfen] BSi. Trag Das 8.1
ebd. (ImOb.). S. noch siblen (Sp. 45). — Amhd. eittg,
-ec. Vgl. Gr. WB. X 1, 1261/4 (auch über die sonstige ma.
Verbreitung der spec. Bed. I). — un-: unanständig, aus-
gelassen. . S. das Vor. — Amhd. unsittg, -a: — Un-
sittigkeit f.: Ungezogenheit; s. prachtig (Bd V 392).
sittiglich, ,sittenklich': a) = sittiga. ,[Der Schul-
meister soll den Schülern die Lektion] gezäm und
sittengklich erkleren.' AABr. Schulordn. um 1515.
,BHaller [hat] zuo kommenlicher infüerung evange-
lischer 1er ... sitiklich ... geprediet die 10 gebot.' Ansh.
S. noch sanft (Sp. 1168). — b) = sittig b. (,Die unsern
in ir Ordnung hielten und zugen in sittenklichen en-
gegen.' DSchill. B. ,[N.] habe inn ... uff sin achslen
Sat, set, sit. sot, sut
sittenklich geschlagen.' 1473, Z KB. ,Das die, ilenen
nach gelassen ze disputieren, zam, sittenklich und
gsatzlich reden, damit die vier notariell die wort
glychlig verfassen möchtind.' B Disp. 1528. .Mässig-
klich, sittigklich, moderanter.' Pris.; Mal. .Sittigklich
oder schnall darvon fliehen, hiipschlich oder allge-
machist abziehen, fugam ruaturare.' Fris. ,[1569] Ju-
nius rägnet am ersten tag sittigklich.' TgB. WScho-
dolers. ,Tue es [ein Elixir] in ein Glass ... brenn es
auss gar sittiglich.' Arzneib. XVII./XVIII. S. noch
Lümmel (Bd III 1209). — Mhd. riteeto*t(n) ; vgl. Gr. WB.
X 1, 1265.
sittlich: 1. der Sitte, dem Brauche gemäss, bräuch-
lich. ,[XN. sollen] wisen, aker und veld mit sttberen
[usw.] helfen besseren und der ganzen huob und ir zuo-
gehörd mit s-en buwen unzergenglich und unverwüest-
lich in guoten eren halten und lassen.' 1554, Z. ,Als
s. und gewonlich ist.' XVI., G Urk. (öfter). Adv.: ,Es
mag ouch in keinen weg gesprochen werden, dass Chri-
stus s-en die Ordnung Melebizedek erfült hab, in dem
so er sich ein fart am crüz ufgeopfret hat; dann er hat
vil mer die Ordnung des alten priestertumbs Aaron
erstattet...' Z Disp. 1523; .moraliter' (Gualther). —
2. moralisch im neutralen Sinne. ,S., das von Sitten
handelt, ethicus.' Denzl. 1066. - 3. a) = sittig a „B;
L." ,S., zeugsam, hoflich, commodus; geschlachtern,
s-eren, geschickteren, zeugsameren, commodiorem ho-
minem.' Fris. ,S. leben'; s. hofelich (Bd II 1036).
— b) = sittig b Aa (AGysi); „B"Be. und lt Zyro; Gl
(Schüler); „L." Adv. S. trinke", .massig, nicht in
grossen, vollen Zügen' B (Zyro). ,I)aruf klopfete
er noch einist s. und mit keiner ungestüemikeit
[an die Tür].' 1474, Z RB. ,Das sy [die Weiher]
wol, suber und s. gevischot werdint.' XV., G Hdschr.
, Gemächlich, hüpschlich, s., lins, nach und nach,
sensim.' Fris.; Mal. ,[Die Ziegelsteine an der Bö-
schung eines Ententeiches] sollend auch nit staffel-
weiss aufgericht werden, sunder all s. gen tal abge-
schroten sein, damit die enten gleich als von einem
gstad in das wasser kommen mögind.' Vogelb. 1557.
,Auff solch fürbringen [der Wiedertäufer, die Erwach-
senen zu taufen] antwortet Oecolampadius ganz s.'
Würstisen 1580. , Säumt sie [die Nachgeburt] sich
aber ein wenig, muss man ... selbige s. heraussholen.'
JMdralt 1697. ,Da fienge es an zu schneien gar sit-
lich.' JvWeissenfluh 1792/1821. ,Zerlass es [Honig]
sitlich oh einer Glut.' Arzneib. 1822. S. noch nider
(Bd IV 671); purgieren (ebd. 1587); besorgen (Sp.
1314). Bes. mit Bewegungsverben. [Der Haifisch] isch
du neue" sitlech i" d' Teufi g'fare". AGysi 1883. .Dar-
nach Hess man [die Eidgenossen bei Marignano] die
acht stucken mit einanderen gegen den fyenden ab-
schiessen. Do dasselb beschach und also mithin s-en
ruckt, so geschechen zweu schütz ... us der fyenden
beer. [Darauf verrichteten die Eidgenossen ein Gebet.]
Do man nun ufstuond und mit Ordnung aber sytlich
ruckt gegen den fyenden ... so fachen die fyend an
[zu schiessen].' Scuodoler. , [Luther] wolt in diser
unhanzelbaren, gefarlichen sach sitlich gan, nüt ura-
stossen, noch zerbrechen.' Ansh. ,Wan N. sinen zug
sitlich uss dem gfar an Sicherheit fuort.' ebd. ,So
fuor aber der gschwind Spanyol mit sinem glük sit-
lich für.' ebd. ,[Man muss den zu mästenden] vogel
in ein eng keii ... auf henken. Und so der vogel satt
ist, sol man die kefi all sitlich härab lassen.' Vogelb.
1557. ,[Der Delphin] lasst sich s. in die tiefte.' Tieris.
1563. ,[Tod zum Bettler:] Tritt s., fällst mir sonst
ins Grab!' Bs Totentanz 1621. , [Von Hospental] nimbt
die Reuss ihren Lauft' zimblich sitlich gen Urselen in
Flecken.' JLCvs. 1661. Eine" s. trage" BBe. Es ist
s. g'gange", das Trage", ebd. S. noch Trag-Sessel (Sp.
1386). ,[Man soll] sitlich mit den Buren [verfahren].'
1653, JSG. (L). Adj. ,[Wir] hattend aiu schön dag
und gutt s. wind.' HsStockar 1519. — Amhd. sind,!,.
-elibh. Vgl. Gr. WB. X 1, 1200/71; Martin-Lienli. II 380.
alt-: dem alten Brauch entsprechend, altmodisch.
,Die altsittlechi Gewohnheit sich zu kleiden lebte bloss
noch in der bäuerlichen Landbevölkerung fort.' Barnp.
1911 (BG.). — un-: unanständig GrA.
Sittlichkeit f.: Brauch, Regel. ,Ir [der ägyp-
tischen Mönche] kleidung was schlecht from gestaltet,
kein kutt noch ander angebonden [verbindliche] s.'
Vau. — In andern Bedd. bei Gr. WB. X 1, 1271.
sittsam: a) = sittig a. ,Die supplication ... wart
beden raten sytzen uberantwort.' 1529, Bs Chr. —
b) = sittig b. Da beim Fangen der Aalböcke oft Spitz-
linge und Buchfische mitgefangen wurden, empfahl
die übrigkeit, die Netze so ,s.' zu ziehen, dass diese
Fische durchfielen. 1617, HTürler 1895. ,Ist zu wis-
sen, das das Hinauf- und Abensteigen s. seye.' GKönig
1693. ,Die junge Neben-Brut [von den Zwiebeln ab-
lösen], welches s. geschehen solle.' JCSülzer 1772.
Ahd. sitneam. Vgl. Gr. WB. X 1, 1272/4 (auch die re-
duziert« Form). Bed. 2 auch bei Martin-Lienli. II 380.
sitter II: schwächlich, nach einer Krankheit BE.,
S. - Vgl. das syn. tcküter.
Sit(t)icll, Sit(ti)kust, ,Si(d)kust' m.: Name ver-
schiedener Arten der Psittacin» (vgl. Vogelb. 1557,
220/1), Saittich, Papagei. ,Sickust, psitacus.' Voc. opt.
,Von dem sickusten [Titel]. Der sickust wirt auch
ein sittich und pappengey genennt.' Vogelb. 1557.
,Sickust (auch ,sittkust.' Mal.), pappagey, psittacus;
das ringle um den hals eines sickusten, torquis.' Fris.:
Mal. ,Sittkust, Papagey, psittacus.' Spreng (nach
Würstisen 1580). Schon früh als gezähmter Vogel ge-
halten. ,[Die] frowe ... git im zuo einer obenture ein
gewenten sittekust in einer guldinen keffigin.' 1431,
Bs Chr. ,[Der Mensch hat] dem sitich usgetriben sinen
gewonlichen gruoss.' Türst, Ges. ,Leer man ein agol-
stren oder sittich sprechen ... redend sy ouch im heiigen
geist?' Zwingli. ,Zuo Rom hat der cardinal Ascanius
einen sickusten umb hundert pfennig ... gekauft.'
Vogelb. 1557. ,Gleich wie die kind geleert werdend
reden, also lernend die dreü sittichgschlächt in India
alle reden.' ebd. ,Vögel, die Wörter gleich wie ein
mensch dichtend als der sickust, simulana vocum
ales.' Fris. Der grüne ,sit(t)kust' im weissen Feld
als Wappen einer Adelspartei (Psittaci), deren Trink-
stube sich im Haus ,zur Muggen' befand und die in
Feindschaft mit einer andern lebte, welche in ihrem
Wappen einen weissen Stern führte (Stelliferi). M.XI1L,
Bs; vgl. Würstisen 1580, 126; JStumpf 1606, 703b;
JJRüeger 528; Leu, Lex. II 176. XVII 244. Daher
,Psittichei" (Syn. .Papageien' Bd IV 1415) als Name
der Partei bei Reith. 1S42, 455; AHeusl. 1860, 122.
Mhd. (p)eitich, auch rifien«, -acut (so WvRheinan), titkiut
nä., aus gr.-lat. (p)sittw:«» ; vgl. (auch zum Verhältuiss der
Formen) Hr. WB. VII 2201 (.Psittich'). X 1, 1258 (.Sittich').
1205 (.Sittkust'l. Hier noch eiuige Belege. .Sittkust.' Wurst-
1471
set, sit, sot, sut
1472
isLii l.'jSil. ,Sittikust.' JStumpf 160«. .Sikust.' JJROeger.
,Süttich.' Vogelgesaug:n37. Als Hausn.: ,Sit(t)kust' (.Sit-
tich.' 1796. 1859) ZStdt Oberdorf (seit 1357; vgl. Vög.-
Nüsch. I 255; Waldm. II 142) und MUnsterhof. Als FN. .
,Sit(t|kust' (auch ,Sidk-, Sikust, Sicust'). XIV./XVI., ZStdt;
Tgl. Leu, Lex. XVII 124.
Sott m.: = Sud 1 (Sp. 324). ,Tu es über ein Fewr
und lass es sieden ein guten starken Wall oder S.'
FWüRZ 1634. — Schreibung für Sutt (s. d.)?
Ge-sott n.: Absud. ,Vil Haushaltungen haben
etliche Wuchen lang Nichts als G. von Krüsch und
Habermähl ... genossen.' 1693, HMorf 1896. — Vgl.
aber auch Gr. WB. IV 1 b, 4126 u. und bes. Schm. 2 II 339.
sötte": (ein Ei) im siedenden Wasser (weich oder
hart) kochen BG. (Bärnd. 1911); Syn. schwellen.
Sotterich -eck m.: I. Haufe in sich gärender
Stoffe AALeer.; Tgl. Soderieh (Sp. 323/4). Von schmu-
tziger Wäsche: Me* Und de"* nümmen eso ne* S.
z'sämme"cho"; wie- mer öppe" schön de'' ZU händ, so
machi"d-mer es Wöschli L (Roos). — 2. Schelte auf
einen fetten Menschen AALeer.
sottere": = soderen 2 a, suderen 2 a a. (Sp. 323.
326) AaWoM. (Donat-Meyer); Bs (Seiler). — Vgl. Gr.
"WB. X 1, 1820, sowie sutteren.
sötterle-: 1. = söderlen, süderlen (Sp. 324. 331)
AABb., F.; BsL. (so Bub.); G (so Ta., T., Wb. und lt
Zahner); Sch; Z (so Glattf., 0., Schwerz.). 's darf nüd
strodle", 's mues' nw öppe" föüf Minute" lang s. Z
und weiterhin. Bald hat 's dem Rand nöch a*fange" s.
Messikommfr 1910. [Es] södderlet am Sune"schi" e"
fürig Trübe*bluet. SWinz. — 2. gern trinken ZBauma.
— Vgl. süttcrien.
söt(en), süt-, sott-, sott-, söüt-: 1. söter GrAv.
(Sg. f. söti) und lt Tsch. (Dat. PI. säte"); PPo. (söter,
Dat. sötem), söter (Acc. söten), söti, söts, PI. söten
und söti GrL., sotter, sotti, sottes GRNuf. (auch sotts,
PI. m. f. sott, n. sotti, Dat. sötte") PGr. (flektiert wie
,diser'), sötte, sötti, sottes (Gen. n. sottis), PI. m. n. sotti,
f. sott, Dat. sötte" GrV., sötte', sötti, sottes GrD., Pr.,
Sch. (PI. sötte"), söttis GRGlar., Schs (Dat. PI. söttne"),
Scbud., Tschiertschen, auch sötts GRPr. (PI. f. sott,
Dat. sötten), sott (PI. f.) GRNuf., ,sötta, sötti, sötta, PI.
sötta' ApH., I. (T.), settene', settes PAL, söüter, söüti,
söütes BSa. (auch lt St.), söütes, söüte" (PL m.) FJ.,
süHtene, -eni, „~enes" BSL, solch; entspr. solich A 1
und 3 (Sp. 785 ff.). aaOO. Attrib. Im Sg. ohne Art.;
so immer bei Koll. Sü'ttene* Wi" han-i'h noch wenig
'trüche* BSL Sötte" Tabak törff-ich nid rauchen. GFient
1898 (GRPr.). Doch auch in andern Fällen. Söten
Purst findst nit licht GrL. Iez hör söti Umhe"gügete"
/(ä".'GRÄv. La" nit sotti G'scherla"! GrNuL Mitsötem
altem Plag PPo. Sötti [Fest-JHütta han-i'h de"" scho"
min Tag und Lebe*tag keini g'sehn. GFient 1898 (Gr
Pr.). Mit unbest. Art. (bzw. PL ohne Art.). ,En sötta
Mentsch; sötta Lüt' ApH., I. (T.). En sotti Bäbe", PL
sott Bäbe" GRNuf. Es sotts Chleid, sotti Chleider. ebd.
E" sötte Lappi, solch ein dummer Kerl GRPr. Hör söten
Tempe* spilen (od. machen)\ GrL. Sott Bleumänner
cha""-me" sueche" GRNuf. Ime" sötte" Herbst, wie-men-e"
sit Ma""sdenke" gär nie hübscher erlebt hed. MKuoni
1886. S. noch Leidi (Bd III 1085); Richi (Bd VI 166);
ab-sügen (Sp. 516); Sehen (Sp. 540). Vor Adj. E"
süHteni bravi Frau BSL Um e" sötte" guetmüete" Ma""
und trü,re" Vater geid 's erschröcke"lich übel. Schwzd.
(GaSchs). Präd.; vgl. frz. tcl. Min Noamff' :< sotten
u"d sotter PGr. Das ist söütes, das ist so FJ. Subst.
Mi'-me" Sötte", hed-er [Goliath] g'meint, chemm-er
licht fertig. Scbwzd. (GaSchs). Nebet Söttne" wurt-
es-mer wind und we. ebd. Sötte" [solche Mädchen]
giH 's nit uf de" Gasse" GrScIi. Bes. im Neutr. Sg.
Za Glück und Sege" fiieri Sötts nid. Schwzd. (GaPr.).
Uns wär jez Sottes nit z' Si"" cho". JJöbgeb 1910
(GaV.). Das ist Sottes! Ausdruck des Unwillens über
eine Handlung, ein Vorkommniss GRNuf. Mit ,etwas'
,Aswos Settes muass ['s] si"^ deve essere qualche cosa
di simile' PAL Eppes Sottis, so etwas; nüt Sottis,
nichts dergleichen GrV. — 2. Adv., ,setten, in questo
modo' PAL ,Dos is woul as Wunder, dich sette" z'
g'heirre" reidu", parlar cosi' PAL Sette" lo", desistere.
ebd. S. noch ver-narren (Bd IV 784); er-sorgen (Sp.
1307).
Aus ä. sö-(ge-)tän, so beschaffen (s. d.), durch lautliche
Schwächung vor dem Starkton (in attrib. Stellung) und tw.
daran anschliessende flexivische Umbildung. Das unbet. -an
wurde zu -jn reduziert, wie es noch vorliegt in den drei-
silbigen Formen, ausserdem in den zweisilbigen auf -e (-n)
für Nom. Sg. m. und n. und Noni. Acc. Sg. (= mhd. .unflekt.'
Nom. Sg. sögetän bzw. PL sögetän[e]) und auf -es (auch -is,
soweit dies nicht auf Angleichung an solis Sp. 785 beruht)
für Nom. Acc. Sg. n. (= mhd. sögetäneß). Die Identifizierung
des Ausgangs -j (-a) im Nom. Sg. m. mit der gleichlautenden
st. Endung < er (vgl. auch sottes mit ireles uä.) führte daun
zum Anschluss an adj. Prou. wie mehr, dise" usw. In der
1. Silbe ist der Vok. meist gekürzt; der Umlaut stammt
entw. aus den Formen mit i in der Endung (s. 0. die An-
gabe aus GrV.), oder ist von sbttia, sülich übertragen. Das
auffällige sUU- (woraus in BSi. regelrecht sü*-, gekürzt sii2-)
kann nur durch Kontraktion aus sö-gc- (bzw. ä. sö-gi-) er-
klärt werden ; 5 allein hätte in den betr. MAA. oe bzw. ue
ergeben müssen. Ausserschweiz. Parallelen zu der Entwick-
lung des Wortes s. bei Gr. WB. XI, 1407. 1818, ferner
unter icett(en) < wie getan. Das Paradigma ist vielfach un-
vollständig, zT. auf wenige Formen beschränkt (in FJ. zB.
mir söütes, söüte* bei altem Leuten; vgl. auch B. I 149) und
wird durch die entsprechenden Formen von sottig (s. d.)
ergänzt, das übh. im Vordringen begriffen ist (in FJ. sollen
die jungem Leute nur noch Formen mit -eg brauchen) und
auf weitem Gebiet die ä. Bildung bereits völlig verdrängt
hat. Zur Bildung des Adv. vgl. solich (Sp. 785).
sottig GLÜbst.; ScuwE.; Ndw (Matthys); W (so
V); ZKn., söttig Aa (so F., Leer., Zof.); ApL; B (so
auch E., 0.; auch schon lt Id. B); Gl; GrD., Mai.,
Nuf., Pr.; LE.; GA., SaL., Stdt, W. (söutig); SchSL;
aScHw, E., Ma. (Hengeler); S (Schild); UwE.; ZO.; St.,
settig AaF., Leer., L., Ruedert., Zof.; BsL.; BE., Gr.,
G., M., B., Si. (gegenüber süHte", süHtig vordringend),
Stdt, ltZyro gegenüber sölig mehr städtisch; Gi.(Leu-
zinger); GRÜbS. (selten); L; S; Ndw (Matthys); W; Zr;
ZKn., 0., Buss., um Wth., söüteg FJ., süHtig BSL,
vereinzelt e"söttig (s. Schatt-Gadem Bd II 120), e"settig
L (Ineichen); ZO. — flekt. -iger, -egcr: = dem Vor. 1.
aaOO.; gegenüber astig (Bd I 504), selbig, sänig auf das
Nähere weisend Ap; Zg. In Korrelation. Frilig giH 's
eso [gottlose] Lüt, noch settigi, ico-me" 's nitglaubti. Brei-
test. S. noch Bd V 1038 0.; Bd VI 1222 0.; Sp. 161 u.
Söttige Leckers-Buoba, die si der Tüfelskunst bedienind
und vo euserm Herr Gott abwichind. Göldi 1712. Gew.
ergibt sich die Beziehung aus dem Zshang. Mit best.
Art. Das söttig Holz ist rar. Anderl. 1852 (Gl). Di
settige* Wide* sind Nüt nutz AALeer. Dort obe* isch
Eine, wo die Settige* richtet. JHofst. 1865. Ohne
Art. bei Sg. S-s Zug. Niemer hätt-im settigs [Abzug]
1-17:1
Sat, set, sit, sot. sut
1474
q'iji,n, tJbers. von Luk. 15, 16. I > i a i.. (BE.). Bi s-utn
Wetter. W Sagen. Mit unbest. Art. (im PI. ..I Art.).
E" s-er Ma"", e" s-s Zug; s-fij Manne*, Lüt. Kim"
in e" settigi Angst jage" ZO. Settig Lfit stJt-me"
chönne" anders ziceie" BsL. Settigi Drnbel han-i°h
hür no'h kaini g'siih". ebd. S. noch Bd Y Töl u.
1309 u.; er-rinnen (Bd VI 1009); rischun (ebd. 1463);
1596 u. (Beleg von 1712); Sp. 42 o. 158 o. 1162 o. Im
selben Satze an verschiedenen Stellen. ,Auf söttigen
Kilben giebf's söttigen Ablass.' Sprww. 1824. S. noch
Bd IV 2014 o.; vgl. Sp. 786 u. Präd. Isch-er [zB. ein
vermisster Hut] e" settige'' g'si"? B (Zyro). Es ist
sottigs (""mal, ,es verhält sich so, ja wohl!' W. Es
ist eimmel jetz settigs, es ist nun mal so BR. Vor Adj.
E* settigi alti Chü'derfrau B (GZür. 1902). Settig
schöni Sache" B (GStucki 1897). Ime" settige" trürigen
Üfzug. Breitenst. Subst. E" S-e'', -i, oft in lobendem,
häufig auch in verächtlichem Sinne Aa; B; ZO. E"
Settige" [näiul. einen so tüchtigen Knecht] uberehunsch
grad %-nist nümmer BG. Settiger sellt-men usi"g'heic"
BNiederried b/Ringg. Ne" Settige*, wie Benz Einer
ist, überchumen-ich geng noe". C Weibel 1885. Settigne",
het 's der Schu'meister 'düecht, sö't-me" 's mit ''ein
Stei"fass chönnen i"schütte". SGfeller 1911. S. noch
er-sorgen (Sp. 1307). Sottigs chan" Ei"s erteippu"
WVt; ähnl. BG. Was ist auch Settigs, was soll Das
heissen? ZO. S. noch Sp. 71 u. 440. Hienähe" Bern
chunt Nüt Settigs fürhe" ! Ausdruck des Erstaunens,
der Befremdung BG. Gleichbed. Nei" (aber) Settigs!
BGr., R. Nei" aber Settigs, ica chu"st du grad so uf
einmal har? BR. Pleonastisch so s.; s. Sp. 21. So Söt-
tige" giH-me" hei" seilige" Pfoste". Gotth. ,So ein Söt-
tigen finden ich, wo ich hingahn.' älteres B Lied. Ge-
legentlich im Wortspiel mit süttig (gespr. -ö-): Einen
Knaben, der vor unerwünschten Hörern mit den Worten
Mer [wir] händ nid vil Hötnmli den Haushalt bloss
stellte, wies die Mutter zurecht: So, worum häm-mer
de"" eso ne" s-i Big [näml. schmutziger, gärender
Wäsche] unden im Chasten hin? AATäg. Vgl.: ,Die
Vorderländer spielen mit diesem Worte [söttig ArL],
das mit sieden (süde", söd) etwas zusammenklingt.'
TTOBLER.
Vom Yi.r. ans gebildet wie ,sotanig' (s. Gr. WB. X 1,
1818/9) von ,sotan'; vgl. aeig (Bd I 504), nonig (Sp. 33)
und bes. trietiy (totttig). Die Eutruuduug in etttig <T sättig
ist, abgesehn von den allg. entrundeuden MAA., aus dem
Einfluss der relativen Schwachtonigkeit zu erklären; vgl.
auch stich neben solch (Sp. 7S5). Zu sö'uterj, Hii'-ttiij vgl. die
Anm. zum Vor. Die Neutr. Sg. ,sotgäs', ,sotgas' in spätem
Abschriften von ZRheinauer Rechtsdenkmälern von 1464 und
Anf. XVI. (bei Schaubg Rq. I 151. 154) siud sicher irrig:
es steckt eine Abkürzung von ,sog(e)tans' dahinter (die Ori-
ginale sind verloren).
söttlich söttli» ApK.f (T.), settlig Ai>H.(T.); B
(nach einer Angabe); SchwE.; ZKn.: 1. = dem Vor.
Settligi War; settligs G'mües ZKn. (Schnebeli). ,Das
sich die schaff wirs vor sötlichen hirten fürchtend
dann vor wollten.' Gyrenr. 1523. ,Als kuntschaft ge-
stelt und sy [die Zeugen] söttlich reden nit ghört.'
1572, Gr. Vor Adj. Va" seidigem tumme" Zug ZKn.
(Schnebeli). ,Ist wunderbarlich ding zu sehen von
airn settlich grosen dier [näml. von einem Kamel]
als das ist.' Stockar 1519. ,Ain settlich gros wassar.'
ebd. 1520/9. ,Wele Gott, das sy [die Herren von Zü-
rich] vier wochen nütz änderst es[s]en müestend dann
sötlich verdorben körn.' 1530, Z RB. — 2. = solichA3
Schweiz. Idiotikon VII.
(Sp. 788). ,Ich JHonegger ... bekenn ... sötlichs vor
mir, ouch mit miner hilf beschechen »in.' 1526, Abscb.
, Hat N. settlich gelt von mir abgelehnt.' 1528, Stockar.
,Söttlichs [ist von uns] nie erfordret noch ankörnen.'
1529, Strickler; gleich nachher: ,Schribend uns set-
lichs tapfer und heiter zuo.' ebd. — Kontaminiert aus
sotän und eolich.
Sotten: in der RA. .(voll) Sotten und Possen', unter
der Überschrift ,Es ist Alles gar.' Sprww. 1824 (Ap). —
Zu Zotten; ?. d. Vgl. auch .sotten' bei Martin-Lienh. II 380.
Söttise" PL, in ZRiesb. Sotti'se" n.: 1. Dumm-
heiten, harmlose, dumme Streiche ZTösst. Si händ
alli S-e" g'macht. Ei"'m es S-e" mache", einen harm-
losen Streich spielen ZRiesb. — 2. Unverschämtheiten,
Schnödigkeiten Bs; B; S; Th; Z. S-e" mache"; sich
S-e" la" mache", säge". Vo" Dem lä"-mer keini S-e"
mache"! Allimeglige" S-e" erlebe" Bs(ZWth. Schützen!'.
1895). S. noch Bd I 788 u. — Vgl. Gr. WB. XI, 1821.
In ZRiesb. ist das W. volksetym. in eine Zss. mit Imn um-
gedeutet.
Soti f.: ausgeschüttete Flüssigkeit auf dem Tisch,
dem Küchen-, Zimmerboden ScnHa. Du hest e" S.!
zu einem Kinde, das seine Kleider am Brunnen oder
Bach stark benetzt hat.
Verwdt mit Söd (Sp. 317); vgl. auch Suiten. Auch jen-
seits AaK. Hieher die Ortsn. ,in der Söten', Stelle an der
Aare bei AaKl., ,Söten-Zelg' AaKobl.
Sutt m. (lt AHeusler in BsStdt f.), PI. Sütt, Dim.
Süttli: 1. a) = SW2(Sp.3'24) Bs (ltBMeyer und Spreng);
GrXuC, Ths; ScHwMa. (Heng.); St." (mehr als Wall).
Es Für, das auch für 's chältist Bluet zu S. und Wall
chönnt tauge". PHeng. 1830; vgl. b ß. ,Wann dan der
Weber hat das rohe Garn bekommen, da wird ein
heisser S. zuvorderst vorgenommen', dh. es wird mit
heissem Wasser übergössen. JWetter 1642. En S.
ne" uä. La" 's norh en S. ne", noch einmal auf-
sieden GRNuf. ,Lass es sieden einen guten Sudt.'
Arzneib. XVII./XVIII. , Kutten zu erhalten, lass sie
einen Sudt im Wasser tun [usw.].' EKönig 1706. ,Lass
es etliche Sudt tun.' ebd. ,Lass [es] nur einen
Sudt tun.' Z Kochb. XVIII./XIX. D's Wasser im S.
ha", siedendes Wasser haben GRNuf. ,Den Thee im
S. angiessen' Bs (Spreng). .Das Salz muss im Sudt
daran geworfen werden.' EKönig 1706. ,[Man] hänget
das Bündelein mit den Kräutern im Sudt darein.' ebd.
— b) uneig. a) in ai"em S. (si"), in vollem Schweiss
BsStdt (BMeyer). — ß) Aufregung: Innere" S. si",
geistig erregt sein BsStdt (AHeusler). Gemütswallung
(als Ausdr. des Selbstbewusstseins): Ö Schwizer Hoch-
muet, duck-dich bas' ... ö stigt 's i" Chopf und tribt 's
im S., se gang uf Goldau, gang go" chnüwe"! Schwzd.
(ScHwMa. lt Bruhin); vgl. Sud 1 (Sp. 324). - y) „tüch-
tiger" Rausch Bs (An. ad St.). Er het e" S. — 2. = Sud 2
AaP., Leer.; ApK.; Bs; GrS., Sculms; Th; Z, von
Wasser bzw. solchen Dingen, die im Wasser gesotten
werden, wie Fleisch („allg."), Kartoffeln, Würsten (Z),
Wäsche (AaF.), im Dim. von Kartoffeln GSa. (s. Sp.
1033 o.), Erbsen ScHSt. (Sulger). Von Bier Bs, beim
Schnapsbrennen Th. E(n) S. übertue"; es ist e(n) S.
ob. En S., 3, 3 Sütt mache", zB. zum Bügen (Bd IV
1071) eines Fasses, zum Brühen eines geschlachteten
Schweines ApLb. ,Die drei Südt [Holzwasser].' Arz-
neib. XVII./XVIII. ,Mit einem Sudt Biers.' Bs Mand.
1774. — 3. = Sud 3 (Sp. 324) G.
Sat, set, sit, sot, snt
1 47.;
Mhd. tut tu.; vgl. auch Schm. - II 340 o. Die Angaben
ans den ßr Walsertälern, wo aus). Verschlnsslenis fortisiert
wird, können auch zu Sud gehören.
Über-: was beim Sieden über den Gefässrand
hinausfliesst. Uneig.: ,Hass ist der Schaum des Zorns
und Raach und Lästerung sind der Ü. des Hasses.'
JJUlr. 1727; Tgl. über-sieden I (Sp. 314).
Hafe"-: kochender Inhalt eines Fleischtopfes Gr
D.,Pr.; vgl. H.-Suppen (Sp. 1238). Hest en H. über?
— Vgl. die Aum. zu Sutt.
Lim-: eig. ein Sud Leim; scherzh. Bezeichnung
einer bestimmten Abendgesellschaft Bs (ASocin); vgl.
L.-Sieder (Sp.31ö). — Hage"-: = M.-Söd (Sp. 319) L.
— Schwi"-: so viel Schweinfutter, als auf einmal
gekocht wird GrScIis; s. Ge-füetcr (Bd I 1139).
Sutte" f.: = Söd5 6(Sp.317). ,Wer da das wasser
in die agker laut gan, da sutten sind, das es über die
dritten furi gaut [verliert sein Leibgeding].' 1475,
Weist. (Erbrechtssatzung zu GAltst., Marb., Bern, und
Balg.); wiederholt 1633, JGöldi 1897. — Mhd. aut(t)e f.;
vgl. Schm.'II 339; Gr. WB. XI, 1819.
suttere" AAZein.; Bs; GlH.; GRMal.; GWe.;
ScHHa., suttere" Gl; Grü.; ZO., 3. Sg. Pra:s. und
Ptc -et: 1. &) = sotteren (Sp. 1471), unter Geräusch
langsam, aber anhaltend kochen, sieden, zB. von Was-
ser, Fleisch, Kartoffeln Bs; Gl; GRMal.; ScHHa. (bes.
vom Trester beim Schnapsbrennen). — b) = Sudeten 2 b ja
(Sp.326), ,in kleinen Bläschen ruckweise hervorquellen'
GkD. und weiterhin (B.). — 2. aus Unzufriedenheit
(zw. den Zähnen) murren, brummen AAZein.; Bs; G
We.; ZO. (Dan.), ,vor Unmut und Zorn zwischen den
Zähnen murmeln und brummen wie ein Kessel im
Sode' Bs (Spreng), .brummen, ehe man anfängt zu
schimpfen' Bs (nach einer Angahe). Syn. futteren (Bd
I 1135). „D' Mueter tuet immer s. und mutiere" Bs"
(wohl nach An.). — 3. unwohl sein, bes. von allge-
meiner Mattigkeit, Rheumatismen ZO. (Brunner).
Vgl. Gr. WB. X 1, 1820 (unter ,sottern'); Martin-Lienh.
u m e ° - süt tere" : halb krank umherschleichen ZSth.
— ine" -suttere": .einsinken, in Sumpf, Kot, Schnee,
auchübertr. hereinfallen' BsStdt(AHeusler). — usser-
süttere": hervorsickern, so Wasser aus nassen Schu-
hen, aus Riedboden, aus einem Riss des Brunnen-
stockes, Wein am Spund des Fasses GrD. und weiter-
hin (B.).
Suttere" f.: .Plaggeist' GBuchs. E" müedi S.
Sutteri Bs, Sütteri ZO. — m.: brummiger, gries-
grämiger Mensch Bs; ZF., , ungeduldiges, unzufrie-
denes Kind' ZWald.
Suttere" f.: = S äderen a (Sp. 330) ApK. (T.); G
We., Widn. ,Eine bare S.', von einem Geschwür G
Widn. — Als Ortsn. Ap, als Hansn. UwE.
sütterle" (bzw. -ö'-, -)'-): 1. = sötterle" (Sp. 1471)
Bs; „B"; Gl; GRMai., Pr., Rh., Ths; GBuchs, Ms. Sa.,
Wh.; „ScH"St; ThMü.; ZO. 's mue" blas- all e"weng
s. [darf nicht stark sieden] ThMü. — 2. leise jammern,
murren, abgebrochene leise Töne von sich geben, als
Zeichen des Unbehagens, der Unzufriedenheit BsLang.;
GBuchs. Was hesch denn allewil z' s.?
füre"-: hervorsickern; s. Türggen-Mues (Bd IV
494).
süttig (bzw. -ö'-,-i-), in Ndw auch g' sittig: 1. siedend
(heiss) a) eig. Aa ; Ar: Bs; B tw. (in G. dafür choehig) ;
Gl.; Gr: L; P.M.; G; Sch; S; Tn; Uw; Z; St.; wolil
allg. S-en Anke"; s-i Suppe", s-s Wasser. S-i Lauge"
BsL. (Breitenst.). (G)sittigi Suiffi Ndw (Matthys).
.Desglich das houpt des grossen Crassi wart gefült
mit s. golt und bly.' wohl 1514, Z Neuj. St. 1879. ,Ach
das ... die fräfnen gleich wie das wasser vom feur s.
wurdind!' 1530/48, Jes. ,So man den hecht sieden
wil, sol man den in s-em wein ühertuon.' Maxgolt.
,[Das Murmeltier wird] mit s-em wasser gebrüeyet
wie ein sauw.' Tierb. 1563. ,S., fervens, fervidus; s.
wein, fervefactum vinum; s. machen, ze sieden machen,
fervescere.' Fris.; Mal. ,[Die Feuersbrunst] was ent-
standen von s-em anken, mit dem die köchin nit
bhuotsam gnuog was umbgangen.' Mal. 1593. ,Ward
der Tunersee ... dermassen so heiss und s., dass er
ein ganzen Huffen gsottner Fischen heruss an das
Land warf.' JJRüeger. ,Heisse, s-e Wasser.' JRLan-
dexb. 1608. ,Doch beschüttet er die Säuen zuvor mit
heissem (s-em) Wasser.' Spleiss 1667. ,So das Wasser
s. ist, so bäye den Fuess darob.' Arzneib. XVI1./XVI1I.
S. noch ver-sieden (Sp. 315); samenthaft (Sp. 916). Mit
verschobener Beziehung: ,Tuo treubelbeere ... in
einen s-en hafen.' Vogelis. 1557. S. und brüttig ; s. Bd
V 1007. Adv., bes. in der Verbindung s. heiss Aa;
Ap; Bs (auch lt Spreng); B; G; S; Th; Uw; Z. Trink
doch dl" Milch nüd so s. h.! , Sittig heiss brannte
[die Sonne].' Ndw Kai. 1907. ,Der wüeterich [Hess die
Märtyrer] in das s. heiss öl setzen.' HBrennw. Chr.
,Tuo sy in ein s. heiss wasser.' Vogelb. 1557. ,Gar
s. heiss, über die mass heiss, prsfervidus; s. heiss
machen, zuo sieden machen, de-, infervefacere; s.
heiss sein, infervescere.' Fris.; Mal. , Ein Strom da
[auf Cuba] für fleusset mit Waal, der s. heiss ist
gahr von Brandt.' HliREnM. 1620. ,Ein Brunnen wirt
gefunden do [in Libyen], der Tags eischkalt, Nachts
sütich heiss.' ebd. ,Nira kalte Milch, mach sie s. heiss.'
Z Kochb. XVIII. / XIX. Von der Körpertemperatur.
[Die Gäste mussten essen] dass's-ene" glich der s.
Schweiss het chünnen üstribe". Breitexst. Es hät-mer
mi"s Bluet ganz s. i" 's G'sicht g'jagt. Schwzd. (Z).
Es ist (uirdj-mer s., heiss, bes. infolge von Erregung
GlM.; ZO. Ich han g'seit ... iez ivär-ich frö, wän"-ich
us dem Chräbel usse" war, es werd-mer näch und näch
glich e" chlei" s. CStreiff. S. noch rein (Bd VI 989).
S. heiss. 's ist-mer s. h. de" Ruggen ab (über de"
Rüggen abe") g'loffe" Aa; B. S. h. isch 's-em i" Chopf
g'fare". JReixh. 1904 (S). Es wird-mer s. h. Ap; Bs;
Th; ZO. 's isch-mer schivümpeng worde" und sittig
haiss Bs. Es macht dem Ransli s.h. EEschmanx 1911.
S. noch Bd I 890 o.; chirsi-röt (Bd VI 1767). Glühend
(vor Zorn): ,N. ging [nach dem Streit mit seiner
Frau] gsittig h. vor Täubi unters Dach hinauf.' Ndw
Kai. 1899. — b) uneig., glühend, brünstig. Ich ha"
au'h g'meint ... ich mög mi"s s. Herz ver'Hha". Feierab.
1860 (Schw Ma.). ,Ein heisses Feuer einer s-en Liebe
Gottes.' JJUlr. 1727. ,Ach, dass euere Gebäter je
länger- je heisser und s-er würden!' ebd. 1731. E"
S-er, ein feuriges Temperament Aa. — 2. steigernd.
Es hätt es s-s Donnerwetter abg'setzt. JRoos 1907 (L).
Du s-e' U"flöt! Ap. — Mhd. aütec.
sibe"-. Nur 's ist s. tmd acht Mal heiss, siedend
heiss Sch. Es ist-mer s. worde", angst und bange, ebd.
silte" BHa. (silten); W („suten", nach andrer un-
sichrer Angabe sutten), Ptc. -ed BHa.: „nähen W",
1477
Sat — sut. Satsch(g) — sutsch(g). Saw
1478
in-sbes. flüchtig, schlecht nähen, flicken BHa.; W.
Syn. schnür pfen; willen; zurpfen. Dem Büob es Par
Hosen s., en Blitz uf d' Chneivtr s. BHa.
Alid. "sütün. zu mild, nute (auch siut in.), Naht, aisl. südh f.,
.coropages tabularum', also im Gegs. zum Folg. 2 urverw.
mil SfiJe« // (Sp. 798), Saum I (Sp. 943).
Süter ra.: 1. „Einer, der nähen kann W"; vgl.
das Vor. — 2. Schuster. ,Der rat ist ouch uberein
komen, swele s. der nüwe schuo machet, das ouch
der nüt vvan nüwe solen sol inslahen von eime stukc
bi 1 Hb.' äL RB. ,Die suter Zürich.' 1330, Z (Ent-
wurf des Zunftbriefes der Schuhmacher); darüber als
Korrektur .schuomacher.' ,Die rete sind überein ko-
men, daz man die suter, die alt schuoch machent, sol
lassen bi ir rechnung ... beliben.' 1341, Z StB. ,So
im ez der küng enbütet, so sol dez herren aminan an
offennem market nemen, dem herren ze nutze, eins
menschen schuohe von iegclichem s. nach dem besten,
welhü er wil.' P Handf. (Übers, von 1410). S. noch
BdIV1608o. Neben ,snider': .Enhain antwerchman,
ez si snider, s., schraid oder weber.' E. XIV., THÜiess.
StE. Neben ,näter': ,Nach den s-n man hie vint von
den natern ouch geschriben.' Schachzabelb. Als Zunft-
genossen der .gerwer' (vgl. unter Süterschaft): ,Dar
zuo setzen wir, das man ierlich zem zwölften tage
fünve nemen sol, drye suter und zwen gerwer, die
dis einunges bi dem eide hüeten und pflegen.' Z RBr.
Darnach sind die an sich undeutlichen Stellen zu
beurteilen. ,N. (der) s.' 1278, Sch; 1297, Bs; 1312/
1466, Z; 1389, B (,sutterl). ,N, der s. und der schri-
ber.' 1407, G. , Schenkinen des wines ... den metzgern,
sutern, smiden...' 1448, BStRechn.
2 = ahd. »fllori, mhd. sütcere m., umgebildet aus lat. sütor;
vgl. Schm. 2 II 341. Als FN. verbreitet (in ApHor.; B SU'ter,
in BG. auch Zü'ter, mit dem Häusernamen d's Sii'terihüs, in
der Form ,Sutershaus' schon bei Leu, Lex.; der Anl. Z-
aus dem Gen. d's Sü'teri). Über die Verbreitung in ä. Zeit
(auch in der lat. Form ,Sutor') vgl. ASocin 1903, 535/7;
Leu, Lex. XVII 780/6. XVI 120 (.Sauter'); 1534 trugen
von 12 Bauern in ZAff. 7 den Namen ,S.' ,Der alt, den
mau uempt Bur S. ... sin sun Brosi S.' 1541, Z RB. In
der Zeit des Aufkommens der FN. als Name mit dem syn.
.Schuomacher' wechselnd: ,Heinzen Schuomacher von Gla-
rus ...', nachher: ,dem egenanteu S.' 1396, Z StB. Vgl. auch
,Jos. Schuomacher von Küssnach hat geswurn: hab er Haus
S. schuomacher icht anzesprechen ...' 1418, ebd. Im Dim.
,Sütterlin' BsL. (,Suterli(n).' XIII. / XIV., .WSuterli' von
Stettheim bei Riehen. 1413). ,Hensly (Haus)-Süterly.' 1421.
1424, AaB. ,Aneli Sütterli.' 1462, Z RB. ,Cuoni Süterly.'
147S, AaKI. Ortsn. , Suter' Sch; Schw; Z. ,S.-Acker' Z,
,-Matt' Aa; Z. , -Boden' G, , -Stein' Gl, ,Sauters-Wies' Th.
Sutijierg (Schriftform ,Sutenberg') ZSth. wohl dissim. aus
S.-Btrg. ,Sutern' Schw. .Süterlis' Ap.
Halb-. Nur als FN. XIV./XV., L; s. Bschtold,
LG. 197. — Eig. wohl Einer, der nur zur Hälfte (neben
einem andern Beruf) den Beruf eines Schusters ausübt.
Bloch-. Nur als FN. ,N. des Bl-s knecht.' 1431,
Z RB. ,B1., schuochmacher.' 1434, ebd.
Vgl. Leu, Lex. XVII 780 : ,Suter. Ein Geschlecht von
verschiedenem Herkommen in der Stadt Zürich, aus welchem
...Bloch und Hans unter den 60 sogenannten Bücken...
gewesen.'
Schueh- s. Schuechter, Schuechzer.
sütere": ,streng und ungeschickt an Etw. lierum-
arbeiten', herumpfuschen ScbwE.
ab-, in ZFehr. auch -M-: mit barschen Worten
abfertigen, abkanzeln ZFehr.,0., Wila. — er-: durch-
walken, tüchtig schütteln, zausen ZTu., Wila.
Süterschaft f.: die Z Zunft der Gerber und
Schuhmacher. ,Ist, daz ein gast versnitten solleder
harfüert und das verkouft'et, der sol von iegelichem
phunt phennige zwen phennige geben den gerwern
und den suteren ze stüre an ir s.' Z RBr. (spätere
Hand; ähnl. noch mehrfach). ,10 ß gab meister HGürtler
von der s.' 1410, Z. ,15 ß git die s.' 1487, ebd.
Satsch(g)— - sutsch(g).
Sitsch m.: ,Weiberjüppe' PPo.
Sf'tsche" f.: , Wassereimer zB. am Sod' PPo.; TB.
Aus tessin. sedza = ital. secchia < lat. situla; vgl. At'V.
IX 257.
sötsehe" BSi., sö'tschge" GuT., sötsche" GRChur,
D.. Kühl., Panl, sotsehge" (iK.Ienins. Pr. (so Pani,
Schs, Schud.), Sch., Tschapp., Wiesen; GSa. — 3. Sg.
Prses. und Ptc. -et: (wohl meist unpers.) = sörken (Sp.
1323). aaOO., auch von einer schlecht gereinigten Ta-
bakspfeife GrPi-. Er ist traufnasse' g'sln vmä in de1
Schuehne" hed 's-m<; grad g'sötschet GrD. — Vgl. »sfan
(Sp. 685); sotzgen, ferner SSti.
„Sötschen PL: Schuhe voll Wassers, geschmol-
zenen Schnees, wobei jeder Tritt ertönt als wie ein
Butterfass GrA."
Sötschgi f.: dünnflüssige Masse; scherzh. von
Butter, Fett zum Kochen GRPr. D's Choche" brückt
S. Sohwzd. (GrScIis).
Abend- SÖtschi GrA., -Sötschgi GrScIis: JNicder-
schlag, schlechtes Wetter; in Wetterregeln. Äbe"dröti
Morgentöti, Morge"dröti Ä. GrA. (FStaub). Öbendroti
Morgendschoni, Morgcndröti 0. Schwzd. (GrPi- ).
Saw, sevv, siw, sow, snw.
Säwä'tte" f.: Ohrfeige, Maulschelle AaF.
Frz. «raile f., Bezeichnung einer militätischen Prügel-
strafe (Näheres bei Littro s. v.); durch Söldner in fremden
Diensten eingeführt (vgl. dazu: Für Das het-er-mer [ein Kor-
poral einem Schweizer im neapolitanischen Heere | du Surntte"
diktiert ... Er selber het-mei-si -n-il/g' me-se", ßi"f-eml-Kihe":gi irul-
'zellt. D's Hem''li hi l"-si-iiur idi'zugi" lind d' II und und <l I u. ■.
z'sün if»'liuitd'", und di"ir,u nli.i-ii." Schämet. OvGreyerz 1911).
In andrer Bed. bei Martin-Lienh. II 3S1; Follmann 430.
ab-sawätte° -sabatte" BE., -sarwatte" AASeet.; II:
abprügeln. Syn. ab-schmirwen, -schwarten. Wosch iez,
du Blitzg! Wart, dich iml'-ich a.! SGfeller 1911. —
üs- sarwatte": ausprügeln AaL. Syn. üs-schmirwen. —
ver-sarwotte" AASchöftl. (auch -sawatsche"), Suhr.:
SSchön., in SB., NA. nach einer Angabe -sänväte":
verprügeln. aaOO., auch bildl.: mundtot machen, zB.
durch schlagfertige Rede AASchüftl. Syn. ver-saläten
(Sp. 692). Di" häm-wtr nrsarwattet!
Sawnscher (T)sawü'ser m.: eig. Bewohner von Sa-
wusch ((T)saunis), einem Weiler zwischen GrTIis und
GRCazis (jetzt in Schauenberg umgetauft). Appellativ.
Er ist en Ts., unzuverlässig, ein Mann ohne Worl
GRThs. Er ist wie en Ts.. von unordentlichem Aus-
sehn, ebd. — Der Weiler war früher von Korbmachern.
Kesselflickern, vagieroudeu Bettlern bewohnt.
1479
Saw,
11 SO
Sew (bzw. -ei, -ie, -ea) m., PI. unver. Aa (seltener);
Ap; LG. (seltener); Th; Z, Sew(wJ<} , -e (bzw. -ei- usw.)
BBr., Gr., Ha., M.; FJ. (Siewa und Sia); GBPr.; PAL,
Sewe^a PGr. (BSG. VI 161), Se"e" Aa (vorwiegend); LG.
(vorwiegend), <Seje" Ndw, Dat. PI. in Aa; BM. auch
Sene", Diw. Sew(w)li BBr., Gr., Ha. (lt Id. 1729 ,Seüw-
lin', lt Id. B Soüli), 0. (lt Zyro Söuwli); W (Seuyi),
sonst meist Sewli, in Ndw auch Sejili, in ZBauma
auch Sendli, in WVt. Seiet: 1. a) wie nhd. der See;
auch für stehende Gewässer kleinen und kleinsten Um-
fangs, dann oft Dim. (s. die Anra.). Vgl. Wier. Für
einen bestimmten See im Munde seiner An- und Um-
wohner (zB. den Bodensee in ApHer.; GF.; Th tw.). Der
S. blüet; s. Bd V 52 und vgl. Sew-Bluest (ehd. 178);
Bust (Bd VI 1528). Es nimmt de" S.; s. Bd IV 728 u.
S. auch brüelen (Bd V 592). ,Die sew, wyger und
bech.' 1416, Z StB. ,Der see, still wasser, stagnum,
lacus; stiller see, mite stagnum.' Fris.; Mal. Von
den .stehenden Altwassern der Reuss' bei ÄALunkh. :
,Ist ouch ze wüssen, wenne daz wasser ussgat, so
mögend die fischer den Aschen nachjagen, als verr sy
mit schalten gevarn mögend, und sol man daz nieman
weren an allein in den rechten sewen.' XIV., Ar«.;
s. auch Absch. I 192. ,Über s.' ,Fuerte er die [ge-
stohlenen Kleider] über se [den Bodensee].' 1490, Z
RB. S. noch Bläteren (Bd V 203). ,Ze s.' ,Es soll ouch
kein weidman durch das ganz jar weder am zinstag
noch donstag ze se faren mit keinem zug.' 1559, ZGreif.
RAA. 's hat Wasser under allem Wi"„ wo de" S. ab
chunnt Z. Es ist nüd in' n S. g' falle", nicht verloren,
ebd. Das war rein in'n S. use" g'heit (g'rüert), rein
weggeworfen (zB. wenn man einem Prasser Geld geben
wollte), ebd. Er hat 's wie 's Motze" Chälbli, wo hat
welle" über de" S. ine" go" Wasser trinke" ZZoll. S.
noch Loch (Bd III 1017 u.); Bin (Bd VI 994). Wetter-
und Winzerregeln. En 1s im S. chost Beben und Lüt
THÜntersee. S. noch Beb (Bd VI 50 o.); Bin (ebd.
995); ver-süffen (Sp. 353 u.). Im Kdld. Alti Wiber
(alti Gans, chlini Bliebe") und Ente" (Tante"), si schnä-
dere"d (schnattere'd, schivadercd) über de" (u.f dem)
Se (Sehne), si strecl'Cd d' Bei" i" d' Eöchi und ma-
che"d (rüefe"d, singe"d) Bütelihe (Budeli-, Buderi-,
Jüpehe) Aa; LG., H., Stdt, Wigg.; GWb., und wenn- si
wend vertrinke", so rüefe"d (chräje"d, schreie"d)-si juhe
(o we) Bs; Scn; ZThalw., Wth., mit verschiedenen
Varr.ÄA; BStdt; Gl; GT.; Th; ZWülfl. Abece, d' Chatz
lauft (göt, rannt) über (d)e" Se, und de'' Hund (lauft)
über (d)e" Bach (über ''en Acher), und wenn-si z'sämme"
chöme'd, so säge"d-s' guet Nacht (müend-si de" Buggel
voll lache") AaoKu.; ZEls., mit verschiedenen Varr.
Aa; Ap; G; ScHStett.; Th; ZBendl., Sth.; s. auch näch-
rännen (Bd VI 967) und vgl. abe ce (Bd 1 1). Füriö!
de'' S. brünnt; s. brinnen (Bd V 639) und vgl. Stirer
(Sp. 1286). Müsli, Müsli über dem Sea, wenn-ich di
wisse" Zänli g'seah, muesch' e" Pfand, Pf., Pf. gi"
(man kitzelt das Kind zuerst über dem Rock, dann
über dem Unterrock und zuletzt am nackten Knie)
GBuchs; vgl. dazu Chrüseli II (Bd III 863). S. noch
redlich (Bd VI 579 o.); Bör (ebd. 1227); röt (ebd. 1747).
Zicöü Seli, im Kinderrätsel als Bezeichnung der Augen ;
s. Bibi (Bd VI 67 u.). Im Kinderspiel; s. Bin (Bd VI
996 o.). Im weitern S. von jeder ausgebreiteten
grössern Menge Wasser, Flüssigkeit übh.; vgl. Sumpf
(Sp. 992, dazu Sp. 1257 o.). 's ist Alls ci(n) S. fg'si"),
bei einer Überschwemmung Aa; Ap; G; Th; Z. ,Es
kam gros schwer wetter mit regen und hagel und gros
wasergusina ... und zerras die Strassen das wasser
dumendum, und was da was, was ain sieg.' 1521,
Stockar 1520/9. 's ist en ganze Se uf rfem Bude"
(Tisch), von verschütteter Flüssigkeit, ausgeronnenem
Wein usw. ebd. En Se mache", pissen GoT. (Kdspr.). —
b) Anteil an einem See als Fischereigerechtigkeit. ,[N.
verkauft] sinen S. am Meggen-Horn gelegen.' 1540, Ber.
1S68. — c) übertr. auf das an einen See grenzende Gebiet
und dessen Bewohner. ,See' oder , Seebezirk', einer der
politischen Bezirke von F (am Murtner See) und G (am
obern Zürichsee). De'' Se [die Gemeinden am ZS.]
hat a"g'no", ein Gesetz in der Volksabstimmung Z.
,Da enbodend min herren dem see und denen von
Höngg, sy södind...' A. XVI., Waldm. (Höngger Be-
richt). ,Also zog der ganz Zürichsee mit irem ganzen
anhang gen Zürich.' ebd. ,Der Bott am See'; s. Bd
IV 1883 u. — 2. wie nhd. die See; vgl.: ,See nobis
est lacus qui ex fluviis colligitur locis humilioribus,
prassertim iuxta vel inter montes. Aliis vero Germanis,
pnesertini maritimis, vel mare (quod nobis est Meer)
vel stagnum marinum signifleat.' KdGesn. .Underwegs
[auf der Fahrt nach ,Cochin'] ein gute halbe Stund
von Land ab ligt ein Felsen im See, dahin unser
Admiral mit einem Schalupp fahren Hesse.' AHerport
1669.
Aha. tl(o) (PI. sswi, gew. sewa), mhd. se (PI. e) Dl,
(f.). Vgl. Gr. WB. XI, 2807 ff.; Martiu-Lienh. II 316.
u den RAA. auch Wander IV 487/90. Das
stimmhafte »• (bzw. das daraus entwickelte b im nördl. Ge-
biet; vgl. dazu ewig Bd I 609) erscheint ma. im Auslaut
nirgends mein-; aber isolierte Formen wie die Ortsn. Seio n.
WVt. (BSG. II 102), Seb ZBül. (amtlich ,Seeb' und ,Seew',
urk. Formen bei HMeyer 1849, 38; in der Nähe das .Seeber-
Seeli'), die doch wohi urspr. Dative Sg. sind, zeigen, dass
das Fehlen des »• (h) in den mhd. noch zweisilbigen Formen
auf analogischer Übertragung vom alt einsilbigen Nom.-Acc.
Sg. beruht. Das je einmal bei Edlib. (,ein seltzam wurm ...
schwam uss der sew' 219) und bei HBiennw. Chr. (,ein
merkliche se' I 267) auftretende Fem. muss ein Fehler sein,
da beide sonst nur das Masc. zu kennen scheinen. Sicher
affektierte Nachahmung (viell. von Klopstocks Ode ,der Zür-
chersee', die in der ältesten Fassung das Fem. gebraucht)
ist das weibl. Geschlecht in Helv. Kai. 1783, 127 ff. (,die
See'; , die Zürich-, Obersee'; ,die' und , der Bodensee'). Das
Dim. X. min ist gebildet nach Fällen wie Bei", Beindli; vgl.
Ein(d)li (Bd I 131. — S. in Namen; oft auf abgegangue Seen
sich beziehend (vgl. über den Rückgang unsrer Seen in den
letzten Jahrhunderten HWalser, Veränderungen der Erdober-
fläche im Umkreis des Kts Zürich seit der Mitte des 17.
Jhts. Bern 1896, S. 19 ff. a) als eiuf. W. in Ortsn. (nach
GL. V 161 etwa 60 mal). Im Sg. ,See' Bs; B (öfter); GrPr.;
Zg; Z (öfter), Sew, Seb (s.o.). ,Ob S.' UwLuug. (,ze Ober-
sews.' 1388); dazu , Heini Obsee.' 1386, Ndw. ,Ob dem S.'
GrD.; Seh. ,Am 8.' AaBirrw.; GrSeb.; LMenzu.; ThScherz.;
Z. ,1m S.' Aa; S. ,Vor dem S.' G. .Hinterm S.' BLaueuen.
,Beim S.' BGr. (bim S.; ,zem Sewe.' 1354; ,am S.' 1670),
,beim lautern S.' BHa. ,Zum S.' AaRein. (,Jeni ze Sewe de
Rinaoh.' 1386); BSi. (,zum Seewe', jetzt .Mannried'); LSemp.
(,Burgi zem S.' 1386). Im (Dat.) PI. .Bei den Seen' GrPr.;
ü. ,Se(e)wen' GILuchs.; 1,11".; GSa.; SchwOIb., Schwyz (,de
Sewa.' 129:., ,von Seun.' 1312); S (gespr. Sebt»; ,Sewiu, -en.'
XII.); UwSa. ,Se(e)ben' GNessl. (Allmend); ThHw. (in der
Nähe 3 Seen); Z. ,Seon' Aa (gespr. .fei; ,de Sewa, Seaun.' 893 ;
Edle ,de Seon, Sewon, Sewin.' XIII.). Im Dim. .Seeli' B;
F; Gl; SchDürfl.; GKirchb.; Schw; Uw; ZAdlikon (,im S.'),
Neer., Rieht, ,Se(e)wIi' AaAsp (,im S.'); B; F.l. [Sinti,
.Siewli'); Dw (mehrfach); ü (mehrfach, lt U Gem. Alpen, in
welchen Alpseen liegen). ,Se(e)bli' AaGrän.; GlObst.; GBern.
(,uuder dem Sebly.' 1611); Schwlb.; S (,im S.'). .Seeweli'
Saw, sew, siw, sow, suw
1482
■ ■ ■!., li- Ap; iil.uiu-riit. ,Bei .l.-i! S.-i-l.-ur-n' Gl. >-',„."
BG. (Wald). — b)inZssen. Als 1. Glied. ,See-Achern' AaAsp
(,nf Sewachern'), , -Acker' Aa; B; L; SchDiirtL; ZAff. b/H.,
, -Äcker' Th; Z. ,-Egg' G. ,-Alp' ApI.; U (1609). ,-Feld'
Aa; BInt,; L; GGoldacb, Kirchb. (eig. scherzh. für einen
bei Regenwetter sehr nassen Dorfteil, jetzt amtlicher Name);
Sri,« ; Th; UwLung., Sachs.: ZgUÄg.; ZMarth., B
1289), Zell. ,-Fnren' Ow, ,-Foren' (Leu). ,-Fa(b)rt' ZWäd.
,-Flueh' BLenk. ,-Gaden' Aa; BBurglaueueu (hin, S.i .- ZBirm.
(,unz an S.' 1660; heute .Seegadenhau'). ,-Gnbel' 6. .-Gar-
ten' Aa; Z. ,-Graben' Aa; Gl; Th; Z, ,-Gräben' Dorf Z
(s. HMeyer 1849, IV). ,-Gruben' GrArosa. ,-Hubel' B. ,-Hof
B (Dorf; frz. ,Elay'); L; G; Schw ; Th; Zg; ZAff. b/H. ,-Hal-
de(n)' Aa; Ap; BSigr. (auch bei Leu); Th; ZHorg. (,an Se-
haltuii.' 1279), Meil. (,an Sehalden.' 1316; auch bei Leu),
Thalw., , -Halten' L; Schw. ,-Holz' B; Th; ZAff. b/II. ; dazu
aei FN. .Sceholzer' ZStdt (XVII. bis heute). ,-Heim', heute
.Seen', Dorf bei ZWth. (s. HMeyer 1849, 62: bei Leu
.Sehen'); dazu .Seenmer-Rüti', ferner .Seemer', Wein von
Seen ZWth. und der FN. .Seehaimer.' 1345, ZWth. ,-Horn'
BSi.; GrD., Rh.; WBrig. ,-Haus' B; Th; ZHorgen, ,-Häu-
ser(n)' LOberk. (,-Hausen' bei Leu); Z, ,-Hüsli' B; L; üw.
,-Keller' ZHerrl. ,-Knubel' B. ,-Krut' U. ,-Lachen' GBern.
(1654). ,-Loch' Aa; Gl; L; SDorn. (Leu). ,-Land' B; Gl
Filzb. (,von dem Selandt.' 1302, heute ,Sihlaud'); LW.; G
(,NeuS.'). ,-Mühle' G. ,-Moos' B; Th (,-Holz'). ,-Matt(en)'
Aa; BTh.; Gl; LMegg.; Schw; WZerm. (,in der S.'; dazu
die FN. .An der Seematten, Seematter.' 1476); ZBul., Ku.
(,in der S.'); ,-Mätteli' B; L. ,-Bach', Bach- und Ortsn.
li (mehrfach); Gl; LWolh.; G (öfter); S; Th (so Hw.l; Uw
(Leu); ü; ZDüb. (schon 1212), Dorf bei Zürich (-. HMeyei
1849,41); auch FN. AaZof. (XIV.); B (XVI.); Z(XV./XVI.;
,Uolrich Stoll, zuogenanipt Se(e)bach.' 1528/9). ,-Btichel'
Schw. ,-Boden' BBurglauenen (im Sj; L; SchwKii.; üw
Luug.; ZOtelf. ,-Buck' Seh; ZNiederhasli. ,-BUhl' Aa; B
Höfen; Z. ,-Band' B. ,-Pünt' Z. ,-Berg' AaKu., L.; BÄschi,
G (Sebergsewli), Sa., Wangen (auch bei Leu), Zweis. (.Seeberg-
see', schon 1757); Schw; ZHeisch (,am S. hiuder Hengst.'
HBull. 1572); dazu der FN. ,Henricus Seberch.' 1267, Bs,
,Seeberger' AaZof. ,-Burg' LStdt (auch bei Leu); GRorsch.;
Th. ,-Blatten' BGr. (bir S.). ,-Brngg' Aa; Seh; Z. ,-Brunnen'
Aa. ,-Reben' Aa. ,-Rechen' L (,-Feld, -Wald'). ,-Rücken' Th
(Höhenzug). ,-Rain' B; Z. ,-Rüti' GINetst. (auch bei Leu);
SchwSchüb. ,-Satz' (ItLeu, Lex. auch ,-Sat' [?]) LNeuk., Semp.
(früher auch ,-Ho(u)pt, Seeshopt' : vgl. Bd II 1497). ,-Spitz'
L. ,-Stad' SchwMa. ,-Stock' ü. ,-Thal' B; Gl; GrPr.; L; S.
,-Damm' G. ,-Dorf BAarb. (auch bei Leu), Manch, (auch
,Moos-S.'); FNoreaz; ThLandschl.; U. ,-Wadel' AaRohrd.
(auch bei Leu); ApHer. (auch bei Leu); G; SchBuchth.,
Herumish., Ramseu; Th; ZAnd. (,Bruuni-S.'), Au (heute ,Au-
see'; ,den Sehewadel und die boschis zuo ring umb den
Sehew.' 1484, Z Kq.), Bauma (auch hei Leu), Benk. (,gegen Mar-
tallen bis an S.' 1722, Z Bq.), Febr. (Teich; auch ,Hunger-S.'),
Guut., Hittn., Mettm., Pfäff. (,ein blezli im Sewadel.' 1407),
Etischl., Sulzbach (,über die Sulzbacher Zeig an deu S.' 1619,
Z Bq.), Trüll. (,im untern S.'), Trutt. (,ein gimt, nämlich ein
S.' 1534), Uhw. (,Acker im Eiedtweg oder S.'), Volk., Wallis.
(.Wiesen im S.'), ,-Waden' Aa; Uw; ZSchlier. (,Acker im
S." 1450), ,-Wädeli' ZUSth. (.Hanffeld im S.'), Dst. (Streue-
land im S.'), ,-Wädler' ZZell (,Acker im S.'). ,-Weid' F
(,-Bach'); L; G; ZHombr. (auch bei Leu). ,-Wag', Bach L,
,- Wagen' LKottw. (auch ,S.- Waten'; auch bei Leu); dazu
der FN. ,Seewageu' BStdt (XVI.; auch bei Leu). ,-Wil' B
Bapp. (auch bei Leu). ,-Wald' Ap; Schw, ,-Waldi' ÜErstf.
(Leu), ,-Wiildli' L. , -Weingarten' Th. ,-Wart' Z. ,-Wies(en)'
Grllanz. Pr.; GJona, Wildh.; Th (öfter); Z. ,-Watte' U.
,Seeweu-Egg' BÄschi. ,-Alp' Gl (,Sewen-'); ü (,Seen-'). ,-Feld'
SBüren. ,-Firn, -Stock' U. ,-Seeli' Obw. Seben-Egg, -Hau,
-Tanne" SchHa. ,Seben-Haus' L (Ber. 1868). ,Seeli-Alp' B;
Uw. ,-Furen' BInt. ,-Graben' BG.; FStAnt. (,im Seligr.').
,-Grat' G; U. ,-Hau' Aa; Seh. ,-Hubel' BG., ,-Hübel' BGr.
,-Bach* BG.; F; Uw: ,-BüeI, -Berg' BG. ,-Spitz' Uw. .-Tal'
BG.; ü. ,-Wald' G; Uw; U. .SeewIi-Vor-s&ss' B. ,-Stut/.'
BGr. ,Seewji-Horn' WG., ,-Stafel' WBrig. ,Se(e)bli-Matt' Aa,
,-Boden' Schwlb. ,Seeweli-Alp, -Furkli, -See' l . ,Sebeli-
Eain' Zg. ,Seelis-Büel' BGum. ,-Berg' U (,Se(e)wlis-' 1490/
1600; ,Seblis-, lacus montis Seblisii.' JJWagn. 1680; ,Seblis-'
und .Seelis-.' Leu, Lex.; vgl. die Sage bei Rl'ys. Br. 49),
dazu der FN. ,von Sewelisberg.' 1328, LStdt. ,-Tal' ZAnd.
(,-Strasse'). ,Seewlis-Weid' B. ,Se(e)welis-Grat, -Wald' B.
Personennamen. ,See-Vogel' BsStdt (XIV./XV., Leu); BStdt
(XV.); ZKü. (XIV.). ,-Mauu' AaAar. (A. XVI., auch bei Leu);
BStdt (XV./XVI., auch bei Leu); SStdt (XV., Leu); UwSa.
(1485); U (1315, Leu), dazu der Flurn. ,Seman' AaB. (,von
dein S. an dem Rosenblat.' 1428; ,von einem wingarteu,
heisst der S.' 1449). .Seefrid' SStdt (E. XIV., Leu), wohl
volksetym. aus .Siegfried' umgedeutet; vgl. die Aum. zu Sig
(Sp. 485) und Forstemann I2 1313. — Als 2. Glied. Das
1. Glied geht auf a) die Gegend, Örtlichkeit, in oder bei
welcher der See liegt, den Bach, FIuss, der ihn speist;
vgl. die Aufzählung bei JStumpf 1548 II 290 a. 1) das
erste Glied erscheint in der Stammform. ,Ei-' Uw. , Spiel-
au-' Schw. ,Ägeri-' Zg. ,Spann-egg-' Gl. ,Ober-alp-' D. , Tal-
alp-' Gl. , Alpelen-' Schw (,-Seeli'). .Engstlen-, Aruen-' B.
.Arui-' Uw (,-Seeli'). .Öschinen-, Meien-iäll-' B (,-Seeli').
,Forst-' G (,-Seeli'). ,Flnh-' B. ,Fläsch-' U (,-Seeli'). Oibidm-
WVt. .Golzeren-' U. .Gantrisch-' BG. (Gantnerisch-Sewli).
,Guppen-' Gl (,-Seeli'). ,GIat-, Glatte-' (1260/1346), ä.Name
des Greifensees; s. unter ß. .Glatten-' Schw. .Kohlgruben-'
ZAnd. .Gräppelen-' G. .Ober-horn-' B. .Haus-' Seh. .Haslen-'
Gl. .Lauenen-' B. .Gaden-laui-' B. ,Ling(g)i-' ZMarth. ,Meiel-'
B. ,Mad-' G (,-Seeli1). .Melch-' UwKerns. ,Murg-' G. ,Mattx
Ndw(1868). , Motten-' Gl. ,Bach-' BGr. ,Beicbleu-' ZHütt. ni .
.Bödmer-' U (,-Seeli'). ,Berg-' U. ,See-berg-' BG., Zweis.
,Burg-' BGr.; U. Hinder-burg- BBr. (Sea-wli). ,Betten-' Z.
,Ober-blegi-' Gl (Sage darüber bei Henne 1879, 70). ,Platti-'
U. .Bristen-' U (,-Seeli'). ,Rot-' LEot (auch bei Leu). ,Sihl-'
Schw. ,Sur-' s. Sp. 1286 u. (urspr. Name des Sempacher-
sees?). ,Seewen-' Uw (,-Seeli'). ,Seewli-' U. , Stampf-' B
(,-Seeli'). ,Schwibogen-' Ndw (1868). ,Hoh-schwaud-' B
(,-Seeli'). ,Schwend-' G. ,Sägis-taI-' B. ,Üschinen-täli-' B.
,Moos-See-dorf-' B (auch nur ,Moos-'). .Zürich-' (Zun'''-; ,m
laco Zurihsee.' 744); im Kdld: MV Schätzen Viani am Z.,
zwimoirrwimoipompe, hest-nier 's auch noeh nienc'' g'teh", zw.
Z, Uf dem grosse" Z. (auf dem grausten Züricherise ZStdt),
ist e" grosses (graustes ZStdt) Unglück g'tcheh" : sibe" Peri-
söne" sind veritrunke" ZStdt, Wth., ähnlich bei ALGassmann
1906, 148; s.noch5«rop/(BdVI948n.); flipp (ebd. 1193o.);
sehen (Sp. 531. 533). — 2) das 1. Glied geht auf -er aus.
, Stein-egger-' ThNnssb. ,Alpler-' U (,-Seeli'). ,Alpnacher-'
Uw (Teil des Vierwaldstättersees). ,Örlinger-' Z. , Urner-' U
(Teil des Vierwaldstättersees). ,Vilterser-' G. .Golzwiler-' B
(früher .Faulen-'). .Hallwiler-' L. .Hergiser-' Nd* (1868).
,Mettmen-hasler-' Z. ,Hauser-' ZOss. ,Küssnacher-' L; Schw
(Teil des Vierwaldstättersees). , Luzerner-' L (Teil des Vier-
waldstättersees; ,ze Küssnach bi dem Lutzersee.' 1391).
,Seel-matter-' Th; Z (auch .Bichel-'). .Nidower-.' 14S9, B
(= ,Bieler-'). .Neeracher-' Z. .Baldegger-' (ä. .Heidegger-') L.
,Nnss-baumer-'S; Th. .Seelis-berger-' U (,-Seeli'). .Brienzer-'
B. ,Pfäffiker-' Z. .Sämbtiser-' Ap. .Sempacher-' L. ,Sarner-'
Uw. .Stadler-' Z. .Vier-wald-stätter-' Vw. .Tuggener-.' XV.,
Schw. ,Klön-taler-' Gl. .Türler-' ZHausen (auch ,-Törler-' ;
früher auch ,ZUl(l)i-.' 1366.1540; ,der Ziilysee, den mau
gmeinlich nempt Törlersee.' 1540). ,WiIer-' Th ; Zg. ,Wang-
ser-' G (,-Seeli'). .Wauwiler-' L. , Zuger-' Zg. , Zeller--
(nördlicher Arm des Uutersees, früher für deu Untersee
iibh.: ,den man deu Undersee oder Z. nent.' Vad.; ,den uu-
dern Bodeusee, genant Z.' ebd.; so auch bei JStumpf). —
3) -«--Bildung wechselt mit blosser Stammform des ersten
Gliedes. ,See-alp-' Ap (.Seealper-.' Leu). .Fahlen-' und
.Fahler-' Ap. .Hütten-, Hüttner-' Z. , Lungern-' Uw (.Lun-
gerer-.' JStumpf). .Lowerzer-' Schw (.1. ■«. i.-.' JStumpf).
,Murten-'B (jetzt Muriner-; .Murter-' bei JStumpf). , Boden-',
Bode"- (,zuo underst am see ligt das uralt! achlosa Bödmen,
darvon der see genempt wirt lacus Podamicns, di t Bodmersee
oder Bodensee.' JStumpf; ,ad lacum Bodimse.' 1090, Seh;
r, sow, suw
.Bödmen-.' 1527, FJAuwyl; .Bodiner-.' 1826, JRWyss; vgl.
Fürstemanu s II 295 f.), dazu das Kdld Konstanz (Choste'z)
hl um Bullt"- (Bode"-)w, (und) mir 's nöd globt, cha"" 's
selber y'«Ä" [hat LH» und Floh GBuchs) ApHer.; B; G
Buchs; Z uud die Verwünschung: Ieh icA, de lägist am
l;,,.l, ■■.... ,<•'■ g'säch-di'* nümmer me! ZUit.; ,ich wett, erleg
im Bodense mit audren me!' GBiuder 1535. ,Bieler-' B (,an
dem Bielsewe.' HOC; früher auch .Nidower-'). ,Thuner-'
(.enent dem Wendelsee, den man nu nempt Thunsee.' Streu.
Chr. ; ,Thunse.' Ansh.). — ß) den frühem Besitzer, die An-
wohner des Sees. ,Ermen-' (Ärmi-) L (,Armeu-.' 1178).
,Grifen-' Z (Schloss mit Städtchen und See, urspr. nur das
erstere, während der See , Glattsee' hiess; vgl. uuter a,
sowie: ,Grifense die bürg unt die stet mit dem sewe, dem
man sprichet Glatse.' 1300; über den Ursprung des Namens
s. Bd II 709 und Z ÜB. III 125 Note). .Hirtlis-' ThNnf.
(,in dem Infang genant H.' 1654). , Pfaffen-' Seh. , Riehen-'
CRt-J L. .Rudolfen-' Seh. ,Wa)(l)en-' Gl; G (,Wali-.' XV.,
,Walhen-.' 1571/1678); Schw; vgl. OBehaghel 1911, 7 ff.
— Y) die Lage im Verhältniss zu andern Seen oder Örtlich-
iten. .Ober-' GINäf. (Alp); Gr; G; Th; UwLung. (Leu);
II ; W. ,Under-' G (,-Seeweli'); Th (Teil des Bodensees;
auch bei Leu); Z. ,Usser-' Th (1553, Teil des Bodensees).
.Vorder-, Hinder-' B (,-Seeli'). .Mitten-' G. .Nieder-' Gl; U.
— 8) die Bewegung oder Ruhe des Wassers und die dadurch
bedingte Wirkung. .Arg-' U (,-Seeli'). .Faulen-' BGr. [zum
FaU'-S.. Häusergruppe), Spiez (Dorf mit See; , der faule See,
weil ohne sichtbaren Abfluss.' DGemp. 1904 nach JRWyss
1816/7); U (,Fulen-'). ,Bösen-' ZThalh. (Wald). .Bossen-' B
(,-Seeli'). ,Wild-' ApI. (Seli); BGr. (Sewlü; G; vgl. ,iu
summis quoque Helvetiffi Alpibus seil moutibus lacus re-
periuntur, quos W. appellant.' JJWagner 1680; , lacus mon-
tani. W., an et quales habeant scaturigines et exitus, an et
quos alant pisces.' JJScheuchzer. — s) den Wasserstand.
.Hunger-' L (s. Bd II 1448 u.); ZFehr. (,so genannt, weil
er zeitweise austrocknet'; auch ,Seewadel'); vgl. Hunger-Bach
(Bd IV 954). ,Sigen-' ThMünchwilen. , Dürren-' BSi. (auch
,am durrenJS.'); Uw. ,Trocken-' U(,-Seeli\l. — Q die Form,
Gestalt, Ausdehnung. .Gross-' GrD. (.Der grosse S.' Leu);
G; Schwlb. (,-Seebli'); ZAnd. .Klein-' Schwlb. (,-Seebli').
.Krummen-' G. .Lützel-' ZHombr. (,in loco Lucikinse.' 744;
.Luzzilunsea.' S26). .Breiten-' Z. .Täger-' Z; vgl. .Teger-
Bach' Bd IV 951. .Wendel-', ii. Name des Thunersees; s.
unter a und vgl. JRWyss 1816, 160; Jahn 1857, 664. —
ff) das Aussehen des Sees in Bez. auf Färbung, Reinheit
usw., Beschaffenheit des Seebettes. ,Finster-' (Fister-) Z
Hütten (,Vinstirse.' 1232). ,Stein-grund-' ZAnd. Das graue
Sewli BGr. ,Hell-' Z. ,Haar-' « hör-; vgl. Horb Bd II
1592) ZHengg. (,ein nur zeitweise mit Wasser bedecktes
Ried'). ,Lüter-' B (,beim lautern S.'); Uw; U. ,Blau-' BK.
Mi); Gl; Uw, , Blauen-' SRamisw. ,Blind-' U.
, Schotten-' Gr; G. .Schwarz-' BG. (,der schwarze S.', auch
.Schwarzen-'), Si.; FJ. (auch bei Leu; frz. ,lac d'Aumaine,
Domene, du Moine, noir'; Sage darüber bei Kuenlin 1840
II 106); GrD. (Leu); G; WLö. (Sage darüber bei FGStebler
1907, 52). .Trüeben-' Uw; U. .Wissen-' BBr. (SeumU). —
■9-) die Tierwelt. .Ägel-, Egel-' (s. Bd I 131) AaKiudh.
(auch .Nagel-, Nägeli-'), Spreit. (schon 1283); BHa., Kirchl.
(Leu), Si.; LMalt. (,de bono dicto Egelse.' 1314); GFlaw..
Waldk.; Seh; ThBuswil, Rickenb.; ZgMenz. (Sage bei ALüt.
291; Henne 1879, 192); ZAltreg. (oberer Teil des Katzen-
sees; schon 1473, auch bei Leu), Bub. (auch , Nägeli-'),
Kn., Seln.t, ,Negel-' Th, .Nägeli-' Aa (s. o.); ThHw., Kaltenb.
(,Negeli-'); Z (mehrfach; s. auch o.), ,Eglen-' GWe. (Sage
bei Henne 1879, 71). .Albeli-.' 1566, Uw. ,Enteler-' Z,
, Enten-' SchHa., Schi. (Felder). .Fröschen-' Uw; Z. .Hasen-'
ThXussb. .Katzen-' Z (schon 1473); s. aber Bd III 1583 u.
.Biber-1 Zg. — i) Pflanzenwelt. .Raffolter-' ZWaltal. (auch
.Kaffli.-' 154S; aus.Affolter-'V). .Apfel-' B; SÄsch. ,Heu-' G.
.Kletten-'tG. .Riet-' G. ,Soppen-'GrA.;LRusw.(.C.deSoppense.,
1296); s. die Anm. zu Soj/jien Sp. 1227. .Tannen-' Uw. ■ —
x) Aberglaube, Sagenhaftes: vgl. dazu auch die Sagen bei
Henne 1S74, 257 ff.: 1879. 68 ff. .Geist-' B. .Hagel-' BGr.
.Hexen-' BGr. (Sewli, auch .Hinder-birg-'). .Mörder-" Z.
.Toten-' BHa. (.Saussure sagt, der See heisse der Totensee,
weil man die Leichen der Verunglückten hineinwerfe ... Der
tote See, nicht der Totensee, heisst so, weil er keinen Ab-
fluss hat.' Alpenr. 1813; .der meist beeiste und daher be-
nannte Totensee.- Jahn 1857, 411). — X) Verschiedenes.
Urspr. präp. Verbindungen. ,Enuet-Seewen' GlHaslen. , Unter-
Seen' BInt. {ündmivmcen BBr., Gr., Unnenöije" Bii., Cnger-
iSije" BE., üngersöue" Hl'., Undereiewe." FJ.: ,Undersewen.'
1380; ,Undersüwcn.' Ansh.). Satznamen. .Schauen-' L
(,R. von Schowen-.' 1291), aus .Schau in S.' .Schirmen-' Z
(schon XV.), aus .Schirm den S.' .Warten-' L; G, aus ,Wart
am S.' Volksetym. an ,S.' angeschlossen: .Geuensee' LSurs.
(.Geinwisou.' 996), , Buchsee' BKüniz (auch ,Buchsi' ; ,Buchsa.'
1275), ,Herzogen-Buchsee' B (,Puhsa.' 886; ,villa Buxe.'
1254; .Herzogenbuchsi.' 1443/1559; , Herzogbuchse.' Ansh.),
, München-Buchsee' B (Buchst; .Buchse.' 1376; .Buchsi.'
1433/43); vgl. dazu Bd IV 1 und Gl, II 554. — \i) Un-
klares. ,Gerzen-' BSeft. .Haupt-' Zg. .Kernen-' Z. .Maueu-
L (,Mogin-.' 117S, ,Mo(n)wen-.' 1275/1358). .Messer-' W
Binii (Si wji). ,Bibet-L ZRicht. (so schon im XVI., .Bybenten-.'
1505). .Bichel-' Th ; Z. .Barchet-' ZAnd. .Beet-.' ebd. ,Bützli-'
Z. ,Raubrich-' Z. .Runimeu-' ZZoll. .Riezel-' B. .Scheifen-'
B. .Dauben-' WGemmi (.Tuben-.' 1S50). — c) in Ablei-
tungen. ,Se(e)wleu' BLenk (auch bei Leu), Ringolt., ,Se(e)b-
len' LWill. (auch bei Leu); SHold. (,in der S.'); dazu (vgl.
aber auch Ober-Semler) der FX. .Sewler.' 146S, Z, .Sebler.'
1592, UwSachs. ,Seweleu'B; G. Seicer; s.d. ,Seewer(e)n'
Schw (f., Abfluss des Lowerzersees) ; ZAdlisw. .Seewinen-
Horu- WV.
Eigen-. .Eigenseen, dh. eigene Fischzüge bei
Stansstad hatte im XIII. das Benediktinerstift im Hof
zu Luzern.' Nnw Ges. 1868, 82 ff. Vgl. auch das Folg.
— Land-lüten-, ,Der See innert denjenigen Mär-
chen, welche die Fischfangsberechtigung der Land-
leute von Nidwaiden gegenüber andern Kantonen be-
zeichnen, und soweit nicht Privateigentum an einzelnen
Fischzügen nachgewiesen werden kann, ist L.' Ndw
Ges. 1868, 82 ff. — Bueben-SeZi: Knabeubadeanstalt
im Aarzihli BStdt.
sewele", meist zsgs. üsser- (GRPr.), fürhe'- (Gr
Nuf.) s..- herausfischen, so die Einlagen (Brot, Bohnen,
Gerste usw.) aus der Suppe GRJNuf., insbes. ,die sel-
tenen Brocken aus einer dünnen Suppe' GRPr. Di
erste", wo de"" use" n'emme", solle" de"" nit nur leat
(= graä) d's Dicke, fürhes., dass di Andere" de"" nW
Dünnz hent GrNuL Me" mues'-es grad nun u. GRPr.
sewe" (in BGr. -ww-), Ptc. -et : einen See bilden,
sich stauen, ansammeln, von Wasser; refl. BGr., „0."
So von Schmelz- und Sickerwasser, das sich zu Sewwen
und Wijeren staut. Bärnd. 1908 (BGr.). Auch von Eis-
massen : .Talgletscher können in so grossen und fla-
chen Firnmulden wie dem Ismer ein gewaltiges Ma-
terial aufspeichern und drücken es erst stossweise
talwärts, wenn der Eisstrom sich in seinem Laufe
plötzlich eingeschnürt (i"g'girteta) oder gestaut (g'siiv-
weta) sieht.' ebd. „Das Wasser seewet sich, zB. in
den Strassen bei heftigen Regengüssen BO." (St.2).
Intr. und unpers., von einer Überschwemmung des
Landes, auch des Zimmerbodens: Es seicet, ,es ist
Alles im Wasser' WMü.; auch tr.: Es het Alls g'sewet.
ebd. — Ahd. sewen, stagnare (bei Notker sevsentiu icaßßer
im Gegs. zu rinnenten icaßßeren), nihd. sewen, refl. und intr.
Vgl. auch Gr. WB. IX 2828.
üsser-: = setvelen GrD., Schs, Seew. Bröchleni ü.
— hinder-seiojoe»: refl., = sewen, vom Ansammeln
des Wassers hinter einer Erdmasse BBr.
Sewer 1: 1. subst; s. Anm. — 2. adj. S. Sunni-
I isr,
Sita, Litzisita, die Sonnen- bzw. Schattenseite des
[Davoser] Sees GrD.; dazu die Ortsn. S. Sunnihalb,
Litzihalb, .Nachbarschaften' im Oberschnitt, ebd. (B.
1 156). Von Sebe» (Sp. 1480) abgeleitet: Der Seber
Für, Hof, 's S. Holz [Wald] ThHw.
Als Personenn. Der Seber, Beiname ThHw., ,N. dir Se-
were.' 1262, BsBiun., ,N. dictus (der) Sewer.' XIII., Bs.
FN. .Seewer' BSa. (Siewer) ; WLeuk; ZBiil. (schon 1473);
,Seeber' in dem Flurn. ,Seebers Kain' ZRbeiu. AlsFlurn.:
.Seewer' ZHöri (.Acker im S.').
über-se wisch: (von) jenseits des (Boden-)Sees.
,[Es] hat ein raut verbotten, das hinfür dehain frömbde
ü-e linwat weder frömbden noch hainischen hie ge-
ferwt werden soll.' 1488, GStdt; vgl. JHäne 1899, 20/1.
ene(n)t-: = dem Vor. ,Dass wir uns mit enend-
seewischen steten und den von Costenz und Strass-
burg dester minder huldetind.' Vau. ,Die enendseewi-
schen.' ebd. ,Es wird jedem von denen Herren Kauf-
leuten zugelassen, 100 Stück ennetseeischer Leinwad
hier bleiken zu lassen.' 1633, KWild 1847 (GStdt).
Vgl. .„.m-binjiseh (Bd IV 1573).
Über-Sewler -Seier m.: Einer von jenseits des
Sees ZWäd.
Über-Sewner -Sener: a) = dem Vor. ZS. ,Das
hat kein Ü. getan', der Übeltäter ist nicht sehr weit
zu suchen. — b) adj. Übersener Wv nennt man zB.
in ZUet. a/S. den Horgener Wein (Spillm.).
Sewer II Se'ber, nach einer Angabe Seber — m.:
penis BStdt und ümg.
Wohl vom Folg. aus gebildet. Die Annahme eines Nomen
ag. zn einem von Se" abgeleiteten Factitivum 'sewen, pissen
(vgl. glek'hbed. berlin. ,seeen' bei Gr. WB. IX 2828 und
unser en Se viaehe" Sp. 1480) ist wegen des durch das inl.
b bezeugten Alters der Bildung weniger wahrsch.
sewere" sebere": pissen BStdt (einzelne Angabe).
Vgl. das Folg. 2. — ab- sebere": 1. von den zerstossenen
und oder gemahlenen meist einige Tage (bis zur Gärung)
stehn gelassenen Trauben den .Vorlauf' (s.Vor-Lauf2b,
Vor-Lassla Bd III 1116. 1392) aus dem Bottich ab-
zapfen ZBül., Glattf., Rafz, oder ihn dadurch gewinnen,
dass man ein leeres geflochtenes Gefäss (vgl. Saug-,
Slg-Chorb Bd III 453) in die Masse druckt und den
eindringenden Most herausschöpft ZLimm., Marth.,
Rafz. Syn. absaugen 3 (Sp. 440), ab-seigen, -seigeren
(Sp. 483. 484). De» Most, Wi" a. ZGlattf., Rafz. Es
(der Most) ist abg'seberet, der Most ist abgelaufen Z
Glattf. Me" tuet a. ZRafz. ,Und mag dann [Einer]
also in synem huss den win rotten [s. Bd VI 1779 u.],
und so der den abseweren will, so soll der vor dem
zehender solichs sagen...; so ainer absewerotte, dem
zehendcr nit vor gesagt hette, der [soll bestraft wer-
den].' XV., ZRhein. ,Wann die von Eglisouw iren
rotten win absewern wellen, so sollen sy daselbig by
iren eiden der zechendherren verordneten amptlüten,
so inen den zechenden inzüchen, by zyt zuovor an-
zeigen und inen- von demselben, so sy absewern, an-
genz den gepürenden zechenden geben, und was sy
dann inn die trotten tuond und trucken lassen [davon
soll auch der gebührende Zehnten gegeben werden].'
1572, Z RM. Nach einer Angabe oO. auch ,den Wein
von der Hefe abziehn.' — 2. = seweren BStdt und
Umg.; ZBül., Glattf. lt Spillm. (,nur vom Manne; etwas
gemeiner Ausdr.'). Er hat abg'seberet ZGlattf. (Spillm.).
— Ab-g'-seberet m. ZBül., Ab-seberete" f. Z
Marth.: der auf die unter 1 beschriebene Weise 'ge-
wonnene Wein; Syn. auch 's Ab-g'-sauget, Ab-saugete"
(Sp. 140), Ab-sewer- Win. Er wird gew. gesondert
aufbewahrt und hat den Vorzug, dass er keinen Druck-
wein von unreifen Beeren enthält und nüd trappelet
(s. räppelen Bd VI 1184), ist jedoch weniger haltbar
und darum gerade geeignet ins Stege"-Fässli (vgl. Bd
I 1054).
Alul. '«ewerö», Weiterbildung zu ahd. '»iwen (ans 'saPa-
Jan), Kaus. zu sihen (s. die Anm. Sp. 587) wie »etjen / (Sp.
483, wozu seigeren Sp. 4S4), zu dem es sich lautlich verhält
etwa wie got. hnaiwjan zu ahd. ih •„■ ,-/■ «, neigen. Bei Notker
begegnet ein offenbar gleichbed. «cwenSn (Ps. 80, 1: ,die
torcularia, mit dien daz oleum gesewenot wirt tougeno in
gemellarium unde amurca gecheret wirt in plateam'), das
wohl, woran schon Graft" dachte, in eewerön zu bessern und
mit unserm W. identisch ist.
SilW GRObS.; Ndw C-ui-J; U, -m- PPo.; TB., Süw(w)
BBr., Gr. (-M2- lt Bärnd. 1908), Hk. (neben Sü), Ha.,
Int., Si.; WLeuk.Rar., -ü- PAL (Giord.); W (so Binn,
Mü.), Sü AALeibst., L., Oberfl., Zeih, (überall neben
Sou); ApH., V. (Sü) ausser Reh., Wald; oBs (neben
häufigerem Sou) ; BE. (neben Sou), G., Hk. (neben
Suw); FJ., öS.; GlH. (in Bed. 6); GrA., Av., D. (B.),
Nuf., Pr„ V.; LGreppen, V., W.; PPo. (,Sli)' ; GA.,
Bern., F., G., Marb. (emphat. auch Sou), Rh., Ta., T.;
See (emphat. in Bed. 5 a auch Sou), so Nnk., Schi.,
Stdt, St.; Schw (so Biberbr., E.); iuTh, Diess., Egn.,
Hw. (emphat. auch Sou), Kessw., Mü., Tag.; Ndw (Sui);
UwLung. (Sui), Sa. (Sui); UR. (Sü), Urs. (Sü); W, so
Vt. (in Bed. 5 a); Zg (so Äg., Stdt); Z (so And.,
Auss., Dättl., O., Stil., ühw.), Souw B (Zyro), Sou
Aa (so Bb., F., Köll., Leer., St., Wohl., in Leibst., L.,
Oberfl., Zei. neben Sü); ApI., M., Reh., Wald; Bs (in
oBs neben Sü); B, so E. (neben Sü), Sigr., Stdt und
lt Zyro, AvRütte; FAlt.; GRMai.; L ausser Grep-
pen, V., W.; GBuchs, Kaltbr., Marb. (nur emphat.),
Ms, Rag., SaL., Stdt, We.; S (so L., Thierst.); Th, so
Diess., Hw. (nur emphat.), Stettf.; Z (so Elgg, Eis., F.,
0., Obf., Pfäff., Räterschen, Rorb., Russ., Wangen,
W..W1.), SöüUwE. — f., in GrD. (oberschnitterisch)
in Bed. 5 d ß lt Bühler Suf (f) m. — PL Süw
Uw (■'%-); DR. (-i-), Säw(w) BHk. (neben -ü), Int.,
R., Sa., Si. (neben -Ü-), -i- BBr., Gr. (-V-), Ha.; PPo.;
TB., Sip (nach andrer Angabe Sib) Uürs., Sü Aa
Leibst., L., Oberfl., Zei. (überall neben Söii); BsL.;
BG. (Dat. PL Süije"), Hk. (neben Süwiv), Si. (neben
Süiv); FAlt, J.; GRÄv.,Nuf.; LE., Greppen, Stdt, V.,
W.; Schw; Ndw (Si); ZaStdt, Söuw B (Zyro), Söü
(bzw. Söi usw.) Aa, so Aar., B., F. (Dat. PL Seune"),
Fri., Köll., Leer., Zof.; BsL., Stdt (auch lt Spreng); B
(Dat. Söüje"), so oAa., Biel (Sai lt DiaL), Bär., Därst.,
E., Gerz., Sigr. (lt DiaL Sui), Stdt; FAlt; L (Dat. PL
Söine") ausser Greppen, V., W.; S, so L. (Dat. PL
Söüne"), Thierst; UwE. (Soij) ; ZsBaar; Z (so Dättl.,
Kn., Rafzerfeld, S., Stdt, W.), Süe" ApH.; GRObS.
(Süwa), Pr. (-a); GKaltbr., uRh., Sou(w)e" AALeer.
(in Bed. 2); ApL, M., V.; GaL., Kaltbr., Rh., Stdt,
uT.; Sch (so B. und lt EStoll 1907); Tu (so iuTh,
Bisch., Hw., Kessw., Mü.); ZBass., S0ü(w)e" (bzw.
-öij- usw.) AABr.; LNebikon; Sch (so KL, Nnk., Schi.,
Stdt); THBasad., Erm., Hw., Steckb.; ZElgg, Eis.,
Limm. (so Wein.), S., Stdt, Wl. und lt Spillm. — Dim.
Süwli (bzw. -i-) Ndw (auch Siivili, Sijili); UwSa.:
UR., Süw(w)li (bzw. -*-) BHk., Ha., Int., Si. (auch Süir-
weli), Siwwji WMü.. Sibli UUrs., SM AaU., Leer.
1487
Saw, sew, siw, sow, snw
(-$,- neben -S&-J, Zein.; ApH., V. ausser Reh., Wald;
oBsL. (neben -öü-); BHk.; FJ., öS.; GRNuf.; LGreppen,
V., W.; GKaltbr., uWe.; Sch (so Schi., St.); ScHwBiber-
brücke; Th (so mTn, Egn., Esch., Hw., Kessw.); Ni.w
(SM seltener als Siiv-); ZStb., Uhw., Söiili (bzw. -öi-
usw.) AaB., F., Leer. (,Süli, einer andern MA. entlehnt,
ist zieml. verbreitet.' Hunz.), Z.; AfI., M., Reh., Wald;
Bs (in oBs auch -ü-)\ B (so Büren, Därst., E., 0.,
Sigr. und lt Gotth., Zyro); FAlt; L ausser Greppen,
V., W.; GBuchs; Sch (im Kdld Söüeli); S (so Thierst.
und lt Joacb.); UwE. (Soijli); ZEidberg, Elgg, F., Kn.,
0., Regensb., Russ., Stall., Wald, Souli Aa (s. Schnu-
der - Saudi); L (selten); ZLunn.: 1. zahmes Schwein,
Hausschwein, a) als Gattungsbezeicbnung. aaOO.,
ausser GlH.; GrA., Av., D., Mai., ObS., Pr., Rh., V.;
PAL, Po.; GMs, Rag.; WBinn, Leuk, Mü., Rar., Vt., wo
dafür Schw%n; n e b e n Schicin in Bü., so Ha. (.Schwin
wird als nicht heimisches W. gefühlt'), Sigr.; FoS.; GA.,
Buchs, Kaltbr., OSchan, SaL. (,S. selten und als fremd-
artig angesehen'), m und oT., Trübbach; (JwLung. (S.
seltener), Sa., neben FerHin (Bd 1 921) in BGr.; FAlt.,
J. Wechselnd mit ,schwin' oft auch in ä. Spr. (vgl.
auch unter 2). ,[A. sagt aus, er] halff dem hündli
[des Leutpriesters], als die swin über das hündli wölten.
Do [warfen] der lüpriester und zwen siner helffer ...
dem A. sine swin mit steinen, [worauf A.] rett, dass
si im die swin nit ze leit wurffen. [B. sagt aus] dass
er ein bunt hört schryen, do luogt er hinus, do waren
des A. süw ob im. [A.] sluog die süw von dem hunt...
Des kam der lüpriester herab ... und warff an die süw
wol zwirent.' 1412, Z RB. ,Und söllent die von Etis-
wil türli an das mos henken für süw, daz nit swin
darin gangen.' 1422, L Ratsprot. ,A., der metzger ...
habe dem B. ein swin abkouffen wollen, das er [B.]
im umb einen guldin geben wollen und er [A.] im
darumb drissig Schilling butte, [worauf] der markt ge-
macht wurd umb 35 ß ... und Hesse [B.] im ouch
daruff das swin also volgen. [Beim Bezahlen macht
B. Einwendungen] daruff er [A.] zuo im redte, das er
[B.] die suw wider neiue.' 1475, Z RB. ,[A. und B.]
habint uff ein zite ein guot swer swin über die ni-
dern bruggen ... triben wellen. [B. bittet die Leute,
die im Wege stehen] abweg ze stände, das sy sölich
swin überhin bringen möchtint; daran sy sich aber
nichzit kartind [so dass] im die suw ... schier nebent
umhin in den see geloffen ald gesprungen were.' 1478,
ebd. ,Sauw oder schwein (oder loss), sus, porcus.'
Fris. ; Mal. ,Ein saw oder suw, su, schwyn oder
schwein, sus vel porcus.' Tierb. 1563 (in der gleichen
Quelle noch öfter wechselnd). Weitre Bezeichnungen
des Schweines (zT. aus Lockrufen entstanden; vgl. 6)
s. unter Fägg (Bd I 712); Fatschi I (ebd. 1140;;
Fotz II (ebd. 1154); Galz (Bd II 296); Gusil (ebd.
472); Guslen I (ebd. 475); Güzli (ebd. 585); Heimich
(ebd. 1285); Harschlen (ebd. 1634); Uasi, Haslen I,
(Süli-)Häsi (ebd. 1670/1); Hess I (ebd. 1682); Hoss
(ebd. 1688); Haschen (ebd. 1753) ; Hatscher (ebd. 1709);
Hutsch (ebd. 1801); Jager (Bd III 18); Läufer (ebd.
1145); S.-Niggel (Bd IV 705); Nuqgeli (ebd. 711);
Bärli I (ebd. 1447); Säugelen (Sp. 441); Sigel II (Sp.
489); Sugeli (Sp. 519); Suggel I, Suggen I, Suggi I
(ebd. 520); Springer; Triber, spec. des männlichen
Schweins Eber (Bd I 46); Leucher (Bd III 1013);
Münch (Bd IV 318); Motz (ebd. 614); Mutz I (ebd.
616); Ber I (ebd. 1453); Barch I (ebd. 1535); Barg
(ebd. 1548); Bez (ebd. 1980); spec. Bezeichnungen
des weiblichen Schweins s. unter 1 b. Das Dim. im
Allg. = Ferkel (s. auch Span-Ferlin Bd I 921), aber
auch = .mittelgrosses Schwein' Z (so Lunn.), gering-
schätzig für ein mageres, geringes Schwein (Syn.
Igel 2 Bd I 149). wohl ziemlich allg. Mit Siwili
werden die Schweine angerufen Ndw (EOdermatt
1903); vgl. 6. cc) natürliche Eigenschaften, Zu-
stände. Körper; vgl. S.-Äugli, kleine Augen (Th; Z),
■Ör (Bd I 416), -Hör (Bd II 1509), -Ge-hör (ebd. 1572),
-Burst, -Bürsten (Bd IV 1608. 1610), -Bläteren (Bd
V 208), -Eugg (uneig. Bd VI 792/3), -Rüessel (ebd.
1459), -Schnorren, -Schwanz, -Stil. Ö 's ist glich Öppis
amene" Möntsch: öüsi Sou het au'h nen Hoger, Ent-
schuldigung L. Als die Bäuerin zum z' Nüni vom
Feld heimkommt und ein am Morgen gestochenes
Schwein nicht vorfindet, läuft sie erschreckt ins Nach-
barhaus und ruft: Händ-er kä" töds Söüli mit-eme"
schwarze" Blitz — Gott grüezi — am Füdli"1' g'seh"
durch 's Dorf ab springe"? GuT; ZWald; vgl. S.-Füd-
loch (Bd III 1029). Henn''-er nid e" Sou g'sehe" — guete"
Tag, Herr Pfarrer — mit-eme" sclmarze" Tupf am
Füttlech? GWe. (Senn-Rohrer). I'h han e" fange" 'tenkt,
ich war [ich wollte, ich wäre] der Sü im Füdlech !
ApRüti. Reimerei: ('s ist schüli'h ZBass., Stdt, B'hüet-
i"s trülich, nei", wie scln'ilich ZEgg, 's ist nüd so schidich
ZWila) de" Herr (e" Frau, der Beck, 's Meitli) vo"
Bülich (und d' Frau vo" Börne") het sibe" Süli, het
keini (kei"s) kei"(s) Muli (und kei"s hat es Muli),
ä b'hüet-i"s trülich, ist Das nüd (wie ist Das so) schü-
K'h! G; Z (so Bass., Egg, Stdt, Wila), der Uli vo"
Büli"'' hat sibe" Süli, und die sibe" Süli händ sibe"
Müli, und die sibe" Süli mit dene" sibe" Midi g'hore"d
"em Uli vo" Büli°h, 's isch schüli'\ EStoll 1907;
weitre Varr. s. Sp. 54. S. noch Lamp-Ör (Bd I 415/6).
.Gügelschwenzli von tusent süw; der trippitrab von
tusent süw.' Z Glücksh. 1504. ,Das Glück juckt jetzt
der Saw die Haut', mit Bezug auf Spanien, das Vor-
teile im Reich gewonnen und Absichten gegen die
Eidgenossenschaft hat.' 1627, Zinsli 1909. E" jungi,
alti S.; s. Gatter (Bd II 496); Ber I (Bd IV 1453).
,N. hett gehept ein junge suw.' UMey. Chr. 1540/73.
G'faslig üftcachse" wie d' Söü; s. Bückling (Bd VI
191). E" feissi S.; s. Bd I 1071; Eich I (ebd. 72);
Chue (Bd III 87) und vgl. s.-feiss (Bd I 1073). E"
Sou cha"" guet feiss werde", wo Sache"s g'nueg isch.
Schild 1873. Chind und Buebe", "'s feiss wie jungi
Sauli. Stütz, Gem.; s. noch brav (Bd V 426). ,Die
süw [werden] vom ligen feisst.' NMan. ,Der etty hat
ein feiste suw; wir wend ein frisch hochzyt haben.'
1533/8, Z Ehegericht. ,Man macht die Sau feisster,
als sie ist, in majus äuget fama.' Mey. 1692. S. noch
Pfruend (Bd V 1287). E" mögen S.; s. Baut (Bd VI
891). Der Jokeb hei d'ere" magert Säue" g'ha", dass-
men-e" hei mües'e" Chnöpf i" d' Schwänzli mache",
dass s' ein nüd heii"d chön"e" dörch d' Schronde" usH"
schlüfe". ATobler 1902. Hungrige" Siwwe" (ßiiwwe"
BSi.) troimd (ertrü'mt BSi.) von Acherand (Acheram
BSi.) BGr. (Bärnd. 1908), Si. (DGemp. 1904); s. auch
Bd I 70. E" füll S.; s. Bd I 788. Es chann au<h
e" füli Sou en Eichle" finde" Z W. Ie schöner d' Eichle",
ie führ d' Söü, je besser es einem Dienstboten geht,
desto schlechter verrichtet er seine Arbeit Z (Dan.).
Die fülste" Solle" fresse"d (Der fülste" Sü lt Sprww.
1809) die beste" Eichle" ZEls., Wl.j Sprww. 1869. Die
Saw, sew, siw, sow, suw
1400
wüestiste" Sau fressi"d am liebste" die schönste" Eichle".
Wolf, Baurengespr. Je schlimmer d' Sou, desto besser
d' Eichle". Sprww. 1824. 1869. Ähnliches unter bös
(Bd IV 1710). E" blindi S.; s. Bd V 109/10; auch
Bs (Auch e" blindi Sou findet en Eichle"); Sprww.
1824. Erweitert: Das ist, efs wann e" blindi Sü en
Achle" findt; si frisst, wa' chunnt THÜiess. Über
weitre, zT. spezifische Schweinekrankheiten s. finnig
(Bd I 839); rüdig (Bd VI 625), ferner Böt-Lauf (Bd
III 1119; Syn. Soue"-Chrdnkheit GBuchs); Brüni II
(Bd V 652); (S.-)Rangen (Bd VI 1054/5); vgl. auch
die Anni. Er macht es G 'sieht wie-n-e" chrankni S.,
eine mürrische Miene L. Über ,!e" Brunne"mist trat-
sche" wi-n-es chrämpfigs Säuli. SGfeller 1911; vgl.
Chrämpfegi, Rheumatismus der Schweine. Bärnd. 1911,
155. E" töti S. Mi" muess-ere" töte" Sou nit i"'s Füd-
lech luege", über Geschehenes nicht viel Worte ver-
lieren AaKöII.; auch heim Kartenspiel gesagt (vgl. 4 d).
,Der [zum Tode verwundete] Schneider [habe] noch
etwan 3 oder 4 Mahlen den Mund geöfnet wie ein
todtne Sau.' 1743, Z. Natürliche Verrichtungen; s.
S.-Seich (Sp. 140) und vgl. S.-Cher (Bd III 434). Fort-
pflanzung.Fruchtbarkeit; s. üför //(BdIV 377); r»ss(%>
(Bd VI 1447. 1449), ferner ge-faslet, fasligI(Bd 1 1058).
E" Fasel, Burdi Süli: s. Bd I 1055. IV 1545. Es gö"
e" Chuppele" Söu dür"1' d's Wasser u"d wird numen
eini nass, Rätsel von der trächtigen Möre" B. Ge-
hässigkeit, Fressgier; vgl.: ,Ein unrein, wüest, un-
flätig, frässig tier ist ein sauw.' Tierb. 1563. E" gueti
Sau mag gäng. Bärnd. 1904. Oeh ne" Suww weis1, we""-s'
g'nueg hed. ebd. 1908. E" gueti (rechti B) S. frisst
Alls B; Z (so Zoll.). Er hätt e" gueti S. g'ge", meist
mit dem Nach- (od. Vorder-) Satz er frisst Alls AaBIj.;
L (Ineichen) ; Sprww. 1824. 1869. Was ke" Sau g' fresse"
hält (wurd süffe"), ,den höchsten Grad der Ungeniess-
barkeit' bezeichnend. Bärnd. 1904. E' Fresse", es
näm's bi ü"s deheime" e" ke<n Sou. Loosli 1910. ,Das
wäre aber eine Predigt gewesen, welche keine Sau
gefressen hätte.' Gotth. D' Rus'iker Chrde" fresse"d
de" Speck ab der Wäe", d' Fricker Söü sitze"d an-en
Sun"e"rai" und fresse"d al'i Chaibe"bai", Spottreim Z
Madetswil. ,Er bekümmert sich um den Himmel so
wenig als ein Sau sich bekümmert um Zucker-Brot
und Ziinmet, so lang sie genug Karspelen hat.' JJUlr.
1731. Dri" fare" wie a" S. i" d' Eichle"; s. Bd I 895.
Dri" fare" (Schüsse" Aa; Z lt FStaub) wie-n-e" S. ('s
Söüli lt FStaub) i" a" Tränki (auch in-e" Trank GBern.)
Aa; GBern.; Z. ,Was diserartikel [in einem für die Ge-
sandten des Königs von Frankreich ausgestellten Ge-
leitsbrief] halte, mochten die erberen wol ermessen,
aber nit mit fuogen wenden, biss die suw nach irer
art süwisch in kessel fuor.' Ansh. Er schiesst dri"
wie-n-e' Sou in-e" Büebliacher Bs. Urne" fare" wie-n-e"
Sou imene" Chrütgarte" Z (Spillm.). Einen a"farc"
(.balgen', ,sudlen', , umzerren') wie d' S. de" Bettelsack;
s. Bd I 895 o.; Sp. 328. 633. ,üie minderen und ermeren
Augustiner- Brüederlin [haben] den harschlicheren,
gottsjunkerischen Bettleren, den Franciscanern, mües-
sen wichen wie ein Sau der anderen von einem Öpfel.'
JJRüeger. .Einen erapfahen wie ein Saw einen Apfel,
indignis modis, dure, segre, sinistre, aspere aliquem
aeeipere.' Mey. 1677. 1692. Unwirtschaftliche Behand-
lung des Futters. Wenn d' Sou g'nueg het, g'heit-si
der Ghübel um. Sprww. 1869. Wo g'nueg ist, chann
e" S. hüse"; s. Bd IV 698 und Bodem (ebd. 1027 o.);
Schweiz. Idiotikon VII.
auch AAWohl. (auch Wo War g'nueg ist . . .); BSi.
(DGerop. 1904); S (Wo Sache" z' g'nueg [vgl. Bd IV
699 o.] tisch, chönne" d' Söu hüse". Schild 1873) ; ZPfäff.
(auch Wo vil ist . . .), W.; Nachsatz darf e" Sou güde"
L(Ineichen); Sprww. 1824. 1869. Unordentlichkeit
übh., Unreinlichkeit. Nucle" ivie-n-e" S. (in 'n Eichle");
s. Bd IV 718, wo noch Weitres. Gang [3. Sg. Konj.]
verbiet-me" de" Söue" d's Nüele"! Bärnd. 1904. So
lang e" Sou lebt, nuelet-si BsL. E" rechti Sou hat
glich vil g'nüelet, wenn Jmd, bes. eine Magd, flüchtig
arbeitet ZRorb. ,Darzuo hat man etlich eichlen gesegt
in die löcher [im Eichwald], wie die süw das umb-
genüelet hatten.' 1. H. XVI., AABr. /Das [Flecken auf
Bändern] sei kein Wunder, wenn man so unflätig darin
herum wühle wie eine Sau im Sauerkraut.' Breitenst.
1860. Nodere"; s. Bd IV 675/6. .Pflegt man einen
Rosmarin-Stock, an dem eiue Sau riecht, zu mahlen
mit dieser Überschrift: Apage sus, non tibi spiro, huy,
Sau. ich habe meinen Geruch nicht für dich!' JJUlr.
1731. Wale" uä. Me" soll keiner Sou Chat a"rüere"
[anwerfen], si walet-si"'1 scho" drin ZWangen. .Wenn
man einer Sau ein goldenes Halsband anlegte, so
wälzte sie sich doch damit in den Kot.' Sprww, 1824.
.Legte man einer Saw ein gülden Stuk an, so welzet
sie sich gleichwol im Kot, simia est simia, etiamsi
aurea gestet insignia.' Mev. 1677. 1692. I" 's Glück
ine" g'heie" wie e" Sou in 'n Dreck ine" Z (Spillm.).
We""-me" d' Sü chützlet, so leit-si-sich in'n Dreck.
Sprww. 1869. ,Die Saw leget sich nach der Schwemme
wider ins Kot.' Mey. 1677. 1692. Volla un schuri muri
isch [er] gsi asivi a Su in der Chotlacha. Rapieri
1700. S. noch Bd 111 585 o. Di ftilsti Sü (Di fülst
Sü überchunnt Sprww. 1869) de" gröst Dreck ScnSt.
(Sulger); vgl. o. E" dreckigi S. So chönnt 's e" stinkigi
Geiss inere" dreckige" Sou abg" ünne" ! RA. beim Kar-
tenspiel. oO. ,Der arme Teufel, der nicht einmal eine
unreine Sau . . . geschweige ein ausserwehletes Schaaf
des Hm Jesu anrühren darf.' JJUlr. 1718. Dreckig
wie-n-e" S. Ar; B; Th und weiterhin. Dibeiden [vom
Pferd gestürzten] ÄbeHürer hei" üsg'seh" wie d' Söuli.
RvTavel 1904. De chunnt (derftjher) wi-n-e" Sou
AaF.; Th und weiterhin. [Ich] butz mih drin [im
Weihwasser] um und um, das ih nit wie äss Säule
in Himmel kumm. Tyrolersp. 1743. Er het-si"'' mit
dem Söuli g' wasche", von einem Schmutzfinken. Sprww.
1869. Söu si" Söu! mit Bez. auf die Unreinlichkeit.
Bärnd. 1904. Bildlich mit Bez. auf moral. Schmutz;
vgl. 5 a ß. Sich vo" der Welt zu 'n Söüe" bekere" ZB.,
Wth. und lt Dan., Spillm.; vgl. Bd III 1518 u. Wohl-
behagen; vgl. s.-wol. [Es] isch Ei"'m handwm sä woll
g'si" wie der Sou bi-der Tränki. JSenn 1864. Es ist
der Sou niene" wöler als im Dreck B (Schweiz 1859).
Wann 's der Sou z' woll ist, sä scharret-si. JSenn 1864.
Wenn's der Sou em wölsten ist, hed-si de" Metzger
z' förch'e". ATobler 1902. Ges ehr ei; s. günsen (Bd II
376 o.); brüelen (Bd V 590 u.); rüchelen (Bd VI 192);
rüssen II (ebd. 1448); wichsen; winsen. Wenn-men
e" Bengel unter ne" Herd Söu wirft, so schreit "ume"
die, wo 's trifft S; ähnlich unter Bengel (Bd IV
1370/1); vgl. auch Bd 11 375 u. Guusse", brüele"
wie-n-e" S. [Leute] wo nit chönne" rede", bis si voll
si", u"d de"" graduse" brüele" wie hungerig Sau.
Guttu. [Das Kind hat] g' irrisset ni-n-c" S<>u, tri""
me"-se tuet ringge". Loosli 1910. Schrä lö" wie t" S.
am Messer, wie-n-e" qstochni S. Ar; GT. Das Ge-
1491
^aw, sew, sn
1-102
schrei des Schweins wird von Hexen verhüllend für den
Klang der Glocken (vgl. Eochh. 1857, Gl) gebraucht.
Eine Hexe, die auf einem Stein zu Tal reitet und
durch die Klänge der Wetterglocke an die Stelle ge-
bannt wird, ruft: Wenn -nur die grouss Sil nid cho"
war chu" dri" gü"sse", so hätt-ich mit m¥"m Bergli
doch e"mäl über das Chätzers Dörfli üs welle"! Scbwzd.
(LW.). Sobald das ,Säuli von Schönbrunn' schreie,
habe sie keine Macht mehr, soll eine 1737 in Zug
verbrannte Hexe mit Bez. auf die Glocke von ZüSchön-
brunn gesagt haben. AfV. Vgl. dazu: Die Glocke der
StPaulskircbe in GiiRäzüns, die ,Geistersau' soll die
Markstein- Versetzer vertreiben. Als der Messmer einst
zum Wetter läuten wollte, vernahm er, wie die auf
dem Gottesacker versammelten Hexen zu einander sag-
ten : ,Lasst uns fertig machen, bevor die Sau von StPaul
singt.' ebd.; vgl. noch Sp. 1400 (Jecklin 1878). Lär-
mendes, unruhiges Treiben. Auf schlechtes Wetter
deutet es, wenn d' Snv ganggli"d, hosli'd, schwingi'd
Obw. 's wird g'wiss wider fuil üre"; d' Siw schwingi"d
scho" icider. Obw Blätter 1000. ,Seu riten in enander
[beim Turnier] recht sam die säw von Flander.' Ring.
Besonders in der Verbindung tue" (als) wie-n-e" (ver-
ruckti B) S. (auch es Söuli B), wie d' Söu, (unanständig)
lärmend, wild AABb., F. (bes. zu Kindern); Ap; B; S;
Th; Ndw (Matthys); vgl. Bd III 216 u. VI 1415 u.
S. noch Sil (Sp. 704). Tue" wie d' Söu in 'n Eichle" Z.
Tue" wie-n-e" S. im Sack Aa; vgl.: ,Als ein swin in
einem sacke vert min herze hin und dar.' Steinmar.
Er het 'tön . . . wi-n-e" Sau" ime" Sack inn, von einem
infolge einer Mitteilung Aufgebrachten. HBlattner
1002. Gegs.: Sich erge" wie d' S. im Sack; s. numend
(Bd IV 751). Jez ergiH-er-sich wie 's Chräbeljöre" Söuli
ZRuss. Wohl iron.: Er ist rüehig wie-n-e" Sou Aa
Bb. (heute abgelehnt). In weitern Vergleichen, zT.
bloss verstärkend. Lüstere" wie d' Sou am Gatter
Aa. DrVluege" wi-n-e" Sou, we"" 's neb""-eren in-e"
Glungge" haglet. SGfeller 1011. ,Es bänke Einer den
Kopf hie-, der Ander dorthin wie ein Suw, dem [!]
man Wasser ins Ohr geschüttet.' 1639, B Arch. Blüete"
wie-n-e" S.: s. Bd V 225 und vgl. auch Bd III 216 u.
Bis 's Schnlders Ruedi . . . 'blüet hat wie-n-es Söüli.
Messikommer 1010. Schwitze" wie-n-e" S. Ap; G; Schw;
Tu; Z und wohl weiterhin. Entsprechend auch als
1. Glied von Zssen (vgl. auch die Anm.). Zumeist
pejor. (daher namentlich zur Bildung von Schimpfww.
geeignet) : S.- Arbeit (Bd I 424), -Ordning, -Gösch, -Geist,
-Gatten, -Glogg, -Grind (Bd II 480. 400. 526. 617. 768),
-Hudi (,Kerle, die sich in unansehnlichen Kostümen
mit Geschrei und Lärmmachen durch die Strassen
wälzen' SchwE.), -Hund, -Huet (Bd II 1433. 1777),
■Chetb, -Chog, -Chopf, -Kerli, -Chrankheit (Bd III 103.
184. 415. 463. 835); ver-sW-leben (Bd III 072; vgl.
i" mi"em S.-Lebe", bei Erzählung von Lebenserfah-
rungen Z); S.-Loch, -Leder (ebd. 1038. 1073), -Magen
(Bd IV 100), -Mül (freches Maul AaF.), -Mann (ebd.
277), -Meitli (B), -Bueb, -Beiz, -Brütten (ebd. 040.
1224. 1911), -Rugg (Bd VI 702), -Gesicht (Z), -Sclnväb,
-Wetter, seltener rein verstärkend: s.-übel (Gotth.);
S.-Aff BStdt, -Ge-fäll (Bd I 747), -Gelt, -Glück (Bd II
203. 622); s.-grob (ebd. 600); S.-Chalb BStdt; s.-ehalt
(Bs; vgl. Bd III 241); S.-Chelti (Bs; Th); s.-lustig (BE.),
■massig (vgl. Bd IV 442); S.-Bech (BE.), -Busch
(Th); s.-taub; vgl. auch DM. V 24/5. — ß) Ver-
hältniss zum Menschen. Über Verbreitung, Zucht-
richtung, Rassen (vgl. auch die Zssen), Betriebswirt-
schaft im Allg. vgl. Steinm. 1802, 100/1; Alp. 1827 II
353/80; JDängeli 1860, 158/64; Tschudi, LB. 1863,
308/0; FAnd. 1898, 610/26; FGStebler, AW. 181/7;
Bärnd. 1004, 200/4. 1908, 343/5. Es muess i" jeder
Hüshalti"g e" Sou ha" (spielend mit 5 a ß). Sprww.
1869, in iederem Hüs mues' e" Suu sl" Z(IJTobler);
vgl. auch Sp. 1501 o. S. ferner Pfarrer (Bd V 1172).
D' Frauen [als Stickerinnen] ond d' Saue" erhalti"d
ganz Innerröde" Ap; vgl. auch FGStebler, AW. 181.
.Der Herr bhüet das Haus und auch die Söü. Johannes
Grob und AnnaFrey', Hausspr. Suterm. 1860(ZWeissl.).
Sfdi (Söüli)- Amt als Name von ZKn. Neben andern
Haustieren. Ein hablechc Guggisberger besitzt zB.
17 Habstuck, daneben ein Totze"1 Sü und 15 Stuck
chl\"s G'vicht. Bärnd. 1911. En armer Taunersso"...
wo Nüt hat vermöge" weder e" par Gässli und am
End aller Ende" e" Chüeli und vil'icht no'h e" Süli
derzue. SPletscher 1903. S. noch Pfiff (Bd V 1060);
Senntum (Sp. 1009 o.). ,Ein tagner mag han ein ross,
ein kuog und ein kalb, darzuo vier süw und zechen
hüener.' 1538, Z Statute 1834 (Z Reg.). S. noch Mör II
(Bd IV 377). Im Kinderreim. Ich und du und 's Müllers
(Herre" lt GZür. 1902, Here" ZF., Fere" Z) Sü und 's
Becke" (auch Müllers ZF. und lt GZür. 1002) Stier sind
ü'ser (euser(e"), auch irer lt EStoll 1007, iner ZSth.) vier
ApHer.; B (GZür. 1002 für Lang., Stdt); GBuchs.T.;
Sch (EStoll 1007); ZAnd., Däg., Gundetswil, O.. Reg.,
Sth.,Sün., W.; wohl weiterhin; eineVar. s. unter Pfarrer
(Bd V 1172 o.); mit der Einleitung: Gärtners Esel sait
zue Fuermanns Gaul beilt JStöcklin 1002. (Anne Bäbili,
wolsch-mich ha" ? Sch ; Z) Bin en brave'' (guete'od. chline1'
Z) Zimberma"", wil'-der e" Hüsli baue" (auch ich han
. . . 'boue" Z), (und ene" od. hinde" noch es Stäl'i dra"
Z), dass-mer chönne"d Hüendli (dass du cha""st oder
da"-n-ich cha"" es Chüeli Z) ha" und e" Pärli Saue"
Sch (EStoll 1007); Z. Die Wartung der Schweine
gehört zumeist zu den weiblichen Obliegenheiten: vgl.
S.-Mueter (Bd IV 595). Was chönne"d auch d' Statt-
froue" z' tue" ha", wann s' e" kei" Söu händ? Z (Dan.).
Mi" Frau die het guet lebe", kei"s Chümmerli muess-si
ha"; dem Chüeli hed-si g'gebe", und 's Söüli hed scho"
g'ha" ZStall. Ne" süberi Sau, e" süberi Frau; ne"
dreckigi Sau, d' Magd isch-es auch. L Kai. 1887. WH
. . . ich [die Hausfrau] el'ei" auch schier nümme'' macht
g'cho" mit ''ein d' Hüshalti"g mache", de" Söinen und
Hüenere" z' luege", se sim-mer einig worde", mer welli"d
biziten es Meitli i"stelle". Roos 1902. [Bäbi:] Mer hei"
au Chind und e" Sfili, u'O men a"'bunden isch. Breitenst.
1863. ,N. sye nit ab, sy [seine Frau] einmal gschlagen
haben, ja uss der ursach, sy hab im schier zwo süw
verderpt mit heisser spis.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Des-
halb [um ungestört mit ihrem Liebhaber zu sein, habe
die N.] die junkfrowen geschickt die süw zuo baden.
Als aber sy villicht zuo bald mit den süwen wider kö-
rnen were, bette sy über gewonlichen und vorigen brach
die selben süw nach einmal baden und inns wasser tri-
ben müessen.' 1546, ebd. ,Die Sau pflegen', sich's wohl
sein lassen (vgl. Sp. 1501 u.): ,Ein trostloser Radikaler,
der, wenn er einmal einen Brüll ausgelassen, meint, er
habe die Welt bezwungen, sich hinter ein Weinfass
setzt und die Sau pflegt.' Gotth. Stall; vgl. S. (SchwinJ
-Figler (Bd I 690); -Gade" BBr., -Chrammcn (Bd III
818), -Schür, -Stlgen, -Stall und s. Pfärrich (Bd V 1175).
In zweckwidrigen Ställen halten sich Ratten auf; denn
1493
Ratte" si" gern, wa Sü si". Bärnu. 1911. Wenn e'möl
e" Sau imene" Stall y'sc" ist, so blibt-er en Saiistall
si"V Lebtig ApA. ,Ü, du klini Dreckmaschine, du
ligst mir im Herzli drinne", du ligst mir in meinem
Sinn wie die Sou im Söustall drin' Z (Spillm.). ,Ich
acht er sich verbergen wöll. Im ist grad wie ainer saw
im stall, die furcht, das sei der metzler anfall.' Aal 1549.
S. auch Sp. 1496. De" Söüe" miste"; s. Bd IV 540. Füt-
terung. De" Söüline" chocht" B; vgl.: ,[Der] Sau-
hafe" [steht] in grössern Betrieben auch in eigener
Säuchuchi, bedient von der Säuchöchi". Bärnu. 1904.
De" Söüe" abbrüeije"; s. Bd V 555 o. De" Säuen a"-
richte" ; s. Bd VI 408 o. , [Einer] der . . . einer sauw,
mitgunst ze melden, nun nit ein tränke könnte machen,
und underwindet sich über Gott ze sein.' LLav. 1582.
D' Sü fuetere", meste". Eine Hexe konnte mit Ilä.nrl
ä" Sü nieste". Bärnd. 1911. ,[Die hohen Geistlichen
geben ihren Bauern] so wenig, dass man ein suw
kum darus möchte mästen.' Zwingli. ,Süw inmassen
niesten, dass in der speck eins klafters dick wirt an
dem dünsten werden.' NMan. Abg'rüchti Söüli Z ;
vgl. Bd VI 188. S. noch sehen (Sp. 539). Futter-
gefässe; vgl. S. (Schwin) -Fass (Bd I 1053), -Gelten
(Bd II 284), -Hafen (ebd. 1016), -Melchteren (Bd IV
211), -Mutten (ebd. 57S), -Baren (ebd. 1442), -Brenten
(Bd V 756), -Standen, -Trog, -Zuber. Gang in'n Wald,
hau'" e" Tänndli um, mach es Trögli drüs, d' Säue"
fresse"d 's üs. EStoll 1907. Auch mit dem von einem
andern Kind nach jedem Satz wiederholten Refrain
Ich auch: Ph gönen-i" Wald. Jrt hauen e" Tanne".
Ich machen es Trögli. Eusi Sou mues' drüs fresse"
AaF.; eine Var. bei GZür. 1902, 56 (BStdt). Ph gä"
mit de" angere" Siiie" zum Trug, mache es wie die
Andern BhE. Zum Tisch gö" (auch zum Esse" cho"
L) wie-n-e" S. Cd' Sü) zum Trog, ohne Tischgebet
BE.; L (Ineichen); Sprww. 1824. Wend-er com Tisch
wie d' Söu vom Trog? sagten die Alten zu den Kin-
dern, wenn diese das Tischgebet vergassen. aZoll.
1899. ,Es stirbt keine Sau ab einem unsauberen Trog.'
Sprww. 1824; auch schon bei Mey. 1677. 1692 (,von
einem...'). Nahrung; vgl. S. (Schrein) -Erd-epfel
(Bd I 381), -Fuder (ebd. 1138), -Chost (Bd III 547),
■Melw (Bd IV 222), -Mass (ebd. 444), -Südereu (Sp.
330), -Tränkt, -Ge-wäsch und s. Dial. 273 ff. .Speiss
oder narung der seüwen sind solche: eichlen, allerley
dattlen, allerley nnss, damarisc, allerley wilder öpfel
[und andre Früchte], allerley kocht als erbis, bonen,
kicheren, linse, hirss und garsten, auch haber, roggen
und weitzen.' Tierb. 1563; s. die Fortsetzung Bd V
982/3. Eicheln, Äpfel; s. unter a. Grüsch; s. Bd II
817. Wer-sich i" 's Chri'isch mischt, fresse'd d' Söu,
AaB., wenn-mu"-sich under d's Chr. m., su fressen
Pne" d'Süww BSi.(DGemp. 1904); auch Sprww. 1824,
296; vgl.: ,Wer sich unter die Schweine mischt, wird
von ihnen gefressen.' Ndw Ges. 1867. Abfall aller Art.
Das ganz erst [Fallobst] hä"-mer g' sotten und de" Söuie"
g'ge". JRoos 1903. Da' gV't-me" de" Söue" (Tb), 's ist
für d' Söu (B), geringschätzig. ,Jetz, so ich gern wolt
essen guuog, so ist der süwen aass min fuog.' GBinder
1535. ,Sy [die Ehefrau] und der vatter ... gäbend
im sonderlich ze essen wie einer su.' 1538/40, Z Ehe-
gericht. Die ßne" Sache" wie Schäffüstli [usw.] cha""-
me" z'letst [wenn die erwarteten Ausflügler des schlech-
ten Wetters wegen nicht kommen] de" Sä ulene" fuetere"
FMarti. ,Ir sollend ... euwere pärlin ... nit für die
seuw werffeu.' 1530, Mattu.; entsprechend in den
spätem Ausgg.; ,die margaritenbärlin nit für die süw
schütten.' Zwingli 1524. ,Das heilig schüft man nit
für d suwen.' GBinder 1535. D' Sü (auch der Soue"
G, de" Säße" Z) hüete": s. Bd II 1794 u.; Miet (Bd
IV 566 o.), sowie die Überss. von Luc. XV 15 in den
ZBibb. (vgl. dazu: .Nachdem der eilend mensch by
den süwen sin sünd und eilend anfieng erkennen,
gedacht er an sines vatters hus.' Gi-altu. 1559) und
Dial. 273 ff. Albe" bin-ich lustig g'sl", wo-n-ieU d' Söu
ha" g'hüetet, i'h han e" holzig Gigli g'ha" und ha" druff
ume" g'fiengget. Grolimunu 1910 (SGrindel); s. die Var.
unter Pfiffen (Bd V 1069/70). ,[NN.] habend die
suwen gehüett im Schlatt, darum so syge sin meinung,
sy habend gefrevelt und sollend im abtrag tuon von
ietlicher suw dry Schilling haller und dem forster von
ietlicher suw ein brott.' 1500, ZAlt. .Seüwhirt, der
den seüwen hüetet, suarius, subulcus.' Fris.; Mal.
Das Hüten der Schweine gilt als verachtete Beschäf-
tigung; vgl. die o. genannte Lucasstelle. ,Alss die
gemeinde zu Regenstorff iren predicanten anhalten
wellen, der süwen ze hüeten und aber unsere herren . . .
die predicanten allenthalben inn iren gebieten sollicus
hüettens und gemeinwerchs erlassen und gelediget,
so habend sy in ansechung, das die priester . . . nit
zu sölichen ergerlichen, niderträchtigen diensten ge-
widmet sind, sölich ir vorige urteil becreftiget und
wellent, das obgemelte selhirten zu Regenstorff und
anderswo . . . nit schuldig sin, witer die gemeinwerch
ze tuon noch der süwen ze hüetten, damit unsere
herren... diser abschüchlichen ergernuss by andern
Völkern überhept und die nit sagen mögint, wir ma-
chint uss den dienern der kilchen süwhiiten.' 1540.
Z RB. Ph we't(ti) lieber (möge") Söu (Soue" ThHw., Mü.
hüete" (od. Söütriber werde" ZO.), als Dies oder Jenes
tun, starker Ausdr. der Abneigung gegen eine Arbeit
BsL.; GT.; TbHw., Mü.; ZO.; vgl: ,Er wollte lieber
Sauhirt werden.' UBrägg. 1780. Wer Niki giert het.
nwess Söu hüete" ScHSt. (Sulger); Sprww. 1869. ,Min
herren haben ... ettlichen narren darin [in den Rat]
gesetzt, dem er nit getruwte der süwen ze hüeten.'
1489, Waldm. Einist mues' Jede' d' Söue" hüete",
herunterkommen LNebikon. Ph ha" (no'h) nie mit
dir (Mir händ nie mit -en andere" oder z'säme") Söu
(Ph ha" kani Soue" mit dir ThMü.) g'hüetet, Abweisung,
wenn Jmd sich zu familiär, zudringlich benimmt Aa
Köll.,Leer.; BoAa., E. (auch ltSGfeller 1911); S (Schild
1881); Th; Z. Bes. zu Jmdm, der Einen unerwünschter
Weise dutzt B; G; S; Z. Ir brüche"d-micb nüd :' duze",
ich ha" nach nie mit-eucH de" Söue" g'hüet't Z (Spillm.).
,Da sprach die N. zu im: Worumb duwest mich? Bin
ich diu huor oder hab ich der süwen mit dir gehüetV
1430, Z RB. D' S. hüete" als Spiel; s. 5 b a S. D' Sü
(Sib) hirte" U (Dial.); Zg; vgl. Bd II 1650 und s.
Maien-Sess (Sp. 1382). ,[Die N. habe dem .Pfleger'],
vor Martini ein Suüwli glich einer Faust gross in;
etlich Wochen lang gehütet.' 1605, Z. D' Sü gaume"
Schw (Dial.). Der Bueb fart mit de" Siwe" UR. 's ist
e" Sü voll; wenn all voll sind, se chan"-irh (l")fare",
,wenn ein Kind bei Tisch rülpst' (Sulger) ScnSt.;
Sprww. 1869. D' Sü tribe"; s. usen-riben (Bd VI 61)
und vgl. S.-Tribel, -Triber. .Unser metzger bettend
vil jar har uss Paierland die sauwen triben und si
hie verkauft; ietz tribe der abt die pfaffen auss Paiem
und koufte si um der mess willen; die suwen [!] wurdend
l-t'X.
haw, sew. siw, sow, suw
i lo»;
hie faisst ab molchen, die pfiffen ab pfruonden.' Vad.
Als Spiel; s. 5ba3. E" Tribete" Sü BG. (Bärnd. 1911).
An manchen Orten ruft der Hirt die Schweine Mor-
gens durch Blasen zusammen; s. ushin-güggen (Bd II
181). Bestimmungen über Weide, Verwahrung uä.
.[PvLuternau soll bei dem ,mos', dessen Nutzniessung
die Ettiswiler angesprochen hatten, bleiben; das sollen
sie] im nicht inzünen noch die süw darin lassen.'
1422, Seg. RG. ,Den insässen gebieten ... ross, küen,
süwen, gens und derglich für den hirten ze triben
und nit, andern zu schaden, ledig gen ze lassen.' 1493,
Th Beitr. (Offn. der Herrschaft Kefikon-Islikon). ,Von
süwen [Überschrift]. Item wer süw in unsrem gricht
darafter umlouffen lad, der ist kon von einer ietlichen
suw umb ein pfundt buoss zu ietlichem mal, als dick
einer die louffen lat, es sye sommer ald winter, ald
einer ald einy töre dan an heiigen sweren, daz sy im
über sin willen uss entluffen syent.' 1510, Ndw LB.
,Wenn die stroftelweid hinüberkompt, das die zeig
offen stand, das dann die beid partyen [Glattfelden
und Seglingen, die wegen des Weiderechts im Streite
liegen] ir vicb, es syen süw oder küo, uffschlachen
und das dann also gon lassen und kein teil dheinen
hirten daby haben... solle.' 1512, Z RM. ,Das die
husfürer [vgl. Bd I 950] einer nit me solle haben dan
zwo süw und die zuo veld für den hirten schlachen
und inlegen ze mesten.' 1530, Aar. StR. ,Die Suw
sol ein Stall oder Hirten haben, damit dieselbige
Niemands Schaden tüge.' 1621, GT.Rq. (G Gant.).
Sogar Städte erlassen Verbote gegen das Laufenlassen
der Schweine: ,L>en schwynhirten zedel, daz si d lat
warnend, d süw nit in der statt umherlouffen lassen.'
1557, B RM. .Die suw intuon.' .Verkünden, das jeder-
man die süw intuon [solle].' 1532, BRM. ,Sy hette...
gseit, sy weite d süw yntuon.' 1541/3, Z Ehegericht.
,Die süw inlegen'; s. Bd III 1182; vgl. 5dr- D' S.
ablä" (student.), üslä" (BE.), sich ungebührlich be-
nehmen, ,sich viehisch geberden' (Bärnd. 1904). ,[Dass]
man bei einer Beerdigung doch Frieden und Austand
bewahrte bis ins Wirtshaus, nicht schon Stunden
vorher auf dem Todtenacker, ja in der Kirche selbst
die Sau ausliess.' Gotth. ,[Das Wallfahren sei] ein
hin- und widerlauffen wie ein suw in dem rat [1. ,kat'?].'
1554, Zu Verhörakten. ,Es ist umb ein Eidgnosschaft
wie umb eelüt, wyb und man: dann wie übel die
uneins werdent, wann inen darzwüschent ein suw in
garten lüffe, si näment stecken und bängel und schlüe-
gent und jagtent die su daruss und wurdent wol
wider eins.' Aa TB. 1904 (TgB. WSchodolers d. J.).
En anderi S. lauft 's Dorf ab (durch 's Dorf durchhe"),
eine andere Neuigkeit taucht auf TaEgn. Jez ho"d
doch d' Lüt Nämis z' schwätze", bis wider en anderi
Sü 's Dorf ab lauft, ebd. Die G' Schicht von der
Bachgumpete" [ist] in Vergesse"heit 'cho"; denn es ist
öppe"die wider en anderi Sou dor'* 's Dorf durchhe"
g'laufe". G Kai. 1890. .Der s. die schellen anhenken',
eine Sache in die Öffentlichkeit, unter die Leute
bringen (vgl. Schellen): ,Wo das [die Bemühungen
der Geschlechter um die Regierungsgewalt] iedermann
hette betrachtet ... so wer ich ... nit iez in disem
rollfass und wurde gezwungen, von der statt recht
wegen der suw, wie man spricht, die schellen anzuo-
henken.' ThFrickart 1470. D' (der) S. ringe" (ringle");
s. schon o. (Sp. 1490 u.) und Bd VI 1100. 1102 und vgl.
Bärnd. 1904, 71. Sü üshaw'e": vgl. Bd II 1809 o.
Sü, Süli verschnlde" ; s. Gälzen (ebd. 296) und vgl.
S.-Galzer (ebd. 296), -Pingger (Bd IV 1378), -Schni-
der; ferner Steinm. 1804, 281. ,Die s. (ge)schouwen';
s. ge-rilten (Bd VI 1679) und vgl. S.-Ge-schauwer. ,[A.,
Metzger, will dem B.] von sölicher siner schuld gelt
abziehen [mit der Begründung, dass er dem B.] ein
s. geschowet hett. [B. erwidert, A. habe] im dehein
s. geschowet und by zwey oder dry jaren nie kein s.
in sim hus gestochen.' 1471, Z RB. E" S. (ab-) steche";
s. auch Sp. 1496 u. und vgl. Süwli- Stich. Metzger, wetz-
mer (d)'s Metzgermesser (Metzger, wetz-mer 's guet Z
Stdt, Wald, wol ZF.), dass »"* cha"" mi"s Söüli (an
mehreren Orten auch Chälbli) steche" (mV Sou ersteche"
ZWila), Schnellsprechvers ZF., Reg., Stdt, Wald,
Wulff, Wila, Zoll, und lt Dan., Fortsetzung und icenn-t'
(-mer) 's du nüd wetze" wi't, se nim-ich dir de" Huet
Z (ltDän.). S. noch Brat (Bd V 886); rot (Bd VI
1741). ,[Der Selbstmörder hat] sich selbs . . . erstochen
in sinen hals glich wie man ein sauw sticht.' UMey.
Chr. 1563. D' Sou absteche", ,das entscheidende Wort
zu reden haben', auch ,sich nicht darein reden lassen'
B (AvRütte). Ich will-ech da la" bifele", Dir stechet doch
de"" d' Sou ab. He, ich metzge" sust Sil, Dorfbarbier, auf
die Frage nach seinem eigentlichen Beruf. Breitenst.
1864. Ich will-der Öppis säge" con-eren alte" Stege", min
Vater hat es Söuli g'metzget, mir e" Wurst und dir e"
Wurst, mir de" Speck und dir de" Dreck ZReg. ; vgl. die
Var. Sp. 396 u. 's gut nit «' Tod, bis-me" d' Sou metzget.
Sprww. 1869; s. noch die syn. RA. Bd IV 625 o. S-
auch cor-be-reitet (Bd VI 1647). ,A., der Metzger . . "
habe verschinen Martini dem Hin Pfleger N. obge-
dachtes Söuwli gemetzget.' 1665, Z. [Herodes hat]
am selba Tag zwey Ochsa, dry Kühe, vier Kälble und
feuf Sau gmexget und s Würstmahl gha. AKornhoffer
1679. S. noch Asne (Bd I 505 o.). E" (wüesti) S.
(bi Ei"'m V-) metzge" ; s. Bd IV 625/6. Er het e" wüesti
S. bi-im Vg'metzget, ,ihn grob bescholten'. Sprww.
1869. E" S. brüeije"; s. Bd V 554; sättig II (Sp.
1476) und vgl. S.-Muelt (Bd IV 217). Er ist so wiss
wie e" g'schabeti Sou. Sprww. 1869. Sitten bei der
Metzgete"; vgl. Wurst- Mal (Bd IV 165) und s.
Chrumm-bein-Lied (Bd III 1096/7; weitre Varr. aus
Bs s. SV. 1912, 1/2); Wurst-Brief (Bd V 495) und vgl.
S.-Sack (Sp. 638); um d' Wurst singen (Sp. 1195 o.).
Dazu einige Nachträge: Dürri, dür'i Bire", hinder
dem Ofe" füre": 's Süli het e" Chrumbbei", geu-mer
auch en Würstli, hau"et ufe", haW'et abe", hautet e"
Stuck ro"-der Siten e"weg! AaDj. Gueten Abe"d, Herr
und Frou, gebt -mer o"ch von öüer Sou (I'h hält gern
vo" euer Sou Aa), nid gar (z') weni'-1, nid gar (und doch
net Aa) z' vil, (nomen auch Aa) vo" den Öre" bis zum
Stil Aa (auf einem Zettel an die Türklinke gehängt,
worauf der Schreiber sich mit einem Stein wurf an
die Haustüre entfernt); B (GZür. 1902). I«* wemche"
dem Metzger e" goldi"s Messer, dass-er uf 's Jär chan"
e" Söüli steche" (Fortsetzung Bd VI 826) ZEidberg.
Zur Nutzung vgl. auch S. (Schwin)-Feissli (Bd I 1074),
-Fleisch (ebd. 1223), -Grüben (Bd II 686), -Lid (Bd III
1088), -Bachen (Bd IV 964), -Bein (ebd. 1303), -Büp-
peli (Bd VI 1195), -Sigel (Sp. 496), -Schmalz, -Schmer.
,Von der sauw. Nutzbarkeit des tiers ist die gröste,
so man hat von der meerung, fleisch und feisste . . .
Auss der haut werdend schuoch, halfteren, riemen
bereitet . . . Das schmär wirt von den schuochtzeren
gebraucht . . . der späck zuo dem karrensalb . . . das
1497
Saw,
bluot zuo Jen tiscbaassen und gwild zuo fallen ...
Der seuwmist [ist] nit in kleinem brauch, vorauss
zuo etlichen böumen ze legen.' Tierb. 1563. De' Giz-
hals und e" feissi Sou nütze"d erst, wänn-s' töd sind.
JVIessikommer 1910. ,Wanu die Sau geschlachtet ist,
geniesst man ihr am besten, avarus, nisi cum moritur,
nil recte agit.' Met. 1692. D'r Speck vo" ü"se" Sänne"
luegt albe" drus [aus dem Kraut] usse". Schwz. Frauenh.
1907 (SL.). ,Ein Schnefeli Fleisch . . . grünes oder
gesalzenes . . . von einer Sau.' Gotth. S. noch Burst II
(Bd IV 1607). ,[N., der dem Gatten der A. zwei
Schweine geliefert hat und beim Konkurs des Schuld-
ners leer ausgeht, erklärt:] Nun sige A. die, so die
suwen hab hellten ässen, darumb stände er da vor
gericht und begere von iro früntlichen umb sin schuld
ussgericht zu werden.' 1524, ZAnd. Der Hansli m1"*
si" Frou, si fresse" z'sämen e" Sou. Der Hansli mW
gar vil, er frisst der Sou der Stil. GZür. 1902 (BMünch.).
E" halbi S.; vgl. (Speck-) Siten (Sp. 1449. 1457). Gott
Lob und Dank! Iez bin-ic'' nümme' chrank, (ich) mag
ivider e" Bitzeli esse": e" halbi Sou (ühue ZThalw.)
und der Pfund Brot (und es Brot de'zue ZThalw.),
Das ist mi"s Bitzeli (mi" ganzes ZThalw.) Esse" Z
Ebm., Thalw. .Alleweil eine halbe Sau im Kamin...
Das verleidet einem Bauer zehnmal weniger als das
schönste Weibsbild.' Lienert 1898. Handel und Wandel
(vgl. S.-Märkt Bd IV 414). De' Vatter ist mit Sülene"
z' Markt Th. Weide"li'>' weide*li"> lauf, lauf, lauf!
De' Vatter hat e" Süli g'chauft, Kinderreim ThHw.
, Weihe suwen kouffen uf zil und tag, demnach zuo
klegt komen, sind zuo buoss verfallen ein pfund baller
üii gnad. Es sol ouch nieman tribsuwen dings kouffen;
wer das Übersechen wurd, die werdent ein scbulthess
und raut straffen nach irkanntnüs.' THDiess. StR.
,Seüwtreiber, der seüw verkaufft, suarius negotiator.'
Fris.; Mal. Diebstahl. Er ist vo" N., wo de' Bravst
e" Sou g'stole" hat. Sprww. 1869. ,Der, so die suw
und hupen verschlagen hatt, ist gestraft umb 2 gülden.'
1513, BRM. Häutig unter Abgaben; vgl. zB.ZKyb.Urb.
um 1261 (ASG.XII 147 ff.); SchwE. Urb. 1331 (Gfd 45,
60 ff.); ferner Färli (Bd I 921); Zehenden- S. Unter
dem Zehnten des Pfarrers erscheinen .kalber, kytze,
fülle, suwen [usw.].' 1529, GSennw. (Strickler). ,Was
jedes järlich von sinem krutgarten, dessglicben für
das ops, bynli, färli, süli und kalber geben sol.' 1597,
Z Bq. 1910 (Beschreibung des kleinen Zehntens von
ZAlbisr.). Schweine unterliegen der Verbrauchssteuer;
vgl. Un-Gelt (Bd II 243). ,Zoll von 2 Säuen 10 ß',
unter Ausgaben. 1785, Z Haush. Wertschätzung.
An-ere" Sou ist Alles guet vom Schnörrli bis zum
Schivänzli. Messikommer 1910. Wän" e" Sou wüsst,
dass-si e" Sou war, so wuri-se-sieh selb fresse" ZRuss.
Die Sou nam-ich für mi" Frau, von Etw., das man
sich gerne schenken liesse, das Einem begehrenswert,
wertvoll erscheint Z. ,So ne" U'flät [ein Hund] fress
für zweu Söuleni, und das seien denn doch weit wert-
vollere Glieder der tierischen Gesellschaft.' B Schulbl.
1900. D' Söü gelte" nie, was si wert sind L (Ineichen).
S. noch Hälsel (Bd II 1211). ,Zwo suwen um 42
batzen, uf zil und tag zuo bezalen.' 1524, ZAnd.
,Dass Söuwli [sei] anfangs nit 5 batzen wert gsein.'
1665, Z. Er ist wert (so u'wert Scu) wie e" S. im
Jude"hüs L (Ineichen); Sch; Sprww. 1869. ,Er seye
so wärt als eine Sau ins Juden Hause.' JJUlr. 1731.
Cho" wie-n- e" (d' THDiess.) S. i(n)'s Jude"hüs, un-
erwartet, unerwünscht Bs; BStdt; THDiess. ,Gang in
aller Säue Namen, so frisst dich kein Jud!' Sprww.
1824; s. noch Bd III 12 u. Als verachtetes Tier. E"
Sou und en Amme" b'halti"d eisster der Name" L
(Schweiz 1859); s. schon Bd IV 246. .[Kaiser Augustus
habe im Hinblick auf den Kindermord gesagt] er wölte
lieber des Herodis suw syn dann sin son.' LLav.
1583. Gott Vodä der alt: [Ich] tvolt ehender, das mich
d' Sau fressä als noch länger so vill Gift und Gall
auflesä. Ttrolersp. 1743. S. noch Hund (Bd II
1424 u.). Insbes. in Bez. auf das Äussere. ,[Einer]
dessen Lyb, Angesicht, Gang und Proportion unflätig
wüest undt besser einer Suw zuo verglychendann einem
hübschen, wolgestalten Mann.' 1608, AfV. (Zg). Mit
Neg., nicht einmal ein Schwein; vgl. Chats (Bd III
587 o.). ,Wie möchte dann die seel oder das gmüet
des menschen [zergehen], so doch nit ein krott oder
suw als stirbt, daz sy gar ufhörend syn':" LJud 1531.
Kei" S., in best. Verbindungen = Niemand. Us Dem
chund (e")ke'" S. (drüs), wird Niemand klug, darin
findet sich Niemand zurecht, von einem Wirrwarr von
Fäden, einem verwickelten Handel udgl. Aa; Bs; B; G
Th; Z und weiterhin. Bi d'ere" G'schicht ist bald ke'"
Sou ml' drüs cho". JEgli 1895. Es weiss kei" Sou,
was Das ist ZW. Es het-ne" e" ke'" Sou verstände"
BStdt. Verstärkt. E, e, Chinde", wie güderi"d-er doch
au'h! ke'" hoffärtigi Sou tat so Eppis numede" a"luege"
L. E" Bett ...'s W'ti kei" hoffärtigi Sou dri" i"he".
Huw. Kai. 1853. .Betten, so miserabel, dass ... leicht
eine hoffärtige Saw sich nicht darein gelegt hätte.'
Gotth. E" eige"ligi Sou friiss-es nid, von einem schlecht
zubereiteten Essen BE.; s. noch Bd I 147. Als Typus
des in allerlei Verhältnissen Ungeschickten, Un-
brauchbaren, Unpassenden. ,[Narr von Zweien, die sich
unüberlegt rasch verlobt haben :] Hand sich verehlechet,
bei meiner Treuw nit zemmen zeit, gleich wie die
Seuw, die im Verstand sind grob und rauch.' L Spiel
1733. Du mosch ['s] ha", aber nüd, bis der A"hau'c
chalberet ond d' Saue" ufflügi"d. ATobler 1905. Singen
können wie-n-es Süli chlimme"; s. Bd III 647. .[Weis-
heit würde einem Narren] gleich als wol anston, als ...
wölt ein suw die luten schlau ; das war on zwifel sehen.'
HsRMan. .[Leute] die sich auf die Musik verstahnd
wie eine Sauw auf das Orgelschlagen.' 1629, Troll
1844 (Stiftungsurk.des Musikkollegiums ZWth.). ,Was
soll eine Saw am Spinnrad V Graculo cum tidibus nihil.'
Mev. 1677. 1692. ,Die Saw ist ein Apoteker worden,
camelus saltat.' ebd. Dö mächt (we't)-me" (am liebste"
hinderst GStdt) uf (auch mit) der (od. -ere") S. (auch
wilde" Sou Z) fürt (rite"), ,es ist nicht zum Aushalten',
ist zum Davonlaufen, aus der Haut fahren! Aa; Bs; G;
Sch; S; Th; Z; Sprww. 1869. S. auch schon Bd VI
1672 o. und vgl. Geiss (Bd II 456). F" ha" gemeint, i'h
müess uf-der Sü cho", sagt zur Kennzeichnung seiner
Verlegenheit Einer, ,der sich blamiert, die Finger ver-
brannt hat' THTäg. ,Üf der s. sitzen'; s. Bd VI 1169 o.
(auch Wander IV 1172). 's passt (-ere") wie de' Sattel
für-e"Sü ScuSt. (Sulger), we-n-ere" Sü en Sattel ThHw.
Passe" wie-n-ere" Sou es röts Halsbängeli. Loosli 1910.
,Ein [putzsüchtiges] Weib ohne Zucht ist wie eine
Sau mit einem goldenen Halsband.' 1766, aZoll. 1899.
,Es ist, als wann man der Sau einen Beiz anlegte,
simia est simia, etiamsi aurea gestet insignia.' Hosp. ;
danach wohl: ,Der Sau einen Pelz anlegen.' Sulger.
S. noch Chor-Bock (Bd VI 830). — y) Glaube und
ir.>'.'
Saw, sew, siw, suw, suw
Brauch. ,Die Sau läuft in der Frucht', heisst es,
wenn zur Erntezeit der Wind bei schönem Wetter
Wellen im Korn schlägt. Süterm. ES.; vgl. Rochb.
1856 II 187; Wander IV 18; Follmann 429; ferner
5 d a ß (dazu die Anni.); süwen 1 c. Beim Kauf
junger Schweine muss der TF^c/iaufabgehalten werden,
sonst gedeihen dieselben nicht gut; s. Bd IV 726 u.
und vgl. Bd III 167 u. Ein Schneider traf einst Nachts
auf dem Wege zwischen Wängi und Heiterschen (Th)
eine grosse herrenlose S. an und band ihr, da er
keinen Strick hatte, sein Halstuch um, um sie nach
Hause zu führen. Er musste hiebei über einen Steg,
und als er auf der andern Seite desselben angelangt
war, hatte er auf einmal nur noch das leere Halstuch
in der Hand, die S. war und blieb verschwunden. AfV.
In GOUzw. starben einem Manne stets die jungen
Schweine. Man riet ihm, sobald die Ferkel wieder
krank würden, ein lebendes Schwein unter der Dach-
traufe zu begraben. Er wollte es tun, aber das Tier
schrie fürchterlich, und sofort erschien ein Weib,
welches ihn inständig um Erbarmen bat. Als er aber
nicht nachgab, entfernte sich die Hexe und starb so-
gleich. Henne 1879. ,Wenn ein Schwein überfahren
ist, so spricht man: Ist dir des Tags oder Nachts
Etwas widerfahren, so klag es der Schwester Elia,
dass sie dir es wieder abnehme. Dazu fängt man
vorne bei der Schnauze des Tieres an, fährt langsam
über den Rücken bis ans Ende des Schwanzes. Beim
Zurückgehen macht man mit der Hand drei Kreuze,
eines auf dem Kreuz, eines auf den Laffen und eines
über dem Kopfe.' HZahler 1898. Ein gewisser Kno-
chen aus dem Kopfe des Schweins in der Tasche ge-
tragen verhütet das Verlieren der darin befindlichen
Gegenstände S. ,[In einem vom bösen Geiste besessnen
Knaben] hat sich der bös Feindt mit 14 seiner Ge-
sellen, die sich alle der Säuwen Muetter genant, an-
gefangen zeigen.' RCys. (Br.). Vgl. noch Rochel-Mör
(Bd IV 378); Färli-, Rät-hüs-S. und Rochh. 1 93. II
87; ferner: ,[Bei GitRäzüns] sieht man dann und wann
eine riesige Sau mit fünf Jungen und zwar zwischen
Nacht und Tages-Anbruch. Diese gespenstigen Tiere
haben feurige, furchtbar grosse Augen, die Sau so
gross wie Wagenräder, die Jungen nur wie Ptiugs-
räder. Nicht Jedermann kann sie sehen, sondern nur
Solche, die zu gewissen Stunden das Licht der Welt
erblickt haben.' Ein Mädchen wurde von ihnen .her-
umgejagt, und habe immer in einem Kreise herum-
laufen müssen, bis der Messmer in StPaul den Tag an-
geläutet habe.' Jecklin 1878; vgl. Sp. 1491. — b) nur
für das weibliche Schwein, Mutterschwein GrA.,
Av., D., Mai., Nuf., ObS., Pr. (lt MKuoni ,Sau, Alp-
schwein'), V.; PA1. (,troia' Giord.), Po.; GMs, Rag.;
W (so Binn, Mü.); vgl. auch die Anrn. Syn. Leuch
(Bd III 1013); Lös I (ebd. 1425); (Färli-, Lammer-,
Süw-)Mör (Bd IV 377/8); Nunn (ebd. 765); Bach
(ebd. 964). D' Föz und d' Sita hed V [der sündhaft
verschwenderische Senn] g" futteret mid Milch, aber
nü" mid ganzem. MKconi (Schwzd.). Schläfe", bis
all Sil chräje", bis in den hellen Tag GRNuf. ,Su
vel more, scrofa.' Ebinger 1438. — 2. Wild-
schwein S (Jägerspr. lt Diana 1909). Syn. Wild-S.
s. d.\ D' Söu chessle", wühlen den Boden auf, haben
das Gras zertreten. D' Sou het ne" Chambe" wie-n-e"
Stallbese" SL.; spec, .Weibchen des Wild-schweins',
Bache AALeer. (H). Im gleichen Sinne: E" wildi
S. Tu; Z. Es ist irie irä""-me" e" Herd mldfij Söü
üslies', wann die Chind us der Schuel ehömfd Z ;
vgl. Rudel I (Bd VI 626). In den altern Belegen
nicht immer sicher von der Zss. zu unterscheiden.
,Dem puren von Yffwil, der eine wilde suw gebracht,
3 pfd.' 1538, AFlüri 1894. .Denen von Erlach, so
die wildsuw bracht, jedem ein par hosen.' 1541, BRM.;
nachher: ,von der wilden suw wegen', ,der die wilde
suw bracht.' ,12 pfd 10 ß trinkgelt denen von Wald,
Ober- und Nidertürten, den nachburen, ouch beiden
herren von Rüti, als sy minen herren drig wild süwen
geschenkt.' 1549, Z Seckelamtsrechn. ,Aper, ein Wild-
schwein oder wildesauw.' Fris.; ,das wild schwein,
aper, wilde sauw . . . von einer wilden sauw.' Mal.
,Von dem fleisch der wilden seuwen.' Tierb. 1563;
meist ,w. schwein'. .[Schulkinder haben] zu Zeitten
ein wildes Schwein oder Sau gesehen aus dissem Loch
des Berges [in dem ein Schatz liegen soll] hinaus-
springen.' XVIII./XIX., THEscb. — 3. .indianisch suwli',
Meerschweinchen; Syn. Mer-Süli. ,Ir [der Meer-
schweinchen] stimm ist gleich der stimm der jungen
seuwlinen, aus ursach man söliche indianische seüwle
genennt hat.' Tierb. 1563. — 4. Nachbildungen des
Schweins, a) aus Lebkuchen. [Abraham bietet Gott
Vater Sammichlaus-G&ben an:] So nimm doch ä span-
hischhrödige Frau oder ä züriläküeehige Sauw. Tyro-
lersp. 1743. -- b) Trinkgefäss in der Form eines
Schweins. ,1 laimine Sauw ... daraus man trinkt.'
1627, TnBürglen Schlossinv. — c) als Abzeichen auf
Bannern, so des .Grossen Rates' (vgl. Bd VI 1573) in
ZsStdt (vgl. S.-Banner Bd IV 1286), der ehemaligen
Knabenzunft in GR. (vgl. S.-Becher ebd. 967, -Ge-richt
Bd VI 368 und die dort angegebene Literatur) — d) das
As im Kartenspiel, das urspr. das Bild einer S. zeigte
Aa (auch lt H.); Ap (,bei den deutschen Karten das
am meisten zählende As' T.; vgl. aber die Zssen);
Bs; B; L; G; Th; Ndw; Z; wohl ziemlich allg., aber
heute zumeist, bes. in gebildetem Kreisen, durch Axs
(Bd I 503) verdrängt; vgl. auch S.-Igel 3 (ebd. 150)
und die Zssen. A. ansagend: Hundert Söü [d. s. vier
As, die hundert gelten]! B. : Donnersdonner! Ieh ha"
100 Meitscheni [4 Damen]. Postheiri 1869 (B). Vier
Siliv sind obenüs. NDwVbl. 1867 (Jasspolitik). Wo treit-
me" d' Söü in '« Hände"? (Im Charte'spil) . Schwzd. (Z).
.Sich hab begeben, das NN. mit einander kartetent [und]
das N. zwo süwen hette ... Also leit N. sine zwo süwen.'
1486, ZRB. D'S. steche"; s. fliegen (Bd I 1179 o.).
I'h merke" tvol, was Trumpf si" sö't, aber d' Sou isch
noch nit g'stoche", das Spiel ist noch nicht verloren,
,es ist noch nicht aller Tage Abend'. Gotth. .Einem
die s. stechen', Jmdn seine Sache verlieren machen.
.Gugg, Galli, wem zu trauen sey, sonst sticht man dir
die Sau!' Spottlied auf den Abt von StGallen 1712.
TV S. gV't 's, scherzh. Aufforderung, das Spiel zu geben,
an den Partner, der beim Ablupfe" (vgl. Bd III 1358)
ein As abgehoben hat Ap; B; G; Th; Z; vgl. ScheUen-8.
D' Sou giH 's, Vatter, gib 's du! G. D' Sou giH 's; Ätti,
du gisch d's Spü! B Hist. Kai. 1793. Du hest ja drei
Söu in 'm Charte", du cha""st schu" vier wise", die
vierte bist du selbst Z. Auch sonst oft im Spiel mit
Bed. 5 a. D' Sou sticht de" Chüng. Sprww. 1869.
.[Drei angesehene Berner mussten] einen untüchtigen
man, N., um schmächlich flüech und reden, ergangne
ufruor [wegen der frz. Pensionen] anlangende, mit
recht vertigen, so da billich von gmeiner eren wegen
1501
.Saw, sew,
1502
sölte von einer stat gevertiget . . . sin worden. Aber
in semlichem spil sticht d su den kiing.' Ansh. Es
ist (giH) (e") kei's (Charte"-) Sjril, es ist auch e" S. drin
(dass nit ... ist) L (Iueichen); Z Rät. In iederem Spil
mues' e" Sou si". oO. (LTobler). Es si" im(en)en
iedere" Spil Süü (ist oder hat ... e" Sü Th) BLütz.
(Bärnd. 1904); Th (,in jeder Gesellschaft, Familie ein
gefehltes Individuum'). ,Es ist manchmal eine Sau
im Kartenspiel.' Sprww. 1824. Der (Si) ist albig(s)
(d') Sou im Gharte"spil, ,der Hauptsünder' GBuchs,
We. ,I)o ward gredt von sinen [eines Pfarrers, der
auf der Kanzel die wichtigsten Glaubensdinge mit den
einzelneu Karten verglichen hatte] aignen undertonen,
dass er die suw im kartenspil wer und tag und nacht
voll were.' Vau. S. noch Bolen (Bd IV 1179) und vgl.
dieEAA.Sp. 1492o. — 5. übertr. a) als Schimpfwort
auf Menschen (Tiere); vgl. die syn. Zssen Sp. 1491 u.
a) mit Bez. auf vorwiegend physische, denen des
Schweins unmittelbar vergleichbare Eigenschaften.
Hinsichtlich Ulireinlichkeit, Uuordentlichkeit, verwahr-
lostem Äussern Aa (so ßb., F., Leer.); Ar; Bs; B; Gr;
G; Sch; Th (bes. auch von Einem, der unappetitliche
Dinge anfasst); Nd w (Matthy s) ; WMü.(auch von Tieren,
zB. von einer Kuh), Vt. (,nicht allg. üblich'); Z und
weiterhin. Du bist e" (reehtij S..' E" bari Sou si"
ZF. Er ist e" Sou im Folio, und wer 's nüd glaubt,
ist auch esö Z (Spillra.); vgl. Sp. 31 o. De'', wo-sich nüd
wäscht, ist e" Sou, und ic'er-si'h mues' wasche", ist auch
e" Sou. Nw e" Sou mues'-si''1 all Tag wasche" Z Wangen.
,Das ist der Weg zur Sau', sagt man, auf einen Tinten-
klecks (vgl. 5bßl) deutend Z (Dan.), Das ist d' Ströss
zum Söüli, zu unsauber essenden Kindern (vgl. u.)
ZF.; vgl. de Weg zum StLappi (Bd III 1350 u.).
S. noch Anken-Ghubel (Bd III 113); Recht (Bd VI 240);
un-ge-räten (ebd. 1599); sehen (Sp. 528). Insbes. von
weiblichen Personen AaF.; BO. (bes. ,die in der Küche
unreinlich wirtschaftet' Zyro); Gr (so D., Mai., ObS.
und lt Tsch.); Tb; ü; WBinn.; ZO. (Messikommer
1910). Syn. Choslen (Bd III 526); Lös (ebd. 1426);
Mör II (Bd IV 377). Das ist e" Sü! sagt ein Bursche
von einem für eine Heirat in Frage kommenden Mäd-
chen, als er sieht, dass es den Käse mit dem Chäs-
jäst (Bd III 79) verzehrt U. Du alti Sou ! AaF. E"
recht treckigi Süw, auch von Kindern WBinn. Von
Kindern sonst bes. im Dim. (s. schon o.) in abgeschwäch-
tem Sinne. Du Sali (Söüli)! Aa; G; Th; Z, auch zu
lärmenden Kindern Z Wangen. Du wüests Süli, tue
's Mül abwüsche"! Ap. Du bist e"s chll"s Süwweli;
gugg dVs Schürzli, wie 's üsg'seht ! BSi. A b'hüet-i"s
trülich, wie bisch du e" Süli! auch etwa zu Haus-
tieren GBuchs. Hinsichtlich Unmässigkeit im Essen
und bes. Trinken. ,Etlich buch, Sardanapali, Nerones,
Heliogabali und der glichen süw.' Zwingli. E" rolli S.,
von einem Betrunkenen B; GT.; Z und weiterhin; vgl.
s.-roll (Bd I 783) und Sp. 1490. 1494 u. 1501 o. ,[N.]
sprach: Du verhite volli su !' 1397, ZRB.; später: ,Er
wer ein trunkne su.' S. noch Pöbel-Volch (Bd I 804).
,[Wenn der Statthalter desRegierungsstatthalters] voll
am Boden sich wälzen [würde], so würde ich es dem
Regierungsstatthalter sagen ...: Ich hatte geglaubt,
ein Statthalter wäre sein Stellvertreter ... und hatte
nun gefürchtet, die Schwarzen möchten sagen, wer
sich durch ein Schwein vertreten lasse, müsse selbst
eine Sau sein.' Gotth. Du b'soffne Sou! Grolimcnh
1910 (SGrindel). Hinsichtlich Trägheit. E" füli S.:
s. Bd I788o. — ß) mit Bez. auf moralische Fehler.
Sittenlosigkeit, bes. Vorbringen von Zoten Aa; Ap; B
(auch lt Zyro); GRMai.; Th; UwE.; Z und weiterhin;
vgl. auch 1 a ß und 4 d. ,[A. zu B. :] Es wil N. noch
ich nit din süwerch [schmutzige Geschäfte], so du
tribst, liden ... Uff das rett der B. zum A.: Du bist
als ein grosse su, als Zürich ist.' 1434, ZliB. ,Als
der pur zur suw was worden, do ward das kloster
[Ittingen] berowt und jämerlich verprent.' Ansh. ,Der
Himmel [ist] nicht für die Säue und stinkende Sünden-
Böcke gebauet.' JJUlr. 1731. S. noch recht (Bd VI
202/3). Insbes. von Frauen AaF.; BSi.; GhObS.; L
(Ineichen); Z. De" Marge" bette"d d' Jumpfere", z'
Mittag d' Fratte", am Abi"g d' Saue" ZBass. S. noch
Frau (Bd I 1244; auch Messikommer 1910). —
b) auf Dinge, a) ausgehend von der (dicken, run-
den) Form. 1) an der Kelter, die dicken, kurzen
Holzstücke (mindestens drei an der Zahl), die zwi-
schen den auf den Deckbrettern des Kelterbettes
(vgl. Trott-Bett 1 Bd IV 1816) angebrachten Leiste"
(vgl. Leistläf Bd III 1469) oder Spange" und dem
Kelterbaum (vgl. Trott-Baum Bd IV 1248/9) zur Ver-
mittlung oder Verstärkung des Druckes eingeschoben
werden (vgl. rucken 2a.y Bd VI 850) Aa; Z, so Limm.,
Rafzerf., W., Zoll. Syn. Glid 3 (Bd II 606); (Trott-)
Berg (Bd IV 1553/4); Trott-S. - 2) ,die grosse Sau'
hiess zu THArb. ein 150 Centner wiegender Stein,
welcher 1695 durch die Gewalt des Grundeises gegen
die Stadtmauer geschleudert worden war und als
Naturmerkwürdigkeit gezeigt wurde. THNeuj. 1824.
— 3) in U Slwli, .steinerner Ball' Ap (T.), ,Ball' U,
.Holzkugel von ca 2 Zoll Durchmesser' GA., , rundes,
kleines, auch polygones Holzstück, etwa in Hand-
flächengrösse', das die Spieler ,mit Stöcken in ein in
der Mitte des Kreises oder Quadrats gelegenes Loch
in den Boden treiben' GrD. (B.); vgl. auch die Anm.
S. noch Chessel (Bd III 516). D' S. (i"'s Ghessi Ap,
in d's Loch GrD.) tribe" Ap; GRh.; GrD.; U; W; vgl.
Hatschlen (Bd II 1799); Mör II 3 a (Bd IV 378),
ferner Rochh. 1857, 395/7; Gr. WB. V1H 1847: AfV.
XVI 148. S. noch S.-Ätti (Bd I 586). In gleichem
Sinne d' Sü hüete" GA. (,nur auf den Alpen gebräuch-
lich'). — 4) Söüli, Pflanzenn., Herbstzeitlose, Coleb,
autumn., im Frühling, wenn die Pflanze die Frucht-
stände trägt ZRuss. Syn. Muni-Seckel 2 a (Sp. 671).
— ß) ausgehend von der Unreinlicbkeit, Unordentlich-
keit. 1) in BSi. Süwwli, Tintenklecks auf dem Papier
Ap (Rochh.) ; BSi., Klecks BsStdt (auch lt Sei).). G'selust,
wettigs Süwtvli hest uf d"m Heft! BSi. — 2) was stö-
rend, hindernd Zshang oder Ausführung einer Sache
unterbricht; in der Verbindung ,ein s. machen (werften)'
in Etw. .[Judas: Es ist] die meinung min, kein suw
well ich nit werfen drin [in den Plan, Joseph zu
töten].' Ruef 1540; vgl. das syn. Häggen 2 b (Bd II
1091). ,Der mit seinem schwätzen einen an seiner
arbeit saumpt, item der ein sauw in ein gesang wirft,
interpellator.' Fris. Spihlgraff: Ih sorg, ih sorg, Gott
Vodä mach uns ä Sau drei [in das Spiel] ; er tuet wie
halb z' hinderfür. Tyrolersp. 1743. — c) in der Ver-
bindung du g'felligi Sü, Glückspilz Zu; vgl. das syn.
du g'f. Süfß (Sp. 357 u.). — d) zur Bezeichnung des
in bestimmten Verhältnissen Letzten, a) in ScHSt.
(Sulger) Gliom-, in THÜomb. Gerste"-, Haber-, Chom-,
liogge"-S., der bei der Ernte zuletzt fertig werdende
Schnitter (Binder, Drescher) SchSt.; Th; ZSth.; So-
1 :,(.::
Saw,
3W, S1W, SO Vi . MIM
term. ES. 596. — ß) in GRNuf. Sali, in GrD. Ober-
schnitt (lt B.) Stif(f) m., die kein Stückli (volle Schlit-
tenlast) mehr ergebende letzte Heubürde beim Heu-
einsammeln, bes. beim winterlichen Heuzug aus den
Bergwiesen GrAv., D. (B.), ganz kleine Wildheubürde
im Winter GRNuf. Syn. Guschen (Bd LT 482; auch
Dim. Güschi); Süggi GrD. (vgl. Sp. 520); Schwinli
GRNuf.; vgl. auch Strütschen. — y) der (urspr. wohl
oft aus einer S. bestehende) letzte Preis bei Wett-
kämpfen; spec. ,die letzte Gabe beim Schiessen' ApI.,
K., M. (T.). ,Die s. heimfüeren, -bringen' uä., auch
auf andre Verhältnisse übertr., im S. von Misserfolg,
Schlappe; oft im Spiel mit 1. ,Er [Dr Eck] ist mer uff
dem schiessen gsin, füert allweg d süw mit im dahin
und wider heim on d hossen ; yetz aber bringt er mit
im heim ein ussgeweschne losen.' UEckst. , [Knecht
zum Arzt, der ohne Erfolg die kranke Messe behan-
delt hat:] Potz marter, herr! Wo wölt ir mit den
süwen allen hin, die ir dise jar mit üch heim brin-
gend? Man würt uns für fürköuffer halten.' NMan.
,Zuo Spyr ietz uf dem disputatz da hand si [Eck und
Faber] ouch gewunnen von süwen ietz ein grossen
schätz; in ist keine entrunnen.' ebd. .Unser will und
meinung [ist], dass ir bescheidenheit hieltind; dann
wo wir semlichs [,die jarrechnig zuo Baden und Tur-
göw'] mit gewalt weren söltiud, wurd... alles, das,
das wir zuo Bremgarten ufgricht [näml. der refor-
mierte Gottesdienst] zuoruck; dann die V Ort hand
die suw heimgfüert, Gott hab lob; wir hand sy mit
dem feilen kouf sunst in unser hand.' 25. VI. 1531,
Strickl. (Pim Hag und J Wagner von Bern an Zwingli).
Abfertigung, Zurechtweisung. .Dasselbig [die mangel-
hafte Abfassung eines überbrachten Abschiedes] hand
wir vier botten von Bern inen [den nachgerittenen
S Gesandten] in gegenwirtikeit unserer herren nit
vergessen und anders, das sy mit uns schmechlich
gehandlet... und inen ouch ein suw gen heim zuo
füeren.' 1530, ebd. ,Die frömbden gesandten... be-
grüessten ihn [den Hofmarschall, den sie für den Kaiser
hielten] nach keiserlichen ehren, entpflengen aber
hievon ein grobe sauw, indem sie von edlen hoff-
jungen ... verlachet, mit feusten abgetrocknet und
fort gewiesen wurden.' Wcrstisen 1580. ,Er [,ein un-
förmiger, roher Grotz'] verderbet keine Gesellschaft,
da es drunter und drüber gehet und man Leute be-
darf, die brav Säue verschlucken und auch wieder
austeilen können. Selten fällt ihm bey, dass er sich
ärgern und einen Schimpf allzu' höh aufnemen solle.'
Sintem. 1759. Freier: ,Eine S. inlegen'; s. Ölt (Bd I
181); vgl. la (Sp. 1495). — 8) ,Kind, welches auf
seiner Schrift die letzte Nummer bekommt' ApI., K.,
M. (T.), Wolfh. Früher wurde .einem solchen Kinde
eine gemalte S. umgehängt' ApT. .Dem Kinde, wel-
ches an Ostern die letzte Zahl hatte, riefen die Kinder
mit lauter Stimme hess, hess! zu' ApTrogen. — e) die
dem Rang nach letzte Prüfungsarbeit Ap(Rochh.) —
6. su, su, su, Lockruf an Schweine GlH. (so Diesb.).
Synn. (zT. auch Scheuch-, Treibrufe) üss, fatsch (Bd
I 564. 1140); güs, harsch I, hos, hess II, hoss, hasch,
husch (auch Scheuchruf BG.), husch, hatschi, hutsch I,
hatz (Bd U 472. 1634. 1670. 1682. 1688. 1753. 1759.
1760. 1799. 1801. 1831); nugg (Bd IV 711); sü, sig(g),
sug, sugg (Sp. 34. 489. 519. 520); sitz. Starkes Schnal-
zen mit der Zunge ZZoll. Vgl. auch Wack. 1869, 37.
Ahd. «ü, Pl.«üfw;t, mhd.ss, PI. niu(wc). Vgl. Gr. WB. VIII
1843 ff.; ferner Martin-Lienh. II 314 ff.; Schm. 2 II 198 ff.;
WB. der luxemb. MA. 370 ff.; Follmann 429. Über die
Grenze zwischen monophthongischem und diphthongierendem
Gebiet vgl. im Allg. GL. V 74 b, ferner Büic mit Anm. (Bd
IV 1945 ff.). In emphat. (namentlich für 5 a in Frage kom-
mender) Ausspr. zeigt sich auch im monophthong. Gebiet
sporadisch Diphthongierung (vgl. die Anm. zu min Bd IV
314). Kürzung durch Emphase scheint in der Ap Form Nil
vorzuliegen (vgl. BSG. I § 106). Bühlers Angabe Sufifi m.
in Bed. 5 d ß ist abgelehnt und Ubb. höchst auffällig. In
den literar. Belegen fehlt ausl. -«• öfter im XIV./XV. (1397,
ZKB.; 1434. ebd.; Ebinger 1438); im XVI. wird es, von
wenigen Ausnahmen (Ansh.; Tierb. 1563) abgesehen, ge-
schrieben; seit M. XVII. gilt die Schreibung ohne w. Über
die Verteilung der umgelauteten und umlautlosen Form im
1. Glied von Zssen (vgl. die entsprechenden Verhältnisse
bei Chue) lässt sich für B; Z sagen: Steht S. in der glei-
chen Zss. t. in eigentlicher, t. in übertr. (pejorativer oder
verstärkender) Funktion, so unterscheiden sich beide durch
den Uml., und zwar steht in BG. (lt Bärnd. 1904, 294), Stdt
Uml. in eigentlicher, in Z lt Dan. iu übertr. Funktion; an-
dernfalls gelten in B für die übertr. Funktion beide Formen,
und zwar überwiegt bei rein verstärkender (bes. im Adj.) die
umlautlose, während bei pejorativer beide Formen (lt AfV. XII
184 in BE. die umgelautet« harmloser) vorkommen. Anderwärts
(so Th tw.) ist die umgelantete Form übh. wenig gebräuch-
lich. Die ma. Pl.-Typen lassen sich sämtlich schon in ä. Zeit
belegen; so öfter im XIV./XVI. (ältester Beleg ThDiess. StE.)
,suwen' (wobei die mangelhafte Bezeichnung des Uml. in Be-
tracht zu ziehen ist), seltener ,süwen' (1486, Z RB.), .seüwen'
(Tierb. 1563 mehrmals). Über das Alter der heute bestehen-
den geogr. Scheidung zwischen 5'. und Sdunn in Bed. 1 a,
durch die unser Gebiet in zwei annähernd geschlossene Teil-
gebiete zerfällt (in einem kleinen Bezirk fehlen beide Aus-
drücke zugunsten andrer Synn.), lässt sich nichts Bestimmtes
ermitteln; eine Vorstufe mit syu. Gebranch beider Wörter
im gleichen Gebiet, ein Verhältuiss, das dem heute in den
Grenzzonen bestehenden entspricht, lässt sich in unsern Be-
legen des XV./XVI. erkennen. Dass Schwm früher weiter
reichte, zeigen auch die ONN. mit ,Schwin-' im heutigen
i'ü-Gebiet. Innerhalb des geschlossenen ,SV//win-Gebietes be-
steht S. zT. in bes. Anwendungen, so in der auch der
Schriftspr. geläufigeu (danach ist wohl die Angabe .ziemlich
allg.' bei FAnd. 1898, 621 zu beurteilen) spec. Bed. 1 b, in
der übertr. 5 d ß und in Bed. 6 (vgl. aber die anklingenden,
als Schallwörter zu beurteilenden Lockrufe, die etym. Ver-
schiedenheit vermuten lassen). In den genannten Fällen
handelt es sich offenbar um bodenständige Spezialentwick-
lung. Jüngere Wanderung ist dagegen wohl anzunehmen bei
Sü in Bed. 5 a (als Schimpfw.; vgl. in gleicher Verwendung
einerseits Schicin-Cheib Bd III 104 für Ap, wo sonst S.,
anderseits S.-Hudel Bd II 99S für Gl, wo ScÄreS" gilt) für
WVt. (wo Palatalisierung lautgesetzlich wäre, vgl. BSG. II
§ 48; dagegen Süww WMü.), und bei dem auch aus GrD.
(vgl. syn. rätoroman. dar la parcha); W (in der nicht pa-
latalisierten Form Sü) belegten Spielausdr. unter 5 b a 3,
wo die Bezeichnung des Balles bzw. Holzes erst aus der
Gesamtbezeichnung des Spieles (vgl. Sp. 1494/5) abstrahiert
ist. Übh. kehren die meisten Metaphern und RAA. (vgl.
dazu auch Schumi) auch anderwärts wieder; vgl. ausser den
genanuten WBB. bes. WMedikus, Das Tierreich im Volks-
munde 53/60; Wander IV 6/21: Herrigs Arch. 56, 367/76.
In den Kinderreimen '« ist schulich usw. (Sp. 1488), Ich und
du usw. (Sp. 1492) ist die monophthongische Form auch iu
diphthongierendes Gebiet gewandert (die betr. Orte sind im
Verzeichniss unter den monophthongischen Formen nicht
angeführt). 2 entstammt der allg. Jägerspr. (vgl. auch den
PI. Souwe" gegen Söü in Bed. 1 bei Hunz. 214 und dazu
Gr. aaO. 1843). Zu 3 vgl. frz. cochon d'lvde; zu 4 b Ross S b
(Bd VI 1424). Über die den Bedd. Sda (auch bei Fischer
III 427. 1002. IV 644) und ß zugrunde liegende myth. Vor-
stellung des Vegetationsdämous vgl. WMannh. 1875, 487.
1612: ebd. 1884, 112. 1S7: SSinger, Schweizer Märchen
Saw, sew, siw, sow, snw
15<iG
33 ff.; ferner ausser lest (Bd III 1467) einerseits die synn.
Tiernamen Pßcjel-Esd (Bd I 521); Muchd 4 (Bd IV 64),
anderseits Fuchs 5, Rütsch-Yo,jel (Bd I 657. 696}; Güggel
(Bd II 193). Zu 5 de vgl. das syn. Hess I 4 (Bd II 1682).
— In Namen. Als Hausn. ,Hus zuo der So.' XV., AaB.
.Ein hus [in ZWth.] an der obren gasscn, ze nächst an der
Su.' Bossh. Chr. .Behussung zur Suw am Reunweg.' 1580,
ZStdt; .zum Söüwli.' 1662, ebd.; ,Säuli.' Mem. Tig. 1820.
.Sauköpfli.' ebd. (ZStdt). In Beinamen. Sü-Fide» Seh (vgl.
Bd I 681), -Jerli. ebd. (vgl. Bd III 67), -Toni SchwE. (Lien.);
Th. Als Beschützer der Schweine vor Krankheiten steht der
h. Autonius ,in so grossartigem Ruf, dass er schlechthin
Säutoni heisst.' Blätter f. Gesundheitspflege 1887. Appellativ.
Se-Ueli, -T,.n,. Schmutzfink Th. Vgl. weiter S.-Ludi (Bd III
1103), -Michel, -Niayel, -Bäben. -Banth (Bd IV 61. 705. 918.
1398), -Rucdi (Bd VI 632), -Selten (Sp. 1442). Als Fluni. Sau-
ll,,,i','h ZFeuerth. (,Acker im S., auf dem S.'), -Hans ZNUrd.
(.Acker im S.' ebd. 1903). Weitre Orts- und Flurnamen (zT.
wohl zu 2). ,Su' SchwBrunu. .Sau' BErisw. Als 1. Glied.
,Su- (bzw. , Sau-') Acher' BLutz., ,- Acker' SchHemmenthal;
1652, JGöldi 1897 (,vier Juchart Acker im Unterfeld, Saw-
äcker genannt'). ,-Anger' GBalg. ,-Fass' SchwMuo. ,-Gass'
AaMeist. ,-Graben' BZweis. ,-Grub' GWaldk. ,-Hag' SchSchl.
,-Hau' ThAmr. ,-Kopf SchHemmenthal. , -Lache' SchSt.
,-Loch' GSa-; ,-JIoos' ThHugelsh. (,-Holz'). ,-Nest' ThEgn.
(,Su-, San-N.' 1798). ,-Bach' GO. (vgl. Bd IV 953 o.). ,-Bad'
ZSchö . (vgl. ebd. 1014; dazu noch: ,NN. im Säüwbad.'
1677, ZWäd.; auch bei Leu). ,-Boden' BBolt.; G51s; UwE.
,-Büh(e)l' (vgl. Bd IV 1097 u.) ApSchweudi A/R., Urn.
,-BUnte' GRag. ,-Berg' BAarb. (auch bei Leu), Trüb (auch
bei Leu: .Vorder-, Hinter-, Mittler-'; auch ,Säu-B.'); Seh
Begg. ,-Borst' GSchännis, ,-Burst' ThFr. ,-Plätz' BL. .-Brun-
nen'; s. Bd V 664 o. ,-Rücken' (vgl. Bd VI 792/3) ApTrogen;
GFlaw.; Schwlb.; ThPfin, Weinf.; ZTu. ,-Rain' ThDiess.,
Steckb. ,-Rüti' (-Ritti: vgl. Bd VI 1815) UAltd., Amsteg.
.-Eiu-schlag'BBüren. , -Stall' SchHemmenthal; ZAud. ,-Weid.'
1652, GKriess. ,-Weg' SchWilchingen. ,-Wang' ThTobel
b/Weinf. ,Sü-' (bzw. ,Säu-) Acker' AaVelth. ,-Gass' AaKu.
,-Gruob.' 1557, aZoll. 1899 (,N.s Rüterwis, stosst an die Sü-
gruob'). ,-Hubel' BBüren, Th., Worb. ,-Krommen.' 1596,
SchwSchindelle i (ORingholz 1910). ,-Loch' SchwSattel; Uw
Sachs. (,Siw-'). ,-Mettlen' LMeuzb. ,-Nest' LE. (vgl. Bd IV
839). ,-Bad' LMalt. ,-Boden' BRöthenbach b/Sign. (,-Wald,
-Weid'). ,-Bühl' NdwStans. ,-Berg' BSchangn. , -Brunnen';
s. BdV664o. ,-Rücken' SchSchl. (,-Ruggen'); SchwSehwvz.
,-Rain' BWin. ,-Rüti' AaWölfl. ,-Sack'; s. Sp. 638. ,-Scha-
cheu' LFlühli. ,-staller-Hau' SchStdt. ,-Stel' ZRuss. ,-Stelle'
BsLang.; BAns. ,-Weid' NdwBuochs. Dim. ,Siweli-Brunuen'
üwSa. ,Siwi-Boden' WSaasertal (W Sagen). ,Säulis-Wies' Th
Rom. Abi. .Säuler' BsGelt., Lauf.; SGempen. .Süleren' Schw
Lach. Vgl. noch die Erklärung des ON. Willisau aus ,ich
will die Sau' bei Rochh. 1856 I 92. — Zu den folgenden
Zssen vgl. die Zssen mit -Schwtn.
Über-, lt RGrieb auch Über-Sou: mehr als Sau.
Zunächst im Vergleich: Tue" wie-n-en U., vom Men-
schen, sehr ausgelassen, übermütig BE.; vgl. Sp. 1491.
Selten als direkte Bezeichnung einer solchen Person:
Ein alter Knecht pflegte von seiner frühern Meisterin
zu sagen: Iez isch-si er tüsings Finettli [eine Frau, die
sich nicht fein genug benehmen kann], früecher albe"
er settigi U. BE. (HHaldimann).
Vgl. das analoge Uber-Gitzi (Bärnd.1904, 251) und die
Anm. zu über (Bd I 60 o.).
Eichle-- (bzw. Ä Ä-): Eichel-As im deutschen
Kartenspiel Äp; L; G; Th; Z. Der Schelle'pür und
<£' Eichlensou, als Paar in einem geträumten Masken-
ball. JRoos 1907. — Vgl. Gr. WB. III 79; Fischer II 557.
Egge"-: Carreau-As im frz. Kartenspiel Z. —
ünger- BE.; Z (Dan.), Ungerer- Bs, Ongere"- AaF.:
aus Ungarn eingeführtes (rötliches) Schwein. ,[Ein
Kerl] mit borstigem Schnauz, ungefähr von Farbe,
Sohwelz. Idiotikon VII.
wie die Ungernsäue Borsten nahen.' Gotth. — Färli-:
Mutterschwein Ar; BE.; Gr; L; G; ScbwE.; UwE.,
Sa.; Zg (im Alter heisst man sie Lös). Syn. Süwlb;
Fasel-S. Vgl. : ,3 Monat alte Färkelsch weine.' 1. Ztgsins.
Als Nachtgespenst: Früer heind-s" bi 'n Äuergader
\"chi" d' Färlisü g'hört, die het 'tä" wie e" Sü, wenn-?
Färli het GRV.(AfV.); vgl. auch JSA. 32, 133; Schwz.
Frauenh. 1907, 438 b.
Fasel-, in Seuw; ZO. auch Dim.: junges (mageres)
Schwein Aa; BM.; ZO. (Messikommer 1910), sobald
es der Milch entwöhnt ist Z (s. abrüchen Bd VI 188),
im Alter von 6 — 12 Wochen, das Stadium zw. Ferkel
und ,Jager' ThMü., .nicht mehr Ferkel und auch noch
nicht Läufer' ScHSt. Vgl. : ,5 Faselschweine.' B Ztgsins.
,Die Färklen ... wann sie von der Dutten abgesezt
werden, [heissen] entwehnte Färklin (Faselsäwen).'
Spleiss 1667. Spec. a) etwa halbjähriges Schwein,
welches gemästet wird ScßHa. (Neukomm), 's mues'
Ein i" sinem Lebe" einmöl e" Faselsou si", entweder i"
der Jugend oder im Älter AiEhr. (Frei), wozu die
Angabe: ,Die Faselsou (junges Schwein) erhält ma-
gere Kost und dafür viel Tränke, damit der Leib stark
aufgetrieben werde; erst wenn dies erreicht ist, be-
ginnt das Mästen' AiBb. — ß) zum Züchten bestimmtes
oder gebrauchtes Schwein BE. (Bärnd. 1904); Scbw
{,F.-Sü, -Süli, das Mutterschwein und seine Jungen');
Zg; ZBül. (,von etwa einem halben Jahre an, sobald
es zum Züchten bestimmt wird'). S. auch Bd I 1055
(1530, Aa Weist). — Vgl. Gr. WB. III 1339; Fischer II
962 (,F.-Schwein'); Unger-Khull 214.
Fress-: auch Dim., entwöhntes Ferkel, das im
Stalle mit Abfällen gefuttert wird SchwE. Syn.
Fresser (li) (Bd I 1324); Gegs. Milch- S. — Gerste--,
Haber-; s.SKw5da(Sp.l502u.). -Hol'-. .Hofflecker,
hoffsu.' Ende XV., Bs Scbimpfw. Vgl. H.-Schwln.
Hälsi"g-, in S Dim.: Schwein im Alter von 4 — 5
Monaten ÄALeer., KölL; S (GvBurg). Brüele" wi'-
n-e" H., von Kindern, welche bei einer Züchtigung oder
um Etwas zu erzwingen, laut hinausschreien ÄALeer.
Köll.
In diesem Alter müssen die Schweine, da sie noch sehr
lebhaft und zum Tragen schon zu schwer sind, an einem
Strick geführt werden.
Herz-: GVeur-As im frz. Kartenspiel Ap (TTobler);
Z. — Auch bei Sanders II 865 o.
Hä.s-Süli: = Häs 1 (Bd II 1671 o) SL. - Hüs-.
,Dass aus dem unverständig hoffärtigen Mädchen nicht
eine Hausfrau, sondern eine Haussau wird, das lehrt
die Erfahrung.' Gotth. — Rät-hüs-. ,Diegrünäugige
Rathaussau', ein Ungeheuer, das lange auf dem Rat-
haus in Sitten hauste und nächtlich sein Grunzen er-
tönen Hess. W Sagen, 242. — Chüejer-: Älplerschwein
(FVetter); vgl. Chüejer (Bd III 97 u.), auch Stäfel-S.,
ferner Süw 1 b. .Christen b'richtete von Kühersäuen.
die er gesehen, und wie die ihm gefallen; so schöne,
glatte, lange, auf kurzen Beinchen, aber mit geringelten
Schwänzchen hätte er noch nie gesehen.' Gotth. Vgl.
ebd.: ,Es heisse nicht umsonst, mit Küherschweinen,
Müllerrossen und Wirtstöchtern müsse man sehen,
wie man es mache.' — ChSller Cher-Sou ApM., Ker-
Sü ApK.; = Cher-Fräuli (Bd I 1250), lt TTobler. ,Die
Kellersauen oder Kellerwürmer treiben den Urin.'
TTobler 1830. — Chöpfe"-: ,Schellen-As' im Kar-
tenspiel SchwE. (MLienert); vgl. Ch.-Rölli (Bd VI
B82o.) und Chöpfe» (Bd III 419). - Chorb-SdüK:
150?
Sä*
sew, siw, sow, snw
15ns
junges Schwein in einem Alter, wo man es im Korbe auf
dem Bücken vom Markte heimträgt ZZoll. (HBrupp-
acher). Syn. Milch- Söuli; Gegs. Trib-S. .Ein Korbsäuli
gekauft,' 1845, ZZoll. — Chorn-; s. Süw 5 d a (Sp.
1502 u.). — Kartüser-. ,I)er Hauptstamm der soge-
nannten Cartheusersäue wurde im Kloster Carthus des
Kant. Thurgau erzogen.' Alp. 1827, 355. Vgl. Kartüs
usw. (Bd III 492 o.). — Chrüz-: Tiefte- As im frz. Kar-
tenspiel Ap(T.) und weiterhin. — Leb-: wohl zur Auf-
zucht geeignetes od. bestimmtes Schwein; vgl. L.-Vich
(Bd I 649). , 1-jährige Lebschweine.' Bote der Ur-
schweizl883 (Scuw). — Lauf-, in ScHwMa.tw.; UwE.
L>im.: junges Schwein UwE., entwöhntes Ferkel, das
man frei nach Futter .laufen' lässt ScHwMa. Vgl.
Jager 2 (Bd III 18); Läuffer la$, Läufling (ebd. 1145.
1149), Trib-S.
Land-: Schwein der einheimischen Rasse, mit
langgestrecktem Körper, hohen Beinen, grossen, herab-
hängenden Ohren und gerader Nase SoHSt. (jetzt durch
das sog. veredelte Landschwein, eine Kreuzung mit
englischen Rassen, fast verdrängt); ThMü. — Län-
der-: Schwein aus den .Ländern' (s. Land i a Bd III
1298), spec. aus dem Entlebuch BE.; vgl. L.-Chue
(Bd III 94); -Chalb (ebd. 219). ,Die Lampiöre" der
ehemals so beliebten Ländersäu.' Bärnd. 1904. ,Dass
sie nicht so langes, zähes, ungesehmalzet Kraut fressen
müssten, an dem eine Ländersau erworgen rnüsste,
geschweige denn ein Christenmensch.' Gotth.; ,eine
Luzerner Sau ersticken rnüsste. ' 1861. ,[Die erzürnte
Frau] wäre zur Türe eingefahren wie eine L. in einen
Bohneuplätz.' ebd. — Müllers-: von einem Müller
gehaltenes Schwein Ap. Speck ap-ere" Müllerssau,
die [!] noch nie g'stole"s Mel g' fresse" hed, iron. für ein
unmögliches Heilmittel. ATobler 1908; vgl. Bd IV
185. — Müli-: = dem Vor. Speck von ere" M., über-
mässig fetter Speck (von einem zu sehr gemästeten
Tier) ZO. (Messikommer 1910).
Mil(e)ch-, Dim.: junges Schwein, bevor es ent-
wöhnt ist GG.; ScrwE.; ThHw., Mü.; ZW1.; Gegs.
Fress-S. S. ab-rüchen (Bd VI 188). ,Ein Paar Milch-
säuli zum Mästen' ZSth. — Vgl. , Milchschwein' bei San-
ders II 1044 a.
Mer-, T>im.: = Süw3 Aa; Ap; G; Th; Z; 1829, Schw
Br. Bartlispiel (,Meersüli'). Ich bi" nie zommen ägne"
Chüeli cho"; ieh ha" 's grad zo Chöngeli ond Mersüli
'brächt. JHärtmaxn 1912. — Wohl noch weiterhin; doch
findet sich Mer-Schwi(nHi auch auf dem .S'aro-Gebiet.
Möre"-: = MörlIl(BA IV 377) ZZoll. — Mar ch-:
1. Schwein aus der March THKreuzl. und weiterhin.
.Einen Hauptstamm der vorzüglichsten Art [Schweine]
halten die Bauern der March und des Wägitals, welche
eine Menge derselben als Ferkel unter dem Namen
Marchsäue in die zürcherischen Überämter Kiburg,
Greiffensee und Grüningen und in den Ktn Glarus
verkaufen.' Alp. 1827, 354. — • 2. schmutziges Weib
SchwE. (Ochsner). — Musol- Söuli, bei Mal. ,Müsel-':
= Museli 1 unter Musel (Bd IV 483 u.) Z (Spillm.).
.Sordidulus, ein unflätle, suppenwüestle, sudlerle,
muselseüwle.' Fris. ,Müselseüwle, unflätle, sordi-
dulus.' Mal.
Mast-: Mastschwein B; S; Z und weiterhin. S.
Eipp (Bd VI 1192). — Vgl. Gr. WB. VI 1719; Sanders
II 865 c; Martin-Lienh. II 315.
Metzg-: = dem Vor.; s. Fasel (Bd I 1055). —
Fas-nacht Fassn^cht-: Schwein, das an der Fast-
nacht geschlachtet wird AaWoIiI.; s. Bd V 430 u. und
vgl. Chilch-wih-S.
Baier-, in SchScIiI.; ZW1. P-: 1. aus Baiern ein-
geführtes Schwein von weiss- und schwarzer oder roter
Farbe Ap (TTobler); L; GWa.; SceSchl.; ZW1. Syn.
Baier 3 (Bd IV 896). .Stattliche Säue heissen noch
jetzt im Ktn Zürich Baiersäue.' Wack. 1869. ,Ein un-
flätiges Schwein oder rote oder brandschwarze Bayersau.'
JJUlr. 1731. Es wurden früher ganze Herden in die
Schweiz getrieben, hier verkauft und von den Bauern
gemästet; vgl. auch Süw (Sp. 1494 u.). In SchScIiI.
wurde ausgerufen: Wel'H' will Paiersöue" chauffe",
der soll zum G'mändhüs abhi" lauffe", Dings bis z' Mar-
tini! und au Martini mahnte der Ausrufer: Hand-er's
g'hört dohe": Me" soll's Gelt für d' Paiersöue" uf's
G'mändhüs bringe"! ,[Es] ist ein grosse Härd Payer-
sauweu durch unsern Eichwald gfahren und habend
uns grossen Schaden in dem Ackeret getan.' 1663,
ScHDörfl. Im Vergleich. Esse" wie-n-e" Peiersou, sehr
viel ZW1. Öre" ha" wie-n-e" B.; s. Frau (Bd 1 1243 u.).
.Dieser Biswind tut wie e" Baiersou.' oO. S. auch rot
(Bd VI 1738 o.). — 2. .unflätige Person, Schweinnickel'
Ap (TTobler) Vgl. dazu: .[Teufel zu .Bruoder Ulrich
uss Bayern':] Du Bayersauw, Vytztanz dich schänd!'
JMahl. 1674.
Vgl. Sanders II 865; Fischer I 579 uud zur Sache auch
Schm. *II 200, ferner: ,(Der Fremde] gab sich bald zu er-
kennen, dann er sagte, er were auss Porcomannia [in der
.Clavis' erklärt als ,Bavaria'], einer Landschaft also genant
von wegen der Menge und Grösse der Schwein, so man im
selben Land findet,' Heut. 1658.
Becker-: von einem Bäcker gehaltenes Schwein.
,Ir [der Feinde] keiner mocht beliben me, man treib
ir vil hin in den se, als die beckersüwe [in die
Schwemme].' 1476, DSchill. B. (Murtnerlied). — Vgl.
.Beckensau' bei Gr. WB. I 1216; Fischer I 745.
Bier-, P-: scherzh. Anrede an ein älteres Se-
mester. Stüdentenspr.
Brach Brö2ch-Süli: sehr fettes Schwein SchScIiI.
Vgl. Hr.-LöK unter Brach (Bd V 307 u., auch bei Fischer
I 13:J4).
Rogge"-; s. Süw 5 da (Sp. 1502 u.) — Rose"-:
Rosen-As im Kartenspiel Aa; Ap; G; Tu; Z. —
Suppe0- Söuli. In dem Kdvers: Amereili, S., gang-mer
us de" Böne" ; wann de" Vetter Michel chunnt, se nimmt-
er-dich a" den Öre" AAlt. ; vgl. unter Maria (Bd IV
355), wo dafür Supperteili. — Schüfle"-, -ü- : Pique-
As im frz. Kartenspiel Ap (T.); Th; Z und weiterhin.
Schalle»- UwE. (neben Schelle"-); U, sonst Schel-
le"-: 1. Schellenas im deutschen Kartenspiel Ap; L;
G; Th; Uw; U; Z. Syn. Chöpfen-S. D' Seh. ume"-
schloh" (L), omschlahe", -schlage" (Ap), Ausdr. beim
Kartenspiel: 1) nachdem die Spielkarten verdeckt aus-
geteilt sind, wendet Jeder der Reihe nach die oberste
seiner Karten um; wer die Seh. hat, muss die Karten
für das nun beginnende Spiel austeilen L (ASchür-
mann). Daher die RA.: Das ist jetz afig bald wie
d' Seh. u.: me" iceiss nid, was debi use"chunnd! bei
einer Wahl, bei der mehrere fast gleich starke Par-
teien sich bekämpfen, ebd. Von Einem, der Glück
gehabt, zB. in der Lotterie gewonnen hat, heisst es:
Er hed halt d' Seh. nme"g'schlage", oder: Es ist au'h
g' gange" wie bim Seh. u. : wer d' Sou hed. hed Glück !
ebd. — 2) die Karten werden an die Teilnehmer aus-
geteilt; wer dabei die Seh. bekommt, muss einen be-
1510
stimmten (gew. kleinem) Betrag entrichten Ap und
wohl weiterhin; vgl. unter Äss (Bd I 503). Oft von
Gesellschaften gespielt; zB. wenn Math" ond Bliebe"
onderenand en Toppelliter üsmache" wend, so hässt 's:
Selewie! nur tvend g'ad noc'' wädli°* d' Seh. o. / wobei
das Spiel so lange fortgesetzt wird, bis die bezahlten
Beträge die nötige Summe ergeben Ap(AToblei). —
3) wenn unter vier Spielern zwei die gleiche Punkt-
zahl haben, so werden die Karten nochmals unter die
vier verteilt und es hat dann von den zweien der-
jenige gewonnen, der die höhere Schellenkarte erhält
(es muss nicht gerade die Seh. sein) Ap. Um Jmd zu
demütigen, sagt man scherzh.: Du wdrist auch nüd
Richter worde", icenn-me" nüd g'ad hett möse" d' Seh.
o.! Ap (ATobler). — 2. Name eines der nach den 36
Spielkarten benannten Glieder einer Gaunerbande. So
in einer U Sage (AfV. XV 79). .Einer [von der aus
,drei Kartenspielen' zsgesetzten Bande] heisse Jacob
Lienhart von Bassel, habe an rott hossen [usw.], neme
sich schällensuw.' 2. H. XVI., AaB. Verhörprotokoll.
Vgl. das Folg. 2. — Vgl. Gr. WB. VIII 2199.
Schilte"-: 1. ,Schilten'-As im deutschen Karten-
spiel Ap; Th; Z; 1829, ScHwBr. Bartlispiel (,Schiltäsu').
— 2. entspr. Schellen-S. 2. Der Amtmann zu BWan-
gen halte einen Heinrich Ziegler von ZFlaach gelangen,
den seine Gesellen die ,Schildtensuw nambsendt.' 1007,
B Missiv. — Schützli"g-: halbgewachsenes Schwein
Bs (Seiler); vgl. Schützling (- Blieb). — Schnuder-
Soue't: Bezeichnung eines kleinen Kindes, wohl =
Rotznäschen Aa. — Schwabe"-. , Schwabensäue aus
der Baar und dem Badischen.' Alp. 1827, 356.
Spa" Spä"-, meist Dim.: = Sp.-Fährlin (Bd I 921)
Bs (auch lt Ochs). Sie werden in Säcken auf den
Markt gebracht. Der eint [Knabe] het Eier 'trau,
der zweit e" Säckli mit Spa"s<rä. JMähly 1856. 's Alier-
ärgst, was nur en Ör ha"" höre", sind d' Spa"säu,
die [!J sich in de" Säcke" kere". ebd. Es gi''t e" stränge"
Winter, d' Spa"säuli sind billig Bs. Spa"säuli bröte".
EKbon 1867. Spa"seili, Schunken und Salät, als Ge-
richte. Hinderm. 1866. ,Das Mimpfeli war so gross
wie eine halbe Spa"sau.' RKeltekb. ,Kunnt [am Neu-
jahrstag] mit einmol ein Spasäulein uf den Tisch, zwier
grösser, als sunst uftrait werdend, schier usgwachsen.'
1622, Bs Familienchr. — Vgl. Gr. WB. X 1, 1917; Martin-
Lifuh. II 315, feruer mhd. spensü bei Lexer II 1080.
Stech-: (zum Schlachten bestimmtes) Mast-
schwein; Syn. St.-Schwin. ,Hett wellen ein stechsuw
mezgen.' UMey. Chr. 1540/73. Auch XVI., ZElgg Zoll-
ordn. (.stechsuw'); ZWthur StB. (,ein stechsauw'). —
Auch bei Gr. WB. X '2, 1283.
Stäfel-: 1. Mutterschwein, das im Sommer bei
den Alphütten von Kräutern und Schotte lebt GrA.;
vgl. Chüejer-S. Mit b'schissnen Täpen ime" Chessi unter
hantieren, wie en Stäfelsü in -er Mistwürfi. Scbwzd.
(GrA.). — 2. unreinliche Weibsperson GrA. — Stecke11-
f-gg-): = Eichlen-S. Gi-Lth. (noch bei altern Leuten).
Vgl. die Sage bei Henne 1874, 175. 1879, 330. —
Egg-stei° Eggste"-: = Eggen-S. Ap (T.). — Stäts-:
Prachtsschw'ein Z. — Trib-, meist Dim.: einige Mo-
nate altes Schwein, das nicht mehr getragen werden
muss GG.; Z; vgl. Hälsing-, Chorb-, Lauf-S. Es be-
kommt nicht mehr nur gute Milch, sondern wird vom
Senn mit Molken aufgefüttert; s. auch ab-rüchen (Bd
VI 188). Ich we't gern, ml" zwäi Trlbsöuli chemend
bald a'se-n e" rechti Ghranket über, dass 's-ent" öppen
en halbe" Sehue tick über de" Muggc" dut'hhe" a'setze"
wor. JSenn 1864. Einen Beleg aus TaDiess. StR. (E.
XIV.) s. Sp. 1497.
Drgck-: unreinliche (Weibs-)Person B; ScnwE.;
Z und weiterhin. Von Kindern im Dim.: Ja was, du
chliner Gampiss hast i" d' Hose" g'houfiert? Nei",
welch es Drecksüli bist jetz du nüd! ScnwE. (MLienert\
Auch als Übername: D' Drecksü, 's Drecksüe" Schw? .
— Vgl. Gr. WB. II 1359; Fischer II 317.
Trumpf-: Trumpf-As Ap; L; G; Tu; Z und son^t.
— Auch bei Sanders II 865 c.
Trott-: = Süw 5b a.1 (Sp. 1502) Z1S., Wein. —
Chile h-wih Chilbi-: Dim., an der Chilbi (im Oktober)
eingekauftes junges Schwein (vom ersten Wurf, oder
auch grösser, sog. Läufer), das dann auf die Fastnacht
(vgl. Fas-nacht-S.) gemästet wird AaWoIiI. (Eisler);
s. Bd V 430 u.
Wild-: 1. Wildschwein Aa; B; S. Tue" wi'-n-e"
W., ausgelassen BE. (RGrieb). Im Zug ume"chessle"
wie-n-e" W. S (Diana 1909). ,Eine fette Wildsau.'
Gotth. S. auch das , Wildsaulied' bei Schild 1863, 17 ff;
ALGassmann 1908, 66 ff.; AfV. XIV 301 ff. .üssgen
3 lib. dem Hediger im Tall um einer wildtsuw.' 1562,
ADettl. 1904. S. noch unter Süw 2 (Sp. 1499). —
2. Übername der Bewohner von AABirm. — Auch bei
Martin -Lienh. II 315; Follmauu 51-2.
Winter- Süwwli: im Sommer aufgezogenes Seh wein,
das man den Winter über mästen will BSi. (ImOb.).
Vgl. W.-Schwin. — Zehenden-, .Zendensüwli': als
Zehnten entrichtetes Schwein; s. Chnüw (Bd III 775).
G"-süw G'sou B lt Gotth., AvRütte, MWalden,
OvGreyerz 1900, G'süw Ndw (-%-), G'süww BR., G'sü
BHk.; L; Zg, G'söu AASt., Wohl.; Bs (Seiler); BLütz.
und lt Zyro; S — n.: arge Unordnung, Unreinlichkeit,
Schweinerei, abstr. und konkr. aaOO. Verunreinigung,
bes. des Fnssbodens, zB. durch Abfälle, verschüttete
Flüssigkeit usw. AaF.; B. Syn. Süweri, Süweten,
ferner Ge-char (Bd III 421); Ge-sudel (Sp. 325/6). Es
G's. a"stelle", mache". ,Eine [unordentliche] Hausfrau,
die überall, wo sie hantiert, es G'söu a"stellt. Barnh.
1904. [Kleinkinderschüler, die] es G'sou mache" com
Tüfel, dass-men Nüt cha"" weder mit der G'hüder-
schufte" u"d dem Bode"lumpe" desume" gumpe". MWal-
den 1880. ,Es hatte so oft mit den Mägden ausge-
kehrt, ob sie dann nicht Achtung geben könnten [beim
Tragen von Milch] und ein G'sau machen müssten.'
Gotih. Von einer unreinlich, unordentlich gemachten
Arbeit, zB. dem schlechten, nachlässigen Geschreibsel
eines Schülers B (AvRütte). Unordnung, Durchein-
ander umher gestreuter (unbrauchbarer) Dinge AASt.;
Bs; B; L; S; Zg. Syn. Ge-chafel (Bd III 155). ,Auf
der Bühne [vgl. BdIV 1319] ist es G'sau (schweinische
Unordnung).' Gotth. — Vgl. Martin-Lienh. II 315; Fischer
III 117.
sü(w)e" (bzw. -ou-), sü( w)e"(bz\v. -tiü- usw.), Ptc.
-et: 1. (Nüd) guet söüe", in der Schweinezucht (kein)
Glück haben, (nicht) viel damit verdienen ZZoll.
(HBruppacher). Mer händ hür (nüd) guet g'sgüet. —
2. stiye", vom Begattungsakt des Ebers L. Der Eber
söijet d' Mar lang, 's ge''d fil Jongi. — 3. ,l)er
Wind säuet im Korn' = ,die Sau läuft in der Frucht'
(Sp. 1499 o.). Siiterm., ES. — 4. a) säe" FJ., sou(w)e"
AaScIu.; Bs (neben -öij-); B (so E., M.); L (neben
■öij-); GF.; S; Tb; Stodentbsspr., sü(w)e" (bzw. -i-)
1511
sew, siw, sow, suw
L (St.b); aScaw, E.; Ndw (lt Matthys neben -ij-)\ U;
Zg (of.b). siwwe" WMü., söü(wje" (bzw. -öy-) Bs (neben
-OM-); B (so Stdt); L (neben -oww-); Sch (Kirchh.);
UwE.; Z: ,sich aufführen wie ein Schwein.' a) im
Kot herumwühlen (Bs; S; Syn. mören 1 Bd IV 378 u.),
übh. mit etw. Unreinlichem oder unreinlich, unordent-
lich mit Etw. umgehn, sudeln. aaOO. Syn. charen I
(Bd III 421); sudlen (Sp. 327). Du hast iez wider e'"möl
g'söüet Z. Eine Wirtin lässt einem hohen Gaste
eine Serviette reichen mit den Worten: Er chennt
sust siwe"! U. Einen Tintenklecks machen (vgl.
Süw 5 b ß 1). Gott Vodä der neu [im Begriffe zu
schreiben]: Die Feder will schier hofierä, ich muess
an andere probierä. [Abraham:] Vodä, Vodä, da wüst
schier seuwä; ih will ä Bitzeli Sand drauff streuwä,
da muest nit so drauff umä tappä. Tyrolersp. 1743.
In der Küche: Das ist g'souet, unappetitlich zube-
reitet B (AvEütte). 's Chind süet am Brunne- SchwE.
Von Kindern auch: an ungehörigem Orte die Notdurft
verrichten: D's Chind hed i" d' Stube" g'siwed Ndw
(Matthys). Mit Etw. unachtsam, sündhaft umgehn,
geuden : Der Blieb siwed nur mid dem Bröd. ebd. —
ß) unordentlich arbeiten, pfuschen Bs; B; L; Th; W;
Z. Syn. pfuelen 3 a (Bd V 1096). Das ist g'souet,
schlecht gewaschen B (Avßütte). Das heisst-mer ned
g'schaffet, Das ist nor g'souwet L. S. auch charen I
(Bd III 421). Bes. auch: unordentlich schreiben,
schmieren B; Th und weiterhin. Du hast iez wider
e"moll recht g'souet, Lehrer zum Schüler Th. — y) un-
anständig reden, Zoten reissen AaScM.; Sch (Kirchh.);
Stddentenspr. — b) sou(w)e" ScHRamsen. St.; Th; ZO.,
süe" SchwE., siwwe" BHa., unpers., von unwillkomm-
nem (starkem) Regen, auch Regen und Schnee durch-
einander. Syn. sudlen 1 b (Sp. 327 u.). Es chunt wider
cho" s. Es siwwed grüsam BHa. 's ist chu" go" souen
und go" winde" ScHSt. (SWinz). Ä'"1* scho" hat 's [an
der Fastnacht] g'souet; de" Petrus wo't 's ehe" nüd
al'imöl richte", das' d' Sunn schint. WHoffmann 1912
(ZO.). — 5. refl., ,sieh söüwe", se conspurcare.' Id. B.
Syn. sudlen 3 (Sp. 328).
Vgl. Gr. WB. VIII 1860/1 (,sauenl); Martin-Lienb. II
315 (näut"). Da der herrschende Ausgang -et in der 3. Ps.
und im Ptc. eine alte j«n-Bildung ausschliesst, muss das
Nebeneinander von umgelauteteu und nicht umgelauteten
Formen an den entspr. Wechsel im Grnndw. anknüpfen; vgl.
bes. die Doppelheit Sa- : Sä- iu Zssen. Ähnliehe Verhält-
nisse liegen bei cAiirae" : chuent" (Bd III 336) vor. In B
soll nach einer Angabe in Bed. 4 a ß -ou-, in Bed. 1 a a -äu-
gelten; von andrer Seite werden jedoch beide Formen als
durchaus gleichwertig bezeichnet.
ab -säe" ApH., -soue" ApI., M.: .schnell und schlecht
abschreiben' Ap (.niedrig' lt T.).
In der Bed. .ausschimpfen' bei Martiu-Lienh. II 315,
ohne Bed. bei Fischer 1 57.
aben-soue" ScHRamsen; Th, -süe" Schw: 1. tr.
a) Etw. unordentlich auf den Boden streuen SchwE.
— b) unpers., Einen beim Fallen, Hinunterfahren
(zB. mit einem Menner- Schütte", wenn es dabei durch
G'ripsch [Bd VI 1219] hindurchgeht), arg herum-
werfen, mitnehmen aScHW. Es hed- er tüflisch abe"-
(appe"-)g'süet. — 2. intr. = süwen 4 b ScHRamsen; Th.
Es souet abe". — um(m)e°-sowe" Ap (omme"-J; GT.,
-sine" Ndw; U, -sinne" WBrig, G., -sÄe"GG.; SchwE.,
-söüe" ,Schw; Zg', -soije" UwE.: 1. intr., herumsudeln,
zB. im Wasser, in einer Pfütze, da und dort Unrein-
lichkeit machen (so durcli Exkremente), bes. von Kin-
dern, auch Tieren GG.; Ndw; UwE.; U; WBrig, G.
Der Chli" tuet u. U. Tue-mer nit u.l Ndw. Auch im
moral. Sinne, durch Handlungen oder Reden GG. —
2. Etw. unreinlich, unordentlich behandeln, herum-
zerren, -werfen Ap; GG., T. 's Gras u. GG. Mit Acc. P.,
n Menschen verächtlich behandeln, herumschlep-
pen, zu niedrigen, wohl auch seiner Gesundheit schäd-
lichen Arbeiten brauchen Schw; Zg. — 3. Einen
herumschlagen, zB. von einer schweren Traglast
SchwE.; vgl. aben-s. 1 b. Die Burdi nasses Heu het-e"
schou" ume"g'süet !
&"-soue" Ap; GT.; Th, -siwe", -sije" Ndw (Matthys),
-söue" Z: Etw. verunreinigen, beschmutzen (indem
man es unnötiger Weise in Gebrauch nimmt), so Ge-
schirr, Leinenzeug uä. aaOO. Syn. an-sudlen (Sp. 328).
E" Hemp a. Th. Nemm nor das Wäschtüechli ; most
iez nüd z' lieb e" neus a.! Ap. Auch 's Mül a.: Wege"
dem Bitzeli ico't ieh 's Mül nüd a. Z (Spillm.). Übertr.
(vgl. ver-s. und das syn. an-schlurzen) : De Tag ist
iez scho" a"g'söuet, .angegriffen' Z (Dan.). — Vgl. Gr.
WB. I 434.
aneD-soue": eine Arbeit nur so hinwerfen, bes.
etw. Schriftliches hinschmieren Tb; ZGlattf. I'h ha" 's
nor so ane"g'souet, aus Mangel an Zeit Th. — Vgl.
Martin-Lieub. II 315.
inne'-sii«"; von Tieren, das Zimmer verunrei-
nigen U. Der Hund (D' ChatzJ het inne"g'siwet. —
ev-söue": mit Schweinezucht oder -handel verdienen
L; Schw; Zg; vgl. süiven 1. Der hed i" ei"'m Summer
500 Franken ersöuet L. — üss(en)-swe" GRNuf.,
use"-söije" BE.: a) abs. von Haustieren, die Futter
(Heu, Mass) aus dem Troge werfen GnNuf. D' Chue
süet üss(e"J, het üss(e")g'süet. — b) Jmd aus einer Ge-
sellschaft, einem Besitze hinausdrängen, um seinen
Anteil bringen BE. (SGfeller). Die Saugferkel, welche
durch die stärkern von den Zitzen weggedrängt wur-
den, klagen der Saumutter: Iez hei"-si-n-i"s wider
use"g'söijet! Iez sölle"-mer wider Nüt ha"! SGfeller.
ver-SMioiee" BSi., -süe" FJ.; GrD., Nuf., Schs, -sou-
(w)e" AALeer.; ApV.; Bs; B; L; GF., Ms, Rag., Rh., T.,
We.; Th; Z; St.", -süwe" ,Gl; L' (St.b); U (-1-); Zg
(St.b), -süwwe" BBr.(siwän),Gi:(-i-'-),Kk.,rIa.(-i), -süe"
GG. (Zahner); SchwE., Muo., -söü(w)e" (bzw. -öij-) Aa (so
Bb., Bremg., F., Ke., Köll., Leer., Seet.); B (auch lt Id.) ;
GRMai.; UwE.f-oi/v),- Z — Ptc. -et, in GRNuf. -t: I. a) tr.,
arg verunreinigen, beschmutzen, a) zunächst im phys.
Sinne Aa; Ap; Bs; B (.conspurcare, contaminare, inqui-
nare aliquid.' Id.); FJ.; Gl (St.b); Gr; L; G; Schw; Th:
Uw; U; Zg (St.b); Z. Syn. ver-charen (Bd III 421),
-mören (Bd IV 379), -sudlen (Sp. 328/9), -salben (Sp.
815/6), -schmirwen, -drecken. .Fcedare, verwüesten,
besudlen, beflecken, verunreinigen, versüwen.' Fris.;
Mal. Von Dingen. D' Hand, d' Finger, 's Häss, de"
Tisch, d' [Fenster-]&7i»6e", de" Bode", d' Stube" [usw.]
v. Uneig., verunstalten, , verschandeln.' Mer u"d mer
teird ü"ses guete heimelige Berndütsch versauet n"d
verminggmängglet, das" es e" Schang und e" Spott
isch. Loosli 1910. ,Der schöne [Zürich-]Seespiegel
dürfe nicht [durch Errichtung eines schwimmenden
Restaurants] verhunzt und versauet werden.' BVolks-
ztg 1907. .[Gottvater, die Apostel in die Welt hinaus-
sendend:] Da sond ir ... min garten buwen mitt guotten
trüwen, in keinen wäg inn lan versüwen mit keinem
faltsch noch menschen tant.' Rüef 1539. .[Teufel bei
der Nachricht von der Erschaffung der ersten Men-
1511
Sav
1514
sehen:] So] diser mensch von kaat und erden im rych
Gotts unser erben werden! ... Mich wundret, was nun
sinnet Gott. Wil er sin rych also versuwen, das selbig
mit kaat und erd ufbuwenV ebd. 1550. Seltener auch
mit Acc. P. Nu", gib Acht, du versouisch-mich ja
ganz! B (AvRütte). - ß) im moral. Sinne. Ein Mäd-
chen v. Gell, versouet hättisch-mi'h jetz; aber mich
icider z' Ere" bringe" witsch nid welle"! ,zu Fall ge-
bracht hast du mich nun, aber mich heiraten wirst
du nicht wollen' B (AvRütte). ,[A. zu B., der ein
Mädchen zum Tanze auffordert:] ... ein ehrliches
Meitschi rühre mir nicht an! Verkarret [vgl. Bd 111
421 und Bärnd. 1904, 339] hast's, versauen sollst es
nicht noch!' Ootth. In schlechten Ruf bringen, ver-
leumden L. , gemein ausschelten' Bs (Seiler). Er hed-
mieh bi alle" Lüte" versouivet L. — b) refl., phys. und
moral. Versouet hei"-mer-i"s [beim Mistführen], das'-
cs e" Schang und e" Spott isch g'sl". Loosli 1910.
Sich eine Geschlechtskrankheit zuziehen Bs (Seiler);
B (Zyro). Durch Ausschweifungen seine Gesundheit
ruinieren ZS., .sich herunterbringen' ZKn. Der hed-
si'h recht versouet, drum hed-er alliwll s' grochse" ZS.
Sich durch den Umgang mit jmd Gemeinem herab-
würdigen Bs (Seiler); B (Zyro), ,iinpari connubio de-
honestare se.' Id. B. I'* uolt-mich nid a" dir versöüe",
Ausdruck der tiefsten Verachtung und Schmähung B
(Zyro). ,Er wurd meine", er versöüte-sich, wen'er mit-
mer gieng, rubori sibi duceret, me habere comitem.'
Id. B. Sich durch unsittliche Handlungen in Übeln
Ruf bringen AaF., Ke. Er hed-sich versouet. — 2. tr.,
unsorgsara, unordentlich mit Etw. umgehn, Etw. ver-
schütten, verstreuen, dadurch verunehren, vergeuden,
bes. von Nahrungsmitteln udgl. Aa; B; GrD.; GF.;
SchwE.; Th: U; Z. Sya. pfuelen 2 (Bd V 1096); ver-
sudlen b (Sp. 329). ,Arg verderbte Speise, hässlich
zerkrümeltes Brot, zerknülltes Papier, nachlässig zer-
streutes Samengut, zerworfenes Wasser zB. ist ver-
siwweds' BGr. (Bärnd. 1908). De cha""st di"s Bröd
esse", nüd 's halb versöüe" ZS. .Wieviel Brot wird
von den Soldaten fortgeworfen und versauet.' B Volks-
ztg 1904. Tuejetz d' Milch nüd eso versüicwe" ! zu einem
Kinde, das beim Trinken unruhig ist BHk. Das
Brennöl üshljen u"d versiwwen BGr. (Bärnd. 1908). ,Der
Geidelbach verzettelt sein Wasser: er tued's asö ver-
geidellen (oder versiwwen).' ebd. Heu v. GRNuf.; Schw
Muo. Er hed nid Sorg zum Heu, er versüet vil Schw
Muo. Auch von Tieren, beim Fressen: Die Matte"
[Bd IV 571] versöüe" geng d's Heu: si ne" es Mül voll
u"d luege" zur Chripfe" use" B. D' Halme" v., die zum
Flechten bestimmten Halme auf Tisch und Boden
zerstreuen (statt Sorge zu tragen, dass sie schön bei-
sammen bleiben) AaF., Ke. Wi" versöüist auch wider
e" Masse" Halme"\ Unsinnlicher, vergeuden, ver-
schwenden. Me" mues" Nüd v.! AaBK Geld ha" zum
V., im Überfluss. ,In einer summ: das uns wirt grü-
wen, das wir die fruchten so versuwen [damit Wu-
cher treiben, sie lieber verderben lassen als in billigen
Zeiten herzugeben].' Rcef 1538. ,[Abel fordert Kain
auf, Gott die besten Garben zu opfern; Kain will
dazu nur die schlechtesten nehmen und entschuldigt
sich:] Gott weisst ouch, war mir d garben gyt: allein
min grosse übelzyt; darumb ichs kan nit alls ver-
suwen [: vertruwen].' ebd. 1550. ,[Es] sollen die Schuh-
ler, die in der Schuhl essen wollen, die Gaben Gottes
nit versauwen.' 1737, ApHeid. Schulordn. (MRohner
18(37). Mit verschwiegenem übj.: ,[Es] versuwet et-
wann ein bischof oder abbt uf sinen lychnam, dass
man järlich tusend menschen damit verbessren möcht.'
Zwingli. Übertr. (vgl. ans.): De'' Tag ist iez scho"
versouet, es lohnt sich nicht mehr an die Arbeit zu
gehn Z (Dan.). — 3. intr. Er hat iez versouet, .lange
genug unzüchtig gelebt' Z (Dan.). — ver-süwet -souet:
a) verschmutzt. Du hast ganz versoueti Hose", recht
en versouete" Bock! S. auch ver-salbet (Sp. 816 o.). —
b) abgelebt, durch Ausschweifungen ruiniert ZS. Der
g'sehd auch versöüet üs! — Ver-suwerm. Malerund
Lackierer, Versöüer und Verschmierer ZGundetsw.
Vgl. Gr. WB. XII 104'2; Schöpf 583; Martin-Lienh. II
315; Fischer II 1287/8.
S ü w e r i Süwwerl BBr.; W Vt., Süerl ApH., Sou(w)erei
AALeer. (H.); ApI.,M., V.; Bs; BE.,0.,Stdt; L; GT.;
Th; ZKn., Stdt, Süweri (bzw. -1-) Ndw (-iw- neben
■ij-); U, Süerl LGreppen, Stdt, V., W., Söü(iv)erei (bzw.
-öüj-, -öij-) AaF., Leer. (H.); Bü., Stdt; L (ohne die
eben angef. Orte); UwE. (-oij-); ZKn., Russ. — f., PI.
-e": wie nhd. Sauerei, abstr. und konkr. a) Sudelei,
Geschmier Aa; Ap; Bs; B; G; Th; Z; wohl allg. Syn.
Ge-süw. Wirtin zur Magd: Gang dene" Herre" go"
d' Sousrei [auf dem Tische] abbotze"! Th. Stellen-eich
die Souerei vor! D' Stegen isch g'sl" wie-n-e" Wasser-
fall. Volksfrd. Von unreinlicher, unordentlicher
Schrift Th. E" rechti Souerei! von einem schlecht be-
arbeiteten Ackerstück. Bärnd. 1904. Arge Unordnung,
Durcheinander Ap ; G ; Th ; W; Z, unangenehme, schlimme
Geschichte Z. Das ist e" netti Souerei g'sl", 's ist
Alls drunder und drüber g 'gange"! GT. Da hette"d-mir
d' Souerei [den Krieg] au'h bald an euserne" Gränze".
1912, Z. — b) in moral. Sinne. Von Unmässigkeit im
Essen und Trinken : ,Die süwischen fresser und suffer,
die ouch andere zuo glycher süwery genötiget habend.'
Gtjalth. 1552. Unflätiges Handeln, Reden B (Zyro);
Th und weiterhin. S-e" tribe", schwätze". We"" 's es
Wlbervolch isch g'sl", su het-er [ein Trunkenbold] im
e" Souerei parat g'ha". Loosli 1910.
Vgl. Gr. WB. VIII 1871; Martin-Lieuh. II 315/6; Foll-
mann 430; Luxemb. WB. 371. Die uuigelautete Form iü B
vorwiegend in der koukr., die liuumgelautete in der abstr. Bed.
g°-süwet g' souet Ap, g'süet GG. (Zahner): säuisch,
unreinlich. En g'souele" Bode" [in der Stube]. Bür-
gerfr. 1825 (Ap). Auch adv.: Es göd g'souet zue
ApH., M. (T.).
Süwete- GrD., Süete" ApH., Sou(w)ete" ApL, M.,
V.; GT., Söü(ivjete" UwE. (-oij-); ZElgg — f.:
1.= Süweri. aaOO. — 2. ,die mit Eiter und Blut ver-
mischte rote Milch, welche die Kühe geben, die die
Gelti [s. Bd II 238] haben' GrD. (B.).
ge-süwig -souig SThierst, g'-süivig -söijig L
(s. rauzen Bd VI 1921); ZKn., Russ.: unreinlich, un-
ordentlich. G's. choche" ZRuss.
süwocht(ig) sou- BSi.(ImOb.). siwwocht PPo.,
suwtscbocht W: säuisch, höchst unsäuberlich.
Suwel Ndw (-Iw- neben -ij-), Suüfwjel Bs f-öij-J ;
L (auch -öy-) m.: Schmutzfink, auch im moral. Sinne.
Nei", so redt doch nur e" S.! L.
süwele" (bzw. -1-) BHk. (neben -ij-); Ndw (-iw-
neben -Ij-); UR. (in Bed. 1 und 2); W (slwilu"), süele"
GG., söü(wjele" (bzw. -öifj)-) AABb.; Bs (-öij-); BE.,
Sigr.(-öi-) und 1t Zyro; L; GG.; Sf-öij-); UwE. (oij-);
ZRuss., nsäu(w)elen, süfwjelen VO", süwle" BBr.
1515
Saw, sew,
1516
(siwwle"), Hk., Si. (suwwle"); UR. (-»-, in Bed. 3), Urs.
(sible", in Bed. 3), söüle" BSigr. (-öi-), Stdt — 3. Sg. Prass.
und Ptc. -et: I. (nur -ele") pers. und unpers., nach dem
Schweine(stall) riechen oder schmecken Ap; Bs; B; L;
G; Dial., den Geschmack oder Geruch von gekochtem
Schweinefutter haben, von Speisen AaB1>. (,von Etw.,
das lange gekocht in der Pfanne stehn geblieben ist und
dadurch einen Geruch und Geschmack bekommen hat
wie das, was man den Schweinen kocht'); L; S, „nach
etwas im höchsten Grade Unreinlichem riechen und
schmecken, bes. von faulem Kohl, Obst und andern
Gartenpflanzen VO", stinken BE.; GG.; UR. E, toi
du söüelisch! B. Auch: recht schmutzig aussehn GG.
Unpers., schmutzig zugehn, phys. und moral. L (In-
eichen); GG.; UR. Es s-et. — 2. Dim. zu süweni, un-
säuberlich verfahren, sudeln, die Kleider beschmutzen,
zB. beim Spielen, Essen, Kochen; bes. von Kindern
Aa; B; L; G; Sch; Uw; U; Z. La" g' seh", was söüe-
lisch da so? Lue", du Söümöri, hesch ja di"s Böckli
ganz versöüelet u"d verschmuslet ! B (AvRütte). ,Eine
Reinigungsarbeit (zB. Wäsche) äusserst unreinlich
vollziehen' (AvRütte), übh. eine Arbeit unordentlich
verrichten B. Auch unflätig reden BE.; GG. — 3. ein
Kinderspiel, = Sü triben (s. Süw 5b a 3 Sp. 1502) UR.,
Urs. Mer hend i" der Schellene" [Schöllenen] g'siwlet.
Auch bei Martin-Lienh. II 315 (Miieh"). Zur Bildung
vod 1 vgl. Dial. 195.
ume,-s!it'den, sijele": Dim. zu ummen-süuen 1 Xr>w
(Hatthys). — ver-: entspr. ver-süwen, „versauen",
verunreinigen, verschmieren BBr., Si. ; L; GT.; Th
Erm. (-süle") ; Ndw. So laufe"d-mer verludet, versudlet,
voller Sand, verdrecket und vereidet der Grössmamma
i" d' Hand. ONageli 1910. S. auch süwelen 2. Auch:
Etw. schlecht ausnutzen, vergeuden, zB. Speisen Ndw.
Süweler (bzw. -i-) Ndw, so Stans und lt Matth.
(auch -y-), Soijcler UwE., Süwler UR. (%■), Süivider
BBr. (-%-), Si., Söuler BE. - m., in Bed. 2 auch
Soijclert" f. UwE.: 1. grosse Sau UR. — 2. = Sütcel
BBr., Si. ; UwE.; Ndw. Tue" nid ging eso$ an Bode"
chodere"! Du bist e" S. BSi. — 3. zur Schweinemast
verwendete kleinste Kartoffeln BE. Syn. Sauen-, Säu-
Erd-epfel (Bd I 381); Sihrcr. [Mädchen, das in einem
bes. reichen Kartoffeljahr gefragt wird, ob es mit der
Ernte zufrieden sei:] He ja, si [die Kartoffeln] wärt"
brav und es giH-ere" g'nue', tceder es het neuen-eso
ke'ner Säuler. Loosli 1910.
suwelig „säu(w)elig" : 1. entspr. süwelen 1, was
nach etw. Unreinlichem riecht oder schmeckt „VO."
— 2. entspr. süwelen 2, „säuisch, physisch und mo-
ralisch L." — Bei Martin-Lienh. II 315 in Bed. 1.
Süwer Siwwer BGr., Söüer ÄAZein.; Bs; S — m.,
PI. unver., in BGr. Snvwra, Dim. Söüerli S: = Su-
weler 3. [Beim Kartoffelausnehmen in einem schlech-
ten Jahr] het-men es halbdotze"'1 Mal vergebe" dri"-
g'sehlage", bis nummen es armsäligs Säuerli dra"
g'hanget isch. JReinh. 1907. — Auch eis. (Martin-Lienh.
II 315).
süwig, söüig L (-öij-); ZDüb.: I. brünstig, vom
Mutterschwein L. Ne" s-i Mör. D' Mör wird s., si
hed gar nes grosses Nest [vulva]. — 2. mit Schweine-
fleisch (Speck) versehn ZDüb.; nur in der wortspie-
lenden RA. unter Eäb (Bd VI 17). Vgl. süwisch. —
g».-; s. Sp. 1514.
suwin: Schweinen, vom Schweine. .Seüwin, schwei-
nin,""porcinus.' Fris.; Mal. ,Dem seüwinen rüessel
nit ungleich oder dem schweininen gleich, haud ab-
simile suillo (rostro).' Fris. ,Nim süen gallen, ysen-
krut, mische mit rosenhonig, strychs in die ougen.'
Zg Arzneib. 1588. ,Süwis Fleisch, schwinis und linis.'
JMahl. 1674. S. noch heil-galzin (Bd II 296); bärgin
(Bd VI 1549). Als Schimpfwort: .Unser herren ...
verpietend mengklichem ... dass niemas den andren
anreize mit worten, als dann die burgerssün und handt-
werchsgsellen einander habent geton mit den worten:
einer syge schwyni, süwe oder Schwab.' 1522, EEgli,
Act. — Suwins Söüis n.: scherzh. für Schwinis,
Schweinefleisch Z.
Süwiner m. .[Gast zu einem Vorübergehenden:]
Kumm inhin, du s., und trink mit uns!' 1522, EEgli,
Act. — Snbst. virn sSwin (s. d.)?
süwisch Ndw (-lw- neben -ij-); W, süwwisch B
Sa., Si.; WMü. (-iivic-), süsch GrRIi., söü(irjiseh (bzw .
-öüj-, -öij-) Aa; BE., Sigr. und lt Zyro; GRÜe., Ziz.;
L; Th; UwE. (oij-J; Z, ge-süisch SchwE.: 1. wie
nhd. säuisch, a) im phys. Sinne; auch abgeschwächt
= unordentlich, nachlässig. aaOO. E" süscher Stall
GnSpl. Eh söüischer Eärli Tb. Es g'süisches Chind
SchwE. Das ist en grusig Süscher GuXuf. S. si".
, Säuisch waren sie [die Kühersleute], wie ich mir
Menschen nie gedacht.' Gotth. S. de(r)tlier (derhar)
cho". S. esse", choche". Ich gä" nit nie zum Vreni uf
de" Tagica"; es chochet so süwwisch, das*-mun's nit
mag esse" BSi. [Er] hat g'merkt, d<iss-si denen Süwwen
in chupfriijen G schirren chochen u"ä 's drin län chuelen,
u"d churzum süwuischer umgän mit d'r Sach wan d'
Süww selber. Sriiwzn. (BSa.). Eine Arbeit s. mache"; zF.
s. höuwe" (BSa.), mäje", reche", schribe". Esö schribt-mu"
nit, das ist s. BSi. — b) im moral. S. Unmässig; s.
Süweiib. ,S. leben.' ,[Der verlorne Sohn:] Doch han
ich allzyt s. glebt, mit süwen ietz min imbis ghebt.'
GBixder 1535. ,Ein süwisch leben, ein schwini end
wirt denen, so nit anders wend.' Aal 1549. .Denen
allen [den Epikuräern] ir muotwillig süwisch laben
übel ussgeschlitzt hat.' OWerdm. 1552; .sewisch.' Her-
born 1588. S. noch metzgen (Bd IV 625). Unsittlich,
unflätig GRMai.; L; Th. En s-e" Hengert GRMai. 8.
schwätze" Tb. .Solche, die recht bestialisch, brutalisch,
viehisch, hündisch, säuisch gesinnet sind.' JJUlr. 1731.
— 2. wie süwig 2 in der wortspielenden Verbindung
s. choche"; s. Räb (Bd VI 17; auch ZStall., ähnlich
ZW. und lt Dan.). ,Die weissen Rüben und die Runkel-
rüben, sagt der Bauer, müssen halt söüisch g'chochet
und s. a"g'richt si"; man richtet sie nämlich meistens
nur als Schweinemastung an, mit Zugabe von Schweine-
fleisch und Speck aber können sie auch dem Menschen
munden' Z (FSiaub). Der Surchabis ist am beste",
wenn- er säuisch g'chochet u"d sufer a"g' richtet teird.
Bärnd. 1904. — Vgl. Gr. \VB. VIII 1899; Martin-Lienh.
II 316: Follmanu 430.
süwischelen: = süwelen 1. D' Milch tuet s., wenn
sie unrein ist, einen Beigeschmack hat GRNuf.
Sü"ischi f.: Schmutz GRNuf.
Suwling Siwwli"g m.: = Süwel WMü.
Sil/.
1518
Sax, sex, six, sox, sux.
Sax. Nur in Namen.
Zu lat.«rawn, wozu auch diegeograph. Verbreitung stimmt.
In Ortsn. ,Sax' GrMalad.; GMs (mit ,S.-Ilolz, -Kopf, -Bach'),
Senuw. (Dorf; ehemals Z Landvogtei), ,Saxli' GMs. ,Über-Sax'
GILth. ,Ober-Saxen', Dorf Gr (,Ubersax.' 1424, CJeckliu
1883; ,Obersaxen, auch Ubers.' Leu). Unsicher: ,Bei dem
kleinen Saxen...bei dem grossen Saxen', ,bei dem kleinen
und grossen Saxen unfehru von Flüelen.' JLCys. 1661 ; heute
,Axen.' ,Saxen-HoIz' ZSchöffl. ,Saxen-Huseu.' um 1516, Z (vgl.
aber Sachs II Sp. 238). Abi. ,Saxeten' Blut, (Dorf), mit
,S.-Bacb, -Thal, -Wald.' Wohl auch (mit Eintritt von -che-
für das der MA. fehlende -x-) .Sächseln', Dorf Uw (bei Leu,
Lex. ,SaxIen, auch Sachsien'). In Personenn. ,von Sax.' XII.,'
XVII., Gr, ,von Hoheu-Sax', nach ihrem bei GSeuuw. ge-
legenen Schloss. XII./XVII.; vgl. Leu. .Uoricb von der Lo-
chen Sax.' Edlib.
Saxer; s. Bd I 381.
Wohl aus ,Sax' iu GRh. (s. o.) stammend. Als Familienn,
GStdt (schon XV.); ThNussb.; XVII./XVIII., AaAar. (Leu);
XVIII., GrChur (ebd.); 1426, GAltst.; XVII., GSa. Als
Ortsn.: ,Reben im S.' ZKlgg.
Six; s. Sp. 704.
Sextäri m.: in der kath. Hierarchie Einer der sechs
in geheimer Abstimmung aller Kapitelmitglieder ge-
wählten Priester, die dem Dekan bei der Leitung des
(aus 10 — 27 Pfarreien bestehenden) Kapitels zur Seite
stehn Aa; L; Zg. ,Der Oberst ... wusste gar nicht,
was ein S. für ein Ding sei.' XHerz. 1862. ,N., Pfarrer
in Oberwil, Sextar des Capitels.' ABütelrock 1682/
1712. ,Für die Fissydatyonen dem Herr Dechet und
Heer Pfarher Camer und Heer Pfarer Sechdary von
Oberwyll 4 Pfd 15 ß.< 1751, Z Anz. 1904/5 (.UBremg.).
Vgl. auch JXSchnid. 1782, 179.
Sextern m.: Lage von 6 Bogen oder 12 Blatt.
, Die ... swester [hatte] die geschrift iu sexsternen ver-
porgenlichen in einem gheim.' EStagel. ,Ein sexstern,
darin der von Arow statt recht stand. Ein sexstern
der statt Lenzburg recht.' 1495, AABr. StR. ,Er [Mur-
ner] legt ... siner prob einen s-en hinder d Eidgnossen.'
Axsh. ,Als ich ... min cronik schreib, gab ich N. ouch
zuo schryben ettlich sextern.' Salat. — Mhd. «fitem;
vgl. Gr. WB. X 1, 708.
Sixt: männlicher Taufn. GrRIi. , Konrad Wirth,
S-en.' 1. H. XIX., ZOSth.
,Sixst Nadler.' 1485, Z KB. ,S. Schumacher', von ZOSth.
1524, Absch. ,Obervogt Meister S-en Vogel [Acc.].' 1588,
Z RB. Als Familieuu.: ,Hanusen Sixsten, den metzger.' 1483,
ZRB. Hieher (oder Nbf. zu ,Siz'? vgl. Sp. 486) ,Six': ,Des
Syxen guot zu Zufikon.' E. XIV., Arg. Dazu der Ortsn. ,Six-
Keld' BsHölst.
Saz, sez, siz, soz, snz.
Satz m. (in Bed. B 5 a in GoT. auch n.), PL Satz, in
BG.; GRSpl. Setz, in BSi. (ImOb.) Satz, Dat. Setze", Dim.
Säteli, in BGr. Setzli (PI. Setzhni) : A. entspr. tr. und
intr. setzen. 1. das (Ab-, Auf-, An-, Ein- usw.) Setzen,
auch Art oder Ort des Setzens, bes. aber was gesetzt
wird, a) beim Kegelspiel die Art, wie, und die
Stelle, wo die Kugel beim Werfen aufgesetzt wird L.
— b) in der Gerberei das Einlegen der Häute in die
Lohgrube bzw. das betr. Stadium der Lederbereitung.
,26 Stück Kuhhäute, welche sich im zweiten und
dritten S-e befinden.' B Aratsbl. 1865. — c) im Land-
bau. a) die gesetzten Kartoffeln, , Aussaat' GrD. Hür
hed 's jetz doch erschröcke"lirh lütschel Herdöpfel g'gen,
wer heind vile" nid der S. "berchon. — ß) die gesetzten
Fruchtbäume. ,Es [ist] mit dem nicht genug, dass
man die Pflanzatöck in rechte Weite und Linien setze,
sondern man muss die Satz auch also richten, dass
die Bäum den Sonnenschein ein wenig voi halten.'
EKönig 1706. — y) Reihe zB. Reben ScbSL (Sulger),
einzelner Rebstock^TH; ZLimm., S. und lt Spillrn. Da'
Stock Bebe' hat 300 Satz; der S. gilt en Franke" Th
Mü. Eine Juchart hat 4000 Satz (Rebe") ZS. Und
dünn die schöne" Beben erst bim Spiegelhaf, bim Höuel!
Iez zerre"d-s' d' Satz zum Boden üs, es ist en Grus, en
Gröuel! aGG. (ZS.). , Zirka 18 Aren, angeblich aber
nur 1595 Sätze Reben.' Z Amtsbl. 1903. ,[Zu ver-
steigern] die Trauben am Stock aus zirka 13000 Sätzen
Reben.' ebd. 1905. ,Um 100 Satz rot gut Reben, der
S. 1 Rappen . . .' 1693, Zubers TgB. — 8) ,nuw sätz',
neue Anpflanzung übh., bes. Reben; vgl. Nüw-S. ,Nüw
setz mit reben.' Ebinger 1438. ,Anträfend das hoch-
gricht zu Ryneck, da dann nüw sätz sind, da die inn-
haber gebätten, dass man söllich hochglicht dadannan
tuon und in irem costen an ein ander ort setzen, soll
der vogt biderb lüt zuo imm nämeu und ort und änd
ussgan, wo söllich hochgricht am füegklichisten gsetzt
und ufgricht möge werden.' 1544, Abscb. ,Uffbrüch
oder neuw Sötz'; s. Bd V 370 o. — d) in Jagd und
Fischerei, a) „Stelle, wohin man Tiere lockt, um sie
daselbst zu fangen L; Zg." Bes. in der Fischerei.
,üie Fischer führen Anfangs Oktober viele Kähne voll
Steine und Kiesel den [Ägeri-]See hinauf und werfen
sie da an gewissen Stellen in die Tiefe. Innert
Monatsfrist wird dieser Ausschutt etwas überschlammt,
und die Rotforellen setzen dann gerne ihren Rogen
ab. Ungefähr um Martini macht nun jeder Fischer
seinen S., dh. er bindet Nielen zusammen, an deren
einem Ende ein grosser Stein, an dem andern Ende
ein Baumstrunk befestiget ist; dem Zwischenräume
gibt er eine solche Länge, dass, wenn der Stein auf
dem Grunde des Sees liegt, das Holz senkrecht über
ihm aus dem Wasser in etwas emporragt. Zwei sol-
cher Satzzeichen werden in der Entfernung von einem
Klafter und ungefähr auf ein Klafter tief unter dem
Wasser, wieder mit Nielen aneinander gebunden. Der
Fischer stellt dann seinen Kahn der nur aus dem
Stamme einer grossen Tanne ausgehöhlt ist, zwischen
diese Satzzeichen mitten inne, steckt den Rogen
grosser Forellen an den Angel, wirft ihn in die Tiefe
und hält die Angelschnur an einem Haspel in der
Hand. Sobald eine Rotforelle angebissen hat, wird
sie schnell heraufgehaspelt.' GLHartm. 1827; vgl.
Böt-S. ,Item 6 pisces von zwein vechern, eins am
graben, daz ander an dem Rosshorn, da hört ein s.
in, gat von der Lützelow uff unz an das Rosshorn.'
1331, SchwE. Urb. .[Landammann und Räte] ver-
bannen .. . die hassel im seew zuo Brunnen vor der
sust, also das nieman theinen s. tüeye noch tuon solle
zuo den hasslen von der wery biss uffhin zuo dem
Geissteg.' 1514, SchwLB.: im Glossar die Erklärung:
,ein Fach in einem Fluss, um in Körben (Reussen)
Fische zu fangen.' Wenn Einer einen ,«.' einnimmt,
sez, siz, soz, suz
IVJO
soll er ihn mit allem ,züg', ,init angeln, schnüeren
und stüden' besetzen, sonst mag ein anderer Fischer
den ,s.' einnehmen. 1537, HTürler 1895. ,Es ist ouch
gesetzt und geordnet, das man uss einem huss nit me
dann dry sätz haben noch bezeichnen soll in der
Muotaa.' 1542, Scbw LB. ,Der 1 te S. gehet an bei
der dürren Fluh und gehet bis an StNiklausenegg.'
1752, Ber. 1868; vgl. Balchen-S. S. noch Bd II 1747 o.;
Bd III 431 o. — ß) = S.- Vogel (s. Bd I 696); — y) die
(zur Vermehrung in den Fluss gesetzten) jungen Fische.
1684, ZRhein. (1628 dafür ,die zuchtfischlin'). —
e) in der Alpwirtschaft, die Zahl der ,Stösse', mit
denen eine Alp besetzt wird oder besetzt werden kann,
Tragfähigkeit einer Alp BGr.; OimLung. Syn. Ran-
dung (Bd VI 1024), Be-, Berg-Satz, Besatzung. ,Es
soll den Herrn Einigern überlassen sein, Alpzins zu be-
willigen oder selbe Alp mit Vieh im leichten S. zu be-
setzen, wobei [sie] auf Alpsatz und Zeitläufe Rücksicht
zu nehmen haben.' 1839, ZfsR. (Obw). — f j (zu einem
bestimmten Zwecke) aufgesetzte, bereitgestellte
Menge von Etw. a) die auf der Kelter aufgeschütteten
Trauben Z (FStaub); Syn. Stock, Truck, Träsch. ,[Auf
die Form der Kelter kommt Nichts an] wann nur der
Wein fein sauber aussgetruckt wird, daran am meisten
gelegen, darzu dann sehr dienstlich, wann der S. recht
auffgesetzt und behawen wird.' Rhag. 1639. — ß) „im
wirtschaftlichen Sinn, von Milch, was man auf einmal
käset Gr"; nach Gr Samml. 1805,260: , Was man auf
einmal käset (dh. ein S.), wird abgerahmt.' — y) Feuer-
werks-, Pulversatz, .materia sulphureo-nitrosa, qua
utimur ad ignes missiles.' Id. B; vgl. Gr. WB. VIII
1838/9. — 8) übh. „eine aufgehäufte Menge, zB. von
Steinen, Heu, Schnee B", ,ein Stoss, Heustoss, Schutt-
stoss oder -Kegel; e" tolUr S. ,ein tüchtiger Stoss,
Würfel, ein gutes Stück' BSi. (ImOb.). Die Eisenbahn-
arbeiter haben tolli Sätz Erde, Schutt wegzuräumen,
ebd. Insbes. vom Schnee BG., Si. E" tolle S. Schne%,
eine tüchtige Lage Schnees BSi. ,So bereichert sich
das anfänglich wieder wegschmelzende Blferli oder
Schümli zum S., zur Legi, zum Patsch.' Barnd. 1911.
,Ein S. Korn', eine Reihe Kornsäcke ScHSt. (Sulger) ;
Syn. Schachen. — g) Unterlage, Stützpfeiler. ,Es ist
vermeint worden, es könnte solche [die Schwelle, die
sich gesenkt hatte] mit Hebgeschirren ongefähr 2 Schu
vom Boden aufgebebt und mit 6 Sätzen, das Übrige
aber sonst undermauret werden.' 1708, ZGrün. Land-
feste zu einem Brückenbogen Schw: vgl. Bruggen-S.
,Man sieht noch jetzt den S. der zerstörten Brücke
im Muotatal.' ,Es liegen dem Bezirk [Schwyz] zu
erhalten ob: die vordere gedeckte Ibacher-Brugg mit
drei Sätzen, die hintere Brugg samt Sätzen.' vEow
1857. Übertr., Grund(lage): .[Religiöse Zweifler] die
im Herzen noch nicht hand ein vesten und gewüssen
S.' 1616, JJBreit. 1 «13/43. — h) „Fond, Grundlage
zu Etw., Vorrat an Geld, Waren B; VO; Gl; Scb; Z",
Vorrat, Depot AAWohl., Vorrat, Niederlage von Geld,
Vermögen Ndw (Matthys), Fond für ein Geschäft,
Gewerbe, Betriebskapital, Reservefond Ap; B; L; Tb;
UwE.; Z, ,certa peeunia deposita, quam diminuere
nolumus.' Id. B, Warenfond B (Zyro). Er liet's am S.,
hat ausser seinem Betriebskapital noch genügend an-
dere Mittel zur Verfügung AaWoIiI. ,Er hat 's im S,
er hat's im Vermögen' Sch (Kirchh.). ,Im S., en fonds.'
St'1. (Eh) S. ha". Me" mite" schaffe" ond hüsef, bis-
me" e"weng en S. hat TbMü. Me" cha"" Nünt a"-
fange", wenn-me" kann S. hat. ebd. Me" mues' e"chli"
en S. ha", das'-me"-sich auch cha"" chere" ZRuss. Bi
dem B'ruef brücht's en grosse" S. Z. ,We""-men
einist e" S. het, so ehunt-me" glicH wit, sorte naeta non
tardat usura.' Id. B. Mi" mues' geng e"chli" S. b'ha",
eine gewisse Summe Geldes, über welche hinaus
man die Kasse nicht angreift B (Zyro). Ich ha"
ämel noch e" S., ieh g'heie" de" dri", su chunt 's relicht
noch nit so bös use" B (AvRütte). ,Er muss sich aus
Mangel eines S-es mühsam mit seiner Haushaltung
durchhelfen.' 1811, Z Brief. ,Wenn ich noch zehn
Jahre diente . . . dann hätte ich tausend Pfund, und
somit den S., um etwas Eigenes anzufangen und wieder
ein Bauer zu werden.' Gottb. ,Aus dem [Hanf] lösten
wir so viel, dass wir ein Sätzlein für die Kindbetti
zu haben hofften.' ebd. Im [= dem] Chesslerödel het
zume" wärschafte" Bür Nüd g'fdlt tveder der S. JRoos.
Hieher (oder zu i'?): 's Tüfels S., als Verstärkung bei
Quantitätsbegriffen, Vben; vgl. Tüfel. Erhed's T. S.
voll, hat Geld wie Heu AaF. Laubcheber hed 's, 's T.
S. coli! ebd. 's T. S. recht ha" AALeer. 's T. S. lüge"
L (Nachr. 1868). — i) in (Wett-)Spielen. a) der
für die Preise ausgesetzte Geldbetrag bei einem Preis-
kegeln, an einem Schützenfest Scbw; Uw; Z und wei-
terhin; vgl. S.-Geber (Bd H 95). - ß) „Geld, das ein
Spielender setzt" oder koll. was von sämtlichen Spie-
lern eingesetzt wird AALeer.; Ap; BSi. und lt Zyro,
auch lt Id.; GL(St.b); GrD.; L (St.h); ScHSt.; S; Tb;
Uw; Zo(8t'); Z. „allg." Was ist der S.? BSi. Ich
han ml" S. ebd. I'h ha" mV S. use" B (Zyro). A. : Hest
g'wunne" mit Spile"? B.: Kai", grad de" S. ho»-»""
wider «berchon GrD. ,Grif e" ledere" uf si" S , cor-
ripiat sibi quisque depositum.' Id. ß. S. noch sügen
(Sp. 516). ,Der s., das zuosetzen in einem spil, pignus.'
Fri8.; Mal. ,Man sol spilen, damit es ergezlich seje,
mit seines Alter und seines Gleichen und Das mit
einem S. (Gewette), saber doch nicht um hoch.' Spleiss
1667. ,Die Spielsucht hat, schädlicher als vor diesem
geschehen, zu raasen angefangen, massen in einem
Sitz, auch wol in einem S., grosse Summen darauf
sollen gegangen sein.' B Mand. 1686. ,Der zu vil
will, verderbt das Spil, hat oft den S. verloren.'
JCWeissenb. 1701. In RAA. I^ bi" S., sagen die
Kinder beim Spiel mit Spielkugeln, wenn sie, ohne
zu gewinnen oder zu verlieren, ihren Einsatz zu-
rückerhalten Gl. (Mit-enand) S. ha", auch mache"
(„VO"; L), beim Spiel auf grund vorheriger Abma-
chung Gewinn und Verlust mit einander teilen (und zu
diesem Zweck gegen die Mitspieler insgeheim zshalten)
L; ScuSt.; Zo; Z, „wenn Einige bei einem Spiele zum
Voraus mit einander abmachen, dass der Gewinnende
ihnen einen Teil desGewinnstes überlassenjmüsse VO.u
A. hat nach einem glücklichen Wurf b'hebet (s. be-
hoben 1 c Bd II 918); B., ein geschickter Spieler, macht
ihm den Vorschlag S. z'ha", dh. wenn Einer von ihnen
Beiden gewinnt, soll er dem Andern seinen Einsatz
zurückgehen Tb. Spieler A. zu B.: Hem-mer S. (mit-
enand)? ScaSt. — k) im Pfandrecht, ix) Verpfändung
Gl (nach verzeinzelter Angabe; vgl. ßV). , Sind aber da
kind oder kinds kind und die abgand vor dem vatter,
muoter, enin oder anen, an dem der pfandschilling
staut, so sol aber das, dem [der Ehegatte, zu dessen
Gunsten] der s. beschechen ist, by dem pfandschilling
beliben und an inn oder sy widerumb Valien.' 1384,
AaB. StR. ,Welicher burger ald herschaftman dem
1521
Saz, sez, siz, soz, suz
1522
andren win, körn oder glichen uff ein zalung insatzte
und der besorgte, der Schuldner wölte im das ingesetzt
körn, haber, wider [1. win] oder anders uss dem s. ent-
weren und sin zuosagen nit halten, dem mag er das in-
gesetzt guot uff recht, biss inn der davon bezalt, für-
aberwanden und entweren wol verbieten.' ZElgg Herr-
schaftsr. 1535. ,Wo ain abt das schloss Iberg mit
siner zuoghör ze verkoufen willens wer, dass er das
denen von Schwitz vor menklicheni anbieten und um
ain gelich oder beschaiden gelt in koufs oder s-es wis
volgen lassen [solle].' Vad. ,Die summa geltz, die der
herzog von Burgund dem fürsten von Österrich um den
s. obgemelter landschaft gen hat, verluf sich in die
achtzigtusend guldin.' ebd. Etw. ,in eines s. lian', an
Jmdn verpfändet haben. ,Diewyl dann uns die sach
bewust und wir, onangesehen das der von Landen-
berg alhie huss und hoff in unserem s. und aigne
ligende güeter hat, doch uns derselben nit annemen
wellen...' 1591, THDiess. — ß) = Pfandschaft 1 (Bd
V1146). „Unterpfand einer Verschreibung Gl" (auch
lt St.b). 1367 bekennt Herzog Albrecht von Österreich,
dem N. 118 Gl. schuldig zu sein und weist die Summe
an auf ,den s. ze Arburg, den er von uns inne hat.'
ALechner 1906. ,M. h. bede [von Österreich] habent
dem N. uff den s. ze Werre geslagen 150 guldin.'
1368, ebd. Sehr häufig im habsburgischen Pfand-
register von ca 1380 (vgl. das Glossar zum HU.); zB.:
,N. hat von der herschaft in phandes wis den zol ze
Brugg und die gült ze Gebistorf umb 1320 gülden.
Den selben s. hant nu die burger von Brugg an sich
erlediget und erlöset' HU. ,E. von Küsnach het einen
s. von der herschaft miner herren vordem, von wilent
herzog Albrecht und herzog Lüpolt umb dienst und
umb ross und hengst für 107 mark Silbers, und dar-
urub wurden im versetzt 9 mark gelts uf korngült
und phenninggült ze Küssnach und Imensee. Den
selben s. loste aber von sinen erben G. von Uotzingen ...
Disen s. hat aber nu erloubet der selb herzog L. ze
lösen EimTurn.' ebd. ,Die vesti ze Guotenburg...
und 30 pfd d. geltes ... die vor Hermans von Landen-
berg s. gewesen sint.' ebd. ,Uf den gartenzins ze
Wintertur, der sin s. von uns ist.' ebd. ,NN. hetten
einen s. inne von der herrschaft wegen, und der
stuond in 40 mark Silber und bringet 6 mark gelts.
Der selb s. geviel ir muoter frowen E. an rechter
teilung.' ebd. ,N. hat einen s. umb 127 guldin uf vier
sweiggen ze Wege hinder der alten Raperswile, an
kesen, ziger und anken, und bringet 17s mark gelts.'
ebd. ,S., underpfand, pignus.' Fris.; Mal. , Wann ein
allhiesiger Beisitzeter ein Gült ussert dem Landt kauft,
welche ihr S. in unserem Landt hat, so hat der Schuld-
ner diser Gült ein Jahr lang den Zug hierzu.' 1751,
SchwG. Artikelbuch. S. noch Quitt-Brief (Bd V 476).
— y) auf einem Heimwesen liegende Pfandsumme,
Hypothek Gl. Syn. S.-Brief(Bä V 482). Erste' S. usw.
N. hat vu" si"'m Vater e" schü"s Heimedli g'erbt, es
ist e"kei" Rappe" S. drüf g'si". CStreiff 1904 (Gl M.).
,Ein Pfandbrief, in welchem ein Haus oder anderes
Gebäude zum Unterpfand verschrieben ist, soll als
Landwährschaft gelten, wenn der Boden, auf dem das
Gebäude steht, so viel wert ist, als der S. beträgt.'
Gl LB. 1835. .Welcher landtman ein s. uff einem huss
ald andern gebüwen hette und der boden, daruff das
gebüw stat, nit so vil wert, dass es den s., so daruff
stat, ertragen möcht, so sol der sälbig brieff hinfür nit
Schweiz. Idiotikon TU.
lantzwerschaft geschätzt und gehalten werden.' 1588,
Gl LB. - 1) (rechtliche) Festsetzung, a) (Preis-)
Ansatz. Zu irverschamt höehe" Sätze" I, (ERöthelin).
Hieher viell. die RA. ,S. und Platz haben': ,Dass A.
dem [Gläubiger] B. andere Mitel, die S. und Platz
haben, verzeigen und geben solle.' 1648, SchwRB.;
vgl. Bd V 257 (ist dort ,Satz' zu lesen?). — ß) (obrig-
keitliche) Satzung. ,S. und Ordnung'; tw. sicher =
,satzung und Ordnung.* „S. und Ordnungen, Gesetze
und exekutive Befehle eines republikanischen Staates."
St.2 ,Das der S. undt Ordnung, wan ein Landtman
[usw.; s. Bd VI 610 o.]. solle obgehalten werden.' 1723,
U LB. ,Nach S. und Ordnung.' 1732, AATäg. Gerichtsb.
Alpfrevel oder Unbotmässigkeit gegen die .gutgeheis-
sene wohl hergebrachte S. und Ordnung' werden durch
das Alpgericht bestraft. Ndw Beitr. 1889. Doch auch
in freier Stellung. ,Als der rat und die burger ge-
meinlich in unser statt ze Clingnow ... ein Ordnung
und saze in unserm gerichte ze Clingnaw zwischen
den beken geordnet und ufgesetzt haben...' 1366,
AaKI. StR. .Nach Ordnung und s. beider rechten.'
1544, GRq. 1906. - r) Abkommen, Vertrag, Vergleich
(bes. schiedsgerichtlicher). ,Do sy den s. also gelopten
stät zuo halten.' 1363, Z. ,Wiss ... von des s. wegen,
den ich han mit dir, daz ich dir den s. absag.' 1394,
Foffa 1864. , Sprach N., die knecht von Höngg werin
hie und wölten den s. vertrösten.' 1398, Z RB. S. noch
Bd II 25 u. ,S. und frid' uä. ,Als wir von unser
gnädigen herrschaft wegen von Österrich gen der
Eidgnosschaft in krieg körnen warent, daz wir da mit
den erbern wisen dem landaman und dem rat und der
gemeind des landes ze Schwitz und mit allen den
iren einen guoten getrüwen friden und s. uffgenomen
und gelopt haben ze halten als lang, unz daz wir
inen denselben s. absagent oder des glich si in uns
absagent,' 1415, GR. ,Und also ist es zwischent der
obgenanten herschaft und unser Aidgnosschaft in
sätzen und in guoten friden gestanden etwe menig
jaur.' Z Chr. XV. ,Das wir wollend den s. und den
friden halten unz ze mittervasten.' 1428, Gl Urk.
,Da es frid solt sin und in einem s. was.' Z Chr.
XV. ,Sy standen in guoten friden und setzen gegen
unser herschaft von Österich.' 1465, B. ,Der koch
[wurde] bi nacht überfallen und in fenknos gelegt
in einem frid und s., so von den 6 orten der Eid-
gnosschaft gemacht worden ist.' E. XV., G. ,S. und
richtung.' ,Do nu graf Ruodolf sach, daz dem apt
disü richtung und s. wol gefiel.' Z Chr. 1336/1446.
,S. und (üs)spruch.' ,Do si ze beiden teilen disen s.
und usspruch also lopten und swuoren stät ze halten.'
1379, Z. ,Sid der s. und der spruch vor mit erbern
lüten bewiset ist.' 1394, Z RB. Mit Adj. ,. . . wond
daz man es uff si bracht het mit nüwen bünden und
mit nüwen setzen, anders den si von alter her komen
syent. Dorumb ouch si kein stür noch enkein dienst
nümmen wellend tuon.- um 1381, LE. ,Des ersten
sond si [die Entlebucher] noch ir erben noch nach-
komen sich fürbas niemer mer nienert anderswo hin
verglüpten noch verbinden in dehein wise zuo herren,
zuo land noch zuo stetten noch under in selber kein
bund noch buntnüst noch keinen nüwen s. nit tuon
mit burgrecht noch mit lantrecht.' 1382, L. .Alle die
wile, so unser deheiner in unser stat gesessen ist, er
sy burger oder gesessen gast, gehorsam ist recht zuo
tuond unverzogenlich umb die vorder, so inn ieman
152"
siz, soz, stiz
1524
ansprechig hett, das man denn darüber von unser stat
noch von unser stet recht wegen nitsol schedigen noch
nit twingen, daz er dehein verdingeten s. tuo, denn
recht ze tuonde und zuo nemende an all gevärd.' 1347,
BStR.; dafür: ,Denselbigen sollent weder wir noch
iemants anders nötigen noch zwingen, einichen vertrag
ze geloben noch anzeneraen.'BStSatzg 1539. ,Alsogieng
euch der N. von mir und dem geswornen s. ane urlob,
ane urteil [usw.].' 1402, AaB. Urk. — m) im schieds-
gerichtlichen Verfahren, a) schiedsgerichtliche
Verhandlung, Entscheidung; vgl. 1 f. ,Dez si ze einem s.
utt'den burgermeister von Lindouwe [ze] einem gemeinen
man komen sint.' 1362, Z StB. ,Wir [haben] die stösse
betegdinget und ze einem s. bracht uf Wernher den
schenken von Bremgarten zuo einem gemeinen man.'
1375, Gfd. ,Dar umb kamen si zuo eim s. zuo ge-
meinen und ze schidlüten.' 1404, Z RB. ,[Ich RvHünen-
berg als Vertreter der Herrschaft Österreich und Propst
Fridinger als Vertreter des Gotteshauses StBlasien]
namen zuo beider sitt einen s. und tag für der selben
miner herscbaft rät ... sol man wissen, das derselb her
Fr. probst in dem s., e das wir komen syen für der
egenanten miner herschaft rät, von des egenanten
gotzhus wegen vor mir mit erbern lüten kuntlich
gemacht hat, das N. dem gotzhus StBlesyen zuogehörr
von eigenschaft wegen sines lips und nit mir von
miner herschaft wegen.' 1406, AaB. Urk. ,Soverre daz
die sache zuo Eschol[z]matte ufgemeinem tag zuo einem
s. kam.' Just. ; nachher: ,Uber daz die sache im s-e
stuont zem rechten.' ebd. ,Der Eidgnossen botten,
neralich die achtu, uf die der s. stuond.' ebd. ,Das der
Schultheis noch die araptlüte dhein satzunge an sich
nemen söllent. Item es sol ouch hinnathin dhein
Schultheis noch fürspreche dheinen s. an sich nemen,
sunder sich der genzlich enteinigen.' 1457, Bs Eq.
,Das ain s. gemacht ward uff 84 man unpartysch.'
1401, G. ,Acht tag lang wart zuo Kilchberg ein s.
gemacht.' AgTschudi. — ß) pers., Schiedsrichter. Selten
im Sg. ,An den Hm von Erlach, Schuldtheissen von
Bern und S. in diesem Span.' 1631, JJBreit. Gew.
im PI.; oft im XVI./XVII. ,Die dry setz miner herren
von Zürich ... die dry setz der nun orten.' 1523, Absch.
.Nachdem sich span halt zwüscheu üch und uns und
der handel in klag und antwurt verhört und den
sätzen beidersits überantwurt und zum rechten gesetzt,
by welichem rechtsatz wier es lassend bliben.' 1529,
Strickler. ,Den säzen [seien] beide obrigkeiten lieb.'
1583, Absch. ,Zween unpartigische underhändler oder
sätz.' 1599, AaK. StR. ,Den verordneten vier Herren
Sätzen von Zürich.' 1600, Streitschrift 1713. ,Wie-
wol unsere Gesandte [in Glarus] vermeldet, das sy
einen Eächtspruch hierüber ze tuond keinen bevelch
[haben], dann sy nit als Sätz, sonder allein als Ge-
sante vorhanden.' 1626, Z. ,Deren von Glaruss uss
üwerm [der Zürcher] Mittel erpettne Ehrensätz.' 1627,
Sch. ,Von den Partyen [wurden] beidersytz sowoll
geistliche als weltliche von ihnen erkiesete Ehren-
sätz und Schidherren dahin bescheiden.' 1631, Uw.
.Ussgeben ... wegen der Herren evangelischen Ehren-
sätzen ...' 1656, Z. ,An die Unkosten der Herren
Sätzen und Schrybers von Basel.' ebd. , Rechtspruch
der Herren Ehrensätz von Friburg und Solothurn.'
1657. ,Neben denen von dem andern Teil ernamseten
Herren Sätzen und Schidrichtern.' Urteil 1657. ,Das
Protokoll der katholischen Ehrensätzen.' 1700, Schw.
,In deine ihr beiderseits in disem Streit selbst Sätze
ernanibsen können.' Gespr. 1708. , Selbiges Missver-
ständniss sollte durch einen eidgenössischen Rechts-
spruch entschieden werden. Weil aber die Sätze in
ihren Urteilen zerfielen ...' JKFasi, Th. .Glich (vil)
sätz.' Der Handel werde ,an gleichviel Sätze' von jeder
Seite kommen. 1578, Absch. ,[Sie hätten sich] beider-
sidts uff schidlüt und glyche sätz verglichen.' 1578,
Z RM. ,Fürohin [sollen] dergelychen Schmechungen
von zwölf ehrlichen Personen von beiden Religionen
zu glychen Sätzen gerechtfertiget und abgestraft wer-
den.' 1623, Gl. ,Sotane Spänigkeit andrest nicht als
durch gleiche Sätz entscheiden zu lassen.' 1681, ebd.
.Debattre nos differends avec l'abbe ä parties egales
(zu gleichen Sätzen).' 1750, Ap Brief (LZellweger).
Verallgemeinert, Mitglied einer Kommission; daher
,Kommissionssatz' Ap (TTobler). ,Pfarrer N. forderte
Satisfaction; hierauf ward von Obrigkeit wegen eine
obrigkeitliche Commission auf den 20. Uec. angesetzt.
Sätze waren ...' GWalser 1830 (wohl nach Akten von
1734). — n) von der Sprache, a) Schreibart, Stil
UwE. — ß) Aufsatz, bes. Zeitungskorrespondenz, -ein-
sendung GA., T.; Th; Z. En S., es Sätzli im Blatt-
ha", i" 's Bl. mache" G; Z. Es ist en S. im Blatt
cho" drüber. Da sfft-men-e'"mäl en S. i" a" Ziti"g tue"!
— y) i'1 syntakt. Sinne wie nhd. — 2. a) Sprung,
von Menschen und Tieren, auch etwa mit Bezug
auf Unbelebtes, allg. E" S., u"'1 du bisch drüs
und dänne"! auch vom Fassen eines kühnen Ent-
schlusses B (AvRütte). E(n) S., Sätz ne" Ap; Bs; B
(auch Id.); Gr; Th; Z, mache" Aa; Ap, tue" B (Zyro).
Wie De'' noch Sätz nimmt! von einem altem Manne.
Wie-n-er au'h Sätz macht! HFleiner 1900. ,Ich hätte
einen S. nehmen mögen über den weiten [Boden-]See
hinüber, um den ersten besten Schweizer beim Kopf
zu nehmen und wahrscheinlich Schläge zu kriegen
zum Dank für meine Zärtlichkeit' Gotth. ,Zum Brunnen
gingen schwere Kühe, zuweilen einen schwerfälligen
S. versuchend.' ebd. ,Da hörte er einen gewaltigen
S. auf den Bettkasten und fühlte das Gespenst neben
sich im Bette.' W Sagen. De'' Hansli geusset lüt wie
letz und nimmt im Bächli Gümp und Sätz. EEschmann
1911. ,D' Chrugle" het e" S. g'no", sphsra percussit
solum, deinde arcuatim devolavit.' Id. B. Z' S-es BG.,
ei"s S-es BHa. und bei Gotth., im S. B lt Id. und Zyro;
S, ime" S. ZWäd., i(n) (auch mit Ap; B; Gl; Th)
H"'m S. AALeer.: Ap; Bs; B; Gl; L; G; Th; St., im
(in einem) Sprung. Du springt-er ^s" Mals z' S-es
üf. Barnd. 1911 (BG.). Ein Pferd setzt z' S-es (in
V"em S.) über Zaun und Graben, ebd. Im S., unico
saltu, primo lapsu, e vestigio. Id. B. Im S. wider da
si", reditum suum maturare. ebd.; ähnl. lt Zyro. In
H"'m S. über ae" Bach, zum Bett iis springe". I" ei"'m
mächtige" S. RvTavel 1910. Auch in abgeblasstem
Sinne, auf einmal B und sonst. Er hed d's Glas a"-
g'stitzt und ei"s S-es üstrüchen BHa. ,Erst erschraken
wir vor den [zahllosen] Schoppen [unserer Männer], wo
doch Jeder auf einen S. nur einen trinken will, weil
mehr ihm nicht wohl macht.' Gotth. I" grosse", zwe",
drei Sätze" uä. I" (de") helle" Sätze" B; S. In es parne"
Sätze". RvTavel 1910. I", mit drei Sätze" d' Stegen üf
springe". S. noch Bd I 1030 o.; hüpp (Bd II 1489). I"
d' Sätzgä", zB. von Hasen, Pferden B (so E., G.). Sofort
giH's [das neugeborne Füllen] i" d' Setz. Barnd. 1911
(BG.). Von Menschen, sich eiligst aufmachen. Bi de"
1.V2?.
Sa/,
S1Z, soz, suz
l.vj.-;
Zwöien ume" het Christi" i" d' Sätz müesse" go" der
Tokter reiche". SGfeller 1911. Richtig ü"ser Benz i"
d' Satz gage" di' Boss sueche". Loosli 1910. I" d' Satz,
auf! B: auch als Aufforderung, eine Arbeit zu be-
ginnen. Hup i" d' Satz! B Volksztg 1903. Eine" i"
d' Satz bringe" Ap; B (auch jage") ; L; G; Z, i" d' Satz
cho" Ap; Bs; B; L; G; Z, in Aufregung, ins Feuer
bringen bzw. geraten. Übertr., Spässe, Witze Th.
Wenn Dev sini Satz macht, würd 's lustig. — b) in
der Verbindung (Mit Ei"'m) S. ha" U; Z, hebe" Z
(vereinzelte Angabe), halte" AALeer.; ZO. und 1t
Spillm., Schritt halten, eig. (beim Gehen, Reiten) und
übertr. (zB. im Geldausgeben, Trinken, Arbeiten).
[Mann: Du] muest-mer g'wüss cho" wie ä" Frau Pfar-
reri". Frau: Das wo't-ich aber au'*, dö halt i'h S.;
und wenn-si z'letst noch chäm g'rad wie-n-en Chlaus, so
wö't-ich g'rad au"'' ase cho". Stutz. — B. entspr. refl
setzen. 1. Hasenlager AaWoIiI.; auch sonst in der
Jägerspr. Syn. Süss 112 (Sp. 1371). Der Has lid im
S ; de" Has im S. Schüsse". Dazu viell. die beiden
RAA. : Eine" us dem S. ne", aus dem Schlafe, Bette Z.
Eine" ab S. ne", ins Verhör nehmen Z; etw. anders
definiert schon Bd IV 730 o., wozu: .[Michel] nahm
den Kriecher und den Marx, da er eben dazu kam,
dass sie ihm ein paar Gesellen aufwiegelten, solcher-
gestalten absaz, dass ihnen die Lust nach fernerm
Aufwiegeln ... vergieng.' HPest. — 2. Standort, Stel-
lung, Lage. Nur in bestimmten Verbindungen. ,Ein
heisser S.', eig. eine Lage, in der es Einem heiss
macht, ein heisser Strauss, Streit. ,Man muss auch
unsern gemeinen Kriegsleuten das gute Lob zulegen,
dass sie bei einem so heissen S. einen weit stand-
hafteren Mut erwiesen, als von kaum über 3 Monat
auf den Füssen stehenden Truppen immer zu ver-
hoffen wäre.' Pfaffenkr. 1712. ,l>ie Schweizer haben
sich in so vielen heissen Sätzen und Sträussen der-
massen mutig erwiesen ...' Speotateor 1734. Uf ei"'m,
sV'm S. blibe", seinen Standpunkt, seine Meinung fest-
halten und verteidigen L (Ineichen). Siehst dann,
''as-s' starch of erem S. sönd, so channst-enen onver-
merkt Becht g'e". Blrgerfr. 1823 (Ap). A. soll auch
klueg si" und e'"möl vo" si"em S. ablö", so lös -nie" 'n
sicher grad usse" [gebe man ihn frei]. SPletscher
1903 (ScaSchl.). Hieher (?): ,Im S. si", wohl zufrieden
sein, zB. mit Kauf und Tausch'; syn. im Begel sin [Bd
VI723]GrD. (B.). — 3. Fruchtansatz. ,Gewürz-Näge-
lein, die ein länglichter Anfang oder S. sind der Frucht
eines Baums.' E König 1706. — 4. Senkung, a) ,die
Senkung der Wandpfosten, sofern sie sich als ein mit
hörbarem Schall verbundener Ruck kundgibt' BSi.
(ImOb.): WMü: ,Es hat einen S.', von einem neuen
Gebäude WMü. ,Die Türe tat einige Sätze' W (nicht
genauer bestimmbar). Auch von einem Heuschober,
ebd. ,Das Heu hat keinen, hat einen grossen S.' -
b) ,der Raum, den man den Wandpfosten am Ort ihrer
Einfügung gibt, damit sich das (hölzerne) Gebäude
nach Massgabe des Zsschrumpfens (Abdorrens) der
Wände setze" (senken) kann' BSi. (ImOb.). — 5. a) (in
GoT. n.) Niederschlag, Bodensatz, Rest (zB. bei Kaffee,
Wein) Ap; Bs; B (.sedimenta.' Id.); Gr; G; Sch; S;
Th; Uw; Z. wohl allg. De' S. chost Geld, nicht die
Brühe Z (Dan.). Er verdient chüm's S. i"'s Kaffi,
kaum seinen notdürftigsten Unterhalt GKapp. Was
uosch mit im [dem gestürzten Husaren] V I" d's B'schütt-
loch, Das giH guete" S. RvTavel 1901. [Frau:] 's
Chänndli isch gli'h lär, gib acht, es chunnt der S..' ...
Was chunnt dö use" ? Nes halbs Zikorie"päckli ... [Mann :]
Da' 'sch wol vil SJ JReinh. 1905. ,Lass es [das Fass
mit trübem Wein, der durch Chemikalien geläutert
wird] acht oder zehen Tage ruhen; hernach lass den
Wein ab dem S.' EKonig 1706. Hieher viell. die RA.
bim Sätzli, vollständig, ad unguem, von irgend einer
Arbeit, Handlung ScHSt.f Mir sind hüt in'n Bebe"
fertig tcorde" bim Sätzli. — b) von der Oberfläche
einer Flüssigkeit rings an der Gefässwand zurück-
gelassene Spur. ,Als er züg gen Berg in keller be-
rueft worden . . . bettend sy [er und seine Begleiter]
kein sonderbaren fäler am fass [aus welchem Wein aus-
gelaufen sein sollte] funden, dann das uf dem liger-
ling ein grawer trochner blätz gsin were. Ouch hette
das fass inwendig zwen aber [trockene] sätz etwan eins
gemüntz [s. Bd IV 322/3] hoch von einandren ghan,
als ob man zwei mal win daruss abgelassen hette.
Item HSchoub sagt, als ... diss spänig fass ussge-
schlagen, hette er zwen aber sätz etwan eins gmüntz
hoch von einandren im fass funden.' 1587, ZFlaach.
— c) die etwa vor Sonnenaufgang am westlichen
Horizont bemerkbare dunkelschwarze Verdichtung der
Atmosphäre, ein schlechtes Wetterzeichen Schw, dunk-
les Gewölk am Abendhimmel Ap; ZO. Syn. Sack 13 d
(Sp. 615). 's hat en S. am Himmel. D' Sunn göt in
en S. abe". Wolkenansatz übh. Es hed newwa e" Heide''
S. im Ort [bestimmte Örtlichkeit]; es wollt den" umhi"
anders. Bärnd. 1908 (BGr.). Wenn über die nnn''ere"
Berga e" S. ist (über oder vor dem Jura Nebel hängt),
ist Regen zu erwarten, ebd. 1911 (BG.). — 6. a) Fels-
stufe, schmale Terrasse an einem Abhang, Fels BGr.,
Si. undltZyro; GrL., Spl., V.; Uw, „jeder Sturzfall für
sich selbst oder auch mehrere Sturzfälle auf einander
B; LE.", auch gemauerte Terrasse Gl; Ndw (Matthys),
insbes. techn. Ausdr. für Talsperre bei der Verbauung
von Wildbächen Gl. Syn. Abs. 2b. Setzleni, zerklüftete
Absätze BGr. (Bärnd. 1908). Auch: jedes Plätzchen
im Felsen, auf das man sich setzen kann BSi. Es
macht [in einer Gletscherspalte] wie 'n S., aber stä"
chönnte-me" nid drüf. CSchnyder 1911 (GrV.). ,Von
dieser Quell geht man nur circa drei Schritt über ein
gäches Säzlein weiter hinauf.' Sererh. 1742; s. noch
Bort (Bd IV 1629). .Unter den sog. Sätzen im Ca-
väll unter dem Schweizertor.' 1781, Alpenp. 1875£ —
b) , Ebene, flaches Land' S NA. (nach einer Angabe).
Mhd. saz m.: vgl. Gr. WB. VIII 1837/40; Sanders II
861/2; Martin -Lienb. II 381. Zum u. unter B5a vgl.
Kajfe-S. In Ortsnn. (wohl meist iu Bed. A 6 a). Im obre"
S„ Name einer Partie am Wetterhoru BGr. ,Aber-Satz' Th
Koggw. (vgl. Satz 556). ,Unter-S.' LSörenberg. ,Grafen-S.'
ZgWalchw. , Gross-, Klein-S.' U (am Pizzo Centrale). ,Mor-
nen-S.' G (im Spitzmeileu-Gebiet). ,Bueh-S.' ZMedikon (bei
der Falletsche). ,See-S.' LSemp. Formell unklar: , Sätzen'
LSörenberg. ,Satzeuehrh-n' ZL'Ohringen. — Vgl. auch S,,inn,:i
und Zssen, zu den folg. Zsseu mit Adv. als erstem Glied die
entspr. Zssen vou setzen und «('(201.
Ab-: 1. Absatz von Waren, Verkauf Ap; Bs; G
Tb; Z und weiterhin. Er het hüt gtteten A. g'ha". ,Sie
verstünde die Sache [das Weben] wohl, um den A.
wäre sie nicht bange.' Gotth. — 2. das Abstehen
(von Etw.), Aufgeben, Unterbrechung. ,Dann billich
wurden ir [die Freiburger] von inen [den Eidgenossen],
ob üch ieman das üwer und des ir domalen in besitz
gewesen sind, abziechen wölt, von inen gehanthabt
und ganz umbillich zuo a. desselben von inen selbs
1 r.'JT
Saz, sez, siz, soz, suz
l.v>
bekürnbert.' 1483, B Schreiben. ,Das dis friung in
dheinem weg zuo letzung oder a. mog komen, ... bin-
den und pflichten wir uns [usw.].' 1483/4, B. ,Abt
Wilhelm [wolt im] so vil nit grausen lassen, dan dass
er zuo krieg und fecht offenbare rüstung füert und
zuo dem a., von dem die sag aussgieng, keins wegs
hören wolt.' Vad. ,A. (und enderung) tuon', Etw. auf-
heben, ändern. ,[Wir haben uns verständigt] dis vor-
geschriben münzen und werung ... war und stät ze
halten, ze vollfüeren und schaffen gehalten werden
und darinn keinen a. zetuond in deheinerlei wise die
vorgeschriben jarzal us.' 1425, Absch. , Darin die jarzal
uss deheinen a. noch endrung ze tuond.' 1487, ebd.
,[Die Glasermeister sollen] in dem allem [Tarif für
Glaserarbeiten] dehein endrung noch a. tuon, sunder
bi solieher Schätzung und belonung beliben.' 1501,
BEM. — 3. konkr. = Satz B 6 a BsL. (Linder); B;
GRÜalfr., Valz. und weiterhin. ,Er kletrete . . . von
einem A. auf den andren.' JvWeissenfluh 1850/1. , Ab-
sätz der bergen, articuli montium.' Fkis.; Mal. ,[Der
Pilatus] mit scharpfen ruchen Felsen und Schroffen,
ouch vil Absätzen.' RCvs. (Br.). Uneig. : Oha. di Sach
het en AA .einen Haken' B. — b) Vorsprung an einem
Hause, Möbel Ap (auch Dim.); Th, an einem zugeschnit-
tenen Brett (vgl. absetzen) Aa. .[N. soll] den A. an der
Muren hinweg tuon.' 1606, Z. S. noch Trag-Baum (Bd
IV 1248); Reiff(B& VI 656). An einem Altar; s. Ranft
(Bd VI 1049). — c) erhöhtes Gartenbeet (für ein Spa-
lier), als Erklärung von .Rabat'; s. Bd VI 1540 o. —
d) stufenweise Verjüngung eines Zweiges. ,Under den
Fruchtästen seind auch vielerlei, als da sind etliche,
die in ihrem neuen Trieb zwischen dem alten und
neuen Holz einen starken A. machen, und die bleiben
ohne Schneiden; so sie aber zwei solche Absätz haben,
auch noch keine Frucht gegeben, werden selbige auf
zwei Augen über dem zweiten A. beschnitten.' E König
1706. - e) Absatz am Schuh, Hacke Aa; Ap; Bs; B;
L; G; Th; Z; wohl allg. Leder am A. ond Chüedreck
am Hoslatz, Ausdr. der Ausgelassenheit ApWolfh.
Schueh u"d kei" A. dra", Bür ist kei" Edelma"", Bür
ist Bür, schlau von Natur BSi. (DGemp. 1904). A.,
Spitzli, ei"s, zwei, drii, .ländlicher Text zu einem
Tanz' ZStdt (Dan.); vgl.: ,Der heilige Martini hat sich
das Jahr auch lustig g'macht uf de" Zeche" und uf
de" Absätze".' Klosterkr. 1841. Er hätsi'1' uf r'em
A. um 'träit, wo-n-ich Da' g'sät ha", zum Ausdruck
der Überraschung, des Zornes Th. I'h muess-mich uf
d' Absätz stelle-, mich kräftig wehren GF. Ei"'m uf
d' Absätz trappe", uneig. von einem Mädchen, einem
Burschen nachlaufen, sich ihm antragen BE. (Gfeller).
Si hed en A. verlöre", die Jungfrauschaft L; Syn.
Isen (Bd I 537 u.). Wenn 's nid will, so taged's nid,
und we""-mer der A. zum Pfeister üs streckt. JRoos
1892. ,Die gestickte und ander französische Schuo
[sollen] mit ihren nichtswertigen Absetzen bei zwei
Pfd Pf. Straff ab und hindan geschaffet sein, andere
Schuo aber mit Absätzen mögen gemeine Burger und
Handwerks-Leut wol tragen, was aber ringeren Stan-
des, sollen sich allein der Bamenschuoen und nit
höcher als mit halben Absätzen bedienen, bei Straff
auch ein Pfd Pf.' 1683, GWil. Wan mär nur nit
etwan in der Comedi b'stechä, ih wolt schier lieber an
A. ä da Stifflä abbrechä. Tyrolersp. 1743. ,Ein Schuo
gebüözt und ein A. gemacht, Nagelfleck und 20 Negel
3 Bz.' 1780, AaJou. — f) Ein-, Abschnitt eines Schrift-
stückes, eines Druckes, einer Rede uä. wohl allg.
,Wer in diser Morgenpredig die Wort Jesaje hören
und bei einem jeden A. ihm nicht wird sein lassen,
er höre es auss dem Mund gehen dem ewigen all-
mächtigen Gott selbs, der tut Gott zu kurz.' FWvss
1697. — g) Zeitabschnitt. ,Beim Bau eines Schul-
hauses gibt es fünf Hauptpunkte oder fünf Absätze
oder Perioden.' Gotth. — 4. .schriftliche Erkenntnis
einer Behörde, schriftliche Einlage an eine Behörde,
Gr; vgl. A.- Kommission (Bd III 288). — 5. Abstand.
Eig. ,Der a. der gemachen am hauss.' 1530, Ez. ; xä
dndXoiTta tä äva uiaov xwv rc?,suf(Bv xoö otxoo. LXX.
Uneig., Abstand, Unterschied ApH., I., M. (TTobler).
,Es ist ein A. zwischen den Handtwerkern zu Zürich,
welche kein ander Gwünn und Verdienst haben, und
denen Burgeren zu Winterthur, welche Nebent-Gwün,
Verdienst und landtsmännische Vorteil haben.' 1701,
Z. , Einen A. haben', einen Unterschied ausmachen.
.Eine Frag ist auch: wann ein Officier eine Honorance
oder Ehrenfest tun wolle, ob der gemeine Knecht
könne gehalten werden, mit daran zu zahlen? ... Da
ist ein Underscheid zu machen, dass, wann es der
Compagnie zum Besten ... geschehe, so seie billich
der gemeine Knecht auch beizusteuern ... Etwas schul-
dig. Geschehe es aber für des Herrn Hauptmanns
utile allein, da habe es einen A.' Kriegsr. 1704. ,Es
kommt ein Officier (mit den Gemeinen hat es eine
andere Gattung und A.) in ein Quartier [usw.].' ebd.
— 6. ,avvallamento, deposito' PA1. — 7. a) Herunter-
setzung des Wertes einer Münze: ,Umb dass wir mit
Beduren vememraen müessen, ob soltend unser Eidgn.
von Schaffhusen Verburgerte, so in unsere Landschaft
kommend, uss Anlaas dess A-es ihrer Örtlinen und
dass wir Vorhabens, ihre in unserem Landt habende
Schulden damit abzulössen, hin und wider wider ge-
meinen unsseren lobl. Stand ... Schmach- und Lester-
wort fallen lassen [usw.].' 1678, Z. — b) .Abfall':
.Auch der besten Maler Copien leiden doch einen
A. von dem ersten Meisterstuck.' JJUlr.-Haog 1731.
— Mhd. abeeaz; vgl. Gr. WB. I 93 f.; Sanders II 862;
Martin-Lienh. II 381; Fischer I 56 f. — Fels-A.: =
dem Vor. 2 b a. .Die hervorstehenden Felsabsätze
und Bergrücken.' Jv Weissenfluh 1850/1. — Stegen-
A.: Treppenabsatz. leh ha" gar nid dra" 'dankt dem
Dokter z' säge", er müess-sech bim obere" St. ganz rechts
ha" und e" chli" bücke". RIscher 1903. ,Der alte
Stegenabsatz innert dem Vorhöfflein [der Farnsburg
soll] widerumb erbessert [werden].' 1669, WMerz 1910.
Ober-: im Holzbau der oberste, den Bau rings
umgebende solide Balken, der unmittelbar den Dach-
stuhl trägt B (AvRütte).
Über-, in BGr.; UwE. Über-: 1. a) übermässige,
zu starke Besetzung einer Alp mit Vieh BGr., Ha., Hk.,
„0.",Si.; auch lt Ebel. Syn. Ü.-Stöss. Vgl. FGSteb-
ler, AW. 94 f. .Dieser... rationellen Massregel steht
eine andere sehr unrationelle gegenüber, wir meinen
den sog. Ü., der namentlich in Gegenden sich rindet,
wo man an Sommerungen Mangel leidet. Es ist näm-
lich hier und dort in Übung gekommen, dass eine
Alpgenossenschaft dem einzelnen Alpgenossen über
seine bestimmte, ihm eigentümlich angehörende Zahl
von Bergrechten hinaus ein oder mehrere Treibrechte
gestattet, für welche er eine bestimmte Taxe in die
gemeinsame Kasse bezahlt.' Alpenw. ,Wenn infolge
gewisser Verhältnisse (zB. Haltung grösseren Rind-
Saz, sez, siz, soz, saz
viehs) mit der reglementarisch festgesetzten Stoss-Zahl
doch Ü. eintritt, ist diesem hin und wieder aber durch
Aufweid, dh. durch Zuschlag von Bruchteilen auf den
Stoss für Kühe, abgeholfen.* FAnd. 1897. ,In der
Not, wenn anderes Futter mangelt, zB. zu Anfang der
Weidezeit oder bei Ü. der Alp, werden die Giftpflanzen
auch von anderen Tieren [als zB. Ziegen] gefressen.'
FGStebler 1899. ,Von Bestrafung des U-es.' 1796,
BSi.Rq. 1912. Auch die Bewilligung dazu: ,Darby so
hat das gotzhus in beiden alpen eigne alp und den
u.' 1526, UwE. ,Es mag der Ü. für eine halbe Kuh
auf gebührendes Anmelden erteilt werden.' 1796, BSi.
Rq. 1912. — b) was an Vieh zu viel aufgetrieben
wird Ndw (Matthys); Obw. Ü. üftribe" übw. ,Bei
sämtlichen Alpen wird der Auftrieb jedes einzelnen
Genossen kontrolliert. Der Ü. muss nun entweder
abgetrieben oder hiefür eine Busse entrichtet werden.'
FGStebler, AW. ,Item wir Alpgnossen ob den Haag
und Blanggen haben allezeit gehört von unsern alten
Alpvögten, das ir Gnaden möge ein Stuten mit einem
Füle ufdreiben, [oder] die vier küe U. ufdreiben, und
also rechnet ir Gn. jez den Ü. zue der anderen Alp und
wil danuocht die Stuten mit dem Füle ufdreiben. So
vermeinend die Gnossen, der U. gehöre nit zue rechnen.
Und ist das den Alpgnossen ein grosse Beschwert und
vermeinen sy, ir Gn. solle erscheinen, das er die 4
Küesatz zuesampt der Stuten möge ufdreiben, wie wol
ir Gnaden selig allwegen nur hat die 4 Küesatz Ü.
gerechnet und die Stuten nie uftriben.' 1616, UwE.
(ZfsR, VII b 103/4). .Almendübersatz. Ü. solle Kei-
ner ohne oberkeitlich Erlaubnis treiben bei 12 Gl.
Buss.' 1732, ebd. S. noch Bd V 1113 Mitte. Eigen-
tümlich ,auf dem [1. ,den'? dann zu 1 a] Ü. treiben':
,Vom Ü. Ist angesehen und geordnet, dass, wann ein
Alpgnoss, der eigende Alp hat, selbige wegleihen und
nachwerts noch auf dem Ü. treiben würde und also
mit Gfehrden handlet, soll von einer Kuh 12 Pfundt
Ü.-geld und 8 Pfundt Buss erlegen.' 1749, BEngstlen-
alp. — 2. Überforderung durch zu hohen Zinsfuss,
Wucher. ,Du solt im dein gelt nit auff wuocher geben
noch dein speiss auff ü. ausstuon.' 1530/1667, III. Mos.:
entspr. bei Luther. ,[Er] verstat hie [V. Mos. 23, 19]
den ü. und den schändlichen gwün durch den wuocher.'
HBull. 1531. ,1593 wird N. wegen U-es und Wuchers,
so er gegen etliche Kriegsleute gebraucht, um 50 Pfd d.
gebüsst.' KWild 1847 (G). .Wucher und Ü.' 1602,
ebd. S. noch Rütschhart (Bd II 1645).
Mhd. übermz. supertaxatio (Lexer II 1653 :ius Haltaus
und Schni.), entspr. unsrer Bed. 2; so auch bei Sanders II
864 b aus ä. Lit. Vgl. auch über-mtzen.
Üf-: 1. a) das Aufsetzen, -legen, a) Auferlegung
(einer Busse): ,In die 4 landtgricht. Haltung der
mandaten der kindbethinen, by u. einer mansperson
und einer frowen 7> gülden buoss.' 1555, B RM. —
ß) Einsetzung, Anordnung (eines religiösen Brauches)
,Es sye nun, das sich Christus von wyn enthalten
welle, gesagt habe vor dem u. der danksagung oder von
stund an, so bald die apostel das zeichen geessen habend,
so nennet er es warlich wyn, das sy getrunken habend
[und nicht ,bluot'].' Zwingli. ,Wir glaubend, dass der
einig tauff der kirchen in dem ersten aufs, geheiliget
seie.' II. Helv. Conf. 1566/1644; nachher: ,die erste
aufsatzung des Herren nachtmals.' ,üas nachtmal nach
dem u. unsers Herrn und nach dem byspil syner apostlen
begon.' HBüll. 1568. — b) das Aufgesetzte, a) was
auf etw. Anderes aufgesetzt wird. Scherzh.: Muest en
Ü. lä" uf "e" Chopf mache", um deinem kurzen Wüchse
abzuhelfen B. 1) Insbes. Tafelaufsatz Bs. — 2) nicht
fest verbundener oberster Teil von Möbeln, so an Kom-
mode, Pult, Büffet BE.; G; Th und sonst. — 3) am
GüllenSöd B; s. Sp. 319. — 4) auf einem Brennge-
schirr AABb. — 5) auf einem Öfchen, ein Stein, der ver-
hindern soll, dass ein aufgesetzter Topf zu weit ins
Feuer reicht AABb. — 6) Vorrichtung, mittels deren
Geschütze auf die richtige Höhe eingestellt werden,
bestehend in einer hinten auf dem Rohr aufgesetzten
Stange mit Gradskala und verschiebbarem Visier. ,Zu
Werkzeug-Eisen, Abzug und Abzug-Bläch, Creuz- und
Holz-Schrauben, Bügel, Füstlen, rtiemenbüglen, Aufs.,
Blech under die Ladstöck, Kugelziehern etc. ohnge-
fahr 25 Ctr [Eisen].' 1708/10, Z (Projekt einer Waffen-
fabrik). S. noch Zünd-Buet (Bd VI 1839). — ß) Ver-
einigung, Einheit auf einander aufgesetzter Gegen-
stände. 1) Satz von Fruchtmassen. ,1 ganzer Aufs.
Fruchtmäss.' 1793. 1796, ZHutzikon Inv. — 2) Satz
(kreisförmiger) Tirggel (s. d.) Z. Von einer Familie,
deren zahlreiche Kinder nach Alter und Grösse eine
regelmässige Stufenfolge bilden, heisst es: Si händ
Chind wie Tirggeli im Ü. ZWL; vgl. Orgelen-Pfiffen
(Bd V 1072); Stegen. — y) auf einem Heimwesen,
Grundstück haftendes Kapital, Hypothek GF., G. —
8) Last, Belastung im ökon., auch moral. Sinne. ,Diewyl
der statt durch solliche nüwerung [finanzielle Unter-
stützung der Schützengesellschaft] ein beschwärlicher
u. erwachsen möchte.' 1541, Z RB. ,Wie ein so schli-
pferig Ding es sei um den Eid, wie Einer da seiner
Seelen so bald einen grossen Aufs, machen könne und
seinem Todbet ein schwäre Decke.' FWyss 1673. ,[Er]
wolle gerne sterben, man soll aber nicht machen, dass
er seiner Seelen einen Aufs, mache.' 1701, Z; s. noch
Sp. 701 u. — e) insbes. Auflage, Abgabe, Steuer; vgl.
auch £. ,Das ungelt ist von alter von ainem som 4 mazz
an die ufsätz, die si selb getan hand. Die mugent sy
ablazzen; das ist inen bestätet von der herschaft.'
1394, AaL. StR. Mit solchen ,unzitlichen, unbillichen
ufsätzen' sind wir [die Leute von ZGrün.] allzu sehr
überladen, mit Bez. auf die Kriegssteuer für den Zug
nach Bellinzona. 1411, KHadser 1899. ,Und sollend
sölich werbend und hantwerklüt [die in Sch aufgenom-
men werden] der stat stür, mülizol, tringkwin und ander
uffsetz, ouch raisen, hüeten und wachen als ander
burger ungevarlich.' 1459, Sch StB. , [Die infolge der
Vergabungen an die Kirche verarmten Edelleute
mussten] habend sy wellen leben, nüwe ufsätz von
tag zuo tag erdenken, darus sy sich erzugind.' Zwingli.
, Grossmächtig beschwerden und unzimlich ufsätz...
nämlich fäll, läss, fassnachthüener ...' 1525, Absch.
,Item es soll ouch entwederer teil dem andern sine
undertanen mit einicherlei beschwärd als zollen oder
andern ufsätzen, nit beladen.' 1528, ebd. (Entwurf
eines Landrechtes zw. L, U, Uw und W). ,[Die Aufstän-
dischen beklagen sich, dass ihnen die L Obrigkeit] vil
neuwe Ufsätz, grosse Straffen und Beschwernussen
haut ufgeladen und bezwungen wider ihr Brieff und
Sigel.' 1653, JSG. ,NÜw fünd und ufsätz.' ,[1400]
erhuob sich ein schwärer span zwüschend [dem Abt
von St Galleu und den Appenzellem] von wegen, das
die Apenzäler mit nüwen fänden und ufsätzen ze vil
beschwärt wurdend.' XV./XVI., Z (Chronik). .Wie
werdend die vor Gottes gericht besten, die fromm leut
1531
Saz, sez, siz, soz,
1532
ab den lechen verstossend ... mit neuwen fünden und
aufsätzen beschwerend?1 LLav. 1582. — ^obrigkeit-
liche Verordnung, Ver fügung (oft mit dem Nbbe-
griff des Lästigen); vgl. auch ß, s und x. ,[Nach einem
Verbot, neue lieben anzupflanzen, sagte N.:] Wenn hand
unser herren gnuog ufsätzen getan uf arm lüt?' 1410, Z
RB.: Tgl.: ,Won die vonSwiz allweg sprechend, si habint
nie kein u. wider uns noch die unsren getan, daz sich
aber nüt findet, won der u. [ein Verbot, Heu usw. aus
der March zu führen], wie wol er nüt gross ist, doch so
lang gewert hat. daz wir darin verstand iren guoten
willen.' Edlib. ,U. der jungen knaben. Wier sind ouch
kommen überein als von der jungen knaben wegen ...'
Anf. XV., Schw LB. ,Wir sint überein komen, das wir
vestenklich halten wellent, das man kein unelichen
weder an rat noch an die hundert setzen welle, want
wir daz ouch ie dahar gehalten hant und unser fry-
heit und uffsatze ist.' 1429, Seg. EG. ,Und soll disser
u. weren und bestan, bis inn ein landtamman und die
landtlüte endern.' 1440, Schw LB. ,[Wem] diser u.
kunt und offenbar würt...' 1480, U. ,Hiemit theinen
vorgeschribnen u. um spylen nüt abgetan, sunder ganz
kreftig lassen blyben.' 1519/44, Schw LB. ,[Wer] so
lang diser u. wärt, von einichem ussländischen fürsten
... nämi miet, gaben [usw.].' 1522, Absch. ,Dennocht
weiss ich wol, dass der missbruch Gott nit gevellig
ist. und nit kraft hat nach dem u. Gottes.' ebd. ,Die
aufsätz des herr[e]n sind richtig.' 1530, Ps. ; parallel:
,Die gebot des herren sind lauter.' ebd. ,Ward erkent,
dass die von Appenzell billich solich ufsätz zuo halten
schuldig wärind.' Vad. ,Das sy by dem wellent beliben,
wie der u. gemacht ist.' 1554, Schw. ,1566 hett man u.
gemacht, dass fürohin kein hindersäss ...' Obw. ,Wen
ein frembder in unserm tal krieget wider unsern u.,
zuo dem soll man grifen und heisen trösten.' 1582,
UwE. ,Die von Wäggiss mögen wol üffsätz tun,
doch allein umb ire Gmeinwerk-Sachen.' RCvs. .Wel-
cher wider disen Aufs. Kürn auff den Fürkauff auf-
kauft.' ULB. 1609/1793. .Aufsatz, an der Talgemeind
angeuomen ...' 1645, UwE. ,Zum 33. ist ouch unser
Graeind U. : wer der wer, der Alpa ufnäraen weite ...'
M. XVII., GRTenna. ,Nach dem Ü., welchen gemeine
Landleut in den vier Gerichten ersechen.' 1670, BSi.
Rq. Mit Synn. ,Grob und ungewonlich uffsatze und
Ordnungen.' Fründ 1446. ,lr einung und ufsetz.' 1464,
UwK. .Wider der hailigen kirchen ufsätzen, Ordnung,
ainhellig langwirig herkomen und haltung.' 1523,
Absch. ,Die Ordnung und u. Christi.' Zwingli. , Disser
u. und ban.' 1524, Schw LB. .Statuten, Landrecht,
Einung und Ufsetz.' 1605, ScawG. LB. Mit Adj. .Mit
menschlichen ufsätzen'; s. ver-blichen (Bd V 9). ,Nüwe
ufsätz.' .[Wir haben] gewalt, das wir wol nüwe uf-
setze uff uns setzen mögent durch des riches ... willen.'
1361, BStR. .Die ambtlüt sollen uf die lüt hinenhin
keinen neuwen u. nicht tuon noch machen.' 1409, Z.
.Denn so teten die von Arouw in der stat inen nuw
uffsetz, die ouch vormalen nie beschechen weren;
sunder verhütten si inen [usw.].' 1441, Aar. StR. ,[Der
Herr von Bussnang habe den Wädenschwilern, die ihm
schwören sollten, gesagt:] Ich will kein nüwen u. uff
üch tuon.' um 1460, Z. ,Ein gmeindt an der A hat
ufgesezt von ürtenrecht und alprecht also: ob sach
wer, das yeman da nüw uffsätz oder ander recht oder
uffsätz machen weit...' 1490, Nnw. .[Die Herren]
hettint des fichs halb ein nüwen u. gemacht und jet-
lichem uffgelegt, wie vil er fichs uff das feld und all-
ment schlachen und gan lassen sölte.' 1517, Z. ,Da
hettind etlich biderb lüt der yetzgemelten höfen und
güeter halb wollen einer gemeind rat haben, das hett
herr meisters [von Bubikon] Schaffner verboten, also daz
man kein gmeind hett mügen gehaben; das were ein
nüwer u.' 1524, ebd. .[Die L Bauern verlangten] dass
man si bi altem harkommen lasse bliben und inen
die nuwen ufsäz abnärae.' Ansh. S. noch Bd VI 1608 o.
— tj) (durch eine Verordnung festgesetzte) Busse.
,Wäre sach, das ein gmeind [bei einem Holzfrevel]
nüt cleger darzuo gäbe, welchen dan lusty umb
den u. zuo clagen und der erst war, dem sollte es
einer ouch also büesen wie obstat.' 1563, NSenn 1879
(Vertrag zw. GSchmer. und ScHwTugg.). Es dürfte
zweckmässig sein, eine Ordnung zu erlassen, dass
künftighin bei Gewahrung solcher bösen Buben in
dem Gebiet der Vogteien durch das ganze Land Sturm
geläutet würde, wobei dann Jeder verpflichtet wäre,
bei seinem Eid selbige zu verfolgen; dabei sollte dem
Einbringer solcher Schandbuben der vierte Teil des
,U-es' erfolgen; wollte dann die eine oder andere
Landschaft sich diesem Aufs, nicht unterziehen, so
sollten auf ihre Kosten Soldaten aus den Orten hinein-
geschikt werden. 1660, Absch. (betr. die ennetbirg.
Vogteien). — S-) .Aufs, des Werts, pretium impositum,
certum.' Denzl. 1677. 1716. — i) aufgesetzte Schrift,
schriftl. Arbeit oder Abhandlung GF., G„ Zeitungs-
artikel Th. ,Aufs. der Alten, traditiones.' Denzl. 1677.
1716. ,Vor endtsbemeldten des Rathausgebäudes halber
verordneten Herren warend der 3 Offen halber in die
klein und grosse Ratstuben underschidliche von Herr
Landtvogt H. verfertigte Aufsätz [oder = Entwürfe; s.
im Folg.], wie nämlichen selbige mit Sinnenbildern,
Denksprüchen und Historien geziert werden sollind,
abgelessen und selbige mit etwas Correction einhellig
placidiert.' 1697, Z. .[Als Antwort auf die gegen mich
gerichteten Verleumdungen habe ich] zur Steuer und
Schirm der Warheit nachfolgenden kurzen, aber war-
haften, uf klaren Beweisstura gegründeten Aufs, verfer-
tigen lassen.' 1710, Z Ehegericht. Schulaufsatz, allg.
Entwurf, Brouillon: .Keine [kein Mädchen] hätte Sinn
so für einen rechten Menschen... der eine so ferme
Handschrift schrieb und schon hie und da was ins
Amtsblatt gemacht hatte ohne Aufs., was doch gar
mancher nicht könne, der meine, was er sei.' Gottb.
— v.) Abkommen, Vertrag. , War, daz A. und B. dar-
über [über ein Erbe] kein u. oder tegding von der sach
wegen mit einander bettln getan, daz sol ouch genzlich
ab sin.' 1376, Z StB. .Weilen unsere loblichen Amtsvor-
fahren aus beiden Landschaften (vermög vorgewiesenen
Aufsatzes a. 1645 datiert) sich mit einanderen ver-
bunden ...' 1693, BSi. Rq. .Dieses Kaufs halber [sei]
kein Aufsatz gemacht worden.' 1785, ÄATäg. Gerichtsb.
Von (geheimen) Abmachungen der Zünfte; mit £, aber
auch mit 2 a sich berührend. ,[N. sagt aus] daz die
gerwer Zürich mit dien ussren nüt versprochen haben,
doch so haben si under einander ein u. gemachet, daz
iro keiner von metzger noch von andern enhein hut
sol kouffen, die»er uf den pfragen kouft hat, und süllen
si im ouch nicht gerwen.' 1404, Z RB. .Von des wegen,
das die vorgenanten meister uff die egenanten schuoch-
knecht oder die selben schuochknecht hinwiderumb
uff die egenanten meister, ir zünft und gesellschaften
etzwas uffsetzen getan oder gesetzet sollen haben.-
153:1
Saz, sez, siz, soz,
1534
1421, Z Schiedbrief. ,Man sol nachgan und richten,
als die metzger ein nüwen u. gemacht hand, daz sy
nit so vil rindfleischs bedörffent ufhenken noch metz-
gen, als sy aber wol verkouffen möchten.' 1430, Z RB.
,Es sol ouch dewedri zunft [Wollenweber und Gerber]
uff die andern kein u. tuon noch machen.' 1431, Z
StB.; so noch mehrfach. .[Bäckermeister A. sagt aus,
dass] er uf sampstag zwei gebachen hab, wol hab er
raer melwes gehan, meint aber nit, das brots gebresten
sölte ... und dass er kein u. dar in hab gehan.' 1439,
Z RB. ; vgl. Bd V 930 u. ,B. ... seit, daser nit mer melws
hab gehept, denn das er verbachen hat, und weis umb
kein u. nütt.' ebd.; dafür nachher ,geverd.' Mit Synn.
, Als für si|[die Regierung] komen was, wie daz die metz-
ger zunft etwas u-es oder bannes gemachet hettin.'
1416, Z StB.; nachher: ,[Sie sollen] enkeinen ban noch
ufsatzt uff die burger nit setzen.' ebd. ,Man sol nach-
gan ... als minen herren fürkomen ist, daz die pfister
etwas nüwer Ordnung und u. under inen selben uf-
gesetzt hand.' 1427, Z RB. S. noch Bd IV 1271 u. —
X) ü.-wis, bedingungsweise Gl (Leuz.). — 2. a) Nach-
stellung, (feindlicher, böser) Anschlag, Hinterlist
in Tat, Wort, Gedanken; von b nicht scharf zu trennen.
,NN. hant den u. uff hin getan an schuld.' 1394, Z
RB.; zur Situation vgl. Bd VI 1922/3. ,Also ist der
selb N. oder villicht siner gesellen einer, die ein sem-
lichen u. uff inn erdacht hand, zuo den meistren gan-
gen, hat inn geleidet.' 1435, Z RB. ,N. seit inen, wie die
herst [Harste] hieltent und wie ir u. was.' 1444, Bs Chr.
.Derselb kilchherre seit, dass ein u. sye uff meinung,
by nacht in die statt zuo Greyen zu kommende, die
Franzosen alle umbzuobringen.' 1477, ebd. ,In dem
kam er selb [der aus Paris zurückberufene Berner
Schultheiss], mit list und sorg dem u. entrunnen.'
Ansh. ,Meintend, es wäre vilicht ein u., die ziegel-
schüren zuor frucht inzenemen.' ebd. ,Es wirt uns
ouch ring syn, unser leer durch allen u. ze erhalten.'
Zwingli; lat. per omnes insidias et pericula undique
structa. ,So Christus synem u. entrünnt und läbendig
darvon kumpt', mit Bez. auf den bethlehemitischen
Kindermord. LJud 1530. ,So wir besorgen, dass etwas
u-es darinne [in den kriegerischen Vorbereitungen
gegen Genf] sye und die kriegsrüstung nit allein über
die statt Jenf, sonders uns allen zuo nachteil ge-
richt ...' 1530, Abscb. ,Füer nit yederman in dein
hauss; dann vil aufs-es kan der listig.' 1530/89, Sir.
,vil Aufs.' 1667 ; ,dann der Listige kan vil Aufs.
stellen.' 1707; .viel Aufs, bereiten.' 1828. .Dieweil
sy [die Haselhühner] mer den aufs, der raubvögeln
dann den list der menschen förchtend.' Vogelb. 1557;
lat. rapacium volucrum insidias. .Darnach vermachend
sy [die Rebhühner] sich mit stauden wider allen aufs,
der tieren.' ebd.; lat. ut contra feras abunde vallentur.
,Ir aufs, ward Saulo kund.' 1560/1707, Apostel«.; gr.
7j IjtißouXrj aOimv. ,Aufs., heimliche nachstellung und
das warten autf einen, insidise; einem ein aufs, zuo-
richten, auffeinen setzen, einem aufsetzig sein, insidias
alicui locare; in aufs, fallen, pracipitari in insidias.'
Fris. ; Mal. .[Konzilien, die] nit gehalten wurdend
fry und allgemein, on vorteil der widerpart und u.
der warheit.' HBüll. 1562. ,[Gott, der] uns gnedigk-
lichen schützt und schinnpt wider den u. des bösen
fyends.' LLav. 1569; , wider die Aufsätze des leidigen
Teufels.' 1670. ,Als man für Mellingen hinus in das
fäld kämm, beschach ein schütz näben der strass imm
holz ... man vermeint etwas u-es vorhanden sin.' HBüll.
1572. ,Tue also schliesslich Euch ... und Eueren ...
Stand in Schirm des Allmächtigen wieder allen Aufs,
von Herzen treulich befehlen.' 1619, JJBreit. (Brief).
S. noch Bd VI 1478. Bemerkenswerte präp. Verbin-
dungen. ,üf (ein) ü.' ,Welicher uss der obgeseiten
dingstatt hinder unser herren von Zürich ... zuge und
unz an sin tod hinder inen belibe, der selb sol kein
dritten pfening geben; welicher aber uff u. ein zit
hinder unser herren von Zürich ziechen weit und
dann wider von inen, umb das er des dritten pfening
ledig wurde, der sol ... den dritten pfening geben.'
XV., ZGrün. .Damit nieman betrogen werd und söm-
lichs nit uff ein u. old schirm beschech.' L StR, um
1480. ,Uf einen u. namend die von Gent ein stätle
in.' Ansh. ,Än ü.' ,On all ufsätze und gevärde.' 1438,
AaB. Urk. ,ün u. und geverd.' 1443, Aar. StR. ,[NN.]
habend das hus uffrechtenklich, redlich und an allen
u. gekouft.' um 1450, Z. .Beratend min schryben
zum besten, dann es one allen alefanz oder u. be-
sehenen ist.' Zwingli. ,Darby würt anzeigt, wie die
fryheit nimmer on u. sei.' HBüll. 1533. ,On u. und
redlich.' ebd. 1546. ,One gsüech und u.' ebd. 1572.
,Simpliciter, ane arglist und aufs.' Fris. ,In ü.' ,[N.
soll erklären] daz er sölliche wort geret habe in
kainem argen noch bösen fund noch u.' 1490, U.
,Us ü.' .Wann das nit us hass oder u., sunder us
guoter meinung ... besehenen ist.' Z Disp. 1523 (Worte
Vadians). ,Ir wellind für das erst verwundren tragen,
dass ich on minen namen zuo üch schryb, dann es mee
us demuot weder us u. beschicht.' Zwingli. ,Dass sy
nüts uss u. oder listen fürnemind.' ebd. .Saul gab im
[David] auss aufs, sein tochter, das inn die Philistiner
uinbrächtind.' 1530/48, I. Sam. (Überschrift zu Kap. 18).
,Auss aufs, und unredlich handien, einen hindergan,
ex insidiis ageie; auss aufs, und hinderlist oder be-
trugnuss ein ding handien, de insidiis aliquid agere.'
Fris.; Mal. ,Mit ü.' ,Do forchten die von Friburg.
si wurdin villicht aber mit ufsetzen hindergangen.'
Just. ,Wer ouch, das jeman dem andern sini kind
oder fründ also gevarlich betrug mit der heiligen e,
... und das mit u. beschehe von des guots wegen...'
1435, Z StB. .Wurde sich füegen, daz den von Lenz-
burg der zoll entragen und entfüert wurde mit u. und
geverden.' 1457, AaL. StR, ,Als die Saffoier sy an-
kommen sind, haben die von Sitten und Sanen mit u.
die flucht wider Sitten die statt zuo geben.' 1476, Bs
Chr. ,Mit einem u. und ganzer vorbetrachtung.' 1482,
Z RB. ,Als in disem 24ten jar durch bös verrätersch
lüt in miner herren von Zürich Iantschaft mit u. et-
lichen he hüser verbrennt [wurden].' 1524, ebd.
,Ir sehend wol, man lasst üch [die Eidgenossen in
fremden Diensten] nümmen ze schlahen kummen,
sunder ficht man üch mit u., gschütz, schanzen und
vorteil und listen den hals ab.' Zwingli. ,Es ist kein
fromm mann mer auff erden ... sy stellend alle dem
bluot mit aufs, nach.' 1530/1828, Micha. .Schmach
in [deinen Freund] nit mit betrug und aufs.' 1530/1707,
Sir.; ,Nachstellung.' 1828. ,Mit aufs, und verderben
des heiligen volks in Israel.' 1530/1707, I. Makk.;
sig eveSpov xtji <xYidau.axt *<*' ei? SidßoXov novrjpov tö>
'IopavjX. LXX. ,Gilead ist ein statt der übeltäteren,
in deren man mit aufs, bluot vergeusst.' 1589/1707,
Hos.; .Nachstellung.' 1828; ,der übeltäteren, der fräf-
leren und bluotvergiesseren.' 1530. S. noch Bd V
1535
Saz, sez. siz, soz, suz
15*;
234 u. .Durch ü.' ,1444 ... ward die stat Brugk...
durch u. her Th von Falkensteins ... by der nacht in-
genommen und verbrand.' Bs Chr. .Durch aufs., per
insidias; durch aufs, und list etwas auffahen, excipere
insidiis aliquid.' Fris.; Mal. Oft im PI. (vgl. lat. in-
siduc); auch schon im Vor. .Wir sendent üch ouch der
gyleren ufsätz [näml. die Beschreibung davon], damite
si der weite ir gelt abertriegent' 1410, Bs Brief an
Bern; gemeint sind ,die betrugnisse, damite die giler
... umbegand.' Bs Chr. ,Da rett der N., das müesse
Gott erbarmen, das ir sölich uffsätze mit mir süllent
triben; dann es ist versetzt, das ir das nit tuon sol-
tent.' 1435, Z RB. ,Der hoptlüt zuo Friburg uffsetz
gross sint, vor denen sich guot ze hüeten.' 1448, B
AM. ,[Die Österreicher haben] mit mengerlei ufsetzen
daruf gestudiert, wie si dieselbe stat Mülhusen ...
under ir gewaltsami bringen mochten.' DSchill. B.
,Dann ir bekennen ir [der Feinde] ufsätz, so wüssen
ir die macht.' 1476, B Brief ins Feld. ,Weliche mord,
verrätery, andre derglychen ufsätz angeschlagen und
nit vollbracht habend, werdend under die täter gezält.'
Zwingli. .Die Einfalt der Dauben besteht ... darin,
dass sie von keinen hinterlistigen Weisen, sich vor
den Aufsätzen der Sperbern zu vergaumen, Nichts
wissen.' JJUlr. 1731. Mit bedeutungsvollen (nicht
bloss quantitativen oder verstärkenden) Adjj. .Wolt
ouch der A. und die sinen den B., sinen sun und
ander ... unredlich und an schuld und mit bösen uf-
setzen erslagen und ermürdet haben.' 1391, Z EB.
,ünd hat si der Mechtild ... die streich frefenlich
mit verlognen ufsetzen getan.' 1412, ebd. .[Verbot,
Landleuten Geld zu leihen oder Waren zu verkaufen]
mit sölichem bösem gevorlichem u. win uff rechnung
daran ze nemmende.' 1417, Bs Rq. ,In demselben zite
warent vil Juden ze Berne, die doch in diser weit
anders nüt tuond denne wie si die kristanheit ge-
schedigen mit allen sachen, offenlich mit dem wuo-
cher, heimlich mit valschen ufsätzen.' Just. ,Die val-
schen ufsetze, so die grafen von Kyburg den von Bern
getan hatten [sie planten einen heimlichen Überfall].'
ebd. ,Daz nieraan gedenke, daz wir darinn deheinen
argen u. suochind.' Edlib. .Alle hinderlistige, heim-
liche ufsäz hindangestelt.' Ansh.; Übers, des lat. post-
positis insidiis. .[Luther erklärt, nicht nach Augsburg
kommen zu können] von wegen unvermögenheit libs
und guots, item vil und dötlichs u-es der nidigen,
pluotdurstigen widersächeren.' ebd.; bei Luther ,in-
sidia; adversariorum ... aut ferri aut veneni insidias
paratas.' .[Ihr Eidgenossen habt] der tyrannen und
wüetrichen bösen ufsätzen alzit mit ganzen kräften
widerstanden.' ebd. ,An den begrundtlich wüssent-
haften u., damit der abgestorben apt dry tag ... ver-
halten bliben [wäre Kilian Küuffi nicht Abt geworden].'
1530, Absch. ,Wyter so syend wir gloublich bericht
und gewarnet, dass der züg, so vor Florenz gelegen,
harus züche dem herzogen zuo, desglichen der bischof
von Jenf einen nüwen züg, grösser dann der vordrig
sye, ufbracht hab, darab ze nemen, dass es alles ein
geschwinder u.' 1530, ebd. (B Brief); vgl.: .Dass der
anschlag und geschwinder u. entdeckt, hat es Gott
also gefüegt, dass das spil durch den bischofen von
Jenf und Savoyer zuo früe angefangen.' ebd. .Biss
nit ein orenblaaser und Schwätzer und brauch dein
zung nit zuo tückischem aufs.' 1530/1707, Sir.; ,zu
tückischen Nachstellungen.' 1828. .[1514 vereinigte
sich Mülhausen mit den Eidgenossen] sich vor manig-
faltigem gefarlichem aufs, irer umbsässen zuo be-
waren.' Wurstisen 1580. S. noch Bd VI 1318 u.; Sp.
787 o. Mit Synn. und Wörtern der gleichen Sphäre;
so auch schon oben. ,N. tat das alles frävenlich mit
gewalt und one recht mit rechten ufsätzen.' E. XIV.,
Sch. ,Wand etliche unser burger ... grossen wuocher
und u. mit körn und win fürzekoufende ... gegen
armen dorüüten ... getriben.' 1417, Bs Rq. ,A. lou-
genet nit, do er ein sölichen bösen gevarlichen willen
und u. sah, er griffe mit lerer ungewapnoter hand
gegen den B.' 1436, Z RB. ,Wir vernement ouch, das
u. und geverde getriben werde mit den wissen krüze
und kleidern als Eidgenossen.' 1448, B AM. ,Nachdem
ir vormals vernomen hant, wie der adel gedenke und
ufsatze hat in daz Ergow ze komen, ist wol sorg zuo
haben mit huot und wacht.' ebd. .Alle gefärd und
ufsätz gemitten.' 1475, B Anz. 1909 (Waffenstillstand).
.Mit untrüwem u., gyt, betrug und gewalt.' Zwingli.
,Ist daz nit voll betrugs und u-es?' ebd. ,U. und radt-
schlag zuo nachteil minen herren und mir.' ebd. ,Es
ist ein u., ein falsch.' LJdd 1530. ,Uss einichem u.
oder argem willen.' 1530, Abscb. .Derglychen und vil
anderer Verhinderungen und gefarlicher ufsätzen.'
1531, Absch. .Wohin und zuo was übertrang, arglist
und u. das schlecht, fromm und getrüw ansechen der
pündten gebrucht werden inöcht.' 1532, Strickler.
.In erwegung viler betrügen, uffsetzen und gefarlich-
keiten, so bisshar von den arglistigen gemüetern ge-
suocht und [Elie-]scheidung geursacht worden.' 1533,
Bs Rq. ,Es ist des tüfels will und u. [dass der Mensch
sündigt].' UWerdm. 1552; .anreizung.- Herborn 1588.
,Die list, künst, practiken und ufsätz der dieneren des
antichrists.' 1560, Z Bib. (Vorr.). .Durch schalkheit der
menschen, zum bschiss und u. der verfüernuss.' 1560,
Eph.; ,durch Listigkeit nach dem dückischen Rank
des Irrtums.' 1667; gr. Sv ifl xoßitx xräv dv9-pcÖJtu>v, lv
Tiavoopficj Ttpbc, iy,v [is&oSiav tfjs 7tXdvrjs. , Insidias alicui
comparare, eim einen betrug oder aufs, zuorichten,
auff einen halten und laussen, einem aufsetzig sein;
gefaarliche ort voll aufs-es und lists, loca insidiosa;
unbehuotsam von bösen listen und aufs., der sich vor
aufs, nit hüeten kan, incautus insidiis.' Fris.; Mal.
.Frömbde Ufsätz, Gwalt, feindtlich Taten zvertryben
helfen.' 1622, Zinsli 1911. .[Möge Gott] uns alle vor
Uffruoren, Kriegen, Verrätereien und bösen Uffsätzen
vergaumen.' Z Lit. 1644. ,Die ihr selbs im Buesem
tragt grösten Aufs, und Gefahren.' GMüller 1657.
.Wegen unzahlbarer Gefahren, Aufs-es, Anreizungen,
die wir haben vom bösen Geist.' FWyss 1697. .Meu-
terei, das ist Aufruhr, Aufs.' Z Anl. 1701. .[Wolle
Gott Zürich und Bern] wider den Gewalt und Aufs,
aller ... Feinden ... schützen, schirmen und bewahren.'
Pfaffenkr. 1712. — b) Anfechtung, Anfeindung, auch
Bedrängniss übli.; vom Vor. und von a nicht durchweg
sicher zu scheiden. .[Paulus habe Gal. 2, 3] Titum
nit lassen bschnyden, und ob im schon vil u-es darum
geschehen sye.' Zwingli; lat. etiamsi multa illi huius
rei gratia sustinenda essent, njultse devorandse mo-
lestiae. ,[Gott:] Ich wil sy [die Kanaaniter wegen
eures Ungehorsams] nit vertreiben vor euch, das sy
euch zum aufs, werdind und ire götter zum netze.'
1530/1, Richt.; ,zum Anstoss.' 1707. ,Do gebot ich
den jungen ein fasten vor dem herren, das ich von
imm uns ein glückliche fart und guoten wäg begärte,
1537
S;iZ, s.'Z,
15.:-
ja. uns und unsern kinden und dem vych, dann es was
aufs.' 1530/1707, III. Esra; der Schlussatz ohne Entspr.
im griech. Original. .Oecolampadio entstuond liierauss
von den widerwertigen schwerer aufs., welcher doch
der gemeind also sehr geliebet, das diese wider ihn
und seine mithellenden nichts gwaltigs fürnemmen
dorften.' Würstisen 1580. ,Als nun Milhausen ires
aufs-es entladen war [der eis. Adel hatte die Stadt zu
nehmen versucht], do zogen die Eidtgnossen ... wider
heimwertz.' ARtpf 1597. .Gedult [dargestellt durch
Eulen, die von Vögeln umschwärmt werden] : Der ist
bei mir ein weiser Mann, der den Aufs, ring achten
kann; er muess lan Red für Ohren gan, der Welt
Gspött sich nicht [lan] fechten an.' Embl. 1622. ,[Die
Puschlaver Protestanten mussten] viel Unterdrückun-
gen, Gefahr und Drohungen von den Papisten leiden,
denen sie aber jederzeit mit Tapferkeit widerstanden
und wider allen Aufs, sich mainteniren mögen.' Se-
rerh. 1742. S. noch Sp. 134 u. ,Ü. han', Anfechtungen
zu erdulden haben, von solchen bedroht sein; vgl.
unter a. , Zweierlei Reisen Derjenigen, welche den
Gwerben nachgehen [näml. der Jungen und der in
gereiftem Alter Stehenden]. Die ersten haben vilerlei
Aufs.' Hott. 1666 (Überschrift; im Text: ,üann erst-
lich setzt man solchen jungen Gesellen mehr zu als
etwan anderen'). ,IT. (er)liden.' .[Waldshut hat]
vilerlei u., krieg und kummer on underlass erlitten.'
1524, Strickler. ,Des hat er [Zwingli] u. glitten von
bapst und andern ort.' 1532, Lil. , Das er [derh.Gal-
lus] in sinem leben widerfochten [nämlich Abgötterei]
und derhalben grossen u. erlitten, muost er nach
sinem tod an im geschechen lassen.' Kessl. ,[Otto L]
hat grossen U. von den Sinen erlitten.' JJRüeger.
,Discr Kaiser hat in die acht und drissig Jar im Rieh
grossen U. und Untrüw erlitten, und das allein uss
nidiger Anstiftung der römischen Bäpsten, die im dann
ouch sine eignen Sön und Kinder wider alle Natur
widerspennig und unghorsam gmacht hattend.' ebd.
,Oandia leidet Aufs, von dem Türken.' JMüll. 1673.
,Wenn das Gewächs in seinem ersten und zarten Alter
ist, so erleidet es grossen Aufs, von den Würmern.'
JMuralt 1692. Übergehend in die Bedd. a) (dauernde
Anfeindung) Feindschaft, Hass. .Wiewol nun diser
krieg verriebt was, so weret dannocht der u. für und
für zwüschet bischof und abt.' ebd. .Solches mochte
den gefassten Unwillen nicht ausslöschen, dann das
hierauss feindtlicher aufs., letstlich auch krieg auff-
erstuende.' Wurstisen 1580. ,Wie mancher unschul-
diger mensch muoss vil über sich sagen lassen, da
er weisst, dass es allein u. ist.' LLav. 1583. .[Bischof
Waldo von Basel] hat wegen des Bischofs von Co-
stanz Aufs, das Bistumb verlassen.' JGross 1624. ,Er
verspräche mir, sein Bestes bei dem Fürsten zutun,
musste aber den Aufs, der Papisten besorgen.' JJRed.
1664 (Zoll. 1905). S. noch Sp. 1324 o. Mit Synn. ,Zank,
aufs., eerengeit, hochfart, eigennutz . . .' Vad. ,Zuo-
dem hat das hus [in dem die evangelisch Gesinnten
zskamen] grossen Ungunst, u. von den papstler uf
sich geladen.' Kessl. ,[N. wird vorgestellt] das er,
wo er sy nit neme [ein Mädchen zur Ehe], von irem
vatter dem undervogt ... gross Ungunst und u. über-
keme.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Als aber Benedictus
den grossen u. und Unwillen gespürt, gab er das
pabstumb uf.' Äg.Tschudi. ,Hieruss entspringt dann
allerlei Widerwillens und u-es.' Gualth. 1555. ,N. be-
Schwelz. Idiotikon Vn.
holet grossen U. und Feindtschaft von dem Huss
Österrych.' RCvs. S. noch richsnen (Bd VI 195). For-
melhaft: Ü. ha" GF., G. (mit der Def. ,Hass, Feind-
schaft, Verfolgung'). Er hat (vil) C, hat viele Feinde,
wird stark angefeindet. .Ich habe grossen aufs.' 1534,
Z (SHess 1811). .Hinwiderumm hat er [Zwingli] von
etlichen fürnemmen des landts Ungunst und n., dass
er etlicher wybern verargwont was.' HBull. 1572.
Je gewaltiger die herren sind, ie raer und grösseren
u. sy habend.' LLav. 1583. ,Nit kleinen Hass und
U. han.' JJRüeger. ,[Dass] die Statt Stein ... von
der benachbarten Widerpart ... einen merklichen U.
hat und derselben glychsamb ein Tom in den Augen
ist.' 1640, Z. .Mein Gott, dein liebe Kirchen hat
grossen Aufs, in der Welt, beides von Tyrannen und
dann auch von Sectiereren und falschen Propheten.'
FWtss 1677. ,Es hat zwar der Glaube sehr grosse
Gefahr und Aufsätze.' JMeyer 1700. .Die Gläubigen
...haben so viel Feinde und Aufsätze.' ebd. S. noch
Bd VI 1686 u. — ß) Streit. ,Ain vogtherr mag och
zuo Flawil lassen verbieten an 10 pfd pfennig tanzen,
wo er muoss sorgen zerwürfnuss und uft'sätz.' um 1475,
GT. Rq. 1906. .Alda sich erst ein frischer aufs, erhuob.'
Vad. — Ofen-Ü.: oberer Teil des Ofens BE. (Bärnd.
1904). — Pfruend-Ü.: Pflichtenheft. .Pfrundaufsatz
eines jeweiligen Pfarrers auf Heiden, erneuert den
11. Christmonat 1766.' MRohner 1867. — Tirggeli-Ü.:
= Üf-satz lb%2 Z; auch von einer eine regelmässige
Stufenfolge bildenden Kinderschar. — Ge-wicht-Ü.:
Gewichtsatz. .Einen vollständigen G.-Aufs. von einem
bis zum zehnfachen Pfundgewicht.' 1812, Z (Regie-
rungsverordnung). — Mhd. u/mz in.; vgl. Gr. WB. I
718/9; Martiu-Lienh. II 382; Fischer I 411/2. — üf-
sätzigGF.,G., Wb., -setzig Ap; Bs; B; L; GF.,G.,Rh..
W.; Soh; S; Th; UwE.; W; Z; St., auch -setzisch
lt St. und Ineichen: 1. wie nhd. aufsätzig, feindselig,
„sich gegen Jmd auflehnend." aaOO. Von Personen
und lebenden Wesen übh. Meist mit Dat. 1) eig.
Ei""m ü. si". Er ist-mer ü., hasst, verfolgt mich.
D' Fliege" si" Äi"'m ü., lästig Bs (Seiler). Es isch
nid lang g 'gangen, isch- er [der Gänserich] -mer neue"
nümmen ü. g'si" u"d het g' macht, das'-er isch furtcho",
wen"-er-mirh nume" vo" intern g'merkt het. Loosli 1910.
.Unseren fygenden, die uns iewelten u. gewesen.'
Zwingli. ,Inn dunke, sy were im sunst ufsetzig.'
1528, Z Ehegericht. ,Do für mich kam, das etlich
Juden im [Paulus] aufsetzig wärend.' 1530, Apostelo.
.Darumb man im besunderlich ufsetzig und wider-
wertig worden.' Kessl. .Insidias alicui steuere, eira
heimlich aufsetzig sein, hindergon.' Fris. 1541. .Das
sy im sunst fygend und u. [seien].' 1544, Hotz 1865;
.ufsätzig und verbünstig.' 1545, ebd. .Einem aufsetzig
sein, bösslich auff einen halten in ze fahen, instruere
insidias alicui.' Fris.; Mal. ,Uff ein ander zyt, da sy
[eine Hexe] N. dem tischmacher ghass und ufsetzig
gewessen.' 1590, Z RB. .[Sie] warden ihme uffsetzig
undt nydig.' RCvs. ,N. syge derselben [seiner Frau]
immerdar ufsetzig gewessen.' 1636, Z. .Unserer Fein-
den, die uns aufsetzig sind.' JMBll. 1665. Weil sie
dem Herrn zu Willen gedient und die Frau ihr des-
wegen .aufsetzig geworden sei.' 1753, ADettl. 1905.
S. noch ge-fär (Bd I 881); Nacht-Frau (ebd. 1251).
— 2) uneig., erpicht auf Etw. Bs (Seilör); Z. Syn.
ge-fär 3 (Bd I 881). *im Wi" ü. si" Bs (Seiler). I<* bi"
dem Schwinene" nid ü. Z. ,[I>ie Raben] sind allen
1530
Saz.
1540
gesäiten somen und fruchten der böumen aufsetzig.'
Vogelb. 1557. ,Wann dem Bericht nach zu Altiken
eine grosse Anzahl Geissen underhalten werden, solche
aber den jungen Holzhäuwen und Grunhegen gar auf-
setzig und schedlich sind...' 1703, Z Rq. 1910. ,Die
Schnecken und Raupen sind ihnen [den ,Neben-Schöss-
lein' der ,Cardinals-Blume'] aufs.' JCSulzer 1772.
Seltener abs. Äbah, wie du 's [!] Zite-wis au'* so üf-
setzig si" channsch! Mutter zum Sohn. Joach. 1883.
Dem o'g'wärlege" ond üfsetzege" Göfe"! ATobler 1909.
Er ist en Ufsetzige'' TnMü. ,Versuochungen ... liden
von dem nidigen, giftigen, ufsetzigen tüfel.' Salat.
Hieher (?): .Zuerst sassen sie [die Hochzeitsgäste] steif
und aufsetzig wie die steinernen Apostclen am St
Gallentor am Tisch; hernach aber gieng es ganz heid-
nisch lustig zu.' XVIII., EHetzel 1879. Von Sachen.
,Ein sölich [verleumderisches] schriben oder angeben
[ist] ein u. nüwrung und schuldigung.' 1470, Z RB.
.Waldman und sin mithelfer söllint umb sölichen
muotwilligen ufsetzigen und unnotdurftigen frefel...
gebüesst [werden].' 1482, ebd. ,Dannocht bedurt in
sollich ir u. und hässig fürnemen nit wenig.' Kessl.
.Damit unseren vienden in ufsetzigen zyten kriegs
oder belägerung allerlei vorteil von disem ort har,
unsere vesti zuo beschädigen, möge benommen und
abgestrickt werden [wird eine Waldparzelle gerodet].'
1578, AaL. StR. — 2. (hinter)listig, verschlagen.
Von Lebewesen. ,Sy sind alle u. in dem bluot.' Zwingli
(Zitat aus Micha; vgl. Üf-satz Sp. 1534). .Aufsetzig,
der understadt einen ze überlisten und zebetriegen,
insidiosus, insidiator; aufsetziger (der), insidiator.'
Fris.; Mal. ,Ein dapfer, mannlich, fräfen, aufsetzig,
listig, röubig tier ist der wolf.' Tierb. 1503; lat. lupi
generosi, feroces et insidiosi. Audi im lobenden S.,
anschlägig. ,[Es wurde dem NvDieshach] in allen
sinen raten und auslegen vast gevolget, dann er gar
ein türer wiser und ufsetziger ritter zuo kriegen
[war].' DSchill. B. So wohl auch: .[Der Hauptmann
der Festung Beilenz] gar ein notvest ufsetzig man.'
Jost.; bei Schilling ,ein türer man.' Von Sachen.
,Ufsetzigi geleit.' 1434, AaB. Urk. .Grobe u-e spil';
s. Bd IV 1134 u. ,Do ward ouch, durch der Franzosen
anleitung, der Flemmingen gunst gegen iren herren
so klein, dass si ... durch u-e hilf der Franzosen
understuonden, den herren zuo vertriben.' Ansh. Adv.
,üfsetziglich': .Einen also ufsetzenklich umb das sin
bringen.' 1435, Z RB. S. noch Bd V 867. — Mhd.
afeetzee; vgl. Gr. WB. I 719 (auch .aufsatzisch'); Sanders II
865 a; Fischer I 412. Hie Form mit e weist auf Abi. von
u/setzen (s. d.). — un-: Gegs. zum Vor. 1. ,Mitle, un-
ufsätzige befridung.' Ansb. — Uf-sätzigkeit f.: =
Üf-satz 2 b a.. ,Umb aufsetzigkeit willen, so bischoff
E. gegen im getragen.' Würstisen 1580. — üf-sätz-
lieh: - üf -sätzig 2. Von Sachen. ,Er well mit dem
ufsetzlichen rechten, das wir im zuogeschriben ha-
bind, nützit ze tuond han.' 1434, AaB. Urk. .[Die
Schrift] ist in ir selbs falschlich und u., erdicht
und erlogen.' Ansh. Adv.: ,Wie die werlich statt Kin-
felden mit 5 bilgrinen u. wart angenommen.' 1445,
AaB. — Mhd. Adv. Ufeetzllche ; s. auch Gr. WB. I 719;
Fischer I 412.
Eigen-. Nur als FN. 1453, AASpreit; um 1500,
AARemetsw.; 1505, B; ,ein ausgestorbenes Geschlecht
in der Stadt Bern, aus welchem in dem XV. und XVI.
Seculo des grossen Rats gewesen.' Leu, Lex.: ,das
Geschlecht E. in LEbikon ist längst ausgestorben.'
Z Amtsbl. 1900.
Allmends-. En A. Sehne, eine starke Schnee-
masse B; vgl. Satz Alft. — Allmende lediglich ver-
stärkend; vgl. Allmeind S (Bd I 191).
Alp-: a) Bestossung einer Alp. ,Ein dreijähriges
Pferd mit oder ohne Vühli soll fler 2 Kühschwärre
in A. genohmen werden.' 1844, Obw. — b) = Satz A 1 e;
s. Sp. 1519.
Um-: wie nhd. allg. bekannt. — Vgl. Sanders II 864.
An-, in BG.; GrL., Pr. An-: 1. an i. S. räumlicher
Berührung, a) als Vorgangsbezeichnung, a) wie nhd.
bei Blasinstrumenten. Er hat en guete" A., setzt seine
Lippen anschliessend an das Mundstück G; ZDättl.
und weiterhin. — ß) Angriff, Anfeindung. ,Es bat
ouch diss C'loster immerdar vil A-es ghan und er-
litten von dem Dorf Wagenhusen und den Grichts-
herren daselbst.' JJRüeger. — b) was angesetzt wird
oder sich ansetzt, .Zusatz, Ansatz' U (Dr Müller),
a) Vorspann Z (so Dättl., Hörnli, Schweiz., Tu.). I'*
mues' de" Berg üf A. ha", rie" ZDättl. — ß) an ein
Kleid, an Bettzeug angesetztes Stück AABb.; Ap; Tb;
Z. En A. a" ä" Jüppe" mache". — y) vor einem Fen-
ster des Erdgeschosses angebrachter, aus einem ver-
stellbaren Brette bestehender Verkaufstiseh. ,Das
enthein krämer under den Tilinen ussert sinem hus
ald gaden des rychs straass vorüber mit benken,
tischen oder ansetzen beschweren [solle] ' 1538, Z RB.
.Söllich ansetz, benk und tisch.' ebd. — 8) an einem
Positionsgeschütz. ,Wie man ein tarras machen und
darhinder die hoptbüchsen mit im ansetzen legen
solle.' 1 197, Z. — e) Gelenkauswuchs L (Ineichen).
— Q = Satz B S a, Bodensatz „L" (Ineichen); „Sch"
(Kirclih.); Ni.w (Matthys); W; „Zg; Z; allg." —
rj) angeschwemmtes Land, Alluvium. ,Die von Cling-
nouw gend jerlich von eim a., lit nechst under
der statt in der Aren, ein pfund haller.' AaB. Urb.
(oJ.). ,Das mergemelter nüwer A. solle besagter
Probsty [Klingnau] zu rechtem Leechen heimbdienen.'
1601, JHuber 1878. — ») Unrat. ,Recrementum, uber-
gewächs, a., unflat, uberfluss.' Fris., .die ansatz [1.
,ansätz'], überflüssiger unradt, recrementum.' Mal. —
2. an i. S. v. Anfang, a) Anlauf Ar (.Anlauf, Anfall,
Satz'. T.); GT.; Ndw; W; Z; „allg." Syn. An-Bung
(Bd VI 1111 u.). EnA.ne". — b) ,Anfangssatz', die
Nüsse, die man zu Anfang des Spieles nüssle" (Bd IV
830) auf den Tisch legt ZO. .Seinen A. wiederge-
winnen, verdoppeln'. — c) Böschung (Port, Pörtli),
die vor einer Erdauffüllung (zß. hei der Anlage von
Gärten) angelegt wird und den Umfang und die Höhe
der Auffüllung bezeichnet THTäg., .Grundlage bei Auf-
dämmungen' Th. — d) Ansatz, Anfangsstück. De''
chlinn schwarz Schnabel [des Kuckucks] mit dem
brlste" gelbe" Ans. [an der Schnabelwurzel]. Barnd.
1011. Spec. in der Weberei, ,die Stelle im Gewehe,
wo man nach einer Tuech-Butzete" [s. Bd IV 2026]
wieder mit Weben fortfährt, sofern dieselbe durch
unregelmässiges Anschliessen der Schüsse bemerkbar
ist' Z; vgl. Schinen-A. — e) Ansatz zu einer Rech-
nung. Schulspr. Der A. mache". — f) übh. Ansatz zu
Etw., .Anfang eines Dinges' Sch (Kirchh.); ,L; Scb;
Zg' (St.b), zB. Ansatz zu einem Nebel B (Zyro). zu
neuem Gras Th; ZOG1., Fruchtansatz an Obstbäumen,
Weinreben ApLb. 's het en schöne" A. Bes. Ansatz,
Anlage zu, Beginn einer (schweren innern) Krankheit
1511
1512
GkL., Pr.; Soh (Kirchh.); D; W; ZDättl.; ,L; Seil;
Zg' (St.b), „teilweise Ausartung oder Fäulniss zumal
der Eingeweide; zB. der Peter hat einen A. an der
Leber, Lunge usw. VO" (so auch nach einer Angabe
für Scuw; Zg), ,im Innern des Leibes festgesetztes,
gew. unheilbares Übel; zB.: Er hed en A. a" der
Lungge"- Ndw (Matthys). Er hat en A. van (zur)
Uszerung (-i"g) W; ZDättl. ,[Er könne nicht leugnen,
dass er] inn syner Stallung haubtmördige Ross ge-
hebt; dorvon das abgetane ohne allen Zwyffel auch
A. bekommen habe, und söllicher Schaden lang in
disem Ross müesse gelegen syn.' 1020, UStütz 1912
(ZHöngg). — Mhii. anmz in anderer (Jurist.) Bed., wofür
gew. inmz; Entsprechungen zu unscrn Bedd. bei Gr. WB. I
133 f.; Sanders II 862 c; Martin-Lienh. II 381; Fischer I
250. — Mueter-A.: Elixir uterin. Crollius Z (Apo-
theker Vogel). — Vgl. (auch zum Folg.) Fischer I 250
unter .Ansatz' 1. — Brust- A.: l'ulv. pector. Z (Apo-
theker Vogel). — Schine"-A. , Für alle Zettel ... ist
die erstere Reinigungsmanier sehr zu empfehlen [niiml.
den ganzen Zettel gleich hintereinander zu putzen],
weil dadurch eher sogenannte Abschläge, auch Schie-
nenansätze genannt, in der Breite des Tuches ganz
vermieden werden können, was schwerer zu verhüten
ist, wenn er nur stuhllängeweise geputzt wird. Diese
Abschläge sind Striche, welche vom Lockerwerden des
Zettels während dem Putzen herrühren, und machen
das Stück unverkäuflicher. Wird der Zettel nur Rei-
seten für Reiseten gewoben, so verstehen es die bes-
sern Weber, Abschläge dadurch zu verhüten, dass
sie jedesmal eine kleinere Anzahl zuletzt getaner
Schüsse wieder auflösen und erst nachdem diess ge-
schehen ist, mit dem Weben fortfahren. Abschläge
oder Schienenansätze können aber auch durch die
Arbeit der Zettlerin entstehen, wenn sie nämlich die
Gänge des Zettels verdreht hat, so dass die Rispe fast
nicht zu lösen (zu öffnen) ist.' HDolder 1851. Vgl.
Ans. 2 d.
1"-: 1. Einsatz, a) als Vorgangsbezeichnung.
o) (auch Pfarr-I.) festliche Installation eines neuge-
wählten Pfarrers Th; Z. Syn. In- Stand. .Ward N.,
derzyt Statthalter ... darzuo verordnet, das er mich
lut christenlicher Ordnung der gmeind fürstellen und
also zuo minem dienst ynsetzen solle. Diser bruch
des ynsatzes ist zuo Wintertur an mir angehebt, vor-
mals sydhar der reformation nit geüebt worden.' 1583,
Mal. 1593. — ß) Einsetzung eines religiösen Brauches
uä.; tw.in b übergehend. »Christi y. ward verschmacht.'
Eckst. 1525 (Klag). ,Denn so brucht man die zehen-
den nach erstem y. zuo enthaltung der leerenden und
armen einer ieden kilchhöre.' Zwingli. ,Ist min höch-
ster fiyss, dass sy [die heiligen Sakramente] nach dem
einfaltigen y. unsers herren Jesu Christi gebrucht
werdind.' ebd. ,Die heilig zyt, do menklich das heilig
nachtmal und i. unsers herrn Jesu Christi begat.'
1538/40, Z Ehegericht. ,[Die evang. Städte verlangen,
dass das Konzil] ufrecht und redlich sinen i. hätte
und sin fundament im heiligen geist begründt.' 1548,
Absch. S. noch Nacht-Mäl (Bd IV 101) und Sp. 615 o.
— Y) bei Vad. als Übersetzung von lat. investitura:
,So iemand dem andern under dem schein eines ein-
satzes sein lehen um gelt, binderruks dem lehen-
herren, zuo banden gestelt und also verenderet hette,
dass der köufer und verköufer das lehen verwürkt
haben ... sölte.' Vad.; lat. quasi sub colore investi-
tuni! (Kahewini gesta Friderici I libr. IV 10). — 8) Ver-
pfändung. .Wellicher in verkauffung oder i. und ver-
schrybung der güeter vorgende beschwärden und ver-
satzungen verschwygt und nit anzeigt, der soll durch
die oberkeit an lyb, laben und eer unverscbont ge-
straft ... werden.' 1575, Tu. Zugleich wird der Land-
vogt angewiesen, bis zum Austrag des Handels denen
von Sala ,dhein i.' der spänigen Güter zu bewilligen.
1593, Absch. — b) was, auch worin Etw. eingesetzt ist,
wird, a) auch Dim. I"sätzli Ar; Z, eingesetztes Stück
Stoff, bes. eingesetzte Stickerei, Entredeux, zB. an Hem-
den, Leibchen, Frauenröcken, -schürzen, sog. Matrosen-
kleidchen, allg. bekannt. Bas Wcss'li ist gwuss z'enggs
g'si"; g'seht-der, mi" het, für 's z' verteuere", a" der
Sita en I. g' macht. Bärnd. 1911 (BG.). S. noch mu-
sterten (Bd IV 548); Blocken 3 (BdV55). — ß) Ein-
schlag im Gewebe L (so Semp.). Syn. In-trag. .Unsere
Mütter nannten derartige Stoffgebilde eine Leinwand
mit ebudrigem Eins, und bärtigem Zettel.' B Volksztg
1906 (L). — y) wie nhd. Einsatz, von Gewichten, gew.
durch einen Deckel verschliessbar Z (Dan.). So auch
von Bechern; nach den folgenden Belegen spec. der
grösste Becher, in den die übrigen eingesetzt sind.
,17 silbrin becher in einem i. und ist der obrist
kleiner dann die andern.' XVI., Z TB. 1900. ,10 Tisch-
bächer sambt einem I. uf Granatöpflen.' 1613, Z
Schirmb. Vgl. I.-Becher (Bd IV 967, wozu: ,21 silbri
becher mit insazbecher.' XVI., Z TB. 1900). — 8) ein-
gesetztes Pfand B. ,Man zog ihm die Kutte aus zum
Eins., da Niemand für ihn gutsprechen wollte.' N. B
Kai. 1843. — e) Pfandverschreibung: ,Ein langer i.
der pfänden.' Ansh. III 266. — Q = Satz Alh (Sp.
1519). .Verrnög diser rechnung und nach anzeigen
vorgomälts usgäbens ist uf vorbenemten St Johannstag
herr commenturs i. uf den lüten und bar im kästen
gewesen, nämlich im kästen, auch im kär und bar':
Fasen 55 Mltr, Haber 39 Mltr 1 Mt., Geld 78Gld 1 Schi.
3*/s D. . . . ,und restanz uf den lüten': Fasen 24 Mltr
3 Mt 4'/2 Immi . . . 1544, Absch. (THTobel). .Demnach
sind obgemelt Restansen . . . und was in dem kästen
in beschliessung des jars ... vorhanden gewäsen ist,
von dem obgedachten ussgen zogen, und dem herrn
[Komentur] zu einem i. gäben, raitnammen: Restant
uff den lütten...' 1547, ebd. — vj) (kirchliche) Ord-
nung, Satzung; s. unter aß. — 2. in der Verbindung
I. grabe'1, beim Pflügen, mit dem Karst den Anfang
einer Furche machen (zum Einsetzen des Pfluges) HE.
.Anderwärts muss die Pflugfurche mit dem Urne"-
schlag-, Anthaupt-, I.-Charst begonnen werden: I.
grabe": Bärnd. 1904 (BE.). Isch Christi mit I-satzgrabe"
fertig g'si", so het- er [der Treiber] bloss der Gcisel-
stecke" üfg'ha" u"'1 der Strick g'no" [und das Gespann
gieng von selbst seinen Weg]. SGfeller 1911. —
3. ,was man auf einmal, dh. vom Morgen bis zum
Mittag oder vom Mittag bis zum Abend arbeiten
kann, zB.enl. faxe", ein Stück Acker pflügen' ScHSchl.
Da' ist en tüchtigen 1., ,ein grosses Stück, wenn es
in einer einmaligen Arbeitsleistung bewältigt werden
soll.' Iusbes. auch, was ein Mann auf einmal mähen
kann, ebd.; Syn. Mann-Mad (Bd IV 73). .Nachdem
der Einsatz vollendet, dh. die Wiese gemäht war,
setzte man sich mit gutem Appetit zum Morgenbrot
um die Zeine herum.' APletscher 1908 (ScuSchl.). —
4. Bade-, Kur zeit. Syn. Bad-I. ,Ist also die ge-
meineste, beste und kommlichste Zeit zu Baden die
1543
Saz, sez. siz, soz,
Zeit, welche eingeschlossen ist zwüschen der Osteren
und dem Herbst. Diese Zeit pflegt man in drei Haubt-
Einsätz abzuteilen, deren ein jeder in sich eine Zeit von
sechs in sieben Wochen begreift. Der vorderste diser
drei Einsätzen fangt an von der Osteren ... Des anderen
Einsatzes Anfang ist Pfingsten ... Der dritte Eins,
beginnet anzuheben von dieses Apostels Jacobi Tag.'
SHott. 1702. .Welcher under den dreien zu Baden
gebräuchlichen Einsätzen der beste und gesündeste
sei?' ebd. .Diese drei Jahrszeiten und Einsätz.' ebd.
,Sonsten erstrecket sich die Badzeit vom Frühling
biss in Herbst und teilet sich in drei sogenannte Ein-
sätze.' JJSCBEUCHZ. 1732. — Mhd. insaz entspr. unsrer
Bed. 1; so auch bei Gr. WB. III 265; Sanders II 863;
Martin-Lieuh. II 382; Fischer II 636/7. Zu 3 vgl. Schm.
2 II 344. — Bad-t.-: = dem Vor. 4. ,[Die für das
Armenbad Spannweid Verordneten sollen] in Aus-
teilung der Bad-Ehren und Brüchen [Bd V 384] alle
mögliche Sparsamkeit gebrauchen wie nicht weniger
bei den Bad-Einsäzen die in diesem Hus sich be-
findende Patienten versuchen und, wie selbige ver-
pfleget seien, Nachfrag halten.' 1757/69, Z Ges. jähr-
lich wurden zween sogenannte Baadeinsätze, deren
jeder fünf Wochen dauert, gehalten, wo nämlich arme
Stadt- und Landbürger nebst der Erlaubnuss zum
Gebrauch des Baades medicinische und chirurgische
Hülfe wie auch Speise und Trank ganz unentgeltlich
fanden.' Z Mem. 1801. — „ver-i°-satzen: versetzen,
d. i. zum Pfände für eine Schuldforderung, zB. Klei-
der L" (St,2). Abi. Ver-i"-satziHg. ebd.
Under (bzw. -nn-, -ng-)-\ 1. unter einen andern
als Unterlage gesetzter Gegenstand, zB. Unterlage für
Bienenkörbe ÄABb., Untertasse Bs (Seiler), für eine
Kaffeemaschine ScbScIiI., für Blumentöpfe Ap; B; Th;
Z (auch Dim.), für eine Stockuhr, für ein sog. Heb-
Geschirr ThMü. ,Wann man uf das steini Joch 2 Herz
oder Undersaz gemacht, hette es ein Bestand haben
können.' 1653, Z. , Einem Hauss, das man bauet, legt
man ein gut Fundament, machet gute Undersätz.'
FWyss 1673. ,Von einem verkauften, eisenblechernen
Nanci-Ofen samt Rohren und U. ...' 1814, Z Haush.
— 2. Spat, Ablagerung von Knorpelsubstanz auf der
innern Seite des Sprunggelenks der Pferde Aa (H.);
B; „VO"; S; Th; Arcu. vet. We"n-men eme" Boss en
Ungersatz (Flussgalle) rertribe" will, so sell-men e"
verlornen Ekhte«;i>igg (Eggenzahn) ne" und-en dermit
ribe" S (Schild). S. noch Bläst (Bd V 166). — und er-
sätzig: mit dem Under-Satz (in Bed. 2) behaftet
B; S. Einem anstatt es guets Boss en ungersätzige"
Schäli ge". Schild (S). Pferde, die i" de" Hachse"
(dem Sprunggelenk) der Hinterschenkel unnersetzig
geworden (mit Knochenauswuchs behaftet) sind. Barnd.
1911 (BG.). S. noch biästig (Bd V 170). — Tgl. San-
ders II 864. Der ON. , Unter-Satz' LSörenberg gehört zu
Satz B G a.
Ent-; a) Absetzung, Enthebung (von einem Amte).
,[Dass wir] mit besatz und e. der empter tuon und
lassen sollen und mögen, wie söllichs an uns komen
ist.' 1500, Absch. (Bündniss mit Konstanz). — b) wie
nhd. im milit. S.; der MA. fremd. ,[Die genannten
Mannschaften haben] wo von Nöten, mit dem Zuzug
oder E. die Versammleten zu Birmenstorff nit zu ver-
sumen.' 1660, GJPeter 1907. ,[Man soll] keinen halt-
baren Posten aufgeben ohne höchste Not, als da ist
der Mangel an Lebens-Mittlen, an Kriegs-Munition,
Entsatzes, Wehrlossmachung.' B Artikelbrief 1711.
,Zum E. ankommen, senden.' XVII., Zinsli 1911. ,Zum
E. und z Hültf kommen.' ebd. ,Zum Zuzug oder E.
sich verfasst halten.' 1660, GJPeter 1907.
Er-: a) wie nhd. nicht volkst. .Werkmeister. Deren
sind zween, nämlich der hölzi und der steini Werk-
meister, werden von dem kleinen Rat allein ohne E.
[näml. abwesender oder im Ausstand befindlicher Mit-
glieder] erwehlt.' XVII., ZWth. StB. .MgnH. haben
eikendt, dass die Wahl eines Spitalmeisters von den
Herren deinen Räten und beiden Rechenherren von
dem grossen Bat beschechen und kein E. von dem
grossen Rat genommen werden soll.' 1668, ebd. , Ab-
trag und E.' in rechtl. Sinne bei HLLeu, Eidg. Stadt-
und Landrecht III (1730), 285. - b) = Urs. 2 b. ,De-
fensional todt- und ab-erkänt mit E., welcher in das
Künftig darvon redte, dem Vogel im Luft erlaubt ...
sein.' 1678, U LB. (Register).
Durch Auschluss ans Vb ersetzen für das ältere Urs. wie
schon mhd.; bei Gr. WB. III 949 in Bed. a (im Schweiz.
Beleg aus Weist. I 83 f. ist ,ersatz' Fehler für ,ursatz'; s.
Sp. 1548).
Eren- s. Satz Alm? (Sp. 1523).
Ur-: 1. Ersatz für ein Amt, Auswahl an geeigneten
Kräften. .Ordnung und satzunge ... das wir alli jar
ünsren schultheissen wandlen und enderren sollent
durch des willen, das wir an dem selben ampte u.
haben mögen und einer bi dem andren leri.' 1418, B
StR.; wiederholt 1446 (,u. haben und gewinnen'). 1456.
1466. 1467 (.damit einer bi dem andern leren und des
besser u. allweg funden werden mög'). .Darnach ist
inen u. der aberstorbenen bürgen beschechen mit
CvScharnachtal und HvGasel.' 1448, B (so noch oft).
.Damit wir für und für u. habind der dieneren Gottes
worts, sind wir in willen kommen, diss zwen knaben
... zuo üch ze vertigen, daselbst ze studieren.' 1547,
B Schreiben an Z. — 2. in der Rechtsspr. a) Sicher-
stellung, Kaution a) geleistet bzw. auferlegt bei
Verträgen, Abmachungen jeder Art(bei Kauf, Tausch, in
Schiedsprüchen usw.) für den Fall der Nichterfüllung,
bestehend in Grund und Boden, Geld- oder irgend
andern Verpflichtungen. iSpR.; auf diese bezieht sich
auch St.s Angabe: „die beim Kauf bestimmte Summe,
welche der reuige Teil dem nicht reuigen bezahlen
muss, damit der Kauf wieder aufgehoben sei (auch
im handschriftl. Wörterbuche des ThEbinger vom J.
1438)." St.' (in St.2 fehlt „auch"). Syn. Hab-S., ferner
Riiw-Gelt, Wend-Schatz. 1) die Ursatzklausel wird von
den beiden Kontrahenten (auch von der Obrigkeit
in der Stellung eines solchen bzw. unter Mitwirkung der-
selben) vereinbart und kommt ihnen allein zu gute.
,Ad habundantem etiam cautelam idem R. de Nordin-
chon dictis abbati et conventui Montis Angelorum
predium in Nordinchon, quod ab eis permutationis
titulo reeepit, obligavit ad X annos eo titulo, qui in
vulgari dicitur u., si interea predium Rossowe coram
quocumque iudice ipsis sententialiter fuerit ablatum
vel minoratum.' 1268, Z ÜB. ,Ad cautelam dicti census
persolvendi, si prefata bona deteriorentur, posuit ius
suum in [h]ortum, quem tenet Johannes de Rinveldin,
pro iure cui dicitur vulgariter u., in manus prefatarum
dominarum.' 1285, Bs ÜB. ,[Es wird kundgetan] daz
die vrouwen von Klingental hant gekoft umbe Hein-
rich den meiger von Otlinkon daz holz bi Malgers stege
bi dez Romers bivange, und dar umbe hant si ime
Saz, sez, siz, soz,
geben fünf Schillinge minre den fünf pfunt, und dar
umbe hat er in gesezzet zeim ursazze ein halb man-
werch reben ... Und daz guot ... daz sol H. den vrowen
von Klingental verrihten in disem jare, oder der u.
ist in vrilich lidig.' 1287, ebd. ,[Das Kloster Klingental
vertauscht an den Rat ein Haus gegen Zinse von der
,Schol']. Und were, daz den vrowen [von Kl.] an den
schalen abe gienge, so sezzen wir in ze ursazze daz
selbe hus uf der Rinbrugge, daz si irs zinsez da uf
warten.' 1289, ebd. ,[Zwei Brüder verkaufen Joh.
dem Metter ein Stück Rebland, nehmen es aber von
ihm wieder zu Erblehen] und gaben dem Johanse ze
ursazze ein garten ... für lidig eigen.' 1296, ebd. ,Es
ist ouch ze wissende, daz die vorgenanten [Verkäufer]
...ze u. einer werschaft für lidig eigen der vorge-
schriben verkoufter hofez und güetern verbunden
band alle ire andere güetere.' 1299, ebd. ,[Wir Abt
H. haben uns verpflichtet, Herrn EvRosenberg] ze
lihenne vier march geltes von dien ersten leben, so
uns ... ledig werdint ... Und dar umbe haben wir im
gigeben ainen u. umbe drie march geltes uz unsers
gottshuses güetern, die hie noh binemmet sint... uz
dem kelnhof ze Wil 20 schefel kernen geltes [usw.].
Wir virjehin ouch, daz wir dem hern E. die vierden
march geltes, umbe die er niht u-es het, liehen son
an dien ersten lehen, die unser abtei ledig werdint ...
Wir verkündint ouch, daz uns ... als vil geltes an
dem u. ledig sol sin, als vil wir im verlihen über die
ainen march an rehten lehen ... Und swenne wir den
hern E. der vier march geltes ... gewern an rehten
lehen ... so sol der vor gesprochen u. uns ... ane alle
widerred ledig sin.' 1307, G. ,8 pfunt ... 6 malter
habern geltes und nun viertel kernen geltes ... usser
dem hove ze Wangen, die unser u. und pfant sint,
unz man uns von dem selben gotzhus verlihet 8 march
geltes.' 1341, G. ,Die selben pfandschatz und u., die
vor sint benemmet.' ebd. ,[H. sollte dem W. 20 Pfd
zahlen, wenn er dessen Weib ferner belästige, W.
dem H. bei Stallungbruch]. Die rät hant sich erkent,
dass der H. dem W. den u. verfallen ist.' 1394, Z RB.
,Wo die von Appenzell sümmig wurdint, das sy die
bezalung dem gottshus nüt tättint, so sond sy dem-
selben gotshus noch harzuo ze rechtem u., pen und
buoss aber dritthalbhundert guldin zegeben vervallen
sin.' 1458, Zellw. Urk. ,So si [die Appenzeller] an
der zalung sümig sin und uf bestimpt zil oder ain
monat darnach das gelt nit legen wurdend, so soltend
si dem gotzhus zuo u. 200 fl. rinsch verfallen sin.'
Vad. .Einen ü. tuon.' ,[Die von den Leuten von LE.
gestellten Bürgen geloben, die Strafsumme an Peter
von Torberg innerhalb der festgesetzten Frist aus-
zurichten und darauf hin zu wirken] an alle geverde
bi den eiden und ursetzen, so wir vor oifem lantge-
richt ze Willisow ... getan hant.' 1382, L. .Einen ü.
setzen uf.' ,Swa dekein uzman wil burger werden, der
sol swerren zen heiligen, das er bi 10 iarefn] dar nach
nie rner burgrecht ufgebe wan mit der burger willen,
und sol man doch den u. uf in setzen nach siner ge-
legenheit, waz er der stat hie lasse, swenne er von
hinnan vert.' XIV., Z RBr. (Zusatz). ,[N., dem vom
Lehensherrn die ausstehenden Zinsen für ein Erb-
lehen nachgelassen werden, erklärt] daz er dar umbe
einen ewigen und stäten u. uf sich gesetzet bette also
und mit der bescheidenheit, swa er hinnan hin den
erbecins allen ... jerlich nicht richte ... so süln allü
dügüeter... dannan hin genzlich ledig sin.' 1328, Z.
,Wir sprechen ouch und dunket uns recht bi unsern
eiden, das ein jeklicher ingesessener burger von Zü-
rich uff sich selber wol setzen mag ursetz uff sinen
Hb, damitte sin eigen und erbe vervallen muge, ob
er an dem, so er uff sich selber setzet, uberfuere.'
1351, Absch. (Spruch der österr. Schiedleute zw. Herzog
Albrecht und den Eidgenossen). ,[N. hat] uf sich
selben ze u. gesetzet, wo man in denn erwüschet und
ankunt, das man von im richten sol als von einem
schedlichen verschulten man.' 1372, Z. ,[Die Leute
von LE. geloben, ihre Bürgen vor Schaden zu be-
wahren] bi den vorgeschriben unsern eiden und ur-
setzen, so wir getan und vor dem gericht uff uns
selben gesetzt hant.' 1382, L. ,Es ist ein u. (ge-
setzt) uf etw.' ,Wie ... die stösse in ein satz ...
komen und gesetzt ist, daruf ein u. gesetzt ist.'
1417, Absch. I 182/3. ,Des ersten so sol der A. dem
B. die 10 guldin herusgeben ... Ist ouch dehein u.
uff der sach, sol tod und ab sin.' 1439, Z RB. .[Betr.
die schlechte Lausanner Münze haben] wir sanient-
haft zwuschen dem bisehoff und burgern von Losen ...
einen betrag und verkommuss gemacht, daruff ein u.
gesetzt, den der bischoff unsers bedunkens vervallen.'
1529, Absch. — 2) der U. wird durch die Schieds-
richter, Obrigkeit festgesetzt und kommt tw.
oder ganz ihnen zu gute, so dass er den Charakter
einer obrigkeitlichen Busse annimmt; vgl. b. ,Wölt
aber ieman der vorgen. lüten der drier dörfer oder
alle die stür nit weren, als vorberet ist, der sol dem
vogt umb zwifalt stür verfallen sin, wie dike es ge-
schieht, und unserem gottshus ze Luzern umb den
u. [nänil. 60 Gulden, die demselben bei Bruch des
Schiedspruches zufallen] ... Wölt ouch der vogt von
dien egenanden lüten me stür nemen, denne vorberet
ist, mit gewalt, in welem dort' das geschech der drier
dörfer, die sullent denne der stür lidig sin ... und
sol der vogt ouch umb den u. verfallen sin unserem
gottshus zu Luzern.' 1284, Gfd. .Wem die ursetz
uffem land söllent zuo gehören. Wir haben ouch ge-
setzet: als under unsren vögten uff dem lande von
stössen und riebtungen wegen digk und vil ursätz
werdent gemacht durch des willen, das sölich rieb-
tungen desterbass werden gehalten, semlich ursetz
unser vögte langezit inen selber gemacht und genomen
hant, harüber haben wir geordnet und gesetzet, das
von disshin alle ursetze, die uff dem land under unsren
vögten werden uffgesetzet und gemachet, unser ge-
meinen stat zuovallen.' A. XV., B StR. ,[In einem
Schiedspruch wird bestimmt] daz der brüchig teil dem
andren teil ... genzlich verfallen sin sol aller siner
sach und ansprach und denen von Hallwil 20 guldin
... und den schidlüten und dem gemeinen jeklichem
5 guldin ze einem rechten u. und den gesellen, die
da by warent, einen soum wins ouch ze u.' 1402,
ZKapp. Urk. ,Das uff sömlichs unser herr von Buss-
nang ein spruch getan, daruff, ob die N. dem nit
nachkemen, ein u-t gesetzt hat, das es ouch by dem
selben spruch ... beliben und bestan [soll], und das
er sömlicben u., nachdem und sy der sach an alle
fürwort uff in kommen sint, wol ze setzen gehept hat.'
1466, ZWäd. ,[N. sagt aus] das dehein herr von
Wedeswil uff ir gemeind old sundrig personell dehein
ewigen u. gesetz[t] hab oder zuo setzen habe.' ebd.
,Ob sich begebe, das er nach ir wyter warben, zuo
1547
ir gan und si beschicken wurd, so soll er geben Sanct
Vincenzen 10 gülden zuo u.' 1487, B RM. .Damit...
diser unsser rechtlicher Usspruch ... desto bas ... ge-
halten werde, da so habend wier ... disen Uhrs. hierauff
gesetzt, namblich wann es sich fürhin füegte, dass
der ein oder der ander Teil ... disen unssern Recht-
spruch ... überträttend ..., so sollend derglychen Uhn-
gehorsauie und Überträtter als meineide erlosse Lüt...
von der Oberkeit ... gestraft werden.' 1604, Absch.
.[Die Sache soll] ein usgmachter Handel sein ... [es]
soll hieinit ein U. hierauf gesetz[t] sein: so disse Sach
ime ... ufghept wurde, sollen die ienigen, so oft es
bcscheche, alle Mol zuo Straf gen 50 Pfd.' 1057, Aa
Meli. S. noch Bd VI 389 M. Neben ,pen, buoss, straf.'
Wer sich an den Schiedspruch nicht hält, der soll
jedem der 3 Schirmorte je um 1000 Gulden verfallen
sein ,ze rechter pen und ze rechtem u.' 1385, Uw.
,Wer ouch, das die egenanten von Baden, schultheiss
und rät oder gemein statt da wider [gegen den Schied-
spruch] tätte ..., so süllend sy ... ze pene und ze u.
vervallen sin ze geben der ... herschaft 100 march.'
1401, AaB. Urk.; ,zuo pen und rechtem u.' 1404, ebd.
, [Falls] wir den spruch und die richtung gebrochen
und nüt stet gehöht hettent, so sollen wir denselben
stetten und lendern ze stunde zweihundert guot guldin
ze pene und ze u. verfallen sin.' 1405, Gfd (UwE.). ,Das
er sinnlichem [einem Schiedspruch] nachkommen und
gnuog tuon solle by eim u-t und buoss nämlich 5 pfd;
dann so dick er sömlichs Übersech und das von im
geclagt old geleidet wurd, so wer er mim herren von
Bussnang die 5 pfd verfallen.' 1466, ZWäd. (ähnlich
noch öfter). ,Were, das ieman dem andern sine dienst
uss dem jar abdingete oder darus lungerte, der sol
minen herren fünf pfund zuo buoss und u. verfallen
sin.' 1507, SchwLB. ,Zu rechter strooff und u.' 1596,
Bs. — ß) dem Gerichtsherrn geleistet hei der Einlei-
tung eines Entwehrungs Verfahrens. ,Weler ain
gotshussguot inn hat gehebt nach lants und stett recht
in gewalt und gewer und im das ain andrer ansprichet,
sol [der, so das guot ansprichet] ainem herren ainen
u. [nach einer Kopie des XVIII. ,versatz'] vertrösten
und dem, der das guot innhät, als vil widerlegen, als
dz guot wert ist oder mag sin. ... Item hat aber
ainer ain gotzhussguot inn an recht und nit mit gunst
und willen ains heren und abtz ... spricht im das
ain gotzhussman an, der des guotz rechter erb ist,
hat das guot behebt, und sol im der, so das guot inn-
gehept bat wider recht, sinen schaden ablegen an-
gevarlich, und allweg den erschatz [in einer spätem
Abschrift .ursatz', in einer andern .versatz'] ab-
tragen und widerlegen als obstat.' XV., ZRhein. Offn.
,Wer den andern umb erb oder aigen anspreche, das der,
so sölichs anspricht, ... ainen u. vertrösten soll.' 1464,
AaK. ,Ob personen, wib oder man, usswendig unser
statt und dem ampt Röttelen die unsem ansprächent
umb erb und eigen, der und die söllent den u. ver-
trösten nach unser statt recht, ob er die sach recht-
lichen verlüre, den u. unablässig umb zechen pfund
[bezahlen].' um 1480, AaK. StR. ,Von des u-en [!]
wegen, das nun hinfür ugnh. von Costenz den sol und
mag innemen.' 1520, ebd.; vgl. ebd. S. 92. 122 (,von
dem u.'). .Welicher dem andern eigen und erb an-
spricht, der soll den u. vertrösten mit zweien inge-
sessnen burgern.' AaZ. Dorfr. 1550. Auch bei einem
Appellationsverfahren: .[Wegen des Zudranges zu den
Appellationen in Neuenburg] sol söllichs durch ein
jed oberkeit abgestelt werden oder aber daruff ein
pehenn und u. setzen, was einer gäben solle, wenn
er also ein appelatz und sach für die gedachten Eidt-
gnossen wyl ziechen.' 1524, Absch. — b) übergehend in
die Bed. obrigkeitlich angedrohte Busse übh. ,Item
die eilen, die der dry dörfer sind ... wäri dass ieman
huwi dar inn ... der bessret von jedem stumpen 5 pfd.
Es ist ein u. daruff gesetzt, dem herren ein anken-
stuk und denen gesellen ein eimer win.' 1456, ZAlt-
regensb. Offn. (Weist. I 83 f., wo gedruckt ,ersatz').
,[Es] wird bei 500 Kronen U. verboten, sich in den
Orten um Ämter zu bewerben, indem die Verleihung
derselben nach altem Herkommen den jeweiligen Ge-
sandten zusteht.' 1586, Absch. IV 2, 1181 (betr. Lauis);
vgl. ebd. 1312 (v.J. 1568). ,Wellicher zuo Heglingen
wonhaft, der solle one Vorwüssen und Bewilligung der
Geschwomen in Wald und Hölzern kein Holz nit ab-
houwen, Alles bi zwenzig Schilling IL' 1609, AAHäggl.
,Und ist ein U. daruf, wann der Ambtman zu Cappel
der Gmeind Hussen verkündt, das sy den bestimpten
Zinspfenning erleggen sollind und das nit beschicht.mag
er denselben ynziechen und den Fehlbaren umb drei
Schilling straffen.' ZKapp. Urb. 1641. Neben .einung'
uä. ,Twing und banne, einung, ursätze, välle und ge-
lässe.' 1351, AaEi-1. ,Was der merteil unser hofjün-
gem übereinkoment umb einung und umb ursätz und
umb unser allmeind, daz sol der minder teil war und
statt lassen an als Widerreden.' E. XIV., ScHwWang.
Hofr. ,Was man ursätzen ald einingen machet, die
sol man machen mit der lüten rät, die da ze schaffen
hant.' 1427, ScHwPfäff. Dazu noch: ,1m vierden teil dis
buochs stand geschriben die ding, so besunder lüt
antreffent, es sy das ... man inen von der allmy etwas
geben hab oder das sy den landtlüten von iren güetern
schuldig syent ursetz.' 1524, Schw LB. S. noch Bd VI
392. - Mini, urtaz; vgl. auch Sctnn.2 II Sil. Absch. IV 1 e,
456. K.7 und JSG. 19, 126 ist ,U.' Fehler für ,Ufsatz.' Das
unter Uedel (Bd I 98) als Syn. zu diesem angegebene U. ist
gewiss nicht ms., souderu beruht viell. nur auf der oben
Sp. 15 15 abgedruckten Stelle aus dem Z KBr. — „ur-
satzen: eine gewisse Geldsumme bestimmen, die bei
Aufhebung eines Kontrakts dem nicht reuigen Teile
zufällt." St. — Vgl. Lexer II 2011; Ch. Schmidt, hist.
WB. der eis. MA. 386 (unter .ursassen'). — ver-: ver-
setzen, verpfänden. ,Als der herzog zuo Österrich ...
die graffschaft Pfirt ... für ein sura gelts ... doch uff
ein widerlosung ... dem fursten und herren herm Karle,
herzogen von Burgunn, verursatzet.' 1469, Bs Chr. III
294; ähnlich ebd. 394. — Auch bei Lexcr III 282.
,Erb-: testamentum, legatum.' Spreng. Syn. Erb-
Be-scheid. — Ürti-: fingierter Personenname. ,Ü. und
Hüenerschlund, die hand verwettet umb ein pfund,
sie wellent samen essen ein järig schwyn vermessen.'
Leib und Seele.
Üs-: 1. als Vorgangsbezeichnung, a) Ich ha" gege"
Kei"s kein Ü., habe an Niemandem Etw. auszusetzen
FMu. — b) Aussonderung, Entfernung. ,Der bann ist
nützit anders weder ein u. und usschliessen des bösen
glids.' BDisp. 1528. — 2. Aussatz, lepra. nicht volkst.
,Die wil ALamparterin ... in die straf Gotts gefallen des
u-es halb.' 1533, Z. , Aussatz, malzei, lepra, elephantia.'
Fris. (schon 1541); Mal. ,Den dryen schouwern des
u-es...' 1552, BRM. ,Die, so mit dem u. beladen.'
1563, ebd. ,Der Wielandinen tochter, so u-es halb ver-
1549
Saz.
'., suz
argwonet, soll um Gotts willen beschowen [!] werden.'
1564, Z RM. ,[Ein aus Erdbeeren destilliertes] Wasser
heilet weiter den Auss. mit der quinta essentia des
gebrannten Weins vermischet.' JRLandenb.1608. ,[Eine
Weibsperson sei] mit der abschüelichen [!] Krankheit
des U-es behaft.' 1621, See. S. noch an-bläsen (Bd V
146 o.); S«c7i«(Sp.273). — Mhd. üßmz; vgl. Gr. WB. I 948;
Martin-Lienh. II 382 ; Fischer I 502. Hieher wohl auch die
Stelle unter Pfützlin (Bd V 1212), wo statt .Aufsatz' viel-
mehr , Aussatz', Ausschlag, zu lesen sein dürfte. Dagegen
ist Gl l'rk. 500; Z StB. II 50 ,ufs.' statt ,uss.' zu lesen. —
Üs-sätzel m.: Aussätziger. ,Man sol kein fremden
u. ins land und kein heimschen drus lassen.' Ansh. I
370 (Ordnung von 1490); dazu ,ussätzelhus.' ebd. I
392. — Mhd. üßwtzel. Das W. ist aber durch obigen Beleg
nicht als Schweiz, gesichert, da im Original (Absch. III 1,
370) dafür .sundersiech' steht. Im Z StB. II -107 (Anf. XV.)
ist das W. für Konstanz belegt; .ussetzelhuss' (1445, BsChr.
V 377) steht in einer Chronik eis. Herkunft. — üs-sätzig,
,-e-': aussätzig. , [Graf P von Arberg verkaufte seine
Herrschaft an Bern.] Und zoch er ab und zoch in sin
schür ... Und wan graf P. ein ussetzig herr was, do
kamend die vögte gar ungern dahin. Do satztend die
von Bern: weler ein jar schulthess wäre, der solt
darnach ein jar vogt ze Arberg sin.' Just. (Var. .u.
man-'; in Jüngern Hss. ,ufsetzig'); vgl.: ,Nun was diser
her ussetzig; darum zog er in sin schür ... Es hat
menglich ein schüehen ab der vogtei, wann der herr
ussetzig was.' HBrennw. Chr. ,N. hat sich angenomen,
dass er ein arm ussetzig mensch sye.' 1424, ZRB.
,Von der ussetzigen lüten wegen.' 1433, L. ,üen
frömden landstrichern, betleren und ussätzigen [wird]
die Eidgnoschaft verbotten.' Ansh. ,Ein ussetziger ab
der Spanweid.' 1528, Z. ,Disen zweien ussetzigen
wybern jeder ein mantel.' 1562, BRM. , Dem ussetzigen
N. um Gottes willen 10 pfd.' 1572, Barnd. 1911.
.[Einer] von Fulach, so da ussetzig gewesen.' JJRüeger.
S. noch Bd V 1285 o.; feldsiech (Sp. 197/8); ver-, be-
suechen (Sp. 223. 230); Sp. 539 u.; unsinnig (Sp. 1070).
— Mhd. üßsetzec; vgl. auch Gr. WB. 1944. — Üssätzigi
f.: = Üssatz 2. ,Die erberen lüt, die an der usetzige
geschuldiget werdent.' 1434, B StR. ,Von stund an
ist sin ussetzige rein worden.' Zwingli. — Auch mhd.
— Üssätzigkeit, ,-e-' f.: = dem Vor. .Gebresten der
ussetzigkeit.' XV., B StR., im Original von 1425 ,gebr.
der veitsiechen.' ,Personen, so in unser stat ver-
lümdet sint mit der u.' 1445, B AM. ,Der wirt der
ussetzikeit halb ganz schön gegeben.' um 1475, Bs. ,Ver-
lümbdet mit den siechtagen der u.' 1486, Z RB. ,Als
ich [,der scherer'] den N. der ussetzikait halb ainig
zwürend geschowt und zuo jedem mal ain guldin von
im genomen und in derhalb unschuldig gegeben [habe].'
1492, Sch. ,[Die] Flüss der Auss.' Arzneib. XVII. /
XVIII. S. noch Bed (Bd VI 530); ver-sueehen (Sp.
223). — Auch mhd.
Veh-: 1. Vieh, mit dem eine Alp besetzt wird.
Sjn. Besatz. ,[Die Kapitalistenalpen] ursprünglich
auf 2283'/2 Rindern gestuhlt, jetzt aber in wirklichem
Viehsatz etwa 1800 Stücke haltend.' UwGem. Vieh-
habe übh.: Ich cha"n min V. e"chli" üfbesserc". Lienert
1891. - 2. auch Dim. Veh-Sätzti, Geld zum Ankaufen
von Vieh Z (Spillm.). — Felsen-: = Satz B G a (Sp.
1526). ,Dieser Geist sazte ihne auf einen erhabenen
F. ob dem Schloss Rauch Aspermont ... nieder in den
Schnee und liesse ihn allda sitzen, also dass der arme
Mensch weder hinder sich noch für sich konte.' Sererh.
1742. ,Zu underst dieses Tobeis ist ein hocher F.' ebd.
Ver-: 1. a) Verstopfung' ÄALeer. (H.). — b) Zie-
ger im Euter der Kühe infolge von Erkältung AABb.
's gibd V. — c) ,Rest einer Flüssigkeit' Bs (Linder).
— 2. a) die Übergabe eines Unterpfandes für ge-
borgtes Geld an den Gläubiger, Verpfändung Ar
(allg. 1t T.); B (Zjro); GrPi\; GT.; Th. Etw. i(n)
V. ge« Ap; GRPr.; GT., im V. ha« Ap. j»* geb-der
Das in'n V., zB. eine Uhr Ap. Scherzi).: Ich giben
mi* Fründ i" V., ,ich lasse den Freund dir als
Bürgen.' GFient 1898. ,1m V. lassen', als Unterpfand
geben B (AvRütte zu Gotth.). Im V. (sl"), als Unter-
pfand (gegeben sein) Bs; B. ,Umb farendes kein
pfandt setzen noch den v. annemmen.' 1584, Ap LB.
(Überschrift). — b) „Unterpfand einer Verschreibung.
In den mehreren Kantonen," Faustpfand Ap (T.). V.
ge" W. — 3. Ort, wo ein aufgejagtes Wild sich ver-
steckt hält, bis die Hunde seine Spur verloren und sich
entfernt haben Bs (Seiler); B. Das Wild ist im V. B.
.Neugierige Augen entdeckten mich, fuhren auf mich
zu wie Hunde auf den Hasen, den sie lange gesucht
und endlich im V. gefunden.' Gotth.
Mhd. oermz; vgl. «r. WB. XII 1041; Sauders II 864;
Martin-Lienh. II 382; Fischer II 12S7. Au den beiden
folgenden Stellen ist , Versatz' verlesen oder verdruckt für
, Vorsatz' (s. das Folg. in Bed. 3): ,Ein V. von einem nam-
haften Stuck Gelt umb den halben Zins.' 16S1, JMHnngerb.
1852. ,Ich [habe] den ... würdigen Armen in diser meiner
Gmeind mehr als über die 400 11. Borg und V. getan.' 1092,
HMorf 1896 (Pfarrbericht).
Vor- I: 1. Voranstellung (in eig. S.). .Habend
auch für gut angesehen, alliier gleichsamb in einer
feinen Schlachtordnung dem Alphabet nach, damit
sich Niemand des Vor- oder Hindersatzs halben zu-
beklagen, zusetzen die Namen der fürnembsten ade-
lichen Geschlechteren.' Sprecher 1672. — 2. erste
Hypothek Gl; vgl. Näch-S. ,Zu unsrer Zeit, wenn
Einer Geld auf Grund und Boden, Häuser, andre Lie-
genschaften gesetzt, so war's, wenn er der Erste, V.,
wenn er der Zweite, Nachsatz ... Und wisst ihr jetzt,
was nach den neuen Schulen V. und Nachsatz [näml.
im sjntakt. Sinne] ist? Nur Worte sind's!' Anderl.
1849. — 3. (Geld-)Vorschuss. Die ältesten Belege
s. in der Anm. zum Vor. ,Umb Arbeit und Lid-
löhn, Vorsatz, Hauss- und andere dergleichen Zins.'
Z Gerichtsordn. 1715. ,Wann aber von ehrlichen
Kauften oder nötigen Vorsäzen Einer dem Anderen
Etwas schuldig verbleibt und auf abgeredte Zeit und
Beit nicht zahlete...' ebd. ,So Einer dem Anderen
ein oder mehr Stuck Veih auf gewüssen Termin und
Tag um und für einen V. oder alten Schuldresten
verpfänden wolte ...' ebd. ,1m Übrigen wird es bei
jeden Orts behörigem Richter nach Beschaffenheit
jeder Herrschaft Gebräuchen und Gewonheiten, was
einem jeweiligen Züger für Lid-Löhn und Vorsätze
rechtmässig vorzustellen, zuerdauren stehen: da in-
sonderheit die Lidlöhn und Vorsatz auf diejenige Stuck
und Güter, an die sie eigentlich gespendet worden,
gelegt, ein bescheidenlicher V. aber eher auf die Güter
als Häuser angeschriben werden solle.' ebd.; dazu im
Register: .Vorsatz auf Frucht, wie in Auffänden an-
zusehen.' Zürich stellt das Ansuchen an Bern, ihm
den im letzten Kriege vorgestreckten ,V.' zurückzu-
erstatten. 1720, Absch. ,8 Miitt Kernen V. den Lehen-
1551
z, sez, siz, soz, suz
1552
leuten.' 1795, Z; vgl.: ,100 Pfd dem Lehenraann N.
avanciert' ebd. — 4. wie nhd. wohl allg. D' Vorsatz
gange" gäng vor de" Füesse", .werden vor den Füssen
her geschupft' BwO. Der V. mache", fasse" S (BWyss
1863). .Die und dise ... Vorsatz machen.' JJÜlr. 1718.
,In einen V. fallen'; s. Bd VI 433/4. — Vgl. das ä. F ür-S.
— Vor-Sätzer m.: Inhaber einer ersten oder übh.
einer vorangehenden Hypothek Gl (Zwicky). Syn.
Vorder- Sätzer.
Vor- II BO. (St. undSt.b); F (St.2 undlt Kuenlin);
Obw (Christ), Vorsez BBe. (nicht bestätigt), Vorige
BSi. (Friedli) — m. BO. (St. und St."), f. F (St.2 und
lt Kuenlin), n. BSi. (Friedli); F (Henne 1874), PI.
.Vorsätze' BO. (FAnd. 1897): = Vor-Säss (Sp. 1371/2),
-Süss (Sp. 1382). aaOO. Wenn di Schneballe" blüeje",
so gange" d' Cime z' Vorsez BBe. .Die Kräuter der
höhern Berge [kosten nicht so viel] als die der Vor-
sätze und Frühweiden.' Scbweizerb. 1820 (F). .Vor-
sätze oder Voralpen.' Kuenlin 1834. .Bis zu den Wyler
Vorsätzen, Alphütten nahe der Tannengrenze, welche
dem Vieh zur Unterkunft dienen, bevor es im hohen
Sommer die obern Alpen befährt.' HChrist 1869 (Obw).
Ein jeweiliger Vogt darf darin [in einem Walde zu
BSchw.] schwenden, ,vorsätz' und Weiden machen.
1525, Absch. ,V.' 1538/1659, BGr. Einungsbrief.
.Spruch- und marchbrief, den schid- und hochwald
wie ouch die vorsätz und obre allment ... betreffend.'
1544, BSchw. (Jenzer 1869). ,Ein v., die Müscheren
genant.' 1545, B Turmb. .Kein Landmann darf Kraut,
Heu oder Stroh ab den Vorsätzen verkaufen.' 1635,
BSchw. (Bärnd. 1911). Klage der [FJGemeinde Plaf-
feien, dass die Besitzer der an ihren Hochwald an-
grenzenden .Vorsätzen' ihr mit ihren Zäunen Eintrag
tun. 1635, Absch. Die andern [Berggüter], welche
,allein ausgeteilte Güter von dem Schidwald und
mehrenteils Vorsätzen sind', geben keinen Zins. 1645,
ebd. (BSchw.). Der Name des Berges oder ,Vorsatzes.'
ebd. Die Kinderweide ,in dem Schloss-V.' ebd. Hin-
sichtlich eines von dem Landsvenner Gilgien von
einem ,V.' zu entrichtenden Zehntens. 1787, ebd. ,Am
untersten Rüken der Berge (in den Vorsäzen, [freib.]
giettaz) werden einige Wiesen abgeweidet und andere
abgemähet.' Bonst. 1782/93 (BSa.).
Kreuzung aus Vor-Saas (Sp. 1371) und Satz (vgl. A 1 e)V
Zum (nicht genügend gesicherten) Neutr. vgl. auch Vor-Sess n.
In BBe., Si.; Obw gilt nach neuen sicherern Angaben Vor-
-S'gss. Ist statt , Vorsätzen' .Vorsassen' zu lesen?
Für-: 1. ,Firsatz ... eine Vorkragung des Ober-
geschosses, mittelst welcher dieses um 4 — 5 cm über
das Untergeschoss hinausragt. Der F. trägt einen
ausgeschnitzten Bogenfries, ein Kremänzel.' Bärnd.
1908 (BGr.). .Ausser den beiden Firsetzen, welche
nach oben und aussen die beiden Stockwerke abheben,
tragen zur wagrechten Gliederung der Hausfront noch
die Sinzenbristi bei.' ebd. — 2. ,ein flaches Gebinde,
Gelte' GRPr., rundes Holzgeschirr für Wasser (beim
Waschen) GRPani.Sch. ,Uf dem hinder keller ... 3 kleini
fürsetzli.' 1515, BsPfeff. Schlossinv. ,1m sennhuss ...
18 fürsätz.' ebd. ,[Die zerquetschten Oliven legt man
in Montpellier] in Körb, die rundt wie ein Fürsetzlin
sindt, mit einem Dekel.' ThPlatter 1605. — 3. = Vor-s.
13 Ap; ScnSt. (Sulger). .Pfuch der schänden, dass
sich die ... gotlose Wucherer nit schämend, den
gmeineu man zuo trucken und klemmen mit dem un-
zimlichen übernutz von irem gältusslichen und f. mit
den gfaarlichen jarrächnungen.' Z Chr. XVI. (Kopie
des XVII.). ,Mit einem f. ... zwenzig und fünf eng-
lischer cronen.' Mal. 1593. Der Vertrag enthält die
Bedingung, dass die Schiffleute möglichst bald ein
eigenes Schiff machen lassen ... Falls sie hiezu Geld
(etwas F.) nötig haben, so werden ihnen die Ge-
meinden gegen Verzinsung solches leihen.' 1644, JGöliu
1897. .Das ich dem N. by empfangenem barem F.
schuldig worden bin und gelten sol 60 Guldin.' 1648, Z.
,Wie Lidlohn und F. auf Ernd und Herbst [bei Auf-
fällen] anzusehen.' Z Mand. 1694. .Unverjahrter F.
auf Ernd und Herbst.' Sch Auffahls-Ordn. 1743. S. noch
Kernen-Beilen (Bd IV 1164); versorgen (Sp. 1310 u.).
,F. gelts.' Hieher wohl: .[Wir wollen unser Unglück]
klagen Gott dem herren ... und guoten frommen lüten,
die mögend uns d band wider bütten an f. gelt[s] und
ander waar.' Meinrad 1464. ,Dr JForers schryben uss
Padua ... urab wytern f. gelts.' 1599, RCvs. ,[N. hat
ihm] Hilf undt Fürderung getan, es sye mit F. Gelts
undt in anderen Weg.' RCvs. ,F. tuon.' .Das niemand
des alten schultheissen sun zuo essen solle geben oder
einich f. tuon.' 1497, B RM. ,Dass ainer ainem ain f.
tait um essen und trinken.' 1555, Zellw. Urk. .Sollen
die rechenherren gwalt haben, ime einen zimlichen f.
zetuond.' 1563, Z RM. ,Diewyl N. gebätten, ime uss
disem Guot einen F. ze tuond.' 1601, Z Schirmb. Denen
vor Chur ... hätten etliche Bürger und Kaufleute zu
Zürich etwas ,F.' getan. 1619, Absch. .Daruff [habe] er
P. inne Herrn I. pätten, er well im von guter alter Künd-
schaft wegen einen F. mit ainem Guldi oder hundert
tun.' 1789, SchSL S. noch er-reichen (Bd VI 145); fte-
ruewen (ebd. 1901) ; an-ge-säit (Sp. 598). ,Umb f.' bitten
uä. .[Meilen und Männedorf] habend gebätten umb
den f. und lichung etlichs kernens, inen vormals ge-
tan.' 1530, Z RB. ,[Es kam dazu] dass der bauw-
meister anfieng gelts halben mangel haben. Der ruoft
den abt um einen f. an mit seines capitels willen.'
Vad. .[Sie haben] mh. umb rat, ouch umb ein f. ...
gebetten.' 1568, Z RM. .[Pfarrer N.] ist synes be-
gerens umb ein f. zum ufzug [auf seine Pfründe]
abgewisen.' 1580, ebd. .Die gmeind Martalen hat
umb 300 gl. zuo einem f. gebätten.' 1585, ebd.
.Sontsten ist obgenanten Herren Schmid synes Be-
gerens [!] umb etwas F-es Gelts zu Bezalung eines
erkauften VVisslis.' 1608, Z. ,[N. habe] inne umb ein
F. angsprochen.' 1612, Z. ,Die Fürgesetzten der Ge-
meind Pfungen hieltend an umb etwas F-es Kernens.'
1667, ZWtb. — 4. = Vor-s. 1 4. .Der f. des zuonemens
wirt dir geswechet.' 1425, G Hdschr. ,Das sy in f.
warren, über den küng von Frankrich zuo ziechen.'
E. XV., Waldm. ,In d Ebne tetendts [die Römer]
dringen ... ihr F. zu vollbringen.' XVII. , Zinsli 1911.
,Us, mit f.' .[Klage der Walliser] wie das des her-
zogen von Meiland undertanen ... unzhar vil ver-
gangner jar mit gevärd und gewaltlichem f. inen in-
genomen ... hand etliche güeter ...' 1486, W. ,Die
nit mit f. todsieg vollbringen.' 1475, BSi. Rq. 1912.
,Dass si es us keinem bösen fürsazt geton, sonder ...
us muotwillen.' 1598, Ard. ,Uss einer starken Yn-
bildung, Opinion undt F.' RCvs. — Mhd. fürsaz; vgl.
auch Fischer II 1868/9; in Bed. 2 auch bei Martiu-Lienh.
II 3S1 und Gr. WB. IV 1 a, 793 (aus Fischart). Als ON. :
,Die fischenzen am F. und uff dem Fach (in GF1.].' XIV./XV.,
Gr Ämterb. — für-setzlich: vorsätzlich. , [Die Busse
wird abgestuft] nachdem die Zured schwer und f.'
1551!
Saz, sez, siz,
1554
Gr D. LB. ,F-er Weise tun, consulto, data opera [usw.] ;
er hat es f. getan, non iraprudens, non per errorera,
sed sciens, prudens hoc fecit.' Hosp. Adv. ,f-en': .Da-
mit er disses Kindts abkomme, [habe der Betrunkene]
ime dem Kind das Kelleli mit Gwalt und f-en wyt
ins Mul biss inn Hals abhin gestossen.' 1601, Z RB.
— Mhd. försetdich. — un-. ,Als uff der Zilstatt der
Büchsenschützen der Zeiger von einem Schützen u.
erschossen worden.' ECys. (Br.).
l"-fart-: Einfahrtdamm auf die Heubühne (über
den Stallungen) BG. (Abbildung Bämd. 1911, 336);
Syn. I.-Täntsch.
Fort- s. Über-Bein (Bd IV 1298). — Vgl. Gr. WB.
IV 1 a, 28.
Vorder-. Dazu Vorder-Sätzer m.: = Vor-Sätzer
Gl. ,Wie und wenn der Nachsätzer den Vorders. aus-
lösen soll [Titel]. Wenn zwei oder mehr auf dem
nemlichen Pfand ihre Ansprachen nach Landrechten
verschrieben haben, so ist der Vorders. berechtigt,
den Nachsätzer anzufragen, ob er ihn auslösen wolle...'
Gl LB. 1807. 1835.
Flueh- (in BG. auch Flucti-) : Felsabsatz „B'Be.,
E. (auch Dim. Fl.-Sätzli). G., Si., auch lt Zyro; „LE.",
jeder Sturzfall, für sich selbst oder auch mehrere
Sturzfälle aufeinander (Bergwort)' L(St.b). Ab ei" m Fl.
uf den andre" BBe. Das isch e" Ma" wie-n-e" Flueh, e"
Fl. BE.; vgl. Flueh (Bd I 1184/5). ,Ein wahrer Fluh-
satz von einem Mann.' RSchXrer 1864. S. noch Bisi
(Bd VI 1370). — Bei Gr. WB. VIII 1S39 fälschlich Flan-S.
Fleisch-: Bodensatz von Fleischteilen. .Welches
Viele tun, wenn ihnen das Heuraten fehlet, sie arm
werden, und nachdem sie ein Par Jahre die Suppen-
dünkli genossen, das Dünne nicht wollen, ihnen ab
dem Fl. am Boden grauset, so werden sie meineid an
ihrem Versprechen und desertieren von ihrer Pflicht.'
Inderb. 1826. — Iu anderer Bed. bei Sanders II 863.
Gege"-: 1. als Vorgangsbezeichnung, Gegenüber-
stellung. .Gegens., oppositio, oppositus.' Fris.; Mal.;
noch bei Denzl. S. auch im Quellenverzeichnis unter
HBull. 1568. Im grammat.-rhetorischen Sinn : , Gegens.,
antithesis.' Denzl. 1666. — 2. was entgegengesetzt
wird, ist. a) wie nhd. Gegensatz, wohl allg. —
b) (schriftliche) Entgegnung, Replik Ap (T.). En
G. {" d' Ziti'g trocke" lön. ,[Die N., Zeugin, sei] zue
anfangenter Kindbette mit der natürlichen Mueter-
milch begäbet gewesst, gleich aber selbiger entraubt
worden. [Darauf habe ihr] ihro Schwigerin ... für-
gerupft, dass sy mit der Milch die Kinder verderbe,
sy, Zeugin, aber ihro des Verderbens den G. getan
mit Vermelden, sy, Schwigerin, hierzuo die Ursach
seye.' 1648, ADettl. 1905. ,[Ein Österreicher hat] in
seiner so genandten Beantwortung und Gegens. sich
schandtlich in eben demjenigen vertrabet, dessen er
die vatterländische Erleuterung ohne Grund betadelt.
Keplica 1691. ,Die Obrigkeit machte einen Gegens.'
gegen einen geistlichen Kapitelbeschluss. UBräggler.
— c) Gegenvorschlag. , [Auf ein .rechtsbott' der 3 Orte in
einem Streit betreffs des ,kornkoufs' in Locarno machen
die 9 Orte den Vorschlag] das sy, unser lieb Eidtgnossen
von den dryen orten, mit den iren von Bellenz ver-
schaffen, das sy den unsern von Luggarus den pass
des salzkouffs ... fry züchen lassen wellend, so wer-
dent dargegen die von Luggarus inen den kornkouf ...
ouch züchen lassen ... Uff das die gsandten [der 3 Orte]
wytter redten, [sie] heftend sich diser antwurt nit ver-
Schwelz. Idiotikon VII.
sächen, sonders vermeint, wir betten sy by irem recht-
bott blyben lassen, und dwyl der pundt wyse das
recht und kein g., so begerend sy von iedem ordt
insonders sin antwurt, welliches ordt sy by dem pundt
und dem rechtpott welle lassen blyben oder nit' 1550,
Absch. — d) im Erbrecht, meist PL, die gegenseitigen
und korrespektiven Testamente der Ehegatten, auch
das darin vermachte Gut; vgl. Blumer, RG. 1 503.
IIb 184; Bluntschli, RG. II 326; EHuber, PR.IV374.
Syn. Wider -Fall (Bd I 743, unter 3), -Lüg (Bd III
1165, unter 2). ,Von gägensätzen. [Wenn] zwo per-
sonen einandern uff iren tod hin etwas verordnen
und mitt gegensätzen verschaffen wurden, sol ... sö-
lichs ... mit gricht und recht uffgricht [werden].' Zg
StB. 1566. Der Witwer erhält, weil seine Frau nur
Vs Jahr mit ihm verehlicht gewesen und von Seite
des Mannes ,kein Gegens.' gewesen, nur einige Grund-
stücke. 1704, Z Rechtspfl. (ZEgl.). ,Die Eheverlobten
mögen zwischen ihnen einen Ehe-Tractat schliesseD,
jedoch so, dass solcher beiderseitigem Vermögen und
des Gegens-es gemes der Billichkeit seye.' SchwKü.
LB. 1769. .Vcrmächnus mögen zwüschen Weib und
Mann auf Weiss eines Ehe-Tractats aufgerichtet wer-
den, und soll als gültig angesechen werden, wan solche
... beiderseitigen Vermögen und gemachten Gegensatz
der Billichkeit gemess anerfunden werden.' ebd. —
e) Zusatz, der gewissen Eigenschaften entgegenwirkt,
dieselben aufhebt, Gegenmittel. ,Milterung [nur Fris.],
gegens. zuo milterung, als zuo dem eisen oder an-
derem metall, temperatura ferri.' Fris.; Mal. ,In eben
gleichen Rodel berueffner Zauberey [gehören Die-
jenigen] die nach derselben Model anstellen Gegen-
satz und Böses treiben ab mit Bösem widerumb.'
Gwerb 1646. — Vgl. Gr. WB. IV 1, 2253.
Gülte"-: Summe der auf einer Liegenschaft haf-
tenden .Gülten' (vgl. Bd II 286) bzw. das hierüber
vom jeweiligen Eigentümer der Liegenschaft fort-
laufend geführte Verzeichniss Ndw; UwLung.; vgl.
ZfsR. XIII c 88. — Gärwi-: /.Anlage für) Lohgerberei;
vgl. Sats Alb. ,An Ehehaften findet man [ua.] einen
Gerbes.' JJSchweizer 1830; vgl. Bd I 8 u. ,1 Gerbes.',
unter andern Betrieben. Glür 1835.
Grund-: 1. wesentl. wie nhd. Er hat en guele"
Gr., von der Gesamtheit der Grundsätze, der Lebens-
führung, dem Charakter Z (ländlich, lt Dan.). Mit
Bez. auf eine religiöse Lehre: ,[N.] wurde ... bald
Verehrer seiner [Zwingiis] Grundsätzen.' Stadlin 1824.
Im logischen Schlussverfahren, der Vordersatz. ,Wann
der Gr. oder das suppositum nit wahr ist.' Replica
1691. ,Man gestehet den ersten Gr. oder maiorem,
den andern oder minorem aber ... widerspricht man
absolute.' ebd. — 2. pfandrechtlich, die auf einer
Liegenschaft lastenden Grundzinse. ,Item ist unser
Laudtrecht, wann man Güeter oldt Heüsser verkauft,
worauff Bodten-Zins oldt Grundts., als Kämen, Haber,
Wax, Nüssen, Anken, Käs oldt Ziger verunderpfandet
und verzinset werden, in den Keüffen undt Verkeüffen
aber hiervon Nichts ... angedungen, sollen solche in
den Keuffen abgezogen werden, wie selbigen Jahres
der gemeine Mittlerpreiss darumb gangbahr; undt im
Fahl Keüffer undt Verkeüffer sich mit einanderen nit
verstehn ... könten, solte es an einem Amman und
Rat stehen, der Billichkeit nach dergleichen Bodten-
satzung an dem Kauff abzuziehen, der Anschlag zu
erkennen.' StHwMa. LB. 1756. — Vgl. Sanders II 864.
1555
Saz, sez,
s, saz
ir>r,i;
Hab-: wohl = Ur-S. 2, Sicherstellung, die der
Lehennehmer dem Lehengeber zu leisten hat; vgl.
Zue-S. 3 b. ,Wer der ist, der dekein guot in unssrera
gericht von iemann ze erblehen hett, der oder die
söllent die güetter [dem Lehensherrn] wider uff gebent
mit dem zinsse, so sy denn jerlich davon gebent, mit
semlichen gedingen, ob sy die lehen utzet gebessert
hetten ... daz man innen daz ablegen und widerkeren
sol ... old [wenn] einner daruff utzet ze h. geben hett,
daz man im daz ouch wider geben und kerren sol.'
1432, NDwBeitr. II 34; vgl. ebd. 31. — ver-hab-
satzen: Sicherheit leisten für vertragsmässige Lie-
ferung von Etw.? ,[Dcr Schultheiss von Tbun soll
dafür sorgen] dass alle die visch, so umb den see
gefangen werdent, dass die zuo unsren handen be-
stellet und verhabsatzet werden, umb dass wir sinen
gnaden [dem römischen König, dessen Besuch in Bern
erwartet wird] dester richlicher volzug und ere er-
zoigen mugen.' 1442, B Schreiben (Gfo.).
Hechten-: Vorrichtung zum Hechtfang, wahrsch.
die aus einer versenkten Hauptschnur mit daran be-
festigten Angelschnüren bestehende sog. Grundschnur;
vgl. Klunzinger 1892, 144. ,Es sollen auch Die von
Twann, Ligerz und Andere, welche Schnüre oder so-
genannte Hechtensätze setzen, solches also tun, dass
dadurch selbige den grossen Sommergarnen, die den
Seezins bezahlen, nicht im Weg und hinderlich seyen,
mithin der See mit Schnüren nicht gar zu fast über-
setzt werde.' 1777, B (Fischerordn. über den Nidauer
See und die Zihl); wiederholt 1806; vgl. Liebenau
1897, 129.
Hin der-: 1. Hintansetzung; s.Vor-S.Il. — 2. a),Vor-
rat, vorrätiges Vermögen' Ndw (Matthys). Eppis im
H. ha", zu einem Geschäfte. — b) in der Rechtsspr.
a) Grundpfand. Ein Stück Beben ,ist ein hinters,
gegen' das Kloster Rathausen um 300 Gulden Hauptgut
oder 15 Gulden Zins jährlich. 1550, JGoldi 1897.
Gülten mit gutem , Hintersatze.' 1653, L (JSG.).
— ß) die vom H.-Säss (vgl. Sp. 1352, Bed. 1 a) an
den Herrn für den H.-Sitz (s. d.) geleistete jährliche
Abgabe. ,Der hof ze Alberswile, den hat N. ... von
dem git er 6 müt kernen, 6 viertel bonen [usw.] und
ze h-e 15 sol.' 1331, SchwE. Urb. (Gfd); später die
Summierung: , Summa ze Ettiswile ... 56 müt kernen
[usw.] ane 15 sol. ze h.' ,[Der Kämmerer soll Rech-
nung führen über] erschätz oder hindersätz.' XV., L
Berom. Matrikelb. (nach einem Original von 1326).
,Die frömbden buwlütt der kilchengüetter bezalent ...
den h. und erschatz, nach dem und denn mit inen
bekommen gewesen ist, da man inen der kilchen
güetter geliehen hat.' ebd. ,[N. gibt 15 Seh.] ze h-e.'
ebd.; vgl. MEstevm. 1875, 291. ,Sie sollen auch die
lüt mit ürschetzen und hindersetzen lassen büliben
in der gewanheit.' 1336, L Stürban Urk. — hinder-
sätzig: a) entspr. Hinder- Satz 2 b a. Ein Weingarten
ist ,hindersatzig gen Constanz.' 1544, JGoldi 1897.
Ein Gut ist ,hindersatzig' um 16 Pfd Pfennig. 1549,
ebd. Ein Weingarten ist ,um etlich zins hintersätzig'
den NN. 1552, ebd. — b) entspr. Hinder-Satz 2b$.
,Das guot ze Pfaffenswand ... ist liindersetzig mit 3 lib.
und 1 pV 1488, Gfd (l.Rusw.). — AnJers bei Gr.WB.IV2,
1515. Bed. 2 b a mit dem zugehörigen Adj. auch bei Fischer
III 1663.
Haupt-: wichtigster, grundlegender Satz einer
Beweisführung. ,Sie [die Vertreter der Gemeinde
Steinach] sezen ein für allemal zum Haubts., dass die
vermeinte Neuwhötier auf keine Art werden bescheinen
können, dass sie eine besondere Gmeindt ausmachen.'
1760, G Rq. 1903. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 627.
Chue-: das Auftreiben einer Kuh bzw. das Recht
hiezu. ,Vor Mitten Mayen aber soll Keiner . . . Gwalt
haben, mehr als 1 Kuehs. daruff [auf die Allmend]
zue besetzen.' 1675, UwE. Gew. in gen. oder appos.
Verbindung; so viell. schon im vorigen Beleg. ,In
der Alp Eyen soll jeder Gnoss über der gemeinen
Tagwen von jeder halben Kuehes. ein Tagwen tuen.'
1642, ebd. ,[Es] soll Jeder, der daselbst Vieh som-
mert, von jeder Kuh Satz vierzehn Rappen Werkgeld
zahlen.' 1749, BEngstlen Alpb.; vgl. Bd II 273/4. S.
noch Über-S. (Sp. 1529). - Vgl. Satz A i e. Die morpho-
logischen Verhältnisse entsprechen denen bei den synn.
(Chue-)Berg (Bd IV 1553. 1559).
Kaffe- B lt Zyro (/,-); GüNuf.; ZO., Kafffji- Aä;
Ap; Bs; GT.; Th; Z, in Aa (Rochh.); GoT. (neben
m.) 11.: wie nhd. Kaffeesatz, wohl allg. S. süff'en (Sp.
348). Als Farbstoff. Zum Eierfärben Ap; G; Z (fit
Messikommer 1909). .[Rezept, um schwarze Nelken
zu ziehen:] Man nehme schwarzerlene Rinde, siede
sie, tue auch Dinte darunter oder Kaffes, oder was
man Schwarzes hat und gebe den Stöcken davon zu
trinken.' G Kai. 1863. Ond d' Gruebere" [Bewohnerinnen
von ApGrub], ja, die sünd allsamm brandschwarz; es
ne"d-Änn kä" Wonder: si fressi"d Kafis. Ap VL. 1903.
Als Mittel gegen Bleichsucht. OStoll 1909. Der
Schuhwichse beigemischt Ap. Zum Reinigen schwarzer
Kleider ebd. Als Pflanzendünger, bes. für Schnittlauch
Ap; L. RAA. Der (Kafi-JS. chost't Geld Z (Dan.); vgl.
Satz Boa und DM. VII 83. 's Kafis. ghört de" Gott-
löse" Aa (Rochh.).
Vgl. Gr. WB. V 23; ferner Martin-Lienh. II 382; Fi-
scher IV 145; WB. der lnxemb. MA. 205; Folimann 271.
Das Neutr. (vgl. Satz B 5 a) wird durch den Eiuflnss des
syn. 's Tick oder eher durch das Geschlecht des 1. Komp.-
Gliedes (das allerdings in Aa gew. m. ist) bewirkt sein.
Koramissiöns- s. Satz (Sp. 1524).
Cher-. In de" Kersätze", Flurn. BsStdt.
Vgl. Satz B 6 a. Auf volksetym. Umdeutung beruht der
B Orten. ,Kehr-S.' (auch Leu ,Kersaz'), wie die Ausspr.
Chäuiz, Chäse(r)z beweist.
Ohirche"-, Ghüfchje"-: 1. a) Recht der Besetzung
einer Kirchenstelle und des Bezuges der damit ver-
bundenen Einkünfte, Patronatsrecht; auch die betr.
Stelle, Pfründe selbst (vom Standpunkt des Patronats-
herrn). Häufig im XIV./l. H. XVII. ,WLv hein ouch
uns selben usbehebt de[n] kilchens. ze Ustre, also das
wir die [Kirche] lihen sun ze dem ersten male, ob
si ledig wirt in disen nösten fünf jaren; und wirt si
danach ledig, swer denne Löbishof het, in den der-
selben kilchen satz höret, der sol si lihen.' 1300,
Zoster Neuj. 1866 (Vertrag zwischen der Gräfin
EvHabsburg und HvLandenberg). ,Icb, N., tuon kunt ...
daz ich... alle min lüte, alle min chilkunsezze, min
bürge, min vestine [usw.] gemacht hau und hin ge-
ben . . . miner lieber ewirtin ze libgedinge.' 1306,
JEKopp. ,Wir [das Gotteshaus zu Luzern] erteilen
och unsern kilchensatz ze Malters unseren herren
dien herzogen.' 1. H. XIV., Gfd (Hofrecht von LMalt).
,Der kilchens. ze Egge höret in den hof ze Muncli-
Altorf und giltet du kilche über den pfaffen wol uf
lOmarchas.' HU. .[BischofUlrichvonLenzbnrgbelehnt]
1557
San, sez,
des erbern ritters N. sun ... mit dem kilchens. zu
Hano [Heinau].' 1345, GRÄmterb. , Als wir [das Kloster
Schöntal und B] der kilchensätzen halb, zu Arwangen
der capplany und zu Bauwyl der pfarr, in ettwas un-
glicher verstäutnüss ... siud gewesen [so haben wir
nunmehr beschlossen] das die kilchensätz in unser
beider partyen banden syen.' 1482, B. ,Uie von Bern
[haben] kouft die zwen zechenden zuo Wymmis und
Röitingen mit den kilchensetzen, die ouch darzuo
gehören, umb 500 gl.' DSchill. B. ,[Die Kloster-
frauen im Paradies bei Schaffhausen erklären, der]
kilchens. zu Stammhen ... sei ihnen verpfendt. A. habe
den zehenden von dem nüwgrüt ingenommen . . . aber
die frowen im Paradiss vermeinen, [dass] sölicher
zeheuden in den kilchens. ze Stammhen gehöre. A.
erwidert, der zehnden uss dem kilchens. ze Stammhein
sei sinen vordem umb einen merklichen zinss geliehen.'
1498, ZSth. (Abschr.). ,[Abt und Convent zu Wettingen
haben sich] erbotten, gan Baden und andre ort, do sy
kilchensätz habend, cristenlich und warhaft bredikanten
zuo setzen.' 1529, Absch. ,Der kilchens., welcher zu
latin ius patronatus genempt wird.' 1588, Zellw. l'ik.
,Dise Pfarr Büesingen ... ist von N., des Herren Stifters
Son sampt dem ganzen Kilchens. dem Closter Aller-
heiligen vergäbet worden.' JJRüeger. ,[Die Berner]
sind Willens gewesen, disen Kirchen-Saz [Villmergen]
samt dem ganzen Flecken einzuräumen und für ihr
Eigentum zu besitzen.' 1656, Arg. S. noch her-reichen
(Bd VI 146/7). ,Kilch und k.' uä. ,NN. sastent ouch
wissentlich mit disem brief den obgenannteu spittal
der dürftigen [zu Baden] des obgenannten widenihofs,
der kilchen und des kilchensatzts und aller ir zuo-
gehört in recht nutzlich ruowig gewer, inn ze haben,
ze nutzen, ze niessen, ze besetzen und entsetzen.'
1402, AaB. Urk. ,[Das] erwellen eines lütpriesters ze
Stouffcn [steht dem Kloster Königsfelden zu], wand
die selbi kilch und kilchens. dem ietz genanten closter
zuogehöret' 1429, AaL. StR. ,Wenn der kilchens. und
die kilcherry daselbs ledig werde, daz dann die von
Hellingen mögen einen kilchherren erwälen und uf-
nemen.' AaB. Urb. 1490. ,[Da wir, die Kirchgenossen
an der Lenk] zuo ziten nüt nach unser noturft pre-
dichanten haben möchten an hilf und zuotuon der
grosmächtig edlen ... heren der stat Bern [so haben
wir unsre Bevollmächtigten zu diesen geschickt] mit
semlicher erbietung, daz sy semliche unser kilichen und
kilichery, pfruond und kilchens. in yery hand, schirm
und gewalt nämen und haben weltin.' 1533, BSi. Rq.
Übh. oft mit Zusätzen aus der gleichen Sphäre. ,[Der
Hof Kalkofen] darin der kilchens. ze Obren Glat mit
lehenschaft der kilchen von alter ingehöret hat.' 1363,
GT. Rq. 1906. ,[N. verkauft] dem spital und den armen
lüten darin ze Lucern den meyerhoff ze Ruswile, da
der kilchens. und das recht ze lihende die lütkilchen
daselbs in gehört, und den kilchens. mitsampt dem
ietz genanten meyerhoff unverscheidenlich.' 1419, Gfd.
.[HvLandenberg verkauft den] herreu auf dem Hei-
ligenberg .. . die kilchensätz und lehenschaften der
lütkilchen zuo Schlatt, in latin ius patronatus genannt,
mitsammt der lehenschaft der altar und pfrüenden ...
also dass sie dieselben kilchensätz und lehenschaften ...
zuo ewigen ziten inhaben und... die liehen, darauf
presentieren und damit gefaren mögen, wie inen am
füeglichsten ist.' 1473, Z. .Herr abt von Rüti ... und
sin gotzhus [haben] den kilchens., die wydem und
etwelch zehenden zuo Ustri.' 1524, ebd. ,[Der Abt]
von Sant Gallen und siner gnaden gotzhus [sollen] by
dem kilchens., by der pfarr und pfruond zuo Gossow ...
blyben.' 1525, G Rq. 1903. .[Der Abt von Einsiedeln
solle] wyl er zuo Brüten zinss, zehenden, grichte,
lybeigen lüt und den kilchs. habe..., den armen da-
selbs etwas hilf erschiessen lassen.' 1587, Z RM. S.
noch mann-lehig (Bd III 1238); mitsamt (Sp. 927). —
b) die von gewissen Liegenschaften an die Pfarrkirche
zu leistende Abgabe; vgl. Ch.-Eecht 4 (Bd VI 286). .Die
kilcher zuo Betschwanden [sind] überyn [!] kommen . . .
daz die nachfolgenden kylchensätz und gütt uff den
acheren, daruff sy gesetzt sind, unzeiteilt allweg be-
lyben söllent, es sy dann, das einer die sinen weit
ablösen.' 1542, Gl JB. — 2. = Ch.-Bätlb (Bd VI
1589) „VO" (St.1); LG. Von der Jahressitzung des Kol-
legiums. ,Die Kirchen haben besondere Verwalter ihres
Guts, Kirchmayer genannt. Von allen diesen [,Kirch-
mayer, Kirchenvogt, Pfleger'] nimmt der Pfarrer nebst
einigen von ihm dazu berufenen Geschworenen an dem
sogenannten Kirchens-e alljährlich die Rechnung ab.'
JXSCHNID. 1782. — Mhd. Hrchcnmz in Bed. 1 a. Vgl. auch
Gr. WB. V 809; Sehm. 3 II 342; Fischer IV 400.
Land-: landesgesetzliche Bestimmung; vgl. Land
(Bd III 1298 u.); L.-Satzing. ,Es ist L., wen ein Zun
zuo nach in die Strassen . . . gesetzt worden wäri . . .
so niügent Heimische oder Fronde, welche der Zun
geirt hat, gemelten . . . Zun umb rissen.' XVI./XVII.,
GrS. LS.; wechselnd mit ,Es ist gesetzt' auch im Folg.
,Die Banvögt [haben] die Wal, anderi Kundschaften
lut dem L. zuo stelen.' ebd. ,Etlich Statuten und
Land-Setz, als von der ganzen Gmeint in Safien uf-
gesetzt worden [folgen Bestimmungen über Gerichts-
wesen].' ebd. — Mal-: die auf einmal zum Mahlen
kommende Getreidemenge. ,Den Staub von einem
Mahls, unter vier Mütten mögen die Müller behalten.
Sollte aber Jemand vier Mütte Korn oder mehr auf
einmahl mahlen lassen, so . . .' B Müllerordn. 1771. —
Müli-: = M.-Büf (Bd II 1048). 1659, ZNWen. S.
auch Bibi (Bd VI 66).
Am -man n-: Landsgemeinde, an der der regierende
Landammann gewählt wurde, Landammannwahl. ,lett-
liche urty [vgl. Bd I 492 u.] soll sin strasenmacher
am amens. dartuon, wenn man die eindlitl'er dartuot.'
1545, Ndw LB. ,[Dass die streitenden Parteien] bis
uff nechste gmeint irs a wider recht ein andren
nützit zuo füegen [und] das die alten abgesetzten rätt
bis uff die gmeindt des amans. zu beiden teilen still
stan wollen.' 1558, Absch. (für Schw.) , Am Neujahrstag,
am Ammans, und Kirchweihfest giengen [im XVI.] die
Trunkenbolde aus besonderer Begünstigung ... straf-
frei aus.' NowBeitr. 1884; vgl. A.-Mäl (Bd IV 160).
S. noch Nacht-Mal (ebd. 161); Morgen-Bröt (Bd V
971). Nach einer Angabe früher auch in Zg. Lt
Liebenau 1881, 209. 210 auch von der Wahl des L
.Ammans'; vgl. Bd IV 247/8 und A.-Bröt (Bd V 970).
Mür-: gemauerte Endstütze einer Brücke; vgl.
Satz A lg. .Die Magd ... flüchtete sich [beim Austritt
der Emme] vorerst auf die Bühne und ... von da auf
den Mauersaz der Bühnisbrük.' ChHalde.mann, Beschrei-
bung der Gemeinde Eggiwyl. — Neben-: seitlicher
Wurzcltrieb, Ableger. .Die einfache [Pflanze] besamet
sich selbst; die dicke aber wird entweder von den
Nebensätzen und Zerteilung der Würzen oder durch
Pelzung der frischen Ästlein vermehret., EKönig 1706.
1559
Saz, sez, siz, soz, suz
Näch(en)-: Hypothek, die nicht an erster Stelle
steht Gl; s. Vur-S. 1 3. — Näch(en)-Sätzer m.:
Inhaber einer nachstehenden Hypothek Gl. S. auch
Vorder-Sätzer (Sp. 1553).
Nider-: = Satz B 5 a PA1. (.sedimento1 Giord.).
— Auch bei Gr. WB. VII 785.
Nüw-: = Satz Alci; Bs Binn. (von neu an-
gelegten Wiesen); Z Benk. (von Reben). ,Der Ge-
halt des 1822ers, die Menge des 1828ers, ferner der
unvergessliche 1834er ... haben ... den Wunsch nach
Mehrerem hie und da so lebhaft erregt, dass wir
wieder sogenannte Neusätze entstehen sehen.' JKet-
tiger 1857. ,Den nüsaz ze Tetlincon.' 1318, ZTöss.
.Chuonr., der keller von Meilan, git von dem hof ze
Meilan 10 viertel kernen und sol insamnen 5 sol. 1 den.
von den nüsetze[n].' SchwE. ürb. 1331 (Gfd). ,Ich ver-
gich . . . das ich . . . empfangen han ze ainem stäten
walderb und nach walderbs reht... die halden gelegen
am Tanweg... mit sölichem geding, das ich ald min
erben ... sond ainen wingarten da zeigen, und ieklich
werk, was zuo ainem nüws. gehört, sond wir förder-
lich tuon.' 1423, G Stiftsarch. ,N.s Nüws., genant
Rotenhald, gelegen ze Hasslach.' 1435, ebd. (Kopie
von 1613). ,Der Sanngart... sie nüwlich zuo einem
nüs. gemacht worden... Der nüs. [gehöre] in den
kilchensatz Stammheim.' 1498, ZSth.; später: .Das
holz Sangarten, so zuo nüwgriit gemacht.' ,Zwei
flertel kernen von des Kellers nüs.' 1522, Beitr. (Tb
Mamm.). ,Von einem insatz [1. ,nüs.] und acker an dess
pfaffen wyss ein mut habern.' ebd. .Störlis nüs.' ebd.
Urk. auch ausserhalb unsres Gebietes; vgl. ZfGO. 29,
311. Als Flurname (vgl. N.-Bruch Bd V 375, -ße-rüt Bd
VI 1806): .Neusatz' BsAnwil, Benken (Äcker), Binn., Mntt.
(,Newens.' 1446), Oberw. (Wald), Therw. (Reben); GBalg.;
SchXeuh.; Th mehrfach (auch ,-Sätz, -Sätzli'), so Arb., Bach-
tobel, Scherziugen, Steckb., , Neunsatz' ZTrutt. ,N.s Wein-
garten, genant der Nüws.' 1435, G Stiftsarch. (Kopie von
1613). Ein Stück Reben, der ,Nüs.' genannt. 1575,
JGöldi 1897.
Netzi-: Vorrichtung zum Befestigen des Fischer-
netzes im Wasser; vgl. Satz Ald. ,Hinder der Sinn
hat es ein Fach mit zwey Augen und ein Kripf, samt
dem N. bim Bad; ein Fach bim Kreutz, hat ein Aug,
nebent dem Rad auch der N.', Aufzählung von Fi-
schereivorrichtungen in der Limmat. 1700, Z.
Be-: 1. a) Belagerung; s. besorgen (Sp. 1314 u.).
— b) Geltendmachung und Nachweisung des recht-
lichen Anspruchs auf einen Leibeigenen. ,[Wenn]
einich unser vorgemelten partien meinte, yemand,
underdem andern teil gesessen, als lybeigen anzespre-
chen, so soll im der gegenteil rechtz und besatzung
nach der gericht und land recht gestatten, und wa sy
also bezogen werden, ir sye wenig oder vil, die sollen
dem teil, der sy also mit bes. überwunden hat, on
alle fürwort gelangen.' 1501, Absch. (Bs Bund). —
c) Besetzung eines Amtes. ,Als dann in handel und
bes. unser vorberüemten ärnpter ettliche [Gast-] mal
in gesellschaften geprucht werdent . . .' E. XV., B StR.
.[Es wird] von nüwem uff der selben statt [Zürich]
alt harkomen mit irs kleinen und grossen rats bes.
mit rat zuogeachtet.' 1489, Waldm. (B). S. auch Ent-
S. a. — 2. als Ansdr. der Vieh-, bes. Alp- und Weide-
wirtschaft. „Vieh, bes. eine für die Benutzung der
Alpweide oder des Winterfutters verhältnismässige
Anzahl Vieh L", , Viehstand, womit der Küher seine
Alp, der Bauer seinen Hof besetzt' B (auch lt Bärnd.
1904), = Satz A 1 e (Sp. 1519) w BsL.; BGr., G., Si.
(,die Leistung der Alpe, was sie ertragen kann, bzw.
das Vieh, das auf eine Alp getrieben werden kann
nach Massgabe der Schätzung ihrer Leistung' IniOb.);
,L; Zc' (St.b); vgl. auch FGStebler, AW. 12; Bärnd.
1908, 313 ff. ,Ihr Geld langte nicht [zum Ankauf des
Heimwesens], und dann war Nichts für Bes. und Ein-
richtung.' Gotth. .Grösse der Weide 70—80 Juchart,
B. 30—40 Rinder, 20—30 Ziegen' wBsL. Wie vil B's.
het der Berg? Er het (tuet) 100 Chüe BSi. (ImOb.).
,B's. [der Alp Stechhütte"]: 188 Jungrinder [usw.].'
Barnd. 1911. Die während der Alpzeit eingegangenen
und deshalb ab dem B's. Hannen Tiere, ebd. 1908.
,Hat die Hälfte des B'satzes den Berg verlassen, so
darf die übrige nicht länger verweilen.' FAnd. 1898
(BAlpregl. von 1869). Lichte", schwere" B's. ha", ,die
Alpe schwach, stark befahren' BSi. (ImOb.). Zahl der
dem einzelnen Alpgenossen zustehenden Auftriebs-
rechte. Die Festsetzung der Alpfahrt steht nament-
lich bei Denen, .welche dank der Höhe ihres B'satzes ...
e" grosses Wort hein: Bärnd. 1908. .Während des
Sommers hat ein jeder [Alpberechtigter] na'H B's. ...
zu taguanen. An Scheidegg verpflichten 1V> Chie B's.
hienäha (diesseits des Grates) und 2>/s Chie B's. ene-d-
näha zu einem Tagwan.' ebd. „Alprecht für eine
Kuh", ein Recht, das um bestimmten Preis ge- oder
verkauft wird BBe., Hk. „Wie viel Rechte hast du
an dieser Alp? Ich habe vier Besätze." St. B's. über-
cho", ,ein Berg- oder Weidrecht bekommen' BBe. —
3. Kirchen-, Altargerät? S. Turn-Sül (Sp. 797).
Anders bei Gr. WB. I 1541/2; Martin-Lienb. II 381.
Ableitung vom Vb besetzen; vgl. auch be-mtzen. Das Ver-
hältniss zu Bt-S. ähnlich wie Be- : Bi-Sorg (Sp. 1304/5).
Zu 3 vgl. Zue-S.
Über-B., in BG. U-: a) = Über-S.la B, so G. (lt
Bärnd. 1911). .Einen grossen Eintrag erleidet die
Alp durch den häufig vorkommenden Überbes., dh.
durch den Mehrauftrieb von Vieh.' FAnd. 1898. —
b)= Über-S.lbB. .Ohne Bewilligung der Alpgenosscn-
schaft darf Keiner Vieh als Ü. auf die Alp treiben.'
FAnd. 1898 (BAlpregl. von 1869). - Veh-B.: = Vieh-
stand. .Ein braves Wohnhaus ... Viehbes. 10 Kühe und
1 Pferd.' Schweizer Bauer 1897 (Inserat). — Für-B.:
= Über-Be-satz a. BG. (Bärnd. 1911). — Berg-B.: = Satz
Ale BG. ,Die Alpgenossenschaften müssen jedes
Jahr... den B. unter sich vereinbaren.' Barnd. 1911.
— Summer-B. : die sommerliche (von Mitte Juni bis
Ende September, längstens 11. Oktober dauernde) Be-
setzung der Alpweiden BBe. — Üs-tag Üstig-B.: Be-
setzung der Alpweiden (bes. der Vorsässe") eine Woche
bis 10 Tage vor dem Summer-B' satz BBe.
Bi-: 1. Zusatz, Anhang zu einem Schriftstück
TnMü. ,[Das Landrecht zu Simmental] revidiert, er-
läutert, mit verschiedenen Abänderungen und Beisätzen
vermehrt.' 1796, BSi. Rq. — 2. = Neben- S. ,[Der Selleri
gedeiht am besten] wann man die schönsten Stengel
von den übrigen Beysätzen säubert [und] nur das
Herzschoss übersieh keimen lässt.' EKönig 1706. —
3. geschlechtlicher Umgang. ,Zuo dem andern zog er
mich an, ich war jung und hetty essen und trinken,
desshalb wol ze ermessen, ich hielt nit rainickait. Wie
wol ich kain bys. offenlich hetty, so wäry ich doch
in ainem closter, da bishar ally büebery gepflanzt.'
1530, ZRhein.
suz
Bcd. I u ud 2 auch bei Gr. WB. I 1391. Zu 3 vgl.
fl, Siti und Gr. WB. I 1393 (.beisetzen'). Vgl. auch die
Anui. zu Be-S.
Bodo»-: = Satz B5a Aa (auch beim Buttersieden);
B (auch lt Zyro), Hefe (von Wein und andern Flüssig-
keiten) Bs; UwE. Übertr., Auswurf der menschlichen
Gesellschaft UwE. Syn. Grund-Suppen (Sp. 1237).
Die letzten .Hocker' im Wirtshaus: ,Ein sog. Höckeler
[vgl. Bd II 1127], der mit seinen Trinkgenossen den
auch sog. B. gegen 2 und 3 Uhr Morgens hin bildet.'
L(ERöthelin). — Vgl. Gr. WB. II 216/7.
Balche" , Ballen-': Stelle in einem Gewässer (samt
den dort befindlichen Fangvorrichtungen), wo der Fang
von Baichen (Bd IV 1191) betrieben wird bzw. werden
darf; vgl. Eechten-S. Die Fischergerechtigkeit der
.Ballenherren' zerfiel in 14 .Ballensätze.' 1752, Ber.
1868. — Bunds-: Satzung des (grauen) Bundes.
.Welcher aber lyber [!] ein unpartiisch Gricht nach dem
Puntzsatz begärt [als ein nach den für GrS. geltenden
besondern Bestimmungen zsgesetztes], dem sol es den
Brüchen nach ingesetzt wärden.' 1652, GrS. LS. —
Beren-: Ort, wo man ,Beren' (s. Bd IV 1453) setzt
oder setzen darf. ,[A.] klaget... uf B., dass sich füegte,
dass A. sin berren setzen wolt, so vert B. vor im
anhin und, wo er wiste, dass A. leger und berrensetz
hat, do satz[t] er in. Do fuor A. zuo im und sprach
tugentlich: ... warumb setzest du mir in mini leger?'
1385, ZRB. - Berg-: = B.-Be-satz BGr. Für die
Schafe bestimmt jede Alp den B. oder Satz nach Gut-
tinden. Bärnd. 1908; vgl. ebd. 353. — Bläwling-:
bestimmter Teil eines Gewässers (mit den dort be-
findlichen Fangvorrichtungen), Revier für den Fang
von Bläulingen (Bd V 245); vgl. Balchen-S. Dem
Werkmann auf der Insel Ufenau gehört der ,BJeüwlig-
Satz' ob und unter der Ufenau. 1684, ORingholz, Ge-
schichte der Ufenau. — Brügge"-: Landfeste eines
Brückenbogens Gl; Schw. Syn. Satz A lg (Sp. 1519).
.Die Brugg zu Steinen sammt beiden Bruggensätzen.'
vEcw 1857.
Recht(s)-: 1. was (nach Klage und Klagebeant-
wortung, Replik und Duplik) von den Parteien ,zu
Recht gesetzt' wird (vgl. Bd VI 254 M.), formuliertes
Rechtsbegehren; vgl. Seg. RG. II 699. Sehr häufig
bes. in Urteilen. XV./XVIII. ,In dem rechtshandel ...
zwüschen A., clegern, eins-, so denn B. allhie, ver-
sprächern, andersteils ... cognitum est, der statt Satzung
solle um den beschächnen r. verhört werden.' 1562,
B RM. S. noch Güetigkeit (Bd II 557). Deutlich die
dem Urteil unmittelbar vorangehende (vorletzte) Phase
des Rechtsverfahrens. ,Die amptlüte söllent ... in
einer sache nit me denn zwürent reden one erloubunge
des schultheissen und des gerichz; sunder so ieglicher
zwürendt geredt, sollent sy iren r-e tuon und umb
die sachen fragen lassen.' 1457, BsRq.; vgl.: .Was
sachen nach des gerichtz Ordnung und gebruche ir
entschaft und usstrag haben mögen, daz er [der Schult-
heiss] darumb dheinen r. noch frage bescheen lassen
[solle].' um 1520, ebd. ,[Da die von A. eingeklagten]
meister gemelter [Schuhrnacher-]zunft vermeinten,
das sy im uff söliche klag zuo antwurten nit schuldig
weren und deshalb ein r. geton haben, ist erkenndt
[usw.].' 1494, Z RM. .Wasz sach vor eitn oder dem
andren gricht bisz uff den r. gebracht werden, das
dann das selb gricht die urtel desz r-es geben [solle].'
1513, BsRq. .[Vollmacht] clag und beger ... für-
zebringen, gegentails schirm und fürwandt zuo ver-
antwurten, rechtzs. ze tuond, urteil und abschaidt
zuo hören.' 1538, Z. ,In Erwägung der grossen Un-
ordnung, welche bis dahero an dem Stattrechten vor-
gegangen, in dem dass die streitenden Parteyen ihre
Rechtsätz selber oder durch Hülf der Advocaten auf-
gesetzt [haben und infolgedessen] der Herr Richter
vermittelst solcher weitläufigen Rechtsätzen nicht
besser... worden, [wird] erkannt, dass Alles wider-
umb in alten Stand . . . gerichtet [werde], nämlichen
[es solle] beeder Parteyen Klag und Antwort durch
die Amptleut . . . durch Ablesen deren ihnen über-
gebenen Instructionen oder Memorialen den Herrn
Richtern vorgetragen ... durch den Herrn Gericht-
schreiber aber Klag und Antwort und was weiters
die Amptleut vorbringen, in das Manual [eingetragen
und daraus sowie aus] deren eingegebenen Instruc-
tionen oder Memorialen der R. formiert und ausge-
zogen [hierauf beiden] Parteyen sampt ihren Arnpt-
leuten...der ausgezogene R abgelesen und [nach
Vornahme etwa gewünschter Ergänzungen] solcher
R dem Herren Richter, welchem die Urteil hinder-
setzt, einbehändiget [werden].' 1646, BsRq.; ähnlich
schon 1618, ebd.; vgl. dazu: , [Gerichtschreibertaxe:]
Einen Rechtss. zu formieren und zu protocollieren
wie auch ein Testament einzuschreiben, vom Bogen
10 S.' 1719, ebd. S. noch Satz (Sp. 1523). ,Üf, nach
(beschehenem, getanem) r.' ,[Bei Appellationen sollen
beide Parteien verhört und es soll] nach irem r. durch
ir [der ,commissarien'] urteil entscheiden werden.'
1472, BsRq. , Darumb [haben] wir sy in iren reden
und Widerreden mitsampt vor ergangnen gerichts-
liändeln [usw.] gehört und uns daruf nach irem r.
zu recht erkenndt.' 1505, Z Rq. 1910. ,So wir [die
eidgen. Gesandten] den A. in siner beschwerd und
B.'s anwald in siner gegenwer gehört und verstanden,
habent wir uns demnach uff iren r. zuo recht erkent.'
1519, ebd. ,Wir [haben] an die zuogesatzten die urtel
erfordert uf getonen r.' 1525, Absch. .[Nachdem] die
partyen ires anliggens zuo allen teilen verhört wor-
den, habend sich min herren nach beschehenem r.
erkennt.' 1530, Z RB. ,Do unser gnädiger herr von
St Gallen ... einer rechtlichen urteil begert, haben wir
[eidgen. Gesandte] uns nach beider teilen getonen r.
zuo recht erkennt.' 1559, G Rq. 1903. ,Ist von unns
uff beschechnen r. mit gemeiner, einheiliger urteil
erkent.' 1580, Z. In erweiterten Formeln. ,So habent
daruff nach irem fürwand und r. wir uns zu recht
erkant und gesprochen.' 1508, Z. ,[Bei Todschlag
wird] uff des clegers r. und des herren richters uiub-
frag erkennt' BStSatzg 1539. ,So ist uff des clegers
und siner mithaften beschechne clag und getanen r.
nach min des landtrichters urfrag mit einhelliger
urtteil zuo recht erkenndt.' 1546, Z. ,Uff ir, der par-
tygen, getanen bschluss und r. zuo recht erkendt.'
1588, Z Rq. 1910. ,Auf ihr, der Anwälten, getanen
Bschluss und Rächtsaz mit einhelliger Urteil zu Rächt
erkennt' 1619, ebd. , Auf . . . angehörten Beweiss, auch
endlichen R. soll in Ehesachen die Urteil ordentlich
und deutlich verfasset [werden].' 1717, BsRq. Mit
,klag (und) antwurt.' ,Mit andrer ir ergangenen clag,
antwurt und r. Schriften.' 1491, Gfd. ,Uff semlichs yr
clag und antwurt band min herren sich nütt änderst
künnen erkännen uffyren tanen rächtsaz.' 1563, UMey.
Chr. .Nach gehörter klag und antwort und uff
1. ■)(■;:;
Z, sez, siz, soz, suz
beschecliDen r. erkanntend sich die richter.' 1592, Z.
Noch mehr erweitert. ,Habent w;r . . . uff der parteien
clegten, antwürten und allem fürgewendten handel
und getanem rechtsatzt uns zuo recht erkennt' 1516,
Z Altst , Haben wir nach clag und antwurt, ouch
beider partyen furtrag, verhörung ingelegts vertrag-
brieffs . . . und getanem r. zuo recht erkent.' 1523,
Z Rq. 1910. Bes. mit ,klag, (antwurt), red (und)
widerred.' ,Was nach klag, antwurt, red, widerred,
allem furwenden und geschächnem r. ... zuo recht
gesprochen wirf 148(3, Gfd (Mötteli). ,Das ... wir uns
demnach uff ir verhör, klag, red und widerred und r. ...
erkannten.' 1493, AaK. StR. ,Daz sölich [ein Rechts-
streit] nach verhörung clag und antwurt, red, widerred,
dem r. und anderm, so für sich tragen und rechtlich
zuogelassen wirt, mit ir [der Schiedsrichter] urteil
geendet und ussgesprochen werd in monatsfrist dem
nechsten nach beschechenem r.' 1500, Absch. ,Ist
nach clag, antwurt, red und widerred, verhörung in-
gelegter kuntschaft, allem fürwand und getanem r.
zu recht erkennt.' 1527/9, Z RB. , Haben wir demnach
uf iren r., ouch vilfeltig vor und jetz ingefüerte clag,
antwurt, red und widerred ... zuo recht erkennt.'
1560, G Rq. 1903. .[Bei peinlichem Gericht] tut
der Kleger seine Klag ... der Antwurter sein Ant-
wurt . . . und verhört man Red und Widerred, biss die
Sach zum Rechten gesetzt wird. Und nach dem R.
füert man den armen Menschen für die Tür aus und
redt der Ryehsvogt dann also: Auff Verhörung der
Klag, Antwurt, Red und Widerred, auch beschechnem
R. . . . so gebeut ich euch, meinen Herren den Recht-
sprechern . . . das Jeder da urteile, was ihn göttlich,
Milien und recht dunke.' G Mand. 1600. S. noch
Chlag (Bd III 635). — 2. auf ein gestelltes Rechts-
begehreu hin angesetzter Gerichtstag, Rechtsverfahren.
,Das dann sy [die beklagte Partei] uff den rechtss.,
so inen verkündt wirt, gehorsam ersehynend und im
rechten antwort gebint.' 1565, Z RM. ,Auf dem R.
ward er [PHagenbach] zum Schwert verurteilt.'
Grasser 1624. ,Dargegen [gegen Ansprüche auf Weide-
recht] obgemelter A. und Übrigen uff ir Brieff und
Sigel vermeint zu tringen und die Sach sich zu einem
öffentlichen R. ansecheu lassen; habend hieruff nach
Erinnerung und Ermanung [durch] gemelten Herren
Landvogt ... beid Parteyen sich ... verglichen und
vertragen.' 1640, Z Rq. 1910.
Vgrl. Lexer II 38'J; Gr. WB. VIII 137. Iu der Angabe
.Rächtspruch, rächts. oder gerichtsatz, iurisdictio.' Fris. ;
Mal. stellt ,r.' sicher nur eine uugenaue Wiedergabe des
iat. W. dar und nötigt nicht zur Auuahme einer Bed. Ur-
teilspruch, Richterspruch (so Gr. WB. aaO.), die durch
die Mehrzahl der Belege geradezu ausgeschlossen wird.
Ge-richt-: = dem Vor. 1 (s. die Anm. zu Diesem).
— Rüfi-: Erdrutschung; s. Erd-Bruch (Bd V 372 o.).
— Rot-: „Platz auf der See, wo die Rötelfische her-
beigelockt und gefangen zu werden pflegen Zg" (St.2);
vgl. Bläivling-S. — Rötel-: = dem Vor. Zuger-
und Ägerisee (,eine Aufschüttung von Kieseln und
Steinen, dergleichen die Fischer im Ägerisee herrichten,
damit die Rotforellen sich dort sammeln'). ,Der
Zugersee hat 8 bis 10 Rötelsätze und der Ägerisee nur
2 Rötelsätze (der obere und undere). ... Die Rötel-
sätze auf beiden Seen sind genau ausgemarchet von
den Fischern mit Holzdötzen. Man fängt äussert diesen
Sätzen im Ägerisee noch Rütelflsche' (Lieut. Ithen).
Schleg-: Abgabe, die dem Inhaber des Münz-
rechtes von dem mit dem Prägerecht Beliehenen (Ge-
meinwesen, Münzpächter) bei jeder Neuprägung nach
dem Verhältniss des Ausgemünzten zu leisten ist.
,In der stat ze Zovingen, die der herschaft eigen ist,
ist ein münze; da git man von der marche ze schl-e
6 d.' HU. ,Die münz [zu Zofingen] giltet ie 1 mark
2ß pfenning zuo slegs.' ebd. — Dissim. aus dem syn.
Steg-: Landfeste eines Steges. ,Über die Muota
bei Wylen gieng vor 400 und mehr Jahren ein ziem-
lich breiter Stäg... Noch bei meiner Zeit fand man
bei Erstellung der jetzigen ... Brücke den felsenfesten
Stägs.' FJKyd (ScHwBrunn.).
Tag-: Ansetzung eines (Rechts-)Tages bzw. der
angesetzte Tag, Termin. Syn. Tag-Fart (Bd 1 1036).
,Er hab rechts begert und umb t. angerüeft, daruf
im och tag gesetzt sig.' 1493, Z. ,[Da N.] um beladung
diser appellation und t. angerüeft und gebetten hat
und wir söliche appellation angenommen, och ime uff
hüt rechttag für uns verkündt und angesetzt [haben].'
1508, ebd. ,[A., der den B. wegen einer Schuld be-
treibt, erfährt, der B.] vermöchts nit und hett nütz
dan vil kleiner kinden; also machtint sy ein t., sott
er in bezallen.' 1528, ebd. — tag-satzen. , Lange
tagsatzten, das heisst beratschlagten wir [einige
Reisende], ob noch ein Abstecher nach dem Grossen
StBernhard gemacht werden sollte.' Kcenlin 1840.
Ge-wicht-: Gesamtheit der zu einer Wage ge-
hörenden Gewichte, auch (bes. in ä. Zeit) in einander
passend in einer Hülse untergebracht Ap; GT.; Th; Z
und wohl weiterhin, aber kaum überall volkst. ,1m
historischen Museum in Bern . . . sind in Messing aus-
geführte Gewichtsätze aufbewahrt' Schweiz 1897 1474.
Wider-: 1. a) Widerstand durch Tat oder Wort.
,Nach verhör beider teilen fürbringen, Miefen, siglen,
gewarsamme und wes sich ein jeder zum w. trüwet
zuo behelfen.' 1573, AaL. StR. ,Alle anderen, so
diesem gegenbischoff gehuldet, [wurden] in bann ver-
kündet, dadurch si ihres w-es abstehn und bischoff
Gerharten annemen muossten.' Wurstisen 1580. ,Die
Keisrischen wolten den Meyländeren ihren W. undt
Tumult yntrenken.' RCys. ,Bei denen geringereu Ver-
brechen aber findt mann, dass Selbige [die sich in
eine Kirche oder ein Kloster geflüchtet haben] auf
einen Revers de non oeeidendo vel mutilando heraus-
gefordert, bei Widersaz aber auch autoritative heraus-
genommen werden könnten.' 1752, Absch. ,Ane w.'
,Als nu dise Engeilender allenthalben in dem lande
richsnoten mit gewalt aun allen widersaz.' Z Chr.
1336/1446. ,Wir, der burgermeister, die rät [usw.
kamen] über ein, daz wir . . . wellen bi disen vor-
geschriben stuken allen beliben an all widersätz.'
1405, Z StB. (zweimal). ,N., Rector der hohen Schuel
[zu Basel], bat die in den Kirchen ungebrauchte Orgeln,
jedoch nicht ohn W., wieder in Übung gebracht.' Leu,
Lex. — b) Feindseligkeit. ,[Die von Z] fiengend
mengen w. gegen inen [Schw und Gl] an.' Fründ 1446.
,Pr»fracte, hertigklich, ungnädigklich, mit kyb und
w. oder wider span, rauchlich.' Fris. — 2. Pers., Wider-
sacher, Gegner. ,Üwer gnad [haben] die sach zwüschent
minen widersatzen und mir underhant genomen ... ze
richten.' 1447, B AM. — Mhd. widersaz, auch in Bed. 2. —
wider-sätzig, ,-e-': Widersätz leistend, dazu geneigt.
,[Üiocletian sandte Mauritius mit seinem Heer] wider
Saz, sez, siz, soz, su?
l; -,.;.;
die, die dem römischen gewalt widersetzig werend, daz
sie die selben undertänig niachtind.' Z Chr. 1336/1446.
,Nun hatten die Römer in der selben zit vil wider-
setziger lüten und sunderlich in Galea, das ist Franken-
rich.' Z Chr. XV. ,üas er sich der begerten rächnung
ie widersätzig erzeigt' 1573, Z Sth.
Werch-: 1. Abschnitt, Los einer von Mehrern
zu leistenden Arbeit. ,Die Länge der Strassen wird
in Werksätze eingeteilt. Die nähern, nicht weit von
der Strasse gelegenen Gemeinden werden verpflichtet,
solche Werksätze znm Bauen und Unterhalten zu
übernehmen.' AAGem. — 2. Balkenriss einer Holz-
konstruktion, bes. eines DachstuhlsGT.; ScHSt.(Sulger),
und als Wort der Zimmermannsspr. sieher weiter-
hin; vgl. AfV. XVI 90. S. das syn. Böst III ca. (Bd
VI 1521) und anseilen II (Sp. 715). — In Bed. 2 auch
Adelung IV 1505; Sanders II 864.
Zue-: 1. a) wie nhd. Zusatz; wohl allg. bekannt,
doch nicht eig. volkst. ,Z., zuogab, das ausfüllen oder
zuoiullen,supplementuni,additamen tum, accessio, corro-
larium [usw.]; ein anhengle, zuosätzle, appendicula.'
Fris.; Mal. Zu einem Schriftstück uä. Ap. ,So
lassen wir die ietzgemelten von Übersibental by irem
alten landtrechten ... beliben ... und damit ouch hin
und ab sin sol die enderung mit etlichen nüwen
zuosätzen, dawider ... vormals beschächen.' 1513, B
Si. Bq. ,[Der Stadtschreiber soll] was im bevolhen
wirdt ... one truglichen z. ufschriben.' ZElgg Herr-
schaftsr. 1535. Zu Speisen, Getränken Ndw lt Matthys
(,zB. Cichorie zu Kaffee'). .Etwas, das ein ding wol
geschmackt und lieblich macht, lieblicher z. und saul-
sen, condimentum.' Fris. (schon 1541), .allerlei zuos.,
der ...' Mau In ehem. Sinne, von Legierungen. ,Waz si
[die Goldschmiede] von golde oder von silber wer-
chent ... das sol alles vin sin an alle zuosetze.' 1407,
B PES. ,Dem erz ein z. geben, das es geleitiger und
glimpiiger oder handsamer werde, »s temperare.' Fris.;
Mal. ,Item ist unser Landrecht ... dass die Gold-
schmidt zue jedem Mark Silber zwölf Lot fein Silber
zue verarbeiten bruchen undt kein grösseren Z. dar-
zue tuen sollen.' ScHwMa. LB. 1756. Im ungünstigen
Sinne: ,Der Tüffel heisst aber allwegen ein Z. darzue
[zu den heiligen Handlungen] tuen, damitt es ein
Missbruch gebe und nit in der rechten Meinung ver-
riebt werde, als zum Exempel: Mess lesen zuo sonder-
barer Stund ...; opfern ungrad oder unglyche Stuck
Oelts [usw.].' RCys. (Br.). — b) Zuschlag, Draufgabe,
die bei Ablieferung des Weinzehntens auf jeden
gemessenen Eimer zu leistende, an den .Amtmann'
fallende Zugabe. Vgl. Zue-Mess (Bd IV 456). ,[Es
sei beim Messen des neuen Weins] der z. dess kübels
von 3 köpfen zuo jedem eimer hinzuogetan worden
[und habe] dergestalt einem ambtmann in guoten
herbsten, wann es 400 eimer in den keller geben, der
z. des kübels in die 40 eimer ertragen mögen.' um
1565, ZKü. — c) Zulage, Zuschuss. ,Z. des Ions,
schenke zuo dem Ion, mercedis cumulus.' Fris.; Mal.
,45 fl. und diess Jahr 15 fl. Z. sind mein ganzes Ein-
kommen von der Schule.' 1799, Gl JB. (Gl Luchs.).
— d) was an Aussenhöfen zu einer Gemeinde gehört.
Syn. Üss-Ge-mein (Bd IV 303). .Jetzund ist es [ein
Dorf] Gemeind für sich selbs mit seinem Z.' Gcler
1625. — e) Zufluss. ,Am Julier [ist der Ursprung]
des ... Innrlusses, welcher ob Sils vom Maloja her
ein Z. oder Arm bekonit.' Sererii. 1742. — f) ,Z. der
jaren, zuonemmung des alters oder der jaren, annoruui
accessio.' Fris.; Mal. — 2. Spieleinsatz. ,[N. sagt
aus] wie das ir vil mit einandern keglet, demnach
hab man das abentbrot bracht und giengen etlich
dannen und satzten ir dry zuo. Also in dem redte
A., er wollte ouch nit me machen, gienge hinzuo,
neme gelt dannen . . . Daruff neme er [Zeuge] sin gelt
ouch dannen. Also lege noch ein z. da, den wollte
B. nemen. Do wuschte A. dar, neme das und redte, er
hette für sin gsellen ouch zuogesetzt.' 1486, Z BB. —
3. in der Rechtsspr. a) = In-Bund 5 a (Bd IV
1358 u., wo auch ein Beleg). .Wuochery ... durch
onbillich pfandung oder z. setzen und zins machen
oder durch lichung gelts.' 1529, Strickl. (GRh.). —
b) die vom Erblehennehmer dem Lehensherrn ge-
Jeistete Sicherstellung für richtige Bewirtschaftung
des Gutes und Zinsleistung. Syn. Ur-8.2; vgl. Hab-S.
, Erblehen umb Buochberg [Überschrift] ... Darum
das die vorgen. abt Johans und der convent . . . und
das gotshus ze Rüti des vorgen. jerlichen erbzins
dester sichrer syend, so band wir [die Übernehmer
des Erblebens] inen zuo einem rechten ewigen z. zuo
dem vorgen. hoff zuogesetzet und verbundenlich ge-
macht zuo dem vorgen. irem jerlichem erbzins unsern
eigen boumgarten, genant der nider boumgart.' 1432,
ZRüti. ,Die hundert und fünfzig gülden sollend syn
ain z. des genanten erblehens, das dasselb in guotem
buwe und eren gehalten werde.' 1471, ThHw. Arch.
(Abschrift von 1544). Auch bei (nicht bar aus-
bezahlten) Liegenschaftskäufen, indem der Kauf unter
Verfall des ,Z-es' rückgängig gemacht werden konnte.
,Köif um Güeter, da man Z. gitt [Überschrift]. Wo
Ieman in unsserem Landt Güeter kouft und daruff
einen Z. gitt, des sich der Verköifer latt benüegen,
wenn denn der Köifer den Z., den er uffs Guet geben
hatt, verlürt, so mag er wider vom Guet stan. Hat
er aber keinen Z. uffs Guet geben, wie er dann das
Guet schleize oder wüeste, so mag er nitt rner davon
stan, sunder muess das Guet bezalen bis an des Ver-
köifers Gnad.' 1613, Suuw LB. ,Das, wan Einer ein
kauftes Guet sambt dem gegebenen Z. ligen lasset,
ob ein Solcher schuldig seye, den neüw undt alten
Zins zue bezahlen oder nit' 1709, ebd. — 4. a) bei
Gerichten, a) Ersatz bei unvollständiger Besetzung
eines Gerichts, gew. in der Verbindung .einen z. geben,
tuon.' ,Ob es sich . . . i'üegen wurd, das die zwölf
richter nit alle das gericht, es weri von sachen wegen,
die früntschaft berüertind, oder von andern dingen
wegen, besitzen köndint oder söltind, den so mag ain
herr inen ainen z. geben.' 1463, G Rq. 1903 (Offn. von
GGoldach). ,Ob es . . . notturftig wurd, so mag ain
herr und apt zuo Sant Gallen das gericht zuo Mörsch-
wil mit lütten usser andern gotzhus höfen besetzen
und ainen z. tuon.' 1469, ebd. (Offn. von GMörsw.);
ähnlich in den Offnungen von 1469, GGoss. (erneuert
1510); 1471, GTa.; 1490, GAndw.; um 1490, GOber-
dorf; 1495, GHelf.; 1495, GBronshofen; 1509, GStel-
nach; 1510, GNiederwil; ferner 1500, TiiKessw. (ZfsR.
I b 94). ,Ain vogther [kann] das gericht zuo den ob-
genanten höfen mit lüten uss andern sinen vogtyen
und gerichten besetzen . . . ald ainen z. tuon, wo . . .
ainen vogtherren bedunete, das von früntschaft, von
arkwons, von partyge oder ain dorff secher wer oder
das gericht übel gevertgot wer.' 1409, GRq. 1906 (Offn.
von GBurgau). ,Ob es sich fuogte, daz nit richter
15117
gnuog da werent, das ... sie gen ain ander partyg
weren und argwänig, so mag ain vogt . . . inne ain z.
geben und zuo setzen uss andren sinen gerichten.'
um 1475, ebd. (Offn. von GFlaw.). ,Es ist unser gerichts
bruch und ortnig, wen wier zuosatz ziend, so gänd
wir inen zerig, so fll sey im gerichtshus verzerend den
tag, und also halt man is oucb, wo iser geryclits lit
beschickt wärdend im land zuo satz.' GrTIis Gerichts-
ordn.1549. — ß) Beisitzer.bes.einesSchiedsgerichtes.
Vgl. Zue-Säss (Sp. 1371). Im koll. Sg. .[In einem Rechts-
streit zwischen Z einerseits, Scbw und Gl anderseits
wurden] wir, NN., von unser egenannten herren von
Zürich und wir, NN., von unsern herren von Schwitz
und vonGlarussals z. in das recht gesetzt.' 1479, Waldm.
.Glicher z.', von den dem Obmann (Unparteiischen)
durch die Parteien beigegebenen Schiedsrichtern. Ein
Streit zwischen L und den Urkantonen wird ans Recht
gesetzt ,uff ein obman zem glichen z.' 1431, Seg. RG.
.Nachdem sich span halt zwüschen üch und uns . . .
dorum tag gehalten mit glichem z. inhalt der pündten.'
1529, Strickl. ,Ob unser widerpart tringen wurd uff
ein recht mit glychem z.' 1560, Aeg. Tschudi (Brief).
, Eines dinges üf einen gemeinen mit glichem z. komen'
uä. ,Der selben stössen sy komen gewesen sind uff
den fromen vesten her N. . . . als uff ein gemeinen
mit glicliem z.' 1436, Z RB. .Wegen der selben stössen
sy zuo beidersitt uff den fromen vesten herr N. . . .
als uff ein gemeinen mit glichem z. komen gewesen
sind.' ebd. ,Oie von Zürich und die Eigenosen
koment ir spenen gon Keiserstuol ... mit eim geliehen z.
Wir [die Stadt Basel] und die herschaft [Österreich]
der spenen und stös, so do was, kam man zuo dem
bischof von Basel ... ouch mit einem geliehen z. ...
Also säst min her von Basel dag . . . der herschaft
und der stat von Basel . . . und nam min her von
Basel die Sachen mit dem z. für.' 1444/6, Bs Chr.
.Derselben iro stösse und zwayung baid vorgenant
tail ... uff mich als uff ainen gemainen obman mit
glichem z. komen sind ... mit dem gedingen und für-
worten, das ich und die nachbenempten zuosätz baid
vorgenant tail ... verhören söllent.' 1458, NSenn 1872.
.Von des schmerzen und schaden wegen [bei Verwun-
dung] söllent sy zuo baider sydt uff ainen gemainen
mit glychem z. zuo minn und recht komen.' 1462, G
Rq. 1903 (Offn. von GSteinach). .Als dann ... der
Eidgnosschaft rete [die streitenden Parteien] ermerk-
lichen [1. ,-er'] spenn, stöss und irrungen ... uff mich, N.,
als ein gemeinen obman ... mit gelichem z. zum rechten
gewisen habent.' 1493, NSenn 1872. Im (wohl meist
koll. zu fassenden) PI. .Möchtent aber die zuosetz
urnb einen gemeinen eins nit werden, so söllent die
unpartygyen [!] von stetten und lender . . . einen ge-
meinen man, der unpartigyg sy, dargeben. . . . Und
welher den ... dargeben wirt, den söllent sin obren
darzuo wisen, dem einen z. ze helen [beizustimmen];
ouch [sollen] der geraein man und die zuosetz zuo
Got und den heiligen sweren [usw.].' 1430, L (Ent-
scheid im Streit zwischen Luzern und Weggis); vgl.
Seg. RG. I 400. ,A., gemain man, NN. . . . ains tails,
NN. des andern tails zuosätz tuon kund: [Da die
genannten Parteien vertragsgemäss im Falle eines
Streites] uff mich obgenanten gemain mit glichem z.
zuo rechtlichem ustrag komen solten [und im vor-
liegenden Streitfall] die baid tail uns die zuosätz
darzuo geben und erkosen und uns den gemain und
zuosätz obgenant ernstlich gebetten . . . haben, uns
der sach anzuonemen [usw.].' 1474, Z Rq. 1910. .Nach
verhörung beder partyen zuosätz sprüch und urteln.'
1477, ebd. ,Ich, obgenanter gemein man [habe] beder
teil zuosätz ankert und ervordret, sich des rechten
darumb ze erkennen.' ebd. .Die zuosez sollen ouch
darumb mit keinem Widerwillen oder unfuog von
den partyen beladen werden.' 1500, Abscb.; s. noch
Leist-Mann (Bd IV 268). .Und sollend baid tail,
nämlich die klagend uss des angesprochnen tails und
herwiderumb der angesprochen uss des klagenden tails
klainem rat zwen mann zuo zuosätzen erkiesen und
nemen und vor denen baider syt us gesehrift oder
mit mund, je nachdem es die zuosätz für guot an-
sehent, ir klag ... fürtragen, und so sy also gnuog-
samklich verhört sind, sollend die zuosätz mit recht-
licher urtail sy entschaiden, und was dieselbigen
zuosätz ainhelliklich oder mit der merern stimm er-
kennent ... darby soll es pliben.' 1527, ebd. (Burg-
recht zwischen B und Constanz; ähnlich zwischen Z
und Constanz). .Erkennen wir obmann und zuosätz.'
1536, Streitscbrift 1713. ,Gliche zuosetz.' ,Von sem-
licher spen . . . wegen [wurden sie] durch die fürsich-
tigen wysen aman und rät . . . uf einen gemeinen mit
glichen zuosetzen zuo güetlichen tagen beredt und
wir obgenanten fünf man als früntlich undertädinger
darzuo erweit.' 1491, G Rq. 1906; später: .Uns ob-
genanten fünf manen als einen gemeinen mit glichem z.'
.Das wir solche unsere handlung in der güetig-
keit oder doch mit glichen zuosätzen veranlassen.'
1590, Gl. Mit zählendem PI.: .Bürgermeister, klain
und grosser rääten [von St Gallen] beschwerd uf die
24 der Pündtischen ingelegten artieul vor den 84
zuosetzen.' 1491, JHane 1899; vorher: ,84 schidlüten.'
Bei andern Behörden. .Damit Span und Stöss ... ver-
bietet ... haben wier ... gesetzt und verschafft, dass
von allen vier Dörfferen und von einer jeden Tärzen
zu gleichem Z. zwei oder drei verstendige Männer ...
mit sampt dem Herren Landama ... über die alten Erb-
fähl, Brieffen und Landtbuch sitzen', zur Revision der
Landsatzung. GRVDörf. LS. 1692. Bei einer Wahl-
behörde: ,Wann ein Probst oder Chorherr stirbt, soll
ein anderer erwölt werden von glychem Z. beider
Teilen [des kleinen Rates und des Domkapitels].'
RCvs. Bei einer Regierungsbehörde, als Übers, des
it. aggiunta: .Jährlichen erwöhlen sie [die Clevner]
einen Consulen ... item zween Syndicos ... item zween
Provisionierer [usw.]. Disen werden auss den Ältisten
der Statt zugegeben ihren vier, die nambset man
l'aggionta (den Z.); dise 4 Männer haben die Ver-
waltung der Stattsachen.' Sprecher 1672. — b) von
einer Zunft gewählter Ausschuss. ,Als man am fry-
tag den grossen z. gehept, hat er [der angeklagte
zweite Zunftmeister OBürer] hülfen meren und geredt,
das man sölichs nit liden kunn noch welli, wie es
ain rat für sich genomen hab, denn es wer ir zunft
ain grosser appruch. [Das Urteil lautet] das er ge-
richtz und ratz entsetzt sin und och in der weber
zunft zuo kainen zuosetzen noch gebotten geprucht
werden soll.' 1489, JHane 1899. — 5. a) Vorspann
BS. (AvRütte). I'h ha" müesse" Z. ne", so stotzig isch 's
am selben Ort. — b) Unterstützung, Hilfe. ,Man sol
nachgan und richten von der kilchwichy wegen zuo
Altstetten ... [Einer von Engstringen habe] geredt ...
heftend die von Altstetten dehein z. noch niemant
l.-.H!'
Saz, sez, siz,
1570
anders dann sy, so wölten sy tanzen, es were inen lieb
oder leid.' 1469, Z RB.; anderer Zeuge: ,Wäre nie-
mant da dann die von Altstetten, so . . .' , Unser
altvordren [haben] mit stiir und z. biderber lüten ein
kilchen ... ufgebracht.' 1553, BSi. Rq. — c) im mili-
tärischen Sinne, Hilfstruppen. ,[Bei der Belagerung
von Waldshut] wurden die fromen lüte von Solotern
enend dem Rine zuo bliben geordnet mit etlichem z.'
DSchill. B. ,Der herzog hatt uff 90 tusent mann bi
imm . . . und ist darinn begriffen der z., so imm komen
ist us Westfoln.' 1476, Bs Chr. ,Vor und ee ouch der
von St Gallen z. komen ist, haben wir unser z. nit
mügen von Rinegg hinuff in daz Rintal bringen.' 1499,
Calvenf. 1899. ,Das yeds land und statt der 9 ort
der Eidgenossen ein z. inen [den Bündnern] zuo solt
stossen.' JLenz um 1500. ,Ettlich knecht usz Basel ...
verbrannten . . . das vorstettlin [des Schlosses Bloch-
mont], und am morgen . . . verkundten sy das der statt.
Von stund an hielt man [zu Basel] rodt und schickt
ettlich knecht dar zuo einem z.' 1522, Bs Chr. S. noch
Un-Bed (Bd VI 534). Insbes. die zum Schutze eines
(festen) Platzes, auch einer Gegend dienenden (Hilfs-)
Truppen, Besatzung, Garnison. ,[Die Königlichen
haben] Mayenveld falschlich ingenomen und da ge-
lasen 500 zum z. [Die Eidgenossen] nomend daz
stättli wider in und nomend her N. mitsampt dem z.
gefangen.' 1499, Calvenf. 1899. ,Des z-es halb soll
er [Mötteli, in dessen Scbloss eine Besatzung gelegt
wurde] einem jeden zuosätzer des manots zwen gl.
geben.' 1527/9, Z RB. ,Die kriegslüt [sindj umb unser
statt [Genf] gelägen . . . und haben wir gehalten alle-
mal ein garnison oder z. siben- oder achthundert
mannen.' 1530, Absch. ,Der ganz farhaf brann, da ir
z. und spys gsin was.' Haimonsk. 1531; frz. ,garnison'.
,Wie er in den Rotwyler z. habe gewolt . . . do hette
sy geweint.' 1541/3, Z Ehegericht. ,[Der König] büt
dem z. [im belagerten Babylon], dass sy . . . all ir
arbeit in fröüd verkeeren.' JMurer 1559. ,Z., für-
nemmer schirm, als der kriegsleuten, die zuo schirm
und erhaltung in ein statt gelegt werdend, prasidium,
subsidium.' Pris.; Mal. ,In dem schicktend ... die
von Leon ein botschaft an min herren um ein z. zuo
schirm irer statt in disen gefaren.' JHaller 1562.
,So habend sich ouch dise Hallower mit sarapt irem
Z. in dem Schwabenkrieg wol gehalten. Dann als
anno 1499 die Eidgnossen ... disen Flecken Hallow
innamend und mit einem Z. besehirmbtend [usw.].'
JJRüeger. ,[Die Prättigäuer] griffend an ohn Wehr
mit Brügel ihre Peindt, die ihn zum Z. gäben sind ...
alt versuechte Kriegsleut.' 1622, Zinsli 1911. ,Die
Bretigeüwer [haben] s Haus üsterychs Z. . . . man-
lichen angefallen.' ebd. ,Das ire Statt [Stein] der Zyt
mit einem bestendigen Z. versehen werde.' 1640, Z.
S. noch üf-nemen (Bd IV 737 o.); ring (Bd VI 1056);
Üf-Ge-räz (ebd. 1923). Mit Orts- (Richtungs-) Be-
stimmung. , Umb den z.gan Fryburg [Überschrift]. Daz
dieselben forsten und stett ir lüt und gezüg . . . zuo
Fryburg lassen und daz ouch wir von den unsern...
einen mergclichen z. inen zuordnen sollend ... und
wir haben angesechen, daz üwer gnad 35 gerader
soldner ... in solichem z. haben sol.' 1476, Ocbsenb. 1876.
(Schreiben der Eidgenossen an den Abt von StGallen).
,N., soldner im z. zuo Fryburg.' 1486, Z RB. ,Wir
haben gemeint, das der zuos-e in Novarra sollt ab-
ziechen.' 1500, JSG. , Darin [in einer Stadt] ein starker
Schweiz. Idiotikon VII.
■/.. lag.' XVI., Lieh. ,Der z., der zuo Jerusalem noch
im schloss lag.' 1530/89, Make. I; ,die Besatzung.' 1638.
,Dass die länder [VOrte] zuo Bosswyl zwüschen Brem-
garten und Muri . . . liggen, ab welchen sich der z. zuo
Bremgarten treffenlich besorgt. [Die von Z sollen
warten] bis wir wol verfasst, die zuo Boswyl das läger
ze rinnen [zu] begwaltigen. Damit sind wir guoter
hoffnung, den z. zuo Bremgarten von gfar und sorg ze
ledigen.' 1531, Strickl. (Bericht der B Heerführer vor
Lenzburg an B). ,Und Hess man ainen z. zuo Zug
und ainen obman von Zürich.' Vad. ,[Der Herzog]
hielt derhalben ein stäten Z. in der Statt Zug... Die
österrichischen Zuesetzer... hatten sich schon hinweg
gemacht.' RCts. , Einen z. legen, setzen, schicken,
ordnen.' ,Fuogte sich aber, das dhainest sorglich leuff
werend ... alsdann so mechtend unser gnedig herrn ...
ainen z. in die vermeldten höf nach notdurft leggen.'
1474, TüDiess. ,Dasz ... die fürsten und stette der
vereinung iren zug und z. ... zuo Fryburg lassen
und des ouch gemein eitgnossen ... ein trefflichen z.
gan Fryburg schicken sollen ... Es sollend ouch . . .
Strasburg und die statt Basel . . . angends die iren
zuorüsten und von stund an zum z. gan Fryburg
schicken.' 1476, Bs Chr. ,Von einem z., so man von
Basel schickt gen Ellykurt.' 1521, ebd. ,Z. legen,
prssidia disponere (z. schicken, hilff tuon, praesidium
ferre; ein huot stellen oder ein z. etwan hin legen,
Präsidium collocare).' Fris. (auch 1541); Mal. ,Hie-
näbend ward auch ein z. geordnet in die beede Schlösser
Gex und Iferden; als aber die selben zuosätzer schon
hie in der statt warend [usw.].' JHaller 1550/73.
.[Kaiser Maximilian] zog vor Meyenfelt mit Macht,
das Tor war göffnet in der Nacht, tat da ein Z. setzen.'
1621, Zinsli 1911. ,Z. in ein Ort legen, prasidio
urbem munire, firmare urbem prasidiis.' Hosp. ,In
(im) z.' ,1er [habt] mich mitt sampt andren xellen
in z. zuo Sarnetz gelassen.' 1499, Calvenf. 1899. ,Unser
gesellen, die wir im z. gehept.' ebd. ,Do sy [die
Kriegsvölker] versamlet warend ... do ordnet sy Ruol-
land inn die stet und festinnen inn z.' Morgant 1530.
,[Auf Ansuchen der eidgen. Boten] Hessen wir [der
Herzog von Mailand] nach . . . etlich der iren in z. ze
nemen.' Ansh. ,N., als er in z. gen Iverdon gangen,
lOpfd.' 1547, B(Stubenmeisterrechn. der Pfisternzunft).
,Im z. ligen' uä. ,[Die Leute] so in dem z. zu N.
lagent.' 1479, Z RB. ,[Die Knechte] so von den vier
Orten zuo Wil in z. ligend.' 1489, JHäne 1895. ,Die
dann im schloss im ■/.. gelegen sind.' NSchradin 1499.
,Alle Chaldeer, die er da [in der Stadt Mizpa] fand
im z. ligen.' 1530/89, Jer. ; ,in der Besatzung'. 1638.
,[Die Berner] so im z. [zu Genf] sin werden.' 1546,
Absch. ,üie, so im z. des Schlosses ligend.' Vogelb.
1557. ,1m z. ligen, agitare prsesidium; zuosetzer,
kriegsleut, die in einer statt an anstössen im z. ligend,
stationarii milites, cohortes subsidiaria;, praesidiarii
milites.' Fris.; Mal. ,Den 7. Tag Wynmonats [hatten]
sich by diszem Kriegsgschr[e]yg ... 80 Man by der
Nacht gen Rapperschwyl inn Z. gelegt.' 1619, GJPeter
1907. ,1m Z. ligen, prsssidium agitare.' Hosp. Einen
,in z. geben, schicken.' ,[AvBubenberg] bleib ouch
also müessig zuo Spietz, unso [!] dass in sine stuben-
gsellen in z. gon Murten gaben.' Ansh. .Hatten min
Herren von Lucern etliche Knecht gan Sempach in
Z. geschickt, die Tor und Statt zu verwahren.' ßCvs.
,Als Genf die Stadt der Feind fiel an . . . schickt [Bern]
1571
Saz, sez, siz,
1572
den von Mülinen in Z.' 1620, Zinsli 1911. Im PL;
t. im koll. Sinne. ,Daz sy ir zuosätz im Swaderloch
nit sölten abwechslen.' 1499, Z. ,Wir [haben] an vil
orten gross und stark zuosätz, unser land von unsern
fyenden ze retten, getan.' 1531, Strickl. (B an Z).
.Die macht zuo Zofingen [ist] von der zuosätzen wegen
nit als stark, als vilicht darvon gehalten wirf ebd.
,[Die Berner] liessend 800 zuo Bremgarten, 400 zuo
Hellingen im z. . . . Und uft' deu nächsten sambstag um
vesperzyt fuorind also bed zuosäz hinweg.' WSteiker
1532. ,Die von Premgarten . . . warend ouch uff unser
sitten; den min heren von Zürich batend zuosetz da.'
M.XVL, Waldm. (stadtzürch. Bericht). ,[Herzog Fried-
rich sah wohl, dass den Städten und Landschaften]
witer nit möcht vertruwt werden, si wurdind dan mit
sinen merklichen kosten mit zuosätzen, hilf, guot und
gelt endschütt und underhalten.' Vad. ,Nachdem er
etliche Stett ... befestiget und mit Zuesetzen wol
verwaret.' JJRüeger. Auch örtlich, Garnison, Truppen-
standort. ,üie muotwilligen knecht [wollten] in den
zuosätzen nit müessig ligen.' Ansh. ,Tieff-Casten ...
darin 600 Spannisch Mann ihr Zuesätz und Ver-
wahrung ghan.' 1622, Zinsli 1911. ,Als aber die Eid-
genossen überall auss ihren Zuesätzen zuelauffeten,
zugen die Feind widerumb ab.' Sprecher 1672; lat.
concurrentibus undique Helvetiis ex locis prsesidiariis.
In individueller Bed., Soldat (einer Hilfstruppe, Be-
satzung). ,Dero von Tegerwyl und Gottlieben botten
[haben] der 3 zuosetzen halb, so im schloss Gottlieben
sind, ouch bescheid begert. Daruff ist inen von minen
herren diser bescheid und ratt geben ... NN. als
ambtlüt der gestift und des bischoffs [zu Constanz
sollen ihnen eine bestimmte Summe] geben und sy
uss dem selben ire zuosetzer erhalten und abfertigen.'
1527/9, Z RB. ,Ist zuo wissen, dass [Abt Ulrich] den
Aidgnossen 100 man gen Bellenz schickt. Da hat
sich ain schwader versamlot ghan etlicher Mailän-
discher rüter. Der zerfuor wider und kam iederman
haim biss an ainen z.' Vad. — 6. zugefügter Schaden.
.Zeugnus [des Erdbebens] geben unsers Grossen
Münsters, auch anderer Kirchen und Turnen Spalt,
Biss, Klammeren und andere dergleichen Zusatz.'
JJBreit. 1643. — 7. = Be-S.3? ,Wir sind landmärs
wys bericht, wie du glich uf gemachten bericht zwü-
schen . . . den 5 orten und uns zuogefaren syest und
den z. zuo Wettingen, das Silbergeschirr, slüssel und
anders hinweg genommen und dergestalt an dem ort
gehandlet, dass der apt und die conventbrüeder ver-
ursachet, dadannen ze wichen.' 1531, Strickl. (B an
den Landvogt zu AaB.). — Mhd. zuomz. Vgl. Schm.sII
345; Sander II 864; Weig. 5 II 1347. Auch im WB. der
luxemb. MA. 509. — Zue-Sätzer m.: 1. Beisitzer eines
Schiedsgerichts; vgl. Zue-Satz4a§. , Dieselben spann ...
sollen erforderet und entschlossen werden durch gliche
zuosetz ... und so an den zuosetzern im urteilen
zweispaltung wäre oder wurde, dass aldann ... erwölt
sollte werden einhelliklich ein obman uss der Land-
schaft Wallis.' 1532, Strickl. (Absch.) S. noch
Redner (Bd VI 584). — 2. a) Soldat (einer Hilfstruppe).
,[Die Bündner] gewunnend die letzi mit etlichen zuo-
sätzeren von Aidgnossen.' Sicher 1531. ,Hie mit
bschickt man die zuosätzer wider heim und ward uss
dem usszug nichts.' JHaller 1550/73. ,Johannes der
töuffer [wurde] von den kriegslüten oder zuosätzeren
gefraget, wie sy sich söltind halten.' HBull. 1561.
Insbes. mit Bez. auf eine Besatzung, Garnison. ,Die
ratsbotten, so ietz in den clöstern Rüti, Bubikon [usw.]
und anderschwa als zuosätzer, ufseher und schirmer
geschickt sind, [beziehen] zum tag 5 ß fuoter und mal.'
1525, Z EB. ,[Der] landvogt uf Küssenberg [soll] all
frömd zuosätzer urlouben und uss dem schloss tuon;
dagegen sollen unser gnädig lieb herren von Zürich
vier zuosätzer uss ir statt ... darin tuon ... Und
sobald die vier zuosätzer in das berüert schloss kom-
men ... wollen si [die aufständischen Bauern] iren
zuosätz und alle, so si da haben, abmanen.' 1525,
Absch. ,Die gardenknecht und zuosätzer [sind] mit
zweien vänlin uss dem schloss brochen.' Ansh. ,Do
wurdend die zuosetzer allenthalb in den stetten auch
erschlagen.' 1530/89, Make. I; ,die besatzungen.' 1638.
,Uf das legtend die von Sant Gallen in das closter 24
zuosetzer.' Sicher 1531. ,Dass ir beratschlagint, Brem-
garten und Mellingen mit zuosätzernzeversächen.' 1531,
Strickl. (B an seine Feldhauptleute). ,[B schreibt]
den houptlüten der zuosätzern zuo Bremgarten und
Meilingen, das sy söltind ... der paner gen Aarow
zuoziehen . . . Der houptman und gwalthaber der zuo-
sätzern haftend selbs ein beduren an disem abforderen.'
1531, HBdll. 1572. ,Die zuosätzer us gemeiner Eid-
gnoschaft, die gen Rotwyl verordnet und bescheiden
sind.' 1540, Absch. ,Die Österricher [zogen] uff Meyen-
berg ... und reiztend die zuosätzer [!] der Eidgnossen
zuo einem scharmuz. Die zuosetzer . . . fielend hinus
in die Österricher; die namend die flucht. Die zuo-
setzer iltend inen begirlich nach.' HBull. 1582. .Die
Keiserischen . . . trangend mit Gwalt den Flecken
[Hailau] durchufhin biss an den Kilchhof ... darin
sich die eidgenössischen Zuesätzer mit sampt den
Halloweren . . . begeben haftend.' JJRüeger. .Wann
man auss der Guarnison zeucht [Überschrift]. So bald
man abziehen will, so sollen die Zuesätzer angeloben ...
sich nicht wider den General oder sine Armee zu
Feld brauchen zu lassen.' Kriegsb. 1644. 1667. ,Wan
die Landschaft, zu Beschirmung der Stadt berueft, ire
Hüser verlassen mussten und inen ... die Hüser ...
verberget würden, musste man nit kleine Fürsorg
tragen, das die Zusetzer ab dem Land nach empfang-
nem Schaden der Statt ... ein Untruw bewisen [wür-
den].' Würstisen 1779. S. noch ver -hüben (Bd III
961); Zue-Satz. Seltener im Sg. ,An PGrafen, unsern
zuosätzer zuo Luckarus.' 1532, Strickl. (B). S. noch räss
(Bd VI 1275 u.). Koll.: ,Der fürnembste Angriff, so
der Feind tuet, ist mit dem Geschütz; ist derwegen
nötig, dass der Zuesätzer sich mit Geschütz dargegen
defendiere.' Kriegsb. 1644. 1667. — b) Helfer, Unter-
stützer übh. ,Wann sie [die Katholiken] Christum
recht kenten, [so würden sie] ihm in seinem hohen
Mitler-Ampt keine Zuesetzer und Gehülffen geben,
keine anderen Mitler ihm an die Seiten setzen.' FWvss
1677.
ä-satz, -setz, ,-sätz', auch ,an-, o(n)-s.': unbesetzt.
a) i. S. v. ledig, vacant. Vom Reich und andern welt-
lichen Herrschaften. ,Wer och, daz daz rieh asetz
wurde, so sont wir [Zürich] uns zu nieman verbinden.'
1350, Absch. ,Zu den ziten waz daz Römsche rieh
asatz, also daz weder Römscher keiser noch küng waz.'
Jüst. ,Also das selbe land [das Eschental] herrschaft-
halb asätz stuonde.' 1424, Absch. Von geistliehen
Herrschaften, Ämtern. ,Ob das bystuom osetze were.'
1360, BsL. ÜB. .Süllent die von Ramstein ... eim
1573
l, suz
bischof von Basel oder dem egenanten unserm eapitel,
ob das bistuora asetze were . . . bescheiden rechnung
darumb geben.' 1373, ebd. .Birsegg die vesti sol ouch
dem obgenanten unserm eapitel offen sin und die
egenanten lüte inen gehorsam zuo einer gemeinen
lantreise alz uns und eim bischof von Basel, wenne
das bistuom ze Basel asetz ist.' 1373, ebd. ,Wenn
Got über den ietzgenanten unsern herren [den Bischof
von Konstanz] gebut und das bistuom asätz wurd ...'
1406, AaK. StR. ,[Die ürserner behaupten] sy habind
daz bysher also geprucht, wenne die kilch ansätz
wurde, daz sy dan selbz ein kirchhern wellen.' 14S4,
Gfh 44, 142 ff. (öfter). ,Die früemesspfruond, so aller
erst durch fry uffgeben und resignirn N-s, der selben
früemess lotsten besitzers, ledig und in ir als rechter
lechenhern [band] onsatz heimgefallen ...' 1492, AaB.
Urk. ,Die lütpriesterye zu Stalligkon [ist] durch
absterben des jüngsten pfaarers daselbst onsatz und
ledig worden.' 1532, Z. ,Sant Sebastians pfruond, die-
wyl die diser zyt onsatz und doch unser styft zuo-
stendig ist.' 1532, ebd. ,Die vikarie Pfin, so durch
tödtlichen abgang des vikarii onsatz geworden.' 1533,
Th Urk. — b) = ohne Besatzung. ,[N. schwört] das sloss
Varsperg getruwelich zu bewaren und zu behüten und
das sloss niemer asatz lassen stan.' 1470, BsL. ÜB.
Bes. noch in eis. Quellen, auch schwäb. bezeugt; vgl.
Gr. WB. I, 586 f.; Lexer I 101; ChSehmidt, bist. WB. der
eis. MA. IS ; Fischer I 342 ; einen Beleg aus Konstanz s. AaB.
Urk. I 447. Die urspr. Form ist mhd. ä-setze, ,-satz' durch
Anlehnung au Salz; vgl. dazu Lcxer II 018. Einmal (Z Chr. XV.
25) ,assent', wohl im Gedanken an lat. abseits: vgl. auch
,absentz' bei ChSehmidt aaO.
G«-satz Aa: Ap; Bs; B (allg.); FJ.; GrD., Pr.,
ObS.,S.;L;PAl.; Seil; S; Ndw; WVt.; ZKn.,0. (Stutz)
— n.(inBed.4bYm.), G'-sa^f GRPr.(m., in Bed.4bß),
in der ä. Spr. n. und f., PI. G'satz BE. (Gotth.), Si.
(auch lt ImOb.); L (Häffl.) und sonst, G'satz Ndw,
G'satzer BSi. (ImOb.), G'satzi GRÖ-bS., G'satzti (zum
Sg. G'satz) GrD. (B.), üim. G'sätzli Aa; Ap; Bs; ß;
Gl; GrD., Pr.; GTa., T.; Sch; S; Th; Vw; Z, G'setzli
BG.; FJ., G'sätzli BSi. (neben -ö-); GRNuf., G'satzji
PAL; WVt., G'sätzi BSi.: 1. Gesetz, obrigkeitliche
Verordnung, gesetzliche Bestimmung Ap (T.); Bs
(Spreng); BE. und lt Zyro; FJ.; GrD.; L lt Häffl.,
Ineichen; PAL; ScHSt. (Sulger); Ndw (Matthys); ZKn.,
0. (Stutz); heute meist veraltet und durch Gesetz (s.d.)
verdrängt. ,Es hed e"ke'" G's., es ist nicht vorge-
schrieben, ist ins Belieben gestellt' Ap (T.). Not hed
keins G's., ,Not kennt kein Gebot' L (Ineichen). In
der ä. Zeit wie Satzing (s. d.) bes. vom geschriebenen
Recht z. U. von ,gewonheit', ,herkomen.' ,[Gott zu
Jesaja:] Gang du yetz bin und schryb inen das in
ire taflen und verzeichne es in ein buoch zuo einem
gs.' LLav. 1577; vgl. Jes. 30, 8. ,Sie leben ohne ge-
wisse Gesatz, gebrauchen sich mehr der Gewonheit
dann desgeschriebnen Rechtens.' JGross 1624. S.noch u.
a) im bürgerlichen Leben. ,Als sich der burger-
meister und die rät an der selben vorgeschriben gesatzt
erkennet und geeinbert hant.' 1376, Z StB. , Kamen
die zwei hundert überein, daz die gesatzt [Verbot des
Kaufs auswärtiger Liegenschaften] tod und ab sin sol.'
1412, ebd. ,So ein gsatzt gemacht wirt von einem
fürsten und er etlich wider das gsatzt fryet, ist darum
den anderen nit erloubet, das ganz gsatzt zuo brechen.'
Zwingli. ,Das g(e)s., lex; ges. mit angehenkter buoss,
sanetio; ein ges., von einem eersamen radt fürgebracht,
annemmen, aeeipere rogationem; ein ges. vor der
gmeind anbringen, ferre rogationem ad populum.' Fris.;
Mal.; s. auch an-bringen (Bd V 714). .Also ist auch
ein Gs. gemacht, dass ... alle Heuser ... für ligend
Gut sollen gerechnet werden.' 1692, GRVDörfer. ,Das
von Räten und Gmeindt gemachte Gsazt, dass füro-
hin ... keine Persohnen ... zu Landtleuten anzunäm-
men.' 1707, GrD. LB.; noch mehrfach. ,Das Gesatz.'
AATäg. Gerichtsb. 1753. Im PL Was brücht-me" i"
der Schwlz? G'satz, dass s' mir verstund. JBHäffl.
1813. ,Ir müessend styff an gsatzten haften.' HBcll.
1533. ,Die gesatzte, rogationes et plebiscita; mit
gsatzten verbunden werden, den gsatzten verpflicht
und underworffen werden, astringi legibus.' Fris.; Mal.
,Es kan der Vorgesetzten Leben die beste Kraft den
Gsatzen geben.' GMüller 1674. ,Was andere Fälle
betrifft, darüber weder das bisherige Landrecht noch
die neüw errichtete Gesaz Nichts melden.' 1747, BSi.
Rq. S. noch müssen (Bd IV 440); üf-richten (Bd VI
403); Recht- Setzerin. Im koll. Sg. ,Die Regierung
werde es einmal erfahren, dass sie die Bauern von
der Bibel weg zum G's. getrieben.' Gotth. ,Da er-
fuhr er's praktisch, dass er im G's. nicht vollständig
beschlagen sei, aber noch viel weniger in der Welt
Lauf und Gang.' ebd. In charakteristischem Wechsel
mit ,G(e)setz' als der von Amtsleuten gebrauchten
Form: .[Schreiber:] Ih ha bloss gseit, was im G'setz
ist ... [Eisi:] Es duech ihns ... z [=d's] G'satz werd
ihn öpjie weni agah.' ebd.; vgl. nachher: ,Was weit
d'r? sagte der Schätzer, es ist es Wyberoolch ... Was
hei die de Gesetze nahz frage, die gange se nüt ah. Si
hei 's mit em Zwänge, Zwänge ist ihres G'satz.' ,Dem
ges. gehorsam sein und undertänig, legibus cedere;
nach dem gs., ordenlichen, nach dem billichen und
rechten, legitime.' Fris.; Mal.; s. auch rüch (Bd VI
183 u.); ge-satzlich 1 und vgl. dazu unter Bucht (Bd
VI 190 o.). ,Halt steift" bei dem allgemeinen G's.,
keiner tret in des andern Platz!' 1618, Zinsli 1909.
,Wan der geist- und weltliche Stand einanderen treüw-
lich biedtend d' Hand mit steiffer Haltung beider
Gsatz, so hat Frid und Einigkeit Blass [!].' 1642,
Scheibeninschr.; vgl. b. S. auch guet-geben (Bd II 90).
Neben verwandten Ausdrücken. G's. und Hecht ZKn.
, Gesatzt und gerechtikeit.' 1475, Z. ,Alle gesatzt,
gerächtikeit, friheit und regalia.' DScbill. L. ,G. und
gewonheit' uä. ,Des landes und der stetten gewon-
heit und gesast.' 1377, Gpd(U). , Recht, gewonheiten
und gesassten.' 1384, AaB. StR. .Friheiten, rechten,
gewonheiten und gesassten.' 1403, AaK. StR. ,Die
meschen sont si [die Fischer] füeren, als ir gesatzt
und gewonheit ist.' 1421, Gfd(L). ,By unsern alten
frigheiten, gsatzen, herkumen.' 1549, UMey. Chr.
1540/73. ,Leguleius, der gesatzen, brüchen und ge-
wonheiten seines lands berieht und erfaren.' Fris.
,Wan die Gewonheit gültig seie undt die Kraft des
Gesatzes haben soll, so muess dieselbige gleich wie
das Gs. heilig, ehrlich, möglich und dem Stand nutz-
lich sein.' 1696, ZfsR. ,G. und Ordnung.' ,Hand beid
rät dis nachgeschriben Ordnungen und gesatzten ge-
tan und ernüwert.' 1418, Z StB. .[Falls einer Stadi
aus der Gewichtsverordnung Nachteile erwachsen]
mag die selb statt dis gesatzt und Ordnung abträtten
und süllent wir, die andern, die statt ... der Ordnung
und diser gesatzt gebunden sin ze erlassent.' 1426,
1575
Saz,
1570
AABremg. StR. ,Sol dise Ordnung und gesatzt ...
ewenklich gehalten werden.' 1430, FHaas 1909. ,Der
Weber Gs., Ordnung und Recht.' XVIL, KWild
1844. ,G. und ge-, verbot.' ,Wa N. söllich gesatzt
und gebott . . . gehalten hett.' 1467, Z. ,Vom alten
man, der uns all Zierden, bkleidung gitt mit allem
gsatzt, darzuo verbott.' Ruep 1539. ,Das der [jeder
Luzerner, der einen Bürger der übrigen drei Waldstätte
angreift] das dem rat der stat ze Lucern bessren sol
mit fünf phunt phennig stebler zu der alten gesast
und buosse.' 1380, Gfd (L). ,[Die Räte wollen] bi der
gesatzt und erkantnüscht beliben.' 1421, Z StB. ,Uss
keinen menschlichen gesatzten oder Statuten.' Zwingli.
Häufig in Eidesformeln unter den Rechten genannt,
auf die der Schwörende bei Eidbruch zu verzichten
erklärt. ,Darumb so verzieh ich mich herüber aller
friheiten, gnaden, rechten, gewonheiten, gesatzten,
aller vereinungen, puntnüssen der herren, der stett
und aller geistlichen und weltlichen gerichten ...'
1412, AaB. ürk. (Urfehde). ,Sol mich nichtzit weder
friden noch beschirmen . . . dehein gesellschaft noch
gesatzt der fürsten, herren, stetten noch lendern.'
1445, ebd. (Urfehde); so noch öfter. .Friheit, gnad,
recht, gericht, geistlich, weltlich, gesatzt, trostung,
Sicherheit und geleit der fursten ... mich dheins wegs
beschirmen sol [wenn ich, der Münzmeister, meinen
Pflichten nicht nachkomme].' 1475, Bs Chr. S. noch
Gesellschaft (Sp. 732 o.). Im häuslichen Leben : Gretli
[zu ihrem jungen Ehemann Balz]: Ih will Meischter
sy und dir Gsoz vorschreibä, du heschtz netig. Balz:
1h Gsoz fo dir anäh? Witt du scho zeitli d' Hernli
firrä lau? Talhochz. 1781; nachher Regia vorschreibä.
— b) in weitem, bes. sittlich-religiösem S. ,Sol
ich nit fragen, war der Werkmeister diser weit, wie
ein söliche grosse in ein gs. und Ordnung bracht syeV'
LJud 1531. ,[Gott] ist under keinem gs., und so er
under keinem gs. ist, so sündet er nit' ebd. Natür-
lich g.' , Wider natürlich, mönschlich und cristenlich
gs. und Ordnung.' B Turmb. 1552. ,Die natürlichen
gesatz(t) und rächte.' Gualth. 1553. ,Ob gleich Job
das gschribeu gs. Mosis nit gehebt, so hat doch Gott
in sein herz das natürlich gs. geschriben, welches
lautet: was du nit willt, desse überheb auch ein
anderen.' LLav. 1582. Göttliches, christliches G. ua.
Du hesch 's G's. und d' Ordni"g g'ert, zum Hochzeiter,
mit Bez. auf I. Mos. 2, 18. Schweizekb. 1804 (Hoch-
zeitslied). ,Das Wort Gottes wird verachtet und ver-
fälscht, was die neue Lehr ja tausendfach beweist.
Es steht kein Wort vom alten Gs. mehr drin.' Stütz
1853. ,[Sie] namen enander muotwilleklich luterlich
durch Gott und nach der gesatzt der heiigen Christen-
heit ze der e.' 1403, Z RB.; ähnlich auch sonst. /Von
geistlichen gesatzten; bischoffliche gesatzt.' 1434/98,
AaB. Urk. ,Gott dyn herr gibt dir gsatzen gnuog.'
Eckst. 1525. .Hörend ir, das er [Gott] sin xatzt selb
in unsere herzen schryben wil.' Zwingli. .Alle, so
ander leeren dem euangelio glych oder höher messend ...
haltend das euangelium ein gsatzt sin, das uss menschen-
vernunft entsprungen . . . sye. Das merkt man an iren
worten, so sy sprechend: Obschon das euangelion nit
wäre, so könde doch die kilch wol von nüwem uff gesatzt
machen, darinn man recht lebende sälig wurd.' ebd.
,0b uns iernan von der waren gsatzt Gottes weite
trengen.' 1528, Absch.; neben ,gs.' ,Wir wüssend von
den gesatzten und gebotten unsers heilands Jesu
Christi wenig oder gar nichts.' Bib. 1531 (Vorr.). ,Die
canones und gesatzte der heiligen altglöubigen vättem.'
Vad. ,Gott tuot eben sen uff sine gsatzten früe und
spat.' Ruef 1539. ,Da [die Ungläubigen] durch rechte
Offenbarung des gesatztes Gottes zorn erkennend.'
OWerdm. 1564; ,gesetzes.' Herborn 1587. ,Wie es
göttlich Gs. bevilcht.' RCys. S. noch Bär (Bd IV
1431 u.); be-reden (Bd VI 571 o.); Bogen (ebd. 758 u.);
segnen (Sp. 458 u.); ansehen (Sp. 557). Der .Satzung'
untergeordnet: .Wir sehend der geistlichen genennet
[= die sog. geistlichen] Satzungen von irem pracht
rychtagen, stenden, titlen, gesatzten ein ursach aller
unsinnigkeit sin.' Zwingli (11. Schlussrede). Vom
jüdisch-mosaischen Gesetz. ,Es wirt nit zergon der
kleinest buochstab noch ein tittel vom gs.' 1530, Matth.
, Christus [hat] selbs giert, dass in disen zweien ge-
satz [Liebe zu Gott und zum Nächsten] das ganz gs.
und der inhalt aller propheten begriffen seige.' Vad.
,Lamech hat wider s g. zwei wyber gnun.' Ruef 1550.
,Ein volk [die Juden], hat sonderbare gsatzt und leer.'
JMurer 1567. ,Wie der herr im gsatzt sinem volk
Israel tröuwet.' LLav. 1569; .Gesatz.' 1670. .Damit die
Juden möchten underwisen werden im gs.' F Schul-
ordn. 1577. ,So Moyses uff den berg Synai kompt,
das gs. zeholen.' 1597, Gfd (L). .Den Unbussfertigen
und Halsstarrigen soll man werden lassen die bitteren
Wurzlen des Gesatzes, den bussfertigen und rewenden
Sünderen aber soll man zeigen die süssen Kräuter
des h. Evangeliums.' JMüll. 1661. , [Jesus kann] das
Ges. geschwäigen und aus einem Ges. der Sünden und
des Todes in ein Ges. des Geistes des Lebens in Christo
Jesu verwandeln.' JJUlr. 1731. S. noch Schädel- Platz
(Bd V 262) und die RA. unter Prüfet (ebd. 504). —
2. (in B; S tw.Dim.) festgesetztes Mass, bestimmtes
Quantum beim Essen, Trinken Bs; S. Es Glesli über
's G's. isch g'wxe". Schild 1866 mit der Erklärung:
G's. = Grundsatz, Festgestelltes, Bestimmtes. Meist
mit Poss.-Pron. All Mittag si" G'sätzli trinke", = si"
G'vmsses Bs (Seiler). Hansli nimmt si"s G's. Milch,
ivo-n-em d' Geiss gi% si"s G's. Bröd . . . und haltet si"
Molelt. EHanggi 1877. ,Die eingebornen Stammheimer
hatten sich so gehalten wie an jedem andern Trünke.
Sie blieben bei ihrem ,Ges.' und dabei befanden sie
sich am besten.' AUZimmerm. 1900. — 3. a) fest-
gesetzte, vorgefasste Meinung Bs. Wenn-erÖppis
i" si"'m Chopf g'ha" het, so hätt-in Keine'' vom G's.
'brächt. Breitenst. 1864. — b) Vorsatz. ,Es war nun
vor Allem unser Gs., an der ebensten bestgelegenen
Stelle die Bäume zu fällen und die Stauden zu reuten.'
AHartm. 1890 (S). — 4. meist dim., sprachliche,
rhythmische bezw. musikalische Einheit, zunächst
als Teil eines grössern Ganzen, a) (Dim.) der Ab-
schnitt im Rosenkranz, bestehend aus 10 Ave Maria,
dem entsprechenden Geheimniss, Ehre sei und Vater-
unser GTa., T. ,Wenn wir [Knaben] die Gesätzlein,
all die vielen, wohl gezählt hatten [gab es eine Nidel
zur Belohnung].' Bund S. 1900 (GT.). — b) (Dim., in
GrPi-. auch G'sats(t)) Absatz, Abschnitt, Stelle eines
(Prosa-)Textes, einer Rede Bs; BBiel; Gl; Gr
D., Nuf., Pr.; S. E'sö noeh e" Mängs isch in der Ziting
g'si", ei" G'sätzli wüester a's 's ander. Breitenst. 1364.
Mi" überhüpft dann öppen es pur G'sätzli. in der Zeitung.
CStreiff 1901. Va" dem erste" G'sätzli us der G'schicht,
u-a w'r liiit [für die Schule] üfhent, verstän-i'h spott-
wenig, d's zweite ist verständlicher GRNuf. Ich ha"si
1577
Saz, sez, siz, soz, suz
[Gebcttli und Sprüchli] müesse" nöche" säge" und uss-
wendig lere", G'sätzli für G'sätzli. Joacii. 1SS1 : oder
zu c? Der Her seid, d's Vaterunser müess-me" län
bliben, wie 's si, und törffi weder Eswas derzue tuen,
noch dervau nen. Drüf gi''d der Ghrank zer Antwert,
eswas Nammi"s [Nennenswertes] heij-er nid derzue
getan, er hei nun na"h dem G'satzt, tva's heissi: Gib
uns unser täglich Brod, noch es Trüchji angedinget.
GFient 1898; vgl.: Der Her hed-me [ihm] denn d's
Vaterunser e'sö g'sätzliwis Sovel dick fürg'seid, bis er
das Meiste chönnen hed. ebd. Hieher (V): [Missbrauchte
Gewalt wird gestürzt]. ,Der byspilen und gsatzten ist
unzalbar inallen historien.'ZwiNGLi(Absch.IV lb, 1401).
Mit Zurücktreten der Teilvorstellung, a) (Dini.) (kur-
zer) Aufsatz, Zeitungsartikel, Geschichtchen, Anek-
dote Ap; B; Gl; GiiPr.; L; Th; Z. D' Richter händ wol
g'wüsst, das" se'b G'sätzli [die Prozessschrift eines
Advokaten] cerstunken und verlogen ist. Scbwzd. (Th).
Er hat es G'sätzli im Tagblatt Z (Spillmann). ,In
einem alten Kalender hab ich ein G'sätzlein gefunden,
das ich so gut wie rechtschaffenen alten Wein dem
neuen vorziehe.' SchweizerBaukr 1901 (Z). Es G'sätzli
vom Zicürnen. AkV. (GrPi\). Iez schliessen-i1'' mi"s
G'sätzli, einen Brief ans Christkind. GStucki 1897.
Dö händ-er mi"s G'sätzli: machend mit, was-er wand!
Schluss einer in die Form eines Briefes an die Re-
daktion gekleideten Zeitungskorrespondenz. JRoos.
Ei"'m es G'sätzli säge", verzeih" Z (Spillm.). — ß) (Dim.,
in B; GrPi\ auch G'satz, in GrPi\ auch G'satzt m.)
meist kurze Rede, Ausspruch, .Spruch, Sprüchlein'
(vgl.coc) Bs; B; Gl; GrD., Pr.; L; Schw; Tu; Z. Das
ist iez doch es prächtigs G's. g'si(n) GrPi\ Hut hed
ünser Her [Pfarrer] es ~eristliehs G's. getan, ebd. ,Irret
üch nid, Gott läd-si" nid spotte" ...', e" scharpfer G'satzt,
g'schribe" worde" vam Apostel Paulus an di Galater.
Schwzd. (GrScIis). Verstände" het-es das schöne G'sätzli
[eine Schmeichelei] nid recht, aber g' falle" het 's im.
RIscher 1903. Das G'sätzli het der Jakob schier all
Tag g'hört. ebd. Chüm han-ich das G'sätzli dusse"
g'ha", so ist d' Vri-ne" da g'stande" wie-n-e" Salzsül.
CStreiff 1899. Si"s G'sätzli säge", fürbringe", chlage"
B. Säg di"s G'sätzli! ,gib auch deinen Beitrag zur
Diskussion, erzähle uns auch Etwas' B (AvRütte).
,Dem Anne Marei [seiner Frau] wolle er ein Kapitel
verlesen, dass es das Räsonnieren vergesse ... Er
war kein Hauptredner, liebte das lange Reden nicht...
Als er sein Ges. gesagt und A. M. schwieg, fieng er
von vornen an . . .' Gotth. Iez han-ich im es G'sätzli
g'seit, die Leviten gelesen BsBretzw.; B; Gl. ,[Die
Magd bei der Verleugnung zu Petrus:] Man muoss
dir auch ein Gsätzlin lesen, dann du bist auch by
Jesu gwäsen.' RCvs. (Br.). Ich muess wider es G's.
mit-der han, ,muss dir wieder einmal den Text lesen'
BSi. (ImOb.). Si hisn aber es G's. g'han, ,es ist wieder
losgebrochen, sie fuhren hart an einander.' ebd. Es
G'satz(li) mit Einem haben, einen scharfen Disput,
Streit BSa., Si. Da het 's due es G's. g'g'en, ,ein Auf-
begehren, Ausschelten' BSi. Spruch, Sentenz, Sprich-
wort. G'sätzli mache", .sprichwörtliche Redensarten
führen' THTäg. De'' hat doch albjvill sini G'sätzli.
ebd. Das G'sätzli [,multi libri et liberi'] a" mängem
Berner Pfarrhüs steit. Schwzd. (BO.). Der, wa das
G'sätzli [ein Sprichwort] g'mached hed, ist wärli'h nid
uf de" Grind g'chit g'si". ebd. (GrPi.). Segensspruch ;
s. Blick II (Bd V Ol); säijen (Sp. 595 o.). — y) (G'satz
m.) Satz im syntaktischen Sinne oBs (heute abgelehnt);
ScnHa. — c) (in Aa; Bs; B; F.f.; Grü., ObS., S.; Scu
lt Kirchh. auch G'satz, im Übrigen dim.) Absatz,
Strophe eines Gedichtes, Liedes Aa; Ap(,allg.'
lt T.); Bs; B(allg.); FL; „Gl" (auch lt St.b); „Gr"
D., ObS., Rh., S.; PA1.J Gl'.; Sch; Vw; „Z". Auch:
musikalischer Satz Aa(IL). Hut hV"-wir in der Chilha
7 G'satz müesse" singe", es sl" aber numme" churzi
Gsatzleni (G'sätzleni, G'sätzeni) g'si" BSi. In BE.
leitete der Pfarrer den Kirchengesang ein mit den
Worten: .Lasset uns singen aus dem xten Liede das
erste und zweite G's.'; so nach AvRütte bis um 1840'
nach anderer Angabe noch der Nachfolger Gotthelfs
(später .Vers', heute , Strophe'); vgl. ß. , Könnt ihr
vielleicht den 05sten [Psalm] auch? Nein, singen
nicht ... aber aufsagen kann ich dir davon, wenn du
willst; zwei G'satz kann ich.' Gottii. Wo 's letste G's.
[eines Liedes] abg'spuelet ist. SGfeller lull, ,1m
Kanton könnten aus diesem Liede [Studentenschulden]
sogar hochstehende Staatsmänner ein G's. singen.' B
Volksztg 1903. ,Das erst gs., das ander gs., das drit
gs.' [usw.], als Überschrift der einzelnen Strophen
eines Trauergesanges. HvRüte 1540. ,Gs. eines lieds,
versus.' Mal. ,[Die dritte der klagenden Töchter an
Hectors Leiche:] Wölln unser kläglich gsang lau
hören, das wir ihm handt gedieht zu ehren. Wann
ich ein gs. vollendet han, so fang du allweg s ander
an! [Die vierte:] Wölln eins lan um das ander gan.'
GGotth. 1599. ,[Der Vorsinger zu StLaurenzen in
GStdt soll] mit Gesang nit aufhören, solang bis die
Herren, so das Allmusen einsamlen, wieder an ihren
Ort sich begeben haben, wo aber alsdann etwan nur
ein Gesätzlin an einem Gesang noch restieren tete,
dieselben gar aussingen.' 1634, Wegelin 1832. .[Hirten
bei der Anbetung Christi:] O Meister Joseph! dörffen
mihr drei Gsätzlin singen oder vier?' PSpichtig 1058.
Mit Zurücktreten der Teilvorstellung, ,ein kleineres
Ganzes, Poesie oder Musik ... heute der unter dem
Volke am meisten gebrauchte Terminus der Poetik'
(RBrandst. für L). a) (in Gr auch G'salz(t), sonst nur
dim.) gereimter Spruch, Sprüchlein zum Hersagen
oder Singen, Liedchen; insbes. techn. Ausdr. für ein
zum Singen bestimmtes, meist vier- (auch zwei-, drei-,
oder fünf- und sechs-) zeiliges volkstümliches Sprüch-
lein scherzhaften, spöttischen, seltener ernsten Inhalts,
.Schnaderhüpfel', t. für sich bestehend, t. in grösserer
Anzahl zu einem losen Ganzen verbunden Aa; Bs; B;
GrD.; L; Scu; Schw; S; Uw; WVt.; Z. Syn. Ge-satz-
Liedli (Ap VL. 1903, 28). Vgl. bes. LTobler VL. 1 S.
CXLVI f. ; Beispiele s. Schwzd. 2. 18 f. ; AfV. XI 35. 41 f. ;
Grolimund 1910, 78/81 ;N.ZZtgl896Nr277 (zweizeilige
Spottreime bei der ,Girizenmoosfahrt'). [Anakreon] hed
in sine" G'satzte" (Rimi) b'sunderbar den Win g'rüemt.
üühler (Gr); , Gedichtchen.' ,Nur das erste beste von
meinen schwachen Gesätzlein möchte ich nochmals
von dem Munde dieses Knaben [gesungen] hören.'
Gottfr. Keller (Hadlaub); nachher .Liedchen.' E(s)
lustigs, trürigs G'sätzli. In dem Büechli si" Tüsi-gs
hübschi G'sätzleni (G'sätzleni) BSi. U"d Sprüchli /«er-
st [die Kinder an der Schulprüfung] g'wüsst famos, es
Jedes het si"s G'sätzli lös. B Volksztg 1886. Säg iez
di"s G'sätzli! Lehrer zum Schüler B. Es G'sätzli
üfsäge" B; L; Xi.w. Bildl.: Die [Meitli] hätten au.**
chönnen e" par G'sätzli üfsägen über-si [die Herrin],
Anrüchiges von ihr erzählen können. JBEgli 1871.
1570
Saz, sez, siz, soz, suz
158U
Es G'sätzli singe" uä. Nimm lieber wider einist
d' Ziteren a"her u"d sing es G'sätzli! Vater zur Tochter.
SGfeller 1911; viell. eher zu d. ,Ich muss an ein
Gesätzlein denken, das eine bleiche Herrenfrau ge-
sungen hat.' MLien. 1898. S. auch vor-U (Bd IV 907).
Iez wei"-mer noch-n-es G'sätzli n'e", noch Eins singen
B. So sing-mer jetzt doch au''' Ei"s! du weist etsö
schönt G'sätzli. FOscaw. 1897. ,[Eaphael :] Tobia, lieber
Bruder mein, wend jetzt ein Gsätzlin singen fein,
allein zu Gottes Lob und Ehren.' GGotth. 1619. Einem
,ein Gesätzlein anhänken', wohl einen Spottvers; s.
Gigen-Nägeli 3 (Bd IV 693). — ß) (G'satz) spec. vom
Liedtest. G's. und Wisi [Weise] GrS. (B.). ,Das G's.
verlesen', den Text des von der Gemeinde zu singenden
Liedes (Psalms): ,Kaum konnte ich [der Schulmeister
in der Kinderlehre] das G's. verlesen ... als ich aber
präludieren sollte und la mi re ut singen wollte ...'
Gotth. — y) ('1 der lebenden Spr. nur dim.) von der
blossen Melodie, abgeschlossenes kleineres Tonstück
Aa; Bs; B; L; Z und wohl an allen unter a angef.
Orten, 'sisch, a's wenn's-im [dem Tierchen] verleidet
war si" Liedli z' singe", si" G'sätzli z' surre". JBreitenst.
1864. En einsamer Guggn nimmt sl"s G'sätzli auch
wider üf. Schwzd. (Z). ,L)ie Eederschar verstreut
tuend vil tausent Gsätzlein schwätzen.' JCWeissenb.
1678. Es G'sätzli jüchze". De"" [nach dem letzten
Tanz] jüchze" d' Bliebe" noch-n-es G'sätzli B Gedicht.
Die Chüejer jü'''ze" bald es G'sätzli, bald tüe"-si Ei"s
alphorne". FAnd. 1898 (BE.). Es G'sätzli pfiffe". .Dann
pfiff er ein G'sätzlein durch die Finger, welches unter
Nachtbuben eine dringende Einladung bedeutet' Obw
Blätter 1900. ,Die klein berichte Sänger, die pfeifen
ihrem Fänger ein Dank- und Freudengsatz.' JCWeis-
senb. 1678. Es G'sätzli (üf)spile", ,eine Melodie, ein
Musikstück spielen' Aa; L. Er spilt es G'sätzli [auf
der Geige], singt es Lied. Vaterland 1907 (L). Ei"'m
es G'sätzli üfspile" Z (Spillmann). Es G'sätzli blase";
s. Bügel II (Bd IV 1071). ,Ein g. machen.' .Jacobs-
brüederin [die auf der Leier spielt]: Will dir, myn
Hanss, ein gsetzlin machen; was wittu für ein liedlin
han?' VBoltz 1551. ,Ir spillüt, machend uns ein gs.!'
RSchmid 1579. ,Hiemit nimbt er etwas seitenspils oder
vilycht siner gsellen etlicher, die das könnent, machend
ein gsetzlin.' L Spiel 1597. ,So Herodias in Johannis
houpt gestochen, sond sy ein ges. mit schwäglen und
schallmeien machen.' ebd. ,[Die Buhler der Magda-
lena sollen bei der Zeche] ein Gsetzlin machen.' RCvs.
,Ein G. aufschlagen': ,Frölich, ir berichte flnger, fertig
auff der Seiten Feld! können ir zwar nit fugieren ...,
schlagen doch mit gschwindem Lauf Jedem ein Ge-
setzlin auf.' JCWeissenb. 1678. — 8) Dim., von dem
taktmässigen Stampfen mit den Absätzen als Be-
gleitung beim Tanze (bes. beim Walzer) Ar. Das
G'sätzli ,besteht darin, dass ein Tänzer entweder für
sich allein oder als Intermezzo zum Tanze neben seiner
im Schritte Hand in Hand einhergehenden Tänzerin
streng im Takte der Musik und ganz langsam sich
vorwärtsbewegend so schnell als nur möglich mit den
Absätzen wirbelnd stämpfelt. Je längeri G'sätzli a's
Ann mache" cha"", dh. je länger Einer dieses an-
strengende Stampfgewirbel aushält und je feiner und
ruhiger im Tone er es macht, desto mehr wird er
bewundert.' AfV. VIII 11 (Ap). Synn. (mit de" Beine")
appenzellerlen; beinlen; schlötterlen ; doppelteren. —
d) (Dim., in B auch G'satz) übergehend in die Bed.
eines unbestimmten Quantitätsbegriffes: so
viel (so lange) man im Allg. oder nach den be-
sondern Umständen auf einmal zu lachen etc. pflegt
Bs; B; Scaw. Du wirst no'h-n-es G'sätzli lache"
drab. JCOtt 1864. E" Teil [Kinder] grine" auch
noch e" G'sätzli derzue. Scbwzd. (Bs). So bägg du es
G'sätzli! Scuw Fasn. 1898. Were"d-dem er es tolls G's.
witer g'schumpfe" het. RvTavel 1910. Der wird noch
hinacht es G's. mit -der chriege"! BG. (Bärnd. 1911).
De' wird es G's. b'richte", wen"-er hl2m chunnt! BG.
So, jitz wil'-ich no'h es G's. ga" meije", ga" Bolz spalte".
ebd. Chömit es Mal es G'setzli zue-n-is uehe"! ebd.
[Der Erregte] schlügt es G'setzli. Bärnd. 1911. ,Jez
wolt ich ouch umb ein drunk ein gsezlein liegen,
daz es stunk.' TStimmer 1580. — 5. nes G's. jung
Hase", ,Satz von jungen Hasen.' JIgerspr. — Mlid.
getat n., getazt n. f.; vgl. Gr. WB. IV 1, 4070/80 (unter .Ge-
setz', , Gesetzchen', ,-lein'); Fischer III 414/6; Martiu-Lienb.
II 381/3 (unter Ge-satz und Gesetzte); ChSchmidt, hist. WB.
der eis. MA. 138/9; Follmann 200 (unter Gesetz), sowie
unser Gesetz. In der Form G'satzt kann laut). Antritt
eiues t vorliegen (vgl. die t-Formen unter Ur-, Für-Satz
ua.), für die ä. Spr. kann auch an Einfluss des Ptc. ,ge-
satzt' zu .setzen' gedacht werden; daneben spielt aber sicher,
zumal beim Fem., das nur in der Form .gesatzt' erscheint,
auch Mischung mit .gesetzt' (s. uuter Gesetz) mit. Iu unsern
ä. Quellen wechseln .gesatz' und .gesatzt' nicht selten beim
nämlichen Schriftsteller mit einander ab, so bei Zwingli,
LJud, Mal., KGualth., LLav.; vgl. zB. Zwingli II 66 (E.-F.),
wo unmittelbar auf .gesatzt' zweimal ,gsatz' und wieder
,gsatzt' folgt. .Gesatzt' ist in unsenn Material 8 mal als
Neutr., 7 mal als Fem. belegt. Die Breslauer Drucke von
Zwingiis .Auslegen und Gründen der Schlussreden' ändern
.gesatz(t)' des Originals regelmässig iu .gesetz' (ZwiDgli II S
E.-F.); dasselbe geschieht in den Herburner Ausgaben von
OWerdm. Zur Form .gesast' vgl. die Aum. zu setzen. Das
Masc. unter 4 b ist von Satz beeinflusst. Zw. Bed. 4 b g
und c a, wie zw. 4 b und b a, 4 c und c a ist keine sichere
Grenze zu ziehen. Zur Bed.-Eutw. vgl. auch Stuck. —
Fisch-G.: Fischereivorschriften. .Die fischgesatzt
lautend: Die egle sol man von aussgang meyens biss
auff Martistag nit fahen.' Fischb. 1 563. — M e n s c h e n - G.
,Got versuochen ist menschengsatz dem Christenvolk
ufflegen.' Zwingli. — Ge-satzeri f.: koll., die Ge-
setze: wohl in geringschätzigem S. We""-de scho"
cha""st Mist üsfüere", cha""st-du drum noeh nit regiere",
z' [= d'sj Recht und d' G'satzerei verstä". Klagen eines
Schweizers (.gedruckt am Bodensee'). — Eine Bildung
wie Chinderi, Chalberi; vgl. den PI. G' satzer. Die Sprache des
Belegs weist nach dem Kanton Bern ; der angegebene Druckort
ist wohl Fiktion.— ge-satzlich AABb.; BM., 0., Si.;
L (auch -lech), -Hg ÄALeer.; Bs; B, so E.; L; GSev.,
W.; S, -li AAWohl. (flekt. ■lige"); B; Gl (flekt. -liehe',
•leche'), S; Obw; UwE.: Adv. und Adj. 1. gesetzlich,
,nach Satzung und Recht' AAWohl. Er gihd Ei"'m
d' Sach g'satzlieh und recht. E" g'satzlige' brävne' Ma"".
,Gs., ordenlich, legitimus; gs. handlen, dem gs. nach-
kommen, legibus agere.' Fris.; Mal. — 2. übertr.
a) vom Menschen mit Bez. auf den Charakter, .wohl-
geordnet in Tun und Lassen', gesetzt, bedächtig, solid
Aa, so B. (,wer strenge nach Grundsätzen lebt'), Br.,
F.; B; Gl; GSev.; S, „konsequent LG.", .gründlich
L; Zg' (St.b). Sini früechere" Kamerade" [sind] ietz
scho" zum Teil unterm Bodc". di andere" rüerige Hüs-
väter oder g'satzligi Götti. BWtss 1863. Dö ist der
alt Pfarrer vo" Tag zu Tag älter und g'satzliger worde".
HBlattnek 1902. E" rueige'', g's-e"' Ma"". CStreiff
1908. .Der ges-e, hausliche Mann.' Joach. 1898. .Ich
1581
Saz.
15* 2
musste Schritt halten mit g's-en Männern.' GoTTn.;
.gesetzten.' 18(31. Er ist en G'satzlige1', Einer, der
nach seinem Reden handelt und dazu steht, der sich
nicht leicht von seiner Meinung und dem eingeschla-
genen Wege abbringen lässt GSev. — b) mit Bez. auf
das äussere Auftreten (bes. Gang und Rede), gesetzt,
(ab)gemessen, bedächtig, langsam, oft mit dem Nbsinn
des Gewichtigen, Würdevollen, Breitspurigen Bs; B;
Gl; L; GSev., W.; S. ,Ein grosser Teil hiesigen
Volkes [in GSev.] benimmt sich etwas fromm, sehr
,ges.' in Wort und Geberde, in Schritt und Tritt.'
GKal. 1861. Er het die Stich [das Essen] g'satzlig
g'no", ei" Bitz nach ''ein angere". Loosli 1910. Di Manne"
hei" g'wetzt »'"' gange" g'satzlig hinger d's Mäje". ebd.
1911. So langsam u"'' g'satzlig ... trappet Sami gäge"
der Stube". SGpeller 1911. .Langsam, g's. rückte
Michel aus, drückte sich ins Gedränge . . .' Gotth.
,Anne Bäbi trat so g's. ab und wiegelte den Rücken
so majestätisch wie eine Frau, die in guter Hoffnung
geht, Frau Ratsherrin zu werden.' ebd. Wie chunnst
du hüt e'soe g's. dahar? bist obba G'mi2nrät worde"
old Ghörg'richter? BSi. E" g's-er Gang B. ,Z\vei
Männer steigen in g's-em Gang den Hügel hinan.'
Dorfkal. 1878. Die schwere" Chile, im gliche" g'satslige"
Schritt, wie alli erfarni G'meindröt, wo hei" Tritt neben-
üse" mache", für ömmel irem Ansuche" jö nit z' schade".
JReinh. 1901. G's.fare": ,Der Vater mochte mit seinen
zwei Stieren und dem Choli noch so grad und g's.
[.langsam und gleichmässig'] fahren ...', beim Pflügen.
AHartm.1855(S). Vom Reden. G's. rede", „bedächtlich,
gleichsam einen Satz nach dem andern LG.", .lang-
sam, abgemessen, sei es aus Temperament oder wegen
organischer Unbeholfenheit' B (Zyro), ,langsam und
sehr deutlich' BSi.; Gl; GSev. .genau artikulierend'. Di"s
Brüederli het vil g's-er üfg'siH [sein Sprüchlein auf-
gesagt] BSi. Er hat 's e'so g'satzlig g'seit, bringt 's
g's. derthiir GSev. Er seit ganz g'satzlig: Nume" nid
so prüssisch ! RGrieb 1911. Jez r.ell-ech, föht-er g'satzlig
a", ro" 's Dürste" Jagd und Hof. Schwz. Unterh. 1848
(S). ,Wie andächtig und g's. die Base erzählte.' Gottu.
S. noch Sp. 14Ö9 o. (Beleg von 1528). Attrib. Wenn
du chunnst mit dine" g'satzleche" Verse" [Redensarten],
so muess ja Alls meine", es ehern en englische'' Missionär
us Jerusalem. CStreiff 1904. — c) vom Stil und
Inhalt der Rede, wohlgesetzt, klar Gl; GSev.; Uw.
Der cha"" g'satzlich rede", predige" UwE. .Wir un-
gelehrte Leute, welche nicht in's Collegi gegangen sind
und daher nicht g's. schreiben können.' Obw Volksfr.
1887. ,Mineli war mit seiner Rede recht zufrieden
gewesen; denn es glaubte dieselbe gar g'satzli daher-
gebracht zu haben.' Obw Blätter 1899. — d) g'satz-
lichi Schrift. ,eine feste, gleichmässige (nicht immer
schiine), grosse, leserliche Handschrift' B(AvRütte). —
e) g'satzlich regne", ,in allem Ernste', tüchtig S (Dan.). —
Vgl. Gr. WB. IV 1, 4081 (unter .gesetzlich'); Fischer III 446
(gesatzelig), sowie satzlich und gesetzlich. — G'-satzlich-
keit f.: Bedächtigkeit, Würde. ,Es war weit entfernt
zu glauben, man sollte an einem Tauftage nicht fröh-
lich sein, aber doch alles in einer ehrbaren G's.' Gotth.
satzen, in BStdt auch satzge" — 3. Sg. Praes. und
Ptc. -et {-ed): Sprünge machen, springen BE., Gr., Stdt
(Knabenspr.). Abs.; s. räuklen (Bd VI 1141); rösslen
(ebd. 1440). Meist mit Richtungsbestimmung; Syn.
setzen. Über-ne" Bach s. Die Alt [Geiss] gumped u"''
satzed um d's Junga umha. Bärnd. 1908 (BGr.). Wv
mängist macht so-n-e" Hans for Ubcrigi über all Zun
it"'1 Garte"stöck üs s. SGfeller 1911. Schier z' ebene"
Füesse" isch'-si zom Bett üs g'satzet. ebd. Wi'-n-e"
Schwiele löt Hans d'Haue" lo" g'heie" u?" satzet gäg
''em Strössli. ebd.
Zu Salz I :•■• (Sp. 1524). In andern Bedd. bei Gr.Wß.
VIII 1840; Luxunib. WB. 371. Über die Form auf -tzg in
BStdt (wo auch Satzg für Satz) s. die: An in. zu Platz (BdV25S).
über- (in BGr. über-) sätze": eine Alp zu stark
mit Vieh besetzen BGr. (Bärnd. 1908); Obw.
Kreuzung zw. dem syn. über-tltsen und Ü'ber-Satz 1 a
(Sp. 1528 u.). Vgl. das Folg. und &e-*atee».
üf-: zerspaltenes Holz klafterweise aufschichten
SGrindel.
Das A'erhältmss zu dem syn. üf-setzen und zu Vf-Satz ist
nach der vor. Aum. zu beurteilen.
an-: Jmd anspringen BStdt. D&' Hund isch-mer uf
ei"s Mal grad a"g'satz(g)et.
näch(eD)-: nachspringen BE., Stdt. Dernö'h ist-er
den Angere" nahe" g'satzet. SGfeller 1911. Di Alt
sig-im [einem Mädchen, das sich ertränken wollte]
nöchg'satzet u"'' heig 's g'ha". ebd.
be-: eine Alp beziehen mit so und so viel Kühen BSi.
Über das Verhältniss zu dem syn. besetzen und zu Besatz
(Sp. I ö 5 9 ) vgl. die Aum. zu übersatten.
satzhaft: als Satz (in Bed. Alk?; s. Sp. 1521)
auf einem Grundstück lastend. ,Fr. 5000 Kapital an
einem Instrumente, s. auf einem Heimwesen in der
Gemeinde Steinen mit verhältnissmässig geringer Vor-
satzung, sind zu verkaufen.' Bote der Urschweiz 1882
(ScHwBrunn.).
satzig: 1. sprungfähig, brünstig, vom Stier; vgl.
Satz A2a (Sp. 1524). ,lst gesetzt und geordnet, das
fürbashin kein dreijähriger Stier hei den Kühen mehr
solle gestattet werden; doch vorbehalten, welche under
3 Jahren und nit s., die mögen t auf der oberen Allmend
gehen.' 1661, ZfsR. (LKnutwil). - 2. ,Satz' (in Bed.
B5a; s. Sp. 1525) enthaltend. Der Kaffee wird s.,
wenn die Kanne zur Neige geht Tu. Auch von einem
Gefäss: ,Das s-e Öhlglas reibe mit Asche' Z. — In
anderer Bed. bei Gr. WB. VIII 1840.
Satzi°g, in der ä. Spr. gew. , Satzung' — f.: 1. Art
des Setzens, Ordnung, Verhältniss. ,[In Krankheits-
zuständen] do das ser blüegend und quallend bluot
übertrifft und ouch die vereint s. der lungen und der
andern inwendigen dingen gelöst oder geledget ist.'
Türst, Ges. — 2. im Pfandrecht; vgl. Ver-satzing.
a) Verpfändung, Pfandverschreibung. ,Übr daz allez
[was ihnen nach dem Pfandbrief zukam] ... so habnt
N.s chint ingenomen alle jar ... 25 stukeh und 39
pfenning, deu chomen nicht in die s-e, und da von hat
man siü geleit und gesetzet zuo den guoten, di wider ze
bringen sint [d. h. sie sollen zurückgefordert werden].'
1307, Hü. II 395/6. ,Versatzung [Titel]. Wa ieman
dem andren hus ald hof oder dehain ander gelegen
guot, das ze marktz reht und inrent den vier erützen
gelegen ist, versetzt hett bi der sul nach der stat reht
und gewonhait und aber dann der, der die s. getan
hat, oder sin erben ald ieman den oder die, den also
versetzt war, an dem selben pfant trangtint und darumb
uftribint, wä dann die s. in des rätes buoch verschriben
stat und dann darnach der oder die, dien da versetzt
war, gesweren mugent ..., das sü das selb pfant ge-
nossen habint, als es in gesetzt ald eupfolhen sie, wem
1583
1584
damit ze wartenn ald ze tragenn und wie si da swerent,
das in das selb pfant enpfolhen und gesetzt sie, das
sü danne des billich gemessen sont und es also behept
han und sol in das nieman widertailen, noch dawider
reden, noch darunder nüt stössen.' XIV./XV., G StB.
(G Mitt. IV 88; vgl. ebd. 56/7). ,[Der Stadtschreiber
soll seine Gebühr nehmen] nach den summen, als denn
in den briefen je geschriben stand, es syend koff-
brief, gemechtbrief, satzbrief [vgl. Bd V 482 o.]. . . .
Aber umb s-en, do ein man sinem wip setzt ir hein-
stür und morgengab, darinn sol er sich nach den ob-
geschribnen summen bescheidenlicher halten denn
umb koiff oder lipding.' 1432, Z StB. ,Das ein jeder
dem andern wol möge bargelt lyhen, es syg uff s-en
oder handtschriften.' XVI., Z Gerichts!).; nachher ,söl-
liche s. und verschrybung.' ,Dise jetz gemelte stück
und güeter . . . [des N.] rechte, frye, ledige underpfand
sind ... Die fünf geschwornen ... hand sich ... er-
kennt, das dise s. uff gemelten underpfanden wol
stände.' 1544, ZMeil. S. noch Burschaft (Bd IV 1530,
wo zu lesen ,oder von s-e'). , Ewige S.': ,Von ewiger
S. [Titel]. Es sollen keine ewige Satz-Gültbriefe oder
Verschreibungen, auf was es wäre, gemacht werden,
sondern alle solche eine bestimmte Ablösungszeit ent-
halten.' Gl LB. 1807. — b) die durch die Verpfändung
begründete hypothekarische Belastung. ,Ist unser
Landtrecht, das alle Capitalien, so in Teilungen ein
Erb dem anderen auff ererbten Güeteren schuldtig ver-
bleibt ..., allen anderen S-en, so nachgentz auff die
Güeter gesetzt werden, vorgehen sollen, wan selbe
schon nit canzleyisch verbrieffet, desswegen Jeder
schuldtig, solches Erbguet als Vorsatzung anzuegeben,
damit man sich zu verhalten wüsse.' ScHwMa.LB.
1756. — c) Unterpfand, „Sicherheit für eine Schuld
auf unbewegliches Gut Schw; Zg." ,Es geben Sicher-
und Satzung die Gebrüder NN.' L Kantonsbl. 1849;
ähnlich ebd. 1876 und noch öfter in L Schuldverschrei-
bungen. ,Ir koufzedel die wysind, das N. im solle
100 guldin gegen dem aman zuo Erlibach abnemen
und um 100 guldi in unser herren piet satzig nemen,
die wol stand, und 100 guldi uff dem hus für ein satzig
han und 100 guldi usshin gen.' 1531, Z Stäfa. ,Das
A. um die spennigen 300 guldin gerüertem B. sin müli
samptanderm sinem guot, essige liggendsald varends...,
gar nüt ussgedinget, zuo underpfand insetzen, haft und
pfantbar machen und sich auch der selb B. sollicher
s. benüegen lassen solle.' 1540, Z RB. Dass Diejenigen,
welche dem Spital [zu Bellenz] Restanzen schuldig
seien, bezahlen oder ,S. geben' sollen. 1620, Absch.
Auch für eine (eventuelle) künftige Schuld, Kaution:
,Wenn die Gemeindsgenossen einen Inzieher oder
Seckelmeister ihres gemeinen Inkommens ernambsen,
der einer Fr. Äbtissin . . . keine S. zu geben hätte,
solle sie befugt sein, Einen, welchen sie tauglich er-
kennt, zu ernambsen, und ein jeder Solcher solle
genugsam Hinderlag oder S. geben, damit, wann Einer ...
Das, so er inziehet, der Gemeinde vertun wurd, die Ge-
meinde wüsste, worauf sie Solches zu fordern habe.'
1666, Aa Rottensw. Offn. — 3. obrigkeitliche Fest-
setzung, Bestimmung, a) wesentlich wie Ge-satz 1
(Sp.1573). a) im Staats- und Verwaltnngsrecht. ,Sazi"g,
leges scriptae, sanctiones; i'h ha"-mich a" der S., causam
pro me dicent statuta.' Id. B; darnach bei Zyro. ,Wie
<lisü s-e mit ingesigelen gevestet ist [Titel]. Das dis
alles stete . . . belibe, so besteten wir dise s-e [und
geben unsere Siegel] zeinem ewigen Urkunde aller der
vorgeschriben dinge und s-e.' Z RBr. ,Wir der Schult-
heis, der ratt und die zweihundert der statt Bern
habent von diser nachgeschribnen sach diss s. hie
nach gemeldet gesetzet: ...' 1439, B StR. ,Dis sind
die s-en, die man alle jar am hüpschen mentag vor
raten und 200 list [Titel].' XV., ebd. ,Den N. der 50
krönen dienstgelts halb, so er uff sin lib und pferdt
von Franzosen gehept, ledig erkennt, das er das wol
habe mögen haben lut der s. [dem Pensionenverbot].'
1523/6, Z RB. ,Ein bluotiger fridbruch, wellicher nach
myner herren s. (als ein malefltzische sach) mit dem
schwerdt gebüesst werden sollen.' 1545, ebd.; s. auch
ansehen (Sp. 559 u.). ,S-en, mandat, constituta, man-
data.' Fris.; Mal., ,removere aliquem a legibus, eim
s-en ze machen nach seinem gfallen und willen weeren
und nit nachlassen.' Fris. ,[Die .schuolherren' haben
das Recht] auch nüwe s-en zuo machen ... Wo aber
ein nüwe s. von inen gemacht ... [sollen sie] solche
flissig lassen ufzeichnen.' F Schulordn. 1577. ,Als dan
die Statt Baden ein alte S. hat, das kein Burger . . .,
so haben meine Herren ... angesehen, dass dise S. auch
Statt haben solle [gegenüber Fremden].' um 104n/6<>,
AAB.StR. ,S. machen, halten, brechen, aufheben; es
ist ein S. darum, legibus hoc comparatum, sancitum
est; wir haben gute S-en; das ist wider die S.' Hosp.
S. noch Geiss- Vieh (Bd 1 648) ; Besag (Sp.378); Binder-
Säss (Sp. 1357). In der BGS. 1615 als Unterabteilung
eines , Titels' (wie zB. ,Von dem Alter der Personen'
oder ,Von Pfändung undVergandtung'), die (mit I., II. ...
, Satzung' überschriebene) einzelne Bestimmung; daher
ebd. Verweisungen wie: ,In disen Fahlen bestadt es
by denen S-en, so hernach zusechen', nämlich: ,1m
I. Teil die 2. S. des 6. Tituls, item die 1. S. des 8. Tituls
[usw.]'; so steht auch noch im BCivilgesetzbuch 182511".
,S.' für Art. oder §. Spec. = ES. (s. d.). ,N. sprach,
wenn er so vil ghandlet hette, das inn die s. bunde, so
söllind wir styff darby blyben.' 1530/3, Z Ehegericht,
,Wie wol die s. ein jar still ze stan und zbeiten ver-
mag . . . darumb aber inn diserm fal nit grad streng
uff der s. glägen und doch nit gar darvon gfallen
werde, so sollent sy noch zwen monat lang by einander
sin.' 1541/3, ebd.; noch oft in dieser Quelle. Mit Adj.
,Als dann bishar dhein verschribne s. vorhanden, wel-
licher gstalt ein knab, so ein witwen fryg zuo der heiligen
ee nimbt, nach der statt recht ussgericht solle werden ...'
1529, Z RB. ,üaz wir vollmechtigen gwalt habent,
die gerichtlichen s-en, in diserm buoch vergriffen, . . .
ze endern und allwegen nach der zyt und den lönffen
(darnach all menschlich s-en gerichtet sin sollent) ze
ordnen und ze schicken.' B StSatzung 1539. ,Land-
buoch, das ist verschribne Sazungen einer loblichen
Landschaft Davoss, geteilt in zwei ... Bücher, deren
das erste alle Freffel und Buossen, das andere un-
buossbare S-en und Landtrecht der Landtleuten
gegen einandern inhalt,' XVII., GrD.LB. (Titel); s.
noch un-buessbar (Bd IV 1753). ,[Die Abgeordneten
der Gemeinde Tablat bitten den Abt, die] durch ge-
meine mehrere Stirn ihrer Graeindtsgnossen beschlossene
Mitel [zur Beseitigung von Missständen] von Obrig-
keit wegen zu bestetigen und in ein öffentlich S. zu
bringen.' 1620, G Rq. ,So haben wir ... angemessen
gefunden ... zu einer durchgängig-allgemeinen S. an-
zusehen, zu sezen, zu verordnen und zu bestimmen,
dass ...' Z Mand. 1755. Neben verwandten Ausdrücken.
i:,s.-,
Saz,
',, S1Z, soz, suz
l;,-v,
,S..nnd recht.' ,Daz die vorgenant s. und reht ewenk-
lich ganz stete und [unjzerbrochen blib, so verbietten
wir, daz enkein fürst . . . noch dekeiner schlahte lüte
die selben s. und recht ünsern ... burgern von Brugg
verstören oder zerbrechen geturre.' 1284, AABr. Stadt-
brief und so schon 1283, AAÄar. Stadtbrief (beide von
König Rudolf); dazu: .Unser statt Brugg s-en und recht,
von einer loblichen herrschaft von Hapspurg säligklich
entsprossen.' 1512/3, AABr.StR. ,Alle die, so unser
stat hant ewenclich verloren nach unser stat recht und
s-e.' Anf. XV., B StR. ,S. und Ordnung.' ,Dise s. und
Ordnung sol an heinischen und frömden gehalten
werden.' Seg. L StR. XV./XV1. ,Uise nachgeschribne
stugk, s. und Ordnung.' 1425, BSi. Rq. ,üoch so be-
halten min herren inen bevor, solich ir Ordnung und
saczung ze rneren und ze minderen ie nach irem guot-
bedunken.' 1534, AAB.Metzgerordn. ,Volgend des ersten
Ordnungen und s-en von der form des rechtens [Titel].'
1572, AAR.StR. ,Ob Einer weder um Vogt, noch um
eines Land und Gerichts S-en und Ordnungen Nüt
geben wollte.' GrKI.LB. S. noch Sp. 1522 o. ,Doch
sol dise s. und artikel 10 jar nechstkomend stet be-
liben.' 1457, BSi.Rq. ,Wer sich frävenlich wider sem-
lich offnung und s. und alt herkomen des dorfs und
der vogty satzte und nit hielt . . .' um 1475, G Rq,
.Nach lut unserer gn. h. von Bern mandaten und
Satzungen . . ., ouch nach inhalt miner herren von
Arow s-en und edicten.' 1538, AAR.StR. ,Den An-
grifter [eines Prozessgegners soll] Nützit schirmen,
weder Hantveste, S-en noch andere Fryheiten.' lb'20,
AABr. StR. ,Vorred über dise nüw gemachte S. der
Statt Brugg [Titel]. . . . unser alt Harkommen, guot
Gwonheiten, Fryheiten, Stattrechten und S-en (sy sigend
glich gschryben oder nit gschryben).' 1G20, ebd. ,Ge-
schribne Statuten und S-en.' GrV Dörfer LS. 1692. ,Alle
übrige Sazung, Recht und Beschwerten, so in diser
neuen Öffnung nit ... widerholt.' 1697, GMosn.Offn.
S. noch Einings-Brief{BA V449); Rodel(M VI 602o.).—
ß) auf religiös-kirchlichem Gebiet. ,[Die Ehe-
erlaubniss wird erteilt; denn] dise sipp oder magschaft
ist im dritten glid und hat in gots s. kein verbott
noch irrung.' 1530/3, Z Ehegericht. .Darüber ouch
harnach von den heiligen väteren und päpsten con-
stitutiones (das sind Satzung und beschlüss) gemacht.'
Zwingli. , Christus spricht, so man got eer mit leren
und s-en der menschen, so sy es vergeben.' ebd. .[Der
Widerlegung ihrer Lehrsätze an Hand der h. Schrift
beugen die Päpstlichen vor] mitt aignen basthien oder
s-en, das nämlich hailigegschriftniemat änderst verston
sol dann wie der papst, der über sy gesetzt ist.' Kessl.
S. auch Ge-satz lb (Sp. 1576). — b) obrigkeitliche
Preisbestimmung, Tarif. ,[Die .fleischschätzei"]
sollend im das [Fleisch], nach dem und es feist, guot
und ein ussbund ist, ie nach gstalt der lüuffen und nach
unserer nachpuren zuo Wintertur s. und Schätzung by
iren eiden schätzen, und wie das von inen geschätz[t]
wirdt, also und nit türer sol der metzger das verkoufen.'
ZElgg Herrschaftsr. 1535. ,[Dem Vogt zu Wädenswil]
die letst s. der kässen zuo schicken und berichten,
das sy mit iren undertanen redint, söllichem zu ge-
leben.' 1564, Z RM. — c) auf die Übertretung einer
Satzung gesetzte Busse; vgl. zum Übergang von a:
.Deren halb, so ir burgrächt uffgäben, ist geraten, das
sy die s. liden.' 1527, B RM. ,Mein herren habent mit
den beiden stattknechten, dem Wächter und dem bettel-
Schwelz. Idiotikon VII.
vogt geredt von des uff hebens wegen zun bädern niden,
das si an sambstagen, an unser frowen abent ... mogent
uff'nemen, doch so söllent si deheinem an sin gmach
gan noch ufftuon, sy wissent dann wol, das er ein
metzen by im da in habe ...; sy söllent ouch die, so
si uffheben, in der s. bescheidenlichen halten ie nach
gestalt der personen und des handeis.' 1520, AaB. StR.
,So der pfistergsell, ir hüering oder eebrecher, die
beid s-en des eebruchs, ouch des krieglouffens halb
erstattet, soll er dann mit ablegung alles costens der
gefengknuss ledig und ussgelassen werden.' 1527/9,
Z RB. — 4. (schiedsgerichtlicher) Vergleich, Ver-
trag. ,Daz disir sazzunge und disir richtunge [!] ...
war si und stete belibe ze einer gewaron gezüchsami
und stetem Urkunde, henken wir [die Schiedleute] unsürü
ingesiglü an disen brief. Diso richtunge geschah zu
Arowa ...' 1298, JEKopf. .Die satzunge und die suone,
so die edeln herren NN. gemäht hant umb den bresten,
so wir zeinander hatten.' 1298, ebd. ,[Am Schlüsse
eines Schiedspruches:] Ich, her N., undervoget . ...
vergich, daz du vorgenant sazzenge geschehen ist mit
miner gunst und mit minem willen.' 1314, Z. ,Daz NN.
von der selben frevelen und des unfuogs wegen ... uff
mich [den Bürgermeister von Basel] als uff einen
gemeinen man ein s-e tatent, was ich darumb nach
dem rechten oder nach der minne seite und usspreche,
das gelobtent sy zuo beden siten stete ze haltende ...
Und als nach diser s-e, so sy diser vorgeschriben
dingen uff mich kommen warent, aber do ein knecht
in einem friden erschlagen wart ..., do spreche ich ...'
1353, Arg. 1861 Wechselnd mit dem syn. ,satz'; s.
Sp. 1523 M.
Mhu. satzunge; vgl. auch Gr. WB. VIII 1841 f., zur Bil-
dung Wilm. II § 283, i. Zur Beu. vgl. das mehrfach syn. Satz
(Sp. 1517 ff.). - Mit den folg. Zssen siud die entsprechenden
verbalen mit setzen und die Abll. davon auf -setzing zszuhalten.
E-: Vorschriften betr. die Eheschliessung; s. im
Quellenverzeichniss zum Id. unter Z Ehesatzg 1539.
,Sy [hat] kein zügen, die nach lut der nüwen oder Ver-
besserung der es-en kuntschaft geben möchtend.'
1533/8, Z Ehegericht. ,[Ein Artikel] der im buoch
Verbesserung der ees-en stat.' 1541/3, ebd. ,Wenn sich
ein kind under denen jaren, wie die in der ees. be-
stimpt, ... in die ee verpflichtet hette.' B StSatzg 1539;
ähnlich 1572, Aar. StR. (,ehes •). — Ab- = Absatz 7 a
(Sp. 1528); vgl. auch unter Absatz 2 (Sp. 1527 o.). ,Da
in [den Herzog von Österreich und Burgund] ein stat
Bern durch iren ratsboten Hess hoch grüessen und von
wegen der münz a. und salzkoufs ansuochen.' 1503,
Ansh.; in einem lat. Abschied über diese Angelegen-
heit heisst es: ,ob immutacionem monetarum in patria
Burgundia faetam' (s. Absch. III 2, 239). - Über-, in
UwE. T-: übermässige Besetzung, Belastung a) einer
Alpweide, = Ü.-Satzla (Sp. 1528) UwE. ,Das ist der
brief von ü. uf den bergen: ... Wer der wery, der yetz
hinfür uf einichen alpen und azbergen ü. tetty ..., der
und die selpigen süllen bezallen den schaden und
verlurst des fechs, so uf rechty besatzung ufgetriben
und zuo unnutz abvallen wurdi ... Ob sach wery, das
einer ein halper kuo weid hetti ... alden so mag er
die selpigen kuoweid wol mit einer kuo besetzen, doch
mit rechten gedingen, das er semlich halper kuo ü.
sinen bergteilen offenlich zuo wüssen tuon und nie-
inaiit heimli nüt umgangi.' 1529, BSi.Rq.; erneuert
1747. — h) einer Liegenschaft durch Hypotheken L
100
1587
Sil/..
S1Z, soz, süz
1588
(Ineichen). — c) eines Gemeinwesens. Durch Auf-
lagen: ,Wie wol des fürnämens und ü. vil und ruänge[r]-
ley, so schwer und der gemeind unlidenlich was, so
erhab [1. erhuob?] doch das hundtöten wit und zuo
mangvaltigen Unwillen ...' Walpm. (BBericht). Durch
Zuzug von aussen: ,Als sich gefüegt ..., das ein burger
einem, der usswändig gesässen, sin hus zuo koufen git,
der dann harin zücht, und der, der im zuo koufen git,
ouch in der statt belibt und also einen ussman zuo
im der statt ufsetzt, daruss dann u. der burgern und
der statt übertrang beschicht ..." 15G9, ÄABr.StR. —
Eid-: Vorschriften über Aufrechterhaltung von Frieden
und Ordnung im Innern und nach aussen, auf die
alle Einwohner jährlich einen Eid leisten müssen.
XVII., Aar. StR., vgl. S. 152 ff. 322. ,Dass dem ...
Würt umb söllichen synen Usstand vermog der E.
weder Gricht noch Recht solle gehalten werden.' 1627;
häufig in der Wendung: ,Disser Articul (Ratschlag,
disere Erkantnus) soll der E. incorporiert (yngelybt)
werden.' ebd.
Üf-: 1. Einsetzung, Anordnung, Verordnung; vgl.
Üf-satz laß (Sp. 1529). ,Dis u. [dass der Kaiser von
den sieben Kurfürsten zu wählen sei] ist gemacht und
bestätet [im Jahr 1001], und in dem selben jar starb
ouch kaiser Otte von Sachsen, der dis ordenunge
gemacht haut' Z Chr. 1336/1446. ,[Da die Fasten-
vorschrift] durch die heiligen vätter uffgsetzt . . . ist,
so wellen wir [die kath. Orte] die orgernuss, so uss
ubertrettung der selbigen uffs. entstat. in unsern
landen nit infüeren lassen.' 1525, Gfd. ,Göttliche Ü.':
.Diewyl [die Kirchgenossen von ZDiet. und Schlier.]
nach göttlicher Uffs. den Zehenden recht und orden-
lich zu geben schuldig.' 1674, Mandat des Landvogts
von Baden. Mit subj. Gen. ,Die alten burger zuo
Luzern hand sich versinnet, dass von alter har von
guotter gewonheit und des rats u. kommen ist, dass ...,
1410, L. ,[Hus habe gesagt] man sollte den layen
das sacrament nach der u. Gottes under beeden ge-
stalten geben, des wyns und des brots.' Zwingli.
.[Dein verstorbener Freund] hat als ein tödtlicher
mensch eben müessen enden nach der ersten Gottes
u.' OWerdm. 1564; .Ordnung Gottes.' Herborn 1587.
Mit obj. Gen. .Anfang und u. des krüz- und mittag-
gebets und lütens [Titel]. . . . [Die Stadt Bern hat]
in all iren gebieten ufgesäzt und verordnet, dass ...'
Ansii. S. auch Üf-satz (Sp. 1529 u.). — 2. = Üf-satz
Ibs (Sp. 1530). ,[Die Landleute] tatten ir anvorde-
rung, dass ir anligen werre, alle nüw uffs. ab-
zestellen ... So was der abscheid, dass den ussren
ward zuogesagt, die nüwen uffs. dünnen zuo tuond.'
Waldm. (B Bericht). ,Fryung und exemption aller
zollen, weggelts, fürleite und aller andrer uffs.,
wie die genempt und geheissen ist.' 1512, Absch.
,[Der Schiffspatron] sol uns genzlich schadlos halten
von allen zollen und uffs-en in sinem eignen kosten.'
Stulz 1519. — MhJ. üfsatmng! : vgl. auch Gr. WB. I 719;
Fischer I 412/3.
Alp-: Alpordnung. ,Wir, die alpgnossen im Alply . . .
tuon kunt, dass wir ... ein alpsatzig gemachet und
gestelt habend, nämlich als hernach folget: ...' 1550,
GaStJoh. und ähnlich öfter im XVI./XVIII., GT.Rq. (s.
im Register). .[Der Abt hat] in den A-en sich nit
gehalten wie ein anderer Gnoss, und in den Alpen
wenig gewärchet . . . und ist kliein rechte Ordnung in
den A-en niemer beschechen; dann wann das Haupt
krank ist, so ist auch der ganz Leib krank.' 1619,
UwE. (Klageschrift der Talleute). ,[Wir, Abt von
St. Gallen, haben Denen von Wildhaus] ihre Alps-en
und -Ordnungen von hoher Oberkeit wegen confirmiert
und bestätiget' 1633, GT.Rq.
In-: 1. Besitzergreifung. .[Bern hat sich gegen
,innemung der herschaft Oron und Palegus' durch
Freiburg verwahrt, weil es ältere Rechte darauf habe]
aber unangesächen des habind si sich ingesetzt ...
deshalb reparation begärt der i., so sy getan . . . [nach-
her:] miner herren begär ze verschaffen sölliche i.
abschaffen.' 1553, B RM. — 2. wesentlich = Üf-s. 1
(Sp. 1587), auch Einrichtung. Mit subj. Gen. , Alles
so on yns. Christi yngerissen ist und zuogetragen, das
ist ein warer missbruch.' 1523, Zwingli. .Das sacrament
under beeden gestalten geben nach Ordnung und y.
Gottes, unscrs herren.' ebd.; s. auch in-risen (Bd VI
1341). ,Die heiligen sacrament nach seiner [Gottes]
Ordnung und eins, brauchen.' LLav. 1582. Mit obj.
Gen. , [Adams Fall bedeutet] das verlieren der wol-
getonen i. [Einrichtung] mentschlicher natur und den
val in die sünd.' Zwingli. .Der Stiftung undt I. des
Jesuiter-Collegii.' RCys. S. auch satt (Sp. 1425). —
3. im Pfandrecht, a) = Satzing 2 a (Sp. 1582). .[Mit
Bez. auf das zur Befriedigung der Gläubiger eines
Verstorbenen ungenügende Gut] sol kein i. kein kraft
han, einer hab den brieff und sigel darumb, den sol
man davon nüt trengen, e das einer siner schuld be-
zalt werd, und umb pfand kein kraft, einer hab sy
den in sinem gewalt mit der gant recht.' Anf. XV.,
ScHwMa. LB. ,N. solle by den underpfanden lut sines
Schuldbriefs beliben, es werde denn fürbracht, das die
i. des [dh. zugunsten des] Juden und der morgengab
elter und vorhin beschechen sige.' 1484, Z RM. (ZfsR.
IX a 45). ,Dhein i. und Verpfändung varrender pfänden
soll nit statt haben einiches vergangs [!] halb vor
andern schulden im rächten, wälliche nit öffentlich
inn bisyn des gerichtsherrn ... bescliechend oder
darumb ordenliche brief und sigel uft'gericht sind.'
1575, Tu Landesordn. ,Wan Einer dem Anderen ein
ligend Gut verpfenden will, soll solche Verpfendung
nienen anderstwo beschechen, dan vor Schulthess und
Gericht zu Kaiserstuhl ...; dan bescheche dise Eins,
anderstwo und obschon Brief und Sigill darüber auf-
gericht wären, soll dieselbe Verpfendung untaugenlich
und die Ansprach mehr nit dan eine gemeine lauffende
Schuld sein.' 1687, AaK. StR.; s. noch ebd. S. 201
(zweimal). , Ordnung wegen Eins-en: Allerforderst
sollen keine Eins-en, es seye durch Handschriften
oder anderweegs auff einig specificiertes ligendes
Underpfand auffgerichtet werden ... Die Eins-en, so
vor denen Geschwornen auf der Landschaft gemacht
werden, sowohl umb Schulden als umb Weiberguht,
sollen auch in Schrift verfasset werden ...' 1719, L
StR. 1765, 106 f. ,[Dass die noch nicht bezahlten
,Erbs- oder Schatzungs-, Kaufschilling-, Gant- und
Verweisungsgelter'] von den Schuldneren in denen
nachfolgenden Eins-en und Verpfändungen nicht an-
gegeben, sondern treuloser Weise verhalten worden.'
1753, Bs Rq. .Eins, [auf der Aussenseite der Ur-
kunde]: Zuo wüssen sey hiemit, dass N. zuo Adligen-
schwül hat ein Eins, gezeigt und geben seiner ehlligen
Haussfrauw ... und das zuo besserer Sicherheit ihres
zuogebrachten und ererbten Guots [folgt eine Auf-
zählung von Hausrat nüt Wertangaben].' 1764, LAdl.
1590
— b) = Satsing 2 c Bs; Z. ,[A., der gegen Verpfändung
einer Matte das Geld zum Bezahlen des Kaufpreises
aufnehmen will:] Ich wollte Euch eben fragen, wo
ich das Geld wohl bekommen könnte, die Eins, ist ja
gut.' Breitenst. 1868. ,Auf dieser Eins, haftet . . .'
1819, Aa. — Mhd. inrntz-umje, Einsetzung, Immission, Pfand;
Tgl. auch Gr. WB. III 265.
Ent-: a) = Ent-satx a (Sp. 1543). , Was iren jetzigen
Vorster belangt, sitmaln zuo desselbigen E. dheine
billichen Ursachen sind, sprechend wir, das man inne
fürer by söllichem synem Dientst solle lassen blyben
und man die Besatzung des Vorsterambts ... allwegen
bruchen, wie hieoben geschriben stadt.' 1019, Zßenk.
,[Dass den .Pässhütern, Zollnern, Torwartern und
Fehren'] by ihren Eidspflichten und Mydung der E. ...
gebotten werde . . .' B Mand. 1628. Mit Gen. des
Amtes: ,[üass] die besatzung und e. der pfrund ...
zuo myner herren gwalt stände.' 1585, Z RM. —
b) .rechtliche e.', Entziehung eines Rechtes durch
Richterspruch. .[Junker N. macht geltend, dass] ime
uff dem tanz- und spilblatz fürgehende frävel zu strafen
einzig zustehn und gebüren, von welchem er sich
auch one vorgehnde, ordenliche und rechtliche e. nit
tryben lassen werde.' 1599, AäK. (Schiedspruch). —
Vgl. Fischer II 736.
Er-: a) Ersatz, Entschädigung. ,Die bäginen ...
sollen uf die Nidegg komen und inen des gartens halb
e. bcschechen.' 1492, BRM. ; s. auch Ver-sorgniss (Sp.
1313). ,Wen einer sölichs [verpfändetes Gut] on er-
louptnuss verkoufte und uss dem pfand verwandlete,
der ist dem gerichtsherren buossvallig und dem kleger
andere e. oder bezalung schuldig.' ZElgg Herrschaftsr.
1535. ,Dass den grafen von Gryers um erlütne schmäh
und schaden gebürlich e. beschehe.' Ansh. ,Wil er
[der Schulmeister] den armen [Schülern] nüt soll ab-
nemen [für das Wärmen der Schulstube], soll zuo
siner e. der bumeister im fürs hus lassen füeren dri
fuoder holz mit dem stattzug.' F Schulordn. 1577.
,[Der jüngste Sohn soll den Hof erben] sover sinen
teilsgnossen billiche e. dargegen bscheche.' B StSatzg
1539; auch 1620, AABr. StR. ,[Es] wird ein Jeder seiner
ime durchgrabnen Gebeüwen halben sein Versicherung
und E. gegen ihnen, den Salpetergraberen, und uf
iren Wahren ze suchen wüssen.' 1653, BSi. Rq. ,Es
sollen die Müller ... den Kunden Nichts verschlagen,
bey Straff 20 Pfd und E. des Entwendten.' B Land-
müllerordn. 1693. S. noch Wider-Gelt (Bd II 281 o.).
, Einem e. tuon.' ,Dem N. und siner husfrowen um
iren ... schaden ker und e. zetuon.' Ansb. ,Sol ein
wirt von den hochzytlüten nit mer zuo ürten nemmen
dann von einem man 10 ß [usw.] und so dann der
wirt nit usskomraen mag, soll der brütgum im e. tuon.'
1575, Z RM. ,[Die Söhne erben] das lachen und
sollend den töchtern us eignem oder zinsbarem guot
e. dargägen tuon nach eerenlüten erachtung.' 1590,
BSi. Rq. ,[Der Käufer, der den Kauf rückgängig
machen will, soll bei Verschlechterungen] dem Ver-
köufer zimliche und billiche E. dargegen tun.' 1600,
Aar. StR. .Zweifache E.'; s. be-rüchtigen (Bd VI 478).
Auch im moralischen S., Sühnung eines unbestraften
Vergehens durch nachheriges Wohlverhalten: ,Die
stützigen Obersibentaler, Äscher und Frutinger [haben
beim Einfall der Unterwaldner] so trengen nachzug
getan, dass vil Berner meinten, man solt ire zeichen
zuo ewigem, buosswirdigem exempel hinder sich rucken
[in der hergebrachten Rangordnung zurückstellen];
aber im glük traf gnad für, die alt Ordnung nit zuo
verrücken, iu guoter hofnung des fals nachmalen e.
und verhüetung.' Ansh. — b) Ersatz, Ausfüllung der
Abgänge, Lücken in einer Körperschaft. .Die 8 ort,
die ire knächt bi der Schlacht gehebt in Frankrich,
schicktend ein e. der fändlinen, die man schätzt in
die 1500.' 1563, HBull. D. .Nach dem etliche Zeitt
wegen grossen Ausstenden des kleinen Rats hernach
die grossen Rät die E. . . . und darüber [ungerecht-
fertigterweise] den Nammen gehaben: klein und grossen
Rät habend Solliches ... erkeundt [verordnen wir,
dass in solchen Fällen ausschliesslich vom .kleinen
Rat' gesprochen werde].' 1029, ZWth. Ratsprot; dazu
die Randbemerkung: .Ersezter Kleiner Rat nit titul-
liren Clein und grosse Rete.' — Vgl. Gr. WB. III 950.
Erb-: Erbeinsetzung. .Von der E. [Titel]. Der
recht Grund ... eines jeden rechtmässigen Testaments
ist die Institution oder Satzung des Erben ... Setzt
er aber einen zu Erben, den er nit nambsen kann ....
so ist die E. als kräftig, als ob der Testierer den-
selbigen ... benambset hätte.' 1. H. XVII., FStB.; im
gleichzeitigen frz. Text , Institution d'heritier.'
Ver-: 1. = In-ge-richt a * (Bd VI 345) Z; syn.
Bes. — 2. im Pfandrecht, a) = SatzingSa (s. Sp. 1582).
,Sullent dieselben herren von Österlich sich bedenken,
ob si uns [Schwyz] versetzen wellen die statt Zuge
und das ampt, daz dar in gehöret, um 3000 guldin
und ouch in den nechsten fünf jaren nach der v. nüt
lösen.' 1369, Absch. ,Wer in unsrera land guot ver-
setzen wil, es si ligents oder verents [!], daz sol ver-
künt werden in allen unsren lütkilchen, oder an der
v. sol nüt sin noch sol kein kraft han.' 1397, Schw LB.
.Als NN. uns [der Stadt Zürich] ir vesty bürg, statt
und das ampt Grüeningen [usw.] umb 8000 guldin
versetzet hand, in der selben v. si der herschaft von
Österrich ... ein losung gegen uns vorbehept hand,
als das alles die brief eigenlich wisent.' Mus, Z.
.Weicherhand koff und gemecht beschechend oder lüt
enandern zuo gemainder annemend oder welcherlai
v-en man dät, das sol alles vor gericht beschechen und
gevertgot werden, oder es haut nitcraft.' 1472, GFlaw.
Offn. (entsprechend noch 1609, ebd.) und ähnlich 1495,
THRickenb. b/Wil Offn. (Weist. I 212); 1510, GGoss.
Offn. (G Rq. II 361/2). .Das fürhin kein landtman ...
sine güeter ... möge noch solle [ausser Landes] ver-
setzen, verschriben noch pfandhaft machen mit ver-
bürgen oder in ander wäg ...; söllich bürgschafteD,
v-en und verschribungen [sollen] kraftlos, unnütz sin.'
1541, BSi. Rq. Die Übergabe der vom Grafen von
Greyerz an F verpfändeten Herrschaften sei nur des-
wegen verzögert worden, weil die Vögte der betr.
Herrschaften nicht gewusst haben, ob die V. auf Ab-
lösung geschehen sei oder nicht. 1553, Absch. (F).
Die Errichtung von Briefen über Käufe und ,V-en'
von liegenden Gütern. 1628, L (JGöldi 1897). Auch
Verpfändung von liegenschaftlichen Gerechtigkeiten:
.[Dass die Unsern] ir twing, benn und gericht weder
mitt iren Ordnungen, verköuffen, v-en ... niemanden
weder verordnen, zuofüegen, verköuffen noch versetzen
söllent noch mögent.' 1459, BStR. — b) = Satzing :'!<
(Sp. 1583). ,Die herschaft und schloss Schwarzembach
mit bürg, burgstalen, pfandschaften, v-en, zymern,
hüsem [usw.].' Ms::, GRq. (Kaufbrief). ,Die bnrg
Altikon ... mit dem hol', genannt Oerolshof, mit siner
15,91
Saz, sez, siz, soz,
1592
v., wie der versetzt ist.' 1479, Z Rq. (Kaufbrief). ,[Der
Kläger macht geltend] das N.s hus und hoffreitin
[welche die Gemeinde Dorlikon ergantet hat] allein
A. um 80 guldin houptguot, item dem B. um 30 guldin
houptguot, denn im um 120 guldin houptguot ver-
pfendt und der gmeind Thorlicka um ir ansprach
gar niena verschriben were; diewyl er dann erbüttig
were, die eiteren v-en über sich zuo nemen, verhoffte
er, ein gmeind Th. solte eintweders im sine 120 guldin ...
bezalen müessen oder ime sine verschribnen underpfand
zuo sinen banden stellen.' 1581, Z And. ,N. hat ein
Hüsli und Krutgarten, 1 Vierung Raben, darab gadt
jerlich Grundzins ...; an V-en druff schuldig 146 fl.'
1628, Z. ,Grundtzins, V-en oder andere Bschwerden.'
1634, ebd. (Kauf eines Ackers). S. noch ver-halten
(Bdll 1234);iJn'e/'(BdV440u.); In-satz (Sp. 1542 o.). —
C) = Satzing 2 c (Sp. 1583), „Unterpfand einer Ver-
schreibung" Ndw (Matthys); UwE.; „in den mehrern
Kantonen." ,Weil ihm die Regierung an die Studier-
kosten vorgestreckt, deshalb gab sein Vater derselben
für 800 Pfd V. auf Buntzlisfluh.' AKüchler 1895.
,Dass die Inhaber solcher beschwerten Güetern Den-
jenigen, so ihre Zinsen in Gefahr stehen ..., auf Deren
Begehren Bürgschaft oder V. geben.' Ndw Ges. 1867
(und schon früher). ,0, ich wollt dir doch hundert-
fache V. geben, wenn du mir etwa 100 Gulden könn[t]st
geben.' Stutz (B.) 1852. ,üie v., pfand, underpfand,
pignus.' Mal. ,Es solle Jeder dem Anderen wol mögen
bahres Geld borgsweis liehen oder auf V-en oder Hand-
schriften oder Faustpfande.' Z Gerichtsordn. 1715.
,[Das eingehende , Weidgelt' solle] gegen gute V. oder
Underpfand zu einem Capital angelegt [werden].' 1791,
ThHw. Arch. - Vgl. Gr. WB. XII 1011/2 ; Fischer II 1287.
— Fueter (uTh), Mage" (uTn; Z Bez. Wth.) -V.:
eine Verdauungsstörung bei Wiederkäuern, so dass
die Tiere nicht mehr wiederkäuen (,das Futter hat
sich im Magen versetzt'). aaOÜ. (nach Angaben von
AHuggenberger). ,[Man werde wahrscheinlich den
Stier wegtun müssen] wegen der Magenversatzung,
die sich gar nicht beheben lasse.' AHuggenberger
(Ebenhöch). — Vgl. Versatz l ,, (Sp. 1550).
Vor-: vorgehende hypothekarische Belastung; s.
satzhaft (Sp. 1582), Satzing (Sp. 1583).
Für-: = Für-satzS (Sp. 1551). ,Wir werden inen
[unsern Leuten in der Lombardei] uss unserem säckel
f. tuon und an unser fürdrung nützit lassen erwinden.,
1524, Abscb. (B). — In andrer Bed. bei Lexer III 607;
Gr. WB. IV 1, 794.
Grempel-: verächtlich für Satzing3a$ (Sp. 1585).
.Ward das sechst buoch Decretalium und die Clemen-
tinen, desgleichen die Extravaganten obgemelts bapst
Hansen erst an den tag geben; in summa so giengend
mentschen- und grempelsatzungen embor, die gesatz
aber Gotes und seines sons Christi lagend dürnider.'
Vad. - Hinder-: Pfand; vgl. E.-Satz2ba (Sp. 1555).
[Gast:] I ha das Mahl kei Geld Urtier. [Wirt:] So
wott i wenigstens Hindersatzig ha. Wolf, Baurengespr.
- Chue-: = Ch.-Satz (Sp. 1556); vgl. auch die Anm.
dazu. ,Ist byshar die gewonheit und der bruch gsin,
das man in gmeinen alpen von einer kuos. nit mehr
soll zyns gäben [nachher: ,nit mehr von einer kuo
alpzyns nämen solle'] den 4 bz.' 1598, UwE. TR. —
Kapitel-: Verordnungen und Beschlüsse eines .Ka-
pitels' (vgl. Bd III 399/400). ,Hiemit sollen den Geist-
lichen beider Religionen ihre Fryheiten, Gerechtig-
keiten, C-en, Landrechte und Breuch confirmiert und
bestetet syn.' Gr LS. 1619.
Land-: = L.-Satz (Sp. 1558); vgl. L. - Recht 1 (BdVI
288). ,[Im Jahre 1527] habend gemeine dry pündt
ein landts. gemacht und darüber brief und sigel uf-
gericht, das si für bas in iren landen allen denen, so
zechenden schuldig, zuogelassen, allein den fünft-
zächenden ze geben.' 1558, GPfäf. ,Landts-en ge-
meiner dreyer Pündten ... [Titel]. Die jüngst an-
genomnen Artickel beschliessend in sich alle alte
Landts-en.'GRLS. 1619. .Alsdan [wir] in unseren ...vier
Gemeinden vor alten Zeiten ... kein geschribne Statuten
und Landts-en des Erbfahls und anderen notwendigen
Dingen gehabt habend, [haben wir jetzt vom Bischof
zu Chur] geschribne Statuten des Erbfahls, des Zugs und
anderer notwendigen Landts-en geschriftlichen ... über-
kommen.' GRVDürf. LS. 1692. Im koll. S. .Besonderes
Statutargesetzbuch eines Landbezirks im Gegensatz
von Stadt- oder allgemeiner Gerichtssatzung; daher sagt
man : In Fällen, da die Lands, schweigt, giltet die Stadt-
satzung' B (Anon. Habk.), darnach St.2 .Hienach volgt
der gemeint zu Savien lands., die mit der meren hand
gemacht ist'; später wurde noch der Titel hinzugefügt:
.Statuten oder lands. der geraeint Sahen oder banbuoch.'
XVI./XVIL, GkS. LS. ,Dass der Schlegerei- und Schelt-
bussen halb laut der Landss. die höchste Straf ge-
rechnetwerden ... solle.' 1653, BSi.Rq. (,Bewilligungs-
punkte' des Rates für Si.). ,[Der vom Abte für das
Neckertal bestellte Gerichtsverwalter] solle fieissiges
Aufsehen auf die Mannszucht, auch auf die Lands, und
Mandate haben.' 17S3,GRq. — Ge-mein-: Gemeinde-
beschluss, -Verordnung. ,Ein ehrsame Gemeind hat
verordnet 15 Mann, disses gemein Buoch zuo ornen
und zuo setzen von einer Gemeinsatzig zuo der andern,
alles das der Gemein notwendig ist zu setzen und
zu erkennen.' XVI./XVIL, GRÜVaz .Gemeinbuoch'
(Kopie von 1706).
Menschen-: = Menschen-Ge-satz (Sp. 1580). ,1m
1519. jar am nüwen jarstag do fleug der meister Uorich
Zwingli ouch Zürich ann zuo breden Matteyum und
im 1522. jar in der fasten die mentschens. an zuo
enderen und zuo Batten [Baden] in der jarrechnung
flengend die Eidgnosen an von zuo dagen darvon [!].'
Waldm. (stadtzürch. Bericht). .Traditio, der Alten Auf-
satz, M.' Denzl. 1666. S. auch Grempel-S. - Vgl. Gr.
WB. VI 2065.
Be-: 1. a) periodisch wiederholte Besetzung der
Sitzplätze nach den Leistungen der einzelnen Schüler.
,Ich hatte schon vier Jahre [in Freiburg] die lateinische
Schule besucht und kam nun doch erst in die Gram-
matik und war hier unter dreiunddreissig der Letzte,
wie die erste B. ergab; da schaute mich Alles an; ich bin
auch während dem ganzen Jahr nie über die drei Letzten
hinausgekommen.' XHerz. 1845. — b) „Besetzung einer
obrigkeitlichen Stelle, Pfründe", Wahl eines Beamten
usw. B (,electio'. Id.); Ndw (Matthys), auch das Recht
dazu (ä. Spr.), spec. die periodisch wiederkehrende
Gesamterneuerung der Behörden B (Zyro; 1t AvRütte
bei den jetzt vorwiegenden Teilerneuerungen selten
mehr gehört); Gr (s. nachher). , Einsetzung, zB. eines
Pfarrers' GRPr. Wie [in Zg] dem unerlaubten Practi-
cieren bei ,B-en' und allen andern Gelegenheiten
als einem landsverderblichen Laster vorgebeugt werden
könnte. 1768, Absch. S. auch Ge-richts-Bes. a. Mit Gen.
des Amtes, der Behörde; vgl. auch die Zssen. ,l>as
1593
Sa/.,
1594
wir nu fürer b., handel and lüttrung unsers grossen
rats ... uf donrstag in der heiligen österlichen wuchen
hruchen sollen.' XV., BStR. ,Die b. des weibelampts.'
1559, G Rq. ,Uas sigristenampt und dienst, dessen b.
vormalen und bisshar dem gotshuss Nüwenkilch zuo-
stendig gewässen.' 1589, L. ,l)ie Waal und B. der
Empteren beschicht järliehen uf den ersten Meitag.'
1622, AABr. StR. ,Der Landschreiberey halber ...,
dass die B. derselben in Händen und Gwalt eines Cast-
lanen [usw.] stahn solle.' 1044, BSi.Bq.; vgl. im Folg.
,Bei B. der hiesigen Magistratur.' 1703, AABr. (, Be-
satzungsreglement'). S. auch Recht (Bd VI 273 u.);
Ent-s. (Sp. 1589). Mit Gen. der zu wählenden Amts-
person. , Betreifend die vogtyg im Gaster und b. eines
vogts daselbst.' 1590, Gl. ,In der Waal undt B. eines
Probsts.' RCys. ,Ires Schultheissen Bs. und Erwölung
halb.' löll.AABretng.StR. , Wider auf die B. der Sechs-
zehneren zu kommen: Wann die Balloten im Sack sind,
so treten die Candidaten in ihrer Ordnung hervor ...'
M. XVIII., B. ,Des Landschreibers halb ..., dass die
B. desselben in Händen und Gewalt ... stehen solle.'
1790, BSi.Rq. Auch von Wirten: /Von B. der Wihrten
[Titel]. Nachdeme wir ... die Ordnungen von a° 1653
und 1664 der Wihrtenbesatzung halb ersehen, haben
wir es darbey verbleiben lassen wollen, dass die
Wihrten eint und anderen Ohrts bei B. des Grichts
[bestellt werden], also dass auch entzwüschen nie-
mandem anders zu wihrten zugelassen sein solle.'
1005, ebd.; noch 1790. In Gr insbes. die am ersten
Maisonntag abgehaltene Landsgemeinde zur Wahl und
Einsetzung der Behörden (vgl. Bd IV 304) und das
damit verbundene Volksfest, so D., Lq., Mai., Val., in
Pr., Seh. (alle 2 Jahre) der Wahltag der Kreisgerichts-
beamten mit dem Landammann (vgl. Bd IV 249, Bed.
2 b) an der Spitze, in Chw. (alle ungeraden Jahre) der
Wahltag des Kreisgerichtes (Instanz für Polizei- und
kleinere Zivilsachen), in oHe. (lt Tsch.) der Sonntag
(gew. der 1. Maisonntag), an dem die Obrigkeit eines
Dorfes bestellt wird. .Klosters bildet mit Serneus
einen Kreis; Kreisgericht heisst die Vorsteherschaft
des Kreises ...; dieselbe zählt 7 Mitglieder, der Prä-
sident heisst Landammann . . ., die Gesamtheit der
Bürger Landsgemeinde und als Wahlkörper B. [?]. Die
B. findet alle 2 Jahre am ersten Maisonntag statt und
ist ein Volksfest im vollsten Sinne des Wortes.'
Alpenp. 1874, 191 a. S. auch Be-setz-Platz (Bd V 262)
und vgl. B.-Häss (Bd II 1079), -Chnab (Bd III 712),
-Marsch (Bd IV 424); Her-Chalb (Bd III 218; dazu
Tsch. 164. 176. 273), ferner Kohl 1849 II 79; Neue
Bündnerztg 1863, Nr. 115; Sprecher 1875, 312 (dar-
nach HHerz. 1884, 01 f.); KRutish. 1880, 47 ff.; Gr
Mbl. 1897, 159 f.; Schwzd. 19, 20 ff. (D' Schälfigger
B's.). Wart nur bis uf d' B's., dann welle"d-wer ab-
rechne"! Gr (FStaub). S. noch in-bläsen (Bd V 140).
An einer B's., die darum di leid B's. hiess, sollen
die Frauen mit den Malixerinnen sich gerauft und den
Kürzern gezogen haben GrCIiw. (Pfr Täschler); heute
entschieden abgelehnt. ,Wie es mit der B. hinfüri
solle gebalten werden.' 1000, GrD. Ratsprot. ; daneben
.Besetzung der Pundsempter.' ,Eine grosse Anzahl
haben sich an der Bsatzig beweiniget und übergeben.'
Gr Kl. Frevelbüchl. 1734. Auch im alten Bern die am
Ostermontag stattfindende Ämter- Erneuerung; vgl.
Burgers-, Regiments-Be-s. ,[Zu] den Oster- und Meyen-
Besatzungs-Zeiten, da der höchste Gewalt in voll-
kommener Anzahl sich befindet.' 1703, B. — c) i" der
Alp- und Landwirtschaft, a) Besetzung einer Alp
mit Vieh, Alpfahrt B, so Si., auch lt Zyro. Bist du
bi der B's. derbi g'si"? BSi. ,Es sig um b., uf oder
ab zefaren.' 1498, BBettelried Allmendordn. .[Schaden]
so den selben an der Lengk an irem vich uf den bergen
Dola und Hingen in b. der selben mit präschaftigem
vich zuogefüegt sin solt.' 1517, BSi. Rq. ,Wo Jemand
eine Eigenschaft hat, darinnen weder geäzt noch be-
setzt wirdt ... er auch mit solcher Besizung ohne
Az- und Besazung fortfahret . . .' 1747, ebd.; ähnlich
1790, ebd. ,Von B. der Alp und wie das Vych darauf
getrieben und gerechnet werden solle.' 1749, BHa.
(Engstlenalp). .Die Zeit des Äzens, die Art der B.
und den Preis sollen die Züger und Verkäufer [des
Grasnutzens] ... behörigen Orts bestimmen lassen.'
1796, UwE. S. auch Berg (Bd IV 1553) ; Für-Be-satzing.
Übergehend in koll. Bed., = Satz A 1 e (Sp. 1519) BE.
(Bärnd. 1904); L (Ineichen); UwE.; Syn. auch Besatz 2
(Sp. 1559/00). Die Alp hed c" 50 Chueschwäri B's , ,kanu
mit 50 Kühen besetzt werden' UwE. S. noch Ghue-
Berg 2 (MW \bh$); Über-S. (Sp.l586u.). Auch = CVi«e-
Essenä (Bd I 526): ,[Wer nicht auf den bestimmten
Termin den Alpvögten Rechnung ablegt] soll von dem
Vych, so er auf der Alp hat, umb jegliche Kuhschwäre
oder B. alle 24 Stund 4 Schilling Weidgelt ... verfallen
sein.' 1749, BHa. (Engstlenalp). Auftrieb auf einen
Viehmarkt: ,Die B. auf dem Grossviehmarkt bestand
in einem Dutzend Bindern und Kühen; der Handel
war gering.' B Volksztg 1901 (Marktbericht). — g) der
Viehstand eines Bauernhofes B, lt AvRütte selten auch
auf Pferde angewendet. ,[Die Kaufliebhaber wussten]
dass der Hof abgeschleift und zu dessen Hebung be-
deutende Opfer nötig waren ... dazu kam dann erst
noch die Besatzig des Hofes.' RWyss 1891 [Der Hof]
mit B's. und Allem, wo derzue g'hört. MWalden 1880.
,Mit deinem Gelde kannst du keines [kein Heimwesen]
zahlen, hast höchstens für die B'satzig (das nötige
Vieh auf einem Hof; man besetzt die Berge, d. h. schickt
das nötige Vieh hinauf).' Gotth. .Wenn man [durch
Gebrauch von Mastfutter] eine doppelte Bes. und zwölf
Kühe statt sechs halten kann, so ist es möglich, einen
Hof in ganz andern Stand zu stellen.' ebd. ,Du weisst,
ich habe den Hof sehr teuer samt Schiff und G'schirr
und aller B'satzung.' ebd. ,Es giebt hier und da Güter,
wo die B'satzig dabei ist, wo man sie gegen eine
Schätzung übernehmen kann.' ebd. Anscheinend auch
in allgemeinerm S. (so viell. schon im vorigen Beleg)
vom gesamten Inventar eines Hofes, auch das tote in-
begriffen (vgl. y): ,Das könnte man ja machen, dass
das Anfangen [als Pächter eines Hofes] dich Nichts
kostete, die B.: Vieh, Schiff und Geschirr ist da.' ebd.:
oder war ,Vieh' vom Autor als erklärender Zusatz
gemeint? Übertr.: D' Tante" het dem Herr Pfarrer
g'seit, sie hätt Schangsse" [Chancen] für i" Biirger-
spittel, ...er sö't für nöiji B's. sorge" im Pfarrhüs.
RIscber 1903; wohl individuell (da von verschiedenen
Seiten als ungebräuchlich bezeichnet). Vgl. aber auch :
,üer Hausvater . . . soll der Hüter seines Hauses sein,
die rechte B. eines christlichen Hauswesens.' Gotth.
— y) ,die zum Betrieb der Haus- und Feldwirtschaft
nötigen Geräte, das Inventar' 1, (Ineichen); vgl. unterm
Vor. .Grosse, kleine B's.' — d) die Besetzung eines
Weihers mit Fischen, Fischbestand. ,Ain wyger samt
der b., gelegen im land Appenzell uff Bülinswylen
15:'.'.
Saz,
Z, S1Z, soz, suz
I.V. hi
genant ... desglychen ouch ainen gehalter, zuo söl-
lichera wyger gehörig ...' 1550, JGöldi 1897 (Kauf-
vertrag). — e) (Recht zur) Besetzung eines Lehens.
,üarurn so habent wir [Graf Friedrich] uns ... gen
den vorgen. landlüten [zu Wildhaus, die sich losgekauft
haben] ... verzigen aller aigenschaft, aller lenschaft,
aller manschaft, alles tails, aller gemaind, aller b.,
aller gewer, aller kuntschaft, aller zügnüst, lüt und
brief und rödel ... aller vordrung, clag und ansprach ...'
1408, G Eq. ,N. hat sich och verzigen und verzieht
sich mit disem brief ... des vorgeschribnen halben
hofs ... aller eigenschaft, aller b., aller zügnüst, lüt und
brief, aller vordrung und ansprach ... untz an die lechen-
schaft, die er im selb und sinen erben vorbehept hat.'
1437, G. — f) Besetzung im militärischen S. .[Bern
sind von der Tagsatzung, Zusätze' nach Baden, Diessen-
hofen usw. auferlegt worden.] und so wir uns hierin
von andern u. Eidg. nit können sündern, dann das wir
mit inen solliche b. sollen und müessen tuon . . .' 1499,
BSchreiben. — 2. a) Besät zalsVerzierungan Kleidungs-
stücken; s. Passament (Bd IV 1661). — b) = Vers. 1
(Sp. 1590) Z und übh. in der techn. Spr.; s. auch
Ghrüz 3 d (Bd III 942) und vgl. Müller-Mothes4 1 351;
Gr. WB. I 1542; Sanders II 865b. — 3. = Besatz lb
(s. Sp. 1559). ,Welieher herre, ritter, knechte oder
erber manne ... ouch die stette, die ir eigen lüte,
manne oder frowen, vor uns meister und rate zuo
Basel besetzen wellen, denen sol man dis vorlesen : Dez
ersten, das si sölich b-e nach der guldin bulle sage
tuon sollen in jares friste dem nechsten, nachdem ein
solich person by uns zuo burger emphangen ist worden,
also das der, der ein solich person für sin eigen person
besetzen wil, daz tuon sol mit sin selbes person ...
und mit zwein der anegesprochenen personen rechten
muotermagen ..., also das die selb person, so besetzen
wil ... vor rate und meister ze Basel sweren sol liplich
zuo Gott und den heiligen, das die person, so sy be-
setzen wil, sin sie und die innegehept und harbracht
habe als ander sin eigen lüte, und das ouch die
zwuo personen, so muotermage sint, das ouch sweren
•sollent, und wenne die b-e also beschicht, so sol ir
damitte gnuog besehenen sin.' 1440, Bs Eq. ; ähnlich
1449, ebd. 1238, ferner 1507, ebd. mit der Änderung:
,Wan solich b. bescheen, das dann . . . dem besetzer
die selb person verfolgt werden und nit not sin, das
der besetzer solicher b. halb sweren, sunder an den
muotermagen gnuog sin solle.' — 4. .Einem um etw.
b. tuon', (Schaden-) Ersatz leisten: ,Das die, so daran
schuld hätten, pflichtig sin sollen, den selben schaden,
verlurst und abgang zuo ersetzen und darumb den
unsern von Obersibental wandel, bekerung und b. ze
tuond.' 1517,BSi.Eq. - Vgl. Lexer 1202; Gr. WB. 11542;
Sanders II 865; Fischer I 917/8.
Ämter-B. : Besetzung der Ämter B (Zyro). ,[Ein
Bauernführer bekennt] er habe über Dasjenige, das
er den Amptslüten zugesprochen, dass man die Obrig-
keit nit könne der Empterb. halber von ihren haben-
den Siegel und Briefen stossen, doch ... die Enderung
und Empterb. wider den Vertrag de Anno 1570 für
sich genommen.' 1653, L; häufig in L Akten E. XVI./
XVIII. .Empterps.' XVII., GrS. LS. Im Helv. Kai.
1780 werden der 14. Brachmonat und der 13. Christ-
monat als Tage der ,Ämterb. in Zürich' angegeben.
Auch ,Amts-B.' : ,In welcher Gemeind der Aman wohnt,
sollf auch zu allen Zeiten die Ambtsb. [für das ganze
Gericht] gehalten werden.' 1797, G Eq. 1903. —
Vogtei-B.: Vogtwahl. E. XVI./XVIII., L (öfter). —
Fänder-B. : die mit einem festlichen Aufzuge in
alten militärischen Uniformen und einem allgemeinen
Volksfeste verbundene feierliche Einsetzung des neuen
Tal- oder Gemeindefähnrichs am Pfingstmontag; die
Wahl, die schon vorher in einer Gemeindeversamm-
lung stattgefunden hatte, fiel meist auf Denjenigen,
der die Teilnehmer am reichlichsten bewirtete W; s.
die Beschreibungen mit geschichtlichen Betrachtungen
(vgl. auch Farmer 3 Bd I 832) in Alpenr. 1868, 158 ff.
und Ndw Volksbl. 1872 Nr. 49 ff. — Für-B.: .= Über-
Satzinga (Sp. 1586). .Dermassen diese Zeit dahar in
Besatzung gemeiner Bergen an dem ein und anderen
Ort viel F. beschechen, so dann nit wenig Ohnord-
nung, Missrechnung [usw.] gibt.' 1654, BSa. LE. —
Land(s)-B.: Wahl der Behörden eines ,(Hoch-)Ge-
richtes'; vgl. Bd VI 335 u. 354 u. .Wegen der Landt-
oder Grichtsbsatzig', Titel. GRVDörf. LS.; folgt der
Beleg unter Be-setz- Platz (Bd V 262). ,Anno 1778
den 13./2. 8bris in Ilanz ... wurde die Landsb. in
stiller Euhe vollführt, wo dann ... die Landamen-
schaft durch einheiliges Mehren dem Herrn Land-
schreiber W. und Geschworner C. auf 2 Jahr um die
ordinari Tax vergeben, sodan Herrn Landschreiber W.
für das erste Jahr zu einem regierenden Herrn Land-
a[mmann] erkiest und beeidigt worden.' Gr Mbl. 1897
(Besatzungsprotokolle der Gerichtsgemeinde Ilanz-
Grub); wiederholt, neben .Landsgemeind.' — Bur-
ger(s)-, Bürgere"- B. : die am Ostermontag (doch nur
in grössern Zwischenräumen) stattfindende Ergänzung
des Grossen Kates (vgl. Burger 2 a y Bd IV 1581) Bt
(nach AvRütte bis ins XVIII., nach HTürler .offiziell
bis Mitte XVIII., aber noch gebräuchlich bis 1831');
vgl. KGeiser in der B Festschrift 1191/1891, S. 69 f.
97 ff. [Ich empfehle den N.] für die nächsti Candi-
datenwal, wie de"" jetz d' Burgere"Vs. heisst. um 1820,
BStdt (AvTillier). Wo d' Burgerb's. bald isch nache"
g'sV, so han-i'h-mic'' bi d's Herr Venners Tochter zue-
täppisch g' macht und ... si het-mer d's Baretli 'brächt
und mit dem Baretli sl" zwo Vogteie" cho". ebd. ; vgl.
Baretli-Tochter. [Im , Oster-Umzug der Jünglinge von
Bolligen' giengen] schmucke Tänzer in weisser Klei-
dung und reich mit Bändern geschmückt; sie trugen
Eeiffen mit Blumengewinden und gliechen so dem
Küferaufzuge, der ehemals bei der sogenannten Ke-
giments- oder Burgerb. als Folge des Ostermontags
das Publikum belustigte und den Neuerwählten die
gewöhnliche Aufwartung machte.' B Hink. Bot 1820;
vgl. Chüefer (Bd III 179 o.). .[Wenn nach 7 Jahren
die Zahl der .Bürgeren' nicht auf 200 gesunken ist]
so soll allwegen am Montag vor dem hochen Donstag
vor dem höchsten Gewalt zur Frag kommen und da-
selbst erkent und beschlossen werden, ob man zu
einer neuwen Burgersb. schreiten wolle oder nicht.'
1682, B. .Weilen nach der hochoberkeitlichen Ord-
nung nach verflossenen siben Jahren alwegen am
Palmmontag ballotiert werden soll, ob man zu einer
neuwen Burgersb. schreiten wolle oder nicht . . .'
1709.BEM. — Pfruend-B.: Besetzung einer Pfründe.
,Wir [Zürich] sind des ... willens, mit ü. f. gn. [dem
Abte von St. Gallen als Lehensherrn der Pfründe] uns
hernach diser und anderer derglychen pfruondb-en
halber zuo verglychen ...' 1598, JGöldi 1897. —
Ge-richts- B.: a) Besetzung eines Gerichtes. ,Be-
1S97
S1Z, Sc'/, sei/, SU'/
träffend die g.; die solle jerlich besetzt werden ...
nämlich, so ein aman ein richter by sinem eid dar-
tuot..., solle der richter das jar belyben, also auch
der ander, dritt und durchuss also gehalten werden;
doch wie die besatzung hür zuo jare beschechen, solle
es darby belyben biss zur nächsten besatzung.' 1559,
G Rq. .Extract der G. de A» 1600' L. S. auch Bd
VI 273 u. — b) = Lands-Be-s. (s. d.). ,[Nach der
Kirche sollen] die Oberkeit und ganze versambte
Gmeind uf gemelten Platz zuosammen verbliben und
die Gerichtsps. anheben.' 1667, GrS.; s. auch Bd VI
409 o. — Regiinents-B.: Bestellung der Regierung;
vgl. Regiment (Bd VI 737). ,Bei heuriger üwer R.'
1650, AaL. StR. (Schreiben des B Rates). ,Dass auf
künftigen Sonntag die R. solle für und an die Hand
genommen werden; jedoch solle auf heutigen Tag das
Ehegericht und der grosse Rat als ehrliche Leut ledig
gelassen werden, der Herr Landtammann und das
Gericht bis Sontag dienen.' 1660 (6. Mai), GrD. Rats-
und Landsgemeindeprot. ,Die Zeit der R. ist noch
allezeit wie vor alters auf Osteren gesetzt.' M. XVIII.,
B. Im Helv. Kai. 1780 werden für verschiedene Städte
die Tage der ,R.' im Brachmonat und im Christmonat
angegeben. ,Die Herren Zwanzig, welche nur zu denen
R-en berufen werden.' 1782/94, AAZof. ,An den R-en
erwählt der Grosse Rat einen neuen Bürgermeister
aus seiner Mitte und die Hälfte der zwanzig Rats-
herren.' DWvss 1796. Auch XVIII., Th (HHasenfratz
1908). S. noch (Burgers-)Be-s. — Räts-B.: Bestellung
des Rates. E. XVI./XVIII., L (öfter, so auch bei RCys.).
Im Helv. Kai. 1780 ist unterm 26. Christm. angegeben
,R. zu Lucern' und unterm 27. .Grosse R. undSchwörtag
zu Lucern.' — Ta.g-B'satzi"g, Täbs- (d. i. Täps-), so Ap
(T., .gewöhnlicher aber Tags-'); Ndw (lt Matthys
häufig), in ApI. (T.) selten Täts-: = Tag-Satzing 2
(s.u.) Ap; L; Ndw, überall f. Bichtspiegel für d' Tagb's.
[Titel eines Gedichtes]. JBHaffl. 1801. Die Herre"
Ereng'sandte" vo» der Tagb's. 1808, Ineichen 1859.
Wenn jetz der Landamme" ond di ganz Tabs. chdm
ond icfft-mer-e" [den Säbel] ne", sogäben-e" i'h nüd usde"
Hände". AHalder 1838. WenH d' Tagb's. z' säme"chunnt.
Gotth.; 1861 dafür .Tagsatzung.' — Anlehnung an die
häufigen Zssen mit Be-satzing. — Dienst-B.: Besetzung
der Dienststellen, zB. des Sigristen- und Weibeldienstes.
1784, ÄATäg. Gerichtsb. — Wider-B.: Erneuerung
der Behörden. 1763, AaBt. (.Besatzungsreglement').
— Wirten-B. s. Be-satzing Ib. — Zwings-B.: Be-
stellung der Behörden eines .Zwings' (s. d.). ,Item
giebt man an Zw. iedem Weinschatzer, deren zwei,
ein Mass Wein und ein par Weissbrot.' AaMuh GOrdn.
XVII. 1653 begehren die aufrührerischen L Gemeinden
Erleichterungen in Fall, Ehrschatz, Fastnachthühnern,
Zw-en usw. MEsterm. 1875.
Bode"-: = Grund-Satz 2 (Sp. 1554 u.); s.d.
Recht-: 1. Rechtsbestimmung, Gesetz. .[Gott zu
Moses:] Diss sind die r-en, die du inen solt fürlegen.'
1530/1, IL Mos.; noch in der Z Bib. 1868 ,Rechtss-en';
bei Luther: .rechte.' ,Wo under uns Jemant wäre,
der sich obermelter R-en nit benügen noch gehorsam
syn weit ..." Gr LS. 1619. — 2. = B.-Satz 1 (Sp. 1561).
.Nachdem [die Parteien] ir clag, antwurt, red und
widerred und r. . . . volfüert und getan habend.' 1489,
Waldm. (L). ,Als wir sömliche vorgemelte clag, antwurt,
red und widerred mit sampt ir r. gnuogsamklich . . .
gehört hand . . .' ebd. — Erb-rechts-: Gesetz, Ver-
ordnung betr. das Erbrecht. 1644, BSi. Rq. - Ge-
richt^)-: 1. = Gerichts-Be-s. b (Sp. 1597); s. Hinder-
Säss (Sp. 1359 o.). — 2. Gerichtsordnung; s. unter
Land-S., ferner im Quellenverz. unter BGS. 1615. —
Chör-ge-richts-: ,das bernische Gesetzbuch, wel-
ches alle Sittenpolizei udgl. beschlägl' B (Zyro). So
schon 1667; s. im Quellenverz. unter B Chorg. —
Schuel-. ,Sch-en' wechselnd mit .schuolordnung.'
F Schulordn. 1577. — Stein-: das Setzen von Mark-
steinen. .Bedenken ... wegen unrichtiger St. zu Winter-
singen .. .' 1759, Bs Eq. II 398 ff. .Beide Gescheider
sollen in der Stadt Zwing und Bahn alle nötigen St-en
vornemmen.' 1770, ebd. I 1048 ff. (Gescheidsordn.). —
Stadt-: städtisches Gesetz, Verordnung. ,Ein kum
gedachte stats., nämlich, welcher eine uss der Insel
entfuorte, der sölte sin hopt verwürkt haben.' Ansh.
Im koll. Sg.; s. Land-S.
Tag-: 1. = T.-Satz (Sp. 1564). .Wir schulthais
und rat der statt zuo Frowenfeld vergechen ... mit
disem brief, das uff hütt den tag siner dato, als wir
in rates wyse beyenandern versampnot warent, unser
t. nach für uns komen sind NN.' 1493, Tb Beitr. ,So
er die (urteil) appelliert, sol er von stund an 10 schillig
den richteren in das gricht legen und demnach die
appellatz in nun tagen und nun nechten annemen und
in 15 tagen darnach dem widerteil ein t. bringen.'
um 1550, AaK. StR. ,Urab t. werben' oä. ,Das dem-
nach der, so also geappelliert hat, innerthalb einem
manot an einen burgermeister umb annemung der
sach und t. werben und och ein burgermeister, so
forderlich es sin mag, darum tag geben sol.' 1507,
Z StB. N. beschwert sich, wie seine Ehre von einem
Zürcher verletzt worden, und wiewohl er darum das
Recht angerufen . . . und Bern wiederholt um .recht-
liche t.' und Geleit für ihn nachgesucht, so habe er
doch nie zum Ziel gelangen können. 1521, Absch.
.Ein t. erlangen' oä. .Welcher mit einem zuo rechten
hat [in einer Sache, die 9 Jahre angestanden hat], der
soll die t. von einem landtamman durch sich selbst
und nit durch ander leut erlangen.' 1547, ApI. LB.
Wenn auch andere Ansprecher vorhanden wären, die
gegen den König das Recht brauchen wollten, so
mögen dieselben bei den Richtern ,t. erwerben', diese
der Gegenpartei verkünden und dann das Recht üben.
1548, Absch. ,T. geben, erteilen'; vgl. dazu TTobler
127 b. ,Wan Einer usstribne Recht hat, soll er mit
denselben mögen fortfahren; wan es Ein oder der
Ander nit wolt zulassen . . ., soll man Solchem erst-
lich bei 5 Taler, 2do bei 10 Taler, endtlich beim
Eidt mögen geboten werden [!], und soll also kein
Regent befüegt sein, weitere T. zu geben.' 1716, ApI.
LB. .Wann Einer nicht Pfand geben, sondern vor
Recht sich aus den Pfänden schwingen wolte, so haben
alsdann beede Landammann und beede Statthaltere
Macht und Gewalt, die T. zu erteilen... Wann Einer
den Anderen under 5 Gulden pfeudt, so soll der Haupt-
mann Gewalt haben, die T. vor die gesambte Rät der
Kirchhöre zu erteilen.' ApA. LB. ,Ein t. verkünden,
ansetzen' uä. Es sollen die Ediktalladungen nicht
an die Kirchtüren geschlagen, sondern die ,t-en'
an offener Kanzel in jenen Herrschaften und Kirch-
hören, wo die flüchtig gewordene Person heimisch
oder wohnhaft gewesen ist, verkündet werden. 1533,
Absch. (Vereinbarung in Ehesachen). ,Uarzuo nach
geenderter hande dieselben lechentrager, so von inen
1599
Saz, siz, sez.
1600
[den Herren von B] lechen haben und empfachen
mögent, sich in nechster jarsfrist oder wenn die t.
die lechen ze liehen bestimpt wirt, wider empfachen
mit nüwera angeben derselben lechengüetern ..., ouch
darüber nüw lechen- und widerbrief geben und ge-
nommen werden söllent, wie lächens- und landsrecht
und bruch ist . . . Welche person also . . . innert halb
jarsfrist, oder wie die t. der [!] lechen ze liehen von
unsern g. herren bestimpt were, nit weite empfachen ...'
1562, BSi. Eq. ,Was wir Puntsgnossen all mit ein-
anderen zuo handien und ufzuorichten habend ald
gewunnend, darumb sol die T. alwegen ein Tag gen
Ilanz, den andern gen Chur, den dritten aber gen
Ilanz, den vierten gen Chur und der fünfte Tag gen
Davos angesetzt werden.' Gr LS. 1619. In örtlichen
Wendungen, auch die tagende Versammlung selbst.
,Es sind vor minen herren ... hüt siner dato als
harumb sunderlicher angesetzter t. erschinen die beid
conventherren zuo Küti, NN.' 1681, Z RB. ,Du laufst
zuo deiner tagleistung oder t., die selbig zeverston,
ad vadimonia curris.' Fris.; Mai.. ,So ein besondre
üemeind ald sonder Personen gegen gemeinen dry
Pünten in Recht kernend, sol man den selbigen ein
Gericht setzen an dem Ort, da die T. ist.' Gr LS. 1619.
,Ich..., der siben Orten der Eidgnossen Landvogt in
ober und nideren Thurgew, bekenne öffentlichen
dass auf heut dato in dem Schloss zue Frauenfeld für
hiesige T. kommen [der Abt von Fischingen, Käufer,
und Vertreter des Bischofs von Konstanz, Verkäufer
des Tanneggeramtes, um den Kauf bestätigen und
beurkunden zu lassen].' 1693, G Rq. 1906. Spec,
Heiratstermin. ,Wie das er ein t. gsetzt und abgeredt
hette, si [die Tochter] elich zuo vermechlen; do sye
si zuogfaren und den N. oue iren [der Angehörigen]
gunst selbs gnommen und imm ungehorsam erzeigt'
1533/8, Z Ehegericht. ,[Der Untervogt] sy daruff ge-
fragt: Vereni, habent ir nit t. mit einander angschlagen
oder hat er dir nit gelt daruff geben? seite sy: Er
hat mir ein dicken d geben, aber weder zuo eeren
noch zuo uneeren ...; seite vogt noch einist: Vereni,
es ist ein t. beschechen; antworte sy: Nein, es ist
keine vorhanden.' 1541/3, ebd. — 2. insbes. von den seit
dem XV. mit einer kurzen Unterbrechung zur Zeit der
Helvetik(docl) s. unter Kantöns-T.) bis 1848 stattfinden-
den Tagungen der Gesandten aller oder auch
nur einzelner eidgenössischer Orte, dann auch
die so tagende Versammlungals oberste Bundesbehörde,
allg. t- Vgl. Tag-Be-satzing, zur Sache vor allem die
Absch., dann Siml. 1577, 171 ff.; FMBüeler 1696 (ZfsR.
XVIb 151 ff.); Siml.-Leu 1722, 429 ff.; JKFäsi 1765,
194 ff., aus dem XIX. die Werke über Schweiz, öffent-
liches Recht von Henke, Snell, Blumer, Bluntschli,
JohsMeyer, vOrelli, ferner Ochsli, Geschichte der
Schweiz im XIX. Jhdt I 590 ff. II 457 ff. Wenn
allig d' T. uf Lueern chund. RMohr (L). Was göt uf
der Dagsazi"g? G'hört-me" Nütt obenabe"? GiH's
acht Chrieg? 1847, Bs (Frei). ,[Dass den Rechts-
gelehrten das Lügen] ihr Lebtag nachgehe, sie möchten
zu Ehren kommen, wie sie wollten, und kämen sie
in die T.' Gottb.; vgl. dazu EB. 451. In den ä. Quellen
zunächst lediglich als spec. Anwendung von 1 ; erst nach
dem XVI. scheint sich das W. zur offiziellen (aber nicht
ausschliesslichen) Bezeichnung der eidgen. Tagungen
übh. entwickelt zu haben. ,Ein t. hat [!] gemeinen
Eidtgno[sse]n, der wirtembergischen sach halb mit
notdurftiger erzalung, was gemeinen Eidt[g]no[sse]n
daran ist gelegen, uff Verene zuo nacht hie zuo sin.'
1484, Z K.M.; vgl. dazu Absch. III 1, 190 (2. Sept. 1484
unter d). ,Wir die uachbenempten der vier orten der
Eidgnosschaft mit namen Zürich, Lucern, Schwytz
und Glarus, zuo denen dann das gotshus Sant Gallen ...
ve[r]wandt ist, rät und sandtboten, jetz uf disem tag
zuo Lucern by einandem versampt . . ., bekennen
offenlich ... mit dem brief, das uf diso t., so us an-
rüefen nachgemelter partiyen von unsern herren und
oberu angsehen und beiden teilen verkündt. vor uns
uf hütigen tag [erschienen sind die Vertreter der
Gemeinde Straubenzell einer- und des Abtes von
StGallen anderseits].' 1523, GRq. 1903. ,Es ist ouch
angezogen worden der t. halb gegen den von Glarus;
ist abgeredt, das söliche t. sol anstan bis uff nechsten
tag gen Baden, aldann sol davon geredt werden.'
1529, Absch. ,l)ass wir [der Ort B] uf nächst vergangnen
mentag inen [Zürich] und allen andren orten unser
Eidgnoschaft ein erliche guote meinung verkündt und
darzuo zuo merer underred diser händlen t. in unser
lieben Eidgnossen von Lucern stat, nämlich uf iezt
kommenden sontag nachts daselbs an der herberg
zesin, verrumpt.' Ansh. , Actum zuo Zürich uf den
10. tag meyen und uf Uolrici zuo Baden, der sach
halb on witere t.' ebd. (am Schlüsse eines Berichtes
über die beiden Tagungen wegen des Pensionenun-
wesens). ,Es sol ein jeder [Gesandte], so vorhin uff
der nechsten t. gewässen, sin abscheidt vor minen
herren vertagen. ' 1570, SchwLB.; s. auch Sp. 557 o.
,[Die V Orte] gaben für zu Baden auf der T. glat und
fyn, wie das sy wolten daran syn, das Pündt werden
entladen.' 1621, Zinsli 1911. ,Man hat [im Rat in
Zug] 2 Instruktionen gmacht, eini gen Lutzern und
[1. ,an'] ein katholische Tagsatzig, die ander gen Solo-
thurn, den neuwen Ambasidoren zgrüössen.' 1641, Zg
TgB. ,Es ist [in Baar] ein Gmeind gsin; man hat
ein Gsanten gen Baden uf ein 13 ortischi Tagsatzig
gen.' ebd.; s. noch Stür-Brief (Bd V 488). ,Wan Sach
weri, das in Dagsatzungen ein oder der andere Würt
nit genuegsamen Ehrenwein, die Herren Gesandten
zue tractieren, hetten ...' 1663, AaB. StR.; s. auch
Jär-Eechniiig (Bd VI 134/5, neben .Tagleistung'). ,üie
Herren Ehrengesandte ..., dermahlen auf der T. zu
Baden bei einanderen versamt ...' 1712, ebd. Häufig
neben ,tag', ,tag-leistung' (Bd III 1473). ,Wir haben
ein tag in unser und üwer 1. Eidgnossen von Luzern
statt angesetzt uf mentag nechstkünftig . . . mit
früntlicher bitt und beger ... ir wellent sölich
unser t. und anslags [!] angentz üwern und unsern
getrüwen 1. Eidgnossen von Friburg verkünden.'
1499, Schreiben der eidg. Boten. ,Wiewol wir von
Zürich und nach uns je das vorderst ort in unser
Eidgnoschaft nach altem gebruch und herkomen umb
t. angesuocht werden, tag angesetzt und beschuhen,
ouch der Ordnung nach die ersten statt besessen, so
haben doch unser Eidgnossen und sonderlich von
Lucern, Uli, Schwiz [usw.] . . . ouch vil t-en fürge-
nomen und angesetzt, darzuo sy ewer herren und
obern unser lieb Eidgnossen und uns zuo ziten be-
schriben oder underlassen haben, wie inen je nach
gelegenheit der händlen füegklich gewäsen ist.' 1527,
Absch. ,[F verlangt, B solle] stilstan biss uff den
tag, so gan Fryburg angesetzt, so wellen sy ouch stil
stan. [Die von B aber antworten, sie] könnend nit
1602
darvon stan, dan söllichs ouch nechstkünftig t. zuo
Fryburg nüt berüere.' 1553, BRM.; vgl. Absch. IV
1 e 849/50 und dazu die Verbandlungen der betr. Tag-
satzung ebd. 869 ff. ,TV neben .Tagleistung.' 1651,
Absch. ,Wan ussert diser ordinari T. so wichtige
Gescheit vorfallen, dass eine T. zu halten notwendig,
so tuet gmeinklich ein Vorort Züricii allen übrigen
Orten ... ein gwüssen Tag ansetzen undt solche Tag-
leistung zu besuechen einladen.' FMBüeler 1G9ü. ,Von
Botschaften oder Gsandten auf die T-en zu schicken
[jüngerer Titel]. Es ist auf- und angenommen, wan
man Botschaften auf ein Tag schicken will, so ...'
ApI. LB. ,Es werden auch andere T-en gehalten, wann
Solches in den vergangenen Tagleistungen erkennt
worden ist, und wird also kraft des Abscheids ein
neuer Tag ausgeschriben, dann grosse und wichtige
Geschäft selten auf der ersten T. vollendet werden.'
SiML.-Leu 1722, wo sonst im Text fast durchgehend
.Tagleistung', das Siml. 1577 noch allein kennt, bei-
behalten ist; in den Anm. von Leu einmal: ,Auf die
gemeine eidgenössische Tagleist- oder Tagsazungen',
während sonst immer (wie auch bei Leu, Lex. II '24
v. J. 1747 ausschliesslich) , Tagsatzung.' ,Die meisten
und wichtigen gemein-eidgenössischen Geschäfte wer-
den auf Zusammenkünften durch Abgeordnete der
Stände beraten und behandelt; diese Zusammenkünfte
nennt man T-en oder Tagleistungen . . . Vor dem Jahr
1712 wurden die allermeisten, so wol ordentliche als
ausserordentliche T-en, in die Stadt Baden ausgeschrie-
ben.' JKFisi 1765. — Vgl. Gr. WB. XI S4; Sanders II
865 a; Fischer II 29, zur Bed. bes. T,u,. — Kantons-T.:
Tagung der höchsten kantonalen Behörde. ,l)ie Cantons-
Tagsatzung von Ury an die allgemeine helvetische
Tagsatzung in Bern', Titel einer gedruckten Ein-
gabe vom J. 1801, unterzeichnet: ,1m Namen der
Cantons-T. von Uri . . .' — Jär-rechnungs- T.; s.
Jär-JRecluiing (Bd VI 134). ,Was die eidtg. allgemeine
Tagsatzungen berüehrt, so ist verordnet und durch
eine Gewonheit hargebracht, dass jährlich eine all-
gemeine Zusammenkunft gehalten wird, welche nach
Ausweisung der jüngeren Abscheiden auf nechsten
Sontag nach Petri und Pauli der HH. Apostlen an-
gefangen undt ohne einiges Ausschreiben auf selbigen
Tag zu Baden im Ergeüw von gesambten dreizechen
undt zugewandten Orten der Eidtgnosschaft besuecht
undt die J. genambset wird.' FMBüeler 1696. ,[Vor
1712 war Baden] der gewohnliche Platz, wo bald alle
ordinair und extraordinair gemein eidgenössische Ver-
sandungen und Tagsazungen gehalten worden und
zwahren so, dass man die alljährliche so genante J.
nur nicht mehr ausgeschriben.' SisiL.-Leu 1722.
Zucht-: Zuchtvorschrift(en). ,[Nach Feierabend
sollen die Schüler] förderlich ab der gassen sich in
ir herberg und gwarsame verfüegen, wie züchtigen
schüeleren zuostat lut der schüeleren z-en hierin ge-
setzt, dero sy ouch im herpst wie andere zit geleben
und nachgan süllend.' 1541, Z (Promptuar der Propstei).
satzlich: Adj. und Adv., = ge-satzlich 2a und b
(Sp. 1580/1) „LG.", .gründlich, bedächtlich L; Zg' (St.b).
un-er-satzlich: unersetzlich. ,Mit u-em schaden.'
Ansh.
G--sätz s. Gesetz.
sätze": = satzen SOlt. Dervo" s. — Abi. vom PI.
Satz. Vgl. setzen 2 c a. Iu gleicher Bed. nach mündlicher
Mitteilung auch üsterr. (s. auch Uugev-Khull 515).
Idiotikon VII.
Sätzer m.: Hypothekargläubiger Gl. Vgl.VorfderJ-,
Nach- Sätzer unter Vor(der)-, Näch-Satz (Sp. 1551. 1553.
1559).
g"-sätzet: mit .Sätzen' (s. Satz B G a Sp. 1526)
versehen; s. simsen (Sp. 997/8).
sätzig: vom Pferde, mit einem Under-Satz (s.
Sp. 1543) behaftet BE. Luc«, isch das Tier nid bi allem
och no'h 8.? Bärnd. 1904.
sätzle": ,in kurzem Trab oder Galopp heran-
kommen' B (Dan.).
Setz f.: das Auswerfen der Fischernetze ZHorg.
Uf d" S. gä".
Entspräche formell einem ahd. sezza (vgl. herisrzza, obsidio
bei Graft VI 303), nihil, tetze (Lexer II 894), soweit dies nicht
auf ahd. sezzt zurückgeht (vgl. Setzt). Viel], liegt aber ledig-
lich ein isolierter PI. zu Satz (vgl. Sn. 1518) vor.
Gesetz (heute zieml. allg.), in Ndw lt Matthys
G'sätz — n., in der ä. Spr. bis ins XVII. ,gesetzede,
gesetz(e)t' f. n., PI. unver. Aa; Ap; B; GrTIis; L; G; S;
Tu; Uw; Z, G'setzer Bs (Seiler); GT., G 'setzt B; Gr
Pr., Rh.; UUrs., G'setzti (zum Sg. G'setz) GrD.,
Pr.. Dim. G'setzli: 1. wie nhd. Gesetz; bes. in der ä. Spr.
auch übh. s. v. a. obrigkeitliche Verordnung, Vorschrift,
einzelne Rechtsbestimmung. Der PI. und Sg. oft im
koll. Sinne. Wenn's nä'h dem G's. gät, chunt Der i"'s
Chefi. [Die Advokaten] drucke"d d' G'setzer grad und
chrumm. NBösch 1892. G'setzimüesse"si" GnRh. RAA.;
vgl. Wander I 1612 ff. Ändert G'setz ander Bruch
ZDüb. Neui Herre" neui G'setz L (Ineichen). Alti
G'setz und neui Chost sind am beste", ebd. Not, Zit
und d' Lüt mache" 's G's. eng und wit. ebd. Me"
muess d' G'setz nöeh de" Lüte" richte", nid d' Lüt nörk
de" G's-c". ebd. G'setz sind SpinnhuppeP : di chline"
Fleuge" b'hange" drinn, di grosse" mache" Löcher durche".
ebd. Ke'"s G's. öni Loch, w'er's finde" cha"". ebd. Alli
G'setz z' halte" war ke'" Nagel starch g'nueg. ebd. ,Das
Gesetz hat eine wächserne Nase, man kann sie drehen
wie man will.' Sprww. 1824; s. auch Schweiz 1859, 216.
,Dise gesetzeden, die an disem buoche geschriben
sint, haut die burger von Zürich ... ufgesetzet.' ZRBr.;
wo noch oft in der selben Form. .Geschehe von ieman
dekein schade, der sin messer alsust verborgenlich
hette bi im gehebt, das sol ein rat richten, als si sich
darumbe erkennent uf den eit nach der gesetzede des
messers und nach den alten buossen.' 1314, Z StB.
.[Einkünfte] von der güsetzt, daz heisset tafern, 18 pfd.'
um 1330, HU. ,Dis gesetzde [eine Münzordnung] band
die vogte uf dem lande gemachet.' 1343, Z StB. ,Die
raet und burger der statt Zürich [kamen] überein
einer ewigen gesetzet.' 1359, ebd. ,Dis sint der stat
gesetztan.' XIV. /XV., G Ratssatzungen; jedes Statutist
eingeleitet: ,Item, es ist ouch ain gesetzt . . .' .[Tiberius]
macht ain gesetzt, dass man das guot jar nit weiter
geben noch nemen solt dan am nüwen jarstag.' Vap.
S. auch Bd III 1123. .Schlafendes G.', ein durch Ge-
wohnheitsrecht ausser Kraft getretenes geschriebenes:
A. hat Erde aus seiner , Rosse' ausgehoben und sie
in seinen Weinberg geführt. Weil von den dies
verbietenden Gemeindeerkanntnissen diejenige von
1754 ungenau und diejenige von 1724 , schlafendes G.'
sei, da Andere vor 1754 durch Ammänner die Er-
laubniss dazu erhalten hatten, so erhält A. Recht.
1758, JGöldi 1897. Neben verwandten Ausdrücken.
Wie me G'setz, wie weniger Recht L (Ineichen). I"
Flienen [Ortsn.] uehi" gibd's kei"s Recht u"d kei".< G's
101
Saz,
Barnd. 1908 (BGr.). ,Wir, die bürgerte von Klingenowe,
sin über ain komen der gesezde und reht unser stette.'
1314, AaKL StR. ,Daz sy die selben unser Ordnung
und gesetzt volfüerend, halten und beliben Jaussen
unverruckt.' 1364, ÄABr. StR. ,üaz die gesetz und
benne ... belibent und gehalten werdent.' 1378, AaB.
StR. .Stette recht, burgrecht, lantrecbt, lantfride,
büntnisse, gesetzede, friheit, gewonheit [usw.].' 1390,
SchwG. (Gfd). , Allen iren rechtungen unschedlich,
sturen, zinsen, twingen, bennen und gesesten.' 1398,
ZoWalchw. (ebd.) ,In der gesetzt Moysi'; s. Wis-sag
(Sp. 380). — 2. = Ge-satz 4 c; s. d. ,Us einem gesetzt eines
lieds.' 1504, F. — Mhd. geeetze n., gesetzede f. n. Die Form
O'-setz ist bei uns wie anderwärts (vgl. zB. Fischer III 444 f.)
ganz überwiegend schriftsprachlicher Herkunft und, zT. erst
in neuerer Zeit, an die Stelle des alteinheimischen Ge-mlz
(s. .Sp. 15 731 getreten, G'tätz (auch Schwab.; s. Fischer aaO.)
dürfte ein lautliches Komprouiiss aus O'eatz uud G'eetz dar-
stellen; dagegen sind die in der ä. Lit. seit dem XVII. auf-
tretenden Formen mit ,ä' (,das Recht ... Gesätzte zu erteilen.'
Hott. 16G6, .göttlich oder oberkeitliche Gesätz.' 1696, AaB.
StR., .das Gesätze', vom mosaischen Gesetz. JMeyer 1700,
.Freiheiten, Rechte und Gesätze.' 1796, BSi. Rq_.) wohl nur
graphisch, aus dem Einfluss von ,Gesatz(t)' zu erklären. Zur
Form ,gesesten' vgl. die Anm. Sp. 1580. — Fart .Fahrt-':
Gesetz betr. die Näfelser- Fahrt (s. Bd I 1027). seit
1835, Gl. — Gassen-: Gesetz betr. die Anlegung von
Gassen auf dem Schanzengebiet und in der Umgebung
der Stadt. 1834, ZStdt. — Summ-: = Summ 1 b
(Sp. 972) Z.;Äg. — Stämpfel- s. Pflanz 1 (Bd V
1253). - Teil-: Steuergesetz B (Gotth.). - Zedel-:
Gesetz über das Pfandrecht an Liegenschaften
Ar. — g"-setzli(ch), -Ich, -lig, g'-sätzli(ch):
1. (nur -e-) eig., wie nhd. gesetzlich, heute wohl allg.,
aber nicht eig. volkst. Syn. ge-satzlich 1 (Sp. 1580).
Zur g's-e" ZU; bi der g's-e" Buess. G'setzlich ist gäge"t
de" Verchäufer Nild z' machen g'sin. GFient 1898. —
2. uneig. a) in B; L (St.b), „LG." -ö-, = ge-satzlich 2 a
B; L; S. ,üa schüttelte der sonst so .gesetzliche'
Ammann grimmig den Kopf.' Joach. 1898. E" g'setz-
liger Hund, .der sich an bestimmte Gesetze hält, seine
Pflichten und Rechte kennt und nur auf Provokation
hin über den ihm zukommenden Kreis hinaustritt' BE.
(SGfeller). - b )(-<*-) = ge-satzlich 2 c Ndw; UwE. Er
lied 's g'sätzlieh her g'seid, , recht ordentlich' Ndw
(Matthys). Der Acht nach [in Anbetracht seiner ge-
ringen Bildung oder seiner Talente] hed-er nuch frei
g'sätzli"'' g'redt UwE. ,L)er Geschichtschreiber will
nicht länger jauseln, sondern g'setzlich und hantlich
erzählen, was er erlebt hat.' Ndw Kai. 1899. — Vgl.
Gr. WB. IV 1, 4081.
Be-setz, .besetzt' n.: Strassenpflaster. Syn. Be-
setzt ,[Das Wasser] hat das besetzt uff dem Fisch-
merkt umb den brunnen umbher uffgeflötzt und hinweg
fressen.' 1529, ßs Chr. Gleich nachher ,das besetz';
s. Pflaster (Bd V 1260 u.). ,1m tor ist das besetz nach
mosaischer art mit kleinen vierecketen wie wirfelstein-
linen.' TbPlatt. 1595. — Koll.-Bildung zu besetzen. Das
W. ist im benachbarten Elsass noch lebendig (Martin-Lienh. II
l ;i. ebenso bair. (Schneller2 II -241); vgl. auch Gr. WB. I
1618. Zur Furni mit -I Tgl. die Anm. zu Ge-mtz.
„setzbar: starrköpfig, eigensinnig L."
Setzei I m.: (kurzer) Stützbalken ZWald, Zoll.,
.provisorischer Stützbalken unter einem Querbalken
bei alten Gebäuden' Z (Spillmann), die beiden aufrecht
stehenden Stützen, welche beim Bau eines Gerüstes
die Biegen (in Bed. 1 ; s. Bd IV 1060) tragen Aa. Syn.
Setzling; fUnder-)Stieber. ,Ruedin Fiösser umb setzel
l'J ß.- 1383, B StRechn. .[Sie] hatten den Schutzgatter
mit zwein beschlagnen s-n undersetzt, dass er nüt
mocht fallen.' 1445, AaB. ,S., Setzling oder Under-
stützel, fulcrum.' RCvs. ,In einer Cammer [des Pfarr-
hauses] under der Kuchi ist allbereit ein Träm in zwei
gebrochen, darunder dissmahlen ein S. stehet, welcher
Boden aber nohtwendig mit neuen Unterzügen muss
versehen werden.' 1726, ZFlaach. ,Für Setzei und
Grüstholz.' AaL. Forstordn. 1806. ,Ein S. unter die
Zinne gestellt.' Z Baurechnung 1837. — Soust nicht bezeugt.
Under-setzel m.: Balken als Unterlage ZZoll.
Syn. Under-Setzlitig.
Setze" f.: 1. beim Küfer der Setzhammer, den er
auf die Reifen von Fässern und Kufen aufsetzt, wenn
er sie, mit einem zweiten Hammer darauf schlagend,
antreiben will ZZoll., beim Zimmermann das Stück
Holz, das er beim Antreiben eines zweiten Stückes
aufsetzt, um es vor den direkten Hammerschlägen zu
schützen GWidn. — 2. Gewichtsbezeichnung. ,1 setze
weiden 8 d., 1 ströwe häring 6 d.' Bs Zolltarif 1385
(Ochs).
Vgl. Setz n. f. in Bed. 1 bei Martin-Lienh. II 383; Foll-
manü 477. 2 entspricht gleichbed. mhd. setze (vgl. .ein setze
weidis, daz ist also vile daz zwene tragen.' Lexer II 894),
geht aber mit Diesem wohl auf ahd. sezzi zurück; vgl. Sete».
setze", in WVt. -u". in PAL, Rima, Ri. s-, 2.3.
Sg. Pras. setzist, -is (setzest PAL, -ust PRi.), setzt,
Imp. setz, Cond. setzti, Ptc. g'setzt, in WVt. auch
g'satzt, in PA1. udE. g'setzt, ilect. g'sasste" (g's-J:
wesentl. wie nhd. setzen. 1. a) als Kaus. zu sitzen
in eig. Bed., sitzen machen od. lassen. Nur mit Acc.
eines lebenden Wesens, so bes. von Kindern, Kranken,
wohl allg. Unpers. 's het-mich b' sesse"mässi'J g'setzt,
ich bin ausgeglitten und auf den Hintern zu sitzen
gekommen ApLb.; ähnl. Th. 's het-mich schön g'setzt,
beim Schlittenfahren B (Zyro). E" Gluggeri, Henne"
s., zum Ausbrüten auf die Eier Aa; Ap; BBe.; GrV.;
ScHSt. (Sulger); S; Z; Syn. hucken 112 (Bd II 1127).
Mit Ortsbestimmung. Es Chind i" 's Stüeli, uf de"
Hafe" C'sHäfeliJ s. S. noch Bingel-Beijen (Bd VI 8);
BdVI1544; Sp. 1385o. Unpers.: Wen" - es -ne" [den
mähenden Schulmeister] wider het wellen underuse"
ne" uw' a" Bode" s.. uf der Stell het 's d' Amsle" g' merkt
«'"' g'rüeft: G'hei nid um! SGfeller 1911. In RAA.;
tw. in Übergang zu Bed. 3. Jmd uf der Esel s.; s.
Bd I 515 (auch B). ,N. seit, sy haben mit einandern
angleit gehept, herr HvLandenberg ze machen uf den
esel ze s.' 1496, Z (nach späterem Auszug). Jmd uf
d' Nadle" s.; s. Bd IV 666. De" Bür, Bettler uf de"
Herr (ufhe") s.: s. Bd II 1521/2. Jmd ,üf einen, einem
üf den hals s.' ,Der tochter ein stieffmuoter auf den
hals s., inducere novercam tili*.' Fris.; Mal. .Denen,
so das ir verkouffent, inen frömbd lüt uff den hals setzen.-
1574, Z RM. ,N. hat sin Grechtigkeit einem Frömbden
verkauft . . . und der Gmeind widerum ein Frömbden
aufn Hals gesetzt,' 1676, Z. S. noch Un-Brüch (Bd
V 348). Eine" i" Sfege"reiff s.; s. Bd VI 658. Jmd
in 'n Dreck s. : Drum hei"-s' due sija [die Königin Isabella
von Spanien] oc'' abg'schifelled und in'n Dreck g'setzd.
Barnd. 1908 (BGr.). Refl. B; PAL, Po.; GT.; Ndw
(Matthys); Th; dafür sonst meist sitze". Sctz-dich doch!
nimm doch Platz! BG. und lt Zyro. Setzed-ich en Bitz!
PPo. Sommervogel, setz-dic'', nimm de" Stei" und wetz-
[605
di'1'! ZHüntw. ,Swenne sich der rat gesetzet, gat denne
deheiner us an urlop, der git 1 ß.' äLRB. .Sich s.,
considere, sedem eapere; man setzt sich, man sitzt ze
tisch, discumbitur, considitur.' Fris.; Mal. Mit Orts-
oder Zweckbestimmung. D's Mtieti hcd-sich im Winter
:ew Chüder g'setzt. BIrmd. 1908 (BGr.). ,Wenn die
vögel vom luft hinabfarend, setzend sy sich auff ein
bauin oder sunst etwar auff, aves sidunt.' Fris.; Mal.
,Im nechsten synodo soll den predicanten angezeigt
werden, das sy den landtgrichten, wann man die uff
der landschaft haltet, nit also naclilouffen und sich
inn die Schlösser inn die mäler s. söllint, sonders sich
des enthaltind.' 1598, Z RM. ,Setze dich hiehar, sede
isthic; cape locum; reside si placet; sessum te recipe.'
Hosp. S. noch Bd V 329 o. 623 o.; Bd VI 1420. RAA.
Si'h derhinder s., hinter eine Arbeit, sie in Angriff
nehmen L. Si-* z' üue» s.; s. Bd VI 1890/1; auch
nur sieh s. Bs; Tn. ,Sich zuo ruowen s., convertere
se ad (collocare se in) otium, se otio darc.' Fris.; Mal.
,Er hat sich selbs übel gesezt, pessime sibi consuluit.'
Hosp. — Spec. und in leichten Übertragungen, a) Jmdm
einen Platz anweisen, Jmd placieren, so bei Tisch,
wohl allg. Me" chann a" dem Tisch seh" Persöne" s.
Wo st/:t-me" dich ane"? scherzh. -familiär zu einem
Tischgast Tu. Wenn ich Kaiser war, so tät-ieh so
regiere", tat die schüne" Maitschi in-crc" Gütsehe" füere"
und die uileste" tät-i'h in-e" Char'e" s. GLBilt. ,Ouch
sol enkein krämer noch kremerin sin wib noch sin
junkfrowen noch sin knecht an keine offnen kilch-
wichinen noch jarmerkten für enkeine kilchen s. weder
mit bulffer noch mit lebkuochen noch mit anderr
krämery.' 1430, L. , Alsbald kameud sy und satzt man
sy oben zu tisch ze oberist im rat.' 1549, UMey. Chr.
RAA. ,Also pflegt er ouch in sinem burgermeisterampt
gemein, schlecht und liederlich geachtet lüt ... ans
brett zu s.' M. XVI., Waldm.; vgl. Bd V 893. .Einen
hoch aufhin s. und im die höchste eer beweisen,
principatum dare.' Fris.; Mal. ,Ob glich er gsetzt
[ist] hoch ans Brät, könte gleich kommen hinderwert.'
1C58, Lied. ,Sich für einen s.', sich über ihn erheben.
,Wir geren des, daz uns diu mennisgin undertan sin;
darane sezzen wir uns füre Got.' XII., Wack. 1870.
Bes. von (Winkel-) Wirten, wirtenden Privaten, den
Gast zum Trinken, Essen sich setzen lassen, im Gegs.
zum (Weiu-)Verkauf über die Gasse. ,Das nunhinfür
kein zapfenwürt oder die, so vom zapfen wyn schenken
wellent, keine frömbde lüt, es syent baderlüt oder
ab dem land, in iren hüseren nit mer setzen, inen weder
essen nach trinken geben.' 1501, AaB. StR. ,Es sind
roh. berichtet, das über letst usgangen mandat der
hochzyten dise gefaar brucht werde, einner setze und
lade wol inn ein wirtshuss allein 40 personen, be-
scheide aber andere gsellen inn andere wirtshüsser.'
1575, /. RM. .Sölliche Wynschenker [sollen] nit be-
fuogt syn, einiche Burger ald Handtwerchs-Lüt inze-
züchen und dergstalt zes., sonder sy [sollen] dieselben
hinweg und uff ire Zunft wyssen.' 1600, ebd. , Welche
Wein vom Zapfen schenkend, sollen die Burger in
ihre Heusser nit s. noch einlassen.' G Mand. 1611.
,Üoch mag er den Wein, den er diesmal noch hat,
vollends vom Zapfen ausschenken, aber Niemand s.'
1620, aZoll. 1899. ,Es soll ein Pfarrer ... kein Wirt-
schaft üben, keinen Wyn bim Zapfen schenken, dass
er Lüt in syn Huss setze, denen er umb Gelt Spyss
und Trank ufstelle.' Z Kirchenordn. 1628. .Da man
dergleichen vertüige liederliche Leut einzeucht, setzt,
ihnen das Gelt abnimmt.' FWiss 1650. ,Diewylen nit
anstendig, auch von allerhand Ursachen wegen nit
tunlich, dass unser Landtschryber des Wirtens und
S-s sich belade.' 16G0, ZGrün. AR. ,Den [bei einer
Feuersbrunst] anwessenden Landtlüten ... ist Wyn
und Brot gegeben und sind selbige uf dem Nöuwhus
und übrigen Gesellschaften gesetzt worden.' 1668, Z
Wth. .Drittens ist bedungen, dass in diesem Haus
weder jetzt noch inskünftig einige Wirtschaft, es sei
mit S. oder Beherbergen, gar nicht betrieben werden
solle.' 1071, aZoll. 1899. ,Man setzt sie, gibt ihnen
Essen und Trinken; man lasst sie spilen, fluchen und
schweeren.' FWyss 1072. .[Dass] Niemand solche
Leute [Armengenössige] s. solle.' AKlingler 1693.
,Warumb das grosse Bussmandat nicht auch in demme
gehalten werde, dass ihre Beckenhäusser an den Son-
tagen mit S. des Landtvolkes nit auch beschlossen
bleibend?' 1701, Z (Bericht des Obervogts zu Kyburg).
,Aus dem Schlosskeller ein Fässchen Wein in das
Pfarrhaus zu stellen. Wenn dann durchreisende Bürger
sich um einen Ehrentrunk melden, solle jedem 1 Mass
und nicht mehr gegeben und fürohin kein Durch-
reisender im Schloss gesetzt werden.' 1714, Troll 1844.
.Alle hiemit verbietende Sabbat-Briich als Mahlen,
Bachen, zum Wein s. oder gähn.' Z Mand. 1718. ,Alle
Schenk- und Trinkhäuser [sollen] nach der Torglogg
beschlossen [sein], in der Meinung, dass Derjenige,
so über die Zeit aus zu trinken geben wurde, zwanzig
Pfund und jede Person, die er sezt, fünf Pfund Buss
bezahlen solle.' ebd. 1723. .[Man soll] allen Wirten
anbefehlen, kein jung Volk auf solche Zeit zum Wein
zu s.' ebd. 1728. ,[Dass die drei Gemeinden Rorbas,
Freienstein und Teufen] nit änderst dann bei dem
Zapfen ihr Eigengewächs ausschenken und Niemand
s. mögen.' 1732, Z. ,Dass obbenannter Wittib von
Stund an alles Wirten und S. der Gäste für ihr Weil
und Leben lang völlig verbotten [sei].' 1749, KWild
1847. 1771 werden NN. wegen Weinschenkens und
,S-s' bestraft. JJWalli 1900. S. noch Tisch-Gänger
(Bd II 360). Mit Sachsubj.: ,Das ander ist das frawen
bad, so ungefar 12 schuoh lang und breit ist und
auch bei 24 frawen s. mag.' HPant. 1578. — ß) den
Schülern ihre Plätze anweisen, wohl allg. Mer sind
änderst g'setzt morde". Bes. den Rang der Schüler
bestimmen (Lokation) BG. und lt Zyro, ,den Schülern
nach ihrem Verhalten und nach ihren Fähigkeiten
den gehörigen Rang bestimmen' SciiSt. (Sulger); so
früher allg. in der Schulsprache; vgl. besetzen. Wie
het-er-ech g'setzt? BG. Auch mit Verschweigung des
Obj. Me" het g'setzt, ,man hat Schul-Revue gehalten'
ScuSt. (Sulger). ,[Der deutsche Schulmeister soll]
classes und Ordnungen der letzgen under inen [den
Schülern] machen, und nachdem ein jeder kann und
mag lernen, ordenlich s.' F Schulordn. 1577. Daher:
,Die Schriften der Schüler [nach dem Wert] numerieren,
zele"' GrS. Hut tüe"-icer s „heute lassen wir die Schriften
numeriren.' — y), Einen über einen s.', zu Gerichte sitzen
lassen: ,Wo er [der nicht vor Gericht Erschienene] in
unser herren statt, gebieten und gerichten beträtten
werden muge, [soller] fenklich angenommen, des rychs
vogt über inn gesetzt und ... zuo im gericht werden.'
1534, Z RB.; vgl. Richs-Vogt (Bd 1 708). — 5) mit ver-
blasster Symbolik, (in ein Amt) einsetzen, wählen.
.Wir setzen einen Bischof und hiri hart ho: Mer
Saz, sez, siz,
gend-em d' Hand i" d' Fresse" und öni Apropö Th (Äf V.).
,Wir [Friedrich IL] geben üch och, daz wir ... üch
weder Schultheis, lüppriester, schuolmeister, sigristen,
den rat noch och den weibel noch enhein ander ampt-
inan s. süllen, wand den ir mit gemeinem rate er-
wellend, den süllen wir besteten.' B Handf. ,Jerlich
zuo ostren, so man die zweihundert s. sol.' 1361, B
StR. ,Wenne och der herre des landes von Sibental
deheinen amptman in dem selben lande wolt verkeren,
s. oder enderren.' 1378, BSi. Rq. 1912. ,Do man den
schultheissen ze Thuno saste.' 1378, B StRechn. ,Als
er schultheiss gesetzet wart.' 1384, ebd. .Der yon
Urdorf und Birmenstorf kuntschaft, als sy meinen,
gerechtigkeit zu haben, einen undervogt zu wellen
und zu s. mit der meren band.' XV., Z. ,Wenn der
herr zuo Griffenberg sinen weibel s. wil.' 1475, Z Rq.
1910. ,Zwen nüw fierer s. und 6 nüw richter.' 1478,
ebd. ,Do man ein araman satzt im 1482 jar.' Ndw
LB. ,Eiuen schuolmeister s.' 1494, ß RM. ,Und sol
man da ein alpmeister mit merer hand s.' 1548, GT.
Rq. 1906. ,Er ist schier vor ainem jar bapst gsetzt,
hat jetz talamer glucks gnuog und blipt bapst on uns.'
1555, Gr Brief. ,Die alten Zunftmeister oder oberkeiten
wider s. oder nemmen, reficere tribunos et alios ma-
gistratus; einen künig s. und bestäten, regem populis
constituere; richter ordnen oder s., die über das bluot
richtind, Judicium capitis in aliquem constituere.' Fris.;
Mal. .Welcher durch miet und gaben gesetzt [ist] . . .'
1572, Gr. , Einen Amman s. und erwöllen.' RCys.
, [Ausserdem] setzt man ein Steinmetz, ein Schlosser
und ein Zimmermann.' XVIIL, ZWth. S. noch Dorf-
Meier (Bd IV 14); Pfander (Bd V 1145); Üf -seher
(Sp. 552); Stuel-Säss (Sp. 1368/9). ,S. und absetzen.'
,Wenn man die 100 meren welle, daz die ret ... die
100 mit den 100 meren umb des willen, das nit die
ret ein s. und die 100 dann ein wider absetzen müessen
mit uneren.' 1431, Seg. RG. .Deren halb, so zuo un-
eren sitzen, ist beslossen, das sy gewarnet und biss
pfingsten die motzen von inen tuend und des erger-
lichen läbens müessig gangen, alldann gesatzt [als
Mitglieder des grossen Rates wiedergewählt], wo nit
abgesatzt [werden]. Her B vom Stein halb, wo er die
metz von im tuot und sin eefrow wider zuo im nimpt,
so ist er gesatzt.' 1527, B RM. ,S. und entsetzen.'
,Wann ouch des lands venner von uns gesatzt oder ent-
satztwirdt.' 1514, BSi.Rq. 1912. ,Ist unser der amptlüt
vermeinen, daz wir einen pfarrer zuo irem kilchsperg
zuo s. und zuo entsetzen habent, wo er nüt daz wort
Gotes verkündet.' 1525, ZGrün. ,Ain abt zuo S.Gallen
[habe] das recht in unser stat, ainen statamman zuo
s. und zuo entsetzen.' Vad. ,Umb einen Metzger
minderen und mehren, denselben s. oder entsetzen.'
1689, Z. S. noch Sp. 511 u. Auch von einem vor-
übergehenden Auftrag. ,[Wir sollen] zuo dem selben
gemeinen zwen schidman und die von Zürich ouch
zwen schidman s.' 1415, AABremg. StR. ,...wiedass
uns mh. von Zürich . . . gsetzt habend, menglichem
antwurt ze geben der gegenwürf halb, so von üch
harfür getragen.' Z Disp. 1523 (LJud). Refl. .Keiner
sol lauften, ehe er gesendt wird, denn das Messe sich
selbs s.' FWvss 1670. ,Einen an, in ein amt, über
etw. s.' uii. ,Ir mügent och ellü iar den Schultheis
und den rat ... wandeln und ander an dero stat s.,
ane einig den lüpriester.' B Handf. ,Über sich sasten
si do ein künig.' Boner. ,Es sol ouch ie der herre
und stat drie erber manne usser iren reten kiesen
und zuo der münz s.' 1387, Absch. (Münzvertrag).
,Hant unser herren N. gestraft umb sin ere und inn
ab den hunderten gesetzt.' 1425, L. ,Wie sich der,
so an das ampt [eines Bauherrn] wirt gesetzet, und
ouch der, so da von gesetzt ist, halten söllent.' 1437,
BPES. .Ein künig widerumb in sein reich s., in-
ducere regem in regnum; einen in ein eerenampt s.,
collocare aliquem in aliquo gradu; etliche an ämpter
s., magistratus aliquibus committere; man hat ein
Schaffner oder Verwalter über das gemein körn gesetzt,
custos in frumento publico est positus.' Fris.; Mal.
,S. an eines anderen statt, dargegen stellen, dare
vicarium, subrogare, sufficere, substituere.' ebd.; da-
für: ,An eines Stell s., substituere' usw. Hosp. In
gleicher Konstruktion von der Einsetzung in ein Recht:
, Einen widerumb in sein hauss s., aliquem in sedibus
suis collocare; einen auff ein guot s., eim erlauben
ein guot zuo besitzen und einzenemmen, in possessionem
mittere; sein haussgesind auff eines anderen erbguot
s., collocare familiam suam in possessione prmdiorum
alieuius.' Fris.; Mal. Einen ,zuo keinen eren s.'; s.
Bd V 353 u. De" Bock zum Gärtner s. wie nhd. GT.
und weiterhin. , [König Rudolf] sasste sin sun
Albrecht ze herzogen ze Wien gewaltenklich und über
alles Österrich.' Z Chr. XV. ,Also satz[t] der herzog
graf H. gan Wesen ze einem houptman.' ebd. , Einen
zuo einem hauptinann s., exercitum ducendum dare.'
Fris.; Mal. — e) refl., vom Wild in der Satzzeit zur
Geburt; s. Bruct (Bd V 1007); vgl. auch 2ay- —
Q erlegen. .Schalksnarr: Wie hat der tüffel so guot
leben! Es hat im aber wilpret geben: der tod hat
gestren zwen gesetzt, hats [dadurch] dem tüffel ins
garn gehetzt.' VBoltz 1551. — b) von einer abwärts
gerichteten Bewegung übh.; refl., vereinzelt tr.
(s. S); vgl. sitzen, sidere. a) sich senken, von festen und
locker aufeinander liegenden Dingen. Von den Balken,
Mauern eines Hauses, Häusern, Bauwerken übh. B;
G; Th; W; Z und sonst. Die Mür, 's Eüs, d' Brugg
hät-sich gesetzt. ,Wie vergangner jaren bevolhen wor-
den, den steinernen schnäggen in StPeters turn, da
die inuren sich umb etwas gesetzt haben soll, zuo
besehen.' 1573, Z RB. ,Da nun die Brugg sich je
lenger je mehr gsezt und die Tachlatten sich gekrümbt,
habe ers imme anzeigt, woruff die Bseze wider hinweg
getan worden und die Brugg sich darüber wider ein
wenig uffgelassen.' 1650, ZHorg. .Söllindt sehen, wie
sich die Brugg wegen grünen Holzes nach und nach
s. werde.' 1651, ebd. Von Beerenfrüchten (zB. Trau-
ben), Obst in einem Behälter B; Th; Z, von Früchten,
Gemüsen in Einmachgläsern beim Konservieren B.
Von einem Erdaufwurf, Erde übh. Ap; B; Th. .Den
frischen Grabhügel schmückt vorläufig ein Kranz,
später aber, tven"-er-sich gesetzt het, ein Grabmal.'
Bärnd. 1904 (BE.). ,Das erdtrich zeucht sich nidsich
oder hat sich gesetzt, consedit terra.' Fris.; Mal.
,[Man] streuet gegen 3 Zoll hoch Erden darüber, dass
sie, wann sie sich gesetzt, noch 2 Zoll hoch bleibe.'
JCSulzer 1772. Von einem Heu-, Düngerstock Ap;
B; GRNuf. ; G; Ndw; Th; WMü. Nach 8 Tagen het-si'h
d's Heu g'setzt Ndw. Vom Dünger auf den Wiesen
Ap Lb. Der Mist iäll-sich gär nid s., angeblich wenn
er imene" schlechte" Zäche" versprätet worden ist.
Von Schnee. ,Er weich sunst [so weit er nicht von
den Dächern lielj wänig, satzt sich wol zum teil und
1611'.'
Saz, sez, siz,
1610
gierigen die tachtroiffen.' Bossh. Chr. Von einer Ge-
schwulst ApLb.; SchScIiL; Th; Z. Mer wend e"möl e"
wenge" wärme" mit Chrätere", öb-er [ein geschwollener
Chnode"] «v* nit setzt. APletscher 1902. .Die ge-
schwulst setzt sich, gadt nider und entschwilt, desidit
tumor.' Fris.; Mal.; so auch Hosr. — ß) nachlassen,
von ausströmenden Flüssigkeiten: ,[N. hat] mehr dann
ein Haubtzüber voll Bluts uss den Aderen geblutet . . .
[später] hat sich die Ader gänzlich gesetzt und für
bass hin also bstanden.' RCvs. Niedriger werden, vom
Wasserstand: ,Wylen aber die Eüss dissmalen sehr
gross und sich wegen der Schneebergen nit bald setzt,
die Fach auf unserer Syten glychfahls angryft ...'
1667, Z. Von wallender Milch, Butter (Z). Muest
halt rüere", bis-er [der Anke"] ■si'h setzt! ,ln Ober-
Uzwil begegnete einem Bauern, dass, so oft Milch ge-
sotten wurde, sie sich schied. Da riet ihm Jemand,
so wie man wieder siede und die Milch wolle auf-
gehen, solle er mit einer Birkenrute drin rühren, bis
sie sich wieder setze.' Henne 1874. S. noch Bd II
12 u. — •[-) Tom Fieber ApLb.; GT. — 8) sich dämpfen,
legen, von Zorn, Schreck B; Ndw. Der Chlupf het-
sech wider g'setzt. RIscher 1903. .Derweilen hatten
Angst und Blast in Niggis Peterli Zeit sich zu s.'
Gotth. ,Der zorn nimpt uns zum teil Vernunft und
verstand; wie er sich aber gsetzt, do [usw.].' LLav.
1583. ,[Ich glaube nicht] iezmal ein lobliche Eid-
gnosschaft zergon werde, und sye diss nun ein blast,
der ouch etwan under fründen entstat und sich wid-
rum setzt.' Zwingli. ,Aber dannocht wollt sich die
Sach nicht s., sonder nam die Verbitterung zwüschen
beiden Teilen ye langer ye meer zuo.' RCys. (Bi\).
Von Personen. Sich beruhigen (nach einer Gemüts-
bewegung) Aa; B. WeW-er [der Mann] a" fällt hone''
werde", su nimm e" Schluck voll i" 's Mi'd u"'1 schluck 's
nit abe" u"d b'häb 's im Mül, bis-de g' sehst, dass-er-si'''
g'setzt het. Gottu. ,Es hielt hart, bis Eisi sich setzte;
denn wenn eine Frau so recht ertaubet ist, so fragt
sie nach gar nichts.' ebd. ,Sie boten Allem auf, die
Meister zu begütigen ... Endlich setzten sich die
Meister.' ebd. Im Eifer nachlassen: ,Er hat sich ge-
sezt, suum ille impetum remisit; deferbuit illius Stu-
dium; quiescit nunc ille.' Hosp. Das Ungestüm, den
Übermut der Jugend verlieren: Wenn-es-sich öppe"
g'setzt het, su giH's noch e" rechti Hüsfrau. Aber jetz
het 's der Kopf noch voll Fuge" und es meint, wenn-
me" nit der Narr trib all Tag, su &ig Das nit g'lebt.
Gotth. Entspr. tr. (wenn nicht von la ausgehend;
vgl. ab-s.): 1) Jmd beruhigen, begütigen, zur Vernunft
bringen B; Sch (Kirchh.). .Noch mittelten [bei dem
drohenden Raufhandel] die Alteren, setzten die Jün-
gern.' Gotth. — 2) Einen mit harten Worten zur
Ordnung weisen, zum Schweigen bringen B (AvRütte),
Einem sich Überhebenden kurz und barsch seine
Stellung zum Bewusstsein bringen B. ,Wäre ich nicht
eine Art Dorfnarr gewesen, die Leute hätten mich
schon gesetzt, dh. mir zu verstehen gegeben, was sie
von mir hielten; so aber wollten sie sich den Spass
nicht selbst verderben.' Gotth. ,Wo er [ein Gericht-
schreiber] Untergebene vor sich zu haben glaubte, da
konnte er tun wie ein Landvogt aus uralter Zeit . . .
Da setzte er die Leute, dass sie meinten, sie seien
stötzlige" auf den Grind gefallen.' ebd. — e) von den
festen Bestandteilen in Flüssigkeiten, die sich nieder-
schlagen, so in trübem Wasser, Wein, Kaffee, dicker
Milch bei der Käsebereitung, bzw. von den Flüssig-
keiten selbst Aa; Ap; B; Gr; L; G; Th; Z und sonst,
„von Sulzen, Latwergen uä., sich verdichten, zsziehen
Th." 's hed-sich g'setzt Ap; Z. I)' Anke"rümme" het-
sich uo'h nit g'setzt, beim Auslassen von Butter B.
D's Wasser, der Raffe het-sich noch nid g'setzt B; G;
Th und weiterhin, 's hät-sieh g'setzt, ist eingedickt,
von Eingemachtem, Gries-, Haferbrei ThMü. 's Malz-
kaff ewasser cha""-mer e"chli" lo" stö" i" der Pfanne";
es hed-sich im Schind; g'setzt L (Roos). .Weitere 10 bis
15 Minuten lässt er ihr [der zerrührten Dickete"] Zeit,
sich z' s., dh. zum Niederschlag des Käse- und Fett-
stoffes.' Bärnd. 1904 (BE.). .Defecare vinum, ein wein
lauter lassen werden und warten, biss sich die truosen
an boden gesetzt.' Fris. 1541. ,Sich s., nidsich sinken,
an boden sinken oder ze boden gon, sidere, desidere;
sich in ein gschirr an boden s., sidere ad ima vasis.'
Fris.; Mal. .Nimm Blut, stells in einem Geschirr an
ein Ort, dass es sich setze und gestehe.' JJNüscu.
1608. .Wann sich der Wein widerumb nidergelassen
und gesetzt ...' EKönig 1706. S. noch ab-slgen (Sp.
588). Etw. s. lä". Mer mues' 's Kafi ('s Most, de"
Wl") enchli" lo" s. AaF. .Man lässt die Chäsete" s.'
BE. ,Lass es [verschiedene Ingredienzien] in dein
küpfernen Gefäs wol säzen und erkalten.' Arzneib.
1822. — 2. festsetzen, a) Bed. la noch nahe-
stehend, a) gefangen setzen. .Einen auf das Rathaus
s.', vorläufig zur Untersuchung gefangen setzen.
1810, Z Brief. En Neutaler dem Jos für 's Hüsdurch-
suechen und 's S. [als Entschädigung für die unrecht-
mässig ausgestandene Gefangenschaft]. Usteri 1831.
,Daz N. über die richtung unser burger vieng und
die saste.' um 13C5, Z StB. ,N. wird in den Ötenbach
gesetzet.' nach 1701, Z. — ß) Einem Aufenthalt geben od.
anweisen, Jmd (in einem Hause) unterbringen, wohnen
lassen. ,Es sol ouch kein meister deheinen knecht
anders s. denn umb den dritten pfennig und von dem
knecht umb die kuchyspis nemen dry Schilling zuo
der wuchen.' 1466, Aar. StR. ,Sy weite schlechtlieh
mit im hinus, dann er welle sy allda inn ein wirthus
s., da menigerlei volk uss- und inwandle.' 1533/8, Z
Ehegericht. ,So bald ainer sin wyb und kinder uf
aigens und nit uf lechen satzte usserthalb dem hof,
der und die selben sollen ir hofrecht verwürkt haben.'
1535, GRorsch. .Fürs Fünft solle auch Keiner dhein
Husman in syn Hus s. noch zuo imme nemmen, er
syge dann ein Dorfkind.' 1613, ZAdetswil. — y) refl->
„siedeln", in einer Ortschaft ständigen Aufenthalt
nehmen, sich bleibend niederlassen B (Zyro); „L";
Th; NDw(Matthys); „U; Ze"; Z (lt St. und Spilhn.);
,sedem figere.' Id. B.; St.b Ich ha"-mi'h :' Thün g'setzt
B(Zyro). Ich mue"-mich iez doch namc" s , sagt ein junger
Handwerker ThMü. ,Ouch ist mins herren recht umb
die herkomenden lüt, die da fry oder Walser sint, die
sich in disser grafschaft setzent ...' 1453, GSa. ,Sover
eines bidermans son us irem dort' sich etwas zyts...
an andern enden enthalten und gedienet und in mitler
zyt etwas ererbt ald sontst by inen ze s. willens
hette...' 1540, Z Rq. 1910. ,N. dem metzger erloupt,
sich hie ze s. und wonen.' 1543, B RM. ,Den glöu-
bigen Engellenderen [wurde] vergunt, underschlouf
zuo suochen in miner herren piet, wo si möchtind;
die habend sich hernach gen Arow gesetzt.' JHaller
1550/73. ,Er sölte sin manrecht reichen und sich by
inen s.' B Turmb. 1551. ,Sich s. und an eim ort
1611
;i2
bleiben, subsidere in loco aliquo.' Fris.; Mal. ,Wo
er sieb aber an der frönibde lut der Satzung satzte,
solle er das burgkrecht ufgeben, wo nit, werde ers
sonst verwürkt baben.' 1567, Z RM. ,Die von Flach
band sterkerung ihres inzugs begert und sich des
[erklagt], das etlich ander inen allein etwan ein be-
hussungli erkouffend und dann im gemeiuwerch wie ein
andern [!] grechtigkeit baben wellint, oder verkouffind
alles, setzind sich dann ze huss; ist für die rechen-
herren gwissen.' 1573, ebd. ,Wann raitler zyt syne
sön sich alhie s. weiten, söllent sy vermög der Satzung
ire eignen hüsser haben.' 1596, ebd. ,[Arzt N. ist]
gan Wintertur in Zürichgebiet . . . zogen . . . und hat
sich da gesetzt.' 1599, RCvs. ,A1s mH. spüren und er-
faren indessen, das etliche Burger sich ... im ßätelstab
setzen.' 1617, AaBi\ StR. ,So Einer, der in irer Gmeind
gesessen, von inen an ein ander Ort zuge und an
einem andern Ort ein Schirm- ald Dorfrecht annem-
men und darnach sich wider by inen ze s. begehren
wurde, dass der den Ynzug ... ouch widerumb zuo
erleggen [habe] oder sy denselben by inen wonen ze
lassen nit verbunden syn.' 1626, ZAff. b./Z. ,Sich
an einem Ort s., fortunarum sedem tigere in loco.'
Hosp. ,Wie wohlen sei die Zyt und Jahr hero mit
frömbdem Volk, das zu ihnen gezogen und in ihrem
Dorf zu wohnen und zu s. sich underfangen, nit wenig
beschwert...' 1697, ZAdlisw. ,Die erste Bevölkerung
[der Stadt Bern] geschah teils durch das um-
liegende Landvolk, welches sich freiwillig in die Stadt
setzte.' Goldb. 1723. , Unsere Väter sind Narren ge-
west, dass sie sich in diesen wilden Schneebergen
gesetzt haben.' UBragg. S. noch Htls (Bd II 1701);
Bruederschaft (Bd V 425); Mann-Recht (Bd VI 291);
In-, Hinder-Säss (Sp. 1348. 1353/4. 1358). ,Sicb hüs-
hablich s.'; s. schon Bd II 929. .Nachdem etlich
frömbd uss Wallis, Grischenei und anderschwabär zuo
inen ziechen und sich by [inen] hushäblich setzen und
niderlassen.« 1511, BSi. Rq. 1912. — b) übh. a) tr.
1) ,den fuoss s.', Stand fassen, sich stellen, eine
Stellung beziehen. ,Der pfarrer zuo StMartin druckt
für, gab nüt umb iren kyb, satzt den fuoss wie ein
müeder ochs, bewärdt sin schlussred mit vil gschriften.'
SHofmstr 1526. , Haltend uch als biderb lüt im rechten
glouben, styff und fest setzt üwren fuoss.' Rdef 1539.
,Den fuoss s., stillston, sich stellen, vestigia premere,
figere pedem; den tritt s., still ston, premere vestigia;
den tritt wol s., lapsantem firmare gressum.' Fris.;
Mal. - 2) de" Grind, Chopf s.; s. Bd II 762; III 410;
Yglsetz-chöpfig (Bd III 418). ,Den Sinn s.'; s. Sp. 1053.—
ß) refl. 1) von Sachen, sich festsetzen, ansammeln. ,Ua
die Erfahrung aller Orten überzeugend beweist, dass
die Gabelfuhren die Ursach der beständig bleibenden
und immer tiefer gehenden Gleissen sind, worinnen das
Wasser sich dann notwendig s. und eine gemachte Strass
in wenniger Zeit gänzlich verderben muss ...' 1776,
ZKyb. ,Für allerlei Beulen und geronnen Blut, so
under dem Haupt sich setzt.' Arzneib. XVII./XVIII. —
2) von Personen. „Starrköpfig auf Etw. bestehen und
Dasselbe ausführen B; L." Sich uf-ene" Fuess s.,
s. Bd 1 1086 u. ,Sich gegen, wider einen s.', sich Jmdm
widersetzen. ,[Die Mutter Gottes und die Heiligen]
die menneschen warin . . . unde sich doch also verro
wider der broidi [s. Bd V 410] ir fleisches sazton, daz
si sint gehert in himele und in erda.' XII., Wack. 1876*
,Er sezt sich wider in zehant und tuot im angest unde
not.' Boner. ,Ich bekenne, daz ir min lechenherre
sind und ich üwer man, und daz ich mich unbillicb
wider üch setze.' Z Chr. 1336/1446; noch oft, .Durch
daz wir ... uns wider die herren, ufsetze und löuffe
destekreftlichermöchtentgesetzen.' 1374, Bs Schreiben.
,Da wider sich etliche dörffer ... gesetzet haut.- 1403,
Z StB. ,N. sol von nun hin sich niemer gesetzen noch
legen wider die herren von Rätsüns, weder mit raten
noch mit getaten.' 1418, Gl Urk. ,Die erberen lüte
[der Waldstätte] . . . sasten sich also wider die [öster-
reichischen] amptlüte.' Just. ,[Wenn] sich jemand wider
uns als die obersten herschaft weite s. und uns wider-
wärtig erschinen.' 1509, BSi. Rq. 1912. .Sich wider den
gemeinen nutz s., commovere se contra rempublicam.'
Fris.; Mal. , Hernach nam im [Salomon] Gott sein
ansehen, dass sich Jeroboam wider in dorft s.' LLav.
1582. ,Handt sich die von Burgdorf auch wider das
Gottshus gesetzt.' RCys. ,[Das Begehren des Müllers
N.] wider welches Begehren [einige andere Müller]
als ihnen nachteilig sich gesezet ...' 1743, Z. S. noch
Bd I 1296 o. .Sich an einen s.', Einen angreifen; s.
Sp. 1615 (VBoltz). — c) mit verschwiegenem Obj.;
ausgehend von bot 1. a) = satzen (Sp. 1581). Über en
Grabe" s., von Boss oder Reiter. Auch ohne Orts-
best., als technischer Ausdruck der Reiterspr. In er-
weiterter Bed.; vgl. nhd. .setzen (über).' ,Uber das
Wasser s., flumen trajicere.' Hosp. ,[Der Reiter sei]
unden nebent den Pündten am Martini-Tag durch die
Thur gesetzt.' 1705, Z. ,[Er] setzt hiemit über den
Bach . . . Im Übersetzen körnt er mit dem einten Fuss
in den Bach.' Sererh. 1742. ,Mit diesen [Ruttnern]
setzte er noch selbigen Tags über den Berg.' ebd. —
g) in festen Verbindungen, meist uneig.; vgl. stellen.
,Uf einen s.' 1) angreifen, zunächst wohl von Reiterei.
, Zeitungen sind eingelangt, wie an der Elb bei Werpen,
unfern von Magdenburg, die Schwedischen auf die
Sächsischen gesetzt, so beiderseits in 40000 stark ge-
wesen.' 1636, SWbl. 1846. ,Der Freiherr von Rezüus
satzte sampt den Seinigen in grosser Ungestüme mit
vollem Zaum auff die Montfortischen, von welchen
mehr als in die 20 erlegt worden.' Sprecher 1672.
Einen Mord verfolgen: , Alsbald man gspürt, dass ihr
[die Mörder] seind fort, dest minder setzt man uf das
Mord; drum luegent, nit hinlässig sind und machent
euch von hinnen gschwind.' GGottb. 1619. — 2) Einem
nachstellen, aufsätzig sein. ,Als ir wol sehent, wie
sich dienerten ungewonlichen löuffe tegelich vermerent
und fursten und herren sich vaste zu einander ver-
bindent und wie man berlich und grosslich uf erbere
stette leget und setzet ...' 1371, Bs Brief. ,Da satztend
die das [eine vor 2 Jahren getane beleidigende Äusserung
des Vogtes zu Höngg] von im gehört hand, mächtig uff
in [in der] gmeind; den wer dem anderen vor 10 jaren
etwas zuo leid dan hett, der weit es an im rechen.'
Waldm. (jüngere Fassung des Höngger Berichtes).
,[PvTorberg] sazt ouch hie nebet uff die burger von
Lucern, das sy vor irer stat nit wol mee sicher warend.'
HBoll. 1582. , Weder Haupt-, Amt-, noch Kriegsleute
hätten auf ihn [Kilian Kesselring] gesetzt.' 1634, Absch.
S. noch uber-nöten (Bd IV 866); Sp. 1533 u. — 3) ,üf
etwas, darüf s.' Auf Etw. fussen i. S. v. gründen 3
(Bd II 777); s.d. Darauf halten, dringen. ,Und diewyl
sy dann uff die Sach so stark gesetzt und sich hoch
protestiert, wellend nit von iren Freiheiten stan ...'
1616, ZGrün. .[Konstantin der Grosse] hat stark
Uli.-,
1014
darauff gesetzt, dass die Decreta und Ganones ... steift'
gehalten wurden.' Antw. 1650. ,An Einen (Etw.) s.'
1) Einen od. Etw. (tätlich, mit Worten) angreifen, an-
fechten. .Dazselbe folk [fremde Hilfstruppen, hätte]
villich an die von Varspurg gesetzt.' Edlib. ,Do redte
A. zum B.: du gist den nachpuren unbescheidne wort,
und strafte iun; do satzte er an den selben A., was
es inn ghigte.' 1503, Z RB. ,Da satzte er mit Worten an
si, huorete si und schulte si übel.' um 1505, Z. ,Die
schwarzen rüter satztend besonders an die Eidgnossen,
griffend si zum dritten und vierden mal an.' JHaller
1550/73. ,N. ist so unbesinnt und franschmüetig
worden, das er ouch an sin schwecher und schwiger
gesetzt.' 1550, Z RB. ,Mit grossen trunken an einen
s., gross stotzen vol aussbringen, poscere maioribus
poculis.' Pris.; Mal. ,1m [Karl IX.] verfuletend sine
gemach und satzt die herodianisch plag an in.' 1574,
HBull. D. ,[Der Teufel] hat von yewälten har an
disen artikel [der Auferstehung] gesetzt.' LLav. 1577.
,Eusebius schrybt, dass ... auch die kirchendiener
selbs an einanderen gesetzt, wider einanderen ge-
schriben und geprediget.' ebd. 1583. ,Der Geir setzt
[im Hühnleinspiel] an den Reien.' Ahm. 1057. ,Wo
man dergestalt an das Gewissen der Untertanen setzet,
dass sie tausendmal mehr zu sterben als zu leben
wünschen.' JMbt. 1700. ,Der Teufel ist der Feind,
der an die Kinder Gottes setzet, sie aus ihrer eigenen
Bevestigung, so es möglich, ausszufällen und an Gott
abtrünnig zu machen.' JJUlr. 1718. ,Dieses machte,
dass sy hart aneinandren setzten', die Franzosen und
ihre Feinde. JvWeissenfluh 1792/1821. S. noch
Sp. 1096 o. — 2) uneig., an Eine" s., in Jmd dringen,
Jmd bearbeiten B (Gotth.); L, an Üppiss., Etw. durch-
setzen wollen Z (Spillmann). ,0 Jere, es [eine Dienst-
magd] wüsste noch wo sein, es seien hundert Plätzg
für eine", wo man schon lange an ihns gesetzt habe,
und wenn es nit e" ßöhl war, so wüsst l;en Hung,
was es jetzt für e" Rerrenköehin war oder noch Öppis
me; Gotth. ,[Der Franzose] satzt an sye [die Eid-
genossen] mit Betrug, List und Practiken nach fran-
zösischer Art.' RCys. , Setzt man an dich, was du
glaubest des und dises Articuls halber, so antworte
frei rund heraus: Ich glauben, was Gottes Wort auss-
weist.' FWyss 1077. ,[Des Paulus Freunde haben] an
ihn gesetzt, er solle sich nicht dahin [nach Jerusalem]
wagen.' ebd. ,An Einen s., instare alicui, verborum
ponderibus aggredi, urgere aliquem; stark an Etwas
s., contendere ad aliquid.' Hosp. 1683. ,Die Welt sezet
an uns mit Schmeichlen und Liebkosen.' JMey. 1700.
,So haben sie [die Leute von TiiNussb.] zu wieder-
holten Maleu an Diakon N. gesetzt, diese von ihnen
schon lange genossene Predigtstunde nicht eingehen zu
lassen.' XVIII., Z. Gleichbed. ,in Einen s.' 1) ,Die
Eidgnossen ... ob schon sie ... in den Feind gesetzt,
demselbigen eine grosse Anzahl erschlagen, waren doch
an Volk zu schwach.' JGross 1024. ,[Die Prättigauer
haben mit ihren Prügeln] alsbald in die spanischen
und Leopoldischen Soldaten ganz furios gesetzt.'
Imthdrn, Mem. — 2) ,Frau N. setzt ferner in sy mit
Bitt ...' 1675, ScHSt. ,[Die Katholiken seien] so ver-
schlagen, das [sie], wann man wyters in sy setze, mit
der Sprach nit rächt heruss wollind.' 1682, Z. ,[Ein
Mädchen sagt aus] in der Maria Haus habe der Böse
zum driten Mal in sie gesetzt.' 1701, ebd. .Entlichen
haben sie ... Selbsten in das Kind gesetzet und ge-
fraget, solle sagen, was es wisse.' 1781/2, Gl JB.
,Hinder etw. s.', hinter Etw. gehen: ,Wie wäre es, man
satzte mit gewalt darhinder, damit die mess im Veltlin
gar abgetan würde?' 1558, Brief (JFabricius). — 3) aus-
gehend vom Vor. (wenn nicht eher von b a 2), ohne
übj. und präp. Best., anhalten, durch anhaltendes
Bitten durchzusetzen versuchen, alle Kräfte an Etw.
setzen L; ZO. .Damit der Pfarrer sehe, wie weit er
komme, wenn er s. wolle.' XHerz. 1863. ,Er bat mich
dringend, nur nicht zu s., das gehe nicht hier oben.'
ebd.; vgl. unmittelbar vorher: .Wenn der Pfarrer an
uns s. will, so könnte er leicht zu kurz kommen.'
ebd. — d) als Ausdr. des Rechts- und öffentlichen
Lebens, doch gelegentlich auch auf andere Verhält-
nisse übertr. <x) sicher stellen, bes. im Pfandrecht, vom
Sicherheit gebenden Schuldner, Ehegatten, Donator.
Mit ,üf' zur Bezeichnung des Unterpfandes. ,Und hat
N. äffen sinen lip gesetzet einen fierdung wachses
jarlich zinses unsenu gotshus ze gebenne.' 1311, Z.
.[Ich bezeuge] das ich uf minem eignen hof . . . gesetzt
han ein halb pfund wachs ..., das man jerlich weren
sol uff StMartis tag dem gottshus ze Rüti.' 1367, ebd.
,Nu lietti sie dieselben reben verkouft und wolte die
egenanten 2 pfund wachs ab den reben uff ir hus und
hofstatt s.' 1396, ebd. ,N. satzt iro [seiner Frau] die-
selben [200 Pfund Morgengabe] uff sine 5 eimer win-
gelts und 4 mütt kernengelts jerlichs zins.' XV., Z. ,[A.
sprach] B. der sehe gern, das ich im zwen guldin gelts uff
mines wips güeter satzte, umb das er dester bas ein
wip funde.' 1437, Z RB. ,Was A. dem B. an den kouff
gewert, das solle uff den selben halben hof gesetzt
und im verzinset werden.' 1562, Z RM. .[Man soll]
dem A. uff Dorf syn ingefallne behussung ... in ge-
meiner statt costen wider erbuwen und machen lassen
und im den buwschilliug uffs huss s.' 1583, ebd. ,Saste
ouch die egenant frow ... die vorgeseiten 10 Schilling
Pfenning jerlicher gült uff ir hus und hofstatt und
garten.' 1589, Z. S. noch Sp.' 836 u. Mit Synn.
.Doch mag eins dem andren uff die güeter, was dera
ist, schlachen und s. einen pfandschilling umb ein
summ guotes.' 1384, AaB. StR. ,Für ein recht wärend
pfand ... heruf gesetzet und geslagen, als der Pfand-
brief wyset' 1411, Z. ,Was Zinsen uff gelegne güeter
komen, gesetzt und geschlagen und verbrieftet sind.'
1487, GT. Rq. 1906. ,Es ensoll ouch kein hindersess
in unsserm landt kein gült noch pfünder oder guldin
gelts uff thein guot s. noch schlachen.' 1501/44, Scnw
LB. .Das den brüedern im Nessental sölich pfund
gelts abgelöisd oder uff ein ander underpfand gesetzt
und geschlagen sye.' 1506, Z RM. .Zwei pfund haller
järlichs zins ... die ich im senken und setzen uff und
ab minem hus und hof.' 1510, ZWäd. ,Si [soll] im die
[200 Gulden] s. und schlahen uff das güetli, so ir ewirt
erkouft hett.' 1523/6, Z RB. Mit Ortsadv. an Stelle
der Präp. .[Die] vogtei ze Esche, da er der vorgenanten
vrou Annen, siner elichen husfrouwen, zwenzig mark
silbers mit des obgenanten sines herren haut einen
pfantschilling gesetzft] ir heinstür.' 1369, Z Rq. 1910.
.(Einem) etw. s.' , Sölich zins . . . mit brieffen und
underpfendern ze s. versprechen.' 1441, B StR. ,Es
klaget A. uf B., es habe sich begeben, das in der B.
mer dann ein mal vor meister W\, im ein morgengab ze
setzent, verklagt hab ... [A. habe vorgeschlagen] er wölte
im die s. uff zwei manwerch wisen oder uff äcker . . .'
1480, Z RB. ,Das guot, so sy zuo im bringe, dasselb
1615
Saz, sez, siz, soz,
1616
welle er iren s., das sy sicher sye und wüsse, wo siss
finde, dann er guot, hus und hofstatt [usw.] habe.' 1533,
Z Ehegericht. .Sittemal er ir das ir nit habe ze s.,
das si habend sye, so solle er sich des zinses vernüegen
lassen.' 1533/8, ebd. ,Si welle im nit helfen werchen
noch ir guot im under die hend lassen, wiewol er iren
das s. wolt nach irs ampts recht.' ebd. .[NN. haben]
versprochen, jeder iro [zur Heirat] ein pl'und jerlichs
zinses ze s.' 1541/3, ebd. .[N. soll] iro [seiner Schwester]
das überig hablich s. und iro das jerlichs verzinsen.'
1546, Z. ,[Der Vogt zu Z And. wird aufgefordert, dafür
zu sorgen] das die köuffere dem verköuffer den kouf-
schilling umb gebürlichen geltzins nach hablicher not-
turft s. lassind und diser gstalt dheine kernengülten
gemacht werdint.1 1567, ebd. S. noch Bd VI 265 u.
Mit blossem Dat. P. ,Waz si denn zuo dem man hat
bracht, daz sol man ir nach des mans tod usrichten
oder ira aber darum s.' XIV., ZKü. Offn. ,Item sol
einer frowen guot ligen an eigen und an erb und sol
ein man einer frowen s.' ebd. RA. ,Es üf ein wort
s.', sein Wort verpfänden. ,So bald er [David] dises
verding hört, schwuor er und satzt es auf ein wort, er
wolt sich an d Philister s.' VBoltz 1554. — ß) übh.
Einem Etw. aussetzen. ,Do der chelner dis guot
alsust an sins gotshuses stat in gewalt hatte, so saste und
lech ers ze cinse dem N. ... jerlicb umb ein vierding
wachses.' 1290, Bs ÜB. Unklar: .Wegen der ver-
eerten stiflen und schuhen halb (mit zucht zu melden)
[habe die Magd] anzeigt, der stubenmeister zur
Waag habe iren die gesetzt. Uff das [der ver-
hörende Pfarrer] gesagt, daz werind wüeste wort; daruff
si geantwortet, sy meine es nit also, sondern alein, er
habe iren die geschenkt.' 1595, Z Ehegericht, Vergaben,
testieren. ,[Die überlebende Ehefrau erhält das Recht]
an ir tode ze sezzene, swem si wil.' 1290, BsUB. ,Es
ist ze wissen, dass NN. gesätzt hand umb iro seien
heil willen jerlichen 3ßd.' XV./XVL, BNidau JzB. ,Zum
6. sol nieman in krankeit zu testamentieren gereizt
werden, doch wen einer etwaz s. weit, sol er mit den
nechsten frunden rat ... s.' 1524, GiiKq. ,N. hat ge-
setzt 1 Mfltt Dinkel.' RCys. S. noch Sp. 192. — r) fest-
setzen, ansetzen, bestimmen, von der (örtlichen
und zeitlichen) Festsetzung von (Rechts-) Verhand-
lungen, Märkten uä. ,[Wie] man iez von dein anlass
[schiedsgerichtliche Verhandlung], den zuo s., rede.'
1446, B AM. ,Über den artikel des messbabens halb
sitzen und ratschlag s., wie sich derhalb fürer syg zuo
halten.' 1523/6, ZRB. , Darum müessend wir den stryt
uff ein andren tag s.' Morgant 1530. .Demnach, ob
die von Bernang ein wochenmarkt haben, mögendt sy
den am mentag ... wol haben, s., ordnen oder halten.'
1543, GBern. .Ein recht s. wider die, welche . . .'
1572, Gr; vgl. Recht-Satz. ,Man soll uff die Mittwochen
und uf den Sambstag durch das ganze Jahr weder Gricht
s. noch Schätzungen anordnen.' GrD. LB. S. noch An-1äss
(BdIII1391); BdVI257o. , Ein ortbestimmen unds., sich
mit einandern zeersprachen, locum colloquio statuere;
ein rechtstag, wie und wenn einer sein klag fürbringen
sölte, s., actionem constituere; ein zeit s. oder be-
stimmen, constituere tempus.' Fris.; Mal. ,(Ein) tag
[uä.] s.'; vgl. Tag- Satz fing). ,Wir haben an den dingen
tag gesetzt uff hüttigen tag.' 1468, L Urk. ,Ist tag
gesatzt gon Lutzern.' 1475, B Anz. 1909. ,Dann nach
verhörung der sach, so mögen wir die sach für uns
für unsern rat nemen und darumb tag s.' L StR. um
1480. ,Uff mentag ... ist tag gesetzt zwüschen
1485, Z RM. ,Umb die ansprach ... ist im tag j
1489, ebd. .Demnach setzen und verkünden uns üwer
liebe tag in unser statt uf zinstag . . .' 1499, Z Brief.
,Also vermehrend etlich, es werde ... wol zuo der
sach dienen, so man ein besundere stund satzte, in deren
man von dem fegfür red hielte us der gschrift.' Zwingli.
.Setzend ein tag an ein ander end.' Haimoxsk. 1531.
.Ein tag s., ordnen und ansähen, ein gewüsse zeit
stimmen, finire diem; ein tag des tods s. und ansähen,
destinare alicui diem necis.' Fris.; Mal. S. noch
Bd VI 1012 o.; Sp. 214. , Einem zem rechten s.':
,[NN. kamen vor Gericht] als inen beider sit umb
dis nachgeschribnen ir speun und stöss für den rat
zem rechten gesetzt was.' 1440, Aar. StR. — 8) fest-,
einsetzen, bestimmen, anordnen, verfügen, vom
Erlass von Gesetzesbestimmungen, von der Ein-
setzung von Institutionen. ,S., ordnen, bestäten, san-
cire.' Fris.; Mal. Mit Acc (des Ergebnisses). ,Won
dise gesellschaft und einung mit aller der burger Zürich
gemeinem raut alsust gesetzt und verschriben ist ...'
1336, Z StB. .Minuta und schlechte ding hand wir
gesetzt, aber nit on ursach.' F Schulordn. 1577. .Feind-
schaft s.' Bodmer, Milton; in anderer Ausgabe .fest-
setzen.' S. noch Chesten (Bd III 542); Sp. 1546 u.
,Etw. über, umb etw. s.' ,Swas über win gesetzet ist,
daz wil der rat richten endelich und vaste.' äL RB.
.Was um buwlose gezimber gesetzt ist.' 1524/44, Scaw
LB. ,Etw. üf einen, etw. s.', als Auflage, Strafe. ,üf
die sol man niht s.', Denen sol man nichts auflegen.
Wack. DR. .Der sol den einung geben, den die burger
daruff setzeut.' 1. H. XIV., ÄABremg. StR. ,Ein brief,
den er uffen si gesetzet het, dar hinder si nummen
sin wend.' um 1380, LE. (Seg.) ,Die vorgenante herschaft
noch die iren sullent ouch in disem frid fürbas keinen
zoll noch geleit uff uns die obgenanten stett noch
waltstett legen noch s. dann in der masse, als es un-
gefarlich vor disem krieg waz.' 1389, Absch. , Etwas
auff ein straff s., poena sancire aliquid.' Fris.; Mal.;
entspr. bei Hosp. ,So ver sölliche güeter zuovor dem
apt nit fällig ald eerschätzig, das ime [dem Käufer]
im kouf dheins wegs zuogelassen und gestattet werden
[solle], weder den fall noch eerschatz daruf zuo setzen.'
1565, Z KM. ,[N., Besitzer des Rors am Greifensee
bittet] man weite ime uff syne güeter zuo schütz und
beschirniung derselben ein offnung ald ban s.' 1577, ebd.
,So seie auch erst neuwlich auf ein Fässlin Ops, darvon
man bisher 2 Kreuzer geben, 1 Batzen gesetzt [als
Zoll].' 1644, Sch. S. noch Sp. 1533 o. Mit Obj.-Satz
oder dir. Rede. ,Wir haben ouch gesetzet: wer dehein
win [usw.].' 1385, B StR. ,Sin meister habind ein uff-
satzt gemachet ... und sunder gesetzt, welicher ...'
1448, Z RB. .Das man zuo Zürich satzt, das alle die ...'
HBrennw. Chr. .Und volget erstlichen der Underscheid
des Stands, do wir dann setzen, das ... für Stands-
Personen vorauss sollen erkennet und gehalten
werden ...' L Kleiderref. 1696. ,Als ist hiemit gesatzt,
dass...' 1757, BSi.Rq. 1912. S. noch Hell-Pfister (Bd V
1196). Mit Synn. ,Ich setze, ordenen und machen mit
disem brief, daz ...' 1354, B(ImObersteg 1878). .Harumb
so ordnen, sprechen und setzen wir, daz ...' 1432, BSi.
Rq. 1912. ,[Aus den genannten Gründen] setzen, wellen
und ordnen wir, was . . .' 1457, ebd. .[Die Kirche]
leert und setzt nit, dass die mess ein opfer sye.-
Zwingli. ,Dass sy gemeinlich und einhälig gesätzt
1617
Saz, sez, siz, soz, snz
1618
und geordnet, das ...' 1541, BSi. Bq. 1912. ,[ Wir] haben
also ... erkennt und gesetzt, dass . . .' L Eleiderref.
1671. S. noch Sp. 556 u. — e) entspr. Satzllf (Sp. 1522).
1) (einen Streit) schlichten, beilegen. ,Zu einem Urkunde,
das dise misshellung zwischen der eptissin [usw.] gesetzt
und geschlichtet ist.' 1287, BsUB. (Kopie des XV.). —
2) ,sich mit Einem s„ se reconciliare.' Id. B (darnach
Zyro); St.b, sich aussöhnen, einen Vergleich treffen.
,A. ist der wundoten gichtig und hat sich mit dem
B. gesetzet.' 1392, Z RB. .Darnach sazt sich der
graf mit uns und mit den Eidgnossen.' Z Chr. XV.
,Denn sol ein schriber die, so ingeschriben sind, vor
rat läsen, daz die gewarnet werden, ob sy sich mit
iren Schuldnern ges. mögint.' 1469, Z StB. .[Einen
renitenten Schuldner soll man] in gevengnus nemen
in des clegers costen, der git im wasser und brot und
hat in gevangen, ob er wil, so lang, bis er sich mit
im gesezt.' 1474, LSemp. ,So die Venediger sich mit
dem Türggen gesetzt heindt, so ist er über den herm
von Waffa gefallen.' HsSchürpf 1497. ,So er sich mit
sinen gelten ges. mag ...' 1546, L. ,Als nun der herzog
dises anschlags bericht ward, sazt er sich mit den
richsteten.' HBrennw. Chr. S. noch Sp. 130. ,Sich ab-
tragen und s.' ; s. Bd VI 30 o. - e) Etw. s. (mit refl. Dat.),
starrköpfig Etw. vorhaben, einen festen Entschluss fassen
Ap (TTobler); ZO. (Stutz). ,!•* ha" 's g'setzt (ApM.)
oder ich ha"-mer 's g'setzt, ich tue' s nomma, ich fasste
den unabänderlichen Entschluss, ich werde es nicht
mehr tun (zugeben).' TTobler. Ich ha'-mer 's g'setzt
und fest rorg'no", ieh well [usw.]. Stütz. — 3. mit
ähnlicher Verallgemeinerung wie legen, stellen,
an dem (den) gehörigen od. übh. an einem (einen) Ort
niedersetzen, anbringen, bringen, auch als allg. Be-
wirkungsvb in einen Zustand bringen; oft in bestimmten
Verbindungen, in denen Bed. 1 od. 2 tw. noch durch-
blicken, a) meist mit blossem (tw. verschwiegenem)
Acc, doch auch erweitert durch Dat. P. und adv. Be-
stimmungen; in festen Anwendungen, a) von Grenz-
zeichen uä. EfnJ Marchstei" s. wohl allg. ,Nach
wisung der marchen, so dann da zwischent gesetzt
sind.' 1431, ÄABremg. StR. ,Man sol nachgan und
richten, als etlich vor inen hattent, die crüzer, so mh.
jetz geordnet hand zuo setzent, widerumb dannen zuo
tuende und die an die stett, da vor die alten crüzer
gewesen sind, zuo vertigen.' 1460, ZRB. ,Nach us-
wisung der marchstein, so man herumb s. wird.' 1474,
MEsterm. 1907. .Lauchen, zeichnen und stein s.' 1538,
BG. (Bärnd. 1911). ,Dem buwhern ein zedel, das er
das gässly by her B.s hus beschowen, ob ein stock
da ze s. syge, damit man nit dardurch faren möge.'
1543, B RM. ,. . . dass da kein march stan sott nach
gsetzft] war.' 1543, Z. , Markstein oder zil s., terminos
statuere.' Fris. ; Mal. ,4. werden diese Stein öfters
so nachlässig gesezt, dass man selbige ohne die ge-
ringste Mühe ausheben kan.' 1759, Bs Eq. S. noch
Bd III 998 u. 999 u.; IV 389 o.; Sp. 793. ,Ein zil s.,
metam constituere.' Fris.; Mal. S. noch Bd IV 388.
— ß) im Landbau. 1) pflanzen PA1. (, plantare'), von
jungen Bäumen, Sträuchern, Pflänzlingen jeder Art
(vgl. Setzling) Ap; B; Gl; Gr; L (Ineichen); GSa.; Tb;
W; Z tw., von Zwiebeln Th, tw. auch von Kartoffeln,
Bohnen, Erbsen, Eüben AaF., Leer.; Bs; B; FJ.; S; Z
(so Wald, Wl.), wofür anderswo stecken (s.d.). Tänn(d)li
s. bei der Anpflanzung eines Waldes. ,Hiessen den A. dem
B. 3taglönen von den setzreben ze s.' 1409, ZRB.;
Idiotikon VII.
s. noch Bd VI 46 o. ,Dehainerlei geböm, zam noch wild
geböm, noch dehainerlei gestüd ... weder s., zwigen,
zügen, wachsen noch uffkommen laussen.' 1419, G.
.[1512] zog man mit einer ganzen gmeind ... hinuf
und saztend eichlen. Also mit einem stecklin macht
man ein loch und die eichlen darin mit dem fuoss
zuogetreten.' 1540, AaBt. ,S. als zwy, serere.' Fris.;
Mal. ,Edle Blum ... ich will sy s.' JC Weissem;. 1701.
,In der Mitte lasst man ledigen Platz, damit man die
Melonen-Pflänzlein samt dem Mutter-Grund darein s.
könne.' JCSülzer 1772. ,53/j Taglöhne vor Bäume zu
butzen und zu s. 11. 1, 18.' 1795, Z Haush. ,Meien s.';
vgl. BdIVS. ,Es klaget A., wie dass sinen tochtern ein
meien gesetzt were; den selben meien nam inen der B.
frefenlich.' 1423, ZRB. Erdepfels.; s. Bd I 379. [In
günstigen Jahren] kam es hinter der Egg vor, dass-
ma" no'h am lengste" Tag het Herdüpflt (/setzt. Bärnd.
1911 (BG.). Böne" s. ; s. Bd IV 1310; Sp. 1333 u. An
Bonifäz muess-me" Böne" s. Bs. D' Bönli söll-men im
Nitsichgänt s., si hänke" mir a" BsL. 's brückt Keine''
reklamiere", me" heb-em d' Er verletzt, sunst tien mir-
cm 's nächst Jör zeige", wie-me" richtig Böne" setzt Bs
(Schnitzelbankztg 1903). [Kartoffeln g'schwelle" sagen
sie in BU. für sieden] teie we""-si-si icelti" machen
üfz'gän wie ä" Siwböni vor dem S. Bärnd. 1908 (BGr.).
Man soll am 10. April (od.derhunn"ertist Tag soll) d'Ärbs
s. ebd. 1911 (BG.). Bäbe", Bunggle" s.; s. Bd VI 19.
1131. Vereinzelt sogar Chorn s. In Nebentälern des
Simmentais ... wurde oder wird ... das Getreide nicht
vertan (breitwürfig gesät), sondern zlUet g'säjd (in
Reihen) oder sogar g'setzd (gesteckt). Bärnd. 1908
(nach Kasth.). Aber der aus der Stadt stammende
Vikar bei Gotth.'XXII 408, der die Leute fragt: Sit-
er am Ghorns.? wird als Urbild der Dummheit ver-
lacht. RAA. und Sprww. G'setzt ist nit g'säit usw.;
s. Sp. 594 u. (auchAA; SchSL; S; Z). Nu" g'setzt, so
wachst 's! Ablehnung einer Behauptung, bei der man
sich nicht länger aufhalten will Z (Spillm.). — 2) ein
Grundstück mit Etw. bepflanzen. ,Des [von einem
Rebberg] bat N. fier cämerli und ein platz, den hat
er mit kneblen gsetzt.' XVI., Z. — y) in der Fi-
scherei. 1) Netze, Setzschnüre im Wasser anbringen,
um sie eine Zeit lang (zB. über Nacht) dort zu lassen,
in Erwartung eines Fanges BO. und lt AvRütte; LWin.;
Th; Ndw; Z; Boden- und Hallwilersee, „senken,
bei Fischern, wenn sie eine Angelschnur, an einen
Stein befestigt, in die Tiefe hinablassen Th." Vgl.
Klunzinger 1892, 162. Netzfe"), Bere", Rüsche" s.;
s. schon Bd IV 885. 1453. 1454. 1455; VI 147(3. 1478;
Beren-Satz (Sp. 1561). Hier noch einige Belege. Und
wenn's e" icengeli lüscher [s. Bd III 1459] würt, hoasst's
d' Netze" g'setzt und d' Gtirnli 'biiert TiiErm. (ONägeli).
,Es klaget A. vischer uf B., daz er im sine garu
frefenlich in sin weid gesetzet hat ... Do hört er
[Zeuge] wol, daz der A. dem B. verbot, daz er im in
den giessen niena satzte.' 1411, Z RB. ,Ouch ist daz
ze wüssen, daz nieman netze s. sol in des andren se;
weler aber ein se hett und netz dar in gesetzt het,
für den sol nieman anders s.; und ist aber, daz einer
vor im gesetzt hett in sin sew, so mag er wol für
inn s.; wer ouch, daz sy bed einen leich funden, in
dem alz si gesetzt hand, der sol ir beder sin.' 1419,
Arg. 1871 (Hallwiler Seerecht). ,[Die Leute von Stans
haben das Recht] netze zuo s., burdy zuo legen und
mit der watten zuo tischen.' Ml'". Ndw Gos. 1868.
1619
Saz, sez, siz, soz, suz
I020
,Wie A. uff dem fryen Zürichse an einem samstag
netzen satzt, also kam der B. zuo im, rett vast übel
mit im und sprach, es satzte kein biderber man an
einem samstag so vil netzen.' 1422, Z RB. .Welcher
im Müllibach ... netze old bärren satzte.' 1565, Ndw
LB. ,[Bs wird verfügt, dass] kein Meister künftighin
jemal mehr als einen Knecht und eine Schwab habe,
solche auch am Samstag-Abend gar nicht seze.' 1710.
Z Ges. 1757; wiederholt 1770. Oft mit verschwiegenem
Obj. (so auch schon in den Belegen von 1411. 1419).
Ich muess denk no'h ga" s., sagt abends der Fischer
zu seiner Frau B (AvRütte). Die Lehenfischer der
,Ballenherren' pflegen . . . nur bis zum sog. Trollstein
zu ,s.' und zu , zünden.' Ber. 1868 (L). ,Piscatorum
ferise, tag, an welchem die fischer nit dörffend ziehen
oder s.' Fris. ,Es sollen auch die schwäbnetze gar
abgestelt syn wie zugleich nachts jagen und über den
morgen s.' 1570, BBiel Seeordnung (Schwz. Fischerei-
ztg). , [Bestraft werden . . .] Alle und Jede, welche
setzen oder in einichen anderen Weg fischen oder
jagen werden an Sonntagen.' 1650, U LB. S. noch
Bd VI 1143o.; tribenen. , Zuo schweb s.' Diejenigen,
welche ,zu schweb setzen', sollen erst eine ziemliche
Strecke im See draussen, doch nicht zu weit, zu s.
anfangen und ein Jeder nicht mehr als 16 der am
Thunersee gebräuchlichen Netze oder 13 Zugernetze
nacheinander s. HTürler 1895 (nach der Fischer-
ordnung für den Thunersee von 1537). — 2) die Fisch-
brut in den Weiher einsetzen; vgl. Be-satzing. ,Auf
jedes Juchart [werden] 2 Milchler und 2 Rogener in
den Mutterweier gesetzt,' 1724, G. - S) im Hand-
werk. E(s) Cliämi, en Oje" s. Th; Z und sonst,
Häfe" s., in der Glasfabrikation, an Stelle zerbrochener
neue Häfen in den Ofen einsetzen SThierst, ,Ein
Gesicht s.'; s. Sp. 257 u. ,Dass auff denen unteren
Böden ... keine mehreren Liechter nach Peyen weder
Herifn] N. nach seine[n] Erben ausshin zu brechen
noch zu s. bewilliget sein solle.' 1728, Z. Abs.: ,Den
gsellen uf dem werch [Kirchenbau], si setzind oder
murind, des tags 2ß 6d.' VAu.; = Steinesetzen(vgl. ver-s.)-
Vom Typographen. ,Die Buchstaben in der Truckerei s.,
typos, characteres, formas aeneas construere, com-
ponere.' Hosp. (En Böge") s. Setzerspr. E" Chnopf
s. Schneiderspr. — s) im Spiel uä. 1) vom Setzen der
Spielsteine uä., zB. beim Mühlenspiel, Schussern udgl.
wohl allg. Meist abs. Fang du a" s.! näml. die
Bohnen beim Mühlenspiel Th. Ich ha" g'setzt. Das
Höckle" beginnt mit dem <S'., in kleinen Entfernungen
wird von den Teilnehmern eine kleinere oder grössere
Anzahl (3—10) Höckli g'setzt B (AvRütte); s. noch
Bd II 1126 u. .Plaudert nicht lang, macht fort; du
Driter sez die Kegel, Letster leg ein Ziel!' Red. 1662.
Übertr. auf die Einleitung einer Rauferei: [A.:] Mit dir
tcill-ich scho" 's Nüni sieh" . . . [B. :] So setz . . . SGfeller
1911. — 2) bei Wetten, Wettspielen, den Einsatz er-
legen Aa; Ap; Bs; B; L; Sch; S; Th; Uw; Z. Was
wäm-mer s.? Frage vor Beginn des Spiels. Wenn d' e"
Näppi setzist, ich han auch eine", de"" cha""'s lös gö" L
(ERöthelin). ,Findt sich doch, das siderhar etwa umb
bar gesetzt gelt, item etwa umb ein ürti ... gespilt wor-
den.' 1550, ZRB. ,A.: Um was wettest du mit mir?
B.: Ich seze drei die beste Nestel, die ich habe. A.:
Ich dise Binde vom Hut.- Red. 1662. S. noch secklen
(Sp.674). RA. I<* setze? g"ad mi" Chopf GiMoU. Gew.
abs. He chömet, setzet, wir het noeh nid g'set:! ? beim
Stöeklen S. [A.:] 's gilt föuf Batze", mer g'icünni"d 's!
[B.:] Xei", e" Tränke" gilt 's, mir g'wünni"d's! lärmet
der Hansel und schmelzt es Fränkli uf de" Tisch use".
Setz, wenn-d' F. . . . hest. [A.:] Allweg bigott! dö isch
auch g'setzt! Roos 1892. ,[A. wusste nicht] ob der B.
ouch gesetzt hett oder nit', beim Schiessen. 1472, Z
RB. ,Der gwünner z'erst gar frölich ist und traurig
z' letst, wanns z' s. brist' GGotth. 1599. .Ziehnt Gelt
herfür, ein Jeder setz.' ebd. 1619. ,Uberdiess ists
ihm bald ausgekommen, dass er im Spiel betriege, so
dass Niemand mehr mit ihm s. wollte.' HPest. 1783.
RAA. Me" muess z'erst s.. seb-me" cha"" g'cunne" Z
Wangen. Wer g'wünne" (chegle") will, muess s. ,Wer
spielen will, muss s.' Kriegsr. 1704. In erweiterter
Fügung. ,Etw. üf etw. s.', urspr. rein sinnlich, seinen
Einsatz auf den des Partners legen. ,Do kam er mit
etlichen gesellen in ein gwett, er wett inen zwen
batzen uff ein batzen s., er weite etliche jungfrowen
ab dem bett bringen zuo inen in das wirtshus; do
satztend wir das gelt uff ein andern.' 1520, Z. Uneig.
Nüt drüf s., keinen Wert auf Etw. legen, sich gleich-
gültig verhalten gegenüber einer Sache, zB. einer
Amtswürde udgl. ZO. Weil die Capelle zu StLeon-
hard weggetan sein soll, so soll der Abt von Pfäfers
nicht viel darauf ,«.' 1530, Absch. .Baltazar, setz nüt
uf das, das nienen flog, das nienen was.' JMürer 1559.
, Setze ein yeder so vil darauf, als er wolle.' LLav. 1569;
,wir stellen einem Jeden frei ... so vil zu glauben,
als er will.' 1670. .[Der Mann] sieht ein wyb, wirt
deren hold, uf iren lyb setzt er vil mer weder uf
guot noch zytlich er.' JMürer 1575. ,Wenn s Feld
mit vilem Wust bestellt, will Niemand drauf vil s.'
JCWeissenb. 1681. Ich setze" Zehn gegen A"s [Eins]
Th; häutiger wette". ,Ob dich des niht bevilt, das du
gen dem pferit sezen wilt din sele ... so wil ich dich
alhie bestan, ob wir dri würfel rnügen han.' Schach-
zabelb. Etw. i" 's Spill s., ,aufs Spiel setzen' ThMü.
5, 10 Franken i" 's Glück s., im Viehhandel, indem
der Käufer (bes. ein Metzger) sich verpflichtet, für
den Betrag, über den man beim Handeln nicht einig
wurde, aufzukommen, wenn das gekaufte Tier gut
ausfalle, ebd. ,Zum rietli s.'; s. Bd VI 1832 o. Mit
verschobenem Obj.: .(Einen) sessen s.', urspr. wohl
auf einen Wurf von sechs Augen wetten; s. Sp. 1387.
— £) übh. (Geld) ein-, zusetzen, an Etw. wagen.
,S. können, Geld haben, um damit Etw. anfangen zu
können' Sch (Kirchh.). Vetter, därt [in der Stadt]
han-ich wider g 'sehe", u■ie-me"-sie'^ cha"" Geld mache",
wenn-me" nor s. cha"". BStell 1888. ,Wenn sie einen
Gemeiner fände ... so wollten sie Geld verdienen wie
Mist, und er brauchte keinen Kreuzer zu s.' Gotth.
.So war Steffen nicht bloss auf den Schiesseten, son-
dern er mischte sich unter die Eliten, unter die Aus-
erwählten, welche was setzen, mit viel Schiessen das
Beste erzwingen wollen, und Dieses kostet viel Geld,
darob ist Niemand noch reich geworden, aber Mancher
arm, besonders wenn er nicht mehr zu s. hatte als
Steffen.' ebd. De" Chopf an Öppis s.: s. Bd III 409.
.Sein laben an feind [näml. an deren Besiegung] s.
und in die schanz schlahen, objicere se felis hostium.'
Fris.; Mal.; vgl. unter e. Dra" s. Er hat vil Gelt
dra" g'setzt Th. Mer wend 's dra" s., dran wagen
ThMü. ,Daz wölte er bewisen und besetzen und daran
alles das s., so er hette.' 1455, Z RB. ,Synen eignen lyb,
den welle er dran s., das er in also funden heige.' 1555, Z.
1621
Saz,
— ■»)) im Pfandrecht. 1) vom Schuldner, Etw. als
Pfand versetzen, verschreiben (lassen); meist mit
Dat. P. ,13 küssi und ein zerschnitten techlachen,
daz het er gesetzft] dem von Isnach.' 1380, Z RB. ,Man
sol nachgan und richten, als N. einer t'rouwen ir tuoch
genomen und verstoln bat und daz JDellikon [Dat.] satzt
und daz die frouw ir tuoch selber lost.' 1300, ebd.
,Do hatt er dien rossen kein fuoter ze geben ... do
satzt er ein ax umb 2 plaphart.' 1395, ebd. ,Er hette
sinem wip ein tüechli verstoln und hette das einem
Juden gesetzt.' 1411, ebd. .Wer der ist, der eim guot
setzt oder zepfandt git me dan einer eim schuldig
ist...' XV., NdwLB. (Einem) Etw. ,ze (under)pfand s.';
s. BdV1138o. Für die Kriegsentschädigung ,satz[t]
er inen [der Herzog von Österreich den Eidgenossen]
Waltshuot ... zuo underpfand.' Z Chr. XV. ,Ein kleid
oder etwas anders zuo pfand eines gewets s., ponere
pallium aut aliquid aliud, dare pignus cum aliquo, certare
pignore.' Fris.; Mal. (Eim) es Pfands.; s. Bd V 1138 o.
,Wele aber kein [ein ihm hinter dem Rücken des Be-
sitzers versetztes] pfant also widergeben müest, manet
der, daz man im den vach, der im daz pfant saste,
den selben sol man im ouch unverzogenlich vachen
und behalten, unz er den kleger ableg.' 1359, Z StB.
Uneig. ,Niemants hat grössere liebe, dann das er sin
laben setzet für seine fründ.' 1530, Joh. ,Er hat syn
leben für uns gesetzt.' OWerdm. 1552; ,gegeben.'
Herborn 1588. ,Sez dan trewlich für den Nuzen deiner
Freiheit Gut und Blut' XVIII., Lied. — 2) vom
Gläubiger, .sich eine Pfandverschreibung ausstellen
lassen' Gl (Zwicky). ,Vom Geldausleiher sagt man: er
setzt zB. 1000 Fr. auf dieses Haus. Gut dgl.' ebd. Mit
Dat. P. Ich sctz-em [dem Schuldner] uf d's Hüs Gl
(nach neuerer Angabc). Hieher wohl: ,Ein Unterpfand
obrigkeitlich verschreiben lassen Gl; Sch' (St.b). —
8-) eine Zahl anschreiben, aussetzen. [IchJ setzen Ei"s
(und) b'halte" Zwei (oder andere Zahlen), Scbulformel
beim Addieren B; Z. — i) Worte s-.; spec. Etw.
schriftlich entwerfen, „aufsetzen, abfassen" Bs; B; VO;
Gl; L; S; Ndw. Schribe" chönnt-er noch orde"lich, aber
er cha"" 's nit s., er hat eine gute Handschrift, ist
aber ungewandt im schriftl. Ausdruck B. Was Der
die Wort e<so schön cha"" s.! mit Bez. auf einen gereimten
Nekrolog. Spinnet. Selber schribe"? Aber wie, ivie
het 'ses welle" s., 's isch jo scho- mer a's zwänzg Jör,
a's 's nummen e" Federe" i" der Hand ij'ha" het. JReinh.
1905. E" Brief s. BsL. .[Ich habe] mich gesündret
etwas wil, disen kalender dir zuo s. und schriben.'
Türst, Ges. ,[Ich will] niemants ze lieb noch ze leide
dises [die Beschreibung des alten Zürichkrieges] s.
noch ougcn dienen.' Etterlin. , Dises [ein Schriftstück]
sol der apt von Sant Luci gesetzt haben.' 1526, Brief
Comanders an Zwingli. ,Das ist die summ des
euangelii, die ich on alle zügnus der geschrift gesetzt.'
Zwinkli. ,Die Wörter wol s., rächt und eigentlich
aussprächen und ausskünden, verba recta formare,
verba struere; ein red wol s. oder stellen, in ein rächte
gstalt und Ordnung bringen, orationem conformare;
sein meinung setzen oder stellen, sententiam suain
ponere; seine Ursachen nach Ordnung s. und erzellen,
describere rationes.' Fris.; Mal. .Verfassen, dichten,
komponieren' heisst bei RCysat wie im heutigen
Volksmund ,s.' oder auch , stellen', zB. einen Brief s.;
.gereimt dichten' ist ,in Rymens Wys s.' (RBrandst.).
.Urtlen s.' XVII., Zinsli 1911. ,Die Wort wohl s.,
verborum artificem et aucupem esse, verba artificiose
(con)struere.1 Hosp. S. noch Bd I 480 o. Abs. ,Die
Kinder [sollten] lernen selbst zu s.' Gottu. Er setzt
guet, führt eine gewandte Feder B (so auch Hk.); Gl.
— ■/.) Etw. ausdrücklich sagen. .Wann, wird nicht
gesetzt.' JJBodmer, Milton; in den spätem Ausgaben
,ist nicht ausgesetzet', .gesagt.' — ').) Etw. behaupten;
s. Bd I 314 u. — |i.) ansetzen, anschlagen. ,Von disem
item setz ich für minen costen und zuotuon und ze
besrung des Schlosses zuogehörden für 100 guldin
ungevarlich.' 1108, Gin; daneben in gleichem S.
.stimmen für.' — v) de" Falls., »ie nhd. Aa; Ap; I);
G; Tu; Z und weiterhin. I'1' will de" Fall s., es sei
e'sö. Ebenso: G'setzt de" Fall. ... Winn, g'setzt-*er
Fall, Bas nit g'chlecke* so't... Prophet 1855 (GSa.).
S. noch Fäll (Bd I 734). Mit Verschweigung des
Acc, den Fall setzen, annehmen BR.; UwE. Mit
Objektsatz. Ic" will s., du redist d'Warheit BR. .Dann
setz, das er [Gott] glych alle ding vermöge, er lasse
aber etliche ding on sin acht und fürsähen geschähen.
so wirt das folgen . . .' LJun 1530. ,Setz und lass
also sein, das er überwunden seie, pone eum esse
victum.' Fris.; Mal. ,Da er sezt, sin bruoder habe
unversächner wyss gefält mit der apoteckery, darumb
er entwichen, da weiss Gott, wie daz ein sach gsyn.'
1570, L (Reber 1898). ,Ich will s., man habe sonst
mehr Güter, als man anbauen kann: ist es denn gut,
wenn man die Waiden auch braucht?' JKCramek 1774.
,Sez, er würde das Dümmste, das du nur erdenken
könntest, ihm [einem Kinde] beibringen.' HPest. 1785.
Mit Acc.-Obj.: .Setzet einen rebellischen Untertanen
eines grossen, preis- und liebwürdigen Königs.' JJUlr.
1731. Abs.: (Ja) setz icol, vermutlich, wahrscheinlich
Tu (Pup.); ZO. — b) mit fester Orts- (bzw. Richtungs-)
Bestimmung a) in sächlicher, meist konkreter Bed.
Selten mit lebendem Obj. , Einen auf die Kapell, uf
s rad s.'; s. Bd III 382 u.; VI 482 o. .Einen zuo recht
s.'; s. Bd VI 260. D' Boss a" Wage" s., anspannen
S (Schild). ,Er hatt das ross uss dem karen gesetzt.'
UMey. Chr. 1540/73. ,[A. als Verkäufer habe] ime das
Ross für grecht und gut gewert mit dem Ziechen, also
das er es sölli an ein Baum [2 a Bd IV 1232] s., werde
er sechen, das es ime kein Zug versegen werde. [Später]
syge Semlichs nachts beschechen, das er das Ross
weder an ein Boum nach in Karren s. können.' 1603,
Z. RA.: , [Landvogt N. habe] sy gehandlet und geredt,
sy sigint unrüewig lüt, söllint nit den wagen für die
ross s.' 1551, THPfyn; vgl. Bd VI 1422 o. Tora" s. bei
drei- und mehrspännigen Fuhrwerken das 0. (I.) Stück
Vieh vorspannen AaF. Dazu mit verschwiegener Orts-
bestimmung: N. hat au'h nie c" ganzi Mannt g'ha",
winn' s guet g' gange" ist, m n... und dinn hiit-er mid-
eme" Nöchbür g'setzt, dass Jede doch mit
kann, wenn 's si" müess. Gr Kai. 189ö (GRHe.); vgl.
ze-sämen-s. Refl., ,sich s. üf', sich (seinen Sinn)
richten auf. .Hätist [du] dich gesetzt uf tugent, so
möcht din bet Got dankbar wesen.' Boner. ,Wer die
bischaft merken wil, der setz sich uf des endes zil;
der nutz lit an dem ende gar der bischaft.' ebd. Meist
mit konkr. Sach-Obj. Eh Chnopf unter ufe", abe* s.
,Es sol ouch nieman kein ops in kein kelr s. hinnan
ze unser frouwen tag ze herbst.' 1359, Z StB. .Was
ouch die gest des gewandes in dem koufhus ufbindent,
ze markt setzent und verkouffent . . .' um 1367, Z.
,Wirf den schuni abben ab dem öl und setze es ab
ir,2:;
Saz, sez, siz, soz,
1624
dem fürre.' Kunstb. 1474. ,NN. satztend iro hend an
die höipter, macbtind ira örli damit, retten daby, er
weite uft' den esel sitzen.' 1486, Z RB. ,Nun will ich
üch sagen, wie das schloss gesetzt was. Es was ge-
setzt uff ein hochen velsen.' Haimonsk. 1531. ,Ein
starken turn er gsetzt hat drin.' Ruef 1539. ,Dem
schuomacher, so in irem hus gesin, ein schuobletz,
welchen er [der Dieb] uf sin schuoch gesetzt [ent-
wendet].' 1561, BTurmb. ,Zum Feuer s., admovere,
apponere ollam igni.' Hosp. .Nimm Haberstrau [usw.],
Alles durcheinandern gesotten und die Füss darinn
gesetzt, Das zeucht die Flüss auss dem Haupt.' Arzneib.
XV1I./XVI1I. S. noch Bd I 1290 o.; Chläßer (Bd III
633); BdIV451 M.; Bd V48o. 180 u. 265. 266. 1022 u.;
ge-rogen (Bd VI 759); ltuggen (ebd. 783); Chegcl-Biss
(ebd. 1382); sunnen (Sp. 1102). Neben Synn. .[Kiämer
sollen] für ir gädmer uss weder zeinnen, tisch, stuel
noch anders, daz jeman geirren möcht, nicht stellen noch
s. an geverd.' 1418, Z StB. ,An die sonnen s. oder legen,
in solem ponere; an ein sicher ort s. oder tuon, in
tuto collocare; etwas überzwerch legen oder s., ponere
aliquid in tiansversum.' Fris.; Mal. ,Das er sin be-
husung ab der hofstatt nemmen und die selbig uff ein
ander sin guot s. und buwen möge.' 1558, Z RM. ,Das
einer willens were, ein hus uff ein nüwe hofstatt...
ze s. und ze buwen.' 1592, Züet. ,üen Zaun mitten
auf die March schlahen und s.' 1645, BSi. Rq. 1912.
Mit Dat. P. Ei"'m de" rät Güggel [oä.] uf's Tachs.;
s. Bd II 193 o.; Bd VI 1751 u.; dazu: ,Dem well sy
ein rotten gügel uf sin hus s.' 1554, Z. ,[N. droht]
so es sich wurd begeben, weit er inen beiden ouch
einen stuol inn weg s.' 1526/32, Z RB. ,Das er üch ouch
Hyspannia wyder zuo üwern banden s. sott.' Morgant
1530. Ei"'m 's Messer a" d' Gurgle" s, ihn zu Etw.
zwingen GNessl. ,Da rette N.: ladtscht du mich schon
daran [vor Gericht] und ich dir zuogesprochen werd,
das ich dich haben muoss, so setz ich dir ein bymesser
in das herz.' 1529, Z Ehegericht. ,Eim das schwärdt
an hals oder an die gurglen haben oder s., attemperare
gladium iugulo.' Fris.; Mal. ,[A. habe] dem B. die
fust an das kini gsetzt und getröuwet . . .' 1626, Z.
Ei">m en Flöh (auch es Güegi B) hinder' s (i"'s GNessl.)
Ör (auch i" Chopf B) s , wie uhd. B; Gl; L; G; Z;
s. auch schon Bd III 1451. Der Toifel setzt Ei"m
e" Flöh hinder 's Ör, reizt Einen zu einem lustigen
Streich UwE. .[Eine Krämersfrau trage] die Karten-
spiele in die Häuser, den jungen Knaben hiemit
Leuss in den Beiz zu s.' 1604, Bs (JWHess 1905).
Ei«'m de" Chopf zivüsehe"d d' Ort" s.\ s. Bd III 408
(auch Bs). Ei"'m de" Chopf hinderfür s, den Kopf
voll schwatzen Bs. Mit abstr. Obj. Sich (Öppis) i(n)
Chopf s. (gew. mit Inf.), fest vornehmen, durchsetzen
wollen Ap; B; Tu; Z und sonst. .Setzend ir bett,
vordrung und begerung uff diss nachgeschribnen stuk,
puncten und artikel.' 1442, Absch. .Darzuo mh. von
beiden stetten Friburg und Bern in willen syen im
ernst und trüw zuo s.' 1477, B RM. ,[Es soll] sus
nit uff einiche andre mäss [Masse] gloub gesatzt [werden
als auf die genannten].' 1487, AAZof. (B Spruchbrief).
,N. der bildhouwer ist durch mh. zuo irem bürgere
empfangen worden, der hat sin burgrecht gesetzt uff
sin sässhus gelegen am vischmarkt.' 1515, F. ,Illi
animum alio conferunt, sy setzend ir gemüet ander-
schwohin.' Fris. 1541. ,Auch wir uff des pfarrers zuo
Mellingen schryben kein sondern grund ald glouben ...
s. können.' 1554, Z Ehegericht. .All sein heil und trost
auffs galt s. oder legen, omnem rationem salutis in
peeunia ponere; das höchste guot in frässen und trinken
s., dem bauch nach rächnen, omnia, qua ad beatam
vitam pertinent, ventre metiri.' Fris.; Mal. ,[N. hat]
uns keine gebürliche rechnung getan, sondern als ein
erloser schelm aussgerissen und sein pflicht, er und
eidt hinder die tür gesetzt.' 1591, GSax. .[Ich schrieb
meinem Vater] er sol nit sorgen, das ich mich los
verflerren und ein Wib nem im Welschlandt wie N.,
ich hab meine Gedanken heim gesetzt.' FPlatter 1612;
vgl. nachher: .Ich begere nit mer, so . . . ich heim
kom, dan dass sy mir werde .... hab auch und kenne
meine Gedanken sunst an kein Ort setzen.' Etw.
.einfeltig, doch wolmeinend uf das Papier s.', zu Papier
bringen. ABütelrock 1682/1712. .Der verhoffende Sig
machet, dass der eigentliche Soldat seine Seele in die
frohe Faust setzet.' JJÜlr. 1718. ,Wie setzet der Kriegs-
mann seine Seele nicht in seine Hand um etliche
Schilling?' ebd. RA. ,Du und din brüeder hettent nun
wol hüpschlicher ton, denn daz ir also über mich lüffint ;
doch so ist es gesetzt an ein end, da denn sölich Sachen
hin gehörent.' 1467, Z RB. ,Da setzen ich, ob sich der
alt R. gebürlich oder ungebürlich verhalten, an syn
Ort, als ein Sach, die mich Nüdt angaadt' 1617, Z.
Einem (Etw) ,an ein knöpf s.'; s. Bd III 748. Etw.
,zuo herzen s.', zu Herzen nehmen. , Durch das men-
lich unsem ernst ... dester bas ze herzen setze.' 1403,
Z StB. ,So ist unser gar vlyssig ... bitt ... ir wellend
die ding ouch witter bedenken und zuo herzen s.'
1489, Waldm. (L). .Das ich in anderen sachen nit ge-
waret, hab ich in diser jetzigen hoch ze herzen gesetzt.'
1560, Brief. ,Setz es nit tief zuo herzen!' LLav. 1584.
.Einem etw. uf sin conszienz, sei s.', aufs Gewissen, die
Seele binden. .Dem wölte sysuff sincontienz s.' 1538/40,
Z Ehegericht. .Das hab sy wellen tuon und im söllichs
uff sin sei s.' 1541/3, ebd. S. noch Sp. 702 o. Hieher
wohl (mit verschwiegenem Obj.) , darzuo s.', dazu tun,
sich einer Sache annehmen; vgl. ,zuo einem s.' unter ß.
,N. luff nahtes gen Appencell [Bericht einzuholen], wie
man sich halten wölt, als der frid ussgieng uff unser
Frowen tag, das man darzuo satzti.' 1405, Wegelin 1844.
.Scribe für die Eitgen. Von der von Gerisow wegen sol
man suochen brieff und ouch erzellen den Eitgnossen;
went si darzuo s., gönnen wir inen wol, ist des nit, so
went wir uns selber helfen.' 1417, LRB. — ß) mit pers.
(od. pers. gedachter, durch eine Funktion der Person
gebildete!) Ortsbestimmung. Mit konkr. Obj. EefnJ
Fuess m'e' zu Ei"'m s., den Verkehr abbrechen B; Z
und weiterhin. D' Jump f er N. sig e" sackgrobi Tasche",
zu dere" setz-es kt'" Fuess mer. RIscber 1903. .[Dass
die Fischer die toten Fische] sament und mit enander
offenlich für sich uf den markt s. sülent und verkouffen.'
1359, Z StB. ,Was anken ir deheiner uff einen markt-
tag wil verkouffen, den selben anken allen sol er an
dem morgen fruo für sich s. ze verkouffen und nicht
ein geschirr nach dem andern, so daz verkouft wurde,
herus tragen.' 1418, ebd. ,Die ougen in einen s.',
richten auf: ,[Der Sterbende] hat nit ein wort mit mir
reden können, aber die ougen, diewyl ich im vorgebetet
und bis in den letzten rugk, in mich gesetzt.' 1570,
WSchodolers des Jüngern Tgb. ,Lib und guot [uä.]
zuo einem s.\ ihm mit Leib und Gut beistehen. .[Dass
sie] also lieb und leid mit inen litten, lip und guot
trostlich zuo inen satzten.' 1499, F.; vgl.: ,[Bitte]
inen hilf lieh ze sinde und der sach halb ein truw
ufsechen, hilf und rat zuo inen zuo s.' 1499, Gl. ,[Die
Thurgauer wollen] des kostens ... halb nützit zuo
uns s.' 1530, Absch. ,Ir sollend wüssen, das wir alles,
das uns Gott der allrnechtig Terliehen hat, trüwlich
zuo üch und einer frommen statt Zürich wend s.'
1531, Z. ,Ich setz zuo üch das laben myn.' HBüll.
1533. ,Wol gefallend ir mir, das ir ... wend uwer laben
zuo uns s.' Eüef 1539. .[Amnestie für Verurteilte,
die] mit uns zuo krieg züchent und ir lyb und leben,
wie ander fromm Berner, zuo uns setzent.' ß StSatzg.
,Zuo uns ir lip und guot s.' GWyl OB. Mit ver-
schwiegenem Obj. 1) ,zuo einem s.', zu Einem halten.
,Es war billich, das si us der grafschaft zuo uns
satztind.' GWylCB. ,By der waren religion, zuo deren
Zürych so trüwlich gesezt hat, verharren.' HBüll.
1572. ,Wär solt hinder der Hester gsuocht haben,
dass sy so ernstlich zuo irem volk gesetzt bette ?■
LLav. 1583. ,Zuo solchen lüten sol man s. und inen
beholfen syn.' ebd. .[Wenn Untertanen] dapfer zuo
iren herren setzend.' ebd. ,Es befind sich ouch, dass
dise Buwrsarne zuo gnieiner Eidgnoschaft in dem
Schwabenkrieg in iren Nöten trüwlich gsetzt hat.'
JJROegek. .Befindet sich also, dass von Anfang einer
loblichen Eidtgnosschaft ... ein Statt Zürich über
die 150 Jahr treulich zu ihren Mit-Eidtgnossen ge-
setzt.' Hott. 1660. .Die beiden Stadt Bern und Luzern
in Freundschaft sind der rechte Kern und setzen zu
einander gem.' Sprww. 1824 (Reim, mit dem zu An-
fang der Burgunderkriege die bernischen Knaben die
Luzerner begrüsst haben sollen). — 2) als Gegs. ,von
einem s.', im Stiche lassen; Syn. ab-s. ,Vom küng s.'
NSchradin. ,Ein Aidgnosschaft [werde] von den armen
lüten ... nit s. und sie nit verlassen.' 1521, Absch. .[Der
König von Frankreich] uns Eidgnossen zum höchsten
bittende, wir wellend von im nit s.' 1527, ebd.; dafür:
,sich nit lassen bereden, von im zes.' Ansh. Mit abstr.
Obj. ,0 liebe, du hast mich wol verraten, daz ich
min herz zuo deren gsetzt hab, mit deren ich nüt
wannen darf.' Morgant 1530. ,Wan er hat kein hoffnung
mer, die zesächen, an die er all sin sinn und denk
gesetzt hat.' ebd. .Demnach nara Rengnold urlob von
der schönen Luzianna, die fieng vast an ze weinen;
wann sy hat ir liebe uf Rengnolden gesetzt.' ebd. ,Autf
einen sein hoffnung s. und haben, spem in aliquem
constituere.' Fris.; Mal. Etw. ,an, in, für sich (in
sin herz, sinen muot) s.', sich vornehmen. ,[Er] saste
daz in sinen muot, wie er vergelten möcht daz guot, daz
im der hirte hat getan.' Boner. .[Die Untreue der Herrin
gieng so weit], daz er [der Vogt] ie für sich sazte,
er wolt ez sinem herren sagen.' Z Chr. 1336/1446.
,Nun solt ich ouch mit den beiden stryten; so han
ich aber ganz in mich gesetzt, das ich kein harnest
nieiuer nie wolt an legen, unz dich Gott entpundi.'
1475, Volksb. ,Bruoder, du solt in din herz s., das
du alle zit das guot wollest tuon.' ebd. ,Ich hat für
mich gesetzt, auffs feld zegon, constitueram ut irem
rus.' Fris.; Mal. ,[Ihr habt] syn Vater wider d Juden
ghetzt, dass er dermoss hat an sich gsetzt, welcher
den Göttern nit wolt geben s Opfer, der müesst ver-
lieren s Leben.' GGotth. 1619. S. noch Bd VI 381 o.
Eine (Streit-)Sache ,üf, an, vor, zuo einem (einen) s.',
(zur Entscheidung) vorlegen, anheimstellen, Jiml
(damit) beauftragen. ,üf.' .Der selbe krieg [ein Zivil-
prozess] wart von beiden teiln uf erber lüte gesetzet.'
1307, Z. .Satztend daz zc beden siten äff uns.' 1400,
Gfd. ,Nach langen dingen do wart der krieg gesetzt
uf vier ritter, die solten gewalt haben ze sprechen.'
Just. .[Abgesandte] leitent sich in die sache und wart
da gelichtet und die sache und stösse gesetzet uff
lüt.' 1424, BsChr. , Seinlicher ir stössen si bed partien
uf uns, si darin ze entscheiden, ze dem rechten kamen
und satzten das uf uns ...' 1444, Obw. ,an.' ,Do die
müli wart geschezet, da waren zuogegen NX., an die
wir es güsetzet hatten. ' 1301, Z. ,Der, an den es
gesetzet wirf äLRB. ,Als hienach geschriben stat
und alz si ez au uns gesetzet hant.' 1342, GRChur.
,Der selb artikel solle ab sin ... wan die von Eptingen ...
an mich nütes darumbe gesetzt hant noch kommen
sint.' 1353, Arg. 1861 (BSchiedspr.). ,Hant inn [den
König] etlich unser herren ... empfangen, an die es
gesetzt was.' 1417, L RB. ,vor.' , Also sind wir komen
uf die stöss in den Buochberg, habend beid partyen
verhört und [diese] saztend ouch ir klag vor uns.- 1454,
NSenn 1879. ,zuo.' ,So wil ich alle mine stöss, so
ich zuo ü hab, hin zuo üwern geschwornen raten s.'
Z Chr. 1336/46. ,Als wir nun beider teile clag, ant-
wort, rede und Widerrede eigentlich verhöret han,
habent wir mit beden teilen güetielichen geredet, daz
sy das mit munt und mit hande zuo uns gesetzt ...
hand.' 1428, Arg. 1861 (BSchiedspr.). .Deshalben wir
das ouch zuo unsern herren setzent.' 1479, Z. Mit
Nbsatz an Stelle des Acc.-Obj. ,Setzt er zuo minen
herren, ob es unser statt recht oder muglich sig, daz
sy umb die sach sagen sollind oder nit ...' 1442, Z RB.
Etw. ,zuo eines erkantnuss s.' .Satztent s ... baidt
partygen zuo miner erkantnus.' 1543, GBern. Etw. ,in
eines hand s.': .Darnach ward zwüschend beiden tailen
gerett, das sy die sach genzlich satzten in unser band.'
1419, Gr. Etw. ,üf, an, in eines willen s.' ,N. setzt
also ir sach uff irs vatters willen, des well sy geleben.'
1525/7, Z Ehegericht, ,Si spreche, sy dörffe noch welle
kein man nemmen hinder irem vatter und muoter,
hab allweg iren willen uff irs vatters willen gsetzt.'
1533/8, ebd. .Etwas in einsi willen s., arbitrio alieuius
aliquid committere.' Fris.; Mal. ,[Muss das Spiel
schlechten Wetters wegen verschoben werden] ist es
innen an iren gueten Willen gsetzt und das uff
einen andern Tag zuo halten.' 1616, Ndw Beitr. 1885.
Mit Ortsadv. statt präp. Best.: ,Si setzent och die
beide stuck niendert hin', nehmen die beiden Punkte
von einer schiedsgerichtlichen Entscheidung aus
1490, G. Etw. ,üf, an, in (das) recht, zuo (dem) recht s.';
s. Bd VI 254 u. 272 o. Dazu noch: ,In demselben zite
vor dem rate ze Berne klagte einer des rates uf einen
andern erbern man, daz sin reben uf der Santfluo mit
vil grundes und herdes harab gcvallen weren in sin
reben, daz er schaden enpfangen hette, und saste uf
recht, ob er icht billich im den schaden ablegen
sölte?' Just. ,Darumb satzt der von Raron uff recht,
ob er ...' 1420, BSi. Eq. 1912. ,N. satzt nach langen
Worten zuo recht, ledig zuo werden.' 1511/3, Z Ehe-
gericht. ,N. satzt zuo recht, die wyl [usw.], solle er
von der selbigen gelediget werden.' ebd. ,Was tuond
ir da miteinander kempfen? Setzen die Sachen zuom
rechten!' VBoltz 1551. .Ward die ansprach von beiden
Parteien uf si zuo recht gesetzt.' HBrf.nnw. Chr. .Etwas
in das Recht s.' AzurGilgen 1656. — c) als allg. Be-
wirkungsvb, bringen (im perf. Sinne). <x) mit prad.
Adj. Mit Acc. P. .Demnach so geben wir im [dem
z, suz
1028
Schulmeister] behusungin der sehuol huss und setzen in
fryg aller sturen, huoten, wachten [usw.].' 1495, Aa
Br. ,Uff bitt herrn vogt Küngen habent mh. synen
sun Durs des falls, so syn abgestorbne husfrouw
mynen herren ... schuldig ... in ansehen Termelts
herrn vogt Küngen trüweu diensten fryg und uss gnaden
erlassen und ledig gesetzt.' 1568, Z KM. RefL: ,Sie
wollen sich mit Verschliessung der Türen um Etwas
sicherer s.' JMey. 1700. ,(l)en, einen) flüchtigen Fuss
s.'; s. Bd 1 1087 und vgl. Fischer II 1589 (unter .flüch-
tig', wo auch ,fl-en F. stellen'). Dazu noch: ,N., so syn
flüchtigen Fuss gesetzt.' 1602/3, Z. , Habend sy beide
in währender Kindbett den flüchtigen Fuss gesetzt
und das Khind by Huss gelassen.' 1633, ebd. ,Es hat
N. sein Hauswesen so liederlich bestellet, dass er
flüchtigen Fuss s. und seine hinter sich gelassene
Effetti verrechtfertiget werden müssen.' 1733, ebd. Vgl.:
,[Üa] er sinen fuoss in die flucht nun in das vierdt
jar gsetzt.' 1566, Z Ehegericht. .Besnahen er sich auf
flüchtigen Fuss gesetzet.' 1749, Z. Mit Verschweigung
desAcc. Luggs.; s. Bd III 1234 o. Mi" het di zwe Zängger
us enandere" "tu"; aber es het noch Öppis g'chostet,
gab Häiseli het welle" lugg s. SGfeller 1911. — '?) mit
konkr. Ortsbestimmung. ,[Von N. wird erzählt, dass
er mehr als einmal] eine sog. (hölzerne) Schlengg-
Krugle" durch die Brücke hindurch setzte, eine ganz
respektable Leistung, wenn bemerkt wird, dass die
Brücke einige 60 Schritt lang und die Flugbahn eines
Wurfkörpers kaum vier Meter hoch ist.' BVolksztg.
1902. ,Einen wider sich s.', sich zum Feinde machen:
,So wird man ouch bedenken, das wir nit jederman
wider uns s.' 1499, F. — y) mit Vorgangs- od. Zu-
standsbezeichnungen anstatt der Ortsbestimmung, von
Personen und Sachen. ,in.' Eine" inCs) Pfand s.,
pfänden Ap (ATobler). Er ist (metj 150 Guldi" i"
Pfand g'setzt. ATobler 1909. .Durch das die lüt in
frid werdin gesetzt.' XV.,ZMeil. Offn. .Das süss daselbs
vil und mangerlei reden gan ... die zuo vil uffrüeren
anzöug geben und die wir ouch nit wüssen in ein
end zuo s.' 1489, Walum. .Sölich järlich nutzung
[allerlei Sportein soll der Schulmeister] in ein register
ordenlich s. und beschriben.' 1515, AABr. ,Hett ich
wellen rat folgen, so wer ich nüt in den sorgen, in
die ich besorg, das du mich ... gesetzt habest.' Morgant
1530. ,[NN. haben] mäng mal ire lyb und laben in
sorgen gsetzt wyder die neiden.' ebd. ,Du hast mich
in semlich leid gsetzt, dardurch ich niemmer mer
fröud haben wyrd.' Haimonsk. 1531. ,Du hast uns
[durch dein Ausbleiben] in gross truren gsetzt.' ebd.
,In einsi gewalt s., einem übergäben, ponere in manus
alieuius; ein sach in zweispalt s., ponere in contentione
rem aliquam; in ein zweifei s., etwas an zweiflen, in
dubio ponere; in ein zwytracht s., in ein span bringen,
adducere in controversiam; die statt in freiheit s.,
freimachen oder freien, civitatem a servitio abstrahere;
sein laben in gfar s. zuo schütz und schirm seines
Vaterlands, descendere in dimicationem vitse pro patria.'
Fris.; Mal. ,[N. schreibt nach Zürich] dasselbig in
Deffension zu s.' 1643, ScuSt. ,In Obacht s.', beachten.
ABütelrock 1682/1712. ,üie Welt sucht die Menschen
einzuschläfern und in Sicherheit zus.' JMey. 1700.
,Wie der klugen Abigail ihr närrischer Nabal, der sich
und seine Haussgenossen schier in einen blutigen
Schweiss gesetzt hatte.' ebd. S. noch Bd II 574 u.
,In (von) er und gewer s.' uä. ,Dez haben wir ge-
brestan, daz wir noch nie des sewes wider in gewer
gesetzet syen.' um 1365, Z StB. ,Er satzt ouch die
egenanten pfruond des vorbenempten hus mit aller zuo-
gehört in recht, nutzlich, ruewig gewer mit disem
brief.' 1402, AAB.Urk. ,Daz wir sömlicber entwerung...
wider in gewalt und in gewer gesetz[t] süllend werden.'
Edlib. ,Ob einer, den mh. von eer und gweer gesetzt
hettend, dem andern zuoredte.' XVI., Gl LB. ,zuo.'
,Die [ohne Grund ausbleibenden Ratsmitglieder] sun
die nüne uf ir eit ze buoze s.' Z RBr.; vgl. Bd IV
1750. ,Zuo ruow s.'; s. ge-ruewet a (Bd VI 1899).
,Derhalbcn sölte sy, unervordert einicher Scheidung,
ir herz zuo ruowen s.' 1551, Z Ehegericht. .Setz dein
herz zuo ruowen, bis ruowig, bekümber dich nit, habe
quietum animum.' Fris.; Mal. Vgl.Sp. 1605. — 8) .Einen
umb sin leben s.', bringen. ,Das satzt mengeni [1. ,-en']
umb sin leben.' Ap Krieg 1405. — 4. a) ,Got hat ...
den menschen geschaffen oder gsetzt.' Zwingli. —
b) Junge s., werfen. Syn. legen (Bd III 1176 o.); lat.
(de)ponere. [Die Gemse] setzd eppa under ncr Balem
es Gitzelli, Seitenarms och zwei. Bärnd. 1908 (BGr.).
,Hie fraget Gott den Joben, ob er wüsse, wenn dise
tier [die Gemsen] ire jungen setzind.' LLav. 1582; .ge-
bärend.' 1530, Hiob. — c) Dö setzt's Näbes (Öppis),
Schleg, da gibt's Etwas, Schläge Ap; Tu; vgl. ab-s. —
5. a) vom Käse, z' vil od. z' wenig (a")s., von zu reich-
licher od. zu spärlicher Lochbildung BE. Der Chäs
het z' vil g'setzt, het z' vil Satz. — b) Achis s., an-
setzen, durch Stehenlassen und regelmässiges Nach-
füllen von Sirwenda BGr. Vgl. ans. — 6. abs., Schritt
halten L. Magst wider einist nid g's., du Donners
Sehlerggi du! L. Uneig.: Was het 's g'macht, dass
d' Eidgnosse" hend möge" gege" d' Östrlcherg's. ? LVaterl.
1877. — 7. Ei"'m Ei»8 (oä.) s., Einem einen Schlag
versetzen AaF., Leer; B(ld.); L (Bd 11205); S (Lied);
TbMü.; Z (Dan.); Syn. ver-s. ,Dem [Malchus] hed er
e Flären gsetzt' AaF. (altes Gedicht); vgl. unter
Chctzer (Bd III 596). ,Eim ein schlappen s., colaphum
infligere.' Fris. ; Mal. ,Bynebendts bekennte Zeug, dass
er einem Soldaten, obschon sy kein einzig Anlaass
geben, 2 Streich gesetzt, dann er stark erhitzget ge-
wessen.' um 1604, JCSteiner Chr. — Setzen n.:
1. das Anbringen eines Delinquenten auf der Folter-
bank; vgl. Bänkli-S. ,Nach fruchtloser Gegeneinander-
haltung ward Inquisit C. unter wirklichem S. und
Binden verhört.' XV11I./XIX., Z. — 2. entspr. setzen3ai
(Sp. 1621). ,[Der Statthalter war] eben kein Hexen-
meister im S. Schreiben könne er noch gut genug,
pflegte er zu sagen, aber mit dem Dolders S. könne
er Nichts machen; der Pfarrer war meist sein Kummer-
zhülf.' Gotth. ,Von S. (Stilübungen) war natürlich [in
der alten Schule] noch keine Rede.' Bärnd. 1908. —
Glübd-: das Geloben, Versprechen. ,Das nach ge-
stalt der sach und des hochen glüpdsetzen, inn vor
aller aller beschädgung zuo fristen, frömbd ist zuo
hören.' 1481, Waldm. (Bern an den Bischof von Metz). —
Bänkli-: = Setzen 1. .Dises Alles nun verdeutete sie
[die mutmassliche Mörderin] so wol vor als werend
und auch nach dem Schrecken, Bänkleinsezen und
Handbinden.' 1730, Z. — gesetzt, im WLö. in Bed.
lb g'satzt (entspr. in der ä. Spr.): 1. entspr. setzen 1.
a) (eigen?) eingesetzt, erwählt. ,Wan man ein ges-en
Foster hat, so git man im den Lon us dem Gmeind-
seckel ane eines jeden Schaden.' 1638, ZAlt. —
b) g'satzti Milch, Nidle", die man sich etwa 3 — 4
8az, sez, siz, soz, suz
1630
Tage setzen lässt, nachher mit Wasser verdünnt und
jeweilen beim Trinken tüchtig umrührt; sie wird bes.
im Sommer bei schwerer Feldarbeit getrunken und
kann an einem kühlen Orte 1—2 Wochen lang auf-
bewahrt werden WLö. — ■ c) untersetzt, von der Statur.
,N. hat kein bart, ist ein kurze ges-e person.' 15ö5, B. —
d) gesetzt, verständig, ruhig, würdigen Benehmens,
reiferen Alters Ap; Bs; B; Gl; L; G; S; Th; Z, .still,
eingezogen L; S' (St.b); Sch (Kirchh.). En g's-e* Ma"",
Mensch. ,Bei ihren Mostkrügen sassen über ein Dutzend
ges-e Bauern.' Joacb. 1898 (S). [Er] geit zum Tisch,
rüejig u"d g's-er wiegäng. Loosli 1910. D'Frau Obersti"
het gern mit alte" g's-e" Herre" uerchert. RvTavel 1910.
S. noch Bd VI 437 o. ,Der gsazt, giert doctor Thüring
Fricker.' Ansu. Fest, selbständig GW. — 2. entspr.
setzen 2. a) nicht ablösbar, ewig, von Grundzinsen;
vgl. Bd II 286 o.; ZfsR. IX a, 45 if. ,Mh. wellent N.
bewilligen, das er die 8 soura wyn, wie im frouw
meisterin zuo Hermentschwyl die nebent lychung
etlichs baren gelts angschlagen, nemmen möge, ja sover
sy im daruss ein gs-e gült zemachen zuolassen will.'
1566, Z RM. ,Guote wolhabliche gs-e gülten.' 1572,
ebd. .Welcher hinfür syn gelt nit an ein ges-e und
wie man spricht ewige gült anlegen, sondern das allein
uf henamsete zil ... uslyhen wil, der soll sich darumb
allein mit gülten und bürgen und uf farendc pfand
versichern lassen.' 1582, Z. ,Der spennig kernenzins
[soll] ein gs-er unablössiger grundzins heissen und
syn.' 1585, Z RB. Wer 4 oder 5 Mütt Kernen als
Zins von 100 Gl. nimmt, hat das Capital verwirkt und
den soll der Landvogt nach Gebühr strafen und das
Hauptgut zu einer .gesazten gült' machen. 1586,
Absch. ,Was dan deren grobe Gold- und Silbersorten-
gülten antrifft, so gsatzte Gülten sindt, die syent ewig
oder ablösig ...' 1622, L. S. noch Sp. 181 o.; 904 o. —
b) verbrieft, verschrieben. G's-i Schulde", grund-
versicherte, .kanzleiisch versicherte, für die ein Pfand
gegeben ist' Z (lt Dan. und Spillm.); Gegs. kniffend
(Bd III 1125). ,Ir zuogebracht guot gs-s und ver-
schribenes ongfaar by 200 gl.' Lind., Wthurer Chr.
Sowohl die in die Vogteibücher zum Besten der Witwen
und Waisen geschriebenen Schulden, als diejenigen,
die den Urbarien einverleibt werden, ,sie mögen un-
gesäzte oder gesäzte Unterpfand haben und enthalten
oder nit', [sollen] den .Gülten' oder Pfandbriefen gleich
geachtet werden. 1774, GBem. — c) (gesetzlich, rechts-
kräftig) festgesetzt, bestimmt. Von Terminen. .Als
dann ungevarlich uff den selben mendag ein gesatzter
tag sich zuo Schwyz begäben ...' Waldm. (BBericht).
.[Die Lichter am Himmel] seigiud zuo zeichen, ge-
satzten zeiten, tagen und jaren.' 1530, I. Mos. Ver-
bot ,nach gesatzter stund nachts ze schryen [usw.].'
1547, THagesb. 1882. Kauferlaubniss ,nach dem zil
einer gesatzten stund.' 1571, WSchodolers d. J. Tgb.
(Absch.). ,Ein g. gericht', ein ordentliches, im Gegs.
zum , zulaufenden' (Bd III 1141). ,Man sol och all 14
tag oder dry wuchen ein ges. gericht haben, ob man
zuo schaffen hat.' 1483, GuRh. Offn. Von Satzungen uä.
,Wie dann diss ir gesatzter eid vermag.' 1561, ZAlbisr.
Die Gesandten erklären nochmals, dass ihre Herren
und übern den Bund von 1715 ,für ihre Rettung und
Notfall best gesetzet finden.' 1731, Absch. ,G-e recht.'
,Si hätten denen von Wintertur ... ein muotwillig
unredlich vintschaft . . . gesagt und darinue wider
keiserliche und gesatzte recht getan.' 1459, ZU B. ,[Eij
finde nit, das si kein gesatzt recht noch dingstat oder
hofrödel der Sachen halb habint.' 1510, Z. , Durch
statutten, gesatzte und geschrybne recht.' B StSatzg.
Subst. Neutr. , [Auf das Gesuch eines Stadttrompeters,
es möchte ihm wie in früherer Zeit üblich ein neues
Kleid geschenkt werden, wird geantwortet] ob es schon
etwa beschechen, were doch das darumb kein gs-s und
villicht gegen bass könnenden spillüten wol angleit
gwessen, dann ire ietzigen plässer ald trummeter sich
keiner plässerischen art, sonder allein der hinlässig-
keit beriissind.' 1545, Z RB. Von Abgaben. , Ein teil
ussidellinge . . . haut gegeben von alter und von ge-
saster stüre nicht mer danne 21 pfd Züricher.' HU.
,Dü gesazte vogtstüre.' ebd. ,[Ein Gut] ierlich giltet
ein malter habern ... und die gesassten stüre.' 1380,
L. ,Swer hie burger oder sesshaft ist, der sol sinem
herren ... enhain gesast stür geben noch enhainen
gesasten dienst tuon.' TBDiess. StR. , Zechen rnarch
silberi gesatzter stür.' XV., Z. ,Du hast ze Witikon
ein hof, da gat ouch ein gesatzt huon ab.' 1442, Z RB.
,Ein g. mal'; s. Bd IV 155 o. Dazu noch: Einen .recht
offen gewonlich giselschaft zuo g.satzten malen tag-
lichs . . . halten lassen.' 1540, B. ,Das N. by der
grechtigkeit syner Wirtschaft und eetafernen blyben
und uff dem schützenhuss den Schüssen [1. ,-tz-'] allein
zuogelassen syn [soll], uff die gwonlichen schiesstag
abentürten ald ein gsatzt nachtraal zetuond.' 1569,
Z RM. ,Ob ein gast über ein hoifjünger ein kouff-
gricht haben wölte, der soll den richtern schuldig syn
ein ges-es mal.' 1590, ZWetz. — d) geschlichtet, ent-
schieden. ,N. vermeint, das söllichs nit so eine ver-
komne ald ges-e sach [sei].' 1545, Z. — e) normal,
regelmässig AaB. (Minnich); s. Bd VI 1897 o. ,Die
sybend [Regel]: ob dich vil oder wenig dürst, das du
undereinist nüt vil drinkist; aber din gesatzti mas des
tranks in vil teil zuo teillen.' Türst, Ges. — 3. entspr.
setzen 3. a) in konkr. Bed. Aufgetragen, von Speisen:
,[Die beigebrachten Analogien] nüt meer bewärend
weder geschmäck und rouch ob dem gesatzten mal,
spysen.' Zwinuli. In den Erdboden eingelassen: , Einen
kostlichen, eichinen, verdeckten zun, der 800 eichiuer,
ufrechter, ges-er stecken gebrucht hat.' 1468, Gfd. —
b) gesetzt, angenommen B und weiterhin. G'setzt ouch,
es gieng Alles guet ... RvTavel 1910. G'setzt, we""-
Sc-sich och verstigi, an einer Felswand BSi. (DGemp.
1904). So g'setzt, und wenn auch! BWimm. A.: Du
muest Bas e'sö mache"! B. : Dermit rersCimen-i'h vil
ZU. A.: So g'setzt! Du hest dere"g'nueg. ,Gsetzt, oftdein
Aug mein Auge sähe.' XVIII., Lied. — ob-ge-setzt:
obgenannt. .Nachdem N. sich o-er synethalben er-
gangner Urteil zum höchsten bschwerdt ...' 1623, Z KB.
.In disen o-en Tagen.' XVIII./XIX., AfV. (ZHorg.). -
übel-: textlich schlecht. ,Ubel gerympte gesang, die
unlieblich gond, peurisch und ü. sind, nit in streich oder
schlag gond, incondita carmina.' Fuis.; Mal. — un-:
nicht verbrieft; s. gesetzt. — wider-: wiedereingesetzt.
,Da wir mit Freuden von unserem in das himmelische
Wesen w-en Heiland reden.' JMet. 170u. — wol-:
a) von Gegenden, wohl gelegen, geeignet. ,Do Allard
das hüpsch end gsaeh, do sprach er zuo Rengnold:
Lieber bruoder, hie ist ein schon wol gesetzt end.'
Haimonsk. 1531. — b) von Personen. ,Üb ich schon
nüt so wol gsetzt bin als du in schönne, ich kan nüt
darfflr.' Morgant 153h. Entspr. gesetzt 1 c : ,1'eter
Frank ... ist ein dicke w-e person mit vil barts.' 1565, B.
1631
1632
Amhd. aeizaiia wesentl. gleichen Bedd.; vgl. Graff VI 290 ff.
(mit zahlreichen Belegen aus Notker); Gr. WB. IV 1 b, 4084 f.
X 1, 643/8S; Martin-Lieuh. II 382 f. Die Formen mit
Rücknmlaot erscheinen in uuserm Material im XVI. noch
häufig, vereinzelt im Ptc. noch im XVII., die Formen ,sast,
gesast' («' wohl dissimilatorisch aus (8t) begegnen bis ins XV.,
im Ptc. noch heute iu P. Bei Bedd. 5—7 ist der Aus-
gangspunkt nicht durchweg klar; 6 geht wohl von 2ba
aus. In Namen. Setz-Holz, ON. ZPtäftV .Setzstab', FN.
XV./XVI., Z.
ab-: 1. a) in eig. oder doch überwiegend sinnlicher
Bed., Etw. von Etw. wegsetzen, a) ein Glas, eine Tasse
vom Mund, das Gewehr aus dem Anschlag; auch mit
Ellipse desObj.B (soSi.); GT; Tb; Z und wohl weiter-
hin. Er het zweimal abg'setzt; 's dritt Mol het-er mitts
i" d' Schibe" 'tröffe". — ß) von der Brust, dem Euter
absetzen, entwöhnen. .Man soll es [ein Mittel] den
Kühen auch geben, wenn das Kalb abgesetzet ist.'
Schreibkal. 1712. — r) das Auge abwenden, in
der EA. Ke(i)"s Aug a. (von Öppis) Z lt Stutz,
Spillm. — 8) (Pflanzen) versetzen GrD., Mai. Anni
het es Böse"stöckli abgesetzt GrD. — e) (Zugtiere) aus-
spannen; vgl. aber auch d ß 3. ,[A. klagt gegen B.,
Wirt zu Regensdorf, A.] habe zu Bern dem C. ab-
kouffet ross und wagen und syg mit gefaren unz genn
Kägestorff, do habe er ussgespanen und habint zert ...
Do habe B. grett: ich will gan luogen, was du für
ein zug habest; mir ist, er syg des C; ich muoss dir
ein ross a. Do batt A. grett: ,du sott mir kein ross
a., ich bin doch dir nütt schuldig ... Do habe B.
in lossen varen bis unz gan Affholtren , . . do syg B.
Dachen kumen . . . Ich muosst im ein ross geben ab
dem zugg.' 1550, ZRegensd. — £) abnehmen, -schneiden.
,Hand und fuoss, verstand, die dir so nach verwandt
sind als din eigen glid, ja ob sy dir als notwendig
sind zuo ufenthalt und feste als ein band oder fuoss,
noch [dennoch] soll man sy a., wenn sy ir fürneme
missbruehend.' Zwingli; vorher: ,how sy ab'; so auch
1530, Matth. (gr. Ixxexbov). — •»]) Veh a., wegen Über-
füllung einer Alp das Vieh von dieser abtreiben und
für dasselbe auf einer andern Platz suchen Uw
(so Lung.). — b) ausgehend von a a, mit regel-
mässiger Ellipse des Obj. a) eine Unterbrechung ein-
treten lassen, eine Pause machen. Zunächst beim
Trinken, wohl allg. Wi er g'rad nümme'' a. will [beim
Milchtrinken], seid der Ätü ... GrPt. Wo's-ne" [den
Schnapstrinker] 'tüccht het, es tat's, het er abg'setzt
GrTIis. Oft: öni A. Er het 's ganz Glas öni A. üs-
'trunke" GT. ,On a., eines trunks, in einem atemzug,
on schnauffen und bartwüschen, impetu uno.' Fris.;
Mal. ,[Eine Medizin] auf einmal ohne A. austrinken.'
um 1720, AfV. (U). In allgemeinem S., so beim Reden,
Singen, Lesen B (auch lt Zyro); GrD.; Th ; Ndw (Matthys) ;
W ; Z ; wohl allg. Er het an ei"'m fort 'plauderet öni A.
GrD. — g) innehalten, ablassen, -stehn, aufhören Bs;
B; S; Z; von oc zT. nicht scharf zu scheiden. Z'mittst
i" der Arbit inne" het-er wider müessen a. SGfeller
1911. We""-me" alt wird und es ganzes Lebe" lang
g'sorget het ... da möcht-me" gern a. und einisch sieh
z' gr echtem still ha". AHeimann 1899. Si hl2" enann''ere"
bluetig verschlage", bis Bed bluetrü"ssig hV" müesse" a.
Barnd. 1911. .Das ringt nun mit einander [bei einem
ehelichen Streit], bis die Kräfte dahin sind, Jedes ab-
setzt, um ermattet zu ruhen.' Gotth. ,Mit bangem
Herzen musste das Manne°volk des Angriffes [durch
Anne Bäbi] harren und stärkte sicli mit dem Tröste ...
z' lets' werde si doch a., übernachte11 werde si nit welle"-'
ebd. .Wenn Dies gemacht sei oder Jenes . . . dann
wolle es a.' ebd. .Wie wol ihnen [den ihre ursprüng-
lichen Sitze verlassenden Helvetiern] nun an Orgetorix
etwas Warnung und Vorbedeutung zuogestanden, was
glücklichen fortgangs sie zuo diesem fümemmen haben
wurden, setzten sie doch nicht ab.' Wdrstisen 15S0.
,Nit absetzendt, bis sye Den, dem sye findt [feindlich],
hindurchrichtendt.' RCys. ,Wer neidiger, hässiger Art
ist und es ihm selbst ein Kumber, dass er nicht kan
a. ... der seuffze nur ernstlich: Herr, erlöss mich von
dem Bösen!' FWtss 1677. Bes. aufhören zu bitten,
reden. Er wo?tt nüd a., zu bitten Z (Spillm.) Setz
nummen ab! Es hilft-der Nut, du überchunsch's doch
nid B (AvKütte). ,Ach, Schulmeister, ich bitte um
Gott, setzt ab und haltet mich nicht zum Besten!'
Gotth.; in ältrer Fassung lÖt-nii'h si". ,Die Frau
hatte sie reden lassen; als Johannes endlich draussen
war, schnitt sie alles Gerede mit der Frage ab: Setz
ab, du gute Frau [usw]!4 ebd. (Hdschr.). ,Eisi ... wollte
nicht schweigen trotz den Bitten des Schwagers, dass
es doch a. und die Manne0 nicht ertäuben solle.' ebd.
,Hab ich, weil er [mein Gönner] nicht a. noch erwinden,
einen Versuch tun wollen.' AStettler 1612. Mit nn-
pers. Subj. Äntlige" het-es [das Musizieren] abg'setzt,
das Ländütte" het e" Himg üfg'hört. SGfeller 1911.
Mit Öppis a. Setz ab mit Wüesttue", süsch will-"''
der de"" derfür tue"! B. Der Schacherseppi het ...
d' Handharfe" von-em e'weg g'streckt [und angefangen
zu spielen]. Dö, wo der Wolfvik g'rad im. Lisbet
d' Hand will ge" [zum Tanz], so setzt der Schacher-
seppi ab mit siner Harfe".' JReinh. 1907. ,Von einem
Fümemmen a.' RCys. ,A1s der Abend tat anrucken,
setzt man ab von disem Strauss.' Pfaffenkr. 1712.
Von ei"'m a., ablassen, ihn in Ruhe lassen. ,[N.
war über die Aussicht, zum Ratsherrn gewählt
zu werden, so erschreckt] dass er um Gottes Willen
anhielt, man solle a. . . . von ihm; wie er doch die
Sache verstehen solle?' Gotth. ,Da er [der Landvogt,
der Polycarpus auffordert, beim Glück des Kaisers zu
schwören] von ihm nicht a. wolte ...' FWtss 1673. In
ä. Spr. auch mit blossem Dat. ,Daruf er [der Teufel]
im [Bruder Claus] nit absatzt tag noch nacht.' Salat.
.[Im Falle der Ehescheidung würden die Söhne] im
nit a., sonders eewenklich vygend sin.' 1538/40, Z Ehe-
gericht. ,[N. habe] ira nit wellen a., sonder [sei] ira
für und für nachgerennt.' 1541/3, ebd. ,Wo er [Herzog
Karl von Burgund] durch Schickung Gottes nit er-
schlagen, das er einer Eidtgnoschaft numer mer
abgesetzt hette.' 1541, Absch. ,[Sie habe] inen nit a.
noch nachlassen wellen.' 1552, Z Ehegericht. ,Es üebt
und bewärt auch Gott iren [der Frommen] glauben
und gedult, dass sy ... nichts darwider [gegen sein
Wort] handlind, wenn glych die gspänst inen nit von
stund an a. wollend.' LLav. 1569. — c) Waren a., wie
nhd. Ap; Bs; B; Gr; G; Th; Ndw (auch lt Matthys);
Z ; wohl allg. ; vgl. ab-bringen 1 c ß (Bd V 709). Er hät's
guet «können a., hat Vil abg'setzt. — d) mit stärkerm
Zurücktreten der sinnlichen Vorstellung. <x) Jmd von
einem Amt, einer Stelle entfernen Ap; B (, durch
Rechtsbeschluss' Zyro); Gr; G; Tb; Uw; Z; wohl allg.
Si händ de" Schitelmeister abg'setzt. .Nachdem die
kurfürsten ... den keiser [Otto] abgesatztend, ward
Fridericus der ander an sin statt gesetzt.' HBrennw.
Chr. ,A., von seinem platz Verstössen, movere loco
1633
Saz, sez, siz, soz, suz
1634
aliquem, deponere; a., einen aus dem radt stossen,
des regiments entsetzen, magistratum abolere alicui,
abrogare alicui imperium.' Fris.; Mal. .Und ist...
unser früntlicli, ernstlich pitt ... söralich frömd und
heimsch schryger, das sygind pfaffen ald leigen, im
rat oder darnebent, uff vogtyen, in clöstern ald uff
pfrüenden ..., ietlichen in sinem stand, abzuos.' 1531,
Z. ,Das man . . . die, so sich mit galt inkouft, wider-
umb, obs schon erweit, absatzte und von ämpteren
stiess.' 1587, Gl JB. .Degradieren, a., movere aliquem
senatu, magistratu; a., von seinem ort Verstössen,
movere loco aliquem, senatu.' Denzl. 1660. S. noch
un-sdlig (Sp. 698); Am-mann-Satz (Sp. 1558). .Setzen
und a.'; s. 8p. 16U7. Mit präp. Bestimmung. .Einen
von seinem ampt a. oder entsetzen, von ampt stossen,
removere aliquem a republica; einen vom burger-
meisterampt a. oder abstossen, consulatum alicui eri-
pere; von eeren stossen und a., der eeren berauben,
exigere atque eximere aliquem honoribus; ab dem
regiment der stetten abgesetzt und abgestossen werden,
hinder sich gestelt werden, repelli a gubernaculis
civitatum.' Fris.; Mal. ,A. von Ehren, amovere, dei-
icere dignitate, officio.' Hosp. .Weder üf- noch ab-
gesetzt sin, werden,' von suspendierten Beamten.
,A. [Ratskneeht] ist uff ein alt urfehd ledig gelasen
und sol der zit sins ambts weder uff- noch abgesetzt
sin, sunder wenn ein frag ghept wirt, so man ander
knecht bestäten oder nemen wyl, daz dann sinen halb
och ein frag gehept werde.' 1489, Z EM. ,[Der ver-
haftete Oberzunftmeister N.] sol hüt zuo tag umb sin
Verhandlung weder uff- noch abgesetzt ... werden.' ebd.
Auch von der Niederlegung eines Amtes nach Ablauf
der Amtsdauer: ,Wart von der buherren wegen ge-
ordnet, [bei Neubesetzung des Amtes solle] was von
der spenden, so unz an das a. geben ist, vallet ...
dem, der abkomen ist, werden, wie vil aber, nach
dem so ein nüewer ist gesetzet worden, geben werden ...
dem nüwen zuovallen.' 1437, BPES. — ß) Etw. ausser
Kraft, Giltigkeit setzen, entkräften, für ungiltig er-
klären, aufheben. 1) Urkunden, Verträge, Gesetze,
Beschlüsse, Urteile, auch Gebräuche. ,Als denn . .
die ret sölichs, daz das mer worden waz, absatzten
oder enderten ane der Hunderten wüssen ... da ist
der Hunderten meinung [usw.].' 1431,Seg.RG. ,Harzuo
so künden und setzen wir ab und wollen kraftlos sin
alle und iede friheiten und uszüg, so wider unsere
bevelch ... möchten reichen.' Ansh. ,1m übrigen ist
von altem her [der Darsteller des hl. Nikolaus beim
Katharinenfest ein] nachtmal schuldig gewesen . . .
welches wir doch auch absetzen, es were dann, das sunst
einer guotwillig were, etlich zum nachtmal zuo laden.'
F Schulordn. 1577. ,Kein Schrift, Brief noch Gwar-
same ... soll änderst als under dysem Vorbhalt: es
setze sy dann Jemands ab, wie rächt ist, in Kraft
erkent werden.' 1622, AABr. StE. S. noch üs-lässen
(Bd III 1407); Morgen- Suppen (Sp. 1243). In (tw.
formelhafter) Verbindung mit .üfsetzen' (vgl. a). .Was
ouch dieselben unser schultheizz und die rete . . .
wandeint in der egenanten unser stat mit üfsetzen und
a. ... dabei sol ez beliben.' 1368, AaB. StR. .[Wir
wollen den früher ergangnen] sprueh mit disem unserm
spruch weder uff- noch a.' 1444, UwE. ,[Es ist] ge-
nieret, das sich nach gstalt aller Sachen nit wolle
schicken, einicherley feils koufs und pfennwerten zuo
bestimmen und uff- oder abzuos., sonders menklichen
Schweiz. Idiotikon VII.
das sin vertriben zuo lassen.' 1505, Z RM. ,. . . ist
uff gesetzt von urhab wegen, was hin und hin soll
urhab sin, wie und bis das ein gmeindt an einer Aa
das wider absetzt.' Nuw LB. ,Mit recht, rechtlich a.'
,Inert welcher Zyt ein Testament abgesefzt werden
solle [Überschrift]. Wer ein Testament lächtlich a.
wil, der soll Sömlichs inert Jars Frist nächst nach
dem es durch unseren Rat bestätigot worden, tuen ...
Wo er aber Sölichs inert bemelter Zyt ze tuen under-
lassen wurde, soll dafür hin das Testament in sinen
Creften bestan ... und Niemants mehr Gwalt haben,
dasselbig mit Rächt abzues., es sye dan, das der, so
es abzuos. begerte, nach der Stadt Rächt erzeigen
möchte, das er in gesagter Zyt nit im Land gsin sye.'
1620, AABr. StR. .Das wider Landrecht ergangene
Mehr mit Urteil und Recht a.' 1673, BSi. Bq. .Wann
sich Jeniandts des ergangenen Mehrs zu beschwähren
Ursach zu haben vermeinten, soll ihnen gestattet sein,
womöglich, mit Recht abzus.; bis zu rechtlicher Ab-
sezung oder Abänderung mit der mehreren Stimm
aber soll bei dem Mehr verbleiben und darnach ge-
halten werden.' 1747, ebd.; auch noch 1796. S. noch
Recht (Bd VI 263/4). — 2) eine Aussage, Behauptung
durch Zeugen, Gegenbeweis; mit Dat. P. ,Wer ouch
einem lantgrafen verlüindet wirt, daz er ein lantzüg-
ling, ein ledig kind oder herschaft lüt sye, mag der
daz der herschaft nit a. mit zwey muottermagen und
einem vattermageu ... der hört einem lantgrafen zuo
mit lip und mit guot.' 1417, ZWinkel Offn. (Weist.);
ähnlich 1489, ZNeer. Offn. ,Das sol man im glouben,
es sigdenn, daz man im sinen eid mit 7 unversprochenen
mannen absetz.' 1436, GOUzw. Offn. — 3) Rechte,
Ansprüche (durch Nachweisung entgegenstehender
Eechte), (Jmd) Etw. aberkennen (lassen), (rechtlich)
abstreiten, -gewinnen. Mit sächl. Obj.; meist mit
Dat. P. ,Die herren von Münster haut klagt, wie die
von Hochdorff [beschlossen haben], daz si dem lü-
priester nit me ze selgeret gen söllent denn 3 ß 4 den. ...
die herren sezent inen denn daz ab, als recht ist ...
Doruf hant sich u. h. erkennt, daz die von Hochdorf
dem lüpriester daz 1 pfd gen söllent fürdishin als
unzhar, oder si setzent dem gotshus von Münster daz ab,
als recht ist, an den stetten, do daz billich ist und hin
gehört.' 1422, LEB. ,Undgetruwet [der Abt von Engel-
berg] das er by den buossen bestan solle, als das rödelli
wiset, und im die tallüt das nit mindren noch a. sölten.
[Die Talleute erwidern, sie seien der Hoffnung, wenn
sich die Bestimmungen als drückend herausstellten] so
möchten si einen apt anruoffen, das er inen ein gericht
machte, und möchtent die buoss wider absetzen mit
der urteil und mit der meren band.' 1444, ZfsE. .Damit
dann sy [Schaffhausen, das mit Zürich in einem Eechts-
streit wegen Gerichtshoheit steht] zuo clagen und rieb,
•nyne herren, zuo endtsetzen verursacht und das a.
ab üch geleint werden möchte.' 1511. Z. S. noch
Sattler (Sp. 1441). ,Mit recht a.' oä. .Das all ussäs-
ling das imy geben söllent ... es sig denn sach, daz
uns sölichs ieraan mit kuntschaft meinti abzesetzent
mit recht.' 1429, Z StB. ,Er [Beklagter, hoffe] nach
dem und der von Bichwil clage im sin vetterlieh erb
berüerty ... das man den von Bichwil dhain kunt-
schaft darumb hören, sunder sy im sin vetterlieh erb
und guot nach dem rechten a. sollten.' 1460, GT. Rq.
1906. .[Wolle N.] inen ettwas mit recht a.. muge er
tuon.' 1517, Z Kyb. ,[Kin Vertrag wird für KT. ;il>
103
1635
Saz, sez,
soz, suz
verbindlich erklärt] er setze dann uns mit recht ab,
das inn der vertrag nützit binde.' 1527, Absch. Ohne
Dat. P. ,Wo zwen um ain hag stössig werent [usw.]
da sol man kuntschaft um halten; wo aber ainer dem
andern ain huss ... [streitig macht] das sol man für
gericht schieben und mit recht a. oder in darby be-
lyben lassen.' 1475, GFlaw. Otl'n. Mit pers. Obj., von
der Erweisung des Eigentumsrechtes auf Eigenleute.
,Umb die lüte, die die von Lenzburg und die grafschaft
herr Ruodolfen ansprächent, sy gehörent von eigen-
schaft wägen der egenanten unser herschaft zuo, und
aber herr Ruodolf meint, sy gehörent im zuo, haben wir
geret ... wele in herr Ruodolf absetzt nach des lands
recht und gewonheit ... die sol man im billich und
von recht lassen volgen und werden, die er aber also nit
besetzen möchte, sollend gan Lenzburg gehören.' 1414,
AaL. StR. ,Wer der were, der inen [dem freien Amt]
ieman abziehen wolt, das sölt er tuon mit siben siner
nesten lidraaugen. [Uer Ansprecher bestreitet diese
Beweispflicht. Darauf wird N. gefragt, der aussagt,
er] nette von sinen vorderen und von sinen eitern nie
anders gehört denne, wer der were, der dem ampt
ein wölt a. ... das man inn sölt a. mit siben siner
nesten lidmaugen.' 1420, LWill. (Seg. RG.). .Wölte
man aber den eigen man oder die eigen frowen [die
sich zu Basel niedergelassen haben] in der ersten
jarfrist besetzen, da sol der herre, der in denne an-
sprechig ist, selber ein eit zen heiligen sweren, das
er sin eigen sie ane geverde [usw.]. Besetzet in der
herre also in der ersten jarfrist, so sol man in ime
lassen volgen . . . Wurde ouch dehein man oder frowe
der stat abe gesetzet, als vor bescheiden ist, dar urnbe
ist doch die stat nüt gebunden in hinus ze gebende.'
um 1450, Bs. Rq. — 4) Zeugen, Richter. ,Ob er [der
Geklagte] inen die kuntschaft absatzte, das die nit
togenlich noch guot sin sölt ... sy wöltind ir clag noch
wol bewyssen.' 1517, Z. ,Pür den [einen ungerecht
Behandelten] zwei ort der Eidgenossen batend ...;
dannenhar si im abgesezt für zuogesazten', als nicht
unparteiische Schiedsrichter. Ansb. — 5) .(Einem,
näml. dem zur Verhandlung nicht erschienenen Kläger)
die Gricht a.', das Gerichtsverfahren hinfällig machen,
vom Beklagten • s. Bd. VI 329. - y) entziehen. ,Das
üwer künglich gnad uns [der Stadt Z für den Fall
des Verzichtes auf die Grafschaft Kyburg] etlich sum
der 16 000 guldin [der urspr. Pfandsumme] uff andri
pfand schlach ... und dar inn wellen wir uns under-
teniklich bewisen, wie das billich oder bequemlich ist
nach gestalt der sach, das uns doch sölich gross summ
nit genzlich abgesetzt werd, sunder ettwas ergetzung
darin beschech durch eren willen mer denn umb den
nutz.' 1442, Absch. — 8) abschlagen. .[Schwyz klagt]
daz die von Zürich inn noch den iren unverdingteu
kouff nüt gebend noch zuo gan wellend lassen nach
der bünden sag. [Darauf antwortet Zürich:] Wir
habend nie niemen in der Eignoschaft deheinnen kouff
abgesetz[t].' Edlib. — e) abspenstig machen, abreden,
bes. dem Kleister seine Angestellten, Kunden. ,Es sol
ouch enkein vischer dem andern sin leben swerren
noch sine hüser, noch sinen gedingeten dienst a. noch
beswerren in dheinen weg.' 1330, Z StB. , [Schreiber A.
klagt, dass Schreiber B.] zuo zweyen gesellen komen
sige, die sich dann zuo im, A., zuo lernende verpflichtet
heften, und redte ... zuo den selben zwey gesellen,
sy möchtind by keinem, der selbs nit mer dann einen
monadt gelernet hett ... nütz lernen, und sy sölten
im, A., absagen und zuo im komen . . . Und als nun
der selb B. . . . im sine schüeler understanden abzuos.
[so leugne er nicht, dass er geflucht habe usw.]. Und
daz er im sine schüeler also understanden hab abzuos.,
bezügt er sich an NN.' 1487, Z RB. ,Es sol ouch under
inen dheiner dem andern sine werk oder sine künden
a. noch daruf stellen.' 1497, Z StB. (Zunftordn. der
Zimmerleute, Binder und Maurer). ,Du weist wol,
wie [du] frommen frowen ir man umbzogen und ab-
gsetzt [hast].' 1533/8, Z Ehegericht. ,Wie wers, wann
ich dem N. sin junkfrouw absatzte?' 1538/40, ebd.
,Es soll ouch keiner dem anderen keinen gsellen weder
a. noch uffwiglen undt nitan sich ziechen.' 1579, AAZof.
Tischmacherordn. — £) erledigen, abtun. .[Gegenseitige
Beschimpfungen waren Schuld] dass si, die bed pünd ...
zuo grimmer, manlicher band anenander kamend.
Uss semlichen zuofällen sölte alle oberkeit und erber-
keit ... ermant sin [vorzusorgen], dass nit durch diser
öden müler wort ... die obren und erberen mit den
ungezoumten undertanen zuo voller handtat kommend
und also nüt werds mit unersazlichem schaden müsse
abgesezt werden.' Ansh. — tj) über Etw. eudgiltig be-
schliessen, bestimmen, Anordnungen treffen (und es
dadurch erledigen). ,Küng Sigmund schrybt uns [im
Verlauf der Unterhandlungen über die Verleihung des
Münzrechts] von der münz wegen wil er a.' 1417, L RB.
.[Auf der Landsgemeinde sind] underschiedliche Mei-
nungen vorgefallen wegen wie die Regimentsbesatzung
solle in das Künftige vor und an die Hand genomen
werden, da Etwelche es wollen verrichten wie von
altersher, teils Andere wollen eine Deputation von jeder
Nachbarschaft verordnen, neue Gesetze zu machen, und
die Dritten und Vierten des mehreren Teil sich begert,
mit Andern in die Kirchen zue verfüegen, daselbsten
abzues., wie es in Einem oder Anderm mit der Be-
satzung hinfüri solle gehalten werden.' 1660, GrD.
(Ratsprot. der Landschaft). — 2. a) auf eine Unter-
lage ab-, niedersetzen, -stellen, a) mit Acc. P. Due
het-er-nen abg'setzt, bei einer Rauferei auf die Erde,
einen Stuhl oder sonst einen Gegenstand GrD. , Einen
vom Pferd a.': .Ein böser Bub ... hat ihne [den Land-
vogt] von dem Pferdt abgsetzt.' JCWeissenb. 1701.
Refl., sich niedersetzen, Platz nehmen GrD.; sonst
gew. absitzen. Buöb, setz-dich ab! Seteefd-i'* ab! —
ß) mit Acc. S., zB. eine schwere Last auf den Boden,
Geschirr auf den Tisch G; Nnw (Matthys); Z und wohl
weiterhin ; doch häufiger abstellen. — y) mit Ellipse des
Obj. 1) im Sprung, Flug, Wurf udgl. zu Boden kommen;
niedergehn, Fuss fassen Bs; B, so G. und lt Zyro
(,auf einem Stein im Springen, um weiter zu springen';
vgl. 1 b a); S. Lueg, dort ufaem Geissblatt het e" Segler
[Schmetterling] abg'setzt Bs. Der Eber setzt ab [am
Fuss der Felswand, über die er hinabgestürzt ist],
's isch g'si" a's wie-ne" Bumme*. JReinb. 1907. Si [die
beim Stückle" nach dem Stücldi geworfene Platschgere"]
het bigost "umme" öppen e" Hangs breit vom Stöckli
e"wegg abg'setzt SBalsth. .Freiwillige Hülfe hat viel
Unbeholfenes, Schwerfälliges neben Grosszügigem an
sich. Si nimmt albe" i-nist e" grüselehe" Gump u"'1
setzt ene"t dem ZU ab.' Bärnd. 1911. — 2) prägnant,
die Füsse schwerfällig, plump oder auch bloss ge-
räuschvoll auf den Boden setzen, schwer auftreten Bs.
De" setzt oppen auch ab! So het-er g 'sprachen und isch
mit gruslige" Schritte" 's Stübli üf und ab und het ganz
1637
wetterlig abgesetzt, "ass 's Hüs 'zitteret het. Breitenst.
1864. — b) einen Leiterwagen abrüsten, aus einander
nehmen ZHott. Syn. ab-leusen (Bd III 1047), -machen
(Bd IV 37), -brechen (Bd V 323); Gcgs. üf-s. 1 bß. —
c) refl., sich niederschlagen, zB. Hefe in Getränken Ndw
(Matthys). Tr., einen Niederschlag absondern, zB. von
Wasser B und ohne recht volkst. zu sein (dafür ans.)
wohl weiterhin, 's Tr«sser setzt Chalch ab. — d) Etw.
(Unangenehmes, Schlimmes) absetzen, -geben Ar; Bs;
B; Gl; Gr; G; S; Th; Ndw; Z; wohl allg. Syn. ab-
geben ld (Bd II 77). Gew. unpers. 's macht e" G'sprütz
[Regenschauer] a. BBecker 1870. Es setzt Händel ab.
En Kasis, en Skandal a. Da setzt 's G'richtswetter ab,
eine gerichtliche Strafe Z. ,Uas würde ein schöner
Lärm daheim a.' Gottd. S. noch Riffel (Bd VI 660);
Regelll (ebd. 723); Rugel (ebd. 700 u.). Öppis a. Da
setzt' s (g'wüss noch) Öppis ab. I'h fürch'e", es chönnl
Öppis a. Tue-mich nüd reize"! es chönnt Öppis a.
Messikommer 1910. JV". hat wider Händel g'ha"; wo
De" hi" chunnt, setzt 's allimöl Öppis ab. ebd. S. noch
näch-pürlen (Bd IV 1522). Auch Mühe kosten. Das het
Öppis abg'setzt! bis man ihn dazu gebracht hat B. Das
wird Öppis a., bis-me" De" derzue bringt, das' er zalt,
bis-me" das Chind i"'s Bett bringt ZStdt. Seltener mit
pers. Subj. Ich cha""'s nüd hei'"wlse", das' de" Chueri
so en Lumpe"hund hat chön'e" a. ZF. — 3. herab-
setzen, a) Münzen mit Bez. auf den Kurswert (vgl.
Absatz 7 a Sp. 1528); doch auch (wie ab-rüeffen 5
Bd VI 097) ausser Kurs setzen (vgl. 1 d ß). , Unser
lieben Eidgnossen von Zug [haben] etlich münz ab-
gesetzt, nämlich die rössler umb ein angster, die zwei
batzen wertig um ein halben Schilling [usw.].' 1521,
Absch. ,[Sch und Ap haben] für ratsamb erachtet, das
die Sorten [gewisse Münzen] besser abgsetzt und der
immer zunehmenden Steigerung abgewert wurde.' 1038,
ebd. S. noch üf-gän (Bd II 13). Abs.: ,Ob dehein
statt in dem zit, als hernach geschriben stat, absetzte,
die sol den andern stetten, die dann münzent, iegk-
licher in sunder, hundert guldin ze pen verfallen
sin ... War ouch, daz dehein statt eine oder mehr
münzen, und uff daz obgenante körn, slachcn wölt und
die sich mit irem brief und insigele verschriben ...
her inn nit abzuos. ..., sogten münz soll man dann
ouch nemen.' 1417, Z StB. (Münzvertrag). Neben ,üf-
setzen': ,[Die Appenzeller, vom Abt von StGallen zur
Zahlung einer Abgabe in Konstanzer Münze aufgefor-
dert, antworten:] Das sy ... nach derselben werung
bezalen sollen, getrüwen sy nit, dann dieselb münz ver-
gangen . . . syg. Dann sy . . . haben ein sunder und ander
münz dann die von Costenz. Die von Costenz möchten
ir münz uff- oder a., getrüwten, das das inen nit schaden
[solle].' 1421, Zellw. Urk. — b) Farben mit Bez. auf die
Helligkeit des Tons, durch Mischung; s.paris-röt (BdVI
1768). — 4. mit einem Absatz versehen; vgl. auch 1 ba.
a) entspr. Absatz 3 a, abstufen. ,Die Band des Bergs
[Rigi] so gestrimet, ouch abgesetzt sind und under-
schydenlich dem Berg nach zühent.' RCvs. (Br.). —
b) entspr. Absatz 3 b, an einem Balken, Brett durch
meist zweiseitiges Abarbeiten einen Zapfen herstellen
Aa; GrD. und in der Zimmermannsspr. wohl weiter-
hin; vgl. Absetz-Sagen (Sp. 429) und Mothes4 I 23. —
ab-ge-setzt: 1. entspr. absetzen 3a. ,[Da sich unsre
Erwartung] es würde auf die notwendig vorgenomne
Geltsabsetzung Meniglich im Verkauften sich der
Billigkeit beflissen [nicht erfüllt hat, so sehen wir
uns genötigt] ernstlich zu gebieten, dass ieder Kauf-,
Handels- und Handtwerksman ... so gezimlichen Lohn
nemmen [solle], damit man wirklich verspüren möge,
er, der Verkaufter und Arbeiter, tue sich dem ab-
gesetzten Geldt und jehnigem Wärdt, was iede Wahr ...
vor der landsverderblichen Geltsteigerung gegolten,
zimlichen Dingen nach bequemen.' 1640, Bs Bq. —
2. entspr. absetzen 4. ,Es mag Eintweders under diesen
beiden Geschirren ein abgesetztes Bort haben, damit
sich jetz gemelte Instrument desto füeglicher in ein-
ander füegen und schliessen können.' J.IXi srn. 10"-:
lat. : .alterutrum vas intrinsecus limbum habeat, in quem
alterum recipiatur.' — Mini, absetzen; vgl. Gr. WB. I 117/8;
Sanders II 1083; Martin-Lienh. II 382; Fischer I 68/9. —
Ab-setzi f.: Ort, wo die Vorspannpferde ausgespannt
werden; nur mehr als Name der Passhöhen des untern
(BsLäuf., .Absetze' bei HBuser 1865, 2/3) und obern
(BsLang.; SHold.) Hauensteins; vgl. Ussetzi. ,N.,
Pintenschenk auf der A. bei Holderbank.' S Wbl.
1813. — Als Flora, auch bei Fischer I 69 (.Absetze1). —
Ab-setzi-g ,-setzung' f.: 1. entspr. absetzen 1 d ß;
s. Sp. 1634. — 2. entspr. absetzen 3a. ,Wie jetziger
Zeit der Münzen verderblicher Auf- und A-en Etwelche
zu der Hauptgehleren schädlichen Ablösungen gegen
Vielen sich gebrauchen.' 1623, Bs Rq. — 3. entspr. ab-
setzen 4. .Nicht minder ist eine richtige A. der Ge-
danken yonnöten, dass man nämlich den Verstand
nicht aus einem Verse bis in die Mitte des folgenden
hinüberspiele.' Sintem. 1759. — Vgl. Gr. WB. I 11^. —
GSlts-A.: = demVor. 2.; s. ab-gesetzt 1. — Ab-setz-
lingm.: seitlicher Wurzeltrieb, Ableger. .Man zeuget
sie [Cynara cardunculus] auss Samen, aber besser auss
A-en.' EKönig 1706. ,Die lange A-e, welche die alten
Pflanzen bey den Wurzeln den Sommer über gemacht
haben.' ebd.; danach JCSulzer 1772 (, Absatzlage').
,Die alten Stöcke [der Artischocke], daran etwas starke
junge Wurzlen und Absiitzlinge sich finden.' JCSulzer
1772. .Die dritte Art der Vermehrung [der Nelken]
ist durch Absätzlinge oder Abschnittlinge.' ebd.; noch
öfter. — In andrer Bed. (.Absetzkalb') bei Sanders II 1083.
abe"- (bzw. appe"-, abhi"-): herab-, hinabsetzen,
a) eig., an einen tiefer gelegenen, niedrigem Platz
setzen. So Schüler wegen schlechter Leistungen BSi.,
Stdt und wohl weiterhin; vgl.: .Wenn ich d's Bure-
Sohn im Kutze°nest hinuntersezte (er hat im letzten
Examen den schönsten Zettel gehabt), so gieng' es
mir viel zu übel.' Gotth., Schulm. (Hdschr.). Unter
Schulstrafen wird das .Abens.' genannt. 1771, aZoll.
1899. En Chnopf, de" Bris a. allg. ,[Dass das Bad]
umb etwas besser aben gesetzt und gedüchlet worden
sey.' 1685, Gl JB. — b) uneig. Ist de"" nid der Zi's
scho" lang vo" selber z'rtigg'gange", bevor die Revisioniste1
vom Appens. g'redt hend? Scnw Gespr. Von Münzen.
= abs. 3a. , Etlich Ort loblicher Eidgnoschaft haben
die fälschlich geprägten oder sonst anwährschaften
Batzen abhingesetzt.' Z Mand. 1652.
über-, bzw. «-: I. trennb. 1. Etw. über Etw.
setzen, anbringen; s. Biet: (Bd V 205 o.). Abs., seine
Fischnetze über denen eines andern Fischers (vgl.sefcren
3ai); oder zu II 1? ,So der ylankenleich ist, das denn
zumal vor demRin ganz und gar kein netz noch anders
gesetzt werden soll und [man] nit gefarlicher wyss für-
setzen noch ü. soll, das den andern an sinem zug oder
netzen schaden bringen nuig.' 1544, Fischerordn. fin-
den Bodensee. — 2. wie nhd. über einen Bach odgl.
1639
sez, siz, soz,
1640
setzen B lt Zyro, doch kaum volkst. ,Auf dem Flüelen-
Berg, als drei Männer mit acht Saum-Pferden über-
sezen wollten, überfiele sie ein Ungewitter.' Sekerb.
1742; s. noch Sp. 1612. — IL untrennb. 1. (Etw. mit
Etw.) über-, besetzen, bedecken Tu; Ndw (Matthys);
Z. , Besetzen, u., bedecken, prcetexere; überstellen,
u., extruere.' Fris.; Mal. ,[Die StGaller] übersatztind
den raif [vgl. Bd VI 653 o.] mit ir stat zaichen.' Vad.
,I)ie Kirche inStAntönien hat noch jez eine ganze Seiten
übersezet mit altfränkischen päpstlichen Bildereien.'
Sererh. 1742. Ein Grundstück (mit Pflanzen, Bäumen).
En Acher mit Ruttkelrueben ü. ZZoll. En Biets Land
ganz it., zB. mit Bäumen, jungem Üfwachs Th; Z.
Kleidungsstücke (mit Borten und anderm Zierat). ,NN.
sollen ihre silberne Knöpf, weilen sie schon gemachet,
gleichwol tragen, doch ... in solcher Gestalt, dass sie
die Flügel an Röcken und Ermein herum nit ü. sollen.'
GWilMand. 1684. ,Die Schifi'lein-Kappen seiud den
jungen Knaben und Töchteren in den underen Schuelen,
doch ohne Gold oder Silber übersetzet, zu tragen er-
laubet.' LKleiderref. 1696. S. noch Passament (Bd
IV 1661). Mit Wasser überdecken, -giessen: ,Wann
Holz und Kohlen, Heu, Stroh und Streu brennen, tut
das Wasser das Beste, doch muss es [das brennende
Material] bald anfangs stark übersetzet [werden].'
E König 1706. — 2. a) mit sächlichem (zT. verschwie-
genem) Obj. <x) übermässig, .allzudicht besetzen', über-
füllen AALeer. (H.); ScHSt. (Sulger) und wohl weiter-
hin. Der Markt ist übersetzt, mit Waren ScHSt.
Häufig von Überfüllung mit Menschen (Tieren); vgl.
b y- ,Diewyl dann hierzuo [für Syphilitische] alwegen
ein eigen huss im Kratz und Selnow geordnet gwessen
und Oettenbach sonst iemerdar übersetzt ist, sollen
die rechenherren ratschlagen, wo und was für ein
behussung hierzuo zuo verordnen syn werde.' 1565,
Z EM. ,Den spittal und siechenhäuser versächend
trüwlich, doch verschonend ihnen auch und über-
setzendsnit.' HBiiLL.1575.(Misc.T.). , Wenn die Karpfen
nach 3 Jahr aus dem Setzweier nicht mindestens
2 Pfd schwer geworden sind ... ist die Ursache . . .
dass der Weier übersetzt wurde.' 1724, G. S. noch
Bümi (Bd VI 925). 's Hand"erch ist übersetzt ScnSt.
(Sulger). ,N., der Steinmetz von Frouwenfeld [wird
mit seinem Einbürgerungsgesuch] abgewyst in an-
sechen, das dasselbig handtwerch sonst übersetzt ist.'
1569, Z RM. , Damit gemeine statt und die handtwerch
nit so gar übersetzt werdint [haben weitre Einbür-
gerungen zu unterbleiben].' 1596, Z RB. ,[Weil] die
handtwerch, hüsser und gäden ie lenger ie mehr
übersetzt werdent.' 1598, ebd.; ähnlich 1622, ebd. ,Alle
Handwerk sind bey uns übersetzt.' FWyss 1672. ,Ü.
mit.' ,Erklagte sich N dass man die schuolen
mit schuolern übersetze.' 1541, Z. ,Es ist Alles mit
Leuten übersetzt, summa est hominum frequentia.'
Denzl. 1677. 1716. Insbes. eine Alp, Weide, „mehr
Vieh darauf treiben, als sie nähren kann" oBs; B
Ha., Si. und lt Zyro (,zu vielVieh auf eine Alp setzen');
„L" (auch lt St.b); Ndw (Matthys); Zg (St.b), .mehr
Vieh halten, als das Futter aushält' L (Ineichen); vgl.
Ü.-satS 1 (Sp. 1528/9). Syn. ü.-laden (Bd III 1060).
1)' Alp, de" Berg u. BHa., Si. Die Alp mangleti-sich
jitz den" afe" nimnw .:' u., sust würd-si e's lenger-s-i
g'ringer BHa. , Damit nicht durch allzufrühes Auf-
fahren oder zu spätes Abtreiben die Alpen übersetzt
werden, wird der Anfangstermin oder der Trieb des
Weideviehes auf die Alp ... von den Hüttenbesitzern
und Sentenbauern bestimmt.' Ndw Beitr. 1889. ,Sechs-
tens sollen die Gemeinwaiden nicht mit mehrerein
Vieh, als sie ertragen mögen, übersetzet . . . werden.'
1762, Bs Rq. S. noch Tratt-Guet (Bd II 553). Abs.
,So die alpfarten geleit werdend, so sol ein alpmcister
mit darzuo verordneten lüten ... ordlichen helfen in-
sechen, damit niemer übersetze . . . Und so iemer
übersätz[t]e und kundbar wurde, dero ein ieclicher
sol gestraft werden um ein pfund pfenig.' 1550, G Rq.
1906 (Alpsatzung von Alpli). .Welchem einer halben
kuo weid . . . bresti und sich zuo den bergvögten
kündet und inen den baren zins git, so sol im das
nüt schaden noch verwislich sin; welcher aber sunst
übersezt, der sol an alli gnad umb sechs pfund ge-
straft werden.' 1588, BSi. Rq. ,[N. wird um 20 Pfd
gebüsst] das er am Barg übersetzt.' 1604, Bärnd. 1911.
.Schaden soll zahlen Der, so auf gemeinen Inlässen,
Alpen, Weiden und Azbergen übersezt.' 1747, BSi. Rq.
,Von Bestrafung des Übersatzes. Wer aber heimlich
und unbefragt übersetzt oder mehr Vieh auf die Weid
treibt, als ihm zukömmt, Der soll von einem jeden
Fusse, so er übersetzt hat . . . sechs Pfund Busse be-
zahlen nebst vierfachem Zins für die übersetzte Weid.'
1796, ebd. — ß) (Grund und Boden) hypothekarisch
überlasten; vgl. Ü.-Satzing b (Sp. 1586). ,Da man es
[die Zehnten] zappet und widerumb ze boden und
zynsen schlecht, damit ... der boden gar übersezt wirt.'
HBüll. 1531. — b) mit pers. (oder so gedachtem) Obj.
a) mit Übermacht umstellen. .Wenn er [der Dachs]
sieht, dass er von hunden umbstellet und übersetzt, so
blast er seinen balg auf, also dass die hund in schwar-
lich mit dem biss erzwicken mögend.' Tierb. 1563. —
ß) vergewaltigen. ,Mornendes ... ward das regiment
mit der ganzen gemeind ... fürgenomen zuo bestetten.
[Dabei] trungen die von zünften hart daruff, den ge-
walt und den ratt merteils zuo besetzen und die vom
Rüden ald Cristaffel ze ü.' Wai.dm. (B Bericht). ,Dass
obgemelte unser Eidgnossen . . . sich mit einander
hinder uns, sonderlich der händlen halb, so vor uns
gemeinlich gehandlet werden sollten, underreden, be-
sprechen und ire ratschleg machen und uns damit über-
setzen und übermeren mit unsern grossen nachfeilen. •
1527, Absch. — y) J'ud (durch übermässige, auch rechts-
widrige Besetzung, Belegung mit Etw.) überlasten,
-bürden, auch dadurch in seiner Bewegungsfreiheit,
seinen Rechten udgl. beeinträchtigen, schädigen, be-
lästigen. ,Dass nieman tuben haben solle dann priester,
edellüt und die obervögt, und als aber die selben arm
lüt übersetzen und mit der vile beswären, haben min
herren geordnet, das die selben, denen sy vergont
sind, doch nit mer haben sollen dann einer uffem land
zechen par und einer in der statt fünf par.' 1488, Z
RM. , Eiuen mit etw. ü.' ,Als dann unser gotzhus ...
buwlos, desglich ain notturftigen dingen ... vil und
mengerlay bresthaft ist... och die burger uns uber-
buwen haben, das die gaistlichen damit übersetzt
sind ... so wollen wir sölicher mas unser gotzhus in
der genannten statt Sant Gallen buwen, das dirre
mangel und gebrest fürkomen ... würd.' XV., XVI., G.
,N. bähe ouch huslüt daruf [auf seinen neu gekauften
Hof] gesetzt, die da iren eignen rouch und ouch vil
vähe da haben, damit sy in ir grneind vast übersetzt
und täglich übertriben werden.' 1525, ZKyb.; vgl. aa.
.Mit unfal biun ich übersetzt.' VBoltz 1551. Anders
1011
Saz, scz,
1042
gewendet, Jmd an Etw. schädigen: ,Das für und für
ettlich understanden by inen ze buwen, und wann sy
inen ir hölzer geschendt, verkoufl'en sy dann die
büser wider, und werden sy dadurch mit den fron-
weiden übersetzt.' 1557, Z EM. Gleichbed. .einen an
etw. ü.': .[Die] so mit dem ptiuog buwen [beklagen
sich] das si von den handwerkslütten und tagnoweren
an weidgängen übersetzt und beschwärt werden.' 1489,
Wäldm. Insbes. 1) ein Gemeinwesen durch Zuwachs
der Wohnbevölkerung, Einbürgerung; bes. häufig in
Einzugsordnungen des XVI./XVII. ,Wie das sy mit
denen, so zuo inen zngind und trib, tratt und irer
gerechtigkeit bruchtind, übersetzt wurdind.' 1539, Z
Rq. 1910 (ZBerg a/I. Einzugsordn.); ähnlich 1542,
ebd. (ZAlten Einzugsordn.). ,Das keiner solle einen
annemen in eins kind statt hinderrucks und on wüssend
miuer herren ... dar mit die burger nit übersetzt
werde[n].' 1559, ZWth.RB. .Welliche biderben lüt ...
von frembden, uslendischen personen, die nitdorfs- und
hofgenossen ... übersetzt [werden].' 1560, G Rq. 1903
(GUntereggen Einzugsordn.); ähnlich 1567, ebd.(GTa.).
,[Auf die Klage mehrerer Gemeinden] dass sy von
frömden Leuten von Tag zu Tag je länger je mehr
übersetzt werden [wird eine Einzugsordn. festgestellt].'
1652, ThHw. Arch. ,Nochdeme . . . eine ehrsambe Ge-
maind Flauwil ... untertänigst vortragen lassen,
welcher Gestalten sie bishin von vilen fremden . . .
Personen, welche keine Dorfgenossen oder Gemainds-
leute gewesen . . . übersetzt, [so wird ihnen] nach-
stehendes Einzuglibell gnädiglich erteilt.' 1760, G Rq.
1906. Mit Synn. ,Klegten von wegen der hindersässen
und frömbden landzüglingen . . . dass sich die täglich
merind, dem almuosen nachzüchind und also gemeine
burgerschaft, ouch das almuosen dadurch treffenlich
übersetzt, beladen und derraass beschwert [werden],
dass...' 1533, EEgli, AR. .Nachdem sy bisshar mit
keinem inzug gar nit versähen, diewyl sy aber mit
denen, so zuo inen zugint und irergmeinden gerechtig-
keiten bruchten, träffenlich beschwert und ie lenger
ie mer übersetzt [werden, so bitten sie um Fest-
setzung einer Einzugsgebühr].' 1558, Z Rq. 1910 (Z
Bär. Einzugsordn.); ähnlich 1565, ebd. (ZAlten); 1569,
ebd. (ZAltst); 1570, ebd.(ZAlt); 1575, ebd.(ZBerg a/I.);
1584, ebd. (ZAff.b/Z.); 1586, ebd. (ZAuslikon). ,Die ...
zuo insässen auff- und angenommen werdend, [sollen]
der gmaind und hoffen hölzer und anderer gmain-
werken nit gnoss und tailhaftig sin, damit durch sy
die gmainden nit beschwärt, übersetzt [werden].' 1578,
G. ,Damit ouch ein gmeind mit frömbden ynzüglingen
nit übersetzt und beschwert wurde, sollend weder ...
die minderen puren noch die tagnoüwer . . . dheine
frömbden ynzügling uf- und annemmen.' 1584, (ZAff.
b/Z. (Holzbrief). ,Zu besorgen, [die Bürger] möchten
in könftigen Zeiten mit frömbden und heimbschen
Persohnen hufenwyss übersetzt und beschwert wer-
den/ 1634, ZRechtspfl. S. noch Bi-Säss (Sp. 1364 u.).
Im Übergang zu 2): ,Altstetten hat gerechtet mit irem
nonnenhus uf der pfallatz in etlichem fall, so sy ain
gmaind zuo Altstetten band wellen ü. mit vil nonnen.'
1529, Strickl. — 2) (bes. eine Körperschaft, Gemeinde)
durch Aufdrängung eines Beamten. ,Man sol och
die hoflütt zuo Korschach mit dhainem frömbden ampt-
man ü.' 1469, GRorsch. Offn. ,[Dass die Rebleute die
Regierung mit dem Ex-Zunftmeister N.] nit ü., sondern
denselben ungewält lassen sölliut.' 1529, Sch Chr. ,Ist
unser [der ZLandschaft] früntlich pitt und beger, das
ir ... uns uff dem land mit keinen pfaffen übersetzind,
so einer gmeind nitt angenem sind.' 1531, EEgli, AB.
,Die biderwen lüt von Regenstorff verhörten ... das
man sy mit [dem als Pfarrer in Aussicht genommenen]
herren N. als eim trungken, ungeschickten man nit
ü. solle.' 1532, Z RB. ,Das wir, obgenanter apt N.,
techant und convent, und unser nachkoraen die von
Rosebach on irgunst, wüssen und wyllen raitniemands
übersetzen, hiewyderumb und glicher gestalt wir von
Roschach, unser erben und nachkomen ainen herren
von Sant Gallen och nit.' 1535, GRq. 1903. — 3) durch
zu hohe Auflagen, Abgaben, Forderung übermässiger
Leistungen oder wucherischer Zinsen; vgl. t'.-satz 2
(Sp. 1529). ,Der fäll, lassen, tagwan und buwferten
halb, diewyl ... der arm gmein mensch damit gröss-
lich übersetzt, haft und beladen syge.' 1530, Absch.
.[Johannes] sprach zuo inen [den Zöllnern]: Über-
setzend die leutnitmiteuwerer bandtierung.' 1530/89,
Luc; ,forderend nichts Weiteres über Das, was euch
bestimmt ist!- 1638; p.r/5lv itXsov Tiapa xb 5;aiiTayp£vov
0|üv Tipdaas-te. LXX. ,Ir rychen, sind den armen barm-
herzig, übersetzend sy nit, verforteilend sy nit und
übemütend sy nit mit höfischen !' HBill. 1531. .Da-
mit sy [die Geldleiher] dester minder iro volk über-
satztend, ward inen dennocht etwas nachgelassen,
grösserem übel ze weeren.' ebd. S. noch riehen (Bd
VI 165). — 3. von einem Recht oä. übermässigen oder
ordnungswidrigen Gebrauch machen, es missbrauchen.
,Es sol ouch nieman offne gastung halten ... er hab
dann ir zunft. Ob aber ein priester den andern oder
einer zuo ziten ein guoten fründ und gsellen empfienge
an gevarlichen ufsatz und missbruch, das sol un-
gevarlich sin Ob aber priester oder leygen darin
gevärd brachen und das u. wollten, das sol ie nach
gelegenheit der sach, ob das zuo clag kumpt, ver-
sechen und abgestellt werden.' 1490, Z StB. (Zunft-
brief der Weinleute). — 4. (den Kaufpreis einer Ware)
zu hoch ansetzen, in die Höhe treiben, überteuern.
.[Niemand soll Münzen] gefährlicher und vorteilhaf-
tiger Wyss ufwechslen, steigern, erhöchen [usw.],
sidtmalen durch solche unehrbare Finanzery und Gelt-
handtierung das herrliche Cleinod der redlichen Sorten
geringert, die Wahren und Güeter gesteigert, erhöcht
und übersetzt [werden].' Z Münzmand. 1620. E" Bech-
ni*g, eti Kante" ü. Th; ZZoll. Ja, Der chunnt seho"
wider derzue; er übersetzt nur mder e"mäl e" Bechni"g,
von einem Handwerker, der Verlust gehabt hat ZZoll.
Die von den Bauern im Dättwylerhof eingegebene
Rechnung für ihr abgetretenes Land wird denselben
als eine ganz , übersetzte' zurückgegeben. 1748, Auscn.
,Ich [möchte] von dem jungen Herr N. nicht mer
hören ... ich lasse meine Arbeitsleut die Contos ü.'
1773, ZWth. — 5. a) hinüber, an einen andern Ort
setzen, versetzen L; GG. Maie" it., Blumen in ein
grösseres Geschirr verpflanzen L. Das Ü. oder Über-
pflanze" wird als magisches Mittel gegen Zahnschmerz
angewendet und besteht darin, dass mit einem Span
im kranken Zahn gestochert wird, bis sich das Holz
blutig färbt, worauf man den Span in die Kinde eines
Holunder-, Hasel- oder Weidenstammes einsetzt und
dort verwachsen lässt. OStoll 1909, 48. ,Ü., versetzen,
transferre.' Denzl. 1666. ,üass ich ... mit grosser
Mühe, Arbeit und Unkosten das Häusle an das andere
Ort habe ü., verbessern und erweitern lassen.' 1672,
lli-l:;
Saz, sez, siz, soz,
16 14
JBRusch 1881. Von Kindern, ausser Haus geben:
,Wann man gleich Hab und Gut hat, solte man doch
die Kinder früh übersezen und irer Jugend gemäss
arbeiten lassen, nur damit sie nicht des leidigen
Müssiggangs gewohnten.' FWtss 1697. — b) über-
tragen. .Verendert, von einem zum anderen übersetzt,
verwendt, translatus, mutatus, immutatus.' Fris.; Mal.
,Ein Kych wird übersetzt von einem Volk uff das
ander von wegen der Ungerechtigkeiten.' Helmlin
1623; Übers, von Eccl. 10,8: ,regnura a gente in gentem
transfertur' (,verenderet und zerzogen.' 1530/89, Bib.).
,Wann auf einem mit Gülten beschwerten Gut ein
Haus gebaut würde, so solle der Besizer dasselbe nit
befugt sein, solches [!] auf ein anderes Unterpfand
zu übersezen.' Ndw Ges. 1867. — c) „abschreiben
Z" Äff. — (1) in eine andere Sprache übertragen,
wohl allg. ,Ü., verdolmetschen, transferre.' Denzl.
1666. ,ln das Latein ü., in linguani latinam trans-
ferre.' Hosp. Mit Bez. auf die Sprachform: ,Emewe-
rung, Verbesserung und Vermehrung der Statt Bern
christlichen jüngst ausgegangenen Reformation . . .
einer Statt und Landschaft zu Nutz und Frommen uff
ein news übersetzen [1. ,-setzt'], erleuteret und uff
gegenwertige Zyt gerichtet.' B Wuchermand. 1628
(Titel). — Mhd. übersetzen. Auch bei Martin-Lienh. II 383
(in Bed. II 2 a). Vgl. ferner Sanders II 1086; Schm. " II
344/5. — Über-setzer m.: 1. entspr. ü.-setzen II2a,
wer eine Alp, Weide , übersetzt.' ,[Wer auftreibt], aber
den Berg nicht hat, [soll] für ein Übersetzer ... ge-
straft und buesst werden. Und weilen ein solches un-
billiges Übersetzen verursachen kann, dass aus Mangel
der Weid Vieh oder Boss ... sich desto mehr an ge-
fährliche Ort hinaus wagen und zu Zeiten erfallen
und hinab stürzen, also ist desswegen angesehen
und gesetzt, dass ein solcher Ü. zur Straf geben
[soll] 10 Pfd.' BFrut. Landrecht 1668. .Welcher auch
auf gemeinen Inlässen Schwein [usw.] besezen wurde,
der soll denselben gleich dem übrigen Viech nach
Proportion die Weid legen; der aber Solches under-
lassen wurde, der soll gleichfalls als ein Ü. gestraft
werden.' 1747, BSi. Rq.; erneuert 1796. — 2. entspr.
ü.-setzetlII5. ,Ü., translator.' Denzl. 1666. — Über-
setzing f.: entspr. ü.-setzen 115. Übersetzung, Ver-
setzung, translatio.' Denzl. 1666. Kraftübertragung an
Maschinen (Fahrrädern udgl.). 1 zweischlöufrige" Web-
stuel mit Ü., scherzh. Gantanzeige. AfV. (GSa.).
über-hin-: = übers. 12; s. An-Fart (Bd I 1032).
üf-: 1. a) Jmd (Etw.) auf Etw. setzen. .Aufflegen,
auffs., impono.' Denzl. 1666. Sich ü., auf ein Pferd,
einen Wagen W; sonst gew. üf-sitzen. ,Einen ü.', (einen
Soldaten) beritten machen, mit Pferd (und Waffen)
ausrüsten. ,[Der Kommandant N.] hat verschinen Zins-
tag 80 Traguner zu [Radolfs-]Zell uff gesetzt, die umb-
ligende Nachbarschaft damit zu blandem und zu
spollieren.' 1634, Z. ,Es hat ouch der Commandant N.
zu Zell uss dem Hegeuw 150 Pferd in die Statt ge-
nommen und Willens, Traguner uffzus.' 1635, ebd.
,Wylen allen Rattsherren und wollhabenden Burgeren
gebotten worden, ein Reutter uffzes. und zu armieren,
alls solle sy als ein ryche Frauw ein Gleiches tuen.'
1655, B (Man. des Kriegsrates); an andrer Stelle:
.einen armierten Reutter darzu geben.' Mit Acc. S.
D' Brüllen ü.; s. Bd. V 585. .Schwäble, gang i d' Schwaiz
nai, setz d' Brilln auf, kannst Lehrer saü' Spottvers
auf die Lehrer aus Württemberg. EStoll 1907. S.
noch Sp. 538 (JMurer 1559). Mit Dat.P. I<* lö--mer
ned (Ber mänt all, er chönn Am) de" Chopf abhaire"
ond denn wider ü., ,grob behandeln und dann wieder
freundlich' ThMü. , Einem eine Nase ü., ihm einen
derben, argen Streich spielen, einen Strich durch die
Rechnung machen' ScHwMa. ,Das muss eine künst-
liche Brautmutzerin sein, die diser Braut ein mensch-
lich Gesicht aufsetzte.' Spreng; vgl. cß. Emm (Äins)ü.;
Schläge versetzen ApLb. Bes. von Kopfbedeckungen.
,Er liess des künigs sun harfür kommen und satzt im
ein krön auf.' 1530/1707, IL Kon. .Ein krön einem aufs,
oder auff das baupt legen, imponere coronam alicui.'
Fris.; Mal. ,Kom, guldne Freiheit, kom, mein Leben,
und setze mir dein Hütlein auff!' XVI1L, Z Lied.
.Einem ein b(e)rilmtes hüetli ü.'; s. Bd VI 887. .Einen
huot ü.' mit Dat. S., ein Mäntelchen umhängen, be-
schönigen: .Eins muoss ich reden, eignem wuocher
und zins und bracht diser weit ein unewigen, zergenk-
lichen trost und huot u. oder dem frembden wuocher
schwigen.' 1524, Brief von CGrebel. .Einem die
Hörner ü.', von einer Ehefrau. 1618, Zinsli 1911; vgl.
Gr. WB. IV 2, 1817. De" Huet, d' Chappen ü. allg.;
doch zT. (so GT.) dafür volkst. an-legCgJen. Weg™
a'se-n-Öppis ■wett-i'h nüd d' Chappen ü. (a" d' Chappen
ufhe" lange"), Äusserung der Geringschätzung ZF.
Fazzenetli ü., ,das (meist rote) Kopftuch bei Feld-
arbeiten umschlagen' ZWilb/R. Der Chopflumpe" ist
chlin g'hüselet und wird mit de" ITuselene" schön i"mitts
uf dem Näcke" üfg'setzt. Bärnd. 1911. .Ein (kränzle
oder) schiippele von bluomen aufs., tempora floribus cin-
gere; ein krenzle von einem lorbaum aufs., comam lauro
cingere.' Fris.; Mal. ,[N. habe] als er nüt ufzuos.
gehept, dem amman ... ein hoche arresse beizkappen ...
verstollen.' 1578, Z RB. .Aufs., (serta et corollas
capiti) imponere.' Vestib. 1692. S. noch Huet I (Bd
II 1784 u.). Dem Hüs en röte" Chamben ü.; s. Bd III
296. 's Ritzüg ü., .das lederne, mit Steigbügeln
versehene Reitkissen auflegen' GWe. f. En Ring ü.;
s. Bd VI 1079o. En Biete ü.; s. Bd V 264 u. und
Hinder-Blctz (ebd. 276 u.). Auch abs.; s. Riester II
(Bd VI 1519). Zünder ü., auf das Zündloch eines
Geschützes: [Er] g'sehd, toi cT Kanonier Granate" vo"
de" Brotze" vüre" bringi"d, g'sehd lade", richte", Zünder
ü. JRoos 1907. Ein Pflaster odgl. auflegen: ,Nimm
gebrandten Alaun, Spanngrün, Honig und seinen mas-
culi, schneid den Leichdorn hinweg, lass aufs.' aB
Arzneib. Uneig. ,Den gipfel aufs., ein werk voll-
enden und ausmachen, imponere fastigium operi.'
Fris.; Mal. .Gib, dass ich meinen Willen nienen
neben deinen Willen stelle, vil weniger über deinen
Willen auffsetze.' FWyss 1677. Münzen zum Ein-
schmelzen auf den Schmelztiegel; vgl. Chappel (Bd
III 382 u.). .[Ein Burger, der] pfenning erlese und
die guoten usschiesse old ufsetze ze brönnen, in der
meinung, das er das silber oder die pfenning ver-
kouffen wolle, [wird bestraft].' 1359, Seg. RG. ,Söllent
myner herren botten [mit den Gesandten von ß; F
und S] reden, sidtmalen man den unsern under inen
die krützer, so sy geschlagen, und glych die iren
alhie nitt gern abnemmen wellint und also der huffen
uff die unseren wachse, söllint sy ... by iren herren
oberen anhalten, das die iren von den unseren ouch
nemmind und nitt also überschüttind; sonst werde
man verursachet sy ufsetzen ze lassen gar oder umb
etwas abzerüeffen.' 1575, Z RM. Bes. zur Prüfung
1645
Saz, sez,
des. Korns; Syn. üf-legen 4 (Bd III 1179). ,[Z weigert
sich, den Kurswert seiner Fünfer herabzusetzen, weil
diese] so tu an luttrem silber hettend, wen man sy
uft'satzte, daz kuiu der Schlagschatz daruff funden
niöcht werden.' Edlib. ,Prob und ufzug der münzen,
so min herren von Zürich uff den abscheid zuo Luzern
gemacht durch ire anweit haben u. lassen: Item die
Mailander dickenplaphart . . . halten an der march an
finem silber 15 lott [usw.].' 1503, Absch. ,Ir wüssend
wol die statt, die üwer etlichen batzen habend ab-
gesetzt und erfunden, das für hundert guldin der-
selbigen batzen kum 27 guldin war dt sind.' ZwingLi.
,So bald ein frembde münz und Sorten inn unser land
komen, das alsdan unser gn. h. von Zürich dieselbigen
uffsetzind.' 1597, Absch. .Seckelmeister süllent die
neuwen Lucerner ... Schilling und die Zuger plapart
u. lassen.' 1597, Z RM. Neben Synn. ,Von der dryer
münze wegen von Bern, von Soloturn und von Walz-
huot, als man meinet, daz die ze schwach syen und
sich unser münze nit geliehen mügen, daz unser statt
Wechsler und die damit kunnent, dieselben münzen
iekliche insunder u. und versuochen sullent.' 1415,
Absch. (Z). ,Daz ich [,N., der Wechsler, burger zu Basel']
mitsampt dem munzmeister die Saffoyer blanken uff-
gesatzt, versuocht und funden hab, daz ir deheiner
acht stebler wert wert sin[!].' 1474, Bs Chr. .Nachdem
die selben [Münzen] gebrobiert und uffgesetzt, ertragt
ein dicken dn. 11 krützer und etwas mer.' 1527/9,
Z RB. ,[Die Tagsatzung ordnete an] dass Zürich und
Basel söltid die löufige silber- und goldmünz u. und
beweren.' Ansh. ,[Dass N.] die nüwen halben Lutzeiner
batzen ald ander nüw münze, vor und ee die uff-
gesetzt und probiert werdint ... nienen ussgebe.' 1540,
ZRB. ,Üas aufs, im probieren, bewärung und prob
des gelts, speetatio peeuni«.' Fris.; Mal. , Unser Eidt-
gnossen von Glarus haben begert, das myn Herren
die Justinen, ein venedische Münz, u. und taxieren
lassen wellint.' 1600, Z RB. Übertr. von sittlicher
Wertung: ,Wie nun die frömden reisen vil frömder,
seltsamer münzen haltend in ein Eidguoschaft ge-
bracht, also mitan und noch vil me frömder, seltsamer
wisen, sitten und brüch ... on einich ufsäzen, bewären
oder weren, wan die, so dis nüwerungen brachten
und anuamen, waren oder wurden obren.' Ansh. In
spec. Anwendungen. 1) vom Koppen der Pferde, wie
nhd. ,Das Krippenbeissen, Koppen oder Aufs, der
Pferde.' B Wochenbl. für Landwirtschaft 1847. —
2) von Gewächsen, Triebe ansetzen, austreiben. Von
Tannen mit Bez. auf die Gipfeltriebe (vgl. (Jherzenia
Bd III 494) ThMü. De" Bomm hat scho" üfg'setzt das
Jör. Die Tänndli hetid fast alli schö" üfg'setzt. Von
Küchengewächsen (Kohlrabi, Blumenkohl udgl.); s.
versilberen (Sp. 842). — b) Jmd (Etw.) hinauf, in die
Höhe setzen, aufrichten, so dass es in aufrechte (bzw.
richtige) Lage kommt, a) ein Kind, einen Kranken
im Bette Ap; B; G; Th; Z und wohl weiterhin. ,Als ich
ihn [einen Kranken] widerum ufsatzt.' Mal. 1593. —
ß) mit sächlichem (zT. zu ergänzendem) Obj. 1) (Chegel)
ü. Th; Z. Wer tuet ü.? Am Sunntig ist-er [ein Junge]
amel g gange" go" Chegel ü., wo-n-er e" par Kappe"
demit verdienet het Tu; vgl. Chegel-Bueb (Bd IV 933).
,Ich hab zwei) [Kegel] getroffen und bin noch keglisch;
sez auf (erige), Folrat!' Red. 1662. ,[N., der den
Kegelkönig getroffen hat:] Sihe ihn da ligen; sez ihn
auf! Eu prostratum, repone eum, statue.' ebd. ,Dass
die Straasser Buben Kegel aussgelichen und den Leuten
aufgesetzt habind.' 1697, ZStdt. — 2) ,Maien ü.'; Syn.
(üf-)slecken; vgl. Maien 4 (Bd IV 3/5). ,Die Hinder-
sässen [sind] ermanet worden, alles Holz-, Studen-
und Dörn-Abhauwes, ingleichen des Laubes und den
Buechen, des Besten-Brech- und Hauwes, auch des
Maienfall- und Aufsezens gänzlichen zu bemüessigen
und allichlichen zu enthalten.' 1681, G Rq. 1903 (GTa.
Gemeindeordn.). — 3) in der technischen Spr. En
Chübel ü., die Dauben mit dem Reif am Boden be-
festigen Z(Küferspr.). En z'säme"g'heite" Chübel wider
ü. En schlechte' Chüefer cha"" nüd enmäl en Chübel ü.
Von Mauerwerk und Verwandtem. Geräte und Ma-
terialien zum Cheller grabe", Brüggstock ü., funda-
mente". BIrnd. 1904. ,AU stein, steinmeezenwerk zuo
dem toufstein, ouch zuo der Stegen costent mit dem
ufseezen 81 pfd 14 s.' 1514, Bs. ,(Schiess-)Rein ü.';
vgl. auch 4). ,16 Pfd 0 p N., Schützenmeister uf
dem Hof, von den 3 Schiessreinen ufzes.' 1625/6, Z
Seckelamtsrechn. ,29 Pfd 0 ß N., Schützenmeister uf
dem Hof, von den 3 Schiessreinen ufzns.' 1620/7, ebd.
S. noch Bd VI 981. En Ofen ü. Th; Z; auch 1837,
ZStdt Baurechnung. .Fünftens hat er in der Studier-
stuben der alte Gupfen-Üfen abbrächen und von
sälbigen alten Kachlen uff ein Blatten ein gevierter
Offen biss an die Wand ohne ein Offensitz u. lassen.'
1684, ZEgl. Als Spiel; s. Bd I 110 u. Einen Leiter-
wagen ü., zurüsten ZHott. ; Gegs. ab-s. 2b. Ein Uhr-
werk auf-, zusammenstellen, montieren: ,Im 1531 jar
hand wir meister A. ein zit verdinget ze machen . . .
umb hundert und vierzig guldin an Berner münz.
Und ward ze malen verdingt meister B. umb dryssig
guldin und hat [man] im, ouch dem urenmacher, als
er das zit ufsetzt, essen und drinken geben ... In
dem jar, er dan und das zit ufgesetzt und gemalet
ward, hat man den obern turn bestochen.' um 1533,
AaBi-. Seherzh.: Me" seit halt so en Mäntsch chönnen
abschlisse" bis uf d' Schissi aben und änderst ü., von
Einem, der über allerlei innere (Brust- und Unter-
leibs-)Leiden zu klagen hat ZF. — 4) von aufzu-
schichtenden, aufzuhäufenden Gegenständen. Von
(Scheiter-)Holz, ,klafterweise aufschichten' S; Tu; Syn.
üf-chläfteren (Bd III 634), -machen Iba. (Bd IV 39).
,16 klofter unforlich in der Winterhalden, send nit
ufgesetz[t].' 1515, BsPfeff. Schlossinv. .[Niemand soll]
dhein holz an den orten [den Friedhöfen] sehyten
noch u.' 1553, Z. ,Das er etliches [Holz] zuo ver-
kouffen an der strass, nämlich 2 clafter, ufgesetzt
hette.' 1566, Hotz (Urk.) 1865. ,Was under 7 zollen
ist, dasselbig holz solle man inn das mess u. und ein
jedes klafter ein guldin ... geben und bezalen.' 1589,
Z; vgl. Miss (Bd IV 451). .Alle die, so holz ver-
kauffend by dem klafter, die sollend es nach der
statt Lucern mäss und klafter machen und verkauften
und kein trug nach gfar im u. bruchen.' 1570, I.Ans.
.Ordnung, wie das Burger- und Pension-Holz im Wald
aufgesetzt, abgeführt und allhier gemessen werden
solle.' BMand. 1733. S. noch Big (Bd IV 1057);
bigen (ebd. 1059, zweimal). Von Heu, Feldfrüchten.
E" Seilete" ü.; s. Sp. 762. .Das alle die ... so hinfür
künftiglich uff dem Vsenriedt ein trister scillachen und
ufsetzen, das der oder dieselbe von einein iedeu trister
ierlich geben . . . solle ein viertel wisterhaber.' 1523,
G. Bes. vom (Heu-, Getreide-)Zehnten. ,Und wan man
n u niemand mit recht wyter trengen sol, dann den
1647
1048
zechenden recht ze geben, so bedunkt und bekennen
wir uns, das die undertanen einem lüppriester, sinen
samleren ... old denen, so inn von inijkouft ... hetten,
[den Zehnten] trülich und gerecht geben, den u. old
uffstützen, ob si sust nit mit inen bekomen, geben
und ussrichten sollen, und das sy ouch ... denen, so
den zenden samlen, inziechen old von dannen fiieren,
steg und weg geben und ufftuon sollen.' 1408, LRusw.
,Das die ernempten von Rieden von oberzelten iren
güetern, wenn und zu welicher zyt sy die zu wis-
wachs richtend, den höw- und erabdzechenden us-
stossen und u. und der gestift den ... gefolgen lassen
söllint.' 1551, Z. S. noch üf-binden (Bd IV 1348;
noch Z Ges. 1757 ,im Kaulhaus aufsezen'); Salz (Sp.
1519; danach EKönig 1700). — 5) einen ausgestopften
Tier- (Vogel-) Balg in natürlicher Haltung aufstellen,
präparieren. ,Nachgends Hess Herr PKuchimeister
das Fahl [eines geschossenen Pelikans] aussfüllen und
aufs.; war aber vill eingeschmurret, dass seine Grösse
nit mehr erscheinte, wie sonsten er gewessen.' 1700,
SchwB. Tgb. (ORingholz 1910). — 0) De(r) Chopf ü.,
trotzköpfig sein, ,sich Nichts sagen lassen wollen'
Bs; B. Syn. de" Chopf (er-Js.; weitre syn. Wendungen
s. BdIlI410o. ,Die Sucht, nichts Ungewohntes zu
machen, geht so weit, dass Viele, wenn sie nur die
geringste, nicht täglich vorkommende Arbeit machen
sollen, den Kopf aufsetzen.' Gotth. — c) Jmd (Etw.)
mit einem Ufsatz versehen a) 'sBröt ü.: s.BdV925u.
— ß) eine Frau ü., auf-, herausputzen, wohl zunächst
(vgl. Gr. WB. I 736) mit Bez. auf den Kopfputz Bs
(Spreng); B (Gotth.). ,Brautmutzerin, eine Frau, welche
um den Lohn die Bräute zum Kirchgange auf-
setzet und schmücket.' Spreng. S. noch üf-süberen
(Sp. 84). — 2. zu Papier bringen, entwerfen, abfassen
Aa; B; F; HG; S; Th; Ndw (,ein Gedicht' Gr; Matthys).
En Brief udgl. ü. E" par Buechstaben ü. JReinh.
1905. Es Testament ü. HBlattner 1902. Wenn-der's
di ZU noch erlaupe" teti, güengist vallicht gär noch ab bis
gpn Spüse'gang [Ortsn.j, vq." dem Einen e"mäl «stvas
e" Histori üfg' 'setzt hed. MKüoni 1880/7. ,Waserisches
Heldenlied ... mit kleiner Weil aufgesetzt und bei
fliegender Pressen gesungen [Titel].' 1052, Zinsli 1911.
.[Ich will] mein Sach, was ich nun etliche Jahr leiden
und ausstehen müssen, aufs, und in Truk geben.' 1080,
JJRed. (FZoll. 1905). .Schriftlich aufs., literis aliquid
mandare vel edere.' Hosp. S. ferner im Quellenverz.
JMey. 1094 (Titel) und wohl auch Hand-uerchs-Ge-
sell (Sp. 728). Abs.: [A.:] Bäspel' für de" Schriber,
er chann no'h d' Sach use"säge". [B.:] Wenn ich
chönnti ü., ich würde noch anderi Sache" üsbringe" F.
Ein Mittel verschreiben (doch vgl. auch 3b): .[Der
Arzt] hat aber glichwol eine Arzenei ufgesetzt und,
weil man zuem Meister Conrad in die Apotek zuem
Güldenen Hörn louft, den ganzen Lip mit Linsamenöl
geschmiert.' Bs Familienchronik 1622. — 3. einsetzen
i. S. v. in Kraft, Wirksamkeit setzen (vgl. 1 b), zT.
(bes. bei ausgedrücktem Dat. P.) mit dem Nebenbegriff
des Lästigen, Aufgedrungenen (von 1 a ausgehend),
a) mit pers. übj., Jmd in ein Amt, eine Stellung. ,Also
zoch er [der im Streit mit Rudolf von Habsburg
liegende Abt Wilhelm von StGallen] uf die Alten
Aspermont ... Und muosst also gar verborgen ligen,
dass in der küng nit mer u. wolt.' Vad. , [Papst Nikolaus
hatte erfahren, dass Karl von Sizilien] in der waal
zuo Rom lieber ainen Franzosen hotte an Niclasen
stat bapst ghan . . . und darum [wollte er] Carlin nit
u.' ebd. Im Gegs. zu ab-s. lda.; s.d. Mit Dat. P. ,Daz
die gnossen einen meiger haben sond und sol man
inen keinen meiger u. denne mit ir willen und
der inen gefeilet.' XIV., Arg. 1861 (AALunkh. Offn).
,Als sich ... die von Grüeningen erclegent von den
von Zürich, das si inen fürsprechen an den gerichten
uffgesetzt haben ... ist unser Spruch [usw.].' 1519,
ZGrün. ,Dass ain abt und convent über dasselb ir
gottshus ... inen selbs mögen annemen und u. einen
schirmherm, der si bedunkt inen allernutzlichsten
zuo sin.' 1521, Absch. ,Dwil aber Roschach ein fryer
richshof sig, vermeinten sy [die Rorschacher], das ein
herr von Sant Gallen sy an sölichem nit irren, och
niemand inen u. noch insetzen [solle].' 1525, G Rq.
1903. ,Erstlich so ist unser die gröst beschwärd ...
dass noch bishar ain ietlicher lechenherr gewalt hat
gehan, ainer kilchhöri ainen pfaffen ufzuos., onan-
gesechen ob der selbig geschickt oder füeklich, ouch
ainer kilchhöri gefällig oder nit gesin sige.' 1525, Absch.
,Und wellen ouch nit wider sollich ir zuosagen inen
disen verwandten abt zuo einem herren sy fürer zuo
begwaltigen oder zuo beherrschen u.' 1530, ebd. ,Myn
herren habent . . . sy [Locarno] der zweigen under-
weiblen . . . widerumb ledig gelassen, doch mit dem
heitern anhang, so sy dem landvogt ... nit gehorsam
sind ... werde man verursachet, inen widerumb mer
weibel uffzus.' 1566, Z RM. .Einem ein stüfmuoter ü.':
,Ir vatter selig [habe] inen ein stüfmuotter uffgesetzt.'
1560, Z Ehegericht. — b) mit sächl. Obj., festsetzen,
aufstellen, anordnen. ,Aufs. und ordnen, constituere.'
Fris. ; Mal. a) von weltlichen oder religiösen Ein-
richtungen udgl. Ämter (vgl. a). ,Wie lang ez ist,
daz die siben curfürsten uf gesetzet wurden.' Z Chr.
1336/1440. ,Umb daz ... nyd, blast und hass nider-
geleit werde ... ist daz ammanmeistertuom ufgesezt
worden.' 1410, Bs Chr. ,Got hat im alten testament
den gwalt, der die mentschlichen bywonung und
grechtigheit zuo friden und ruow ufenthalt, ufgesetzt.'
Zwingli. ,Den namen und amt [der Aposteln] hat
Christus ufgesetzt.' ebd. ,Man weisst wol, das er [der
Papst] nur ein Statthalter Christi ist. Inred: Wo ist
der Statthalter uffgesetzt?' ebd. Gesetzliche Bestim-
mungen, Bräuche. ,Wir, NN., tuon kunt ... daz wir
dur nutz und notdurft aller unser lüten ... hein uf-
gesetzet und geordnet dise nachgeschriben stucke ze
einem ewigen rechte.' 1347, BSi. Rq. 1912; noch öfter
in der gleichen Quelle. ,Was ouch die nachpuren uf-
setzend von bennen und vatten ze holz und ze feld,
das sol man halten.' 1463, GRq. 1903 (GGoldach Offn.);
ähnlich 1509, ebd. (GSteinach Offn.). , Menglich [kann]
den andern beclagnen an aim jargericht one fürgepott;
darumb sind jargericht uffgesetzt.' 1469, GT. Rq. 1900
(GBurgau Offn.). ,Was der merteil ufsefzt, das sol der
minder teil halten.' 1471, Uw (Einung für die Leute der
Schwändi). ,Das war warlich messghalten, wie Christus
das ufgsetzt hat.' Z Disputation 1523. .Christus habe
sin bluot und fleisch under der gstalt des brots und
wyns ufgesezt, uf dass die warheit der figur verein-
baret wurde.' ebd. ,Nun haben ye die heiligen aposteln
nüt anders uffgesetzt, geheissen und gebotten, denn
was ynen Christus im evangelio hat empfolhen.'
Zwingli. ,Der touff hat wol ein zeichen, das wasser;
der fronlychnam hat wol ein zeichen, das brot und
win. Dieselben zeichen hat aber Christus uffgsetzt.'
Saz, sez, siz, soz, suz
ebd. Jst nun der tüfel ein anlialj der verbotnen ee,
so ist Got der geber der uffgesetzten ee.' ebd. ,Got,
der die ee selb uffgsetzet hot.' Gens. Gm. ,Die ee von
Gott im paradyss ufgesetzt.' HBüll. 1540. ,üch so
hand wir uff gesetzt vonn eim baren zähen guldin an
goldt', als gesetzliches Schussgeld. Ndw LB. .Daher
ist aufgesetzet worden die Lebensstraaff, hinc con-
stituta est capitalis pcena.' Vestib. 1692. S. noch Eining
(Bd I 281 o.); Muet-Bann (Bd IV 1277); Brunst (Bd V
748); versicheren (Sp. 182o.); Send (Sp. 1116); Gesetz
(Sp. 1602). Feiertage. ,Wenn unsers herren fron-
lichamstag ufgesetzt ward [Titel]. Anno domini 1262
do ward ufgesetzt unsers herren fronlichamstag, daz
man den in der ganzen cristenhait sol begaun uf dem
nächsten donstag post octavas pentecostes.' ZChr.
1336/1446. ,[Beschluss] seinlich flrtag in der selben
unser stat zuo haltend, als die von der heiligen cristan-
heit uffgesetzet sint.' 1427, B StR. Abs., Bestimmungen
treffen: ,Uass concilia nit allweg durch den heiligen
geist in irer Versammlung gehandelt, sunder nach
menschlicher anmüetigkeit und guotgedunken etwann
ufgesetzt, welches doch die göttlich geschrift verbüt.'
Zwingli. Mit Dat. P. ,Ich wölt, von wem wir es [das
Verbot, Ziegenhaar unter die Wolle zu mischen] betten
ald wer uns das ufgesetzt hette, ich wölt, dass er
erhenkt were.' 1425, Z RB. .Desglich sol mit den
müllern nach notdurft geredt werden, menklichem das
sin zuo gen, oder man wurde inen wyter Ordnung u.'
1498, Z RM. ,[Da die von Kloten um einen Priester
angesucht haben] inen das heilig evangelium zuo ver-
künden nach dem imbiss [so verlangt der Abt von
Wettingen, man solle] mit den vermelten von Klotten
verschaffen, damit sy einem gotshus Wettingen nüdt
nüwes uft'setzind.' 1523/6, Z RB. Die Feier gewisser
der durch die Bischöfe den Landleuten .ufgesatzten'
Tage ist freigegeben. A. XVI., THagenb. 1882 (BMand.).
,Und werde man imme künftig eine Ordnung u., wie
er sich zue verhalten.' 1668, ZWth. Ratsprot. ,Es
könne Keiner vor der Stund, die ihm von euserem Herr
Gott ufgsetzt syge, sterba.' Göldi 1712. .Wider ü.'
.Derselb einung [ist] nun uf diss zitt abgelaussen, also
daz iederman [Korn] kouffen mag vil oder wenig ...;
wan wir mugend die selben Ordnung wol wider u.,
mindren oder meeren nach gelegenheit der löuff und
der statt.' 1429, Z StB. .Also haben wir ... die be-
kantnüss umb daz vorbrott abgelaussen ... doch mitt
geding, daz wir es wol wider u. mugend, wenn uns
daz bedunkt guott sin.' ebd. In Verbindung mit ab-8.;
s. Sp. 1633 u. Mit abhängigem Satz. .Man sol von
den burgern drye nemen, die ufsetzen, wie silber
werd gewogen und was man davon git ze wegelon.'
1314, Z. .Derselb babst bestägete [!] alle die lobgesang
[Notkers] und satz[t] och uff ze singen zuo lob Gottes
durch die ganzen cristenhait ... Troppi oder lettanyan
und ander gesang, die denn die hailigen vätter ge-
machet hand, hat derselb babst als bestätt und uff
gesetzet zuo singen zuo lob und er der haiigen tri-
faltikait.' XV, G Hdschr. ,. . . haben wir, der Schult-
heis, der rat [usw.] uffgesetzt, das [usw.].' 1463, B StR.
,Item ouch ist uffgesetzt, das [usw.].' Ndw LB. S. noch
Summering (Sp. 985 o.). Mit dir. Rede ; s. Üfsatz
(Sp. 1531u.). Neben Synn. ,Das Schultheis, rät und
gemein burger ze Arouw ze rate worden sint und uff-
gesetzt hand, daz [usw.].' 1410, Aar. StR. ,Wir ... haben
uns erkennt, uffgesetzet und geordnet, erkennen und
Schweiz. Idiotikon VII.
setzen uff nu von dishin also ewiglich ze werende,
das [usw.].' 1475, AaB. StR.; ähnlich 1483, ebd. .Item
ouch ist berett und uffgesetzt an einer gmeind an der A ;
war der wäry, der nitt sin teil am Awasser wärchetty .. .
der sol 10 pfundt buoss verfallen syn.' Ndw LB. ,üuch
hed ein ganze gmeind genieret und uffgesetzt, das [usw.].-
ebd.; noch oft in der Quelle. S. noch be-reden (Bd VI
569). — ß) von Abgaben, Steuern. ,Als wir ein win-
ungelt bi dem Züricbse und usswendig in ünsern
und in unser ingesessner burger vogtyen ufgesetzet
haben.' 1403, Z StB. S. noch Un-Gelt (Bd II 243 o.).
Mit Dat. P. ,Die herren ... hatten ynen uffgesetzt
ein nochstür.' 1514, Bs Chr. ,Als sich die kilch-
genossen von Kilchberg erclegtend ... sy müessdint
ouch hüener und erlich buossen, darzuo den kleinen
zehenden geben, da sy meintind dasselb nit schuldig
ze sind, und aber hr abt [von Kappel] vermeint, daz
gotshus hett solichs alles erkoufl... und beschwarti
sy niendert, wo er sy beschwarti oder inen uffsatzte
daz nit sin sölte, wüsste er wol, das er des kein fuog
het ... ist erkent [usw.].' 1523/9, Z RB.; vgl. 8. Mit
Obj.-Satz: .Der her von Same ... hielt die sinen ...
gar hert mit sturen und Schätzungen, satzt inen uf,
das iettlicher im zuo hochzitlichen tagen ein schenki
bringen muost.' HBrennw. Chr. ,Eine stür üf etw. ü.':
,Abt Johann von Einsideln [hat] vor uns veriehen
umb die vogtstür, die uffgesetzt ward mit synem rate
und mit dem rate synes convents ... dass die uff-
gesetzet ward zuo rechter vogtstür dem vogt uff des
gottshus guott ze Vahr dryssig müt kernen und ein
vierteil.' 1325, Z (jüngere Kopie). — f) von (hypo-
thekarischen) Zinsverpflichtungen. ,Zug schryben, das
myn herren by irem vogt versehen, das den iren ...
guot recht zuo jeder zyt gehalten werden solle, sy
darby bitten, gegen den unsern das ouch ze tuond,
die, so kernengülten inn ze gar ringem gelt ufsatzten,
ouch abzeschaffen.' 1564, ZRM.; vorher: ,Vogt zuo
Knonow schriben, [er solle] die, so wider die Satzung
kernen zinsetind, straffen.' — 8) von Bussen, Strafen.
,Der selb übelteter ... sol ... liden die pin und buosse,
als es dar über ufgesetzt und recht ist.' vor 1309,
AABr. StR. ,Die Davoser aber und Langwiser in
Schalfiggertal und Alvenewer ... mögend alle Buosen ...
frei ohne den Landvogt oder jemand Anderen, ein
jedes Gricht in seinem Zwang, aufs, und einforderen.'
Sprecher 1672. S. noch Ur-Satz (Sp. 1546 u.). Mit
Dat. P. ,Buosse ... du dem lantman von dem rate
uf gesetzet wird.' Z RBr. ,Und das sy ira die buossen
selbs uffgesetzt habe.' 1471, Z RB.; vorher: ,Das
sy sölich straffe ira selbs uffgesetzt hat.' ,Das ein
Jeder umb syn Mistuen leisten muesst, so mänig Jar
im uffgesetzt ward.' A. XVII., Z; vgl. 3 b a. — s) von
Münzen, als Gegs. zu abs. 3a; s. Sp. 1637. — 4. ein-
setzen im S. von aufs Spiel, dran setzen, wagen.
,[Wir haben] umbs Gelt unser und ander Leuten Bluet
auffgesetzt.' JMüll. 1665. ,Dass ich schuldig er-
kenne ... in dero und anvertrauten lieben Gottshauses
Diensten auch mein Leben, wann es von Nöten were,
auffzus.' 1690, Z. ,Lib und Leben (Sei) ü.' ,Der ver-
hiess meinen Herren ganz güldene Berge, bei ihnen
Leib und Leben aufzus.' Zwinger 1586 (Beitr. 1739).
,Die Unserigen [müssen] um des schnöden Gelts willen
gleichsam ihr Leib und Seel aufs.' JMüll. 1673. .Leib
und Leben aufs., se fortunasque suas pro alieuius
incolumitate devoveie.' Hosp. ,Der sein Leib und
104
1651
SPZ, S1Z, soz, suz
low
Leben für das Vatterland aufzus. gutwillig war.' 1707,
Make. II; .bereitet war zue geben.' 1638. ,Guet und
Bluet ü.' ,[Es] sind alle Undertanen schuldig, dasVater-
land ... zue schützen ... ja Guet und Bluet darfür
auifzues.' Wiedert. 1693. ,Die Unteren wurden Guet
und Bluet von selbst freiwillig für ihre Oberen auf-
sezen.' JJUlr. 1731. ,Wenn sie [die Eidgenossen]
ihren Bundsbrüedern tröstlich zuzogen, so geschah es
in dem Entschlüsse ... Guet und Bluet bei ihnen
aufzus.' Sintem. 1759. Mit mehrgliedrigem Obj. ,[Bei
Zusicherung freien Abzugs] weren sie in Willen kom-
men, die Vestung zu übergeben; so ferr aber dem
nicht wurde oder könte Statt getan werden, so ...
wollen [sie] eh Leib, Guet, Bluet und Leut darüber
aufs.' Kriegsb. 1644. ,Treue Leut, die willig und ge-
neigt sind, bei ihnen [ihren Herrschern] auffzues. Leib,
Ehr, Guet und Bluet.' P Wyss 1670. .Unserer . . . Frei-
heit einigen Abbruch nicht geschehen zue lassen, son-
dern für dieselbe nach dem Exempel unserer dapferen
Voreiteren Leib, Guet und Bluet aufzues.' JMüll.
1673. — 5. a) Jmd aufbringen, -hetzen GrPi\ (so
Schs, Seew.). Schi hend-me der eige" Buob üfg'setzt
GrScIis. Die dumme" Lät müssend nüd G'schlders
a's iri Chind noch gäge"d der Lerer üfz's. ebd. Im
Angeblich hat -er e" ganze" Puschl Häuer und Senne"
z'semme"g'waiblet g'ha" . . . die von imm u"tüfelich
üfg'setzt werdend gege" de" Mala/iz-Püntner. MKüoni
1884 (GRSeew.). ,[Im Verlaufe der Bemühungen, alle
niederen Gerichte im Rheintal in seine Hand zu bringen,
unternahm es der Abt von StGallen] den von Appen-
zell die losung derselben herschaft, so si von den
Paieren tuon hettend, abzetrengen. Dabi aber ent-
sass er niemand wirsch dan unser stat ... Welichen
anschlag des geschwinden mönchs unser rät nit alweg
band wellen sechen; si hettend sunst ... sich den
abt nit u. lassen und zuo Widerwillen bringen; dan
gewönlich, wer sich verdriesslich machen oder u. lasst,
der ist halb gewonnen.' Vad. , Einem [1. ,-en'] aufs.,
bilem alicui movere.' Hosp. — b) refl., sich aufregen
GrScIis. Wil-ich mich selber gottssträfli''' ufsetze" u"'!
mich hindersinne" von u'ege", dass ich nie kei"s guats
Wetterg'fell hai. MKüoni 1886/7 (GRSchs). — 6. Einem
aufsätzig sein, (in feindseliger oder gewinnsüchtiger
Absicht) nachstellen, ihn .verfolgen' B (,beleidigen,
wo man irgend kann' Zyro); Ndw (Matthys); Syn.
üf-sitzen. ,Als sich ... erclagt band die von Grüeningen
von den von Zürich, dass inen die weibel uffsetzen ...'
1519, ZGrün. ,Disem [dem Prediger MJÖchsli] satzt
der landtvogt uff, in sonders dass die von Schwytz ...
anzeigt, wie zuo Burg ein pfaff unchristenliche
ding predige'. 1524, JCSteiner Chr. ,Sehe hie ein
ieder frommer, ob nit zuo den zyten Ambrosio uf-
gesetzt sye glych wie zuo diser zyt mir und andren
ufgesetzt wirt.' Zwingli. ,Die Aetoli ... hieltend ghein
püntnus noch trüw . . . darum ward inen ufgesetzt von
fürsten und Volkeren, bis sy usgerütet.' ebd. ,Das
volk lyt ouch im widerstreb, dann es Joannes der-
mass hetzt, dass es dir heftig fast ufsetzt.' Aal 1549.
.Er ... hatt vor jaren in Toggenburg geprediget, da
imm der messpfaff uffgesetzt und inn dannen triben
hat.' HBull. Brief 1558. ,Eim heftig aufs, und zuo-
wider sein; infense adversari alicui.' Mal. ,Zwen
junge Söhn er hat; die wurden uns aufs, glatt, so sie
aufs Alter sollten kon und ihren [ermordeten] Vater
rechen schon.' Myricäus 1630. — 7. Einem Etw. auf-
kündigen, aberkennen, ihn einer Sache verlustig
erklären. ,Swer under in [der Zunft der Gärtner, Obst-
händler usw.] mit ungehorsami verwurchte, daz im
sin zunft wurde ufgesetzet mit der ineren volge, het
er ouch ander Zünfte, der er nüt so vaste gebunden
ist, die sint im alle mit der ufgisetzit. Wirt im sin
zunft wider mit der ineren volge, so muoz er doch
geben einlifthalben schillinc. ... Swer under inen
deheinen unrechten oder verbotten kouf ... veil het ...
und swenne ez gerüeget wirt, tuot ez niht furder, der
es veil hatte, dem sol sin zunft ufgesetzit sin und
muoz si wider koufen mit einlifthalbem Schillinge.'
1264, Bs ÜB.; ähnlich wiederholt für die Weber. 1268,
ebd. - Üf-setzen n.: 1. entspr. üf-setzen 3 b a, Ein-
setzung. ,[Man hat] allweg gelevt, die leien und
pfaffen niessind ein ding, so sy den lychnam und bluot
Christi niessind. Das nun war ist; denn Christus hat
darin nun ein Ordnung und u. geton.' Zwingli. —
2. entspr. üf-setzen G, Nachstellung, listige Bemühung.
,Ich gib nüts um die schwetzer, die dahar kummend
und sich glychsnend, sam sy uf ghein guot sehind,
und sehend aber allein daruf, das sieht man an irem
underschloufen und u. wol.' Zwingli. — üf-setzend:
entspr. üf-setzen 3b 8. ,Das die vorgeschoben erkant-
nisze und u-e buosse niemer abgelassen sol werden.'
1410, BsChr. — üf-g"-setzt: 1. entspr. üf-setzen lc.
a) ü-s Brot; s. Bd V 925 u. — b) von Pferden mit Bez.
auf den (fehlerlos gebauten) Widerrist L, übh. eben-
massig gebaut, von schönen Formen S. Ich ha" dö nes
schons, glatts, guefbeinets, üs, feufjärigs Einsidler
Brünli. Schild 1866. 's Füli, lueg, lueg, wie ü., wie
'gügglet, wie schön g'macht! Joach. 1885. E" brave
Fuchs, schön im Gang, schön im Lib, schön ü., gueti
Bei" und Schueh. L Vaterl. 1906. — 2. entspr. üf-setzen
3 6 8. .Auffgesetzte Buos der 15ern, so sie auff be-
stimmten Rechts-Tag nit erscheinen . . . ein halben
guldi.' U LB. ,Bi ü-er buoss.' ,By den u-en buossen.'
Morgant 1530. ,By u-er buoss keine [Eichen] ab-
hauwen.' 1557, Z Seh warn. (Hüben) 1849. .Damit er ...
vorhanden sye bei strenger u-er Straff und Buess.'
RCys. , Alles übrige Verehren aber ins Bad ... soll
bei 25 Pfund u-er Buess genzlich verbotten syn.' Z
Mand. 1628. ,Der Abendpredigen halb [ist] unser
Will und Meinung, dass Mengklicher dieselben . . .
besuechen solle . . . und sich . . . darvon nit ab-
halten noch abzühen lassen by u-er Buess.' Z Mand.
1650. — un-üf-ge-setzt s. Bd V 925 u. — Die Bedd.
zT. schon mhd. Vgl. Gr. WB. I 736; Sanders II 1084;
ferner Martin-Lienh. II 383; Schm.2II 343; Fischer I 419;
Follmann 517; Müller-Fraureuth 140. Bed. 4 geht wohl
vom (bei uns allerdings nicht bezeugten) Spielausdr. aus.
Unklar: ,So uft oder dick ich doran [au die Flucht der
Königlichen im Bruderholz vor erfolgtem Angriff] gedenk, so
muoss einer lachen solicher schwenk, sunder dem sin golter
nit wirt geflochet oder geletzt und einer also fluchet, den
man hat uff gesetzt.' NSehradio 1400 (Gf'd 4, 231. Im-
perativname: .Anniversarium Petri Setzuff.' XIV./XV., BNid.
JzB. — Üf-setzer m.: 1. entspr. üf-setzen, la, = Pro-
bierer (Bd V 305). .Soliche münz [sei] durch die uf-
setzer uss Savoy und Bnrgunde, da dann soliche münze
löufig, für genuogsam und wärschaft geben.' 1531,
Strickl. — 2. entspr. üf-setzen 3 b a. .Der bann ...
muoss schlechtlich gebrucht werden nach dem wort
und meinung des u-s.' Zwingli. ,So nun Christus ein
urhaber (autor) und u. dises heiligen dings [der Messe]
ist, muostu mir anzeigen, wo er es missah genennet
105::
■Saz, sez, siz, soz, suz
1654
hab.' ebd. .Aller Saeramenten Urbab und Auffs. ist
kein Mensch sonder allein Gott.' II. Helv.Conf. 1044.
— 3. entspr. üf-setzen G. ,Dass aber ir uns ermanen,
dass wir, alle hinderlistige, heimliche ufsäz hindan-
gestelt ... wöllid friden machen, sind ir ... vast
schmiichlich, indem dass ir uch nit schämend, den
obristen bischof und die heilig rörasch kilchen hinder-
listige, heimliche ufsätzer ze nemmen ... Die mögend
billich ufsätzer gnemt werden, welche ander guoten
und siessen Worten uns mit falschen verheissen zuo
betriegen gesuocht hond.' Ansh. (Übers, eines päpstl.
Breves, wo .insidiatores'). ,Wer Mittel hat und
dazu Sorge trägt, bekommt Feinde und Aufsätzer.'
1534, SHess (Samml.) 1811. — Mhd. afiebmr. Vgl. Gr.
WB. I 738; Martin-Lienb. 11 348; Fischer I 421; Müller-
Fraureuth 1 40. Ableitung vom Vb, doeh steht, bes. für 3,
auch üf-mtz (in Bed. 2) nahe. — Üf-setziDg ,-ung' f.:
1. a) entspr. üf-setzen 3bf, s. Bi-Säss (Sp. 13öti o.).
— b) entspr. üf-setzen 3 b 8. ,N. [hat] ettlich wort geret
also: die von Ure haben die gesellen von Curwalhen
und des Obern Punds wider Gott, ere und recht ge-
strafft. [Auf die Klage der Urner muss N.] schweren ...
daz er solliche obgemelte wort geret habe in kainem
argen noch bösen fund noch uffsatz, und daz sie [die
Urner] ain erbere u. getan, redliche recht gefüert.'
1490, Gfd. — c) entspr. üf-setzen 3bz; s. Abs. 2. —
2. entspr. üf-setzen 4. .Beide löbliche Stand Zürich
und Bern ... gegen allen Denen, so sie gewalttätig-
lich überziehen ... weiten, mit Aufs. Gut und Bluts ...
retten, schirinben und handhaben zu helfen.' 1712,
AaB. StK. — Anders hei Gr. WB. I 739.
ufe"- (bzw. uehi"- usw.): (höher) hinaufsetzen,
wohl allg.; Gegs. aben-s. Einen Schüler u. BSi. En
Chnopf u. Eine Taxe u.
um-: 1. trennb., wie nhd. (Waren) umsetzen, nicht
volkst. — 2. untrennb. a) (mit dem grossen Fischer-
netz) umspannen. D'erc"iv'eg [mit ihren langen Seilen]
chönne"d-s' e" Flechi vu" gern-ere" Jüchert ^^. ONäg.
1898 (THErm.). ,Mit dem Anhang, dass solche [die
Ferrinen] mit keinem engen Geschirr umsezet, auch
des Jahrs nicht mehr als einmal gelupft werden.' 1710,
Z Ges. — b) (feindlich) umringen. ,Dar zuo besazt
er [Herzog Albrecht] alle sine schloss und stett mit
sinen dienern, mit den wir geinzlich umbesazt wurden.'
Z Ohr. 1336/1446. .Also warent sy umbsetzt.' Ap Krieg
1405. ,Umbs., umbgeben, obsiderc; umbsetzt, obsessus.'
Fris.; Mal. — Mhd. umbesetzen in Bed. 2; im Übrigen
vgl. Sanders II 1086 f.
a°-, in PA1. ön-, Ptc. ong'setzt, -g'sasster: wesentl.
wie nhd. ansetzen. I. mit örtlichem an. a) mit lebendem
Obj. a) Zugtiere, bes. Binder, an-, ein-, vorspannen
AAßb., F., Leer.; B; SG.; Z (so Dättl., O., Tu.). Syn.
an-legen (Bd III 1180). Gang, setz d' Stier a»! ZDättl.
Wo der Mülichnecht hat mües'e" durch de" se'b Stich
ufhe" fare", hät-er mües'e" es Boss eHlehnen und a.;
wän"-er kai" so e" grosses Fueder g'ha" hett, hett-er's
öni A"satz chbnne" g'mache" ZO. S. noch Von-dem-
Mann-Siten (Sp. 1455). .Wenn man vier Rosse an-
setzte, kein Sterbenswörtchen brächte man aus meinem
Munde.' Gotth. Ei"'m a., ihm vorspannen AaF.
(Hunz.). — ß) in eine Behörde wählen. .[Räte und
Hundert] wellent und süllent für dishin ierlich vor
wyenacht die Hundert meren, als sy ouch iez die ge-
meret und XV angesetzt hant, die zuo hindrest ge-
schriben stant.' 1421, L KB. ,Bed ret hant uf hüt
die Hundert genieret und XX angesetzt.' 1424, ebd.;
vgl.: ,Das man ietzmale ... XV11I an die Hundert
setzen sol und von nu über ein jar sol man aber so
vil setzen und dannethin alle jar, bis daz die zal der
Hunderten erfüllet werde.' 1475, ebd. — b) mit Sach-
obj. a) ansetzen, anlegen (zB. eine Leiter). ,üie Be-
stigung war so stil [steil], als wenn man eine Leiter an
einen Baum ansetzt.' JvWeissenflch 1850/1. ,[Der mit
dem Bären kämpfende Köhler] sach hinder ihme das
Port des Grabens, setzt daz Schaft hinden an, das es
der Bär mit Kräften in das Erdtrich truckt, also dass
hiedurch ihme das Spiesseisen im Maul nit wenig
Schadens zufüegte.' JLCvs. 1661. .[Der Mörder hat]
dem unschuldigen Döchterlein den selbigen [Hammer] ...
dermassen an den Kopf angesetzt, das ime das Eisen
von der Handthaben hindan gesprungen ist.' Bs Mord
1665. Wase"pöschen, -schübel a., zu einer Böschung
zB. an einem Eisenbahndamm Th. Blutegel, Schröpf-
köpfe a. Ap; BE.; GT.; Th; Zf. Mi" mues'-im däich
der Lebe"sicecker a. BE. (Bärnd. 1904). S. noch Sp.3o.;
518 u. — ß) anlaufen lassen, landen: .Auch mögen sie
[die Laufenburger] ein Schiff mit Leuten der Zeit vor
Pfingsten, so Sanct Niclaus zu Porte- Vart ist, und
dessgleichen ein Schiff mit Leut der Zeit, so die grosse
Acher-Vart ist, bey uns oder zu Stein a. und die auch
gehn Basel und fürabe fertigen.' 1732, Vergleich zw.
den Schiftern von Bs. und AALauf. (JVetter 1804;
wohl Abschrift von 1732). — y) (zB- «n Stück an
ein Kleid) ansetzen, hinzufügen, wohl allg., ,attac-
care, aggiungere' PA1. ,A., an einanderen setzen,
coagmentare.' Mal.; vgl.: ,Coagmentare, an einanderen
setzen und kleiben oder heften, zesamenfüegen und
ordnen.' Fris. An eine Peitsche einen neuen Zwick,
an ein Kleid, einen Strumpf, ein Seil oä. ein Stück a.
E" Stuck a. 's Bäbelis Bock ist efä" z' churz g'si".
es hat noch öppen en halbe" Vierli"g breit iiw'e"-durchke"
mües'e" a. ebd. Stirbt das erstgeborne Kind, tröstet
man die Eltern: Wege" Dem chönne"d-ir glich na'''
a"'s Tischtuech a., eine grosse Haushaltung bekommen
Z(Dän.). S. auch .Riemen (Bd VI 907). Als teclin. Ausdr.
In der Handspinnerei BE., Gr.; Zg und wohl weiter-
hin; vgl.: ,Die Spinnerin windet um die noch leere
Spule ein vorrätiges Stück Garn, leitet es den rich-
tigen Weg und hält sein Ende in der Linken, indes
Daumen und Zeigefinger der Rechten, fleissig im Mund
oder in einem Wassergefässchen g'netzt, die zur Garn-
dicke nötige Anzahl Fasern a"setze". Sie hütet sich
dabei sorglich vor zwei Hauptfehlern junger Anfänge-
rinnen. Das erste Gebot lautet: nid hinder de" Fingere"
a. Barnd. 1904 (BE.) .Fehlgriffe im Spinnen sind noch
strenger verpönt als im Emmental. Wer hinderte'
Fingren a"setzd, dem soll man das verfehlte Garn um
die Finger wickeln und in Brand stecken.' ebd. 1908
(BGr.). .Grossen Verdruss bringt es dem Weber, wenn
der Faden unter dem Daumen angesetzt wird.' AfV.
(ZGOÄg.). In der Baumwollspinnerei, die gebrochenen
Fäden wieder zsdrehen, was geschieht, während der
Stuhl läuft Z. Auch beim Spulen : de" Faden a. ZEuss.
Von Geld und Gut. Hinzuentrichten: .Ist erkennt, das
N. die garben [die er beim Zehnten zu wenig gegeben
hatte; vgl. Sp. 924u.] a. und darzuo 3 march silbers
bar. ..geben solle.' 1527/9, Z RB. — 8) in Rechnung
setzen, verrechnen B. Du mucsch de"" Das nüd a .
's isch '..alt. Gutschreiben: ,Wa dir die des gichtig
sind [dass dir die 24 Gl. bereite früher abgezogen
165:.
SPZ.
ihm;
wurden ; Tgl. Bd VI 122 o], da wil ich dir alles das a., daz
ich han.' 1469, Z BB. — e) festsetzen. Von Terminen.
S. Üf-Bechning (Bd VI 123). ,So nun wir den partygen
hüt silier dato rechtlich tag für uns angesetzt.' 1535,
Z Bij. 1910. ,Soll herr pannerherr mit ime ein tag a.'
15(32, Z RM. S. noch Buewigung (Bd VI 1911); Sp. 1601
(mehrfach). Vom Preis-, Besoldungsansatz, allg. be-
kannt, doch kaum volkst. — 2. mit mehr oder weniger
stark hervortretendem inchoativem Nbsinn, von
Vorbereitungs- und Zweckhandlungen, von Handlungen
und Vorgängen mit Tendenz zur Fortentwicklung.
a) von Personen und pers. Gedachtem. Eig. (Das Glas)
zum Trinken a. Aa; Ap; B; S; Th; Z. Der Thedor
het numme" dergliche" 'tu", wo-n-er a"g'setzt het. JReinh.
1907. 's G'wer a., in Anschlag bringen Th. ,In dem
als derselb welsch gflochen und diser sin büchsen an-
gsetzt hab.' 1555, BTurmb. 's Hebisen a. An Etw.
a. (auch abs.). Arne" Stei" a., um ihn von der Stelle
zu bewegen, wohl allg. Mer hei" mengisch a'g'setzt,
zB. um einen Stein wegzuwälzen B. Mit Ortsadv. Du
muest witer unde" a. wohl allg. Uneig. a) a", bi Ei'"m,
zue Öppis a.; auch abs. 1) einen Anlauf nehmen,
einen Versuch machen Ap; Bs; B; G; Th; Uw; Z. Er
het drü Mol a'g'setzt, zum Examen (doch umsonst) Bs.
,Ich setzte wieder an', das Mädchen zu küssen. Gotth.
Die zweuli Nacht heigen-si's wider 'probiert ... Da
heige'-si di dritti Nacht icider a"g'setzt. ebd. [Er] setzt
gäng friXsch a", bis es [das Mädchen] das Heft reicht.
SGfeller 1911. Mit zue. Zore" früsche" Schütti a., zu
einem neuen Lachausbruch, ebd. Di Jungmannschaft
het no°h einist zom Tanzen a"g'setzt. ebd. Mit für zue
mit Inf. Wo der Christoph a'g'setzt het, für an im vorbi ...
z'loufe". RvTavel 1910. Scho" het-er a'g'setzt, für lös-
z'breche". ebd. Mer weder es Dotze' Mol hei'-si
[schwätzende Weiber] afen a'g'setzt g'ha" for z'gö".
SGfeller 1911. Bes. mit Worten, zB. um Etw. zur
Sprache zu bringen, übh. Etw. zu erlangen Ap; Th;
Uw; Z und weiterhin. ,[Dem Manne, dessen Frau sich
in seine Geschäfte einmischen will, wird geraten, das
Gespräch auf einen andern Gegenstand hinüberzu-
spielen]. Hilft Dises nicht und waget sie es, wiederum
anzusetzen, so führe sie ganz sittlich zu ihrem Ge-
spinnste oder Stick- und Nähwerke und zeige ihr,
was du daran auszusetzen hast.' Sintem. 1759. Heftig
anhalten, dringend bitten AALeer.; Ap; Bs (Seiler);
B; L (Ineichen); Uw; Z; .instare precibus.' Id. B. A", bi
Ei"'m a. Er hat a'-mer a'g'setzt wie-ne" Bruederma""
Z (BBaur). De" Heiri hat ieze"d schu" lang a" der Muetter
a"g'setzt, seb-er nüd auch dörf a" de" Herbstwäldermär' 't
ZO. Er het a"-mer a'g'setzt, biss-im 's g'g'e" ha" Bs.
Er het grüselieh bi-n-em a'g'setzt B. Auch an Eine"
a.; s. Sp. 274 o. Abs. Er het (starch, in Ei"m fürt)
ang'setzt B. .Alles Mögliche ging ihm [dem verlassenen
Mädi] durch den Kopf: erhängen, ertränken, ins Wasser
springen oder ab einem Baumast, fortlaufen, wüsttun,
a. und durchsetzen.' Gotth. ,Sie hätte sich in Gottes-
namen nicht anders zu helfen gewusst, und der
Johannesli hätte auch grausam angesetzt.' ebd. Mit
Ortsbest., einsetzen, eingreifen, anpacken. [Die Juden]
wüsse'd, wie und wo si müend a. und i'griffe". Messi-
kommer 1910 (ZO.). — 2) mit abstr. (doch tw. pers.
gedachtem) Subj. 's Alter hat efangen a'g'setzt an-em
Z (Spillm). Scherzh.: Es hät-mich g'wüss 'dunkt,
d' Ebigkeit heb a'g'setzt a" dene" Hämpere", ich kam
mit der Arbeit beinahe nicht zu Ende ZEnge (Dan.).
,[Gottes Gebote sind nicht schwer] fürauss einem
Menschen, an dem die Widergeburt nun auch angesetzt
hat.' FWvss 1672. Abs. Was guet a'setzt, chunt guet
z'letst ScHSt. (Sulger); vgl. Wander I 101. ,Aber das
für ward glich gelöscht, wie heftig es angesetzt hat.'
LBossh. Chr. .Sonst stirbt in Pünten niemand diser
krankheit [der Pest]. Daa es einmal angesetzt, hats
wider nachgelassen.' 1563, Brief von Fabricius an
HBull. ,Ob die Taubsucht so stark hette angesetzt,
schat es nicht, dass man im dise Sachen in einem
Vierteljahr wider yngebe.' ZElgg Arzneib. um 1650.
,Es hat Gott uns heimgesucht mit einer schweren
und gefahrlichen Sucht, welche insonderheit in diser
unserer lieben Gemeind angesetzt.' JMüll. 1665. .Da-
mit, wo die Straf Gottes schon angesetzt hat, sie
wiederum nachlasse.' FWyss 1672. ,So die Schwind-
sucht a. will.' Arzneib. 1822. S. noch Bd V 635. Un-
pers. Es hat (scho") a"g'setzt, der Anfang ist schon
gemacht Z. [A. :] Es giH, mein-ich, morn schlecht Wetter.
[B.:] Ja, es hat scho" a"g'setzt. Ironisch: [A.:] Wenn's
so furtgät, so loirst du na'* en Herr. [B.:] Ja, 's hat
a'g'setzt. Ähnlich: 's hat scho" a'g'setzt TbMü. Döhet's
guet a'g'setzt, von einem ernstlichen Liebesverhältniss
ApLb. ,A. ze regnen'; s. BdIV794o. — ß) , Einem a.',
Einem anliegen, zusetzen. .Doch so haben wir das gmelt
schiessen lustbarlich in guoter meinung fürgenomen
und das zuo volbringen, so bitten wir üwer wissheit
mit besunderm vliss üwem schützen und schiessgesellen
dester sterker a. und schicken, uf den tag, so obstatt,
bi uns zuo sind.' 1488, SBalsth. Finanziell, zusetzen.
,Er [ein leichtlebiger Student] ist ein arm mensch, wirt
dem vatter übel a.' 1556, ThPlatter Br. Moralisch,
anfechten. ,[Der Teufel] tuet doch nit grad vom
Menschen stan, welchem er einmal gsetzet an.' Com.
Beati. Von Sachen, sich darum bemühen. ,Die Ysen-
erzen werden am meisten bearbeitet undt beworben,
den anderen setzt man nit mit grossem Ernst an.'
RCts. — b) von Sachen, (Fruchtknospen, Früchte,
Russ udgl.) a. Aa; Ap; Bs; B; G; Th; Z. Tr. (un-
pers.). Es het hür schön Chrieseni ang'setzt BG. Bevor
es Äleni [Ähren] a'setzt. Bärnd. 1908 (BGr.). Es setzt
g'schwind Grüe'spön a", ein schlecht verzinntes Kupfer-
geschirr Th; Z. 's hat Buess, Staub a'g'setzt. A" der
Wasserpfanna setzt-es StVn a" BG. Es hat am Üs-
lauf vom Kanal kant [Bd II 1396] 4 Schueh Grie" a'-
g'setzt ZF. De" mag sös noch orde"lick esse", aber
's setzt Al'es Nüt a", von einem magern Menschen
GT.; Syn. an-legen (Bd IU 1181 o.). Es hat nüd übel
a'g'setzt bi-n-em, von Fett ZO. (Messikommer 1910);
s. auch Trib-Süw (Sp. 1509/10). Es setzt (en Bläst)
a"; s. Bd V 167; Sp. 173u. Es setzt es Wetter a" AaF.
Abs. D'CChrics-JBäum, d' Bebe" händ (hei") hür schön
a'g'setzt Ap;B;Th;Z. D' Chriesi, d' Pflüme" hend, 's Ops
het scho" a'g'setzt, 's het scho" Schornäggeli Ap; GT.;
Th. Der Wi", d' Flasche" het a'g'setzt, von einer Kruste,
einem Depot Bs. Von der Lochbildung beim Käse,
wie setzen (Sp. 1628) BE. Refl. „Sich a., sich auf den
Boden setzen, zB. von Unreinigkeiten eines Getränkes,
allg." Chesselstei' hät-sich a'g'setzt, fast fingertick Th
Mü. Amene" rolle'de" Stei" cha""-sich kei" Mies a. ZOtt.
E" Lampe", wo sich Btiess a"setzt, het g'wis' noch nie
Nit g'nutzt Bs (Fastn. 1913). ,Sich a., als an den boden,
subsidere; ansetzende schinkige, die sich bald an-
setzt, Situs celeriter insidens.' Fris.; Mal. Intr., vom
Fruchtansatz, Bodensatz, Russ B. , Kamine russt man
1(557
Saz, sez,
S1Z, soz, siiz
besser im Niw, weil dann der Russ nicht so stark a"setz.'
Bärnd. 1908 (BGr.). ,üer Irlender [eine gewisse Kar-
toffelart], dessen an einem Stock e" Sticker zwelf old
nie [Kartoffeln] ansetzen.' ebd. ,Da der Platz vast leer
und kein jung Holz mehr darauf!' a. und wachsen
wollen.' 1711, Z. — 3. in ausgeprägt inchoativer Bed.
a) beim Spiel mit Setzen beginnen Bs; B; Tu. —
b) (Wald) anpflanzen BGr., G., R., Steff .Anpflanzen,
zB. ein Grundstück mit Bäumen bepflanzen' BR. In
Egriz hed-mu« a-fäh" Wald a. Bärnd. 1908 (BGr.).
,Es werden nicht bloss die durch Kahlschlag ent-
standenen Lerrüm oder Blüttent" zu vorschrifts-
gemässem Ersatz a"g'setzt, mittelst Tanndleni setze",
tänndl(en)e" neu bewaldet.' ebd. 1911 (BG.). — c) Essich
(-ig), Tinte", Spirituosen (Kunstwein, Johannisbeer-
wein, verschiedene Arten von Branntwein wie Kirsch-,
Nusswasser, Lilien-, Holunderschnaps) a., bereiten,
indem man eine Flüssigkeit (Wasser, Branntwein) an
den betr. lösbaren Stoff (zB. Tintenpulver) schüttet
und das Ganze bis zur völligen Durchdringung stehen
lässt Aa; Ap; Bs; B; G; Sch; S; Th; Z. Wi" a.,
durch Aufschütten von Wasser auf die Treber ZS. S.
noch Bd I 529/30; Chds-Lab (Bd III 952). - d) (einem
Mädchen den Zopf) a., ,anfangen', zu flechten beginnen,
ZRuss., Walt. Chumm, tue-mer a.! Du häst-mer z'härt
(z'lugg) a"g'setzt ZRuss. — 4. Jmd durch Borgen be-
trüge n, durch betrügerisches Borgen schädigen.prellen
Gl; L; GT. (ÜBrägg. 1780); Th (Pup.), ,Jmd zu Etw.
verleiten und dann im Schaden od. in der Verlegenheit
sitzen lassen, betrügerisch hintergehen' Arf (TTobler),
,da und dort kleine Schuldposten auflaufen lassen' ZO. ;
Syn. vers. Er hed-en a"g'setzt. .Mornends hat sy [die
Wirtin] erst den betrug und wie N. sy angsetzt, funden.'
1530, Z RB. ,Mich lust als wol, dir den grind ze er-
nissen, dass du kein wirt me satztest an.' Salat 1537.
,N. hett wider angefangen die lüt a. und stälen.'
UMey. Chr. 1540/73. ,Ist erkennt, das er die biderben
lüt, so er allenthalben angsetzt hat, in 14 tagen den
nechsten widerumb entriegen und sy dermass ent-
heben und benüegig machen solle, das sy clagens ent-
prosten sin mögint.' 1541, Z RB. ,N. tet sich us, als
war er ein Pfyffer von Lucern oder ein Lussi von
Underwalden; under dem sehyn satzt er vil lüten an.'
JHaller 1550/73. .Einen a., verfüeren, betriegen,
inducere aliquem.' Fris. ; Mal. ,Er [der Teufel] tuot
wie einer, der den anderen a. wil, der haltet im etliche
mal dapfer und redlich, bezalt in uff zil und tag,
wie ers im verheissen hat, dass er hernach ein grosse
summa gelt von im überkommen und in drumb bringen
möge.' LLav. 1569; , betriegen.' 1670. ,Die sich in
grosse gältschulden gesteckt, viel leuten angesetzt, galt
und gältswärts aufgenommen.' SHochh. 1591. .Wer die
Leut ansetzt und nicht zu bezahlen hat, wie mit Dem-
selben zu handeln.' Gr Kl. LB. .Dann er ein heilloser
elender Tropf ist und wo er die Lüt a. kan, es kheins
Wegs underlasst.' 1643, Z. ,Dieweil ... vil Leut sich
nützit schämen, bider Leut anzus.' U LB. 1609/1793.
.Der gedrängte Mann, so obvermeldter Gestalt [durch
Wucher] angesetzt worden.' 1637, Bs Rq. .Solche
untreue Leute [sind] ganz unverschämter und fräfner
Weise andern ehrlichen Leuten, die sie angesetzt und
verlürstig gemachet, an den Augen herum gegangen.'
ZMand. 1694; ähnlich Z Gerichtsordn. 1715. ,Ob Je-
mand Biderbeleut ansetzte und mehr schuldig wäre,
als er zu bezahlen hätte.' L StR, 1706/65. Mit Adv.
,Wer einen Andern betriegerisch ansetzt, soll bestraft
werden.' Gl LB. 1835. ,[N. habe] biderb lüt in köuffen
und anderm gfarlicher und betruglicher wyss angesetzt.'
1570, Z RM. .Welche [Tuch-]Wahr aussgespannet,
auch weder genezt noch bereitet und auch also im
Land dibitirt werde, dadurch der gemeine Mann merk-
lich angesezt wird.' 1679, Z. ,Er hat mich wüst an-
gesezt.illeturpissime medeeepit, fefellit.mihi imposuit.'
Hosp. .Nachdem N. verschiedene Leute betruglich an-
gesetzet . . .' 1783, aZoll. 1899. .Einen umb etw. a.'
,[N. habe] den wirt umb ein ürten angesetzt.' 1561,
Z RB. .[Dass] vil biderben lüten gefarlich umb das
ir angesetzt, das ir nachwerz gar verlieren.' 1566, Z.
,Des pfarrers son zuo Küssnacht habe er umb einen
guldin, den ime derselb geliehen ... angesetzt.' 1591,
Z RB. Einen .mit, bi etw. a.' .Als N. umb etlich
betrug, damit er biderblüt hat angesetzt, in unser
gfengknus ist komen.' 1510, Z. ,N. hat ein schuo-
macher beredt, im 16 oder 18 batzen zuo liehen und
den guoten mann ouch also mit disem betrug angesetzt.'
1530, Z RB. ,Die wagmeisterin zuo StGallen habe er
umb 25 guot batzen by muossmäl angesetzt, aber iro
bisshar dheinen willen darfür gemacht.' 1588, ebd.
,A. ehrlich Leut mit unnötigen Keuffen oder sonsten
verbotten.' GrD. LB. , [Viele geben darauf aus] mit
Geldaufbrechen, mit Entlehnen und Einziehen [usw.]
Andere gefahrlicher und schandtlicher Weis anzus.
und des Ihrigen zu berauben.' Z Mand. 1669. .Damit
künftighin mit falschen und unnüzen Brieffen man desto
minder angesezet werde ...' Z Gerichtsordn. 1715. ,A.
und betriegen' uä. ,üas N. . . . ine hiemit angesetzt,
beschissen und betrogen habe.' 1530, Z RB. .Des orts
redt er [Augustin] gar nit von dem liegen, mit dem
einer iemand zuo betriegen oder anzes. gesinnet ist.'
Vad. ,[N. hat] biderb lüt wüssentlich angesetzt, über-
füert und betrogen.' 1560, Z RB. ,So er iemant an-
satzte, betrüge oder dings koufte, das er nit zuo be-
zalen bette.' 1573, Obw. ,[N. hat] etlich wirt angesetzt
und beschissen.' 1577, ZGrün. ,Die, so niemants be-
triegend und ansetzend.' SHochh. 1591. .Nachdem eine
Zeit hero sich leider vilmals begeben, dass etliche Leut
im Schein Trauwen und Glaubens Geldt und Wahren
von andern gutherzigen gefahrlicher betrieglicher
Weise aufgebracht und genommen und selbige schand-
lich hinderführt, angesetzt und betrogen.' 1609, Bs Rq.
.Dardurch ehrliche Lüt übel hinderführt und angesetzt
werden könnten.' 1621, Z. .Ehrlich Leut schandlich
a., betriegen, vervorteilen.' FWyss 1673. ,Husierer
und landstreiebende Krämer haben ehrliche Leut vil-
mahlen betrogen und übel angesetzt.' Z Mand. 1701;
ähnl. 1737. .Andere Leut mit Brief und Siglen ...
a. und betriegen.* Z Gerichtsordn. 1715. Keil., sich
täuschen. .Unter uns gibet es Leut, die dissfahls (näm-
lich in törichten Begriffen über Das, was Glauben
heisse) sich kläglich ansetzen.' JJUlr. 1718. — an-
setzend: 1. entspr. ansetzen 3a x, eindringlich. .Be-
mühe dich, keine äusserliche Gnadenmittel zu ver-
säumen, scharfe a-e Bücher zu lesen, ernstliche und
untersuchende Predigen zu hören.' JJUlr. 1718. —
2. entspr. ansetzen 2b; s. Sp. 1656. — an-ge-setzt:
1. entspr. ansetzen 1 b b. ,So haben wir einen an-
gesalzten tag gen Löuk genomen.' 1475, BSi. Rq. 1912.
,Uff hüt siner dato als den andern verzwigkten und
angesagten rechttag.' 1527/9, Z RB. ,Bis uf ein an-
gesalzten tag gen Baden.' JHallkr 1550/73. ,Ua wir
105!'
Saz, sez, siz, soz,
lljl.il»
ein soliches uff angesetzten gwalt ze bringen nit
wellend ermanglen.' 1590, Gl. — 2. entspr. ansetzen 2.
a) (von einer Krankheit) angegriffen. ,Das vilbemelt
Koss haubtrnördig gsyn, an Lungen und Labern ver-
derbt und a. und hiernit ein langer, angestandner
Schaden gehebt.' 1620, UStütz 1912. - b) was be-
gonnen hat. Mit Adv. ,Ein streng a-er Zorn.' 1709, Z.
.Die tödtlich a-e Schweinsucht.' aMittelbcch (Dan.).
— 3. entspr. ansetzen 3 b. Früsch a"g'setzter Wald
BSteff. — Mhd. anwetzen in Bed. 1 - 3 ; vgl. Gr. WB. I 459 f. ;
Sanders II 1083 f.; Fischer I 260 f.; Martin-Lienh. II 382;
ÜDger-KhuIl 25. Die auch bair. Bed. i dürfte von 1 aus-
gehen. Einen unklaren Beleg (1438, ZWth.) s. Bd V 930 u.;
= anfangen? — Au-setzer m.: 1. auch A"setzeri" f.,
wer in 'einer Baumwollspinnerei die (gebrochenen)
Fäden zszudrehen hat Z; Syn. Ansetz-Bueb (BdIV940).
,NN., Ansetzer, von Höri.' Z Amtsbl. 1905. — 2. im
Dim. A'setzerli, = Hals-Brisli (Bd V 790); Biemli (BdVI
909) S (Dan.). — a"-setzig: 1. (in Geldsachen) be-
trügerisch. ,Were dann sach, das ein solliche bösse
a-e person, die vorhin byderblüt hinderfiiert und be-
trogen, sich mit nüthaben schirmen weite ...' ZWülfl.
Herrschaftsr. 1585. — 2. zudringlich, zutäppisch WVt.
— An-setzung f. ,[N. habe] den Steuermeister mit
öfterer A. der blossen Wehr auf die Brust zu lenden
bezwingen wollen.' 1642, Z.
hind(en)-an-; s. hin-danns. — dar -an-: an-
dringen, drauflos gehen. ,Sich nur, dass dich nit er-
schlage mit seim Brügel der Wildman [im Bündner
Wappen] . . . Hüet dich, ersetzt dapfer dran.' 1664,
Lied.
i°-: wesentl. wie nhd. einsetzen. 1. entspr. setzen 1
und 2. a) Einen in ein Amt, Recht udgl. einsetzen;
bes. vom Antritt des Pfarramtes (so B; GT.; Th; Z).
,Ein Rüschegger Pfarrer erhielt von einem Bettler den
Bescheid: AU u"d Gros'att u"d der Äniatt u"d der
Uräniatt ha2" ock g'hü2sche". We"" der lieb Gott Das
nid hätti wolle", er hättisi nid i" de" Stannd i"g'setzt.'
Barnd. 1911 (BG.). .[Kardinal Schinner] seite im darbi
zuo ... 60 franken zuo jerlicher pension, die im der
herzog [Sforza] gen söite, wenn er [Sf.] ingesetzt wurde.'
1512/4, Z. ,Widerumb eins., widerumb begnaden und
in sein stand und wirde verordnen, restituere aliquem.'
Fris.; Mal. .Einen in ein Amt eins., aliquem initiari
muneri, in munus inducere.' Hosp. S. noch Insatz
(Sp.1541); w/'-s.5,a(Sp.l647). ImGegs.zu,üs-s.' ,[Papst
Alexander befahl seinem Sohn] die herren, in S.Peters
erb von sinen vorfaren ingesezt, von wegen dass, der
heiligen kirchen unghorsam, lang kein tribut geben
hättid, uszesetzen.' Ansh. ,[In Genua] die vertribnen
Adumen in- und die regierenden Fregusen uszesetzen.'
ebd. ,[Als Herzog Ulrich von Württemberg die Hilfe
der aufständischen Bauern nachsuchte] schruwend und
sagten [sie], si wärid nit uf, herren in-, sunder us-
zesetzen.' ebd. Mit Gen. S., Jmd in Besitz einer Sache
setzen: ,Zuom 2., dass ein stat Bern alles entwertens
und entsetztens wider gewert und ingesezt werde.'
Ansh. Refl. Sich in den Besitz eines Gebietes setzen.
,Diewil sy [Die von F] . . . über recht pieten sich
ingesetzt,' nämlich in den Besitz zweier Herrschaften.
1553, BRM. — b) Einen gefangen setzen. .Dass die
missetäter biswylen uf vil tagreis wyt geschleikt und
yngesetzt werdind.' Mal. 1593. ,Also ist aufgestanden
Zedekia, der König Juda, und hat Jeremiam eins,
lassen, da er der Statt Jerusalem propheeeiet hat,
dass Gott sie geben werde in die Hände des Königs
zu Babel.' FWyss 1672. ,Ist der Pfenningschaffner,
wegen weil er alle Sonntag in dem Kloster dem
Trinken abwartet, allhier in die chorgerichtliche Ge-
fangenschaft, das alsogenannte Rüebloch neben der
Kirche, 3 Stunden lang eingesetzt worden.' 1678, B
Roggw. (Glur). .Einen in Gefängnuss eins.' Hosp.
.Den 3. Juli hat der Schnider T. seine Brut, die er
in der Pfary Cham angetroffen, ous Befelch Herren
Statthalters, weil Herr Ammann nit bei Haus, eins,
lassen, welche bis den 3. Äugst auffbehalten . . . wor-
den.' 1730, Zg Brief. ,Wann der Schuldner könnte
ergriffen werden, solle Selbiger ohnverzüglich der
Gefangenschaft [1] eingesetzt werden.' Sch Auffahls-
ordn. 1773. , Zwei Weber, die, als Contrebandiers aus
dem benachbarten Fürstentum mit verbotener Tuch-
waare ergriffen, eingesezt worden.' HPest. 1787. —
c) Einen ansiedeln, ihm Wohnung geben. ,Wer ein
Frömbden ohn unsseren Herren Wüssen undt Willen
insezt und behusset, der gibt 20 Gl. ze Buess.' LAns.
S. noch Ge-brüet (Bd V 1011). Hieher (V): .Meinem
Bruder war seine brave Frau kürzlich gestorben; sie
hatte ihn gut eingesetzt [vgl.: Er hat nur chönnen ine"-
sitze"?]; sie liebten sich mit ganzer Liebe.' AGrob
1832. Refl. .Welcher frömdt sich in unser landt wyl
husshablich i.' Ndw LB. ,So lychendt myn h. imrae
[einem Apotheker] uss der statt seckel, damit er sich
desto bass ingesetzen möge, 300 Gl.' 1598, L. —
d) festsetzen, bestimmen. ,Wer ouch obs veil haben
wil, der sol daz recht geben, und wie er ein viertel git,
dar nach sol er du andern mes ouch i.' 1359, Z StB.
Eine Verordnung, Institution ,i.' ,Do Christus satzt
das pott yn.' Eckst. 1525 (Klag). — e) mit Dat. P.,
Einen in den Besitz von Etw. einsetzen. ,Von wägen
Oron, so inen [den Freiburgern] ingesetzt.' 1553,
BRM. — 2. entspr. setzen 3. a) (Zugtiere) einspannen
SoHSt. (Sulger); Tu; Gegs. üss. ,Zuodem so bette er
ouch allein einen pfluog im veld, und so bald er einen
zng ussatzte und uf ire allmenten schlüege, so neme
er den andern zug darab und satzte den andern in,
das ein gemeind treffenlich beschwere., 1549, Z. ,Das
Viehe eins., unter das Joch tun, iumenta mittere sub
iugum, iugum imponere iumentis.' Hosp.; mit ähn-
licher Def. bei Denzl. 1677. 1716. — b) mit Sach-
obj. ,Eins., hineintuon, adiudere, imponere; zwüschend
eins., darzwüschend legen, interponere.' Fris.; Mal.
a) eine Pflanze ins Geschirr, in den Erdboden B;
Th; Z und weiterhin. ,Assero, etwarzuo säyen und
pflanzen oder eins.; eins., einzweien, inserere.' Fris.;
Mal. Eine Pflanze mit Etw. i., als Hülle, zB. en
Bomm mit Mist l. Th und weiterhin. RA. D' Auge"
sind-em mit Bäbe"mäuchli (Sch), Anke"milch (s. Bd
IV 201), Öpfehmies (oO.) i"g'setzt, er ist blind zB.
vor Verliebtheit. ,Es war, als seien ihm die Augen
wie mit Räbe"mäuchli eingesetzt.' Sch Pilger 1896.
,So viele kluge Menschen, denen die Augen so wenig
als Anderen mit Butter eingesetzt sind.' JJL'lr. L731.
— ß) am menschlichen Körper. (Neu) ZäfndJ i. lä",
sich ein Gebiss machen lassen, allg. Mi" Mäteli hed
Ze"li so wiss wie de" Sehne, sönd allsamm ig'set:t,
dromm tued-em kann we. ApVL. 1903. E" Bückli,
d' Bückli i. BsTherw.; vgl. Bd VI 863. - y) de" Flueg
i, um mit Pflügen zu beginnen BE. (Bärnd. 1904).
, Wen"-er einist der Flueg i"setzt, so gi''t 's de"" grad
t" teitf/i Furche", er macht nichts halb, führt, was er
1661
S;iz
sez.
einuial angefangen, gründlich durcli.' ebd. Vgl. c ß.
— i) en VhrSzstock, e" Schiben i. wohl allg. Wie
machi"d 's denn die Glaser? So machi'd si 's: si sel:i"d
en aiti Schiben i" and sägi'd, es sei e" neui g'si". Ap
VL. 1903. ,36 gross Tafelglas eins, in Kütt.' 1837/8,
ZBaurechn. — e) en Biete, d' Bäten ».; s. Bd V 264
u. 265 u.; Bd VI 1796. In der Weberei, den einge-
zogenen Zettel im Tuchbaum befestigen, indem man
kleine Abteilungen des Zettels (1—2 Zoll breit) zs-
knüpft und mit durchgezogenen Schnüren an das Baum-
steckli befestigt Z. — Q Kalk, Ziegel in den Ofen ».,
zum Brennen Bs; ScaSt.; Th. En Brand i. Meist abs.
Mer wend di nächst Wochen i. ThMü. Der Ziegler in der
Stadt soll ohne die Bewilligung des Baumeisters nicht
über 13 Fuder Kalk und der zu Hofstetten nicht über
20 Fuder ,zuo ainem brand ins.' 1520, Sch Chr. Metall,
bes. Münzen ,i. und brennen' (s. Vierdeling Bd I 996;
auch 1425, Absch.), ,versuochen' oä.; Syn. üf-s. ,Uaz
die selben versuocher, welichen daz dann ie entpfolt
wirt, einem unserm münzmeister nit mer geltes, daz
sy dann gewerket hand unz an daz malen, ins. und
versuochen sullen zuo einem mal dann fünfzig march.'
1425, Absch. ,Mer soll dheiner kein silber i. oder im
für beweren, dann der münzmeister, die wechslere
und die goldschmyd zu irem hantwerk.' XVI., Bs ÜB.
— Y|) Gewächse (zB. Kohl, Lauch, Sellerie) zum Über-
wintern in den Keller verbringen (Syn. in-legen Bd III
1182) B (Zyro), auch sie zu diesem Zwecke in die
Erde eines ungepflasterten feuchten Kellers einsetzen
BG. (vgl. a). Magazinieren (im Hause). ,Wer, daz ir
deheiner sin anken, den er an dem morgen für sich
hat gesetzet, allen nicht möchte verkouffen, so mag
er wol den übrigen anken, der im ungefarlich vtere
über worden, wider i. und behalten unz ze dem nechsten
markt.' 1418, Z StB. ,Ouch so sol nieman vor mittem
tag enheinen anken i., aber darnach mag man in wol
i., ob er nicht verkouft wirt, als vor stat; aber darinn
sint gest ussgelassen, was die anken uff einen tag ze
verkouffen her bringent, das ouch die selben gest inn
uff den selben tag sullent verkouffen und nicht i.' ebd.
— 9-) Etw. i., zum Pfand geben B; L; Th; Ndw. En Ür,
d' Chleider, en Acher i. Drüf chere'-si bem Rössli i"
und setze" 's Meitschis Tschöpen i". ALGassmann 1906.
Gäb-es war sig, das'-si vergange" heige" müesse" d' Für-
sprützen !., für der Müserlön z' zale"? Loosli 1910.
,Umb das, als die karrer den lüten schiff und geschirr
insetzend.' 1414, B StR. ,NN. habent ingesetzt 5 silbrin
becher, ein silbrin Übergülten frowengürtel, ein be-
slagnen köpf.' 1487, AaB. Gerichtb. ,Wie wol er im
daz also zuo bezalen verheissen und den win wie
vorstat ingesetzt bette [bezahlte er nicht und verkaufte]
darzuo den ingesetzten win.' 1487, Z RB. ,Von pfen-
deren. . . . Des selben glichen mag einer vor einem
landsammann ouch tuou und i. als wol als vor dem
landsweibel.' Ndw LB. .Denen, so in der gemeind
Schöffeistorf und überweningen sesshaft sind, ist be-
williget, iro eignen höf und güeter gen Baden umb
800 gl. inzuos. und zuo verschriben.' 1568, Z RM.
,Wellicher Einem Pfand an unsers Schultheissen und
unsers Stattschrybers Hand insetzt.' 1607, AaL. StR.;
ähnl. 1612, AABremg. StR. ,Eins., verpfänden, dare
pignus, opponere pignori.' Hosp. S. noch Bd II 1234 o.j
Bd V 1137 u. 1138 o. 1143 o.; Sp. 1521 o. Etw. ,zum
(under)pfand i.' ,So hand wir im zuo einem rechten
habenden underpfand ingesetzt ...' 1480, Z. .Alsdann
N. ... daz [Haus, Stall und Garten] zum underpfand
ingesetzt hat.' 1487, ebd. ,Eins. zuo einem under-
pfand, pignori opponere, oppignorare.' Fris.; Mal.
,Sin vatter hette im ein jucharten reben übergeben,
dieselbig weite er im sampt dem pluomen zuo einem
pfand i.' 1579, ZFlaach. S. noch in-geben (Bd II 82);
Sp. 183 u. 1583 u. Mit ,für.' ,Das etliche güeter und
underpfand für fry lidig eigen ingesetzt und ver-
schriben, die aber vorhin verkouft, versetzt und so
wyt beladen, damit die naebgänden daran nit habent
noch versorgt sint.' 1508, B StR. .Dermassen hat N.
sine güeter beladen und mengem biderman underpfand
für ledig ingsetzt.' 1551, Z. , Das er etlichen personell
sine güeter für fryge ledige underpfand ingesetzt und
aber die vorhär gegen andern lüten ouch als under-
pfand verschriben gehept.' 1551, Z Rb. — i) im Spiel
den Einsatz leisten B und weiterhin. Han-i'h verlöre"
[beim Spekulieren], so hei 's g'heisse", teer Nilt wägt,
g'winni Nüt, ich müess me i., für dem Schade" wider
Vz'cho". RIscher 1903. — x) eintragen, buchen.
.[Kläger:] Wie oder wormit das [unterschlagene] Salz
in Richtigkeit zu Zug [ins Sustbuch] yngesetzt, hringi
der Glanz der Warheit mit' 1618, ZHorg. — X) in
eine schriftliche Darstellung einfügen, es ihr beigeben;
s. Bd I 901 o. — C) intr. a) (militärisch) einsetzen,
eingreifen. ,Lucern hat am dapferisten yngsetzt [in
der Schlacht].' RCys. — ß) wie nhd. einsetzen, ein-
fallen, beim Singen, Sprechen usw. Aa; B; S; Th; Z
und sonst. Ber Pass het z' spH i"g'setzt BG. Dencile"
hei der Schacherseppi der Akkord a"g'ge", aber der Thedor
het nit ivellen i. JReinh. 1907. Wie der Blieb l"setzt, wie
's nes böses Jör sig und wie-n-er nit wüss, wo der Zeis
herne" ... dö het-er [der Zinsherr] no'h grusliger 'tö" :
wie 's tär sig i" der Stadt [usw.]. ebd. Mit Adv. ,Er hat
schlimm angefangen, wie solte er wol geendet haben V
Er hat schlimm eingesezt, wie solte er wol gefahren
sein? Mali prineipii malus flnis.' Mey. 1092. ,Ja gehet
hin und setzet änderst ein in euerer Haushaltung.' JMey.
1694. Von Vorgängen. Wann nüd ... es LandregeK
i"g'setzt hett ... CStreifp 1908 (GlM.). Doch het der
G' witterrege" noch nidz' g'rechtemi"g'setztg'ha". RvTavel
1910. Wo-n-es früsches Cherli i'setzt [beim Tanzen],
schrisst's [das Mädchen] -Me" neben ume" mit G'walt
u"'' gumpet mit-im derro". SGfeller 1911. — i"-ge-
setzt: 1. mit Einsatz (Stickerei) versehen BG. /.
si"-si [die Hemden] am Hahbriseli. Barnd. 1911 (BG.).
— 2. angesetzt gewicht'; vgl. Iii-satz 1 bf (Sp. 1542)?
Nach Seg. = , Zivilgewicht.' ,Das man alle gewicht
vechten sol und welche gewicht recht funden wirt, es
sy angesetzt gewicht oder markgewicht oder welher leie
gewicht daz sye, das nach unser statt gewicht und
nach dem grossen pfund swer gnuog ist, das man die
sol lassen bliben.' 1431, L (Seg.). — tn-setzung f.:
1. = In-satzing 3. ,Von Y. der mess.' Zwingli. —
2. = In-satzing 3 a. ,Uff ein erber zimlich bezalung
und i. des landes [wurden Karl dem Kühnen 76 000
Gulden geliehen].' NRüsch. — Mhd. mmfzen; Tgl. Gr.
WB. III 292/4; Sanders II 10S.J; Sehm. 2 II 344 ; Fischer
II 646 f.; Martin-Lienh. II 383.
i(n)en-, ,inhin-, inher-': \. = in-s.lc. ,Wer liauss-
leut hinder der gstift inhinsetzt, soll fünf pfund ze
buoss gäben.' 1573, ZSchwam. .Wenn einer syn huss
und heimb gegen einem andern, der usserthalb der
gmeind were, verkoufte und also einen andern inher-
satzte, der solle nit allein syn dorfrecht alda ver-
1063
Saz, sez, siz, soz, suz
1604
würkt haben, sonders uss der gmeind züchen.' 1586,
ZAuslikon; ähnl. noch mehrfach in den Z Rq. S. auch
Sp. 1353 M. — 2. = ins. 2b. Iez hasch d' Bömtn
ine"g'setzt und lösch-s' g'ad goge" verturste", du küm-
merst dich nicht mehr um Das, was du angefangen
hast G. 's Pumperlüsis Freni e" nü'ce" Eifehand i.
ScHwBr. Bartlispiel. En Bletz, e" Rute-, es Stuck, en
neuen Ermel L; s. Bd V 264 u.; Bd VI 1796; Sp. 1172.
.Gesichten i.'; s. Sp. 257. — i,,hi,,-gesetzt: = in-ge-
setzt 1. D' Ermle" si" öni Rü'tleni, aber derfür mit
Güsseie" i. Bärnd. 1911 (BG.).
under-: wesentl. wie nhd. ,U., subdere, admini-
culare, suffulcire, substituere, supponere.' Fris.; Mal.
a) trennb., Etw. (unter etw. Andres) setzen. Zuerst
muess-me" d' Eggsteinn (under-)setze", beim Bau eines
Stalles GRTschapp. Mit Dat. ,Man sol iro [der auf-
gehängten Schlange] ein Gschir noch bim Mund mit
frischem Wasser u.' RCys. — b) untrennb., gleich-
bed. mit Objektsvertauschung; vgl. u. -legen (Bd III
1185). a) eig. Der Imt [Bienenstock] u. BoE. Der
isch e" schicäre; de" s&t-me" schier u. Auch als
Scherz, den man sich mit einem Neuling erlaubt:
Die Teilnehmer am , Spiel' kauern als Bienenstöcke
am Boden und werden von Bauer und Bäuerin durch
Heben darauf geprüft, ob sie .untersetzt' werden
müssen; der Neuling, bei dem dies nötig befunden
wird, wird in ein heimlich bereit gehaltenes gefülltes
Waschbecken praktiziert BoE. In der Fischerei; s.
Sp. 478 u. Einer Henne Eier unterlegen GRObS. Da-
zwischen, in Abständen besetzen: ,Halsbettin ... mit
silbernen Bollen undersetzet'; s. Bd IV 1835 o. —
ß) übergehend in die Bed. (unter)stützen. Im Holz-
und Steinbau ZKn.; Syn. u.-faren 2 a (Bd I 895).
,Fritag fiengend sü das sloss [an] zuo graben und u.'
1449, Bs Chr. ,Wie aber der tachstuol gmachet was,
do mochtend die muren usserhalb des chors nunz
tragen und warend so gar von der brunst geschedigt,
dass si vielend und man das tachwerch mit hülzinen
sülen muosst u.' Vad. .Buwherr und Nachschouwer
sollend gwalt han, denen zun Schifflüten ir huss ze u.'
1563, BKM. S. noch Bd VI 1337 u. Von Personen.
,D*amit der Gassenbättel vertriben, hingegen die
würdigen Armen in ihrer Armut hilflich undersetzt
werden mögen.' Z Mand. 1665. — under-setzt:
a) daruntergesetzt. Im hintere" untersetztem Dato.
ScewBr. Bartlispiel 1829. ,Auf heut untersetzten Dato.'
1729, AaB. StR. ,An der baufälligen, alten Mauren,
die dem [Grab-]Stein noch undersezet und nur circa
ein Schuh von der Erd erhöchet ist.' Sererb. 1742.
— b) gestützt (von Mauern uä.). .Undersetzt, suft'ul-
tus.' Fris.; Mal. ,Disses Haus samt daran stossender
Scheuer ist 65 Schuh laug und 50 Schue breit, auch
gar hoch, der obere Schilt oder Gibel, welcher
untersetzet, um vil auch überstehet die langen Seiten
des Hausses ... ist faul.' 1726, Z. In geistigem
Sinne. ,Darumb füeg ich allen brüederen in Christo
Jesu ze wissen, das ich den artikel mit vestem grund
der geschrift undersetzt ussgeben hab.' Zwingli. —
C) untersetzt, vom Körperbau Aa; B; S; Th und
weiterhin. ,Ein untersetzter Mann mit breitem Ge-
sicht.' Gottu. ,Eine lange untersetzte Gestalt.' Addrich
1877. ,Wol u.': ,Die Wildner [sind] ins gemein die
schönsten Leut des Landes, frisch, gesund, stark, wohl
undersezt, von rötlichtem zarten Geblüt.' Sererh. 1742.
— d) bemittelt, wohlhabend B; Gl (JHefti); Syn.
hinder-setzt. En u-i Püre"tächter B. Der Hinder-
bode"pür ist jetzt en u-e" Ma"", wo 's guet ma-' g'mache".
RGrieb 1911. ,Der Bauer Kunz war aus einem ge-
plagten Schuldenbäuerlein ein wohl untersetzter Land-
wirt geworden.' B Hink. Bot 1902. 's schünst Meitli
im Dorf, vu" guet u-e" Püre'lüte*. JHefti 1905. —
,Under-setzling m.: setzling, setzholz, saul, ein ge-
beuw zuo understützen, anteris.' Fris.; Mal. ,Anteris,
Setzholz, U., Saulgewölb zu beiden Seiten eines hohen
Gebäus.' Denzl. 1677. 1716. Syn. (Under-) Setzei (Sp.
1604). — Vgl. Sauders II 1087; Schm.2II 345.
e"t-, in Nnw (1t Matthys, neben e(n)t-) und nach
einer einzelnen Angabe von Dan. (s. unter 3 a) auch in
Z ert-: 1. a) Etw. oder Jmd von seiner Stelle entfernen,
a) von Sachen, aus der (gehörigen) Lage bringen, so
zB. einen Stein, ein Gebäude (bei einem Erdbeben)
B (Zyro), .einen in der Erde steckenden Pfahl mit Ge-
walt heraustreiben' S, ,ein wenig bewegen, einen Stein,
einen Stock, Baum in der Wurzel' WV., Zerm. ,Die
zwei Brücken wurden [bei Hochwasser] von der Emme
entsetzt . . . Wenn Nachts ein Floss an eine Brücke
fährt, zerschellt, die Brücke entsetzt ...' N. BKal.
1844. ,Sid das ist, daz wir mit grossem costen die
sweli in der Are, mülinen und sagen ... gekouffet und
gebuwen hant und sider wüssentlichen ist, daz leste
über die sweli ziechend, dieselben sweli ergront, ent-
wegent und entsetzent, [so verordnen wir] daz nieman
schiff, weidling ... über die sweli ziechen noch füeren
sol [ohne Erlaubniss].' XV., B StR. „Entstammen
(= durch Strammen seiner gehörigen Beschaffenheit
berauben, aus der gehörigen Lage ziehen, zB. eine
Ader) LE." E" Nerve" üfsprengge" oder e. oder e"t-
stremme", eine Sehne lähmen BSi. (ImOb.). ,N. brach
den linken Schenkel zweimal entzwei, die linke Achsel,
auf welche er gefallen, entsetzt, fiel aber nicht zu
todt.' 1645, B. ,Die gall e.': ,Da wo das geblüet un-
mässiglich hinwegflüsst, da wirt die gall erhitziget
und entsetzt, wallet uf und stygt in den magen.' Rüef
1554. Auch: das Kind im Mutterleib e. B (Zyro).
.[Die Mutter hatte] in einer gemachten Lustpartey
durch Tanzen mich in ihrem Leib so entsetzt, dass
ich vast in Mutterleib das Leben verlohren.' Spectateur
1734. Uneig., (Ordnungen, Gesetze udgl.) ausser Kraft
setzen, für ungültig erklären; in der Verbindung .setzen
und e.' ,L)ise unsere zemenhuffung [die zur 2. Zürcher
Disputation Versammelten] ... nüt setzen noch e. [vel
statuere vel negare. RGualther] undernimpt, sunder
allein hören wil, was in gemelten spänen im wort
gottes erfunden werd.' Zwingli. Mit verschwiegenem
Obj.: ,[In einem Streit über den Bezug der , Fürleite'
(s. Bd III 1495, Bed. 3) machen die Urner geltend] das
solichs von alter harkommen . . . und [sie seien] von
küngen und kaiseren sovil gefryet, das si uff sich
selbs setzen oder e. mögen.' 1491, Gfd. — ß) von
Personen, bes. Beamten, = ab-s.lda. (Sp. 1632). ,Wo
ein Schirmherr ungepürlich handelte, dass derselb ent-
setzt sin und an sin statt ain anderen . . . sölte ge-
ordnet werden.' 1521, Absch. (Sch). ,So sy [Amts-
personen] untrüwlich und usser der schnuor Christi
faren wurdend, mögend sy mit Got entsetzt werden.'
Zwingli. ,Wie möchte doch der hochfertig entcrist
[der Papst] höher stigen und den demietigen Cristum
nidrer setzen, ja e.!' Ansh. ,Das man sömliche [Räte]
entsatzte alls die nitt betrachtetend der statt eer und
friden.' HBdll. 1572. S. auch rueicig (Bd VI 1904 o.);
im;:.
Ntz, sez. siz, sii/.
a& •*. (Sp. 1633 o). Oft in der Verbindung .setzen und
e.'; s. Sp. 1607. .Auch .besetzen und e.'; vgl. 2 a.
.[Herzog Albrecht soll das Kocht haben] ze b. und e.
sinen amraann, sinen schultheissen, sin kelrampt und
alle sinü recht, als es von alter harkomen ist.' 1352,
L Friedebrief. .Ein meisterin [Äbtissin] zuo welen,
zuo b. oder zuo e.' 1453, G. .Unsere Statt Brugg ist
gefryet, das wir ein Schultheissen und die Rät mögend
b. und e. je nach Gestaltsame der Sachen und der
Statt Nutz und Ehr ist.' 1622, AABr. StK. — b) er-
weitert durch einen (nur gelegentlich fehlenden) Gen.
der Beziehung; nur mit Acc. P. a) Jmd durch Ver-
fügung, Beschluss (eines Vorgesetzten, einer Behörde)
eines Amtes entheben, eines Rechtes verlustig er-
klären. .Das N. . . . der predicatur zuo Winte[r]tur,
so er ettlich jar bar versechen ... entsetzt sy.' 1522,
Vad. ,Das sy [die Schreiber] dhein ander verschrybung,
dann wie unsers lands bruch ist ... machint, sonst
werde der. so das übertritt, siner kunst entsetzt.' 1557,
Z EM. ,Dea ampts berauben und e., ab officio tollere;
des radts e., auss dem radt stossen, movere senatu;
seines ampts oder wirde entsetzt werden, die stäg
hinab geworffen werden, dejici de gradu.' Fris.; Mal.;
s. auch ab-s. (Sp. 1633). .Entsetzung eines edlen zuo
einem unedlen, wenn man einen edelman seines adels
entsetzt und widerumb unedel erkennt, traductio ad
plebem furibundi hominis.' ebd. .Herr apt zuo Ein-
sidlen, syn lehenherr, habe ime solliches zetuond ver-
botten, mit vermeinung, so er im sinodo alhie er-
scliyne, welle er inue der pfruond urlouben und e.'
1572, Z RB. ,Sind sy darinn [an dem Orte, wo sie
sich arm verheiraten] anheimsch und geboren, so
sollen sy aber den iren aufgebunden sein und aber
hienäbend aller gerechtigkeiten nutzung entsetzt sein,
so lang, biss man sehen kan . . ., wie sy sich erhalten
können.' SHochh. 1591/1693. ,M. gn. H. werden Den-
selben, so die [ehrenrührigen] Reden gebrucht und
des kleinen oder grossen Rats were, desselbigen e.
und still stellen, die Andern aber, syend Burger
oder Hindersässen, von Ehr und Gwöhr setzen.' LAns.
,Wo ... Einer ald der Andere wyters ohne Überwehr
sich befinden wurde, wollendt myn Herren ein Sol-
lichen . . ., so lang er also unbewehrt ist, aller bürger-
lichen Freiheiten genzlichen entsetzt haben, also
dass er uff den Zünften nützit ze mehren nach ze
mindern [haben solle].' 1667, Z. S. noch Räts-Be-solding
(Sp. 860 o.). .Der eren e.' .Einen e., von seinen eeren
stossen, dimovere de dignitatis gradu vel loco; der
grössten eeren e., detrahere aliquem de ccelo; seiner
eeren beraubt oder entsetzt, von eeren gestossen,
exectus honore.' Fris.; Mal. Spec. mit Bez. auf die
bürgerliche Ehrenfähigkeit, ehrlos erklären. ,[N. von
Unterwaiden, der sich in fremdem Dienste in der
Schlacht feige benommen hat] sol naachmalen daa-
heimen (wie ettlich der unseren sagend) der eeren
entsetzt syn. Dem hand sy syn eer wider gäben ...'
1560, Brief (JFabricius). .Wiewol N. . . . von minen
herren meermalen mit dem eid uss iren grichten und
gebieten verwissen, ouch siner erren und gweers stil-
gestelt und entsetzt worden [hat er sich doch nicht
gebessert].' 1571, Z RB. Auch mit ,von' statt des
Gen.; s. Bd I 391 o. — ß) Jmd ein Recht auf dem
Rechtsweg abstreiten; oft in der Verbindung ,mit
recht e.' Vgl.: ,So nun unser Eidgnosschaft pünd
und gemeine statt- und landsrecht dargeben, wes
Schweiz. Idiotikon VII.
iemand under in in gewerd ist, das der oder die des
on recht nit entsetzt sollen werden, so haben wir ...'
1493, AaK. StR. ,NN. vermeinten, dass sy den weg
durch bemelt guot Brüel gefaren wären von alten
zitten .... des sy Got und dem rechten trüwetten, das
er [der Eigentümer des Gutes] sy des wegs nit e. sölte,
ir alt harkomen recht [!], er dätte dan witter und
bessers dar, dan ier alt harkomen recht.' 1512, Arch.
Jen. ,So haben unser herr der abt und convent als
die, denen Hallow ... zuogehört, uns von Schaffhusen
als ir und irs gottshus Schirmherren trungenlich an-
gerüeft und gebetten inzuosehen, damit si [in dem
Rechtsstreit] irs dort's Hallow nit entsetzt wurdint.'
1521, Absch. ,So yemants ... sollich zins ze geben
nit schuldig sin vermeinen wellen, der oder die selbigen
mögen die zinshern ... mit recht luniemmen, sy irs
besitzes nit cigents gwalts, sonder mit recht e.' 1539,
BsRq. ,So sy [die Städte B, F und S, die von den
VII Orten Anteil an den Reisstrafen im Thurgau ver-
langen] begerent, könnent wir inen des rechten nit
vorsyn, und diewyl unser herren byshar in possess
gewäsen und das gemelt gelt hinder unsrem landtvogt
im Thurgöw ligge und sy unsre herren irer gerechtig-
keiten entsetzen, wellen wir des erwarten; uff das
gemelter dryer stetten gsanten wyter reden, wie das
ire herren syt dem [15]22. jar har in possess gewäsen
und mit urtel und recht das [1. .des'] nie entsetzt, so
vermeinent sy, das wir von den syben orten sy irer
possess und grechtigkeiten mit recht e. söllent' 1548,
Absch. ,Das N. des closters inkommen und gefeil...
nutzen und niessen [möge], bis er des mit recht ent-
setzt und abtriben [werde].' 1580, Z RM. S. noch
db-s. (Sp. 1634). Im Prozessverfahren. .Des eides e.',
die Beweiskraft des von der Gegenpartei geleisteten
Eides vernichten. ,Wie man ein sins eides e. sol
[Titel, worauf der zweite Beleg aus der selben Quelle
Sp.49o.].' Seg. LStR. XV./XVI.; s. auch ebd. S.41u.
.Entsetzung eines eids: So einer sich zem eid, vor
und ee im der zetuond erkennt wird, erbütet und dann
jemand denselbigen des eids, so er dann tuot, e.
wollte, das soll beschächen mit zweien bidermannen,
denen eer und eid zuo vertrauen; ob aber einer den
eid geton hatte und jemand denselben des eids e.
wollte, das soll alsdann mit siben gloubsamen mannen
beschächen.' 1545, LHit/k. AR. (spätere Abschr.). S.auch
Sp. 49 o. (1568, AABünzen Offii.). .Der . Ten e.', Einem
die Fähigkeit, als Zeuge auszusagen durch den Nach-
weis rauben, dass ihm die dafür geforderte Ehren-
haftigkeit abgehe. .Welche sich vermessen, ein ding
kuntlich zemachen, das mögen sy tuon mit zwen
bidermannen, den eides und eren zuo getruwen ist;
doch wer old welche ein old eine ir eren e. wellen,
das sollen sy tuon, nach dem die sach und die person
und wir uns ie darumb erkennent.' Ski;. LStR. X\ '.,'
XVI. .Von er aufsetzen [Titel]. Daz nu hin für keiner
mer weder frow noch man sollend iren eren antsetzt
wärden dur einer eingen parson, die darum kunt-
schaft gän hat. wen die kuntsehaf[t] einsin tin« oder
man, kind oder geschwistergit war des. der ein ante.
weit; daz sol nit nie pschächen.' 1537, Nu« LB.
Y) ausserhalb der rechtlichen Sphäre, Jmrl einer Sache
berauben. .[Die Feinde haben die Stadt] den ganzen
tag us gestürmpt ... und doch ganz nütz geschaft,
und sind doch die unsem alles bulfers, pfilen und
geschatz entsat/t.' DSchili. B. ,Die strass [sind] suber
in r>
1607
Saz, sez, siz, soz, suz
in irem land . . ., er sye lantfarer, bilgerin oder kouff-
man, so hatt ir keiner müessen in sorgen stan, dass
er des sinen wurde entsetzt.' NSchradin 1499. dem-
nach so ist der von Pirefit gewaltiklich wider und
über alles rechtbieten uns in eine matten gefallen,
die [1. ,der'] selbigen uns entsetzt.' 1532, Strickl.
,Eine ires bluornens e. und beschlaaffen.' 1548, Z Ehe-
gericht. , [Maria:] Ach, wie vil guots ... werdend wir
durch die lych [meines Bruders] beroubt. [Nicodemus:]
. . . hat üch Gott schon des trosts entsetzt, werdt irs
in ander weg ergetzt.' Funk. 1552. ,Wär lasst sich
gern seines läbens, eeren, guots, kinden, weibs e.?'
OWerdm. 1564; .berauben.' Herborn 1588. ,By denen,
die gross hauptwee habend ... und zum teil irer sinnen
und Vernunft entsetzt sind.' LLav. 1569; ,beraubet.'
1670. ,[Dass sie des] Schatzes, zu dem sye allen
Trost in ihren anligenden Nöten gesetzt, sötten praubt
undt entsetzt syn.' ECts. .Diewyl sy [die Schaff-
hauser] ... die Schiffart aller erst vermehren und die
Unsrigen der Schiffart mit Funden zu e. understehn.'
1642, ScHSt. , Einen sines (libs und) lebens e.'; s. schon
oben. ,N. stach mit einem spiess gegen im, wolt
inn erstochen und sins lebens entsetzt haben.' 1438,
Z EB. ,A. stach den B. in sinen buch und wolt inn
also sins libs und lebens entsetzt und beroubt haben.'
1440, ebd.; noch oft in dieser Quelle. Auch = abbringen
von Etw.: ,Gewüss ist es aber, dass die alten heiigen
einsidel, ob si schon einschichtig wonungen hin und
har gehebt habend und bei denselben sich gmeinclich
finden lassen, so habend si sich doch mit verschetzung
irer gemeinden an kein end angedingt, noch derguottat
der liebe e. lassen, noch einer andern regel beflissen
dan der leere Christi.' Vad. — Mit refl. Acc, sich
entziehen, entschlagen. ,. .. die sind schuldig zegeben
unserm gotshus die rechte der aigenschaft und dien-
stes, genant ain vall, das ist das aller peste von sinem
flehe, und welcher sich desselben pesten will e. und
weren ze gend, so ist er schuldig das selb peste und
für sin schuld das nachgend aber das peste geben.'
XV., ScHwTugg. Offn. .[Die Päpste haben] sich ...
der ghorsamen, so si ordenlichen oberkeiten zuo
leistig [!] schuldig warend, gwaltenklich und trutzlich
entsetzt und sich selb für ein ... oberkeit aller küngen
und keiser aufgworfen.' Vad. Auch mit Gen. P„ sich
lossagen von : ,Ward man [die Untertanen des Klosters
StGalleri] der sach überains, die püntnuss, so man
vormals um der beschwerden und Ursachen, so vor-
handen warend, gemacht hatt, trülich ze halten ...
und sich aller dero e., die die partien von sölichem
ze tringen fürnemens werind.' ebd. — c) an Jmdes
Stelle treten, ihn ablösen. ,Die Musquetierer sollen
[beim Sturmangriff der Belagerer] auch dapfer arbeiten
und ihre Musqueten mit Hagel under sie gehen lassen,
auch einander fleissig e.' Kriegsb. 1644. Beim .Blatten-
schiessen' (vgl. Bd V 190 u.): ,Gutleb, entseze deinen
Gesellen! Excipe socium, Gutlebe!' Red. 1662, 337.
— d) refl. a) seinen Wohnsitz wechseln, wegziehn.
Also koraent die ... herren al wider gen Bern und
was dennocht ir zuokunft . . . iederman fro, und sun-
derlich gemein hantwerklüte, die vast vorchtent, das
si sich entsetzten und anderswo hinziechen wurden.'
DScbill. B. ,Es ist ouch beslossen, dass unser beider
teilen natürlich undertan[en] ... ein jeder sich sins
herrn und obern gerichts benüegen [solle]; ob sich
aber füegte, dass einer sich entsatzte und hinder die
andre party zuge, daselbs stäte hushaltung hielte, der-
selbig mag zuo gemeinen tagen komen, doch mit ge-
dingen ... dass er, vor und ee er sich entsetzt, keinen
rechtsliandel angefangen hab.' 1532, Absch. (Entwurf
eines Bündnisses zw. B und Savoyen). — ß) sich er-
heben, auflehnen. ,Wie der merteil des lands Hassle
sich wider einer stat Bern reformation biss zuo uf-
rüerischer emperung entsetzt haben [Titel].' Ansh. V
281. .Also üppiklich und grimklich band si sich ent-
setzt wider Got und sin hailigs und ewigs wort.' Vad.
— 2. mit verschobenem übj., fast nur in formelhafter
Verbindung mit dem Gegs. besetzen, a) ein Amt uä.
,Von der ämpter wegen ze b. und zuo e., da haben
wir ... uns selben vor, daz die ... von Thun ir
ämpter ... von disshin b. und e. söllent mit gunst
und willen irs schultheissen, den wir inen geben
haben.' 1402, B StR. ,l)az wir dem N. lihent mit
disem brief daz schrepfampt ze Nidren Baden, daz
wir ze lehen habint von unser gnedigen herrschaft
von Österrich, mit aller siner zuogehört, als es von alter
herkomen ist, inn ze haben, ze nutzen, ze besetzen
und ze e-nt 24 jar die nechsten.' 1408, AaB. Urk.
,Der kilchen pfruond besez oder entsez niemand bil-
licher wan die, so si gestift haben.' Ansh. .[Die Thur-
gauer beschweren sich darüber] dass die gerichts-
herren an vil orten die nidern gericht besetzend und
entsetzend mit iren vögten und amptlüten, ouch
weiblen, knechten und andern nach irem willen.' 1530,
Absch. S. noch Pfister (BdV1196). — b) ein Lehen.
,Ist daz [durch Kauf erworbenes .eigen'] in unser
gewalt also, dac wir ez besezzen und ensezzen.'
1292, Bs ÜB. .[Ich] erloub den selben NN., die vog-
teyen beid und ouch den halben akker mit vogtstüren,
gerichten [usw.] in pfandes wise ze haben und ze
niessen, ze b. und ze e. ane abslag der nützen.' 1381,
Z Rq. ,NN. den selben zehenden mit aller zuogehörd
in lehens wis innehaben, niessen, b. und e. sont.' 1388,
G. ,Wir [von ZZoll.] süllent die gült und güeter,
so uns an die selben früemesse geben sint, innemen,
b. und e. und süllent da von die 30 stuck gelts dem
priester jerlich ... usrichten.' 1419, aZoll. 1899. ,Das
das selb guot ... stat zuo banden sant Johans caplan,
das er es hat ze b. und e., wen das ye notürftig ist,
nach inhalt der rechtung diser gotshusgüetren.' 1438,
LRusw. JzB. ,Wer der ist, der eigen ald erb niesset
ein [!] rüewig gewerd . . . nun lobrisen oder mer, das
der das dan haben und niessen, b. und e. mag für
sin lidig eigen und guot.' 1456, Ndw LB. ,[Dass NN.
die] vogtye zuo Bengken mit allen rechten und zuo-
gehörden ... innhaben, nutzen, niessen, b., e., ver-
kouffen oder versetzen mögen nach lehens- und nach
landsrecht.' 1467, Z Rq. 1910. ,Es mügent die zins-
lüt und ir erben alle ir gerechtigkeit und erblehen-
schaft... besitzen, b. und e. nach erblehensrecht.'
1471, ThHw. Arch. .Wir [Abt Diethelm, behalten uns
vor] unsere hof und hüser zuo Roschach zuo b. und
e., und das die, so wir darin setzen, sy sygind hoflüt
oder nit, ir handtierung und allen gwerb wol mögen
pruchen, wie inen gliept.' 1535, GRorsch. Hofr. ,Dass
sie und ihre ewige Nachkommen dieselbige Landschaft
Waad hin führ o innhaben, besitzen, besetzen, entsetzen,
nutzen und niessen.' BRechtst. 1619. S. noch Chirchen-
Satz (Sp. 1557). Hieher auch: ,So sprechend wir von
Zürich also, wir habint änderst nie begert ... denn
bin unser statt frigheit und ehafti zebliben, als wir
Saz, sez,
1670
von alter hat redlich komen sind, unser stat Sachen
zehesetzen und ze entsetze[n]t nach unsser geraeind
notturft; daran werdent wir gesumpt und geirt un-
hilich, als uns bedunkt. Die von Switz hand ir lant-
recht gehalten, ir lant besetzt, als innen das fliegt,
dar inn wir innen nützit redend ... aber daz mag uns
von inn nüt gelangen, sy besatz[t]end gern unser stat
ouch und suochtend darinne iren fortel und unsren
grossen schaden.' Edlib. — c) eine Alp. ,Soll Nie-
mandt zuo Alp fahren, zuovor und ehe sich der mehrer
Teil übereinkumpt ..., jedoch so ist Denen uss Melehtal
vorgelassen, das sye mögent ihr Alpen besötzen und
entsötzen mit ihr Willen mit der Kylchgnossen Guot.'
1629, UwK. Einungsbuch. — d) eine belagerte Stadt.
, [König Rudolf] belegert Wien, welche Otocar wol
besetzet hat; dargegen erhuobe sich auch der Böhemer.
Wien zuo e.' Wurstisen 1580. ,[Der Herr von N.
dachte darauf] wie er sy [die Stadt] möcht enzezen.'
1592, Lied. — 3. aufs Psychische übertr. a) tr., aus
der Fassung bringen, aufbringen. Es so es 'Brüel ha",
das ersetzt [wohl verhört für ertsetzt] Ei"'n ganz Z
(Dan.). , Lognet er nit, das [beleidigende Reden] habe
inn in sölicher masse bewegt und entsetzt, daz er das
dem N. verwissen... haben wölte.' 1466, Z RB. ,E.,
erzürnen, exacerbare.' Fris. ; Mal.; s. auch ent-rüsten
2b$ (Bd VI 1552). ,Ein wenig ungeduldig machen,
etwas beleidigen' WV., Zerm. Ich han d' Eitere" ent-
setzt. — b) refl. Aufgebracht werden, ausser sich
geraten. ,[Der Bruder des verlornen Sohnes] hat sich
selb nun gar entsetzt [über dessen Aufnahme durch
den Vater].' GBinder 1535. ,Sich e. oder entrüsten,
die gestalt des angesichts verenderen, vultum mutare;
sich nit e. oder sich nit lätz gestellen ab menschlichen
zuofälen, dultigklich leiden und auff sich nemmen,
non turbulente humana pati.' Fris.; Mal. ,1m abind-
trunk syge syn söhn . . . zuo herrn N. kon und inn
hy den achsslen erschüft ...; da habe herr N. sich
entsetzt und gsagt, er solle inn unghygt lassen.' 1596,
GSax. Höchlich erstaunen B (Zyro). , Billich sollen
wir uns ab der Fürsehung Gottes, welche Alles mit
einandern weisslich regiert, e. und verwundern! Wir
sollen dieselbige mit Freuden loben und preisen.'
JHotz 1673. Wie nhd. sich entsetzen (nicht volkst.).
,Sich e., ein grausen empfahen, exhorrescere; sich e.
vor forcht, perhorrescere.' Fris; Mal. S. auch Bd III
384o. Sich scheuen, fürchten UAltd. Es tüet-si"'
e" jeder Mansch e. z' sterbe" (vor <hm Tod). Si e"tsetze"d-
«•* i" die Chelti üse" z'gä". D' Lit e"tsetze"d-sick, Chie
uf der Allmeini z'ha", , haben Bedenken, weil es nicht
conveniert.' ,Hiebei mag jeder Christ erkennen ...,
wie der Mensch Gott den Allmächtigen ... durch den
falschen Eid verläugne, wovon Jeder sich e. und aufs
sorgfältigste hüten soll.' Ndw Ges. 1867 (Auslegung
des Eidschwurs). Von kleinen Kindern, = fremden 2
(Bd I 1299) GSev. Das Kind hät-si'1' entsetzt, als die
aus der Fremde heimgekehrte Base es auskleiden und
ins Bett legen wollte. ,Das etzliche herren darzuo
erweit [werden], die schuolen zuo besehen, den fliss
der schüeler ... zuo ernüern, dardurch ... die schüeler
sich entsetzen, desto empsiger und nissiger iren studiis
obligen.' F Schulordn. 1571. .[Durch diese Übungen
werden die Schüler] desto redricher werden und
frecher, also, wann si im rat sollen reden oder von
eim gewaltigen herren angesprochen oder angesehen
werden, si sich darob desto minder werden e. und
erschrecken.' ebd. 1577. ,Das si von Jugend uf under
sovil herren redens gewönt und also lernend, ob den
menschen kein abschichen han und nur einzig in
winklen muralen und sich entsetzen.' ebd. ,Ward sie
[die der Hexerei Verdächtige] mit Antröuwen der
Tortur (wofor sie sich wider die geraeine Art der-
gleichen ühnholden entsetzt) befraget, ob sie sonst
niemahlen by andern Tänzen gewesen.' 1701, Z. ,Das
sich Einer ... nicht fürchte: Nimm . . ., so wirst du
so beherzt, dass du dich nicht entsetzest, du seyest
allein, wo es sein möge, bei Tag oder bei Nacht.' altes
BArzneib. ,Sich sines libes und lebens vor einem e.
müessen; s. Sp. 176o. In der Konstruktion durch
fürchten (vgl. Bd I 993/4) beeinfiusst; vgl. auch ent-
sitzen. Mit refl. Dat. ,Hie [nach der Mitteilung seiner
Anforderungen] weiss ich ietzund wol, dass du dir
hinter diser sach e. wirst und vermeinen, du seyest
ihro nicht weis genug zuverantworten, darum du
villeicht aus forcht und schäm tun möchtest, das dich
hernach übel gerüwe.' 1527, HBdll., Werbungsschreiben
(Mise. T.); nachher: ,Ich kan wol erkennen, dass du
jung bist, dich selbs entsetzest und dir villicht in
solchen sorgen fürbildest...' ,Er tröstet mich uf der
Stett, solle mir nit e.' 1611, JJBreit. Unpers. Es word-
mer e"ts., wänn-ich müesst ..., ,ich würde mich darüber
entsetzen'. oO. (Dan.). Mit Acc. S., Etw. (be)fürchten.
,Daz wir [der Bischof von Konstanz] von redeliches
krieges wegen ... in grossen schaden komen und
gevallen sigin, darumb wir ain zerstöruuge unser lüten
und güeter e. müessent ...' 1374, AaK. StR. .[König
Alexander hat die Gallier] in der Mahlzeit ob Essens
gefraget, was sie doch am allermeisten entsetzten und
förchteten, und endlich vermeint, sie wurden ant-
worten, dass sie ihne ob allen dingen entsässten [!].'
Mo. Tscbddi, Gallia. ,Wann das Unglück klein ist,
pfleget auch die Gefahr für gering geachtet zuwerden;
ist das Unglück zwahr gross, die Anzahl aber der
Personen, die in selbiges gestürzet werden, gering, so
pflegt man selbige [dh. die Gefahr] auch so gar gross
nicht zu e. Hingegen wo beide zusamensehlagen ...,
da erklupfeu ab dieser Gefahr auch die Herzhafteste.'
JJUlr. 1731. — Ent-setzen n.: 1. entspr. Bed. lap,
Absetzung. ,Der vierdt teil dises buochs begreift das
e. der drey widerwertigen päbsten.' JStdmpf 1541. S.
auch Butz I (Bd IV 2006 u.). - 2. entspr. Bed. 3 b,
Erstaunen, Verwunderung. ,[Üie Mutter] erinnerte
sich dessen mit E.', nämlich eines Ereignisses in der
Jugend ihres nunmehr zum Pfarrer von Zumikon ge-
wählten Sohnes, das auf diese Wahl voraus zu deuten
schien. Mise. T. 1722 (I 5, 14). — ent-setzt, ,-satzt':
I. a) zu Bed. laß, abgesetzt. ,An des entsatzten [Her-
zogs] Ernesten Statt.' Sprecher 1672. — b) zu Bed.
1 b; s. in-setzen (Sp. 1659 u.). — 2. zu Bed. 3. a) von
Personen. ,E., von sinnen kommen, (bewegt, er-
zürnt), permotus mente, vultus citatus ira.' Fris.:
Mal. ,Sy wurd zornig und e. und sprach also in
einer gächy und in einem zorn ...' 1438, Z RB. .[Er]
ward e. und zornig, als dann ein jeglich from man
billichen wirt, so man inn siner eren schuldiget.' 1438,
ebd. ,Do er söliche wort ... von im horte, do wurde er
e. und zukte sin messer ...' 1453, ebd. ,Des wir nit allein
uns verwundern, sunder vast e. werden, das ieraand
üwer herschaft so ollen betrügnüss getürstig ist an-
zuobringen.' 1476, Bs Chr. ,L'IV semlich wort ist der
her von Kran in siner gestalt ganz e. gesiu und hat
1671
Saz, sez. siz, soz, suz
1(37 2
also gesprochen: Ich kerr mich nit an herr von
Granobel; er ist ein pfaff ...' 1477, Waldm. ,Dan ein
erberkeit in stat und laud was ganz streng wider dis
unghorsame reisglöf und geltpratik, wie billich, e.'
Ansh. ,Wenn zwen mit einandern uneins weiden, das
sy über einandern zucken, und es scheiden biderblüt
so vyl, das einer nach sim willen nit zuo fachten
kommen möcht, und wer doch so vyl e., das er sin
tagen oder waffen von im schuss zuo schaden sim
widerteil [soll er doppelte Busse geben].' 1537, Schw
LB. S. noch ver-räten (Bd VI 1603). Von einer Volks-
menge. ,Aber die ussren warrend dermass entsetzet
von des handeis des abscheids wegen, das dhein milte-
keit da funden mocht werden.' Waldm. (B Bericht).
,Man möchte sich wol versächen: nachdem und die
gemeind entsetzet, werrent sy hinuff komen [in den
Saal, wo Waldmann war], das ein gross pluotvergiessen
bescbächen werre.' ebd. — b) ,Entsetzt ist ein Pferd,
das auf einmal steht und nicht vorwärts zu bringen
ist' GßNuf. — Ahd. inteezzen, mhd. entsetzen; vgl. Gr. WB.
III 620; Fischer II 740. Als moderne Entlehnung verrät
sich das W. auch durch die Ausspr. ent- (st. et-). Über ert-
vgl. die Anm. zu cr-ent- (Bd I 353); S. auch entsetzlich. —
Ent-setzung f.: 1. a) = Entsetzen 1. ,Closters Mury
reformation und des prelaten e.' 1595, Z. Entspr. ent-
setzen 1 b. ,[Es] habent myn herren uss gnaden syn
[eines Prädikanten] hievor erkendte e. des kilchen-
diensts ... widerumb ufgehept . . ., doch das er sich
wol halte oder fernerer entsatzung [!] on wytere
gnad erwarte"t syn solle.' 1588, Z EM. ,[Es solle in
diesem Fall] kein Richter Anzug noch Umbfrag halten
bey E. seiner Amtsstelle.' 1665, U LB. ,[Als .malefizisch'
wird erklärt] was Leib und Leben oder Leibstraff und
E. der Ehren betrifft.' U LB. — b) zu entsetzen ld^,
Empörung, Aufruhr. ,So wirdt uff uns gezöugt, das
unsser Eidgnossen von Ländern unser gemeind und
landtschaften gern in e. brechten, das, ob Gott wil,
nitt beschicht, so wir doch in anders nitt, dann fromen
herschaften zuostat, ie und ie bewissen haben.' 1489,
Waldm. (Schreiben von B und F). — 2. zu entsetzen 3.
,E., commotio animi, unruow des gemüets, perturbatio.'
Fris.; Mal. , Weissagen heisset auch ... bäten und
singen und Gott wie für andere seiner Wundern, so
insbesonder abermahl das erstaunliche Erlösungswerk
in Christo Jesu, zur E. wiederum und Ergwinnung
Anderer, Preiss und Ehr und Herrlichkeit geben.'
JJÜlr. 1731. — e"t-setzli(ch) (heute meist ent-
unter dem Einfluss der Schriftspr.), e"tsetze"lich AaF.
(s. Bd VI 1162o.), ert-setzlich Ndw (neben e(n)t-), ert-
setzli(g) Bs (nach neuerer Angabe meist ent-), ertsetze"-
lich aScHw; S (-Hg), wie nhd. entsetzlich. So i" einer
Minute" g'sund und tot, es isch erzetzelig! BWvss 1863.
Jegerli und erzetzelich! pflegte ein gewisser Schiffmeister
zu sagen aScHw. Verabscheuenswürdig: , Mandat be-
treffend entsetzliche Abfahl und Hintritt zu der
cathollischen Religion.' XVII./XVIIL, Z. In bloss
steigernde Bed. übergehend. En erzezligi Angst Bs.
En entsetzlecher Manisch, ,ein sehr grosser' Ndw
(Matthys). Ents. gross, ebd. NU gar erzezlich mit vo"
dö. Firm. (Bs). S. auch Sp. 875 M. — Zur Form des
Prsef. ?gl. die Anm. zu ent-aetzen, zum Ausgang -elich die Anni.
zu satüici (Sp. 1480).
er-: 1. tr. ,E., erfüllen, supplerc.' Fris.; Mal.
a) durch An-, Zu-, Zssetzen ein Ganzes (wieder) her-
stellen, a) Etw. (vollendend, zum Schmuck) besetzen
mit. ,Ein tegen rieh, von gold so rein, der ist ersetzt
mit edlem gestein, den hat er [Karl bei Grandson]
ouch verlorn.' DSihill. B (Lied). — ß) ,ein be-
schädigtes, urspr. ein Ganzes bildendes Stück ergänzen'
GrD. (B.). ,Beim Spinnen (von kurzem Hanf) den
Faden aufs Neue andrehen, ansetzen' GRMai. Ein
zerbrochenes Schwert ,wider e.': ,[N. zu seinem
Schwert:] Ich huw [in den Stein] dich zeversuochen,
und du giengest ein halben schuoch darinu; da zerbrach
ich dich ... Aber umm die fügend, die ich inn dir
wusst, liess ich dich wyder e.' Haimoxsk. 1531. Von
Kleidungsstücken, „ansetzen, anflicken" B (St.b); Gr
D.; „L" (auch St.b); Sch (lt Kirchh. und St.»); W
(Tscheinen); „Z" (auch lt St." und Dan.). Strumpf
ersetzte1 W (Tscheinen). D' Muetter ersetzt de" Orütte"
d' Strumpf, setzt neue Fusstücke an GrD. Insbes.
auch: Kleidungsstücke uä. zsschneidern, -flicken. Ich
ha" 's schiilich mües'en e.l Z. Es wSt e" Narr si" u"d
no'k lenger dene" höchmüetige" PüreHotschline" halb
vergebe" iri miggerige" Chleidli e-n u"d chere". SGfeller
191 1. Das Unterfutter zu Kleidern wird häufig ersetzt,
indem man dazu ältere Gewandstücke verwendet Z
(FStaub). ,Consarcire [!], wider e., zuobüetzen, ein
stuck einsetzen.' Fris. 1541. ,Resarcire, widerumb
büetzen, e.' Fris.; Mal. Eine Rede vervollständigen:
, Supplere, einem helfen reden, das er nit kan oder
vergässen hat, an eines red henken, eines anderen
red e.' Fris. Behörden, militärische Bestände ergänzen.
,[Wenn] ainer oder me under den fünffen abgiengint,
[so sollen sie Andere] an der abgangnen statt setzen,
also das die fünff allweg ersetzt werdend.' 1471, ThHw.
Arch. .Einen zeug wider e. und erfrischen, exercitum
reparare, instaurare.' Fris. ; Mal. , [Die Tagsatzung in
Baden habe vernommen, dass] etlichy hoptlüt under euch
ire faindly übel mit knechten ersetzt . . ., derhalb ain
jedes ort sinen hoptlüten ... empfele, dass sy ire
faindli wol und folklych mit kriegslütten ersetzen
und nüt mit pschiss und trug umgangend.' 1555, Zellw.
Urk. (Schreiben an die appenz. Hauptleute in franz.
Diensten). ,Ward ouch dem könig verwilliget, die
fändli, so in Frankrieh warend, zuo e. ; denn vil darvon
abgestorben.' 1568, HBull. D. — b) ergänzend, aus-
füllend setzen, o) Schottju dam Sure" e., zusetzen
PAL; s. besinnen (Sp. 1063u.). — ß) .Wurdent sy zwen
des rats erlassen und ander dryg an ir statt ersetzt.'
1530, Bossh. Chr. — c) wie nhd., Ersatz schaffen,
bieten (nicht volkst.). o) mit Acc. S. ,[Gott] wil, das
wir an inn alle ding begerind und wirf er uns geben
und unsere prästen e.' Zwingli; omnes necessitates
nostras suo favore et benignitate clementer sarciat
(RGualther). ,Wie ein rechtsinniger, dankbarer mensch
uff ein andren menschen, der im all sin leben und
noturft ersetzt, in allem tuon und lassen ansieht.' ebd.
,Dass aber üwer sün [infolge der Reformation] nümmen
zuo bischofen, äbbten werdend, wirt üch in den weg
ersetzt: sy habend allenthalb gebiet und herrschaften;
uf dieselben setzend sy hinus und machend weltlich
herren us inen.' ebd. ,Librum imperfectum supplere,
aussmachen, den mangcl e.; einen schaden e. und ab-
tragen, damna resarcire, dissolvere et compensare
damna.' Fris.; Mal. ,Ein ander ding e., an statt eines
anderen sein, vicem alterius rei reddere, obtinere;
remis Zephyros supplere cadentes, mit ruoderen faren
oder ziehen am ruoder, die wind ze e., das ist, mit
dem ruoder zewägen bringen, das sunst der wind tuon
1673
Sa'/,, si"Z, siz, SOZ, si:
1071
seilt; si IVetura gregem suppleverit, wenn die zucht
die schaar oder härd ersetzt, das ist, wenn so vil
läniblinen werdend als der schaaffen sind.' ebd. ,Herr
obmann Escher soll dem kornraeister 20 oder 30 raalter
haber geben und so ers im gegen Martini usshin nit
wider an haber zuo e. hatt, soll man ims umb ein
gebürlich gelt anschlahen und wider zalen lassen.'
1571, ZRM. ,E. und ergetzen.' .Dieses Leid währet
nicht immerdar, sonder wird auch wiederum mit Freude
abgewechslet, ersezet und ergezet.' JMeyer 1700. S.
auch er-getzen (Bd II 575). Einem Etw. vergelten.
D' Almucsen e.; s. Brälscheli-Mann (Bd IV 276). ,E.,
wider umbhin legen oder setzen, reponere; merita
alieuius assequi, mit gleichem vergälten, eim ein dienst
oder guottat umb die ander tuon, einsi verdienst e.'
Fris.; Mal. Eine Stelle ausfüllen: , Eines anderen statt
e., für ein anderen dienen, pensare vicem.' ebd. —
ß) mit Acc. P. ,Und sind bürgen [für die Schuld-
briefe der Stadt] ersatzt: an hern Ruodolff Hof-
meisters ... statt herr Adrian von Bubenberg ...' 1467,
BRM.; oder zu b? .Derwegen er [Abt Wilhelm] bei
dem könig so vil vertragen ward, dass er in zuo e.
in rat fand.' Vad. , Einen e., ein ding als guot machen
als er, aquiperarc aliquem ; den vatter e., im nach-
schlahen oder gleich sein, regenerare patrem.' Fris.;
Mal. — f) mit Acc. P. und Gen. S. ,Dass man weit
die Jenffer irs kosten e.' 1530, F RM. ,Der under-
pfanden ersetzt werden.' 1543, Z. ,Die wittib war irs
leids ergetzt und irs verlursts auch wol ersetzt.'
GGottii. 1599. — 2. refl. a) von Personen, a) sich
breit, gravitätisch (Schw; Zg), behaglich oder wichtig
(ZZoll.) hinsetzen. Syn. sich versetzen, -tuen. — ß) un-
eig., hartnäckig, starrköpfig bei Etw. (einer Meinung,
Absicht, Weigerung) verharren, darauf bestehen B (auch
lt St.b und Zyro); „L" (auch lt St.b), in Ndw (lt Matthys)
daneben de' Chopf e. Er hedsich ersetzt ,B; L' (St.b).
,Desshalb sich die fünff ort so heftig wider das gots-
wort stalltent, ouch nit wolltend geben das gelt, wie
im nächsten landsfriden gemacht was . . ., wie wol
mänger tag darumb gehalten und vil zuogeseit was;
es ward aber nüt gehalten, dann sy sich gar ersatzt
hattend.' 1530, Bossh. Chr. ,[Wir werden nochmals
mit den Klosterfrauen zu Diessenhofen unterhandeln
wegen ihres Übertrittes zum neuen Glauben] wiewol
wir gar kein zwyfel band, es werdi ganz unfruchtbar
sin, so gar band sy sich ersetzt.' 1530, Absch. ,Er
lougnet aller dingen kurz ab und was fast ungschickt
mit Worten und gberden als einer, der sich ersetzt
hat.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Mochtend der stetten bot-
schaft in güetlikait ze handien gar nüntz erlangen,
dan die von Schwitz sich ersetzt hattend und darzuo
kains wegs woltend reden lassen.' Vad. ,Das sy sich
ersetzt und wann man also inen noch meer schribe.
das sy nun dest hartneckiger werdint.' 1544, Z. .Sich
e., widerspennig oder eigenrichtig sein, obstinare; sieh
gar e., obfirmare animum; sy hattend sich ersetzt,
eintwäders zesterben oder zegwünnen, obstinaverant
animis vincere aut mori.' Fris.; Mal. ,Was alles
tädingen vergeben ... und hattend sich die von Schwitz
und von Glarus dennassen ersetzt und für sich ge-
nommen, dass si fürbass kein ander recht gegen denen
von Zürich bruchen weltind, dann nach lut und sag
irer geschwornen pündten.' Ms, Tschodi. Chr. ,üass
sich Vasthi ersetzt hat und [dem König] nit wollen
ghorsam syn.' LLav. 1583. ,Wie man lüt findt, die
sich ersetzend und rächt haben wollend in sachen
des gloubens und in anderen dingen.' ebd.; s. auch
Sp. 152u. ,Sich e. in': ,[Abt Wilhelm] so vil unwilliger
was, so vil minder er nach seinem zefuossfallen bei
dem könig geschaffet hatt; darum er sich widerum in
allem vorhaben ersatzt und mit gewalt zuo handien mer
dan vor gesinnet ... ward.' Vad. ,Sich e. wider': ,[1518]
hat doctor Martinus Luther ... ze Wittenberg sich wider
den bapst zum ersten ersetzt, von im uff ein künftig
concilium appelliert am 29. tag novembris underm bapst
Leo dem zächenden.' Bossh. Chr. Sich weigern,
sträuben. Dass .etliche der gesellschaft, welche harzuo
[zu Einziehern der Ehrengaben] ernamset worden, bis-
weilen sich heftig gewidert und desselbigen e. und
erwehren wollen.' 1597, Z Bogensch. 1868. , Weil die
Juden hineinzugehen sich ersetzt haben, gehet Pilatus
zu ihnen hinauss.' FWvss 1650. ,Ich habe dir [der
Seelsorger einer .hartnäckigen Persohn'] gesagt, du
müssest sterben, wann du dich schon hartnäckig er-
setzest, auch das zu bekennen, was offenbahr und an
dem Tag ist . . .' JMev. 1094. Mit pleonastisch ne-
giertem abh. Satz. .Weilen dann der Pfarherr zue
Wangen die gewohnte Pitt umb die Pfar daselbst biss-
anhero nit erstattet und solche nit zue tuen sich er-
setzt und erwert haben solle.' 1648, Schw RB. , Unser
Sperren und Ersetzen, vor keinem Richter zu er-
scheinen.' Gespr. 1708. Vereinzelt auch mit sächl.
Subj., widerstehen: .[Das Nest des Alcyons] ersetzt
sich auch einem scharpfen gweer, also daz man es
kaum mag zerhauwen.' Vogelb. 1557. — ]>) von Sachen,
sich (vollständig) setzen, zur Ruhe kommen, a) eig.,
von Erde BGr. Frisch aufgeworfene Erde setzt oder
ersetzt-si": S. auch Bätzelen (Bd VI 1919 o.). — ß) un-
eig., von Streit, Lärm usw. ,Vil leut woltend ver-
neinen, der span [zw. den Äbten von St. Gallen und
Reichenau] solte sich nach küng Ruodolfs tod ersetzt
haben; das geschach aber nit.' Vad. ,Conticescebat
paulatim tumultus, das geschrey und aufruor oder
empörung ward nach und nach hüpschlich gestillet
oder ersatzt sich ; consedit utriusque in quaistura nouien,
beider lob oder ruora hat sich ersetzt oder ist still
gestanden, daz ist, hat weder zuo noch abgnommen.'
Fris. — er-setzt: 1. zu Bed. laß. Im Holzbau:
.Hochstüde stehen meist zwei ganze, andere sind er-
setzt, dh. reichen nur von einem Querbalken im Ober-
stock bis an die First.' JHonz. 1908, 144 (SLüsslingen);
vgl. das syn. versetzt. Von einer Behörde; s. Er-satzing
(Sp. 1590). — 2. zu Bed. 2 a ß, = eigen-richtig (Bd VI
470). ,Diewyl sömlichegedult [die Standhaftigkeit eines
M. ScKvola] kein hoffnung hat des ewigen läbens, ist
es mer ein ersetzt gmüet und selbs gefasster kyb, dann
ein rechte lobliche dultigkeit.' Gualtb. 1553. ,E., auff
seinem fürnemmen bestendig, obätinatus.' Fris; Mal.
,Rigida mente, mit e-m und eigenrichtigem geniüet;
obnixe, widerspennigklich, vestigklich, beharrlich,
trungenlich, mit e-em muot.' Fris. — ze-sammen-
ersetzt. ,Ein z-e pfruond', aus verschiedenen Stif-
tungen zsgesetzt. 1531, Z; vgl. Absch. IV lb, 1046. —
Ahd. irsezzen, mhd. ersetzen ; vgl. auch 6r. WB. III 982 ; Fischer
II S43. — Er-setzung f. ,Zno e. des abgangs.' L531,
Absch. (Z). ,[Dass man X.] so ein conventfrow an I »ten-
bach gewessen ist, zuo e. irer arrnuot uss gemeltem
closterö.jerlichs 20 guldin [geben solle].' 1542, Z ÜB.
,I)ie e., zuofüllung, peripheroma, compensatio, ex-
plementum, supplementum.' Fris.; Mal. — un-er-
1675
Saz, sez, siz, soz, suz
1670
setzlioh: = un-er- satzlich (Sp. 1601). ,Unersäzlichs
Schadens.' Ansh.
üs-: 1. heraus-, wegsetzen, a) von Pflanzen. ,Auss.,
deplantare, explantare; böum auss., anderschwo hin
pflanzen und zweigen, transducere arbores; mit den
würzen auss., exiraere cum radicibus.' Fris.; Mal.;
s. auch Zucht-Garten (Bd II 439). — b) von Zugtieren,
ausspannen, 's Vieh, d' Ross ü., vom Pflug oder vom
Wagen ScHSt.(Sulger); ThHw., Mü. Auch abs. Mer
tuend iez no'h de" Rieme" dö mache" [pflügen] und denn
ü. Th. ,Swer gegen win gat oder sendet vür die stat,
ald der dehein dinget, e das du ros usgesetzet werdent
an dem markte, der git 0 ß von ieklichem soume.'
äL EB. ,Derselb keller zuo Tannegg soll ains tags
zuo siben malen u. den zug usser dem pfluog, ob
es ain notdurft wurde, uff die bürg helfen vergen,
was die notdurft ist.' TBFisch. Offn. 1432. ,[N. ist]
kumen zum Cruz, hett da die ross ussgesetzt, wellen
da ze ymbis essen und die ross in stall gfüert.' 1563,
ÜMev. Chr. ,Der Fuhrmann ... sezt (spannt) die Boss
aus.' Spleiss 1667. ,Das Vieh (Zugviehe) auss., ab-
jugare jumenta, liberare jugo.' Denzl. 1677. 1716.; Hosp.
,[Die beim Pflügen verhexten Stiere seien nicht mehr
vorwärts gegangen] bis er ausgesetzt und heimb-
gefahren.' 1701, Z. Mit Dat. P. ,[Die Feinde haben]
by 36 rossen uns und den Eidgenossen ussgesetzt und
hingefüert.' 1448, Bs Chr. ,[ln N. habe] imme ein wirt
vast das best ross under allen ussgesetzt und anzöugt,
das söllich ross das sin.' 1558, ScuSt. S. auch in-s.
(Sp. 1660). — c) Einen aus dem (rechtmässigen) Be-
sitze setzen. ,So wissend ir wol, dass N. ... in allen [!]
friden und setzen zum rechten usgesetzt ist; [sie sollen
sich verwenden dafür] das doch besorgt wurd, das er
und sin erben by iren pfänden blibind unz uff die
zitt, das semlich zuospvuch, so er zuo der herrschaft
meint ze habend, mit recht ustragen worden.' 1442,
Absch. (Z Schreiben). ,Entweren und ü.'; s.BdVI270o.
Verbunden mit dem Gegs. ,in-setzen'; s. Sp. 1659. —
d) übertr. <x) ausnehmen. Mit Acc. S. ,Doch wart
in dem friden [zw. den Eidgenossen und Österreich]
ussgesetzt Nidouw und Bürron, won daz dez herren
von Cussin gewesen waz.' Just. ,So haben wir uns
bekent, daz beid teil [das Dorf Altstetten und unser
Burger Th.] genzlich by dem rodel bliben sollend in der
mass, als der wist, usgenomen als die kreiss des twings
darinn begriffen sind, daz ein teil unser gemeinen statt
berüert und zum andern teil N., ünsern lieben burger-
meister; dieselben sach setzen wir genzlich uss und
meinend der fürbass nachzegand.' 1430, ZStdt (Spruch
des Rates). .Söllent der reblüten keinr me schaffneryen
han denn allein vier jucharten; doch sind harin us-
gesetzt die gotshüser, die spitale und das siechenhus.'
um 1450, B pes. ,[Die , Landsassen' sollen] von jedem
recht nemmen an den enden, da der ansprächig ge-
sessen ist; darinn sind aber usgesetzt elich sachen,
die mag ein jeder berechtigen, als daz von alter har
komen ist' um 1490, Z StB. Mit Dat. P., formelhaft
bei der Aufnahme von Neuburgern. ,Alle alte stösse
sint üch [den Aufzunehmenden] ussgesetzt.' XV., Sch
StB. (Alem. VI 245); dh. die Schirmpflicht der Stadt
erstreckt sich nicht auf sie. .Bernhart Blaurer fünf
jar die nächsten [ins Bürgerrecht aufgenommen] ... und
alt stöss sint im usgesetzt ...' 1390, G StB. (GScherrer
1859, 46); dafür sonst gew. ,üssgelässen', zB.: ,Und
hat man inen [Klosterfrauen] alt stöss und krieg und
gaistlich sachen ... ussgelassen, also das man inen
darinne nit beholffen sin sol . . .' ebd.; s. auch Bd III
1408 (mit unrichtiger Erklärung). Mit Acc. P. .Us-
genomen die zwen Appenzeller, die daz gotshus von
Cur angriffen . . . band, die sind in diser richtung nit
begriffen und sind ouch die selben zwen Appenzeller
in diser richtung genzlich usgesetzt ein all widerred.'
1402, Gl Urk. ,Ob der herzog von Burgund uns [die
Eidgenossen] gegen dem [franz.] küng veruntrüwen
und fürgeben wurd, daz wir der richtung an in be-
geren und den küng ussetzen, als er vor getan, [sollen
die eidg. Boten beim franz. König] uns darin zuo dem
besten verantwurten.' 1476, Absch. ,[Von den Hoch-
zeitsgästen] sol niemans me gaben dann ein gab . . .,
doch sind in sölichem vatter und muoter usgesetzt und
fry gelassen, nach irem gefallen zuo gaben.' Z Mand.
1488. ,[Der BRat ruft die in päpstliche Dienste Ge-
zogenen zurück] sovil aber die berüert, so zuoletst in
Meiland sind gezogen ..., die selben ... wollen wir
usgesatzt und gesündert und si nit widerrüeft haben.'
1522, Strickler. — ß) Etw. vorübergehend unter-
brechen (zB. eine Arbeit, den Schulunterricht oder
Besuch der Schule, den Gebrauch eines Arzneimittels)
Aa; Ap; B; L; S; Th; Z und weiterhin. D' Schuel
ü. (mües'e"). Meist abs. Ieh tarf scho" e"chli" ü. De
Böte setzt üs L. Ü. mit der Arbet Ap; Th; Z. ,Von
der Arbeit auss., cessare a labore.' Hosp. Unpers.:
Es hat e" Will üsg'setzt, vom Regen, von Schmerzen
Th. Von Etw. oder Jmd lassen. I"* göne" gvad
's nächst Mölför d' Rät ond setze" nommenüs: si müend-
is [ein mittelloses Paar] hüröte" lö"! ... [Ein Nach-
bar sagte mir:] Wenn-der d' Eere" kä" G'hör gend, so
gang no" zueme" Ere"hopt, ond si müend-der ivillfore»!
Du muest grad nüd ü. ! Ap Volksbl. 1832. ,[Gott] weicht
mit seiner Liebe . . . nicht mehr von ihnen, er setzt
von ihnen nicht auss; wen er liebet einmahl, den liebet
er bis ans End.' F Wyss 1677. .[Christus] wolte seinen
Geist nicht aufgeben, bis er sagen könte: es ist foll-
bracht. Er sezet darum auch von seinen Gläubigen
nicht auss, bis sie follkommen in ihm sind.' JMeyer
1700. ,Er ist der Herr, der seine Jünger liebet; er
ist getreu, der nimmer aussetzet.' ebd. — 2. hinaus,
an einen bestimmten Ort setzen, a) Etw. ,an die freie
Luft setzen' B (Zyro); vgl. usen-s. — b) Bruet ü.,
Fischeier oder junge Fische in Teichen oder Bächen
aussetzen BG. Uneig. vom Nebel, wenn er im Herbst
wochenlang über der Tiefe liegt und der [den] Winter
brüetet: A'so het-er ZU, si" Frucht abz'lege"; aber uen"-
er nit cha"" si" Bruet ü., su giH's g'hi" g hörege" Winter.
ebd. Bärnd. 1911). — c) Etw. ausstellen Ndw (Matthys).
Spec. a) Brot zum Verkaufe auslegen. ,Das Klein-
brodt musste [im XIV.] öffentlich ausgesetzt werden,
um es dem Beker zu erschweren, den Armen mit un-
währschafter Waare zu drücken.' Mus. 1789; vgl. etwa
Z StB. II 50. — ß) eine Leiche unter Heiligenbildern,
Kruzifixen, Blumen und bei brennenden Kerzen während
zweier Tage in der Wohnstube aufbahren, damit die
Bekannten dem Verstorbenen das Weihwasser spenden
können kath. S; dafür in LG. Lieh lige" (vom Ver-
storbenen). Der Verstorbene isch g'icüss allne" Lüte"
g'si" a's wie-n-en Angel; drum isch-erjetz so schön üs-
g'setzt, mit Meie" z'ringsetum. JReinh. 1905. — d) übertr.,
Öppis ü., ausstellen, bemängeln Aa; Ap; B; G; Th;
Ndw; Z und weiterhin. Si hat all Öppis üsz's-en an
Ei"'m! I«* ha" Nüt ilsz's. dra". — 3. a) feststellen,
1677
107s
bestimmen. ,Und würt also zum letsten ussgesetzt, das
die würkungen oder kraft der seel: will, verstentnus
und gedechtnus, nüt anders sind ...' Zwingli; non aliud
dcfinire possumus (RGualther). — b) ausdrücklich an-
geben, spec. von Zahlen B(Zyro); Tu. Die einzelnen
Posten in einer Rechnung ü. Tb. S. auch Fuer-Brief
(Bd V 541 o.). Von Worten ; s. setzen 3 a v. (Sp. 1022 o.). —
üs-ge-setzt, ,-satzt': 1. zu Bed. lda, ausgenommen;
als abs. Ptc. Mit Acc. S., bzw. abh. Satze. ,[Wer]
dehein genetzt körn in unsere statt brechte oder ver-
koufte, dass man die dar umb welle straften ..., doch
dar inn u., ob einem sin körn von regens wegen oder
dass einer ungevarlich umbwurffe, nass wurde, dass
man dero nit varen sol.' 1432, Z RB. ,[Sie mögen
mich ergreifen] in stetten, in slossen ..., uff wasser
oder uff lande, dehein ende noch gegny nicht u.' 1445,
AaB. Urk. (Urfehde); ganz gleich 1446, Z. ,A11 ir spenn,
stös, vordrung und zuosprüch, wie oder warumb yeder
tail die zuo dem andern hat und zuo habende ver-
maint, darinn nichts u.' 1489, Waldm. ,Das enkein
antwerk von einem, der meister werden wölt, nit nie
denn 1 pfd Losner und von dem lerknecht 10 ß Losner
nemen sol, alle gevärd harinn u-et und ussgeschlossen.'
XV., B StR. ,A1 gevärd und arglist harin luter u. und
Termiten, dan dass sölich gleit von uns ... trülich sol
gehalten werden.' Ansh. (Geleitsbrief). ,Soll an der
canzel verkündt werden, 4 tag in der wochen, zinstag
und sampstag ussgs.' 1563, B RM. S. noch Tröstungs-
Bruch (Bd V 377). Mit Acc. P. ,Das hinfür niemand
an einer begrebdt über das mal by sinem hus noch
anderswa mer personen laden sol dann fünftzechen,
doch in sölichem die nächsten fründ und erben uss-
gesatzdt.' Anf. XVI., B StR. ,Und muosten das gen
geistlich und weltlich, edel und unedel, rieh und arm,
niemant gefrygt noch u.' um 1533, ÄABr. ,Von jemand,
er wäre inn- oder usswendig der stadt, niemands u.'
Ansb. ,Nur Diejenigen, welche an den Uffritt geladen
sind ... doch Harnister und Tischdiener ussgs.' B
Mand. 1028. Dem Obj. vorangestellt doch u. des
gottshus amman, eins abbts kemmerling und koch ...
die sonnd hierinn umbekümert beliben.' 1429, Abscb.
.[Wer nicht testiert hat] von dem erbt ein herr ze
Grüeningen sin varent guot ..., doch u. harnesch,
karen, wägen ..., das erbt er nicht.' Z Dümt. Offn.
1480. ,Das niemands überall im Bürgenberg holzen
sol, er sye dann burger oder hindersäss zuo Lucern,
doch darinn u. und ussgescheiden die bader, die
wirt ... dero deheiner sol im B. nit holzen.' 1501,
LRB. ,. .. doch ussgesatzt trostungbruch mit der band.'
A. XVI., B StR. ,Wir mögen all unser ussländig
Schuldner umb unsere schuld by uns verbieten, u.
Baden und Meilingen, die haben ouch weder uns noch
unser guot zuo verbieten.' 1512/3, ÄABr. StR. .Nie-
mand ..., u. früude.' 1534, S. — 2. abgesondert, von
Sondersiechen. ,Den usgesetzeden dürftigen an der Sile.'
Z RBr. — Mhd. üßtelzen, auch uoch ia andern Bedd.; vgl.
auch Gr. WB. I 970/1 ; Sanders II 1084/5; Schra.2 II 344;
Fischer 1520. Zyro gibt für B noch au: ,ein kleinem Kind aus-
setzen; sich oder andere einer Gefahr, der Kälte usw. preis-
geben; einen Preis, eine Belohnung aussetzen; zu Eml. -i-t/.-n,
vom Drucker', Bedd., die zumeist auch sonst bekannt und
gebräuchlich, aber wohl alle der echten Ma. fremd sind.
Die sonderbare Schreibung .usgesetzeden' für .usgesetzten'
im ZRBr. erklärt sich durch den Einftuss des in der Quelle
häufigen ,die gesetzeden' [= Gesetze] für gesprochenes .gesetzten',
das als Ptc. zu , setzen' verstanden wurde; vgl. die Audi, zu
Ge-miz (Sp. 1580). — Üs-setzi f.: wohl zu üs-setzen
1 b. = Ab-setzi (Sp. 1638). Nur als Fluni. ,[Die Grenzen
des Hofes gehen] bis an die hindern U. in den hindern
boum.' um 1322, ÄAElf. Offn. ,Ze Ehingen da sol ein
rehte taverne sin und sol nieman kein veil guot haben
von dem Swarzenbrunnen unz zuo der U.' ebd. — u°-
üs-setzig o"-: hartnäckig, unter keinen Umständen
nachgebend Ap (T.) — un-üs-setzlich: unablässig.
,Darzu die Barmherzigkeit Gottes einen heiligen Willen
und unaussetzlichen Trib uns sammt und sonders
verleihen wolle.' FWvss 1670.
use°-: hinaussetzen, zB. Kranke ins Freie bringen;
Topfpflanzen aus dem Topf ins Freie versetzen B; L.
Meie" u.
ver-: 1. mit ver- in der Bed. des hindernden ,vor.'
a) tr. a) (Einem Etw.) verlegen, sperren. Gew. im
militär. Sinne. ,Dessglichen haben sin reisigen ... alle
passen versetzt, daz nieman zuo noch von den slossen
davor gemelt kommen mocht.' 1475, Bs Chr. ,Als uns
der wäg versetzt was von Rodis in Candia ... Da
vernament wir, das der Türgg uns den wäg versetzt
hat mit vil schiffen.' HSchürpf 1497. ,[Als NN.] ir
antwort dem rat sagen woltend ..., da was das rathus
versatz[t] und überfallen.' Edlib. ,Die von Zürich ...
versatz[t]ent alle Strassen.' ebd. ,Da versatztend sy
die obren wacht und bolwerk mit etlichen knechten.'
ebd. N. habe alle Tore .versetzt', und er sei nicht
sicher Leibes und Lebens. 1510, Abscb. S. noch Passei
(Bd IV 1658). Mit Acc. P., Jmd der Bewegungsfrei-
heit berauben: ,Es sol ouch keiner [Krämer] den
andern v. noch verhenken mit schrägen noch mit
stangen, oder er wirt darumb gebuosset.' 1430, L.
Einen Graben, Bach v., stauen; auch mit Sachsubj.
Wenn der ,Bau' den Graben bei des Schmieds Haus
,v.' würde, so sollten der Prädikant und der Schmied
denselben mit einander, dh. wöchentlich abwechselnd,
reinigen. 1550. 1597, JNater 1898. ,Es soll semlicher
bach fry offen stan und denselben gar niemmen v.
nach verschwellen ..., und wellicher erfunden wurde
das den bach versetzt ald verschwelt hette [usw.].'
1581, Z Steinm. Offn. S. noch Eleb-Gam (Bd II 421).
Eefl. Vidier hät-sich versetzt ZO.; vgl. h a. Einem
den Atem benehmen: ,Mein böses Gewissen wollte mir
oft den Odem v.' ADennl. 1817. — ß) im Fechten und
davon ausgehend. 1) , (einem den streich mit etw.)
v.', (seinen Hieb) abwehren, parieren. ,N. zuckte sin
funst, sluog damit gen im, denn das er im den streich
versatzte mit dem arm.' 1457, Z RB. ,In armorum
ratione antiquior cavendi quam ictum inferendi cura
est, im fachten sol vil grössere sorg und grösserer
fleiss sein, wie man versetze, weder wie man schlahe
und tniffe.' Fkis. Etw. ,mit dem lichnam, leben uä.
v.', um Etw. abzuwehren Leib und Leben einsetzen.
,Also müessend ouch ir ... die übel und streich mit
dem lychnam v.' Zwingli; corpus obieetandum periculis
et verberibus (RGualther); vgl. IL Tim. 2, 3. ,Ir mües-
sends mit dem leben v., sust mögend ir der wüetrichen
unsinnigheit nit überwinden.' ebd.; vita semel morti
destinanda est (RGualther). ,In welchen zweitrachten
der gemein man vom adel, bürgern und landsässen
onseglich beschwerden erdulden und tragen und vil-
malen mit gefar leibs und guots v. müessen.' Yap.
Bildl. ,[Er] will mich mit Schälken stürmen, mit
welchem ich im nit widerweer tuon will, sunder mit
offner warheit alle sine schütz v.' Zwingli. ,Sich,
1670
Saz. sez. siz, soz,
frommer Christ, wie sobald ein grosser flügel den
einfaltigen für die ougen gemacht wirt, für dass man
inen die irrtum ze glouben hat ggeben; und ist aber
nüts ringer, so mau die ougen recht uftuot, weder
solch blendungen v.' ebd.; huiusmodi fucos dolosque
eludere (RGualther). Mit Worten parieren. ,Ja, spre-
chend wir wäglich, es beschicht wunderbarlich, und
wellend all ding mit dem wort v., glych als ob Gott
wunder würke, dero nieman innen werd.' ebd.; hoc
dicto ad omnes omnium obiectiones responderi posse
existimant (RGualther). ,[Der Mann] lege hin alles
geböch und gehäder under den lüten, undernäme sich
nit alle ding zuo v. und zuo verantwurten, habe ein
stillen mund.' HBüll. 1540. — 2) (wohl vom Vor.
ausgehend, weil man aus der Parade gew. zum Hieb
übergeht), (Einem einen Hieb) versetzen AaF.; B
(Zyro), doch nicht volkst. Er hed-em Ei"s versetzt. ,V.,
Einem Eines, heimlich einen Streich geben.' Denzl.
1666. ,Darfür er nicht ermanglet, ihme etliche Ohrfeigen
zu v.' 1684, Z. — y) übh. verhüten, verhindern.
,Das well üwer bruederlich lieb ouch tuon und sich
also darin füegen, damit diss gewytter ussgelüt und
tieffer infäll versetzt werden.' 1489, B Brief (Waldm.).
— 8) Etw. (von Amts wegen) verbieten; vgl. 4 d.
,1354 kam der burgermeister, der rat und die burger ge-
meinlich überein, als man giselschaft versetzet hatt,
das man do iedem man erloubt hat, sich umb sin gelt-
schult ze versorgen . . . mit gyselschaft und mit andern
sachen, als er dann notdürftig ist.' Z StB. ,Dannan
hin mag aber iederman sich gen dem andern versorgen,
als im dann nottürftig ist), es wery dann, daz es die
rät und burger fürbaz versastin.' 1372, ebd. ,Man
sol nachgan und richten, als etlich metzger lebend
vich, das syen swin oder anders, uff dem Münsterhof
und in der statt kouft, die enweg von der statt ge-
triben und sy wider unvermetzget band verkouft, dar
über daz mh. das versetzt band ...' 1432, Z ßB. —
b) refl. a) sich stauen, keinen Abfluss finden, von Wasser
AaF., sich festsetzen, zB. von Staub ScaSt. (Sulger).
's Wasser hed-si'h versetzt AaF. ,Wenn das gwelb
vorem Renwäger tor gemachet wird, soll der zoller
daselbs . . . schuldig syn, allwegen darzuo zuo luogen
und die luftlöcher jeder zyt uftuon, damit das wasser
sich nit darinn versetze.' 1565, Z RM. ,[N. beklagt
sich] wie . . . auch im Egraben niden sich das Wasser
allerdingen versetzt.' XVII./XVIII., Z. Vom Eiter in
Wunden uä. Aa. 's licd-sich versetzt AaF. .Jetzt hat['s]
sich mehr [= mir] versezt in Kopf, das ich schon
3 Wochen das Beissen im Kopfe habe.' 1895, Aa
(Brief an einen Apotheker). ,üas süberet die därm ...
und drypt daruss, was darin verlegen und [sich] ver-
setzt hat.' ZGArzneib. 1588. ,Wann das Erbgift ein
Ort antrifft, das mit Gestank erfüllet ist, so pflegt es
sich darin zu v. und aufzuhalten.' JHLav. 1668. ,Es
wiederfährt endlich auch, dass das Gift dieser Krank-
heit [Alpenstich] sich auf diesen oder jenen Teil des
Körpers versetzt und alsdann mehr oder weniger ge-
fährliche Zufälle hervorbringt.' 1765, B (Guggenbühl,
Der Alpenstich 1838). .Versetzt sich die Materie ins
Innere der Lungen, so speit der Kranke einen mit
Blut vermischten Speichel.' ebd.; vgl.: ,Wenn der
Versatz auf die Brust fällt.' ebd. — fä) in der Jägerspr.
sich in ein Versteck ducken, von aufgescheuchtem
Wild, zB. Hasen Aa; B; S; Z vgl. Adelung IV 1137;
Kehlen VI 132 f. ,Es ward [am Bettag] gejagt. Der
Hase versetzte sich auf dem Kirchhofe, während die
Gemeinde in der Kirche war.' Gotth. ,Sie wollte Hans
zu merken geben, wie ihr nicht unbekannt sei, wo er
seine Geldkatze verloren ... und wie er ein ander Mal
in einem Walde wie ein Hase immer wieder aufgejagt
worden sei, wie er sich auch habe v. mögen.' ebd.
,Mit Schein haben sie [des Amtsrichters Hunde] ver-
loren, der Hase wird sich versetzt haben.' ebd. —
2. mit ver- in der Bed. ,für.' a) Etw. als (Faust-)Pfand
geben, verpfänden Aa; Ap; Bs; B; L; Th; Uw; Z und
weiterhin, doch auch .obrigkeitlich verschreiben lassen'
W ; in ä. Spr. auch hypothekarisch belasten (bes. mit
Adv.). B' Chleider, 's Bett v. Mänger tued sVs Nest
v., um die Fastnacht feiern zu können L Gedicht. 'sHämp
ab <'em Lib (Füdlich), 's Nest tät-er v., der Bump! Z.
Me" mue" halt d' Füess nöch der Tecki strecke" —
we""-men-si ned versetzt hat ThMü. 's halb Güetli han-
ich scho" versetzt. B Volksztg 1896. ,Dü güeter gelegen
ze Zuffikon, du wir versetzet han.' 1338, LSurs. ,[N.
beteuert] das er ee sinen rock v. [wolle] wan . . .'
1474, Z RB. ,Das nieman in unssermlandt thein erblächen
haben noch lassen soll, darzuo und des glychen ensoll
ouch nieman den lehenzins v.' 1507/44, Schw LB. ,Der
den aplass versetzt hab, der löse in', Spott eines ab-
lassfeindlichen Mesners. Kessl. ,Zuo pfand gäben,
v., dare aliquid pignori.' Fris.; ähnl. bei Mal.; Denzl.
1666. ,Die gemeinen güeter und allmenden wellent
sy [die Obrigkeit] dheius wegs v. lassen.' 1565, Z RM.
.Kürzlich, als ein burenmeidli ein gürtel by iren ent-
lenen wellen, so sy aber versetzt [hatte].' 1571, Z
Ehegericht. ,Drumb er mit seinen Gspanen in kurzer
Eil zu Rapperschweil versetzet hat den Fahnen.' 1633,
Lied. S. noch ver-netzen (Bd IV 887). Mit weitem
Bestimmungen. Mit Adv. ,Die zins, die von zwänzigen
eins nemend, die solltind ir uf das erdrych nie haben
lassen legen . . . Solltind nit ir hie ynsehen geton
haben, dass der boden, des herren ir üch schrybend,
nit so jämerlich versetzt wurde?' Zwingli. ,Sind ein
teil [des Erbes] lehengüeter von der herrschaft; die
kan man nit v. Der ander teil sind eigne güeter, die
hat her N. selb versetzt schwär gnuog.' 1550, Gr Brief.
,Umb, für etw.' ,Das nieman in unserm [Land] enkein
erblen lan sol noch nemen sol, darumb nieman dekein
guot umb zins versasti.' 1389, Schw LB. .Die von
Popelzen sind abgewyssen, ir gmeinwerch für 1000 gl.
zuo v.' 1565, Z RM. ,An etw.' ,Tät er daz nit, so
mag er die pfand v. an sin schuld und sol daz dem
Schuldner verkünden, das ers da löse, ob er wolle, an
den stetten, da ers hin versetzt hat.' XIV./XV., ZBass.
,Für einen.' ,Sin frouw, die had für in versetzt ira
Kellersmat.' 1528, UwBeck. ,Will dir fürstrecken gelt
und guot ... will all myn guot für dich v.' VBoltz
1551. Mit Dat. P. .Dafür [für die Ehesteuer seiner
Tochter] versast er im 2Vs mark gelts uf den güetern
ze Rinach.' 1267, L. ,Do versast er [Friedr.vOsterreich]
dem grafen von Toggenburg ... die grafschaft, bürg
und statt ze Veltkilch.' Z Chr. XV. .Welicher unser
burger... hinnanthin deheinem ein sin guot versetzt
in underphandes wise . . .' 1430, Bs Rq. ,N. hat ver-
jeehen, daz er ein biel verstollen hab und das einem
wirt zuo Schaffhusen versazt.' 1465, Z RB. ,1425 ver-
satz[t] uns frow N. die fougtig zuo Meillen.' Edlib.
,[Die Bischöfe] habend die sigel [Dokumente betr. die
Abgaben] allenthalb den gwaltigen so tür versetzt,
das ieder furcht, im möge sin zins nümmen werden,
Saz, sez, siz
so man den hüdelzoll [Hurcnzoll] abstelle.' Zwiksli;
hieher trotz der lat. Übers, magno vendiderunt. ,1354
hat sie [die Herrschaft Laufen] bischoff Johans grave
Walraffen von Thierstein ... umb 2000 gülden ver-
setzet.' Wurstisen 1580. ,Wie ich mein Sparhaften-
Gältli dem Herrn Obervogt W. versäzet und nit mehr
hab vermögen zu lössen.' 1697, Z. S. noch Bd V
440 u. 1138 ö.; Bd VI 796 u.; Sp. 1521 M. Mit anderer
Beziehung des Dat.: ,[Seine Frau habe] im über alle
warnung federtecke, summertecke, ire kleider, kanten,
blatten und anderes versetzt.' 1541/3, Z Ehegericht.
Mit Synn. ,Wer, daz ich ... min erben oder nach-
kommen, delieinest wolten gan von derselben herschaft,
mit verkouffene oder mit versetzenne . . .' 1385, BSi.
Kq. 1912. ,[Die Güter nicht] verkoffen, v., verküm-
beren noch in dehain wis noch weg ... entwerren noch
entfrömden.' 1398, GT. Rq. ,Wond dasselbe gleit ... uns
in phandes wise verhöftet und versetzet ist.' 1415,
Aar. StR. ,[Als Verkäufer verpflichte ich mich, die
Vogtei zu] liilgen und lösen an allen den enden, da
ich sy versetzt oder deheinswegs verkümbert hab.'
1432, Z Rq. 1910. ,üarzuo möcht er wol daz sin an
vil enden v. und verbriefen.' 1441, Aar. StR. ,Wer
uff frömde pfender licht oder versetzt.' L StR. um
1480 (Titel); im Text: ,Wer dem andern frömde pfender
versezt old gelt daruff licht.' .[Jeder Ehegatte soll
das vom andern zugebrachte Gut] in guoten eeren
halten, sonder das nit v., verkouffen nach in keinem
weg verrendern nach vertuon.' A. XVI., GT. Rq. ,Ob
neislecher sinen teil versatzte, verlihe oder verkoufte.'
1525, Z Rq. 1910. .Einer frommen Eidgnoschaft lob,
er, glowen, Hb und leben unmenschlich, ja unkristlich,
ringer dan s vih, v. und verkoufen', vom fremden
Kriegsdienst. Ansh. ,Nachdem dieselben anhuobend
zuo kriegen und übel hus ze halten, versatztend und
verpfantend si obgemelte stuk von dem bistum.'
HBrennw. Chr. .[Nicht] v., verschriben noch pfand-
haft machen mit verbürgen oder in ander wäg.' 1541,
BSi. Rq. 1912. ,Der gmeind Ruodolflngen ist bewilliget,
ir gmeind uff vier jar lang um 200 oder 300 fl. zuo
v. und zuo verschriben.' 1571, Z RM. .Gegen Einem,
der nicht ein Landmann ist, [soll man Güter] weder
vertauschen, verkauften, v. noch verpfenden.' Ap LB.
1747. ,Kein Soldat soll weder Gewehr, Munition noch
Kleider im Feld oder sonsten wegwerfen, v., verkaufen,
verspielen, versauffen, noch auf immer eine andere
Weise mutwillig verderben oder verwahrlosen.' B
Kriegsordonanz 1764. S. noch Bd III 302 o.; Blepsch
(Bd V 134); ebd. 471 o. 1065. 1150/2. 1158 o.; Bd
VI 327 o. Land und Leute ,v.' ,Wer ouch, das wir
sy [die Leute im Niederamt, Neckertal und zu
Lütisburg] dhainest v. oder verkouffen weitend, das
mögen wir wol tuon.' 1440, GT. Rq. .Alle jar, so er
[C vonRünilang] hett müessen zinsen, nam er nie gelt
uff, versazt also sin land und lüt.' BossH.Chr. Ubertr. :
,Es sol ouch nieman darumb sin eid oder ere darin
v. bi der obgenanten buos.' 1457, BSi. Rq. 1912. —
b) Einen als Bürgen stellen. ,Urab die selben pene
hant si uns ze rechtem gelten geben und versetzet
HBrügglin, iren brueder.' 1383, Z StB. ,Als ich dem
Graseil 60 guldin schuldig bin ze gelten, dar umb ich
CZoller und JGrafenrat gen dem egenanden Graseil
umb die vorges[eit] geltschuld versetzet hab, sol man
wissen, daz ich gelopt hab, die obgen. Z. und Gr.
von allem dem schaden ze wisen, in den si von der
Schweiz. Idiotikon VII.
vorges[eiten] sach und geltschuld wegen iemer komen
möchtin.' 1396, Z. ,[A. sprach zu B.] er [B.] tete
jederman also, und hast mich ouch versetzet und wilt
mich nit lösen; do sprach der B.: Ich han dich nien-
dert versetzt dann gen miner frouwen der eptischin
Zürich amman.' 1412, Z RB. ,Welcher da Bürg und
Tröster ist, der muoss darum haft sein, wen er es
nit hielt, des Tröster er würd und ihne versezt hat;
doch welcher eines Bürg würd ob Rächt, der ihne
versezt hat, der soll vor ersuocht werden um ligends
und farends Guot.' GrD. LB. S. noch Bd VI 267 o. —
3. a) an den unrichtigen, ungehörigen Ort
setzen. .Unrecht setzen, in Unordnung' Ndw (Matthys).
Marksteine v., = ver-rucken (Bd VI 855) Aa; Bs; B;
Th; Z und weiterhin; daneben auch in Bed. b. Falsch
setzen, vom Schriftsetzer B (Zyro). Übertr. a) Jmd
,in üble Lage, in Verlegenheit bringen', betrügen,
hintergehn, zB. in Geldgeschäften, durch ein Heirats-
versprechen ZZoll. und lt Spillm. Syn. ans. De" bat-
st recht versetzt, von einem Burschen, der ein Mädchen
im Stiche gelassen hat ZZoll. ,Es klaget N. uf Gery
Schürginen, daz sich füegte, daz si enander die e
verhiessen und ouch enander redlich namen, und da
si etwefil zittes bi im was, unz daz si in bracht umb
daz er hatte, do sprach si zuo im, si wölt nüt nie bi
im sin, si hett vor hin ein elichen man, und lüf da
mit von im; also het si inn versetzet und übel getan.'
1384, Z RB. ,Man sol nachgan und richten, als Heinis
von Ougspurg sun der snider arm tochtern undjung-
frouwen versetzet und daz er wol zwei oder dry ewip
genomen hat, die alle noch lebent.' 1395, ebd. ,Es
begibt sich ouch dick, das die eitern ... uff irer ver-
kerten wyss, uff irem gyt und bossheit verharrend
und ire kind zuo v. undememmend', mit einer er-
zwungenen Ehe. HBull. 1540. ,Ir [Eltern] meinend
wol etwan, ir wöllends [die Kinder] fast wol versorgen;
diewyl aber üwer fürnemmen nit uss Gott ist noch
uff eer lendet, so versetzend irs.' ebd.; s. auch böslich
(BdIV 1726). ,Deluditur, wird betrogen oder versetzt.'
Cato 1048. ,Weil er sein Weib, das gute Blut, auss
seinem faulen, falschen Mut gar üppiglich versetzet.'
anRüegg 1676. Hieher auch: .Durch al oberzälte
händel ... war ir [der Stadt Bern] bständig für-
nemen ... sich ... keines frömden kriegs, ouch irer
Eidgnossen, ungenöt allein um gelts willen anzeneinen
und ouch zuovor von niemand weder guot noch gelt
zuo enpfahen, ire fromme lüt da mit zuo v. und um
lib und leben ze bringen.' Ansh. — ß) missbrauchen.
,Die erhaltung unsers Vaterlands freiheit erforderet,
dass wir [einer] des anderen leid, schaden und be-
schwerden nit verratind und versetzind.' 1585, UNeuj.
1827; hieher? ,V. zu.' ,0 wie hab ich deiner Gnaden
und Guttaten ... so liederlich vergessen, dieselbe
versezt zur Geilheit und den Geist deiner Gnaden
geschmähet!' AKlingl. 1691. ,[Nur durch ein Wunder
kann sich ein hartnäckiger Sünder bekehren. | Bin
solches Wunder aber sich von der so lange Zeit mut-
willig verachteten und zu allem schnöden Sünden» e-.cn
missbrauchten und versetzten Gnade Gottes ver-
sprechen ... heisset sich versprechen ... fast anmög-
liche Dinge.' JJUlr. 1733. — b) übh. an e i n e n a n d e t n
Ort setzen. Von Sachen. Bes. von Pflanzen (auch durch
Ableger) Aa; Ap; Bs; B; L; Tu; Ndw; Z und weiter-
hin. Meie" v. Wenn man zur Zeit eines Regenbogens
einfarbige Nelken versetzt, bekommen sie nachher alle
106
Farben ZWang. ,V., transplanto.' Denzl. 1666. De'
tünnist Spränzel wird dert dick und mues' lo" d' Chnöpf
v. Roos 1907. ,V., von einem ort an das ander setzen,
transponere, translocare.' Fris.; Mal. ,V., vertauschen,
transmuto.' Denzl. 1666. S. noch Hurd (Bd II 1603);
iiber-s. (Sp. 1642u.). In der Buchführung, übertragen:
,Uannenhär es [ein Schuldposten] versetzt worden.'
XVII., GrL.; vorher, tragen'. Übersetzen: ,1ns Latein v.,
reddere latine.' Denzl. 1666. Von Personen; so von Be-
amten Aa; Bs; B; Z und weiterhin, doch infolge unsrer
politischen Einrichtungen weniger üblich als anders-
wo. Auch von Schülern Aa. Si händ-e" versetzt, zB.
einen Verweser an einer Schule Z. ,NN. allhier gehauen
hend. Der Herr ihnen viel Glück und Segen send,
und nach disem Lebenslauf, dass sie werde" versetzt
in den Himmel auf.' 1764, BFeld bei G. (Hausspruch).
,Sie werden hin versetzet zu Gott in Himmel auf
BSi. (Hausspr.). S. noch Bd V 173. Refl., sich anders-
wohin begeben und dort niederlassen. ,[Wer aus
dem Obersimmental auswandert, darf seine Güter
keinem Landesfremden verkaufen] es seie dann, dass
er sich in die Landschaft Frutigen versetzet hätte
[den Frutigern].' 1644, BSi. Mit Abstr. an Stelle der
Ürtsbest.: , [Es ist] ein rechte teube, das christenlich
volk also v. in solche Satzungen, die von Got keinen
gunst haben.' Zwingli; lat. adigere. — c) ke'n Schritt,
Tritt c, sich nicht rühren B (Gotth.); ZO.f; Syn. le'n
Fuess verrode" (Bd VI 620). ,Der Wirt war selbst
daheim, ein schwerer Mann am Leibe; sein Schritt war
so gewichtig, dass es den Gästen allemal Angst wurde,
wenn er ihretwegen einen Tritt versetzte.' Gottb.
.Deinetwegen versetze ich keinen Tritt mehr.' ebd.
.Drehen lasse man sich nicht, man vermöge die Käse
zu behalten, keinen Schritt versetze man deswegen,
drückte man ritterlich sich aus.' ebd. , Jetzt konnten
hundert Hochzeiten gefeiert werden, es versetzte
keinen Schritt dafür.' ebd. — 4. mit resultativem ver-.
a) versetzt ha", mit dem Setzen (zB. der Kartoffeln)
zu Ende sein Z (Dan.). Mer händ ieze"d versetzt und
doch nach vorigi Herdopfel. — b) refl , sich breit,
gravitätisch hinsetzen, um nicht so bald wieder auf-
zustehen ,Schw; Zg'; Z. Syn. sich er-s.; vgl. ver-
legen 3 (Bd HI 1189). Du cha""st-dich iez nümer
lang v., wann du uf d' Ban muest Z (Dan.). — c) ein-
setzen, einfügen, von (steinerneu) Bauteilen wie
Treppen, Kreuzstöcken, Türeinfassungen, auch von
Gartensäulen Th und wohl weiterhin in der Spr.
des Bauhandwerks. S. auch Under-richtung (Bd VI
415). Kunstgegenstände mit eingesetzter, eingelegter
Arbeit versehen; vgl. versetzt 4 a. Bildl. : ,[Die auf-
ständischen Hasler] versazten dise post [Nachricht an
die zu Hülfe gerufenen Unterwaldner usw.] mit luginen
gegen irem amman [der auf der Seite der Herrschaft
Bern stand].' Ansu. V 291. Wie nhd., einen Stoff mit
einem andern v., zB. eine Brühe mit Zucker, Bendli-
koner Wein mit spanischem Z und weiterhin, doch
kaum volkst. — d) (amtlich) festsetzen. ,[Es soll]
stete beliben dis nehste jar, als es des vordem jares
versetzet was.' um 1336, Z StB. ,Alle die penen, so vor
über unser vetter [ Väter] verschriben und versetzet sint.'
1336, ebd. ,Umb den roten win, den die lenlüt meinent
ze nemen, wie daz versetzet ist.' um 1385, ebd. ,Als
das vormalen von den raten und burgern versetzt ist.'
1430, ebd. ,Wir habend es sidmals versetzt, das wir
keinen burgrecht lihend, er hab denn sin elich wib by im,
ob er einiche hett.' 1434, AaB. Urk. Mit negat.Obj.-Satz ;
vgl. 1 a 8. ,Man sol nachgan und richten, als von alter
her versetzet, daz nieman vogel sol vachen mit lyme.'
1383, ZRB. ,[N. hat] mit unserm lüpriester an der
bredy, do er offenlich an der kanzel stund, frefenlich
gerett, über daz es die burger die zweihundert ver-
setzet hant, daz es nieman tuon sol.' 1384, ebd. ,Der
burgermeister und beid rät sint über ein komen und
hant versetzt, daz enkein burger ...' 1395, ebd. ,Ünser
herren band ouch eigenlich versetzet, daz nieman
enhein anken innrent den krützen utf den pfragen
kouffen sol, der in diser zunft ist.' 1418, ebd. ,Darzuo
haben wir ouch versetzt, meinen und wellen, daz enkein
münzmeister [usw.].' 1425, Abscb. ,Man sol nachgan
und richten, als die metzger under inen selben versetzt
und verkomen hand, daz ir keiner [usw.].' 1432, ZRB.
,1468 haben gross und ciain rät gesetzt und versetzt,
das nieman [usw.].' Sch StB. ,Als die in der March ...
versetzft] hand, daz man uns weder strouw noch höw
noch buw uss der March zuofüeren nach gan lasset.'
1438, Edlib. S. noch Bd V 1280 o.; Sp. 1535 o. —
e) vergaben. ,Es sye man oder frouw ... die all ir
guot verschaffen, vermachen, vergäben oder v. wollen,
der oder dieselben sollen es tuon mit gricht und urteil.'
Zg StB. 1566. — f) sich vornehmen, den festen Ent-
schluss fassen, mit Acc. S. oder Inf. Ap (T.), refl.
sich verschwören B (Gotth.); ZFehr., O. (Brunner).
I'h ha» 's versetzt, i'h tue" ... Ap. Er hät-si'h versetzt-
er tüeg's nüd ZFehr., 0. ,Da hätte es sich hoch und
teuer versetzt, in einer Kirche sehe es Niemand mehr.'
Gotth. — g) ersetzen. ,[Der Gläubiger hat das Recht,
für den Geldstag] die bestellten Schuldboten zu
brauchen ... oder die Sach selbst und in Person zu
verrichten ... jedoch mit vorgehender Bezahlung und
Gutmachung des Costens, so zuvor mit Boten darauf
gangen und der Schreibstuben zu v. sein möchte.'
1678, B; an anderer Stelle ,der Cammer zu ersetzen.'
— ver-setzt, in W in Bed. 4 b versatzt: 1. a) entspr.
Bed. 1 aa. ,Die versazten rik und Strassen.' Ansh. ,Der
seien hail ist gar v., mit strick verletzt, ün alle mass
des himels strass verwachsen ist, mit dorn vermist.'
Schade 1863. — b) entspr. Bed. 1 b a. gestaut. , Für jede
Quelle muss man einen solchen Hauptgraben machen
und in dieselbige so viel Nebengräblein, als nötig ist,
alles v-e Wasser abzuleiten.' Z Anl. 1760. ,V-es Blut.
Wenn ein Mensch gefallen ist oder v-es Blut in dem
Leib oder bei dem Herzen hat, dann nimm 90 Regen-
würmer [usw].' E. XVIII., UwK. — 2. entspr. Bed. 2 a.
,In dem arapt sint diseu guot versetzet ...' um 1320, HU.
.Geburt die erst losung by nüntusent guldin, als es
von den füisten von Österrich v. gewesen ist.' 1442,
Absch. ,Was höfen oder güeter von Altikon ... v. sind.'
1479, ZRq. 1910. ,Die ligenden pfand [sollen] nie-
mat verfangen noch v. sin.' A. XVI., AaB. StR. ,Heige
er nüdt, das sin sye; dann so er schon etwas hette,
alles verkümbert, verpfendt und v. sye.' 1533, Z Ehe-
gericht. ,[N. habe die Güter] nit witer v. und beladen
anzöugt.' 1541, Z. .Dieweil auch oftermalen vielleicht
der Schuldner anzeigen dürfen, das Pfand, so der
Gläubiger ihme schätzen lassen, ... wäre mit Namen
einem Andern v. oder verpfändt.' 1645, BSi. Rq.
1912. S. noch Bd III 1438u.; Bd V 1143. Mit Adv.
,Zuo denen tagen hand unsere herren von Zürich
ein ernstlich nachfrag gehan, was das kloster an
guot vermöge und wie vast es v. syge.' Bossh. Chr.
Saz, scz.
-11/
.Wiewol iles gottshus wesen nach dem merklichen
abgang aller dingen, renten, gölten, herlikaiten und
gwaltsamiuinen, so die vergangnen krieg bracht hattend,
von abt Eglolf etwas ufbracht und verbessert, was es
doch mangelhaft und vast v.' Vad. Durch die Er-
richtung einer Taverne vor der Stadt erleide ihr
armes und ,übel v-es' Städtchen [AaK.] grossen Schaden.
1542, Absch. Bildlich in religiösem Sinne. Vom
Gewissen: ,Der gotlos oder ungleubig gibt dem wort
nit glouben; dann sin v-e conscienz ist Cain gelych.'
Zwingli; lat. venundata et desperabunda conscientia.
Von Personen. ,Zum ersten muoss der mensch sich
selbs verlöugnen ... Hie muoss er glych als ein eigen
man und verpflichter knecht v. und verworfen by im
selbs sin.' Zwingli. S. noch Banziön (Bd VI 1164).
— b) entspr. Bed. 2 b. ,Sy [die Genfer] sollend dorumb
die v-en bürgen von stund an gen Bern wisen.' 1476,
BsChr. — 3. a) entspr. Bed. 3 a. <x) von Personen, in
schwieriger Lage, in Verlegenheit, im Unglück ZWäd.,
Zoll, und lt Spillm. Fr ist (arg, fürchterli'h) v. Mit
Dem war e" Frau nid v., nicht übel versorgt, nicht
betrogen ZWäd. ,So bin ich StZeller so gar ganz
und hert der knechten halb gegen den wirten v.
und versteckt, das ich weder us noch an weiss.'
1531, Strickler (Brief aus Italien). ,Ist die ginein
red, er sye mit einem Schelmen hinweg glouffen und
werde nit me in diss land kon, desshalb die guot
tochter v. were, und funde aber wol ander guot gsellen.'
1533/8, Z Ehegericht. Dar Blieb isch iez v., dessen Neu-
vermählte zur Hölle gefahren ist. Talhochz. 1781. —
ß) entspr. Bed. 3 aß; s. d. — b) entspr. Bed. 3b, ver-
schoben. Ist 's Lebe" nid ... us Masche" z'sämme"g'setst?
Lueg nw, dass keini z' lugg und z' fest und keini sei
versetzt! Z Gedicht. — 4. a) entspr. Bed. 4 c. Von Bau-
teilen. ,Wenne ein meister, der sollich vorgemelt
werk und buw inhends und besessen bette, von dod
abgat und ein ander meister dar kommet und gehowen
steinwerk da findet, es were versetzt oder unversetzt,
do soll der meister solich versetzet steinwerch nit
wider abheben noch das gehowen unversetzet stein-
werch nit verwerfen.' XVI./XVII., Z. Von Edelsteinen.
,Denne des herzogen tegen, sind im höfte v. 7 gros
dyamant, 7 gros rubin und 15 gros berlin als köst-
lichen, das man es ouch nit wol kan schetzen.' 1476,
DSchill. B (Burgunderbeute); dafür: ,da ist im hefte
7 diemant' usw. Absch. ,Item aber ein temand, ist
als gross als ein halbe bomnuss, mit drigen berlin als
gross als bonnen in einer haften versetzft], ist geacht
40 tussend guldin.' Edlib. (Burgunderbeute). ,[1526
wurde der Kirchenschatz der Z Kirchen und Klöster
säkularisiert] des vil von edlem gestein und berlin,
kochlichen [1. .kostlichen'] versetzft], und helfenbein
gemach [t] waz.' ebd. Von Kunstgegenständen, mit
eingelegter Arbeit verziert. ,Museum, musivum,
ein hüpsch v. werk von steinlinen allerlei färben,
als zuo Venedig in der kirchen S. Marken gesähen
wirt. Vulgus vocat mosaicum vel musaicum opus.'
Fris. ,9 guldin Ring, teils mit Steinen v.' 1057, Z.
Von einer schachbrettartigen Farbenzsstellung: ,üas
fänlin vom andern pund [des Grauen Bundes] was
grauw und wyss v. als ein schachzabel, und gieng
ein grauw und wyss erütz dardurch, ouch v.' 1518,
Bs Chr. — b) (versatzt) entspr. Bed. 4 f, starrköpfig,
dummtrotzig W. Syn. ersetzt. — c) entspr. Bed. 4 g;
Syn. ersetzt. .Firstsäulen, die nicht bis zum Erdboden
reichen, sondern nur auf einem Querbalken aufgesetzt
sind, nennt man [in der Nordostschweiz] v-i.' JHlnz.
1910. — un-ver-setzt: 1. entspr. Bed. 2 a. .Weliche
vogtie zuo Benken mit aller gerechtigkait und zuo-
gehord von dem gotshuss zuo Rynow lechen, sonst
aber fry ledig aigen, ouch anderswohin unbeschwert,
unverschriben. u. und unbekömmert wäre.' 1540, Z
Rq. 1910(ScHUrk.). — 2. s. versetzt 4 a. — Marche"-
Ver-setzer m.: wer Marksteine versetzt Z. — Ver-
setzung f.: 1. Verpfändung. Grosse ,v-en.' 1530,
Absch. — 2. wie nhd. ,Die v., translatio, translocatio.'
Fris.; Mal.; ähnlich bei Denzl. 1006. ,V. der Pflanzen.'
EKönig 1706.
Vgl. Gr. WB. XII 1283/98; Sanders II 10*7: Martin-
Lienh. II 382 f.; Fischer II 1335/7. Die schriftspr. Bed.
antworten' (zu laß gehörig) fehlt auch uns. Bed. 4 g auch
bei Fischer und schon mhd. (Lexer III 226). Verschiedene
Parallelen in der Bed. -Entw. bietet ver-legm (Bd III 1188 f.).
vor- s. unterm Folg.
für- (bezw. för-). moderner vor- (so auch in der ä.
I_.it. seit E. XVII.): 1. a) Etw. weiter nach vorn setzen.
<x) (vors.) in der Weberspr., den Spann-Stab (s. d.)
herausnehmen und weiter vorn wieder einsetzen Aa;
Syn. nächstecken. — ß) (vors.) in der Jägerspr., beim
Schiessen auf ein laufendes Wild vorhalten FJ. —
Y) (fürs) beim Mähen mit der Sense so weit als
möglich (nach der Seite und) nach vorn ausgreifen Ap
( ATobler). — b) Etw. vor Etw. (Jmd) hin setzen. ,F., für-
stellen, proponere, offene.' Fris.; Mal. Einem Speisen
vors. B (Zyro) und sonst, doch nicht volkst. ,[Er] satzt
im essen für.' 1530, I. Mos. .Einem den Judenspiess
f.', vors Haus; s. Juden- Spiess. Insbes. a) d' Imbe"
setzi"d för (jünger vor), sammeln sich in einem trauben-
förmigen Klumpen vor dem Flugloch bei Platzmangel
im Korb Ap (seit Einführung des Kastensystems \).
S. noch die Wetterregel unter Imb (Bd I 235; die
dortige Def. ist zu streichen). — ß) in der Fischerei.
,Ein garn fürs.'; s. Bd VI 1003 o. Abs.; s. beizen (Bd
IV 1981); übers. (Sp. 1638 u.). — f) (för-s.) vorspannen
Ap; Syn. für-Ugen lb (Bd III 1189). ,F., ein zug ross
oder rinder für den anderen setzen.' Fris.; Mal. -Mit
Dat. P. ,[Als] es nacht was, da kam das geschütz
nahin [auf den Albis] und etlichs lang in die nacht,
denn sy mochtend nit all ufhin kommen, denn dass
sy einanderen müesstend f.' 1. H. XVI., EEcli 1873
(PFüssli). Hieher oder zu 2bß: ,Batt er den H[errn]
Abt, dass er ihme ein paar Pferder f. wolte ...; der
Abt verwilliget ihme die Ross.' RCys. — 8) Ei'tn
de(r) Fuess fürs., vorhalten, damit er darüber falle B.
Vgl. dazu: .Opponere, f., entgegensetzen, (wider etwas
setzen).' Fris.; Mal.; darnach bei Denzl. 1066. Mit ver-
tauschtem Obj.: Ei"'m de" Weg fürs., (in böser Ab-
sicht) versperren BSi. (DGenip.). Der A. het am Merit-
z nacht dem B. der Weg fürg' setzt u"'1 het-im mit-eme"
Sparre" g'lotzet [um ihn zu berauben]. ,Etw. Ettrs.' =
unter Verschluss halten, einschliessen? ,Die Burger
zuo Bryg sind schuldig ..., so es einigen die notturft
vordrete, das er das, so er uffem [!] merkt hett tragen,
nit möcht noch hett kennen verkouffen, bis uff den
Höchsten wuchmerktstag in sicher ghalt znemen und
fürzsetzen, domit einer, so villicht niitt einer bürde,
soura oder andrem . . . uffem merkt wer komen, nit
muess wider hinder sich tragen.' 1572, W Blätter
(Vorschriften für den Woehenmarkt in Brig). — 2. in
mehr oder weniger un sinn lieber Verwendung, a) mit
sez, siz, soz, suz
1688
Acc. P. a) ,(vor-s.) Einen einem Andern voran ordnen' B
(Zyro); kaum volkst. ,F., zuo einem fürgesetzten und
öbmann machen, prseficere, praponere.' Fris.; Mal.
,Den Rotten werden fürgesetzet die Rottmeister, de-
curiis prseficiuntur decuriones.' Vestib. 1692. — (J) zum
Vorbild setzen: ,[Die Heiligen] die menneschen warin,
also wir sin, unde sich doch also verro wider der
broidi ir fleisches sazton ... daz si uns sint vurgesezzit
zebilde, daz wir mit ir helfe rnugin chomin ze dien
selben gnadon.' E. XII., Wack. 1876. - b) mit Acc. S.
a) voranstellen. ,Üch stat zuo, dass ir ... in allen
dingen fürsetzid das, das da betriff die er und uf-
enthaltung des heiligen römschen stuols.' 1519, Ansh.
(der Papst an die Eidgenossen); im lat. Original ante-
ponere. ,Pa ir die gesellschaft, so ir mit den Fran-
zosen nüwlich gemacht, mer geacht und fürgesetzt
denn die ältere und heilige pündnuss, die ir mit uns
und disem heiligen stuol [habt].' 1521, Absch. (der
Papst an die Eidgenossen). .Was.ists, dass man immer
menschlich Satzung, menschentand fürhält und stetigs
traditiones humanas dem göttlichen willen fürsetzet?'
Zwingli. ,[Menelaus:] Dieweil Paris sein muotwillen ...
der billigkeit weit für hat gsetzt und wider alle recht
uns gletzt' GGotth. 1599. ,Es seye hohe Zeit ...
den gemeinen dem Privat- und Eigennutzen vorzu-
setzen.' Aofwecker 1689. Spec. in der Konkursord-
nung, privilegiercn. ,Die Lidlöhner der Knecht und
Mägden [usw.] sollen den Verschreibungen, so speci-
ticirte Unterpfandt haben, vorgesetzt werden.' Sch
Auffahls-Ofdn. 1743. ,Auf solches sollen all andere
lauffende und in obstehenden Classen nicht vorgesetzte
Schulden gemeiniglich miteinander zugleich einstehen.'
ebd. — ß) (für- bzw. ßr-s.J vorschiessen, leihen ApK.,
M. (T.); ScHSt. (Sulger). Von Geld; in der ä. Spr. sehr
häufig, auch abs. ,Dann er [der König] dem herzogen
von Lothringen gar vil gelts gap und fürsatzt.' DSchill.
B. ,Da hab er im dick und vil gelt geliehen und
fürgesetzt und vil guots getan.' 1489, Waldm. ,Es ist,
ob Got will, kein priester so arm, wenn er sunst gern
lernen wil, er mag ein testament kouffen; etwo findt
er ein frummen burger und ander menschen, der im
ein bibly kouft oder sunst gelt fürsetzt, dass er eine
mag bezalen.' Zwingli. ,Wie wol wir [Bürgermeister
und Räte] niemants heissend noch erloubent, sin gelt
uf zins usszelihen, dann wir vil lieber weltind, das
yederman dem andern uss trüw und christenliche[r]
liebe lihe, hulffe und fürsatzte . . .• 1529, Z. ,Das wir
inen [den Mitmenschen] lyhen und f. sollend und vom
selben fürsatz oder gelichnem guot kein wuocher, das
ist nit ze vil noch ein überschwank nemmen sollend.'
HBull. 1531. ,Er doch keinen nienen fand, der im üt
nie wölt setzen für.' Salat 1537. ,Dem predicanten
N. 20 pfd f., ab siner pfruond abzüchen 2 mütt dinkel
an sin schaden.' 1539, B RM. ,1m 3000 cronen die
nechsten drü jar umb gebürlich zins fürzuos.'
1555, Z RM. ,[Als] ir bruoder Steffen verneine, das
sy ein söliche barschaft vermöchte, bäte er sy, das
sy im etlich gelt darus fürsatzte; des wäre sy willig
und liehe im uff sin pitt etwan vil, darus er dann
güetter koufte.' 1557, ZMänn. ,F., fürstrecken, leihen,
commodare; einem vertrauwen, leihen und f., ire in
creditum; galt leihen und f., copiam facere argenti,
credere peeuniam; oft und dick f. und zbest tuon,
commoditare.' Fris.; Mal. ,Wyters f. und borgen.'
1586, Z Ratserk. ,Man leicht inen [jungen Eheleuten]
auff irer eiteren oder verwandten tod, was und wie
vil sy wollen; da aber söliche hilff und f. den
jungen zum höchsten verderben an leib und seel
dienet.' SHochh. 1591/1693. ,Muss ein Jeder alles das,
so er imen uff Pfand oder sonst fürgsetzt und geliehen,
verlohren haben.' 1604, Z. ,[100 Kronen] so er dem
N. fürgesetzt.' 1633, Absch. ,41314 Pfd sind dem
Ambt Stein in Erbouwung des Kilchenturns daselb-
sten... fürgesetzt worden.' 1658, Z Seckelamtsrechn.
, [Viele Familien sind] stark in Misskredit, dass Nie-
mand ihnen Etwas trauen noch f. würde.' 1692, ZBrütt.
S. noch Bd II 48 u.; Bd V 707. Von Feldfrüchten.
,Wir bitten üch ..., daz ir unss helft mit üweren kuren-
[Korn-]füereren umb ain som roggen und unss gebaitet
werd unss zuo herpst, so wellent wirs dan erbarlich
bezalen; [wir haben unsere Leute mit nur wenig
Proviant ins Feld geschickt] und wo man unss nit f.
mag, so müosens wider baini.' 1499, Gr Schreiben.
.[Bauer zu Pharao:] Min ernstlich bitt langt an üwer
gnad, dass sy mir . . . fürsetze wenig kom, dass min
volk nit so kläglich sterb.' Rüef 1540. ,[Die Müller
sollen] nit mer kernen kouffen, dann sovil sy jede
wuehen vermalint und iren künden on allen gwün
und fürkouff fürsetzint.' 1573, Z Ratserk. ,[Den durch
den Hagel Geschädigten] sammenkorn zuo wider-
erbuwung des veldts f.' 1584, Z RM. ,Dass fürterhin
Keiner, so dem Andern Kernen, Haber, Roggen oder
ander Frucht fürsetzt uff Beit, Borg, Zil oder Tag,
wyter und mehr uff ihn schlahen und abnemmen solle
dann die Summa, so er ussgelihen hat, gsyn ist.' Z
Mand. 1636/50. Von Wein: ,Enet dem berg mag Einer
by 30 Soum Wyn mehr kauffen, dan sin Hussbruch
ist, damit er in Zytt Mangels Anderen f. könne.' um
1630, U LB. Auch von einer nicht vertretbaren Sache,
leihen, damit aushelfen. ,[NN. haben] den strümpfel
[am Fischweiher] uffzogeu, zwo zeinen, welliche innen
N. sampt einer ax fürgesetzt, darfür gespannen und
also die fisch uss dem wyger inn die zeinen und zum
teil nebent abhin rünnen und faren lassen.' 1585, Z
RB. Mit Bez. auf die kath. Lehre vom Heilsschatze
der Kirche. ,Wie kan denn ein säliger mir sinen ver-
dienst zur säligheit f., so er selbs durch sinen ver-
dienst nit sälig worden ist [sondern nur durch Chri-
stus]. Es ist ein schantlich wort [der Päpstler]: das
s. Laurenz über das verdienen der sälikeit erlidten
hab, das komme uns zuo hilff und setze der bapst das
den sünderen für und habe gwalt über den schätz der
kilchen.' Zwingli. .Welcher wirt mir nun [nach dieser
Widerlegung der kath. Ansicht von der Wirkung des
vielen und erkauften Betens für Andere] sin gebett f.?
Gheiner warlich ... Heftend die glyssguggen [vgl.
Gliss-Guegen Bd II 162] sich selbs erkent, so hettind
sy ir gebett nit wellen andren f.' ebd.; locare (LJud).
Übh. Einem Vorschub leisten: ,[A. sagt aus] er habe
gesechen den B. und noch einen, den er jetz nit ge-
nemmen kan, zuo dem Rüden mit einem ussman der
hunderten karten und sy beid einander hellten und f.,
das sy im das sin valschlich und unredlich angewunnint,
das er das berette und unverholen spreche, das were
ettwen ein ungehörte sach hie zum Rüden gewesen.'
1463, Z RB. — c) refl. <x) sich vor Augen halten.
,Wan die lectiones us sind ... sollen die knaben so
andechtig Gottes hilf und bistand anrüefen, als die
inen fürsetzen genzlich ir studieren on sin hilf gar
nüt sie, und härgegen also studierend mit solicheni
Saz, sez, siz, soz, suz
ernst und rlis, als wollt inen Gott nüt helfen und
müesstencls alles mit irer arbeit usrichten.' F Schul-
ordn. 1577. — ß) (vors.) sich vornehmen 1) (Zyro);
Ndw (Matthys). !<'• han-mcr eorg'setzt, i'* well nie mer
.if-ti-uii li (Zyro). .Uns bedunke, er habe iinni für-
gsetzt ze lougnen.' 1533/8, Z Ehegericht, ,1m selbs
f., destinare animo vel anirais, statuere ; im selbs f.
oder bey im selbs finden, das ist erkennen, apud animos
vel animum statuere; ich hab bey mir selbs beschlossen
und mir fürgesetzt, deliberatum et constitutum est
mihi, sie sententia est; ich hab mir fürgesetzt ee ze-
löugnen dann zebezalen, mihi autem abjurare certius
est quam dependere.' Fris.; Mal.; einmal ohne Refl.:
,Mihi certum est, ich bin eigentlich des sinns, ich
habs gewüsslich fürgesetzt.' .Mein herz . . . hat von
Gott ein couraschen und muot entpfangen, dass ich
entlich mir firsatzte, ein feinne lustige handlung und
gwerb fürzuonemen.' ARyff 1592. Subst: ,Uss dem
wirt wol ermessen, das die ee den priestern durch
das götlich gesatz nie ist verbotten und reinigkeit zuo
halten nit in unserm fürsetzen [in der lat. Übers, von
EGualtber .voluntas'], sunder uss der gnaden Gottes
entstadt und gehalten mag werden.' Zwingli. — für-
(vor-)ge-setzt: 1. entspr. Bed. 2a. E" vorg's-er Her,
,einer der ersten Regierungsbeamten' Nnw (Matthys).
Subst. E" Vorg's-er, = dem Vor. ebd., in der allg. nhd.
Bed. überall bekannt, aber nicht volkst. ,Zum andren
nempt er [Paulus Rom. X1IL] die fürges-en, es syind
fürsten oder obren, hohe gwält.' Zwingli. ,Alle geist-
lich fürges-en.' ebd. ,Joel... was ir fürges-er.' 1530/1,
Nkhem.; ,fürstender.' 1525; Luther: .fursteher.' , Für-
ges-er, praefectus, ein obmann.' Fris.; Mal. Spec. die
Vorsteher einer Gemeinde, eines Bezirks B, so in
Mühleb. b./Gr. (di Firg'satzten), Si. (di Fiivrg' setzte»)
und lt Gotth. (Vor-). Der Hans ist hö"'bottner [Bd IV
1867 o.], sit dem er zum de' F-e" g'hört BSi. 's isch
Alles imger ei"r Dechi ...: der Pfarrer, d' Vorg' setzte"
n"'1 di angere" Bure" [klagt der übervorteilte , Verding-
knabe']. Gotth. .Habind etliche Fürgs-e in der Gmeind
dein Tischmacher Etwas in der Küchen zu machen
verdinget.' 1638, ZHöngg. .Nemmet die Eltisten und
Gschwornen, gönnet ihnen die Ehr als Fürgs-en, dann
sie sind Fürgs-e der Gmeind und Nachgsezte der hohen
Oberkeit.' 1640, JJBreit. 1613/43. ,Der Herr Castlan
mit sampt den Fürges-en diser ehrenden Landschaft
Ober-Simmental.' 1668, BSi. Rq. ,l)enen jewesenden
Ambtsleuten und Fürges-en.' 1670, ebd. S. noch
Sp. 1552 u. Seit dem XVIII. ,Vor-.' .Ihre [der , Aus-
geschossenen einer ehrsamen Landschaft Saanen']
Vorges-en und Constituenten.' 1703, BSi. Bq. .Denen
Vorges-en der Gemeinden.' 1753, ebd. .Obmann am
Chorgericht soll in jeder Kirchgemeinde ... der erste
Vorges-e des weltlichen Gerichts sein, [welcher dann]
auch die Pflicht haben soll, die an ihn ergehenden
oberamtlichen Befehle als erster Vorsteher der Ge-
meinde seinen Mitvorges-en vorzutragen.' 1796, ebd.
Die ,Gemeindsvorges-en.' 1795. G Niederb. — 2. entspr.
Bed. 2 b ß. .Sölliche schuld und fürgesetzt gelt.' 1534,
Z EB. .[Frau N. hat ihren zwei Vettern für 100 Pfd]
an Tüechlinen und anderen Wahren türgesetzt [und
verlangt nun] das man iro Dasjenig, so ire beid Veteren
by fürgs-en Tüechli und andern Wahren iro schuldig,
uss der Knaben Gut bezalen welle.' 1608, Z Schirmb.
— '5. entspr. Bed. 2 c ß. , Redte der B. hochmüetlich
mer denn ein mal zuo im, er sölte nit vor im win
nemen, ald aber er weite im den usschüten ... Sig
A. nit lougenbar, als der selb B. inn mit BÖlichem
sinem selbs fürges-em gewaltigem hochmnot anzuge
und also zuo bezwingen understüend, er redte ...' 1 186,
Z RB. .[Wir sind Willens gewesen] ein rott knechten
unsern 1. Eidg. den nechsten zuozeschicken; [da kam
eine Botschaft] die denselben unsern fürges-en willen
ettwas tuot ufhalten.' 1499, S Schreiben. ,So verstau
wir dieselben ... in fürgesatztem willen sin, inen mit
einem venlin ... /.uozezüchen.' 1499, B Schreiben. .Wir
sind in fürgesatztem willen gewäsen, unser bottschaft
uff jetz haltende tagleistung by üch ze haben.' 1519,
B. - Ahd. /»«'-(vereinzelt /ore-)smen, proponere, pi
praferre; mhd. mraetzen; vgl. auch Ör. WB. IV 1, Sil;
Schm.aII 344; Fischer II 187:;. Nicht mehr zu erfragen
ist die genauere Beil. iles Bs Spielausdrucks oor-t. unter
holten II lb (Bd IV 1904); wohl: sein Srlin-NUi-ddi-ii vor
das eines Andern setzen (vgl. Seiler 57). — Für-setzer
in., -in f.: zu für-s.2b$. .Creditor, ein glöubiger oder
ein f., der eim galt leicht oder fürsetzt, ein auss-
leicher; creditrix, ein ausslyherin oder f-in.' Fris.;
Mal. ,An dem sind dann die schönen helffer und für-
setzer schuldig.' SHouhu. 1591; vgl. den Hochh. -Beleg
Sp. 1687/8. — (Gelt-)Für-setzung f.: Darleihen.
.[DernN.] einen vogt zuo geben und offenlich usiüeffen
zuo lassen, das im niemand f. tue ... an des vogts
willen.' 1498, BRM. .Abschlag m.gn. h. gegen doctor
Josia Forer geltf. und sins diensts oder condition halb
[Bezeichnung eines Aktenstückes].' 1599, RCvs.
für er-, in BG. auch fürers-: an eine andere
Stelle setzen, versetzen BG„ Si. E" Mar^stP" f. BG.
,Wellicher ein markstein inuotwillenklich usswirft
oder den one wissen und willen sins gegenteils füror
setzet, der sol der herrschaft das als für ein düpstal
bessern.' 1457, BSi. Rq. — füre"-: weiter nach vorn
setzen B; Th; Z und weiterhin. Einen Schüler f.,
vorrücken lassen BG., Si.
g6-.: 1. tr., zur Ruhe bringen, beruhigen. ,G., be-
güetigen, sedare.' Fris.; Mal. ,Es wurde nunguoten:
der alt und recht seckelmeister wäre wider meister,
wurde die sinen ergetzen und die widerwärtigen
gsetzen.' Ansh. — 2. intr. „mit haben, auslangen, aus-
reichen, voran in der RA.: Der Herr N. möchte gerne
Landammann werden, aber er gesetzt nicht Schw; Zg-
(St.2); auch nach gleichlautender Angabe von Dr Ithen.
Amhd. gaetzenj vgl. auch Hr. WB. IV 1, t077; Fischer
III, 524. Zu 2 vgl. setzen 6 (Sp. 1628).
gegen-. .Opponere nomen sequi iniquitati, g., gegen
anderen haben; gegengesetzt, oppositus.' Fius.; Mal. —
Ahd. gaganaezzen (auch bei Notker); vgl. auch Cr. WB. IV 1,
2262.— Gegen-setzung f.: Verbot. ,Dem abscheu-
lichen Laster Pratticiereus bey auffgesetzter Ordnung
mit allerhand G-en möglichest vorkommen.' 1662, 0 LB.
ent-gegen-. ,E., wider etwas setzen, opponere.'
Fris.; Mal. .Anteoecupat quod putat opponi, er iur-
knmptdas, das ein anderer engegen werffen oder setzen
wil.' Fris. 1541. Befl. (mit Dat. 1'.). .Wir [Rhätier]
satzten uns [den Galliern] entgegen mit unsern Kräften.'
1615, Zinsi.i 1911. Auch bei Sprecher 1672, Ah.!.
. ii ; vgl. auch Gr. WB. [II 53
heim-: anheimstellen, überlassen; s. schon unter
heim (Bd II 1278/!»). Mit (meist pers.) Dat. und icc.
S. .[Der Gerichtschreiber] getrüwte, si soltent darumbe
ouch leisten und liden so, so semlich Ordnungen in-
hielten, und satzt das aber dem rechten heim.- DSi im i
Saz, sez, siz, soz, suz
B. ,Er weit ... im das h., zuo tuon oder ze lassen.'
1501, Z. ,So klage er sollichs üch minen gnedigen
berren ... und setze das damit üch minen gn. h. heim.'
1510, ebd. ,Er satzte es dem sun heim, der möchte
tuon, was im geliebte.' 1530/3, Z Ehegericht. ,Also
hatt er [Judas] die sach Gott heimgesetzt.' 1530/48,
II. Makk.; .heimgestelt.' 1667. .Lucretius: So rodt ich
das, es werd erscheint und heimgesetzt einr ganzen
gmeindt.' HBdll. 1533. ,Ich aber wil disen zweifei
andern h. und gruntlicherem urteil, wo das funden
wirt, gern volgen.' Vad. ,Der religion woltend si sich
nützit beladen, sonder satztend das beden partyen
heim; was si sich da mitt einanderen verglichind, darbi
liessind sis bliben.' JHaller 1550/73. ,Nun wir setzens
heim der bescheidenheit der schuolmeistern.' FSchul-
ordn. 1577. ,Den Ausgang frei h. der heiligen, un-
erforschlichen Regierung Gottes.' JJBreit. 1613/43.
, Alles dem verständigen Leser h.' Sprecher 1672. Ver-
einzelt auch mit Acc. P.: ,Von denen, die sömlichs nit
gloubt hand, redendt wir nüt, wend dieselbigen nüt
geurtailt, sonder Gott haimgesetzt han.' 1555, Gr. Mit
abh. Satz. ,[Den Edeln] von raten und bürgeren . . .
heimgesetzet wart, das si sich nach ihrem stat, wesen
und harkomen tragen und erzöugen möchten.' DSchill.
B. ,Ob si lieber den alten bruch haben wollen, das
einer uss nüner herren gepiett schweren müesse, setzen
si inen heim.' 1489, Waldm. ,A1so ward im heimgesetzt
söllich gelt usszuoteilen, wemm er das gunti.' 1513, Z.
.[Zwingli sagte dem Legaten, dass er der päpstlichen
Pension] wegen bäpstlichen Handlungen kein fürdrung
tuon wollt ...; desshalb er dem herrn legato gar heim-
satzt, imm die provision ze geben oder nit.' 1521,
Schreiben von FZingg. ,Ist iren hern heimgesezt, die
oder ander für hoptlüt zenemen.' Ansh. ,Was da [auf
der Disputation mit den Wiedertäufern] gehandlet ...,
ist von wort zuo wort ... in den actibus etc., wellend
deshalb allen christenlichen leseren sömlichs ze ur-
tailen und zuo erwegen haims. und befelchen.' 1532,
B (Kessler). .Setze man im heim, das er den rechts-
tag besuochen möge oder nitt, wie es im gfellig sige.'
1563, Z RH. ,Zedel an predicanten alhie, das mh. inen
heimsetzen, die schuol alhie irem guotdunken nach
by diser stärblichen zyt anzestellen.' 1564, BRM. ,Was
nun daruff [von dieser Tradition] ze halten, setz ich
den Geleerten und Verstendigen heim.' RCvs. (Br.).
,Dass ihnen [den Wiedertäufern] auch heimgsetzt
worden, wo fern etwar Anderer von ihren Mithaften
Lust und Liebe hette, dem Gespräch byzewohnen, sy
befüegt syn söllind, selbige ebnmässig mit sich zuo
nemmen.' Z Täuferber. 1639. — Schon mhd. Vgl. Gr. WB.
IV 2, S62; Fischer III 1377.
hin-: nur in der Verbindung ,h. zuo', = dem Vor.
.Als ... der selben stössen unser Eidgenossen uff uns
komen sint, genzlich hingesetzet haut zuo dem rechten.'
1425, B Schiedspruch. ,[Wir] setzen ouch das genzlich
hin zuo üwer wisheit, das ir uns darumb richtend.' 1425,
Z RB. ,üas müessen wir [die Gesandten] zuo sinem
willen und gnaden h.' 1477, Waldm. ,[Da N. vermeint,
dass] söliche wort deheinen stallungbruch uff inen
haben noch tragen söllint ..., so setzt er das hin zuo
minen herren der hoffnung, die sich erkennen werdint,
das sölichs kein stallungbruch nit sye.' 1479, Z RB. —
Vgl. Gr. WB. IV 2, 1470; Fischer III 1645.
hinder-: 1. tr., Etw. hinter Etw. (Einen) setzen,
eig. und übertr.; vgl. hinder (Bd II 1413 ff.), a) es Garn
(Netz) h., beim Fischfang mit dem Land-Garn (vgl.
Bd II 422) ein Netz zw. dieses und das Schiff setzen,
damit beim Einziehen die Fische dort nicht entweichen
können ZrS. In der Z Fischerordn. 1710/79 wird ,daa
Hintersezen der Garnen' verboten. — b) .einem Richter
die Urteil h.', eine Sache zur Entscheidung übergeben;
s. Rechts-Satz (Sp. 1562). — c) mit Acc. P., .Einen
unterstützen, ihm beistehen, oft mit dem Nebenhegriffe
von geheimem Beistande' Ar-L, K., M. (T.). Auch:
Er ist höndersetzt, ,er hat irgendwo eine Stütze.' ebd. —
2. refl. a) ,sich mit Mühe hinter Etw. legen' L (In-
eichen). — b) sich gegen Etw. wehren BSi. (DGemp.).
Ich u-ill-mich nit iciters h. und o'h choe". Allem hinder-
setzt-er-sich, was-im nit grad geschmeckt! — hin de r-
setzt: von Personen, a) bei Gelde, begütert B; S;
Xnw (Matthys). H. si", ,gut bei Gelde sein, Garantie
darbieten für Alles, was kommen mag' (AvRütte), ,Geld
im Kasten und somit einen festen Rücken haben' (Zyro),
.Etwas zur Sicherheit im Hinterhalte haben' (Matthys).
De" isch schön h. B. Er ist gued hindersetzt Ndw
(Matthys). ,Wenn Der besser hintersetzt wäre und
eine anständige Frau hätte, so wäre mir Der der Rechte
[als Pächter].' Gotth. Verdeutlicht. Mir si" jetz grad
mit Geld hingersetzt, sagen zwei Brüder, die geerbt
haben. Schild 1885. ,[Um Pächter zu werden] muss
Einer anders (mit Geld. 1850) hintersetzt sein als ich.'
Gotth. E- he Götti. RvTavel 1904. [Die Popularität
des Wirtes] het die hintersetzte" halblwige" Ghittel
[dh. die wohlhabenden Bauern] abzöge". BWyss 1863.
,Zwei gute hintersetzte Schlufene, die das Geld nicht
genau nachzählen.' Gotth. Subst. ,Ein wohl Hinter-
setzter mit guten Hypotheken.' AHartm. 1855. ,Also
der Vater ist ein Bauer, was man sagt, ein Hinter-
setzter, und die Tochter eine gute Partie?- Gotth.
,Er war in Baselland gewesen, wo der Lump ein eben
so lautes Wort führt wie der Hintersetzte.' N. BKal.
1842. — b) mit Bez. auf die phys. Natur, ,derb, stark,
muskulös, ein Mann, der was aushält' B (Zyro). —
Auch mhd. Vgl. Gr. WB. IV 2, 1517; Fischer III 1663/4.
nä(ch)-, nöfch)- : 1. (Geld) zusetzen, .rimetter del suo'
PAL (Giord.). — 2. Jmd einem Andern nachstellen. Als
Vertreter: ,Dan domalen man [näml. die Klosterbrüder]
den adel, der am meisten gefründt was, [bei der Abt-
wahl] gern harfür zoch ..., wiewol es inen mermalen
übel aussgschlagen und man etwan übeltätigen edel-
leuten schlecht geboren und bandwerchsleuten kinder
zuo substituiren und nachzesetzen ... bewegt worden
ist.' Vad. Einen dem Andern »., hintansetzen B (Zyro).
Einen gering achten, halten Ndw (Matthys). ,N.,
minder achten, postferre, posthabere, postponere.' Fris.;
Mal. — 3. intr. a) Jmd (auch einem Tiere) nach-
setzen,-stellen. Eig. BG.,Si. , Wegen den umschweif""ten
Wölfen ist erkendt, dass man dennen nit n. welle, biss
sy uf dem Unserigen verspürdt werden, alss dan wolle
man inen n.' 1640, ADettl. 1904. ,So bald sich ein
Wolff oder Bär spüren lasst, tun sich die Landtleut
zusamen und setzen ihnen so lang nach, biss sie die-
selbigen umbgebracht.' JLCys. 1661. , Setzt den Feinden
eiffrig nach, biss ihr alle gar abtreibet.' 1673, Lied.
Unsinnlicher, von rechtlicher Verfolgung. Der Land-
vogt erhält den Befehl, dem unbekannten Täter .nach-
zusetzen.' 1644, Absch. , Einem Bürgen mit Recht n.',
ihn auf Zahlung betreiben; s. Bd VI 264 u. Sich be-
werben, bemühen um. ,[Das Mädchen gesteht den
Eltern] Der und Der setze ihm stark nach und wolle
Saz, si'z,
nicht nachlassen.' Gotth. .Solle kein Meister des
andern Kunden n. ... mögen.' 1805, Z (Gesetze ,der
Küefer und Kübleren'). S. auch Ge sind (Sp. 1122). —
b) mit sächl. Dat. a) nachstreben, -gehn. ,Uas sy
[die Gesellschaft Jesu] söllichem vor berüerten für-
nemen one allen verdruss und Unwillen mit lust
und gewünschtem yffer könne und möge n.' 1577, L
(Vertrag zw. der Stadt und den Jesuiten). ,Das man
mir will raaten, ich solle meinem gradui zum doctorat
n. und mich mit solcher kunst nachher erhalten, kan
ich ohne beistand eines vollen seckels über mich nicht
nemen ... Ihr wollet... euch Wohlgefallen lassen,
daz ich, mich und die meinigen mit ehren zuo erhalten,
der appotecken uff gesagte weis n. und in eweren und
der statt Lucern diensten weiter verbleiben möge.'
1598, Reber 1899 (Bittschrift an den LRat). ,Diserem
Verheissen wirdt man n.' RCys. Die Übrigkeiten
werden sich zu verständigen haben, wie man der Ver-
abfolgung des seit vielen Jahren zurückgebliebenen
österreichischen Erbein ungsgeldes ,n.' wolle. 1652,
Absch. Spec. auf dem Rechtswege. ,N. verlor die Sach
und appelliert für das Cammergricht gon Spir; die-
wil aber weder er noch sine Nachkomnen semlicher
Appellatz nachsatztend, verbleib die Sach ...' JJRüeger
160(3. ,Dem Lehen mit grossem Costen n.' 1629, Z.
,Es wird erkennt, weil seine Frau sei. noch etwas Hab
und Gut in Ägeri zu erfordern habe, dass er solchem
n. und sich für die gehabten Kosten bezahlt machen
möge.' 1632, ADettl. 1905. ,[Dass] Diejenigen, so
etwass [Gestohlenes] an sich gebracht, auf Nachs. des
rechtmessigen Anspreehers zur Restitution. ..angehalten
werden sollen.' 1633, Bs Rq. ,[Nach der dafür an-
gesetzten Frist] solle die Appellation desert sein und
als null solche zu prosequiren und derselben weiters
nachzus. keines Wegs gestattet.' Bs Gerichtsordn. 1719.
,Dem Rechten n.': .Nachdem der Gantbrieff gemacht,
mag der Ansprächer, wann er gar nit erwinden und
dem Rechten n. will, in acht Tagen darnach durch
den Richter ab den Underpfanden bieten.' L StR.
1706/65. Von einer Strafuntersuchung: .Sind ... myn
gnädig Herren uss oberkeitlicher Pflicht verursacht
worden, diseren Dingen gebürends Emsts nachzes. und
eigentliche Erkundigung hierüber anzustellen.' 1623,
Z RB. — ß) nachleben, -kommen. .... so ist doch dem-
selben bishar schlächflich nachgesetzt worden.' 1607,
Z (Handwerksordn.). ,Das unseren Satzungen und
Mandaten nit nachgesetzt und dieselben nit gehalten
werden.' Z Mand. 1612. ,Habent wier ... obverschribnen
Artikell ... bekreftiget und dem unvälbarlich nach-
gesetzt werde.' 1616, Schw LB. .Disem Befehl haben
die bemeldten Richter nachgesetzt.' 1621, Gr. , Werden
nun wir [Pfarrer] dise Lezgen ergreiffen und derselben
n. im Werk, gewüsslich wir werden ... empfinden,
dass wir Gott hierinnen angenähm.' JJBkeit. 1613/43.
.Versehen sich unser gnädig Herren, ihr als getrewe,
gehorsame Undertanen werden disem ihrem wol-
meinlichem oberkeitlichem Ansehen gehorsamlich n.'
Kriegsb. 1644. .Damit derselbigen (Erkantnuss) ge-
horsamlichen gelebt und steift' nachgesetzt werde.'
Bs POrdn. 1715. — näch-ge-setzt: 1. nachstehend.
,N-e MeyenlaniltsL,reiiRjindtserkandtnuss.' 1684, Schw
LB. — 2. von Personen, untergeben. , Herren N, diser
Zyt Landvogt der Herrschaft Gryffensee und synen
nachgs-en Amptlüten.' 1640, Z Rq. 1910. ,Dieweil ...
durch Ewer Frl. dht [Fürstl. Durchlaucht] n-e Ober-
kaiten ein Enderung mit dem Schloss Fürsteuburg
vorgenommen worden ...' 1609, PFoffa (Schreiben
der drei Bünde an Erzherzog Maximilian). Sabst.
,So bin ich des ungezwyffleten Versechens, es werdend
ihr, myn gnädig Herren und Vätter, in die Ard Gottes
als des höchsten Herren, dessen Statthalter und N-e
ihr sind ... .tretten.' 1648, Z (Supplikation). .Unseren
Vögten oder dero N-en.' Z Mand. 1650. ,Ein jeder
Quartierhaubtmann oder seine N-e.' 1676, Z. ,Den
Beamteten und N-en des Keisers.' JMeyer 1700. S.
noch fur-ge-setzt 1 (Sp. 1689). Ohne direkte Angabe eines
Vorgesetzten. ,Die Herren Obervögt, Amtleut, N-en,
Geschwornen.' JJBreit. 1613/43. .Alle unsere Ober-
und Undervögt sampt übrigen N-en.' Z Armenordn.
1648. .Oberkeitliche Beamptete und N-en.' ZMand.
1650. .Dass durch hochoberkeitliches Ansehen die
N-en in den Gemeinden dahin alles Ernsts gehalten
werden, dass sie selbs für ihre Gemeindsgenossen
sorgen.' SHochh. 1693. — Vgl. Gr. WB. VII 123 ff. —
Näch-setzung f.: Verfolgung. .Unsere SulJateii
waren noch in Nachsetz- und Nidermetzelung des
flüchtigen Feindes begriffen.' Pfaffenkr. 1712. .Wenn
Strassenräuber sich by Nachs. in eine Kirchen begeben
oder Kloster flüchten könnten.' 1752, Absch.
nachher-: = näch-s. 3 a. ,[N., auf eine Verfolgung
verzichtend :] Ich wil nit wy ter meer nahers.' RCys. (Br.).
nider-: a) tr. Einem Einen Sitz anweisen: ,Er
macht ein viur und säst in [den frierenden Fremd-
ling] nider.' Boner. Auf den Boden setzen: ,[Es sei]
Einer under ihnen gefallen, könen aber nit sagen
wellcher, dann es seye dunkel gsyn, woruff G. zu ihme,
Zügen, gredt: gällt, ich hab den fyn können n.' 1664,
Z. Mit Acc. S. ,Es sol nieman ... kein gelti noch
geschirr mit vischen ze verkouffen zwischen dien
benken uf den herd n.' 1359, Z StB. .Deponere ...
niderlegen, n., von im tuon.' Fris.; Mal. — b) rerl.
,Subsidere, sich n., nidersinken, niderlassen.' Fris.;
Mal. Von einer Geschwulst: .Nimm wyss Schlechen-
miess ..., binds über die Geschwulst, es setzt sich
nider.' ZElgg Arzneib. um 1650. — Vgl. Gr. WB. VII
795 f.
be- b'setze", -un, Ptc. Vsetzt, in PA1. auch b'sasst:
1. wesentl. wie nhd. (eine Ürtlichkeit, einen Gegen-
stand) besetzen, wobei oft ausgedrückt wird od. vor-
schwebt, womit dies geschieht, nämlich a) mit lebenden
Wesen (die durch Obj. -Vertauschung auch als Acc-
Obj. auftreten können). <x) eine Bank, einen Wagen
bzw. die verfügbaren Plätze; wohl nur Ptc. (s.d.).
Spez. 1) Einem en Platz b's., indem man sich darauf
setzt, gew. aber nur belegen, zB. im Wirtshaus,
Theater, wohl allg. Tue-mer en Platz b's.! — 2) abs.,
dann auch mit Acc. P., von der Lokation der Schüler
Uw; Z; vgl. Be-satzing la (Sp. 1592); setzen iaß
(Sp. 1606). ,In der Schule Vsetzt der Lehrer und
in der Christenlehre der Pfarrer' UwSa. — ß) ein
Haus, Schloss, eine Stadt, ein Land. Im ruilitär. Sinne,
als Eroberer, Verteidiger (kaum volkst). ,[Wir Zür-
cher] besazten die [eroberte] statt, als uns notturftig
was.' Z Chr. 1336/1446. ,Darzuo besaste er [Herzog
Albrecht] all sin vestinen und sin stett mit sinen dienern.'
Z Chr. XV. ,Ob der teile, dem die hilft' beschechen
were, nach usgang des zugs mer hilft' begerti, stett
oder schloss ze bes. old ze beiigen, das im die von
dem andern teile och gefolgte.' 1472, AStl. .Man
bsatzt das schloss mit lüten guot.' 1475, l.n.. ,[Karl
[695
Saz, sez. siz.
der Kühne] besatzt die [eroberte Stadt Nancy] mit
vil lüten und zügs.' 1476, Z Chr. XV. ,Do man nu
Orben also gewunnen und das besetzet hat, do wur-
dent die von Bern . . . ze rat, das man ouch gen Joenge
ziecher ... wolt ... und wart [nach der Übergabe]
stat und slos nach aller notdurft besetzet,' DSchill.
]'..: später .besatzt.' ,Der [Nachfolger Solimans] wolt
den krieg continuieren, doch ward diss jars nüt uss-
gericht, denn das man die platz besatzt und mitt dem
übrigen volk abzog.' JHaller 1550/73. ,Bald rust sich
Zürich in die gegenweer und manet die 4 ort in ir
statt zu ziechen. Die bsatzte[n]d vorhin die statt Sem-
pach, ouch etlich andere platz.' HBull. 1582. ,Er [der
Spanier] bsetzt [das Veltlin], festnets, bhalts für sich
ein.' 1622, Zinsli 1911. S. noch Bd VI 815 o. Von
der Ansiedelung. , Erkannt, das niemands ... hof oder
hüser in der statt Basel haben, die selb besitzen oder
mit andern bes. [dürfe], es sig dann sach, das die-
selbigen zuovor und ee in der statt Basel burger
sigen.' 1526, Bs Bq. ,Ein ort mit leuten bes., da vor
niemant gewonet hat, solitudinem alicuius loci fre-
quentare.' Frts.; Mal. S. noch 8p. 1346 o. — y) als
Ausdr. der Fischerei und Jagd. .Wann einer ein
isch [wohl = Eis II 2b; s. Bd VI 1330] für sich selbs
allein gesetzt hab und aber dennoch ander auch
kommen in meinung mit demselben teil und gmein
zu haben, so mag der, so söllich besatzung des isches
getan hatt, demselben teil und gemein zuolassen oder
nit ... Ob aber einer am anfang by der besatzung
gewesen und teil und gmein wolt haben, so soll der-
selb diser Ordnung nachkomen ... und soll dheiner,
der so also will ischen, dhein isch am abend bes.,
sunders am morgen und ouch von stund an uffwerken
und nitt über dry oder vier tag lassen anstan. Und
ob einer, der nit ein rechter weidman were, zu
einem weidman käme, der ein isch hatte besetzt, so
soll er in in dem angeirrt vischen lassen and im sin
besetze weder mit stein werffen noch sunst hindern,
damit die fisch wichen.' 1510, Fischereiordn. (zw. B; F;
S). , Solle derselbig Caporal [bei einer Wolfsjagd] mit
seinen übrigen Nachparen anfahen bes. und dieselbigen
uff das Weitist vom Garn füehren, es seige an die
Huot oder Hetze und mit denselbigen bes. ohne
Zwüschenkommnuss anderer Landtleuten. Deme dann
je der nechste Comandant der anderen Nachparschaft
mit seiner underhabenden Rot nachfolgen solle und
auch bes., so weit ihme die ordenliche Huot- und
Hetzmeister befehlen werden, und also fortan je die
Nächsten des Gejegts auf das Weitist und die Weitisten
zunächst beim Garn bes.' GrÜ. LB. — 8) ein (er-
ledigtes) Amt, eine Stelle 6. wohl allg. ,2 ß gab ich
Berchtold Stuckin, do man die baner besäst am Ren-
weg.' 1399, Z Seckelmeisterrechn.; vgl.: ,Wann die
paner zu bs., das die usszognen ... den panerherren
ze setzen haben.' 1558, üw. ,Her N., probst des
closters ze sant Alban . . . offuote . . . wie daz sin vor-
dren ... scheidlüt, fürbeschouwer, hirten und banwart
in der vorstat ze sant Alban ... jerlichen gesetzet
bettend ... Dar zuo die egen. reblüt in namen ir
zunfte antwürtent, das si dieselben stuke also ze bes.
hettend und billich bes. söltent.' 1400, Bs Rq. ,Item
in dem zwölften artickel von des twings wegen begert
meister Conratt aber, das er gewalt haben soll, den
zuo bes., als das daz jarzitbuoch wist, und aber darinn
nit gelütret ist, wie man den twing halten soll, es
syg umb win und brott ze schetzen, bannwart ze setzen
und anders, so zuo dem twing gehördt und begert
imm bar inn ein lüttrung und underscheidung ze
geben und verschaffen, das ouch dem dann nachgangen
werd, und das ouch die wirt von der Schätzung einem
twingherren, ettwas erkanttnuss trüegen als das billich
und gemess syg; daruff der kilchgnossen widerred und
antwurt gewesen ist, das ein vogt zuo Russwil, wel-
cher ye der ist, mit eirn kilchherreu old lüppriester
gewalt hab, den twing zu versechen und zu besorgen
old ze bes., dann er eins vogts halber und eins lüp-
priesters halber ist, und wie die bed, die doch twing-
herren sind, den twing versechen und besorgen, es
sig mit bes. old entsetzen, dann wie wol er versehen
und besorgt werd, sig inen lieb, wellen ouch das gern
und trülich halten und dem also nachkomen, und nach
verhörung, red und widerred und besunders des jarzit-
buochs, das da wyset, alss der kilchherr haut zum
halben teile twing und bann ze Russwil, ze Rüdis-
wile, ze Hertzenerlen, ze Sigingen zem vierden teile,
der kilchher hett gewalt über alles mess in aller
der kilchhere das brot ze besechen und ze bes.'
1468, L. ,Ain yegleich spitalmeister dieselben kirchen
mit ainem erbern, wolgelerten priester bes. und ver-
sorgen sol.' 1420, AABremg. StR, ,Wie sich dann...
ervindt, das das weibelampt by iren ziten besetzt syg,
also solle ouch das ampt dann besetzt werden und
dabi bestan.' 1519, ZGrün. ,Dass wir uns lagertend
in dem kleinen Ölwald, und besatzt myn houptmann
die tagwacht.' 1536, G Schreiben. ,Das regiment wirt
von schandtlichen und verdorbnen bürgeren besetzt,
die bösen sind im gemeinen regiment herren und
meister, ab improbis et perditis civibus respublica
tenetur; die lären platz eines kriegshauffens wider
bes. und aussfüllen an statt deren, so abgangen oder
gestorben sind, succenturiare.' Fris.; Mal. .Folgende
Dienst besetzt der kleine Rat auf der hl. :'■ König
Tag.' XVII., ZWth. .Der Landschreiber [wird] be-
stätet, also ward der Stuhl besetzt.' G Walser, ApChr.
In Verbindung mit ent-s., auch von einem Lehen; s.
Sp. 1668 f. Mit vertauschtem Obj. 1) ,das land b.',
näml. dessen Beamtungen. .[Herzog Albrecht] sazt im
Elsauss zuo lantvogte JvLiechtenberg, enent dem
Rin des von Ocbsenstein sun ... also besazt er daz
land alleuthalb wol.' Z Chr. 1336/1446. .[Beschluss:]
Wenn ain landsgmaind ist und daz land besetzt, daz
nieman den anderen uff den selben tag gelt anäschen
[Bd II 1756] sol.' Ap LB. 1409. ,Nach langem brach-
tend sie [die VO an einer Landsgemeinde in GLSchw.]
es dahin, dass man über acht tag wider zusammen
kehren solte und mit einanderen mehren und das
land bes., und anders, das ihnen dann notwendig war.'
Val. Tschitdi 1533. .Die äbt [von StGallen] besatztend
des gothus lüt und land mit vögten vom adel.' HBrennw.
Chr. S. noch Sp. 1316 o. (Beleg von 1623); ent-s. (Sp.
1669). — 2) mit Beamtenbezeichnungen als Acc, bes.
in Verbindung mit ent-s. (s. Sp. 1665), doch auch selb-
ständig. .Von der untervögte wegen, die zu bes.'
Waldm. Spruchbr. .Die selb bandvesti gebe ... zuo,
wie durch sin f. gn. [den Bischof von Basel] jerlichs
ein burgermeister, die Zunftmeister und rett söllint
besetzt werden.' 1521, Absch. .Demnach soll man die
Grichtsgschwornen bs. ... und werdend die Geschwornen
dergestalt besetzt, dass man einen nach dem andern,
wie sy in voriger Besazung eingeschriben worden
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2, SU2
verjist, und Welcher je verlesen würd, soll er mit
seiner Fründtschaft ... abstan, die mögend ihme nit
stimmen ... Daruff besetzt man auch den Seckel-
meister, und letztlichen soll der Landtweibel dem
Landtammann, Besetzem und Gricht bieten, utfnech-
sten Sontag widrum gehorsamblich zu erscheinen und
hellten den grossen Rat bes.' GkD. LB. — 3) über-
gehend in die Bed. ersetzen, ausfüllen. ,üen Ab-
gang der Richteren widerumb mit tauglichen Sub-
jectis zu besätzen.' XVII., Z; vgl.: ,Bes., ersetzen
und vollkommen machen, zuo seiner zal bringen.'
Mal. Mit verschwiegenem übj. Men will uf de" Früe-
li"<j b's., von einer erledigten Stelle. ,Ein jeder
Geschworner und Zugeschworner ist schuldig alles
Das ze tuen, was sein Befelch ausweist, bis man
widrum uff ein Nüwes besezt hat.' GrD. LB.; vorher:
,bis ihr Ampt uss ist.' Mit (sekundärem) Acc. des
Ergebnisses (urspr. lokal), ,einen rät, ein gerieht b.',
bestellen, konstituieren. ,[Der Rat von Appenzell und
von StGallen kamen überein] also das baid rait ain
rat in diser sach besatztend und ir bottschaft gemain-
lich in die Aidgnossen ... schiktend.' 14S9, JHäne
1895. .Machtend die gsellen ein nüwen schimpf,
bsatztend ein chorgericht.' 1525/30, Z. Der Landvogt
von Kyburg habe einmal auf einem Teil der Rhein-
brücke zu Schafi'hausen, den Zürich in Anspruch nimmt,
ein Landgericht ,bes.' wollen, der Bürgermeister von
Seh. aber .dafür gebeten.' 1545, Absch. ,Hett der landt-
richter das gericht besezt us allen grienten, die in
der graffschaft Kyburg sind.' 1549, UMev. Chr. ,Da
ward er [Peter von Hagenbach] gefangen, und be-
satztend die Eidgnossen das gericht.' Bossu. Chr.
,1550 ward ... der rat besetzt mit disen personen.'
JHaller 1550/73. S. noch Frlheit (Bd I 1268); ver-
eiteren (Bd III 439); (Sträf-)Ge-richt (Bd VI 336 u. 371);
Sp. 1566 u. — s) eine Alp (mit Vieh) b's., „so viel Vieh
auf die Weide führen als dieselbe nähren kann", auch
übh. die Alp beziehen BO.; FJ.; L (so E.); Uw; W;
Zg. Synn. üf-faren (Bd I 894); laden (Bd III 1059);
be-legen (ebd. 1 191); be-stössen. B'Alp(e"){m BHk.d'^tf-
mind, in BSi.; FJ. de" Berg) b's. ,D'Allmänt b's., in com-
pascua deducere armentum.' Id. B. S. noch Sp. 1594 u.
,Berg und alpen mit irem eignen vich bes.' 1517, B
Si. Rq. ,Ob das bescheche, das einer gedingte oder
eiupfangne weid zu bes. vertuschte, so mag ein jeder
bergteiler ... die weid bes. und soll solicher tusch
nüt gälten.' 1563, ebd. ,Berg und Weiden: wie solche
zu bes. und zu regieren.' 1747, ebd. S. noch Sp. 1586u.;
ent-s. 2b (Sp. 1609). ,Ein Kuhrecht, Kuhsatz b.' .Der-
selbe mag sein halbes Kuhrecht mit einer ganzen Kuh
bes.' 1796, BSi.Rq. S. noch Chue-Satz (Sp.1556). Mit
vertauschtem übj. ,Man mag nun forthin auf ein Man-
mad zwo Kühe bes. ... Was man zu Ströuwe häuwet,
darauf soll Niemauds Nüt bes., weil da Nüt vorhanden
ist.' BSa. LR. 1598/1654. S. noch Werch-Gült (Bd II
274); Übersetzer (Sp. 1643). Abs. Me" cha"" erst b's.,
we*" der Sehne ab isch B (Zyro). Fatal ist es für den
Älpler, wenn er a" der Mütwuche" b'setzt. Bärnd. 1911
(BG.). .Welcher in seinem Maad weder ezt noch be-
setzt, derselbig soll auch an dem Ohrt gegen seinen
Anstösser ze zäunen nit schuldig sein.' 1645, BSi. Rq.
S. noch Sp. 1372o. 1594o. — b) mit Sachen, ^be-
pflanzen. .Als es [ein Gut] ingezünt gewesen und mit
eichlen besetzt worden.' 1488, Z RM. ,[Man] besetzet
damit [mit Erdbeerpflanzen] ganze Rücken, 1 Reihen
Schweiz. Idiotikon VII.
auf einen Rücken.' EKöHW 1706. — ß) (einen Weg.
eine Strasse, einen Hof, Hausplatz) pflastern Aa; Ap;
Bs; B; Gl; Gr; L; PA1. (.lastricarC); Gj Soh; Sohwj
Tu; Uw; Zo; Z. Das B's. geschieht mit unbehauenen,
in neuerer Zeit auch mit bchauenen B'setzislcine", .mit
natürlichen siritze" Steine" oder mit flach g'schlagtuf
B'setzisteine". die am Sammelort bearbeitet werden' BE.
(Bärnd. 1904). ,So vil daz X. noch usstat, 10 pfd
stebler, von des bes-s wegen in der erützgassen, die
10 pfd sol man legen uf die, vor der hüser da er
besetzt hat.' 1396, BAnz. 1898. ,Bes. als mit steinen,
marginare, sternere locum saxis, consternere silieibus
et lapide, persternere, pavimentare; die gassen und
Strassen wol bes. und erbauwen, aedificare vicos et
plateas; ein straass bes., darmit man wandlen mög,
Viani munire; einen platz oder esterichen bes. oder
ebnen, pavimentare, sternere locum saxis, aream con-
sternere silieibus.' Fris. ; Mal. ,Herr buwmeister soll
mit rat der strassenherren die strass am Halsysen
by der Kronen mit steinen, so man inn neclisten
straassen flndt, bes. lassen.' 1578, Z RM. ,5 pfd von
25 karreten sand in das schloss zuo füeren, so man
zum bes. bracht, den murern, als sy den haf mit
steinen besetzt und die muren erbessert.' 1580, ZGrün.
.Den Gassenbesetzern für 113 Klftr zu bes. 28 Pfd 5 ß.'
1630, BsLie. .Einen Weg bes., sternere viam saxis;
bes., einen Estrich machen, pavimentare.' Denzl. 1677.
1716. ,Dem Stadtbauamt 1 Teil des vorderen Hof
bes. 155 fl. 25 ß.' 1854, ZStdt. S. noch Paffier (Bd IV
1040). Die erstmalige Pflasterung der Städte wird von
den Chronisten als bemerkenswertes Ereigniss gebucht.
Gepflastert wurde Basel 1387 und 1417 (Bs XIV. 29),
Bern 1399 (Just. 188, der dafür .beschiessen' sagt),
Zürich 1403 (Z Chr. XV. 167) oder 1404 (HBrennw.
Chr. I 465; JEEscher 1692, 15) unter dem Bürger-
meister JMeyervKnonau, über den der Vers gesungen
wurde: ,Runde münz, die vor was gviert, zu syner zyt
erstlich gmünzet wirt, der statt gassen mit steinen
bsetzt', Winterthur 1498 (.die obergass ward besetzt.'
Bossh. Chr.), Brugg 1535 (Z Anz. 1884, 47). In ä. Spr.
auch vom Legen steinerner Fussböden; s. schon vorher
und vgl. Be-setz-Platten (Bd V 199). ,82 pfd ?>' s ß vom
offen ze machen und vom sal ze bes.' 1507, ZFrau-
münster. ,Das er [der Baumeister] von ietz . . . über
zwei jar die zwo sacristyen mit iren dryen gewelben
und tach und gemach mit bes., tünchen und wissigen
volbracht... haben sol.' 1514, Z Anz. (AaZoL). ,Hand
die murer und pflasterknecht ... das badstübli in rigel
gemuret und den boden besetzt und das kemmy af-
gfüert' 1540, ZGrün. ,Es haben mine herren die burger
angesehen, ihr kaufhaus mit blatten zu bes.' 1540,
Ölh. 1840. ,Ein dile bes. und mit leim verpflasteren,
consternere contabulationem lapidibus lutoqne.' Fris.:
Mal. ,Die ober Louben, Gang und gross Cammer z bs.
umb 32 Pfd.' 1636,ZFraumünster. — y) ,Die geschirr mit
edlem gestein zieren und bes. und hin und här darein
fassen, distingueregemmispocula.' Fris.; Mal. — 8) ein
Kleid mit Aufschlägen (Ndw 1t Matthys). Knöpfen (B 1t
Zyro) versehen. ,Es soll insgemein Männiglich ... die
Wamist Hosen und Ermel von Tuch, Wallen u.dgl., wie
es sich einem Jeden in sinem Stand ziemt, also bes.
lassen, dass er darum ungestraft blyben i
Kleidermand. 1628. — e)pass., versanden, verschlammen
(Syn. in-, ver-sitem): N. darf in einem von den Ab-
lagerungen der Linth bedrohten Graben fischen; wenn
107
l,;-i
Saz, st'Z,
170(1
dieser .besetzt' würde, darf er dem Wasser wieder
nachgraben, damit ihm die Fischenz erhalten bleibe.
1658, B Anz. (Schw). — 2. belagern; Syn. besitzen.
,Obsideo, belageren oder bes., das läger vor einer statt
schlahen, sich für ein statt legen.' Fris.; Mal. —
3. a) (Etw.) rechtlich festsetzen, auch mit Bezug auf
Etiv. eine rechtliche Festsetzung treffen. ,An dem
decretal da hat alsus besetzet babst Bonifacius ...'
Schachzabelb.; Var. ,gesezet.' ,1379 wart das klein
ungelt besetzet, als hie nach geschriben stat.' Z StB.
,üer rat und die hundert sint ubereinkomen, das man
die münz besetze, ein blaphart für 16 den. und vier
vierer für ein blaphart ...' 1383, L. .Wart die sach
[eine Schiedsgericht!. Verhandlung] besetzt, alz das
hie nach geschriben stat.' 1402, AaB. Urk. ,Es ist
besetzt', als Einleitung von Beschlüssen. XV./XVL,
Ap LB. ,[Den] Judenspiess b.' XVII., Zg; s. Juden-
Spiess. S. noch üs-rechnen (Bd VI 124); süechlen
(Sp. 236). ,(Ver)bannen (besehen) und b.' ,Wir [der
Bat] veriechent, das wir uns einhelklich erkennt
haut und unser hölzer verbannen und besetzft], als
hie nach geschriben stat.' 1378, AaB. StB. ,In
disem buoch vint man verschriben alle rechtung
der statt ze Keiserstuol ... und waz ouch man bant
oder besetz.' 1403, AaE. StB. .Die mäss und gewicht,
die in der kilchhöre sint, die sol ein apt besechen
und bes. Ein apt sol ouch bes., dass man in der kilch-
höre den kof haben sol von wuchen ze wuchen an brot,
an win, an fleisch und an anderen veilen guot, den
man ouch hat ze Bremgarten.' 1412, Bldmer, BG.
(ZeRisch). ,B. und entsetzen'; s. Sp. 1669 (Bed. 2a zu
Ende). — b) Etw. aussetzen, vergaben, testieren;
Syn. setzen2ä$ (Sp. 1615). ,Wir [das Kloster Klingen-
tal] sun och geben, swenne der vorgenante priester
[der dem Kloster Beben vermacht] stirbet, 5 marc
silbers, als er si besezzet hat, 1 marc ze Hinderlappen
und 4 marc erberen armen lüten.' 1288, Bs ÜB. ,Ist
dirre vorgeschriben verkouf besehenen als umbe drü
hundert ... guldin ... und darzuo umbe daz, das si
[die Käufer, Propst und Kapitel des StUrsusstiftes]
ouch bes. süllent ein pfunt stebler phennigen uff ein
gewisses stugke, unser vordren und unser jarzit
iemerme eweklich und jerliches damite ze begande in
dem vorgen. irem gotzhuse.' 1400, LBSchmidlin 1886.
,N. het besetzt und geschlagen die 6 mess weitzen und
6 mess haber uff und ab sinem guot.' BXid. Jahr-
zeitb. XV.; wechselnd mit .setzen'. ,Ein seigerät b.';
Synn. s. Bd VI 1022 u. .Mag ain ieglich mensch im
tottbette ain siecht selegered bes., doch den Schuldnern,
den er schuldig ist, in alle weg unschädlich.' XIV., Sch
StB. ,Mag ein yeklich persone durch siner seien heil
willen ein bescheiden selgerete in sinem totbette, ob
es vor nüt beschehen wer, bes., machen und ordenen.'
1401, BsBq. ,Were, das jeman sin selgeret ordnen,
bes. und versorgen wölt, es sy mit varendem oder
uff ligendem guote, es were priestern, kilchen oder
andren armen gotzhüsern oder lüten, das si und ir
nachkomen das wol tuon mügent.' 1416, BSi. Bq. 1912;
erneuert 1514. — c) ansetzen, .beziffern'. ,Eine Post
[einer Rechnung] mit 60 Cts b.' 1869, ZWil b/B.
Akten. — d) refl., sich rechtlich mit Jmd abfinden,
sich verständigen. ,Die von Underwalden woltend einen
landvogt gen Baden insetzen, als denn die zyt er-
fordert. Das weiten die von Zürich und Bern inen
nit gestatten ; dann sy warind buntprüchig [sie hatten
die Bewohner des BO. zum Aufstand gereizt] und
hettend sich noch nit mit denen von Bern besetzt.'
Bossh. Chr. Der Vertrag von Zürich bestimme, dass
der Todschläger die Landgrafschaft verloren habe,
und zwar für so lange, als er sich nicht mit der
Freundschaft und dem Landvogt als den beiden Par-
teien abgefunden (.besetzt') habe, wie das in der
Eidgenossenschaft der Brauch sei. 1542, Absch. —
4. a) Jmd (einer Sache) überführen; nicht selten mit
Synn. wie ,wisen, Überzügen.' ,Sind nit schuldig die,
so solches [einen Diebstahl] veroffnent, denselben [den
Dieb] zu bes. oder Überzügen.' 1418, W Blätter.
.Spreche dieselbe person vor gericht, sie wülte den
cleger, uff den er [der Angeklagte] sölliche wort ge-
rett und siner eren geschuldiget hett, wisen oder bes.
als recht ist, darumb sol ünsers herren von Costenz
amptman ... richten.' 1450, AaK. StB. ,Wann ouch ein
person verlümbdet umb Sachen, so im an daz leben
gat, wie man die bes. sol [Titel]. Es ist ouch unser
lantrecht ... daz siben biderman, denen eids und eren
wol zu getruwen ist, daz die wol mögend ein sched-
lichen manschen vom leben zum tod mit ir kuntschaft
bringen.' 1491, LE. ,[A., der im Wirtshaus B. ver-
leumdet haben soll, sagt aus] dass ie sinn wüssen sy, dass
er so vil geredt hab, dass sy es gar nit; dan er wüsse
ouch von dem B. nüt dann er und guots ... und bitte
inn durch Gotts willen, dass er im welle verziehen ...
dan er well in nit bes. und wüsse inn nüt zu bes.'
1534, Obw (Gfo.). ,Bes., überwinden, evincere, coar-
guere, convincere.' F'ris.; Mal. ,Doch so begäre er
der Gnaden und wolle sich nit bes. lassen.' 1603, Z
Grün, Mit Gen. S. ,Ich hab dich eins lugs besetzt
vor minen herren.' 1451, Z EB. ,A. rette, der B. ist
ein böswicht, des wil ich inn bes.' 1455, ebd. ,Das
er inn des [einer Preisdrückerei] bes. wölte, wie ein
armer geselle ein semlichen bes. sölte.' 1483, ebd.
,Do wart er [Schneevogel] von iren 4 zuo red ge-
steld ... ob er der Worten nach anred weri, des er
besetzt wart.' 1489, Waldm. ,Wer dem anderen an sin
eer rett . . . und ainer zuo dem anderen in daz recht
stadt und inn siner Worten bes. wil und kundschaft
über inn stellt ... und dann es nüt uff inn bringen
mag, das dann ainer ... inn der fuosstapfen ston [soll],
darinn ainer hett müessen ston, wann er es uff inn
bracht hett.' XVI., Ap LB. ,Die N. sprach, wenn du
lougnist, das du mich gnan heigist, so wil ich dich
sin bs., das dus hest bekennt und veriehen.' XVI.,
ZKyb. .Nachdem nun dise [die Wiedertäufer] von
den gelerten, insunders Zwinglin, ires irtuoms gnuog-
sam besetzt, aber nit bekert sind worden ...' Ansh.
,Habe er sich iro brüempt, by ir glegen syn, das aber
nit sye, tüege im selps und ira unrecht, des welle sy
in bs.' 1541/3, Z Ehegericht. .[Die Bischöfe waren ge-
halten, die Kleriker] so si arger taten besetzt wurdind,
darum vermög und inhaltz gesetzter Ordnungen ze
strafen . . . Wenn aber einer malefitzes besetzt und
überzeuget ward, so stiess man solichen ... von seinem
ampt und stat.' Vad. .Einen eines dings überweisen
und bes., arguere reum.' Fris ; Mal. ,Ist besetzt [in
Bed. 3 a], wer den anderen, vor und eh frid gemacht
ist, heist liegen oder erheit han und dergleichen, der
ist zu buoss verfallen 3 pfd 5 ß, so er den des lugs
nicht bes. mag.' Ap LB. 1585. Anstatt des Gen.
5. erscheint ,von-wegen': .Ein römischer keiser [hat]
allwegen ... gwalt ghabt, einen jeden papst, der von
arger taten und simonischer prattiken wegen rechtlich
besetzt werden mocht ... abzesetzen.' Vad. ,In': ,In
einem fäl besetzt und überwisen werden, revinci in
culpa.' Fris.; Mal. Ein Dass-Satz. ,Wölte inn ouch, ob
es not sin wurde, bes., das er nit war seitte.' 1463,
ZEB. ,A. wil nit schuldig sin, sunder B., der heige
si verfeit, und wo er dess abred sie, wölte er inn
bs., das er sich ir herüerapt hette.' 1530/33, Z Ehe-
gericht. ,[N. hat] dise Scheltwort ussgestossen, er
weite den Zwingli bes., dass er in 15 artiklen ein
ketzerischen glouben hette.' 1531, Abscii. ,Diewyl N.
nit bekandtlich, das er ützit wider die Ordnung gstöret,
sonders allein etlichen ire harnastriemen besseret, so
solle er ledig sin, es syge denn sach, das sy, die
meister sattler, inne bes. mögint, das er witers ge-
haudlet und wider die Ordnung gestöret habe.' 1572,
Z EM. Inf. ,Den venner wöllidt nit entsetzen, er
wurde dan mit recht besetzt sin er und eid verwurkt
haben.' Ansh. ,[N. sagt] das er sy bes. weite gerett
haben, sy weite gern an in sin, das er ein halb jar
im Kätzerturm liggen müesste.' 1552, Z Ehegericht.
Das Beweismittel wird durch ,mit' eingeführt. ,A.
welle den B. bes. mit sigel und brieffen, das er inn
vor minen herren ein lud [1. lug] angeseitt habe.' 1463,
Z EB. ,[Abt Kilian von StGallen sagte, er wolle] die
alten brüch mit singen, lesen, messhalten widrum uf-
richten . . . Und ob er glich der Worten gdar hinder-
sich gan, so mag man doch in mit nie denn zwenzig
frommen mannen der Worten bes.' 1529, Absch. .Fliegen
wir [B] üch [F] ... ze wüssen, wie bemeldter üwer
predicant zuo Solothuru an der kanzel ... offenlich
usgeschruwen und sich berüemt, er welle die, so die
mess und ceremonias der kilchen verwerfen, mit iren
eignen büechern bes., dass sy falschlich geleert und
lütverfüerer syend.' 1532, Strickler. ,Es ist N. von
etlicher schwären gotslesteriger schwüeren, ouch
des meineids wegen, des er für sich selbs gichtig,
ouch mit kundtschaften besetzt worden.' 1534, Z
EB. ,N. vermeint, er wellt sy, ob Gott will, mit
kundtschaft, so er deshalb rechtlich yngnommen,
wol bes.' 1541/3, Z Ehegericht. ,[Hat eine Frau
versprochen, das Brot für ihres Ehemannes Haus-
haltung zu bezahlen] solle sy irem zuosagen statt
tuon und bezallen, zuo wellicher verheissung ein
jeder ptister unpartygisch lüt nemmen mag, mit den-
selben er die frowen, so sy lougnen weite, getruwe
zu bes. und syn ansprach zu bezüchen.' 1557, Z Rats-
verordn. , Einen mit seiner handgeschrift bes., chiro-
grapho convincere aliquem; einen bes. und überzeugen
mit sigel und brieff, tabellis obsignatis agere; mit
zeugen bes. und überzeugen, coarguere reum testibus.'
Fris.; Mal. In der Verbindung mit ,bewisen' ver-
einzelt auch mit Acc. S.: ,[A. habe] also gesprochen,
der B. were ein zers böswicht, das hette er in dem
krieg beschult an den soldnern, und daz wölte er
bewissen und bes. und daran alles das setzen, so er
hette.' 1455, Z EB. — b) Jmd rechtlich als Leibeigenen
erweisen; vgl. Besatz 1b (Sp. 1559); Be-satzing 3
(Sp. 1595). ,[Wir tun kund, dass der Bischof von Bs]
vor uns besetzte AA., Gebrüeder, dass sie des Gottes-
hauses eigen seien von Basel mit BB. [3 Zeugen],
die der vorgen. AA. Muotter Lidniage waren, als sie vor
uns schwuren öffentlich zu den Heiligen ... Dass man
wisse, dass diese Besetzung vor uns beschall, als da
vor geschrieben steht, so geben wir den AA. diesen
Brief.' 1290, SWbl. .Wer hofgüeter hat, besitzt oder
minet, der sol ein huober sin oder valman gehen noch
hofs recht, den mag man bes. in jorsfrist. Wer das
ml tat, des Hb und gu.it ist in gwalt des probsts
und vogts in mossen wie vor.' um 1400, BsEq. ,Möht
A. die B. vor uns bes. nach unser statt recht, daz
si sin aigen wäri, des sölt er gemessen. Möhte aber
er die besatzung nit han, möhte dann e die B. sich
selb von [1. vor?] uns bes. mit zwain vattermagen
und mit ainem muottermagen, daz si nit sin eigen
war, des söltin si gemessen und der A. engelten. Also
mocht A. der[l. dieselben frowen noch irekint nit bes.'
1408, GScherrer 1859. ,Man schribet allen reten
umbe die anspräche, die A. hatte gegen B. und des
selben wirtin, dass in du von eigenscliaft des libes
angehörte, dass da A. noch nieman von sinen wegen
den B. noch sin wirtin nichtes kümberen noch uf-
triben sol mit enkeinen sachen, alle die wile so A.
si nit besetzet hat als recht ist, dass si in von eigen-
schaft des libes angehöre.' 1434, Beitr. 1739. ,So hat
A., vogt zu Waldemhurg, in namen siner herren von
Basel fürgenommen die B. zu bes., das sie mit der
eigenscliaft gehören und dienen solle an den l^tein
und in das ampte Waldemburg.' 1443, AaEIi. StB.
,Weliche person, es sye joch mann oder frawen, von
einem herren oder gotshus eigen sin ervordert und der
der eigenscliaft nit bekannt ist, sol mit recht besetzt
werden an den Stein zuo Baden mit zweien vatter-
und zweien muottermagen, daz derselben person
muotter des herrn oder gotshus eigen gewesen sye.'
AaB. Urb. 1490. ,Als ouch der erwirdig herr bischoff
Hartmann klagt hat von sin und sines gottshuss
wegen ... dass die herren von Eätzuns habend inne
etlich lüt, die iro ... sigind, band si gemeinlich uss-
gesprochen, was lüten, frowen und mann, dieselben
von Eätzuns innhand und die eegenanten bischon
Hartmann, die äptissin und graf Heinrich meinend,
dass si inen zuogehörend ... dieselben lüt soll der
ohgenant herr von Eätzuns bes. mit zweien muotter-
magen oder mit zweien vattermagen oder mit einem
muottermag und einem vatterinag, die einandem als
nach sipp sigind, dass es ein ee gescheiden mög, und
was er also besetzet, darbi soll er dann fürbass be-
liben; welche der ansprächigen lüten aber er nit bes.
mag oder wil, so stat die besatzung dann an dem
eegenanten bischoff Hartmann.' Ag.Tschüui. S. noch
Be-satzing (Sp. 1595); ab-s. (Sp. 1635 o.). Ren"., sich
als Leibeigenen od. Freien ausweisen. ,Ouch bat dü-
selb frow sich besetzet und ir kint als eigenlüt des
gotzhus umb ein järlichen zins zwei pfenning dem
vorgenanden gotzhus järlich ze geben.' 1323, '/..
,[Klagen Zürichs gegen Österreich:] Dez ersten von
unserra gotzhus ze der ahtei, daz daz siner lüten ent-
wert ist, die sich an daz selb gotzhus hesel
daz die darnach betwungen wurden mit eiden und
mit vanknus.' 1365, Z StB. ,Wär, das sich einer, der
ze gericht für einen stuolsässen gesässen war, für einen
fryen nicht bes. macht, denselben mag ein her oder
vogt darumb straffen.' 1431, ZNossikon. 5. Chaslqb,
EchHs, SürVs, gewinnen, herstellen BG.(Bärnd. 1911);
Syn. setzen ■', b (Sp. 1628); ans.3c (Sp. 1657). .unfolg-
same Untergebene werden etwa mit dem übertragenen
Zuruf bedroht: Jez iril'-i'''-)i-erh </<"" es aim rrs Ghas-
l.,h 6V ebd. b'-setzt, in BBurgd., Gr.; GsNuf.
b'sat;t (in Bed. 1.0: 1. a) entspr. bes. la. a) von (den
17n:l
suz
1701
Plätzen in) einer Wirtschaft, vom Theater, einem
Wagen usw. wohl allg. ,Der rat ist wol bes. ge-
wäsen, convenit senatus frequens.' Fris.; Mal.; entspr.
bei Denzl. 1666. — ß) entspr. bes. 1 a ß. , Ein gewaltiges
Blockhaus, von den Türken bes.' Ahm. 1030. — y) entspr.
bes. lat. wohl allg. Die Pfruend, Pfarri ist b's.
(bzw. b's-i). Di Ämtjini sind b's-i W. .Habend die
Widersacher nit wellen clagen, diewil nit dass gerichtbe-
setz[t] sige mit 24 richter, wie dan ein gericht besetz[t]
solle sin, so ess antrifft das mallefitz.' 1525, SohKI,
,Wie hette doch ü[wer] e. w[isheit] dem Vaterland bass
mögen beholfen sin dann mit einer schuolV wi[e] witer
und besser mehren, dann, wenn si mitgeschickten bes.,
durch ein schuoli" F Schulordn. 1577. S. noch Bd VI
1571 u. — 3) ,besatztes Vieh', mit dem man eine Alp be-
setzt hat; s.bes.lae. ,Bs soll ein Jeder schuldig und ver-
bunden sein, wann ilime an gemeinen Atzbergen Berg
zufallt . . . denselben alsbalden zuschreiben ze lassen . . .
Fahls er aber Solches nicht tun wurde, soll und mag
ihme sein Viech ab dem Berg an Wirt getrieben, und
er, ob derselbe schon seinem besatzten Vieh oder Bossen
den Berg hat, zu Händen der Bergvögte erlegen 1 Pfd.'
1668, BFrut. Landrecht. — b) entspr. bes. 1 b. a) entspr.
bes. lba.. ,Eine Matte ist b's. mit Äpfel- od. Birn-
bäumen, ein Wald mit Tannen, Buchen' UwSa. , Besäet,
bes., consitus; wol bes., obsitus; mit Reben wol bes.,
obsitus vitibus ager.' Denzl. 1666. — ß) entspr. bes.
ihß. wohl allg. ,Ein Kapcllenboden, welcher mit Pafi-
sti'nef 'pafenet oder mit B'sesisti-ne" b's. war.' Barnd.
1911 (BG.). ,[1417 verordnete der Rat von BsStdt, dass
man] keinen mist, kumber, wuost noch unrat für die
tür schütten noch tragen [solle], als lange zit dahar
besehen wäre ... denn die gassen sient unsufer als
vormals, ehe si besetzet wärent.' Bs XIV. ,Die besetze,
ein besetzter wäg, agger solidus; die straass ist mit
guoten steinen bes., via silice perstrata est; bes-e straass,
via strata.' Fris.; Mal. ,üas freie bad ... ist auff
einem zimlichen, bes-en platz gelegen.' HPant. 1578.
,Im hof, der schön bes. ist, steht ein lieblicher brunn.'
Wurstisen 1580. .Habend wir die gegne der Loire
verlassen und sind ... uf einer be-en strass uf 7 frz.
mil lang von Orleans gen Artenay kommen. Es soll
siderhar in den stäten kriegsüebungen dise bes-e strass
kontinuirt syn bis gegen Paris.' Mal. 1593. ,Die platten,
mit denen die kuche bes.' ebd. .Kamen wir auf dem bes-en
Weg, wie es [!] dan schier zwischen Paris und Orleans
durchaus mit Blatten bes. ist, bis gon Turin.' FPlatter
1612. ,Das Obst mag sie nutzen als Entschädigung
für den bes-en Weg durch ihr Land.' 1616, AKüchler
1895. ,Besetze, bes-er Weg, Stratum viarum.' Denzl.
1677. 1716. ,In den gepflasterten ald bes-en Strassen
die Besetzenen in Ehren erhalten.' Z Mand. 1707.
,Bs-e gass' hiess seit E. XV. bis XVIII. die alte Becken-
hofstrasse in ZUnt.; s. Vög.-Nüsch. II 616 ff. — y) entspr.
bes.lby. ,Ein schwerdt mit edlem gestein bes., ensis
accinetusgemmis.' Fris.; Mal. Verziert übh.; s.Estrich-
Blatten (Bd V 96). In erweiterter Bed. ,Bes., con-
sertus; mit törnen bes., consertum spinis.' Fris.; .Mai..
,Die Eidgnosschaft ist zuo dem meisten teil umb-
geben und bes. mit vast hohen Bergen.' RCys. (Br.).
,Dass die Stuhl mit Staub und Ungeziefer über und
über besetzet.' 1697, Z. Hieher (oder zu aß?): 's Ass,
de" Cküng b's. (han), im .Tass, ausser dem Ass, König
noch mehrere niedrigere Karten der gleichen Farbe in
Händen haben Ar; G; Tu; Z und wohl weiterhin; Gegs.
Ur; blutt (Bd V215). Dazu als scherzh. (?) : Alles topplet
b's. ha", Sommerung und Winterung besitzen LE. —
9) entspr. bes.lbi. ,Drig jüppen, sind zwo bes.' 1469,
ZWth. Inv. ,Das er iro ein halsgöller mit sammet
bs. schenken [werde], so sy im die ee nachlassen . . .
wellte.' 1544, Z Ehegericht. — 2. entspr. bes. 2. ,Bes.,
obsessus, belageret.' Mal. — 3. entspr. bes. i a. ,A.
habe zu B. geredt, er [O] sye zweier lügen bes. und
er stände uff der statt buocli.' 1472, Z RB. ,[A. sagt]
er neme nit hundert guldin darumb, das er eins lugs
vor offner zunft bes. wer als der B.' 1476, ebd.
,Puncten, in welchen amma Prager fürgebner unwar-
hait zuo Baden bes. ist.' Kessl. .Der zügen müest ir
siben han, der bab ich noch keinen hie gsen ... Darfür
ir in [den Wein als Angeklagten] ietz band geschetzt,
des ist er noch gar nüt bes.' HsRMan. 1548. ,An einem
laster ergriffen und desse bes. und überzeugt, com-
pertus flagitii; bes., convictus, evictus, uberwisen,
überzeuget.' Fris.; Mal. ,Von wegen der zuoredt, das
undervogt B. ein bes-er, überzügeter man und der
eeren nit wert syge, das er synen dienst versehen
solle ...' 1576, Z RM. — 4. a) „untersetzt, von der
menschlichen Statur" Ap; Bs; B (so Burgd., ().); Gr
Nuf.; L; GT.; Sch; S; Uw; Z (so Dättl., Egl., O.); Syn.
under-, hindersetzt (Sp. 1663. 1692). Das ist e(n) b's-er
Mann, e(n) B's-er. E" b's-i und rüchi, stämmigi Hüs-
magd. Breitenst. 1864. [Das Mädchen] isch ebe" recht
b's., isch nit gar e'so fin i- der Hut. JReinh. 1905.
S. noch be-ring (Bd VI 1069u.). N., ein zwar kleiner,
aber ,wohlbes-er' Mann. A. XVI., AWild 1884. ,[Der
Herzog von Genua] ist nicht sonderlicher Gröse, aber
duck oder bes.' GKönig 1693/7. ,N., bei 25 Jahr alt,
ohngefehr 5 und ein halben Schuhe hoch, bes-er Statur.'
1773, Bs (Signalement eines Diebes). ,N., bei 30 und
mehr Jahr alt, rechter bes-er Mannslänge.' Z Nachr.
1754. Von einem einzelnen Körperteil: Hätt-er's bi
sine" zwe" Zentnere" lo" verblibe"! Die hend grad
so-n-e" richtige" b'setznige" Herre"büch vorg 'stellt L. Wol
b's., schwanger Ap (T.). — b) vom Charakter, gesetzt,
besonnen Bs; B(Zyro); Z; vgl. gesatzlich 2a(S<p.lb8Qu.);
gesetzt ld(Sp. 1629o.). E"langerb'standenerVs-er Man",
ioo nit vill schwätzt. Breitenst. 1864. Das ist bei"
Manier, das' e" jungi Tochter b's-i Lüt vexier. ANüss.
1893. Sogar b's-i Here" si" de" Chanel [eine Rutsch-
bahn] abe" cho" z'rase" wid hei"11 mängist no'h Faxe"
g'macht derzue. BsLie. 1910. Nöchz'nöch istsi e'chli"
b's-er worde", su"st isch-si eisig e" Tunners Fegnest g'si",
HMessikommer 1910. Abi. B'setzti f., gravitas B (Zyro).
— un-: Gegs. von besetzt i&ß. ,U-er wäg, via terrena.,
Mal.; bei Fris.: ,Ein wäg auss der erden gemacht und
nit besetzt' — Amhd. bi-, besetzen; vgl. Gr. WB. I 1618/20;
Sanders II 1085; Fischer 1 916 f.; Martin-Lieoh. II 383;
Schmidt, hist. WB. d. eis. MA. 35. Zu Bed. 1 b ß vgl. auch
Adelung WB. I 912: ,In der Schweiz bedeutet dieses Wort
[Besetze] auch ciu Gassenpflaster, so wie besetzen daselbst
für pflastern gebraucht wird; und daher kommt es auch, dass
unsere hochdeutschen Strassenpflasterer denjenigen Schlägel,
womit sie das Pflaster gleich und fest stossen, einen Besetz-
schlägel nennen.' — Be-setzer ra.: 1. pers. a) entspr.
bes.lai, von den Nachbarschaften abgeordneter, Wahl-
mann' (in der Regel 3 — 6 aus jeder Nachbarschaft), der
Vorschläge zur Besetzung der Ämter zu machen hat
GrD., Pr.; seit Mitte XIX. f. .[Es] sollend eine jede
Nachbarschaft dieser Landschaft Davos absonderlich
zusammen treten und eine jede drei Ehrenmann aus
ihrer Mite zu Besetzern erwellen, welche von den Nach-
1705
Saz, sez, siz, soz, suz
1706
barschaften sollend befelchet werden, wie sie sich in
der Besatzung zu verhalten, welche auf künftigen
Sontag sollen erscheinen und zusammen treten und
der Landsgemeind drei Ehrenmann zur Landtammann-
schaft angeben; jedoch solend der alt Landtammann
und Gerichtsgeschwornen den Besetzern den Eidt an-
geben, dass sie die Verschwiegenheit in der Besatzung
halten sollen ... Nachdem die Besetzer den Eidt emp-
fangen habendt, soll der alt Landtammann und das
Gericht abstehen und die erwellten Besetzer . . . drei
Ehrenmann zur Landammanschaft dargeben, und
welcher dan das Mehr zeucht, soll Landamann sein
und von den Besetzern beeidiget werden. Und dan soll
der erweite Landammann mit den ... Besetzern das Ge-
richt erwellen und besetzen.' 1660, GrD. Eatsprot.;
vgl. auch GrD. LB. 56 ff. ,Die Gschwornen werden
überall vom Volk frei erwöhlt; dann ein jede Nachbar-
schaft erwühlt etliche Persohnen ihren gebührlichen
Gebräuchen nach, die man Besetzer nennt, und die
erwöhlend die Gschwornen.' Sprecher 1672. ,Am
Besatzungssonntag, nach beendigtem Gottesdienste,
treten die zwei ältesten Männer aus jeder der drei das
innere Gericht Klosters bildenden Gemeinden zu-
sammen und ernennen, je zwei zusammen, durch ge-
heime Unterredung zwei Besetzer aus ihrer Gemeinde,
welche gemeindweise den Gemeindsleuten zur An-
nahme oder Verwerfung vorgeschlagen werden. Diese
Besetzer ... treten sodann zusammen und machen
einen dreifachen Vorschlag für das zu besetzende
Landammannamt, aus welchem Dreiervorschlag sämmt-
liche Gerichtsbürger durch Handmehren einen Land-
ammann erwählen. [Im äussern Gericht] erwählt jede
Gemeinde ... so viele Besetzer, als sie Geschworne in
das Gericht zu geben berechtigt ist.' GrKI. LB.; vgl.
ebd. 3 ff., auch ZfsE. 26, 164 ff. ,In Saas, welche Ge-
meinde drei Besetzer bestellt, wird der erste, der
zugleich Präsident der Besetzerschaft ist, vom je-
weiligen ältesten Mann in der Gemeinde vorgeschlagen;
dieser gibt den zweiten und die austretenden drei
Geschwornen den dritten B. dar.' ebd. ,Diese acht
Besetzer treten sodann am Besatzungstage unter dem
Präsidium des ersten Besetzers von Saas zusammen.'
ebd. ,Zu Ernennung der obrigkeitlichen Glieder schiesst
die Landsgemeinde [zu GRSeew.] 14 Besetzer aus.'
Gr Sammler 1805. ,Die alte Verfassung von Davos,
die noch jetzt im Wesentlichen besteht, stimmt im All-
gemeinen mit der Verfassung der übrigen Bündenschen
Hochgerichte überein; nur werden die Wahlen des
Landammanns, der ersten Beamten und der Ratsglieder
nicht durch die Laudsgemeinden, sondern durch die
Wähler oder Besetzer vorgenommen. Diese Besetzer
werden in den Volksversammlungen der 14 ver-
schiedenen Nachbarschaften gewählt, sodass auf jede
dieser Nachbarschaften, je nach der Grösse, 3 bis 6
Besetzer ernannt werden.' Kasth. 1822. S. noch be-
setzen (Sp. 1697 o.). — b) entspr. bes. las, wer die Alp
mit seinem Vieh bestösst BGr. Das'-mu" nid Über-
sät! uberchemi, [muss] e" jelha B's. iisbergen oder Berg
wisen, Berg legen, Rechnwg legen über seinen Berg
und B'satz. Bärnd. 1908. .Diese Arbeit [das Alp-
räumen] gehört zu den Pflichten der B'setzer, nicht
aber der Bergteiler.' ebd. ,Alle und jede Besetzer,
sowohl mit eigenem als frembden Vieh, sie seien
Gnossen oder nit, sollen der Alpig beizeiten Selbsten
nachgehen, widrigenfals aber, wan sie verkundschaftet
werden, dass sie der Alpig schlechtlicb oder gar nit
nachgegangen seien, sollen für ein jedes Rind, so sie
darnach ziechen, 20 Schillig Buess verfallen sein ...'
1736, UwE. Alprecht. .Frembde Besetzer oder Un-
gnossen mit frembden Kühen.' ebd. — c) entspr. bes.
i&P, Strassenpflasterer AaHoM.; B(Zyro); GT.(1851);
Soh, wohl auch weiterhin. D' B'setzer chöme"t uff-en
schöne" Lö" Sch. In ä. Spr. tw. als Gemeindeamt. ,Dem
bes. 4 pfd [Jahrlohn].' 1430, Bs. Der ,b.' gehörte zur
Zunft der ,zimberlüte' und , murer'. 1451, ebd. ,N., der
bes.' 1467/70, Z RB. Nach Pfingsten bestellte der
Rat den ,Bes.' wieder auf 10 Jahre und besserte ihm
seinen Lohn. 1497, Scn Chr. .Zimmerlüt, Steinhower,
Murer, Bsetzer, Seiler . . .' F StB. ,Wan die Besetze
zu Glarus durch den Haubtflecken notwendig zu
machen, bezahlen mgnH. den Ps-en ihr Lohn.' um
1675, Gl. ,N., Bes.' 1711, ZElgg. — d) entspr. be-s. 4 b;
s. Besatzung (Sp. 1595). — 2. sächl., Pflasterstein, dann
auch grösserer (Kiesel-)Stein übh. ScnStdt. Einem
Hund en B's. a'tßörffe*. Gang fürt oder ich wirff(g'hei)-
der en B's. a"! — Mlid. besetzer m. (Lexer I 586, unter
entsetzer), in rechtl. Beil., in Bed. 1 c auch bei Gr.WB. I 1620;
Fischer I 917; Martin-Lieuh. II 381. Als Familienn. liu
Bed. 1c): .Der Bes.' 145:5, Z RB. ,Gret Bes-in'; ,in Gretly
Bes-shus.' 1459, Z. ,Heiui Bs.' 1491, ZKU. ,üff bitt Hansen
Bs-s.' 1493, Z. - Alp-B.: = Be-setzer Ib. W Bote 1908.
,Es ist ... gesetzt worden, dass zu jedem Senten ein
Meisstier oder Zeitstier und gar nit ein übergender,
drei- oder vierjähriger Stier ... geduldet werden solle,
es seie dan Sach, daz alle Alpbesetzere einheiliglich
ein solchen Stier gutheissen und gedulden wollen.'
1680, UwE. — Gasse"-B.: a) = Be-setzer lc Aa; Bs
(auch bei Spreng); Z (1821); vgl. auch G.-Meister
(Bd IV 527). In ä. Spr. tw. als städtisches Amt (so
1637, Z). ,N., der g.' 1550, Z. ,Silicarius, G.' Denzl.
1677. 1716. ,Ein G. ... wird in Gefangenschaft er-
kennt'1679, G (KWild 1847). ,G. [Überschrift]. Wird
von den Hm Rechenherren erwählt. Seine Pflicht ist,
der Herren Bauherren Ordre fleissig nachzukommen,
wann er ihm da oder dort die Gassen oder Strassen
zu verbesseren befählet, da er dann auch seine Knecht
zu arbeiten antreiben soll. Er bleibts allezeit.' Mem.
Tic. 171'-'. ,Gassenbs. [Überschrift]. Ist ein Lähen vom
Rat und hat jährlich an Kernen 3 Mut, Wein 2 Eimer,
Gelt wöchentlich 3 Pfd 15 ß, für den Hauszins 30 Pfd,
anjetzo ein eigen Herberig, alle 4 Jahr 1 Mantel.' Z
Pfründenb. 1757. ,Für Vh Gassenbesetzer-Taglöhn
ä 16 ß = 3 fl.' 1785, Z Haush. ,Gutjahr den G-n 5 ß.'
1804, ZZoll. TgB. ,Das Gassenpflaster. Die Arbeiter,
die für Besorgung desselben angestellt sind, bestehen
zum Teil aus gelernten G-n, zum Teil aus Handlangern.
Sand und Steine zu der Bepflasterung werden aus der
Sihl genommen; indess hat die Stadt auch eigene
Kiesgruben im Schützenplatz und Kränel. In den
neuesten Jahren wurde das Gassenpflaster mittelst Ge-
brauchs von abgeschlagenen Steinen bedeutend ver-
bessert ... Die Brunnenmacher und Gassenbesetzer ...
verrichten mitunter auch Arbeiten für Privaten, deren
Ertrag ... jährlich in der Baurechnung in Einnahme
fällt.' Mem. Tig. 1841. .Besoldung de
raeisters, der Gassenbesetzer und ihrer Handlanger
1804: 1106 tl. 29 ß; 1814: 1635 tl. 33 ß; 1-
14 ß; 1835: 3686 fl. 21 ß.' ebd. S. noch Chläfnr (V,\U\
633); Bd VI 1681u.; besetzen (Sp. 169S). - b) .Spitz-
name für das städtische Polizeikorps, dessen Dienst
1707
Saz, scz, siz, soz, suz
sich gleichsam auf die Gassen der Stadt beschränkte'
BsStdtf (Seil.). - Vgl. Gr.WB. IV 1, 1448; Fischer III 80;
Martin-Lienh.II 384 (unter Beaetser). Als Hausname: ,Gassenbs.
gegen der Schanz." 1742/1820, ZStdt. — Stein-B.: wohl =
dem Vor.a. 1822, SStdt (Adressbuch) — Be-setzer-
s c h a ft f. : Koll. a) zu Be-setzer la; s. d. — b) zu Be-setzer
1 b. Die B's. umfasst ,Alle, welche im gleichen Sommer
die Alp mit Vieh befahren und unterscheidet sich
damit grundsätzlich von der Bürgschaft als dem privat-
genossenschaftlichen Territorium einer Alpschaft samt
deren Bewohnern. Sämtliche Einwohner Griudelwalds
gehören zu einer der 7 Bergschaften, aber nur alle
Viehbesitzer zugleich zu einer oder auch zu mehreren
der 7 B's-en. Diese B's. vertritt zugleich die Alp-
kommission.' Bärnd. 1908 (BGr.). S. noch Bergschaft
(BdIV15G4). — B«-setzi, in BG. auch B'sesi (als
ältere Form), in ApScbön. B'setzene" — f., PI. B'setzene"
Ap; BB. (-eni); GRSpl.; Th, B'setzni f. ZBauma:
1. in der Fischerei und Jagd, das in Angriff genommene,
mit Garnen belegte bzw. mit Treibern usw. umstellte
Kevier, Treibjagd. ,Das jedem Houpt Arech ein Rapen
uffgleidt werden solle, welch ein Wolf usserdt der
B. schiessi.' 1641, SchwE. S. noch besetzen 1 a y
(Sp. 1695). — 2. a) (steinerne) Pflasterung (im Freien).
D'B's. isch-mer a" Chopfufhe" g'gumpet, humoristische
Darstellung eines Falls auf einem Pflaster BE. (Bärnd.).
Uneig. Fallobst, bes. Birnen, bildet auf dem Boden
eine B's. S (BWyss). Spec. a) Strassenpflaster Aa; Ap;
Bs; B; Gl; Gr; L; PA1. (,lastrico'); G; Sch; Schw; S;
Th; üw; U; ,Zg' (St.b); Z.; „allg." Synn. Pafi (Bd IV
1040); Biseren (Bd VI 1369); Be-schiessi. Eine B's.
besteht aus Chugelsteine" oder — nach modernerer
Art — aus abg'schlagne" Steine" ZZoll. und sonst.
Die Sträss hat e" neui B's. nötig. Si giH nit Ach-
ti"g, dass in der B's. e" Nuele" isch, und dätscht
der lang Weg dertüse" BsStdt. [D'] B's. ropfe",
das Unkraut zw. den Pflastersteinen ausjäten Ap.
RAA. Eine" uf d' B's. setze", auf die Strasse werfen Z
(Jucker). Uf d' B's. ine" gä", an das Obergericht zu
Luzern appellieren LE. (das Obergericht war früher
im alten Rathause am Kornmarkt untergebracht).
,[Man verbot in Zürich 1403] dass ein jar kein schwin
uff der [neuen] bsetze gon solt.' Bs Stadtb. 1890. ,For
dem tempel [zu Jerusalem] ist ein grosser platz, da
ist ein stein uff der b., ist ein marmolstein, daruff
stuond der herr in Pylatus hof, do er in verurteilt.'
HSchürpf 1497 ; ähnl. bei Kapfmann 1491. ,Es schruwend
ouch die kleinen kind [in Basel bei der Ankunft der
eidgen. Boten zur Beschwörung des Basler Bundes]:
Hie Schwyz grund und boden und die stein in der b.!'
1501, Ag.Tschudi. ,Do kesslet er uns nach mit dem
schwert uff der bs.' um 1510, Z. ,Es [das Wasser der
Birs] zerbrach ouch süss an vil orten die gwelb und
besetze.' 1529, Bs Chr. ,1534 fiel ein kind zum fenster
us in der baselstuben zum Rössli harab uf die bs.'
Salat. ,Zug ein wulkenbruch gsin ... hat die bsezen
an gassen ufgschwygt und in brüch tan.' ebd. ,Die
[mit irem Galan zs. ertappte] frow [sei] zum laden
uss zwölf schuoch hoch uff die bsetze hinus gesprungen.'
1538, Z Ehegericht. ,[Bei einem Wolkenbruch in Zug]
brach so fil ps. uff ins ärttrich eines manns dieff an fil
orten.' WSteiner. ,Fistuca, ein stössel, da man die
stein einer bsetze mit einstosst.' Fris. 1541. ,B-e der
gassen, strata viarum; bs-e vor der statt, agger vi:e.'
Fris.; Mal.; s. noch Stein- Ge-müsel (Bd IV 487). Die
,Bs.' gegen Niederdorf und zu Edisried. 1660, UwSachs.
,Die Bs. durch den Hauptflecken Glarus, so weit die
Strass bis an die Dachtrauffe geht, liegt auf dem
gemeinen Landsseckel; vorbehalten ist der Tagwen
Glarus schuldig, Stein und Sand auf eigne Kosten auf
den Platz zu tun.' 1678, Gl LB. 1807. ,Dass N. den
Weg undt den Stäg sambt der Landtstrass über den
grossen Stein also mit einer B-in machen undt zue
erhalten schuldig seie.' 1698, Schw LB. ,[Es] seie
nit änderst gewesen, als wann man einen Sack mit
Ysen auf die B-e geworfen hätte.' 1701, Z. Sicher-
stellung der Landstrasse durch eine erhöhte ,Bs.' 1715,
Absch. ,Die B-e, le pave.' DeLaCour 1736. ,Das schon
mehnrjalen ergangene Verbot des Rennens oder allzu-
starken Fahrens mit Gutsehen und Wagen, womit der
B-e ... Schaden geschiehet.' 1763, Bs. ,Sechstens werden
die Holzscheiter befelchnet, fürohin die Strassen nicht
ohne Not zu verlegen und die B-e durch Festmachung
der Scheitstöcke nicht zu verletzen.' Z Ges. 1779.
, Drittens soll, wenn die B-e durch die Ortschaften
Schaden litte ..., solche sogleich auf Anzeige der
Wegknechte verbessert ... werden.' ebd. 1791. S. noch
Chüefer-Bucki (Bd IV 1144); be-setzen, Be-setzer
(Sp. 1698. 1706). Pflasterung einer Brücke; s.Sp.l608u.
Pflasterung einer Freitreppe: ,Die Treppe, so aus dem
grösseren in den kleineren Schlosshof führt, hatt 32
Tritte, welche mit Kieselsteinen gepflasteret sind; diese
sollten durchaus erneueret und die B-e wieder erhöhet
werden.' 1769, WMerz 1910. — ß) gepflasterter (oft
terrassenförmig angelegter, vom Vordach überdeckter)
Vorplatz vor (neben) dem (Bauern-)Hause AAKütt.,
Leer.; Ap; B, so E., G. (jünger als Pafi), Meir., M.,
Oberwil b/Bür., R., Si., Unterseen; Th; Uw; Z (Jucker:
,[d'] B's. vordem Hüs, die gepflasterte Hausflur'). ,Die
B's. ist auf den Höfen der Berner Bauern der un-
mittelbar an das Haus stossende Teil, welcher mit
Steinplatten belegt, mit Bänken besetzt und durch das
vorspringende Dach gegen Regen geschützt ist.'
KWMüller 1848. Die B's. besteht ,aus rouc" (rohen,
ohne weiteres dem Flussbett entnommenen) od. aber
g'schlagne"' BG. (Bärnd.), aus grossen breiten Steinen od.
aufrechtstehenden Äre"-Blättli (Bd V 196) B (AvRütte).
Gelegentlich erscheint eine mosaikartige dekorative B's. ;
s. die Abbildung AfV. XVI 44. D'B's. botze", tausche",
am Samstagabend Ap;Th. ,Die [zum Leichenbegängnisse
eines Reichen] nicht Eingeladenen zotteln ganz kaput
nach Hause und senden wehmütige Blicke nach den
Glücklichen, die breit auf der Bs. vor dem Wirtshause
stehen.' Gotth. ,[Der Bauer] stopfte auf der Bs. die
Pfeife, um sie auf dem Bänkchen zu geniessen vor
dem Nachtessen.' ebd.; in anderer Ausgabe ,auf der
Terrasse.' Wo der Jokeb vom Bänkli üfg'standen isch,
het's [infolge seines hölzernen Beins] e'so kurios
g'chlefelet uf der B's. RIscher 1903. Er [ein Knabe]
het g'htdfe" zimente" für die neui B's. Bärnd. 1904
(BE.). Vor dem Hüs uf der B's. het-ne" Hans 's Bi-
leid abg'no". SGfeller 1911. — f) gepflasterter (oft
erhöhter) Vorplatz vor dem Stall, Gaden Ap; B, so
E., Gr., lt AvRütte; GLElm, H.; Uw; U; vgl. c. ,Für
die kunstlose B's. vor Ställen sind immer noch Blatti
und ander Schepf gut genug.' Bärnd. 1908 (BGr.) —
8) um einen Brunnen : .Nachdem unser 1. Frawen Brunnen
von newem gemacht, und sidhero . . . mein gnädiger
Abt ... denselben widerumb verbessern, jetzt aber den
gar widerumb auf ein newes graben, ein newen Dentsch
1710
und. demnach ein B-e darumb [hat] machen lassen
müssen [wird verboten, ihn zum Waschen zu be-
nutzen].' 1611,ScbwE. Arch. — s) Pflaster eines Stalles,
Schuppens Sna. — b) steinerner Fussboden übh. ,Do
sy einandren vast lang gehept hatten, do warf Morgant
den andren ryssen an herd; der tet ein so grossen
val uff die bs-e, das es duocht, es were ein turn gfallen.'
Morhant 1530. .Darumm er tod nider uff die ps-e des
sals fiel.' ebd. ,Marmoratio, b-e von marmelstein.'
Fris. 1541. ,Lithostrotos, ein b-e oder esterich mit
marmelsteinen und der gleichen besetzt (b-e von
steinen); mannelsteinine b-e, soleum marmoreum.'
Fris.; Mal. ,Die Bs-e [des Kreuzgangs soll] mit ge-
hauwnen Blatten, inmassen die in der Küchen sind,
gemacht werden.' 1621, L. ,[Man solle] in der Kirche
die B-e aufheben, damit man hernach mit dem Aus-
graben desto besser zurecht kommen könne.' Altert.
1773/83. S. noch Chämmi-Chavimer (Bd III 251). —
c) Zufahrtsrampe vor einer Scheune GoT.; vgl. ay. —
3. Besatz eines Kleides Th (Pup.). Syn. Be-legi (Bd 111
1199). ,Vilvaltig underrök, teilte färben mit gschnitnen
glänken und breiten sundrer färb bsäzinen,' von der
neuen Tracht. Ansh. — Bildung und Bed. 2 a und 3 sind
auch schwill). (Fischer I 916), duch um- vereinzelt uud tw.
in der Nähe des Schweiz. Gebietes, so dass Adelung Bed. 2 a
mit Recht als Schweiz, bezeichnet (s. Anm. zu besetzen,
Sp. 1704 u.) ; alte Belege aus Salem und Stühliugen s. Alem. III
277. Doch zeigt immerhin Beetz n. unsere Bed. 2 a im
Eis. (Martin-Lienh. II 383) und Bair.-Österr. (Sohm.2 II 344 ;
neben Bed. 3). B'wsi unter dem Einfluss des Syn. B'schüeit
Als ON. ThBisch.; ZBinzikon, ,Silberpsetzi' GrRh. —
Fuess-B.: Steinpflasterung eines Fussweges, ge-
pflasterter Fussweg. ,Und sol gemelte Frouw oder In-
haber des undern Bürgels, darin das Huss stadt,
Steg und Weeg darzue gen, wo die Fuessbs-e ietz ist
und sonst nit, miten durch die Maten uff noch nider
bim Huss.' 1616, UwSa. ,1661 wird Samen und Kerns
vom Rat beauftragt, Steine und Materialien herbei-
zuschaffen, damit durch das Hasli und Wyermattli,
welche dem N. gehören, eine gute F. gemacht werden
kann.' AKüchler 1886. — GadeD-B.: = Be-setzi 2af
Obw. , Eilige schwere Tritte klapperten auf der G. und
die Stalltüre wurde auf- und sofort wieder zueg'schletzt.'
Obw Blatt. 1900. — Fueter-gang-B.: Pflaster des
Fueter-Gangs. Er schiesst 's Heugäbeli i" Walme",
dass-es uf der F. Funke" giH. SGfeller 1911. — Stein-
B.: Steinpflaster. ,Die st-e, strata saxea.' Fris.; Mal.
, Auf einer St-e stürcheln.' JBOtt 1736. — B"-setzi"g,
,-ung' — f.: 1. Vorgangsbezeichnung, a) zu 6e-s. lat.
a) = Be-satzing lb (Sp. 1592) W und weiterhin, doch
nicht volkst. ,Bes. der vogteien auff ein neuws, suc-
cessio provinciarum.' Fris.; Mal. S. noch Natal-,
Baptistal-Regiment (Bd VI 740). — ß) , Beeidigung des
Kreispräsidenten' GrLuz. — b) zu be-s. 1 a s, = Be-
satzing loa. Nnw (Matthys); W (FAnd. 1898). ,Von
Bes. der gemeinen Bergen und Weiden.' 1796, BSi. Rq.
1912 (öfter, abwechselnd mit .Besatzung'). S. noch
Chue-Fssen (Bd 1 527). — c) zu be-s. 1 b ß. ,I)ie gemeinen
Kisling werden gebraucht zur Besetzung der Strassen
in Städten, deswegen genennet Bsetzstein, Gassen-
stein.' JJScheüchz. 1718. — d) zu be-s. 4 b, = Besatz lb
(Sp.l559);£e-satem#3(Sp.l595);s.Sp.l702. — 2.konki\,
= Be-setzi 2 a cc (BsStdt; B lt Zyro; S) u*nd 2ay (S).
Wie rasslet's nit über d' B's. vo" der Tennb'schüsi, ball-'
im Schritt und ball* im Trab dür°* 's Dorf »/' die neui
Leberbergströss ! Schild 1866. Wo der Bnr im Stal'
inner der vordere" Chuc selber het welle" d' Glogge" a"-
legge", g'hört-er Schritt uf der B's. usse". JKeimi. 1901.
— Mini. i,. *,<:., <„■!■ f. in andern Bedd. (Lexer I 211. Nacb.tr.
G9). — Fcnder-B.: = Fänder-Be-satzing (Sp. 1596)
W. — Halb-B.: Bestossung einer Alp mit der Hälfte
des normalen Besatzes. ,Die H. auf Bergen und Weiden
soll den Landleuten im obern Simmental nach uralter
Übung noch femers gestattet, die Bestimmung des
Anfangs derselben dann den Anteilhabern durch das
Bandmehr überlassen sein. Auf den Bergen soll da,
wo nichts Anders verordnet ist, der 5. Augustmonat
für dessen Anfang bestimmt sein.' 1796, BSi. Eq. 1912.
— Ge-richts-B.: = Ge-richts-Be-satzing a (Sp. 1596).
.Fünftens hat der Hof Eorschach das Ansuechen dahin
gestelt, dass ein jeweiliger Aman nicht gehindert werden
möchte, bei der G. nach alter Üebung ... die in eine
Wahl kommen sollende Richter zu proponieren.' 1755,
G Rq. 1903. — ,be-setzlich, conserte.' Fris; Mal.
in- bL'-: mit einer schweren Masse (zB. Geschiebe,
Trümmer, Schutt, Lawinenschnee) umgeben, bedecken,
überführen BO. (so Gr., Ha., R.); Syn. in-be-sinderen
(Sp. 1129). ,Der Kirchturm von Meiringen ist V'b'selzt,
d. h. steckt bis zu einer gewissen Höhe im Schutte
der Überschwemmung' BHa. Ein Gebäude wurde
gänzlich underg'maclul und i"b'setzd (zerstört und mit
Trümmern bedeckt). Barnh. 1908 (BGr.).
bi-: (eine Äusserung, Mitteilung) beifügen: Ich
mues' nur b., das'-i'h [usw.]. SmwBrunn. Bartlisp. —
Noch in andern Bedd. bei Gr.WB. I 1393; Fischer I B08. Im
Sinne von .bestatten' ist das W. der MA. völlig fremd.
hinder-sich-: nach rückwärts setzen, verlegen.
Räumlich. ,A. hab dem B. ein zun undergraben, daz
er niederfiel und der B. den zun h. müest.' 1480/90,
ZKyb. .[Die Rickenbacher klagen über häufige Über-
schwemmungen durch die Reuss] dass, wo man inen
nit hilft, sy ... alle ire Hüser h. müessent.' 1608, Z.
Zeitlich: ,Das wier fürhin, so uff den samsstag unsser
frowen tag oder zwölfbotten tag komment, den wuchen-
merkt, so ouch allweg am samsstag ist, denzuomall
hinder sich setzend: uff den Höchsten frytag soll man
den mercht han und den samsstag von des vyrtags
wegen rüewig lassen.' 1501, Schw LB. — neben(d)-
sich-: a) mit Acc. P., beseitigen; (von einem Amt)
absetzen. ,N., riter und zuo Basel neben sich gesezter
burgermeister.' Ansh. ,[N., der in städtischen Diensten
steht, ist] vermant worden, ime selbs des wyns halb
dermassen abzuobrechen, das man nitgeursachet wurde,
ine nebentsich ze s.' 1547, ZRB. ,Als Künig Sigwert
uss diser Welt wolt scheiden, do hefalch er sinen
Son ... dem Hussmeier ... Wiebald aber Künig S.
starb, do hat der trüwlos und eergitig Hussmeier also-
bald den jungen Künig nebend sich gsetzt; Andere
sagend, er habe in zuo einem l'ictaviensischen Bischof
gemacht ... so sagend Andere, er habe in ... ermürden
lassen.' JJRüeger. — b) mit Acc. S.. Etw. bei Seite
legen (um es aufzubewahren); s. Friden (Bd 1 1279).
Uneig., Etw. ausser Acht, unberücksichtigt lassen.
.Dazuomal [bei einer Schlägerei], als man voi gWOIl
was zuo friden, ward iez nebend sich gesetzt; dann
man sich glych anhuob zuo partyen.' Val.Tscbüdi 1533.
,Das Solide werd heutiges Tags neben sich gesetzt
und werd auch nicht besser gehen, bis maus wieder
hervorsuche.' Mus. 1793.
!*-s»me"-: a) wie nhd. zusammensetzen, wohl
allg. .Zuosamen s., componere, contexere, conserere.'
1711
Saz. sez. siz, soz, suz
ri2
Fbis.; Mal. Er ist us (in Z auch tu") lütcr G'schidi
(Dummheit, Git usw.) z'sämeng' setzt, spöttisch
B; G; Z und wohl weiterhin. S. auch versetzt
(Sp. 1685). — b) bes. zu einem gemeinsamen Zweck
zusammensetzen', vereinigen, a) meist abs., (Zugvieh)
zu gegenseitiger Aushülfe zusammenspannen, bes. zum
Pflügen Th; ZDättl., Zoll.; vgl. Sp. 1622 u. Syn. ge-
maren (Bd IV 353); märwen (ebd. 429). — ß) Geld oder
Geldeswert zusammenschiessen, -steuern. Die Braut-
leute .setzen zusammen' oder, wie ein anderer ge-
bräuchlicher terminus technicus lautet, .schlagen dar'
entweder ihr Gut oder ihr erwartetes Erbteil. THagenb.
1882. S. noch Rietli (Bd VI 1832 o.). — y) ,die stirnen
z.', bildl., zu gemeinsamer Abwehr. .Man will all
menschen an uns hetzen; mir müendt die stirnen
zammen s.' VBoltz 1551. Unsinnlicher. ,Frisch auf,
Soldaten ... setzt z'sammen Ehr, Leib, Guet und Bluet
für's Vaterland!' ApI. (altes Lied). ,Ob si etwar mit
gwalt oder einicherlei fünd darvon [von ihren alten
Rechten] trängen ... wölt, [würden] si zuosameu s.
lyb und guot und all ir vermügen.' Val.Tscbudi 1533. —
6) mit Ellipse des Obj., zusammenstehn, sich helfend
beistehn. Syn. z.-haben2b (Bd II 924), -legen 2 (Bd III
1191), -spannen. ,Die zwo Stett setztend zsamen,
Zürich und Bern mit Namen, den Feind zletst triben
ab.' 1620, Zinsli 1911. S. noch letzen (Bd III 1557).
Mit (adv.) Bestimmung. .Warumb sind wir dan so
hinlessig und sümig und setzend nit mit meer ernst
und trüwen zesamen'?' 1561, Brief (JFabricius an
HBull.). ,Wie unser vorfaren in lieb und leid so
trüwlich zuosamen gesetzt, mit einandern so früntlich,
erberlich und einhellig gelebt [haben].' 1527, Absch.
,Bas Gottlob die Herren Eidgnossen wol eins sind und
wenn sy sölten angfochten werden, manlich werden
zesammen s.' 1628, Z Schreiben. , Wachet uff, ihr
frommen Eidtgenossen ... und setzet wol zuesammen,
wie ihr allzeit getan." Lied 1673. ,Weil man nicht
recht zuesammen s., in ein Hörn blasen weder kan
noch wil.' JMüll. 1673; s. noch Wider-Fuer (BdI974).
,ln disen misslichen und gefahrlichen Zeiten [sei] das
notwendigeste Stucke die Einträchtigkeit ... dass man ...
im Gueten dapfer zusamensetze und im Notfal für
einen Man stehe.' ebd. ,Wann Brüederen einträchtig
bei einanderen wohnen, das ist, wann sie wol zue-
samen ziehen, einanderen in Treuen meinen ... und
in rechten Dingen dapfer zuesamen setzen.' FWyss 1673.
,Dass Eheleut einträchtig zuesamen sezen sollen.'
JMeyer1700. ,Mitlib und guot z.'; vgl. y- ,Wir [wollen]
mit unserm lip und guot trüwlich zemen s.' 1490, G.
,Da sy sich mit ufgehabnen Henden verbunden, mit
Lyb und Guet zuesammen zue s. und All für ein Man
zue stahn.' 1646, ZWäd. — c) (vergleichend) zu-
sammen-, nebeneinander stellen. ,So hat mich not
beducht, daz ich die allernotwendigosten wort und
sprüch Gottes, die von disem sacrament [des Abend-
mahls] gründlichen verstand gebend, zesamen satzte
mit etlichen der uralten lereren und bäpstischen ca-
nonen oder rechten.' Zwingli. .Weliche zwo meinungen
uns bedunkend richtig wider einandren syn, und hat
sy aber der mund Gottes selb geredt und zemmen ge-
setzt.' ebd. — zue-samen-ge-setzt. a) .Zuosamen
gesetzte leut und volk, (ein versamlung, ein zuosamen
gesässenes volk), consessus.' Fris; Mal. — b) ,Ein
lychnam [Körper] uss glyderen zemengesetzt.' Zwingli.
.Ein zemengesetzt ding.' ebd. Vereinigt: .Dann es
ganz not [ist], mit unser aller getrüwer zuosamen-
gesatzter kraft zuo handeln.' 1476, BsChr. — Zue-
samen-setzung f.: a) entspr. z.-setzen a. ,Z., com-
positio; Ordnung und z. der wörteren, constructio
verborura.' Fris. ; Mal. ,Das künftigklich ein ieder
unsserer Schryberen by einem Uffahl mehrers nit ...
zue nerameu haben solle als ... für die Verfertigung
der Feilrueffzedlen und Z. des ganzen üffahls,
auch hieruff erfolgende völlige Ussfertigung des-
selben einen Pfenning von iedem Gulden.' ZGrün.
AR. — b) entspr. z.-setzen b 5. ,Sich der so hoch-
nutzlichen Einmüetigkeit und schuldigen bürgerlichen
Z. mit angelegener Auffrichtigkeit befleissen.' Bs
POrdn. 1715.
hin-dann-: nur uneig. 1. Etw. bei Seite setzen.
,Span und stoss . . . alles [soll] abgesprochen und
hindangsetzt sin.' UMey. Chr. 1540/73. ,Den argwon
hindan s., hinlegen, opinionem amovere.' Fris.; Mal.
, Hörst, du Tüfcls Bueb, ich wolt mein Seel gern h.,
wann ich dich nur umb das Leben bringen könnte!'
1671, Z. Bes. imabs.Ptc, abgesehen von, ausgenommen.
,Endangesetzet [die Schlösser] die im kriege gebrochen
worend.' 1446, Bs Chr. .Alle gevärd und arglist in
disen stucken allen und ieklichen usgeslossen und
hindangesatzt.' 1483, B. ,Alle gevärd und was hie-
wider sin möcht, luter hindangesatzt und usgeslossen.'
1486, BSi. Rq. ,Hindangesetzt alles verwundren oder
Unwillen.' Zwingli. .Welcher, bindangesetzt sundre
laster . . . das unsäglich mort an dem cardinal von
Pafy . . . hat getan.' Ansh. , Hindan gesetzt die teutschen
herren.' Vad. ,Nützit aussgenomen noch hindan ge-
setzt.' ebd. — 2. nach-, zurücksetzen. .Hindan s., post-
fero; hindan s., hindenan s., postpono.' Denzl. 1666. —
Die Umdeutung von ,hin-dann-' in ,hind-an-' wie anderwärts.
Vgl. Gr. WB. IV 2, 1404. 1405/6. 1482. 1484; Fischer III
1621. Zur Form .endan-' vgl. Gr. WB. III 482 (.enhiüder1).
dar-: 1. hinsetzen, -stellen, -legen, a) mit sächl.
Obj. ,Daz N. metzier enhein bank me an die rnure noch
derbi nebent die metzie sol setzen, und swenne er
dehein bank dar setzet, so git er 10 ß.' 1322, Z StB.
,Wer ouch ein hus verkouffet uss der vogty, der sol
einem vogt geben den dritten pfening, was er löset
von dem hus, es sig denne, das er tröstung geb einem
vogt, das er indrent jares frist als ein guot hus dar
setz, als ens was.' XV., ZMeil. , [Hexerei ist es, wenn]
Etlich eine Schär darsetzen auff ein Sieb und murmeln
gwüsse Wort, die Schär durch Satans Trieb indessen
auff dem Gschirr ... umbrennet.' Gwerb 1646. Von
Speisen: ,Die fünft [Regel ist, dass du] syd und es
gewon ist by uns, ob einem mal andri und aber andri
essen dar zuo s., über zwo trachten nüt essist.' Türst
Ges. Unsinnlicher, zur Verfügung stellen, dransetzen.
,[Die Witwe solle den Erben den Zins] nit folgen lassen
noch darzues. schuldtig sein.' ScHwMa. LB. 1756.
.Schuhlhus oder Schuhlstube hat die Gmeind nicht,
dan ich setz mein eignes Hus oder Schuhlstube dar,
für welches mir Nichts bezalt wird.' 1799, U Neuj. 1897
(Schulbericht). ,Lib und guot d.': , Darin wir uns ouch
trüwlichen gebruchen und mit d. libs und guots an
uns nützit wellend lassen erwinden [Briefschluss].'
1499, B Schreiben. Abs.: ,[Die Herzoge von Schwaben
und Baiern wurden von den Franken] mit grossem
Heer überzogen und geschlagen dermassen, dass vil
fürnemmer Lüten des schwäbischen und peierischen
Adels um den Hals kamend, doch nit one Schaden
1713
1711
und Verlust dos frenkischen Adels, dann si ouch d.
muostend.' JJRüeuer 1600. — b) mit pers. Obj., von
Beamten uä. ,Swenn ein snider ein halb jar Zunft-
meister si gewesen, das man darnach von den
kiursennern einen Zunftmeister dar setze.' 2. H. XIV.,
OFecht 1909 (Z Zunftbrief der Schneider, Kürschner
und Tuchscherer). ,Wenne der dürftigen oder der
personen [im Spital] deheine abgat, so sol man alwegen
ein ander dürftigen ... an des stat nemen ... mit rate
des schultheissen, des rates und der zweüerhunderten
von Berne oder des vogtes, den si denne darsezent.'
1354, Imob. 1878. ,Doch so mag ich [Rv Aarburg], min
erben und nachkommen die tschachtelan entsetzen,
wenne wir wollen, und ander d. mit rat, urlob und
willen der von Berne.' 1385, BSi. Rq. 1912. ,letweder
teil sol zwen schidman d.' ebd. ,Also ward ein rats-
botschaft hinab [nach Königsfelden] gevertiget mit
allem versuoch, disen klosterstand ze hanthaben ...
Darzuo so ward erstmals uss und von einer stat Bern
ein gardian und ein hofmeister dargesezt.' Ansh. ,Und
sollend baid tail, iekliche uss irem laglichen rat, zwen
man d. und geben', in ein Schiedsgericht. 1527, Absch.
(Burgrecht zwischen Zürich und Constanz). — 2. über-
tr., ,Jmd im Stich lassen, ihm nicht Wort halten,
ihn anschmieren' B lt Zyro, ,promissis non stare'
I«. B. Si het-mi'h recht darg'setzt; zB. ,eine Schneiderin
hat versprochen, den und den Tag auf die Stör zu
kommen, und man hat sich dafür eingerichtet; nun
kommt sie nicht' B (Zyro). S. noch richten (Bd VI 378).
,D. und betriegen.' ,Daz rieh und arm burger dester
minder von sölichen dingflüchtigen lüten umb ir guot
betrogen und dar gesetzt werden.' 1390, Z StB. ,Das
sy [die Hausierer] biderb lüt mit irem schlechten pulver
und anderen kleinfüegen waren gröblich darsetzend
und betriegend.' 1590, Aar. StR. Erweitert: , Wer ander
Lüt darsetzt, das sy an ihm verlierend [Überschrift].
Wann Iemands ander Lüt fürsetzlicher Wyss betriegt,
darsetzt und umb das Ihr bringt.' BGS. 1615. 1721;
wesentlich übereinstimmend 1022, AABr. StR.; AAZof.
Ger.-Satzg 1623 (ZfsR.). ,Als aber etliche Weiber Kauf,
Verkauf [usw.] ohne ihr Pflegvögten Händen hingeben
oder annehmend und, so es ihnen harnach nit gfallt,
wider davon gangend ... dardurch dann oft und dick
ehrbare Leüt dargesetzt, betrogen und geschädigt
werdend, darwider ist gesetzt, dass ...' BE. Landrecht
1659. Uneig.: ,Wiewol si [die grammatischen Regeln]
etwan einen darsetzen, wil kein regel on ein exception.'
F Schulordn. 1577. — Vgl. Gr. WB. II 790; Fischer II 81,
beide auch für Bed. 2; vgl. zu dieser uoch on-«. 4 (Sp. 1657)
und frz. planter la.
durche°- Aa; Gl; L; G; Th; Z, dürhe"- (bzw. -ö-)
Ap; B (im Si. dürhi"-); LE.: wie nhd. durchsetzen.
wohl allg.; Syn. d.-stieren, -drucken. Perforst hct's
miiesse" durcheng'setzt sln Aa. 's lüd-sich du Nüd d.
JBHaffl. 1813. Er will sl» Chopf d. Ai>;Gl;Z. S. noch
Nasen (Bd IV 799).
wider-: 1. untrennb., refl., wie nhd. ,Sich w.,
steiff in seinem fürnemmen bleiben, obfirmareanimum,
resistere [usw.].' Fnis.; Mal. ,Die kätzer und die sich
dem bapst widersetzend, wil ich durchächten.' HBull.
1503. , Warum widersetzest dich, quid cornua obvertis V"
Hosp. ,Sich also disen apostolischen Männern zu w.'
Sebast. 1730. S. noch in-legen (Bd III 1185); über-
meren (BdIV373). — 2. trennb., wiederum (als Erben)
einsetzen. ,Wie ein burger sine kint mag w. [Uber-
Schwelz. Idiotikon VII.
schrift]. Git ein burger sinen kinden teil und si sich
entziehen! sines erbes und sich uz gehusent, die oder
welez er wil, mag der burger w. an das erbe, doch
also, das die oder der, das er widersetzet an das erbe,
wider inlege daz ez sines teiles het uz dem huse
gefüeret' F Handf. 1249; lat. in hereditates reponere.
— ,Wider-setzer in. : widerfächter, intercessor.'
Fris.; Mal. — ,wider-setzlich: renitens.' Dexzl.
1662. — Mhd. widenetzea in Bed. 1.
da(r)- wider-: 1. refl., = wider-s. 1. ,Daz in solhem
dennocht dise unsere richtung nit sol gebrochen
sin, es wäre dann, daz ein ganze gemeind sich oder
der merteil dawider satzte und von diser richtung
trette.' 1439, AAWett. (Abschrift von etwa 1500). ,Als
des glowens procurator hat ervolgt, Zügen ze stellen,
sazt sich der täter procurator darwider.' Ansh. ,Dass
wir ... so wir gschäften ald andren Sachen halb bi
einanderen versaint, wol eins und fridlich seigen.
Dann so einer sich darwider setzte, mit Worten ald
werken unfridlich und unrüehig sein wurde ...' 1562,
ZSth. (nach jüngerer Abschrift). S. noch sunder II
(Sp. 1144). — 2. im Spiel, als Gegeneinsatz setzen.
,[A. fordert B. auf, um dessen Pferd zu würfeln. Darauf
B. :] Hätest du pfenning oder pfant, das du dawider
sastist mir, so wölt ich gerne spilen mit dir. [A.:] Ich
habe niht wan mine sele. Wend ir die, die wil ich
gerne sezen dawider.' Schachzabelb.
z°-weg-: a) tr. Uneig., Jmd energisch zur Ord-
nung weisen, ihm den Kopf zurecht setzen ZO. —
b) refl., sich zurecht setzen B (so G., Si.) und wohl
weiterhin. Eest-dich gllch z'weg g' setzt? ,Heiss die
Apostell sich zwäg s. zue der Berücil'ung', Vermerk
für den Spielleiter. L Spiel 1610.
zue-: 1. Jmd (Etw.) zu Etw. hin setzen, a) Jmd
einen Platz bei Tische anweisen. Refl.: ,Wo der guot
her Jacob im wirtshus ist, louft sy nachin, setzt sich
zuo, fiilt sich wie er.' 1529, Z Ehegericht. — b) Speisen
bzw. die Kochgefässe zum Feuer setzen ; Syn. über-tuen.
Mit ausgedrücktem Obj. , Bereit dir zuo einen hafen,
den setz zuo und geüss wasser darein!' 1530/89, Ez. ;
, setze (zum feüwr).' 1038; gr. ixivzrpoy. ,Setz zuo
einen grossen hafen und koch ein gemüess für die
kinder der propheten!' 1530/1707, II. Kön.; gr. ^(atyjoov.
Abs.: ,Z. zum feür, apponere ad ignem.' Mal. Ohne
Richtungsbestimmung, „Fleisch kochen" ApI. (T.);
„G" (auch lt T.) , Fleisch und Gemüse zum Kochen
in den Topf legen' GStdt (nach einer Angabe ,wenn
zu einem Essen noch Fleisch gesotten wird; zb.
am Sonntag wird zugesetzt', auf cß bezogen); vgl.
Zue-setz- Hafen (Bd II 1010); zue-ge-setzt 1. ,Sy [sei]
uss der conventstuben gangen ... in meinung, uff den
ymbiss zuo ze setzent und ze kochent,' 1409, Z RB. —
c) übergehend in die Bed. einen , Zusatz' machen, hinzu-
tun, a) mit pers. Obj., ein unvollständiges Richter-
kollegium auf die erforderliche Mitgliederzahl er-
gänzen; s. Zue-satz 4 a a. (Sp. 1507o.). — ß) mit (tw.
verschwiegenem) Acc. S. So von schriftlichen Zu-
sätzen B (Zyro; neben häufigerm derziie setze"); Tb und
weiterhin. Von Metallen. ,.\ls man inen diglt ze werken
git gürte), spengli und schelli und waz man löten
muoss, da süllent si lot z. als notdürftig ist und nit
fürer ane geverde.' 1407, B PES. (Goldschmi
Insbes. 1) im Spiel, seinen Einsatz in die gemeinsame
Kasse leisten. ,[A. klagt] als er das gelt [den Spiel-
einsatz] neme, were ein spagürly darander. [Darauf
1715
Saz. sez, siz, soz,
1710
habe er den B. zur Rede gestellt, der ihm antwortete:]
Wenn du redest, das ich es zuogesetzt habe, so seist
nit war.' 1405, Z RB. ,[A. klagt, er und B.] habint mit
einandern in der meister garten im brett umb ein
angster wellen spülen, und als sy umb den wurff ge-
wurffint, wurdint sy ... stössig ... und neme der B.
beid angster, so sy zuogesetzt hettind.' 1400, ebd.
,A. habe mit dem B. und C. gekartet und sich under
anderm gemacht, das ein haller enmitten uff dem tisch
läge. [A. erklärt, dass die Münze ihm gehöre.] Über
söliches neme der B. sölichen haller zuo im und satzte
den demnach zuo; und als er sölichen haller zuogesatzt
hette . . .' 1473, ebd. .Welicher [beim Kartenspiel] e
dryhundert hette, der selbig einen blaphart, als dann
ir ieclicher 1 blaphart zuosatzte, uffnemen sölte.' 1480,
ebd. S. noch Zue-satz (Sp. 1566 o.). — 2) abs., in die
gemeinsame Kasse einer Zechgenossenschaft (vgl.
Burs 1 Bd IV 1601) einzahlen. ,[Wirt zum verlornen
Sohn:] Die gest, die so du hie umb siehst sitzen, tarf
einer einsmals 1 guldin verschwitzen; gar wol si zuo
ze setzen hand ... Ob dir dann gfalt ir prass und
gmach, so ... schüss in dpurs ein gülden oder hundert ...
Wann dann das selbig ist vertan, wirds wider an ein
inschiessen gan, die wil und du zuo ze setzen hast ...
[Prasser:] Wil ir zuo ze setzen hand, so sind ir lieb
in allem land.' Salat 1537. — 3) abs., (Geld) zum
Ersatz von Verlusten, Ausgaben zuschiessen und da-
durch einbüssen Ar; B (auch lt Zyro); G; Sch (,zB.
beim Handel' Sulger); Th; Z; wohl allg. All nor z.,
zB. bei einem Geschäft Th. 'sgät so schlecht im G'schäft,
das'-ieh al'iwil mues" z. ZStdt. ,Mag er [der Vater]
nicht mehr g'fahren, so lassen sie ihn im Stich, und
die Gemeinde kann z. und zuschiessen.' Gottb. ,Dass
sych die armen [aussätzigen] lüt stäts meereten und
[wenn] ein statt nit uss irem gemeinen seckel zuosatzte,
sy grossen hunger und mangel lyden müesten.' 1573,
AaL. StR. Ei"'m z., ihn mit Geld udgl. in einem Geschäft
unterstützen Z (Spillm.). — 4) abs. mit Dat. P., übh.
Jmdm Hilfe angedeihen lassen, beistehn, ihn unter-
stützen; bes. im militärischen S. (vgl. Zue-satz 5 c
Sp. 1509). ,Wir ... gemein houptlüt, lütiner und vennrich
in diser statt [Mailand] schriben ouch gemeinlich unsern
herren gemeinen Eidgenossen, sy wöllint uns von stund
an trülich z. und uf sin und trülich entschütten, wie-
wol wir guoter hoffnung sind, unser Eidgnossen, so
uf der widerpart sind, werdint nit so verklich wider
uns handien.' 1521, Strickl. ,Ich [der frz. König] kan
nit erdenken, uss was ursach die Eidgnossen wollend
[bei der Kaiserwahl] lieber dem spanyschen küng dan
mir z.' Ansh. ,Haben die Tschudigen von Glariss, ein
adlich, alt undt das fürnemst, vermöglichste Geschlecht
im Landt, sonder dapferlich gearbeit, dem catolischen
Glauben allzeit zuegesetzt und den gholfen erhalten.'
RCvs. Subst. Inf.: ,Von wegen das er vom Keiser undt
Engelländer kein Z., Hilf noch Beistand hat.' ebd. —
2. a) zuteilen, beigeben. ,Die anderen hand inn iren
in der liechtstubeten in eim schimpf zuogesetzt, aber
der ee noch eren heig er iren gar nie gedacht.' 1525/7,
Z Ehegericht. — b) dem Lehensherrn Etw. als ,zuo-
satz' zufertigen (lassen), sicher stellen; s. Zue-satz 3b
(Sp. 1506). — c) überlassen, anheimstellen; Syn.
heim-s. ,Von der swenzen, spitzen und kurzen cleidern
wegen ... nach dem dann min herren, so dis sach
berüert, an min herren rät und bürgere begert . . .
haben, sollichs inen zuo ze s. und getruwen, so wellent
si und ir gemachel sich nach irem harkomen und statt
betragen [wird entschieden], das man dann daruf nach
irem begeren und erbieten sollichs zuo inen setzen . . .
sol.' 2. H. XV., B StR, ,Das setz er [Untervogt N.]
minen herren zuo, ob er daran [mit einer Verfügung]
recht oder unrecht tan hab.' 1489, Waldm. — d) zu-
schreiben, beimessen; vgl. das syn. zue-legen 1 (Bd III
1193). Öppis der JugeH z. Z (Spillm.). GWbe» Z.
BHk. Leuenberger hat sich der ihm zugeschriebenen
abfälligen Bemerkungen über die Regierung nicht
,versinnen wollen; doch aber dem, was von ihme züget
worden, Glauben zuegesetzt und nit laugnen können.'
1053, B (Schweizer Bauer 1900). — 3. meist mit blossem
Dat. (auch abs.), wesentl. wie nhd. a) mit pers. Subj.
a) mit Dat. P. 1) Jmd tätlich (in feindlicher, arg-
listiger, gewalttätiger Weise) angreifen, bedrängen.
,In denen dingen stuondt die stat Jenff in sorgen, dan
der herzog von Saffoy inen zuosatzte.' ARyff 1592.
.Einen anfallen, Einem z.' Denzl. 1002. Mit adv. Be-
stimmung. ,Tröuwort, das man uns hertlich z. welle.'
1448, B AM. ,[A. sagt aus, dass B.] yemerdar den
Schilling [den A. ihm schuldet] von im haben und mit
im hadren wöltj retti er [A.] zuo im, er seche wol, das
er im gern zuosatzte.' 1478, Z RB. ,Ich kond noch
mocht mich aber sust sin nit anders erwerren, so
heftenklich satzt er mir zuo, als sich an minem lib
wol bescheint.' 1485, ebd. ,(Auff einen setzen), einem
bosslich z., insidias instruere.' Fbis.; Mal. — 2) Jmd
mit Worten zusetzen, heftig in ihn dringen AAZof. ;
B; Th; Ndw; Z und weiterhin. — ß) mit Dat. S. bzw.
abs., frisch, tüchtig zugreifen, .tapfer angreifen, zB.
eine Speise wie eine belagerte Stadt' BSa. und lt Zyro.
,Drum munter zugesetzt!' als Refrain eines Weber-
liedehens BSa.; vgl. SV. 1911, 6; Bärnd. 1911, 414. —
b) mit sächl. Subj., von Vorgängen udgl., Jmd mit
Bez. auf sein physisches oder psychisches Wohlergehn
hart mitnehmen, angreifen, schädigen Ap; Gl; G;
ScHSt; Th; Z; wohl allg., ,im Gemüte beschäftigen'
Z (Spillm.). Das Wetter, de" Vertruss setzt-em zue,
hed-em zueg 'setzt, 'shät-em starch, fürchtig zueg' setzt,
zB. ein Unglücks-, Todesfall Th; Z. Das hät-em naeh
vil zueg'setzt, ,dass er gestorben ist' Z (Spillm.). Auch
mit allgemeinem (quantitativem) Acc. Es hät-em a" der
G'sundheit halt glich (Öppis) zueg'setzt GlM. HoffeH-
li'h hat dir die schwär Nacht nüd öppen a" der G'sund-
heit öppen Öppis zueg'setzt. CStreiff 1908. — zue-
gesetzt: 1. Zueg'setzts, entspr. zue-setzen 1b, das im
Topf gekochte Fleisch und Gemüse G (so Stdt), ge-
sottenes Rindfleisch ApSchön., Wald. Mom häm-mer
Z-s G. — 2. entspr. zue-setzen 1 c ß. ,Mit vilen zuo-
ges-en lugenen.' JSttwpF 1541. — 3. nur subst, ,zuo-
gesetzte, -satzte.' 2.) = Zue-satz ia% (Sp.1567). ,Erhabe
als ein vogtzuoGrüeningen und fünftman by derteilung
[einer Erbschaft] mit vier z-en ... müessen sin.'
1474, Z RB. ,NN., z-en in dem veranlagten rechten
zwüschen ...' 1484, Waldm. ,[N.] batt die zuogesatz-
tend ... sich durch Gots und bruoder Clausen willen
wider zesamen ze verfüegen und bruoder Clausen rat
und meinung ze vernämen.' DSchill. L. ,[Wir, B, F
und Z, können] zuo dem vor angezöigten rechten zuo
den Eiusidlen nit gewilligen, sunder so wärden wir
unser zuogesatzten und ander verordneten rät gan
Zofingen bescheiden.' 1523, Absch. ,Da ... wurden von
der ansprachen wegen [über Höhe und Verteilung der
vom König von Frankreich zu zahlenden Pension] die
1717
^az, sex, siz, soz, suz
ri8
zuogesezten von Bern und Zug gon Betterlingen und
von Lucern und Underwalden zum Klösterli zuo des
küngs zuogesazten verordnet.' ANsn. ,[Es] sol sich
der da geladen und angesprochen hatt, mit sinem
richter sampt zwöien zuogesasten und einem schriber
uf die obgemelten dingstatt in den Sannenwald ...
darfüegen.' 1533, BSi. Rq.; noch öfter in der Quelle.
,Vogt zuo Grüeningen schryben, [er solle] mit synen
zuogsatzten reden, das sy die uffäl mit geringsten costen
mügklich, ouch one alles umbherzüchen jeder zyt ver-
fertigind.' 1575, Z BM. S. noch Bechts-Satz (Sp. 1562);
absetzen (Sp. 1(335). Im Gegs. zu .(gemeiner) obmann'.
,Wir, HvBuobenberg, als ein gemeiner in diser nach-
geschoben sach, NN. als zuogesatzten in derselben saeh
in namen und an statt des hochwirdigen [Bischofs von
Constanz], NN. als zuogesatzten von gemeiner Eid-
gnossen wegen vergechent [usw.].' 1450, AaB. ,Nach
langen tedingen [wurden] vier gemein man und zuo-
gesatzten und darnach ein gemeiner obman zuo disen
dingen geordnet.' DSchill. B. .Nachdem [in einer
Streitsache] die zuogesazten nit einhellig und der ob-
man sich der urteil ze geben spert ...' Ansh. , Weiher
der z-en urtail solher obmann ... folg gibt, dieselbig
urtail soll kreftig sin.' 1527, Absch.; neben häufigem
,zuosätz'. ,Wann... die zuogesatzten in iren urteilen
glichlich zerteilt wurden, so wellend wir, dass die zuo-
gesatzten ... einen fünften und obman erwellend ... so
unpartysch, fromm und nit uss dem ort der ansprechigen
party; denselben sollend wir bitten, dass er sich solichen
rechtlichen entscheids belade, und er auch glycher
wys wie die vier zuogesatzten sich mit eid verbinden
soll; und was also dannenthin durch die vier zuo-
gesatzten und obman ... rechtlich gesprochen wirt ...
soll von uns beiden teilen an alles weigern gehalten ...
werden.' 1532, ebd. (Vertrag zwischen Karl vonBurgund
und B); noch öfter in der Quelle. ,Diewyl sich dann
die zwen herren zuogesatzten der fünf orten ein ob-
mann vermög des punds zuo erkiesen haben.' 1562, Gl.
,Das die 4 zuogesatzten umb des paradisischen spanns
halber uff den 13. decembris zuo Baden zesammen
kommind, sich des obmans zuo verglychen. Schaff-
husen ouch [schreiben] ire zuogsatzten dahin ab-
zefertigen.' 1573, Z RM. S. noch Spruch-Lüt (Bd III
1525); Zuo-Säss (Sp. 1371). — b) aufs Militärische
übertr., zur Wiedergabe des lat. legatus: ,[Bei einem
Feldzug] erlese man einen unverlümbdeten, redlichen,
besinnten man us zuo der houptpaner zu eim houpt-
man . . . und geb man im zuogesatzten (die habend
d Römer legaten genennet), die alle zyt by inim sygind,
von anschlegen redind und betrachtind, was in allen
dingen ze tuon syge. Nebend dem ordne man einen
andren hoptman zuo eim fendle von 1500 knechten,
doch ouch mit zuogesatzten.' Zwingli. — Amhd. zuoselzen.
Zue- ist sicher tw. durch Kontraktion aus zuehe"- (vgl. das
Folgende) entstanden. Zu 1 b vgl. frz. pot-au-feu.
zuehe"-, zueche"- B, so G. (auch zuha-\); Nuw,
zuechi"- GitSch.: hinzu-, dazusetzen. a) = zue-s. 1 a.
,Uff das hab mans bede zuohin gsetzt und beden
ztrinken geben.' 1541/3, Z Ehegericht. Refl., sich z.,
zum Tisch, um zu essen B, so G. und lt Id. (.assidere
mensse'), Zyro; GRSch.; dafür gew. zue(-hin)-sitzen.
Setzet-ech zue(c)he"! Mer wein-i's z. Er setzt-sich an
alle" Orte" zueche", ,omnium raensarum assecla est,
percurrit mensas.' Id. B. D' Sün solle" d-sich au'h z.;
nun ein hinder de" Tisch zun de" Maitje"! GnSch. —
b) von Bäumen BG. ,[Der Bauer kennt die Geschichte
seines Baumgartens:] Denn u"d denn hat er das nun
bereits stattlich z'u-'eg g'uachse" BiVmli zuhag'setzt.
Nur geschah Dies, wie so häufig in alter Zeit, z' noch
zu einem andern.' Bärnd. 1011. ,Dass ... Keiner dem
Anderen einiche Böum zue synen besitzenden Fäld,
Acheren oder Baumgärten necher nit als bis uf zehen
Schue zuehin zue s. sich underfangen solle.' 1097, Z Rq.
(ZAdliswil). - c) = zue-s.lc$S B (Zyro). Mi"B'soldi"g
isch z'chli"; i'h mues'geng no'h zueche"s. ,Von dem seinen
dartuon oder zuohin s., apponere de suo.' Fris.; Mal. —
d) Einzubringen, zB. wenn die Braut Vermögen mit sich
bringt' Ndw (Matthys). — Vgl. auch die Anm. zum Vor.
Setzer m.: 1. in der Landwirtschaft; zu selzen3a%
(Sp. 1617). Der S. [ist] e" Füle-, der Üfbinder e"
Flissige'', der Üsbutzer e" Unbarmherzige' BBe. ,Vom
Obstgärtner heisst es: ein fauler Pflanzer, ein fleissiger
S. Das Setzen erfordert am meisten Sorgfalt' ScnSt.
(Sulger). ,Obwol ein altes Sprüchwort ist: Ein guter
Graber und ein böser S., so soll man sieb doch an
dasselbe nicht kehren, weilen sie beidsammen nicht
geringen Fleiss erforderen und also an dem ein und
andern viel gelegen.' EKönig 1706; vgl. Graber
(Bd II 685). — 2. Schriftsetzer, allg. bekannt. .Setzer
in der buochtruckerei, typothetaV Mal. ,BOtt, der
s. ... ist umb 10 fl. r. [zum Bürger] angenommen.'
1572. Z RM. S. noch Bd VI 889u. — 3. a) wer
eine Verfügung erlässt. ,[Die .reisordnung' wurde] in
stat und land ussgeschriben, aber darbi bliben und
nütset me hernach gangen; das zuo Verachtung der
Satzungen und sätzeren kräftig dienet.' Ansh. — ■ b) wer
eine Klage einreicht; s. Sp. 130 u. — 4. Art Agent,
Vertreter fremder Salzhändler. Oft in der erneuerten
Ordnung für den Sch Salzhof von 1476; zB.: ,Ain hof-
maister sol alles das guot, so in den hof gaut, ... mit
ains gasts s., ob er den baut, und darzuo ainem hof-
knecht besehen und das von stund an inschriben ...
[Auch abgehende Waren sind aufzuschreiben] und bi
sölichem ufschriben sollen ain s., dem das guot be-
volhen ist, ob es den haut, und darzuo noch ain hof-
knecht und der fuorman . . . under ougen sin ... Item
mit namen so sol ain bofmaister all monat mit den
knechten und den s-n, si syen im hof oder davor, ain
ganz durchgend rechnung tuon. Item welher gast ainen
s. haben wil, der mag den haben inn oder usserthalb
des hofs, wo er den ankörnen mag, usgenomen wirt,
der ursach halb, das ain wirt nit sine gest, kouflüt
oder fuorlüt fördere und die andern hindere. Item
welher ain s. ist, der sol im hof die schiben salzes
weder verwechseln, verlihen noch verendern, denn
allain ainem gast sin salz verkouffen oder vertigen,
wie im das vom gast bevolhen wirt. Item es sollen die
selben setzer all mergkt mit im gesten rechnen in ains
hofmaisters gegenwürtikait ... Item welher gast ainen
hofknecht zuo sinem s. haben wil, dem ist das ver-
gönnen, doch gemainer statt unschädlich ... Zuo dem
so haben ni.h. angesehen, das ain hoffmaister kain s.
sin solle.' — 5. am Ende des Ladestockes für das Scharf-
schützengewehr angebrachtes Eisenstück mit konischer
Vertiefung zum Hinunterstossen der Kugel in den Lauf
Z1S. — Mhd. setze- m., Aufsteller, taxator; vgl. Gr. WB.
XI, 688 f.; Martin-Lienh. II 384. I vi, II. zu
(Sp. 1614); vgl. die zu Kaution verpflichteten Vertreter aus-
wärtiger Salzhändler bei den üsterr. staatlichen Salinen, die
eine ähnliche Kolle spielen.
1719
Saz, sez.
172h
Ofen-: wie nhd. Ap; B; Z und weiterhin. .Gesucht
wird ein angehender 0. bei N., Hafner, ützenstorf.'
B Volksztg 1905. — Vgl. Gr. WB. VII 1162.
Holz-: subalterner Beamter des Holzmarktes mit
polizeilichen Befugnissen, eig. der, welcher das Holz
,ins Mess setzt' (Bd IV 451). .Fünftens wird den H-n
bei ihren Eiden und bei Strafe der Entsetzung ver-
boten, dass sie weder den Bauren entgegengehen noch
einige Holzcommissionen annehmen sollen. Hingegen
werden Dieselben ermahnt, sich auf den Holzpläzen
geflissentlich einzufinden, Sorge zu tragen, dass allda
gute Ordnung gehalten werde, einem Jeden sobald
möglich beizuspringen, das Holz nach dem geordneten
Mass auszumessen, das krumme und unwährhafte Holz
auszuschiessen und das gegen die Ordnung fehlbare
sogleich an die Behörde zu Terzeigen.' Bs Holzmarkt-
ordn. 1785.
Kamm-: .Handwerker, der sog. Weberkämme setzt'
Wf. ,Das K.-Handwerk.' Tscheinen, Tgb. Hieher (?):
,[Ich, der Seckelmeister] gab N. von Bernang ... und
dem Kammensetzer 2 s. d., truogent die toten zesamen.'
1405, G. — Bei Gr. WB. V 134 , unzünftige Leute, die Wolle
krämpeln und Wollkämme von Kardendisteln machen.'
Kante"-, nach älterer Angabe Kandel-: Werk-
zeug des Schusters, ,mit dem er am Rande der Schuh-
sohle ein Dessin eindrückt, damit der Schuh aussehe,
als ob er genäht sei' S. — Bei Martin-Lienh. II 384
Kanten (Kanter)-S., Werkzeug des Schusters, mit dem er
Kauten an den Sohlen bildet.
Buech-: = Setzer2. ,N., Buchsezer.' ZNachr. 1804.
.Handwerksbursche, Indienne-Drucker, Buchsetzer
udgl.' AAGem. — Recht-Setzerin f.: Gesetzgeberin.
.Die aptye Zürich ist ein gewaltige rechtsätzerin und
regiererin der gesatzten Zürich.' Türst um 1489. —
RüschC-Setzer: Fischer, der die Reusen .setzt'
Th Bodensee (ONägeli 1910). — Buech-stabe"-:
1. = Buech-S. ,N., JakAbeggen des Buchstabensetzers
verlassen Frau.' 1806, ANXf 1891. — 2. derb scherzh.
,Büchstabe"setzer[\], ein Mensch oder Hund, der einen
'Wächter' oder .Denkstein' setzt' Z (Dan.). — Läss-
zedel-: Setzer, der auf das Setzen von (Aderlass-)
Kalendern eingearbeitet ist. ,HOtt, laasszädelsetzer in
der Froschow der truckery.' 1564, Z.
Herd-öpfel-Setzet Hertöpfelsetzed m.: Zeit, da
die Kartoffeln gesetzt werden Bs (Seiler).
Setzi f.: 1. Hürde, Pferch (für Schafe); s. Hurd
(Bd II 1603). — 2. ,Fischenz', Fischrecht. .Allen ...
künd ich N., daz ich die s. am roten Kotzen bim Bürgen-
berg gelegen, wenn si baldest ledig wirt, enpfangen
han.' 1406, Gfd. ,A1s der ab gegangen weri, der die
s. hat.' ebd. S. noch Bot (Bd VI 1771). — 3. ähnlich
wie Soti (Sp. 1474) ScHHa. Si hat e" schöni (fürch'igi)
S. hä'"'bröcht, heisst es von einer Frau, die von der
Arbeit im Weinberg oder auf dem Felde eine pflätsch-
nasse Jüppe mit heimgebracht hat. Du hest e" schöni
S., sagt die Mutter, wenn sie den Säugling trocken legt.
Mhd. setze f. (in andern Bedd.); vgl. Gr. WB. XI, 642 f.
Vgl. auch Setz (Sp. 1602) und Setzen (Sp. 1604). 3 niuss
doch wohl hieher gehören ; aber der Ausgangspunkt der Bed.
ist unklar. — Als ON. (,In der' Seh: Z, ,auf der' SchTha.) ,S'.
BTwann ; GKirchb. ; Seh Barg., Butt., Heniment., Lohn, Meiish.,
Neuh., Tha.; ZBisikon, Gunt., Rork, Tu. (,zwei Maunwerch
Wiesen in der Sezi.' 1801). Dim. Setzili SchSchl. In der Zss.
11 als I. Glied. ,S.-Äcker' ThGütt. , -Halden' ScliHeniment.
,-Bach.' 1801, ZTn. -Tobäi SchHemment, , -Weiden' Z
Ängsterberg. — 2) als 2. Glied. .Hinter-Setze' AaSchneis.
.Kuh-S.' ZHüntwangen. ,Muutilis-S.' SchHemment. Mor,je"-S.
SchSchl. ,Sag-S.' ebd. ,Schlot-S.' SchMerish. ,Stier-S.' Seh
Heinnu'iit. ,Teuf-S.' Zg (dazu: .Der in der Tüfsetzi.' 1607).
Nüw-: = N.-Satz (Sp. 1559). ,N. git vierdenhalben
Schilling von einer jucherten, lit in siner nüsezzin.'
1283, Bs ÜB. — Als ON. ,Neusetzi' AAObernachs.
Üs-richt-: ein Küferwerkzeug, ein Hammer mit
langem Stiel, der dazu dient, die Fassdauben in die
,Richti' zu schlagen, nachdem das Fass .aufgerichtet'
ist Z.
Rinder-: Pferch für Rinder (auf dem Gemeinde-
land). ,Von der r-inen wegen sprechend wir also,
daz ieglicher, der einer notturftig ist, mag ein be-
scheidenliche machen mit gunst und willen der dorf-
lüten.' 1478, ZDürnt. Spruchbrief. — Als ON. ZBirm.,
Trutt.
Räf-Setzi n.: „Setzrübe, dergleichen man als
Samen im Frühlinge setzt B" Hk.; ,W (St.2).
setzig, auch „setzisch L": ,fest im Entschliessen',
starrköpfig, eigensinnig ÄALeer.; Ap; L; GW. — Vgl.
Gr. WB. X 1, 690. Bei St. und St.b auch in der Form „eätzisch"
Setzling, in PA. Setzjing, in W Setzji'g — m.:
1.= Setzei I(Sp. 1603/4 ; s. d.) ; Under -setzling (s. Setz-Holz
Bd II 1259). — 2. a) junges Pflänzchen, das im Treib-
beet gezogen und daraus ins Gartenbeet oder aufs
Feld versetzt wird Aa; Ap; B; L (St.1); PA1. (Üiord.);
G; Sch (St.b); Th; Zg (St.b); Z; wohl ziemlich allg.
Syn. Stüdeli. S. runggüssen (Bd VI 1131); Ge-säm
(Sp. 938). SetzK'g zieh", chaufe". ,S., das ist allerlei
gewächs, das man mit der würzen pflanzet und des würz
labend bleibt, der stock verdärbe oder nit.' KdGesn.
1542; darnach bei Fris. (.viviradix1); Mal. .[Ausgaben]
für Setzlig 28 ß.' 1785, Z Haush. Zssen: Ghabis- (s. ge-
ramig Bd VI 895), Bäbe"-, Bunggel-Buebe"-, Bande"-,
Salöt-, Wirz-S. (s. Bd VI 744 u.) ua. .Artischock-,
Schnittlauch-, Melonen-S.' XVIII./XIX., Z Haush.
,Winterwirz-S.' 1795, ebd. Auch Setzreis. .Wollt
ihr eine Pflanzung von jungen Bäumen machen, so
nehmt nicht etwa Setzlig aus dem Dunkel des Waldes
oder unter der Traufe alter Bäume, wo sie des Lichtes
nicht gewöhnt sind, sonst, wenn ihr sie an die Sonne
verpflanzt, werden ihre Blätter welk und der Baurn-
setzlig geht zu Grunde.' Kasth. 1828. ,Der s., ein jung
zwy, das zwystöckle, das anderschwo hingesetzt wirdt,
plantarium.' Fris.; Mal. ,S., Setzzweig, das man in
die Erden steckt, talea.' Denzl. 1666. ,Surculos probos,
qui probfe sintnotse, novos (Setzling).' Oen. 1707. Zssen.
, Eschensetzling gesetz[t] 30 Stück auf der Strasse von
Elgg gegen Adorf.' XIX., Z. ,400 Dörnsezling 2 fl. 20 ß.'
1820, Z Haush. Übertr. a) scherzhaft redet man von
S-e" für den Bart Z ; Syn. Bart-S. Man macht zB. einem
Bartlosen den Vorschlag, er solle sich Setzli"g ver-
schaffen. — ß) (wohl PI.) wie Sämiss b (Sp. 939) von
Geld Aa. — y) scherzh. Schüler der untersten Klasse
des kaut. Lehrerseminars ZKü. (Seminaristenspr.);
heute Ferkel. Junger, unreifer Bursche, ,Sprössling'.
,Suntag vor Michaelis fuert mans [das junge Paar, das
sich wider den Willen seiner Verwandten verheiratet
hatte] znacht zuon Schnydern [zur Hochzeitsfeier], seit
allweg mir niemand nit ein wort, so wenig, als wers
mih nüt angangen, dann das der sezlig [der junge Hoch-
zeiter] so verächtlich was, dass er sarnstag darvor selbs
in hus kam und enwenig redt.' 1540, Salat (Tgb.).
,Das kan ein fryer s. syn', sagt der dem Spiel frönende
Vater erfreut von seinem jungen Sohn, der ebenfalls
1721
Saz,
suz
1722
schon bedeutende Kenntnisse im Kartenspiel zeigt
(,wiewol er noch ist ein uffschiissling, kan er die aller-
fynsteu bösslin'); etwas später spricht der Tod den
Jungen an: ,Du böser s., wo wilt lauffen?', um ihn dann
zu treffen; ein Teufel, der einem andern Teufel eben
geholfen hat, den ebenfalls vom Tode ereilten Vater
zur Hölle zu schaffen (,der vatter muoss zuom
ersten dran'), fordert den Kameraden auf: ,Kumm,
Behemott, guoter compengen, wend gon den s. auch
nenien, mit im hinfaren zuo der stund und werffen
in der hellen abgrund.' VBoi.tz 1551. .[Trompeter
zum Schildknaben, der ihn zu Saul entboten hat:]
,Ja, lieber s., es sol sein; ich gang wol allergmach
dohin. Jessriel, der schiltknab: Wie lang binn ich
dein s. gsin? ich mein, du sygst aber vol wein.' ebd.
1554. — 8) sitzengebliebene alte Jungfer Z (Dan.). —
b) junge Fische, die man in Teiche setzt, um sie gross-
zuziehen L (Ineichen), zB. von Karpfen Bs (Ochs);
,L; Sca; Zg' (St.b); daher Bezeichnung des Karpfen im
ersten Jahr. Bodensee (GLHartm. 1808; danach St.2).
.Setzlinge.' 1549, L; dafür: .Setzfisch.' 1556. ,So er [der
Karpfen] nun fürkummt, wirdt er im ersten jar ge-
nennt ein s., im anderen jar ein sproll und im dritten
jar erst ein karpf.' Mangolt; Quelle für GLHartm.?
.Setzling, jung karpfen oder hecht, so man lasst über-
bleiben, wenn die wyer abgelassen werden, ander lisch
darvon zuo ziehen.' Fris.; Mal. , Uff Juliana 1562 ist
der weiger gfischt worden, jetlichem chorherr 40 stuck
karpfen und mir [dem Notar] 9 karprli wie setzlig.'
MEsterm. 1875. .Dass man bei 2000 Setzling in beide
Weier getan und bei 80 Hechtlein.' ebd. ,S., Leich
der Fischen, semininum piscium.' Denzl. 1666. —
3. eigensinniger Mensch, Trotzkopf W. Das China
ist e" rechte' Setzji"g. — Bei Gr. WB. X 1, 691 f. noch einige
Schweiz. Belege; vgl. auch Martin-Lienh. II 383 f. Zu Bed.
2ay vgl. nd. heiter, heranwachsender Kuabe (Gr. WB.aaO., 688).
Karpfen-: Setzkarpfen. ,Ussgen 3 pfd 15 ß um
300 karpfensetzling.' 1528, ZWth. — Baum-: s. Setz-
ling 3 a. — Bänder-: Setzreis der Weide. ,Von zwo
tischgruoben under dem schloss ze graben und zuo
süberen, ouch von 200 bändersetzling darumb zuo
setzen.' 1566, ZGrün.— Bart-: = Setzling 3 aa. Z(Dän.).
Setzung f.: a) .Positus, stelle, gelägenheit, s.'
Fris., ,die s„ stelle, positio, positura, positus, locatio.'
Mal. — b) das Pflanzen. ,Von wägen Setz- und Züch-
tung der Böumen.' 1697, Z Kq. 1910. — c) ,S. oder ge-
staltungdesmenschens, construetio hominis' Fris.; Mal.
— d) .Ordenliche s. der Worten, consecutio verborum.'
ebd. — Vgl. Gr. WB. XI, 695, auch Satzing (Sp. 1582/6).
Märchen-: das Setzen von Grenzmarken. ,Der
M. halber.' 1732, Hotz 1865.
Setzei II tn.: Zusenn, der zweite Alpknecht Gr
ObS. (B.). ,Er hat während des ganzen Sommers das
nötige Holz mit einem Saumpferde (s. Setzel-Eoss:
Bd VI 1435) herbeizuschaffen. Er muss den Molken
in den etwas von der Alphütte entfernten Chäsgade"'
(s. Bd II 118) bringen. Ferner muss er jeden Sonntag
ins Tal hinunter, um Brod, Mehl, Salz etc. herauf-
zuschaffen.' ebd. — Wohl entlehnt aus rätorom. ttln-'tKnt
(vgl. Festschrift zum 14. allg. deutschen Neuphilologentag in
Zürich, S. -278), mit Anlehnung an die Nom. agentis auf -d.
Setzel-III. ,Ein grüen dintten. Nim spangrüen ein
s. und rib daz uf eim ribstein mit lütterem essich ...'
Kunstb. 1474. — Die Verwendung erinnert an &(t«i(Sp. 11 13),
aber lautlich scheint keine Vermittlung müglich.
Sitz m., PI. meist unver. (in B auch -<): wesentl.
wie nhd. 1. abstr., Sitzung; wie noch in Äben(d)-S.
,Das sitzen oder s., sessio.' Fris. 1568. Sonst nur in
best. Wendungen. I" (uf) ei"'m (B), uf ci(n) S. (Aa;
Th; Z). in einer (ununterbrochenen) Sitzung, gew.
aber unsinnlicher: auf ein Mal; vgl. Hock (Bd II 1120).
I«* ha" das Buech i" (uf) ei-'m S. üsg'lese" B, so Stdt.
Er het uf änn S. si" ganz Vermögen verlöre Th. Uf
ei" S. zwo Mass trinke" Aa (H.); Th; Z. ,Verspilt ein
fürst in einem s. vil tusend guldin.' LLav. 1583. ,[N.
habe] in einem S. zum Ochsen gegen einen Constanzer
35 Urner Dublonen verspilt.' 1636, KWild 1847. .Dass
esmitSpilen gar strenghargegangen und dass N.uf allein
einen S. 60 in 70 Gl. gewunnen.' 1657, Z ; nachher : ,uf ein
Mal.' .[Drei Personen vertilgten einst] sieben Maas
[Wein] in einem S.' 1681, BGr. (Bärnd. 1908). ,Das
Gericht hab ordinari angefangen Morgens um 10 Uhr ...
und dan hat's auf einen S. gewähret bis Nachts gegen
9 Uhr oder 10 Uhr.' JCEscber 1723. .Welches [Buch]
auch auf einem S. kommlich durchlesen werden kan.'
JJULR.-Haug 1731. S. auch Satz (Sp. 1520). — 2. konkr.,
ausgehend von der eig. Bed. des Vbs sitzen, a) jeder
beliebige Ort, Stelle, wo man sitzt oder sich setzen
kann (im Grase, am Wegrande, auf einem Steine, Baume
usf.). allg. Gew. mit Attrib. E(n) guete, schlechte",
e(n) herter S. S. auch siben (Sp. 53). Guet, schlecht
im S. si", (un)bequem sitzen B. S. noch ver-suechen
(Sp. 223 u.); Sedel (Sp. 297). Spec. a) Vorrichtung
zum Sitzen, sei es als Teil eines grössern Ganzen, sei es
selbständig (doch kaum als usuelle Bezeichnung eines
bestimmten Sitzgerätes), allg. Vgl.: ,S., etwas, darauf
man sitzt, sedes.' Fris.; Mal. 1) auf einem Wagen
(Chaise), in einem Kahne udgl. ,Als Elisi im S. sass.'
Gotth. Händ-er de" S. [im Rennwägelchen] üfg'macht ?
fragt der Meister den Knecht. S. auch Gerumpel (BdVI
945). Allegorie der Helvetia auf einem Wagen: ,Die
Hoffnung ... tuet disen schönen Wagen bawen ...
Vorsichtigkeit den S. geschnitzt Helvetiae, darauf!' si
sitzt.' JCWeissenb. 1701. — 2) als Teil eines Stuhls,
Kanapees, einer Bank uä., auch das Sitzbrett auf dem
Abort, wohl allg. E(n) Stuel miteme" 'polsterete" S.
Der S. [eines Kanapees] isch scho" ganz dür*tPg'ripset.
S. noch Rugg (Bd VI 787 u.); Sessel (Sp. 1384). —
3) = Ofen-S. (s. d.). Hinter dem Ofen : Hindern Oft" uf
dem S. kochet d'Mueter Bire"schnitz GrTIis (aus einem
Kdld). Als Nebenofen: ,Aus einer Sandsteinplatte ge-
hauen oder aus Ofenkacheln gefügt, stellt der Ofe'lritt,
die Trittblatte", der Tritt oder S. gleichsam den Ofen in
verjüngtem Massstabe dar.' Bärni«. 1904 (BE.). .Der
sandsteinerne Ofen in seiner Stube war so eingerichtet,
dass, wenn es in der Küche kochte, der Tritt oder
S. an der Seite desselben warm wurde.' Gottb. —
4) Sitz für den Armbrustschützen beim Schiessen,
gew. ein Dreibein mit oder ohne Lehne; Syn. Stuel- S.
,Der s. zu sölichem [Armbrustjschiessen wird hundert
und zwenzig schritt wit' 1 152, Tsohodi Chr. (LSurs.).
Jtem wenn ouch zwen glych mit einander ufstandent
und einen s. nemen wellent, so sollent sy bede jeg-
licher einen bolz geben, dorumbe werfen und der
nechst soll den s. neraen, und wenn drü spil gesehehent,
so mag ein ander ouch den s. nemen, so digh man
drü spill geschüsst, und wenn einer den s. einest niinpt,
so soll er in des tages nit nie nemen.' 1466, Bs Armbrust-
schützenordn. ,Nach mittag, so es zwei schlecht [soll
ein jeglicher Armbrustschütze] den ersten schütz
17^::
Saz,
siz, soz, suz
1724
senden; der s. hundert und 10 schritt gewonlicher,
ungevarlicher, die zillwand mit zoigern und zillern
und ander sach noch gewonlichen schiessen zuogricht.'
1488, S Wbl. 1845 (Einladung an das Amtschiessen
in SBalsth.). .Werdend die armhrostschützen den eisten
schütz senden . . . und wird der s. 100 und 20 schritt
wit ungevarlich und also schiessen jetlicher sinen
geschribnen bolz und sust nit.' 1495, Z (Einladung zu
einem Schiessen). ,So wirt der s. zuo sölichem schiessen
drühundert und fünf werchschuoch.' 1504, FMarti
1898 (Einladungsschreiben zu einem Schiessen in Z).
,Des werchschuochs lenge, daby s. und stand beider
zilstaten gemessen wirt, ist getruckt in den brief.'
ebd. — 5) in Wohn-, Amtsräumen. Mueter, gib-em [dem
das Mädchen besuchenden Burschen] en S., dass-er
nidersitzt Z Wald (Volkslied). .Meister Hans bildhouwer
umb den s. miner herrn der venner in der kleinen
ratsstuben 3 pfd.' 1531, F Stadtrechn. .Meister Hans
Geiller umb die gätter vor miner herren, den [!] rätten,
s. ze machen 15 pfd.' ebd. .Meister Hans, dem bild-
houwer umb ein s. in die canzli . . .' 1540, ebd. ,In
der ersten untern Kammer zwei Liechter insetzen mit
zwei Sitzen, das alt Liecht usshin. In der Stuben ein
S. dannen tuon.' 1636, Z Fraumünster. .Auszug der
auss dem Amt bezahlten Kosten für die in der Richter-
stuben ... neu verfertigte, mit blauem Tuch beschlagne
Bank und Sitz der Richteren.' 1717, ebd. S. auch Sessel
(Sp.1384). — ß) unsinnlicher, Sitzgelegenheit, Sitz-
platz; dafür zT. üblicher (in Ap; Z nur) Blatz. Merhänd
ke'n S.mer (g)funde", weil Alles schon besetzt war. Ganz
ussen am Bank han-ich noch en S. (v)erwütscht. S. auch
riten (Bd VI 1678); suechen (Sp. 212). — r) insbes.
bestimmt angewiesener Sitzplatz, allg. in der Kanzlei-
spr., wenig volkst. In der Schule het e(n) Ieders si"
S. N., der isch ere'rlch, er het e- S. im Himmel-
rieh. Grolimund 1900. Im Spiel mit Bed. b: Wo ist
mi" S. ? fraget der Rätsherr. Du seit-mer-em, er heig-
e" g'ad bi-n-em GlMoII. ,Iu unser Stiftkilchen im Hoff
allhie, wann etwan Einer uss der Zal der Stiftherren
gestorben, hat sich Etwas als ein Geist ... merken ...
lassen in der Mette, dass ein Gerüsch daharkommen,
schlirpende mit Pantofflen, den Chor uff gegen dem
Stallo oder S., den Derselbig by synem Leben gehept.'
RCys. (Br.). S. auch ver-eren (Bd I 398 o.); Brett (Bd V
892 und 893); Sidel (Sp. 301). Mit Syn. ,Als setzent
wir ... zuo einem Richter über das Bluot den frommen,
ehrsamen und weisen N das er sich setze an
unser Statt und S., alda richte bei seinem Eid.' A. XVII.,
ScawE. Noch unsinnlicher zur Bezeichnung der Mit-
gliedschaft in einer Behörde udgl. E(n) S. i" der
Begierig ha". ,Ab seinem s. gon, sein s. verlassen, de
sede cedere [auf seine amtliche Funktion verzichten].'
Fris.; Mal. .Seines bürgerlichen S-es stil gestellt
werden.' 1707, BSi. Rq. Mit Synn. ,S. und Stimme', der
Kanzleispr. geläufig. ,Man ist willens ..., des bischoffs
anwälten kein s. und platz in pundtstagen oder by-
tagen ze gäben.' 1560, Brief (JFabricius an HBull.).
Übergehend in die Bed. Rang, Grad. .Einem den ersten
oder fürnembsten s. gäben, von eren wägen härfür
ziehen und ze oberst setzen, primas alicui deferre.'
Fris.; Mal. ,In beiden Rats-Versammlungen praesidiert
der in dem Amt befindliche Schultheiss und wird ge-
wöhnlich der alte Schultheiss, oder in seiner Abwesen-
heit ein Jeder nach dem S. am ersten gefraget, der
Präsident aber sagt seine Stimme der letste.' Leu, Lex.
.Stand (gang) und s.' uä. .Desshalb unser Eidgnossen
von Basel als ein ort, das letst, uf uns acht ort ein-
andren nach gan und iren stand und s. dergestalt haben
und dann demnach uff sy Friburg, Solloturn und
Schaffhusen [usw].' 1501, Absch. .Jeder bott weiss zu
sagen, wie unser Eidgnossen von Friburg und Solo-
turn durch ir botten uns haben bitten lassen, dass
wir sy mit dem s. und stand nit endern, nidern und
die statt Basel für sy setzen lassen.' 1501, ebd. ,[1501
ward die Stadt Basel in den eidg. Bund aufgenommen]
also dass si nach den 8 alten orten das nünd, vor
Fryburg und Soloturn gang und s. sölte haben.' Ansh.
.Underscheid und s.': ,[In die erste Klasse] kommend
die künder, die erst in die schul getan werden oder
erst anfallend lernen, sind geteilt in drei unterschied
[!] und s.' AFechter 1837 (ThPlatter). — b) = Ge-säss
4 a (Sp. 1375) B; W (LMeyer). ,Der ars, der hinder,
das gesäss, der s„ sedes.' Fris.; Mal. ,So yemants
schaden am s. und hindern hat, neme er silberschaum
[usw.].' Tierb. 1563. ,Das [Mittel] dienet auch zuo den
gebrechen des sitzes.' Vogelb. 1557. ,An denen Orten,
welche von der natürlichen Wärme entfehrnt sind als
am S. (s. h.), an Händen und an Füssen.' Haditweh
1690. ,Die Gebein des Leichnams [haben] noch anein-
anderen gehalten an den Knien und S.' 1694, Waldm.
S. auch ser (Sp. 1264). Wie Ge-säss 4 b vom entspr.
Teil der Kleidung, bes. der Hose: D' Hose" sV im S.
ganz verhudlet B. Am tierischen Körper, die Schwanz-
federn eines Vogels ScHSt. (Sulger). — 3. ausgehend
von der erweiterten Bed. des Vbs sitzen, a) Ort, wo
man sich niederlässt oder aufhält, Wohnsitz(recht)
B; L; Z und sonst, doch zT. nicht volkst. I'h ha"
mi" S. da üfg'schlage" B (Zyro). Uf dem Wildispitz
isch e" schöne'' S. ALGassmann 1908. ,N., der Schneider
von Frauenfeld pitt im zu bewilligen in miner herren
piet wonen und sinen s. haben zu lassen.' 1557, Z RM.
.Das ... ein jeder, der sinen s. zu Altigken bete, pfiiehtig
sin sollte, inen [den Gerichtsherren] ... einen vogt-
und einen lybtagwan ze tuon.' 1559, Z Rq. ,S., herberg,
wonung, sedes; s. der glöubigen oder säligen, das
paradeis oder himmelreich, beat» sedes.' Fris.; Mal.
.Jene Stätte sind Stanklöcher der Abgötterei und S-e
des Antichristen.' JMeyer 1700. .Die obren sitz', im
Himmel: .Warlich, er was ein man wirdig sius lebens,
darumb in villicbt gott wider in himel berüeft hatt;
wann es ist vil bequemlicher, dass er künftig wer in
den obren s-en dann under den wältlichen.' 1501, Z.
beharrlicher s.', dauernder Aufenthalt: ,Dass dheine
der vorgedachten partyen solle annemen zuo burgern ...
die undertan[en] noch gesässnen der andern partyg,
wo si nit hätten beharrlichen s-e mit lyb und güetern
in dem ort, da si also angenoraen wären worden.' 1530,
Absch. Oft .htishablicher s.'; vgl. Bd II 929/30. ,Es
sollen ouch alle die usslendischen, so jetzundt mit
husshablichem s. im landt wonhaft, glicher gstalt ein
rat ansuochen, ob man sy witer im land hussheblich
welle pliben lassen.' um 1500, USpir. ,I)as ein jeder ...,
der sinen husshablichen s. by inen haben . . . will,
inen zuovor zuo inzuggelt ... [Preis] ussrichten und
bezalen ... sollen.' 1558, Z Rq. ,Wann aber einer, so
den andern allhie verpieten wyl, by sinem eid behalten
mag, das derselbig keinen huszhäblichen s. nienen
habe und er dem sinen sonst anderstwo nit zuokomineu
möge, alldann soll im das verpott zuoglassen ... werden.'
1572, Aar. StR. ,Wellicher dann ... zuo inen [nach
1725
Saz
Albisrieden] ziechen, synen huszhablichen s. by inen
haben ... wil, derselben jeder solle zuovor zuo ynzug-
gält usrichten und bar bezalen [folgt Preis].' 159(1,
Z Eq. ,Dass solche [ausgewanderte ürtsbürger] in der
Landschaft, wo sie dannen gezogen und ihren letzten
haushäblichen S. verlassen haben, auch widerura sollen
angenommen, versteürt und erhalten werden.' 1693,
BSi. Auch 1566, BG. (Bärnd. 1911). MitSyn. ,Sin hus-
hablichen s. und wonung alda haben.' 1580, ZGrün.
,Die Eheleute Kramer behalten sich lebenslänglich den
unentgeltlichen S. und Platz im verkauften Hause vor.'
1870, ZAnd. ,Eouch und s.'; s. BdVI95u. Konkr., Haus
(mit Umgelände), Besitzung, Anwesen. ,Hat ein
man kind, so erbt der jüngst sun den s., daz ist das
husz.' 1460, L. ,Das miner herren beger sige, das er,
sobald er möge, sinen jetzigen s. verliehen, vertuschen
ald verkouffen und an ein ander ort ziechen und sich
anderschwo enthalten solle.' 1546, Z EB. ,Es hatt
min Hussfrow einen S. neben der Statt Chur sampt
Weingarten, Boumgarten [usw.], StMargreten genant.'
1622, Z. ,Eine Gült auf Stoffel Guten S. mag man
neuerdings siglen.' 1693, Nnw Ges. 1868. .Eemigi
Gasser soll sein Sitzli innert 8 Tagen aufwerfen [den
Gläubigern überlassen] und abziehen oder um den
Zins Bürgschaft geben.' 1694, ebd. .Ganzer S.', arron-
dierte Besitzung. .Wann Einer einen ganzen S. hat,
wo 2, 3 oder 4 Matten aneinander stehen.' Ndw LB.
1807 (älteres Gesetz). .[Beschluss der Nachgemeinde]
dass Alpen, Waldungen und Bieder, die zu einem
ganzen S. gehören, ebenfalls dem gleichen [Schuld-]
Bekenntnisse, welches diesen ganzen S. zum Unterpfand
hat, einverleibt werden können.' 1749, Ndw Ges. 1868.
Insbes. ,Haus und Hof besserer Geltung', Landsitz,
Herrensitz Aa (H.); Ap; B (ausschliesslich so); Th; Z.
Das isch (Dir het) e" schöne" S. E" netts Sitzli Tb;
Syn. Höckli. ,Als N. etliche güeter von sinem s. im
Eor gegen Hansen A. verkouft, ime darnebent nit an-
gezeigt, dass sollicher s. mit der statt panner ze reiszen
und ze sturen schuldig.' 1567, ZEM.; ähnlich 1577:
,Die wyl syn s. [im Eohr] mit der statt panner und
constafel reissen müesse.' ebd. ,[Man wisse nicht] wie
es bisshar mit den edellüten, so landsessen sind, mit
dem verkouff irer fruchten gebrucht worden ... So
es ein alter bruch, das sy ire frücht in iren s-en und
behaltern verkouffen mögen und nit schuldig dannit
zuo markt faren, söllent sy es davby blyben lassen.'
1569, ebd. ,Der s. Steinegg sampt aller zuogehört und
uutzung.' 1582, Z EM. Mit Subst. aus der selben
Sphäre verbunden. ,[N. sagt aus] das sin vatter . . .
die herschaft ald s. Waagenhuszen inngehept ...; die-
wyl er aber sich uff synem s. Steinegg enthalten,
möge er, wie und wellicher gstalt sy, die von Stein,
den zol der enden inzenemmen befüegt ... nit wüszen.'
1578, Z. .Schloss und S. Wyden.' 1641, ZAnd. S. noch
Land-Säss (Sp. 1363). ,Gefriter S.', von Grundsteuern
befreit; vgl. frl (Bd I 1257) und s. auch Frl-S. ,N.
beschwert sich, dass der Landvogt von dem von ihm
an Zollikofer von StGallen verkauften gefreiten S.
den Abzug verlange.' 1731, Absch. — ■ b) Lager des
Hasen; vgl. Satz Bl (Sp. 1525). .Weilen auch durch
das Schiessen der Hasen im S. in den Bäben und
anderstwo ehrlichen Leuten in den Eäbbärgen grosser
Schaden zugefügt wird, als wollen wir Solches ab-
gekennt und verboten han.' 1752, Z Ges. 1757.
Mhd. siz m., von sitzen neilgebildet; vgl. Gr.WB. X 1, 1276
faurh in .In l:.-.l. .WiMlager'; vgl. :!!.); Martin- Liouli. 11:184:
Follroann ISO; zur Bei. vgl. auch Hock 1 (Bd II 1180);
feiner Sessel la (Sp. 1384). Öfter in L'ikaluamen (wohl meist
zu 3a, bei Hügelnamen möglicherweise zu 2aa (vgl. Flueh-
Satz). ,Sitz' Ap (öfter; ,auf dem S.' bei Speicher); BBurgist.
(,auf dem S.', zwei Häus.rl, oE.; ß; Dw. In Zssen. .Gross-'
(,N., der Besitzer der drei alten Häuser oder Feuerstätten,
des grossen Sitzes, Blättli und Fuchsenloch.' Ndw LB. 1867),
.Käppeli-', ,BrüggeD-' (nahe bei der Biirerbrücke), ,SageD-S.'
üw. ,Kiiti-S.' Ap. ,S.-Bühl' GSa.; Z. ,S.-Bach' GW1. Nicht
hieher: ,S.-Berg' (älter .Siggcnsberg') bei ZTu.; vgl. HMe>.
1849. — Zu den folg. Zssen vgl. die eDtspr. Zssen von sitzen.
Äbe"(d)- bzw. Ö-, in B; S auch Z'Äbe"(dJ-, bzw.
Z'Ö.: das Beisammensitzen am Feierabend. I. abstr.
a) zwanglose abendliche Zusammenkunft der Familien-
glieder, von Nachbarsleuten, Bekannten, Mitgliedern
eines Vereins, Freundeskreises usw. zum Zwecke
gemeinschaftlicher Beschäftigung oder geselliger Unter-
haltung, entweder vor oder in einem Privathause, auch
in einem öffentlichen Lokal, Wirtshause udgl. Aa (so
Arb., Britta. , L.); Bs; B(allg.);FJ; L; PPo.; ScnSchl.;
S; W, .Abendgesellschaft, Soiree' (Zschokke 1797).
,Der sog. A. wird [in WTurtmanntal] durch Arbeit
und Kurzweil ausgefüllt: Lesen erbaulicher Bücher,
Gesang, Spiel, Erzählen von Botzengeschichten.' W
Bote 1909. Ich will-iwh's b'richte", wie's albe" d's Gros"-
alten di alti halbblindi Base" am A. zum Spinne" ver-
zellt het. Schwzd. (BLenk). Me" schaffet Büre"ziti"gen
und Büre"büecher a", durehschnauset-se-n-a" Chütöbe"te"
bim Z' Ö. Schild 1866. Nachher hei"-si du no'h e"
g'müetleche" Z'Ä. g'ha". EvTavel 1902. Heit-er Ä. Y,
statt einer Grassformel zu der abends vor dem Hause
versammelten Bauernfamilie BO. Z'Ä. gä", cho" oä.,
einen abendlichen Besuch abstatten, oft in einem
Privathause im Ggs. zum Wirtshausbesuch, aaüü.
, Statt arbeitend, kann man den langen Abend auch
mit Plaudern verbringen, kann bei Alten oder Jungen
zChilt oder z'Ä. gä", mit ihnen einen Chiltäbe"d ver-
bringen.' Barnd. 1904. Der Besucher wird eingeladen
seinen Besuch zu wiederholen: Chömet i'Jnist z'A. cho"
tubakc". ebd. 1911. .Darum beschloss ich ... ich wolle
statt die Weiber hinkommen zu lassen, zu ihnen in die
Häuser gehen z'A.' Gotth. ,Und wenn der Mann es
nicht mehr mitnahm, so gieng es auf eigene Faust,
gieng hie und dort z'Ä. oder hatte Etwas im Dorfe zu
verrichten.' ebd. Und im Winter, tee"" d's Wibervoleh
nach dem z' Nachtesse" noch g'spunne" het, su isch-men
öppe" zu-n-enangere" z'Ä. u"" het es par Nuss uf-
g'chnütschet und es Schnifeli Brot derzue g'esse" und
es Brönz oder es Bätziicasser derzue 'trauche". Loosli
1910. Der Dokter Dachs het ZU g'ha", hie und da i"
d'sPfarrhüs z'Ä. z' gä". Bischer 1903. S. noch Hand
(Bd II 1392). Entspr. z'Ä. st". Am Samstig si" d's
Unggle" Brändiis wie geng im Pfarrhüs z'Ä. g'si".
EIscher 1903. Gew. bildet einen Hauptreiz die mehr
oder weniger reichliche Bewirtung. .Nächtliche Trink-
gelage zB. in der Posternacht, bi-ncr Tri'chleten old
an Hiffen [vielen] Ä-en.' Barnd. 190S. Churzi Ziti
han-i''' g'häben z' Schtcarze'burg a»i .1.; ''« ist doch
no°* Lust und Lebe" öni Chib und 6m Chrite. B Volks-
ztg 1902. Beim sog. Brichere"-Z Nacht wird Wein
aufgetischt, der die Leute oft gesprächiger macht, als
vom Guten ist; ,Dies noch um so eher, da an dem zum
Hock oder Ä. verlängerten Mahl die Geschäftigkeit
der Hände die des Mundes veranständigt.' Bärnd. 1904.
Die Beobachtung, dass das bäuerliche Vereinsleben
1727
S1Z, soz, suz
1728
einen veredelnden Einfluss auf die Sitten ausübe, ,gilt
auch für jedes zum Liecht gä", jeden Ä., jedes Dorfe".'
ebd. 1911. Hieher (?) : .Jetzt wären wieder einmal Nüsse
genug beisammen für eine Generalknütschete11, welche,
wenn sie zustande kommt, leicht noch nm ein paar
Schalen handlicher ausfallen dürfte als die üblichen
an den freiburgischen , Abendsitzen', bei denen es auch
nicht immer am glättesten abläuft.' B Volksztg 1904.
S. auch Rls-Briw (Bd V 1035). Insbes. a) von einer
Gesellschaft, Vereinigung junger Bursche und Mädchen
B; FJ.; S; W. ,In den Gebirgsdörfern rinden an den
langen Winterabenden sog. Abendsitze statt, wo die
jungen Älpler und Älplerinnen zusammenkommen und
sich mit Gesängen und Tänzen belustigen.' FAnd. 1898.
,Dann kommen im Winter Abendsitze, ganz simple,
und andere, denen man Schnitzet, Spinnet sagt, alle
dem jungen Volk zu Lieb und Ehre.' Gotth. ,Wer
kennt nicht die alte geizige Wittwe, die, so lange ihr
Mann lebte, nie ins Wirtshaus ging, nie ganze Milch
brauchte, und die jetzt A. hat, jungen Buben Brönz
und Brod gibt, bis sie selbst keins mehr hat.' ebd.
,Er [der Lehrer] muss sich zweitens hüten, dass er
nicht gegen die Mädchen ekelhaft wird und zudring-
lich, dass er die Schule mit einem A. verwechsle und
irgend fühlbare Zeichen seiner Liebe gebe.' ebd. ,Dort
[in WLö.] waren auch zwei ledige Schwestern. Diese
hatten einmal zwei Burschen von Ferden zum A. ein-
geladen.' FGStebler 1907. Dru Meitschi u"d drei
Bliebe", die si" hüt z'Ä. dert i" der warme" Stube" bim
alte" Tanne"fritz. Schwzd. (BO.). [Die Mädchen:] Bert
si" Buebe": Chlaus u"d Marti", Brecht u"d Christe",
Benz u"d Fritz. . . . Wol! das giH en Ä. CWiedm. 1848
C,Der A.'J. Und 's Mürers Hansli isch's nit g'si"
[der bei der Nacht um das Häuschen herumschlich];
der isch herzhaft i" d' Stuben ine" cho", «' 0., dem
Meitschi z'lieb. J Joachim 1892. S. auch barren (Bd IV
1436), ferner An-süffet (Sp. 351). — ß) nächtlicher Be-
such eines Burschen bei einem Mädchen B; FJ.; L
(Schürmann); W. Z'Ä. gä", = z' Chilt gä" WMü. Z'Ä.
si", auf Besuch sein bei der Geliebten FJ. S. noch
Rigel (Bd VI 749). ,Das Chorgericht von BLauenen
verbot häufig den Burschen z' A. zu gehen.' Bdnd
1905. — b) im Übergang zu zeitlicher Bed., „Tages-
zeit von Abend 7 bis 10 oder 11 Uhr; ein kurzer A.,
wenn derselbe inner dieser Zeitfrist endigt; ein langer
A., wenn diese Zeitfrist überschritten wird B; LE."
Er soll hinecht im Ä. züe-n-i"s cho", auf die Abend-
zeit BBe. S. auch dar-geben (Bd II 93). — 2. konkr.
a) pers. „Abendgast, Abendgesellschaft." Im Übergang:
Mir hei" hüt Ä. B. Mir überchöme", erwarte" Ä., =
'sischhütÄ. cho". ebd. — b) sachl. , Vesperbrot. Ich hab
mein Z' Abbesitz in Ruh genossen.' Zschokke 1797. —
Das W. scheint mir Schweiz, zu sein. Zur Bed. vgl. die
Synn. Chüt-Abend (RA I 37); Chiltet(en) (Bd III 246); (Liecht-)
Heim-Gart (Bd II 434/5, in BHk.; W 1t Tscheinen im Gegs.
zu A. von einem Besuch, einer Zusammenkunft bei Tage;
s. auch FAnd. 1898, 802); (Liecht-)Stubeten; ferner z(um)
Liecht (Bd III 1051), ze Heim-Gart, ze Chilt gän (Bd III 242).
2 b beruht wohl auf Missverständniss (Verwechslung mit
Z Abe(nd) n.?). — ab e " (d ) - s i t z e° , in FJ. auch z'ä.:
Abendsitz halten, „gesellschaftlich den Abend mit
Plaudern verscherzen", ,bei Licht auf sein' BHk., M.,
U.; St., einen abendlichen Besuch abstatten BSi. (auch
ltlmOb.); W, bes. einen nächtlichen Besuch bei der
Geliebten machen FJ. Ir heid hienacht g' äbu"d sitzet
W (Tscheinen). „Mer hend bis gäge" Morge" g' äbe"-
sitzet B." Der subst. Inf. wechselnd mit dem kon-
kretem und sinnlichem vi -Sitz. ,Sie [die Kinder]
erhielten den Auftrag mich zu ihnen einzuladen zum
Abendsitz. [Später :] Von da an behagte mir das Abend-
sitzen gar sehr.' Gotth. ,Es [das Bernervolk] schreit
beim Brunnen, beim Abendsitzen in Wirtshäusern,
aber immer ... mit halblauter Stimme, so dass die,
welche nicht beim Brunnen stehen, nicht an den Abend-
sitzen mit sitzen, ... Nichts davon hören.' ebd. —
Äbe"(d)-Sitzer(in): Teilnehmer(in) an einem Ä.-
Sitz. ,Die A-in in Ritzingen [Titel]. Eine kräftige,
lebensmutige, alleinlebende Bauerntochter hatte auch
die Sucht, jeden Winterabend mit dem Rad am Arm
die Abendsitzstube aufzusuchen.' W Sagen. Bes. vom
nächtlichen Besucher einesjungen Mädchens FJ.; Syn.
Chilter. — äben(d)-sitzle11: = äbend-sitzen. Wege"
Christin het-me" glich chönnen öbe"dsitzle". Mi" nimmt
albeneinist es Lied, de"" wider es Tänzli n"d mithinen
auch öppen es Schlückli Wi" oder es Güxli. SGfeller
1911. Mit abschätzigem Nbsinne: ,Das Wirtshausleben
war dem Schlosserhannes ein Greuel; er verabscheute
das Kartenspiel, das Abendsitzeln; er hatte zu oft schon
gesehen, wohin das Wirtshäuseln etc. führen könne.'
vAlmen 1897. — Äbe°(d)-sitzler, Öbe"d-: = Äbend-
Sitzer. SGfeller 1911; s. Sp. 1066.
Abbin Abe"-: das Niedersitzen. Nur in einem Z
Spielvers: Zwei Kinder stellen sich Rücken an Rücken
gegeneinander, heben sich, die Arme verschlingend,
wechselweise vom Boden und schliessen das Spiel und
den Dialog mit gleichzeitigem Niedersitzen : G%-
gampfe", Räbe"stampfe". Wo ist din Ätti? Im Holz.
Was tuet-er im Holz ? Er stocket en Stock. Was für
en Stock? En Nägclistock. Was hät's i" dem Stock?
E" Lüs. Was hät's i" der Lüs ? E" Niss. Was hät's
i" der Niss? En brave", brave" A. Vgl. auch röt
(ebd. 1755).
Über-: die normale Zeit überdauernder Abend-
Sitz, bes. der aus dem alten ins neue Jahr hinein-
reichende am Silvester BHa.
üfe"-: zum Sitzen hergerichtete oder geeignete
Stelle am Ofen ; vgl. Sitz 2aa3. 1. = Chunsl-Ofen 1
(Bd 1 112) AAAar.; BE.; S. ,Es [das christliche Wohn-
haus] ist ... ein Holzhaus mit Strohdach ... einem
Ofen mit O. von Sandsteinplatten, auf welchen der
Name Jesus (J. H. S.), der Name des Hauseigentümers
und die Jahrzahl der Erstellung geschrieben steht.'
LRSchmidlin 1886. So wohl auch in folg. Stellen: So,
dö hätte"-mer gottlob wider Vg'winteret und me" cha""-
sich mit der Lismete" heimelig uf "em 0. Wichte"
SL. Mi" Muetter het grosses Bedüre" g'ha" mit dem
arme" G' schöpf und-em warme" Gaffe i"g'schänkt ... und
's g'lieissen uf de" warm 0. hocke". Joach. 1892. —
2. ganz oder tw. um den Ofen herumlaufende, meist
steinerne (in W hölzerne) Bank AAlvlingn.; W(LMeyer);
Syn. O.-Bank 1 (Bd IV 1384). — 3. in die Deckplatte des
hohen Kachelofens eingebaute Vertiefung zum Sitzen,
wobei die Füsse auf die Bank zu stehen kommen Aa
Wiggwil. — 4. Sitz zwischen Ofen und Wand (tw. wie 1
vom Feuerherd der Küche aus erwärmbar), oft mit
mehreren Stufen ; meist durch einen Vorhang verdeckt
BG. (Bärnd. 1911, 366 mit Abbildg); L (Schürmann):
ScBSchl.; TnErm.; ZFehr. (lt Hunz. 191U), Kü., O.,
Russ.; Synn. bei Hunz. 1910, 41 f.; dazu O.-Stapfen
(ScHSchl.), -Chrückli (Bd III 807), -Winkel. ,Er
1720
1730
[der Doktor] setzt sich auf den 0., wo er zwar etwas
versteckt nur einem Teil der Gäste sichtbar ist; er
erklärt, so viel besser erzählen zu können.' ONaqeli
1898.— Vgl. Gr. WB. VII 1162. Einen ansichern histo-
risches Beleg s. S[>. 16IC,.
Üf-: = Üf-satz2b (Sp. 1536). ,Ach, mein Gott, gib
mir wider die Aufsitze und Schrecken des Satans zu
die Wacht deiner heiligen und guten Englen.' IMeyer
1694.
In-: ,das Einsitzen.' 1. a) vom Einzug in ein Haus:
,Zum 3. [verspricht die L Regierung] dass mgnh.
imme [dem aus Freiburg im Breisgau berufenen
Apotheker N.] disse 8 jar lang sin behussung in irem
oder der statt kosten in buw und eheren erhalten
wollendt ... Und darzuo ouch glych zum ersten anfang
oder y. band sy imme den laden und daz huss lassen
zuorüsten, daz ein erbares kostet hat.' 1598, Reber
1898. — b) bes. vom Einzug in eine Gemeinde, Nieder-
lassung, bzw. das Recht dazu, ,0b einer, der burger
werden wil, vor söllichem i. mit yemant alt spän hette,
dero nimpt man sich ganz nüt an.' 1512/1622, AABr.
StR.; vgl. zur Sache Sp. 1675 u. .Eheliche kinder,
so . . . andere burgrecht ald eins, angenommen haben.'
1596, TbHw. Arch. (Abschrift). .Wellicher ouch von
mynen Herren, Schultheissen, Räten [usw.] für einen
Inwoner und Burger und Hindersessen angenommen
wirt und Derselbig aber vor sinem I. mit Jemand alte
Spän und Sampnungen hette, deren soll er sich genz-
liehen vor sinem I. fry machen und entladen oder usz-
bliben.' 1607, AaL. StR. .Damit keiner Person der
J. in ihrer Landschaft nit bewilliget werde, er kaufte
sich dann zuevor von der Leibeigenschaft ab.' 1652, Z.
Jeder junger Mann, so erstmahls in die Ehe trittet,
wie auch Der, so den Eins, in einem oder dem andern
Ort erlanget, [soll] ein junge Eichen bei Straf
10 Pfunden setzen.' 1697, Bs Rq.; ähnlich noch Bs
Waldordn. 1781. ,[Betr. die Bestimmung] das die alte
Landleüt, so von Seiten ob oder nit dem Wald in das
eint oder andere Ort ziechen, gleich auff den Eins.
Heüsser, Güeter, Gülten und dergleichen an sich er-
kauften mögen, linden ihr u. g. 1. Lfandleut] besser, dass
solche bevor etwan ein viertel oder halbes Jahr säss-
haft sin müessen.' 1740, Uw (JSG.). ,[Dic Erfahrung
habe gelehrt] was für Folgen daraus entstehen, wann
einer einen rechtlichen Titel seines Aufenthalts an
einem Ort habe, ehe ihm noch der Eins, hochobrig-
keitlich bewilliget.' 1795, Bs Rq. Betr. den , Einsitz'
einer ortsfremden Ehefrau: Die Landprediger sollten
keinem Untertan, ,der ein usslendisch weib geehelicht',
den Kilchgang gestatten, es sei denn die Steuer ,für
den i.' bezahlt, 1597, Bs Ratserk. (JWHess 1905).
.Welcher Man oder Knab weibet und sein [,einl 1757]
Ungenossame nimpt, der besseret unseren gn. HH.
5 Gulden Bassler Wehrung für ihren L' 1611, Bs Rq. ;
ähnlich noch 1757, ebd. ,Nüwer i.' ,Wellicher aber
[kantons-]frömbd, ... und doch in der Eidtgnosschaft
erboren ist [soll bar bezahlen] zwenzig pfund der
gmeind [Oberglatt] und unserm vogt zu schütz- und
schinngelt des nüwen i-es ouch zwanzig pfunt,' 1580,
HDiener 1863. ,Und wievil deren einer inen [der Ge-
meinde Berg a./L] zuo inzuggelt zalt, also vil soll er
unserm vogt zuo Kyburg als zuo unsern banden zuo
schirmgelt von des nüwen i-es wegen auch zuo erleggen
schuldig syn.' 1592, Z Rq. 1910; ähnliche Belege
ebd. S. 3. 35. 156. 321. 464. .Vollkommener 1.', Recht
Schweiz. Idiotikon VII.
eines In-Sässen (Sp. 1347; vgl. dort .ganzer insass')
im Gegs. zum Bi-Sässen (Sp. 1364, in Bed. 2). .[Der
Bisäss soll] für ein Rat kehren und pittlich umb den
vollkommen I. anhalten ... Und welchen es dann er-
laubt, sich im Land niderzelassen und inzesitzen, der
soll einer Oberkeit 5 fl. für das Insitzen geben.' 1607,
U. S. noch Bi-Sdss (Sp. 1365/66). — Vgl. Fischer II
648; Sehm.MI 348 (in andrer Bed.).
Ere0-: wie nhd. Siner Fraue" Jippe"sehlitz het-
in g'setzt in F., alter Spottreim BsL. (, Landvogts-
zeit'). Ehrenhalber erteilte Erlaubniss an nicht
eidgenössische Vertreter, gewissen Tagsatzungs-
verhandlungen beizuwohnen: ,Mülilhausen kommt ...
mit dem Ansuchen ein, es möchte seinem Gesandten
bei Legitimationsconferenzen der Ehrens. als ein un-
schuldiges Honoriücum gegönnt werden.' 1765, Absch.;
vgl. zur Sache die Belege von 1754 und 1766 unter
Bis. (Sp. 1732).
Vor-: = Äbend-S.l. ,Anneli, unser Dienstmädchen,
hatte die seltene Erlaubniss erhalten, des Abends mit
der Kunkel in den V. zu gehen (zur Stubeten), in die
Gesellschaft mehrerer Spinnerinnen.' KSteiger 1839.
Auch bei Fischer II 1672 (s. die Anm. daselbst). Als
Ortsbezeichmmg: .Acker im Vorsitz' ZFlaach.
Fri-: l. = <7e/ri«er,S.(Sp.l725u.); vgl. auch Fri-Hof
(Bd II 1026). Nur in ä. Belegen für Th. Eine Ab-
ordnung der Stadt Constanz beschwert sich, dass der
Landvogt den Abzug von dem [an einen Ausländer
verkauften] Freisitze Arenenberg verlangt habe.'
1732, Absch. .Franz Anton von Eichbeck, Lehenrat,
wünscht, dass man ihm den vom Verkauf des Frei-
sitzes Roggwyl bereits bezahlten Abzug von 4000
Gulden, welche Summe als alte Schulden auf dem Gute
hafte ... herausgeben möge.' 1737, ebd. .Dieser Frei-
sitze halber ist zu wissen, dass derselben Besitzer
inner dem Bezirk ihrer Schlösser und Freisitze
gerichtsherrische Rechte besitzen, auch mit den
Gerichtsherren auf dem jährlichen Gerichtsherrentag
zu Weinfelden sich versammeln, zu derselben Anlagen
das Ihrige mit beitragen, und so es des Landes Not
erfordert, reisen müssen. In Ansehung derjenigen
Güter, welche ehedem an den Freisitzen gehaftet
waren, sind die Besitzer von den Landsanlagen, Wachten
und andern Beschwerden befreiet. Sie haben aber weder
Untertanen, noch Gerichte, es sei dann dass sie selbige
auf andere Weise an sich gebracht haben ... Der
hohen Gerichte halben stehen die Eigentümer der Frei-
sitze unter der Gerichtsbarkeit des Landvogts [folgt
eine Aufzählungder Freisitze in der Landgrafschaft Tu].'
JKFXsi 1766. .Verschiedene thurgäuische Herrschaften
und Freisize stehen dermalen einigen der regierenden
Stände zu ... Nur der wenigere Teil dieser Herr-
schaften und Freisitze wird dermalen von besondern
Häusern besessen.' ebd. — 2. freies Wohnrecht;
vgl. Fri-Säss (Sp. 1351). ,1610 wurde verordnet,
das Jeder, der das hiesige Bürgerrecht erlangen
wolle, 1000 Gulden reines Vermögen besizen müsse,
das Bürgerrecht mit 200 fl., das Zunftrecht mit 80 fl.
und den .Freisiz' jährlich mit 20 fl. bezahlen solle.'
ScHt'hr. — Vgl. Fischer II 17:;:; (Bed. -JM: Sanders II 1 109.
Hinder-: 1. Niederlassung und die damit ver-
bundenen Rechte eines Binder-Sdssen (Sp. 1 :;:,:',, in Bed.
1 b); vgl. auch H.-Gelt (Bd 11 264). .Etwas irrungen ...
darrüerend von des wägen, das derselb N. [der von der
Stadt Aarau eine Burg gekauft hatte] sich mit den unsern
1731
Saz, sez, siz. soz, suz
17.12
von Arow sins h. halb zuo erlütern und verkommen
understanden.' 1491, Aar. StR. ,Herr Ludwig von
Orleans ... vorgedachtem künig Ludwigen geblüetes,
h-es und dienstes halb verwandt.' 1529, Absch. .[Ab-
geordnete des Abtes von StGallen beklagen sich vor
dem Kate] vor Zeiten seien die Dienstboten, Hof- unp
Gotteshausleute des Abts in der Stadt zu Hintersassen
angenommen worden und haben daselbst gewohnt.
Nun vernehme derselbe, dass einigen seiner Leute,
die den Hintersitz in der Stadt begehrt haben, der-
selbe abgeschlagen worden sei. [Der Rat antwortet
auf die Drohung des Abtes, er werde Gegenrecht aus-
üben und die Städter auf seiner Landschaft nicht
sitzen lassen:] Vor Jahren sei man allerdings gewohnt
gewesen, den Dienstboten, Hof- und Gotteshausleuten
des Abts den H. auf gewisse Zeit zu gewähren ...
Da nun der Vertrag von Wyl besage, dass jeder Teil
den andern bei seinem Glauben belassen solle, so könne
man den H. nicht mehr aufrecht erhalten, weil Die-
jenigen, welche ihn begehren, von ihrem Glauben nicht
abgehen wollen . . . Betreffend den H. ihrer Bürger
auf der Landschaft des Abts glaube man, der Abt
werde Das nicht abschlagen.' 1546, ebd. ,Es soll ouch
weder Burger nach Hindersessen in der Statt Lenz-
burg sich heimlich und ane Uffgeben sines Burgrechts
oder H-es von der selbigen hinweg füegen oder ziechen.'
1607, AaL. StR. , Diejenigen, welche in einer Gemeinde
Etwas ererben und die Güeter selbsten besitzen und
bauwen wollen, sollen . . . ehmalen sy aufziehen, bei
dem Gottesbaus und der Gemeind umb den H. anhalten,
welche darauf zue Hindersäszen uff- und angenommen
werden. Doch sollen sy nebend dem Trunk, den sy
für ein Mahl und mehr geben sollen, jährlich für den
H. vier Gulden erlegen.' 1652, ThHw. Arch. ,l)er
abgehende Landvogt des Thurgaus hatte in einem
Streite zwischen der Gemeinde Landschlacht und
einigen neuen Einzüglingen wegen der Befugsame des
Hintersitzes ... die desshalb erlassenen Befehle und
Veranstaltungen verhindert.' 1724, Absch. , Einem
solchen [Mann, der den Bauern zur Verferti-
gung zweckmässiger Verzäunungen Anleitung gäbe]
könnten von der Obrigkeit billige Erleichterungen
wegen Wuhren oder H. zugestanden werden.' Gr
Sammler 1779. S. noch Ghilch-Gang (Bd II 348).
Mit Bez. auf den einem Hintersassen zustehenden
hintern Sitz in der Kirche. .Ist dem N. von Hund-
wil, der sich mit Hohlen sei. Witib in ein etliches
Versprechen eingelassen, verwilligt, sich hier einsegnen
zu lassen und den H. zu haben, biss er zu einem Kirch-
genossen angenommen.' 1730, ApTrog. (Gemeinderats-
prot.). ,Ist dem N. auszem Wald der H. in Trogen,
so lang er sich wohl verhalt, vergönnet, sein
Frau aber soll in der Kirchen Platz suchen, wo sie
ihn findet und kein Ort eignen mögen.' ebd.
Wechselnd mit ,das Hindersitzen' : .[Niemand soll
Nichtbürger in sein Haus aufnehmen] sy habend dan
einen ordentlichen oberkeitlichen Schyn vorzewyszen,
dasz sy die bewilligung des Hindersitzens allhier ze
wohnen ... uszgebracht und erlangt habend. [Ebenso
sollen die an die Stadt angrenzenden Gemeinden]
könftiglichen Niemanden einigen ünderschlouff ald H.
gestatten.' 1660, Z Ratserk. ,H-es wis': Eine Witwe
mit mehreren Kindern hatte sich wieder verheiratet
und ihr gemeindfremder Mann wollte der Kinder
wegen drei Jahr ,h-eswys' bei ihren Leuten wohnen.
[Die Gemeinde ZHettl. Hess ihn aber nur .knechtswyse
wohnen]. 1621, GMüller 1874. — 2. pers., = Binder
Süss lb (Sp. 1353). .[Dass] Diejenige, so ehedem ode:
anjetzo [auf den genannten Bauernhöfen] einsitzen, voi
keine Gerichtsleut, sondern als Hintersiz gehalten
werden und sowohl das Einzug- als Hintersizgelt be
zahlen müssen.' 1716, G Rq. I 178. — In andrer Beil
bei Gr. WB. IV 2, 1517. Zu der pers. Bildung unter 2 vgl
Bi-silz 2, Stud-Sitz S.
Herre"-: vornehmes Landgut, Landsitz, Villa B
Th; Z und weiterhin. — Vgl. Gr.WB. IV 2, 1141; Sanders
II 1109 b; Fischer III 1493.
Hüs-: Haus als Wohnsitz BSi. ,1m Fall dann
etwan einer bei einem Haussitz oder sonst in einer
Stadt an der Nähe von Kommlichkeit wegen Etwas
[näml. Bäume] pflanzen wollte.' EKönig 1706. S. noch
Nest (Bd IV 837). — Kirchen-. ,Ein K. in St Johann
Gld. 33.' 1788, Schw Inv. ,Ein K. im StJohann der
4te Stuhl im kleinen Geflez ä Gld. 25.' 1796, ebd.
S. auch Rost II (Bd VI 1521). — Vgl. Gr. WB. V 811;
Sanders II 1109.
Chunst-: = Ofen-S.l; vgl. Chunst-Sitzi. Er hocket
ufde" Gh. ab. Joach. (S). — Schueh-macher-: Drei-
bein des Schusters Aa (Rochh.).
Maie"-: = Maien- Süss (Sp. 1382) W. .Mayens de
Gruben [in WTurtm.], en allemand Maiensitz, grand
chälet ou les patres demeurent pendantl'ete avec toute
leur famille.' Venetz, Denkschriften für allg. Natur-
wissensch. Zürich 1833. — Bei Bawier 1836, 57 als Ver-
hochdeutschuug des mundartlichen Maien-Si'na.
Bi-: 1. abstr. a) von der Mitgliedschaft in einem
Collegium; ,assessio.' Fris.; Mal. , Nämlich so sollend
die jetzmahlige Holzfierer ir Holzfiereramt und was
deme anhäugig, noch bisz auf nechstbevorstehende
heilige Liechtmesz versehen und auch folgends bi
gewohnter Jahrrechnung, als wie die Holzfierer bisz
dato gewohnt, den Beis. haben.' 1684, ThHw. Arch.
.Mühlhausen übergibt ein Memorial, in welchem es
um den Beis. in französischen Legitimations- und
Bündnissconferenzen bittet. Der Beis. wird ihm ab-
geschlagen.' 1754, Absch. .Dem Ansuchen der Stadt
Mühlhausen um den Beis. in Legitimationsconferenzen
wird in der Weise ... entsprochen ... dass diese Ver-
günstigung zu keiner Consequenz für andere allgemeine
eidgenössische Sitzungen oder für Einmischung in die
innem Geschäfte der Eidgenossenschaft dienen soll.'
1766, ebd; noch ö. bis 1776. .Mihlhausen solle der
Beis. in Soloturn für unser Ohrt abgeschlagen sein.'
1767, U LB. ,Dem Fürstentumb Neuenburg und
Vala[n]gin der verlangte Beis. in Soloturn für unser Ohrt
abgeschlagen.' 1783, ebd. ,[In unserer Reformations-
kammer soll] in Zukunft das Präsidium ... zwei
Jahre, der Beis. aber der sämtlichen übrigen Assessoren
sechs Jahre lang dauren.' Z Mand. 1790. Einmal auch
koll., Versammlung der Ratsbeisitzer: .Menelaus [der
die Griechenfürsten zu einer Beratung versammeln will,
zu Diomedes]: ,Den beis. lass zuorichten bhendt; ein
diener gleich nach ihnen sendt; bald sie zusammen
gsessen sindt, so wend wir dann ... euch vortragen
unsern bscheidt.' GGotih. 1599. — b) .unehlicher b.'
oä., Konkubinat; vgl. Bi-Satz 2 (Sp. 1560). ,Dan die
buolerei nit allein bei den stiften und frouwen- und
mansclöstern, sondern ouch bei pfarren und capellen
dermassen zuogenommen, dass man sich keiner kelleren
noch schlaf buolens noch keines oneerlichen beisitzes
1733
Saz, sez, siz, soz,
raer Schemen will.' Vad. ,ln ganz glicher Straf
sollent sein, die in unehrbaren [1. -m] B. oder mit
Hetzen Huss halten.' L Ans. — e) Recht eines Bi-
Sassen (Sp. 1364, in Bed. 2). ,Es soll inskünftig Keinem
der Beis. zugestellt werden, als Denen, so das gewohn-
liche Lueder erlegen.' 1690, Uw Stans. ,Alle Bei- und
Hintersäss sollen järlich an der Eingangsgemeinde
von den Teilern um den Beis. anhalten.' 1739, Obw.
,[Der Landammann klagt] dass oft evangelische Ge-
meinden gegen Evangelische in dem Falle, wo durch
Heirat oder Erbschaft einem ausserhalb der Gemeinde
Angesessenen Güter zufallen, die landsfriedliche Dis-
position in Annahme oder Verweigerung des Burger-
rechtes oder Beisitzes nach Willkür missbrauchen.'
1735, Absch. (Tu). Beisässengebühr: ,Weil im letzten
Krieg viel Gewehr, so aus dem Zeughaus an die Land-
leut verteilt, verloren, sollen solche die Vermöglichen
bezahlen, die Unvermöglichen aus dem Ürterecht, die
Beisassen aus dem Beis.' 1714, Ndw (Gfd). — 2. pers.,
= Bi-Sdss 1 (Sp. 1363); vgl. Uinder-Sitz 2. ,Als er [der
wegen ketzerischer Ansichten eingesperrte N.] an zit
lang solliche gefengknussgedultigklich erlitten, habend
der bischof Joannes Revels sampt andern doctoribus
und bysitzen [oder Fehler für: bysitzern?] mittler zit
vil in der gefengknus mit dem genannten N. gehandlet.'
Kessl. — Vgl. Gr. WB. II 1 393 (auch in Bed. 1 b) ; Fischer I
808 (in Bed. 1 b und 2).
Ruggen-: Sitz mit Rücklehne. ,In der andern
Kammer 2 Liechter, Rückens, machen.' 1636, ZFrau-
münster.
Stuel-: 1. = Sitz 2 a a 2 (Sp. 1722); s. rüeren
(Bd VI 1255). - 2. pers., = Stuel-Sdss a (Sp. 1368). ,Ob
N. das gericht zuo Nossikon nach lut des offnungs-
rodels mit den siben st-en fürohin mög fertigen und
versehen, lassend min herren im verfolgen das, so der
rodel im deshalb zuogebe; ob er aber sölichs nit
mög erstatten, werden mine herren wyter handeln, als
sich werd gepüren.' 1515, Z RM. ,[N. habe] Berger
den St-en angesprochen, bemelten Wyn ... zuo ver-
wahren, welches der St. getan.' 1645, ZTöss.
Zu 2 vgl. Hinder-S.S und Bi-S. S. Als FN.: ,Jakob und
Hans Göldi genant Göldin St.'; PI. ,die Stuolsitzeo.' 1524, ZRB.
Tube11- ,D-: colurabarum sedes.' Id. B. Vgl. tubezi.
Durch-, Düreh-: die Nacht hindurch dauernder
Äbend-S. WSimpeln (LMeyer); insbes. Spinnabend
AaFH.; BG. Syn. Durch- Spinn- Nacht (Bd IV 658); vgl.
auch Über-S. Der für hi2"-si [die Bäuerinnen] aber och am
Fü"fi üfg'häbe" [sich vom Schlaf erhoben] u"d bis
z' Nacht am Eindlefi oder bis z' Mitternacht g'spunne".
Nüsti his"-si am Fritig z' Nacht nock Dürchs. g'häbe".
BlRND. 1911.
Vgl. Fischer II 491 und die nicht controllierbare An-
gabe: ,Am Thoniasabend hielteu die Mädchen der Baar den
sog. Durchsitz', auch ,Durch-sitzen' bei Gr. WB. II 1686.
Wiber-: Sitz für Frauen in der Kirche; s. Rost II
(BdVI 1521; 2mal).— Wäge-li-: Sitzvorrichtung auf
einem Fuhrwerk; oft befindet sich darunter ein Kasten
für Decken, Proviant, Pferdefutter ua. ,Als es end-
lich z' Morge" essen wollte, so war nichts z'weg ...
noch keine Schuhe gesalbet, die Mähre nicht geschirrt,
der W. nicht aufgebunden.' Gotth. .Nachdem die
verschiedenen nötigen, wie zum Teil überflüssigen
Einkäufe, die Annelisi gemacht hatte, im W. unter-
gebracht waren, Hess Ruedi anspannen.' CWeibel
1888. — Widme»-: lebenslängliches Wohnrecht der
Witwe in einer Kammer des vom Ehemanne zurück-
gelassenen Wohnhauses ScuwE. (MLien.). — Vgl. Wid-
(u)man.
Ge-sitz n.: = Ge-säss 4 (Sp. 1375). Den Leuten zu
GnTam. [reichte] am Montag nach Pfingsten 1512 [der
Schnee] bis ans ,Gesitz'. Osenbr. W.
Sitzel m.: Kanapee. Nur im Volkslied: ,Wer Geld
hat, cha°° Sitzel sitze", wer e»kei°s hat, mues8 hinterm
Ofe» sitze».' ALGassmann 1906 (LNeb.).
Sitze» (bzw. -e'- Ap) f.: Sitzvorrichtung für kleine
Kinder, die noch nicht selbständig sitzen können, be-
stehend aus einem Bodenbrett mit Rück- und Seiten-
lehnen und aushebbarem Vorderstück; zuweilen steht
das Ganze auf 4 Füssen oder wird auf einen Stuhl
oder Tisch gestellt ApH., I., M. (lt TTobler); Scb;
„Z", so 0., Wyla, Zoll, (lt Dan.). .Welche unter den
folgenden widernatürlichen und allemal nachteiligen
Dingen sind wol am meisten schädlich: ... der Zwang
zum Stillesitzen in der Maschiene (die Sitze genannt),
oder...?' GWbl.1798. — Auch bei Gr. WB. XI, 1280 Als
Ortsn.: .Wiesen in der Sitzen.' ZMarth.
Chinde»-: = dem Vor. Z (Dan.).
sitze» (bzw. -e'- Ap, ausser K.; oTh, -e'j- GRh.),
Cond. (soweit nicht umschrieben) säs(s), sässi, in B
(so SL); GrKI.; LE. und tw. in ä. Belegen auch sitzti,
in Gl sitzeti, in der lebenden Spr. immer mit .sein' (doch
vgl. für PA1. Sp. 539 u.): sitzen; sich setzen. 1. von
Menschen, a) eig., sinnlich, a) als Vb der Ruhe.
Mit lokaler Bestimmung, meist uf. Uf-eme" Stuel, im
Gras [usw.] s. Refl. und unpers.: Es sitzt-sich uf dem
Stuel guet B (Zyro). In Lied und Spruch. I'h sitzen
uf-eme" Schiterstock and stinke" wie en Geissbock ZWth.
Ich sitzen uf dem ehalte" Stei", und wer-mi°h Hebt, der
holt-mich heim, bei einem Pfänderspiel ZEbm., Riesb.,
Wth. .Ich sitz, ich sitz auf einein Tisch', Anfang eines
Spielreimes ZWth. S. auch Ruggen (Bd VI 782). ,Dar
nach hat sich gemacht, das der N. an einer nacht
umb die 9 zit uff der Lebertösinen laden gesessen
ist ... [Ein Anderer fragt ihn:] wes sitzest du da?
Do redt der N. : ich sitz mir selb da . . . ich warten
min selbs.' 1440, Z RB. .Wie N. und sin gesellen vor
Wettinger hus zenacht uff einem laden gesessen sigint
und da gesungen habind.' 1448, ebd. .Nebeud dem
raeister auf dem stuol s., assidere in sella apud ma-
gistrum.' Mal. ,Dann er sines unfahls selbs ein ursach,
und het er . . . daheim uffem wäberstuol gesessen, so
wer es alles vermitten.' 1580, ZGrün. , Auf dem Rad s.' :
,Vil seiner Freund sitzen auff dem Radt, sein Gschlecht
tut nichts dann Mordertat.' 1618, Zinsli 1911. S. noch
Boss (Bd VI 1420). Mit ,under*. ,[Die Soldaten in den
Schiffen] woren oben mit wellholz oder sehytter bedeckt
und sossen sy under dem holz mit harnasch und wer
bewart.' 1448, Bs Chr. Mit ,ob'; s. Bd I 49. , [Ein Tisch]
da niemants obgesessen.' 1555, Z. Mit ,bi', , neben'.
Hasch di" Bettli g 'macht? Nei", i'h hu" 's vergesse?.
Ich glaub, dubist e"ganzi Nacht bi di'" m Sehät
EStoll 1907. ,N. were vill by ira [seiner Braut] by
der kunklen gsessen.' 1541/3, Z Ehegericht. .Glich
darnach heigen in die bi im gsessen, gvexiert.' 1618
AAVelth. (Ei"'m) vor der Nase", under de" Auge" s
.Uli von Wil, der da [im Gerichtslokal] under ougeil
sitzt.' 1435, ZRB. Das. Ganzi Tage» sitet-er einfach
da und macht Nut. !>•> S. wie M >" Grluggeri" (i Buchs.
irie-u-e" l'/lutte" BsL., wie-n-es Pfund Schnitt (Driek)
V, (ygl. Bd V 1155), träge, teilnahmslos, untätig da-
1735
1736
sitzen, wie-n-es Hüffeßi Eländ, in jammerwürdigem
Zustand B; Z. S. auch Pfrüender (Bd V 1292). SV« g'wüss
a's ich da tri", da stä" und da sitze", Beteuerungsf'orrael.
Schwzd. (GRPr.). Ohne Ortsbestimmung. Es cha""
scho" s., von einem kleinen Kinde. Ieh sitze" de(r) ganz
Tag. Auch prägn., (untätig) da sitzen. Du bisch aber
einisch lang g'sesse"! du hast dich lange aufgehalten B.
,S. und faulen, hauren, müessig s., desidere.' Fris.;
Mal. ,Der [Schmid] habe sicli zum Tisch gsetzt ...
und wyll er [ein Andrer] der Frauwen zuogret, syge
der Schmid gsässen und heige glachet.' 1626, ZGreif.
Dodt, du bist schon gnueg gsessä: geh, holt ä Schoppä
Most! Tyrolersf. 1743. Im ausdrücklichen oder bloss
gedachten Gegs. zu stä", ligge" und andern Verben der
Lage oder Bewegung. Ich sitze" nid gern bim Schaffe",
ich Stande" lieber. Gast, die Einladung sich zu setzen
ablehnend: Ich bi" di ganz ZU g'sesse". Si cha"" nit
s. mit Lieb [ohne Schmerzen] GRSeew. (Dan.). ,Ich
klag üch ab NN. ... die hindern mich, wo sy sitzen
und stand.' 1438, Z RB. ,Ein Pursch [Abteilung] sässe
und ässe [an der Kirchweih], die ander gienge gan
tanzen, käme dann und wächslete die andre ab.' RCys.
(Br.) S. noch be-gän (Bd II 33). S. Mibe". ,N. nemme
ihne und setz inn hinder den Tisch und sag: blyb da
b.!' 1665, Z. Mit modaler Best. Grittli"ge" [s. Bd II
828], sltli"ge" [seitwärts, von Frauen] uf äem Boss s.
,Ein Mann mit einem Kind ... soll [bei dem Lawinen-
• Unglück] auf der Tachfirst des Saluzischen Hauses
schrittlings s. bliebeu sein.' Sererh. 1742. Sprw.:
Guet (wol lt Sulger, chunnnlieh ZRafz) g'sesse", ist
halbfe") g'esse" B (auch lt Zyro); SceSt. (Sulger); Z
(so Rafz); vgl.: Es Trächtli g'sesse" ist au''' es Trächtli
g'esse", die blosse Ruhe erquickt schon Z. Gottlob
und Bank für de" Tisch und für de" Bank; wol g'sesse"
überg'esse", grössi Schussle" wenig drin: 5 wie ist min
Buch so dünn! ZHüntw. Du ebigi U"rueh! du cha""st
nüd en Auge"blick still s., zu einem lebhaften Kinde.
De" lange" Weg s., scherzh. für scblafen(gehen) Gr
Mai.; Z Wangen. — ß) als Bewegungsverh, sich
setzen, allg. Mit Zielangabe. I" (d)'s Gras, a(n), uf
de" Bode" [usw.] s. A.: Was chann-ich mache"? B.:
An Bode" s. und lache", scherzh. Antwort auf die
müssige Frage GBuchs. Sitz a" di(n) Platz! S. noch
Quädi (Bd V 1297); Bad (Bd VI 484); ferner die ä.
Belege Sp. 1244o. 1367 u. Mit ,üf\ ,Do sprach er,
wollte si nit gan [zu Fusse], dass si [die Hexe] dann
uff ein wölfli sässe und ritte.' 1423, Z RB. ,[Vieh,
welches im Elgger Gebiet Schaden anrichtet, soll der
Weibel gegen eine Busse] ongeschendt heim zuo huss
und hof tryben ... und soll uf kein ross s.; dann säss
er daruf, so ist er [der Besitzer] im kein Ion nit schuldig.'
ZElgg Herrschaftsr. 1535. ,[A. fragt] was das Singen
nütze in der Küchen, daruff B. zue ihme gsagt, wann
er nit singen welle, so solle er ein Vaterunser beten;
darüber A. geantwortet, wie man betten kön, wann
man singe; daruff B. ... gsagt, so solle er uffs Tach
uffen s.' 1638, ZHöngg. S. auch Bd VI 1672o. ,Üf
das mer, den se s.' ,Sy samlet in kurzer zyt wol andert-
halb hundert tussend man und sass uffs rneer und fuor
gegen Frankrich.' Morgant 1530. ,Auff das mer s. und
faren, aequor navibus conscendere.' Fris.; Mal. .Dar-
nach N. ihme abdanket und uff den Louwiser See
gsässen.' Stockmann 1606. ,Darnaeh [sind wir] uf den
Seh gsäsen, band starchen und kalten Gägenwind ghan.'
1641, Zg TgB. RAA. Vom Boss uf der Esel s., aus
einem bessern Zustand in einen schlechtem kommen
GNessl.; vgl. Bd I 515. .Einem üf den kloben s.';
s. Bd III 617; dazu: ,Ich sitz der gwüss nit au ff de"
Klobe"', gehe dir nicht auf den Leim. Tvrolersi'. 1743.
,Üf die füess s.', euphcm. für zu Boden sinken: ,Do
sprach er, er wölt einen stechen, dass er uff die füess
sess.' 1432, Z RB. I(n) Öppis s. Besser ... als i" d'Juppe"
g'macht und dri" g'sesse" (i Buchs. Sitz i" d'Bere", Nach-
ahmung eines Vogelptiffes SchScIiL; wohl vom Ruf
spitzidäh der (bei Wint. 1892 auch ,Zizigäg' genannten)
Sumpfmeise, oder sizida der Finkmeise; vgl. aucli den
Meisenruf , Zitzeberg' bei Wack. 1869. ,[Der Landvogt]
bezwang die, das si im ein wasserbad machen muost;
darin sass er und meint, si sollte zuo im gesessen sin.'
HBrennw. Chr. .Einer oder zween, die im [dem Schult-
heissen] gern in sin Näst sessind', an seine Stelle
rückten. 1601, ScHSt. S. auch Sp. 667 Mitte. ,In ein
schiffs.', ein Schiff besteigen; vgl. ins. ,[Da] sasz der
von Rechperg sampt sinen gesellen in dry schiff . . .'
1448, Bs Chr. ,Do sass der herzog und bapst heim-
lich mit wänig lüten in ein schiff, fuorend ylend gen
Schafhusen.' LBossh. Chr. ,ln das Mal s.'; s. Bd IV
155. ,Und söllent junge, unverhyrate knaben ... in
die abentürten ze s. nit verbunden sin.' 1582, Z RM;
dafür auch ,An die Ürte s.'; s. BdI491. S. auch füllen
(Bd I 794 o.). Zue Ei"'m, Öppis s. Sitz e'chli" zue-
mer (ane")! ,Das sy zuo einandern s. und mit einandern
reiften und rechnen söltent.' 1473, Z RB. ,Uff sölichs
seite er: sitz dahar zuo mir, und geh im ein ring.'
1538/40, Z Ehegericht. Zum Wi" s. Ei"s zivei drü, drü
und drü und drü, Bäbeli und Kateri": und wenn der
Bür vom Acher chunnt, so säss-er gern zum Wi", Ab-
zählreim ZRegensb. ,Ze tisch s.', in der ä. Sprache
auch = bei Tische sitzen. ,Nun sitzent z tisch, das
essen kumpt.' HBdll. 1533. ,[Der Pfarrer N. soll eine
Unterstützung erhalten] diewyl er selb 12. allemal
zuo tisch sitzt und nit mer den 88 gl. jerlichs hat.'
1559, Z RM. .Damit aber Menklich des rechten Morgen-
brots desto bass erwarten möge, so soll man fürhin
Sommerszyt umb die Zechue und Winterszyt umb
die 11 zu Tische s.' B Polizeibuch 1610. ,Wann der
Synodus gewessen, seien allzeit 24 und mehr Herren
in dem Antistitio zue Tisch gesessen.' 1705, Z. S. noch
Bi-Säss (Sp. 1364o.). Z' Bicht s., Beichte hören AaF.
Z' (zum) Liecht s., einen abendlichen Besuch abstatten,
bes. vom nächtlichen Besuche des jungen Burschen bei
seinem Mädchen Zg und lt FAnd. 1898; vgl. die synn.
z' äbend-s. (Sp. 1727) und z' Hand s. (Bd II 1392).
Abs., oft im Gegs. zu stän und ähnlichenVerben. Sitzfe"d)
(e"chli"J! Wänd-er nüd s.? oft mit dem Zusatz es gilt was
stö" (Z), es gilt (göt) für('s) Stö" (Ap; Bs; Th), Einladung
sich zu setzen ; worauf etwa die ablehnende Antwort: I'h
danke", ich cha"" (scho") stö"; ich bi" nüd müed; scherzh.
mer hei" deheim och Stüel (ß); s. auch oben unter a
und Bd I 481 o. ,Dem Eintretenden wird ein Stuhl
hergerückt: Sitz! sitzet! ... WiH-er so guet si" u"'!
s.? Der Höfliche lehnt ab: Ich stä" lenger.' Bärnd.
1911 (BG.). .Kommt und sitzt ... und erzählt mir,
Vetter, wie es zugegangen!' Gotth. S. auch die scherzh.
Erweiterung unter hocken (Bd II 1122; auch Th).
Wen"-i'h wo't zum Stüeli gä", wdt e'chli" ga" s.,
louft-mer d's Buggelimandli nä€\ macht-mich grüsam
z' schwitze". GZür. 1902. ,S., sedem capere.' Mal. Mit
modaler Bestimmung: Z'recht s.; s. Bd VI 240. —
Y) in bildl. Wendungen, bes. RAA. l(n) Öppis s.
1737
I" der Tinte" Aa; B; Th; Z, im Dreck (Pech),
i" der Okiemmi s. B, sich in einer peinlichen Lage
befinden. .Unterdessen sass man [die badischen Frei-
heitskämpfer von 1848] heute und morgen im Pech,
hatte Nichts im Auge, als sich ... ausserhalb des Be-
reiches preussischer Klingen und Kugeln zu halten.'
Gottii. Im (B), ufdem Troch(e)ne' s., bes. in finan-
zieller Verlegenheit sein. ,Aber ... wenn es dem Pan-
duren auch geht wie Hunderten von seinen Brüdern,
wenn er in dem Trocknen sitzt und auf dem letzten
Löchlein pfeift und Herr N. [der ihm Bürge ist] zahlen
muss ...?' Gotth. Doch auch: sich in gesicherter Lage
befinden, eine sorgenfreie Existenz haben AaKöIL; B.
Gleichbed. t" der Wulle" s. B. ,ln das herz s.', sich
im Herzen einnisten; s. mittes (Bd IV 503). ,In den
Rosen s.'; s. Bd VI 1387 o.; dazu: .Wann die Froramen
immerdar in Rosen sessen, es würde sie Niemand mit
Lieb daraus bringen.' JMeyer 1700. ,0 du verkerte,
blinde Art, meinst iez, du sitzest im Rosengart, wen
du die schwarze ISylberkronen, Zeckinen, Dublen ...
in deinen bluettrieffenden Henden ... kannst trollen
und umwenden.' A. XVII. , Zinsli 1911. ,Sie [Zürcher
und Berner] sind bishero in Floribus gsessen; ihr übel
Zeit bstunde im Trinken und Essen.' Baderlied
1714. Im Gelt (Gold uä.; s. allg. .Alle leiblichen Güter
haben kein Saft und Kraft im Sterben, wann man gleich
im Gold sesse bis an die Ohren.' JMeyer 1700. ,In
den Rüren s.'; s. Bd VI 1228; Pfiffen (Bd V 1069); dazu:
,Dem gmeinen Nutz was hilft der Mann, der ihme
zerst nicht hausen kann, in Rohren sitzt, kein Pfeiffen
bricht?' JCWeissenb. 1701. S. noch Pfeffer (Bd V
1066u.), ferner Stich. Unsinnlicher: Tief i" d' Chöste"
s. (öfter lige"), sich's Etw. kosten lassen B. ,In die
ürten s.'; s. Bd I 490 u. Uf Öppis s. Uf dem höche"
Boss s., ein hochfahrendes Wesen zur Schau tragen
B; Th; Z; vgl. die RAA. Bd VI 1420. ,Üf dem (den)
Esel s.'; s. Bd I 515, ferner setzen (Sp. 1623o.). M"m
(grad, al'iwil, eisdig) ufern Stüelis., zu Jmds Diensten,
Verfügung stehen G; Th; Z; Syn. z' Pass stä" (Bd IV
1656). Ja lueg, ich cha"" dir nidgrad uf dem Stüelis.
,Üf dem zwi s. [wie der Vogel]', sich in ansichern Ver-
hältnissen befinden. Da die beiden Städte ,der stifte
halb' noch gar nicht gesichert seien und .schier uff
einem zwyg sitzen.' 1521, Strickl. (F an B). ,[Der
Bischof von Constanz brachte die ihm eine ungerechte
Steuer verweigernden Einwohner von ScHHa.] in acht
und anlaite, dadurch ir dorf Hallow und die armen
lüt uf dem zwig sässint; denn je nach der acht bruch
so war ir lib und guot iren fründen verbotten, iren
iienden und menglichem erloubt und möchtint also si
des iren entsetzt werden.' 1521, Absch. (Sch). ,Dan
ich hette an anderen orten die min [näml. Apotheke]
übergeben und sesse eben wie der vogel uff dem zwig.'
1576, Reber 1898. ,Herr von Pfäffers begert, damit
im Antwort werd, wonach er sich richten soll, und
nit also uff dem Zwi müesse s.' 1650, Z. ,Auf dem
(blauen) Küssi s.'; s. Bd III 530. V 241. Uf G(l)ufe"
(s. Bd II 608 o.), Chole", Nadle" (s. Bd IV 666), Dorne"
s., in Verlegenheit, in peinlicher Lage sein. allg. Der
Herr Seckelmeister und der Herr Deche" si" beidi uf
de" Dorne" g'sesse", icill si g'förchtet hei", d' Jump f er
co" Watte"wil chönnti öppis me sägen als-nen wg'näm
tvär. RvTavel 1910. Mit hervortretender Nebenvor-
stellung: Etw. (Jmd) in Besitz nehmen, an der freien
Bewegung hindern, bedrücken, auch schützen, ver-
decken. Uf''em (d's) Mul s., sich Zurückhaltung auf-
erlegen in seinen Äusserungen Aa; B (allg.); s. auch
schon Bd II 178. Und es, wo sünsch uf dem Mül
g'sessen isch, dert het-es 'dampiet, für die Fron üf-
z'heüere". RIscher 1903. Ei"m ufd'Wort, de" Worte-
s., Silben stechen, Worte klauben B. ,Lass dir kein
Weibsbild auf die Augen s., sonst würdest blind.'
Inderb. 1826. ,Also sitzet der Satan vielen Menschen
auf die Zunge, dass sie wieder ihren Nächsten mit
Liegen und Verleumden schneiden wie ein Schärraesser.'
JMeyer 1700. .Einen üf dem kröpf s. lassen', etwa =
Einen zappeln lassen (vgl. dazu Gr.WB. V 2398; Fischer
IV 778): Man wollte den wegen ungebührlichen Be-
tragens in der Kirche vom Kapitel gemassregelten
Pfarrer zu SBib. ,uff dem kröpf s. lassen', bis er de-
mütig würde. 1593, LRSchmidlin 1886. .Einem üf die
Achsel s.'; s. Bd I 75. lif dem (d's) Portmoni, uf sine"
(sinij Batze" [oä.] s., ängstlich sparsam, geizig sein B.
,Die grossen herren sitzend uff eyern ; man mag inen
ein kleins stössli gen, sy schryend gar lut und
fürchtend ir eyern.' 1559, Brief (HBull. an JFabricius).
S. auch ze-sämen-legen (Bd III 1191). Ei"'m uf der
(uf d') Hübe" s., Einem zur Last liegen, lästig fallen
B; s. auch schon Bd II 950/1. UfM'tn, Eine" (uf*e"J
s., Einem aufsätzig sein, ihn bedrücken; vgl. üf-s.
Uf Jede" sind-si [die Steuerinspektoren] ufe" g'sesse'
ZGedicht. In der ä. Spr. = Einem zur Last liegen:
,Das ir eman mit irera gunst sye von iren gangen, aber
ir zuogseit ir hantreichung, so fer im möglich sye, mit-
teilen, das er aber nit tan heig, sunder si mit dem
kind uff irem vatter s. lassen one alle hilff.' 1530/33,
Z Ehegericht. Vgl. ,auf der Genossame s.' Sp. 148.
,[Eine eidgenössische Gesandtschaft ermahnt den Papst
zur Auszahlung eines Soldrückstands] damit deshalb
nützit uff in [den Bischof von Sitten | s. werd
[welcher für den Papst garantiert hatte].' 1510, Absch.
III 2, 536 u. In der Beteuerungs- oder Fluchformel
,Dass der tufel (Gott, die heiligen, der bischof oä.)
drüf sässe', i. S. v. selbst wenn der Teufel usw.
es verhindern, verwehren wollte. ,Do hatten si
under einander gemacht, dass nieman keinen würfel
enweg werfen sölt, wer es aber darüber tete, der sol
1 blaphart geben; des erwuste N. die würfel und swuor
gar übel und spreche darzuo, dass Gott und all sin
helgen dar uff sessin, sy- müesten usshin, und würfe
damit die würfel zuo dem fenster us.' 1414, Z RB.
,Du rnuost es mir geben, und das du es uff der muoter
fud zers gehyt bettest und das all din fründ und all
die weit uff dir sässent.' 1431, ebd. ,Es klagt A., dass
B. sinem wib zuo schlachen getröwt und geredt hab,
er wölt die huoren schlachen und dass er [A.] oben
uff im sässe. [Ein Zeuge bestätigt:] B. habe gerett,
sesse A. oben uff sinem wibe, er wollte sy slachen.'
1468, ebd. ,Da der vilgeseit N. in aber müessote und
redte, er müesse im die würfel geben und er wollte
die hinweg werfen, und das er und die von Zürich
oben daruf sässint.' 1483, ebd. ,Das im [der LTnter-
vogt] N. zuo antwurt geben, er welli das wuor ufftuon,
und das in lib und leben kosten sölty und daz beid
junkherren daruf sässen.' 1518, ZGreif. ,Uff ein zyt
hatt er ein kartenspil zum venster us wellen werften,
und so im sölichs gewert worden, hatt er ... gerett:
es muoss hinuss, ob schon Gott selbs darnff süsse.'
1520, Z RB. S. noch Bischof (Bd IV 1762). Auch in
weiterer Verwendung, geradozu im Widerspruch zur
1730
Saz, sez, siz,
!, suz
1740
eig. Bed. (i. S. v. selbst wenn Gott öä. dabei helfen
wollte): ,Das Fridli Grob von Nossikon ... gesworen
hab: Götz kraft und Götz amacht, Got vermags nit,
das ich eins gewünn, und das die helgen oben druff
sässend. ,[Nach andrer Aussage soll er ,gesworen'
haben] botz fleisch, botz rypp, ich mag keins gewännen,
und das Gott oben druff säss!' 1493, ZEB. Die Neben-
vorstellung tritt zurück: Uf im selber s.; s. Bd I 116
(vgl. auch Sp. 823/4); dazu noch: ,Sie wollen nur gern
allein sein und auf sich selbsten s.' JMeyer 1700.
Mit ,lässen', sich selbst überlassen, in Ruhe lassen:
,Da folget nun jetzt in der Histori, wie es weiter er-
gangen, ob Gott der Herr den Propheten [Jonas] jetzt
auf ihm selbs s. lassen oder ob er auf ein Neues dran
müssen.' FWyss 1672. ,Zuo einem s.', Jmds Partei
nehmen (vgl. nhd. ,zu Einem stehen') : ,[Die Eidgenossen
möchten, wenn der französische König die deutsche
Nation angriffe] zuo unserm gnädigsten hern [dem
Kaiser] um sinen sold zuo beschirmung tütscher nation
eren und friheit s. und im ire knecht lassen.' Ansh.
Mit Adv. Warm s., = siner Schäfli am Trockene" ha", bei
Vermögen, wohlhabend sein B (auch lt Zyro). — b) mit
mehr oder weniger verblasstem Anschauungs-
gehalt, zT. in ganz unsinnliche Bed. übergehend,
a) in Verbindungen mit charakteristischen Orts-
bestimmungen ; auch bildl. (De" ganz Tag) bim Spil,
Wi", Schoppe", im Wirlshüs udgl. s. ,Er habe nit wollen
werchen, sonder nun bym win s.' 1541/43, Z Ehegericht.
,Die pfaffen ... so sy allenthalben in den wirtshüseren
by dem win sitzend.' Zwingli. S. noch Isen (Bd I
536). Hinder dem Ofe" s.; s. Bd I 110; auch sym-
bolisch = sich feige versteckt halten: , Warum hands die
in der Statt [Greifensee] nüt entschütt? Si sind hinder
dem Ofen gsässen.' A. XVII., Z (Glosse zu Z Chr. XV.).
Deheime" s. Da gcit Alles ga" spaziere" und ich cl'ei"
soll deheime" s. S. auch blasen (Bd V 143). Wenn
sich Ehefrauen zusammen mit ihrem Manne am Ge-
werbebetrieb beteiligten, ,zuo bank und ze laden stand ...
ouch in wirtschaften sitzend', so waren sie nach dem
Ratserlass von 1443 für Geschäftsschulden mit haft-
bar. OFecht 1909. ,Do habe einer ein liblos gmacht,
sige gwichen ein lange zitt und sige die frow iemer-
dar by den kinden gsessen, habe mit innen huss ghalten.'
UMey. Chr. 1540/73. ,Da er gesehen, dass syn Wyb
und Kind widerum im alten Näst sitzend [sie waren
vorübergehend ausgewandert], ist er unversechener
Wyss darvon geloffen.' 1651, Z. ,Bi einem bröt s.', ge-
meinschaftlichen Haushalt führen ; s. Bd V 943. Entspr. :
,bi sinem (eigenen) bröt (und kost) s.': ,Wenn frowen
oder man bar in dis dingstatt komend, als vil ir ist,
die eins herren eigen sind, ist das die selben Kit hie
jar und tag by ir eigen brot und kost sitzend von ir
herren unversprochen, so sind sy dannethin gen
Grüningen hörend, und soll sy der her daselbs ...
schirmen als ander husgenossen.' XV., ZGrün. So auch
,bi ime selben s.': ,Unser stat das recht und die ge-
wonheit von alter bar bracht hat, wa ein eigen man
oder eigen frowe harin kumt und jar und tag hie bi
ime selben sitzet und sin brot isset unversprochen,
das den denne dar nach die stat für den iren halten,
schirmen und fristen sol.' M.XIV., BsRq. ,[Die Pfarrer]
gedänkend ... sy welend vom Friden bredigen, so
könend sy ruewig bei iren gueten, feisten Pfründen
s. und der Gunst und gueten Willen der Oberkeit
behalten.' 1645, Z. I" der (Im) Chefi, im Loch, dehinde"
s., im Gefängnis. Am Schirme", Schatte" s., auch übertr.,
sich in gesicherter Stellung befinden. ,Wenn die Bure"
mahn und schwitzen, können wir [die Spinner] am
Schatte» s.; uns geht's wohl!' Heimatland 1911 (nach
JStutz). Wenn di Pure" er"stig schwitze", chü!"-mier
[Bettler und Tagediebe] schön am Schatte" s. Bärnd.
1911 (BG.). Am Rueder s.; vgl. Bd VI 632. ,Stäts am
steuerruoder s., assidere gubernaculis.' Fris.; Mal. Am
A'richtloch s. B; vgl. An-richti Bd VI 412. ,An dem
Leid s.' (vgl. die synn. Ausdrücke Bd III 1083): ,Dcr
Weibspersonen halber, welche Verwandschaft wegen
an dem Leid s. müssen, ward geordnet, dass sie nicht
mehr in den Häusern, sondern äussert denselben sich
an die Klage setzen sollten.' 1611, ZUster Ncuj. 1868.
Über (hinder) de" Büechere" oä. s. Jndeni sy ob der
Rechnung gesessen, seige der Sebastian uffgestanden.'
1665, Z. ,Dem Pfarrer were guet, dass ihm auch under-
sagt wurde, er mehr ob den Büecheren sesse; ... den
Sommer sitze er schier alle Tag ... auff dem See und
bische.' XVIII., Z. Mit verschwiegener Ortsbestimmung,
prägn. und spezialisiert. 1) im Wirtshause, bei einem
Gelage, in einer Gesellschaft sitzen bleiben, verweilen.
Mer sind bis gege" Morge" g'sesse" Th ; Z und sonst. ,Wir
sassend über die zwölfe [beim Gelage].' GBinder 1535.
,Us kraft des nüwlich gemachten mandats ... der abend-
trünken halber, man über die drü nit s. soll.' 1589,
Z RM. ,Und diewyl es ouch in den Missbruch kommen,
dass man an solchen Morgenbrotten sich also lang
verwylet und sitzt bis in die Nacht ...' B Polizeib.
1610. Lang s. Wie lang sind-er g'sesse" nacht? Th.
,Ein wild schryen und prassen ... umb die einliffe,
zwölfe unz umb das ein und nach später ... sollicher
unraat von trunken und lang s. . . .' 1541/43, Z Ehe-
gericht. ,[Für den Fall, dass man sich bei allzu üppigen
Hochzeitsgelagen] biss in die Nacht verwylet und also
sölich lang S. die Ürtenen tür macht ...' B Polizeib.
1610. Weiter spezialisiert, Abendsitz halten, ,far veglia,
sedere' PA1. (Giord.). Da" letschte" Samstog sind s'
[d' Nächpüre"] g'gange" s. zam Gotte" Peiter. — 2) in
der Fischerspr., bei der Angel sitzen, fischen (vgl.
ans.): , Wer auch, das die vischer nach sant Niclaus-
tag in selber fürbass sassind, so sond sie auch den
vogten den fang uff den donstag fürbass lassen folgen.'
XV./XVL, ZLaufen Offn. — 3) im Gefängniss sitzen.
Der het dril Jör mües'e" s. Ap; B; Tu; Z und weiter-
hin. Vgl.: ,Min Vetter muess also s., als wenn er ge-
fangen were, und allem Unbill, auch sinem Schaden
zuesechen.' 1009, GSax. ,Ua kommet keine Hur
bald, kein Bub, kein Schelm . . . hier gefangen zu s.,
der sich diesen Glauben nicht vermesse zue haben.'
JJUlr. 1731. — ß) insbes. mit Bez. auf Rat und
Gericht. ,In (An) den (dem) ring s.'; s. Bd VI 1084/5;
dazu: .Schon 1652 erklärten die Gerichtssässe von
BSchw. kategorisch, sie wollen acht Tag vor Martini
und Luzyens Märit und so viel danach auch nit in
Ring s.' Bärnd. 1911 (BG.). ,Am gericht s.'; s. Bd VI
331. ,Zuo gericht s.'; s. ebd. 333; dazu: ,Uber einen
zuo gericht s., über einen richter sein, iudicem in aliquem
sedere.' Fris.; Mal. ,Und hette[n] dieselben amtlüt
vier richtstüel, da si zuo gericht sässi[n].' 1486, W.
,In das gericht s.': ,[Dass er] by den Auffählen und
wan Glicht gehalten wird, nicht lasse morgen so lang
zachen, dass sie dan mit vollem Magen und ver-
wirretem Kopf ins Gricht sitzend.' XVII., Z. ,1m (am,
zum) rechten s.'; s. BdVI 263, ferner Gc-richt(s)-, Stuel-
1741
Saz, sez, siz, soz, suz
1742
Säss (Sp. 1307. 1309). ,Zuo recht s.'; s. Bd VI 2G0.
,Zuo den rechten s.': ,Dem lantrichter zuo Rotweil und
allen andern lantrichtern und riehtern und den, die
andenlantgerichten undgerichten zuodenrecliten sitzen
und urteil sprechen.' 1379, Aar. StR. Prägn., (Rats-,
Gerichts-)Sitzung halten, seine amtliche Funktion (als
Katsherr, Richter udgl.) ausüben, 's G'richt sitzt hüt
Th. Scho" si)id s' [die Gemeinderäte] binäch dri Stunde"
g'sesse" und Jede het bis viermal g'rcdt U. ,Mh. ge-
statten inen [Denen von Erlach] den sehultheiss zu
haben, doch das der vogt in händlen und allen ir
Sachen soll s.' 1488, B RM. ,Wenn der lichter sitzt
selb sibend, so ist er gnuog zuo einer vertigung, minder
soll nit syn.' 1495, ZRick. Offn. ,Der byschoff was
mit grossem pomp uff den tag gerytten in dem nammen
in dem tag ze s., aber mau hat in nit wellen dulden.'
1546, Brief (JComander an HBull.). ,üas sy [die
Gerichtsbeisitzer] ... ouch von dem morgen, so sy an-
fachend s., allda pliben und warten söllint, bis raengk-
lich, so zu schaffen hat, gefertiget werde.' 1550, Z
RB. ,Ire [des Zehngeriehtenbunds] gemeinden syend
willens by den artiklen ze blyben, mit der erlüterung,
das des bischoffs amptlüt nit sitzind.' 1561, Brief
(JPabricius an HBull.). ,Aber es sind vyl botten ab-
trätten [von einer Tagsatzung der 3 Bünde]; die band
nit wollen s. und hälffen meeren.' 1565, ebd. , Weiter
ist geordnet, das kein rechtsprecher noch richter in
den 3. grad über bluot noch civil nicht s. soll.'- 1592,
PFoffa 1864. ,üass man im Gricht im dritten Grad
nit ausstehn solle ... sonder soll ieder Richter in
solchem Fal s. und richten.' 1716, UUrs. (Talgemeinde-
beschluss). S. noch essen, Fergging (Bd 1 524. 1012);
Ge-richt (Bd VI 332. 333. 339); sus (Sp. 1397 u.). Mit
prap., bzw. adv. Ergänzung. ,Über (ob) etw. s.' ,Wir
haben gesetzt, daz alle hantwerk ... söllent ordnen
und darüber s., das si in irem hantwerk ieclichem sinen
harnesch schetzen, ufflegen und verschriben.' 1436,
B PES. ,Der kost, als die venner [als Rechnungs-
revisoren] über das buoch sassen ... 10 Ib. 15 ß.'
1441/4, B StRecbn. (Ausgabeposten). ,[Euern Wunsch]
haben wir wol verstanden und tuend üwer wissheit
ze wüssen, dass wir ze stund darüber sin gesessen
mit den unsern.' 1447, B AM. ,Herr burgermeister
Waldman, herr Röyst, herr Swend, beid seckler sollen
angends darüber s. und der statt schulden besechen.'
1484, Waldm. ,Darumb sind ciain und gross ret ...
ernstlich ob den dingen gesessen und habent ermessen,
was dises alles uff im trag.' 1489, G. ,So schicken
wir üch ouch die copi der anmutung, so der römisch
küng tut, und ist vast not, das ir darüber sitzen und
üwer fünf sin uftugen.' 1499, F. ,Die selben unser
herren [sind] demnach stattlich und wolbedachtlich
über die sach gesässen und habent sich erkennt und
entschlossen . . .' 1523/26, Z RB. ,NN. söllent über
das [1. des] gotzhus Rüti brieff s. und dieselben be-
sächen und suochen, ob sy ützit finden, dass die pfruond
zuo Rüti antreffe.' 1527, ZUster Neuj. 1869. ,So ist
denn angesechen, das ein schulthes und rat iecz und
hienach alweg in der andern vastwuch sollend über
der meezgerschow s. und inen die schaezung machen.'
1534, AABr. StR. ,Die uff den obern höfen, auch im
grund [sollen] beidersyt 2 ussziechen mit vollem gwalt,
mh. mit inen hierüber [über die Renovation der Kirche
in ihrer Gemeinde] s.' 1554, BRM. ,Die tagherren sind
3 tag yetz darob gesässen.' 1565, Brief (JFabricius
an HBull.). ,Wir wellen diser tagen mit einem dry-
fachen landesrat darüber s.' 1591, Gl. ,])a sind sy
[die Zunftmeister] allso über gsessen und band
grechnet, und hatt sich befunden, das ...' 1602, '/,.
S. noch Rechning (Bd VI 130); Sach (Sp. 102); Zue-
satz (Sp. 1568); setzen (Sp. 1615). ,Bi einer sache s.'
,Und wenne och der herre also sturen in dem lande
uffleget, so sol er berüeffen ... us jeder herrschaft
zwene oder drije [der erbersten], die och dabi sitzen,
diewile so man leget stüre in derselben herrschaft.'
1378, BSi. Rq. ,Dann ich selbst daby [bei der Dis-
putation] und mit gesessen.' Zwingli. ,Ünd wo einer
[der Richter] teil und gmeindt hat an der [zu be-
handelnden Rechts-]sach, da sol er davon gon und
nit by der sach s.' XVI., Nnw LB. ,Die Tagnouwer,
so weder Wissen nach Ächer habend, [sollen] umb
söllich Holz, Wissen und Acher yn- oder usszelegen
oder Einem ze geben, kein Mehr nit haben noch
darby s.' 1604, Z Rq. ,Bei der jährlichen Kirchen-
rechnung sollen nach bisherigem Brauch zwei Katho-
lische und ein Evangelischer s.' 1605, JGöldi 1897.
,Darbei [bei der Beratung der Armenpfleger] sassend
sonderlichen zwen fürnäme Pfarrer, darmit es dester
besser in gueter Ordnung gebürlich und rächt zue-
gieng.' 1645, Z. S. noch Be-richt (Bd VI 321). ,Auf
Rechnung s.'; s. Bd VI 130. ,Zuo den sachen s.'; s.
Sp. 99. Prägn., in einer Behörde uä. ,s.', Mitglied der-
selben sein. ,Dan wo sy das nit tätend, werent sy
nit der eren wert an sölicher Verwaltung ze s.' 1540,
ZGreif. ,1m regiment s., das gemein regiment füeren,
ad gubernacula rei publicae sedere.' Fris.; Mal. Im
(,an, üf dem') Rät s. ,Swa deheiin, der an dem rate
sitzet, für kumet, daz man tuben vahet, der sol den
vaher leiden uf sin eit.' Z RBr. ,Umb Zügen, die in
dem rät sitzent. Es ist och gesetzet, swer in dem rat
sitzet und darinne begriffen wird . . .' 1378, Sch StB.
.Denselben [Artikeln] nach soll weder der bischoff noch
sine anwält in den tagen und raten s.' 1560, Brief
(JFabricius an HBull.). S. auch Bd VI 1573. Im
G'richt s.; s. Bd VI 332. ,In der Hell muss er gewaltig
schwitzen, weil er auch tut im Mordgricht s.' 1618,
Zinsli 1911. S. noch Ge-richts-, Stuel-Sdss (Sp. 1367.
1369). ,An den empteren s.'; s. Sp. 1368o. ,An den
Unzuchten s.'; s. Bd I 251. ,An dem ungi;lt s.' ,Die
süllent den sibenen, so am ungelt sitzent, alle wuebe
rechnunge geben.' 1354, Bs ; vgl.: ,N. hat veryechen, dass
er ... zuo ettwe mengem mal ... da er an dem ungelt
gesessen sy und gelt gezellt, ye 5, 6, 7 oder 8 Schilling
verstoln hab.' 1480, Z RB. Am Brett s.; s. Bd V 893;
dazu noch: ,Den ich gerne hätte, der ist mir nicht
erlaubt: eine Andere sitzt am Brette, hat mir ihn weg-
geraubt.' ALGassmann 1906. ,Wenn sie [die weltlich
Gesinnten] nur in der Welt hoch am Brett sitzen.'
JJUlr. 1731. — c) mit stärker hervortretendem abstr.-
imperfektivem Bedeutungselement bei real erweiterter
Ortsbestimmung, a) i. S.v. ansässig sein, wohnen;
in der ä. Spr. häufig und allg. ,S., hofhalten, residere.'
Red. 1662. Auf einem Gut, Hofe uä. ,Die pfenninge
gebent ... von den güetem, da si uf sizzent und
buwent.' 1323, LBerom. ,Die hofstatt, da Jäclin uf
sitzet.' 1341, TiiGriessenb. ,Die hofstat und der boon-
gart dahinder, da Heinrich in der Gassen u! sitzet.'
1346, AAB.Urk. ,Ein ehrbarer Priester, welcher selbst
auf der Pfrund sitzt und fünf Tage in der Woche Messe
liest.- 1485, JGöLDl 1897. .Wellicher im lande ein
1743
1744
erliclten todschlag tüte, der uff sinen eigen oder fryen
mannlehengutter sitzet, derselb mag auch heide mit
manlehen, hus, hof [usw.] abfaren.' 1457, BSi. Rq.
.üiewile sy in ir emans guot sitzet.' Seg., L StR. XV. /
XVI. S. noch hueb-fällig (Bd I 764). Hof-Reiti (BdVI
1653). In einem Hause odgl. ,N., so under Wettinger
hus sitzet.' 1467, Z RB. ,Ein huss oben am schwarzen
Kessel gelegen, ist fryg ledig und sitzend husslüt umb
den zins dar inn.' 1597, Z Schirmb. ,Wer dise Verse
habe gemacht, ist s Vaterlandes Fründ, sitzt auch
noch under eignem Tach.' XVII., Lied. Selten auch
vom vorübergehenden Aufenthalt: ,1514 am 25. tag
genners und ettlich tag darnach bin ich ... zuo Sant
Jakob in Pretengöw im husz des clösterlis gesessen.'
FJecklin 1910. ,1514 ... bin ich ... zuo Chur in
der statt daselbs in dem closter Sancti Nicolai gesessen.'
ebd. 1911. In einer Ortschaft, einem Herrschafts-
gebiet, Gerichtsbezirk uä. ,[Es] sazent herren in dem
Turgöwe, hiezent die von Regenspurg.' Z Chr. 1336/1446.
.Enkeinen, der bi dem Zürichsee sitzet.' 1383, Z.
,Umb geltschulden ... sol jederraan von dem andern
recht nemen an den stetten und in den gerichten, da
der ansprechig sitzet und hingehört.' 1411, Gl Urk.
,Alle ... so yetz in unser statt Baden sitzent oder
dienent und furbazhin ... da sitzen oder dienen.' 1483,
AaB. StR. .Allen den, so ... in den gerichten gen
Petterzell oder daselbst umb im land sitzend oder in
der grafschaft Toggkenburg wonend oder s. werden.'
1484, GT. Rq. ,Der gemeind bottschaft zuo Wädyswyl
und Richtiswyl haben ... begert, das die von Kilch-
berg den N. in dem gericht des ordens, do er sitzt,
fürnemmen und man dasselb blyben lassen solle by
synen frygheiten.' 1490, Z RM. ,Wer in dem stettli
sitzet und hushablich ist.' 1519, ZGrün. ,Egg will
an mich sprechen; suoche mich, da ich [Zwingli] sitz.'
Zwingli. ,Das einer dem andern verspricht, das sin
zuo huss und hof oder in sin herschaft, darin er sitzen4
ist, ze wären.' 1533, BSi. Rq. ,Wer zuo inen [nach
AABremg.] züchc und über jar und tag by inen sitze.'
1558, AABremg. StR. ,Der merteil in den Pünten [Gr]
sitzend in den wildinen.' 1560, Brief (JFabricius an
HBull.). ,In der statt wonen und s., colere urbem.'
Fris. ; Mal. ,Handtwerksleut: keine frömbde im Landt
zu s. anzunemen.' 1740, U LB. S. auch Art, Etter,
Mül-Vich, Vogel, vogt-bar (Bd I 473. 597. 650 o. 692.
711), Ge-nöss, er-beren (Bd IV 819. 1476); Bruch (Bd V
345 u.); Hinder-Säss (Sp. 1353. 1354), sowie u. In
gleicher Bed. gesessen sin. ,Daz si [die Bürger von
Aarau] recht vordron sun und nemen ... vor eim
eclichefn] richter, under deme der gesessen ist, den
si ansprechent' 12S3, Aar. StR. ,Nu was Dioclecianus
gesezzen gegen dem tail, da die sunn uf gaut.' Z Chr.
1336/1446. ,Die lüte ... so gesessen sint und gehörent
in die herschaft ze Symenegg.' 1389, BSi. Rq. ,Weler
aber inwendig etters gesessen ist, kompt der nit zuo
dem gericht [wird er gebüsst].' 1420, ZBass. Offn. ,Und
bat ein her zu gebieten ... allen denen, so in dem
hof gesässen sind.' 1427, ScHwPfäff. ,Were aber er
usswendig landes gesessen.' 1446, Bs Ratserk. ,Dann
er [Vadian] an einem ort gesessen, da er uss allen
landen vil von sinen guoten [Freunden] hat mögen
wüssen.' LLav. 1576. ,1638 ist der erste Caplan gen
Hildisrieden, so zu Sempach ist gesessen, angenommen
worden.' Gfd. S. noch Recht (BdVI 251 u.); Hinder-
Säss (Sp. 1353). ,1m zwing s.'; s. Kauf -Gericht
(Bd VI 358). , Under. hindei einem s. (gesessen sin)',
unter Jmds Herrschaft stehen, Jmds Untertan sein;
vgl. hinder (Bd II 1414). ,l)az ir alle frye lüte und alle
gotzhuslüte, under wem oder wa die gesessen sind,
emphahen sullent ze purgern.' 1359, AABremg. StR. ,Daz
ich mich hinder den benanten jungkher N. uff die vor-
gedachten sin widmen ze Flaach ziehen und da hinder
im oder sinen erben s. sol, die wile ich leb.' 1442,
ZFlaacb. ,Es were[n] ouch in irem landtgricht die, so
hinder den herren sessendt, nie gebrucht zuo eiden.'
ThFrickart 1470. ,So schwuorent sy ouch eid, und
änderst wer es mit inen nienen, so under den herren
sessend, gebrucht.' ebd. .Alle die, so ... under dem
küng sitzent.' 1499, Schreiben (Gl an L). ,Das botte und
ansächen unser lieben Eidgnossen von Basel, der
frömden eignen lüten halb, so hinder inen gesässen,
dass sich die in manots friste ir eigenschaft ledigen
oder ir oberkeit rumen.' 1525, Strickl. (S). ,Die-
wil si bede frömbd sind, könne man in nit von ir
scheiden ...; aber umb das er hinder unsern herren
sitzt ... welle man si hören und darnach aber tuon,
was recht ist.' 1533/38, Z Ehegericht. ,N., der sonst
yetz under dem apt von StGallen sitzt.' 1565, Brief
(JFabricius an HBull.). ,Wann man also mit inen
handien und sölliche nüwerungen gegen inen für-
nemmen weite, sy ringer under einem halsherren und
schwabenjungkhern sessind.' 1588, Z RJI. S. noch
Hinder-, Land-Säss (Sp. 1352. 1362 u.). Unklar: ,An
Statthalter von Stäffisburg [zu schreiben] sich der
Worten, so der Annen Zursagen man gebrucht, nämlich
die Walliser sitzen hinder iren kröpfen wie ra. H.
hinder ir katzen, zu erkunden, und wo er in schuldig
find, in gan Thun zu füeren.' 1497, B RH. Selten mit
Richtungskonstruktion. ,Lasst uns hie büessen unser
sünd, wie Johannes hat verkünt, da er in die wüestin
sass und kein menschliche speise ass.' XVI., Lied.
,Der arm man werde in der rychen güeter s. und inen
ein steblin [Bettelstab] an d band gen.' 1532, GPfäf.
,Herr Batt wärdi mit verzagtem harzen in das schloss
s.' 1566, Brief (JFabricius an HBull.). Mit Ortsadv.
,Wit, nach s.' uä. ,Das man denn die Oberlender, die
wit sitzend und in langer wil kum mit botten ze senden
zu den nöten komen möchtin, dester e herus brechti
[solle man bei Kriegsgefahr auf dem Belpberg ein Feuer-
signal geben].' 1447, B AM. ,Das sy im kheine heimlig-
keiten öffnend, ee andere, so feerer gesässen, deren
handlungen halb berichtend.' 1565, Brief (JFabricius
an HBull.); vgl.: ,Syn dochter, die etwas von dem vatter
gesässen, batt von des vatters krankheit nüt gewüst.'
1563, ebd. ,Dann er ... auch der schuol nach ge-
sässen sye.' Jos.Mal. 1593. ,Den Landsgerichtsknechten
[solle man eine Entschädigung geben] nach deme einer
weit oder nah gesessen.' 1653/54, Absch. Mit (wenigstens
dem Sinne nach) modalen Bestimmungen; meist formel-
haft. ,Ze hüs s.', zur Miete wohnen; s. Bd II 1700;
dazu noch: ,Die frow, by dero sy ze hus säs.' 1553,
Z Ehegericht. ,So einer sin hus verkouffet einem
anderen und er ze hus s. und dann [Gemeinde-]holz
haben weite, dem sol man nüt ze gäben schuldig sin,
bis er wider ein eigen hus und rouch uberkumpt.'
1561, Z Rq. 1910 (ZAlbisr.). ,Das sy denen, so ...
keine eigene hüser noch gewerb habind ... sonder
under inen alein dem holz zlieb ze hus s. wellind,
nüt schuldig sin söllind.' ebd. S. noch arbeit-selig
(Bd I 425). Hieher auch (?) ,ze gadem s.': ,So setzent
1745
Saz. scz, siz. soz.
1746
wir, das ein rat zivene erber burger nemen sol, Jer
einer ennent A [jenseits der Limmat] ze gadeni sitze
und der ander hie dirrent A, die gemeinlich armen
lüten wechseln bi 10 ß und darunder.' 1335, Z Münz-
verordn. Dagegen ,mit hüs s. (gesessen sin)', vom
Wohnen in eigenem Hause. , Alle, die vor dem nidren
tor ussrend der Rüsbrugg mit hus sitzend.' A. XIV.,
AABremg. StR. ,Wenn aber einer daselbs [in ZPfäff.]
mit hus sässy ...' 1516, ZWetz. ,Von dero wegen,
so dann unser burger sind und sin wellent und aber
nit hie mit hus sitzent ...' 1519, AaB. StR, So auch
,mit für und liecht s. (gesessen sin)'; s. Bd I 941.
.Kiuichem ussern, der nit in der statt mit für und
liecht gesessen ist.' 1547, AaL. StR. ,In der kileheri ...,
da er mit für und liecht sitzet.' 1558, BSi. Rq. .Welcher
hie im Tall nitt mit Fhür und Liecht über Jaar sitzy
und wone.' 1600, W Blätter 1890. Wegen Schulden
solle man Einen da belangen, wo er ,mit Feuer und
Lichtsitzt.' 1053, L. S.noch Ür«t'(BdI492u.). Gleichbed.
,mit hüsrouchi s. (gesessen sin) ; s. Hüs-Rauchi, -Räaehi,
-Rtiuki (Bd VI 100. 103. 805). .Hüshablich, wesenlich
s.'; s. schon Bd II 929. ,Ain her abt soll den vogt-
lüten ain aman geben, der ze Utzwyl im dorf wesen-
lich sitzet und nit anderswa.' 1420, GT. Rq. ,[Der
Leutpriester] solle nu hinfür zu ewigen zitten im
stettly [LSemp.] husheblich s.' 1492, L Ratserk. ,Die
frömbden schnider und schuomacher, so lantvarrer und
nitt in m. h. gebiet husheblich sitzen ... abzuwisen.'
1507, BRM. .Welicher frörahder hinfür gen Ennot-
Baden in das dorf ziechen, da huszhablich s. und ein
bywoner da sin will...' 1543, AaB. StR, ,Das etliche
personen ... söllichen wynmost nit ze richten ver-
meinindt, umb das sy in selbigen grichten und bann
nithusshablich sitzind.' 1590, ZRq. Ohne Zins, Steuer
oä. ,s.' ,[Wir Ansässige der Herrschaft Simmenegg]
sullen von dishin s. und belibcn für vrije zinslüte.,
1389, BSi. Rq. ,Mh. band N. sin burgrecht geschenkt
und söllent im ouch sin zunft erwerben und an stür
und wacht lassen s.' 1434, Z StB. ,Die wirt in den
fünf hüsern zuo Ennetbaden ... sessend in grossen
Zinsen.' 1512, AaB. StR. ,Disse Lüt lassend den Last
der Verzinsung ... gehzlich uff mir ligen ... ongeacht
sy doch wöchentlich ... umb 5 Guldin im Zins sitzend.'
1654, Z. S. noch Sager (Sp. 436). ,In hindersäss-wis
s.'; s. Sp. 1357o. Mit Adv. oder pried. Attr. ,Wäre ich
nicht das Besenmannli, so möchte ich Bauer sein und
vielleicht brächte ich es zweg, so einen mindern Hof
zu kaufen ...; fest kann man dann s.' Gotth. ,Wol
s., ein guote herberg haben, ein guot haus haben,
habitare bene.' Fris. ; Mal. ,Fri, wolfeil, tür s.' Er
sitzt tür de(r)t, von Einem, der Haus und Hof (zu) teuer
erworben hat Th; Z. ,Und sol ouch ... derselb meister
Philip iunser burger sin [in Z] und sol an stür, ann
wacht und ann all dienst fry s.' 1417, Z StB. ,ünd
gipt iro ein jeder burger, der si [die Hebamme] brucht,
essen und trinken zuo gemeltem Ion, und darzuo so
sitzt sy aller Sachen unserthalb ganz fryg [Steuer-,
zinsfrei].' 1510, AABr. StR. ,[Der Vater habe den Sohn]
in sin hus gen Vellanden gesetzt, daselpst [sei] er
fryg gesessen, das er keinen zins hette müessen geben.'
1541/3, Z Ehegericht. ,So haben sich doch [obwohl
schon die 40 zunftgenössischen Weber sich kümmer-
lich ernähren] uff die 15 wäber glych usserthalb den
krützen gsetzt, die inen an ir zunft und gwärb grösslich
schaden tüeyind, darzuo ouch vogelfryg sitzind und
Schweiz. Idiotikon VII.
inen weder in ir zunft noch andern lüten nützit
gebind.' 1557, Z RM. ,Diewyl aber etlich derselben
[der Mieter von städtischen Wohnungen] dar inne [im
Bezahlen der Miete] gar sümig und ufzügig sind und
das sy so wolfeil sitzend, nit betrachtend . . .' 1574,
Z RB. ,Si geben auss der Gemein dem Landvogt jähr-
lich 40 gut Gulden, im Übrigen, wann si nicht mut-
willig Händel anfangen, sitzen sie ganz frei.' 1053, LE.
Manifest. ,Bi (Mit) einem (einer) s.', (in der Ehe, im
Konkubinat) zsleben; vgl. ß zu Anf. ,Der nam ein
junkvrouwen lobesam (llia was derselben nam) bi
der sass er manig jar.' Scbachzabelb. ,Die pfaffen
hatten ir wib und ir kind offenlich bi in sitzen.' Z Chr.
1330/1410. ,Der krämer und die krämerin sullent ...
nit ... mit denen wandlen, die da mit ir elichen wiben
oder mannen sitzent.' 1430, L. ,Wa ouch zwo per-
sonen, so nit euch sind, by einander sitzen oder teg-
lich Wandlung in Üppigkeit zesammen haben, sollen
die stattknecht al nacht, wa sy des innen werden, uff-
heben und pfenden.' 1483, Bs Rq. ,Wan die frou by
dem pfaffen sitz und er si darumb geschlagen hab, in
deshalb unersuocht und ungebüesst zu lassen und si
alldann usz m. h. gebiet zu wisen.' 1490, BRM. S. noch
Ghilch-Gang (Bd II 348); E-Recht (Bd VI 275); und vgl.
redlich (ebd. 580). ,In huoren wis s.': ,Es klaget die A.
uf B.s wip, dass si zuo iro rett, sy sye ein huor und
sitze in huoren wise und syen ire kind bankarten.'
1393, Z RB. — ß) mitabstr. Ortsbest., tw. schon als Ersatz
des Vb. subst. Bes. von der Ehe, vom Konkubinat.
,In der e s.' ,Ein frow, so in der ee sitzt.' 1489, L
Will. ,So ouch ein man im bemelten land in der ee
sesse . . . ouch sün und töchtern überkerae und ge-
wunne.' 1590, BSi. Rq. 1912. ,Bi (Zuo) der (un)e s.'
,Dü vrowe oder der man, du bi ir e sitzent.' äL RB.
,Wa zwöy münschen in dem lande bi der e und in
elichem rechte sament und bi einander sitzent.' 1416,
BSi. Rq. 1912. ,Es wer och wol war, das er by der
dirnen zu der unee ettwie vil jaren ... in ungehorsam-
keit gesessen wer.' 1436, AaB. Urk. ,Von denen, die
offenlich zu der unee sitzent.' B StSatzg 1539; gleich
nachher ,in uneclichem leben s.' S. noch Un-E(Bd 1 7).
,Zuo den uneren s.'; s. Bd I 392, ferner setzen
(Sp. 1607); dazu noch: ,[Die] so zuo (den) nneren
sitzen.' 1491, BRM.; 1498, Z RM. .Derglychen soll
ouch keiner ... der zun uneeren sitzt und mit offner
huory oder andern ärgerlichen lästern verhaft ist, sich
der oder anderer eerenämptern gebruchen.' 1530, Absch.
,Zur hübsch s.'; s. Bd II 966; dazu: , Die wybsperson sige
ouch by zweigen pfaffen zur hüpsch (wie man spricht)
gesessen.' 1586, Z Ehegericht. Von andern Verhält-
nissen. ,1m Witwenstand s.': ,Du [die Stadt Stras-
burg] sizst im W.' M. XVII., Epigramm. .In sinem
gewerb, in Hab und Gut s.' .Nachdem er [ein Handels-
agent] also in sinem gewerb sess ...' 1430, AaB. l'rk.
, [Etwas] woran sie nimmer gesinnt hätten, wann sie
in Hab und Gut gesessen wären.' JMeter 1700. .Li
friden, früntschaft s.' ,[Es wird beschlossen] das wir
beid partien [der Bischof von Sitten und die Stadt Bern]
in früntlicher getrüwer und ewiger früntschaft und
nachburschaft gegen einandern sitzen.' 1175, BSi.
Rq. 1912. S. auch Sp. 102 u. ,In geträgede [Trägheit]
s.': ,Die noch in ir g. sizzint undc noch nit erstanden
sint von den sunden, die sint tot.' XII., W
Eigentüml. ,auf dem Sprunge s.' (Gotth.); 8. vor-lüten
(Bd 111 15O0). — (1) tw. bloss formaler Bed. sich
174?
Saz, sez, siz, soz, suz
1748
näh er ml, in festen Verbindungen; gew. ohne Ortsbest.
oc) s. lä", lUbe". (Eini) s.lä". 1) eig., beim Tanzen. Er
het-sr der ganz Äbe"" lä" s. — 2) im Stiche lassen, vom
Bruch des Eheversprechens, vom böswilligen Verlassen
der Frau, Familie. ,Enkein krämer oder kremerin, der
oder die denn mit der heiligen e begriffen werint und
darüber ander dirnen oder mannen mit inen fuorten ...
und ir buolen werint und also ir elich gemachel s.
liessint.' 1430, L (FHaas 1909). ,[N. sei] über eid und
eer in krieg gezogen und si one alle hilff und trost s.
lassen.' 1530, Z Ehegericht; vgl. Sp. 1748u. .Margret N.
von Uster spricht, sy sigen vor 8 jaren elüt gsyn, hab
er sy hinweg gefüert und demnach sy lassen s.' 1533/8,
ebd. ,Der junge Predikant lasst sein Frau im Davosser
Landt im Nachthunger s.' 1618, Zinsli 1911. Auch
nur vernachlässigen. .[Ihr Ehemann habe] ouch nie
weder zuo ir usshin vyten noch sunst iren nachfragen
wellen, sonder sy glychergestalt wie sy in s. lassen.'
1549, Z Ehegericht. ,Do sage N. zuo iro, obe sy nit
wider heimb zum Man welle? Sy [habe] gsagt, man
habe iro wenig Acht und lasse sy also s.' 1648, Z.
(Bei einer Wahl) übergehen: ,Es werden auch der
Meerteil Kanzlen und Bredigstül mit Miet und Gaben
oder us Gunst und Ansächen der Pärson ... bestelt
und versuchen ... und welcher Niemand hinder der
Türen hat, den lasst man glich wol s., er sitze, wo er
wele.' 1645, Z. S. Mibe". 1) wie nhd. von einem alten
Mädchen, 's sind halt keini Gröfe" cho", und s'letst
isch-es [das hochmütige Mädchen] an''' s. 'blibe". Azdr
Gilgen. S. noch chog-äss (Bd I 501). — 2) von den
Richtern, sich nicht in Ausstand begeben. ,Wo die
Schwagerschaft den andern Grad wurde überschreiten,
mag man auch wol s. bleiben und den fürfallenden
Handlungen beiwohnen.' 1707, BSi. Rq. 1912. .Die
[Verwandten] aber, so einanderen über das dritte
Glied aus zugetan wären, mögen s. bleiben.' ebd. —
3) zurückbleiben, zurückgelassen werden. ,üer Lud-
wig, so by 36 jaren in dem closter Thösz s. gebliben
und als fündel Gebharten Näffli verdinget worden ...
soll fürhin Ludwig Thöszer heissen.' 1597, Z RM. —
ß) mit prajd. Adj. (Adv.). ,Müessig s.', untätig sein,
sich passiv verhalten. ,Item, ob es sich füegte, das
nit gnuog werint im gericht, es wer, das etlich von
früntschaft oder von argkwons wegen dannen getan
wurden oder das ir so vil gen enander partyig und
secher werind oder ander Sachen halb, so mag ain
vogt dieselben partygen oder argkwenigen müessig
haissen s. [vgl. o. den Gegs. ,s. blibeir] und inen ainen
zuosatz geben us andern sinen gerichten.' 1469, G Rq.
,üer [Eigennutz] füert üch von der arbeit zuo dem
müessig s. [zum Müssiggang].' Zwingli. Im mili-
tärischen S.; s. ruewig (Bd VI 1903). ,Geruowet s.';
s. Bd VI 1900; dazu: ,Wer klagen will um eigen
und umb erb, das sol er tuon an dem ersten tag
des meigen und ze herpst, und übersässe er den tag,
das er in [den Ansprecher] dann zemal nit ansprechi,
so sol er in geruowet lan s. unz uf den andern tag.'
XV., Z. ,Rüewig s.\ (militärisch) neutral bleiben.
.Das volk zwüschen Rin und Ar will rüewig s. [im
Kappelerkrieg], so lang Gott will, und ir hüser ufrecht
behalten.' 1531, Strickl. Stills. 1) eig. Sitze"dstill(e')!
~ 2) übh. sich ruhig verhalten. MitBez.aufdieSonntags-
ruhe, eingezogene Lebensweise. ,An die canzel. Nie-
mand [soll] an einem sontag mit karren und wegen
allhie fürfaren, sondern still s.' 1534, B RM. ,N. und
syn Husfrauw, sie sitzend still und machen kein Un-
gelegenheit.' 1634, Z (Bevölkerungsverz.). Bes. bei
Streitigkeiten, von defensiver Haltung im Krieg. ,Wie-
wol wir nu inen [den Soloturnern] diser tagen ge-
schriben haben, still zu s. und dero im feld nächrung
zu erwarten.' 1499, B Brief. ,[Die Gomser wollten gegen
die Reformierten im W bewaffnet vorgehen] doch
habend die andern zenden mit inen geredt so vil, das
sy still gesässen.' 1560, Gr Brief. ,[N. habe] zum teil
schimpfswyss zum knaben gseit ... er rate inen, sy
sitzind still, dann sy schaffind nüt, wir heigind uff
unserer syten auch lüt. Daruf der knah geredt, sy
dörftind es kum waagen, dann es sygen allwegen unser
10 mann gegen iren einen.' 1595, Gl. ,Der Leüw wolt
nit still s., erjagt ihm [dem Bären] weiters nach mit
Listigkeit und Witzen.' 1653, Lied. Als stehender
Ausdruck für (militärisch, politisch) neutral bleiben.
,Do fuor grauf Hans von Hapspurg zuo und warb an
den herzogen von Österrich und ouch an uns von
Zürich, das man im günde, mit im selben und mit der
statt Rapperswil stille zuo s., diewil der krieg werte.'
Z Chr. 1336/1446. .Gedenkent des ersten zu werben
umb still s.' 1415, Z StB. (Instruktion). Die Stadt
StGallen verwendet sich für die gemeine Vogtei ...
dass man sie in diesem kriege .still s.' lasse. 1445,
Absch. ,Were ouch sach, das wir, die obgenanten Eid-
gnossen von Zürich [usw.], zuo deheinen künftigen
zitten stösse oder misshell gewunnen ... alsdenn so
söllent die von Bremgarten stille s. und sich uff kein
ort noch teile werfen.' 1450, AABremg. StR.; ähnlich
schon 1443, AaB. StR. ,Der burger von Chur beger
sig, ob wir deheinost mit dem huss Österrich in krieg
kernen, daz wir sy dann still s. liessen.' 1496, Z RM.
.[Basel soll sich bemühen, bei allfälligen Uneinigkeiten
in der Eidgenossenschaft zu vermitteln] und ob das
je nit syn mocht, so soll doch dieselb statt sust dheinem
teil anhangen, sunder still s.' Bs Bundesbrief 1520.
,Ob Gott den sig gäbe, das man den hilf lichen orten
oder den still sitzenden nütz nachteiligs handlete.'
Zwingli. ,Sy [die Gemeinde GRSutzi] hand gemeeret,
sy wöllind sich der sach nüt beladen und so es glych
zuo einem kriege gerate, stil s.' 1560, Gr Brief. ,Als
die edelleut von Bemouw in denen gefahrlichen
kriegen sich vermessen hatten still zu s. und keint-
wedcr partey sich anzunemen . . .' Ard. 1598. , Still
s. und neutral verbleiben [im Villmerger Kriege].' Azdr
Gilgen 1656. .Sicher s.' ,Die im obern pund sigind
der sach nit eins und könne man nit wol uss dem
land ziehen; es möcht sich ouch ein frömbd volk an
den see legen ... Dann die Tschudinen hant ... ge-
redt: so ir uss den Pündten still sitzend, so sitzend
ir sicher; brächend ir aber uff, so luogend, dass üch
nit frömbd gast ins land kommend.' 1561, Gr Brief
(JFabricius). ,Hi]f-, rätlös s.' ,[lhr Ehemann ist] zuo-
letst 4jar und 12 wuchen von irgsin und von geltschuld
böss zigs halb gwichen und sy und die kind also hilf-
los s. lassen.' 1530/3, ZEhegericht. ,Diewyl er so ein
aller, armer man, der so ratlos s. muoss, so bittet er umb
hilff.' 1541/3, ebd. ,[Eine Frau wird ermahnt, häutiger
zur Predigt zu kommen] damit nicht ihre arme Seele
so ratlos sitze und verdärbe.' XVII., BLauenen Chor-
gericht. , Bloss s.', entblösst, hülflos sein: [Die Frau
schreibt an den im Feld stehenden Mann:] Weht äbä
gar z'gär, der Lumpekrieg war dalame uss und du
wärist wider daheimen; Evnä sitzt ess [als, gleichsam]
1749
Saz,
1750
bloss und weisst nit, u-oh er wehren soll. JCWeissenb.
1702. .Gerüstet s.', sich gerüstet, kriegsbereit halten.
1468 wird ... der zum bevorstehenden Auszuge bereits
ausgehobenen Mannschaft befohlen, .gerüstet zu s.'
vRodt 1831 (B). ,Dwil dis louf sorglich und wir all
stund schneller invell sind erwarten11, haben wir einen
uszug, 4000 man, zu unser paner getan und dieselben
bescheiden, gerüstet und gewarnet zu s., damit, was sich
begebe ... si alldann unverzogenlich zuozüchen mögen.'
1499, B Brief. S. noch rüsten (Bd VI 1546 u.). Kaum
mehr von ,sin' verscbieden in Verbindungen wie .gelich,
unschedelich s.' ,Ich was gewaltig unde rieh ein künig;
nu sitz ich dem gelich, als ich was e und ouch nu
bin.' Boner. ,Wer och das, das ieman von Altseidon
[UwAltzellen] uffen das guot, das inen gescheiden ist,
stevein wolten, so sün si den von Bergeswanden an
ir teil unschedelich s. und ane geverde.' 1327, UwE.
Urk. — 2. von Tieren, sitzen bzw. sich setzen. Von
Hunden, Katzen uä., bes. von Vögeln. Es sitzt e"
Chrott im Chämmerli, Anfang eines Kinderreims.
EStoll 1907 (Sch). ,Es sitzt e" Vögili (Adler) uff
dem Tach; es regnet und es wird nit nass; es zellet
seine Federlein, es müssen zweiunddreissig sein.' ebd.;
vgl. die Var. bei Rochh. 1857, S. 112. Einerlei Vögel
sitzi"d uf einerlei Est, Gleich und Gleich gesellt sich
gern AaF. (AfV.). S. noch Ast (Bd I 572); Süiv
(Sp. 1489). ,Ob den eyeren s., brüeten, in ovis sedere.'
Fris.; Mal. ,So bleib du Han nur s. in deinem
Näst zu Haus; wann du den Bär tust hitzen, so ist
es mit dir aus.' XVII., Lied. ,Und nit guet were,
das man von einer söllichen kleinen Ursach wegen
an einanderen kerne, sidtmaalen die Katz uns allen
ob dem Keffi [Vogelbauer] sitze.' 1605, Z. Von In-
sekten. Es sitzt-im e" Flöh (Lies) im (hinder dem)
Or B; vgl. Bd III 1451. So frech wie-n-e" Fleuge", u-o
Ei"'m geng grad z'mitts uf d' Nase" sitzt B. ,Uff das
si [die Wespen und Hornisse] all an das ross sassend
und stupf[t]ent es so lang, bis es tod im feld lag.'
HBrennw. Chr. Spec. 1) vom Bienenschwarm, der sich
niedergelassen hat Z. Der Imb sitzt. — 2) = sich setzen
las (Sp. 1608); s. Sech (Bd VI 105); vgl. auch Gr.
WB. X 1, 1288. — 3) vom Begattungsakt. ,[Die
Rinder] hebend an, auf die kuo zuo s., nachdem sy
järig worden sint.' Tierb. 1563. Vgl. üf-s. — 3. mit
Sachsubj., übergehend in die Bed. lagern, festsitzen,
stecken, haften uä. Da [auf den Bergen] ist en dicke*
Nebel g'sesse". Schwzd. (BBr.). ,Sitzt d's [Kaffee-] Bieter
oder ist es g'sessers, so darf ohne Richterli zum I"-
scheiche" geschritten werden.' Bärnd. 1911 (BG.).
D' Chelti sitzt i" de" Hilseren ine", wenn, obschon die
Temperatur gestiegen ist, die Kälte in den Häusern
noch andauert Z. Von einem Schlag, Hieb. Die
(Wasche"), De' (Chlapf) isch g'sesse" B; Z und weiter-
hin. Auch vom Wortgefecht : De1' (Das) isch g'sesse" !
B; Th; Z und weiterhin. Etw. (eine Verdächti-
gung, Beleidigung) uf Ei"'m, uf sich s. lä", wie nhd.;
Z und weiterhin. Mit Richtungskonstr., sich fest-
setzen, lokalisieren; s. salben (Sp. 809). — sitzend:
wie nhd. ,Es zimpt ouch dem s-en in der kilchen [im
Gegs. zum stehenden Geistlichen] ze reden, wo ein
ding dunkel ist.' Zwingli 1527. ,Die s-e Kommunion',
bei der man sitzt: ,1721 war Hottinger durch den
Kirchenrat für kurze Zeit suspendiert ... wurden, weil
er anstatt der bisher üblichen wandelnden die sitzende
Kommunion eingeführt hatte.' HWeber 1869. — ge-
sesse": der sich gesetzt hat, sitzt, a) zu Bed. iaß.
.Über die 500 Mann zu Tisch ges-er Gesten.' 1670, Z. —
b) zu Bed. iöß. ,Auff dem Rathaus durch 25 gesessene
Richter ist Anzug geschehen ...• 1687, UUrs. ,Ges-es
gericht', = .sitzendes', versammeltes Gericht (s. Bd VI
339); auch als Gegs. zum .offenen g.' (Bd VI 330 o.):
,Bis 1490 war das [Bussen-]Gericht ein offenes; im
genannten Jahr wurde es durch den Rat in Luzern
in ein ggs-es umgewandelt.' MEsterm. 1875. Der
g's. (g'sessni Uw) Rät, Landrät, der vollzählige Rat Gl,
.Versammlung aller Ratsglieder z. U. von den kleinern
Ratsversammlungen' Uw (auch lt Matthys); Z (,bis
ins XIX.'); s. auch schon Bd VI 1571. 1568 o. und vgl.
Blumer RG. II 176 ff. ,In ges-em Hat erworben und
Bewilligung erlangt ... die neüwe Behusung zue buwen.'
RCvs. ,[Eine Abschrift von einer Interzession] so
die Herren Ehrensätz von Ury ... zue Lucern vor einem
ganzen gesässnen Rat übergeben.' 1653, LE. Manifest.
Mit verschobener Beziehung. Es g's-s Amt, ,eine bes.
feierliche Messe, bei der zu zweien Malen der Geistliche
mit seinen Leviten sich setzt, während die Musik spielt'
Zg. — c) zu Bed. lca., ansässig, fest niedergelassen. ,Die
eine Verwandtschaft bestund hauptsächlich aus älteren
und ges-en Leuten, d.h. aus solchen, die etwas Solides
besassen und in einem Eigentum sassen, aus fassen
also.' Gotth. ,A., gesessen auf der Ysel in Bernanger
Gericht, verkauft dem B. von seinem eigenen Gut auf
der Ysel.' 1471, JGöldi 1897. .Dann wir je wollen,
das dieselben bürg und alpen den unseren von Ober-
Sibental und andren der unseren, in unseren landen
und gebieten gesässeu ... warten und zuostan.' 1517,
BSi. Rq. 1912. ,Dass si nit mögen noch sollen an-
nemen noch hilfe bewysen einichem frömbden, gesässen
usserthalb den marchen des herzogtums Savoy.' 1530,
Absch. S. noch Satz (Sp. 1522u.). Subst. ,Er hatte
sich bei der Reform auch einigermassen beteiligt;
aber er meinte nicht, dass jetzt wieder nur die Andern
regieren sollten und die Einen nicht, ... statt Denen
mit schwarzen Haaren Die mit weissen . . . statt den
Reichen die Hudeln, statt den Gsessenen die Vaga-
bunden, statt den Frommen die Heiden.' Gotth. .Unsern
trüwen und wolgeliepten den raten, burgern, gesessen
und inwonenden der stat Bisanz.- 1477, Bs Chr. S. noch
Site (Sp. 1724) — alt-g. : von Alters her ansässig. Vier
.altgesessene' Bürger wurden 1469 von der Gemeinde
mit der Abfassung der Öffnung von Aadorf betraut.
JNater 1898. -— un-g.: ohne festen Sitz, Besitz, hab-
los. ,Man sol ouch wüssen, das thein burger noch
thein ingesessner an nieman in der statt kein guott ...
verbietten sol, wann allein um freffne und einen un-
gesessnen man, von dem er rechts nit bekommen mag.'
A. XIV., ÄABremg. StK. ,Der spenig Schomat [sei]
ainer Wittfrowen gewesen, die keine Kind gehapt, und
denselben armen, ungesässnen Lüten vergäbet und ver-
machet, darin ze holzen.' um 1600, ZSth. — h üs-: häus-
lich niedergelassen. ,Die bäpstler habend deren, so in
Leon nitt daheim und nitthussgesässen, zur statt uss mitt
wyssen stäblinen verschickt, deren ouchetlich übel miss-
handlet.' 1567, Brief (HBull. an TEgli). — nächst-g.:
a) zunächst wohnend. .Welcher dem Andern fahrend
Pfandtschetzen will, der soll zweu die nächstgses- nieten
Geschwornen oder Zugeschwornen nemnien ...' Grü.
LB. — b) zunächst gelegen. ,Die Obeikeit der Statt
Luzern ... schreib Solches iren getrüwen, lieben, alten
Eidtgnossen der nächstgesessenen Orten Ury, Schwyi
1751
iz, sez, siz, boz,
1752
[usw.].' RCvs. (Br.). ,Ira Jahr 377 hat das lenciensische,
allemannische Volk ... der ... Bündtnuss zuwider ...
die ihnen nächst gesessne Ort betrübt.' Sprecher 1(372.
Anihd. sitzen, als Ruhe- und Bewegungsverb; vgl. Gr.
IVB. X 1, 1280 ff., dazu Martin-Lieuh. II 384. In Ap (ausser
K.); oTh, wo i lautgesetzlich zu e' gesenkt ist, sind »Uze"
und setze" im Prtes. der Form nach zsgefallen. Aber auch
in TliMii., wo Senkung von t > e vor z sonst nicht eintritt,
haben sich die beiden Vben im Prass. spec. in Bed. laß
gemischt: Setz(ed) e" iceng (ab)! setze dich (setzt euch) ein
wenig (nieder)! Giord. gibt im Wörterverzeichnis für s. wie
für setzt" das Ptc. g' 'setzt, g'sasster an, was um so auffälliger
ist, als er in den Texteu S. 94 wiederholt die regelmässige
Form ;/\l<*s,n |d. i. ;/%.«*.") bietet; doch vgl. dazu die bei
Gr. WB. angefühlten schwachen Formen des Cimbrischen und
Lusernischen. In der ä. Spr. fehlen sichere Spuren einer
Vermischung der beiden Vben; an der Stelle: ,Min gott, als
warlichen ich dis alles gloub, ... bitt ich dich, das dir geliebe,
min seil von dyssem arbentselligen körpell zeuemmen und sy s.
in die ewig frönd, die da an end werenwirt' [Morgant 1530] liegt
doch wohl Schreibfehler für , setzen' vor, und unter Bi-Säss
(Sp. 1365u.) ist ,da [für ,die'] er ze sitzen Vorhabens' zu lesen.
Veranlassung zu der Vermischung mag einerseits die akr. Bed.
des Ptc. gesissen, anderseits die Synonymität von «. mit sieh
setzen gegeben haben. In der MA. tritt s. fast auf dem ganzen
Gebiet (ausser in BG. 1t Bämd. 1911 und BO. lt ImOb.)
hinter dem in allen Bedd. der lebenden Spr. konkurrierenden
hocken iBd II 1122) stark zurück (vgl. auch Hunz. 243); in
LReid. soll ». durch hocke" vollständig verdräDgt sein.
Meistenorts wird aber hoeken als der derbere Ausdr. empfunden
und ist bes. in der feinern Umgangsspr. der Städte als grob
und , bäurisch' verpönt, soweit nicht ein tadelnder Neben-
sinu zum Ausdr. gebracht werden soll, wie in den RAA.
unter 1 a a
Bed. 1 a ß)
die Verbreit
Zum Vei
!p. 1004i
offenbar beruht
IAA. d<
Städte
mp. von
auf modernem, sein il't-pnichlichem Einfiuss
s. erscheint in den FNN. : , Heinrich Sitzbas, procurator zuo
Keisserstuol.' 1455, Z RB. ,Vidt Sitzysbort,' 1535, ebd. —
Zu den folgenden Zssen vgl. die entsprechenden mit hocken
(Bd II 1123 f.).
ab-: 1. sicli setzen, sich niederlassen, a) mit pers.
Subj. Auf einen Stuhl, auf den Boden usw. Ap; B;
Ndw; Th; Z und weiterhin. Im Kinderreim: Was tuet-
er im Holz? Er haut en Stock. Was für-en Stock? En
güldene" Ghnopf. Wo wem-mer a.? Wo's guet ist ZF.;
vgl. Abhin-Sitz. I'h muess bim Eid a., meine" [od. mein,
ech?] müessverchrügle", vor Lachen. Stütz, Gem. S.noch
völlig {BillSh); Bu«fe'(BdVI629). Vom Gaste. Sitze'd
ab! Wänd-er nid a.? Einladung, Platz zu nehmen.
,Sitz ab, sagte die Bäuerin [zu einem unwillkommenen
Gast], wirst müde sein und noch weiter wollen.' Gotth.
,Doch geberdete er sieb, wie wenn er z'Visite" war,
und wusste nicht recht, wo er a. sollte.' ebd. In der
Schule, vom Schüler, bes. wenn er versagt hat (oft
auch im schriftspr. Unterricht). Sitz ab! Er hät-mieh
la" a. B' Ghind chan"-er [der neue Pfarrer] e"mel auch
guet balgen ab jedem Bitze"; er macht nüd lang, er seit
zu Ei"'m, 's soll a. Stutz, Gem. Uneig. Er ist schlecht
abg'sesse", hat einen ungünstigen Hauskauf geschlossen
Th. ,Übel a.', übh. schlecht wegkommen, übel fahren.
.Also sass der Franzosen hoffart in Italia übel ab.'
JHaixer 1550/73. , Patin habend etwan gottlos lüt
grossen faal [Glück] ein zyt lang, aber hernach sitzend
sy übel ab.' LLav. 1577. — b) mit abstr. Subj., sich fest-
setzen, zB. ,die Gicht in einem Knie' Z (Dan.). — 2. (von
einem erhöhten Sitze) herabsteigen; Gegs. üf-s. Vom
Pferde. , Sprünge A. zuo im uff das ross und ritten also
beid daruff; du lüffe C. inen nach und Messe sy a.'
1518, Z Mann. ,Wie er nun zum Adler abgesessen
und das ross hinyn füeren wolt . . .' JHaller 1550/73.
,A., desilire ab equo; behend a, ad pedes desilire.'
Fkis.; Mal. ,Der Müller [sei] mit dem Ross dazue
kommen, abgsessen uffs Letste.' 1622, Z. , Jäger zue
Ross: So will ich gern a. tun.' Myricaus 1630. Subst.
Inf. ,Uff den obend umb die vierde stund ... sind ge-
dacht herrn von Tierstein ouch inngeritten und stracks
on a. und stillhalten durch unser statt [Basel] mit
zweiundzwenzig pferden one einich fuossknecht . . .
gen Rin fehlen ingetrapt.' 1499, Dorn. 1S99. Vom
Streitwagen: .[Achilles] fahrt gegen der statt ... A.
sitzt ab.' GGotth. 1599. RA. .Hinden a.', wohl eig.
(unvermerkt) hinten vom Wagen steigen, auskneifen:
,[Der Schwiegervater versprach mir bei einem Haus-
kauf behilflich zu sein] wie es aber zuo einer Be-
zahlung kommen, ist der Schwäher wider hinden ab-
gesessen.' 1707, Z. Von einem Schiffe, ans Land
steigen: ,Ze Napols lagend wir och acht tag; da Hess
man uns [die nach Afrika eingeschifften Söldner] a. und
kouffen, was jeder wollt.' 1536, Brief eines StGallers
(Mus. 1786). Auch ,herab-s.', von einem Trone: »Alle
forsten am meer werdend von iren königlichen stüelen
h.' 1530/1707, Ez. — 3. tr. a) durch S. abnützen ApL.
D' Hosen a. En abg'sessner Stuel. — b) (eine Gefängnis-
strafe udgl.) absitzen, wohl allg. D'Sträf, der Arrest a.
Auch abs.: Er het zwöü Jär [adv.] müessen a. für de"
Streich B. — Vgl. Gr. WB. I 120; Fischer I 69. In ThMii.
in Bed. 1 nb-setze" (vgl. die Ann), zu sitzen, Sp. 1751). — Ab-
sitzer m.: verhüllend für Hinterer. Er sei mit seinen
Pechschuhen dem N. so in den ,A.' gefahren, dass
ihn nur Wunder nehme, oh der noch eine ganze Rippe
im Leibe habe. Schweiz 1858 (B).
abe"-: sich setzen. Von Speisen im Magen Z(Dän.).
Übertr. Owe! die Freud ist bald abe"g' süsse". Usteri
1854. — nebe°t- abe"- : ,ein Glück verpassen' Scb.
über-: 1. intr. und trennb. a) örtlich, über Etw.
sitzen, bzw. sich über Etw. setzen. ,Do si usz der
schür kamend, do sässe er über und ässo und trünke
ouch gnuog.' 1530, Z Ehegericht. , Als aber die bytags-
botten verritten, ist er [der spanische Gesandte] glych
derselben tagen über gesässen, hat hinderrucks der
oberkheit ... brieff uff alle gemeinden geschriben.'
1565, Brief (JFabricius an HBull.). ,So aber etwas
Fels oder Mangels ... so solle er widerumb ü. und
die ... änderst und besser machen.' 1605, Z Ratserk.
Inshes. von einer beratenden Behörde; vgl. ,über etw.
sitzen' (Sp. 1741). ,NN. sollend ü. und Ordnungen
setzen, was und wievil die winabbeiler gewalt sollen
haben nachzuolassen.' 1527/9, Z RB. Man würde
genötigt, ,mit höchstem gwalt überzuos.' und zu be-
raten ... 1547, Absch. (L). ,Dise verordneten söllent
fürderlich ü. und beratschlagen, was von nötten und
zur sach [Aufführung eines Osterspiels] dienstlich.'
1592, RBrandst. 1886. ,Die fählbaren Personen im
Thurgouw, Lyb und Guet betrauend, sodann die im
Zürichpiet, Guet und Eer berüerend, solle man ü. und
samenthaft inen ir Buess ufferlegen.' 1610, Absch.
,Ü. mit.' ,üie tagherren, so sitzend, vermanend die
unseren by eer, eid, puntsbrieff, sy sollend mit u.'
1560, Brief (JFabricius an HBull.). ,Man solle in-
gemein ... mit einander ü. und meeren.' 1565, ebd.
,Wir sind aber für unsern teil urbüttig, mit üch ...
den Sachen ein trüw und ernstlichs nachbedenkens ze
haben, ouch überzes. und ... Satzungen und Ordnungen
IT:,:!
1754
zesetzen.' 1586, Absch. ,So erbieten wir [Jie katho-
lischen Orte] uns ... dass allJann wir von Herzen
gern mit euch [den Reformierten] übersetzen [!] und
umb alles Obgemelt ... ein gute staatliche und ordent-
liche Reformation ... helfen zu setzen und beschliessen.'
Gülden Bund 1586/1658. — b) zeitlich, über einen fest-
gesetzten Zeitpunkt hinaus, spec. über die Polizei-
stunde hinaus im Wirtshaus sitzen bleiben Aa; L; Th;
Z und wohl weiterhin. Er isch wider einiseh wege"
'm Ü. notiert worde", von der Polizei Aa. Wenn s' de""
au"* efchli" ü. täti"d, so chämind di Manne" doch öppe"
gä(f den Ulfe" hei'". RMohr 1909. ,Und swenne du
naglogge gelütet wird, so sun alle die ze wine sint
in winhüsern, ze herberge gan. Und swer ir dehein
darüber übersitzet, der git der stat ze buoze ein pfunt.'
Z RBr. ,Mh. fürkompt des ergerlichen, schantlichen
wandeis ir [der Zunftgenossen der ,Räblüten'] hus-
frowcn, es sige mit ü., trinken und anderm.' 1539,
BEM. ,So Ober- oder Under-Amptleut und Kirchen-
diener selbs wider disere Ordnung, sye U-s halb oder
anderer Gestalt, bandlen wurden.' B Chorg. 1667. ,Die
Gerichtsherren [in der Landgrafschaft Th] straften ...
Ü. in Wirts- und Schenkhäusern.' XVIII., HHasenfratz
1908. .Sonderheitlich aber gehet unser ernstlicher
Befehl dahin, dass sowohl die Ehrengäste [an Zunft-
mählern], als auch die Abwart sich künftighin des
Ü-s ... enthalten.' Z Mand. 1755. ,[1756 wurde ver-
boten] das Ü. und Ührtenschlagen bei 10 Pfd für den
Wirt und 5 Pfd für den Übersitzer.' Sdrber 1869.
,Wirt N. im Stäg ... wegen Ü. gebüsst.' 1789, ZGrün.
Amtsrechn. .Hauptsächlich werden darinn [in dem
Sittenmandat für die Z Landschaft] nachdrücklich ver-
boten: ... das Ü. in den Wirts- und Schenkhäusern,
d.h. ein längerer Aufenthalt in denselben, als bis um
9 Uhr Abends zur Sommers- und bis um 8 Uhr zur
Winterszeit. Die Beweggründe zu allen diesen Ver-
boten liegen klar am Tage, vorzüglich in Absicht auf
das Ü., woraus leicht Trunkenheit und nächtliche
Schlägereien entstehen.' DWvss 1796. — 2. tr. und
untrennb. a) .einen wirt ü.', über die erlaubte Zeit
hinaus bei ihm sitzen bleiben. Der Wirt soll die Gäste,
die zur gesetzten Zeit nicht nach Hause gehen, ver-
zeigen; ,der das nit tuot, der git von iegelichem, die
in [Var. ,ir'] übersitzent und den er nit leidet, ein pfund.'
Z RBr. ,Und swer nach der nachgloggen in sinem
hus ieman dekeinen win git, der git ein halb mark,
er si pfragener oder nicht, und wer den wirt nach der
gloggen übersitzet, der git 5 ß ze buosse.' 1336, Z StB.
— h) einen gebotenen Termin, die (rechtzeitige) Er-
füllung einer Verbindlichkeit versäumen. ,Ein zil
ü.': , [Güter werden verliehen] ierlich umb 10 Schilling
zinsez an sant Andres tag ze werand old darnach in
den 8 tagen ze werand an geverde, und du zil uber-
zessen [!] wurden und der zins nicht gewert wurde
zem zil, so ...' 1334, UwE. ,Einen tag ü.'; s. Sp. 1747u.
,Das gericht ü.'; s. Bd VI 329. Dazu noch: .Swer dar
[zum Maien- und Herbstgericht] nit kerne und dac
ubersesse, als hie vor geschriben ist, der sol bessron
mit drin Schillingen Pfenningen.' XIII. /XIV., SchwE.
Hofr. ,Wer ouch ze meygen oder ze herbst die ge-
richt übersytzet, darüber das im dar gebotten ist ...
der besseret dem gotzhus 3 Schilling.' 1. IL XVI.. Z
Luf. Offn. Die Dauer der Versäumniss als Obj. ,[Wer
ein Pfand ersteigert, hat es bar zu bezahlen] und wer
das bricht, als manigen tag er denn ubersitzet, als
dick soll er ze buosse geben ...' 1372, Sch StB. ,Und
wer also sümig wurde an sölicher bezalung und die
nit täte ... der selb oder die verfallent morndes zwüren
als vil, und wenn sy ein ganzen tag und ein nacht
übersitzent, verfallend sy vierfältig als vil.' 1486.
1505, Bs Rq. ,Wer ein ligend guot am gricht kouft,
dem sol der schultheiss by 10 pfunden gebieten, das
gelt ... in acht tagen zuo bezalen, und als menig
acht tag der, so kouft hatt, übersitzt, als menig 10
pfunt sollen von im one gnad genomen werden.' 1557,
ebd. ,Kin gebot ü.', meist ein mit Fristansetzung ver-
bundenes. ,Sweler zunftbruoder sinem Zunftmeister
nicht wolte gehorsam sin mit wachte oder mit andern
dingen, so er im gehütet von der zünfte notdurft wegen,
der büesset 5ß der zünfte. Were ouch, daz ir dekeiner
sines meisters gebot als frevenlich übersitzet ... daz
sol man dem burgermeister kuntber tuon.' 1336, Z
StB. .Als manig gebott der [Gepfändete] ... darnach
aber übersitzet, als dick söllent sy im heissen phand
usstragen für 10 Schilling den.' 1433, Bs Rq. , Uber-
sesse aber dheiner der unseren umb solieh Sachen
[Schulden und Pfändung] des sehultheissen gebotte, ...,
so sol [er bestraft werden].' 1457, ebd.; ähnlich 1520.
,Wel usschidling buossen verschuldent ... und inen
das in acht tagen geboten wirt zu geben, übersitzend
si das gebot, so mag man inen die güeter verpieten.'
1538, ZHirsl.; wohl nach einer Vorlage von 1350.
, Einen eid ü.': ,Dieselben eide sollen und wellen wir ...
von fünf jaren ze fünfen ... ernüwren; were aber,
daz dieselben eide in deheinen künftigen fünf jaren
von sachen oder von vergesslichi wegen ubersessen
würden, so soll dis unsem eiden und briefen ... genz-
lich unschedlich und unvergritfenlich sin.' 1415, Aar.
StR.; ebenso in den StRR. von AaBi\, L. Mit Inf. oder
pron. Obj. (für einen Objektsatz). ,Wo er [der Wechsler],
zum dritten malen [vom Münzmeister] beruoft, zu er-
schynen ubersesse, alsdenn soll er verbessern dem
genannten münzmeister ... diu pfundt.' 1298, Bs ÜB.
,[Wer die vorgeschriebene Busse innert acht Tagen
nicht leistet] der jeglicher git davon och ze buosse
unser statte ain mark silbers jegliches tages, als
manigen tag er das übersitzet.' XIV., Scu StB. ,Wer
hinnanthin dem andern dhein schulde in der stett
buoch ufgenempte zil vergicht oderglopt ze bezalende,
übersitzt der schuldener sölichs und hat dem kleger
in dem zil nit gnuog getan [so muss er 1 Pfd Busse
bezahlen].' 1421, BsRq. .Die ussern süllent da sin, e
man des hofs recht georl'ni; wer aber das übersässe,
der ist dem vogt 3 ß verfallen.' XV., Z Albisr. Hofr.
,[Die Richter sollen im Richthaus sein] als man das
ander in den rate verlütet hat ... und welcher das
ubersesse und nach derselben stund dahyn komen [wird
1 ß Pfenn. gebüsst].' 1457, Bs Rq. ,Ob der selbe, dem
also gebotten wirt solieh bezalunge in dem selben zyle
[,zit.' 1515, wohl ,zil' zu lesen] ze tuonde. das über-
sitzet ... von dem sollent one gnade 10 ß pfenn. zuo
besserunge genomen werden.' 1157. 1515, ebd. ,[Die
Kantonsbürger von Sciiw] söllent allwegen in zechen
jaren ir landtrecht erfordern ... Und wellicher das
nit tuot, sunder übersitzt, der soll dannetliin nüt meer
am landtrecht haben.' 1536, SchwLB. ,[Ein Mist- oder
Holzhaufen vor einem Bürgerhause muss innert 14
Tagen nach erfolgter Aufforderung entfeint werden.]
Wer aber das nit tete, als mengen tag er das über-
sessi, als menig 5 ß d. sol er geben zuo buosse.' B
1755
rr.o
StSatzg 1539. S. noch versitze». Ubh. eine Vorschrift
nicht befolgen, übertreten: .Weler der unser nsser
unser stat gericht wurdet [!] umb dehein sache, der
mag wol 10 mit im nemen zuo dem gericht, nit nie
in urlop unser schulthessen ...; der das übersess,
der g-it 1 pfd ze einung.' XIV., B StR. - c) Jmd über-
gebn, über Etw. hinweggehen. Schw heschwert sich,
dass die Toggenburger an Z gelangt seien mit dem
Begehren, ihnen zum Abkauf vom Gotteshaus StGallen
zu verhelfen; besonders da die'Toggenburger ihm mit
einem ewigen geschwornen Landrecht verwandt seien;
,deshalb uns an die von Toggenburg hoch beschwert
und verächtlich dunkt, das sy die von Schwytz, ir
getrüw lieb lantlüt, so inen in derglichen und andern
[zs. mit Gl] zum dickern mal hilflich und rätlich
erschinen ... in disem handel übersitzen und nit be-
suochen.' 1530, Absch. ,Darab [dass Zürich von 4 schon
angenommenen Friedensartikeln wieder zurückgetreten]
wir [die V Orte] uns warlich grösslich verwundern,
hetten uns des warlich zuo inen nit versechen; dwyl
wir aber semlich vernemen, können wir eeren halb
nit ü., sunder werden wir villicht fürnemen müessen,
des wir lieber absin wellten.' 1531, ebd. — Mhd. üier-
ailzen nur untrennb. in BeJ. 2 b und weitem tr. Bedd. —
Über-sitzer m.: wer über die erlaubte Zeit hinaus
im Wirtshause sitzen bleibt. ,[Es] haben die sämt-
lichen Übersitzer eine Busse von 2 Fr. zu bezahlen.'
1837, Z Rechtspfl. (Schlägereiprozess in Z Horg.). S.
noch Sp. 1753.
üf-: 1. a) sich aufrecht setzen Ap; B; G; Tb; Z;
wohl allg. [Die Kranke] hei scho" chönnen ü. im Bett.
Am Ofen ü., aufrecht sitzen Z (Dan.). — b) sich vom
Sitz erheben B (so Stdt); Ndw (Matthys). Sitz uif,
sc chan"-ick der Stuel ricke" Ndw. Ale?, sitzet üf u"d
lät-mich ^neche"! B. — 2. sich auf Etw. hinauf setzen.
a) von Personen, allg. Gew. abs., mit Weglassung der
aus der Situation sich ergebenden Zielangabe; etwa
mit näher bestimmendem Ortsadv. (vorne", hinfdje" ü.
uä.). Insbes., sich aufs Pferd setzen. Am nächste"
freie" Tag isch-er üfg'sesse" und zu si"er Frou g'ritte".
RvTavel 1910. Das wisse [RössliJ u-ül-mer trinke":
sitz üf und rit über Feld! JReinh. 1913. .[Der be-
leidigte Gesandte wollte] morndes tags u., ab statt
riten und sich unser Sachen nütz raer annemen.' 1499,
Brief (F). ,Do wurd die muotter und ouch N. so gar
übel erzürnt und tatend so, daz er uffsess und heim
reit und nütz darruit zuo schaffen weit haben.' 1528,
ZKyb. ,So solle er umb ein starkh ross luogen und
ze nacht und nit by tag u.' 1560, Brief (JFabricius
an HBull.). ,Aufs., auf das pfärd sitzen, equum as-
cendere.' Fris. ; Mal. Ulysses Abschied nehmend : , Will
gen auffs., es ist zeit.' GGotth. 1599. Das Pferd ist
unbrauchbar, weil es ua. ,ohne grossen Zwang nit
gern lasst aufs.' 1655, Z. S. noch ferggen(Bä 1 1005 u.);
riten (Bd VI 1668). Bildl., in Zorn geraten; s. Bd I
515. Auf einen Wagen uä. Darf-i'h e"chli" ü.? fragt
ein Wanderer einen vorbeifahrenden Fuhrmann. Er
vermag üfz's., im Wagen zu fahren W. S. auch Boss
(Bd VI 1423 u.). ,Und bete sy inn vast, er weit sy
druff' [auf den Karren] sitzen lassen. Das tette er
nit gern, sonders redte zuo ira: ich lan üch wol uffs.,
aber widerfart üch etwas, so würd ich kein schuld
dran haben. Ie sy wott uffs.' 1538/40, Z Ehegericht.
,Wann dann Gott ... uns den Todtenwagen zum Hauss
schicket, so will Niemand gern auffs.' FWyss 1677.
Ein Schiff besteigen (heute ungebräuchlich). ,Zuo
Spessy [Spezia] waren ouch Dalliöner [Italiener] mit
uns uffgesessen by 1000 mann.' 1536, Brief eines
StGallers (Mus. 1786). ,In Zerzyllien [Sizilien] lagen
alt kriegslüt uss Spanien; die sassend nun och uff in
eignen schiffen.' ebd. ,Das steigen in ein schiff oder
auffs. (auff das meer), conscensio.' Fris.; Mal. S. auch
üf (Bd I 120).' — b) von einem männlichen Tiere, das
Weibchen bespringen. ,Die Stier ... kempfend und
streitend mit einandern; der den preisz behaltet, sitzt
auf.' Tierb. 1563. ,Sy [die Stiere] sitzend des tags
nit mer dann zwei mal auf.' ebd. — e) übertr. mit
Dat. P., = üf-setzen 6 (Sp. 1651) B (so G., Hk., Stdt
und lt Zyro); Bs; Sch (,insidiari.' Sulger); Ndw; W
(Tscheinen); „allg." Vgl. Üf- Sitz (Sp. 1729). Und nit
gli'h isch-men Ai"'m üfg'sesse" und het Ai"'m mit dem
,Baimli' [Gefängnis] 'dröt. Bs Fastn. Ztg 1913. S. noch
et-lich (Bd I 590). — 3. festsitzen, von einem Schiffe
das auf seichtem Grunde aufgefahren ist B (Zyro);
Z (Spillm.); Syn. üf-faren 1 (BdI894). — lind, afntsen
(in Bed. 2a); vgl. feruer Gr. WB. I 739; Sanders II Ulla
(auch in der Bed. ,an Bord geheu'l; Sehm.2 II 346; Martin-
Lienb. II 385 (in bes. Bed.); Fischer 1421. — ,üf-sitzig;
gehässig L; Sch' (Stb.).
um-. Nur im Ptc: 1. trennb. .ringsum wohnend,
ansässig; vgl. gesessen c (Sp. 1750). .Umbsitzend':
.Andere u-en gemeinden.' 1559, Z Rq. .Umbgesessen.'
.Iren umbgsässnen nachpuren.' 1566, Z And. ,Die
umbgesessenen Landtsherren.' RCys. ,Ein Anzal der
nächsten umbgsessnen Edellüten.' ebd. (Br.). — 2. un-
trennb. .Umbsessen (von, mit)', umgeben, umringt:
s. riten (Bd VI 1669). — Mhd. umbe.ilzm.
ume°-(bzw.!j»i/trt'-), in B auch das-ume"-s.: (müssig
auch kränkelnd) herumsitzen B; Th; Z und weiterhin.
[A.:] Was het-er g'macht? [B.:] I" de" Wirtshüsere"
(das)ume"g'sessen isch-er ganz Tage!
a"-: 1. sich ansetzen. Der Imb sitzt a", setzt sich
irgendwo an, einen traubenförmigen Klumpen bildend
Z. Bes. von Speisen, an die Pfanne, den Kochtopf
anbacken B; Z. D's G'chöch isch a"g'sesse", der Anfang
von bränte" B (Zyro). ,Wo die Köchin eine Bümete" ...
gar zu arg a. liess, hantieren wir [um die Pfanne
zu reinigen] mit dem Hamischplätz: Bärnd. 1911 (BG.).
.Einige Hobelspäne ... putzten die angesessene Milch
rein [aus der Pfanne] weg.' Gotth. ,Man ruuss Sorg
haben, dass sie [die Äpfel beim Kochen] unten nicht
ansitzen.' Kochb. 1820. S. noch an-brinnen (BdV642).
Übh. von klebrigen Dingen; bildl.: ,Ist es doch, als
ob man sich mit Peche beschmierte, wenn man sich
einmal mit diser Klebware bemänget: so gar viele
Zeit bedarf es, seine Hände davon zu reinigen ... in-
dem sie so hartnäckig ansitzet.' Sixtem. 1759. Von
Menschen, im Wirtshause: ,Er [Lienhard] hat einen
Fehler, dass er sich im Wirtshaus oft verführen lässt.
Wann er da ansitzt, so handelt er wie ein Unsinniger.'
HPest. — 2. sich hinsetzen, mit mehr oder weniger
ausgeprägter ingressiver Bed. von ,an'. , Entlichen
sind sie [die Richter] auff 8 Uhren Abends, der Anfang
[der Verhandlung] war um 2 Uhren, angesessen, nach
Rechtsatz die eidtliche Urteil zu formieren.' 1730, Zg
Brief (Gfd). ,Am Freitag wars denn gar, da die neuen
Schreibbänk ... fertig waren. Es wollten alle [Schüler]
in der ersten Stunde miteinander a.' HPest. S. auch
Bratens (BdV 882/3). Sich zum Zechen, Tiinken uä.
hinsetzen. ,Dennmaln [um 6 Uhr solle] man ufstahn
1757
Sa
sc/, siz, soz, siiz
1758
und an keinen anderen Orten uff der Heimbstrass,
weder in des Einen ald Andern Huss, von Nüwem a.
und trinken, sonder ein Jeder heimb in sin Huss sich
verfliegen.' Z Mand. 1627; ähnlich 1650. ,Vom Bann-
wyn [Titel]. Da lauften ja grosse Unordnungen mit.
Es gibt Burger, die des Morgens in aller Früye ansitzen
und den ganzen Tag da verharren.' 1639, Z. ,Alle
haben frisch gezechet, und ein Teil sind über Nacht
gebliben; Morgens sind sy wider angesessen.' 1649,
AaF. In der Fischerspr., sich zum Fischen hinsetzen;
vgl. sitzen Sp. 1740. , Wenn auch die vischer ze Urfar
[bei ZRhein.] in der mainung ansitzendt, dass sie ainem
bischoff vischen wellent, so soll er sechs die ersten
lächs ... ainem keller gen Loutfen antwurten.' XV. /
XVI., ZLaufen üffn. ,Sy [die Fischer] sond auch a.
ze Allerheiligen tag, und was sie in dem zug an dem
donstag gefachen . . . das sond sie den vogten andt-
wurten.' ebd. In der Jägerspr., sich hinsetzen, nin das
Wild zu erwarten, .Ansitz [s. Sanders II 1109a] aus-
üben.' Diana 1909. In der Amtsspr., die erste Sitzung
halten, ein Amt antreten. Von einem Collegium. ,Dass
ein jeclicber rat, wenn er ansitzet, sol sweren, was
ander im klagt wirf, dass si das alles richten sulent.'
1370, ZRatserk. S. noch Pfänning (BdV1114). Von
einer einzelnen Amtsperson. ,Wenn der stattaminan
ze dem ersten ansitzt, so soll er älliu mess, das korn-
mess, das salzmess [usw.] antwurten sinem knecht.'
1451, G Hdschr. ,So ain stattaminan angesetzt wirt
[soll jeder Bäcker usw.] geben dem araroan ain Schil-
ling pfenn.; [und wer das getan hat] die gend von
dem fiertaln noch von den mässen nit mer, unz das
ain ander stattaminan ansitzt.' ebd. S. auch Kammer-
Holz (Bd II 1253). Einen sitzenden Beruf antreten:
.Hernach ist min tochter zuo näyen angesessen by
den ehrbaren NN., zweier [!] gar arbeitsamen und
gottsförchtigen schwöstern.' Mal. 1593. — a°-ge-
sgsse": wohnhaft, ansässig B und sonst, aber kaum
volkst. Er isch da und da a. B (Zyro). ,Nach deine
bei der ... vorgenommenen Bereinigung unsers ...
Gottshauses Gerechtigkeiten und Gefehlen sich ge-
üssert, dass dcsselbigen angesessne Grichtsunder-
tanen ... die sogenannte Fassnachtshennen ... by
Mannsgedenkhen nit abgestadtet haben ...' 1719, Th
Hw. Arch. — Vgl. Gr. WB. I 463; Sanders II Ulla;
Sehm.2 II 346; Martin-Lienh. II 3S4; Fischer I 262 (nur
.Ansitzer*).
ane"-: sich hinsetzen Aa; Ap; B; Th; üw; Z,
bes. zum Zechen B; ThMü.
i"-: 1. sich in Etw. hineinsetzen. Ins Bad:
,Wann jemand sein gemach und bad in einer herberig
bestellet, ist von nöten zu wissen, wie er sich
weiter zu dem bad, ehe dann er einsitzet, rüsten
solle.' HPant. 1578. In einen Wagen: Sitzet V". B
(Zyro). In ein Schiff. ,Als si [die Marktbesucher] zuo
Tettingen insassend, da brach das schiff und er-
truukend 72 mentschen.' HBrennw. Chr. ,Wir sind ...
unserem patronen und schiff zuogetreten; wir sassend
yn zu London den 15 Augusti ... blibend die nacht ...
uf der Thems, dem meerstrangen.' Mal. 1593. —
2. a) sich in Etw. festsetzen, darin sitzen, haften
bleiben, a.) von Menschen, im Wirtshause. ,Sie
[seien] in dem Wirtshaus zum Bähren eingesessen,
dem Landvogt zu Trotz den 102ten Psalmen gesungen,
von Abend den 5 bisz Nachts um 10 Uhren gefressen
und gesoffen.' 1739, ZGrün. ,Und dann das gottlose
Saufen, das verdammte Eins., das schon Manchen um
Leib und Seele gebracht.' UBragger 1792. — ß) von
Vögeln, im Garn, ,reti tenso insidere.- Id. B. Davon
übertr., eingehn, hereinfallen, ,spe frustrari cum pu-
dore, pudore suffundi, cum quid imprudentes diximus.'
ebd. Hieher (oder zu 3a?): ,Isaac [unter Abrahams
Messer]: Da muest mih ja auh z"erst beichtä lassä ...
Abraham: Ey, ey, 'sVornembst hab mäh vergessä, da
war mär doch übel eingsessä.' Tyrolersp. 1743. —
Y) von (schlimmen) Vorgängen, Zuständen. Im öffent-
lichen Leben: .[Kaiser Maximilian sei] gewesen ein
fridsamer, gnädiger und langmüetiger fürst und ouch
bi allen verständigen seinlichs ansehens, dass nach
sinem abgang vil grosser endrungen und zweiungen
entston und i. wurdid, welche durch sin wise fürsichtig-
keit ... verkommen und gebesseret wärid worden.'
Ansh. „Im Gemüte befestigt werden, sich demselben
einwurzeln BSi." — b) mit Subj. -Vertauschung, von
einem Wassergraben: sich mit Schutt, Geschiebe, Erde
füllen, sich verstopfen; s. Frid-Graben (Bd II 681);
er-rinnen (Bd VI 1009n.). — 3. a) sich zu dauerndem
Aufenthalt niederlassen a) in einem Hause, Hofe uä.
S. Hinder-Sitz (Sp. 1732 o.). In der lebenden Spr. bes.
vom Einsitz (nara. durch Heirat) in ein wohlaus-
gestattetes Hauswesen, Geschäft, in behagliche Ver-
hältnisse, „wo man sozusagen den Tisch schon gedecket
findt" B; „VO"; Th, ,in einem Hause etc. Mitbesitzer
oder Eigentümer des da vorhandenen Gutes werden'
Ndw (Matthys). „Der Bräutigam darf nnr eins." Da'
istkomöd, »ce""-»ie" blös'cha"" soi. Th. Er [der Bursche]
het es eigCs Hüsli g'ha" und noch ordlich Land derzue,
und [das heiratslustige] Mädi het emel 'glaubt, es gang-
im e" Tür zum Himmel üf, wenn-es da chönn i.
MWaluen 1884. Du bisch warm i"g'sesse", hast dir
gut gebettet, eine reiche Heirat gemacht B (Zyro).
[Der dorffremde Bräutigam] wibet sich in, macht e"
gueti Parti (Partei), stöllt's guet an, sitzt schön in und
het es schö"s Lebe". Bärnd. 1911 (BG.). — ß) in einem
Gebiet. ,[Gibel und Weif] zugent mitenander mit irem
herren dem keiser uss tütschen in wälsche land zuo
irem allerheiligsten vater dem babst, da, von im gsegnet,
ingsessen, gwurzlet, brosset und darnach ... usbrochen.'
Ansh. ,Dass die Allemanier ... in einem Teil der Alp-
gebirgen seyen eingesessen.' Sprecher 1672. Bes. als
Ausdr. der Rechtsspr. ,Das N. by inen zuo Pfeffikon
i. wellen, daselbs ein huss kouft und schuol und ein
kram haben wellen.' 1566, Z RM. ,Dass fürohin keine
solche frömbde Inzügling sollen angenommen werden,
nach by den Unseren i. und geduldet.' LAns. S. auch
Kauf-lät-Recht (Bd VI 290). ".Einen i. lassen.' .Einem
puren an landtvogt zuo Baden ein fürgschrift, die von
Längnouw dahin zuo wyszen, den usz Berner gebiet,
dem er ein husz ze kouffen geben, i. ze lassen oder
aber den kouff zuoiren banden ze nemraen.' 1574, Z RM.
,So NN. sich mit derselben gmeind [ZAnd.] umb den
inzug [Einzugsgeld] verglychend, sol man sj daselbs
i. ze lassen schuldig syn.' 1581, ebd. .So der N., der
by 16 jaren ungfarr von Kyburg zogen, einen sehyn
bringt, wie er sich innert söllicher zyt usserthalb ge-
halten und ein herr von Kyburg daran kommen mag.
sol er gwalt haben, inne ... zuo Kyburg wider i. ze
lassen.' 1582, ebd. ,Man soll die frömbden und sonder-
lich die, so nit in catholischen ohrten erbohren und
erzogen, gar nit i. lassen.' 1597, LMalt. Amtsrecht.
Wechselnd mit , niderlassen.' ,l)er hindersässen halb,
m
Saz.
S1Z, soz, suz
1760
wie sy i. sollen [Titel]. Ob ouch etlich frönd ... in
unser statt züctaen und daselbs hus haben wolten, die
sollen vor und ee si sich in unserer statt inderlassen,
brieff und sigel zöigen:' Seg. L StR. XV./XVI. ,So
sölich usslendisch personen sich im landt hussheblich
niderlassen wellen ... Nach dem ein rat bedunkt, sol
der gwalt haben, die personen also hussheblich inzes.
lassen oder nit.' um 1500, USpir. S. noch In-Sitz
(Sp. 1730o.). — b) in ein Amt eintreten. ,Wen er [der
Bewerber um den bischöflichen Stuhl] glich ynsitzt,
so . . .' 1566, Brief (JFabricius an HBull.); vgl. ebd.:
,Es ist wol erkent, h. Batt sye rächter bischoff; es ist
aber nach nit erkent, das wir in wöllind ynsetzen.'
,Das gross zwyspalt oder uneinikeit sye by rieh von
wegen zweyer erwölten bischoffen und das der ein ...
solle diser tagen yns.' ebd. .Ich hoff zuo Gott, es
könne so übel nit gaan, es wiirdi tusetmaal besser,
dan so h. Batt mit gewalt yngesässen wäri.' ebd. —
4. tr., einen (Polster-)Sitz durch sein Körpergewicht
oder durch lange Benützung ein-, zsdrücken B. Tue
nid so teilest, du sitzisch-mer ja d's Kanape ganz V.
D's Rue"bettli isch a"fe" starch i"g'sesse"s BG. ,Das
Ruhbett war eingesessen.' Gotth. — in-sitzend: zu
in-s. 3a$. ,Der in hier einsitzende [= eingesessene] N.'
1865, S (Kanzleispr.). ,\Vie die frömbden oder heimschen
insitzenden ein burgkrecht annemen, erkouffen und irs
harkommens schin erzöigen söllent.' B StSatzg 1539.
— in-ge-sessen: 1. a) in einer Gemeinde, einem
Lande ansässig, wohnhaft. ,Umb die güeter ... so ein
burger oder i-er gast gegent dem andren burger oder
i-en gast innhatt jar und tag unangesprochen.' XIV..
B StR.; vgl. b. , Wegen den im Landt eingesässenen
Hindersässen und Frömbden solle die Satz- und Ord-
nung beobachtet und gehalten werden.' 1780, U LB.
5. noch Bat (Bd VI 1576). Subst, = In-Sässl (Sp. 1347).
,Sol man wissen, wer ze beiden Zufflnkon sesshaft
ist, der soll gen Bremgarten ze gericht gan gegen in-
gesessnen ze Bremgarten umb geltschuld.' A. XIV.,
AABrenig. StR. ,[Auf dem Markt zu Bremgarten ge-
kauftes Schlachtvieh soll der Metzger] unsern in-
gesessnen, der es in sinem hus ... essen will, umb den
selben pfennig geben, als er es gekouft hatt, und einer
mass wins me. [Wer das nicht tut, bezahlt eine Busse]
und mag der i. das rind oder swin nemen umb den
selben kouff.' ebd. ,Das enkeinr der ünsren ... enheinen
unsren i-en, so in dirre brunst verbrunnen ist ... umb
schuld ... von unser stat wisen sol noch mag.' 1406,
B StR. ,Daz wir in keinen ünsern spittalen ... per-
sonen umb gelt nemen ... denn allein krank und arm
lüte, unser i-en, die ir zittlichen narung nit habent.'
1450, ebd. ,N. zuo Birmenstorf klagt, dass die ge-
meinde im kein buwholz geben wolte ... denn er ein
i-er in gemelter gemeind.' 1551, Z. S. noch un-ge-sessen
(Sp. 1750). Mit Syn.: ,Wir haben ouch gesetzet, das
[sie] in den vorgenenten teuren dehein richter . . .
der unser i-er und vatterlender nit ist, in deheinen
weg Süllen nemen.' 1291, Ndw. Mit ,insäss' wechselnd;
s. Sp. 1348. ,1-er und burger.' ,Das si [die Leute von
Aa und Burghalden] für inner und burger der selben
statt Lenzburg geachtet ... und desshalb in lieb und
leid als ander ingesässen und burger gehalten ... sollen
werden.' 1507, AaL. StR. ,[Wenn Einer gegen die ge-
setzliche Bestimmung liegendes Gut an einen Aus-
wärtigen verkauft] so mag ... die statt oder ein ander
burger und i-er söllichen kouf an sich nemen.' 1547,
ebd. Dem .ussländigen', ,ussern', , frömbden' gegenüber-
gestellt. ,Als dann in der statt Basel ein söllicher
bruch ist, das die ingesässnen dasälbs vor den uss-
ländigen an bezalung der schulden und andrer pflichten
ussgericht wärden [so will es Bern gegen Basel gleich
halten] also das die ingesässnen dasälbs gegen den ...
von Basel ... ouch fürfaren.' 1516, BStR.; ähnlich
B StSatzg 1539. ,Wan sich zuotragen, das man einen
ingesässnen verganten weite, [dass] alldan die in-
gesessnen in unser statt vorgan sollend den frömbden.'
1546, Aar. StR. , Keiner, so in unser stat wonet, soll
eins ussern vogt werden gegen einem i-en der statt
Bern.' B StSatzg 1539; ebenso B GS. 1615. S. noch
usser II (Bd I 562). In festen attrib. Verbindungen.
,1-er landman.' ,Was guots in unssrem gericht ist,
es sy alp ald bulandt, daz nieman daz einkeim, der
nit in unssrem gricht unsser ingesässner landman ist ...
nit um zins liehen sol.' 1504, Ndw. ,Niemand in
unserni land sol kein alp einem, der nit i-er landtmann
ist, ze kauften geben.' XVI., Gl. ,Dass von dato Keiner
diser Landschaft einich Rindvych ufkoufen und einem
y-en Landman gleich wider verkoufen solle.' 1668,
BSi. Rq.; ähnlich 1670. ,t-er burger', = innerer B.,
In-Burger (Bd IV 1582. 1583). ,Ir mugent ouch solich
eigen lüte und liarkomen lüte [welche die gesetzlich
vorgeschriebene Zeit in der Stadt niedergelassen waren]
fürbazzerze i-en burgern empfahen.' 1359, AABremg. StR.
,Uas keiner söllicher nüwen burgern in das regiment,
weder rat noch gricht, erwellt und genommen werden
soll, er syge dann vorhin die hienach bestimpte zal
jar in der statt allhie ein yngesässner burger gwässen.'
1593, Z Ratserk. S. noch be-sorgsam, Hinder-Säss
(Sp. 1318. 1359). Auch von den ausserhalb der Stadt
sesshaften Vollbürgern (vgl. dazu die Z Ratserk. 1540/70
unter In-Burger Bd IV 1583): ,Uiewyl die gemeinden
am Zürichsee unserer Eidgnossen von Zürich yn-
gesessne burger sind und syn wollent.' Waldm. Sprüchbr.
S. auch u. den Beleg von 1742. Dem Us-Burger gegen-
übergestellt; mehrere Belege schon Bd IV 1583/4. ,Der
ingesessner und ussburgern vorteil an beschuldung
der einungen gegen denen, so nit burger sind.' B StSatzg
1539. ,Alle die, so an einem i-en oder ussburger freflent,
sollent der statt recht . . . lyden.' ebd. ,Darby sol
es belyben, also das nämlich die i-en burger den uss-
burgern vorgan söllind.' 1564, Z Rq. Auch im Gegs.
zum , Hindersässen.' ,Wir, die von Bern, haben auch
aus sonderer Freundschaft ... ihrer Statt [S] ein-
gesessne Burger zollfrei erklärt. . . . Unter den ein-
gesessenen Burgeren werden verstanden die alten
und sogenannten neuen Burger von Soloturn, so alda
bürgerlicher Privilegien genoss, wie auch die Amtleut
und solche Burger, welche auf ihren Herrschaften,
Häusern und Gütern, so im Land gelegen, gesessen.
Unter dem Wort Frembden aber ... werden Diejenigen
verstanden, so Ausburger oder eingesessene Statt-
Hintersessen und Untertanen sind.' 1742, Absch. Die
Hintersassen sollen gar keine Rechtsame weder an
, Wun Holz noch Weid' besitzen und nichtsdestoweniger
die Frohndienste, Wachten, Gemeindwerk ... wie die
eingesessenen Bürger versehen; hingegen sollen sie
kein Hausreukigelt bezahlen.' 1770, LRSchmidlin 1886
(Dorfbrief). Im Gegs. zum ,üsman': ,Wer ie der statt
sinner ist, der sol eim ieklichen i-en burger sinnen
einen soum winfass umb 1 stebler und eim usman umb
2 stebler.' A. XIV., AABremg. StR. — b) spec. = In-
I7C1
Sa/,
S1Z. SOZ, BUZ
Süss 2 (Sp. 1349). ,Wa zwön von unser stat, si syent
burger oder i., sich stellent für gericht ...' XIV., B
Sil;. .Wer der ist ... er wer unser burger oder i-er,
von Unser stat ziechent ...' 1405, ebd. ,Das von dis-
liin wir ... weder Juden noch Lamparten ... in unser
statt Bern ... nit empfachen noch ze bürgeren oder
i-eu sollen noch wellen.' 1427, ebd. S. auch Sp. 1358 u.
— 2. prägn. von einem in wohlgeordneten, soliden
Verhältnissen Lebenden. ,Zum andern, so er [Paulus]
redt, dass des bischofs kinder glöubig und wol erzogen
süllind syn, sieht man wol, das er von einem be-
haltenden, yngesessnen, eersamen mann redt.' Zwingli;
vgl.: ,Wol eingesässen, umb dessi hausseer es wol
stadt, wolhabend, constitutus bene de rebus domesticis.'
Fris.; Mal. — Mhd. schwach bezeugt; vgl. im Übrigen Gr.
WH. III 298; Schm.2 II 348 ; Fischer II 648.
ine"-: 1. = ins. 1, zB. in eine Bank, einen Wagen.
wohl allg. — 2. = ins. 3 a B; Gl; S; Tu. Jetz muess de""
's Lisi weidlieh hinter d' Üsstür; Vil brücht's zwar nit,
eppen es l'ar ristigi Lintüecher und tusch noch 's Eint
und 's Ander ... Es cha"" numme" i. Schwz. Fhauknh.
1901 (SL.). S. noch an-ge-rciset (ßd VI 1320).
ent-: 1. pers. a) intr., erschrecken, sich fürchten.
,E., grosse forcht haben, sich von forcht entsetzen,
vast fürchten, extimescere, vereri,contremiscere.' Fris.;
Mal. Mit Gen. der Beziehung, fürchten für: ,[N. sagt]
er getörste nit gereden daz unser statt nutz und ere
were, wän er müeste darinn sines libs und guotz e.'
1442, Z RB. Mit Gen.-Obj.: ,Der antwurt e.' 1523,
Abscu. (im Druck irrtümlich .ersitzen'). Mit , ab'. ,Uas
mengklich, besunder die schwangeren frowen, ab ir
[der Hexe] erschracken und ab iren grusamen berden
entsassend.' Kessl. ,Erschräcket nicht ab dem Ver-
weisen der Menschen und entsitzet nicht ab ihrem
Lästeren.' 1 707, Jes. ; , entsitzend ir lestern und schmähen
nit.' 1531; u.tj (poßeiairs ävec5'.a|i6v ävirpiöraov. LXX. ,Du
darfst ab mir nicht e.' 1707, Hiob; , erschracken.' 1531;
C/ÜX & cfößog iiou os axpoßiiaet. LXX. Mit Dat. P. .Auss
forcht der Chaldeern, den sy daruinb entsassend, das
Ismael ... Godoliam ... erschlagen hatt.' 1531, Jer.;
,die sy ... entsassen.' 1589; ,ab denen si sich ... ent-
sassen.' 1083,1707; özi kyo$fl&rlaa.\ ä.r.b npoaömoo
ä'jTÖv. LXX. ,Es wurdend ouch burger zu Lucern
die von Richensee. Als sy dem adel entsasen, ward
inen von Eidgnossen geben en zuosaz 200 manen.'
HBdll. 1582. — b) tr., (be) fürchten. Mit Sach-Obj.
(meist abstr.). ,Wär aber jeman als misslich wund,
das man den tod entzäss, da sol man den, der es ge-
tan hat, heften.' 1384, AaB. StR. ,Umb vermidung
vil ungestüemer bändeln ... die ouch uf das höchst
sind zuo e.' 1489, B Missiv. ,So man ... die [Miss-
bräuche] mit zytlichem radt nit abstelt, ist ze besorgen,
das die ungenad der beschwärten zeletst so gross er-
wachse, das die ze e. sye.' Zwingli; ut nemini non
formidabilis esse possit (RGualther). .Etliche, so
den Überfall entsassen, schicktend in il ir boten gen
StGallen und Abbatcell.' Kessl. .Entsitz ir angesicht
nit.' 1531/87, Jer.; .entsetze dich nicht ab ihrem
Angesicht.' 1087/1707; [ivj cpoßY)8"jjS ärcö -poacorco-j ivfrpm-
n(ov. LXX. ,Er [Zwingli] entsass die grossen sclimä-
chungen der Lutherischen part.' Val.Tschudi 1533.
.Ich entsass mengsmal vil unheil.' Rdef 1540. ,Do
entsassend si zenfachen angriff und Überfall.' Vad.
,Dann er [König Albrecht] wol wusst, dass mengklich
sin trutzen und grimmen zorn entsaass.' JSo.Tscbudi
Schweiz. Idiotikon VII.
Chr. ,Sy [dir Mrersolii ..-li.- ] hassend den frosl und
entsitzend die kelte.' Fischb. 1563. .Dann ich weder
die Dicke noch die Höhe diser Mur entsitzen.'
JJRüegeh 1606. .Ungestüemigkeit e.' Gulbr 1616.
,Dass wir ie allen Unwillen so gar entsitzind und um
dessen Vermydung alle Ding lassind hinschlychen.'
JJBreit. 1613/43. .Weilen aber beide Städte Zürich
und Bern einen ungleichen Austrag entsessen.' um 1053,
Beitr. 1739. ,Bey disem allem rauoss er nicht e. die
Pfeil des leidigen Satans, die Verleumdungen seiner
Instrumenten, die Aufsitz der Gottlosen.' KdWirz 1080.
S. noch Blitz (Bd V 290): Versag (Sp. 377). Mil l >!/,.-
oder Inf.-Satz, auch pron. Obj. ,Do ensaz er [Otto 111. |.
daz groz mishellung uf wurd staun nach sinem tode,
wann er bäte kainen sun noch erben.' Z Chr. 133';/
1440. ,Do zucht A. sin messer, hüw <len B. in sin
hand so hert und vast, das zuo e., das er ze lamtagen
kome.' 1440, Z RB. ,Nu ... entsassen die vigende, daz
die wassergrössi inen ir brügge wurde zerbrechen und
dahin füeren.' Just. .Nun ist mir woll begegnet daz ...
dasichalwegen entsessen hon.' Ziely 1521. , [Die Arbeit]
gibt guote frucht, dass der mensch one sorg sinen lyb
reinklich spysen mag, nit e. muoss, dass er sich mit
dem bluot der unschuldigen spyse und vermasge.'
Zwingli. ,[Die Bellinzonesen] entsassen, wo die Fran-
zosen wider in kämid, dass si hart gestraft wurdid
um iren willigen abfal.' Ansh. .Dann wirs von anfang
wol hand entsessen, dass wir uns lüedent uf ein bürde.'
Salat 1537. S. noch ge-recht, Un-Ge-rirht (Bd VI 223.
346). Erweitert mit .von'. ,[N. klagt] wie er sich
hüeten müeste und gebresten von herrn Götfrid ent-
sesse.' 1334, Z StB. ,Das man Übels und gebresten
davon e. muosst.' 1359, GScherrek 185!'. .Dass si von
im ungnad entsassen.' Ansh. Mit Acc. P. ,I)en meiger
und den amptmann, den voget und den schachtelan, die
muos man dick e.' Boner. ,Du solt mich nüt e., daz
ich mich der sach underwunden hau.' 1393, Z Uli. ,I)es
von Toggenburg lüte ... entsassend die von Zürich,
iren gewalt und ir straf.' Fründ 1446. .Wenn schon
20,000 Schwaben keinen, si wettints nüt um ein bar e.'
Walh.m. (jüngere Fassung des Höngger Berichts). .Ich
entsitz nun die Juden ... das ich inen in die hend werde
und sy denn ir gespött mit mir treibind.' 1531 IThT,
Jer. .Dann er ir [das Eileversprechen] gern halten
wellte, so er sinen vater darumb nit e. müesste.' 1541.
Z Ehegericht. .Dan die vertruwtesten sines volks den
römischen küng und die Versammlung des concili ent-
sässind.' Vad. .Welcher herzog es mit dem [feindlichen]
Böhemer hielte, deshalb zuo e. war.' Wurstisen 1580.
.Gott darf niemand e„ seiend die leut so gewaltig, als
sy yemer wollend.' LLav. 1582. ,Hab ich ye entsassen
die vile des volks'?' 1589/1707, Hiob; ,hab ich mir
grausen lassen vor der grossen menge?' 1581; ofl yöp
SiSTparcr.y noJ.'joy/iav it/.v'.ii-o'j;. LXX. .Dass wir die Welt
mehr entsitzen als ihn [Gott].' KVYvss 1672. .Als sie
ihn [Jesum] zu greifen suchten, haben sie das Volk
entsessen, weil es ihn als einen Propheten hielte.'
1683/1707, Matth.; .aber sy forchtent sich [,inen". 1589]
vor dem volk.' 1531. S. auch säm-lieh (Sp.906). .Einen
nit ze e. wissen', ihn nicht fürchten zu müssen glauben.
,[N. klagt] utf B., dass er schalklich und frefenlich
uss sinem hus lüff und wollt in mit eim stein hau
geworfen, darüber daz er im nüt getan hatt und in
nit wisst ze c 1377, Z RB. ,[A. klagt gegen B.] dass
im der sin elich husfrouwen ze tod geschossen, darüber
17«;:'.
Saz, sez, siz, soz, suz
dass si im nie laster noch leid getan hab und dass
si inn nicht wiste ze e.' 1386, ebd. ,Der selben [Partei-
gänger des Bürgermeisters Brun, von den nachts in
die Stadt eingefallenen Feinden] etlich ermürdet
wunlent, und noch gern fürbas ermüit hettin, darüber
wir der kainen, so in unser statt kam, wisten ze e '
Z Chr. XV. .Das die von Solotern des [Anschlags]
innen wurdent und ir statt von gottes gnaden vor iren
vienden, di si nicht wistent ze e., erlich bebuoben.'
ebd. Oft ,übel (wirs) e.' ,Al.so worent dennacht wol
8 hunder' schinder [Armagnaken] zuo Mümpelgart; die
[Acc] ensosen min heren zuomol übel.' 1445, Bs Chr.
.Seine [des Bären] feind sind der löuw [usw.] und das
meerkalb, welches er am meisten und seer übel ent-
sitzt.' Tierb. 1563. ,Wenn er die oberkeit nit wirs
dann Gott den Allmechtigen entsessen, weite er anders
gegen iren gehandlet haben.' 1564, Z RB. , Und haben
die Römer ihr [der Gallier] Trohen übel entsessen.'
„Eg.Tschüdt, Gallia. ,Die sind übel zuo e., die listig
sind.' LLav. 1584. ,Die Türken, deren fulmineus
terror, das ist stralische Forcht, er genennet worden,
habend in gar übel entsessen.' JJRüeger 1606. S. noch
böggen I (Bd IV 1085); üf-setzen (Sp. 1651) und im Fol-
genden. Neben Synn. ,Der ochse nicht den bock ent-
sas dur sine kraft; me forcht er das, das im der löwe
nach rande.' Boner. ,[A. habe B.] sin hulde verseit,
so verre, daz in B. e. und sich vor im hüeten muoste.'
1334, Z StB. ,Als man ir geschütz ... besorgen und
e. muosst.' A. XVI., F. ,Wir vörchten und entsitzen
die Franzosen.' Ansb. ,Dass er nit die fygent entsässe,
sonder mee fürchten müesste, dass ...' 1531, Strickl.
,Man sol den tod nit e. oder fürchten, foras agendus
est metus mortis; den man furcht und entsitzt, metutus;
[der Schiffer] furcht in vast, hat ab im ein abscheuhen,
entsitzt in, navita perhorrescit bosporum.' Fris.; Mal.
,Die dry länder Uri, Schwitz und Underwalden ent-
sassend künig Albrechten vast und besorgtend ein
ungnädigen künig an im ze haben.' .Fg.Tscuiih Chr.
,Dise alle, die eebrächer, dieben, mörder erschräckend
übel, wenn der tag anbricht. ... Sy entsitzend den tag wie
den tod.' LLav. 1582. ,[Der Schriftsteller soll ein Mann
sein] der in Beschrybung der Warheit ... keine Anstöss,
Betadlung noch Undank nit seh üche noch entsitze.' RCys.
(Br.). ,Alle, so rechtschaffen ... venerierten und liebeten
ihn [Bullinger] als einen geistlichen Vatter, die Andern
schochen und entsassen ihn als einen strengen Zucht-
meister.' 1619, Mise T. 1722. ,Den Tod e. und sonder-
lich ab dem Prästen, der Einen also gächlingen an-
greift, ein Schlichen haben, ist menschlich.' JJBreit.
1629. ,An des Herren Tisch sich vergreifen entsitzt
man; aber an des Herren Gebett sich versündigen,
scheucht man nicht' FWyss 1677. ,Weil das, was
ich geförchtet habe, über mich kommen ist, und was
ich entsessen habe, mir begegnet ist.' 1707, Hiob; ,das
ich sorget, hat mich troffen.' 1531. S. noch Bnlsch
(Bd V 829); ersorgen (Sp. 1307). — c) refl., wie a. o) mit
Dat. (in den im Folg. mitaufgenommenen Fällen mit
,sich', ,uns' kann auch der Acc. gemeint sein; vgl.
Sp. 150/1). ,Daz künden noch mochten wir nit getuon,
wan wir uns vast entsazen in den Sachen.' Z Chr. 1336/
1446. .Wer och, daz einer gefecht wer und im ent-
säss, dass er gern bald über [den See] wer, den sol
er [der Fährmann] füeren, so er baldest mag.' E. XIV.,
Schw Rq. ,Er [der Papst] bedürfte sich nit zu e., er
were sicher libes unde guotes.' A. XV., Bst'hr. ,1'as
der Waldmail und ander in der stat antiengend inen
zuo e.; dann sy sachend den Unwillen allenthalb.'
A. XVI., Waldm. ,A1s aber eegenampter N. von wegen
des mords, an sinem bruoder zuo Thun begangen,
sich muosst e.' Ansu. .Dann welcher mensch ist doch
so fräfen und unverschampt. der im nit entsitze, wenn
er ein schwär wichtige sach hat vor siner oberkeit
ze handien V Güalth. 1559. .[Als zwei vornehme Bei-
sitzer hörten, dass einer ihrer Verwandten vor das
Inquisitiousgericht zitiert war] traten sie zornig und
mit tröuwung ab, das ihm der official selbs schier
entsässe.' Wurstisen 1580. ,Wann ein Vatter Ettliche
seiner Kinder mit Ruotten straft, so will er, dass auch
die andern ihnen entsitze«.' JJBreit. 1629. S. noch
Boch (Bd IV 969): bennen (ebd. 1292); Be-rüemung
( Bd VI 934) ; ant-säss (Sp. 1372/3). Neben Synn. ,[ Einige
Herren lehnten sich gegen die Herrschaft Berchtolds
von Zähringen auf.] Des entsassent sich stathaft lüt
uf dem lande und vörchten kriege.' JrsT. ,Der land-
vogt [dem Teil auf die Frage nach der Bedeutung des
zweiten Pfeils ausweichend geantwortet hatte] merkt
wol, das im der Teil entsass, und sprach : Teil, nun
sag mir frolich die warheit und furcht dir nützit
darumb, du solt dins lebens sicher sin.' Aeg.Tschüdi
Chr.; ähnlich HBrennw. Chr. Erweitert durch einen
Gen. (Acc). ,Will man [F>eligions-]gespräch han, tüeje
man das an gelegnen orten, da sich kein frommer
gefar müesse e.' Zwingli. ,1m (Sich) nichts e.' .Dann
keinem einspennigen zuozemuoten, obman [des Schieds-
gerichts zw. den VO und Z] ze sin ... Wenn aber
ein ganz ort obman ist, die habend sich nichts ze e.'
1560, Aeg.Tschudi (Brief), gebrannter Wein, getrunken
von den Kriegsleuten, mache freudig [Bd 1 1273], dapfer
und mannlich, dass sie ihnen Nichts entsitzen.'
JRLandenb. 1608. Mit praep. Ergänzung. ,ab.' ,Ab
disen Worten entsassend sich vil bruoder.' Kessl. ,Es
sehynet by etlichen zuo vil unfründtlich syn, wenn
man die kranken mit verkündung des todts erschrecket,
die sonst vorhin inen ab demselben entsitzend.' Güalth.
1584. ,Wenn du nun gold bist, was darfst du dir ab
dem feur e.'f" OWerdm. 1564; .entsetzen'. Herborn 1587.
,Er [Gott] will, dass wir uns darab [ab der Pestilenz]
entsitzen.' JJBreit. 1629. .Etwas förchten, ab Etwas
erzittern, ihm e., contremere aliquid.' Denzl. 1677;
,ihm entsetzen.' 1716. ,vor.' ,Dass sich die Moabiter
seer entsassend vor dem volk, das so gross was.'
1531/48, IV. Mos.; .entsetzte sich Moab sehr vor disem
Volk.' 1707. .Das wir uns vor des himels gstirn nit
e. sollend.' Kessl. ,Abt N. entsass sich ouch vor in-
fall gemeiner löufen.' Vad. ,Man darf sich nit vor
im [dem Menschen] e. oder sinen vil rechnung ze halten.'
Güalth. 1584. .Dass . . . si nüt geton haben, darum
si sich vor den Helvetiern e. söltend.' JJRüeger 1606.
,Da man sich leider weder vor Gott forchtet noch vor
dem oberkeitlichen Gwalt entsitzet, allerlei Nulliteten
uszespreiten.' 1611, Z. .hinder.' , Jonas ist von Gott
berüeft worden, in die Statt Ninive zuo gehen ... Hinder
disem Bruof hat im Jonas entsessen.' F Wvss 1650. 1697.
,Ohne das dritt Gebott haben die Heiden ihnen hinder
dem Schweeren entsessen.' ebd. 1673. S. noch er-büwen
(Bd IV 1959); Sach (Sp. 98). Mit Obj.-(lnf.-)Satz. ,1m
nit e. oder förchten, etwas ze tuon, audere.' Fris. ; Mal.
,Ich entsass mir, wo es auss wölte, verebar quorsum
evaderet.' Mal. , Darumb alle oberkeit iro nit e. sol,
das die leer Christi inen möge schädlich sin.' Zwingli.
1765
1766
,Du solt dir uit e., dein tochter im zuo geben.' 1530/
1707, Tob. ,Dan er [der Abt] entsass im umerzuo,
ain stat wurd zuo rieh.' Vad. ,Dass sy iren nit dorft
e., sy käme umb das läbeu.' LLav. 1583. ,gege u': ,Dan
ir her und küng in dem handel gegen uns sich nie
habe entsessen.' alte Quelle. — ß) mit deutlichem
Acc. .So will ich morn mit üch gan Visp, und so man
mich lasst öffentlich reden, will mich dessen nit schämen
noch e.' ThPlatt. 1572. .Dass ich dan ... wo ich
Solches gewar worden [dass man mir einen Bing in
das Brot oder die Speise einschloss oder in den Becher
legte, um sich über nieine krankhafte Abscheu vor
runden Dingen lustig zu machen] übel dorab mich ent-
sessen hab, auch mich vor dem Erbrechen kum ent-
halten mögen.' FPlatt. 1612. — 2. unpers. Es ent-
sitzt-mi'h, ich entsetze mich Z (ältere, nicht bestätigte
Angabe). — En t- sitzen n. ,Die in der statt hettind
e. gehept, die ussern wöltind ze rieh und mechtig
werden.' 1444, Z BB. ,Ein e., das si villiclit von des
herzogen volk ergriffen werden.' 1445, BAM. ,Und sy
wurdend voll wunders und e-s ab dem, das im [dem
von Petrus geheilten Lahmen] widerfaren was.' 1531,
Apostelg.; ,sie sind mit Schräcken und Entsetzen er-
füllet worden.' 1707. ,Dass ouch die mächtig Türk und
soldan ein gross e. ab im hattend gewonnen.' Ansh.
.Was üppigen, verruochten muotwillens dieselbigen ...
lüt usstossend und daran gar kein schüchen noch ent-
sitzens hand.' 1548, Absch. — ent-sitzend: was zu
fürchten ist; Syn. ent-sitzlich. .Dieweil des kunigs ent-
sitzende grosse macht und schwere ungnad inen vil
schreckens bracht.' .Eg.Tschtoi Chr. — ent-sessen:
1. weit ab, entfernt wohnend. Vgl. ent-legen. ,[Die
Gemeinde LSchüpfh. begründet ihr Verlangen nach
einer eignen Kirche damit] das sy her ordentlichen
Pfarrkirche zuo Entlibuech so gar wytt entsässen.'
1601, Gfd. .Wenn nun Derselbig [der Gesundbeter]
su weit abgelegen und entsessen, dass er sie [die Mittel]
ihm persöhnlich nicht applicieren und anwenden ...
mögen, so ...' BGwerb 1646. ,[Der Gerichtsäss be-
kommt] wann er im selben Gricht wo der Amtsraann
ist gesessen, 5 ß; ist er aber weiters entsessen, also
das er ein Tag versäumen muss, 10 ß.' 1678, BSi. Bq.
, Weilen der Kläger ein frömbde und von hier weit
entsessene Person ist und sich allhier in grossem
Kosten auffhalten muss.' BGS. 1721. — 2. zu ent-s.lb,
befürchtet. .[Um] des römschen küugs und der Eid-
gnossen entsässnen uberval zuo verhüeten.' Ansb. —
Mhd. enttitzen, eig. vom Sitz sich eutfernen, aufspringen (vor
Schreck); vgl. Gr.WB. III 625; Fischer II 740 (auch ,eut-
süsseu' in Bed. 1). Zur Konstr. vgl. fürchten (Bd I 993/4),
Jiuch ent-eetzen 3 (Sp. 1669). In dem Beleg nnter ent-titzend
ändert Gr. WB. III 623 offenbar mit Unrecht in .entsetzend';
•■bd. III 621 u. ist in dem Beleg aus Fischb. 1563 .entsetzt'
für .entsitzt' (im lat. Original .extimescit') verlesen. Nach-
ahmung lateinischer Konstr. liegt vor in der Bibelstelle: .Sie
[die tugendhafte Hausfrau] entsitzt ihrem gesind ab keiner
winterkalte.' 1560, Prov., = nou timebit domui suaj a
frigoribus uivis. Vulg.; ,sy förcht ires hauses nit vor dem
schnee.' 1531 (nach Luther). — ent-sitzlich: zu fürch-
ten, schrecklich. ,Wau es zuo der waal [des Abtes]
kam, so geschach, was geschechen mocht, von dem
adel den burgern und puren, die iu disem fal ouch
e. warend.' Vad. ,Sölich anschlag [des Abtes] was ainer
stat zuo StGallen fiümbd und den gotshuslüten e. ; dan
er nit anders anzaigt, dan dass abt Uolrieh witere und
grimmere beherschung vor im bette, dan er vorhar
gebrucht.' ebd. .Die [Hunnen] warend nun ein grim,
e. und streitbar volk.' ebd. Auch in lobendem S.,
Furcht, Bespekt einüössend: .Dägenwert handlet und
regiert sinem Namen gmess, dann er ein grosstatiger,
frommer und lohlicher Fürst gewesen, so gar ernst-
haft und Jedermann e. gewesen, darum er ouch der
Gross zuogenant worden.' JJBieger 16uti. — Sonst
unbezeugt. — Ent-sitzung f.: = Ent-sitzen. .Darinne
wir ouch e. haben des uns allen wort ald unglimpf
davon entspringen möchte.' 1450, Schw (Gfd). ,Auss
e. des gmeinen volks [obj.].' Wdrstisen 1580. ,Ves-
pasianus hat sich auss e. ein weil besinnet, ob ihm
das keisertumb anzuonemmen.' ebd. — Mhd. entnitzunge
f., desperatio; vgl. auch Gr.WB. III 627 ; Fischer II 741.
er-: 1. sich (völlig) setzen (bzw. gesetzt haben),
zur Buhe, zum Stillstand kommen (bzw. gekommen
sein); oft in der Verbindung ,e. lassen.' a) sinnlich.
Von einer Wasserflut, fallen: ,Bis s wasser [der Sünd-
flut] so fast was ersessen, das wir der bergen höchste
spitz mochtent gsechen.' HvBüte 1546. Mit Bez. auf
die unaufgelösten Bestandteile einer Flüssigkeit:
.Buttensaft, öl, essig ... lass miteinanderen wallen,
lass ouch e.' Zg Arzneib. 1588. ,Das saft e. [stocken]
lassen'; s. sigen (Sp. 587). Bildl. vom bewegten Ge-
müt: ,Lass dein Gemüt von seinen Bewegungen zuerst
recht e. und geistlich still werden.' JJUlr. 1731. —
b) unsinnlich, a) ,üf einem e.', sitzen bleiben, von einer
Schuld uä. .[Sollte ein von den Eidgenossen geltend
geraachter Soldanspruch vom Papst nicht anerkannt
werden] weren wir in fürsorg, die ding wurden uf
unserm gnedigen herrn von Sytten [der der Mittels-
mann zw. Papst und Eidgenossen gewesen war] e.'
1510, Absch.; vgl. Sp. 1738 Mitte. ,Die sach ... ersass
uff einem landpfarrer ... ward darum ins halsysen
gestelt.' 1533, Z BB. .Diewyl ab der landschaft seltzam
reden kamend, das si unwillig ir galt usszugen um
land und vogtyen, deren si nit genussind, so ersass
die täll also allein ob der statt.' JHaller 1550/73.
,E., übrigsein, residere ; die Schuld ersitzt auf dir, residet
rei culpa in te.' Denzl. 1677. 1716. — ß) festsitzen,
stecken bleiben, stocken, erlahmen. Von Personen. ,N.,
der uss der massen seer in dem widertouff ersessen
und derhalben grosse schwäre gefengknuss erlitten.'
Kessl. ,E. an': ,N. sye ... begriffen gewesen mit einer
grossen krankheit ... dass ihm Niemand könte helfen
und alle Doctores und Arzet an ihm ersessen.' JLCvs.
1661. S. noch ersessen. Mit Sachsubj. ,Da das evan-
gelium an vilen orten ahnam und ersasse oder ver-
truckt ward.' LJüd 1531. ,Die sach erkaltet widerumb,
erligt, ersitzt (erlauwet, höret auf), refrigescit res.'
Fris. ; Mal. ,E., weder hindersich noch fürsich kommen,
considere.' Mal. Bes. auch von einem Unternehmen,
Vorhaben uä., unausgeführt, liegen bleiben, unter-
bleiben. ,Ee die verlümbdten buocher [von Job. Hus|
solte ainer abgeschriben oder verdolmetschet ... haben,
ee sind die [da die Druckerkunst noch nicht erfanden
war] umb des kostens, muoi und arbait wegen iTm-sm'H
und verkürzt worden, die sunst durch den truck in
klainein kosten meniglichen betten mögen zuo banden
gestelt werden.' Kessl. .[Zwei Gemeinden haben sich
zur Sehlichtung eines Streites vor geraumer Zeit] uff
vier zuogesatzten vereinbart; welliehes doch villiclit
uss vaarlässigkeit so lang ersessen, unz mittler wyl
zweu diser zuogesatzten von todes wegen abgangen
1767
Saz, sez, siz, soz, suz
1708
und der span zuo keinem enJ ald usstrag kommen.'
l.",::\ '/.. .Nachdem aber ... des franzesischen küngs
entschitung [Befreiung] . . . versumpf was, do ist
egemelte hilf der 6000 Eidgnossen ouch ersessen.' Axsh.
,Man mocht es aber nit zuo gang bringen und ersass
die Werbung [um das gewünschte Lehen], dass neunt
darauss ward.' Vau. ,Das [aus Geldmangel] der buw
unussgetragen e. müesste.' 1546, Z KB. ,Üisen her pst
ist von den Eidgnossen vil ghandlet worden des
puntschwerens halb; diewyl man sich aber der form
nit mögen verglichen, ist es abermaln ersässen.'
.THali.er 1550/73. ,Und ersass also des bapsts für-
nemmen.' HBull., Tig. , Diewyl solliches [die Aus-
besserung einer baufälligen Treppe] bisshar ersessen
und nüt endlichs darinne gehandlet, wellent mine
herren . . .' 1573, Z RB. Mit dem bischöflich con-
stanzischen Gesandten zu sprechen in betreff Aufnung
des Seminars zu Constanz, ,domit es nit ersitze.' 1596,
Abscii. ,Das Werk ist aber ersessen bis anno 1580.'
RCvs. (Br.). .Wann aber die Sach [ein Streit zw. Schw
und Z] bisshar also ersessen ...' 1625, Gl. ,E. üf':
,Uf dem ist es also bisher ersessen', von Schieds-
verhandlungen. RCvs. Mit Syn.: ,l)a ... ein zwyfel
ingerissen, als ob süllich ansechen [betr. künftige Aus-
zahlung eines Sitzungsgeldes an die Räte] uss mentsch-
licher bewegung villicht e. und erlöschen wurde, des-
halb [soll] zuo gruntlicher lüterung under inynen
herren, den deinen raten, widerumb ein urfraag ge-
halten ... werden.' 1546, Z RB. ,E. lassen.' ,Als an-
gezogen worden von N., sin Hardguot ze kouffen. ist
das von ml), abgeschlagen, und wellend es also e. und
ein guot sach sin lassen.' 15-10, ebd. ,Etwan wolt
ein künig gern etliche der sinen umbringen, aber sy
sind im zuo stark, er muoss besorgen, es möchte nit
on grossen schaden beschallen, muoss desshalb ein
sach e. lassen.' LLav. 1583. ,N. habe die sache [eine
Schuldforderung] zuo lang e. und anstan lassen.' 1592,
Z RM. — y) eingehen, aufhören, erlöschen; vom
Vor. nicht scharf zu trennen. Von Konkretem. ,Das erz
[-bergwerk im Bagnestal] ertruog anfangs vil, nach-
malen ersass es, do ersass ouch die bezalung.1 Assn.
.Das feür ist ersässen, dämpt und gestilt oder erlöschen,
ignis consedit.' Fris.; .Mal. Mit abstr. Subj., bes. von
Streitsachen, Kriegen udgl. .Damit so möchte der
span e. und ir und wir dadurch gerüewiget werden.'
1523, Aiisch. (B). ..Nachdem und die römischen keiser
Christen worden und alle durchäclitung in allen landen
ersessen was.' Vau. ,Der krieg ist ersässen, resedit
bellum.' Mal. ,[Ein Handel zw. 1! und Z] ward noch
wyter von beiden stetten zuo tagen angezogen ... und
ersaas doch entlieh.' HBull. 1572. Dass diese [Streit-]
Sache nach und nach ,e.' und sich günstiger gestalten
werde. 1614, Abscu. .Ziest ists [Unruhen und Kriegs-
gerüchte] widerumb als ersässen.' 1619, Z Sth. ,Er
achte, die Sach werde allgemach e.' 1012, Z Kyb. ,Als
aber nun der Aufflauff des Volks ... ersessen, seind
die Gestraften erschinen zu llanz.' Sprecher 1072.
s. noch er-sueehen (Sp. 221). Mit Synn. ,Uff söllichen
abschaid bin versachend wir uns, das diser span och
e. und ussgemacht bliben wurd.' Kessl. .[Weil] die
.in:.' iiiuuow gestillet und ersässen ...' 1546, Auscii.
,üie tuomherren band vermeint ... so einmal die hotten
verrytiud, wärdi es [ein Aufstand | also beruowen und
c.' 1565, Brief (JFabricins an 11 Bull.). ,Das Landt-
gschrei ist zeletst widerumb ersessen und erlöschen.'
RCvs. (Br.). ,E. undzergän'; s. Bd IV 1554. ,E. lassen',
bes. von einer anhängigen Streitsache; vgl. ß. .Soverr
sy die [Streit-]sachen in künftigem lassen e.', wolle er sie
selbst an die Hand nehmen. 1476, Bs Chr. .[Wir Ehe-
richter] werdent heftig ussgricht und hinderrett, wir
lassindts also e. darumb das sy [die an einem Prozess
beteiligte Frau] eins Zunftmeisters dochter sige.' 1524,
Z Ehegericht. , [Urteil:] Diewyl sy den handel hat
wellen e. lassen, wo man sy nit bschriben ... so
achtends die eerichter kein ee syn.' 1541/3, ebd.
,Und aber die Sachen dermassen beschaffen, das nit ze
tuond were, die e. ze lassen.' 1570, Z RM. ,Die
spennige zehendenssach uff dem langen acher one
recht nit e. lassen.' 1575, ebd. .Dann die Länder sindt
yffrig uff ihrem Glouben und wärden die Sach nit so
e. lassen.' Kunkelstibe 1655. ,Das recht e. lassen.'
,[Man habe] im recht fürgeschlagen, welches er,
Stampfer, abermallen e. lassen.' 1591, Z. .Weil er
darzue ouch das Rächt mit N. ... nit geüebt, sonders
e. lassen ... so habend die Richter ...' 1611, Z. Neben
(bzw. wechselnd mit) Synn. ,Die vergangenen und
vertragenen hendel weite er ouch beruowen und e.
lassen.' 1541/3, Z Ehegericht. ,Übglych sy die sach
also liessind beruowen, wurdindts die eegoumer nit e.
lassen.' ebd.; nachher ,erliggen lassen.' ,Myn herren
solliches [Schmähreden eines Messpriesters] ungerecht-
fertiget nit hingaan ald e. lassen könnind.' 1577, Z RM.
,Alle rechte fründ Gottes [haben] wider abgötery, gottes-
lesterung... ghandlet und nit alle ding... ungestraft
hingan und e. lassen.' LLav. 1577. S. noch Sp. 526
Mitte. ,E. (ver)bliben.' ,[Z antwortet den seine Ver-
lnittlung erbittenden Rechtsgegnern:] Wann klein und
gross Räht zusammen kommen, alsdan wolle man
ihnen ein freundliche Antwort werden lassen. Hiemit
hübe die Sach e.' 1563, HOHüber, Chr. ,Dass aber
N. weder das Einte noch das Andere Werks teilig
gmacht und allein uff Gefähr hin die Sach e. verblyben
lassen.' 1661, Z. Insbes. mit Bez. auf rechtliche An-
sprüche. Der Abt lehnt gewisse Forderungen des
Hofes Kriesseren ab mit der Begründung, es seien
diese Ansprachen seit 45 Jahren , ersässen.' 1545, Auscii.
, [Die Gemeinden Th Ober- und Niederwil beklagen sich]
wie das schultheiss und rat zuo Frouwenfeld ... innen
die fassnachtheiineii zegebeu uffzeleggen understandint,
das sy aber nie schuldig gewesen ... ouch sy by 30
jaren darumb angesprochen und aber ersässen.' 1570,
Z RM. ,[Der Tu Landvogt wollte von der Witwe des
hingerichteten Untervogts Wirth] 1000 gl. nenien für
alle ansprach. Wie wol sömlichs durch den rat Zürych
abgestellt und durch fürpitt der drü orten [Bs, Sun
und Ap] gestillet ward mit der zyt, dass es ersaas.'
HBull. 1572. Öppis e. lä", ,ausser Recht fallen, kraft-
los werden, verjähren lassen' B(Zyro); ZO. , Diewyl
N. ... syn grechtigkeit [auf einen Leibeignen] nit e.
lassen, so solle er by syuer grechtigkeit blyben.' 1573,
Z UM. — 2. a) bis zu Ende (einer bestimmten Zeit) sitzen.
,Bad 9 Tag nacheinander, den raste eine Stund vor
.Mittag und eine nach Mittag; wann aber Eins so schwach
wäre, dass [= dass es] nicht e. könnt, so muss es desto
länger baden, bis es die Stunden erfüllt.' Arzneib.XVII./
X VIII. — b) ,ad molestiam usque sedere.' Id. B, dar-
nach (V): .durch langes Sitzen steif und starr werden,
so dass man nicht mehr auf die Beine stehen kann'
B (Zyro). — ?,. fr., wie in der nhd. Rechtsspr. ersitzen,
zli. ein Wegrecht B; Gul'r.; Tu. Dass der Christoph
ITC.!'
Saz,
-' llih,i"ye" a"teaehsi und-seeh nätU-ti-nä°'> nes Becht
itf d' Herrschaft ersitssi. RtTavel 1910. — er-s8ssen;
1. a) entspr. 1 bß. ,E. an': ,Also dass sine [des Luther-
tums] widerfechter, der babst und alles babsttuom,
an eigner wer, nämlich gotswort, verzwytlet und er-
sässen, der irdischen Kirsten gwalt ... ansuochten.'
Ansh. — b) entspr. lby. Erneuerung und Aufrichtung
.der alten e-en lachen [Bd 111 998]' zwischen dein
Zehnt StUrban und dem Dorfzebnt zu Ludlingen.
1533, L (Gfd). .Nach e-en Unruhen [sind] die Sachen
dahin verglichen worden, dass . . .' Sererh. 1742.
,E. und verjart' uä. .Erlangung oder eigenschaft
durch langen brauch erlangt, so ein ding verjaret und
ersässen ist, usucapio.' Fris. .Sollend die Gült-
brieffen, von denen in zechen Jahren einanderen nach
keine Zinsen bezogen, verjaret und e. syn.' B GS.
1615; ähnlich 1620, AABr. StR. — 2. entspr. 3: Die
Untertanen der thurgauischen Gerichtsherren massen
sich an bei Verleihung der geistlichen Pfründen die
rechten Patrone von ihren .göttlichen, natürlichen, er-
erbten und e-en' Lehensgerechtigkeiten zu Verstössen.
1530, AßSCH. - Mhd. ersitzen; vgl. Gr. WB. III 9SÖ; Fischer
II 844, ni Bed.ei-Zi Bd III 1211). — E r- Sitzung f.:
1. entspr. Bed. lby. .Sollend derjenigen Gläubigeren,
die uff gehaltenem Geltstag nit völlengklich befridiget
worden, Ansprachen und Forderungen in gar kein E.
noch Landtsgwärdt verfallen syn.' I! GS. 1615. —
2. entspr. Bed. 1. ,X. in ZFeuerth. verlangt gestützt
auf E. die Eigentumszufertigung ihres Gemüsegartens.'
Z Amtsbl. 1888.
üs-: 1. aussteigen, an Land gehen; Gegs. Ins. ,Sy
haftend wynd nach wyllen, darum sy vast bald an dem
poit warend, da sy u. wottend.' Morgant. — 2. fern
von der Kirche, abgelegen wohnen, oü.; s. Bd I 553.
üs-ge-sessen : auswärts wohnend, auswärtig. .Das
der vorgenant N. betrachtet hett den ferren, schweren
kilchgang, och merklichen gebresten, so die genannten
von überglatt, Niderglatt [usw.] und ander usgesäsen
kilchgenosen oft und dick erlitten bettend mit mangel
und gebresten der heiligen, wirdigen sacramenten, das
inen die ze verr gesin weren.' 1482, Z. ,Das enkein
lediger talrecht, alprecht noch ander gerechtikeit
erben solle, er sy ioch uss- oder inngesessen.' XV./
XVI.. ÜUrs. TB. ,So oft ein vogt ... die statt-
knecht ... by dem eid berüefen und ervorderen wurde,
jemand frembden oder usgesesen zuo byfangen ...'
1535/78, AaK. StR. ,Und Hessen wir doch selbs ein
anderen sterben, dass nicht ein Pradicant den anderen
aus seiner Residenz unterstunde zu Verstössen bei
lebendigem Leib mit Hilff ausgesessner Prälaten.'
.IJBreit. 1631. Subst.: ,Wass dann die Parteyen ...
und vorderst den Kläger belanget, ist derselbe ein
Aussgesessener, muss derselbe dem Vogt gnugsame
llinterlag tun ... Ist aber der Kläger allliier wohn-
haft [so muss er nur ein Gelübde ablegen].' 1527,
Wurstisen 1779.
ver-: 1. ver = (örtlichem) vor, für. a) (Ei"'m) der
Vhii: r-, durch Sitzen versperren, .einen Platz ein-
nehmen, der Einem nicht gehört' H; Gi. and weiterhin
Settigs Lumpe'colch brUchl Ei"m nid </< beste" Platz
-'!■., /li. im Eisenbahnwagen B. ,[N. klagt] uff die
alten II.. dass die schalklieh und frefentlich ein Stegen
versäss ... und weit inn nit sin holz dalassen hin uff
tragen. [Ein Zeuge bestätigt] daz si an der stegen
sass und in nid weit liinul' lassen.' 1:177, /. RB.
b) vertreten: .Einen v.. alterius oecupare locum.'
Denzl. 1677. 1716. - 2. ver = über (einen Zeitpunkt)
hinaus, a) red., zu lange sitzen bleiben Ap; Bj '/..
Da hcin-mer-ins jit: arg verdampel >""l versesse" B.
S. noch recht (Bd VI 215). — b) tr. a) = übers. 2b. ,Deu
twing v.' ,Wo einer dem andern twing kündet für die
siben und der, dem twing kündt ist. kumpt nit und
versitzt den twing . . .' 1518, Schw LB. ,Ob yeman
dem andern twing versitzt [Titel]. Min herren ...
band angeseclien die gefärdt, so etwellicbe bruchen
mit twing v.. biderben lüten ir recht damit zu ver-
hindern, und band deshalb gesetzt: Welliche ... denen
twing verkundt wirt, und sy versitzen den und halten
das recht nit ...' 1537, ebd. .Den Zins v.' .[X. schuldet
59 Stücke Korn als Erbzins.] Die selben zinse er hat
versessen.' 1328, ZBirm. ,üü zinse v.< 1336, L. .Wer
ouch, das dhein huober oder schuopuosser synen zins
versäss diu jar, das er nichts daran geb. so wer das guot
zinsvellig.' XV./XVL, ScnLaut'en Offn. Mit Angabe dei
den Zins bildenden Leistung. ,Were ... das wir die
zehen mütte kernen iekliches jares nicht richtin . . .
ze egen[anntem] zil und lichte übersessen, so süln
wir ... die zehen mütte kernen, die wir danne des
jares zuo den [1. .dem'] egenanden zil versessen haben
ze richtenne, gebunden sin ze gebenne.' 1333, /..
.Zweuzig vasznachthüencr, die sin vater sälig versessen
hat.' 14H4, Z. Mit pron. Obj. .Wer mit der vade ver-
leidet wird, der büesset minem herren probst :'. ß;
und nach dem gehütet man im fürbass; als dicke, so
es versessen wirt, so sind dem herren 3 ß verfallen.'
1253, Z (nach jüngerer Kopie). — ß) durch .Sitzen- (in
Bed. lbß) verabsäumen, vernachlässigen. .... solle
minem herr schulthess und den zwelf raten, damit sy
ir grossen sorg, müey und arbeit ein wenig ergetzt und
das ir [ihre Angelegenheiten] nit ganz ob der statt
sachen und hendlen v. müssen, jerlich ... geben ...
werden 15 Ib. haller.' 1509, AaB. StR. - c) intr., von
Pfändern. .[Das Kloster war für rückständigen Sohl]
pfand ze setzen guoter mass getrungen, deren ain tail
versass', ging wegen versäumter Einlösung verloren.
Vau. — 3. ver = vollkommen, bis ans Ende, a) intr.,
mit Sachsubj., festsitzen; Syn. versetzen ?ft«(Sp,1679).
a) eig., stocken, sich stauen; vgl. in-*. Jh 1) von einem
Brunnen: ,Der brunnenmeister sol ... die brunnen
verggen und die im jar einest allenthalben durch-
ziechen, wo sy v. wellent, wider ufftuon.' ZElgg Herr-
schaftsr. 1535. — 2) von schädlichen Stoffen im Körper.
.Wermuot ist ein guot krud, es vertritt ... alten
schlim, der in dem üb versessen ist.' Konstb. 1474. —
3) uneig. ,Dis handlung [die Ketzerei des Hus] versas
und us disem funken ward ein allerschädlichest für
und brunst.' Salat, Ref.-Chr. — ß) stecken bleiben, ins
Stocken geraten. Männeklichen mag es wol vornan, da-
mit ein guot wärk nit versäss. isi es geschehn us Gottes
gläss.' 1578, W Blätter. Mit .lassen' : Wenn auch die der-
maligen Konjunkturen zu wirklicher Betreibung des
Restitutiousgesehäftes nicht für günstig angesehen
werden, so wild doch befunden, dass man dasselbe
nicht ,v.' lassen dürfe. L758, Absch. - b) mit pers.
Subj. a) von Leibeignen, die Zeit bis zum Ablauf der
Einspruchsfrist des Leibherrn an einem Orte zubringen
(und dadurch frei werden); vgl. i-ifjur.n 1 (Bd IM
66). .Was ouch eigener lütc und harchomener Inte
Im ach versezzen sint oder hienach bi uch \>i
in eleu leiten un versprochen lieh jar und tag, als üwci
1771
fcaz, sei, 811. suz. suz
1772
recht stand, die sullent ir halten und schirmen, als es
von alter harchomen ist.' 1359, AaB. StR.; überein-
stimmend für AABremg. .Welicher in die herrschaft
Baden zücht ... versitzt er jar und tag, das ime nit
nachgevolget wirt von sinem herrn, ob er eigen ist,
so mag ein landvogt der herrschaft Baden alle ge-
rechtigkeit zuo im haben.' 1514, Abscb. Abs. ,Ob
aber ... iemandg in unserer herren landtschaft und
oberkeiten gesessen, der oder die eines andern ...
fürsten lybeigen ... und nit nach der guldinen bullen
versessen werend, die alle sollend sich ... der lyb-
eigenschaft abkoufen.' 1545, Bs Rq. Refl.: ,Wo ein
eigen man oder eigen frowe harin kunt und jar und
tag hie bi ime selben sitzet ... unversprochen, das
den denne darnach die stat für den iren halten ...
sol, wenne er sich denne versessen hat. Doch so ist
er nüt von des versitzendes wegen burger noch zolles
tri.' XV., ebd. — g) übh. sitzend verbringen, meist mit
tadelndem Nbsinn Ap; B und wohl weiterhin; doch dafür
häufiger ver-hocken. Er tuet ganz Tag* numV so v. B.
D' ZU v. Er versetzt di ganz ZU im Wertshüs Ap. —
y) durch .Sitzen' aufbrauchen Gl; Tu; Ndw und
weiterhin. Geld c, ,für eine Wohnung an Miete oder
Zins aufwenden' Gl. Vil v., ,in kostbarem Hause viel
Vermögen als Hauszins brauchen' Ndw (Matthys). —
4. mit deutlich pejorat. ver, (eiu Kleidungsstück, Möbel)
durch (achtloses, häufiges) Sitzen verderben B; Gl; Sch
St. (Sulger); Tb; Ndw; Z. — Ver-sitzen n.: 1. ent-
spr. Bed. 2a, ,das zu lange Sitzenbleiben' Ap (TTobl.).
— 2. entspr. Bed. ob a (s.d.). — ver-sessen: 1. a) ent-
spr. Bed. 2b a, rückständig, ausstehend, fällig, von
Leistungen. ,V-e(r) zins'; häufig im XV. / XVI., zB. :
.Allen den v. zins, so man uns schuldig ist.' 1399, Z.
,A. ... hat geweret all versesen zins. B. [hat] gen
-I ß von versesnen Zinsen.' 1402, Z (Steuerbücher des
Fraumünsters). ,Die güeter, da versessen zins uffstand.'
1414, ZKn. Offn. ,Und huffoten sich die zinse einer
uf den andren, daz der versessnen Zinsen und des
houptguotes sovil waz, daz ...' Just. , Alle versessen
zinse, so inen die von Mülhusen schuldig sient.' 1474,
Bs Chr. ,25000 rünsch guldin houptguotes mit allen
versessnen Zinsen.' DSchill. B. ,Uszrichtung der ver-
sässneu zinsen.' 1491, Z EM. ,Xun sige den den tuom-
herren der hof Sagenhusen ... nach fryer gandt recht
umb die versäsnen grundzins verstanden.' 1523, Z.
,Wie er das guot, das N. besässe, an der gant, wie
recht were, umb versässen zins bezogen.' 1527/9, Z RB.
,Wer sin glegen guot verkoft und zins daruff stat und
die selben versessnen zins nüt sait ...' 1529, Ap LB.
.Desshalben ich den genanten mit recht umb min ver-
sessen zins fürgenomen.' 1530, S Wbl. 1846. .Noch
so sol keiserlich majestät [bezahlen] ob 60000 gülden
versessner zinsen.' Ansh. ,A1s ettlich zins 400 guldin
minen herren vomspittal unbezaltufstond[l. us-], wellen
min herren dieselben versessnen zins dem spittal nach-
lassen.' 1553, Sch Ratsprot. ,80 fi. houptguots ... sambt
20 fl. für die versessnen zins.' 1573, Z RB. S. noch
Be-zieh-Brief (Bd V 498); Ge-rieht (Bd VI 332); Ab-
richting (ebd. 399); sümig (Sp. 966 u.). ,V-e stur' uä.
.Unser anforderung der versessen burgstüren halb.'
1533, Z Missiv. ,I)ass wir uns ... damit für all ver-
sessen burgstüren ... was unz uf Martini allernächst-
künftig verfallen, güetiklich settigen.' ebd. ,Ain sum
gelts, nüw und alte versessne stür.' 1535, GT. Rq.
5. noch loider-rechnen (Bd VI 126). ,V-e pensioi.'; s.
schon Bd IV 1394. ,\Vie eiu stat Bern den franzesischen
pund bestät und v. pension nam. [Der Bischof von
Lausanne riet B] bi der franzesischen vereinung ...
ze hüben und die versessnen pensionen ze nemen.'
Ansh. ,[B kauft die Herrschaft Signau] von herrn
LvonDiesbach um 10 tusent krönen versesner pension,
am küng von Frankrich inzebringen.' ebd. Erweitert:
.[Xiemand soll] diehein pension, prorinzion, gnad noch
dienstgelt, miet, gab noch schenken, si sigint versäsen,
zuogesagt und gefallen, oder die hinfür Jemen zuo-
stan, verheissen und zuogesagt möchte werden ... nüt
nämen.' Edlie. Von Naturalleistungen. ,Für allen
den v. frechthabern und zins, so biszhar ussgestanden
ist, [soll man] fünf malter haber [geben].' 1409, Z.
,Die reicheren Leute sollen die zythar uffgeschlagnen
und versessnen Tinkelgarben ussrichten.' 1618, Z
Birm. Von Mist (vgl. Mist la Bd IV 538): ,[A. hat B.]
die reben geliehen mit solichen gedingen, wenn er
[B.] ein missbuw täte, dasz er [A.] dann darumb den
bluomen möcht angriffen in pfianzwise umb die miss-
buw und umb den versässnen mist, den er [B.] im
v. hat' 1399, Z RB. Mit Synn. .[Das Kloster Gnaden-
tal klagt] gegen N. wegen versässnen und gevalnen
zins an der badstuben ze Lenczburg.' 1465, Ai.
,. .. sollen bemelt heid tochtern den versessnen und
ustendigen zins, hievor gefallen dem hus Wedischwil ...
bezalen.' 1515, ZBub. ,Alle versessne und usstondt
zins uszrichten und bezalen.' 1539, Bs Rq. ,Der ver-
sässen und dngewärter zenden [soll] ufgehept syn.'
1573, Z RM. — b) entspr. 2 c, verfallen, verjährt,
von Schuldforderungen udgl. ,Söllichs [soll] als ein
verlegne und versessne alte schuld ... ufgehebt syn.'
1575, ZRM. ,V-e ansprach.' , Alle versessne ansprachen
wurdent [von den habgierigen Abten] verneuweret.'
Vad. ,[Die Eherichter] haben den N. der ee und irer
[der Klägerin] lang verjareten und versässnen an-
sprach ... ledig ... erkannt.' 1555, Z Ehegericht. —
2. entspr. Bed. 3a. a) entspr. 3a al. Von Wasser-
gräben. ,Die versessnen Gräben uffem Wydenriet ...
öffnen und selbigen Herd uff... daran stossende ruche
Äcker führen ze lassen.' 1682, Z. Von Gewässern,
stagnierend. .Das die gedacht güll nit die rechte Thur,
sonder ein alt v. und verlegen wasser [sei]. Das des-
halb soliche güll als ein v. wasser ... der herschaft
Andelfingen ... heimgefallen sin solle.' 1536, Z Flaach.
.Hinder dem closter uff dem blatz by dem versessnen
wyher.' 1579, Z RM. — b) entspr. 3aa2 ZO. Zwänzg
Herdöpfel iss-i'h, kein einzige" mer, und grad ist-mer
Alls wie r. Stütz Gem. — c) ». stingge", von wenig
gelüfteten Hosen, die bes. infolge des flatus ventris
einen üblen Geruch haben BsStdt; doch vgl. auch
ver-sitzen 4. — 3. a) v. ufÖppis, wie nhd. auf Etw. ver-
sessen, erpicht Aa; Ap; B; L; G; Th; Z; wohl allg. Er
ist heillös drüf v. Uf de" Wi", uf (d)'s Spile" v. (si").
Darum isch 's Liseli e'so v. ufdie Tanzstunde". J Allens-
pach. — b) wie i\, besessen BSi. D'Gi'ss springen umha'
wie v. DGemp. 1904. — Ver-sitzung f.: entspr. 2c,
das Erlö'schen, die Verjährung eines rechtlichen An-
spruches (vgl. auch Ersitzung 1). .Wann der Vergälts-
tager... nach volzoge nemGältstagmeh rund ander Guet...
überkommen wurde, da sollend darumb derjenigen Glöü-
bigeren, die uf gehaltnem Gältstag nit vollenklich be-
fridigot worden, Ansprach und Vorderungen in gar kein
V. ... gefallen syn, sonders soll der Vergältstager solche
syna verlürstigen Glöübiger uswyssen.' 1620, AABr.StR-
177-4
Mhd. vtrntten (bes. in Bed. 3). Vgl. Gr. WB. XII 1340 ff.;
Sandeis II 1112o.: Schm.* II 348; Fischer II 1389. Zur
Bed.-Entwicklung vgl. im Allg. die tw. synu. etr-hockm iBd II
1124), -ligm (Bd III 1212/4), »ach er-Htzat. FiirBed.3ba
ein Beleg aus Säckingcn »om Jahre 1275 bei JVetter 1864,
165. Bed. 3 des Ptc. geht doch wühl von (eine, refl. Ver-
wendung der) Bed. 3 des Vbs (festsitzen) aus: vgl. ßr. aaO.
1346, ferner cer-narren S n (Bd IV 784), -rannen 2b (Bd VI
«671. Im folg. Beleg ist .Versitzung' sicher verschrieben
• .der verlesen für .Versetzung' (vgl. Ver-setzuny I Sp. 1686,
auch Ver-mtzing Z Sp. 1590/1): ,Wo ein ehevolk zusarmnen-
komnien mit heirat und eins dem andern äker bringt, »vis*.
heusser, zins oder v. auff güetter ... solle alles wieder ge
erbt werden und für eigen erkannt.' 1592, PFoffa 1864, 210.
vor-: vor Andern sitzen; Gags, näch-s. Subst. Inf.:
,l)ass sich zwüsebend den cristenlichen fürsten und
potentaten des vor- old naebsitzens halber zankh und
spann erhept.' 1562, Widmüngsschr. 1875 (Tu i. Mhd
Vorsitzen: vgl. auch Fischer 11 1673.
füre"-: sich weiter nach vorn setzen, zB. in der
Schule, Kirche Ap; B; Th; Z und weiterhin. Wer
bei mangelhaften) O'hÖre" eine der vordem Bänke ein-
nimmt, fürha sitzt, kann Allz verstä", was 'bredeget
wird. Barnd. 1911. Insbes. .von den Konfirmanden,
in der Kirche die vordem Sitze einnehmen, um den
Religionsunterricht zu empfangen' Ap(T.). — Füre°-
sitzer(i°) Fönse'tzerfi") : ,der Kontirmandus (die
Konfirmanda)' ApT. (T.).
ge-: 1. a) sich vollständig setzen. G's. län, entspr.
sitzen 3, von trüben Flüssigkeiten (zB. Wasser, Wein)
udgl. mit Bez. auf die darin enthaltenen festen Teilchen
GüNuf. ,R[ecipe] gelöschen kalch und schütt wasser
daruff und los daz wol ges.' Kdnstb. 1474. — b) sich
festsetzen. ,Du muosstest den einfaltigen etwas um das
mul strychen, damit die flügen diner leer daran gs.
könntind.' Zwingli. — c)in Temporalsätzen mit Präs. im
perfektischen S., sich gesetzt haben und daher (bereits)
sitzen. ,Wa einer dem andern sprichet, du lügest, oder
ander versprochen wort vor den [1. dem] richter, darnach
so er ze richter [1. .richten' '?] gesitzet, der sol es bessern.'
1347, BSi. Rq. ,Weler aber inwendig etter[s] gesessen
ist, kompt der nit zno dem gericht, e daz der vogt
gesitzet und man drystunt gelütt, wenn denn der vogt
gesitzt, so sol der, so dann nit da ist, dry Schilling
pfenning ze buoss geben.' 1420, ZBass. Offn. ,Wenn
ein Amman zu Gericht gesitzt und das Recht angefasset
wirdt, so soll er mit Niemand! zuo Rat gan, bis das
die Sach mit Minn oder mit Recht betragen oder an-
gestellt wirdt' 1605, Sohw Rq. — 2. (bis ans Ende)
sitzenbleiben; vgl. ge-hocken 1 (Bdll 1124). ,[A. klagt]
B. und C. ... habent gehaderet je so lang, das hin-
danach er, der kleger, zu B. sprach: Biss rüewig und
gesitz!' um 1500, ZHöngg. Entspr. sitzen ifcß: ,Das
jedem [Ratsherrn] zuo haltenden ratstagen, so er von
anfang biss zuo end gesitzt, zwen batzen ... werden
[sollen].' 1546, ZRB. Mit Hülfsvb: Erhet nit g's. möge",
hat zu wenig Ausdauer gehabt GßNuf. — 3. a) mit Pat.
P. a) ,Ges., so das weible dem mennle gesitzt, subsidere
masculo dicitur foemina in coitu.' Mal — B) erweitert
durch einen Gen. der Beziehung, sich Jmd zu einem
bestimmten Zwecke zur Verfügung stellen. .Einem einer
rechnung g.' ihm Rechnung ablegen. ,[Der beklagte
Knecht eines Salzhändlers erklärt] wenn denn sjn berr
käme, so wollte er im [dem Kläger] einer rechnung
ges.' 1473, Z RB. ,Das N. sine rödel ouch dargegen lege
und inen uff ein nüws einer rechnung gesitze, was
er inen doch ingenommen hab.' 1511, ZElgg. Unsinn-
licher, zugestehen. ,Kein billigkeit [kann] üch eiteren
üwers gjts ga., damit ir üwer Heisch und bluot ver-
setzind', indem ihr eure Kinder aus Habgier zu einer
Heirat zwingen wollt. EBull. 1540. ,[Man setzt einen
Tag fest] damit dann sie sich nicht beklagen können,
dass wir ihnen keiner Gütlichkeit wollen ges.' 1557.
Absch. Mit Synn. ..Mit ... zollen und Schätzungen, so
er [PvHagenbach] über die Eidgenossen und die iren
ufgeleit ... hat, des doch die Eidgnossen im deheines
weges gesitzen noch das vertragen woltent.' DScbill. B.
,So können wir üch üwers begerens nit willfaren noch
geä., sonder ...' 1544. Z (Schreiben an Sch). — y) mit
Ace. statt des Gen. .Einem einen trunk g.', beim Zu-
trinken erwidern, Bescheid tun: ,Da s umb die eilften
kanten was, kein trunk ich keinem nie me gsasz.'
GBinder 1535. — b) mit Dat. S., sich einer Sache unter-
ziehen. , [Taggeld an die Räte] damit sy den ratspflichten
inn allweg destbass gewarten und ges. mögint.' 1546,
ZRB. — g«-s8sse° 11: 1. entspr. 1 a. Von Heu, das
sich gesetzt hat GRNuf. En g'sessne' [Heu-]ScocA\
Entspr. subst. G'sesse*s. Von Zieger. ,Das sj nu ze
mal die feissen gesessnen ziger geben, ein stein
umb 2 6.' 1429, Z StB. ,Das man gebe ein stein l'eisses
zigers, der wol ges. ist, umb 23 den.' ebd. ,Ein pfd
kümichten ziger um 3 und gesessenen ziger um
4 pfenning.' 1500, Scu Chr. — 2. entspr. 3 b. .Einer
sach g. sin', derselben gewachsen, fähig sein. ,N.
sich aber des [der Übernahme des Ehegaumeramtes]
sparrte ... diewil und er nit guotwillig, ouch zno
jung und der sach nit ges. ist.' 1533/8. Z Ehegericbt.
,Es sol ouch [für den Kriegsfall] ein ieder, so der sach
ges. ist, uf sin schloss und behusung nach notturft
büchsen und darzuo lüt verordnen.' Ansh. — un-g-
II: Gegs. zum Vor. 2. .Dieselben von Bornen [haben
bisher] einen weibel uff zwej jar, der etwa dazuo
unges. oder untugenlich gewesen, erweit.' 1552, '/.
Rq. 1910.
Amhd. gi-, gesitzen. Vgl. Ur. WB. IV 1, 4126; Fischer
III 530. Zur Bed.-Entwicklung vgl. im Allg. ge- (Bd II
46/50), ferner ge-hoektn (Bd II 1124), -ligm (Bd III 1214).
Bed. 2 des Vbs scheint anderweitig nicht belegt, doch die
daran anschliessende Bed. 2 des Ptc. auch bei Gr. WB. X 1 ,
1281 (aus Fischart). Die Belege unter Bed. 1 des Ptc
könnten auch zu sitzen gestellt werden.
nider-ge-: = ge-s. la; s. Fergging (Bd 1 1012).
hinder-: als ,Hindersäss' wohnen; s. Sp. 1359u.
Subst. Inf. : ,NN. sind in irem beger abgewissen des
h-s halb und ... söllent sich uss miner herren gebiet
machen.' 1564, Z RM. S. noch Hinder-Sitz (Sp. 1731 u.).
— hinder-ge-sessen. ,Dass alle h-nen gehörig zu
Gryffenberg [bei ZGrün.] dem herren ein vassnaeht-
hennen geben ... sollent.' 1475, ZWetz. (Abschrift des
XVIII.). — hinder-sitzig: = /i.-s«.«i>(Sp. 1377):, Die
Genfer [haben ein Burgrecht mit F] ufgericht ... Als
sich des herzogen [von Savoyen Boten, die die Rechts-
giltigkeit dieses Vertrages bestreiten] eines Wortes
undertan oder hindersässen, in den pünden vergriffen,
zuo behelfen gemeint, da aber sich noch nit erfunden,
dass ein statt Genf dergestalt undertan oder h. sye,
wiewol des herzogen lande darumb gelegen, wie dann
ein statt Basel in dem fürstentumti < Isterrych und noch
ander rystett gelegen und doch nit undertan noch
hindersässen genannt [werden, so wird das Burg-
recht anerkannt].' 1530, Absch.
1776
unter l)i-s. —
ach einem Ai
n ider-: 1. von Personen, a) sich niedersetzen, Platz
nehmen. Silzed nider! zum Gaste lis. I'1' sitze" nid
nider, i'h macht no°h wachse", Weigerung Platz zu
nehmen B; vgl. dazu: , Lieber min vetter, sitzend nider
an üwer ort. Do habe N. zuo antwurt geben: ich sitz
nit nider, ich muoss lang werden.- 1596, Z. Mueter,
ge''t-em [dem Abendbesuch] Schnitz, dass-er nidersitzt'.
Grolimunii 1010. Min Schatz ist en Chrügtl und ich
In" ntui gross, und wenn-i'h uidersil.c", so g'seltt-iner
mi'h bloss ZStäfa. Was muess-ieH iez mache"? X. und
lache"! Z. Öppis mucs'-me" tue", nie" mues» e n. ZW1.
S. noch r.v (ßd 1 510); Bing (Bd VI 1072), auch Sei
(Sp. 704). ,Also schweig N. still und sass nider.'
ZwiNGLl. ,N. sye bi der herdplatten nidergsässen und
da gelägen.' 1548, ZKyb. ,N., residere; lieber, lassend
uns u., resideanms si placet' Fris. ; Mal. ,Ich will
da mit meinem Herzkäfer nidersitzä.' Tyrolersp.
1743. — b) spec, sich zu einer Beratung, (Gerichts-)
Verhandlung uä. niedersetzen. ,Uff das hau ich mich
der iro stöss und zwayung ... angenomen und baiden
pavtyen tag ... gesetzt; und als ich als ain gemain
mann nidergesessen bin, so haben die von Schauer
kilehspel ze Zusätzen zu mir gesetzt NN. . . . Und
sigent also ze sament nidergesessen und haben baid
obgenant partyen umb all ir stösse und zwayung ...
verhört.' 1458, NSksh (Kirch.) 1872. ,Desglichen so
werdend ir mit den übrigen unserer Eidgnoschaft orten
oucli n. und daran sin, damit durch si harzuo ge-
williget ... werde.' 1499, B (Instruktion an seine
Hauptleute im Felde). ,Er [der G Abt] sie mit etwas
geschäften iez zuomal beladen; aber sobald er wider
gen Roischach köm, welle er zuo inen n. und aller
spennen guetlich und früntlieh mit inen ains werden.'
1489, G. ,Soll ein vogt n. [und] richten by dem schob,
ob er darumb angerüeft werde.' XV./XV1., ZWen.Otfn.
,So Christus kumpt, den ich senden wird, derselbig wird
n. ... und wirt das sylber reinigen und die sün Levi.'
Zwinhli; vgl.Maleachi3,l/3. ,[üie Herren NN.] söllendt
yetz in den osterfyrtagen n. und mit dem münzet des
schlegschatzes halb machen und überkumen.' 1559,
FHaas(L). ,Das beid partygen unverzogenlich mit ein-
andren n. und rächnen söllind.' 1580, ZAnd. Dass ...
4 Männer von den obern und 4 von den untern
Höfen ... mit einem Bat zu StGallen ,n.' und ver-
suchen eines Weinlaufs eins zu werden. 1641, JGöldi
1897. — 2. von einem Lastwagen, sich einsenken. ,Item
se soll ouch ein jeglicher, der den grossen zehenden zuo
Gütingen in dem zehendenstadel sammlet, einem herrn
järlichs ein wagenfuoder strows geben ... War aber,
das er überluod und der wagen nidersäss, e er usser
dem stadel kam, so sond die hinderen 2 linder einem
zeltender verfallen syn.' XV., TüGütt. (Schaubg). —
Mhd. nidersitzm; vgl. Gr. WB. VII 797 (mit eiuem schwz.
Beleg zu 1 b).
be-: 1. tr. a) bei, auf Etw. sitzen, einen Sitz ein-
nehmen. ,Nun kommend har. ir band nüt gessen und
mynen disch noch nie besessen.' Meinrad 1576. ,Sin
ort, stat b.', seinen Platz einnehmen. .Sollent ouch ir
[Gerichtsbeisitzer infolge zu späten Erscheinens] des
tags dhein Ion vom rat innemen und dest minder nit
uwer stat bes. und in den sachen das best tuon nach
wysung disz eids.' 1520, Bs Rq. ,Wellicher der zehen
[Eichter] derselben zit nit da ist oder erschint [soll
gebüsst werden] und ... dest minder nit denselben
tag ... sin stat bes. und urteil sprechen.' ebd. ,Wol har,
hinin, ir herren [Richter] dort: ein ieder bsitz sin
gwonlich ort.' Meinrah 1576. S. noch Küchen-Ort
(Bd I 487); Tag-Satzing (Sp. 1600). Symbolisch von
der Ausübung der Regierung: ,141* an dem lii. tag
meien, do schied unser heiliger vater, der bapst Mar-
tinus, von Costenz [wo er dem Konzil beigewohnt,
hatte] gen Rom und besaz den stuole ze Rom.' Z ( Ihr. X V.
In übertragenen Verbindungen, a) ,das gericht (recht)
b.', seinen Sitz darin einnehmen, ihm als Mitglied an-
gehören; vgl. e. und s. auch schon BdVI 273.336/7. .lud
soll derVogt das Gericht bes. und besetzen mit den rechten
Freiheiten.' XIV., Wcrstisen 1770; vgl. Bd I 1268. .Item
es sol och ain waibel in abwesen ainshofamans das hof-
gerich't bes.' G Hdschr. ,Wer auch in denselben ... ge-
richten zu Gryffenberg gehörig, siben schuh weit ald
breit gut hat ... sol zu denselben zwei Jahrgerichten zu
kommen schuldig syn, die zu bes.' 1475, Schaüd. Rq.
(jüngere Abschrift). ,IchN., schulthess der statt Zürich,
tuon kund ... das uff hat ... für mich in orten, verbannen
gericht, als ich das daselbs ... besessen hau, komen
sind NN.' 1491, AaB. Urk.; ähnl. noch mehrfach. ,Das
gericht sol mit 24 mannen besetzt werden und sollen
die das landtgericht also bes. und recht sprechen.' 1490.
Tu. ,Die gerichtzlüt werden schweren zuo dem gericht
gehorsam ze sind und das trüwlich zuo bes.' 1503, Bs Rq.
.Besitzend [.besetzet.' 1667] das gericht widerumb, dann
sy habend valsche zeugknuss wider sy gesagt.' 1531/48,
Sus. ,So der herr [Gott] sin gricht bes. wirt, tuot er
si [die ungehorsamen Kinder] bi dem fluoch ouch
bliben lan und heissts in ewig verdamnuss gan.' Salat
1537. ,[LJud] hat das eegricht allzyt besessen.' JJi'n
1574. ,Undt ward das Gericht allwegen besessen utt'
bemelter Kilchstegen.' RC'ys. .Wenn er [der Gerichts-
herr N.] die Wort gredt ..., so seye er nit wärt, das
er mehr das Gricht bes.' 1603, ZGrün. S. noch Zue-
satz (Sp. 1566). Entspr. ,Uen rät b.' .Sodierechenherren
uff die ratstag by einanderen sind und lenger dann der
rat sitzend, soll der obrist knecht hinuff gaan und
dieselben, als ob sy den rat besessen betten, bezalen.'
XVI., Z. .Etlich miner herren, so den rat sunst nüt
bim gernisten besitzend.' 1525, EEgli, Akt. ,Vernante
burger, so ... kleinen und grossen rat ... hond be-
sessen.' Ansh. ,Den kleinen rat halten und besitzen
des herren vogt, sin ratsman sampt der von Elgow
dry raten mit einandren.' ZElgg Herrschaftsr. 1535.
, Jedem ratsherrn jerlicb, diwil er den rat besitzt, sollen
10 gülden geben werden.' 1544, Sch Ratsprot. ,Peter,
ein duochferwer ... hat ander der ritterschaft und
adel den rat besessen.' 1586, Bs TB. 1851. ,Min gnedig
Herren, so diser Zeit den kleinen Rat besitzend.' 1634,
Z. — (J) .einen tag [oä.] b.', daran teilnehmen. ,Den
ratstag b.' G Hdschr. Der schwierigen Umstände halber
habe man dem Boten [von B] diesmal doch noch ge-
stattet, den Tag [der XI Orte] zu ,b.' 1525, Absch. ,Und
nimpt mich wunder, dass die das concilium ... be-
sessen habend, joch ... so unbesinnet sind xin, dass ...'
Zwingli. , Wir haben auch ... die zwen vorbemelten
hierurab von beiden Teilen angesetzten Tag besucht und
besessen.' B Rechtst. 1691. — y) .ein rechnung' [oä.] ,b.\
darüber sitzen, prüfen; vgl. die Anm. ,So sollend ein
schützenmeister und sechs ... den gemeinen gesellen
ein rechnung geben und b., ob sy des begerend.' 1553,
Z. ,Alss dann etwan nach gegebnen vögtlichen
1777
Saz, sez, siz, soz, suz
1778
Rechnungen Wittwen und Weisen oder dero Gefröndte
begären mochteml, dass dieselben Rechnungen wider-
umb uff ein nüws Übersechen und besessen werden
sölltend ... soll unserm Schultheissen und Rat heim-
gesetzt syn, derglychen nüwe Erdurungen hievor be-
sessner Rechnungen zu bewilligen oder abzeschlachen.'
B GS. 1615. — b) Einen (auch Etw.) behexen; aus-
gehend von der bibl. Besessenheit durch Dämonen; vgl.
das Ptc. Zunächst vom Teufel. ,Tüffel, die das wasser
besassent [von einem Zaubertrank, der Einen um die
Sinne bringt].' BossH.-Goldschm. ,Dem hat der tüfel
s herz besessen, also das er mortlicher tat syn bruoder
ztod erschlagen hat.' Ruef 1550. ,Der Tüfel hat in
bsässen wie Judas den Zwölffbot.' XVII., Lied.
Erotisch: ,Din hendly wisz ... din roter mund hand
mir min herz besessen.' GBinder 1535. — c) belagern;
Syn. be-ligen (Bd III 1214); besetzen (Sp. 1694/5). Oft
im XIV./XV., zB. : ,Also fuor der herzog herdan und
besass Neuenbürg und brach die bürg. ... Also zog der
herzog für Wil und besass das och. ... Do liess sich
in der stat bes. graf Hainrich [usw.]. Und do si etwa
lang besessen waren, do begund die burger ze Wil
der arbait verdriessen.' Kucbim. 1335. ,Daz si in [Ritter
von Brandis] in der vesti besassen und darin wurffen
und schussen frevenlich füre.' 1378, BSi. Rq. 1912.
,Wäre och, daz man jeman bes. wurde, so süllent wir,
die von Zürich . . . den costen einig [allein] haben.'
1408. Gl Urk. ,[Die vom Bistum Lüttich] vertribent
den vorgenanten bischoff und besassent in in der statt
Mastriel me denn mit hunderttusend manen.' 1408,
Bs Chr. ,Harumb wir [Die von Aarau] als die, so in
kranken muren mit keinen werlichen sachen gewarnet
und ane allen trost besessen, belegen, begriffen und
gefangen waren, daz wir uns in keinen weg anders
entschütten noch erretten konden ... [mit Bern und
Soloturn] in früntlich ... tegding komen sin.' 1415,
AAAar. StR. ,Der küng von Behem . . . wolt den
römschen küng Ruodolf besessen han in der statt ze
Wien.' Z Chr. XV. S. noch Ösen (Bd I 549 o.); bärlich
(Bd IV 1435); Ge-säss (Sp. 1373 u.). — d) bewohnen (und
bewirtschaften); oft in Verbindung mit (bzw. im Gegs.
zu) ,inhaben, bewonen' uä. ,Und do der wolf ertödet
was, der fuchs des wolfes hus besass.' Boner; hier wohl
in ingressivem S.; vgl. Sp. 1778u.). ,So das jar veilouft,
so mögent sin [des Mörders] erben das husz [welches
geschleift worden war] wider buwen, ob sy wellend,
und bes. das hus fryglich [unentgeltlich], alsz das
[=dass sie] dem herren vormals sechzig Schilling geben.'
XIV. XV., Aar. StR. ,N. habe ... daz slosz by 12
jaren ingehept; er habe daz aber nit besessen und läse
das zergon.' 1489, Waldm. ,In der äptissinen hof,
den ietz der amman besitzt.' 1542, Z RB. ,Die [Feste
Urstein] was von den bergleuten so vil geschediget und
zergenzt [1. -gengtV], das man si weiter nit bes. kond;
und was aber ein alt haus, das die von Urstein genant
vor dreuhundert jaren besessen.' Vad. ,Ein wilde ...
in dero man wäld, teler und rauche gebirg hat und
[die man] dannoch besassen und gebuwen hat.' ebd.
,Diewyl obgemelte spennige güeter ... vor den 40 jaren
von der gemeinen allmend zogen, zuo den holen ge-
teilt und bisshar also ingehept und besessen worden.'
1562, Z Rq. 1910. ,Da ... ir [Derer von Stein] alt
rathusz jetz von einem burger besessen wird.' 1583,
Z. ,Ob Einer, der ein Eigenschaft hat, deren Lehens-
gewerd eines Anderen wäre, in Willen käme, dasselb sein
Schweiz. Idiotikon VII.
Lehengut in selbsteigener Person zu bes., zu bauwen
und inzuhaben, so mag derselbe Lehensherr die Lehen-
schaft dem Lehenmann wohl abziehen; [doch] dass
er dasselb Gut selba besitze und ein Jahr und Tag
innhabe.' 1645, BSi. Rq. ,Wenn ein Frömder in einer
Gemeindt Etwas ererbt, selbige Güeter Selbsten bes.
und bewohnen will, oder sich darin einweihet ...' 1652,
TuHw. Arch. ,Ein Landmann oder Bawer im Land
Entlibuch ... er besitze so vil Cutter, als er hat ...
so gibt er doch nicht mehr [Abgaben] dann obgemelt.'
LE. Manifest 1653. ,So mag der Käuifer ... den ge-
tanen Kauff... inhaben, bes., bewerben, nutzen, niessen
und brauchen.' 1748, ZHorg. S. noch Hüs-Ern (Bd 1
462); Erb-Fall (ebd. 739); setzen (Sp. 1608); Hinder-
Sitz (Sp. 1731). Für und Liecht b's. Ap; L; s. Bd I
941; Bd III 1052; suechen (Sp. 215); für ,bi für und
liecht sitzen'. — e) (ein Amt) innehaben, ver-
walten; vgl. a a. ,[N. soll veranlassen] das sin sun
in zweyen manoten] ... anheiinbsch komme und sin
pfruond besitze, oder min herren wellen die ouch
[weiter] liehen.' 1496, Z RM. .Jeder Priester, er sei
Pfarrer, Chorherr oder Caplan, soll seine Pfründe
selbst bes. und versehen und Niemand mehr eine Ab-
senz von den Pfründen nehmen noch geben.' 1525,
Ahsih. .Ettlich schriger ... so alein in iren nutz düster.
ouch vogtygen und pfruonden besitzen.' 1531, Z. .Abt
Grimmwald, welcher im jar Christi 840 von küng Lud-
wigen ... das closter zuo StGallen lehensweis zuo
bes. ... verorndt was.' Vad. .Weiss ich wol, das du und
dini Eiteren zuevor und ehe sy ins Regiment kommen
synd, gar Nüt gehan und vermögen hand. ... Nun aber
wil ir jetz das Regiment besitzend, sind ir also zu
grossem Guet komen.' 1645, Z. .[Strafe für Ehebruch:]
Zweijährige Einstellung für Die, so Ehren und Ämter
besitzen, oder Unfähigkeit zu denselben.' B Chorg. 1787.
S. noch an-fechten (Bd I 665); an- fallen (ebd. 753). —
f) (als Eigentümer) besitzen; in der MA. durch haben,
ge-hören ersetzt. Mit beliebigen, auch abstr. Objekten.
,Dis bischaft si zuo den geseit, die da went an erebeit
wollust, lop und ere bes. iemer mere.' Boner. ,Gott weit,
das wir das ewig leben besitzind, amen.' Z Chr. XV.
,Weun man die rychtag nit begert, so besitzt man
sy; wenn man die begert und lieb hat, so besitzend sy
uns.' Zwingli. ,Bes., innhaben, in seinem gwalt haben,
possidere, tenere; ein anderen lassen sein guotbes. und
guot laben mit im haben, etwas mit eim gmeinlich und
unverteilt bes., possidere aliquid communiter cum aliquo;
übergäben ze brauchen und ze nutzen oder zuo bes.,
utenda ac possidenda bona alicui tradere.' Fris.; Mal.
,So wend wir doch in Gottes Reich wieder zusammen
kommen und dort bes. die höchste Freud, da Christus
ist in Ewigkeit.' 1664, Tu Lied. .Wenn alte ... Per-
sonen arm wären und auch kein eigen Ver gen !»'■-
sitzten.' 1754, Gl LB. S. noch Halb-Vich (Bd I 649);
Ge-nöss (Bd IV 819) ; entsetzen (Sp. 1668). .Gewaltiglich
b.': ,Dannan vuortens in zehant mit eren in sin künig-
rich. Do er daz besaz gewalteklich, zuo zim do sin geselle
kan [=kam].' Boner. ,Für Eigentum b.'; s. Kirchen-Satz
(Sp. 1557). In Besitz nehmen; vgl. Sp. 1777. .Besitzend
üwere seelen mit gedult.'LI.Av. 1577(1 b.M's. von Luc. 21,
19 iviVj'jJiou.ov^uu.ievv.xTiaEsy'äti; 'rT/-xf')'xwn; .gewinnet.1
1868). Si händ gseit, si sollen nummen wider hei und
ire alten Freiheiten bs., und uänn si dann der Alt
welle darvo triben, so uellen si si schützen und schirmen.
GesprXob 1712. — g) wohl als Nachahmung von fn
1779
Saz,
178(1
(se) posseder. ,Den Stoff b.', beherrschen. ,Der Verfasser
muss den Stoff bes.' Sintem. 1759. Refl., sich (seine
Leidenschaften) beherrschen B (auch lt St.); „L"; Ta;
„Z"0.,Stdt. Erhet-sic''nümme"chönne"b's. , Uli kochte
es hoch im Kopf; indessen besass er sich.' Gottb. ;
so noch mehrfach. ,Kaura wusste er [der eifersüchtige
Gatte] sich zu bes., um nicht in den [Tanz-]Saal zu
stürmen und Babette herauszureissen.' Stütz 1852.
.Solange sie hofte, sich rächen zu können, konnte sie
sich bes.; aber itz fing sie an zu weinen wie ein Kind.'
HPest. 1787. , Immer noch sucht sich Hummel zu b. und
sagt dem Anschein nach gelassen [usw.].' ebd. 1790. ,Du
Volk am See, besitze dich! Kein Volk ist dir an Wohl-
stand glich; und disser Wohlstand er vergeht, wenn
Hochmut ihm zur Seite geht.' 1795, Lied des Pfarrers
Müller von GRebst. an die aufständischen Bauern
vom ZSee; Antwort darauf: ,Uas Volk am See besitzet
sich, es weisst wohl, was ist Recht und Pflicht.' —
2. ,das erecht b.\ ersitzen. ,Es ist och unsers hoffs
recht, das ein frouw, so si iren eman überlept, ire
erecht ein jar, sechs wuchen und dry tag mag bes. ane
argen lümbden.' 1475, Z Rq. ,Wann ein Frau by ihrem
Mann nach ehlichen Rechten gesessen ist ein ganzes
Jahr, sechs Wochen und drei Tag und, wann dann
darnach ihr Mann abstirbt ... ohne Mann ist ein ganz
Jahr [usw.], die Frau hat ihr Ehrecht besessen und ihr
Das gelangen mag. [Stirbt der Mann vorher oder bleibt
sie nicht so lange Wittwe] so hat sie ihr Ehrecht nit
besessen und sol ihro auch Nichts gelangen.' 1586, Z
Erbr. 1831 (modernisiert). .Glychergestalt wann ein
Hofmann bei seinem Weibe gesessen ist ... ein ganzes
Jar [usw.], so hater sein Ehrecht besessen.' ebd. ,Wann
ein Hofmann sein Ehrecht besitzt nach des Hofs
Recht, der erbt seines Weibs fahrend Gut. ... Stirbt
aber ein Weib, eh dass ein Mann sein Ehrecht be-
sessen hat, so erbt der Mann das Fädergewand.' ebd. —
3. intr., sich setzen, von der Käsemasse Schw; vgl.
be-ligen 2 (Bd III 1214). ,Wenn der Käse [im Kessel]
fein genug ist, lässt man ihn b's.' — be-sitzend:
zu besitzen If; im Kanzleistil des XVI. /X VIII. oft
in pass. Bed. ,üas undervogt N. von sinen bes-en und
inhabenden achtenthalben jucharten vier küe uff einer
gmeind zuo Rieden allgmeinen weidgang ... gan lassen
solle.' 1570, Z Rq. ,Syn bes-e Mülli.' 1603, ZGreif.
,Das ... von dem überlebenden Ehegemächt besitzend-
oder verwaltende Gut.' G Erbr. 1721. ,Die ünvoll-
kommenheit der bes-en Gnaden.' JJUlr. 1731. .[Das
Holz] zu seinen übrigen in gleicher Peurt [s. Bd IV 1653]
bes-en Gemächern gebrauchen.' 1747, BSi. Rq. 1912. S.
noch Sp.l718o. — b'-sesse": l.,B-er rät' = , gesessener
r.' (Sp. 1750); vgl. besitzen lata. ,[Die Basler haben]
den truckerknecht, so das ain [Schraähbüchlein] ge-
druckt, für ain besessnen rat beschickt.' 1537, Absch. —
2. a) (nach der biblischen Vorstellung) von einem
Dämon, Teufel besessen, ,ossesso, forsennato' PAL;
durch die Bibel in der MA. allg. bekannt. ,An herr Y.,
kilchherrn zuo Entlibuoch, harzekommen und N.s sun,
der bes. ist, understan ze helfen.' 1481, B RM. ,Sy
brachtend zuo im alle kranken ... die besässnen und
mondsüchtigen.' 1530/1707, Mattb. und noch oft so in
der Bibelübers. ,Vil der blinden, malzen, stummen,
bsessnen.' Aal 1549. ,Uff der gesandten . . . von
Uowyssen und Kleinandelflngen bitt, inen den arbeit-
seligen knaben, da zuo besorgen, das er mit dembössen
nebent syner krankheit besessen, abzuonemen, ist an-
gesehen, das der knab in spital gefüert [werde] ...
und söllent sy hierby zuosehen, ob söllichs uss bösser,
angenommener wyss oder us besessene des bössen von
im beschehe.' 1565, Z RM. ,Geschwigen der herlichen
Miraclen, die Gott nach stäts . . . durch diss heilig
[Schweiss-]Tuoch würkt, es syge mit Entledigung be-
sessner Menschen und anderer Unheilsamer.' RCvs.
S. noch Sp. 456 o. Inder leb. MA. nur im Vergleich. Wie-
n-e(n) B's-er, wie verrückt. Ödel, bist verstört? G'lachet
hed-er hinder-mer dri" a's wi-n-e" Verrucktne ', wi-n-e"
B's-er. — Jö, Katri", der Ödel ist verrückt. JPioos
(L). Gew. wie b's., wie verrückt, begriffssteigernd bei
Verben Aa; Ap (nach T. vulgär); B; Gr; L; Schw; Th;
Ndw; Z. 1) mit leb. Wesen als Subj. Tue" wie b's.,
sich ungebärdig stellen. Schaffe", zuehaue", chratze",
louffe", ranne" [usw.] wie b's. — 2) mit unpers. Subj.
Es tuet wie b's., vom Wetter Ap. Das gät, lauft wie
b's., sehr schnell Ap; Tb ; Z. Es [das Velo] laift wie b's.,
im Galopp und schnuited an-ech dur'^e". Ndw Volksbl.
1897. Da süset der Schütte" wie b's. durchab. Kinder-
garten 1906 (Z). — b) als begriffssteigerndes Adj. und
Adv., arg, schlimm, verflucht, schrecklich, furchtbar
uä. a) als Adj. Ap; Gl (Volksgespr.); Gr; GT.; Ndw
(Matthys); U. En b's-i Bande" sind d' Engeländer,
höchst unangenehme Leute U. Als blosse Verstärkung
bei Schimpfwörtern. En b's-er Cheib, Chog, Kärli.
En b's-i Roffertfui: ü, Ufpasseri" Gl (Volksgespr.).
Bei Abstr. Vor <'em Hüss ist es Ung'hür, dass het-mer
e'so e" b's-er Streich g'g'en, dass-ich fast umg'hit bi"
GrV, En b's-e'' Stuck, ein gar arger Lumpen- und
Bubenstreich GRNuf. (Trepp). En b's-i Lugi, abscheu-
liche Lüge GrD. (B.). Dil verflüechti, b's-i Misti [ün-
reinlichkeit] U. .4 b'hüet-i"s trüli'h, was doch Das für
e" b's-i Hoffert ist i" der Stadt omhe"! AHaider 1839.
Prad. 's ist wörli'h g'ad b's., ic* chäm-der bim Töfel
nömme" dra" he", ich könnte mich nicht darauf be-
sinnen. JMerz. Subst. Neutr. Ich ha"-se aber rau" a"-
g'schnüzt, e" B'sesse"s g'hau'-e" mifem Schnell. EFeurer.
— ß) als Adv. Bei Verben Ap; Gl; Gr; G; dafür auch
b's'esse" massig Ap; GMs. 7c* b'longe" b's. drüf GGrb.
'stuet-mer meineid b's. we. EFeurer. Me" luegt-ne"
[den Sperling] wie de" L'swurf unter de" Veglen a",
wil-er gere" frisst und b's. schrit. Bühl. (GrOIjS.).
Er hät-mi'h b's. uff der Mugge" Gl (Volksgespr.).
'shett-mi'h denn glvh b's. g'wonderet, was das auch für
en Landsma"" sei. JHartmann 1912. Bei Adj. und Adv.
Ap; Gl; Gr; L; G; Schw; Uw; ü. B's. frö, guet, hübsch,
schön, wüest, rieh usw. (si"). Es het-mer b's. vil z'tue"
g'gi" GlH. Er hat b's. u"g'fellig Charten üfg'lese" G.
D' Chile sind doch b's. u"rüebig Gl (Volksgespr.).
's Bröd ist so verfluecht b's. tür Schw. B's. guet, wol
(schwätze" chönne" uä.). Für di Arme" sorgt d' Ober-
kät auch b's. guet. JMerz 1836. Das ei" [Liedli] hat-
mer gar b's. guet g'falle". CStreipp 1907. Dö hed-me" ...
'globt, das Chriege" gieng denn glich b's. g'nöt. HKFrick
1900. — fül-: verst. besessen 2a Schw. Syn. f.-ver-
ruckt (s. d. Bd VI 857). Nur wie f. Wege" jedem Dreckli
tuet-si wie f. MLien. D' Boss hend üse"g'schlage" wie
f. ebd. 's ist e" wildi Sturmnacht g'si"; d' Wulche"
sitid g'stobe" ä's wie f. ebd. Erweitert fül-vogel-b's. ;
s. Bdl691M. — tüsi"f-: a) wie das Vor. Ap. Wie
t. latiffe", zahle", hörndle" usw. — b) verstärktes be-
sessen 2b. letz . . . göd off e"mol en Grampöl ond t"
t-i Chogeten a". JHartmann 1912. Der t. gross Wasser-
schlette". ebd.— Besess(e)ni ,-ne' f.: Besessenheit.
17X1
Sa,
17-.'
,Und befinde er us synem Gsicht und Geberden, wie
ouch den verstentlichen Reden, so er getan, by inie
villmehr ein Bsessne, dann aber ein Taubsucht.' 1636,
Z. S. noch besessen 2a. — Mhd. besitzen; vgl. auch Gr.
WB. I 1G25. 1617; Saudeis II 1 1 1 1 ; Sclim.5 II 3 17 (in anderer
BeJ.); Fischer I 919. Aa Jeu folgenden drei vom gleichen
Schreiber herrührenden Stellen erscheint durch Mischung
der Ausdrucke ,ein rechnung b.' (s. oben 1 ay) und , einem einer
rechnung gesitzeu' (s. Sp. 177:Ju.) in gleicher Bed. die Konr
struktion .einem einer rechnung b.'; wob] individuell. ,A.
begerte derhalben zuo vermelteni B. einer rechnung. [B. er-
klärt, unter einer bestimmten Bedinguug] weite er im einer
rechuuug bes.' 1580, ZAud. ,N. begertein rechnung vou inen
zu haben, was sy ... bar usgeben. Uf solich syn begären
im dhi'in ander bescheid winden, dann so er ... sy uslösen,
weitend sy ime einer rechnung bes.' 1581, ebd. ,Sover nun
der cleger ein gmeind von den drygen gwcrbeu uszlösen,
wellend sy im eiuer rechuuug bes.' ebd. — Be- sitzer m.:
1. Mitglied eines Gerichtshofes; s. Bd VI 343 o. —
2. Bewohner; s. Sp. 1361. — 3. Inhaber (zB. eines
Amtes, Gutes). ,Ira Jahr 1821 wurde jeder Kuhbesitzer
[von TuAad.] verpflichtet, einen Beitrag zum Ankauf
des Zuchtstiers zu leisten. Dem Zuchtstierhalter,
Hagenbesitzer, wurde die Stier- oder Hagenwiese (ein
Stück Gemeindeland) zur freien Benützung über-
geben.' JNater 1898. ,Nach dem Tode des Widmanns-
bes-s fällt das Widmannsgut [zur Nutzniessung (unter-
lassenes Erbe] wieder an die rechtmässigen Erben der-
jenigen Person zurück, von welcher das im Widmann
besessene Gut eigentümlich herrührt.' Schw Widmanns-
gesetz 1830. .Zwüscuent der gmeind zuo Wyssen-
dangen anweiten eins, so danne den bes-n des Kelnhofs
daselbs, andernteils [ist ein Prozess anhängig wegen
des Haltens des Zuchtstiers].' 1570, Z RM. S. noch
Sp. 1573o. — 4. Besitzer, Eigentümer. ,Ob etwar us
geb in pfancz wis eines ander guot, wenn der bisiczer
gewürtig [!] ist und das nit widerspricht, dar nach
mag er das nit widersprechen.' XIV./XV., Aar. StR.;
in der andern Übers. ,der ... des das guot ist'. — Mhd.
baitzasre; vgl. Gr. WB. I 217; Sanders II 1111c. — be-
sitzlich: 1. bewohnbar. ,Wo man wölt schüren in
der statt ufrichten, soll nit gestattet, sonder ver-
schafft, das hinfür uss schüren und etlichen Stallungen
bes-e hüser gemacht werden, damit die schüren für die
statt hinuss gezogen und gesetzt werden.' 1493, AaBi\
StR. — 2. besitzmässig. ,[N. wurde] von des gerichts
wegen des kouffs in ruowige, bes-e gewere undgewaltsami
gesetzt.' 1458, AaB. Urk. — Mhd. besitzlich in Bed. '2. —
Besitzung f.: 1. Abhaltung (einer Verhandlung); vgl.
besitzen la^. .[Nachdem Einer seine Klage anhängig
gemacht hatte] erfolgte die obrigkeitliche Weisung zur
Bes. der rechtlichen Freundlichkeit [s. Bd 1 1307], mit
welcher Rechtshandlungen anheben mussten.' HPest.
1787. — 2. a) das Wohnen. .Personliche b.': ,Ein
priester sol ... die pfrüend mit personlicher, wäsenlicher
bes. libs und guots selbs versächen und vollbringen.'
1493, AiBr. StR. — b) Wohnrecht. ,Min herren ret
und burger [haben dem N.J alle besoldnng abkhent,
bisz an die bes. der behuszung uff Dorf, das Rütihusz
genennt, dar inne er syn leben lang one zins sitzen
[dürfe].' 1570, Z RM. — 3. a) das Innehaben, die
Nutzung, Nutzniessung (einer Liegenschaft, eines
Rechtes), oft übergehend in die Bed. faktischen Be-
sitzes. ,In (der) b. (inn)haben, sin.' ,Der künig sy in
rüewiger bes. des herzogtumbs Meiland.' 1499, F. ,Die
lantschaft, so dasselb hus Savoy jetzunt in rüewiger
bes. hin hat' 1500, BSi.Rq. 1912. ,So erklagten sich die
machtboten von Helfentschwil, wiedasire fordern einen
wald ... lange zit ingehept und des in bes. gewesen als
ir eigentumb; und aber durch einen ... abt zuo Sant
Gallen irs eigentumbs entwert und entsetzt ... darumb
sy den [Wald] nit mögen nutzen und niessen wie ire
fordern.' 1525, G Rq. ,üas ain gotzhus ... das [eine
Abgabe] in alter langwiriger bes. ingehept.' 1535,
ebd. .Welcher ein ding [Abgabe], das bisshar gäben
ist, nit mee gäben wil, sol erwysen, dass ers nit
schuldig, und nit, der in der bes. ist, sin bes. erwysen.'
1558, Brief (HBull. an JFabricius). ,Der kelhof, so
N. etliche jar lang schupf- und hantlechenswise in bes.
gehebt.' 1579, Z. ,[Eine Witwe] habe diss spenig holz
armen lüten, ouch ain tail darvon in spital zuo Stain,
wellicher dann söllichen tail noch disser zit in bes. [hat]
vermacht' um 1600, Z Sth. ,Bi der b. beliben.' ,Sin
gnad trüwe, by siner langwirigen bes. zuo beliben.' 1527,
G Rq. 1906. ,N. sol by der offnung und langwirigen
bes. on wyter beschwärd und intrag genzlich belyben.'
1550, Z Rq. 19 10. ,Sich der b. behelfen', vor dem Richter,
.üiewil herr abt zu Sant Gallen sich allein behelf siner
bes. und kein ander brief und sigel darumb darleg.'
1525, G Rq. ,Sover N. nit bewise, dass dise zwen müt
kernen umb gelt erkouft werind, behulfe er sich der
langwirigen bes.' 1572, Z. ,B. und brüch(ung).' ,Das
gotzhus Sant Johann [sei] semlicher gewaltsam] und
gerechtikait uff dem vermelten guot unzhar lang zit
in pruchung und rüewiger bes. gewesen.' 1480, G Rq.
,In alter bes. und bruch ; in langer bes. und altem bruch.'
ebd. ,By der alten bes., altem harkomen und bruch
hüben.' ebd. ,Die bes. und brauch eines gebeuws oder
bodens, possessio.' Fris.; Mal. ,In Übung und Bes.'
von Etw. sein. 1565, SchwE. Arch. ,B. und niessung
(nutzung).' .Damit sy und iro nachkomen an der bes.
und nutzung ... der bemelten bergen und alpen dest
hebiger sin und plyben mögind.' 1575, BSi. Rq. 1912.
, Sollen wir nicht verlangen nach der völligen Niessung
und Bes. der Herrlichkeit?' JMever 1700. ,B. und ge-
wer.' ,So hab ich mich für mich, min erben und
nachkomen verzogen ... aller gerechtigkeit, vordrung
und ansprach, aller eigenschaft, lehenschaft ... rödlen
und geschriften, bes. und gewer ... so ich oder min
erben an ... miner gerechtigkeit des Schlosses Altlikon
gehept haben.' 1477, Z Rq. ,Desshalb sin gnad ver-
hoft, by sinen urbarn ... och by der langen bes. und
gewer [des kleinen Zehntens] ze bliben.' 1525, G Rq.
,In vollkommen rüewig Gewer und Bes. setzen.' 1606, Z.
Mit Adj.; s. auch schon vorher. , Künig Herman ordnet
[zum Abt von StGallen] einen mönch auss der [Reichen-]
ouw, hiess Wernhar, der aber nien zuo ruowiger bes.
kam.' Vad. .[Die Gemeinde Bäretswil erbringt Be-
weise] das unsere vorfaren inen den hof W. ... zuo-
gesprochen, uss welichem allem wir [der Z Rat] der
antwurteren rechtmessige und gnngsame bes. erlernet.
1558, Z Rq. ,Werend sy gnoter hoffnung, ire herren
hotten die elter bes.' 1572. Z And. ,Man solle sj by irei
alten Bes. schirmen.' 1603, ebd. .Wer einiche Gtteter,
si sigend ligend oder fahrend, eigen oder ander Gtteter,
so er erkauft hätti, ein Vierteljahr in gewöhnlicher Bes.
hat, derselb soll nach Verscheinung eines Vierteljahrs
gar Niemandts darumb zu antworten haben.' 1645, BSi.
Rq. 1912. Vom Besitz in streng rechtlichem Sinne. ,Die
b. eines guots nach dem geheiss und gebott des richters
1783
öaz,
z, siz, soz, suz
1TS4
einnemraen, bona es edicto possidere.' Fris.; Mal.
,Nach lut und besag brief und siglen, so wir darüber
in bes. oder in hents gehept.' 1537, G Bq. 1906. ,Zum
andern [erfordert die Verjäbrung] ein rächtinässigen
Titul der Bes., dardurch Einen zum Herren des Guets
werden mag. Rächtmässige Titul aber sind als Köiif,
Erbsehaften, Schenkenen, Vergabungen, Ehestürn,
Tusch, Spruch und derglichen.' 1620, AABr. StR. —
b) konkr., Besitztum, Grundbesitz. E" schöni B'sitzi"g
(nicht volkst). ,Ein bes. oder guot, das einem fürsten
heimfalt ausz mangel des erbens, caduca et vacua
possessio; einen bei seiner bes., bei hauss und hoff be-
halten, retinere aliquem in sua possessione; eines jeden
bes. und eigenguot oder eigentuom, regnum.' Fris.;
Mal. — Mhd. besitzunge f. ; vgl. auch Gr. WB. I 1 629 ; Sanders
II 1111c; s. zur Sache auch Possm (Bd IV 1736).
bi-: 1. bei Jmd, Etw. sitzen. ,Beis., assidere, con-
sidere, desidere, insidere.' Fris.; Mal. ,[L)er Patron des
Schiffes] dem ich bywylen war bygesessen zuo sehen,
wie er das schiff nach dem compass wysen und leiten
könnte.' JMal. 1593. ,Und söllent bemelte Amptlüt so
wyt müglich selbs persönlich oder, so es nit syn mag,
Andere an ir Statt den Rechnungen bys.' B GS. 1615;
vgl. besitzen lc. Spec, den Beisitz in Rat oder Gericht
haben: ,Als dann domalen [auf der Jahrrechnungs-
tagsatzung zu Baden die Übwaldner] nit by und nebent
unsern [der Nidwaldner] gesandten sitzen wollen, glych
als ob wir oder unsre gesandte nit wärt by- und mit-
zuositzen.' 1589, Uw. — 2. die Taufpatin zur Kirche
begleiten ZWoll. (FStaub). Vgl. Bi-sitzerin 2. — bi-
sitzend. Subst. ,B-er', = Bi-Säss 2b (Sp. 1365); s.
Sp. 1521 u. (.Beisitzeter'). — Mhd. buitzat (Lexer Nach-
tr. 82); vgl. auch Gr. WB. I 1393; Fischer I S09. - Bi-
sitzerm.: 1. wer bei Einein sitzt. ,Zuohingesässe[ne]r
oder beis., consessor.' Fris.; Mal. Spec. a) Mitglied
eines Ratskollegiums. ,Herr N., doctor beider rechten ...
des herzogen rat und siner Parlamenten in Burgund
b.' 1475, Abscb. .Assessor, cuius officium est assidere
prsesidi atque consulere, ein beis. oder radtsgeber, ein
zuogebner.' Fris. ,Wie spöttisch ist es, wann ein
Anderer Beis. oder gar etwan Präses in der Reformation
ist, dessen Haushaltung doch ein rechter Spiegel der
Eitelkeit und ein Sammler aller neuen französischen
Moden ist !' JJÜlr. 1731. .[Seit 1529] bestehet der kleine
Rat [in Sch] aus 24, der grosse aus 60 Beysitzern.'
Leu, Lex. ,[Der alljährliche Synodus der Sch Pfarrer]
welchem auch ... die vorderste Beysitzer des Schul-
rats beiwohnen.' ebd. Unter dem Namen .Beisitzer'
oder .Beigeordnete' hatte der Ammann um sich ...
[drei Namen]. Diese bildeten das Waisenamt. 1803,
HSeifert1863 (GT.). — b) = Ge-richts-Säss2 (Sp.1367);
vgl. dazu Bluntschli RG. 1401 ff. .Ouch soln die drye
bisitzer den gewalt haben, daz si einem fürspreehen
oder sust einem erbern manne gepieten mugen, daz
er an dem gerichte belibe.' 1348, Z. .Das durch ...
minen gnedigen herren von Sant Gallen und sine by-
sitzer ain andrer . . . rechttag angesetzt ist.' 1472,
GT. Rq. .Volgendts hebt des Klägers Fürsprech an
die Klag zu tun: Du, als Richter, desgleichen ihr, die
übrigen geschworenen Freiheit, seine Beysitzer, also
in solchen Fahlen Urteilsprechere, es erscheinet vor
euch N. ...' 1527, Gericutsordn. auf dem Kohlenberg
(Wurstisen 1779). ,[Die Engadiner] begärend . by-
sitzer im rächten.' 1565, Brief (JFabricius an HBull.).
,Die Schreiber, Sprecher und Beisitzer [des Strafgerichts
von Thusis] sind uns Teuflen gut Zanspitzer.' 1618,
Zinsli 1911. Es sollte jede der sieben .Alpschaften'
zum .Chorgricht', dem ,alle Consistorialsachen' unter-
standen, nur einen ,Beis.' stellen, um 1738, BGr.
(Bärnd. 1908). — 2. ,der am Hochzeitstag eingeladene
Bursche. Es wird ihm eine Jungfrau zugeteilt, das
ist ä" Bisitzeri". Diese muss ihm einen Blumenstra.uss
auf die Brust heften. Er hinwieder kauft ihr als Ent-
gelt ein Chnüpferli' GRNuf. (Trepp). — Mhd. Usitzi-r
(Lexer, Nachtr.87); vgl. auch Gr.WB. I 1394; Fischer I 809.
— Bi-sitzeri" f. .Beisitzerin (oder beystendere),
assestrix.' Fris.; Mal. 1. s. das Vor. 2. — 2. Begleiterin
der Taufpatin auf dem Weg zur Kirche ZWoll. (FStaub);
vgl. bl-sitzen2. — Vgl. frz. mere assise, Begleiterin der Braut
an Hochzeiten, als Stellvertreterin der Mutter (in Russland).
ze-sämen-: 1. von Personen, a) sich zueinander
setzen, bes. zum Zwecke geselliger Unterhaltung, auch
zum Essen, Trinken, allg. Chöme"cl, mer icend e"weng
z's.! In Volksreimen. Es sind e"möl drei Nar'e"
z'säme"g'sesse", händ grössi und chlini Negeli g'messe"
ZF. Isch-es nid en armi Sach, we""-me" nu" en Vier-
li"g bacht und me" sibe" Wähe" macht und me" denn
grad z'säme"sitzt und me" alliz'sämen isst? Z. Spec.
vom Abendsitz: Im Samstog um Öbend haind gwown-
Kch all d'Nächpüre" z'semmend g'sasse" PA1. (Giord.).
S. noch Esel (Bd I 516); Hand (Bd II 1392). ,Es ge-
fiel mir auch, wir [Hirten] sässen zämen, etwas kurz-
weiligs zuhanden nemmen und nicht hie sitzen also
still.' GGotth. 1599. — b) spec, eine gemeinschaft-
liche (Rats-, Gerichts- oä.) Sitzung abhalten. Die
[Rats-]fferre" chäme"t, sitzet z'säme", e" Jede'' nimmt
der Chopf i" d' Händ und fallt a" danke" U. ,Da
söllent beid teil zesamens. über das geltschuldbuoch
und das laussen lessen, wer die Schuldner syent und
was sy gelten söllent.' 1467, Walpm. ,Des ersten so
sollend diehusgenossen ze wienachten jerlich zesamens.
und einen hüten erkiessen und nemen.' XV./XVL, Z
Grossmünster. ,Es ist erkent. das beid teil wider zuo-
sammensitzen und mit einander!) abrechnen.' um 1525,
Z RB. ,Item wenn man uf gemein dingstett kundt,
sollen die richter von beden orten zuosamens. und soll
der richter an dem ort, da der höuscher ... gesässen
ist, die ersten frag han.' 1533, BSi. Rq. — 2. vom Käse-
brei, sich verdichten, kompakt werden; vgl. be-sitzen 3
(Sp. 1779). ,Oa lasst man ihn [den Käse] ohngefehr
3 oder 4 Minuten zusammens.' SLutz 1732. — ze-
sämen-gesessen ; s. ze-sämen-ge-setzt (Sp. 1711 n.).
durch-, dürch-\ trennb. 1. abs., die Nacht hindurch
beim Spinnen oder geselliger Unterhaltung sitzen
bleiben BG. und wohl weiterhin; vgl. Durch- Sitz
(Sp. 1733). ,Das wachen, so die weiber ze nacht beim
Hecht spinnend, das durchs., liechtstubeten, pervi-
gilium hyemale.' Fris.; Mal. — 2. tr. wie nhd., einen
Sitz, Kleider durchsitzen B (Zyro) und sonst. — Mhd.
durchsitzen in andrer Bed.; vgl. dagegen Gr. WB. II 1686 ;
Fischer II 491.
zue-, züe-: 1. a) sich zu Jmd oder Etw. setzen;
spec. sich zu Tische setzen B; L; Th; Z und weiter-
hin, 'sist herrli''', uä""-me" nu" cha"" z. und nüd z'erst
mues" choche". Chöme"d, sitze"d zue! zu Gästen. Anne-
bäbeli (Grüess Gott, Bäsi LPfaffn.), chumm, sitz zue,
ich ha" jetz grad es Stündeli Hut"'. Ich bi" so lustig
trala la la la, wenn ig es Chacheli Gaffe ha".
GZür. 1902 (BLangn.); ALGassmann 1906 (LPfaffn.). —
b) mit Bez. auf Niederlassung. ,N. ist etliche Jahr
17sr,
Saz,
hindersässvvys allhie zuogesässen.' ROys. — 2. fort-
faliren zu sitzen B. Der süss zue, bis-er am Stuel blib
Vhange". — Mhd. nur das Ptc. mogeseßßtm (zu Bed. 1 b).
ZT. ist iue- sicher aus zuehe"- (s. das Folg.) kontrahiert!
vgl. die Auni. zu lue-setien (Sp. 1717). — Ziie-sitzer m.:
die zum Zuschauen beim Fastnachtstanz eingeladenen
Honoratioren d-es Dorfes (Pfarrer, Präsident usw.), die
sich dann auf einige Zeit zu den Tanzenden setzen
(an besondern Tischen); man erwartet von ihnen einen
Geldbeitrag an die Kosten der Veranstaltung WMü.
zuehi"-, zueche"-, in der ä. Spr. auch ,zuoher-': =
dem Vor. la B (so ü., Hk., M., Stdt); GlMoII.; ZO.
(Scboch). WiH-er nit da cho" zuhi"s. ? Einladung, an
einer Mahlzeit teilzunehmen. Bärnd. 1911 (BG.). Ejä,
Müeti, sitz e"chli" zueche"! Einladung, den Besuch zu
verlängern. CWeibel 1888. Er ist mich recht chu" zum
Zueche"s., kam noch rechtzeitig zum Essen (aber nicht
zum Mithelfen bei der Arbeit) GlMoII. Bringet 's Mast-
chalb ii'"' töiiet 's! Mir tvei" l2"s [einmal] zuehe"s. ?<"<? wei"
de"" i-"s mit enangere" lustig si", Übers, von Luc. 15,
23. Dial. (BLangn.). Dernä'k si"-si due zuehi" g'sessen
u"d si" aüi buschüf g'si", Übers, von Luc. 15, 25. ebd.
(BHk.). ,Sitz zuoher!- 1471, Z RB. ,Zuohins., sich an
ein ort zuohinsetzen, assidere; lassend uns mit ein-
anderen zuohinsitzen, simul assideamus.' Mal. ,So
het ich können zuehins.', vor dem Mahle. MStettler
1606. — zuohin-ge-sessen; s. Bl-sitzer 1.
Sitzer(i") m. f. , Sitzer, der sitzt, sessor.' Fris.;
Mal. Sitzer(i") spec. = Abend- Sitzer (in) (Sp! 1728),
,colui o colei che va a veglia' PA1. (Giord.). ,Ich waiss's,
iar haid g'hobe" d' Sitzra, io lo so, voi avete avuto
i giovani a veglia.' ebd. — Vgl. Gr. WB. XI, 1301.
Stube"-: wie nhd., doch neben dem Syn. Stuben-
Eock(er) (Bd II 1122) als unvolkst. empfunden.
s it z- h a ft : = sess-haft (Sp. 1 386), in der Verbindung
,sitz- und wohnhaft': ,Wer jar und tag innerthalb irer
statt [Elgg] kreiss unersuocht des libeigenherren sitz-
und wonliaft ist, der solle endheinem herren diensts
verbunden sin.' 1576, Z RM. — Auch bei Gr. WB. X 1, 1302.
Sitzi f.: a) Sitzvorrichtung ZO. (scherzh.). S. auch
Ghunst-S. — b) Gesäss Z lt Dan. (wohl ebenf. scherzh.).
D' S. tuet-mer we.
Ofe"-: = Ofen-Sitz 1 (Sp. 1728) L (Schürmann).
Chunst-: = dem Vor., „eine mit einein ein-
geschlossenen Räume versehene steinerne Bank (Sitzi)
in der Wohnstube, welche durch einen Zug aus der
Kunst die Wärme anzieht L."
sitzig (bzw. -e'-): in der Verbindung e" s-s Mol,
bei dem man (nur) sitzt Ap. ,Die Innerrhoder unter-
scheiden bei Hochzeiten ein sogenanntes sitzigs und
ein tanzigs Mol. Dem sitzige" Mol sprechen nament-
lich die Vermöglichen und Reichen zu. Essen, Trinken,
Plaudern und Singen sind dann die Hauptsache und
nur am Schlüsse des Hochzeitschmauses werdi"d noch
toädlirh e" par Büchnherli g'no". Beim tanzige" Mol
aber ist der Tanz von Anfang an Trumpf.' AfV.
(ATobler).
Sitzi(n)g (Se'tzi"?> Ap tw.) f.: wie nhd. Sitzung,
allg. S. ha", halte". I'h mues' no'h wädli"'' ane" S , sagte
ein Arrestant, der nach Trogen transportiert wurde,
zu einem vorübergehenden Bekannten. ATobler 1905.
G'farbeti S , unfeierliche Sitzung des Regierungsrates,
zu der die Mitglieder in beliebigem farbigem Anzug
erscheinen durften, z. U. von der wöchentlich gew.
1 Mal stattfindenden .Hauptsitzung', für die schwarze
Kleidung, Degen und Dreimaster vorgeschrieben war;
der Weibel teilte jeweilen bei der Einladung den
Regierungsräten mit, ob es sich um eine .Hauptsitzung'
oder eine g'farbeti S. handle Th| (bis in die 1860 er
Jahre). Zssen : (G'meind-, Gross-) Rät s-S., Kommissiöns-
S. usw. — Mhd. *üz<n„je; vgl. auch Gr.WB.Xl, 1304.
sitzle": Dim. zu sitzen im Kdld. Vgl. höcklen
(Bd II 1126). 's Sünneli schint, 'sVögeli grint (dringt
/.Stdt), es sitzlct (höcklet) uf ''em Lädli und brünzlet
(putzt-si'h) wie-n-es Chnäbli ZRegensb., Stdt; Var. zu
dem Kinderrätsel Bd V 673 o.
ge-sitzlete°: = sitzlingen Gl; vgl. g'liggleten
(Bd III 1210).
sitzli"gen Ap; B; Gl; G; Seh; Tb; Z und wohl
weiterhin, ge-sitzli"ge" ZO., Riesb., Russ.: in sitzender
Stellung. S. schüttle" (im Gegs. zu büchli"ge") B. Me"
hat alewll g's. g'ivobe", nie g'ständli"ge" ZRuss. ,[N.
behauptet] das ich in sitzlingen [während er sass] ge-
howen hab.' 1550, Z. .Alles, das man sitzlingen tuot
oder üebt, sedentarius; die s. werkend oder arbeitend
und ire handtwerk treibend, sedentarii.' Fris.; Mal.;
ähnlich bei Denzl. 1677. 1716 (.sitzling'). ,N. habe
sitzlingen mit dem stäcken nach dem Seh. geschlagen.'
E. XVI., Z. — Vgl. Gr. WB.X 1 , 1303 ; Martin-Lienh. II 385.
,Söz in.: grober Rülps, Flegel' Bs (Spreng).
Vgl. .grober Sozi' bei Schm.2 II 349 (.etwa von socius divi-
norum, Gesell des Kirchherrn? oder aus der Zeit der Je-
suiten, von denen nach den Ordensvorschriften wo möglich
keiner allein, sondern immer mit einem socius wohnen, reisen,
agieren sollte?'), auch wienerisch ,ein (unangenehmer, widriger)
Sozius'.
Sozi (in Bs -ö-) — m„ PI. unver., Dim. Sözeler B:
abschätzige Abkürzung für Sozialdemokrat Bs; B; Z
und weiterhin.
Sozietät f. ,Die grosse Societät', früher vornehmes
Klublokal im Hotel de musique (Theater) zu Bern.
Gottii.
sulz: Lockruf für Ferkel und Schweine. Dan. Syn.
sugg (Sp. 520). — Von Dan. selbst als unsicher bezeichnet.
Sutzle" f.: Sau ZWth. (nach einer Angabe). —
Vgl. Sulz f., .Mutterschwein, bei Schm.2 II 350.
.sutzle" : den Speichel mit der Zunge zwischen den
Stockzähnen hervorziehen, wodurch ein eigentümlicher
Ton entsteht' Bs (Socin). — Auch bei Schm.2 II 3,
umen- ,omme"so'tzle" : herumschmutzen1 ApI. (T.),
Syn. u.-sulzen 1 (Sp. 902). — üs-: (einen Rest) aus
schlürfen. GottVodä der neu: Das u-är mär kein Trunk ..
es miech mär heilig der Rumpel, der Todt kans ussuzla
Dodt: Ab dem wird ih nit stark umäburzlä, mih dunkt ..
wan meh drin war, so drunk er. Tyrolersp. 1743.
sueze" s. zuezen.
sozge-: = sötschen (Sp. 1478) GoT.; s. d.
Siiezja, nach andern Angaben Züezja, Süezgja - f.:
essbare Wurzel einer Art Farnkraut, Engelwurzel,
Angelica GrD. — Abi. zu siie». '/.- ans dS-.
Grägga- Züezja f.: .Wabensüsswurz', Art Farn-
kraut GrD. (B.)
Ge-satzt, -setzt s. ffe-sate, ffe-sete(Sp. 1573. 1602).
PF -reizerisches Idiotiken
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